■'■■ ■■}■. H H m 1 & DEUTSCHE SÜDPOLAR - EXPEDITION 1901-1903 IM AUFTRAGE DES REICHSAMTES DES INNERN HERAUSGEGEBEN VON ERICH VON DRYGALSKI LEITER DER EXPEDITION XVI. BAND ZOOLOGIE VIII. BAND. HEFT I BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DER SÜSSWASSERFAUNA DES KAPLANDES UND EINIGER SUBANTARKTISCHER INSELN. 1. F. RÜHE: DIE SÜSSWASSERCRUSTACEEN MIT AUSSCHLUSS DER OSTRACODEN. MIT 21 ABBILDUNGEN IM TEXT. 2. G. W. MÜLLER: DIE SÜSSWASSEROSTRACODEN. MIT TAFEL I UND 3 ABBILDUNGEN IM TEXT. 3. K. V1ETS: HYDRACARINEN AUS SÜDAFRIKA. MIT 2 ABBILDUNGEN IM TEXT. 4. L. BÖHMIG: PIIAEXOCORA FOLIACEA N. SP. EIN STRUDELWURM AUS DEM SÜSSWASSER VON KAPLAND. MIT 4 ABBILDUNGEN IM TEXT. 5. W. MICHAELSEN: OLIGOCHAETEN DES SÜSSWASSERS. 6. J. THIELE: SÜDAFRIKANISCHE SCHNECKEN. MIT 3 ABBILDUNGEN IM TEXT. BERLIN DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER 1914. (AUSGEGEBEN IM NOVEMBER 1914.) DEUTSCHE SÜDPOLAR-EXPEDITION. Das Werk wird aus 16 — 17 Bänden Text mit ca. 1400 Textabbildungen, 60 Karten, vielen einfarbigen und mehr- farbigen Tafeln und einem Atlas von 2 Bänden bestehen und soll bis zum Jahre 1915 vollständig vorliegen. Die Gliederung des Textes ist wie folgt vorgesehen: Band I: Technik und Geographie. „ II: Geographie und Geologie. " IV .' j Meteorologie. Band V:] ,. VI:] Erdmagnetismus. „ VII: Bakteriologie, Chemie, Hygiene, Sport. „ VIII: Botanik. „ IX ff.: Zoologie. Die Bände des Atlas enthalten erdmagnetische und meteorologische Registrierungen und synoptische Wetterkarten. Ausgleiche und Verschiebungen in dem obigen Rahmen können erfolgen, doch der Plan des Ganzen dürfte feststehend sein. Die Erfüllung des obigen Planes durch die Ausarbeitung der Messungen und Sammlungen, sowie durch die Ver- öffentlichung der Ergebnisse liegt in den Händen der Mitglieder der Expedition und die einheitliche Redaktion des Ganzen bei Prof. Dr. von Drygalski. Der Arbeitsteilung während der Expedition entsprechend werden die geogra- phischen Abschnitte von Prof. Dr. von Drygalski, die geologischen von Prof. Dr. E. Philippif, die erdmagnetischen von Prof. Dr. Fr. Bidlingmaierf und Dr. K. Luyken, die bakteriologischen, hygienischen und sportlichen von Dr. H. Gazert, die zoologischen von Prof. Dr. E. Vanhöffen, die botanischen von Dr. E. Werth besorgt, während die Ausarbeitung der meteorologischen Ergebnisse an Stelle des auf Kerguelen verstorbenen Mitgliedes J. Enzensperger von Prof. Dr. W. Meinardus übernommen worden ist. Für den technischen Teil des ersten Bandes gelang es in dem Obermaschinisten der Expedition, A. Stehrf, die geeignete Kraft zu gewinnen, welcher sich darin auch der Beschreibung und Würdigung des vortrefflich bewährten Schiffes „Gauss" unterzogen hat. Bei Subskription auf das ganze Werk tritt ermäßigter Preis ein; einzelne Teile werden, soweit es der Vorrat gestattet, zu erhöhten Preisen abgegeben. Bis jetzt erschienen folgende Hefte: BAND I: TECHNIK und GEOGRAPHIE. lieft 1: Stehr, A., Der „Gauss" und seine technischen Einrichtungen. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 15. — Mit Tafel I— XIII und 20 Abbildungen im Text. Preis Mark 18. Heft 2: v. Drygalski, E., und J. Dornte, Zeit- und Ortsbestimmungen, nebst Erörterungen über die Meer- und Eisfahrt des „Gauss«. Mit Tafel XIV und 18 Abbildungen im Text. Preis Mark 28.—. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 23.- Fleft 3: v. Drygalski, E., und L. Haasemann: Die Schwerkraftsbestiinmungen der Deutschen Südpolar -Expedition 1901- 9 Abbildungen im Text. Preis Mark 15.—. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 12.80 BAND II: GEOGRAPHIE und GEOLOGIE. 1903. Mit Heft 1: Heft 2: v. Drygalski, E., Der Gaussberg, seine Kartierung und seine Formen. Mit Tafel I und 8 Abbildungen im Text. — Philipp!, E., Geologische Beschreibung des Gaussberges. Mit Tafel II— VII und 2 Abbildungen im Text. — Beinisch, B., Petrographische Beschreibung der Gaussberg-Gesteine. Mit Tafel VIII und 9 Abbildungen im Text. Preis Mark 22.—. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 18.— Werth, E., Aufbau und Gestaltung von Kerguelen. Mit Tafel IX— XIV und 33 Abbildungen im Text. — Philippi, E., Geologische Beobachtungen auf Kerguelen. Mit Tafel XV— XXII und 2 Abbildungen im Text. — Beinisch, B., Petrographische Beschreibung der Kerguelen-Gesteine. Mit G Abbildungen im Text. Preis Mark 48.—. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 40.— Heft 3: v. Drygalski, E., Geographie von Heard-Eiland. Mit Tafel XXIII und 3 Abbildungen im Text. — Philippi, E., Geologie der Heard-lnsel. — Beinisch, ß., Gesteine der Heard-Insel. Mit 8 Abbildungen im Text. — Vanhöffen, E., Tiere und Pflanzen der Heard-Insel. — Meinardus, W., Skizze des Klimas der Heard-Lisel. Mit 2 Abbildungen im Text. Preis Mark 9.60. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 8. — Heft 4: v. Drygalski, E., Geographie der Crozet-Inseln. Mit Tafel XXIV und 1 Abbildung im Text. — Philippi, E., Geologische Beobachtungen auf der Possession-Insel. Mit Tafel XXV und XXVI. — Beinisch, B., Gesteine von der Possession-Insel. Mit Tafel XXVII. — Vanhöffen, E., Die Tiere und Pflanzen von Possession-Eiland (Crozet-Gruppe). Preis Mark 7.—. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark fi. — v. Drygalski, E., Geographie von St. Paul und Neu Amsterdam. Mit 3 Abbildungen im Text. — Philippi, E., Geologie der Diseln St. Paul und Neu Amsterdam im Indischen Ozean. Mit Tafel XXVIII— XXX und 2 Abbildungen im Text. — Beinisch, B., Gesteine von St. Paul und Neu Amsterdam. Mit 3 Abbildungen im Text. — Vanhöffen, E., Tiere und Pflanzen von St. Paul und Neu Amsterdam. Preis Mark 10. — . Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 8. — Philippi, E., Die Grundproben der Deutschen Südpolar-Expedition. Mit Tafel XXXI— XXXIII. Preis Mark 26.—. Bei Sub- skription auf das ganze Werk Mark 22. — (Schlußheft dieses Bandes): Philippi, E., (Nachlaß). Die Schnttfiihruiig der Eisberge und des Inlandeises. Mit 6 Abbildungen im Text. — Beinisch B., Erratische Gesteine (besonders aus Eisbergen). — Beinisch, B., Gesteine der Atlantischen Inseln. St. Helena, Ascension, Säo Vicente (Kapverden) und Säo Miguel (Azoren). Mit Tafel XXXIV und XXXV und 2 Abbildungen im Text. Preis Mark 7.50. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 6.20 Preis des ganzen Bandes Mark 130.10. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 108.20 III: METEOROLOGIE Band I. Heft 1: Meinardus, W., Meteorologische Ergebnisse der Winterstation des „Gauss" 1002—1903. Mit Tafel I— XIII und 3 Abbil- dungen im Text. Preis Mark 22.—. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 18 — Heft 2: Meinardus, W., Meteorologische Ergebnisse der Winterstation des „Gauss" 1902—1903. (Fortsetzung). Mit Tafel XIV— XVI und 2 Abbildungen im Text. Preis Mark 26.—. Bei Subskription auf das ganze Werk Mark 21.50 2. Hälfte Heft 1 : Meinardus, W., und L. Mecking, Das Beobachtungsmaterial der internationalen meteorologischen Kooperation und seine Verwertung nebst Erläuterungen zum meteorologischen Atlas. — Mecking, L., Die Lnftdruckverhältnisse und ihre klimatischen Folgen in der atlantisch-pazifischen Zone südlich von 30° S. ßr. Preis Mark 15.—. Bei Subskrip- tion auf das ganze Werk Mark 12.50 Heft 5: Heft 6: Heft 7: BAND 1. Hälfte DEUTSCHE SÜDPOLAR-EXPEDITION ä 1901-1908 IM AUFTRAGE DES REICHSMINISTERIUMS DES INNERN HERAUSGEGEBEN VON ERICH VON DRYGALSKI LEITER DER EXPEDITION 1 XVI. BAND ZOOLOGIE VIII. BAND BERLIN und LEIPZIG 1921 VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTEE DE GEUYTEß & CO. VORMALS G. .F. GÖSCHEN' SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG GEORG REIMER - KARL J. TRÜBNER — VEIT & COMP. [ujJLfBRAR y Inhalt des XVI. Bandes. Zoologie VIII. Band. Seite Vorwort von R. Hartme yer V E. v. Drygalski, Nachruf für E. Vanhöffen XIII Heft 1. (Ausgegeben im November 1914.) Beiträge zur Kenntnis der Süßwasserfauna des Kaplandes und einiger subantarktischer Inseln. E. Vanhöffen, Einleitung. Mit 1 Abbildung im Text 3— 4 1. F. Rühe, Die Süßwassercrustaeeen der Deutschen Südpolar-Expedition 1901 — 1903 mit Ausschluß der Ostracoden. Mit 21 Abbildungen im Text 5—66 2. G. W. Müller, Die Süßwasserostracoden. Mit Tafel 1 und 2 Abbildungen im Text 67— 78 3. K. Viets, Hydracarinen aus Südafrika. Mit 2 Abbildungen im Text 79 — 86 4. L. Böhmig, Phaenocora foliacea (Derostoma foliaceum) n. sp. Ein Strudelwurm aus dem Süßwasser vom Kapland. Mit 4 Abbildungen im Text 87—92 5. W. Michaelsen, Die Oligochaeten des Süßwassers, gesammelt von der Deutschen Südpolar-Expedition 93— 96 6. J. Thiele, Südafrikanische Schnecken. Mit 2 Abbildungen im Text 97—100 Heft 2. (Ausgegeben im April 1915.) 7. A. H. Clark, Die Crinoiden der Antarktis. Mit Tafel II— X und 1 Abbildung im Text 101—210 Heft 3. (Ausgegeben im August 1917.) 8. E. Ehlers, Die Gymnocopa der Deutschen Südpolar-Expedition 1901 — 1903. Mit Tafel XI und XII 21 1-234 9. A. Popofsky, Die Collosphaeriden der Deutschen Südpolar-Expedition 1901 — 1903. Mit Nachtrag zu den Spumellarien und Nassellarien. Mit Tafel XIII— XVII und 41 Abbildungen im Text 235—278 a* 50 IV Inhalt. Heft 4. (Ausgegeben im Dezember 1920.) Seite 10. A. Brinkmann, Die pelagischen Nemertinen der Deutschen Südpolar -Expedition 1901-1903. Mit Tafel XVIII-XX und 1 Abbildung im Text 279-298 11. I. Broman, Untersuchungen über die Embryonal -Entwicklung der Pinnipedia. V. Über die Entwicklung und den Bau des Extremitätenskeletts der Robben nebst Bemerkungen über die Entstehung vonHypo- und Hyperphalangie bei den Säuge- tieren im Allgemeinen. Mit Beiträgen von Oskar Hellsten und Walter Sjoberg. Mit Tafel XXI— LI und 26 Abbildungen im Text ; . . . . 299—406 12. W. Fischer, Gephyreen der antarktischen und subantarktischen Meere. Mit 4 Ab- bildungen im Text 407-430 13. J. Thiele, Die Cephalopoden der Deutschen Südpolar-Expedition 1901—1903. Mit Tafel LII-LV 431-466 14. O. Fuhrmann, Die Cestoden der Deutschen Südpolar-Expedition 1901 — 1903. Mit Tafel LVI und 123 Abbildungen im Text 467-524 15. H. Lengerich, Eleutheria vallentini Browne. Beiträge zur Kenntnis der Eleu- theriiden I. Mit 10 Abbildungen und 1 Karte im Text 525—540 16. A. Popofsky, Die Sphaerozoiden der Deutschen Südpolar-Expedition 1901 — 1903. Mit Tafel LVII-LXI und 34 Abbildungen im Text 541—587 $fi Vorwort. Das erste Heft des achten Bandes der zoologischen Ergebnisse, des sechzehnten des Gesamt- werkes, wurde im November 1914 ausgegeben, das vierte, zugleich Schlußheft im November 1920. Ein Zeitraum von rund sechs Jahren liegt zwischen Beginn und Ende der Drucklegung. In diesem Zeitraum hat das deutsche Volk eine der schwersten Prüfungen über sich ergehen lassen müssen, die jemals in der Geschichte aller Völker einer Nation auferlegt worden ist. Von einem mächtigen Kaiserreich ist Deutschland zu einer ohnmächtigen Republik herabgesunken. Dieser Schlag traf unser gesamtes staatliches, wirtschaftliches und geistiges Leben in gleicher Schwere und macht sich in seinen Auswirkungen nicht zum wenigsten auch in der deutschen Wissenschaft bemerkbar, die, zwar ungebrochen in ihrer inneren Kraft, mit äußeren Schwierigkeiten aller Art, vor allem mit der fast gänzlich unterbundenen Möglichkeit wissenschaftlicher Publikation zu kämpfen hat. So darf es besonders freudig begrüßt werden, daß es allen diesen Schwierigkeiten zum Trotz der wissenschaftlichen Leitung des Südpolarwerkes durch die tatkräftige und ver- ständnisvolle Unterstützung des Verlages und der fachmännischen Mitarbeiter ermöglicht worden ist, dieses neue Dokument deutschen Gelehrtenfleißes nunmehr der Öffentlichkeit übergeben zu können. Neben diesem nationalen Unglück hat aber die Expedition, und mit ihr die zoologische Wissen- schaft, noch einen persönlichen Verlust zu beklagen, der nicht minder hemmend auf die Weiter- führung des Werkes eingewirkt hat: Ernst Vanhöffen, das älteste Mitglied der Expedition, die er als Zoologe und Biologe begleitet hat, verschied unerwartet nach kurzer Krankheit am 14. Juni 1918, plötzlich herausgerissen aus seiner vielseitigen wissenschaftlichen Tätigkeit, aus dem Kreise seiner Kollegen und zahlreichen Freunde. Von berufenster Seite, aus der Feder des ihm in 33 jähriger Freundschaft verbundenen Leiters der Expedition, wird ihm an dieser Stelle ein Nachruf gewidmet und damit auch äußerlich so recht zum Ausdruck gebracht, was die Expedition an ihm verloren und was ihm selbst die Expedition gewesen. Bei aller Vielseitigkeit seiner wissenschaftlichen Interessen war die Fortführung und Vollendung des von ihm übernommenen zoologischen Teiles des Südpolar- werkes doch gleichsam der Gipfelpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, wenigstens in seinen letzten Lebensjahren. In jahrelangem kollegialen und freundschaftlichen Verkehr und gemein- samer Arbeit am Zoologischen Museum zu Berlin habe ich immer wieder von neuem feststellen können, wie eng er diesem seinem Lebenswerk verbunden war, mit welch, ich darf sagen, liebe - vollem Interesse er sich in den Beitrag eines jeden einzelnen Mitarbeiters vertiefte und dessen Re- sultate voll in sich aufzunehmen bestrebt war. Bei aller Gründlichkeit auf seinen Spezialgebieten VI Vorwort. brachte er der Zoologie als Gesamtwissenschaft ein gleichmäßiges Interesse entgegen und war stets bereit, sein Wissen nach jeder Richtung hin zu erweitern. Ich selbst genoß den Vorzug, an diesen Arbeiten durch Einsichtnahme in jedes eingehende Manuskript und wechselseitige Aus- sprache über seinen Inhalt bis zu einem gewissen Grade teilnehmen zu dürfen. So war es ganz natürlich, daß ich beim plötzlichen Ableben Vanhöffexs nicht nur aus rein wissenschaftlichem Interesse an dem Werke selbst, sondern fast mehr noch aus einem starken Gefühl von Pietät gegen den Verstorbenen heraus dem wissenschaftlichen Herausgeber des Gesamtwerkes, Herrn Prof. Dr. E. v. Drygalski, meine Arbeitskraft zur Fortführung des verwaisten zoologischen Teiles zur Verfügung stellte. Ich darf an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank zum Ausdruck bringen für das Vertrauen, das mir von seiten des Expeditionsleiters durch die Annahme meines Vor- schlages erwiesen worden ist. Die Herausgabe des dritten Heftes des nimmehr abgeschlossenen achten Bandes hat noch zu Lebzeiten Vanhöffexs stattgefunden. Das letzte Heft hat bereits unter meiner redaktionellen Leitung gestanden. Es soll zugleich die Hoffnung ausgesprochen werden, daß es trotz den un- günstigen Zeitverhältnissen gelingt, das Werk zu einem vollständigen Abschlüsse zu bringen, d. h. die wissenschaftliche Bearbeitung und Veröffentlichung des gesamten von der Expedition ge- sammelten Tiermaterials möglichst restlos im Rahmen des Südpolanverkes durchzuführen. Zurzeit harren noch so wichtige Tiergruppen, wie die Asteriden, Ophiuriden und Holothurien, die Actinien und die Kalkschwämme, die Pycnogoniden und Amphipoden, die Ap- pendicularien, Robben und Wale, sowie noch einige andere Gruppen der Veröffentlichung. Es ist nach Möglichkeit Vorsorge getroffen worden, daß die Wahl der Mitarbeiter die Sicherheit für einen rechtzeitigen Eingang der Manuskripte bietet, ohne den eine stetig fortschreitende Druck- legung nicht möglich ist. Ein umfangreiches Manuskript über die Siphonophoren der Expedition (von Frau Dr. F. Hoffe -Moser), das den Charakter einer monographischen Bearbeitung dieser Tiergruppe trägt, liegt druckfertig vor. Einige weitere Manuskripte, an erster Stelle eine große Arbeit von Dr. G. Steiner über die aus den Grundproben der Expedition in mühseliger Arbeit herausgelesenen frei lebenden Nematoden sind bereits angemeldet. Es wäre zu wünschen, daß in den Schwierigkeiten der Drucklegung, mit denen der Verlag dauernd zu kämpfen hat, eine gewisse Entspannung baldigst eintreten möchte. Über den Plan eines zusammenfassenden Rückblickes auf die zoologischen Ergebnisse der Expedition als Abschluß des ganzen Werkes hat sich Vanhöffen mir gegenüber nur in ganz allgemein gehaltene Andeutungen ausgesprochen. Ab- gesehen von seinen während der Expedition geführten Tagebüchern, deren meist nur kurze No- tizen und Eintragungen naturgemäß nur von ihm selbst in ganzem Umfange wissenschaftlich hätten verwertet werden können, haben sich keinerlei Entwürfe oder Aufzeichnungen über einen solchen Plan in seinem Nachlasse vorgefunden. Ich habe den Eindruck, daß dieser Gedanke sich überhaupt noch nicht zu einer festen Form hinsichtlich seines Umfanges und Inhaltes bei ihm ver- dichtet hatte. Jedenfalls hat hier der Tod Vanhöffexs eine Lücke gerissen, die zum Nachteile des Werkes wenn überhaupt, so nur notdürftig sich wird ausfüllen lassen. Der vorliegende Band von 587 Seiten und 61 Tafeln bringt nicht weniger als 16 Beiträge und übertrifft mit dieser Zahl alle bisher ausgegebenen zoologischen Bände. Die Mehrzahl der Arbeiten bezieht sich auf Meerestiere, und zwar werden behandelt die Cephalopoden, Crinoiden, mehrere Vorwort. VII Gruppen von Meereswürmern (Gephyreen, Gymnocopen und pelagische Nemertinen) sowie der Rest der Radiolarien in zwei abschließenden Arbeiten; dazu Nachträgliches über gewisse Medusen. Daneben enthält der Band die in antarktischen Säugetieren und Vögeln schmarotzenden Cestoden, vergleichend anatomische und entwicklungsgeschichtliche Unter- suchungen über Robben und endlich eine zusammenfassende Darstellung und Bearbeitung der gesamten während der Expedition im Kapland und auf einigen subantarktischen Inseln gesammelten Süßwasserbewohner. Die Zahl der behandelten Arten, worunter nur die von der Expedition gesammelten, nicht die sonst noch erwähnten oder beschriebenen verstanden werden, ist geringer als in den voraufgegangenen Bänden. Sie beträgt 189, von denen nur 32 auf das eigentliche antarktische Gebiet entfallen. Das kommt daher, weil, abgesehen von dem gesamten außerhalb der Antarktis erbeuteten Süßwassermaterial die beiden Radiolariengruppen ausschließlich Bewohner der wärmeren Meere sind, die gesamten Cephalopoden bis auf 3 Arten und alle pelagischen Nemertinen sowie der größere Teil der Gymnocopen und Gephyreen während der Aus- und Heimreise erbeutet wurden. An der antarktischen Fauna beteiligt sind nur einige Cephalopoden, Gephyreen und Gymnocopen, die Mehrzahl der Crinoiden und vor allem die 18 Arten von Cestoden. Neu beschrieben werden insgesamt 48 Arten, darunter 14 antarktische. Drei neue Gattungen (eine für eine pelagische Nemertine, zwei für Cephalopoden) werden aufgestellt. Die Totalzahl der von der Expedition erbeuteten Arten steigt hiermit auf 2974, die im Bereiche der Antarktis bei der Winterstation gesammelten auf 949 und die der neu beschriebenen auf 1091. Den Band eröffnet eine Gruppe von sechs Beiträgen, die unter dem Obertitel: „Beiträge zur Kenntnis der Süßwasserfauna des Kaplandes und einiger subantarktischer Inseln" zusammengefaßt sind und denen Vaxhöffen selbst einige einleitende und erklärende Sätze voranschickt. Am umfangreichsten ist der Beitrag des auf dem Felde der Ehre gefallenen, vielversprechenden jungen Zoologen Dr. E.Rühe über die Süßwassercrustaceen (mit Ausschluß der Ostracoden). Die Bearbeitung des Materials ergab 33 verschiedene Arten, und zwar 16 Clado- ceren, 2 Euphyllopoden, 2 Amphipoden und 13 Copepoden; nach ihrer Herkunft ent- fallen 27 Arten auf die Umgebung von Kapstadt, 7 auf Kerguelen, 2 auf Neu Amsterdam. Neu sind nur 3 Arten ; wertvoll wird die Arbeit durch eingehende Nachuntersuchungen schon bekannter Arten, tiergeographische und biologische Bemerkungen. An zweiter Stelle bringt Professor Dr. G. W. Müller einen Nachtrag zu den bereits früher (Deutsche Südpolar - Expedition Bd. X, Zool. Bd. II) von ihm zusammen mit den marinen Formen beschriebenen Ostracoden aus dem Süßwasser. Zu den damals behandelten 14 Arten (eine von St. Helena, die übrigen vom Kapland) kommen nicht weniger als 12 Arten, darunter 4 neue, hinzu, von denen eine auf Kerguelen und Neu Amsterdam, der Rest wiederum bei Kapstadt gesammelt wurde, so daß von der Expedition ins- gesamt 26 Arten erbeutet wurden. Es folgt ein Beitrag von Karl Viets über südafrikanische Hydracarinen. Die von der Expedition gesammelten Hydracarinen (Wassermilben) sind, da ursprünglich eine gemeinsame Bearbeitung der Süßwassertiere für das Südpolarwerk selbst nicht beabsichtigt war, von Herrn Viets bereits an anderer Stelle (Zool. Jahrb. Syst., v. 37, 1914) ver- öffentlicht worden. Hier werden noch einige weitere Arten, darunter eine neue, hinzugefügt und sämtliche erbeuteten Arten in einer Liste zusammengestellt. Danach ergibt sich, daß die Expedition von 17 bekannten kapländischen Arten 6 gesammelt hat, außerdem aber noch 5 neue, so daß jetzt VIII Vorwort. 22 Arten aus diesem Gebiete bekannt sind. Von Professor Dr. L. Böhmig wird ein neuer rhabdo- coeler Strudelwurm aus dem Süßwasser des Kaplandes, Phaenocora foliacea, beigesteuert, während Professor Dr. W. Michaelsen die bereits früher (Deutsche Südpolar -Expedition Bd. IX, Zool. Bd. I) behandelten Süßwasser-Oligochaeten vom Kapland, von den Crozet Inseln, Kerguelen und Neu Amsterdam unter Hinzufügung einer weiteren, bereits bekannten Art nochmals in einer Liste zusammenstellt. Professor Dr. J. Thiele endlich berichtet über einige südafrikanische Süßwasser - und Landschnecken, je 3 an Artenzahl, die sämtlich bereits bekannten Formen angehören. Professor Dr. A. H. Clark hat sich in seinem „Die Crinoiden der Antarktis" betitelten Beitrag nicht auf eine Bearbeitung des von der Expedition mitgebrachten Crinoidenmaterials be- schränkt, sondern eine monographische Darstellung der antarktischen Crinoidenfauna auf breitester Grundlage geliefert, die nach einer geschichtlichen Einleitung ein Verzeichnis aller bekannten ant- arktischen Crinoiden mit Angaben über Vorkommen, Synonymie, Literatur nebst Bestimmungs- schlüsseln bringt. Die mit ungewöhnlicher Sorgfalt durchgeführte, restlose Lösung dieser Aufgabe war nur dadurch möglich, daß der Autor Gelegenheit hatte, das Material von nicht weniger als acht der elf antarktischen Expeditionen, auf denen Crinoiden erbeutet wurden, zu untersuchen und die Ergebnisse für diese Monographie zu verwerten. Nicht minder wertvoll wie der systematische Teil der Arbeit ist das sich daran anschließende tiergeographische Kapitel, das nicht nur die Wechsel- beziehungen zwischen den Lebensbedingungen und der geographischen Verbreitung im Bereiche der Antarktis behandelt, sondern gleicherweise auch alle übrigen größeren Meeresbezirke in die Erörterung einbezieht. Aus diesen Darlegungen sei vor allem die bemerkenswerte Tatsache heraus- gegriffen, daß die 8 Arten antarktischer Flachwasser -Crinoiden keine Beziehungen zu der Crinoiden- fauna von Südafrika und Südaustralien aufweisen, sondern in den Tropen in nahe verwandten Gattungen und Arten als Tiefseebewohner erscheinen. Mithin kann von einer eigenen Crinoiden- fauna des antarktischen Flachwassers streng genommen nicht die Rede sein. Bipolarität ist nicht vorhanden. Alle endemischen Arten des arktischen wie des antarktischen Gebietes stammen von jetzt abyssalen Arten der intermediären Gebiete ab. In der Antarktis kann diese Verbindung heute noch verfolgt werden, in der Arktis dagegen ist sie seit langem unterbrochen. Viel reicher als die Crinoidenfauna des antarktischen Flachwassers ist diejenige der antarktischen Tiefsee (von 1800 m ab), doch erscheinen ihre Verbreitungsverhältnisse und ihre Verwandtschaftsbeziehungen zurzeit noch zu wenig geklärt, um ein endgültiges Urteil darüber abzugeben. Im Rahmen der Clark sehen Arbeit beschreibt Professor Dr. J. Thiele eine neue parasitische Schneckenart, Eulima capensis, die in 7 Tieren auf einem Exemplar von Comissia occidentalis aus der Simons -Bay gefunden wurde. Bisher sind erst in zwei Fällen solche Schnecken an Crinoiden festgestellt worden. Die Gymnocopen oder Tomopteriden, eine Gruppe eigentümlicher, pelagisch lebender Ringelwürmer, die durch den Mangel aller Ruderborsten der Gesamtheit der Polychaeten gegen- über, an die sie meist angeschlossen werden, eine Sonderstellung einnehmen, hat Professor Dr. E. Ehlers bearbeitet. Die Durchmusterung des großen, an zahlreichen Stationen erbeuteten Materials ergab 9 Arten (darunter eine neue), d. i. etwa die Hälfte der aus dem durchforschten Ge- biete überhaupt bekannten Arten. Neben einer morphologisch-systematischen Behandlung des vorliegenden Materials werden die Verbreitungsverhältnisse der gesammelten Arten vornehmlich Vorwort. IX in ihrer Abhängigkeit von den Temperaturen der Fundstellen eingehend beleuchtet. Als steno- therme thermophile Arten sind die 5 ausschließlich im Warmwassergebiet des Atlantischen Ozeans beobachteten Arten (darunter eine, T . apsteini, bisher nur aus dem Mittelmeer bekannt) zu be- zeichnen, während die restlichen 4 eurytherm sind, da sie nach den Funden der Expedition und älteren Angaben gleicherweise in Kalt- und Warmwassergebieten auftreten. Zwei Arten dieser letzteren Gruppe beanspruchen ein besonderes tiergeographisches Interesse. Die eine, T. carpenteri, verbreitet sich von der Antarktis durch die Tropen in das boreale Gebiet (bis 70° n. Br.) und ist vielleicht kontinuierlich bipolar; die andere, T . septentrionalis Steenstr., ist ausgesprochen bipolar; sie wurde an der Winterstation erbeutet und verbreitet sich nach Norden sowohl an der chilenischen Küste entlang wie bis an die Südspitze Afrikas, in beiden Fällen kalten Strömungen folgend, während auf der nördlichen Hemisphäre ihr Vorkommen an der irischen Küste nachgewiesen ist; im tropi- schen und subtropischen Bereich des Atlantischen wie des Pazifischen Ozeans ist sie dagegen bisher nicht gefunden worden. Der vierte Beitrag, den Studienrat Dr. A. Popofsky den bereits veröffentlichten Arbeiten über die von der Expedition gesammelten Radiolarien folgen läßt, behandelt die Familie der Collosphaeriden, welche alle beschälten koloniebildenden Radiolarien und von den Skelett- losen die Gattung Myxosphaera umfaßt. Von den systematischen Ergebnissen seiner Untersuchun- gen verdient besonders die Tatsache hervorgehoben zu werden, daß sie eine volle Bestätigung der Ansichten Brandts, des besten Kenners dieser Gruppe, erbringen. Brandt, und nach ihm Hill- mers, haben die von Haeckel nach dem Challenger -Material aufgestellten 16 Gattungen auf 6 reduziert und von seinen 71 Arten nur 21 anerkannt. Im Material der Deutschen Südpolar - Expedition konnte der Autor 18 der von Brandt und Hillmers gekennzeichneten Arten sicher identifizieren, dazu 2 neue. Diese 20 Arten ließen sich zwanglos in die von den genannten Autoren anerkannten Gattungen einordnen, ein Beweis, daß die Abgrenzung der Gattungen und Arten innerhalb dieser Radiolarienfamilie nunmehr recht befriedigend durchgeführt erscheint. Die Ge- samtzahl der bekannten Collosphaeriden beträgt zurzeit 23, von denen nicht weniger als 20 im Material der Expedition vertreten sind, ein ganz ausgezeichnetes Sammelergebnis! Auch tier- geographisch erweitert das Material unsere Kenntnis in erheblichem Maße. Alle Collosphaeriden sind Bewohner der wärmeren Meere. Nicht weniger als 14 Arten konnten für den Indischen Ozean neu nachgewiesen werden. Dadurch erhöht sich die Zahl der aus allen drei Weltmeeren bekannten Arten — bisher galt nur eine Art als Kosmopolit — auf 9, die Zahl der bisher nur in zwei Welt- meeren nachgewiesenen auf 8. Es ist zu erwarten, daß diese letzteren auch im dritten Weltmeer noch gefunden werden, so daß die Collosphaeriden, wie übrigens andere Radiolarien auch, wohl kosmopolitisch in allen wärmeren Meeren vorkommen dürften. Professor Dr. A. Brinkmann gibt eine äußerst sorgfältige Darstellung der von der Expedition erbeuteten pelagischen Nemertinen. Die Wissenschaft ist erst seit etwa 40 Jahren durch die Challenger -Expedition mit diesen interessanten Tieren bekannt geworden. Auch heute noch sind pelagische Nemertinen große Seltenheiten. Über ihren Bau und ihre Verwandtschaft mit den bodenbewohnenden Formen weiß man recht wenig. Sie scheinen nur in großen Tiefen zu leben, sind daher schwer zu erbeuten. Auch ihrer wissenschaftlichen Untersuchung stehen erhebliche Schwierigkeiten im Wege. Die Expedition hat 4 Arten dieser seltenen Tiere in 9 Exemplaren Deutsche Slidpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. |i X Vorwort. gesammelt, sämtlich im Atlantischen Ozean. Drei Äxten erwiesen sich als neu, eine erforderte zugleich die Aufstellung einer neuen Gattung. Im Verfolg seiner ausgedehnten Untersuchungen über die Embryonalentwicklung der Kobben liefert Professor Dr. I. Broman in Gemeinschaft mit den Herren Oskar Hellsten und Walter Sjoberg bereits den fünften Beitrag, der sich in der Hauptsache mit der Entwicklung und dem Bau des Extremitätenskeletts der genannten Tiergruppe beschäftigt. Die Ontogenie des Ex- termitätenskeletts der Pinnipedier wird hier an der Hand eines reichen Embryonenmaterials mehrerer Bobbenarten in den verschiedensten Alters- und Entwicklungsstadien zum ersten Mal einer syste- matischen Untersuchung unterzogen. Die auf breitester Grundlage durchgeführte Arbeit ist phylo- genetisch wie vergleichend -anatomisch von gleicher Bedeutung, denn gerade die Bobben-Extremi- täten, deren Skelette, wie die Untersuchungen ergeben haben, unmittelbar nach ihrer Entstehung in Form und Lage eine sehr große Ähnlichkeit mit den Extremitätenskelettanlagen von etwa gleich- alten Embryonen fünfzehiger Landsäugetiere zeigen, haben während der Phylogenese in Anpassung an che Lebensweise im Wasser von allen Organen des Bobbenkörpers die größte Umbildung er- fahren. An die speziellen Untersuchungen schließen sich Bemerkungen über die Entstehung von Hypo- und Hyperphalangie bei den Säugetieren im allgemeinen an. Professor Dr. W. Fischer hat die Bearbeitung der von der Expedition heimgebrachten Gephyreen. wie es Professor Clark für die Crinoiden getan hat, zu einer monographischen Dar- stellung der Gephyreenfauna der antarktischen und subantarktischen Meere erweitert, die ins- besondere auch auf tiergeographische Fragen eingeht. In den beiden ersten Kapiteln behandelt Fischer die Gephyreenausbeute der Expedition und gibt eine Übersicht sämtlicher bekannten Gephyreen der Südhemisphäre bis zum 40. ° s. Br. Im dritten Kapitel werden dann die für die Bi- polaritätsfrage in Betracht kommenden nordischen Arten bis zum 40. ° n. Br. zum Vergleich heran- gezogen. Das letzte Kapitel endlich erörtert auf Grund des gewonnenen Tatsachenmaterials die Frage der Bipolarität. Der auffallende Parallelismus, den die arktischen und antarktischen Ge- phyreen zeigen — es werden nicht weniger als 6 identische Arten aus beiden Polgebieten aufgeführt, zu denen noch eine Anzahl ähnlicher, in beiden Polgebieten auftretender Arten hinzukommt — , kann bei dieser Tiergruppe nicht durch die Pfeffer -MuRRAYSche Beliktentheorie erklärt werden, sondern nur durch die sogenannte Migrationshypothese, d. i. die Wanderung von Pol zu Pol auf dem Boden der Tiefsee, denn alle diese identischen, mit einer Ausnahme litoralen polaren Arten sind auch aus den intermediären Gebieten, hier aber nur aus dem Abyssal bekannt geworden, während bei den ähnlichen Arten beider Polgebiete in einem Falle ebenfalls eine verwandte Art im Zwischengebiet, gleichfalls im Abyssal, nachgewiesen ist. In einer dritten Gruppe endlich lassen sich Arten vereinigen, die im nördlichen Polargebiet und in der Tiefsee des Zwischengebietes auf- treten, in der Antarktis aber fehlen. Von diesen Arten nimmt der Autor an, daß sie auf ihrer Wande- rung das Südpolargebiet noch nicht erreicht haben. Professor Dr. J. Thiele, der schon eine Beihe von Beiträgen über das vom ,,Gauß" ge- sammelte Molluskenmaterial veröffentlicht hat, legt nunmehr die Bearbeitung der Cephalo- poden vor. Das aus dem antarktischen Meere vorliegende Material dieser Tiergruppe besteht nur aus einigen unvollständigen Tieren, die fast sämtlich in Magen von Bobben und Pinguinen gefunden wurden, sowie mehreren jugendlichen Formen. Um so mehr muß es anerkannt werden, Vorwort. XI daß der Autor auch dieses für eine Untersuchung und systematische Bewertung ungünstige und schwierige Material nach Möglichkeit verwertet und so die Möglichkeit geschaffen hat, diese mehr oder weniger problematischen Formen mit Hilfe von günstigerem Material wiederzuerkennen und vollends aufzuklären. Der größte Teil der Cephalopoden, darunter verschiedene sehr bemerkens- werte Arten, wurde während der Aus- und Heimreise erbeutet. Chtjn hat dieses Material bereits während seiner Bearbeitung der Cephalopoden der Deutschen Tief see -Expedition vorgelegen, und er hat die Mehrzahl der Arten im Valdi via -Werk erwähnt und abgebildet. Trotzdem gab dieses Material dem Autor noch Veranlassung zu mannigfachen Ergänzungen. Anderseits werden hier noch 3 Arten von Myopsiden aus dem Material der „Valdivia" behandelt, welche Chtjn unbe- rücksichtigt gelassen hatte. Im ganzen hatte die Deutsche Südpolar-Expedition 34 Arten von Cephalopoden gesammelt, von denen 5 (darunter 3 antarktische) als neu beschrieben wurden; zwei dieser antarktischen Arten erforderten gleichzeitig die Aufstellung neuer Gattungen. Das reiche Material von Cestoden aus antarktischen Säugetieren und Vögeln, welches auf der Expedition gesammelt wurde - - insgesamt 18 Arten, darunter 9 neue — , ist von Professor Dr. 0. Fuhrmann in mustergültiger Weise bearbeitet worden und unter Heranziehung auch anderer, von der Expedition nicht erbeuteter antarktischer Arten und die gleichzeitige Nachuntersuchung zahlreicher Typen über den B ahmen des Expeditionsmaterials hinaus zu einer breiten Darstellung der antarktischen Cestodenfauna erweitert worden. Von den aus antarktischen Bobben bekannten 11 Arten von Bothriocephaliden, zu denen noch eine 12. aus Pinguinen kommt, sammelte die Expedition 4; diese und noch 5 weitere werden eingehend beschrieben, und zwar fast ausnahmslos auf Grund von Nachuntersuchungen der Typen, die dem Autor von verschiedenen Seiten zur Ver- fügung gestellt wurden. Für den interessantesten antarktischen Säugetier- Bothriocephaliden, B. antarcticus Baird, wird die neue Gattung Glandicephalus geschaffen. Es werden somit die ge- samten antarktischen Bothriocephaliden mit Ausnahme von drei Arten, von denen der Autor die Originale nicht in Händen gehabt hat, behandelt. Von Taenien enthält das Material 14 Arten, und zwar eine (zugleich neue) Art aus den Schlittenhunden der Expedition, alle, übrigen (darunter 8 neue) aus Vögeln (Pinguinen, Albatrossen, Möven, Sturmvögeln u. a.). Die Hunde wurden aus- schließlich mit Seehundsfleisch, Pinguin und Stockfischen gefüttert, so daß der Zwischenwirt ihrer Taenie in einem dieser Tiere zu suchen ist, falls die Hunde die Würmer nicht bereits aus Asien mitgebracht haben. Eine Liste aller antarktischen Säugetier- und Vogel-Cestoden — insgesamt 43 Arten — mit Angabe der Wirtstiere und Fundorte beschließt die Arbeit. Es ergibt sich aus dieser Liste, daß die antarktische Cestodenfauna im Gegensatz zu derjenigen der Arktis nur eine kosmopolitische Art aufweist, die überdies in der Arktis fehlt, im übrigen aber von ganz typischem Gepräge ist. Bipolare Arten gibt es nicht, wohl aber lassen sich Parallelformen zwischen Norden und Süden feststellen. In Anknüpfung an frühere Untersuchungen Vanhöffens über gewisse Medusen aus der Familie der Eleutlieriidae liefert H. Lengerich eine anatomische Untersuchung der antarktischen Art dieser Gruppe, E. vallentini. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklungstendenz aufzuklären, welche aus pelagischen Hydromedusen die kriechenden Eleutheriiden entstehen ließ, deren eigenartige Organisation nicht als etwas Ursprüngliches, sondern als weitgehende Anpassung an das Leben im Litoral aufzufassen ist. Die von Vanhöffen bereits ausgesprochene Notwendigkeit einer art- XII Vorwort. liehen Vereinigung der drei beschriebenen antarktischen Eleutkeriiden wird von Lengerich be- stätigt. E. vallentini ist nunmehr bekannt von Kerguelen, den Falkland Inseln, aus der Mc Murdo- Bai i;nd von der Insel Wandel. Die letzte Arbeit des Bandes bildet ein weiterer Beitrag von Studienrat Dr. A. Popofsky über die Sphaerozoiden, womit zugleich seine Untersuchungen über die Radiolarien abge- schlossen werden. Wie bei den Collosphaeriden, schkeßt sich der Autor auch bei dieser Gruppe eng an Brandt an, der seinerzeit Haeckels Radiolariensystem einer eingehenden Kritik unterzogen hat. Die Sphaerozoiden charakterisieren sich danach als koloniebildende Radio- larien mit oder ohne Kieselnadeln, mit Ausnahme der Gattung Myxosphaera, im Gegensatz zu den beschälten, gelegentlich auch außerdem mit Nadeln versehenen, gleichfalls koloniebildenden Collosphaeriden nebst der Gattung Myxosphaera . Die drei von Brandt unterschiedenen Gattun- gen Collozoum, Rhaphidozonm und Sphaerozoum behält Popofsky ebenfalls bei. In der Gattung Collozoum werden 12 Arten anerkannt, von denen die Expedition nur 4 gesammelt hat; von den bekannten 10 Rhaphidozonm -Arten fing die Expedition 3, erbeutete aber außerdem 5 neue Arten und 2 neue Varietäten; von den bekannten 18 Arten und 6 Varietäten der Gattung Sphaerozoum wurden 8 Arten und 1 Varietät gefischt, außerdem noch 1 neue Art und 2 neue Varietäten. Ins- gesamt beläuft sich die Zahl der von der Expedition gefangenen Sphaerozoiden somit auf 21 Arten und 5 Varietäten, von denen 6 Arten und 4 Varietäten neu aufgestellt wurden. Beachtung ver- dienen auch die tiergeographischen Resultate, die eine wesentliche Lücke in der Verbreitung dieser Familie besonders im Indischen Ozean ausfüllen. Es wurde für den Atlantischen Ozean das Vor- kommen von 4 Arten und 2 Varietäten, für den Indischen Ozean sogar von 17 Arten und 3 Varie- täten neu nachgewiesen; 6 Arten von Sphaerozoiden sind nunmehr bereits aus allen drei Ozeanen bekannt, die Mehrzahl der übrigen Arten ist schon in zwei Ozeanen nachgewiesen. Wie für die Collosphaeriden glaubt der Autor auch für die Sphaerozoiden annehmen zu sollen, daß noch mehr, wenn nicht sämtliche Arten, kosmopolitisch über die wärmeren Gebiete aller Ozeane verbreitet sind. überblickt man die gesamte in diesem Bande geleistete wissenschaftliche Arbeit und die aus ihr gewonnenen Resultate auf anatomischem, systematischem, biologischem und tiergeographischem Gebiete, so darf ohne Bedenken ausgesprochen werden, daß er sich würdig der stattlichen Reihe der bisher erschienenen Bände anreiht. Dieser Erfolg konnte aber nur erreicht werden durch die selbstlose wissenschaftliche Hingabe aller derer, die an seinem Zustandekommen mitgearbeitet haben. Es sei mir deshalb gestattet, am Schlüsse dieser kurzen Übersicht, die nur in bescheidenem Maße der aufgewandten Mühe gerecht werden kann, allen Herren Mitarbeitern den wärmsten Dank der Expedition auszusprechen. Berlin, im Oktober 1920. R. Hartmeyer. Ernst Vanhöffen. Am 14. Juni 1918 starb Professor Dr. Ernst Vanhöffen in seiner ostpreußischen Heimat zu Legitten bei Labiau, wohin er sich zu kurzer Erholung von seiner Tätigkeit als Kustos am Ber- liner Museum für Naturkunde Ende Mai begeben hatte. Er hatte Mitte Juni nach Berlin zurück- kehren wollen, als ihn bei einer scharf einsetzenden Kälteperiode eine Erkrankung ergriff, die sich nach leichtem Anfang und, zunächst wenig beachtet, zur Lungenentzündung entwickelte und seinem Leben das Ziel setzte. Er starb während der Ar- beiten an dem vorliegenden 16. Bande des Südpolarwerks, zugleich dem 8. des zoologi- schen Teils darin, dessen Ent- wicklung und Vollendung sein ganzes Streben und Können gegolten hatte. Die Expe- dition verlor an ihm ihr ältestes und in der Wissenschaft be- währtestes Mitglied, ich selbst einen Freund, mit dem ich 33 Jahre bei allen inneren und äußeren Erlebnissen verbun- den gewesen war. Ernst Vanhöffen war am 15. November 1858 zu Wehlau in Ostpreußen ge- Ernst Vanhöffen. boren. Sein Vater war Kauf- mann und hat sich in einem der wichtigsten Zweige des dortigen Erwerbslebens, dem Getreidehandel, weiter Bezie- hungen und hohen Ansehens erfreut. Die Mutter sorgte für die zahlreiche Familie von 8 Geschwistern, 4 Söhnen und 4 Töchtern, in lebhafter Ge- schäftigkeit und in munterem Frohsinn, wie sie ganz in glei- cher Weise das Leben ihres zweiten Sohnes Ernst erfüllt haben. Dieser wurde durch die schöne und mannigfaltige Umgebung der kleinen Pregel- stadt am Einfluß der Alle bald in die Natur gelockt. Von trefflichem Unterricht geleitet, hat er schon auf der Schule die Geschiebe des nordischen Eises gesammelt und die Versteinerungen darin. Er trocknete Pflanzen und zeichnete Tiere und er- wuchs von vornherein zu jener liebevollen Pflege der Naturkunde, der er dann sein Leben lang treu blieb. Im Jahre 1878 hat Vanhöffen die Universität Königsberg bezogen, um Naturwissenschaft zu studieren, und ist dort bis 1889 geblieben, von dem Sommer 1881 abgesehen, den er in Berlin studiert hat. In Königsberg hat er 1886 sein Staatsexamen als Oberlehrer bestanden und 1888 auf Grund XIV Nachruf. einer Arbeit über semaeostorne und rhizostome Medusen den Doktorgrad summa cum laude er- worben. Seit 1886 war er Assistent Carl Chuns. Anfänglich hatte er auf der Universität mehr geologische und botanische Studien getrieben, doch unter Chuns Einfluß ist er Zoologe geworden, ohne daß er darum die andern Studien aufgab. Er hat immer alles gesehen und erfaßt, was die Natur ihm zeigte, und war auch auf seinen späteren Reisen für Pflanzen und Steine der gleich kundige Berater nud Mitarbeiter wie für die Zoologie. Doch diese war sein Hauptfach. Die Dissertation hatte ihn schon zum Studium der Coelenteraten geführt, denen später seine meisten Arbeiten galten, imd die Assistentenzeit bei Chun hatte ihn aufs Meer gewiesen, durch anregende und fröhliche Arbeiten mit einer biologischen Wanderstation an den Küsten des Frischen Haffs und der Ostsee. Noch in den letzten Jahren ist Vanhöffen auf diese Studien zurückgekommen und hat ihre Er- gebnisse 1917 für das Frische Haff zusammenfassend besprochen. Im Herbst 1889 verließ er Königsberg und begab sich für den Winter mit einem Stipendium des preußischen Kultusministeriums nach der zoologischen Station in Neapel, wo nun die glück- lichste Zeit seines Lebens verlief, bei ernsten Arbeiten über die Fauna des Golfs, besonders über die craspedoten Medusen, bei Ausflügen in die herrliche Umgebung der Stadt und bei fröhlicher Ge- selligkeit in einem Freundeskreis von Künstlern und Gelehrten, den er niemals vergaß, und der ihm treu blieb, insbesondere der Zoologe Robert Schneider und seine Frau. Bald nach seiner Rückkehr von Neapel ging Vanhöffen 1890 nach Kiel, um zunächst bei den Planktonarbeiten Viktor Hensens mitzuwirken, und ist dort mit der Unterbrechung durch die Teilnahme an drei Expeditionen und durch den Winter 1897/98, den er am Zoologischen Museum in Berlin gearbeitet hat, bis 1906 verblieben. Seit Sommer 1898 war er Dozent an der Kieler Uni- versität und zeitweilig Assistent am Zoologischen Institut K. Brandts. Er fand in Kiel einen regen Kreis von Meeresforschern, die durch Hensens Planktonarbeiten dorthin gezogen waren; Apstein, Dahl, Lohmann, Reibisch, Schutt und andere gehörten dazu. So verlief auch diese Zeit bei vielseitiger Arbeit, doch zugleich in lebhaftem Verkehr, wie er stets entstand, wo Vanhöffen war. Seine Lehrtätigkeit belebte er durch wissenschaftliche Ausflüge mit seinen Schülern, die sich eng an ihn schlössen, wie der Abschied von ihm zeigte. Seine Forschungen führten ihn gleich- zeitig immer weiter zum Meer, auch durch praktische Mitarbeit an den Aufgaben der Kommission zur Untersuchung der deutschen Meere, des Deutschen Seefischereivereins und der internationalen Erforschung der nordischen Meere, die ihm vieles verdanken. Ich hatte Ernst Vanhöffen im Frühjahr 1885 kennengelernt im Geologisch-Mineralogischen Institut der Universität Königsberg bei den Übungen von Th. Liebisch. Bald brachten uns seine Studien zum Staatsexamen in weitere Berührung, da er auch Geographie dazu trieb. Dann haben seine Arbeiten in Neapel und die meinigen am Geodätischen Institut zu Berlin uns zeitweilig getrennt, doch als im Frühjahr 1890 die Grönland-Expedition der Berliner Gesellschaft für Erd- kunde nach meinen Plänen entstand und ich die Leitung erhielt, kehrte er gerade von Neapel zurück, hörte davon und schloß sich umgehend an. Von K. Mob res und C. Chun ist die Gesellschaft für Erdkunde auf ihn als den geeignetsten Biologen für das Unternehmen noch besonders hin- gewiesen worden, doch dessen bedurfte es gar nicht. Seit dem Augenblick, als er aus Neapel erschien, haben wir beide niemals an weiterer gemeinsamer Arbeit gezweifelt. Die Vorexpedition im Sommer 1891 konnte er nicht mitmachen, weil damals noch nicht genü- Nachruf. XV gend Mittel zur Verfügung standen, doch bei der Hauptexpedition 1892/93 hat er alles mit mir geteilt: die langen Fahrten hin und zurück auf den dänischen Seglern „Peru" und „Constanze", die Boots- und Schlittenreisen an den Küsten Grönlands entlang und ins Innere der Fjorde, die Wanderungen auf dem Inlandeis und über die Felsen und Gletscher des Vorlandes, das Leben im Zelt und in Eskimohäusern, die Überwinterung in unserer mitgenommenen Holzhütte am Inland- eisrand und die fröhlichen, uns immer an Kultur erinnernden Tage bei den gastfreien Vorständen und Beamten der dänischen Kolonien. Vanhöffen half bei meinen Inlandeisarbeiten, wie bei den meteorologischen Beobachtungen H. Stades, stets bereit und gleich interessiert, als wenn es seinen zoologischen Arbeiten galt. Für diese nutzte er jede Stunde und jeden Ort, der sich ihm dafür bot. Es war eine schöne, wechselvolle und erfolgreiche Zeit, die uns völlig verband. Nach der Heimkehr im Oktober 1893 haben wir das Grönlandwerk der Berliner Gesellschaft für Erdkunde gemeinsam ausgearbeitet und Ende 1897 zur Veröffentlichung gebracht, er von Kiel aus und ich von Berlin. Doch gleichzeitig haben wir auch schon seit 1895 die Pläne zur Deutschen Südpolar-Expedition gefaßt, entwickelt und betrieben. Bereits in Grönland ist zwischen uns davon die Kede gewesen. Als che Pläne zu reifen begannen, rief ihn C. Chun zur Teilnahme an der Deut- schen Tiefsee-Expedition, mit der er auf der „Valdivia" am 1. August 1898, von mir bis Schottland begleitet, Hamburg verließ. Und als er am 30. April 1899 wieder in Hamburg eintraf, fand er die Südpolar-Expedition gesichert und trat sofort in deren Arbeiten ein. Er sorgte für die Ausrüstung und für die Methoden des biologischen Teils, einschließlich der Fischerei, und machte dazu auch Reisen nach Dänemark und Norwegen, um die dortigen Fischerei- und Fangmethoden kennenzu- lernen und Bestellungen zu machen. In Kiel überwachte er eifrig den Bau unseres Expeditions- schiffes „Gauß" auf der Howaldt -Werft, und sammelte auch die aus allen AVeltgegenden eintreffen- den Ausrüstungsstücke sowie schließlich die Expeditionsgefährten um sich. Von ihm, dem Bio- logen, rührt der Vorschlag des Namens „Gauß" für das Schirr her, den er mir bei einem Spaziergang am Kieler Hafen gemacht hat, als wir darüber berieten; ich gab denselben weiter, und er hat durch Kaiser Wilhelm IL Verwirklichung gefunden. Was Ernst Vanhöffen dann auf der Expedition 1901/03 selbst und später bei der Ausarbeitung der Ergebnisse wissenschaftbch geleistet hat, das zeigt dieses Werk. Er war unermüdlich im Forschen und Sammeln imd lebte zugleich fröhlich in dem großen Unbekannten, das er mit allen Kräften durchdrang. Was er feststellte, war auch gewiß, und was er offen ließ, stellte neue Probleme. Bei unserer Heimkehr hatte er zwei Bände des gemeinsamen Expeditionswerkes mit den Ergeb- nissen seiner Arbeiten zu füllen gedacht; jetzt sind es deren schon acht, und noch ist sein Material nicht erschöpft. In seinem Vorwort zum 15. Bande dieses Werkes, dem 7. der Zoologie und letzten, den er vollendet, konnte er die Gesamtzahl der von ihm gesammelten Arten schon auf 2785 und der darunter neu beschriebenen auf 1043 angeben, und der vorliegende 16. Band, der als 8. der Zoologie nun ohne ihn erscheinen muß, fügt weitere hinzu. Er lebte ganz in der Entwicklung dieses Werkes, und es war sein sehnlicher Wunsch, es vollendet zu sehen. Als der Krieg ausbrach, wurde der Fortschritt verlangsamt, doch nicht unterbrochen. Das Ende des Krieges und den von ihm dann erhofften schnelleren Fortschritt bis zur Vollendung sollte er nicht mehr erleben. R. Hart- meyer, durch langjähriges Zusammenwirken am Berliner Museum und durch vertrauten Verkehr mit Vanhöffen verbunden, wird vollenden, was jener noch plante. XVF Nachruf. Vom äußeren Leben hatte sich Vanhöffen immer mehr auf seine wissenschaftliehen Arbeiten zurückgezogen. Auf der Universität Königsberg hatte er dem Korps Normannia angehört und darin ein fröhliches Leben geführt, desgleichen später in seinen Freundeskreisen zu Neapel und Kiel. Auf den Expeditionen ist er der Mittelpunkt des geselligen Lebens gewesen und hat durch seinen Humor und seine überraschenden Einfälle immer (Stimmung gehabt und Stimmung ver- breitet. Auf der .,Valdivia''-Tiefsee-Expedition hatte er sich eng mit August Brauer befreundet, und dieser zog ihn im Frühjahr 1906, wie er als Nachfolger von K. Möbius die Leitung des Berliner Zoologischen Museums übernahm, als Kustos für dieses von Kiel nach Berlin. In Berlin wurde Vanhöffen einsam. Er liebte die große Stadt nicht, weil er in ihr die intimen wissenschaftlichen und persönlichen Beziehungen seiner früheren Kreise vermißte. Er lebte nun ganz seinen Arbeiten im Museum und für das Südpolarwerk ; er sorgte — selbst unverheiratet geblieben — für die zahlreichen und weit zerstreuten Mitglieder seiner Familie und freute sich über jeden aus seinen früheren Kreisen, der zu ihm kam und dann immer des gleichen herzlichen Emp- fanges gewiß war. Er besuchte eine Zeitlang noch die Sitzungen der Berliner Gesellschaft für Erd- kunde und bis zuletzt die der Naturforschenden Freunde, auch die Vereinsabende seiner Korps- brüder, doch einen neuen Kreis gewann er nicht mehr. Dafür wurde ihm in den letzten Jahren eine neue Heimat zuteil, als A. Brauer 1912 in Westend eine Villa erwarb und Vanhöffen als Mitbewohner aufnahm. Die Freunde schlössen sich nun aufs engste zusammen im gemeinsamen Amt, in den gleichen wissenschaftlichen Interessen und in gemeinsamem Leben, treu und trefflich in ihrem Hause von Fräulein I. Steller versorgt und gepflegt. Jede Freizeit gehörte dem Leben im Haus und vor allem in dem dazugehörigen Garten, dessen Blumen- und Frucht- und Gemüseanlagen beiden gesunde Arbeit und Freude und Ver- sorgung gegeben. Wer nach Westend kam, wurde immer zuerst in den Garten geführt, mußte die Pflanzungen sehen und die Produkte der Jahreszeiten genießen. In diesem Leben wurde Vanhöffen nach zahlreichen schmerzlichen Verlusten in seiner Familie, welche die Zeit und vor allem der Krieg gebracht, am 10. September 1917 von dem schwersten getroffen, als A. Brauer plötzbch starb. Eines wenig beachteten Unwohlseins wegen hatte dieser an jenem Morgen nicht den gewohnten gemeinsamen Gang ins Museum mitgemacht, sondern war zu Hause geblieben ; als Vanhöffen am Nachmittag heimkam, fand er ihn tot. Diesen Verlust hat er nicht mehr verwunden. Er lebte nun noch ganz einsam in Brauers Haus, wollte es aber im Herbst 1918 verlassen, da es in andern Besitz überging, und hatte eine neue Wohnung gefunden. Im Dezember 1917, als ich ihn besuchte, äußerte er auch den Wunsch, Berlin zu verlassen, um sich in einen kleinen Ort seiner ostpreußischen Heimat zurückzuziehen. Im Januar 1918 blieben seine sonst so regelmäßigen Briefe aus; er war an einer Influenza mit Lähmungserscheinungen erkrankt und konnte sich nicht mehr erholen. Als ich ihn im April 1918 zum letzten Male besuchte und sah, und als wir dabei, wie in Vorahnung baldiger Trennung, unser langes gemeinsames Leben in Ernst und Scherz noch einmal besprachen, hatte sein Gehör sehr gelitten; das veranlaßte ihn, sich noch mehr zurückzuziehen. Ende Mai ging er zur Erho- lung auf Urlaub und ist am 14. Juni im Hause seines Schwagers, des Pfarrers Meiszner in Le- gitten bei Labiau, gestorben. Seine letzte Arbeit war ein tief durchdachter und empfundener Nachruf auf August Brauer; er hatte ihn kurz vor seiner Abreise vollendet und versandt. Nachruf. XVII Vanhöffen war ein Naturforscher, wie es wenige gibt. Er hatte eine ungewöhnliche Schärfe des Blicks und ein reiches Wissen, in dem auch das Kleinste den richtigen Platz für den Bau des Größeren bis zu weitschauenden Systemen fand. Und er war ein tief veranlagter Mensch, der sich wohl dann mit einer rauhen Schale umgeben konnte, wenn die Außenwelt ihm verständnislos nahte, und wo er nur Schein sah, der aber jedem, der auf den Inhalt ging, sein reiches und zartes Wesen willig erschloß. Was er der Wissenschaft gegeben, haben seine Freunde H. Lohmann für die Zoologie und J. Abromeit für die Botanik mit warmer Würdigung auch des Menschen geschildert. Sein schönstes Denkmal sind seine Werke ; daher habe ich hier in dem vorliegenden letzten und größten derselben dankbar auch seiner und seines Wesens zu gedenken mich gedrungen gefühlt. Erich von Drygalski. Deutsche Südpolar-Experlition. XVI. Zoologie VIII. BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DER SÜSSWASSERFAUNA DES KAP- LANDES UND EINIGER SUB- ANTARKTISCHER INSELN MIT 1 TAFEL UND 34 ABBILDUNGEN IM TEXT EINLEITUNG VON E. VANHÖFFEN-BERL1N. MIT 1 ABBILDUNG IM TEXT. 1. DIE SÜSSWASSERCRÜSTACEEN MIT AUSSCHLUSS DER OSTRACODEN. VON F. RUHE-BERLIN. MIT 21 ABBILDUNGEN IM TEXT. 2. DIE SÜSSWASSEROSTRACODEN. VON G. W. MÜLLER-GREIFSWALD. MIT 1 TAFEL UND 3 ABBILDUNGEN IM TEXT. 3. HYDRACARINEN AUS SÜDAFRIKA. VON K. VIETS-BREMEN. MIT 2 ABBILDUNGEN IM TEXT. 4 PHAENOCORA FOLIACEA N. SP. EIN STRUDEL WURM AUS DEM SÜSSWASSER VOM KAPLAND. VON L, BÖHMIG-GRAZ. MIT 4 ABBILDUNGEN IM TEXT. 5. OLIGOCHAETEN DES SÜSSWASSERS. VON W. MICHAELSEN-HAMBURG. 6. GASTROPODEN DES SÜSSWASSERS. VON J. THIELE-BERLIN. MIT 3 ABBILDUNGEN IM TEXT. Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. Einleitung:. r>* Obwohl die Süßwasserfauna auf große Entfernungen hin recht einheitlich zusammengesetzt ist, im allgemeinen wenig Charakteristisches zeigt, schien es mir doch wichtig, bei der Deutschen Südpolar -Expedition einige der an der Südspitze des Kaplandes isolierten Süß wasserbecken und die Tümpel und Seen der subantarktischen Inseln, soweit sich Gelegenheit bot, zu untersuchen, um über Zusammenhänge in der Verbreitung dort einheimischer Formen oder über die Art und Wege der Verschleppung von Einwanderern Auskunft zu erhalten. Auf Kerguelen setzte Dr. E. Werth nach der Abreise des „Gauss" die Süßwasseruntersuchungen fort, so daß von dort reicheres Material als von den anderen Fundorten vorlag. Die in Betracht kommenden Tümpel und Seen auf Kerguelen liegen alle dicht bei der Kerguelenstation und sind von Dr. Werth in einer Karte Bd. VIII des Südpolarwerkes angegeben. Die für die Untersuchung aufgewandte Mühe hat sich gelohnt, wie es bereits die Arbeiten von W. Michaelsen über die Oligochaeten (Deutsche Südpolar-Expedition Bd. IX, Zool. Bd. I) und von G. W. Müller über die Ostracoden (Deutsche Südpolar-Expedition Bd. X, Zool. Bd. II) erkennen ließen und aus den hier folgenden Mitteilungen noch deutlicher hervorgeht. Den Hauptteil derselben bildet die Bearbeitung der Cladoceren und Copepoden. Beim Aussuchen dieser kleinen Crustaceen wurden noch zahlreiche Ostracoden gefunden, von denen einige Pro- fessor G. W. Müller bei der erwähnten Arbeit noch nicht vorgelegen hatten, so daß ein Nach- trag für dieselben notwendig war. Um den Zusammenhang zu wahren, wurde eine Übersicht auch über die schon früher beschriebenen Arten gegeben. Die Hydracarinen wurden, da ur- sprünglich keine gemeinsame Bearbeitung der Süßwassertiere geplant war, von Herrn K. Viets an anderer Stelle ausführlich beschrieben (Zool. Jahrbücher Bd. 37). Hier werden außer einer neuen Art mehrere vom Kapland bereits bekannte, aber in der früheren Arbeit nicht vertretene Arten behandelt und alle gesammelten Arten in einer Liste zusammengestellt. Die Übersicht über die geringe Ausbeute an Würmern und Gastropoden kann noch etwas zur Abrundung des Gesamtbildes beitragen. Auf die Erwähnung der wenigen Insekten und ihrer Larven aber konnte ebenso wie auf die der vereinzelt gefangenen Protozoen verzichtet werden. Die Fundorte vom Kap ergeben sich aus der nachstehenden Karte (Abb. 1), welche zeigt, daß die Seen zwei Gebieten angehören, dem als ,,Cape Fiats" bekannten Heidegebiet östlich von der die Tafelbai mit der Falsebai verbindenden Bahn und einer Einsenkung zwischen gebirgigen Par- tien, die sich in der Mitte der Kaphalbinsel quer über dieselbe von der Fish Hoek-Bai im Osten bis zur Chapmansbai im Westen erstreckt. Es war Südwinter (Juli), als ich die Seen und Tümpel der Fiats bei einer Exkursion von Plum- Green Point. Sea Point. Camps Bai Kogel Bai Oude Ship Deutsche Farmen Deutsche Kirche Plumatead Lange Viel 4 Deutsche Südpolar-Expedition. stead nach Retreat besuchen konnte. Sie sind alle ganz flach und waren infolge reichlichen Regens gut gefüllt oder über ihre Ufer getreten, so daß der Zeekoe Vlei (Seekuh = Nilpferd, weil diese Tiere zur Zeit der Besiedelung des Kaplandes durch die Holländer dort noch lebten) mit dem Meer in Verbindung zu stehen schien. Der lange Vlei und der runde Vlei (Prineess Vlei?) waren von neu angelegten Wegen durchschnitten und füllten die Gräben an den Seiten derselben. Infolgedessen ist die Karte dort nicht mehr ganz richtig, und daher konnte auch der von mir zurückgelegte Weg nur ungefähr angedeutet werden. Südlich davon wurde auch der von der Bahn Kapstadt — Simonstown durch- schnittene Zand Vlei bei Lakeside, auch noch dem Gebiet der Fiats angehörig, be- sucht, den ich dank der freundlichen Hilfe eines dort ansässigen Holländers Herrn John van Bleek mit einem Kahn be- fahren konnte. Hier wurden zwei Arten j imger Fische gefunden, die eine durch die Kopfform an Cypriniden erinnernd, aber noch ohne Schuppen und wegen der weit hinten gelegenen Rückenflosse wohl zu Barilius oder Engraulicypris gehörig, unddieandere Mugilconstantiae Cuv.Val., nach der Bestimmung von Dr. Lampe, mit 2 Rückenflossen. Die letzteren, welche als Springer bezeichnet wurden, waren auch in den Tümpeln zwischen Fischhoek und Chapmansbai vorhanden, obwohl der größte und mittlere von diesen, der einfach Vlei genannt wird, keinen Abfluß hatte. Der westliche Fa/ee Cape Point Cap der guten Hoffnung Tümpel in dieser Senke, der von einem kleinen Bach durchströmt wird und ihm wohl seine Existenz verdankt, war mit Schilf bestanden und außer den Springern und den später zu erwähnenden Tieren von Wasserkäfern, Wasserwanzen und ihren Larven, ferner von Fliegen- und Libellenlarven reich- lich belebt. Alle diese Gewässer waren nicht salzig, wie ich durch den Geschmack feststellen konnte, obwohl sonst „Vlei" ja ein salzhaltiges Gewässer bezeichnet. Wenn überhaupt die Tümpel jemals salzig gewesen sind, konnten sie zur Zeit meines Besuches nicht mehr als 0,5 % Salz enthalten. Vanhöffen. DIE SÜSSWASSERCRUSTACEEN DER DEUTSCHEN SÜDPOLAR -EXPEDITION 1901-1903 MIT AUSSCHLUSS DER OSTRACODEN VON F. E. RUHE BERLIN MIT 21 ABBILDUNGEN IM TEXT. Die mir von Herrn Professor Vanhöffen im Sommer 1913 zur Untersuchung übergebenen Süßwasserkrebse der Deutschen Südpolar-Expedition stammen von drei verschiedenen Fundorten. Das meiste Material, das auch die reichste Ausbeute an Süßwasserkrebsen (27 Arten) bot, stammt vom Kapland und wurde hier im Juli 1903 gelegentlich einiger Exkursionen zwischen Kapstadt und Simonstown gesammelt. Es sind dies insgesamt 7 Fänge. Eine zweite Reihe von Fängen (5) stammt von Kerguelen, wo im Januar, Mai und September des Jahres 1902 teils von Herrn Professor Vanhöffen teils von Herrn Dr. Werth Fänge gemacht wurden. Dr. Werth fertigte während seines Aufenthaltes auf Kerguelen auch einige Aquarellzeichnungen nach lebenden Ento- mostraken an, die mir bei meinen Untersuchungen von Nutzen waren. Auch die Notizen in seinem Laboratoriumsjournal über Temperaturen der Süßwasserseen in der Nähe der Kerguelen - Station und über seine Beobachtungen an den Süßwasser-Planktonten stellte mir Herr Dr. Werth in liebenswürdiger Weise zur Verfügung, wofür ich ihm auch an dieser Stelle ergebenst danken möchte. Ein Fang stammt schließlich noch von der Insel Neu- Amsterdam. Ich behandle den- selben im folgenden gemeinsam mit denen von Kerguelen, aber gesondert von den Fängen bei Kapstadt, um Verwechslungen bei diesem recht heterogenen Material zu verhüten. Das gesamte Material enthielt 33 verschiedene Arten, von denen 16 auf die Cladoceren, 2 auf Euphyllopoden, 2 auf Amphipoden, 13 auf Copepoden entfallen. Nur 3 Arten sind neu; trotzdem waren bei vielen der schon bekannten Arten eingehende Nachuntersuchungen und Neubeschreibun- gen nötig. So brachte das Material von Kerguelen neben tiergeographisch interessanten Tatsachen wichtige und äußerst erwünschte Aufschlüsse über die 4 von Studer 1878 als neu beschriebenen Cladocerenarten, von denen Sven Ekman (1905 in seiner Bearbeitung der „Cladoceren und Cope- poden der Schwedischen Südpolar-Expedition") sagt, daß sie in so unvollständiger und merkwürdiger Weise beschrieben sind, daß eine sichere Bestimmung ihrer systematischen Stellung unmöglich ist. Auch Centropages brevicaudatus, den Brady 1875 von Kerguelen beschrieb und dessen Auffassung sehr umstritten war, wurde wieder aufgefunden und mußte eingehend beschrieben werden. Im Kap- Material fand sich eine ganze Anzahl von Cladoceren, die bisher für Südafrika und zum Teil für Afrika überhaupt nicht bekannt waren, ferner zwei sehr bemerkenswerte Amphipoden, von denen der eine bisher nur in Australien gefunden war. Sehr erwünscht war auch das Vorhandensein von Paradiaptomus falcifer und P. lamellatus in dem Kapmaterial; denn bei beiden Arten, die zwar schon von Sars als bei Kapstadt vorkommend beschrieben waren, erwiesen sich Berichtigungen der SARsschen Beschreibungen als notwendig. Meine Untersuchungen führte ich im Königlichen Zoologischen Museum in Berlin aus, wo mir wertvolles Vergleichsmaterial zur Verfügung stand. Herrn Professor Vanhöffen, der mir das Ex- peditionsmaterial zur Bearbeitung übergab und mir während der Arbeit mit Rat und Tat zur Seite 8 Deutsche Südpolar-Expedition. stand, möchte ich meinen ergebensten Dank aussprechen. Weiter bin ich zu Dank verpflichtet meinem Freunde Dr. Sven Ekman (Jönköping) für Übersendung von Vergleichsmaterial der Schwedischen Südpolar-Expedition und Herrn Dr. van Douwe (München) für Übersendung von Paradiaptomus -Formen und Auskunft über seinen Paradiaptomus falcifer aus Deutsch-Ostafrika. Süßwasserkrebse der Umgebung von Kapstadt. Bei den im folgenden mit Artenliste aufgeführten Fundorten handelt es sich zum Teil um sehr kleine Gewässer (Gräben, Tümpel), zum Teil um größere, aber sehr flache Gewässer, sogenannte Vleis, die im allgemeinen als schwach brackig bezeichnet werden, praktisch aber als Süßwasser- becken anzusprechen sind, wie auch der Entomostrakenbestand (namentlich an Cladoceren) erweist. I. Tümpel bei Fischhoek. 8. VII. 03. 1. Leptestheria siliqua Sars. 2 junge Weibchen. 9. Mona capensis n. sp. 2. Streptocepluüus purcelli Sars. 2 Weibchen. 10. Macrothrix triserialis var. chevreuxi de Guerne und 3. Pseudosida bidenlata Herrick. 1 Weibchen. Richard. E. 4. Daphne dolichocephala Sars. E. 11. Diapiomtis capensis Sars. 5. Ceriodaphnia dubia Richard. E. 12. Diaptomus purcelli Sars. 6. Simocephalus vetulus 0. F. Müller. E. 13. Paradiaptomus lamellatus Sars. 7. Moina lilljeborgii var. salinarum Gurney. 14. Paradiaptomus falcifer Loven. 8. Dunhevedia crassa King. 1 Weibchen. IL Süßwassertümpel zwischen Fischhoek und Chapmansbai. 8. VII. 03. 1. Daphne dolichocephala Sars. 5. Diaptomus capensis Sars. 2. Ceriodaphnia dubia Richard. 0. Paradiaptomus lamellatus Sars. 3. Alona capensis n. sp. 7. Paradiaptomus falcifer Loven. 4. Macrothrix triserialis var. chevreuxi de Guerne und Richard. III. Süßwassertümpel bei Chapmansbai. 8. VII. 03. 1. Simocephalus vetulus 0. F. Müller. 5. Cyclops serrulatus Fischer. 2. Moina lilljeborgii Schödler, nur E. 6. Cyclops fimlriatus Fischer. 3. Chydorus sphaericus O. F. Müller. 7. Diaptomus purcelli Sars. 4. Cyclops leuckarli Claus. IV. Rifle Range bei Simonstown. 12. VII. 13. 1. Ceriodaphnia spec, nur E. 4. Macrothrix triserialis var. chevreuxi de Guerne 2. Pleuroxus aduncus Jurine. und Richard. 3. Chydorus sphaericus 0. F. Müller. 5. Cyclops diaphanus Fischer. V. Lange Vlei, durchschnitten vom Wege Zeekoe Vlei — Retreat. 12. VII. 03. 1. Moina lilljeborgii Schödler, nur E. 5. Cyclops varicans Sars. 2. Ceriodaphnia reticulala Jurine. E. 6. Diaptomus purcelli Sars. 3. Macrothrix triserialis var. chevreuxi de Guerne und 7. Paradiaptomus lamellatus Sars. Richard, nur E. 8. Paradiaptomus falcifer Loven. 4. Cyclops serrulatus Fischer. l) Cladoceren-Namen, hinter denen kein weiteres Zeichen steht, beziehen sich nur auf parthenogenetische Weibchen; sind in einem Fange auch ephippiumtragende Weibchen vorhanden, so setze ich: E ?, bei abgeworfenen Ephippien: E, bei Männchen: $ hinter den Namen. Wenn n u r Ephippien, keine Tiere gefunden wurden, setze ich: „nur E" hinter deu Namen. Rühe, Süßwassercrustaceen. 9 VI. Graben am Wege Zeekoe Vlei — Plumstead (bei Simonstown 9 1. Streptocephalus purcelli Sars. 1 Männchen. 2. Pseudosida bidenfata Herrick. 1 Weibchen. 3. Daphne doUchoeephdla Sars. 4. Daphne pulex de Geer. E. 5. Ceriodaphnia reticulata Jurixe. 6. Ceriodaphnia dubia Richard. 7. Simocephalus vetulus 0. F. Müller. 8. Moina lilljeborgii var. salinarum Gurney. E Maerothrix Iriserialis var Richard. 10. Attheyella capensis n. sp. 11. Cyclops diaphanus Fischer. 12. Cyclops serrulatus Fischer. 13. Diaptomus purcelli Sars. 14. Paradiaptomus lamellatus Sars 15. Paramoera spec. ? 12. VII. 03. checrcuxi de Guerxe und VII. Sandvlei bei Muizenberg. 28. VII. 03. 1. Simocephalus vetulus 0. F. Müller, nur E. 2. Chydorus sphaericus 0. F. Müller. 3. Pleuroxus aduneus Jurixe. 4. Maerothrix Iriserialis var. chevreuxi de Guerxe und Richard. E. 5. Laophonte chathamensis Sars. 6. Cyclops leuckarti Claus. 7. Cyclops fimbriatus Fischer. 8. Cyclops serrulatus Fischer. 9. Cyclops varicans Sars. 10. Diaptomus purcelli Sars. 11. Chilioma subtenuis Sayce. Liste der bei Kapstadt gefundenen Arten. Euphyllopoda. 1. Leptestheria siliqua Sars 2. Streptocephalus purcelli Sars. Cladocera. 3. Pseudosida lidentata Herrick. 4. Daphne doUchoeephdla Sars. 5. Daphne pulex de Geer. 6. Ceriodaphnia reticulata Jurixe. 7. Ceriodaphnia dubia Richard. 8. Simocephalus vetulus 0. F. Müller. 9. Moina lilljeborgii var. salinarum Gurxey. 10. Chydorus sphaericus 0. F. Müller. 11. Alona capensis n. sp. 12. Pleurorus udunciis Jurixe. 13. Dunhevedia crassa King. 14. Maerothrix Iriserialis var. chevreuxi de Guerxe und Richard. Copepoda. 15. Laophonte chathamensis Sars. 16. Attheyella capensis n. sp. 17. Cyclops leuckarti Clam. 18. Cyclops serrulatus Fischer. 19. Cyclops fimbriatus Fischer. 20. Cyclops diaphanus Fischer. 21. Cyclops varicans Sars. 22. Diaptomus capensis Sars. 23. Diaptomus purcelli Sars. 24. Paradiaptomus lamellatus Sars. 25. Paradiaptomus falcifer Lovek. Aniphipoda. 26. Chiltonia subtenuis Sayce. 27. Paramoera spec? Im folgenden gebe ich Beschreibungen der neuen Arten und Ergänzungen zu den vorhandenen Diagnosen der selteneren Arten. Euphyllopoda. Leptestheria siliqua Sars 1898. Syn. Estheria macgülivrayi Baird. Estheria rubidgei Baird. Von dieser Art fand ich 2 junge, noch nicht eiproduzierende Weibchen. Das größere von ihnen, das 10 Schalenanwachslinien hatte, war 4 mm lang und 2,2 mm hoch, während nach Sars (1898) das eiproduzierende ? 6 — 8,9 mm groß werden und 14 — 24 Anwachslinien aufweisen soll. Die wurst- Dentsche Sildpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 1 0 Deutsche Südpolar-Expedition. förmigen, für das Genus charakteristischen dorsalen Lappen des Exopoditen des 10. und 11. weib- lichen Fußpaares waren bei meinen jungen Exemplaren erst wenig entwickelt. — In seiner zweiten Mitteilung über die Art bezeichnet es Sars (1899) als zweifellos, daß seine Art mit den oben genannten Baird sehen Formen identisch ist, merkwürdigerweise ohne daraus die Konsequenz zu ziehen, den von ihm gegebenen Namen durch einen der beiden BAiRDschen zu ersetzen. Nach den mir vorliegenden jungen Tieren bin ich nicht in der Lage, Sars' Angabe nachzuprüfen. Ich fand die Tiere in einem Fange von Fischhoek, Sars (1898) meldet die Art von Green Point bei Kapstadt, (1899) von Port Elizabeth imd von Buschmanland und (1905) von Hanover (Kapkolonie). Streptoceplialus purcelli Sars 1898. 1 junges ,5 und 2 ? bei Fischhoek. Sars fand die Art bei Green Point bei Kapstadt. Cladocera. Pseudosida bidentata Herrick. Syn. Parasida variabilis Daday? (Fig. 1.) Pseudosida bidentata, die durch Birges (1910) Neubeschreibung sichergestellt ist, habe ich in einem älteren (Länge 3300 u) und einem jüngeren (Länge 2000 u) weiblichen Exemplar von zwei verschiedenen Fundorten bei Kapstadt erhalten. In der Körperform, Bewehrung der Schalenränder und des Postabdomens und im Bau der 1. Antenne stimmen beide vollkommen mit Birges Angaben überein. Die Beborstung der 2. Antenne ist, wie schon Birge (1910), Daday (1905) und Stingelin (1906, 1913) konstatierten, bei den hierher gehörigen Formen äußerst variabel. Dabei wird die Feststellung der Borstenzahl noch dadurch erschwert, daß die Borsten sehr häufig abbrechen. Wie schon Stingelin (1906) vermutete, dürfte außerdem die Borstenzahl am oberen Aste Altersvaria- tionen unterworfen sein, denn auch ich konnte an dem älteren Individuum beträchtlich mehr Borsten wie bei dem jüngeren konstatieren. Auch die Anzahl der Borsten beider Körperseiten ist nicht immer gleich. Ob außerdem hierbei noch lokale und geographisch bedingte Variationen mitspielen, ist gegenwärtig bei den wenigen Beobachtungen über Pseudosida bidentata, die noch dazu stets auf ganz wenige Exemplare gegründet waren, nicht auszumachen. Ich gebe im folgenden eine tabellarische Zusammenstellung der beobachteten Borstenzahlen: Herrick (1884) Birge (1910) Stingelin (1913) Daday (1905) „ , 6, Beobachtungen 6, 10—11 5—6, 9—10 5—7, 9—11 6—8, 9—12 8—11, 10—13 0.-1,4 0, 1,T" 0, 1, 3 0, 1. 3 0, 1, 4.~ Wie aus diesen Zahlen ersichtlich, stehen die Angaben Dadays und Stingelins in der Mitte zwischen den Extremwerten, die Birge einerseits und ich andrerseits fand. Der untere dreigliedrige Ast (Fig. 1 ) trägt am distalen Ende des 2. Gliedes die längste Borste der ganzen 2. Antenne, die ebenso wie die nicht viel kürzere Borste des 3. Gliedes eine bemerkenswerte Umwandlung erfahren hat. Darüber ist bisher von keinem Beobachter etwas mitgeteilt. Bei beiden Borsten ist das distale Glied schwach hakig nach der Ventralseite gebogen und trägt an der Spitze einen deutlich abge- Rühe, Siißwassercrnstaceen. 11 setzten, kräftigen Haken. Die konvexe Seite dieses Gliedes ist verdickt und das Glied selbst ist über und über mit dichten, kurzen Haaren bedeckt, während das proximale Glied nur spärlich und dünn befiedert ist. Ich konnte, da das distale Glied am konservierten Tier häufig fehlt, nicht fest- stellen, ob die zweitgrößte Borste des 3. Gliedes ebenfalls eine solche Umbildung zu einem Haken, der wohl ebenso wie bei Simocephalus vetulus dem Tiere dazu dient, sich an Wasserpflanzen und der- gleichen festzuhalten und anzuhängen, erfahren hat. Das 3. Glied dieses Astes trägt 4 Borsten, von denen allerdings bei meinen Exemplaren eine so minimal entwickelt ist, daß sie kaum so lang wie das Glied selbst ist, und es ist sehr leicht zu ver- stehen, daß diese Borste übersehen wird. Bei Birges (1910) Exemplar scheint diese Borste länger Fig. 1. Pseudosida bidentata. 2. Antenne. gewesen zu sein, denn er nennt sie „not so long as the basal Joint of the largest". Jedenfalls möchte ich annehmen, daß sich bei genauerer Untersuchung stets diese 5 Borsten finden werden. Dagegen scheinen die Borsten des oberen zweigliedrigen Astes allerdings stark zu variieren, wie die ange- führten Zahlen ergeben. An dem älteren der beiden von mir beobachteten Tiere war am Kopfe deutliche Retikulation bemerkbar, während die übrigen Autoren nur von Punktierung der Schale berichten. Das Post- abdomen des jüngeren Tieres trug 13, das des älteren 18 laterale Dornenbündel. Das Genus Pseudosida war bisher nur aus tropischen Ländern bekannt (vgl. Biege); die Fundorte bei Kapstadt sind die ersten außertropischen. P. bidentata lag bisher nur vom ameri- kanischen Festlande vor. Herrick fand sie bei Mobile (Alabama, U. S. A.); Biege (1910) bei New Orleans; Daday (1905) im Gebiet des Paraguay und Yuguariflusses; Stingelix (1913) im Stromgebiet des Orinoco in der Lagune Ubaque 2066 m ü. M. Die Fundorte bei Kapstadt sind also die ersten in Afrika. Vom Genus Pseudosida ist sonst nur noch P. szalayi in Deutsch- Ostafrika von Daday (1910) gefunden. ^CA? c j LIBRARY 12 Deutsche Südpolar-Expeditiou. Daphue dolicliocephala Saks. Syn. Daphnia dolicliocephala Sars 1895. (Fig. 2.) Die mir vorliegende Form von Kapstadt stimmt in allen wichtigen Merkmalen mit der von Sars (1895) beschriebenen Form von Knysna (über 400 km östlich von Kapstadt), die Sars außer- dem noch in Hanover (Kapkolonie) fand, überein. Ich hebe folgende Übereinstimmungen aus- drücklich hervor. Die Kopfkontur ragt in der Verlängerung der Dorsalkontur am meisten vor und Fig. 2. Daphne dolichocephala. a Ausgewachsenes $ von Fishhoek, b Abdomen, c Kopf in Ventralansicht, d Rostrum (Sinnesborsten der Tastantenne nicht gezählt), e Kopf eines $ von Chapmansbai. fällt zum Auge schräg ab. Der Kopf ist vom Rücken durch eine flache Bucht getrennt. Der Augen - fleck ist sehr klein. Die Stachelreihe des Rückenkiels reicht nicht auf die Kopfschale hinüber. Ein sekundärer ( Schalenklappen- )Fornix fehlt. Das Abdomen (Fig. 2 b) trägt 18 — 20 Analzähne, bei älteren, voll ausgewachsenen Weibchen sogar bis 26. Dieselben sind jedoch nicht, wie Sars angibt, ,,comparatively short and subequal", sondern die distalen sind ziemlich lang, während — bei allmählicher Größenabnahme — die proximalen ganz unansehnliche Stachelchen sind. Die Abdominalkrallen tragen 5 — 6 basale imd 8 — 9 mediane Nebenkammzähne, während die distale Partie der Krallen strichelartig behaart ist. Die distalen 2 Abdominalfortsätze sind verschmolzen, die 2 proximalen sind bei jüngeren Weibchen noch gleich groß, während bei voll ausgewachsenen Rühe, Siißwassercrustaceen. 13 der proximale Fortsatz bedeutend größer als der zweite ist. Der Darmkanal bildet eine scharfe Krümmung im Kopie kurz vor dem vordersten Antennenmuskel. Weibchen werden bis 3 mm groß. In folgenden Punkten weicht aber die Fischhoekform von Sars' Typus ab. Ihr Kopf trägt eine kleine, aber deutlich entwickelte Crista. Diese präsentiert sich namentlich in Ventralansicht sehr deutlich (Fig. 2 c). In Lateralansicht ist ihr Vorhandensein daran zu erkennen, daß bei der Fischhoek- form das Auge und der S-förmige Darmblindsack nicht an die vordere Kopfkontur stoßen, wie bei Sars' Form, sondern etwas von derselben entfernt liegen. Durch diese Crista wird natürlich auch die ganze Kopfkontur verändert. Zwar liegt die höchste Stelle der Kopfkontur bei der Fisch- hoekform auch noch in Verlängerung der Dorsalkontur, doch fällt die vordere Kopfkontur nicht geradlinig, sondern meist in gleichmäßiger, konvexer Kurve zum Auge hin ab, und außerdem bildet die Kopfkontur vor dem Auge nicht eine so starke, winkelartige Krümmung wie bei Sars' Form. Eine weitere Eigentümlichkeit der Fischhoekform ist die, daß das Rostrum, das auch bei dieser Form stets stumpf abgerundet ist, an der Spitze konstant eine Anzahl von Stachelchen trägt, von denen meist 2 stärker entwickelt sind (Fig. 2 d). Solche Stachelchen finden sich gelegentlich auch bei anderen Z>«p/m. Masille. bis etwa zur Mitte des 6. Hinterrumpfsegments reichen, aber ,,an Länge etwas variabel" sind. Ästhetasken finden sich an den denselben Gliedern wie bei Mräzeks Form, auch die feinen Sinnes- haare sind wie bei dieser verteilt. Die Beborstung der Mandibel ist von Brady nicht ganz korrekt wiedergegeben, daher gebe ich eine Abbildung (Fig. 21 c). Mit MRÄZEKsFig.45 stimmt dieselbe im wesentlichen überein, wenn sich auch in der Anzahl der Borsten einige Abweichungen finden, die wohl auf Ungenauigkeiten bei Mrazek beruhen. J) Hier liegt also bestimmt ein Irrtum Bradys vor. Rühe, Süßwassercrustaceen. 59 Auch von der 2. Maxille gebe ich eine Abbildung (Fig. 21 d), weil Mräzeks Abbildung der Beborstung des Ramus exterior nicht ganz klar ist. Mit Ekmans Abbildung stimmt die meinige dagegen überein. Der distale Lobus des 2. Basipoditen trägt einen in ä c h I i g e n b e z a h n t e n Hakendorn, der für die Art c h a r a k t e r i s t i s <• li i s t. Der 2. M a x i 1 1 i p e d (Fig. 21a) stimmt im wesentlichen überein mit Mräzeks Angaben und Zeichnung, jedoch trägt -- wie typisch - der proximale Innenwulst des 1. Basipoditen nur eine Borste (statt 2 bei Mräzek) und ist fernerhin die Hakenborste des 1. Endopoditengliedes beträchtlich kleiner als die der beiden folgenden Glieder. Durch Fig. 21 a wird auch Bradys irrtüm- liche Angabe, daß der 2. Maxilliped an der Spitze mit ,,2 slender, falcate claws" bewehrt sei, ver- ständlich. Die 3 ersten Endopoditenglieder tragen an der Innenseite je eine große Hakenborste und eine nach innen von dieser stehende kleinere Borste, das 4. Glied hat 2 kleine Innenborsten und eine Außenborste und das sehr kurze Endglied 3 Endborsten und eine Außenrand börste (Fig. 21 b). Diese Beborstungsverhältnisse (namentlich des 3. und 4. Gliedes) sind charakteristisch für das Subgenus Paraboeckella. Sie lassen sich darstellen durch die Formel: 1.1+1 II. 1+1 III.l + l IV.2 + 1 V.3 + 1. Die Beborstung des 2. Maxillipeden junger, nicht geschlechtsreifer Tiere nähert sich sehr der im Genus Pseudoboeckella üblichen. Ich fand hier folgende Formel: 1.4 II. 4 III. 2 + 1 IV.2 + 1 V.3 + 1. Das beweist die Abstammung des Subgenus Paraboeckellu von Pseudoboeckella. Bei ausgewachsenen, geschlechtsreifen Tieren finden sich keine Rudimente der bei jungen Tieren noch vorhandenen Borsten. In bezug auf den Bau und die Bewehrung der ersten 4 Fußpaare stimmen die Beob- achtungen Ekmans und Mräzeks überein, wenn sie auch von beiden verschieden dargestellt werden. Die Kerguelenform weist nur eine Abweichung in der Beborstung des letzten (3.) Gliedes des Innen- astes des 1. Fußpaares auf, indem sie hier 1 Se und 4 Si trägt, während Ekman und Mräzek über- einstimmend 2 Se und 4 Si vermerken. Aus folgender Tabelle ist die Beborstung der ersten 4 Fuß- paare bei der Kerguelenform ersichtlich. In Klammern gebe ich abweichende Beobachtungen Mräzeks (durch M. gekennzeichnet) und Ekmans (E.) an. 1. Fußpaar. Re Ri 1 Se 1 Si 0 Se 1 Si 1 Se 1 Si 0 Se 1 Si 3 Se 3 Si 2. Fußpaar. 1 Se (M., E. 2) 4 Si. 1 Se 1 Si 0 Se 1 Si 1 Se 1 Si 0 Se 2 Si 3 Se 4—5 Si (M. 5) 2- 3. Fußpaar. -3 Se (M. 3) 5 Si. 1 Se 1 Si 0 Se 1 Si 1 Se 1 Si 0 Se 2 Si 3 Se 4 Si 2 Se (M. 3) 5 Si (M. 4 -5). gn Deutsche Südpolar-Expedition. 4. Fußpaar. Ee Ri 1 Se 1 Si 0 Se 1 Si 1 Se 1 Si 0 Se 2 Si 3 Se 4—5 Si (M. 5) 2—3 Se 5 Si. Das 5. F u ß p a a r (Fig. 20 d) hat einen dreigliedrigen Außenast, dessen 2. Glied einen starken, doppeltgezähnten, inneren Hakenfortsatz trägt. Das 3. Glied ist am längsten und trägt 4 kleinere Innenrandborsten, 2 endständige Borsten, von denen die innere die längere ist, und eine Außenrandborste. Bezüglich der Bewehrung der dreigliedrigen Endopoditen weichen die Zeichnun- gen Ekmans und Mräzeks insofern voneinander ab, als P. vexittifera Ekmas am 3. Gliede des Endopoditen „sowohl an der Innen- als an der Außenseite" je 2 Borsten trägt, während Mräzek 2 Innenrandborsten und 1 Außenrandborste zeichnet. Dies war für Ekman mit ein Grund, seine P. vexittifera als selbständige Varietät der VÄVRAschen Parabocckella brevicaudata aufrechtzuer- halten. Ich fand ein Weibchen, bei dem der Endopodit der einen Seite wie Ekmans, der der anderen Seite wie Mräzeks Tiere beborstet war — ein Zeichen, daß aus diesem Merkmal jeden- falls keinerlei Berechtigung zur Begründung einer Varietät zu entnehmen ist. In Analogie hierzu möchte ich auch annehmen, daß die besprochenen Differenzen in der Beborstung des 1. Fußpaares bedeutungslos sind. Absolute Länge des Weibchens: 2100—3100 ,u. Männchen: Der Vorderrumpf des Männchens verjüngt sich nach hinten zu stärker als der des Weibchens; die Verlängerungen des letzten Vorderrumpfsegmentes sind ganz kurz. Hinter - rumpf fünfgliedrig. Furcalglieder schlanker und länger als beim Weibchen. Der 1. Antenne ent- spricht in ihrem Bau den Angaben von Mräzek und Ekman. Das letzte Glied der Greifantenne sitzt dem vorletzten seitlich an. Im Bau des 5. Fußpaares stimmt die Kerguelenform mit den Angaben Ekmans und Mräzeks, die nur scheinbar differieren, überein (Fig. 20 e). Die einzige Abweichung meiner Tiere von Ekmans Beschreibung besteht darin, daß das 3. rechte Endopoditenglied hier nur 2 kleine laterale und eine lange Endborsten trägt, während Ekman 2 laterale Dornen und 2 ungleich lange, an Länge variable Endborsten fand. Mräzeks pricht von einem nur zweigliedrigen rechten Exopoditen, zeichnet denselben aber richtig dreigliedrig. Er zeichnet ferner die beiden inneren Anhänge des 2. linken Basipoditen von gleicher Form, während ich in Übereinstimmung mit Ekman einen längeren, zahn- oder hakenartigen und einen — wohl dem Innenast entsprechenden — stumpf kegelförmigen Fortsatz fand. Absolute Länge des Männchens: 2000 — 2550 ,u. Das Ergebnis dieser vergleichenden Beschreibung ist folgendes: Die Kerguelenform stimmt in allen Artmerkmalen mit der MRÄZEKschen Form überein; sie unterscheidet sich von den Mräzek- schen und EKMANschen (westantarktischen) Formen durch Form und Länge der flügelartigen Ver- längerungen des letzten Vorderrumpfsegmentes und — wenn man darauf Wert legen will — durch die Zahl der Borsten am 3. Gliede des 1. Endopoditen; außerdem von Ekmans var. vexittifera durch kürzere Vorderantennen. Allen diesen Unterschieden ist höchstens Varietätswert zuzuschreiben. Verbreitung : Die Art wurde von Brady (1875, 1879) in Material von Kerguelen aus Rühe, Süßwassercrustaceen. 61 Süßwasser bei der Observatory-Bai gefunden; von Studer wird sie merkwürdigerweise von Ker- guelen nicht gemeldet; in meinem Material, welches von demselben Fundort wie das Bradys stammt, ist sie häufig. Mräzek (1901) fand die Art in Südpatagonien (Punta Arenas), Ekinan (1905) seine var. vexülifera auf den Falklandinseln, von wo sie auch Scott (1914) meldet, und Feuerland. — Die Art ist die einzige Boeckellide, die in der westlichen und östlichen Hemisphäre zugleich vorkommt. Biologisches: Ob die Art im Winter Dauereier bildet, konnte ich nicht feststellen. Sicher ist aber nach den Notizen von Dr. Werth, daß die Tiere, die im Leben „dunkelziegelrot" sind und beim Absterben „stahlblau" anlaufen, den ganzen Winter über unter der Eisdecke in beiden Geschlechtern und in Fortpflanzungstätigkeit angetroffen wurden. Cyclops vernalis Fischek. Der im „Grünen See" auf Kerguelen lebende Cyclops ist C. vernalis Fischer und, wie ich mich durch Vergleich mit märkischen Formen überzeugen konnte, vollkommen mit der europäischen Form identisch. Studer (1878) hat 2 neue Cyclops -Arten: C. bopsini und C. krillei von Kerguelen beschrieben, die Schmeil (1896) trotz der ganz ungenügenden Beschreibung Studers als C. serru- latus ansprechen zu können glaubte. Wenn Studers Angaben, die schon Schmeil stark in Zweifel zieht, richtig sind, ist keine der beiden STUDERschen Arten mit C. vernalis identisch. Zur Biologie der Süsswasser-Entomostraken von Kerguelen. Die vorhergehenden, wesentlich systematischen Untersuchungen kann ich nach den mir von Herrn Dr. Werth freundlichst zur Verfügung gestellten Notizen in seinem Laboratoriums] ournal von Kerguelen nach der biologischen Seite hin vervollständigen. Vor allem gewähren diese Notizen einen Einblick in die Lebensbedingungen der Süßwasserkruster auf Kerguelen, da sie eine stattliche Reihe von Beobachtungen Dr. Werths über Wassertemperaturen, allgemeine Wetterlage, Eis- bedeckung der Seen enthalten, die sich über ein ganzes Jahr vom 22. II. 02 bis zum 27. II. 03 verteilen. Wenn diese Beobachtungen auch nicht so regelmäßig ausgeführt sind, daß sie eine graphische Darstellung der Wassertemperaturen des Stationssees, an dem die meisten Beobachtun- gen angestellt sind, gestatten, so sind sie doch interessant genug, um sie eingehender heranzuziehen. Die höchsten Wassertemperaturen im Stationssee finden sich zwischen dem 4. III. und 23. IV.1). Die höchste von Dr. Werth gemessene Wassertemperatur beträgt 12,5° C. Innerhalb der genannten Zeit wurden sechsmal Temperaturen von über 10° C gemessen, die später und früher im Jahre nie wieder ganz erreicht wurden. Die höchsten Wassertemperaturen fanden sich stets an sonnigen Tagen mit wenig Bewölkung als direkte Folge der Sonnenbestrahlung. Inner- halb dieses wärmsten Zeitraumes, der in den Kerguelenherbst (März — Mai) fällt, fanden sich aber doch auch gelegentlich recht niedrige Wassertemperaturen; so am 28. III.: 2,7" C, und gleich am 25. IV. notiert Dr. Werth zum ersten Male: „Schnee, viel Eis auf dem See" und eine Wassertem- J) Die TemperaturablesungeD wurden meist um die Mittagszeit gemacht und sind sämtlich Oberflächentemperaturen. Die höchste Lufttemperatur fällt in den Februar. 62 Deutsche Südpolar-Expedition. peratur von 1,8° C, während am 23. IV. noch 12° gemessen waren. Am 26. IV. werden sogar nur 0,8° C gemessen; am 27. IV. aber ist es wieder sonnig, der See wieder eisfrei, Wassertemperatur 5,5° C. Am 14. V. ist der „Kleine See" vollständig zugefroren, taut aber in der Folgezeit noch mehrmals auf und friert wieder zu. Am 9. VI. macht Dr. Werth bei einer Wassertemperatur von 2,5° C im Stationssee einen Fang und beobachtet darin Daphniopsis studeri1) sehr häufig. Er notiert folgendes: „Das Tier scheint zwischen dem Mulm des Bodens zu leben und erst nach Auf- rühren des Bodens infolge des Netzes reichlich hervorzukommen; bei ganz ruhigem Wetter schien es zu fehlen." Auch für die anderen Süßwasserkrebschen bemerkt Dr. Werth gelegentlich, daß sie sich meist im Schlamm aufzuhalten scheinen und am besten beim Aufrühren des Bodens beim Ziehen des Netzes zu fangen sind. In der Tat sind die gefundenen Entomostraken ihrem ganzen Bau nach wohl alle als litorale oder Flachwassertiere anzusehen, die zwischen den Wasserpflanzen leben. Auch Macrothrix börgeni fand sich ziemlich häufig in dem Fang, „doch nicht so viel wie Daphniopsis." Alona weinecki kam vereinzelt vor. Von Pseudoboecketta brevicaudata fanden sich junge Tiere und Nauplien sehr häufig, aber auch Männchen und Spermatophoren tragende Weibchen. „Pseudöboeckdla überwiegt im Plankton, nächstdem komm! Daphniopsis und in vielleicht ebenso großer Menge, aber weniger auffallend, Macrothrix börgeni. Alona und Pleuroxus scheinen nur ver- einzelt vorzukommen." Ausdrücklich erwähnt Dr. Werth die rein parthenogenetische Fortpflanzung von Daphniopsis zur Zeit des Fanges. Am 10. VI. hat der Stationssee bei einer Wassertemperatur von + 1,1" C eine leichte Eis- decke, die am 12. VI. 1 cm dick ist. Am 15. VI. setzt wieder Tauwetter ein, die Eisdecke auf dem Stationssee schwindet gänzlich, die Wassertemperatur beträgt + 5,1" C. Schon am 17. VI. findet sich wieder „dünnes Schneeis" auf dem See (Wassertemperatur + 0,4° C), das am 18. VI. schon 2 cm dick ist. Am 21. VI. ist das Eis teilweise abgeschmolzen (+ 0,4" C), um dann vom 22. VI. bis zum 16. VIII. dauernd zugefroren zu bleiben. Wir befinden uns hier im Höhepunkt des Winters für die Planktonten. Dabei ist dieser Winter aber als äußerst milde zu bezeichnen, denn die mittlere Lufttemperatur des Juli ist 0,4° C, die des September 0,5" C. Daher sind die von Dr. Werth in dieser Zeit vom Eise aus gemachten Planktonfänge von besonderem Interesse. Über eine am 15. VII. vom Eise aus an flacher Stelle aus dem Stationssee geschöpfte Schlammprobe mit Wasser bemerkt er am 16. III. : „Heute hat sich der Schlamm abgesetzt, und in dem überstehenden Wasser tummelt sich: Daphniopsis, stoßweise schwimmend, auch ein Exemplar mit Eiern im Brutraum; Pseudo- boecketta massenhaft, in Rückenlage unter schneller Bewegung der Brustbeine: 1 Paar in Copula." Am 3. VIII. beobachtet er ebenfalls unter dem Eise Pleuroxus wittsteini und Cyclops spec. Diese Formen überdauern also trotz der 8 Wochen dauernden Eisbedeckung des Sees den Winter zum mindesten teilweise im aktiven Zustand. Dauereier beobachtete Dr. Werth überhaupt nicht mit Bestimmtheit; ich fand solche von Daphniopsis am 16. I. 02, Studer am 18. XL, von Alona weinecki am 30. IX. 02, also im Frühjahr und Sommer. Am 17. VIII. ist der Stationssee wieder ganz eisfrei, am 3. IX. hat er wieder eine Eisdecke, die am 11. IX. schon nicht mehr trägt. An diesem Tage bemerkt Dr. Werth: „Wasser im See, über felsigem Boden geschöpft, enthält nur wenige Boeckellen. Wasser mit beim Schöpfen aufgewühltem l) Ich führe die SüLiwasserentomostraken nicht mit den von Dr. Werth in seinen Notizen gebrauchten Namen, sondern mit den im Vorhergehenden angewandten Benennungen an. Rühe, Siißwassercrustaceen. 63 Schlamm enthält eine Anzahl Boeckellen." Am 14. IX., noch mehr am 16. IX., setzt energisches Tauwetter ein, das Eis schwindet bis auf einige seichte Partien am Ufer. Aus diesen Notizen ergibt sich, daß das ausgesprochen ozeanische Klima von Kerguelen sich im Süßwasser natürlich noch erheblich gesteigert wiederspiegelt. Die Temperaturschwankungen sind äußerst geringe, und die Wassertemperaturen bewegen sich im Frühjahr und Herbst außer- ordentlich lange um den Nullpunkt herum, daher bildet sich auf den Süßwasserseen immer von neuem eine dünne Eisdecke, die nach wenigen Tagen wieder auftaut. Bei den geringen Temperatur- schwankungen und der Unwahrscheinlichkeit, daß die Seen jemals bis in tiefere Schichten zu- frieren, scheinen besondere Anpassungen der Süßwasserplanktonten an den Temperaturwechsel und das winterliche Zufrieren der Gewässer nicht nötig zu sein und auch zu fehlen. Daher erklärt sich die geringe Anzahl der beobachteten Dauereier. Tiergeographisches. Überblickt man die geographische Verbreitung der auf Kerguelen und Neu-Amsterdam ge- fundenen Arten, so muß zuerst Daphniopsis studeri aus der Betrachtung ausscheiden, da der einzige sonst bekannte Fundort (Tibet) des Genus wohl direkt nicht für tiergeographische Schlüsse in Betracht kommt; es ist zu erwarten, daß spätere Funde noch eine weitere Verbreitung des Genus Daphniopsis zeigen werden. Vielleicht läßt sich dann auch über die Bedeutung des Vorkommens von Daphniopsis auf Kerguelen etwas ausmachen. Bei den übrigen 3 Cladocerenarten und bei Pseudoboeckella brevicaudata handelt es sich um Formen, die sämtlich auch in westantarktischen resp. subantarktischen Gebieten gefunden sind und wohl als circumpolar-antarktische (circum- australe) Formen anzusprechen sind, insofern zu erwarten ist, daß sie auch in anderen antarktischen resp. subantarktischen Gebieten zu finden sein werden. Zum Teil haben diese Arten auf Kerguelen — durch Isolation begünstigt -- endemische Inselformen gebildet, die aber höchstens den Wert von Varietäten haben. Das ist der Fall bei Pleuroxus wittsteini, Macrothrix hirsuticornis, die überhaupt sehr variabel ist, und Pseudoboeckella brevicaudata. Ich halte es nicht für berechtigt, aus der bisher bekannten Verbreitung der gefundenen Arten weitere tiergeographische Schlüsse zu ziehen, da die Tragweite passiver Wanderung für die Verbreitung der gefundenen Arten (Verschleppung durch Vögel, von der Westantarktis her, die durch die Westwinddrift begünstigt wäre) nicht abzusehen ist. 54 Deutsche Südpolar-Expedition. Literaturverzeichnis. Behring, A. 1912. Studien über die vergleichende Morphologie sowie über die temporale und Lokalvariation der Phyllopoden- extremitäten. Internat. Kev. Biol. Suppl. Ser. IV. Birge, E. A. 1878. Notes on Cladocera. Trans. Wisconsin Acad. Sei. Bd. 4, p. 100. Birge, E. A. 1910. Notes on Cladocera IV. Transact. Wiscons. Acad. Sei. Bd. 10. Brady, G. S. 1875. Note on Entomostraca from Kerguelens Land and the South Indian Ocean. Ann. Mag. Nat. Hist. Bd. 16, p. 162. Brady, G. S. 1879. Entomostraca. In „An' Account of the petrological, botanical and zoological collections made in Ker- guelens Land and Kodriguez etc., 1874—75. Phil. Trans. Roy. Soc, London, Bd. 168, p. 215. Brady, G. S. 1904. On Entomostraca collected in Natal by Mr. James Gibson. Proc. Roy. Soc. London, Bd. II, p. 121— 128, Tat. VI- VIII. Brady, G. S. 1907. On Entomostraca collected in Natal. Ann. Natal. Gov. Zool. Museum. London, Bd. I (Part II), p. 173— 186, Tai 29-31. Brehm, V. 1912. Die Cladoceren. In „Wissensch. Ergebnisse der Deutschen Zentral-Afrika-Expedition 1907—1908, Bd. III, Zoologie I. Leipzig, W. Klinkhardt. Chii.tox, Ch. 1898. A new freshwater Amphipod from New Zealand. Ann. Mag. Nat, Hist. Ser. 7 I, p. 423. Chilton, Ch. 1909. The Crustacea of the subantaretie Islands of New Zealand. In ,,Subantarctic Islands of New Zealand". Wellington. Cooper, W. A. 1906. Notes on a new species of Gymnoplea from Richmond, Natal, South Afriea. Ann. Natal. Zool. Museum. London, Bd. I. Daday, E. v. 1898. Mikroskopische Süßwassertiere aus Ceylon. Anhangsheft zu: Termes Füzetek. Budapest, Bd. 21. Daday, E. v. 1902. Mikroskopische Süwassertiere aus Patagonien; gesammelt von Dr. Filippo Silvestri. Term. Füzetek Bd. 25, p. 201. Daday, E. v. 1904. Mikroskopische Süßwassertiere der Umgebung des Balaton. Zool. Jahrb., Syst. Bd. 19, p. 37. Daday, E. v. 1904. Ein neues Cladocera-Genus der Familie Sididae. Rovartan i lapok Bd. 11, Heft 6, p. 111, Fig. 1, 2. Daday, E. v. 1905. Untersuchungen über die Süßwasser-Mikrofauna Paraguays. Zoologica Bd. 44. Daday, E. v. 1906. Untersuchungen über die Copepodenfauna von Hinterindien, Sumatra und Java, nebst einem Beitrag zur Copepodenkenntnis der Hawaii-Inseln. Zool. Jahrb., Syst. Bd. 24 (3), p. 175—206. Daday, E. v. 1910. Untersuchungen über die Süßwasser-Mikrofauna Deutsch-Ostafrikas. Zoologica Bd. 59. Daday, E. . 1910. Ergebnisse der mit Subvention aus der Erbschaft Treitl unternommenen zoologischen Forschungsreise Dr. Franz Werners nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda, 15. Beitrag zur Kenntnis der Mikro- fauna des Nils. Sitzungsber. d. Kais. Akad. Wien, Math.-naturw. Klasse Bd. CXIX. Daday, E. v. 1910. Species aliquot novae Entomostracorum. Arehivum zoologicum Bd. 1, Nr. 14. Douwe, C. van. 19121. Ostafrikanische Süßwasser-Copepoden. Zool. Jahrb., Syst. Bd. 33, Heft 1. Douwe, C. vax. 19122. Copepoda, In „L. Schulze, Zoologische und anthropologische Ergebnisse einer Forschungsreise im westlichen und zentralen Südafrika, ausgeführt in den Jahren 1903—1905". G. Fischer, Jena. Douwe, C. van. 1914. Copepoda. In ..Beiträge zur Kenntnis der Land- und Süßwasserfauna Deutsch- Südwestafrikas". Herausgegeben von W. Michaelsen. Hamburg, p. 95—103. Eaton, A. E. 1876. The correct habitat of Centropages brevicaudalus Bradv. Ann. Mag. Nat, Hist, Bd. 17, p. 264. Ekman, Sven. 1900. Cladoceren aus Patagonien. Gesammelt von der schwedischen Expedition nach Patagonien 1899. Zool. Jahrb. Syst, Bd. 14, p. 62. Ekman, Sven. 1904. Cladoceren und freilebende Copepoden aus Ägypten und dem Sudan. In: Results of the Swedish Zoo- logical Expedition to Egypt and the White Nile 1901. Upsala. Ekman, Sven. 19051. Cladoceren und Copepoden aus antarktischen und subantarktischen Binnngewässem. Wissensch. Ergebnisse d. schwedischen Südpolar-Epedition 1901—1903. Stockholm. Ekman, Sven. 19052. Die Systematik und Synonymik der Copepodengattung Boeekella und verwandter Gattungen. Zool. Anz. Bd. 29, Nr. 19, p. 593-004. Ekman, Sven. 1911. On some freshwater Entomostraca from Egypt and the Soudan. Ann. Mag. Nat.-Hist. Ser. S, Vol. 7. Guerne, J. de, et Richard, J. 1889. Revision des Calanides d'eau douce. Mein. Soc. Zool. France Bd. 2, p. .95, Taf. 1—4. Guerne, J. de, et Richard, J. 1892. Cladoceres et copepodes d'eau douce des environs de Rufisque. Mem. Soc. Zool. France Bd. V, p. 526-538. Gurts'ey, R, 1904. On a small collection of freshwater Entomostraca from South Afriea, Proc. Zool. Soc London Bd. 8. GuRiNey, R. 1909. On the freshwater Crustacea of Algeria and Tunisia. Journ. Roy. Microsc, Soc. 1909. p. 273. Herrick und Turner. 1895. Synopsis of the Entomostraca of Minnesota, Geol. Nat. Hist. Survey. Minnesota, Zool. ser. 2. Rühe. Siißwassercrustaceen. 65 Keilhack, L. 1913. Faunistische, systematische und noinenklatorische Bemerkungen über Dauphine-Entomostraken. 5. Beitrag zur Kenntnis der Süßwasserfauna in den Daupkin6-Alpen. Archiv Hydrobiol. Bd. 9, p. 150. Klotzsche, K. 1913. Beitrüge zur Kenntnis des feineren Baues der Cladoceren (Dcephnia magna). Jen. Zeitschr. Naturw. Bd. 50, N. F. Bd. 43, p. 601-646, Taf. 24. Lilljeborg, W. 1899. Cladocera Sueeiae. Nov. Act Reg. Soe. Sei. Upsaliensis Ser. 3. Loven, S. 1845. Fyra nya arter af Sötvattens-Crustaceer fran Södra-Africa. Kong. Vet. Acad. Hand. Lund, L. 1870. Bidrag til Cladocerernes morphologie og Systematik. Naturhist. Tidsskr. 3 Raek, Bd. 7. Merrill, H. B. The strueture and affinities of Bunops scutifrons Birge. Trans. Wisconsin Acad. Sei. Bd. 9. Methuex. I. A. 1910. On a eollection of fresltwater Crustacea from Transvaal. Zool. Soc London. Mräzek, A. 1898. Hie Copepoden Ostafrikas. In „Deutsch-Ostafrika" Bd. 4. Poppe, S. A., und Mräzek, A. 1895. Entomostraken von Süd-Georgien. In ,,Entomostraken des Naturhist. Museums in Hamburg". Mitt. Naturhist. Mus. Hamburg, 12. Jahrg., p. 135—138. Richard, J. 1894. Entomostraces recueilles par M. E. Magdiliani dans le lac Poba ( Sumatra). Ann. Mus. Civico Storia Nat. Genova Bd. 14 (34). Richard, J. 1894. Cladoceres recueillis par le Dr. Ph. Barrois en Palestine, en Syrie et en Egypte. Rev. biol. Nord de la France Bd. 6, Nr. 9, p. 360. 1895/96. Revision des Cladoceres. Part 1 und 2. Ann. Sei. nat. Zool. Ser. 7, Bd. 18 und Ser. 8, Bd. 2. 1896. Sur la faune de quelques lacs du Caucase d'apres les reeoltes de M. Kavraisky. Bull. Soc. Zool. France Bd. 21. 1897. Entomostraces de l'Amerique du Sud. Mein. Soc. Zool. France Bd. X. 1908. Beitrag zur Kenntnis der Moosfauna Australiens und der Inseln des Pazifischen Ozeans. Zool. Jahrb. Syst. Bd. 26, p. 196-293. Sars, G. O. 1888. Additional notes on Australian Cladocera, raised from dried mud. Christiania Vid. Selskab. Forhandl. Nr. 7. Sars, G. 0. 1895. On some South-Afriean Entomostraca raised from dried mud. Vid. Selskab. Skrifter. I. Math. -Naturw. Klasse Nr. 8. Sars, G. 0. 1896. ( >n freshwater Entomostraca from the neighbourhood of Sydney, partly raised from dried mud. Kristiania. Sars, G. 0. 18981. Description of two additional South-African Phyllopoda. Archiv. Math. Naturvid. Kristiania Bd. 20, Nr. 6. Sars. 0. 0. 18982. On some South-African Phyllopoda raised from dried mud. Ibid. Sars, G. O. 18991. On the genus Broieas of Loven with description of the type species Broteas falcifer Lov. Ark. Math. Naturvid. Bd. 21, Nr. 2, p. 27. 18992. Additional notes on South-African Phyllopoda. Ibid. Bd. 21, Nr. 4. 1901. Contributions to the knowledge of the Freshwater Entomostraca of South America. Part I, Cladocera. Ark. Math. Naturvid. Kristiania. Sars, G. 0. 19031. On the Crustacean Fauna of Central Asia. 2. Cladocera. Ann. Mus. Zool. Acad. Imp. Sei. St. Peters- bourg, Bd. 8. 19032. Freshwater Entomostracea from China and Sumatra. Arkiv Naturvid. Bd. 25, Nr. 8. 1903—1907. An Account of the Crustacea of Norway. Bd. V. Copepotla HarpacUeoida. Bergen. Sars. (I. 0. 1905. Pazifische Plankton-Crustaceen. (Ergebnisse einer Reise nach dem Pazifik. Schauinsland 1896— 1897.) II. Brackwasser-Crustaceen von den Chatham-Inseln. Zool. Jahrb., Syst. Bd. 21, p. 371—414. 1905. On two apparently new Phyllopoda from South Africa. Ibid. Bd. 27, Nr. 4. 1907. On two new species of the genus Diaptomus from South Africa. Ibid.. Bd. 28. 1909. Freshwater Entomostraca from South Cieorgia. Arkiv Math. Naturvid. Kristiania. 1913. On freshwater Entomostraca from various parts of South Africa. Ann. Nat. Mus. Bd. 2, Part 4. 1901 Description of some New Vietorian freshwater Amphipoda. No. 1. Proc. Roy. Soc. Victoria. New Ser. Bd. 13, Part II, p. 225. Sayce, 0. A. 1902. Description fo some New Vietorian freshwater Amphipoda. No. 2. Ibid. Bd. 15, p. 47, Taf. 4—7. Schmeil, 0. 1892—1896. Deutschlands freilebende Süßwasser-Copepoden. Bibl. Zoologica Heft 11, 15, 21. Scott, Th. 1914. Remarks on some Copepoda from the Falkland Islands collected by Mr. Rupert Vallentix. Ann. Mag. Nat. Hist. 11. Ser., Bd. 13, Nr. 73. Scourfield, T. 1902. The Ephippia of the Lynceid Entomostraca. Journ. Quekett. Micr. Club. Scourfield, J. 1905. Die sogenannten „Riechstäbchen" der Cladoceren. Forsehber. Plön. Bd. XII, p. 340—352, Taf. V, VI. Smith, 0. W. 1909. The freshwater Crustacea of Tasmania, with remarks on their geographica! distribution. Trans. Linn. Soc. (2) London Bd. 11, Part 4, p. 61-92, Taf. 12-18. Stebbixg, Th. R. 1910. General Catalogue of South African Crustacea. Ann. South Africa Mus. Bd. 6. Stingelin, Th. 1895. Die Cladoceren der Umgebung von Basel. Rev. Suisse Zool. Bd. 3. Deutsche SUdpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 9 Richard. J. Richard, J. Richard, J. Richters, F. Sars, G. 0. Sars, G. 0. Sars, G. 0. Sars, G. 0. Sars, G. 0. Sars, G. 0. Sars, G. 0. Sars, (1. O. Sayce, 0. A. gß Deutsche Südpolar-Expedition. Stingelin, Th. 1904. Untersuchungen über die Cladocerenfauna von Hinterindien, Sumatra und Java nebst einem Beitrage zur Cladocerenkenntnis der Hawaii-Inseln. Zool. Jahrb. Syst. Bd. 21, p. 327. Stingelin, Th. 1906. Cladoceren aus Paraguay. Annal. Biol. lacustre Bd. I, p. 181. Stingelin, Th. 1913. Cladoceren aus den Gebirgen von Kolumbien. In „Voyage d'exploration scientifique en Colombie". Mem. Soc. neuehätel. Sei. nat. Bd. 5. Studer, Th. 1878. Beiträge zur Naturgeschichte wirbelloser Tiere von Kerguelensland. Über eine Fauna von Süßwasser- crustaeeen in Kerguelensland. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 44, 1878. Tollixger, M. A 1911. Die geographische Verbreitung der Diaptomiden und anderer Süß- und Brackwassergattungen aus der Familie der Centropagiden. Zool. Jahrb., Syst. Bd. 30. Turner, C. 1910. Ecological Notes on the Cladocera and Copepoda of Augusta, Georgia. Transact, Acad. St. Louis, Bd. 19. Vävra, W. 1900. „Cladoceren." In „Hamburger Magelhaensische Sammelreise". Hamburg. Weigold, H. 1910. Biologische Studien an Lyncodaphniden und Chydoriden. Internat. Rev. ges. Hydrobiol. Bd. III, Suppl. 2. Weltner, W. 1896. Die Cladoceren Ost-Afrikas. In „Deutsch-Ostafrika" Bd. IV. Nr. 10. Berlin. 2 Tai Weltner, W. 1898. Ostafrikanische Cladoceren. Mitt, Naturhist. Mus. Hamburg Bd. 15. C. Wesenberg-Lünd. 1894. Gremlands Ferskvandsentomostraca. I. Phyllopoda branchiopoda et cladocera. Vid. Medd. naturhist. Foren. Kjöbenhavn. Wierzejski, A. 1895. Przeglad fauny Skorupiakow Galicyjskii. Krakau. SÜSSWASSEROSTRACODEN DEK DEUTSCHEN SÜDPOLAR-EXPEDT1TON 1901-1903 NACHTRAG VON G. W. MÜLLER (GREIFSWALD) MIT TAFEL [ UND 2 ABBILDUNGEN IM TEXT 9* In meiner Arbeit über die Ostracoden der Deutschen Südpolar -Expedition sind bereits zu- sammen mit den marinen Arten 14 Arten von Ostracoden aus dem Süßwasser vom Kapland und eine Art Erpetocypris helenae G. W. Müller von St. Helena behandelt. Nachträglich wurden mir noch einige beim Aussuchen von Cladoceren und Copepoden gefundene Arten zugeschickt, die mir zum Teil früher nicht vorgelegen haben und daher im folgenden be- schrieben werden sollen. Mit den hier von neuem Fundort oder neu beschriebenen, die mit einem * bezeichnet sind, läßt sich die folgende Übersicht über die von der Expedition gesammelten Arten geben. Kapland: *IJhysocypria armata G. W. Müller. Cypris syngramma G. W. Müller. *Gypris syngramma var. minor nov. var. Cypris corpulenta G. 0. Sars. Cypris trichota G. W. Müller. *Cypris capensis G. W. Müller. *Cypris (Eurycypris) acuta G. W. Müller n. sp. Cypris radiata G. W. Müller. Cypricercus episphaena G. W. Müller. Cypricercus maculata G. W. Müller. Isocypris perangusta G. W. Müller. Isocypris priomena G. W. Müller. Cyprinotus capensis G. W. Müller. Cypridopsis triquetra G. W. Müller. Cypridopsis echinata G. W. Müller. ^Cypridopsis aculeata (Costa). *Zonocypris tuberosa G. W. Müller. *Megalocypris princeps G. 0. Sars ? Candonocypris sp. *Stenocypris ametra G. W. Müller typica. Stenocypris ametra G. W. Müller var. minor. *Stenocypris bispinosa G. W. Müller n. sp. *Cytheridella obtusata G. 0. Sars. *Cytheridella capensis G. W. Müller n. sp. 70 Deutsche Südpolar-Expedition. Kerguelen, St. Paul, Neu -Amsterdam: *Ilyodromus kerguelensis G. W. Müller. St. Helena: Erpetocypris helenae G. W. Müller. Cypridae. Physocypria armata G. W. Müller. Cy'pria armata G. W. Müller (1898), in: Abb. Senckenb. Ges. v. 21. p. 261, t, Vi, f. 1-5, 12. Physocypria armata G. W. Müller (1912). in: Tierreich Lief. 31. p. 132. Die untersuchten Tiere waren etwas größer als die früher beschriebenen, Weibchen 0,77 — 0,86 statt 0,67—0,71 mm, Männchen 0,75 statt 0,6—0,62 mm. Gefunden: Zand Vlei bei Lakeside 28. VII. 03 und in einem Süßwassertümpel bei Chapmans Bay 8. VII. 03. Cypris syngramma var. minor nov. var. Von der typischen Form (G. W. Müller in: Ostracoden der Deutschen Südpolarexpedition p. 148) unterschieden durch geringere Größe (0,95 statt 1,0 — 1,1 mm) und bräunliche Farbe, die typische Form ist grün. Vorkommen: Süßwassertümpel zwischen Fishhoek und Chapmans Bay 8. VII. 03, wenige Individuen. Cypris capensis G. W. Müller. Cypris capensis G. W. Müller, in: Ostracoden der Deutschen Südpolar-Expedition p. 153. Vorkommen: Süßwassertümpel zwischen Fishhoek und Chapmans Bay, 8. VII. 03, 4 In- dividuen. Cypris (Eurycypris) acuta n. sp. (Tat. I, Fig. 6. Textfigur 1, Abb. 1-9.) Schale dünn, zerbrechlich, dicht punktiert, grün. Linke Schale des Männchens: Höhe etwa die Hälfte der Länge, am höchsten etwa auf halber Länge, annähernd halbkreisförmig, in der hinteren Hälfte etwas abgeflacht, am Vorderende in der ventralen Hälfte vorgewölbt, so daß das Vorderende deutlich breiter ist als das Hinterende. Der eigentliche Ventralrand (VR.) wird im Profil vollständig durch die stark vorragenden, scharfkantigen Seiten (Fl) verdeckt, so daß der Ventralrand durch den Rand der stark abgeflachten Ventralfläche gebildet wird. Dieser Rand bildet eine flach S-förmig geschwungene Linie, die sich in ziemlich deutlicher stumpfwinkliger Ecke gegen den Vorderrand, weniger deutlich gegen den Hinterrand absetzt. Rechte Schale, soweit ich nachkommen kann, der linken ähnlich, in der hinteren Hälfte mehr gleichmäßig gerundet. Der Saum (S) ver- läuft beiderseits in der Nachbarschaft des Innenrandes, weit vom Schalenrand. Vom Rücken gesehen bildet die Schale ein fast regelmäßiges Oval, dessen Länge sich zur Breite annähernd wie 3 : 2 verhält. Am Hinterrande ist das Oval nur wenig, vorn deutlicher durch den Rand der Schalen unterbrochen, der vorn schnabelartig vorragt. Die Hoden biegen in der hinteren Schalenhälfte Müller, Süßwasserostracoden. 71 nach vorn um, reichen bis etwa l/± der Schalenlänge, biegen dort wieder nach hinten um, um etwa auf 34 der Schalenlänge zu enden. Das Auge scheint zu fehlen, nie sah ich eine Spur davon. Weibchen unbekannt. Fig. 1. Cypris acuta Penis 155X; 6, 7 Greiforgane des . Diagnose : Grundbewohnende Comatuliden, in der Jugend gestielt; Basalia gewöhnlich zu einer Rosette umgebildet; 3 Infrabasalia oder häufiger 5 wurden bei den Jungen mehrerer Arten beobachtet, bei denen sie sich mit dem Centrodorsale vereinigen; die große Höhlung im Centro- dorsale enthält das gehämmerte Organ und die damit zusammenhängenden Gebilde; Tegmen nackt oder mit kleinen Platten besetzt, welche in den interradialen Winkeln Gruppen bilden können, besonders zwischen den IBr. ; Pinnulae alle zylindrisch oder mehr oder weniger abgeplattet, schlank, mit sehr langen Gliedern; 10 Arme (sehr selten 5, oder mehr als 10), ausgenommen bei Gattungen, bei denen 10 Radialia vorhanden sind, wo 20 vorhanden sein können. Geologisches Vorkommen: Mit Sicherheit nur aus den heutigen Meeren bekannt; keine der fossilen Comatuliden hat bestimmt dieser Unterordnung eingereiht werden können. Verbreitung : Allgemein verbreitet. Die hierher gehörigen Familien und Unterfamilien sind viel weiter ausgebreitet als die Familien der Oligophreata. Tiefe : Von Ebbezone bis 5220 m (2900 Faden). Im allgemeinen haben diese Familien, Subfamilien und Gattungen viel weitere Tiefenverbreitung als die entsprechenden Gruppen der Oligophreata. Familie Antedonidae Norman. Anledonidae 1865 Norman, Ann. and Mag. Nat. Hist. (3) vol. 15 p. 98. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quarterly Issue) vol. 50 part 3 p. 344. — 1908 A. H. Clark, Proe. Biol. Soc. Washington vol. 21 pp. 126, 136. - 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 pp. 210-212, vol. 35 pp. 119, 126. - 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500 p. 542. — 1908 A. H. Clark, Geographical Journal vol. 32 no. 6 pp. 602, 603. - 1909 A. H. Clark, American Naturalist vol. 43 p. 254. - 1909 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 36 pp. 361—365, 495. — 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 175. — 1909 A. H. Clark, Vidensk. Medd. fra den naturhist. Forening i Kjöbenhavn 1909 pp. 119, 126, 133, 148, 152, 190. - 1911 A. H. Clark, Proc. LT. S. Nat. Museum vol. 40 pp. 6-10, 649. - 1911 A. H. Clark, Fauna Südwest-Australiens vol. 3 Lief. 13 pp. 438, 449. — 1911 A. H. Clark, Memoirs Australian Museum vol. 4 pp. 717, 720, 729, 731. - 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 5, 6, 9, 11, 12, 14, 25, 46, 49-51, 60, 61. Aitiitlonides 1911 A. H. Clark, Bull, du mus. d'histoire nat. de Paris no. 4, 1911 p. 256. Diagnose : Familie macrophreater Comatuliden, bei denen die Basalia der Erwachsenen in eine Platte umgewandelt sind, die sogenannte Rosette, welche ganz im Kelch liegt und deren Postradialia sich am 2. Ossikel über den Radialien teilen. Geologisches Vorkommen: Mit Sicherheit nur recent bekannt. Verbreitung : Allgemein. Tiefe : Von Ebbezone bis 5220 m (2900 Faden). Unterfiiniilie Zenometrinae. Zenometrinae 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 176. — 1911 A. H. Clark, Memoirs Australian Museum vol. 4 p. 725. — 1912 A. H. Clark, Notes from the Leyden Museum vol. 34 p. 142. — 1912 A. II. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 6, 9, 11, 14, 26, 60. Zenometres 1911 A. H. Clark, Bull, du Mus. d'histoire nat. de Paris no. 4, 1911 p. 257. 114 Deutsche Südpolar-Expedition. Diagnose : Subfamilie der Antedonidae, bei welcher die langen, aus zahlreichen Gliedern bestehenden Girren auf konischem, gewöhnlich mehr oder weniger verlängertem Centrodorsale in deutlichen, gewöhnlich gut voneinander getrennten Kolumnen angeordnet und schwach befestigt sind; Px gleicht P2. Einige der unteren Pinnulae können fehlen. Geologischer Horizont: Mit Sicherheit nur aus recenten Meeren bekannt. Verbreitung : Japanisches Meer, nördliches Japan, West -Aleuten, Westküste v. Nord- amerika, von den Queen Charlotte-Inseln bis zu den Galapagos; Sandwich-Inseln, Ostindien, Ostseite der Bai von Bengalen; im Süden bis ins antarktische Gebiet und zur Marion-Insel; Mittel- meer, Ostatlantischer Ozean von 26° 17' N. Br. bis zu den Far-öer; westlicher Atlantischer Ozean an den südöstlichen Vereinigten Staaten, Cuba und den kleinen Antillen. Tiefe : Von 54—2858 m (20—1588 Faden). Bemerkungen : Von den 6 Gattungen dieser Subfamilie sind nur 2 in der Antarktis vertreten; eine von diesen Psathyrometra ist eine auf den Pazifischen und Indischen Ozean be- schränkte Gattung, aber dort sehr weit verbreitet. Sie ist nahe verwandt mit der Gattung Lepto- metra aus dem Mittelmeer und dem nordöstlichen Atlantischen Ozean. Die andere Gattung Eu- morphometra ist eigentümlich dem Gauss (ENDERBY)-Quadrant der Antarktis. Sie steht dem Typus der Gattung Zenometra von den Sandwich -Inseln sehr nahe. Von den anderen 4 Gattungen der Subfamilie findet sich eine im nordöstlichen Atlantischen Ozean, zwei treten im tropischen Pazifischen Ozean und im westindischen Gebiet auf, während die letzte dem ostindischen Gebiet angehört. Die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser 6 Gattungen sind aus dem folgenden Bestim- mungsschlüssel zu ersehen. Bestimiiiun^stiibellc der Gattungen der Zeiioinetrinae. ii Px und Pa fehlen Balanomdra. Pj und Pa vorhanden. b1 Cirren mit verlängerten Segmenten, die distalen ohne Dorsalfortsätze, oder (sehr selten) einige der äußersten Cirren- glieder können nur wenig länger als breit sein und schwache Dorsalhöcker haben. c1 Cirrensockel in dicht gedrängten Kolumnen in jedem Radialfeld; aber die Kolumnengruppen jedes Radius sind gewöhnlich (fast unveränderlich) von den benachbarten Gruppen durch lang dreieckige leere Räume ge- trennt. Die distalen Cirrenglieder sind immer stark verlängert, nie mit Andeutung von Dorsalfortsätzen. Psathyrometra. c2 Kolumnen der Cirrensockel etwas unregelmäßig, mit gleichen Zwischenräumen rings um das Centrodorsale an- geordnet, ohne Differenzierung in radialen Gruppen. Die distalen Cirrenglieder können stark verlängert sein, ohne Andeutung von Dorsalfortsätzen oder wenig, wenn überhaupt, länger als breit, mit schwachen Dorsal- höckern. Leptometra. b2 Cirren mit mehr oder weniger verlängerten proximalen Gliedern, aber die distalen Glieder kurz, nie länger als breit und Dorsalfortsätze tragend. c1 Teiluugsreihe und Armbasen dornig. dl von geringer Größe; Cirren mit weniger als 30 Gliedern; Kolumnen der Cirrensockel auf dem Centrodorsale schwach unregelmäßig ; Interradialfelder auf dem Centrodorsale nicht besonders ausgebildet. Eumorphometra. d2 groß, Cirren mit mehr als 40 (50—60) Gliedern; Kolumnen der Cirrensockel sehr regelmäßig, interradial durch hohe Leisten getrennt oder durch breite leere Felder. Zenometra. c2 Teilungsreihe und Armbasen glatt Adelomelra. Clark, Crinoiden. 115 Gattung Psathyrometra A. H. Clark. Antedon (part) 1895 Hartlaub, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 27 no. 4 p. 14ö; in ähnlicher Weise von späteren Autoren zu Antedon gerechnet. Psathyrometra 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quarterly Issue) vol. 50 part 3 p. 353. — 1908 A. H. Clark, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 51.no. 8 p. 247. - 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc, Washington vol. 21 p. 128, 136. - 1908 A. H. Clakk, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 pp. 211, 212, 221, 274. - 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 503 pp. 721, 725. — 1908 A. H. Clark, Geographica! Journal vol. 32, no. 6 p. 605. — 1909 A. H. Clark Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 176. — 1911 A. H. Clark, Proc, U. S. Nat. Museum vol. 40 p. 10, 14. — 1911 A. H. Clark, Memoirs Australian Museum vol. 4 p. 726. - 1912 A. H. Clark, Notes from the Leyden Museum vol. 34 p. 145. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 10-12, 14, 26, 62, 234. Diagnose : Gattung der Zenometrinae, deren Cirren verlängerte Glieder haben, die distal keine Dorsalfortsätze zeigen; Kelch und Armbasen glatt, ohne Dornen; alle Pinnulae vorhanden. Geologisches Vorkommen: Nur aus recenten Meeren bekannt. Verbreitung : Von den Galapagos- Inseln und Panama nordwärts bis zu den Aleuten und südwärts an der asiatischen Küste bis zur Jessostraße und dem nördlichen Teil des Japanischen Meeres; Sandwich-Inseln, Philippinen, kleine Sunda-Inseln; Golf von Bengalen, Küste von Travan- core (Südindien) und südlich bis zum antarktischen Gebiet (Gauss -Station). Tiefe: Von 336 bis 2858 m (188—1588 Faden). Temperatur : Von 0,4° bis 10° C. Bemerkungen. Damit die zoogeographischen Beziehungen der neuen, vom ,, Gauss" in der Antarktis entdeckten Art dieser Gattung genügend gewürdigt werden können, scheint es zweckmäßig, hier ein Verzeichnis der früher bekannten Arten dieser Gattung mit Angabe der Lo- kalität einzuschalten, soweit diese festgestellt werden konnte. Es sind folgende Arten: Psathyrometra erythrizon (A. H. Clark). V o r k o m m e n : Nördliches Japanisches Meer; vom Benkei-Mizaki-Leuchtfeuer Süd 9° Ost weisend 8,8 miles entfernt (42° 58' 15" N. Br. 140° 9' 10° Ö. L.); Albatross-Station Nr. 4981. Tiefe: 702-731 m (390-406 Faden) bei 0,4° C auf grünem Schuck. Psathyrometra fragilis (A. H. Clark). Vorkommen: Yesso-Straße (44° 05' N. Br. 145° 30' Ö. L.); Albatross- Station Nr. 5032. Tiefe: 540—959 m (300—533 Faden) bei 1,6°— 2,16° C auf braunem Schlick mit feinem schwarzen Sand und Kies und grünem Schlick mit feinem schwarzen Sand. Psathyrometra borealis A. H. Clark. Vorkommen : Östlich von Agattu-Eiland, Aleuten (52° 01' N. Br. 174° 39' Ö. L.); Albatross-Station Nr. 4780. Tiefe : 1883 m (1046 Faden) bei 2,16° C und grauem Schlick mit Sand und Gerolle. Psathyrometra profundorum A. H. Clark. V o r k o in m e n : Bei Queen Charlotte-Inseln, Britisch Columbien (52° 39' 30" N. Br. 132° 38' W. L.); Albatross-Station Nr. 3342. Tiefe : 2858 m (1588 Faden) bei 1,83° C auf grauem Schlick und grobem Sand. Psathyrometra sp. Vorkom m e n : Monterey-Bai, Kalifornien; Point Pinos -Leuchtfeuer S. 74° O. weisend 7,4 miles entfernt; Albatross-Station Nr. 4537. Tiefe: 1549-1911 m (861-1062 Faden), auf hartem Sand und Schuck. Psathyrometra bigradata (Hartlaub). V o r k o m m e n : Zwischen Chatham und Hood-Inseln, Galapagos (1° 3' S. Br. 89° 28' W. L.); Albatross- Station Nr. 3404; Galapagos-Inseln (0° 29' S. Br. 89° 54' 30" W. L.), Albatross-Station Nr. 2818; Panama (6° 30' N. Br. 81° 44' W.L.); Albatross-Station Nr. 3358. Tiefe: 693—999 m (385—555 Faden) bei 4,55—6,6° C, auf felsigem Grund mit grünem Sand oder weißem und schwarzem Sand. \\Q Deutsche Südpolar-Expedition. Psaihyrometra congesta A. H. Clark. Vorkommen: Bei Kauai, Sandwich-Inseln; Mokuaeae-Insel S. 54° 0. weisend 3,5 miles entfernt; Albatross-Station Nr. 3992. Tiefe: 950 in (528 Faden) bei 4,22° C auf feinem grauen Sand und Schlick. Psaihyrometra major A. H. Clark. Vorkommen : Nördlich von Sumbawa. kleine Sundainseln (7° 24' S. Br. 118° 15,2 Ö. L.); Indischer Ozean, Investigator-Station Nr. 115. Tiefe: 336—794 m (188—441 Faden) auf feinem grauem Schlick mit einigen Radiolarien. Psaihyrometra parva A. H. Clark. V o r k o m m e n : Am südlichen Luzon, Philippinen; Malavatuan-Eiland N. 46° W. in 14, 25 miles Abstand (13° 42' 5" N. Br. 120° 30' 45" Ö. L.). Tiefe: 759 m (422 Faden) bei 5° 72 C auf grauem Schlick mit Globigerinen. Psaihyrometra anomala A. H. Clark. Fundort: Bei Saleyer, südlich von Celebes (5° 40,7' S. Br. 120° 45,5' Ü. L.). Tiefe: 1158 m (643 Faden) auf grobem grauen Schlickgrund mit mehr flüssiger Oberflächenschicht. Psaihyrometra inusilata A. H. Clark. Fundorte : Nördlich von Sumbawa, kleine Sundainseln (7° 24' S. Br. 118° 15.2' Ö. L.); 7 miles Südost zu Süd von Ross-Eiland. Tiefe : 474—794 m (265—441 Faden) auf feinem grauen Schlick mit einigen Radiolarien und Diatomeen. Psaihyrometra minima A. H. Clark. Fundort : Nördlich von Sumbawa. kleine Sundainseln (8° 4,7' S. Br. 118° 44.:; Ö. L.). Tiefe : 2060 m (1145 Faden) auf feinem grauen Schlick. Psaihyrometra mira A. H. Clark. F u n d o r t e : Duncan-Passage, Andamanen (11" 31 40" N. Br. 92° 46' 40" 0. L.), bei Interview-Eiland, Andamanen (13° 27' N. Br. 93° 0' 0. L.); Goli von Martaban (14° 54' 30" N. Br. 96° 0' 0. L.); 13 miles Süd zu West von Nord Sentinel-Eiland, Andamanen: 7 miles Südost zu Süd von Ross-Eiland; West von Alleppey, Travancore (9° 34' 57" N. Br. 75" 36' 30" 0. L.). Tiefe : 336 (? 234)-731 in (im Mittel 478 m) = 188 (? 130)— 406 Faden (im Mittel 266 Faden) bei 8,89° C (in der Tiefe von 405 Faden) auf grünem und weichen Schuck. Psaihyrometra graällima A. H. Clark. Fundort: Südwestlich von Akyab, Burma (19° 35' N. Br. 92° 24' 0. L.). Tiefe : 489 m (272 Faden) bei 10° C. Psathyrometra antarctica d. sp. (Taf. II fig. 1 a u. b.) Beschreibung der Type. Centrodorsale klein, gerundet konisch, etwa 2,5 mm im basalen Durchmesser und etwa 2,5 mm lang; die Cirrensockel stehen dicht gedrängt, bedecken fast ganz die Seiten des Centrodorsale, sind in 10 Kolumnen zu 2 oder 3 angeordnet; der proximale Teil des Centrodorsale ist gerundet fünfeckig im Umriß. Die Cirren sind XX, 26—31, 30—45 mm lang, schlank, mit stark verlängerten Gliedern, und nehmen allmählich an Dicke ab, bis sie mit feiner Spitze endigen. Sie gleichen den' Cirren solcher Arten wie Pentametrocrinus varians oder P. japonicus; das 1. Glied ist etwa viermal so breit als lang, und die folgenden werden allmählich länger bis zum 3., welches halb so breit als lang ist; das 4. ist halb so lang als der mittlere Durchmesser, das 5. etwa dreimal so lang als der mittlere Durch- messer, und die folgenden sind stark verlängert. Im distalen Drittel verschmälert sich der Cirrus allmählich zu einer Spitze. Dorsalfortsätze sind nicht vorhanden ; die Endklaue ist klein und konisch. Die Radialia sind kurz, etwa viermal so breit als lang in der Medianlinie. Die IBr., sind ebenfalls viermal so breit als lang, dorsal mäßig gerundet, an den Seitenkanten breit abgerundet und durch einen hinteren Fortsatz vom Axillare eingeschnitten. Clauk, Crinoiden. J 1 7 Die IBr.2 (Axillare) sind etwa ebenso lang als breit; alle Seiten sind ziemlich, stark konkav; die Vorder- und Hintereeken sind gleich und ähnlich, die Gelenkhöcker breit und gerundet. Die Arme und Armbasen gleichen im allgemeinen denen der kleineren und schlankeren Arten von Psathyrometra oder der schlankeren Exemplare von Leptometra phalangium. Die 10 Arme sind etwa 80 mm lang. Syzygien finden sich zwischen den 3. und 4. Brackialien, zwischen den 9. und 10. und 16. und 17. und distal in Zwischenräumen von 3 oder 4 Muskelgelenken. Pt ist sehr schlank und zart, 5 mm lang, mit 11 oder 12 Gliedern, von denen das erste breiter als lang ist, das 2. etwas länger als breit, das 3. doppelt so lang als breit, während die folgenden stark verlängert sind. P2 ist P] ähnlich, 6,5 mm lang, mit 13 — 14 Gliedern. P3 ist 10 mm lang und hat 15 oder 16 Glieder, welche sich nach dem 3. stark verlängern. Die 4. — 7. Glieder tragen eine spindelförmige Gonade. Die folgenden Pinnulae sind ähnlich P3; die Gonaden fehlen nach P8. Die distalen Pinnulae sind sehr dünn, 15 mm lang und bestehen aus etwa 22 Gliedern, welche nach dem 2. stark verlängert sind und angeschwollene Gelenke haben. Fundort : Antarktisches Eismeer, 2725 m (1430 Faden) tief, am 24.11. 1903. Nur ein Exemplar dieser interessanten Art wurde gefunden. Die einzigen anderen Arten der Gattung Psathyrometra, bei welchen die Cirrensockel in 10 Colum- nen auf dem Centrodorsale auftreten, sind Psathyrometra parva vom südlichen Luzon, Philippinen, aus 759 m (422 Faden), Ps. anomala aus der Nachbarschaft von Saleyer 1158 m (643 Faden) tief und Ps. minimus nördlich von Sumbawa, kleine Sundainseln, aus 2060 m (1145 Faden) Tiefe. Die erste von diesen steht Ps. mira und Ps. major nahe, und wie bei jenen Arten sind die Ko- lumnen der Cirrensockel in jedem Radialfeld von denen der benachbarten Radien durch breite, lang dreieckige, leere Flächen getrennt; in Ps. mira und Ps. major ist die mittlere der 3 Kolumnen stark reduziert, und Ps. parva bezeichnet die nächste Stufe der Reduktion. Ps. minimus und Ps. anomala jedoch sind nahe verwandt mit Ps. antarctica, stehen dieser viel näher als irgendeiner anderen Art dieser Gattung; dabei ist es von Interesse, daß beide auch Tiefseebewohner sind. In Ps. minimus sind die beiden Columnen der Cirrensockel in jedem Radialfeld dicht gedrängt, aber die Columnen jedes Radius sind interradial von den benachbarten Radialfeldern durch etwas unregelmäßige, flache Gruben getrennt, die im Mittel etwa halb so breit wie die Cirrensockel selbst sind; bei Ps. anomala, einer sehr kleinen Form, liegen die Verhältnisse ganz ähnlich; die Radial- felder sind von schmalen, unregelmäßigen Linien begrenzt, welche die Columnen benachbarter Radien vollständiger trennen, als sie in der radialen Mittellinie getrennt sind. Bei Ps. antarctica findet sich anscheinend interradial und in der radialen Mittellinie kein Unterschied in bezug auf die Art der Trennung zwischen den Columnen. Genus Eumorphometra n. g. Antedon (part.) 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26 Zoology p.188; iu gleicherweise bei späteren Autoren. Thaumatomeira (part.) 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 p. 128. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Oeean p. 245. Diagnose : Gattung der Zenometrinae mit kleinen Arten, bei denen die Oberfläche des Centrodorsale nicht in deutliche Radialfelder zerfällt; die 10 Columnen von Cirrensockeln Deutsche Sudpolar-Expedition. XVI. Zoologie. VIII. 1« 118 Deutsche Siidpolar-Expedition. stehen mehr oder weniger unregelmäßig und in gleichen Abständen voneinander (nicht in radialen Gruppen), und die Cirren haben weniger als 30 Glieder, von denen die distalen kurz sind und Dorsaldornen tragen. Die Teilungsserie und die Armbasen sind mit feinen Dornen bedeckt. Typus der Gattung: Eumorphometra concinna n. sp. Geologisches Vorkommen: Nur aus recenten Meeren bekannt. Fundort: Marion-Insel 252m (140 Faden) und Gauss- Station 380— 400m (211— 222 Faden.) Euniorphometra hirsuta Carpenteu. Anledon hirsuta 1888 P. H. Carpenter, Chaflenger Reports vol. 26 Zoology p. 188 pl 31 fig. 5. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quarterly Issuej vol. 50 p. 353. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1579. — 1912 A. 11. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 33. Thaumatomelra Ursula 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 p. 128. — 1912 A. H. Clark, Criiioids of the Indian Ocean p. 33. Fundort: Bei der Marion-Insel (46n 43' S. Br. 38n 4' 30" Ö. L.) in 252 m (140 Faden) Tiefe auf vulkanischem Sand. Euniorphometra concinna n. sp. Beschreibung der Type. Das Centrodorsale ist regelmäßig konisch, etwa so lang wie breit, mit gerundeter Spitze; es ist fast gänzlich bedeckt mit etwa 30 Cirrensockeln, welche roh in unregelmäßigen Columnen angeordnet und gänzlich voneinander getrennt sind. DieCirren sind etwa XXX, 20 — 23, 7mm lang; die ersten beiden Glieder sindkurz, das3. fastso lang wie breit, das 4. — 6. beinahe doppelt so lang wie der mediane Durchmesser und haben ver- breiterte Enden; die folgenden Glieder nehmen schnell an Länge ab, werden so lang wie breit beim 11. Gliede und nach dem 15. schwach breiter als lang; die längeren früheren Glieder sind zentral eingeschnürt, mit ziemlich stark verbreiterten Enden, was distal allmählich mit der Verkürzung der Glieder abnimmt. Gleichzeitig wird dabei die Dorsalfläche mehr und mehr scharf gerundet, so daß sie bei den kurzen distalen Cirrusgliedern scharf gekielt erscheint. Die Radialia sind ziemlich lang, drei- oder viermal so breit als lang in der Mittellinie. Die Teilungsserie und die Brachialia gleichen völlig denen von Antedon mediterranea; das IBr, ist etwa dreimal so breit wie die Seitenlänge, und diese etwa doppelt so groß wie die mediane Länge; die distalen Außenecken sind abgerundet; die Dorsalfläche ist mit feinen Dornen besetzt, und die Kanten sind mit viel längeren Dornen gesäumt. Die IBr., (Axillarien) sind rhombisch, wenig breiter als lang, mit sehr dorniger Dorsalfläche und dornigen Kanten. Die proximale Seitenecke ist ab- geschnitten; die sehr zahlreichen feinen Dornen, welche die Dorsalfläche der Elemente der IBr.- Reihe dicht bedecken, sind länger und treten stärker in der Mittellinie hervor, welche sich zu einem schwachen, niedrigen, gut gerundeten Mediankiel erhebt. Die Brachialia sind schlank, mit verbreiterten Gelenken und ziemlich stark übergreifenden und dornigen Distalenden. Syzygien treten zwischen den 3. und 4. Brachialienauf, dann wieder zwischen den 9. und 10. und 14. und 15., endlich distal in Zwischenräumen von 3 Muskelgelenken. Die 10 Arme sind 30 mm lang. Px ist 2 mm lang, sehr klein und schlank, besteht aus 9 Gliedern, von denen das 1. kurz ist, das 2. etwas länger als breit, das 3. doppelt so lang als breit oder ein wenig länger, während das 4. und 5. am längsten sind, vier- oder fünfmal so lang als breit. Bei einigen der Pj sind die übrigen Glieder etwa ebenso lang wie das 4. und 5., während sie bei andern viel kürzer sind. Clahk, Crinoiden. j if) P2 ist ähnlich, aber etwas kleiner und kürzer. P3 ist 3,5 mm lang, hat 9 Glieder, von denen das 4. und alle folgenden Glieder stark verlängert sind. Die Glieder haben dornige Dorsalfläche und verbreiterte, übergreifende Distalenden, die von Dornen gesäumt werden; das 3. — 5. Glied trägt je eine große Gonade. P4 ist P3 ähnlich, 4 mm lang und hat 10 Glieder. PB wiederum ähnlich P4. P6 besitzt zuweilen eine kleine Gonade, welche meist jedoch fehlt. Eine Verbreiterung der Gonaden tragenden Glieder der Pinnulae ist nicht vorhanden. Die distalen Pinnulae sind sehr dünn, 5 mm lang und haben 17 Glieder, welche nach dem dritten stark verlängert sind, geschwollene Gelenke und schwach übergreifende und fein bedornte Distal- enden haben. Große und vorspringende Deckplatten finden sich längs den Ambulakren der Pinnulae. Fundort : Gauss-Station 15. II. 03, 400 m (222 Faden). 2 Exemplare wurden gesammelt, von denen das eine eingehend beschrieben wurde. Das andere gleicht diesem, hat 45 mm lange Arme und 20 — 25 Cirrusglieder. 31. I. 03, 380 m. 1 Exemplar ähnlich den beiden vorigen. 17. IV. 02, 385 m. 1 Exemplar mit 7 mm langen Cirren aus 22 Gliedern. Die längsten Cirrus- glieder sind fast doppelt so lang als der Seitendurchmesser des proximalen (schmäleren) Endes. Die Dornen auf der Dorsalfläche der IBr.-Eeihe und der unteren Brachialien sind besonders lang in der Medianlinie, so daß die Arme fast gekielt erscheinen; die Genitaldrüsen sind stark vergrößert. 12. XII. 02, 385 m. 1 Exemplar mit 25 mm langen Armen und 6 mm langen Cirren, welche aus 17 — 19 Gliedern bestehen. Die längsten derselben sind nicht ganz doppelt so lang als der Durch- messer am proximalen Ende. Beine r k u n g e n. Diese neue Art ist der vorigen nahe verwandt, unterscheidet sich jedoch von ihr auf den ersten Blick durch die längeren proximalen Cirrenglieder. Die geringe Zahl der Cirrenglieder und die längliche Gestalt der proximalen läßt vermuten, daß diese Form möglicherweise eine junge Eumorphometra hirsuta sein könnte, aber das größte Exemplar, welches alle die angegebenen Merkmale der Type aufweist, ist größer als die Type von E. hirsuta, welche eine Armlänge von nur 35 mm hat, und mehrere Exemplare sind geschlechtsreif mit aus den Ovarien austretenden Eiern. Unterfamilie Heliometrinae A. H. Clark. Heliomelrinae 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 176—. 1911 A. H. Clark, Memoirs Australian Museum vol. 4 p. 725. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 5, 6, 9, 14, 26, 61. HHiometres 1911 A. H. Clark, Bull, du Mus. d'hist. nat. de Paris no. 4, 1911 p. 257. Diagnose : Die zahlreichen Cirren, welche schlank bis ziemlich kräftig sind, bestehen aus zahlreichen Gliedern, von denen die distalen viel kürzer als die proximalen sind. Sie sind gleich- mäßig verteilt und stehen dicht gedrängt auf dem großen, halbkugeligen oder gerundet konischen Centrodorsale ; alle Pinnulae sind vorhanden. Geologische Verbreitung: Nur mit Sicherheit aus recenten Meeren bekannt. Vorkommen : Universell verbreitet, aber im Mittelmeer fehlend; besonders häufig ist die Subfamilie in japanischen Gewässern, dem Ochotskischen und dem Beringsmeer. 16* 120 Deutsche Südpolar-Expedition. Tiefe : Vom Litoral bis zu 2160 m (1200 Faden). Im warmen Gebiet finden sich die Ver- treter dieser Subfamilie nicht oberhalb der 200 m Linie (100 Faden). Gattung Promachocrinus P. H. Carpenter. Die Synonymie dieser Gattung ist bei den 4 Untergattungen angegeben. Diagnose : Gattung der Heliometrinae bei der P, (und gewöhnlich auch P2) lang und geißelartig ist, aus sehr zahlreichen (45 — 60 oder mehr), sehr kurzen Gliedern besteht, von denen die äußeren dorsal hervortreten und einen mehr oder weniger deutlichen Endkamm bilden. Die Ossikel der Teilungsserie, die Pinnularien und Brachialien sind auf ihren distalen Kanten mit zahl- reichen feinen Dornen besetzt, und die letzteren können einen hohen, dornigen Mediankiel tragen. 5 oder 10 Radialia und dementsprechend 10 oder 20 Arme sind vorhanden. Geologisches Vorkommen: Nur aus recenten Meeren bekannt. Verbreitung: Antarktische Gebiete; magellanische Region und nordwärts bis Alaska und Aleuten, dann südlich längs der pazifischen Westküste bis zum südlichen Japan. Tiefe : Litoral bis zu 1911 m (1062 Faden); an der Westküste des tropischen Amerika tritt die Gattung erst unterhalb 515 m (286 Faden) auf. Temperatur: von - - 1,85° C bis 13,5° C. Bemerkungen : Die systematischen Beziehungen der 4 großen antarktischen Coma- tuliden, welche ursprünglich als Promachocrinus kerguelensis, Antedon antaretica, Antedon magel- lanica und Antedon adriani beschrieben wurden, bieten ein Problem von erheblicher Schwierigkeit, welches aber bis heute nur geringer Aufmerksamkeit gewürdigt wurde. Das wichtigste Hindernis bei der Würdigung der Tatsachen bot das Auftreten von 10 Radialien und daher von 20 Armen bei P. kerguelensis, während die anderen Arten nur 5 Radialia und 10 Arme besitzen, wie es bei makrophreaten Comatuliden gewöhnlich ist. Daher vereinigte P. H. Carpenter P. kerguelensis mit jenen Arten, welche er als P. naresi ( = Thaumatocrinus naresi) und P. abyssorum (= Thaumatocrinus renovatus) beschrieb, welche beide aber zur Familie der Pentametroerinidae gehören. Obwohl er die Verwandtschaft von P. hergudensis mit der arktischen Heliometra glacialis {„Antedon eschrichti") erkannte, nahm er an, daß der Besitz von 10 Radialien wichtiger sei als alle übrigen systematischen Verhältnisse. Minckert entfernte 1905 P. naresi und P. abyssorum aus der Gattung Promachocrinus, schuf aber eine neue Familie Decametrocrinidae für die beiden durch 10 Radialia charakterisierten Gattungen, Carpenters Promachocrinus (die nun nur die eine Art P. kerguelensis enthielt) und seine neue Gattung Decamatrocrinus (mit Carpenters P. naresi und P. abyssorum), so daß seine Verteilung der Arten nicht wesentlich von der Carpenters ver- schieden war. Als ich das Studium der Comatuliden aufnahm, hatte ich viele Hunderte von Exemplaren zur Verfügung, von denen ich den größten Teil selbst in Japan gesammelt hatte. Da tatsächlich alle von den mehr als 100 Arten neu waren, mußte ich der Sache in etwas anderer Weise als alle meine Vorgänger nähertreten und jede Art mit weit größerer Sorgfalt untersuchen, als nötig gewesen wäre, wenn sie nach dem damals üblichen Schema zu klassifizieren gewesen wären. Um brauchbare Resultate zu erhalten, verzichtete ich vorläufig auf alle Literatur und stellte Arten, Gattungen und höhere Gruppen auf Grund meiner Exemplare allein auf, ohne mich um andere Clark, Crinoiden. ] 2 1 Arbeiten zu kümmern, bis icb zu Schlüssen kam, die auf sorgfältiger Betrachtung des ganzen mir zugänglichen Materials beruhten. Zunächst erkannte ich, daß die Gattungen Eudiocrinus mit 5 ungeteilten Armen und Pro- machocrinus mit 10 Radialien, wie sie Carpenter auffaßte, ganz unhaltbar wären. Eudiocrinus indivisus erwies sich als zugehörig zu Carpenters „Elegans -Gruppe" oder „Serie I" von Antedon, und daher vereinigte ich ihn mit den Arten jener Gruppe zu meiner neuen Familie Zygometridae. Promachocrinus kerguelensis zeigte sich mit Heliometra glacialis {Antedon eschrichti von Car- penter) verwandt und daher stellte ich die Gattung Promachocrinus in die Nähe der Gattung Heliometra innerhalb der engeren Familie der Antedonidae. P. naresi und P. abyssorum, welche die Gattung Decametrocrinus von Minckert bildeten, erwiesen sich, außer in der Zahl der Radialia, den von Carpenter als Eudiocrinus semperi, E. japonicus und E. varians beschriebenen Arten nahestehend, welche keineswegs mit Eudiocrinus indivisus, dem Typus der Gattung, verwandt sind. Indem ich für diese Arten die neue Gattung Pentametrocrinus aufstellte, schlug ich vor, die Gattungen Pentametrocrinus und Decametrocrinus mit der merkwürdi- gen Gattung Thaumatocrinus in der Familie Pentametrocrinidae zusammenzufassen. Die funfstrahligen Arten Antedon antarctica, A. magellanica und A. adriani vereinigte ich zunächst mit der arktischen Art H. glacialis unter dem Gattungsnamen Heliometra, aber später erkannte ich sie als besondere Gruppe, welcher ich den Gattungsnamen Solanometra gab. Das Studium der zahlreichen jungen Individuen von Promach ocrinus kerguelensis in der vorlie- genden Sammlung hat meine Ansicht über die rein sekundäre Bedeutung der 10 Radialia von Promachocrinus und Decametrocrinus völlig bestätigt. Die Jungen von P. kerguelensis sind fünf- strahlig bis zu recht beträchtlicher Größe, bis die 5 ergänzenden „interradialen" Radialia als 5 sehr schmale, interradiale Platten erscheinen, die mit den schon vorhandenen Radialien abwechseln. Diese 5 ergänzenden Radialia wachsen sehr schnell, und ihnen folgt sogleich die Postradialreihe, welche genau jener an den primären Radialien gleicht. Die Zufälligkeit und Unsicherheit des Besitzes von 10 Radialien bei Promachocrinus kerguelensis als systematischer Charakter ist schlagend durch die Tatsache illustriert, daß in der Sammlung des „Gauss" nicht weniger als 56% der Exemplare weniger als 10 Radialia aufweisen, viele haben nur 6, und eines, das halb erwachsen ist, hat nur 5 Radialia. Anscheinend erreichen nur die jungen Tiere, bei denen 10 Radialia angelegt sind, die Reife; daher sind alle großen Exemplare, welche bisher gesammelt wurden, zehnstrahlig. Aber die große Menge mangelhaft ausgebildeter junger Tiere zeigt sehr deutlich an, daß der Besitz von 10 Radialien (ein anscheinend noch neuer und bei weitem noch nicht gefestigter Charakter) für systematische Zwecke von nicht größerer Bedeutung ist als die beständigeren Eigentümlichkeiten, welche auch schon früher in der Ontogenie erscheinen und durch welche Antedon adriani, A. antarctica und A. magellanica sich untereinander unterscheiden. Promachocrinus kerguelensis, Antedon antarctica, A. adriani und A. magellanica (zusammen mit den zahlreichen dem letzteren mehr oder weniger verwandten Arten) bilden eine systematisch wohl umschriebene Einheit, die verschieden ist von den durch die Gattungen Cyclometra und Heliometra repräsentierten Gruppen. Sie müßten daher zu einer Gattung zusammengefaßt werden, die den ältesten Namen Promachocrinus tragen müßte. Jede der 4 Formen jedoch ist von jeder der anderen 122 Deutsche Südpolar-Expedition. deutlich verschieden, während mit A. magellanica eine Anzahl anderer Formen mehr oder weniger verwandt ist, welche alle dieselben, sie von den anderen antarktischen Typen unterscheidenden Merkmale zeigen. Daher erscheint es logisch, innerhalb der Gattung Promachocrinus 4 Subgenera anzuerkennen: Promachocrinus mit dem zehnstrahligen P. kerguelensis, Solanometra mit dem sehr kurzgliedrigen Antedon antarctica, Anthometra mit dem stark gekielten Antedon adriani und Floro- metra mit Antedon magellanica und seinen Verwandten. Alle diese 4 Typen sind direkt verwandt und nahestehend den Arten der Gattung Cyclometra, einer Gattung, welche vom Arabischen Meer' bis zum südlichen Japan in Tiefen von 192 — 2160 m (107 — 1200 Faden) vorkommt und mit jenen eine natürliche und homogene, systematische Einheit bildet. Die Arten von Cyclometra behalten auch im erwachsenen Zustande noch gewisse Züge, welche für die antarktischen und magellanischen Typen in der Jugend charakteristisch sind: die Glieder der proximalen Pinnulae sind im distalen Teil verlängert, P2 ist deutlich kürzer als P1( und eine starke, dornige, übergreifende Partie ist an den distalen Kanten der Brachialia, der Pinnulae- und Cirrenglieder entwickelt. Alle antarktischen und magellanischen Arten besitzen sehr hochspeziali- sierte Proximalpinnulae; Vi und gewöhnlich auch Po bestehen aus sehr zahlreichen, äußerst kurzen Gliedern und besitzen im distalen Teil einen rudimentären Endkamm, welcher dem an den proxi- malen Pinnulis der Arten der Familie Comasteridae auftretenden gleicht, obwohl er weit weniger als bei den meisten der zu dieser gehörigen Formen entwickelt ist. Ferner besitzen alle einen merk- würdig spezialisierten Bau der Arme; der jugendliche Armtypus kann beibehalten, aber durch charakteristische Züge enorm vermehrt werden, da alle Brachialia plötzlich verkürzt, die Arme an Zahl verdoppelt sein können oder eine distale Verschiebung der Syzygien eintreten kann, so daß der Charakter der Arme jenem gewisser Formen unter den Oligophreaten angenähert wird. Da Cyclometra in jeder Richtung primitiver im Bau ist als irgendeine der antarktischen oder magellanischen Typen und in ungefähr gleichen Verwandtschaftsbeziehungen zu allen von ihnen steht, scheint es angemessen, diese Gattung als Ausgangspunkt für alle die anderen Typen zu betrachten. Solanometra antarctica weicht auffallend von den übrigen antarktischen und magellanischen Arten ab in der Kürze aller sie zusammensetzenden Ossikel, Brachialia, Pinnularia und Cirralia, obwohl, wie zu erwarten war, dieses erst deutlich hervortritt, wenn das Tier annähernd ausge- wachsen ist. Anthometra adriani entfernt sich von den übrigen Typen durch Beibehaltung und Vermehrung der Bedornung und die Tendenz der Kielbildung, welche für die unreifen Tiere aller Arten dieser Gruppe charakteristisch ist und wahrscheinlich für alle Arten der Subfamilie Heliometrinae. Sie behält auch die verlängerten Cirralia und Pinnularia bei, ebenso wie die Ähnlichkeiten in bezug auf die proximalen Pinnulae mit den unreifen Formen, obwohl andererseits Pt sehr hoch speziali- siert ist. Promachocrinus kerguelensis ist ein auffallender aberranter Sproß an demselben phylogenetischen Ast, der die anderen antarktischen und magellanischen Typen hervorbrachte. Er entstand durch eine merkwürdige meristische Variation, welche zu einer Verdoppelung aller Radialia und dement- sprechend auch aller postradialen Reihen führte. Im Bau der Pinnulae und der einzelnen Arme Clark, Crinoiden. j9g nähert sich die Art am meisten den magellanischen Typen. Das enorme Verhältnis von unvoll- kommenen Individuen, bei denen die meristische Teilung nicht überall gelang und welche 6, 7 oder 8 Radialia statt der normalen 10 besitzen, zeigt an, daß P. herguelensis sehr neuen Ursprungs und noch keineswegs ein gefestigter Typus ist. Die magellanische Artengruppe behält die primitive Bedornung der distalen Kanten der Brachialia und Pinnularia bei, welche oft mehr oder weniger gesteigert ist, und kann auch in höherem oder geringerem Grade den dornigen Kiel der proximalen Armossikel beibehalten; aber die proximalen Pinnulae sind viel höher spezialisiert als bei irgendeinem anderen Typus, während das 3. Syzygium weiter nach außen längs dem Arm verschoben ist, so daß der Armbau die Tendenz zeigt, sich in der Richtung der Arten der Oligophreaten zu entwickeln. Von einer Art dieser Gruppe, Florometra tanneri, wurde das Vorkommen von Teilungsserien berichtet, so daß wir auch hierin eine Hinneigung zu dem für die Oligophreaten charakteristischen Armbau erkennen können. Die Arten der magellanischen Gruppe entwickelten sich alle aus den ungewöhnlich aberranten Charakteren, durch welche die Arten der 3 anderen Gruppen sich von der ursprünglichen Cyclometra- ähnlichen Stammform abzweigten, während sie gleichzeitig im Bau ihrer proximalen Pinnulae und ihrer Arme einen Fortschritt gegenüber den 3 antarktischen Typen zeigen, welcher annähernd jenem, den diese Typen vor Cyclometra haben, entspricht. So scheinen die Arten der magellanischen Gruppe sich von dem primitiven Cyclometra -ähnlichen Stamm nicht direkt abgezweigt zu haben, sondern durch einen Typus, der Merkmale der 3 antark- tischen^Typen in sich vereinigte, nämlich eine Zwischenform von Solanometra antarctica, Anthometra adriani und Promachocrinus kerguelensis, ohne deren individuelle, aberrante und extravagante Eigentümlichkeiten. Die charakteristische arktische Gattung Heliometra scheint auch direkt von einem Cyclometra- ähnlichen Vorfahren abzustammen. Sie zeigt eine besondere Spezialisierung der proximalen Pinnulae, mehr als irgendeine Art der antarktischen oder magellanischen Gruppen und auch in etwas verschiedener Richtung; ihre Zahl und die Zahl ihrer Glieder ist stark vermehrt, die einzelnen Glieder sind sehr kurz, obwohl eine Andeutung eines Endkammes fehlt, und der Armbau ist auch hoch speziali- siert. Die Längenverhältnisse der Brachialia und die Verteilung der Syzygien entsprechen denen der Makrophreaten, und die Muskelgruben auf den Gelenkflächen der Radialia sind wohl gerundet und primitiver als bei den antarktischen und magellanischen Typen, bei denen diese Strukturen unter- sucht sind. Starke Gelenkhöcker sind stets im Proximalteil der Arme bei voll entwickelten Exem - plaren ausgebildet, und die distalen Kanten aller postradialen Ossikel sind stets vollkommen glatt. Die Zunahme in der Zahl der proximalen Pinnulae bei Heliometra, die Entwicklung starker Gelenkhöcker, welche den Armbasen ein sehr runzliges Aussehen verleihen, und die Entwicklung gänzlich glatter Distalkanten auf den postradialen Ossikeln sind Züge, welche die Abwendung vom normalen Bautypus der Makrophreaten und Hinneigen zum Bautypus der Oligophreaten erkennen lassen, und daher genau parallel laufen mit der Entwicklung der Endkämme an den proximalen Pinnulis, der Annahme mehr oder weniger rechtwinkliger Muskelgruben auf den Gelenkflächen der Radialia und der distalen Verschiebung der Syzygien, wie sie bei den antarktischen und magellani- schen Typen auftreten. Aber es ist evident, daß, während Heliometra einerseits und die antarktischen und magellani- ] 04 Deutsche Siidpolar-Expedition. sehen Typen andrerseits gewisse charakteristische Züge der Oligophreaten annahmen, die Annahme derselben in ganz verschiedener Richtung verlief, so daß das Endresultat ganz verschieden war. Die natürliche Folgerung ist daher, daß die Abstammungslinie von dem Cyclometra -ähnlichen Vorfahr zu Heliometra einen ganz anderen Verlauf hat als jene, die wir durch die antarktischen Typen zu den magellanischen ziehen können, und daß ihre jetzige Ähnlichkeit, die ganz oberflächlich ist, nur auf Konvergenz beruht. Wir können uns ohne Schwierigkeit eine phylogenetische Reihe von Cyclometra durch Solano- metra antaretica, Anthometra adriani und Promachocrinus kerguelensis -Typen zu dem Florometra magellanica -Typ denken, dagegen gibt es keine Zwischenstadien zwischen Cyclometra und Helio- metra, obwohl wir ein deutliches Cyclometra- Stadium bei Jugendformen der letzteren antreffen. Das war anzunehmen. Heliometra. ursprünglich eine tropische Form, erreichte die arktischen Ge- biete durch ein Meer nordwestlich vom heutigen Meerbusen von Bengalen, welches einen Arm quer durch Rußland nach Norden erstreckte. Weitere geologische Ereignisse verwandelten das Meer in Land und zerstörten gleichzeitig alle Zwischenformen zwischen Cyclometra und Heliometra. Von den antarktischen Typen dagegen hat Cyclometra nie eine Landbarriere getrennt, und daher läßt sich heute noch der Zusammenhang zwischen beiden nachweisen. Oben wurde gezeigt, daß der von Florometra magellanica repräsentierte Typus recht einheitlich ist, keine auffallend aberranten Formen besitzt, aber vom Cyclometra- Stamm durch gewisse Charak- tere abweicht, welche einen deutlichen phylogenetischen Fortschritt in der allgemeinen Richtung auf die Oligophreaten zu anzeigt. Ganz anders sind die Verhältnisse bei den 3 eigentlichen antarktischen Typen, die bereits vorher charakterisiert wurden. Das Mittel zwischen ihnen ergibt eine Form, die in der Mitte steht zwischen Cyclometra und Florometra magellanica. Nun treten die charakteristischen Züge aller dieser echten antarktischen Typen als normale Art- oder Gattungsmerkmale bei vielen anderen sehr verschiedenen Crinoidengruppen auf, welche keineswegs mit jenen verwandt sind, und sind auch bei manchen anderen Arten häufige Variationen. Ferner zeigt sich eine zweifellose Beziehung von größter Bedeutung zwischen der Entwicklung dieser Züge und den physikalischen Bedingungen ihrer Umgebung. Das unterscheidende Merkmal von Holanometra antaretica tritt ebenso ausgeprägt in Coma- t%de.Ua brachiolata von der Südküste Australiens auf und trennt diese nur eine Art enthaltende Gattung von der Muttergattung Comatula, Es findet sich auch deutlich bei Compsometra incommoda, eine andere Art von der südaustralischen Küste, und trennt diese von der Stammform C. loveni. Wiederum zeigt es sich bei Comanthus wahlbergii von der Südspitze Afrikas, bei Antedon petasus von den skandinavischen Küsten und angrenzenden Gebieten, bei Antedon maroccana und ver- schiedenen anderen Formen, die keineswegs mit den antarktischen Arten verwandt sind. Alle die Arten, welche diesen Charakter zeigen, bewohnen Meeresgebiete, welche für die be- treffende Gattung unnatürlich kalt sind, und es erscheint daher gerechtfertigt, diesen Zug als durch abnorme Kälte des Gebiets verursacht, mit anderen Worten, ihn als mehr oder weniger pathologischen Zustand, herbeigeführt durch für den phylogenetischen Stamm abnorme Umgebung, zu betrachten. Die charakteristischen Züge von Anthometra adriani sind bei sehr vielen Formen gut ent- wickelt, z. B. bei Pterometra trichopoda, Thalassometra haivaiensis, Th. gigantea, Th. annandalei, Clark, Crinoiden. 125 Stenometra dorsata und verwandten Typen, den Arten von Stiremetra und gewissen Arten von Parametra, Cosmiometra, Pachylometra, Glyptometra, Chlor ometra, Pectinometra, Bathycrinus und Monachocrinus, obwohl sie bei keiner von diesen so auffällig sind wie bei Anthometra adriani. Auch diese Formen bewohnen verhältnismäßig kaltes Wasser, und wie in dem Fall der plötzlichen Ver- kürzung der Ossikel bei S. antarctica scheint auch hier ein gewisser Zusammenhang zwischen der niedrigen Temperatur des bewohnten Gebiets und der Beibehaltung und Steigerung dieser Jugend - charaktere. Das Merkmal, welches P. kerguelensis von seinen unmittelbaren Verwandten trennt, trennt auch Thaumatocrinus von der Stammform Pentametrocrinus. Beide zeigen dieselben Beziehungen zueinander wie P. kerguelensis und Cyclometra, und das Wohngebiet von Thaumatocrinus, ebenso wie das von Promachocrinus ist kälter als das ihrer Stammform. Der Besitz von Interradialien ist für manche der alten fossilen Crinoiden charakteristisch, aber ihr Auftreten bei Promachocrinus und Thaumatocrinus bedeutet wahrscheinlich keine Umkehr zu jenen Typen. Dagegen ist es möglicherweise das Resultat der Kälte ihres Wohngebiets, welche in höherem Grade die Ablagerung von Kalk als das Wachstum der Weichteile verzögert, so daß, wenn der Kelch sich ausbreitet, leere Räume zwischen den Radialien bleiben, die unmittelbar darauf von Interradialien eingenommen werden. Da sich diese unter denselben Bedingungen wie die ersten (echten) Radialien entwickeln, können sie eventuell auch genau ihnen gleichen. Es scheint daher rationell, die charakteristischen Züge aller der 3 echten antarktischen Crinoiden als halbpathologisch und durch die Einwirkung der Kälte auf einen normalerweise wärmeres Wasser bewohnenden phylogenetischen Stamm bedingt zu betrachten, und diese Folgerung wird bestätigt, wenn wir uns daran erinnern, daß die magellanischen Typen, welche in nicht ganz so kaltem Wasser leben, keine der stark aberranten Züge jener erkennen lassen. Die arktische Gattung Heliometra befindet sich annähernd in demselben phylogenetischen Ent- wicklungszustand wie die magellanischen Typen der Gattung Promachocrinus. Sie zeigt keine ausgeprägt aberranten Züge, doch gedeiht sie am besten im Wasser, das mindestens so kalt wie das ist, in welchem S. antarctica, A. adriani und P. kerguelensis leben. Es ist möglich, daß das Vorkommen in tieferem Wasser, fern von großen Landgebieten, dafür verantwortlich ist, was den Arten von Heliometra gleichbleibende Einförmigkeit der Umgebung sichert, mehr als in den lito- ralen Regionen am antarktischen Kontinent möglich ist. Doch ist es sehr bezeichnend, daß sie in den kältesten Gebieten ihres Vorkommens längs der Küste großer Landmassen, also ähnlich wie in der Antarktis, Neigung zeigt, Varianten in den 3 Richtungen zu bilden, deren extreme Ausbildung S. antarctica, A. adriani und P. kerguelensis für den antarktischen Stamm repräsen- tieren. Ich habe unter dem Namen Heliometra brachymera eine japanische Form beschrieben aus Wasser von 1,05° C, bei der die Brachialia viel kürzer als gewöhnlich und der Abstand der Syzygien und die Verhältnisse der proximalen Pinnulae eher die charakteristischen Züge von S. antarctica als jene zeigen, die normal H. glacialis zukommen; und dasselbe hat sich bei einer anderen Form aus demselben Gebiet ergeben, welche ich H. biarticulata genannt habe. H. maxima, welche der ost- asiatische Vertreter der arktischen H. glacialis ist, behält zuweilen bis zu beträchtlicher Größe noch Jugendcharaktere bei und zeigt so die Tendenz, sich den Verhältnissen bei der erwachsenen Deutsche Slldpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 17 J 26 Deutsche Südpolar-Expedition. A. adriani zu nähern, aber bis heute sind die Merkmale der unreifen Formen noch nicht bei voll erwachsenen gefunden. In der Nähe der Südostküste von Sachalin dretschte ich in 115 m Tiefe (64 Faden) bei einer Bodentemperatur von — 1,2° C ein Exemplar von Heliometra maxima, bei welchem eins der Radialia verdoppelt war, so daß dieses Individuum einem sechsstrahligen Prorhachocrinus kerguelensis entspricht. So sehen wir, daß, während in den arktischen Gebieten die Charaktere der Arten von Helio- metra fixiert sind, aberrante Varianten nicht vorkommen — wenigstens sind keine bekannt gewor- den — , die das Ochotskiscke und Japanische Meer bewohnende Art H. maxima Varianten in allen 3 Richtungen bildet, welche in extremer Form unter den antarktischen Typen auftreten. Im folgenden Schema stelle ich die phylogenetische Verwandtschaft dar zwischen Heliometra, Cyclometra und Promachocrinus (mit den 4 Untergattungen Anthometra, Solanometra, Promacho- crinus und Florometra), wie ich sie verstehe. Cyclometra repräsentiert den allgemeinen Typus, von dem alle anderen ausgehen; Heliometra wendet sich nach der einen, Promachocrinus und die Sub- genera nach der anderen Richtung. Heliometra Cyclometra Promac hocrinus Anthometra Solanometra Promachocrinus Florometra. Um völlig die Bedeutung der Verteilung der Gattung Promachocrinus zu verstehen, ist es not- wendig, erst ein klares Bild von der Verteilung der nächstverwandten Gattungen Cyclometra und Heliometra zu erhalten, welche beide im indopazifischen Gebiet vorkommen, auf das die erstere ganz beschränkt ist. Die Gattung Cyclometra, der Prornachocrinvs am nächsten verwandt ist, unifaßt nur 2 Arten: Cyclometra flavescens A. H. Clark. V o r k o m m e n : Nordwest von Sokotra, Arabisches Meer (14° 20' N. Br. 52° 30' Ö. L.) in 2160 m (1200 Faden) Tiefe. ' Cyclometra clio (A. H. Clark). Vorkommen: Südwest von den Goto-Inseln in der Koreastraße (32° 31' 20" N. Br. 128° 32' 40" Ö. L.) in 192 m (107 Faden) Tiefe. Heliometra maxima, welche die arktische H. glatialis in Ostasien vertritt und von dieser sich nur durch die bedeutendere Durchschnittsgröße unterscheide!, wurde vom ..Albatross'; an den folgenden Fundorten, von Süden nach Norden geordnet, er- erbeutet: Station Nr. 4860: Kap Clonard S. 23° W. weisend in 13 miles Entfernung (36° 18' N. Br. 121)" 44 Ö. L.) in 219 m (122 Faden) auf grünem Schlick bei 1,17° C Bodentemperatur. Station Nr. 4861: Kap Clonard S. 27° W. weisend in 16,5 miles Abstand (36° 19' N. Br. 129° 47' Ö. L. 293 m (163 Faden) tief auf grünem Schlick bei 0,77° C Bodentemperatur. Station Nr. 4982: Benkei Mizaki-Feuer S. 3° O. weisend in 10,5 miles Abstand (43° 0' N. Br. 4 40° 10' 30" O. L.) 702-770 m (390-428 Faden) tief auf grünem Schlick bei 0,39°-3,16° C Bodentemperatur. Starion Nr. 4983: Benkei Mizaki-Feuer S. 2° O. weisend in 12 miles Abstand (43° 1' 35" N. Br. 140« 10' 40" O. L.) 770 m (428 Faden) tief auf grünem Schlick, bei 0.38° C Bodentemperatur. Station Nr. 4986: Benkei Mizaki-Feuer N. 35° O. weisend in 15 miles Abstand (43u 1' 40" fif. Br. Clark, Crinoiden. |27 140° 22' 40" Ö. L.) 309 m (172 Faden) tief auf feinem schwarzen Sand und schwarzem Schlick bei 1,05° C Budentempera tur. Fundort der Type von Heliomelra brachymera (A. H. Clark). Station Nr. 4991: Bomasiri Shima (am Nordende von Rebun To) N. 50° 0. weisend in 9,2 miles Abstand (45° 23' 20" N. Br. 140° 48' Ö. L.) 585 m (325 Faden) tief, auf grünem Schlick bei 0,55° C Boden- temperatur. Station Nr. 4992 : Bomasiri Shima (am Nordende von Rebun To) N. 52° 0. weisend in 3 miles Abstand (45° 24' N. Br. 140° 49' 10" 0. L.) 585 in (325 Fadem tief, auf grünem Schlick. Station Nr. 4993: Bomasiri Shima (am Nordende von Rebun To) N. 47° 0. weisend in 5 miles Abstand (4ÖIJ 25' 30" N. Br. 140° 53' Ö. L.) 255 m (142 Faden) tief, auf grauem Schlick, Sand und Kies bei 1,72° C Bodentemperatur. Station Nr. 4997: Südöstlicher Teil des Golfs von Tartary (47° 38' 40" N. Br. 141° 24' 30" Ö. L.) 572 in (318 Faden) tief, auf grünem Schlick bei 0,44° (J Bodentemperatur. Station Nr. 5017: Südwestlicher Teil des Ochotskischen Meeres : Kap Tonin N. 59° W. weisend, 12,5 miles Abstand (46° 43' 30" N. Br. 143° 45' Ö. L.) 115 m (64 Faden) auf braunem Schlick, feinem schwarzen Sand, Fels und Korallen bei — 1,2° C Bodentemperatur. Statin n Nr. 5021: Bei Kap Patience (Terpenia), Ostküste von Sachalin (48° 32' 30" N. Br. 145° 8' 45" ('). L.) 131 m (73 Faden) auf grünem Schlick, Sand und Steinen bei — 0,6° C Bodentemperatur. Aus dem Pazifischen Ozean sind Heliomelra-Aiten noch von den folgenden Fundorten bekannt: Nordwestlicher Teil des Japanischen Meeres (42° 8' N Br. 130° 39' 0. L.) //. ma.rimu nach Marenzeller. Nordwestlicher Teil des Japanischen Meeres (45° ( ? 35°) 15' N. Br. 130° 43' Ö. L.)H. )». so lang wie breit, am 11. und den folgenden doppelt so lang als breit und wegen Ausbildung feiner Dornen auf der Dorsalfläche im distalen Teil der Pinnula wieder verhältnismäßig etwas kürzer. Im ganzen ist die Pinnula sehr dünn. Pa gleicht P1; ist ungefähr 17 mm lang und aus 45 Gliedern zusammengesetzt. P2 ist 19 mm lang und hat 40 Glieder, welche etwas länger als die von Pi sind, sie ist auch an der Basis etwas kräftiger als Px. P3 ist 12 mm lang, an der Basis etwas kräftiger als P2 und hat 20 Glieder, die verhältnismäßig viel länger als jene von P2 sind. P4 ist 9 mm lang und besteht aus 12 Gliedern. Die distalen Pinnulae sind 15 mm lang, haben 22 Glieder und sind nicht besonders dünn; ihre Ambulakralrinnen werden von hervorstehenden Platten begrenzt, welche nicht in Seiten- und Deck- platten differenziert sind. Auf der Scheibe laufen die beiden hinteren Ambulakren vom Munde etwa halbwegs bis zur Kante, wo sie sich gabeln; jeder der beiden Gabeläste teilt sich wieder an der Armbasis, so daß jedes der beiden hinteren Ambulakren 4 Arme versorgt. Das linke vordere Ambulakrum teilt sich ebenfalls halbwegs vor der Kante der Scheibe; der rechte Arm teilt sich dann wieder und versorgt 2 Arme, der linke teilt sich früh, und jeder seiner Äste gabelt sich dann noch einmal, so daß dieses Ambulakrum seine Zweige im ganzen in 6 Arme entsendet; das vordere Ambulakrum gabelt sich dicht am Munde, und jeder Ast tritt in einen Arm ein. Das rechte vordere Ambulakrum beginnt schon in 2 Rinnen gespalten am Munde, von denen sich die linke näher an der Armbasis, die rechte näher am Munde gabelt, so daß dadurch 4 Arme versorgt werden. Gauss -Station 4. IV. 02: Ein Exemplar ähnlich der vorher beschriebenen, aber mit etwas größerem Centrodorsale, welches 7 mm Durchmesser an der Basis hat und interradial 8 mm lang ist. Augenscheinlich besteht eine geringe Neigung, einen niedrigen und breit gerundeten dornigen Kiel an den Ossikeln der IBr. -Reihe und auf den beiden ersten Brachialien auszubilden. G a u s s - S t a t i o n 15. IL 03: 400 m (222 Faden). Ein kleines Exemplar mit 10 Radien 1 30 Deutsche Siidpolar-Expedition. und 20 Armen von etwa 60 mm Länge. Das rechte hintere Ambulakrum der Scheibe versorgt 6 Arme und das rechte vordere 2. G a u s s - S t a t i o n 13. XII. 02: 385 m (214 Faden). Ein kleines Exemplar mit 10 Radien und 20 Arme von 35 mm Länge. G a us s - S t a ti o n 15. II. 03: 400 m (222 Faden). Ein kleines, zehnstrahliges Exem- plar mit 20 Armen von 25 mm Länge. Auf einer Seite wechseln längere und kürzere Radialia ab; die längeren tragen kleinere und schmälere postradiale Reihen. Die längsten Girren haben 15 Glieder. Gauss- Station 18. III. 02: 385 m (214 Faden). Ein ähnliches Exemplar mit 10 Radien und 20 Armen. Farbe im Leben gelb. Gau ss-Station 2. XII. 02: 385 m (214 Faden). Ein Exemplar mit 5 Radien in voller Größe, welche 10 Arme von 20 mm Länge tragen und mit diesen abwechselnd 5 sehr kleine Radialia, die sehr schmale Teilungsreihen tragen, gefolgt von wenigen Brachialien, die weniger als den halben Durchmesser der anderen Teilungsreihen haben. Gaussberg 6. V. 02: 172 m (96 Faden). Ein Exemplar mit 6 Radien und 12 Armen von 80 mm Länge. Die längsten Girren erreichen 28 mm und bestehen aus 28 Gliedern. Die Dorsal- fläche der Ossikel der IBr. -Reihe und unteren Brachialien sind ziemlich auffallend bedornt; Deck- platten sind stark entwickelt, ermangeln aber der schmalen distalen Partie. Das linke hintere Am- bulakrum der Scheibe versorgt 4 Arme. G a u s s - S t a t i o n 20. VI. 02: 385 m (214 Faden). Ein Exemplar mit 6 Radien und 12 Armen, 50 mm lang. Die längsten Girren messen 18 mm und haben 22 Glieder. Gauss - Station 28. I. 03: 380 m (211 Faden). Ein Exemplar mit 6 Radien und 12 Armen, 40 mm lang. Die Ossikel der IBr. -Reihe und die unteren Brachialia sind sehr dornig. Gauss- Station 3. I. 03: 380 m (211 Faden). Ein Exemplar mit 6 Radien und 12 Armen, 30 mm lang. Die längsten Girren sind 9 mm lang und bestehen aus 17 Gliedern. Dieses Stück gleicht völlig dem vorigen. 20. VI. 02: 385 m (214 Faden). Ein Exemplar mit 6 Radien und 12 Armen. Die längsten Girren messen 17 mm und bestehen aus 23 — 25 Gliedern. Die Ossikel der IBr. -Reihe und die unteren Brachialia haben mit feinen Dornen dicht besetzte Dorsalfläche und übergreifende und sehr dornige Kanten wie die Jungen von Heliometra qlacialis. Auf der Scheibe teilt sich das linke hintere Ambulakrum halbwegs zwischen Mund und Kante der Scheibe, und jeder dieser Äste ver- sorgt 2 Arme. Die übrigen Ambulakren verhalten sich wie bei den gewöhnlichen zehnarmigen endozyklischen Comatuliden. 26. I. 03: 380 m (211 Faden). Ein Exemplar mit 6 Radien und 12 Armen wie das vorige, nur kleiner. 8. I. 03: 380 m (211 Faden). Ein kleines Exemplar mit 6 Radien und 12 Armen, welche alle am ersten Syzygium abgebrochen sind. Die Girren fehlen auch alle. Die Bedornung der Dorsalfläche der proximalen Ossikel ist sehr deutlich. Ein Radius ist etwas kleiner als die anderen Radien. 28. I. 03: 380 m (211 Faden). Ein sehr kleines Exemplar mit 6 Radien und 12 Armen. 15. II. 03: 400 m (222 Faden). Ein halb erwachsenes, fünfstrahliges Exemplar mit 10 Armen; die Girren sind 52 mm lang und bestehen aus 33 — 37 Segmenten; das Centrodorsale ist konisch, CiiAitK, Crinoiden. 13 J hat basalen Durchmesser von 4 mm und interradiale Länge von ebenfalls 4 mm. Resorption des dorsalen Poles hat nicht stattgefunden; die Dorsalfläche der proximalen Ossikel ist dicht mit sehr feinen Dornen besetzt. 8. II. 03: 350 m (197 Faden). Ein abgerissener Arm. Früher für diese Art angegebene Fundorte sind: Kerguelen, 18 — 180 m (10 — 100 Faden), „Challenger"; Balfourbai, Kerguelen, 36—108 m (20—60 Faden), „Challenger", Hartlaub; Royal Sund, Kerguelen (49° 28 ' S. Br. 70° 13 ' Ö. L. ), 50 m (28 Faden), „Challenger"; Greenland Harbour, Kerguelen, 54 m (30 Faden), „Challenger"; Cumberlandbai, Kerguelen, 228 m (127 Faden); Heard-Insel (52° 59 '30" S. Br. 73° 33'30"Ü. L.), 135 m (75 Faden), „Challenger". Die Grund- probe ergab überall vulkanischen Schlamm. G a u s s - S t a t i o n : 66° 2' 9" S. Br. 89° 38 'Ö. L.; 350—400 m (197—222 Faden). Boden - und Oberflächentemperatur — 1,85° C und 33"/00 Salzgehalt; „Gauss". Gaussberg, Mai 1902, 172 m (96 Faden). C o u 1 m a n - I n s e 1 , 180 m (100 Faden). Ostende der Eisbar- riere, 180 m (100 Faden) und Mac Murdo-Sund, „Discovery". Biscoe-Bai, 64° S. Br., „Francais". Verbreitung der Art: An den Küsten des antarktischen Kontinents von Biscoe-Bai (südlich von Kap Hörn) bis zur Discovery -Station (südlich von Neuseeland), ferner bei der Heard- Insel und bei Kerguelen. Tiefe: 18—400 m (10—222 Faden); Temperatur (einmalige Angabe) — 1,85° C. Salzgehalt 33%o (einmalige Angabe). Bemerkungen. Aus der Tatsache, daß das Exemplar vom 15. II. 03 aus 400 m Tiefe nur fünf strahlig war und 10 Arme hatte, könnte man vermuten, daß eher eine Florometra als ein Promachocrinus vorgelegen hätte, und zwar die nächstverwandte Florometra magellanica. Doch zeigen sich bei direktem Vergleich mit einer guten Serie dieser Art aus der Gegend von Kap Hörn (aus der Sammlung der Mission scientifique du Cap Hörn) die folgenden Unterschiede, in denen Übereinstimmung mit Promachocrinus kerguelensis von entsprechender Größe vorhanden ist. Das Centrodorsale ist regelmäßig und scharf konisch, während bei F. magel- lanica es niedrig halbkugelig ist mit geschwollenen Seiten und ziemlich breitem, stark konkavem Pol- feld; die Axillarien sind sehr lang und schildförmig, nicht kurz und rhombisch und viel breiter als die Distalenden der IBr.1; wie bei F. magellanica; die Dorsalfläche der proximalen Ossikel ist dick mit sehr feinen Dornen wie bei gleichgroßem P. kerguelensis bedeckt, während bei F. magellanica dieser Charakter schon verloren geht, bevor solche Größe erreicht wird. Die beiden zuerst beschriebenen Exemplare zusammen mit dem kleinen zehnstrahligen und 20 armigen Individuum vom 18. III. 02 aus 385 m Tiefe (214 Faden) bildeten das Material für Minckerts neue Art P. vanhöffenianus. Diese sollte von P. kerguelensis abweichen 1. durch viel längere Cirrensegmente vom vierten nach außen hin, 2. durch längere und schlankere Axillarien und zweite Brachialien, die lang und schildförmig wären statt „breit rhombisch", wie von Carpenter für P. kerguelensis beschrieben, und die Basen der postradialen Reihe auch von schlankerem Bau, 3. durch das Fehlen einer seitlichen Aushöhlung zwischen den IBr.i und IBr.2, und 4. durch den Besitz gut entwickelter Seiten- und Deckplatten längs der Ambulakren, ausgenommen jener der Scheibe und der proximalen Pinnulae, was das wesentlichste und sicherste Merkmal sein sollte. 132 Deutsche Siidpolar-Expedition. Das schmale und scharf konische Centrodorsale dieser Exemplare, die langen Cirrussegmente, die langen und schlanken Axillarien und zweiten Brachialien, der schlanke Bau der Basen der Post- radialserie und die Abwesenheit der Aushöhlung an den Seitenrändern der IBr.- Serie sind sämtlich korrekte Charaktere, die alle für unreife Exemplare charakteristisch sind, was weiter bestätigt wird durch die verhältnismäßig langen Segmente der proximalen Pinnulae. Die bei Kerguelen gesammelten Exemplare — von denen einige von Carpenter und Hart- laub abgebildet wurden — sind alle kräftig und fast alle erheblich größer als die vom ,, Gauss" gedretschten. aber ähnliche und größere Exemplare wurden von der „Discovery" bei ihrer Winterstation gefunden, welche östlich on der Gauss -Station, also entfernter on Kerguelen lag. Es zeigt, daß solche Größe nicht eine Eigentümlichkeit der Kerguelen -Exemplare ist. Alle Exemplare von Kerguelen und von der Discovery -Station wurden in flacherem Wasser als jene von der Gauss-Station gesammelt, lebten daher unter günstigeren Bedingungen. Es ist daher wohl möglich, daß die größere Tiefe eine Hemmung der Entwicklung bewirkt. Im ganzen waren annähernd 56% der vom „Gauss" erbeuteten Exemplare abnorm, und keines derselben war voll entwickelt oder geschlechtsreif. Es kann sein, daß alle diese Exemplare schon die normale Tiefengrenze der Art überschritten hatten oder unter sonst ungünstigen Verhältnissen lebten und Individuen waren, die sich, zur größeren Hälfte abnorm, aus Eiern von normalen, in flacherem Wasser unter günstigeren Bedingungen lebenden Tieren entwickelten. Das Vorhandensein gut entwickelter, deutlicher Deckplatten bei diesen Exemplaren ist auch ein Zeichen der Unreife. Bei den größten und am besten ausgebildeten Exemplaren der verschiedenen Arten von Promachocrinus, Solanometra, Anthometra, Florometra und Heliometra werden gewöhnlich bei kursorischer Untersuchung keine Deckplatten gefunden, obwohl sie meist, wenn man sorgfältig danach sucht, nachgewiesen werden können; aber bei den kleineren Individuen von Arten dieser Gattungen sind sie gewöhnlich, obgleich nicht immer, groß und deutlich und häufig in 2 Reihen geteilt, Seiten- und Deckplatten, wie bei den Arten der Thalassometridae. Die Ausbildung von Seiten- und Deckplatten in keiner der Gruppen gibt einen Anhalt für besondere Differenzierung, denn sie tritt immer einheitlich in einer beträchtlichen Reihe verwandter Arten auf, wenigstens bei allen Arten derselben Gattung und gewöhnlich bei allen Arten derselben Subfamilie oder Familie. Die vollkommenste Entwicklung von Seiten- und Deckplatten findet sich unter den heutigen Comatuliden bei den Arten der Familie Calometridae; etwas weniger vollkommen sind sie bei den Thalassometridae und Charitometridae und erheblich schwächer bei den Ptilometrinae entwickelt; bei den Gattungen Comatilia und Nemaster (beide von Westindien) der Capillasterinae finden sich große Deckplatten ohne Trennung in Seiten- und Deckplatten; die Heliometrinae haben oft gut ausgebildete, obwohl sehr dünne Deckplatten, welche gewöhnlich in Seiten- und Deckplatten gesondert sind. Bei anderen Comatuliden sind die Seiten- und Deckplatten entweder undeutlich oder nicht vorhanden. Die Trennung von Promachocrinus vanhöffenianus und P. kerguelensis auf Grund des Vorhanden- seins von Deckplatten bei der ersteren Form findet eine genaue Parallele bei Antedon barentsi. Diese Art wurde von Carpenter 1886 nach nördlich von Norwegen erbeuteten Exemplaren be- schrieben. Er nahm an, daß sie sich von Heliometra glacialis durch den Besitz von starken und wohl- ausgebildeten Kalkplatten auf der ventralen Seite der Genitalpinnulae unterschied. Aber 1903 konnte Clark, Crinoiden. J33 Mortensen die Existenz solcher Platten auch an unzweifelhaften Exemplaren von Heliometra glacialis aus Ostgrönland nachweisen und auch zeigen, daß längs den Ambulakren der distalen Pinnulae gut ausgebildete Platten auftreten, die vollkommen denen dieser Exemplare von Pro- machocrinus gleichen und wie bei diesen nicht in Seiten- und Deckplatten differenziert sind. Da Heliometra glacialis nahe verwandt mit P. kerguelensis ist, ergibt sich, daß das Auftreten von gedeckten Ambulakren bei diesen Exemplaren keine systematische Bedeutung hat. Es kann sein, daß sie bei jungen Tieren gut entwickelt sind, dann aber aufhören zu wachsen, kurz vor Eintritt der Geschlechtsreife, und bei voll erwachsenen Individuen entweder teilweise resorbiert oder durch dickes Perisom verhüllt werden. Von einem Exemplar von P. kerguelensis aus derBalfour-Bai,Kerguelen, wohl vom „Challenger' stammend, sagt Hartlaub: „Seine Eigenschaften sind weniger die von P. kerguelensis als vielmehr die von P. vanhöffenianus Minckert. Es hat stark verlängerte Cirrusglieder und vor allem auch die von Minckert als wesentlichstes Merkmal betonte, ambulakrale, seit- liche Täfelung der Pinnulae. Daß diese Täfelung innerhalb eines Genus bald fehlen, bald vorhanden sein sollte, ist an und für sich unwahrscheinlich. "Wohl aber kann der Grad der Verkalkung dieser Plättchen schwanken, und wenn Carpenter diese Platten überhaupt gesehen hat, so hat er sie offenbar wegen ihrer mangelhaften Verkalkung nicht zu dem Begriff eines „definitive Sceleton" gerechnet. Mir ist es nicht gelungen, ein Gitterwerk von Kalksubstanz in demselben aufzufinden. Der Form nach sind aber die Tafeln vorhanden, genau wie sie Minckert abbildete. Was die Cirren anlangt, so herrscht die vollkommenste Über- einstimmung mit Minckerts Abbildung. Die verdickten Basen der Papillen an den Tentakelchen, die Minckert darstellte, waren bei meinem Exemplar nicht vorhanden und könnten möglicherweise auf Schrumpfung zurückzuführen sein. Mit Minckerts Beschreibung der Radialia und untersten Brachialia stimmt unser Exemplar wieder fast völlig. Der auf Car- penters Figur 1 pl. 70 dargestellte seitliche Einschnitt zwischen Axillare und 2. Kadiale ist nicht annähernd so vorhanden; die 2. Radialia aber stehen nicht in Berührung, während sie dies nach Minckert bei P. vanhöffenianus tun. Alles in allem würde man das Exemplar als P. vanhöffenianus zu bestimmen haben. Es fragt sich nun, ob Carpenters übriges Material von P. kerguelensis die abweichenden Eigenschaften, die die Fig. 1 pl. 70 zeigt, wirklich besessen hat, oder aber die Ab- bildung ungetreu ist. Jedenfalls ist es zweifelhaft, ob Minckerts neue Art wirklich Berechtigung verdient; darüber könnte nur eine nochmalige genaue Untersuchung des ganzen Challenger-Materials von P. kerguelensis entscheiden. Keinesfalls trifft zu, was Minckert über das ausschließlich typisch antarktische Vorkommen seiner Spezies sagt. Wenn seine Art über- haupt Geltung verdient, so kommt sie jedenfalls, wie das von mir beschriebene Challenger-Exemplar beweist, auch subant- arktisch vor." Von den beiden Abbildungen, welche Bell im Bericht über die Echinodermen der Dis- covery gibt, stellt eine (Fig. 1 ) sehr getreu eins der Exemplare, auf welchen P. vanhöffenianus basiert wurde, dar, während die andere (Fig. 2) ein ausnahmsweise kräftiges, gut entwickeltes Exemplar des typischen P. kerguelensis zeigt. Die Exemplare der Discovery verhalten sich demnach wie die des Challenger von Kerguelen; die größeren entsprechen P. kerguelensis in der Fassung von Minckert, während die kleineren mit gleicher Treue die Merkmale von P. van- höffenianus zeigen. In London habe ich 13 Exemplare vom Challenger und von der Dis- covery untersucht und kann danach nur sagen, daß alle, große und kleine, wie Carpenter und Bell es feststellten, derselben Form angehören, obwohl die kleinen alle Merkmale von P. van- höffenianus aufweisen. M. C. Vaney hat eine 3. Form von Promachocrinus angenommen, P. joubini, nach einem einzi- gen Exemplar Charcots von Biscoe-Bai unter 64° S. Br. Beim Vergleich mit den übrigen Arten erwähnt er: .,Le Pr. joubini se rapproche plutöt du Pr. kerguelensis que du Pr. vanhöffenianus. Ce dernier possede, en effet, im squelette ambulacraire forme de plaquettes qui n'existe ni chez le Pr. kerguelensis ni chez le Pr. joubini: d'ailleurs, chez ces deux dernieres especes, la costale axülarie est rhombique, alors que, chez le Pr. vanhöffenianus, cette axillaire a, comme la Deutsche Slldpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 18 134 Deutsche Siidpolnr-Expedition. deuxieme brachiale, unc allure grele. Si nous nous en rapportons aux figures donuees soit par Carpenter, soit plus recem- ment par Bell, 1'axillaire parait plus nettement losangique chez le Pr. joubini que chez le Pr. herguelensis. Les premiers artieles des bras out, chez le Pr. joubini, uue forme bien particuliere avec cette brosse de piquauts dorsaux. La disposition des syzygies, la structure des premiers pinnules n'est d'aüleurs pas la meme dans ces deux especes, qui se separent nette- ment l'iuie de l'autre par ce fait que l'apex de la centro -dorsal est nu chez le Pr. joubini alors qu'il est pourvu de eirres chez le Pr. herguelensis. Les eirres du Pr. joubini sont assez comparables ä ceux du Pr. vanhöffenianus; en effet, dans ces deux especes, ils presentent ä leur base trois ou quatre artieles courts, tandis que les autres Segments des eirres sont allonges." Der Wert der Entwicklung des Ambulakralskeletts als spezifischer Charakter wurde bereits vorher erörtert. Die Axillarien von P. joubini sind nach der Abbildung keineswegs von einigen der Axillarien bei dem besser entwickelten der beiden Exemplare der Discovery, die Bell dargestellt hat, verschieden. Die ersten Brachialien sind auch wie bei jenem gestaltet; das Vorkommen einer Gruppe von dorsalen Dornen auf denselben zeigt nur an, daß dieses charakteristische Merkmal der Jugend - formen von Heliometra, Solanometra, Anthometra, Florometra und Promachocrinus (wie bei vielen anderen Formen) noch nicht verschwunden ist. Die Ausdehnung des nackten Dorsalpols des Centrodorsale bei den Arten von Heliometra, Anthometra, Florometra und Solanometra wie bei P. herguelensis nach den Exemplaren des C h a 1 - 1 e n g e r und der Discovery ist sehr variabel und bietet meiner Ansicht nach keinen Grund zur systematischen Trennung. Der Bau der ersten Pinnulae, nach der Beschreibung von Vaney, zeigt nur die Unreife des Exemplars an; bei den Arten von Heliometra, Solanometra, Anthometra, Florometra und Promacho- crinus variieren die ersten Pinnulae dem Alter entsprechend erheblich in den relativen Verhältnissen ihrer Glieder wie auch in ihren Beziehungen zueinander. Die Cirren von Vaneys Exemplar stimmen mit denen von P. vanhöffenianus überein im Gegensatz zu P. herguelensis, doch zeigt das auch nur Unreife an. Ich finde nicht, daß P. joubini in wesentlichen Punkten von P. herguelensis abweicht und halte ihn für ein noch nicht voll entwickeltes Exemplar, das mit solchen vom Challenger von Kerguelen und anderen im Winterquartier der Discovery gesammelten übereinstimmt. Subgenus Solanometra A. H. Clark. Anledon (part) 1880 P. H. Carpenter, Journ. Linn. Soc. (Zool.) vol. 15 p. 198; in ähnlicher Weise unter Änledon bei späteren Autoren. Heliometra (part) 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quarterly Issue) vol. 50 part 3 p. 350. — 1908 A. H. Clark, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 51 no. 8 p. 24G. — 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washing- ton vol. 21 pp. 128, 136. - 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 pp. 211, 212, 267; vol. 35 pp. 119, 126. - 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500 p. 542; no. 503 pp. 720, 724. - 1908 A. H. Clark, Geographica! Journal vol. 32 no. 6 pp. 603, 604. — 1909 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Mu- seum vol. 36 pp. 363, 365. — 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 176. - 1909 A. H. Clark, Vidensk. Medd. fra den naturhist. Forening, Kjöbenhavn 1909 pp. 122, 150, 190. — 1911 A. H. Clark, Proc.vBiol. Soc. Washington vol. 24 "p. 87. — 1911 A. H. Clark, Memoire Australian Museum vol. 4 p. 727. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 26. Solanometra 1911 A. H. Clark, American Journal of Science (4) vol. 32 pp. 128, 129. — 1911 A. H. Clark, Memoire Australian Museum vol. 4 p. 727. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 5, 6, 17, 26. Diagnose : Ein Subgenus von Promachocrinus mit 5 Radialien, also 10 Armen, sehr kurzen Clark, Crinoiden. i 05 Brachialien, die viel breiter als lang sind, mit sehr kurzen Gliedern der mittleren und distalen Pinnulae, die selten nur länger als breit sind, und sehr kurzen Cirrengliedern, von denen nur wenige oder gar keine länger als breit sind; P! und P2 haben annähernd gleiche Länge. Verbreitung : Nur aus der Gegend von Heard- Eiland und vom Winterquartier der Discovery bekannt aus Tiefen von 135 — 270 m (75 — 150 Faden). Bodentemperatur + 1,78° C (einmal beobachtet). Grundprobe: vulkanischer Schlamm, grober Kies (2 Beobachtungen). Promachocrinus (Solanometra) antarctica (!'. II. Cakpentek). Antedon antarctica 1880 P. H. Carpenter, Journ. Linn Soc. (Zool.) vol. 15 p. 198 pl. 12 fig. 29 a, b. — 1883 P. H. Carpenter, Proc. Zool. Soc. London 1882 p. 746. — 1883 P. H. Carpenter, Quart. Journ. Microsc. Sei. vol. 23 p. 615. — 1886 Perrier, Nouv. archives du mus. d'hist. nat. de Paris (2) vol. 9 p. 150. — 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports Zool. vol. 26 p. 144 pl. 1 figs. 6 a— d, 7 a, b; pl. 25. — 1889 Hamann, Jenaische Zeitschrift vol. 23 p. 234. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordn. des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1579. Antedon australis (nicht Carpenter 1882) 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26; Zoology p. 146 pl. 26 figs. 4, 5, pl. 27 figs. 14—20. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1579. 1909 A. H. Clark. Proc, Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 17 (Anmerkung). - 1911 A. II. Clark, Bull, du mus. d'hist. nat. de Paris 110. 4 1911 p. 258. Heliometra antarctica 1907 A. H. Clark, Sniithsonian Miscellaneous Collcctions (Quarterly Issue) vol. 50 part 3 p. 351. Heliometra glabra 1907 A. H. Clark, Sniithsonian Miscellaneous Collections (Quarterly Issue) vol. 50 part 3 p. 351. Fundorte : Bei Heard-Eiland (52° 59' 30" S. Br. 73" 33' 30" 0. L.), 135 m (75 Faden), vulkanischer Schlamm (Challenger); 52° 4' S. Br. 71° 22' Ö. L., 270 m (150 Faden). Boden- temperatur 1,78° C. Grund: grober Kies (Challenger). Am Winterquartier und bei Erebus und Terror (Discovery). Subgenus Anthometra n. subg. Antedon (part) 1908 Bell, National Antarctic Exped. vol. 4, Echinoderma p. 4 pl. 2. Diagnose : Subgenus von Promachocrinus mit 5 Radialien, 10 Armen und Brachialien, die einen hohen Mediankiel tragen; P: viel länger als Pä. Typus: Antedon adriani Bell 1908. Vorkommen: Küsten des antarktischen Kontinents in 223 — 400 m Tiefe [ ? 900 m] (= 124 — 222 [? 500] Faden), bei — 1,85° C und 33700 Salzgehalt. Promachocrinus (Antliometra) adriani Bell. Antedon adriani 1908 Bell, Nat. Antarct. Exped. vol. 4, Echinoderma p. 4 pl. 2. — 1909 A. H. Clark, Proc Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 17 (Anmerkung). Beschreibung der vom „Gauss" gesain Hielten Exemplare. G a u s s - S t a t i o n 15. II. 03: 400 m (222 Faden), 3 Exemplare, das größte mit 165 mm langen Armen und bis zu 67 mm langen Cirren aus 64 — 67 Gliedern. Proximale Brachialia hoch, schlank und dornartig gekielt; Pt 14 mm lang, aus 44 Gliedern, P2 9 mm lang, P3 10 mm. Ein zweites Exemplar ist schlanker und hat 150 mm lange Arme. Das dritte Exemplar hat Arme von 150 mm Länge, 75 mm lange Cirren mit 67 — 68 Gliedern, von denen die längsten doppelt so lang wie breit sind. Der Kiel der proximalen Brachialien hat lange und messerartige Schneide mit zentralem Einschnitt, so daß er mehr oder weniger deutlich geteilt erscheint. 18* ]36 Deutsche Südpolar-Expedition.. 12. X. 02: 385 m (214 Faden). Die längsten Cirren sind 65 mm lang und bestehen aus 43 — 65 Gliedern, von denen die längsten doppelt so lang als breit sind. Die Arme erreichen eine Länge von 135 mm. Die Kiele der proximalen Brachialien bilden einen hohen, schmalen, messerartigen, geraden Kamm parallel zur Längsachse des Armes, der auf den länglich rechteckigen proximalen Brachialien fast so lang wie diese selbst ist, aber nach dem 3. Syzygium schnell an Höhe abnimmt, besonders proximal, und in einen niedrigen Mediankiel übergeht, der distal niedriger und undeutlich wird, obwohl er sich bis zu den Spitzen der Arme verfolgen läßt. Im proximalen Drittel des Armes haben die Brachialia einen feinen, dornigen, distal übergreifenden Rand, dessen Dornen am längsten und auf fallendsten am Ende des Kiels erscheinen. In der äußeren Hälfte des Armes ist der Distalrand der Brachialia glatt, ohne Saum; Syzygien treten zwischen den 3. und 4., 9. und 10. und 14. und 15. Brachialien auf und distal in Zwischenräumen von 3 Muskelgelenken; Pj ist 18,5 mm lang, besteht aus 50 Gliedern, die alle breiter als lang sind. Jene der äußeren zwei Drittel sind mit stark gerundetem, scharf gekieltem Dorsalfortsatz versehen; jene im proximalen Drittel sind mit ähnlichem Fortsatz versehen, welcher eine gerade Distalkante hat, die parallel zur Längsachse der Pinnula verläuft. Die Pinnula ist geißelartig und ist Pj bei Heliometra glacialis sehr ähnlich; P2 ist 8 — 9 mm lang, wird gleichmäßig dünner nach der Spitze zu, ist von 17 — 19 Gliedern zusammengesetzt, welche erst viel breiter als lang sind, dann vom ll.Gliede etwa doppelt so lang als breit werden. Das 2. — 4. Segment trägt starken Dorsalkiel. P3 ist ähnlich P2, nur etwas breiter, 10 nun lang, mit 17 Gliedern, von denen die äußeren etwas länger als die von P2 sind; P4 ist P3 ähnlich, 10 mm lang; die Ambu- lakralfurchen der Genital- und distalen Piimulae, aber nicht die der Arme, sind von einer Reihe großer und stark verkalkter Deckplatten eingefaßt; diese bestehen aus einem breiten annähernd viereckigen proximalen und schmäleren, gerundet keilförmigen distalen Teil, der sich über die Ambulakralfurchen herabfaltet; obwohl die Platten groß und fest sind, läßt sich keine Andeutung einer Treimung in Seiten- und Deckplatten erkennen. 15.11. 03: 400 in (222 Faden). Ein Exemplar von etwa derselben Größe wie das vorige; 50 Cirrenglieder sind vorhanden; die Kiele auf den länglich rechteckigen proximalen Brachialien sind höher, aber schmäler als beim vorigen Exemplar, und in der Mitte der Dorsaltiächc jedes Seg- ments zu stumpfen Dornen reduziert; Pt ist 19 mm lang und besteht aus 46 Gliedern, von denen die äußeren sehr stark gekielt sind; P., ist 8 mm lang, P3 10 mm, und die distalen Pinnulae haben eine Länge von 14 mm. Zwei weitere, besser konservierte Tiere haben 115 mm lange Arme; ein mit ihnen gefundener abgerissener Cirrus, der wohl zu einem größeren Exemplar gehört, ist 75 mm lang und besteht aus 71 Gliedern; bei dem einen Exemplar sind die Kiele der proximalen Brachialien denen des zuletzt beschriebenen Individuums, beim anderen sind sie dem früher beschriebenen ähnlicher. 20. III. 02: 385 m (214 Faden). Ein Exemplar mit 50 mm langen Armen und 17 mm langen Cirren, die aus 28—31 Gliedern bestehen. Die apikalen Cirren sind 7 mm lang und aus 16 Gliedern zusammengesetzt. Die Kiele der proximalen Brachialia sind sehr lang und haben einen sehr fein bedornten Kamm. Die Dorsalfläche der proximalen Brachialien ist dicht mit feinen Dornen besetzt, welche gegen den Kielfortsatz hin an Größe zunehmen. 8. IL 03: 400 m (222 Faden). Ein Exemplar mit 50 mm langen Armen und 18 mm langen Clark, Crinoiden. 137 Cirren, die aus 22 — 30 Gliedern bestehen. Die kurzen apikalen Girren mit 13 Gliedern sind 4,5 mm lang; die Kiele der proximalen Brachialia sind sehr kurz, aber verhältnismäßig ebenso stark wie bei völlig erwachsenen Exemplaren. 3. XII. 02: 385 m (214 Faden). Ein Exemplar mit 40 mm langen Armen und 13 mm langen Cirren. Die Kiele der proximalen Brachialia sind sehr hoch, aber von kurzer Form. 7. II. 03: 350 m (197 Faden). Ein Exemplar mit 25 mm langen Armen, dessen Cirren 9 mm lang sind und aus 17 Gliedern bestehen. Die Kiele der Brachialia sind sehr hoch und von langer Form. 29. XI. 02: 385 m (214 Faden). Ein Exemplar, dessen Arme 13 mm lang sind, dessen Cirren 4 mm messen und aus 16 Gliedern bestehen. Die Oralia haben noch bedeutende Größe, und die charakteristischen Kiele sind bereits als hohe und dicht bedornte Erhebungen der Mitte des distalen Teils der proximalen Brachialia entwickelt. 15. II. 03: 400 m (222 Faden). Zwei kleine Exemplare, eines mit langen, das andere mit kurzen, dornartigen Kielen. 20. VI. 02: 385 m. Abgefallene Arme eines sehr großen Exemplars. 15. II. 03: 400 m (222 Faden). Lose Arme. Fundorte : Winterstation der Discovery. In verschiedenen Tiefen bis zu 130 Faden (aus 223, 228 und 234 m); bei Erebus und Terror: ? 900 m = ? 500 Faden. Gauss -Station: 20. III. 02, 385 m (214 Faden); 20. VI. 02, 385 m (214 Faden); 3. XII. 02, 385 m (214 Faden); 7. II. 03, 350 m (197 Faden); 8. IL 03, 400 m (222 Faden); 15. IL 03, 400 m (222 Faden), also in den Monaten November, Dezember, Februar, März und Juni in 350 bis 400 m Tiefe (197—225 Faden). Subgenus Florometra n. subg. Antedon (part.) 1882, Bell, Proc. Zool. Soe. London 1882 p. 651. Von späteren Autoren in ähnlicher Weise unter Antcdon. Comatula 1885 Chierchia, Revista marittima Roma vol. 18 p. 9. — 1891 A. Agassiz, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 21 no. 4 p. 197. Heliomeka (part) 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quarterly Issue) vol. 50 p. 350. Solanometra (part) 1911 A. H. Clark, American Journal of Science (4) vol. 32 p. 128. — 1911 A. H. Clark, Me- moire Australian Museums vol. 4 p. 727. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 5, 6, 17, 26. Diagnose : Ein Subgenus von Promachocrinus, bei welchem 5 Radialia und daher 10 Arme auftreten. Die Brachialia sind so lang oder etwas länger als breit, die Glieder der mittleren und distalen Pinnulae (die basalen ausgenommen) sind länger als breit, und viele Cirrusglieder sind ebenfalls länger als breit; Pj hat annähernd dieselbe Länge wie P2. Typus der Gattung: Antedon mariae A. H. Clark 1907. Verbreitung : Magellanisches Gebiet und nordwärts bis Alaska und Aleuten, dann südlich längs der Westküste des Pazifischen Ozeans bis in die Gegend der Sagamibai, Japan. Im Ochotski- schen und Japanischen Meer wird diese Untergattung durch die arktische Gattung Heliometra ersetzt. Tiefe : Litoral und bis zu 1911 m (1062 Faden); an der Westküste des tropischen Amerika erscheint diese Untergattung nicht oberhalb 515 m (286 Faden), aber im magellanischen Gebiet und im Golf von Alaska wurde sie in 9 — 11 m (5 — 6 Faden) Tiefe gefunden. 138 Deutsche Südpolar-Expedition. Temperatur : von 1,6 bis 13,5° C. Bemerkungen: Um die horizontale und vertikale Verbreitung dieser Untergattung ver- ständlich zu machen, und ihre Beziehungen zu den verwandten, ausschließlich auf die Antarktis beschränkten Formen zu würdigen, ist es notwendig, ein besonderes Verzeichnis der Fundorte der zahlreichen Arten zu geben. Eine Anzahl von zu diesem Subgenus gehörigen Arten wurde von der Westküste Nordamerikas, von Alaska und Japan beschrieben, aber in keinem Falle bot die Angabe mehr als eine Erwähnung des Fundorts. Mir liegen etwa 1500 Exemplare von Florometra vom U. S. Fisheries Steamer ,, Albatross" gesammelt vor, welche ichnochnicht der Art nach feststellen konnte, aber deren geographische Verbreitung und deren Vorkommen nach Tiefe und Temperatur für diese Arbeit von großem Wert sind, da es ja bei ihr nicht nötig ist, die außerhalb der Antarktis heimischen Arten weiter als bis zur Untergattung zu bestimmen. Alle die durch diese Exemplare präsentierten Lokalitäten werden im folgenden zusammen mit den ergänzenden Daten angegeben werden. Die Stationen des ,, Albatross" werden von Süden nach Norden längs der Westküste Amerikas von Ost nach West bei den Aleuten und von Norden nach Süden für die Ostasiatische Küste aufgezählt : Bai v o n Panama. Station Nr. 4G22. Mariato Point, Südkiiste von Panama in 66 miles Abstand N. 52° ü. weisend (6° 31' N. Br. 81° 44' W. L.), 1046 m (581 Faden). Bodentemperatur 4.72° C. Grund: grüner Sand und grüner Sand mit Fels (Florometra magellanica (Bell); nach A. H. Clark). Station Nr. 3357. 6° 35' N. Br. 81° 44' W. L., 1407 m (782 Faden). Bodentemperatur 3,61° C. Grüner Sand (F. magellanica Bell; nach Hartlaub). Station Nr. 4621. Mariato Point, 63 miles Abstand N. 55° 0. weisend (6° 36' N. Br. 81° 45' W. L), 1046 m (581 Faden), 4,72° C. Grüner Sand, grüner Schlamm und Fels (F. magellanica Bell, nach A. H. Clark). Station Nr. 4630. Mariato Point, 51 miles Abstand N. 70° O. weisend (6° 55 N. Br. 81° 42' 30" W. L.), 1001 m (556 Faden), 4,72° C. Grüner Sand (F. magellanica Bell; nach A. H. Clark). Station Nr. 3385. 7° 32' 36" N. Br. 79° 16' W. L., 512 m (286 Faden), 7,72° C. Grüner Sehlamm (Fundort der Florometra tarnten Hartlaub). Küste von Mexiko und Nieder-Kalifornien. Station Nr. 3424. 21° 15' N. Br. 106° 23' W. L. 1217 m (676 Faden). Bodentemperatur 3,3° C. Grauer Sand mit schwarzen Flecken (F. magellanica Bell; nach H\rtlaub). Station Nr. 2987 28° 54' 15" N. Br. 118° 18' W. L., 307 m (171 Faden). Bodentemperatur 7,95° C, Grauer Sand mit schwarzen Flecken und Kies. Bei Süd- Kalifornien. Station Nr. 2936. 32° 49' N. Br. 117° 27' 30" W. L., 646 m (359 Faden). Bodentemperatur 9,44° C. Schlick. Station Nr. 4341. Südspitze von Süd-Coronado-Eiland bei San Diego N. 79° O. weisend in 3,3 miles Abstand, 336—581 m (188—323 Faden). Bodentemperatur 5,55° C bis 7,78° C. Grauer Sand mit schwarzen Flecken. Station Nr. 4383. Nordspitze von Nord-Coronado-Eiland bei San Diego in 2,3 miles Abstand S. 79° O. weisend, 514—711 m (287—395 Faden), Bodentemperatur 5,27° C. Grüner Schlick. Station Nr. 4384. Point Loma-Leuchtturm bei San Diego in 7,7 miles Abstand N. 68° O. weisend, 153 bis 295 m (85—164 Faden). Grauer Sand und Felsen. Station Nr. 4361. Von Point Loma-Leuchtfeuer bei San Diego, Kalifornien, N. 87° 0. weisend, 9,9 See- meilen entfernt, 164—174 m (91—97 Faden), auf grauem Fels und Sand, Schlick, Aschenflecken und Felsen, feiner grauer Sand mit schwarzen Flecken. Station 4363. Von Point Loma-Leuchtfeuer N. 81° 0. weisend, 11,1 Seemeilen Abstand, 372—626 m Clark, Crinoiden, 139 (207— 348 Faden), bei einer Bodentemp. von 6° C (42,8 Fahrcnheit), auf grünem Schlick und grünem Schlick mit feinem Sand. Station Nr. 4375. Point Loma-Leuchtfeuer N. 81° 0. weisend, in 10,1 Seemeilen Abstand, 155—158 m (86—88 Faden), auf grobem Sand, Schill und Fels. Station Nr. 2954. 33° 42' 30" N. Br. 119° 59' 30" W. L., 117 m (65 Faden), auf Kies, Schill und Fels. Station Nr. 2955. 33° 48' N. Br. 120° 3' 15" W. L. 217 m (121 Faden). Bodentemp. 9°C. (48,2 Fahr.), auf feinem grauem Sand und Schill. Station Nr. 2952. 33° 50' N. Br. 119° 57' W. L., 102 m (57 Faden), auf Schill und Fels. Station Nr. 2956. 33° 57' 30" N. Br. .120° 18' 30" W. L., 94 m (52 Faden). Bodentemp. 11,72° C. (53,1 Fahr.), auf feinem grauen Sand und Fels. Station Nr. 2959. 34° 6' 45 N. Br. 120° 18' W. L., 99 m (55 Faden). Bodentemp. 11° C (51,9 Fahr.), auf grünem Schlick, grauem Sand und Schill. Station Nr. 2893. 34° 12' 30" N. Br. 120° 32' 30" W. L., 261 m (145 Faden). Bodentemp. 9,2° C (48,6° Fahr.), auf feinem grauen Sand und Schuck. Station Nr. 4535. Point Pinos-Leuchtfeuer, Monterey-Bai, Kalifornien, N. 86° 0. weisend, 3,7 See- meilen entfernt, 97—128 m (54—71 Faden), auf hartem grauen Sand. Station Nr. 4534. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 80° 0. weisend, 4 Seemeilen entfernt, 137— 155"'m''(76 bis 86 Faden), auf hartem grauen Sand. Station Nr. 4530. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 78° 0. weisend, 6,8 Seemeilen entfernt, 1359—1724 m (755—958 Faden), auf weichem grauen Schlick. Station Nr. 4554. Point Pinos-Leuchtfeuer, S. 76° 0. weisend, 3 Seemeilen Abstand 108—144 m (60—80 Faden), auf grünem Schlick und Fels. Station Nr. 4537. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 74° 0. weisend, 7,4 Seemeilen Abstand, 1549—1911 m (861-1062 Faden), auf hartem Sand und Schlick. Station Nr. 4552. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 73° 0. weisend, 4 Seemeilen Abstand, 118—131 m (66—73 Faden), auf grünem Schlick und Fels. Station Nr. 4553. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 67° 0. weisend, 3,7 Seemeilen Abstand, 116—133 m (65—74 Faden), auf felsigem Boden. Station Nr. 4555. Point Pinos-Leuchtfeuer, S. 63° 0. weisend 3,4 Seemeilen Abstand, 118—124 m (66—69 Faden), auf grünem Schlick und Fels. Station Nr. 4546. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 46° 0. weisend, 8,4 Seemeilen Abstand, 1528 m (849 Faden), auf feinem schwarzen Sand und Fels. Station Nr. 4518. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 42° 0. weisend, 5,7 Seemeilen entfernt, 118—137 m (66 bis 76 Faden), auf hartem Sand. Station Nr. 4471. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 33° 0. weisend, 5,3 Seemeilen entfernt, 116—545 m (65 bis 303 Faden), auf grauem Sand, grauem Sand und Fels und hartem grauen Sand. Station Nr. 4543. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 25° 0. weisend, 5,4 Seemeilen entfernt, 96—167 m (53 bis 93 Faden), auf hartem Sand und Fels. Station Nr. 4463. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 17° W. weisend, 8 Seemeilen entfernt, 86—200 m (48 bis 111 Faden), auf felsigem Grund. Station Nr. 4460. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 12° 0. weisend, 10,8 Seemeilen entfernt, 99—300 m (55 bis 167 Faden), auf grünem Schlick und Kies. Station Nr. 4461. Point Pinos-Leuchtfeuer S. 3° 0. weisend, 9,3 Seemeilen entfernt, 510—642 m (285 bis 357 Faden), auf grünem Schlick. Bei Nord- Kalifornien. Station Nr. 3129. 36° 39' 40" N. Br. 122° 1' W. L., 367 m (204 Faden). Bodentemp. 6,5° C (43,7 Fahr.), auf Sand und Schlick. Station Nr. 3205. 36° 55' 10" N. Br. 122° 23' 50" W. L., 432 m (240 Faden). Bodentemp. 6,5° C (43,7 Fahr.), auf schwarzem Sand und Fels. Station Nr. 3119. 36° 56' 30" N. Br. 122° 17' 40" W. L., 97 m (54 Faden). Bodentemp. 10,5° C (50,9° Fahr.), auf felsigem Grund mit Korallen. Station Nr. 3109. 37° 18' 30" N. Br. 122° 35' W. L., 72 m (40 Faden). Bodentemp. 10,4° C (50,8° Fahr.), auf felsigem Grund. Station Nr. 3108. 37° 19' N. Br. 122° 36' W. L., 77 m (43 Faden). Bodentemp. 10,4° C (50,8° Fahr.), auf felsigem Grund mit Sand und Schill. vcmTT ^ 140 Deutsche Südpolar-Expedition. Station Nr. 3672. 37° 37' N. Br. 123° 2' W. L., 122 m (08 Faden). Bodentemp. 9,44° C (49° Fahr.), auf sandigem und felsigem Grund mit Korallen. Station Nr. 3163. 37° 56' 40" N. Br. 123° 25' 30" W. L., 124 m (69 Faden), 9,16° C (48,5° Fahr.), auf feinem grauen Sand. Station Nr. 3349. 38° 57' 45" N. Br. ]24° 3' 5" W. L., 430 m (239 Faden), 6,7° C (44,1° Fahr.), auf schwarzem Sand. Station Nr. 3350. 38° 58' 10" N. Br. 123° 57' 5" W. L., 135 m (75 Faden), 9,1° C (48,4° Fahr.), auf feinem Sand und Schlick. Bei Oregon. Station Nr. 3078. 43° 59' 15" N. Br. 124° 46' W. L., 122 m (68 Faden). Bodentemp. 7,61° C (45,7° Fahr.), auf Kies und Schlick. Station Nr. 3051. 43° 59' 15" N. Br. 124° 58' 30" W. L., 106 m (59 Faden), auf Korallen, Schill und felsigem Grund. Station Nr. 3347. 45° 9' 35" N. Br. 124° 45' W. L., 621 m (345 Faden), 4,9° C (40,9° Fahr.), auf Schlickgrund. Bei Washington. Station Nr. 3071. 47° 29' N. Br. 125° 33' 30" W. I.., 1233 m (685 Faden), 3.3° C (38.0" Fahr.), auf grünem Schlick. Station Nr. 3070. 47° 29' 30" N. Br. 125° 43' W. L., 1145 m (636 Faden), 3,27°C (37,9n Fahr.), auf grünem Schlick (Fundort der Fhfomeira peijiJf.ra A. H. Clark). Station Nr. 3343. 47" 40' 40" N. Br. 125° 20' W. L., 929 m (516 Faden), 3,44° C (38,2° Fahr.), auf grünem Schlick. Station Nr. 2866. 48° 9' N. Br. 125° 3' W. L, 307 m (171 Faden), 6,22" C (43,2° Fahr), auf grauem Sand. Station Nr. 3464. 48° 14' N. Br. 123° 20' 40" W.L., 72 m (40 Faden). Bodentemp. 8,77° C (47,8° Fahr.), auf grauem Sand und Steinen (Fundort für Florometra serrati&sima A. H. Clark). Station Nr. 3445. 48° 16' N. Br. 123" 45" 5' W. L., 180 m (100 Faden). Bodentemp. 6.(17" C (44° Fahr.), auf felsigem Grund. Station Nr. 3461. 48° 17' 20" N.Br. 124° 7' 25" W.L., 205 m (114 Faden). Bodentemp. 6,89° C (44,4° Fahr.), auf grauem Sand, Kies und Felsen. Station Nr. 3446. 48° 18' 50" N. Br. 123° 58' 20" W. L., 180 m (100 Faden). Bodentemp. 6,94° C (44,5° Fahr.), auf blauem Schlick. Station Nr. 3789. 48° 21' 45" N. Br. 124° 52' 30" W. L„ Tatoosh Eiland-Leuchtfeuer N. 73° O. weisend, 5,7 Seemeilen entfernt. 207 m (115 Faden), auf grobem grauen Sand und Kies. Station Nr. 3458. 48° 21' 50" N.Br. 124° 24' W. L., 207 m (115 Faden), auf schwarzem Sand und Steinen. Station Nr. 3459. 48° 24' 20" N. Br. 124° 24' 40" W. L., 221 m (123 Faden). Bodentemp. 6,94° C (44,5° Fabr.), auf grauem Sand und Steinen. Station Nr. 3452. 48° 24' 40" N. Br. 124° 29' 10" W. L., 225 m (125 Faden). Bodentemp. 6.94" C (44,5° Fahr.), auf felsigem Grund mit schwarzem Kies. Station Nr. 3454. 48° 27' 50" N.Br. 124° 42' 40" W. L., 273 m (152 Faden). Bodentemp. 6,78° C (44,2 Fahr.), auf felsigem Grund und grauern Sand. Station Nr. 3449. 48° 29' 40" N.Br. 124" 40' 10" W.L., 243 m (135 Faden), auf grauem Sand und Kies. Station Nr. 2877. 48° 33' N. Br. 124° 53' W. L., 106 m (59 Faden). Bodentemp. 7,49° C (45.5° Fahr.), auf schwarzem Sand und Schlick. Golf von Alaska. Station Nr. 4245. Kasaan Bai, Prince of Wales-Eiland, südöstliches Alaska; vom Zentrum von Round- Eiland S. 10° W. weisend, 0,4 Seemeilen entfernt, 171-176 m (95-98 Faden). Bodentemp. 9,38° C (48,9° Faden), auf dunkelgrünem Schlick, Sand, Schill und felsigem Grund. Station Nr. 4302. Bei Sliakan, Sumner-Straße, südöstliches Alaska ; Point Amelius S. 80° W. weisend, 5,8 Seemeilen entfernt; 304—381 m (169—212 Faden). Bodentmp. 6,78° C (44,2° Fahr.), auf blauem Schlick. Station Nr. 4265. Am Sitka-Sund; Kap Edgecunibe N. 69° O. weisend, 11 Seemeilen entfernt, 1062 m (590 Faden). Bodentemp. 3,44 0 (38,2° Fahr.), auf grünem Schlick und felsigem Grund. Clark, Crinoiden. 141 Station Nr. 2858. 08" 17' N. Br. 148» 36' W. L., 414 m (230 Faden). Bodentenip. 4,33° C (39,8° Fahr.), auf blauem Schlick und Kies. Station Nr. 2853. 56° N. Br. 154° 20' W. L., 286 m (159 Faden). Bodentemp. 5° C (41° Fahr.), auf grauem Sand (Fundort für Floromelra inexpedata (A. H. Clark)). Station Nr. 3339. 54° 46' N. Br. 157° 43' 30" W. L., 248 m (138 Faden). Bodentemp. 3° C (37,4° Fahr.), auf Schlick und Kies. Station Nr. 3338. 54° 19' N. Br. 159° 40' W. L., 1125 m (625 Faden). Bodentemp. 2,94° C (37,3° Fahr.), auf grünem Schlick und Sand. Station Nr. 3210. 54° N. Br. 162° 40' 30" LW., 869 m (483 Faden). Bodentemp. 3,6° C (38,5° Fahr.), auf Sand mit grünem Schlick. Beringsmeer. Station Nr. 3332. 54° 2' 50" N. Br. 166° 45' W. L.. 731 m (406 Faden), Sand und felsiger Grund (Fundort für Floromelra asperrima (A. H. Clark)). Station Nr. 3316. 54° 1' N. Br. 166° 48' 45" W. L., 556 m (309 Faden). Bodentemp. 3,44° C (38,2° Fehr.), auf schwarzem Sand und Kies. Station Nr. 3331. 54° 1' 40" N. Br. 166° 48' 50" W. L., 630 m (350 Faden), auf Schlick. Station Nr. 3330. 54° 0' 45" N. Br. 166° 53' 50" W. L., 632 m (351 Faden). Bodentemp. 3,22° C (37,8° Fahr.), auf schwarzem Sand und Schlick. Station Nr. 3324. 53° 33' 50" N. Br. 167° 46' 50" W. L., 196 m (109 Faden), auf grobem schwarzen Sand, Kies und felsigem Grund. Station Nr. 4784. Ostkap, Atta-Eiland, Aleuten S. 18° W. weisend, 4 Seemeilen entfernt (52° 55' 40" N. Br. 173° 26' O. L.), 243 m (135 Faden), auf grobem Schotter. O s t k ü s t e von Japan. Station Nr. 5032. Yesso-Straße (44° 5' N. Br. 145° 30' Ö. L.), 540-959 m (300-533 Faden). Boden- temp. 1,61° C— 2,17 (34,9—35,9° Fahr.), auf braunem Schlick, feinem schwarzen Sand und Kies und grünem Schlick und feinem schwarzen Sand (Fundort für Floromelra rathbuni (A. H. Clarkj). Station Nr. 5033. Yesso-Straße (44° 4' 20" N. Br. 145° 28' Ö. L.), 959 m (533 Faden). Bodentemp. 2,17° C (35,9° Fahr.), auf grünem Schlick und feinem schwarzen Sand. Station Nr. 5047. Kinka San-Leuchtfeuer N. 697-2° W. weisend, 11,6 Seemeilen entfernt (38° 12' 50" N. Br. 141° 49' 15" Ö. L.), 192 m (107 Faden). Bodentemp. 9,78° C (49,6° Fahr.), auf schwarzgrauem Sand, Schill und Schotter (Fundort für Floromelra hondoensis (A. H. Clark)). Station Nr. 5048. Kinka San-Leuchtfeuer N. 61° W. weisend, 15,4 Seemeilen entfernt (38° 9' 24" N. Br. 141° 52' 30" Ö. L.), 232 m (129 Faden). Bodentemp. 4,83° C (40,7° Fahr.), auf dunkelgrauem Sand und Schill (Fundort für Floromelra hondoensis A. H. Clark). Südküste von Japan. Station Nr. 5092. Uraga-Straße, Joga Shima-Leuchtfeuer N. 19° W. weisend, 3,5 Seemeilen entfernt (35° 4' 50" N. Br. 139° 38' 18" ü. L.), 126 m (70 Faden). Bodentemp. 13,5° C (56,3° Fahr.), auf grobem schwarzen Sand (Fundort für Floromelra mariae (A. H. Clark)). Station Nr. 3706. Einfahrt nach Port Heda N. 86° O. weisend, 2 Seemeilen entfernt, 606 m (337 Faden), auf grünem vulkanischen Schlick (Fundort für Floromelra mariae (A. H. Clark)). Station Nr. 4969. Shio Misaki -Leuchtfeuer N. 77° O. weisend. 9,8 Seemeilen entfernt (33° 23' 40" N. Br. 135° 33' 0. L.), 1056 m (575 Faden), 3,83° C (38,9° Fahr.), auf braunem Schuck, Sand und Steinen (Fund- ort für Floromelra laodice (A. H. Clark)). In der folgenden Liste sind diese Stationen der Reihenfolge nach angegeben, um einen Vergleich mit den Arbeiten über das A l b a t r o s s - Material zu erleichtern. 2955 S. -Kalifornien 2956 2959 2987 Mexiko 3051 Oregon 3070 Washington 3071 2954 „ 3078 Oregon Deutsche Slldpolar-Expedition. XVI- Zooloeie VUI. 19 2853 Alaska 2858 2866 Washington 2877 2893 S. -Kalifornien 2936 2952 3108 N. -Kalifornien 3109 H 3119 ») 3129 »» 3163 li 3205 i» 3210 Alaska 3316 Beringsmeei 142 Deutsche Südpolar-Expedition. 3324 Beringsineer 3330 3331 3332 3338 Alaska 3339 3343 Washington 3347 Oregon 3349 N. -Kalifornien 3350 3357 Panama 3385 3424 Mexiko 3445 Washington 3446 3449 3452 3454 3458 3459 Sonst sind von den folgenden Fundorten Exemplare von Fhromeka aus dem nördlichen Pazifischen Ozean bekannt geworden : Bei San Diego, Kalifornien, in etwa 180 m (100 Faden) (von Kitter als ? Antedon rosacea erwähnt), Re- villagigedo-Eiland, Alaska (F. M. Chamberlain). Bei Nanaimo, British Columbien (('. McLean Fräser). Mr. Fraseu schreibt darüber etwa folgendes: Das untersuchte Gebiet, in dem Florometra serratissima gefunden wurde, liegt zu beiden Seiten der de Courcy Inseln, einer Gruppe von 5 oder 6 Inseln, einige Meilen südöstlich von Dodds' Narrows. Die Tiere sind anscheinend häufiger auf der Südwestseite und am Eingang zu den Kanälen /.wischen den Inseln. Die nächste Stelle, an welcher sie gefunden wurden, liegt etwa 6 Seemeilen von Nanaimo und etwa 9 Meilen von der Station (die pazifische biologische Station von Nanaimo). Die meisten wurden in Wasser von 27—54 in (15—30 Faden) Tiefe gefunden. Es scheinen viele Morgen, wenn nicht Qudratmeilen, gut mit ihnen besetzt zu sein. An der Südostseite von Etolin Eiland, Alaska, 11 m (6 Faden), Dax Browx, Wraxgel. An der Einfahrt zur Tokyo Bai, 600 m (333 Faden), Doflein; Florometra mariae (A. H. Clark). In gedrängter Form läßt sich die Verbreitung der außerhalb des antarktischen Gebiets vorkommenden Arten von Floro- metra folgendermaßen darstellen: 3461 Washington 3464 3672 N. -Kalifornien 3706 S. -Japan 3789 Washington 4245 Alaska 4265 )i 4302 4341 S. -Kalifornien 4361 j) 4363 i» 4375 ji 4383 »j 4384 V 4460 ?» 4461 )) 4463 »J 4471 ii 4518 )) 4530 4534 S. •Kalifornien 4535 ») 4537 )! 4543 i> 4546 f. 4552 •; 4553 u 4554 5) 4555 }! 4621 Panama 4622 ?J 4630 )» 4784 Beringsmeer 4969 S. -Japan 5032 0. -Japan 5033 »» 5047 i» 5048 j) 5092 S. -Japan. Fundort Zahl der Beob- achtungen Tiefe Tiefe im Mittel Temperatur Temperatur im Mittel Bai von Panama 5 2 29 9 o 0 15 9 6 4 4 515— 1407 m (286- 782 F.) 307-1217 m (171- 676 F.) 86-1911 m ( 48-1062 F.) 72- 432 m ( 40- 240 F.) 106- 621m ( 59- 345 F.) 72-1233 m ( 40- 685 m) 11-1125 m ( 6- 625 F.) f96- 731m (109- 406 F.) 192- 959 m (107- 533 F.) 126-105») m ( 70- 587 m) 1002 m (557 F.) 763 m (424 F.) 376 m (209 F.) 207 m (115 F.) 282 m (157 F.) 381m (212 F.) 542 m (301 F.) 499 m (277 F.) 533 m (296 F.) 583 m (324 F.) 3,61- 7,72" C 3,33- 7,95" C 5,27-11,72" C 6,50-10,50° C 4.94- 7,61° C 3,28- 8,78" C 2.95- 9,39" C 3,23- 3,44° C 1,61- 9,78" C 3,83-13,50" C 5.11" C Mexiko und Meder-Kalifornien bei Süd-Kalifornien 5,60» C 8,55" C bei Nord-Kalifornien 8,78° C bei Oregon 6,27" C bei Washington 6,16" C Golf von Alaska 4,83° C Beringsmeer 3,33" C Ostküste von Japan 4,66° C Südküste von Japan 8.67° C Summa 86 11— 1911m (6— 1062F.) 517 m (287 F.) 1,61— 13,50° C 6,22° C. Promachocrinus (Florometra) mageUanica (Bell). Antedon eschrichti var. mageUanica 1882 Bell, Proc. Zool. Soc. London 1882 p. 651 fig. B. Comatula sp. 1885 Chierchia, Revista Marittima, Roma vol. 18 p. 9. - ■ 1891 A. Agassiz, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 21 no. 4 p. 197. Antedon mageUanica 1886 P. H. Carpenter, Bijdragen tot de Dierkunde Afl. 13 p. 4. — 1888 P. H. Carpenter, Clark, Crinoiden. 143 Challenger Reports vol. 26 Zoology pp. 138, 149, 376. — 1889 Hamann, Jenaische Zeitschr. vol. 23 p. 234. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1579. Anteäon rhomloidea 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26 Zoology p. 148 pl. 12 figs. 1,2; pl. 24 figs.l— 3. — 1895 Hartlaub, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 27 no. 4 p. 139. — 1899 Ludwig, Hamburger Magalhaensische Sammeheise Lief. 4, Crinoiden p. 1. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1579. Heliomelra magellanica 1907 A. H Clark, Snüthsonian Miscellaneous CoUections (Quarterly Issue) vol. 50 part 3 p. 351. — 1911 A. H. Clark, Bull, du mus. d'hist. nat. de Paris no. 4, 1911 p. 257 fig. 2 p. 258. Heliomelra rhomboidea 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous CoUections (Quarterly Issue) vol. 50 part 3 p. 351. — 1908 A. H. Clark, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 51 no. 8 pp. 238, 239. Solanometra magellanica 1912 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous CoUections vol. 60 no. 10 pp. 3, 32. Fundorte : Magellanstraße, ,, Alert". Swallow-Bai, 22 m (12 Faden), Schlamm- und Felsgrund (nach A. H. Clark); Cap Providence (A. H. Clark); Smyth Channel, Rehberg S. (nach Hartlaub, Ludwig, Clark); Puerto Bueno, 51° S. Br., bis 30 m (17 Faden), Capt. Paessler S. (nach Ludwig und A. H. Clark); zwischen Navarin und Hoste-Eiland, Mission sc. du Cap Hörn (nach A. H. Clark); Neujahrssund, Mission sc. du Cap Hörn (nach A. H. Clark); Etroit de Siege, Miss. sc. du Cap Hörn (A. H. Clark); Murray Narrows, Mission sc. du Cap Hörn (A. H. Clark); Nordwest von Veresland, Mission sc. du Cap Hörn (A. H. Clark); Patagonien, Miss. sc. du Cap Hörn (A. H. Clark); Desolation-Eiland, Patagonien („Vettor Pisani"); südöstl. von Port Famine, Patagonien, 326 m (181 Faden); Miss. sc. du Cap Hörn (A. H. Clark); bei Tom Bay, Patagonien (50° 8' 30" S. Br. 74° 41' W. L.), 315 m (175 Faden), blauer Schlick („Challenger", A. H. Clark); Bai von Panama, 1001—1046 m (556—581 Faden), 4,72° C, grüner Sand (A. H. Clark); bei Tres Marias-Inseln am Eingang zum Golf von Kalifornien (21° 15' N. Br. 106° 23' W. L.), 1217 m (676 Faden), 3,3° C, grüner Sand mit schwarzen Flecken (Hartlaub). Verbreitung der Art: Süd- und Westküste von Feuerland, nördlich längs der Küste von Südamerika und Zentralamerika bis zum Golf von Kalifornien, von 30 — 1407 m Tiefe (17 — 782 Faden). Bei Zentralamerika in 1001—1407 m (556—782 Faden) und 3,3— 4,72° C. Gattung Hathrometra A. H. Clark. Ästerias (part) 1783 Retzius, K. Svensk Vetensk.-Akad. Handl. vol. 4 p. 241. Älectro (emend. für Älecto Leach 1815) 1825 Say, Journ. Acad. Nat. Sei. Philadelphia vol. 5 p. 153. Comatula (part) 1835 Sars, ßeskriv. og Jagtageis. Bergen p.40 und unter demselben Namen bei einigen späteren Autoren. Alecto (part) 1846 Düben und Koren, K. Svensk Vetensk.-Akad. Handl. 1844 (1846) p. 231; ebenso bei mehreren späteren Autoren. Comatula {Alecto) (part) 1849 I. Müller, Abhandl. d. K. Akad. d. Wiss. Berlin 1847 (1849) p. 254. Anteäon (part) 1865 Norman, Ann. and Mag. Nat, Hist. (3) vol. 15 p. 103; ebenso bei späteren Autoren. Antedon (Alecto) (part) 1866 Verrill, Proc. Boston Soc. Nat. Hist, vol. 10 p. 339. Hathrometra 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 pp. 130, 136. - 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 p. 211. — 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500 p. 542, no. 503 p. 724. - 1908 A. H. Clark, Geographical Journal vol. 32 no. 6 p. 603. - 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington 19* 144 Deutsche Südpolar-Expedition. Vol. 22 p. 84. - 1909 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 36 pp. 362, 366. - 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 176. — 1911 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 40 p. 652. - 1911 A. H. Clark, Memoirs Australian Museum vol. 4 p. 727. — 1912 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 43 p. 406. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 6, 26. — 1912 A. H. Clark, Fisheries, Ireland Sei. Invest. 1912 IV p. 3. Diagnose : Hathometra ist mit der folgenden Gattung Trichometra nahe verwandt, unter- scheidet sich aber von ihr durch viel größere Länge des Axillare der IBr. und des 2. Brachiale und durch völlige Abwesenheit von Dornen am Rande der Ossikel der Teilungsreihe und der proximalen Brachialia. Verbreitung : Nur rezent bekannt, aus dem arktischen Gebiet von Westgrönland bis zum Karischen Meer, südlich bis zur Chesapeake-Bai und Portugal, auch aus der Nachbarschaft der Marion-Inseln südöstlich von Südafrika, aus Tiefen von 18 — 1800 m (10 — 1000 Faden) bei einer Temperatur von — 1,5° C — 13,89° C ( ? 16,67° C). Hathometra exigua (P. H. Carpenter). Antedon exigiui 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26 Zoology p. 178 pl. 32 figs. 1—4. — 1891 P. H. Car- penter, Journ. Linn. Soc. (Zool.) vol. 24 p. 61. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quarterly Issue) vol. 50 part 3 p. 353. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Ab. 3 p. 1579. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 33. Thaumalometra exigua 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 p. 128. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 33, 246. Fundort : Bei Marion-Eiland (46° 43' S. Br. 38° 4' 30" Ö.L.) in 90—252 m (50—140 Faden) Tiefe, auf vulkanischem Sand. Die systematische Stellung dieser Axt ist nie zufriedenstellend bestimmt worden. In meiner Revision der Gattung Antedon rechnete ich sie zur Gattung Thaumalometra wesentlich aus dem Grunde, daß P2 eine Genitaldrüse trägt, ein Merkmal, welches, wie ich seitdem erfahren habe, ohne besondere Bedeutung ist. Die große Länge von Pls die Kürze der äußeren Cirrenglieder und die Länge der Axillaria und zweiten Brachialia zeigen deutlich, daß diese Art nicht zur Gattung Thaumatometra gehören kann, wie sie durch die typische Art Th. abyssorum repräsentiert wird, während gleichzeitig alle diese Züge für die Gattung Hathometra charakteristisch sind. Als P. H. Carpenter diese Axt beschrieb, wies er auf die auffallende Ähnlichkeit zwischen ihr und den ihm bekannten nordatlantischen Arten von Hathometra hin, welche er unter dem Namen Antedon tenella zusammenfaßte, und betrachtete sie als Vertreter der letzteren in der Antarktis; er hat sie also eigentlich schon vor mir der Gattung Hathometra zugeteilt. Hathometra habe ich früher als ausschließlich dem arktischen und nördlichen Atlantischen Ozean zugehörig betrachtet, wo die Gattung sich von der Chesapeake-Bai und von Portugal nord- wärts ausbreitet und in Tiefen von weniger als 18 m bis über 1800 m vorkommt (10 — 1000 Faden). In Anbetracht dieser weiten, vertikalen Verbreitung ist es keineswegs auffallend, daß die Gattung bei den Marion-Inseln vorkommen soll, besonders da zwei andere sehr verschiedene nordatlantische Arten, Thaumatocrinus jungerseni und Thaumatometra borealis, auch ihre nächsten Verwandten in demselben Gebiet finden. Clakk, Crinoiden. 245 Gattung Trichometra A. H. Clark. Anledon (part) 1887 P. H. Caepentek, Quart. Journ. Microsc. Sei. vol. 27 p. 386; in gleicher Weise unter Anledon bei späteren Autoren. Trichometra 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21. pp. 131, 130. - 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 pp. 211, 212. — 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 503 p. 724. — 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 176. — 1911 A. H. Clark, Memoirs Australiern Museum vol. 4 p. 727. — 1912 A. H. Clark, Notes from the Lcyden Museum vol. 34 p. 148. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 5, 10, 11, 26, 62, 239. — 1912 A. H. Clark, Fisheries, Ireland, Sei. Invest. 1912 IV p. 3. Diagnose : Gattung der Heliometrinae, bei welcher die distalen Cirrenglieder kürzer als die proximalen (die letzteren sind zentral stark eingeschnürt), selten länger als breit sind; P, ist sehr viel länger als P2, exzessiv verlängert, mit mehr als 20 Gliedern, von denen die meisten sehr lang sind. Die Kanten der Ossikel der Teilungsreihe und der Brachiahen sind mit auffallenden, wenn auch feinen Dornen bewaffnet. Vorkommen: Nur rezent gefunden bei Sandwich Inseln und Philippinen, westlich bis Kap Komorin, dann südwestlich bis zwischen Marion-Eiland und Crozet -Inseln; auf der Ostseite des Atlantischen Ozeans von der Bai von Biscaya nördlich bis 54° 17' N. Br. und auf der Westseite von den südöstlichen Vereinigten Staaten (Georgia) nördlich bis zur Bank von Neufundland. Tiefe von 248 bis 2926 m (138—1600 Faden). Trichometra remota (P. II. Carpenter). Anledon remoia 1887 P. H. Carpenter, Quart. Journ. Microsc. Sei. vol. 27 p. 386. — 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26 Zoology p. 184 pl. 29 figs. 5—9. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quart. Issue) vol. 50 part 3 p. 353. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1579. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 33. Thaumalomctra remota 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 p. 128. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 33, 245. Trichometra remota 1912 A. H. Clark, Notes from the Leyden Museum vol. 34, p. 147. Fundort : Zwischen Marion Eiland und Crozet Inseln (46° 16' S. Br. 48° 27' Ö. L.) in 2926 m (1600 Faden) Tiefe auf Diatomeenschlamm bei 1,22° C. Bemerkungen. Diese Art ist sehr nahe mit Trichometra brevipes verwandt, welche von der „Siboga" östlich von Halmahera, Molukken, in 1089 m (609 Faden) Tiefe gedretscht wurde. Gattung Isometra A. H. Clark. Anledon (part) 1888 P. H. Carpenter, Challenger Report vol. 26 Zoologie p. 183; auch von späteren Autoren unter Antedon. Isomet) a 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 pp. 133, 136. — 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 p. 211. - 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500 p. 542; no. 503 p. 725. - 1908 A. H. Clark, GeographicalJournal vol. 32 no. 0 p. 603. - 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington, vol. 22 p. 176. Diagnose: Gattung der Heliometrinae, bei welcher dieCirrenXXV — XXX aus 25 — 30 Glie- dern bestehen, von denen keines erheblich länger als breit ist und von denen die distalen (kürzeren) Dorsaldornen tragen. Px ist kurz und griffeiförmig mit 5 — 12 Gliedern, P2 ähnlich und etwa von gleicher Größe; die Glieder der Genitalpinnulae sind erweitert zum Schutz der Genitaldrüsen. Verbreitung : Nur rezent bekannt vom antarktischen Gebiet in der Nachbarschaft der 146 Deutsche Siidpolar-Expedition. Südspitze Amerikas bis Montevideo (37° 17' S. Br. 53° 52' W. L.) aus 101—1080 m (56—600 Faden) Tiefe bei 2,89° C. Isometra angustipinna P. H. Carpenter. Antedon lineata (nicht Antedon lineatus Pomel 1887) 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26 Zoologie p. 183 pl. 13 figs. 4, 5. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs Bd. 2 Abt. 3 p. 1579. — 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 p. 134. Autodon angustipinna 1888 P. H. Carpenter. Challenger Reports vol. 26 Zoologie p. 189 pl. 29 figs. 1—4. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quart. Issue) vol. 50 part 3 p. 353. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen Bd. 2 Abt. 3 p. 1579. Antedon Ursuta 1904 Andersson, Zool. Anzeiger Bd. 27 Nr. 19 p. 662. — 1904 Andersson, Wiss. Ergebn. Schwed. Südpolar-Exped. 1901—1903 Bd. 5 Lief. 1 p. 1 pls. 1 u. 2. — 1908 Andersson, in Gregory, Geographica! Journal vol. 32 no. 1 p. 42. Antedon challengeri 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscelleaneous Collections (Quart. Issue) vol. 50 part 3 p. 353. Isometra angustipinna 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 pp. 133, 134. ? Feather Stars 1908 Wilton, Pirie and Brown, Report Scientific Results S. Y. „Scotia" vol. 4 Zoology p. 21. ? Crinoids (part) 1908 ebenda vol. 4 p. 61. Fundort : Bei Montevideo, Uruguay (37° 17' S. Br. 53° 52' W. L.); ? Burdwood-Bank (53° 45' S. Br. 61° 10' W. L., 54" 25' S. Br. 57° 32' W. L.); ? Scotia-Bai, Süd-Orkneys (60° 43' S. Br. 44° 38' W. L.) in ( ?) 101—1080 m ( ? 56—600 Faden) Tiefe und 135—150 m (75—83 Faden). Die größere Tiefe gilt für Montevideo; die Bodentemperatur war dort 2,89° C auf grünem Sand. Bemerkungen. Die von Andersson erwähnten, auf der Burdwood-Bank gefundenen Exemplare gehören zu dieser oder einer sehr nahe verwandten Art. Das einzige Merkmal, welches er angibt, ist, daß die Tiere 34 — 35 Cirrusglieder haben; auch bildet er die verbreiterten Genital - pinnulae ab. Andersson hebt hervor, daß von 11 geschlechtsreifen Weibchen dieser Art von der Burdwood-Bank 7 immer nahe am Ende der Girren auf diesen Junge im Pentacrinus- Stadium trugen. Das größte Jugendstadium war 15 mm lang, wovon 4 mm auf die Krone, 11 mm auf den Stiel kamen. Ein Exemplar trug nicht weniger als 99 solcher Jugendstadien auf 8 Girren wie folgt verteilt: 30, 24, 17, 12, 9, 4, 2, 1; ein anderes hatte 40 Junge auf 6 Girren. Subfamilie Bathymetriuae A. H. Clark. Bathymetrinae 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 177. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 6, 26, 61. Diagnose : Die Cirren sind schlank und kurz, mit 8 — 30 Gliedern, welche alle länger als breit sind, die proximalen am längsten; das vorletzte Glied ist gewöhnlich plötzlich kürzer als die vorhergehenden; Dorsalfortsätze fehlen, obwohl die distalen Enden der Glieder oft verbreitert sind; die Girrensockel sind gleichmäßig verteilt, gewöhnlich gut voneinander getrennt, auf nahezu halb- kugeligem oder rundlich -konischem Centrodorsale. P2 ist ähnlich P1; meist kürzer oder etwa von gleicher Länge, selten ein wenig länger; beide setzen sich aus verlängerten Gliedern zusammen; P2 trägt eine Genitaldrüse. Verbreitung: Nur rezent bekannt von Korea (Cho Sen), nördlich bis nach Tartary Golf; Yesso-Straße, Süd- Japan; nördlichem Pazifischen Ozean im Osten von Japan; vom westlichen Beringsmeer; von Panama, Sundainseln und westlich von Tasmanien; zwischen Marion- und Crozet- Inseln; nordwestlich von Socotra; im Atlantischen Ozean bei Abrolhos -Inseln, an der brasilianischen Küste und südwestlich von Island. Die Subfamilie wurde in Tiefen von 144 — 5220 m (80 — 2900 Faden) bei 0,38° 0—5,94° C gefunden. Clark, Crinoiden. J47 Bemerkungen. Diese Subfamilie scheint sieh von den Heliometrinen abzuleiten, da ihre Arten in gewisser Weise den Jungen von Arten jener Familie gleichen. Genus Thaumatometra A. H. Clark. Antedon (part) 1887 P. H. Caepenter, Quart. Joiirn. Microsc. Sei. vol. 27 p. 386; auch als Aniedon bei späteren Autoren. Thaumatometra 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 pp. 127, 128, 136. — 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 p. 211, 212, 274. - 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 503 pp. 721, 725. - 1908 A. H. Clark, Geographica! Journal vol. 32 no. 6 pp. 603, 605. — 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 177. — 1911 A. H. Clark, American Journal of Science (4) vol. 32 p. 129. — 1912 A. H. Clark, Notes from the Leyden Museum vol. 34 p. 148. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 11, 12, 17, 26, 61, 245. Verbreitung : Japanisches Meer von Korea nördlich bis zum Golf von Tartary; Jesso- straße; südliches Japan; Panama; Sunda-Inseln; zwischen Marion- und Crozet- Inseln; nordwestlich von Socotra; im Atlantischen Ozean südwestlich von Island. Tiefe: 144—2926 m (80—1600 Faden) bei 0,38° C — 5,94° C. Bemerkungen. Die Gattung Thaumatometra wird hier betrachtet als die Arten Th. abyssorum, alternata, comaster, cypris, isis, parva, parvula, tenuis (einschließlich ciliata), thysbe und unbenannte Arten vom Gebiet nordwestlich von Sokotra und südwestlich von Island umfassend. Thauinatometra abyssorum P. H. Carpenter. Antedon abyssorum 1887 P. H. Carpenter, Quart. Journ. Microsc. Sei. vol. 27 p. 386. — 1888 P. H. Carpenter, Chal- lenger Reports vol. 26 Zoology p. 190 pl. 29 fig. 10-13. — 1893 Hartlaub, Nova Acta Acad. Germ. vol. 58 no. 1 p. 14. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quart. Issue) vol. 50 part 3 p. 353. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1579. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 33. Thaumatometra abyssorum 1908 A. H. Clark, Proc Biol. Soc. Washington vol. 21 p. 128 — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 33, 246. Fundort: Zwischen Marion- und Crozet-Inseln (46° 16' S. Br. 48° 27' Ö. L.) in 2926 m (1600 Faden) Tiefe bei 1,22° C auf Diatomeenschlamm. Gattung Bathymetra A. H. Clark. Antedon (part) 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26 Zoology p. 191; und ebenso bei späteren Autoren. Bathymetra 1908 A. H. Clark, Proc, Biol. Soc. Washington vol. 21 pp. 132, 136. - 1908 H. A. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 p. 211. — 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500, no. 503 pp. 718, 725. - 1908 A. H. Clark, Geographica! Journal vol. 32 no. 6 pp. 603, 604. — 1909 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 36 p. 366. - 1909 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 177. - 1911 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 40 p. 12. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 11, 15, 26, 61, 63, 244. Verbreitung : Nördlicher Pazifischer Ozean östlich von Japan; westliches Beringsmeer; Panama; westlich von Tasmanien; im Atlantischen Ozean östlich von den Abrolhos -Inseln, an der brasilianischen Küste in Tiefen von 1472—5220 m (818—2900 Faden) bei 1,05° — 3,89° C. Bemerkungen. Zur Gattung Bathymetra werden hier die Arten B. abyssicola, B. brevi- cirra, B. carpenteri, B. minutissima und eine unbenannte Art Hartlaubs von Panama gerechnet. Bathymetra carpenteri A. H. Clark. Antedon abyssicola (part) 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26 Zoology p. 191 pl. 33 fig. 2 (aber nicht fig. 1). — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Miscellaneous Collections (Quarterly Issue) vol. 50 part. 3 p. 353. — 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 p. 454. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 33. 148 Deutsche Siidpolar-Expedition. Bathymetra carpenteri 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 p. 13'2 (nunien nudum). — 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat, Museum vol. 34 p. 235. — 1911 A. H. Clark, Memoirs Australian Museum vol. 4 p. 796. - 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 33, 245. Fundort: Westlich von Tasmanien (42° 42' S. Br. 134° 10' ö. L.) in 4680 m (2600 Faden) Tiefe, bei 1,05° C, auf rotem Ton. Bemerkungen. Um die Bedeutung der horizontalen und vertikalen Verbreitung von Bathymetra carpenteri zu würdigen, ist es nötig, die betreffenden Daten für die nächstverwandte Art zu geben; diese ist Bathymetra abyssicola (P. H. Carpenter). Antedon abyssicola 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26 Zoology p. 191 (part) pl. 33 fig. 1 (aber nicht fig. 2). — 1889 Bather, Quart, Journ. Geol. Soc. vol. 45 p. 154. — 1891 P. H. Carpenter, Journ. Linn. Soc. (Zool.) vol. 24 p. 59. — 1891 Hartlaub, Nova Acta Acad. German. vol. 58 no. 1 p. 14. — 1894 Walther, Einleitung in die Geologie als historische Wissenschaft p. 298. — 1899 Thompson Proc. Roy. Soc. Edinburgh vol. 22 p. 321. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Mise. Collections (Quart. Issue) vol. 50 part 3 p. 353. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1579. — 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 p. 454. Bathymetra abyssicola 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc, Washington vol. 21 p. 132. — 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 p. 235. Fundort: Nördlicher Pazifischer Ozean in 35° 22' N. Br. 169° 53' ("). L. in 5220 m (2900 Faden) Tiefe bei 1,84° C auf rotem Ton. Familie Pentametroerinidae A. II. Clark. Thaumaloerinidae 1899 Bather, Report British Association for 1898 (Bristol) p. 923. Decametrocrinidue (part) 1905 Minckert, ZooL Anzeiger vol. 28 Nr. 13, p. 494. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Mise. Collections (Quart. Issue) vol. 50 part 3 p. 344. — 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 ]>. 135. Eiuliocrinidae 1907 A. H. Clark, Smithsonian Mise. Collections (Quart. Issue) vol. 50 part 3 p. 344. — 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 p. 135. — 1908 A. H. Clark, Proc. D. S. Nat. Museum vol. 34 pp. 210, 211, 212. Pentametroerinidae 1908 A. H. Clark, Proc. Biol. Soc. Washington vol. 21 pp. 134-136, 149. - 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 pp. 269, 277; vol. 35 pp. 117, 118. - 1908 A. H. Clark, American Natura- list vol. 42 no. 503 pp. 724, 725. — 1908 A. H. Clark, Geographical Journal vol. 32 no. 6 p. 606. — 1909 A. H. Clark, Proc. ü. S. Nat. Museum vol. 36 p. 363. - 1909 A. H. Clark, Proc Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 175. — 1909 A. H. Clark, American Naturalist vol. 43 p. 581. — 1909 A. H. Clark, Vidensk. Medd. fra den naturhist. Forening Kjöbenhavn 1909 pp. 124,148. — 1910 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat, Museum vol. 38 p. 331. - 1911 A. H. Clark, Proc. ü. S. Nat. Museum vol. 40 pp. 0, 9 p. 649. - 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 6, 11, 12, 15, 27, 44, 47, 63. — 1912 A. H. Clark, Notes from the Leyden Museum vol. 34 p. 151. Pcntamärocrinide's 1911 A. H. Clark, Bull, du mus. d'hist. nat. de Paris no. 4, 1911 p. 259. Diagnose : Familie makrophreater Comatuliden, bei denen die Basalia der Erwachsenen in eine Platte umgewandelt sind, die sogenannte Rosette, welche ganz innerhalb des Kelches liegt; deren postradiale Reihe sich nicht teilt, so daß von jedem der 5 oder 10 Radialia ein einzelner Arm entspringt. Verbreitung : Nur rezent bekannt von Island und Irland südlich bis Westindien und den Kanaren, ferner vom antarktischen Gebiet des südlichen Indischen Ozeans und von Australien bis zur Somaliküste, dem östlichen Teil der Bai von Bengalen und Ostindien, endlich das südliche Japan und die Sandwich-Inseln erreichend; in Tiefen von 185—3240 m (103—1800 Faden). Clark, Crinoiden. 149 Gattung Thaumatocrinus P. H. Carpenter. Thaumatocrinus 1883 P. H. Carpenter, Proe. Roy. Soe. vol. 25 p. 138. — 1884 P. H. Carpenter, Phil. Trans. Roy. Soc. 1883 part 3 p. 919. — 1884 P. H. Carpenter, Quart. Joura. Microsc. Sei. vol. 24 pp. 11, 12. — 1884 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 11 Zoology p. 370. — 1885 P. H. Carpenter, Challenger Reports, Narrative, vol. I part l p. 312. — 1885 Wachsmuth und Springer, Proe. Acad. Nat. Sei. Philadelphia 1885, p. 5; Review of the Palaeocrinoidea p. 227. — 1886 Perrier, Explorations sous-marins p. 276. — 1886 Perrier, Nouv. archives du mus. d'hist. nat. (2) vol. 9 p. 154. — 1887 Wachsmuth und Springer, Proe. Acad. Nat. Sei. Philadelphia 1887, p. 27. — 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26, Zoology p. 66.— 1888 Wachsmuth und Springer, Proe. Acad. Nat. Sei. Philadelphia 1888 p. 346. — 1889 de Loriol, Paleontologie frangaise, ter. jurassique vol. 11 part 2 p. 435. — 1890 Wachsmuth und Springer, Proe. Acad. Nat. Sei. Phila- delphia 1890 p. 303. — 1891 Bather, Ann. and Mag. Nat, ffist. (6) vol. 7 p. 464. — 1891 P. H. Carpenter, Journ. Linn. Soc. (Zool.) vol. 24 pp. 3, 24. — 1894 McMurrich, Text Book of Invertebrate Morphology p. 543. — 1895 Bather, Proe Zool. Soc. London 1895 pp. 995, 996. — 1895 Bather, Natural Science vol. 6 p. 419. - 1900 Bather, in Lankester, A Treatise on Zoology part 3, Echinoderma p. 196. — 1902 Jaekel, Verh. Int. Zool. Kongr. Berlin V p. 1081. — 1903 Delage und Herouard, Traite de Zoologie concrete vol. 3 p. 395. — 1904 Springer, Journ. Geol. vol. 14 no. 6 p. 474. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Mise. Collections (Quart. Issue) vol. 50 part 3 p. 343. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt, 3 p. 1575. - 1908 A. H. Clark, Proe. Biol. Soc, Washington vol. 21 pp. 135, 136. - 1908 A. H. Clark, Proe. U. S. Nat. Museum vol. 34 pp. 210, 269, 274. - 1908 A. H. Clark, Proe. U. S. Nat. Museum vol. 35 pp. 35, 113. 118, 128. - 1909 A. H. Clark, Proe. U. S. Nat. Museum vol. 36 pp. 362-365. - 1912 A. H. Clark, Journ. Washington Acad. Sei. vol. 2 no. 13 pp. 312—314. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 250. Decamelrocrinus 1905 Minckert, Zool. Anzeiger vol. 28 Nr. 13 p. 494. — 1907 A. H. Clark, Smithsonian Mise. Col- lections (Quart. Issue) vol. 50 part 3 p. 344. — 1908 A. H. Clark, Proe, Biol. Soc. Washington vol. 21 pp. 134, 136. - 1908 A. H. Clark, Proe, U. S. Nat, Museum vol. 34 pp. 210, 212. - 1908 A. H. Clark, Proe. Biol. Soc. Washington vol. 21 p. 149. - 1908 A. H. Clark, Proe. IT. S. Nat, Museum vol. 34 pp. 267, 274, 277, 516; vol. 35 pp. 117, 118, 126, 128. — 1909 A. H. Clark, Proe. U. S. Nat. Museum vol. 36 pp. 363, 364. - 1911 A. H. Clark, Fauna Südwest-Australiens vol. 3 Lief. 13 p. 460. — 1912 A. H. Clark, Journ. Washington Acad. Sei. vol. 2 no. 13 p. 312. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 10, 27, 63, 247. Pentametrocrinus (part) 1911 A. H. Clark, Memoirs Australian Museum vol. 4 p. 796. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 32. Diagnose : Gattung der Pentametrocrinidae, welche 10 Eadialia (und 10 Arme) hat. Verbreitung : Nur rezent bekannt von Sandwich-Inseln, Süd- Japan, Meangis-Inseln und dem äußersten Süden des Indischen Ozeans, im Atlantischen Ozean südwestlich von Island, aus 649—3240 m (361 — 1800 Faden) Tiefe. Schlüssel für die Arten der Gattung Thaumatocrinus. a1 kleine Arten mit kleinem Centrodorsale, das nicht mehr als XX Cirren trägt, b1 Cirren XV— XX, äußerst schlank, mit enorm verlängerten Gliedern, von denen das 3. etwa viermal so lang wie der Durchmesser des verbreiterten proximalen Endes ist und das 4. sechsmal so lang wie der proximale Dureh- messer ist. (Im äußersten Süden des Indischen Ozeans.) Thaumatocrinus renovatus l). b2 Cirren XI— XIII (sehr selten mehr), schlank, aber nicht zu sehr, mit weniger verlängerten Gliedern, von denen das 3. nie mehr als doppelt so lang als breit und das 4. gewöhnlich weniger als viermal so lang wie der Durchmesser der verbreiterten Enden ist, (Südwestlich von Island.) Thaumatocrinus jungerseni. a2 Größere Arten mit großem und breitem Centrodorsale, welches mehr als XL Cirren tragt. b1 2. Brachiale mehr als doppelt so lang als das 1., welches unverhältnismäßig klein ist. (Südliches Japan.) Thaumatocrinus borealis. b2 2. Brachiale nicht erheblich länger als das 1. c1 Proximaler Teil der Arme breit, sehr rauh und mit sehr stark entwickelten Gelenkhöckern. (Sandwich-Inseln.) Thaumatocrinus rugosus. l) Carpenter gibt an, daß diese Art („Promachocrinus abyssorum") etwa XX Cirren haben soll; zwei mir vorliegende Exemplare zeigen XV und XVI Cirren. Deutsche SUdpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 20 150 Deutsche Südpolar-Rxpedition. c2 Proximaler Teil der Arme mir schwach verbreitert, glatt, ohne Spur von Gelenkhöckern. (Meangis-Inseln.) Thaumaiocrinus naresi. Die Fundorte nebst Tiefen und Temperaturen, von welchen diese Arten (abgesehen von Th. renovatus, der später behandelt wird) bekannt sind, sind folgende: Thaumatocrinus jungerseni A. H. Clark, südwestlich von Island (61° 44' N. Br. 30° 29 W. L.), 2043 m (1135 Faden), 3,0° C. Thaumatocrinus borealis (A. H. Clark), ostchinesisches Meer, etwa 90 miles westsüdwest- lich vom Kagoshima-Golf; Gwaja Shima S 38° O. weisend, in 34 miles Abstand (30° 22' N. Br. 129° 8' 30" Ö. L., 649 m (361 Faden^, bei 5,94° C, auf grauem Sand mit Globigerinen und zerbrochenen Muscheln. Thaumatocrinus rugosus (A. H. Clark), bei Modu Manu oder Bird-Eiland, Sandwich- Inseln. Von der Mitte von Bird-Eiland S. 77" 30' 0. weisend in 11.1 miles Abstand in 1371—1800 m (762—1000 Faden) Tiefe, bei 3,33° C, auf weißem Schlick mit Foraminiferen und Felsen. Thaumatocrinus naresi (P. H. Carpenter), bei den Meangis-Inseln (4° 33' N. Br. 127° 6' 0. L.) in 900 m (500 Faden) Tiefe, bei 5,44° C, auf blauem Schlick. Thaumatocrinus sp., Indischer Ozean, „Investigator"- Station Nr. 124. Thaumatocrinus renovatus P. H. Carpenter. Promachocrinus alyssorum 1879 P. H. Carpenter, Proc. Roy. Soc. vol. 28 p. 385 (nomen nudum). — 1879 P. H. Car- penter, Nature vol. 19 p. 450 (nomen nudum). — 1885 P. H. Carpenter, Challenger Reports, Narrative vol. 1 part 1 p. 311. - 1887 P. H. Carpenter Quart. Journal Microsc. Sc. vol. 27 p. 386. - 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26 Zoology p. 351 pl. 1 figs. 4, 5; pl. 69 figs 5—7. — 1894 Walther, Einleitung in die Geologie als historische Wissenschaft p. 300. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1576. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 33. Thaumatocrmus renovatus 1883 P. H. Carpenter, Proc. Roy. Soc. vol. 35 p. 138. — 1884 P. H. Carpenter, Phil. Trans. Roy. Soc. 1883 part 3 p. 919 pl. 71. — 1884 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 11 Zoology p. 372 pl. 56 figs. 1—5. — 1885 P. H. Carpenter, Challenger Reports, Narrative vol. 1 part 1 p. 312 fig. 124 A, B, p. 312. — 1886 Perrier, Exploration sous-marins p. 276. — 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26, Zoology p. 66 fig. 1 A, B p. 67. — 1894 Walther, Einleitung in die Geologie p. 299. - 1896 Lang, A Text Book of Comparative Anatomy vol. 2 p. 310 fig. 256. - 1900 Bather, in Lankester, A Treatise on Zoology vol. 3, Echinoderma p. 196 fig. CX1X. — 1903 Delage und Herouard, Traite de Zoologie concrete vol. 3 p. 394 fig. 496. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1575. - 1909 A. H. Clark. Proc. U. S. Nat, Museum vol. 36 pp. 362, 363. - 1912 A. H. Clark, Journ. Washington Acad. Sei. vol. 2 no. 13 pp. 311-314. - - 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 32, 250, 251 (Anmerkung). Decamelrocrmus abyssmum 1905 Minckert, Zool. Anzeiger voL 28 Kr. 13 p. 501. — 1908 A. H. Clark, Proc. TJ. S. Nat. Museum vol. 34 p. 216. — 1911 A. H. Clark, Memoirs Australian Museum vol. 4 p. 796. — 1912 A. H. Clark, Journ. Washington Acad. Sei. vol. 2 no. 13 pp. 312—314. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 33, 248. Pentameirocrinus sp. 1911 A. H. Clark, Memoirs Australian Museum vol. 4 p. 796. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 32. Vom „Gauss" wurden 2 Exemplare gesammelt: 1. III. 03, 2450 m (1361 Faden) nordwestlich von der Gauss-Station im Südlichen Eismeer. Erstes Exemplar: das Centrodorsale hat einenDurch- messer von 3 mm; X Cirren und etwa ebenso viele oder weniger rudimentäre Cirrensockel ; die Verhältnisse der Cirrenglieder sind wie in Carpenters Abbildung; die Größe entspricht auch der des von Carpenter (pl. 69 fig. 5) abgebildeten Exemplars. Die Arme messen 20 mm bis zum Clark, Crinoiden. 151 distalen Ende des 19. Brachiale ( Syzygienpaar als 2 Brachialia gezählt); der distale Zwischenraum zwischen den Syzygien hat gewöhnlich 3 Muskelgelenke; auf der Scheibe gehen 5 Ambulakra vom Munde aus, die sich etwa in der Mitte zwischen ihm und den Armbasen teilen; eins dieser Ambulakren, das rechte hintere, teilt sich in 3 Aste, während das linke vordere ungeteilt bleibt. 24. II. 03, 2425 m (1347 Faden). Zweites Exemplar, dem vorigen gleichend. XIV Cirren; der längste Cirrusstumpf mißt 16 mm bis zum distalen Ende des achten Gliedes; das 1. Glied ist etwa doppelt so breit als lang, das 2. etwa ebenso lang wie der mittlere Durchmesser und hat starke zen- trale Einschnürung; das 3. ist 1,7 mm und das 4. 2,8 mm lang; die folgenden Glieder nehmen all- mählich an Länge ab, so daß das 8. 2,2 mm lang ist; die Cirren sind sehr schlank, gleichen solchen wie von Pentametrocrinus japonicus oder P. varians. Früher bekannte Fundorte dieser Art sind: zwischen Marion- und Crozet- Inseln (46° 16' S. Br. 48° 27' Ö. L.), 2926 m (1600 Faden); Bodentemperatur 1,22" C, auf Di- atomeenschlamm. Südwestlich von Melbourne, Victoria (50° l' S. Br. 123° 4'Ö. L.), 3240 m (1800 Faden), bei 0,83° C, auf Globigerinenschlamm. Verbreitung der Art: Vom äußersten Süden des Indischen Ozeans bis zur Ant- arktis und von Marion- und Crozet-Inseln bis südwestlich von Melbourne nach Osten in 2425 bis 3240 m (1347—1800 Faden), bei 0,83—1,22° C, auf Diatomeen- und Globigerinen- Schlamm. Bemerkungen : Das Studium der großen Serie von Jugendstadien von Promachocrinus kerguelensis in dieser Sammlung hat uns gezeigt, daß der sogenannte Thaumatocrinus renovatus nichts weiter als ein Jugendstadium der zehnstrahligen Form ist, bei welcher die neuen Kadialia erst zu erscheinen beginnen und bei der auch der erste der ergänzenden Arme erst auftritt. Th. renovatus wurde auch mit zehnstrahligen Exemplaren von Promachocrinus abyssorum zusammen gedretscht und kann nichts anderes als ein Jugendstadium dieser Art sein. Das macht die Unter- drückung von Minckerts Decametrocrinus notwendig, der auf Promachocrinus abyssorum basiert ist, zugunsten von Thaumatocrinus, welcher auf Jugendstadien derselben Art begründet ist. Unbestimmbare antarktische Arten der Comatulide n. Wilton, Pirie und Brown (Report Scientific Results S. Y. „Scotia" vol. 4, Zoology p. 21 und 61) erwähnen Federsterne von Scotia-Bai, Süd-Orkneys (60° 43' S. Br. 44° 38' W. L.) und Crinoiden von der Burdwood-Bank (54° 25' S. Br. 57° 32' W. L.), die vielleicht als Isometra angustipinna zu deuten sind, und S. 69 einen Crinoiden aus 2538 m (1410 Faden) Tiefe von 71° 22' S. Br. 16° 34' W. L. Familie Bourgueticrinidae de Loriol. Bourgueticrinidks 1882 de Loriol, Paleontologie francaise, ter. jurassique vol. 11 p. 64. Diagnose : Stiel ohne Endplatte, aber der distale Teil der Säule trägt sehr zahlreiche Wurzelcirren. Der Stamm ist schlank, aus ziemlich langen Gliedern zusammengesetzt, mit stark konkaven Seiten, oder aus etwa ebenso langen als breiten, mit stark konvexen Seiten oder von zwischen diesen Extremen liegender Form, aber die Gelenkflächen haben immer eine starke Stützleiste, (welche in der Mitte durch den Zentralkanal unterbrochen sein kann), die 2 große Ligamentgruben trennt; eins oder mehrere der Stielglieder, unmittelbar unter dem Kelch, können scheibenförmig sein und ebene Flächen haben. Dorsalnapf klein, aber sehr variabel in der Größe und in den Ver- hältnissen der ihn zusammensetzenden Platten zueinander. Er besteht aus 5 Basalplatten, welche 20* 152 Deutsche Siidpolar-Expedition. zu einer einzigen verschmolzen sein können, und gewöhnlich 5 Radialien. Infrabasalia sind nicht bekannt, fehlen wahrscheinlich den Erwachsenen. 5 oder 10 schlanke Arme sind vorhanden. Im letzteren Falle tritt eine IBr. -Reihe von 2 Ossikeln auf. Sind 4, 6 oder mehr Radialia vorhanden, so folgt eine ganz ähnliche Postradialreihe jedem Radiale. Verbreitung : Seit der Kreidezeit bekannt. Jetzt weit verbreitet in größerer Tiefe, fehlend im Mittelmeer, Japanischen, Ochotskisehen und Beringsmeer. Die Familie ist nachgewiesen in Tiefen von 111 — 4842 m (62 — 2690 Faden) bei Bodentempera- turen von — 1,6° bis + 9,27° C; doch ist die dazu gehörige Gattung Democrinus in weit wärmerem Wasser gefunden. Schlüssel für die rezenten Gattungen der Boiirgneticrinidae. a1 Die 3., 6. und 9. Brachialia (die 5., 8. und 11. Ossikel von den Radialien) haben ein Muskelgelenk an beiden Enden; Basalia immer zu solidem Ring verschmolzen, der breiter als lang ist, zylindrisch oder kurz abgestutzt konisch; 10 Arme. b1 Die Distalkanten der Brachialia springen vor, auf die Basen der folgenden Brachialia übergreifend, so daß das Dorsalprofil der Arme gesagt erscheint; das IBr.2 (Axillare) ist deutlich breiter als lang und entschieden kürzer als das IBr. v Bathjcrinus. b2 Die Distalkanten der Brachialia springen nicht vor, das Dorsalprofil der Arme ist glatt; das IBr., (Axillare) ist wenig, wenn überhaupt, breiter als lang und etwa so lang wie das IBr. v Ilyermvs. a2 Alle die postradialen Ossikel sind paarweise durch muskulöses Gelenk verbunden; die Basalia sind gesondert oder zu einem soliden Ring verschmolzen, der abgestutzt konisch ist, stets länger als breit. b1 Zehnarmig, das 2. postradiale Ossikel als Axillare. Monachocrinus. b2 5 ungeteilte Arme. c1 Keine Suturen zwischen den Basalia sichtbar, Basalia zu einem einzigen konischen Ossikel solid verschmolzen. Rhizocrinus. c2 Basalia immer durch deutliche Suturen abgetrennt. d1 Stiel verhältnismäßig schlank, die längeren Glieder wenigstens doppelt so lang als breit; Kelch deutlich konisch. Byihocrmus. d2 Stiel sehr kräftig, die längeren Stielglieder nur wenig länger als breit; Kelch fast oder ganz zylindrisch. 1 Oemocrmus. Die horizontale und vertikale Verbreitung jeder dieser Gattungen (abgesehen von Ilycrinus, der weiter unten behandelt wird), ergibt sich aus den folgenden Fundorten: Bathycrinus Wyville Thomson (mit 7 Arten). Nur rezent bekannt, aus dem mittleren tropischen Atlantischen Ozean, nach Nordwesten bis zur Küste von Virginia und Maryland (bis 38° 20' N. Br. ) und nördlich bis zur Breite des nördlichen Teils der Bai von Biscaya (47° 38' N. Br.), vom öst- lichen Teil der Bai von Bengalen, östlich vom Nordende Sumatras, mittleren Pazifi- schen Ozean zwischen Ozeanien und Amerika (von 0° 3,4' — 9° 57' N. Br. ). Die Gattung wurde in 1629—4842 m (905—2690 Faden), im Durchschnitt bei 3515 m (1953 Faden) Tiefe gefunden bei Temperaturen von 1,28° C — 2,67° C. (Alle Beob- achtungen bis auf eine liegen zwischen 2,5° C und 2,67° C. ) Monachocrinus A. H. Clark (mit 7 Arten). Nur rezent bekannt vom Karibenmeer bis zu den Azoren, Marokko und süd- westlich von Island; ferner aus der Bai von Bengalen und der Nachbarschaft von Banda und Celebes aus Tiefen von 1236—4255 m '687— 2419 Faden). Im Atlanti- Clark, Ciinoiden. 153 sehen Ozean von 1236 — 4255 m (687 — 2419 Faden), im Indischen und Pazifischen Ozean von 1301— 2340 m (723—1300 Faden). Nur 2 Temperaturbeobachtungen aus dem Atlantischen Ozean liegen vor: 3,0° C und 4,44° C. Democrinus Perrier (mit 4 Arten). Abgesehen von einem Fund in einer Breccie mit Menschenskelett auf Guadeloupe, Westindien, nur rezent bekannt von Sulu (Iolo) bis Ceram Laut und Timor, bei Krakatoa, an der Küste von Marokko und im Golf von Mexiko aus Tiefen von 112 bis 2050 m (62—1139 Faden). Temperatur nicht bekannt, Bythocrinus Döderlein (mit 6 Arten). Nur rezent bekannt von Ostindien, von der ostafrikanischen Küste, von der Nordwestküste Afrikas und der Südwestküste Europas, vom Golf von Mexiko und südlich bis Ceara, Brasilien, aus Tiefen von 158 — 1668 m (88 — 927 Faden). Bei Ost- indien in 1158—1570 m (643—872 Faden), bei Nordostafrika in 1644—1668 m (913—927 Faden), im westlichen Atlantischen Ozean von 158—900 m (88—500 Faden), bei Temperaturen von — 3,8° C bis 4,72° C. Rhizocrinus M. Sars (mit 2 Arten). Bekannt aus der Kreide, dem Eozän und rezent und auf den nördlichen Atlanti- schen Ozean beschränkt. Gefunden vom nördlichen Florida bis südwestlich von Island, dann südwestlich von Irland und bis unter 68° 30' N. Br. an der norwegischen Küste, in Tiefen von 140—2340 m (77—1300 Faden) bei 0,1° C — 9,27° C. Gattung' Ilycrinus Danielssen und Koken. Bathycrmus (part) 187(3 v. Wille moes-Suhm, Zeitschr. f . wiss. Zool. vol. 26 p. LXXIX. — 1878Wyville Thomson, Joiirn. Linn. Soc. (Zool.) vol. 13 1870 p. 48. — 1878 P. H. Carpenter, Quart. Joiirn. Mierosc Sei. vol. 18 p. 355. — 1879 P. H. Carpenter, Proc. Koy. Soc. vol. 28 p. 389. - 1881 P. H. Carpenter. Quart. Journ. Mierosc. Sei. vol. 21 p. 186. — 1881 P. H. Carpenter, Quart. Journ. Geol. Soc. 1881 p. 132. — 1882 P. H. Carpenter, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 9 no. 4 p. 166. — 1882 P. H. Carpenter, Quart, Journ. Mierosc. Sei. vol. 22 p. 373. — 1882 Fuchs, Ann. des Sciences nat. vol. 13 no. 11 p. 1. — 1882 Fuchs, Comptes rendus de 1'inst, imper. de geologie 7 fevr. 1882. - 1883 P. H. Carpenter, Ann. Mag. Nat. Hist. (5) vol. 11 p. 327. — 1883 P. H. Car- penter, Quart. Journ. Mierosc. Sei. vol. 23 p. 611. — 1883 P. H. Carpenter, Proc. Roy. Soc. vol. 35 p. 139. - 1883 Chapman, Trans. Roy. Soc. Canada I (1882) sect. 4 p. 116. — 1884 P. H. Carpenter, Quart, Journ. Mierosc. Sei. vol. 24 p. 324. — 1884 P. H. Carpenter, Phil. Trans. Roy. Soc. 1883 part 3 p. 926. — 1884 P. H. Carpenter. Challenger Reports vol. 11 Zoology p. 225. — 1885 P. H. Carpenter, Ann. and Mag. Nat. Hist. (5) vol. 16 p. 102. — 1885 P. H. Carpenter, Challenger Reports. Narrative vol. 1 part 1 p. 306. — 1885 Filhol, La vie au fond des mers pp. 136, 206, 208, 213. — 1885 von Graff, Challenger Reports, Narrative vol. 1 part 1 p. 317. — 1887 P. H. Carpenter, Proc. Geol. Association vol. 10 p. 0. — 1887 P. H. Carpenter, Ann. Mag. Nat, Hist. (5) vol. 19 p. 26. — 1887 P. H. Carpenter, Bijdragen tot der Kennis der Karazee p. 47. — 1887 P. H. Carpenter. Quart. Journ. Mierosc. Sei. vol. 27 p. 385. — 1886 Packard, Zoology p. 101. - 1886 Perrier, Nouv. archives du mus. d'hist, nat. (2) vol. 9 p. 55. — 1888 Wachsmuth und Springer, Proc. Acad. Nat. Sei. Philadelphia 1888 p. 360. — 1889 Bather. Quart. Journ. Geol. Soc. vol. 45 pp. 157, 164. - 1890 P. H. Carpenter, Ann. Mag. Nat. Hist, (6) vol. 6 p. 17. — 1890 Wachsmuth und Springer, Proc. Acad. Nat. Sei. Philadelphia 1890 p. 373. — 1891 Regnard, La vie dans les eaux p. 77. — 1892 A. Agassiz, Mein. Mus. Comp. Zool. vol. 17 no. 2 p. 7. — 1893 Bather, Svenska Akad. Handl. vol. 25 no. 2 p. 44. - 1893 Perrier, Traite de Zoologie p. 784. — 1894 Walther, Einleitung in die Geologie p. 297. — 1897 Wachs- mitu und Springer, Mein. Mus. Comp. Zool. vol. 20 pp. 41, 63. — 1898 Bather, Natural Science vol. 6 p. 420. — 1898 Bather, Geol. Mag. (N. S.) Decade 4 vol. 5 p. 426. — 1899 Bather, Quart, Journ. Geol. Soc. vol. 45 part 2 p. 361. - 1899 Bather, Report British Association for 1898 (Bristol) p. 923. - 1899 Batuer, Wachs- 154 Deutsche Südpolar-Expedition. müth und Springers Monograph on Crinoids p. 426. -- 1900 Bather. The Natural History of the Crinoidea p. (1). — 1900 Döderlein in Chun, Aus den Tiefen des Weltmeeres p. 226, 486. — 1903 Delage und He- rouard, Traite de Zoologie concrete vol. 3 p. 391. — 1905 Minckert, Archiv für Naturgesch. vol. 71 part 1 p. 195. - 1907 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Mus. vol. 32 p. 554. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnun- gen des Tierreichs vol. 2 Abt. 3 p. 1574. — 1908 A. H. Clark, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 51 no. 8 pp. 234, 236, 237. - - 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 34 pp. 205, 207; vol. 35 p. 114. - 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500 pp. 204, 542; no. 503 pp. 718, 724. — 1908 A. H. Clark, Geo- graphical Journal vol. 32 no. 6 pp. 603, 604. - 1909 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat, Museum vol. 36 pp. 362, 676. - 1909 A. H. Clark, Proc, Biol. Soc. Washington vol. 22 p. 143. - 1910 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat, Museum vol. 38 pp. 115, 116, 118, 211, 214, 215, 387. - 1911 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 40 p. 12. - 1912 A. H. Clark, Proc. ü. S. Nat. Museum vol. 42 pp. 195, 196. - 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 4. 14, 15, 28, 65, 274. Ilycrinus 1877 Danielssen und Koren, Nyt Magazin for Naturvidenskaberne voL 23 tredie Hefte p. 45. — 1886 Per- rier, Exploration sous-marins p. 273. — 1893 Perrier, Traite de Zoologie p. 784. Pterocrinus („Wyville Thomson MS.") 1884 P. H. Carpenter, Challenger Keports vol. 11, Zoology pp. 242, 243. Diagnose : Die Basalia sind stets zu einem soliden Ring verschmolzen, welcher breiter als lang, zylindrisch oder kurz abgestutzt konisch ist; das 3., 6. und 9. Brachiale (die 5.. 8. und 11. Ossikel von den Radialien) haben an beiden Enden ein Muskelgelenk; die distalen Kanten der Biachialia treten nicht hervor, so daß das Dorsalprofil der Arme glatt ist. Das IBr.o (Axillare) ist wenig, wenn überhaupt, breiter als lang und etwa ebenso lang wie IBr.!. Vorkommen : Nur rezent bekannt aus dem antarktischen Gebiet, westlich von den Crozet- Inseln bis Enderby-Land, ferner vom äußersten Norden des Pazifischen Ozeans von den Commander- Inseln bis zwischen Sitka und dem Columbiafluß, endlich aus dem kalten Tiefenwasser zwischen Skandinavien und Island weiter nördlich. Gefunden in Tiefen von 1337 — 4636 m (743 — 2575 Faden); in der Antarktis aus 2514 — 4636 m (1375 — 2575 Faden), im nördlichen Pazifischen Ozean von 2821—2824 m (1567—1569 Faden^, im Norwegischen Meer von 1337—2770 (743—1539 Faden). Die Temperatur betrug von — 1,6° C bis + 2,56° C; in der Antarktis von — 0,5° C bis + 2,56° C im nördlichen Pazifischen Ozean 1,61" C, im Norwegischen Meer von — 1,6° C bis + 1,56° C. 3 Arten sind von dieser Gattung bekannt. Ilycrinus australis (A. H. Clark). Bathyermus aldrichianus (nicht von Wyville Thomson) 1877 Wyville Thomson, The Atlantic vol. 2 p.92 (part., aber nicht fig. 23 auf p. 93). — 1878 Wyville Thomson, Journ. Linn. Soc. (Zool.) vol. 13 (1876) p. 50 (part., aber nicht die Abb. S. 49). — 1878 Wyville Thomson. The Atlantic (New York), vol. 2 p. 87 (part., aber nicht fig. 23 S. 86). - 1884 von Graff, Challenger Reports vol. 10, Zoology part 27 pp. 14, 16, 20. - 1884 P. H. Carpenter, Proc. Roy. Soc. Edinburgh vol. 12 p. 359. — 1884 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 11, Zoology p. 241 pl. 7, pl. 7 a figs. 1—21. pl. 7 b, pl. 8 a figs. 4, 5. — 1885 P. H. Carpenter, Ann. Mag. Nat. Hist. (5) vol. 16 p. 108. - 1885 P. H. Carpenter, Challenger Reports Narrative vol. 1 part 1 p. 308. - 1887 P. H. Carpenter, Quart. Journ. Microsc. Sei. vol. 26 p. 386. — 1887 P. H. Carpenter, Ann. Mag. Nat. Hist. (5) vol. 19 p. 39. - - 1888 Braun, Centralblatt für Bakteriol. und Parasitenkunde vol. 3 pp. 185, 210. — 1892 Danielssen, Den Norske Nordhavsexpedition 1876—78 Zoologi vol. 5 part 21 p. 10. — 1894 Walther, Einleitung in die Geologie p. 299. — 1900 Bather, in Lankaster, A treatise on Zoology vol. 3 Echino- derma p. 186 fig. CV. — 1903 Delage und Herouard, Traite de Zoologie concrete vol. 3 p. 391 figs. 488, 489. — 1905 Minckert, Archiv für Naturgesch. vol. 71 part 1 p. 195. — 1905 Reichensperger, Zeitschr. für wiss. Zoologie vol. 80 part 1 p. 22. — 1905 Reichensperger, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 46 no. 10 p. 174. — 1907 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Mus. vol. 32 pp. 511, 553. — 1907 Hamann, Bronns Klassen und Ordnun- gen des Tierrechs vol. 2 Abt. 3 p. 1574. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 32. Baihyerinus sp. 1885 von Graff, Challenger Reports, Narrative vol. 1 part 1 p. 313. — 1888 Braun, Zentralbl Bakteriol. und Parasitenkunde vol. 3 p. 210. Clark, Crinoiden. 155 Bathyerinus alarchianus 1885 Pereier, Revue scientifique vol. 35 (mai 30, 1885) p. 691. — 1885 P. H. Carpentkk, Ann. Mag. Nat. Hist. (5) vol. 16 p. 108. Bathyerinus aldrichiani 1892 Danielssen, Den Norske Nordhavsexpedition 1876—78 vol. 5 part 21 p. 1. Bathyerinus sp. 1900 Döderleix, in Chun, Aus den Tiefen des Weltmeeres pp. 226, 486. Bathyerinus australis 1907 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 32 p. 553. — 1908 A. H. Ciark, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 51 no. 8 pp. 236, 237. - 1908 A. H. Clark, Proc. lT. S. Nat. Museum voL 34 p. 207. - 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500 p. 542. — 1908 A. H. Clark, Geographical Journal vol. 32 no. 6 p. 603. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 32, 276. — 1912 Döderlein, Die gestielten Crinoiden der Deutschen Tiefsee-Expedition p. 9 pl. 5 figs. 1—1 d, pl. 6 figs. 7—7 d. Fundorte: Westlich von den Crozet -Inseln (46° 46' S. Br. 45° 31 ' Ö. L.), 2514 m (1375 Faden), bei 2,56° C auf Globigerinenschlamm ; (46° 16' S. Br. 48° 27' Ö. L.) 2926 m (1600 Faden) bei 1,22° C auf Diatomeenscnlamrn. Nordöstlich von Enderby-Land (63° 16' S. Br. 57° 51 ö. L.) 4636 m (2575 Faden) bei — 0,5° C. Die Art gehört der Tiefsee im Gebiet des Gaussquadranten, zwischen Crozet-Inseln und Enderby- Land, an. Ordnung Inadunata Wachsmuth und Springer. Inadunata 1886 Wachsmuth und Springer, Proc. Acad. Nat. Sei. Philadelphia 1886 p. 155. Revision of the Palaeocrinoidea part 3 p. 79. Diagnose : Crinoiden, deren Arme über den Radialien frei sind; der dorsale Napf ist auf Radialia, Basalia, Infrabasalia (wenn vorhanden) und Analplatten beschränkt. Interradialia oder Interbrachialia fehlen, außer an der Hinterseite (Analseite). Alle Platten des Napfes sind durch enge Naht verbunden. Der Mund ist gewöhnlich subtegminal; der Stiel ist meist zylindrisch, selten pentagonal oder fünfteilig, seltener hexagonal oder fehlend. Ein Proximale ist nicht vorhanden. Girren sind bei einigen Typen mehr oder weniger unregelmäßig entwickelt. Verbreitung : Vom Ordovician bis Rezent, aber alle Familien außer den Cyathocrinidae (Ordovician bis? Perm), Poteriocrinidae (oberes Devon bis Trias), Saccocomidae (Jura) und Plicato- crinidae (Jura bis Rezent) starben aus während oder vor der karbonischen Zeit. Unter den lebenden Formen hat sich aus dieser Ordnung nur die Familie der Plicatocrinidae erhalten können, die einzige lebende Familie, die nicht zu den Articulaten gehört. Familie Plicatocrinidae Zittel. Plicatocrinidae 1879 Zittel, Handbuch der Paläontologie p. 346. — 1913 Springer und Claek in Eastmans Über- setzung von Zittels „Paläontologie" p. 237. Hyocrinidae 1884 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 11 Zoology p. 217. — 1899 Bather, Report British As- sociation for 1898 (Bristol) p. 921. — 1902 Kohler und Bather, Mein, de la Soc zoologique de France 1902 p. 78. - 1910 A. H. Clark, Proc. LT. S. Nat.' Museum vol. 38 p. 116. - 1911 A. H. Clark, Proc. U. S. Museum vol. 39 p. 473, vol. 40 pp. 5—7. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 6, 8, 10, 27, 53, 64. Hyocrinides 1909 Koehler, Echinodermes provenant des campagnes du Yacht „Princesse Alice" p. 264. Ptüocrinidae 1910 ] Pülocrinida 1910 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 38 p. 116. Eyoerinoida 1910 I Diagnose : Basalring schornsteinförmig, vier-, fünf- oder sechseckig, zusammengesetzt aus 3 (gewöhnlich) oder 5 Basalia, welche durch feste Gelenke verbunden sein können. 4, 5, 6 oder 8 (selten 7 ) lange und dünne Radialia, welche die Postradialreihe der Brachialia auf schmaler Fläche tragen, so daß diese nur einen kleinen Teil der distalen Kante einnimmt. Arrne lang, ungeteilt 156 Deutsche Südpolar-Expedition. oder ein- bis mehrmals verästelt. Die erste Teilung tritt gewöhnlich am ersten Brachiale auf, niemals am zweiten. Bei ungeteilten Armen sind die Pinnulae gewöhnlich sehr lang und reichen bis zur Endspitze der Arme; aber die Länge der Pinnulae nimmt ab im Verhältnis zur Zahl der Armteilun- gen. Die Glieder der Pinnulae neigen bisweilen dazu, in ein solides Stück zu verschmelzen. Der Stiel gleicht dem der Apiocrinidae, doch findet sich weder eine proximale Verbreiterung noch ein Proximale. Verbreitet vom oberen Jura bis Rezent; lebend im antarktischen Gebiet und nördlich bis Madeira und den Kanaren, bei den Molukken und ( ?) Karolinen und bei British Columbien in Tiefen von 480—4973 m (266—2485 Faden) bei — 0,5° C — 6,6" C. Bei der Vorbereitung des Teils über die Crinoiden in der neuen Ausgabe (1913) von Eastmans Übersetzung der Paläontologie von Zittel konnten Springer und Clark nicht schlüssig werden über die systematische Stellung der Plicatocrinidae (enthaltend die Gattungen Plicatocrinus, Hyo- crinus, Gephyrocrinus, Thalassocrinus, PtUocrinus und Calamocrinus), welche wir versuchsweise zu den Crinoidea articulata gerade vor die Comatuliden stellten, deren Jugendstadien dieser Familie sehr ähnlich sind. Die Articulaten umfassen alle übrige bekannte, rezente Crinoiden, und diese Tatsache zu- sammen mit der Ähnlichkeit der Plicatocrinidae mit den jungen Comatuliden war der Grund dafür, diese Familie dort unterzubringen. Aber die Arten der Plicatocrinidae weichen in einer Anzahl von höchst wichtigen Merkmalen von allen Articulaten ab: 1. Das Tegmen ist völlig von einem Pflaster solider Platten bedeckt. 2. Oralia sind immer vorhanden; es sind nicht ebene oder sphärische Dreiecke wie bei den verhältnismäßig wenigen Articulaten, die solche haben, sondern ihre Kanten sind aufwärts gerichtet, so daß sie, statt 10 scharfe Kanten am Munde zu bilden, sich über ihm in 5 scharfen parallelen Kanten treffen, wie bei den gestielten Jugendstadien der makro- phreaten Comatuliden. 3. Der Kelch ist mehr oder weniger asymmetrisch; die beiden hinteren Radialia können wie bei Calamocrinus verbreitert sein, oder es kann ein sehr kleines Basale rechts vom Analfeld wie bei Hyocrinus auftreten. Bei den Jugendstadien der Comatuliden können die beiden hinteren Radialia größer als die übrigen sein, und immer ist ein Radioanale, mehr oder weniger weit rechts vom hinteren Interradius gelegen, vorhanden. 4. Der Dorsalnapf ist sehr groß, umschließt völlig dorsal und seitlich die Eingeweide; dieses Verhältnis ist identisch mit dem bei den jungen Comatuliden, erscheint aber unter den erwachsenen Articulaten nur in der stark aberranten Gattung Marsupites. 5. Die Platten des Dorsalnapfes sind sehr dünn, ermangeln gänzlich der für alle Arten der Articulaten so charakteristischen reichen inneren Kalkabsonderung; darin stimmen die Plicatocrinidae mit den jungen Comatuliden überein und auch mit den aberranten pelagi- schen Comatuliden Marsupites und Uintacrinus. 6. Statt die ganze Distalkante der Radialia wie bei den Articulaten einzunehmen (ausge- nommen nur Marsupites), beschränken sich die Armbasen nur auf einen kleinen Teil, wie bei den gestielten Jugendstadien der Comatuliden. Clark, Crinoiden. ^57 7. Infrabasalia fehlen. 8. Den Armbasen fehlen die Pinnulae; proximale Pinnulae sind, außer in sehr wenigen Aus- nahmefällen, unter den Comatuliden stets bei den Articulaten vorhanden, aber den jungen Comatuliden fehlen sie, bevor eine beträchtliche Größe erreicht ist. 9. Obwohl die Pinnulae völlig die gleiche Anlage wie bei den Articulaten zeigen, sind sie stets weniger spezialisiert und erinnern in mancher Hinsicht mehr an degenerierte Armzweige als an die vollkommene Pinnida vom Articulatentypus; darin gleichen sie den Pinnulis der sehr jungen Comatuliden oder der Wachstumsspitze des Arms bei größeren Exemplaren. 10. Die Spitze des Dorsalnapfes zeigt die Tendenz, einen Hohlraum zur Aufnahme des Stiels zu bilden. 11. Dem Stiel fehlt jede Spur des als Proximale bekannten modifizierten Gliedes; er ent- wickelt oben während der ganzen Lebensdauer neue Glieder; in dieser Hinsicht gleicht der Stiel dem der jungen Comatuliden vor dem Erscheinen des definitiven Endgliedes, welches eventuell das Centrodorsale bilden soll. 12. Cirren fehlen. Der Stiel ist durch eine plumpe Endplatte wie bei jungen Comatuliden angeheftet. Einige erklärende Worte, den Stiel der Articulaten betreffend, dürften hier nicht überflüssig sein. Der Stiel derselben (bei den Comatulida innatantes, der einzigen, in den rezenten Meeren nicht vertretenen Unterordnung der Comatuliden. gänzlich fehlend) ist völlig verschieden von dem der übrigen Crinoiden, denn, anstatt kontinuierlich während der Lebensdauer durch Bildung neuer Glieder dicht unter der Krone zu wachsen, besitzt er eine bestimmte Wachstumsgrenze, bei welcher die Neubildung der Stielglieder plötzlich aufhört und das letzte Glied mit dem Kelch durch enge Naht verbunden wird (gewöhnlich mit den Infrabasalien verschmilzt), sich verbreitert und zum sogenannten Proximale, Endplatte des Kelches, umwandelt. Unmittelbar unter diesem verbrei- terten Stielglied findet sich eine mehr oder weniger modifizierte Verbindung, das sogenannte Stamm- syzygium, welches außer oberflächlicher Ähnlichkeit nichts Gemeinsames mit den Brachialsyzygien hat. Die typische Form des Stiels der Articulaten zeigt sich bei den jungen Comatuliden zur Zeit der Bildung des Centrodorsale; aber diese typische Form persistiert nur in der Gattung Thiollieri- crinus und in der Familie Phrynocrinidae bei Erwachsenen. Bei solchen Typen wie den Apio- criniden ist das Proximale so enorm vergrößert, daß eine beträchtliche Zahl weiterer Glieder sich in ähnlicher Weise wie das Proximale allmählich nach oben hin umbilden muß. Dieselben Verhältnisse finden sich bei den Bourgueticriniden, besonders bei der Gattung Ilycrinus. Bei den Comatuliden (außer Innatantes, welche nie einen besitzen) wird der Stiel am Stamm - syzygium zwischen Proximale und dem darunter liegenden Gliede abgeworfen. Beim jungen Pentacriniten ist das Proximale genau wie bei jungen Coinatuliden gebildet, aber das starke Wachstum des Stiels verlangt die Bildung neuer Glieder zwischen Proximale und Kelch, bevor das Proximale Zeit hat, mit ihm zu verwachsen. Das Proximale wird also vom Kelch abge- drängt, aber, genau wie bei den Comatuliden, gehen Cirren daraus hervor und es vereinigt sich mit dem vorhergehenden Stielglied durch ein Stammsyzygium. Diese beiden Stielglieder stellen Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. "1 158 Deutsche Südpolar-Expedition. nun die als Nodale und Infranodale bekannten Gebilde dar, von denen das als Proximale angelegte Nodale Girren trägt. Nach, der Ausbildung des ersten Nodale setzt der Pentacrinit das Wachstum fort und bildet einen neuen Stiel, dessen terminale Stammplatte das erste Nodale repräsentiert. Wenn dieser die definitive Länge erreicht hat, wird ein neues Nodale gebildet und so fort. Daher entspricht jedes Nodale und Internodium des Pentacriniten morphologisch dem ganzen Stiel solcher Formen wie die Apiocrinidae, Phrynocrinidae oder Comatulidae. Beim erwachsenen Pentacriniten werden die Nodalia nur dicht unter dem Kelch gebildet, so daß hier eine Reihe wiederholter Proximalia entsteht, genau wie bei Apiocrinidae; aber keines dieser Nodalia verwächst mit dem Kelch, da sie beständig von neu gebildeten Nodalien abgedrängt werden. In geringem Abstand vom Kelch schieben sich dann Zwischenglieder ein, deren nächst- gelegenes mit dem Nodale ein Syzygium bildet, so daß etwas ferner von der Krone die Nodalia, durch Syzygien mit den Infranodalien vereinigt, in regelmäßigen Abständen erscheinen, wie es gewöhnlich am Stiel der Pentacriniten anzutreffen ist. Beim Stiel der Bourgueticriniden können beliebig 2 Stielglieder durch ein Stammsyzygium verbunden werden; diese doppelten Stielglieder sind selten im distalen Teil, werden aber gegen die Krone hin häufiger. Jedes dieser Paare entspricht dem Versuch, ein Proximale zu bilden, welches durch üppiges Stammwachstum vom Kelch verdrängt wurde, genau wie bei Pentacriniten. Außer- dem findet sich dicht unter der Krone eine bestimmte Anzahl von Proximalen, die der durch das fortgesetzte Wachsen bedingten unbestimmten Serie von Proximalen bei den Pentacrinitiden ent- sprechen. Um die wesentliche Ähnlichkeit in der Stielbildung bei Pentacriniten und Bourgueticriniten hervorzuheben, kann erwähnt werden, daß die frühesten Nodalia des jungen Pentacrinitenstiels weit mehr den durch Syzygien vereinigten Gliedern des Bourgueticrinitenstiels gleichen als den Nodalien der Erwachsenen, denn sie sind stark verlängert und tragen gewöhnlich nur wenige Cirren, 3 oder 2 selbst 1 Cirrus. Es ist klar, daß der Bau der Plicatocriniden in allen Einzelheiten sehr genau dem der jungen Comatuliden entspricht, vor dem Erscheinen des Stielgliedes, welches eventuell das Centrodorsale bilden soll; ebenso klar ist es, daß diese Familie kaum bei den Articulaten untergebracht werden darf, da sie so gründlich von allen ihren anderen Formen abweicht. Die Ordnung Inadunata von Wachsmuth und Springer enthält die Crinoiden, deren Arme über den Radialien frei sind. Der Dorsalnapf ist auf die Radialia, Basalia, Infrabasalia (wenn vorhanden) und Analplatten beschränkt. Weder Interradialia noch Interbraehialia treten auf, außer an der hinteren (analen) Seite, und die Brachialien sind nie dem Napf einverleibt. Der Mund ist subtegminal, der Stiel kreisrund im Querschnitt (mit sehr seltenen Ausnahmen) und hat kein Proximale. Es zeigt sich sofort, daß die Plicatocrinidae weit besser mit den Vertretern dieser Ordnung übereinstimmen als mit denen der Articulata, da sie nur durch den Mangel einer bestimmten Dif- ferenzierung der hinteren Area und durch den Besitz offener Nährgruben und eines offenen Mundes abweichen. Aber bei den Encriniden, welche zu dieser Ordnung gerechnet werden, ist die hintere Area keineswegs von den anderen verschieden, während es wenigstens bei 3 rezenten Gattungen Clark, Crinoiden. j 5Q der Plicatocrinidae nicht ganz ebenso ist, so daß dieser Unterschied unwichtig ist. Bei vielen der fossilen Inadunaten keimen wir nicht die Scheibe; aber unter den rezenten Typen haben die Gat- tungen der Plicatocriniden die tiefsten Nährgruben und die nächste Annäherung an einen subteg- minalen Mund. Es kann sein, daß diese anscheinende Differenz in Wirklichkeit nicht existiert, Bei schnellem Überblick über die verschiedenen Familien der Inadunaten — zur Unterordnung Larviformia gehören Stephanocrinidae, Pisocrinidae, Haplocrinidae, Allegecr inidae, Synbathocrinidae und Cupressoerinidae, und zur Unterordnung Fistulata die Hybocrinidae, Heterocrinidae, Anomalo- crinidae, Cremacrinidae, Catillocrinidae, Belemnocr inidae, Dendrocrinidae, Crotalocrinidae, Cyatho- cr inidae, Botryocr inidae und Poterioer inidae -- läßt sich der Eindruck nicht verfehlen, daß sicher mehr als oberflächliche Ähnlichkeit zwischen diesen Typen und den Plicatocriniden vorhanden ist, Als interessante Tatsache kann angegeben werden, daß die systematischen Beziehungen in der Ordnung Inadunata zweifellos heterogen sind, und derselbe Charakter spiegelt sich in der Familie Plicatocrinidae deutlich wieder. Während die Plicatocriniden im allgemeinen als völlig übereinstimmend mit diesen Familien bezeichnet werden können - - d. h. die Charaktere der vorhandenen Arten werden auch bei den Idunaten angetroffen, aber in keiner anderen Ordnung — , kann dieser Familie eine sichere Stellung nicht definitiv eingeräumt werden. Am richtigsten scheint es mir, sie am Schluß der Idunaten neben den Poterioer inidae unterzubringen. Ebenso wie die Plicatocrinidae gehören auch die Saccocomidae wohl zu den Idunata, und mancherlei Beziehungen bestehen zwischen diesen beiden Familien. Die Familie Saccocomidae würde sich demnach an die Plicatocrinidae anschließen, deren pelagische Vertreter sie gewisser- maßen sind. Bereits 1899 kam Dr. F. A. Bather zu dem Schluß, daß die Plicatocrinidae (welche er in Plicato- crinidae und Hyoerinidae aufteilte) in Wirklichkeit inadunate Formen wären, und schloß sie daher in die Inadunata ein, zu welchen er die Hybocrinidae, die Stephanocrinidae, die Heterocrinidae, die Calceocr inidae, die Pisocr inidae, die Catillocrinidae, die Zopliocr inidae, die Haplocrinidae, die Allege- crinidae, die Synbathocrinidae, die Belemnocr inidae, die Plicatocrinidae, die Hyoerinidae und die Saccocomidae rechnete. Auch Frank Springer stellt jetzt die Familie der Plicatocrinidae zur Ordnung der Idunata. Von den 4 großen Ordnungen der Crinoiden finden sich 2, die Camerata und die Flexibilia, vom Ordovician bis zum Ende des Karbon. Die Inadunata treten im Ordovician auf, eine (vielleicht 2) Familien derselben erhielten sich bis zum Perm und eine bis zur Trias, während bereits die gestielten Pentacriniten erschienen. Die Articulata traten, soweit sich feststellen läßt, in der Trias auf, und alle fossilen Typen der- selben mit alleiniger Ausnahme der Thiolliericrinidae und Eugeniacrinidae haben sich noch lebend erhalten. Es ist demnach kaum überraschend, in den heutigen Meeren neben den vorherrschenden Articulaten einen Überrest der Inadunaten zu finden. Die Verwandtschaftsverhältnisse der rezenten Gattungen der Plicatocrinidae lassen sich durch Studium des folgenden Bestimmungsschlüssels erkennen. IßQ Deutsche Siidpolar-Expedition. Schlüssel für die rezenten Gattungen der Plicatocrinidae. a1 5 Basalia; Arme mehrmals verzweigt. (Galapagos -Insem und Westküste von Zentralamerika.) Galamom inus. a2 3 Basalia, zuweilen vollständig verschmolzen, Arme nicht verästelt. b1 Jedes Brachiale, mit Ausnahme des am meisten proximal liegenden, trägt eine Pinnula; Syzygien sehr spärlich. Pinnulac nicht besonders lang. (Antarktisches Gebiet und Westküste von Nordamerika.) Ptüocrinus. b2 Die Hälfte oder weniger Brachialia tragen Pinnulae ; Brachialia in Syzygiengruppeii von 2 oder 3 vereinigt. Pinnulae sehr lang, bis zu den Armspitzen reichend. c1 Brachialia in Syzygiengruppen von 3 vereinigt. (Crozet-Inseln bis Fnderby-Land.) Hyocrinus. c2 Brachialia paarweise Syzygiengruppen bildend. d1 Oberer Teü des Stiels hexagonal; 1. Brachiale nur etwa ein Drittel des Distalrandes vom Radiale einnehmend. (Molukken bis ? Karolinen.) Thnlassoerinus. d2 Oberer Teil des Stiels pentagona!; 1. Brachiale etwa zwei Drittel des Distalrandes vom Radiale einnehmend. (Kanarische Inseln und Madeira.) Gepkyrocrinus. Damit die Bedeutung der Plicatocrinidae in der Jetztzeit richtig gewürdigt werden kann, wird die folgende Liste der Gattungen, die nicht in der Antarktis repräsentiert sind, mit der einzigen zu jeder gehörigen Art zusammengestellt. Die Beziehungen zu den Gattungen Hyocrinus und Ptüo- crinus werden später dargelegt. Gattung Calamocrinus A. Agassiz. Calamocrinus 1890 A. Agassiz, Neues Jahrb. für Mineral. 1 p. 95; auch Bull. Mus. comp. Zool. vol. 20 no. 6 p. 165. Calamocrinus diomedae A. Agassiz. C. diomedae 1890 A. Agassiz, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 20 no. 6 p. 165. Fundorte: Bei Indefatigable Eiland, Galapagos (0° 29' S. Br. 89° 54' 30" W. L.) in 705 m (392 Faden) und 6,61° C, bei Mariato Point, Panama (6° 35' N. Br. 81° 44' W. L.) in 1407 m (782 Faden) Tiefe bei 3,61° C. Gattung Gephyrocrinus Koehler und Bather. Gephyrocrmus 1902 Koehler und Bather, Mem. soc. zool. de France vol. 15 p. 68. Gephyrocrinus grimaldii Koehler und Bather. G. grimaldii 1902 Koehler und Bather, Mein. soc. zool. de France vol. 15 p. 68. Fundorte: östlich von Hierro, Kanarische Inseln (27° 41' N. Br. 17° 53' 45" W. L.) in 1786 m (992 Faden) Tiefe und südlich von Funchal, Madeira (32° 32' 30" N. Br. 17° 02' W. L.) in 1986 m (1103 Faden) Tiefe. Gattung Thalassocrinus A. H. Clark. Thalassocrinus 1911 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 39 p. 474. Thalassocrinus pontifer A. II. Clark. Th. pontifer 1911 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 39 p. 474. Fundort : Gomoumou Eiland südlich von Grand Obi, Molukken N. 46° W. weisend, 6 miles Abstand (1» 55' S. Br. 127° 42' 30" Ö. L. in 2272 m (1262 Faden) Tiefe. i Thalassocrinus sp. ? Hyocrinus bethellianus 1878 Wyville Thomson, Journ. Linn. Soc. (Zool.) vol. 13 (1876) p. 55. — 1884 P. H. Car- penter, Challenger Reports vol. 11 Zoology pp. 221, 378. Clark, Crinoiden. 161 Fundort : Südlich vom Westende der Carolinengruppe (5° 31' N. Br. 145" 13' 0. L. ) in 4185 m Tiefe (2325 Faden) bei 1,2° C. Bemerkunge n. Wyville Thomson sagt von dieser Art, es „is a beautiful little thing which we dredged from a depth of 2325 fathoms in the east Pacific, with a bottom of Globi- gerina ooze and a temperature of 1°,2 C. It certainly is in many respects very unlikc the adult Hyocrinus betheUianus; but it niay possibly turn out to be the young of that species. Tliere was only one specimen". Cakpenter sagt: ,,No reference whatever was made to tliis type in the description of Hyocrinus which was subsequently published in „the Atlantic", and is substantially the same as that which appeared in the ..Journal of the Linnean Society." One would be inclined to conclude frona this that the specimen in question was not a young Hyocrinus after all; for even though if was obtained in the Pacific, reference would probably have been made to it in Sir Wyville's later account of this very interesting genus. But as the specimen has totally disappeared, and has eluded all Mr. Murray's anxious search, I am naturally unable to say anything about it." Wenn dieses Exemplar wirklich eine Art der Familie Hyocrinidae repräsentiert hat, so gehörte es wahrscheinlich zur Gattung Thalassocrinus . Gattung Ptilocrinus A. H. Clark. Ptilocrinus 1907 A. H. Clark, Proc, U. S. Nat. Museum vol. 32 p. 551. — 1908 Bather, Bull, de l'Acad. roy. de Belgique (classe des sciences) no. 3 mars 1908 p. 297. — 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500 pp. 541-543, no. 503 p. 724. - 1908 A. H. Clark, Geographical Journal vol. 32 no. 6 p. 603. — 1910 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 38 pp. 115, 116, 215. - 1912 A. H. Clark, Notes fromLeyden Museum vol. 34 152. - 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 9, 28, 64, 272. - 1913 Springer und Clark, in Eastman's Übersetzung von Zittels „Paläontologie" p. 238. Diagnose : Gattung der Plicatocrinidae, welche 5 unverästelte Arme hat; jedes Brachiale außer dem am meisten proximalen trägt eine Pinnula. Syzygien sind spärlich vorhanden, die Pinnulae nicht besonders lang. Fundort : Nur recent bekannt aus dem antarktischen Gebiet (Weddell- Quadrant) und von der Küste British Columbiens, aus 480—4973 m (266—2485 Faden) Tiefe bei 1,83° C. Bemerkungen. Die Kenntnis der folgenden Arten ist zur rechten Beurteilung der ant- arktischen Arten dieser Gattung wichtig. Ptilocrinus pinnatus A. H. Clark. PL pinnatus 1907 A. H. Clark, Proc. LT. S. Nat. Museum vol. 32 p. 551, p. 552 fig. 1 a— c. — 1907 Bartsch, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 32 p. 555 pl. 53. — 1908 Bather, Bull, de l'acad. roy. de Belgique (classe des sciences) no. 3 mars 1908 p. 296. — 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500 p. 541. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean pp. 123, 273. Fundort : Bei den Queen Charlotte Inseln, British Columbien (52° 39' 30" N. Br. 130° 38' W. L.) in 2858 m (1588 Faden) Tiefe bei 1,83° C. Ptilocrinus brucei Vaney. PI. brucei 1908 (Vaney) in Wilton, Pirie and Brown, Scientific Results S. Y. „Scotia" vol. i Zoology p. 70 pl. 23 fig. 70 (ohne Beschreibung, nur Photographie des ganzen Tieres in etwa % natürlicher Größe). Fundort: 64° 48' S. Br. 44° 26' W. L. in 4973 m (2485 Faden) Tiefe. Ptilocrinus antarcticus Bather. PL antarcticus 1908 Bather, Bull, de l'acad. roy. de Belgique (classe des sciences) no. 3, mars 1908 p. 296 fig. 1, p. 299. - 1908 A. H. Clark, American Naturalist vol. 42 no. 500 p. 541. — 1912 A. H. Clark, Crinoids of the Indian Ocean p. 273. Fundort : 70° 23' S. Br. 82° 47' W. L. in ca. 480 m (266 Faden) Tiefe. 162 Deutsche Siidpolar-Expedition. Genus Hyocrinus Wyville Thomson. Hyoerinus 1876 v. Willemoes:Suhm, Zeitschr. f. wiss. Zool. vol. 26 p. LXXIX. — 1877 Wyville Thomson, The At- lantic vol. 2 p. 92. -- 1878 Brehm, Tierleben vol. 10 p. 445. — 1878 P. H. Carpenter, Quart. Joiirn. Mierosc. Sei. vol. 18 p. 355. — 1878 Wyville Thomson. The Atlantic (New York) vol. 2 p. 89. - 1879 P. H. Car- penter, Quart. Journ. Mierosc. Sc. vol. 19 p. 178. — 1879 P. H. Carpenter, Proe. Roy. Soc. vol. 28 p. 389. — 1879 Wachsmuth und Springer, Proc. Acacl. Nat. Sei. Philadelphia 1879 p. 191. - 1879 Wachsmuth und Springer, Revision of the Palaeocrinidea p. 17. - 1 ss 1 ]'. 11. Carpenter. Ann. Mas:. Nat. Bist. (5) vol. 7 p. 274. - 1882 P. H. Carpenter, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 10 no. 4 p. 166. - 1882 P. H. Carpenter, Quart. Journ. Mierosc. Sei. vol. 22 p. 373. — 1882 P. H. Carpenter, Report British Association for 1881 (York) p. 671. — 1882 Fuchs. Comptes rendus del'institut imper. de Geologie, 7 fevr. 1882. — 1882 Fuchs, Annales des seiences nat. vol. 13 no. 11 p. 1.— 1883 P. H. Carpenter, Proc. Roy. Soc. vol. 35 p. 139. — 1884 P. H. Carpenter, Phil. Trans. Roy. Soc. 1883 part 3 p. 926. - 1884 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 11 Zoology p. 217. - ■ 1885 P. H. Carpenter. Challenger Reports Narrative vol. 1 part 1 p. 308. - 1885 P. H. Carpenter, Ann. Mag. Nat. Hist. (5) vol. 1« p. 111. - - 1885 von Graff, Challenger Reports, Narrative vol. 1 part 1 p. 317. — 1886 Packard. Zoology p. 101. — 1886 Perrier, Nouv. ar- chives du mus. d'hist. nat. (2) vol. 9 p. 145. — 1886 Perrier, Exploration sous-marins p. 273. — 1887 P. A. Carpenter. Ann. Mag. Nat. Hist. (5) vol. 19 pp. 20, 26. — 1887 P. H. Carpenter. Quart. Journ. Mierosc. Sei. vol. 27 p. 385. — 1888 Wachsmuth und Springer,' Proc. Acad. Nat. Sei. Philadelphia 1888 p. 346. - 1890 Wachsmuth und Springer. Proc Acacl. Nat. Sei. Philadelphia 1890 p. 373. - 1891 P. H. Carpenter, Journ. Linn. Soc. (Zool.) vol. 24 p. 24. — 1891 Regnard, La vie dans les eaux p. 77. — 1892 A. Agassi z, Mein. Mus. Comp. Zool. vol. 17 no. 2 p. 17. — 1892 Jaekel, Zeitschr. d. Deutschen Geol. Ge- sellschaft 1892 p. 684. — 1892 Seeliger. Zool. Jahrb. vol. 6 Anat. p. 396. — 1893 Perrier, Traitö de Zoo- logie p. 784. — 1894 Jaekel, Sitz. d. Ges. naturf. Freunde zu Berlin 1894 Nr. 4 p. 108. — 1894 McMurrich Text Book of Invertebrate Morphology p. 542. — 1894 Walther, Einleitung in die Geologie p. 298. — 1898 Bather, Geol. Mag. (N. S) Decade 4 vol. 5 pp. 426, 523. — 1899 Bather, Wachsmuth und Springer's Mono- graph on Crinoids pp. 426, 523. — 1900 Bather. in Lankester, A Treatise on Zoology vol. 3 Echinoderma p. 153. — 1900 Döderlein, in ('hin. Aus den Tiefen des Weltmeeres p. 226, 486. — 1901 Shipley, Ant- artic Manual p. 254. — 1903 Delage and Herouard, Traite de Zoologie concrete vol. 3 p. 392. — 1905 Minckert, Archiv für Naturgesch. vol. 71 p. 174. -- 1902 Koehler und Bather, Mein, de la soc. zool. de France vol. 15 p. 68. - 1908 A. H. Clark, Proc. U. S. Nat. Museum vol. 33 p. 671, vol. 35 p. 114. - 1908 A. H. Clark, Geographica! Journal vol. 32 no. 6 p. 604. — 1909 Koehler, Echinodermes provenant des Campagnes du yacht „Princesse Alice" p. 256. — 1910 A. H. Clark. Proc. U. S. Nat. Museum vol. 38 p. 115. 116, 215. - 1911 A. H. Clark, Proe. U. S. Nat. Museum vol. 39 p. 473. 545. - 1912 A. H. Clark, Crinoids of the In- dian Ocean pp. 9, 28, 64, 273. — 1913 Springer und Clark, in Eastman's Übersetzung von Zittels ..Palä- ontologie" p. 238. Diagnose : Gattung der Plicatocrinidae, mit 5 Annen, deren Brachialia in Gruppen zu 3 Syzygien -artig verbunden sind; Pinnulae sehr lang, die Armspitzen erreichend. Nur recent bekannt aus dem antarktischen Gebiet des Gauss - Quadranten und vom Westen der Crozet -Inseln, südöstlich bis zum Nordosten von Enderby-Land in 2926 — 4636 m (1600 — 2575 Faden) Tiefe bei —0,5° bis 0,8° C. Hyocrinus betkellianus Wywille Thomson. H. bethelliamis 1876 von Wili.emoes-Suhm, Zeitschr. für wiss. Zool. vol. 26 p. LXXIX. — 1877 Wyville Thomson, The Atlantic vol. 2 pp. 92, 95 fig. 24 p. 96; flg. 25 p. 97. — 1878 Wyville Thomson, Journ. Linn. Soc. (Zool.) vol. 13 (1876) p. 51-54 fig. 2-5. - 1878 Wyville Thomson. The Atlantic (New York) vol. 2 p. 88-92 fig. 24-27. -- 1882 P. H. Carpenter, Quart. Journ. Mierosc, Sei. vol. 22 p. 373. - 1883 Chapman, Trans. Roy. Soc. Canada 1 (1882) seetion 4 p. 113. — 1883 Perrier. Comptes rendus vol. 96 no. 7 p. 450. — 1884 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 11 Zoology p. 218 pl. 5 c, figs. 4-10: pl. 6. — 1884 P. H. Car- penter. Phil. Trans. Roy. Soc. 1883 part 3 p. 926. — 1884 Lockington, Standard Natural History vol. 1 p. 146 fig. 2 p. 147. — 1884 Norman, Natural History Transactions of Northumberland, Durham and Newcastle-on- Tyne vol. 8 (1881) p. 98. — 1885 P. H. Carpenter, Challenger Reports, Narrative vol. 1 part 1 p. 308 fig. 122 A— C p. 309, - 1886 Packard, Zoology p. 102. — 1887 P. H. Carpenter, Quart. Journ. Mierosc. Sei. Clark, Crinoiden. 1(J3 vol. 27 p. 386. — 1887 von Graff, Challenger Reports, vol. 20, Zoology part 61 p. 8. — 1892 Bather, Ann. Rep. Museums Association for 1891 p. 97. — 1894 Waltiiek. Einleitung in die Geologie p. 299. — 1896 Lang, A Text Book of comp. Anatomy vol. 2 pp. 305, 364 fig. 251. — 1900 Bather, in Lankester, A Txeatise on Zoology vol. 3 Echinoderma p. 153 fig. 67 p. 154. — 1902 Koehler und Bather, Mein, de la soc. zoologique de France vol. 15 p. 68. — 1905 Minckert, Archiv für Naturgeseh. vol. 71 pari 1 p. 173. — 1909 Koehler, Echino- dermes provenant des campagnes du yacht „Princesse Alice" p. 256. - 1912 A. H. Clark. Crinoids of the Indian Ocean pp. 32, 273. — 1912 Döderleix, Die gestielten Crinoiden der Deutschen Tiefsee-Exped. p. 5 Tai 1, Fig. 1-5, Taf. 2 Fig. 1-0, Tai. 9 Fig. 1, Fig. 1 p. 5, Fig. 2a-e p. 6. Ilijitcrinus sp. 1885 von Graff, Challenger Reports, Narrative vol. 1 part 1 p. 313. - 1888 Braun, ZentralbL für Bakteriol. und Parasitenkunde vol. 3 p. 210. — 1900 Döderleix, in Chun, Aus den Tiefen des Weltmeeres pp. 226, 486, fig. p. 226. — 1902 Richard, Bull, de la soc. zoologique de France vol. 27 p. 84. Hyocrinus bethelianus 1901 Springer, Mein. Mus. Comp. Zool. vol. 25 no. 1 p. 88. Fundort: Nordöstlich von Enderby-Land (63° 16' S. Br. 57" 51' 0. L.) in 4636 m (2575 Faden) Tiefe bei — 0,5° C; westlich von Hog Island, Crozet-Gruppe (46° 16' S. Br. 48° 27' Ö. L.) in 2926 m (1600 Faden) Tiefe bei 0,8° C. Wyville Thomson erwähnt Stielfragmente dieser Art aus dem mittleren, äquatorialen At- lantischen Ozean unter 1° 47' N. Br. 24" 26' W. L. in 3330 m (1850 Faden) Tiefe bei 1,8° C. Es ist möglich, daß diese Stielbruchstücke zu einer Art der Gattung Gephyrocrinus gehören. Sie wurden verstellt und haben Carpenter bei der Bearbeitung der Challenger -Crinoiden nicht vor- gelegen. Die Crinoidenfauna der Antarktis. Die Verwandtschaftsverhältnisse der antarktischen Crinoiden ans flachem Wasser. Der erste Punkt, der bei einer Erörterung der Verwandtschaftsverhältnisse der Flachwasser - crinoiden der Antarktis hervorgehoben werden muß, ist, daß diese keine Beziehungen zur Cri- noidenfauna von Südafrika und Südaustralien haben, die beide Ausläufer der tropischen Fauna des indopazifischen Gebiets darstellen. Die Crinoidenfauna von Südafrika. Die von der Küste Südafrikas bekannten 4 Crinoidenarten repräsentieren 4 verschiedene Fa- milien der Oligophreaten, während alle antarktischen Flachwasserformen zu der Familie der Ante- donidae aus der Unterordnung Macrophreata gehören. Zwei von den südafrikanischen Arten sind nur aus sehr flachem Wasser bekannt, während die beiden anderen zwischen 450 — 810 m (250 — 450 Faden) auftreten. Diese 4 Arten sind: Comanthus wahlbergii (Comasteridae). Östlich von Kapstadt bis nördlich von Durban (Port Natal) in 0—45 m (0—25 Faden) Tiefe. Die Gattung Comanthus erstreckt sich vom südöstlichen Afrika und Beludschistan östlich durch den Indischen Ozean über Ostindien bis zu den Küsten von Australien und nördlich bis zum südlichen Japan. Tropiometra carinata (Tropiometridae). Von Simonstown, False-Bai östlich und nördlich bis Zanzibar, dann weiter östlich bis Madagaskar, Farquhar -Eiland, Seychellen, Saya de Malha, Cargados Carajos und Mauritius in 0 — 54 m (0—30 Faden) Tiefe. \Q£ Deutsche Siidpolar-Expedition. Die Gattung Tropiometra findet sich, von Brasilien und Westindien bis St. Helena und von der Ostküste Afrikas durch den Indischen Ozean bis Ostindien, Australien und dem südlichen Japan. Crotalometra magnicirra {Thalassometridae) wurde bei East London, Kapland in 540 — 810 m (300—450 Faden) Tiefe gefunden. Die Gattung Crotalometra findet sich von der Bai von Biscaya bis Südafrika, dann östlich im malayischen Archipel und bis zu den Philippinen. Pachylometra sclateri {Charitometridae), ebenfalls bei East London, Kapland gefunden in Tiefen von 450—540 m (250—300 Faden). Die Gattung Pachylometra ist bekannt von der Ostküste Afrikas bis zum Arabischen Meer und von Ostindien bis zum südlichen Japan. Die Deutsche Südpolar-Expedition fand in der Simonsbai 3 Arten von Crinoiden, von denen eine, Cominia occidentalis, neu ist, also zu den oben angeführten Arten noch hinzukommt. Sie gehört zur Familie Comasteridae A. H. Cl ar k, Subf . Comactiniinae A. H .Cl ar k und wird im folgenden beschrieben. ■'&'■ Die in Südafrika gesammelten Arten. Cominia occidentalis n. sp. Das Centrodorsale ist klein, dünn, scheibenförmig; der dorsale Pol ist sehr schwach konvex, hat 1 mm im Durchmesser. Die Cirrussockel sind in 3 dicht gedrängten, unregelmäßigen margi- nalen Reihen angeordnet. Cirren XXXV, 14 — 16, 8 — 9 mm lang; das 1. Cirrenglied ist kurz, das 2. länger, halb so breit als lang, das 3. etwa so lang wie breit oder etwas länger als breit, das 4. und 5. sind am längsten, 4/3 — s/., so lang wie der mediane Durchmesser; die folgenden nehmen allmählich an Länge ab, so daß die 6 letzten zusammen etwa so lang wie der mediane Durchmesser sind. Die längeren proximalen Glieder sind zentral schwach eingeschnürt, und bei Seitenansicht erscheinen sie verhältnismäßig schlank; da die Glieder distal kürzer werden und seitlich zusammen- gedrückt sind, erscheinen sie in der Seitenansicht auch breiter, so daß die kurzen äußeren Glieder beinahe oder ganz doppelt so breit wie die längeren proximalen sind. Alle Glieder zeigen ein voll- kommen gerades und glattes Dorsalprofil, und die äußeren haben auch gerades Ventralprofil; Dornen und Vorsprünge fehlen. Der gegenüberliegende Dorn ist klein und terminal gestellt. Die End- kralle ist etwas länger als das vorletzte Glied, ziemlich kräftig und etwas gekrümmt. Die Cirren erinnern im ganzen an die von Antedon petasus. Die Enden der Basalstrahlen springen als breit gerundete Dreiecke an den Kelchwinkeln vor. Die Radialia sind über der Kante des Centrodorsale gerade noch sichtbar und treffen sich in den Kelchwinkeln über den Enden der Basalstrahlen. Das IBr.! ist länglich viereckig, etwa viermal so breit als lang; die Seitenkanten sind gerade und stehen zueinander unter einem Winkel von etwa 80°. Die IBr. 2 (Axillare) sind dreieckig, halb so lang als breit, alle Seiten sind ziemlich gerade; der vordere Winkel tritt schwach und schmal hervor, die Axillarien sind seitlich weit voneinander getrennt. Die 10 Arme sind 45 mm lang und gleichen denen der anderen Arten der Gattung. Die Brachialia Clark, Crinoiden. ]ß5 haben schwach hervortretende und sehr fein bedornte Distalkanten. Der Scheibendurchmesser ist 8 — 9 mm groß; der Mund liegt zentral und die Analreihen subzentral; das dorsale interradiale Perisom ist schwer gepanzert. P, ist 6 mm lang, sehr schlank und verschmälert sich allmählich zu einer sehr feinen Spitze. Sie besteht aus 30 Gliedern, die zuerst kurz sind, aber nach dem 4. — 5. etwa so lang wie breit werden. Die Distalkanten auf der distalen Seite der Pinnulae springen ziemlich stark vor, so daß das distale Profil der Pinnulae gesägt erscheint. Die Zähne des Endkammes sind so wenig entwickelt, daß sie bei gewöhnlicher Untersuchung nicht auffallen. Po ist ähnlich P„ 7 mm lang und hat etwa 32 Glieder. P3 ist 8 mm lang, mit 25 Gliedern, kräftiger als die beiden früheren, mit einer Genitaldrüse am 3. bis 10. Glied. Die folgenden Pinnulae sind ähnlich. Genitaldrüsen finden sich bis Pn oder PI2, nehmen aber hinter P8 oder P9 schnell an Größe ab. Die distalen Pinnulae sind sehr schlank, 5,5 mm lang, mit 14 oder 15 Gliedern. Fundort: Simonsbai, Kapland am 16. VII. 03 4 Exemplare, von denen 3 olivbraun, darunter das als Type beschriebene Stück, und ein Exemplar von 29. VII. 03, auf dessen Etikett bemerkt war: „Einförmig bräunlichgelb mit olivgrünen Flecken." Das als Type beschriebene Exemplar trug auf den Armen 7 parasitische Gastropoden, die hier von Professor Thiele -Berlin als Eulima capensis n. sp. beschrieben werden. Eulima capensis n. sp. Von J. TmELE-Berlin. Auf einem Exemplar von Cominia occiäentalis Clark hat Mr. Clark 7 Tiere einer parasitischen Schneckenart gefunden und sie an Professor Vanhöffen geschickt mit einem Hinweise, daß bisher erst an 2 Crinoiden solche Schnecken gefunden worden seien: an Ptilocrinus pinnatus Clark, Eulima ptilocrinicola Bartsch (Proc. U. S. Museum v. 32 p. 555) und an Capillaster multiradiatus (Linne) Eulima capillastericola Bartsch (Vidensk. Meddel. naturh. Foren. Kjöbenhavn 1909 p. 195). Die erstgenannte Art hat Monterosato (Journ. Conchyl. v. 56 p. 117, 1908) in seine Gattung Sabinella gestellt, zusammen mit 3 anderen Arten (piriformis Brugnone, latipes Watson und fuscoapicata Jeffreys); auch Eulima capillastericola, die nicht abgebildet ist, mag dahin gehören. Sie sind durch ihre Form von der mir vorliegenden südafrikanischen Art sehr verschieden, so daß diese nicht zu Sabinella gestellt werden kann. Von Südafrika sind bisher 7 Eulima- Arten beschrieben worden; Krauss nennte, nitida nach A. Philippi (= intermedia Cantr.); Sowerby beschrieb 1894 E. simplex und Edg. Smith 1899 und 1901: E. dilecta, munda, natalensis, translucida und algoensis. Von diesen stimmt keine mit der auf Cominia occiäentalis lebenden überein; diese hat Ähnlichkeit mit der französischen E. elongata Bucquoy, Dautzenberg und Dollfus, sie ist wie diese ge- krümmt, aus 9 allmählich zunehmenden, flachen Windungen gebildet, etwas durchscheinend, Fig , mit einer schmal birnförmigen, oben zugespitzten Mündung. Die Höhe der größten Eulima Schale beträgt 3,8 mm, ihr Durchmesser 1,25 mm, die Mündung ist 1,2 mm lang und T*IELE 0,5 mm breit (Fig. 1). Ich nenne die Art: Eulima capensis. x 7. 22 Deutsche Sildpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIIL ]gg Deutsche Südpolar-Expedition. Comanthus walilbergi (J- Müller). Alecio wahlbergii 1843 J. Müller, Archiv für Naturgeschichte 1843 1 p. 131. Comatula coecodistoma (part) 1862 Dujardin und Hupe, Hist nat. des zoophytes, echinodermes p. 208. Actinonieira parvicirra (part) 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26, Zoology p. 338. — 1905 Bell, Marine Investigations in South Africa vol. 4 part 4 p. 141. Comanthus (BenneUia) wahlbergii 1911 A. H. Clark, Proc. U. S. National Museum vol. 40 p. 17. Comanthus wahlbergii 1911 A. H. Clark, Bull, du Mus. d'hist. nat. de Paris no. 4, 1911 p. 249 (7). — 1912 A. H. Clark, Proe. U. S. National Museum vol. 43 p. 391. Fundort : Simonsbai, Kapland 15. und 16. VII. 03. Zwei Exemplare, von denen das größere 15 Arme von 40 mm Länge hat und Cirren XVI, 12 — 13, 6 mm lang; auf jedem Strahl ist eine IIBr. 4 (3 + 4)-Reihe entwickelt. Das kleinere Exemplar hat 14 Arme; ein IIBr. 2 und 3 IIBr. 4 (3 + 4) -Reihen sind vorhanden, da jeder von 4 Strahlen eine IIBr. -Reihe trägt. Die Tiere waren im Leben violett bis schwärzlich gefärbt. Tropiometra carinata Lamarck. ? Alecto carinata 1815 Leach, Zool. Miseell. vol. 2 p. 63. Comatula carinata 1816 Lamarck, Hist. nat. des animaux sans vertebres vol. 2 p. 535. — 1845 Michelin, Revue et mag. de zool. 1845 p. 27. — 1869 von Martens, in von der Deckens Reise in Ostafrika vol. 3 p. 129. — 1878 Pourtales, Bull. Mus. Comp. Zool. vol. 5 no. 9 p. 214. Comatula bicolor 1862 Dujardin und Hupe, Hist. nat. des zoophytes, echinodermes p. 208. Actmometra solaris 1869 von Marxens, in von der Deckens Reise in Ostafrika vol. 3 p. 129. Anledon carinata (part) 1888 P. H. Carpenter, Challenger Reports vol. 26, Zoology p. 199. Aittedon capensis 1905 Bell, Marine Investigations in South Afriea vol. 4 p. 139 pl. 2. Tropiometra carinata 1907 A. H. Clark. Smithsonian Miseell. Coli. (Quarterly Issue) vol. 50 part 3 p. 349. — 1911 A. IL Clark, Proc. U. S. National Museum vol. 40 p. 34. — 1911 A. H. Clark, Bull, du Mus. d'Hist. nat. de Paris no. 4, 1911 p. 255 (13). - 1912 A. H. Clark. Proc. U. S. National Museum vol. 43 p. 403. - 1912 A. H. Clark, Smithsonian Miseell. Coli. vol. 60 no. 10 p. 29. Fundort : Simonsbai, Kapland 2. VII. 03. Ein kleines, unreifes Exemplar. Die Cirren haben mittleren Charakter zwischen solchen von Antedon bifida und denen von erwachsener Tropio- metra carinata. Die Brachialia sind keilförmig, nicht ganz doppelt so breit als die größere Länge, an den Distalkanten mit zahlreichen regelmäßigen, feinen und scharfen Dornen, welche sich rück- wärts über die Dorsalfläche der Segmente als feine Erhöhungen fortsetzen. Die Seitenkanten der Ossikel der IBr. Reihe und der ersten beiden Brachialia berühren sich seitlich nicht ganz und lassen durch verbreiterte Ventrolateralkanten wie bei den Arten von Stephanometra die Anlage der bei Erwachsenen auftretenden Verhältnisse erkennen. Von einem Mediankiel ist auf den Brachialien keine Spur erkennbar. Das Mißverhältnis in der Größe zwischen den Ossikeln der IBr. Reihe und den ersten beiden Brachialien und den folgenden Brachialien ist noch nicht aus- geprägt, Die Farbe der lebenden Tiere war goldgelb, orange bis etwas bräunlich, mit schwarzen, nach den Seiten auskeilenden regelmäßigen Flecken an Armen und Cirren. Die Cirren sind heller gefärbt und erscheinen daher weißlich, die schwärzlichen Flecke purpurn bei den in Alkohol konservierten Tieren. Die abwechselnde Färbung von gelb und purpurn ist Tropiometra pieta und T. encrinus eigentümlich. Die erwachsene Tropiometra carinata ist völlig purpurn oder violett, selten gefleckt, wie es für die jungen Tiere charakteristisch ist. Dieses Exemplar ist dem von P. H. Carpenter im Challenger Report als Antedon dübenii (pl. XXXVII, fig. 1) abgebildeten jungen Exemplar von Tropiometra pieta vergleichbar, ist jedoch Clark, Crinoiden. JU" etwas weniger entwickelt; die Brachialia sind verhältnismäßig erheblich länger, obwohl die Cirren bereits von denen der jungen T. picta in derselben Weise abweichen, wie es bei den Cirren der er- wachsenen beiden Arten der Fall ist. Die Crinoidenfauna von Südaustralien. Ebenso wie die südafrikanischen Arten repräsentieren alle Crinoiden der Südküste Australiens tropische Formen. Von den 7 Arten gehören 5 zur Unterordnung der Oligophreaten, die 2 übrigen der Unterordnung der Makrophreaten an. Diese letzteren repräsentieren die Subfamilie Antedoninae, die charakteristisch für die tropischen Meere ist, während die antarktischen Arten dieser Unterord- nung den Subfamilien der Heliometrinae und Zenometrinae zufallen. Jede der in Südafrika gefundenen Crinoidenarten repräsentiert eine besondere Familie oder wenigstens Subfamilie, und dasselbe ist bei den südaustralischen Arten der Fall. Aber in Süd- australien ist eine Gattung durch eine westliche und eine östliche Form repräsentiert, während eine andere 2 nahe verwandte Arten aufweist, von denen die eine einen kleinen Bezirk im zentralen Teil des von der anderen bewohnten Gebiets einnimmt. Von der Familie Comasteridae treten 2 Arten auf, die aber sehr verschiedenen Subfamilien angehören. Die 7 Arten sind: Comatulella brach iolata {Comasteridae, Comactiniinae); verbreitet von Perth in Westaustralien südlich und östlich bis Port Phillip, Victoria in Tiefen von 0 — 18 m (0 — 10 Faden). Dieses ist die einzige Art der Gattung Comatulella; aber Comatulella ist mit der Gattung Coma- tula nahe verwandt, welche von Australien nördlich bis Ostindien und bis Hongkong ausge- breitet ist. Comanthus trichoptera (Comasteridae, Comasterinae) erscheint an der Südküste Australiens, Tasmanien mit eingeschlossen, erreicht nördlich an der Ostküste die Broughton- Inseln, New South Wales, in 0—63 m (0—35 Faden) Tiefe. Die Verbreitung dieser Gattung wurde schon unter G. waMbergi angegeben. Oligometrides thetidis (Colobometridae) trat südlich von Sydney, New South Wales bei Wollon- gong in 99—101 m (55—56 Faden) auf. Die Gattung Oligometrides wurde von Wollongong nördlich gefunden, dann westlich längs der nördlichen und nordwestlichen Küste von Australien, der Südküste von Neu-Guinea und end- lich bei den kleinen Sundainseln und bei den Andamanen. Ptilometra macronema (Thalassometridae) findet sich von Dirk Hart og -Eiland, Westaustralien, südlich und östlich bis Port Phillip, Victoria und bei Kangaroo -Eiland in 12,5 — 50 m (6,9 — 28 Faden) Tiefe. Ptilometra mülleri {Thalassometridae): Von Port Phillip, Victoria, östlich und nördlich bis zu den Broughton -Inseln, Neusüdwales, in 11 — 140 m (6 — 78 Faden) Tiefe. Das Verbreitungsgebiet der Gattung Ptilometra umfaßt die vereinigten Fundorte dieser beiden Arten; aber Ptilometra ist mit den Gattungen Asterometra und Pterometra nahe verwandt, welche im malayischen Archipel und bei den Philippinen gefunden wurden; die erstere Gattung geht sogar bis Japan nach Norden. Compsometra loveni (Antedonidae, Antedoninae) erscheint längs der südlichen Küsten von jgg Deutsche Südpolar-Expedition. Australien und nach Norden bis zu dem Dampier -Archipel im Westen und bis Flinders -Eiland im Osten in 0— 19 m (0—11 Faden) Tiefe. Compsometra incommoda (Antedonidae, Antedoninae) wurde in der Koombana-Bai im Süd- westen von Australien, östlich und nördlich davon bis Port Jackson, Neusüdwales, in 0 — 36 m (0—20 Faden) Tiefe gefunden. Die Gattung Compsometra breitet sich von Australien bis zu den Sandwich-Inseln und zum südlichen Japan aus. Die Flaclrvvasser-Crinoideii der Antarktis. Die Antarktis enthält folgende Arten von Crinoiden des flachen Wassers, die alle zu den Coma- tuliden gehören: Unterordnung Macrophreata Familie Antedonidae Subfamilie Zenometrinae. Eumorphometra hirsuta. Eumorphometra concinna. Subfamilie Heliometrinae. Promachocrimis kerguelensis. Solanometra antarctica. Anthometra adriani. Florometra magellanica. Hathromethra exigua. Isometra angustipin na. Diese lassen sich in die folgenden 4 Gruppen teilen: I. Circumpolare Arten: Promachocrinus kerguelensis und Anthometra adriani. II. Auf den Gaussquadrant beschränkte Arten, außer in der eigentlichen Antarktis auch bei den Crozet-, Marion -Inseln und Kerguelen gefunden: Eumorphometra hirsuta, E. concinna und Hathometra exigua. III. Arten der magellanischen Region (Weddellquadrant): Isometra angustipinna und Florometra magellanica. IV. Arten, die im Gauss- und Victoriaquadrant vorkommen, aber im Weddell- undRoss- Quadranten fehlen: Solanometra antarctica. Zu I. Von den circumpolar verbreiteten Arten ist P. kerguelensis außer am antarktischen Kontinent auch bei Kerguelen gefunden, während A. adriani rein kontinental ist. Die Subgenera sind monotypisch, haben also dieselbe Verbreitung wie die Arten. Zu II. Von den Arten des Gaussquadranten sind E. hirsuta und H. exigua nur aus der Nähe der Marion-Insel, E. concinna nur von der Gauss- Station bekannt. Zur Gattung Eumorphometra gehören nur die beiden genannten Arten, aber Hathometra ist durch andere Arten im nördlichen Atlantischen Ozean und den arktischen Meeren reichlich vertreten. Zu III. Keine der magellanischen Arten ist vom antarktischen Kontinent bekannt. I. angusti- pinna findet sich nördlich von der Burdwood-Bank im Atlantischen Ozean bis zur Gegend von Clark, Crinoiden. Jgy Montevideo, Uruguay. F. magdlanica breitet sich von Feuerland nördlich bis zum Golf von Kali- fornien aus. Die Gattung Isometra hat nur die eine Art; die Untergattung Florometra ist von Feuer- land nördlich bis Alaska, dann westlich bis zu den Aleuten und südlich an der Westküste des Pazifi- schen Ozeans bis zum südlichen Japan verbreitet. Zu IV. Die dem Gauss- und Victoriaquadranten gemeinsame Art S. antarctica, welche dem Weddell- und Rossquadranten fehlt, wurde sonst nur noch bei Heard-Eiland gefunden. Hie Verwandtschaftsverhältnisse der antarktischen Flachwasser-Crinoiden. Die Gattung Eumorphometra (mit den antarktischen Arten E. hirsuta und E. concinna) ist sehr nahe der Gattung Zenometra verwandt, die bei den Sandwich -Inseln in 347 — 634 m (193 — 352 Faden) Tiefe und im Caribenmeer und an den südöstlichen Vereinigten Staaten in 757 — 792 m (421 — 440 Faden) Tiefe gefunden wurde. P. kerguelensis, S. antarctica, A. adriani und F. magdlanica stehen alle der Cyclometra flavescens nahe, welche im Arabischen Meer in 2160 m (1200 Faden) Tiefe auftritt. Haihrometra ist im nördlichen Atlantischen Ozean weit verbreitet in 45 — 1800 m (25 — 1000 Faden ) Tiefe. Der südlichste Fundort an der europäischen Küste liegt unter 39° 39' N. Br. in 1332 m (740 Faden) Tiefe, augenscheinlich wird sie sich aber auch im Zwischengebiet weiter südlich finden, da sie bei Südafrika beobachtet wurde. I. angustipinna gehört einer Artengruppe an aus dem tiefen Wasser des Indischen Ozeans. Dieselbe war gut vertreten in der Ausbeute der ., S i b o g a ", und in meinem Bericht über diese Sammlung werde ich sie ausführlich behandeln. Es ist somit klar, daß alle antarktischen Flachwasserformen in den Tropen als Tiefseebewohner erscheinen, genau genommen existiert also eine eigene Crinoidenfauna des Flachwassers der Ant- arktis nicht. Die Crinoiden der tropischen Tiefsee steigen, da sie weder eine Temperatur- noch Salzgehaltsgrenze hindert, auch keine Litoralformen ihnen erfolgreich Konkurrenz machen, ins flache Wasser der Antarktis auf. Die Crinoiden der antarktischen Tiefsee. Die Crinoidenfauna der Antarktis, welche in Tiefen von 1800 m (1000 Faden) und darunter gedeiht, ist verhältnismäßig reich, viel reicher als die geringerer Tiefen und sehr viel reicher als die der Arktis in entsprechender Tiefe. Im ganzen wurden 9 Arten gefunden, von denen 3 gestielt sind und zu 3 Gattungen und 2 weit verschiedenen Familien gehören, während die ungestielten Typen durch 6 Arten repräsentiert sind, welche 5 Gattungen, 3 Familien und 2 Unterordnungen vertreten. Es sind die folgenden Arten: I. Coniatuliden. Unterordnung: Oligophreata. Familie: Thalassometridae: 1. Thalassometra bispinosa. Unterordnung: Macrophreata. 170 Deutsche Siidpolar-Expedition. Familie: Antedonidae. Subfamilie: Z en o in et r in a e : 2. Psathyrometra antarctica. Subfamilie: Heliometrinae: 3. Trichometra remota. Subfamilie: Bathymetrinae : 4. Thaumatometra äbyssorum. 5. Bathymetra carpenteri. Familie: Pentametrocrinidae: 6. Thaumatocrinus renovatus. II. Gestielte Crinoiden. Familie: Boiirgueticrinidae: 7. Ilycrinus australis. Familie: Plicatocrinidae : 8. Ptilocrinus brucei. 9. Hyocrinus betheUianus. Dazu kommt noch eine andere Art, welche wahrscheinlich auch als zur Tiefseefauna ge- hörig zu betrachten ist: Ptilocrinus antarcticus. Wir wissen nicht genug über irgendeine dieser Arten, um ihre Verbreitung definitiv fest- stellen zu können, doch lassen sich gewisse bezeichnende Angaben machen, welche sich vielleicht später als von fundamentaler Bedeutung erweisen können. Während 2 von den 8 Flachwasserformen circumpolar auftreten, überall dort an den Küsten des antarktischen Kontinents beobachtet sind, wo danach gesucht wurde, und eine dritte so weit verbreitet ist, daß sie vielleicht auch circumpolar genannt werden kann, sind alle Tiefwassertypen auf enge Bezirke beschränkt. Das ergibt sich bei einem Blick auf das folgende Verzeichnis: 1. Arten aus dem Süden des Indischen Ozeans: Thalassometra bispinosa, Psathyrometra antarctica, Trichometra remota, Thaumatometra äbyssorum , Thaumatocrinus renovatus, Ilycrinus australis, Hyocrinus betheUianus. 2. Südlich von Tasmanien und Neuseeland gefundene Arten: Bathymetra carpenteri, Tlmumatocrinus renovatus (s. oben). 3. Im Weddellquadrant beobachtete Arten: Ptilocrinus brucei, Ptilocrinus antarcticus. 4. Aus dem Süden des Pazifischen Ozeans sind keine Arten bekannt. Die Verwandtschaftsbeziehungen der diese Gruppen bildenden Arten sind folgende: 1. Thalassometra bispinosa, die einzige zu den Oligophreaten gehörige, in der Antarktis ge- fundene Art, repräsentiert eine Gattung mit etwa 25 Arten, die sich von der Bai von Biscaya südlich bis zu den südafrikanischen Inseln und von der ostafrikanischen Küste bis zum südöst- lichen Australien, den Galapagos- und Sandwichinseln, den West-Aleuten und Südjapan verbreitet. Clark. Crinoiden. 1 7 1 Sie bewohnt Tiefen von 54 — 2926 in (30 — 1600 Faden), erscheint am häufigsten zwischen 540 und 900 m (300 und 500 Faden), ist aber bis 1425 (800 Faden) Tiefe nicht selten. T. bispinosa ist eine groteske, kleine Art, deren Verwandtschaft mit den anderen Arten der Gattung in Parallele zu stellen ist mit der zwischen Anthometra adriani und den Arten von Cyclometra und Florometra. Sie erinnert an im südlichen Japan vorkommende Arten, an solche von den West-Aleuten, von Sand- wich-, Galapagos- und Kermadec -Inseln und besonders an eine unbeschriebene Tiefenform des Arabischen Meeres. Mit der letzteren scheint sie nahe verwandt zu sein, aber die Ähnlichkeit mit den übrigen beruht wohl nur auf durch ähnliche Umgebung bedingter Konvergenz. Psathyrometra antarctica ist mit 2 indischen Arten nahe verwandt, nämlich mit Psathyrometra anomala von Saleyer aus 1158 m (643 Faden) und P. minimus nördüch von Sumbawa aus 2060 m (1145 Faden) Tiefe. Trichometra remota steht in ähnlicher Weise T. brevipes nahe, welche östlich von Halmahera bei den Molukken in 1089 m (609 Faden) Tiefe gedretscht wurde. Thaumatometra abyssorum ist am nächsten mit Th. borealis verwandt, die in großer Tiefe süd- westlich von Island gefunden wurde, steht aber auch einigen Arten aus dem Indischen und östlichen Pazifischen Ozean nahe. Eine sehr ähnliche, unbenannte Form wurde aus 2160 m (1200 Faden) Tiefe in dem Arabischen Meer erbeutet. Thaumatocrinus renovatus zeigt ebenfalls nahe Verwandtschaft zu einer südwestlich von Island in tiefem Wasser gefundenen Art Th. junger seni, aber außerdem auch mit Th. naresi von den Meangis- Inseln und etwas entferntere mit Arten von den Sandwichinseln und vom südlichen Japan. Ilycrinus australis hat eine nahe verwandte Art im nördlichen Pazifischen Ozean im Gebiet zwischen den Commander-Inseln und dem südlichen Alaska, während eine etwas ferner stehende Art im arktischen Ozean zwischen Skandinavien und Island gefunden wurde. Hyocrinus bethellianus repräsentiert die einzige auf die antarktische Tiefsee beschränkte Crinoidengattung. Sie steht am nächsten einem Gephyrocrinus aus dem östlichen Teil des mittleren Atlantischen Ozeans und einem Thalassocrinus des westlichen, mittleren Pazifischen Ozeans, ist jedoch mit ihnen nicht so nahe verwandt wie diese beiden unter einander. 2. Bathymetra carpenteri hat große Verwandtschaft mit einer im nördlichen Pazifischen Ozean östlich von Japan bei 5220 m (2900 Faden) gefundenen Art. Die Beziehungen von Thaumatocrinus renovatus wurden bereits erörtert. 3. Ptilocr inus brucei und Pt. antarcticus sind mit Pf. pinnatus verwandt, der einzigen sonst be- kannten Art dieser Gattung, welche bei den Queen Charlotte -Inseln an der Küste von Britisch Columbien gefunden wurde. Gemeinsame Übersicht über die Tief- und Flacliwasserformen der Antarktis. 1. Circumpolare Arten: Promachocrinus kerguelensis Anthometra adriani. 2. Südlich vom Indischen Ozean gefundene Arten: Thalassometra bispinosa, Psathyrometra antarctica, Eumorphometra hirsuta, Solanometra antarctica, EumorpJwmetra concinna, Hathometra exigua, 172 Deutsche Südpolar-Expedition. Trichometra remota, Thaumatocrinus renovatus, Thaumatometra abyssorum, Ilycrinus australis, Hyocrinus bethellianus. 3. Südlich von Tasmanien und Neuseeland auftretende Arten: Bathymetra carpenteri, Thaumatocrinus renovatus. 4. Arten aus dem Weddellquadrant: Isometra angustipinna, Ptilocrinus brucei, Florometra magellanica, Ptilocrinus antar oticus. Zoogeographisch lassen sich die Crinoiden der Antarktis in die folgenden 4 Klassen ordnen: 1. Arten ohne sehr nahe Verwandte: Isometra angustipinna, magellanisches Gebiet, östlich von Kap Hörn; Hyocrinus bethellianus, Gaussquadrant. 2. Arten nächst verwandt mit solchen aus dem Gebiet zwischen Ostafrika und Japan: a) Arten mit Beziehungen zu ostafrikanischen und japanischen Formen: Promachocrinus kerguelensis, circumpolar und Kerguelen; Anthometra adriani, circumpolar; Solanometra antarctica, Gauss- und Victoriaquadrant; Thalassometra bispinosa, Gaussquadrant. b) Arten, die ihre nächsten Verwandten im östlichen Indischen Ozean haben: Psathyrometra antarctica, südlich vom Indischen Ozean; Trichometra remota, südlich vom Indischen Ozean. c) Arten, die ihre nächsten Verwandten im Pazifischen Ozean bei den Sandwichinseln haben: Eumorphometra hirsuta, Gaussquadrant; Eumorphometra concinna, Gaussquadrant. d) Arten, die ihre nächsten Verwandten im nordwestlichen Atlantischen Ozean haben, aber auch Beziehungen zu indischen und westpazifischen Formen zeigen: Thaumatometra abyssorum, Gaussquadrant; Thaumatocrinus renovatus, Gauss- und Victoriaquadrant. 3. Arten, deren nächste Verwandten im östlichen und nördlichen Pazifischen Ozean von Feuer- land bis Alaska und Kamtschatka auftreten: Florometra magellanica, Kap Hörn bis Golf von Kalifornien; Bathymetra carpenteri, Victoriaquadrant ; Ilycrinus australis, Gaussquadrant; Ptilocrinus brucei, Gebiet südlich von Kap Hörn; Ptilocrinus antarcticus, Gebiet südlich von Kap Hörn. 4. Arten, deren nächste Verwandte sich im nördlichen Atlantischen Ozean finden, ohne Be- ziehungen zu indischen oder westpazifischen Formen: Hathometra exigua, Gaussquadrant. Beide Listen zusammengefaßt ergeben folgendes über die Zahl und das Vorkommen der ant- arktischen Arten und ihre Beziehungen zu anderen Gebieten. Clark, Crinoiden. J73 1. Circumpolafe Arten, verwandt mit indischen und westpazifischen Formen 2 Arten, 2. Arten vom Gauss- und Victoriaquadrant, verwandt mit indischen und westpazifischen Formen 2 Arten. 3. Arten vom Gaussquadrant, ohne nähere Beziehungen 1 Art, verwandt mit indischen und westpazifischen Formen 6 Arten, verwandt mit ostpazifischen Formen 1 Art, verwandt mit nordatlantischen Formen 1 Art. 4. Arten vom Victoriaquadrant, verwandt mit nordpazifischen Formen 1 Art. 5. Arten des magellanischen und des weiter südlichen Gebiets, verwandt mit ostpazifischen Formen 3 Arten. 6. Arten des magellanischen Gebiets östlich von Kap Hörn, ohne nähere Verwandtschaft 1 Art. Tiefenverbreitiin«; der antarktischen Crinoiden. m Faden Thalassomelra bispinosa 2926 1C00 Psathyrometra antarctica 2725 1430 Euntorjihiiiitrtra hirsuta 252 140 Eumorpliometra concinna 380—400 211 — 222 Promachocrinus kerguelenak 18—400 10—222 Solanometra antarctica 135—270 75—150 Anthometra adriani 223—900 124—500 Florometra magellanica 30—1407 17—782 (im Magellan-Gebiet) 30-326 17-181 Hathrometra exüjua 90—252 50—140 Triclwmetra remota ... 2926 1600 Isometra angustipinna 101—1080 56—600 (Burdwood-Bank) 101-150 56-83 Thaumatometra abyssorum 2926 1600 Bathymetra carpenteri 4680 2600 Thaumatocrinus renovatus 2425—3240 1347—1800 Ilycrinus australis 2514—4636 1375—2575 Ptüocrinus brucei 4973 2485 . Ptiloci irnos antarcticus 480 266 Hyocrinus bethellianwi 2926-4636 1600-2575 Artenzahl in den Tiefen des antarktischen Gebiets. m in m 0-100 3 901-2400 0 3201-3300 3 101- 200 5 2401-2500 1 3301-3400 2 201- 300 6 2501-2600 2 3401-3500 2 301- 400 4 2601-2700 2 3501-3600 2 401- 500 2 2701-2800 3 3601-3700 2 501- 600 1 2801-2900 2 3701-3800 2 601- 700 1 2901-3000 0 3801-3900 2 701- 800 1 3001-3100 3 3901-4000 2 801- 900 1 3101-3200 3 4001-5000 4 OQ Deutsche Südpolur-Expeilili.m. XVI. Zuolo^ie VIII. -° 1 74 Deutsche Südpolar-Expedition. Die' folgenden Ergebnisse dieser Zusammenstellungen verdienen hervorgehoben zu werden: 6 von 7 primitiven, wenig spezialisierten Artender antarktischen Fauna (Thaumatometra abys- sorum, Bathymetra carpenteri, Thaumatocrinus renovatus, Ilycrinus australis, Ptilocrinus brucei und Hyocrinus bethellianus) kommen nur unterhalb 2400 m vor, eine Ausnahme bildet Pt. antar oticus, der sich zwischen 400 und 500 in Tiefe findet. Andererseits gehören 3 der mehr spezialisierten Typen (Thalassometra bispinosa, Psathyrometra antarctica und Trichometra remota) der Tiefe von 2700 und 3000 m an, während von den übrigen Arten Eumorphometra hirsuta, E. concinna, Promachocrinus Jcerguelensis, Solanometra antarctica, Florometra magettanica und Hatltometra exigua nicht über 400 m herabsteigen und nur Anihometra adriani 900 m Tiefe erreicht. Zwischen 900 m und 2400 m wurden keine Crinoiden gefunden. Es ist leicht möglich und sogar wahrscheinlich, daß ursprünglich das antarktische Litoral eine ähnliche Crinoidenfauna trug, wie sie heute an der australischen Küste vorkommt, und daß die zunehmende Kälte des Küstenwassers und das gänzliche Verschwinden warmer oberflächlicher und intermediärer Schichten dazu führte, daß alle litoralen und intermediären Typen ausstarben, während die j üngeren und kräftigeren Formen des Tiefenwassers die kalte Litoralzone besiedelten, ohne die ursprünglichen alten Tiefenformen zu stören. Diese Annahme würde vollkommen die Zustände erklären, welche wir heute in der Antarktis finden, und sie steht im Einklang mit dem, was wir vom früheren Austausch sehr vieler Landformen zwischen Australien, Neuseeland und Südamerika wissen. Um die vorstehenden Bemerkungen richtig verständlich zu machen, ist es nötig, hier einen kurzen Bericht über die Beziehungen mariner und ozeanographischer Verhältnisse zu den Crinoiden zu machen. Es wird fast allgemein zugegeben, daß die Litoralzone für die marine Tierwelt die günstigsten Bedingungen bietet, daß diese dort entstanden ist und ihren normalen Wohnsitz hat. Auch alle fossilienführenden marinen Ablagerungen sind, wenigstens nach der Ansicht einiger der führenden Paläontologen, als von den Besten litoraler Organismen aufgebaut zu betrachten. Die Litoralzone ist ein Gebiet von dauerndem Wechsel; Gezeiten, Winde, Sonnenstrahlung und all die übrigen Phänomene haben dort den stärksten Einfluß. Die Änderung der Form des Landes, welche auf den Verlauf der Strömungen und die Stärke und Richtung der Gezeiten ein- wirkt, rufen hier sehr wesentbche Störungen hervor. Daher findet sich unter den Litoraltieren beständig die Neigung, durch Folge stets wechselnder Reize Varianten in allen Richtungen vom Durchschnitt der Arten, Gattungen oder Familien zu erzeugen, von denen einige Abkömmlinge besser als die Eltern den veränderten oder neuen Verhält- nissen angepaßt sein und sich als neue Typen fixieren können. Die Tiefen der Ozeane sind Gebiete einförmiger und gleichbleibender Verhältnisse. Die Tem- peratur ist sehr niedrig, nähert sich dem Minimum, bei welchem die Körperflüssigkeit der endemi- schen Organismen flüssig bleiben kann. Der Druck ist enorm; Nahrung, vollständig animalisch wegen der Abwesenheit des Lichts, ist spärlich vorhanden und wird durch durch große, überflüssige Beimengungen entweder äußerer unorganischer oder innerer flüssiger Substanzen verschlechtert aufgenommen. Im ganzen sind daher die Lebensbedingungen sehr ungünstig für Tiere, und Pflanzenleben ist, von Bakterien abgesehen, ganz unmöglich. Was vom Tierleben unter so völlig Clark, Crinoiden. 175 konstanten Verhältnissen existiert, hat keinen anderen als inneren Antrieb (der hier auch zu einem Minimum reduziert ist) zu variieren oder neue Formen zu bilden, so daß nicht die geringste Wahr- scheinlichkeit dafür vorliegt, daß jemals in der Tiefsee irgendein neuer, deutlich differenzierter Typus entstand. Längs der Küsten aller Länder und in beträchtlichem Abstand von ihnen auf See ist das der Einwirkung des Sonnenlichtes ausgesetzte Wasser reich an mikroskopischen Pflanzen, welche einen großen Teil der Nahrung für die kleinen Tiere liefern, von denen wiederum die großen sich nähren. Weiter ab von den Küsten werden die mikroskopischen Pflanzen weniger häufig und kleiner. Obwohl nur in belichteten Zonen lebend, fallen diese kleinen Pflanzen und die sich direkt von ihnen nähren- den Tiere, wenn sie nicht gleich gefressen werden, nach dem Absterben herab zum Meeresgrunde und geben Nahrung für die Tiefseetiere. Die Verwertung solcher Nahrung jedoch muß als hoch spezialisierter physiologischer Prozeß betrachtet werden, der die ökonomischen Fähigkeiten der gewöhnlichen Litoraltiere und sogar die der litoralen Aas- und Detritusfresser überragt, denn die Nahrung ist stark zersetzt. Nicht nur ist der Nährwert stark vermindert, sondern auch die Skelette dieser kleinen Tiere, die nicht angegriffen sind, bilden einen großen Teil der Gesamt- masse, so daß die davon lebenden Tiere eine große Menge davon aufnehmen müssen, um einen relativ kleinen Teil von Nährstoffen zu erhalten. Tiefseetiere also leben von teilweise zersetzten Organismen, die nur wenig Nährwert haben, während ihre Skelette die Hauptmasse bilden, von lebenden Tieren, deren Körper größtenteils aus Wasser bestehen, oder von Schlamm, der mit organischen Besten erfüllt ist. Jedenfalls muß das Verdauungssystem und der Verdauungsprozeß der Tiefseetiere hoch spezialisiert sein, um aus einem Minimum von Nährsubstanz und einem Maximum von unverdaulichem Material noch Nahrung zu erhalten. Mit Hinsicht darauf ist es interessant, daß die Crinoiden der Tiefsee breite Ambulakren an allen Armen haben und auffallend große Mundöffnung. Es hat sich nie nachweisen lassen, daß Tiefseebakterien irgendwelchen Wert für die Ernährung der Echinodermen haben. Der östliche Indische Ozean wird für das Entwicklungszentrum der heutigen Crinoiden - fauna gehalten, weil von den 28 bekannten Familien und Unterfamilien derselben 9 auf dieses Gebiet beschränkt sind und alle übrigen mit Ausnahme von einer (die durch eine einzige west- indische Art, Holopus rangii, repräsentiert wird) hauptsächlich dort vorkommen; 50 Gattungen sind ausschließlich auf dieses indische Gebiet beschränkt, während von den übrigen 32 Gattungen 16 durch einige Arten auch in anderen Gebieten und 16 in anderen Gebieten durch nahestehende Gattungen vertreten sind. Soweit die Paläontologie es erkennen läßt, war dasselbe in cänozoischer und mesozoischer Zeit der Fall, obwohl damals die indische Fauna sich von der Bai von Bengalen nach Westen und Nordwesten bis zum westlichen Europa erstreckte. Außer den Crinoiden existiert keine andere Tiergruppe, welche im indischen Gebiet das einzige Verbreitungszentrum hat. Obgleich in den meisten Fällen die indische Begion als das hauptsäch- lichste und letzte Verbreitungszentrum betrachtet werden kann, sind doch gewöhnlich Nebenzentra vorhanden, von denen jedes mehr oder weniger am Charakter des indischen Zentrums teilhat, wie weiterhin an der Hand der vom Studium der Crinoiden gelieferten Daten gezeigt werden wird. Die Zahl und Bedeutung der Verteilungszentren entspricht in den verschiedenen Tiergruppen 23* 2 76 Deutsche Siidpolar-Expedition. wahrscheinlich, der Verbreitungsmöglichkeit, der Vermehrungs- und Anpassungsfähigkeit. Eine kosmopolitisch verbreitete pelagische Gruppe mit möglichst großer Anpassungsfähigkeit und mit äußerst langem Stammbaum, so daß die für ihre Ausbreitung über die ganze Welt notwendige Zeit im Verhältnis dazu vernachlässigt werden kann, würde wahrscheinlich überall dieselbe Vermehxungs- fähigkeit haben, und kein Ort könnte mehr als ein anderer als ein definitives Zeugungszentrum betrachtet werden. Neue Arten könnten überall entstehen und sich überall ausbreiten. In einer Gruppe mit geringerer Anpassungsfähigkeit würden neue Formen mehr oder weniger in ihrer Aus- breitungsmöglichkeit beschränkt sein, z. B. neue arktische Arten würden im warmen Meere ebenso- wenig Fuß fassen können wie tropische im arktischen Gebiet. So würde eine Anzahl gleichberechtig- ter Zeugungszentren geschaffen, deren Zahl und Lokalisierung zunimmt bei abnehmender An- passungsfähigkeit der Organismen. Erschwerung der Ausbreitung (wie durch festsitzendes Stadium in kürzerer oder längerer Zeit oder durch Brutpflege) oder Abnahme der Zeugungskraft (wobei die artenbildende Kraft während der Ausbreitung verloren geht) führt zu fortschreitender Verminderung und Lokalisierung der vorhandenen Entwicklungszentren und ihrer allmählichen Unterordnung unter das ursprüngliche Zentrum der Entwicklung. Von allen marinen Tieren scheinen die Crinoiden die geringste Möglichkeit, sich auszubreiten, zu besitzen, die geringste Anpassungsfähigkeit und die geringste Vermehrungsfähigkeit der Gruppen. In den meisten Gebieten der Erde ist die Crinoidenfauna der Tiefsee ganz verschieden von der flacherer Meere. Im östlichen Indischen Ozean ist die große Brutstätte des Crinoidenlebens ; dort sind zuerst die Litoralformen entwickelt, von dort breiteten sie sich nach der Tiefsee aus und, allmählich akklimatisiert, wanderten sie den Küsten entlang zu anderen Gebieten. Wahre Tiefsee- crinoiden können sich nur im indischen Gebiet ausbilden, da die litorale Fauna in anderen Gegenden die meiste Kraft und Anpassungsfähigkeit bei der Küsten Wanderung verbraucht hat. Daher sind die Tiefseecrinoiden im allgemeinen ganz verschieden von denen des flachen Wassers; der Ursprung beider liegt im indischen Litoral, aber während die Flachwassertypen bei jedem Schritt ihres Vor- dringens durch notwendige Anpassung an neue Bedingungen modifiziert wurden, blieben die Tiefseeformen überall gleichartig, da sie unter gleichen Verhältnissen wanderten, und unterscheiden sich von der Mittelform der Litoraltypen nur im Verhältnis zu der Entfernung von ihrem Aus- breitungszentrum. Viele Tierarten, manche Crinoiden mit eingeschlossen, sind stenotherm, und in einigen Fällen ist sehr niedrige Temperatur am günstigsten, so gedeihen 2 Crinoidenarten am besten unter 0° C. Manche Arten breiten sich vom arktischen oder antarktischen Gebiet bis zu den Tropen aus, bleiben aber dabei immer in gleichen Temperaturverhältnissen, müssen daher mit den niedrigeren Breiten in immer größere Tiefen herabsteigen. Man könnte den Einwand erheben, daß keine Möglichkeit vorhanden ist, zu zeigen, daß die Tiefseecrinoiden eigentlich tropische Arten sind, denn sie könnten ebensogut aus der Arktis oder Antarktis herstammen und sich nach den Tropen hin ausgebreitet haben, wo sie in die Tiefe herabsteigen mußten, um innerhalb derselben Temperaturgrenzen zu bleiben. Alles indessen spricht für den umgekehrten Weg. Eine kräftige Form, welche auf größere Entfernung nach einem Pole hin vordrang, müßte in gleicher Weise nach dem andern vorrücken. Clakk, Crinoiden. {77 Das Aussterben derselben in den Tropen, bedingt durch die Konkurrenz ökonomisch kräftigerer Typen, würde in der Arktis und der Antarktis zwei nahe verwandte oder selbst identische Formen schaffen, die keinen Zusammenhang mehr erkennen lassen und zur Entstehung sogenannter bipo- larer Typen führen. Viele Formen der tropischen Crinoiden sind auf das kalte Tiefenwasser der Tropen beschränkt und zeigen keine Neigung, sich nach Norden oder Süden auszubreiten. Andere finden sich sowohl in der Tiefe unter den Tropen als auch in geringer Tiefe in den polaren Gebieten. Alle arktischen oder antarktischen Crinoiden sind auch im Tiefenwasser der Tropen vertreten, während nur wenige der tropischen Gattungen oder Familien auch in den polaren Gewässern repräsentiert sind. Wären diese arktischen oder antarktischen Formen nicht in den Tiefen der Tropen vorhanden, und wären die in den tropischen Tiefen gefundenen Typen alle auch in der Arktis oder Antarktis anzutreffen, so könnten wir annehmen, daß die tropische Tiefsee von den Polen besiedelt wäre ; aber da die Ver- hältnisse umgekehrt liegen, müssen wir schließen, daß die polaren Gebiete ihre heutigen Crinoiden aus der Tiefsee der Tropen erhielten. Arten, Gattungen, Familien und höhere Gruppen haben ebenso wie die Individuen einen mehr oder weniger deutlich begrenzten Lebenszyklus, der Jugend, Jünglingsalter, Reife und Greisenalter umfaßt, und entsprechend diesen Stadien wechselt das Verhalten gegen Einflüsse der Umgebung. Eine junge Art, Gattung oder Familie ist kräftig und angriffslustig, veränderungsfähig, um neuen Bedingungen sich anzupassen und so durch neue Variationen alle Hindernisse zu überwinden. Im Jünglingsalter sind die Formen mehr stabil, obwohl noch stark lebenskräftig; reife Formen sind besser fixiert, und greisenhafte Typen zeigen sehr zart ausgeglichene Verhältnisse, so daß sie von der Gnade jüngerer Formen, die in ihr ökologisches Gebiet eindringen, abhängig sind, nicht mehr mit diesen konkurrieren können. Es ist vermutet worden, daß der Druck anderer Formen gewisse Typen zwang, in die Tiefsee herabzusteigen, wo sie sich an die neue Umgebung anpaßten. Manche Tatsachen scheinen dieser Ansicht bedenklich zu widersprechen. Erstens gibt es keinen Anhalt dafür, daß eine reife oder alte Form in ein neues Gebiet verdrängt werden kann. Sie stirbt einfach infolge des Wettbewerbs aus, was sehr zahlreiche Fälle von Säugetieren, Vögeln, Insekten und anderen Tieren endgültig beweisen. Im australischen Gebiet und in Teilen des östlichen Indischen Ozeans, wo die einheimische Crinoidenfauna lange Zeit mehr oder weniger isoliert war und wo sie dank geringer Landverschiebun- gen sich selbst vor Einwanderern durch Verbrauch sämtlicher Nahrung zu schützen wußte, dort besteht ein Zusammenhang zwischen den Bewohnern der Tiefsee und jenen des Flach Wassers. Dieses zeigt, daß die letzteren eine alte Fauna repräsentieren, in greisenhaften Verhältnissen, welche sofort aussterben würde, wenn sie in Wettbewerb mit jüngeren, kräftigeren Arten treten müßte. Dieser Zusammenhang zwischen den Faunen des flachen und tiefen Wassers ist höchst be- zeichnend und kann nur dadurch erklärt werden, daß beide in allen Teilen der Welt eine und dieselbe Fauna bilden, und daß die Tiefseeformen nicht durch Druck von oben verdrängt wurden, auch nicht in tiefem Wasser, sondern aus anderen Ursachen entstanden sind. Die theoretische Erklärung der Ausbildung der Fauna der Tiefsee ist sehr einfach. Eine Spezies A erschien in dem indischen Litoral. Jung und kräftig, vermehrte sie sich stark und breitete sie sich nach jeder Richtung hin aus in einem Zeitraum, der wahrscheinlich zu klein ist, geologisch ge- 178 Deutsche Südpolar-Expedition. messen zu werden, und paßte sich allen angetroffenen Verhältnissen an. Sie breitete sich nicht nur längs der Küsten aus, sondern war durch die Zunahme der Individuenzahl gezwungen, in immer tieferes Wasser herabzusteigen. Im Jünglingsalter wurde der Fortschritt gehemmt, und mit der Abnahme der Anpassungs- fähigkeit hörte sie auf, neue Gebiete zu erobern, erhielt sich nur in den bereits eingenommenen. Reife trat ein und dann Greisenalter; der Lebenszyklus der Art kam zum Abschluß. Die ganze Zeit über hatten die dauernden Veränderungen des Litorals. die konstante Einwirkung der Gezeiten, Strömungen und der übrigen Naturphänomene die Bildung von Varietäten veranlaßt, welche, un- geeignet, sich mit der Stammform zu messen, in den ersten Anfängen schon unterdrückt wurden. Aber mit der Reife und dem herannahenden Greisenalter wurde die Art immer weniger widerstands- fähig gegen den Wettbewerb der neuen Formen, und plötzlich entsprang eine Form B im Ufergebiet, welche imstande war, sich zu vermehren und sich neben der Stammform A zu erhalten. Nun war B viel jünger und daher kräftiger als A. Besser als diese im Kampf um die Existenz ausgestattet, verdrängte sie A von den günstigsten Küstengebieten und, nach jeder Richtung hin vordringend, vernichtete sie allmählich A überall, wo beide in Kontakt kamen. Aber1 nach dem Auftreten von A und vor dem Erscheinen von B hatten gewisse Landverschiebungen Barrieren gebildet, welche manche von A bewohnte Gebiete für B unzugänglich machten. B hatte auch etwas kürzeren Lebenszyklus als A, so daß Reife eintrat, bevor es ihr möglich war, die Maximaltiefe von A zu erreichen. So konnte sich A in gewissen entlegenen, durch Barrieren geschützten Gebieten und auch in Tiefen, die B nicht erreichte, erhalten. Weiter entstand dann aus B eine andere Art C, welche in derselben Weise auf B wie B früher auf A einwirkte, aber da keine wesentliche Landver- schiebung zwischen dem Erscheinen von B und G eingetreten war, so wurde B auf die Tiefe jenseits der weitesten von C erreichten Tiefenzone beschränkt und blieb nur in einer schmalen Zone zwischen dem lit oralen und sublitoralen Gebiet von C und dem abyssalen von A erhalten. Wenn man statt der hypothetischen Arten A, B, C Gattungen. Familien und höhere Gruppen einsetzt, bekommt man eine Vorstellung davon, wie die Tiefseefauna allmählich durch Ausbreitung junger, lebenskräftiger Formen unter allen möglichen Verhältnissen und Erdrückung älterer und reiferer Formen, die im Wettbewerb unterlagen, entstand. So setzt sich die Tiefenfauna aus den Resten aller früheren Küstenfaunen zusammen und bildet schließlich eine heterogene Sammlung einst herrschender, anpassungsfähiger, weit verbreiteter und besonders kräftiger Typen, welche auf der Höhe ihrer Kraft bis zu Tiefen vordrangen, die physi- kalisch den heutigen tiefen Abgründen entsprechen. Daher erscheinen Tiefentypen des einen Gebiets als Flachwasserformen eines anderen dort wieder, wo konkurrierende Formen ausgeschlossen waren, und Typen, die in einem Meeresgebiet vom Litoral bis zu großen Tiefen gefunden werden, sind in einem anderen auf die großen Tiefen allein beschränkt. Da die allgemeine Methode der Entwicklung tierischer Typen und die darauf folgende Entwick- lung vollkommenerer und mehr spezialisierter Typen, welche bei Wettbewerb mit früher existierenden Typen diese unterdrücken, ebenso für Landformen gilt, wie es hier für marine Tiere gezeigt wurde, so ergibt es sich natürlich, daß bei der Verbreitung irgendeiner Gruppe von Tieren die primitivsten Formen am Rande des Verbreitungsgebiets auftreten, während die übrigen nach der Mitte zu speziali- sierter und vollkommener werden und dort ihre höchste Entwicklung erreichen. Clark, Crinoiden. [79 Es muß dann daran erinnert werden, daß der innere spezifische Druck, der bedingt ist durch, die enorme Zunahme der Individuenzahl, nicht nur eine Art veranlaßt, unerwünschte Tiefen aufzu- suchen, sondern sie auch zwingt, kleine, abgeschlossene Gebiete zu besiedeln oder Ausbuchtungen von besonderem Charakter, welcher Schutz vor dem Eindringen neuer Typen bietet. Solche Ge- legenheiten sind Gewässer, welche im Winter ausfrieren, stark salzhaltig sind, Säuren oder Alkalien enthalten, abgeschlossene Gewässer, Süßwasser, intermittierende Seen und Ströme, Höhlengewässer usw. Unter den Landtieren findet natürlich genau derselbe Prozeß statt, und daher darf man dadurch nicht überrascht sein, daß die ausgesprochen nächtlichen Tiere der Tropen, die immer in kühlerer und mehr einförmiger Umgebung als die Tagtiere desselben Gebiets leben, im ganzen alle die wesentlichen biologischen Züge darbieten, welche die Tiere der Tiefsee zeigen, gerade wie die arktischen Landtiere den marinen Tieren der Arktis entsprechen. Kurz die Tiefseefauna als Einheit existiert nicht; biologisch können alle Bedingungen, unter denen Wassertiere l?ben, eingeteilt werden in 1. n o r m a 1 e , d. h. die Bedingungen des tropischen Sublitoral, und 2. abnor m e , d. h. die übrigen Verhältnisse, wie Tiefsee, kalte Meere, Wasser mit stark schwankenden Temperaturen, sehr salziges Wasser, stehende Gewässer, saures oder alkalisches Wasser, zeitweise austrocknende Seen und Ströme oder Höhlengewässer. Die «atlantische Crinoidenfauna. Zur rechten Beurteilung der Beziehungen der antarktischen Crinoidenfauna zu der der übrigen Gebiete ist es notwendig, eine kurze LTbersieht über die Lebensbedingungen im atlantischen Bassin zu geben. Mehrere Geologen, besonders Professor Suess, haben angenommen, daß der Atlantische Ozean nicht eine echter Ozean, wie der Pazifische, sondern eine sekundäre und verhältnismäßig jugend- liche Bildung ist; und Professor Woeikoff hat vor kurzem in einer sehr interessanten Mitteilung gezeigt, daß der Atlantische Ozean eher als Nebenmeer als als wahrer Ozean betrachtet werden müßte. Biologisch, wenigstens soweit Crinoiden in Betracht kommen, ist das atlantische Becken ebenso wie geologisch und meteorologisch als Nebenmeer aufzufassen. Ein Nebenmeer, biologisch gesprochen, ist ein mehr oder weniger abgeschlossenes Gewässer, welches mit dem Ozean verbunden ist und seine gesamte Fauna von diesem erhalten hat. Seine Fauna enthält daher dieselben Typen, die im nächstverbundenen Ozean vorkommen, unter Ausschluß der weniger plastischen und anpassungsfähigen Formen und mit Abänderung der übrigen im Verhältnis zu der Verschiedenheit der physikalischen und chemischen Bedingungen im Neben- meer und im zugehörigen Ozean. Alle Nebenmeere unterscheiden sich mehr oder weniger physikalisch von den mit ihnen zu- sammenhängenden Ozeanen. Ihr Tiefenwasser kann nicht teilnehmen an der allgemeinen Tiefen- strömung der Ozeane, die sich langsam, dem Uhrzeiger entgegengesetzt, über den Boden bewegt, und neigt dazu, mehr oder weniger stagnierend und unter Umständen sehr kalt zu werden. Ihr Oberflächenwasser, nicht mehr an der allgemeinen Oberflächenströmung beteiligt, wenn nicht eine genügend große Ausflußöffnung vorhanden ist, so daß eine beständige Durchströmung stattfinden kann, nimmt an Salzgehalt zu durch starke Verdunstung, wie im Mittelmeer und Roten Meer, oder i gQ Deutsche Södpolar-Expedition. verringert seinen Salzgehalt durch, überschüssige Regenmassen im Zuflußgebiet, wie bei der Ostsee. Beide diese Veränderungen sind für einen Teil der Organismen, die in Nebenmeere eindringen, verhängnisvoll, so daß notwendigerweise ihre Fauna nur aus den Widerstands- und anpassungs- fähigeren Organismen des benachbarten Ozeans besteht. Wegen der physikalischen Veränderung des Wassers im Nebenmeer, durch welche es weniger als ozeanisches AVasser für die marine Tierwelt geeignet ist, kommen die Nebenmeere nicht als Brutstätte neuer organischer Typen in Betracht; ihre Fauna kam gänzlich von außerhalb, obwohl die sie bildenden Vertreter sich in gewisser Weise modifizieren mußten, um sich den neuen Be- dingungen anzupassen. Ein Nebenmeer der heutigen Zeit kann ein Rest eines viel größeren Meeres der Vergangenheit sein, wie es z. B. beim Mittelmeer der Fall ist. Die Verminderung der Größe eines großen Teils eines Ozeans ändert unmittelbar imd beschränkt auch die Zirkulation des eingeschlossenen Wassers, indem sie dieses mehr und mehr unter den Ein- fluß lokaler meteorologischer Verhältnisse stellt. Die Wirkung auf die Fauna ist daher genau die- selbe, als ob das Meer entstand durch sinkendes Land infolge von Einfließen ozeanischen Wassers. Die biologischen Verhältnisse des Nebenmeeres hängen keineswegs mit der Frage zusammen, ob die See entstand durch Sinken von Land oder durch Einengung eines früher viel größeren Wasser- beckens. Beide Prozesse führen zu einem physikalisch und ozeanographisch, also auch biologisch, gleichem Mittelwert. Eine Anzahl merkwürdiger Typen findet sich in abgeschlossenen Meeren, welche ganz ver- schieden von den Typen des Ozeans sind, mit dem jene einst verbunden waren. Solche Typen müssen als Relikte einer einst allgemein verbreiteten Fauna gedeutet werden, welche, imstande, die abgeänderten Bedingungen zu überleben, vor dem Aussterben dadurch gerettet wurde, daß keine der ökonomisch kräftigeren, jüngeren Typen, durch deren Wettbewerb sie im Ozean vernichtet wurden, in das Bassin eindringen konnte, da dieses vor dem Erscheinen dieser Formen bereits abgeschlossen war. Solche Typen finden sich in abgeschlossenen Meeren, aber fast nie in Nebenmeeren, da ein Typus, der kräftig genug ist, die konkurrierenden Typen im Ozean zu unterdrücken, auch, unter sonst gleichen Verhältnissen, diese in den Nebenmeeren vernichten würde. Die Existenz solcher Formen in einem Nebenmeere gibt einen sicheren Beweis dafür, daß irgendein Hindernis wirksam ist, welches konkurrierende ozeanische Typen abhält, so daß in betreff jener das Nebenmeer als abgeschlossenes Meer gelten muß. Etwas vorgreifend kann erwähnt werden, daß 2 solche Typen im Karibenmeer auftreten, Iso- crinus und Holopus. Sie sind dort vorhanden, nicht weil sie sich dort entwickelt haben, sondern weil die Unterbrechung der Verbindung zwischen dem indischen Gebiet und dem Karibenmeer schon eintrat, bevor die kräftigeren, jetzt herrschenden indopazifischen Litoralformen sich ent- wickelten, welche sonst zur Vernichtung jener beiden Gattungen geführt haben. Clark, Crinoiden. 181 Übersicht über alle Atlantischen Cmioidengattungen denen (rechts) die entsprechenden Indo-Pazifischeii Gattungen gegenüber gestellt sind. Comatulida Oligophreata. Familie Comasteridae. Subfamilie Capillasterinae. Neocomatella, Karibenmeer, Sttdwesteuropa, Nordwestafrika, Comatella, indopazifisches Gebiet, von Japan bis Australien. Ceylon und Siidostafrika. Nemaster, Bermuda-Inseln, Karibenmeer und südlich bis Capillaster, indopazifisches Gebiet von Japan bis Australien. Brasilien. Ceylon und Siidostafrika. Levtonemaster I ,, ., Comissia, Rotes Meer und südlich bis Siidostafrika. dann ost- Kanocii OM'i'i*. Comatilia I lieh bis zu den Philippinen. Subfamilie (oiiiaetiniinae. Comaclinia, südöstliche Vereinigte Staaten bis Brasilien. Gomaiula, Australien und nördlich bis zu den Philippinen, Hongkong und westlich bis zu den Andamanen. Familie Colobonietridae. [■uiilriihniii'lni, Karibenmeer. Oligometrides, südöstliches Australien und nördlich und westlich bis zu den Andamanen. Familie Tropiometridae. Trvpiometra, Karibenmeer und südlich bis Brasilien. Tropiometra, ganze Ostküste Afrikas und östlich bis Australien und Japan. Familie Thalassoiuetridae. Grotdlometra, Karibenmeer und Bai von Biscaya bis Ascension Crotalomelra, Südafrika, Lakkediven und Malayischer Ar- und Südafrika. chipel. Thdlassometra, Portugal und südlich bis Ascension und Tristan Thalassomelra, Arabisches Meer, Crozet-Inseln, östlich bis da Cunha. Kermadec-, Sandwich-, Galapagos- Inseln, Aleuten und Japan. Stylomelra, Karibenmeer. Cosmiometra, südöstliches Afrika bis zum Malayischen Archi- pel, Sandwich-Inseln und Japan. Familie (Iharitometridae, Crinornetra, Karibenmeer. Pachylometra 1 iVrabisches Mm. und östlie], big zum Mala ;_ (ilyptometra J sehen Archipel, Sandwich-Inseln und Japan. Comatulida Macrophreata. Familie Antedonidae. Subfamilie Aetedoninae. Antedon, Westindien bis Brasilien; Norwegen bis zum Golf Mmiigomeira \ n hb mm Mal ischen iaM , u!ld von Guinea; Mittelmeer. Euantedon J den Gesellschaftsinseln. Subfamilie Perometrinae. Hypalometra, Karibenmeer. Peromelra, südöstliches Afrika bis zu dem Malayischen Archi- pel und Japan. Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 24 Jg2 Deutsche Siidpolar-Expedition. Subfamilie Zenometrinae. Zmometra, Karibenmeer und südöstliche Vereinigte Staaten. Zenomelra J äußergtej. ^^ deg ^^ ()zeans big Eumorphometra J zu den Sandwich-Inseln. Leptomeira, Madeira bis zu den Hebriden und Mittelmeer. Psathyrometra, Bai von Bengalen und antarktische Begion südlich vom Indischen Ozean bis zu den Sandwich - Inseln und Galapagos-Inseln, Westküste von Nord- amerika, Aleuten und Japan. Adelometra, Cuba. Adelometra, Ki-Inseln. Subfamilie Helioiiietrinae. Heliometra, Arktischer Ozean und südlich bis Neu-Schottland Gyclometra, Arabisches Meer bis Japan. und dem äußersten Norden Europas. Trickometra, Karibenmeer bis zu der Großen Neufundland- Trickometra, Bai von Bengalen und antarktisches Gebiet Bank und Bai von Biscaya bis Irland. südlich vom Indischen Ozean bis Sunda-Inseln, Phi- lippinen und Sandwich-Inseln. Hathromeira, Arktischer Ozean und südlich bis Chesapeake- Trickometra (siehe oben). Bai und Portugal, antarktisches Gebiet südlich vom westlichen Indischen Ozean. Isometra, beiMontevideo und südlich bis zu Burdwood-Bank. (?) Subfamilie Thysannmetrinae. Coccornetra, Karibenmeer. Tkysanometra, Philippinen bis Japan. Subfamilie Bathymetrinae. Thaumatometra, südwestlich von Island. Thaumatometra, Arabisches Meer und weiter südlich bis zur Antarktis, dann durch die östliche indische Region bis Galapagos-Inseln, Zentralamerika und Japan. Bathymeira, bei den Abrolhos-Inseln, Brasilien. Bathymetra, südlich von Tasmanien, nördlich bis Galapagos- Inseln und Aleuten. Familie Pentametrocrinidae. Thaumatocrmus, südwestlich von Island. Thaumaiocri/nus, antarktisches Gebiet südlich vom Indischen Ozean und Australien; Meangis und Sandwich-Inseln; Japan. Pmtamrtrocrmvs, Kanarische Inseln bis Irland, Karibenmeer. Peniametrocrmus, Arabisches Meer bis östlicher Indischer Ozean und Japan. Familie Atelecrinidae. Atelecrimus, Karibenmeer und südwärts bis Brasilien. Atelecrimts, Sunda-Inseln und Malayischer Archipel bis Sandwich-Inseln. Familie Pcntaerinitidae. Endoxocrinus, Karibenmeer und südlich bis Brasilien, nord- Endoxocrinus, Sunda-Inseln, Philippinen, Meangis und Ker- westliches Afrika und südwestliches Kuropa. madec-Inseln. Isoer inus, Karibenmeer. (?) Familie Bourgneticrinidae. Bathycrinus, mittlerer äquatorialer Atlantischer Ozean bis zur Batkycrinus, östücher Teil der Bai von Bengalen bis zum Küste von Virginia und Maryland. mittleren Pazifischen Ozean zwischen Ozeanien und Amerika. Monackocrmus, Karibenmeer bis Azoren und Marokko und Monackocrmus, Bai von Bengalen und Nachbarschaft von nordwestbch bis zum Südwesten von Island. Banda und Celebes. Rhizocrinus, Nordatlantischer Ozean, von Florida und von Süd- (?) Irland nach Norden. Clark, Crinoiden. 183 Bythocrinus, Karibenmeer und südlich bis Ceara, Brasilien, Bythoermus, Nordostafrika bis zum östlichen Indischen Ozean. atlantische Küsten von Nordwestafrika und Südwest- europa. Democrinus, Karibenmeer, Küste von Marokko. Democriwus, Sulu-(Jolo-)Archipel, Timor und Ceram-Laut. Familie Holopodidae. Holopus, Karibenmeer. (?) Familie Plicatocrinidae. Gephyrocrinus, Kanaren und Madeira. Thalassocrinns, Celebes. Verwandtschaftsverhältnisse. I. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte zu Gattungen aus dem Gebiet von Ostafrika bis zum östlichen Indi- schen Ozean gehören: a) Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte sich in Gattungen von dein Arabischen Meer und weiter östlich finden : Arabisches Meer und östlich bis zum Malayischen Archipel, Sandwich-Inseln und Japan. Ciinometra. Karibenmeer. Arabisches Meer bis Japan: Heliomeira. Antarktischer Ozean und südlich bis Nova Scotia und dem äußersten Norden von Europa. Pentametrocrinus. Bai von Biscaya bis Irland, Karibenmeer. Arabisches Meer bis zum östlichen Indischen Ozean: Bythocrinus. Karibenmeer und südwärts bis Ceara, Brasilien, atlantische Küsten von Nordwestafrika und Südwesteuropa. b) Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte zu Gattungen von Südostafrika und weiter östlich gehören: Südostafrika bis zum Malayischen Archipel, Sandwich-Inseln und Japan: Stylometra. Karibenmeer. Südostafrika und Ceylon bis Australien und Japan: Neocomalella. Karibenmeer, südwestliches Europa und nordwestliches Afrika. Nemaster. Bermuda, Karibenmeer und südlich bis Brasilien. Südostafrika bis zum Malayischen Archipel und Japan. Hiipalometra. Karibenmeer. Südostafrika und Laccadiven bis zum Malayischen Archipel: Crotalomelra. Karibenmeer und von der Bai von Biscaya südlich bis As- cension und Südafrika. c) Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte sich in Gattungen vom Boten Meer bis Südostafrika und weiter östlich finden: Kotes Meer und südlich bei Südostafrika, dann östlich bis Australien und Japan: Tropiometra. Karibenmeer und südlich bis Brasilien. Rotes Meer und südlich bis Südostafrika, dann östlich bis zu den Philippinen: Leplonemaster. Karibenmeer. Comatüia. Karibenmeer. d) Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte sich in Gattungen vom Roten Meer bis zur Antarktis, dann östlich bis Japan und Galapagos finden. Arabisches Meer südwärts bis zu den Crozet-Inseln, dann östlich zu den Kermadec-, Sandwich-, Galapagos-Inseln, Aleuten und Japan: Thalassometra. Portugal und südlich bis Ascension und Tristan da Cunha. Arabisches Meer und südlich bis zur Antarktis, dann östlich zu den Galapagos-Inseln, Zentralamerika und Japan: Thaumalometra. Südwestlich von Island. II. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte zu Gattungen gehören, welche nicht westlich von der Bai von Ben- galen gefunden werden: a) Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte westlich von Ceylon auftreten. 94* 1 84 Deutsche Südpolar-Expedition. Ceylon bis zum Malayischen Archipel und den Gesellschaftsinseln : Antedon. Westindien bis Brasilien, Norwegen bis zum Golf von Guinea, Mittelmeer. Bai von Bengalen und antarktisches Gebiet südlich vom Indischen Ozean bis zu den Sandwich-Inseln und Gala- pagos, der Westküste von Nordamerika, Aleuten und Japan, einschließlich des Japanischen Meeres: Leptometra. Madeira bis zu den Hebriden, Mittelmeer, b) Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte sich in Gattungen finden, welche nicht westlich vom östlichen Teil der Bai von Bengalen vorkommen. Östlicher Teil der Bai von Bengalen, östlich bis zum mittleren Pazifischen Ozean zwischen Ozeanien und Amerika: Bathyerinus. Mittlerer äquatorialer Atlantischer Ozean, nordwestlich bis Virginia und Maryland. Bai von Bengalen und die antarktischen Gebiete südlich vom Indischen Ozean bis zu den Sunda-Inseln, Philip- pinen und Sandwich -Inseln: Trichometra. Karibenmeer bis zur Großen Neufundland -Bank, Bai von Biscaya bis Irland. Hathromctra. Arktischer Ozean und südlich bis zur Chesapeake-Bai und Portugal, antarktisches Gebiet südlich vom Indischen Ozean. Bai von Bengalen und die Nachbarschaft von Banda und Celebes: Monadiocrinus. Karibenmeer bis Azoren und Marokko und nördlich bis zum Südwesten Islands. III. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte sich in Gattungen finden, welche im äußersten Süden des Indischen Ozeans und im östlichen Indischen Ozean auftreten. Antarktische Gebiete südlich vom Indischen Ozean und Australien bis zu den Meangis- und Sandwich-Inseln und Japan : Thaumalocrinus. Südwestlich von Island. Äußerster Süden des Indischen Ozeans bis Sandwich-Inseln: Zenometra. Karibenmeer. IV. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte zu Gattungen gehören, welche im östlichen Indischen Ozean, aber nicht weiter westlich oder südlich vorkommen. Philippinen bis Japan: Coccomctra. Karibenmeer. Sunda-Inseln und Malayischer Archipel bis zu den Sandwich-Inseln: Atelecrimi*. Karibenmeer und südlich davon bis Brasilien, Westküste von Irland. Sunda-Inseln. Philippinen, Meangis- und Kermadec-Inseln: Enäoxocrinus. Karibenmeer und südlich bis Brasilien; von südlich der Kanaren bis Kochefort nördlich. Sulu-(JoIo-)Archipel, Sunda-Inseln und Molukken: Democrinus. Karibenmeer und Küsle von Marokko. Celebes: Thalassocrinus. Kanaren und Madeira. Ki-Inseln: Adelometra. Cuba. V. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte sich in Gattungen finden, welche im Pazifischen Ozean vorkommen, aber nicht im östlichen Indischen Ozean oder weiter westlich: Bathymetra. Bei den Abrolhos-Inseln, Brasilien. VI. Atlantische Gattungen, die ihre nächsten Verwandten in Gattungen haben, welche in Australien und nördlich davon und westlich in dem angrenzenden Malayischen Archipel vorkommen. Australien und nördlich bis zu den Philippinen. Hongkong und Singapore und westlich bis zu den Andamanen: Comaäinia. Südöstliche Vereinigte Staaten und südlich bis Brasilien. Südostaustralien, nördlich und westlich bis zu den Andamanen: Analcidometm. Karibenmeer. VII. Atlantische Gattungen ohne nahe Verwandtschaft im indopazifischen Gebiet: Isometra. Bei Montevideo und südlich davon bis zur Burdwood-Bank. Olakk, Crinoiden. 1 85 Rhizocnwus. Nordatlantischer Ozean von Florida und dem südlichen Irland nordwärts. Holopus. Karibenmeer. Diese Tabellen lassen sieh folgendermaßen zusammenfassen: I. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandle von Ostafrika bis zum östlichen Indien vorkommen. a) Diese verwandten Gattungen kommen im Arabischen Meer vor: Crinometra Am. Pentametrociinus Am. Eu. Heliometra Am. Eu. Aretic. Bythocrinus Am. Eu. b) Diese verwandten Gattungen kommen südöstlich von Afrika vor: Stylometra Am. Nemaster Am. Neocomatella Am. Eu. Hypalometra Am. Ciolalomelra Am. Eu. c) Diese verwandten Gattungen sind vom Arabischen Meer bis südöstlich von Afrika verbreitet: Tropiomeira xVm. Leptonemaster Am. Comatilia Am. d) Diese verwandten Gattungen sind vom Arabischen Meer bis zur Antarktis verbreitet: Thalassornelra Südl. Atl. Oz. Eu. Thaumatometra Am. II. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte nicht westlich von der Bai von Bengalen vorkommen: a) Diese verwandten Gattungen finden sich bei Ceylon: Antedon Am. Eu. Mittelmeer. Leptometra, Eu. Mittelmeer, li) Diese verwandten Gattungen kommen nicht westlich vom östlichen Teil der Bai von Bengalen vor: Hallt ijnviiitt. mittl. Atl. Oz. Hathometra, Am. Eu. Arktis. Trichomeira, Am. Eu. Monachocrirms, Am. Eu. III. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte nicht westlich vom ostindischen Gebiet vorkommen, ausgenommen im äußersten Süden des Indischen Ozeans: Ttoumaiocrinus Am. Zenometra Am. IV. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte nicht westlich vom ostindischen Gebiet vorkommen: Goccomelra Am. Democrinus Am. Eu. Atelecrinus Am. Eu. Gephyrocrinus Eu. Endoxocrinus Am. Eu. Adelometra Am. V. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte im Pazifischen Ozean vorkommen, aber weder im östlichen Indien noch weiter westlich: Bathymetra Am. VI. Atlantische Gattungen, deren nächste Verwandte bei Australien leben und in den unmittelbar anstoßenden Gebieten des östlichen Indiens: Gomaäinia Am. Analridomelra Am. Der erste Punkt, der bei der Diskussion der atlantischen Crinoiden hervorgehoben zu werden verdient, ist, daß keine der Gattungen auf Ursprung im Atlantischen Ozean Anspruch machen kann. Viele Gattungen kommen allerdings nur im Atlantischen Ozean vor, aber mit Ausnahme von 3 sind sie alle mit indopazifischen sehr nahe verwandt, so daß sie als deren atlantische Vertreter angesehen werden müssen. Die 3 Ausnahmen, die im Indopazifischen Ozean fehlen, sind Isocrinus, Rhizo- crinus und Holopus. Aber Isocrinus ist in der Trias und im Jura von Nordamerika, Europa, den Molukken und Australien gefunden worden, Rhizocrinus findet sich in der Kreide von New Jersey und im Eozän von Europa, und Holopus ist im Tertiär Italiens vorhanden, so daß für keine der 3 Gattungen logischerweise atlantischer Ursprung angenommen werden kann. In der indopazifischen Region gibt es nicht weniger als 50 Gattungen (zwei Drittel der im Atlanti- schen und Arktischen Ozean zusammen vertretenen Zahl), welche in keiner Weise Beziehungen zu atlantischen Formen zeigen; ferner sind 8 Familien von 19 und eine Subfamilie einer anderen (die SubfarniUe Comasterinae der Comasteriden) ausschließlich auf jenes Gebiet beschränkt. Von den 31 Gattungen, die vom Atlantischen Ozean bekannt sind, kommen 16 nur auf der amerikanischen, 3 nur auf der europäischen Seite vor, während 12 beiden Seiten gemeinsam sind. 1 SG Deutsche Siklpolar-Expedition. Von den 14 atlantischen Gattungen, die nahe Verwandte an der Ostküste Afrikas haben, finden sich 8 nur auf der amerikanischen, 1 nur auf der europäischen Seite, und 5 sind beiden gemeinsam. Von den 17 atlantischen Gattungen, von denen sich im Indopazifischen Ozean nahe verwandte Gattungen finden, die nicht weiter westlich als in der Bai von Bengalen auftreten, sind 8 ausschließ- lich amerikanisch, 2 ausschließlich europäisch und 7 beiden Küsten gemeinsam. Alle 3 atlantische Gattungen, die durch nahe verwandte Gattungen nur im Pazifischen Ozean (östlich vom östlichen Indischen Gebiet), bei Australien und den unmittelbar anliegenden Inseln repräsentiert sind, sind ausschließlich amerikanisch. Wenn wir nur die 12 atlantischen Gattungen in Betracht ziehen, deren indopazifische Re- präsentanten in Wasser von weniger als 100 m (50 Faden) Tiefe vorkommen (Neocomatella, Nemaster, Comactinia, Leptonemaster, Comatilia, Tropiometra, Analcidometra, Crotalometra, Crinometra, Antedon, Coccometra und Democrinus), finden wir, daß 5 von diesen an der Westküste Afrikas lebenden Re- präsentanten ausschließlich das Arpaivalent amerikanischer Gattungen sind, während 2 das Äqui- valent von Gattungen sind, die an beiden Küsten vorkommen; von jenen, die nur von der Bai von Bengalen östlich auftreten, repräsentieren 3 amerikanische und 2 beiden Küsten gemeinsame Genera. Zusammen repräsentieren also 8 dieser Gattungen ausschließlich amerikanische und 4 beiden Küsten gemeinsame Typen. Wenn man nur die 19 atlantischen Gattungen berücksichtigt, deren indopazifische Repräsen- tanten in Wasser von mehr als 100 m (50 Faden) Tiefe vorkommen (Stylometra, Thalassometra, Zenometra, Adelometra, Leptometra, Hypalometra, Heliometra, Hathrometra, Trichometra, Thaumato- metra, Bathymetra, Thaumatocrinus, Pentametrocrinus, Atelecrinus, Endoxocrinus, Bathycrinus, Mo- nachocrinus, Bythocrinus und Gephyrocrinus), so sind 8 ausschließlich amerikanisch, 3 ausschließlich europäisch und 8 finden sich an beiden Küsten. Wenn man weiter die 10 atlantischen Gattungen betrachtet, welche in weniger als 100 m (50 Faden) vorkommen (Nemaster, Leptonemaster, Tropiometra, Leptometra, Antedon, Heliometra, Hathrometra, Coccometra, Endoxocrinus und Democrinus), findet man, daß von den indopazifischen Repräsentanten 4 Ostafrika erreichen, 3 die Bai von Bengalen, während 3 nur in dem östlichen indischen Gebiet vorkommen; von den 4 Ostafrika erreichenden sind 3 amerikanische Typen und 1 beiden Küsten gemeinsam; von den 3 bis zur Bai von Bengalen gefundenen ist eine europäisch und 2 gehören beiden Küsten an, von den 3 Typen des östlichen Indiens ist 1 amerikanisch, 2 sind beiden Küsten gemeinsam. Einer der auffallendsten Punkte, welchen die vorhergehende Analyse der atlantischen Crinoiden- fauna ergab, ist der große Reichtum der amerikanischen Seite im Vergleich zu der europäischen. An der amerikanischen Küste sind nicht weniger als 28 Gattungen repräsentiert gegen 15, etwas mehr als die Hälfte, an der europäischen; während 16 Gattungen für die amerikanische Seite eigen- tümlich sind, finden wir nur 3 auf die europäische Seite beschränkt. Der große Reichtum an atlantisch-amerikanischen Formen ist fast ganz auf das Karibemneer beschränkt, was wahrscheinlich auf 2 Faktoren beruht: 1. das Karibengebiet war mit dem östlichen Indien irgendwie näher und länger in Verbindung als irgendein Teil der europäischen und afrikani- Clark, Crinoiden. 137 scheu Küste, und 2. bietet der westindische Archipel weit bessere und verschiedenartigere Wohngebiete für Crinoiden, so daß sich dort Typen erhalten konnten, welche sonst aussterben mußten. Mehrere durch litorale und sublitorale Typen im östlichen indischen Gebiet repräsentierte Gattungen erscheinen in Westindien in mäßig tiefem Wasser, aber in viel größeren Tiefen an der Nord- westküste Afrikas und der Südwestküste Europas, wo die ausschließlich litoralen Arten zur Gattung Antedon gehören. Wahrscheinlich finden jene Formen im östlichen Atlantischen Ozean im Wasser der Oberflächenströmung nicht genügende oder nicht passende Nahrung, sind daher auf tieferes Wasser angewiesen, welches konstant einen Vorrat kleiner antarktischer Organismen nach Norden führt. Ein anderer interessanter Punkt ist, daß viele der karibischen Crinoidentypen, welche im tiefen Wasser bei den kleinen Antillen gefunden werden, weiter südlich in flacherem Wasser erscheinen, während sich an der gegenüberliegenden Küste ähnliche Typen in entgegengesetzter Weise verteilten, da sie sich von der marokkanischen Küste weit nach Norden und Nordwesten ausbreiten. Diese Ausbreitung der westatlantischen Arten nach Süden und die der ostatlantischen nach Norden ergibt sich als Wirkung der Tiefseeströmungen an den beiden Küsten und hat keine weitere Bedeutung. Da der Atlantische Ozean keine Crinoidentypen besitzt, die nicht identisch oder nahe verwandt mit pazifischen und indischen wären (ausgenommen die 3 vorher genannten), gerade wie das Mittel- meer keine Typen enthält, die nicht atlantischen Formen entsprächen, das Japanische Meer keine, die nicht nahe Beziehungen zu anderen im Pazifischen oder Arktischen Ozean haben, das Ochotski- sche Meer keine, die nicht im Pazifischen oder Arktischen Ozean vorkämen, und das Beringsmeer keine, die nicht längs der pazifischen Küste im Osten und Süden aufträten, würde es scheinen, daß der Atlantische Ozean faunistisch als Nebenmeer des Indopazifischen (inkl. die Antarktis) Ozeans be- trachtet werden muß, ebenso wie das Mittelmeer ein solches des Atlantischen, und Japanisches, Ochotskisches und Beringsmeer Nebenmeere des Pazifischen Ozeans sind, da dieser weit reicher an endemischen Arten ist als alle jene Nebenmeere. Das Japanische Meer hat seine Crinoidenf auna auf zwei Wegen erhalten ; die der Ostseite traten durch die Koreastraße mit dem warmen Wasser des Kuro-Siwo ein, während die Kaltwasserformen längs der Westküste mit der kalten Strömung vom Ochotskischen Meer kamen. Vom Ochotskischen Meer kennen wir nur die weitverbreitete, arktische Gattung Heliometra und 1 oder 2 Formen, welche mit dem warmen Wasser des Japanischen Meeres in der Nähe der Straße von La Perouse eindrangen. Vom Beringsmeer sind nur Crinoiden bekannt, welche von der pazifischen Küste Alaskas und Nordamerikas, südlich davon, vordrangen; die Kaltwasserzone längs der Küste von Kamtschatka ist jedoch noch nicht völlig erforscht. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sich hier die für die Westseite der See von Ochotsk und des Japanischen Meeres charakteristischen arktischen Arten finden werden. Im Mittelmeer existieren 2 Gattungen, Antedon und Leptometra, von denen die erstere auch auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans vorkommt, die letztere an der atlantischen Küste von Europa und des nordwestlichen Afrika. Beide stehen anderen Gattungen aus der Bai von Bengalen und von weiter östlich sehr nahe. Dieses letztere ist ein wichtiger Punkt, denn er läßt darauf 188 Deutsche Südpolar-Expedition. schließen, daß das Mittelmeer einst dieselben Beziehungen zum östlichen Indischen und Pazifischen Ozean einerseits und zu dem Atlantischen Ozean andererseits hatte, welche das Japanische Meer jetzt zwischen dem Pazifischen Ozean im Süden und dem Meer von Ochotsk im Norden zeigt; mit anderen Worten, daß es einst als Kanal diente, durch den Crinoiden aus der See von Bengalen in den Atlantischen Ozean einwanderten. Die faunistischen Verhältnisse sind im Atlantischen Ozean weit komplizierter als im Mittel- meer, dem Beringsmeer, dem Ochotskischen und Japanischen Meer. Im Ochotskischen Meer traten die Warmwasserformen durch die Straße von La Perouse ein, die des kalten Wassers mit dem Kamtschatkastrom. In das Beringsmeer gelangten alle Arten, die wir von dort kennen, durch einen Tiefenstrom vom Golf von Alaska. Aber um die Verhältnisse des Atlantischen Ozeans genügend klarzustellen, ist es nötig, anzu- nehmen, daß nicht weniger als 4 Zugangsstraßen von Osten für die Crinoiden vorhanden waren, von denen die beiden wichtigsten jetzt geschlossen sind. Diese 4 Straßen kommen: 1. Von der Arktis. Die wenigen Crinoiden, welche von der Arktis in den Atlantischen Ozean eintraten, sind alle Bewohner sehr kalten Wassers. Sie gehen auf der Westseite viel weiter als im Osten nach Süden, und tiergeographisch entsprechen sie sehr genau den arktischen Typen, wie sie sich im Meer von Ochotsk und im Japanischen Meer finden. Die arktische Fauna selbst scheint von der Fauna des Indischen Ozeans abzustammen, wie sie von der Bai von Bengalen repräsentiert ist. Außer in der Arktis und dem äußersten Norden des Atlantischen Ozeans findet sie sich nur noch im Meer von Ochotsk und im kalten Wasser der West- seite des Japanischen Meeres. 2. Vom äußersten Süden des Indischen Meeres. Alle die Tiefseecrinoiden des Atlantischen Ozeans repräsentieren Typen des Tiefenwassers vom Indischen und Pazifischen Ozean und sind sehr nahe verwandt mit südafrikanischen und weiter südlich vorkommenden Arten. Diese Typen treten nicht im magellanischen Gebiet auf. Genau genommen ist dieser Weg nur ein Teil des folgenden, indem er die charakteristischen Arten der Tiefsee desselben betrifft. Da er aber noch für die Wanderung offen ist, während der folgende längst gesperrt wurde, scheint es am besten, sie getrennt zu betrachten. 3. Vom südwestlichenlndischen Ozean. Diese jetzt gesperrte Wanderstraße erstreckt sich von Madagaskar in im allgemeinen nordwestlicher Richtung bis zum Antillengebiet. Auf ihr erreichten manche Crinoiden das Karibenmeer, welche sich an der Ostküste des Atlanti- schen Ozeans nicht ansiedeln konnten. Die faunistischen Beziehungen der madagassischen Region weisen auf die kleinen Sundainseln und auf Australien hin, und es sind sehr starke Anzeichen dafür vorhanden, daß die Verbindung zwischen den Antillen und Madagaskar sich nach Osten quer durch den heutigen Indischen Ozean bis Australien fortsetzte. Der Durchbruch des den Atlantischen Ozean durchquerenden Teils dieser Verbindung, zusammen mit dem später erfolgenden Durchbruch des den Indischen Ozean kreuzen- den Teils, genügte, die Antillenregion vollständig und das australische Gebiet in sehr beträchtlicher Ausdehnung zu isolieren. Da das madagassische Gebiet dem Eindringen von Typen, welche nach der Zerstörung dieser Verbindung auftraten, mehr ausgesetzt war, so wurde seine Fauna mehr als die der Antillen und Clark. Crinoiden. 189 von Australien modifiziert. So kam es, daß wir bei den Antillen die Gattung Comactinia finden, deren nächste Verwandte die australischen Gattungen Comatula und Analcidometra sind, welche auch nahe verwandt mit der australischen Gattung Oligometrides ist. 4. Durch das Mittel meergebiet. Zu der Zeit des Durchzugs der Crinoiden vom indopazifischen Gebiet nach dem Atlantischen Ozean über das Mittelmeer hatte dieses weit größere Ausdehnung als heute und erstreckte sich nach Osten bis zur Bai von Bengalen. Dieser Weg ist seit langem gesperrt. Nur 2 Gattungen noch von den vielen, welche Europa auf ihm erreichten, haben sich bis heute erhalten können, und beide haben sich von den indopazifischen Stammformen nur wenig differenziert. Von diesen beiden Gattungen umfaßt die eine nur litorale Arten, wie auch ihre östlichen Ver- wandten, während die Arten der anderen in mäßiger Tiefe leben und darin auch den indopazifischen Verwandten entsprechen. Die erstere, Antedon, ist mehr plastisch als Leptometra, und obwohl ihre Arten streng litoral sind, haben sie doch im allgemeinen weitere Verbreitung als die Arten der letzteren. Demnach sind wir nach dem Studium der rezenten Crinoiden berechtigt, zu behaupten, daß der Atlantische Ozean biologisch wie geologisch, meteorologisch und geographisch ein Nebenmeer ist, da er seine ganze Fauna von außerhalb auf 4 verschiedenen Wegen erhalten hat, von denen 2 noch offen stehen, und niemals im eigenen Becken einen besonderen Typus schuf. Weiter ist er ein Nebenmeer, das wesentlich, wenn nicht völlig, durch das ungleiche Sinken einer Landmasse gebildet wurde; denn die Fauna des Karibengebiets, die sich aus alten und wenig spezialisierten Typen zusammensetzt, scheint sich etabliert zu haben, bevor das Eindringen der Arten vom Mittelmeergebiet, welche moderner und mehr spezialisiert sind, möglich war. Der Arktische Ozean. Das heutige Nördliche Eismeer ist ein Nebenmeer mit breiter Öffnung zum Atlantischen und fast zu vernachlässigender Verbindung mit dem Beringsmeer. Es ist daher ebenso wie das Mittelmeer ein Nebenmeer des Atlantischen Ozeans; aber die Verhältnisse desselben sind einförmiger als die des Mittelmeeres, besonders wenn man dauernde lokale Veränderungen der Temperatur und des Salzgehaltes des Wassers in Betracht zieht. Aber in vergangenen Zeiten war es als Nebenmeer statt mit dem Atlantischen Ozean, mit der Bai von Bengalen und durch diese mit dem Indopazifischen Ozean verbunden. Aus dem Nördlichen Eismeer sind 3 Crinoiden bekannt: Heliometra glacialis, Hathrometra pro- lixa und Ilycrinus carpenteri. Heliometra glacialis ist in Wasser von 4—1359 m Tiefe gefunden, Hathrometra prolixa ist fast überall in Tiefen von 18—1960 m vorhanden, während /. carpenteri die sehr kalte Tiefsee von 1359 bis 2814 m Tiefe bewohnt. Von diesen 3 Arten ist H. glacialis mit den Arten der Gattung Cyclometra aus dem Indopazifi- schen Ozean nahe verwandt, Sie erreichte das Eismeer, als dieses noch ein Nebenmeer, in Ver- bindung mit der Bai von Bengalen, war. H. prolixa gehört zu einer Gattung, welche für den nörd- lichen Atlantischen Ozean von der Chesapeake-Bai und Portugal nach Norden charakteristisch ist, auch südöstlich von Südafrika vorkommt; sie stellt wahrscheinlich einen verhältnismäßig modernen, atlantischen Eindringling des Eismeeres dar. Die Geschichte von Ilycrinus carpenteri ist nicht Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. -J vi 190 Deutsche Siidpolar-Expedition. klar, obwohl die Art wahrscheinlich wie H. glacialis mit den anderen Arten der Gattung durch die Bai von Bengalen verbunden war. Das Mittel meer. Gestielte Crinoiden fehlen im Mittelmeer, aber wie im Nördlichen Eismeer sind 2 Gattungen von Comatuliden vorhanden, die beide an allen passenden Orten vorkommen. Eine von ihnen, Leptometra, ist auf mäßig tiefes Wasser beschränkt und durch die einzige Art L. phalangium vertreten; die andere, Antedon, nur litoral und sublitoral, wird von 3 Arten repräsentiert, von denen jede ein eigenes Wohngebiet hat: A. mediterranea, erscheint an den Küsten von Spanien, Südfrankreich und Italien bis Sizilien, dann östlich bis Kleinasien und zum Bosporus; A. adriatica ist auf die Adria beschränkt, und A. maroccana kommt an der Südküste des Mittelmeeres von der Straße von Gibraltar bis Tunis, Sardinien und Sizilien vor. Entgegengesetzte Verhältnisse der Arktis und Antarktis. Die Verhältnisse der Antarktis stehen zu denen der Arktis in direktem Gegensatz. Statt eines Nebenmeeres mit einer überall gleichartigen Fauna finden wir im Süden einen Kontinent, dessen Küsten von den 3 Ozeanen bespült werden. Jeder von diesen besitzt seinen eigenen bestimmten Faunenkomplex. Daher finden wir statt der 3 in der Arktis allgemein verbreiteten Arten nicht weniger als 18, von denen 8 in flachem Wasser und 10 in großen Tiefen leben und welche, statt überall gleichmäßig vertreten zu sein, sich in gut bezeichnete faunistische Sektoren gruppieren. Alle endemischen Crinoiden des arktischen wie des antarktischen Gebiets jedoch stammen ab von jetzt abyssalen Typen der intermediären Gebiete der Erdkugel. In der Antarktis kann diese Verbindung noch leicht verfolgt werden, in der Arktis aber ist sie seit langem schon unterbrochen. Erörterung der Lebensbedingungen der charakteristischen antarktischen Typen. Die auffallendsten antarktischen Crinoiden sind die, welche in der Gattung Promachocrinus zusammengefaßt wurden, mit den Untergattungen Promachocrinus, Solanometra, Anthometra und Florometra. Promachocrinus und Anthometra liefern die beiden einzigen, echt circumpolaren Arten, während S. antaretica bisher im Gauss- und Victoriaquadranten gefunden, in Wirklichkeit wohl auch circumpolar verbreitet sein wird. Florometra kommt im äußersten Süden nur bei Feuerland vor, breitet sich aber von dort bis Alaska nach Norden aus, dann nach Westen über die Aleuten bis zum südlichen Japan. Alle diese Formen zusammen entsprechen annähernd der arktischen Gattung Heliometra. Die Beziehungen dieser 4 Typen untereinander und ihre nahe Verwandtschaft mit der indo- pazifischen Tiefseegattung Cyclometra wurden bereits S. 121 u. f. erörtert. Wenn es als wahrscheinlich zugegeben werden kann, daß die aberranten Merkmale, welche die Subgenera Promachocrinus, Solanometra und Anthometra trennen, ursprünglich halb pathologische Bildungen waren, wie ich vermutet habe, so wird es zugleich klar, daß die gut ausgeglichene Floro- metra nicht von einer der 3 Formen, wie sie jetzt existieren, abstammt; denn das Studium der Paläontologie lehrt, daß Arten, welche plötzlich hochaberrante und unausgeglichene Eigentümlich- keiten ausbilden, immer im Begriff auszusterben sind und nie zu mehr normalen Typen zurück- schlagen. Clark, Crinoiden. ]ij| Ein eingehendes Studium von Florometra zeigt jedoch, daß die Gattung zu Cyclometra Be- ziehungen zeigt, durch das Mittel oder den Durchschnitt der Subgenera Promachocrinus, Solano- metra und Anthometra. Die Vermittlung beruht nun darauf, daß zur Zeit, als die magellanische Fauna das südliche Südamerika erreichte, das Litoral des antarktischen Gebiets, wenigstens in der unmittelbaren Nachbarschaft, eine höhere Temperatur als heute gehabt haben muß. und diese höhere Temperatur muß sich fortgesetzt haben bis zu dem von der Stammform Cyclometra bewohnten Gebiet. Wahrscheinlich entwickelte sich der magellanische Typus {Florometra) aus einem Typus von intermediärem Charakter zwischen diesem und Cyclometra, welcher sich östlich von der östlichen indischen Region längs den Küsten einer Landverbindung zwischen Australien oder Neuseeland (oder beiden) und dem Süden von Südamerika ausbreitete. Es ist nicht nötig, anzunehmen, daß die Küste dieses Landes viel, wenn überhaupt, weiter nach Norden lag als der gegenwärtige Rand des antarktischen Kontinents; denn die heutige inten- sive Kälte des antarktischen Kontinents ist in nicht geringem Grade dadurch bedingt, daß er überall durch eine sehr breite Zone von eiskaltem Tiefenwasser umgeben ist, welches, von Westen nach Osten strömend, allein genügen würde, das antarktische Litoral fast bis zum Gefrierpunkt abzukühlen. Wenn die Bewegung dieses Tiefenwassers von Westen nach Osten irgendwie unterbrochen würde, z. B. durch eine Landverbindung zwischen Tasmanien, Neuseeland und dem antarktischen Kontinent und zwischen Feuerland und dem antarktischen Kontinent, so würde es an der West- küste der Landverbindung nach Norden abgelenkt werden und nach längerem oder kürzerem Lauf in die Tiefe untertauchen. An der Ostküste solchen Hindernisses würde das leichtere und wärmere Wasser vom Norden nach Süden fließen, über dem kalten Tiefenwasser eine Decke bilden und dem anliegenden antarktischen Litoral ein verhältnismäßig mildes Klima geben. Es ist wahrscheinlich, daß zu der Zeit, als Florometra das magellanische Gebiet erreichte, solche Verhältnisse vorlagen. Der südlichste Teil des Pazifischen Ozeans war vom Indischen Ozean im Westen und vom Atlantischen Ozean im Osten abgeschlossen, so daß nicht nur der Cyclometra- artige Vorfahr von Promachocrinus, Solanometra, Anthometra und Florometra imstande war, das magellanische Gebiet längs dem antarktischen Litoral zu erreichen, sondern sehr viele Landformen von Tasmanien oder Neuseeland längs dem milden antarktischen Litoral nach dem südlichen Süd- amerika hinüberwandern konnten. Die Tatsache, daß bei weitem der größte Teil der Landfauna, welche von Australien oder Neu- seeland nach dem südlichen Südamerika gelangte, auf die kälteren südlichen Teile jenes Kontinents beschränkt ist, scheint anzudeuten, daß dasselbe über ein kühles und entschieden nicht warm tempe- riertes oder gar tropisches Gebiet seinen gegenwärtigen Wohnsitz erreichte. Der Durchbruch der Landverbindung zwischen Australien, Neuseeland und Südamerika und dem antarktischen Kontinent, der plötzlich oder allmählich erfolgt sein kann, gestattete die freie Zirkulation des Tiefenwassers in breiter Zone rings um den antarktischen Kontinent mit dem un- mittelbaren Erfolg, daß sich der Kontinent in eine eisige und öde Wildnis verwandelte. Zusammen mit dieser Veränderung auf dem Lande veranlaßte die zunehmende Kälte des Küstenwassers die endemischen, Cyclometra -artigen Comatuliden, die stark aberranten Eigentümlichkeiten anzu- 25* ]92 Deutsche Siidpolar-Expediüon. nehmen, welche wir heute bei Solanometra antarctica, Anthometra adriani und Promachocrinus kerguelensis finden, während die kontinuierliche Strömung von Westen nach Osten und die gleich- artigen Lebensbedingungen zu circumpolarer Ausbreitung führten. Die Berechtigung oder die Falschheit dieser Annahme wird sich zeigen, wenn wir die Crinoiden von Neuseeland und den südlich davon gelegenen Inseln und jene der tieferen Horizonte bei Tasmanien und Südaustralien kennen lernen werden. Die völlige Abwesenheit einer intermediären Fauna im antarktischen und arktischen Gebiet und aller Vertreter einer intermediären Fauna der tropischen und temperierten Gebiete läßt sich leicht erklären. Die intermediäre Fauna wird besonders durch Arten und Gattungen der Thalassometriden, Charitometriden, Atelecriniden und Pentacrinitiden zusammen mit gewissen Gattungen der Bourgueticriniden (Bythocrinus und Democrinus), Zenometrinen und Heliometrinen charakterisiert. Im ganzen zeigt sie genau dieselbe Art der Verteilung wie die Litoralfauna. Die ozeanische, abyssale Fauna ist nur ein verstärkter Sproß der intermediären Fauna und kann keineswegs sicherer von der intermediären als diese von der litoralen Fauna abgetrennt werden. Intermediäre Typen bewohnen Wasser, welches kälter als das Küsten wasser der Tropen, aber wärmer als das Wasser der Tiefsee ist und nur geringe Temperaturunterschiede und Temperatur- schwankungen zeigt. In den Polargebieten ist die Wassertemperatur sehr niedrig, so niedrig wie an den tiefsten Stellen der temperierten oder tropischen Meere oder niedriger. Daher kann dort keine der tropi- schen litoralen oder tropischen und temperierten intermediären Arten gedeihen, sondern die ganze Fauna muß aus solchen Arten bestehen, welche an das kalte Wasser der Tiefsee angepaßt sind. Einige dieser Typen, z. B. solche von der plastischen und vertikal weit verbreiteten Cyclometra- Gruppe abstammende, können fast oder ganz bis zur Oberfläche aufsteigen und dort eine lebens- kräftige litorale oder sublitorale Fauna bilden, aber die meisten von ihnen, die durch das lange Ver- weilen in großen Tiefen die Fähigkeit, selbst sich nur sehr wenig abzuändern, verloren haben, werden in der Tiefe bleiben, zu der sie, bevor sie polarwärts wanderten, herabgestiegen waren, obwohl auch sie, wie Ptilocrinus, in ein wenig höhere Zonen aufsteigen können. Die Abwesenheit einer intermediären Fauna in der Antarktis und Arktis und das Vorkommen einer primären Tiefenfauna, von der gewisse Elemente sich sekundär zu einer Litoralfauna ausbilden konnten, ist bedingt durch die außerordentlich niedrige Temperatur in allen Schichten und die Gleichförmigkeit derselben, welche in allen Tiefen der der temperierten oder tropischen Tiefen- temperatur entspricht oder geringer als diese ist. Vorkommen abweichender Charaktere bei den antarktischen, nicht litoralen Typen. Wie zu erwarten war, ist die so außerordentlich entwickelte Ausbildung eigentümlicher, ab- erranter Merkmale bei den antarktischen Flachwassercrinoiden nur in geringem Grade bei den Bewohnern des tieferen Wassers zu finden. Der starke Dornenbesatz bei Thalassometra bispinosa ist wahrscheinlich direkt mit der ähnlichen Bedornung bei Anthometra adriani, Eumorphometra hirsuta, E. concinna, Isometra angustipinna von der Burdwood-Bank und in geringerem Maße mit der bei Solanometra antarctica und Promachocrinus kerguelensis vergleichbar. Clark, Crinoiden. J93 Das Auftreten mehr oder weniger deutlicher Kiele an den Ossikeln der IBr. -Reihe und unteren Brachiahen tritt bei Anthometra adriani, Eumorphometra hirsuta, E. concinna und Thalassometra bispinosa auf. Ebenso wie die Bedornung ist es ein ganz allgemeiner Jugendcharakter bei den verschiedenen Comatulidengruppen. Die Verdoppelung der Radialia bei Thaumatocrinus renovatus ist unzweifelhaft mit der bei Promachocrinus kerguelensis zu vergleichen. Beide Arten (und auch die übrigen Arten von Thau- matocrinus) leben unter Verhältnissen, welche für ihren phylogenetischen Stamm nicht normale sind, ebenso wie Solanometra antarctica, Anthometra adriani und Promachocrinus kerguelensis, und dieses ist wahrscheinlich der Grund, der in beiden Fällen zu dem gleichen Resultat führt. Alle übrigen Tiefseearten leiten sich phylogenetisch von einem Stamm ab, welcher normal tieferes und kälteres Wasser bewohnt als der Stamm, welchem Thalassometra bispinosa und Thau- matocrinus renovatus entsprangen, und daher waren sie imstande, sich ohne Veränderung an die Verhältnisse der antarktischen Tiefsee anzupassen. Die Wirkung der Kälte auf das Crinoidenskelet. Daß ein sehr kaltes Wohngebiet zur Ausbildung zehnstrahliger Crinoiden führt, wurde bereits früher erörtert (S. 125). In wesentlich gleicher Weise veranlaßt Kälte die Entwicklung von Dornen und Kielen an den Ossikeln der IBr. Reihe und den unteren Brachialien und allgemein die Ver- kürzung der Ossikel. Bei den Jungen vieler, wenn nicht der meisten Comatuliden sind die proxi- malen Ossikel sehr dornig von gewöhnlich sehr langen Dornen oder haben einen mehr oder weniger gut entwickelten Kiel in der Medianlinie. Beim Herannahen der Reife hört die Entwicklung der Dornen und Kiele auf, und die Oberfläche der Ossikel überwächst die Dornen und Kielfortsätze. Durch Kälte aber wird die Entwicklung des Skelets behindert, so daß niemals das normale Stadium der erwachsenen Tiere eintritt, bei dem Dornen und Kiele erst allmählich, dann vollständig unter- drückt werden, sondern während des ganzen Lebens werden die Jugendmerkmale beibehalten. Die Verkürzung der Ossikel durch Kälte beruht ebenfalls auf Behinderung der Ausbildung des Skelets, da das Tier, noch bevor es die Größe der Erwachsenen erreicht hat, unfähig wird, mit genügender Schnelligkeit Kalk abzulagern. Diese drei Prozesse scheinen immer abwechselnd aufzutreten. Einer oder der andere tritt immer ein, wenn Crinoiden in Wasser leben, das zu kalt für ihre Sippe ist, aber nie zeigen sich zwei von ihnen bei demselben Individuum oder derselben Art. Die Zirkulation des Tiefenwassers der Ozeane nach Beobachtungen über die geographische und bathymetrische Verbreitung der recenten Crinoiden. Obwohl schon viel dafür getan wurde, durch Anwendung der Tatsachen, welche das Studium der Verbreitung der Organismen in den Ozeanen, besonders der Planktonorganismen, ergab, zur Lösung vieler ozeanographischer Probleme beizutragen, ist doch kaum noch ein Anfang gemacht, solche Beobachtungen zur Beantwortung der Fragen nach der Zirkulation des Wassers in den tieferen Schichten des Wassers zu verwerten. Durch Planktonuntersuchungen wurden antarktische Orga- nismen im nördlichen Atlantischen Ozean gefunden, und daher wurde angenommen, daß ein Teil des nordatlantischen Wassers antarktischen Ursprungs sei; weiter aber wurde bisher wenig erreicht |94 Deutsche Südpolar-Expedition. und unglücklicherweise liefern Planktonorganismen die am wenigsten überzeugenden Daten für derartige Studien. Im folgenden werde ich auf Grund der von der Verteilung der recenten Crinoiden gelieferten Daten den allgemeinen Plan der Wasserzirkulation in den tieferen Partien des Ozeans andeuten und zeigen, daß die Litoralgebiete der Antarktis nicht zu den übrigen Litoralgebieten der Erde gehören, sondern daß das Wasser, welches sie bespült, ein integrierender Teil des Wassers ist, welches sonst die großen Tiefen der Ozeane erfüllt. Bevor ich mit den Hinweisen der Verbreitung der recenten Crinoiden auf die weiteren ozeano- graphischen Fragen beginne, ist es notwendig, kurz die Gewohnheiten dieser Tiere auseinander- zusetzen und die Gründe anzugeben, welche ihre Verbreitung als bedeutungsvoll betrachten lassen, um den Verlauf der Tiefenströmungen der Meere zu zeigen. Die Comatuliden sind zu keiner Zeit ihres Lebens pelagisch; die Jungen bleiben den Pinnulis der Eltern angeheftet, bis sie imstande sind sich festzusetzen; wenu sie frei werden siedeln sie sich nach wenigen Stunden als kleine, gestielte Crinoiden an. Nach dem Verlust des Stiels können gewisse Arten gelegentlich mehr oder weniger umherschwimmen, aber, soweit wir wissen, setzt sich die große Majorität der Arten und die große Majorität der Individuen der wenigen übrigbleibenden Arten praktisch für Lebenszeit fest. So sind die Comatuliden als Klasse praktisch während des ganzen Lebens festsitzende Bodentiere. Wir kennen zwar die Jungen von gestielten Crinoiden nicht, aber es ist kein Grund zu der Annahme vorhanden, daß sie pelagische Lebensweise führen, und die Erwachsenen sind sogar bleibender als die der Comatuliden an den Boden gefesselt. In vielen, wenn nicht in den meisten Gruppen der Echinodermen, wie z. B. bei den Ophiuren, leben die Erwachsenen der meisten Arten wenigstens am Grunde, aber die Jungen leben pelagisch und steigen nach der Oberfläche auf, entwickeln sich dort und sinken, wenn die definitive Form sich ausbildet, zu Boden. Es ist klar, daß die Verbreitung solcher Tiere gänzlich von den Ober- flächenströmungen abhängig ist. Die Crinoiden haben ihrer Entwicklung wegen sehr langsame Verbreitung, die auf Zerstreuung der Jungen im Umkreis der Eltern beruht, wenn keine Strömungen vorhanden sind, oder auf der geringen Bewegung des umgebenden Wassers. Auch die Bewegung der oberen Wasserschichten kann nicht für die Verbreitung derselben in Betracht kommen, wie für die meisten anderen boden- ständigen Typen. Der fundamentale Unterschied der Faktoren, welche für die Verbreitung der Ophiuriden, Echiniden und Ästenden einerseits und die Crinoiden andererseits maßgebend sind, kam im Verlauf meiner ozeanographischen Arbeiten im nördlichen Pazifischen Ozean deutlich zum Ausdruck; denn häufig fanden sich in demselben Dretschfang typische magellanische Crinoiden (vom Süden durch Tiefseeströmungen heraufgebracht), gemischt mit typisch arktischen Ophiuren, Echiniden und Ästenden, deren Larven durch Oberflächenströmungen von Norden kamen. Das Verbreitungsgebiet der Gattung Florometra. Die Verbreitung der Florometra -Arten bietet ein interessantes zoogeographisches Problem. und in Verbindung mit ähnlichen Erscheinungen bei anderen Typen betrachtet, läßt sie gewisse Clark, Crinoiden. 195 Schlüsse auf die ozeanographischen Verhältnisse der Tiefsee zu, welche mir bemerkenswert zu sein scheinen. Die Details über die Verbreitung der Arten wurden bereits ausführlich S. 138 und in gedrängter Form S. 142 mitgeteilt. Kurz gefaßt erscheinen die Arten in ununterbrochener Reihe von Kap Hörn nordwärts längs der Westküste von Süd- und Nordamerika bis Alaska, dann westwärts bis Attu-Eiland im äußersten Westen der Aleuten und von der Yesso-Straße südlich bis Tokyo und zur Sagami -Bai. Wir haben die Gattung zwar noch nicht zwischen dem magellanischen Gebiet und Panama gedretscht, da aber dieselbe Art an beiden Lokalitäten vorkommt, wird sie unzweifelhaft auch im zwischenliegenden Gebiet vorhanden sein. Eine breite Lücke findet sich zwischen Attu- Eiland und der Yesso-Straße, an deren beiden Seiten verschiedene Arten auftreten. Keiner der Dretschfänge an der Küste von Kamtschatka und den Kurilen hat Exemplare geliefert. Die Tiefenverbreitung der Arten wurde bereits S. 142 angegeben, es ist jedoch lehrreich, sie in etwas anderer Beleuchtung zu betrachten. Sie ist nach den Lokalitäten geordnet folgende: Temperaturen im Mittel "Fahr. °C "Fahr. ' °C Magellanische Region Bai von Panama Mexiko und Unterkalifornien Südkalifornien Kordkalifornien Oregon Washington Golf von Alaska Beringsmeer Ostküste von Japan Südküste von Japan 295 893 909 1825 360 513 1161 1111 534 767 931 164) 496 698 505) 1014 1825 200 285 645 736 619 297) 426 517 1 848 388 1014 409 471 37,0 3,1 43,5 6,4] 43,3 6,3j 52,9 11,6 44,96 7,2 40,6 4,8 49,8 9,9J 52,9 11,6 32,36 0,4 58,5 14,7 59,7 15,4 43.4 47,1 50,9 6.35 8,4 10,5 Obwohl spätere Untersuchungen diese Ergebnisse zweifellos berichtigen werden, scheint doch eine Zunahme der Tiefe und Temperatur vorhanden zu sein mit dem Fortschreiten vom magellani- schen Gebiet nach Norden bis westlich von Alaska und südlich von den westlichen Aleuten. Ent- sprechend und damit zusammenhängend findet sich eine Zunahme der Abweichung vom Durch- schnittstypus der Gattung, zunächst durch individuelle, später sowohl durch individuelle und spezifische Abänderung. Bemerkenswert sind besonders das Vorkommen in großer Tiefe bei Südkalifornien und bei hoher Temperatur bei Südkalifornien und im Golf von Alaska. Die Bedeutung des Aussehens der Arten von Florometra «auf Grund der Verbreitung derselben. Die fortschreitende Zunahme der Tiefe und Temperatur, in der die Arten von Florometra leben, verbunden mit der individuellen und spezifischen Variation derselben, zeigt den Ursprung der Gat- tung im magellanischen Gebiet und die Ausdehnung derselben von dort nach Norden, Westen und Süden an. Der antarktische Ursprung von Florometra wird ferner durch die Tatsache bestätigt, daß alle nächstverwandten Gattungen (Promachocrinus, Solanometra und Anthometra) auf das antarktische Gebiet beschränkt sind. 296 Deutsche Siidpolar-Expedition. Die Lebensgeschichte der Comatuliden zeigt, daß ihre Verbreitung nur durch die sie unmittelbar umgebenden Verhältnisse beeinflußt werden kann. In vollkommen ruhigem Wasser würden Coma- tuliden (oder gestielte Crinoiden) sich bald nach allen Richtungen ausbreiten, in welchen die physi- kalischen und ökonomischen Bedingungen ihre Existenz gestatten. Bei bewegtem Wasser würden sie entsprechend in Linien parallel der Strömungsrichtung wandern. Aus der Ausbreitung der Arten der Gattung Florometra von der magellanischen Region bis Alaska und Japan ergibt sich ein ununterbrochener Zusammenhang der physikalischen und öko- nomischen Verhältnisse in den entsprechenden Tiefen, die aber nicht ganz dieselben sind wie jene in den größten Tiefen, in welche die Arten nicht herabsteigen. Der Unterschied ist jedoch ein öko- nomischer und nicht physikalischer, denn das Wasser, in dem diese Arten leben, unterscheidet sich nicht wesentlich in Temperatur und Salzgehalt von dem Tiefenwasser. Die Arten von Florometra haben alle bedeutende Größe, gehören zu den größten der lebenden Crinoiden. Sie brauchen daher eine erhebliche Menge Nahrung, d. h. sie müssen in oder unter Wasser existieren, welches relativ großen Planktongehalt hat. Wo daher eine starke Strömung parallel der Küste existiert, die die Vermischung des Wassers, welches mit anorganischem Material vom Lande beladen ist, hindert und es auf eine schmale Zone beschränkt, dort wird die Art auf das Gebiet unter dieser schmalen Zone von Küstenwasser und den benachbarten Teil der Strömung beschränkt sein und demgemäß geringe Tiefenausdehnung haben. Wenn die Strömung schwächer wird, so daß die Küstenwasser sich weiter ausbreiten können, werden sich damit auch die Crinoiden nach der Breite und Tiefe ausdehnen. Wenn an irgendeinem Ort zeit- weise eine Wasserbewegung senkrecht zur Küste stattfindet, wodurch das Küstenwasser weit über den Ozean verbreitet wird, so wird auch das Ausbreitungsgebiet der Crinoiden plötzlich sehr erheblich vergrößert. Echte Tiefseecrinoiden sind immer sehr klein, mit großen Mäulern. Die große Entwicklung des Verdauungsapparats befähigt sie, von umfangreichen Nahrungsmengen ohne großen Nährwert zu leben, wie sie in die Tiefsee herabfallen. Die Arten von Florometra aber sind typische Litoral- formen und wesentlich auf litorale Verhältnisse angewiesen. Obwohl es denkbar wäre, daß die Arten von Florometra ihre gegenwärtige Verbreitung auch durch langsames Ausbreiten in ruhigem, die großen Tiefen begrenzendem Wasser hätten erreichen können, ist es doch nicht möglich, eine solche vollkommene Gleichförmigkeit der physiologischen, ökonomischen und physikalischen Bedingungen in der Tiefsee, wo Florometra lebt, anzunehmen ohne die Voraussetzung einer kontinuierlichen, wenn auch langsamen Strömung, welche dazu dient, diese Gleichartigkeit zu erhalten. Von dem Auftreten der Gattung in einer größeren Tiefe und bei höheren Temperaturen weiter nach Norden, dann nach Westen und Süden hin, sollte man schließen, daß eine solche Strömung von der Antarktis mit abnehmender Geschwindigkeit bis Alaska, Attu-Eiland und Japan führt. Es ist nicht notwendig anzunehmen, daß das ganze Wasser, in welchem diese Arten leben, aus der Antarktis stammt. Während des Vordringens nach Norden längs der Westküste von Südamerika wird die antarktische Strömung durch die Rotation der Erde teilweise seewärts abgelenkt. Da- durch gelangt weiter an der Küste Tiefenwasser zur Oberfläche, das den nördlichen Kurs fortsetzt. Wahrscheinlich geht schon ein beträchtlicher Teil des antarktischen Wassers vor Erreichung des Clark, Crinoiden. J97 Äquators verloren, aber wieviel auch von der Küste fortgeführt werden mag, alles wird durch Wasser von derselben Qualität aus der Tiefe ersetzt. An der Westküste von Südamerika finden wir den mächtigen südpazifischen, Peru- oder Hum- boldt-Strom, der nach Norden fließt. Dieser wird an der Oberfläche bei Annäherung an den Äquator mehr und mehr nach Westen abgelenkt, hauptsächlich durch Einwirkung der Winde, aber auch durch die Erdrotation, und verschwindet als Oberflächenströmung etwa unter dem Äquator. Aber die gleiche Crinoidenart, die besonders für die magellanische Region charakteristisch ist (F. magel- lanica), erscheint im tiefen Wasser an der zentralamerikanischen Küste vom Busen von Panama bis zum Golf von Kalifornien. Es ist daher nur möglich anzunehmen, daß der Humboldt -Strom, obwohl er unter dem Äquator als Oberflächenstrom verschwindet, sich in seiner ursprünglichen Richtung als Tiefenstrom nach der Küste von Zentralamerika fortsetzt und am Boden solche Or- ganismen, wie Crinoiden, mit sich führt, welche fähig sind, sich an das Leben in tieferem Wasser zu gewöhnen. Es ist wahrscheinlich, daß das intermediäre Wasser bei den Galapagos -Inseln in Wirklichkeit das Wasser des westlichen Teiles vom Humboldt -Strom in dieser Breite ist, und daß daher viele Organismen, die nun aus mäßigen Tiefen bei diesen Inseln bekannt sind, auch ähnliche oder ver- gleichbare Tiefen längs der Küste Südamerikas weiter nach Süden bewohnen werden. Unter solchen Organismen z.B. kann man den merkwürdigen gestielten Crinoiden Calamocrinus diomedae erwähnen, der jetzt nur von den Galapagos und Zentralamerika bekannt ist und dessen Verbreitung sich durch die Annahme, daß er wie Florometra magellanica in Wirklichkeit dem Gebiet des Humboldt -Stroms angehört, leicht erklären ließe. Das Vorkommen von Calamocrinus diomedae bei den Galapagos -Inseln und an der zentral- amerikanischen Küste könnte in Zusammenhang stehen mit der Verbreitung der Arten des ver- wandten Genus Ptilocrinus, welche bei den Queen Charlotte -Inseln, British Columbien und in dem antarktischen Gebiet in der Nachbarschaft von Kap Hörn (Ptilocrinus aniarcticus und Pt. brucei) gefunden wurden. Indem wir uns hauptsächlich mit den durch die Verbreitung der Arten von Florometra erklärten Ergebnissen beschäftigen, scheint es doch angemessen, auf die Bestätigung derselben hinzuweisen, welche durch die Verbreitung der gestielten Crinoiden an der Westküste Amerikas geliefert wird, die alle besser für das Leben in großen Tiefen ausgestattet sind als die Arten von Florometra. Calamocrinus diomedae die einzige bekannte Art der Gattung findet sich bei den Galapagos in 705 m (392 Faden) und bei Panama in 1407 m (782 Faden). Ilycrinus australis wurde in der antarktischen Tiefsee südöstlich von Afrika in 2514—4636 m (1375—2575 Faden) Tiefe gefunden; die nächst verwandte Art /. complanatus erscheint von den Commander Inseln bis zum süd- östlichen Alaska in 2821-2824 m (1567-1569) Faden Tiefe. Ptilocrinus aniarcticus tritt im antarktischen Gebiet südlich vom Kap Hörn in 480 m (266 Faden), Pt. brucei im gleichen Gebiet etwas weiter östlich in 4973 m (2485 Faden) Tiefe auf; die dritte Art der Gattung Pt. pinnatus findet sich bei den Queen Charlotte-Inseln, British Columbia in 2858 m (1588 Faden) Tiefe. Diese Beobachtungen, obwohl fragmentarisch, zeigen einen engen faunistischen Zusammen- hang zwischen dem Randgebiet der Tiefsee am antarktischen Kontinent und dem tiefen Wasser an der Westküste von Nord- und Südamerika an, genau wie die Arten von Florometra; ferner ergibt sich daraus, daß ein Nordwärtsströmen des Wassers von der Antarktis her längs dieser Küste selbst in großer Tiefe stattfindet. Auch die Verbreitung der Gattung Ptilocrinus in der Antarktis Deutsche Sudpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 26 198 Deutsche Südpolar-Expedition. von 480 m (266 Faden) bis 4973 m (2485 Faden) — ein Tiefenunterschied von 3994 m (2219 Faden) - deutet an, daß hier ganz entgegengesetzt zu den Beobachtungen in der Arktis physiologische, physikalische und ökonomische Verhältnisse in allen Tiefen wesentlich die gleichen sind. Die Oberflächenströmungen im nördlichen Pazifischen Ozean. Zur Ergänzung der durch die Verteilung dieser antarktischen Crinoiden gelieferten Daten ist es nötig, kurz die Hauptzüge der Wasserzirkulation im Becken des nördlichen Pazifischen Ozeans zu betrachten. An der Ostküste Asiens ist am breitesten und am bedeutendsten der als Kuro-shiwo bekannte warme Strom von Süden, der Wasser von hohem Salzgehalt führt und dem sogenannten Golfstrom des westlichen Atlantischen Ozeans entspricht. Wenn er die Küsten von Japan und Korea erreicht, teilt er sich in 3 Arme: der Hauptstrom verläuft längs der Südküste Japans, der zweite Arm tritt durch die Korea-Straße in das Japanische Meer ein und bildet den Tsu-shima Strom, der dritte wendet sich nach Westen und gleicht im allgemeinen einem ähnlichen Ast, den der Kuro-shiwo südlich von Formosa abgibt. Der Tsu-shima Strom nimmt nicht die ganze Breite der Korea -Straße ein, denn an der koreani- schen Küste findet sich eine Kaltwasserzone von niedrigem spezifischen Gewicht, die zu einem ähnlichen Gebiet im westlichen Teil des Japanischen Meeres gehört. Wenn der Tsu-shima -Strom in das Japanische Meer durch die Korea -Straße eintritt, wendet er sich nach rechts und verläuft nordostwärts längs der japanischen Küste, erreicht die Straße von Tsugaru, durch welche ein großer Teil des Wassers vom Japanischen Meer nach Osten in den Pazifischen Ozean abfließt; der größere Teil des übrigen Wassers der Tsu-shima -Strömung fließt durch die Straße von La Perouse in das Ochotskische Meer, und nur ein verhältnismäßig kleiner Teil geht weiter längs der Westküste von Sachalin nach Norden. An der Ostküste von Sachalin findet sich eine sehr kalte Strömung mit niedrigem Salzgehalt, welche durch die Straße von La Perouse sich an der asiatischen Seite des Japanischen Meeres bis zur Korea -Straße fortsetzt oder sogar diese passiert. Diese Strömung nimmt ein ziemlich breites Gebiet an der Oberfläche ein und ist am Grunde viel schmäler, so daß die Grenze zwischen ihr und dem Tsu-shima Strom sich stark gegen Westen neigt. Alles Wasser des Japanischen sowohl wie auch des Ochotskischen Meeres stammt aus diesen beiden Quellen: von einem Zweig des Kuro-shiwo, der die Korea-Straße passiert und das warme Wasser des zentralen und östlichen Teils liefert und auch das Tiefenwasser (welches, obwohl kühler, doch den gleichen Salzgehalt hat), dann von der Strömung, die südlich längs der Küste von Kam- tschatka fließt, in das Ochotskische Meer eintritt und sich, auf der Westseite haltend, durch die Straße von La Perouse nach Süden fortsetzt längs der asiatischen Küste des Japanischen Meeres. So kommt es, daß die für die Küsten des nördlichen Pazifischen Ozeans charakteristischen Crinoiden, wenn sie nicht an der Küste von Kamtschatka oder im Gebiet der Korea-Sraße auf- treten, auch dem Japanischen und Ochotskischen Meer fehlen, denn die einzigen Wege, auf welchen Crinoiden in diese Meere eintreten können, führen südlich von Kamtschatka durch sehr kaltes Wasser von geringem Salzgehalt, in dem sie nicht existieren können, oder durch die Korea- Straße mit warmem Wasser von hohem Salzgehalt, das sich für sie ebensowenig eignet. Clark, Crinoiden. ]9>) Der Kuro-shiwo folgt der japanischen Küste nur bis zum Kap Inaboie Saki und wendet sich dann nach Osten. Im Sommer jedoch breitet sich das warme Wasser viel weiter nach Norden aus, obwohl nach Salzgehaltbeobachtungen das nördliche Ende, desselben kaum über 40° N. Br. hinaus- geht. In dieser Breite dann fließt das Oberflächenwasser des Kuro-shiwo nach Osten. Von diesem Punkt fließt der Kuro-shiwo in breiter Kurve weiter ostwärts und wendet sich schließlich in einiger Entfernung von der nordamerikanischen Küste nach Süden; aber die West- winde, welche in diesen Breiten stetig und mit großer Gewalt etwa 10 Monate im Jahre wehen, führen das Oberflächenwasser des Kuro-shiwo östlich zur Nordwestküste Nordamerikas, welche es etwa unter 54" N. Br. erreicht, wo er sich in eine nördliche und eine südliche Strömung teilt. Der nördliche Strom bespült die Küsten von Alaska und der Aleuten, während der südliche längs der Küste von Washington, Oregon und Kalifornien bis Point Conception herabsteigt, wo der größere Teil seewärts abgelenkt wird. Ein schwacher Arm geht weiter nach Süden längs der Küste von Kalifornien bis Kap St. Lucas, Unterkalifornien, wo er ebenfalls seewärts umbiegt. Eine Eigentümlichkeit des südlichen Stromes, der gewöhnlich Kalifornien-Strom genannt wird, ist, daß er beim Verlauf von Norden nach Süden seine Wärme verliert, so daß er, wenn er die Küste von Kalifornien erreicht, zu einem kalten Strom geworden ist statt eines warmen, der er ursprüng- lich und weiter nördlich war. Die Äquatorialströmung trifft auf die Küste von Zentralamerika etwa bei Acajutla, geht dann nordwärts zum Golf von Kalifornien und wendet bei Kap St. Lucas nach Westen. Das Gebiet zwischen Acajutla und Point Aguja in Peru scheint frei von irgendeiner größeren ozeanischen Strömung zu sein. Der südpazifische, Peru- oder Humboldt -Strom trifft ungefähr bei der Insel Chiloe auf die südamerikanische Küste, indem ein Teil nach Norden abbiegt bis Point Aguja in Peru, wo er nach den Galapagos-Inseld abgelenkt wird. Ein anderer Arm geht nach Süden und bespült die Küste Südamerikas von Chiloe bis zur Magellan- Straße. Der Kuro-shiwo ist ein verhältnismäßig tiefer Strom mit enormem Wassergehalt und erreicht in einiger Entfernung von der japanischen Küste den Grund. Aber alle andern Oberflächenströme des äquatorialen und nördlichen Pazifischen Ozeans, besonders die an der amerikanischen Küste, gehören ganz der Oberfläche an. Vergleich der Verhältnisse im Japanischen Meer, dem Ochotskischen Meer und dem Beringsmeer mit denen im Pazifischen Ozean. Macaroff nahm an, daß das Tiefseewasser des Pazifischen Ozeans antarktischen Ursprungs sei, und Bishop meinte, daß das kalte Wasser an der Küste Kaliforniens sowohl wie das Wasser der pazifischen, Tiefsee aus der Antarktis stamme. Mir scheint es am richtigsten, die größeren Verhältnisse des Pazifischen Ozeans nach dem, was wir von den ähnlichen, obwohl viel kleineren Becken des Ochotskischen, Berings- und Japani- schen Meeres wissen, zu beurteilen und dann unsere Resultate an der Hand der durch die Verbrei- tung der charakteristischen Organismen gegebenen Tatsachen zu prüfen. In das Japanische Meer tritt schweres (warmes) Wasser durch die Korea-Straße ein, erfüllt alle 2G* 9QQ Deutsche Siidpolar-Expedition. tieferen Partien, hält sich wegen der Eotation der Erde an der rechten Seite und bildet eine breite Strömung, welche längs der japanischen Küste nach Norden eilt. Darüber verlaufen einige kleine Strömungen, wie die vom Eingang zum Nebenmeer, welche allein genügt, jene bei Untersuchung an der Oberfläche zu verbergen. In das Ochotskische Meer tritt eine ähnliche Strömung ein (eine Fortsetzung jener) durch die Straße von La Perouse, die in gleicher Weise die Tiefen dort erfüllt, und im östlichen Teil sich als Oberflächenstrom nach Osten und Norden fortsetzt. Im Berings- meer versorgt ein ähnlicher Strom (ursprünglich ein Teil des Kuro-shiwo) die größeren Tiefen und macht sich direkt und indirekt im westlichen Teil fühlbar. Nach diesen Beispielen von der Tätigkeit des schweren Wassers, welches in ein geschlossenes Becken eintritt, ist es wahrscheinlich, daß das schwere (obgleich kalte) Wasser, welches wir als südpazifischen, Peru- oder Humboldt -Strom kennen, das von der antarktischen Strömung abzweigt, erst im Süden des Pazifischen Ozeans von Westen nach Osten fließt, dann infolge der Erdrotation allmählich nördliche Richtung nimmt und nach der südamerikanischen Küste gelangt, in Wirklich- keit der aktiv sich bewegende Rand einer enormen Wassermasse ist, die, langsam vom antarktischen Gebiet abfließend, einen mächtigen Oberflächenstrom erzeugt. Ebenso wie das warme Wasser der nördlichen Randmeere verhält sich das schwere, aber kalte Wasser des Südens; da nur das spezifische Gewicht des Wassers dabei in Frage kommt, machen die verschiedenen Temperaturen keinen Unter- schied. Pazifisches Tiefenwasser ist im Japanischen und Ochotskischen Meer nicht vorhanden; in diesen Meeren ist das Tiefenwasser rein lokal entstanden. Daher gibt es dort auch keine Tiefsee- crinoiden, da keine, eindringen konnten. Der Grund für die Abwesenheit des pazifischen Tiefsee - wassers ist der, daß das Wasser der tieferen Gebiete durch die Korea-Straße als Tsu-shima Strom eintritt, der die Straße bis zum Grunde ausfüllt. Auch durch keinen anderen Kanal kann Tiefsee- wasser eintreten, weil es gegen den Druck nicht aufkommen kann, den die große, durch die Korea- straße eintretende Wassermasse in diesen Nebenmeeren erzeugt und der dazu führt, daß die Ober- fläche des Japanischen und Ochotskischen Meeres sich ein wenig über das Niveau des Pazifischen Ozeans in denselben Breiten erhebt. Natürlich werden in den nördlichen Nebenmeeren die von Süden eintretenden Strömungen nach Osten gedrängt, so daß sie sich so dicht als möglich an der Ostküste halten müssen: an der Westküste von Südamerika bewirkt dieselbe Kraft südlich vom Äquator Ablenkung der nord- wärts fließenden Strömung nach links, fort von der Küste. Aber, wie bereits auseinandergesetzt, das vom Humboldt -Strom verlorene Wasser wird vom Küstenwasser zwischen Strom und Land wieder ersetzt, obwohl es anscheinend nicht ganz zur Oberfläche kommt, und dieser Strömung gelingt es dann, die Küste von Zentralamerika zu erreichen, wo — und weiter nördlich auch — der Einfluß der Erdrotation, wie bei den Strömungen in den Nebenmeeren, sie zwingt, sich so dicht als möglich an der Küste zu halten. So viel wir wissen, gibt es keinen deutlichen Unterschied in Temperatur und Salzgehalt zwischen Humboldt- Strom, antarktischem Wasser und Tiefenwasser des Pazifischen Ozeans. Aller Wahr- scheinlichkeit nach sind sie dasselbe, bilden gemeinsam eine Einheit, von der wir die südlichen und südöstlichen Partien nur als Ströme unterscheiden, weil sie in schneller Bewegung sind und die Oberfläche erreichen, genau wie wir die Strömungen an den südlichen und östlichen Küsten der Nebenmeere von dem Tiefenwasser derselben unterscheiden, obwohl sie tatsächlich ein integrierender Teil derselben sind. Clark, Crinoiden. 201 Das pazifische Tiefenwasser, welches sich längs der Westküste Amerikas nordwärts bewegt, geht unter den äquatorialen und anderen Strömungen hindurch bis Alaska, dann westwärts längs den Aleuten und unter dem warmen und hier an der Oberfläche verlaufenden Kuro-shiwo südwest- lich zu den Kurilen und bis Tokyo und zur Sagamibai in Japan. Beim Passieren unter dem Kuro- shiwo längs der Aleuten und bis zum südlichen Japan wird die Strömung allmählich schwächer, da sie durch Seitenbewegungen viel an Kraft verloren hat und in konstantem Kampf mit dem mächtigen Kuro-shiwo ist. Beide Strömungen haben praktisch den gleichen Salzgehalt und können trotz verschiedener Temperatur nicht getrennt bleiben, sondern neigen dazu, sich zu mischen. Durch den Kuro-shiwo wird der Fortschritt der Strömung verlangsamt, ihr Niveau gesenkt, bis sie beim südlichen Japan gänzlich verschwindet, indem sie langsam in das Tiefenwasser untertaucht. Das wird durch die Beobachtung angezeigt, daß Crinoiden, welche nicht an große Tiefen ange- paßt sind, über diese Stelle hinaus nicht mehr vorkommen. Wenn der Einfachheit wegen von diesem Tiefenstrom als nur den äußeren Rand des Tiefen - wassers unter den Oberflächenströmen umfassend gesprochen wurde, so ist dabei zu beachten, daß die Wasserbewegung nicht auf diesen Band beschränkt ist. Wenn der etwas fragmentarische Nach- weis, welchen die Verteilung der gestielten Crinoiden der Tiefsee liefert, einigen Wert hat, so würde es scheinen, daß diese Strömung, obwohl ihre Geschwindigkeit wahrscheinlich im Verhältnis zur Tiefe abnimmt, wenigstens bis 2926 cm (1600 Faden) Tiefe herabreicht. Die Verhältnisse «in der Küste von Kalifornien. Im Sommer führt der sogenannte Kalifornienstrom Oberflächen wasser von der kalifornischen Küste nach Süden und Südwesten fort, wodurch dann als Ersatz kaltes Wasser, das vermutüch der Tiefsee enstammt, an der Oberfläche erscheint. Nach dem entschieden antarktischen Charakter der ganzen Crinoidenfauna dieses Gebiets, welche hier eine vertikale Verbreitung bis 1825 m (1014 Faden) erreicht bei einer Temperatur von 15,27°C (41, 6n Fahrenheit), alsResultat der Durchschüttelimg des Wassers im Laufe der Jahreszeiten, glaube ich, daß dieses sogenannte Wasser der Tiefsee nicht wirklich abyssal im gebräuchlichen Sinne ist, sondern hauptsächlich, wenn nicht völlig, vom nördlichen Ausläufer des Humboldt -Stroms stammt und antarktischen Ursprung hat, d. h. es ist nicht stagnierendes Wasser der größten Tiefen, das an die Oberflächen heraufbefördert wird, sondern nordwärts fließendes peripherisches Wasser des tiefen pazifischen Beckens. Längs der Ostküste des mittleren und nördlichen Pazifischen Ozeans würde die Erdrotation beitragen, einen Strom, der durch nach Norden fließendes, peripherisches Tiefenwasser gebildet wird, unverändert zu erhalten, denn dieses Wasser ist schwerer als das Wasser der darüber liegenden Schichten und daher mehr durch die Erdrotation beeinflußt, während gleichzeitig die Rotation, es nach rechts drängend, bestrebt ist, die Strömung auf ein engeres Gebiet zu beschränken und so ihre Vorwärtsbewegung zu erhalten. Ahnliche Verhältnisse wie an der kalifornischen finden sich auch an der Küste Nordwest-Afrikas, und ich glaube, daß das Wasser, welches hier in ähnlicher Weise an die Oberfläche steigt, nicht das Wasser der eigentlichen Tiefseegründe ist, sondern ursprünglich vom Benguela- Strom nach Norden geführt wurde. 202 Deutsche Siidpolar-Expedition. Die ozeanographischeii Verhältnisse im nordöstlichen Pazifischen Ozean. Bei Washington und im Golf von Alaska haben die Arten der Gattung Florometra eine Tiefen - ausbreitung von 1141 m (634 Faden) bei einer Temperatur bis 10,8° C (51,5° Fahrenheit). Diese Vertikalzonen sind viel größer als die an irgendeiner anderen Lokalität des Gebiets, die von der Gattung bewohnt wird, abgesehen vom südlichen Kalifornien. Es scheint berechtigt, anzunehmen, daß hier irgendein Faktor dahin wirkt, erstens das ant- arktische Wasser mit den darin lebenden Crinoiden in beträchtlich höheres Niveau, als es sonst hat, zu erheben, und zweitens es mit wärmerem Wasser zu mischen. Der taschenartige Golf von Alaska bildet unzweifelhaft ein Hindernis für das kalte antarktische Wasser, welches, durch die Erdrotation nach rechts (östlich) abgelenkt, an der Küste von Alaska und bis Washington südlich durch Auftrieb in die Nähe der oder sogar bis zur Oberfläche kommt. Das Oberflächenwasser des Kuro-shiwo, durch starke westliche Winde in dieses Gebiet getrieben, bleibt anfangs unverändert, aber der südliche Arm mischt sich allmählich mehr und mehr mit dem antarktischen Wasser, über das er hinwegströmt, was durch gleiche Dichte und gleichen Salzgehalt beider erleichtert wird, so daß sich keine deutliche Grenze zwischen den beiden Stromgebieten er- kennen läßt. Daher wird dieser südliche Arm allmählich kälter und kälter und liefert so das an- scheinend abnorme Beispiel einer Strömung, die mit dem Fortschreiten nach Süden kälter wird, so daß sie, wenn sie die kalifornische Küste erreicht, zum kalten Strom geworden ist. Das Wasser desselben kommt 1. von der östlichen Drift des Kuro-shiwo und 2. von immer mehr beteiligtem antarktischen Wasser, das nun über Straßen, die es vor kurzem passierte, wieder zurückgeführt wird. Das ist die einzige mögliche Erklärung für die Abkühlung des nach Süden fließenden Stroms, die im Einklang steht mit der Verbreitung der antarktischen Organismen dieses Gebiets. Unsere Kenntnis vom nördlichen Arm des Kuro-shiwo, der in den Golf von Alaska eintritt, sich dann westlich wendet und längs den Aleuten verläuft, ist zu gering, um viel darüber zu sagen; aber soweit es sich übersehen läßt, scheinen dieselben Verhältnisse wie beim südlichen Arm vor- zuliegen. Wahrscheinlich vollzieht sich der Eintritt der Kuro-shiwo- Strömung in den Golf von Alaska hauptsächlich während des Sommers, wenigstens im nördlichen Teil, und im Winter wird das Wasser derselben mehr oder weniger durch antarktisches Wasser ersetzt. *&^ Die Verhältnisse an den Kurilen. Von den Kurilen sind noch keine Crinoiden bekannt. An der Kurilenkette sind die Verhältnisse im Sommer dieselben wie an der kalifornischen Küste, d. h. tvpisches Tiefenwasser steigt zur Ober- fläche auf, welches den Inseln besonders im zentralen Teil ein störendes, arktisches Klima gibt. Aus dem Vorkommen der Arten der Gattung Florometra weiter südlich, vom äußersten Ende der Kurilenkette bis Tokyo und zur Sagami-Bai, und dadurch, daß sie in diesem Gebiet eine be- merkenswert weite, bathymetrische und thermische Verbreitung haben, die mit der vom südlichen Kalifornien vergleichbar ist, läßt sich schließen, daß, wie bei Kalifornien, das längs der Kurilen auf- steigende Wasser eher von antarktischem als von lokalem Ursprung ist und die Kurilen von den westlichen Aleuten in südwestlicher Richtung unter den Oberflächenströmungen erreicht. Ci.auk. Crinoiden. 203 Die Ursache des Aufsteigens von Tiefenwasser längs der Kurilenkette beruht wahrscheinlich im Verein mit dem Auftreten westlicher Winde, die das Wasser von der Küste forttreiben, auf der Annäherung des Kuro-shiwo an diese Inseln im Sommer. Indem der japanische Strom sich hier nach rechts, dem offenen Ozean zu, wendet, erzeugt er eine Art Vakuum längs der pazifischen Seite der Kurilen, das zum Teil von Wasser aus dem Süden vom Kamtschatka-Strom, aber meist durch aufsteigendes Tiefenwasser von unter dem Kuro-shiwo und nordwestlich von ihm ersetzt wird. So ist die Wirkung des Kuro-shiwo auf den Osten der Kurilen identisch mit der des Kalifornien - Stroms an der kalifornischen Küste. Wahrscheinlich ist der Effekt nicht auf die Nachbarschaft der Kurilen beschränkt, wo das Tiefenwasser nur die Oberfläche erreicht, sondern erscheint auch, all- mählich an Intensität abnehmend, südlich längs der japanischen Küste bis Tokyo und Sagami-Bai, wo er durch mehr oder weniger deutliches jahreszeitliches Aufsteigen kalten Boden wassers in die oberen Schichten erkennbar ist. Wie der Kuro-shiwo sich in jedem Sommer den Kurilen nähert, so nähert sich der Golfstrom der Nordostküste von Nordamerika, und hier entspricht dem von den Kurilen gebildeten Gebiet des Pazifischen Ozeans die vom Kap Cod nach Nova Scotia streichende Küstenlinie. Längs dieser Küste ist auch, wie bei den Kurilen, das Wasser im Sommer sehr kalt, obwohl der Salzgehalt nicht besonders hoch ist. Nach einem Vergleich mit den Verhältnissen von Nordostafrika, von Südkalifornien und den Kurilen zu urteilen, kann die Kälte des Wassers an dieser Küste ganz logisch durch die Tätigkeit des Golfstroms erklärt werden, welcher nordwestlich von ihm Tiefenwasser zur Oberfläche treibt und gleichzeitig dem Norden einen beträchtlichen Teil des Küstenwassers von niedrigem Salz- gehalt entzieht, der teilweise vom St. Lorenz-Fluß stammt und zum Teil vom Labrador -Strom, welcher sich nach Süden hinzieht, wie der Kamtschatka -Strom längs der Kurilenkette. Da dieser Küstenstreif sehr viel weniger lang als die Kurilenkette ist und der notwendige Ersatz des Wassers nach Norden sehr viel größer ist, ferner da kein Ausgang gegen Westen vorhanden ist, wie ihn der Kamtschatka -Strom bei Kap Lopatka hat, so gelangt das Tiefenwasser nicht unmo- difiziert zur Oberfläche, sondern wird dank der Tätigkeit der sehr kräftigen Gezeitenströmung mit dem leichten Wasser vom Norden gemischt, welches es abkühlen hilft. Als Beweis dafür, daß das Wasser im Golf von Maine wenigstens teilweise aus der Tiefe stammt und schließlich antarktischen Ursprung hat, kann angeführt werden, daß dort innerhalb 45 m (26 Faden) von der Oberfläche eine Crinoidenart {Hathrometra tenella) vorkommt, die nahe ver- wandt mit einer in 90 — 315 m (50—175 Faden) bei den Marion-Inseln südöstlich von Afrika im subantarktischen Gebiet gefundenen Art (H. exigua) ist. Ursprung" der Strömungen im antarktischen Gebiet. , Seit der Reise des Challenger ist es bekannt, daß das Oberflächenwasser der antarktischen Ge- biete in seinen physikalischen Eigenschaften dem Tiefenwasser gleicht, und für den Pazifischen Ozean wenigstens wurde angenommen, daß das Tiefenwasser aus der Antarktis stammt. Wenn wir uns auf die von der Verbreitung der Crinoiden gelieferten Daten verlassen können, trifft dieses nicht ganz zu. Obwohl das Tiefenwasser des Pazifischen, Atlantischen und Indischen ®CALJ r.u" 204 Deutsche Südpolar-Expedition. Ozeans antarktischen Ursprungs ist, stammt es nicht direkt vom nordwärts fließenden Oberflächen- wasser der Antarktis, das in die Tiefen herabsteigt. Es repräsentiert das tote Wasser am westlichen (linken) Rande der erst östlich, dann nördlich fließenden antarktischen Strömung, welches, lang- sam fließend, in der südlichen Hemisphäre konstant die Neigung hat, vom Hauptstrom nach Westen (links) abzubiegen, dann das Fließen einstellt und zum Boden herabfällt. Das Tiefenwasser jedoch entsteht nicht durch nördliches Strömen aus antarktischem Ge- biet, sondern als zentripetaler Abfluß vom ganzen äußeren Rande der Ströme, welche längs der Ostküsten der großen Ozeane fließen: kurz, die verhältnismäßig einfachen Bedingungen, welche das Tiefenwasser des Japanischen und Ochotskischen Meeres liefern, wiederholen sich in größerem Maßstab im Pazifischen, Atlantischen und Indischen Ozean. Daraus würde natürlich folgen, daß die großen Tiefen der südlichen Hemisphäre mit verhältnis- mäßig schnell zirkulierendem Wasser erfüllt sein müßten, während die der nördlichen Hemisphäre ziemlich stagnierendes Wasser enthalten würden; denn die Rotation der Erde würde einen großen Teil des Wassers von der Ostküste der Ozeane nach den Tiefen der südlichen Hemisphäre ablenken, während sie gleichzeitig auf der nördlichen Hemisphäre mitwirken würde, um das Herabsinken des Wassers in die Tiefe zu verhindern, indem sie das Niveau längs den Küsten hebt und das Auf- steigen an die Oberfläche erleichtert, wie im nordwestlichen Afrika, südlichen Kalifornien, an den Kurilen und in modifizierter Form an den Küsten von Neu-England. Da die Tiefenzirkulation der Ozeane an der ganzen Peripherie dem Uhrzeiger entgegengesetzt ist und da diese Strömungen in den südlichen und östlichen Partien ihrer Becken auf der südlichen Hemisphäre einen erheblichen Teil ihres Wassers an der inneren (nördlichen oder westlichen) Grenze verlieren, während sie auf der nördlichen durch dieselbe Kraft von den Tiefen weggeführt und gegen die Küsten gedrängt werden, so können große, tiefe und mächtige Ströme mit gewaltigen Wassermassen, wie der Kuro-shiwo im Pazifischen, der Golfstrom im Atlantischen Ozean nur auf der nördlichen Hemisphäre in Erscheinung treten; denn auf der südlichen Hemisphäre steht das Bodenwasser in so hohem Niveau, daß große und mächtige Ströme darüber nicht möglich sind. Daraus ergibt sich, daß die großen Tiefen der südlichen Hemisphäre besser für die Erhaltung von Lebewesen geeignet sein müssen als die der nördlichen Hemisphäre, und soweit unsere beschränkte Kenntnis der Tatsachen zu urteilen gestattet, ist die Tiefe im Süden auch reicher belebt. Sowohl im Atlantischen wie im Pazifischen Ozean nördlich vom Äquator steigen die dem Ein- fluß antarktischen Wassers ausgesetzten Crinoiden an den östlichen und nördlichen Küsten zu sehr beträchtlichen Tiefen herab, aber an der Westküste besitzen die litoralen Crinoiden, welche unter dem Einfluß der über dem antarktischen Wasser fließenden Strömungen leben, nur sehr geringe Tiefenverbreitung. Das ist in der Tatsache begründet, daß im Osten und Norden der abnehmende Nahrungsvorrat das einzige Hindernis gegen unbeschränktes Herabsteigen bildet, während im Westen auch physikalische Hindernisse wie die Temperatur in Betracht kommen. In ähnlicher Weise erscheinen die echten Tiefseecrinoiden in allen Ozeanen südlich vom Äquator an der Westseite näher an der Oberfläche als an den östlichen Küsten. Echte Tiefseeverhältnisse treten eben — biologisch gesprochen — im Westen näher an der Oberfläche als im Osten auf. Nun sind die biologischen Verhältnisse der Tiefsee ganz verschieden von den physikalischen. Von zwei Lokalitäten am Meeresgrunde, die beide 1800 m (1000 Faden) tief liegen und eine Tem- Clark. Crinoiden. 205 peratur von 2,22" C (36 Fahrenheit) haben und unter ähnlich reicher Planktonzone liegen, kann die eine biologisch rein sublitoral, die andere echt abyssal sein. An einem dieser Orte, der z. B. an der Ostküste eines Ozeans gelegen sein mag, könnte ein konstanter Westwind über die Oberfläche des Meeres blasen und das Wasser nach der Küste treiben. Das Küstenwasser würde dann allmählich untertauchen und alles vorhandene Plankton mitführen, wodurch die Existenz sublitorialer Crinoiden selbst in großer Tiefe möglich gemacht würde. An einem anderen Ort aber an der Westküste eines Ozeans könnte eine Tiefenströmung längs der Küste nach Süden fließen, welche beständig Tiefenwasser mitreißen und heraufführen würde. Solche Strömung würde in hohem Grade die Ablagerung von herabfallendem Plankton verhindern, denn diese Planktonorganismen würden in den oberen Lagen suspendiert bleiben und sich haupt- sächlich in der Zone ruhigen Wassers zwischen ihr und den mehr oberflächlichen Strömungen ab- setzen. Daher könnten an solchem Ort nur typische Tiefseetiere existieren, welche mit Hilfe des aufsteigenden Tiefenwassers hier gedeihen würden und, sicher vor dem Wettbewerb ökono- misch kräftigerer, sublitoraler Typen, sich in weit höheres Niveau ausbreiten würden, als sie sonst erreichen. An der atlantischen Küste von Südamerika, an der Südostküste von Afrika und südlich von Australien und Neuseeland ist die Verteilung der Tiefseecrinoiden derartig, daß sie nur durch Annahme einer südlichen und schwach aufsteigenden Bewegung des Tiefenwassers erklärt werden kann. Denn an diesen Küsten breiten sich die lokalen Tiefseecrinoiden sehr weit nach Süden aus, genau wie sie an den entgegengesetzten Küsten (nordöstlicher Pazifischer und nordöstlicher Atlan- tischer Ozean) ihr Gebiet weit nach Norden und Westen ausdehnen. Es ist daher wahrscheinlich, daß die antarktischen Gebiete ihr Wasser aus den großen Tiefen dieser Gebiete und dem südwestlichsten Teil des Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozeans beziehen, da das Tiefenwasser dort allmählich nach der Oberfläche heraufgezogen wird und das Wasser der circumpolaren, antarktischen Strömung bildet, als Resultat des unbeständigen Gleich- gewichts, das durch den ungeheuren Wasserverlust nördlich von der antarktischen Strömung durch den Humboldt-, Benguela- und Australien-Strom erzeugt wird. Das Aufsteigen von Tiefenwasser wird in diesen Gebieten unzweifelhaft unterstützt durch die Ablenkung der Südäquatorialströme nach Osten, wie bei dem Brasilien-, Mosambique-, Mada- gaskar- und Ostaustralien -Strom als Resultat der Erdrotation. Die östliche Ablenkung die- ser Ströme bedingt, daß das Tiefenwasser unter und südlich von ihnen an die Oberfläche gelangt in genau derselben Weise, als es schon bei Behandlung der ozeanographischen Verhältnisse von Südkalifornien und Nordwestafrika, von den Kurilen und Neu-England auseinandergesetzt ist. Die Identität zwischen dem antarktischen Wasser und dem Tiefenwasser des übrigen Teils der Ozeane beruht daher darauf, daß die Antarktis ihr Wasser aus der Tiefe der drei Ozeane erhält, und nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, darauf, daß die Antarktis an die Tiefen Wasser abgibt. Bei dieser Gelegenheit ist es von Interesse zu erwähnen, daß alle Crinoiden der Antarktis Typen repräsentieren, welche als Tiefenbewohner in anderen Gebieten bekannt sind. Sogar die Küstenformen sind meist nahe verwandt mit in 1200 oder mehr Faden (2195 m und darüber) im Indischen Ozean an der Ostküste Afrikas vorkommenden Arten. Es gibt keine antarktische Crinoiden - Deutsche Südpolar-Espedition. XVI. Zoologie VIII. 27 206 Deutsche Südpolar-Expedition. fauna, die von der Crinoidenfauna der Tiefsee im Atlantischen, Indischen und . Pazifischen Ozean verschieden ist. Die antarktischen Meere sind ozeanographiseh tatsächlich ein integrierender Teil der nördlich davon gelegenen großen Tiefen der Ozeane, und die antarktischen Strömungen sind ein Teil der Zirkulation des Tiefenwassers im übrigen Teile der Erde, ohne weitere Beziehung zur Zirkulation der Oberfläche, als daß sie den Humboldt -Strom, den Benguela- und Australien -Strom entsenden, welche nach längerem oder kürzerem Lauf an der Oberfläche in die Tiefe steigen. Die Verhältnisse im Atlantischen Ozean. Im Atlantischen Ozean finden wir, nach der Verbreitung der Crinoiden zu urteilen, völlig die- selben Verhältnisse wie im Pazifischen, da der Benguela- Strom in jeder Weise dem Humboldt- Strom entspricht (genau wie der Golfstrom dem Kuro-shiwo) und die Tiefseegattungen von Südafrika bis zur Breite der Bai von Biscaya heraufführt, und die abyssalen Gattungen der antarktischen Tiefsee südöstlich von Afrika zu den Tiefen südwestlich von Island. Das zurückströmende Wasser erreicht die Antarktis längs der Südostküste von Südamerika, indem es unter dem Brasilstrom hervorkommt. Die Parallele zwischen den Verhältnissen an der Nordwestküste von Afrika mit denen bei Süd- kalifornien und zwischen den Verhältnissen an der Küste von Neu-England und jenen bei den Kurilen sind bereits erörtert. Die Wirkung einer Strömnngsänderung in der Antarktis. Die Kälte des antarktischen Kontinents ist ohne Zweifel stark erhöht, durch das breite Band von Tiefenwasser, welches ihn umströmt und ihn vollständig dem Einfluß irgendeiner warmen Strömung, wie sie für das milde Klima vom südlichen Alaska und von Europa verantwortlich ist, entzieht. Ein höchst eindrucksvolles Beispiel dafür, welche Wirkung abyssales Wasser haben kann, zeigt sich bei einem Besuch auf der zentralen Kette der Kurilen während des Sommers. Da die gegenwärtige Kälte der Küstengebiete des antarktischen Kontinents in hohem Maße von dem Einfluß des jetzt ihn umströmenden Tiefenwassers abhängt, so ist es klar, daß jede frühere Änderung, welche die Zirkulation des abyssalen Wassers unterbrach, eine Änderung des antarkti- schen Klimas hervorrufen mußte. Viel ist über die Ähnlichkeit der Faunen vom südlichen Südamerika, von Neuseeland, Tas- manien und Australien geschrieben worden, um die frühere Landverbindung zu erklären, welche un- zweifelhaft einst vorhanden war. Wenn Tasmanien, Australien, Neuseeland und südliches Südamerika gleichzeitig mit dem ant- arktischen Kontinent verbunden waren, so hat wahrscheinlich damals der Teil des antarktischen Litorals, der zwischen ihnen lag, ein sehr mildes Klima gehabt, wenn er sich auch nicht weiter als heute nach Norden hin ausdehnte, denn die antarktische Strömung würde unterbrochen worden sein, was zum Sinken des Tiefenwassers im südlichen Pazifischen Ozean auf ein viel niedrigeres Niveau, als es jetzt einnimmt, geführt hätte. Die Südäquatorialströme des pazifischen Ozeans hätten dann bis zur Kraft und Ausdehnung des Kuro-shiwo- oder Golfstroms verstärkt vordringen können und würden eine warme Decke über das kalte Tiefenwasser gebreitet haben, welche durch Clark, Crinoiden. 207 ihre Einwirkung auf das Küstenklima für viele, wenn nicht die meisten, jetzt in Südamerika Neu- seeland, Tasmanien und Australien häufigen Typen im antarktischen Litoral noch günstige Lebens- bedingungen schaffen konnte. Analysen der Skelette zweier vom „Gauss" gesammelten antarktischen Crinoiden. Von Frank Wigojlesworth Clarke. Herr W. C. Wheeler hat unter meiner Leitung nach dem Material des „Gauss" Analysen von den Skeletten der beiden Arten Promacliocrinus herguelensis und Anthometra adriani gemacht, mit der Absicht, besonders das Verhältnis von Mg C03 zu Ca CO:! festzustellen. Das Material stammt von Tieren, welche bei einer Temperatur von — 1,85° lebten und bestand aus abgebrochenen Stücken von Armen und Pinnulis, die im Alkohol am Boden der Gefäße lagen und getrocknet wurden. Die Analyse ergab auf 100% berechnet, nach Entfernen von Wasser, organischer Substanz und anhängendem oder eingeschlossenem Salz, folgendes: P. herguelensis A. adriani Si02 0,02 0,28 AI, 03 + Fe, 03 0,57 0,44 Mg C03 7,86 8,23 Ca C03 91,55 91,05 Ca3 P2 Os Spuren Spuren 100,00 100,00. Der vorhandene Anteil von Si O,, AI., O, und Fe, 0, beruht wahrscheinlich auf äußeren Ver- /;, U11U i C, V^3 unreimgungen. Nur drei Analysen von Crinoidenskeletten waren bisher veröffentlicht; eine von diesen war von Herrn Henry W. Nichols (Geological Series, Field Columbian Museum vol. 3, 1906, p. 49) und die beiden anderen von Dr. Chase Palmer, der unter meiner Leitung arbeitete (Proceedings U. S. National Museum vol. 39, 1911, p. 487—488). Von diesen drei Analysen behandeln zwei das Skelett von Metacrinus rotundus und die andern das von Heliometra glacialis var. maxima. Die Tiere lebten in Wasser von 13,33° C bzw. 1,05° C. Die Analysen von Dr. Palmer ergaben: Metacrinus rotundus Ca C03 89,19% Mg C03 10,29% Heliometra glacialis maxima Ca C03 71,48% Mg C03 5,61%. 208 Deutsche Südpolar-Expedition. Erklärung- der Tafeln. Tafel II. Psathyrometra an tarciica. Fig. 1 a. Type und einziges bekanntes Exemplar; nat. Größe. Fig. Ib. Dasselbe Exemplar, X 2. Eumorphometra concinna. Fig. 2. Ein voll entwickeltes Exemplar mit reifen Eiern in den Ovarien, X 2. Fig. 3. Ein anderes voll entwickeltes Exemplar, x 2. Tafel III. (Alle Figuren in natürlicher Größe.) Promachocrinus (Promachocrinus) kergiwlensis. Fig. 1 a. Eins der Exemplare, welches Minckert als Type für Promachocrinus vanhöffenianus diente, in dorsaler Ansicht. Fig. 1 b. Dasselbe Exemplar in Ventralansicht. Fig. 2. Das andere Exemplar, welches Minckert für P. varihöffenianus hielt. Fig. 3. Ein kleines 6 strahliges Exemplar von 400 m (15. II. 03). Fig. 4. Ein kleines 10 strahliges Exemplar von 400 m (15. II. 03). Tafel IV. Promachocrinus (Promachocrinus) kerguelensis. Fig. 1 a. Ein 5 strahliges Exemplar von 400 m (15. II. 03), nat. Größe. Fig. 1 b. Dasselbe x 2. Fig. 2. Ein junges 10 strahliges Exemplar von 400 m (15. II. 03), x 2. Fig. 3. Ein junges 10 strahliges Exemplar von 172 m ((3. V. 02) Gaußberg, X 2. Tafel V. (Alle Abbildungen 3x vergrößert.) Promachocrinus (Promachocrinus) kerguelensis. Fig. 1. Ein junges 6 strahliges Exemplar von 385 m (20. X. 02). Fig. 2. Ein junges 6 strahliges Exemplar von 385 m (2. XII. 02). Fig. 3. Ein junges 10 strahliges Exemplar von .'ISO m (13. XII. 02). Fig. 4. Ein junges 10 strahliges Exemplar von 385 m (2. XII. 02). Fig. 5. Ein junges Exemplar von 400 m, welches rechts von der zentralen (zerbrochenen) postradialen Reihe eine kleine, sich zu entwickeln beginnende Postradialreihe zeigt (15. IL 03). Fig. 6. Ein junges Exemplar von 385 m, welches eine interradiale Postradialreihe im Beginn der Entwicklung zeigt (2. XII. 02). Fig. 7. Ein kleines 6 strahliges Exemplar von 385 in (20 VI. 02). Fig. 8. Ein kleines 10 strahliges Exemplar von 400 m; die zentrale Postradialreihe in der Figiu- (eine radiale Postradialreihe) erscheint deutlich größer als die zu beiden Seiten derselben (15. 11.03). Fig. 9. Ein kleines 10 strahliges Exemplar von 385 m; die zentrale Postradialreihe in der Figur (eine interradiale Postradial- reihe) erscheint deutlich kleiner als die zu beiden Seiten von ihr (18. III. 02). Fig. 10. Ein kleines 6 strahliges Exemplar von 380 m (3. I. 03). T a f e 1 VI. (Alle Abbildungen in natürlicher Größe.) Promachocrinus (Anthometra) adriani. Fig. 1. Ein großes Exemplar, das die sehr schmalen, dnrnenartigen Kiele zeigt. Fig. 2. Ein großes Exemplar vom Typus mit langen Kielen von 385 m (12. X. 02); daneben eine proximale Pinnula mit Terminalkamm. ClabKj Crinoiden. 209 Fig. 3. Ein großes zerbrochenes Exemplar vom Typus mit intermediären Kielen. Flg. 4. Ein mittelgroßes Exemplar vom Typus mit schmalen Kielen. Fig. 5. Ein mittelgroßes Exemplar vom Typus mit intermediären Kielen. Tafel VII. (Fig. 5x2; die übrigen Abbildungen in natürlicher Größe.) Promachocrinus (Anthomelra) adriani. Fig. 1. Ein kleines Exemplar von 350 m (8. II. 03). Fig. 2. Ein mittelgroßes Exemplar vom Typus mit langen Kielen. Fig. 3. Ein mittelgroßes Exemplar. Fig. 4. Ein mittelgroßes Exemplar. Fig. 5. Ein kleines Exemplar, X 2. Tafel VIII. (Alle Abbildungen in natürlicher Größe.) Promaehocrirms (Florometra) mageüanica. Fig. 1—5. Exemplare aus Patagonien, südöstlich von Port Famine in 326 m Tiefe gedretscht. N. 100 Mission scientifique du Cap Hörn (cf. A. H. Clark, Notes sur les crinoides actuels du museum d'histoire naturelle de Paris. Bull, du museum d'histoire naturelle de Paris no. 4 1911 p. 257. Tafel IX. (Fig. la und 2 a in natürlicher Größe, die übrigen X 2.) Thaumalocrinus renovatus. Fig. 1 a. Das Exemplar von 2450 m, nat. Größe. Fig. 1 b. 1 »asselbe X 2. Fig. 2 a. Das Exemplar von 2425 m, nat. Größe. Fig. 2 b. Dasselbe x 2. Comanthus wahlbergii. Fig. 3. Ein junges Exemplar von Simonsbai, Kapland, X 2. Tropiometra earinata. Fig. 4. Ein junges Exemplar von Simonsbai, Kapland, Dorsalansicht, x 2. Fig. 5. Dasselbe Exemplar, Ventralansicht, X 2. T a f e 1 X. (Alle Abbildungen x 2.) Cominia occidentalis. Fig. 1—5. Exemplare von Simonsbai, Kapland, x 2. Deutsche Sudpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 28 Deutsche Suopoi Band XVI Tafel II. 1 Psathyrometra antarctica, 2 — 3 Eumorphometra concinrid. DtUTSCHE SuDPOLAR-ExPEDITION. 1901-3. Band XVI Tafel III. 1 — 4 Promachocrmus (Promachocnnusj kerguelensis. s> x^U 4 HO, '6 4o t*>- <4 '"m * \ Deutsche Südpoiar-Expedition. 1901-3. Band XVI Tafel IV. Verlag von Georg Reimer in Berlin. 1—3 Promachocrinus (Promachocrinus) kerguelensis. Deutsche Sudpolar-Expeoition. 1901-3. Band XVI Tafel V. ■/erlag .on Georg Reimer m Berlin. 1—10 Promachocrinus iPromachocrinus,! kerguelcnsis Deutsche Südpolar-Expedition. 001-3. Band XVI Tafel VI. 1 — 5 Promachocrinus (Anthometra) adriani Deutsche Sudpo »oi-3. Bano XVI Tafel VII. 1 — 5 Promachocrinus (Anthometra) adriani. Deutsche Sudpolar-Expeoition. 1901 - 3. Band XVI Tafel VIII. 1 — 5 Promachocrinus (Florometra) magellanica. Verlag von Georg Reimer in Berlin Deutsche Suopolar-Expedition. 1901-3. Band XVI Tafel IX. t/erleg von Georg Reimsr m Berlin. 1—2 Thaumatocrinus renovatus, 3 Comanthus wahlbergii, 4 — 5 Tiopiomotra carinata. Band XVI TV ^ Gootg R« 1 — 5 Cominia occidentahs. « DIE GYMNOCOPA DER DEUTSCHEN SÜDPOLAR -EXPEDITION 1901-1903 VON ERNST EHLERS GÖTTINGEN MIT TAKEL XI UND XJI Deutsche Südpotar-Expeditiou. XVI. Zoologie VIII. 29 Einleitendes und Zusammenfassendes. Auf der Deutschen Südpolar-Expedition war eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Gymno- copen gesammelt, deren Bearbeitung ich mich gern unterzog. Bei der Schwierigkeit, die eine sichere Benennung dieser Würmer bietet, hatte ich Herrn Pro- fessor Dr. D. Rosa in Florenz, den bewährten Monographen der Tomopteriden, gebeten, in meinem Interesse eine Anzahl der Tiere, die ich ihm zusandte, zu benennen. Er war bereitwillig auf meine Bitte eingegangen und sandte mir die Tiere mit Namen zurück. Dadurch erhielt ich ein wertvolles Vergleichsmaterial, das meine Arbeit erheblich erleichterte. Herrn Rosa spreche ich für seine Hilfe auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus. Die mir von der Leitung der Expedition überwiesenen Tomopteriden waren in kleinen Röhrchen, die die Ausbeute von gleichem Fundort enthielten, in Weingeist aufbewahrt, oft viele ungleiche Tiere zusammen. Daneben lagen Zettel mit Angaben der Zeit des Fanges und der Tiefe, über der gefischt war. Diese Angaben ließen sich aus einem Verzeichnis der Fundstätten, das mir Herr Vanhöffen zur Verfügung stellte, insoweit ergänzen, daß eine genaue Ortsbestimmung für den Fang der in den Röhrchen aufbewahrten Würmer erhalten wurde, zugleich mit Angabe der dort vorhandenen Temperaturen des Oberflächen- und Tiefenwassers. Die Angaben, welche hierbei über die Tiefe des Meeres an den Orten, an denen das Netz ausgesetzt war, gemacht sind, haben für die erbeuteten Würmer nur bedingten Wert, da nur mit offenen, nicht mit Schließnetzen gefischt war. Immerhin habe ich die darüber vorhandenen Notizen mitgeteilt, ebenso die Temperatur- angaben, und zwar in der Weise, daß die an erster Stelle stehende Zahl die Temperatur der Ober- fläche, die an zweiter Stelle stehende die Temperatur der verzeichneten Tiefe angibt. Die erwähnte Schwierigkeit der systematischen Bestimmung der Tomopteriden kommt in der reichen Synonymie zum Ausdruck, die in der RosAschen Monographie aufgestellt ist1). Ich bin ihr in den meisten Fällen gefolgt und habe in Kürze bei den von mir behandelten Würmern auf sie verwiesen, damit zugleich auf die Literaturangaben, die damit verbunden waren. Die ungleichen Benennungen, die manche Arten erfahren haben, mögen zum Teil darauf zurück- gehen, daß, abgesehen von unzulänglichen Beschreibungen, den Beobachtern lebende Tiere vor- lagen, und daß nach diesen Schilderungen entworfen wurden, die nicht immer ohne weiteres auf Tiere in Anwendung gebracht werden konnten, die durch Fang im Planktonnetz und durch Kon- x) Daniele Kosa, Annelidi — P. I. Tomopteridi. Firenze 1908. Raccolte planctoniche fatte dalla R. nave „Liguria". (Pubblicazioni R. Ist. d. studi sup. prat. e di perfezionamento.) 29* 214 Deutsche Südpolar-Expedition. servierung mehr oder weniger verändert waren. In Betracht kommt aber auch eine Formänderung, die auf Variabilität zurückgeht. Darüber sind wir zurzeit nur unvollständig unterrichtet. Hiervon ausgehend, erwähne ich einige Vorkommnisse, auf die ich bei der Bearbeitung der Tiere aufmerksam wurde, die zum Teil schon von anderer Seite bemerkt sind. Der Vorderrand des Kopflappens der Tomopteriden trägt, wenn er mit den „Hörnern" die Form des Walschwanzes besitzt, bei einigen Arten (T. kefersteini, rosaea n. sp.) in dem medianen Einschnitt einen kleinen, spitzen, kegelförmigen Fortsatz, der nach der Untersuchung von M. Schwartz1) als ein unpaarer Fühler zu deuten ist. Seine Ausbildung ist sehr ungleich. Clapa- rede und Carpenter 2) haben von der Tomopteris catharina Gosse eine dreieckige Spitze am Kopflappenrande abgebildet, die wahrscheinlich als medianer Fühler zu deuten ist; bei gut erhaltenen Stücken dieser Art von Helgoland sehe ich diese Spitze nicht, wohl aber eine Zellanhäu- fung, die mit der Innervierung dieser Stelle im Zusammenhang stehen möchte. — Fehlt die Wal- schwanzform, so ist die Mitte des Kopflappenvorderrandes geradlinig, konkav ausgerandet oder konvex vorspringend; das fällt mit Artunterschieden zusammen, ist aber bei verschiedenen kon- servierten Tieren der gleichen Art oft ungleich stark ausgebildet, offenbar abhängig von mehr oder minder großer Schrumpfung. Die an den Vorderecken des Kopflappens stehenden „Hörner" haben Grube und nach ihm Greeff als Fühler, Quatrefages alsAntennae anticae bezeichnet, nach ihrer von Schwartz nach- gewiesenen Innervierung durchaus mit Recht; in ihrer Stellung an den Vorderecken des Kopf- lappens entsprechen sie den vorderen Fühlern von Nephthyiden und Spioniden, insofern als sie, ohne besonders abgesetzt zu sein, am Kopflappen entspringen. Mit dem Kopf läppen ist da» Buccalsegment verschmolzen; ist es lang, so bildet es eine hals- artige Strecke und gibt dem Vorderende ein ausgezeichnetes Gepräge, das bei kurzem Buccalseg- ment ausbleibt. Auf der Grenze vom Kopf läppen zum Buccalsegment trägt die Kopfregion jeder - seits eine tiefe Flimmerfurche. Diese entspricht offenbar dem Nackenorgan der Polychaeten. Wie dieses bei Euniciden retraktil ist, bei Amphinomiden durch flimmernde Apparate an der Ober- fläche vertreten wird, so mögen diese Flimmerrinnen der Tomopteriden in der Regel der Oberfläche angehören, ausnahmsweise ausstülpbar sein und dann wimpernde Kolben (bei Tomopteris kefersteini Greeff) bilden. Am Buccalsegment stehen zwei Paar fadenförmige Anhänge, die von Greeff mit Recht als erstes und zweites Paar von Fühlercirren bezeichnet sind. Nach der Lage, die sie zueinander haben, unterscheidet man sie als vordere und hintere; dann sind sie nicht auf dorsale und ventrale Fühlercirren am Buccalsegment eines Polychaeten zu beziehen, sondern müssen als Anhänge zweier aufeinander folgender Segmente aufgefaßt werden. Gegen diese Auffassung kann ein Einwand daraus hergeleitet werden, daß das vordere Fühlerpaar als eine larvale Bildung von dem hinteren unterschieden ist, in seiner Bildung diesem vorangeht und in vielen Fällen keinen Bestand hat. Für die Zusammensetzung des Buccalsegmentes aus zwei Metameren spricht aber entscheidend *) M. Schwartz: Beiträge. Jen. Ztsclir. f. Naturw. Bd. XL, 1905, S. 522. 2) Carpenter and Claparede: Kurther Remarks on Tomopteris onisciformis. Transact. Linn. Soc. London vol. XX1I1 (1862), tab. 7, fig. 5. Ehlers, Gymnocopa. 215 die schon von Carpenter und Cl aparede1) abgebildete Jugendform von Tomopteris catharina Gosse, in der der zweite Fühlercirrus als Dorsalcirrus eines Parapods erscheint, und ferner die Darstellung, die Apstein 2) von einer jüngeren Larve gibt: hier sitzt ein erster Cirrus, Fühlercirrus, an dem Rumpf abschnitt der Trochophora, hinter der Mundöffnung, der zweite an einem para- podialen Höcker des darauf folgenden Segmentes. Stehen im erwachsenen Wurm die Fühlercirren des ersten Paares vor der Mundöffnimg, so ist das durch eine Umlagerung der Teile dieses Gebietes erfolgt. Beide Fühlercirren tragen eingelagerte Borsten, der erste nur in der Endstrecke, der zweite in seiner ganzen Länge; seine Borste trägt im basalen Teile einen gut entwickelten Muskelapparat. Am Außenrande ist diese Borste in der distalen Strecke mit Kerben versehen, die nicht bei allen Arten vorhanden und die, soviel ich erfahren habe, auch nicht bei der gleichen Art immer nach- weisbar sind. Ihre Bedeutung kenne ich nicht. Diese eingeschlossenen Borsten sind als Stütz- nadeln zu bezeichnen, wie sie in gleicher Weise eingeschlossen in dem Basalteil der Rückencirren von Euniciden in der Ein- oder Mehrzahl vorhanden sind; der Muskelapparat, der an der Borste des zweiten Cirrenpaares vorhanden ist, entspricht ganz dem Bewegungsapparat der Stütznadeln von Polychaeten. Daß der zweite dieser Fühlercirren beim jungen Tiere an einem parapodialen Fort- satz steht, der in weiterer Entwicklung schwindet, vergrößert die Ähnlichkeit dieser Fühlercirren mit den borstenführenden Girren der Euniciden, bei denen ein Schwund von parapodialen dorsalen Ästen wohl sicher anzunehmen ist. Ed. Meyer 3) hat angegeben, daß dieses zweite Paar der Fühlercirren seine Innervierung vom zweiten Ganglienknoten des Bauchmarkes erhalte, und damit eine Auffassung begründet, daß diese Anhänge zum Rumpfe gehören; stimme ich dem durchaus zu. so übertrage ich diese Auffassung auch auf das erste Fühlerpaar und fasse die mit dem Prostomium verbundene Strecke als zweigliedrig auf. Das erste Paar dieser Fühlercirren fehlt in vielen Fällen, ein solcher Mangel kann für die Cha- rakterisierung einer Art verwendet werden und ist als Artkennzeichen verwendbar. Ein solches hat aber nur bedingten Wert. Busch 4) und Keferstein 6) haben diesen ersten Fühlercirrus bei lebenden Tieren beobachtet, Busch gibt an, daß er ausgestreckt und eingerollt werden kann, und daß er bei Einwirkung eines Reizes hervortrete, Keferstein bezeichnet ihn als retraktil. Wenn Apstein 6) diese Angabe von der Retraktilität des ersten Fühlercirrus in Zweifel zieht, da man ihn dann im Innern des durchsichtigen Körpers entdecken müsse, so ist solcher Zweifel der objek- tiven Beobachtung gegenüber um so mehr imberechtigt, als das Wort retraktil wohl rückziehbar, aber nicht einziehbar bedeuten wird. Auch ich habe vergeblich nach eingezogenen Fühlercirren im Innern der durchsichtig gemachten Kopfregion gesucht. Hat man berechtigten Anlaß, an der betreffenden Stelle bei einem Wurm, nach seiner Übereinstimmung mit andern, einen ersten Fühler- cirrus zu suchen, findet ihn aber nicht, so ist anzunehmen, daß er durch äußeren Eingriff abge- rissen oder durch Rückbildung fortgefallen ist. Eine solche Rückbildung ist für die Tomopteris 1) a, a. 0. Fig. 14. 2) C. Apstein: Die Larve von Tonnopteris. Sitzungsber. d. Gesellschaft naturf. Freunde. Berlin. Jahrg. 1916, Nr. 2. 3) Ed. Meyer: Biologisches Zentralblatt Bd. X, 1891, S. 506. 4) W. Busch: Einiges über Tomopleris onisciformis. Müllers Arch. f. Anat. u. Phys. Jahrg. 1847, S. 181. 5) W. Keferstein: Einige Bemerkungen über Tomopteris. Arch. f. Anat. u. Phys. Jahrg. 1861, S. 362. 6) C. Apstein: Die Alciopiden und Tomopteriden der Plankton-Expedition. Ergebnisse der Plankton-Expedition Bd. II H. 6, 1900, S. 24. 216 Deutsche Südpolar-Expedition. catharina Gosse von Carpenter und Claparede x) beschrieben, und Rosa2) gibt für die Art neben dem völhgen Fehlen des Cirrus das Vorkommen von Basalstümpfen desselben an, die wohi nach der Angabe der beiden vorangenannten Forscher Reste von rückgebildeten Fühlercirren sind. Vejdovsky 3) kommt zu dem Ausspruch, es scheine, daß die vorderen Fühlercirren den jungen Tieren und den Männchen zukommen, während sie bei den Weibchen verloren gehen. Wieweit solche Auffassung, die auf sexuelle Differenzen hinweist, weitergehende Berechtigung hat, müssen andere Beobachtungen feststellen. Für die Arterkennung ist der Habitus der metastomialen Körperstrecke, zunächst die An- wesenheit oder das Fehlen der rückgebildeten Endstrecke, des Schwanzes, von Bedeutung; falls dieser durch eine Verletzung fortgefallen ist, gibt wohl die terminale Bruchfläche darüber Auskunft. Ob eine am Schwanz auftretende deutliche Gliederung und die Anwesenheit mehr oder minder rück- gebildeter Parapodien taxonomisch zu verwenden ist, scheint mir zweifelhaft, da hier augenscheinlich Unterschiede auftreten, die nicht von Erhaltungszuständen abhängen, sondern auf Variationen zurückgehen, wie sie bei rückgebildeten Körperteilen in einer ungleichen Minderung vorkommen. In der rudertragenden Körperstrecke ist die Maximalzahl der Segmente, die mit Vollreife des Wurmes erreicht wird, gewiß beachtenswert; doch ist wohl nicht ausgeschlossen, daß unter günstig- sten Lebensverhältnissen innerhalb ein und derselben Art Einzeltiere das Maß solcher überschreiten, die unter weniger günstigen äußeren Einflüssen das Ende ihrer Entwicklung erreichen. Als Beispiel dafür sehe ich Tomopteris carpenlen Qtfgs. aus dein BÜdlichen Kalt wassergebiet an, zu der ich als minder entwickelte Form Tomopteris planctonis Apst. mit weiter Verbreitung gestellt habe. Ungleiche Länge der Körpersegmente bringt habituelle Formverhältnisse hervor, die für die Artenkenntnis wichtig sind; bei längeren Segmenten stehen die hintereinander folgenden Para- podien weit voneinander getrennt, bei kürzeren können sie so dicht aneinanderrücken, daß sie sich überlagern. Damit wird ein Formunterschied erzeugt, der auf den ersten Anblick kennzeichnend ist und bei starker Ausprägung auch durch ungleiche Konservierung der Würmer nicht schwindet. Die Parapodien und ihre bei den verschiedenen Arten unter ungleichem Winkel voneinander gespreizten Äste werden durch die Konservierung nicht sehr verändert, um so mehr die von ihnen getragenen Flossensäume. Bei vielen der von mir gesehenen Würmer fehlten sie völlig und waren wohl schon beim Fang im Planktonnetz verloren gegangen. In andern Fällen waren sie noch vor- handen, aber derartig geschrumpft und zerknittert, daß ihre Form nicht mehr sicher erkannt werden konnte. Solcher Zustand mag durch die konservierenden Flüssigkeiten erzeugt sein, zumal wenn diese auf die in Menge angehäuften Tiere angewandt wurde. Bei der Behandlung der planktoni- schen Ausbeute ist das nicht immer zu umgehen. Ist die Schrumpfung der Flossenräume nicht zu stark, so wird deren normale Gestalt immer noch zu erkennen sein. Ob die Flossensäume bei den lebenden Tieren stets glatt sind, geht aus den darüber gemachten Angaben nicht hervor. Setzen sich die Flossensäume über den Bereich der Arme auf den Stamm der Parapodien fort, so sind sie bei den konservierten Tieren bald schwach gewellt oder stark gekräuselt; die Differenz ist für die Artunterscheidung von keinem Belang. Was die bei einzelnen Arten in den Rändern der 1) a. a. 0. 2) Rosa: Raccolte planetoniohe 1908, S. 285. 3) Vejdovsky: Beiträge zur Kenntnis der Tomopteriden. Ztschr. f. wiss. Zool. Ed. 31, 1878, S. 95. Ehlers, Gymnocopa. 217 Flossensäume eingelagerten stärkeren Stacheln oder Nadeln bedeuten, habe ich nicht erkannt; mit Stütznadeln haben sie wohl nichts zu tun. Vielleicht sind es feste Sekrete von Hautdrüsen. Rosa hat mit Recht für die Kennzeichnung der Arten auf das Verhalten der Rosetten und Flossendrüsen Gewicht gelegt. Der Besitz oder der Mangel von Rosetten gehört zu den Kennzeichen, mit denen Rosa die Untergattungen Johnstonella und Tomopteris voneinander sondert; diese Be- deutung kann ich den Rosetten nicht zuschreiben, da sie bei nahe verwandten Arten sich ungleich verhalten, bei Tomopteris apsteini Rosa fehlen, bei Tomopteris rosaea vorhanden sind; es sei denn daß dieser Unterschied nur in einem Unterschied im Verhalten des Pigmentes bestehe, das, wie die Pigmentkörner in der Mündung der hyalinen Drüsen, bald fehlt, bald vorhanden ist. Rosa hat von den Parapodien der Tomopteris apsteini Rosa, der die Rosetten fehlen, an den Stellen, an denen diese sonst vorkommen, häufig einen helleren, drüsigen Hof gesehen. Diese Be- obachtung läßt sich in dem angegebenen Sinne deuten. So wichtig die Flossendrüsen, die Rosa als hyaline und chromophile unterschieden hat, für die Kennzeichnung der Arten sind, stößt ihre Verwertung dafür doch oft auf Schwierigkeiten. Rosa selbst hat hervorgehoben, daß der Nachweis der hyalinen Drüsen oft schwierig sei; das fand ich durchaus bestätigt: an ein und demselben Wurme waren diese Drüsen, die bei andern Tieren der- selben Art überall deutlich waren, in einzelnen Parapodien nicht zu erkennen, während sie in andern gefunden wurden. Ob das auf eine zeitweilig ungleiche Leistung der Drüsen zurückgeht oder ob die Drüsen durch nachteilige Wirkung des Konservierungsverfahrens verschwunden sind, weiß ich nicht. Anderseits kann eine besonders gesteigerte Tätigkeit der Drüsen sie sehr kenntlich machen dadurch, daß in ihren Mündungen dunkle Pigmentkörner eingelagert sind. Auch hier tritt ein Unterschied zutage: bisweilen haben nur an einzelnen Parapodien diese Drüsen solche Einlage- rungen, und im Gegensatz dazu haben Tiere der gleichen Art da, wo sonst die Drüsen schwer zu erkennen sind, in einer Reihe von Parapodien in sehr auffälliger Weise die dunkelfarbigen Drüsen- sekrete. Einen ähnlichen Ausdruck ungleicher Tätigkeit zeigen auch die chromophilen Drüsen: da, wo diese bei gewissen Arten stark kuppeiförmig an den Flossen hervortreten, können sie daneben an einzelnen Parapodien ganz gering ausgebildet sein und kaum über die Fläche hervorragen. Das mag dann wohl der Ausdruck einer voraufgegangenen Entleerung der Ausscheidungsprodukte oder einer Minderung der ausscheidenden Tätigkeit sein. Tritt eine solche Minderung an allen Para- podien auf, so kann das die Erkennung einer Art erschweren. Bei einigen Arten sind die Parapodien an dem hinteren Körperende wie bei Tomopteris rolasi oder an der präcaudalen Körperstrecke wie bei Tomopteris rosaea durch Auftreibung der Ruder- äste oder Flossen in auffallender Weise abgeändert. Greeff, der diese Bildung zuerst bei einzelnen Tieren von Tomopteris rolasi beschrieben und abgebildet hat, gibt an, daß in den veränderten Para- podien Spermatozoen vorhanden gewesen, ohne zu behaupten, daß sie hier entstanden seien. Apstein fand die gleichen Parapodien bei einem Tiere umgewandelt; die Abbildung, die er davon gibt, weicht von Geeeffs Bilde ab; er läßt es dahingestellt, ob die aufgetriebenen Anhänge Sperma enthielten. In beiden Fällen handelt es sich um eine Umwandlung dieser Parapodien bei reifen männlichen Tieren. Demgegenüber habe ich eine gleiche Umwandlung der beiden letzten Para- podien bei Tieren der gleichen Art gefunden, die durch den Besitz von weiblichen Gonaden und Eiern sich als geschlechtsreife Weibchen erwiesen. Danach ist diese Umwandlung der letzten Para- 218 Deutsche Siidpolar-Expedition. podien wohl als Ausdruck einer Epitokie aufzufassen, wie sie in ähnlicher Weise an den Parapodien von Polychaeten auftritt, ohne daß damit über die besondere Leistung der umgewandelten Para- podien von Tomopteris rolasi Gkeefp etwas ausgesagt wird. Als epitoke Bildung ist dann auch die besondere Entwicklung aufzufassen, die an den präcaudalen Parapodien von Tomopteris rosaea und apsteini Rosa besteht. Eine bisweilen knopfförmige Verdickung der hinteren Körperstrecke bei schwanzlosen Arten deutet auf einen bevorstehenden Zuwachs von Segmenten und Parapodien, der durch ein Wachstum der präanalen Strecke eine Vergrößerung der Körperlänge und eine Vermehrung der Gliederzahl bringt. Sie ist durchaus nicht immer bei unreifen, unausgewachsenen Tieren vorhanden. Eigentliche Analcirren scheinen im allgemeinen zu fehlen. Pigmentierung des Körpers tritt in ungleicher Weise auf. Die von Greefp 1) von Tomopteris rolasi abgebildeten roten Flecke, die auf dem Körper liegen sollen, gehen auf verästelte Pigmentzellen der Epithelialdecke der Körperwand zurück, bei kon- servierten Tieren habe ich sie nicht gefunden. Eine andere über den Körper mehr oder minder weit verbreitete dunkle Färbung, die sich an den konservierten Tieren verschiedener Arten gefunden hat, hängt von großen Zellen ab, die wie Amöben mit Ausläufern versehen sind und auf der inneren Oberfläche der Körperwand liegen; ich habe sie für peritoneale Zellen angesprochen, falls es nicht etwa parasitische Gebilde sind. Die an bestimmte Segmente gebundenen weiblichen Geschlechtsspalten geben gewiß gute Art- charaktere in ihrer Zahl und Verteilung auf die Segmente, sind aber nur bei erwachsenen Tieren vorhanden und auch dann in konserviertem Zustande oft nicht nachweisbar. Die innere Organisation der Tomopteriden ist bei den lebenden Tieren durch die Transparenz der Gewebe im allgemeinen leicht zu erkennen und danach von den Autoren für Artbeschreibungen verwendet. Ein Teil davon läßt sich bei konservierten Tieren durch Aufhellung mit Glyzerin, Zedernholzöl oder gleichwirkende Flüssigkeiten in den bekannten Verfahren mit oder ohne vorauf- gegangene Färbung zur Anschauung bringen, falls die Würmer nicht zu groß sind. So kann die Lage des Schlundkopfes festgestellt werden; da er aber bei Ausstülpung des Vorder- darmes als Rüssel vorgeschoben wird, ist seine Beziehung zum Buccal- und den folgenden Seg- menten wechselnd. Form und Lage des Hirns können bei diesem Verfahren meist gleichfalls erkannt und für Art- erkennung verwendet werden; desgleichen die daransitzenden Augen; deren Färbung ist bei den konservierten Tieren ein und derselben Art wechselnd, ob auch im Leben, bleibt festzustellen. In Betracht sind endlich die Gonaden zu ziehen, die auch bei unausgewachsenen Tieren nicht selten schon zu erkennen sind; ihre Verteilung auf die Segmente und ihre Lagerung in den Para- podien und deren Ästen ist bei den Arten in charakteristischer Weise verschieden und gibt oft für die Arterkennung ein brauchbares Hilfsmittel. Die von mir aus dem großen, durchgemusterten Material der Sammlung herausgelesenen Arten sind: Ehlers, Gymnocopa. 219 Tomopteris rolasi Greeff, apsteini Rosa, rosaea n. sp., elegans Ch., kefersteini Greeff, septentrionalis (Steenstr.) Qtfgs., carpenteri Qtfgs., ligulata Rosa, cavallii Rosa. Von den in der RosAschen Monographie aufgeführten, gut gekennzeichneten Arten, die im Be- reiche des durchforschten Gebietes vorkommen, fehlen, abgesehen von den als Synonyme einge- zogenen Arten: Enapteris euchaeta Gh., Tomopteris levipes Greeff, nationalis Apst., catharina Gosse, vitrina Vejd., nisseni Rosa, eschsclioltzi Greeff sowie die pazifischen Arten T . duccii Rosa, aloysii sabaudiae Rosa und T. dunckeri Rosa von Ceylon. Ich führe die gefundenen Arten in folgendem Verzeichnis der Fundorte auf, an denen Tomopteriden gesammelt wurden, geordnet nach der geographischen Breite. Fundorte, von denen die gesammelten Würmer nicht zu bestimmen waren, sind in Klammern gesetzt. 1902. 10. III. - 27. III. - 20. VI. - (13. VIII.) - 20. XI. - 21. XII. - 1903. (12. 1.) - 27. I. Winterstation. Tomopteris carpenteri Qtfgs. 1902. 29. X. Winterstation. Tomopteris carpenteri Qtfgs. Tomopteiis septentrionalis Steenstr. Qtfgs. 1903. 5. I. Winterstation. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. 1903. 6. III. 65» 3 s. Br. 85» 4 ö. L. - 1» 78. - 0» 20. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. Tomopteris cavallii Rosa. Tomopteris carpenteri Qtfgs. 1903. 23. III. V. 400 m. 05° 2 s. Br. 81» 14 ö. L. — 1«! 0»2. 1903. 13. IL 65° 51 s. Br. 88° 24 ö. L. - 1° 82. Tomopteris carpenteri Qtfgs. 1°8- (1903. 18.11. 65" 38 s. Br. 87»24ö. L. - 1» 78. -0°1.) 1903. 24./2Ö. II. 65» 33 s. Br. 85» 18-85» 30 ö. L. - 1» 6. - 0° 2. V. 400 m. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. Tomopteris carpenteri Qtfgs. 1903. 26. IL 65° 32 s. Br. 85» 21 ö. L. - 1° 72. V. 150 m Tomopteris cavalli Rosa. 1903. 27. IL 65° 31 s. Br. 85° 20 ö. L. - 1» 72. - 0» 15. V. 150. 400 m. Tomopteris septentrionalis Steentsr. Qtfgs. Tomopteris cavallii Rosa. 1903. 28. IL 65° 31 s. Br. 85° 17 ö. L. - 1» 74. - 0° 15. V. 150 m. Tomopteris carpenteri Qtfgs. 1903. 23. IL 65° 30 s. Br. 85° 39 ö. L. - 1° 78. - 0» 2. V. 400 m. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. Tomopteris carpenteri Qtfgs. (1903. 20. IL 65» 27 s. Br. 87» 22 ö. L. - 1» 76. - 0»15.) (1903. 1. IV. 65» 16 s. Br. 80° 35 ö. L. — 1» 82. V. 150 m.) 1903. 9. III. 64» 35 s. Br. 85° 25 ö. L. - 1° 78. -0»3. V. 400 m. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. Tomopteris carpenteri Qtfgs. 1903. 10. III. 64° 29 s. Br. 85° 27 ö. L. - 1° 80. - 0» 25. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. Tomopteris cavallii Rosa. 1° 78. 0»20. 1903. 17. III. 63» 42 s. Br. 82° 0 ö. L. V. 400 in. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. Tomopteris ligulata Rosa. 1902. 10. IL 58» 29 s. Br. 89» 58 ö. L. V. 2700 in. Tomopteris cavallii Rosa. (1901. 16. XL 35» 39 s. Br. 8° 16 ö. L V. 3000 in. ) f- 2° 0. — 0» 05. f- 17» 2. + 1° 0. 30 220 Deutsche Südpolar-Expedition. 1903. 28. VI. Simonstown. 35° 15 s. Br. 19» 45 ö. L. + 15° 30. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. 1903. 18. VIII. Simonstown. Tomopteris Tcefersteini Greeff. (1901. 12. XL 35» 10 s. Br. 2» 33 w. L. + 15» 30. 1° 2. V. 3000 m.) L901. 5. XI. 32° 8 s. Br. 8° 28 w. L. + 18° 15. 2° 7. V. 500 in. Tomopteris rosaea n. sp. Tomopteris elegans Ch. 1903. 2. V. 32» 57 s. Br. 73» 50 8. L. 4- 19° 6. + 1"5- V. 400 m. Tomopteris apsteini Rosa. 1903. 30. V. 29» 4 s. Br. 32» 57 ö. L. + 24° 20. Tomopteris Tcefersteimi Greeff. 1903. 13. VIII. 29° 8 s. Br. 8° 50 ö. L. + 15» 95. 1° 4. V. 400 m. Tomopteris elegans Ch. 1903. 18. VIII. 28° 22 s. Br. 4° 9 ö. L. + 16» 8. - 1° 4. Tomopteris carpenteri Qtfgs. 1903. 11. VIII. 28» 46 s. Br. 10° 17 ö. L. + 12» 83. + 1". V. 400 m. Oberfläche. Tomopteris carpenliri Qtfgs. 1903. 16. VIII. 28» 4 s. Br. 6° 23 ö. L. + 17° 20. Tomopteris ligulata Rosa. 1903. 5. V. 28° 21 s. Br. 69° 50 ö. L. +22°. + 1°5. V. 400 m. Oberfläche. Tomopteris elegans Ch. 1903. 8. V. 27» 4 s. Br. 64° 40 ö. L. + 23» 40. V. 400 m. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. 1903. 20. V. 26° 30 s. Br. 48° 33 ö. L. j- 23° 4. + 1° 1. V. 400 m. Tomopteris elegans Ch. Tomopteris carpenteri Qtf<;s. 1901. 19. X. 19° 1 s. Br. 20° 0 w. L. 23» OS. 1 ° 15. V. 500 bis 800 m. Tomopteris elegans Ch. (1903. 4. IX. 12° 11 s. Br. 6» 16 ö. L. +20» 32. 2» 85. V. 2000 m.) 1901. 11. X. 11» 19 s. Br. 18» 34 w. L. + 24° 17. V. 1200 m. Tomopteris elegans Ch. Tomopteris leefersteini Greeff. 1903. 5. IX. 10° 45 s. Br. 6° 23 ö. L. + 21» 20. 3°. V- 400 m. Tomopteris rolasi Greeff. Tomopteris elegans Ch. Tomopteris leefersteini Greeff. 1903. 10. IX. 8» 43 s. Br. 11» 55 ü. L. + 22° 60. + 2° 95. V. 3000 m. Tomopteris elegans Ch. 1903. 16. IX. 6° 47 s. Br. 15° 56 ö. L. +23« 42. 2° 75. V. 4(10 m. Tomopteris elegans Ch. Tomopteris leefersteini Greeff. 1903. 18. IX. 2» 32 s. Br. 16» 3 ö. L. +23° 38. 2» 2. Tomopteris elegans Ch. 1903. 19. IX. 0° 52 s. Br. 10° ö. L. + 23° 82. 2° 5. V. 400 m. Tomopteris elegans Ch. Tomopteris leefersteini Greeff. (1903. 26. IX. 0» 46 b. Br. 18° 59 ö. L. + 24° 50. V. 3000 m.) 1903. 21. IX. 0° 16 n. Br. 18° 7 ö. L. + 23» 78. 2° 9. Oberfläche. Tomopteris carpenteri Qtfgs. 'Tomopteris ligulata Qtfgs. 1903. 26. IX. 0» 46 n. Br. 18» 59 ö. L. + 24° 50. V. 3000 m. Tomopteris elegans Ch. (1903. 28. IX. 3» 27 n. Br. 20° 21 w. L. +26° 50.) 1903. 30. IX. 5° 27 n. Br. 21» 41 w. L. + 27» 15. V. 800 m. Tomopteris rolasi Greeff. Tomopteris elegans Ch. Tomopteris carpenteri Qtfgs. (1901. 11. X. 11° 19 n. Br. 18» 34 w. L. + 24» 17. V. 1200 m.) 1903. i». X. 17° 28 n. Br. 29» 42 w. L. + 25° 9. V. 3000 m. Tomopteris elegans Ch. Tomopteris leefersteini Greeff. Tomopteris carpenteri Qtfgs. Tomopteris ligulata Rosa. 1903. 11. X. 20° 28 n. Br. 31° 34 w. L. + 25» 6. Tomopteris leefersteini Greeff. 1903. 13. X. 20» 41 n. Br. 31° 53 w. L. + 26° 4. V. 3000 m. Tomopteris carpenteri Qtfgs. 1903. 20. X. 28» 42 n. Br. 34» 33 w. L. + 24» 9. V. 3000 m. Tomopteris elegans Ch. 1901. 13. IX. Porto grande. Tomopteris elegans Ch. In dieser der Keine nach geordneten Zusammenstellung der Fundorte von Tomopteriden ist von der Winterstation aus über den Äquator hinweg gegangen. In dieser Reihe erscheinen einige Arten durchgehend, andere in enger Begrenzung. Ehlers, Gymnocopa. 221 Diese Verbreitung steht in Beziehungen zu den Temperaturen der Fundstellen, wobei allerdings zunächst nur die Temperaturen des Oberflächenwassers in Betracht gezogen sind. Dann scheiden sich danach die Würmer mit weiter, von solchen mit enger Verbreitung als eurytherme und steno- therme. Mit dieser Sonderung ist ein anderes zu verbinden: bei den eury therm en Arten lassen sich solche absondern, die das Optimum ihrer Existenzbedingungen im Kaltwasser finden und das ent- weder durch zahlreiches Vorkommen oder durch gesteigertes Größenwachstum von Einzeltieren der Art anzeigen. Ich nenne diese Arten kryophil im Gegensatze zu den im Warmwassergebiet vorkommenden thermophilen Arten. Wenn hier zunächst die Temperatur des Oberflächenwassers in Betracht kommt, so ist zu beachten, daß dies im antarktischen Gebiet nur wenig, im tropischen Gebiet viel von der des Tiefseewassers abweicht. Als schlechthin eurytherm sind danach zu bezeichnen: Tomopteris cavallii Rosa, die im antarktischen Kreise im Kaltwasser, im atlantischen und pazifischen und im Warmwasser bei Ceylon vorkommt. Da die Art auch an der irischen Küste gefunden ist (R. Southern), ist sie vielleicht konti- nuierlich bipolar. Tomopteris ligulata Rosa ist bei — 1°78 h 25° 9 gefunden und geht aus dem ant- arktischen Kreise bis in nördliche Bezirke des Atlantischen Ozeans. Eurytherme kryophile Arten: Tomopteris carpenteri Qtfgs. ist in der Sammlung bei Temperaturen von — 1° 73 bis + 27° 15 gefunden, geht aus dem antarktischen Kreise bis in den borealen und ist vielleicht kontinuierlich bipolar. Als kryophil erscheint sie dadurch, daß sie im antarktischen und notialen Kreise mit sehr großen Exemplaren auftritt. Tomopteris septentrionalis Steenstr. Qtfgs. erscheint als kryophil dadurch, daß sie im antark- tischen und arktischen Kreise in zahlreichen Exemplaren gefunden war. Daß sie eurytherm ist, ergeben die Temperaturen von — 0° 15 (Winterstation) und + 17" 5 (irische Küste). Ihr Auf- treten an der Südspitze Afrikas und an der chilenischen Küste fällt wohl mit Kaltwasser- strömungen zusammen, die in beide Gebiete hineindringen. Die Art ist ausgesprochen bipolar, und zwar wohl diskontinuierlich, da sie im tropischen und subtropischen Bereich des Atlantischen und Pazifischen Ozeans bislang nicht beobachtet ist. Stenotherme thermophile Arten: Tomopteris rolasi Rosa, ,, apsteini Rosa, „ rosaea n. sp., ,, elegans, Ch. ,, kefersteini Greeff. Sie alle kommen im Warmwassergebiet vor, dessen Oberflächentemperaturen sich um + 20° bewegen. In der Horizontalverbreitung fehlen sie danach den borealen und notialen Bezirken und sind im Warmwassergebiet zum Teil weit verbreitet. Ob und wieweit das ihrer Vertikalverbreitung entspricht, bleibt zurzeit unentschieden, und so könnten der Stenothermie hier weite Grenzen gesteckt sein. 30* 222 Deutsche Südpolar-Expedition. Tomopteris kefersteini Greeff, nach Apstein x) die häufigste., konstanteste Art im Warni- wassergebiet, hat Greeff2) im Januar bei Acerife pelagisch gefischt, sicher nicht aus der Tiefe. Die mit ihr vielleicht identische Tomopteris elegans Ch. findet Lo Bianco3) im Mittelmeer zur Winterszeit an der Oberfläche und in einer Tiefe bis 300 m, im Sommer nur in der Tiefe; Chun 4) hatte sie nur in einer Tiefe von 600 — 1300 m gefunden. Danach weicht die Art vor den höheren Sommertemperaturen aus dem wärmeren Oberflächen wasser und dringt dahin bei winterlicher Ab- kühlung wieder vor. In ähnlicher Weise verhält sich nach Lo Bianco Enapteris euchaeta Chun. Lo Bianco 5) hat für das Mittelmeer, insbesondere für den Golf von Neapel, aus dem diese Arten beobachtet wurden, die Angabe gemacht, daß die Wasserzone von etwa 50 m unter der Oberfläche bis zu 1400 m eine Temperatur habe, die zwischen 13° und 20° C schwanke, während die Temperatur des Obern ächenwassers zwischen 13° und 26° wechsle. Vermeiden die Würmer das wärmere Ober- flächenwasser und suchen während des Sommers das kühlere Tiefenwasser, so wird man die Grenzen ihrer Stenothermie annähernd zwischen 13° und 20° zu suchen haben. Auffallend muß es erscheinen, daß junge Tomopteriden offenbar selten zur Beobachtung ge- kommen sind. Apstein 6) verzeichnet einen Planktonfang, der im ganzen 127 ganz junge Tiere von Tomopteris catharina Gosse (helgolandia aut.) brachte. In dem von mir durchsuchten Ma- terial habe ich nur ein junges Tier gefunden. Es hatte bei 2,5 mm Länge 9 Paar Parapodien; die paarigen Fühler waren kleine, kegelförmige Höcker an dem 2 bräunliche Augen tragenden Kopf- lappen; der erste Fühlercirrus groß, mit eingeschlossener Borste, der zweite über einem kegel- förmigen Parapodium mit starker, kegelförmiger, basaler Strecke; am Analende zwei blattförmige Girren; gefunden war es am 24. II. 1903; auf 65. 32 S., 85. 30 O. — 1,76. 400 m, im Kaltwasser- gebiet neben Tomopteris septentrionalis Qtfgs. und T. carpenteri Qtfgs. Die erwachsenen Würmer treten in vielen Arten schwarmweise im Oberflächenwasser oder geringer Tiefe auf, junge Tiere werden daneben nur selten beobachtet. Sollte sich die Entwick- lung dieser Würmer etwa in ähnlicher Weise im tieferen Wasser abspielen, wie das von anderen marinen Wirbellosen und Wirbeltieren bekannt ist? Dann wären die jungen Thiere als kryophil anzusprechen. Auch hier würde eine Kenntnis der Temperaturen, die dabei in Betracht kommen, von Bedeutung sein. J) Apstein: Tomopteriden; a.a.O. S. 48. '-) Greeff: Pelagisehe Anneliden. Ztschr. f. \vi*s. Zool. Bd. 32, 1879, S. 276. i) Lo Bianco: Le pesehe pelagiche abissali. Mitt. d. zool. Station Keapel Bd. XV, 1902. ') Chun: Pelagisehe Tierwelt. Zoologica Bd. I, 1888, S. 19. 5) Lo Bianco: Pelagisehe Tiefseefiseherei der „Maja". Jena 1904, S. Ti. 74. 6) Apstein a. a. 0. ?. 45. Ehlers, Gymnocopa. 223 Die untersuchten Arten. Tomopteris rolasi Greeff. B. Greeff: Über die pelagische Fauna an den Küsten der Guinea-Inseln. Ztschr. f. wiss. Zool. Bd. 42, 1885, S. 438. Rosa: Raccolte planctoniche. Firenze 1908, S. 231. Tomopteris mariana Greeff, R. Greeff: ebenda. Ztschr. f. wiss. Zool. Bd. 42 1885, S. 440. Rosa: Raccolte a. a, 0., S. 279. Von dieser Art liegen nur wenige Stücke vor, deren Untersuchung es mir wahrscheinlich macht, daß die beiden von Greeff aufgestellten Arten. Tomopteris rolasi und mariana, zusammenfallen. Der einzige bedeutsame Punkt in der Unterscheidimg der beiden Arten besteht nach Greeffs Darstellung darin, daß Tomopteris rolasi in den Flossen aller Parapodien „rosettenförmige Organe" trägt, während diese bei Tomopteris mariana Greeff in den Flossen der beiden ersten Parapodien fehlen. Nun sind die Pigmente dieser „Organe" an den Mündungen solcher Drüsen gelegen, die nach Rosa als hyaline zu bezeichnen sind. Die Pigmentabsonderung dieser Drüsen ist aber, wie von andern Tomopteris -Arten bekannt, wechselnd, die Drüsenkörper selbst oft kaum wahrnehmbar, und das Fehlen der pigmentführenden Flossendrüsen an den beiden ersten Parapodien in der Greeff - schen Darstellung nicht erwiesen. Danach lege ich der Anwesenheit oder dem Fehlen der „rosetten- förmigen Organe" in den Flossen der beiden ersten Parapodien keinen Wert für eine Sonderung der Würmer in zwei Arten bei. Auch Verschiedenheiten der Borsten in den beiden Fühlercirren sind wohl ebensowenig für Artunterscheidung von Bedeutung wie die von Greeff für Tomopteris mariana angegebene Umgestaltung der beiden präanalen Parapodien. Von diesem Gesichtspunkt aus teile ich Beobachtungen an drei Tieren mit, die ungleiche Ent- wicklungszustände aufweisen, offenbar aber der gleichen Art angehören. 1. Ein am 30. IX. 03 gefundenes Tier war farblos, 1,3 mm lang, mit 10 Paar Parapodien; im 1. Füklereirrus eine Nadel und im 2. eine feine Nadel; auf dem Stamm des 1. und 2. Parapodium eine große, schwarzbraune Rosette; chromophile Flossendrüsen vom 1. Parapodium ab, anfänglich schwach, am 6. — 8. Parapodium stärker, am 9. und 10. nicht vorhanden; hyaline Flossendrüsen nicht gesehen. Analsegment mit 2 Aftercirren und 2 kugeligen Anhängen. Rüssel zylindrisch, bis ans 2. Segment reichend. Hirn queroval, am Vorderrand medial eingeschnitten; jederseits ein schwarzes Auge. Ohne Gonaden. 2. Ein farbloses, am 30. IX. 03 gefangenes Tier, 3,5 mm lang, mit 12 Paar Parapodien; in beiden Fühlercirren je eine Nadel; auf dem Stamme des 1. und 2. Parapodium eine große, rotbraune Ro- sette; große radiäre chromophile Flossendrüse vom 3. Parapodium ab, kleine am 1. und 2.; braune Pigmentkugeln vom 3. Parapodium ab in den dorsalen und ventralen Flossen, bisweilen deutlich in den Mündungen der hyalinen Drüsen; 11. und 12. Parapodium verdickt; Analsegment mit zwei kleinen, kegelförmigen Fortsätzen. Rüssel birnförmig, bis ans 2. Segment reichend; Hirn recht- eckig, jederseits ein braunes Auge mit Linse. Gonaden und gereifte Eier im dorsalen Ast des 1. — 10. Parapodium. 224 Deutsche Südpolar-Expedition. 3. Ein am 5. IX. 03 gesammelter, 4,5 mm langer Wurm war bräunlich gesprenkelt durch verästelte Pigmentzellen auf der Innenfläche der Körperwand, mit 12 Paar Parapodien; 1. Fühler - cirrus mit feiner, 2. mit starker Borste; auf dem Stamme des 1. und 2. Parapodium eine schwarze Rosette; chromophile Flossendrüse vom 2. Ruder ab, schlecht erhalten; Pigmentkugeln fehlen in den dorsalen und ventralen Flossen, in einigen Parapodien haben die hyalinen Drüsen in der Mün- dung kleine Haufen dunkler Pigmentkörnchen; 11. und 12. Parapodium verdickt. Analsegment ohne Anhänge. Rüssel zylindrisch, bis ans 2. Segment reichend. Hirn queroval, jederseits ein braunes Auge mit Linse. Ungleich entwickelte C4onaden und reife Eier im Stamme des 1. — 10. Parapodium. Die bei den älteren weiblichen Tieren vorhandene Auftreibung der 11. und 12. Parapodien hat Greeff von männlichen Tieren der Tomopteris mariana beschrieben; eine Färbung der Körper- wand mit kleinen, orangefarbenen oder violetten Flecken von Tomopteris rolasi hat Rosa erwähnt; es sind wohl die gleichen, welche Greeff von den lebenden Tieren beschrieben hat. Mit einer andern Färbung und in dichter Lagerung werden diese Flecken bei dem oben erwähnten Weibchen von verästelten Zellen gebildet, die wohl peritonealer Herkunft sind. Fundort: 5. IX. 1903. V. 400 10° 45 s. Br., 6° 23 ö. L. + 21. 20. 3,0. 30. TX. 1903. V. 400 5° 27 n. Br., 21.41 w. 1, + 22. 15 (Ende des Südostpassat). Die Fundorte fallen in denselben Bereich wie die früher bekannt gemachten — Kanarische Inseln, Kap Verden (Greeff, Rosa), Guinea- und Südäquatorialstrom, Bermudas (Apstein). Darüber hinaus ist die Art von Malaquin et Dehorxe 1) aus der Bai von Amboina beschrieben. Die Tiere erscheinen danach als stenotherm und thermophil, und damit gewinnt ihre Verbreitung aus dem Atlantischen in den Indopazifischen Ozean ein besonderes Interesse. Tomopteris apsteini Rosa. Taf. XI, Fig. 1. Synon. Rosa (Raccolte planctoniclie V): Tomopterid-i. Firenze 190K. S. 2SS. Fundort: 2. V. 1903. 32° 57 s. Br., 73° 50 ö. L. + 19. <> + 1,5. V. 100. Stillengebiet. Die bislang mit Sicherheit nach Rosas Angaben, nur aus dem Mittelmeer bekannte Art erweist sich nunmehr auch als atlantisch. Vermutlich ist sie als stenotherm und thermophil hier begrenzt. In Fig. 1, Taf. XI habe ich eineAbbildung eines aus Messina stammenden Wurmes dieser Art nach photographischer Aufnahme gegeben, um die habituelle Differenz dieser Art von Tomopteris rosaea n. sp. zu zeigen. Toniopteris rosaea n. sp. Taf. XI, Fig. 2—8. Unter den Tieren, die ich Herrn Rosa zur Beurteilung vorgelegt hatte, fand sich eines, das von ihm als T. (Johnstonella) n. sp. bezeichnet wurde. Er schrieb dazu: Questa sp. e affine alla T. (J.) duccii, qualche differenze (p. e. la speciale conformazione dei parapodi 18. 19. 20.) si puo attribuire al fatto che questo esemplare e una ?, mentre i miei T. duccii erano 4-°>65 mm- Durchmesser der Zentralkapsel bis 9. Oktober 1901, Oberfläche. X 330. 0,155 mm. Popofsky, Collosphaeriden. 241 Vorkommen. Deutsche Südpolar-Expedition, Atlantischer Ozean, 29. September 1901 (1 Kolonie), 9. Oktober 1901 (2 Kolonien). Es wurden auch vegetative Kolonien beobachtet, die möglicherweise hierher gehören, doch wurde von ihrer Beschreibung Abstand genommen, da die Zugehörigkeit nicht mit Sicherheit be- stimmt werden konnte ; solche Kolonien waren wurstf örmig. In der Kolonieform stimmt also unsere neue Art mit Myxosphaera coerulea überein, sie hat aber einen fast dreimal so großen Durchmesser der Zentralkapsel und eine viel größere Anzahl von gelben Zellen an den Einzeltieren. Brandt (85, p. 255) gibt für Myxosphaera coerulea nur 1 — 2, höchstens 4 gelbe Zellen pro Individuum an, dieselben sind in einer Zone nahe der Gallertoberfläche verteilt. Es ist möglich, daß Haeckel, aus seinen oben angegebenen Maßen für die Nester zu schließen (0,1 — 0,15), schon Kolonien unserer Art zu Gesicht gekommen sind, dieselben sind von ihm aber dann der Myxosphaera coerulea zugerechnet worden. Was aber wiederum gegen die Identität unserer Art mit der vouHae ckel Myxosphaera coerulea untergeschobenen spricht, sind die scheiben- förmigen Individuen, die er in den Kolonien gerade des Atlantischen Ozeans (woher auch unsere Kolonien stammen) stets gesehen hat. Gattung Collosphaera Müller. Collosphaera Müller, pro parte Müller 58, p. 55. „ „ Brandt 85, p. 257. „ „ Haeckel 87, p. 95. „ „ Hilmers 06, p. 12. Individuen groß, weit voneinander entfernt, außen und innen glatte Gitterschale. Bei der Reife treten sehr große Kristalle und blaues Pigment auf. In der Gattungsdiagnose, wie sie Hilmers (06, p. 12) noch aufführt, habe ich den Satz: „Die in frühen Entwicklungsstadien gebildeten Gitterschalen sind bedeutend kleiner als die später aus- geschiedenen" fortgelassen, da das bei einer neuen Art offenbar nicht der Fall ist, diese aber un- zweifelhaft zu den Collosphaera-Arten gestellt werden muß. Die von Haeckel (87) aufgeführten 9 Arten dieser Gattung haben Brandt (05, p. 330) und Hilmers schon einer eingehenden Kritik unterzogen. Letzterer kommt zu dem Resultat, daß nach Ausschluß der Collosphaera, pyriformis und C. polyedra (Trisolonia zanguebarica Ehrenberg), die zu Solenosphaera gehören, die übrigen 7 „Arten" Haeckels zu einer einzigen, nämlich Collosphaera huxleyi Müller, zusammengefaßt werden müssen, und grenzt innerhalb der Art vier Varietäten ab. Ich kann mich nach eingehenden Studien über die Variabilität von Collosphaera huxleyi dem nur anschließen, möchte aber sogar auf die Aufstellung von Varietäten verzichten. 2. Collosphaera huxleyi Müller. (Textfig. 2-4. Taf. XIII, Fig. 1-9.) Ausführliche Literatur bei Hilmers (06), p. 16. Skelett. Hilmers teilte die Art in 4 Varietäten, die untereinander noch Übergänge zeigten: 1. Varietät a) mit vornehmlich runden Schalen; 2. Varietät b) (typische Collosphaera huxleyi) zeigt neben regelmäßig kugligen Schalen solche mit buckligen Ausbuchtungen; 242 Deutsche Südpolar-Expedition. 3. Varietät c) hat neben mehr regelmäßigen Schalen oft sehr große, mit vielen Buckeln ver- sehene Schalen, oft von knittrigem Aussehen, letztere meist sehr dünn; 4. Varietät tuberosa (Haeckel). Alle Schalen mit Buckeln. Die Varietäten a und tuberosa sollen im Indopazifischen Gebiet gut zu trennen sein, während die Schalenarten beider sich meist im Atlantischen Gebiet (Varietät c und d) in einer Kolonie gemischt finden. Ich habe mich von einer einigermaßen möglichen Sonderung dieser 4 Varietäten im Unter- suchungsgebiet der Deutschen Südpolar-Expedition nicht überzeugen können. Ich fand auch im Indischen Ozean in meinem Material Kolonien von allen 4 Varietäten, und zwar alle mit ähnlicher Häufigkeit und durch vielfache Übergänge verbunden. Ich halte es daher für zweckmäßig, diese Varietäten fallen zu lassen und sie auch nicht einmal faunistisch weiter zu verwenden. Die Variabilität der Art ist außerordentlich groß, was auch schon von allen früheren Bear- beitern betont wird. Fig. 2. Collosphaera huxleyi Müller, a. Schale mit einem Zahn. h. Unregelmäßige Schale mit fünf Zähnchen. Beide aus Kolonien der Deutschen Südpolar-Expedition vom 22. Mai 1903. Oberfläche. X 330. Zwillingsschalen (Taf. XIII, Fig. 4) und Monstrositäten (Taf. XIII, Fig. 8 ) sind schon früher beob- achtet und beschrieben worden. Texthg. 3 zeigt eine Schale aus einer sonst normalen Kolonie, in der eine Reihe großer Fenster in Form viereckiger Poren auftreten. Birnenförmige Schalen (Taf. XIII, Fig. 5) konnte ich bis zu 5 in einer Kolonie zählen. Manche dieser Birnen besaßen auf dem spitzet) Ende noch aufgesetzte kurze Stacheln. Interessanter sind namentlich in phylogenetischer Hinsicht j ene häufiger auftretenden Formen mit Zähnen auf der Schale. So hatte eine Kolonie (Textfig. 2a) eine Anzahl von Schalen mit je einem kurzen Zahn, andere (Textfig. 2b) besaßen solche mit bis zu 5 Zähnen. Diese Zähne konnten auch in andern Kolonien am Grunde gegittert sein (Taf. XIII, Fig. 6), so daß auf einer zipfligen Aus- buchtung der Schale ein Stachel saß. Mehrmals beobachtet wurden von mir Kolonien, wo viele Tiere mit zahlreichen bestachelten Buckeln, im optischen Schnitt bis zu 5, versehen waren. In einer dieser Kolonien fanden sich auch einige Tiere mit kleinen, runden, wallartigen Erhöhungen (Taf. XIII, Fig. 3); um einige größere Poren Popofsky, Collosphaeriden. 243 Fig. 3. Collosphaera huxleyi. Schale ab- norm mit einer Anzahl sehr großer Poren. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903. Oberfläche. X 330. lagen also kleine, nicht gegitterte Tuben. Bndlich kamen mir in einer sonst normalen Kolonie von Collosphaera huxleyi zwei kleine Tiere zu Gesicht, die je einen gegitterten, tubenartigen Anhang besaßen (Tai XIII, Fig. 2a, b). Ich möchte hier daran erinnern, daß solche Tiere, wie in Textfig. 2a, b,Taf.XIII, Fig. 5, 6 dargestellt, deutlich auf die Gattungen Solenosphaera und Acrosphaera (im Sinne von Hilmers 06, p. 26) hinweisen. Erstere hat bekanntlich zipflig ausgezogene Schalen, die auf dem Ende der Zipfel eine große Öffnung und auf dem Rande derselben einen oder mehrere Stacheln tragen; die letztgenannte Gattung hat eine auf der Außenseite mit Stacheln besetzte Gitter schale. Die Tiere, welche in Taf. XIII, Fig. 3 und Taf. XIII, Fig. 2a, b wiedergegeben sind, weisen deutlich auf das mit Tuben ausgestattete Genus Siphonosphaera hin. Ja, an einem Tier einer Kolonie (Taf. XIII, Fig. lb) waren sogar krustenartige Erhebungen deutlich festzustellen, wie sie für Acrosphaera lamellosa charakteristisch sind. Wir sehen also schon an den Schalen der vielgestaltigen Collosphaera huxleyi jene Variationen des Skelettes auftreten, die in ausgeprägterem Maße an den Skeletten der Gattungen Solenosphaera, Acrosphaera und Siphonosphaera wiederzufinden sind. Unsere Art, oder eine ihr ähnliche, kann also als Ausgangspunkt der Entwicklung jener drei Gattungen mit vieler Berechtigung angesehen werden, zumal, soweit bisher erkennbar, wesentliche Weichkörperverschiedenheiten bei den drei Gattungen nicht auftreten. Auf eine andere Besonderheit des Skelettes sei hier aufmerksam gemacht. Ich hatte in vielen Kolonien von Collosphaera huxleyi schon Spikein vom Punctatum -Typ und vereinzelt Nadeln ent- deckt; die Zahl der Spikein war nie groß, höchstens bis zu 12 pro Kolonie. Ich gab aber auf diese Beobachtung wenig, weil es mir wahrscheinlich erschien, daß sie aus andern Kolonien desselben Fanges stammten, welche Nadeln und Spikein führten und solche durch Ankleben an der Gallerte in die Collosphaeriden-Kolonie geraten konnten. Als ich mein Augenmerk besonders auf diese Eigentümlichkeit unserer Collosphaera 7maie?/i-Kolonien richtete, stellten sich nun noch folgende Tatsachen heraus. In 104 von 138 daraufhin genau untersuchten Kolonien fanden sich Spikein und Nadeln in geringer Zahl von 1 — 12, dieselben waren meist über die ganze Kolonie ver- teilt, sie lagen auch nicht an der Oberfläche, sondern in der Gallerte zwischen den Tieren. 34 Kolo- nien zeigten keine derartigen Skelettelemente. Die Spikein sind (Taf . XIII, Fig. 1 stellt einen Teil einer solchen Collosphaera- Kolonie mit den Spikein dar) vom Punctatum -Typ, mittelgroß (wie bei h in der Figur) selten ; die meisten sind dünn und klein und leicht zu übersehen (in der Figur bei i). Der Mittelbalken ist verschieden lang. Die Schenkel strahlen unter charakteristisch stumpfen Winkeln (in der Figur bei k), die sogar in ge- streckte Winkel übergehen können (Taf. XIII, Fig. 9), vom Mittelbalken aus. Die Spikein sind meist 3— 3schenklig (Taf. XIII, Fig. 1 h), seltener 3— 2schenklig (k) und 3— 4schenklig (i). Die Schenkel Deutsche SUdpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 33 244 Deutsche Südpolar-Expedition. sind so lang wie der Mittelbalken und länger, gerade oder schwach gebogen und, namentlich die größeren, schwach bedornt. An den Spikein war mindestens an einem Ende (Taf. XIII, Fig. 9) oder auch an beiden Enden das stumpfe Ausstrahlen der Schenkel charakteristisch; solche stumpfen Winkel finden sich nur in Ausnahmefällen bei den spikelführenden Sphaerozoen, so daß hierin schon große Zweifel bestehen, ob sie von solchen zufällig in die Collosphaera -Kolonie gelangt sind. Die einfachen Nadeln kommen noch seltener vor wie die Spikein; so fand ich in der Taf. XIII, Fig. 1 dargestellten Kolonie nur eine, in einer andern deren drei. Sie waren kurz, strichdünn, oft kaum sichtbar und etwas gebogen (Taf. XIII, Fig. 1 l). Die Spikein und Nadeln fanden sich in den sonst typischen Collosphaera huxleyi -Kolonien. So zeigte die in Taf. XIII, Fig. 1 wiedergegebene Kolonie 80 beschalte und etwa ebensoviel unbeschalte Tiere, von denen etwa 10 in Zweiteilung (g in der Figur) begriffen waren. Der Weichkörper zeigte eine deutliche Zentralkapselmembran, im Innern bis zu 5 verhältnismäßig große Kerne, aber auf- fallend wenig gelbe Zellen; dieselben lagen vereinzelt in der Gallerte und ebenso innerhalb der Schalen. Die Schalen besaßen einen kleinen Durchmesser; offenbar lag also eine jugendliche Kolonie vor. Auf die Schalen mit Dornen (Taf. XIII, Fig. 1«) und solche mit Krusten (ebenda bei b) sei hier nochmals hingewiesen. Die Kolonie war kuglig und hatte einen Durchmesser von 1,1 mm. Sie stammte von einem Fange aus dem südlichen Indischen Ozean, vom 26. V. 1903, Oberfläche. In einer andern, elliptischen Kolonie desselben Fanges war die Mehrzahl der Tiere beschalt; sie hatte als Besonderheit das auf Taf. XIII, Fig. 9 dargestellte Spikulum außer kleineren andern. In einer dritten Kolonie ebendaher waren alle Tiere beschalt außer zweien. Diese beiden Tiere hatten die charakteristische deutliche Zentralkapselmembran, etwa 9 Kerne und eine kleine ölkugel. Das eine war unbeschalt, am andern lagen, mit dem Mittelbalken tangential gerichtet, zwei der schon erwähnten Spikein (Taf. XIII, Fig. 7 c, d). Im Weichkörper stimmten die beschälten undunbe- schalten Tiere überein, auch in der geringen Zahl gelber Zellen; das mit Spikein ausgerüstete Tier hatte eine anliegende gelbe Zelle, wie die meisten beschälten Tiere. Endlich wurden Spikein von mir auch in Kolonien beobachtet, die nur beschalte Tiere besaßen, also ältere Entwicklungsstadien darstellten. Auch fanden sich die Spikein nicht auf eine der oben erwähnten Varietäten Hilmers' beschränkt, sondern kamen in allen vier vor, wobei es mir allerdings scheinen wollte, als ob die Kolonien mit runden Schalen häufiger, die mit buckligen Schalen seltener Spikein führten. In welcher Beziehung stehen nun diese Spikein zu den Kolonien? 1 . Wie schon angedeutet, können sie fremde, zufällig aufgenommene Skeletteile von Sphaerozoen sein. Dafür spricht, daß sie von den aufmerksamen früheren Bearbeitern der Gruppe nicht besonders erwähnt werden, was aber nicht viel besagen will, da sie eben immer als fremde, zufällige Elemente von ihnen, falls beobachtet, angesehen wurden. Dagegen anzuführen ist erstens die charakteristische Form der Spikein und ihr häufiges Auftreten. Wären sie zufällig in den Kolonien, so müßten auch ebenso zufällig die Spikein anderer Sphaerozoum- Arten als Sphaerozoum punctatum (der die Nadeln am nächsten kamen), z. B. Sphaerozoum fuscum, verticillatum, haeckeli usw., aufgenommen werden. Entschieden werden darüber kann nur durch Untersuchung von solchen Kolonien, die lebend frei flottierten, durch Schöpfversuche einzeln gewonnen wurden und nicht mit andern spikelführenden im Netz zusammenkommen konnten. Popofsky, C'ollosphaeriden. 245 2. Die zweite Möglichkeit ist die, daß sie mit der Nahrung aufgenommen wurden. Auch da- gegen sprechen die eben angeführten Gründe. 3. Sie sind Teile des Skelettes selbst und von den Tieren der Kolonie ausgeschieden. Wäre das der Fall, so würde das auf einen außerordentlich interessanten phylogenetischen Zusammenhang der schalenbildenden Collosphaeriden mit den spikelführenden Sphaerozoum- Arten hinweisen. Nadelführende, beschalte Kolonien kennen wir ja bereits durch die Untersuchungen Brandts und Hilmers' in Collosphaera armata Bb,., Solenosphaera chierchiaeB'R. und Solenosphaera tenuissima Hilmers. Wir hätten dann hier ein Seitenstück dazu, indem Collosphaera huxleyi Spikein, Nadein und Schalen führt und somit auf die demnach phylogenetisch älteren Sphaerozoum- Arten zurückweist. Weichkörper. Die jüngsten Stadien, die beschalt bekannt waren, waren Tiere mit mehr als 2 Kernen und sehr kleiner Olkugel. Ich fand in einer kleinen Kolonie, die viele dicht gedrängte Tiere mit einem, seltener zwei Kernen hatte, schon ein beschältes Tier. Die Schale war erst in der Anlage begriffen, sehr dünn, aber doch deutlich sichtbar. Brandt erwähnt gelegentlich (05, p. 332) bei Collosphaera armata Br. ,,im Pseudopodien- mutterboden", der die Zentralkapsel unmittelbar umgibt, neben vereinzelten Zellen sehr zahlreiche, kernartige Gebilde, die kleiner waren als die Kerne der Zentralkapselmasse. Er hält sie für para- sitische Symbionten der Kadiolarien. Ich sah ähnliche, mit Kernfarbstoffen kräftig färbbare, zahl- reiche Chromatinpunkte auch bei einer Collosphaera huxleyi mit mittelgroßen Schalen vom Tuberosa- Typ. Dieselben waren hier aber nicht allein auf den Pseudopodienmutterboden beschränkt, sondern waren auch in geringerer Zahl in der Gallerte vertreten. Vielleicht waren sie dort bei der auf das Abtöten folgenden Kontraktion von den Pseudopodien zurückgelassen. Hilmers erwähnt (06, p. 20) im Pseudopodienmutterboden vereinzelter Kolonien eine körnige, © G3 ©^ © <■©■ © © j: n Fig. 4. Collosphaera huxleyi Müllek? JuDge Kolonie mit wenigen beschälten und vie- len 4—10 kernigen unbeschalten Tieren. Zwischen den Individuen Klumpen grobkörnigen Plas- mas (Assimilationsplasma?). Deutsche Siidpolar-Expedition 26. Mai 1903, Oberfläche. X 168. 33* 246 Deutsche Südpolar-Expedition. gelblich gefärbte Masse, die die Zentralkapsel dicht umgab. In ihr lagen teilweise die gelben Zellen. In ihrem Aussehen erinnert sie an das Assimilationsplasma, wie es sich in der Gattung Solenosphaera findet. Er spricht diese Teile aber für zerfallenes Plasma oder aufgenommene. Nahrung oder Beste von zerfallenen gelben Zellen an. Ich habe ebensolche, gelbbraun gefärbte Klumpen in mehreren Kolonien gesehen (Textfig. 4). In der in der Textfigur wiedergegebenen jungen Kolonie mit erst drei hauchdünnen Schalen und vielen kleinen, kugligen, 4 — lOkernigen Tieren fanden sich zwischen den Tieren in der Gallerte große, unregelmäßig geformte, grobkörnige, gelbe Plasmaklumpen, in denen und an denen zahlreiche gelbe Zellen lagen. Die Klumpen waren größer und zahlreicher als die Individuen. Die gelben Zellen lagen außerdem in geringerer Zahl in der Gallerte zerstreut, sehr selten an den Tieren selbst. Ähnlich war es bei der schon oben erwähnten Kolonie mit nur ein- kernigen Tieren. Ich möchte diese Klumpen eher für Assimilationsplasma halten, als ihnen eine Deutung im oben erwähnten Sinne Hilmers' geben. Da nun Brandt an lebendem Material von Collosphaera huxleyi kein Assimilationsplasma ge- funden hat, so liegt die Vermutung nahe, daß noch GoUosphaera-Aiten existieren, die nach dem Bau des Skelettes zu Collosphaera huxleyi gehören, aber durch möglicherweise vorhandenes Assimilations- plasma von ihr abweichen und daher wohl eine Art für sich bilden. Weitere Beobachtungen an leben- dem Material können hier erst Aufklärung schaffen. Vorkommen. Die Art ist zweifellos die häufigste Collosphaeride. Sie ist in der Literatur aus dem Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozean und dem Mittelmeer beschrieben. Die Deutsche Südpolar-Expedition fand sie an folgenden Stellen: 6. Oktober 1901 (1); 2. Mai 1903 Obern. (21), 6. Mai 1903 Obern. (7), 8. Mai 1903 Obern. (14). 22. Mai 1903, Oberrl. (575). 26. Mai 1903 Oberrl. (248), 23. August 1903, 6. September 1903, 200 m (1). 3. Collosphaera arinata Buandt. ('Pal'. XIV. Fig. 1.) Collosphaera armata Brandt 05, p. 331, Tat'. X. Fi;;'. 17. |s. Der ausführlichen Beschreibung Brandts (1. c.) sei hier einiges hinzugefügt. Nach Brandt sind die trennenden Gitterbalken zwischen den Poren sehr dünn. Meine Kolonie, von kugligerForm, hatte aber in dieser Hinsicht echte Collosphaera- Schalen, die trennenden Gitterbalken waren oft so breit wie die größten der ungleich großen Poren. Auch waren die Schalen alle glatt, ohne Buckel, nur ein Tier hatte eine sehr unregelmäßige Schale angelegt, an der auch einige dornartige, äußere Fortsätze saßen (Taf. XIV, Fig. 1 c). Da Brandt auch bucklige Schalen beschreibt, so scheint in der Schalenform dieselbe Variabilität vorzuliegen wie bei Collosphaera huxleyi. Die Nadeln, von denen ein Teil in den Schalen, ein Teil außerhalb derselben lag, waren bis zu einem Drittel länger als Brandt höchstens beschreibt. Er vermißte bei der Anisosporenbildung die großen Restkristalle. Ich konnte mich bei meiner Kolonie deutlich von dem Vorhandensein derselben überzeugen, sie waren von derselben Sargdeckelform wie bei Collosphaera huxleyi. Collosphaera armata stimmt also auch hierin mit Collosphaera huxleyi vollkommen überein. Sie gleicht völlig einer solchen, die aber Nadeln ausgebildet hat. Die Nadeln waren in geringer Zahl vorhanden; unter den Schalen fanden sich kleine, dick- wandige, ältere und große, dünnwandige, jüngere. Die Kristalle schienen noch nicht ihre volle Popofsky, Collosphaeriden. 247 Größe erreicht zu haben. Der Schalendurchmesser war bei indischen Kolonien in den größten Schalen bedeutend größer, so daß also die indische Form der Art durch ihre Größe von den atlantischen Kolonien absticht. Maße. Die Größenverhältnisse bei der einen mir vorliegenden Kolonie waren folgende: Durch- messer der Schalen 0,08 — 0,154 mm (Brandt 0,085 — 0,125 mm). Auch die großen Schalen waren also bedeutend größer als bei Brandts Kolonien. Durchmesser der größten Poren 0,018 mm. Länge der Nadeln bis zu 0,09 mm (bei Brandt 0,025 — 0,065 mm). Vorkommen. Nach Brandt im Atlantischen Ozean, Südäquatorialstrom, Sargasso-See und Golfstrom von der Plankton-Expedition erbeutet. Deutsche Südpolar-Expedition, südlicher Indi- scher Ozean, 8. Mai 1903, Oberfläche (eine Kolonie). 4. Collosphaera macropora n. sp. (Textfig. 5, li Tai. XIV, Fig. 2a-e.) Ohne Namen erwähnt von Hilmers 00, p. 23. Hilmers (1. c. ) beschreibt im Anschluß an Collosphaera huxleyi einige isolierte Schalen aus pazifischen Fängen, die sehr dünn, regelmäßig kuglig und mit auffallend großen, rundlichen Poren versehen sind. Er hat nur vier isolierte Schalen gesehen und daher nicht entscheiden können, ob hier eine neue Collosphaera vorliegt. Ich habe viele Einzeltiere und Bruchstücke mit bis zu 30 Tieren gesehen; eine vollständige Kolonie kam mir in dem konservierten Material nicht zu Gesicht. Es ist das ohne Zweifel darauf zurückzuführen, daß die Gallerte dieser Kolonien besonders zart ist, so daß die Kolonien nach dem Fang sofort fast vollständig in Einzeltiere auseinanderfallen. Die Gallerte färbt sich bei Sublimat - Alkohol-Fixierung und nachfolgender Boraxkarminbehandlung (45') schwach rot. Die Individuen liegen wie bei den übrigen Collosphaera- Arten nicht sehr dicht. Zwischen den Tieren, dicht gedrängt in der Gallerte, liegen die gelben Zellen. Es kommen deren etwa 30 — 40 auf ein Individuum. Die Zentralkapselmembran ist derb, wie bei Collosphaera huxleyi, und umschließt einen kugligen Zentralkapselinhalt, der sich häufig durch die Fixierungsmittel von der Zentralkapselwand zurückzieht (Textfig. 5). Bei älteren, vegetativen Stadien findet sich im Innern eine ansehnliche ölkugel. Das Verhältnis des ölkugeldurchmessers zu dem Individuendurchmesser beträgt trotz einiger Schrumpfung der ersteren 1 : 1,7. Die Kerne werden durch diese große Ölkugel an die Zentralkapselmembran gedrängt und finden sich dort in zwei ( ?) lockeren Schichten. Die ölkugel zeigt bei Fixie- rung mit Sublimat - Alkohol und nachfolgender Boraxkarminbehandlung (7 Stunden) eine gelbbraune Färbung, die wahrscheinlich schon vor der Behandlung der Kolonie mit Farbe vorhanden war. Außer den altvegetativen Stadien (Textfig. 5) wurden auch Kolonie - teile in Iso- und Anisosporenbildung beobachtet. Bei der Anisosporenbil- dung sah ich in einem Falle (Textfig. 6) undeutlich im Umrisse sechseckige Restkristalle; diese erinnern also an die Form der Bestkristalle bei der Gattung Buccinosphaera. Fig. b . Collosphaera ma- cropora n. sp. Einzelner mit derber Zentralkapsel- membran, durch Konser- vierung von dieser abge- hobenem Kapselinhalt, zwei Lagen Kernen und sehr großer Ölkugel. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche, x 325. 248 Deutsche Südpolar-Expedition. Ob die Restkristalle in diesem Fall im optischen Schnitt sechseckig gesehen wurden oder die Sarg- deckelform haben, wie bei CoUosphaera huxleyi, konnte wegen der dichten Sporenkristallschicht nicht entschieden werden. Die Sporenkristalle sind von der bei Sphaero- zoiden und Collosphaeriden bekannten Form, sie fallen vielleicht durch ihre Größe auf. Die Schalen sind mäßig stark in der Wandung, im Umriß kuglig oder unregelmäßig rundlich bis deutlich polygonal (siehe Taf. XIV, Fig. 2). Auf manchen Schalen finden sich auch kleine Buckel (Taf.XI V, Fig.26). Die Schale wird von sehr großen, rundlichen Poren durchsetzt, zwischen die sich selten kleine Poren einschieben (Taf. XIV, Fig. 2 c). Die Zahl der großen Poren auf der dem Beschauer zugekehrten Kugelhälfte beträgt meist nur 10 — 12. Die trennenden Gitterbalken sind breit und flachge- drückt. Auch hier deutet sich in der Schale, wenn auch nur schwach, die bei CoUosphaera huxleyi ausführlicher behandelte Variabilität der Schale an, wobei erwähnt sein mag, daß das Tier (Taf. XIV, Fig. 2 b) auf den Gitterbalken seiner Schale einige deutliche, erhabene Rauten oder Krusten aufgesetzt hat. Im Weichkörper wie im Schalenbau liegt also eine echte CoUosphaera vor, die sich sofort durch die großen Poren charakterisiert. Maße. Durchmesser der Schalen 0,1 — 0,115 mm, der großen Poren 0,02 — 0,03 mm, der Kerne 0,004 mm im altvegetativen Stadium. Länge der Sporenkristalle bis 0,01 mm, größte Breite der- selben bis 0,004 mm. Durchmesser der Zentralkapsel 0,077 — 0,08, der ölkugel 0,046 mm im altvegetativen Stadium. Ölkugel: Zentralkapsel == 1 : 1.7. Hilmers gibt für seine pazifischen Einzelschalen ähnliche Maße an. Vorkommen. Nach Hilmers im Pazifischen Ozean. Deutsche Südpolar-Expedition: süd- licher Indischer Ozean, 6. Mai 1903, Oberfläche, 2 Bruchstücke; 22. Mai 1903, Oberfläche, 14 Bruch- stücke von Kolonien. Fig. 6. CoUosphaera ma- cropora n. spec. Einzeltier aus einer Kolonie in Aniso- sporenbildung, zeigt die an- sehnlichen Sporenkristalle und im optischen Schnitt unregel- mäßig hexagonal erscheinende Restkristalle. Deutsche Süd- polar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche, x 325. Gattung- Buccinosphaera Haeckel. Triionosphaera H. 87, p. 98, Taf. V, Fig. 11. Bucänosphaera H. 87, p. 99, Taf. V, Fig. 12. BuccinospMera Hilmers 06, p. 23. Schalen mehr oder weniger regelmäßig, an den Außenseiten glatt, an der Innenseite mit ge- schlitzten Kegeln. Die Wandungen der Tuben und Basis der Stacheln sind von Poren durchbrochen. Restkristalle hexagonal oder oktaedrisch. 5. Buccinosphaera invaginata H. (Textfig. 7, 8.) Synonymik bei Hilmers 06, p. 25. Das in Textfig. 7 dargestellte Tier zeigt insofern eine Besonderheit, als auch an der Außenseite ein Zahn sich über die Schale erhebt. Die Restkristalle mit abgerundeten Kanten waren von okta- edrischer Form und bis zu 40 in einem Tier vorhanden (Textfig. 8); sie stimmten in der Form mit Popofsky, Collosphaeviden. 249 der für Collosphaera macropora erwähnten überein. Zwischen den Gattungen Collosphaera und Buccinosphaera kann also die Form der Restkri- stalle, hier oktaedrisch, dort langgestreckt, sarg- deckelartig, nicht, wie es noch von Hilmers (06, p. 24) geschieht, als Trennungsmerkmal benutzt werden. Maße. Der Sehalendurchmeser meiner Tiere betrug 0,1 (nach Hilmers 0,0875 — 0,1375 mm). Vorkommen. Nach Hilmers und Haeckel im Pazifischen und Atlantischen Ozean. Die Deutsche Südpolar - Expedition fing die Art auch im südlichen Indischen Ozean, 22. Mai 1903, Ober- fläche. Fig. 7. Buccinosphaera in- vaginata Haeckel. Einzel- schale, rechts mit äußerem Zähnchen. Deutsche Süd- polar-Expedition 22. Mai 1903. Oberfläche, x 330. Fig. 8. Buccinosphaera invaginata II. Einzeltier mit den hexagonalen bis ok- taedrisehen Restkristallen. Deutsche Südpolar-Expedi- tion 22. Mai 1903. Ober- fläche, x 325. Gattung Solenosphaera H. Solenosphaera Ehrenberg 72, p. 131—139. Solenosphaera + Otosphaera H. 87, p. 113, 116. Solenosphaera Hilmers 06, p. 26. Die Individuen liegen dicht gedrängt. Die Schalen sind meist in mehr oder weniger deutliche Zipfel ausgezogen, an deren Ende sich eine große Öffnung befindet; diese ist entweder glattrandig oder mit einem oder mehreren Stacheln versehen. Hilmers (1. c.) hat mit vollem Recht die Gattungen Solenosphaera und Otosphaera Haeckels unter dem ersteren Namen zusammengefaßt und die HAECKELSchen Arten einer Revision unter- zogen, der ich mich völlig anschließen kann. Nur möchte ich Solenosphaera armata Br., die er hierher- zieht, wieder in das Genus Collosphaera versetzt wissen. Sie ist trotz des Gedrängtliegens der Schalen (wohl das einzige und nicht einmal immer zutreffende Merkmal, welches sie in die Gattung Soleno- sphaera führen würde), eine unverkennbare Collosphaera, was schon vorn betont wurde. 6. Solenosphaera zanguebarica Ehrenberg. (Textfig. 9.) Synonymik bei Hilmers 06, p. 31. Meine Kolonien besaßen sämtlich Nadeln, gehören also der Varietät a an, die von Hilmers beschrieben wurde. In einer jungen Kolonie lagen bis zu zehn Nadeln innerhalb der Schale. Text- figur 9 zeigt einen Teil einer Kolonie mit vielen beschälten und einer geringeren Zahl von unbeschalten Tieren, wo die Nadeln, 4 — 8 pro Individuum, sämtlich außerhalb der Schalen liegen. Auch wurde hier eine mißgestaltete Zwillingsschale beobachtet. Die Nadeln sind, wie Hilmers bemerkt, in der Tat kürzer, aber dicker wie bei Collosphaera armata. Maße. Schalendurchmesser für indische Exemplare 0,09 — 0,1 mm, der Poren am Ende der Tuben bis 0,03 mm. Diese weichen also in den Maßen von atlantischen und pazifischen Kolonien nicht wesentlich ab. 250 Deutsche Südpolar-Expedition. Vorkommen. Nach Haeckel, Brandt und Hilmers im Atlantischen und Pazifischen Ozean. ^•Oö Fig. 9, Solenosphaera zanguebarica Ehrenberg var. a Hilmers. Teil einer Kolonie mit vielen besehal- ten und wenigen unbeschalten Tieren. Nadeln sämtlich kurz und außerhalb der Schalen. Von diesen zeigt eine (links unten) einen gegitterten Zipfel. Rechts unten liegt eine abnorme Zwillingsschale. Deut- sche Südpolar-Expedition 20. Mai 1903, Oberfläche, x 330. Die Deutsche Südpolar-Expedition stellte außerdem ihr Vorkommen im Indischen Ozean fest: 2. Mai 1903, Oberfläche (5); 26. Mai 1903, Oberfläche (1); Atlantischer Ozean 5. September 1903, 400m (2). 7. Solenosphaera collina H. (Taf. XIV, Fig. 3, Textfig. 10.) Äcrosphaera collina H. 87, p. 101, Taf. VIII, Fig. 2. Solenosphaera collina Hilmers p. 41. Hier auch ausführliche Beschreibung. Kolonie nach Hilmers wurstförmig. ich fand sie auch sehr langgestreckt, wurmförmig gewunden. Auch hier treten neben den regelmäßig gebauten Schalen (Taf. XIV, Fig. 3) häufig außerordentlich unregelmäßige auf (Textfig. 10). Maße: Hilmers gibt folgende Schalendurchmesser an: Atlantischer Ozean: Sargasso-See 0,1 — 0,15 mm; Nordäqua- torialstrom 0,142 — 0,182 mm; Pazifischer Ozean: 0,12 bis 0,13 mm. Ich fand für Kolonien aus dem Atlantischen Ozean 0,2 mm. Danach zu schließen, sind also im Atlantischen Ozean Fig. 10. Selenosphaera collina Haeckel. bisher die größten Schalen beobachtet. Fundorte. Nach Haeckel, Brandt und Hilmers im Atlantischen und Pazifischen Ozean. Die Deutsche Südpolar- Expedition fand sie im Atlantischen Ozean am 11. September 1903, 0— 400 m. Außerordentlich unregelmäßige Schale. Deut- sche Südpolar-Expedition 1 1. September 1903. 0— 400 m. x 330. Popofsky, Collosphaeriden. 251 8. Solenosphaera chierchiae Brandt. (Textfig. 11, 12. Tal. XIV. Fig. 4.) Solenosphaera chierchiae Brandt 05, p. 346, Taf. X, Fig. 26. Solenosphaera chierchiae Hilmers 06. p. 44. Ausführliche Beschreibung bei Hilmers (1. c. ); dieser sei hier nur noch einiges über die Variabili- tät des Skelettes hinzugefügt. Sämtliche Kolonien meines Materials waren nadellos, gehörten also demnach in Hilmers' Varietät a. Es ist das auffällig, da gerade der nadelfüh- rende Typ der Art am häufigsten vor- kommen soll. An den Enden der Zipfel, die mit einer weiten Pore münden, stehen gewöhnlich 1 — 3 Stacheln. Manche Scha- len (Textfig. 116) sind an den Zipfeln stachellos, andere (Textfig. 11 d) haben dort nur einen Stachel; am häufigsten treten zwei Stacheln auf (Textfig. IIa); diese können häufig distal zu einem ein- heitlichen Stachel verschmelzen und so die Pore wieder mit einem einfachen Gitterwerk verdecken (Textfig. 11 d). Selten sind die Stacheln gegabelt im distalen Ende (Textfig. 11c), und selten sind 3 Stacheln vorhanden (Textfig. 11c). Mehr Stacheln auf den Zipfeln fanden sich nur bei einer sonst auch abenteuerlich abnorm gebauten Kolonie, die auf Taf. XIV, Fig. 4 dar- gestellt ist. Hier ist das Gitterwerk von außerordentlich großen, polygonalen Poren durchsetzt und zeigt sowohl auf der Schale wie an den Zipfeln sehr lange , gebogene Stacheln, von denen an einem Zipfel bis zu 5 vorkommen können. Im Gitterwerk erinnert die Form an Solenosphaera tenu- issima Hilmers. Doch sind an manchen Tieren auch nur 1 — 2 Stacheln auf den Zipfeln (Taf. XIV, Fig. 4 6) und das Gitter werk ist dem von Solenosphaera chierchiae ähnlich. Hilmers hat bei einer zu dieser Art ge- rechneten Form Assimilationsplasma ähn- liche Klumpen gesehen und das Fehlen der Zähnchen an den Zipfeln beobachtet. Er Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 34 Fig. 11. Solenosphaera chierchiae Brandt var. a Hilmers. Scha- len mit Zipfeln. Diese entweder ohne oder mit einem, zwei bis drei Stacheln, welche gelegentlich im proximalen oder distalen Ende gegabelt sind. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903. Oberfläche, x 330. Fig. 12. Solenosphaera chierchiae I.KANDTa var. Hilmers? Koloniebruchstiick mit beschälten und unbeschalten Tieren. Zwischen ihnen große ovale grobkörnige Plasmaklumpen (Assimi- lationsplasma?). Zähne an den Zipfeln sehr klein. Deutsche Südpolar-Expedition 2G. Mai 1903. Oberfläche, x 330. 252 Deutsche Südpolar-Expedition. glaubt, daß, wenn wirklich Assimilationsplasma vorlag, eine neue Art für die Form geschaffen werden muß. Ich habe an einer Kolonie, die den Schalen nach zu Solenosphaera chierchiae gehört, auch große, unregelmäßige, ovale, gelbe Protoplasmabrocken in großer Zahl zwischen den Tieren in der Gallerte zerstreut gesehen; eine oder mehrere gelbe Zellen lagen an den Klumpen. Die Schalen entbehrten zwar nicht der Zähne auf den Zipfeln, doch waren diese sehr klein (Textfig. 12). Die unbeschalten Tiere waren 1 — 2kemig, in den beschälten fanden sich 3 — 4 Kerne. Ich glaube die Plasmaballen auch als Assimilationsplasma deuten zu können. Unsere Form unterscheidet sich aber von der von Hilmers erwähnten durch den Mangel an Nadeln. Es ist das aber kein wesentlicher Unterschied, da in einer Solenosphaera-Art sowohl nadelführende wie auch nadellose Kolonien vorkommen können. Damit ist die Wahrscheinlichkeit größer geworden, daß unter dem Namen Solenosphaera chierchiae 2 Arten bisher beschrieben wurden, die beide ein ähnliches Skelett haben, aber sich durch Fehlen bezw. Vorhandensein von Assimilationsplasma unterscheiden. Die mutmaßlich neue Art hätte dann ähnliche Schalen wie Solenosphaera chierchiae, nur sind die Stacheln auf den Zipfeln ganz geschwunden (Hilmers) oder nur sehr kurz. Sie kann mit und ohne Nadeln vorkommen und besitzt Assimilationsplasma (?). Fundorte. Die Varietät a wurde von Hilmers im indopazifischen Gebiet nördlich der Marschallinseln festgestellt. Die Deutsche Südpolar-Expedition fing sie im südlichen Indischen Ozean am 26. Mai 1903, Oberfläche (3); 2. Mai 1903, Oberfläche, und auch im Atlantischen Ozean, 20. Oktober 1903, 0—3000 m, woher Varietät a noch nicht bekannt war. 9. Solenosphaera tenuissima Hilmers. (Texfig. 13.) Solenosphaera tenuissima Hilmers 06, p. 48, Tafel, Fig. 2. Diese leicht erkennbare Art (ausführliche Beschreibung bei Hilmers 1. c.) fand ich als vegetative Fig. 13. Solenosphaera tenuissima Hilmers. Teil einer wenig Nadeln führenden Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition 4. September 1903. 0— 2000 m Vertikalnetz, x 330. Popopsky, Collosphaeridcn. 253 Kolonie in meinem Material; Nadeln waren sehr wenig nur vorhanden. Die Maße entsprachen im allgemeinen den von Hilmers angegebenen, doch konnte die Schalenlänge der länglichen Schalen bis zu 0,1 mm gemessen werden. Fundorte. Bisher von Hilmers aus dem Atlantischen (Sargasso-See) und Pazifischen Ozean beschrieben. Die Deutsche Südpolar-Expedition traf sie im Atlantischen Ozean am 4. September 1903 an. Gattung Acrosphaera Haeckel. Acrosphaera Brandt 85, p 263. Acrosphaera Haeckel 87, p. 99. Acrosphaera Hilmers 06, p. 52. Individuen weit voneinander entfernt, von einer an der Außenseite mit Stacheln besetzten Gitterschale umgeben. Hilmers hat die von Haeckel beschriebenen Acrosphaera- Arten und jene Arten, die sich hier angliedern lassen, einer Revision unterzogen, bei der eine ganze Reihe von Arten eingezogen wurde. Ich kann mich mit dem dort Gesagten nur einverstanden erklären, möchte jedoch die Selb- ständigkeit der beiden Arten Acrosphaera (Xanthiosphaera) lappacea und Acrosphaera (Clathrosphaera) circumtexta (+ lamellosa) wieder herstellen aus später unter dem Artnamen zu erörternden Gründen. 10. Acrosphaera spinosa Haeckel. (Textfig. 14-16.) Gollosphaera spinosa H. 62, Taf. XXXIV, Fig. 12, 13. Acrosphaera spinosa H. 87, p. 100. Acrosphaera spinosa Brandt 85, p. 263. Acrosphaera spinosa Hilmers 06, p. 57. Choenicosphaera nassiterna H. 87, p. 103, Taf. VIII, Fig. 3. Choenicosphaera flammabunda H. 87, p. 103, Taf. VIII, Fig. 5. Ausführliches über die Art bei Hilmers (1. c). Ich habe zu Acrosphaera spinosa hier noch zwei weitere HAECKELsche Arten gestellt, da sie nichts als Varietäten dieser Art darstellen, wie schon Hilmers (06, p. 55) richtig vermutete. Außer den bereits bekannten, dem Typus nahestehen- den Schalenformen, wo ein oder mehrere Zähne meist schief an den großen Poren stehen, seien hier noch einige neue erwähnt und abgebildet. Textfig. 16 stellt eine Schale aus einer Kolonie mit sonst normalen Schalen dar, die Haeckels Choenicosphaera flammabunda sehr nahe kommt, nur sind die Stacheln nicht ganz so zahlreich, wie sie Haeckel an den Poren zeichnet. Es besteht für mich kein Zweifel, daß Choenicosphaera flammabunda nur eine Kolonie von Acrosphaera spinosa ist, bei der die Mehrzahl der Schalen so beschaffen ist, wie es Textfig. 16 zeigt, oder wie Haeckel (87, Taf. VIII, Fig. 5) darstellt. Solche Kolonien habe ich in der Tat beobachtet. Textfig. 15 stellt eine Schale dar, bei der die Stacheln an den Poren stets parallel gerichtet sind. Solche Schalen sind selten und konnten von mir in geringerer Zahl in Acrosphaera spinosa- Kolonien gefunden werden. Diese Schalen entsprechen durchaus denen von Haeckels Choenicosphaera nassiterna. Diese Art wurde von Haeckel wahrscheinlich nach einem isolierten Individuum be- schrieben, wie man solche häufig in Radiolarienfängen antrifft; hätte er vollständige Kolonien gehabt, so hätte er auch die andern echten Acrosphaera spinosa- Schalen sehen müssen. 34* 254 Deutsche Südpolar-Expedition. Diese Schale zeigt auch noch eine andere Eigentümlichkeit. Die gleichsam einen zerschlitzten Tubus bildenden Stachelkränze um die Poren können zu einem soliden Tubus am Grunde ver- schmelzen, an dessen oberen Rande dann die Stacheln mit ungleicher Länge hervorragen (Text- figur 15). Besonders schön zeigten das einige Tiere einer andern Kolonie (Textfig. 14), wo die großen Poren sämtlich mit solchen stachelrandigen Tuben besetzt waren. Die Dornen können günstigstenfalls, namentlich, wenn sie in geringerer Zahl an den Poren auf- treten, die Länge des Schalenradius erreichen. Von reifen Stadien sah ich Anisosporenbildung unter Bildung von Schwärmerkristallen. : ■ ~s 3V o^ >" o Fig. 14 — 16. Acrosphaera spinosa Haeckel, Fiy. 14, 15. Einzelschale mit meist parallel gestellten Zähnen, die zu geschlitzten Tuben verschmelzen können. Deutsche Südpolar-Expedition 8. Mai 1903. Oberfliiche. Entspricht etwa Haeckels Choenicosphaera nassiterna. Fig. 16. Schale aus einer anderen Kolonie mit sehr langen Stacheln, erinnert an Haeckels Choenicosphaera flammabunda. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903. Oberfläche ' x 330. Der Weichkörper erinnert in konserviertem Zustande an den von Acrosphaera circumtexta. H., nur ist die Zentralkapselmembran nicht so dick. Die gelben Zellen sind nicht sehr zahlreich; sie liegen zum Teil (2 — 3) in den Schalen, zum andern Teil in geringer Zahl in der Gallerte. Maße. Während Hilmers Schalendurchmesser von 0,12 — 0,15 mm erwähnt, zeigten meine Schalen einen solchen von 0,9 — 0.12 mm, erreichten also höchstens die untere Grenze der eben angegebenen Zahlenwerte. Fundorte : Der Typus wird von Brandt und Hilmers aus dem Mittelmeer und dem Pazifi- schen Ozean beschrieben. Die Deutsche Südpolar-Expedition fing die Art auch im Atlantischen Ozean am 6. Oktober 1901 (1 ) und im Indischen Ozean am 2. Mai 1903, Oberfläche (2); 6. Mai 1903, Oberfläche (3); 8. Mai 1903, Oberfläche (4); 22. Mai 1903, Oberfläche (2); 26. Mai 1903 (3). Die Varietät flammabunda Hilmers habe ich im Material der Deutschen Südpolar-Expedition nicht gesehen. 11. Acrosphaera circumtexta Haeckel. (Taf. XIV. Fig. 5; Tat. XV, Fig. 1-3. Textfig. 17-20.) Claihrosphaera circumtexta H. 87, p. 118, Taf. VIII, Fig. 6. Clathrosphaera lamellosa H. 87, p. 119, Taf. VIII, Fig. 8. Acrosphaera lappacea pro parte Hilmers 06, p. 61. Hilmers (06, p. 61 ) faßte unter dem Namen Acrosphaera lappacea H. folgende Arten zusammen, die von Haeckel in seinem Challenger- Bericht (87) aufgezählt wurden: Xanthiosphaera lappacea + Popofsky. Collosphaeriden. 255 Clathrosphaera lamellosa + Clathrosphaera circumtexta. Ich möchte hier die beiden Arten Clathro- sphaera circumtexta H. (+ Clathrosphaera lamellosa) und Clathrosphaera circumtexta wiederherstellen, aber, wie das auch von Hilmers geschieht, in die Gattung Acrosphaera stellen. Ich verstehe mit Haeckel unter Acrosphaera circumtexta jene Kolonien, deren Schalen meist nach dem Typus in Taf. XV, Fig. 1 a gebaut sind und die Haeckel unter diesem Namen ausführlich beschrieb und abbildete. Die Schalen sind von ungleich großen, in derselben Kugelfläche gelegenen, rundlichen Poren durchbrochen, die von einem wallartigen, ringförmigen Krater umgeben sind. Diese Ringwälle treten durch Brücken, meist auf dem kürzesten Wege, mit denen der Nachbarporen in Verbindung. Auf den Ringwällen sowohl wie auf den Brücken und andern Schalenteilen können kürzere oder längere, oft unten gegabelte oder mit Poren versehene Stacheln entstehen, die häufig (Taf. XV, Fig. 1 b, d) eine außerordentliche Länge erreichen und in Ausnahmefällen dem Schalendurchmesser an Länge gleichkommen. An Kolonien mit eben angelegten Schalen erkennt man zunächst außer vielen schalenlosen Tieren, Schalen von reinem Collosphaera - Charakter (Taf. XV, Fig. 3 c, d), die sich Hin- durch ihre Kleinheit und die ver- hältnismäßig großen Poren von denen der Collosphaera huxleyi unterscheiden. Mit dieser Art stimmt Acrosphaera circumtexta in der weiteren Lagerung der Individuen (abweichend von allen übrigen Acrosphaera- Arten, auch von Acrosphaera lappacea), in der allmäh- lichen Beschalung derselben sowie in der Bildung ebenso geformter Rest- kristalle überein. Nach langem Suchen entdeckt man dann auch einige Schalen, die an einer Reihe von Poren die ersten Ringwälle, Brücken und Schalenkrusten anlegen (Taf. XV, Fig. 3 a). In späteren Stadien sind dann meist an sämtlichen Poren die Ringwälle vorhanden (Textfig. 17 a. b. c), die dann untereinander mit Skelettbrücken verbunden und mit Stacheln versehen werden (Taf. XV, Fg. la). Zwillingsschalen wurden gelegentlich beobachtet (Taf. XV, Fig. 3 b). Acrosphaera circumtexta neigt leicht zur Bildung von abnormen Schalen. Taf. XV, Fig. 2 und Taf . XIV, Fig. 5 geben Bruchstücke aus zwei verschiedenen Kolonien wieder, wo die Schalen fast alle so unregelmäßig und nur wenige an den Typus erinnernde Schalen (Taf. XIV, Fig. 5 a: Taf. XV, Fig. 2d) ausgebildet sind. Fig. 17. Acrosphaera circumtexta Haeckel. Kolonie mit einem großen Doppelspiculum, unbeschalten und beschälten Tieren. An ersteren liegend 4 — 6 ovale .Körper", deren Chromatin oft in Teilung begriffen ist. Deut- sche Südpolar-Expedition 1903, Oberfläche, x 330. 256 Deutsche Südpolar-Expedition. Ich habe auch Kolonien beobachtet, deren Schalen Krusten trugen, ähnlich wie sie Haeckel für Xanthiosphaera lamellosa zeichnet; auch hier fanden sich nach langem Suchen meist einige Exemplare, welche dem eigentlichen Schalentypus nahekommen. Hilmers hat deshalb recht, diese Art nur als eine Varietät von Acrosphaera circumtexta aufzufassen. Die Schalen sind meist gleich groß an Durchmesser, sowohl die älteren wie die jüngeren (Unter- schied von Collosphaera huxleyi); sie sind im Durchschnitt bedeutend kleiner als die von Acrosphaera lappacea H. In der größeren Hälfte der Zahl der beobachteten Kolonien sah ich wenige kleinere, 3 — 3 Spikein vom Sphaerozoum punctatum -Typ (Taf. XV, Fig. 1 /); dieselben erreichten selten die in Textfig. 17 gezeichnete Größe. In manchen Kolonien wurden auch außerdem einige einfache Nadeln (Text- figur 19) gesehen, die manchmal (Taf. XV, Fig. 1 g) einige Dornen zeigten. Über die Zugehörigkeit dieser Spikein und Nadeln zu dem Skelett unserer Art bin ich im Zweifel, ich verweise hier auf das in dieser Beziehung vorn bei Collosphaera huxleyi Gesagte. Die Zahl der Spikein und Nadeln stieg günstigstenfalls auf 20. Fig. 18. Acrosphaera circumtexta Haeckel. Junge Kolonie mit dichtgedrängten, zweikernigen, unbeschalten Tieren. Vielleicht ein Folgestadiuni von Fig. 17. Deutsche Südpolar-Expedition 6. Mai 1903. Oberfläche, x 330. Die Einzeltiere liegen namentlich in der Jugend (Taf. XIV, Fig. 5; Taf. XV, Fig. 2) weit ausein- ander, später dichter, aber nie so dicht wie bei andern Aerosphaera-Aiten. Schon in den Kolonien, deren Individuen meist erst einen Kern besaßen (Taf. XIV, Fig. 5 e), fanden sich beschalte Tiere. Die Kernvermehrung geschieht durch einfache Zweiteilung. Taf. XIV, Fig. 5 stellt das in verschiedenen Stadien dar. In manchen Kolonien (Taf. XV, Fig. 2) fanden sich neben einkernigen Individuen schon solche mit 2, 3 — 5 Kernen. Die in älteren Kolonien festzustellende größere Dichte der Individuen ist vielleicht in Zusammen- hang zu bringen mit eigenartigen Weichkörperbildungen, die an die extrakapsulärer Körper bei den Sphaerozoiden erinnern. In einer Kolonie (Textfig. 17), in der außer beschälten (a, b, c) auch unbeschalte Tiere mit 1 — 2 Kernen (seltener, bei e, 4) lagen, fanden sich meist dicht an den Individuen liegend (/) eine Anzahl, am häufigsten 4 — 6, runde bis ovale „Körper", die etwa ein Drittel des Durchmessers der Individuen groß waren. Diese Körper enthalten entweder fein- Popofsky, Collosphaeriden. 257 körniges Plasma (h) oder erscheinen wie durch eine große Vakuole erfüllt ( g]atte mu, bedornte Doppelspikeln; die in entwickelten Schalen, die dort (Taf. XV, der Kolonie gefunden wurden. Gallerte knittrig. Deutsche Fig. 3) noch glatt, hier schon mit Ringwällen Südpolar-Expedition 8. Mai 1903. Oberfläche, x 330. umgeben sind. In Kolonien, wo die meisten Tiere beschalt sind, liegen diese nun wieder beträchtlich weiter, so daß sie also unter Vermehrung der Gallerte und des Volumens auseinandergerückt sein müssen. In noch älteren Kolonien (wieder am fortentwickelten Skelett erkennbar, Textfig. 20) ist die Zahl der Kerne vergrößert; dieselben sind in einer lockeren Schicht um eine ölkugel verteilt, die zunächst erst ein Drittel des Individuendurchmessers an Größe einnimmt, später aber weiter wächst. Die Kerne sind in diesem Stadium unregelmäßig rundlich. In reifen Stadien hat ihre Zahl weiter zugenommen; sie haben sich polygonal gegeneinander abgeplattet und liegen in einer Schicht um die große Ölkugel (Textfig. 19 a). In solchen Vermehrungsstadien, ob Iso- oder Anisosporenbildung vor- lag, konnte ich nicht entscheiden, zeigten sich auch die Restkristalle zuerst klein (Textfig. 19 b), später beträchtlich groß. Diese entsprechen in der Form und beinahe auch in der Größe den bekannten sargartigen Restkristallen von Collosphaera huxleyi. Ich zählte deren 6 — 18. War die Zahl größer, so waren sie selbst kleiner, und umgekehrt. Die Individuen sind, wie die Schalen, meist kuglig, in jüngeren Stadien (Taf. XIV, Fig. 5) ge- legentlich etwas unregelmäßig. Sie besitzen eine sehr derbe Zentralkapselmembran, die an die von Collosphaera huxleyi erinnert, doch ihre Stärke nicht ganz erreicht. Fig. 20. Acrosphaera circumtexta II. Einzel- tier ohne Schale mit Öl- kugel und Kernen und gleichmäßig durch das Endoplasma verteilten Chromatinbrocken. Deut- sche Südpolar-Expedition 6. Mai 1903, Oberfläche. x 330. IBRAR JV # 258 Deutsehe Südpolar-Expedition. Die gelben Zellen sind in jungen Kolonien in geringer Anzahl vorhanden, 1 — 2 pro Individuum (Taf. XIV, Fig. 5); sie liegen den Tieren an, können aber auch in der Gallerte zerstreut sein. Später liegen sie meist außerhalb der Schalen in der Gallerte, in den Schalen habe ich sie sehr selten ange- troffen, eine Beobachtung, die von Haeckel schon gemacht, von Hilmers aber in Abrede gestellt wurde. Dieser kam wohl deshalb dazu, weil er auch Acrosphaera lappacea hierher rechnete, bei der die gelben Zellen immer außerhalb und innerhalb der Schale anzutreffen sind. H iL me rs fand auch in einem isolierten Tier einer vegetativen Kolonie neben den Kernen eine Anzahl von Nukleinkörnern durch die Markmasse zerstreut. Ich habe (Textfig.20) wiederholt Ahn- liches gesehen. In den runden Tieren mit kleiner Olkugel, um die die runden Kerne in unregel- mäßiger Schicht lagen, waren, ziemlich regelmäßig verteilt, glänzende, oft auch schwach gefärbte Körner zu sehen, deren Zahl etwa 30 betrug. Sie waren zwar nicht so stark gefärbt wie die Kerne, doch kann es sich wohl um Nuklein handeln, da in den Tieren infolge der starken Zentralkapsel- membran auch die Kerne schlecht gefärbt waren. Maße. Schalendurchmesser nach Haeckel und Hilmers 0,0625 — 0,13 mm; Durchmesser der Poren 0,002 — 0,02 mm. Die Schalen meines Materials waren durchweg kleiner, aus dem In- dischen Ozean z. B. höchstens bis zu 0,07 mm. Fundorte. Nach Haeckel im Pazifischen Ozean, Challenger- Station 238—253, 2050—3950 Faden tief. Diese Tiefenangaben sind irreführend; es handelt sich da wahrscheinlich um leere, auf dem Meeresboden mit Grundproben gewonnene Schalen. Die Deutsche Südpolar-Expedition fing die Art durchweg in Oberflächenfängen, und zwar: Indischer Ozean 2. Mai 1903 (24), 6. Mai 1903 (22), 8. Mai 1903 (20), 22. Mai 1903 (67), 26. Mai 1903 (8). Die Art ist damit auch für den Indischen Ozean nachgewiesen. Hilmers gibt keine Fundorte an. 12. Acrosphaera lappacea H. nvxtfig. 21.) Xanthiosphaera lappacea U. 87, p. 120. Taf. VIII, Fig. 10, 11. Acrosphaera lappacea Hilmers 0(5, p. 61, p. parte. Hilmers (06) hatte (siehe oben) diese Art mit Acrosphaera circumtexta H. vereinigt. Ich finde, daß beide Arten gut voneinander zu sondern sind. Der zutreffenden Beschreibung und Ab- bildung Haeckels sei hier noch einiges hinzugefügt, vor allem Unterscheidungsmerkmale von Acrosphaera circumtexta. Bei dieser finden sich selten kleine Poren in der Schale, während Acro- sphaera lappacea solche wohl immer außer den großen Poren führt; erstere hat auch nur kurze, ring- oder kraterförmige Tuben um die großen Poren, letztere dagegen hat über und zwischen den Poren zipfelförmige Fortsätze, die der Schale ein charakteristisches Aussehen geben. Bei Acrosphaera circumtexta bleibt ein Teil der Individuen sehr lange (oft wohl dauernd) unbeschalt, sie hat ferner sicher Restkristallbildung bei der Fruktifikation; Acrosphaera lappacea umgibt schon verhältnis- mäßig früh alle Tiere mit Schalen, bildet (wenigstens bisher nicht beobachtet) anscheinend keine Restkristalle; die erste Art hat ihre gelben Zellen sowohl innerhalb der Schalen wie auch außer- halb derselben in der Gallerte verteilt, bei ihr konnte ich, einfache Nadeln und Spikein als akzessorische Skelettgebilde feststellen, die letzte Art zeigt solche Skelettgebilde nur äußerst selten und dann nur in Form von plumpen, dicken, unregelmäßigen, einfachen Nadeln (Textfig. 21). Für indisches Popofsky, Collosphaeriden. 259 Material waren außerdem durchschnittlich die Schalen von Äcrosphaera lappacea größer als die von Acrosphaera circumtexta. Haeckel gibt allerdings für pazifische Kolonien gerade umgekehrte Verhältnisse an. Da die Art die charakteristischen Stachelfortsätze der Acrosphaera- Schalen besitzt und hier ebensowenig wie bei Acrosphaera circumtexta von einer zweiten, durch die Verbindungen der Stacheln und Schalenfortsätze entstandenen Gitter - schale die Kede sein kann, so ist die Art aus Haeckels Genus Xanthiosphaera zu entfernen ; sie ist von mir in die Gattung Acrosphaera gestellt worden. Auch bezüglich der abnormen Schalen weicht unsere Art von Acrosphaera circum- texta ab, indem bei ihr solche oder ähn- liche Bildungen wieTaf.XIV,Fig. 5 nicht auftreten, die Schalen vielmehr ziemlich gleichmäßig gebaut werden. Fundorte. Nach Haeckel im Zen- tralgebiet des Pazifischen Ozeans, Challenger - Station 263—274, 2350—3000 Faden tief. Die Deutsche Südpolar - Expedition fand sie im Südindischen Ozean 6. Mai 1903, Oberfläche (2); 22. Mai 1903, Oberfläche (56); 26. Mai 1903, Oberfläche (1). Die Tiefenangaben Haeckels be- ziehen sich wohl wieder auf abgestorbene Einzeltiere, deren Schalen in die Tiefe gesunken sind, denn alle lebenden Kolonien meines Materials entstammen Oberflächenfängen. Fig. 21. Acrosphaera lappacea Haeckel. Zwei Einzeltiere mit einer in der Kolonie gefundenen einfachen Nadel. Deutsche Südpolar- Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche, x 330. 13. Acrosphaera murrayana H. (Textfig. 22 und 23.) Chomicosphaera murrayana H. 87, p. 102, Taf. VIII, Fig. 4. Acrosphaera murrayana Hilmers 06, p. 63. Die schon von Hilmers gesehenen abnormen Schalen mit dem eigentümlich polygonalen Gitterwerk (Textfig. 22c) habe ich auch in einer Kolonie bei 2 Individuen gefunden, nur waren die Poren bedeutend kleiner als nach Hilmers' Beschreibung zu schließen ist. Brandt (05, p. 336, Taf. X, Fig. 24) und Hilmers (06, p. 67) beschreiben aus der Sargasso-See Varietäten von Acrosphaera murrayana H, die einer in Textfig. 23 dargestellten Kolonie nahe- kommen. Charakteristisch sind die gegen den Typus viel kleineren Schalen und Poren, die geringe Zahl von Zähnchen an jeder Pore, meist nur 1, selten 2 — 3, häufig gar keins, sowie die Birnengestalt der meisten Poren und ihre unregelmäßige Verteilung. Ein Kraterrand ist auch hier bei jeder Pore vorhanden, und die benachbarten kurzen Tuben treten häufig, wie bei Acrosphaera circumtexta durch Skelettbrücken in Verbindung. Maße für die Varietät. Nach Brandt fürSargasso-Tiere: Schalendurchmesser 0,09 — 0,12 mm, Länge der Stacheln 0,005 mm, Größe der Poren 0,005 — 0,01 mm. Nach Hilmers, ebendaher, Schalen: 0,135 — 0,17 mm, Poren 0,005 — 0,02 mm. Meine indische Kolonie zeigte in bezug auf den Schalendurchmesser vermittelnde Werte 0,1 12- -0,148 mm. Deutsche Sudpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 35 260 Deutsche Südpolar-Expedition. Fig. 22. Acrosphaera murrayana Haeckel. a. Tier mit Kernen, gelben Zellen innerhalb und außerhalb der Schale. b. typische Schale, c. abnormes Gitterwerk einer Schale. Deutsche Südpolar-Expedition 9. Oktober 1903. 0 — 3000 m Vertikalnetz, x 330. Fundorte. Atlantischer Ozean, Plankton - Expedition Sargasso - See. Deutsche Südpolar-Expedition: Indi- scher Ozean, 22. Mai 1903, Ober- fläche (1). Ich möchte die Varietät nach Hil- mers als Acrosphaera murrayana var. hilmersi n. var. bezeichnen, wobei erwähnt sein soll, daß ich mit Fig. 23. Acrosphaera murrayana H. var. Hilmersi n. var. Kleinere Brandt und HlLMERS geschwankt Schalen und Poren, weniger Zähne, als bei den typischen Schalen i i i ■ -,. » i -i ,„. on, D ' ,.. ' , „. , ... .. , habe, ob sie nicht eine neue Art bil- lig. 22). Foren birnenförmig, olt durch Skelettbrucken verbunden. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903. Oberfläche, x 330. den muß. Gattung Siphonosphaera Müller. Siphonosphaera Müller 1858, p. 59. Siphonosphaera Brandt 85, p. 265. Siphonosphaera Haeckel 87, p. 104. Mazosphaera Haeckel 87, p. 108. Mazosphaera Hilmers 06, p. 69. Gitterschale meist regelmäßig kuglig. Alle oder ein Teil der ungleich großen, rundlichen Poren in solide Tuben ausgezogen. Hilmers (06) hat diese und die benachbarten Gattungen Haeckels, Mazosphaera, Trypano- sphaera, Coronosphaera und Caminosphaera einer eingehenden Kritik unterzogen, der ich mich nur anschließen kann. Ich bin der Meinung, daß in dem Zusammenfassen von Arten Haeckels und auch von Gattungen noch bedeutend weiter gegangen werden muß, als das bisher ge- schehen ist. Popofsky, Collosphaeriden. 261 Siphonosphaera compact« Br. kann gut als Uberleiter von Acrosphaera zu Siphonosphaera dienen, indem sie sowohl Tuben an den Hauptöffnungen als auch Stacheln auf der Schale besitzt, man kann über die Zuordnung dieser Art daher auch sehr im Zweifel sein, zumal die Ausbildung der Tuben oft nur sehr schwach ist und bei vielen Individuen oft ganz unterbleibt (Textfig. 24 «). Ich glaube daher diese Art an die Spitze der Gattung Siphonosphaera stellen zu müssen. 14. Siphonosphaera compacta Brandt. (Textfig. 24 und 25.) Odonlosphaera compacta Brandt 05, p. 342, Taf. X, Fig. 19. Siphonosphaera compacta Hilmers 06, p. 86. Brandt und Hilmers (1. c.) haben die charakteristische Art gut beschrieben. Hier sei nur er- wähnt, daß die Stacheln gelegentlich auch verschmelzen können (Textfig. 25 b) und manchmal (ebenda) Krustenbildung, Verschmelzung zweier Poren durch Skelettbrücken (ähnlich wie bei Acrosphaera circumtexta) auftreten kann. Den Gegensatz zwischen atlantischen und indischen Exemplaren zeigen die entsprechenden Textfi- guren 24 und 25. Fig. l'4. Siphonosphaera compacta Brandt. Atlantische Schalen mit kurzen Tuben und Zähnchen. Deutsche Südpo- lar-Expedition 6. Oktober 1901. Oberfläche, x 330. Fig. 25. Siphonosphaera compacta Brandt. Indische Scha- len mit längeren Tuben und Stacheln, Krustenbildung und Verschmelzung von Stacheln. Deutsche Siidpolar-Expedition. 26. Mai. 1903. Oberfläche, x 330. Atlantische Individuen besitzen größere Schalen mit kürzeren Tuben und Zähnen, indische kleinere Schalen, etwas längere Tuben und bedeutend längere Stacheln. Maße. Nach Brandt: Für Sargasso-See Schalendurchmesser 0,06 — 0,1, Länge der Tuben 0,025— 0,0075 mm, Durchmesser der Öffnungen 0,0025— 0,0075, Länge der Stacheln 0,005— 0,015 mm. Für Exemplare aus dem Südäquatorialstrom sind die Maße ähnlich, doch steigt der Schalendurch- messervonO.l bis auf 0,14mm (nach Hilmers bis 0,15 mm). Meine Exemplare aus dem atlantischen Gebiet, 6. Oktober 1901, hatten einen Schalendurchmesser von 0,112 mm. Die indischen Tiere vom 26. Mai 1903 dagegen: Schalendurchmesser 0,088 mm. Länge der Tuben 0,006, der Stacheln 0,03 mm. Diese erinnern also an Sargasso -Kolonien, bei denen aber die Stacheln länger sind, als bisher beobachtet wurde. 35* 262 Deutsche Südpolar-Expedition. Fundorte. Atlantischer Ozean, nach Brandt und Hilmers, Sargasso-See, Nord-Südäqua- torialstrom. Deutsche Südpolar-Expedition: 6. Oktober 1901 (1). Indischer Ozean, woher bisher nur die von Hilmers beschriebene Varietät bekannt war: 26. Mai 1903. Oberfläche (1). 15. Siphonosphaera tenera Brandt. (Textfig. 26-28.) Siphonosphaera tenera Brandt 85, p. 266, Taf. VII, Fig. 48. Siphonosphaera tenera Hilmers 06, p. 73. Brandt hat (1. c.) eine ausführliche Beschreibung von Mittelmeerkolonien dieser Art ge- geben. Hilmers machte (1. c.) darauf aufmerksam, daß die gelben Zellen, die nach Brandt nur außerhalb der Schale in und an den großen Klumpen von Assimilationsplasma vorkommen, bei ebenso Fig. 26. Siphonosphaera tenera Brandt. Schalen mit Fig. 27. Siphonosphaera tenera Brandt? Schalen mit geringer Zahl von Tuben. Deutsche Südpolar-Expedition großer Zahl von Tuben. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 26. Mai 1903. Oberfläche, x 330. 1903. Oberfläche, x 330. beschälten Tieren aus dem Atlantischen und Pazifischen Ozean auch innerhalb der Schalen ange- troffen werden, womit wahrscheinlich auch eine andersartige Verteilung des Assimilationsplasmas Hand in Hand ginge. Die außerhalb gelegenen gelben Zellen liegen nach ihm häufig gruppenweise zu 2 — 3 anein- ander. Er fand Assimilationsplasma innerhalb und außer- halb der Schalen und vermutet eine neue Art mit den angegebenen Weichkörperunterschieden aber derselben Schalenbildung wie bei Siphonosphaera tenera. Ich habe an Kolonien aus dem Indischen Ozean ähn- liche Beobachtungen gemacht wie Hilmers. Die Bescha- lung kann erst verhältnismäßig spät erfolgen, und häufig trifft man Kolonien, die nur zum Teil beschalte Individuen zeigen. Textfig. 28 zeigt ein paar Individuen und einen Klumpen Assimilationsplasma mit der charakteristischen Gruppierung der gelben Zellen in Gruppen zu 2 oder 3. Die Schalen dieser Kolonie entsprechen insofern nicht der Fig. 28. Siphonosphaera tenera Brandt. Einige Individuen mit einem Klumpen körnigen Assimilationsplasmas (links unten). An diesen die gelben Zellen zu zwei und drei gruppiert. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903. Oberfläche, x 330. Popofsky, Collosphaeriden. 263 Diagnose und Abbildung Brandts, als die Nebenöffnungen, die kleinen, nicht mit Tuben ver- sehenen Poren, viel dichter liegen, auch ist hier die Zahl der tubulierten Hauptöffnungen größer als bei Mittelmeerindividuen, wo nur höchstens 10 an einer Schale gezählt wurden. Einige den Abbildungen Brandts näherkommende Schalen zeigt Textfig. 26; bei diesen hegen die kleinen Poren bedeutend weiter voneinander entfernt. Diese Kolonie zeigte aber, wie Hilmers schon beschrieb, außerhalb und innerhalb der Schalen Assimilationsplasma. Kolonien dieser Art sind aber verhältnismäßig selten. Häufiger angetroffen wurden von der Deutschen Südpolar-Expedition im Indischen Ozean Kolonien, deren Schalen so gebaut sind, wie es Textfig. 27 wiedergibt. Die Tiere liegen in den kleinen Kolonien dicht gedrängt. Die Schalen sind kuglig, seltener schwach eiförmig. Die kleineren Schalen haben meist wenig kleine Poren ohne Tuben, dafür aber große Poren mit kurzen Tuben. Bei den größeren Schalen finden sich viele kleine Nebenöffnungen ohne Tuben, ziemlich dicht liegend, und zahlreiche, unregelmäßig verteilte Hauptöffnungen mit kurzen, zylindrischen bis konischen Tuben. Diese Tiere unterscheiden sich in allen Fällen von dem durch Brandt beschriebenen Typus durch die große Zahl der Hauptöffnungen, nach Brandt bis zu 10, hier bis zu 50 und mehr. Manche der kleinen Schalen mit den wenigen Nebenöffnungen erinnern an Haeckels Abbildung seiner Siphono- sphaera patinaria (H. 87, p. 105, Tai. VI, Fig. 7, 8), und es ist nicht ausgeschlossen, daß Haeckel isolierte Schalen solcher Art und solcher Kolonien unter diesem Namen beschrieben hat. Bei manchen Kolonien lagen anscheinend alle gelben Zellen innerhalb der Schalen, erst nach langem Suchen fanden sich einige auch außerhalb derselben in der Gallerte. Andere Kolonien zeigten ungefähr ebensoviel gelbe Zellen innerhalb wie außerhalb der Schalen. Von Assimilationsplasma habe ich in diesen Fällen, wohl infolge der Konservierungsart, nichts entdecken können, was aber nicht ausschließt, daß solches vorhanden ist. Doch habe ich wiederholt Sporenbildung gesehen und im Verlaufe der- selben aufgetretene Restkristalle in der von Collosphaera huxleyi bekannten Art und Größe. Die Kolonien waren stets klein (z. B. 1,5 mm lang, 1 mm breit). Demnach scheinen 4 Formen unter dem Namen Siphonosphaera tenera Br. vereinigt zu sein: 1. Die von Brandt beschriebenen Mittelmeerkolonien mit wenigen (5 — 10) Hauptöffnungen und vielen weit verteilten Nebenöffnungen in den Schalen. Mit Assimilationsplasma und gelben Zellen nur außerhalb der Schalen. 2. Die von Hilmers aus dem Atlantischen und Pazifischen Ozean gekennzeichneten Kolonien mit demselben Schalenbau wie die obigen unter 1., aber gelben Zellen und Assimilations- plasma innerhalb und außerhalb der Schalen. 3. Die von mir aus indischem Material oben beschriebenen Kolonien mit größerer Zahl der Hauptöffnungen (bis zu 16) und enger gestellten Nebenöffnungen und einem Weichkörper wie unter 2., Textfig. 28. 4. Die oben zuletzt erwähnten indischen Kolonien mit zahlreichen Hauptöffnungen (bis 50 und mehr) und wahrscheinlich ähnlichem Weichkörper wie 2. und 3. Zwischen den unter 2., 3., 4. aufgezählten Formen, die sich wahrscheinhch nur im Schalenbau unterscheiden, gibt es Übergänge, welche die Grenzen verwischen. Die häufigste Form ist die unter 4. 264 Deutsche Südpolar-Expedition. gekennzeichnete. Von dieser aus, mit den vielen Tuben an den größeren Poren, ist nur ein kleiner Schritt bis zu den Siphonosphaera -Arten, deren Poren sämtlich mit Tuben versehen sind, z. B. S. cyatMna, S. martensi, S. monotubulosa unäS. schotti; trifft man doch Einzelschalen in den unter 4. geschilderten Kolonien an, die fast kaum noch Poren ohne Tuben besitzen. Die unter 1. einerseits und 2. — 4. andererseits genannten Formen unterscheiden sich aber wesent- lich im Weichkörper bezüglich Anordnung des Assimilationsplasmas und der Anordnung der gelben Zellen. Es ist an lebendem Material zu untersuchen, ob die Unterschiede noch weitergehen und die Trennung dieser beiden Formgruppen in Arten durchgeführt werden muß. Fundorte. Mittelmeer, Brandt; Atlantischer und Pafizischer Ozean, Hilmers; Deutsche Südpolar-Expedition, Indischer Ozean, 2. Mai 1903, Obern. (2); 6. Mai 1903, Oberfl. (12); 8. Mai 1903 (4); 22. Mai 1903, Oberfl. (47); 26. Mai 1903, Oberfl. (2). 16. Siphonosphaera socialis 11. (Textfig. 29. Taf. XVI, Fig. 1-11; Taf. XVII, Fig. 1-6.) Siphonosphaera socialis H. 87, p. 106, Fig. 1, 2. Siphonosphaera socialis Hilmers 06, p. 74. Bezüglich des Weichkörpers dieser Art hat Hilmers (1. c.) schon ausführlicher Auskunft ge- geben. Hier sei noch hinzugefügt, daß in den Individuen gelegentlich nicht nur eine, sondern mehrere, bis 3, ölkugeln auftreten können (Textfig. 29 a). Die Bildung der Restkristalle (Textfig. 29 b) beginnt mit der Anlage eigentüm- lich, meist im Querschnitt unregelmäßig dreieckig geformter Brocken (Textfig. 29«), die später die Sargform annehmen wie bei Collosphaera huxleyi. Das Skelett dieser Alt ist außerordentlich variabel, und gibt Tai. XVI, Fig. 1—11 und Taf. XVII, Fig. 1—6 ein anschauliches Bild davon, zumal Haeckels Abbildung ungenau und irreführend ist und Hilmers die Variabilität wohl erwähnt, aber nicht abbildet. Schon in der Schalengröße finden sich große Unterschiede, wie. Taf. XVI zeigt, deren Abbildungen alle sich auf Siphonosphaera socialis beziehen und alle bei derselben Vergrößerung gezeichnet sind. Die Extreme im Durchmesser liegen etwa zwischen den winzigen Schalen Taf. XVII, Fig. 4, Tai. XVI, Fig. 9 und Taf. XVII, Fig. 1, wo sie mehr als doppelt so großen Durchmesser haben wie bei ersteren. Die Kolonien mit kleinen Schalen sind die häufigeren. Die Schalenform ist stets kuglig, sehr selten elliptisch (Taf. XVII, Fig. 1); letzteres ist auch bei den Zwillingsschalen der Fall (Tai. XVI, Fig. 11 d), die man, entgegen der Meinung Hilmers, nicht allzu selten antrifft. Die dünne Schale wird von runden Poren durchbrochen, unter denen Haupt- und Nebenöffnun- gen meist zu unterscheiden sind. Nur selten finden sich Schalen, wo alle Poren gleichgroß und mit Fig. 29. Siphonosphaera socialis Haeckel. a Individuum mit drei Ölkugeln und in Anlage begriffenen Restkristallen. b Die Restkristalle fertig ausgebildet. Deutsche Süd- polar-Expedition 22. Mai 1903. Ober- fläche, x 330. Popofsky, Collosphaeriden. 265 Tuben versehen sind (Taf. XVII, Fig. 6); es finden sich daneben aber stets die charakteristischen an- dern Schalen. Die Hauptöffnungen sind bei fertig ausgebildeten Schalen stets von Tuben umgeben. Kolonien mit j ugendlichen Individuen ( Tai. XVI, Fig. 1 1 ) haben aber eine Schale ähnlich wie Collosphaera huxleyi, ohne jede Andeutung von Tuben; die Artzugehörigkeit ist hier nur aus dem Vorhandensein der großen Hauptöffnungen erkennbar, die oft, wie später noch zu erwähnen sein wird, charakteristisch zu 2 in jeder Schale nebeneinander liegen. Solche Kolonien unserer Art könnten auf den ersten Blick für eine Collosphaera mit winzigen Schalen gehalten werden. Die dichtgedrängten Individuen sowie das Vorhandensein der Hauptöffnungen kennzeichnen sie aber bei genauerer Betrachtung deutlich als eine jugendliche Kolonie von Siphonosphaera socialis. Die Tuben entstehen, wie hieraus geschlossen werden muß, also erst nach und nach, darauf deuten auch, wie schon Hilmers erwähnt, die sehr verschiedenen Längen der Tuben hin (vgl. Taf. XVI, Fig. 9, 11, Taf. XVII, Fig. 2, 3, 5). Die Form der Tuben ist, wie ein Blick auf Taf. XVI und XVII lehrt, außerordentlich variabel : zylin- drisch (Taf.XVI,Fig. 10 c, d); konisch, nach außen verjüngt (Taf. XVI, Fig. 10 a, Taf. XVII, Fig. 6); konisch, nach innen verjüngt, tonnenartig, in der Mitte blasig aufgetrieben (Taf. XVI, Fig. 1 a, b, 2 b); nach außen trompetenartig erweitert (Taf. XVI. Fig. 5, 6, 9 b, c; Taf. XVII, Fig. 3). Gelegentlich entstehen neben den Hauptöffnungen 2 bandartige, parallele Skelettstreifen ohne Zusammenhang (Taf. XVII, Fig. 5), auch wohl Zähne und Spitzen am Ende der Tuben (Taf. XVI, Fig. 8) und dreieckige, gegitterte Zipfelanhänge an den Schalen (Taf. XVI, Fig. 9«). Die Wandung der Haupttuben ist namentlich bei den trompetenartig erweiterten häufig von aderartig verzweigten, dickeren Skeletteilen gestützt (Taf. XVI, Fig. 9 c, 10 b) und außen mit Krusten und zierlichen, unregelmäßigen Skelettanhängen besetzt (Taf. XVII, Fig. 3). Der Unterschied zwischen Haupt- und Nebenöffnungen ist oft sehr groß (Taf. XVII, Fig. 3, 5), in andernFällen geringer (Taf. XVI, Fig. 1 6; Taf. XVII, Fig. 4) und in seltenen Fällen überhaupt nicht festzustellen (Taf. XVII, Fig. 6). Die Nebenöffnungen sind meist in großer Zahl vorhanden (Taf. XVI, Fig. 1 «, 11 d), oft aber auch in geringerer (Taf. XVI, Fig. 5, 7 ). Damit hängt auch meist die Art ihrer Verteilung zusammen. Sind wenig vorhanden, so liegen sie verhältnismäßig weit auseinander (Taf. XVI, Fig. 5, 7), sind viel vorhanden, so stehen sie sehr dicht (Taf. XVI, Fig. 11 a). Siekönnen in der Schale vertieft liegen, also in die Schalenwand eingesenkt sein (Taf. XVII, Fig. 5) oder auch in Form kleiner Tuben sich über die Schalenwand erheben (Taf. XVI, Fig. 1 b, 2 b). Meistens liegen sie aber in der Kugelebene der Schale. Diese kann gelegentlich auch einige Dornen aufweisen (Tai. XVI, Fig. 7 ), und sehr selten vereinigen sich zwei benachbarte Schalen mit Hilfe zweier einander entgegengestreckter und verwachsener Tuben (Taf. XVI, Fig. 10 c). Die Zahl der Haupttuben soll nach Hilmers zwischen 2 und 7 schwanken, doch kann ich hinzu- fügen, daß sich auch solche mit einem Tubus und mit 8 — 16 großen Tuben finden (Taf. XVI, Fig. 2 a, b, ] b). Hilmers hat diejenigen Kolonien, die Schalen ähnlich wie Siphonosphaera socialis, abernureinen Haupttubus daran besitzen, als besondere Art unter dem Namen Siphonosphaera monotubulosa beschrieben, allerdings mit Vorbehalt, da er selbst in ihr nur eine Varietät der Art S. socialis vermutet. Kolonien, deren Schalen nur einen Haupttubus besaßen, habe ich wiederholt gefunden, 266 Deutsche Südpolar-Expedition. in den meisten Fällen waren daneben aber auch Schalen mit 2 und mehr Tuben aufzufinden, also echte Siphonosphaera socialis -Schalen. Ich ziehe daher, da nach Hilmers sowohl als auch nach meinen Untersuchungen keine weiteren Unterschiede existieren, die Art Siphonosphaera mono- tubulosa ein. Dagegen scheint mir eine andere, von Hilmers unter dem Namen Siphonosphaera paradoxa beschriebene Art, die ähnliche Schalen wie S. socialis besitzt, zu Recht zu bestehen. Die oben geschilderte und durch die Zeichnungen veranschaulichte, außerordentlich große Variabilität von Siphonosphaera socialis erklärt wohl auch die große Zahl von Siphonosphaera -Arten, die Haeckel, wohl nach isolierten Schalen im Challenger-Report 1887, beschrieb. Hilmers (06, p. 69) hat diese Arten Haeckels sowie seine Gattungen Mazosphaera, Caminosphaera und T rypanosphaera einer eingehenden Kritik unterzogen. Ich habe, wie auch Hilmers, nie solche Kolonien zu sehen bekommen, die alle derartige Schalen besaßen, wie etwa Haeckel für seine Siphonosphaera pipetta, S. chonophora, S. serpula abbildet. Wohl aber zeigen einzelne aus den Kolo- nien herausgesuchte Schalen von Siphonosphaera socialis (wie ein Vergleich meiner Abbildungen aufTaf. XVI undXVII mit denenHAECKELs87,Taf. VI lehrt), Anklänge an solche bizarren Formen wie die genannten. Es sei das hier ausdrücklich hervorgehoben, daß diese auffälligen Formen auch in meinem Material fehlten, damit später mit diesen offenbar zu unrecht bestehenden Arten Haeckels aufgeräumt werden kann. Maße wie Hilmers angibt. Die indischen Kolonien schwanken in ihren Größenverhält- nissen ähnlich wie die atlantischen und pazifischen; der größte gemessene Schalendurchmesser (nach Hilmers nur 0,07 mm) betrug 0,135 mm. Fundorte. Nach Haeckel und Hilmers im tropischen und subtropischen Atlantischen Ozean und im Indischen Ozean bei Madagaskar. Deutsche Südpolar-Expedition, Atlantischer und Indischer Ozean, 2. Mai 1903, Obern. (2); 6. Mai 1903 (1); 22. Mai 1903, Obern. (113); 26. Mai 1903, Oberfl. (10). Fig. 30. Siphonosphaera paradoxa Hilmers. Indi- viduum zeigt die dickere Schalenwand und die auf- fallend großen Sporenkri- stalle. Deutsche Südpolar- Expedition 22. Mai 1903. Oberfläche, x 330. 17. Siphonosphaera paradoxa Hilmers. (Textfig. 30.) Siphonosphaera paradoxa Hilmers 06, p. 79, Fig. 4. Diese Art soll nach Hilmers eine Schale ähnlich wie Siphonosphaera socialis besitzen; sie ist nur etwas dicker. Besonders gekennzeichnt ist die Art durch auffallend große Sporenkristalle (bis 0,0075 mm lang, nach Hilmers) und das Fehlen großer Restkristalle, die bei S. socialis vor- handen sind. Kleine und große Poren sind zu verschieden langen Tuben ausgezogen. Ich habe ähnliche Kolonien gefunden und mit Sicherheit das Fehlen der Restkristalle sowie die abnorme Größe der Sporenkri- stalle feststellen können. Die von Hilmers angegebenen Maße stimmten mit meinen überein. Fundort von Hilmers nicht angegeben. Deutsche Südpolar-Expe- dition, Indischer Ozean, 22. Mai 1903, Oberfläche. Eine Kolonie. Popofsky. Collosphaeriden. 267 IS. Siphonosphaera crystalloides Hilmers. (Textfig. 31.) Siphonosphaera crystalloides Hilmers 0(3. p. 83, Fig. 6. Der Diagnose von Hilmers (1. c.) sei hier nur hinzugefügt, daß die oktaedrischen oder wenig langgestreckt hexagonalen Restkristalle oft eigen- tümlich körnig oder bröckelig zerfallen erscheinen, wahrscheinlich infolge weiter fortgeschrittener Sporenbildung. Fundorte. Nach Hilmers Indopazifischer Ozean. Atlantischer Ozean? Deutsche Südpolar - Expedition. Indischer Ozean. 22. Mai 1903. Oberfläche, 'eine Kolonie. Fig. 31. Siphonosphaera crystalloides Hilmers. Schale mit den hexago- nalen oder oktaedrischen Restkristallen. Deutsche Siidpolar- Expedition 22. Mai 1903. Oberfläche. < 325. 10. Siphonosphaera schotti Hilmers. (Textfig. 32.) Siphonosphaera Schotti Hilmers 06, 84. Fig. 7. Hilmers hat die Art (1. c.) ausführlich beschrieben. Er hat nur kuglige Kolonien beobachtet, ich sah aber auch langgestreckt wurstförmige (5.5 mm lang. 2 mm breit). Die meisten Tiere meiner Kolonien entsprechen den von Hil- mers anhangsweise beschriebenen Einzelschalen, bei denen die Neben - Öffnungen nicht in Tuben ausgezogen sind. Er vermutet in diesen ent- weder Tiere, die Haeckels Art Siphonosphaera macrosiphonia ange- hören, oder eine Varietät von Siphonosphaera schotti, neigt aber mehr der ersten Ansicht zu. Ich habe nun aber auch Kolonien gefunden, wo die kleinen Tuben erst als niedrige Wülste um die Nebenöffnungen angelegt waren, und solche, bei denen kurze Tuben an diesen ausge- bildet worden sind, so daß die Varietät ohne Tuben an den Neben- ' Siphonosphaera schotti Hilmers. Schale mit außeror- öffnungen durch Übergänge mit dem Typus verbunden ist, also sicher dentlich dicker Wandung und zu S. schotti gehört, vielleicht als jüngeres Entwicklungsstadium. Die starkwandigen Tuben. Deutsche ,.,.,„,, , , ■ • Südpolar-Expedition22.Mail903, Art ist durch die dicke Schale gut charakterisiert. Oberfläche, x 330. Fundorte. Nach Hilmers Indopazifischer und Atlantischer Ozean (Sargasso-See). Deutsche Südpolar-Expedition, Indischer Ozean, 6. Mai 1903, Oberfläche (2); 22. Mai 1903. Oberfläche (48); 26. Mai 1903, Oberfläche (3). 20. Siphonosphaera cyathina H. (Taf. XV, Fig. 4.) Siphonosphaera cyathina H. 87. p. 105. Taf. VI. Fig. 10. Siphonosphaera cyathina Hilmers 06, p. 90. Der Diagnose Hilmers', der Assimilationsplasma bei dieser Art in Frage stellt, sei hinzu- gefügt, daß solches von mir in Form zahlreicher gelblicher Klumpen, die oft von einem Hohlraum erfüllt erschienen, in der Gallerte konservierter Kolonien gesehen wurde. Die zahlreichen gelben Zellen lagen an und zwischen diesen Klumpen, diese wieder zwischen den Individuen. Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 36 268 Deutsche Südpolar-Expedition. Fundorte. Nach Haeckel und Hilmers im Atlantischen und Pazifischen Ozean. Deutsche Südpolar-Expedition, Indischer Ozean, 6. Mai 1903, Oberfläche (5); 22. Mai 1903, Oberfläche (8); 26. Mai 1903, Oberfläche (20). Nachtrag. Bei der Bearbeitung der koloniebildenden Radiolarien kam noch eine Reihe von Einzelradio- larien zur Beobachtung, die an der Gallerte der ersteren festgeklebt waren. Soweit dieselben selbst neu sind oder für unsere bisherigen Kenntnisse ergänzende neue Gesichtspunkte liefern, sollen sie im folgenden gewissermaßen als Nachtrag meiner Arbeiten über die Radiolarien der Deutschen Südpolar-Expedition hier angefügt werden. 1. Spuniellarien. Tubosphaera nov. gen. Die neue Gattung gehört zu der Familie Staurosphaeridae. Die Staurosphaeriden haben eine oder mehrere konzentrische Gitterschalen mit 4 im Kreuz gestellten Stacheln. Die neue Art ist von den bekannten Staurosphaeriden dadurch unterschieden, daß auf der einfachen, von Poren durch- setzten Gitterschale nach außen- gerichtete konische Tuben auf jeder Pore aufgesetzt sind. Haeckel beschreibt eine Spumellarie mit ähnlicher Gitterschale in seiner Ethmosphaera conosiphoniaH. (87, p. 69. Tai. XII, Fig. 5), doch fehlen dieser Form die charakteristischen langen, kreuzständigen Stacheln. Wie nun Haeckel (87. p. 61. 69) diejenigen Spuniellarien mit einfacher, von Poren durch- setzter Gitterschale innerhalb der Familie der Liosphaeriden als Cenosphaera von den Ethmosphaera - Arten trennt, bei denen auf den Poren nach außen gerichtete Tuben aufgesetzt sind, so kann man auch ähnlich in der Familie der Staurosphaeriden verfahren. Dem schon bekannten Genus Staurosphaera mit einfacher, nur von Poren durchsetzter vier- stachliger Gitterschale würde dann das neue Genus Tubosphaera mit ebensolcher Schale, aber auf den Poren aufgesetzten, nach außen gerichteten Tuben gegenüberzustellen sein, so daß auch in dieser Beziehung in beiden Familien, den stachellosen Liosphaeriden und den vierstachligen Stauro- sphaeriden, eine Parallelentwicklung festzustellen ist: Liosphaeridae: Cenosphaera -*- Ethmosphaera. Staurosphaeridae: Staurosphaera ->- Tubosphaera. Die Definition der neuen Gattung würde lauten: Staurosphaeriden mit einfacher Gitterschale und auf den Poren nach außen aufgesetzten Tuben. Tubosphaera quadrispina n. sp. (Textfig. 33.) Gitterschale kuglig, von runden Poren durchsetzt, deren Durchmesser dem der Gitterbalken ungefähr gleichkommt. Auf den Poren Tuben aufgesetzt, die im unteren Teil einem sechsseitigen Pyramidenstumpf gleichen, im oberen Teil einem ausgehöhlten Kegelstumpf. Äußere Öffnung der Pofofsky. Collosphaeriden. 269 Tuben enger als die Poren, auf denen sie aufgesetzt sind. Die 4 Stacheln mehr als zehnmal so lang wie der Durehmesser der Sehale; am Grunde etwas breiter und allmählich nach dem Ende pyramidal zugespitzt; dreiflüglig, Flügelkanten anscheinend wenig gedreht. An dem einzigen Exemplar waren leider die Stacheln abgebrochen, doch ist aus der gleichen Ansatzbreite derselben an der Gitterschale zu schließen, daß alle Stacheln gleichlang und gleichartig gebaut sind. Maße. Schalendurchmesser 0,079 mm. Länge der Stacheln 0,83 mm, Breite derselben dicht über der Gitterschale 0.015 mm. Durchmesser der Poren in der Gitterschale 0.007 mm. Äußere Öffnung der Tuben 0.005 mm. Vorkommen. Deutsche Südpolar-Expedition, Indischer Ozean. 2. Mai 1903. Vertikalnetzfang, 400—0 m. Jrt Cytocladus Schröder. Durch die Untersuchungen Schröders (06) und Haeckers (06, 08) sind Cytocladus und Thalassothamnus als echte Radioiarien erkannt worden. Die Besonderheit des Skelettes, daß die Stacheln wie bei den Acantharien zentral vereinigt (mono- oder dizentrisch) sind und die es noch Schröder in seiner ersten Arbeit (06. p. 454) zweifelhaft erscheinen ließ, ob es sich bei diesen neuen Protozoen um Radiolarien handelt, ist unter den Spumellarien nicht allzu selten zu finden. Sind doch nunmehr von folgenden Arten zentral vereinigte Stacheln mit oder ohne Gitterschale festgestellt worden: 1. Stigmosphaera actinocentra H. (H. 87, p. 68). 2. Stylotrochus longispinus R. (Rüst 98, p. 35, Taf. XII, Fig. 3)? 3. Stigmosphaem rothpletzii R. (Rüst 92, p. 135, Tai. VI, Fig. 10). 4. Stigmosphaera mira R. (Rüst 92, p. 135, Taf. VI, Fig. 11). 5. Stigmosphaera suspecta R. (Rüst 92, p. 135, Taf. VI, Fig. 12). 6. Stigmosphaerostylus notabilis R. (Rüst 92, p. 142, Taf. X, Fig. 2). 7. Acanthosphaera entactinia R. (Rüst 92, p. 147, Tai. XIII, Fig. 1). 8. Rhizoplegma betulium R. (Rüst 92, p. 150, Taf. XV, Fig. 2)? 9. Crucidiscus praecursor R. (Rüst 92, p. 163, Taf. XX. Fig. 6)? 10. Stylotrochus dolfussi R. (Rüst 92, p. 173, Taf. XXV, Fig. 5)? 11. Ldhelius difficilis R. (Rüst 92, p. 175, Tai. XXVI, Fig. 2). 12. Heterosoma heptacanthum Mast (Mast 10, p. 167, Taf. XIV, Fig. 5). 13. Haliomma cruciatum Mast (Mast 10, p. 163, Taf. XIV, Fig. 5). 14. Cytocladus gracilis Schröder (Schröder 06, Taf. IX). 15. Cytocladus major Schröder (Schröder 06, Tai. XIII). 16. Cytocladus spinosus Schröder (Schröder 06, Fig. 1). 17. Cytocladus gracillimus Haecker (Haecker 06, p. 878, Fig. 1). 18. Thalassothamnus tenerrimus Haecker (Haecker 06, p. 878, Fig. 2). Fig. 33. Tubosphaera quadrispina n. sp. drei Stacheln abgebrochen, der vierte mit seinen Bruchstücken fast voll- ständig. Deutsche Süd- polar-Expedition 2. Mai 1903.0— 400m. x 220. 3ti* 270 Deutsche Südpolar-Expedition. 19. Thalassothamnus ramosus Haecker (Haecker 06, p. 880? Fig. 3 a — c). 20. Thalassothamnus genista Haecker (Haecker 06, p. 882, Fig. 4). 21. Thalassothamnus spermatophorus Haecker (Haecker 06. p. 883, Fig. 5). 22. Centrolonche hexalonelie Pop. (Pop. 12, p. 89. Taf. 1. Fig. 1). 23. Centrolonche hexacontarium Pop. (Pop. 12, p. 90, Fig. 4). 24. Thalassothamnus pinetum Pop. (Pop. 08. p. 205. Taf. XX, Fig. 1). Diese Zusammenstellung von 24 Fällen, bei denen die Radialstacheln innerhalb der Spumel- larienschale oder ohne eine solche in einem oder zwei Zentren zusammentreffen, zeigt noch einmal deutlich die Berechtigung von phylogenetischen Spekulationen in dem Sinne, wie ich sie (12, p. 79 bis 82) früher dargelegt habe. Daß nämlich auch die Spumellarien im Skelettbau auf den einfachen Vierstrahler als Grundelement zurückführbar und somit in den 24 genannten Fällen ursprünglichere Skelettypen erhalten geblieben sind, wobei berücksichtigt werden muß, daß ein Teil dieser Fälle schon fossile Skelette betrifft. Schröder beschreibt seinen Cytocladus gracüis (06. p.211 ) mit Stacheln, die aus 2Verzweigungs- punkten je 4 — 5 Äste abgeben, der Stachelstamm selbst soll schließlich in eine einmal oder zweimal gegabelte Spitze auslaufen. Ich habe nun gleichfalls im Material der Deutschen Südpolar-Expedition einige Tiere orefunden. die sonst genau mit der Diagnose für ( 'ytocladus gracüis übereinstimmten, aber keinen deutlichen distalen zweiten Wirtel besaßen. So zeigt Tai. XVII. Fig. 7 in dem zweiten Verzweigungspunkt nur einen Seitenast, der Stachelstamm ist seitlich abgebogen und doppelt dichotom verästelt. In Textfig. 34a scheint die Unregelmäßigkeit noch weiter zu gehen; die dort dargestellten Stachelenden zeigen bei« etwas Ähn- liches wie eben erwähnt, bei b und c ist aber der obere "Wirtel von sonst quirlständigen Zweigen in einzelne wechselständige Seitenäste aufgelöst. Fig. 34b trägt sogar nur einen gegabelten Seitenast. Fig. 34. Cytocladus gracüis Schröder. Die verschiedenen Wäre auch dieser noch verschwunden, so kämen Stachelenden mit abnorm ausgebildetem zweiten Seitenastwirtel. . . „ . . . .. TT . -,-,. . _. , „., , p ,... 1ft c . ■ ,on.> n ,,„„,„, wir zu einem Stachel, wie ihn Haecker (üb, t ig. 1 Deutsche budpolar-Expedition 10. September 1903. 0 — 3000m. ° für Cytocladus gracillimus Haecker abbildet. Dieser Befund gibt also zu bedenken, ob letztere Art nicht in den Variationskreis von Cyto- cladus gracüis hineingehört, zumal bei dem Tier, von dem die in Textfig. 34 wiedergegebenen 3 Stacheln stammen, die Zweige des proximalen, unteren Wirteis ebenfalls wenig verzweigt waren, wie das von Haecker für Cytocladus gracillimus abgebildet wird. 2. Nassellarien. Eucoronis angulata H.? (Taf. XVII, Fig. 8.) Eucoronis angulata H. 87, p. 978, Taf. LXXXII, Fig. 3. Die mir vorliegende Form stimmt mit Haeckels Zeichnung und Abbildung im wesentlichen überein, sie hat aber einige Unterschiede, weshalb die Artzugehörigkeit mit einem Fragezeichen Popofskv, Collosphaeriden. 271 versehen wurde. Das Skelett meines Exemplars ist in den Skelettbalken viel zierlicher. Nur der Sagittalring ist dreikantig, die übrigen Skeletteile. Frontal- und Basalring, sind rund im Querschnitt, nur auf dem Basalring beginnen sich in der Nähe des Dorsalstachels D bereits drei Kanten ein kurzes Stück entlang anzulegen. Nach den Abbildungen Haeckels und seinen Beschreibungen zu urteilen, sollten bei den Eucoroniden keine Urstacheln vorkommen. Der Fund dieses Exemplares hatte für mich ein beson- deres Interesse, weil ich im Sinne meiner letzten Untersuchungen über das Nassellarienskelett (13) nach Resten von Urstacheln suchen konnte. Es fanden sich nicht nur Reste derselben, sondern sie waren sogar gut ausgebildet und leicht erkennbar, was aus Haeckels Abbildung allerdings nicht hervorging. Am Sagittalring, der durch seine Dreikantigkeit sowie seine erhebliche Dicke als der mi- togenetisch älteste Teil des Skeletts zu betrachten ist, fanden sich der dorsal aufwärts gerichtete Apikalstachel {A in der Figur, seine Endspitze ist, weil unter dem Ring gelegen, nicht zu sehen), ferner der dorsal abwärts gerichtete Dorsalstachel (D). Nicht weit von der Ecke, in der die bei- den (A und D) zusammenstoßen, entspringen die beiden, den dorsalen Teil des Basairinges bil- denden sekundären Lateralstacheln (/,./,). Am ventralen, basalen Teil des Sagittalringes strahlen die Läteralstacheln (Lr L,) aus, um den ventralen Teil des Basairinges zu bilden. Zwischen beiden Lateralstacheln erhebt sich der Vertikalstachel ( Vert. ), der einen Teil des Sagittalringes ausmacht, um als kleine Spitze über diesen hinausragend zu endigen. Im basalen Teil des Ringes entspringen dann noch ein paar kleinere, spitze, akzessorische Stacheln (a), die von Haeckel nicht gesehen wurden. Ich konnte mich also davon überzeugen, daß hier deutlich ein nach dem Semantis-Typ (Pop. 13, p. 233, Fig. 3 a) gebautes Skelett mit den Urstacheln A, D, Lr, Lb /,, /,, Vert. vorliegt. Somit ist für eine wichtige Gruppe der Nassellarien. für die ich noch vor kurzem (13, p. 236) schreiben mußte: „Auffällig erscheint zunächst, daß an dem Coroniden- Skelett meist keine Reste von Urstacheln zu finden sind; sie sind sämtlich durch Rückbildung verloren gegangen", eine deutliche Beziehung zu dem Urstachelgerüst nachgewiesen und damit festgestellt, daß die Coroniden sich in den Entwick- lungsgang des Nassellarienskelettes, wie er von mir jüngst ausführlich gekennzeichnet wurde (13), gut einfügen. kxn stärksten ist der Sagittalring, auf ihn folgt an Dicke der Basalring. am zierlichsten ist der Frontalring; hieraus ergibt sich auch, daß ersterer unzweifelhaft der älteste Skeletteil, letzterer der jüngste ist, was auch phylogenetisch wichtig ist, da offenbar zuerst die einringigen Formen vor- handen gewesen sein müssen, die durch Basalring- und spätere Frontalringbildung Coroniden - skelette erzeugten. Das einzige hierher gehörige Exemplar stammt aus einem Fang der Deutschen Südpolar - Expedition aus dem südlichen Indischen Ozean vom 6. Mai 1903, Oberfläche. Haeckels Exemplar wurde im zentralpazifischen Ozean, Challenger- Station 272, 2600 Faden tief, gefangen. Wahrschein- lich handelt es sich aber in letzterem Fall um eine Bodenprobe, aus der das Skelett isoliert wurde. Tetraspyris arborescens n. sp. (Tai. XVII, Fig. 9.) Unter diesem Namen sei hier eine Spyroidee beschrieben, die der Familie der Zygospyriden angehört. Dieselbe hat eine etwas schief glockenförmige Schale, die von unregelmäßig rundlichen 272 Deutsche Siidpolar-Expedition. bis polygonalen Poren von verschiedener Größe durchsetzt wird. Die Schale selbst zeigt auch einige unregelmäßige Buckel. Von Stacheln sind vorhanden: 1. der Apikaistachel A, der als kräftiges dreiflügliges Hörn von mehr als doppelter Schalenlänge auf der Schale sitzt; seine Kanten sind ein wenig gedreht und schwach mit kleinen, durch flache Einkerbungen voneinander getrennten Zähn- chen besetzt; 2. der Dorsalstachel D, 3. die beiden Lateralstacheln Lr, Lt und der Ventral- stachel V. Diese Stacheln sind unregelmäßig gewunden in ihrem Verlauf und mehr oder weniger verzweigt. Die Verzweigung ist besonders an den eingebogenen Enden etwas kräftiger. Der Dorsal- stachel ist (wohl nur zufällig) in seinem oberen proximalen Drittel gegabelt, bei den übrigen Stacheln beginnt die Verzweigung erst in dem unteren distalen Drittel. Zwischen den 4 abwärts gerichteten Stacheln liegen vier Wülste der Zentralkapsel. Maße. Durchmesser der Schale 0,034 mm, Länge der Stacheln D, Lr, Ll bis 0,14 mm. des Kopfhornes (A) 0,07 mm. Fundort. Deutsche Südpolar-Expedition, südlicher Indischer Ozean, 6. Mai 1903, Oberfläche. Haeckel bildet eine ähnliche Radiolarie ab in seiner Tetraspyris tetracorethra H. (87, p. 1044, Tat". LIII, Fig. 19). doch hat diese ein viel längeres und verzweigtes Kopfhorn. Er erwähnt auch eine unserer Art nahekommende mit einfachem Kopfhorn, doch soll diese ihre 4 Stacheln dicht an der Schale verzweigen, so daß 8 Stacheln herabzuhängen scheinen. Auch hat unsere Art am Hörn gezähnte Kanten und weicht in den Größenverhältnissen der Stacheln und des Kopfhornes erheblich von jenen Arten ab. Mir will aber scheinen, als ob die systematische Eingliederung in die Spyroideen bei diesen Arten eine zwangsweise und unnatürliche ist. Ich konnte mich nicht mit Sicherheit davon überzeugen, daß die Schale wirklich Spyroideeneharakter trägt, also z. B. einen Ring innerhalb derselben besitzt. Was von Haeckel als Ring gedeutet wurde, kam mir eher vor wie der ins Innere der Schale ver- laufende untere proximale Teil des Stachels und Kopfhornes A. Auch macht der Gesamtumriß des von den 4 Stacheln (D, V, Lr Lt) eingeschlossenen Raumes eher den Eindruck eines primitiven Thorax. Alle diese Zeichen würden die Gattung Tetraspyris oder wenigstens die 3 hier mit Namen erwähnten Arten von der Ordnung der Spyroideen in die der Cyrtoideen verweisen, und zwar wäre sie dort eine Dicyrtide mit außerordentlich einfachem Thorax, einem Thorax auf tiefster phylogenetischer Entwicklungsstufe, welche uns gewissermaßen zeigt, wie der Thorax von den Urstacheln aus gebildet wird. Plagiacantha arachnoides Clapabede. (Textfig. 35.) Literatur und Synonymik Schröder 1914, p. 78, 79. Ein Bruchstück einer Plagiacantha fand sich noch nachträglich bei der Durchsicht des Radio - larienmaterials von der Winterstation des „Gauß". Obwohl seine Verzweigungspunkte , namentlich an dem einen Stachel, bedeutend weiter nach außen gerückt sind, wie es früher Claparede und kürzlich Jörgensen beschrieb, so zweifle ich nicht daran, daß das Bruchstück von Plagiacantha arachnoides stammt. Bei a und b in der Textfigur haben wohl die ersten Bögen gesessen, die die Stacheln später verbinden. AVir haben hier einen weiteren interessanten Fall, wo eine bisher nur im nördlichen Kühl- und Kaltwassergebiet gefundene Radiolarienart auch im Kaltwassergebiet Popi ii'skv, Collosphaeriden. 273 der südlichen Hemisphäre festgestellt werden konnte. Vermittelnde Fundorte im Warmwassergebiet sind nicht bekannt. Die Zahl der bipo- laren Radiolarienarten (vgl. Pop. 08, p. 197) vermehrt sich damit auf 5: 1. Rhizoplegma boreale. 2. Spongodiscus favus, 3. Lithomelissa setosa, 4. Hdotholus histricosa, 5. Plagiacantha arachnoides, Allerdings sei hier erwähnt, daß der Weichkörper nicht vor- handen war. es also zweifelhaft ist, ob das Tier am Fundort gelebt hat. Immerhin läßt sich wohl sagen, daß der Weichkörper des Tieres wahrscheinlich durch den Fang verloren ging, denn das spezifisch beträchtlich schwere Skelett sinkt ohne den Weichkörper verhältnismäßig schnell, wie ich an einigen leeren Tricyrtidenschalen durch Versuch feststellen konnte. Fundort des Plagiacantha -Skelettes: Winterstation der Deut- schen Südpolar-Expedition, 10. November 1902, 150 m. Fig. 35. Plagiacantha arachnoi- des Claparede? Bruchstück ei- nes Skelettes aus dem südlichen Kaltwassergebiet. Deutsche Süd- polar - Expedition Winterstation 10. November 1902. 150m. x650. Setlioconus trochns Ehrenberg. (Textfig. 36, 37.) Eucyrtidium trochus Ehrenberg 1872, p. 293, Tai. VII, Fig. 17. Conarachnium trochus Haeckel 1881. p. 430. Eucyrtidium plt uracanthum Ehrenberg 1872. p.293, Taf.VII,Fig.21. Sethoconus trochus Haeckel 1887. p. 1290. Sethocyrtis pleuracantha Haeckel 1887. p. 1300. Unter dem Namen Sethoconus trochus sollen hier die beiden von Ehrenberg zuerst unter dem Namen Eucyr- tidium pleuracanthum und Eucyrtidium trochus beschrie- benen Dieyrtiden der Familie Sethocyrtidae zusammen- gefaßt werden. Haeckel stellte die erstere wegen der eingezogenen Schalenmündung in sein Genus Sethocyrtis, die letztere wegen des nach Ehrenbergs Abbildung konischen Thorax in die Gattung Sethoconus. Mir haben nun beide Wuchsformen der Schalen mit Übergängen vor- gelegen, so daß ich diese Trennung nicht mehr aufrechter- halten kann. Wie bei vielen anderen Nasseilarien wird die Mündung einmal mehr, einmal weniger eng gebaut, die Schalenform ist einmal mehr konisch, dann wieder mehr birnenförmig, so daß hierin kein charakteristisches Merk- mal zu suchen ist. Es ist das zugleich ein Beweis für die Künstlichkeit der Trennung der beiden Gattungen Setho- conus und Sethocyrtis. Fig. 36. trochus Sethoconus Ehresberg. Form mit distal offe- nem Kopf, eingezogener Schalenmün düng ohne größere Kopfporen (Eh- renbergs Eucyrtidium pleuracanthum). Deut- sche Südpolar-Expe- dition 15. Mai 1903. 0—400 m. x 435. Fig. 37. Sethoconus trochus Ehrenberc. Form mit geschlossenem Kopf, weiter Thorax- mündung mit größeren Kopfporen Ehrenbergs Eucyrtidium trochus). Deutsche Südpolar-Ex- pedition 26. August 1903. 0—200 m. x 435. 274 Deutsche Südpolar-Expedition. Auch das andere Unterscheidungsmerkmal, die 3 Paar großen Poren in einein ,, Vertikalseptuni", welches Haeckel nach Ehrenbergs Abbildung beschreibt, ist hinfällig. Von einem Vertikal- septum ist an dem Skelett nichts zu finden. Die 3 Paar größeren Poren sind nur etwas größer aus- gefallene Kopfporen, die den in der Kopfwandung aufwärts ziehenden Kopfstachel (A = Apikai- stachel) begleiten, auch sie sind in ihrer Größe variabel, wie bei vielen andern Radiolarien mit Kopf- horn in der Kopfwand. Textfig. 37 stellt ein Tier dar, bei dem sie gut ausgebildet sind, in dem Exemplar Textfig. 36 fehlen sie. Auch kann man sie nicht erkennen, wenn, wie in Ehrenbergs Figur (1. c. Tai. VII. Fig. 21). für Eucyrtidium -pleuracanthum der Kopfstachel durch Drehung des Skelettes seitlich liegt. In den Maßen ist kein Unterschied zwischen beiden Arten, wie die folgenden Zahlen nach Haeckel zeigen: Kopf lang Kopf breit Thorax lang i Thorax breit 0.03 0.(14 0,02 D.II2 0,06 0,08 0,06 0,06 Haeckel beschreibt auch beide von denselben Fundstellen aus dem tropischen Pazifischen Ozean, desgleichen Ehrenberg. Fundorte: Tropischer Pazifischer Ozean, Haeckel, Ehrenberg. Deutsche Südpolar- Expedition, südlicher Indischer Ozean und Atlantischer Ozean. 15. Mai 1903, 400 m (3 Exemplare); 26. August 1903 (3). 11. August 1903, 200 m (1). 18. September 1903. 200 m (5). Wie die Fundorte zeigen, ist damit wieder eine leicht erkennbare Radiolarie für alle 3 Welt- meere nachgewiesen. Interessant ist noch, daß das eine der beobachteten Exemplare, und zwar das in Textfig. 36 dargestellte, einen distal offenen Kopf besaß, während die andern denselben an dieser Stelle stets geschlossen hatten. Ich habe früher schon darauf aufmerksam gemacht, daß bei einer Reihe von Radiolarien während der Skelettentwicklung solche Kopflöcher festzustellen sind, die später ver- schlossen werden (Pop. 13, p. 394, Fig. 113, 379, Textfig. 93, p. 363, Textfig. 79). Als solche Arten nannte ich früher Acanthocorys variabilis, Lithopilium macroceras und Lithomiihium clausuni. Anthocyrtidium cineraria H. var. brachvpes nov. var. (Textfig. 38.) Anthocyrtidium cmeraria H. 87, p. 1278, Tai LX11. Fig. 16. Anthocyrtidium cineraria H.? Popofsky 13, p. 370. Tat XXXVIII, Fig. 1, Textfig. 87. Diese Varietät entspricht sonst der ausführlichen Beschreibung von Anthocyrtidium cineraria H. in meiner Nassellarien-Arbeit, worauf hier verwiesen werden soll. Sie unterscheidet sich aber da- durch, daß die Stacheln D, Lr, Lb die dort als kurze Stümpfe in der Nackengegend über die Schale hinaustraten und dort endigten, hier in der Schalenwand des Thorax bis zur Thoraxwand verlaufen und dort als kurze, dreikantige Stacheln endigen. Diese Eigenschaft würde sie ja in die Haeckel- sche Gattung Dictyofhvmus verweisen, doch sind, wie ein Blick auf die zitierten Abbildungen und unsere Textfig. 38 lehrt, der Typus und die Varietät sonst so übereinstimmend im Schalenbau und Popofsky, Collosphaeriden. 275 in der Schalengröße, daß es ungerechtfertigt wäre, beide zu trennen; zumal ich auch schon früher bei andern Nassellarien auf das verschiedene Wachstum der Thoraxstacheln, ihre Beteiligung an dem Aufbau des Thorax, hervorgerufen durch ihre verschiedene Krümmung, hinweisen konnte. Fundort für die Varietät: Deutsche Südpolar-Expedition, Indi- scher Ozean, 15. Mai 1903. 400 m. 2. Juni 1903, Atlantischer Ozean, 8. August 1903. 50 m. je 1 Tier. Lithomelissa horrida n. sp. (Textfig. 39.) ■-•: i & 5 - 1 Fig. 38. Anthocyrtidium ci- neraria H. var. brachypes nov. var. Die Stacheln D, Lr, Li verlaufen in der Tho- raxwand. Deutsche Südpolar- Expedition 15. Mai 1903. 0—400 m. ■ 435. Diese neue Lithomelissa gehört dem ÜAECKELschen Subgenus Setho- melissa an (H. 81. p. 431). Kopf kuglig. mit einer flachen Einschnürung von dem weit glocken- förmigen, wahrscheinlich an der Mündung verengten Thorax abgesetzt. Thorax noch unvollständig, erst in Bildung begriffen. Kopf und Thorax von großen, unregelmäßig rundlichen Poren durchsetzt. Beide mit weni- gen, ziemlich langen, dornigen, konischen Beistacheln besetzt, welche sich unregelmäßig über die Schale verteilen und bis zu einem Drittel der Länge des Kopf durchmessers erreichen. Auf dem Kopfe finden sich noch vier kräftige, dreiflüglige, pyramidale Kopfhörner, welche an Länge dem Kopf- durchmesser gleichkommen und an Dicke (dicht über der Schale) den großen Poren der Gitter- schale. Eins dieser 4 Kopfhörner entspricht wohl dem Apikaistachel (A), doch scheint es mir, als ob die andern 3 großen Kopfstacheln mit dem Urstachelgerüst in keiner Beziehung stünden. Dicht unter der Nackenfurche erheben sich, durch Gitterwerk mit der Schale verbunden, die kurzen 3 Thoraxstacheln (Lr, L,, D). Diese Thoraxstacheln sind gespalten (wie das auch Haeckel für Lithomelissa de- cacaniha beschreibt). Der eine Teil tritt als gegitterter Flügelanhang über die Schale hinaus, dicht unter der Hals- einschnürung, der andere bleibt als Thoraxstachel in der Thoraxwand (vgl. L, in Textfig. 39). Maße. Kopf lang 0,05 mm, breit 0,06 mm. Größte Thoraxbreite 0,12 mm. Länge der Kopfhörner bis zu 0,1 mm. Vorkommen. Deutsche Südpolar-Expedition, Süd- licher Indischer Ozean, 15. Mai 1903, 400 m (1). Die neue Art gehört in die Nähe von Haeckels Lithome- lissa decacantha H. (87, p. 1208, Taf. LVI, Fig. 2). Sie unter- scheidet sich aber von ihr durch den Mangel der pyramidalen Thoraxflügel, welche auf dem Knie der Thoraxfüße aufge- setzt sind, sowie durch das Fehlen der letzteren und das 0 Q~:0?o- 7, oa or>s fRS Fig. 39. Lithomelissa horrida n. sp. Deutsche Südpolar-Expedition 15. Mai 1903. 0—400 m. x 435. Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 37 276 Deutsche Südpolar-Expedition. Vorhandensein einer Anzahl dorniger Beistacheln. Auch ist bei unserer Art der obere Koptteil ohne Poren und nicht hyalin, was allerdings kein schwerwiegendes Trennungsmerkmal ist. Gallerte und gelbe Zellen. (Textfig. 40, 41.) Bei einer Podocyrtide, deren Art Zugehörigkeit nicht genau festgestellt werden konnte, fand sich wiederholt eine außerordentlich voluminöse Gallerte, die die glockenförmige, mit 3 Schalen- stücken, einem Kopfhorn, 3 in der Schalenwandung verlaufenden und einem freien, im Nacken entspringenden Radialstachel versehene Schale völlig ein- schloß. Die Gallerte war am Kopfe wie an der Schalen- mündung so dick wie die Gesamtlänge der Schale über- haupt beträgt, nach der Seite zu war sie halb so dick wie der größte Breitendurchmesser der Schale (Textfig. 40). Diese im Leben wohl noch mächtigere Gallerte hüllt also alle Skeletteile völlig ein. es ist also hier völlig ausge- schlossen, daß etwa die beiden Kopfhörner und der 4. Ra- dialstachel, der als ..Xackenhorn" in der Halsfurche aul- tritt, als Schwebeinricht ungen in Betracht kommen können, sie dienen vielleicht als Stützpunkt für wichtige Pseudo- podienbahnen und als erstes Gerüst für den Schalenbau. Dasselbe konnte in bezug auf die Gallerte bei einer ebenso großen und ähnlich gestalteten Podocyrtide beob- achtet werden (Textfig. 41), auf deren Kopf sich aber 2 Kopfhörner befanden. Die Gallerte ist aber hier in der Breite weniger dick erhalten. An beiden Tieren fällt das Vorkommen sowie die eigentümliche Verteilung der gelben Zellen auf. Diese finden sich in großen Massen in dem Kopfteil der Gallerte, weniger zahlreich an den Seitenwänden der Schale, in größerer Zahl wieder an der Schalenmündung und im unteren weiten Teil der Schale. Fig. 4(i. Podocyrtide mit einem Kopfhorn mächtiger Gallerthülle und eigentüm- licher Verteilung der gel- ben Zellen. Deutsche Süd- polar-Expedition 19. Okto- ber 1901. 0—500 m. Fig. 41. Podocyr- tide mit zwei Kopf- hörnern mit ähn- lichem Weichkörper wie in Fig. 40 aus demselben Fang. Literaturverzeichnis. Ein ausführliches Literaturverzeichnis findet sich in meinen früheren Arbeiten: Die Radiolarien der Antarktis in Ergebnisse der Deutschen Südpolar-Expedition X, Zoologie II. 1908. p. 297. Nachträge dazu in meinen Arbeiten über die Sphaerellarien des Warmwassergebietes der Deutschen Südpolar-Expedition XIII, Zoologie V. 1912 p. 157. und in: Die Nassellarien des Warm- wassergebietes der Deutschen Südpolar-Expedition XIV. Zoologie VI, p. 412. Tafelerklärung. Bei den meisten Schalen wurde der Deutlichkeit halber nur die obere Hälfte gezeichnet. Tafel XIII. Fig. 1. Collosphaera huxleyi Müller. Teil einer Kolonie mit beschälten und unbeschalten Tieren und einer Anzahl Spikein. Näheres im Text. Deutsehe Südpolar-Expedition 26. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Fig. 2. Collosphaera huxleyi Müller. Zwei kleine Schalen mit tubenartigen Ansätzen; übrige Schalen normal. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903, Oberfläche, x 330. Fig. 3. Collosphaera, huxleyi Müller. Aus einer sonst normal beschälten Kolonie. Diese Schale mit großen, wallartig um- ringten, größeren Poren. Deutsche Südpolar-Expedition G. Oktober 1901. X 330. Fig. 4—6. Collosphaera huxleyi Müller. Anormale Schalen aus einer Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche, x 330. Fi;:. 7. Collosphaera huxleyi Müller. Stück einer Kolonie. Neben großen, beschälten Tieren zwei kleine, eins mit zwei Spikein. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903. Oberfläche. X 330. Fig. 8. Collosphaera huxleyi Müller. Anormale Zwillingsschale. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Fig. 9. Collosphaera huxleyi Müller. Ein sonderbares Spikulum in einer normalen Collosphaera-Kolomc gefunden. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche, x 330. Tafel XIV. Fig. 1. Collosphaera armata Brandt. Teil einer Kolonie. Tiere in natürlicher Lage. Schalen mit breiteren Gitterbalken als sonst, Nadeln länger. Eine Schale abnorm. Bei e Restkristalle. Deutsche Südpolar-Expedition 8. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Fig. 2. Collosphaera macropora n. sp. Drei verschiedene Schalen aus einer Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche, x 330. Fig. 3. Solenosphaera collina H. Einzelschale. Deutsche Südpolar-Expedition 11. September 1903, 0—400 m. X 330. Fig. 4. Solenosphaera chierchiae Brandt. Eine Anzahl Individuen in natülicher Lage. Die Schalen zeigen die Variabilität des Skelettes. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903. Oberfläche. X 330. Fig. 5. Acrosphaera circumtexta H. Teil einer Kolonie, deren Schalen zum Teil abnorm sind. Deutsche Südpolar-Expedition 6. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Tafel XV. Fig. 1. Acrosphaera eircumlexta H. Teil einer Kolonie mit unbeschalten und beschälten Tieren. Erstere mit Restkristallen, letztere zum Teil normal (a), zum Teil abnorm, mit langen Stachelanhängen (b, tl). Bei / und g Spikein und Nadeln aus der Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Fig. 2. Acrosphaera eircumlexta H. Teil einer Kolonie mit abnorm beschälten Tieren. Deutsche Südpolar-Expedition 6. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Fig. 3. Acrosphaera circumtexta H. Teil einer jungen Kolonie. Die Schalen noch glatt. Nur eine (a) zeigt beginnende Krustenbildung. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Fig. 4. Siphonosphaera cyathina H. Zwei Schalen aus einer Kolonie der Deutschen Südpolar-Expedition vom 26. Mai 1903, Oberfläche. X 330. 278 Deutsche Südpolar-Expedition. Tafel XVI. Variabilität des Skelettes von Svphono&phaera socialis H. Zwei Tiere aus einer Kolonie vom 22. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Zwei Tiere aus einer Kolonie vom 22. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Aus einer Kolonie vom 22. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Desgleichen aus einer andern Kolonie. X 330. Einzeltier aus einer Kolonie vom 26. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Einzeltier aus einer Kolonie vom 2. Juni 1903, Oberfläche, x 330. Einzeltier aus einer Kolonie vom 22. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Desgleichen aus einer andern Kolonie. X 330. Drei Einzeltiere aus einer Kolonie vom 22. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Desgleichen fünf Individuen aus einer andern Kolonie, x 330. Desgleichen aus einer andern Kolonie. X 330. Tafel XVII. Fig. 1—6. Siphonosphaera socialis H. 1, 2, 4, 6 aus verschiedenen Kolonien vom 22. Mai 1903, Oberfläche. X 330. 3, 5 aus zwei Kolonien des Fanges vom 6. Mai 1903, Oberfläche. X 330. Fig. 7. Cytocladus gracilis Schröder. Einzelstachel. Deutsche Südpolar-Expedition 10. September 1903, 0—3000 m. Fig. 8. Eucoronis angulaia H. ? Deutsche Südpolar-Expedition 6. Mai 1903, Oberfläche, x 650. Fig. 9. Tetraspyris arborescens n. sp. Schale mit vierlappiger Zentralkapsel. Deutsche Südpolar-Expedition Mai 1903, Oberfläche, x 650. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band XVI Tafel XIII. M 5 c " r r r 0 0 Popofsky get. Verlag von Georg Reimer in Berlin. Collosphaera huxleyi Müller. Deutsche Südpolar-Expeoition. 1901-3. Band XVI Tafel XIV. /&■ JC ^ r rr r'r r- r r r. C r r /• ; r r C r rr Tri cC r r r m ■'- v* ■ : ■°:°.°r 1 /~\ i~ r- J * . ^ ^"r c <- c ~~y* *-^>-» ' /; d r - Popoi ■ 1 Collosphaera armata Brandt, 2 Collosphaera macropora n. sp., 3 Solenosphaera collina H., 4 Solenosphaera chierchiae Brandt, 5 Acrosphaera circumtexta H. Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band XVI Tafel XV. u -y ? Z ' ■•- ;ii S ' WC rr > -_> ] * :' •>. •'ü Popofsky gor. Verleg von Georg Re 1—3 Acrosphaera circumtexta H., 4 Siphonosphaera cyathina H. Deutsche Sü'opolar-Expedition. a9oi-3. Band XVI Tafel XVI. • '- - U K * s/'' Vi V ^ '.r ^~ 11 Popofsky gez. Verlag von Georg Reimer In Berlin. Siphonosphaera socialis H. Deutsche Südpolar-Expediuon. 1901-3. Band XVI Tafel XVII. a l ^Or !-i ■ •• JB PopOfsk.. 9er. Verlag von Georg Re 1—6 Siphonosphaera socialis H. 7 Cytocladus gracilis Schröder. 8 Eucoronis angulata H.? 9 Tetraspyris arborescens n. sp. DIE PELAGISCHEN NEMERTINEN DER DEUTSCHEN SÜDPOLAR -EXPEDITION 1901-1903 VON PROF. Dr. AUG. BRINKMANN (BERGEN) MIT TAFEL XVIII— XX UND 1 ABBILDUNG IM TEXT .CA/ 0S H, 3 ■*»•' Deutsche Rildpolar-Expedition- XVI. Zoologie VIII. 38 Einleitung. Die vorliegende Arbeit behandelt eine kleine Sammlung von pelagischen Nemertinen, die auf der Hin- und Rückfahrt der Expedition im Atlantischen Ozean gesammelt wurden. Zwar ist die Sammlung klein — es waren nur neun Individuen vorhanden — , sie enthält aber mehrere neue Formen und ist insofern von Wichtigkeit. Da der Krieg die Veröffentlichung dieser Arbeit etwas verzögert hat, liegt schon, um die Priorität zu schützen, eine kleine, vorläufige Mitteilung in Bergens Museums Aarbok 1915 — 1916, Naturw. Reihe Nr. 1 vor. Eine nähere Diskussion des Systems der pelagischen Nemertinen kann hier nicht Platz finden; ich verweise diesbezüglich auf meine Monographie dieser Tiergruppe, die vor einiger Zeit erschien1). In der Terminologie folge ich den Arbeiten Bürgers; jedoch ziehe ich vor, die Abschnitte des Rüssels — von der Insertion ausgehend — als proximalen und distalen Rüsselzylinder zu be- zeichnen und benenne die Schichten des Rüssels (wie äußere, innere usw.) nach ihrer Lage in dem ganz hervorgestülpten Rüssel. Bergen, im April 1918. Aug. Brinkmann. L) Bergens Museums Skrifter. Ky Rsekke. Bind III, Nr. 1. Kristiania 1917. Genus Planktonemertes Woodworth 1899. Körper sehr breit und bisweilen außerordentlich stark abgeflacht. Mund- und Rüsselöffnung vereinigt. Darmdivertikel stark verästelt. Das Rhynchocoelom erstreckt sich in den Schwanz hinein. Planktonemertes rauhöffeni Brinkmann 191"). Tai. XVIII Fig. 1-10. 1915. Planktonemertes vanhöjfeni Brinkmann (1) S. 3, Taf. I Fig. 1 und 2, Textfig. 1. 1917. Planktonemertes vanhöffeni Brinkmann (2) S. 24, Taf. XIII Fig. 22 und 23, Textfig. 5. Ein leider in der Schwanzregion zerquetschtes und auch an mehreren Stellen lateral lädiertes Individuum ist alles, was von dieser Art vorliegt. Glücklicherweise ist jedoch das Tier für das Studium der inneren Organisation sehr brauchbar, so daß es möglich wird, die Gattung Woodworths eingehender kennen zu lernen, als es die vorläufige Mitteilung (9) des leider verstorbenen Forschers erlaubt. Zwar hat Bürger (4) in seiner Bearbeitung der Tiefsee-Nemertinen der „Valdivia" -Expedi- tionzwei Tiere beschrieben, von denen das eine als dem von Woodworth ursprünglich beschriebenen P. agassizii identisch, das andere, P. woodworthii, als zur Gattung gehörend angesehen wird. Eigene Untersuchungen haben mir aber gezeigt, daß die beiden Tiere überhaupt nicht zu dieser Gattung gehören. Es ist schwierig zu erklären, wie Bürger sich einfach über die Angabe Woodworths, daß die Mund- und Rüsselöffnung gemeinsam sind, hinwegsetzen konnte; Woodworth gibt an, drei Individuen geschnitten zu haben und konnte sich doch in so einfachen Verhältnissen nicht irren. Wegen der deutlichen Trennung der Mund- und Rüsselöffnung sowie anderer Eigentümlich- keiten, wie z. B. der Kürze des Rhynchocoeloms, sind diese beiden BüRGERschen Arten sicher aus der Gattung auszuschalten; ein gemeinsames Charakteristikum, das offenbar von Bürger als schwerwiegend für die Vereinigung angesehen wurde: das Überwiegen der ventralen Ganglien an Größe den dorsalen gegenüber, ist auch bei mehreren anderen, sogar zu anderen Familien gehörenden pelagischen Nemertinen anzutreffen. Die Figuren lund2 auf Tafel XVIII zeigen unsere Art, teils von der Rückenseite gesehen, teils in schräger, seitlicher Ansicht. Leider sind keine Angaben über die Form und das Aussehen des le- benden Tieres vorhanden, was um so bedauerlicher ist, als wir die Form im fixierten Zustande auch nicht als nur einigermaßen natürlich betrachten dürfen. Während der Fixierung hat sich der dorsale Teil des Hautmuskelschlauches (besonders vorn) derartig kontrahiert, daß die Rücken- Brinkmann, Pelagisclie NeiiRTtincu. 283 fläclie abgeflacht und so stark verkürzt wurde, daß die Mund -Rüsselöffnung ganz auf die Rückenseite verschoben und die Bauchfläche bedeutend vorgewölbt wurde. Das Tier ist deshalb — meiner An- sicht nach — lebend noch breiter und bedeutend abgeflachter gewesen, als es jetzt vor uns liegt. Unsere Art gehört zu den mittelgroßen Formen pelagischer Nemertinen; das — völlig ge- schlechtsreife — Tier zeigte (fixiert) eine Länge von 20,5 mm, eine Breite von 8,5 mm und eine Maximaldicke von 4.5 mm. Haut und Hautmuskelschlauch: Das Epithel wurde vermißt. Die Grundschicht ist außerordentlich dick und in hohe, anastomosierende Falten gelegt (Tai. XVIII Fig. 3, 4 und 6); vorn ist sie am kräftigsten entwickelt und wird kaudal allmählich dünner. Der Hautmuskelschlauch ist sehr reduziert; selbst in der mittleren Körperregion, wo er am besten entwickelt ist, ist die Ringmuskelschicht außerordentlich dünn, und die Längsmuskelschicht erreicht hier nur ein Dicke von 60 fi dorsal, 35 ju ventral und 20 ju lateral. Die Dickenunterschiede dorsal und ventral sind zweifelsohne nur auf die oben erwähnten, von der Fixierung hervorgerufenen Kontraktionsunver- schiede zurückzuführen. Während die Ringmuskulatur aus sehr dünnen Muskelbündeln besteht, bildet die Längsmuskulatur breite Bänder (Taf. XVIII Fig. 9). Parenckym und Leibesmuskulatur: Wie die Schnitte Taf. XVIII Fig. 3 und 4 zeigen, ist das gallertige, fast strukturlose Parenchym im Kopfe sehr hervortretend, in der Darmregion dagegen von den Darmdivertikeln zurückgedrängt (Taf. XVIII Fig. 6). Die Dorsoventralmuskulatur bildet zahlreiche, aber sehr dünne Bündel zwischen den Darm- divertikeln im Kopfe; wie sie sich im Schwänze verhalten, läßt sich leider nicht sagen, weil dieser zerquetscht und daher nicht für die Untersuchung brauchbar war. Verdauungstraktus : Die Habitusfiguren zeigen, daß am Vorderende nur eine Öffnung vorhanden ist; Mund- und Rüsselöfliiung sind also vereinigt. Die Öffnung, die an dem lebenden Tiere sicher terminal liegt, führt in ein enges, ca. 0.75 nun langes Rohr hinein, dessen Wand ganz eigentümlich gebaut ist. Schon in der Umgebung des Porus ändert die Grundschicht die Art ihrer Faltung; statt der gewöhnlichen einfachen, anastomosieren- den Falten treten jetzt hohe, verästelte Gebilde auf (Taf. XVIII Fig. 3 und 5). eine Form der Grundschicht, die wir sonst nicht bei den Nemertinen finden; diese so eigenartig entwickelte Grund- schicht erstreckt sich durch die vordere Hälfte des Rohres, um dann plötzlich zu verschwinden. Das Epithel dieses Abschnittes war nur schlecht erhalten, aber das Vorkommen von Drüsen zeigt, daß es ein Hautepithel ist. Dies und die starke Entwicklung der Grundschicht ist ein Beweis dafür, daß dieser Teil des Rohres eine Einstülpung der Hautoberfläche ist, was auch durch die außen ge- legene Muskulatur bestätigt wird; die hintere Hälfte des Rohres zeigt den Bau eines Rhyncho- deums (Taf. XVIII Fig. 4). Ca. 200 (x hinter derÖffnung sieht man an der ventralen Rohrwand einen engen Schlitz — die Mundöffnung (Taf. XVIII Fig. 5). Planktonemertes zeigt also eine gemeinsame Öffnung für den Rüssel und Verdauungstraktus; aber dennoch liegen die Verhältnisse ganz anders als bei denjenigen bodenlebenden Hoplonemert inen, bei denen wir eine gemeinsame Mündung finden. Bei diesen Formen entsteht die Bildung dadurch, daß der Oesophagus in das Rhynchodeum mündet; dagegen sind hier beide Organsysteme getrennt und münden in eine sekundär entstandene Einstülpung der Hautoberfläche. 284 Deutsche Südpolar-Expedition. Ein Oesophagus ist vielleicht, aber dann in ganz rudimentärem Zustande, vorhanden; als solchen deute ich die kurze, mit, ,oe" markierte Strecke in der Figur 5 auf Taf. XVIII, wo das Epithel drüsenlos ist. Es führt in einen sehr faltenreichen und wohlentwickelten Magendarm hinein. Dieser wölbt sich vor der Mundöffnung hervor und erstreckt sich bis zur Kopf spitze; noch hinter dem Gehirn ist er ziemlich umfangreich, geht aber dann in das etwas flachgedrückte, ungefähr gleich weite Pylorusrohr über (Taf. XVIII Fig. 4 und 6). Die Gesamtlänge des Vorderdarmes beträgt 2,4 mm. Das Epithel dieses Darmabschnittes weist gewisse Eigentümlichkeiten auf; beim Übergang zwischen dem Oesophagus und dem Mitteldarm findet man eine sehr starke Anhäufung von eosinophilen Drüsenzellen (Taf. XVIII Fig. 5); solche sind zwar in dem ganzen Magendarm vorhanden, aber anderswo nur sparsam und von den hier entwickelten zahlreichen zyanophilen Drüsen maskiert. In dem Pylorusrohre wird das Epithel gleich bedeutend niedriger, als im Magendarm, und die Drüsen sind sehr sparsam (Taf. XVIII Fig. 6), sie fehlen fast in der kaudalen Hälfte des Rohres. Der Mitteldarm ist in seinem ganzen Verlaufe als eng zu bezeichnen, er ist aber mit sehr großen Divertikeln in bedeutender Zahl versehen; die Divertikel sind stark verästelt, sie bilden zuerst einen dorsalen und einen ventralen Hauptast. zwischen welchen die Seitennervenstämme und Seiten- gefäße verlaufen, und diese Hauptäste bilden wieder plumpe Äste oder vielmehr Ausbuchtungen, die dorsal das Rhynchocoelom vollständig überdecken. Gleichzeitig damit, daß sich der Körper nach hinten abflacht, vereinfachen sich die Mitteldarmdivertikel, aber noch in der Schwanzregion sind die zwei Hauptäste jener Darmdivertikel vorhanden. Der Blinddarm ist 1,6 mm lang, er ist mit fünf Paaren von Divertikeln versehen, von denen das erste Paar dem Blinddarm terminal entspringt und sich bis vor das Gehirn erstreckt. Die Blinddarmdivertikel sind wie die des Mitteldarmes verästelt (Taf. XVIII Fig. 6). Das Darmepithel war nur sehr schlecht erhalten, daher ist die Innenfläche in den Figuren punktiert gezeichnet. Körnerdrüsen sind im Epithel selten und fast ausschließlich auf das axiale Darmrohr beschränkt. Rüssel und Rüsselscheide: Der Rüssel ist sehr kräftig entwickelt und erreicht, soweit es sich an der Schnittserie feststellen läßt, ungefähr die doppelte Länge des Körpers. In der Mitte mißt der proximale Rüsselzylinder 1,3 mm im Durchmesser, er wird distal stark eingeengt, so daß er am Hinterende nur 0,3 mm dick ist; ein angeschwollener, mittlerer Rüssel- abschnitt ist bei dieser Art nicht entwickelt, und der proximale Rüsselzylinder geht daher einfach in den distalen über. Die Wand des proximalen Rüsselzylinders setzt sich aus den gewöhnlichen Schichten zusammen (Taf. XVIII Fig. 7); zu bemerken ist. daß die Nerven nicht in der Mitte der Längsmuskelschicht liegen, sondern stark nach innen gerückt sind. Es sind 24 Rüsselnerven vor- handen. Die äußere Grundschicht bildet sehr zahlreiche, nach hinten gebogene Papillen, an deren Hinterseite das Drüsenepithel sitzt. Zu jeder Papille führt von der Nervenschicht des Rüssels ein sehr starker Nerv (Taf. XVIII Fig. 7). Ganz besonders wichtig war es, den Rüssel auf einen Stilettapparat hin zu untersuchen, dessen Vorkommen Woodworth in Abrede stellt. Die Schnitte durch den stark geschlängelten Rüssel lagen so glücklich, daß ich in dem distalen Ende des proximalen Rüsselzylinders eine sichel- förmige, mit kleinen Stiletten versehene Stilettbasis im Längsschnitt nachweisen konnte Brinkmann, Pelagische Nemertinen. 285 (Taf. XVIII Fig. 10), wodurch die Verwandtschaft dieser Gattung mit Drepanophorus und mit den übrigen pelagischen Nemertinen einwandfrei nachgewiesen wurde. Der distale Rüsselzlinder zeigt fast den gewöhnlichen Bau (Taf. XVIII Fig. 8), nur ist die Längsmuskelschicht außerordentlich stark reduziert. Die Rüsselscheide erstreckt sich bis in den Schwanz hinein und hört erst ein paar Millimeter vor dem Hinterende auf. Ihre Wand ist ziemlich dünn. Die Muskulatur ist wie gewöhnlich eine Fortsetzung der inneren Ringmuskelschicht und der Längsmuskelschicht des Rüssels; beide Schichten sind wie bei Drepanophorus ineinandergeflochten. Aus der Rüsselinsertion treten auch Bündel der Längsmuskelschicht heraus, Rüsselfixatoren, die ■ - radiär ausstrahlend - an den dorsalen Teil des Hautmuskelschlauches herantreten (Taf. XVIII Fig. 6). Das Rhynchodeum habe ich schon vorher (S. 283) erwähnt; es ist ein enges, ca. 0,35 mm langes Rohr, dessen innere Auskleidung von dem gewöhnlichen zylindrischen, drüsenlosen Flimmer - epithel gebildet wird. Gefäßsystem: Die gewöhnlichen Hauptgefäße der Hoplonemertinen sind vorhanden; die dorsale Kopfkommissur liegt an der Grenze zwischen dem Rhynchodeum und Rhynchocoelom, die ventrale unmittelbar hinter der ventralen Gehirnkommissur. Das hier entspringende Rücken- gefäß tritt gleich in die Rhynchocoelomwand ein und verläuft im Rhynchocoelom 0,6 mm, ehe es wieder heraustritt. Ob es in dem Schwänze mit einer Schwanzkommissur in Verbindung tritt, kann ich — wegen der Quetschung des Schwanzes — nicht sagen. Metamere Gefäßkommissuren fehlen. Exkretionsorgane: Es waren keine Spuren von diesen Organen nachzuweisen. Nervensystem: Das Gehirn ist klein und, wie Woodworth für P.agassizii angibt, sind die dor- salen Ganglien kleiner als die ventralen; in Übereinstimmung hiermit ist auch die ventrale Gehirn- kommissur erheblich dicker, als die dorsale. Die Seitennervenstämme sind recht dünn, sie verlaufen zwischen dem Dorsal- und Ventralast der Darmdivertikel, tief ins Parenchym eingelagert (Taf. XVIII Fig. 6). Sie liegen so weit von den Körperseiten entfernt, daß in der Körpermitte die Strecke zwischen Seitennerv und Körperrand ungefähr ein Viertel der Körperbreite ausmacht. Die Schwanz - konimissur liegt zwischen 0,5 und 1 mm vor dem Hinterende. Die Seitennervenstämme enthalten nur einen Faserstrang, der mit dem Faserkern der Ventralganglien in Verbindung steht. Gehirnnerven: Der Magendarm liegt dem Gehirn so dicht angelagert, daß ich die deshalb sicher sehr kurzen Magendarmnerven nicht auffinden konnte. Am Übergang zwischen der dorsalen Gehirnkommissur und den Ganglien entspringen an der Hinterfläche ein Paar Subdorsalnerven — wie ich sie benannt habe — ; sie sind sehr kräftig und verlaufen dorsokaudal, indem sie sich schwach nähern (Taf. XVIII Fig. 6). Zuletzt sind sie der Innenseite des Hautmuskelschlauches angelagert. Von diesen Nerven, die jedenfalls durch die ganze vordere Hälfte des Körpers nachzuweisen sind, treten Äste durch die Längsmuskulatur und bilden dann querverlaufende, intermuskuläre Ana- stomosen, mit denen der Rückennerv in Verbindung tritt. Dieser Nerv ist sehr kräftig entwickelt, er endet vorn zugespitzt ca. 600 ju vor der dorsalen Gehirnkommissur, mit der er nicht in Ver- bindung steht. Der Rückennerv hat nur mittelbar, durch die Subdorsalnerven, Anschluß an das übrige Nervensystem. Die Seitennervenstämme bilden in gewöhnlicher Weise Hauptäste, die zwischen je zwei Darmdivertikeln median, lateral und dorsal verlaufen. Hierzu kommen noch bei 286 Deutsche Südpolar-Expedition. dieser Art besonders kräftige, ventral gerichtete Äste. Die nach der Mitte zu verlaufenden Äste bilden kräftige, ventrale Anastomosen zwischen den Seitennervenstämmen; die dorsal verlaufenden Äste anastomosieren mit den Subdorsalnerven. Sinnesorgane fehlen. Geschlechtsorgane: Unser Tier war ein geschlechtsreifes Weibchen, das eben die Eier ab- gelegt hatte. Es waren 14 x 14 Ovarien vorhanden, von denen das erste Paar vor dem ersten Mittel - darmdivertikelpaar liegt. Die Ovarien öffnen sich ventral außerhalb der Seitenstämme des Nerven- und Gefäßsystems. In den Ovarien waren ab und zu Reste von kleineren Eiern in degeneriertem Zustande zu rinden; nach der Größe der Ausfuhröffnungen sowie nach dem Verwandtschaftsverhältnis unserer Art zu urteilen, ist es wahrscheinlich, daß in jedem Ovarium nur ein oder ein paar sehr große Eier zur Entwicklung gelangen. Verbreitung: Das einzige vorliegende Individuum der Art wurde von der Deutschen Süd- polar-Expedition am 16. November 1901 auf 3 5° 39' S. Br. 8° 16' 0. L., westlich von der Süd- spitze Afrikas erbeutet. Über die Tiefe, in der es lebt, lassen sich aus dem Fange keine sicheren Schlüsse ziehen; es wurde nämlich in einem Vertikalzug von 3000—0 m erbeutet. Es wird aber, da die Tiefen an der betreffenden Stelle noch größer sind, doch hierdurch der pelagische Charakter des Tieres festgestellt. Genus Paradinonemertes Brinkmann 1915. Pelagische Nemertinen mittlerer Größe. Körper sehr stark abgeflacht. Mund- öffnung hinter dem Gehirn. Gehirn ventral gelagert. Das Rhynchocoelom er- streckt sich weit in das hinterste Körperdrittel hinein. Zahl der nur im Kopfe vorhandenen Testikel sehr stark reduziert. Paradinonemertes drygalskii Brinkmann 1915. (Taf. XIX Fig. 1-11.) 1915. Paradinonemertes drygaM-ii Brinkmann (1) S. 4, Taf. I Fig. 3 und 4. Textfig. 2 und 3. 1017. Paradinonemertes drygalskii Brinkmann (2) S. 35, Taf. VII Fig. 16—17. Textfig. 7-8. Zwei Individuen bilden die Grundlage für die Beschreibung dieser Art und Gattung. Beide waren leider nur sehr mäßig fixiert; die kräftige dorsale und ventrale Muskulatur hatte durch ihre Kontraktion eine Sprengung und ein Auseinanderrollen der Ränder verursacht, und eine unvorsichtige Behandlung nach der Fixierung hatte dazu noch Brüche verursacht. Tadellos ist also das Material auf keinen Fall, die Fig. 1 und 2 auf Taf. XIX geben jedoch einen ganz guten Begriff von dem Aus- sehen der Tiere (siehe die Bemerkungen über die Fig. 1 in der Tafelerklärung). Das in Fig. 2 abgebildete Tier ist vorn durch die Kontraktion des Rüssels etwas verunstaltet worden; ich glaube deshalb, daß das andere Individuum (Fig. 1) eine bessere Norm für das Aus- sehen des Tieres im Leben abgibt, trotzdem hier der Rüssel abgeworfen ist. Der Körper ist vorn wie hinten breit abgerundet und sehr stark abgeflacht; in besonders hohem Grade gilt dies von der hinteren Körperhälfte. Durch die starke Abflachung des Schwanzes wird eine ausgeprägte Schwanzflosse gebildet. Die beidenFiguren zeigen die Tiere in Zedernholzöl aufgehellt. Von den Organen bemerkt man zuerst das Rhynchocoelom ; es reicht nur- wenig in den Schwanz hinein. Das Gehirn ist ziemlich groß; Brinkmann, Pelagische Nemertinen. 287 die Fig. 1 auf Tat'. XIX zeigt ferner, daß eine deutliche dorsale Schwanzanastomose von den Seiten- nervenstämmen gebildet wird, und daß die Mundöffnung hinter dem Gehirn liegt. Die Darmdiver- tikel sind sehr zahlreich, sie liegen einander sehr dicht angelagert, sind nur wenig verästelt und erstrecken sich in dem Tiere weit lateral. Die Tiere zeigen folgende Hauptdimensionen: Länge Breite Dicke Gesamtlänge des Rhynchocoeloms I 15 mm 5,3 mm 1,5 mm 13 mm II 11,5 mm 4,5 mm 1 mm 10 mm. Haut und Haut muskelschlauch: Wie es leider bei den pelagischen Nemertinen gewöhn- lich der Fall ist, ist das Epithel auch hier völlig abgestreift. Die Grundschicht ist recht dünn; sie mißt an keiner Stelle mehr als 30 ,// und ist im allgemeinen nur halb so dick; sie zeigt die charakte- ristischen, tiefen Gruben ihrer Oberfläche, die an den Schnitten die wellige Kontur verursachen. Der Hautmuskelschlauch ist zweischichtig; nach außen liegt die nur 10 — 15 fi dicke Ringmuskel- schicht, die, — mit Ausnahme der Kopfregion — doch lateral fehlt. Die hierunter liegende Längs- muskelschicht ist lateral sehr dünn, dagegen dorsal und ventral sehr stark entwickelt (Taf. XIX Fig. 6); in der mittleren Körpergegend erreicht sie dorsal eine Dicke von 320 fi, ventral eine Dicke von 280 ,u; 10 mm vor dem Hinterende ist die Schicht noch 190 fi und gleich hinter der Schwanz- kommissur noch 30 /.i dick. Nach vorn nimmt sie wie nach hinten ab, mißt aber doch unmittelbar hinter dem Munde ventral 50 ,u und dorsal 125 ,u. Es ist also bei unserem Tiere eine sehr starke dorsale und ventrale Hautmuskelplatte entwickelt. Parenchym und Leibesmuskulatur: Das Parenchym tritt im Kopfe und im Schwänze sehr stark hervor (Taf. XIX Fig. 3, 4, 5 und 7), im Körper wird es dagegen von den Darmdiver- tikeln ziemlich zurückgedrängt (Taf. XIX Fig. 6); es ist von der gewöhnlichen gallertigen Konsistenz. Die Dorsoventralmuskulatur tritt überall als recht kräftiges Bündel auf; hinter dem Rhyncho- coelom werden die Bündel zahlreich und liegen im Schwänze so dicht nebeneinander, daß sie - besonders hinter der Nervenkommissur - fast eine zusammenhängende Muskelmasse bilden (Taf. XIX Fig. 8). Verdauungstractus : Mund- und Rüsselöffnung sind getrennt. Unsere Art zeigt das bei den pelagischen Nemertinen, ja den Hoplonemertinen überhaupt, früher nicht beobachtete Verhalten, daß die Mundöffnung hinter dem Gehirn liegt (Taf. XIX Fig. 1, 3 und 4). Die Öff- nung ist sehr weit, und da ein Oesophagus fehlt, führt sie direkt in den Magendarm hinein. Dieser ist sehr geräumig, hat aber nur eine Länge von 0,5 mm. Auf der Höhe des Vorderendes des Blind- darmes verengt er sich sehr und geht in das 2,5 mm lange Pylorusrohr über, das allmählich wieder enger und abgeflacht wird. Das Epithel des Vorderdarmes ist überall recht niedrig, es setzt sich aus den gewöhnlichen Elementen zusammen. Es nehmen die Drüsen im Pylorusrohre an Menge ab, aber noch am Über- gang zu dem Mitteldarm sind Drüsen vorhanden. Der Mitteldarm ist in seinem ganzen Verlaufe sehr eng; er ist mit 40 bis 50 Divertikelpaaren versehen, die im ganzen Körper sehr dicht aneinander liegen und quer gerichtet sind; nur im Schwänze liegen sie voneinander entfernt, frei ins Parenchym eingebettet. Fig. 6 auf Taf. XIX Deutsche Slldpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 39 988 Deutsche Siidpolar-Expedition. zeigt einen Querschnitt durch die Körpermitte: man bemerkt hier die Enge des Mitteldarmes und sieht, wie die Divertikel eine sich über das Rhynchoeoelom erstreckende enge Ausbuchtung bilden; die Fig. 2 auf Tal. XIX zeigt, daß sie sich auch lateral schwach gabeln können. Die Analöffnung liegt terminal. Vorn entsendet der Mitteldarm einen wohlentwickelten Blinddarm; dieser hat eine Länge von 2,5 mm, erreicht aber nicht das Gehirn. Er ist mit sechs Paaren von Divertikeln versehen, die eine bedeutende Größe erreichen. Während die Mitteldarmventrikel, dank der starken Abflachung des Körpers, keine Teilung in einen dorsalen und einen ventralen Hauptast aufweisen, wie wir es z. B. bei Planktonemertes sahen (höchstens ist ein kleines Rudiment davon vorhanden, Fig. 6 Tal. XIX rechts), ist an den Blinddarmdivertikeln, die ja in der dicksten Köiperregion liegen, ein solcher Ventralast noch schwach erhalten, er wird aber nicht lang genug, um sich zwischen den Seiten - nervenstamm und den Hautmuskelschlauch hineinschieben zu können. Das Epithel des Darmes war außerordentlich schlecht erhalten; aus den übriggebliebenen Fetzen läßt sich doch schließen, daß es ungewöhnlich niedrig ist. Auffällig ist die große Menge von eosinophilen Körnerdrüsen, sie liegen nicht nur im Mittel- und Blinddarm, sondern auch in ziemlicher Menge in den Divertikeln (Taf. XIX Fig. 6) (die Drüsen sind nur in der rechten Hälfte der Figur eingezeichnet). Gefäßsystem: Wenn das Fehlen der metameren Ringkommissuren ausgenommen wird, zeigt das Gefäßsystem keine Abweichungen von dem gewöhnlichen Hoplonemertinentypus. Etwa 0,2 mm hinter seinem Ursprung aus der ventralen Kopfanastomose tritt das Rückengefäß in das Rhynchoeoelom ein (Taf. XIX Fig. 4 und 5) und erreicht eine Länge von 1 mm, ehe es wieder her- austritt. Die dorsale Schwanzanastomose, wo die Seitengefäße sich mit dem Rückengefäß ver- einigen, liegt unmittelbar vor der Nervenkommissur. Exkretionsorgane fehlen. Rüssel und Rüsselscheide : Bei dem Individuum, an dem der Rüssel noch vorhanden war, war er ca. 6 mm herausgestreckt; da der proximale Rüsselzylinder 19 mm mißt, ist der Bussel also mehr als doppelt so lang wie der Körper. Der proximale Rüsselzylinder hat einen Maximaldurchmesser von 0,5 mm; das äußere Epithel bildet schuppen!' örmige, nach hinten gerichtete Papillen; die äußere Ringmuskelschicht ist bedeutend dicker als die innere, welche stellenweise ganz fehlen kann. In der Mitte der Längsmuskelschicht liegen 13 wohlentwickelte Rüsselnerven, deren Anastomosen so kräftig sind und so dicht liegen, daß an den Querschnitten fast überall eine zusammenhängende Nervenschicht zu sehen ist. In der Stilettregion bilden die Nerven einen dicken Nervenring. Die Stilettkammer hat nur einen Durchmesser von 0,3 mm, bildet also keine Anschwellung. Die Stilettbasis ist groß und so stark gebogen, daß die ganze vordere Hälfte in einen Querschnitt des Rüssels zu liegen kam (Taf. XIX Fig. 11). Im Querschnitt ist die Stilettbasis dreieckig (Taf. XIX Fig. 10). Auffällig ist die sehr große Zahl der Stilette und ihre verschiedene Größe; sie bilden drei — allerdings nicht ganz regel- mäßige — Reihen, von denen die mittlere aus den größten Stiletten zusammengesetzt ist. Seit- lich von der Stilettbasis liegen wenigstens 6 Reservestiletttaschen, die mit sehr vielen Stiletten verschiedener Ausbildung gefüllt sind. Die Stilettbasis liegt ganz im proximalen Rüsselzylinder. Das die zwei Rüsselabschnitte trennende Septum ist ziemlich dick, und der hier durchgehende Brinkmann, Pelagische Nemertinen. 289 Ductus ejaculatorius weit; im distalen Teile des Ductus sitzen Drüsen - - eine Andeutung der „zwiebeiförmigen Blase", die wir bei den bodenlebenden Hoplone mertinen finden. Der distale Rüsselzylinder zeigt nur eine Abweichung von dem gewöhnlichen Bau: das Drüsen- epithel sitzt auf Papillen und liegt der Fläche glatt au. Das Rhynchodeum ist außerordentlich kurz und mit einem drüsenlosen Flimmerepithel aus- gekleidet. Das Rhynchocoelom fängt schon vor dem Gehirn an; es läßt die letzten Millimeter des Schwanzes frei. Die Wand hat eine ansehnliche Dicke — nach innen zu ist sie von einem flachen, auf einer, wenn der Rüssel eingestülpt ist, dünnen Grundschicht sitzenden Epithel ausgekleidet. Hierauf folgt die Muskelwand, die unmittelbar hinter der Rüsselinsertion aus einer dicken inneren Ring- und einer dünneren äußeren Längsmuskelschicht besteht. Die Schichten sind mit der inneren Ring- und der Längsmuskelschicht des Rüssels in direkter Verbindung. Schon in dem Gehirnring ver- flechten sich die Schichten der Rhynchocoelomwand genau so wie bei Drepanophorus, nur in der Region, wo das Rückengefäß mit der Rhynchocoelomwand in Verbindung tritt, sind die Längs- muskelfasern sparsam oder fehlen (Taf. XIX Fig. 5). Nervensystem: Das Gehirn ist groß (Taf. XIX Fig. 3 und 4) und die ventralen Ganglien sind etwas größer, als die Dorsalganglien. Was am auffälligsten wirkt, ist die ausgesprochen ventrale Lage; die Ventralfläche der ventralen Gehirnkommissur liegt direkt innerhalb des Hautmuskel- schlauches; dies wird nur durch die starke kaudale Verschiebung der Mundöffnung ermöglicht und ist bis jetzt bei keiner andern pelagischen Nemertine angetroffen worden. Der Ganglienzellenbelag der Gehirnganglien ist dünn. Neurochordzellen fehlen. Die Seitennervenstämme sind recht dick; sie liegen zuerst einander recht stark genähert und stark ventral; diese ventrale Lage wird im Körper beibehalten; gleichzeitig divergieren die Seiten- nervenstämme hier, verlaufen jedoch stets etwas innerhalb der Seitenränder des Körpers (Taf. XIX Fig. 5 und 6 ). I in Schwänze konvergieren sie wieder etwas und bilden kurz vor dem After eine kräftige dorsale Anastomose. Die Faserkerne beider Gehirnganglien bilden Faserstränge, die in die Seiten- nerven übergehen; der dorsale Faserstrang' ist aber bedeutend dünner als der ventrale. Nur in der vorderen Körperhälfte sind die beiden Stränge von Ganglienzellen getrennt. Von den Gehirnnerven ist nur zu bemerken, daß die Magendarmnerven sehr kurz sind. Die Seitennervenstämme sind Ausgangsstellen der gewöhnlichen, metamer auftretenden media- nen, lateralen und dorsalen Nervenäste. Erstere bilden Anastomosen zwischen den Seitennerven- stämmen, die dem Hautmuskelschlauch dicht angelagert sind. Vorn im Körper sind sie rein quer gelagert; weiter hinten bilden sie kaudal gebogene Verbindungen. Die Lateralnerven sind nur dünn. Die Dorsalnerven steigen zwischen je zwei Darmdivertikeln auf und enden in der dorsalen Längs- muskulatur; dorsale Queranastomosen habe ich nicht auffinden können, wahrscheinlich ist aber auch hier eine Verbindung mit dem Rückennerv vorhanden, mittelst deutlicher intermuskulärer, transversaler Nervenzüge. Der Rückennerv ist ein starker Nerv; auch bei dieser Art endet er vorn zugespitzt ohne Verbindung mit dem Gehirn. Alle Sinnesorgane fehlen. Geschlechtsorgane: Beide Individuen waren männlichen Geschlechts. Die Tiere sind noch jung, denn die Testikel enthalten keine Spermatozoen. Es hat bei dieser Art eine von keiner anderen 39* 290 Deutsche Südpolar-Expedition. Nemertine erreichte Reduktion der Zahl der Testikel stattgefunden, indem nur zwei Testispaare vorhanden sind; sie liegen in der Kopfregion hinter dem Gehirn und innerhalb der Seitennerven- stämme (Taf. XIX Fig. 1). Die geringe Zahl der Testikel wird offenbar dadurch kompensiert, daß sie bedeutend ver- größert sind; trotzdem sie von der Reife noch weit entfernt sind, bilden sie geräumige Säcke (Taf. XIX Fig. 9). Ihre Wand ist rein bindegewebig. In dem Sacke liegen die Geschlechtszellen; es sind Spermatocyten entwickelt, die zu Cytopkoren zusammengehäuft sind. Die Ausfuhrungsgänge sind angelegt, aber sie enden noch in der Längsmuskelschicht und haben die Oberfläche nicht erreicht. Verbreitung: Unsere Art ist nur an e i n e r Lokalität erbeutet worden: am 9. Oktober 1903 auf 17° 28' N. Br. 29° 42' W. L., etwas westlich von den Kap Verdeschen Inseln im Atlantischen Ozean. Die Tiere wurden bei einem Vertikalzug von 3000 — 0 m gefunden, sind also, da die Bodentiefe weit größer ist, sicher pelagisch. Genus Nectonemertes (Verrill) Brinkmann emend. Schlanke, mittelgroße Formen mit fast parallelen Körperseiten. Körper nicht besonders breit und nur mäßig abgeflacht. Das Hinterende wird von einer durch seitliche Auswüchse entstandenen starken Schwanzflosse gebildet, deren Wurzel eingeengt ist. Darmdivertikel ohne Ventralast. Seitennerven dem Haut- muskelschlauche angelagert. Männchen ■ — wenn erwachsen — mit großen, late- ralen Kopftentakeln. Nectonemertes minima Brinkmann 1915. Tai. XX Fig. 1-9, Textfig. 1. 1907 (1912). Hyalonemertes atlantica Bürger (3) S. 217, Taf. X Fig. 1 a— c, Taf. XI11 Fig. 1-10. 1915. Nectonemertes minima Brinkmann (1) S. 0, 2 Textfig. 1917. Nectonemertes minima Brinkmann' (2) S. 102, Taf. XI Fig. 16—19, Textfig. 22—23. In meiner kürzlich erschienenen Monographie der pelagischen Nemertinen habe ich den Nachweis geführt, daß N. mirabilis Verrill und Hyalonemertes atlantica Verrill Männchen und Weibchen derselben Art sind. Ich habe auch zeigen können, daß Bürger (4), von den ganz ungenügenden Beschreibungen Verrills (8) irregeleitet, ein weibliches Individuum seines ,,Valdivia"-Materials, das eine neue Art ist, als mit H. atlantica identisch betrachtet, indem ich diese Art in anderem Ma- terial nachwies; die Tiere, die auch Weibchen waren, unterscheiden sich von dem Weibchen des N. mirabilis Verrill durch eine geringere Entwicklung des Vorder- und Mitteldarmes; sie besitzen ein relativ und absolut kleineres Gehirn und sind - - wenn voll erwachsen und geschlechtsreif — viel kleiner als die genannte Art. Ich habe dies in der vorläufigen Mitteilung zu dieser Arbeit schon kurz dargelegt. Solange nur weibliche Individuen bekannt waren und man sich wesentlich auf die genannten kleinen Unterschiede beschränken mußte, war es sehr schwierig, eine für spätere Untersucher brauchbare Artdiagnose aufzustellen; es muß deshalb als ein sehr glücklicher Zufall betrachtet werden, daß die Deutsche Südpolar -Expedition drei männliche und ein weibliches Individuum dieser Art erbeutet hat, wodurch es sich herausstellte, daß die Art in der Lage und Zahl der Testikel Brinkmann. Pelagische Nemertinen. 291 Länge Breite Dicke 1 5 mm 2,75 mm 1,5 nun 1 1 mm 2,5 mm 1,25 mm 8 mm 1,5 mm 1 mm 8,5 mm 2 mm 1,25 mm so auffällig von den anderen Arten der Gattung abweicht, daß die Arttrennung jetzt sehr leicht wird. Das Vorhandensein von Kopftentakeln bei dem Männchen, das sonst im Baue genau mit dem Weibchen übereinstimmt (Kopftentakel, die auch hier sich gleichzeitig mit den Testikeln entwickeln), bestätigt auf das schönste meine Auffassung der Gattung. Während N. mirabilis eine Größe von 45 mm erreicht, und während man, wenn die Tiere unter 17 — 18 mm lang sind, nicht einmal mit der Lupe Testikel sehen kann, ist diese letztgenannte Länge noch etwas größer, als die Maximallänge, die von den völlig geschlechtsreifen Individuen von N. minima erreicht wird. Ich führe in der untenstehenden Tabelle die Hauptdimensionen der Tiere an. I. o, mit langen Tentakeln II. (?, mit kurzen Tentakeln III. S, Tentakel noch nicht entwickelt IV. ? Wie Fig. 1 auf Taf . XX zeigt, ähnelt das Tier dem N. mirabilis sehr, nur ist es bedeutend kleiner und relativ schlanker. Haut und Hautmuskelschlauch: Bei einem Individuum war das Epithel gut erhalten; es muß als sehr niedrig gelten (Taf. XX Fig. 3), indem seine Höhe, wo es nicht infolge einer starken Krümmung des Tieres zusammengedrückt ist, zwischen 24 /li und 40 n schwankt. Die gewöhnlichen Hautdrüsen sollen nach Bürger fehlen; dem ist doch nicht so; dann und wann treten feinkörnige, eosinophile Drüsen auf. Dagegen erwähnt Bürger eigentümliche, zusammengesetzte Drüsen, „pyramidenförmige Hautdrüsen", diese sind aber keine Drüsen, sondern Hautsinnesorgane, die ich im Kapitel „Nervensystem" näher besprechen werde. Die Grundschicht ist ungefähr von derselben Dicke wie die des Epithels, nur im Schwänze wird sie etwas dünner; sie kann also immerhin nicht als dünn bezeichnet werden, wie es Bürger tut, eine Bezeichnung, gegen die auch seine Figuren sprechen. Der Hautmuskelschlauch ist verhältnismäßig ebenso stark entwickelt wie bei N. mirabilis. Die Ringmuskelschicht erreicht dorsal und ventral in dem Vorderende eine Dicke von 15 /u, weiter hinten wird sie sehr dünn, und lateral scheinen Ringmuskelfasern überhaupt zu fehlen. Dorsal und ventral im Kopfe mißt die Längsmuskulatur ca. 60 ju; weiter hinten behält sie in der Mittel- linie dorsal und ventral diese Dicke bei oder nimmt gar an Dicke ab, wogegen die Schicht seitlich von dieser Zone stark anschwillt (dorsal bis 140 //, ventral bis 100 ,«■). Da die Schicht lateral nur 10—15 /u mißt, entstehen hierdurch vier Längsmuskelplatten im Körper (Taf. XX Fig. 3). In der Schwanz- region reduziert sich die Längsmuskulatur wieder sehr stark. Wie es Bürger beschreibt und ab- bildet, entsteht aus Längs- und vereinzelten Ringmuskelfasern ein Schließ- und Öffnungsmechanis- mus um die Analöffnung herum. Parenchym und Leibesmuskulatur: Das Parenchym erreicht bei dieser Art seine Maxi- malentwicklung innerhalb der Gattung, weil die Darmdivertikel hier am kleinsten sind. Dagegen ist die Dorsoventralmuskulatur schwächer, als bei den übrigen Arten. Am dichtesten stehen die Bündel in der Schwanzflosse; sie sind hier locker und in einzelne Fasern aufgelöst, Verdauungstraktus: Wie Bürger angibt, sind Mund- und Rüsselöffnung getrennt. Die 'ßl 292 Deutsche Südpolar-Expedition. Angabe, daf3 ein Oesophagus fehlt und daß der Magendarm ..bemerkenswert" klein ist, kann ich auch an meinen Serien bestätigen. Ich füge der Beschreibung Bügrers hinzu: der Magendarm endigt schon vor dem Gehirn (Taf. XX Fig. 4), die Wände sind nur schwach gefaltet. Die Gesamt- länge des Vorderdarmes beträgt nur 1.2 mm. Im Magendarm sind die gewöhnlichen Drüsen vor- handen; sie fehlen im Pylorusrohre (Tai. XIX Fig. 2 und 4). Was den Mitteldarm betrifft, stimmt dieser auch in der Form der Divertikel mit den Bürger- schen Angaben überein (Taf. XIX Fig. 3); nur möchte ich die Divertikel, von denen ungefähr 60 Paare vorhanden sind, nicht als „gewaltig" bezeichnen, denn wenn Pelagonemertes ausgenommen wird, gibt es kaumeine pelagische Nemertine, bei der sie weniger hervortreten als bei dieser Art; nur im Vergleich mit den bodenständigen Formen ist eine solche Bezeichnung zutreffend. Die Divertikel setzen sich hinter der Nervenkommissur bis zur Analöffnung fort (Taf. XIX Fig. 9). Auch der Blinddarm ist nicht als „gewaltig" zu bezeichnen, er hat eine Länge von ca. 1 mm und ist mit nur 3 Divertikelpaaren versehen; es ist die stärkste Reduktion dieses Darmabschnittes innerhalb der Gattung. Rüssel und Rüsselscheide: Ich habe im Gegensatz zu Bürger Gelegenheit gehabt, den Rüssel untersuchen zu können. Er ist länger als der Körper: im Bau schließt er sich den übrigen H oplonemert in e n an. 18 Rüsselnerven sind entwickelt. Der proximale Rüsselzylinder nimmt distal an Dicke bedeutend ab. In seinem hintersten Teile liegt eine stark reduzierte Stilettbasis (Tai. XII Fig. 8); sie sitzt auf dem Rüsselseptum. Mit absoluter Sicherheit konnte ich auf der Basis keine Stilette nachweisen., da aber in den Schnitten jedenfalls eine Reservestiletttasche zu sehen war, die deutliche, aber sehr winzige Stilette ent- hielt, muß ihr Fehlen an der Stilettbasis reiner Zufall sein. Fig. 7 auf Taf. XX zeigt ein Stück des hervorgestreckten Rüssels, in dessen Innern die Pber- gangspartie zwischen dem proximalen und distalen Rüsselzylinder durchschimmert; man sieht hier auch, wie der distale Rüsselzylinder sehr ungleich kontrahiert und stark geschlängelt ist. Beide Muskelschichten ihrer Wand sind sehr dünn; stellenweise besteht die Ringmuskelschicht nur aus ganz vereinzelten Fasern. Das Drüsenepithel besteht ausschließlich aus grobgranulierten, eosino- philen Zellen, aber das Sekret ist, wenn aus den Zellen entleert, zyanophil. Das Rhynchodeum ist kurz (Taf. XX Fig. 4), aber typisch gebaut. Das Rhynchocoelom endet in der Schwanzflossenwurzel, wie es Bürger angibt (Tai. XX Fig. 1). Über den Bau teilt er nichts mit; es sei hier angeführt, daß auch bei dieser Art die Muskulatur der Wand in Kontinuität mit der inneren Ring- und der Längsmuskulatur des Rüssels steht. Die Ringmuskelschicht, die in der Rüsselinsertion nur einschichtig ist, verdickt sich gleich im Anfang des Rhynchocoeloms und liegt hier nach innen gelagert. Die Längsmuskulatur dringt erst in der Region der Gehirnkommissuren durch die Ringmuskelschicht hindurch und verläuft in dem ganzen postkommissuralen Teile des Rhynchocoeloms als Innenschicht (Taf. III Fig. 2 — 4). Gefäßsystem: Es sind die gewöhnlichen zwei Seitengefäße und ein Rückengefäß vorhanden; die dorsale Kopfanastomose liegt über dem Rhynchodeum, die ventrale dicht hinter der ventralen Gehirnkommissur (Taf. XX Fig. 4). Das Rückengefäß tritt gleich hinter seinem Ursprung durch die Rhynchocoelomwand und verläuft ca. 1 mm der Innenfläche der Wand angelagert. Im Schwänze Brinkmann, Pelagische Nemertinen. 293 tritt es in die dorsal gelegene Schwanzanastomose der Seitengefäße ein; diese liegt vor der Nerven - kommissur, ca. 0,75 mm vor dem Anns (Taf. III Fig. 9). Wie Bürger konnte auch ich keine meta- meren Gefäßanastomosen auffinden. Exkretionsorgane fehlen. Nervensystem: Das Gehirn ist recht klein; die Ganglien sind fast gleichgroß. In Überein- stimmung mit Bürger finde ich, daß auch bei dieser Art der Faserkern der Dorsalganglien sich als dorsaler Faserstrang in den Seitennerven fortsetzt. Beide Stränge sind deutlich durch Ganglien- zellen getrennt (siehe rechts in der Figur 2 auf Taf. XX). Bürger berichtet nichts über die Nerven. Außer den Rüsselnerven, die mit einer rechten und linken Wurzel der Vorderfläche des Gehirns entspringen, ist auch ein Paar von Magendarmnerven vorhanden. Dorsal, hinter der Kommissur, tritt aus jedem Dorsalganglion ein Nervenpaar heraus — die Subdorsalnerven — ; sie verlaufen dorsokaudal, bis sie unter dem Hautmuskelschlauch zu liegen kommen; teils anastomosieren sie miteinander, teils nehmen sie die Dorsalnerven der Seitennervenstämme in sich auf. Zuletzt verschwinden sie in der Längsmuskulatur des Hautmuskelschlauches; durch transversal verlaufende Nervenzüge, die zwischen den beiden dorsalen Haut- muskelschichten liegen, stehen sie mit dem Rückennerv in Verbindung. Dieser Nerv ist auch hier ohne Ver- bindung mit der Gehirnkommissur. Augen und Zerebralorgane fehlen; dagegen konnte man an dem einen Exemplar, dessen Epithel erhalten war, sehr zahlreiche Hautsinnesorgane sehen (Taf. XX Textfig. 1. N. minima. Kopf eines erwachsenen raänn- Fig. 4 und 5). Die letztgenannte Figur zeigt, wie lichen jndividuums, von der Ventralseite gesehen. dicht diese Organe im Epithel liegen; sie sind an der (mu Mundöffnung, ge Gehirn, t Testikel, ta Testikel- Körperoberfläche recht gleichmäßig verteilt, Von ausführungsgang, « Kopftentakel, an der Wurzel abge- r fe schnitten.) Vergr. 32. Bürger sind sie gesehen, aber als Drüsen aufgefaßt worden; sie stimmen ganz gut mit den von Cravens und Heath (5) beschriebenen Hautsinnes- organen bei N. mirabilis überein. Geschlechtsorgane und sekundärer Geschlechtsapparat: 7 (1912). 5. Cravens, M. R. & Heath, H., The anatomy of anew species or Neclonemertes. Zool. Jahrb. Anat. Bd. 23, 1907. (>. Hubreciit, A. A. W., Report onthe Nemertea eollected by H. M. S. Challenger duringthe years 1875—1870. Challenger Report Zoology Vol. 19, 1887. 7. Moseley, H. N., On Pelagonemertes rollestoni. Ann. Mag. nat. hist. IV. Ser. VoL 15, 1875. 8. Verrill. A. E., The marine Nemerteans of New England and adjacent waters. Trans. Connecticut Acad. Vol. 8. 1892. 9. "WoomvoRTH, W. Me. M., Preliminary aecount of Planktoni hu lies Aqassizii, a new pelagic nemertean. Bull. Mus. comp. zool. Harward CIL Vol. 35, 1899. Brinkmann, Pelagische Nemertinen. 2!) 7 Tafelerklärung. Allgemeingültige Buchstabenbezeichnungen. ägr = äußere Giundschicht des Rüsseln. arm - äußere Ringmuskelschicht des Küsseis. b = Blinddarm. bd = Blinddarmdivertikel. c = Queranastomose der Rüsselnerven. d = dorsale Kopfanastomose der Gefäße. db = Dorsalast der Blinddarmdivertikel. de = dorsale Gehirnkommissur. dr = distaler Rüsselzylinder. drz = Drüsenzellen. do = dorsoventrale Muskelfasern. g = Grundschicht. ge = Gehirn. hm = Hautmuskulatur. hz = zwiebeiförmiges Hautsinnesorgan. irm = innere Ringmuskelschicht des Rüssels. Im = Längsmuskulatur. m = Magendarm. md = Mitteldarmdivertikel. mi = Mitteldarm. mu = Muudöffnung. n = Nerv. oe Oesophagus. p = Pylorus. pm = Einmündung des Pylorusrohres in den Mitteldarm. pr = proximaler Rüsselzylinder. r = Rückengefäß. ra = rudimentäres Auge. rc = Rhynchocoelom. rel ;-- Längsmuskulatur des Rhynchocoeloms. rcr = Ringmuskulatur des Rhynchocoeloms. rd Rhynchodeum. rf = Rüsselfixatoren. rl = Rüssel. rln = Rüsselnerven. rm = Ringnniskulatur. rn = Rückennerv. rnr = Rüsselnervenring. rp — Rüsselpapille. rv = Rhynchocoelomwand. s = Seitengefäß. san = Schwanzanastomose der Seitennerven. sd = Subdorsalnerv. sg = Schwanzanastomose der Seitengefäße. sn = Seitennervenstamm. st = Stilett. stb = Stilettbasis. stk - Stilettkammer. t = Testikel. ta = Testikelausführungsgang. te = Tentakel. v = ventrale Kopfkommissur der Gefälle. vb == Ventralast der Blinddarmdivertikel. vc = - ventrale Gehirnkommissur. x = Hauteinstülpung, in die gemeinsam die Mund- und Rüsselöffnung einmünden, y = Spaltraum, durch Schrumpfung entstanden. 6. 7. 8. 9. 10. Tafel XVIII. Fig. 1—10. PlanMonemertes vanhöffeni. Dorsalansicht des Tieres; vorn bemerkt man die durch die Muskelkontraktion während der Fixierung etwas aufwärts gezogene, gemeinsame Mund-Rüsselöffnung. Vergr. ca. 5. Das Tier von der Seite gesehen. Vergr. ca. 5. Querschnitt vor dem Gehirn und der Mundöffnung. Vergr. 26. Querschnitt in der Gehirnregion. Vergr. 26. Querschnitt durch die S. 283 erwähnte Hauteinstülpung in der Region der Mundöffnung (kurz hinter dem in Fig. 3 abge- bildeten Schnitte, wo die Hauteinstülpung mit „x" markiert ist). Vergr. 135. Querschnitt durch den hintersten Teil der Pylorusregion. Vergr. 26. Teil eines Querschnittes durch den proximalen Rüsselzylinder. Vergr. 135. Teil eines Querschnittes durch den distalen Rüsselzylinder. Vergr. 215. Stück des Hautmuskelsehlaucl'es der Ventralseite. Vergr. 65. Längsschnitt durch die Stilettbasis. Veigr. 215. Fig. 11. Pelagonemertes rollestoni. 11. Längsschnitt durch eines der rudimentären Augen. Vergr. 215. 4)i* 29g Deutsche Südpolar-Expedition. Tafel XIX. Fig. 1—11. Paraäinonemertes drt/galskii. 1—2. Habitusfiguren der zwei in Zedernholzöl aufgehellten Individuen. 1 von der Bauchseite, 2 von der Rückenseite gesehen. (In Fig. 1 sind die Konturen der Rüsselscheide etwas zu stark markiert worden, wodurch man den falschen Eindruck bekommt, daß das Rhynchocoelom ventral liegt. In einem Teil des Körpers sind die Mitteldarmdivertikel nicht einge- zeichnet worden, weil sie so zerquetscht waren, daß die Umrisse sich nicht sicher ermitteln ließen). Vergr. ca. 6. 3. Querschnitt in der Gehimregion durch die Gehirnkommissuren (die Außengrenzen des etwas hervorgestülpten Mund- epithels sind mit zwei * markiert). Vergr. 40. 4. Querschnitt kurz hinter den Gehirnkommissuren an der Stelle, wo das Rückengefäß in die Rhynchocoelomwand ein- tritt. Vergr. 40. 5. Querschnitt gleich hinter dem Munde. Vergr. 40. 0. Querschnitt durch die Körpermitte. Vergr. 26. ! 7. Querschnitt gleich hinter dem Rhynchocoeloni. Vergr. 60. 1 8. Querschnitt kurz vor der Analöffnung. Vergr. 40. 9. Längsschnitt eines der Testikel (Querschnitt des Körpers). Vergr. 135. 10—11. Quer- und Längsschnitt der Stilettcnbasis. Vergr. 1265. Fig. 12. Pelagonemerles rollesloni. 12. Medianer Sagittalschnitt durch den dorsalen Teil der Rüsselinsertion (dorsal ist auf der Tafel nach rechts orientiert). Vergr. 65. Tafel XX. Fig. 1—9. Neclonemerles minima. 1. Habitusfigur des Männchens, von der Dorsalseite gesehen. Vergr. 9. 2. Querschnitt in der Pylorusgegend. (Der Kopf dieses Tieres war offenbar früher untersucht und durch den Druck des Deckglases ziemlich gequetscht worden; daher hatte" sich das Epithel des Blinddarmes vollständig abgelöst und ist deshalb in der Figur nicht eingezeichnet worden). Vergr. 65. 3. Querschnitt der Körpermitte. (Das noch erhaltene Obei flächenepithel ist ohne Details eingezeichnet). Vergr. 65. 4. Medianer Sagittalschnitt des Kopfes. Vergr. 65. 5. Stück der Hautoberfläche des Kopfes mit eingezeichneten Hautsinnesorganen. (Die Figur soll nur dieMenge derürgane zeigen). Vergr. 65. 6. Querschnitt eines Tentakels. (Die Figur ist auf der Tafel genau mit der Dorsalseite nach oben orientiert). Vergr. 125. 7. Teil eines teilweise ausgestülpten Rüssels. Vergr. 65. 8. Querschnitt des Rüssels durch die Stilettbasis. Vergr. 215. 9. Schwanz (aufgehellt in Zedernholzöl), von der Dorsalseite gesehen. Vergr. 25. UNTERSUCHUNGEN ÜBER DIE EMBRYONAL ENTWICKLUNG DER PINNIPEDIA. V. ÜBER DIE ENTWICKLUNG UND DEN BAU DES EXTREMT- TÄTENSKELETTS DER ROBBEN NEBST BEMERKUNGEN ÜBER DIE ENTSTEHUNG VON HYPO- UND HYPERPHALANGIE BEI DEN SÄUGETIEREN IM ALLGEMEINEN. VON IVAR BROMAN (LUND). MIT BEITRÄGEN VON OSCAR HELLSTEN UND WALTER SJOBERG MIT TAFELN XXI— LI UND 26 TEXTFIGUEEN. Einleitung. Zu denjenigen Organen, welche sich während der Phylogenese durch ein sekundäres Wasser - leben am meisten verändern, gehören der allgemeinen Ansicht nach die Extremitäten. Schon auf Grund vergleichend-anatomischer Untersuchungen war man betreffs der Robben- extremitäten allgemein zu der Auffassung gekommen, daß dieselben durch eine sekundäre a i| uatile Lebensweise der Robben ihre spezifischen Eigenschaften erhalten hätten. Diese Annahme wurde durch meine früher publizierten Untersuchungen ,,über die Entwick- lung der äußeren Körperform der Robbenembryonen" (Broman, 1910) stark gestützt. Bei dem jüngsten von mir untersuchten Robbenembryo hatten die Extremitäten nämlich ganz dieselbe Lage und Form wie diejenigen eines fünfzehigen Landsäugetierembryos desselben Stadiums; und die etwas älteren Robbenembryonen zeigten, wie sich aus diesem Anfangsstadium die für die Robben charakteristische Extremitätenform allmählich entwickelte. Unter solchen Verhältnissen war es selbstverständlich von großem Interesse, auch die Ent- wicklung des Extremitätenskeletts bei denselben Embryonen zu verfolgen; und zwar dies um so mehr, als das betreffende Material mir geeignet schien, nicht nur auf die spezielle Robbenextremi- tätskelett -Entwicklung, sondern auch auf ein paar allgemeine Fragen Licht zu werfen. Das für diese Untersuchung benutzte Material besteht in erster Linie aus den von Herrn Pro- fessor Vanhöfeen konservierten Lobodon- und Leptonychotes -Embryonen, die mir auch für meine früheren Untersuchungen (vgl. Broman 1910, 1911 u. 1913) zur Verfügung standen und für diese größtenteils schon in Schnittserien zerlegt waren. Die Extremitätenskelett -Entwicklung wurde an 4 Lobodon -Embryonen (resp. 13 mm, 29 mm, 58 mm und 82 mm lang), an 4 Leptonychotes - Embryonen (23 iura, 32 mm, 140 mm bzw. 520 mm lang) und an einem neugeborenen Leptonychotes- Jungen (1150 mm lang) verfolgt. Durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Professor Matsch ie, der die Extremität en- skelette der erwachsenen Lobodon und Leptonychotes zur Beschreibung hatte, bin ich auch in der Lage gewesen, diese Skelette zu untersuchen und mit den unentwickelten zu vergleichen. Vergleichend-anatomische Untersuchungen sowohl über die Extremität enskelette der Robben im allgemeinen wie über die Phalangenbildung der Waltiere habe ich an mehreren skandinavischen Museen angestellt. Die Herren Direktoren der betreffenden Museen, Professor Wallengren, Lund, Professor Wiren, Upsala, Professor Müller und Professor Lönnberg, Stockholm, sowie Professor Jungersen, Kopenhagen, stellten mir freundlichst ihre betreffenden Sammlungen zur Verfügung. 302 Deutsche Stidpolar-Expedition. Herrn Professor Jtjngersen verdanke ich außerdem die Gelegenheit, einen hypodactylen PÄoca-Erabryo zu untersuchen. Herr Professor Hammar, Upsala, hatte die Freundlichkeit, mir Schnittserien von zwei Phoca foetida- Embryonen (11,8 mm bzw. 50,5 mm lang) und von einem Halichoerus -Embryo (27,5 mm lang) zum Vergleich mit den antarktischen Robbenembryonen zu senden. Diese Schnittserien wurden nur mikroskopisch untersucht. Von den Extremitätenskeletten der mikrotomierten Lobodon- und Leptonychotes -Embryonen wurden Rekonstruktionsmodelle nach der BoRNSchen Wachsplatten - Modelliermethode her- gestellt. Die betreffenden Rekonstruktionsmodelle wurden zum Teil von mir selbst, zum Teil von meinen beiden Assistenten, Herrn Cand. med. Oscar Hellsten und Herrn Cand. med. Walter Sjöberg, unter meiner Leitung hergestellt. Cand. Sjöberg hat das Hinterbeinskelett von drei Lobodon -Embryonen (13. 29 und 58 mm lang) und Cand. Hellsten das Vorderbeinskelett von zwei Lobodon -Embryonen (13 bzw. 58 mm lang) in situ rekonstruiert. An der Stadienbeschreibung der erwähnten Embryonen haben sie auch beide teilgenommen. Die älteren Embryonen wurden alle nur makroskopisch untersucht. Von dem 82 mm langen Lobodon -Embryo wurde die linke Körperhälfte (mit Ausnahme der Kopfpartie und der Eingeweide, die schon mikrotomiert waren) mit Alizarin (nach Lundwall 1905) gefärbt, in 95% Alkohol differenziert und in Kalilauge gelegt. Anstatt in dieser letzt- genannten Flüssigkeit durchsichtig zu werden, wurde das ganze Präparat hier dunkelgrau. Ich nehme an, daß dies eine Folge von der Sublimatfixierung des betreffenden Präparates war. Das- selbe wurde jetzt in H202 entfärbt und noch einmal mit Alizarin. Alkohol und Kalilauge be- handelt. Es wurde hierbei zwar durchsichtig, aber die Knochenkerne behielten nicht in gewöhn- licher Weise die Farbe. An einigen Stellen wurde deren Knorpel sogar noch stärker als der Knochen gefärbt (vgl. Fig. 25, Taf. XXVIII), während an anderen Stellen auch der Knorpel im Alkohol ent- färbt wurde (vgl. Fig. 70, Taf. XLIII). Obwohl also die betreffenden Extremitätspräparate als mißlungene Verknöcherungsjjräparate betrachtet werden müssen, habe ich sie jedoch hier abgebildet, da sie trotzdem über die Form und Größe der Skelettanlagen Auskunft geben. Von dem 520 mm langen Leptonychotes-FjmbTjo wurden die Skeletteile der linksseitigen Ex- tremitäten herauspräpariert. inAlizarin gefärbt und in 95%Alkohol differenziert (vgl. Fig. 38—44, Taf. XXXIV). Der rechte Arm desselben Embryos wurde in folgender Weise behandelt: Die das Armskelett deckenden Haut- und Muskelschichten wurden an der Außenseite der Extremität wegpräpariert. Sodann wurde mit einem starken Messer allmählich auch etwa die laterale Hälfte der Skeletteile selbst weggeschnitten. Das Resultat dieser Präparation war ein Längsschnitt der Extremität mit dem Skelett in situ. Dieses Präparat wurde jetzt in Alizarin gefärbt und in Alkohol von 95% differenziert, um die Knochenkerne von den Knorpelpartien stärker hervor- zuheben (vgl. Fig. 26, Taf. XXIX). Diese Präparationsart ist — so viel ich weiß — neu. Ich kann sie für solche Fälle empfehlen, wenn man keine Aussicht hat, einen gewissen Körperteil (wegen der Größe desselben) gut durch- Broman, Rxtrenütötenskelett der Robben. 303 sichtig machen zu können, oder wenn man die Weichteile dem Durchsichtigmachen nicht auf- opfern will. In ähnlicher Weise wurde auch der rechte Fuß desselben Embryos (vgl. Fig. 71, Tat'. XLIII) sowie die linke Hand und der linke Fuß des neugeborenen Leptonychotes (vgl. Fig. 27 und 72) behandelt. Die auf Taf. XXXV abgebildeten Skeletteile des neugeborenen Leptonychotes wurden zuerst her- auspräpariert und dann entweder nach Durchsägen oder ganz und gar in Alizarin gefärbt und in 95% Alkohol differenziert. Von der Scapula wurde dann das nicht gefärbte Periost wegpräpariert. Die Textfiguren 5 — 16 und 22 — 26 sind von Herrn Präparator 0. Mattsson mit Hilfe eines von Herrn Professor Fürst (Lund) neulich konstruierten, vortrefflichen Zeichenapparates (eines kombinierten Diagraph und Kraniophor) hergestellt worden (Fürst, 1916). Von Herrn Präparator Mattsson stammen auch alle Photographien sowohl von den Skelett- präparaten wie von den Rekonstruktionsmodellen, die auf den Tafeln XXI — XLI abgebildet sind. * * In der Folge werde ich nun zuerst die Entwicklung und den Bau des Skeletts der vorderen bzw. desjenigen der hinteren Extremität je für sich behandeln, um zuletzt auf einige allgemeine Fragen (über Hvpo- und Hyperphalangie sowie über die Ursache der frühzeitigen Verknöcherung der Endphalangen bei den Säugetieren im allgemeinen) einzugehen. Deutsche SUdpolar-Expedition. XVI. Zoologie Vfll, 41 I. Über Entwicklung und Bau des Vorderbeinskelettes bei Lobodon und Leptonychotes sowie bei anderen Robben. A. Frühere Untersuchungen über die Anatomie und Embryologie des Vorderbein- skeletts bei Lobodon und Leptonychotes. Eine eingehende Beschreibung über das Vorderbeinskelett des erwachsenen Lobodon ist — soweit mir bekannt — bisher nicht in der Literatur vorhanden. Barrett-Hamilton (1901) sagt allerdings betreffs Lobodon: „The skeleton has been de- scribed in detail by Owen in the Catalogue of the Osteological Museum of the Royal College of Surgeons of London, p. 642, and in the Annais and Magazine of Natural History for 1843 at page 331." Dieser Autor muß aber sehr bescheidene Ansprüche an die Vollständigkeit „detaillierter" Be- schreibungen machen. Denn an der erstgenannten Stelle sagt Owen (1853) über das Skelett der vorderen Extremität von Lobodon (= Stenorhynchus serridens Owen) nur folgendes: „The digits of the fore paddle progressiver/ decrease in length from the first to the fifth, but the first or „pollex" pre- serves the normal inferior mimberof phalanges: its metacarpus has twice the length and thickness of thatof the index, and the proximal phalanx has nearly the same proportions." Und an der zweiten Stelle erwähnt Owen (1843) mit keinem einzigen "Worte das Extremität« - skelett von Lobodon. Dagegen ist das Vorderbeinskelett eines recht großen (1,777 m langen) Leptonychotes-Rxem-plaTes von Turner (1888) eingehend beschrieben worden. Es handelte sich um ein weibliches Tier, das von der Challenger-Expedition im Januar 1874 bei Betsy Cove, Kerguelen, geschossen wurde. Das Tier war indessen nicht ganz erwachsen, denn mehrere Epiphysenknorpel waren noch unverknöchert. Die Scapula war ,,falciform" und hatte eine Länge von 135 mm. Die Fossa supraspinata (= ,,F. praespinata") war fast ebenso groß wie die Fossa infraspinata (= ,,F. postspinata"). Die Spina scapulae war dorsalwärts kaum erkennbar; das ventrale Drittel derselben hatte aber eine Höhe von 17 mm. Das Acromion fehlte, und der Processus caracoideus war nur schwach ausgebildet. Der Humerus, 117 mm lang, war mit einer sehr stark vorspringenden Tuberositas del- toidea versehen. Das Tuber culum minus war ebenso groß wie das Tuber culum majus. Hroman, Extremitiitenskelett der Robben. 305 Der Sulcus intertubercularis war tief. — Ein Foramen supracondyloideum fehlte. Capitulum und Trochlea deutlich ausgebildet. Die Ulna, 135mm lang, besaß ein großes Olecranon. An der Insertionsstelle des medialen Kollateralligamentes war eine quergehende Crista vorhanden. Das distale Ulnarende, etwas abgerundet, artikulierte mit Radius, Triquetrum ( = Turners Cuneiforme) und Pisiforme. Der Radius hatte eine Länge von 126 mm. Sein Capitulum war becherförmig, sein Tuber- culum nur schwach entwickelt. Das distale breite Ende des Radius artikulierte distalwärts mit dem großen „Scapholunare", medialwärts mir dem Triquetrum und mit der Ulna. Der Carpus bestand nur aus 7 Knochen, weil 2 Knochen der 1. Reihe miteinander verschmolzen waren. Es waren dies das Naviculare und das Lunatum, welche das von Turner so genannte ,, Scapholunare" bildeten. — Dieser Knochen artikulierte mit Radius, Multangulum majus, Multangulum minus, Capitatum und Hamatum. Das Triquetrum artikulierte mit Ulna, Pisiforme, Hamatum und dem 5. Meta- Fig. 1. Rechtes Annskelett von einem erwachsenen Leptonycholes. Nach Turner (1888). y. Pisiforme, sl. Scapho-Lunare. carpale. — Das Pisiforme, sehr klein, artikulierte mit Ulna und Triquetrum. -- Das Mult- angulum majus artikulierte mit „Scapholunare", Multangulum minus, dem 1. und dem 2. Metacarpale. — Das Multangulum minus artikulierte mit „Scapholunare", Mult- angulum majus, Capitatum und dem 2. Metacarpale. — Das Capitatum war relativ klein; es artikidierte mit Scapholunare, Multangulum minus, Hamatum und den Metacar- palia 2 — 4. — Das Hamatum war ebenfalls relativ klein; es artikulierte mit Scapholunare, Capitatum, Triquetrum und den Metacarpalia 4 und 5. Bis zum ulnaren Karpalrand erstreckte sich das Hamatum nicht. Deshalb konnte das Triquetrum auch mit dem 5. Metacarpale artikulieren. Unter den Fingern war der Daumen am längsten. Sein Metacarpale hatte zwei Epiphysen, während die übrigen Metacarpalia nur je eine (und zwar eine distale) Epiphyse besaßen. Die Endphalangen sämtlicher Finger hatten ebenfalls nur je eine (und zwar proximale) Epiphyse; die übrigen Fingerphalangen waren alle mit je 2 Epiphysen versehen. — An jedem Metacarpo- phalangeal -Gelenk saßen 2 kleine Sesamknöchelchen. Das knorpelige Carpalskelett wurde von Leboucq (1904) an Schnittserien von einem 120 mm 41* 'ivoo°:;<>< Jll n 306 Deutsche Südpolar-Expedition. langen Leptonychutes -Embryo bzw. von einem 150 mm langen Lobodon -F^mbvyo mikroskopisch untersucht. In Übereinstimmung mit seiner früheren Beobachtung an einem 50 mm langen Embryo von Phoca groenlandica (vgl. Leboucq, 1888) fand Leboucq (1904) auch beim 120 mm langen Leptonychotes-'EmbTyo, daß an der pu Dorsalseite des von Turner so genannten ... Scapholunare" (= ..Radiointermedium" anderer Autoren) Furchen vorhanden waren, die die betreffende Knochenanlage in drei plantarwärts zusammenhängende Hauptteile sonder- ten. Diese Teile werden von Leboucq als die ursprünglich voneinander voll- ständig freien Anlagen des Naviculare ( = Leboucqs ..Radiale"), des Luna- Fig. 2. Carpus von einem 120 nun tum (Leboucqs „Intermedium") und langen Leptonycholes-Embryo. Yergr. des Centrale gedeutet, An dem lömal. Nach Leboucq (1904). R. ^ . ° . Radius, V. Ulm, ric. Kadio-interme- Naviculare -Teil fand sich außerdem dio-centrale, s. Se'samoideum radiale, ein kleiner, knorpeliger Vorsprung, an Fig. 3. Carpus von einemlöO mm u. Ulnare, pi. Pisiforme, 1-4 Carpa- welchem einige Sehnenzüge des Ab- 1;,1,SP" Lobothn-Embryo; 10 : 1. lia, I-V Metacarpalia. .... . . Nach Leboucq (1904). cluctor pol I ic is longus inserierten. Dieser Vorsprung wird von Leboucq als ein ebenfalls ursprünglich freies „Sesamoideuru radiale" (= der ,,Nodulus" anderer Autoren) aufgefaßt. Der von Turner (1888) als ein Verschmelzungsprodukt von Naviculare und Lunatum aufgefaßte Knochen enthält also nach Leboucq (1904) außerdem das „Centrale" und das ,,S esamoideum radiale". Über die gegenseitige Lage der knorpeligen Carpalknochen- anlagen vgl. die nach Leboucq reproduzierte Textfig. 2. Betreffs des „Pisiforme" bemerkt Leboucq, daß dasselbe sehr klein und zwischen der Ulna und dem Triquetrum (Leboucqs „Ulnare") eingeschoben ist; an demselben inse- { (-' rierte nur ein Teil des M. flexor carpi ulnaris (die Haupt- f~~V partie dieses Muskels inserierte am Metacarpale V). \J Bei dem 150 mm langen Lobodon -Embryo fand Leboucq ähnliche Verhältnisse wieder. Nur waren das Naviculare, c das Lunatum und das Centrale miteinander noch inniger verschmolzen, während umgekehrt das .. Sesamoideum Fig. 4. ;j. Finger: a von einem 1400 mm langen Ldboäon; 1:1; l von einem 535 mm radiale" freier als beim Leptonychotes- Embryo war (vgl. langen Lobodon-Emhijo ; 2 : 1 ; c von einem Textfio'. 3 ). 150 mm langen Lofror/on-Embryo; 10 : 1. -r^- , ,, t,, , ■, _ -n- n ■, ■ T ■, 7 „ , T „„.,' Die mittlere rnalange des 5. .bingers wurde bei Lobodon in Nach Leboucq (1904). & & den folgenden Entwicklungsstadien relativ kleiner (vgl. Text- fig. 4 A — C). Noch beim 1400 mm langen Embryo fehlte ihr ein Knochenkern, während das peri- Broman. Extremitiitenskelett der Robben. 307 phere Ende der Endphalange schon vollständig verknöchert war. Leboucq deutet dies als eine anfangende „Rudimentation" des 5. Fingers ,,par reduetion du nombre de phalanges". Daß die Radialseite der Robbenhand so stark entwickelt wird, während die Ulnarseite derselben reduziert wird, hängt nach Leboucq zweifelsohne davon ab, daß „le bord radial supporte le principale pression par le fait de la progression dans l'eau : de lä la Separation des ele- ineiits de ce bord et leur augraentation de volume qui les etale en Serie couvexe, les meines causes produisant la condensation en Serie coneave et, coinme suite, leur reduetion du cöte cubital." B. Eigene Untersuchungen über die Embryologie und Anatomie des Vorderbein- skeletts bei Lobodon, Leptonychotes, Phoca und Halichoerus. 1) Stadienbeschreibung. Lobobon-Embryo, 13 mm. Das Innere der vorderen Extremitätsanlage wird zum großen Teil von einer zusammenhängen- den, dunkel gefärbten Blastemmasse (Fig. 1, Taf. XXI, Bl.) aufgenommen, in welcher hellere Ske- lettanlagen zu erkennen sind. Unter diesen haben Scapula, Humerus, Radius. Ulna und die Metacarpalia II — IV schon Interzellularsubstanz; sie haben also schon das Knorpelstadium erreicht, während die übrigen noch vor knorpelig sind. Die knorpelige Scapula (Fig. 1 und 2, Taf . XXI, Sc.) ist noch nicht vollständig angelegt. Ihre Randpartien bestehen noch aus Vorknorpel, und die Form ist plump und derjenigen der entwickelten Scapula nur wenig ähnlich. Die Spina scapulae (Fig. 1, Taf . XXI und Fig. 3, Taf. XXII Sp.sc.) ist als kleiner, vorknorpeliger Höcker, dessen Spitze kranialwärts gerichtet ist, angelegt. Ein starker Processus coraeoideus ist vorhanden (vgl. Fig. 2, Taf. XXI Pr. cor.). Die größere Partie der Scapula -Anlage befindet sich in dem Halsgebiet. Die Anlage des Angulus posterior (Fig. 2 und 3 Ang. p.) liegt etwas kaudalwärts von der 1. Rippe, erreicht aber nicht ganz die 2. Rippe. Die größte Länge der Scapula -Anlage beträgt in kranio-kaudaler Richtung etwa 1,2 mm; ihre größte Breite (in schief dor so -ventraler Richtung) etwa 1,4 mm. Die Humerus- Anlage (Hum.) hat eine Länge von etwa 1,15 mm. Sie besteht größtenteils aus Knorpel und nur zum kleineren Teil (an den beiden Enden) aus Vorknorpel. Sie ist ventral- wärts konvex und mit ihrer Längsachse schief nach außen und kaudalwärts gerichtet. Das Tubercu - lum minus ist schon als medialwärts gerichteter Höcker angelegt (Fig. 2, Taf. XXI, Tub. min.). Das Tuber eulum majus ist weniger deutlich zu erkennen. Die peripheren drei Viertel der Humerus -Anlage befinden sich außerhalb des Rumpfes, also in der freien Extremitätsanlage. — Am weitesten distalwärts erstreckt sich die mediale Humeruspartie. Die Anlagen des Radius (Rad.) und der Ulna (U.) zeigen histologisch denselben Bau wie der Humerus. Der Radius ist 0,85 mm, die Ulna etwa 1 mm lang. Die Carpalgegend besteht noch zum allergrößten Teil aus Blastem, in welchem 6 nur sehr kleine Vorknorpelkerne zu erkennen sind (vgl. Fig. 1, Taf. XXI). Unter diesen bilden die 4 größeren eine distale und die 2 kleinsten eine proximale Reihe. Die erstgenannten stellen offenbar die An- lagen des Multangulum majus, des Multangulum minus, des Capitatum und des Ha- matum dar. Die sehr kleinen Vorknorpelkerne der proximalen Reihe liegen sehr weit voneinander 308 Deutsche Südpolar-Expedition. entfernt an der radialen bzw. ulnaren Seite des Carpus. Sie stellen wohl die ersten Anlagen des Naviculare bzw. des Triquetrum dar. Zwischen diesen Vorknorpelkernen fängt das Blastem an, sich in andere Kerne zu differenzieren, die aber noch so undeutlich abgegrenzt sind, daß sie sich nicht rekonstruieren ließen. Die Metacarpalia II — V (vgl. Fig. 1, Taf. XXI), welche in der Mitte schon das Knorpel- stadium erreicht haben, haben eine Länge von etwa 0,4 mm. Von den vorknorpeligen Basal- phalangen derselben Strahlen sind sie durch dunkles Blastem gut abgegrenzt. Dagegen gehen die erwähnten Basalphalangen peripherwärts allmählich in etwas helleres Blastem über. Eine deutliche distale Abgrenzung der vorknorpeligen Basalphalangen hat — mit anderen Worten — noch nicht stattgefunden. In etwa ähnlicher Weise verhält sich die nur noch vorknorpelige Anlage des Metacarpale I. In diesem Strahl ist die Basalphalange noch nicht deutlich vorknorpelig angelegt. In der mit Bl. bezeichneten Blastempartie ist sie aber offenbar in Entstehung begriffen. Lobodoii-Emhryo, 29 mm. Die knorpelige Scapula anläge befindet sich in der lateralen Körperwand etwa in derSagittal- ebene. Ihre Länge beträgt jetzt 3,6 mm, ihre Breite 2,9 mm. Der ventralwärts gerichtete Angu- lus lateralis ist zu einer millimeterbreiten Partie ausgezogen, deren kranialer Teil medialwärts einen nur undeutlich angelegten Processus coracoideus (Fig. 21, Taf.XXVI, Pr. cor.) trägt. Die stachelähnliche, etwa 0,6 mm hohe Spina scapulae (Fig. 19 u. 21, Taf.XXVI, Sp. sc.) geht von dort aus, wo die erwähnte ventrale Scapularpartie sich mit dem eigentlichen Corpus scapulae verbindet. Die kraniale Scapularpartie mit der Spina scapulae befindet sich noch in der Halsregion. Der Angulus posterior erreicht aber jetzt den kranialen Rand der 4. Rippe. Die knorpelige Humerusanlage (Fig. 9 — 12, Taf.XXIII) hat eine Länge von 2 nun. Ventral- wärts konvex gebogen, liegt sie mit ihrer Längsachse etwa der Körperlängsachse parallel. Die proximalen zwei Drittel sind von Seite zu Seite abgeplattet, das distale Drittel dagegen dorso- ventral. Die letztgenannte Partie dehnt sich recht stark lateralwärt s aus. Das Tuberculuni minus (Fig. 11 und 12, Taf. XXIII) stellt eine medialwärts gerichtete Prominenz dar, die unmittel- bar distalwärts vom Humeruskopf sitzt. Die knorpelige Radiusanlage (Fig. 19, Taf.XXVI und Fig. 13 und 14, Taf. XXIV, Rad.) hat eine Länge von 2,5 mm. Der Radiushals ist kaum 0,5 mm breit, während das distale Radiusende eine Breite von 0,8 mm besitzt. Dieses Ende artikuliert mit dem Scapholunare (Sc.-L.). — Das proximale Viertel des Radius befindet sich nicht mehr in der freien Extremität spartie, sondern ist in die Rumpfwand eingezogen worden. Die knorpelige Ul na anläge (Fig. 13 und 14, Taf. XXIV und Fig. 19, Taf. XXVI, U.) hat eine Länge von nicht weniger als 3,2 mm. Sie liegt zur Hälfte innerhalb der Rumpfwand, zur Hälfte innerhalb der freien Extremitätspartie. Das Olecranon (Ol.) hat sich mächtig entwickelt und dehnt sich jetzt dorsalwärts vom distalen Humerusende aus. Das letztgenannte wird jetzt von 3 Seiten her (dorsal- und kaudalwärts von der Ulna, ventralwärts von dem Radius) von den Unterarmknochen (vgl. Fig. 19, Taf.XXVI) umgeben. — Das distale Ende der Ulna artikuliert mit dem Triquetrum (Tr.). Bkoman, Extremitätenskelett der Robben. 3Q9 Das knorpelige Scapho-Lunare-Centrale (Sc.-L.) ist schon einheitlich, aber mit dorsalen Furchen versehen (vgl. Fig. 13, Taf. XXIV), die darauf hindeuten, daß es ein Verschmelzungs- produkt von 3 Kernen ist. Außer mit dem Kadius artikuliert es mit allen Carpalknochen — jedoch mit Ausnahme von dem Pisiforme (vgl. Fig. 13 und 14, Taf. XXIV und Fig. 20, Taf. XXVI). Das knorpelige Triquetrum (Tr.) artikuliert mit der Ulna. dem Scapholunare, dem Hamatum und dem Metacarpale V. Das knorpelige Multangulum majus (M. maj.) artikuliert mit dem „Scapholunare" (Sc.-L.), dem Multangulum minus (M. min.) und dem Metacarpale I; das knorpelige Multangulum minus mit dem „Scapholunare", dem Multangulum majus, dem Capi- tatum (Cap.) und dem Metacarpale IL Das knorpelige Capitatum artikuliert mit dem „Scapholunare", dem Multangulum minus, dem Hamatum (Harn.) und dem Metacarpale III. Das knorpelige Hamatum artikuliert mit dem „Scapholunare", dem Capitatum, dem Triquetrum und dem Metacarpale IV. Das knorpelige Metacarpale I ist größer als die übrigen Metacarpalia geworden. Es ist millimeterlang, während die Metacarpalia III und IV eine Länge von nur 0,8 mm besitzen. Das Metacarpale II ist etwa 0,9 mm und das Metacarpale V etwa 0,6 mm lang. Der Daumen hat eine Phalange, der 5. Finger zwei und die übrigen Finger je drei (Fig. 20, Taf. XXVI). Loboäon-Embryo, 58 mm. Die Scapulaanlage (Fig.22, Taf.XXVII, Sc.) hat eine Länge von 5.6mm. Ihre 0,5 nun hohe Spina (Sp. sc.) befindet sich jetzt in der Höhe der 1. Rippe; der Angulus posterior (Ang. p.) erreicht den kranialen Rand der 5. Rippe. Der Processus coracoideus ist sehr unbedeutend, fast unmerklich. Ein Acromion fehlt vollständig. Dorsal- und kaudalwärts von der Spina ist ein recht großer Knochenkern (Kn. k.) vorhanden, der den kranialen Scapularand fast erreicht. Die Humerusanlage (Hum.), etwa 3,8 mm lang, ist S-förmig gebogen. Ihre Längsachse ist mit derjenigen des Rumpfes parallel. Die starke Verdickung der proximalen Humerushälfte rührt offenbar von der starken Entwicklung des Tuberculum majus her. Das medialwärts gerichtete Tuberculum minus bildet ebenfalls eine ansehnliche Ausbuchtung. Die Humerusdiaphyse besitzt einen kleinen Knochenkern (Kn. k), der indessen ventro-lateralwärts noch defekt ist. Die Radiusanlage ist etwa 4 mm lang. Ihre distale Hälfte, die doppelt so breit wie die proxi- male ist, liegt noch größtenteils im Bereich der freien Extremitätspartie, während die proximale, dünne Hälfte ganz und gar in die Rumpfwand eingezogen worden ist. Die Diaphysenmitte besitzt einen 1,6 mm langen Knochenkern (Rad. Knk.). Die 4,8 mm lange Ulnaanlage liegt, zum allergrößten Teil innerhalb der Rumpfwand. Nur das distalste, mit dem Triquetrum (Tr.) artikulierende Ulnaende befindet sich noch in der freien Extremitätspartie. "Das 0 1 e er a n o n ( 0 1 . ) ist mächtig entwickelt und mit einem kaudalwärts gerichteten Haken (Unc. Ol.) versehen. Die Diaphysenmitte ist mit einem 1,8 mm langen Knochen- kern (U. Knk.) versehen. Das „Scapholunare" (Fig. 23, Taf.XXVII, Sc.-L.) artikuliert außer mit dem Radius und Triquetrum (Tr.) mit der ganzen distalen Carpalreihe. Auch die übrigen Carpalia zeigen die- 310 Deutsche Südpolar-Expedition. selben Relationen wie im vorigen Stadium; jedoch mit der Ausnahme, daß das Hamatum (Harn.) auch mit dem Metacarpale V teilweise artikuliert. Das Metacarpale I ist unter den Metacarpalia am größten. Es hat eine Länge von 1,8 mm. Das Metacarpale II ist 1,48 mm. das Metacarpale III 1.3 mm. das Metacarpale IV 1.12 mm und das Metacarpale V 0,88 mm lang. Die Metacarpalknochen haben alle je einen Diaphysenknochenkern. Der Daumen hat jetzt 2, die übrigen Finger je 3 Phalangen. Unter den Basalphalangen ist diejenige des Daumens am größten (1,4 mm lang). Die Basalphalangen der Strahlen II— V sind je 1,2, 0,9, 0.9 und 0,8 mm lang. — Unter den Mittelphalangen ist diejenige des Strahles III am größten (0,8 mm lang). Die Mittelphalangen der Strahlen II und IV sind 0,6 mm und diejenige des Strahles V 0,5 mm lang. Die Länge der Endphalangen beträgt im I. Strahl 1 mm, im II. und III. 0.9 mm, im IV. 0,6 mm und im V. 0,5 mm. Die Endphalangen haben alle je einen Knochenkern am distalen Ende. In den Basal- und Mittelphalangen sind dagegen noch keine Knochenkerne zu erkennen (vgl. Fig. 23, Taf. XXVII). Lobodon-Embryn, 82 mm. Die größte Länge (in kranio-kaudaler Richtung) der Scapula beträgt 6.75 mm. die größte Breite (in dorso -ventraler Richtung) derselben 4,8 mm. Der Knochenkern hat den kranialen Scapularand erreicht. Über seine Lage und Form vgl. Fig. 25, Taf. XXVIII. Etwa von der Mitte des Knochenkerns geht die kleine, noch ganz und gar aus Knorpel be- stehende Spina scapulae *) aus. Dieselbe befindet sich in der Höhe der 1. Rippe. Der Angulus posterior erreicht den kranialen Rand der 5. Rippe. — Ein Processus coraeoideus ist nicht mehr zu erkennen. Die Humerusanlage (Fig. 25, Taf. XXVIII. Hum.) ist 4 mm lang. Die Mitte ihrer Dia- physe ist mit einem 1 mm langen Knochenkern versehen. Die Radius anläge (Rad.) ist etwa von derselben Länge wie der Humerus. Der Knochenkern ihrer Diaphyse ist dagegen doppelt so lang wie derjenige des Humerus. Die Länge der Ulnaanlage beträgt 5 mm, diejenige ihres Knochenkerns 2,2 mm. Sowohl die Met acar pal knochenanlagen wie die Basal- und Endphalangen sind jetzt mit Knochenkernen versehen. Loboäon cardnophaga, erwachsen. Die größte Länge der Scapula (in kranio-kaudaler Richtung) beträgt 195 mm, die größte Breite (in dorso -ventraler Richtung) 150 mm. Die Form der Scapula geht aus der Fig. 28, Taf. XXX hervor. Die Spina scapulae (Sp. sc.) ist sehr dünn und klein und nur in der Nähe des Collum scapulae vorhanden. Ihre ventrale Hälfte ist 5 — 12 mm hoch, während die dorsale Hälfte nur 2—5 mm hoch ist und dorsalwärts allmählich verstreicht, Ein Acromion fehlt vollständig. Ebenso ein Processus coraeoideus. ') An der Figur nicht sichtbar. Buoman, Extremitatenskelett der Robben. 3 [ [ Der Angulus posterior scapulae (Ang. p.) und die nächstliegende Partie des Margo dorsalis bestehen noch aus Knorpel. Die größte Länge des Humerus beträgt 120 mm. Die Form dieses Knochens geht aus den Kg. 28 und 29, Taf. XXX hervor. Der Gelenkknorpel des Humeruskopfes greift sowohl auf das Tuberculum majus (Tub. maj.) wie auf das Tuberculum minus (Tub. min.) über. Diese Tubercula sind beide sehr stark entwickelt. Zwischen denselben ist eine niedrige Erhöhung vorhanden, die ich Tuberculum intermedium nennen möchte. — Unverknöcherte Epiphysengrenzen sind nicht zu erkennen. Die Ulna (U.) hat eine Länge von 170 mm. Die Form derselben geht aus den Fig. 30 und 31, Taf. XXXI hervor. Bemerkenswert ist die starke Entwicklung des Uncus olecrani (Unc. ol.). — ■ Das proximale Ulnaende zeigt keine Epiphysengrenze. Dagegen ist eine solche — wenn auch nur schwach ausgeprägt — am distalen Ulnaende noch zu erkennen. Gerade in der Höhe dieser Epiphysengrenze ist die Ulna relativ dick und breit, um gegen das distale Ende hin sowohl schmäler wie dünner zu werden. Der Radius (Rad. ) hat eine Länge von 144 mm. Wie die Fig. 30 und 31, Taf. XXXI zeigen, ist seine distale Hälfte sehr breit. Eine proximale Epiphysengrenze existiert nicht. Dagegen ist die distale Epiphysengrenze noch — wenn auch stellenweise undeutlich — vorhanden. Etwa in der Höhe dieser Grenze hat der Radius seine größte Breite (54 mm). Der größte Knochen des Carpus, das Scapho-Lunare-Centrale (Sc.-L.) zeigt an der Dorsalfläche noch Furchen, welche die Grenzen seiner drei Komponenten, des Naviculare, des Lunatum und des Centrale markieren (Fig. 30, Taf. XXXI). An der Volarfläche sind das Luna - tum und das Centrale miteinander vollständiger verschmolzen. Dagegen ist auch hier die Grenze zwischen dem Naviculare und den beiden anderen Komponenten durch eine Furche markiert. Das Scapho-Lunare-Centrale (Sc.-L.) artikuliert proximalwärts mit dem Radius und distalwärts mit den beiden Multangula (M. maj . und M. min. ), dem Capitulum (Cap.) und dem Hamatum (Harn.). Ulnarwärts kommt es an einer beschränkten Stelle auch mit dem Triquetrum (Tr.) in Berührung (vgl. Fig. 30, Taf. XXXI). Das Triquetrum ist etwas kleiner als das Multangulum majus. Es artikuliert proximal- wärts sowohl mit der Ulna und dem Pisiforme wie mit dem Radius und distalwärts mit dem Hamatum und dem Metacarpale V. Das Pisiforme ist relativ groß (etwa von der Größe des Multangulum minus) und platt. Es artikuliert größtenteils mit der Volarfläche der distalen Ulnaepiphyse und nur relativ wenig mit dem Triquetrum. Nur etwa ein Drittel des Knochens liegt ulnarwärts von der Ulna. Unter den Knochen der 2. Carpalreihe ist das Multangulum majus am größten. Es artiku- liert einerseits mit dem Navicularteil des Scapho-Lunare-Centrale und dem Multangu- lum minus und andererseits mit den Metacarpalia I und IL Das Multangulum minus (M. min.) ist nicht halb so groß wie das Multangulum majus. Die Form dieses Knochens ist abgeplattet pyramidenförmig, mit der Basis dorsalwärts, der stumpfen Spitze volarwärts gerichtet. Von der dorsalen Seite (Fig. 30, Taf. XXXI) sieht das Multangulum minus also relativ groß aus, während es von der volaren Seite kaum sichtbar ist. Es artikuliert einerseits mit der aus dem Centrale hervorgegangenen Partie des Scapho- Deutsche Stldpolar-Expedition. XVI. Zoologie VHI. 42 312 Deutsche Südpolar-Expedition. Lunare -Centrale und dem Capitatum und andererseits mit dem Multangulum majus und dem Metacarpale IL Das Capitatum (Cap.) ist kaum größer als das Multangulum minus. Seine dorsale Fläche ist bedeutend kleiner als diejenige des Multangulum minus. Seine volare Fläche ist dagegen um das gleiche Maß größer als diejenige des letztgenannten Knochens. Es artikuliert außer mit dem Metacarpale III und den herumliegenden Carpalknochen (demScapho-Lunare - Centrale, dem Hamatum und dem Multangulum minus) auch mit dem Metacarpale II. Das Hamatum (Harn.) ist größer als das Capitatum, aber kleiner als das Multangulum majus. Es artikuliert einerseits mit dem Capitatum, dem Scapho -Lunare -Centrale und dem Triquetrum und andererseits mit den Metacarpalia IV und V. Die Metacarpalia I — V sind 100 mm, 60 nun, 44 mm, 40 mm bzw. 44 mm lang. Nicht nur das Metacarpale I, sondern auch das Metacarpale V ist bedeutend breiter als die Meta- carpalia II — IV. — Knorpelige Epiphysengrenzen sind an den Metacarpalknochen nicht mehr zu erkennen. Die Basalphalangen der Finger I — V haben eine Länge von je 87 mm, 65 mm, 56 mm, 52 mm und 52 mm. Nicht nur die Basalphalange des I. Fingers, sondern auch diejenige des V. Fingers ist breiter als die übrigen Basalphalangen. Die Mittelphalangen der Finger II — V sind resp. 45 mm, 41 mm, 35 mm und 12 mm lang. Obgleich die Mittelphalange des V. Fingers so außerordentlich kurz ist, ist sie doch in der Mitte breiter als die Mittelphalangen der Finger II — IV. Die Endphalangen der Finger I — V haben eine Länge von 40 mm, 30 mm, 26 mm, 21 mm und 17 mm. Sie sind alle an der Dorsalseite mit Furchen versehen, worin die Krallenbasen fest eingekeilt sitzen. — Epiphysengrenzen sind auch an den Phalangen nicht mehr zu erkennen. Leptotiychotes-Hmhri'o, 23 mm lang. Die Scapulaanlage (Fig. 4, Tai. XXII) besteht ganz und gar aus Knorpel. Ihre Form stellt ein Zwischenstadium zwischen derjenigen des 13 mm langen Lobodon -Embryo (Fig. 1, Taf.XXI) und derjenigen des 29 mm langen Lobodon -Embryo (Fig. 21, Tat. XXVI) dar. Nur ist der Processus coracoideus relativ noch stärker als bei den erwähnten Lobodon -Embryonen entwickelt. — Die Spina scapulae (Sp. sc.) hat etwa dieselbe Lage und relative Größe wie bei den erwähnten Lobodon -Embryonen. Ihre Spitze ist aber nicht — wie bei diesen — kranialwärts hakenförmig um- gebogen, sondern gerade und lateralwärts gerichtet. — Die. größte Länge der Scapulaanlage beträgt in kranio-kaudaler Richtung 1,45 mm, in schief dorso -ventraler Richtung etwa 2,10 mm. Etwa die ventro -kraniale Hälfte der Scapula liegt kranialwärts von der ersten Rippe. Der Angulus posterior scapulae (Ang. p.) befindet sich in der Höhe des kaudalen Randes der 3. Rippe. Die Humerusanlage (Fig. 5— 8, Taf. XXIII) hat eine Länge von 1,55 mm. Sie besteht ganz und gar aus Knorpel. Ihre Form stimmt größtenteils mit derjenigen des 29 mm langen Lobodon- Embryo (vgl. Fig. 9 — 12, Taf. XXIII) überein. Das Caput humeri ist indessen dorsalwärts stärker ausgebildet als beim erwähnten Lobodon -Embryo, während die Crista condyloidea late- ralis nochnicht zu erkennen ist. Distalwärts von dem schon ansehnlich großen Tuberculum minus humeri befindet sich an der medialen Seite der Humerusmitte ein nicht unbedeutender Höcker (Fig. 7 und 8 a), der beim erwähnten Lobodon -Embryo kaum angedeutet ist. Broman, Extreuiitätenskelett der Robben. 323 Die von dem Tuberculum majus und der Tuberositas deltoidea gebildete gemeinsame Prominenz (Tub. maj. + Tub. de lt.) bat schon etwa ihre definitive relative Länge, aber noch nicht ihre definitive relative Höhe erreicht. Die Trochlea humeri und die beiden Epicondylen sind gut entwickelt. Eine seichte Fossa coronoidea ist vorhanden. Zuletzt ist hervorzuheben, daß die im Verhältnis zur Länge der Unterarmknochen relativ lange Humerusanlage sich schon ganz und gar innerhalb des Rumpfes befindet. Die knorpelige Ulnaanlage (U., Fig. 24, Taf. XXVIII) ist von derselben Länge wie die Hume- rusanlage. Das Olecranon ist schon recht stark entwickelt und mit einem deutlichen Tubercu- lum olecrani versehen. Das distale, dünne Ulnaende ist etwas ulnarwärts gebogen. Die größere Partie der Ulna liegt noch innerhalb der freien Extremitätenpartie. Nur das Olecranon befindet sich schon im Bereiche der Rumpf wand. Der knorpelige Radius (Fig. 24, Taf. XXVIII, Rad.) hat eine Länge von etwa 1,3 mm. An demselben sind schon ein Capitulum und ein Collum ausgebildet. Die distale Hälfte des Radius breitet sich distalwärts immer mehr aus, um, wie schief abgeschnitten, breit zu endigen. Die ganze Radius anläge befindet sich noch im Bereiche der freien Extremitätspartie. Die Carpalknochen (vgl. Fig. 17, Taf. XXV) sind schon alle als Vorknorpelkerne angelegt. Sehr bemerkenswert ist, daß die Zahl der durch Blastem getrennten Vorknorpelkerne im Carpus während dieser Entwicklungsperiode größer ist als später, indem an der Stelle des später einheit- lichen Scapho-Lunare-Centrale 3 getrennte Vorknorpelkerne liegen. Es sind dies offenbar die Anlagen des Naviculare (Nav.) des Lunatum (Lun.) und des Centrale (C). Das relativ große Lunatum und das kleine Centrale haben eine mehr dorsale Lage, während das mittelgroße Naviculare bemerkenswert stark nach vorn gelegen ist (vgl. Fig. 17, Taf. XXV). Die Anlage des Triquetrum (Tr.) ist verhältnismäßig sehr klein (sogar kleiner als das Cen- trale). Sie liegt zwischen dem Capitulum ulriae und dem Hamatum, ist aber noch nicht in nähere Beziehung zum Lunatum oder zum Metacarpale V getreten (vgl. Fig. 17, Taf. XXV). Am allerkleinsten ist die Anlage des Pisif orme. Sie hat auch eine stark volare Lage, befindet sich aber größtenteils distalwärts von der Ulna, so daß sie die Volar fläche des Capitulum ulnae nur an einer beschränkten Stelle berührt. Unter den Anlagen der Carpalknochen der 2. Reihe ist das Hamatum am größten, das Mult- angulum majus am kleinsten. Das Capitatum ist etwas und das Multangulum minus be- deutend größer als das Multangulum majus. Die Anlagen der Metacarpalknochen (Fig. 17, Taf. XXV, I — V) bestehen alle aus Knorpel- gewebe. Das Metacarpale III ist am längsten; danach reihen sich der Länge nach die Meta- carpalia II und IV und zuletzt die Metacarpalia I und V. Das letztgenannte ist etwas kleiner als das Metacarpale I. Die Basalphalangen sind alle als Knorpelkerne angelegt. In den Fingeranlagen II — V sind außerdem die Mittelphalangen als Vorknorpelkerne ab- gegrenzt. Unter diesen Vorknorpelkernen ist derjenige des V. Fingers sehr klein und wahrscheinlich erst in Bildung begriffen. Etwas größer ist derjenige des TV. Fingers; und am größten sind diej enigen des II. und des III. Fingers. 42* 314 Deutsche Südpolar-Expedition. Anlagen der Endphalangen lassen sich bei diesem Embryo nicht abgrenzen. Leptoni/chotefi-Embryo, 32 mm. Die knorpelige Scapulaanlage hat — soviel sich dies aus den Schnitten erkennen läßt — etwa dieselbe Form wie beim 29 mm langen Lobodon- Embryo. Nur ist die Spitze der Spina scapulae nicht kranialwärts umgebogen, sondern gerade lateralwärts gerichtet. Die Verknöcherung hat an der für die Säugetierscapula gewöhnlichen Stelle angefangen. Auch in der Mitte der knorpeligen Humerusanlage ist eine beginnende periostale Verknöche- rung zu erkennen. Viel stärker ausgebildete Diaphysenknochenkerne zeigen die Unter armknochenanlagen (Fig. 15 und 16, Taf. XXIV). Diese Knochenanlagen haben sich beide relativ stark verlängert. Das Olecranon (Ol.) ist hierbei in die Länge ausgezogen und das Tuberculum olecrani etwas weniger ausgeprägt worden. Das distale Ulnaende hat sich zu einem dicken Processus styloideus (vgl. Fig. 15) entwickelt, dem die Basis des Metacarpale V sehr nahe liegt. Bei der relativ starken Verlängerung der Radiusanlage ist die distale Partie derselben relativ weniger breit geworden (vgl. Fig.24, Taf. XXYI1I und Fig. 15, Taf. XXIV). Das distale Ende ist aber noch die breiteste Partie des Radius. Dasselbe zeigt die Andeutuug zu einem kurzen, stumpfen Processus styloideus. Die im vorigen Stadium noch getrennten Anlagen des Naviculare, des Lunatum und des Centrale sind jetzt miteinander zu einer einheitlichen Knorpelmasse verschmolzen. An dem hier- durch entstandenen Scapho-Lunare-Centrale (Fig. 15 und 16, Sc.-L.) markieren nur noch seichte Furchen die Grenzen zwischen den drei Komponenten. Dorsalwärts ist das Centrale sogar bei diesem Embryo gar nicht mehr von dem Lunatum abzugrenzen (vgl. Fig. 15). Das Scapho-Lunare-Centrale ist bedeutend größer als die übrigen Carpalknochenanlagen (vgl. Fig. 15 u. 16). Es steht einerseits zum Radius und andererseits zum Multangulum majus, Multangulum minus, zum Capitatum, Hamatum und zum Triquetrum in direkter Beziehung. Die knorpelige Anlage des Triquetrum (Tr.) ist relativ größer geworden und hat sowohl zum Scapho-Lunare-Centrale wie zum Metacarpale V direkte Beziehung gewonnen. Die knorpelige Anlage des Pisi forme (P.) ist noch relativ klein. Sie liegt jetzt ganz volar - wärts vom distalen Ulnaende (vgl. Fig. 16, Taf. XXIV). Die knorpeligen Anlagen der beiden Multangula sind jetzt etwa gleichgroß geworden. Das- selbe läßt sich von den knorpeligen Anlagen des Capitatum und des Hamatum sagen. Das Capitatum hat noch eine etwas mehr volare Lage als das Hamatum. Das Metacarpale I ist um l/3 länger als das Metacarpale III und besonders am distalen Ende dicker als dieses geworden. Auch das Metacarpale II ist -wenn auch nicht so viel (nur um etwa lj-0) - länger als das Metacarpale III geworden. — Die absolute Länge des Meta- carpale III beträgt 0,8 mm. -Das Metacarpale IV ist 0,76 mm und das Metacarpale V 0,57 mm lang. Die Metacarpalia bestehen alle ganz und gar aus Knorpelgewebe. Dasselbe ist mit den Phalangen der Fall. Auch die Endphalangen sind jetzt alle knorpelig angelegt (Fig. 18, Taf. XXV). Bkoman, Extremitätenskelett der Robben. 315 Die Basalphalangen der beiden ersten Finger haben sich relativ stark verlängert (vgl. Fig. 17 und 18, Taf.XXV). Besonders ist dies mit der Basalphalange des I. Fingers der Fall, die schon um mehr als Vs länger als diejenige des Mittelfingers geworden ist. Die absolute Länge der letzt- genannten beträgt 0,75 mm, diejenige der Basalphalange des 4. Fingers 0,6 mm und diejenige der Basalphalange des 5. Fingers 0,5 mm;. Unter den knorpeligen Anlagen der Mittelphalangen ist diejenige des Mittelfingers am größten. Dieselbe hat eine Länge von 0,56 mm, während diejenige des 2. Fingers nur noch 0,5 mm lang ist. Die Länge der Mittelphalangen des 4. und des 5. Fingers beträgt 0,42 mm bzw. 0,22 mm. Unter den knorpeligen Anlagen der Endphalangen ist diejenige des 1. Fingers am größten, diejenige des 5. Fingers am kleinsten. Die erstgenannte hat eine Länge von 0,6 mm. Die End- phalange des 2. Fingers ist 0,52 mm, diejenige des 3. Fingers 0,36 mm, diejenige des 4. Fingers 0,18 mm und diejenige des 5. Fingers 0,1 mm lang. Leptont/chotes-JZmhryo, 104 mm. Die Scapula hat eine größte Länge (in krank) -kaudaler Richtung) von 10 mm, eine größte Breite (in dorso-ventraler Richtung) von 7 mm. Die verknöcherte Scapulapartie hat etwa dieselbe Lage und relative Größe (im Verhältnis zur Scapiüagröße) wie beim 82 mm langen Lobodon -Embryo. Die Länge des Humerus beträgt 6 mm. Seine Diaphyse ist in einer Länge von 1,75 mm verknöchert. Die Länge des Radius beträgt ebenfalls 6 mm. Der Knochenkern seiner Diapkyse ist 3,5 mm lang. Die Ulna hat eine Länge von 7 mm. Ihr Diaphysenknochenkern ist 4 mm lang. Die Metacarpalia I und II haben stark entwickelte Diaphysenknochenkerne. Dagegen sind die Diaphysenknochenkerne der Metacarpalia III — V nur schwach entwickelt. In ähnlicher Weise verhält sich die Verknöcherung in den Basa lphalangen. Die Mittelphalangen zeigen alle keine Verknöcherung. Die Endphalangen haben im distalen Ende je einen deutlichen Knochenkern. Leptoni/chotes-Emhryo, 520 mm. Die Form der Scapula geht aus der Fig. 41, Taf. XXXIV hervor. Die größte Länge der Sca- pula (in kranio-kaudaler Richtung) beträgt 37 mm. die größte Breite derselben (in dorso -ventraler Richtung) 32 mm. Der Processus coracoideus ist fast vollständig verschwunden. Die Spina scapulae hat sich einerseits etwa bis zur Scapulamitte als immer niedriger wer- dende Leiste und andererseits als freie, ventralwärts gerichtete Spitze (das Acromion) verlängert. Sie hat jetzt fast ihre definitive Form und relative Größe erreicht. Nur ist das Acromion relativ etwas kürzer und weniger spitz ausgezogen als beim erwachsenen Tier. Die größere Partie der Scapula einschließlich der Spina scapulae ist verknöchert. Die Länge des Humerus beträgt 32 mm. Die Form dieses Knochens stimmt größtenteils mit derjenigen beim erwachsenen Tier überein. Die Humerusdiaphyse einschließlich der Tube- rositas deltoidea ist größtenteils verknöchert (vgl. Fig. 26, Taf. XXIX). Die Ulna ist 40 mm lang. Ihr distales Ende ist relativ etwas schmäler geworden. Der Pro- cessus styloideus ulnae ist verschwunden. Die definitive Form der Ulna ist fast erreicht. Der Uncus olecrani ist indessen noch relativ klein. -Die Ulnadiaphyse ist fast vollständig gjg Deutsche Südpolar-Expedition. verknöchert (Fig. 26). Das distale Ul na ende artikuliert volarwärts mit dem Pisiforme, distal- wärts mit dem Triquetrum. Der Radius ist 36 mm lang. Die distale Hälfte desselben ist — mit Ausnahme am distalsten Ende relativ breiter geworden. Die breiteste Partie des Radius befindet sich etwa an der Grenze zwischen Knorpel und Knochen. Die Radiusdiaphyse ist fast vollständig verknöchert. Das distale Radiusende artikuliert nicht nur mit dem Scapho-Lunare-Centrale, sondern mittels einer kleinen Gelenkfläche auch mit dem Triquetrum (vgl. Fig. 26, Taf. XXIX). Die Car pal knochenanlagen bestehen alle noch ganz und gar aus Knorpel (vgl. Fig. 26). An der Dorsalseite des Scapho-Lunare-Centrale ist die Grenzfurche zwischen dem ehe- maligen Naviculare und dem Lunatum verschwunden. Die dem Naviculare entsprechende Partie ist weniger volarwärts prominent als im vorigen Stadium. Das Triquetrum (Tr.) ist relativ größer geworden. Es artikuliert jetzt nicht nur mit der Ulna, dem Hamatum, Scapho-Lunare-Centrale und Metacarpale V, sondern auch mit dem Radius und dem Pisiforme. Das Pisiforme ist ebenfalls relativ größer geworden. Gleichzeitig ist es mehr platt geworden. Das Multangulum majus ist jetzt größer als das Multangulum minus. Das letztge- nannte ist hierbei von dem Metacarpale II zum großen Teil verdrängt worden und liegt jetzt größtenteils zwischen dem Scapho-Lunare-Centrale und dem Multangulum majus (vgl. Fig. 26, Taf. XXIX). Das Hamatum hat sich etwas stärker als das Capitatum vergrößert. Die Diaphysen der Metacarpalia sind größtenteils verknöchert. Die Länge der Meta- carpalia I— V beträgt 21 mm. 16.5 mm, 12 mm, 11 nun bzw. 11 mm. Das Metacarpale I ist beträchtlich und das Metacarpale V deutlich dicker als die übrigen Metacarpalia geworden. Die Phalangen haben fast alle Diaphysen-Knochenkerne. Nur die Mittel- und End- phalangen des 5. Fingers bestehen noch ganz und gar aus Knorpel (vgl. Fig. 26, Taf. XXIX). Die Länge der Basalphalangen I— V beträgt je 16 mm. 14 mm, 12 mm. 11 mm und 11 mm. Die Basalphalangen des 1. und 5. Fingers sind breiter als diejenigen der zwischenliegenden Finger. Die Länge der Mittelphalangen II— V beträgt resp. 1) mm. !» mm. 7 mm und 3 mm. Die Breite der Mittelphalangen ist bei allen etwa dieselbe. Die Länge der Endphalangen I — V beträgt resp. 8 mm. 7 mm, 6 mm, 4 mm und 3 mm. Leptonyehotes- Junges, neugeboren, 1150 mm. Die größte Länge der Scapula in kranio-kaudaler Richtung beträgt 10 cm, die größte Breite in dorso -ventraler Richtung 8 cm. Die Form der Scapula geht aus der Figur 38, Taf . XXXIV hervor. Der Processus cora- coideus ist noch vollständiger als im vorigen Stadium verschwunden. Die Form der Spina scapulae (Sp. sc.) hat sich nicht nennenswert verändert. Die Form und Lage des Knochenkerns hat sich ebenfalls nicht beträchtlich verändert (vgl. Fig. 41 und 45, Taf. XXXIV und XXXV). Nebenknochenkerne gibt es noch nicht. Die Länge des Humerus beträgt 8 cm. Die S-förmige Biegung ist etwas stärker ausgeprägt. Dies rührt davon her, daß das Caput sich distalwärts umgebogen hat (vgl. Fig. 39, Taf. XXXIV). Die knöcherne Humerusdiaphyse hat sich an dieser Biegungsstelle in das Gebiet des Kopfes Bkoman, Extremitätenskelett der Robben. 317 hinein etwas verlängert. Sonst hat sie ihre Form und Lage nicht nennenswert verändert. Das Innere der ganzen Humerusdiaphyse besteht aus spongiöser Substanz. In der Mitte ist die erste Anlage der Markhöhle (Mkh.) eben angedeutet. Die proximale Humerusepiphyse hat einen etwa 12 mm langen und 7 mm dicken Knochenkern (Fig. 39, Taf. XXXIV, Ep. cap. hum.). Derselbe befindet sich ungefähr in der Mitte des eigentlichen Kopfes und greift weder auf das Tuberculum niajus noch auf das Tuberculum minus über. Die Tuberositas deltoidea wird ganz und gar und das Tuberculum majus zum großen Teil durch die Knochensubstanz der Humerusdiaphyse gebildet. Dagegen besteht das große, 12 mm hohe Tuberculum minus noch ganz und gar aus Knorpel. Die distale Humerusdiaphyse besitzt zwei Knochenkerne, die in je einer Hälfte der Trochlea liegen. Unter diesen ist der mediale nur stecknadelkopfgroß, während der laterale (Fig. 39, Taf. XXXIV, Ep. cond. lat.) fast ebenso groß ist wie derjenige des Humeruskopfes. Die Ulna ist 11,1 mm lang. Ihr distales Ende ist relativ noch schmäler geworden. Die Ulna- form ist hiermit derjenigen des definitiven Knochens noch näher gekommen. Noch ist indessen der Uncus olecrani relativ niedrig (vgl. Fig. 40, Taf. XXXIV). Die knöcherne Ulnadiaphyse hat sich recht beträchtlich in das Olecranon hinein ver- längert (vgl. Fig. 40). Sie besteht noch völlig aus spongiöser Knochensubstanz ohne Andeutung des definitiven Markkanales. Die distale Ulnaepiphyse (Ep. cap. u.) besitzt einen Knochen- kern, der ebenso groß wie derjenige des Humeruskopfes ist. Der Radius ist 9 cm lang. Seine Form hat sich nicht nennenswert verändert. Die knöcherne Radiusdiaphyse hat sich nur in demselben Maße wie die ganze Radiusanlage vergrößert. Im Hals- gebiet zeigt sie die erste Anlage eines Markkanales (vgl. Fig. 47, Taf. XXXV, M. kh.). Sowohl die proximale wie die distale Radiusepiphyse besitzt je einen Knochenkern. Derjenige der distalen Epiphyse ist nicht weniger als 20 mm lang und 5 mm dick, während derjenige des Radiusköpfchens nur 5 mm lang und 2 mm dick ist (vgl. Fig. 47). Die Carpalknochenanlagen haben ihre Form und ihre Relationen nur unwesentlich ver- ändert. Bemerkenswert ist, daß die Mehrzahl derselben schon zu verknöchern angefangen haben. Dies ist mit dem Scapho -Lunare -Centrale, dem Hamatum und den beiden Multangula der Fall (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX). Der Knochenkern des Scapho-Lunare -Centrale (Sc-L.) ist schon sehr groß geworden. Seine Länge beträgt 20 mm, seine Dicke 8 mm. Seine unregelmäßige Form (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX) läßt vermuten, daß er vielleicht ein Verschmelzungsprodukt von 3 Knochenkernen ist. Der Knochenkern des Hamatum (Harn.) ist etwa erbsengroß (6,5 mm lang und 5 mm dick), derjenige des Multangulum minus (M. min.) etwas kleiner (7 mm lang und 3,5 mm dick) und derjenige des Multangulum majus (M. maj .) am kleinsten (3 mm lang und 2 mm dick). Das Capitatum (Cap.), das Triquetrum (Tr.) und das Pisiforme bestehen noch völlig aus Knorpel. Die Länge der Metacarpalia I~V beträgt je 68 mm, 48 mm, 34 mm, 29 mm und 32 mm. Wie im vorigen Stadium sind die Metacarpalia I und V breiter als die übrigen. Die distalen Epiphysen der Metacarpalia haben sämtlich Knochenkerne. Unter diesen ist der- jenige des Metacarpale III am größten (8 mm lang und 5 mm breit). Danach kommen der Größe nach derjenige des fätAf Llibrarv CJ^/\Ö?AS 5y 318 Deutsche Südpolar-Expedition. Metacarpale II (7 mm lang und 4 mm breit), » 1 (o,o ,, ,, ,, 4 ,, ,, ;, IV (5,5 „ ,. „ 3,5 „ „ ) und j. » (5 ,, ,, ,, & „ ,, )• Sehr bemerkenswert ist, daß das Metacarpale II auch in der proximalen Epiphyse einen Knochenkern besitzt (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX). Derselbe ist etwa 3 mm lang und ebenso breit. Die proximalen Enden der übrigen Metakarpalknochen bestehen — wie gewöhnlich — ganz und gar aus Knorpel. Die Mittelpha lange des 5. Fingers besteht noch völlig aus Knorpel. In derDiaphyse der Endphalange desselben Fingers hat eben die Verknöcherung angefangen. Die Diaphysen der übrigen Fingerphalangen zeigen alle eine weit vorgeschrittene VerknöcherUng. In den Epiphysen der Phalangen hat noch keine Verknöcherung angefangen. Die Länge der Basalphalan gen I — V beträgt je 53 mm, 43 mm, 37 mm, 33 mm und 32 mm. Die Länge der Mittelphalangen II —V beträgt je 27 mm, 26 mm, 23,5 mm und 10,5 mm. Die Länge der Endphalangen I— V beträgt je 25 mm, 20 mm, 17 mm, 15 mm und 2 mm. Leptonychotes weddelli, erwachsen. Das zu meiner Verfügung stehende Armskelett von Leptonychotes stammte offenbar von einem viel älteren Exemplar als das von Turner (1888) beschriebene. Denn die Maße der einzelnen Knochen waren durchgehend bedeutend größer, und die allermeisten Epiphysen waren mit den Diaphysen vollständig verschmolzen. Nur einzelne Epiphysengrenzen waren noch zu erkennen. Es handelt sich also um ein erwachsenes, aber noch jugendliches Tier. Die Form der Scapula geht aus den Figg. 33 und 34, Taf. XXXII. hervor. Die größte Länge (in kranio-kaudaler Richtung) beträgt 200 mm, die größte Breite (in dorso- ventraler Richtung) 65 mm. Die Spina scapulae (Sp. sc.) verliert sich etwa in der Scapulamitte. Ihre dorsale Hälfte ist sehr niedrig, ihre ventrale Hälfte etwas höher (19 mm). Die letztgenannte hohe Spinapartie ist schief abgeplattet und etwa Zentimeter breit. Ventralwärts verlängert sich die Spina scapulae in ein 14 mm langes Acromion (Acr.), das sich gegen seine Spitze hin allmählich verjüngt. Ein Processus coracoideus läßt sich nicht erkennen. Die ganze Scapula ist verknöchert. Der zuletzt verknöcherte Angulus posterior scapulae (Aug. p.) besteht auch an der Oberfläche aus spongiöser Knochensubstanz und ist an dem mir zugänglichen Skelett teilweise beschädigt. Die größte Länge des Humerus beträgt 145 mm. Betreffs seiner Form verweise ich auf die Fig. 32 und 35, Taf. XXXII. Bemerkenswert ist, daß die überknorpelte Gelenkfläche des Humerus - kopfes nicht unbeträchtlich auf die kraniale Seite des großen Tuber culum minus übergreift. Unverknöcherte Epiphysengrenzen sind nicht zu erkennen. Die Länge der Ulna beträgt 198 mm. Die Form derselben geht aus den Fig. 36 und 37, Tai. XXXIII, hervor. Sowohl die Hauptpartie des Olecranon (Ol.) wie seine dorsale Prominenz, der Uncus olecrani, sind stärker ausgebildet als in dem von Turner abgebildeten Leptonychot.es- Skelett. — Das proximale Ulnaende zeigt keine Epiphysengrenze. Dagegen ist eine solche noch am distalen Ulnaende zu erkennen. — Die betreffende Ulnaepiphyse ist recht stark zugespitzt Broman. Extremitätenskelett der l'obben. 319 und gegen die Spitze hin abgeplattet. Volarwärts ist sie wie schief abgeschnitten, so daß sie hier kürzer erscheint. Die schief abgeschnittene volare Fläche der Epiphyse artikuliert mit dem Pisi- f orme, während das distale Ende der Epiphyse mit dem Triquetrum gelenkig in Verbindung steht. Der Radius hat eine Länge von 168 mm. Über seine Form gibt die Fig. 36 und 37, Taf. XXXIII, Auskunft. Eine proximale Epiphysengrenze war nicht zu erkennen. Dagegen ist die distale Epi- physengrenze noch nicht vollständig verknöchert. Das Scapho -Lunare -Centrale (Sc.-L.) artikuliert nicht nur mit dem Radius und den Knochen der 2. Carpalknochenreihe, sondern auch mit dem Triquetrum. Volarwärts markieren noch Furchen die Grenzen zwischen den drei Komponenten des Knochens; dorsalwärts ist dagegen nur eine seichte Furche zwischen dem ehemaligen Nävi ciliare und dem ehemaligen Lunatum zu erkennen. Das Triquetrum ist der nächstgrößte Knochen des Carpus. Seine Relationen stimmen mit den von Turxer (vgl. oben S. 305) angegebenen überein. Das Pisi forme, langgestreckt, bohnenförmig, ist fast von derselben Größe wie das Mult- angulum minus. Seine Längsachse ist quer zu derjenigen der Ulna gelagert. Nur die eine Hälfte des Knochens artikuliert gegen die schief abgeschnittene Volarnäche der Ulnaepiphyse und gegen das Triquetrum. Die andere Hälfte liegt weiter peripherwärts. Unter den Knochen der 2. Karpalreihe sind das Multangulum majus und das Hamatum am größten und das Multangulum minus am kleinsten. Der letztgenannte Knochen ist volar- wärts zugespitzt und erreicht nicht mehr vollständig die volare Carpalfläche. Die Relationen der Carpalknochen stimmen mit der von Turner gegebenen Beschreibung überein. Die Länge der Metacarpalia I — V beträgt je 110 mm, 74 mm, 54 mm, 47 mm und 50 mm. Die früher knorpeligen Epiphysengrenzen sind alle verknöchert. Nur am Met acar pale I ist die Grenze der proximalen Epiphyse dorsalwärts durch eine unbedeutende Furche markiert. Wie aus Fig. 36 und 37, Taf. XXXIII, hervorgeht, ist nicht nur das Metacarpale I, sondern auch das Metacarpale V nicht unbeträchtlich dicker und breiter als die Metacarpalia II— IV. Die Basalpha langen der Finger 1 — 5 sind 80 mm, 70 mm, 60 mm, 55 mm bzw. 50 mm lang. Diejenigen des 1. und 5. Fingers sind breiter als die übrigen. Die Mittelphalangen der Finger 2 — 5 sind je 46 mm, 43 mm, 38 mm und 23 mm lang. Die Mittelphalange des 5. Fingers ist in der Mitte absolut breiter als diejenige des 4. Fingers. Die Endphalangen der Finger 1 — 5 sind je 42,5 mm, 32 mm, 29 mm, 24 mm und 19 mm lang. Sie alle sind mit flügelähnlichen, paarigen Knochenlamellen versehen, welche von den distalen Phalangenpartien ausgehen und, die Krallenbasen umfassend, proximalwärts frei endigen. An den E n d p h a 1 a n g e n sind die Epiphysen noch durch Furchen von den Diaphysen abgegrenzt. An den Basal- und Mittelphalangen sind dagegen die ehemaligen Epiphysengrenzen alle vollständig verschwunden. Phoca -Embryo, 11,8 mm. Bei diesem Embryo war die Differenzierung der Handplatte in 5 Strahlen schon erkennbar, obwohl nicht ganz so weit fortgeschritten wie beim 13 mm langen Lobodon- Embryo. Der Oberarm war etwas mehr in den Rumpf miteinbezogen wie beim letztgenannten Embryo. Deutsche Slldpolar-Expedilion. XVI. Zoologie VIII. 43 320 Deutsche Südpolar-Expedition. Die Scapula anläge stellte eine schwach gebogene Vorknorpelplatte dar, die eine stachelförmige, geradeaus stehende Spinaanlage und einen deutlichen Processus coracoideus besaß. Die Humerusanlage hatte noch keine deutliche Tubercula. Der Nervus rnedianus ging an der medialen Humerusseite vorbei. Ein Foramen supracondyloideum existierte also noch nicht. Die Unterarmknochenanlagen waren im Durchschnitt kreisrund und etwa gleichdick. Das distale Radius ende war indessen etwas dicker als die übrige Radiuspartie. Dagegen war das proximale IJlnaende (die Olecranonanlage) noch nicht nennenswert dicker als die übrige Ulna- partie. Die Carpalia waren noch nicht als Vorknorpelkerne deutlich abgrenzbar. Dagegen waren die Metacarpalia als Vorknorpelkerne angelegt. Phalangenanlagen konnte ich nicht abgrenzen. PJt oca-Emhryo, 50,5 mm. Dieser Embryo befand sich auf etwa demselben Entwicklungsstadiuni wie der 58 mm lange Lobodon - Embryo . Die Scapula stellte eine im Querschnitt schwach S-förmig gebogene Knorpelplatte dar. die in etwas größerer Ausdehnung als beim 58 mm langen Lobodon -Embryo verknöchert war. Die Spina scapulae war mit der stumpfen Spitze ventrokranialwärts umgebogen (vgl. Text- figur 8, S. 337), so daß ein schwaches Acromion gebildet war. Eine dorsale, leistenförmige Spina- partie war noch nicht vorhanden. — Der Processus coracoideus war verschwunden. Die von dem Tuberculum majus und der Tuberositas deltoidea gebildete Prominenz war groß, aber im Querschnitt schmal, jedoch noch ohne Aushöhlung an der Lateralseite. Der Nervus rnedianus ging nicht mehr frei an demHumerus vorbei, sondern trat durch ein Foramen supracondyloideum hindurch. Der Knochenkern der Humerusdiaphyse war ringförmig und größer als beim 58 mm langen Lobodon - Embryo . Im übrigen verhielt sich — soviel sich dies ohne Rekonstruktion feststellen ließ — das Arm- skelett wie dasjenige des 58 mm langen Lobodon -Embryos. Ffioca foetida, junges Tier. Die Scapula hatte einen Epiphysenknochenkern in der kranialen Partie des Collum scapu- lae (— Epiphysenkern des reduzierten Processus coracoideus), aber noch keinen Epiphysen- knochenkern im Angulus posterior. Der Humerus hatte zwei proximale und einen distalen Epiphysenknochenkern. Der eine proximale Knochenkern gehörte dem Tuberculum minus an. der andere war für das Caput und das Tuberculum majus gemeinsam. Der Radius hatte einen proximalen und einen distalen Epiphysenknochenkern; die Ulna dagegen nur einen distalen. Das Tuberculum olecrani war noch stumpf und relativ schwach entwickelt. Die Metacarpalia und die Phalangen besaßen alle je einen Epiphysenknochenkern, der dieselbe Lage hatte wie im entsprechenden Knochen des Menschen. Broman, Extremitätenskelett der Robben. 321 HaMchoems-Embvjo, 27,5 mm. Die Humerus-Anlage besaß schon ein Foramen supracondyloideum für den Nervus m e d i a n n s. Die Verknöcherung der Humer usdiaphyse scheint an der Außenseite schon angefangen zu haben. Die drei Komponenten des Scapho-Lunare- Centrale scheinen etwas weniger intim als beim 29 mm langen Lobodon- Embryo verschmolzen zu sein. Im übrigen zeigt das Armskelett — soviel sich dies ohne Rekonstruktion feststellen läßt — ähnliche Verhältnisse wie dasjenige des 29 mm langen Lobodon- Embryos. 2. Überblick über die Entwicklung der einzelnen Vorderbeinknochen. a) Bei Lobodon. S c a p u 1 a . In unserem Anfangsstadium — beim 13 mm langen Lobodon -Embryo — ist die Scapula noch nicht vollständig knorpelig angelegt. Ihre Randpartien und die kleine Anlage der Spina scapulae bestehen noch aus Vorknorpel. Die Form der ganzen Scapulaanlage (Fig. 1, Taf . XXI und Fig. 3, Taf. XXII) ist plump und derjenigen der entwickelten Scapula nur wenig ähnlich (vgl. Fig. 1, Taf. XXI und Fig. 28, Taf. XXX). Wenn wir von der schwach entwickelten Spina scapulae (Sp. sc.) absehen, erinnert die Scapulaform in diesem Stadium vielmehr an diejenige des Haupttypus der anderen Säugetiere. In schief dorso -ventraler Richtung ist sie nämlich länger als in kranio-kaudaler Richtung. In der erstgenannten Richtung wird die Scapula durch einen starken Processus co- racoideus (Fig. 3, Taf. XXII, Pr. cor.) verlängert. Unmittelbar dorsalwärts von der Schultergelenk - anläge ist die Dicke der Scapula etwa doppelt so groß wie an anderen Stellen. Von der betreffenden Verdickung, die sich nur an der lateralen Scapulaseite kenntlich macht, geht die kleine Spina scapulae (Sp. sc.) aus. Dieselbe hat die Form einer kleinen Warze, deren stumpfe Spitze kranial - wärts gerichtet ist. Die Scapulaanlage befindet sich in dieser Entwicklungsperiode zum allergrößten Teil in dem Halsgebiet. Der Angulus posterior erreicht noch kaum die 2. Rippe. Schon in den nächstfolgenden Entwicklungsstadien verändert sich die Scapulaform nicht un- beträchtlich. Der die Anlage der Schultergelenkfläche tragende Angulus lateralis ist schon beim 29 mm langen Lobodon -'Emhiyo so lang ausgezogen, daß man jetzt von einem deutlichen Collum scapulae (Coli, sc.) sprechen kann (vgl. Fig. 21, Taf. XXVI). Noch mehr ist der Angulus poste - rior (Ang. p.) spitz ausgezogen. Zum Teil hierdurch, zum Teil durch allgemeine Verlängerung der ganzen Scapulaanlage ist dieselbe jetzt in kranio-kaudaler Richtung recht viel länger als in dorso -ventraler Richtung (vgl. Fig. 1, Taf. XXI und Fig. 21, Taf. XXVI). Die Anlage der Spina scapulae (Sp. sc.) ist klauenähnlich geworden. Mit der Basis geht sie von der lateralen Grenze zwischen dem Corpus und dem Collum scapulae zuerst lateralwärts aus und endigt dann mit kranialwärts umgebogener Spitze. Diese kranialwärts umgebogene Spinaspitze verschwindet in den folgenden Entwicklungs- stadien, sei es durch Umformung oder durch Atrophie. Beim 58 mm langen Lobodon -Embryo 43* 329 Deutsche Südpolar-Expedition. (Fig. 22, Taf. XXVII) und noch beim erwachsenen Tiere stellt die Spina scapulae eine relativ sehr kurze, kaminartige Erhebung dar, die rein lateralwärts gerichtet ist. — Ein Acromion fehlt von Anfang an und wird nie gebildet. Dagegen entsteht in späteren Entwicklungsstadien eine kurze, niedrige, dorsale Fortsetzung der ursprünglichen Spinaanlage (vgl. Fig. 28, Taf. XXX). Der Processus coracoideus (Pr. cor.) unseres Anfangsstadiums verschwindet bald voll- ständig. Schon beim 29 mm langen Lobodon -Emtuyo ist er sehr unbedeutend geworden, und beim 58 mm langen Lobodon -Embryo ist er kaum mehr zu erkennen (vgl. Fig. 3, Tai. XXII, Fig. 21, Taf. XXVI und Fig. 22, Taf. XXVII). Die Ossifikation der Scapula hat beim 29 mm langen Lobodon-Embryo noch nicht ange- fangen. Beim 58 mm langen Embryo ist sie dagegen schon recht weit fortgeschritten. Der Knochen - kern hat in diesem Stadium die in Fig. 22, Tai. XXVII markierte Ausdehnung. Von ihrer ursprünglichen hohen Lage im Halsgebiet wandert die Scapula allmählich kaudal- wärts, bis sie ihre definitive Rippenhöhe erreicht hat. Beim 29 mm langen Lobodon -Embryo befindet sich die kraniale Hälfte der Scapula noch im Halsgebiet, während die kaudale Hälfte in der Höhe der drei kranialsten Rippen liegt. Der Angulus posterior erreicht den kranialen Rand der 4. Rippe. — Bei 58 mm Länge des Lobodon- Embryos erreicht der Angulus posterior scapulae den kranialen Rand der 5. Rippe. Etwa das kraniale Drittel der Scapula befindet sich noch im Halsgebiet. — Beim 82 mm langen Embryo hat die Scapula noch etwa dieselbe Lage. Die Spina scapulae befindet sich in der Höhe der dorsalen Partie der 1. Rippe. H u m erus. Die Humerusanlage ist in unserem Anfangsstadium (Lobodon- Embryo, 13 mm) relativ lang. Ihre Länge beträgt nämlich nicht weniger als 1,15 mm, während die Radiusanlage nur 0,85 mm lang ist. Das Tuberculum minus ist schon als deutlicher, medialwärts gerichteter Höcker angelegt (Fig. 2, Taf. XXI, Tub. min.). Weniger deutlich ist die Anlage des Tuberculum majus (Fig. 3, Taf. XXII, Tub. maj.) zu erkennen. Die mediale Humeruspartie streckt sich am weitesten peripherwärts. Dasselbe ist in dem nächstfolgenden Stadium (Lo6or?on-Embryo, 29 mm) und noch beim Erwachsenen, obwohl weniger ausgeprägt, der Fall. Die Entwicklungsperiode, während welcher die Humerusanlage (wie bei den Landraubtieren) länger als diejenige des Radius bleibt (vgl. Fig. 3, Taf. XXII), dauert nicht lange. Schon beim 29 mm langen Lobodon- Embryo (vgl. Fig. 19, Taf. XXVI) ist der Humerus um V12 kürzer als der Radius; und beim erwachsenen Tier ist der Humerus etwa um 1/1 kürzer als der Radius. Das Tuberculum minus humeri (Tub. min.) entwickelt sich relativ schnell zu seiner definitiven relativen Größe (im Verhältnis zum ganzen Humerus); beim 29 mm langen Embryo hat es diese schon fast erreicht (vgl. Fig. 11 und 12. Tai. XXIII, Fig. 29, Tai. XXX). Langsamer verläuft die Formentwicklung des Tuberculum majus. Dasselbe hat wohl beim 29 mm langen Lobodon- Embryo etwa seine definitive relative Länge. Seine Höhe ist aber noch relativ unbedeutend. Seine Grenze ist gegen das Caput humeri unscharf, gegen die Crista del- toidea dagegen durch eine Spina markiert (vgl. Fig. 11. Taf. XXIII, s.). Bei der späteren Erhöhung Bkoman, Extremitätenskelett der Robben. 323 des Tuberculum maj us wird diese Spina weniger scharf hervortretend. Noch beim Erwachsenen markiert sie aber die Grenze zwischen dem eigentlichen Tuberculum majus und der Tuberositas deltoidea. Die Tuberositas deltoidea bildet schon beim 29 mm langen Lobodon- Embryo eine kamin- artige, longitudinal gestellte Erhebung, die wie eine Crista tuberculi majoris distalwärts allmählich verstreicht. Zusammen mit dem Tuberculum majus bildet sie eine mächtige Prominenz, die etwa die proximalen zwei Drittel des Humerus einnimmt und dem ganzen Humerus eine sehr charak- teristische Form verleibt. Dieser Habitus des entwickelten Lobodon -Humerus ist schon beim 58 mm langen Embryo — der Hauptsache nach - - fast erreicht (vgl. Fig. 22. Taf. XXVII und Fig. 28, Taf. XXX). Die distale Humeruspartie ist von Anfang an in dorsoventraler Richtung abgeplattet. Beim 29 mm langen Lobodon- Embryo hat die Trochlea schon fast ihre definitive Form. Von dem Epi- condylus lateralis ab geht schon in diesem Stadium eine hohe, aber bald verstreichende Crista condyloidea lateralis proximalwärts hinauf. Eine Fossa olecrani ist nicht zu erkennen. Dagegen findet sich beim 29 mm langen Lobodon- Embryo an der Humerusvorderseite eine deutliche Fossa supratrochlearis (Fig. 11, Taf. XXIII, F. str.). die in späteren Entwickungsstadien undeutlicher wird. In unserem Anfangsstadium (Xo&orfon-Embryo, 13 mm) besteht die Humerusanlage größten- teils schon aus Knorpel. Nur an ihren beiden Enden ist der Vorknorpel derselben noch nicht zum Knorpel differenziert. Bei 29 mm Länge des Embryos besteht die ganze Humerusanlage aus Knorpel. Die perichondrale Ossifikation der Diaphyse ist — nach dem Baue des Knorpels zu ur- teilen — nahe bevorstehend, hat aber noch nicht angefangen; was bemerkenswert ist, da die Dia- physen der Unterarmknochenanlagen desselben Embryos schon Knochenkerne enthalten. Erst bei unserem 58 mm langen Lobodon- Embryo besitzt die H umerus diaphyse einen Knochen- kern in der Form eines periostalen Knochenhalbringes. Dieser Knochenring ist medialwärts relativ breit, während er ventro-lateralwärts noch defekt ist (vgl. Fig. 22, Taf. XXVII, Knk.). Beim 13 mm langen Lobodon- Embryo befinden sich die distalen drei Viertel der Humerusanlage außerhalb des Rumpfes, also in der freien Extremitätenpartie. Bei der folgenden relativen Ver- kürzung der freien Extremität (vgl. Broman, 1909) wird aber die Humerusanlage allmählich ganz und gar in die Rumpf wand eingezogen. Diese Lage Veränderung des Humerus ist schon beim 29 mm langen Embryo durchgeführt. Ulna. Die Ulnaanlage ist beim 13 mm langen Lobodon- Embryo schon größtenteils knorpelig. Sie ist in diesem Stadium relativ kurz (etwa 1 mm lang) und besitzt eine ganz andere Form als der definitive Knochen (vgl. Figg. 1—3, Tai. XXI und XXII). In der nächstfolgenden Entwicklungsperiode verlängert sich die Ulnaanlage sehr stark (vgl. Fig. 1, Taf. XXI und Fig. 19, Taf. XXVI) und bekommt gleichzeitig eine dem definitiven Knochen mehr ähnliche Form (vgl. Fig. 13 und 14, Taf. XXIV mit den Figg. 30 und 31, Taf. XXXI). Beim 29 mm langen Lobodon -Embryo ist das 01ecranon(Fig. 13,Taf.XXIV, 01.)schon mächtig entwickelt, obwohl noch relativ schmal. Sein Uncus (Unc. ol.) ist nämlich noch stumpf und 324 Deutsche Siidpolar-Expedition. relativ .schwach. Er wird in den nächstfolgenden Entwicklungsstadien immer höher und spitzer (vgl. Fig. 13, Tai. XXIV undFig. 22, Taf. XXVII), und gleichzeitig wird die basale Partie des Ole- cranon breiter. Das distale Ulnaende biegt beim 29 mm langen Embryo recht stark kaudalwärts um (vgl. Fig. 13. Tai. XXIV). Diese Biegimg ist aber nur eine temporäre Bildung, die schon bei 58 nun Länge wieder verschwunden ist. Bei diesem letztgenannten Embryo hat die Ul na anläge im großen und ganzen schon ihre definitive Form erreicht (vgl. Fig. 22, Taf. XXVII u. 30, Taf. XXXI). Die Ulnaanlage liegt ursprünglich ganz und gar im Bereiche der freien Extremitätenpartie. Bei der bald folgenden Verkürzung der freien Extremität wird die Ulnaanlage aber allmählich immer mehr in die Rumpf wand eingezogen. Beim 29 mm langen Zofeof?on- Embryo liegt sie schon zur Hälfte und beim 58 mm langen zum allergrößten Teil innerhalb der Rumpfwand. Die. Verknöcherung der Ulnaanlage hat beim 29 mm laugen Lobodon -Embryo angefangen. Der betreffende Knochenkern stellt eine perichondrale, dünne, ringförmige Bildung dar, die sich anfangs ganz und gar distalwärts von der Ulna mitte befindet (vgl. Figg. 13 und 14, Taf. XXIV). In der nächstfolgenden Entwicklungsperiode breitet sich aber dieser Knochenring bei seiner Verlänge- rung relativ stärker proximalwärts aus, so daß er beim 58 mm langen Embryo fast in der Mitte der Ulnaanlage liegt (vgl. Fig. 22, Tai. XXVII). Beim 82 mm langen Lobodon- Embryo hat sich dieser Knochenkern relativ nur wenig verlängert (vgl. Fig. 22, Tai. XXVII und Fig. 25, Taf. XXV111). Radius. Wie schon oben erwähnt, ist die knorpelige Radiusanlage des 13 mm langen Lobodon-'Embxjoa im Verhältnis zur Humerusanlage sehr kurz. Die Form der Radiusanlage ist in diesem Stadium plump und der Form des definitiven Knochens wenig ähnlich. Das distale Ende ist bedeutend dicker als das proximale (vgl. Fig. 1—3, Taf. XXI und XXII). In der nächstfolgenden Entwicklungsperiode verlängert sich die Radiusanlage sehr stark (vgl. Fig. 3, Taf. XXII und Fig. 19, Taf. XXVI). Ihr distales Ende wird hierbei relativ dünner und schmäler. Beim 29 mm langen Embryo ist die distale Hälfte des Radius überall von etwa gleicher Breite (Figg. 13 und 14, Tai. XXIV). Dieselbe ist deutlich breiter als die proximale Radiushälttc desselben Embryos, ist aber im Vergleich mit späteren Entwicklungsstadien recht schmal (vgl. Figg. 13, 22, 25 und 30). Das Capitulum radii ist beim 29 mm langen Lobodon -Embryo deutlich ausgebildet (Fig. 13, Taf. XXIV). Die nächstfolgende Radiuspartie (das Collum radii) ist dünn und im Querschnitt fast kreisrund. Dagegen ist die distale Radiushälfte in dorso -volarer Richtung abgeplattet. Diese abgeplattete Radiuspartie wächst bald mächtig in die Breite; und schon beim 58 mm langen Embryo hat hierdurch die Radiusanlage etwa ihre definitive Form erreicht (vgl. Fig. 22, Taf. XXVII und Fig. 30, Taf. XXXI). Wie die Ulnaanlage liegt auch die Radiusanlage ursprünglich ganz und gar im Bereiche der freien Extremitätenpartie. Bei der Verkürzung dieser Extremitätenpartie wird sie ebenfalls allmählich immer mehr in die Rumpfwand eingezogen; obwohl nicht in demselben Maße wie die Ulnaanlage. Beim 29 mm langen Lobodon -Embryo befindet sich das proximale Viertel und beim 58 mm langen Lobodon -Embryo etwa die proximale Hälfte des Radius innerhalb der Rumpfwand. Rroman. Kxtremitäteuskelett der Robben. 325 Die Verknöcherung der Radiusanlage findet etwa gleichzeitig mit derjenigen der Ulna- anlage statt (vgl. Figg. 13 und 14, Taf. XXIV. Fig. 22, Taf. XXVII und Fig. 25, Taf. XXVIII). Carpalknochen. Beim 13 mm langen Löbodon- Embryo sind die vier Carpalknochen der distalen Reihe (Mult- angulum majus, Multangulutn minus, Capitatum und Hamatum) alle vorknorpelig angelegt (vgl. Fig. 1, Taf. XXI). Dagegen sind von der proximalen Reihe nur zwei Carpalknochenanlagen als Vor- knorpelkerne deutlich abgrenzbar. Die letztgenannten sind noch sehr klein und hegen vonein- ander weit entfernt an der radialen bzw. ulnaren Seite des Carpus. Sie stellen wahrscheinlich die ersten Anlagen des Nävi culare (Nav.) bzw. des Triquetrum (Tr.) dar. Beim 29 mm langen Lobodon-'Embryo ist die Anlage des Pisiforme (Fig. 13, Taf. XXIV, P.) hinzugekommen, und an Stelle des kleinen Naviculare hegt jetzt der größte Knochen des ganzen Carpus, das Scapho-Lunare-Centrale. Dieses stellt schon eine einheitliche Knorpel- masse dar, ist aber an der Dorsalseite mit Furchen versehen, die darauf hindeuten, daß das Scapho- Lunare-Centrale, in Übereinstimmung mit den Ausführungen von Leboucq (1904), ein Ver- schmelzungsprodukt von drei Kernen, dem Naviculare, einem Lunatum und einem Centrale, ist. Bemerkenswert ist aber, daß die betreffende Verschmelzung schon in diesem Stadium so voll- ständig stattgefunden hat. Denn die die Komponenten noch dorsalwärts abgrenzenden Furchen sind in diesem Stadium nicht deutlicher als in dem von Leboucq beschriebenen Stadium (Lobodon- Embryo, 150 mm), ja sogar kaum deutlicher als beim erwachsenen Tier (vgl. Fig. 13, Taf. XXIV und Fig. 30, Taf. XXXI). Das Scapho-Lunare-Centrale (Sc.-L.) grenzt beim 29 mm langen Lobodon- Embryo (vgl. Fig. 20, Taf. XXVI) proximalwärts an den Radius und distalwärts direkt an die drei ersten Knochen - anlagen der zweiten Carpalreihe (die beiden Multangula und das Capitatum). Von dem Ha- matum ist es aber noch durch eine dicke Blastemmasse getrennt. Beim 58 mm langen Embryo (vgl. Fig. 23, Taf. XXVII) grenzt es indessen direkt auch ans Hamatum, in ähnlicher Weise, wie es beim erwachsenen Tier der Fall ist (vgl. Fig. 30, Taf. XXXI). Das gleichzeitig mit der zuerst angelegten Partie des Scapho-Lunare-Centrale entstandene Triquetrum (Tr.) bleibt in der Folge relativ klein. Beim 29 mm langen Lobodon -Embryo (vgl. Fig. 20, Taf. XXVI) hegt es noch nicht direkt dem Radius an, hat aber im übrigen schon seine de- finitiven Beziehungen. Besonders ist hier hervorzuheben, daß es distalwärts nicht nur an das Ha- matum, sondern auch an das Metacarpale V direkt grenzt, in ähnlicher Weise, wie dies beim erwachsenen Tier der Fall ist (vgl. Fig. 30. Taf. XXXI). Beim 58 mm langen Lobodon -FAnhiyo zeigt das Triquetrum in allen Richtungen die definitiven Beziehungen (vgl. Fig. 23, Taf. XXVII). Das Pisiforme (P.) wird unter den Carpalknochen offenbar zuallerletzt angelegt. Dasselbe liegt von Anfang an relativ weit proximal und artikuliert in größerer Ausdehnung mit der Volar - fläche des Capitidum tünae als mit dem Triquetrum (vgl. Figg. 13 und 14, Taf. XXIV). Anfangs sehr klein und kugelförmig, plattet es sich später ab und wird relativ groß, fast die ganze Volarfläche des Capitulum ulnae deckend (vgl. Fig. 31, Taf. XXXI). Das knorpelige Multangulum majus (M. maj.) ist beim 29 mm langen Lobodon- Embryo noch relativ klein (vgl. Figg. 13 nnd 14, Taf. XXIV). Distalwärts grenzt es in diesem Stadium nur ans 326 Deutsche Südpolar-Expedition. Metacarpale I. Es dehnt sich aber bald ulnarwärts bis zum Met acar pale II aus und wird zum größten Knochen der 2. Carpalknochenreihe. Gleichzeitig hiermit wird das anfangs verhältnismäßig große Multangulum minus (M. min.) relativ kleiner, und zwar besonders an der volaren Seite, von wo es zuletzt fast vollständig verdrängt' wird (vgl. Fig. 14, Taf. XXIV und Fig. 31. Tai. XXXI). Auch das knorpelige Capitatum (Cap.) ist anfangs (Figg. 13 und 14, Taf. XXIV) verhältnis- mäßig groß. Diese Knochenanlage streckt sich beim 29 mm langen Lobodon- Embryo recht viel weiter volarwärts als die übrigen Carpalknochenanlagen. Die betreffende Prominenz wird in späteren Entwicklungsstadien weniger bedeutend. Die volare Partie des Capitatum bleibt indessen relativ groß, während die dorsale Partie von der relativen Verkleinerung des Knochens stark betroffen wird. Beim erwachsenen Tier ist das Capitatum der am kleinsten erscheinende Knochen der 2. Carpalknochenreihe (vgl. Figg. 30 und 31, Taf. XXXI). Das knorpelige Hamatum (Harn.) hat schon beim 29 mm langen Lobodon- Embryo (Figg. 13 und 14, Taf. XXIV) etwa seine definitive relative Größe und fast seine definitiven Relationen er- reicht. Nur grenzt es in diesem Stadium nicht dem Scapho -Lunare-Centrale direkt an, was aber beim 58 mm langen Embryo (Fig. 23, Taf. XXVII. Harn.) der Fall ist. Bemerkenswert ist, daß das Hamatum von Anfang an nur an den radialen Teilen der Basal - partie des Metacarpale V grenzt, während der ulnare Teil derselben an das Triquetrum stößt (vgl. Fig. 13, Taf. XXIV). Der letztgenannte Knochen erhält daher später gelenkige Verbindung mit dem Metacarpale V und übernimmt also zum Teil die Funktion eines Carpalknochens der 2. Reihe. Metacarpalknochen. Beim 13 mm langen Lobodon -Embryo sind die Metacarpalia alle schon angelegt (Fig. 1, Taf. XXI). Am jüngsten sind offenbar die Metacarpalia I und V, denn sie bestehen in diesem Stadium erst noch aus Vorknorpel, während die Metacarpalia II — IV in ihrer Mitte schon das Knorpel- stadium erreicht haben. Beim 29 mm langen Lobodon-JZmhiyo bestehen die Metacarpalia (Figg. 13 und 14, 1 — V. Tai. XXIV ) alle aus Knorpel. Das Metacarpale V ist in der Entwicklung hinter den Metacarpalia II — IV zurückgeblieben. Dagegen hat sich das Metacarpale I schon zu der längsten Metacarpalknochen- anlage entwickelt (vgl. Fig. 20, Taf. XXVI). In der Folge wächst das Metacarpale I auch in Dicke und Breite stärker als die übrigen Metacarpalia (vgl. Figg. 20 und 23, Taf. XXVII und Fig. 25, Taf. XXVIII). Zuletzt zeigt das Metacarpale I eine Länge, die mehr als doppelt so groß wie die- jenige des Metacarpale III ist (Figg. 30 und 31, Taf. XXXI). Das Metacarpale II streckt sich von Anfang an relativ weit proximalwärts. Sein proximales Ende ist beim 29 mm langen Lobodon -Embryo relativ schmal und liegt zwischen dem Multangulum minus und dem Capitatum eingeschlossen (Fig. 20, Taf. XXVI). Bei der bald folgenden Ver- dickung kommt es auch zum Multangulum majus in direkte Beziehung (vgl. Fig. 23, Taf. XXVII). Die Länge des Metacarpale II, die zuerst etwa dieselbe wie diejenige des Meta- carpale III war (Fig. 1, Taf. XXI), wird bald relativ größer (vgl. Fig. 20, Taf. XXVI, Fig. 23, Taf. XXVII und Fig. 25, Taf. XXVIII) und übertrifft zuletzt die letztgenannte um beinahe ein Drittel (vgl. Figg. 30 und 31, Taf. XXXI). Broman, Extremitätenskelett der Robben. 327 Das proximale Ende des Metacarpale III ist beim 29 mm langen Löbodon die dünnste Partie desselben (Figg. 13 und 14, Taf. XXIV). Es ward aber bald dicker als der Diaphysenteil (vgl. Fig. 23, Tai. XXVII und Fig. 25, Taf. XXVIII). Dagegen bleibt es immer kleiner als das distale Ende (die Kopfpartie) desselben Knochens (Figg. 30 und 31, Taf. XXXI). Wenn wir von den kleinen Arti- kulationsflächen mit den angrenzenden Metacarpalknochenbasen absehen, artikuliert die Basis des Metacarpale III von Anfang an nur mit dem Capitatum (Cap.). Das Metacarpale IV war ursprünglich von etwa derselben Größe wie das Metacarpale I (Fig. 1, Taf. XXI). Später bleibt sein Längenwachstum aber hinter demjenigen des Metacarpale II etwas (wenn auch unbedeutend) zurück. In der Breite wächst dieser Knochen dagegen deutlich stärker als das Metacarpale III; wras besonders am proximalen Ende des entwickelten Knochens zutage tritt. Wie die übrigen Metacarpalia wird auch das Metacarpale IV kurz vor der Verknöche- rung dünner in der Diaphysenpartie als an den beiden Enden (vgl. IV in den Figg. 20, Taf. XXVI, 23, Taf. XXVII und 30, Taf. XXXI). Das Metacarpale V ist beim 29 mm langen Lobodon- Embryo nicht dünner, aber deutlich kürzer als die übrigen Metacarpalknochenanlagen (vgl. Fig. 20, Taf. XXVI). In der Folge verlängert es sich aber relativ stark, so daß es beim 58 mm langen Embryo ebensolang (Fig. 23, Taf. XXVII) und zuletzt beim erwachsenen Tier (Fig. 30, Taf. XXXI) sogar etwas länger als das Metacarpale IV wird. Aber nicht nur an Länge, sondern — und zwar dies noch frappanter — auch an Breite nimmt das Metacarpale V im späteren Entwicklungsstadium relativ stark zu. Daraus folgt, daß das Metacarpale V beim erwachsenen Lobodon einen charakteristischen Knochen darstellt, der die Metacarpalia II— IV bedeutend an Stärke übertrifft (vgl. Fig. 23, Taf. XXVII, Fig. 25, Taf. XXVIII und Fig. 30. Taf. XXXI). Phalangen. Beim 13 mm langen Lobodon-Jümhtyo sind nur die Basalphalangen der Fingeranlagen 2 — 5 als Vorknorpelkerne angelegt (vgl. Fig. 1, Taf. XXI, Bph.). Die übrigen Phalangenanlagen sind noch nicht abgrenzbar. Bei 29 mm Länge des Embryos sind alle Basalphalangen als Knorpelkerne vorhanden. Außerdem sind die Mittelphalangen der Finger 2 — 5 und die Endphalangen der Finger 2 — 4 knorpelig angelegt (vgl. Fig. 19 und 20, Taf. XXVI), und bei 58 mm Länge sind auch die Endpha- langen der Finger 1 und 5 angelegt. Obwohl zuletzt gebildet, haben die Endphalangen in diesem Stadium schon Knochenkerne, während die übrigen Phalangen alle noch ganz und gar aus Knorpel bestehen (vgl. 23, Taf. XXVII). Die relative Größe der Phalangen verändert sich während der Entwicklungszeit nicht unbe- trächtlich. Die Basalphalange des Daumens nimmt bald nach ihrer Entstehung etwas größere Pro- portionen an als die übrigen Basalphalangen (vgl. Fig. 20, Taf. XXVI und Fig. 23, Taf. XXVII), und später setzt sich diese Vergrößerung so stark fort, daß diese Basalphalange zuletzt um mehr als ein Drittel länger wird als die Basalphalange des Mittelfingers (Fig. 30, Taf. XXXI). Die Basalphalange des 2. Fingers, die ursprünglich fast dieselbe Länge hatte wie diejenige des Mittelfingers, verlängert sich auch relativ stark, wenn auch nicht in demselben Maße wie die- jenige des Daumens. Beim erwachsenen Tiere ist sie etwa um ein Sechstel länger als die Basal - Deutsche Slldpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 44 328 Deutsche Siidpolar-Expedition. phalange des Mittelfingers (vgl. Fig. 1. Taf. XXI, Fig. 20, Taf. XXVI, Fig. 23, Tat. XXVII und Fig. 30, Taf. XXXI). Die Basalphalange des 4. Fingers verändert sich am wenigsten. Ursprünglich fast von derselben Länge wie diejenige des Mittelfingers, wird sie allmählich etwas kürzer als diese (vgl. Fig. 1, Taf. XXT, Fig. 20, Tai. XXVI, Fig. 23, Taf. XXVII und Fig. 30, Taf. XXXI). Viel mehr verändert sich die relative Größe der Basalphalange des 5. Fingers. Ursprünglich am kleinsten, wächst diese Basalphalange so stark (sowohl an Länge wie an Breite), daß sie zuletzt an Länge derjenigen des Mittelfingers etwa gleichkommt und an Breite dieselbe weit übertrifft (vgl. Fig. 1, Taf. XXI, Fig. 20, Taf. XXVI, Fig. 23, Taf. XXVII und Fig. 30, Taf. XXXI). Unter den Mittelphalangen ist anfangs diejenige des Mittelfingers am größten. Dies ist noch beim 58 mm langen Lobodon- Embryo der Fall (vgl. Fig. 23, Tai. XXVII). Bei diesem Embryo sind die Mittelphalangen der Finger 2 und 4 gleich lang (0,6 mm); die Mittelphalange des Mittelfingers ist um etwa ein Viertel länger und diejenige des 5. Fingers etwa um ein Sechstel kürzer als die erstgenannten. Diese relativen Größenverhältnisse verändern sich in der folgenden Entwicklungsperiode sehr beträchtlich, und zwar dies hauptsächlich deswegen, weil die Mittelphalange des 2. Fingers relativ sehr stark, diejenige des 5. Fingers dagegen relativ sehr schwach in die Länge wächst. Beim ent- wickelten Tiere finden wir daher die Mittelphalange des 2. Fingers etwa um ein Neuntel länger als diejenige des Mittelfingers und die Mittelphalange des 5. Fingers um etwa zwei Drittel kürzer als diejenige des 4. Fingers. Die letztgenannte Mittelpbalange ist um etwa ein Achtel kürzer als die- jenige des Mittelfingers (vgl. Fig. 20, Tai. XXVI. Fig. 23, Taf. XXVII und Fig. 30, Tai. XXXI). An den Endphalangen sind die relativen Größenveränderungen nur unbedeutend. Die End- phalange des 1. Fingers wird sehr frühzeitig am größten, und diejenige des 5. Fingers ist von Anfang an am kleinsten, und die Endphalangen der zwischenliegenden Finger bilden Übergänge zwischen diesen beiden Extremen. - Diese ursprünglichen Verhältnisse verändern sich nur insofern, als das Längenwachstum der Endphalangen um so stärker ist, je länger die betreffende Phalange von Anfang an war (vgl. Fig. 20, Taf. XXVI, Fig. 23, Taf. XXVII und Fig. 30, Taf. XXXI). b) Bei Lejrtonyehotes. Scapula. Beim 23 mm langen Leptonychotes-'EmbTjo besteht die Scapulaanlage ganz und gar aus Knorpel. Ihre Form (Fig. 4, Taf. XXII) bildet - - im großen und ganzen -- ein Zwischenstadium zwischen der Scapulaform des 13 mm langen (Fig. 1, Taf. XXI) und derjenigen des 29 mm langen Lobodon- Embryos (Fig. 21, Taf. XXVI). Nur ist der Processus coracoideus (Pr. cor.) relativ sehr stark entwickelt. Wenn dieser mitgemessen wird, ist die Scapula noch bedeutend länger in dorso -ventraler als in kranio-kaudaler Richtung (vgl. Fig. 4, Taf. XXII). Trotz der in diesem Stadium mächtigen Ausbildung des Processus coracoideus (Pr. cor.) bleibt derselbe jedoch, ebensowenig wie bei Lobodon. zeitlebens bestehen. Er verschwindet noch während der Embryonalzeit vollständig (vgl. Fig. 4, Taf. XXII, Fig. 41, Tai. XXIV, Fig. 45, Tai. XXXV und Fig. 33, Tai. XXXII). Die Anlage der Spina scapula e (Sp. sc.) hat beim 23 mm langen Leptom/chotes-~E\\\hvyo (Fig. 4. Taf. XXT1 ) etwa dieselbe Lage und relative Größe wie hei den beiden jüngeren Lobodon- Bkoman, Extremitätenskelett der Robben. 329 Embryonen. Von der Spina scapulae der letztgenannten unterscheidet sie sich jedoch dadurch, daß ihre Spitze gerade lateralwärts gerichtet ist und also nicht in- kranialer Richtung hakenförmig um- biegt. - - In späteren Entwicklungsstadien verlängert sich die Spina scapulae sowohl dorsal- wie \ entralwärts (vgl. Fig. 4, Taf. XXII, Fig. 33, Tai. XXXII, Fig. 41. Tai. XXIV, und Fig. 45, Taf. XXXV). Die. ventralwärts gerichtete Verlängerung findet nur von der Spinaspitze aus statt und führt zu der Bildung eines kurzen, spitz ausgezogenen Acromion (Acr.). Die dorsalwärts gerichtete Ver- längerung findet dagegen in Verbindung mit dem Corpus scapulae von der Spinabasis aus statt. Dorsalwärts von der ursprünglichen Spinaanlage entsteht - - mit anderen Worten - - eine immer niedriger werdende Fortsetzung der Spina scapulae, die etwa in der Scapulamitte verstreicht. Beim erwachsenen Leptonychotes ist die Spina scapulae zwei- bis dreimal stärker entwickelt als beim erwachsenen Lobodon (vgl. Fig. 33, Taf. XXXII und Fig. 28, Taf. XXX). An und für sich ist sie aber auch bei Leptonychotes relativ unbedeutend. Bei Phoca ist die Spina scapulae etwa zwei bis dreimal stärker als bei Leptonychotes. Die Verknöcherung der Scapula hat beim 32 mm langen Leptonychotes -Embryo angefangen. Der Knochenkern ist aber in diesem Stadium nur noch sehr unbedeutend. Die spätere Ausdehnung dieses Knochenkerns geht aus einem Vergleich zwischen den Fig. 41, Taf. XXXIV, Fig. 45, Tai. XXXV und Fig. 33, Taf. XXXII hervor. Zu allerletzt — wenn überhaupt vollständig — verknöchert der Angulus posterior. Derselbe ist bei unserem erwachsenen Leptonychotes- Exemplar nicht voll- ständig erhalten. Die erhaltene Partie besteht ausschließlich aus spongiösem Knochengewebe. In ähnlicher Weise wie bei Lobodon wandert die Scapula von ihrer ursprünglichen Lage kaudal- wärts ab. Beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo liegt etwa die ventro -kraniale Hälfte der Scapula noch kranialwärts von der 1. Rippe. H u m e r u s . Die Humerusanlage ist beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo noch um etwa ein Achtel länger als die Radiusanlage (vgl. Fig. 24, Taf. XXVIII). In der Folge findet — in ähnlicher Weise wie bei Lobodon, aber nicht ganz so schnell — eine relative Verkürzung des Humer us statt. Beim 520 mm langen Leptonychotes -Embryo ist der Humerus etwa von derselben Länge wie der Radius (vgl. Fig. 26, Taf. XXIX); beim Neugeborenen ist der Humerus um etwa ein Achtel kürzer als der Radius geworden (vgl. Figg. 46 und 47, Tai. XXXV). Etwa dieselbe Proportion finden wir beim erwachsenen Tiere wieder (vgl. Fig. 35, Tai. XXXII und 36, XXXIII). Die absolute Humeruslänge beträgt beim neugeborenen Leptonychotes 8 cm, beim erwachse- nen 14 cm (also nicht ganz das Doppelte). Die Form der Humerusanlage des 23 mm langen Leptonychotes stimmt im großen und ganzen mit derjenigen des 29 mm langen Lobodon- Embryos (vgl. oben S. 322) überein. Kleinere Ver- schiedenheiten sind jedoch vorhanden (vgl. Fig. 5 — 8 und Fig. 9 — 12, Taf. XXIII). Das Caput humeri ist bei Leptonychotes dorsalwärts stärker entwickelt und besser abgegrenzt. Dagegen ist die Crista condyloidea lateralis beim 23 mm langen Leptonycliotes-~Emhryo noch nicht an- gelegt, obwohl der Epicondylus lateralis schon mächtig entwickelt ist. Die Crista condyloidea lateralis ist dagegen beim 32 mm langen Embryo angelegt und erreicht bald die Humerusmitte. 44* gg(j Deutsche Südpolar-Expedition. Die Anlage des Tuberculum minus (Tub. min.) hat schon beim 23 mm langen Lepto- nychotes eine ansehnliche Größe (vgl. Fig. 6 — 8, Taf. XXIII). Distalwärts von dem Tuberculum minus humeri findet sich bei diesem Embryo an der medialen Seite der Humerusmitte ein eigenartiger, recht starker Höcker (Fig. 7 und 8a, Tat'. XXIII), der beim 29 mm langen Ldbodon- Embryo nur undeutlich vorhanden war. Dieser Höcker ist aber nur eine transitorische Bildung. Beim 520 mm langen Leptonychotes-lLmhryo ist er nicht mehr zu erkennen. Die von dem Tuberculum majus und der Tuberositas deltoidea gebildete gemeinsame Prominenz (Fig. 5 und 6, Tai. XXIII) hat beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo wohl ihre de- finitive relative Länge, aber noch nicht ihre definitive relative Höhe und Totalform erreicht. Diese bekommt sie erst in späteren Embryonalstadien (vgl. Fig. 5, Taf. XXIII und Fig. 40, Taf. XXXIV). Eine seichte Fossa supratrochlearis (Fig. 7, Taf. XXIII, F. str.) ist schon beim 23 mm langen Leptonychotes- Embryo vorhanden. In der folgenden Entwicklungsperiode wird dieselbe noch seichter und undeutlicher. Beim 23 mm langen Embryo besteht die Humerusanlage noch ganz und gar aus Knorpel. Erst bei 32 mm Länge fängt die perichondrale Verknöcherung der Humerusdiaphyse an. Über die spätere Vergrößerung dieses Knochenkerns vgl. Figg.38— 40, Taf. XXXIV und Fig. 46, Taf. XXXV. Zur Zeit der Geburt besteht die Humerusdiaphyse noch ganz und gar aus spongiöser Knochen- substanz. Die Markhöhle (vgl. Fig. 46) ist erst im Entstehen begriffen. Die Epiphysen knochenkerne des Humerus entstehen schon während der späteren Fötalzeit. Zuerst wird wahrscheinlich der Epiphysenkern des Humeruskopfes angelegt. Denn dieser ist beim neugeborenen Tier am größten (vgl. Fig. 46, Taf. XXXV). • Die distale Humerusepiphyse besitzt zur Zeit der Geburt 2 Knochenkerne, die in je einer Hälfte der Trochlea liegen. Unter diesen ist der mediale zu dieser Zeit erst in Bildung begriffen und nur etwa stecknadelkopfgroß, während der laterale (Fig. 46, Taf. XXXV. Ep. [Cond. lat.]) fast ebenso groß wie der proximale Humerusepiphy senkern (Ep. [Cap. hum.]) ist. Beim 23 mm langen Leptonychotes - Embryo befindet sich die Humerusanlage schon völlig innerhalb des Rumpfes. Ulna. Die knorpelige Ulnaanlage ist beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo etwa von derselben Länge wie die Humerusanlage (vgl. Fig. 24, Taf. XXVIII). Später verlängert sich — in ähnlicher Weise wie bei Lobodon — die Ulna viel stärker als der Humerus; beim 520mm langen L&pto- nychotes -Embryo ist die Ulna fast um ein Viertel länger als der Humerus geworden (vgl. Fig. 26, Taf. XXIX). und dieser Unterschied wird in der Folge noch etwas (wenn auch unbedeutend) ver- mehrt. Beim erwachsenen Tier ist die Ulna etwas mehr als ein Viertel länger als der Hume- rus (vgl.Fig. 32, Tai. XXXII und Fig. 36. Taf. XXXIII). Beim 23 mm langen Embryo ist das Olecranon schon recht stark entwickelt und mit schwacher Uncusanlage versehen. Bei der folgenden, relativ starken Verlängerung der ganzen Ulna wird der Uncus zunächst schwächer, um jedoch in späteren Entwicklungsperioden wieder an Höhe zuzu- nehmen (vgl. Fig. 16, Taf. XXIV und Fig. 35, Tai. XXXII). Ganz so groß und spitz ausgezogen Broman, Extrcmiüitenskelett der Robben. 33 ^ wie bei Lobodon wird er aber bei Leptonychotes nie (vgl. Fig. 16, Tai'. XXLV, Fig. 42, Taf. XXXIV, Fig. 47, Taf. XXXV und Fig. 35, Tai. XXXII). Das distale Ul na ende ist beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo etwas kaudalwärts um- gebogen (Fig. 24, Taf. XXVIII). Bei 32 mm Länge bat sieb dasselbe zu einem dicken Processus styloideus ulnae entwickelt, dessen stumpfe Spitze von der Basis des Metacarpale V nicht unweit liegt (Fig. 15, Taf. XXIV). Dieser Processus styloideus ulnae, der beim entsprechenden Entwicklungsstadium von Lobodon fehlt (vgl. Fig. 13 und 15, Taf. XXIV), ist nur eine temporäre Bildung, die wir in den folgen- den Entwicklungsstadien nicht wiederfinden. Auch die Biegung des distalen Ulnaendes ver- schwindet bald. Beim 23 mm langen Leptonychotes -'Embryo liegt die größere Partie der Ulna noch innerhalb der freien Extremitätsanlage. Nur das Olecranon befindet sich im Bereiche der Rumpfwand. In ähnlicher Weise wie beim Lobodon (vgl. oben S. 323) wird aber bald auch bei Leptonychotes die Ulna immer mehr in die Rumpfwand eingezogen. Die Verknöcherung der Ulna hat bei 32 mm Länge des Leptonychotes- Embryos angefangen. Der betreffende Knochenkern hat etwa dieselbe Größe und Lage wie beim 29 mm langen Lobodon- Embryo (vgl. Figg. 13 und 15, Taf. XXIV). Die spätere Entwicklung derselben geht aus einem Vergleich zwischen den Figg. 42, Taf. XXXIV und 47, Taf. XXXV hervor. Beim neugeborenen Leptonychotes besitzt das Capitulum ulnae schon einen Knochenkern, während dem Olecranon noch ein Epiphyskern fehlt (vgl. Fig. 47, Taf. XXXV). Die ganze Ulna- diaphyse besteht noch aus spongiösem Knochengewebe. Radius. Die Radiusanlage ist beim 23 mm langen Leptonychotes- Embryo noch verhältnismäßig kurz (Fig. 24, Taf. XXVIII, Rad.). Ihr distales Ende ist verhältnismäßig sehr stark entwickelt. Proximal- wärts verjüngt sich der Radius allmählich zu einem Collum, um am proximalen Ende zu einem mäßig großen Capitulum anzuschwellen. In der nächstfolgenden Entwicklungsperiode verlängert sich die Radius anläge relativ stark (vgl. Fig. 24, Tai. XXVIII und Fig. 15, Taf. XXIV). Das distale Ende bleibt hierbei noch eine Zeitlang die breiteste Partie des Radius. Dies ist noch beim 32 mm langen Leptonychotes -Embryo der Fall. Bei diesem Embryo zeigt die knorpelige Radiusanlage Andeutung zu einem stumpfen Processus styloideus (vgl. Figg. 15 und 16, Tai. XXIV). Dieser verschwindet aber in späteren Embryonal - Stadien, und gleichzeitig wird die distalste Radiuspartie etwas schmäler als die nächstliegende. Dies ist beim 520 mm langen Leptonychotes -'Embryo der Fall (vgl. Fig. 42, Taf. XXXIV). In diesem Entwicklungsstadium hat die Radiusanlage - - im großen und ganzen - - ihre definitive Form er- reicht (vgl. Fig. 42, Taf. XXXIV und Fig. 36, Taf. XXXIII). Beim neugeborenen Tier ist der Radius 9 cm und beim erwachsenen 16,5 cm lang. Die Radiusform des erwachsenen Leptonychotes ist derjenigen des erwachsenen Lobodon recht wenig ähnlich (vgl. Fig. 36, Tai'. XXXIII und Fig. 30, Taf. XXXI). und zwar hauptsächlich des- wegen, weil die distale, breite Radiuspartie bei Leptonychotes nicht nur absolut länger, sondern auch absolut schmäler ist als diejenige bei Lobodon. 332 Deutsche Südpolar-Expedition. Beim 23 mm langen Leptonychotes - Embryo besteht nocli die ganze Radiusanlage aus Knorpel. Die Verknöcherung derselben hat aber bei 32 mm Länge in der Diaphysenmitte ange- fangen. Die spätere Entwicklung dieses Knochenkerns geht aus einem Vergleich zwischen den Figg. 15. Tai. XXIV, 42, Taf. XXXIV und 47. Taf. XXXV hervor. Die Epiphysenknochenkerne des Radius entstehen beide schon während der späteren Fetalzeit. Zuerst wird wahrscheinlich der distale Epiphysenkern angelegt. Denn derselbe hat beim neugeborenen Tiere schon eine ansehnliche Größe, während der proximale Epiphysenkern nur noch sehr klein ist (vgl. Fig. 47, Taf. XXXV). Beim 23 mm langen Leptonychotes-Fjmbryo befindet sich die ganze Radiusanlage noch ganz und gar im Bereiche der freien Extremitätenpartie. Später wird sie in ähnlicher Weise wie bei Lobodon zum großen Teil in die Rumpfwand eingezogen. Carpalknochen. Beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo sind die Carpalknochen schon alle als Vorknorpel - kerne angelegl (vgl. Fig. 17, Taf. XXV). An der Stelle des späteren Scapholunare der Autoren findet man in diesem Entwicklungsstadium 3 noch durch Blastem getrennte Vorknorpelkerne. Ihrer Lage nach sind diese Vorknorpelkerne zweifelsohne mit den Namen Naviculare (Nav.), Lunatum (Lun.)und Centrale i< '.) zu bezeichnen. — Unter diesen ist die Anlage des Lunatum am größten und diejenige des Centrale am kleinsten. Bemerkenswert ist die stark volare Lage des mittelgroßen Naviculare. Die Anlage des Triquetrum (Tr.) ist noch sehr klein. Sie liegt zwischen dem Capitulum ulnae und dem Hamatum (Hain.), zeigt dagegen noch keine direkten Beziehungen zum Lunatum oder zum Metacarpale V. Am allerkleinsten unter den Carpalknochenanlagen ist das Pisi forme. Dieses hat in ähnlicher Weise wie das Naviculare eine stark volare Lage. An einer Stelle kommt es mit der Volarfläche des Capitulum ulnae in Berührung. Größtenteils liegt es aber noch distalwärts von der ülna. Unter den vorknorpeligen Knochenanlagen der 2. Garpalknochenreihe ist beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo das Hamatum (Harn.) am größten. Danach folgen der Größe nach das Multangulum minus (M. min.) und das Capitatum (Cap.). Am kleinsten ist also in diesem Stadium das Multangulum majus (M. maj.). Schon in unserem nächstfolgenden Stadium - - beim 32 mm langen Leptonychotes- Embryo (vgl. Figg. 15 und 16, Taf. XXIV und Fig. 18. Taf. XXV) sind das Naviculare, das Lunatum und das Centrale miteinander zu eine reinheitlichen Knorpelmasse, dem Scapholunare der Autoren, verschmolzen. Bemerkenswert ist hierbei, daß die Verschmelzung schon jetzt fast ebenso vollständig ist wie beim erwachsenen Tiere. Die Grenze zwischen dem Naviculare und dem Lunatum ist durch seichte Furchen sowohl dorsal- wie volarwärts markiert; dagegen ist das Centrale nur volarwärts von den beiden anderen Knochen durch eine Furche abgrenzbar (Fig. 16. Taf. XXIV. C). Das Scapho-Lunare -Centrale (Sc.-L.) artikuliert von Anfang an einerseits mit dem Radius und andererseits mit allen übrigen Carpalknochen, mit Ausnahme des Pisiforme. Es stellt auch von Anfang an den größten Carpalknochen dar (vgl. Figg. 15. 16, Taf. XXIV, Fig. 18, Taf. XXV, Fig. 42, Taf. XXXIV und Fig. 36, Taf. XXXIII). Rroman, Extremitätenskelett der Robben. 333 Das Triquetrum (Tr.) wird in späteren Entwicklungsstadien bald relativ größer. Es bekommt hierbei direkte Beziehungen sowohl zum Scapho-Lunare-Centrale und Radius wie zum Met acar pale V und Pisi forme (vgl. Fig. 24, Taf. XXVIII, Figg. 15, 16, Fig. 18, Taf. XXV, Fig. 42, Taf. XXXIV und Fig. 36, Taf. XXXIII). Auch das Pisiforme wird in späteren Entwicklungsstadien relativ etwas größer. Schon früh rückt es proximalwärts auf die Volarfläche des Capitulum ulnae hinauf (vgl. Fig. 16, Taf. XXV und Fig. 37, Taf. XXXIII). Das Multangulum majus (M. maj .) gehört ebenfalls zu denjenigen Carpalknochenanlagen, die sich später relativ stark vergrößern. Schon beim 32 mm langen Leptonychotes- Embryo hat es etwa dieselbe Größe wie das Multangulum minus (vgl. Figg. 15 und 16, Taf. XXIV), und beim erwachsenen Tier ist es wenigstens doppelt so groß wie dieses (vgl. Fig. 36, Taf. XXXIII). Umgekehrt bleibt das ursprünglich relativ große Multangulum minus (M. min.) imWachs- tum zurück, und zwar besonders stark an der volaren Seite. In ähnlicher Weise erfährt das ursprünglich verhältnismäßig sehr große Hamatum (Harn.) eine relative Verkleinerung. Dagegen verändert das Capitatum (Cap.) nur unbedeutend seine ursprüngliche relative Größe (vgl. Figg. 15, 16, Taf. XXIV. Figg. 17, 18, Taf. XXV. Fig. 42, Taf. XXXIV und Figg. 36 und 37. Taf. XXXIII). Die Verknöcherung der Carpalknochenanlagen fängt schon während der späteren Fötalzeit an (vgl. Figg. 26. 27. Taf. XXIX). Zur Zeit der Geburt haben schon nicht nur das Scapho-Lunare- Centrale, sondern auch das Hamatum und die beiden Multangula Knochenkerne. — Am größten ist der Knochenkern des Scapho-Lunare-Centrale. Derselbe ist beim neugeborenen Leptonychotes einheitlich, aber von einer unregelmäßigen Form, die darauf hindeutet, daß der jetzt einfache Knochenkern vielleicht ein Verschmelzungsprodukt ist. Nach diesem Knochenkern kommt an Größe zunächst derjenige des Hamatum und dann derjenige des Multangulum minus. Am kleinsten ist unter den schon beim neugeborenen Leptony- rln ites a ngelegten Carpalknocl lenkernen der j eilige des M u 1 1 a n g u 1 u m m a j u s ( vgl . Fig. 27 , Taf. XX IX ) . Metacarpalknochen. Beim 23 mm langen Leptonychotes-'Emhiyo bestehen die Metacarpalia (vgl. Fig. 17, Taf. XXV) alle aus Knorpelgewebe. Das Metacarpale III ist noch am längsten. Danach kommen an Länge die Metacarpalia II und IV und zuletzt die Metacarpalia I und V. Das Metacarpale V ist etwas kleiner als das Metacarpale I. In der Folge wächst das Metacarpale I — in ähnlicher Weise wie bei Lobodon — relativ sehr stark sowohl in die Dicke wie besonders auch in die Länge. Beim 32 mm langen Leptonychotes -Embryo (vgl. Fig. 18, Taf. XXV) ist das Metacarpale I schon um einDrittel länger als das Metacarpale III geworden; beim 520 mm langen Embryo (vgl. Fig. 42, Taf. XXXIV) ist es um zwei Fünftel länger und beim neugeborenen Tiere doppelt so lang als das Metacarpale III. Die letztgenannte Propor- tion finden wir beim erwachsenen Tiere wieder (vgl. Fig. 27, Tai. XXIX und Fig. 36, Taf. XXXIII). Auch das Metacarpale II nimmt relativ stark an Länge zu (vgl. Figg. 17, 18, Taf. V, Figg. 26, 27, Taf. XXIX und Fig. 42, Taf. XXXIV). Schon beim 32 mm langen Leptonychotes - Embryo (Fig. 18, Taf. XXV) ist es um mehr als ein Fünftel länger als das Metacarpale III, beim neuge- 334 Deutsche Siidpolar-Expedition. borenen (Fig. 27, Tai. XXIX) aber um etwas mehr als ein Viertel und beim erwachsenen Tiere (Fig. 36, Taf. XXXIII) um zwei Siebentel länger als das Metacarpale III. Die absolute Länge des Metacarpale III beträgt beim 32 mm langen Leptonychotes- Embryo (Fig. 18, Taf. XXV) 0,8 mm, beim 520 mm langen (Fig. 26, Taf. XXIX) 12 mm, beim neugeborenen (Fig. 27, Taf. XXIX) 33 mm und beim erwachsenen Tiere (Fig. 36, Taf. XXXIII) 52,5 mm. Das Metacarpale IV bleibt dauernd kürzer als das Metacarpale III. Zur Zeit der Geburt (Fig. 27, Taf. XXIX) ist es 28 mm und beim erwachsenen Tiere (Fig. 36, Taf. XXXIII) 46 mm lang. Das Metacarpale V nimmt relativ stärker als das Metacarpale IV sowohl an Länge wie an Dicke zu. Beim 32 mm langen Leptonychotes -FAmbryo ist es noch kürzer als das Metacarpale IV (vgl. Fig. 18, Taf. XXV); bei 520 mm Länge (vgl. Fig. 42, Taf. XXXIV) sind beide etwa gleichlang, und beim erwachsenen Tiere (Fig. 36, Taf. XXXIII) ist es um etwa ein Zwölftel länger als das letzt- genannte. Beim 520 mm langen Embryo hat das Metacarpale V etwa dieselbe Dicke wie das Metacarpale IV; zur Zeit der Geburt ist es aber nicht unbeträchtlich dicker als das letztgenannte geworden (vgl. Figg. 26, 27, Taf. XXIX), und beim erwachsenen Leptonychotes finden wir etwa die- selben Proportionen wieder (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX und Fig. 36. Taf. XXXIII). Bei einem Vergleich mit den Metacarpalknochen des Lobodon frappiert es, daß die Meta- carpalia des Leptonyciiotes alle sowohl absolut wie relativ länger werden als jene (vgl. Fig. 30, Taf. XXXI und Fig. 36, Taf. XXXIII). LTber die Entstehung der ersten Knochenkerne der Metacarpalia gestattet das untersuchte Material keinen Rückschluß. Beim 520 mm langen Leptonychotes -'Embryo nehmen die Knochen- kerne die Diaphysen der Metacarpalia fast vollständig ein (vgl. Fig. 26, Taf. XXIX). Bemerkenswert ist, daß in diesem Stadium der Knochenkern des Metacarpale V nicht unbeträchtlich länger ist als derjenige des Metacarpale IV. Die distalen Epiphysen der Metacarpalia bekommen alle schon vor der Geburt Knochen- kerne. Beim neugeborenen Leptonychotes (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX) ist der betreffende Knochenkern des Metacarpale II am größten. Danach kommen der Größe nach die Epiphysenkerne des Metacarpale III, des Metacarpale I, des Metacarpale IV und des Metacarpale V. Be- merkenswert ist, daß der Epiphysenkern des Metacarpale V zu dieser Zeit etwa nur halb so groß wie derjenige des Metacarpale IV ist, obgleich das letztgenannte beträchtlich kleiner als das Metacarpale V ist. Die proximalen Enden der Metacarpalia I und III — V besitzen keine Epiphysenknochenkerne. Dagegen findet man am Metacarpale II des neugeborenen Leptonychotes einen deutlichen, wenn auch noch kleinen Knochenkern in der proximalen Epiphyse (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX). Phalangen. Beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo sind die Basalphalangen alle als Knorpelkerne an- gelegt (Fig. 17, Tai. XXV). In der Daumenanlage existiert zu dieser Zeit nur noch die Basalphalange. Dagegen haben sich in den übrigen Fingeranlagen auch die Mi ttelph alangen als Vorknorpel - kerne abgegrenzt. Diese Vorknorpelkerne sind in den Fingeranlagen II und III am größten, in der Fingeranlage IV etwas kleiner und in der Fingeranlage V sehr klein und wohl erst in Bildung begriffen. Brom an, Extremitätenskelett der Robben. 335 Beim 32 mm langen Leptonychotes-'EmbTyo sind auch die Endphalangen alle angelegt (vgl. Fig. 18, Taf. XXV). Die relative Größe der Phalangen verändert sich in ähnlicher — wenn auch nicht überall ganz derselben - -Weise wie bei Lobodon (vgl. oben S. 327) während der Entwicklung. Die Basalphalange des Daumens, die beim 23 nun langen Leptonychotes-'Embryo deutlich kürzer als diejenige des 3. Fingers war (vgl. Fig. 17, Taf. XXV), ist bei 32 mm Länge schon um mehr als ein Fünftel länger als diese geworden (vgl. Fig. 18, Taf. XXV). Beim 520 mm langen Leptonychotes- Embryo ist sie um etwa ein Viertel länger als diese; und beim erwachsenen Tier finden wir etwa dieselben Proportionen wieder (vgl. Figg. 26, 27, Taf. XXIX und Fig. 30, Taf. XXXIII). Die Basalphalange des 2. Fingers, die beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo etwa die- selbe Länge wie diejenige des Mittelfingers besitzt, wächst ebenfalls relativ stark in die Länge. Beim 32 mm laugen Embryo ist sie schon etwas mehr als ein Sechstel länger als die letztgenannte geworden, und etwa dieselbe Proportion finden wir sowohl beim neugeborenen wie beim erwachsenen Tiere wieder (vgl. Figg. 17. 18, Taf. XXV, Figg. 26, 27, Taf. XXIX und Fig. 36, Taf. XXXIII). Die absolute Länge der Basalphalange des Mittelfingers beträgt beim 23 mm langen L&pto- nychotes-~Embzyo 0,48 mm, beim 32 mm langen 0,76 mm, beim 520 mm langen 10 mm, beim neugeborenen 36 mm und beim erwachsenen Leptonychotes 62 mm (vgl. Figg. 17, 18, Taf. XXV, Figg. 26, 27, Taf. XXIX und Fig. 36, Taf. XXXIII). Die Basalphalange des 4. Fingers, die ursprünglich etwa von derselben Länge wie diejenige des Mittelfingers war, bleibt in späteren Entwicklungsstadien allmählich im Wachstum etwas gegen diese zurück. Beim neugeborenen Leptonychotes ist sie um etwa ein Zehntel kürzer als die Basal- phalange des Mittelfingers, und beim erwachsenen Tier ist die betreffende Proportion etwa dieselbe (vgl. Figg. 17, 18, Taf. XXV, Figg. 26, 27, Taf. XXIX und Fig. 36, Taf. XXXIII). Die Basalphalange des 5. Fingers ist von Anfang an am kürzesten und bleibt es bei Leptonychotes auch in der Folge. Dagegen nimmt diese Phalange relativ stark (weim auch nicht so stark wie bei Lobodon) an Breite zu. Schon beim 520 mm langen Embryo ist sie beträchtlich breiter als diejenige des Mittelfingers, und dies ist noch beim neugeborenen und — wenn auch etwas weniger stark ausgeprägt — beim erwachsenen Leptonychotes der Fall (vgl. Figg. 17, 18, Taf. XXV. Figg. 26, 27, Taf. XXIX und Fig. 36, Taf. XXXIII). In ähnlicher Weise wie bei Lobodon ist auch bei Leptonychotes unter den Mittelphalangen diejenige des Mittelfingers ursprünglich am größten (vgl. Fig. 17, Taf. XXV). Danach kommen an Größe zunächst die Mittelphalangen des 2. und 4. Fingers, und am kleinsten ist die zuletzt gebildete Mittelphalange des 5. Fingers. In späteren Entwicklungsperioden verändern sich diese relativen Größenverhältnisse, und zwar besonders dadurch, daß die Mittelphalange des 2. Fingers relativ stärker als die übrigen wächst. Beim 520 mm langen Embryo und beim Neugeborenen ist sie etwa ebenso lang — aber deut- lich breiter — als diejenige des Mittelfingers; und beim erwachsenen Leptonychotes ist die Mittel- phalange des 2. Fingers um etwa ein Zehntel länger als diejenige des Mittelfingers (vgl. Fig. 18, Taf. XXV, Figg. 26, 27, Taf. XXIX und Fig. 36, Taf. XXXIII). Die übrigen Mittelphalangen verändern nur unbedeutend ihre ursprüngliche relative Größe. Besonders bemerkenswert ist hierbei, daß die Mittelphalange des 5. Fingers sich fast in demselben Deutsche Sudpolar-Eipedition. XVI. Zoologie Vlil. - 45 336 Deutsche Südpolar-Expedition. Maße wie diejenige des 4. Fingers verlängert und also nicht — wie bei Lobodon — zuletzt relativ so beträchtlich klein wird (vgl. Fig. 30, Tai. XXXI und Fig. 36, Taf. XXXIII). Die relativen Größenveränderungen der Endphalangen verhalten sich bei Leptonycholes in ähnlicher Weise wie bei Lobodon (vgl. oben S. 327). Die Verknöcherung der Phalangen hat beim 32 mm langen Leptotiychotes-'Embryo noch nicht angefangen. Beim 520 mm langen Embryo zeigen alle Phalangen mit Ausnahme der Mittel- und End- phalangen des 5. Fingers Ossifikation (vgl. Fig. 26, Taf. XXIX). Noch beim neugeborenen Tiere besteht die Mittelphalange des 5. Fingers ganz und gar aus Knorpel (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX). Die Epiphysenkerne der Phalangen entstehen alle erst im extrauterinen Leben. c. Bei den Robben im allgemeinen. Indem ich jetzt das Gemeinsame in der Entwicklung des Vorderbeinskelettes bei Lobodon. Leptonychotes, Phoca und Halichoerus zusammenfasse und gleichzeitig die entwickelten Vorderbein- skelette dieser Tiere mit derjenigen anderer Robbenarten vergleiche, glaube ich, die Entwicklung des Vorderbeinskelettes bei den Robben im allgemeinen in ihren Hauptzügen schildern zu können. Zum Vergleich nehme ich hierbei in erster Linie die Entwicklung des menschlichen Armskelettes, weil diese schon relativ bekannt ist. Clavicula. Eine Clavicula fehlt bekanntlich den entwickelten Pinnipediern. Man hätte sich nun denken können, daß trotzdem während der Embryonalzeit eine Clavicula angelegt würde, die aber später wieder zugrunde ginge. Nach unserem Material zu urteilen, ist dies aber bei den Robben nicht der Fall. Keine Spur einer Claviculaanlage war hier zu erkennen. Scapula. Auf dem Vorknorpelstadium und dem ersten Knorpelstadium hat die Scapula anläge noch nicht die für die Robben charakteristische Scapula form, sondern besitzt eine der Scapula der meisten Landsäugetiere mehr ähnliche Gestalt. In dorso -ventraler Richtung ist sie nämlich länger als in kranio-kaudaler (vgl. Figg. 3 und 4, Taf. XXII). In diesem Entwicklungsstadium besitzt die Robbenscapula einen relativ stark entwickelten Processus coracoideus (Pr. cor.). Dieser Prozeß ist indessen als solcher meistens nur von kurzem Dasein. Schon in früher Fötalzeit verschwindet er mehr oder weniger vollständig (vgl. Fig. 4, Taf. XXII und Fig. 41, Taf. XXXIV). Ein besonderer, kleiner Knochenkern, der nach der Geburt im kranialen Teil des Angulus lateralis auftritt (Flower, 1888), läßt vermuten, daß der ehemalige Processus coracoideus in diesem Angulusteil aufgegangen ist. Der Angulus posterior (Figg. 3 und 4, Taf. XXII, Ang. p.) ist anfangs nur schwach ent- wickelt. Derselbe verlängert sich aber bald relativ stark in kaudaler Richtung (vgl. Fig. 1, Taf. XXI und Fig. 19, Taf. XXVI), was sehr beträchtlich dazu beiträgt, die Scapula in kranio-kaudaler Rich- tung relativ lang zu machen. Auf diese Weise erhält die Scapula — im großen und ganzen — schon auf dem Knorpelstadium die charakteristische Form der entwickelten Robbenscapula. Bkoman, Extremitätenskelett der Robben. 337 Die Spina scapulae wird als kleine, zapfenförmige Erhebung in der Nähe des Angulus lateralis schon im Vorknorpelstadium der Soapula angelegt (Fig. 3, Tai. XXII, Sp.sc). Diese Erhebung vergrößert sich zunächst nur mäßig (vgl. Fig. 21, Taf. XXVI, und Textfigg. 5 — 8). In Sp. sc. .S/>. sc. Fig. 6. Textfig. 5- Pr. cor. Pr. cor. Fig. 8. i. Querschnitte der Scapula in der Höhe der Spina scapulae (Sp.sc). Pig. .") von einem '27.5 mm langen Halichoerus-Evabiyo ; ,, 6 ,, „ 29 ,, ,, LoWow-Enibryo ; „ 7 ., „ 32 ,, „ Leptonychoks-Embiyo: „ 8 „ ., 50,5 „ „ Phoca -Embryo. Vergr. : 20mal. Pr. cor. Processus coraeoideus. Sp. sc. Sp. sc. Fig. 1( Fig. 12. Textfig. 9—12. Querschnitte der Scapula in der Höhe der Spina scapulae (Sp. sc). Fig. 9 von einem erwachsenen Loboäon; „ 10 „ „ „ Leptonychotes; „ 11 ,, einer „ Phoca vüulina und „ 12 ,, ,, „ Phoca barbata. 2/3 natürliche Größe. 45* 338 Deutsche Südpolar-Expedition. späteren Entwicklungsstadien kann sie sich sowohl ventral- wie dorsalwärts weiter ausdehnen (vgl. Textfigg. 9 — 12). Die dorsale Ausdehnung der Spinaanlage findet von der basalen Partie der ersten Anlage, und zwar in Verbindung mit dem Corpus scapulae, statt. Durch dieselbe verlängert sich die eigentliche Spina scapulae allmählich, bei gewissen Pinnipediern (z. B. Phoca, Ros- marus) fast bis zur Margo vertebralis hin. Bei anderen Pinnipediern ist dagegen diese dorsale Ausdehnung der Spina scapulae nur unbedeutend, so daß sie beim erwachsenen Tiere schon in der Scapulamitte verstreicht. Dies ist z. B. bei Leptonychotes der Fall (vgl. Fig. 33. Tal. XXXII, und Textfig. 10). Am allerschwächsten ist diese sekundäre Spina Verlängerung aber bei Lobodmi. wo sie nicht mal die Scapulamitte erreicht (vgl. Fig. 28, Taf. XXX, und Textfig. 9). Die ventrale Verlängerung der ursprünglichen Spinaanlage findet von der freien Spitze der- selben ab statt und führt zu der Entstehung eines Acromions. Diese Bildung entwickelt sich bei den Pinnipedia nie stark (vgl. Textfigg. 9 — 12 und Textfig. 13). Am stärksten findet man das Acromion bei Ostaria, Arctocephalus, Rosmarus und Leptonychotes (vgl. Fig. 33, Taf. XXXII, Acr .). Schwach entwickelt, aber doch deutlich vorhanden ist es bei Phoca vitulina, Phoca foetida und Cystophora borealis. Dagegen fehlte das Acromion fast vollständig bei Lobodon (vgl. Textfig. 9) und ganz und gar bei den von mir untersuchten Exemplaren von l'/nn-n Textfig. 13. Querschnitt einer menschlichen Scapula in der Höhe dir Spina scapulae (S/>. sc). — 8/3 natürliche Größe. groenlandica, Haliehoerus grypus und Phoca barbata (vgl. Textfig. 12). Von Ommatophoca Rosst erwähnt Thomson (1909). dal.! ein Acromion bei dieser Robbe vollständig fehlt. Die der Fossa postspinata entsprechende Scapulapartie ist bei den bisher eingehender embryologisch untersuchten Bobbenarten anfangs nur unbedeutend größer als die der Fossa pra e - spinata entsprechende Scapulapartie (vgl. Figg. 3und4, Taf. XXII). In späteren Entwicklungs- stadien vergrößert sich aber die Fossa postspinata relativ stärker als die Fossa praespinata (vgl. Fig. 4, Taf. XXII, Fig. 41. Taf. XXXIV, Fig. 45, Taf. XXXV und Fig. 33, Taf. XXXII). In ähnlicher Weise verhalten sich wahrscheinlich Phoca und Haliehoerus, welche ebenfalls als entwickelte Tiere eine relativ große Fossa postspinata besitzen. Dagegen ist es sehr wohl glaubhaft, daß Rosmarus, Arctocephalus, Otaria, welche bekanntlich eine Fossa praespinata scapulae haben, die 1U — 3mal größer als die Fossa postspinata ist, auch in früher Embrvonaizeit eine relativ große Fossa praespinata haben. Eine akzessorische Spina scapulae bildet sich bei Phoca und Hcdichoerus in der Fossa postspinata und bei Otaria und Arctocephalus in der Fossa praespinata aus. Der Lage nach entspricht diese Spina scapulae accessoria bei Otaria und Arctocepludus etwa der Spina scapulae der Phocaceen. Die Verknöcherung der Scapula fängt wie beim Menschen bei etwa 3 cm langen Embryonen an der Margo axillaris kaudalwärts von der Spina scapulae an (vgl. Fig. 22, Taf. XXVII). Brom an, Extremitätenskelett der Robben. 339 Von hier ah breitet sich der Haupt knochenkern der Scapula in der in den Fig. 22, Tat. XXVII, Fig. 25, Taf. XXVIII, Fig. 41, Tai. XXXIV und Fig. 45, Taf. XXXV illustrierten Weise aus. Von der Spina scapulae verknöchert zuletzt — und zwar von dem Hauptknochenkern ab — das Acromion. Von dem eigentlichen Schulterblatt verknöchert zuletzt --wenn überhaupt -der Angulus posterior. Derselbe scheint bei vielen Pinnipediern zeitlebens knorpelig zu bleiben. Bei den von mir untersuchten älteren Exemplaren von Phoca groenlandica, Phoca vitulina, Phoca foetida, Halichoerus und Le/ptonychotes (vgl. Figg. 33, 34, Taf. XXXII) habe ich indessen den Angulus posterior mehr oder weniger vollständig verknöchert gefunden. Bemerkenswert ist hierbei, daß die betreffende Scapulapartie bei den meisten Exemplaren ganz und gar aus spon- giöser Knochensubstanz bestand, deren Aussehen stark von demjenigen des übrigen Scapular- knochens abwich (vgl. Fig. 33, Taf. XXXII). Erst bei recht alten Exemplaren von Phoca , foetida, Phoca vitulina und Halichoerus grypus habe ich diesen Epiphysenkern mit kleineren oder größeren Inseln von Substantia compaeta bedeckt gesehen, und nur bei einem offenbar sehr alten Exem- plar von Phoca foetida habe ich denselben überall mit Substantia compaeta bedeckt gesehen. In ähnlicher Weise wie beim Menschen wird auch bei den Pinnipediern die Scapula (wenig- stens zum allergrößten Teil) in der kaudalen Halsregion angelegt und erst durch sekundäre Verlage- rung in ihre definitive Lage gebracht. » Humerus. Die Hume.ru sanlage ist im Vorknorpelstadium länger als die Radiusanlage (vgl. Fig. Taf. XXII). Bei Rosmarus ist der Humerus noch beim erwachsenen Tier länger als der Radius. Bei den übrigen Pinnipediern wird der Humerus dagegen relativ kürzer. Bei erwachsenen Exemplaren von Phoca barbata, groenlandica und vitulina, Halichoerus, Arctocephalus und Otaria ist der Humerus von etwa derselben Länge wie der Radius; und bei erwachsenen Exemplaren von Lobodon und Leptonychotes ist der Humerus sogar kürzer als der Radius geworden (vgl. Fig. 28, Taf. XXX, Fig. 30, Taf. XXXI, Fig. 32 Taf. XXXII und Fig. 36, Taf. XXXIII). Diese relative Verkürzung des Humerus findet schon im Knorpelstadium desselben statt (vgl. Fig. 22, Taf. XXVII). Gleichzeitig bekommt der Humerus den für die betreffenden Robbenarten typischen Habitus. Das Tuberculum minus humeri wird schon im Vorknorpelstadium des Humerus an- gelegt und erreicht bald seine definitive relative Größe (vgl. Figg. 7, 11, Taf. XXIII, Fig. 39, Taf. XXXIV. und Fig. 29, Taf. XXX, Tub. min.). Etwas langsamer bilden sich das Tuberculum majus und die Tuber ositas deltoidea 7,u der gemeinsamen, mächtigen Prominenz aus, die für den Pinnipedier-Humerus so charakteristisch ist (vgl. Figg. 5, 6, 9, Taf. XXIII, Fig. 40, Taf. XXXIV und Fig. 32, Taf. XXXII, Tub. maj. + Tub. delt.). Der Humerusquerschnitt zeigt in der Höhe dieser Prominenz ein bei verschiedenen Pinni- pediern recht verschiedenes Aussehen (vgl. Textfigg. 14 — 16), je nachdem in späteren Entwick- lungsstadien eine laterale Aushöhlung auftritt oder nicht. Die Gelenkfläche des Humeruskopfes greift schon früh auf die angrenzenden Partien des Tuber - eulum majus und des Tuberculum minus über (vgl. Fig. 43, Taf. XXXIV). 340 Deutsche Südpolar-Expedition. Die distale Humeruspartie ist von Anfang an dorso-ventral abgeplattet. Bei etwa 3 cm langen Embryonen hat die Trochlea schon fast ihre definitive Form. Zn dieser Zeit ist auch schon eine Crista condyloidea lateralis angelegt, wenn dieselbe auch nicht so scharf ist wie später. Ein Foramen supracondyloideum (s. entepicondyloideum) fehlt offenbar ursprüng- lich allen Pinnipediern. Bei einigen Pinnipediern (z. B. bei Phoca. Halichoerus 1)) entsteht aber schon auf dem Knorpelstadium des Humerus das Foramen supracondyloideum. indem das Knorpelgewebe sich medial wärts um den Nervus medianus herum ausbreitet. Mit Unrecht leugnet also Weber (1904) ein Foramen entepicondyloideum bei allen Pinnipediern (1. c. S. 544). Sehr bemerkenswert ist, daß die Verknöcherung des Humerus bei Lobodon und Leptonychotes später als diejenige der beiden Unterarmknochen anfängt. Beim Menschen fängt nämlich umge- kehrt die Verknöcherung im Humerus frühzeitiger als in den beiden Unterarmknochen an. Die Ursache der erwähnten Verspätung der Humerusverknöcherung bei den betreffenden Bobbenarten sehe ich in der bei denselben stattgefundenen starken Keduktion des Humerus. Dafür spricht auch die Tatsache, daß bei Phoca, wo die Humerusreduktion weniger stark ist, die Ver- knöcherung der Humerusdiaphyse relativ frühzeitiger (etwa gleichzeitig mit der Verknöcherung der Unter- armknochen) auftritt. Wenn diese Annahme richtig ist, steht zu erwarten, daß der Humerus des Ros- marus in derselben Ordnung wie beim Menschen, d. h. frühzeitiger als die Unterarmknochen, ver- knöchert. Über die Lage undVergrößerung des Diaph)rsen- knochenkerns bei Lobodon und Leptonychotes vgl. Fig. 22, Taf. XXVII, Fig. 25, Taf . XXVIII, Figg. 38 bis 40, Taf. XXXIV und Fig. 46, Taf. XXXV. Schon vor der Geburt entstehen im Humerus 3 Epiphysenknochenkerne. von welchen der eine im Caput und die beiden anderen in den Condylen der Trochlea gelegen sind (vgl. Fig. 46, Taf. XXXV). Nach der Geburt tritt außerdem je ein Epiphysenknochenkern im Tuberculum majus und im Tuberculum minus auf. Der erstgenannte verschmilzt bald mit dem Knochenkern des Humeruskopfes. — Etwa gleichzeitig verschmelzen bei einigen Bobben auch die beiden distalen Epiphysenkerne zu einem einzigen Kern, und zuletzt verschmilzt der Epiphysenkern des Tuber- culum minus mit demjenigen des Humeruskopfes. Bei anderen Bobben (z. B. Otaria, Arcto- cephalus) bleiben dagegen die beiden distalen Epiphysenkerne längere Zeit voneinander getrennt als die drei proximalen. Unmittelbar nach ihrer Entstehung befindet sich die Humerusanlage zum großen Teil in der freien Armpartie. Bei der bald folgenden relativen Verkürzung dieser Armpartie (vgl. Bkomax, 1909) wird indessen der Humerus ganz und gar in die Bumpfwand einbezogen. ') Bei einem von mir untersuchten Halichoerus- Exemplar fehlte indessen beiderseits das Foramerj supra- con d yloi den m. Fig. 14. Fig. 15. Textfigg. 14— lt;. Querschnitt des Humerus in der Mühe der Tuberositas deltoidea Fig. 14 von einem erwachsenen Lobodon Fig. 15 „ ,, .. Leptomjchotes und Fig. 16 „ ein. , ,. Phoca vitulina. Broman, Extremitätenskelett der Robben. 341 Ulna. Die Ulna anläge ist ursprünglich verhältnismäßig kurz (vgl. Fig. 3, Tai. XXII, U.). Später ver- längert sie sich bei den meisten Pinnipediern relativ stark,, so daß die Ulna den Humerus mehr oder weniger an Größe übertrifft. Nur bei Rosmarus bleibt die Ulna zeitlebens etwas kürzer als der Humerus. , Das proximale Ulnaende ist meistens von Anfang an etwas stärker entwickelt als das distale (vgl. Fig. 3, Taf. XXII). Später wird dieser Unterschied indessen viel stärker ausgeprägt (vgl. Fig. 1, Tal'. XXI, Fig. 3, Taf. XXII, Fig. 19, Taf. XXVI und Fig. 23, Taf. XXVII). Zunächst ist nämlich das Olecranon nur mäßig breit und mit einem kleinen, dorsalen Tuber- culum versehen (vgl. Figg. 13, 14, Taf. XXIV und Figg. 16, 19, Taf. XXVI, Tub. ol.). Bald verbreitert sich aber das Olecranon mehr oder weniger beträchtlich (vgl. Fig. 22, Taf. XXVII und Fig. 25, Taf. XXVIII), und das Tuberculum wächst gleichzeitig bei vielen Pinnipediern (z. B. bei Lobodon und Otaria) zu einem scharfen Haken (Unc. ol.) aus. Bei denjenigen Pinnipediern, deren Ulna erheblich länger als der Humerus wird, liingt die Verknöcherung der Ulnadiaphyse frühzeitiger als diejenige der Humerusdiaphyse an. Dagegen ist wohl anzunehmen, daß z. B. bei Rosmarus, dessen Ulna kürzer als der Humerus bleibt, der Humerus - - wie beim Menschen - - früher als die Ulna zu verknöchern anfängt. Die distale Ulnaepiphyse erhält schon vor der Geburt (wenigstens ist dies bei Leptonychotes der Fall) einen Knochenkern (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX). Dagegen ist zu dieser Zeit noch kein Epiphysenkern im Olecranon zu erkennen. Größtenteils verknöchert das Olecranon von dem Diaphysenkern ab (vgl. Fig. 47, Taf. XXXV). Vielleicht kann es von hier ab bei gewissen Pinnipediern vollständig verknöchern. Bei Rosmarus, Phoca und Halichoerus bildet sich bei recht alten Jungen in der Randpartie des Olecranon ein besonderer Knochenkern1) aus, der erst spät mit dem Hauptknochenkern verschmilzt. Die Ulna befindet sich zuerst ganz und gar im Bereiche der freien Extremitätenpartie. Je nach der bei verschiedenen Pinnipediern mehr oder weniger starken sekundären Verkürzung (vgl. Broman, 1909) der Extremität wird sie aber bald mehr oder weniger beträchtlich in die Rumpf- wand eingezogen. Radius. Die Radiusanlage ist von Anfang an kürzer als die Ulnaanlage (vgl. Fig. 3, Taf. XXII). Wie diese verlängert sich auch die Radiusanlage im Verhältnis zur Humerusanlage bei den meisten Pinnipediern sehr beträchtlich. Bei vielen Pinnipediern (z. B. Phoca, Haliclwerus, Arctocephalus und Otaria) wird der Radius ebensolang wie der Humerus. Bei einigen (z. B. Lobodon und Leptonychotes) wird der Radius zuletzt viel länger als der Humerus (vgl. Taf. XXX, XXXI, XXXII und XXXIII); und nur bei Rosmarus bleibt der Radius kürzer als der Humerus. Das distale Radiusende ist von Anfang an dicker als das proximale (vgl. Fig. 2, Taf. XXI und Fig. 3, Taf. XXII). Bei der nächstfolgenden Verlängerung der Unterarmknochen wird die distale Radiuspartie ') Bei einem Exemplar von Phoca barbata fand ich liier zwei Knoehenkeme, einen für das eigentliche Olecranon und einen für das Tuherciiliiin olecrani. 342 Deutsche Südpolar-Expedition. zunächst relativ dünner als früher (vgl. Fig. 1, Taf. XXI und Fig. 13. Tai. XXIV, Ead.), um aber bald wieder an Breite mehr oder weniger stark zuzunehmen (vgl. Fig. 13, Taf. XXIV, und Fig. 22, Tai. XXVII). Gleichzeitig hiermit plattet sich die distale Radiuspartie relativ stark ab. Die proximale Radiuspartie differenziert sich schon früh in ein Capitulum, ein Collum und ein allmählich breiter werdendes Verbindungsstück mit der distalen, breiten Eadiuspartie (vgl. Fig. 22, Taf. XXVII). Die Verknöcherung der Radiusdiaphyse fängt gleichzeitig mit derjenigen der Ulnadia- physe an (vgl. Figg. 13—16, Taf. XXIV). Nicht nur die distale Eadiusepiphyse, sondern auch die proximale bekommt schon vor der Geburt einen Knochenkern (vgl. Fig. 47, Taf. XXXV). Diejenige der distalen, breiten Eadiusepi- physe entsteht offenbar zuerst, scheint aber zuletzt mit dem Diaphysenkern zu verschmelzen. Zusammen mit der U Ina anläge befindet sich auch die Eadius anläge zuerst ganz und gar innerhalb der freien Extremitätspartie, wird aber bald mehr oder weniger stark in die Rumpf- wand eingezogen. Carpalknochen. Von den Carpalknochen werden zuerst diejenigen der distalen Eeihe (die beiden Multangula . das Capitatum und das Hamatum) vollzählig angelegt. Etwa gleichzeitig hiermit werden das Naviculare und das Triquetrum als Vorknorpelkerne sichtbar. Die übrigen Carpalia der proximalen Eeihe (das Lunatum und das Pisiforme) sowie das Centrale werden dagegen erst in einem etwas späteren Stadium vorknorpelig angelegt (vgl. Fig. 1, Taf. XXI und Fig. 17. Taf. XXV). Schon sehr früh verschmelzen das Lunatum und das Centrale mit dem Naviculare zu einem einzigen Carpale, dem Scapholunare der Autoren. Die betreffende Verschmelzung findet schon in dem ersten Knorpelstadium der drei Komponenten statt, und zwar in verschiedenen Fällen verschieden intim. Meistens scheint aber diese Verschmelzung nicht intimer zu sein, als daß ent- weder an der Dorsal- oder an der Volarseite (oder an beiden) Furchen bestehen bleiben, die die ehemaligen Grenzen der drei Komponenten (längere Zeit, ja bisweilen zeitlebens) markieren. Aus der Existenz dieser Grenzfurchen hat Leboucq (1904) geschlossen, daß das Scapho- lunare auch das Centrale enthält; und da ich — wie erwähnt — in der Lage bin, die Richtigkeil dieses Rückschlusses beweisen zu können, so habe ich hier das betreffende Carpale mit dem Namen Scapho-Lunare- Centrale bezeichnet. Bemerkenswert ist, daß das Triquetrum sich anfangs etwa wie beim menschlichen Embryo verhält und keine direkte Relation zum Metacarpale V hat (vgl. Fig. 17, Taf. XXV). Schon in dem nächstfolgenden Stadium kommt es aber bei den meisten Pinnipediern x) mit diesem Metacarpale in Kontakt und sieht deshalb in der Folge fast wie ein Metacarpale der distalen Reihe aus (vgl. Figg. 13-16, Taf. XXIV, Tr.). Das Pisiforme scheint zuletzt angelegt zu werden. Es ist anfangs sehr klein, kugelförmig und ebensoviel mit dem Triquetrum wie mit der Ulna verbunden (vgl. Figg. 14, 16, Taf. XXIV). Später wird es relativ größer, mehr abgeplattet und artikuliert fast ausschließlich mit der Volar- seite des Capitulum ulnae (vgl. Fig. 31, Taf. XXVII und Fig. 37, Taf. XXXIII, P.). ') Bei dem von mir untersuchten Sosmaras-Exemplare war dies nicht der Fall. Broman. Extremitätenskelett; der Robben. 343 Das Multangulum majus verdient anfangs nicht den Namen „majus", da es kleiner als das Multangulum minus ist. Später wird es aber größer als das letztgenannte. Das Multangulum minus ist anfangs -wie angedeutet -- relativ groß. Zu dieser Zeit ist esauchvonderVolarseite der Hand sichtbar. Später bleibt es, und zwar besonders die volare Partie desselben, im Wachstum stehen und wird auf diese Weise zuletzt von der Volarseite der Hand mehr oder weniger vollständig abgedrängt (vgl. Figg. 14, 16, Tai. XXIV, Fig. 31, Tab XXXI. und Fig. 37, Tab XXXIII). Das Capitatum ist von Anfang an nicht besonders groß. Bei gewissen Pinnipediern (z. B. hei Lobodon) wird es später relativ noch kleiner und stellt zuletzt das kleinste Carpale dar (vgl. Fig. 13, Tab XXIV und Fig. 30, Tab XXXI, Cap.). Das Hamatum wird schon frühzeitig relativ groß. Die Verknöcherung der Carpalia fängt schon1) in der späteren Fötalzeit an. Zur Zeit der Geburt waren Knochenkerne nicht nur in dem Scapho-Lunare-Centrale, sondern auch im Hamatum und in den beiden Multangula zu finden. Am kleinsten war der Knochenkern im Multangulum majus (vgl. Fig. 27, Tab XXIX). Metacarpalknochen. Die Metacarpalia werden verhältnismäßig frühzeitig — und zwar trüber als die Carpalia - als Vorknorpelkerne angelegt (vgl. Fig. 1, Tab XXI). Das Metacarpale I, ursprünglich kleiner als die übrigen Metacarpalia, wird durch relativ sehr starkes Wachstum bald das größte (vgl. Figg. 17, 18, Tab XXV. Fig. 25, Taf. XXVIII. Fig. 26, Tab XXIX, Fig. 29, Taf. XXX, Fig. 30, Taf. XXXI und Fig. 36, Taf. XXXIII). Zuletzt wird es doppelt so lang (oder noch mehr) als das Metacarpale IIb Das Metacarpale II wächst ebenfalls, wenn auch nicht in demselben Maße wie das Meta- carpalel, ziemlich stark. Es wird zuletzt um etwa ein Drittel länger als das Metacarpale III (vgl. Fig. 17, Tab XXV, Fig. 25, Taf. XXVIII, Figg. 26, 27, Tab XXIX. Fig. 30, Taf. XXXI. und Fig. 36, Taf. XXXIII). DasMetacarpalelll, ursprünglich am längsten (vgl. Fig. 17, Taf. XXV), bleibt in der Folge nur länger alsdie Metacarpalia IV und V(vgl. Fig. 27. Taf. XXIX, 30, Taf. XXXI, und Fig. 36, Taf.XXXIII). Das Metacarpale IV verändert kaum nennenswert seine ursprüngliche relative Größe. Dagegen wächst das Metacarpale V, das noch beim 58 mm langen Lobodon- Embryo kleiner als die übrigen Metacarpalia ist (vgl. Fig. 23. Taf. XXVIII ), in den späteren Entwicklungsstadien recht beträchtlich, so daß es bald breiter (vgl. Fig. 25, Taf. XXVIII) und zuletzt auch etwas länger als das Metacarpale IV wird (vgl. Figg. 26, 27, Taf. XXIX, Fig. 30, Taf. XXXI und Fig. 36. Taf.XXXIII). Die Verknöi herung der Metacarpalia fängt wie beim Menschen und bei anderen Säugern viel früher als in den Carpalia an. Ihre Diaphysenknochenkerne treten bei gewissen Arten (z. B. bei Lobodon) sogar früher als derjenige des Humerus auf (vgl. Figg. 22, 23, Taf. XXVII). Bemerkens- wert ist, daß der betreffende Kern des Metacarpale V, der anfangs am kleinsten ist. bald größer als der Knochenkern des Metacarpale IV wird (vgl. Fig. 23, Tab XXVII. Fig. 25, Taf. XXVIII und Fig. 26, Taf. XXIX). ') Reim Menschen fängt bekanntlich die Verknöcherung der Carpalia evsl nach der Geburl (vom 1. — 12. Jahre) nu (vgl. P.KOMA.N, 1911, Fig. 521, S. 637). Deutsche SUdpolar-Expedition. XVI, Zoologie VIII. 46 344 Deutsche Siidpolar-Expedition. Die distalen Epiphysen der Metacarpalia I — V bekommen bei gewissen Pinnipediern (z. B. bei Leptonychotes) alle schon vor der Geburt j e einen Knochenkern (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX). Im Metacarpale II kann außerdem ein proximaler Epiphysenkern ebenfalls vor der Geburt ent- stehen (vgl. Fig. 27, Taf. XXIX). Ein ähnlicher proximaler Epiphysenkern bildet sich nach Turner (1888) im Metacarpale I1). Derselbe ist offenbar eine postfötale Bildung, da er im Präparat Fig. 27 noch nicht zu erkennen ist. Zu bemerken ist, daß Turner dagegen keinen proximalen Epiphysenkern im Metacarpale II abbildet (vgl. Textfig. 1) oder beschreibt. Daraus muß geschlossen werden, daß entweder der in Fig. 27 sichtbare proximale Epiphysenkern des Metacarpale II schon relativ frühzeitig mit dorn Diaphysenkern verschmilzt oder aber, daß er keine konstante Bildung ist. Bemerkenswert ist ebenfalls, daß bei Leptonychotes — wie soeben erwähnt — ein distaler Epi- physenkern im Metacarpale I gebildet wird, denn bei Phoca vitulina und barbata, Rosmarus, Ha- lichoerus und Otaria fand ich im Metacarpale I nur einen proximalen Epiphysenkern (wie beim Menschen). Verschiedene Pinnipedier verhalten sich also in dieser Beziehung verschieden. Phalangen. Wie bei anderen Säugetieren entstehen auch bei den Pinnipediern zuerst die Basal phalangen, dann die Mittelphalangen und zuletzt die Endphalangen. Von den Basalphalangen werden zuerst diejenigen der Finger 2-4 vorknorpelig angelegt, und erst später diejenigen der Finger 5 und 1 (vgl. Fig. 1, Taf. XXI und Fig. 17, Tai. XXV). Von den Mittel phalangen legen sich zuerst diejenigen der Finger 2 — 4 und zuletzt diejenige des Fingers 5 an (vgl. Fig. 17, Taf. XXV). Von den Endphalangen entstehen zuerst diejenigen der Finger 2 — 4 und erst später diejenigen der Finger 1 und 5 (vgl. Fig. 20, Taf. XXVI und Fig. 18, Taf. XXV). Ursprünglich sind die zuerst angelegten Phalangen die größten. Indessen verändert sich die relative Größe der Phalangen in der Folge sehr beträchtlich. Die anfangs kleinsteBasalphalange des 1. Fingers wird bald die größte (vgl. Fig. 1, Taf. XXI Figg. 17, 18, Tai. XXV und Figg. 26, 27, Taf. XXIX). Die Basalphalange des 2. Fingers wird Sekunda i größer als diejenige des 3. Fingers, und die Basalphalange des 5. Fingers wird — wenn nicht länger, so doch deutlich breiter als diejenige des 4. Fingers. Die Mittelphalangen verändern sich gegenseitig weniger. Die Mittelphalange des 3. Fingers, die ursprünglich am größten war, wird später etwas kürzer als diejenige des 2. Fingers; und die Mittelphalange des 5. Fingers, die allerdings von Anfang an am kleinsten war, wird in der Folge bei gewissen Pinnipediern (z. B. bei Lobodon, wie schon früher von Leboucq hervorgehoben worden ist) relativ noch bedeutend kürzer als früher (vgl. Textfig. 4, S. 306). Die Endphalangen verändern sich gegenseitig am wenigsten. Schon frühzeitig wird die Endphalange des 1. Fingers am größten (vgl. Fig. 18, Taf. XXV). Die Endphalange des 5. Fingers bleibt am kleinsten; und diejenigen der zwischenliegenden Finger bilden allmähliche Übergänge zwischen diesen beiden Extremen. ') Bei eiuem von mir untersuchteu.4rrfocepÄa&t«-Exemplai' hatte auch das Metacarpale 1 2 Epipliysenknoclieukerue. Bkoman, Extremitätenskelett der Robben. 345 Die Verknöckerung der Phalangen fängt — wie bei der Mehrzahl der Säugetiere — nicht in den zuerst gebildeten Basalphalangen, sondern in den zuletzt gebildeten Endphalangen an; und zwar fängt die Verknöcherung der letztgenannten fast unmittelbar nach ihrer Bildung an. Nachher bekommen die Basalphalangen und zuletzt die Mittelphalangen Diaphysenknochen - kerne. Zu allerletzt (erst nach der Geburt) verknöchert die Mittelphalange des 5. Fingers. Betreffs der Epiphysenknochenkerne verhalten sich die verschiedenen Pinnipedia etwas verschieden. Die meisten (z. B. Phoca, Halichoems, Cystophora, Rosmarus, Otaria, Arcto- cephalus) verhalten sich in dieser Beziehung wie der Mensch, indem sie je einen proximalen Epi- physenknochcnkern bekommen. Bei anderen scheinen gar keine Epiphysenknochenkerne in den Endphalangen und in der Mittelphalange des 5. Fingers gebildet zu werden. Und wiederum bei anderen (z. B. bei Leptonychotes nach Türner, 1888) entstehen in den Basalphalangen Epi- physenknochenkerne nicht nur in den proximalen, sondern auch in den distalen Epiphysen. Die Epiphysenknochenkerne der Phalangen entstehen alle erst nach der Geburt. IL über Entwicklung und Bau des Hinterbeinskeletts bei Lobodon und Leptonychotes sowie bei anderen Kobben. Frühere Untersuchungen über die Anatomie und Embryologie des Hinterbein- skeletts bei Lobodon und Leptonychotes. Über das Hinterbeinskelett des erwachsenen Lobodon existiert, soviel ich weiß, in der Literatur nur folgende kurze Angabe von Owen (1853): „In the hind paddle the first and fifth digits are the longest, the middle digit is the shortest, but the first, or ,.hallux" has but two phalanges as usual." Das Hinterbeinskelett von Leptonychotes ist dagegen von Turner (1888) eingehend beschrieben worden. Dasselbe stammte von demselben (1,777 m langen) Leptonychotes -JZxem-pl&i, das ich in dem ersten Teil dieser Arbeit erwähnt habe. Die Hüftbeine artikulierten mit dem 1. und teilweise auch mit dem 2. Sacralwirbel. — Das Ileum hatte eine Länge von 64 mm. Die Crista ilei war ,,truneated". Die Ventralfläche des Os ilei war sehr schmal; die Dorsalfläche war viermal so breit. — Von der Articulatio sacro-iliaca ab ver- lief das Ileum fast transversal bis zur Crista ilei. Die beiden Cristae ilei befanden sich fast in der- selben Ebene wie die Basalpartie des Sacrum. Ein Tuberculum pectineale markierte die Grenze zwischen dem Ileum und dem Pubis. Obgleich ein Ligamentum teres fehlte, war in der Tiefe des Acetabulum eine nicht überknorpelte Stelle zu sehen. Ischium, Pubis und Foramen obturatum, alle waren in die Länge ausgezogen. - Die Linea pectinea erstreckte sich scharf von dem Tuberculum pectineale bis zur Symphyse. -- Das Tuber ischiadicum war am Dorsalrande des Ischium als winkelförmige Prominenz markiert. Die 4ü* 346 Deutsche Siidpolar-Expedition. Fig. 17. IV III II Spina ischii war undeutlich und nur unsicher als eine Crista zwischen dem Tuber ischium und dem Acetabulnm zu erkennen. Das Femur hatte eine Länge von 96 mm. Es war abgeplattet und noch mit Epiphysenknorpel versehen. Der Kopf war glatt und ohne Spur einer Fovea capitis. Der Trochanter major war groß und mit einer ..digital fossa" ver- sehen. Trochanter minor und Tro- chanter tertius waren gar nicht zu sehen. Das distale Femurende hatte für die Patella eine seichte Gelenkfläche, die mit denjenigen der beiden Femurkondylen nicht zusammenhing. Die Fossa inter- condvloidea mit den Ligamenta cruciata zeigte nichts Bemerkenswertes. Die Patella, an beiden Seiten ab- geplattet, hatte eine Länge von 21 mm. Das kraniale Ende war etwas dicker als das kaudale. Die Tibia hatte eine Länge von 20] nun. Ihr proximales Ende war breit, mit einer großen Tuberosita s und mit Gelenkfläche für die Fibula versehen. Die Diaphyse hatte proximalwärts 3 Flächen, distalwärts dagegen nur 2, indem sie hier frontal abgeplattet war. An der Mitte der Ventralseite war eine unebene Crista für die Insertion der Gracilis- Sehne. — , Das kaudale Tibia - ende zeigte einen kurzen Malleolus medialis und artikulierte sowohl mit dem Talus wie mit der Fibula. An der Ventralseite zeigte dasselbe Furchen für die Sehnen des Tibia lis anticus bzw. des Extensor hallucis longus; an der Dorsalseite war eine ähnliche Furche für die Sehne des Tibia lis posticus zu sehen. Die Fibula hatte etwa dieselbe Länge wie die Tibia, war aber nur etwa halb so dick. Das proximale Ende der Fibula war relativ breit. Das distale Ende, in einen Malleolus lateralis ausgezogen, artikulierte mit der Tibia, der Lateralfläche des Talus und (obwohl unbedeutend) mit dem Calcaneus. Unter den 7. Tarsalia warder Talus am größten, also auch größer als der Calcaneus. Das Tuber tali erstreckte sich auch weiter nach hinten als das schmale Tuber calcanei. Die Ferse wurde also vom Talus und nicht vom Calcaneus gebildet. Fig. is. Fie Fig. 20. Textfig. IT 20. Skelett der linken hinteren Kxtremitäl eines er wachsenen Leptonychotes. — Nach Turner (1888 . Fig. 17. Os coxae von der Lateralseite gesehen, Fig. 18. Femur „ „ Vorderseite Fig. 19. Unterschenkelknochen. von der Vorderseite gesehen hikI Fig. 20. Kuß. von der Dorsalseite gesehen. a. Tuber. tali; cl. Calcaneus; cu. Cuboideum; rn. Guneiforme I; sc. N'aviculare. Broman, Extreuiitätenskelett der Robben. 347 Der Kopf des Talus artikulierte mit dem Naviculare und dem Cuboideum, die untere Fläche mit dem Calcaneus und die obere (und laterale) Fläche mit Tibia und Fibula. Der Calcaneus artikulierte kranialwärts mit dem Talus und der Fibula; distalwärts mit dem Cuboideum. Das Cuboideum hatte ein plantares Tuberculum und eine tiefe Peroneus furche; es artiku- lierte mit dem Calcaneus, Talus. Naviculare, Cuneiforme III und den Metatar- salia IV und V. Das Naviculare war dem entsprechenden Knochen beim Menschen recht ähnlich; es artiku- lierte mit Talus, Cuboideum und den drei Cuneiformia. Das Cuneiforme I war unter den Cuneiformia am größten; es artikulierte mit dem Cunei- forme II, Naviculare und den Metatarsalia I und IL Das Cuneiforme II hatte eine dorsale Lage und war so klein, daß es von der Plantarfläche des Fußes ab gar nicht sichtbar war; es artikulierte mit den Cuneiformia I und III, dem Naviculare und Meta- tarsale IL — Das Cuneiforme III hatte an der Plantar - fläche eine Peroneusf urche ; es artikulierte mit dem Navi- culare, Cuneiforme IL Cuboideum und den Meta- tarsalia II und III. Unter den Metatarsalia war das Metatarsale III am kürzesten. — Das Metatarsale II hatte dieselbe Länge wie das MetatarsaleV; es artikulierte proximalwärts mit den drei Cuneiformia sowie mit den Metatarsalia I und III. Die laterale Fläche des Metatarsale IV war am proximalen Ende, wo es mit dem Metatarsale V arti- kulierte, konkav. Das Metatarsale I hatte zwei Epiphysen; die Meta- tarsalia II — V hatten dagegen nur eine und zwar eine distale Epiphyse. Die Endphalangen hatten ebenfalls nur eine, und zwar eine proximale Epiphyse. Die übrigen Phalangen hatten je zwei Epiphysen. Die Zehen 1 und 5, untereinander etwa gleich lang, waren am längsten. Am kürzesten war die 3. Zehe, die sich nur bis zum distalen Interphalangealgelenk der 2. Zehe erstreckte. Die 2. Zehe war nur unbedeutend länger als die 4. — Die Segmente der großen Zehe waren alle länger als die entsprechenden der anderen Zehen. — An der Plantarseite jedes Metatarso -Phalangealgelenkes saßen 2 Sesamknöchelchen. Nach Leboucq (1904), der Embryonen von Leptonychotes und Lobodon an Schnitt- serien untersuchte, zeigt das Fußskelett dieser beiden antarktischen Robbenarten der Hauptsache nach dieselben Verhältnisse wie die Pinnipedia im allgemeinen. Leboucq findet es bemerkens- wert, daß die Tarsalia Tendenz zeigen, sich der Tibialseite zu nähern, so daß an gewissen dorsalen Schnitten das Cuneiforme II proximal vom Cuneiforme I liegt. Weiter plantarwärts artikuliert das Cuneiforme I aber mit dem Naviculare und dem Sesamoideum tibiale (= Turnees ..Entoscaphoid"), an welch letzterem der M. tibialis post. teilweise inseriert (vgl. Textfig. 21). Textfig. 21. A. Tarsus von einem 150 mm langen Lobodon-Embi-yo ; B. mediale Randpartie desselben etwas weiter plantarwärts. Vergröße- rung: 10 mal. Nach Leboucq (1904). ca. Caleaneus; la. Talus: na. Naviculare; 1 — 3 Cuneiformia; 4 Cuboideum; 1 V Metatarsalia; s. Sesamoideum tibiale. 348 Deutsche Südpolar-Expedition. B. Eigene Untersuchungen über die Embryologie und Anatomie des Hinterbein- skeletts bei Lobodon, Leptonychotes, Phoca und Halichocrus. 1) StadienbesclireilDung. Lobodon-Emhryo, 13 mm. Das Innere der hinteren Extremitätenanlage wird größtenteils von einer zusammenhängenden, dunkel gefärbten Blastemmasse (Fig. 50, Tai. XXXVI. Bl.) aufgenommen., in welcher hellere Vor knorpelkerne zu sehen sind. Die Mehrzahl dieser Vorknorpelkerne läßt sich schon jetzt als bestimmte Knochenanlagen erkennen. Die Ossa ilei, ischii und pubis werden von je einem Vorknorpelkern repräsentiert (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI und Fig. 63, Taf. XXXXI). Derjenige des Pubis (Pub . ) ist am kleinsten und liegt von den beiden anderen am weitesten entfernt (vgl. Fig. 63, Taf. XXXXI). Die vorknorpelige Anlage des Ischium (Isch.) ist wie diejenige des Pubis zylindrisch, aber fast doppelt so lang wie diese (vgl. Figg. 62, 63, Taf. XXXXI). Mit dem einen Ende liegt sie der vorknorpeligen Ileum- anlage (II.) recht nahe. Die Ileumanlage (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI. Figg. 62— 63, Taf. XXXXI. II.) ist am größten und zeigt mehr als die anderen die Form des werdenden Knochens. Sie zeigt noch keine enge Verbindung mit der Wirbelsäule Die vorknorpelige Femuranlage (Fig. 50, Taf. XXXVI. und Fig. 62, Taf. XXXXI, Fem.) ist relativ groß. Ihre Längsachse ist schief lateralwärts gerichtet. Die vorknorpelige Tibia anläge (Fig. 50, Tai. XXXVI, Tib.) ist nicht länger als diejenige der Femuranlage und etwas dünner als diese. Die vorknorpelige Anlage derFibula (Fig. 50, Taf. XXXVI, Fib.) ist nur unbedeutend dünner als diejenige der Tibia. Diese beiden Knochenanlagen liegen zueinander fast parallel in der freien Extremitätenpartie. Über ihreLage im Verhältnis zu der Femuranlage siehe Fig. 50, Taf. XXXVI. Daraus geht hervor, daß das proximale Fibula ende auch zum Femur direkte Beziehung hat. Die mittleren Partien der Femur-, Tibia- und Fibula -Anlagen sind histologisch relativ weit differenziert und zeigen schon den Beginn einer Interzellularsubstanzbildung. In der Tarsalregion findet man in der gemeinsamen Blastemmasse nur 4 kleine Vorknorpel- kerne (vgl. Fig. 50, Tai. XXXVI), welche, wenn wir nicht den 23 mm langen Leptonychotes- Embryo zum Vergleich gehabt hätten, relativ schwer zu diagnostizieren gewesen wären. Die beiden proximalen sind zweifellos als die Anlagen des Talus (Tal.) bzw. des Calcaneus (Calc.) zu bezeichnen. Einigermaßen sicher ist es auch, daß der eine distale Kern die Anlage des Cuboideum, der andere das Cunei forme III darstellt, Die Metatarsalia (I — V) sind alle als Vorknorpelkerne angelegt. Von dem Metatarsale I scheint allerdings nur die mittlere Partie vorknorpelig angelegt zu sein. Die übrigen sind alle viel vollständiger angelegt und größer (vgl. Fig. 50, Tai. XXXVI). In der Großzehenanlage war noch keine Phalangealanlage zu erkennen. In den übrigen Zehen- anlagen war dagegen je eine vorknorpelige Phalangealanlage vorhanden (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI). Broman, Extremitätenskelett der Robben. 349 Lobodon-Embryo, 29 mm. Die histologische Differenzierung der verschiedenen Knochenanlagen ist in diesem Stadium viel weiter als in dem vorigen fortgeschritten. In den zentralen Partien der Vorknorpel kerne findet man jetzt fast überall Interzellularsubstanz, d. h. der Vorknorpel fängt hier an. in Knorpel überzugehen. In einzelnen Knochenanlagen ist die Differenzierung noch weiter fortgeschritten. Dies ist mit der Tibia und der Fibula der Fall, in deren Diaphysen schon Knochenkerne vorhanden sind (vgl. Fig. 51. Taf. XXXVI). Auch im Ileum und in der Femurmitte ist die histologische Differenzierung des Knorpels so weit vorgeschritten, daß die Verknöcherung bald anfangen kann. Die vorknorpeligen Anlagen des Ileum, des Pubis imd des Ischium sind miteinander zu einem knorpeligen Os coxa e verschmolzen (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI). Außerdem haben sich das Ischium und das Pubis derart miteinander verbunden, daß sie ein dreieckiges Foramen obturatum umschließen. — Dorsalwärts geht von dem Ischium ein starker Prozeß aus, der offenbar dem von Turner beschriebenen winkelförmigen Tuber ischiadicum entspricht. Das Ileum ist mit dem 1. Sacralwirbel (Fig. 51, Sacr.-w. I) und teilweise auch mit dem 2. Sacralwirbel in Ver- bindung getreten. Hand in Hand mit dieser Verbindung haben die betreffenden Wirbel angefangen, die für die Sacralwirbel typische Form anzunehmen. Das Femur ist relativ kurz geblieben. Es ist abgeplattet rektangulär mit eingebogenen Seiten (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI). In den distalen Ecken hegen die beiden Kondylen in den proximalen Ecken das Caput (Cap. fem.) und der Trochanter major (Tr. maj.). Auch ein Trochanter minor ist deutlich angelegt (in Fig. 51 nicht sichtbar). Die Tibia (Fig. 51, Taf. XXXVI. Tib.) ist bedeutend größer als der Femur; sie ist schwach gebogen, und zwar mit der Konkavität fibularwärts. Das proximale Tibiaende ist relativ breit geworden; es befindet sich jetzt gegenüber den beiden Femurkondylen. Die Fibula (Fib.) ist fast von derselben Länge wie die Tibia, aber viel dünner als diese (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI). Sie ist zylindrisch und fast gerade geworden (vgl. Fig. 50 und 51). Ihr proxi- males Ende hat seine direkte Beziehung zum Femur verloren; es ist jetzt nur mit der Tibia, ihr distales Ende dagegen nicht nur mit der Tibia und dem Talus, sondern auch mit dem Calcaneus blastematös verbunden. Sowohl Tibia wie Fibula liegen jetzt nur mit dem distalen Viertel im Bereiche der freien Extremitätenpartie (vgl. die punktierte Rumpfgrenze in den Figg. 50u.51). Die Tarsalia sind alle gut entwickelt (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI). Am größten ist der Talus (Tal.); dann folgen nach der Größe der Calcaneus (Calc.) und das Cuboideum (Cub.). Relativ klein ist das Naviculare (Nav.). Unter den Cuneiformia (Cun.) ist das Cuneiforme III am größten und das Cuneiforme II am kleinsten. — Die Cuneiformia I und II sind miteinander ziemlich fest verbunden. Das Metatarsale I hat jetzt etwa dieselbe Größe wie die Metatarsalia II und III. Das Metatarsale V ist jetzt am kleinsten. In jeder Zehenanlage ist seit dem letzten Stadium (Lobodon 13 mm) eine neue, vorknorpelige Phalange angelegt worden (vgl. Fig. 50 u. 51, Taf. XXXVI). 350 Deutsche Südpolar-Expedition. Lobodon-Embryo, 58 mm. Das Ileum (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII, II.) ist mit dem 1. Sacralwirbel und teilweise auch mit dem 2. Sacralwirbel verbunden. — Das Tuber ischiadicum ist relativ kleiner geworden. Das Femur ist relativ sehr kurz und breit. Seine Länge ist kaum größer als die Breite des Kondylenendes. Der Trochanter major (Fig. 54, Taf. XXXVIII. Tr. maj.) ist groß, der Tro- c hanter minor klein, aber doch deutlich. Zur Hauptachse des Körpers ist das Femur etwa 45° schief ventro-lateralwärts gerichtet. In der Femurdiaphyse ist ein kleiner, ringförmiger Knochenkern zu erkennen (vgl. Fig. 54, Tai. XXXVIII. D). Die Patella (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII, Pat.) ist knorpelig angelegt. Tibia und Fibula stehen etwa in der Längsrichtung des Körpers. Sie sind beide etwa doppelt so lang wie das Femur (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII). Das proximale Ende der Tibia (Tib.) ist breit und platt, während das distale Ende mehr zylindrisch ist und einen deutlichen Malleolus medialis bildet. — Die Fibula (Fib.) ist bedeutend schmäler, geht nicht so weit kranialwärts, erstreckt sich aber entsprechend weiter kaudalwärts. Ihr distales, abgeplattetes Ende erreicht nicht nur die Lateralseite des Talus (Tal.), sondern auch den Calcaneus (Calc). Über die Ausbreitung der Diaphysenknoehenkerne der beiden Unterschenkelknochenanlagon vgl. Fig. 54 A, Taf. XXXVIII. Talus und Calcaneus haben sich relativ stark entwickelt. Weniger stark hat sich das Cuboideum (Cub.) vergrößert. Dagegen hat das Naviculare (Nav.) sich auch relativ stark (und zwar besonders in der Querrichtung der Extremität ) entwickelt, so daß es jetzt auch zu den Cuneiformia II und I in direkter Beziehung steht. Das Ounei forme I ist größer als das Cunei- forme III geworden. Dagegen ist das Cuneiforme II kleiner als das Cuneiforme III geblieben (vgl. Fig. 51 u. Fig. 54). Das zuletzt gebildete Metatarsale I ist jetzt etwas größer als die übrigen Metatarsalia ge- worden (vgl. Fig. 50, 51 und 54). In ähnlicher Weise ist die zuletzt gebildete Basalphalange der Großzehe bedeutend größer als die übrigen Basalphalangen geworden. — Sämtliche Zehen haben je eine Phalange mehr als in dem vorigen Stadium, d. h. die Großzehe hat zwei, die übrigen Zehen je drei Phalangen. Bei einem Vergleich mit dem vorigen Stadium erscheint es am wahrscheinlichsten, daß es die End- phalange ist, die zuletzt gebildet worden ist (vgl. Fig. 51 und 54). Die Endphalange der Großzehe hat im peripheren Ende schon einen Knochenkern. In den übrigen Phalangen hat noch keine Verknöcherung begonnen. Das Extremitätenskelett ist noch etwas weiter in den Bereich des Rumpfes einbezogen worden. Die Grenze zwischen Rumpf und freier Extremität liegt jetzt etwa in der Höhe des Talo-crnral- gelenkes (vgl. die punktierte Linie in Fig. 54A). Lobodon-Emhryo, 82 mm. Die Anlage des Os coxae läßt sich nicht deutlich abgrenzen. Die Länge des Femur (vgl. Fig. 70, Taf. XLIII, Fem.) beträgt 3 mm. In der Diaphysen- mitte ist ein ringförmiger Knochenkern (etwa 0,5 mm lang) vorhanden. I'.koman, Extreinitiitenskelett der Robben. 35 | Die Tibia hat eine Länge von 6 mm. Die Länge ihrer verknöcherten Diaphyse beträgt 3 nun. Die Tibia ist recht stark gebogen (vgl. Fig. 70, Taf. XLIII, Tib.). Die Fibula (vgl. Fig. 70, Taf. XLIII, Fib.) ist dagegen fast gerade. Ihre Länge beträgt 5,75 mm und diejenige ihres Diaphysenknochenkerns 2,5 mm. Die Diaphysen der Metatarsalknochenanlagen haben alle je einen Knochenkern. Dasselbe ist mit den Basalphalaugen der Fall. Die Mittelphalangen bestehen alle ganz und gar aus Knorpel. Dagegen zeigen die Endphalangen je einen Knochenkern. Lobodon cardnophaga, erwachsen. Die Totallänge des Os coxae (vgl. Fig. 73, Taf. XLV, Fig. 76, Taf.XLVI und Fig. 78, TafXLVII) beträgt 245 mm, die größte Breite (zwischen dem Tuber ischii [Tub. isch.] und dem Tub er - culum pubis [Tub. pub.'J gemessen) 111 mm. Das Foramen obturatum (For. obt.) ist 107 mm lang und 44 mm breit. Das Acetabulum (Acet.) hat einen Durchmesser von 32 — 34 mm. Es besitzt eine große Fossa acetabuli (vgl. Fig. 73, Taf. XLV, F. acet.) und eine Incisura acetabuli. Von der Mitte des Acetabulum beträgt die Entfernung zum kranialsten Punkte der Crista ilei (Cr. iL) 77 mm, zur Symphysis pubis (S. pub.) 152 mm und zum Tuber ischii 110 mm. Die Entfernung zwischen der Spina ilei ant. sup. bis zur Spina ilei post. sup. beträgt 63 mm. Die medialwärts gerichtete Partie des Os ilei wird fast vollständig von der mit den Sakral- wirbeln I und II artikulierenden Gelenkfläche aufgenommen. Die kranialwärts hiervon gelegene Partie des Os ilei bis zur Crista ilei hat eine ganz quere Lage in der Höhe der kranialen Fläche des Sacrum (vgl. Fig. 76, Taf. XLVI und Fig. 78, Tai. XLVII). An dem ventralen Rande des Os coxae sind (außer der erwähnten Spina ilei ant. sup.) eine Spina ilei ant. inf., ein Tuberculum ileo-pubicum (Tub. iL -pub.) und ein Tuber - culum pubis (Tub. pub.) zu erkennen (vgl. Fig. 73, Taf. XLV. Fig. 76, Taf. XLVI und Fig. 78, Taf. XLVTI). An dem dorsalen Rande des Os coxae fällt vor allem das Tuber ischii (Tub. isch.) auf. Die Spina ischii (Sp. isch.) ist nur sehr schwach angedeutet (vgl. Fig. 73, Tai. XLV, Sp. isch.); dasselbe ist mit der Spina ilei post. inf. der Fall. Die Symphysis pubis (S. pub.) hat eine Länge von 40 mm. Das Femur (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII und Fig. 80, Taf. XLIX) ist 105 mm lang. Seine größte Breite (in der Höhe der Epicondylen gemessen) beträgt 77 mm. Eine Fovea capitis ist nicht zu sehen. — Der Trochanter major (Tr. maj.) ist mächtig entwickelt. Die Fossa trochanterica ist dagegen nur schwach markiert. Trochanter minor und Trochanter tertius fehlen. — Diebeiden Epicondylen sind kräftig entwickelt. Der Epicondylus medialis läuft proximalwärts in eine Crista aus, die in einer kurzen Spina supracondyloidea (Sp. s: cond.) endigt. Zwischen den beiden Epicondylen befindet sich die Facies patellaris (Fac. pat.), die von den beiden Condylen vollständig getrennt ist. Medioproximalwärts von der Facies patellaris befindet sich eine seichte Grube, die ich Fovea suprapa tellaris nennen möchte. Deutsche SUdpolar-Eipedition. XVI. Zoologie VIII. ^ 352 Deutsche Siidpolar-Expeditiou. Die Pate IIa ist 33 mm lang und 30 mm breit, Über ihre Form geben Fig. 79, Tai. XLVIII und Fig. 80, Taf. XLIX Auskunft. Die Tibia (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII und Fig. 80, Taf. XLIX. Tib.) hat eine Länge von 265 mm. Die Tuberositas tibiae (T. tib.) ist breit. Sie greift nur eine kurze Strecke auf die Crista anterior tibiae über. Die letztgenannte Crista ist niedrig und verstreicht bald (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII). Weiter lateralwärts läuft die Margo infraglenoidalis in eine kurze, aber scharfe, sagit- tal gestellte Erhöhung aus (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII *). Die ganze Tibia ist relativ stark gebogen. Über ihre Form geben Fig. 79, Tai. XLVIII und Fig. 80, Taf. XLIX Aufschluß. Der Malleolus medialis ist nur schwach entwickelt. Die proximale Tibiapartie ist dorsalwärts stark ausgehöhlt (vgl. Fig. 80, Taf. XLIX). Mit dem Capitulum fibulae befindet sie sich in breiter, knöcherner Verbindung (vgl. Fig. 79, Tal. XLVIII und Fig. 80, Taf. XLIX, Synost.). Distahvärts ist die Verbindung der beiden Unter- beinknochen weniger intim. Die Fibula (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII und Fig. 80, Tai. XLIX, Fib.) hat eine Länge von 250 mm. Sie ist recht kräftig entwickelt. Ihre Diaphysenpartie ist gerader als diejenige der Tibia . - Das Capitulum fibulae hat proximalwärts eine grolle freie Fläche, die jedoch nicht mit dem Femur in Kontakt kommt. Wie das distale Tibiaende, zeigt auch das distale Fibula endo tiefe, längsgehende Sehnen- furchen, zwischen denen hohe Knochenleisten vorspringen. Über die Form der Fibula im übrigen vgl. Fig. 79, Tai. XLVIII und Fig. 80, Tai. XLIX. Das distale Fibulaende besitzt eine kleine Gelenkfläche iür den Calcaneus und eine große Gelenkfläcke für den Talus. Die größte Länge des Talus (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII und Fig. 80, Taf. XLIX, Tal.) beträgt 75 mm. In der Mitte des Knochens befindet sich die 44,5 mm breite Gelenkfläche dieses Knochens für die beiden Unterbeinknochen. Die Gelenkfläche für die Tibia ist nur unbedeutend größer als die- jenige für die Fibula. Die Grenze zwischen diesen Gelenkflächenpartien wird durch eine sagittale Kante markiert (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII). Das Tuber tali erstreckt sich etwas weiter nach hinten als das Tuber calcanei (vgl. Fig. 80, Tai. XLIX). Es bildet die mediale Partie der Ferse. — Außer den großen Gelenkflächen für den Calcaneus bzw. für das Naviculare besitzt der Talus auch eine - wenn auch sehr kleine - - Gelenkfläche, die mit dem Cuboideum artikuliert. Der Calcaneus (vgl. Fig. 79, Taf.XLVIlI und Fig. 80, Taf. XLIX, Calc.) hat eine Länge von 65 mm. Sein Tuber bildet die laterale Partie, der Ferse (vgl. Fig. 80. Taf. XLIX). Er artikuliert einerseits mit dem Talus und der Fibula, andrerseits mit dem Cuboideum. Außerdem hat er zu der plantaren Partie des Naviculare direkte Beziehung. Das Naviculare (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII und Fig. 80, Tai. XLIX. Nav.) besteht aus einem dorsalen kleineren Teil und einem plantaren größeren Teil. Der letztgenannte nimmt eine be- trächtliche Partie der plantaren Tarsalfläche ein und entspricht der Lage nach auch dem Liga- mentum calcaneo -naviculare plantare des Menschen. Medialwärts markiert eine Furche die Grenze zwischen den beiden Teilen des Naviculare. An dieser Seite ist der plantare Teil Bboman, Extremitätenskelett der Robben. 353 des Knochens mit einer starken Spina (in Fig. 80, Tal'. XLIX. sichtbar) versehen. Zu allen übrigen Tarsalknochen hat das Naviculare direkte Beziehung. Das Cuboideum (vgl. Fig. 79, Taf. XLYI11 und Fig. 80, Tal. XLIX. Cub.) ist etwa von der- selben Größe wie das Naviculare. Seine Plantarfläche besitzt eine tiefe, fast quer verlaufende. Furche für die Peroneus sehne und ein hohes Tuberculuni, das diese Furche proximalwärts begrenzt (vgl. Fig. 80, Tai. XLIX). Es artikuliert mit dem Calcaneus, dem Naviculare, dem Cuneiforme III, den Metatarsalia IV und V und stößt mit kleinen Eckpartien auch an den Talus und das Metatarsale III. Unter den Cuneiformia (vgl. Fig. 7!». Tai. XLVI11 und Fig. 80, Taf. XLIX, Cun.) ist das Cuneiforme I am größten, das Cuneiforme II am kleinsten. Das Cuneiforme I artikuliert mit dem Cuneiforme II, dem Naviculare und den Metatarsalia I und IL Das Cuneiforme II ist nicht von der plantaren Fläche des Fußskelettes aus sichtbar (vgl. Fig. 80, Taf. XLIX). Es artikuliert mit den Cuneiformia I und III, dem Naviculare und dem Metatarsale IL Das Cuneiforme III besitzt sowohl an der dorsalen wie an der plantaren Fläche ein Tuber- culuni. Distalwärts von dem plantaren Tuberculuni ist eine seichte Per o neu s furche zu sehen. Das Metatarsale I hat eine Länge von 108 mm. Seine Basalpartie artikuliert sowohl mit dem Cuneiforme I wie mit dem Metatarsale IL Das Metatarsale II ist 75 mm lang. Außer mit den beiden angrenzenden Metatarsal- knochen artikuliert seine Basalpartie mit den drei Cuneiformia. Das Metatarsale III ist nur 60 mm lang. Es ist auch dünner als die übrigen Metatarsalia. Seine Basalpartie artikuliert -- außer mit den angrenzenden Metatarsalia -- mit dem Cunei- forme III und erreicht mit einer Ecke auch das Cuboideum. Das Metatarsale IV ist 71 mm lang. Außer mit den angrenzenden Metatarsalknochen artikuliert seine Basalpartie nur mit dem Cuboideum. Das Metatarsale V hat eine Länge von 98 mm. Seine Dicke ist fast ebenso groß wie die- jenige des Metatarsale I. Seine Basalpartie artikuliert zum größeren Teil mit dem Meta- tarsale IV, zum kleineren Teil mit dem Cuboideum (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII und Fig. 80, Taf. XLIX. I— V). Die Länge der Basalphalangen I — V beträgt 110 mm, 82 mm, 75 mm, 85 mm und 103 nun. Die Basalphalangen der Zehen V und I sind bedeutend breiter und dicker als die übrigen. Am schmälsten ist die Basalphalange der Zehe III. Die Mittelphalangen der Zehen II — V sind 60 mm, 58 mm, 63,5 mm und 70 mm lang. Die Mittelphalange der Zehe V ist nicht nur länger, sondern auch breiter und dicker als die übrigen. Am schmälsten und dünnsten ist die Mittelphalange der Zehe III. Die Endphalangen der Zehen I — V haben eine Länge von 65 mm, 37 mm, 31 mm. 39 mm und 48 mm. Die Endphalangen der Zehen I und V sind auch breiter und dicker als die übrigen. Am dünnsten und schmälsten ist diejenige der Zehe III. Die Zehe III erstreckt sich nicht viel weiter distalwärts als die Mittelphalangen der Zehen II und IV. -17* 354 Deutsche Südpolar-Exjjedition. Die Zehen II und IV sind etwa gleich lang. Distalwärts erreichen sie das distale Ende der Mittelphalange der Zehe V. Die Zehen I nnd V sind etwa gleich lang. Unverknöcherte Epiphysengrenzen sind weder an den Fußknochen, noch an den übrigen Knochen der hinteren Extremität zu erkennen (vgl. Fig. 79, Tai. XLVIII und Fig. 80, Taf. XLIX). Leptonychotes-Embryo, 23 mm. Die Vorknorpelkerne des Ileum, des Ischium und des Pubis sind schon zu einer (2,1 mm langen und 0,9 nun breiten) einheitlichen Hüftbeinanlage (vgl. Fig. 55 und 56, Taf. XXXIX) verschmolzen. An der Verschmelzungsstelle ist das Acetabulum (Acet.) schon als kleine, aber tiefe Grube markiert. Von der Mitte dieser Grube beträgt die Entfernung zur Cr ista ilei 0,8 mm, zum Tuber ischii 1,1 mm und zur Symphyse 1,3 mm. - - Mit dem Os pubis bildet die An- lage des Os ilei einen lateralwärts offenen stumpfen Winkel von etwa 135°. Die beiden Anlagen der Ossa ilei (IL) sind mit dem ersten Sacralwirbel (vgl. Fig. 52, Taf. XXXVII, Sacrtw.I) blastematös verbunden. — Die Anlage des Os pubis hat sich mit dem ventro- kaudalen Teil des Os ischii vereinigt, so daß ein Foramen obturatum (For. obt.) schon vorhanden ist. Dieses Foramen hat eine Länge von 0,6 mm und eine Breite von 0,34 mm. — Die beiden vorknorpeligen Ossa pubis sind durch eine blastematöse Symphyse miteinander verbunden. Das Tuber isckiadieuni (vgl. Fig. 55 und 56, Tai. XXXIX, Tub. isch.) ist angelegt. Die Längsachse des Os coxae bildet mit der Wirbelsäule einen kaudalwärts offenen Winkel von etwa 60°. Die vorknorpelige Femuranlage (vgl. Fig. 65, Taf. XL1 und Fig. 66 und 67, Tai. XLII) hat eine Länge von 1,16 mm. Die Breite derselben beträgt am proximalen Ende 0,6 mm und am distalen Ende 0,8 mm. Ein Trochanter major (Tr. maj.) ist, obwohl noch klein, deutlich zu erkennen. Dagegen fehlt ein Trochanter minor. Das Caput femoris ist angelegt, aber noch nicht von der Anlage des Trochanter major scharf abgegrenzt. - - Die Femurkondylen sind stark ent- wickelt und zwar besonders der laterale (Cond. lat. ). Die vorknorpelige Tibiaanlage (vgl. Fig. 65, Tai. XLI und Fig. 66 und 67, Taf. XLII) hat eine Länge von 1,5 mm und eine mittlere Breite von 0,3 mm. Ihr proximales Ende verbreitert sich gegenüber den Femurkondylen, und zwar besonders weit fibularwärts, so daß das kaudale Femurende nur mit der Tibia artikuliert. Das kaudale Tibiaende artikuliert mit der Talusanlage (vgl. Fig. 52, Taf. XXXVII). Die vorknorpelige Fibula anläge ist etwas dünner als die Tibiaanlage (vgl. Fig. 65, Taf. XLI und Fig. 66 und 67, Taf. XLII). Ihr proximales Ende artikuliert mit der Tibia, ihr distales Ende mit der Fibularseite des Talus (vgl. Fig. 52, Taf. XXXVII). Die etwa gleichgroßen vorknorpeligen Anlagen des Talus (Tal.) bzw. des Calcaneus (Calc.) sind unter den Tarsalknochenanlagen die größten (vgl. Fig. 53, Taf. XXXVII). Sie haben eine größte Länge von etwa 0,55 mm. Die. vorknorpelige Anlage des Cuboideum (Cub.) hat eine größte Länge von etwa 0,35 nun. Sie artikuliert mit den Anlagen des Calcaneus, des Cuneiforme III und der Metacarpalia IV und V. B roman. Extremitätenskelett der Robbe}). 355 Die vorknorpelige Anlage des Cuneiforme III hat eine größte Länge von etwa 0,25 mm. Sie. artikuliert mit den Anlagen des Cuboideum, des Cuneiforme II und der Metacarpalia II und III. Die vorknorpelige Anlage des Naviculare (Nav.) hat eine größte Länge von etwa 0,2 nun. Sie artikuliert mit den Anlagen des Talus, des Cuneiforme II und — obwohl davon durch eine viel dickere Blastemschicht getrennt — des Cuneiforme I. Die vorknorpelige Anlage des Cuneiforme I hat eine größte Länge von 0,17 mm und artiku- liert mit den Anlagen des Cuneiforme II und des Metacarpale I. Die vorknorpelige Anlage des Cuneiforme II ist unter den Tarsalknochenanlagen die kleinste. Sie hat eine größte Länge von nur 0,15 mm. Sie artikuliert mit den Anlagen der beiden anderen Cuneiformia und des Naviculare. Die vorknorpeligen Metatarsalia II — V haben je eineLänge von etwa 0,55 mm, während das Metatarsale I eineLänge von nur0,5 mm zeigt. Das letztgenannte ist auch deutlich dünner als die übrigen. Die Zehe I hat nur eine vorknorpelige Phalange, während die andern Zehen alle je zwei vorknorpelige Phalangen besitzen (vgl. Fig. 53, Taf. XXXVII). In der Zehe V hat sich aber die zweite Phalange — nach ihrem histologischen Bau zu urteilen — offenbar später als in den Zehen II — TV herausdifferenziert. In keiner der Knochenanlagen hat eine Verknöcherung begonnen.. Die proximalen % der Unterbeinknochenanlagen liegen innerhalb des Rumpfes. Nur etwa das distale Viertel der Tibia und etwas mehr von der Fibula befindet sich demnach innerhalb der freien Extremitätpartie (vgl. die punktierte Grenzlinie in Fig. 52). Lepton !/cJtote$-Em\n'}0, 32 mm. Die knorpelige Anlage des Os ilei (vgl. Fig. 57 und 58, Taf. XXXIX) hat eine Länge von 3,84 mm und eine größte Breite (in der Höhe des Tuber ischii gemessen) von 1,6 mm. Sie ist dauernd nur mit dem 1. Sakralwirbel direkt verbunden. Das Acetabulum (vgl. Fig. 57, Tai. XXXIX, Acet.) ist größer, aber relativ seichter ge- worden. Von der Mitte desselben ist die Entfernung zur Crista ilei 1,6 mm, zum Tuber ischii ebenfalls 1,6 mm und zur Symphyse 2,1 mm. Das Foramen obturatum (vgl. Fig. 57 und 58, Taf. XXXIX, For. obt.) hat eine Länge von 1.08 mm und eine Breite von 0,6 mm. Die Symphysis pubis ist etwa 0,5 mm lang. Das Tuber ischii ist recht stark entwickelt (vgl. Fig. 57 und 58, Taf. XXXIX, Tub. isch.). Der kaudalwärts offene Winkel zwischen der Längsachse des Os coxae und der Wirbelsäule beträgt nur etwa 45". Das ganze Os coxae ist histologisch nicht gleichmäßig beschaffen, sondern besteht zum Teil aus Knorpel, zum Teil aus Vorknorpel. An denjenigen Stellen, wo die Verschmelzung seiner drei Komponenten stattgefunden hat, besteht es nur aus Vorknorpel. Am weitesten histologisch ent- wickelt ist offenbar die Anlage des Os ilei, die das Stadium unmittelbar vor der Verknöcherung erreicht hat. Die noch ganz und gar knorpelige Femuranlage (vgl. Fig. 68 und 69, Taf. XLII) hat eine Länge 356 Deutsche Südpolar-Expedition. von 1,9 nun und eine größte Breite (in der Höhe der Epicondylen gemessen) von 1,4 nun. - - Der Trochanter major (Tr. maj.) hat sich mächtig entwickelt. Ein Trochanter minor fehlt dagegen. Das Caput femoris (Cap. fem.) hat sich etwas deutlicher abgegrenzt (vgl. Fig. 66 und 68, Tat'. XLII). Eine vorknorpelige Patella (Fat.) ist angelegt. Dieselbe hat eine Länge von 0,5 mm und eine Breite von 0,34 mm. Die knorpelige Tibiaanlage (vgl. Fig. 68 und 69, Taf. XLII, Tib.) hat eine Länge von 2,9 mm und eine größte Breite (am proximalen Ende gemessen) von 1,1 mm. Die Form der Tibiaanlage ist derjenigen des fertigen Knochens schon recht ähnlich. Die proximale Partie zeigt aber noch keine bedeutendere Abplattung. In der Diaphyse hat sich ein 0,8 mm langer ringförmiger Knochen- kern gebildet. Die knorpelige Fibulaanlage ist 2,7 mm lang. "Über ihre Form und Lage im Verhältnis zur Tibia vgl. Fig. 68, Taf. XLII. In der Diaphyse ist ein 0,7 mm langer, ringförmiger Knochenkern zu erkennen. Die Anlagen der Tarsalia bestehen noch aus Vorknorpel, der indessen in den größeren Tarsal- knochenanlagen im Begriff ist, sich zu Knorpel umzubilden. (Da die Schnittserie an dieser Stelle nicht ganz tadellos war, verzichte ich darauf, die infolge- dessen weniger zuverlässigen Rekonstruktionsbilder der Tarsalknochenanlagen abzubilden und hier zu beschreiben.) Die Anlagen der Metatarsalknochen I — V bestehen in den Diaphysenpartien alle schon aus Knorpel. Sie haben eine Länge von 1,26 mm. 1,36 mm, 1,04 mm, 1 mm und 1 mm. Die Anlagen der Basalphalangen haben fast dasselbe histologische Entwicklungsstadium erreicht wie die Metatarsalia. Die Länge der Basalphalangen der Zehen I — V beträgt 0,76 mm, 0,72 mm, 0,7 mm. 0,68 mm und 0,68 mm. Die Anlagen der Mittelphalangen bestehen noch größtenteils aus Vorknorpel. In ihren Diaphysenschnitten sind indessen kleine Knorpelkerne zu erkennen. Die Länge der Mittel - phalangen der Zehen II — V beträgt 0,6 mm, 0,54 mm, 0,52 mm und 0,5 mm. Die Anlagen der Endphalangen bestehen alle noch aus Vorknorpel. Sie haben alle eine Länge von etwa 0,34 mm. Verknöcherung hat weder in den Metatarsalia noch in den Phalangen begonnen. LeptonyeJiotes-Emhrya, 104 mm. (Die Anlage des Hüftbeines ist nicht deutlich abzugrenzen.) Die Anlage des Femur hat eine Länge von 4 mm. Ihre Diaphyse besitzt einen 0,6 mm langen (ringförmigen ) Knochenkern. Die Länge der Tibiaanlage beträgt 8 mm, diejenige der Fibulaanlage 7,5 mm. Diese Knochen- anlagen sind mit je einem 4,5 mm langen Diaphysenknochenkern versehen. Die Metatarsalia, die Basal- und die Endphalangen haben alle je einen Knochenkern. Lejttouf/chotes-Emhrjo, 520 mm. Die Totallänge des Os coxae (vgl. Fig. 59 und 60, Taf. XL) beträgt 46 mm, die größte Breite desselben 19 mm. Das Foramen obturatum ist 16 mm lang und 8 mm breit. Das Acetabu- lum hat einen Durchmesser von 7 — 8 mm. — Von der Mitte des Acetabulum beträgt die Ent- Broman, Extremitätenskelett der Robben. 357 ferniing bis zum höchsten Punkte der Crista ilei 15 mm, zur Symphyse 27 mm und zum Tuber ischii 20 mm. Die Entfernung zwischen den beiden Spinae ilei superiores beträgt 12,1 mm. Über die Totalform des Knochens sowie über die Form und Lage der drei Knochenkerne vgl. Fig. 59 und 60, Taf. XL. Die Länge des Femur beträgt 2,4 mm, seine größte Breite (in der Epicondylenhöhe) 1,62 mm. Der Diaphysenknochenkern ist 1,5 mm lang. Die Tibia (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV, Tib.) ist 46mm lang. Die Breite ihres proximalen Endes beträgt 14,3 mm. Ihre verknöcherte Diaphyse ist 35 mm lang. Die Dorsalseite der proximalen Tibiapartie ist abgeplattet, zeigt aber noch keine Aushöhlung. — Die Lateralseite der Tibia ist recht stark gebogen. Die Länge der Fibula (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV, Fib.) beträgt 47 mm, diejenige ihrer verknöcherten Diaphyse 33,5 mm. Die Fibula ist noch ganz gerade. Ihr proximales Ende artiku- liert mit der Tibia, ihr distales Ende mit dem Talus und — obwohl dies sehr unbedeutend — mit dem Calcaneus. Der Talus (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV, Tal . ) hat eine Länge von 19,6 mm. Die Breite der Gelenk- fläche desselben für die beiden Unterbeinknochen beträgt 9,5 mm. Die Gelenkfläche des Talus für die Fibula ist ebenso groß wie diejenige für die Tibia. Das Tuber tali zeigt an der Plantar - seite eine tiefe Sehnenfurche. Der Calcaneus (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV, Calc.) hat eine Länge von 16 mm. Die Form desselben entspricht fast vollständig derjenigen des erwachsenen Knochens. — Dasselbe läßt sich auch von den andern Tarsalknochenanlagen sagen (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV und Fig. 83, Taf. L). Die Tarsalknochenanlagen bestehen alle ganz und gar aus Knorpel (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII). Ihre Beziehungen sind dieselben wie beim erwachsenen Tier. Die Metatarsalia I — V haben eine Länge von 26 mm, 19,8 mm, 14,5 mm, 17 mm und 22,2 mm. Sie sind alle mit Diaphysenknochenkernen versehen, unter welchen derjenige der Zehe I am größten und derjenige der Zehe III am kleinsten ist. Der nächstgrößte Knochenkern ist derjenige der Zehe V (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII). Die Basalphalangen der Zehen I — V sind 22 mm, 16 mm, 14,5 mm, 17 mm und 20,5 mm lang. Ihre Diaphysen sind sämtlich verknöchert (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII). • Die Mittelphalangen der Zehen II — V sind 11 mm, 9 mm, 12 mm und 13 mm lang. Ihre Diaphysen sind sämtlich verknöchert (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII). Die Endphalangen der Zehen I — V sind 13 mm, 8 mm, 5 mm, 8 mm und 10 mm lang. Sie sind alle mit je einem Knochenkern versehen (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII). Leptonychotes iveddelli, neugeboren. Die Totallänge des Os coxae beträgt 131 mm, die größte Breite desselben 51 mm. - l);is Foramen obturatum (vgl. Fig. 61 und 62, Taf. XL, For. obt.) ist 45 mm lang und 24 mm breit. Das Acetabulum (vgl. Fig. 62, Taf. XL, Acet.) hat einen Durchmesser von 20 — 22 mm. Von der Mitte des Acetabulum beträgt die Entfernung bis zum höchsten Punkte der Crista ilei 44 mm, zur Symphysis pubis 85 mm und zum Tuber ischii (Tub. isch.) 60 mm. - Die Entfernung zwischen der Spina ilei ant. sup. bis zur Spina ilei post. sup. beträgl 37,5 mm. S $\cä? c AN o°s "o/* # 358 Deutsche Südpolar-Expedition. Die allgemeine Form des Knochens geht ans den Fig. 61 und 62, Tai. XL, hervor. Dieselben zeigen auch die Lage und Ausbreitung der Knochenkerne. Der Ramus descendens ossis pubis hat schon angefangen, mit dem Ramus ascendens ossis ischii zu verschmelzen. Dagegen sind die acetabularen Enden der beiden Knochen noch durch einen Knorpelstreifen voneinander getrennt. Noch viel breiter ist aber der Knorpelstreifen, der diese beiden Knochenkerne von dem- jenigen des Os ilei trennt. — Die Crista ilei wird von einem 3 — 6 mm breiten Knorpelstreifen gebildet. — Ein ähnlicher Knorpelstreifen verläuft von der »Symphyse bis zum Tuber ischii. Das Femur hat eine Länge von 60 mm und eine größte Breite (in der Epicondylenhöhe ge- messen) von 50 mm. Die größte Breite des proximalen Femurendes beträgt 36 mm, die geringste Breite der Femurdiaphyse 19 mm. Dem Femurkopf fehlt eine Fossa capitis. Der cmere Durchmesser des Femurkopfes ist 21.3 mm, sein longitudinaler 19,7 mm lang. Die Vorderseite der Femurdiaphyse ist gerade. Die Facies patellaris ist in transversaler Richtung schwach konvex, in longitudinaler Richtung stark konvex. In der erstgenannten Richtung hat sie eine Breite von 22 mm, in der letztgenannten eine Länge von 14 mm. Die Breite der Fossa intercondyloidea beträgt 13 mm, diejenige des lateralen Condyls 21,7 mm und diejenige des medialen Condyls 13,6 mm. Eine Crista supracondyloidea medialis existiert noch nicht. Die knöcherne Femurdiaphyse ist relativ nicht viel größer geworden als im vorigen Stadium. Dagegen haben sowohl das Caput femoris wie das distale Femurende je einen Epiphysen- knochenkern erhalten (vgl. Fig. 48, Taf. XXXV). Die Patella (vgl. Fig. 49, Taf. XXXV, Pat.) stellt eine konvex-konkave, etwa 7 mm dicke Knorpelscheibe dar. Ihr Durchmesser beträgt in der Querrichtung 1,61 mm. in der Längs- richtung etwa ebenso viel. Die Tibia hat eine Länge von 130 mm, eine größte Breite (am proximalen Ende gemessen) von 47 mm und eine kleinste Diaphysenbreite von 14,7 mm. Die Dorsalseite der proximalen Tibia - hälfte ist abgeplattet, aber noch nicht ausgehöhlt. In der Mitte der verknöcherten Tibiadiaphyse ist der Markkanal in Entstehung begriffen (vgl. Fig. 49, Taf. XXXV). Beide Tibiaepiphysen haben Knochenkerne. Derjenige der proxi- malen Tibiaepiphyse stellt eine große (25 mm breite und 9 mm dicke), bikonvexe Knochenscheibe dar (vgl. Fig. 49, Taf. XXXV), während derjenige der distalen Tibiaepiphyse nur noch klein (10 x 4,5 mm) ist (vgl. Fig. 72, Tai. XLIV). Die Fibula hat ebenfalls eine Länge von 130 mm. Ihre Breite beträgt am Capitulum 21.4 mm, an der Diaphysenmitte 6,4 mm und am distalen Ende 24 mm. Die knöcherne Fibuladiaphyse ist vollständig gerade. In der Mitte derselben ist eine kleine Markhöhle vorhanden. Die distale Fibulaepiphyse ist recht groß. In der Mitte derselben ist ein wenig kom- pakter, aber recht großer Knochenkern zu sehen. In der relativ sehr kleinen, knorpeligen Epi- physe des Fibulakopfes sucht man dagegen vergeblich nach einem Knochenkern (vgl. Fig. 49, Taf. XXXV). Broman, Exttemitätenskelett der Robben. 359 Das knorpelige Capitulum fibulae trägt eine unebene, 21 mm lange und 6,5 mm breite Gelenkfläche für die Gelenkverbindung mit der Tibia. Die Tarsalknochenanlagen sind alle mit je einem großen Knochenkern versehen (vgl. Fig. 72, Tal. XLIV). Die Metatarsalia I— V haben eine Länge von 79 mm. 61,5 mm, 45 mm, 47,5 mm und 66 mm. Sie sind alle mit recht großen distalen Epiphysenknochenkernen versehen (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV). Dagegen besitzt nur das Metatarsale II in der proximalen Epiphyse einen Knochen - kern. Derselbe ist nur sehr klein und offenbar ganz neuerdings entstanden. Die Basalphalangen der Zehen I— V sind 75 mm, 52,5 mm, 47 mm, 53,5 mm und 67 mm lang. Die Mittelphalangen der Zehen II— V sind 34.5 mm, 35,5 mm, 38,5 mm und 39 mm lang. Die Endphalangen der Zehen I— V sind 40 mm, 28 mm, 23 mm, 25 mm und 33 mm lang. Die Diaphysen der Phalangen sind alle verknöchert. Epiphysenknochenkerne sind dagegen in den Phalangen nirgends zu finden (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV). Leptonychotes weääelli, erwachsen. Die Totallänge des Üs coxae (vgl. Fig. 74, 75 und 77) beträgt 277 mm, die größte Breite desselben 111 mm. Das Foramen obturatum (vgl. Fig. 74, Taf. XLV, For. obt.) ist 120 mm lang (in kranio-kaudaler Richtung) und 52 mm breit (in dorso-ventraler Richtung). Das Acetabulum (Acet.) hat einen Durchmesser von 30—32 mm. Von der Mitte des Acetabulum beträgt die Entfernung bis zum höchsten Punkte der Crista ilei 90 mm, zur Symphysis pubis 183 mm und zum Tuber ischii 130 mm. Die Entfernung zwischen der Spina ilei ant. sup. bis zur Spina ilei post. sup. be- trägt 85 mm. Die medialwärts gerichtete Partie des Os ilei wird zum allergrößten Teil von der mit den Sakralwirbeln I und II artikulierenden Gelenkfläche aufgenommen. Unmittelbar ventralwärts von dieser Gelenkfläche befindet sich die Spina ilei ant. inf. An der ehemaligen Grenze zwischen dem Os pubis und dem Os ilei ist eine Crista vor- handen, die sich am ventralen Beckenrande zu einem Tuberculum erhebt, das ich Tuberculum ileo-pubicum (Tub. il.-pub.) nennen möchte. Dieses Tuberculum, das von Turner sogenannte Tuberculum pectineale, entspricht offenbar der Eminentia ileopectinea des menschlichen Beckens. Fossa acetabuli und Incisura acetabuli sind vorhanden (vgl. Fig. 74, Taf. XLV). Eine Spina ischii fehlt. Die Symphyse hat eine Länge von 35 mm. An der ehemaligen Grenze zwischen dem Os pubis und dem Os ischii ist ein stumpf- winkeliger Vorsprung, Tuberculum ischio -pubicum (vgl. Fig. 74, Taf. XLV, Tub. isch.- pub.) vorhanden. Dieser stellt offenbar eine spät entstandene Bildung dar; denn sie existierte nicht bei dem von Turner (1888) beschriebenen Leptonychotes- Exemplar. Auch die Form des Tuber ischii hat sich seit diesem Stadium etwas verändert (vgl. Text- figur 17. S. 346 und Fig. 74, Taf. XLV). Das Femur (vgl. Fig. 81, Taf. L und Fig. 84, Taf. LI) ist 125 nun lang. Seine größte Breite Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie V1JI. 48 ;5ßO Deutsche Südpolar-Expedition. (in der Höhe der Epicondylen) beträgt 78 mm. Knorpelige Epiphysengrenzen sind nicht mehr vorhanden. Sonst stimmt der Bau des Knochens mit der schon von Turner (1888) gegebenen Beschreibung überein (vgl. oben S. 346). Die Patella (vgl. Fig. 82, Tal'. L und Fig. 85, Tai. LI, Pat.) hat eine Länge von 28 mm und eine Breite von 33 mm. Das kraniale Ende ist erheblich dicker als das kaudale. Die Tibia (vgl. Fig. 82, Tai L und Fig. 85, Taf. LI, Tib.) ist 297 mm lang. Die Tuberositas tibiae (T. tib.) ist breit (27 mm), aber kurz. Die Crista anterior tibiae ist abgeplattet und daher nur schwach markiert, läßt sich aber bis zur Tibiamitte herab verfolgen. Hier geht ihre mediale Partie in eine 70 mm lange, longi- tudinale Tuberosität (Tuberositas musculi gracilis) über. In der Höhe, wo diese Tuberosität an der Medialseite des Knochens aufhört, befindet sich an der Lateralseite des Knochens eine scharfe Erhöhung (vgl. Fig. 82, Taf. L und Fig. 85, Taf. LI*), die an dem von Turner (1888) beschriebenen jüngeren Leptonychotes -Exemplar nicht vorhanden war. Das proximale breite Tibia ende ist mit dem Capituluin fibulae breit verwachsen. Die noch bei dem von Turner beschriebenen Exemplar vorhandene Gelenkverbindung zwischen dem Capitulum fibulae und der Tibia ist also durch eine Synostose (Synost.) ersetzt worden. Die distalen Enden der beiden Unterschenkelknochen sind dagegen nur durch eine Syndesmose, miteinander verbunden. Die Fibula (vgl. Fig. 82, Taf. L und Fig. 85. Tat'. LI. Fib.) hat eine Länge von 287 mm. Sie ist nicht, wie bei dem von Turner beschriebenen Exemplar, ganz gerade, sondern schwach ge- bogen. — Das Capitulum fibulae hat proximalwärts eine große, von der Tibia freie Fläche, die jedoch nicht mit dem Femur in Berührung tritt. Etwa 40 mm distalwärts von dieser Fläche befindet sich an der Dorsalseitc der Fibula eine etwa 20 mm lange Tuberosität (vgl. Fig. 85, Taf. LI**). Die Epiphvsengrenzen der beiden Unterschenkelknochen sind am proximalen Ende vollständig und am distalen Ende bis auf undeutliche Spuren verschwunden. Im übrigen stimmt das Aus- sehen der Unterschenkelknochen mit der von Turner gegebenen Beschreibung überein (vgl. Text- figur 19, S. 346 und Fig. 82, Taf. L). Der Talus (vgl. Fig. 83, Taf. L und Fig. 86, Taf. LI, Tal . ) hat eine Länge von 83 mm. Die Breite der Gelenkfläche dieses Knochens für die beiden Unterbeinknochen beträgt nur 41 mm, ist also - trotz der größeren Länge des Talus -- schmäler als bei Lobodon (vgl. oben S. 352). Die Gelenk- fläche für die Fibula hat etwa dieselbe Größe wie diejenige für die Tibia. Das Tuber tau. das die mediale Partie der Ferse bildet, ist an der Plantarfläche mit einer großen Sehnenfurche versehen (vgl. Fig. 86, Taf. LI). Der Calcaneus (Calc.) hat eine Länge von 74 mm. Er liegt nicht plantarwärts, sondern ganz und gar lateralwärts vom Talus. Sein Tuber ist nicht ganz so lang wie das Tuber tali, nimmt aber doch an der Bildung der Ferse teil. Etwa die lateroplantare Hälfte der Ferse wird vom Tuber calcanei gebildet. Der plantare Teil des Naviculare (Nav.) ist weniger stark entwickelt als bei Lobodon und erreicht daher nicht den Calcaneus. Die bei Lobodon vorhandene Spina ossis navicularis fehlt. Im übrigen verhält sich der Knochen wie bei Lobodon. Broman. Extremitätenskelett der Robben. 36J Das Cuboideum (Cub.) ist etwa von derselben Größe wie das Na viculare. Das die iVr<>- neussehnenfurche proximalwärts begrenzende Tuberculum an der Plantarfläche des Knochens ist noch stärker als bei Lobodon entwickelt. An dem Cuneiforme III fehlt ein dorsales Tuberculum. Sonst verhalten sich alle drei Cunei- formia wie bei Lobodon. Von den schon hervorgehobenen Ausnahmen abgesehen sind die Beziehungen der Tarsal- knochen dieselben wie bei Lobodon (vgl. oben S. 352). Die Metatarsalia I — V haben eine Länge von 128 mm, 98 nun, 69 mm, 78 mm und 106 mm. Die Beziehungen ihrer Basalpartien sind dieselben wie bei Lobodon. Die Basalphalangen der Zehen I — V sind 112 mm. 87 mm. 75 mm, 91 mm und 107 mm lang. Die Mittelphalangen der Zehen II — V sind 65 mm, 58 mm, 07 mm und 68 mm lang. Die Endphalangen der Zehen I — V sind 65 mm, 40 mm, 35 mm. 40 mm und 57 mm lang. Weder an den Phalangen, noch an den Metatarsalknochen sind Epiphysengrenzen mehr zu erkennen (vgl. Fig. 83, Tai. L und Fig. 86, Taf. LI). PÄoeo-Embryo, 11,8 mm. Sowohl das Ileum wie das Ischium waren als Vorknorpelkerne angelegt. Dagegen war eine vorknorpelige Pubisanlage noch nicht deutlich zu erkennen. Die vorknorpelige Femuranlage war relativ groß. Auch die Unterschenkelknochen waren als Vorknorpelkerne angelegt. Die Fußplatte zeigte äußerlich noch keine Strahlen. Das sie ausfüllende Blastem zeigte auch größtenteils noch keine deutliche. Differenzierung. Nur die mittleren Metacarpalia waren als Vorknorpelkerne schwach angedeutet. Phoea-Etabryo, 50,5 mm. Das Hinterbeinskelett dieses Embryo zeigte der Hauptsache nach ganz ähnliche Verhältnisse wie der 58 mm lange Lofrorfon-Embryo (vgl. oben S. 350). PJtoca foetiäa, junges Tier. Das Ischium und das Pubis waren distalwärts miteinander verschmolzen. Proximalwärts, d. h. in der Aeetabulargegend, waren sie dagegen noch sowohl voneinander wie von dem Ileum durch Knorpel getrennt. In der das Ischium und das Pubis von dem Ileum trennenden Knorpelpartie hatte sich ein kleiner Knochenkern, ein Os acetabuli, ausgebildet. — Das Tuber ischii war etwas weniger spitz als beim erwachsenen Tier. Die Spina ischii war klein, aber deutlich. Das Femur hatte zwei proximale Epiphysenknochenkerne (einen für das Caput und einen für den Trochanter major) und einen distalen. -- Eine Spina sixpracoiidyloidea war noch nicht gebildet. Die übrigen Epiphysen des Hinterbeinskeletts verhielten sich wie beim entsprechenden Ent- wicklungsstadium des Menschen. Ha tiehoei'us-Emhryo, 27.5 mm. Das Hinterbeinskelett dieses Embryo zeigte der Hauptsache nach ganz ähnliche Verhältnisse wie der 29 mm lange Lobodon- Embryo (vgl. oben S. 349). 48* g(j2 Deutsche Südpolar-Expedition. 2. Überblick über die Entwicklung der einzelnen Hinterbeinknochen. a) Hei Lobodon. Os coxae. In unserem Anfangsstadium — beim 13 mm langen Lobodon^Embryo - ist die Anlage des Os coxae nur durch drei getrennte Vorknorpelkerne repräsentiert (vgl. Fig. 63. Tat'. XLI). Diese Vor knorpelkerne stellen die Anlagen des Os ilei (IL), des Os ischii (Isch.) und des Os pubis (Pub.) dar. Unter diesen ist die Anlage des Os ilei (vgl. Fig. 50, Tat. XXXVI, Fig. 02 und 03, Tat. XLI) am größten und dem sich bildenden Knochen am ähnlichsten. Viel Ähnlichkeit mit dem defini- tiven Knochen hat jedoch diese Anlage noch nicht. Mit dem sich bildenden Sacrum ist sie noch nicht in nähere Verbindung getreten. Etwas kaudalwärts von der Anlage des Os ilei liegt die vorknorpelige Anlage des Os ischii (vgl. Fig. 62 und 63, Taf. XLI, Isch.). Dieselbe ist fast ebenso lang, aber nur etwa halb so breit wie die Anlage des Os ilei. Die Anlage des Os pubis (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI und Fig. 03. Taf. XLI. Pub.) ist um mehr als die Hälfte kleiner als diejenige des Os ischii. Sie liegt ventrocranialwärts von der letztgenannten, und zwar recht weit entfernt, sowohl von dieser wie von der Anlage des Os ilei (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI). Die letztgenannte Anlage bildet zu der Anlage des Os ischii einen lateralwärts offenen Winkel von ewa 135° (vgl. Fig. 62, Taf. XLI). Die Spitze dieses Winkels wird von dem proximalen F e m u r ende aufgenommen. In der folgenden Entwicklungsperiode vergrößern sich die Anlagen des Os ilei, des Os ischii und des Os pubis. Sie berühren sich hierbei in der Gegend des sich bildenden Acetabulum und verschmelzen hier zu einem einheitlichen, zunächst vorknorpeligen Os coxae (vgl. Fig. 51. Taf. XXXVI). Die älteren Partien dieser einheitlichen Hüftbeinanlage behalten aber betreffs ihrer histo- logischen Entwicklung noch lange den Vorsprung, so daß sie sich zu Knorpel umwandeln, wenn das Acetabulum nur noch aus Vorknorpel besteht, und zu Knochen, wenn das Acetabulum das Knorpelstadium erreicht. Die Anlagen des Os ischii und des Os pubis verlängern nicht nur ihre von Anfang an kon- vergierenden proximalen Enden, sondern auch ihre anfangs divergierenden distalen Enden. Diese letztgenannten Endpartien biegen hierbei gegeneinander um, so daß sie zuletzt mit- einander in Verbindung treten und verwachsen. Auf diese Weise entsteht das Foramen obturatum. Beim 29 mm langen Lobodon-~Emhryo ist das Foramen obturatum gebildet. Es ist in diesem Entwicklungsstadium fast dreieckig, mit der breiteren Partie proximalwärts. (Dasselbe ist noch beim 58 mm langen Embryo der Fall. ) Später verändert sich diese Form so, daß das Foramen obturatum langgestreckt oval und dabei proximal am schmälsten und in der Mitte am breitesten wird (vgl. Fig. 73, Taf. XLV). Die auffallendste Veränderung des Foramen obturatum in Bkoman, Extremitätenskelett rlor Roblien. 363 späteren Entwicklungsstadien ist indessen seine starke Verlängerung, die mit der starken Ver- längerung des Os ischii und des Os pubis Hand in Hand geht. Schon früh treten die beiden Ossa pubis in der Medianebene miteinander zu einer Sym- physis pubis zusammen, und die beiden Ossa ilei verbinden sich blastematös mit den Partes laterales des ersten und — wenn auch relativ unbedeutend — des zweiten Sakralwirbels. Bei unserem 29 mm langen Embryo sind diese Verbindungen der Ossa coxae schon in relativ derselben Ausdehnung wie beim erwachsenen Tier vorhanden. Die Anlage des Os ilei ist beim 29 mm langen Lobodon -J^mbryo relativ breit und kurz (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI und Fig. 73, Taf. XLV). In der Folge wächst sie etwas weniger stark in der Breite (d.h. von der Spina ilei ant. sup. bis zur Spina ilei post. sup. gemessen) als in der Länge (d.h. vom Acetabulum bis zur höchsten Höhe der Crista ilei gemessen). Die obere, ursprünglich medio cranial wärts gelegene, von der Sacralverbindung freie Ileum- fläche ist in späteren Entwicklungsstadien fast rein cranialwärts gerichtet. Gleichzeitig plattet sie sich ab und wird etwas caudalwärts verschoben, so daß sie beim erwachsenen Tier eine laterale Fortsetzung der cranialen Sacralfläche bildet (vgl. Fig. 76, Taf. XLVI). An der Grenze zwischen dem Ileum und dem Pubis ist schon beim 29 mm langen Lobodon- Embryo ein Höcker vorhanden (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI, Tub. iL -pub.), der wohl als eine Anlage des Tuberculum ileo -pubicum gedeutet werden kann; bei 58 mm Länge ist derselbe indessen nur durch eine schwache Erhöhung angedeutet (vgl. Fig. 54, Taf. XXXV1I1). Das ursprünglich kurze Pubis und das Ischium verlängern sich während der späteren Ent- wicklungszeit relativ noch stärker als das Ileum. Das Pubis zeigt noch beim 58 mm langen Embryo kein Tuberculum pubis, das demnach eine relativ späte Bildung sein muß. Dagegen tritt das Tuber ischii (vgl. Fig. 73, Taf . XLV, Tub. isch.) schon früh auf. Beim 29 mm langen Lobodon-Embryo ist es sogar eine relativ noch mächtigere Bildung als beim erwachse- nen Tier. In der nächstfolgenden Entwicklungsperiode erfährt es eine relative Verkleinerung. Eine Spina ischii tritt dagegen erst spät und dabei nur sehr schwach auf (vgl. Fig. 73. Taf. XLV, Sp. isch.). Die Verknöcherung des Os coxae tritt zuerst in der Anlage des Ileum auf. Schon beim 2mbiyo hat das Tuber tali etwa die- selbe Länge wie das Tuber calcanei erreicht, nimmt also ebensoviel wie dieses an der Bildung der Ferse teil. Später wird das Tuber tali nicht nur breiter, sondern auch etwas länger als das Tuber calcanei; es bildet also zuletzt die größere Partie der Ferse (vgl. Fig. 80, Taf. XLIX). An der Plantarseite bekommt das Tuber tali in späteren Entwicklungsstadien eine breite, seichte Sehnenfurche. Außer mit den beiden Unterschenkelknochen tritt die Talusanlage schon früh sowohl mit der Calcaneusanlage und der Naviculareanlage wie mit der Cuboideumanlage in breite Verbindung (vgl. Fig. 5, Taf. XXXVI). Unter diesen Verbindungen des Talus mit den anderen Tarsalknochenanlagen bleiben die- jenigen mit dem Calcaneus und dem Naviculare in voller Ausdehnung zeitlebens bestehen. Dagegen wird die Berührungsfläche des Talus mit dem Cuboideum in der späteren Entwick- lungsperiode immer relativ kleiner (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI, Fig. 54, Taf. XXXVIII und Fig. 79, Taf. XLVIII), ohne jedoch jemals vollständig aufzuhören. Noch beim erwachsenen Tier besitzt der Talus eine kleine Eckpartie, die mit dem Cuboideum artikuliert. Bei den 29, 58 und 82 mm langen Lo&odon- Embryonen besteht die Talusanlage aus Knorpel. Die Calcaneusanlage hat von Anfang an eine rein fibulare Lage (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI). Infolge der oben geschilderten Verlängerung des Talus fibularwärts (vgl. Fig. 51. Taf. XXXVI) kommt sie aber trotzdem erst relativ spät und unbedeutend zu der Fibula in direkte Beziehung. Deutsche SUdpoJar-Expedition. XVJ Zoologie VIII, 49 368 Deutsche Siidpolar-Expedition. Aus der kleineu, beim 58 mm langen Lobodon -Embryo (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII) zustande ge- kommenen Berührungsfläche des Calcaneus mit der Fibula bildet sich indessen eine kleine Artikulationsfläche aus, die noch beim erwachsenen Tier vorhanden ist. Die Vergrößerung der Calcaneus anläge geschieht nicht immer gleichmäßig. Zuerst wächst ihre Tuber partie relativ stark; später vergrößert sich das entgegengesetzte Ende relativ stärker. Beim 58 mm langen Embryo ist der Calcaneus deutlich länger als der Talus. Später wird um- gekehrt der Talus länger als der Calcaneus. Die beim erwachsenen Tier vorhandenen tiefen Sehnenf lirchen der dorsalen Calcaneusfläche entwickeln sich erst spät. Bei ihrer Vergrößerung kommt die Calcaneusanlage schon früh mit dem Talus und dein Cuboideum in Berührung (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI und Fig. 52, Taf. XXXVII). Zu diesen Knochenanlagen hat der Calcaneus schon beim 29 mm langen Lobodon-Embryo direkte Be- ziehungen. Etwas später wird der Calcaneus einerseits mit der Ulna und andrerseits - - bei der Vergrößerung der plantaren Partie des Naviculare mit dieser Knochenanlage eng verbunden. Bei 29 und 58 mm Länge des Embryo und noch bei 82 mm Länge besteht der Calcaneus ganz und gar aus Knorpel. Die Anlage des Cuboideum (Cub.) ist beim 13 mm langen Lokx7on-Embryo -- wie Bchon erwähnt — nur unbedeutend kleiner als die Anlagen des Talus und des Calcaneus (vgl. Fig. 50 Taf. XXXVI). Später vergrößert sie sich aber viel weniger als die beiden letztgenannten. Sie Wächst auch weniger schnell als das Naviculare. Daraus erklärt sich, daß das später angelegte und noch bei 29 mm Länge des Embryo viel kleinere Naviculare (vgl. Fig. 51, Taf. XXXYI. Nav.) zuletzt fast ebenso groß wie das Cuboideum wird (vgl. Fig. 80 Taf. XLIX). Beim 29 mm langen Embryo befindet sich das Cuboideum in Berührung einerseits mit dem Talus und dem Calcaneus und andrerseits mit dem Metatarsale IV, dem Cuneiforme III und dem Naviculare (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI). Bei 58 nun Länge hat das Cuboideum außerdem zum Metacarpale V und -- obwohl nur mit einer Ecke -- zum Metacarpale III direkte Beziehungen gewonnen (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII). Die in diesem Stadium vorhandenen Beziehungen des Cuboideum bleiben zeitlebens be- stehen, wenn auch diejenige zum Talus — wie schon oben erwähnt wurde — später relativ un- bedeutender wird. Die tiefe Sehnenfurche an der Plantarfläche des Cuboideum entwickelt sich erst relativ spät. Die Verknöcherung des Cuboideum hat beim 82 mm langen Lobodon-Embryo noch nicht angefangen. Die vorknorpelige Anlage des Naviculare entsteht erst relativ später. Sie ist beim 13 nun langen Embryo noch nicht zu erkennen (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI). Bei 29 mm Länge stellt sie eine dünne Knorpelscheibe dar (Fig. 51, Taf. XXXVI, Nav.), die plantarwärts etwas dicker wird. Sie ist in diesem Stadium etwa von derselben Größe wie das früher angelegte Cuneiforme III. Später wächst das Naviculare relativ rasch (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI, Fig. 54, Taf. XXXVIII und Fig. 79, Taf. XLVIII). Beim Embryo von 58 mm Länge ist es etwa dreimal und beim er- wachsenen Tier wohl viermal so groß wie. das Cuneiforme III. Schon beim 58 mm langen Lobodon- Embryo wird das Naviculare durch eine Längsfurche Broman, Extremitätenskelett der Robben. 369 in eine dorsale, kleinere und eine plantare, größere Partie gesondert. Der Größenunterschied zwischen diesen beiden Partien wird in der Folge noch größer, indem die plantare Partie sich relativ stark ausbreitet und zuletzt sogar (plantarwärts vom Talus) den Calcaneus erreicht (vgl. Fig. 80, Taf. XLIX). Beim 29 mm langen Embryo hat das Naviculare nur zum Talus und zu den Cuneiformia II und III direkte Beziehung (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI). Bald nachher kommt es auch mit dem • uboideum und dem Cuneiforme I in Berührung, und zuletzt erreicht es — wie erwähnt - auch den Calcaneus (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII und Fig. 80, Taf. XLIX). Die Verknöcherung des Naviculare hat beim 82 mm langen Embryo noch nicht angefangen. Die beim erwachsenen Tier vorhandene Uncus ossis navicularis entsteht erst in späteren Entwicklungsstadien. Von den Ossa cuneiformia wird, wie erwähnt, das Cuneiforme III zuerst angelegt. Dasselbe ist schon beim 13 mm langen Lobodon- Embryo erkennbar (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI), und beim 29 mm langen sind sie alle drei vorhanden (vgl. Fig. 51, Tai. XXXVI). Bei diesem Embryo ist das Cuneiforme III am größten und das Cuneiforme I, das wohl zuletzt angelegt wurde, am kleinsten. Das Cuneiforme I wächst indessen in der nächstfolgenden Entwicklungsperiode relativ so stark, daß es schon beim 58 mm langen Embryo (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII, Cun. I) größer als die beiden andern Cuneiformia ist. Dasselbe ist noch beim erwachsenen Tiere der Fall. Gleichzeitig damit, daß das Cuneiforme I relativ stark wächst, wächst das Cuneiforme II relativ schwach. Auf diese Weise wird dasselbe bald das kleinste von den drei Cuneiformia. Es wird hierbei durch das Cuneiforme I von der Plantarfläche des Fußes ganz weggedrängt und ist also zuletzt nur von der Dorsalseite des Fußskeletts aus sichtbar (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII und Fig. 80, Taf. XLIX). Das Cuneiforme III wächst während dieser Zeit mäßig stark. An Größe wird es daher zu- letzt von dem Cuneiforme I etwas übertroffen. Die Verknöcherung der drei Cuneiformia hat beim 82 mm langen Lobodon- Embryo noch nicht angefangen. Infolge der ungleichmäßigen Vergrößerung der drei Cuneiformia verändern sich ihre Be- ziehungen ein wenig während der Entwicklung. Das Cuneiforme I hat beim 29 mm langen Zofrorfon-Embryo nur zum Cuneiforme II und zum Metatarsale I engere Beziehungen (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI). Später artikuliert es auch mit der plantaren Partie des Naviculare und kommt sogar plantarwärts vom Cuneiforme II in die unmittelbare Nähe des Cuneiforme III. Das Cuneiforme II hat schon beim 29 mm langen Lobodon -Embryo Berührung sowohl mit den Cuneiformia I und III wie mit dem Metatarsale II und dem Naviculare, d. h. mit allen denjenigen Knochenanlagen, mit welchen es später artikulieren wird. Seine Beziehung zu dem Metatarsale II ist aber in diesem Stadium relativ viel größer als später, und seine Berührung mit dem Naviculare betrifft in diesem Stadium die medialste Partie des letzteren und nicht die mittlere wie später (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI, Fig. 54, Taf. XXXVIII und Fig. 79, Taf. XLVIII). 49* gjQ Deutsche Siidpolar-Expeditiun. Das Cuneiforme III hat beim 29 mm langen Lobodon-'EmbTjo (vgl. Fig. 51, Tai. XXXVI) Berührung mit dem Metatarsale III. dem Cuboideum, dem Naviculare und dem Cunei- forme I. Später artikuliert es außer mit diesen Knochen auch mit dem Metatarsale II und kommt plantarwärts vom Cuneiforme II sogar in direkte Verbindung mit dem Cuneiforme I (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII und Fig. 79. Tai. XLVII1). M e t a t a r s a 1 k n o c h e n . Schon beim 13 mm langen Lobodon -Embryo sind die Metatarsalknochen alle als Vor- knorpelkerne angelegt (vgl. Fig. 50, Tai. XXXVI). In diesem Entwicklungsstadium ist das Meta- tarsale II am längsten. Etwas kürzer, aber dicker sind die Metatarsalia III und IV; noch kleiner ist das Metatarsale V und am allerkleinsten das Metatarsale I. Beim 29 mm langen Embryo (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI) sind die Metatarsalknochenanla.um alle korpelig geworden. Das Metatarsale III ist jetzt am größten und das Metatarsale V am kleinsten. Die Metatarsalia I und II haben etwa dieselbe Länge wie das Metatarsale III, sind aber dünner und schmäler als dieses. Das Metatarsale IV ist etwas kürzer als das Meta - tarsale III und beträchtlich länger als das Metatarsale V. Bei 58 mm Länge des Lobodon- Embryo (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII) haben sich die Größen- Verhältnisse der Metatarsalia wieder verändert. In diesem Entwicklungsstadiuni ist das Meta- tarsale I am längsten und das Metatarsale III am kürzesten. Am nächstlängsten ist das Meta- tarsale V. Danach folgen der Länge nach die Me tatarsalia II und IV. Das Metatarsale V ist nicht nur länger, sondern auch dicker als die Metatarsalia II — IV geworden. Die bei diesen Stadien beobachteten relativen Größenverhältnisse der Metatarsalia werden in der folgenden Entwicklungsperiode nicht nur beibehalten, sondern immer stärker hervorgehoben, indem die Metatarsalia I und V stetig stärker (sowohl an Länge wie an Dicke) als die übrigen wachsen, während die Metatarsaliall und IV sich nur mäßig vergrößern und das M e t a t ar sal e III im Wachstum zurückbleibt (vgl. Fig. 70, Taf. XLIII und Fig. 79, Taf. XLVIII). Die Verknöcherung der knorpeligen Metatarsalknochenanlagen hat beim 58 mm langen Lobodon -Embryo noch nicht angefangen. Beim 82 mm langen Embryo (vgl. Fig. 70, Tai. XLIII) haben die Metatarsalia aber alle schon Diaphysenknochenkerne. Die Länge dieser Knochen - kerne ist zu derjenigen der Metatarsalia direkt proportional. Am längsten ist also der Dia- physenknochenkern des Metatarsale I, am kürzesten derjenige des Metatarsale 111. Phalangen. Unter den Phalangen werden die Basalphalangen zuerst angelegt. Von ihnen wiederum entstehen wahrscheinlich zuerst diejenigen der Zehen III und IV, dann wahrscheinlich diejenigen der Zehen II und V und zuletzt diejenige der Zehe I. Denn beim 13 mm langen Lobodon- Embryo (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI) sind die vorknorpeligen Basalphalangenanlagen der Zehen III und TV bedeutend größer als diejenigen der Zehen II undV, und die Basalphalange der Zehe I ist in diesem Stadium noch nicht angelegt. Erst beim 29 mm langen Embryo finden wir auch die Basalphalange der Zehe I angelegt (vgl. Fig. 51 Taf. XXXVI). Brohan, Extremitätenskelett der Robben, 37 j J11 diesem Entwicklungsstadium sind die Basalphalangen der Zehen HI und II am längsten und dann folgen der Länge nach diejenigen der Zehen I, IV und V. Beim 58 mm langen Embryo ist die Basalphalange der Zehe I am längsten geworden (vgl. Fig. 54, Tat. XXXVIII). Sie ist jetzt fast doppelt länger als diejenige der Zehe III. Die Basal- phalangen der Zehen II — V weisen in diesem Entwicklungsstadium keine größeren Längenunter- schiede auf. Jedoch ist schon jetzt zu erkennen, daß die Basalphalange der Zehe III im Wachstum etwas nachbleibt, während die Basalphalange der Zehe V relativ stark sowohl an Länge wie an Dicke und Breite zuzunehmen beginnt. In späteren Entwicklungsstadien wachsen die Basalphalangen alle stark in die Länge, jedoch nicht alle in demselben Maße. Relativ am wenigsten verlängert sich jetzt die Basalphalange der Zehen I und III, relativ am meisten diejenige der Zehe V. Auf diese Weise wird zuletzt die Basalpha lange der Zehe V fast ebenso lang wie diejenige der Zehe I. An Breite nimmt die Basalphalange der Zehe V auch relativ stark zu, so daß sie beim erwachsenen Tier größtenteils breiter als diejenige der Zehe I ist. Die Basalphalangen der Zehen II — IV, von denen diejenige der Zehe III am kleinsten ist, machen jetzt einen sehr schlanken Eindruck im Vergleich mit den Basalphalangen der Zehen I und V (vgl. Fig. 79, Tai. XLVIII und Fig. 80. Taf. XL1X). Die Verknöcherung der Basalphalangen hat beim 58 mm langen Lobodon -Embryo noch nicht angefangen, aber bei 82 mm Länge (vgl. Fig. 70, Tai. XLIII) sind die Diaphysen der Basal- phalangen der Zehen I und V in recht großer Ausdehnung verknöchert. Eine beginnende Ver- knöcherung ist auch in der Diaphyse der Basalphalange der Zehe II zu erkennen. Dagegen zeigen die Basalphalangen der Zehen III und IV noch keine Verknöcherung. Die Mittelphalangen der Zehen II — V, die beim 13 mm langen Lobodon -Embryo (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI) noch nicht zu erkennen waren, sind beim 29 mm langen Embryo (vgl. Fig. 51, Tai. XXXVI) alle angelegt. Am längsten ist in diesem Entwicklungsstadium die Mittelphalange der Zehe III, am kürzesten diejenige der Zehe V. Beim 58 mm langen Embryo (vgl. Fig. 54, Tai. XXXVIII) haben sich diese Verhältnisse derart verändert, daß die Mittelphalangen jetzt alle etwa gleich groß sind. Die schon in diesem Entwicklungsstadium einsetzende relativ starke Vergrößerung der Mittel - phalange der Zehe V setzt sich in den folgenden Entwicklungsstadien fort, so daß diese Mittel - phalange die übrigen zuletzt nicht nur an Länge, sondern auch an Breite und Dicke sehr be- trächtlich übertrifft. Die Mittelphalange der Zehe III bleibt während derselben Entwicklungs- periode an Wachstum am stärksten zurück. Die Mittelphalangen zeigen beim 58 mm langen Lobodon-'Embryo (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII) noch keine Verknöcherung, dagegen haben sie beim 82 mm langen Embryo (vgl. Fig. 70, Taf. XLI 1 1 ) alle je einen kleinen Diaphysenknochenkern. Bemerkenswert ist hierbei, daß der Knochenkern der Mittelphalange der Zehe V eher kürzer als länger als diejenigen der Zehen II — IV ist (vgl. Fig. 70, Taf. XLIII). Die Endphalangen der Zehen I — V sind beim 29 mm langen Lobodon -Embryo (vgl. Fig. 51, Taf. XXXVI) noch nicht zu erkennen, aber bei 58 mm Länge sind sie alle schon angelegt (vgl. Fig. 54, Tai. XXXVIII). In diesem Entwicklungsstadium ist die Endphalange der Zehe I am größten, diejenige der Zehe V am kleinsten. 372 Deutsche Südpolar-Expedition. Bald nachher fängt aber die Endphalange der Zehe V an. relativ stark zu Wachsen, während diejenige derZehelll im Wachstum zurückbleibt. Auf diese Weise ist schon beim 82mm (vgl. Fig. 70, Tai. XLI11) langen Lobodon-Embryo die Endphalange der Zehe V die zweitgrößte und diejenige der Zehe III die kleinste geworden; und dieser Unterschied wird in der Folge noch stärker ausge- prägt (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII und Fig. 80, Taf. XL1X). Die von Anfang an stärkste Endphalange, diejenige der Zehe I, zeigt schon bald nach ihrer Entstehung am distalen Ende einen Knochenkern. Derselbe ist schon beim 58 mm langen Embryo (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII) vorhanden, und beim 82 mm langen haben auch die übrigen End- phalangen je einen Knochenkern (vgl. Fig. 70, Taf. XLIII) am distalen Ende. Der zuerst angelegte Knochenkern der Endphalange der I. Zehe ist in diesem Stadium am größten; dann folgen der Größe nach diejenigen der Zehe V, der Zehen II und IV und der Zehe III. b) Bei Leptonychotes. Os coxae. In unserem Anfangsstadium — beim 23 mm langen Leftonychotes-'Emhrjo — sind die Vor- knorpelkerne des Ileum, des Ischium und des Pubis schon zu einer einheitlichen Hüftbein- anlage verschmolzen (vgl. Fig. 55 und 56, Tai. XXXIX). Diese Verschmelzung hat nicht nur in der Acetabulargegend (Acet.), sondern zwischen dem Pubis und dem Ischium auch in der Symphysengegend stattgefunden. Das Foramen obturatum (For. obt.) ist -- mit andern Worten -- schon gebildet. Das- selbe ist in diesem und dem nächstfolgenden Stadium (vgl. Fig. 57 und 58, Taf. XXXIX) relativ breit und kurz. Es ist nicht, wie beim 29 mm langen Lobodon -Embryo, dreieckig, sondern mehr eiförmig, mit dem spitzen Ende ventralwärts. In den folgenden Entwickhmgsperioden formt es sich mehrmals nicht unbeträchtlich um (vgl. Fig. 55, 57, Tai. XXXIX, Fig. 60, 62, Taf. XL und Fig. 74, Taf. XLV). Die hauptsächlichste Veränderung des Foramen obturatum in den späteren Entwicklungsstadien ist jedoch die, daß es allmählich relativ größer und dabei vor allem länger wird, und daß es zuletzt ventralwärts (= kaudalwärts) breiter als dorsalwärts ( = kranial - wärts) wird. Die von dem Eamus superior ossis pubis begrenzte Seite des Foramen ob- turatum ist von Anfang an mehr gerade als die von dem Os ischii begrenzte Seite (vgl. Fig, 55, 57, Taf. XXXIX, Fig. 60, 62, Tai. XL und Fig. 74, Tai. XLV). Die beiden Ossa pubis haben sich beim 23 mm langen Leptonychotes-'EmbTjo schon — unter Vermittlung einer Blastemscheibe — miteinander in der Medianebene verbunden. Die Sym- physis pubis ist also schon angelegt. Die betreffende Blastemscheibe wandelt sich später in Vor- knorpel und Knorpel um. Durch eine ähnliche Blastemscheibe hat sich beim 23 nun langen Embryo die Anlage des Us ilei mit dem ersten Sacralwirbel (vgl. Fig. 52, Taf. XXXVII, Sacr:w. I) verbunden. Diese Verbindung dehnt sich bald auch auf den zweiten Sacralwinkel aus. — Auch diese Blastemscheibe wandelt sich später in Vorknorpel und Knorpel um. Indem sie aber in der Mitte berstet, entsteht hier eine Gelenkhöhle. Gleich wie bei Lobodon ist auch bei Leftonychotes die Anlage des Ileum anfangs relativ kurz Broman, Extremitätenskelett der Robben. 373 und breit, um später relativ etwas stärker in die Länge zu wachsen und dabei relativ schmäler zu werden (vgl. Fig. 55, 57, Taf. XXXIX, Fig. 60, 62, Taf. XL und Fig. 74, Taf. XLV). Die zuerst kranialwärts, später mehr ventralwärts gerichtete Spina ilei anterior super ior ist schon früh relativ stark markiert (vgl. Fig. 57 und 58, Taf. XXXIX, Sp. il. a. sup.). Die Spina ilei posterior superior tritt dagegen anfangs weniger stark hervor und bekommt erst nach der Geburt ihre definitive relative Größe. Die Spina ilei ant. inf. entsteht erst nach der Geburt. Das ganze Os ilei ist anfangs relativ dünn und überall etwa gleich dick. Später verdickt sich aber die mit dem Sa er um verbundene Partie relativ viel stärker als die freie, die Fossa iliaca begrenzende Ileumpartie. Nach der Geburt verdickt sich auch diese freie Ileumpartie, und zwar um so stärker, je näher sie der Sacralverbindung liegt. Auf diese Weise wird die ursprünglich schief mediocranialwärts gerichtete Fossa iliaca nach der Geburt zuletzt fast rein kranialwärts ge- richtet (vgl. Fig. 56, 58, Taf. XXXIX, Fig. 59, 61, Taf. XL und Fig. 75, Taf. XLVI). Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, daß die der menschlichen Fossa iliaca ent- sprechende Ileumfläche bei den hier untersuchten Robben nie eine Grube bildet, sondern anfangs ganz platt ist und später sogar schwach konvex wird. In der mit dem Sacrum verbundenen Ileumpartie tritt zuerst, und zwar schon beim 32 mm langen Leptonychotes -Embryo, ein Knochenkern auf. Derselbe vergrößert sich relativ schnell nach der Crista ilei hin (vgl. Fig. 60 und 62, Tai. XL). Erst nach der Geburt greift diese Ver- knöcherung auf die Acetabulargegend über. Die Crista ilei (Cr. il.) bleibt bis in die spätesten Entwicklungsstadien knorpelig. Betreffs der Entwicklung des Os ischii ist folgendes hervorzuheben. Das Tuber ischii ist schon in unseren frühesten Entwicklungsstadien (bei den 23 und 32 mm langen Embryonen) stark (obwohl nicht ganz so stark wie beim 29 mm langen Lobodon -Embryo) markiert (vgl. Fig. 55 bis 58, Taf. XXXIV). In späteren Entwicldungsstadien wird das Tuber ischii sogar relativ etwas schwächer ausgeprägt, indem seine Spitze etwas abgestumpft wird (vgl. Fig. 59 — 62, Taf. XL und Fig. 74, Taf. XLV). Eine Spina ischii war weder bei den Leptonychotes -'Embryonen noch beim erwachsenen Tier zu erkennen. Die Verknöcherung des Os ischii hat beim 520 mm langen Embryo schon das Tuber ischii erreicht (vgl. Fig. 59 und 60, Taf. XL). Am dorso -kranialen Ende des Foramen obtura- tum hat in diesem Stadium der Knochenkern denjenigen des Os pubis fast erreicht (vgl. Fig. 60, Taf. XL). Am ventro-kaudalen Ende des Foramen obturatum befindet sich dagegen der Knochenkern des Os ischii noch in großer Entfernung von demjenigen des Os pubis (vgl. Fig. 60, Taf. XL). Zur Zeit der Geburt hat er indessen den Pubisknochenkem auch hier erreicht (vgl. Fig. 62, Taf. XL). In diesem Entwicklungsstadium hat sogar hier schon die knöcherne Ver- schmelzung des Os ischii mit dem Os pubis angefangen, während die beiden Knochen am andern Ende des Foramen obturatum noch durch eine Knorpelscheibe vollständig getrennt sind. Die Verknöcherung der Acetabulargegend und die Hand in Hand hiermit stattfindende Ver- schmelzung des Os ilei mit den beiden andern Komponenten des Hüftbeines findet wahrscheinlich erst relativ spät statt. Denn noch beim neugeborenen Tier besteht die ganze Acetabulargegend 374 Deutsche Siidpolar-Expedition. ganz und gar aus Knorpel (vgl. Fig. 61 und 62, Taf. XL). Von der Symphysis pubis ab bis zum Tu ber ischii ist in diesem Entwicklungsstadium auch noch ein Knorpelstreifen erhalten. Betreffs der Entwicklung des Os pubis ist nicht viel zu sagen. Die Anlage dieses Knochens wird schon früh stärker als diejenige des Os ischii und bleibt dies auch in der Folge. Beim 520 mm langen Leptonychotes -Embryo ist der ganze Ramus superior ossis pubis verknöchert. Beim neugeborenen Tier ist auch der Ramus inferior desselben größtenteils verknöchert (vgl. Fig. 60 und 62, Taf. XL). An der Stelle, wo der letztgenannte mit dem Ramus inferior ossis ischii verschmilzt, befindet sich schon im Knorpelstadium eine Verbreiterung (vgl. Fig. 59 und 60, Taf. XL), die noch beim erwachsenen Tier charakteristisch ist. Auch an dem nichtacetabularen Teil der Verschmel- zungsstelle des. Pubis mit dem Ileum entsteht schon vor der Verknöcherung dieser Stelle eine Erhöhung, die nach der Verknöcherung schärfer ausgeprägt wird und das Tuberculum ilio- pubicum darstellt. -- Ein Tuberculum pubis wird bei Leptonychotes nicht gebildet. Die Anlage des Acetabulum (Acet.) ist schon beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo als eine kleine, aber relativ tiefe Grube vorhanden. Bei 32 mm Länge ist dieselbe relativ größer und seichter geworden (vgl. Fig. 55 und 57, Taf. XXXIX). In späteren Entwicklungsstadien vertieft sich wieder das Acetabulum, indem seine Ränder sich immer mehr erhöhen. Gleichzeitig grenzt sich das Acetabulum immer schärfer von der Umgebung ab. -- Diese Erhöhung der Ace- tabularränder hat beim 520 mm langen Embryo begonnen (vgl. Fig. 60, Taf. XL) und ist beim neugeborenen Tier schon recht weit fortgeschritten (vgl. Fig. 62, Tai. XL), erreicht aber erst während der extrauterinen Entwicklung ihre definitive Ausdehnung (vgl. Fig. 74, Taf. XLV). Sehr bemerkenswert ist die Tatsache, daß eine recht große Fossa acetabuli (vgl. Fig. 60, 62, Taf. XL und Fig. 74, Taf. XLV) ausgebildet wird, obgleich ein Ligamentum teres femoris bei diesen Tieren nie existiert. Die Längsachse des Os coxae, die beim 23 mm langen Leptiwycltotes-EmhTyo zu der Wirbel- säule einen kaudalwärts offenen Winkel von etwa 60° bildet, dreht sich in der Folge mit dem ven- tralen Ende kaudalwärts, so daß der erwähnte Winkel immer kleiner wird und zuletzt nur etwa 30" betraut. \-' Femur. Die Anlage des Femur befindet sich beim 23 mm langen Leptonychotes- Embryo größtenteils auf dem Knorpelstadium. Sie hat in diesem Stadium fast schon die charakteristische Form des Robbenfemurs erreicht (vgl. Fig. 52, Taf. XXXVII, Fig. 65, Taf. XLI und Fig. 67, Taf. XIII, Fem.), wenn ich davon absehe, daß der Trochanter major (Tr. maj.) nur noch schwach ent- wickelt ist. - - Die Condylen (vgl. Fig. 65, Taf. XLI und Fig. 66, Tai. XLII, Cond. med., Cond. lat.) des Femurs sind beide schon mächtig entwickelt, und die Breite des distalen Femurendes ist deshalb schon sehr beträchtlich im Verhältnis zur Länge des Femurs. — Die Anlage des Femur ist schon kürzer als diejenige der Tibia (vgl. Fig. 67, Tai. XLII). In der nächstfolgenden Entwicklungsperiode entwickelt sich der Trochanter major (vgl. Fig. 66 und 68, Tai. XLII, Tr. maj.) relativ sehr stark. Derselbe hat schon beim 32 mm langen Embryo etwa seine definitive relative Größe erreicht (vgl. Fig. 68, Taf. XLTT und Fig. 81, Taf. L, Tr. maj.). Bkoman, Extremitätenskelett der Robben. ^75 Ein deutlicher Trochanter minor wird bei Leptonychotes nicht angelegt. Nur eine schwache Erhebung ist bei den beiden jüngeren Leptonychotes-FAnbrjonen an der betreffenden Stelle zu sehen und diese Erhebung wird in späteren Entwicklungsstadien noch undeutlicher. Die Fossa intercondyloidea ist noch beim 32 mm langen Embryo nur schwach entwickelt. Wie bei Lobodon erreicht sie erst in späten Entwicklungsstadien ihre definitive relative Tiefe. Eine kleine Fossa patellaris ist schon beim 23 mm langen Embryo angedeutet (vgl. Fig. 66 und 67, Taf. XLII). Beim 32 mm langen Leptonychotes-l&mhiyo ist dieselbe noch als Vertiefung vorhanden. In späteren Entwicklungsstadien gleicht sich aber diese Vertiefung ganz aus, so daß die Gelenkfläche für die Patella beim 520 mm langen Embryo in der Querrichtung ganz platt ist. Beim neugeborenen Tier ist die Facies patellaris in der Querrichtung sogar schwach konvex geworden. Noch zu dieser Zeit hebt sich die Facies patellaris nicht von dem Femur auf. Erst im extrauterinen Leben erhöhen sich sowohl der mediale wie der laterale Rand der Patellargelenküäche, so daß die letztgenannte zuletzt in der Querrichtung schwach konkav wird (vgl. Fig. 81, Taf. L, Fac. pat.). Hierbei ist bemerkenswert, daß bei Leptonychotes (im Gegensatze zu Lobodon) der laterale Rand der Facies patellaris sich viel stärker als ihr medialer Rand erhöht, so daß die Fossa patellaris zuletzt eine etwas schiefe Lage bekommt. In der Längsrichtung ist die Fossa patellaris bei Leptonychotes wie bei Lobodon von Anfang an konvex; eine Fossa suprapatellaris wird bei ersterem nicht gebildet. Eine Crista supracondyloidea medialis (vgl. Fig. 81, Taf. L, Cr. med.) existiert beim neugeborenen Leptonychotes noch nicht. Sie ist also ganz und gar eine postembryonale Bildung. Wie bei Lobodon, verkürzt sich auch bei Leptonychotes das Femur relativ (im Verhältnis zu den Unterschenkelknochen). Bei 23 mm Länge nur um etwa lJi kürzer als die Tibia (vgl. Fig. 67, Taf. XLII), ist das Femur beim 520 mm langen Leptonychotes- Embryo nur etwa halb so lang wie die Tibia, und beim erwachsenen Tier beträgt die Länge, der Tibia 2, 37 mal diejenige des Femur (vgl. Fig. 81 und 82, Taf. L). Die Verknöcherung des Femur fängt beim 32 mm langen Leptonychotes -Embryo an der lateralen Seite der Diaphysenmitte an (vgl. Fig. 69, Taf. XLII, Kn:k.). Bei 104 mm Länge des Embryo ist der betreffende Knochenkern ringförmig und hat eine Länge von 0,6 mm, und bei 520 mm ist die ganze Femurdiaphyse verknöchert. Beim neugeborenen Leptonychotes ist sowohl im Caput femoris wie in der Mitte der distalen Femurepiphyse ein Knochenkern vorhanden, während sowohl die beiden Condylen wie der Tro- chanter major noch ganz und gar aus Knorpel bestehen (vgl. Fig. 48, Taf. XXXV). Patella. Bei 23 mm Länge des Leptonychotes -Embryo ist die Patella nur noch als Blastem angelegt, bei 32 mm befindet sich die Patellaranlage auf dem Vorknorpelstadium. Zu dieser Zeit ist die Patella relativ lang und schmal (vgl. Fig. 68 und 69, Taf. XLII, Pat.). Später wächst die Patella aber besonders stark in die Breite (vgl. Fig. 68, Taf. XLII und Fig. 49, Taf. XXXV). Zur Zeit der Geburt besteht die Patella noch ganz und gar aus Knorpel. Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. ,',l I 376 Deutsche Siidpolar-Kxpediticm. Tibia. Die Anlage der Tibia befindet sich beim 23 mm langen Leptonychotes-Hmbryo größtenteils auf dem Knorpelstadium. Nur die beiden Endpartien derselben sind noch vorknorpelig. — Das proxi- male Tibia ende hat sich schon recht stark verbreitert. Dagegen ist das distale Tibia ende noch relativ schmal (vgl. Fig. 65, Taf. XLL Fig. 66 und 67, Taf. XLII). Die Tibiaanlage ist zu dieser Zeit — obwohl, wie erwähnt, schon länger als die Femuranlage — noch relativ kurz. In der nächstfolgenden Entwicklungsperiode setzt das proximale Tibiaende sein relativ starkes Breit enwachstum fort, so daß es zuletzt fast ebenso breit wie das distale Femurende wird (vgl. Fig. 49 und 48, Taf. XXXV). Die proximale Gelenkfläche der Tibia ist anfangs (bei den 23 und 32 mm langen Leptonychotes- Embryonen) sehr schief, indem der Condylus medialis tibia e viel höher als der Condylus lateralis steht (vgl. Fig. 66 und 68, Taf. XLII). Diese Schiefheit ist in späteren Entwicklungs- stadien immer weniger ausgeprägt und zur Zeit der Geburt fast vollständig verschwunden (vgl. Fig. 49, Taf. XXXV). Das distale Tibiaende ist beim 32 mm langen Embryo schon relativ breiter geworden (vgl. Fig. 66 und 68, Taf. XLII). Von diesem Stadium ab ist der Malleolus medialis deutlich mar- kiert. Die Form der Tibia ist schon jetzt derjenigen des entwickelten Knochens recht ähnlich. wenn wir davon absehen, daß die Tibia noch relativ kurz ist (vgl. Fig. 68, Taf. XLII und Fig. 82, Taf. L). Etwa das mittlere Drittel der Tibia ist in diesem Entwicklungsstadium verknöchert (vgl. Fig. 68, Taf. XLII). In der folgenden Entwicklungsperiode schreitet die Verknöcherung relativ schnell fort, so daß beim 520 mm langen Embryo die ganze Tibiadiaphyse verknöchert ist (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV). Zur Zeit der Geburt haben auch die beiden Tibiaepiphysen je einen Knochenkern (vgl. Fig. 49, Tai. XXXV und Fig. 72, Taf. XLIV). Die Dorsalseite der proximalen Tibiahälfte ist beim Neugeborenen abgeplattet, aber noch nicht ausgehöhlt. Die hier beim erwachsenen Tier vorhandene große Vertiefung (vgl. Fig. 85, Taf. LI, F. tib.) entsteht also erst in der extrauterinen Entwicklungsperiode. Dasselbe ist mit den Tube- rositäten (* und Tub. m. grac.) der Tibiadyaphyse (vgl. Fig. 44, Tai. XXXIV und Fig. 82, Taf. L) und mit den Sehnenfurchen des distalen Tibia endes der Fall. Fibula. Die Anlage der Fibula besteht beim 23 mm langen Leptonychotes-'Embiyo (vgl. Fig. 65, Taf. XLI, Fig. 66 und 67, Taf. XLII, Fib.) schon größtenteils aus Knorpel. Ihr proximales Ende hat keine direkte Beziehung zum Femur, sondern ist unter Vermittlung einer Blastemzwischen- scheibe nur mit der Tibia verbunden. Ihr distales Ende erstreckt sich recht viel weiter distalwärts als dasjenige der Tibia. Von der lateralen Seite gesehen sind die beiden Fibulaenden schon deutlich dicker als die Diaphysenpartie. Von vorn gesehen sind sie aber noch schmäler als diese. In der nächstfolgenden Entwicklungsperiode werden die beiden Fibula enden indessen bald auch breiter als die Fibuladiaphyse (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV). In ähnlicher Weise wie bei Lobodon (vgl. oben S. 366) wird die Fibula auch bei Leptonychotes Broman, Extremitätenskelett der Robben. 377 im Verhältnis zur Tibia etwas verkürzt (vgl. Fig. 66, Taf. XLII und Fig. 44. Tat'. XXXIV). Die Fibula verlängert sich — mit andern Worten — nicht ganz so viel wie die Tibia . Auf diese Weise wird die Fibula zuletzt etwas kürzer als die Tibia. Das distale Ende der Fibula ist es wohl be- sonders, das im AVachstum zurückbleibt. Demi dieses Ende erstreckt sich schon beim 520 mm langen Embryo nicht weiter distalwärts als dasjenige der Tibia. Das Capitulum fibulae. ursprünglich etwa auf derselben Höhe wie der Condylus late- ralis tibiae stehend (vgl. Fig. 65, Taf. XLI), wird bei der späteren Erhöhung des letztgenannten etwas weiter distal gelagert (vgl. Fig. 49, Taf. XXXV und Fig. 82, Taf. L). Beim 23 mm langen Embryo ist die Fibula mit dem distalen Ende schwach lateralwärts gebogen (vgl. Fig. 68, Taf. XLI). Später wird sie ganz gerade (vgl. Fig. 68, Taf. XLII), und erst in den allerspätesten Entwicklungsstadien wird die ganze Fibula in umgekehrter Richtung (d. h. mit der Konvexität lateralwärts) gebogen (vgl. Fig. 4,4 Taf. XXXIV und Fig. 82, Taf. XXXV). Die Verknöcherung der Fibula hat bei einer Länge des Embryo von 32 mm in der Dia- physenmitte angefangen (vgl. Fig. 68, Taf. XLII) und bei 520 mm ist die ganze Fibula diaphyse verknöchert (vgl. Fig. 44, Tai. XXXIV). Zur Zeit der Geburt ist auch im distalen Epiphysenende ein — wenn auch noch wenig kompakter — Knochenkern aufgetreten. Dagegen besteht das Capi- tulum fibulae zu dieser Zeit noch ganz und gar aus Knorpel (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV). In sonstigen, hier nicht berührten Punkten verläuft die Fibulaentwicklung bei Leptonychotes in ähnlicher Weise wie bei Lobodon. Tarsalknochen. Die Tarsalknochen sind beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo schon alle als Vorknorpel- kerne angelegt (vgl. Fig. 53. Taf. XXXVII). Unter diesen sind die Anlagen des Talus (Tal.) und des Calcaneus (Calc.) die größten; danach kommen der Größe nach die Anlagen des Cuboi- deum (Cub.), des Cuneiforme III, des Naviculare (Nav.), des Cuneiforme I und des Cuneiforme II. Wie bei Lobodon verändern sich später diese Größenverhältnisse der Tarsalia (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV und Fig. 83, Taf. L), indem sowohl das Naviculare wie das Cuneiforme I relativ stark wachsen. Beim erwachsenen Leptonychotes sind daher sowohl das Naviculare wie das Cuneiforme I größer als das Cuneiforme III geworden. Die vorknorpeligen Tarsalknochenanlagen fangen beim 32 mm langen Embryo an, sich in Knorpel umzuwandeln, und auch bei 520 mm Länge des Embryo bestehen sie alle noch ganz und gar aus Knorpel (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII); aber zur Zeit der Geburt haben sie schon je einen relativ großen Knochenkern (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV). Die Beziehungen der Tarsalia entwickeln sich bei Leptonychotes in ähnlicher Weise wie bei Lobodon. Dasselbe läßt sich von der Formentwicklung der Tarsalia sagen, wenn wir davon ab- sehen, daß bei Leptonychotes kein Uncus ossis navicularis entsteht, während der diePeroneus- furche begrenzende Haken bei Leptonychotes viel mächtiger als bei Lobodon ausgebildet wird. Metatarsalknochen. Beim 23 mm langen Leptonychotes-'Embryo bestehen die Metatarsalknochenanlagen alle noch aus Vorknorpel. Das Metatarsale I ist noch deutlich kürzer als die Metatarsalia II — V, welche 50* oyo Deutsche Südpolar-Expedition. unter sich etwa gleich lang sind. Die Metatarsalia I und V sind dünner als die dazwischenliegen- den Metatarsalknochenanlagen (vgl. Fig. 53, Taf. XXXVII). In den folgenden Entwicklungsstadien wachsen zunächst die Metatarsalia I und II relativ stark. Beim 32 mm langen Embryo finden wir daher, daß die Metatarsalia I und II beide be- deutend größer als die übrigen Metatarsalia geworden sind. In späteren Entwicklungsstadien verändern sich die relativen Größenverhältnisse der Meta- tarsalia wieder sehr beträchtlich. Das Metatarsale III wächst jetzt relativ langsam in die Länge und wird auf diese Weise bald das kürzeste. Am stärksten, nicht nur in die Länge, sondern auch in Dicke und Breite wachsen die Metatarsalia I und V, die bald unter allen Metatarsal- knochenanlagen die größten werden (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV, Fig. 71, Taf. XLIII, Fig. 72 Taf. XLIV und Fig. 83, Taf. L). Bemerkenswert ist, daß das beim 32 mm langen Embryo relativ lange Metatarsale II jetzt im Wachstum zurückbleibt, so daß es zuletzt kürzer als das Metatarsale V wird (vgl. Fig. 53, Taf. XXXVII, Fig. 71, Taf. XLIII, Fig. 72, Taf. XLIV und Fig. 83, Taf. L). Beim 520 mm langen Embryo sind das Metatarsale I etwa um 3/7 und das Metatarsale V etwa um a/s länger als das Metatarsale III geworden, während das Metatarsale II nur um etwa 1/i länger als das Metatarsale III ist. Das Metatarsale IV ist etwa um V, länger als das Meta- tarsale V (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV und Fig. 71, Tai. XLIII). Diese relativen Größenverhältnisse der Metatarsalia verändern sich in der Folge nicht viel. Noch beim erwachsenen Tier ist das Metatarsale I um 3/7 länger als das Metatarsale III (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV). Relativ etwas mehr verlängern sich aber im Verhältnis zum Metatarsale III die Metatarsalia V und II, während das Metatarsale IV relativ etwas kürzer als früher wird (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV und Fig. 83, Taf. L). Beim erwachsenen Leptonychotes findet man nämlich das Metatarsale IV nur um etwa 1/8 länger als das Metatarsale III. Die in unserem Anfangsstadium (beim 23 mm langen Embryo) ganz und gar aus Vorknorpel bestehenden Metatarsalia haben sich bei 32 mm Länge in ihren Diaphysenpartien in Knorpel umgewandelt. Erst in späteren Entwicklungsstadien werden auch die Epiphysenpartien knorpelig und die Epiphysenmitte beginnt zu verknöchern. Bei 104 mm Länge des Embryo haben die Metatarsalia alle je einen kleinen Diaphysen- knochenkern. Derselbe verlängert sich so, daß er bei 520 mm Länge fast die ganze Diaphyse ein- nimmt (vgl. Fig. 70 und 71, Taf. XLIII). Beim neugeborenen Tier besitzen alle Metatarsalia außerdem in ihren distalen Epi- physen je einen Knochenkern (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV). Die proximalen Epiphysen bestehen dagegen alle aus Knorpel, mit Ausnahme derjenigen des Metatarsale II, die einen kleinen (offenbar ganz jüngst entstandenen) Knochenkern besitzt. Besonders hervorzuheben ist, daß das Metatarsale I des Neugeborenen noch keinen proxi- malen Epiphysenknochenkern besitzt, weil bei dem von Turner (1888) beschriebenen, nicht ganz erwachsenen Leptonyclwtes das Metatarsale I nicht nur mit einem distalen, sondern auch mit einem proximalen Epiphysenknochenkern versehen war. Dagegen hatte bei diesem Exemplar das Metatarsale II nur einen — und zwar einen distalen — Epiphysenknochenkern, also ganz wie die Metatarsalia III — V. Broman, Extremitätenskelett der Robben. 379 Phalangen. Die Basalphalangen sind beim 23 mm langen Leptonychotes -Embryo alle als Vorknorpel- kerne angelegt. Am kürzesten ist diejenige der Zehe I (vgl. Fig. 53, Taf. XXXVII). Die- selbe wächst aber in der nächstfolgenden Entwicklungsperiode relativ sehr rasch, so daß sie schon beim 32 mm langen Leptonychotes -Embryo etwas länger als die übrigen Phalangen ist. In diesem letztgenannten Stadium ist die Basalphalange der Zehe V am kleinsten. In der Folge wächst aber gerade diese Basalphalange am allerstärksten, so daß sie bald größer als che Basal- phalangen der Zehen II — IV und nur unbedeutend kleiner als die Basalphalange der Zehe I wird (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII, Fig. 72, Tai. XLIV und Fig. 83, Taf. L). Absolut genommen nehmen auch die Basalphalangen der Zehen II — IV beträchtlich in der Länge zu. Relativ am wenigsten wächst die Basalphalange der Zehe III; diese ist beim 520 mm langen Embryo die kürzeste Basalphalange geworden (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII) und bleibt es auch in der Folge. Die Basalphalange der Zehe II ist beim 32 mm langen Embryo etwas länger als diejenige der Zehe IV. Indem aber in späteren Entwicklungsstadien letztere stärker als erstere in die Länge wächst, wird die Basalphalange der Zehe IV schließlich länger als diejenige der Zehe II (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII, Fig. 72, Taf. XLIV und Fig. 83, Taf. L). Bei 32 mm Länge des Embryo haben sich die Diaphysenpartien der Basalphalangen in Knorpel umgewandelt, während ihre Epiphysenpart ien noch aus Vorknorpel bestehen. Wennletztere sich später auch in Knorpel umwandeln, behalten die Diaphysen doch ihren histologischen Vorsprung und wandeln sich bald in Knochen um. Beim 104 mm langen Leptonychotes -Embryo (vgl. Fig. 70, Taf. XLIII) haben die Basalphalangen alle je einen Diaphysenknochenkern, und bei 520 nun sind die Diaphysen der Basalphalangen fast ganz und gar verknöchert (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII). Epiphysenknochenkerne bekommen die Basalphalangen — ebenso wie die übrigen Phalangen — erst im extrauterinen Leben. Die Mittelphalangen der Zehen II— V sind bei 23 mm Länge (vgl. Fig. 53, Taf. XXXVII) schon alle als Vorknorpelkerne angelegt. Diejenige der Zehe V wird — nach dem histologischen Bau und der Größe zu urteilen — zuletzt angelegt. Noch beim 32 mm langen Embryo ist die Mittelphalange der Zehe V die kleinste. Später wächst sie aber so stark, daß sie bald die größte unter den Mittelphalangen wird. Beim 520 mm langen Embryo ist sie um 1/13 länger als die Mittelphalange der Zehe IV, um 2/13 länger als die Mittel- phalange der Zehe II und um 4/i3 länger als diejenige der Zehe III geworden (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII). Die Mittelphalangen wachsen in der Folge alle nicht unbeträchtlich in die Länge (vgl. Fig. 71, Tai. XLIII, Fig. 72, Taf. XLIV und Fig. 83, Taf. L). Hierbei verlängert sich die Mittel- phalange der Zehe IV relativ stärker als diejenige der Zehe V, so daß sie zuletzt fast ebenso lang wie diese wird. Noch beim erwachsenen Leptonychotes (Fig. 83, Taf. L) ist indessen die Mittel- phalange der Zehe V die längste. Die Mittelphalange der Zehe III ist beim 23 mm langen Embryo am größten 1 ). Sie bleibt aber bald im Wachstum zurück und wird so zuletzt unter allen den Mittelphalangen die kleinste (vgl. Fig. 71, Tai'. XLIII, Fig. 72, Taf. XLIV und Fig. 83, Taf. L). *) Daß dies in Fig 53, Tat XXXVII. nicht erkennbar ist, hängt von der perspektivischen Verkürzung des gebogeneu Fußes ab. 380 Deutsche Südpolar-Expedition. Die Verknöcherung der Mittelphalangen fängt erst relativ spät an, und zwar est nach der- jenigen der später angelegten Endpha langen. Bei 104 mm Länge des Embryo sind in den Mittel - phalangen noch keine Knochenkerne zu erkennen, während bei 520 mm (vgl. Fig. 71, Tai. LIII) die Diaphysen der Mittelphalangen fast vollständig verknöchert sind. Die Knochenkerne der Mittelphalangen sind jetzt schon bedeutend größer als diejenigen der Endphalangen geworden. Die Endphalangen der Zehen I — V sind schon beim 32 mm langen Embryo als Vorknorpel- kerne angelegt (beim 23 mm langen Embryo [vgl. Fig. 53, Taf. XXXVII] waren sie noch nicht zu erkennen). In diesem Entwicklungsstadiuni sind die Endphalangen alle etwa gleich lang. Bald fangen aber diejenigen der Zehen I und V an, stärker als die übrigen zu wachsen, während die übrigen, und zwar besonders die Endphalange der Zehe III. im Wachstum nachbleiben. Auf diese Weise entstehen schon früh während des Fötallebens die definitiven relativen Größenverhältnisse der Endphalangen (vgl. Fig. 70. 71, Taf. XLIII, Fig. 72, Tai. XLIV und Fig. 83, Taf. L). Die Verknöcherung der Endphalangen fängt bald nach der Entstehung dieser Phalangen an, und zwar im distalen Ende, das sich später zur Fixation der Klauen speziell ausbildet (vgl. Fig. 83, Tai. L). Beim 104 mm langen Embryo (vgl. Fig. 70, Tai. XLIII) haben die Endphalangen je einen Knochen- kern, während sämtliche Mittelphalangen nur noch aus Knorpel bestehen. Bei 520 mm Länge (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII) ist die Verknöcherung der Endphalangen fast ebenso weit fortgeschritten wie beim neugeborenen Tier (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV). Die Epiphysenknochenkerne der proxi- malen Enden der Endphalangen entstehen, wie in den Epiphysen der andern Phalangen, erst im extrauterinen Leben (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV und Fig. 83. Taf. L). c) Bei den Bobben im allgemeinen. Os coxae. Wie bei andern Säugetieren legen sich auch bei den Pinnipediern das Ileum, das Ischium und zuletzt das Pubis als gesonderte Vorknorpelkerne an (vgl. Fig. 63, Taf. XLI), die aber bald miteinander zu einer einheitlichen Knorpelmasse verschmelzen (vgl. Fig. 55, Taf. XXXIX). Wie gewöhnlich verschmelzen die knorpeligen Anlagen des Ischium und des Pubis nicht nur in der werdenden Acetabulargegend miteinander, sondern auch mit den andern, ursprünglich divergierenden Enden (vgl. Fig. 63, Taf. XLI und Fig. 56, Taf. XXXIX). Auf diese Weise entsteht das Foramen obturatum (For. obt.). Dasselbe ist anfangs relativ kurz, dreieckig oder breitoval, mit dem breiten Ende dorso-cranialwärts. Später wird es bei der allmählichen starken Verlängerung der dasselbe begrenzenden Knochen immer mehr in die Länge ausgezogen und umgeformt (vgl. Fig. 55, Taf. XXXIX. Fig. 60, Taf. XL, Fig. 62, Taf. XLI und Fig. 73 und 74, Taf. XLV). Gleichzeitig mit der Entstehung des Foramen obturatum verbinden sich die beiden Pubes miteinander zu einer anfangs blastematösen Symphyse, die bekanntlich bei den Robben relativ klein und dehnbar bleibt. Etwa zu derselben Zeit verbinden sich die beiden II ea blastematös mit dem I. Sacralwirbel Broman, Extremitätenskelett der Robben. 381 (vgl. Fig. 52, Taf. XXXVII, Sacr : w. I). Diese Verbindung dehnt sich bald auch mehr oder weniger vollständig auf den II. Sacralwirbel aus und wandelt sich später in eine Amph.iarth.rose um. An der Stelle, wo die drei vorknorpeligen Komponenten der Hüftbeinanlage zusammenstießen, entsteht zuerst eine kleine, mit Blastem ausgefüllte. Grube, die ich mit dem Namen Acetabulum primitivum (vgl. Fig. 55, Taf. XXXIX. Acet. primit.) bezeichnen möchte. Diese Grube geht nämlich bald verloren, indem das sie ausfüllende Blastem sich in Vorknorpel und Knorpel um- wandelt. Gleichzeitig mit dem Verschwinden des Acetabulum primitivum fängt das definitive Acetabulum an, sich zu markieren (vgl. Fig. 57, Taf. XXXIX. Acet.). In späteren Entwick- lungsstadien wird es allmählich tiefer, indem die begrenzenden Ränder immer höher werden (vgl. Fig. 57, Taf. XXXIX Fig. 60 und 62, Taf. XL, Acet,). Die von dem Pubis gebildete Randpartie wird indessen an einer Stelle defekt, indem der Rand sich hier gar nicht erhöht. Auf diese Weise entsteht die Incisura acetabuli. Gleichzeitig hiermit entsteht die Fossa acetabuli (vgl. Fig. 60 und 62, Taf. XL, F. acet.), die bei allen Pinnipediern zu finden ist1). Von den drei Komponenten der Hüftbeinanlage ist, wie beim Menschen, das II cum anfangs am größten (vgl. Fig. 63, Taf. XLI, IL). Später wird es allmählich relativ kleiner als früher (vgl. Fig. 55, 57, Taf. XXXTX und Fig. 60 und 62, Taf. XL und Fig. 74, Taf. XLV). Die knorpelige Ileumanlage ist zunächst relativ breit und kurz. Sie ist überall etwa gleich dick. — Später wird sie relativ länger und schmäler (vgl. Fig. 55, Taf. XXXIX und Fig. 60, Taf. XL. II.) und verdickt sich bei den meisten Pinnipediern relativ stark in der Gegend der Articulatio sacro-iliaca. Die der Fossa iliaca des menschlichen Hüftbeins entsprechende Fläche ist anfangs medio- cranialwärts gerichtet. Diese Richtung behält sie zeitlebens bei den Ohrenrobben (z. B. Otaria und Arctocephalus). Bei den andern Pinnipediern wird dagegen diese Fläche allmählich immer mehr rein cranialwärts gerichtet. Diese Abänderung ist allerdings bei Rosmarus nur wenig aus- geprägt; bei den meisten Pinnipediern (z. B. bei Phoca, Halichoerus, Lobodon und Leptonychotes) ist sie dagegen sehr stark ausgesprochen (vgl. Fig. 75 und 76, Taf. XLVI). Die Spina iliaca anterior superior wird relativ frühzeitig angelegt (vgl. Fig. 57, Tafel XXXIX); erst später wird die Spina iliaca posterior superior deutlich erkennbar. Die letztgenannte ist auch meistens noch beim erwachsenen Tier schwächer ausgebildet als die Spina iliaca ant. sup. An der Grenze zwischen dem Ileum und dem Pubis markiert sich schon im Knorpelstadium eine kleine Erhöhung (vgl. Fig. 57, Taf. XXXIX, Tub. il.-pub.), die meistens später noch mehr ausgeprägt wird (vgl. Fig. 73 und 74, Taf. XLV, Tub. il.-pub.). Am besten benennt man wohl diese Erhöhung mit dem Namen Tuberculum ileo-pubicum, obwohl sie offenbar der mensch- lichen Eminentia ilio-pectinea gleichzustellen ist. Von den drei Komponenten des Hüftbeins ist das Pubis (wie beim Menschen) anfangs am kleinsten (vgl. Fig. 63, Taf. XLI. Pub.). Dasselbe vergrößert sich aber bei den Pinnipediern *) Mit Unrecht s.ogt daher Weber (1904): „Ein Einschnitt am Acetabulum für das Ligamentum teres fehlt" (1. e. S. 544). gog Deutsche Südpolar-Expedition. relativ sehr stark, und zwar nicht nur in der Länge, sondern auch in der Breite (vgl. Fig. 55, 57, Taf. XXXIX, Fig. 60, 62, Taf. XL, Fig. 73 und 74, Taf. XLV, Pub.), so daß es bald dem Ischium an Größe gleichkommt oder es sogar übertrifft, — Ein deutliches Tuberculum pubis (Fig. 73, Taf. XLV, Tub. pub.) entsteht nur bei gewissen Pinnipediern (z. B. bei Lobodon, Halichoerus, Phoca foetida), und zwar erst in späteren Entwicklungsstadien. • - Bei einigen Pinnipediern (z. B. bei Leptonychotes, Halichoerus, Otaria) entsteht (ebenfalls in späteren Entwicklungsstadien) an der distalen Grenze zwischen dem Pubis und dem Ischium eine Erhöhung, die ich Tuber- culum ischio-pubicum (vgl. Fig. 74, Taf. XLV, Tub. isch.-pub.) nennen möchte. Wie das Pubis verlängert sich auch das Ischium der Pinnipedier während der Entwick- lung sehr beträchtlich. Die proximale Partie des Ischium wird aber gleichzeitig relativ schmäler (vgl. Fig. 58, Taf. XXXIX, Fig. 60, 62, Taf. XL und Fig. 74, Taf. XLV). Das Tuber ischiadicum (Tub. isch.) wird schon sehr frühzeitig angelegt (vgl. Fig. 55 und 57, Taf. XXXIX) und ist bei gewissen Pinnipediern (z. B. bei Lobodon) in seinen frühen Entwicklungsstadien sogar relativ größer als später. Bei den entwickelten Pinnipediern ist das Tuber ischiadicum meistens abgestumpft (vgl. Fig. 74, Taf. XLV, Tub. isch.); es kann aber auch — wie z. B. bei Phoca und Lobodon (vgl. Fig. 73, Taf. XLV, Tub. isch.) — scharf zugespitzt sein. Nur bei den Ohrenrobben {Otaria, Arctocephalus) fehlt das Tuber ischiadicum vollständig. Eine Spina ischii entsteht nur bei einzelnen Pinnipediern (z. B. bei Phoca, Halichoerus und Lobodon, vgl. Fig. 73, Taf. XLV, Sp. isch.). Sie entsteht bei diesen erst sehr spät und ist unter Umständen nur mit Mühe erkennbar. Die Verknöcherung des Hüftbeines fängt wie beim menschlichen Embryo im Ileum an und schreitet relativ schnell gegen die Crista ilei hin fort (vgl. Fig. 60, Taf. XL). Im Ischium und im Pubis treten die Knochenkerne erst etwas später auf. Die letztgenannten vergrößern sich aber bald relativ stark und verschmelzen schon vor der Geburt mit ihren distalen Enden (vgl. Fig. 61, Taf. XL). Die nächstfolgende Verschmelzung findet offenbar zwischen den proximalen Enden derselben Knochenkerne statt. Denn zwischen diesen Knochenkernenden findet man zur Zeit der Geburt nur einen sehr dünnen Knorpelstreifen (vgl. Fig. 61, 62, Taf. XL). Zu dieser Zeit ist die ganze Acetabulargegend dagegen noch knorpelig. Nach der Geburt entsteht in dieser Gegend ein besonderer kleiner Knochenkern, ein Os acetabuli. Außerdem bilden sich Epiphysenknochen- kerne in der Crista ilei, in dem Tuber ischii und in der Symphysengegend aus. Diese Epiphysenkerne treten erst in sehr späten Entwicklungsstadien (bei fast erwachsenen Tieren), wenn überhaupt, auf. Die beiden letztgenannten Epiphysenkerne habe ich nur bei einem fast erwachsenen Z/afo'c7«)eras-Exeniplar gesehen. Ich halte es für wahrscheinlich, daß sie bei vielen Pinnipediern gar nicht gebildet werden. Die ursprüngliche Kichtung der Hüftbeine im Verhältnis zur Wirbelsäule verändert sich in kurzer Zeit sehr stark. Bei etwa 20 mm langen Embryonen bildet die Längsachse des Hüftbeines zu der Wirbelsäule einen kaudalwärts offenen Winkel von etwa 60°. Bei etwa 60 mm langen Em- bryonen beträgt derselbe Winkel aber nur etwa 30°, eine Größe, die er später zeitlebens behält. Gleichzeitig mit dieser Verkleinerung des Winkels nehmen die hinteren Extremitäten die für die Buoman, Extremitätenskelett der Robben. 3g g Pinnipedia charakteristische Stellung ein (vgl. Broman, 1909); sie kommt offenbar deshalb zustande, um die ausgesprochene Endstellung der Pinnipedierhinterbeine zu ermöglichen. Femur. Die Femuranlage stellt anfangs eine relativ lange und dünne Vorknorpelspange dar. Sie ist in diesem Stadium länger als die Tibiaanlage. Indem sie aber bald im Längenwachstum fast stillsteht, erfährt sie eine relative Verkürzung, die bei den meisten Pinnipediern zuletzt sehr beträchtlich wird. Auf diese Weise wird das Femur meistens um die Hälfte kürzer (oder noch mehr) als die Tibia (vgl. Fig. 67, 69, Taf. XL1I, Fig. 79, Taf. XLVIII, Fig. 81 und 82, Taf. L). Nur bei Rosmarus bleibt das Femur im Verhältnis zur Tibia relativ lang. Der Trochanter major wird etwas später als das Caput femoris angelegt. Derselbe vergrößert sich schnell und erreicht schon bei etwa 3 cm langen Embryonen eine ansehnliche Größe (vgl. Fig. 68, Taf. XLII, Tr. maj.). Ein Trochanter minor wird bei gewissen Pinnipediern (z. B. bei Leptonychotes) gar nicht gebildet; bei andern (z. B. bei Lobodon) wird er frühembryonal angelegt, verschwindet aber bald wieder vollständig, und wieder bei anderen (z. B. bei Otaria) bleibt er zeitlebens erhalten. Das Caput femoris grenzt sich schon frühzeitig durch seichte Furchen von dem übrigen Femur ab (vgl. Fig. 66 und 67, Taf. XLV). Eine isolierte Fossa capitis wird bei den Pinni- pediern nie gebildet; das erscheint bemerkenswert, da bei diesen Tieren — wie oben erwähnt — eine große Fossa acetabuli vorhanden ist. Dieser scheinbare Widerspruch erklärt sich dadurch, daß das Ligamentum teres femoris zwar existiert, aber seine femorale Insertion nicht (wie z. B. beim Menschen) an der Kopfmitte, sondern am Kopfrande hat. Ommatophoca rossi macht indessen hiervon eine Ausnahme, indem das Lig. teres femoris hier nicht nur am Kopfrande, sondern auch gegen die Kopf mitte hin inseriert (Thomson, 1909). Eine Fossa trochanterica wird bei den meisten Pinnipediern nie gebildet. Eine kleine fand ich nur bei Phoca groenlandica und foetida. Von den Femurcondylen entsteht zuerst der laterale. Bald nachher wird aber auch der Con- dylus medialis erkennbar. Die die Condylanlagen trennende Fossa intercondyloidea ist anfangs nur seicht, vertieft sich aber bald bei dem jetzt folgenden raschen Wachstum der beiden Femurcondylen. Eine seichte Fossa patellaris entsteht gleichzeitig mit der Patella. Vorübergehend kann die betreffende Gelenkfläche im Querschnitt platt oder sogar konvex werden. Zuletzt wird sie aber wieder seicht konkav, indem ihre Ränder sich mehr oder weniger stark erhöhen- In der Höhe der Condylen bekommt das Femur bald eine relativ sehr ansehnliche Breite (vgl Fig. 66, 68, Taf. XLII, Fig. 54 B, Taf. XXXVIII und Fig. 48, Taf. XXXV). Trotzdem ver- liert aber das Femur bald seine ursprüngliche, direkte Beziehung zur Fibula (vgl. Fig. 50, 51, Taf. XXXVI). Die von dem Condylus medialis ab proximalwärts ziehende Leiste, die Crista supra- condyloidea medialis, entsteht erst postembryonal. Bei einigen wird diese Crista relativ lang (vgl. Fig. 81, Taf. L), bei andern nur kurz (vgl. Fig. 79, Taf. XLVIII). Sie kann zuletzt proxi- malwärts in eine Spina ausgezogen werden, wie z. B. bei Phoca foetida und Lobodon (vgl. Fig. 79, Deutsche Stidpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 51 g$4 Deutsche Südpolar-Expedition. Taf. XLVIII), oder aber zeitlebens mehr allmählich verstreichen (wie z. B. bei Phoca barbata und Leptonychotes, Fig. 81, Taf. L). Bei denjenigen Pinnipediern, deren Femur eine starke relative Verkürzung erfahren hat. beginnt die Verknöcherung des Femur erst später als diejenige der beiden Unterschenkelknochen. Dieser Diaphysenknochenkern des Femur breitet sich nicht unbeträchtlich auch auf die ver- breiterten beiden Femurenden aus (vgl. Fig. 48, Tai. XXXV). Zur Zeit der Geburt besitzt nicht nur das distale Femurende, sondern auch das Caput femoris einen Epiphysenknochenkern (vgl. Fig. 48, Taf. XXXV). Dagegen bekommt der Trochanter erst im extrauterinen Leben seinen Epiphysenknochenkern. Die Femuranlage befindet sich bei den Pinnipediern von Anfang an innerhalb der Rumpfwand. Patella. Nur wenig früher als die Endphalangen der Zehen wird die Patella als schmaler Vorknorpel - kern angelegt. Diese Patellaanlage (vgl. Fig. 68, Taf. XLII, Pat.) wird bald relativ breit und wandelt sich in Knorpel um. Die Verknöcherung der Patella findet erst im extrauterinen Leben statt. Tibia. Die Tibiaanlage stellt von Anfang an die dickere der beiden Unterschenkelknochenanlagen dar. Sie ist — wie schon oben erwähnt wurde — im Verhältnis zum Femur anfangs relativ kurz, wächst aber später sehr stark in die Länge. Das proximale Tibia ende ist anfangs relativ schmal. Es breitet sich aber bald sehr stark aus, und zwar besonders nach der lateralen Seite hin. Auf diese Weise verdrängt es bald das Capi- tulum fibulae von der direkten Verbindung mit dem Femur (vgl. Fig. 50, 51, Taf. XXXVI. Fig. 52, Taf. XXXVII und Fig. 54, Tai. XXXVIII). Die Verbindung der Tibia mit dem Capitulum fibulae ist zuerst blastematös, wandelt sich dann in eine Amphiarthrose um, um nachher eine Synchondrose und zuletzt eine Syn- ostose zu werden. Merkwürdigerweise findet diese Synostose zwischen den proximalen Epiphysen- knochenkernen der Tibia undFibula statt, ehe diese Epiphysenkerne sich noch mit den Diaphysenknochenkernen verbunden haben. Das distale Tibia ende verbreitert sich ebenfalls, wenn auch lange nicht so schnell und so stark wie das proximale, Das distale Tibia ende wird von der distalen Fibulapartie ein wenig lateral- wärts verdrängt (vgl. Fig. 50, 51, Taf. XXXVI, Fig. 52, 53, Taf. XXXVII, Fig. 54, Taf. XXXV 1 II. Das ursprünglich relativ große Verhältnis der Tibia zum Talus wird hierbei verkleinert, Der Tibia schaft ist anfangs gerade, wird aber später mehr oder weniger beträchtlich gebogen (vgl. Fig. 50, 51, Tai. XXXVI, Fig. 52, Taf. XXXVII, Fig. 54, Taf. XXXVIII, Fig. 44, Taf. XXXIV Fig. 79, Tai. XLVIII und Fig. 82, Taf. L). Im Durchschnitt ist der Tibiaschaft anfangs fast kreisrund oder oval (vgl. Textfig. 22 und 23, T.). Im extrauterinen Leben formt sich aber der Tibia querschnitt bei den meisten Pinnipediern mehr oder weniger beträchtlich um. Dies ist Bkoha.it, Extremitätenskelett der Robben. 385 besonders an der Dorsalseite der proximalen Tibiaschaftpartie frappant, die oft (wie z. B. bei Phoca und Lobodon) sehr stark ausgehöhlt wird (vgl. Textfig. 24 — 26). Auch die Epiphysenpartien der Tibia verändern im extrauterinen Leben ihr Aussehen, indem sie längsgehende, mehr oder weniger scharfe Knochenfirsten ausbilden. Die Verknöcherung der Tibia beginnt, wie erwähnt, früher als diejenige des Pemui. Dies ist wahrscheinlich bei allen denjenigen Pinnipediern der Fall, bei welchen das Femur sekundär relativ verkürzt worden ist. Dagegen kann man — glaube ich -- annehmen, daß bei Rosmarus das Femur (in ähnlicher Weise wie beim Menschen) früher als die Unterschenkelknochen zu verknöchern beginnt. Zur Zeit der Geburt besitzt die Tibia nicht nur im proximalen Ende (vgl. Fig. 49, Taf. XXXV), sondern auch im distalen Ende (vgl. Fig. 72, Tai. XLIV) einen Epiphysenknochenkern. Von diesen verschmilzt zuerst der proximale mit dem Diaphysenknochenkern. Noch früher hat aber — Fig. 22. Fig. 23. Textfig. 22 und 23. Querschnitte der Unterschenkelknochen (in der proximalen Partie derselben). Fig. 22 von einem 50,5 mm langen P/iora-Embryo ; Fig. 23 von einem 58 nun langen Lobodon -Embryo; 30:1. T FT F T F Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26. Textfig. 24— 2G. Querschnitte der linken Unterschenkelknochen (in der proximalen Partie derselben). Fig. 24 von einem erwachsenen Leptonychotes; Fig. 25 von einem erwachsenen Lobodon; Fig. 26 von einer erwachsenen Phoca vitulina. Skala: ■}■. T. Tibia; F. Fibula. wie oben erwähnt -- der proximale Tibiaepiphysenkern mit dem proximalen Fibula epiphysen- kern synostosiert (vgl. Fig. 72, Taf. XL). Die Tibia anläge befindet sich ursprünglich zusammen mit der Fibula anläge ganz und gar im Bereiche der freien Extremität. Bei der späteren Verkürzung der letzteren werden aber die beiden Unterschenkelknochen bald mehr oder weniger vollständig — bei vielen Pinnipediern, wie bei Lobodon und Leptonychotes, ganz und gar — in die Rumpfwand eingezogen. Fibula. Die Fibula wird gleichzeitig mit der Tibia angelegt. Sie ist anfangs etwas länger als diese (vgl. Fig. 66, Taf. XLII), wird aber zuletzt etwas kürzer (vgl. Fig. 80, Taf. XL1X und Fig. 82, Taf. L). Im Verhältnis zum Femur verlängert sich die Fibula in ähnlicher Weise wrie die Tibia. Die Fibulaanlage ist ursprünglich überall etwa gleichdick. Später verdicken sich ihre End- partien mäßig (vgl. Fig. 66, 68, Taf. XLII, Fig. 44, Tai. XXXIV, Fig. 80, Tai. XLIX und Fig. 85, Taf. LI). Die vorknorpelige Fibula anläge zeigt am proximalen Ende eine charakteristische Biegung 51* ooß Deutsche Südpolar-Expedition. (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI), die aber bald wieder verschwindet *). Die Fibula ist dann ganz gerade (vgl. Fig. 52, Taf. XXXVII), um bald im distalen Teil recht stark gebogen zu werden (vgl. Fig. 54, Taf. XXXVIII). Später findet man die Fibula wieder fast gerade (vgl. Fig. 71, Taf. XLIII); und zuletzt biegt sich der Fibula schaff, so daß das Spatium interosseum hierdurch (ebenso wie durch die gleichzeitige Biegung der Tibia) merklich breiter wird (vgl. Fig. 80, Taf. XL IX und Fig. 85, Taf. LI). In ähnlicher Weise wie der Querschnitt der Tibia verändert sich auch der ursprünglich etwa kreisrunde Fibula querschnitt in der extrauterinen Entwicklungsperiode bei den verschiedenen Pinnipediern mehr oder weniger beträchtlich (vgl. Textfig. 22 — 26, S. 385). Die Verknöcherung der Fibula diaphyse beginnt fast unmittelbar nach derjenigen der Tibia diaphyse. Von den beiden Epiphysenknochenkernen entsteht derjenige des distalen Fibula - endes schon vor der Geburt, während derjenige des Capitulum fibulae eine postembryonale Bildung ist. Trotzdem verschmilzt der Epiphysenkern des Capitulum frühzeitiger als derjenige des distalen Fibulaendes mit dem Diaphysenknochenkern. Tarsalknochen. Wie die Carpalknochenanlagen entstehen auch die Tarsal knochenanlagen nicht alle gleich- zeitig. Zuerst werden der Calcaneus, der Talus, das Cuboideum und das Cuneiforme III als Vorknorpelkerne angelegt (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI). Etwas später werden auch das Navi- culare und die Cuneiformia I und II als solche erkennbar (vgl. Fig. 52, Taf. XXXVII). Der Talus (Tal.) erscheint der Lage nach als ein wahres Tibiale und der Calcaneus (Calc.) als ein wahres Fibulare (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI). Die Talusanlage drängt aber bald die Calcaneusanlage zum großen Teil von der Fibula ab, und zuletzt artikuliert der Talus ebenso- viel mit der Fibula wie mit der Tibia (vgl. Fig. 44, Taf. XXXIV und Fig. 72, Taf. XLIV). Vollständig verliert indessen der Calcaneus seine direkte Beziehung zur Fibula nicht. Eine kleine fibulare Artikulationsfläche behält er bei den Pinnipediern zeitlebens bei. Die kleine Ferse des Pinnipedierfußes wird zuerst allein von einem Tuber calcanei ge- bildet. Dieses Verhalten bleibt bei gewissen Pinnipediern (bei Rosmarus und den Ohren - robben) zeitlebens bestehen. Bei den meisten Pinnipediern vergrößert sich während der Em- bryonalzeit das Tuber tali aber bald, so daß es zuletzt ebenso groß oder sogar etwas größer als das Tuber calcanei wird. Die Ferse wird also bei diesen Tieren von den beiden Tubera gebildet. Die ganze Calcaneusanlage, die zuerst etwas größer als die Talusanlage ist, wird bei den letzterwähnten Pinnipediern etwas kleiner als diese. Das Naviculare wird, wie erwähnt, später als das Cuboideum angelegt und ist anfangs auch viel kleiner als dieses (vgl. Fig. 52, Taf. XXXVII). Später wächst es relativ stark, so daß es zuletzt fast ebenso groß wie das Cuboideum wird. Besonders stark vergrößert sich hierbei der plantare Teil des Naviculare, der zuletzt mit dem Calcaneus in Verbindung tritt. Von den drei Cuneiformia wird das Cuneiforme I zuletzt angelegt. Es ist anfangs auch am kleinsten. Es wächst indessen relativ stark und wird bald das größte Cuneiforme. Umgekehrt wächst das Cuneiforme II relativ wenig. Dasselbe wird daher bald das kleinste Cuneiforme und wird hierbei mehr oder weniger vollständig von der Plantarseite des Fußes abgedrängt . x) Eine ähnliche Biegung der Fibulaanlage wurde von Fürst (1914) bei Rinderembryonen beschrieben. Bkoman, Extremitätcnskelott der Hobben. 387 Bemerkenswert ist, daß das Cuboideum schon früh eine Artikulationsfläche für den Talus bekommt, die indessen später wieder relativ kleiner wird. Die Verknöcherung der Tarsalia fängt bei den Robben relativ früh an. Zur Zeit der Geburt haben die Tarsalia alle je einen Knochenkern. Bemerkenswert ist, daß das Tuber calcanei später einen Epiphysenknochenkern bekommt, während das Tuber tali von dem Hauptknochenkern des Talus ab zu verknöchern scheint. Metatarsalknochen. Die Metatarsalia werden alle etwas früher als die letzten Tarsalia angelegt. Das Metatarsale I wird offenbar zuletzt angelegt und ist daher anfangs am kleinsten (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI und Fig. 52, Taf. XXXVII). Es wächst aber am stärksten und wird auf diese Weise bald das größte Metatarsale (vgl. Fig. 54A, Taf. XXXVIII, Fig. 71, Taf. XLIII und Fig. 72, Taf. XLIV). Das Metatarsale V, anfangs am zweitkleinsten, wächst ebenfalls relativ sehr stark und wird bald das zweitgrößte Metatarsale (vgl. Fig. 50, Taf. XXXVI, Fig. 54 A, Tai. XXXVIII, Fig. 71, Taf. XLIII und Fig. 72, Taf. XLIV). Das Metatarsale III, anfangs am größten, wächst dagegen relativ sehr wenig und wird bald das kleinste Metatarsale (vgl. Fig. 53, Taf. XXXVII und Fig. 71, Taf. XLIII). Die Verknöcherung der Metatarsalia findet von je einem Diaphysenknoclienkern und gewöhnlich einem Epiphysenknochenkern statt. Der betreffende Epiphysenknochenkern liegt gewöhnlich (wie beim Menschen) im Metatarsale I proximal und in den übrigen Metatarsalia distal. Bei einzelnen Pinnipediern kann sich aber das Metatarsale I in ähnlicher Weise wie die übrigen Metatarsalia verhalten (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV) oder aber dasselbe bekommt 2 Epi- physenknochenkerne. Dies war bei dem von Turner untersuchten Leptonychotes und bei einem von mir untersuchten Arctocephalus der Fall. In Ausnahmefällen kann auch das Metatarsale II zwei Epiphysenknochenkerne bekommen (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV). Die Epiphysenknochenkerne der Metatarsalia treten schon vor der Geburt auf (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV). Phalangen. Die Phalangen der Hinterfüße werden in derselben Reihenfolge wie diejenigen der Vorder - fuße angelegt. Die Basalphalange der 1. Zehe, anfangs kleiner als die übrigen Basalphalangen, wächst am stärksten und wird bald die größte. Die Basalphalange der 5. Zehe war anfangs die zweitkleinste. Auch diese wächst sehr stark und wird bald fast ebenso lang wie diejenige der 1. Zehe. Die Basalphalange der 3. Zehe, ursprünglich zu den größten gehörend, verlängert sich nicht ganz so stark wie die übrigen und wird auf diese Weise zuletzt die kleinste. Weniger stark verändern sich die Mittelphalangen. Indessen behalten auch diese nicht ihre ursprünglichen Größenverhältnisse bei. Zuerst ist die Mittelphalange der 3. Zehe am größten und diejenige der 5. Zehe am kleinsten. Später werden die Mittelphalangen alle etwa gleich groß onn Deutsche Südpolar-Expedition. (vgl. Fig. 72, Taf. XL1V), imd zuletzt wird die Mittelphalange der 5. Zehe die größte, diejenige der 3. Zehe die kleinste (vgl. Fig. 79. Tai. XLVIII und Fig. 83, Taf. L). Von den Endphalangen ist anfangs diejenige der 1. Zehe am größten und diejenige der 5. Zehe am kleinsten. Die Endphalange der 1. Zehe bleibt auch in der Folge die größte. Da- gegen wächst die Endphalange der 5. Zehe relativ stark, so daß sie bald die zweitgrößte wird; gleichzeitig damit wird die Endphalange der 3. Zehe die kleinste (vgl. Fig. 72, Taf. XLIV, Fig. 79, Taf. XLVIII und Fig. 83, Taf. L). Die Verknöcherung fängt zuerst in den Endphalangen, dann in den Basalphalangen und zuletzt in den Mittelphalangen an. Die sich am stärksten vergrößernden Phalangen er- halten in der Kegel ihre Knochenkerne früher als die relativ schwach wachsenden Phalangen der- selben Kategorie. Epiphysenknochenkerne erhalten die Phalangen der Zehen erst im extrauterinen Leben. Jede Phalange bekommt (wie beim Menschen) einen Epiphysenkern, der im proximalen Phalangen - ende liegt. III. Allgemeine Fragen. A. Über die Entstehung der physiologischen Hypophalangie des Daumens und der Oroßzehe. Wenn wir bei allen denjenigen Säugetieren, deren Zehe I kleiner als die Zehen II — V ist, fest- stellen können, daß jene Zehe höchstens 2 Phalangen besitzt, während die übrigen Zehen je 3 Pha- langen haben, so erscheint uns dies gar nicht merkwürdig. Die Erklärung lautet einfach: Die Zehe I ist bei diesen Tieren unnötig oder hinderlich ge- worden und ist deshalb in Rückbildung begriffen. Bei einigen Säugetieren hat diese Rückbildung nur noch die eine Phalange betroffen, bei andern ist dieselbe mehr oder weniger weiter gegangen, so daß schon zwei oder sogar alle drei Phalangen fehlen. Sehr merkwürdig muß dagegen die Tatsache erscheinen, daß auch bei solchen Säugetieren (wie z. B. bei den Robben), deren Zehe I ebenso groß oder noch größer als die Zehen II — V ist, dieselbe doch nur zwei Phalangen besitzt. Läßt sich doch hier nicht die betreffende Hvpophalangie a priori als Zeichen einer beginnenden Rückbildung erklären! Um sich trotzdem eine solche Deutung zu erlauben, müßte man jedenfalls imstande sein, für dieselbe sehr starke Stützen aus der Ontogenie eines solchen Tieres darzubringen. Und solche sind — so viel ich weiß — bisher nicht erbracht worden. Die Tatsache, daß beim Menschen sowohl der Daumen wie die Großzehe nur je zwei Phalangen besitzen, hat schon seit Jahrtausenden das Interesse der Morphologen erweckt. Es fehlt auch nicht in der Literatur an Hypothesen, die diese Tatsache zu erklären versuchen. Broman, Extremitäten skelett der Robben. 389 Die theoretisch denkbaren Erklärungen lassen sich folgendermaßen klassifizieren: A. Die Verminderung der Phalangenzahl ist entstanden durch Verlust 1. des Metacarpale I bzw. Metatarsale I, oder 2. der Basalphalange, oder 3. der Mittelphalange, oder 4. der Endph alange. B. Die Verminderung der Phalangenzahl ist entstanden durch Verschmelzung 1. des Metacarpale I (bzw. Metatarsale I) mit der Basalphalange, oder 2. der Basalphalange mit der Mittelphalange, oder 3. der Mittelphalange mit der Endphalange. Die meisten dieser Hypothesen haben schon in der Literatur ihre Verfechter gehabt. Nur die Hypothese A 2 ist — soviel ich weiß — noch nicht vertreten worden. Unter den Verschmelzungshypothesen haben wohl diejenigen, welche eine Verschmelzung der Mittelphalange entweder mit der Basalphalange oder mit der Endphalange annehmen, die meisten Verteidiger gefunden. Viele teratologische Fälle von Hypophalangie lassen sich offenbar in dieser Weise erklären. Als Erklärung für die Entstehung der physiologischen Hypophalangie findet man doch wohl im allgemeinen die Verlusthypothesen am glaubhaftesten. Unter den letztgenannten scheint die Hypothese A 1 am ältesten zu sein. Sie wurde schon von Galenus vertreten. Trotz diesem hohen Alter hat sie noch in unserem Jahrhundert Ver- teidiger (Gräfenberg, 1906) gefunden. Nach dieser Hypothese sollte der erste Knochen des Daumens (bzw. der Großzehe) kein echtes Metacarpale (bzw. Metatarsale) sein, sondern eine Basal- phalange; der Daumen sollte also — gleich wie die andern Finger — 3 Phalangen haben. Die wichtigste Stütze für diese Hypothese ist wohl die Tatsache, daß beim Menschen das noch nicht vollständig erwachsene Metacarpale I (bzw. Metatarsale I) gleich wie die Phalangen eine proximale, knöcherne Epiphyse besitzt, während die übrigen Metacarpalia (bzw. Meta- tarsalia) in der betreffenden Entwicklungsperiode je eine distale Epiphyse haben. Da diese Übereinstimmung in der Verknöcherung des Metacarpale I und der Phalangen aber bei den Säugetieren durchaus nicht allgemein ist, so darf man, wie Weber (1904) hervorhebt, „hieraus nicht den Schluß ziehen, daß Metacarpale I als 1. Phalanx des Daumens zu deuten sei". Gegen einen solchen Rückschluß sprechen übrigens auch andere Gründe (z. B. die Anordnung der Mus- kulatur); und die meisten Morphologen nehmen mit Welcker (1884) u. a. an, daß der erste Knochen des Daumens ein echter Metacarpusknochen ist und keine Phalange. Ob jemand die Zweigliedrigkeit des Daumens bzw. der Großzehe durch ein Verschwinden der Basalphalange zu erklären versucht hat, ist mir — wie erwähnt — nicht bekannt. Mehrere Autoren (Pfitzner, 1892, 1897; Perrin, 1893; Lambertz, 1900; Hasselwander, 1903 u. a.) verteidigen dagegen die Annahme, daß die 2. Phalange verloren gegangen sei, und zwar hauptsächlich wegen der Übereinstimmungen in der Ossifikation der Endphalange des Daumens und derjenigen der übrigen Finger. Trotz dieser unleugbaren Übereinstimmungen nehmen doch wohl die meisten Morphologen heutzutage an, daß es die 3. Phalange sei, die hier zugrunde gegangen ist. 390 Deutsche SMpolar-Expedition. „Doch ist dies", wie Braus (1904) hervorhebt, bisher „ontogenetisch nicht nachgewiesen." In dem Folgenden werde ich nun versuchen, ontogenetisch zu beweisen, daß es bei den Robben tatsächlich die 3. Phalange ist, welche im Daumen bzw. in der Großzehe nicht gebildet wird. Hierfür genügt es, aus den vorstehenden Beschreibungen folgende Tatsachen herauszugreifen. Bei dem 13 mm langen Lobodon-'EmhTjo sind sowohl in den Hand- wie Fußanlagen die Skelett- anlagen der mittleren Strahlen stärker als diejenigen der Randstrahlen entwickelt; und am aller - schwächsten sind die Skelettanlagen des Daumens bzw. der Großzehe. Hier hat sich noch gar keine Phalangenanlage aus der Blastemmasse herausdifferenziert, während die übrigen Finger (bzw. Zehen) alle je eine vor knorpelige Basalphalange besitzen. Den schon jetzt existierenden Vorsprung der Skelettanlagen der Zehen II — V behalten diese auch in den nächstfolgenden Stadien bei. Wenn die Zehe I ihre vorknorpelige Basalphalange be- kommt, entstehen in den Zehen II — V schon die vorknorpeligen Mittelphalangen; und wenn die Zehe I ihre zweite Phalange bekommt, bekommen die Zehen II — V je ihre dritte. An den distalen Enden der jetzt endständigen Phalangenanlagen setzt in diesem Entwicklungs- stadium die Verknöcherung ein. Hierbei geht das Blastem, das sich vielleicht sonst zu neuen Pha- langen hätte ausbilden können, in der knöchernen Endkappe auf; und die mit solchen Endkappen versehenen Phalangen werden zu Endphalangen ohne Rücksicht darauf, ob sie die 3. oder nur die 2. Phalange des betreffenden Fingers sind. Erst nachdem die 2. Phalangen des Daumens bzw. der Großzehe mit solchen knöchernen, die weitere Phalangenbildung verhindernden (Leboucq) Endkappen versehen sind, findet die relativ sehr beträchtliche Verlängerung des Daumens bzw. der Großzehe dieser Tiere statt. Wenn man diese Tatsache kennt, braucht man keine weitere Erklärung dafür, daß bei den Robben die Verlängerung des I. Hand- bzw. Fußstrahles durch Verlängerung der einzelnen Knochen und nicht durch Neubildung von Phalangen stattfindet. Die noch bestehende Streitfrage, ob die Zweigliedrigkeit des Daumens bzw. der Großzehe durch Verlust der 2. oder der 3. Phalange entstanden ist, läßt sich also folgendermaßen beant- worten: Es ist die 3. Phalange, die verlorengegangen ist. Dieselbe wird in der Onto- genese gar nicht angelegt, was indessen dadurch gewissermaßen maskiert wird, daß die 2. Phalange als Endphalange benutzt wird. Aus den oben geschilderten Verhältnissen ist — wenn überhaupt aus der Ontogenese eines Tieres Rückschlüsse auf seine Phylogenese berechtigt sind -- betreffs der Phylogenese der Robben folgendes zu vermuten: Die Robben stammen wahrscheinlich von Landsäugetieren ab, deren Zehe I kleiner als die übrigen Zehen war und schon die 3. Phalange verloren hatte. Anzunehmen ist wohl auch, daß dieses Landtier - Stadium verhältnismäßig sehr langdauernd gewesen sein muß, so daß der Verlust der betreffenden 3. Phalange durch Erblichkeit sehr stark konsolidiert wurde. Denn sonst ist es schwer zu verstehen, warum die Zehe I, wenn sie bei den Schwimmbewegungen stark in Anspruch genommen wurde und sich deshalb verlängern müßte, sich nicht — wie gewisse Finger der Waltierflosse — durch Ver- mehrung der Phalangenzahl, sondern nur durch Verlängerung der noch persistierenden Knochen des I. Fußstrahls verlängerte. Bkoman, Extremitätenskelett der Robben. 39 \ • * B. Über die Ursache der frühzeitigen Verknöcherung und der eigenartigen Histo- genese der Endphalangen. Als eine große Merkwürdigkeit ist es zu bezeichnen, daß die Endphalangen, welche zuletzt an- gelegt werden, früher als die übrigen Phalangen zu verknöchern anfangen. Verläuft doch sonst im allgemeinen die Verknöcherung der Skeletteile in derselben Ordnung wie ihre Entstehung! Von dieser Regel gibt es allerdings die Ausnahme, daß Knochenanlagen, die sekundär relativ sehr groß werden, früher als ältere Knochenanlagen verknöchern können. So z. B. fängt bei ge- wissen Robben die Verknöcherung früher in den Unterarm- bzw. Unterbeinknochen an als im Humerus bzw. Femur, obwohl die letztgenannten Knochen eher früher als später angelegt werden. Die Endphalangen der Robben werden aber nie größer als die Basalphalangen. Wenn die Verknöcherimg der erstgenannten trotzdem früher beginnt als diejenige der viel frühzeitiger ange- legten Basalphalangen, so muß dies also andere Gründe haben. Wir wissen nun durch Leboucq u. a., daß die Entstehung der knöchernen Endkappe der Endphalangen unter anderem die Bedeutung hat, weitere Phalangenbildung zu verhindern. Wenn — wie bei den Waltieren -- keine solche Endkappe gebildet wird, kann Hyperphalangie entstehen. Es fragt sich dann: verknöchern vielleicht die Endphalangen so frühzeitig, nur um die Ent- stehung von Hyperphalangie zu verhindern? Eine solche Erklärung erscheint mir indessen wenig befriedigend. Müßte doch die Natur eine Rückbildung der Phalangenzahl in einfacherer Weise mehr direkt (d. h. ohne sich selbst Hinder- nisse zu bereiten) erreichen können! Dies beweist übrigens die Tatsache, daß in der Waltierflosse gewisse Finger nur sehr wenige (1 — 3) Phalangen besitzen, obgleich den Endphalangen auch dieser kurzen Finger die knöchernen Endkappen fehlen. Wir müssen also nach anderen Gründen suchen, um die frühzeitige Verknöcherung der End- phalangen bei den Säugetieren im allgemeinen erklären zu können. Sehen wir uns hierbei nach Analogien um, so möchte ich zunächst auf die bekannte Tatsache aufmerksam machen, daß es die Kiefer sind, welche in der Ontogeme der Säugetiere zuallererst verknöchern. Anzunehmen ist wohl, daß die Kiefer auch in der Phylogenie zuerst verknöcher- ten. Und warum dies? Ja, es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Kiefer so frühzeitig ver- knöcherten, um den Zähnen eine feste Stütze zu geben und dadurch die Wirkung derselben zu erhöhen. In Übereinstimmung hiermit glaube ich mm, daß die Verknöcherung der Endphalangen auch in der Phylogenese frühzeitiger als diejenige der übrigen Phalangen angefangen hat, und zwar weil die Krallen eine knöcherne Stütze brauchten, um einigermaßen wirksam zu sein. Für die Richtigkeit dieser Hypothese spricht in erster Linie die Tatsache, daß die Endphalangen bei den wenigen Säugetieren, die keine Krallen (bzw. Hufe oder Nägel) ausbilden, nicht zuerst, sondern zuletzt (wenn überhaupt) verknöchern. Es ist dies bekanntlich bei den Waltieren der Fall. Wir nehmen allgemein an, daß sowohl die Zähne wie die Krallen phylogenetisch aus ehemaligen Schuppen hervorgegangen sind. Hierbei scheint man indessen allgemein der Ansicht Deutsche SUdpolar-Kxpedition. XVI. Zoologie Vlll. 52 392 beutsehe Südpolar-Expedition. zu sein, daß die Zähne nur aus Knochenschuppen entstehen, während die Krallen aus- schließlich aus Hornschuppen hervorgehen. Meiner Ansicht nach ist es aber sehr wahrscheinlich, daß bei der Krallenbildung nicht nur die betreffende Hornschuppe, sondern unter Umständen auch die dazu gehörige Knochenschuppe Verwendung finden kann. Der Längsschnitt z. B. durch eine Blindschleichenschuppe hat be- kanntlich eine frappante Ähnlichkeit mit demjenigen durch eine Kralle (vgl. z. B. die Fig. 473 und 474 in R. Hertwigs [1910] Lehrbuch!). Wenn man solche Längsschnitte vergleicht, bekommt man zuerst leicht den Eindruck, daß die Knochenschuppe der ganzen Endphalange entspräche. Ich glaube aber nicht, daß dies der Fall ist. Demi dann wäre es schwer zu verstehen, warum die Hauptpartie der Endphalange in der Onto- genese ein Knorpelstadium durchläuft. Ich glaube daher, daß es nur die zuerst entstehende sogenannte ,, knöcherne Endkappe" der Endphalange ist, der die alte Knochenschuppe homolog ist. Alle Autoren, welche die Entstehung der Endphalangen näher untersucht haben, sind darüber einig, daß diese Phalangen aus zwei verschiedenen Komponenten gebildet werden, nämlich aiis einer knorpelpräformierten Hauptpartie und einer nicht knorpelpräformierten distalen Endpartie. Nur diese letztgenannte Partie ist es nun, die so frühzeitig (schon vor den Basalphalangen) verknöchert und die „knöcherne Endkappe" bildet. Nur diese Endkappe ist es, die sich speziell für die Fixation der Kralle ausbildet; nur sie ist es daher, meiner Ansicht nach, die mit der Knochen- schuppe homologisiert werden darf. Sekundär greift nun die Verknöcherung von der als reinem Bindegewebsknochen angelegten „Endkappe" auf die nächstliegende Partie der knorpelpräformierten Endphalange über. Auf diese Weise wird die „Endkappe" und hiermit auch die Krallenanlage direkt mit dem ursprünglichen Extremitätskelett verbunden. In ähnlicher Weise hat — nehme ich an — einmal während der Phylogenese die aus der Horn- schuppe hervorgegangene Kralle sich unter Vermittlung der dazu gehörigen Knochenschuppe mit dem ursprünglichen Extremitätskelett verbunden. Über die Entstehung von Hypo- und Hyperphalangie bei den Säugetieren im all- gemeinen. Mit der Mehrzahl der Autoren nehme ich an, daß die Vorfahren der Säugetiere, wenn sie das Landleben begannen, zuerst eine Zeitlang mehrere Phalangen besaßen. Die zahlreichen Phalangen waren indessen bei den Bewegungen auf Land hinderlich und wurden daher an Zahl reduziert, bis die Zehen kurz genug wurden, um den Körper auf Land gut zu tragen und vorwärts zu treiben. Vielleicht geschah die betreffende Phalangenreduktion anfangs zum großen Teil durch direkte Abnutzung und Zerstörung der ursprünglichen Zehenenden. Nachdem diese Phalangenreduktion eine gewisse Grenze erreicht hatte, bildeten sich die jetzt endständig gewordenen Schuppen zu Krallen aus, welche die Zehenspitzen, sozusagen, beschlugen und hiermit eine weitere Abnutzung derselben verhinderten1). J) Ich sehe hier davon ab, daß die Krallen auch andere Funktionen hatten. Broman, Extremitätenskelett der Robben. 393 Diejenigen Säugetiere, welche nun relativ früh -- und zwar ehe die Reduktion der Phalangen- zahl allzu stark durch Erblichkeit konsolidiert worden War --zu dauerndem Wasserleben zurück- kehrten, reduzierten wiederum die jetzt unnütz gewordenen Krallen und erwarben gleichzeitig die Fähigkeit zurück, an solchen Strahlen, welche beim Schwimmen besonders stark in Anspruch genommen wurden, wieder mehrere Phalangen zu bilden. Auf diese Weise entstand - - meiner Ansicht nach — die Hyperphalangie der mittleren Finger der Waltierflosse. Diejenigen Wassersäugetiere dagegen, die erst relativ spät — und zwar erst nachdem die Re- duktion der Phalangenzahl sehr stark durch Erblichkeit konsolidiert worden war — zu dauerndem Wasserleben zurückkehrten, konnten die jetzt nötige Verlängerung gewisser Zehen nicht mehr durch Vermehrung der Phalangenzahl, sondern nur durch Verlängerung der schon vorhandenen Phalangen erreichen. Die hartnäckige Persistenz der Krallen dieser Tiere scheint die Möglichkeit einer wieder- kehrenden Hyperphalangie auszuschließen. In dieser Weise glaube ich -- wie erwähnt — die Tat- sache erklären zu können, daß die Robben die für die fünfzehigen Säugetiere im allgemeinen normale Phalangenzahl behalten. Im Anschluß an diese Ausführungen will ich zuletzt einen Überblick über diejenigen Ursachen geben, die — theoretisch gesehen — zur Entstehung von Hypo- bzw. Hyperphalangie führen können. Hypophalangie kann entstehen: 1. durch mangelhafte Wachstumsenergie des Phalangenblastems; 2. durch verspätete Entstehung der vorknorpeligen Phalangenanlagen; 3. durch verfrühte Ausbildung der „knöchernen Endkappen"; 4. durch sekundäre Verschmelzung der vorknorpeligen oder knorpeligen Phalangenanlagen; und 5. durch Zugrundegehen der interphalangealen Gelenkhöhle und Verwachsung der Phalangen. Als Beispiel zu 1. ist der erste Flossenfinger gewisser Waltiere zu nennen, in welchem nur eine Phalange gebildet wird, obgleich keine knöcherne Endkappe hier weitere Phalangenbildung verhindert. Als Beispiel zu 2. ist die Zehe I der Robben und der meisten andern fünfzehigen Säugetiere (einschließlich des Menschen) zu nennen. Dieser Fall kann sich mit dem Fall 3 verbinden, und zwar derart, daß es .schwierig sein kann, zu erkennen, welches die Hauptursache der be- treffenden Hypophalangie ist. Als Beispiel zu 4. ist der fünfte Flossenfinger gewisser Waltiere zu nennen, in welchem 3 Pha- langen entstehen, aber später nur eine Phalange persistiert. Die betreffende Reduktion der Pha- langenzahl findet — wie wir durch Symington, 1905, wissen — dadurch statt, daß die vorknorpe- ligen (bew. knorpeligen) Phalangen sich stetig auf Kosten der blastematösen Zwischenscheiben verlängern, bis letztere mehr oder weniger vollständig verschwinden und die Phalangen knorpelig verschmelzen. Alle die jetzt erwähnten Hypophalangie - Ursachen (Fall 1 — 4) können wahrscheinlich zu physiologischer Hypophalangie führen. Alle können sie wohl auch für die Entstehung der teratologischen Hypophalangie in Betracht kommen. oq^ Deutsche Siidpülar-Expedition. Welche von diesen Ursachen aber bei einer gewissen Tierart die wirksame gewesen ist, läßt sich nicht a priori sagen, sondern muß durch spezielle ontogene tische Untersuchung festgestellt werden. Von den oben erwähnten Ursachen der physiologischen bzw. der teratologischen Hypophalangie muß die unter 5. aufgenommene Ursache streng getrennt werden. Dieselbe entsteht nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach nur unter pathologischen Verhältnissen, die zu einer Ver- nichtung der schon gebildeten Gelenkhöhle führen. Hyperphalangie kann entstehen: 1. durch besonders starke Wachstumsenergie des Phalangenblastems a ) bei normaler Bildungszeit der „knöchernen Endkappe". b) bei verspäteter Bildung der „knöchernen Endkappe" c) bei fehlender Bildung der „knöchernen Endkappe"; 2. durch mäßige Wachstumsenergie des Phalangenblastems a) bei verspäteter, b) bei fehlender Bildung der ..knöchernen Endkappe". Als Beispiele zu ] c) bezw. zu 2 b) betrachte ich die physiologische Hyperphalangie der mittleren Waltierflossenfinger; als Beispiele für die übrigen Fälle die verschiedenen Formen der terato- logischen Hyperphalangie. Die Hypothese von Kükenthal (1890), daß die zahlreichen Phalangen der Waltierfinger dadurch entstehen sollten, daß die doppelten Epiphysenkeme dieser Phalangen sich von den Dia- physenkernen derselben abtrennten und selbständige Phalangen bildeten, läßt sich natürlich nicht mehr aufrechterhalten, seitdem wir einmal wissen, daß die Hyperphalangie der Waltierfinger schon auf dem Knorpelstadium der Phalangen (also unabhängig von den Epiphysen) existierl (vgl. Symington, 1905) und ferner feststellen können, daß die Epiphysenknochenkerne der be- treffenden Phalangen — wenn sie (wie z. B. bei alten Exemplaren von DdpMnus) überhaupt gebildet werden1) — in ähnlicher Weise wie bei andern Säugetieren mit den Diaphysenkernen verschmelzen, und zwar dies, ohne daß dadurch die Phalangenzahl vermindert wird. Auch die von Ryder (1885) und Weber (1886) ausgesprochene Hypothese, daß diese Hyper- phalangie durch ..eine adaptive, phalangenartige Segmentation eines über die drei Phalangen hinaus verlängerten, demjenigen bei gewissen Robben homologen ..Knorpelstrahles" entstanden sei, ist hinfällig geworden, nachdem Leboucq bewiesen hat, daß der „betreffende Knorpelstrahl" 1) Die meisten Waltiere bekommen weder in den Phalangen noch in den Metacarpalia Epiphysenknochenkerne. Die Epiphysen dieser Knochen bleiben — mit anderen Worten — zeitlebens knorpelig. Offenbar sind es solche Skelette, die zu der KÜKENTHALSchen Hypothese Anlaß gegeben haben. Einzelne Waltiere bekommen aber, wenn sie alt werden, sowohl in den Metacarpalia wie in mehreren Phalangen ihrer am stärksten entwickelten Flossenstrahlen meistens doppelte Epiphysenknochenkerne (Struthers u.a.). So hatten bei einem von mir untersuchten 2,5 m langen Exemplar von Detphinus älbirosfris die Metacarpalia II— V alle je zwei Epiphysenknochenkerne. Der zweite Finger hatte 8 Phalangen, und von diesen hatten die 4 proximalen je zwei Epiphysenknochenkerne, die mit dem Diaphysenknochenkern schon recht innig verschmolzen waren. Der dritte Finger hatte 6 Phalangen, von welchen die drei proximalen je zwei Epiphysenknochenkerne hatten. Dagegen hatte der vierte Finger nur 3 Phalangen, und von diesen besaß nur die Basalphalange einen Epiphysenknochenkern (und zwar einen proximalen) — Bei einem Exemplar von DelpMnus leucopleurus hatte der zweite Finger 5 Phalangen mit je zwei Epiphysenknochenkernen. Die peripher von diesen gelegenen Phalangen waren an diesem Skelett leider weggefallen und entzogen sich daher der Unter- suchung. — Bei einem Exemplar von Balaenoptera acutwostrata verhielt sich der zweite Finger ganz wie bei Delphiuus cdbirostris. Broman, Extremitätenskelett der Robben. 395 der Robben (speziell der Otarien) nur aus kondensiertem Bindegewebe besteht und in einer Finger - (bew. Zehen -) Verlängerung liegt, die von der Fingerbeere und nicht von dem eigentlichen Finge] - ende ausgegangen ist. Ergebnisse. .Die Ontogenie des Extremitätenskeletts der Pirmipedia war bisher nie Gegenstand einer syste- matischen Untersuchung. Dasselbe ist mit der Anatomie des Extremitätenskelctts des erwachsenen Lobodon der Fall. Was oben in den zusammenfassenden Kapiteln auf den Seiten 321—326 und 362-371 sowie auf den Seiten 310—312 und 351—353 gesagt worden ist, kann ich also größtenteils als Ergebnisse dieser Untersuchung betrachten. Indem ich für weitere Einzelheiten auf die obenerwähnten Kapitel verweise, beschränke ich mich hier darauf, einige Hauptergebnisse in Form von kurzen Thesen aufzutsellen: 1. Unmittelbar nach ihrer Entstehung zeigen die Skelette der Extremitäten der Robben in Form wie Lage eine sehr große Ähnlichkeit mit den Extremitäten - skeletteanlagen von etwa gleichalten Embryonen fünfzehiger Landsäugetiere. Aber schon im Knorpelstadium nehmen sie die für die Pinnipedia charakteristische Form und Lage an. 2. Eine Clavicula wird nicht angelegt. 3. Die Scapula wird — wie beim menschlichen Embryo — größtenteils in der Halsregion angelegt und sekundär allmählich kaudalwärts in ihre definitive Lage verschoben. 4. Die Spina scapulae wird sehr früh als stachelförmige Ausbuchtung in der Nähe des Collum scapulae angelegt. Bei Lobodon verlängert sich diese ursprüngliche Spinaanlage nur sehr unbedeutend. Bei andern Robben verlängert sie sich stärker und bildet unter Umständen ein schwaches Acromion aus. 5. In dem ersten Knorpelstadium bildet die Scapula einen recht großen Processus coracoideus aus, der indessen später als deutlicher Fortsatz wieder verschwindet. 6. Der in dem Angulus posterior scapulae bei erwachsenen Robben auftretende Epi- physenknochenkern besteht zunächst nur aus spongiöser Knochensubstanz und wird erst bei älteren Tieren mit Substantia com pacta belegt. 7. Die ursprünglich relativ lange Humerusanlage liegt zuerst zum großen Teil in der freien Extremitätparti e, um aber bald in die Rumpfwand einbezogen zu werden. 8. Bei den meisten Robben erfährt die Humerusanlage schon auf dem Knorpelstadium eine mehr oder weniger starke relative Verkürzung. 9. Wenn — wie bei gewissen Robben, z. B. bei Lobodon und Leptonychotes — die Humerus- anlage hierbei kürzer als die Radiusanlage wird, bekommt ihre Diaphyse auch später einen Knochenkern als diejenige der Radiusanlage. 10. Das Foramen supracondyloideum entsteht, wenn es überhaupt gebildet wird, sekun- där, und zwar dadurch, daß die Humerusanlage sich medialwärts um den Nervus medianus herum ausbreitet. 396 Deutsche Südpolar-Expediüon. 11. Die beiden Unterarniknochenlanlagen, ursprünglich ganz und gar im Be- reiche der freien Extremitätpartie gelegen, Werden bald mehr oder weniger vollständig in die Rumpfwand eingezogen. 12. Die Carpalia werden nicht alle gleichzeitig angelegt. Zuerst entstehen die Anlagen der distalen Reihe. Von den Carpalia der proximalen Reihe werden zuerst das Naviculare und das Triquetrum angelegt. 13. Das Naviculare, das Lunatum und das Centrale verschmelzen schon im ersten Knorpelstadium (ehe die Embryonen 30 mm lang sind) miteinander zu einer einzigen Knorpelmasse. 14. Das Triquetrum hat ursprünglich keine direkte Beziehung zum Metacar- pale V. 15. Gewisse Carpalia bekommen schon vor der Geburt Knochenkerne. 16. Die Metacarpalia werden als Vorknorpelkerne frühzeitiger als die Carpalia angelegt. Zuallererst wird das Metacarpale I angelegt. 17. Die Phalangen sowohl der Vorder- wie der Hinterfüße werden in derselben Reihenfolge wie beim Menschen angelegt. Die Endphalangen werden zuletzt gebildet, verknöchern aber zuerst. 18. Schon vor der Geburt können folgende Epiphysennnochenkerne in der Vorder- extremität gebildet sein: im Humerus ein proximaler (für den Kopf) und zwei distale (für die Trochlea), im Radius ein proximaler und ein distaler, in der Ulna ein distaler, in den Metacarpalia III — V ein distaler, im Metacarpale I ein proximaler und unter Umständen ein distaler, im Metacarpale II ein distaler und unter Umständen ein proximaler. 19. Das Ileum, das Ischium und das Pubis werden — wie beim Menschen — als ge- trennte Vorknorpelkerne angelegt, die aber bald zu einem einheitlichen, knorpeligen Hüft- bein verschmelzen. Das Pubis ist ursprünglich das kleinste, wird aber bald ebenso groß oder sogar etwas größer als das Ischium. 20. Das Acetabulum bekommt bei allen Pinnipediern eine Incisura und Fossa acetabuli (entgegen Weber, 1904). 21. Das Tuber ischii entsteht bei allen Pinnipediern, und zwar schon im ersten Knorpelstadium. Konstant und recht frühzeitig scheint auch das Tuberculum iliopubicum gebildet zu werden. Später — wenn überhaupt — bilden sich die Spina ischii, das Tuberculum pubicum und das Tuberculum ischio -pubicum aus. 22. Der kaudalwärts offene Winkel zwischen der Wirbelsäule und der Längsachse des Hüftbeines beträgt ursprünglich etwa 60°. Derselbe wird aber bald durch Kaudalwärts- drehung der Symphysengegend auf etwa 30° verkleinert. 2. Obwohl ursprünglich relativ lang, liegt die Femuranlage von Anfang an inner- halb der Rumpfwand. 24. Ein Trochanter minor wird bei gewissen Pinnipediern (z. B. Lobodon) em- Broman, Extremitätenskelett der Rohhen. 39? bryonal angelegt, um aber bald wieder zu verschwinden. Bei anderen (z. B. Leptonychotes) wird er gar nicht angelegt. 25. Eine isolierte Fossa capitis wird bei den Pinnipediern nie angelegt, weil das dem Ligamentum teres femoris des Menschen entsprechende Ligament am Rande des Femurkopfes inseriert. 26. Bei denjenigen Robben, deren Femwr eine sehr starke relative Verkürzung erfährt, beginnt die Verknöcherung des Femur später als diejenige der Unterschenkelknochen. 27. Obwohl die Tibia anläge von Anfang an dicker als die Fibula anläge ist, hat letztere ursprünglich zur Femuranlage eine direkte Beziehung, von welcher sie — bei der späteren Verbreiterung der Tibia anläge — abgedrängt wird. 28. Distal wärts vergrößert sich dagegen das Verhältnis der Fibulaanlage zum Talus sekundär auf Kosten der Tibia anläge. 29. Die Unterschenkelknochenanlagen liegen ursprünglich im Bereiche der freien Extremität, werden aber sekundär mehr oder weniger vollständig (bei vielen Pinnipediern ganz und gar) in die Rumpf wand einbezogen. 30. Von den Tarsalia werden das Naviculare und die Cuneiformia I und II zuletzt angelegt. Die Talusanlage verhält sich ursprünglich wie eine Tibiale, die Calcaneusanlage wie ein Fibulare. Sekundär wird aber der Calcaneus von seiner Beziehung zur Fibula größten- teils isoliert. 31. Das Tuber calcanei entsteht früher als das Tuber tali und bildet während der Embryonalzeit zuerst immer allein die Ferse des Pinnipedierfußes. 32. Die Tarsalia können zur Zeit der Geburt schon alle mit Knochenkernen ver- sehen sein. 33. Die Metatarsalia werden als Vorknorpelkerne frühzeitiger als die Tarsalia angelegt. Zuerst wird das Metatarsale I angelegt. Das ursprünglich größte Metatarsale, das Metatarsale III, wird zuletzt das kleinste. 34. Schon vor der Geburt können folgende Epiphysenknochenkerne in der Hinter- extremität gebildet sein: im Femur ein proximaler (für den Kopf) und ein distaler, in der Tibia ein proximaler und ein distaler, in der Fibula ein distaler, in den Metatarsalia III — V ein distaler, im Metatarsale I ein proximaler oder ein distaler, im Metatarsale II ein proximaler und ein distaler. 35. Der proximale Epiphysenknochenkern der Fibula entsteht erst im extrauterinen Leben. Derselbe verschmilzt frühzeitiger mit dem proximalen Epiphysenknochen- kern der Tibia als mit dem Diaphysenknochenkern der Fibula. 36. Die nächste Ursache der physiologischen Hypophalangie des Daumens und der Großzehe bei den Säugetieren im allgemeinen ist darin zu suchen, daß die Knochen des 1. Hand- bzw. Fußstrahles als Vorknorpelkerne zuletzt angelegt werden, und daß die 3. Phalange daher hier nie gebildet wird. Die 2. Phalange, die etwa gleichzeitig mit der 3. Phalange gcjg Deutsche Siidpolar-Expedition. der übrigen Strahlen angelegt wird, bekommt etwa gleichzeitig mit diesen eine knöcherne Endkappe und wird hierdurch zur Endphalange umgebildet. Bemerkenswert ist, daß die Ursache der physiologischen Hypophalangie des 1. Strahles auch bei solchen Säugetieren dieselbe ist, bei welchen (wie bei den Robben) dieser Hand- bzw. Fußstrahl zuletzt der aller - längste wird. 37. Die Ursache der frühzeitigen Verknöcherung und der eigenartigen Histo- genese der Endphalangen bei den Säugetieren im allgemeinen ist wahrscheinlich darin zu suchen, daß die sogenannte „Endkappe" der Endphalangen aus einer ehemaligen Knochen - schuppe stammt, die die Aufgabe hat, die aus einer Hornschuppe gebildete Kralle zu stützen und am Skelett zu befestigen. 38. Außerdem ist als Ergebnis dieser Untersuchung die oben (S. 393 u. 394) gegebene Klassi- fikation der Hypo- und Hyperphalangieursachen im allgemeinen zu bezeichnen. 39. Zuletzt möchte ich als praktisches Ergebnis die auf S. 302 beschriebene einfache Präpara- tionsmethode betrachten, die zu den in den Fig. 26 und 27 (Taf. XXIX), Fig. 71 (Taf. XLIII) und Fig. 72 (Taf. XLIV) abgebildeten Präparaten gefuhrt hat. Tafelerklärung. Tafel XXI. Fig. 1. Rekonstruklionsmodell des linken Armskeletts in situ von einem 13 nun langen Lofcor/on-Embryo. Vergrößerung: etwa 32mal. — Durch Wegnahme der die Skelettanlagen deckenden Partien der Extremität bzw. der Körperwand ist sowohl Arm- wie Schulterskelett von der Außenseite her sichtbar gemacht worden. Fig. 2. Rekonstruktionsmodell des rechten Armskelettes — mit Ausnahme der Hand — desselben Embryo. Von der medialen Seite gesehen. Vergrößerung: 40mal. Tafel XXn. Fig. 3. Dasselbe Rekonstruktionsmodell, von der lateralen Seite gesehen. Fig. 4. Rekonstruktionsinodell der linken Scapula- Anlage von einem 23 mm langen Leplonychotes-Embrjo. Von der late- ralen Seite gesellen. Vergrößerung: 40mal. Tafel XXIII. Fig. 5—8. Rekonstruktionsmodell der linken Humerus -Anlage desselben Embryo; Fig. 5 von der lateralen, Fig. 6 von der medialen, Fig. 7 von der ventralen und Fig. 8 von der dorsalen Seite gesehen. Vergrößerung: 40mal. Fig. 9—12. Rekonstruktionsmodell der linken Humerusanlage von einem 29 mm langen Lobodon-Embryo ; Fig. 9 von der lateralen, Fig. 11 von der ventralen und Fig. 12 von der dorsalen Seite gesehen. Vergrößerung: 20mal. Tafel XXIV. Fig. 13 und 14. Rekonstraktionsmodell des Unterarm-, Carpal- und Metacarpalskeletts von einem 29 mm langen Loloihm- Embryo; Fig. 13 von der dorsalen, Fig. 14 von der volaren Seite gesehen. Vergrößerung: 20mal. Fig. 15 und 16. Ähnliches Rtkonstruktionsmodell von einem 32 mm langen Leptoiiychotes-Embryo; Fig. 15 von der dorsalen, Fig. 16 von der volaren Seite gesehen. Vergrößerung: 20mal. Tafel XXV. Fig. 17. Rekonstruktionsmodell des linken Handskeletts in situ von einem 23 mm langen Le^ilonychotes-'Embryo. Durch Weg- nahme der die Skelettanlagen deckenden Partien ist das Handskelett von der Dorsalseite her sichtbar gemacht. — Vergrößerung: 40mal. Fig. 1 8. Ähnliches Rekonstruktionsinodell der linken Hand eines 32 mm langen Leptonychotes-TSmbryos. Vergrößerung : 20mal. Rhoman, Extremitätenskelett der Robben. 399 Tafel XXVI. Fig. 19. Zwei aufeinandergestellte Rekonstruktionsmodelle, das linke Armskelett eines 29 nun langen Loboion-Embryo in situ zeigend. Schulter-, Arm- und Handskelett sind in ähnlicher Weise wie in Fig. 1 von der Außenseite her sichtbar gemacht. Vergrößerung: 12mal. Fig. 20. Linkes Handskelett (in situ) desselben Embryo, mehr direkt von der Dorsalseite der Hand gesehen. Vergrößerung: 20mal. Fig. 21. Scapula und Humerus desselben Embryo, mehr direkt von der Lateralseite gesehen. Vergrößerung : 20mal. Tafel XXVH. Fig. 22. Rekonstruktionsmodell, das linke Schulter- und Armskelett eines 58 mm langen Lo&otfoM-Embryo von außen her in situ zeigend. Die schon verknöcherten Partien der betreffenden Knochenanlagen sind dunkel gefärbt. Ver- größerung: etwa 13,6mal. Fig. 23. Rekonstruktionsmodell, das linke Handskelett desselben Embryos von der dorsalen Handseite her in situ zeigend. Vergrößerung: 20mal. Tafel XXVIII. Fig. 24. Rekonstruktionsmodell, das linke Armskelett eines 23 mm langen Leptomjclioles-Embryo vou außen her in situ zeigend. — Vergrößerung: 20mal. Fig. 25. Skelett des rechten Armes eines 82 nun langen LoWow-Embryo. Die Knochenkerne sind dunkel gefärbt. Noch dunkler sind aber die älteren Knorpelpartien gefärbt, während die jüngeren Knorpel partien heller sind. Ver- größerung: 4nial. Tafel XXIX. Fig. 26. Spiegelbild des rechten Armes eines 520 mm langen Le^/o/M/c/iofcs-Embryo. Vergrößerung: l,6mal. — Das Arm- skelett ist in der oben (S. 302) beschriebenen Weise von der Außenseite her sichtbar gemacht. Die verknöcherten Skelettpartien sind dunkel gefärbt. Fig. 27. Ähnliches Präparat der linken Hand eines geburtsreifen Leptonyehotes-Embryo. Von der Dorsalseite der Hand gesehen. Skala: ^_i. Die verknöcherten Skelettpartien sind dunkel gefärbt. Die Knorpelpartien sind hell Tafel XXX. Scapula und Humerus der linken Seite eines erwachsenen Lnbodon. Skala: 2/ä. Fig. 28. Von der lateralen Seite gesehen. Fig. 29. Dieselben Skeletteile, von der medialen Seite gesehen. Tafel XXXI. Unterarm- und Handskelett der linken Seite eines erwachsenen Lobodan. Skala: %. Fig. 30. Von der Dorsalseite gesehen. Fig. 31. Von der Volarseite gesehen. Tafel XXXII. Linke Scapula und Humerus eines erwachsenen Leptonychotes. Skala: 2/5. Fig. 32 und 33. Von der lateralen Seite gesehen. Fig. 34 und 35. Von der medialen Seite gesehen. Tafel XXXUI. Linkes Unterarm- und Handskelett eines erwachsenen Leptonychoies. Skala: %• Fig. 36. Von der dorsalen Seite gesehen. Fig. 37. Von der volaren Seite gesehen. Tafel XXXIV. Extremitätenknochenanlagen eines 520 mm langen Lep/oMye/fotes-Embryo. Die verknöcherten Skelettpartien sind dunkel gefärbt, die noch knorpeligen Partien hell. Vergrößerung: l,6mal. Fig. 38—40. Linker Humerus von der Medialseite (Fig. 38), von hinten (Fig. 39) und von der Lateralseite (Fig. 40). Fig. 41. Linke Scapula, von der Außenseite gesehen. Fig. 42. Unterarm- und Handknochenanlagen des linken Armes. Von der Dorsalseite der Hand gesehen. Fig. 43. Linker Humerus, vom proximalen Ende gesehen. Fig. 44. Unterbeinknochen-, Tarsal- und Metatarsalknochenanlagen des linken Hinterbeines. Von der Dorsalseite des Fußes gesehen. Deutsche Sildpolar-Expeililimi. XVI. Zoologie Vill. 53 4qq Deutsche Südpolar-Expedition Tafel XXXV. Extremitätenknochenanlagen eines geburtsreifen Leptonychotes-Yetws. */s natürlicher Größe. Die verknöcherten Ex- tremitätenskelettpartien sind dunkel gefärbt. Fig. 45. Linke Scapula, von außen gesehen. Fig. 46. Mediale Hälfte des rechten Humerus, von außen gesehen. Fig. 47. Mediale Hälfte der rechten Unterannknochen, von außen gesehen. Fig. 48. Vordere Hälfte des linken Femur, von hinten gesehen. Big. 49. Vordere Hälfte der linken Unterbeinknochen, von hinten gesehen. Die distalen Enden der beiden Knochen sind abgeschnitten. Tafel XXXVI. Fig. 50. Rekonstruktionsmodell der linken kaudalen Körperpartie eines 13 mm langen Lobodon-Embryo; von der linken Seite gesehen. Durch Wegnahme der die Skelettanlagen deckenden Partie sind sowohl die Wirbelanlagen wie die Knochenanlagen des linken Hinterbeines von außen her sichtbar gemacht, Vergrößerung: lOmal. Fig. 51. Ähnliches Rekonstruktionsmodell der kaudalen Körperpartie eines 29 mm langen Lolodon -Embryo. Vergrößerung: 16mal. Tafel XXXVH. Fig. 52. Ähnliches Rekonstruktionsmodell der kaudalen Körperpartie eines 23 nun langen LeplonycMes-Embryo ; von der linken Seite gesehen. Vergrößemng: 20mal. Fig. 53. Fußskelett desselben Embryo, mehr direkt von der dorsalen Fußseite aus gesehen. Vergrößerung : 40mal. Tafel XXXVm. Fig. 54. Rekonstruktionsmodell der linken, kaudalen Körperpartie eines 58 mm langen Loiotfo»i -Embryo; von links gesehen. Die Skelettanlagen sind in ähnlicher Weise wie an den in Fig. 43 und 44 abgebildeten Modellen von außen her (in situ) sichtbar gemacht. Vergrößemng: 16maL Tafel XXXTX. Fig. 55. Rekonstruktionsmodell der linken Hüftbeinanlage eines 23 nun langen Lrpionychoies-Embryo ; von außen gesehen. Vergrößerung: 40mal. Fig. 56. Dasselbe Modell, von innen gesehen. Fig. 57. Rekonstruktionsmodell der rechten Hüftbeinanlage eines 32 mm langen Lnptonychotes-EmbYyo ; von außen gesehen. Vergrößerung: 20mal. Fig. 58. Dasselbe Modell, von innen gesehen. Tafel XL. Fig. 59. Linke Hüftbjinanlaga von einem 520 mm langen Lepionychotes-Embryo : von innen gesehen. Vergrößerung: l,6mal. Fig. 60. Dieselbe Hüftbeinanlage, von außen gesehen. Fig. 61. Linkes Hüftbein eines geburtsreifen Leptonychotes; von innen gesehen, '/e natürlicher Größe. Fig. 62. Dasselbe, von außen gesehen. Tafel XLI. Fig. 62. Rekonstruktionsmodell, die linken Hüftbein- und Femuranlagen eines 13 mm langen Lolodon -Embryo zeigend; von der dorsalen Seite gesehen. Vergrößemng: 40mal. Fig. 63. Dasselbe Modell, von der medialen Seite gesehen. Fig. 64. Embryo von Phoca sp. (wahrscheinlich ' groenlandiai), mit 4fingerigen Vorderfüßen, 4/s natürlicher Größe. — Museum zoologicum, Kopenhagen. Fig. 65. Rekonstruktionsmodell der linken Femur- und Unterbeinknochenanlagen eines 23 mm langen Leplonyehotes-Embryo von der Dorsalseite gesehen. Vergrößerung: 40maL Tafel XLH. Fig. 66. Rekonstruktionsmodelider linken Femur- und Unterbeinknochenanlagen eines 23 nun langen Leptonychoies-Embryo; von der Ventralseite gesehen. Vergrößemng: 40mal. Fig. 67. Dasselbe Modell, von der medialen Seite gesehen. Fig. 68. Ähnliches Rekonstruktionsmodell von einem 32 mm langen L&ptonyclioics-Embxyo; von der Ventralseite gesehen. — Vergrößerung: 20mal. Fig. 69. Dasselbe Modell, von der medialen Seite gesellen. Broman, Extremitätenskelett der Robben. 401 Fig. 70. Fig. 71. Tafel XLIII. Rechtes Hinterbein von einem 82 mm langen Lobodon-JZmbryo. Von der Dorsalseite des Fußes gesehen. Das Präparat ist mit Kali -Glyzerin durchsichtig gemacht. Die Differenzierung des Präparates ist schlecht gelungen, indem nicht nur die Knochenkerne, sondern auch einzelne Knorpelpartien dunkel gefärbt sind. Vergrößerung: 4mal. Distale Partie des linken Hinterbeines von einem 520 mm langen Lpptonychotes-Embrjo. Vergrößerung: l,6mal. — Die Skelettanlagen sind in der oben (S. 302) beschriebenen Weise von der Außenseite her sichtbar gemacht. Die verknöcherten Skelettpartien sind dunkel gefärbt. Fig. 72. Fig. 73. Fig. 74. Fig. 75. Fig. 76. Fig. 77. Fig. 78. Fig. 79. Die Skelettanlagen sind in der oben (S. 302) beschriebe- Die Knochenkerne sind dunkel gefärbt, die Knorpel - Tafel XLIV. Linker Hinterfuß eines geburtsreifen Leplonycliotes. Skala: l/2 neu Weise von der Außenseite her sichtbar gemacht partien sind hell. Tafel XLV. Becken eines erwachsenen Lobodon. Von der linken Seite gesehen. Skala: 2/5. Becken eines erwachsenen Leptonychotes. Von der linken Seite gesehen. Skala: 2/5. Tafel XLVI. Becken eines erwachsenen Lcptonyclioks. Von der ventralen Seite gesehen. Skala: 2/5. Becken eines erwachsenen Lobodon. Von der ventralen Seite gesehen. Skala: 2/5. Tafel XLVH. Becken eines erwachsenen Leptonychotes. Von der dorsalen Seite gesehen. Skala: 2/5. Becken eines erwachsenen Lobodon. Von der dorsalen Seite gesehen. Skala: 2/5. Tafel XLVBLI. Hinterbeinskelett eines erwachsenen Lobodon. Von der vorderen (ventralen) Seite gesehen. Skala: 2/B. Tafel XLIX. Fig. 80. Hinterbeinskelett eines erwachsenen Lobodon. Von der hintereu (dorsalen) Seite (d. h. der Plantarseite des Fußes) gesehen. Skala: 2/5. Tafel L. Hinterbeinskelett eines erwachsenen Leptonychotes. Von der vorderen (ventralen) Seite gesehen. Skala: 2/5. Femur. Unterbeinknochen und Patella. Fußskelett (von der Dorsalseite des Fußes gesehen). Fig. 81 Fig. 82 Fig. 83 Fig. 84 Fig. 85. Fig. 86. Tafel LI. Hinterbeinskelett eines erwachsenen Leplonyclioies. Von der hinteren (dorsalen) Seite gesehen. Femur. Unterbeinknochen und Patella. Fußskelett (von der Plantarseite des Fußes gesehen). Skala: 2/5. Gern einsame Bezeichnungen an den Figuren 1—86. Acet. = Acetabulum; Acet. prim. = Acetabulum primitivum; Acr. = Acromion; A:gel. = Achselgelenk; Ang. p. = Angulus posterior; Art. s: il. = Articulatio sacro-iliaca; Bl. = Blastem; Bph. C. = Basalphalange; = Centrale; Calc. = Calcaneus; Cap. Cap. fem. Cap. fib. Cap. hum. = Capitatum; = Caput femoris; = Capitulum fibulae; = Caput humeri; 53* 402 Deutsche Südpolar-Expedition. Cap. rad. = Capitulum radii; Pr. cor. = Processus coraeoideus; Cap. u. = Capitulum lünae; Pub. = Pubis; Cav. gl e n . = Cavitas glenoidalis; Rad. = Radius; Coli. sc. = Collum scapulae; Rad. Kn :k. = Knochenkern des Radius; Cond. med. = Condylus medialis; Sacr : w I = Erster Sacralwirbel ; Cond. lat. = Condylus lateralis; Sacr :w. II = Zweiter Sacralwirbel; Cr. cond. lat. = Crista condyloidea lateralis; Sc. = Scapula; Cr. il. = Crista ilei; Seh \v : w . = Schwanzwirbel; Cr. med. — Crista medialis; Sc.-L.-C.(Sc.-L ) = Scapho-Lunare-Centrale ; Cub. = Cuboideum; Sc. Kn: k. = Knochenkern der Scapula; C u n . I. = Cuneiforme I; Sp. il. a. s. = Spina ilei anterior superior; Cun. II. = Cuneiforme II; Sp. il. p. s. = Spina ilei posterior superior; Cun. III = Cuneiforme III; Sp. isch. = Spina isehii; Eph. = Endphalange ; Sp. s : cond. --= Spina supracondyloidea; Ep. = Epiphysenkern ; S. pub. = Symphysis pubis; F. acet. = Fossa acetabuli: Sp. sc. = Spina scapulae; Fem. = Femur; Synost. = Synostose; Fem: d. = Femurdiaphyse; Tal. = Talus; Fib. = Fibula; Tib. = Tibia; F. interc. = Fossa intercondyloidea; Tr. = Triquetrum; F. pat. = Fossa patellaris; T. tib. = Tuberositas tibiae; F. s:pat. = Fossa suprapatellaris: Tr. maj. = Trochanter major; For. obt. = Foramen obturatum: Tr. min. = Trochanter minor; Gel: fl. = Gelenkfläche: Tub. delt. = Tuberositas deltoidea; Harn. = Hamatum; Tub. il.-pub. = Tuberciüum ileo-pubicuin; H:bl. = Harnblase; Tub. isch. = Tuber ischiadicum; Hum. = Humerus; Tub. isch. -pub = Tuberculuni ischio-pubicum; 11. = Ileum; Tub. maj. = Tubercidum majus; Isch. = Ischium; Tub. min. = Tubercidum minus; Kn:k. = Knochenkern; Tub. m. grac. = Tuberositas musculi gracilis; Kiv. = Körperwand; Tul). ol. = Tuberculuni olecrani; L. Kw. = Laterale Körperwand; u. • = Ulna; Lun. = Lunatum; U. Kn:k. = Knochenkern der Ulna; Mph. = Mittelphalangc ; Unc. ol. = Uncus olecrani; Mk:h. = Markhöhle; V. Kw. = Ventrale Körperwand: M. maj. = Multangulum majus; I = Metacarpale bzw. Metatarsale 1 M. min. = Multangulum minus; II jl l! 11 Nav. = Naviculare; III .. III Ol. = Olecranon; IV •) ti IV P. = Pisiforme; V fi •: »J V Pat. = Patella; Lite ratur. Abel, 0. (1912): Grundzüge der Paläobiologie der Wirbeltiere. Stuttgart 1912. Allen (1880): Deseriptioii of a foetal wabus. — Proceedings of the Acad. of nat. sc. of Philadelphia. 1881. Bakdeen, Ch. R. and Lewis, W. H. (1901): Development of the limbs, bodywall and back in man. — Amer. Journ. of Anat. vol. I. Bardeen. Ch. R. (1910): Die Entwicklung des Skeletts und des Bindegewebes. D. Die Entwicklung des Gliedmaßenskeletts. — Keibel-Malls Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen Bd. I. Leipzig. Barrett-Hamilton, G. E. H. (1901): Seals. — Resultats du Voyage du S. Y. Belgica en 1897—1899. — Zoologie. Anvers 1901. S. 1. Broman, Kxtremitätenskelott der Robben. 403 Braus. H. (1904): Die Entwickelung der Form der Extremitäten und des Extremitätenskeletts. — Hertwigs Handb. d. vergl. u. exper. Entwicklungsgeschichte d. Wirbeltiere Bd. III: E., S. 322. Brom a.n. Ivak (1909): Untersuchungen über die Embryonalentwicklung der Pinnipedia. I. L'ber die Entwicklung der äußeren Körperfonn der Robbenembryonen. — , .Deutsche Südpolar -Expedition 1901—1903'' Bd. XI, Zoologie. III., S. 243. Derselbe (1911): Normale und abnorme Entwicklung des Menschen. Ein Hand- und Lehrbuch der Ontogenie und Teratologie. Wiesbaden (Verlag von J. F. Bergmann). Camerano, L. (1882): Ricerche intorno all" anatomia di un feto di Otaria jubala (Forster). — Torino 1882. Cakus, .1. Victor (1868—1875): Handbuch der Zoologie. Bd. I. Wirbeltiere. Mollusken und Molluscoiden. Leipzig. S. 135. Eschricht, D. F. (1845): Undersögelser over Hvaldyrene. 1.— 4, Afh. — Det Kgl. Danske Videnskabernas Selskabs Natur- videnskabelige og Mathematiske Afhandlinger Bd. 11. Kjöbenhavn. Derselbe (1846): Undersögelser over Hvaldyrene. 5. Afh. Ebenda. Bd. 12 Derselbe (1849): Undersögelser over Hvaldyrene. 6. Afh. Ebenda. Bd. I. Derselbe (1851): Om Gangesdelphinen. Ebenda. Bd. II. Eschricht, D. F. und Reinhardt, J. (1861): Om Nordhvalen (Bahena Mysticetus L.) navnlig med Hensyn til dens ydre og indre Saerkjender Ebenda Bd. V. Flower, W. H. (1888): Einleitung in die Osteologie der Säugetiere. Deutsche Auflage nach der 3., unter Mitwirkung von Gadow durchgesehenen Originalausgabe. — Leipzig 1888. Fürst, Carl M. (1914): Über die Entwicklung und Redivktion der Fibula beim Rinde. — Zeitschr. f. Morph, u. Anthrop. Bd. XVIII, S. 93. Gegenbaur, Carl (1898) : Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere. Bd. I. Leipzig. Grafenberg, E. (1906): Die Entwicklung der Knochen, Muskeln und Nerven der Hand und der für die Bewegungen der Hand bestimmten Muskeln des Unterarms. Anat, Hefte Bd. 30, S. 1. Hasselwander, A. (1903): Untersuchungen über die Ossifikation des menschlichen Fußskeletts. — Zeitschr. Morph. Anthrop. Bd. V. — Stuttgart, Zit. nach Braus. Hertwig, Richard (1910): Lehrbuch der Zoologie. Jena. Kükenthal, W. (1888): Über die Hand der Cetaceen. — Anat. Anz. III, S. 638 u. 912. Derselbe (1893): Vergleichend anatomische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen über Waltiere. — Denkschi. d. med.-naturwiss. Ges. Jena, S. 302. Lambertz (1900): Die Entwicklung des menschlichen Knochengerüstes während des fötalen Lebens, dargestellt an Röntgen- bildern. — Fortschr. Gebiet Röntgenstrahlen. Erg. -Heft 1. — Zit. nacr Braus (1904). Leboucq, H. (1888): Recherches sur la morphologie de la main chez les Pinnipedes. — Studies from the Museum of Zoology in Univ. Coli., Dundee. Vol. I, nr. 2. Derselbe (1888): Über das Fingerskelett der Pinnipedier und Cetaceen. — Anat. Anzeiger. Derselbe (1889): Recherches sur la moiphologie de la main des Manimiferes marins. — Archiv de Biol. Bd. IX. Derselbe (1904): Über die Endlappen der Pinnipedierfmger. — Verhandl. d. Anat. Ges. in Jena. Derselbe (1904): Organogenie des Pinnipedes. I. Les Extremites. — Expedition antaretique beige. Resultats du voyage du S. Y. Belgica en 1897—1899. — Zoologie. — Anvers. Lewis, W. H. (1902): The Development of the Arm in Man. — Amer. Joum. of Anat, vol. I. Baltimore 1901—1902. S. 145. Lilljeborg, W. (1874): Sveriges och Norges Däggdjur Bd. 2. Upsala 1874. Meckel, J. F. (1829): System der vergleichenden Anatomie. Halle. Miller, W. S. (1888): Myology of the Pinnipedia. Rep. on the scient. results of the Voyage of H. M. S. Challenger during the years 1873—76. Zoology. Vol. 26. London, Edinburgh u. Dublin. Moser, E. (1892): Über das Ligamentum teres des Hüftgelenks. Morphologische Arbeiten Bd. II. Murie, S. (1872): Researches upon theanatomy of the Pinnipedia I. Onthe Walrus (Trichecus rosmams), und II. Descriptive anatomy of the Sea-lion (Otaria jubata). Nilsson, S. (1847): Skandinavisk Fauna. — Lund 1847. Owen, R. (1843): Notice of a new species of Seal (Stenorhyuchus semdens). - The Annais and Magazine of Natural History Vol. XII. London 1843. S. 331. Derselbe (1853): Mammalia Placentalia. — Descriptive Catalogue of the Osteological Series contained in the Museum of the Royal College of Surgeons of England. Vol. II. S. 641. Derselbe (1866): On the Anatomy of Vertebrates. Vol. IL London 1866. S. 507. Reh, Ludwig (1894): Die Gliedmaßen der Robben. — Jenaische Zeitschr. f. Naturwiss. Bd. 28. — S. 1—44. Ryder, J. A. (1885): On the genesis of the extra-terminal phalanges in Cetacea. The Americ. Naturalist. Oet. 1885. S. 1013. Schimkewitsch, W. (1910): Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere. — Stuttgart. 404 Deutsche Südpolar-Expedition. Sommers, J. (1882): Notes on the Anatomy of a Seal from Magdalen Islands. — Proceedings and Transactions of the Nova Scotian Institute of Natural Science for 1879—1882. Vol. V. S. 155. Stannius, H. (1846): Lehrbuch det vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere. — Berlin. Symington. J. (1905): Observation on the cetacean flipper, with special reference to Hyperphalangism and Polydactylism. — Journal of Anat, and Phys. Vol. XL. S. 100. Tims, Marret (1910): Report on a collection of Seal-embryos (Leptonychotes weddeli) niade during the voyage of the „Dis- covery" in the Antarctic Seas 1901—1904. — National Antarctic Exped. 1901—1904. Nat. Hist. 5. London 1910. S. 1. Thomson, Robert B. (1909); Osteology of Antarctic Seals. Trans, roy. Soc. Edinburgh. S. 187. Turner, William (1888): Report on the Seals collected during the Voyage of H. M. S. Challenger in the Years 1873—76. — Rep, on the scient. results of the Voyage of H. M. S. Challenger during the years 1873—76. — Zoology. Vol. 26. S. 26. — London, Edinburgh u. Dublin 1888. Van der Hoeven, J. (1852—1856): Handbuch der Zoologie Bd. II, Leipzig 1852-1856. Vrolik, W. (1822): Specimen anatoniico-zoologicum de PJwcis, speciatini de Phoca vitnlina, — Traiecti ad rhenum. 1822. Weber, E. H. (1851): Einige Bemerkungen übei den Bau des Seehundes, Phoca vüulitia etc. — Berichte über die Verhandl. d. Kgl. Sachs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig. Math. -phys. Klasse. II. 1850. S. 129. Weber, Max (1886): Studien über Säugetiere. S. 172. Derselbe (1887): Über die cetoide Natur der Promanunalia. Anat. Anz. II, S. 42. Derselbe (1904): Die Säugetiere. Jena 1904. Wiedersheim, Rob. (1906): Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere. Jena 1906. Inhalt. Seite Einleitung ISOI I. Über Entwicklung und Bau des Vorderbeinskeletts bei Lobodon imd Leptonychotes sowie bei andern Robben. A. Frühere Untersuchungen über die Anatomie und Embryologie des Vorderbeinskeletts bei Lobodon und Leptonyehoks :1,04 B. Eigene Untersuchungen über die Embryologie und Anatomie des Vorderbeinskeletts bei Lobodon und Leptonychotes, Phoca und HaMchoerus 307 1. Stadienbeschreibung 307 Lobodon-Embryo, 13 mm 307 Looodon-EmbTyo, 29 mm 308 LoMon-Ernbryo, 58 nun 309 LoJoion-Embryo, 82 mm 310 Lobodon caränophaga, erwachsen 310 Leptmychotes-Embryo, 23 mm 312 Leptonychotes-Embryo, 32 mm 314 Leptonychotes-Embryo, 104 mm 315 Leptonychotes-Embryo, 520 mm 315 Leptonychotes -Junges, neugeboren, 1150 mm 316 Leptonychotes loeddelli, erwachsen 318 PÄoca-Embryo, 11,8 mm 319 PAoca-Embryo, 50,5 mm 320 Phoca foetida, junges Tier 320 Halichoerus-Embryo, 27,5 mm 321 2. Überblick über die Entwicklung der einzelnen Vorderbeinknochen 321 a) bei Lobodon 321 Scapula 321 Humerus 322 Ulna 323 Radius 324 Carpalknochen 325 Broman, Extremitätenskelett der Robben. 405 Seite Metacarpalknochen 326 Phalangen 327 b) bei Leptonychotes 328 Scapula 328 Humerus 329 Uln a 330 Eadius 331 Carpalknochen 332 Metacarpalknochen 333 Phalangen 334 c) bei den Eobben im allgemeinen 336 Clavicula 336 Scapula 336 Humerus 339 Ulna 341 Radius 341 Carpalknochen 342 Metacarpalknochen 343 Phalangen ■"■ 1 1 II. Über Entwicklung und Bau des Hinter beinskeletts bei Lobodon und Leptonychotes sowie bei anderen Robben . . :U5 A. Frühere Untersuchungen über die Anatomie und Embryologie des Hinterbeinskeletts bei Lobodon und Leptonychotes :J4 5 B. Eigene Untersuchungen über die Embryologie und Anatomie des Hinterbeinskeletts bei Lobodon, Lepto- nyclwtes, Phoca und Ealichoems 348 1. Stadienbeschreibung 348 LoftoflSon-Embryo, 13 mm 348 Lo&odow-Embryo, 29 mm 349 Lobodon-Embx jo, 58 mm 350 Lo&orfow-Embryo, 82 mm 350 Lobodon carcinophaga, erwachsen 351 Leptonychotes-Emhryo, 23 mm 354 Leptonychotes-Embryo, 32 mm 355 Leptonychotes -Embryo, 104 mm 356 Leptonyehotes-Embryo, 520 mm 356 Leptonychotes wedäelli, erwachsen 359 PAoca-Embryo, 11,8 mm 361 PAoca-Embryo, 50,5 mm 361 Phoca foelida, junges Tier 361 Ealichoerus-EmbTyo 361 2. Überblick über die Entwicklung der einzelnen Hinterbeinknochen 362 a) bei Lobodon 362 Os coxae 362 Femur 363 Tibia 365 Fibula 366 Tarsalknochen 367 Metatarsalknochen 370 Phalangen 370 b) bei Leptonychotes 372 Os coxae 372 Femur 374 Patella 375 Tibia 376 Fibula 376 Tarsalknochen 377 4Qß Deutsehe Südpolar-Expedition. Seite Metatarsalknochen 377 Phalangen 379 c) bei den Robben im allgemeinen 380 Os coxae 380 Femur 383 Patella 384 Tibia 384 Fibula 385 Tarsalknochen 386 Metatarsalknochen 387 Phalangen 387 IIT. Allgemeine Fragen 388 A. Über die Entstehung der physiologischen Hypophalangie des Daumens und der Großzehe 388 B. Über die Ursache der frühzeitigen Yerknöcherung und der eigenartigen Histogenese der Endphalangen 391 C. Über die Entstehung von Hypo- und Hyperphalangie bei den Säugetieren im allgemeinen 392 Ergebnisse 395 Tafelerklärung 398 Literatur 402 Deutsche Süd/polar-Expediüon 1901 Band XVI Tafel XXL Bl. M.maj. M. min. Nav. 1 __ Bph. _ II - Cap. . III Ham. Bph. - [V Bph. . bp. sc. — Huni. Rad. L. Kw. Bph. Fig. i. ¥• Huni. Rad. Pr. cor. Ans- P Tub. min. lond. med. Lo&odon-Embryo (13 mm lang). Deutsche Südpolar-Expedition 1001—3. Band XVI Tafel XXII. Pr. c Sp. ^c Ang. i üb. niaj. -(- [üb. delt. 1 lum. K.id. Fig. 3. '-t Loöoi/o/i-Embryo (13 mm lang). Pr. cor. Cav. glen. Sp. sc. Ang. p. Fig. 4. ±*. Leptonychotes-Embryo (23 mm lang). Dcnischc Südpolar-Expedition 1901 •'/, Band XVI Tu fei XXIII. sc 43 3 c w -5j Deutsche Südpolar-Expedition 1901—3. Band XVI Tafel XXIV ab O c W IS c CS c £ M o w Deutsche Südpotar-Expeditio?i 1901- ■ i . Band XVI Tafel X.W Fig. 17. ¥. Leßtonyckotes-E,mhryo (23 mm Inno). Fig. tS. ^. Leßionychotes-JLmhryo (32 mm lang) Deutsche Südpolar-Expedition 1901- o. Band XVI Tafel XXVI Kad. V. kw. p. sc. Hi„„. Ang. p. L. Kw. Fig. 19. -f. - Pr. cor. Coli. Sp. sc. A. L'cl. Anjj. p. Fig. 2u. Fig. 21. Lo&odou-Embryo (29 mm lang). Den Ische Südpolar-Expedition 1901—3. Band XVI Tafel XXV IL U. Knk Sc.-L -C Rad. Knk _ Fig. 2: Fig- -3- "■ Loiodon-Kmbryo (58 mm lang). Deutsche Südpölar-Easpedition 1901—3. Band XVI Tafel XXVIII. Pr. cor Hum. Fig. 24. ^f-. Leptonychotes-Exnhryo (25 mm lans Sc. Knk. Hum. Rad. ►f S Ang. p. \ Unc. ol. Tr. Fig. 25. i- Lo&odon-Rmbryo (82 mm lang). Deutsehe Südpolar- Expedition 1901 — 3. Hand XVI Tafel XXI X. --T---T I Cap. Ham. Tr. Fig. 2b. ifi. Leptonyc/io/es-Kmbryo 1520 mm lang). Cap. M. maj. M. min. Sc.-L. Ep. Rad. Harn. Tr. Ep. Fig. 27. siii. Leptouychotes-Y.mhr), 1 1 ( geburtsreif). Deutsche Südpolar-Expedition 190 1—3. Band XVI Tafel XXX. Pub. min. Coli. sc. Ang. p. Fig. 28. Tul). min. Cap. hum. -\n- I üb. maj. + 'I üb. delt. Fig. 29. |. Lobodüii (erwachsen). Deutsche Südpolar-Expedition 190 1 — 3. Band XVI Tafel XXXI. Unc. ol. Ol. I [um. Rad. WkV Wf |^^M| Wrs Hh^Ü ^■l Vi i. < • I 1 ■ .~\^^H ■>^^H ^^ Hv^~ '■ ^H ■K » - ^H ^^ V« ^^k w 1 ■ 1^1 Mi ■•••''* « ^v ^U* - 7V m 3r\ ^/ Wl^I 1^^ . huni. Acr. 3p. SC. Ang. p. Fig. 32' Fig. 33^ Ans luli. min. hil.. delt. Tub. ol. Fig. 34- Fig. 35- Leptonychotes (erwachsen Deutsche Südpolar-Expedition 1901—3- Band XVI Tafel XXX1I1. Tub. ol. ( ap. l;ul. Ep. (Rad.) Fig. 36 'ig- 37- Leptonychotes (erwachsen). Deutsche Südpolar-Expedition 1901 — 3. Band XVI Tafel XXXIV l'uli. Tub. Pub. Cap. Tub. I'ub. Cap. min. in. ij. maj. huni. min. delt. Tub. maj, luini. ; ' i Cap. huni. - Gel. Kl. Aci. Sp. sc. Fig. 38. F'g- 39- Fig. 40. Fig. 41- Aug. p. M. M maj. min. Sc.-L.-C. Kad. Cub. Calc. ", " Fig. 44- Leptonycholes-Yjmhxyo (520 mm lang). — (Jap. rad. „ Gel. H. Ol. Deutsche Südpolar-Expedition l'JO !—■!■ Band XVI Tafel XXXV. Cav. gl. Sp. sc. Ep. (Cap. hüm.) Ang. p Tub. maj. IUI», dt lt. Ep. 1 1 ond. I.ii. Fig. 46. Fig. 45- Ol. Ep. (i .ip. u.) Ep. iCap. rad.) Mkli Tr. maj. Ep. Fib. Fig. 47- Ep. (< ,ip. fem.) — Fem. d. Ep, Fig. 48. l'ib. Fig. 49. LefilonycAotes-Embryt > 1 geburtsreif . •sS Deutsche Südpolar- Expeditton I'.H) I — 3. Band XVI Tafel XXXVI. G. pap. Pub. Fig. 50. ¥■• Lodoäo?i-Kmbryo (13 mm lang) G. pap Tib. Pub. Tub. il.-pub. Calc. Tal. Fig. 51. ^. Lobodon-Embryo (29 mm lang) Deutscht- Südpolar-Expedition l '■>(>! — 3- Band XVI Tafel XXXV11. Pub. Cun. I Cun. II - Cun. III--- - L. Kw. Fig. 52 Tib. Nav. _ Cun. I - Cun. II - Cun. 111 - ' Fig. 53- ¥• Leptonyc/iotes-Embryo (23 mm lang). Cub. Deutsche Sildvolav-Expeclition l'.Hil 3. Band XVI Tafel XXXV 1 IL Cap. fem. Pub. il-pub. H Tr. min. 1 r. maj. Sacr. W. I Sacr. \V. II Fig. 54 A. Y- Lobodon-Y.mbryo (58 mm lang) Deutsche Südpolar-Expedition l!H> / — 3. Band XVI Tafel XXXIX. öjo a a W M c 5* O Deutsche Sudpolar-Expeditwn 1901 — 3. Rand XVI Tafel XL tu fc o sc P B o m W u Deutsche Südpolar-Expedition 190 1 — 3- Band XVI Tafel XL1. Fem. Isch, Isch Fem, Fig. 62. LobodonJLmbYyo (13 mm lang). Fig. 63. Cap. fem. Fi«. 64. I- Pkoca^Exnhrwo. Fig. 65. *f. Leptonyckotes-Embryo (23 mm lang) Deutsche Südpolar-E.vperh'tion 190 1—3, Band XV J Tafel XLII. .Sf — ZL £ w ^ Sl, -*- ti <ä <>> ^ CO ^o "^ 5-, bb O — c E M3 W &» fc I >, nisrhr Si/i/pn/ii /-Expedition 1901—3. Band XVI Tafel XI.III. Schw. W Fig. 70. 4r Lo&odo/i-TLmbryo (82 mm lang) Fig. 71. ±f: Lt-f>!oin'c/iotcs-Y.mbryo ($2u mm lang). Deutsche Südpolar-Expedition 190 1 — 3. Rand XVI Tafel XLIV Tib. - Tal. - - - Calc. -Cun. III Fig. 12. ). Leptonychotes-ILmhryo (geburtsreif). Deutsche Süd/pohtr-Expedition 1901—3. Band XVI Tafel XLV s. 1 Sp. isch. Cr. iL Acet. F. acet. Tub. il.-pub. Tub. pub. Fig. 73- !• Lobodon (erwachsen). Tub. isch. For. ol>t. S. pub. S. I Fig- 74- h Leptonychotes (erwachsen! Tub. kch. Tub. isch. pul). For. (ibt. S. pub. Deutsche Sildpolar-Expedition 1901—3. Band XVI Tafel MM. <5 o CS <> Deutsche Südpolar- Expedition 1901—3. Band XVI Tafel XIV IL u S a H Deutsche Südpola)1- Expedition 1901—3. Band XVI Tafel XLVIIl Pat. Sp. supracond. Calc. Tal. Fig. 79- !■ Lobodon (erwachsen). Cap. lern. Deutsche Südpolar-Expedition 190 1—3. Band AT/ Tafel XLll. Pat. i im. I Cun. III Cub. Tub. Tal. Tub. Calo. Fig. 8o. I- Lobodon (erwachsen) Deutsche Südpolar- Expedition 1901—3. Band XVI Tafel L Cap. fem. Cr. med. Fac. pat. Tub. in. lim Fr. in.i]. Fig. 81. . Int Cub Calc. Tal. Fig. 83. Fig. S; Leptonychotes (erwachsen . Deutsche Südpolar-Expedition l'.>0 1 — 3. Band XVI Tafel LI. Tr. maj. j •V p J . a ^ m •^.^fl il. i und. lat. -« ^1 K'. V F. interc. — ■ - i.>^->; H 1" Cap. fem, Cap. fil Kib. Fig. 85. Leptonychotes (erwachsen 1 GEPHYREEN DER ANTARKTISCHEN UND SUBANTARKTISCHEN MEERE VON PROF. Dr. W. FISCHER BERGEDORF- HAMBURG MIT 4 ABBILDUNGEN IM TEXT Deutsche Sudpolar-Expeilition. XVI. Zoulogie VIII. 54 Das im Jahre 1896 von Michaelsen auf der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise (10) erbeutete Gephyreen-Material, das seinerzeit von mir bearbeitet wurde, bot mir schon damals Gelegenheit, den auffallenden Parallelismus zwischen arktischen und antarktischen Formen kennen zu lernen. Um so erwünschter war es mir, daß mir jetzt durch Überlassung des Materials der Deutschen Südpolar-Expedition (1901—1903) einerseits, das der Deutschen Expedition ins Nördliche Eismeer (Dr. Römer uud Dr. Schaudhsn 1898) und das der Olga -Expedition (1898) andrerseits, Gelegenheit zu einem eingehenderen Studium dieser Frage geboten wurde. Das Ma- terial der zuletzt genannten Expeditionen liegt seit Sommer 1917 fertig bearbeitet im Manuskript vor und sollte in der „Fauna arctica" erscheinen, konnte aber der Kriegslage wegen noch nicht gedruckt werden, so daß ich mich, da es für die Bipolaritätsfrage wichtige Aufschlüsse enthält, gezwungen sah, Teile dieses Manuskripts sowie eines solchen über die Deutsche Tiefsee-Expedition, von dem eine vorläufige Mitteilung im „Zoologischen Anzeiger" erschienen ist (11), hier schon auszugsweise zu benutzen. Die Arbeit zerfällt in vier Abschnitte. Der erste Teil enthält die Ausbeute der Deutschen Südpolar-Expedition, der zweite eine Zusammenstellung sämtlicher im Südpolargebiete bis 40° s. Br. zur Beobachtung gelangten Formen, der dritte wird die für die Bipolaritätsfrage in Betracht kom- menden arktischen und subarktischen Gephyreen (bis 40° n. Br.) besprechen, der vierte endlich eine Gegenüberstellung der in beiden Polgebieten auftretenden Arten und Gattungen enthalten und hieraus Schlußfolgerungen ziehen. I. Die Gephyreenausbeute der Deutschen Südpolar-Expedition. Unsere Ausbeute ist eine sehr geringe, sie besteht nur aus fünf bekannten Arten, von denen zwei, Phascolosoma margaritaceum Saes und Phascolosoma ohlini Theel, dem antarktischen Gebiet angehören, beide wurden bei der Winterstation gefunden, während die anderen, Aspidosiphon speculator Selen ka, Physcosoma nigrescens Kef. und Phascolosoma capense Teuscher, auf der Ausreise bzw. Heimreise der Expedition gefischt wurden. Phascolosoma margaritaceum Sars (23, p. 135). 18G8. Phascolosoma capsiforme Baird (3). 1889. Phascolosoma antarcticum Mich. (26, p. 3). 1889. Phascolosoma fuscum Mich. (20, p. 6). 1889. Phascolosoma georgianum Mich. (26, p. 8). 1896, Phascolosoma margaritaceum Sars, var. capsiforme Baird, Fischer (10, p. 3). 54* 410 Deutsche Südpolar-Expedition. Fundorte: Winterstation: 17. IV. 1902, 385 m, Reuse: 24. III. 1902, 385 m, Twist; 28. I. 1903, 380 m, Twist. Die gefundenen Exemplare sind von sehr geringer Größe, meist nur 4 — 8 mm lang; eines der- selben ist dick mit Eiern gefüllt, also trotz der Kleinheit ein ausgewachsenes Exemplar. Im äußeren Aussehen erinnert es an die von Michaelsen aufgestellte Art Phascolosoma georgianum Mich. (26, p. 8). Ob diese Art sowie die anderen von Michaelsen aufgestellten Arten Phase, antareticum und fuocum (26, p. 6 — 10) als selbständige Arten zu betrachten seien, war schon von Michaelsen selbst als zweifelhaft hingestellt worden. Desgleichen wies ich bei der Beschreibung von Phase, capsiforme Baird in der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise darauf hin. daß diese wie die MiCHAELSENschen Arten höchstens als Varietäten des Phase, margaritaceum Sars anzusehen seien. Theel hob auch die Varietäten auf (42, p. 27), ohne indes nähere Untersuchungen anzustellen. Er sagt: Considering, that I have in vain sought for differences of such significance as to admit the maintenance of the above-mentioned species, I quite agree with Fischer in regarding theni as representatives of our northernP^asc. margaritaceum. Moreover, I think it appropriate torejeet the varieties too." Auf Grund eingehender Untersuchungen, die sich besonders auf die von Mi- ch aelsen nicht in Betracht gezogene Tentakelanordnung und auf die Hautbeschaffenheit bezogen, kam ich zu demselben Resultate, das ich nach Besprechung der einschlägigen Verhältnisse bei Phase, margaritaceum näher begründen werde. Betreffs der Hautfarbe von Phase, margaritaceum Sars sagt Selenka (32, p. 26), fußend auf der Beschreibung Koren und Danielssens (23, p. 135): „Haut fest, glänzend wie Perlmutter, von einer grünlich weißen Farbe, das Hinterende und die Rüsselbasis ein -wenig bräunlichgrau gefärbt; bei starker Vergrößerung erscheint die Haut fein retikuliert durch zwei einander kreuzende Systeme von äußerst feinen Linien. Theel (43, p. 58) gibt als Hauptfarbe der lebenden Tiere „bluish -white or pearl-gray", als die der Alkoholexmplare „whitish-gray" an; doch bemerkt er in seiner Arbeit über die Priapuliäs and Sipunculids of the Swedish Antarctic Expedition (42, p. 27): „among them some individuals have a whitish-gray colour, while other speeimens are dirty brown with the posterior pointed end slightly darker. Two forms from Port William in the Falkland-Islands are dark brown, the differences in colouring are not of any consequence for the relationship of the forms in question". Ähnliche Abweichungen in der Färbung konnte ich gleichfalls bei den zahlreichen Exemplaren, die mir von der Römer- und ScHAUDiNNschen Expedition ins Nördliche Eismeer (1898) zu Gebote standen, konstatieren. Tiere von der Olga -Expedition zeigten sogar äußerlich eine grauviolette Färbung, so daß die sehr wechselnde Färbung der Haut schwerlich als Unterscheidungsmittel bei den dem Phase, margarita- ceum sehr nahe stehenden MiCHAELSENschen Arten Phase, antareticum, fuscum und georgianum wird herangezogen werden dürfen. Ebenso verhält es sich mit der Retikulierung der Haut, die schon von Selenka bei Phase, margaritaceum gesehen worden ist. Phase, antareticum zeigt nach Michaelsen ein Doppelsystem sich kreuzender Linien, die ungefähr um 28° gegen die Grundrichtung geneigt sind. Bei Phase, georgianum sind diese Streifensysteme auch vorhanden, nicht aber nach Michaelsen bei Phase, fuscum; ich konnte sie indessen mit Zeiss' Obj. F. deutlich sehen, was Mi- chaelsen wahrscheinlich mit den schwächeren älteren Systemen damals nicht gelang; sie sind allerdings äußerst zart und schwierig zu erkennen; so daß also alle vier erwähnten Arten eine Re- tikulierung der Haut zeigen. Die Hautpapillen sind bei Phase, margaritaceum imgestielt, kurz und Fischer, Gephyreen der antarktischen und subantarktischen Meere. 41 J kugelförmig, bei den anderen Arten langgestielt und birnenförmig. Hierin liegt allerdings ein Unterschied der Hauptart von den anderen, der aber wohl nur als lokale Abweichung zu werten sein wird. Ferner ist die Anordnung der die Papillen bedeckenden Haut- plättchen bei allen Arten dieselbe. Ich gebe hier die Anordnung derselben bei einem nordischen Exemplar von Phase, margaritaeeum wieder (Fig. 1), da Selenkas Zeichnung (32, Taf. IV, Fig. 37) nicht ganz der meinigen entspricht. Auch Querschnitte durch die Haut der MicHAELSEKschen Arten, z. B. fuscum (Fig. 2), zeigen übereinstimmenden Bau mit dem der Hauptart Ph. marga- l'i". 1. ritaceum (Fig. 3). Bei allen sieht man eine dicke, geschichtete Cuticula (c), eine großzellige Hypodermis (hp) mit großen Kernen und ziemlich gleich breite Ring- und Längsmuskellager (rm u. Im). Auch der Bau der Hautkörper M (hk) stimmt bei allen Arten voll- kommen überein. Die Tentakelanordnung der " "" Mi CHAELSEJsr sehen Arten und des Phase, capsiforme Baied wurde mit der von Phase, marqa ritaceum Im _ * verglichen. Theels schöne Ab- bildungen (43, Taf. 14, Fig. 191 Fig. 2. bis 196) geben die Anordnung F>g- 3- derselben bei Tieren der ver- schiedensten Fundorte und der verschiedensten Altersstufen von Phase, margaritaeeum deutlich wieder. Er fand 8 — 10 Gruppen größerer Tentakel, eine dorsale mit zwischen ihr gelegenem Wimperkissen (43, Taf. 14, Fig. 191 — 196 es), von ihm als „ciliated sense pads" bezeichnet, und eine ventrale. Auf jeder Seite dieser beiden Gruppen liegen 3 — 4 andere Bündel größerer Tentakel, deren Ansätze als geschlängelte Wülste bis fast zur Mundöffnung reichen. Diese acht von ihm als primäre bezeichneten Gruppen enthalten meist 8 — 10 einzelne Tentakel. Zwischen ihnen liegen Gruppen kleinerer Tentakel, die er als sekundäre bezeichnet, und zwar ist die Lücke zwischen der dorsalen primären Gruppe und der folgenden von 2 — 3, die zwischen den anderen von je einer solchen sekundären Tentakelgruppe ausgefüllt. Die Anzahl der Tentakel hängt indessen von dem Alter der Tiere ab, da bei älteren Exemplaren durch Ausbuchtung des Mund- randes die Anzahl derselben sich vermehrt, so daß bei Phase, margaritaeeum forma finmarchica (43, p. 64) bei Tieren von 7,5 — 70 mm Länge die Anzahl von 8 — 104 variiert. Die Tentakel selbst sind flach und blattartig und mit Furchen versehen, die ähnlich den Adern eines Blattes verlaufen. Bei Phase, antaretieum, fuscum, georgianum und capsiforme entspricht die Anordnung der Tentakel vollständig der Zeichnung Theels in Fig. 193. Ich fand hier 8 primäre Gruppen, eine dorsale mit eingeschlossenem Wimperkissen, eine ventrale und je 3 seitliche. Jede Gruppe hatte 3 — 8 Tentakel. Betreffs der inneren Anatomie einer der Arten sagt schon Michaelsen: „In der inneren Organisation scheint Phase, antaretieum vollkommen mit Phase, margaritaeeum übereinzustimmen." Das gleiche gilt für die anderen oben erwähnten Arten. Die Längenverhältnisse der Strecken zwischen den 412 Deutsche Südpolar-Expedition. Ansatzstellen der dorsalen und ventralen Eetraktoren und der Entfernung der Ansatzstellen der dorsalen Retraktoren von der Öffnung der Segmentalorgane, die bei Phase, antareticum als 2 : 1, bei Phase, fuscum als 3 : 1, hei Phase, georgianum als 2 : 1 angegeben Werden, sind alsUnterscheidungs- mittel nicht zu gebrauchen, da die geringen Abweichungen in diesen Verhältniszahlen wahrschein- lich die Folge der verschiedenartigen Einwirkung der Konservierungsmittel auf die Haut sind. Bei meinen Untersuchungen der MioHAELSENschen Arten und des Phase capsiforme Baird fand ich auch ein bis dahin übersehenes Divertikel am Enddarm, das ich in gleicher Lage bei allen nordischen Exemplaren der Hauptart konstatieren konnte. Es ist infolge der Kürze des Enddarmes von den vorderen Windungen der Spira verdeckt und kommt nur beim Zurücklegen derselben zum Vorschein. Es ist am Spindelmuskel befestigt und deutlich als das Ende der Hypobranchialrinne zu erkennen, die ich ziemlich weit hinauf in die Windungen der Spira verfolgen konnte. Von Augener ist es auch bei anderen Gattungen der Sipunculiden, den Gattungen Sipunculus, Physcosoma, Aspi- dosiphon und Cleiosiphon gefunden und untersucht worden (2, p. 351 und Taf. XVIII Fig. 22). Für die Gattung Phascolosoma vermag er nichts Näheres anzugeben, vermutet aber, daß es sich hier betreffs seiner Lage und Anheftung an den Spindelmuskel ähnlich verhält wie bei den anderen Gattungen, was ich also bestätigen kann. Auch bei der Gattung Physcosoma ist es, wie er sagt, „am engsten an die Darmspira herangeschoben, wo es in die vordersten Darmwindungen eingehüllt ist und in vielen Fällen nur durch Auseinanderlegung der Darmschlingen sichtbar gemacht werden kann". Nach Augener und Metalnikoff verhält sich das Divertikel je nach dem Alter der Tiere physiologisch und anatomisch verschieden. Bei jüngeren Tieren von Sipunculus nudus L. fungiert es als sekretorischer Darmanhang, bei älteren Exemplaren wird es zu einem inhaltslosen Gebilde, ohne sekretorische Funktion. Es steht nach Augener in offener Verbindung mit dem Enddarm und mündet überall zwischen zwei hohen, in das Darmlumen vorspringenden Falten (2, Taf. XIX, Fig. 25), und zwar am Anfang der immei an der Ventralseite des Darmes herabziehenden Flimmer- rinne (Hypobranchialrinne). Der breite Befestiger des Enddarmes, der sich mit seinen seitlich gespaltenen Ästen bis zur Ansatzstelle der Segmentalorgane hinzieht, ist auch bei Phase, antareticum , fuscum und capsiforme vorhanden. Bei Phase, georgiamim ist er von Michaelsen nicht gesehen -norden, ich konnte ihn aber bei guter Beleuchtung mit dem Binokularmikroskop deutlich konstatieren. Der Spindelmuskel, den Selen ka für Phase, margaritaceum als rudimentär angibt, durchzieht bei allen Arten die Spira in ihrer ganzen Länge. Die Windungen des Darmes sind außerdem noch durch zahlreiche Befestiger unter sich verbunden. Die Länge der Segmentalorgane, die auch von Michaelsen als Unter- scheidungsmittel herangezogen wird, wechselt, wie ich schon des öfteren nachwies, außerordentlich mit der Geschlechtsreife der Tiere. Nach allem Gesagten stehe ich nicht an, die drei Michaelsen- schen Arten und Phase, capsiforme vollständig einzuziehen und sie als identisch mit Phascolosoma margaritaceum Sars zu erklären. Wir stehen somit vor der Tatsache. daß Tiere der nördlichen und südlichen kalten Zonen bis auf geringe lokale Abweichungen artlich vollkommen übereinstimmen. Phase, 'margaritaceum ist im Norden cirkumpolar, es findet sich, wie ich in meiner wegen der Kriegslage noch nicht gedruckt vorliegenden Arbeit über die Gephyreen der Arktis (für die Fauna aretica) feststellen konnte, bei Grönland, Island, den Lofoten, im Barents-Meer, bei Fischer, Gephyreen der antarktischen und subantarktiscben Meere. 413 Novaja Senilja, Spitzbergen, im sibirischen Eismeer und im Bering- Meer, sonst noch bei Tromsöe, im Komagfjord und bei Hammerfest, alles Fundorte innerhalb oder in nächster Nähe der arktischen Zone. Sein Verbreitungsgebiet geht also kaum über die Arktis hinaus. Der Fundort Sognefjord (22, S. 2 u. 46), wo es sich nach Koren und Danielssen in einer Tiefe von 1229 m aufhalten soll, wird von Theel wohl mit Recht angezweifelt. Es lebt sonst im Norden in verhältnismäßig seichtem Wasser zwischen 27— 3 60 m Tiefe. Im Südpolargebiet konstatierten wir es bei der Winterstation in Tiefen von 380— 385 m, Theel in der Grahamregion (Westantarktis) 920 m tief (42, p. 26) und Shipley am Kap Adare (Süd -Viktorialand) (35, p. 285), es scheint also dort auch circumpolar zu sein; ferner tritt es im subantarktischen Gebiet bei Süd -Georgien, den Falklands -Inseln und bei Tierra del Fuego auf. In den Zwischengebieten der beiden Polgebiete ist es von Sluiter an der Marokkoküste (38, p. 7) in Tiefen von 861 m und von Gerould (14, p. 282) in der Varietät meridionalis bei 39° 42' n. Br. —71° 17' w. L. in 1269 m Tiefe festgestellt, eine Tatsache, die sein bipolares Auftreten auf eine Wanderung durch die Tiefsee zurückzuführen geeignet ist. Phascolosoma ohlini Theel (42, p. 20). Fundort: Winterstation: 3. IX. 1902, 385 m, Reuse und Netz. Das mir nur als mikroskopisches Präparat vorliegende Tier zeigt am Rüssel die von Theel gezeichneten, zwischen den Papillen verteilten, unregelmäßig stehenden Haken (42, Taf. 2, Fig. 22 u. 23), wodurch sich diese Art wesentlich von Phase, margaritaceum unterscheidet. Sie hat 12 Ten- takel (Theel gibt 16 — 17 an). Ein Wimperkissen zwischen ihnen scheint vorhanden zu sein. Die Körperhaut ist dünn und durchsichtig, die Papillen stehen am Körper sehr zerstreut, sie haben alle birnenförmige Gestalt, während sie Theel mehr zyündrisch zeichnet (42, Taf. 3, Fig. 25). Die Hautkörper, auf denen sie sitzen, zeigen einen Belag von nicht allzu dicht stehenden rundlichen Plättchen. Der innere Bau zeigt keine Abweichungen von der Beschreibung Theels, indessen weichen seine Angaben über die Lage des Afters und der Ansatzstellen der Retraktoren von der üblichen Bezeichnungsweise ab. Er sagt: ;)The anal aperture is situated at the middle of the body." Es ist allgemein üblich, die Afteröffnung als die Grenze zwischen Rüssel und Körper zu betrachten. Da der Rüssel selten gut ausgestreckt ist, wäre auf diese Weise die Lage des Afters nur in den seltensten Fällen richtig zu bestimmen. Theels Exemplare stammen von Süd-Georgien und Astrolabe-Island (Westantarktis) aus geringen Tiefen (24—95 m). Aspidosiphon specnlator Selenea. Fundort: Porto Grande, St. Vincent (Kapverden), 11. IX. 1901 (33, p. 19). In Lithothamnien — Kalken. Diese Art wurde von demselben Fundorte zuerst von- Selenka unter den Gephyreen des Challenger (33, p. 19) beschrieben. Die Körperlänge, die er auf 14 mm angibt, erreicht hier 40 nun. Der Rüssel ist von gleicher Länge. Die Zeichnung der Haken gebe ich nochmals etwas genauer als Selenka wieder (Fig. 4). 4 14 Deutsche Siidpolar-Expedition. Phascolosoma capense Teuscher. Fundort: Simons- Bai (bei Kapstadt), 16. IL 1903, Grundnetz. Das vorliegende Exemplar hat, abweichend von der sonst bei ihm bekannten schmutziggrauen, eine hellweißliche Farbe, die Haut ist vollkommen durchsichtig, auch die Papillen, die sonst durch dunkle Pigmentierung hervortreten, sind mit bloßem Auge hier nicht erkennbar. Am Hinterende und am Rüssel ist die Haut durch eine feine Längs- und Querstreifung mehr oder minder recht- eckig gefeldert. Innerlich fand ich auch bei dieser Art ein ebenfalls noch nicht konstatiertes Diver- tikel des Enddarmes. Physcosoina nigrescens Kef. Fundort: Porto Grande, St. Vincent (Kapverden), 11. IX. 1901. In Lithothamnien- Kalken. Der vorstehende lundort ist nicht neu, er ist von mir schon in den Beiträgen zur Kenntnis der Fauna Südwest- Afrikas angegeben worden (9, p. 66). II. Antarktische und subantarktische Gephyreen bis zum 40° s. Br. Aus diesem Gebiet sind bekannt von Sipunculiden: l'liascolosoma anderssoni Theel, Phascolosoma charcoti Herubel, Phascolosoma margaritaceum Saks, Phascolosoma antarcticum Michaelsex. Phascolosoma fuscum Michaelsex, Phascolosoma georgianum Michaelsen, Phascolosoma capsiforme Batrd, Phascolosoma muricaudatum Southerx, Phascolosoma (Petalostoma) minutum Kef., Phascolosoma nordenskjöldii Theel, Phascolosoma ohlini Theel, Phascolosoma pudicum Sei.exka, Phascolion strombi Montagtt, Phascolion lutense Selen ka; von Echiuriden: Echiurus antarcticus Spengel, Urechis (Echiurus) chilensis M. Müller, Thalassema verrucosum Studer; von Priapuliden: Priapulus caudatus Lam., var. antarcticus Michaelsen, Priapulus (Priapuloides) bicaudatus Kor. et Dan., var. australis de Guerne, Priapulus horridus Theel; beschrieben sind davon im I. Abschnitt Phascolosoma margaritaceum Sars und Phascolosoma ohlini Theel. = Phase, margaritaceum Sars Fischer, Gepliyreen der antarktischen und subantarktisclien Meere. 4 1 5 I. Sipunculiden. Phascolosoma anderssoni Theel. Fundort nach Theel: Süd-Georgien; Graham-Region, 64° 3' s. Br., 56° 27' w. L. ; in Tiefen von 75—360 m (42, p. 28). Diese Art hat ähnlich wie Phase, flagrifenim Sel. und Phase, muricaudatum Southern einen schwanzartigen Anhang am Hinterende des Körpers, der aber hier zum Unterschiede von den beiden genannten Arten in einem ca. 10 mm breiten Streifen mit eigentümlichen blasenartigen Ausstülpun- gen bedeckt ist, die ihre Spitze nach vorn kehren und selbst wieder Papillen tragen. Aucb hier weichen die Angaben über die Lage des Afters und der Ansatzstellen der Refraktoren (cf. p. 413) von der allgemein üblichen Bezeichnungsweise ab. Phascolosoma charcoti Herubel. Fundort nach Herubel: Port Charcot (Westantarktis), 65° 04' s. Br., 66° 20' ö L. (17, p. 117). Phascolosoma muricaudatum Southern (40, p. 21). Fundorte nach Fischer: Bouvet-Insel , 475 m; Bodentemperatur 1,1° C (11, p. 15); Ostafrika (Dar-es-Salam), Tiefe 2959 m; Bodentemp. 2° C (11, p. 15). Diese Art ist von Southern eingehend beschrieben worden. Sie besitzt ähnlich wie Phase, flagriferum Sel. einen schwanzähnlichen Körperanhang, ihr fehlen aber die am Hinterende dieser Art kurz vor dem Schwanzanfang stehenden großen warzenartigen Papillen, die nach Selenkas Angabe 0,5 mm im Durchmesser messen sollen. Auch besitzt Phase, muricaudatum 4 Refraktoren, die andere Art nur 2. Sie ist zuerst von Southern in den die Küsten Irlands bespülenden Meeren in Tiefen von 675 — 1071 m bei Bodentemperaturen von 8,5 — 9,7°C festgestellt worden. Die unter den Gephyreen der Deutschen Tief see- Expedition von mir gefundenen Tiere lebten bei der Bouvet-Insel, wohin bekanntlich der antarktische Ozean eine Kältezunge vorschickt, die sogar die Treibeisgrenze hierher verlegt, in einer Tiefe von 475 m bei bedeutend niedrigeren Temperaturen (1,1° C), und haben sich von hier aus wahrscheinlich durch das antarktische Unter- wasser, das nach Chun einen Unterstrom von vielleicht unmeßbarer Geschwindigkeit bis nach dem Golf von Aden schickt, nach der Ostküste Afrikas verbreitet, wo sie bei Dar-es-Salam in der Tiefsee (2959m) unter ähnlichen Lebensbedingungen (2,2°C) angetroffen worden sind. Bemerkens- wert ist hier wieder das Auftreten der Art im antarktischen Gebiet und im Tiefwasser tropischer Meere. . Phascolosoma minutum Kef. (20, p. 40). 1865. Peialostoma minutum Kef. (21, p. 438). 1905. Phascolosoma sabellariae Theel (43, p. 81). 1905. Phascolosoma improvisum Theel (43, p. 82). 1913. Phascolosoma johnstoni Forbes (40, p. 28). Fundort nach Theel: Falklands-Inseln, 12 m (42, p. 31). Vorstehende Art ist als Phase, minutum zuerst von Keferstein beschrieben worden, später führte er wegen der rudimentären, blattartigen Tentakel, durch die sie sich von anderen Arten Deutsche Slidpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 55 416 Deutsche Südpolar-Expedition. der Gattung Phascolosoma unterscheidet, den neuen Gattungsnamen Petalostoma ein. Diese repräsentieren sich nach ihm als 2 größere, blattförmige und 5 kleinere, mit Wimpern besetzte Lappen ; alle besitzen, wie er sagt, keinen Hohlraum zur Aufnahme der Gefäße. Auch entbehre die Art eines kontraktilen Gefäßes. Georg Paul (30, p. 1), der eingehende anatomisch -histologische Unter- suchungen über Petalostoma minutum und ihre verwandten Arten Phase, sarsii. sabellariae, impro- visum und aneeps anstellte, berichtigt die Untersuchungen Kefersteins dahin, daß die Tentakel allerdings sehr weitgehend reduziert und nur in Form einiger die Mundöffnung umgebender Zacken vorhanden sind. Sie besitzen auch ldeine, mit dem Gefäß, das vorhanden ist, in Verbindung stehende Hohlräume. Das Gefäß ist reduziert als enger Kanal zwischen Gehirn und Pharynx zu sehen, setzt sich aber nicht wie bei anderen Phascolosomen auf den Oesophagus fort. Ferner besitzt die Art nur 2 (nicht 4, wie Keferstein behauptet) meist schon am Grunde oder höher hinauf ver wachsene Refraktoren. Paul hält nun die erwähnten Unterschiede nicht für wichtig genug, um die Aufstellung des neuen Gattungsnamens Petalostoma zu rechtfertigen, und zieht zuletzt nach eingehendem Vergleich dieser Art mit den Arten Phase, sabellariae Theel, Phase, improvisum Theel, Phase, sarsii Kor. et Dan. und Phase, aneeps Theel den Schluß, daß mindestens die beiden ersten Arten mit Phase, minutum identisch seien. Die andere Frage, ob es auch die beiden letzten Arten seien, läßt er offen. Southern macht den Versuch, für den alten gebräuchlichen Namen Phase. minutum den Namen Phase, johnstoni einzuführen, indem er behauptet, daß er die Priorität habe, da Forües diesen Wurm 1841 schon als Sipuneulus johnstoni beschrieben habe. Dem gegenüber halte ich mich an den Vorschlag von Apstein (1, p. 119), alte gebräuchliche Namen auch aus Prioritätsrücksichten nicht mehr zu ändern. Theel (42. p. 31) will in Anbetracht des knappen Materials, das er besitzt, nicht entscheiden, ob die bei den Falk lands -Inseln gefundene Art zu Phase, minutum oder zu Phase, sabellariae gehöre. Das ist also jetzt belanglos. Die Art ist im arktischen und subarktischen Gebiet weit verbreitet; sie tritt im Norden bei Island, Grönland, im Barents-Meer, bei Novaja Semlja und Spitzbergen auf, dringt aber im Atlantischen Ozean weit nach Süden vor. Sluiter beschreibt sie unter 37° 28' n. Br , 25° 21 ' w. L. in einer Tiefe von 1732 m, Gerould unter 40° 9' n. Br.. 67° 9' w. L. in 2440 m Tiefe. Phascolosoma nordenskjöldii Theel (42, p. 30). Fundorte nach Theel: Falklands-Inseln, 12 m; Süd-Georgien, 64—195 m (42, p. 30). Die Art hat durch ihre rudimentären, lappenartigen Tentakel unverkennbare Ähnlichkeit mit Phase, minutum Kef., doch besitzt sie 2 Refraktoren, während diese Art 4 hat. Phascolosoma pudicum Selenka (33, p. 11). Fundort nach Selenka: Kerguelen: Cap Maclear, 54 m; Cumberland-Bai, 226 m (33, p. 11). Vorstehende Art wurde von Selenka unter den vom Challenger gesammelten Gephyreen beschrieben. Sie ist dem Phase, vulgare Blatnv. sehr nahe verwandt, besitzt aber reihenweis ange- ordnete Rüsselhaken, während sie bei der erwähnten Art zerstreut auf dem Rüssel stehen. Auch bedecken die Papillen den ganzen Körper und Rüssel gleichmäßig, während sie dort am Rüssel - anfang und am Körperende stärker hervortreten. Fischer, Gephyreen der antarktischen und siibantarktischen Meere. 4.17 Phascolion strombi Montagu. Fundort nach Theel: Shag Rocks Bank, zwischen Süd -Georgien und Falklands- Inseln, 160 m (42, p. 31). Betreffs der Identität seiner im antarktischen Gebiet gefundenen Tiere mit denen der Arktis schreibt Theel: „The species from Shag Rocks Bank present such a puzzling resemblance to Phascolion strombi of our north ern seas, that I am quite unable to demonstrate a single distinguishing character which would justify the foundation either of a new species or of a variety. The diversities are very insignificant indeed; and notgreater than may be found indifferent speeimensof the northeru form.'- Die nordische Art ist circumpolar, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich indessen über den ganzen Atlantischen Ozean bis ins Mittelmeer (Adriatisches Meer). Sluiter hat sie in der Tiefsee (1482 m) (38, p. 18) bei den Kanarischen Inseln festgestelt, ebenso Gerould unter 40° n. Br. (1909 m) (14, p. 404). Es liefert diese Art also einen weiteren Beleg für das Vor- kommen vollständig identischer Tiere in den beiden Polgebieten und ihrem damit kombinierten Auftreten in der Tiefsee der verbindenden Meere. Phascolion lutense Selenka (33, p. 16). Fundorte nach Selenka: 53° 55' s. Br., 108° 35' ö. L., 3510 m (39, p. 16); 62° 26' s. Br., 95° 44' ö. L.. 3555 m (39, p. 16). Die Art entbehrt der für die Gattung Phascolion sonst charakteristischen Haftpapillen, auch besitzt der Darm Spiralwindungen, die häufig dieser Gattung fehlen. II. Echiuriden. Echiurus aiitareticus Spengel (41, p. 200). Fundort nach Spengel: Süd-Georgien, Grytviken au der Cumberland-Bai (41, p. 200). Die von Spengel untersuchten Tiere aus dem Reichsmuseum in Stockholm wurden ihm von Prof. Theil mit obiger Fundortsangabe zugesandt. Sie waren leider nur schlecht und bruchstück- weise erhalten. Der Rumpf eines der Tiere mißt 6 cm, ein Rüssel, der dabei lag und wahrscheinlich zu ihm gehört, 5,5 cm. Dieser gleicht äußerlich dem Rüssel von Ecliiuruä echiurus Pallas, es fehlt ihm aber jede Spur des für diese Art charakteristischen wulstförmigen Kieles. Er ist am Grunde nicht geschlossen. Beim Abbrechen des Kopfes wurde nur der Kopflappen, nicht, wie es bei Echiurus echiurus Pallas der Fall ist, noch ein vorderes Stück des Körpers mitgerissen. Im äußeren Habitus konstatiert Spengel weitgehende Übereinstimmungen mit der erwähnten anderen Art. Der Körper ist, wie bei dieser, mit Querreihen von größeren Papillen versehen, zwischen denen vereinzelt — aber nicht reihenweise, wie bei Ech. echiurus — kleinere liegen. Er besitzt gleich diesem 2 Borstenkränze am Hinterende, die an der Bauchseite offen sind. Die Zahl der diese Kränze zusammensetzenden Borsten ist nicht sicher zu ermitteln, scheint aber von der der anderen Art nicht abzuweichen. Hakenborsten fand Spengel nur eine, die andere war wahrscheinlich ausge- fallen. An der Seite, wo die eine Borste vorhanden war, zeigten sich 3 Nephridien, an der anderen nur 2, so daß nicht mit Sicherheit zu entscheiden ist, ob die Art 2 oder 3 Nephridienpaare besitzt. Ech. echiurus besitzt deren nur 2. Für die Existenz eines dritten Paares würde eventuell der Umstand sprechen, daß ein Interbasalmuskel zwischen den Borstentaschen fehlt, da nach Spengels Beob- 55* 4.1g Deutsche Südpolar-Expedition. achtungen bei Thalassema- Arten, die 3 Nephridienpaare besitzen, dieser nicht vorhanden ist. Die Form des Trichters der Nephridien läßt sich nicht feststellen, es scheint ihm aber sicher, daß es kein Spiraltubus gewesen ist. Darmkanal und Nervensystem waren schlecht erhalten. Nach äußerlichen Merkmalen, sagt Speng-el, ist es nicht möglich, Ech. anta rcticus spezifisch von Ech. echiurus zu unterscheiden; indessen behauptet er, gestützt auf eingehende Untersuchungen der Haut und Muskelschichten und auf die erwähnte Differenz in der Beschaffenheit des Eüssels, daß er eine eigene Art repräsentiere. Immerhin zeigten die Tiere besonders äußerlich viele Übereinstimmungen, so daß hier in beiden Polgebieten auftretende ähnliche Arten zu konstatieren sind. Urechis (Echiurns) chilensis M. Müller. Fundort nach Müller: Chile (28^; nach Fischer: Punta-Arenas, Magalhaens- Straße (10, p. 6); nach Seitz: Chile, Küste bei Tumbes (34, p. 324). Diese als Echiurus chilensis von Max Müller beschriebene Art ist von Ph. Seitz eingehend untersucht worden (34, p. 323 — 356). Er kommt zu dem Schluß, daß sie und Echiurus unicinctus v. Dräsche von der Gattung Echiurus zu trennen seien, und stellt die Unterschiede der beiden Gattungen an zwei typischen Vertretern wie folgt fest: Urechis chilensis: Echiurus echiurus: 1. Kopf läppen kurz, halbmondförmig, nicht 1. Kopflappen lang, löff eiförmig, hinfällig, hinfällig, 2. Bauchborsten dicht hinter der Mund- 2. Bauchborsten ca. 1 cm hinter der Mund- öffnung, Öffnung, 3. 1 Analborstenring, 3. 2 Analborstenringe, 4. Segmentalorgane mit Spiraltuben . 4. Segmentalorgane ohne Spiraltuben, 5. innerste Muskelschicht: Ringfasern, 5. innerste Muskelschicht: Schrägfasern, 6. Enddarm vorhanden, 6. Enddarm fehlt, 7. Blutgefäßsystem fehlt, 7. Blutgefäßsystem vorhanden, von denen 1, 3, 4 und besonders 7 wohl die wichtigsten sind. Thalassema verrucosum Studer. Fundort nach Studer: Kerguelen, Betsy Cove (6, p. 306); nach Ftscher: Kerguelen, Gazelle-Bassin, 28. XII. 1898 (11, p. 15). Diese auf der Forschungsreise S. M. S. Gazelle im Jahre 1874 — 76 von dem sie begleitenden Zoologen Studer bei den Kerguelen gefundene Art wird von dem Entdecker nur äußerlich be- schrieben. Das dort gefundene Exemplar konnte anfangs im Berliner Zoologischen Museum nicht aufgefunden werden, es wurde mir später aber, nachdem ich die Gephyreen der Deutschen Tiefsee- Expedition bereits bearbeitet und auch in einer vorläufigen Mitteilung im „Zoologischen Anzeiger" veröffentlicht hatte, von Prof. Collix zugeschickt und erwies sich als vollkommen identisch mit den von der Deutschen Tiefsee-Expedition gesammelten Tieren. Es besaß deutlich ein Paar Seg- mentalorgane, die bei den von mir untersuchten nicht geschlechtsreifen Tieren schwer zu sehen waren. Ich verweise sonst auf meine im „Zoologischen Anzeiger" gemachten Angaben über die anatomischen Befunde, die in den Berichten über die Deutsche Tiefsee-Expedition eingehender erörtert werden sollen. Fischer, Gepbyreen der antarktischen und subantarktischen Meere. 419 III. Priapuliden. Priapiilus caudatus Lam. var. antarcticus Michaelsen ("26, p. 10). L868. Priapülus tuberculato-spinosus Baird (3). 1888. Priapülus luberculato-spinosus Baird-de (1 ferne (15). 1901. Priapülus humanus L. var. antarcticus Mich. (6, p. 299). 1902. Priapülus caudatus Lam.-Shipjjey (3.r>. p. 284). 1911. Priapiilus caudatus Lam.. forma tubereulato-spmosus Baird-Theel (42, p. 18). Fundorte nach. Batrd: Falklands-Inseln; nach de Guerne: Falklands-Inseln. Orange-Bai, Magalhaens - Straße ; nach Michaelsen und Fischer,: Süd - Georgien, Südfeuerländischer Archipel, Isla Navarin, Puerto Toro; nach Collin: Kerguelen, Whale Bay, 27 m; nach Theel: Süd-Georgien. Falklands-Inseln, Patagonien (Tierra del Fuego), Graham-Region: nach Shipley: Cape 4dare (Viktorialand), 625 m; nach Fischer: Deutsche Tiefsee-Expedition, Kerguelen, 90 m. Die. Unterschiede dieser Varietät von der Hauptart beruhen lediglich, wie ich schon früher (13, p. 24) eingehend auseinandersetzte, auf der verschiedenen Form und Anordnung der Zähne des Mundbesatzes. Priapiilus caudatushA.^,1. aus den nördlichen Meeren, besitztnach Theel (42, p. 21 u.22) 7 Pentagone von Zähnen, die Zähne jedes Pentagons sind von gleicher Größe, die des ersten etwas kleiner als die der übrigen Pentagone. Priapülus caudatus Lam. var. antarcticus Mich, hat nur 6 Pentagone von Zähnen, die der ersten Reihe sind bedeutend kleiner als die der anderen, außerdem zeigen die Zähne der vierten Reihe insofern Unregelmäßigkeiten, als die beiden dorsalwärts stehenden Zähne größere Zentralspitzen haben als die übrigen. Die von Michaelsen erwähnten Unterschiede betreffs der Beschaffenheit der Bauchstrangraphe sind hinfällig geworden (cf. 13, p. 23, 24). Auch kann die wechselnde Anzahl der Seitenspitzen neben der Hauptspitze in den Zähnen für Varietätsunter- schiede, wie es vielfach geschah, nicht mehr maßgebend sein, da sie außerordentlichem Wechsel unterworfen ist; so besitzt Priapülus caudatus aus den nordischen Meeren 1 — 2 Seitenspitzen von Helgoland 2 — 3 ,, Priapülus caudatus var. antarcticus von den Kerguelen nach Collin 2 — 3 ,, von den Falklands-Inseln nach Theel .... 3 — 4 ,, nach de Guerne 4 — 6 ,, Priapülus multidentatus Möbius von Kiel 4—7 , , Es sind also betreffs der Anzahl der Seitenspitzen alle Übergänge vorhanden, und man wird sie füglich nicht als Varietätsunterschiede werten können. Ich schließe mich deshalb der Meinung Theels an, daß alle antarktischen Tiere derselben Art angehören (42, p. 18): ,,There cannot be any doubt that all the specimens of Priapülus which have been brought home in the course of time from South Georgia, the Falkland Islands and Tierra del Fuego belong to the same species and, besides that they are so closely related to the northern Priapülus caudatus Lam., that they scarcely can be distinguished." ^20 Deutsche Südpolar-Expedition. Die BAiRDsche Bezeichnung Priapulus tuber culato-spirosus würde allerdings die Priorität haben, da aber seine Beobachtungen ungenau sind, da sie an einem alten, wahrscheinlich defekten Exemplare gemacht wurden — er behauptet z. B., seine Tiere hätten in den Zähnen überhaupt keine Seitenspitzen, was sehr unwahrscheinlich ist — und sie nicht nachgeprüft werden können, behalte ich bis auf weiteres die Mi CHAELSENsche Bezeichnung bei. Collin will den ältesten Namen Priapulus humanus Linne, richtiger Priapus humanus Linne, der seit langer Zeit außer Gebrauch ist, wieder einführen. Das würde den Vorschlägen Apsteins - - denen ich mich anschließe — widersprechen, alte gebräuchliche Namen, zu denen auch der Name Priapulus caudatus Lam. gehört (1, p. 139), selbst auf Grund von Prioritätsrücksichten nicht mehr zu ändern. Der For- derung Shipleys, alle Varietäten fallen zu lassen, kann ich auf Grund vorstehender Erörterun- gen nicht beipflichten. Priapulus bicaudatus Dan., var. australis de Guerne. Priapulo'ides australis de Guerne (15, p. 13). Fundort: 44° 47' s. Br., 65° 56' ö. L.; 90 m. Insel Vauverlandt (Ponsonby -Sund , im Süden von Navarin); 200 m. Priapulus bicaudatus Dan. var. australis de Guerne zeigt geringe Abweichungen von der Hauptart. Die den Körper der Tiere bedeckenden, in der Längsrichtung verlaufenden Papillen - reihen stehen hier alle in derselben Entfernung voneinander, während bei der Hauptart die zwei der Bauchstrangraphe am nächsten stehenden Reihen einander genähert sind. Auch sind die Papillen auf diesen Längsreihen nicht gleichmäßig hintereinander angeordnet, sondern stehen haufenweise zu je 4 von papillenlosen Stellen unterbrochen. Die Blasen der Schwanzanhänge sind länger als bei den nordischen Tieren. Danielssen hat anfangs die nordischen Tiere als Priapulus bicaudatus beschrieben, später den neuen Gattungsnamen Priapuloides ohne zwingende Gründe eingeführt. Priapulus caudatus Lam. und Priapulus bicaudatus Dan. (Priapulo'ides typicus Dan.) stimmen, abgesehen von dem Besitz zweier Schwanzanhänge, sonst fast in jeder Beziehung hinsichtlich der äußeren Gestalt und inneren Struktur miteinander überein, so daß Theel den alten Namen wiederherstellte (18, p. 13). Ihm pflichtet auch Horst (18, p. 13) bei. Priapulus horridus Theel (42, p. 24). Fundort nach Theel: Küste von Uruguay, 33° 0' s. Br., 56° 10' w. L. (42, p. 24). Die Tiere weichen von den anderen bekannten Priapulen besonders durch den mit starken Zähnen (daher horridus) besetzten Schwanzanhang ab, der in 4 Regionen zerfällt. Am Anfang des Anhangs erinnern einige blasenartige Ausstülpungen, die den ersten Teil desselben bedecken, an die blasenartigen, den ganzen Schwanz bedeckenden Ausstülpungen des Anhangs der anderen Priapulen. Da die Küsten Uruguays von dem kalten Falkland- Strom, einem Zweige des Cape Hörn -Stromes, umspült werden, und hier auch sonst viele antarktische Tierformen ange- troffen werden, muß unsere Art wrohl noch den subantarktischen Arten zugerechnet werden. Fischer, Gephyreen der antarktischen und subantarktischen Meere. 421 III. Die für die Bipolaritätsfrage in Betracht kommenden nordischen Arten bis 40° n. Br. Hier kommen in Frage: von Sipunculiden: Physcosoma abyssorum Southern, Sipunculus norvegicus Kor. et Dan., Phascolosoma flagriferum Sei.enka; von Echiuriden: Echiurus echiurus Pall., Echiurus abyssalis Skor. Hamingia arctica Kor et Dan . ; von Priapuliden: Priapulus caudatus Lam., Priapulus bicaudatus Dan. Physcosoma abyssorum Southern (40, p. 12). Fundorte nach Southern: Westküste Irlands, 802 — 932 m, Bodentemperatur 7.19°C (40, p. 12); nach Fischer: Sierra Leone-Küste, 4990 m, Bodentemperatur 0,4°C (11, p. 15). Physcosoma abyssorum ist die einzige bis jetzt aus größerer Tiefe bekannte Physcosoma- Art. Die Arten dieser Gattung bevorzugen sonst das seichte Wasser der Korallenbänke der tropischen Meere, in denen sie eingebohrt leben. Ihr Auftreten im tropischen Küstengebiet weist auf eine Wanderung nach Süden durch die Tiefsee hin. Sipunculus norvegicus Kor. et Dan. (43, p. 56 u. 40, p. 8). Sipunculus priapuloides Kor et Dan. Sipunculus nitidus Sluiter (37, p. 14). Fundorte nach Kor. et Dan.: Bergensfjord, 255 m, Hardangerfjord, 425 m; nach Sluiter: Nordküste Norwegens, 440 m, Monaco, 950 m, Kapverden, 1311 m; nach Gerould: bei Cape Charles, Virginien, 1513 m; nach Sluiter: bei Cap Finisterre, 2779 m, bei den Azoren, 4400 m,- nach Fischer: Somali- Küste, 823 m; nach Shipley: Loyalty- Inseln. Sipunculus priapuloides Kor. et Dan. ist schon von Theel und Southern (43, p. 56 u. 40, p. 8) als identisch mit Sipunculus norvegicus nachgewiesen worden; Theel hält allerdings den letzteren für eine Jugendforin vom ersteren, legt aber der Art, da der Name Sip. norvegicus die Priorität habe, diesen Namen bei. Ebenso erklärt Sluiter (38, p. 20), der den Sip. nitidus anfangs als besondere Art aufgestellt hatte, später sowohl Sip. priapuloides als auch Sip. nitidus für identisch mit Sip. norvegicus. Nach den vorstehenden Fundorten hat er kosmopolitische Verbreitung. Besonders interessant ist nach diesen Angaben sein Auftreten in der Tiefsee der wärmeren Meere. Diese verschiedenartigen Fundorte veranschaulichen die Einwanderung der Art aua der polaren Flachsee in die Tiefenfauna 422 Deutsche Südpolar-Expedition. der südlichen bzw. tropischen Meere, die ihren Grund in den gleichen Lebensbedingungen der beiden Vertikalzonen hat und den Weg zeigt, auf dem die Tiere der Arktis in die Antarktis gelangt sein dürften. Phascolosoraa flagrifernm Selenka (33, p. 13). Fundorte nach Selenka: 35° 41' n. Br., 157° 42' ö. L., 5140 m; 37° 25' n. Br., 71° 40' ö. L., 3060 m (33, p. 13); nach Herubel (16, p. 179): Yadsö ( Tarangerfjord ), 10—37 m; nach Sluiter: bei Cap Pinisterre, 4900 m (37, p. 12); nach Gerould: bei Cape Charles (Vir- ginia), 4716 m (14, p. 391 h Diese Art hat ähnlich wie Phase, muricaudatum Southern einen geißelartigen Schwanzanhang. Dicht vor ihm am Körperende befinden sich große, 0,5 mm im Durchmesser messende warzenartige Papillen. Sie besitzt nur 2 Retraktoren und hat kerne Haken, während Ph. muricaudatum Haken besitzt und 4 Retraktoren aufweist. Sie findet sich also im Norden im seichten Wasser (10 — 37 m) an den Küsten von Lappland und steigt im Süden bis 4900 m in die Tiefsee hinab. Echinrns echiums Pallas (41, p. 173). 1766. Lumbricus echiums Pallas. 1780. Echiums jorciyatus Fabricius. 1838. Echiums chrysacanthophorus Couth. 1854. Echiums lütken.i Diesing. 1879. Echiums pallasii Greeff. Fundorte: Grönland, Island, Bering-Insel, Aleuten, Ochotskisches Meer, Norwegen, Nordsee, Küsten von England bis Kanal la Manche. Vorstehende Art ist als Lumbricus echiums zuerst von Pallas beschrieben worden. Eine genauere Beschreibung veröffentlichte erst Greeff (16, p. 136), der sie Echiurus pallasii nannte. Spengel weist nach, daß Ech. foreipatus Fabr., Ech. chrysacanthophorus Couth und Ech. lütTceni Dies, mit dieser Art identisch seien, führt aber den alten Artnamen Echiurus wieder ein und nennt sie Echiurus echiurus Pallas. Sie ist nach ihm eine holarktische, circumpolare Form, die sich von ihrem Zentrum im arktischen Meere sowohl in dem Atlantischen wie dem Pazifischen Ozean an den Küsten entlang südwärts zieht, und zwar bis annähernd zum 50. ° s. Br. Echiurus abyssalis Skorikow (36, p. 27). Fundorte nach Skorikow: Mittelmeer, 1100—1500 m (36, p. 27); nach Sluiter: Mo- naco, 1900 m (38, p. 23); nach Southern: Irland, 837—1224 m (40, p. 35). Die Art ist zuerst im Jahre 1902 auf Krupps Fahrten des „Puritan" in Tiefen von 1100— 1500 m gefangen worden, worüber Lo Bianco (4, p. 109 — 208), der sie anfangs auf Grund einer Bestimmung von Sluiter zur Art Echiurus echiurus Pallas stellte, berichtet. In den hier gefangenen beiden Exemplaren hat nun Skorikow eine neue Art erkannt. Die Berechtigung zur Aufstellung dieser Art hat Spengel eingehend geprüft. Er stellt sie nicht ganz in Abrede, obwohl er der Meinung ist, daß es sich um eine mediterrane Lokalform des Ech. echiurus handeln könne. Über ihre Be- ziehungen zu anderen Vertretern dieser Gattung, speziell zu Echiurus antareticus, sagt er: „Mit dem Funde dieser Art (Ech. antareticus) erhebt sich in weit eindringlicherer Weise die schon bei Ge- legenheit der Besprechung von Ech. abyssalis aufgeworfene Frage nach dem Vorkommen von Ver- tretern dieser Gattung im Atlantischen Ozean, von der bis vor kurzem nur die nördlichen Gebiete Fischer, Gephyreen der antarktischen und subantarktischen Meere. 423 eine Art, und zwar den holarktischen Ecli. echiurus, geliefert hatten, wozu jetzt eine dem äußersten Süden entstammende Form (Ech. antarcticus) hinzukommt, während das gewaltige, dazwischen sich erstreckende Areal, fast der ganze eigentliche Atlantische Ozean, wie in so vieler anderer Hinsicht, auch in bezug auf Echiuren ein mare incognitum geblieben ist. Daß an irgendeinem Punkte des Litorals dieses weiten Gebietes sich auch Echiuren einmal finden sollten, darf gewiß als sehr wahrscheinlich gelten, nicht weniger, daß in dem amerikanischen Litoral des Stillen Ozeans ein solcher auftauchen könnte. Wo wir Verbindungsglieder von Ech. echiurus und Ech. antarcticus zu suchen und von zukünftigen Forschungen zu erwarten haben, kann füglich nur die Tiefe des Atlantischen Ozeans sein." Diese Erwartung hat durch Sotjthern im Jahre 1913 eine baldige Bestätigung gefunden. Er fand im Tiefwasser der Westküsten Irlands (837 — 1224 m) den Ech. abyssalis in großen Mengen, so daß also hier das Bindeglied des nordischen Ech. echiurus mit dem antarktischen Echiurus aus dem Tiefwasser des Atlantischen Ozeans vorliegt. Auch hat Sluiter dieselbe Form von neuem im Mittelmeer bei Monaco (1900 m) angetroffen. Die Gattung Echiurus ist ein Kaltwasserbewohner und konnte deshalb nur in die Tiefsee der wärmeren Meere einwandern, die ihr gleiche Lebensbedingungen bot. Urechis uniciiictus v. Dräsche. 1880. Echiurus imicinetus v. Dräsche (7, p. 621—628). Fundort nach v. Dräsche: Ostküste Japans; nach Selenka: Inland Sea, Japan (33, p. 7), nach Fischer: Amurlande (12, p. 21). Urechis unicinctus ist von v. Dräsche zuerst als Echiurus unicinctus beschrieben worden. Von Alice Embleton (8, p. 77) ist sie anatomisch und histologisch eingehender untersucht worden. Sie hält dafür, daß sich diese Art in so weitgehender Weise von den anderen Arten dieser Gattung unterscheide, daß eine generische Abtrennung derselben, vermutlich auch des Echiurus chilensis Müller, erfolgen müsse, was später Ph. Seitz (34, p. 352) durchführte, der für beide Arten den neuen Gattungsnamen Urechis einführte. Die Unterschiede der beiden Gattungen nach Seitz sind von uns schon Seite 418 wiedergegeben worden. Hamingia arctica Kor. et Dan. (22, p. 20). 1882. Hamingia glacialis Horst. Fundorte nach Kor. et Das.: 72° 27' n. Br., 20° 51' ö. L., 343 m (22, p. 20); nach Horst: 74°10'n. Br., 23° 20' ö. L., 345 m (30, p. 2); nach Skorikow: Murman-Meer; nach Levin- sen: Island; nach Lankaster: Hardangerf jord. Die Gattung Hamingia, die zuerst von Koren und Daniei.ssen beschrieben wurde, unter- scheidet sich von der verwandten Gattung Echiurus vor allem durch das Fehlen der Genitalhaken (Hakenborsten). Der vom Entdecker vermißte Rüssel ist nach Skorikow ungefähr von Körper - änge und geht nicht wie bei der Gattung Bonellia in 2 lange Arme, sondern in 2 Lappen aus. Innerlich besitzt sie 2 Uteri mit Trichtern. Eine ihr ähnliche, durch riesige Größe (20 — 23 cm) sich auszeichnende Art ist durch Sluiter (39, p. 44) als Hamingia sibogae aus der Tiefsee der Tropen (4391 m) bekannt geworden. Dieser sagt von ihr: „Obgleich beide Arten verschieden sind, bleibt es doch bemerkenswert, daß von zwei jedenfalls einander sehr ähnlichen Formen die eine im hohen Norden in verhältnismäßig untiefem Wasser lebt, die andere aber in großen Tiefen des indischen Archipels" Deutsche SUdpolar-Erpedition. XVI. Zoologie VIII. 56 424 Deutsche Siidpolar-Expedition. Priapnlus caadatas Lam. 1753. Priapus humanus Linne (24, p. C56). 1780. Holothuria priapus Fabricius. (Fauna gromtanäica 1780, p. 355). 1865. Priapulm glandifer Ehlers (21, p. 440). 1865. Priapulus brevicaudatüs Ehlers (21, p. 441). 1871. Priapulus multidcntalus Möbius (27, p. 106). Fundorte: West- und Ost-Grönland, Island, Spitzbergen, Novaja-Semlja, Murman-Meer, Barents-See, Tainiyr-Halbinsel, Ostküste von Kamtschatka, Küsten von Dänemark, Großbritannien und Norwegen, Nordsee, Sund, Ostsee, Nordostküste von Amerika. Priap. caudatus Lam. hat als einzigen Unterschied von seiner antarktischen Varietät Priap. antarcticus 7 (anstatt 6) in den Ecken eines Fünfecks angeordnete Zahnreihen. Die Zähne des ersten Pentagons sind etwas kleiner als die der folgenden. Alle Zähne der Zahnreihen sind von gleicher Größe und Form. Den von Ehlees aufgestellten Arten brevicaudatüs und glandifer wird von Koren und Danielssen und von Michaelsen keine Artberechtigung zuerkannt. Ebenso ist, wenn, wie ich (Seite 419) erörterte, die Anzahl der Seitenzähne eines Zahnes nicht mehr als Unter- schied gewertet werden kann, die von Möbius aufgestellte Art multidentatus aus dem Kieler Hafen aufzuheben. Die Fundortsangaben der ersten Beschreiber Odhelius und Linne: ,, Indischer Ozean und Mittelmeer" sind vielfach angezweifelt worden, wahrscheinlich mit Unrecht, denn die Be- schreibungen dieser Autoren lassen keinen Zweifel darüber, daß sie es mit einem Priapulus -Exem- plare, wahrscheinlich aber unserer Art, zu tun gehabt haben, und wenn sie auch später in diesen Gebieten nicht mehr aufgefunden wurden, so ist doch an der Tatsache kaum zu zweifeln, daß sich früher dort eine Art unserer Gattung, also wahrscheinlich der Priap. caudatus Lam., gezeigt habe. Michaelsen sagt darüber: „Vielleicht haben wir es hier mit weit gegen die Tropen vorgeschobenen Posten des antarktischen (Indisches Meer) und des arktischen (Mittelmeer) Kreises zu tun oder tatsächlich mit Verbindungsgliedern zwischen beiden." Priapulus bicamlatus Dan. 1877. Priapuloides typicus Kor. et Dan. Fundorte nach Koren und Danielssen: Varangerf jord (Ost-Finmarken), 216 m (23, p. 149); nach Theel: West- und Ost-Grönland, 100— 300 m, Spitzbergen. Grötsund (44, p. 19); Fischer: nördlich vom Thomson-Rücken in der Faröer-Shetland-Rinne l), Spitzbergen (König-Karls-Land), Wiide Bay, 105— 112 m, Eismeer nördlich Spitz- bergen, 1000 in2). Diese Art besitzt zum Unterschied von Priapulus caudatus Lam. einen doppelten Schwanz- anhang und hat nach Theel (4, p. 22, Fig. 3) nur 5 Zahnreihen des Mundbesatzes. Die 5 Zähne jedes Pentagons sind von gleicher Größe, die des ersten zeigen 10 kleine Zähne, die so angeordnet sind, daß sie zu je 2 Paaren zu beiden Seiten der Ecken eines Fünfecks stehen. Sie haben außer der x) noch nicht veröffentlichter Fundort der Deutschen Tiefsee-Expedition 1898,99. 2) noch nicht veröllentlichte Fundorte der Deutschen Expedition ins Nördliche Eismeer 1898 (Römer und Sohaudinn). Fischek, Gephyreen der antarktischen und subantarktischen Meere. 425 Hauptspitze 3 — 5 Seitenspitzen. Im übrigen stimmt die Art hinsichtlich der äußeren Gestalt und der anatomischen Beschaffenheit vollständig mit Priapulus caudatus Lam. überein. Sie wurde zuerst von Danielssen unter ihrem jetzigen Namen beschrieben, später wurde von Koren und Danielssen ohne zwingende Gründe der neue Gattungsname Priapuloides eingeführt, der von Theel wieder aufgehoben wurde. IV. Gegenüberstellung der in den beiden Polgebieten (bis 40° n. Br. und 40° s. Br.) auftretenden Gattungen und Arten und die Frage der Bipolarität. Die nicht mehr bestrittene Tatsache, daß die marinen Faunengebiete der beiden Pole eine außerordentliche Übereinstimmung betreffs der darin auftretenden Tierformen zeigen, hat von jeher das höchste Interesse der Naturforscher erregt, und man ist eifrig bemüht gewesen, Erklärungs- gründe für diese auffallende Erscheinung zu suchen. Diese laufen im wesentlichen auf zwei Hypo- thesen hinaus, auf die Reliktenhypothese und die Migrationshypothese. Erstere ist von Hjalmar Theel in seiner Bearbeitung der Holothurien der Challenger-Expedition zuerst aufgestellt worden. In geistreicher Weise ausgebaut wurde sie von Georg Pfeffer (31, p. 15). Dieser ging von dem Satze aus, „daß. wenn irgendeine Art an mehreren weit voneinander entfernten Punkten der Erde vorkommt, dann zwischen diesen Punkten Verbindungen bestehen oder bestanden haben müssen, mit Hilfe deren die betreffende Art an die örtlichkeiten gelangen konnte, an denen wir sie jetzt antreffen. Fast in allen Fällen, die wir geschichtlich verfolgen können, sehen wir, daß diese soge- nannten isolierten Vorkommnisse Überbleibsel, „Relikte", des früheren Verbreitungsgebietes der betreffenden Art vorstellen. Wird dieser Satz auf die die größte Ähnlichkeit zeigenden polaren Faunengebiete angewendet, so muß notwendigerweise gefolgert werden, daß zwischen diesen Ge- bieten sich jetzt noch solche Relikte, die auf einen früheren Zusammenhang der beiden Gebiete hindeuten, rinden werden, und daß die Vorfahren der heutigen Litoralfaunen hoher Breiten einst über das Litoral der ganzen Erde verbreitet waren." Weiter sagt er, „daß während alttertiärer Zeiten die gemäßigten, selbst die kälteren gemäßigten Meere von Tieren bewohnt woirden, deren heutige Verwandte zum allergrößten Teile nicht mehr in jenen Gegenden, sondern innerhalb der Wendekreise leben. Zu Kreidezeiten dehnte sich die Ver- breitung jener Fauna selbst bis über den Polarkreis hinaus aus. Es kann also ohne Widerspruch behauptet werden, daß die Vorfahren der jetzigen tropischen Fauna und Flora bis zu alttertiären Zeiten eine allgemeine oder fast allgemeine Verbreitung über die Erde hatten Bis zu alt- tertiären Zeiten gab es auf Erden keine zonenartigen Faunen, sondern nur eine einzige über die ganze Erde verbreitete allgemeine Fauna, deren Habitus im großen und ganzen derjenige unserer heutigen Tropenfaimen gewesen ist Während des Tertiärs zieht sich dieser der heutigen Tropenfauna ähnelnde Teil der alten allgemeinen Fauna allmählich von den höheren Breiten zurück, so daß die Fauna unserer Breiten, um den Ausdruck der Paläontologen beizubehalten, wäh- rend des Oligozäns und Miozäns einen subtropischen Charakter annimmt und innerhalb des Pliozäns ungefähr den Habitus erlangt, welchen die Faunen derselben Gegenden heute noch aufweisen. Somit 56* 426 Deutsche Südpolar-Expedition. findet sich jener Teil der alten Fauna, welcher als der besonders kennzeichnende und maßgebende anzusehen ist, der ihr die Bezeichnung einer tropischen Fauna eingebracht hat, seit pliozänen Zeiten nur noch zwischen den Wendekreisen, die hohen Breiten zeigen nur noch die Überbleibsel, ,,die Relikte" der alten Fauna, und zwar in zonenartiger Anordnung." Es bleiben also in den beiden Pol- gebieten des Nordens und Südens gleiche oder gleichartige Relikte zurück, die äquatorialen Ver- wandten dieser Relikte wurden durch die neubildende Kraft der Tropen entweder im Kampf ums Dasein vernichtet oder durch neue Formen ersetzt, lind dieser Umstand bedingt die Ähnlichkeit in der Zusammensetzung der beiden Polgebiete. Dieselbe Hypothese wurde einige Jahre später von John Murray (45) unabhängig von Pfeffer in ähnlicher Weise begründet, so daß sie allgemein als Pfeffer -Murray sehe Hypothese bekannt ist. Als Gegner dieser Hypothese ist besonders A. Ortmann (29, p. 214 — 216) aufgetreten, der sich sogar gegen die Tatsache der Bipolarität selbst aussprach. Einen berechtigten Einwand macht auch Kükenthal (46, p. 12): „Wenn ein so gene- relles Prinzip bei der Faunendifferenzierung mitgewirkt hat. wie es die Reliktenhypothese annimmt, dann müssen alle Tiergruppen des Litorals, die geologisch älter sind als tertiär, die Erscheinung der Bipolarität zeigen. Das ist aber nicht der Fall; viele dieser Gruppen zeigen überhaupt keine Bi- polarität, einige andere die Bipolarität in sehr verschiedenem Grade., und es kann daher zur Er- klärung der Bipolarität die Reliktenhypothese nicht herangezogen werden, da sich kein stichhaltiger Grund dafür angeben läßt, weshalb so viele Tiergruppen von der ganz allgemein wirkenden Ursache, welche die Bipolarität veranlaßt hat, ausgeschlossen sein sollten. »So bestechend auch die glänzend vorgetragene Reliktenhypothese auf den ersten Blick erscheint, so scheint sie mir doch nicht be- rufen zu sein, in der Erklärung der Bipolarität eine wesentliche Rolle zu spielen, ganz abgesehen da- von, daß ihr geologisches und geophysisches Fundament erheblichen Widerspruch von Seiten der Geologen erfahren hat." Ferner schreibl derselbe Autor betreffs der zweiten, der sogenannten Migra- tionshypothese: ,.Den Gedanken, daß die AVanderung polarer Tiere auf dem Boden der Tiefsee erfolgt sei, hat der berühmte Polarforscher Ross zum ersten Male ausgesprochen. Er wird später von Ortmann wieder aufgegriffen, der darauf hinweist, daß recht viele arktische Bodentiere sowohl im seichten Wasser wie in großen Meerestiefen vorkommen, so daß eine Scheidung zwischen Tiefsee- tieren und polaren Ufertieren zum großen Teil gar nicht zu machen ist." Über diese auch von Pfeffer hervorgehobene Tatsache schreibt Hjort (47, p. 518), daß es eines der wichtigsten Gesetze ist, die man aus den Forschungen im norwegischen Nordmeer ableiten konnte, daß die Tiefwasser- fauna arktischen Charakter hat und daß man dieselben oder nahe verwandte Formen im flachen Wasser in der Nähe der Pole findet, Die Annahme solcher Wanderungen polarer Litoraltiere am Boden der Tiefsee hat vieles für sich und ist auch von anderen Forschern angenommen worden. Zum Beispiel äußerte sich (48, p. 530 — 535) v. Jhering über die bipolaren Mollusken der magal- haensischen Provinz: ,,Man wird für viele derselben nicht zweifeln können, daß sie ihren Weg von Pol zu Pol durch die kalten Schichten der Tiefsee genommen haben. Auch ich bin der Meinung, daß von einer ganzen Anzahl polarer Litoraltiere die Tiefsee als Brücke benutzt worden ist, Das Vorkommen identischer Arten an beiden Polen wird jedenfalls dadurch viel eher verständlich, als durch die Reliktenhypothese, und ebenso wird durch diese Hypothese die Tatsache erklärt, daß die polaren Tiergruppen eine so große Differenz in ihrer Bipolarität zeigen, weil eben nur ein Teil • von ihnen den Weg durch die Tiefsee benutzen konnte. Ein Austausch bipolarer Formen kann nach Fischer, Gephyreen der antarktischen und subantarktischen Meere. 427 Ortmann auch auf anderem Wege vor sich gegangen sein, nämlich an den Westküsten Amerikas und Afrikas, wo die weit in das warme Gebiet hineinreichenden kalten Strömungen klimatische Be- dingungen besonderer Art erzeugen. Es muß aber zugegeben werden, daß ein genügender Beweis für diese Wanderungen längs der Küsten bis jetzt nicht erbracht ist." ('ihn sagl über dieses Er- klärungsprinzip (5, p. 524): „Es lal.it sich nicht leugnen, daß in der antarktischen Region Formen wiederkehren, die eine auffallende Ähnlichkeit mit der arktischen aufweisen. Dies betrifft nicht nur die einzelnen Arten, sondern auch den Gesamtcharakter der Fauna. Wir kennen freilich bis heute nicht eine einzige Art. welche in identischen Exemplaren dem Norden und Süden zukommt . Ob das tatsächlich bei unserem Material der Fall ist, kann erst nach einer sorgfältigen Prüfung und Vergleichung entschieden werden. Voraussichtlich werden auch hier die Ansichten der Beobachter auseinandergehen, ob diese Konvergenz lediglich der Ausdruck gleichartiger Existenzbedingungen ist, oder ob sie auf einen verwandtschaftlichen Zusammenhang hinweist, der die antarktischen und arktischen Tierformen gewissermaßen als die Glieder einer großen Familie erscheinen läßt, die durch mißliche Verhältnisse auseinandergerissen wurden. Wenn es sich nun nachweisen läßt, daß in den gewaltigen, über viele Breitengrade sich erstreckenden Zwischengebieten doch noch einzelne Reste von Familiengliedern sich erhalten haben, so wird man die Konvergenz zwischen arktischen und antarktischen Formen auf ein Überwandet n in der Tiefsee zurückführen müssen." Unsere Gruppe gehört zum größten Teile dem litoralen Gebiete an, obwohl abyssale Formen, wie z. B. Phascolosoma muricaudatum Southern und Physcosoma abyssorum Southern, nicht ausgeschlossen sind, anderer- seits finden sich solche, die bald litoral, bald abyssal auftreten, so ist Phascolosoma minutum Kef. in den Meeren Europas litoral, dagegen nach Gerould in den Meeren der Ostküste Nordamerikas abyssal. Die Frage der Bipolarität der Tiefseetiere gilt, obwohl sie von Ortmann geleugnet wird, noch keineswegs nach Kükenthal für ausgeschlossen, es werden noch weitere Forschungsergebnisse darüber erwartet werden müssen, sie ist also noch nicht spruchreif. Auf Grund der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit muß ich mich auf den Boden der Migra- tionshypothese stellen, da unter unseren Formen nicht nur identische, in beiden Polgebieten auf- tretende Arten vorhanden sind, sondern auch tatsächlich deren Auftreten in den Zwischengebieten bestätigt werden konnte. Zur besseren Veranschaulichung der gewonnenen Resultate stelle ich - drei Tabellen zusammen. Tabelle I zeigt 0 identische, in beiden Polgebieten auftretende Arten, darunter eine abyssale, das schon erwähnte Phascoloso))i. April 1903). Polypus sp. Ein Tier, das gleichfalls bei Simonstown gefangen worden ist, möchte ich unbestimmt lassen. Die Haut ist ganz glatt, überall mit mehr oder weniger dichtstehenden schwarzen Punkten. Körper stark zusammengedrückt, 27 min breil und 1+ mm dick. Kopf an den vortretenden Augen 24 mm breit, vom Hinterende bis zum Anfang der Arme 4!) mm lang; Velarhaut etwa 2 — 3 cm breit; Dorsal- arme fast 15, die ventralen etwa 13 cm lang. Enden sehr dünn, die Saugnäpfe erreichen einen Durch- messer von 4 mm. Der Trichter ragt 18 mm weit aus dem Mantel hervor. Decapoda. 3Iyopsida. Familia Sepiidae. Sepia sinioniana n. sp. Tat. LIJ. Fig. 5-13. Von Südafrika nennt Edc4. Smith (Proc. malac. Soc. London, v. 5 p. 35G) folgende Arten: Sepia jousseaumi Rochebr., capensis Orb., vermieidata Q. & G., Merredda Rang und tuberculata Lam., die bis auf die. erstgenannte in Orbicinys Cephalopodenwerk abgebildet sind; von S. burnupi Hoyle von Natal ist nur die Schale beschrieben (J. Conch., v. 11, p. 27. t. 1). Die Südpolar- Expedition hat aus der Simonsbucht 5 Tiere einer Art mitgebracht, die zu keiner der genannten gehört und, so merkwürdig das auch erscheinen mag, als neu zu bezeichnen ist. Ihr Hauptmerkmal ist die Beschaffenheit der Tentakelkeule, die mit sehr zahlreichen und kleinen Saugnäpfen dicht Thiele, Die Cephalopoden. 437 besetzt ist, darin hat sie etwas Ähnlichkeit mit Sepia aculeata Hass., die aber in andern Teilen verschieden ist. Die Form des Tieres ist der von S. officinalü ähnlich, kräftig und breit, die Mantelfläche eiförmig, in der Mitte über dem Kopfe einen breiten und flachen Vorsprung bildend, an den Seiten in die hinten voneinander getrennten, fast 2 cm breiten Flossen auslaufend, ventral ist der Mantel vorn gerade abgeschnitten, hinten etwas zugespitzt, Die Färbung erscheint im konserveirten Zustaned oben aschgrau, unten weiblich, die dunklere Färbung der Oberseite wird durch dichtstehende dunkle Punkte hervorgebracht, die nach den Seiten hin weniger dicht sind und auf den Flossen sowie auf der Unterseite wegen ihrer geringeren Zahl auch dem bloßen Auge deutlich erkennbar sind. Die Oberseite trägt kleine, mehr oder weniger dichtstehende, gelblich gefärbte Wärzchen. Meistens enthält die Oberfläche auch kleine, kristallinische Kalkkörperchen, durch die sie beim Anfassen rauh erscheint, doch kommen diese nicht bei allen Tieren vor. Die abgebildete Schale (Fig. 5) ist mit dem vorn überstehenden Pcriostracum 143 mm, ohne dieses 139 mm lang und 60 mm breit, nach vorn verschmälert und in ihrem verkalkten Teil etwas abgestutzt, an den Seiten durchaus bogig, ohne Einschnürung, die geschichtete Innenseite läuft nach hinten ziemlich spitz zu, sie ist vorn und hinten flach, dazwischen in der Mitte sehr tief gefurcht, der Schalenrand verbreitert sich im hinteren Teil bedeutend, in der Mitte ist er 14 mm breit, sein schwieliger Teil (Gabel) reicht hinten fast bis zum Rande, nach vorn verschmälert er sich und läuft beiderseits spitz aus; die hintere Vertiefung ist mäßig, die äußere Spitze liegt zwischen ihr und dem Rand etwa in der Mitte und ist von der Unterseite nicht sichtbar. Die Oberseite ist überall ziemlich fein runzlig, mit einer flachen, wenig auffallenden, vorn etwa 18 mm breiten Mittelrippe, am Rand einige Milümeter breit vom gelbbraunen Periostraum überdeckt l). Der Schließknorpel am Trichter ist ohrförmig (Taf. LH, Fig. 6), ringsum mit freiem Rande über- stehend und mit einer ziemlich tiefen, gebogenen Höhlung, der ein gebogener, in der Mitte hoher Knorpel an der Innenseite des Mantels (Fig. 7) entspricht, Das drüsige Trichterorgan finde ich ziemlich undeutlich ausgebildet. Die Kopfhaut zeigt ähnliche Verhältnisse wie die des Mantels. Die Arme sind außen ziemlich weit miteinander verbunden, so daß die Außenseite der oberen Paare nicht groß ist, nur die unteren haben keine solche Verbindung, sondern eine scharfe äußere Kante, die fast bis in die Höhe der Augen reicht; auch der 3. Arm hat eine starke Kante. Alle Arme tragen 4 Längsreihen von Saug- näpfen, die an den ventralen deutlich kleiner sind als an den übrigen; der Rand der Fläche bildet einen schmalen Saum. Die Saugnäpfe der 3 oberen Armpaare haben die in Fig. 8, 9 dargestellte Form. Getragen von kurzen Stielen, sind sie unregelmäßig rundlich, etwas zusammengedrückt, mit einer ringförmigen Verdickung in der Mitte, im Distalteil mit einer schrägen, rundlichen Öffnung von mäßiger Größe, im Proximalteil an der Oberfläche gestreift und am Stiel mit einer Furche versehen. Der breite Chitinring bildet am Beginn des freien Teils eine scharfe Kante, dtrrch die der gewölbte Innenteil vom konkaven Außenteil getrennt wird; der freie Rand ist ganzrandig oder ausgefranst. Der ab- gebildete Saugnapf hat vom Oberrande des Chitinringes bis zur gegenüberliegenden Seite einen x) Eine ähnliche, wahrscheinlich zu derselben Art gehörende Schale der Berliner Sammlung ist von Bachmann an der Mündung des Olifant-Flusses gefunden worden. 438 Deutsche Südpolar-Expedition. Durchmesser von 3,5 mm, der kleine Durchmesser des Mittelwulstes beträgt 2,7 mm, der große Durchmesser 3,2 mm, die Breite der Öffnung 1,1 mm. Der in Fig. 10 dargestellte Saugnapf ist einer der größten vom Ventralarm desselben 9 Tieres, bei ihm tritt der Muskelring in der Mitte weniger hervor, und er ist mehr walzenförmig, der Durchmesser vom Oberrande des Chitinringes bis zur Gegenseite beträgt 2,6 mm, der des Muskelringes 2 mm. Natürlich werden die Saugnäpfe nach den Enden der Arme allmählich bedeutend kleiner. Von den 5 vorliegenden Tieren sind 3 Männchen. Der Unke Ventralarm ist in der größeren distalen Hälfte kaum verändert, nur im proximalen Teil fehlt eine Strecke weit die 2. Reihe von Saugnäpfen, und die beiden ventralen sind deutlich kleiner, besonders die 4. Reihe; infolgedessen ist unter der obersten Reihe ein etwa 11 mm langer und 3 mm breiter Teil frei von Saugnäpfen. Eins der Männchen zeigt die Unterbrechung der 2. Saugnapfreihe nur imvollkommen, so daß nur durch die geringere Größe der Saugnäpfe ein Streifen frei bleibt. Die mehr oder weniger eingezogenen Tentakel haben eine etwa 67 mm lange und 10 mm breite Fläche, die mit sehr zahlreichen und kleinen, gestielten Saugnäpfen besestzt ist. Der Stiel hat eine deutliche Außenkante und bildet im Handteil eine Rhachis, an der ventral ein Hautsaum, dorsal zwei solche ansitzen. Zum Proximalende des die Saugnäpfe tragenden Teils verläuft noch ein kleines Fältchen (Fig. 11). Die Saugnäpfe sind in ihrer Größe wenig verschieden, sie stehen in etwa 14 Längsreihen, sie sind gestielt, napfförmig (Fig. 12), mit einem Chitinring (Fig. 13), der hauptsächlich in der distalen Hälfte einige deutliche Zähnchen trägt, in der proximalen Hälfte tritt der glatte Rand mehr hervor. Von diesen sehr zahkeichen Näpfchen unterscheiden sich nur die am äußersten Ende stehenden, sie sind kurzgestielt, deutlich größer und mit glatten Chitinringen versehen; solche Näpfe sind 4 vorhanden, 1 ganz distal und 3 in einer Reihe darunter. Eins der Tiere hat einen merkwürdig schmalen Flossensaum, sein Mantel ist ventral 140 mm lang und 82 mm breit, die übrigen Tiere sind etwas kleiner, eins von ihnen von 123 mm ventraler Mantellänge und 73 mm Breite. In Chuns Bearbeitung der von der Tief see -Expedition gesammelten Cephalopoden sind einige Myopsiden nicht erwähnt, die mir vorliegen. Darüber ist folgendes zu bemerken. Sepia capensis (Orbigny). Taf. LH, Fig. 14; Taf. LIII, Fig. 1-5. Station 114 (34° 20' siidl. Br., 18° 36' östl. L., Snnonsbucht), ein Tier. Station 101 (33° 50,5' südl. Br., 25° 28,8' östl. L., Algoabucht), ein Tier. Station 105 (35° 29' südl. Br., 21° 2,5' östl L. Agulhasbank), 5 Tiere. Station 106 (35° 26,8' südl. Br., 20° 56,2' östl. L., Agulhasbank) , 1 Tier. Da die Schale aus einem Tier von Station 105 gut zu Orbignys Abbildungen (Hist. Cephal. acet., t. 7 f. 3) paßt, sehe ich die Tiere als zu dieser Art gehörig an, zumal da auch Rochebrune (Bull. Soc. philom. Paris, ser. 7 v. 8 p. 85) sie unter dem Namen Rhombosepion capense ebenso wie Orbigny vom Kap der guten Hoffnung und von der Agulhasbank aufführt. Die Abbildungen des Tieres (Orbigny t. 7 f. 1, 2) entsprechen allerdings bedeutend weniger der vorliegenden Form. Thiele, Die Cephalopoden. 439 Das größte Tier von Station 106 hat eine dorsale Mantellänge von 49 mm, während der vordere quere Durchmesser des Mantels nur 21 mm und der dorsoventrale 17 mm beträgt. Der vordere dorsale Fortsatz des Mantels ist 6 mm lang, und jederseits bildet der Vorderrand eine deutliche Bucht für die Augen, und durch ein paar stumpfe Ecken wird die ventrale Trichter - bucht abgegrenzt, die 10 mm breit ist. Der Kopf ragt nicht weit aus dem Mantel vor, indem die hinteren Augenränder kaum 1 mm vom Mantelrand entfernt sind, der Querdurchmesser des Kopfes mit den Augen ist ebensogroß wie der des Mantels (21 mm). Die helle Flosse verbreitert sich nur gegen das Hinterende, wo sie ein Paar durch einen etwa 2 mm breiten Zwischenraum getrennte Lappen bildet, sie ist 3 — 4 mm breit; hinten liegen die Lappen dorsal von der vorragenden Spitze des Schulps. Auch der Trichter ragt bedeutend weniger aus dem Mantel vor als in Orbignys Ab- bildung. Die Ventralarme sind durch eine fast 4 mm breite Bucht getrennt, in der die Bukkal - membran sichtbar ist, diese Arme sind etwa 14 mm lang und am Grunde 6 mm breit mit äußerem Saum, die dorsalen 11 mm lang, die 2. und 3. wenig länger; die Saugnäpfe stehen in 4 Längsreihen. Die Tentakel sind stark eingezogen, ihre Keule entspricht Orbignys Abbildung (t. 17 f. 18) nur schlecht. Ich finde den Teil, der die Saugnäpfe trägt, bei dem größten Tier nur etwa 6 mm lang und 2,25 mm breit, doch mit einem 1 mm breiten Schwimmsaum versehen (Taf. LI II, Fig. 1); in der Mitte sind 3 in einer Eeihe stehende Saugnäpfe beträchtlich größer als die übrigen, die ziemlich dicht gedrängt sind ohne deutliche Anordnung in Längsreihen; die äußerste Spitze der Keule ist umgebogen. Die Saugnäpfe der Arme sind fast kugelrund, mit einem verhältnismäßig kleinen Loch, das von einem an der distalen Hälfte mit etwa 12 Zähnen besetzten Chitinring und einem durch die Anordnung der Muskeln radiär gestreiften Gürtel umgeben wird (Taf.LIII, Fig. 2, 3). Die an den Tentakeln sind mehr napf- oder kappenförmig, mit einem nur etwas gefransten Chitinring und einem schmalen, fein gefelderten Saum, ohne erkennbare Radiärmuskulatur (Taf.LIII, Fig. 4, 5), das Loch ist ziemlich groß. Der Schulp (Taf. LH, Fig. 14) ist ziemlich schmal blattförmig, bei 4 cm Länge 12 mm breit, die größte Breite liegt hinter dem 2. Fünftel, Oberseite glatt und glänzend mit einer deutlichen, vorn etwa 3,5 mm breiten Mittelrippe, vor dem dünnen und spitzen, am ventralwärts gebogenen Hinter- ende stehenden Dorn findet sich ein dünnes, etwa 5 mm langes Längsfältchen auf der Bückseite; der Schulp ist ziemlich dünn, mit einer flachen, aber deutlichen Längsfurche an der Innenseite, entsprechend der äußeren Rippe; der mittlere, sehr schmale Teil des Hinterendes wird von dem schmalen Rande durch einen erhobenen und etwas eingebogenen Saum getrennt. Familia Loliginidae. Sepioteuthis blainvilliaua Ferussac? Taf. LIII, Fig. 6-8. Ein von der Tiefsee-Expedition in der Nähe von Dar-es-Salaam gefangenes Tier, dessen Mantel dorsal 8 cm lang ist, würde nach dem Fehlen von Saugnäpfen an den Zipfeln der Bukkaimembran zu Sepiotheutis blainvilliana gehören, da alle andern Arten aus dem indopazifischen Ozean solche Saugnäpfe haben sollen, indessen erscheint mir die Bestimmung doch unsicher, weil die Form des Tieres von Orbignys Abbildung (Taf. II) ziemlich verschieden ist. Jedenfalls dürften 2 mir vor- Deutsche Siirlpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. öS 440 Deutsche Siidpolar-Expedition. liegende Tiere aus der Sammlung Godeffroy zu derselben Art gehören, von denen der nähere Fundort leider nicht angegeben ist - - es ist Nr. 31 798 des Katalogs IV mit der Angabe Südsee. Der Körper ist ziemlich lang und hinten zugespitzt (nach Orbigky abgerundet), auch liegt die größte Breite hinter der Mitte. Von dem größeren der beiden Tiere aus der Südsee habe ich den Gladius gezeichnet (Taf. LI II, Fig. 6), er ist nicht so breit, wie ihn Orbigky abbildet. DieHomringe in den Saugnäpfen der Arme (Fig. 7 ) und Tentakel (Fig. 8 ) haben etwa 20 Zähne, während in Or- bigny's Zeichnung deren Zahl beträchtlich größer ist. Hiernach sind die Abweichungen recht erheblich, so daß man zweifeln kann, ob wirklich die vorliegenden Tiere zur genannten Art gehören; Wülker trat in seiner Revision der Arten dieser Gattung die Möglichkeit angedeutet, daß sie zum großen Teil nur Abänderungen einer Art sind (Abh. Senckenb. Ges., v. 34, p. 462), aus diesem Grunde sehe ich davon ab, die hier behandelte Form als neue Art zu bezeichnen. Loligo reynaudii Orbigny. Ein Tier dieser bekannten südafrikanischen Art ist von der Tiefsee-Expedition in der Algoa- bucht (Station 101) gefangen worden. Ogopsida. Psychroteuthis (n. gen.) glacialis n. sp. Taf. LIII, Fig. 9—16. Einige unvollständige Stücke aus Robben- und Pinguinmagen und ein gleichfalls unvoll- ständiges, jedenfalls angefressenes Tier aus dem antarktischen Meer dürften sämtlich zu einer Art gehören, jedenfalls finde ich keinen Grund, der dagegen spricht. Die Artmerkmale müssen, soweit sie überhaupt festgestellt werden können, nach den vor - handenen Exemplaren zusammengestellt werden, nur bei einem ziemlich kleinen Tier aus dem Magen einer Weddellrobbe sind die Tentakel erhalten, während das große, am 20. März 1903 treibend gefundene Tier hauptsächlich für die Maße des Leibes und der Flosse sowie die Hektokotyli ver- wendet worden ist; der in ihm steckende Gladius war zerbrochen, indessen zeigt er dieselben Merk- male wie ein anderer, der bis auf das abgebrochene Hinterende vollständig erhalten war. so daß ich diesen für die Zeichnung und Beschreibung verwende. Dieses Tier hat einen langen und verhältnismäßig dünnen, hinten zugespitzten Leib mit großen, dreieckigen Flossen, die Länge des sehr fleischigen Mantels an der Dorsalseite beträgt 44 cm, der Gladius hört etwa 3,5 cm vor dem Hinterende auf. Die Flossen sind groß und dreieckig, nach hinten bis zum Ende sich allmählich verschmälernd und die hinterste Spitze des Mantels nicht ganz erreichend, dieser Seitenrand ist etwa 16 cm lang, der weniger schräge Vorderrand etwa 10 cm lang und die Breite beider Flossen beträgt 18 cm zwischen den beiden Ecken. Von den beiden Trichterknorpeln ist der rechte erhalten (Fig. 10), er ist 12 mm breit und 45 mm lang, mit einer 4 mm breiten und etwa 1,5 mm tiefen Längsrinne, vorn mit einem schrägen, vorn gerade abgeschnittenen Fortsatz. Der Nackenknorpel ist 42 mm lang, vorn 11 mm breit, gerade abgeschnitten, hinten 7 mm breit. Von den Eingeweiden ist wenig erhalten, die Kiemen sind 10 cm lang, außen bis zum Ende durch eine Lamelle mit dem Mantel verbunden, mit etwa 55 wellig gefalteten Querblättern. Thiele. Die Cephalo^orlen. 44 1 Die beiden Augen fehlen bei dem großen Tier, die Öffnungen sind etwa 15 nun weit, ihr dunkel gesäumter Rand scheint vorn einen Lappen zu bilden, der nach unten durch eine Bucht begrenzt wird. Bei einem andern Tier sind die großen, außen ziemlich flachen Augäpfel erhalten. Der Kopf mag etwas über 4 cm breit gewesen sein. Die Arme sind von mäßiger Länge, am Grunde 14 — 15 mm dick und etwa 12 cm lang. Sie tragen 2 Reihen kurz- gestielter Saugnäpfe, von denen die größten fast 4 mm im Durchmesser haben, die der Ventral - arme nur etwa 2,5 mm. Ihre Form habe ich in Seitenansicht dargestellt, ihre Rückwand ist gewölbt, distal bildet der Anfang des Chitinringes eine stumpfe Kante, während dessen ein wenig vorstehen- der Rand glatt ist (Fig. 11). Die Tentakel fehlen, dagegen ist eine besondere Bildung beider dritter Arme hervorzuheben, die vermutlich als Hektokotylisierung anzusehen ist. Diese Arme sind etwa 2 cm länger als die übrigen und an den Enden mit einem Paar bis 3 mm breiter, schwarz gefärbter Lamellen versehen, während die Mitte ungefärbt bleibt. Breitet man diese Lamellen auseinander, so gewahrt man 2 Reihen abwechselnd gestellter Wülste, die am Seitenrande, wo sie sich gegen den dunkeln Rand scharf absetzen, je einen kleinen Einschnitt zeigen (Fig. 12). Diese eigentüm- liche Bildung dürfte dem Verhalten entsprechen, das bei Loligo-Aiten die hektokotylisierten Arme mit 2 Reihen kegelförmiger Fortsätze zeigen (vgl. Jatta. I.e.. Tai 17, Fig. 16 und Taf. 18, Fig. 6), die jedenfalls als Saugnapfstiele anzusehen sind, diese sind bei unserer Art von den Lamellen über- deckt und zu Wülsten verflacht, deren Einkerbungen vielleicht noch als Andeutungen von Saug- näpfen gedeutet werden können. Die gefärbte Bukkaihaut zeigt 7 Zipfel, deren dorsaler durch dünne Lamellen mit den beiden Dorsalarmen verbunden ist, während jeder andere einem Arm entspricht; diese Heftungen ver- laufen bei den 3. Armen unter, bei den übrigen über den Saugnäpfen. Da in diesem Tier der Gladius in mehrere Stücke zerbrochen war, benutze ich für die Be- schreibung einen etwas kleineren (Fig. 9), dessen Verhalten ähnlich demjenigen ist, das die Stücke des Gladius im beschriebenen Tier erkennen lassen. Das Vorderende ist schmal und dünn, ganz bis zum Vorderende des Mantels reichend; etwa 4 cm von der vorderen Spitze entfernt beginnt es sich zu verbreitern und erreicht wenig hinter dem Ende des vorderen Drittels seine größte Breite, um von da bis zum abgestumpften Hinterende sich ganz gleichmäßig zu verschmälern. Der Mittel- streifen bildet eine von vorn bis hinten ganz allmählich verschmälerte Rippe, die auf der hinteren Hälfte kielartig hervortritt, da hier beide Hälften miteinander eine Kante bilden. Gegen das Hinter- ende hin schlagen sich die Seitenränder nach der Unterseite um und verschmelzen einige Millimeter vor dem Hinterende miteinander, so daß sie hier einen kleinen Blindsack bilden. Ein äußerer End- kegel ist nicht vorhanden (Fig. 9 a). Bei einem kleinen Tier aus dem Magen einer Weddellrobbe, dessen Ventralarme 6 cm lang sind, sind die beiden Tentakel erhalten, sie sind von beträchtlicher Länge, 15,5 cm lang, mit einer mäßig verbreiterten und nach dem Ende hin allmählich zugespitzten Keule. Das Feld mit den Saugnäpfen ist von Hautsäumen umfaßt, und die distale Hälfte weist noch einen vorderen Saum auf. der sich proximal ziemlich schnell verschmälert und bei der abgebildeten Keule (Fig. 13) unterhalb der Spitze aufhört. Die Saugnäpfe stehen in 4 Längsreihen, von den proximalen sind einige Näpfe der Mittelreihen ziemlich groß, die seitlichen kleiner, auf der distalen Hälfte sind alle klein, die meisten von ihnen 58* 442 Deutsche Südpolar-Expedition. haben die Köpfchen verloren, so daß nur die kleinen, kegelförmigen Stiele vorhanden sind. Die größeren haben deutlich gezähnelte Chitinringe. Unterhalb der Hand ist eine Reihe kleiner Saug- näpfe und Wärzchen vorhanden. Im Trichter ist an der Mündung eine deutliche, ziemlich große Klappe entwickelt. Die Mundwerkzeuge habe ich von einigen der gefressenen Tiere untersucht und sie überein- stimmend gefunden. Fig. 14 stellt die beiden mit scharfen Spitzen versehenen Kiefer und Fig. 15 ein halbes Radulaglied dar. Wie hieraus hervorgeht, fehlen hier Randplatten, und die Form der mittleren Platten ist eigenartig. Die Mittelplatte hat eine von parallelen Seitenrändern begrenzte, vorn etwas eingebuchtete und hinten dementsprechend bogige Basis mit ziemlich langer und schmaler, einfach zugespitzter, bis in die Nähe des Vorderrandes reichender Schneide; auch die beiden Zwischenplatten haben Basen von ähnlicher Größe und schmale, nicht sehr lange, dem Innenrande genäherte Schneiden, die äußerste Platte (Seitenplatte) unterscheidet sich durch etwas schmalere Basis und längere, mäßig gebogene Schneide. Fig. 16 stellt den Chitinring aus einem Armsaugnapf dar, die Bucht entspricht dem Ansatz des Stieles. Die Gattung PsycliroteutMs wird man hiernach folgendermaßen zu charakterisieren haben: Körper langgestreckt, Mantel fleischig, hinten zugespitzt, mit großen, dreieckigen Flossen, die das Hinterende nicht ganz erreichen; Gladius lang federförmig, gekielt, hinten taschenförmig, ohne soliden Endkegel, das Hinterende des Mantels nicht erreichend; Arme mäßig lang, kräftig, mit 2 Reihen glattrandiger Saugnäpfe, das 3. Paar hektokotylisiert, an den Enden mit einem Paar Lamellen, deren Innenseiten abwechselnd gestellte Wülste zeigen, Tentakel lang, mit kräftiger, aber wenig verbreiterter Keule, deren Saugnäpfe in 4 Längsreihen stehen, mit gezähnten Chitinringen, ohne Haken; Radula mit einfach zugespitzten, schmalen Schneiden, ohne Rand- platten. Die Gattung kann in keine der bekannten Familien gestellt werden, daher muß für sie eine neue Familie Psychrokuthiäne geschaffen werden, deren Merkmale mit denen der Gattung zusammenfallen. Familia Onych.oteutliid.ae. Morotenthis aequatorialis n. sp. Tal LIII. Fig. 17; Taf. L1V. Fig. 1-4. Ein großes Tier, das am 21. September 1903 im Atlantischen Ozean nahe am Äquator (On 16' nördl. Br., 18° 7' westl. L.) an der Oberfläche treibend tot gefunden worden ist, entbehrt der Ten- takel, trotzdem kann es nicht zweifelhaft sein, daß es zu den Onychoteuthiden gehört. Bezüglich der Gattungszugehörigkeit dürfte die Beschaffenheit des Gladius besonders wichtig sein, und danach wird man die Art jedenfalls zu Morotenthis stellen müssen, indem derselbe von Moroteuthis ingens (Edg. Smith) (vgl. Pfeffer 1. c. t. 12, f. 1, 2) am meisten ähnlich ist. Außer dieser Art, die bei Patagonien vorkommt, gehört noch M. robusta Verrill von Unalaschka hierher, beide sind sehr groß. Nach ihnen hat Pfeffer (p. 104) eine Gattungsdiagnose entworfen, die in einzelnen Punkten auf die nur vorliegende Art nicht zutrifft, daher mehr zu verallgemeinern sein dürfte, darunter die warzige Haut, die — wie z. B. in der Gattung Polyfus — wohl nur als Artmerkmal anzusehen ist. Daß die vorliegende Art von den beiden genannten, die in den kälteren Meeren vorkommen, Thiele, Die Cephalopoden. 443 verschieden ist, kann nicht bezweifelt werden, die Endspitze des Gladius ist wesentlich anders geformt, desgleichen die Nackenfalten und der Hinterkörper, der schlanker ist. auch der Kopf ist beträchtlich kleiner. Die Haut des Tieres ist braun gefärbt und glatt, ohne Warzen. Der Hinterkörper ist lang und schlank, hinten zugespitzt, die dorsale Mantellänge beträgt 40 cm; von dieser Länge nehmen die Flossen ziemlich genau die. hintere Hälfte ein. sie sind dreieckig, breit, von den Seitenrändern ist der hintere etwa 20 cm, der vordere 15,5 cm lang; die Breite beider Flossen beträgt 28 cm. Der vordere Mantelunifaiig beträgt etwa 30 cm. demgemäß der Durchmesser etwa 10 cm. An der hinteren Mantelhälfte findet sich an der Bauchseite eine kielartig vortretende Haut, die etwa 3,5 cm vor dem Hinterende aufhört. Der Trichter hat 5 cm lange und 12 mm breite, besonders hinten dünne Knorpel mit flacher Längsrinne; einen dementsprechenden Knorpel am Mantel kann ich nielit wahrnehmen. Der Nacken- knorpel ist kielartig erhoben mit einer mittleren Längsrinne, er ist 57 mm lang und 13 mm breit ; der entsprechende dünne Mantelknorpel ist etwa 60 mm lang, hinten 17 mm breit, nach vorn ver- schmälert, mit abgerundeter Spitze. Der Gladius ist im hinteren Teil gut erhalten, weniger im vorderen Teil. Dieser dürfte dem Knorpel entsprechend vorn abgerundet zugespitzt sein und sich allmählich nach hinten verbreitern und verstärken, er erreicht eine Breite von 3 cm und zeigt in der Mitte eine breite, durch eine Furche in 2 Hälften geteilte Erhebung; die zuerst ausgebreiteten »Seitenränder biegen sich, indem sie sich langsam verschmälern, herab, so daß die Mitte einen starken, mit einer Längsfurche versehenen Kiel bildet. In der Gegend, die dem Vorderende des abgebildeten Hinterendes entspricht (Fig. 1), ist der Kiel spitzwinklig, hat seine Furche verloren, und in der Nähe der Ränder verläuft eine Verdickung. Die hintere Höhlung ist 11 mm tief. In dieser Gegend hat der solide, bernsteinfarbige knorpelartige Endkegel eine 4 mm breite üorsalrinne, die gegen das Hinterende hin allmählich ver- schwindet; neben dem hinteren Ende des Löffels ist der knorplige Teil durch eine tiefe Rinne vom verbreiterten und etwas lamellenförmig vortretenden Seitenrand abgesetzt. Der Endkegel ist an seinem Vorderende 9 mm hoch und 5 mm breit, nach hinten verschmälert er sich langsam und gleichmäßig, wie der Durchschnitt zeigt, ist dieser ventral deutlich verdünnt, sein Hinterende ist abgestumpft; seine Länge vom Ende des Löffels an beträgt 61 mm. Der Hals ist auffallend schwach, und der Kopf ist auch nur 5 cm breit, die Augen treten kaum hervor. Seitlich vom Vorderende des Trichters verläuft jederseits vom Grunde des Ventralarms ausgehend eine ziemlich breite Hautfalte divergierend nach hinten im Bogen; über ihrem Ende ist eine kleine, etwa 1 cm lange Querfalte sichtbar, die in der Mitte einen kleinen, nach vorn gerichteten, rundlichen Lappen bildet, und über ihr eine schmale Seitenfalte, die mit ihrem ventralen Teil hinter dem Auge sich im Bogen nach vom biegt. Diese 3 Falten begrenzen den Kopf nach hinten. Im Trichter ist eine große, abgerundete Trichterklappe vorhanden. Die kräftige braune Bukkal - haut hat 7 kurze Zipfel. Die Arme sind kräftig und mäßig lang, die beiden ventralen Paare an ihrer Außenseite mit kielartigen Hautfalten, die besonders in der Mitte ziemlich breit sind. Die die Saugnäpfe tragende Innenseite ist von einem schmalen Saum begrenzt. Die Saugnäpfe stehen in 2 Längsreihen; sie sind unvollständig erhalten, am proximalen Teil der Arme sind sie ziemlich klein und wenig dichtstehend, 444 Deutsche Siidpolar-Expedition. allmählich nehmen sie an Größe und Dichtigkeit zu, nach den Enden hin werden sie kleiner und zahlreicher. Die größten werden etwa 3,5 mm groß; ihre Form stellen Fig. 2, 3 dar, sie sind kurz- gestielt, unregelmäßig rundlich, mit einem schwachen Muskelring, ihre Öffnung ist ziemlich klein, etwa 2 mm im Durchmesser, mit glattem, nicht vortretendem Chitinring. Die Tentakel sind bis auf kurze Stümpfe abgerissen. Die Kiefer bilde ich in Fig. 4 ab, ihre Form ist die gewöhnliche. DieRadula(Taf. LIII, Fig. 17) hat jederseits von der Mittelplatte 3 Platten, die etwas von einander entfernt sind. Die Mittelplatte hat eine ungefähr halbkreisförmige Basis, an der eine mäßig große, schmale, zugespitzte Mittelzacke und 2 kleinere, dreieckige Seitenzacken befestigt sind; die innere Zwischenplatte hat an einer etwas kleineren Basis eine größere und eine kleinere Zacke, deren Größe etwa denen der Mittelplatte entspricht, die äußere Zwi sehenplatte trägt nur einen ziemlich starken, gebogenen, zugespitzten Zahn; die Seitenplatte hat wie gewöhnlich eine längere, gebogene Schneide. Randplatten fehlen. Teleoteuthis caribaea (Lesueur). Tat 1. IV. Fig. 5. Ein Tier, das am 7. Oktober 1903 (15n 6' nördl. Br., 27° 44' westl. L.) im Atlantischen Ozean in der Nähe der Kapverdischen Inseln gefangen worden ist, stelle ich trotz einiger Abweichungen, da diese vielleicht nur Abnormitäten darstellen, zu der genannten, im Atlantischen Ozean weit verbreiteten Art. Die dorsale Mantellänge beträgt 28 mm, der vordere Durchmesser 12 mm. Die rotbraunen Chromatophoren stehen dorsal ziemlich dicht, werden aber ventralwärts spär- licher und lassen die vordere Hälfte der Bauchseite silberglänzend erscheinen, indem sie sehr blaß werden. Jede Flosse ist 11 mm lang und breit, vorn mit einem Lappen, seitlich abgerundet. Neben dem Rande der Trichtergrube, die 6 mm lang und breit ist, liegt eine Verdickung, die nach hinten und der Seite in eine zipfelförmige Hautfalte ausläuft; weitere Hautfalten seitlich davon sind nicht vorhanden. Auch der Gladius stimmt nicht genau zu Pfeffers Abbildung (Taf. I, Fig. 9 — 11). Er ist stark und scharf gekielt, nach hinten sehr allmählich verbreitert, so daß die größte Breite etwa am Beginn des hintersten Drittels liegt (Fig. 5); der kleine Endkegel ist nicht nach hinten, sundern aufwärts ge- richtet, dreieckig und mit seiner Ventralseite dem Kiel angewachsen (Fig. 5 a). Die Trichterknorpel sind lang und schmal, und die Knorpelleisten im Mantel erreichen fast die halbe Länge der Mantelhöhle. Auch ein junges Tier, das am 11. August 1903 (28° 46' südl. Br., 10° 17' östl. L.) gefangen worden ist. dürfte zu dieser Art gehören, sein Mantel ist 10,5 mm lang. Fanülia Enoploteuthidae. Enoploteuthis leptura (Leach). Taf. UV, Fig. 6-8. Chun hat im Valdiviawerk (p. 107) bereits erwähnt, daß diese Art von der Südpolar - Expedition wiedergefunden worden ist, und hat ein Tier sowie eine Tentakelkeule abgebildet (1. c. t. 11, f. 5, 6). Aus seinen Angaben hat dann Pfeffer (I.e. 761, 762) zusammengestellt, was er daraus über die Art entnehmen konnte. Thiele, Die Cephalopoden. H ..> Von den 4 Arten der Gattung, die Hoyle in seinem Cephalopoden-Katalog nennt (P. R. phys. Sog. Edinb., v. 9, p. 247), ist die vorliegende die älteste und die typische. Orbigny hat in seinem Cephalopodenwerk mehrere Abbildungen von der Art gegeben. Chuns Abbildung (Fig. 5) bezieht sich auf ein Tier, das am 23. September 1903 nahe dem Äquator im Atlantischen Ozean (0° 29' nördl. Br., 18n 57' westl. L., 10 m im Horizontalnetz) gefangen worden ist; dort ist auch der Kopf eines andern, von Chun erwähnten Tieres gefunden, dessen Tentakelkeule seine Fig. 6 darstellt. Jenes stellt ein jugendliches Männchen dar, sein Mantel ist dorsal '20 mm lang und hat vom etwa 12 mm im Durchmesser, er verschmälert sich ziemlich gleichmäßig nach hinten, daher sind die Seiten nicht so gewölbt wie in Orbignys Abbildungen. Das hintere zugespitzte Körperende über- ragt etwa 4 mm weit den Flossenansatz, es ist durchscheinend gallertig, an der Dorsalseite mit einigen Pigmentflecken, doch hebt sich das hinten zugespitzte Ende des gemeinsamen Flossenansatzes von der gallertigen Substanz deutlich ab. Die Flossen sind etwas abgerundet dreieckig, 15 mm lang und 12 mm breit, von mäßiger Stärke, vorn etwas lappenförmig und durch einen 4 mm breiten Zwischenraum getrennt, hinten ohne Lappen, durch eine mäßige Furche getrennt. Die ventrale Hälfte des Mantels ist mit zahlreichen Leuchtorganen besetzt, die zwar eine gewisse Anordnung in Längsreihen erkennen lassen, aber doch nicht so ausgesprochen wie in Chuns Ab - bildung, man kann in der Mitte des vorderen Teils ziemlich deutlich 4 Streifen — nicht einzelne Linien — unterscheiden (Fig. 6), die aber nach hinten undeutlich werden, und auch an den Seiten ist die Anordnung weniger regelmäßig und dicht. Wie die Abbildung erkennen läßt, sind 2 ver- schiedene Ausbildungsarten nebeneinander vorhanden, größere mit breitem, schwarzen Rande, die mit bloßem Auge leicht erkennbar sind, und kleinere mit schmalem Rande, die erst unter der Lupe deutlich werden, das mögen Jugendstadien sein. Auch der vordere, aus dem Mantel vorragende Teil des Trichters hat solche Leuchtorgane, und zwar j ederseits einen Streifen neben der Mittellinie, eine kurze Linie daneben und einen Streifen darüber. An der Unterseite des Kopfes sind gleichfalls mehr oder weniger deutliche Reihen und Streifen von Leuchtorganen, eine Reihe säumt den Rand der Trichtergrube, während vor dieser einige ohne deutliche Ordnung stehen. Mit diesen Leucht- organen stehen die an der Unterseite der Ventralarme in Verbindung. Auf diesen bilden sie 3 deutliche Längsreihen, eine an der Innenkante, die mittlere auf einer zweiten Kante und die dritte auf dem Hautsaum an der Außenseite des Armes. Endlich steht noch eine wenig dichte Reihe solcher Organe an der ventralen Kante der dritten Arme. Ganz anders sehen die in Chuns Abbildung dargestellten Organe aus, die jederseits eine Reihe an der Unterseite der Augenbulbi bilden; sie sind dicht zusammen gelegen, von gelber Färbung, ohne dunkles Pigment, von etwas verschiedener Größe, hauptsächlich sind die äußersten beiden Organe deutlich größer als die dazwischen liegenden. Die Arme sind teilweise nicht gut erhalten, die ventralen ausgesprochen vierkantig, mit einem Hautsaum an der Außenkante, die Innenseite ganz flach. Der 3. Arm hat einen äußeren Saum und einen inneren unterhalb der Hakenreihen. Einen der Haken mit seiner Umhüllung habe ich in Fig. 7, 7 a dargestellt, sie sind schon von d'Orbigny abgebildet. Den einzigen erhaltenen Ten- takel hat Chun zeichnen lassen (Taf. 11, Fig. 6), daher kann ich von einer weiteren Beschreibung absehen. Ebenso wie die Tentakel tragen alle Arme an den Enden kleine Saugnäpfe. Über die Beziehung aaq Deutsche Südpolar- Expedition. der Bukkaimembran zu den Armen hat Chun p. 53 sich geäußert, Von einer Hektokotylisierung kann ich nichts wahrnehmen. Den Grladius hat schon d'Orbigny abgebildet; ich finde den einen vorhandenen durchgebrochen, er ist ebenso lang wie der Mantel, vorn etwa 6 mm lang, schmal, dann ziemlich schnell verbreitert und dann nach hinten allmählich wieder verschmälert, er ist nicht ausgebreitet, sondern ziemlich spitzwinklig zusammengelegt, so daß die Mitte einen starken Kiel bildet. Die Trichterknorpel sind last 4 mm lang, vorn und hinten abgerundet, mit einer Längsrinne, die etwa ein Drittel der Breite einnimmt; ihr entspricht eine Leiste im Mantel. Von dem abgerissenen Kopf habe ich die Badula präpariert (Fig. 8). Ihre Mittelplatte hat jeder - seits von dem ziemlich langen Zahn eine starke Seitenzacke. Auffälligerweise sind die Zwischen- platten asymmetrisch, wahrscheinlich abnorm, indem sie auf der einen Seite miteinander ver- schmolzen sind und eine größere Platte bilden, während sie auf der andern Seite wie gewöhnlich getrennt sind, die innere hat eine Nebenzacke. Die Seitenplatte hat eine lange, starke, gebogene Schneide. Bandplatten fehlen. Abraliopsis morisii (Verany). Am 23. September 1913 wurden 2 Tiere erbeutet (0° 29' nördl. Br.. 18" 57' westl. L.) und eins am 7. Oktober (15n 6' nördl. Br., 27° 44' westl. L.), alle im Horizontalnetz; die erste Fundstelle liegt im Bereich des Südäquatorialstroms, die zweite schon im nördlichen. Alle Tiere sind Männchen. Chun hat die Art eingehend beschrieben, Pfeffer nannte sie (p. 168) Ablatio morrisii, hat aber dann p. 763 bezüglich der Gattungsnamen sich Joubin und Chun angeschlossen. Abralia: sp. juv. Tat. UV. Fig. 9. Ein am 11. Oktober 1901 (11" 19' südl. Br., 18" 34' westl. L. bei Ascension, Vertikalnetz bis 1200 m) gefangenes Tierchen, dessen Mantel 7 mm lang ist, läßt sich nicht bestimmen, da die Haut zum großen Teil abgelöst ist und daher die kleinen Leuchtorgane verloren gegangen sind, und da die Tentakel noch nicht Haken tragen. Der Mantel hat vorn 3 nun im Durchmesser und verschmälert sich anfangs langsam, dann in der hinteren Hälfte schneller und bildet eine hintere Spitze; die etwa 2 mm breiten, rundlich dreieckigen Flossen sitzen am Hinterende. Der Trichter reicht etwas über den Hinterrand der Augen nach vorn. Kopf mit großen, flach gewölbten Augen, 3 mm im Durchmesser. Der goldig glänzende Augen- bulbus trägt an der Unterseite 5 Leuchtorgane, in ziemlich gleichen Abständen, die beiden vordersten sind nicht pigmentiert und gleichgroß, die 3 folgenden sind dunkel gefärbt, das vorderste am größten, das hinterste am kleinsten (Taf. LIV, Fig. 9). Von den Armen sind die obersten und untersten deutlich kürzer als die beiden übrigen, nur mit Saugnäpfen besetzt; auch die Tentakel haben nur 4 Reihen von Saugnäpfen an dem wenig ver- breiterten Handteil. Nach Pfeffers Abbildung sind die Leuchtorgane am Bulbus von Abralia ueranyi beträchtlich verschieden, so daß das vorliegende Tierchen nicht zu dieser Art gestellt werden kann, es dürfte auch von Asthenoteuthion plancUmicum Pfeffer verschieden sein und läßt sich keiner bekannten Art einreihen. Thiele, Die Cephalopodeh. 447 Pterygioteuthis gemmata ((ihn). Taf. LIV, Fig. 10-12. Chun hat von dieser neuen Art kurz die Unterschiede von P. giardi P. Fischer angegeben und einige Abbildungen von ihr herstellen lassen (p. 108 t, 13 f. 3; t, 14 f. 4, 5, 9; t, 15 f. 2, 3, 6—12; t. 16 f. 1, 2, 5, 7 — 19); danach hat Pfeffer (p. 780) einige der Angaben zusammengestellt. Von dieser Art hat die Südpolar -Expedition 5 Tiere erbeutet; eins am 31. Oktober 1901 (30° 21' südl. Br., 14° 2' westl. L., nachts, 10 in, großes Netz), eins am 20. September 1903 (0° 12' nördl. Br., 16" 39' westl. L., nachts, Horizontalnetz), zwei am 23. September 1903 (0"29' nördl. Br., 18°57' westl. L., 10m, Horizontalnetz) und eins am 1. Oktober 1903 (5° 51' nördl. Br., 21° 40' westl. L., nachts, großes Netz.) Die von Chun hervorgehobenen Unterschiede sind die folgenden: P. gemmata P. giardi Auf den 1., 2. und 3. Armen wandeln sich Auf den 1., 2. und 3. Armen sind im einige (4—5) mittlere Näpfe der ventralen mittleren Abschnitt paarig angeordnete Haken Reihe in Haken um. ausgebildet. Keule mit 3 karpalen Näpfen. Keule mit 2 karpalen Näpfen. Ventralarme in ganzer Länge mit kleinen Ventralarme ohne Näpfe und Haken. Napfpaaren ausgestattet, die auf dem rechten Ventralarm des c? fast einreihig stehen. Hektokotylus nackt, mit mächtigem Hektokotylus (linker Ventralarm) nackt. Schwimmsaum und 2 annähernd gleichgroßen mit mächtigem Schwimmsaum und 2 großen, Drüsenpolstern, zwischen denen eine fein ge- aus langgestreckten Schläuchen bestehenden zahnte Chitinplatte auftritt. Drüsenpolstern. Das proximale Polster reicht von der Basis bis zur Armmitte und ist rot pigmentiert, das distale ist kurz. Zwischen den Polstern tritt eine gestreifte, 2 dorn- förmige Zähne tragende Chitinlamelle auf. Jederseits 14 Augenorgane. Jederseits 15 Augenorgane. Zu anatomischen Untersuchungen der Geschlechtsorgane und hauptsächlich der Leuchtorgane hat Chun auch P. gemmata verwendet, so daß die Art schon ziemlich eingehend erforscht ist, ich will die Angaben, die für die Systematik in Frage kommen, zusammenstellen und ergänzen. Denschon von Chun auseinemTierherauspräpariertenGladiusbildeichinFig. lOab; er ist 31mm lang, hinten scharf zugespitzt, in einiger Entfernung vom Ende mit einer schwach abgesetzten Ver- breiterung, die etwa in der Mitte eine leichte Einbuchtung zeigt, vor der sie noch breiter wird, um sich vorn mit einer deutlichen Konkavität zu verschmälern und in den vorn schmal abgerundeten vorderen Abschnitt überzugehen. Der Mittelkiel ist vorn abgerundet und mäßig erhoben und wird nach hinten allmählich höher und schärfer. Der Mantel ist spitz kegelförmig, ventral ziemlich geradlinig, dorsal etwas gekrümmt, sein* vorderer Durchmesser beträgt etwa 11 mm, sein Vorderrand ist am Ende des Gladius und der beiden ventralen Knorpelstreifen eckig vorgezogen. Er zeigt auf silberglänzendem Grunde rotbraune Chromatophoren, die ventral am kleinsten sind. Die ungefärbten Flossen haben eine 8 mm lange Deutsche Slldpolar-Expedilion. XVI. 7.,h,\okw VIII. 59 448 Deutsche Südpolar-Expedition. Ansatzlinie, die von der der Gegenseite durch einen deutlichen, nach vorn etwas verbreiterten Zwischenraum getrennt ist, die Flosse bildet vorn einen abgerundeten Lappen und ist ziemlich lang- eiförmig, etwa 12 nrm lang und 8 mm breit. Der aus dem Mantel hervorragende Teil des Trichters zeigt einige Chromat ophoren, auch der Kopf ist hauptsächlich dorsal ziemlich pigmentiert. Der Nackenknorpel ist vorn abgerundet, in der Hinterhälfte verschmälert, mit einem Mittelkiel; dagegen sind die Trichterknorpel keilförmig nach vorn verschmälert, mit einer Längsrinne, der an der Innenseite des Mantels eine nach hinten nicht scharf begrenzte Rippe entspricht. Auf dem ventralen Rande der großen Augen stehen die von Chun (Taf. 14, Fig. 5) dargestellten 14 Leuchtorgane. Vorn neben dem 3. Arm steht das 1., ziemlich dicht darunter das 2. und in einem wenig größeren Abstände das 3.; diese 3 sind ziemlich groß und stark vorgewölbt. An der Unterseite finden sich zunächst 2 kleinere, rundliche Hügel, durch einen deutlichen Zwischenraum getrennt, dann das eigenartige eiförmige, gewölbte 6. Organ, hinter dem das dem 5. ähnliche 7. folgt. Weiter von der Augenmitte entfernt finden sich 3 größere, stärker gewölbte Organe, den vorderen ent- sprechend, aber in größerem Abstände, die Entfernung des 9. vom 8. ist etwas größer als der Durch- messer, und das 10. ist etwa um den vierfachen Durchmesser vom 9. entfernt, es liegt gerade dem 1. diametral gegenüber an der Hinterseite. Hierzu kommen noch 4 kleine Hügel, die auf einer von dem 8. Organ nach der Körpermitte und nach vorn verlaufenden Bogenlinie gelegen sind, das erste von ihnen schmal und ziemlich dicht neben dem 8. gelegen, die 3 andern rundlich, in gleichen Ab- ständen, die etwas größer sind als die Durchmesser. Über den Bau der Organe hat Chun eingehend berichtet. Die an der Unterseite des Körpers innerhalb der Mantelhöhle gelegenen Leuchtorgane hat er in Fig. 4 der Taf. XIV dargestellt und sie als paarige Anal- und Kiemenorgane und unpaarige Ventralorgane bezeichnet. Die Innenseite des Bukkaltrichters weist ziemlich große, warzenförmige Runzeln auf. Seine Heftungen hat Chun ausführlich beschrieben und dargestellt, ebenso das Verhalten der Arme und Tentakel mit ihren Saugnäpfen und Haken. Die äußeren Schwimmsäume sind stark ent- wickelt, ebenso an den 3 oberen Armpaaren die ventralen Schutzsäume, die von zirrenartigen, kräftigen Verdickungen gestützt werden. Chun stellt den Besatz der Arme bei dem größten vor- liegenden Weibchen folgendermaßen dar: „Was zunächst die Dorsalarme anbelangt, so konnte ich hier 23 Paare von Saugnäpfen nachweisen. Von diesen Saugnäpfen waren 4 ventrale, und zwar jene, welche dem 7. — 10. Paare angehören, in Haken umgewandelt. Die zweiten Arme wiesen 14 Saugnapfpaare auf, von denen wiederum vier ventrale Saugnäpfe des 6. — 9. Paares in Haken umgewandelt sind. Die 3. Arme besitzen wiederum 14 Paare von Näpfen, von denen die 5 ventralen Näpfe des 4. — 8. Paares sich zu Haken umbildeten. Auf den ventralen Armpaaren der Weibchen traten keine Haken auf, wohl aber erhalten sich die Saugnapfpaare zeitlebens. Sie sind zweireihig angeordnet, stehen etwas lockerer als auf den übrigen Armen, und zwar bei den beiden größten Weibchen sowohl auf dem rechten wie auch auf dem linken Ventralarm in der Zahl von 16 — 17 Paaren. Bei den Männchen liegen, abgesehen von den Ventralarmen, die Verhältnisse ähnlich. Das größte Männchen besitzt auf den Dorsalarmen 3, auf den 2. 4 und auf den 3. 5 Haken; es unterscheidet sich Thiele, Die Cephalopoden. 449 also von dem größten Weibchen nur dadurch, daß auf den 2. und 3. Armen ein Haken mehr ausge- bildet ist." Die Haken sind meist noch ganz im Innern der mehr oder weniger vergrößerten Näpfe ver- borgen, sie sind einfach, scharf zugespitzt, mäßig stark, mit einer ziemlich großen, hufeisenförmigen Basalplatte versehen (Taf. LIV, Fig. 11). Die Saugnäpfe der Dorsalreihen werden von zylindrischen Stielen getragen, die etwas kürzer sind als der Durchmesser der Näpfe; diese sind höher als breit, in Seitenansicht sieht man an der Mündung einen vorstehenden gestreiften Saum, während bei der Aufsicht das rundliche Loch von einer eiförmigen, nach außen in den Saum auslaufenden Chitinhaut umgeben wird, die mit kegelförmigen Verdickungen reihenweise besetzt ist; von ihnen sind die an der Distalseite dem Loch zunächst stehenden mehr oder weniger zahnartig verlängert, am meisten das Mittelpaar, während die benachbarten allmählich kleiner werden. Ihnen gegenüber an der proximalen Hälfte begrenzt eine glatte Membran die Öffnung (Tafel LIV, Fig. 12). Auch den hektokotylisierten linken Ventralarm des Männchens hat Chun eingehend beschrieben und (Taf. 15, Fig. 2, 3) abgebildet, er ist dem von P. giardi im allgemeinen ähnlich. „Insofern ergibt sich aber ein auffälliger Unterschied, als der (nicht) hektokotylisierte rechte Ventralarm in seiner ganzen Länge mit Saugnäpfen ausgestattet ist, die indessen kleiner sind als die Näpfe der übrigen Armpaare und anscheinend einreihig locker angeordnet sind." Gegen das Ende hin dürften sie aber doch abwechselnd stehen. Der linke Arm „entbehrt durchaus jeglicher Spur von Näpfen oder Haken und damit auch jeglicher Andeutung von Schutzsäumen. Dagegen ist er durch einen mächti- gen Schwimmsaum charakterisiert, der als breiter Kiel von der Basis bis zum oberen Drittel des Armes reicht, dort allmählich sich verjüngt und verstreicht. Gegenüber dem Schwimmsaum wird der Hektokotylus von 2 mächtigen Drüsenpolstern überdacht, welche gegen die Mitte des Armes sich ansehnlich verbreitern und hier ausmünden. Bei P. gemmata ist das distale Polster eiwas kleiner als das proximale, bei P. giardi ist der Größenunterschied auffälliger. Zwischen beiden Polstern nimmt man eine außerordentlich zierliche Streifung wahr, welche durch radiär ausstrahlende Furchen bedingt wird. P. gemmata zeigt dieses Riefensystem sowohl auf der Innen - wie auf der Außenfläche des Armes, während P. giardi sie nur auf der Außenfläche erkennen läßt. Bei P. gemmata ist eine gezähnelte Platte wie ein Grat auf der Grenze zwischen beiden Furchen- systemen ausgebildet. Die Zahnplatte ragt mit zugeschärfter Schneide mitten zwischen den beiden Drüsenpolstern frei nach außen hervor, senkt sich aber sowohl proximalwärts wie distalwärts unter die Drüsen- schläuche ein und wird hier vom Bindegewebe mit seinen verfilzten Zügen völlig umgeben. Ob sie aus Chitin besteht, vermag ich nicht anzugeben, zumal da eine Epithelschicht, welche als Matrix die Platte hätte absondern können, nicht nachweisbar war. Das in Gestalt von zierlichen Kännel ierungen äußerlich sichtbare Lamellensystem ist gleichfalls drüsiger Natur. Die offenen Furchen werden von Drüsenzellen ausgekleidet, welche dem Wand- belag der geschlossenen Schläuche gleichen." Die Tentakel haben eine kaum verbreiterte, am Ende scharf zugespitzte Keule, an der im Gegen- satze zu P. giardi 3 karpale Saugnäpfe und 3 undeutliche Haftknöpfe ausgebildet sind. „Der Hand- teil besteht aus Viererreihen von Saugnäpfen. Bei völlig erwachsenen Exemplaren sind Schutz - säume nachweisbar, von denen der dorsale im Bereiche der proximalen Keulenhälfte auffällig ver- 450 Deutsche Südpolar-Expedition. breitert ist. Ein kielförmiger Schwimmsaum tritt nur am Distalabschnitt auf. Die Saugnäpfe zeigen weiterhin insofern ein abweichendes Verhalten, als in der dorsalen und niediodorsalen Reihe etwa 4 bis 5 proximale Näpfe auffällig größer sind als die übrigen." Das eigentümliche Verhalten der Tentakelbasis bei dieser Gattung mit der leierförmigen Biegung und dem feinen, langen Heftmuskel hat Chun eingehend dargestellt. Schließlich sei noch erwähnt, daß Chun die Fortpflanzungsorgane in beiden Geschlechtern untersucht hat. seine Tai. XV, Fig. 9 stellt die männlichen Ausführungswege der vorliegenden Axt, Fig. 10 und 11 Schnitte durch den Flimmergang und Fig. 12 Drüsenzellen aus dem ersten Abschnitt der Vesicula seminalis dar. Die Weibchen haben nur einen rechten Eileiter und ein Paar großer Nidamentaldrüsen. Octopodotenthis ? sp. juv. Taf. LIV, Figg. 13, 14. Ein junges Tier, das am 5. November 1901 (32° 8' südl. Br., 8° 28' westl. L., im südlichen Atlantischen Ozean, Vertikalnetz bis 1000 m Tiefe) gefangen ist, dürfte teils seines ungenügenden Erhaltungszustandes, teils seiner Jugend wegen unbestimmbar sein, denn die Haut fehlt größten- teils, die Bukkaihaut ist unvollständig, und Haken an den Armen sind noch nicht ausgebildet, daher ist nicht einmal die Gattung festzustellen. Die an einigen Stellen erhaltenen Hautreste sind silberglänzend, im übrigen ist der Körper grau, muskulös. Der Mantel ist schmal tütenförmig, etwa 11 mm lang und vorn kaum 4 mm breit, hinten mit einer kleinen Spitze des Gladius. Die Flossen nehmen etwa die 2 hinteren Drittel des Mantels ein, ihre Ansatzlinien sind hinten der Mitte des Rückens genähert und entfernen sich nach vorn hin allmählich voneinander. Der vordere Teil des Trichters ragt aus der Mantelhöhlc vor, seine Öffnung ist klein, die seitlichen Knorpel lang und schmal. Der Kopf ist deutlich breiter als die Mantelöffnung, mit großen Augen. Leuchtorgane sind nicht erkennbar. Die Bukkaihaut bildet dorsal einen sehr stumpfen Winkel, die beiden Seiten sind geradlinig und parallel, der ventrale Teil fehlt größtenteils, scheint aber ähnlich dem dorsalen gewesen zu sein, daher ist es möglich, daß die Art zu Octopodotenili is gehört. Von den Tentakeln sind kurze Stücke erhalten, etwa von der Länge der Arme. Diese sind mit gestielten Saugnäpfen von rundlicher Form besetzt, die an der distalen Hälfte des Randes einige stumpfe Zähne haben; Haken sind nicht ausgebildet, die dorsalen und ventralen Arme sind kürzer als die beiden andern. Familia Histioteuthidae. Calliteuthis meneghinii (Verany). Am 24. August 1901 wurde im nördlichen Atlantischen Ozean (43" 18' nördl. Br., 11° 55 westl. L.) an der Oberfläche ein Kopf mit den Armen und Stumpfen der Tentakelstiele gefunden. Vom Kopf ist nur der vordere Teil vorhanden, das linke Auge fehlt völlig, vom rechten ist nur die Höhlung mit dem Loch in der Haut sichtbar. Das Tier war ziemlich groß, Dorsal- und Ventralarme 76 mm lang, die andern etwa 90 mm lang, demnach erreichte es nicht die Größe des von Pfeffer (1. c, Tai. 20 und 21) abgebildeten Tieres. Da dieses sehr eingehend beschrieben worden ist, bedarf es keines weiteren Eingehens auf dieses unvollständige Exemplar, Thiele, Die Cephalopoden. 451 JHeleagroteutliis asteroessa (ihn. Tai'. 1,1V, Figg. 15 20. Am 9. Oktober 1903 ist (17" 28' nördl. Br., 29° 42' westl. L., westlich von den Kapverdischen Inseln) in dem 3000 m tief herabgelassenen Vertikalnetz ein Tier gefangen worden, auf das sich Chuns Angabe (p. 170) bezieht: „Calliteuthis (Meleagroteuthis) asteroessa n. sp. Knorpeltuberkel (in der dorsalen Medianlinie und an der Außenseite der dorsalen und lateralen Arme, die bei HI. hoylei Pfeffer vorhanden sind) fehlen. Auf den 1. Armen eine, auf den 2. Armen 2, auf den 3. 3 Reihen von Leuchtorganen, während M. hoylei auf den 1. und 2. Armen 3, auf den 3. 4 Peihen von Leucht- organen hat. Eine nähere Beschreibung und Abbildung davon ist noch nicht gegeben worden. Ob das Tierchen ausgewachsen ist, mag dahingestellt bleiben, es ist. jedenfalls beträchtlich kleiner als das von Pfeffer (Taf. XXII) abgebildete Exemplar von M. hoylei, der Mantel 11,5 mm lang und 7 mm im Durchmesser, etwas glockenförmig, doch dorsal abgeflacht, fast geradlinig, der Flossenansatz sogar noch etwas erhoben, dementsprechend verläuft die Ventrallinie hinten stark bogenförmig, an den Seiten verschmälert sich der Mantel in der Hinterhälfte ziemlich schnell zu einer kurzen Spitze (Fig. 15). Sein Vorderrand ist geradlinig. Die Flossen sind klein, dorsal ange- heftet, hinten durch eine schwache Bucht getrennt, von rundlichem Umriß, sie nehmen weniger als ein Drittel der Mantellänge ein, und ihr gemeinsamer Durchmesser ist etwas geringer als (lei- des Mantels. Am Kopfe fällt sofort eine gewaltige Ungleichheit beider Augen auf, das viel kleinere rechte tritt kaum hervor, das Loch ist 1 : 1,3 mm groß, nicht viel größer als die Linse, dagegen ist das große linke größtenteils durch die Hautöffnung hindurchgetreten und hat 4 mm im Durchmesser (Fig. 15, 16). Die Haut ist meist etwas gelblich gefärbt, nur die Arme sind durchscheinend und ganz farblos. Auf der Oberseite vom Mantel und Kopf sind kleine, schwärzliche Punkte und größere, tiefer liegende braune Flecke sichtbar. Knorplige "Wärzchen fehlen ganz, die Haut ist glatt. Am auffallendsten indessen ist die Ausstattung mit sehr zahlreichen kleinen, dem bloßen Auge als schwarze, runde Punkte erscheinenden Leuchtorganen. Bei schwacher mikroskopischer Vergrößerung haben sie das in Fig. 17 dargestellte Aussehen, man sieht einen schwarzen Fleck, der von einem rundlichen, hinten dunkeln und scharf begrenzten, vorn verschwimmenden Hof umgeben ist, sehr undeutlich ist der helle, vordere Spiegel, neben dem ein Paar Pigmentflecke, häufig noch dahinter ein paar kleinerer Punkte sichtbar sind. Die Größe dieser Leuchtorgane ist im allgemeinen wenig verschieden, nur nach den Grenzen der mit ihnen besetzten Felder werden sie kleiner und scheinen hier in Neu- bildung begriffen zu sein. Sie sind im ganzen an der Unterseite des Mantels und Kopfes vorhanden und erstrecken sich auf die 8 Arme, während die Bückenseite im allgemeinen von ihnen freibleibt. Auf dem Mantel sind sie in der Mitte der Bauchseite kaum in Reihen geordnet, doch am Vorderrande und an den Seiten bilden sie ziemlich deutliche Querreihen; diese reichen etwa bis zum Rande der abgeflachten Rückenseite und nur gegen den Vorderrand hin sind sie bei Dorsalansicht noch sichtbar, hauptsächlich an der rechten Seite. Neben dem Trichter fehlen sie. Vor diesem stehen sie in einer gebogenen Querlinie und dann in mehr oder weniger deutlichen schrägen Reihen noch etwas dichter als im Mantel, sie umgeben das kleinere rechte Auge vollständig und bilden in seinem Vorderrande eine Reihe, während sie auf den Dorsalrand des großen linken Auges nicht mehr hinaufreichen. 452 Deutsche Südpolar-Expedition. Vom Kopfe erstrecken sie sich in 2 breiten Bändern auf die Ventralseite der untersten Arme, an deren Grunde sie 8 Längsreihen bilden, deren seitliche allmählich mit der Verschmälerung der Arme verschwinden. Die Außenseite der 3. Arme trägt 3 Reihen von Leuchtorganen, die in der ventralen Reihe am größten, in der dorsalen am kleinsten sind, die der 2. Arme eine Reihe größerer unterer und eine kleinerer oberer und die seitliche Kante der 1. Arme eine Reihe kleiner Leuchtorgane. Die Trichterknorpel sind etwas gebogene und schräge Rinnen, nach hinten nicht verbreitert. Die Lage des Enddarms und Afters ist ähnlich wie bei M. hoylei (vergl. Chün t. 20 f. 5). Die durchscheinenden, etwas gallertigen Arme haben hauptsächlich an ihrer Dorsalseite kleine Pigmentpunkte; sie sind etwa 2,5 cm lang, die ventralen kaum 2 cm. Von den Saugnäpfen sind nur wenige erhalten, sie sind sehr klein, etwa 0,3 mm im größten Durchmesser, unregelmäßig rundlich (Fig. 19), mit kleiner, eiförmiger, etwa 75 : 95 // großer Öffnung, deren Chitinbecher distal größere, im übrigen schwache Zähnchen und eine Felderung erkennen läßt. Die Tentakel sind etwas über 3 cm lang, mit wenig verbreiterter, nach dem Ende hin zuge- spitzter Keule. Diese hat schmale Hautfalten an den Seiten und 6 Reihen kleiner, ziendich lang- stieliger Saugnäpfe (Fig. 20), die meist seitwärts gerichtet, kappenförmig. mit einigen schmalen Zähnen an der Distalseite der Höhlung und mit einem vorstehenden, regelmäßige parallele Ver- dickungen aufweisenden Chitinring ausgestattet sind. Unterhall) der Keule stehen 3 Saugnäpfchen in einer Reihe ziemlich dicht zusammen und einer etwas weiter davon entfernt. Die weiße, ziemlich dünne Bukkaihaut ist etwas kelchförmig ausgebogen, mit 7 wenig vortreten- den Ecken, von denen dünne Häute zu den Armen gehen. Histioteuthis bonelliana (Fäbüssac). TüC. UV. Figg. 21, 22. Pfeffer (I.e. p. 2!»7) nimmt nur eine Art dieser Gattung unter dem obigen Namen an, als deren Fundorte p. 319 nur das Mittelmeer und der Atlantische Ozean genannt werden. Im Material der Südpolar-Expedition finde ich außer einem großen Tier, hei dem jede Angabe über seine Her- kunft fehlt, von dem ich aber annehme, daß es nicht zur Ausbeute dieser Expedition gehört, sondern das von Chun auf seiner Tai. XXI dargestellte Männchen ist. zwei unvollständige Tiere und ein Teilstüch. die am 22. Mai 1903 (27° südl. Br., 46° 7' östl. L.) südlich von Madagaskar im Indischen Ozean tot an der Oberfläche treibend erbeutet worden sind. Von diesen Tieren ist das eine bis auf die Augen und den größten Teil der Arme vollständig erhalten. Es hat mittlere Größe, der Mantel ist dorsal fast 10 cm lang, in der Mitte des Bauches, wo eine eckige, ziemlich große Bucht vorhanden ist. etwa 2 cm kürzer, die Flossen sind etwa 2,5 cm breit, mit 3,5 cm langem Ansatz. Es ist bemerkenswert, daß sie nicht bis zur hinteren Spitze des Mantels reichen, sondern diese ist 1,5 cm weit frei und nur durch eine Haut mit dem Flossenansatz verbunden, sie überragt die hintere Bucht zwischen den Flossen etwa ] cm. Die Färbung ist dunkelrot, die Flossen heller, mit mehr oder weniger dichtstehenden Pigment- flecken, ähnlich ist der Trichter gefärbt, der an der Mündung eine Klappe und an den Seiten die tief gefurchten Schließknorpel zeigt, die 16 mm lang und 7 mm breit, nach vorn verschmälert sind. Von den Armen und der Velarhaut sind nur Teile vorhanden; die ziemlich dünne und breite Bukkaihaut ist dunkel gefärbt, ähnlich wie die Velarhaut, Thiele, Die Cephalopoden. 453 Von einem zweiten Tier ist ein Teil der Arme, der Velarhaut, der Kopfknorpel und des Schlund- kopfes und ein Stück Mantelhaut erhalten, von einem dritten nur der Anfangsteil von 5 Armen. Von einem dieser Tiere habe ich die Badula präpariert und bilde ein halbes Glied ab (Fig. 21). Die Mittelplatte hat eine breite Basis, die vorn und hinten konvex ist und neben einem großen, sich allmählich verschmälernden und am Ende abgerundeten Mittelzahn jederseits eine deutliche Zacke trägt; Basis der ersten Zwischenplatte noch mehr konvex, in der Mitte mit einem kräftigen, aber nicht sehr langen, zugespitzten Zahn ohne deutliche Nebenzacken, 2. Zwischenplatte etwas größer, mit längerer Schneide, Seitenplatte mit einer bedeutend längeren, gebogenen Schneide; daneben ist noch eine kleine, rundlich viereckige Bandplatte vorhanden. Die Saugnäpfe sind, soweit sie vorhanden sind, ziemlich klein, kaum 2 mm im Durchmesser, mit fast flacher Bückseite, an deren unterem Bande der kurze, kegelförmige Stiel befestigt ist, distal sind sie deutlich gewölbt bis zum 1 mm weiten Loch, dessen oberen Band einige deutliche Zähne des Chitinrings begrenzen (Fig. 22). Bei einem großen Tier von Nizza im Berliner Museum finde ich die zum Teil bedeutend größeren Saugnäpfe meistens hinten deutlich gewölbt, doch haben manche eine fast flache Bückseite, imd die Zahl der breiten Zähne ist etwas verschieden, daher wird man die Tiere aus dem Indischen Ozean wohl zu derselben Art stellen können. Nicht unwesentlich verschieden geformt sind dagegen die Saugnäpfe von dem großen Tier ohne Fundort, das aber wohl auch von Nizza herrührt, hier sind sie hinten stark gewölbt und der vordere Teil durch die verdickte Haut über dem Chitinring ähnlich einem Hutpilz abgesetzt (Fig. 22a); in Fig. 22b bilde ich einen der kleinen Saugnäpfe auf dem hektokotylisierten Arm in Seitenansicht ab, hier ist die Wölbung noch stärker; das Loch ist sehr klein. Ich wage nicht zu entscheiden, wie diese ziemlich auffälligen Unterschiede zu erklären sind. Dabei möchte ich noch erwähnen, daß die glattrandigen Saugnäpfe des Haftapparates der Tentakel bei diesem Tier etwas anders angeordnet sind, als Pfeffer (Taf. XXIII, Fig. 7) dargestellt hat, demnach scheint doch auch hierin einige Veränderlichkeit obzuwalten. Familia Benthoteuthidae. Benthoteutliis inegalops Vekrill. Da nach Pfeffers und Chuns Ansicht nur diese einzige Art der Gattung anzunehmen ist, deren sehr weite Verbreitung bereits nachgewiesen ist, so gehören ohne Zweifel zu derselben 2 kleine, von der Südpolar-Expedition erbeutete Tiere: das eine ist gefangen am 12. November 1901 (35° 10' südl. Br., 2° 33' östl. L., im südlichen Atlantischen Ozean, im 3000 m herabgelassenen Vertikalnetz), das andere am 18. Dezember 1901 (43° 4' südl. Br., 36° 22' östl. L., im südlichen Indischen Ozean, nördlich von Prinz Edward-Insel, im 2500 m herabgelassenen Vertikalnetz). Beide sind gleichgroß, bis zu den Enden der Arme etwa 19 mm, der Mantel 11 mm lang. Zu derselben Art dürfte auch ein kleineres Tier gehören, das am 30. September 1903 (5° 27' nördl. Br., 21° 41' westl. L., südlich von den Kapverden-Inseln, Vertikalnetz bis 1500 m Tiefe) gefangen worden ist. Sein sackförmiger, wenig pigmentierter Mantel ist 9 mm lang, der Kopf etwa zur Hälfte eingezogen, mit kurzen, stummeiförmigen Armen und längeren (etwa 3 mm) Tentakeln. 454 Deutsche Siidpolar-Expedition. Ctenopteryx siculus (Veranv). Auch, diese Art betrachtet Pfeffer als die einzige der Gattung. Von ihr wurde ein junges, 7 iimi langes Tier am 5. November 1901 (32° 8' südl. Br., 8° 28' westl. L., im südlichen Atlanti- schen Ozean mit dem 500 m herabgelassenen Vertikalnetz) gefangen. Der Flossenansatz bildet etwa einen Winkel von 45" mit der Längsachse des Körpers. Der Mantel ist 4.5 mm lang, also ebenso groß wie bei dem von Pfeffer Tai. XXVII, Fig. 19, 20 abgebildeten Tier, dabei hat er einen Durch- messer von 3 mm und ist hinten kurz zugespitzt, demnach ist er deutlich breiter als in der bezeichneten Abbildung. Familia Braclüoteuthidae. Brachioteuthis (Trachelotenthis) riisei Steenstrup? juv. laf. LV, Fig. 1. Das jüngste von Pfeffer (p. 363) erwähnte Exemplar dieser veränderlichen und weitver- breiteten Art hat eine Mantellänge von 3,6 mm. Ein am 26. September 1903 (0° 46' nördl. Br., 18° 59' westl. L., Vertikalnetz 3000 m Tiefe) von der Südpolar-Expedition gefangens Tierchen hat eine Mantellänge von nur 2,8 mm und ist von dem von Pfeffer (Taf. XXVI, Figg. 16, 17) abge- bildeten besonders in der Kopfform deutlich verschieden, daher habe ich es in 9facher Vergrößerung abgebildet. Der durchsichtige, etwas längsstreifige Mantel ist in der Mitte am breitesten (1,3 mm), nach vorn wenig verengt, nach hinten allmählich zugespitzt, die ziemlich schmalen und nach den Enden etwas verbreiterten Flossen stehen etwas vor dem Hinterende des Mantels. Zwischen ihnen an der Bauchseite fällt ein schwarzer, kreisrunder Fleck auf, von einem ein wenig helleren Hof um- geben, der den Eindruck eines Leuchtorgans macht. Der aus dem Mantel vorragende Kopf ist rundlich, mit gleichmäßiggewölbten Augen, ohne pfeilerartig ausgezogene Armbasis; der Trichter reicht etwa bis zum Vorderrande der Augen. Von Armen sind 2 Paare vorhanden, ein größeres ventrales und ein kleineres dorsales, die mit einigen verhältnismäßig großen Saugnäpfen besetzt sind. Hiernach ist hervorzuheben, daß die Arme hier auffällig von dem Exemplar der Plankton- Expedition verschieden sind, da sie bei diesem ..ganz minimal ausgeprägt" sind, „die Tentakel ein wenig mein", und daß auch der Kopfpfeiler an ihrem Grunde fehlt. Bemerkenswert ist auch die Gegenwart des hinteren Pigmentfleckes zwischen den Flossenansätzen, den ich als Leuchtorgan ansehen möchte, ein solches ist bei der Art nicht nachgewiesen. Daher ist die Bestimmung des vor- liegenden Tierchens unsicher. Am 3. April 1903 (65° 15' südl. Bi., 80" östl. L.) wurde im Magen eines Kaiserpinguins ein abgerissener Tentakel gefunden, dieser ist etwa 7 cm lang und 1,5 mm dick, dreikantig, mit wenig verbreiterter, am Ende zugespitzter Keule. Diese trägt in der Mitte eine Anzahl auffallend großer, rundlicher Saugnäpfe in 2 Längsreihen, auf der einen Seite 3, auf der andern nur 1, doch mag hier 1 oder 2 abgefallen sein; der Endteil trägt 3 oder 4 Längsreihen kleinerer Näpfe, und der Proximal- teil hat eine größere Anzahl sehr kleiner Näpfchen getragen, die nicht erhalten sind und sich an- scheinend nicht auf den Stiel fortsetzen. Der Tentakel ist etwas von der Verdauung angegriffen, daher sind die Saugnäpfe nicht vollständig vorhanden. Thiele, Die Cephalopoden. 455 Die Zugehörigkeit ist unsicher. Der Tentakel dürfte einer noch nicht bekannten Brachio- teuthiden Art gehören; die auffallend großen, mittleren, nach beiden Seiten scharf abgesetzten Saug- näpfe unterscheiden sie von den bekannten Arten. Familia Ommatostrephidae. Stenoteuthis bartranii (Lesueuk). Ein jugendliches Tier, das am 27. Mai 1903 (28° 30' südl. Br., 38" 13' östl. L.) im südlichen Indischen Ozean auf Deck des Schiffes geflogen ist, dürfte ohne Zweifel zu dieser sehr häufigen und weitverbreiteten Art gehören. Der Mantel ist dorsal 5 cm lang; die größeren Saugnäpfe der Ten- takel sind noch wenig unterschieden. Familia Thysanoteuthidae. Cirrobrachium flliferum Hoyle. Tat'. LV, Figg. 2-5. Ein Tier, das am 14. Mai 1903 im Indischen Ozean, südlich von Reunion (25° südl. Br., 57° 7' östl. L., großes Netz, 20 m Tiefe) gefangen worden war, hat schon Chun als Cirrobrachium be- zeichnet, und ich habe keinen Grund, diese Ansicht zu bestreiten. Von dieser Art- ist bisher nur ein Kopf mit den Armen beschrieben worden (Hoyle in Bull. Mus. Harvard Coli., v. 43 p. 28). Das vorliegende Tier, das ein junges Männchen sein dürfte, ist zwar auch nicht tadellos erhalten, gestattet aber doch eine wesentliche Erweiterung der Kenntnis dieser Art, da es die Merkmale des Hinterleibes erkennen läßt. Es hat bis zum Grunde der Arme eine Länge von 11 mm, die dorsale Mantellänge beträgt 7 mm, sein Durchmesser etwa 4—4,5 mm. Der Mantel ist sackförmig, mus- kulös, hell mit zahlreichen kleinen Pigmentflecken, vorn weit offen. Er trägt jederseits eine große Flosse, die in der Nähe des Hinterendes beginnt und seine größere hintere Hälfte einnimmt, ihre Ansatzlinien sind der Mitte des Rückens genähert und divergieren nach vorn merklich, vorn sind sie etwas über 2 mm voneinander entfernt, ihre Breite beträgt fast die Hälfte ihrer Länge, ihre Seitenränder sind rundlich. Einen Gladius kann ich nicht auffinden. Der Nackenknorpel verbreitert sich im vorderen Teil, indem er jederseits vom Mittelstreifen ein nach hinten zugespitztes Grübchen aufweist, im hinteren Teil ist er eingedrückt. Die ventralen Mantelknorpel bestehen jeder aus einem vom Bande schräg nach hinten und aufwärts gerichteten schmalen Streifen, der etwa in der Mitte stumpfwinklig ist und von hier einen breiteren, aber sich deutlich verschmälernden, ziemlich kurzen Streifen ventralwarts abgibt (Fig. 5). Der Trichterrand ist hinten tief eingebuchtet und daneben in ein Paar große Lappen ausge- zogen; im Innern ist eine Trichterklappe vorhanden; der mittlere Teil scheint drüsig zu sein, mit einer von hinten eindringenden Furche. Die beiden Trichterknorpel sind auffallend geformt, jeder besteht aus einer Längsfurche, von der in der Mitte eine ventral gerichtete Furche abgeht, über dieser ist ein starker, winkelförmiger Teil erhoben, der dem einspringenden Winkel des Mantel - knorpels entspricht, und hinter ihr eine dünne, fast rechtwinklige Platte, die bis zum Rande des Trichterlappens sich erstreckt (Fig. 4). Ob der Kopf nach hinten und gegen die Trichtergrube durch Hautfalten begrenzt wird, ist nicht klar erkennbar, da hier die Haut nicht erhalten ist. Der Querdurchmesser des Kopfes ist be- deutend größer als der dorsoventrale, die großen Augen bilden jederseits eine gleichmäßig gewölbte Deutsche Südpolar-Expecütion. XVI. Zoologie VIII. iji 456 Deutsche Südpolar-Expedition. Konvexität. Die beiden Tentakel sind mit der Wurzel ausgerissen, und auch, die Arme sind unvoll- ständig erhalten, besonders die 2. und 3. sind zum Teil abgerissen und ihr Besatz mit Saugnäpfen und Cirren nur teilweise erhalten, doch entsprechen sie im wesentlichen den Angaben Hoyles. Das ventrale Paar verbreitert sich proximal und hat einen breiten Hautsaum, während die übrigen mehr zylindrisch sind, das 3. bei weitem am größten. Die kleinen Saugnäpfe haben ein ziemlich großes, kreisrundes, von einem glatten Ring umgebenes Loch. In Fig. 3 habe ich den Pallialkomplex dargestellt, der eine Trichterlappen ist nach vorn um- geschlagen, der Enddarm macht über dem großen, glänzenden Tintenbeutel einen nach rechts gewendeten Bogen, während links davon ein großer, ventral abgestumpfter Fortsatz vorragt, dessen Bedeutung ich ohne anatomische Untersuchung nicht angeben kann. Die Kiemen haben eine lange und dünne Rhachis mit locker angeordneten Blättchen. Über die systematische Stellung der Gattung Cirrobrachium hat Hoyle keine Vermutung ausgesprochen, während Pfeffer (1. c. p. 367) auf Grund der drehrunden Arme, der Gestalt der Saugnäpfe und des weiten Hinaufziehens der Fortsetzung des ventralen Saumes der 4. Arme auf die 3. Arme glaubte, eine gewisse Beziehung zu den Brachioteuthiden annehmen zu dürfen. Nachdem wir nun den Leib kennengelernt haben, wird diese Annahme Pfeffers als irrig zu bezeichnen sein. Die Form des Leibes mit den großen Flossen hat eine große Ähnlichkeit mit Thysanoteuthis (Pfeffer Taf. XXVII, Figg. 30-33). Da die Cirren an den 1. bis 3. Armpaaren, wie auch Pfeffer annimmt, als Reste feiner Schutz- säume anzusehen sind, entsprechen ihnen die Schutzsäume von Thysanoteuthis; über das Verhalten der Tentakel von Cirrobrachium wissen wir ja leider nichts. Da Pfeffer großen Wert auf die Be- schaffenheit der Schließknorpel am Trichter und Mantel gelegt hat, ist zu betonen, daß diese nach seiner Darstellung (Taf. XXVII, Figg. 36, 37) bei Thysanoteuthis denen von Cirrobrachium recht ähnlich sind. Auch die Kiemen scheinen ähnliche Form zu haben. Demnach dürften beide Gattun- gen nebeneinander zu stellen und in der Familie. der Thysanoteuthidae zu vereinigen sein. Daß beide Gattungen auseinanderzuhalten sind, kann nicht zweifelhaft sein, es sei nur auf das Vorhandensein von Schutzsäumen am ventralen Armpaar von Thysanoteuthis und die verschiedene Beschaffenheit der Saugnäpfe mit gezähnten Ringen hingewiesen. Familia Cliiroteutliidae. Chiroteuthis lippula (Chun). Am 26. September 1903 (0° 46' nördl. Br.; 18° 59' westl. L., im äquatorialen Atlantischen Ozean, Vertikalnetz bis 3000 m Tiefe) wurde ein Tier gefangen, das jedenfalls zu dieser Art gehört, die Chun (p. 291, Taf. XXXIX, Fig. 12, Taf. XLV, Figg. 6, 7 und Taf. XLVI, Figg. 6, 7) unter dem Namen Doratopsis lippula beschrieben und schön abgebildet hat. Die vorstehenden Augen haben die dar- gestellte Form, mit einem kurzen, abgerundeten, ventralen Zapfen, ihr Vorderrand bezeichnet etwa die Mitte des mäßig langen Kopfteils, die Tentakelkeule ist schwach verbreitert und ziemlich kurz. Das Hinterende des Gladius ragt, obwohl die Spitze fehlt, ziemlich weit über das Hinterende der Flossen hinaus, er ist bis zum Vorderende des Mantels 17 mm lang, während die Länge des Tieres bis zum Ansatz der Arme 22 mm beträgt. Pfeffer hat die Art als Chirotheuthis (Planctoteuthis) lippula bezeichnet (p. 575), die Um- Thiele, t »ie Cephalopoden, 457 Wandlung dieser Jugendfonnen in das fertige Tier ist noch nicht genügend aufgeklärt, die Gruppe Planctoteuthis soll diese und 2 ähnliche Arten umfassen, von denen planctonica hauptsächlich durch die bedeutende Länge des aus dem ziemlich kurzen Mantel vorragenden Halsteils und exophtJiahnica durch den kegelförmigen Zapfen unter dem Auge unterschieden ist. Familia Cranchiidae. Cranchia scabra Leach. Die Expedition hat 7 Tiere verschiedener Größe erbeutet: eins am 14. Mai 1903 (25° südl. Br., 57° 7' östl. L., im südlichen Indischen Ozean, südlich von Mauritius, Horizontalnetz), eins am 22. August 1903 (24° 33' südl. Br., 1° 18' westl. L., im südlichen Atlantischen Ozean, Vertikal- netz bis 1500 m), drei am 8. September 1903 (9° 21' südl. Br., 9° 48' westl. L., östlich von Ascension, gr. Horizontalnetz, 20 m, nachts — das größte Tier ohne Kopf), eins am 7. Oktober 1903 (15° 6' nördl. Br., 27° 44' westl. L., westlich von den Kapverdischen Inseln, nachts, Hori- zontalnetz, 40 m) und eins am 16. Oktober 1903 (24° 41' nördl. Br., 32° 21' westl. L., Horizontalnetz). Nachdem diese Art noch neuerdings von Chun und Pfeffer eingehend behandelt worden ist, erübrigen sich weitere Untersuchungen. Daß sie weit verbreitet ist, geht aus Pfeffers Angaben hervor. Taonidium chuni Pfeffer. Taf. LV, Figg. 6-8. Wie Chun (1. c, p. 376) erwähnt hat, lagen ihm 4 von der Südpolar-Expedition am 14. Mai 1903 (zusammen mit einem Exemplar der vorigen Art) im südlichen Indischen Ozean gefundene, schlecht erhaltene Tiere vor, die er mit einigem Zweifel zu seiner Teuthowenia antarctica zieht. Hauptsächlich die Tentakel und die Augen sind nicht genügend erhalten, und gerade sie sind für die Bestimmung besonders wichtig. Herr Kollege Pfeffef, dem ich die Tiere zugeschickt hatte, hält sie für Taonidium chuni, dessen typisches Exemplar von der Valdivia -Expedition bei S. Thome gefangen worden ist, so daß die beiden Fundorte ziemlich weit voneinander entfernt sind. Diese Meinungsverschiedenheit zeigt schon, daß bei diesem Material die Unterscheidung schwierig ist, doch folge ich Pfeffer, dessen Ansicht berechtigt sein dürfte. Der nicht pigmentierte sackförmige Mantel ist eigentümlich gefaltet, so daß die Form, die er beim lebenden Tier gehabt hat, nicht festgestellt werden kann; sein Hinterende tritt nicht hervor, und daher sind die Flossen erst bei einiger Aufmerksamkeit erkennbar, ihre Ansatzlinien divergieren deutlich nach vorn etwas bogenförmig, sie sind etwa 2,5 — 3 mm lang, die ziemlich dünnen Flossen sind rundlich, ungefähr ebenso lang wie breit. Die hintere Spitze des Gladius ragt nicht hervor. Der Durchmesser des Mantels beträgt etwa 12 mm, die Länge etwas mehr, doch sind das wohl kaum die natürlichen Maße. Die vordere Mantelöffnung ist deutlich verengt, der Trichter reicht etwa bis zwischen die Ansätze der Augenstiele, er ist ziemlich kurz und breit. Das Trichterorgan besteht aus einem mittleren, dreieckigen Teil und den im vorderen Teil mit ihm zusammenhängenden Seitenteilen, deren Form sich nicht genau feststellen läßt. Der Kopfpfeiler ist etwa 3,5 mm lang und im hinteren Teil 1,25 mm dick, im vorderen Teil durch den Schlundkopf ein wenig verdickt, am Bande mit einem glatten Fältchen; die Spitzen der Kiefer innen etwas hervor. Etwa in der Mitte des Pfeilers sind die Arme und die großen Tentakel an- 60* 458 Deutsche Südpolar-Expedition. geheftet. Das Verhältnis der Arme ist etwas verschieden, bald sind sie an Länge ziemlich wenig verschieden, bald nimmt ihre Länge vom 1. bis zum 3. Paare deutlich zu, etwa im Verhältnis 3:4:5, die ventralen sind etwas kürzer als die dritten. Die großen Tentakel sind etwa 20 mm lang, walzenförmig, der fast ein Drittel der Länge ein- nehmende Handteil ist kaum verbreitert, mit schwachen Schutzsäumen und einem deutlichen Schwimmsaum am distalen Teil, er ist mit 4 Reihen sehr kleiner Saugnäpfe besetzt, die in der Regel abwechselnd stehen und ohne scharfe Grenze in die 2 Reihen übergehen, die noch eine Strecke weit am Tentakel proximalwärts vorhanden sind. Sie sind meistens abgerissen, und daher ist es nicht genau festzustellen, wo sie aufhören, doch dürften sie an der proximalen Hälfte der Tentakel fehlen. Unter dem Mikroskop lassen sie eine kleine Anzahl Zähne am distalen Teil des Randes erkennen. Am Grunde des Kopfpfeilers und hinter dem Ansatz der beiden dorsalen Arme findet sich je ein Pigmentfleck, auch vor und zwischen den Armen der Dorsalseite sind zuweilen solche erkennbar; auch die Tentakel tragen am distalen Teil ihrer Außenseite einige quere Linien. Die Augen sind langgestielt, vom Ansatz bis zur Linse etwa 3,25 mm lang, sie verbreitern sich nach den Augen hin beträchtlich und haben unter diesen eine deutlich abgesetzte Verdickung. Die Beschaffenheit des Auges und des Leuchtorgans ist der mangelhaften Konservierung wegen nicht näher festzustellen. Da die Geschlechtsorgane noch nicht deutlich ausgebildet sind, kann über die Größe und Fonn der geschlechtsreifen Tiere nichts ausgesagt werden. Die Radula eines Tieres (Taf. LV, Fig. 8) habe ich gezeichnet. Die Mittelplatte hat einen langen und schmalen, zugespitzten Mittelzahn und jederseits einen kurzen Seitenzahn, ihre Basis ist vorn kaum konkav, deutlich breiter als lang; die Basis der inneren Zwischenplatte ist vorn deutlich konkav, schräg, mit einem längeren mittleren und einem kurzen äußeren Zahn; die äußere Zwischen- platte hat eine etwas unregelmäßig rechteckige Basis und an ihrer inneren Hälfte einen spitzen Zahn, während die Seitenplatte einen beträchtlich größeren gebogenen Zahn trägt; zuäußerst findet sich eine kleine, eiförmige, nach hinten zugespitzte Randplatte. Sandalops melaucholica Chun. Taf. LV, Fig. 9. Am 5. November 1901 (32° 8' südl. Br., 8° 28' westl. L., Vertikalnetz bis 1000 m Tiefe) wurden im Südatlantischen Ozean nördlich von Tristan da Cunha zwei jugendliche Tiere einer eigentüm- lichen Art gefangen, die Chun Scmdalofs melancJwlicns genannt hat. Er macht darüber (1. c. p. 379) folgende Angaben: „Der 11,5 mm lange Mantel ist fleischig und walzenförmig gestaltet; die Flossen sind klein, breiter als lang und sitzen den Seitenrändern des am hinteren Körperende löffeiförmig verbreiterten Gladius auf. Die merkwürdigen, Sandalen gleichenden Augen sitzen breiten und langen Stielen auf. Der Kopfpfeiler ist lang; der Armapparat von winziger Entwicklung und die relativ kurzen Tentakel sind fast bis zur Basis mit kleinen, gestielten Saugnäpfchen ausgestattet. Was die innere Organisation anbelangt, so vermochte ich an einem aufgehellten Exemplar nachzuweisen, daß wiederum der Nebenmagen bedeutend kleiner ist als der lang sackförmig aus- gezogene Hauptmagen. Außerdem fielen Pankreasanhänge auf, welche, wie bei Desmoteuthis, an Größe abnehmend den Ductus hepato-pancroaticus in seiner ganzen Länge bis zur Einmündung Tu hole. Die ('ephalopoden. 4.59 in den Nebenmagen begleiten." Abgebildet ist ein Tier auf Taf. LVI, Fig. 6 — 8; danach hat Pfeffer (p. 749) noch einige Bemerkungen gemacht. Die von Chun beabsichtigte ausführliche Bearbeitung sollte in diesem Südpolarwerk ver- öffentlicht werden, an ihre Stelle mögen die folgenden Angaben treten. Der Körper (Chuns Fig. 6) ist im Leben jedenfalls ganz durchsichtig, infolge der Konservierung durchscheinend, der Mantel ziemlich lang, walzen- oder sackförmig, etwa dreimal so lang wie breit, die Länge beträgt 11,5 mm, der Durchmesser etwa 4 mm. Nach hinten ist er allmählich verschmälert und anscheinend dorsoventral etwas zusammengedrückt, das Hinterende in der Ansicht von oben (Chuns Fig. 7) abgerundet bis auf das eckig vortretende Schalenende. An ihm sind seitlich vom vorstehenden, kurz zugespitzten Ende des Gladius die beiden dünnen Flossen befestigt, die vom Ansatz nach ihrem freien Seitenrande hin sich allmählich verbreitern, die Ansatzlinie ist kürzer als ihre Entfernung vom Seitenrande. Die unpigmentierte Haut läßt die Bingmuskulatur sehen. Die Form des Gladius ist nicht genau festzustellen, der vordere Teil ist jedenfalls schmal und sehr dünn, während der hintere sich beträchtlich, wie Chun sagt, löffeiförmig verbreitert und hinten mit einer kurzen, stumpfen Spitze endet, die, wahrscheinlich durch Ablösung der Haut infolge von Ver- letzung, frei am Körperende vorragt. Dadurch erscheint der Körper in Seitenansicht hinten zuge- spitzt. Vorn ist der Mantel bei den konservierten Tieren gefaltet und erscheint dadurch verengt, was aber tatsächlich kaum der Fall ist. Die Form des Vorderendes des Trichters, soweit er aus dem Mantel vorragt, stellt Chuns Fig. 8 dar, hinten bildet er eine mittlere Ecke mit zwei geradlinig schrägen Schenkeln, nach vorn verschmälert er sich schnell und ragt etwa halb so lang aus dem Mantel vor wie der Kopf pf eiler. Der Kopf verdünnt sich vom Ansatz der Augenstiele an nach vorn beträchtlich, hier ist er demnach dünn, fast drehrund bis zum Grunde der beiden Tentakel; durch die 'in ihm enthaltene Muskulatur erscheint er undurchsichtig gelblich, ohne deutliche Pigmentierung der Haut. Das auffälligste Merkmal der Art stellen die eigentümlich geformten Augen dar. Sie haben ziemlich lange, seitlich etwas zusammengedrückte, durchsichtige Stiele, in denen der Augennerv deutlich sichtbar ist. Ich bilde ein Auge in Seitenansicht ab (Taf. LV, Fig. 9), man sieht, wie der Augennerv in das rundliche Ganglion eintritt, das hinter dem Auge gelegen ist, dieses bildet einen halbkugligen Vorsprung an der Vorderseite. Unter ihm ist ein starker, kegelförmiger, nach vorn gekrümmter Fortsatz vorhanden, an dessen Ende ein kleines, nach vorn gerichtetes Wärzchen vermutlich ein Leuchtorgan darstellt. Die Arme sind noch sehr klein und schwach ausgebildet, mit einigen mäßig großen Saugnäpfen, die Tentakel mäßig lang, drehrund, am Ende kaum verbreitert und mit mehreren gestielten Saug- näpfen versehen, da einzelne noch ziemlich dicht gegen das Proximalende erhalten sind, scheinen sie am größten Teil der Tentakel ausgebildet zu sein. ßathothauma lyroninia (hon. Taf. LV, Fig. 10. Am 9. Oktober 1903 (17° 28' nördl. Br., 29° 42' westl. L., Vertikalnetz bis 3000 m, westlich von den Kapverdischen Inseln) wurde ein Tier von der Südpolar-Expedition erbeutet, das Chun abgebildet und zur Untersuchung der Leuchtorgane verwendet hat, während eine eigentliche Be- 460 Deutsche Südpolar-Expedition. Schreibung der Art von ihm nicht gegeben wurde, doch hat er (Zool. Anzeiger Bd. XXXI, S. 86) eine ausführliche Gattungsdiagnose und Pfeffer nach den Abbildungen eine zutreffende Beschreibung geliefert (p. 753). Ein zweites Tier wurde von der Albatroß -Expedition im Pazifischen Ozean ge- fangen, woraus die weite Verbreitung der Axt zu entnehmen ist. Nach dem gegenwältigen Zustande des mix vorliegenden Tieres kann ich im wesentlichen nur bestätigen, was aus Chuns Abbildungen (Taf. LVII, Figg. 1, 2 und Tai. LVIII, Figg. 6, 7) zu ent- nehmen ist und was Pfeffer angegeben hat. Der Mantel ist dünnwandig, unpigmentiert, im Leben jedenfalls durchsichtig, seine schwache Ringmuskulatur unter der Lupe kaum wahrnehmbar; ob eine eigentümliche Runzelbildung der Innenseite eine Folge der Konservierung ist, muß dahin- gestellt bleiben, jedenfalls sind sie stellenweise sehr regelmäßig, an der Dorsalseite im ganzen quer- verlaufend. Die Form des weiten Mantels ist sackförmig oder lang glockenförmig, nach hinten verschmälert und am Ende abgerundet, vorn weit, am Rande etwas ausgebogen, sein Durchmesser beträgt etwa 30 mm bei einer Länge von 65 mm. Der Vorderrand ist dorsal mit dem Körper ver- wachsen, ohne daß die den Gladius enthaltende Mitte deutlich vorspringt, jedenfalls erreicht sie nicht den Rand. Die wohlentwickelten Flossen sind abgerundet, fast gleich lang und breit, mit einem ganz kurzen beträchtlich schmaleren Stiel; dessen Ansatzlinie am Mantel ist 4,5 mm lang, ihre Entfernung vom freien Rande beträgt 9 mm, die Breite der Flossen 10 mm. Ihxe Ansatzlinien divexgiexen stark nach vorn, ihre vorderen Enden sind etwa 14 mm voneinander entfernt. Eine ganz befriedigende Präparation des Gladius ist zwar nicht möglich, doch glaube ich sagen zu können, daß Pfeffers Angaben nicht zutreffend sind. Dem vorderen Teil entspricht eine äußere, etwa 7 mm lange Längsrinne, dahinter ist äußerlich nichts wahrzunehmen als ein undurchsichtiger Streifen, von dem stark divergierend ein Paar Streifen zum vorderen Flossenansatz gehen. Chun sagt (Zool. Anz. Bd. XXXI, S. 86): ,, Hinterende des Gladius zu einer Querspange umgebildet, die sich seitlich allmählich verbreitert und mit ihren schaufelföxmigen Enden den Flossenansätzen zux Stütze dient." Diese Querspange ist in der Mitte nur etwa 1 mm, an den Seiten 3 — 4 mm breit, während ihre Länge etwa 15 mm beträgt. Von ihrer Mitte sehe ich nur einen weichen, anscheinend bindegewebigen Strang nach vorn verlaufen. Hieraus dürfte zu entnehmen sein, daß nur der wenig verbreiterte Vorderteil, den ich präpaxieren konnte, und das quere hintere Band noch als eigentliche Schalenbildungen erhalten sind, während der verbindende Mittelstreifen mir bindegewebiger Natur ist, ebenso sind die beiden erwähnten Streifen zu den Flossenansätzen jedenfalls bindegewebig. Pfeffer scheint diese Streifen als vordere Grenze der Lanceola angesehen zu haben, was ich nicht bestätigen kann; seine Angabe (p. 754) lautet über den hinteren Teil des Gladius folgendermaßen: „Auf dem hinteren Viertel des Mantels erweitert er sich plötzlich zu der sehr breiten und kurzen Lanceola, ihr vorderer Winkel beträgt etwa 100°; ihre hintere Hälfte ist — nicht, wie gewöhnlich, ein schlankes Dreieck, sondern ein ganz flacher Kreisbogen, der, nach hinten konvex, die beiden seitlichen Punkte der größten Breitenausdehnung der Lanceola verbindet." Dieser „flache Kreis- bogen" entspricht der von Chun erwähnten Querspange, während der übrige, nach vorn winkelförmig vortretende Teil nicht dazu gehört. Diese Querspange erinnert etwas an die knorpelige Flossenstütze, die bei einigen Octopoden (Cirroteuthidae, Opisthoteuthidae ) vorkommt. Jedenfalls ist der Gladius von Bathothauma recht abweichend ausgebildet. Tiiielk, Die Cephalopoden. 46 1 Der Trichter ist sehr breit und ziemlich kurz, mit breiter, nicht weit vor dem Mantelrande gelegener Öffnung, innen mit einem Paar ziemlich großer elliptischer Drüsenpolster ausgestattet. Der Kopf ist pfeilerartig geformt, lang und dünn, nach vorn etwas verdünnt, vom Ansatz der Augenstiele an 12 mm lang und 5 mm breit, in der Mitte der Unterseite mit einem Pigmentfleck und einem zweiten weiter vorn, am Grunde der ventralen Arme findet sich ein rundlicher Fleck in der Mitte und jederseits davon ein kleiner, auch je ein ziemlich großer, seitlich vom Ansatz der Tentakel. Im übrigen ist der Kopf unpigmentiert und durchsichtig. Die' Arme sind klein, ziemlich dünn, drehrund, distalwärts gleichmäßig verdünnt, das dorsale Paar ist am kürzesten, etwas über 6 mm lang, das 2. etwa 8 mm, das 3. 10 mm und das ventrale 8 mm lang, demnach ist das 3. am längsten. Sie sind mit 2 Keinen abwechselnd gestellter, gestielter kleiner Saugnäpfe ziemlich dicht besetzt und weisen dazwischen kleine Pigmentpunkte auf. Die Tentakel sind sehr lang und mäßig stark, 95 mm lang und fast 2 mm dick, drehrund, mus- kulös, gelblich, an der Außenseite mit Pigmentflecken, die in der proximalen Hälfte in Gruppen, in der distalen mehr zerstreut angeordnet sind. Der distale Teil ist kaum verbreitert, im Querschnitt dreieckig, beide Ränder der abgeflachten, die Saugnäpfe tragenden Seite sind etwas saumartig verdünnt, und an der Vorderseite findet sich noch ein etwa 6 mm langer Hautsaum. Am Ende spitzt sich der Tentakel zu. Der distale Teil ist mit 4 Längsreihen ungefähr gleich großer, gestielter Saugnäpfe dicht besetzt, diese Anordnung geht allmählich in die des Stieles über, indem die beiden mittleren Reihen undeutlicher werden und die Saugnäpfe mehr auseinanderrücken, etwa 3 cm vom Distalende hört die vierreihige Anordnung auf, und weiterhin werden die beiden übrigen Reihen allmählich immer weitläufiger. Der proximale Teil zeigt paarweise angeordnete Saugnäpfe, von denen aber meistens der eine etwas vor dem andern steht, und sie werden durch eine Längsfurche voneinander getrennt. Einen der Tentakel -Saugnäpfe habe ich in Fig. 10 in starker Vergrößerung dargestellt, er ist schüsseiförmig, mit einem starken Muskelwulst in der Mitte, an den sich der Stiel ansetzt, mit zwei Chitinstützen in der äußeren Wandung und am Rande mit einem quergestreiften Saum; seine Breite beträgt y2 mm bei einer Höhe von etwa 0,35 mm. Die Augen sind sehr lang gestielt, doch beträgt die Länge des Stieles mit dem Auge nicht 31 mm, wie Pfeffer nach der Abbildung angibt, sondern nur 20 mm. Der Stiel ist am Grunde 11 mm breit, die bei dem vorliegenden Exemplar vorhandene Einschnürung ist nach Chuns Angabe bei dem ,,Albatroß"-Exemplar nicht ausgebildet, und der Stiel verschmälert sich allmählich distalwärts. Er ist durchsichtig, nur von sehr lockerem Bindegewebe erfüllt und vom Augennerv durchzogen. Chun hat (Taf. LVI, Fig. 9) das Auge mit seiner Umgebung abgebildet und hier außer dem großen Augennerv noch einen schwächeren Nervus ophthalmicus superior und inferior dargestellt. Nach Eröffnung des Augenstieles kann ich solche Nerven nicht wahrnehmen, da Chun nur nach dem äußeren Aussehen darüber geurteilt hat, nehme ich an, daß er sich durch Hautfalten oder Binde- gewebszüge hat irreführen lassen. Der distale Teil ist fast ganz leer, nur in der Wandung verläuft ein jedenfalls muskulöses Faserbündel an der Außenseite. Das große Augenganglion ist der Innen- seite genähert. Das Hautloch hat etwa 2,5 mm im Durchmesser, es liegt, wie die Abbildung zeigt, zwischen Ganglion und Linse. Bei der schrägen Lage der Augenstiele ist die Linse gerade nach vorn gerichtet, infolgedessen tritt der äußere Winkel des ziemlich flachen Auges etwas spitzwinklig vor. 462 Deutsche Südpolar-Expedition. Hinter und unter diesem kurzen Zapfen ist das von Chun (p. 390, Taf. 60, Fig. 22) und Hoyle genau untersuchte große Leuchtorgan gelegen. Die nach Eröffnung des Mantelsackes sichtbaren Eingeweide hat Chun (Taf. LVII, Figg. 1, 2) dargestellt. Neben dem After sind 2 zipf elf örmige Analanhänge sichtbar. Der frei vortretende Enddarni ist 14 mm lang und nach rechts und hinten gerichtet, vor ihm verläuft die lange, distal sehr spitz ausgezogene Leberkapsel. Die Kiemen sind seitwärts gerichtet, etwa 14 mm lang; der vorn gelegene Träger der wellig gefalteten Blättchen ist am Ventralrande mit diesen durch feine Fäden ver- bunden; die Rhachis zwischen den beiden Blatt chenreihen ist an der Hinterseite dünn. Die Teile des Magens stellt die bezeichnete Abbildung dar und das Herz mit seiner Umgebung Chuns Fig. 2 der Taf. LVII, das ist sehr schön erkennbar, wenn man den Enddarm mit der Leber nach vorn umlegt, ebenso die nach vorn verlaufende geschlängelte Vena cava. Von den Geschlechts- organen ist nur das kleine Ovarium sichtbar, das neben der Mündung des muskulösen mittleren Abschnittes des Hauptmagens in den weiten, dünnwandigen Endabschnitt gelegen ist, Dieser ist ventralwärts nach vorn umgeschlagen. Pankreas kompakt, hufeisenförmig, beiderseits der Leber anliegend (vgl. Chun im Zool. Anz., Bd. XXXI, S. 86). Pyrgopsis paciflca (Issel). Chun erwähnt (1. c. p. 355), daß von der Südpolar-Expedition im Atlantischen Ozean ein stark verletztes und augenloses Tier gefunden worden sei, das zu der von ihm Euzygaena genannten Gattung gehöre und, wie es scheint, von ihm als E. pacifica (Issel) angesehen worden ist, Pfeffer (1. c. p. 657) führt aus, daß die Gattung jedenfalls den Namen Pyrgopsis Rochebrune zu führen hat, und nennt die fragliche Art P. pacificus. Außer ihr nennt er noch 3 Arten: seine schnehageni von Chile, zygaena (Verany) aus dem Mittelmeer und rhynchophorus Rochebrune, von der er angibt, daß sie im Indischen Ozean bei St. Paul gefunden sei, während Rochebrune (Bull. Soc philom. Paris, ser. 7, v. 8, p. 23) als Herkunft die Agulhasbank angegeben hat. Nach den von Pfeffer angegebenen Unterscheidungsmerkmalen gehört das am 23. September 1903 (0° 29' nördl. Br., 18° 57' westl. L., im Horizontalnetz, 10 m Tiefe) gefangene Tier nicht zur genannten Mittelmeerart, sondern zu P. pacifica, denn der 3. Arm ist viel größer als die übrigen, und die Flossen sind fast kreisrund. Wegen des mangelhaften Erhaltungszustandes beschränke ich mich auf folgende kurze An- gaben über das Tier. Mantel durchsichtig, wegen der Falten ist seine Form nicht näher erkennbar, und der Gladius ist zerbrochen, seine Länge beträgt 5 cm, die ganz an seinem Hinterende ansitzenden Flossen sind vorn kaum lappenförmig vorgezogen, 15 mm lang und zusammen 20 mm breit, gleichmäßig abgerundet. An den Knorpelleisten sehe ich nur jederseits einen deutlichen Tuberkel in der Nähe des Vorderrandes, der ähnlich wie bei Cranchia scabra eine Anzahl von Spitzen aufweist. Der aus dem Mantel vorragende Kopfpfeiler ist 11 mm lang und 3 mm dick. Die Augen fehlen und sind durch ein Paar Stümpfe angedeutet, Die im Querschnitt rundlichen Arrne haben sehr verschiedene Länge, die ersten sind nur 4 nun, die zweiten 6 mm lang, dagegen haben die 3. eine Länge von 15 mm, die 4. nur eine solche von 5 mm. Sie sind mit 2 Reihen von Saugnäpfen besetzt; ein solcher vom 3. Arm hat kaum 0,04 mm im Durchmesser und das Loch Thiele, Die Ceplialopoden. 46o 0,016 mm, dieses wird von einem mit kleinen, spitzen Zähnen bewehrten Chitinring umgeben. Von dem einen Tentakel fehlt die Keule, bei dem andern, der 3 cm lang ist, hat sie geringe Größe, kaum 4,5 mm an Länge und ist nicht wesentlich breiter als der Schaft (etwa 0,7 mm), am Ende scharf zugespitzt, mit einem deutlichen Schwimmsaum; von den dichtstehenden Saugnäpfen sind die meisten sehr klein, nur einige an der proximalen Hälfte sind deutlich größer; am Stiel sind keine erhalten. Hiernach steht die Form jedenfalls der P. pacifica näher als einer der andern bekannten Arten, besser erhaltenes Material muß zeigen, ob sie doch von ihr noch verschieden ist. Paratenthis (n. g.) tunicata n. sp. Tai LV, Fig. 11-14. Am 10. März und am 3. April 1903 (64° 29' südl. Br., 85° 27' östl. L., Vertikalnetz bis 3000 m Tiefe und 65° 15' südl. Br., 80° östl. L., Brutnetz bis 3425 m Tiefe) wurden im antarktischen Meer 2 junge Tiere gefangen, die wahrscheinlich zu einer bisher unbekannten Gattung gehören, und diese dürfte auch keiner der gegenwärtig aufgestellten Familien einzureihen sein, indessen sind die Tierchen noch zu wenig entwickelt, um die Merkmale dieser Gruppen genügend feststellen zu können. Das eine ist etwas kleiner und schlechter konserviert, die Arme wenig entwickelt, das andere größere habe ich gezeichnet (Fig. 11 — 13), es ist mit den Armen 12 mm lang, der Mantel 8 mm lang und 3,5 mm breit, nach vorn merklich verengt, sackförmig. Er zeigt darin ein recht auffälliges Verhalten, daß er im hinteren Teil nur aus einer dünnen und durchsichtigen Haut besteht, die sich gegen den vorderen, stark muskulösen Teil scharf absetzt, ventral ist dieser dünne, hintere Teil kaum 1,5 mm lang, seine Grenze wendet sich an den Seiten im Bogen nach vorn, und in der dorsalen Mittellinie reicht er bis zum Vorderrande des Mantels. Durch die dunkleren Eingeweide erscheint dieser durchsichtige Hautteil dunkler als der muskulöse Teil; in seiner dorsalen Mittellinie ist ein feines, helles Fädchen sichtbar, dagegen ist von einem Gladius keine Spur wahrzunehmen. An den Seiten des Hinterteils ist etwas vor dem stumpfen Körperende jederseits eine kleine, rund- liche Flosse sichtbar, die sich dem Körper anlegt. Der große Trichter ragt rohrförmig 1,5 mm weit mit vorderer Öffnung aus dem vorn fast gerad- linig abgeschnittenen Mantel hervor, er reicht bis zwischen die Augen. Der Kopf ist ziemlich groß, dorsal mit einigen Pigmentpunkten versehen, Augen groß, flach gewölbt, mit einem rundlich -eiförmi- gen Loch, der Durchmesser des Kopfes mit den Augen beträgt 2,8 mm. Die ventralen Arme sind noch sehr klein, etwa 0,5 mm lang, eine von ihnen ausgehende Falte bedeckt den Grund der noch wenig entwickelten Tentakel, die von den Armen hauptsächlich durch mehr zylindrische Form und geringere Dicke unterschieden sind; die 1. bis 3. Arme sind an Größe wenig verschieden, ver- hältnismäßig kräftig, mit kleinen Saugnäpfen benutzt. Diese haben eine sehr kleine, rundliche, glattrandige Öffnung. Das andere, 9 mm lange Tierchen zeigt mehr embryonale Merkmale. Nach Ablösung des Mantels bleibt vorn eine kragenartige Haut stehen, dorsal fällt ein paariger, etwa 1 mm langer Muskel auf und jederseits ein doppelt so langer Trichtermuskel, der Trichterknorpel bildet eine flache, ziemlich lange und schmale Grube; der hintere Teil macht den Eindruck, daß er im wesent- lichen aus Dotter besteht. Der Schlundkopf ist klein, die Kadula (Taf. LV, Fig. 14) hat kräftige Deutsche SUdpolar-Expedition, XVI. Zoologie Vlil. Gl 464 Deutsche Südpolar-Rxpedition. Mittelplatten, deren vorderer verdickter Teil die einfach scharf zugespitzte Schneide trägt, diese überragt die hinten etwas verbreiterte Bass, Vorderrand konkav, Hinterrand dementsprechend bogig; innere Zwischenplatte beträchtlich kleiner, mit einer ziemlich schwachen Spitze in der Mitte des Hinterrandes; äußere Zwischenplatte von ähnlicher Größe, doch mit einer beträchtlich längeren, geraden und schmalen, sehr spitzen Schneide, Seitenplatte mit kleiner Basis und kräftiger, langer, gebogener, spitzer Schneide. Hiernach ist es schwierig, diese Form dem System einzureihen, zumal ganz unklar ist, wieviele der Merkmale dieser Jugendform beim geschlechtsreifen Tier erhalten bleiben. Das auffälligste Merkmal bietet der Mantel dar — wird auch im fertigen Zustande der Gladius fehlen ? Trotz dieser Bedenken scheint es mir doch erwünscht zu sein, dem vorliegenden Tier einen Namen zu geben, und so möchte ich es als Parateuthis tunicata bezeichnen und es künftigen Funden überlassen, weitere Klarheit über das erwachsene Tier zu schaffen. Die Oegopsiden-Gattung Parateuthis wird haupt- sächlich durch das eigentümliche Verhalten des Mantels charakterisiert; die Bewaffnung der Arme und Tentakel wird erst nach Kenntnis des erwachsenen Tieres festgestellt werden können. Am 22. Mai 1903 wurde südlich von Madagaskar (27° südl. Br., 46° 7' östl. L.) im Indischen Ozean das Hinterende eines größeren Cephalopoden gefunden, das an der Oberfläche trieb. Es hat eine glatte, braune Haut und ist hauptsächlich dadurch auffallend gekennzeichnet, daß das all- mählich sich verjüngende Hinterende beträchtlich über die seitlichen Flossen hinausragt, ohne von ihnen gesäumt zu sein. Das Stück ist 14 cm lang, von den Flossen ist nur ein Teil mit dem Hinterrand enthalten, so daß ihre Größe nicht zu bestimmen ist, sie liegen seitlich am Körper, von dem sie sich dorsal gar nicht und ventral nur ziemlich wenig absetzen; der Körper ist am Vorder- ende des Stückes 4 cm breit und nur 1,5 cm dick, also stark zusammengedrückt, er überragt die Flossen nach hinten 8 cm weit und verschmälert sich allmählich bis zum Hinterende, das nicht ganz vollständig zu sein scheint, weil die Höhlung des Gladius offen ist. Vom Eingeweidesack ist nichts erhalten. Der jedenfalls dazu gehörende Gladius ist auch nur in seinem hinteren Teil erhalten, und zwar in einer Länge von 16 cm. Sein vorderes Ende hat einen sehr starken, etwa 5 nun hohen und etwas über 1 mm breiten Kiel, der von dem steifen, zusammengebogenen Mittelstreifen gebildet wird, er ist mit einer schwachen Mittelrinne versehen. Die weicheren, allmählich nach den Seiten hin sich verdünnenden Seitenteile sind 23 — 24 mm breit, im Tier wahrscheinlich vorn seitwärts ausgebreitet, nach hinten hin ventralwärts zusammengezogen. Langsam und gleichmäßig ver- schmälert sich der Gladius nach dem Hinterende zu und nimmt allmählich den Durchschnitt eines gleichschenkligen Dreiecks mit abgerundeten Ecken an, der Mittelkiel setzt sich dann weniger ab, und die Ränder sind bis zur Mitte zusammengebogen. Vom Hinterende 4 cm entfernt, verschmelzen alsdann die Ränder miteinander zu einem Rohr, das mit einer gallertigen Masse erfüllt ist und an der Verwachsungsstelle eine ventrale Furche zeigt (Taf. LV, Fig. 15). Das äußerste Ende ist weich — vielleicht abnorm. Diese Bildung des Hinterendes vom Gladius erinnert etwas an Psych roteuthis, ist aber doch noch beträchtlich verschieden, wie ja auch der Körper wesentlich anders geformt ist. Ob diese Art Thiele, Die Cephalopoden. 4.(55 zu den Myopsiden oder zu den Ögopsiden gehört, wird erst entschieden werden können, wenn auch der übrige Körper bekannt sein wird. Der von Hoyle (Rep. Voy. Challenger, v. 16 1, p. 178, t. 31 f. 1 — 5) beschriebene, unvollkommen erhaltene Gladius, den er mit Zweifel einer großen Chiro- teuthis-Ait zuschreibt, hat einige Ähnlichkeit. Am 15. Februar 1902 wurde bei der Gauß-Station im Magen eines „Stenorhynchus" (gemeint ist jedenfalls Ogmorhinus leptonyx) eine Anzahl Gladii gefunden von eigenartiger Beschaffenheit. Sie bestehen aus einer ziemlich dünnen und durchsichtigen, biegsamen, hornigen Haut, die 275 mm lang und etwa 10 cm vom Vorderende entfernt 16 mm breit ist, sie spitzt sich nach vorn zienüich schnell zu (Taf. LV, Fig. 16), während sie nach hinten hin ganz allmählich sehr spitz zuläuft. Der vorn nur durch eine etwas erhabene Linie angedeutete Mittelkiel wird dadurch, daß sich in der hinteren Hälfte die Seiten herabbiegen, immer stärker erhoben, so daß der Querschnitt spitz dreieckig wird. Unter der dünnen Hornhaut entwickelt sich allmählich nach hinten hin eine mehi knorplige, schmalere, gekielte Partie, die im hinteren Teil eine etwas kräftigere Spitze bildet. Der sehr spitze Hinterteil zeigt etwa 4 mm von der Spitze entfernt eine ventrale Verwachsung der Seiten- ränder miteinander. In welche Familie diese Gladii gehören, vermag ich nicht anzugeben. Zusammen mit diesen Gladii aus dem „Stenorliynchus" -Magen fanden sich einige knorplige Körper von der in Fig. 17 dargestellten Form, die jedenfalls die Hinterenden der Gladii eines Onychoteuthiden ( ? Moroteuthis) darstellen. Sie sind 4 cm lang und an der breitesten Stelle 8,5 mm breit, die gerade Dorsalseite ist abgerundet, bis 4 mm dick, die ventrale zugescharrt und vor der stumpfen Ecke mit einer Rinne versehen. Der Gladius von Moroteuthis ingens (Edg. Smith) hat nach Pfeffers Abbildung (Taf. XII, Figg. 1, 2) eine ähnliche Spitze, es wäre ja wohl möglich, daß diese patagonische Art auch bei der Gauß-Station vorkommt. 1,1 Tafelerkläruiig. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8, Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13. Fig. 14. Fig. 1. Fig. 2 Big. i Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Ffe. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. Tafel LH. Hektokotylisicrter Arm von Moschita antaretims. Endlöffel von demselben. Hektokotylisierter Arm von Polypus levis (Hoyle). Vi- Endlöffel desselben. s/i- Schulp von Sepia simoniana in Ventralansicht. Vi- Trichterknorpel derselben Art. Mantelknorpel derselben. 9. Saugnapf eines dritten Arms derselben. x9. Ein solcher von einem Ventralarm. x 9. Tentakelkeule derselben Art. l/i- Ein Saugnapf davon. Chitinring aus einem solchen, x 14. Schulp einer Sepia capensis Orbigny, Ventralseite. Tafel LIII. TenUkelkeule einer Sepia capensis Orbigxy. x 4. 3. Saugnapf von einem Arm derselben Art. 5. Tentakelsaugnapf derselben. Gladius von Sepioteuthis blainvilliana Fer. ? >/i- Chitinring von einem Armsaugnapf desselben Tieres, x 14. Chitinring von einem Tentakelsaugnapf desselben. X 14. Gladius von Psychroteufhis glacialis. 1/l. »Hinter- ende desselben in Ventralansicht. Trichterknorpel derselben Art. Saugnapf davon, x 4. Ende eines dritten Arms mit ausgebreiteten La- mellen, x 3. Tentakelkeule von einem Tier derselben Art. x 3. Die beiden Kiefer derselben Art. Halbes Eadulaglied derselben. Chitinring von einem Armsaugnapf derselben. Halbes Radulaglied von Moroteuthis aequalorialis. Tafel LIV. Fig. 1. Hinterende des Gladius von Moroteuthis aequa- lorialis in Seitenansicht, daneben 2 Querschnitte; a Querschnitt 20 cm vor dem abgebildeten Teil. Fig. 2, 3. Armsaugnapf derselben Art. x 4. Fig. 4. Kiefer derselben. Fig. 5. Gladius einer Teleoteuthis caribaea (Lks.); a Hinterende desselben in Seitenansicht, x 4. Fig. 6. Ein Teil des ventralen Mantels von Enoploteuthis leptura mit den Leuchtorganen, x 6. Fig. 7, 7 a. Annhaken derselben. Fig. 8. Asymmetrisches Radulaglied derselben Art. Fig. 9. Auge mit den Leuchtorganen von Äbralia sp. juv. Fig. 10. Gladius von Pterygioteuthis gemmata. Pig. 11. Armhaken derselben. Fig. 12. Saugnapf derselben. Fig. 13, 14. Ociopoäoteuthis? sp. juv. in Ventral- und Seitenansicht. Fig. 15. Meleagroteuthis askroessa in Ventralansicht. Fig. 16. Dasselbe Tier ohne Arme in Dorsalansicht. Fig. 17. Teil des ventralen Mantels mit Leuchtorganen. Fig. 18. Rechtes Auge mit seiner Umgebung, x 4. Fig. 19. Armsaugnapf desselben Tieres. Fig. 20. Tentakelsaugnapf desselben. Fig. 21. Teil der Radula von Histioteuthis bomlliana. Fig. 22, 22 a. Saugnäpfe verschiedener Tiere derselben Art; b ein solcher vom hektokotylisierten Arm. Tafel LV. Brachioteuthis (Trachelolcuihis) riisei? juv. Girrobraehiumfiliferum,Tierm Seitenansicht, x 6. Unterseite des Körpers nach Eröffnung des Mantels. X6. Trichterknorpel. X 9. Mantelschließknorpel. Taonhlium chuni Pfeffer, ein Tentakel abge- schnitten. Kopfpfeiler und ein Auge desselben, x 4. Halbes Radulaglied desselben. Auge von Sandalops melancholica. Tentakelsaugnapf von Baihoihauma lyromma. -13. Parateuthis tunicata juv. in 3 verschiedenen Ansichten. X 4. Halbes Radulaglied derselben Art. Hinterende vom Gladius einer unvollständig er- haltenen Art; a Querschnitt desselben 16 cm vom Hinterende. Vorderende eines Gladius aus dein Magen eines Ogmorhinus leptonyx. Knorpliges Hinterende eines Gladius aus dem- selben Ma^en. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11 Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. Fig. 17. Deutsche Südpoiar-Expedition. 1901-3. Band XVI Tap # 11 ■s* 12 10 14 V Moschites antarcticus. Fig. 3—4 Polypus levis. Fig. 5 — 13 Sepia simoniana. Fig. 14 Sepia capensis. Deutsche Südpolar-Expeoitiok Band XVI Tafel LIM. /. 10 13 / 14 \ 17 16 Fig. I, 5, 5— I« »ut all.. Flg. l«.t SG6S5am»n dol. Fig. 1—5 Sepia capensis. Fig. 6 — 8 Sepioteuthis blainvilliana. Fig. 9—16 Psychroteuthis glacialis. Fig. 17 Moroteuthis aequatorialis. Deutsche Südpolar-Expedition. 001-3. XVI Tafe 1a (l *uL''" ~- 0 o 0 O o c So fei • <2 oa 13 14 . 17 « 0 ß ^ fS) - 18 - ■•'."" v-. •.•<"•■''•• •■*'/-'""■* : ■■■' • • r : . ■ 20 / / 99? 1 u. 1 RGbsaamen del. Fig. 1 — 4 Morotheuthis aequatorialis. Fig. 5 Teleoteuthis caribaea. Fig. 6—8 Enoploteuthis leptura. Fig. 9 Abralia sp. Fig. 10—12 Pterygioteuthis gemmata. Fig. 13—14 Octopodoteuthis? sp. Fig. 15—20 Meleagroteuthis asteroessa. Fig. 21—22 Histioteuthis bonelliana. Deutsche Süopolar-Expedition. 1 ; Band XVI Tafel LV. • r iL F- ' f - 15 12 / V~\ 13 . ■ 15a CJ 16 14 10 Hg. I, S 5 — 14 Autdtl., Plg. 3u.i RObsiams« dol. Fig. 1 Brachioteuthis (Tracheloteuthis) riisei? Fig. 2— 5 Cirrobrachium (iliferum. Fig. 6— 8 Taonidium chuni. Fig. 9 Sandalops melancholica. Fig. 10 Bathothauma lyromma. Fig. 11—14 Parateuthis tunicata. DIE CESTODEN PKK DEUTSCHEN SÜDPOLAR -EXPEDITION 1901—1903 VON DR. O. FUHRMANN (NEUCHATEL). MIT TAFEL LVI UND 123 TEXTFIGUREN. Das mir zur Bearbeitung übergebene Material der Deutschen Südpolar -Expedition enthielt eine reiche Sammlung von Cestoden antarktischer Säugetiere und Vögel. Die Bestimmung der- selben ergab folgende Arten: Aus Säugetieren: Dibothriocephalus perfoliatus (Railliet et Henry) aus Leptonychotes weddelli. Dib. quadratus v. Linstow aus Ogmorhinus leptonyx; Dib. wilsoni Shipley aus Ommatophoca rossi und Ogmorhinus leptonyx; Dib. mobilis Renn ie und Reid aus Ommatophoca rossi und Leptony- chotes weddelli; Taenia antarctica n. sp. aus Canis familiaris. Aus Vögeln: Tetrabothrius diomedea Fuhrmann aus Thalassogeron chlor orhynchus; Tetrabothrius wrighti Leiper und Atkinson aus Aptenodytes forsten; Tetrabothrius pseudoporus n. sp. aus Diomedea sp.; Tetrabothrius antarcticus n. sp. aus Diomedea exulans; Chaetophallus robustus Nybelin aus Thalassogeron chlor orhynchus; Chaetophallus umbrellus Fuhrmann aus Diomedea exulans und D. spec. ; Chaetophallus setiger a n. sp. aus Diomedea fuliginosa; Choanotaenia chionis n. sp. aus Chionis alba; Anomotaenia antarctica n. sp. aus Larus dominicanus; Anomotaenia zederi Baird aus Aptenodytes forsten; Hymenolepis querquedula n. sp. aus Querquedula eatoni; Hymenolepis chionis n. sp. aus Chionis alba; Aploparaksis larina n. sp. aus Larus dominicanus. Außer obengenannten Cestoden enthält diese Arbeit noch die Beschreibungen der Typen von 5 Bothriocephalusarten, welche aus antarktischen Säugern und Vögeln stammen. Bothriocephaliclen der Säugetiere und Vögel. Obwohl die antarktischen Regionen viel weniger untersucht worden sind als die arktischen, kennen wir trotzdem eine ebenso große Zahl von Arten von Bothriocephaliden aus den Pinni- pediern; es sind deren in der Tat bereits 14 Arten beschrieben worden, von welchen allerdings, wie wir sehen werden, 3 zu streichen, weil sie bloße Synonyme sind. 470 Deutsche Südpolar-Expedition. Zu großem Dank sind wir den Herren Prof. A. E. Shiple y ] ) (Cambridge), Prof. A. Railliet 2) (Alfort) und John Renwe u.A.Reid3) (Aberdeen) verpflichtet, welche uns die Originalmaterialien der von ihnen bearbeiteten Cestoden der National antarctic Expedition, der Expedition antarctique francaise du Pourquoi Pas, der Scottish national antarctic Expedition zur Nachuntersuchung überließen. Ebenso verdanken wir dem Entgegenkommen des Hamburger Museums die Über- lassung der Originale der von 0. v. Linstow ') beschriebenen Seehund -Bothriocephalen aus Süd- georgien zur Untersuchung. Leider war es uns nicht möglich, das Material der British antarctic (,, Terra Nova") Expedition 5) einer Nachuntersuchung zu unterwerfen. Die vergleichende Untersuchung dieser reichen Materialien erlaubte uns, die ohne diese fast unmögliche sichere Bestimmung der von der Deutschen Südpolar-Expedition gesammelten Arten und zugleich eine Revision der zum Teil mangelhaft und unvollständig beschriebenen Spezies vorzunehmen. Nur 3 der von Leiper und Atkinson als neu beschriebenen Formen konnte ich leider nicht untersuchen. Alle Arten, auch Dibothriocephalus pygoscelis aus einem Pinguin, gehören offenbar trotz ihrem sehr verschiedenen äußeren Habitus in dasselbe Genus Dibothriocephalus. Luhe 6) hat diesen Namen fallen gelassen und an seine Stelle den Namen Diphyllobothrium Cobb. gesetzt. Cohn ') hat nun nachzuweisen gesucht, daß Diphyllobothrium (mit der einzigen Art D. stemmacephalum Cobb.) und Dibothriocephalus zwei verschiedene Genera sind, und daß deshalb der Name Dibothriocephalus Luhe zu Recht besteht. Obwohl die Unterscheidungsmerkmale der beiden Genera nicht sehr ver- schieden und wichtig zu sein scheinen, werde ich trotzdem in den nachfolgenden Zeilen den Genus- namen Dibothriocephalus Luhe anwenden. Dibothriocephalus perfoliatns (Railliet et Henry). (Synonym: Diphyllobothrium clavatum Railliet.) Fi?. 1-19. Taf. 5G, Fig. 1. Wirt : Leptonychotes iveddelli. Fundorte: Winterstation, 3. Februar 1902, 27. Februar 1902, März 1902, 14. März 1902. Von dieser Art lag nur ein sehr reiches Material, bestehend aus zahlreichen Exemplaren, vor. Die Deutsche Südpolar-Expedition hat diese Art aus 7 Exemplaren der Weddellrobbe mitgebracht. Dieser Cestode findet sich oft in großer Zahl beisammen an der Darmwand angeheftet, wie Fig. 1, Taf. 56 besonders deutlich zeigt. Bei mehreren Weddellrobben fanden sich außerdem gleichzeitig noch Hunderte von Exemplaren der beiden sehr kleinen Bothriocephalen D. mobilis und D. wilsoni. Außer diesem Material konnte ich noch dank dem Entgegenkommen von Prof. Railliet die *) Shipley A. E., Cestoda. National Antarctic Expedition. Natural History vol. III, 1907. 2) Railliet, A.E., et A.Henry, Helminthes recueillis par l'Expedition antarctique francaise du Pourquoi Pas? Bulletin du Museum d'hist. Paris 1912. 3) Rennie, J., andREiD, Alex., "The Cestoda of the Scottish National Antarctic Expedition. Transact. of theRoy. Soo. of Edinburgh vol. XLVIII, 1912. 4) v. Linstow, 0., Helminthen von Südgeorgien. Jahrb. Hamburg. "Wiss. Anst. IX, 1892. 5) Leiper, R. T., and Atkinson, E. L., Parasitic Worms. British antarctic („Terra Nova") Expedition, 1910. Natural History Report. Zoology vol. II, 1915. 6) Luhe, M., Cestodes. Aus: Brauer, Die Süßwasserfauna Deutschlands. 1910. ') Cohn, Erich, Über Diphyllobothrium stemmacephalum . Inaug.-Diss. KönCoBBOLDigsberg 1912. Fuhrmann, Die Cestoden. 47 i Typen dieser Art untersuchen. Railliet hat von dieser Art eine kurze, aber ausgezeichnete Be- schreibung gegeben, die leider von keinen Figuren begleitet ist. In den nachfolgenden Zeilen soll diese interessante, anatomisch überaus typische Form ein- gehender beschrieben werden. D. perfoliatus wird bis 25 cm lang und erreicht eine maximale Breite von 7 mm, welche etwas vor dem Hinterende liegt. Die sehr kurzgliedrige Strobila ist bis 2,5 mm dick (Fig. 1, Taf. 56). In den reichen Materialien, welche mir zur Verfügung standen, fanden sich Exemplare von allen Größen. Die kleinsten Individuen maßen 6 — 10 mm und zeigten wie alle bis 80 mm langen Exem- plare keine reifen Geschlechtsorgane. Dieselben entwickeln sich also erst sehr weit hinter dem Scolex. Was diese Art des ferneren von allen übrigen antarktischen Bothriocephaliden unter- scheidet, ist die bedeutende Kürze der Glieder und die sehr tief einschneidende Segmentation der Strobila. Es entsteht hierdurch am Hinterrande jeder Proglottis eine kragenartige Verlängerung, die 1,5- bis 2mal so lang ist wie das eigentliche Segment (Fig. 15, 16); so kommt es, daß nicht nur die nächstfolgende Proglottis, sondern auch etwa die Hälfte des zweitfolgenden Gliedes von ihr bedeckt wird. In reiferen Gliedern sehen wir z. B. bei einer Proglottidenlänge von 0,45 mm die kragenartige Verlängerung 0,7 — 0,8 mm messen. Ähnliches findet sich z. B. bei Anoplocephala perfoliata und auch, aber weniger stark entwickelt, bei Hymenolepis megalops. Was nun die Zahl der Glieder anbetrifft, so habe ich an einem Exemplar von 120 mm Länge deren 450 gezählt. In den ersten 5 mm der Strobila sind die Glieder durchschnittlich 0,03 mm lang, von 5—15 mm ca. 0,1 mm, von 15—30 mm 0,28 mm, von 30—60 mm 0,37 mm und von 60—120 mm 0,45 mm lang. Die Breite der Strobila nimmt da, wo keine anormale Streckung oder Kon- traktion vorhanden, regelmäßig zu und erreicht z. B. beim obgenannten, sehr typisch geformten Exemplar 2 cm vor dem Hinterende die Breite von 6 mm. An einem Typenexemplar von Railliet, das 18 cm lang, habe ich folgende Maße gemessen: 4 cm hinter dem Scolex ist die Strobila 3 mm breit, die Glieder 0,24 mm lang, bei 7 cm 4 mm breit, die Glieder 0,32 mm lang, bei 12 cm ist die Breite 6 mm, die Glieder immer noch 0,32 mm lang, und bei 18 cm ist die Strobila 5 mm breit und die Glieder 0,57 mm lang. Der Scolex zeigt von der Dorsal- und Ventralseite gesehen eine meist breitovale, vorn fast gerade, abgestumpfte Gestalt, wie wohl am besten aus den Figuren ersichtlich. Von der Seite ge- sehen ist der Scolex meist fast ebenso breit, vorn aber leicht abgerundet. Bei den RAiLLETschen Typen (Fig. 1 — 2) habe ich folgende Maße gefunden: 1. Länge des Scolex (bis zum Hinterende der Sauggrube gemessen) 1,7 mm, Breite 1,44 mm; 2. Länge 1,2 mm, Breite 1,87 mm, Dicke 1,3 mm; 3. Länge 2 mm, Dicke 1,6 mm; 4. Länge 1,4 mm, Dicke 1,3 mm. Bei den Exemplaren 3 und 4 waren die Ränder der Sauggruben nicht übereinander geschlagen, sondern senkrecht aufgerichtet, so daß ich den Scolex nur seitlich, d. h. in dorsoventraler Richtung messen konnte. Außerdem war das Vorderende lanzettförmig abgerundet; so gleichen die beiden Scolices keineswegs den übrigen, dagegen den von Raillet als D. clavatus beschriebenen; dagegen ist die Strobila typisch die von D. perfoliatus. Bei Messung einer größeren Zahl geschlechtsreifer Exemplare derselben Art (Fig. 3 und 4), weiche aus den Materialien der Deutschen Südpolar-Expedition stammten, ergaben sich folgende Maße: Deutsche Südpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 62 472 I »eutsche Siidpolar-Expedition. Länge des Scolex 1,1 mm, Breite 1,7 mm, Dicke 1,45 mm >) l,ob ,, ,, 1,1 ,, 33 33 33 J-;"- 33 33 33 33 1,2 „ !»3~ 33 3? 1,2 „ 3) 33 33 1,2 „ 3' 3) 33 1,53 „ 1,5 .. 1,53 .. 1,28 „ 1,53 „ 1,2 Fig. 1. Fig. 3 a. Fig. 3 b. Fig. 2. Fig. 4 a. Fig. 4 b. Fig. 1 u. 2. Seolices, Typen. Dibothriocephalus perfoliatus (Railliet). Fig. 3a u. b und 4a u. b. Flächen- und Seitenansicht des Scolex (Material der Deutschen Siidpolar-Expedition). Gehen wir nun zur Betrachtung der jungen Exemplare ohne Geschlechtsorgane über, welche ich als zu D. perfoliatus gehörig betrachte, so treffen wir zunächst bei den Exemplaren, die 5—20 mm lang sind, eine bedeutend geringere Größe des Scolex, was keineswegs zu verwundern ist. Auffallenderweise ist aber die ziemlich variable Form des Scolex, die nur in wenigen Fällen dem der großen Exemplare gleicht, dagegen in einigen Fällen dem von D. clavatum sehr ähnlich ist. Diese Variabilität ist wohl das Resultat verschiedener Kontraktionszustände ; wir treffen ähnliches noch bei verschiedenen in dieser Arbeit untersuchten Bothriocephaliden. Fuhrmann, Die Cestoden. 473 Zum Vergleich mit den Scolices der geschlechtsreifen Individuen gebe ich hier einige Maße und Figuren von Köpfen junger Exemplare (Fig. 5 — 8): Länge 0,68 mm; Breite 0,51 mm; Strobilalänge 6 mm; 0 41 0 4 7 „ 0,93 „ „ 0,59 „ „ 10 .. „ 1,15 „ ., 0,76 „ „ 20 „ Unter den Materialien, welche Railliet von der Expedition des PourquoiPas zur Bearbeitung erhalten hatte, fand sich neben D. perfoliatus eine zweite, ersterer sehr ähnliche Art, welche Railliet I). clavatus (s. R. p. 156) nennt, die ich aber nicht als besondere Art ansehen kann, da sie, wie Railliet übrigens selbst bemerkt, nur äußerlich, nicht aber anatomisch von D. perfoliatus verschieden ist. Ich betrachte die als D. clavatus bezeichneten Individuen als gestreckte, etwas schmälere Exemplare von D. perfoliatus. Die Strobila ist bis 11 cm lang und bis 3.5 mm breit. Fig. 6. Fig. Fi« Flg. S. Dibothriocephalus perfoliatus (Railliet). Fig. 5. Scolex (6 mm langes Exemplar). Fig. 6. Seolex (6 mm langes Exemplar) Seitenansicht (10 mm langes Exemplar). Fig. 7a ti. b. Flächen- und Fig. 8. Scolex (20 mm langes Exemplar). Die Glieder zeigen, an einem typischen Exemplar gemessen, 2 cm hinter dem Scolex eine Breite von 0,95 mm, eine Länge von 0,13 mm. 4 cm hinter dem Scolex beträgt die Länge der Gieder 0,3, 6 cm 0,5 und am Hinterende (10 cm) 0,66 mm. Die nach hinten gerichtete kragenartige Ver- längerung der Glieder ist um ein weniges kürzer, und erscheint deshalb die Stiobila zwischen den einzelnen Gliedern etwas weniger tief eingeschnitten, dafür ist aber der Kragen dicker als bei D. perfoliatum, was wohl eine Folge der Kontraktion ist. Viel größer scheint die Differenz in der Form und Größe des Scolex zu sein, indem derselbe länger, schmäler und vorn abgerundet er- scheint. Fig. 9 und 10 stellt den Scolex zweier Typen dar. Die Maße sind folgende: 1. Länge des Scolex 2,2 mm, Breite 0,88, Dicke 0,88 mm; 2,5 1 Ein dritter und vierter Scolex (Fig. 11 und 12), die ich nur von der Seite zeichnen konnte, weil die Ränder der Sauggruben sich aufgerichtet hatten, hatten einen Dorsoventraldurchmes^er von 1,3 und 1,6 mm. 02* 474 Deutsche Südpolar-Expedition. Diese Scolices von D. clavatus ähneln, wie schon bemerkt, gewissen Scolices von jungen Exemplaren von D. perfoliatus. Alle diese verschiedenen Scolexgestalten scheinen mir ver- schiedene Konstraktionszustände zn sein und sind nicht als verschiedene Arten oder Varietäten aufzufassen. Obige Zahlenangaben zeigen, wie namentlich auch aus den Figuren ersichtlich, daß die Größe und Form des Scolex eines Bothriocephaliden nach Alter und Kontraktionszustand sehr variieren kann, und daß deshalb seine Form und Maße nur mit Vorsicht als Artcharatker ver- wendet werden sollten. Railliet schreibt, daß der Hals von D. perfoliatus 5 mm lang ist; das ist offenbar ein Irrtum, denn auch bei den Typen habe ich denselben nicht länger als 1,5 mm angetroffen, und bei unserem Material zeigte es sich meist nur 1 mm lang und maß nur ausnahmsweise 1,3 — 2 mm, worauf dann eine sehr deutliche Segmentation beginnt. Die „legere saillie", welche häufig am seitlichen Rande des Halses auftreten soll, habe ich nicht gesehen, dagegen war der Hals, wenn nicht gestreckt, mit Fig. 9 a. Fig. 9 b. Fig. 10 a. Fig. 10 1 Fig. 11. Fig.12. Dibothriocephalus perfoliatus (Railliet). Fig. 9a u. b. und 10a U. b. Scolices von D. clavatus (Railleit), Typen (syn. D. perfoliatus). Fig. 11 u. 12. Seiten- ansicht des Scolex von D. clavatus (Railliet), Typus (syn. D. perfoliatus). mehr oder weniger zahlreichen Querrunzeln versehen. Bei jungen Exemplaren war der Hals oft nur 0,3 — 0,5 mm lang. Bei den von Raillet als D. clavatus bezeichneten Individuen, die ich als gestreckte D. perfoliatus ansehe, war der Hals bei einem Exemplar 3,5 mm lang. Anatomie. Die Cuticula ist ziemlich dick (0,016 mm). Die Subcuticularmuskulatur ist relativ stark entwickelt, dagegen sind die Subcuticularzellen sehr klein, nur 0,02 mm lang und an ihrem inneren Ende deutlich abgerundet. Die Parenchymmuskulatur ist sehr mächtig entwickelt; sie besteht aus großen schmalen innern Längsbündeln, die auf Querschnitten eine Höhe von 0,08 bis 0,1 mm haben. Außerhalb dieser starken Längsmuskelzone sieht man auf Querschnitten im Rindenparenckym zwischen den Dotterfollikeln, die ganz peripher liegen, einzelne Längs- muskelfasern oder kleine, aus 2 — 3 Fasern bestehende Bündel. Im Markparenchym selbst trifft man ebenfalls solche Bündelchen, die zwischen den Hoden liegen und in der medianen Zone den Keimstock umgeben und sogar denselben stellenweise durch- brechen. Die Transversalfasern sind wenig deutlich entwickelt, die Dorsoventralfasern dagegen Fuhrmann, Die Cestoden. 475 zahlreich. Im Parenchym liegen, namentlich vorn, ziemlich zahlreiche Kalkkörperchen, die einen Durchmesser von 0,12 mm haben. Das Exkretionssystem zeigt peripher meist 8 dorsale und 8 ventrale weite Längsgefäße, die sehr reich verzweigt sind. Zahlreiche Verzweigungen dringen namentlich in die kragenartige Verlängerung der Proglottiden. In der Peripherie des Scolex sind die Verzweigungen des Exkretionssystems ebenfalls besonders zahlreich. Im Markparenchym treffen wir zwei Längsgefäße, die von Längs- und Ringmuskelfasern umgeben sind. In einer 5,7 mm breiten Proglottis sind sie 1,5 mm vom Rande entfernt. Fig. 13. Fig. 16. Fig. 19. Fif Fig. 17. Dibothriocephalus perfoliatus (Railliet). 13 — 16. Sagittalschnitte der Strobila von D. perfoliatus (Fig. 13 ganz seitlich, Fig. 113 median). Im Längsmuskulatur, Ex äußeres Exkretionsgefäß, Oi'Ovarium, Do Dotterstock. Vg Vagina, Rs Eeceptaculuin seminis, Ui Uterus, Uö Uterusöffnung, H Hoden, Ci Cirrusbeutel, IV Vesicula seminalis. Fig. 17. Querschnitt durch eine Proglottis. Figurenerklärung siehe Fig. 13— IG; iEx inneres Exkretionsgefäß, A7 Längsnerv. Fig. 18. Querschnitt durch den seitlichen Teil des Keimstockes. Lm Längsmuskelbündel, OOvarium, £ junge Eier. Fig. 19. Schnitt durch den Schluckapparat des Keimstockes. Die Geschlechtsorgane entwickeln sich sehr langsam, denn erst 6 — 7 cm hinter dem Scolex finden sich reife Eier im Uterus. Die männlichen Geschlechtsorgane zeigen die übliche Disposition. Die Hoden, fast kugelig, haben einen Durchmesser von 0,06 — 0,08 cm. Wir treffen auf dem Quer- schnitt außerhalb der inneren Längsexkretionsstämme 6 — 9, innerhalb derselben ebenfalls 6 — 9 Hoden. Da innerhalb ausnahmsweise zwei Hoden übereinander liegen können, kann daselbst die Zahl der Hoden bis auf 14 steigen. Auf längsgerichteten Sagittalschnitten sieht man meist nur 3 — 6 Hoden hintereinander liegen, so daß die Gesamtzahl der Hoden ca. 120 ist. Der Cirrusbeutel ist birnförmig, bis 0,24 mm lang, mit einem Durchmesser von 0,12 mm. Der Cirrus ist dick. Die 47 fi Deutsche Südpolar-Expedition. Vesicula seininalis ist 0,14 mm lang, bei einem Durchmesser von 0,1 mm; sie scheint viel muskulöser als der Cirrusbeutel zu sein. Das innere Ende der Samenblase reicht bis etwa in die Mitte des Markparenchyms, das seitlich gewöhnlich nicht viel höher als die Hoden ist, d. h. eine Dicke von 0,08—0,12 mm besitzt. Die weiblichen Geschlechtsorgane zeigen einen seitlich stark gelappten Keimstock, der 1,3 mm breit ist. Seine Anlage ist retikulär. Wie schon oben bemerkt, sieht man zwischen seinen Lappen Längsmuskelbündel durchziehen, von welchen einige sogar das Ovarium durchbrechen. Die reifen Keimzellen haben einen Durchmesser von 0,024 mm; seitlich findet man in den Lappen des Ovariums wie bei den anderen von mir untersuchten Bothriocephalen zahlreiche junge Eizellen, zum Teil in Teilung begriffen. In der Mitte des Hinterrandes des Keimstockes liegt ein großer, 0,032 mm im Durchmesser messender muskulöser Schluckapparat. Die Dotterstöcke liegen in der kragen- artigen Verlängerung der Proglottis und sind namentlich der vorderen Wandung derselben ge- nähert, doch liegen auch sonst im Parenchym dieser Verlängerungen kleinere Dotterfollikel (Fig. 13, 14). Die Dotterfollikel haben einen Durchmesser von 0,06 — 0,08 mm. Sie fehlen fast ganz in einer schmalen, 0,38 — 0,57 mm breiten medianen, dorsalen und ventralen Zone. Der Uterus zeigt wenige Schbngen; mit reifen Eiern ist jederseits nur eine Schlinge erfüllt. Die Breite der Uterusschlingen beträgt 0,9 mm. Interessant ist, daß, wie schon Railliet bemerkt, der Uterus sich nicht hinter der Öffnung des Cirrus und der Vagina, sondern immer unregelmäßig abwechselnd rechts oder links neben dem Cirrus nach außen öffnet, was wohl seinen Grund in der Verkür- zung der Proglottiden hat. Die gedeckelten Eier messen in der Länge 0,06 — 0,064 mm und sind 0,045—0,048 mm breit (Railliet gibt folgende Maße an: 56—64 ^ x 43—45 \x). Dibothriocephalus quadratus von Linstow. (Synonym: Diphyllobothrium resinum Railliet et Henry, Bothriocephcdus coatsi Rksnie und Reid.) Fig. 20-35. Taf. 50, Fig. 2. Wirt : Ogmorhinus leptonyx. Fundort: Winterstation. 16. III. 1902. Nach den Beschreibungen der Autoren zu urteilen, finden sich im Seeleoparden (0. leptonyx) 3 Bothriocephalusarten (B. quadratus, D. resinum, B. coatsi), die deutlich verschiedene Arten zu sein scheinen. Die Untersuchung der Originalmaterialien hat nun aber gezeigt, daß alle drei Formen sicher einer einzigen Art angehören, welche den Namen I). quadratus zu führen hat. Derselben Art gehört auch ein reiches, gut konserviertes Material an, das auf der Deutschen Südpolar-Expedition in 2 Exemplaren von Ogmorhinus leptonyx gefunden wurde. Das reiche, aus verschiedenen Individuen von 0. leptonyx stammende Material, das O. von Linstow vorlag und in Südgeorgien erbeutet wurde, ist größtenteils stark mazeriert und offen- bar tot konserviert worden. Die RAiLLiETschen Exemplare {B. resinum Railliet) sind auf der 2. antarktischen Expedition von Dr. J. Charcot auf der Petermanns -Insel in demselben Wirt gefunden worden. Es sind junge, leicht mazerierte, im Maximum 3 cm lange, 1,4 — 1,7 mm breite Exemplare, die aber bereits ge- sclilechtsreif sind, d. h. Glieder mit Eiern besitzen. Fuhrmann, Die Cestoden. 477 Das von Renn iE und Reid untersuchte Material, das als B. coatsi R. u. R. beschrieben wurde, stammt von der schottischen antartkischen Expedition (genaue Fundortsangabe fehlt) und be- stand aus 4 — 8 cm langen Exemplaren, die im Maximum 2,3 mm breit waren. Die uns vorliegenden Exemplare der Deutschen Südpolar -Expedition sind, wie schon gesagt. Fig. 20 a. Fig. 20 b. Fig. 21 a. Fiar. 21 b. Fig. 22. Fig. 23 a. Fig. 23 b. Dibothriocephalus quadratus v. Linstow. Fig. 24 a. Fig. 24 b. Fig. 20a u. b. Flächen- und Seitenansicht des Scolex, Typus. Fig. 21a u. b. Flächen- und Seitenansicht des Scolex, Typus. Fig. 22. Seitenansicht des Scolex, Typus. Fig. 23a u. b. Flächen- und Seitenansicht des Scolex von D. resinum Railliet, Typus (syn. D. quadratus). Fig. 24a u. b. Flächen- und Seitenansicht des Scolex von D. coatsi Rennie u. Reid, Typus (syn. D. quadratus). 478 Deutsche Siidpolar-Expedition. tadellos konserviert und messen bis 14 cm, bei einer Breite von 1,5 — 2 mm. Nach v. Linstow sollen die größten Exemplare 225 mm lang und 2,57, ausnahmsweise 3,5 mm breit sein. Ich habe im LiNSTOWschen Material meist Exemplare von nur 8 — 10 cm angetroffen, was den oben ange- Fig. 25. Fig. 26. Fig. 27. Fig. 28. Fig. 29. Dibothriocephalus quadratus v. Linstow. Fig. 25—29. Scolices aus dem Material der Deutschen Siidpolar-Expedition. gebenen Maßen besser entspricht. Überall treten die ersten Anlagen der Geschlechtsorgane direkt hinter dem Scolex auf, aber es bestehen ziemlich große Unterschiede im Auftreten der ersten reifen Eier. Nach Railliet zeigen sich die ersten beschälten Eier im 18. — 35. Segment. Ich habe ein Exemplar dieses Materials gesehen, bei welchem die Eier erst im 48. Gliede sich zeigen. In unserem Material finden wir sie im 22. — 47. Gliede, während im LiNSTOWschen Material die beschälten Eier Fuhrmann, Die Cestoden. 479 erst im 59. — 76. Gliede auftreten. Die Proglottiden sind immer breiter als lang und zeigen z. B. in den Gliedern, in welchen die ersten Eier erscheinen, eine Breite von 2 mm bei einer Länge von 0,8 mm; weiter hinten messen sie 2,3 mm und sind 1,3 mm, oft aber auch, wenn stark gestreckt, ],9 mm lang. Die breitesten von mir gemessenen Glieder waren 3,3 mm breit und 1,9 mm lang. Die letzten Glieder sind fast quadratisch oder sogar, wenn gestreckt, etwas länger als breit. Der Scolex zeigt, wie v. Linstow sagt, oft eine eiförmige Gestalt, doch ist derselbe nach den Typen sowie nach den anderen mir zur Verfügung stehenden Materialien des öfteren, je nach dem Kontraktionszustande, von verschiedener Form, wie dies namentlich auch aus den mit dem AßBEschen Zeichnungsapparat entworfenen Figuren 20 — 29 zu ersehen. Der Scolex ist 0,7 mm breit; seine Länge messe ich hier wie bei den anderen Arten vom Scheitel bis zum Hinterende der Sauggrubenspalte; so gemessen hat der Scolex, je nach seinem Kontraktionszustand, eine Länge von 1,2 — 1,8 mm. Der Hals ist sehr kurz (nach v. Linstow fehlt ein solcher) und mißt nur 0,7 — 1 mm. Die Parenchymmuskulatur ist entgegen von Linstow wenig stark und lange nicht so mächtig wie bei der vorhergehenden Art, indem die Längsmuskelzone nur 0,02 mm hoch ist und aus ganz kleinen Bündeln besteht. Die innere Transversalmuskulatur ist ebenfalls nur schwach entwickelt; die Dorsoventralfasern sind sehr zahlreich. Das Exkretionssystem zeigt auf Querschnitten im Markparenchym 2 Längsgefäße, die deutlich mit Ringmuskelfasern umgeben sind. Je nach der Breite der Glieder sind sie 0,41 — 0,57 mm von der Medianlinie entfernt und liegen ganz ventral der Transversalmuskulatur auf. Das periphere Exkretionssystem besteht aus 24 — 30 Gefäßen, die außerhalb der Dotterfollikel liegen; meist sind sie 0,016 — 0,024 mm weit. Namentlich im Rindenparenchym, weniger im Markparenchym finden sich sehr zahlreich 0,012 bis 0,024 mm im Längsdurchmesser messende ovale Kalkkörperchen, die 0,007 mm dick sind. Sie enthalten einen mit Hämalaun sich blau färbenden Kern. Die männlichen Geschlechtsdrüsen liegen rechts und links vom medianen, vom Uterus ein- genommenen Markparenchymfelde, je ca. 50 an der Zahl. Beide Hodengruppen sind vorn durch eine einfache Hodenreihe miteinander verbunden. Die reifen Hoden, die deutlich dorsal liegen, haben einen Querdurchmesser von 0,08 — 0,1 mm und einen dorso ventralen Durchmesser von 0,12 — 0,15 mm. Auf Querschnitten finden sich jederseits des Uterus 10 — 12 Hodenbläschen. Das Vas deferens verläuft ganz dorsal; der Cirrusbeutel ist gewöhnlich birnförmig, 0,16 — 0,2 mm lang, bei einem Durchmesser von 0,08 — 0,09 mm. Die sehr muskulöse Vesicula seminalis hat eine Länge von 0,12 — 0,16 mm, bei einem Durchmesser von 0,08 mm. Da die Proglottiden nur eine geringe Dicke von ca. 0,68 mm haben, reicht das Kopulationsorgan (Cirrusbeutel + Ves. sem.) bis in die Mitte des Markparenchyms. Die ungemein starke Muskulatur läßt voraussehen, daß der Cirrus- beutel wie auch die Vesicula seminalis, je nach dem Kontraktionszustand, eine verschiedene Form annehmen kann. So fand ich in einigen Gliedern den Cirrusbeutel 0,36 mm lang, bei einem Durch- messer von 0,06 mm; die Vesicula seminalis war 0,16 mm lang, so daß der Kopulationsapparat bis fast an die dorsale Transversalmuskulatur des Parenchyms reichte (Fig. 33). Der Cirrus zeigt sich an gut konserviertem Material fein bedornt. Der Keimstock, der wie immer am Hinterende der Proglottis liegt, ist namentlich in jugend- lichem Zustande leicht retikuliert, 0,8 mm breit und sehr flach; er geht seitlich die ersten Uterus- schlingen umfassend nach vorn. Deutsche Sudpolur-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 63 480 Deutsche Siidpolar-Expedition. Hier wie bei B. tectus finden sieh in den wenig tiefen Lappen kleinere junge Eier. Die reifen Eizellen des Ovariums haben einen Durchmesser von 0,012 mm. Der Dotterstock besteht aus Follikeln, welche in dorsoventraler Richtung 0,1 — 0,12 mm messen und einen Querdurchmesser Fig. 30. Fig. 31. Fig. 32. Fig. 34. Fig. 33. Dibothriocephalus quadratus v. Linstow. Fig. 30—33. Sagittalschnitte durch eine Proglottis (Fig. 30 ganz lateral, Fig. 33 median); Figurenbezeichnung wie in Fig. 13 bis 16. Vd Vas deferens. Fig. 34. Querschnitt durch den Vorderteil einer Proglottis. Fig. 35. Medianer Teil eines Querschnittes durch den hinteren Teil einer Proglottis von D. quadratus. Figurenerklärung wie in Fig. 13—16. E junge Eizellen. von 0,028 — 0,04 mm aufweisen. Peripher berühren die Dotterfollikel die subcuticularen Zellen. Median, dorsal und ventral ist der Dottersack auf einer schmalen Zone unterbrochen, doch sind die beiderseitigen Follikelzonen vorn und hinten durch schmale Brücken miteinander verbunden. Dorsal vom Keimstock liegt die große, 0,1 mm im Durchmesser messende sogenannte Schalen - drüse. Die Vagina verläuft ventral vom Uterus. Letzterer zeigt je nach den Individuen, nament- Fi ii [(.mann, Die Cestoden. 481 lieh je nach deren Größe, die ersten reifen Eier im 18. — 76. Glied; er bildet in reifen Gliedern jeder - seits 6 — 7 Schlingen, welche nach vorn sehr weit werden und den Cirrusbeutel seitlich umfassen und so bis ziemlich weit vor den Cirrusbeutel sich erstrecken können. Die ersten Windungen des Uterus sind von einem kontinuierlichen, sich dunkel färbenden Zellbelag umhüllt. Die letzte' Schlinge scheint (Fig. 32) sackförmig erweitert, und der Uterus mündet immer stark seitlich verschoben aus. Während Cirrusbeutel und Vagina in der Medianlinie nach außen münden, liegt die Uterusöffnung hinter ihnen bis 0,2 mm links oder rechts von der Medianlinie entfernt. Die Uterusöffnung ist schon sehr früh angelegt, und in den ersten Proglottiden der Strobila erscheint sie bereits wie die mediane Anlage des Cirrusbeutels und der Vagina als kleiner Zellhaufen angedeutet. Die Bier messen 0,05 mm im Längsdurchmesser und 0,043 mm im Querdurchmesser. Entgegen den Angaben von v. Linstow haben auch diese Eier ein Deckelchen, das aber nicht leicht sichtbar ist. Die Schale ist nixr halb so dick wie bei D. tectus (0,0018 mm). Die anatomische Beschreibung ist vor allem nach den LusrsTOWschen Typen gemacht. Dibothriocepnalus wilsoni Shipley. Fig. 36-45. Wirt: Ommatophoca rossi und Ogmorhinus leptonyx. Fundort: Winterstation, 15. II. 1902, 27. II. 1902. Dieser Bothriocephalide ist wohl die kleinste in Seehunden gefundene Spezies, indem die eben- falls kleinen arktischen Arten D. lanceolatus Krabbe und D. schistochilos Germanos obige Art um ein 2 — 4faches an Größe übertreffen. Shipley hat von dieser typischen Art eine kurze Be- schreibung gegeben, die aber nicht genügend, um diese Art von dem ebenfalls sehr kleinen D. mobilis Rennie und Reid leicht zu unterscheiden; so kommt es, daß Railliet (loc. cit. p. 154) einige in Leptonychotes weddelli gefundene kleine Bothriocephaliden mitD. wilsoni identifiziert, während die- selben nach seiner kurzen, aber trefflichen Beschreibung mit dem im gleichen Jahre beschriebenen D. mobilis R. u. R. (s. d.) identisch sind. Shipley1) hat diese Art in Ommatophoca rossi in den Materialien der „Discovery" entdeckt, während Rennie und Reid (loc. cit.) dieselbe Art in Leptonychotes weddelli fanden. Das reiche, aus Hunderten von Exemplaren bestehende, uns zur Verfügung stehende Material stammte aus Ommatophoca und Ogmorhinus leptonyx. Der letztere Wirt, in welchem sich Hunderte von Exem- plaren dieser reizenden Cestoden fanden, ist neu, so daß dieser Bothriocephalide in drei sehr ver- schiedenen Pinnipediern zu Hause ist. Dank dem Entgegenkommen von Prof. Shipley hatte ich Gelegenheit, die Typen sowie auch die Exemplare von Rennie und Reid zu untersuchen. Die nachfolgende Beschreibung ist nament- lich nach den Typen und den Materialien der deutschen antarktischen Expedition gemacht. Dieser Zwerg unter den Cestoden ist oft nur 2 — 3 mm (reife Exemplare), meist aber 6 — 7 mm lang, erreicht aber ausnahmsweise eine Länge von 10 mm und hat eine Breite von 1 — 1,7 mm. Der Habitus der Strobila ist am besten aus den Zeichnungen von Shipley (loc. cit. Fig. 8) und Rennie und Reid (loc. cit. Fig. 4) ersichtlich. Hier wie bei D. quadratus und B. mobilis will ich eine Reihe mit dem Zeichenapparat entworfene Zeichnungen geben, aus welchen wiederum ersichtlich, l) A. Shipley, National antaretie Expedition. Natural History vol. III. Cestoda. 1907. 63* / Q) os Hc 482 Deutsche Siidpolar-Expedition. wie sehr der Scolex, je nach, seinem Kontraktionszustand, in seiner Form variieren kann. Die Scolices weisen die folgenden Maße auf: Typen von Shipley Länge 0,33 mm, Breite 0,43 mm Exemplare von Rennte und Reld Exemplare der Deutschen Siidpolar-Expedition . 0,36 „ , 0,34 0,37 „ 0,39 0,43 „ „ 0,40 0,57 „ ., 0,45 0,51 .. 0,34 0,68 mm, . 0,39 0,39 mm, , 0,34 0,40 „ , 0,40 0,42 „ , 0,34 0,51 „ , 0,32 0,59 „ 0,34 0,64 „ , 0,42 0,85 „ , 0,42 Die Zahl der Glieder der reife Eier enthaltenden Individuen ist ebenfalls ziemlich verschieden: 7 Glieder, reife Eier in der 3. Proglottis 8—10 „ „ „ „ „ 4. .. häufig 12 „ „ „ „ „ 4. „ häufig 16 „ „ „ ., „ 6. „ häufig A" ii ii •• >i 9i 7. 22 11. Anatomie. Die dicke Cuticula mißt 0,009 — 0,012 mm, und unter ihr liegt eine Lage sich dunkel färbender Subcuticularzellen, deren dorsoventraler Durchmesser 0,027 mm mißt. Die Parenchymmuskulatur ist wie bei I). mobilis schwach entwickelt, indem die Längsmuskelbündel- zone nur 0,012 mm dick und die Transversalmuskeln spärlich sind. Die Dorsoventralfasern sind zahlreich. Das Parenchym ist sehr kernreich. Im Scolex findet man, bei Färbung mit Pikrofuchsin und besonders deutlich in den Schnittserien der Typen von Prof. Shipley, die mit Cochenillekarmin gefärbt zu sein scheinen, in großer Zahl Drüsenzellen, welche fast das ganze Parenchym erfüllen und offenbar in den Bothridien ausmünden. Die Ausmündung der Drüsen haben wir hier nicht mit aller wünschenswerten Deutlichkeit beobachten können. Die Poren haben wir dagegen sehr deutlich bei den gleichgefärbten Scolexdrüsen des großen G. antarcticus mit Sicherheit konstatiert, so daß wir annehmen können, daß auch hier diese ziemlich großen Drüsenzellen oberflächlich aus- münden. Im Markparenchym, besonders aber im Rindenparenchym, und hier oft zwischen den Subcuticularzellen, treffen wir zahlreiche kreisrunde Kalkkörperchen, welche von sehr verschiedener Größe, bis 0,018 mm im Durchmesser messen und eine Dicke von 0,007 mm haben. Das Exkretions- system konnte besonders deutlich beobachtet werden, weil sich dasselbe bei einigen Exemplaren mit Luft injiziert hatte. Im Markparenchym finden wir zwei mehr ventral gelagerte Längsgefäße, welche in einer Proglottis von 1,25 mm, 0,32 mm vom Rande entfernt sind. Im Rindenparenchym Fuhrmann, Die Cestoden. 483 finden wir dorsal und ventral je ca. 14 ziemlich geradlinig verlaufende Längsgefäße, welche durch ein reiches Netz von Quergefäßen miteinander verbunden sind. Diese Gefäße liegen außerhalb der Dotterfollikel und drängen sich stellenweise zwischen die Subcuticularzellen ein. Die männlichen Geschlechtsorgane zeigen einen verhältnismäßig großen, stark muskulösen Cirrusbeutel, der je nach seinem Kontraktionszustande 0,1 — 0,14 mm lang ist. Der kurze, dicke Cirrus, der sich oft ausgestülpt zeigt, ist mit feinen Dornen besetzt, doch scheinen dieselben an der Basis zu fehlen. Im Cirrusbeutel liegt, was bei Bothriocephaliden selten, eine kleine Vesicula semi- Fig. 38 Fig. 39. Fig. 40. Fig. 36. Fig. 37. 2* Vs 5 **J i /H ~ *> :i- § Fig. 44. i.lf Ut Fig. 41. Fig. 42. Fig. 43. Fig. 45. Dibothriocephalus wilsoni Shipley. Fig. 36—39. Scolices, Typen. Fig. 40—41. Scolices aus dem Material der Deutsehen Siidpolar-Expedition. Fig. 42. Seitlicher Sagittalschnitt durch eine Proglottis. Figurenbezeichnung wie in Fig. 13—16. Fig. 43. Medianer Sagittal- schnitt durch eine Proglottis. Figurenbezeichnung wie in Fig. 13—16. Vd Vas deferens. Fig. 44. Querschnitt durch den Vorderteil einer Proglottis. Fig. 45. Querschnitt durch den Hinterteil einer Proglottis. Figurenbezeichnung wie in Fig. 13—16. nalis interna. Dorsal vom Cirrusbeutel finden wir die meist fast sphärische, 0,06 — 0,08 mm messende Vesicula seminalis externa, die sehr muskulös und immer von einem deutlichen Epithel ausge- kleidet ist. Die Hoden liegen seitlich im ganzen Markparenchym verteilt, und man findet auf Quer- schnitten jederseits der medianen weiblichen Organe 4 — 5, selten 6 Hodenbläschen; ganz vorn, vor dem Cirrusbeutel liegt eine ununterbrochene Querreihe von ca. 18 Hoden. Auf Sagittalschnitten sieht man ziemlich regelmäßig 6 Hodenbläschen hintereinander liegen. Die Hoden, die die ganze Höhe des Markparenchyms erfüllen, haben einen dorsoventralen Durchmesser von 0,056 — 0,07 mm. Die weiblichen Geschlechtsorgane zeigen am Hinterende der Proglottiden einen 0,36 — 0,4 mm breiten flachen Keimstock, der seitlich wenig gelappt und daselbst bis 0,2 mm lang ist. Median 484 Deutsche Südpolar-Expedition. findet sich ein deutlicher Schluckapparat von 0,012 mm Durchmesser. Die Dotterstöcke bestehen aus zahlreichen Follikeln, welche median, dorsal und ventral unterbrochen sind, seitlich aber im Gegensatz zu D. mobilis ohne segmentale Unterbrechung durch die ganze Strobila verteilt sind. Die ovalen Dotterfollikel haben einen dorso ventralen Durchmesser von 0,04 — 0,048 mm. Der Uterus zeigt mehrfache Windungen und nimmt eine mediane Zone ein, die nur 0,23 mm breit und 0,36 bis 0,45 mm lang ist. Der Endteil des Uterus ist sackförmig erweitert; er mündet hinter den beiden Genitalporen etwas seitlich rechts oder links von der Medianlinie aus. Die Zahl der Eier im Uterus ist relativ sehr gering. Ihre Größe ist nach Shipley keine sehr gleichmäßige. Shipley gibt an, daß ihr Durchmesser 0,042 x 0,035 mm beträgt. Die meisten Eier messen nach uns in den Shipley- schen Totalpräparaten 0,048 — 0,052 mm in der Länge. Rennie und Reid geben 0,069 x 0,037 mm an; nach unseren Messungen ist der Längsdurchmesser 0,052 — 0,06 mm, der Querdurchmesser 0,032—0,036 mm. Dibothriocephulus mobilis Rennie und Reid. Fig. 46-55. (Synonym : Diphyllobathrium wilsoni Shipley, Railliet et Henry loc. cit.) Wirt: Leptonychotes weddelli und Ommatophoca rossi. Fundort: Winterstation, 21. Febr. 1902, März 1902, 4. Nov. 1902. Dieser hübsche Cestode wurde von den Autoren kurz und mangelhaft beschrieben und abge- bildet. Das Studium der Originale sowie namentlich ein Hunderte von Exemplaren umfassendes, Fig. 46. Fig. 48. Fig. 4i>. Fig. 47. Fig. 50. Dibothriocephalus mobilis R. u. I.'. Fig. 46, 47. Scolex, Typus. Fig. 48—50 Plerocereoide. gut konserviertes Material der Deutschen Südpolar-Expedition erlauben mir, eine genauere Be- schreibung des zierlichsten aller Bothriocephaliden zu geben. Das Material von Rennie und Reid stammte aus Leptonychotes weddelli, das Material der Südpolar-Expedition wurde in derselben Art sowie in der Roßrobbe (Ommatophoca rossi) gefunden. Railliet beschreibt als D. wilsoni Shipley einige kleine Bothriocephaliden, welche nach seiner Beschreibung zu urteilen sicher D. mobilis R. u. R. angehören, der äußerlich D. wilsoni sehr ähnlich ist. Die wenigen Exemplare stammen aus einer L. weddelli, die auf den Petermann-Inseln getötet wurde. In Leptonychotes weddelli wurde D. mobilis zu mehreren Hunderten, in der Roßrobbe dagegen in mehr als 1000 Exemplaren gefunden. Letztere Exemplare waren meist noch sehr jung und bestanden großenteils nur aus Scolices. Es liegt also in diesem Fall eine ganz frische Infektion vor. Fuhrmann, Die Cestoden. 485 Leider kennen wir den Inhalt des Darmes der Robbe nicht, sonst könnten wir vielleicht den Zwischenwirt dieses interessanten Cestoden bestimmen. Diese starke Infektion ist bei der Kleinheit des Cestoden für die betreffenden Seehunde gewiß ohne nachteiligen Einfluß. Das besonders gut konservierte reiche Material erlaubt uns die Entwicklung vom Plerocercoid an zu verfolgen und diese zeigt namentlich auch eine Reihe von Varianten in Gestalt und Größe des Scolex, wie wir dies bei reichem Material auch bei anderen Bothriocephalenarten beobachtet, welche erneut zeigen, daß bei der Bestimmung der Arten auf Größe und Form des Kopfes nicht zu großes Gewicht gelegt werden darf. Wie schon bemerkt, fanden sich in der Roßrobbe Hunderte von Exemplaren, welche nur aus dem Scolex bestanden. Die kleinsten Scolices maßen 0,37 mm in der Länge, 0,32 mm in der Breite und Dicke, während die größten Scolices, die noch keine Glieder gebildet hatten, 0,76 mm lang Fig. 51. Fig. 52 a. Fig. 52 b. Dibothriocephalus mobilis R. u. K. Fig. 51 Vorderteil. Fig. 52a u. b Flächen- und Seitenansicht des Scolex. und 0,34 mm breit und dick waren 1). Die beiden betreffenden Plerocercoide maßen 0,54 und 1 mm. Wie oben bemerkt, ist der dorsoventrale Durchmesser gleich oder fast gleich der Breite des Scolex. Hier sei auf einen wichtigen Irrtum von Rennie und Reid aufmerksam gemacht, indem die Autoren angeben, daß die Sauggruben lateral liegen, was natürlich unrichtig ist, da dieselben wie bei allen Bothriocephaliden dorsal und ventral gelegen sind. Alle anderen diesbezüglichen Angaben, welchen man in der Literatur begegnet, sind, wie schon Letjckart und auch Matz2) angeben, irrtümlich. Ariola gibt zwar an, daß Dibothriocephalus elegans (Krabbe) bestimmt seitliche Bothridien besitzt, doch ist bei diesem wenig sorgfältigen Untersucher ein Irrtum wohl möglich; sei es, daß der Scolex in der Halsgegend sich verdreht, sei es, daß die Flügel der Sauggruben nach außen um- geschlagen waren, wodurch leicht seitliche Bothridien vorgetäuscht werden können. Von der Seite gesehen, ist der Scolex lanzettförmig, während von der Dorsal- und Ventralseite J) Die Länge der Scolices ist .auch hier nach der Länge der Sauggruben gemessen. 2) Matz, Beiträge zur Kenntnis der Bothriocephaliden. Arch. f. 'Naturgesch., 58. Jahrg., Bd. I, 1892, p. 103. 486 Deutsche Siidpolar-Expedition. gesehen der Kopf vorn stumpf abgerundet und die Seitenränder fast parallel erscheinen. Die Scolices der Typen zeigen einen besonderen Konstruktionszustand; Länge, Breite und Dicke sind gleich und betragen 0,68 mm (Rennie und Reid geben die Länge mit 0,5 mm an). Die Zeichnungen von Rennte und Reid *), Taf. IL Fig. 7 u. 8, sind ganz verfehlt und fast unverständlich (vgl. mit Fig. 46 u. 47 dieser Arbeit). Ein Hals existiert nicht, indem die Strobilation sofort hinter dem Scolex beginnt. Die Autoren dieser Art geben an, daß die Strobila 12 bis 20 mm mißt. 16 — 25 Glieder umfaßt und daß in der 7. oder 8. Proglottis die ersten reifen Eier sichtbar sind. In unserem reichen Material zeigten die meisten reifen Strobilen 10—17 Glieder und eine Länge von 6 — 7 mm, bei einer Breite von 0,66 bis 0,9 mm. Ausnahmsweise fanden sich 13,5 — 30 mm lange, sehr gestreckte Exemplare, die 17 — 19 Proglottiden aufweisen. Bei den kontrahierten Exemplaren sind die Glieder etwas breiter als lang, meist aber etwas länger als breit, vor allem diejenigen, welche reife Eier enthalten. Bei gestreckten Exemplaren sind sogar die Proglottiden fast doppelt oder auch mehr als doppelt so lang wie breit. In den obengenannten 3 cm langen Exemplaren sind die Glieder 1,9 — 2,5 mm lang. Genauere Maßangaben sind von geringem Wert, da dieselben je nach dem Kontraktionszustande stark wechseln. An Totalpräparaten sieht man die ersten Genitalanlagen bereits in der 2. Proglottis, und es ist der Cirrusbeutel, der sich zuerst anlegt. Im darauf folgenden Gliede erscheinen bereits die Hoden und Spuren der Dotterfollikel. während der Keimstock noch nicht sichtbar ist. Die ersten reifen Eier zeigen sich in dem 4. oder 5., meist aber im 6. Gliede. In den beiden präparierten typischen Exemplaren von R. u. R. sind die ersten reifen Eier erst im 10. und 12. Gliede sichtbar, während Rennie und Reid angeben, daß in der 7. und 8. Proglottis die reifen Eier sichtbar sind. Wie aus diesen Daten ersichtlich, variiert das Erscheinen der Eier zwischen der 4. und 12. Proglottis. Anatomie: Die Cuticula ist relativ dick und mißt 0,009 mm (nach R. u. R. 0,014 mm, was wohl unrichtig ist); unter ihr liegt eine wohlentwickelte Hautmuskulatur und eine 0,024 — 0,086 mm dicke, meist doppelte Lage von Subcuticularzellen, deren Plasma sich mit Hämalaun stark färbt. Die Parenchymmuskulatur ist sehr schwach entwickelt, indem die Längsmuskelzone, die aus kleinen unregelmäßigen Bündelchen besteht, nur 0,007 mm dick ist. Die Transversalfasern sind kaum sichtbar, die Dorsoventralfasern sehr fein. Das Parenchym ist in seinen peripheren Teilen ziemlich reich an Kalkkörperchen. von welchen die größten 0,018 mm messen. Im Markparenchym sind sie selten. Vom Exkretionssystem sagt R. u. R., daß 30 — 40 enge Exkretionsstämme existieren, welche zwischen den Subcuticularzellen verlaufen. Ich habe hiervon nichts sehen können. Auf Flächenschnitten sieht man im Rindenparenchym ein sehr unregelmäßiges Gefäßnetz, und auf Querschnitten beobachtet man, daß die weiteren Gefäße meist zwischen den Dotterfollikeln liegen. Ich habe auf Querschnitten nie mehr als 10 — 12 Gefäße zählen können, und nie liegen dieselben zwischen den Subcuticularzellen. Im Markparenchym verlaufen zwei Längsgefäße, welche seitlich den Keimstock berühren. Die männlichen Geschlechtsorgane sind zuerst angelegt, und man sieht bereits in der 2. und 3. Proglottis deutlich in der vorderen Hälfte der Proglottis jederseits ca. 20 Hodenbläschen in 1) loc. cit. Fuhkmann, Die Cestoden. 487 Gestalt von kleinen Zellhäufchen sich entwickeln. Die Hodenbläscken liegen auch in den reiferen Gliedern ganz vor dem Keimstock (s. Fig. 53) und nie seitlich von demselben. Sie sind von kugeliger Gestalt und haben einen Durchmesser von 0,04 — 0,06 mm, in den großen typischen Exemplaren bis 0,12 mm messend. Auf Querschnitten durch den Vorderteil der Proglottis sieht man jederseits 4 — 5, selten 6 Hoden, die die ganze Höhe des Markparenchyms einnehmen. Der Cirrusbeutel und die Vesicula seminalis sind relativ sehr groß, da sie dorsal die Subeuticularzellen erreichen. Der muskulöse Cirrusbeutel ist birnförmig und zeigt eine Länge von 0,1 mm, bei einem Durchmesser von 0,08 mm. Die Vesicula seminalis, die ebenfalls sehr muskulös ist, zeigt dieselbe Länge bei einem Durchmesser von 0,04 — 0,06 mm. Natürlich wechseln diese Maße etwas, je nach dem Kon- traktionszustande. Der dicke Cirrus ist, was R. u. R. übersehen, deutlich dicht mit sich dunkel färbenden Stacheln besetzt; er ist häufig bis 0,13 mm lang ausgestülpt. Der Keimstock ist 0,2 — 0,34 mm breit; er zeigt zwei kaum gelappte Flügel, welche durch ein breites, medianes Band verbunden sind ; auch hier treffen wir seitlich junge Eier. Die reifen Eizellen des Keimstockes sind 0,014 — 0,018 mm groß, also wie die beschälten Eier von relativ bedeutender Größe. Fig. 54. Fig. 53. Dibothriocephalus mobilis R. u. R. Fig. 53. Flächenschnitt einer Proglottis. Figurenerkläruug s. Fig. 13— IG. Fig. 54. Querschnitt durch eine Proglottis. Fig. 55. Seitlicher Sagittalschnitt einer Proglottis. Die Dotterstöcke legen sich mit den Hoden an und scheinen in jungen Strobilen nur die hinteren zwei Drittel des Rindenparenchyms der Proglottis zu erfüllen, so daß vorn eine von ihnen freie Zone bleibt, wo auf den Totalpräparaten nur Hoden sichtbar sind. Diese sehr typische Dis- position, die auch bei den Typen, wenn auch weniger deutlich, sichtbar ist, verwischt sich weiter hinten, namentlich wenn die Glieder etwas kontrahiert sind, so daß die von den Dotterfollikeln freie Zone nur ganz schmal am Vorderrande der Proglottis gelegen ist. Dies tritt namentlich auf den Sagittalschnitten deutlich zutage, wo die Dotterfollikel an der Grenze der Proglottiden regel- mäßig unterbrochen sind. R. u. R. sagen, daß die Dotterfollikel „exceedingly numerous" und lying „closely" sind; gerade das Gegenteil ist der Fall, wie übrigens auch ihre eigene, sehr mangel- hafte Fig. 9, Taf. II bezeugt. In der Tat sind sie ziemlich weit voneinander entfernt, so daß auf Querschnitten jederseits dorsal und ventral nur 14 Dotterfollikel liegen. Auffallend ist die be- deutende Größe der Dotterzellen (0,018 mm). Die peripheren Dotterfollikel zeigen denselben dorso- ventralen Durchmesser wie die Hoden, sie messen also 0,04 — 0,06 mm ; der Querdurchmesser dagegen ist Deutsche Slidpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. 04 ^.gg Deutsche Südpolar-Expedition. etwas kleiner und beträgt meist 0.04 mm. In den typischen Exemplaren messen die gelappten Dotterfollikel 0,06 mm im Querdurchmesser, während die Hoden doppelt so groß sind. Den Dorso- ventraldurehmesser habe ich nicht messen können, da ich keine Schnittserien von den Typen gemacht habe. Die innere Wandung der Vagina ist mit feinen Haaren besetzt. Der Uterus zeigt in Proglottiden, die 0,8 mm breit und 0,5 mm lang sind, meist eine Breite von 0,25 — 0,34 mm bei einer Länge von 0,28 — 0,34 mm. In den typischen Exemplaren habe ich in Gliedern, die 1,7 mm breit und 1 mm lang sind, eine Uteruslänge von 0,41 und eine Uterusbreite von 0,57 mm gemessen. An den schon eingangs erwähnten langgestreckten Exemplaren sind die Maße ganz anders; in der Tat maß der Uterus in einer Proglottis, die 1,1 mm breit und 3 mm lang war, 0,28 mm in der Breite und 0,9 mm in der Länge. Wie Fig. 53 zeigt, bildet der Uterus eine schmale, zentrale Masse. Die Zahl der Windungen des Uterus ist schwer zu bestimmen; am noch leeren Uterus sieht man jeder - seits 3 Schlingen. Später bildet aber der Uterus eine scheinbar kompakte Masse, und nur in den stark gestreckten, oben erwähnten Exemplaren kann die Zahl der sehr schmalen Schlingen gezählt werden; es sind deren 5 — 6. Die Uterusöffnung liegt ziemlich weit von der Cirrusbeutelöfmung entfernt, ist aber nur wenig seitlich verschoben. Die großen Eier messen 0,056 — 0,06 mm im Längs- und 0,044 mm im Breitendurchmesser (nach R. u. R. 0,051 x 0,034 mm). Der Querdurchmesser ist offenbar zu gering angegeben, was sich vielleicht dadurch erklärt, daß die präparierten Eier oft seitlich eingedrückt sind und deshalb schmäler erscheinen. Dibotkriocepualus tectus (Linstow). Fig. 56-59. Dieser Bothriocephalide wurde von 0. v. Linstow (loc. cit.) aus einer in Südgeorgien erlegten Cystophora tectus stammend beschrieben. Da seine Beschreibung etwas Schema tisch und summarisch, will ich hier diesen Cestoden nochmals nach dem Origirialmaterial beschreiben und zugleich einige anatomische Abbildungen geben. Die des Scolex entbehrende Strobila ist nach v. Linstow 220 mm lang und im Maximum 7 mm breit. Die Proglottiden sind kurz und sehr dick (bis 1,2 mm). Nachfolgend einige Maße: ein 1,9 mm breites Glied ist 0,7 mm lang und zeigt einen Uterus, der 1,5 mm breit ist; ein 2,5 mm breites Glied ist 0,9 mm lang und hat einen Uterus von ebenfalls 1,5 mm Breite; ein 5 mm breites Glied ist nur 0,66 mm lang und zeigt einen Uterus von 3 mm Breite. Anatomisch ist D. tectus überaus typisch gestaltet, so daß, obwohl der Scolex fehlt, kein Zweifel besteht, daß wir es mit einer besonderen Art zu tun haben. Die Cuticula ist in reifen Gliedern 0,009 mm dick. Unter ihr liegt eine feine Lage von Ring- und Längsfasern, worauf die 0,08 mm dicke Lage der Subcuticularzellen folgt, welche, wie schon Linstow richtig bemerkt, von zahlreichen, zum Teil dicken Längsfasern durchsetzt ist. Die Par- enchymmuskulatur besteht aus mächtigen, in dorsoventraler Richtung besonders stark entwickelten Muskelbündeln, die von sehr ungleicher Größe sind (0,18 mm hoch und bis 0,036 mm breit). Gegen den Proglottidenrand werden die Bündel kleiner. Die Pasern, welche sie zusammensetzen, sind sehr zahlreich und verhältnismäßig fein. Nach inneü liegt die 0,018 mm mächtige Transversal- muskulatur. Die Dorsoventralfasern sind zahlreich. Das Wandgefäßsystem ist sehr interessant, namentlich dadurch, daß keine im Mark- Fuhrmann, Die Cestoden. 489 parenchym gelegenen Gefäße zu existieren scheinen. Auch in Gliedern, die keine Ge- schlechtsorgane enthielten, war nicht die Spur von Exkretionsstämmen im Markparenchym sichtbar. Dagegen ist das Gefäßnetz im Rindenparenchym ungeheuer entwickelt. Auf Quer- schnitten sieht man innerhalb der Dotterfollikel 50 — 60 Gefäßquerschnitte, die häufig durch Anastomosen verbunden sind. Auf Flächenschnitten sieht man aber, daß in Wirklichkeit nur 10 — 12 dorsale und ventrale, fast geradlinig verlaufende Gefäße bestehen, und daß die große Mehr- zahl der auf Querschnitten sichtbaren Gefäße Anastomosen der Längsgefäße sind. Häufig drängen sich die Gefäße zwischen die Längsmuskulatur und reduzieren an diesen Stellen den Umfang der sonst großen Längsbündel um ein bedeutendes (Fig. 58). Die männlichen Geschlechtsorgane münden median zwischen dem ersten und zweiten Drittel der Proglottidenlänge aus; der Cirrusbeutel ist 0,24 mm lang und hat einen Durchmesser von 0,08 mm; er reicht so kaum bis ins Markparenchym. Die wie der Cirrusbeutel muskulöse Samen - blase ist ca. 0,09 mm lang und hat denselben Querdurchmesser wie der Cirrusbeutel. Die Hoden liegen entgegen den Verhältnissen bei anderen Bothriocephalen seitlich in zwei bis drei Lagen übereinander und haben einen Durchmesser von 0,11 — 0,136 mm. Auf der Höhe des Uterus sehen T ^ u Fig. 58. Fig. 59. Dibothriocephalus tectus v. Linstow. Fig. 5G. Teil eines Querschnittes. Figurenerklänmg s. Fig. 13— IG; Tm Transversalmuskulatur. Fig. 57. Medianer Sagittalschnitt. Figurenerkläriing s. Fig. 13—16; S Schluckapparat, Sä Schalendrüse. Fig. 58. Querschnitt durch das Markparenchym. Cu Cuticula, Hm Hautmuskulatur, Sz Subcuticularzellen. M zwischen diesen verlaufende Längsnmskel- fasern, Do Dotterstock, Ex äußere Exkretionsgefäße, Lm Längsmuskulatur, Tm Transversalnmskulatur. Fig. 59. Teil eines Flächenschnittes durch 2 Proglottiden. Figuren erklärung s. Fig. 13—16; E junge Eier; S Schluckapparat. 64* 4.gg Deutsche Südpolar-Expedition. wir, daß die Hoden sich sogar dorsal von demselben in einfacher Lage bis nahe der Medianlinie anordnen. Es ist dies eine Anordnung, die sich sonst bei Bothriocephalen kaum findet, denn bei allen Arten liegen die Hodenbläschen seitlich des medianen weiblichen Genitalplexus (Fig. 56). Die weiblichen Geschlechtsorgane sind interessant durch die starke Entwicklung von Dotter- stock undUterus. Der Keimstock liegt ventral, ist 0,16 mm dick und bis 1 mm breit; er ist seitlich gelappt und stellenweise von retikulärer Struktur. Die seitlichen Lappen sind interessant, weil sie zahlreiche kleine junge Eier enthalten, an welchen Teilungsfiguren leicht sichtbar sind. Während sonst gewöhnlich der Cestodenkeimstock alle Eier auf demselben Entwicklungsstadium zeigt, sehen wir hier wie bei Turbellarien in den seitlichen Teilen ein fortwährend neue Eier bildendes Keim- epithel. Dies wie auch die Existenz eines mächtigen Schluckapparates, der 0.05 mm im Durch- messer mißt, ist von Linstow übersehen worden. Der aus dem Keimstock austretende Ovidukt zieht bald links, bald rechts, und deshalb ist der Schluckapparat bald nach links, bald nach rechts gestellt. Der Dotterstock zeigt auf Totalpräparaten, daß er nur auf eine engbegrenzte Strecke um die Genitalkloake unterbrochen, sonst aber seitlich und dorsal eine kontinuierliche Lage von Follikeln bildet. Die Follikel haben einen Höhendurchmesser von bis 0,08 mm und sind von großen Dotter- zellen erfüllt. Die Schalendrüse liegt über dem Schluckapparat. Die muskulöse Vagina mündet hinter dem Cirrus in die mehr oder weniger deutlich entwickelte, aber nicht ganz mediane Genital- kloake. Die Uterusöffnung liegt hinter dem Cirrusbeutel und der Vagina, sei es median, sei es leicht seitlich verschoben. Die Eier sind sehr typisch; wie bereits v. Linstow bemerkt und gezeichnet hat, ist die Schale verhältnismäßig sehr dick und zeigt am einen Pol ein kleines Deckelchen, dessen Rand bedeutend verdünnt ist. Der Längsdurchmesser der Eier ist 0,064, der Querdurchmesser 0,045 mm. Die Schale hat eine Dicke von 0,0036 mm. Dihothriocephalns scotti Shiplbt. Fig. 60- 62. Wirt: Ommatophoca rossi. Da die Beschreibung dieses Cestoden unvollständig und die Abbildungen mit Ausnahme des Habitusbildes des ganzen Wurmes mangelhaft sind, namentlich die des Scolex, die gar nicht der Wirklichkeit entspricht, so wollen wir kurz auf Grund der Typen eine kurze Beschreibung dieses Bothriocephalen geben. Diese Art zeigt eine maximale Länge von 9 cm bei einer Breite von 2 mm. Die Strobila scheint stark gestreckt zu sein. Die reifen Glieder messen 2 mm in der Breite und 0,9 — 1,7 mm in der Länge. Der Scolex, von welchem Shipley (loc. cit.) ein ganz eigentümliches Bild gibt, das sich viel- leicht dadurch erklärt, daß der Autor die Scolices nicht oder nur unvollständig aufgehellt hat. hat einen ganz normalen Bau. Er zeigt kontrahiert eine Länge von 0,5 mm bei einer Breite von 0,7 mm, gestreckt mißt er 0,8 — 0,9 mm in der Länge bei einer Breite, von 0,36 — 0,54 mm. Der dorsoventrale Durchmesser ist meist ungefähr gleich der Breite. Bei einem Exemplar aber mißt der Scolex, der offenbar seitlich zusammengezogen, 0,36 mm in der Breite und 0,68 mm in dorso- ventraler Richtung. Ein Hals ist entwickelt, doch ist er kurz, und der Scolex meist leicht von ihm abgesetzt. Fuhumann, Die Cestoden. 491 Die Cuticula ist 0,012—0,016 mm dick, unter ihr findet sich eine auffallend starke Haut- iiuiskulatur, die eine bis 0,009 mm dicke Lage bildet. Die Subcuticularzellen sind plasmareich und scharf abgesetzt vom Parenchym; sie bilden eine meist 0,036 mm dicke Lage. Die Parenchym- muskulatur besteht aus kleinen, unregelmäßigen Längsbündeln, die eine Lage von 0,014 — 0,018 mm Dicke bilden; innerhalb liegt eine schwache Transversalmuskulatur. Die Dorsoventralfasern sind stark entwickelt. Das Exkretionssystem besteht nicht nur. wie Shiplby angibt, aus zwei Mark- parenchymgefäßen, sondern es zeigen sich auf Querschnitten, wie bei anderen Bothriocephalen, dorsal und ventral je 10 — 12 periphere Gefäße. Die männlichen Geschlechtsorgane zeigen einen sehr muskulösen Cirrusbeutel, der bimförmig, 0,15 mm lang und 0,08 mm im Querdurchmesser mißt. Interessant ist, daß sich an seinem inneren Fig. 60. Fig. 61a. Fig. 61b. Fig. 62 a. Fig. 621,. Dibothriocephalus scotti Shiplby. Fig. 60—62. Scolex, Typus. Ende ein starker, dorsal verlaufender Refraktor anheftet. Ebenfalls dorsal vom Cirrusbeutel liegt die 0,1 mm lange und 0,08 mm im Durchmesser messende Vesicula seminalis; sie reicht bis an die dorsale Parenchymmuskulatur. Der Penis ist dick. Hoden zeigen sich 4 — 6 jederseits des medianen weiblichen Genitalplexus. In seitlichen Sagittalschnitten sieht man 6— 10 Hoden hinter- einander liegen. Der weibliche Genitalapparat zeigt einen eigentümlich geformten Keimstock, dessen beide Flügel dreieckig, je 0,23 mm breit und durch ein schmales, 0,28 mm langes Band ver- bunden sind. Die Eier haben einen Durchmesser von 0,02 nun. Der Dotterstock zeichnet sich dadurch aus, daß die einzelnen Follikel verhältnismäßig weit auseinander liegen. Ventral und dorsal zeigt sich in 2 mm breiten Gliedern eine 0,57 mm breite mediane Zone, welche frei ist von Dotterfollikeln und nur ganz vorn eine einfache Reihe solcher zeigt, welche die beiden lateralen Dotterfelder miteinander verbindet. Die Dotterfollikel haben einen Durchmesser von 0,034 bis 0,048 mm. Der Uterus ist nur ca 0,32 — 0,38 mm breit und zeigt jederseits 4 enge Schlingen; der Endteil ist weit sackförmig und mündet unregelmäßig abwechselnd etwas seitlich von der Median- 492 Deutsche Südpolar-Expedition. linie hinter Cirrus und Vagina aus. Die Eier messen nach Shipley 0,04 x 0,03 nun; wir haben bei zahlreichen Eiern 0,064 x 0,04 mm gemessen. Die Differenz ist offenbar so zu erklären, daß Shipley schiefgestellte Eier gemessen hat. Ich kann auch nicht finden, daß „the shape varies". Die vorhandene verschiedene Gestaltung der Eier ist ganz auf den Einfluß der Reagentien zu setzen. Vorstehende Beschreibung ist nach den Originalpräparaten, die mir Prof. Shipley gütigst zur Verfügung stellte, gemacht. Dibothrioceplialus scoticus Rennie und Reid. Fig. 64. Dibothriocephalus scoticus aus Ogmorhinus leptonyx ist deutlich verschieden von D. quadratus Linst, (syn. D. coatsi Rennie u. Reid). Der Scolex ist von bedeutender Größe; der von mir gemessene Scolex ist 3 mm lang und zeigt eine Breite von 1,5 mm (nach Rennie und Reid ist die Länge 2,5 mm, die Breite 1,5 mm), von der Seite gesehen ist er lanzettförmig. Die Lippen der langgestreckten Sauggruben sind, wie R. u. R. ebenfalls bemerkten, dünn. Die Strobila ist sehr breit, indem sie nach R. u. R. bei einer Länge von 13,3 cm eine maximale Breite von 6,8 mm erreicht. Ein Hals fehlt; 2 cm hinter dem Scolex sind die Glieder 2,5 mm breit und 0,6 mm lang. Da, wo die Proglot- tiden 3 mm breit, sind sie 0,9 mm lang, weiter hinten, wo die Breite 5 mm beträgt, sind die Glieder 1.7 mm laug, und nahe dem Hinter - ende, wo die Breite 5,5 mm beträgt, ist die Proglottidenlänge 1.2 mm. Anatomie: Die Cuticula ist stellenweise mazeriert, was wohl der Grund ist, warum R. u. R. behaupten, daß sie dünn ist, da, wo sie noch wohl erhalten, zeigt sie aber im Gegenteil eine ziemlich bedeutende Dicke (0,018 mm). Ebenso behaupten R. u. R.1), daß die Hautmuskulatur schwach entwickelt; gerade das Gegenteil ist der Fall, denn namentlich die Längsmuskeln, die in meist einfacher Lage liegen, fallen durch die bedeutende Dicke der Pasern auf, die 0,007—0,009 mm im Durchmesser messen. Die Subcuticularzellen liegen in mehrfachen Lagen und bilden eine Zellmasse von 0,09—0,1 mm Mächtigkeit. Die Parenchynimuskulatur ist im Gegensatz zu dem aus demselben Wirte stammenden D. quadratus Linst, von bedeutender Stärke und besteht aus großen, dickfaserigen Längsbündeln, die einen Dorsoventraldurchmesser von 0,07— 0,09 mm, median sogar 0,12 mm haben. Auch die Transversalmuskulatur ist stark ent- wickelt. Die Dorsoventralfasern sind zahlreich. Im Rindenparenchym wie auch i in Markparenchym finden sich zahlreiche Kalkkörperchen, die häufig einen Durchmesser von 0,018 mm haben. Das Exkretionssystem zeigt im Markparenchym, entgegen der Ansicht von R. u. R., zwei weite, stark geschlängelte Längsgefäße, die in einer Proglottis, die 6 mm breit, 1,7 mm vom Pro- glottidenrande entfernt liegen. Die peripheren Gefäße bilden außerhalb der Dotterfollikel ein Fig. 63 a. Fig. 63 b. Dibothriocephalus scoticus. R. u. Et. Fig. 63. Scolex , Typus. x) Iu der Arbeit von Rennie und Reid ist Taf. 1, Fig. 1 die Ventralseite des gezeichneten Querschnittes nach oben gestellt und die Bezeichnung der Dotterfollikel und Längsmuskulatur ist verwechselt. Fuhrmann, Die Cestoden. 493 Netz. Die beiden Längsnerven, die in obiger Proglottis 1,4 mm vom Rande entfernt sind, fallen durch ihre bedeutende Dicke auf, indem ihr Durchmesser 0,07 mm beträgt. Die männlichen Geschlechtsorgane zeigen eine bedeutende Zahl von Hoden. In den Quer- schnitten sieht man 18 — 25 ovale Hodenbläschen jederseits des Uterus liegen. Sie haben einen Querdurchmesser von 0,08 — 0,1 nun. Der dorsoventrale Durchmesser ist gleich der Höhe des Markparenchyms (0,1 — 0,16 nun), das sie dicht gedrängt ganz erfüllen. Zwischen ihnen ziehen zahlreiche Dorsoventralfasern durch. Der Cirrusbeutel und die Samenblase sind äußerst muskulös und reichen bis fast an die dorsale Transversalmuskulatur. Der Keimstock ist 1,5 mm breit, median ist er auf Querschnitten schmal. Die seitlichen, leicht gelappten, mit zahlreichen jungen Eizellen versehenen Flügel erfüllen die ganze Höhe des Markparenchyms. Die Dotterfollikel, die wie immer außerhalb der Parenchymmuskulatur liegen, sind dicht gedrängt und haben einen dorsoventralen Durchmesser von 0,09 — 0,1 mm. Sie zeigen sehr häufig zwischen die Längsmuskelbündel eindringende Portsätze, die oft die ganze Höhe der- selben durchsetzen. Die Dotterstöcke sind median, dorsal und ventral unterbrochen. Der Uterus zeigt zahlreiche Schlingen (5 — 6 jederseits), die in den Horizontalschnitten nur wenige Eier enthalten, obwohl die Proglottis 5 mm breit ist. Die Wandung des ganzen Uterus scheint verhältnismäßig dick und ist dicht umhüllt von sich stark färbenden Zellen. Der Uterus mündet durch einen weiten, von der Körpercuticula ausgekleideten Trichter nach außen. Die Öffnung liegt etwas seitlich verschoben. Die Eier haben einen Längsdurchmesser von 0,07 — 0,08 mm und einen Querdurchmesser von 0,044 — 0,048 mm. Die Schale ist 0,004 mm dick und zeigt ein nicht leicht sichtbares Deckelchen. Diese Zahlen entsprechen den von R. u. R. gegebenen. Die Beschreibung ist auf Grund der Untersuchung der Typen gemacht. Dibothrioceplalns pygoscelis Rennie und Reid. Dieser Bothriocephalide wurde in Pygoscelis (P. antarcticus oder P. adeliae) gefunden. Die größten Exemplare messen nach R. u. R. 29 cm, bei einer maximalen Breite von 9 mm. Leider habe ich keinen Scolex dieser Art gesehen; derselbe soll 1,8 mm lang sein und eine gleichmäßige Breite von 0,7 mm haben. Der Hals ist kurz. Ich habe nur ein ganz kleines Stück des Original- materials auf Schnitten untersucht, doch kann ich die sehr kurze Beschreibung der Autoren in verschiedenen Punkten ergänzen. Anatomie: Die Cuticula ist 0,02 — 0,024 mm dick, unter ihr liegen dicke Ring- und Längs- muskelfasern. Die Subcuticularzellen zeichnen sich durch ihre Länge und den sehr gleichmäßigen Querdurchmesser aus; so hat diese Zelllage ganz das Aussehen eines hohen Zylinderepithels. Die Länge der dicht gedrängt liegenden Zellen beträgt 0,14 mm, der Querdurchmesser dieser Zellen nur 0,0027 mm. Auffallend ist, daß zwischen den Subcuticularzellen in verschiedener Höhe dicke Längsmuskelfasern verlaufen und außerdem ziemlich zahlreiche Ivalkkörperchen liegen. Die Sub- cuticularzellen sind so lang, daß sie mit ihren inneren Enden den Dotterfollikeln direkt aufliegen und sich zwischen dieselben eindrängen. Die Parenchymmuskulatur ist stark entwickelt. Die Längsmuskulatur besteht aus schmalen, 0,12 mm hohen Bündeln dicker Fasern. Sie sind so dicht gedrängt, daß die einzelnen Bündel schwer zu unterscheiden sind. Außen liegt den Längsmuskeln eine dichte Lage großer, plasmareicher Zellen auf, die offenbar als Myoblasten aufzufassen sind. Auch zwischen den Muskelfasern sieht man dieselben Ganglienzellen ähnlichen Gebilde. Die innere & IAI AC)A Deutsche Siidpolar-Expedition. Transversalmuskulatur ist stark entwickelt, und die Dorsoventralfasern sind zahlreich. Die Kalk- körperchen liegen, wie schon gesagt, zwischen den Subcuticularzellen, ferner zwischen den Muskel - bündeln, aber besonders zahlreich im Markparenchym. Das Exkretionssystem zeigt entgegen den Angaben von R. u. R. verhältnismäßig wenige peri- phere Gefäße, die meist zwischen den Dotterfollikeln eingedrängt sind. Im Markparenchym finden sich jederseits zwei gleichweite, stark geschlängelte Längsgefäße, wie solches auch bei arktischen Säugetierbothriocephaliden beobachtet, bei den antarktischen aber nie konstatiert wurde. Während in einer 5 mm breiten Proglottis der Längsnerv 1,3 mm vom Rande entfernt liegt, treffen wir das erste Längsgefäß 1,46, das zweite 1,7 nun vom Rande entbunt. Querkommissuren habe ich nur am Hinterrande der Proglottiden gesehen. Der männliche Geschlechtsapparat zeigt einen überaus muskulösen, birnförmigen Cirrusbeutel, der 0,2 mm lang und 0,12 mm im Querdurchmesser mißt. Die Vesicula ist meist ebenso lang und breit wie der Cirrusbeutel. Das Vas deferens, das dorsal vom Uterus liegt, zeichnet sich durch seine zahlreichen Schlingen aus, welche eine 0,28 mm breite mediane Zone erfüllen. Die Hodenbläschen nehmen die ganze Höhe des Markparenchyms ein, sie messen seitlich in dorsoventraler Richtung 0,12 — 0,16 mm, während sie medianwärts, wo die Markparenchymzone höher, 0.2 mm messen. Der Querdurchmesser beträgt 0,1 mm. Im Gegensatz zu anderen Arten liegen sie nicht dicht gedrängt, und man trifft auf Querschnitten jederseits meist 10 — 12 Hoden. Der Keimstock ist 1,7 mm breit, seine seitlichen, wenig gelappten Flügel umfassen die hinteren Uterusschlingen. Die Dotterstöcke bestehen aus 0,14 — 0.16 mm hohen, sehr schmalen (Querdurchmesser 0,024 bis 0,028 mm) Follikeln, deren Zellen dicht erfüllt sind von großen (0,0054 mm) mit Hämalaun sich nicht färbenden Dotter körnern. Dorsal und ventral bleibt median eine schmale Zone frei von Dotterfollikeln. Der Uterus zeigt zahlreiche (6 — 7) sehr weite Schlingen, die im Markparenchym eine 1,5 mm breite Zone erfüllen. Die Eier sind oval und zeigen einen Längsdurchmesser von 0,064—0,08 mm und einen Querdurchmesser von 0,05—0,052 mm (R. u. R. geben 0,073 x 0,051 mm an). Deutlich sieht man das Deckelchen an der 0,004 mm dicken Schale; es ist durch eine wenig tiefe Rinne abgegrenzt. Die Genita löfmungen liegen auffallend weit vorn, nahe der vorderen Gliedgrenze, so daß zwischen dem Keimstock des vorderen und dem Cirrusbeutel des nächstfolgenden Gliedes nur eine sehr schmale Parenchymzone sich findet. (ilamlicephalus antarcticus (Baird) n. g. (Fig. 64-71.) Synonym: Bothrinceplialus antarcticus Baird; Dibothrium antarcticum Dies. ; Diplogonoporus antarcticus Zschokke; Diboihriocephälus antarcticus Shipley ; Diphyllobothrium antarcticum Railliet et Henry. Obwohl in den Materialien der Deutschen Südpolar-Expedition G. antarcticus nicht vertreten ist, will ich auch diesen interessantesten aller antarktischen Säugetierbothriocephaliden auf Grund eines reichen Materials näher beschreiben, um so mehr, als Baird nur eine Beschreibung der äußeren Form und Shipley (loc. cit.) und J. Rennie und A. Reid (loc. cit.) nur unvollständige Fuhkmann, Die Cestoden. 495 und zum Teil unzutreffende anatomische Angaben gemacht haben. Allerdings hat A. Railliet (loc. cit.) eine sehr summarische, aber zutreffende anatomische Beschreibung dieser Art gegeben, doch ist diese Form von allen Dibothriocephalen so abweichend, daß wir uns veranlaßt sehen, ein neues Genus zu begründen, so daß eine eingehendere Beschreibung angezeigt ist. Nach Baird ist dieser von allen Sammlern in Ommatophoca rossi gefundene Cestode 23 cm lang (es wird sich wohl um stark gestreckte Exemplare handeln), während die von mir untersuchten Exemplare, welche mir von Prof. Shipley, Rennie und Reid, sowie von Prof. A. Railliet gütigst zur Verfügung gestellt wurden, im Maximum 10 cm lang und bis 7 mm breit und 3 mm dick waren. Nach Rennie war das größte Exemplar 13,2 cm lang und 4,5 mm breit. Fig. 64 a. Fig. 64 b. Fig. 66. Fig. 67 a. Fig. 64-67. Scolex. Fig Fig. 67 b. Fig. 68. Glandicephalus antareticus (Baikd). 68. Querschnitt des Scolex mit den zahlreichen Sauggrubendrüsen. Der Scolex der SmpLEYschen Exemplare maß beim größten Exemplar 3,2 mm bei einer Breite von 1,9 mm, bei einem anderen Exemplare hatte der Scolex, wie bei zwei Exemplaren von Rennie und Reid, eine Länge von 2,6mm, bei einer Breite von ebenfalls 1,9 mm. Der dorsoventrale Durch- messer des Scolex beträgt 1,7 — 2,1 mm. Das kleinste RAiLLiETsche Exemplar hat einen Scolex von 2,5 mm Länge bei einer Breite von 1,5 mm. Was die äußere Form des Scolex an- betrifft, so ist sie am besten aus den Figuren ersichtlich. Daß dieselbe variieren kann, zeigen am besten die Figg. 64 — 67. Während bei allen Exemplaren am Hinterrande der Sauggrube, wie schon von Baird erwähnt, 2 kleine für G. antareticus charakteristische Läppchen sich finden, konnte ich an einem Exemplar, dessen Scolex 3 mm lang, keine Deutsche Siklpolar-Expedition. XVI. Zoologie VI 1 1. 65 49(j Deutsche Südpolar-Expedition. solchen finden, was wohl daher rührt, daß der sonst lappenartig vorspringende Hinterrand der Sauggrube kontrahiert oder eingeschlagen war. Die Läppchen können medianwärts gerichtet sein, sind aber meist nach hinten stehend. Diese Anhänge wurden von Shipley übersehen, so daß Railliet im Zweifel war, ob der SmPLEYSche D. antarcticus der BAiRDschen Art wirklich ent- spricht, was wir bejahen können. Außer diesen charakteristischen Anhängen zeigt der Scolex von G. antarcticus eine weitere Eigentümlichkeit, die darin besteht, daß auf der ganzen Fläche sowie auch am äußeren Rande der Sauggruben Tausende von Drüsenzellen die dicke Cuticula durch- brechen (Fig. 68). Der das Innere der Gruben erfüllende Schleim hat sich bei der Konservierung in Alkohol kontrahiert, so daß man deutlich die Schleimfäden aus den Drüsenöffnungen austreten sieht. Gleich hinter dem Scolex verengt sich der Körper etwas und beginnt fast sofort die Strobilation, da der Hals sehr kurz ist. Alle mir zur Verfügung stehenden, sehr gut konservierten Exemplare waren offenbar kontrahiert und die Strobila deshalb sehr kurzgiiedrig : die einzelnen Glieder sind durch tiefe Einschnitte voneinander getrennt, so daß dieselben von einem breiten Kragen umgeben scheinen (s. Sagittalschnitt Fig. 69). Nahe dem Vorderende ist der Querschnitt der Strobila fast kreisrund, weiter hinten wird sie dann mehr flach, trotzdem bleiben aber die Glieder gleichwohl sehr dick, besonders wenn man den peripheren Kragen mitrechnet (Dicke bis 3 mm). Bei voll- ständigen Exemplaren sieht man, daß im letzten Drittel die Strobila sich zu verschmälern beginnt, wobei die Glieder weniger dick und länger werden. Bei einem 8 cm langen Exemplar sind die durch eine tiefe Einschnürung voneinander getrennten Glieder hinter dem Scolex 0,09 mm lang, 2 cm hinter dem Scolex messen sie 0,18 mm, bei 5 cm 0,24 mm, während sie nahe dem Hinterende 0,34 — 0,57 mm lang sind. Die Cuticula ist überaus dick (0,018 mm) und zeigt eine deutliche Basalmembran; die äußere Hälfte der Cuticula färbt sich immer viel dunkler als die innere. Die Subcuticularzellen sind stark entwickelt, am Hinterrande des kragenartigen Anhanges, wo die Cuticula auch dünner, sind sie schwächer als am Vorderrande, wo sie mehrschichtig sind (s. Sagittalschnitt Fig. 69). Im Mark- parenchym sowie in den peripheren kragenartigen Anhängen der Glieder liegen sehr zahlreiche Kalkkörperchen, die aber auch vereinzelt zwischen den Muskelbündeln angetroffen werden. Überaus interessant und typisch ist die Muskulatur angeordnet, die nicht, wie gewöhnlich, aus einer inneren Quer- und äußeren Längsmuskulatur besteht, sondern ähnlich wie bei Fistulicola plicata Rud. 1) und Schistocephalus disponiert ist. Dieselbe besteht aus 6 — 8 Lagen von kleinen Längsbündeln, zwischen welchen Transversalfasern durchziehen, so daß ebensoviele Schichten von Transversalmuskeln vorhanden sind. Zwischen den Längsbündeln ziehen in dorsoventraler Rich- tung, nicht ganz so regelmäßig wie bei Fistulicola, Dorsoventralfasern durch, welche mit den Trans- versalfasern ein Gitterwerk bilden, in welchem die kleinen Längsbündel liegen (Figg. 69, 70). Diese Längsbündelchen, Transversal- und Dorsoventralfasern, sind besonders in den jungen Gliedern, die noch keine Geschlechtsorgane aufweisen, besonders regelmäßig disponiert. Die äußerste Längs - muskellage liegt in einiger Entfernung von der nächstinneren, und es liegen in diesem Raum ein Teil der Dotterfollikel sowie die zahlreichen großen äußeren Längsgefäße mit ihren Anastomosen. Wie bei Ftstulicola sind die inneren Längsbündel die kleinsten, sie umfassen 3 — 10 Fasern, während *) E. Rudin, Studien an Fistulicola plicaius Rud. (Rev. Suisse de Zoologie vol. 22, 1914, p. 339). Fohrma.nn, Die Cestoden. 497 die äußersten Bündel die größten sind und bis 30 Muskelfasern enthalten. In den kragenartigen Lappen der Glieder finden wir noch, wie bei andern Cestoden, zahlreiche Fasern, die vom Hinterrande nach vorn und außen ausstrahlen, wie namentlich auf Sagittalschnitten deutlich sichtbar ist (Fig. 69). Diese ungeheure Entwicklung der Muskulatur ist es, welche die Markparenchymzone so bedeutend reduziert, daß viele Teile des Genitalapparates nicht mehr in ihr Platz finden. In der Tat zeigt das Markparenckym in einer Proglottis, deren Dicke ohne die kragenartigen Anhänge 1,1 — 1,3 mm mißt, eine Höhe von nur 0,17 — 023, mm. Die Längsnerven sind weit nach innen verlegt. Das Exkretionssystem besteht aus zwei inneren Längsgefäßen, welche zu beiden Seiten den Uterusschlingen anliegen. Diese Gefäße zeigen eine überaus deutliche Hülle von Längs- und Ring- muskeln, wie solche bei Cestoden selten und nur bei den Tetrabothrien allgemein verbreitet ist. Außerdem weisen die inneren Längsgefäße eine Disposition auf, wie ich sie nur selten bei Cestoden Fig. 69. Üb Jr» Ht .2x Wm<£ \ Fio-. 7 1 . &L0V 1*»' CW Uk Ao riL H« il»Lx Fi?. 70. Glandicephalus antarcticus (Baikd). Fig. 69. Teil eines Sagittalschnittes von drei Proglot- tiden. Scz Subcuticularzellen, iEx inneres Exkretionsgefäß. Ex feine Exkretionsstäinmchen, pEx periphere Exkretions- gefäße, Lm Längsmuskulatur, Tm Transversalmuskulatur. Do Dotterfollikel. Fig. 70. Teil eines Querschnittes durch die Uterusöffnung. iEx inneres muskulöses Exkretions- gefäß, Lm Längsmuskulatur, Tm Transversalmuskulatur, Ho Hoden, VdV&s deferens, Ov Keimstoek, Ovd Ovidukt, Sd Schalendriise, Dg Dottergang, Do Dotterfollikel, Ut Uterus, Vö üterusöffnung. Fig. 71. Teil eines Quer- schnittes durch die männliche Genitalöffnung. Bezeichnung wie in Fig. 70; Cb Cirrusbeutel, pEx periphere Exkretions- stäinine. 65* 498 Deutsche Südpolar-Expedition. beobachtet habe. In die Längsgefäße münden in sehr großer Zahl äußerst feine Exkretionskanäle, welche auf dicken Querschnitten 40 — 50 an der Zahl nach außen, dorsalwärts und ventralwärts ausstrahlen und die man in die mächtige Muskelzone eindringen sieht (Fig. 69). In den vordersten Gliedern, wo noch keine Geschlechtsdrüsen entwickelt, sieht man auch dorsal- und ventralwärts ein größeres Gefäß nach dem mächtig entwickelten peripheren Exkretionssystem ziehen. Dieser äußere Gefäßplexus zeigt in Querschnitten reifer Glieder 10 — 12 dorsale und ebensoviele ventrale größere Gefäße, die in den peripheren Flügeln der Glieder ein reichverzweigtes Netz bilden, das sogar zwischen die Subcuticularzellen eindringt (Fig. 69). Im Vorderteil der Strobila sieht man, wie Railliet und auch Rennie angeben, 30 — 40 weitere Gefäße. Im Scolex liegt direkt unter den Subcuticularzellen ein äußerst feines Netz von Gefäßen, während die beiden inneren Längs- gefäße nicht mehr sichtbar sind, sich also in das periphere Gefäßnetz aufgelöst haben. Die Geschlechtsorgane zeigen infolge der starken Reduktion des Markparenchyms und der Kürze der Glieder ganz eigentümliche Dispositionen. Die männlichen Geschlechtsdrüsen bestehen aus zahlreichen Hodenbläschen (dorsoventraler Durchmesser 0,1, transversaler Durchmesser 0,06 bis 0,1 mm), welche aber zum geringsten Teil im Markparenchym liegen, wo man sie auch in der Gegend des Uterus findet. Die große Mehrzahl der Hodenbläschen liegt aber zwischen den Längs- bündeln der geschichteten Muskulatur, und zwar nicht nur dorsal, sondern auch ventral; lateral bis an die subcuticulare Zellschicht reichend. Das Vas deferens -Knäuel liegt median und dorsal ebenfalls zwischen den Längsmuskelbündeln. Die Samenblase ist klein. Der große muskulöse Cirrusbeutel ist birnförmig, 0,36—0,5 mm lang und 0,2 mm im Querdurchmesser messend. Der mächtige Cirrus ist lang, dickwandig und deutlich muskulös. Das im Cirrusbeutel liegende Vas deferens ist stark geschlungen (Figg. 70 und 71). Der Keimstock, der ca. 0,7 mm breit ist, liegt ganz ventral und vollständig zwischen den Längsmuskelbündeln, welche ihn namentlich seitlich überall durchbrechen, so daß derselbe reticu- liert erscheint. Median und dorsal liegt, ebenfalls noch in der Längsmuskulatur, der 0,03 mm im Durchmesser messende Schluckapparat. Die Dotterfollikel liegen ganz peripher und wohl wegen der Kürze der Glieder in mehrfacher Lage großenteils in den flügelartigen Anhängen der Proglot- tiden verteilt (Fig. 69). Median ist der Dotterstock dorsal und ventral unterbrochen. Die Vagina, die hinter der männlichen Genitalöffnung ausmündet, liegt median, häufig aber auch ein wenig seitlich rechts oder links von der Medianlinie verschoben, während die Uterusöffnung median hinter dem Cirrus liegt. Der stark geschlängelte Uterus liegt median ganz im Markparenchym (Figg. 70, 71). Die zahlreichen Schlingen, die von Zellen (Drüsenzellen?) umgeben, sind eng, so daß meist nur ein Ei hinter dem andern liegt. Der Endteil des ausmündenden Uterus ist, wie bei Fistulicola, überaus dickwandig. Die Eier haben einen Längsdurchmesser von 0,046 — 0,050 mm und einen Querdurchmesser von 0,036 mm. Railliet gibt als Maße an 0,050 x 0,033 mm, Shipley 0,032 x 0,025 mm. Letztere Zahl ist offenbar zu klein, da wir unsere Maße am SHiPLEYSchen Ma- terial gemacht haben. G. antarcticus scheint mir anatomisch so viele Eigentümlichkeiten zu be- sitzen, daß diese Art nicht im Genus Dibotkriocephalus belassen werden kann, und die Schaffung eines neuen Genus angezeigt ist. Glandicephalus n. g. Scolex mit 2 tiefen, drüsenreichen Sauggruben, welche beiderseits am Hinterrand einen Lappen tragen; Hals sehr kurz; Strobila kurz- Fuhrmann, Die Cestoden. 499 gliedrig, tief eingeschnitten; Muskulatur aus zahlreichen Lagen von Längs- bündeln (6 — 8) und Transversalfaserschichten (6 — 8) gebildet. Markparenchym sehr schwach entwickelt; Exkretionssystem (auch die beiden inneren Längs- gefäße) überaus reich verzweigt. Hoden z.T. imMarkparenchytn, aber hauptsächlich zwischen den dorsalen und ventralen Längsmuskelbündeln gelegen; Dotter - follikel in mehreren Lagen in den peripheren, kragenartigen Anhängen der Glieder; Keimstock ganz in der ventralen Längsmuskulatur gelegen, reticulär; Uterus im Markparenchym mit zahlreichen engen Schlingen; Endteil des Uterus stark muskulös. Typische Art: 67. antarcticus (Baird). Taenien der Vögel und Säugetiere. Tetrabothriidae Braun. Seit unserer kurzen systematischen Behandlung 1 ) der Tetrabothriiden hat sich die Zahl der Arten bedeutend vermehrt, und von Nybelin 2) ist auch ein neues Genus Chaetophallus geschaffen worden. In der Tat sind die 16 von uns beschriebenen Spezies (von welchen 2 aus Meersäugetieren stammen) um 24 neue Arten vermehrt worden, von welchen die große Mehrzahl, d. h. 15 Arten, aus Pro- cellariiform.es stammen. Bei der sehr ähnlichen äußeren Gestalt des Scolex und der ebenfalls ein- förmigen Anatomie dieser Parasiten ist die sichere Artunterscheidung ziemlich schwierig und für manche der neuen kurz und mangelhaft beschriebenen Arten geradezu unmöglich ohne das Stu- dium der Originale. Dies gilt namentlich von den von Leiper und Atkinson beschriebenen zahl- reichen Arten, welche mir ganz unsicher erscheinen. Zur Entschuldigung der Autoren sei bemerkt, daß, soweit wir das Originalmaterial kennen, dessen Konservierungszustand ein sehr schlechter ist, was die mangelhafte Beschreibung und Abbildung der Arten erklärt. Die Tetrabothriden der Pro- cellariiformes der Deutschen Südpolar -Expedition wurden mit andern Materialien aus der- selben Vogelgruppe von Frau Irene Szpotanska in unserem Institut untersucht, leider wurde das Manuskript wegen Abreise nicht fertig abgeschlossen, und vor allem fehlte jegliche Zeichnung, so daß ich genötigt war, das Material nochmals zu untersuchen, wobei mehrere neue, von Szpotanska geschaffene Arten und Varietäten gestrichen wurden. Was nun die Verbreitung der Arten anbetrifft, so sehen wir. wie schon oben bemerkt, daß von den 38 Arten 22 aus Procellariiformes stammen, während in Steganopodes 4, in Aptenodyti- formes 3 (4?), in Lariformes 4, in Podicipediform.es, Ciconiiform.es, Charadriiformes, Accipitres und Anseriformes nur je eine Art gefunden wurde. Die geographische Verbreitung dieser Parasiten zeigt ein deutliches Vorwiegen derselben auf der viel weniger gründlich untersuchten südlichen Hemisphäre. In der Tat, von den 38 Arten J) Fuhrjiann, 0., Das Genus Prosthecocolyle Mojjticelli. Zentralbl. f. Bakteriol. Bd. 25. 2) Nybelin, 0., Neue Tetrabothriden aus Vögeln. Zool. Anzeiger Bd. 47, S. 297. 500 Deutsche Siidpolar-Expedition. finden wir 11 auf der nördlichen, 27 auf der südlichen Hemisphäre. Von ersteren treffen wir nach Zschokke 5 Arten in der arktischen Region, während 19 Arten in Vögeln gefunden wurden, welche die antarktischen Meere befliegen.1) Tetrabothrins diomedea Fuhrm. 2) Fig. 72-74. Wirt: Thalassogeron chlororhynchus. Fundort: 35° 39' S. 8° 16' W., n. ö. Tristan da Cunha, XI. 1901. Bis jetzt ist diese Art aus Diomedea exulans bekannt, ich habe sie des weiteren in Material, das aus dem Wiener Museum stammt, auch in Diomedea Swinhoei und Th. chlororhynchus konstatiert. Die ziemlich schlecht erhaltenen Exemplare der Südpolar -Expedition hatten eine Länge von circa 7 cm und eine maximale Breite von 1,5 mm. Der Scolex ist von typischem Bau und namentlich auffallend durch die überaus starke Entwicklung der ohrenförmigen Anhänge (Fig. 72). Auf der Höhe der ohrenförmigen Anhänge ist der Scolex 0,51 — 0,53 mm breit, während hinter denselben seine Breite 0,31 — 0,35 mm mißt. Die Länge des Scolex, vom Scheitel bis an den Hinterrand der Saugnäpfe, beträgt 0,38 — 0,43 mm. Die Körpermuskulatur scheint bei den uns vorliegenden Exemplaren weniger stark entwickelt, was namentlich für die inneren Längsmuskeln gilt, deren Bündel 18 — 22 Fasern umfassen, während sie beim Typus aus 30— 40 Muskelfasern gebildet sind. Übrigens finden sich zwischen den starken Bündeln der Typen auch solche, die nur 14 — 20 Fasern umfassen. Die Exkretionsstämme sind von Ring- und Längsmuskelfasern umgeben. Wie bei den Typen finden wir in dem sehr muskulösen Genitalatrium eine starke Papille, an deren Scheitel oder nahe demselben, aber dorsal, die überaus muskulöse Vagina ausmündet, während der männliche Atrialkanal ebenfalls dorsal, aber näher der Basis der Papille sich öffnet (Fig. 74). Diese Art der Ausmündung findet sich, soviel wir wissen, nur noch bei dem in arktischen Procellariiformis parasitierenden T. monticelli. Der männliche Atrialkanal ist ziemlich lang, der sphärische Cirrusbeutel hat einen Durch- messer von 0,054 — 0,06 mm (beim Typus 0,07 — 0,08 mm). Die Hoden, 16 — 18 an der Zahl, bilden einen Kranz um die weiblichen Geschlechtsdrüsen; sie sind verhältnismäßig groß, indem sie fast die ganze Höhe des Markparenchyms einnehme!] . Auffallend ist vor allem die Struktur der Vagina, welche von einer mehrfachen Lage von Ring- und Längsmuskelfasern umgeben ist, welche ihrerseits von einer einfachen, oft doppelten Lage großer Zellen umhüllt sind. Diese Zellen sind Myoblasten oder Drüsenzellen. Dadurch wird der Durchmesser der Vagina auf der Höhe des Cirrusbeutels nur um weniges geringer als derjenige des Cirrusbeutels selbst (0,05 mm). Da die Vagina auf der Höhe der Penistasche dorsalwärts und nach dem Vorderrande des Proglottis strebt, sehen wir auf Flächenschnitten den Querschnitt derselben direkt vor dem Cirrusbeutel liegen (Fig. 73). Es ist dies eine Disposition, welche sich bei keiner andern I 'ei 'rabothrius- Art findet. Dieser muskulöse Teil der Vagina ist von Sperma erfüllt und J) Die Zahl der Arten wird durch die Materialien der Valdivia-Expedition, die uns zur Untersuchung vorliegen, noch bedeutend vermehrt werden. 2) In: Shipley, E. A., A deseription of the Entozoa, collected by Dr. Willey during liis sejourn in Western Pacific. Willey, Zool. Results, part 5, 1900. Fuhrmann, Die Cestoden. 501 0 V kv *ZtU ^ Vt Fig. 89. ihr %<• Fig. 90. lUi HL *-u>. T„ *>*. lu i£. Fig. 91. Chaetophallus umbrellus 1'ihh.m. Fig. 88. Scolex. Fig. 89. Querschnitt durch ein geschlechtsreif es Glied. Figurenerklänmg s. Fig. 73 und 74. iL innere Längsmuskulatur, äL äußere Längsmuskulatur, Ra Retraktoren des Genitalatriums, Ute Uterinkanal. ScM Schalendrüse, Dog Dottergang, Ovid Ovidukt, Scha Schluckapparat, Do Dotterstock. Fig. 90. Querschnitt durch das Genitalatrium. Figurenerklärung s. Fig. 73 und 74. Fig. 91. Medianer Sagittalschnitt eines reifen Gliedes, ä Lrn äußere Längsmuskulatur, ihm innere Längsmuskulatiu, Tm Transversalmuskulatur, Dm Dorsoventralmuskulatur, VEx ventrales Verbindungsgefäß, Ut Uterus, AUg Anlage einer Uterusmündung. die wohl als Receptaculum seminis funktionieren werden und welche sehr dünnwandig und ohne Haarbekleidung sind. Innerhalb der Exkretionsstämme wird die Vagina wieder enger und ist von neuem mit nach dem Atrium gerichteten Cilien bekleidet bis an die Stelle, wo eine plötzliche Verengung und Umbiegung sich zeigt. Von liier bis in die Körpermitte verläuft die Vagina Fuhrmann, Die Cestoden. 509 geradlinig und ist in jungen Gliedern von einem deutlichen Epithel ausgekleidet. Sie mündet in den kurzen, mit bewimpertem Epithel ausgekleideten Ovidukt, der mit einem stark muskulösen großen Ovicapt (0,048 mm) sich in den Keimstock öffnet. Der Ovidukt zieht zu der dorsal über dem Ovarium gelegenen großen Schalendrüse, wo auch der Dottergang einmündet. Der Keimstock ist tief gelappt, der kleine Dotterstock liegt vor dem Keimstock und ventraler als derselbe. Der Uteruskanal geht dorsalwärts und mündet dort median in den Uterus ein. Derselbe ist schon sehr frühzeitig, bevor die weiblichen Geschlechtsdrüsen voll entwickelt, als quer verlaufender Zellstrang angelegt. In reifen Gliedern ist der Uterus sackförmig, peripher leicht gelappt, das ganze Mark- parenchym erfüllend. Schon sehr frühzeitig sieht man dorsal und median von ihm einen Zellstrang nach der Cuticula abgehen, der aber auch in den reifsten uns vorliegenden Gliedern keinen zen- tralen Kanal aufweist. Da wir keine ganz reifen Glieder besaßen, wissen wir nicht, ob die Uterus- kanalanlage später sich aushöhlt und es wie bei Ch. setigera und andern uns vorliegenden, aber noch nicht beschriebenen Arten des Genus zur Entleerung der reifen Oncosphären kommt. Chaetophallus setigera. n. sp. Fig. 92-94. Wirt: Diomedea fuliginosa. Fundort: 44° 42' S. 43° 59' 0.. n.ö. Prinz Edward I., 21. XII. 1901. Von diesem neuen Vertreter des Genus Chaetophallus rinden sich zahlreiche Exemplare, leider meist ohne Scolex, vor. Die Länge der Strobila erreicht 24 cm, und ihre größte Breite, die wie bei allen Tetrabotkriiden vor dem Hinterende liegt, ist 3,5 mm. Der kleine Scolex, von zierlicher Form, hat vorn eine Breite von 0,36 — 0,4 mm, seine Länge beträgt 0,3 mm. Die Länge der Saug- näpfe beträgt 0,26 mm, die Breite 0,17 mm. Die öhrchen sind kurz und wenig vorstehend. Der Hals ist, wie immer, kurz (0,4 mm), die Strobila kurzgliedrig. Die Parenchymmuskulatur zeigt zwei Lagen von Längsmuskeln, von welchen die äußere aus Bündeln mit 6 — 10 Fasern, die innere aus Bündeln mit 36 — 50 Fasern besteht. Die Transversal- und Dorsoventralmuskulatur zeigt nichts Besonderes. Die Kalkkörperchen sind wenig zahlreich. Das Exkretionssystena zeigt ein stark muskulöses Dorsalgefäß und ein weites, weniger musku- löses Ventralgefäß. Die doppelte Muskelhülle besteht, wie immer, aus inneren Ring- und äußeren Längsfasern. Die beiden Verbindungsgefäße sind ohne Muskelfasern. Wie bei Chaetophallus umbrellus ist die im schwachmuskulösen Genitalatrium gelegene Ge- nitalpapille klein. An ihrem Scheitel mündet mit sehr kurzem männlichen Atrialkanal der Cirrus- beutel aus. Dieser kurze Kanal wie auch der Cirrus sind von langen, sich stark färbenden Haaren bekleidet, welche bis 0,07 mm lang sind. Der Cirrusbeutel ist fast sphärisch, 0,12 mm lang und 0,08 mm im Querdurchmesser messend. Das Vas deferens ist nach seinem Austritt auf einer größeren Strecke von Prostatazellen umgeben; seine Schlingen sind überaus zahlreich, und bis in die Mitte der Strobila sieht man sie dicht gedrängt die Dorsalseite des Markparenchyms einnehmen. Die Zahl der Hoden beträgt 25 — 34; ihr Dorsoventraldurchmesser beträgt 0,24 mm, der Trans- versaldurchmesser 0,1 mm. In ganz jungen Gliedern liegen die Anlagen der Hodenbläschen beider- 510 Deutsche Südpolar-Expedition. seits der Anlage der weiblichen Geschlechtsdrüsen, so daß also median sich keine Hoden finden. In reifen Gliedern dagegen liegt vor den weiblichen Keimdrüsen eine lockere Reihe von Hoden. Die weibliche Geschlecht söffnung liegt ventral, an der Basis der kurzen männlichen Genitalpapille, was besonders an den Querschnitten durch Proglottiden, welche das Genitalatrium ausgestülpt zeigen, deutlich sichtbar ist. Die Vagina zeigt außerhalb der Exkretionsstämme ein je nach dem Füllungszustand mehr oder weniger weites Receptaculum seminis, das im Gegensatz zu Ch. um- brettus nicht gewellt ist, sondern nur eine Schlinge bildet. Innerhalb der Exkretionsgefäße wird die Vagina enger und dickwandig und zeigt sich von kurzen Haaren ausgekleidet. Nahe der Mittel- linie zeigt sie die auch für Ch. umbrellus charakteristische Biegung und plötzliche Verengung (Fig. 93). Der Keimstock, stark gelappt, ist 0,62 mm breit; der Dotterstock 0,13 mm. Der Schluck- apparat ist hinter dem Keimstock gelegen und von bedeutender Größe (0,068 mm). Die mediane, direkt über dem Keimstock gelegene Schalendrüse ist ebenfalls sehr groß (0,08 mm). Der Uterus He 1U Sl Vi, öl Jg Fig. 92. Fig. 93. Fig. 91. Chaetophallus setigera n. sp. Fig. 92. Scolex. Fig. 93. Querschnitt durch eine geschlechtsreife Proglottis. Figurenerklärung s. Fig. 73 und 74. Fig. 94. Fl.-ichenschnitt durch den Rand eines Strobilastückes. Ausgestülpte Genitalatrien; Cb Cirrusbeutel, Vg Vagina. geht schon in der Anlage zwischen den Wassergefäßen durch nach außen, und ebenfalls sehr früh sieht man median und dorsal von ihm einen Zellstrang nach der Reticula abgehen. In Totalprä- paraten ganz reifer Glieder sieht man, daß der Uterus seine Eier entleert hat, und daß dorsal und median eine relativ große, 0,2 mm messende Öffnung sich findet. Auf Schnitten sieht man die Cuticula den peripheren Teil des Kanals auskleiden, was darauf hinweist, daß sich die Cuticula eingestülpt hat. Ob sich der Kanal durch Zerreißen des fibrillär struierten, dorso ventral verlaufen- den Zellstranges gebildet, wie solches bei gewissen Ichthyotaenien beobachtet wurde, oder ob sich derselbe normal bildet, konnte nicht eruiert werden. Das erstere scheint mir wahrscheinlich zu sein; auf jeden Fall bildet sich die Öffnung sehr spät. Führmann, Die Cestoden. 511 Dilepididae Raillet und Henry. Choanotaenia chionis n. sp. Big. 96—96. Wirt: Chionis alba. Fundort: Kerguelen, 23. XI. 1902. Die zahlreichen, bis 3 cm langen, 1 mm. breiten Exemplare zeigen einen nur 0,35 — 0,38 mm im Durchmesser messenden Scolex, dessen stark vorspringende Saugnäpfe 0,15 mm messen. Das Rostellum ist 0,3 mm lang und endigt mit einem kleinen Köpfchen, auf welchem nur 10 Haken sitzen. Wir kennen bereits zwei Arten von Choanotaenia, welche wie die meisten Hymenolepis- Arten nur 10 Haken besitzen; es sind dies Ch. bilateralis Puhrm. aus Podiceps dominicensis und Gh. decacantha Puhrm. aus Tringa alpina. Die Haken unserer neuen Art (Fig. 96) sind deutlich ver- schieden von denjenigen von Ch. decacantha, dieselben messen 0,032 mm. Der Hals ist nur 0,08 mm lang. Die Strobila hat das typische Aussehen der Choanotaenien ; sie ist vorn kurzgliedrig, nach hinten werden die Glieder allmählich fast quadratisch, die letzten sind 0,8 mm breit und 0,7 mm lang. Fig. 96. Fig. 95. Choanotaenia chionis n. sp. Fig. 95. Scolex. Fig. 96. Haken des Rostellums. Die Muskulatur der Strobila ist schlecht erhalten, die Längsmuskeln sind in zwei Lagen ange- ordnet. Die Genitalporen, die unregelmäßig abwechselnd, liegen an der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Drittel des Proglottidenrandes. Die männlichen Geschlechtsdrüsen nehmen den größten Teil des Markparenchyms ein und füllen die hinteren zwei Drittel der meisten Glieder aus, während im vorderen Drittel die weiblichen Geschlechtsdrüsen liegen. In einer geringen Zahl von Gliedern, in welchen der Keimstock in voller Entwicklung, liegen die Hoden auf die hintere Hälfte konzentriert. Die 45 — 50 Hodenbläschen (Durchmesser 0,08 — 0,1 mm) liegen in doppelter Lage dicht gedrängt übereinander. Auf der dem Porus gegenüberliegenden Seite finden sich einige Hoden über dem Keimstock, während poral das Vas deferens mit seinen Schlingen, die von Prostatazellen umgeben sind, über dem Keimstock liegt. Der Cirrusbeutel, der mit der Vagina zwischen den Exkretionsstämmen durchgeht, ist 0,2 mm lang und hat einen Durchmesser von 0,028 mm. Der Cirrus ist unbewaffnet. Der Keimstock nimmt die ganze Breite des Markparenchyms ein, er ist sehr flach, nur 0,03 mm dick, dagegen 0,45 mm breit. Der Dottersack ist ebenfalls breit (0,18 mm) und schmal. Die Schalendrüse liegt dorsal. Der Uterus findet sich ganz ventral; anfangs geht es unter den Hoden durch nach hinten, Deutsche Sildpolar-Expeditiou. XVI. Zoologie VIII. 67 512 Deutsche Siidpolar-Expedition. doch bald schwillt er an und nimmt dann das ganze Markparenchym ein und drängt ventral von den Wassergefäßen nach außen. Die Oncosphären haben einen Druchmesser von 0,036 mm. Die äußere Hülle ist spindelförmig und ist an den beiden Polen in kurze Zipfel ausgezogen. Anoinotaeiiia antarctica n. sp. Fig. 97-98. Wirt: Latus dominicanus. Fundort: Winterstation, 23. XI. 02. Das vorliegende Material stammt aus zwei Möven und besteht aus zahlreichen Exem- plaren einer 5 — 7 cm langen Anomotaenia. Die Scolices messen bei den Exemplaren der einen Möve 0,51, bei der andern nur 0,36 mm im Durchmesser. Die Bewaffnung aber ist absolut identisch in Zahl, Größe und Form der Haken. Der Muskelzapfen des Rostellunis, von starken Ringmuskeln umgeben, mißt 1,1 mm und ist von einem weiten, dünnwandigen Muskel- sack umgeben. Auf der knöpf förmigen Verdickung sitzen 20 Haken, deutlich in doppeltem Kranz angeordnet; vordere und hintere messen 0,034 — 0,036 mm. Die kreisrunden Saugnäpfe haben einen Durch- messer von 0,18 mm. Der Hals ist 0,2 — 0,3 mm lang und je nach dem Kontraktions - zustand mehr oder weniger deutlich vom Scolex abgesetzt. Die bis Fi« 98 ^ cm lange und 1 mm breite Strobila besteht anfangs aus sehr kurzen Gliedern, die sich, wie bei allen Anomotaenien, langsam verlängern, Fii- 97- um in reifen, von Oncosphären erfüllten Proglottiden 1 mm breit und Anomotaenia antarctica n. sp. ca. o,45 mm lang zu werden. v ™ tt i ' jC° e^' . n Die Muskulatur der Strobila besteht aus 2 Längsmuskellagen, von Fig. 98. Haken des KosteLlums. ... welchen die äußere fast so stark entwickelt ist wie die innere. Erstere besteht aus 70—80 Bündeln, während die innere Lage 50 — 60 etwas stärkere Muskelbündel um- faßt. Die Dorsoventralmuskulatur ist schwach, die Transversalmuskulatur ist nur an der Glied - grenze entwickelt. Im Rindenparenchym liegen zahlreiche 0,008 mm große Kalkkörperehen. Das muskulöse Genitalatrium, an der Grenze zwischen erstem und zweitem Drittel gelegen, ist tief und weit und reicht bis fast auf die Höhe der Exkretionsstämme. Die männlichen Geschlechtsorgane, die am Hinterrande der Proglottis liegen, bestehen aus 25 — 30 Hoden, welche auf Querschnitten 0,06 — 0,08 mm im Durchmesser messen und so dicht gedrängt in doppelter Lage liegen, daß kaum Spuren von Parenchym zwischen ihnen bestehen bleiben. Das Vas deferens ist stark geschlungen und liegt dorsal vom Keimstock, der bis an den Vorderrand reicht. Der Cirrusbeutel ist klein, nur 0,1 mm lang und stark muskulös. Der ausge- stülpte Cirrus ist 0,06 mm lang und 0,009 mm dick. Keimstock und Dotterstock nehmen in reifen Gliedern die vordere Hälfte des Gliedes ein. Der Keimstock, ein schmales, nur 0,04 mm breites Band bildend, nimmt die ganze Breite des Mark- parenehyms ein. Die Lappen des Ovariums sind dorsal gerichtet und reichen stellenweise bis an die dorsale Längsmuskulatur. Der Dotterstock ist 0,13 mm breit und nimmt in der Längsrichtung des Gliedes nur 0;03 mm ein. Über ihm liegt die große (0,04 mm) Schalendrüse. Die Vagina ist Fuhrmann, Die Cestoden. bi'S sehr muskulös bis auf die Höhe des ovalen Receptaculum seminis, das dünnwandig, 0,12 mm lang und 0,08 mm im Durchmesser mißt. Der Uterus ist stark gelappt und liegt ganz ventral, die Reste des Keimstockes und des Dotterstockes sowie der Hoden gegen die Dorsalfläche drückend. Seitlich drängt er ventral von den Exkretionsstämmen nach außen. Oncosphären mit vollständig ent- wickelten Hüllen waren nicht vorhanden. Anoniotaenia zederi Baird. Fig. 99-102, Taf. 56, Fig-. 3. Synonymie: Taenia zederi Baird; Telrabothrius macrocephalus (Rud.) Monticelli pro parte; Prosthecocotyle macrocephala (Rud.) Fuhrmann pro parte; Anoniotaenia zederi (Baird) Railliet et Henry. Wirt: Aptenodytes forsten. Fundort: Winter Station, 14. IV. 02; 65° 15' S., 80° O.; 3. IV. 03. Die interessante Art ist von Baird (loc. cit. ) nur summarisch und äußerlich beschrieben worden; Rennie und Reid *) (loc. cit.) haben von ihr eine ganz verfehlte Beschreibung ge- geben und bezeichnen sie als Hymenolepis spec. Diese Art wurde auch von Leiper und Atkinson (loc. cit.) beobachtet. Railliet und Henry1) haben dann eine zutreffendere kurze Darstellung der Anatomie dieser Spezies gegeben, aber erst unser Schüler F. Clatjsen (loc. cit.) gab eine genauere Darstellung mit zahlreichen Abbildungen dieser Art. Während Rennte und Reid und Railliet und Henry diese Art in Pygoscelis (P. antarctica und P. papuana) fanden, haben sie Baird, Leiper und Atkinson sowie die Deutsche Südpolar -Expedition in Aptenodytes angetroffen. Die Würmer bilden an der Außenwand des Darmes Cysten, die bis 1 cm im Durchmesser messen. An dem uns vorliegenden Darm von Aptenodytes forsten waren deren ca. 100 sichtbar (s. Taf. 56, Fig. 3). In diesen Cysten stecken nun meist mehrere (bis 8) Würmer, welche durch einen engen Porus in die Cyste dringen, wo sich die Scolices und der Halsteil des Tieres finden. In den von mir untersuchten und aufgeschnittenen Cysten des Darmes von Aptenodytes fand sich fast immer nur ein Scolex (s. Fig. 100). Es widerspricht dies der Vermutung von Railliet und Henry, die sagen: Cette reunion curieuse d'individus porte ä penser que chaque colonie a pu prendre naissance par le developpement sur place d'un cysticercoide ä scolex multiples." Die uns vorliegen- den Würmer waren nicht vollkommen geschlechtsreif. Nach Railliet wird die Art bis 8,5 cm lang und bis 5 mm breit. Die uns vorliegenden Exemplare waren 7 cm lang und 3,5 mm breit, zeigten aber noch keinen mit Eiern erfüllten Uterus. Die Strobila zeigt an ihrem in der Cyste steckenden Vorderende eine sehr verschiedene Gestalt (s. Clausen, loc. cit. Figg.22, 24, 27), Leiper und Atkinson, Tai. IV, Fig. 23); der Hals ist sehr lang, spindelförmig erweitert und dann be- deutend breiter als der Scolex (Fig. 99 ) ; hie und da aber auch ohne diese Verbreiterung. Der Scolex zeigt auf der Höhe der Saugnäpfe einen Durchmesser von 0,5 — 0,8 mm und trägt 4 ovale Saug- näpfe, deren Längsdurchmesser 0,25—0,28 mm bei einem Querdurchmesser von 0,18—0,22 mm beträgt, Das in einem enormen Muskelsack (Länge 0,63 mm, Breite 0,45 mm) eingeschlossene l) Es lag uns das Originalmaterial dieser Autoren vor. 67* 514 Deutsche Südpolar-Expedition. Rostellum trägt 18 Haken in zwei Kränzen angeordnet. Die Form der Haken ist ähnlich der der Anomotaenien, und ihre Länge beträgt 0,1 mm für die kleineren, 0,12 mm für die großen Haken (Fig. 101). Railliet und Henry geben 0,106, 0,11 und 0,07 mm an, während Leiper und Atkin- son 0,09 mm, Clausen 0,08 mm Länge angeben. Die Haken scheinen also in ihrer Größe ziemlich variabel zu sein. Der ungegliederte Hals ist bis 1 0 mm lang und wird bis 3 mm breit. Die Strobila ist kurzgliedrig, die reifsten uns vorliegenden Glieder, welche die Geschlechtsdrüsen gut entwickelt zeigen, messen 3,5 mm in der Breite und sind 1 mm lang, bei einer Dicke von ca. ] mm. Die An- gaben von Leiper und Atkinson über die eigentümliche Gestaltung der Glieder rühren offenbar daher, daß der Erhaltungszustand mangelhaft war, denn die Form der Glieder zeigt in Wirk- lichkeit nicht die geringste Besonderheit. Fig. 99. Fig. Fig. 102. Fig. 101. Anomotaenia zederi Baiud. Fig. 99. Vorderteil der Strobila. Fig. 100. Schnitt durch eine Danncyste von Aplenodytes, den Vorderteil von A. zederi enthaltend. Fig. 101. Haken des Rostellums. Fig. 102. Totalpräparat einiger geschlechtsreifer Glieder, üb Cirmsbeutel, Ho Hoden, Ov Keimstock, Do Dotterstock. Was an der Struktur des Parenchyms auffällt, ist das Vorhandensein einer sehr großen Zahl von Kalkkörperchen, die dicht gedrängt im Rindenparenchym liegen, während sie im Markpar- enchyni weniger zahlreich sind. Die Parenchymmuskulatur zeigt zwei Längsmuskelzonen, von welchen die äußere kleine, bis 10 Fasern umfassende Bündel aufweist, während die innere Zone aus größeren, lockeren Bündeln besteht. Die Transversalmuskulatur findet sich nur am Hinterende jedes Gliedes, wo sie einen Sphincter bildet. Die Dorsoventralmuskulatur ist schwach entwickelt. Das Genitalatrium ist wenig tief und öffnet sich unregelmäßig abwechselnd nahe dem Vorder- ende der Proglottiden. Der Cirrusbeutel ist klein und ziemlich muskulös; er reicht bis auf die Höhe der Längsexkretionsstämme und hat in nicht kontrahiertem Zustand eine Länge von 0,2 mm bei einem Durchmesser von 0,048 mm. Das stark geschlungene Vas deferens nimmt über den Wasser - gefäßen und direkt innerhalb derselben die ganze Höhe des Markparenchyms ein. Die Hodenbläschen sind sehr zahlreich; nur wenige liegen hinter den lateralen weiblichen Geschlechtsdrüsen. Die Mehrzahl bildet ein schmales Querband in den ziemlich langen und breiten Gliedern (Fig. 102). Die Zahl derselben wird von Rennte und Reib auf 16 — 19. von Letper und Atkinson auf 30 — 40 Fohrmann, Die Cestoden. 515 angegeben, während, wie Clausen richtig angibt, deren ca. 100 vorhanden sind. Die dickwandige Vagina geht wie das Vas deferens über den Wassergefäßen durch zu den ganz lateral gelegenen weiblichen Geschlechtsdrüsen, von welchen der Keinistock auf der poralen Seite die Exkretions- stämme berührt. Der wenig gelappte Keimstock ist 0,5 mm breit, der hinter ihm gelegene Dotter - stock 0,18 mm. Auffallend ist, daß Railliet und Hexry die seitliche Lage (Fig. 102) des Keim- stockes nicht erwähnen. Man könnte deshalb geneigt sein, anzunehmen, daß den Autoren eine andere Art vorgelegen, wenn nicht alle übrigen Angaben mit Anomotaenia zederi übereinstimmten. Nach Railliet und Hexry ist der Uterus sackförmig, die ganze Proglottis erfüllend. Die Onco- sphären haben einen Durchmesser von 0,035 — 0,040 mm und sind von zwei Hüllen umgeben. Anomotaenia zederi ist eine sehr typische Art, die sich vor allen Arten dieses Genus durch ihre Cystenbildung, durch die Gestaltung des Vorderteils und die laterale Lage des Keimstockes aus- zeichnet, so daß man, wie schon Clausex bemerkt, geneigt sein könnte, für diese Spezies ein be- sonderes Genus zu bilden. Hymenolepididae Railliet. Hynienolepis querquedula n, sp. Fig. 103-109. Wirt : Querquedula eatoni. Fundort: Winterstation, 11. I. 03. Von dieser neuen Hymenolepis-Ait lagen uns nur Stücke eines ziemlich mazerierten Exem- plares vor, aus welchen zu schließen ist, daß diese Taenie ca. 8 cm lang und 2 mm breit ist. Der Scolex hat einen Durchmesser von 0,1 mm und trägt an seinem Scheitel ein 0,036 mm im Durch- messer messendes Rostellum. Dasselbe ist mit mindestens 16 0,014 mm langen Haken bewaffnet. Die typische Gestalt derselben, die etwas den Haken von H. bilharzi ähnelt, ist aus Fig. 109 ersicht- lich. Die Glieder der Strobila sind überall breiter als lang. Da, wo die ersten Anlagen der Ge- schlechtsorgane erscheinen, sind sie 0,62 mm breit und 0,068 mm lang; da, wo die männlichen Ge- schlechtsorgane in voller Entwicklung, finden wir einen Breitendurchmesser von 1 mm und eine Gliedlänge von 0,2 mm. In der Region, wo die weiblichen Geschlechtsorgane wohl entwickelt, ist die Strobila 1,5 mm breit und die Proglottiden 0,13 mm lang; in den letzten Gliedern, die voll Oncosphären, finden wir eine Breite von 2 mm und eine Gliedlänge von 0,37 mm. Wegen des mangelhaften histologischen Erhaltungszustandes sind nur Totalpräparate unter- sucht worden. Die männlichen Geschlechtsorgane entwickeln sich, wie bei den meisten Taenien, zuerst. Auf- fallend ist dabei, daß der Cirrusbeutel, in seiner ersten Anlage ganz innerhalb der Längsgefäße des Exkretionssystemes, in Form einer spindelförmigen Zellmasse liegt, die mit der Körperoberfläche durch einen feinen Zellstrang verbunden ist. Während seiner Entwicklung verschiebt sich die Cirrus- beutelanlage nach außen, und schließlich liegt der Cirrusbeutel ganz außerhalb des Exkretions- systems. Derselbe ist längspval und zeigt eine Länge von 0,25 — 0,28 mm bei einem Durchmesser von 0,17 mm. Hart an seinem inneren Ende ziehen die Längsgefäße des Exkretionsorganes vorbei. Wie bei den meisten Hymenolefis- Arten ist die Vesicula seminalis interna groß, der Cirrus dagegen Scheint kurz und dick zu sein; sein Durchmesser beträgt 0,032 nun. Die Vesicula seminalis ist 516 Deutsche Südpolar-Expedition. Fig. 104. Fig. 105. ■b* «s» Ar Ji m, Jk tj ck a Fig. 107. ^> ^ & Ut ?ig. 109. Fig. 108. Hymenolepis querquedula n. sp. Fig. 103—108. Verschiedene Entwicklungsstadien der Geschlechtsorgane. Odo Anlage des Keim- und Dotterstockes, Ov Keim- stock, Do Dotterstock, Vg Vagina, Rs Receptaculum seniink J't Uterus, Cba Oirrusfaeutelanlage, Cb Cürrusbeutel, Ci Cirrus, iVs innere Vesicula seniinalis, aVs äußere Vesieula seminalis, Ho Hoden. Fig. 109. Haken des Rostellums. relativ klein. Die drei Hoden haben die bei den meisten Arten angetroffene Lagerung; zwei Hoden liegen antiporal, wenn jung, voreinander gelagert, doch so, daß der vordere etwas nach innen ver- schoben ist; der porale Hoden liegt dem Hinterrande der Proglottis und der Innenseite der Ex- kretionsstämme angelagert. In Gliedern, in welchen die Hoden in voller Entwicklung, sind die Hoden so groß, daß ihr Durchmesser (0,62 — 0,6mm) fast oder ganz der Länge der Glieder entspricht. Infolgedessen wird dann der vordere antiporale Hoden ganz nach innen verschoben und liegt vor der noch ganz kleinen Anlage der weiblichen Geschlechtsdrüsen (s. Fig. 105). Die weiblichen Ge- schlechtsorgane entwickeln sich viel langsamer als die männlichen und erreichen ihre volle Aus- bildung, wenn die Hoden bereits in Regression begriffen sind. Der Keimstock ist nicht zweiflügelig und nur leicht gelappt; seine Breite beträgt 0,57 mm, die des Dotterstockes 0,23 mm. Das Re- ceptaculum seminis ist enorm entwickelt, es reicht an der Mittellinie der Proglottis bis an die Exkretionsstämme. Die Vagina mündet unter dem Cirrusbeutel in das vor der Mitte des Pro- glottidenrandes gelegene Geschlechtsatrium. In reifen Gliedern geht der gelappte Uterus über die Fuhrmann, Die Cestoden. 517 Wassergefäße hinaus bis nahe an die Cuticula (Fig. 108). Die von zwei Hüllen umgebenen Onco- sphären haben einen Durchmesser von 0,024 mm. Hymenolepis chionis n. sp. Fig. 110-113. Wirt: Chionis alba. Fundort: Kerguelen, 23. XI. 02. Unter den zahlreichen Exemplaren von Choanotaenia chionis, welche sich in dem aus Chionis alba stammenden Cestodenmaterial fanden, konstatierte ich ein Exemplar einer kleinen, kaum 2 cm langen und 0,7 mm breiten Taenie, welche dem Genus Hymenolepis angehört. Fig. 110. Fig. 112. Fig. 111. Fig. 113. Hymenolepis chionis n. sp. Fig. 110. Scolex. Fig. 111. Haken des Rostellums. Fig. 112. Querschnitt durch ein geschlechtsreifes Glied. Figuren - erklärung s. Fig. 103—108; N Längsnerv, vEx ventrales Exkretionsgefäß. Fig. 113. Seitlicher Teil eines Querschnittes durch ein reifes Glied. Figurenerklärung s. Fig. 103—108, 112; ahm äußere Längsmuskulatur, ihm innere Längsmuskiüatur. Aus der cestodenreichen Gruppe der Charadriiformes sind bereits 20 Arten von Hymenolepis bekannt; die neue Art ist von besonders typischem inneren Bau und unterscheidet sich leicht von den bereits bekannten Spezies. Der Scolex und seine Bewaffnung gleichen dagegen ganz dem vieler Hymenolepis -Alten. Derselbe hat einen Durchmesser von nur 0,3 mm, seine Saugnäpfe, deren Öflnungen nach vorn gerichtet, messen 0,11 mm. Das zurückgezogene Rostellum trug 10 0,0216 — 0,0234 mm lange Haken, die vom Typus der Haken vom H. fusus und H. coronula sind. Der hintere Wurzelfortsatz ist sehr massig, so daß der Haken in Dorsalansicht eine keulen- förmige Basis aufweist (Fig. 111). Der Hals ist nur 0,1 mm lang, die Strobila, kurzgliedrig und dick, zeigt durch tiefe Einschnitte voneinander getrennte Glieder. Anatomisch ist zunächst die Muskulatur auffallend durch ihre Mächtigkeit. Während bei Hymenolepis -Äxten sehr häufig die Zahl der Längsbündel, namentlich der inneren, eine beschränkte ist, finden wir hier eine bedeutende Zahl von starken äußeren und inneren Längsmuskelbündeln, 518 Deutsche Südpolar-Expedition. zwischen welchen zahlreiche Myoblasten liegen. Die Zahl der äußeren Bündel, die 4 — 6 Fasern umfassen, ist ca. 160 — 200; sie sind seitlich nicht unterbrochen. Die inneren Bündel mit ca. 15 — 20 Fasern fehlen seitlich; ihre Zahl beträgt 50 — 56. Die Transversalmuskulatur scheint nur am Hinterende jedes Gliedes entwickelt zu sein. Die Dorsoventralfasern ziehen sehr zahlreich zwischen den Geschlechtsdrüsen durch. Das ventrale Wassergefäß hat einen Durchmesser von 0,05 mm, das dorsale, dickwandig, einen solchen von 0,012 mm Die männlichen Geschlechtsdrüsen zeigen die am weitesten verbreitete Disposition, indem zwei Hoden des Genitalporus gegenüberliegen, der vordere etwas außerhalb des hinteren. Der porale Hoden liegt hinter dem Cirrusbeutel. Die Hoden zeigen auf Querschnitten einen Höhen- durchmesser von 0,16 mm, während der Querdurchmesser nur 0,06 mm beträgt. Der dünnwandige Cirrusbeutel reicht nur wenig über die Längsgefäße nach innen; er ist 0,18 mm lang, bei einem Durchmesser von 0,048 mm. Der Cirrus ist offenbar kurz, und die Vesicula seminalis interna nimmt den ganzen inneren Teil des Muskelbeutels ein. Auffallend ist die bei allen Hymenolepis- Arten vorhandene Vesicula seminalis externa gestaltet; sie besteht aus einem langgestreckten, gewundenen, sehr weiten Schlauch. Die weiblichen Drüsen liegen zwischen den Hoden, der gelappte Keimstock nimmt in den kurzen Gliedern die ganze Höhe des Markparenchyms ein; er ist nur 0,18 mm breit und mißt 0,24 mm in dorsoventraler Richtung. Der ebenfalls, namentlich in dorsoventraler Richtung, ent- wickelte Dotterstock ist nur 0,06 — 0,08 mm breit. Die dorsale Schalendrüse ist enorm, indem sie einen Durchmesser von 0,1 mm hat. Die Vagina ist dickwandig, das Receptaculum seminis klein, namentlich im Vergleich zu der enormen Vesicula seminalis. Der Uterus ist anfangs reich ver- zweigt, er umfaßt die Hoden und bildet später einen das Markparenchym erfüllenden gelappten Sack, der in den letzten uns zur Verfügung stehenden, 0,7 mm breiten Gliedern noch keine reifen Oncosphären enthielt. Aploparaksis larina n. sp. Fig. 114-117. Wirt: Latus dominicanus. Fundort: Winterstation, 23. XI. 02. Aus dem Genus Aploparaksis kennen wir bis jetzt mir eine Art ') aus Laridae, es ist dies A. cir- rosa (Krabbe), die bis jetzt nur aus dem Norden bekannt ist. Die neue antarktische Form hat eine Länge von 80 mm und eine maximale Breite von 0,9 mm. Im äußeren Habitus gleicht diese Art den übrigen Aploparaksis- Spezies. Der kleine Scolex hat einen Durchmesser von 0,17 mm, die Saugnäpfe einen solchen von 0,07 mm; dagegen mißt das Rostelluni nur 0,04 mm im Durch- messer. Die 10 Haken zeigen in ihrer Form den Typus der Aploparaksis -Haken (Fig. 115) und sind 0,0216 — 0,023 mm lang; sie zeigen also die Länge der Haken der ebenfalls in Laras parasitieren- den A. cirrosa, nicht aber dieselbe Form, wie ein Vergleich mit den Figuren von Krabbe ergibt. Der Hals ist, je nach seinem Kontraktionszustand, 0,8 — 1,4 mm lang, die Proglottiden sind bis ans Hinterende immer breiter als lang (Fig. 116). Auffallend ist für A. larina die starke Verlage- J) Vielleicht gehört T. fusus Krabbe, von welcher wir die Anatomie nicht kennen, auch in dieses Genus. Ki iiKMANx. Die ( estoden. 519 mag der Wassergefäße nach innen, dadurch weiden die Geschlechtsdrüsen auf einen engen Raum zusammengedrängt, der kaum ein Drittel der Proglottidenbreite beträgt. Das ventrale Gefäß ist sehr weit, das dorsale, viel engere ist auf der Seite des Genitalporus außerhalb des Ventralgefäßes gelegen. Die Muskulatur besteht aus 2 Lagen von Längsmuskelbündeln, von welchen die innere, bedeutend mächtiger, aus ca. 10 dorsalen und 10 ventralen Bündeln besteht. Von diesen liegen 6 zwischen den "Wassergefäßen, je 2 außerhall) links und rechts. Die Transversal- und Dorsoventral- muskulatur sind sehr schwach entwickelt. Die Geschlechtsorgane entwickeln sich sehr rasch, denn schon 2 cm hinter dem Scolex ist der Uterus mit Eiern erfüllt, so daß der größte Teil der Strobila aus von Eiern, Embryonen oder Oncosphären erfüllten Gliedern besteht. Die männlichen Geschlechtsorgane entwickeln sich zuerst. Fig. 114. Fig. II! Fig. llti. Scolex. Fig. 115. Fig. 116. Fig. 117. Aploparaksis larina n. sp. Haken des Rostellunis. Big. 110. Totalpräparat einiger Glieder einer Proglottis. Figurenerklärung s. Fig. 103—108. Fig. 117. Querschnitt Der einzige Hoden liegt, wie bei A. dujardini (Krabbe) und A. penetrans Ci.erc, exzentrisch nahe den antiporalen Exkretionsstämmen. Der Cirrusbeutel, obwohl langgestreckt, schlauchförmig, überschreitet nur wenig die Wassergefäße, da dieselben, wie schon oben bemerkt, sehr weit nach innen verschoben sind (Fig. 116). Derselbe besitzt einen sehr feinen Retraktor, dessen Fasern nach der antiporalen und ventralen Seite verlaufen und auf der poralen Seite in die Längsmuskulatur des Cirrusbeutels überzugehen scheinen. Der Cirrus, der häufig ausgestülpt, scheint nicht sehr lang zu sein (im Gegensatz zu A. cirrosa) und zeigt überall an seiner Basis eine typische An- schwellung, wie solche auch für Diorchis inflata beschrieben wurde. Die Vesicula seminalis interna füllt fast den ganzen Cirrusbeutel aus, die Vesicula seminalis externa ist enorm entwickelt und liegt wie bei andern Aploparaksis -Alten, größtenteils dorsal vom Cirrusbeutel. Die weiblichen Geschlechtsdrüsen liegen ganz ventral; der Keimstock nimmt die ganze Breite zwischen den Exkretionsstämmen (0,2 mm) sowie auch die ganze Länge der kurzen Glieder ein. Er ist nur schwach gelappt und nicht zweiflügelig. Der kleine Dotterstock liegt nicht ganz median hinter dem Keimstock. Das Receptaculum seminis ist groß. Die Vagina mündet hinter dem Cirrus- beutel in das Genitalatrium. Der Uterus erfüllt in reifen Gliedern als schwach gelappter Quersack das ganze Markparenchym und geht lateral über die Wassergefäße hinaus bis an den Rand der Deutsche Slldpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. (IN t.-)i\ Deutsche Südpolar-Expedition. Glieder. Im hinteren Viertel der Strobila sieht man an verschiedenen Stellen Glieder mit bedeutend weniger Embryonen (nur halb oder ein Drittel so viel wie in den übrigen Proglottiden) und beob- achtet dann, daß die Oncosphären in diesen Gliedern bereits vollständig entwickelt sind, während dies am Hinterende des untersuchten Exemplares noch nicht der Fall ist. Es scheint dies darauf hinzuweisen, daß die sich entwickelnden Oncosphären vom umgebenden Parenchym Nahrungsstoffe aufnehmen, die nicht nur von außen, sondern zum Teil aus dem sich degenerierenden Hoden und Dotterstock herstammen können. Ähnliche Beobachtungen habe ich auch bei andern Cestoden- arten gemacht. Bei einer sehr großen Zahl von Embryonen im Uterus ist diese Nahrungsmenge natürlich für die einzelne Oncosphäre geringer, was wohl dieUrsache der langsameren Entwicklung ist. Die Oncosphäre hat einen Durchmesser von 0,024 mm: ihre äußere Hülle einen solchen von 0,04 mm Taeniidae Perrier. Taenia antarctica n. sp. Fig. 118-123. Wirt: Canis familiaris. Fundort: Winterstation, 13. VI. 02; 65» 51' S. 88° 24' 0., 13. II. 03. DasGlas mit Cestoden aus Cerms familiaris enthält eine Etikette, welche angibt, daß die betreffen- den Hunde ausschließlich mit Seehundfleisch. Pinguin und Stockfischen gefüttert wurden; der Zwischenwirt der Tänie ist also wohl in einem der angegebenen Tiere zu suchen, wenn die Hunde die Würmer nicht schon aus Asien mitgebracht haben. Letzteres scheint mir nicht der Fall zu sein, da die Art mit keiner der bekannten Hundetänien übereinstimmt. Die gründliche Arbeit von M. C. Hall x) ermöglichte es uns, zu erkennen, daß unter den bis jetzt bekannten, ziemlich schwierig zu unterscheidenden Arten des Genus Taenia keine mit der uns vorliegenden Form übereinstimmt. Taenia antarctica wird 25 cm lang und zeigt weit vor dem Hinterende eine maximale Breite von 6—7 mm. Die meisten Glieder siad bedeutend breiter als lang, nur die letzten waren im Gegenteil, je nach dem Kontraktionszustande, bis mehrfach länger als breit. Bei der großen Kon- traktilität des Wurmes scheint es mir unnütz, genauere Maße für die Proglottiden anzugeben. Der deutlich abgesetzte Scolex hat einen Durchmesser von 0,75 — 0,9 mm; die sphärischen Saugnäpfe messen 0,30 — 0,36 mm. Die Basis des Bostellums zeigt einen Durchmesser von 0,34 mm und trägt 28 — 34 Haken, von welchen die kleinen eine Länge von 0,092—0,102, die großen eine solche von 0,144 — 0,156 mm haben. Der kurze Hebelast ist bei den großen Haken nur 0,020 mm breit, während er bei den kleinen Haken fast doppelt so breit ist (0,036 mm); er zeigt sich im Gegensatz zu andern Tänien median kaum eingeschnitten. Der Hals ist nur 0,8 — 0,9 mm lang. Die Muskulatur ist sehr stark entwickelt; das Rindenparenchym ist erfüllt von Längsmuskeln, welche nach innen größere Bündel bilden, nach außen aber aus einzelnen Längsfasern bestehen. Die Transversalmuskelzone ist breit und die Dorsoventralfasern sehr zahlreich. Zwischen den Längs- niuskeln, aber auch im Markparenchym, liegen sehr zahlreiche Kalkkörperchen. 1) Hall, C. M., The adult Taenioid-Cestodes of Dogs and Cats and of related Carnivores in Koith America. Proc. U. S. A. National-Museum vol. 58. 1919. p. 1—94. l'YuiiM ins. i iie i estodeii. 521 Fig. 118. Fig. 119. Fig. 120. i!» Fig. 121. Fig. 122. Taenia antarctica n. sp. Fig. 118. Scolex. Fig. 119. Haken des Rostellums. Fig. 120, 121. Teile eines Querschnittes durch das Genitalalriurn. Gp Genitalpapille, PCb Protraktoren des Cirrusbeutels, RCb Refraktoren des Cirrusbeutels, Sfh Sphinoter der Vagina. Fig. 122. Querschnitt durch den Keimstock. Figurenerklä- rung s. Fig. 103-108. Fig. 123. Reifes Glied. Die Geschlechtsporen liegen unregelmäßig ab- wechselnd bald rechts, bald links; die Genital- papille ist überaus stark entwickelt und meist deutlich abgegrenzt; sie öffnet sich median oder fast median am Seitenrande. Sie besitzt eine be- sondere Muskulatur, die das Genitalatrium radiär umstellt und die von sehr zahlreichen, offenbar von der Transversalmuskulatur abstammenden Pasern durchquert wird, welche sich am Rande der Atrialöffnung ansetzen. Die männlichen Genitalien zeigen ca. 500 namentlich in dorsoventralerBichtuiig entwickelte Hodenbläschen, deren 68* 522 1 leutsche Südpolar-Expedition. Höhe 0,2 mm, deren Querdurchmesser dagegen nur 0,06 mm beträgt. Sie erfüllen das ganze, von den weiblichen Genitaldrüsen freigelassene Markparenchym in einfacher Lage, und man sieht sie auf Querschnitten auch über den peripheren Teilen der weiblichen Geschlechtsdrüsen liegen sowie zum Teil auch über dem schmalen, querverlaufenden medianen Vas deferens-Knäuel, den sie ventralwärts drängen (Fig. 120). Der Cirrusbeutel ist nur 0,35 mm lang, so daß er nur bis in die Mitte zwischeri seinem Porus und dem ventralen Exkretionsgefäße reicht, das 0,74 mm innerhalb des Proglottidenrandes liegt. Auffallend ist. daß der Cirrusbeutel besonders starke Refraktoren, aber auch Protraktoren aufweist (Fig. 120). Erstere dringen direkt durch die Cirrusbeutelmus- kulatur in die Penistasche ein und heften sich am Cirrus an. Die weiblichen Geschlechtsdrüsen zeigen einen sehr breiten Keimstock und Dotterstock, der aber in der Längsrichtung der Proglottis wenig entwickelt ist. In einer 5 mm breiten Proglottis, in welcher der Uterus bereits beginnt, sich mit Eiern zu füllen, und die 0,6 nun lang ist. ist der Keim- und Dotterstock 2,2 mm breit, der Dotterstock 0,1mm, der Keimstock dagegen 0.17 — 0,25 mm lang. Auf Querschnitten sieht man. daß der Keimstock ganz ventral liegt und dorsalwärts sehr zahlreiche, stark verzweigte, hohe Lappen bildet. Dorsal und median mündet auch der Ovidukt ein. Das Receptaculum seminis ist deutlich entwickelt und liegt median über dem Keimstock. Die Schalendrüse ist groß. Eigentümlich ist, daß die Vagina, die von feinen, nach dem Porus gerichteten Haaren ausgekleidet ist, lateral über dem Cirrusbeutel verläuft und an ihrem Endteil von einem mächtigen Sphincter umgeben ist (Durchmesser 0,04. Länge 0,04 mm). Die Vagina mündet aber trotz ihrem dorsalen Verlauf (Fig. 121) hinter dem Cirrusbeutel in das Genitalatrium ein. Der Uterus zeigt den üblichen Bau; der mediane Stamm weist vorn, seitlich und hinten, namentlich peripher, zahlreiche Verzweigungen auf. Vom medianen Stamm gehen jederseits 13 — 15 primäre Verzweigungen ab, die sich peripher meist stark verzweigen. Der Uterus zeigt, je nach dem Füllungszustand, einen verschiedenen Habitus, besonders, wenn vorn und hinten oder nur vorn oder hinten die Verzweigungen besonders prall mit Oncosphären gefüllt sind. Die Oncosphären haben einen Durchmesser von 0,020 mm; die dicke, radiär gestreifte Schale weist einen Durchmesser von 0,03 mm auf. Antarktische Vogel- und Säugetier-Cestodeu Parasit Antarktischer Wirt Fundort 1. Dibothriocephalus perfoliatus (Railliet et Leptonychotes weddeUi Petermanns-Insoln Henry) Löbodon carcinophaga Südliches Eismeer. ■< D. quadratus v. Linst. Ogmorhinus leptonyx Süd-Georgien, Südl. Eismeer. ::. D. tectus v. Linst. Cystophora proboseidea Süd-Georgien. 4. D. scotti Shipley Ommatophoca rossi Südliches Eismeer. ö. 6. D. seoticus Renn iE und Reih D. lashleyi Leiper und Atkixsox Ogmorhinus leptonyx Leptonychotes weddelli -■ i. D. archeri Leiper und Atkinsos Leptonychotes weda\ lli •8. D. rufus (Leiper und Atkinsos i Leptonychoies weddelli 9. D. loilsoni Shipley Ommatophoca rossi, I Ogmorhinus leptonyx eptonychotes weddelli Kl. D, moMlis Rennie und Reih Leptonychotes weddeUi, Ommatophoca rossi Kuhrmann. Die Cestoden. 523 Parasit Antarktischer Wirt Fundort 11. Glandicephalus antaräicus (Baird) 12. Taenia magellanica Monticelli 13. T. antarctica Fuhrmann 14. Mesocesloides michaelsenii Lönnberg 15. Oriana wilsoni Leiper und Atkinson Ommatophoca rossi ? Canis familiaris Cards azarae Balaenoptera borealis Südliches Eismeer. Magalhaensstraße. 65° 51' s. Br. Quipue. Südliches Eismeer. 1. Dibothriocephalus pygoscelisR.E'sxiE u.Reid 2. Tetrabothrius heteroeliius Dies. 3. T. campdnulatus Fuhrmann 4. T. intermedius Fuhrmann 5. T. fuhrmanni Nybelin 6. T. skoogi Nybelin 7. T. pseudoporus Fuhrmann 8. T. antaräicus Fuhrmann 9. T. nelsoni Leiper und Atkinson 10. T. filiformis Nybelin 11. T. gmeilis Nybelin 12. T. diomedea Fuhrmann 13. T. eudyptidis (Lönnberg) Fuhrmann 14. T. lutzi Parona 15. T. wrighti Leiper und Atkinson 16. T. joubini Railliet und Henry 17. T. cylindraceus Rud. 18. Chaetophallus robustus Nybeln L9. Ch. umbrellus Fuhrmann 20. Ch. setigera Fuhrmann 21. Choanotaenia dommicana Railliet et Henry. 22. Ch. chionis Fuhrmann 23. Anomotaenia antarctica Fuhrmann 24. A. lederi (Baird) 25. Hymenolepis querquedula Fuhrmann 26. H. chionis Fuhrmann 27. Aploparäksis lari Fuhrmann 28. Taenia diaphoracantha Fuhrmann Vögel Pygoseelis antarctica oder adeliai Diomedea exulans, Pagodroma nivea, Dapiion capense, Priocella glacialoides Procellaria spec. Procellaria spec. Thalassigeron chlororhynch us Puffinus griseus Diomedea spec. D. fuliginosa Diomedea exulans Diomedea fuliginosa Majaqueus aequinoctialis Majaqueus aequinoctialis Diomedea exulans, Thalassogi von ehlororhynchus Catarrhaetes chrysocome Spheniscus magellanicus Aptenodytes forsten, Pygoseelis adeliae rygoseclis antarctica Megalestris muecormicki Thalassogeron ehlororhynchus Diomedea spec. Diomedea /'.minus Po fuliginosa Diomedea fuliginosa Larus dominicanus Chionis alba Linus dominicanus Aptenodytes forsten. Pygoseelis antarctica, P. papuana Querquedula eatoni Chionis alba Larus dominicanus ( 'ätarrhaetes chrysocome Südliches Eismeer. Port Alexander. Südliche^ ENmeer. Kapland. Port Alexander. Südliches Eismeer. Feuerland. Südliches Eismeer. Port Alexander. Südliches Eismeer. Vergleichen wir die obige Zusammenstellung der antarktischen Cestoden mit derjenigen von Zschokke x), die arktischen Cestoden betreffend, so fällt uns auf, daß im Gegensatz zur arktischen Cestodenfauna die antarktische sehr wenige kosmopolitische Formen aufweist. In der Tat finden wir in der langen Liste nur Tetrabothrius heteroclitus Dies., der auch auf der nördlichen Hemi- sphäre, nicht aber in der Arktis, verbreitet ist. Die Angabe von Leiper und Atkinson, daß Tetra- bothrius cylindraceus ebenfalls gewisse Möven der südlichen Hemisphäre bewohnt, ist sicher unzu- treffend. Ebenso beruht die Angabe, daß der der nördlichen Hemisphäre angehörende Tetra- bothrius macrocephalus im Süden vorkommt, um so mehr auf einem Irrtum, als als Wirt der Pinguin ') Zschokke, F., Die arktischen Cestoden. In: Fauna Arctica Bd. 111. 1903. ,M- /. 524 Deutsche Südpolar-Expedition. angegeben wird, obwohl obiger Parasit nur in Colymbiformes vorkommt. Desgleichen ist die An- gabe, daß die auf der Nordhemisphäre weit verbreitete, auch arktische Aploparaksis filum der Charadriidae, nach Lönxberg auch im Süden und dazu noch in einem Raubvogel (Polyborus tharus) vorkomme, natürlich ein Irrtum. Wir finden also in der Antarktis, soweit unsere Kenntnisse reichen, eine ganz typische Cestoden- fauna, da von den bis jetzt bekannten 43 Arten nur eine offenbar kosmopolitische Art auch auf der nördlichen Hemisphäre vorkommt. Die Angabe Zschokkes, daß typische Formen arktischer Bandwürmer südpolar wiederkehren, besteht also nicht zu Recht, dagegen ist zutreffend, daß die nordischen Arten im Süden typische Parallelformen besitzen. Die Frage nach der „Bipolarität" der Cestoden muß deshalb, entgegen Zschokke, der sich auf fehlerhafte Angaben der Autoren stützte, entschieden verneint werden, wie dies auch Dr. von Iherixg für die Mollusken tut, wenn er sagt, „es gibt keine eigentlich bipolare Arten". Wie im hohen Norden sind auch im Süden die Bothriocephaliden und Tetrabothriiden vor- wiegend vertreten. Was zunächst die Bothriocephaliden anbetrifft, so ist es vor allem das Genus Dibothriocephalus, das besonders reich repräsentiert ist, wobei wir, wie in der Arktis, auch in der Antarktis zwei Zwergformen des Genus antreffen, die zum Teil noch bedeutend kleiner sind als die arktischen D. lanceolatus (Krabbe) und I). schistochüos (Germanos); es sind dies D. wilsoni und D. mobilis. Dagegen scheinen die arktischen Bothriocephalidengenera Diplogonoporus, Diplo- bothrium und Pyramicocephalus zu fehlen, an ihrer Stelle finden wir das interessante neue Genus Glandicephalus. Wenn Zschokke sagt, daß der Hauptverbreitungsbezirk des Tetrabothriiden im hohen Norden liegt, so trifft dies nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse nicht mehr zu, denn in der Tat stehen den 5 Arten von Tetrabothriiden der Arktis nicht weniger als 19 Arten der Antarktis gegen- über, und diese Zahl wird durch die Publikation unserer Untersuchung der Materialien der Valdivia -Expedition noch bedeutend vermehrt werden. Außer den obigen Cestodengruppen treffen wir noch wie im hohen Norden die Vertreter der weitverbreiteten Genera Anomotaenia, Hymenolepis, Aploparaksis und Taenia an, welche im weniger durchforschten Süden durch eine geringere Zahl von Arten vertreten sind, wobei aber keine einzige mit dem Norden gemeinsame Art angeführt werden kann. Außerdem treffen wir in der Antarktis noch die Genera Mesocestoides und Choanotaenia sowie das leider anatomisch ungenügend bekannte eigentümliche Cestodengenus Oriana. Tafelerklänuiy;. Tafel LVI. Fig. 1. Darmstück von Leptonychotes weddelli mit Dibothriocephalus perfoliatus i R.ulliet et Henry). Fig. 2. Darmstück von Ogmorhinus leptonyx mit Dibothriocephalus quadratus v. Lixstow. Fig. 3. Darm von Aptenodytes forsten mit durch Anomotaenia zedm (Baird) verursachten Cysten. ELEITTHERIA YALLENTINI BROWNE BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DER ELEUTHERIIDEN L VON HANNS LENGERICH IN SPANDAU MIT 10 ABBILDUNGEN UND EINER KARTE IM TEXT Deutsche Südpolar-Expeoition. 1901-3. XVI Tafel LVI. In dem Bericht über die Deutsche Tief see -Expedition (1898—1899) erwähnt Chun1) eine durch ansehnlichen Glockenumfang und zahlreiche Tentakel ausgezeichnete Verwandte der europäischen Eleutherien. Sie „stelzte" in der für alle Eleutherien eigentümlichen Weise im Seh önwetter -Hafen der Kerguelen auf dem angetriebenen Blasentang herum. 1902 beschrieb Browne 2) diese Meduse als Eleutheria vallentini nach einem Exemplar, das Vallentin im Jahre 1898 bei den Falkland- inseln gefunden hatte. In dem von der französischen antarktischen Expedition (1903—05) gesam- melten Material fanden sich vier stark beschädigte Exemplare eines bei der Insel Wandel gefundenen Coelenteraten. Bedot beschrieb ihn 1908 3) als Wandelia charcoti, im Zweifel, ob es sich um eine Meduse oder eine Siphonophore handelte. Diesen Irrtum berichtigte Browne 4) auf Grund von reichlicherem Material, das die National Antarctic Expedition (1901— 04) in der McMurdo-Bai gesammelt hatte. Er nannte die Wandelia Bedot's Eleutheria charcoti. Da nach Browne's Ansicht zwischen Bedot's Zeichnungen, der von Vallentin gefundenen Eleutheria und den Tieren aus der McMurdo-Bai Unterschiede bestanden, bezeichnete er die letzteren unter dem Namen Eleutheria hodgsoni als neue Spezies. Als Hauptunterscheidungsmerkniale gibt er an: verschiedene Stellung der Nesselwülste am Wehrast der gabelspaltigen Tentakel, bei E. charcoti Verästelung der Eadial- kanäle mit Anastomosenbildung, bei E. hodgsoni einzelne Nesselzellhaufen am Grunde der Tentakel im Gegensatz zum kontinuierlichen Nesselring der beiden anderen Formen. Gegen diese Aufteilung der antarktischen Eleutheria in drei Arten wendet sich Vanhöffen 5). Verschiedenheiten, die sich aus unterschiedlichem Ausbildungsgrad der Exemplare, die den einzelnen Beobachtern vorlagen, und aus Fixierung und Erhaltungszustand ergeben, dürften kaum als Merkmale zur Abgrenzung neuer Spezies berechtigen. Anastomosenbildung der Radialkanäle, wie sie Bedot als kennzeichnend für E. charcoti abbildet, ohne den Beweis durch Schnittpräparate zu erbringen, beobachtete Van- höffen an lebenden älteren Männchen von E. vallentini (Vanhöffen, 1910, Tat'. XXII, Fig. 2). Da sie sich an Schnitten nicht wiederfanden, betrachtet er sie als Färbungen derUmbrella. Unter- suchungen von H. Müller6) und eigene, die an 22 Exemplaren aus dem Material der Deutschen Südpolar -Expedition vorgenommen wurden, bestätigen die Auffassung Vanhöffen's. Die starke x) Chun, 1900, Aus den Tiefen des Weltmeeres. 1. Aufl. S. 253. ») Browne, E. T., 1902. Annais and Mag. Nat. Hist. ser. 7. vol. 9. S. 279. 3) Bedot, M., 1908, Exp. Ant. Franc. 1903—05. Spong. et Coel. Sur un animal de la region antaretique, lai. *) Browne, E. T., 1910, Nat. Antarct.-Exp. 1901—04, vol. V, Medusae. S. 26— 29. Tat'. III, Fig. 1—1. s) Vanhöffen. E., 1910, Antho- und Lcptomedusen der Deutschen Tiefsee-Exp. 1*98— 99, S. 201—204. Texttig. 5, Tat'. XXII, Fig. 1 u. 2. °) Miller, IL, 1911, Archiv f. Naturgesch. Bd. I, 1. Suppl., S. 165— 167. Tat. IM. Fig. 4. Deutsche Sudpolar-Expedition. XVI. Zoologie VIII. Ü9 52« Deutsche Siidpolar-Expeditioi Abänderlichkeit aller Eleu th eriiden erklärt auch, daß in einzelnen Fällen der Nesselwulst im Gegensatz zur E. dichotoma nicht als abgeschlossener Ring erscheint. Die Knidenbildungszone erstreckt sich bei E. vallentini stets etwas auf die Tentakel und wird bei der dichten Anordnung derselben durch Falten äußerlich in "Wulste geteilt. Für E. hodgsoni müßte durch eingehende histo- logische Untersuchungen der Beweis erbracht werden, daß der Nesselring in einzelne Wülste an der Tentakelbasis zerfällt, wie es unter den Eleutheriiden besonders Cladonema radiatum zeigt. Bei allen Eleutherien ist er von einem kontinuierlichen sekundären Ektoderm überkleidet. Es er- scheint daher berechtigt, die einheitliche Bezeichnung der südpolaren Eleutheria als E. vallentini auf- recht zuerhalten. denn „es wäre sehr merkwürdig, wenn dieser Macrocystisbewohner mit dem in der Westwinddrift treibenden Tang nicht rings um den antarktischen Kontinent verbreitet sein sollte" (Vanhöffen, 1910). Ammengeneration. Im Januar 1902 fand Vanhöffen in der Observatory-Bay auf den Kerguelen beim Absuchen von Tangmassen eine kleine Kolonie und zwei einzelne Köpfchen eines Hydroiden, der sich durch bereits deutlich kenntliche Medusenknospen als Ammengeneration von Eleutheria vallentini erwies (Fig. 1). Die juuge, dicht dem Tang anliegende Kolonie besteht aus drei Polypen von 31-, 4 und 5 | ■, mm Länge, die ohne Entwicklung einer Hydrorhiza von einem gemeinsamen Ausgangspunkt sprossen. Etwa zwei Drittel der Länge jedes Individuunis wird von einem stellenweise leise einge- zogenen Perisarkrohr umkleidet. Der Polyp zeigt 4 Oraltentakel mit terminalem Nesselkopf (Fig. 1, ot) um ein leicht erhobenes Mundfeld herum, ein ..Bauchstück" mit zahlreichen unregel- mäßig verteilten Medusenknospen (Fig. 1. hn), 4 unbewehrte Basaltentakel (Fig. 1, bt) und ein kurzes, trichterförmiges Basalstück. Die Übereinstimmung mit dem Polypen von Cladonema radiatum in Zahl und Anordnung der Tentakel veranlaßten Vanhöffen, den Polypen Cladonema vallentini zu nennen und auch die Meduse anfänglich als zu Cladonema gehörig zu betrachten1). Abgesehen vom Bau der Meduse, die bei geringer Erweite- rung der von Hartlaub gegebenen Genusmerkmale zu Eleutheria gehört, besteht in der Anordnung der Medusen- knospen ein Unterschied zwischen den Polypen von Cla- donema rad. und Eleutheria vallentini. Bei Cladonema finden sich gleichzeitig nie mehr als zwei Knospen, die sich dicht oberhalb der Basaltentakel diametral gegenüberstehen Bei der Amme von E. vallentini trägt der Mittelteil bis 6 unregelmäßig angeordnete Medusenknospen (Fig. 1). Um zu vermeiden, daß aus der Bezeichnung des Polypen Fehl- schlüsse auf die Organisation der Meduse gezogen werden, möchte ich vorschlagen, die Ammengeneration als Eleu- theria vallentini Vanhöffen zu bezeichnen. Die Medusen- knospenbildung vollzieht sich wahrscheinlich, wie bei allen Polyp. G zwei *%, Fig. 4. Längsschnitt durch einen Tentakel von Eleutheria vallentini Browne. Vergr. 180:1. ri Kingkanal, lu Lumen im Entoderm des Tentakel, ent Entoderm, stb Stiitzballen, stl Stiitzlamelle, ek Ektoderm, hu Haftsohle, bz Haftzeiten. Ms Klebsekret, nk Nesselkapseln in einem Nesselwulst des Wehrastes. bei Eleutheria vallentini außer der Schleimabsonderung Pseudopodienbildung stattfindet, ließe sich nur durch Beobachtung am lebenden Tier entscheiden. Ein Saugnapf setzt eine starke Hilfsmusku- latur voraus, die hier nicht vorhanden ist. Die Bezeichnung ist also hier völlig unzutreffend. Wahr- scheinlich gibt es bei Coel enteraten überhaupt keine echten Saugnäpfe. Das Entoderm des Tentakels (Fig. 4, ent) besteht aus stark vakuolisierten, plasmaarmen Zellen, die allen Bewegungen leicht nachgeben. Im Wehrast nimmt es mehr den Charakter des Ring- kanalentoderms an. Die Zellen sind kleiner, plasmareicher und mit groben Granulationen angefüllt. Das Lumen (Fig. 4. lu), das den Tentakel seiner ganzen Länge nach ununterbrochen durchzieht, kann entwicklungsgeschichtlich und morphologisch als Ausläufer des Ringkanals (Fig. 4, ri) be- trachtet werden. Am freien Ende des Schreitastes wird das Lumen eingeengt durch den oben erwähnten Stützballen. Er stellt einen halbkugelförmigen Wulst von plasmareichen Zellen dar, der mit seiner Grundebene dem Teil der Stützlamelle anliegt, dem die Haftsohle aufsitzt. Am ausge- streckten Tentakel werden Ektoderm und Entoderm durch die Dehnung stark in ihrer Festigkeil 532 I »eutsche Südpolar-Expedition. beeinträchtigt. Der relativ wenig veränderliche Stützballen bietet den Haftzellen auch dann eine feste Anhaltsfläche. Wie im Tentakelbau stimmen Männchen und Weibchen von Eleutheria vallentini auch in der Organisation des eigentlichen Medusenkörpers ziemlich überein. Nur in der Gestaltung der Gonaden zeigen sich Unterschiede. Bin älteres Männchen (Fig. 5) von 1,4 mm Glockendurchmesser zeigt von der Umbrellarseite gesehen 18 ausgebildete Tentakel und 6 verschieden Weit entwickelte Ten- rd IW fef Fig. 5. Eleutheria vallentini Browne. Männchen von der rmbrellarseite gesehen. Vergr. 60:1. w Gastralfalten erkeimt man den zum Ringkanal (Fig. 5. ri) Lengerich. Eleutlieria Vallentini. 533 absteigenden Teil der Radialkanäle (Fig. 5, rd), deren jeder in die benachbarte Magenaussackung einmündet. Je ein Paar männlicher Keimlager (Fig. 5, hl) liegt jeder Magenfalte an. Die Velaransicht eines der von Vanhöffen gefundenen Riesenweibchen zeigt Fig. 6. Die Fig. 6. Eleutheria vallentini Browne. "Weibchen mit stark zusammengezogenen Tentakeln von der Subumbrellarseite gesehen. Vergr. 35:1. m Mundöffnung, lp aus der Velumöffnung vorgestülpte Lippen, ent Entoderm einer Magenaus- sackung. kl Keimlager, ei Eizelle, emb Embryonen, nr Nesselring, sa Schreitast mit hs Haftsohle und wa Wehrast mit nw Nessehviilsten eines Tentakel, In nachgeknospter Tentakel. Tentakel sind stark zusammengezogen. An den Wehrästen fällt die vergrößerte Anzahl der Nessel- wülste auf (Fig. 6, wa, nw). Tentakelknospung findet trotz der großen Anzahl ausgebildeter noch statt (Fig. Q,tn). Von dem Ansatz desVelums auf die Basis jedes Tentakels erstreckt sich der Nessel- ring (Fig. 6, ri), der im Vergleich zu dem von Z^eM^ma dichotoma schwach entwickelt ist. DurchFalten 534 Deutsche Siidpolar-Expedition. zwischen den einzelnen Tentakelansätzen wird eine Aufteilung des Nesselringes in einzelne Wülste vorgetäuscht. Schnittpräparate zeigten aber, daß er nicht unterbrochen ist. Das Velum scheint bei Eleutheria vallentini wenig von der Beweglichkeit zu besitzen, die es bei andern craspedoten Medusen, z. B. Cladonema rad., zeigt. Trotzdem die Tentakel der untersuchten Tiere in verschiedenem Maße kontrahiert waren, zeigte das Velum nur geringe Schwankungen in der Ausdehnung. Weder Ring- noch Radialfibrillen konnten bei Anwendung verschiedener Färbemethoden zur Darstellung gebracht werden. Das Velum dient wohl nur noch zum Abschluß der Glockenhöhle und wird vom meist weit vorgestreckten Munde mit seinen gefalteten Lippen (Fig. 6, m, 1/p) beiseite gedrängt, ohne die Bewegung durch eigene Kontraktion zu unterstützen. Durch das Velum sieht man den Magen mit seinem dunkel gefärbten Entoderm (Fig. 6, ent). Die weiblichen Keimlager (Fig. 6, kl) liegen auch hier um die zahlreichen Magenaussackungen herum, doch sind sie im Gegensatz zu denen des Männchens einheitlich. Ob sie ursprünglich auch zweigeteilt angelegt werden, konnte nicht fest- gestellt werden, da jüngeres Material zum Schneiden nicht vorhanden war. Einzelne Eizellen (Fig. 6, ei) liegen noch im Gonadenverbande, im übrigen ist die Glockenhöhle von zahlreichen Embryonen (Fig. 6, emb) erfüllt, deren früherer Platz im Keimlager noch zu erkennen ist. Zur weiteren Erörterung der Medusenorganisation dienen ein Sagittalschnitt durch ein Weib- chen (Fig. 7) und drei Querschnitte in verschiedenen Höhen durch ein Männchen (Fig. 8, 9, 10). Die Glocke läßt kaum noch eine schwache Erhebung erkennen. Ihr exumbrellares Ektoderm geht ohne besondere Absetzung in das Epithel des Ringkanals und der Tentakel über. Das Subumbrellar- ektoderm ist zu einem dünnen Plattenepithel ausgezogen. Oralwärts wird der Glockenraum von einem umfangreichen Velum (Fig. 7, v) begrenzt, dessen dünner, stellenweise kaum noch erkenn- barer Zellenbelag (Fig. 8, v) einer kräftigen Stützlamelle (Fig. 7, stl) aufsitzt. In dem Winkel zwischen Tentakelbasis und Velumansatz liegt der Nesselring (Fig. 7, nr). Seine äußerste Zell- schicht hat sich in dem Bezirk, der sich nicht an Velum und Tentakel anlehnt, unter Bildung einer Stützlamelle von dem Lager der interstitiellen Zellen abgegrenzt. Am Querschnitt durch das Männ- chen in Höhe des Nesselringes ist zu beobachten, daß die Bildungszellen der Kniden im peripheren Teil des Nesselringes liegen. Mit fortschreitender Differenzierung der Nesselkapseln rücken sie nach innen (Fig. 8, jnk, änk). Durch amöboide Wanderung der Bildungszellen gelangen die Nesselkapseln an den Verbrauchsort, den Wehrast eines Tentakels. Bei dieser Wanderung muß wenigstens einmal die Stützlamelle durchbohrt Werden. Zur Ausbildung gelangen zwei Arten von Kapseln, die sich, abgesehen von ihrer Größe, durch verschiedenen Bau unterscheiden. Die großen Kniden sind typische „Penetranten"1). Die eiförmige Kapsel wird am oberflächlichen Ende von einer Plasma- haube überdeckt, aus der ein kurzes Knidozil herausragt. In der Längsrichtung der Kapsel zieht ein kräftiges Halsstück. An seinem Ende beginnend bis etwa zur Mitte der Kapsel liegt der Nessel- faden in dichten Spiralwindungen, deren Ebene auf dem Halsteil senkrecht steht (Fig. 4 nk). Explodierte Penetranten zeigen ein stilettbewehrtes Halsstück. Die kleinen Kapseln sind länglich stiftförmig. Die Plasmahaube trägt an ihrem oberflächlich gelegenen Ende ein bedeutend längeres Knidozil als bei den großen Penetranten. Die kleinen Kapseln zeigen eine große Affinität zu Hämatoxylin und Magentarot; auf sonst richtig differenzierten Schnitten sind sie meist bis zur ') Schulze. P., 1917, Archiv für Biontologie. Rd. 4, Heft 2, S. 37. Lengebich, Eleutheria \'allentini. 535 muh mm sp O'ir oog pl- mr bnk mßl schz K Undurchsichtigkeit dunkel gefärbt. Von ihrem Bau konnte ich deshalb nichts beobachten. Die von den großen Kniden abweichende Färbung wird durch den Unterschied in der chemischen Zu- sammensetzung ihres Kapselinhaltes bedingt und legt die Vermutung nahe, daß es sich bei den kleinen Kapseln um „Volventen" oder „Glutinanten" handelt. Einzelheiten über die Entwicklung der Nesselkapseln konnten nicht fest- gestellt werden, da die Fixierung hierfür nicht geeignet war. Den Hauptraum der Glocke nimmt der Magen ein, der in der Richtung der Hauptachse zusammengedrückt er- scheint (Fig. 7). Am apikalen Pol ist er an einer kleinen Stelle mit der Umbrella verwachsen. H. Müller (1910) gibt an, daß das Ektoderm hier niedrig ist. Bei den von mir untersuchten Tieren lagen die Verhältnisse stets wie bei dem in Fig. 7 abgebildeten Weibchen. Meist war im oberen verengten Teil des Magens kaum etwas vom Lumen zu erkennen (Fig. 10, mg). Das Magenentoderm ist aus zwei scharf unterschiedenen Zellarten zusammengesetzt. Die auf den Schnittabbildungen dunkel gezeichneten Zellen (Fig. 7, fz) sind am zahlreichsten vorhanden. Ihr Plasma ist mit verschieden färbbaren und verschieden großen Granulis erfüllt, von denen jedes in einer Vakuole liegt. Zwischen diesen Freßzellen eingestreut liegen vereinzelte Sekretzellen (Fig. 7, sz). Das Plasma der letzteren er- scheint bei schwacher Vergrößerung homogen, bei An- wendung stärkerer Systeme erkennt man aber, daß es von feinen, gleichmäßigen Granulationen erfüllt ist, die nicht in Vakuolen eingeschlossen sind. Die Bezeichnungen „Freß- zelle" und ,. Sekret zelle" werden hier eingeführt, ohne ein endgültiges physiologisches Werturteil darstellen zu sollen. Der Beweis ließe sich nur durch physiologische Versuche erbringen. Eine Unterstützung findet meine Ansicht in dem unterschiedlichen Befund bei Tieren in verschiedenem Ernährungszustand. Bei dem in Fig. 7 dargestellten Weibchen ist der Magen völlig leer. Die Freßzellen ent- halten noch Granulationen, sind im übrigen aber stark vakuolisiert, besondei s im Basalteil . Die Sekretzellen reichen mit breiter Fläche bis an die ziemlich gleichmäßige Ober- fläche des Entoderms heran. Ein völlig anderes Bild bietet das Magenentoderm des in Fig. 8 und 9 dargestellten Mann- falte im Längsschnitt, rd Radialkanal, ri Ring- , . ,. „ , r, ., kanal, ooy Oogonien. ooc Oocyten, ei Eizellen, chens. Das Manubnum ist bei diesem vollgepfropft mit /gt fr..hes Furchnngsstadium. „„■ Morulae, Copepoden, die zumeist bis auf das Chitinskelett verdaut pl Planulalarve. Deutsche Slidpolar-Espedition XVI. Zoologie VIII. •" ■§)r.- täte •: Fig. 7. Sagittalschnitt durch ein Weibchen von Eleutheria vallentini Browne. Vergr. 60:1. umb Umbrella, sp künstlicher Spalt- raum in der Stützlamelle an der Anheftungs- stelle des Magens an die Umbrella, oc Ocellus, v Velum, nr Nesselring, stl Stützlamelle, mgl Magenlumen, fz Freßzellen, sz Sekretzellen. schz Schleimzellen des Lippenentoderms, bnk entodermales Bildungslager für die Nessel- kapseln der Mundbewehrung, nk im Lippen- ektoderm aufgestellte Nesselkapseln, mgf Magen- 5;-}ß Deutsche Südpolar-Expedition. sind (Fig. 8 und 9, na). Die Freßzellen (Fig. 8, fz) ragen weit in das Magenlumen und scheinen die Nahrungskörper förmlich zu umfassen. Dadurch bekommt das Entoderm eine unregelmäßig zer- klüftete Oberfläche. Die Sekretzellen (Fig. 8, sz) sind imGegensatz zu den granulationsgefüllten Freß- zellen zusammengeschrumpft. Nur wenige Sekretzellen ragen noch bis zur Oberfläche, die meisten sitzen bis auf den Basalteil zusammengeschrumpft als kleine Stümpfe auf der Stützlamelle. Weitere Entodermdifferenzierungen finden sich in der Lippenregion, die außen durch den Übergang der Go- naden in ein einschichtiges Ektoderm bezeichnet wird. Etwa an dieser Stelle beginnend findet sich im Entoderm ein Wulst interstitieller Zellen (Fig. 7, buk), das Bildungslager für die Kniden, die als Lippenbewehrung dienen. Auch hier kommen zwei Arten von Nesselkapseln zur Ausbildung, die im Lippenektoderm aufgestellt werden (Fig. 7, nie). Das Nesselkapselbildungslager und der davon freie Teil der Innenfläche der Lippen wird von Zellen überzogen, die in Struktur und Verhalten gegenüber den angewandten Färbemitteln an die Schleimzellen der Haftsohle erinnern. Da sie viel- leicht zum Einschleimen der Beute dienen, möchte ich sie als Schleimzellen bezeichnen (Fig. 7, schz). Ähnliche Entodermzellen konnte ich bei Anwendung gleicher Färbemethoden im Munde von Polyp und Meduse von Cladonema radiatv/m und von Hydra oligactis nachweisen, wo sie wahrscheinlich dieselbe funktionelle Bedeutung haben. Der vorderste Lippenrand ist bei Eleutheria vallenlini durch eine entodermale Ringfurche abgesetzt. Im Mittelteil ist der Magen in seitliche Falten ausgezogen, von denen eine in Fig. 7 {mgf) im Längsschnitt dargestellt ist. Auf Querschnitten geben sie dem Magen die Sternform ( Fig. 8 und 9 ). Von jeder dieser Magenai\ssackungen entspringt ein kurzer Radialkanal (Fig. 7 und 9, rd), der sanft ansteigend zur Umbrella zieht, um dann mit fast rechtwinkligem Knick in den Ringkanal (Fig. 7, ri) einzumünden. In dem Bogen, den der Radialkanal bildet, ist ein von dünnem Ektoderm überzogenes Ligament der Stützlamelle ausgespannt, das wohl beim Vorstrecken des Magens ein zu starkes Abknicken der Radialkanäle verhindert. Im Querschnitt dicht unterhalb der Radial- kanäle (Fig. 9) erscheint es besonders beim Männchen, als seien die Magenfalten durch Ligamente mit der Subumbrella verbunden. Die schematische Abbildung, dieVANHÖFFEN von einem derartigen Schnitt durch ein Männchen gibt, ist irreführend, weil man den Zusammenhang der Ligamente mit den Radialkanälen nicht erkennen kann. Oberhalb und weiter unterhalb der letzteren finden sie sich nicht (vgl. Fig. 8 — 10). Beim Weibchen sind sie schwerer zu erkennen, weil das zusammen- hängende Keimlager die Ligamente überdeckt, vorhanden sind sie auch. Das Entoderm der Radialkanäle setzt sich mit seinen stark vakuolisierten großen Zellen deutlich vom Magenentoderm ab und geht allmählich in die Auskleidung des Ringkanals über. Im Quer- schnitt erscheint der Ringkanal schlitzförmig (Fig. 7, ri), sein Verlauf ist aus Fig. 9 ersichtlich. Im zentralen Teil ähneln seine Entodermzellen den Freßzellen des Magens durch die Anhäufung von groben Granulationen im Plasma. Der periphere Entodermbelag ist nur schwach mit Granulis ausgestattet und unterscheidet sich mit seinen großen, plasmaarmen Zellen nicht von der Entoderm- auskleidung des Tentakelstammes. Große Unterschiede zwischen den Geschlechtern ergeben sich bei Eleutheria vallentini aus dem Bau der Gonaden. Beim Weibchen überzieht das Keimlager einheitlich das Manubrium, nur unter- brochen an den Einmündungsstellen der Radialkanäle (Fig. 7, rd). Es erstreckt sich von der An- heftungsstelle des Magens an der Umbrella (Fig. 7, sp) bis in Höhe der Bildimgslager der Lippen- Lengerich, Eleutheria Vallentini. 537 ,<£:m$m 'ÄS Jffer sp SPÖ KkTJ änk nr f^fli SPS frafc %«- )nk Fisr. 8. Fig. 8 — 10. Querschnitte in verschiedenen Höhen.durcli ein Männchen von Eleutheria vallentini Browne. Vergr. 60:1. v Velmn. tn Tentakelanschnitte, nr Nesselring, jnk jüngere und änk ältere Bildungsstadien vonNesse] kapseln, glh Glockenhöhle, na Nahrungskörper im Magenlumen. /«Freßzellen, sz Sekretzellen, m^ apikaler Teil des Magens, rd Radialkanal, lg Stützlamellen- ligameut. ri Ringkanal, oo Ocellus. kl Keimlager, spg Spermiogonien, sp reife Spermien, l.kl von Spermien entleertes Keimlager, umb Umhrella. bewehrung. An der Stützlamelle liegen Nester von Oogonien (Fig. 7, oog). Die Hauptmasse der Gonaden wird von Oocyten und zahlreichen Eizellen gebildet (Fig. 7, ooc und ei), zwischen denen kein bestimmtes Lageverhältnis besteht. Die Eizelle zeigt in einem Netz von Plasma eingelagert reich- liche Dottermassen. Am großen Keim- bläschen ist deutlich chromatische und achromatische Substanz und ein hart färb- 3 %-,V"J> nee dff 8 göä >•; . yc 'ä^- -& v Kl %pii/f :% ^ S^^^ÄäiSaS^^ ri ~o°s *o ^. LIBRARY 1^ * h « 588 Deutsche Siidpolar«Expedition. bares, verschieden gelagertes Kernkörperchen zu erkennen. Die Form der Eier ist unter- schiedlich und wird durch ihre Lage zueinander und zur Oberfläche der Gonade bestimmt. Bedeutende Unterschiede in der Eigröße zeigen sich bei Weibchen verschiedenen Alters. Bei einem der Biesenweibchen haben reife Eier einen über doppelt so großen Durchmesser -wie die in Fig. 7 dargestellten. H. Müller stellte für alle Eleutherien ein Größenwachstum der Eizellen durch Auflösung der umliegenden Oocyten fest. Aus Mangel an geeignet fixiertem Material kann ich seine Ansicht nicht bestätigen, halte sie aber für wahrscheinlich. Eireifung und Befruchtung finden im Keimlager statt, da sich auch die ersten Furch imgsstadien hier vorfinden (Fig. 7, fst). Die weitere Entwicklung über das Morulastadium bis zur Planula (Fig. 7, mr und pl) mit deutlich differenziertem Ekto- und Entoderm findet in der Glockenhöhle im Schutze des mütterlichen Orga- nismus statt. Die männlichen Gonaden zeigen nicht das einheitliche Bild der weiblichen. Zwischen je zwei Magenfalten wird die Hodenmasse durch eine mehr oder weniger tiefe Furche gespalten, ebenso längs des peripheren Teiles dieser Magenaussackungen. Dadurch wird das Keimlager in zahlreiche Leisten zerlegt, von denen je zwei einer Magenfalte anliegen (Fig. 8 und 9). Oralwärts wird diese Einteilung bis zum Ende der Gonaden klar aufrechterhalten (Fig. 8), im umbrellar gelegenen Teil verwischen sich die Falten. Deutlich erkennbar ist dies aus dem in Fig. 10 abgebildeten Schnitt, in dem außerdem die Kulminationspunkte dreier Radialkanäle getroffen sind. Die einzelnen Sta- dien der Spermiogenese sind im Hoden klar gegeneinander abgegrenzt: Spermiogonien (Fig. 8, spg) an der Stützlamelle, reife Spermien (Fig. 8, sp) peripher gelagert. Die Masse der sich entwi ekelnden und reifen Geschlechtszellen ist durchsetzt von einem Netzwerk von Zellen, die wohl Nährfunktio- nen haben. Mit starker Vergrößerung sind sie in den Teilen des Keimlagers, die von reifen Spermien entleert sind (Fig. 10, IM), leicht erkennbar. Hermaphroditismus wurde von Hartlaub und andern bei Eleutheria dichotoma als häufiges Vorkommen und bei Cladonema radiatum als temporäre Erscheinung festgestellt. Von Eleutheria vallentini wurde Material von zahlreichen Fundorten zu unterschiedlichen Jahreszeiten gesammelt. Das Vorkommen von Hermaphroditismus ist bisher aber nicht beobachtet worden. Man kann deshalb Eleutheria vallentini als getrenntgeschlechtliche Form betrachten. Auf die systematische Stellung von Eleutheria vallentini möchte ich in einer fast vollendeten Untersuchung aller Eleutheriiden näher eingehen. Hier sei kurz folgendes bemerkt. H. Müller verglich die Keimzellenverhältnisse der drei Eleutherien und stellte Eleutheria vallentini zwischen E. claparedei und E. dichotoma. E. dichotoma zeigt den eigenartigen apikalen Brutraum, in dem ausschließlich die Entwicklung der Geschlechtsprodukte stattfindet. Die Forderung Hartlaub's, daß dieser Brutraum als Gattungsmerkmal aller Eleutherien gelten solle, läßt sich nicht aufrecht- erhalten. Bei E. claparedei liegen Gonaden nur am oralen Teil des Magens, die Eier werden nach den bisherigen Beobachtungen abgelegt und machen im freien "Wasser ihre weitere Entwicklung durch. E. vallentini entwickelt im ganzen Manubriumektodeim außer in der Lippenregion Keim- zellen, und die weitere Entwicklung der Eizellen findet allerorts in der als Bruthöhle fungierenden Glockenhöhle statt. Der Teil der Glocke oberhalb der Radialkanäle könnte mit einiger Vorsicht als Vorstufe des apikalen Brutraumes von Eleutheria dichotoma bezeichnet werden. Ob seine Ent- wicklung bei E. vallentini ähnlich wie bei E. dichotoma verläuft, nämlich durch Verwachsen des Lenoerich, Eleutheria Vallentini. 539 vom Grlockenkern gebildeten Subumbrellarepithels in Form von Schläuchen, die zwischen den Radialkanälen nach dem apikalen Pol zu vordringen und mit einander verschmelzen, ist bisher noch nicht untersucht worden, aber immerhin wahrscheinlich. Die graduell verschiedene An- passung aller dieser „Kriechquallen" an das litorale Leben und die dadurch bedingte Abänderung der ursprünglichen Medusenorganisation bestätigen die Auffassung von H. Müller. Die geographische Verbreitung von Eleutheria vallentini ist aus der beigefügten Karte ersicht- lich. Den Versuchen, die antarktische Eleutheria in einzelne Spezies aufzuteilen, bin ich schon ein- gangs entgegengetreten, sie bleiben deshalb bei Aufzählung der Fundorte unberücksichtigt. Als Fundorte von Eleutheria vallentini Browne wurden bisher bekannt: Falklandsinseln. 1898. Vallenttn. Kerguelen. Deutsche Tiefsee -Expedition 1898—1899. Kerguelen. Deutsche Südpolar -Expedition 1901—1903. McMurdobai. National Antarctic -Expedition 1901—1904. Wandelinsel. Expedition Antarctique Francaise 1903—1905. DIE SPHAEROZOIDEN DER DEUTSCHEN SÜDPOLAR-EXPEDITION 1901—1903 VON DR. A. POPOFSKY, STUDIENRAT AN DER GUERICKE-OBERREALSCHULE ZU MAGDEBURG. MIT TAFEL LVH— LXI UND 34 ABBILDUNGEN IM TEXT. Nach Brandt (85, 02, 05) fasse ich die Sphaerozoiden als eine Familie der koloniebildenden Radiolarien oder Sphaerozoeen auf, die innerhalb der Klasse der Radiolarien eine natürliche Abteilung für sich bilden. Brandt unterzog das Radiolariensystem Haeckels vom Jahre 1885 einer eingehenden und meiner Ansicht nach berechtigten Kritik. Die von Haeckel (87) unter- schiedenen koloniebildenden Radiolarienfamilien, die Collozoiden (ohne Nadeln), Sphaero- zoiden (mit Nadeln) und Collosphaeriden (mit Schalen) waren von diesem in ganz verschiedenen Unterordnungen, ja sogar Unterlegionen untergebracht worden. Brandt (02, p. 83 und 05, p. 311) faßt alle koloniebildenden Radiolarien als Unterordnung der Sphaerozoeen zusammen und unterscheidet innerhalb derselben nur zwei Familien, die Sphaerozoiden und die Collo- sphaeriden. Danach würden die Sphaerozoiden alle koloniebildenden Radiolarien ohne oder mit Kieselnadeln umfassen, mit Ausnahme der Gattung Myxosphaera. Die Collosphaeriden enthielten dann alle beschälten, gelegentlich auch außerdem mit Nadeln versehenen koloniebilden- den Radiolarien. dazu die Gattung Myxosphaera. Über die weiteren durchgreifenden Unterschiede in der Ausgestaltung des Weichkörpers sowie den Ablauf der Sporenbildung siehe bei Brandt (05, p. 311). Wie bei der Bearbeitung der Collosphaeriden der Deutschen Südpolar -Expedition (Pop. 1918) schließe ich mich auch bezüglich der Sphaerozoiden diesen Vorschlägen Brandts an. Aus Zweckmäßigkeitsgründen, um auch die nach konserviertem Material aufgestellten Arten unterbringen zu können, behält Brandt die Einteilung nach der Beschaffenheit des Skelettes in 3 Genera bei, trotzdem seine Untersuchungen an lebendem Material ihn zu einer andern Gruppierung der Arten führten. Danach würde die Familie der Sphaerozoiden folgende Genera haben: 1. Collozoum, ohne oder nur mit sehr vereinzelten Doppelnadeln und einfachen Nadeln in den Kolonien. 2. Rhaphidozoum,, Skelett mit einfachen Nadeln oder einfachen Nadeln und Doppelnadeln. 3. Sphaerozoum, Skelett nur oder doch vorzugsweise aus Doppelnadeln bestehend. Die Gattung Collozoum soll nach Haeckel 13 Arten enthalten. Von diesen wurden 4 von Brandt als polyzoeEntwicklungszustände von Thalassophysiden erkannt. In dem System Haeckels waren 2 von Brandt (87) beschriebene Arten nicht berücksichtigt, 1 Art wurde von diesem (1905, p. 316) ausführlich neu beschrieben. Sonach umfaßt das Genus Collozoum jetzt 12 Arten. Von diesen 12 Arten wurden durch die Deutsche Südpolar -Expedition nur folgende 4 gefischt: 1. Collozoum inerme H. Mitt. Atl. Ind. Paz. 2. Collozoum fulvum Brandt. Mitt. Atl. Ind. Deutsche Slldpolar-Eipedition XVI. Zoologie VIII. 71 544 Deutsche Südpolar-Expedition. 3. Collozoum radiosum Brandt. Mitt. Atl. Ind. 4. Collozoum Hertwigi Brandt. Mitt. Ind. Die Arten der Gattung Collozoum werden in dieser Reihenfolge auch im speziellen Teil auf- geführt werden. Hinter jeder Art sind die bisher bekannt gewordenen Meere (Mitt. = Mittelmeer, Atl. = Atlantischer Ozean, Ind. = Indischer Ozean. Paz. = Pazifischer Ozean) aufgeführt, aus denen die Art bisher bekannt war und die neuen, die durch die Deutsche Südpolar-Expedition festgestellt wurden (gesperrt gedruckt). Zur Gattung Rhaphidozoum in der oben angegebenen Umgrenzung würden alle Arten gehören, die Haeckel (87, p.39) in seine Genera Belonozoum und Rhaphidozoum stellt, sowie die erste Unter- gattung des Genus Sphaerozoum, Sphaerozonactis (H. 87, p. 41). Belonozoum enthält 4, Rhaphido- zoum 12 und Sphaerozonactis 4 Arten, so daß etwa 20 Arten hierher gehören. Brandt faßt 2 Belonozoum -Arten und 4 Rhaphidozoum- Arten als zu einem Formenkreis: Rhaphidozoum acuferum gehörig zusammen, dadurch vermindert sich die Artzahl der Gattung auf 15. Zweifel über das Zurechtbestehen der Art äußert Brandt (05, p. 321) auch bei den 4 Arten der HAECKELschen Untergattung Sphaerozonactis. Er glaubt, daß sie zu Rhaphidozoum acuferum gehören, deren einfache Nadeln übersehen worden sind oder aber als zu Physiden gehörig zu be- trachten sind. Ich kann seinen Anschauungen nur beipflichten, auch mir ist es nicht gelungen, Sphaerozoiden festzustellen, bei denen ausschließlich oder vorwiegend strahlige Nadeln vorhanden gewesen wären, die 4 Arten würden also wahrscheinlich auch einzuziehen sein. Das gilt nach Brandt (05, p. 322) auch für Belonozoum bacillosum, das entweder eine junge Collosphaeridenkolonie darstellt oder in den Entwicklungskreis von Physiden gehört. Dadurch Würden nur noch 10 Arten in die Gattung Rhaphidozoum hineinkommen. Von diesen bisher bekannten 10 Arten fing die Deutsche Südpolar-Expedition 3, die übrigen 5 Arten und 2 Varietäten sind neu: 1. Rhaphidozoum acuferum J. Müll. Mitt. Atl. Ind. Paz. 2. Rhaphidozoum acuferum var. nudum n. var. Ind. 3. Rhaphidozoum acuferum var. minutum n. var. Atl. 4. Rhaphidozoum filigerum n. spec. Ind. 5. Rhaphidozoum neapolitanum Brandt. Mitt. Atl. Ind. 6. Rhaphidozoum tenuissimum n. sp. Atl. Ind. 7. Rhaphidozoum cristalliferum n. spec. Ind. 8. Rhaphidozoum Brandti n. spec. Ind. 9. Rhaphidozoum granulatum n. spec. Ind. 10. Rhaphidozoum pandorum H. Atl. Ind. Von diesen 10 Arten und Varietäten der Gattung Rhaphidozoum, die die Deutsche Südpolar- Expedition fischte, sind 1 Art und 1 Varietät für den Atlantischen Ozean, 8 Arten und 1 Varietät für den Indischen Ozean bisher nicht bekannt gewesen. Die Gattung Sphaerozoum würde in dem oben angegebenen Umfang alle von Haeckel (87) zu den Untergattungen Sphaerozonoceras (mit 12 Arten) und Sphaerozonura (mit 4 Arten) gehöri- gen Arten umfassen, also 16 Arten. Breckner (06), der das Genus Sphaerozoum einer eingehenden Revision unterzogen hat, beseitigt 3 von Haeckel aufgestellte Arten, weil mit Sphaerozoum, Popofsky, Die Sphaerozoiden. 545 uscum Meyen (das Haeckel unerwähnt läßt) identisch, übernimmt 4 Arten von Haeckel und eine gleichfalls von Haeckel fortgelassene Art von Brandt und beschreibt selbst 11 Arten neu, von denen eine von mir nur als Varietät aufgefaßt wird. Daneben erwähnt er mit der eben genannten insgesamt 6 Varietäten. Nach Breckner umfaßt das Genus Sphaerozoum also nur 18 Arten mit 6 Varietäten. Eine ganze Anzahl Arten läßt er mit Recht unberücksichtigt, da nach den kurzen Beschreibungen Haeckels (87) allein eine Identifikation ausgeschlossen erscheint und er außerdem keine Kolonien fand, die den Beschreibungen entsprachen. Ich kann seine Beob- achtungen nur bestätigen. Von der Deutschen Südpolar-Expedition wurden gefangen: 1. Sphaerozoum fuscum Meyen. Atl. Ind. Paz. 2. Sphaerozoum punctatum Huxley. Mitt. Atl. Ind. Paz. 3. Sphaerozoum tenuiarium Breckner. Atl. Ind. Paz. 4. Sphaerozoum Breckneri n. spec. Ind. 5. Sphaerozoum striqtdosum Breckner. Ind. Paz. 6. Sphaerozoum bilix Breckner. Atl. Ind. Paz. 7. Sphaerozoum bilix var. quadricornis n. var. Atl. 8. Sphaerozoum verticillatum H. Ind. Paz. 9. Sphaerozoum verticillatum var. procerum Breckner. Ind. Paz. 10. Sphaerozoum verticillatum var. piniferum n. var. Ind. 11. Sphaerozoum Brandti Breckner. Mitt. Atl. Ind. 12. Sphaerozoum Haeckeli Brandt. Mitt. Atl. Ind. Demnach enthielt das Material der Expedition von den bisher bekannten 18 Arten und 6 Varie- täten Breckners 8 Arten und 1 Varietät, 1 Art und 2 Varietäten waren neu. Von der Deutschen Südpolar-Expedition wurden aus der Gattung Sphaerozoum 2 Arten und Varietäten für den Atlantischen und 8 Arten bzw. Varietäten für den Indischen Ozean als neu nachgewiesen. Zusammenfassend kann über das zur Familie der Sphaerozoiden mit den 3 Gattungen Collo- zoum, Rhaphidozoum und Sphaerozoum gehörige Material gesagt werden: 1. Gefangen wurden insgesamt 21 Arten und 5 Varietäten. 2. Davon waren 15 Arten und 1 Varietät schon bekannt; 6 Arten und 4 Varietäten sind neu aufgestellt. 3. Für den Atlantischen Ozean wurde das Vorkommen von 4 Arten und 2 Varietäten, für den Indischen Ozean sogar von 17 Arten und 3 Varietäten neu nachgewiesen. Durch die Arbeiten von Haeckel, Brandt und Breckner war besonders das Vorkommen von Sphaerozoiden -Arten im Atlantischen und Pazifischen Ozean untersucht worden. Unsere Er- gebnisse füllen eine wesentliche Lücke in der Verbreitung der Vertreter der Familie besonders im Indischen Ozean aus. Aus den vorn gegebenen Übersichten ergibt sich, daß nunmehr bereits 6 Arten von Sphaerozoiden bekannt sind, von denen mit Sicherheit ihre Verbreitung über die drei Weltmeere, Atlantischer, Indischer und Pazifischer Ozean, nachgewiesen ist: 1. Collozoum inerme H. 2. Rhaphidozoum acuferum J. Müll. 71* 3 Ht 54 G Deutsche Südpolar-Expedition. 3. Sphaerozoum punctatum Huxley. 4. Sphaerozoum fuscum Meyen. 5. Sphaerozoum bilix Breckner. 6. Sphaerozoum tenuiarium Breckner. Naturgemäß handelt es sich bei diesen 6 Arten um häutiger vorkommende Formen. Für die meisten der im speziellen Teil aufgeführten seltenen Arten ist schon oder wird durch die vorliegende Arbeit der Nachweis erbracht, daß sie in zweien der Weltmeere vorkommen. Damit steigt die Wahr- scheinlichkeit, daß für noch mehr Arten, wenn nicht für alle Sphaerozoiden die kosmopolitische Verbreitung über die wärmeren Teile des Weltmeeres nachgewiesen werden wird1). Gattung Collozoum Haeckel. Eaeckel 1862, p. 522. Brandt 1885, p. 215. Haeckel 1887, p. 24. Koloniebildende Radiolarien ohne Skelett, in seltenen Fällen mit vereinzelten Nadeln oder Spikein. Brandt beschrieb in seiner Monographie der koloniebildenden Badiolarien des Golfes von Neapel (1885) 4 Collozoum -Arten ausführlich: Collozoum inerme, C. fulvum, C. Hertwigi und C. pe- lagicum = radiosum. Nur Collozoum inerme und C. pelagicum werden von Haeckel in sein Radio- larienwerk 1887 übernommen, die beiden andern läßt er zu unrecht ohne Grundangabe lallen und unterscheidet dort 13 hierhergehörige Arten, die später von Brandt einer Kritik unterzogen werden. Danach sind zu entfernen: Myxosphaera coerulea ( = Collozoum coeruleum), die eine echte Collo- sphaeride ohne Schale darstellt . ('<>//. p. 13. Die Art ist an der peripheren Lagerung der Spikein im Gallertmantel leicht erkennbar. Außer vegetativen Zuständen sah ich auch Kolonien in Isosporenbildung mit kleinen Kristallen. Die von Breckner (06, p. 45) beschriebenen runden Körper, etwas größer als die Kerne und kräftiger gefärbt, von denen sich 1 — 2 in den Individuen fanden, konnte ich auch wiederholt fest stellen. Nur schienen sie mir im Innern nicht einheitlich gebaut zu sein, sondern besä ßen ein spiraliges Gerüst, das schwer zu entwirren war. Ob es sich hier um Fremdkörper (Parasiten ?) handelt, eine Vermutung, die Breckner ausspricht, oder ob es Teile des Tierkörpers sind, konnte ich nicht entscheiden. In den meisten Kolonien herrschen solche Spikein vor. die an jedem Ende des kurzen Mittel- balkens jederseits 3 gebogene, doppelt bedornte Schenkel besitzen, doch habe ich auch Kolonien gesehen, wo Spikein mit einerseits 3, anderseits 2 Schenkeln in der Mehrzahl waren. Außer den an Deutsohe Siidpolar-Expedition. XVI Zoologie Ylll. ,i> 584 Deutsche Südpolar-Expedition. # © Elg. 33. Sphaerozoum Brandti Brecknek. Teil einer jüngeren Kolonie mit wenigen Spikein im äußeren Gallertmantel. Seitendornen der Spikein kurz. 'Piere mit weniü Keinen. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903, Oberfläche, x 330. Fig. 34. Sphaerozoum Brandti Bueckner. Teil einer älteren vegetativen Kolonie. Individuen mit vielen Kernen. Die Spikein verschieden groß mit langen Seitendornen. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903, Oberfläche, x 330. Zahl häufigsten großen Spikein finden sich auch wenig mittlere und leicht zu übersehende kleine. In jugendlichen Kolonien (Textfig. 33) fand ich in dem äußeren Gallertmantel nur erst sehr wenig Spikein, unter denen die großen die seltensten waren. Die Dornen waren an den Schenkeln Popofsky, Die Sphaerozoidcn. 585 dieser Spikeln noch sehr kurz. Im Habitus erinnerten diese Kolonien, was den Bau des Weich- körpers anbetrifft, durchaus an Collozoum fulvum, also an nicht skelettführende, koloniebildende Radiolarien. Es ist also die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß ein Teil der als Collo- zoum fulvum bezeichneten Kolonien jugendliche Kolonien von Sphaerozoum Brandti sind, bei denen die Spikeln noch nicht oder nur in geringer Zahl entwickelt oder übersehen sind. Abnormitäten in der Ausbildung der Spikeln sind nicht selten (Tafel LX, Fig. 4, Textfig. 34, Mitte). Auffällig ist das Auftreten von langen, gebogenen Nadeln ohne Schenkel, deren Enden tannenbaumartig verzweigt sind. Darin zeigt die Art Ähnlichkeit mit Sphaerozoum verticillatum, bei der solche Mißbildungen aber viel häufiger auftraten. Einmal sah ich auch in einer unzweifelhaft zu unserer Art gehörigen Kolonie die Schenkel fast unbedornt. Vorkommen: Nach Breckner im Mittelmeer und im Atlantischen Ozean. Deutsche Süd- polar-Expedition: Indischer Ozean; 2. Mai 1903. Oberfläche (27); 6. Mai 1903, Oberfläch 3 (5); 8. Mai 1903, Oberfläche (6); 22. Mai 1903, Oberfläche (39); 26. Mai 1903, Oberfläche (20). Die Art wurde von der Deutschen Südpolar -Expedition als für den Indischen Ozean neu nachgewiesen. Sphaerozoum Haeckeli Brandt. Tafel LXI, Fig. 4—6. Svhaerozoum Haeckeli Brandt 85, p. 251; Tafel 3, Fig. 10, 11; Tafel 4, Fig. 2; Tafel 5, Fig. 28. Sphaerozoum Haeckeli Breckner 06, p. 46. Die Art ist von Brandt (1. c.) und Breckner (1. c.) ausführlich beschrieben. Sie ist an den über die ganze Gallerte zerstreuten Spikeln leicht zu erkennen, von denen besonders die nach dem „Verticülata" -Typ gebauten großen Spikeln auffällig sind. Ich zählte in einer wurstförmigen Kolonie von 5,5 mm Länge deren 43, die gleichmäßig durch die Kolonie verteilt waren. Die großen Spikeln fand ich mehr im Innern der Gallerte, sie waren häufig nur wenig und kurz bedornt, im Gegensatz zu den mittleren und kleinen Spikeln, die im Vergleich längere Dornen besaßen. Von Skelettmißbildungen sah ich gelegentlich einen regelrechten starken Vierstrahler (Tafel LXI, Fig. 6). Ich stimme Breckner zu, wenn er hervorhebt, daß die Kerne schlecht färbbar sind (in vegeta- tiven Stadien), wenigstens an länger in Alkohol liegendem Material. Auch fand ich, wie er, die In- dividuen stets außerordentlich klein (bis höchstens 0,05 mm). Hierin liegt ein gutes Artkriterium (Tafel LXI, Fig. 4). An einer Kolonie sah ich etwa in der Mitte eine Einschnürung, so daß zwei Teile deutlich von- einander getrennt schienen. Aus diesem Grunde zweifle ich daran, ob in der Diagnose der Satz: „Kolonie kuglig oder wurstförmig, niemals gegliedert", den Breckner aufstellt, berechtigt ist. Vorkommen: Nach Brandt und Breckner Mittelmeer, Atlantischer Ozean (Sargassosee, Südäquatorialstrom). Deutsche Südpolar -Expedition: Indischer Ozean; 8. Mai 1903, Oberfläche (1); 26. Mai 1903, Oberfläche (10); Atlantischer Ozean; 5. September 1903, Vertikalnetz, 0—400 m (1). Die Art wurde also von der Deutschen Südpolar -Expedition im Indischen Ozean neu nach- gewiesen. 586 I »eutsche Südpolar-Expedition. Literaturverzeichnis. Ein ausführliches Literaturverzeichnis findet sich in meinen früheren Arbeiten: Die Radiolarien der Antarktis, in: Ergeb- uisse der Deutschen Südpolar-Expedition X. Zoologie IL 1908. p. 297. Nachträge dazu in meinen Arbeiten über die Sphaerel- larien des Warmwassergebietes der Deutschen Südpolar-Expedition, ibid. XIII. Zoologie V. 1912, p. 157. und in: Nassellarien des Warmwassergebietes der Deutschen Südpolar-Expedition, ibid. XIV, Zoologie VI, p. 412. Ergänzend seien hinzugefügt: L834. Meyen, F.. Beiträge zur Zoologie, gesammelt auf einer Reise um die Erde, in: Nov. Act. Aead. Leop. Carol. Bd. lti. L851. Huxijey, Th., Zoological Notes and Observations made on board H. M. S. Rattlesnake III. Upon Tnalassicolla, a new Zoophyte. in: Annais Mag. Nat. Hist. (2. Ser.) Vol. 8. L863. Dana, J., On two oceanic species of Protozoons, related to the sponges, in: Annais Mag. Nat. Hist. (3. Ser.) Vol. L2. L871. Dönitz, W.. Beobachtungen über Radiolarien. in: Areh f. Anat. u. Physiol. L881. Brandt. K., Untersuchungen an Radiolarien. In: Monatsschr. d. Kgl. Akad. d. AYiss. Berlin. L885. Brandt, K., Die koloniebildenden Radiolarien des Golfes von Neapel; XIII. Monographie in: Fauna und Flora des Golfes von Neapel. 1887. Haeckel, E., Report on the Radiolaria collected by H. M. S. Challenger during the years 1873- 76. In: Challenger- Report, Zoolog. V, 18. 3 parts. 1893. Deeyer, F.. Die Prinzipii q der Gerüstbildung bei Rhizopoden usw.; in: Jenaische Zeitschrift für Naturw. Bd. 26, neue Folge Bd. 19. 19H2. Brandt, K., Beiträge zur Kenntnis der Colliden. In: Areh. f. Protistenkunde Bd. I. 1905. Brandt. K., Zur Systematik der koloniebildenden Radiolarien. In: Zoolog. Jahrbücher, Suppl. 8. L906. Breckner. A., Beiträge zur Kenntnis der koloniebildenden Radiolarien mit Nadeln (Sphaerozoida). Inaugural-Disser- tation. Kiel. 1906. Hilmers, C, Zur Kenntnis der Collosphaeriden. Inaugural-Dissertation, Kiel. 1918. Popofsky, A.. Die Collosphaeriden der Deutschen Südpolar-Expedition 1901—1903. Mi1 Nachtrag zu den Spu- mellarien und Nassellarien. In: Deutsche Südpolar-Expedition 1901- 1903, Bd. XVI, Zoologie VIII, Berlin. Tafelerkläruiiü. Bei den meisten Einzelneren wurde der Deutlichkeit halber nur die obere Hälfte des Skelettmantels sowie des Weich- körpers gezeichnet. Tafel LYll. Fig. |. Collozoum radiosum Brandt. Teil einer Kolonie, deren ektoplasmatische Pseudopodien von Tier zu Tier Dach der Konservierung erhalten geblieben sind. Deutsche Südpolar-Expedition 28. Oktober L9.01, Oberfläche. : 330. Fig. 2. Collozoum Hertwigi Brandt. Teil einer Kolonie mit Einzeltieren in verschiedenen Stadien der Zweiteilung. Näheres im Text. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903. Oberfläche. > 330. Fig. :'>. Rhaphidozoum aeuferum .1. .Müll. Einzeltier mit Nadelmantel und einem großen Vierstrahler. Deutsche Südpolar- Expedition 26. Mai 1903, Oberfläche. = 330. Fig. 1. Rhaphidozoum aeufemm .1. Müll. Großes sechsstrahliges Spiculum. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903, Ober- fläche, x 330. Fig. 5. Ehaphidozoum aeufemm var. minutum n. var. Teil einer Kolonie mit vielen kräftigen Spikein von etwa gleicher Anzahl wie die zarten .Nadeln. Deutsche Südpolar-Expedition 12. September 1903, Ascension, Oberfläche, x 330. Fig. 6, Rhaphidozoum neapolitanwm Brandt. Zwei Einzeltiere in normaler Lagerung zueinander mit extrakapsulären Körpern und (bei /■ i eigentümlichen Körpern mit grobkörnigem Inhalt. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche. 330. Fig. 7. Rhaphidozoum neapolitanwm Brandt. Spikein aus einer Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Alai 1903. Ober- fläebe. 330. Fig. I. Fig. 2. Tafel LV1IT. Rhaphidozoum aeufemm var. mmutum n. var. Teil einer Kolonie, in der die dünnen Skelettelemente überwiegen. Deutsche Südpolar-Expedition 9. Oktober 1903. Vertikalnetz 0—3000 m. x 330. Rhaphidozoum füigerwm u. sp. Teil einer Kolonie mit Massen von langen, haarartigen Nadeln, besonders im äußeren Gallertmantel. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903, Oberfläche, x 330. Popofsky, f»ie Sphaerozoiden. 5^7 Fig. 3. Rhaphidozoum neapolitanum Brandt. Teil einer normalen Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903. Oberfläche x 330. Fi»;. 4. Rhaphidozoum Brandti n. sp. Teil einer Kolonie mit dichtgedrängten Tieren, die verschieden große ..Kristalle" in Masse enthalten. Darüber eine Anzahl Einzel. ,kristalle". Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai L903 Oberfläche, x 330. Fig. ö. Rhaphidozoum Brandti n. sp. Zwei Einzeltiere in natürlicher Lagerung. ..Kri>talle" bedeutend kleiner wie in Fig. 4 und zahlreicher. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903. Oberfläche. 330. Fig. 6. Rhaphidozoum pandorum H. Auswahl von Spikein aus einer Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition 8. Mai 1903, Oberfläche, x 330. Tafel LIX. Fig. 1. Rhaphidozoum acufemm J.Müll. Kreuzförmiges großes Einzelspikulum. Deutsche Südpolar-Expedition 26.Mail903, Oberfläche. 330. Fig. 2. Rhaphidozoum füigerum n. sp. Teil einer Kolonie mit elliptischen Tieren, die viele runde, hellglänzende „Körper" ent- halten. Weniger haarartige Nadeln wie die Kolonie in Tafel 1.VI1I. Fig. 2. Außerdem eine Anzahl seltener Skelettelemente. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903, Oberfläche. :■- 330. Fig. .'!. Bhapkidozown tenuissimum n. sp. Teil einer Kolonie, in dem zwei leere Zentralkapselmembranen und eine Anzahl extrakapsulärer Körper vorhanden waren. Näheres im Text. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai L903, Oberfläche, x 330. Fig. 4. Rhaphidozoum granulatwm n. sp. Teil einer Kolonie mit vielen gelben Zellen. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903. Oberfläche. 330. Fig. 5. Rhaphidozoum granulatum u. sp. Teil einer Kolonie mit wenigen gelben Zellen. Deutsche Südpolar-Expedition 22. .Mai 1903. Oberfläche. > 330. Fig. ü. Sphaerozoum Breckneri n. sp. Einzeltier. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai L903, Oberfläche. 330. Fig. 7. Sphan-ioaim hili.r Brkcknkr. Einzeltier. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche. 330. Tafel LX. Fig. 1. Sphaerozoum Breckneri n. sp. Spikein au- einer Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition 26. Mai 1903, Oberfläche. x 650. Fig. 2. Sphaerozoum Mix var. quadricornis n. var. Teil einer Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition 9. Oktober L903, Veitikalnetz 0—3000 m. 330. Fig. 3. Sphaerozoum verticüktwm II. var. proeerum Breckner. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai L903, Oberfläche. 330. Fig. 4. Sphaerozoum Brandti Breckner. Teil einer Kolonie (links i. Hechts einige abnorme Spikein. Deutsche Südpolar-Ex- pedition 22. Mai 1903. Oberfläche, x 330. Fig. 5. Rhaphidozoum tenuissimum n. sp. Teil einer Kolonie. Einzeltiere mit einkernigen, extrakapsulären Körpern. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903. Oberfläche. 330. Fig. 6. CoUozoum Hertwigi Brandt. Einige der seltenen Spikein und Nadeln aus einer Kolonie. Deutsche Südpolar-Expedition S. Mai 1903, Oberfläche. > 330. Tafel LXI. Fig. 1. Rhaphidozoum tenuissimum n. sp. Teil einer Kolonie mit extrakapsulären Körpern. Näheres im Text. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903. Oberfläche. 330. Fig. 2. Sphaerozoum verticillatum Ff. Typisches Einzeltier. Deutsche Südpolar-Expedition 22. Mai 1903, Oberfläche. .'■;,n. Fig. 3. Sphaerozoum verticillatum II. var. pmiferum n. var. Zwei Einzeltiere in normaler Lagerung. Deutsche Südpolar- Expedition 22. .Mai 19(13. Oberfläche. : 330. Fig. 4. Sphaerozoum Eaeckeli Brandt. Teil einer Kolonie, nur die großen Spikein gezeichnet. Deutsche Südpelar.-Kxpedition 26. Mai L903, Oberfläche. 330. Fig. •"). Sphaerozoum Eaeckeli Brandt. Normale große Spikein aus der Kolonie Fig. 4. 650. Fig. 6. Sphaerozoum Eaeckeli Brandt. Anormales großes Spiculum der Kolonie Fig. 4. x 6fi0. Deutsche Südpolar-Expedilion. XVI. Zoologie VIII. -- y Deutsche Südpolar-Expedition. i90t-3. Band XVI Tafel LVII. Fig. 1 Collozoum radiosum K. Brdt. Fig. 2 Collozoum hertwigi K. Brdt. Fig. 3— 4 Rhaphidozoum acuferum J. Müll. Fig. 5 Rhaphidozoum acuferum J. Müll. var. minutum n. var. Fig. 6 — 7 Rhaphidozoum neapolitanum K. Brdt. Deutsche Südpolar-Expedition. 191 Band XVI Tafel LVIII. I Jt^ ■ ./. -* % M >A9M*^g3| SS* 3 ew «s« ri ^ * * * > V Fig. 1 Rhaphidozoum acuferum J. Müll. var. minutum n. var. Fig. 2 neapolitanum K. Brdt. Fig. 4—5 Rhaphidozoum brandti n. Rhaphidozoum filigerum n. sp. Fig. 3 Rhaphidozoum sp. Fig. 6 Rhaphidozoum (?) pandorum H. Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band XVI Tafel LIX Fig. 1 Rhaphidozoum acuferum J. Müll. Fig. 2 Rhaphidozoum filigerum n. sp. Fig. 3 Rhaphidozoum tenuissimum n. sp. Fig. 4 — 5 Rhaphidozoum granulatum n. sp. Fig. 6 Sphaerozoum breckneri n. sp. Fig. 7 Sphaerozoum bilix Breckner. Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band XVI Tafel LX. Fig. 1 Sphaerozoum breckneri n. sp. Fig. 2 Sphaerozoum bilix Breckner var. quadricornis n. var. Fig. 3 Sphaerozoum verticillatum H. var. procerum Breckner. Fig. 4 Sphaerozoum brandti Breckner. Fig. 5 Rhaphidozoum tenuissimum n. sp. Fig. 6 Collozoum hertwigi K. Brdt. Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band XVI Tafel LXl ;>^w Aut