This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project to make the world's books discoverable online.

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the publisher to a library and finally to you.

Usage guidelines

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.

We also ask that you:

+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for personal, non-commercial purposes.

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the use of public domain materials for these purposes and may be able to help.

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.

About Google Book Search

Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web

at|http : //books . google . com/

über dieses Buch

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.

Nutzungsrichtlinien

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen unter Umständen helfen.

+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.

Über Google Buchsuche

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.

Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.

THE LIBRARY

OF

THE UNIVERSITY

OF CALIFORNIA

PRESENTED BY

PROF. CHARLES A. KOFOID AND

URS. PRUDENCE W. KOFOID

I

Die Apostelgeschichte

nach

ihrem Inhalt and Ursprung kritisch antersocht

Dr. ISdnard Zeller.

Stuttgart

Carl Iftcken, Verlagsbuchhandlnng. 1854.

SctmeU^tMMdrvek d«r Bachdnickwti Von i. C. Widktm Sota in. ^entUngtn.

^^1

2J

Vorwort.

Lliese Schrift ist aus den Abhandlaogen entstandeOi welobe Ober den gleichen Gegenstand in den Theologischen Jahrbacbern 1848 1851 erschienen sind. Die vielfache BerOeksichtigang, welehe diesen Abhandinngen von vcrscliiedenen Seiten und in ver« schiedenem Sinn zn Theil virurde, liess mich hoffen, dass es Geg- nern wie Freunden der Ansicht, die sie vertreten ^ erwflnscht sein werde, wenn ich sie als selbständiges Ganzes in neuer Bearbei* tung der Oeffentlichkeit ttbergäbe. Ich unterwarf demnach meine frühere Arbeit einer wiederholten Durchsicht, um ihre Locken zn ergänzen, Unrichtigkeiten im Inhalt, Ungenanigkeiten im Ansdrnck, Mängel in der Anordnung zn verbessern, solches, was mehr nur für eine Zeitschrift passend schien, zn entfernen, und so ist auch wirklich kein Abschnitt dieser Schrift ohne mancherlei Aendemngen und Znsätze geblieben, ein Viertheil oder ein Fünftheil des Gan- zen mag als neu oder als völlig umgestaltet zu betrachten sein. Die wesentlichen Ergebnisse meiner froheren Untersuchung haben sich mir aufs Nene bestätigt, ich hoffe aber^ dass es mir gelun- gen sei, sie in mancher Beziehung genauer zu bestimmen und vollständiger zu begründen.

Die Literatur unsers Gegenstandes hat seit dem ersten Er- scheinen dieser Untersuchung eine so bedeutende Vermehrung er- halten, dass es fast scheint, die lange unbillige Vernachlässigung der Apostelgeschichte, welche noch vor wenigen Jahren das be- kannte Urtheil des Ciurysostomus auf unsere Zeit anzuwenden erlaubte, solle nun mit Einem Mal gutgemacht werden. Ich habe mich bemüht, diese Uülfsmittel, so weit sie mir irgend zu Gebot standen, zn benutzen, und auch ältere Schrift^, von denen sich einige Ansbeute erwarten liess, nachzuholen. Auch von Gegnern meiner Ansicht habe ich zu lernen gesucht, und ich erkenne es

S«3139ri4

IV Vorwort.

gerne an y dass Ich darch Ihren Widersprach selbst auf Manches, was Ich ftrflher übersehen hatte, aufmerksam gemacht wurde. Ebenso mnss Ich es rühmen, dass die meisten von Ihnen In Ihrer Polemik den Ton einhalten, der bei wissenschaftlichen Erörtenin- gen nie verletzt werden sollte; dass ein Bbrard freilich die Blossen seiner nngrOndlichen Arbeiten durch Rabulisterei und Verdrehung, darch rohe Schmähungen und schaale Scurrilitäten zu verdecken sich beeifert, und dass es bei Lange der hohen und hochmOthlgen Worte um sa mehr zu sein pflegen , je dürftiger und verworrener die wissenschaftlichen Gedanken sind, Ist man zu sehr gewohnt, als dass hierüber viel zu sagen wäre. Unter den Untersuchungen, die vom kritischen Standpunkt ausgehen, habe Ich neben Baur^s Werken namentlich Hilgenfeld*s, Volckmar^s und KOstlln's Arbeiten zu nennen; Hilgenfeld^s Schrift über die apostolischen Väter konnte Ich zu meinem Bedauern für die erste Abtheilung der vorliegenden^ deren Druck sich etwas verzögerte, nicht mehr benützen, um so erfreulicher war es mir, nachträglich zu finden, dass seine Ansicht über den Ursprung jener Schriften und über Ihr Verhältniss zu den beiden lukaalschen Büchern mit der meini- gen in allen wesentlichen Punkten* übereinstimmt. Im Uebrigen wird der Gang und die Richtung der. vorliegenden Untersuchung denen, für welche die geschichtliche Erforschung des ältesten Chrlstenthums ein Interesse hat. Im Allgemeinen bekannt sein.

Wie viele es deren ft'eilich in Deutschland heutzutage noch glebt, weiss Ich nicht. Die Bemühungen unserer Kirchenmänner haben es mit Beihülfe der politischen Reaktion glücklich dahin ge- bracht, dass die Mehrzahl unserer Theologen nicht etwa nur diese oder jene wissenschaftliche Ansicht, sondern die Wissenschaft überhaupt mit Misstrauen, ja mit Gleichgültigkeit betrachtet, und diejenigen selbst, welche vor zwanzig und dreisslg Jahren die Losung zum Kampf gegen die „unglaubige^^ Wissenschaft gege- ben haben, fangen an^ die natürlichen Früchte ihres Thuns mit Schmerzen zu emdten. Man hat so lange Kirchlichkeit und immer nur Kirchlichkeit gepredigt, man hat so oft versichert, es komme in der Theologie aufs Herz an, nicht auf den Verstand, es handle sich selbst bei der geschichtlichen Untersuchung über das Urchri- stenthum und seine Urkunden weit weniger um Gelehrsamkeit und Kritik, als um Ueberelnstimmung mit dem Bewusstseln des christ- lichen Volks, um Vermeidung alles dessen^ was die herrschenden Vorstellungen üb^r die helligen Schriften und Männer verletzen,

Vorwort. V

WM dem fremmea Olaaben zam Anstoss gereMien könnte man hat dieses und Aehnliobes so oft and so salbungsvoll wlederiiolt, bis es die fieute am Bnde geglaubt haben ; und nm wie viel leich* ter es nan Ist, zu einer Oberlieferten Ansicht Ja zn sagen, als mit Mähe und Anstrengung, in selbstverläugnender Arbeit, anter Zweifeln und Kämpfen, eine eigene Ueberzeagung zu suchen, om so weniger darf man sich wundern, wenn es namentlich von ansern angehenden Theologen die meisten ungleich bequemer fan- den, auf jenem einfachen Wege zu einer fOr sie, wie es schien, ganz brauchbaren Theologie und nebenbei auch zu Amt und Brod zu gelangen, statt auf dem langsameren und mOhevolleren inneren Kämpfen und ftnsserer Ungunst entgegenzugehen. Nur mOge man sich dann auch darüber nicht wundern , dass der Zug der kirchli- chen Reaktion welter ftthrt, als man selbst ursprünglich gewollt hat , dass man auf einem beliebigen Punkte der abschüssigen Bahn anzuhalten nicht die Macht hat. Zuerst ist nur überhaupt das christliche Bewusstseln, der Glaube der Gemeinde, für die Schranke und Norm der theologischen Forschung erklärt worden. Aber was christlich ist, das ist eine geschiehtliche Frage, deren genügende Beantwortung eben nur mittelst der Untersuchungen müglich ist, die man durch jene^ Forderung abschneiden wollte. Denn da sich das Wesen einer Erscheinung nur aus der Gesammtheit ihrer Wir- kungen erkennen lässt, so darf man, wenn man gründlich ver- fahren will, die Entscheidung über chrisüich oder nichtchristlloh nicht ans einem besonderen Kreise der chrfstlichen Welt oder einem einzelnen Zeitpunkt ihrer Geschichte, wntth nicht aus ihrem An- fangspunkt, schöpfen, sondern man muss ihren Gesammtverlanf in Betracht ziehen, um durdi eine umfassende Prüfung ihres bisheri- gen Ganges, unter sorgfältiger Scheidung des Bleibenden und des Vergänglichen, das wahre Wesen und das geschichtliche Ziel des Christenthnms anszumitteln. Dazu konnte man sich natürlich nicht entschliessen,^und so war denn das Nächste, dass an die Stelle des christlichen Bewusstseins das archrisUiche, die biblische, oder wenigstens die nentestamentliche Lehre, gesetzt wurde. Allein damit war immer noch keine unverrückbare Norm gefunden. Was die wahre Schriftlehre sei, darüber stritten sich nicht blos seit alter Zeit die christlichen Confessionen, sondern eben diese Frage war von der „ungläubigen^^ Wissenschaft unserer Tage so beant^ ' wertet, däss das Princlp der Schriftauktorität vüllig unbrauchbar zu werden drohte^ denn wenn nicht blos der altteatamentliche

VI Vorwort.

Stondpimkt mit dem christlicheo sieh nicht nmiiittelhar vereinigea IftMt, sondern wenn nach im nenen Testament seihst, wie diess seit einem Jahrhundert hehaoptet wird, eine Mehrheit von ver- schiedenen und sich theilweise ansschliessenden Lehrhegriffen xn finden ist, wo soll da der. Pankt liegen, der unserer theologischen Ueberzengnng einen sturmfreien Zufluchtsort darböte? Jene Be- hauptung selbst aber, und alle mit ihr zusammenhAngenden kri- tischen Ergebnisse erst auf wissenschaftlichem Weg zu widerlegen, war eine Aufgabe, von deren Schwierigkeit man sich bald tlber« sseugen mnsste: gerade desshalb war man ja wieder auf die Schriftauktorität ssurflckgckommen, weil man etwas Positives suchte, das über den Streit der wissenschaftlichen Ansichten erhaben sein sollte. Es blieb mithin nichte ttbrig, als dass- man von der wis- senschaftlichen Freiheit, deren man sich Araber neben seh^m Glau- ben nicht ohne Selbstgefälligkeit gertthmt hatte, auch noch ein weiteres Stück aufgab, und von der streitigen Schriftlehre aof das kirchliche Bekenntniss sich zurtlckzog. Mit welchem Wett- eifer, und mit wie viel hierarchischer Anmassnng das gerade von solchen geschehen ist, die noch immer durch wissenschaftliche Bildung und Freisinnigkeit hoch Aber den Orthodoxen gememen Schlags zu stehen meinten, davon liefert die Geschichte unserer Kirchentage und theologischen Conferenzen seit einem Jahrzehend nur zu viele Belege. Hatte man doch immer noch, als Beweis seiner GeiBtesfireiheit; die evangelische Union, war es doch etwas ganz Anderes, ,,sich zu den Grundprincipien der evangelischen Kirche sammt ihren Voraussetzungen und Folgesätzen zu beken« nen/^ und die gleiche Bekenntnisstrene mit ;,ethischem Puthos^^ und kirchenregimentlichen Maassregeln auch von Anderen zu verlangen, als ein bestimmtes Bekenntniss, z. B. die Conoordienihrmel oder die Formula consengusy zu unterschreiben. Nur schade, dass jene Voraussetzungen und Folgesätze auch schon von den alten Theo- logen erkannt, und in eben den Bekenntnissen niedergelegt waren, deren Vorstellungskreis man sich nicht anzueignen, deren Aus- schliesslichkeit man mit seiner Bildung nicht zu vereinigen wnsste. Und noch schlimmer, dass auch schon in den Grundfurincipien die evangelischen Confessionen der älteren Zeit, wenn man genauer zusah, sich keineswegs so einig zeigten, als man geglaubt hatte. Denn wenn sich auch durch ihren Gegensatz allerdings ein ge^ meinsamer Grundcharakter hindurchzieht, so gehen sie doch in der dogmatischen Fasaung dieses Gem^nsamen von Anfang an aus-

Vorwort. VII

elMüder. Itomde äiese dog iMtiwhe FMsung liaCte man al^or It^ maatMi^beod erklärt^ indem man seine Ueltoreinstfnmang mit den Bekenntnissen der evangeiisclien Kirche verkOndete. Der Streit miuMle daher unvermeidlich neu ausbrechen, und der hallten Be« kenntnisstrene der kirdienglaoliigen Unionsfrennde mnsste sich die ganze der nenkitherischen Biferer mit am so grosserer Aassicht aof Brfoig entgegenstellen, da sie ganz nnlängbar die Conseqoense des gemeinsamen Prindps Air sich hatte. Dass aber diese Alt« giftabigkeit intolerant Ist, dass sie nieht blos keine freie Wissen- schart, sondern auch keine andere Form der protestantischen Frem- migkeit neben sich dulden will , liegt in ihrem Wesen ; wenn sie daher die unirte Kirche nicht blos za sprengen, sondern zu er- obern, nnd die reformirte Confession ans ihrem eigenen rechttich gesicherten Besitz zu verdrängen bestrebt ist, so thut sie nor; was sie nicht lassen kann, und nicht mehr. So sind wir denn nun freilieh so weit gekommen, dass man sich wieder um die Va- riata und die Invariata, um den Intherisehen und den Heidelberger Kateciiismas mit efner Leidenschaft streitet, welche der Blflthez^ des orthodoxen Fanatismas wtirdig wäre , dass KirclienrAthe darflber entsclieiden , wer an ansem Universitäten Philosophie lehren darf, dass kaom geprüfte Candidaten die Absetzung ihrer Bxaminatorea verlangen, weil sie ihnen nicht orthodox genug sind, dass Jeder in Sachen der Theologie am so laater mitzusprechen sich berech* tigt dönkt, and aaf Beförderang im Kirchendienst nm so begrün- detere Ansprtiche zu haben glaubt, je unwissender er in allem dem ist, was man sonst für die anerlassliche Grundlage jeder theologischen Bildung gehalten hat^ je ausschliesslicher er sich in stumpfer Geistesträgheit auf das Auswendiglernen vorgeschriebener Formeln, auf das Nachsprechen unverstandener Losungswörter be- schränkt hat, und unter diesem verkehrten Partheigetriebe droht sich des theologischen Nachwuchses mehr und mehr eine solche Barbarei zu bemächtigen, dass man zweifelhaft sein könnte, ob es sich überhaupt noch verlohnt, Zeit und Mühe an wissenschaft- liche Arbeiten zu wenden, welchen bei der Masse derer, für die sie zunächst bestimmt sind, so wenig Bmpfänglichkeit entgegen- kommt. Wer aber mit dem Gang der neusten kirchlichen und theologischen Entwicklung bekannt ist, den wird diese Erscheinung nicht befremden« Aus dem Grundsatz der l^nfreiheit ist eine üppig-e Saat von Streit, Leidenschaft und Verkehrtheit emporgewachsen, die Theologie ist verkümmert, weil von ihren Vertretern die meisten

VIII Vorwort.

ZU ODgbrdstig waren, um die schneidend IHeche Lnfk einer vor* anssetzongslosen Wissenschaft zu ertragen, die Masse glaubt sich besser dabei zu befinden, wenn sie Anderen nachbetet, als wenn sie selbst denlct, wenn sie mit dem Strem der Bealition schwimmt, als wenn sie sich ihm entgegenstemmt das kann man bedaoem^ aber man kann nicht darolier erstaunen. Ob es mit der Zeit wieder anders werden wird, oder ob der deutsche Protestantismus in den byzanthiisdien Zuständen, denen er fftr den Augenblick mit vollen Segeln entgegeneilt, versumpfen wird, ob die Stimmen derer,, welche die evangelische Kirche auf einen freieren Grund stellen möchten, ungehört verhallen, oder erfolgreich wirken werden, wissen wir nicht. Nur das wissen wir, dass eine Besserung un- serer Zustände um so gewisser zu erwarten steht, je volbtAndiger Jeder an seinem Ort seine Pflicht thut, und wie gerne wir uns bescheiden, dass hiebe! ungleich mehr von der Gestaltung der grossen geschichtlichen Verhältnisse abhängt, als von vdssen- scbaftlichen Bestrebungen und Leistungen, so sind wir doch der Meinung, dass auch die Wissenschaft hx ihrem Theile nicht mOde werden darf, zur Einsicht in die grossen Fragen der Gegenwart und der Vergangenheit nach Kräften beizutragen. In diesem Sinne möge man auch den vorliegenden Beitrag, wie viel oder wie wenig man sich von ihm versprechen mag, wohlwollend aufnehmen.

Marburg, 27. Juli 1854.

D. V.

Inhaltsverzeichniss«

Selto

Einleitung 1

Erste Abtheilung. Die äusseren Zeugnisse über das Dasein und den Ursprung der lukani-

sehen Schriften 6—75

1. Die ältesten Zeugen yor Marcion und Justin 6

Neutestamentliche Schriften 6. Bamabas 8. Clemens von Rom 8. Hermas 9. Papias 10.

2. Marcion 11

Stand der Untersuchung 11; Stellen, wo Marcion den ursprüng- lichen Text des Lukasevangeliums zu haben scheint 13; Stellen, wo M. geändert zu haben scheint 15; Resultat 23; Älter des marcionitischen Zeugnisses 24.

3. Justin 26

Yerzeichniss der Hauptbelegstellen für Justin's Bekanntschaft mit dem Evangelium 26 ; über die Beweiskraft dieser Stellen 37 ; min- der beweisende Stellen— -46. Resultat 49. Justin's Verhältniss zur Apostelgeschichte, ebd. ; der Brief an Diognet 50.

4. Ignatius, Polykarp, die clementinischen Homilien und Recognitionen . 51

Die ignatianischen Briefe 51. Polykarp 52. Die clementini- schen Homilien 53. Die Recognitionen 60.

5. Die jüngeren Gnostiker, Celsus, Theophilus, Tatian 64

Die gnostischen Citate 65. Celsus 68. Theophilus und Tatian 69.

6. Irenäus und die Späteren. Rückblick 69

Irenäus 69. Clemens, Origenes, Eusebius, Tertullian u. A. 70. Rückblick: die Beweiskraft der Ueberlieferung Über die lukanischen Schriften 71. Zweite Abtheilung.

Der geschichtliche Inhalt der Apostelgeschichte 76—315

Erster Abschnitt. Die Urapostel und die Gemeinde zu Jerusalem 76—145

1. Die Himmelfahrt und die Apostelwahl '. . ^ . . 76

Die Himmelfahrt 76. Die Apostelwahl 79.

2. Das Pftngstfest 82

Die vorbereitenden Erscheinungen des Pfingstwunders 82. Das Zungenreden und die verschiedenen Erklärungen desselben: die supra- naturalistische Erklärung 84 ; ihre inneren Schwierigkeiten 85 ; ihr Widerspruch mit der Darstellung des Paulus 89. Die natür- liche Erklärung; erste Form derselben: das Zungenreden ein natür- liches Reden in Fremdsprachen 93; zweite Form: das Zungen- reden kein Reden in Fremdsprachen *— 96; Verbindung beider Er- klärungen bei Wieseler 102. Ueber den Umfang des Ungeschicht-

X ^ Inhalt.

liehen in der yorliegenden Erzählung und ihre wahrscheinliche Ent- stehung — 104. Rückblick auf die Erzählung yon der Äpostelwahl

115. Die Vermehrung der Gemeinde am Pfingstfest 116.

3. Der innere Zustand der Urgemeinde; die Wunderthätigkeit der Apostel;

die Gütergemeinschaft; Ananias und Sappbira 119

YerhäUniss der Urgemeinde zum Judenthum 119; apostolische Wunderthätigkeit ebd.; Gütergemeinschaft 122; Ananias und Sapphira 123.

4. Die Urgemeinde und die Juden; die ersten Verfolgungen .... 124 Verehrung des Volks gegen die Apostel 124. Erste Verfolgung

125. Zweite Verfolgung 130. (Gamaliel und Theudas 132 ff). Die angebliche Stellung der jüdischen Partheien zum Christenthum

137. Den beiden Erzählungen liegt derselbe Vorfall zu Grunde

140. Die Verfolgung des 12. Kapitels 141. Die zwei frühe- ren Verfolgungen aus ihr durch Verdopplung entstanden 144.

Zweiter Abschnitt.

Die Vorläufer des Paulus 146—190

1. Stephanus 146

Die Anklage ~ 146. Die Rede des Steph. 148. Die Gerichts- Terhandlung und der Tod des Steph. 150.

2. Das Christenthum in Samarien; Philippus; der Magier Simon; die

Taufe des Aethiopiers 153

Versprengung der jerusalemi tischen Gemeinde 153. Philippus in Samarien ^ 154. Petrus und Johannes in Samarien 156.

Der Magier Simon : die Ueberlieferungeo über ihn und seine Lehre

158; Kritik dieser Ueberlieferung 164; Vermuthungen über die Entstehung und die ursprüngliche Bedeutung der Simonssage

169. Philippus und der Aethiopier 174.

3. Petrus in Joppe und Casarea; Cornelius . 176

Petrus in Lydda und Joppe, Aeneas und Tabilha 176. Die Bekehrung des Cornelius: die Wunder bei derselben •^179; Ver- hältniss des Petrus und der Jerusalemiten zum Heidenchristenthum

184; sonstige Unwahrscheinlicljkeiten 187; Resultat 189. Dritter Abschnitt.

Paulus : . . 191—315

1. Die Bekehrung und das erste Auftreten des Paulus 191

Die Bekehrung als solche: Widersprüche in den Berichten *— 191;

das Wunderbare und das geschichtlich Wahrscheinliche an dieser Thatsache 194. Paulus nach seiner Bekehrung 201.

2. Die Gemeinde in Antiochien. Die erste Missionsreise dos Paulus . 209 Paulus und iüe antiochenische Gemeinde 209. Paulus und Bar-

nabas in Cypem 212; in Lyslra 213.

3. Der Apostelconvent 216

Die Erzählung der Apostelgeschichte in ihrem Verhältniss zu der Dar- stellung des Galaterbriefs : die Reise des Galaterbriefs ist mit der vor- liegenden identisch -* 217; (über die Reise des Uten Kap. 222;) Widerspräche zwischen beiden Berichten in formeller (— 224) und materieller (— 230) Beziehung. Weitere Unwahrscheinlichkeiten der

InliaU* XI

Seite

vorhegeoden Erzählung : Beschneiduog der Jud«Qcbri8ten und des Ti- motheos -^ 238; Götzenopferfleischessen 241; TiQ^veia 244; ^ stjiistischer Charakter des apostolischeD SeDdsclureiheDs 246. Schlussergebfüiss 248.

4. Die zweite .Missionsreise des Paulus 249

Paulus <hirchreist Kleiuasien ^ 249. Paulus und Silas in MiUippi

251. Paulus in Tliessalonich und Athen 258. Paulus in Ephesus: die Johanoesjänger 263; die ephesinischen Wunder

264; der Aufstand des Demetrius 266.

5. Die letzte Reise des Paulus naeb Jerusalem, seine palästinensische

Gefangenschaft 266

Abreise von Ephesus, Motiv der Reise -- 267. Eutycbus 269. Abscbiedsrede in Milet ebd. Aakoaft in Jerusalem, Nasiräats-

opfer 274. Gefangennehmung des Paulus 280. Verhör vor dem Synedrium ~ 281. Abführung naeh Cäsarea ^ 287. Verhöre vor den römischen Prokuratoren ebd.

6. Paulus auf dem Wege nach Rom und in Rom 290

Seereise, Paulus in Malta 290. Verhandlung mit den römischen

Juden 291.

7. Die Lehre und der öffentliche Charakter des Paulus nach der D>ai>

Stellung der Apostelgeschichte . 297

Die Lehrreden 297. Das Verhalten des Paulus: seine Gesetzes- frömmigkeit — 302; sein Benehmen der judenchristlichen Parthei gegenüber 306; seine apostolische Wirksamkeit 308. Verhal- ten der Judencbristea gegen Paulus 313« Dritte Abtheilung.

Der Ursprung der Apostelgeschichte 316

Erster Abschnitt.

Ueber den Zweck der Apostelgeschichte 316—387

1. Die Apostelgeschichte eine Tendenzscbrift 316

Einleitendes 316. Der Tendenzcharakter unserer Schrift an der Art nachgewiesen, wie hier das Verhäitniss des Paulus und der Ur- apostel in Bezug auf ihre Wunder ( 320) und ihre Leiden ( 322), ihre Lehre (— 327), ihr Verhalten (— 329), ihre apostolische Be- föhigung (— 331), ihre persönlichen Beziehungen (— 333) darge- stellt wird. Erläuterung des Vorstehenden 335. Prüiung abwei- chender Ansüiehten: 1) derjenigen, die eine wesentliche dogmatische Tendenz der Apostelgesdiichte läugnen {— 337), 2) derjenigen, die sie zugeben ( 342).

2. Die Beziehung der Apostelgeschichte auf die Partheien in der ältesten

Kirche 343

Feststellung der Frage 343. Die Tendenz der Apostelgeschichte

ist nicht petrinisch-judaistisch (— 345), sondern paulinisch ( 346), aber auch nicht rein paulinisch, sondern vom paulinischen Standpunkt aus conciliatorisch (^ 351). Nähere Bestimmung dieses conciUato- rischen Zwecks 354.

3. Die Beziehung der Apostelgeschichte auf die römische Gemeinde . 364

Spuren derselben: die politische Rechtfertigung des Christenthums

XII •inhält.

S«Ue

365; die Auffassung von Paulus letzter Reise 369; der Schlussauftritt in Rom 372; die Angaben, welche Paulus als Stifter der römischen Gemeinde und römischen Bärger darstellen 373.

4. Die Composition der Apostelgeschichte aus ihrer Zweckbestimmung

erklärt 376

Haupttheile ; der erste Theil 377 ; der zweite Theil 378 ; der dritte Theil 382. Rückblick 385. Zweiter Abschnitt. Der Verfasser der Apostelgeschichte, Zeit und Ort ihrer Entstehung 387—489

1. Die Apostelgeschichte ist das Werk Eines Verfassers 387

a) Ihre Sprache und Darstellung: der Gebrauch der einzelnen Wör- ter — 388; Wortformen, Wortverbindung, Construction, Phraseolo- gie — 393; Gebrauch der LXX 398. b) Inhalt und Composi- tion: die historischen Widersprüche kein Beweis gegen die Einheit

der Schrift 399; Einheit des Plans und Zwecks 401. c) Be- ziehungen einzelner Stellen auf einander 403. Ueber die angeb- lichen Spuren verschiedener Verfasser 409.

2. Die Apostelgeschichte und das dritte Evangelium haben Einen Ver-

fasser 414

a) Ihre Sprache 414. (Wörtervorrath 415; Gebrauch einzel- ner Wörter 416; Wortformen, Construction, Phraseologie 420; stylistische Aehnlichkeit einzelner Stellen 423). b) Ihr Inhalt: einzelne Stellen 425; Zweck und dogmatischer Charakter der beiden Schriften, dogmatische Tendenz des Evangeliums 432. c) Ihre Composition 440. Die Gründe gegen die Einheit ihrer Abstammung 442. Die Unterscheidung des ursprünglichen von dem überarbeiteten Lukasevangelium 446.

3. Von wem, wann und wo ist die Apostelgeschichte verfasst worden? 452

1. Der angebliche Verfasser ist Lukas; die Timotheus- und Silas- hypothese 452. 2. Der wirkliche Verfasser kein Begleiter des Paulus 460. 3. Die muthmassliche Abfassungszeit der Schrift : Bestimmung ihrer Grenze nach rückwärts ( 466) und vor- wärts (— 476). 4. Der Ort ihrer Abfassung wahrscheinlich Rom

481. Dritter Abschnitt.

Die Quellen der Apostelgeschichte 489 524

Die Zerstücklungshypothese : Riehm, Gfrörer, Schleiermacher, Schwan- beck — 489. Die angebliche Authentie der Reden und Briefe 496. Positive Untersuchung über die Quellen. Leitende Gesichtspunkte für diese Untersuchung 498. Die Quellen für die Geschichte der Jerusalemiten 500. Die Quellen für die Geschichte des Stepha- nus 509. Die Quellen für die Geschichte des Paulus : die Denk- schrift des Augenzeugen 513; die übrigen Quellen 516.

Druckfehler - Verzeictmiss.

Seite 24 Zeile 18 y. u. statt habe lies hat.

9 16 Y. u. statt Amicet's lies Änicet's.

» 25 1 statt Antonius lies Antoninus.

»50 0 3 V. u. statt oyia&ivTet lies loyia^ivtti,

j, 51 4*v. u. statt Recenscion lies Recension.

»62 9 y. u. statt ein lies eine.

9 91 4 V. u. statt das lies dass.

9 94 1 statt werde lies wurde.

„98 „16 statt tatina lies latina.

»103 15 V. u. ist das zweite als zu streichen.

122 20 sUtt zählt lies zählte.

, 124 13 statt Hintritt lies Eintreten.

128 15 statt zugeben lies zugaben.

9 150 » 2 ist hinter „unwahrscheinlich* das Komma zu streichen.

151 1 statt dass lies das.

155 6 statt jene lies jene Gabe.

10. statt gemacht lies gemacht hat.

160 4 statt Wahrheit lies Wesenheit.

14 y. u. statt keiner lies keine.

163 9 statt Anhängen lies Anhänger.

227 19 statt Authenthie lies Authentie.

249 10 statt Erzählungen lies Erzählung.

289 17 V. u. statt hatten lies halten.

„313 2 statt ja lies je.

318 9 Y. u. statt Zurückhaltung lies Zurückstellung.

„354 5 T. u. statt beigefügt lies beifügt.

368 10, V. u. statt Staatsreglion lies Staatsreligion.

453 y, 20 statt Manchem lies Manchen.

456 8 statt umfasst lies umfasste.

465 4 y. u. statt Darteilung lies Darstellung. '

487 13 SUtt Richter lies Stifter.

Einleitung.

Alle kritischen Untersnchuigeii über eine Schrift beziehen sich entweder auf ihren Ursprung oder anf ihren Inhalt Bei der er- sten von diesen Fragen handelt es sich nicht blos um die Person des Verfassers, um den Ort, die Zeit und die äusseren Veranlas- sungen seiner Arbeit, sondern eben dahin gehört alles das, was uns Aber die innere Entstehungsgeschichte eines Werks , über* den Zweck, den Plan, das Verfahren, die Quellen und Hfllfsmittel des Schriftstellers Aufischluss g^ebt Die Kritik des Inhalts wird je nach dem Charakter der Schrift eine verschiedene Richtung nehmen, bei geschichtlichen Darstellungen wird sie zur Idstorischen , bei kflnstlerischen zur ästhetischen, bei Lehrschrillen zur dogmatischen Kritik werden, und dieselbe Schrift wird je nach dem Zweck, den sich der Kritiker gesetzt hat, bald unter den einen, bald unter den andern Gesichtspunkt zu stellen sein, aber immer unterscheidet sich diese sachliche Kritik von der blos literarischen dadurch, dass es ihr nicht um die Erklärung des Ursprungs, sondern um ein Urtheil über die Beschaffenheit der Schrift, den Werth und die Richtigkeit ihrer Darstellung zu thun ist Andererseits hängen aber auch beide aufs Engste zusammen, und jede ist mehr oder weniger durch die andere bedingt Selbst bei Dichtungen und Lehrschriflen ist das Verständniss und die richtige Würdigung ihres Inhalts vielfach abhängig von der Kenntniss der geschicht- lichen Verhältnisse, unter denen sie entstanden sind, der Zwecke und Plane, dte ihre Verfasser verfolgt haben, in noch viel höherem Grade gilt diess aber nattlrllch von Geschichtswerken, denn da der Werth eines Zeugnisses zunädist nach der GlaubwQrdigkeit des Zeugen beurthellt werden mass, so wird der Entscheidung Aber

1*

4 Einleitung.

die Wahrheit einer geschichtlichen Aassage natargemftss die Er- wägung aller der Ponlcte vorangehen; welche tiber die Befäbigung des Schriftstellers zur Mittheilung der Wahrheit, Ober seinen Cha- fUkter, seine Absichten; seine Hülfsmittei, ein Licht za verbreiten geeignet sind. Freilich aber, wie es sich hiemit verhalte, Ifisst sich nicht selten wegen der Unvollständigkeit und Unzaverlässig- keit unserer anderweitigen Nachrichten nur dutch einen Rückschlass aas der Beschaffenheit der Schriften ausmitteln, und auch da, wo wir über die Person and die Verhältnisse der Schriftsteller genauer unterrichtet sind, werden wir doch mit ihren inneren Motiven, mit der eigentlichen AnUge atid Abzweckimg ihrer Werke, nur darch diese selbst vollständig bekannt werden; und dieses Verständniss der Schriften wird seinerseits ohne die Kritik des Inhalts, zumal bei Geschichtswerken,, stets mangelhaft bleiben. So befinden wir uns in dem lästigen Zirkel, dasjs die sachliche Kritik einer Schrift von der literarischen fand die literarische von der sachlichen vor- ausgesetzt wird, und es giebt schlechterdings keinen Aasweg, der uns völlig aus dieseni Zirkel hinausftihrte. Diess schUesst jedoch nicht aas, dass die Kritik ihr Geschäft in jeder der beiden Rich- tangen fdr sich mit annäherqngsweiser Sicherheit und Vollständig^- keit vollziehen kann. Denn einesthells können Ober die llterarJsicbe Frage in den sonstigen Erklärungen eines Schriftstellers oder m glaubwürdigen Äassagon Aniderer so vollständige Nachweisungen vorliegen, dass sie sich auch ohne ein genaueres Eingehen aaf die sachliche Kritik einer Schrift sehr weit verfolgen lässt, audern- iheils ist nicht blos die Wahrheit dogmatischer Behaaptangen un- abhängig von der Person dessen, der sie aufstellt, sondern nach Ober ^ie Dichtigkeit geschichtlicher Angaben lässt sich in allen den Fällen ohne nähere Kenntniss der Zeugen entscheiden,, wenn diese Angaben durch innere Widersprüche oder darch ihre Unver- einbarkeit mit erwiesenen Thatsachen widerlegt, oder wenn sie an- dererseits durch ihre Uebereinstimmuhg mit dem, was anderweitig ifeststehj;; bestätigt werden. Es ist daher Im Allgemeinen beides denkbar, d<iss die literarische tlntersachung einer Schrift der PrO- ^iiiig ihres fohahs, un^ dass diese jener vorangehe. In beiden Odilen irkrden Ani'angs Lücken bleiben, die "sich erst später aus- hlllen lassen, alier cliese Lücken können möglicherweise so anwe- senüich sein, däss die tintscbeiddng der Haaptfi^gen nicht dadurch gestört wlrä. 'Welches Verfahren im gegebenen Fall zweckmäa- slger ist 9 wird von den Umständen abhängen« Können wir uns

Einleitung. 5

Qber den Verfasser einer Schrift, über seinen -Zweck and seine Verhfthnisse unterrichten, ohne dasi^ wir auf die sachliche Prüfong ihres Inhalts eingehen, so Ist es das Angemessenste, die literarische Uutersnchnng ihres Ursprungs der Kritik des Inhalts voranzostellen« Haben wir umgekehrt alle Anfschlttsse Qber Ihren Ursprung In ihr selbst zu suchen, und lassen sie sich hier ohne die Kritik ihres Inhalts nicht finden, so muiss diese nattirlich den literarischen Er- Ortenuigen yorangeben. I^ind «ffilfeh ^^fi firagen In der Art verschlungen, dass uns zwar Einiges über den Ursprung der Schrift unablMUigig von ibr se)bH y^^fgh df(s# «Mr e^ie yoll- ständige Erkenntniss desselben nicht Q^^f^ die Kritik ihres Inhalts möglich ist, so werden wir zunächst zwar die literarische Unter- spcliwg «0 yyeH W^rea^ tD0i99ßny tÜ9 sie. sich aelbsläiidig verfeigen l#8st, ^na wpml aber die saoUiobe Kritik eiwtieten ' mtlssen;, und erst wepip ^iepe ihr ßesetaVt stn Bode g>riNraoht lii|t, wird dte al>-* schlijiasefdß Bpit^oheidosg üh^ dem Ucs^lluig der Sebrift moglieh sein; o4er w'^fA- ^Pb ^Üm)i4 aueii di» NothwMdigkelt eines mehm^li&^ WeqliseJs von beldejripi CptfinmobuiigeB lierausatelles. In. dipsi^m F4JI aimi wir 09» bei ißr Affositlgeschidila Wir können ihr Pia^^in * an der JSwd der Ueh«rli#feruag hU mt einem gewissem Z^itp^plpl? v^jrfipilgeii, aber w^er hlaftqf laasen pns die äp/iseren ;&engnijsee m /Stioh> OAd die ßi^ibtase aue der iinem Be/sdiaflE^h^it oi^re^ JftflLOhs geifr&fcren nur dann eine Ausbeute,, wenn ihnep eix^e ft^e A«si^t Aber die Bicblin^eit und Alaubwtlr*- digl^olt seiner En^Umgim ihren Pell glebt Hier ist deiier der Gang, i^n ups^^c« UntersnohuAg «a nriuneii Jia^ dnuBoh üe Natur* der Sache bfoptimmt: Wir werden fsuerst die ftiteale^ SElengen <klier uni^er^ ßc^rlft ebhoren, wir weiden iMeraof die Oesoliiahtllchkeit ihree InJu^fs, einer #in)gehenden PrOAmg unterwerfen, wir werden endlich n^ich di^sffn Vorbereitae^en die Früge in SMueä ihres Ur-* Sprungs zur Entscheidung zu bringen suchen.

Erste Abt heilong.

Zngrisn über das DtseiB md da ür^nng der lokanisdieii Sehriftcn.

Won wir M tci der ▼•rUcgmdcB UMcmiAvvg aDcn mU dar AftfMgeuUMe xm Um fcitten, m wii« »aar CtaAiA 7imüiUk ateCieli; TerwMcKer ud aebwierigcr wM «s ent da- dsreb, diM irieh wisar Bwii ab ebi Werk des drille» Kvaage- lietett bezeiehact Dardi dfeaea ÜBstaad aiad wir gesMigt, sieht Um die %fwttm der Apaetelgeeeidehte, sonderm ueli £e aehlrei- dieras osd veraeümigeBerea des diittea Evaagelliuaa darch die ilieato eliriaflidie Liferatar yerfalg», md aaere AeTgabe llberbeapt 99 allgeaieiii, wie dieaa die Ueberacbiilt aBdeotei, n tmmtm. Kb wfire dieaa aelbat dano Bothweadig, wom sieb im weitem Verlauf die üeriditii^i jen» Aagabe hoansstelleB seilte, nai ae weniger werden wir es nmgehen dürfen, wenn Aasaicht verbanden iit,|daaa sie rieb beatädge. Deeh konimt uns hiebei der ITmatand aftatten, daaa die aebwierigsten von den bergebOrigen Fragen nenerdinga zn einer zlemlieb aioberenBntsebeidnng gebracbt afnd« Indem wir daber auf die EInzelbeiten derselben nor de nAber eingeben, wo nocb Streitiges za scbliebten ist, fassen wir im Uebrigen die wesentlicbcn Ergebnisse in der KOrze zosammen.

1. Die ältesten Zeugen vor Harcion und Justin.

Dass keines von den zwei Bttcbem, fttr deren Verfasser man Lukas bttlt, im neuen Testament citirt wird, steht ausser Zweifel ; denn was Ael- tere und auohnoeh Neuere von dem paulinischen evayykhov fxov (Rom. 9, 16) als unserem Lulcasevangelinm ; geträumt haben, das bedarf Ittngst Iceiner Widerlegung. Um so wiehtiger ist allerdings das In- nere Verhältniss der lalcanischen zu andern neutestamenüicben Schrif- ten, und besonders das des dritten Evangeliums zu den andern Evan- gellen, die es aller Wahrscheinlichkeit nachtheils benutzt haben, theils

NeutettamentUdie Sehriftmi. 7

ron IbiD benOtat wvdea, und m wird dieM meh imnar fOr dto Ansicht von d^r gesdiiebtUdiaii Batwioklinig dai ftltesten Cliri- stenümmir «d 0^^ Liteiiitar elii oatiehoidender Paukt blribeit Aber «0, im die Dinare bis jetst liefen, wird die Untersnehnng über den Ursprang der lakMiiMheB Sehriflen aber ihrendts zur Beleaohtnng dieses Verliilfnlsses beitrafeU; als dass sie viel Licht Yon ihm za erwarten hAtte.^ Denn bekuintUeh sind die Meinangen Ober das Alter nnd den Ursprung der nentestamentliohen Schriften, und namenttich anch Ober die BvangeUenflragey zur Zeit so ge- spaltea, dass sich keine MegHohkeit zeigt, auf diesem Gebiete von etwas allgemein Anerkanntem anszogehen, wfthrend doch die Frage selbst viel za umfassend and za verwickelt ist, am ihre LOsang nar beilftolig im Zasammenhang einer BrOrtemng, wie dto gegenwftr« ttge, zu erhalten. Wftre man aber aaeh schon zu festeren Be- snltaten gekommen, so wäre doch damit erat efaie relative Bestim- mung gewonnen, man wtlsste etwa, dass das Lakasevangeliam janger sei, als das des Matthäos; and Alter als Markas and Jo- hannes, aber da sich das Alter von diesen ebenfalls npr verglei- chnngs- nnd anafthernngsweise bestimmen Iftsst, so hfttte man sich doch noch in einem zimnlich weiten Bahmen za bewegen, and fOr die nAhere Bestimmung mOsste man sich immer wieder nach an- deren BntechMdangsgrfladen umsehen. Soföm wir daher das Ver- hUtniss des Lukas zu andern neutestamentlichen BQchem zu be* rühren haben, wird diess doch erst in den letzten Abschnitten dieser Schrift, und auch da nur mit der ITorsicht geschehen können, welche dnrch die Natur der Sache geboten ist, hier mAsjtfcn wir as vorlAuflg unnntersucht lassen.

Den neatestamentlichen Schriften sollen die Werke der soge- nannten apostolischen Väter der Zeit naoh zunächst stehen. Diess ist aber nar theilweise richtig, denn aller Wahrscheinlichkeit nach gehört kein einziges von diesen Werken sefaiem angeblichen Ver- fasser, and mehrere derselben sind gevHss Jtlnger, als Maroion and Justin. Nar der erste Brief des romischen Clemens, der Bamabas- brief und der Hirte des Bermnn scheinen aus den ersten Jahrze- henden des zweiten Jahrhunderts, noch vor dem Auftreten der Onosis im Abendland, zu stammen 0 9 and i^ derselben Zeit hat

*) M. vgl. Schwegicr im nachapostolischcn Zeitaller. Auf abweichende An- sichten, me die Ton Ritschi, welcher den ersten Brief des Clemens für acht hält, und dagegen den Hirten des Hermas in die Mitte des zweiten Jahrhunderts herab- rüAt (Entst. d. altkath. Rnrche 282 ff. 297 ff.), können wir hier nicht eingehen.

8 Di« aussei^ ZwffokH.

wolil aiio)i Papii» 4ie Sebrift verfassl, von Mit xm» mch obtce Broebsttt^ke clurok IranMui aoA Vwinb aiMtoB afaiil. Aber van kaiaar 4iasar S^hrfftaa iat aa arwaiaiiab adaf juich mir w»br«- sabeinliob, daaa aie daa EvaagflHiiai daa Lakaa odar 4ia Ai^aaiaX- gaacbiob(a banüU^ bat -- M Barnabaa tadea wir u. 10 uter ebier Maase var^ohiad^narügar JBroiabaairgAa dia Wortas naev^^l aivovm 0s ^idov^ Qtefia ißt boa aUardii«B diaaatba Varachrill^ walcbt Mattbäna ft, 4!d ao aaadraafcl: t-0 ^tovv^i aa dläov und Lnkaa 6, 30: yrayri da ^tg ^'^ovvri ae Odov. Abar daaa 9^ Baraabaa gerada aaa Lnkaa gaaobOpft baba, kain dareb daa ga-* maiaachaftii^a Tvam nicbt bewiaaea wardaii. I>ann Air da« Sim maobt 9f^ lüobtfi aua^ ob mim m beiltigt Qdar wc^Maat, iat aiaa ganz aiirffu^ba und nahfftiag^ad« .Brweitariuig daa kür«sereii t^ ahaSwif afid allff 4rai Rftlle abid gl^iob denkbar , daas aa or- aprOnglieb im avangalijaabea T«xt «tand »nd nur bai Mattb&oa anafla], 4aaa ea liUlf^ uffd llfO^baa luiabbAqgig von ainandar hin^naaUten , und daaa d^r Sine von diaaen die Sentenz von dem Andern entli^but bat» Paaa dar, Varlaaaar daa Vaniabasbriafa noaer drittes Evai^aHqm gakannt baba, mOiata daveb iveit beatinuatera Anaeichan bawieaan wardun^ '^ tüm^^y^^iig b^t aa za badanien, M^enn einige Aanasernngep im firateii Karintberbrief de^ Clemena an Stellen daa dritten Evimgeliiuiia und das Apoat^Igiaaptiipbte an«« klingen. Sa leaen wir 0. 13 diaa^r ßpbrift #10 Anfwurnab Cbriati : iXm^ß iVaf iXß^^e' ^l^e ivc( «9?a^ vf^v nig rnnm^i tfVfJfr»

otTwg MQi^^evqp vfuv' tag xQV^f^vsad^, oikofg %^fjiiv9v&ijfi(viiu^ vfilv (p (ih(Hf fiergeitSy iv avr(f (nevQJf-^iJiafUd vfiiv. Ab^rdiasß. Worte baben mit LoJt 61, M— 9S nvr eipe ganz allgemein^ Aehn- liclikeit daa Oeda^ike^a, dngai^en weioben sif in der ailberea Anf««- Atbrong wmi im Anadf aek vfn fMea nqaam avangaliaohan Parallel- stellea ao neit a|l^ daaa acfton dieaet eine Stelle binreiobf , um den Gebrancb eiaea aukanopiaoba^ fivailgeUnma den Varfaaaar dea BrialiBi SSM baweiaauO- Nnr an ein ai^loliea können wir aneb 0.4$ denken, bfii den Worten: J/ve ^uq (ao, 0 XfiiOTog) * oval vif dp^ ^Qükti^ ii^ivif* HoXdv rp qnk^ ei qvk iy^drjf ij &a Tuk ixi^if-

^) Diese Äbweicliung tod allen unsern Texten bat Bit sc hl (Theol. Jahrb. X, 495) viel zu wenig beachtet, wenn er die obige Stelle ohne Wuteres, upd ohne die MögUclikeit eines ausserkanonisoben Evangeliums auch nur zu berahren, als eine Probe foo de| mün^ohen Harn^onisipung des Matthäus und Lukas anführt.

Barnabas. Cleniea^. Hennas. 9

xat^Off$Oi^^0^vai €lg tf>v dahxaaaVy rj h'a %wv fiuxQdh fiov üxcev^ dakioaif «tatt mit Cotelier, gegen deu auch noch llefele x. d. St nicht« einwendet^}, eine Versckinel/.ang der Stellen Mtth. 26, 24 48, 6. L. 17, 2. Mr. 9, 42 anzanehmen. Zu c. 24: i^ijldtv 6 analqwv xal eßakav etg tfjv yrjv u, s. w., kann man kaam ver- gleichnngswiBise «n MUh. 18, 3 oder L. 8, 5 erinnern, da wir hi^r keipe Raraliel haben, und da auch das i^ijld'ev nicht er»fth^ lend, 6<Midem ala praeteritum consueindinis zu nehmen Ist Das Gitat von Ps. 88, 21 am Anfang von c 18 ist gewiss nicht aus de^ abweichenden Anffifarung Apg. 13, 22 geflossen, ebensowenig kann sich o. 6 (Jlavkog .. emccxig äeajtia (poQBOag^ q)vya6€V&eigy Xi'9aG^l£) auf Apg. c. 13 f. beziehen^ denn hier steht nichts von einer siebenmaligen Gefangenschaft des Apostels, diese ist vielmehr entv^eder der Uelierlieferung entnommen, oder sie ist aus 2. Cor. 11, 24 erschlossen, indem zu den fünf dort erw&hnten Züchtigun- gen die spl|tere jerusalemische und römische Haft hinzugefügt wi^rde. Daas endlich c. 2 mit den Worten ijäiov didovreg 7 Xaft- ßaifovzsg auf den Awspruch Jesu anspielt, welcher Apg. 20, M angefahrt wird, ist mAglich^ pur hat der Verfasser diesen Aus- spiroich wohl schwerlieii der Apostelgeschichte, sondern seinem apokryphischen Evangelium zu verdanken, und wenn er sich In deir Apostelge^^chichte auch fiqdet, so kann man daraus höchstens nur d^ sphliessen, dass d^r Verfask^er dieser Schrift dasselbe oder ein verwandtes Evangelium gleichfalls benützt hat Ob der ziveite Korlntherbriof des Clemi^ns unser di'lttps Evangelium be* rttcksifjitigl;, wäre bei seinem späten Ursprung (ISO-— *200) gleleh- gültig. Man vesweist zu o. 2: ovx ^kd^v xaliaat itxalovg oilkä ofi^^ofkovg afif Mtth. 9, 13. L. 6, 32, zu c. 6 : ovdsig olxitrg ivvaTOi iviol xvQWig dovkeveiv auf Mtth. 6, 24. Ji. 16, 13, ^mi ff^caugstena in dem letztern Fall stimmt der angebliche Clemens niit Lpfcfiji gegen. Mattliäus, während er im erstem von Lukas ab- weicbeifd mit Matthäus zusammentrifft Da aber derselbe Schrift^ steller c d, 9. nnläugl^ar Aussprüche aus einem apokryphischen Evangelium beibringt, so ist eher zu vermuthen, dass er auch jene mit unsern Synoptikern übereinstimmenden jn derselben Quelle ge- ftimden hat 0er Hirt« des Her mag enthalt keine irgend waliradielnliehe Pedehung auf die Schriften des Lukas. Hef ele erinnert bei Lib. If, Mand. V (prav artoorf} [ro Syiov nveSfia]

^) Und Ritschi a. a. 0.

10 Di0 ftuBseren Zmgnlsse.

aTto Tov civ9^(ifTt0Vy oS xaroMsti ylvsrm 6 av9q(07tog /. nmhj'^ QWfi&fog Tdüv.TtvsvjiidTCJv raiv TtovrjQwv) an L. li, 26; bei Lft. I, Vis. III, c. 9 (vobis, qni praeestis eoelesiae ^t amatiei primos con- sessas) neben andern Stellen an L. 11, 48. 20, 46; l^ei Lib. II, Mand. XII, c. 6 Qiakkov fpoßtjdTftt, tov xvqiw tov dwte^Bvov awaai xal ditoUaaC) an L. 12, ä; bei Lib. I, Vis. I, o. 3 (tan- quam aerarias prodocens opas sunm exponit ei, ooi vnlt, sie et tu verbum qootidianum justum docei^s abscindes g^randepeccatum') an L. 19, 13; bei Lib. III, Sim. IV, c. 2 («ine Parabel Aber einen Weinberg) an L. c. 20; bei Lib. I, Vis. IV, 2 (oredens, qnod per nnllani alium poteris salvas esse, nisi per magnnm et hojkorifleniii nomeu ejus) an Apg. 4, |2; um einige noch ferner liegende Pa- rallelen zu übergehen. Man kann sich jedoch durch die einfachste Vergleichnng dieser Stellen überzeugen, dass wir keinen Grund haben; eine wirkliche Benützung des Lukas bei Hermas vorauszu- setzen« — Was endlich Papias betrifft, so glaubt Credner^), seine Bekanntschaft mit dem Lukasevangelium erhelle aus der Aehnlichkeit seiner Einleitungsworte 2) mit denen des Lukas im Prolog, denn die TtQeaßvxBQOv des Einen seien ganz gleichbedeu- tend mit den avTomac des Andern, und wenn Papias Erkundigun- gen einziehe: et TtaQr^xolovdTjxdg Tig toig TtQsaßvziQOig kldocy 80 deute diess unverkennbar auf L. 1, 3: naQtjxolovdTjxÖTC avco- dev naacv dxQißcSg hin. Allein hiemit will sich ja Lukas keines- wegs als einen TtaQrjxokovdT^xcog rolg TtQeaßvreqotg bezeich- nen, sondern er sagt nur, er habe den ganzen Verlauf der evan- gelischen Geschichte sorgfältig verfolgt; es bleibt also von der angeblichen Hinweisung, wenn man genauer zusieht, nur das Wort TtaQaxolovdetv übrig, welches doch gewiss keine Beziehung der dnen Stelle auf die andere beweisen kann, denn dass sich sowohl Papias, als Lukas, auf die Veberlieferung der ursprünglichen Augenzeagen beruft, ist jedenfalls zu natürlich, um etwas über ihr beiderseitiges Verhältniss daraus zu schllessen. Dagegen wäre t»j wenn wir die Bekanntschaft des Papias mit unserem Lukas

0 Einleitung in's N. T. I, 202.

*) B. Eus. III, 39, 2: Oux oxvr}(fm Se aoi xai oaa nors na^a rcSr n^eaftv- xiQWV ^/ua^ov xai xaP.cog ejurtj^oyevaa avyxaTorralai ... Ou yaq rdig ra nolXa yyovaiv ^xaiQor, wdiieq ot noXXoi, äXXa roXq TaXtj^tj $i$aaxovaiv' oCSh votg tuf aXXoTqtag IvroXaq /urr^juorevovaiv, äXXa röTg rag nagd tov xvqCov rrj nCatsi SeSo' fiivag xa\ äit avrtjg naQaytyo/ue'vag Trjg äXfjd-tiag. el Ss nov xal na^axoXov&tfXfag Ttg Toig nqtoßvriQoig tX&oi,y rovg rwr nqsaßuriqoiv ävixqivov Xoyovg U. 8. W.

Rermai. Papiat. Bfareian. 11

voraoMeizen, aebr anffallend, da«0 er diMen in seinem bekeimleii Be- rieht Ober die ältesten Evangtiien übergangen^ oder dass Enseb in seinem Ansziig (III^ 39, 14) eine Aeosserung über ihn zu überliefern versAnmt hätte, denn als das Weric eines Apostelsehfllers stand es mit dem des Markos aaf gleicher Linie, und nur In dem Fall wäre seine wissentliche Uebergehung bei Papias zn erklären, wenn er es wegen seines panlioiseben Charakters missbilligte, dann kennte er es aber auch nicht gebravcht haben. Whr haben daher kein Beeilt za der Annahme, dass Papias oder ein anderer von den i»is- her besprochenen Schriftstellern mit einer von unsern zwei lokani- sehen Schriften bekannt war. Erst Marcion and Jnstin sind es, die uns das Dasein der einen von beiden; des Evangeliums, bezeugen.

2. Marcion. .

Die Frage, ob Maroion unsern Lukas vor sich gehabt, und aus ihm sein eigenthOmliches Evangelium zusammengestellt hat, ist bekanntlich in den letzten Jahren lebhaft verhandelt worden. Nach« dem die ft-nheren Zweifel an der Richtigkeit dieser Annahme seit Hahn's Arbeit widerlegt schienen, wurden sie durch Schweg- 1er 0} RitschP) und Baur^) in gründlicherer Weise und mit grosser Entschiedenheit erneuert; man glaubte zu bemerken, dass sich die Abweichungen des mareionilischen Textes von dem unsrigen durch die Voraussetzung einer Umarbeitung nach dogmatischen Gesichtspunkten nicht erklären lassen, dass Marcion^s Recension nicht selten die ältesten Lesarten enthalte, und fast durchaus durch die Herstellung eines besseren Sinns und Zusammenhangs ihre grössere UrBpi:0nglichkeit beweise; und man schloss hieraus, weit entfernt, unser Lukasevangelium zu verstümmeln und zu verfäl- schen, habe Marcion vielmehr den ursprünglichen Text dieses Evangeliums in dem seinigen wesentlich treu erhalten, unser Lukas dagegen sei erst aus einer antimarcionitischen, katholisurenden Ueberarbeitung jenes „Urlokas" entstanden. Diese Ansicht ist jedoch nenestens durch Volckmar^s^) und Hilgenfeld^s^) ein«

*) Tbeol. Jahrb. II, 575 ff. Nacbapostol. Zeitalter I, 260 ff.

^ Das Evangelium Marcion's u. das kanon. Ev. des Lukas. 1846.

4) Theol. Jahrb. V, 457 ff. Krit. Unters, üb. d. kanon. Et. 395 ff.

*) Ueber d. Lukasev. u. s. w. TheoL Jahrb. IX (1850), 110 ff. 185 ff. D. Evang. Marcion's. 1852.

*} Krit. Unters, über d. Evangelien Justins, der dement. Homilien und Mar- cion's. 1850. S. 391 ff. Das marcioniL Evangelium, Theol. Jahrb. XII, 192 ff. Die

12 l'i^ äusseren Zeugnisse.

dringieiiie Üniersaciiiingen so erschdttert worden , dass «te In dihr ' Oestalt, in welcher «ie zaerst auftrat, allgemein aufgegeben zu sein scheint; selbst Ritsch P) ist zu der Annahme zurOckgekehrt, unser Lukasevangelium sei in seiner jetzigen Gestalt von Marcioii vorgefnnden und überarbeitet. Baur jedoch will einen vi^sent^ Hohen Theil seiner früheren Ergebnisse fortwährend festhalten'); niMSten «chon die Bestreiter seiner Ansicht 3) zugeben, dass Mar^ don in manchen Fällen den ursprünglichen Text erhalten habe, so nimmt er dieses Zugeslfindaiss in weiterem umfang in Anspruch;' er rüumt zwar ein, dass die meisten Abweichungen des marcloni* tischen Evangeliums, von dem unsern für willkührlidie Aendefun- gen im Interesse eiaes bestimmten Systems zu halten seien, aber da sich nicht alle aus diesem Gesichtspunkt erklären lassen, und da gerade die Stellen, in welchen Marcion nicht wohl geändert haben könne, in den Zusammenhang oder für die ursprüngliche Tendenz des Lukasevangeliums weniger passen, so glaubt er, Marcion müsse doch einen ftltern, von dem kanonischen verschiedenen Text ge-^ habt haben, der erst nach ihm dureh den Verfasser der Apostel- geschichte in die Gestalt gebracht worden sei, in der wir ihn jetzt haben.

Es wäre nun natürlich hier niefit möglich, und es ist aueh nach den sorgfäUigen Untersuchungen Anderer nicht nOifug,'das8 wir auf «lle die Punkte, welche das Marcionseyangelium betreifbn, ausführlicher eingehen. Wir können als erwiesen und allgemein »ugestanden voraussetzen, dass Marcion nicht Mos ein älteres Evangelium benützt, sondern dass er es auch überarbeitet, verän- dert und stellenweise verkürzt hat, und dass dieses Evangelium in der Hauptsache kein anderes war, als* unser Lukas. Dagegen fragt es sich noch, wie weit diese Identität gieng, ob unser di^es Evangelium schon in seiner jetzigen Gestalt dem Marcion vorlag, oder ob es erst nach Marcion, und vielleicht mit Rücksieht auf i^ Behauptungen dieses Gnostikers, einer letzten Redaktion unterwon- fen wurde, wie weit sich ferner in diesem Fall die Aendemngen dieser letzten Hand erstreckten und von wem sie herrührten. Alle

Schrift von Harting Über das MarcionsevaDgeliuin, Utr. 1S49) fcenoe ieh nicht aus eigener Anschauung.

») TheoK Jahrb. X (1851), 528 flF.

2) Das Markusevangelium (1851) S. 191 flf.

3) Hilgcnfeld, d. Ev. Just. S. 469 ff,, in beschränkterem Maasse Volck- mar d. Evang. Marc. 187 ff.

Ifarcion. 13

;die4e Fragen kAmien ivir jedoch hier nar so. weit in Betracht stehM, rtÜB sie ßich durch die VergleichaDg de» narcionilischeD Textes jtfit dem aosrigen beantworten lassen, sofern es dagegen für diesen Zweck nötbig wird, aaf die Tendenz und die Eigenthümlichkeit nnsers Evangelinms selbst näher einzngehen, müssen wir die finl- seheidung auf einen späteren Ort dieser Schrift aufsparen.

Ueberblieken wir nun die Stellen, in denen der marcienitisehe Text von dem unsrigen abwich, und abergeben wir dabei alle diejenigen, bei denen die tiberwiegeude Wahrscheinlichkeit vorliegt and anerkannt ist, dass die Ursprünglichkeit auf Seilen unseres Textes ist, und dass Marcion willkührlieh seinem System zalieb geändert hat, so scheint uns Mardon allerdings in mehreren Füllen die ursprüngliche Lesart erhalte zu haben. Ist es auch ganr* unerheblich^ dass er Lua iO, 21 das ndTBQ vor xvQie wegliess, und vor i^o/ioloyov^at die Worte avxdQtßrc!) xcA beifügte, und hat diese Variante insofern, wenn auch flarcion^s Lesart die riclir- tigero sein sollte ^ilr die vorliegende Frage kein Gewicht, so müssen wir dagegen beim folgenden Vers den muthioasslichün marcionitischen Text: ovdeig tyvco tov TtccTeQa^ sl fitj 6 viogt ^^ Tov viöv^ kl fi^ 6 Ttati^Qj xal qt av 6 vlog aTtoxakvtpiji als nr^ sprünglich anerkennen, .denn die gleiohe Textesform setzt Justin Apol. I, 63 und im Wesentlichen auch Tryph. c. 100 voraus, ebenso mit geringer Abweichung die clementinischen Homilien (XVII, 4* XVllI, 4. 13. 20), ferner die Markosier nach Iren. I, 20, 3, und den Aorist eyvct) betreffend, Clemens und Cr igenes fast in allen ihren Citaten; noch um^s Jahr 270 flndet sie sich in dem Schreiben der orthodoxen Bischöfe an Paul von Samosata, und im vierten Jahrhundert mehrfach bei Epiphanius ^). Selbst Tertullian ady. Marc. II, 27 hat eognovit, und die Clementinen wissen da, wo sie die ^nostische Auslegung des eyvfio bestreiten (XVIII, 13 t}^ gegen die Lesart selbst nichts einzuwenden, so wenig sie sonst, geraäe an unserer Stelle, Abweichungen des marcionitischen Textes von dem ihrigen tibersehen ^). Da mithin in diesem Fall die Gegner der Gnosis mit ihre^- Anhängern in der Anerkennung der marcio-

^) Wie Volctmar d. Ev. Marc. 187 zu zeigen sucht.

^) M. s. die Belege bei Gricsbacli Symbb. cril. If, 271. 373. Credncr Beitr. I, 248 ff. Semisch die ap. Dejikw. Justin's 367 f. Hilgenfeld Ey. Just. 201 ff. Theo). Jahrb. XII, 202 f. 215 ff. .Vgl. Baur Maikuscv. 199 f. Volcl&mar Ev* Marc. 75 ff. .'' '

•) Vjfl.4Vtl!, iS. .

14 ^'^^ ftusseren Zeugnisse.

nidiohen Lesart ülereinstimmen , so scheint es, imsere jetzlg^e sei Hberhaapt erst gegen das finde des zweiten Jahrbanderts, nicht lange vor Irenfias, bei dem wir sie zuerst treffen, aufgekommen« Wie es sich dagegen in dieser Beziehung mit der weitem Variante V. 21: aTteg ^v xQvmcc für aTtexQvxpag ravta verhfilt^), mag hier daldngestellt bleiben. Auch L. 11, 2 scheint Marcion 4m UrsprOnglichere gehabt zu haben, wenn im Gebet des Herrn statt der Anfangsd^xologie dytaa^to) to ovojad aov bei ihm eine Bitte um den heiligen Geist stand, deren Wortlaut whr aber nicht mehr bestimmen konnep, denn dieselbe Abweichung bieten auch noch andere Zeugen, denen sie doch nicht wohl aus dem marcionitischen Text zugekommen sein kann, und diese Lesart passt auch ungleich besser, als die gewöhnliche, ^n V. 13, die letztere ist daher einer Cor^ectur aus Matthäus 6, 9 sehr verdächtig 2). Auch der Zusatz, den Marcion^s Text 23, 2 hatte 3), sieht nicht aus, als ob er von ihm selbst herrührte, und da er sich auch bei anderen Zeugen fin- det, und in unserem Evangelium gar nicht so auffallend wfire, wie Volckmar (S. 196) meint (vgl. Apg« 18, 13), so ist zu ver- mnthen, dass er entweder acht, oder sehr ftOhe aus einem apo- kryphischen Evangelium hereingebracht ist^). Wenn endlich o. 6 nach der durchgreifenden Erklärung tiber die neuen Lappen und die alten Kleider, den neuen Wein und die alten Schläuche (IT. 86 38), die Worte des 39. Verses: xal ovdelg mm TcaXaiov evSiog dihi veov Xeyei, yccQ' 6 TtaXavog xQ^^^'^oregog iariv be- fremden müssen, so haben auch die neusten Erklärangsyersuche ') diesen Anstoss schwerlich beseitigt. Denn die Worte ovdelg diXaL u. s. f. lassen sich in ihrem Zusammenhang mit dem Vorhergellen- den nur nach Analogie des ovSelg imßdkXet im 36., und des ovdslg ßdllsc im 37. Vers, d. h. nur so auffassen, dass die Hand- lungsweise, deren Vorkommen der Sprechende läugnet, von ihm selbst fQr widersinnig und unzulässig erklärt werden soUj wie

1) M. 8. darüber Hilgenfeld Theol. Jahrb. XII, 221 f*

2) M. 8. hierüber Ritschi Ev. Marc^ 71. Volckmar Ev. Marc. 82. 196.

') Er las hier: SiaaTgi(porTa t6 Jld-vog xai xoeraXuovra tov vofiov »al roiJf n^Oipvfcai jral xiXivoyxa (poqovg /u^ Soüvai xal ayaoTQiipoyra rag Ywdtxag mal ra rixva.

*) Vgl. Hilgenfeld Theol. Jahrb. XII, 241.

^) Volckmar 219 ff., wogegen Hilgenfeld Theol. Jahrb. XII, 213 f. zu Vergleichen ist; KOstlin der Ursprung und die Composilioa d. synopt Evang. 172 tL 304.

Marcion. ] 5

kfton aller Jesiis (pdet der EvaDgellat) den sthnellen Uebergaiig von dem tMm Wein dos Jadenthams zu dem neuen des Evange- Uams als etwas Ungereimtes bezeichnen? Und wenn sich anch vidleicht den Worten ovdelg-viov der Sinn geben liesse, der aber doch gleichfaUs nicht der natürlichste wäre: ihr dOrft den Lenten nicht von ihrem alten Wein vorsetzen, wenn ihnen euer nener noch munden soll, so bliebe doch immer noch das Bedenken, dass der alte als der bessere (xQfjOtoTeQog) bezeichnet wäre, der den 6e« niessenden die Last zn dem rauheren neuen benehme. Insofern bietet das Fehlen von V. 39 in einigen Handschriften ahsers Lu- kas, und die Wahrscheinlichkeit seiner Auslassung bei Marcion, eine erwflnschte Auskunft, um einem schwer zu ertragenden Wi- derspruch zu entgehen, und die Annahme, dass Blarcion auch hier die richtige Lesart gehabt habe und dass V. 39 erst später bei- gefngt sei; um den AntinoYnismus der Stelle zu mildern 0> bat die aberwiegende Wahrscheinlichkeit für sich^j.

Anders dürfte es sich mit einer Stelle verhalten, welche sonst der ebenbesprochenen sehr ähnlich scheint, mit dem Ausspruch über die Gültigkeit des Gesetzes L. 16, 17. Es kann allerdings auffallen, dass unmittelbar nach der Erklärung, welche das Auf- hören des Gesetzes im Reich Gottes so bestimmt und mit so ab- sichtlicher Abweichung von dem älteren Text^) ausspricht: ovofiog xal ol ixQCxpiJTaL Uwg ^IiadwoVy der Satz folgt: evxoTtojteQOv di iari tov ovqovov xal tijv y^v nagelduv, rj tov vöfiov ftlav xe- Qaiav neaetv, und es wird sich diesem Bedenken wohl schwerlich durdi die Annahme^) entgehen lassen, unter dem Gesetz, das in Geltung bleiben soll, sei nicht das mosaische Gesetz, sondern nur das allgemeine göttliche Gesetz, das Siltengesetz, als die eigent- liche Substanz des mosaischen, zu verstehen. Denn der Ausdruck 0 vofiog ohne einen näher bestimmenden Beisatz bezeichnet Im N. T. niemals etwas Anderes, und kann vollends in einem Zusam-

>) Hilgenfeld Ev. Just. 469. Theo). Jahrb. XII, 200 f. Baur Markusc?. 201 f.

2) Zwei weitere Stellen, in denen Volckmar S. 188 Marcion's Lesart für richtig hält, 12, 38, wo M. r/j ImeQivji <pvXax^ hatte, und 17, 2, wo es bei ihm hiess: ZuaiteXel a^^ tl ovx lyewrj^tj jj Xi&og u. s. w. können wir hier über- gehen, da diese Varianten ganz absichtslos und dogmatisch gleichgültig erscheinen.

*) Mt 11, IS; narret yaq ot nqotptjtau xal o vojuog }gas 'ladyyov nqöitpri^

«) Volckmar S. 208.

16 Die äusseren Zeugnisse.

menhAB^j wie der verliegeiide, aiofats Anderes benekbne», bUi mosaiBdie Gesetz. Sollte es dAher undenkbar feiehi, .dsss det Vev^ fasser ansers dritten ETan(i;eli«inis unmitlelbar aufdie Versichemiitf vom Aufhören des mosalsehen Gesetzes eine so testinunte BtUft^ rung über seine ewige Dauer folgen Hess, so sittssten wir ntlt Hilgepfeld^} und Baur ^) die marcloiiilisebe Lesart ztSv liftm ^ov statt ToJ vöjuov gatheJsseU) wenn wir aitiht etwa lieber mit Racksichi auf die Bedenken, welche Volokniar dieser AlMtdiitt Hiebt ohne Grund entgegenhält, seiner Conjektur (a. m. O. 2ifk) im hiyiov ^ov ^eov dpn Vor/.ug geben wollten. Aber mit JBb&^t verweist Volekmar i^elbst 8. 210 auf das paüliiiiscbe rov voß^ lüTtSjusv (Rom. 3, 81), und hatte sich auch Patilus die Worte olb- sers 17. Verses schwerlich angeeignet, so konnte doeh den dritten Evangelisten sein schwächer gefärbjter, darch vermitteUide Be- strebungen so vielfach abgestampfter Paulinismsb «ohwerlieli mhr- halten, das altüberlieferte Wort aufisutiehmen , wenn er nur nfr- gloich dafür sorgte, dass es nicht gegen seinen Sinn, vod einer unbedingten Gültigkeit des mosaischen Gesetzes als seiciMm veb- standen w«rde. Eben diess thut er aber, und gerad* 4ss8hälb scheint er. es ausdrücklich zwischen zwei Aus^^üehe eiii|tekeitt zu haben, die seiner buchstäbliche^ AujOfiassung widersprechen, utfi den Leser zu einer anderen I>eutuug zu nöthfgen. Das Gissetz, sagt er, hat mit dem Eintritt des Gottesreichs seine Bndschalt erreicht (V. 16} ; darum ist es aber doch nicht auisser Kraft gesell (V. 17), soudeni vielmehr nur zu dem strengeren ^ebot des BVM^ geltums verschärft (V. 18). 3} Man wird diesen Sinn und Üeses Verfahren dem Geist unsers Evangelisteii nicht unangeaessen ^n^^ Jlen können^ und nur in dem Fall mischte man fragen, ob es audh' dem ursprünglichen Verfasser des Evangeltanis zuzutmuea sei, wenn man sich durch andere Gründe herechtigt glairiben dürfte, diesen urspranglichen Verfasser ven e^nem spätere iUwtoitflr, unsem Lukas von dem Urlukas zu unterscheiden.

Auch das möchte ich nicht behaupten, dass L. 13, 28 Mar*-

*) E?. Just. 470. Theol. Jahrb. XII, 231.

2) Krit. Unters. 402. Markusev. 196 ff. Ritschi hat Min« frühere iaMÜlt (Ev. Marc. 97) in den Theo!. Jahrb. X, 531 zurückgenonunen.

^) Aehnlich.Küstlin a. a. 0. S. 149. Sonst konnte maii aueh daran erin- Dem, dass eine fortdauernde Geltung des Gesetzes für die Juden, bzw. die iadea- eiuriiten, auch von der Apostelgeschichte gelehrt wird.

Marcion. 17

cion's Lesart: otav oxprfldt ndrrixg rovg dixaiovg iv rfj ßaavXelf Tov -^eov vor der ansrigen: 6V. o^. '"Aßqäatx xori '^laaccK xal ^laxuß xal ndvrag zovg Ttqoq>7p;ag iv t. ßaa. t. d-, den Vorzug verdiene. 0 ^^iin ^^ gewiss es dem Standpunkt des dritten Evan- gelisten entspricht; wenn er V. 87 die eQya^o/ievoL r^ avo^lav des Matthäus (7, 23} in iqydxai r^g aäixlag verwandelte, um der jodaistischen fienützong des Aussprachs gegen panlinischen Antinomismus zu entgehen, so wenig brauchte er sich au der Nennung der Patriarchen (nach Matth. 8, 11) zu stossen, wogegen sie Marcion, wenn er sie vorfand, nicht, wohl dulden konnte; denn die ßaüiXala tov deov Hess sich nicht ebenso leicht, wie der Schooss Abrahams 16, 23 auf das Paradies d^s Weitschöpfers beziehen. Muss man daher auch die Möglichkeit zugeben,' dass der Text unsers Lukas, wenn er urspranglich nach Marcion's Lesart lautete ; in der Folge aus Matthäus corrigirt wurde, so haben wir doch keinen gentigenden Grund zu der Annahme, dass diess der Fall war. ^3 Ebensowenig dürfte sich c. 12 durch Weglassubg von V. 6 und 7 der Znsammenhang im Sinn des Evangelisten verbessern, so erklärlich es auch ist, wenn Marciou diese Verse, welche sich weder auf seinen guten Gott, noch a^f den Weltschöpfer bequem deuten Hessen, beseitigt hat; auf dem Standpunkt des Evangeliums war es ganz passend, wenn sich an die Ermahnung zur Furcht vor der göttlichen Strafgerechtigkeit die weitere zum Vertrauen auf Gottes vä^terliche Fürsorge anschloss, und da Matthäus 10, 28 ff. die gleiche Spruchverbindung darbietet, so hat man um so wehiger Ursache, sie bei Lukas unwahrschein- lich zu finden. 3) Weit scheinbarer lautet die Annahme, dass in der Erzählung vom reichen Jüngling L. 18, 19 Marcion in den Worten: f^rj (oder t/, /t^e Uyere ciyadvv* elg iativ äyadog 6 na- T^Q ^3 den iü*sprünglichen Text des Lukas erhalten habe, denn zahlreiche Belege stellen es ausser Zweifel, dass diess überhaupt die ursprünglichste Form war, in der jener Ausspruch überliefert

<) Hilgenfeld £v. Jttst. 470. TheoL Jahrb. XII, 227 ff. Baur Markusev. 206.

^) Hi Igen fei d glaaht zwar, narrag rovg Slxaiovg sei wegen des Gegensatzes zu den iQ/arai r^g äSmCag passender, mir scheint es aber umgekehrt, wie Voick- mar, mit unserem jetzigen Text verglichen, ziemlich matt.

^ S. Volckmar 214 ff. .

*) Oder: 6 9e6g 6 nar^Q oder vielleicht auch: 8 nar^Q o er roXg ovqavaXg*

2

18 . Die äusseren Zeagnisse.

wurde. ^ Da ihn aber Joatin nach der Leeart onsers Jakanisehen Textes, ans unserem Lukas, ^3 anfahrt , so mttssen wir wohl an- nehinen, Marcion habe hier die Form desselben, welche ihm von Bonsther gelftnflg war, der in seinem Evangelientext vorgefondenen snbstitnirt, es masste denn der ursprüngliche Text des Lukas schon vor Justin ehie Aenderung erfahren haben. 3) Ab«r auch c. 21, 18 ist unser gegenwärtiger Text schwerlich bo widersinnig, dass wir in der Weglassung dieses Verses bei Marcion, welche diessmal mit Banr ^} auch flilgenfeld^J gutheisst, nur ein 'Zeugniss fOr die ursprüngliche Textesgestalt sehen dürften. Beim ersten Anblick scheint es freilich ein augenffilliger Widerspruch, wenn es V. 16 heisst: dxxvardaovaiv i^ ifiwv und V. 18: ^i| ixzijg x€q>al^g ifiwv ov fi^ äitohjvai. Wie kann Christus sagen, mehrere seiner Anhänger werden getodtet, al^er es werde ihnen kein Haar gekrümmt werden? Auch genügt es nicht, mit Volckmar (S. 213) zu antworten, ^icrraTOi^y heisse nur, in Todesgefahr bringen, denn diess heisst das Wort eben nicht, und in der Zelt, wo das livangelinm geschrieben wurde, nach dem Mfirtyrertod eines Ja- kobus, Paulus u. A., konnte es vollends, wie Baur richtig be- merkt, Niemand so verstehen. Die Losung liegt vielmehr auf der anderen Seite. ¥.16 sagt, es sollen einzelne von den Jüngern getodtet werden, aber V. 18 sagt nicht, es solle ihnen kein Haar gekrümmt werden; es ist nicht dasselbe, ob es heisst: ovdevog v(JLWV dql^ ix %ijg xeqnxlijg neaelTai^ wie Apg. 27, 34 nach der Recepta, o^er 9q\^ ov ^ij änokr^Tai : nur in dem erstem Aus- druck liegt die Verheissung, Keiner solle verletzt werden, der zweite dagegen Iflsst auch die Möglichkeit offen, dass eine Ver- letzung zwar eintritt, aber vollständig wiederersetz^ wird, denn auch in diesem Falle hat der Verletzte nichts verloren. Unser 18. Vers kann mit Einem Wort nicht blos diess aussß^en, dass die Christen für ihren Leib und ihr Leben nichts zu fürchten haben, sondern ebensogut auch des Andere, dass sie alles, was sie Jn

^) Das Nähere hierüber in dem Abschnitt über Justin's Citate, S. 32 f., bei Hilgenfeld d. £v. Just. u. s. w. S. 220 ff. Tbeol. Jahrb. XH, 207 f. 235 ff. Volckmar S. 86 ff. 198 f.

^) Wie diess a. a. 0. gezagt werden wird.

^ So Hilgenfeld Th. J. a. a. 0., der mir aber doch das antignostische In- teresse unserer kanonischen Lesart nicht wahrscheinlich gemacht hat.

*) Markusev. 202.

*) Ev. Just. 471. Th. J. Xn, 237 ff.

Marcion. ^9

dieser Beziehung etwa verlieren, bei der AaferstebQOg zmrack- erbalten werden, dasselbe, was aneb V. 19. 9, 24* 17, 3d. 18, 29 verheissen wird. Marcion musste bei seinen Ansiebten an diesem Satz, und tlberhaupt an der Sorgfalt; mit der bier über dem Leibe gewacbt wird, Anstoss nehmen, und so ist die Weglassnng des Verses, ancb wenn er ihn vorfand, ganz erklärlicb. Auffallender ist es, dass 17, 10 bei Marcion fehlte, dem dieser ficht pauliniscbe Sprach nicht wohl anstössig sein konnte, ^) und so müssen wir vermuthen, er habe ihn wirklich in seinem Text nicht gefunden; da er aber andererseits als die Spitze der vorhergehenden Rede zu passend, und in seiner kurzen Schärfe zu eigenthttmlich lautet, uin so leicht für eine spätere Zuthat angesehen zu werden, so möchten wir .ibd doch für ursprangllch, und sein Fehlen bei Mar- cion für zufällig halten.

Indessen betrifft diess alles immer nur einzelne Textesab- weichungen und kleinere Weglassungen oder Zusätze, die zum Beweis für eine nachmarcioiiitische Bearbeitung des dritten Evan«- geliums selbst dann nicht ausreichten, wenn noch in dem einen oder dem andern von den Fällen, wo wir unsern jetzigen Text für den ursprünglichem hielten, der marcionitische Recht bättO; oder wenn das Gleiche bei einzelnen von den Stellen stattfinden sollte, in denen wir Marcion's Lesarten theils als ganz unerheblich, tbeils als anerkannt willkührllche Textesänderungen übergangen haben. Die Vermuthung, dass unser Lukasevangeiium nach Marcion eine zweite Ueberarbeitung erfahren habe, Hesse »ich nur dann aus dem Verhältniss des marclonitischen Textes zu unserem jetzigen be- gründen, wenn jener in seiner ganzen Anlage und bei wichtigeren, in den Plan und die Richtung des Ganzen tiefer eingreifenden Abschnitten das Ursprüngliche darböte.

Dass dIess jedoch wirklich der Fall sei, lässt sich aus der Vergleichung ^der beiderseitigen Texte und darauf müssen wir uns hier beschränken -^ nicht darthun. Es zeigt sich diess gleich bei der ersten und eingreifendsten Textesverschiedenheit, bei der Frage über den Anfang des Evangeliums. Marcion's EvangeUenschrift begann bekanntlich, nach einer oder zwei von den Zeitbestimmungen| die wir L. 3, 1 lesen, mit dem Herabkommen Jesu nach Kaper* naum L. 4, 31 und den dortigen Vorfällen, denen vielleicht auch

^ Denn der AusdruciL SovXoi, an den sich Hilgenfeid S. 474 und Volck- mar S. 99 halten, will hiefür kaum ausreichen.

2*

20 Die äusseren Zeugnisse.

T. 38 ff. beigefügt war, hierauf ft)lgte die Erzfthlang von den Vorfall in Nazaretb, L. 4, 15 30, die aber bei Marcion so be- deutend verkürzt war, dass Tertulian sagt, er habe in Nazareth nichts Neues gepredigt, uiid sei nur wegen Eines Sprichworts ver- trieben worden, dann V. 40 Cbeziehungsweise 38) bis 43, aljes Uebrige, was unser Lukas c. 1, 1—4, 16 hat, die ganze Vorge- schichte, der Abschnitt über den T&ufer, die Genealogie, die Ver- suchungsgeschiohte, fehlte bei Marcion. i) Alle diese Abweichungen lassen sich aber ohne die Voraussetzung eines andern, als ^nsers evangelischen Textes, aus dem dogmatischen Standpunkt Marcion^s vollkommen erklären. Dass er die zwei ersten Kapitel des Evaoi- geliums wegschneiden musste, auch wenn er' sie vorfand, liegt am Tage; ebensowenig konnte er nattirlich die Genealogie brauchen, wenn er auch an dem dg ivof^i^STO 3, 23 das Mittel gehabt hätte, sie unschädlich zu machen'^ sie wäre jedenfalls eine lästige und unangemessene Zugabe für ihn gewesen, die er um so eher besei- tigen konnte; wenn er einmal überhaupt, um zu einem passenden Anfang zu gelangen, im Grossen durchschnitt; die preisende Schil- derung des Vorläufers Johannes musste er entfernen, denn wie hätte der Prophet des Judengottes Vorläufer seines Christus sein können; ebenso die Taufe im Jordan, deren sein Erlöser nicht be- durfte, und die ihm ein Johannes auch nicht ertheilen konnte; die Versuchungsgescliichte taugte zum Anfang seines Evangeliums auch dann nicht; wenn sie sich im Uebrlgen mit seinem Dogma vertragen hätte, denn dieser Anfang konnte nur mit dem Herab- kommen Christi vom Himmel, dem xaTrjld^ 4, 32 gemacht werden, und durch eine sofortige Wegführung des Herabgekommenen zum Streit mit dem Teufel hätte er entschieden gelitten; Marcion konnte aber auch überhaupt darau Anstoss nehmen, dass der Christus des guten Gottes erst einer Versuchung durch den Teufel bedürfen aollte, ehe ihm der Eintritt in seine Wirksamkeit gestattet wurde. Dass endlich der Vorfall in Nazareth hinter das Auftreten Christi in Kapernaum gestellt wurde, war schon durch den Anfang mit dem xatijkxhj weiterhin aber auch desshalb gefordert, weil der dazarethanische Auftritt, die typische Verwerfung Christi in seiner Vaterstadt, nur von dem so bedeutend vorangestellt werden konnte, der in Nazareth wirklich iseUie Vaterstadt sah ; wie wenig Marcion

0 M. 8. hierüber Volclcmar 130 ff., der mir den Text bier am Richtigsten zu bestimmen scheint.

Marcion. 2 1

ohnedem die Auslegung des Jesains V. 17 21, die TtaTQig V.83 and das Sprüchwort V. 24 In seinem Text branohen konnte, liegt am Tage. In diesem ganzen Absebnitt ist daher Marcion's Textes- gestalt vollkommen zn begreifen, wenn ihm auch das Lnkasevan- geliam genan so vorlag, wie wir es besitzen.

Die zwei nächsten etwas bedeutenderen Lttcken, welche dnrch die Weglassang der Reden. 11, 29— 32 0 49—61 entstehen, sind durch den Inhalt dieser Reden hanreichend begrondet 2), und wenn sich auch vielleicht die erste jener Stellen durch kanstliche Aus- legung mit Marcion's Ansichten in Euiklang bringen lies«, so. sind wir doch nicht zu der Voraussetzung berechtigt, er habe nur da gestrichen, wo sich schlechthin kein anderer Ausweg. zeigte, son- dern es ist an sich ganz denkbar und wahrscheinlich, dass er, einmal in der Kritik des überlieferten Textes begriffen, auch Ein- zelnes entfernte, was er möglicherweise stehen lassen konnte^ wofern es ihm nur überhai^t Schwierigkeiten darbot; und gesetzt auch, er sei hierin glicht ganz folgerichtig verfahren, so dflrfte uns diess nicht irre machen, nachdem sich die Annahme willkühr- lieber Textesänderung in der tiberwiegenden Mehrzahl der Fälle bewährt hat. Aehnlich verhält et^ sich mit den zwei kleinen Abschnitten c. 13, 1-5. 6—9.3) Marcion hätte das fOr ihn An. stössige in den Drohungen des 3. und ft. Verses vielleicht ebenso durch die Auslegung beseitigen können, wie er diess bei c. 12, 46. 19,27 gethan hat, indem er ^ie Bestrafung der Gotüosen. dem Demiurg zuschrieb ; aber doch war die Schwierigkeit hier grösser, denn da es Christus ist, welcher die /nstdvoia fordert, so mtlsste der Untergang denen angedroht sein, die sich nicht zu Christas und seinem guten Gott bekehren, er mtlsste mithin von dem gaten Gott verhängt werden, was Mardon^s Lehre widersprach. 0 Hier mochte es daher dem Gnostiker gerathener scheinen, das Stack ganz zu streichen. An dem zweiten, der Parabel vom Feigenbaum, musste ihn schon das stören, dass das israelitische Volk darin deut- lich genn^ als der Weinberg des guten Gottes bezeichnet, und dass ihm von eben diesem Gott Ausrottung gedroht wird. Die<-

') Von den Worten €l ju^ an. ^ S. Volckmar 58. 60.

^ Denn dass auch dieser fehlte, seheint mir Volckmar S. 36ff. ausEpiph. Schol. 38 bewiesen zu haben, wie jetzt aach Hilgenfeid (T. J. XII, 204) zugiebt ^) Etwas anders Volckmar S. 102 IT.

22 Die finsseren Zeugnisse.

«elben Grflnde waren es wenigstens ohne Zweifel, vregen deren Maroion die Parabel c. 90, 9—18 entfernte, und ebenso wurde die sonst so panlinische Erzählung vom verlorenen Sohn (15, 11 32), wie auch Banr (Markusev. 194) annimmt, wohl nur desshalb weggeschnitten, weil Marcion nicht zugeben konnte, dass dtiB jüdische Volk der Sohn, und zwar der filtere Sohn seines Gottes sei. Ob das gleiche Bedenken die Auswerf ung von c. 13, '29. 30 veranlasste 0) mag dahingestellt bleiben, denn der Gedanke, dass die Heiden im Reich Gottes nur an die Stelle der Jaden treten, ist hier nicht so bestimmt ausgesprochen, um eine andere Erklärung unmöglich zu machen; indessen ist diese Abweichung fttr die vor- liegende Frage unerheblich. Vielleicht liess Marcion die angeführ« ten Verse auch nar desshalb weg, weil 'sie ihm nach dem kräfti- gen Schiasse des 28. Verses entbehrlich schienen. Aber selbst wenn sie in seinem Exemplar des Lukas gefehlt hätten, so hätte diess nicht viel zu sagen. Dass slcti der kleine Abschnitt mit dem Klageruf tlber Jerusalem L. 13, 31 36 bei unserem Gnostiker nicht fand, ist wohl richtig aus der Zasammenstellung Christi mit den Propheten, V. 33, und aus der Vorliebe filr die jOdische Haupt- stadt, welche aus V. 34 spricht, erklärt worden (Vo Ick mar 65); ebenso fehlt ja auch c. 19, 41 44 die Klage tlber Jerusalem ge- wiss nur desshalb, weil die Thränen Christi tiber den Untergang dieser Stadt dem Judenfeind Marcion unglaublich waren; wenig- stens genügt dieser Erkiärangsgrund voUständIg. Die Leidens* verkondigang o. 18, 31—34 musste er schon wegen der Berufung auf die alttestamentlich^n Weissagungen auswerfen, ebenso c 20, 37 f. wegen der BeweisfOhrung aus dem Pentateuch; die gleiche ROeksicht scheint o. 23, 34 die Ausmerzung des kurzen Berichtes von der Klelderverloosung veranlasst zu haben, denn die Erinne- rung an Ps. 22 war bei diesem Zug kaum zu umgehen, wenn aueh Lukas selbst nicht ausdrttcUich darauf hinweist Dass die Erzählung vom Einzug Christi in Jerusalem 19, 29 40 so wenig, als die gewaltsame Austreibung der Verkäufer aus dem Tempel (19,45 48j in Marcion*s Vorstellungskreis passte, \iird allgemein anerkannt Wenn weiter in der Rede Ober die Zerstörung Je- rusalems, L. 21, ausser dem oben besprochenen 18. Vers auch der 21. und 22. bei Marcion fehlten, so begreift sich diess aus ihrem Inhalt: die specielle Fürsorge für die Juden In dem ersten,

1) Nacfai Volcicmar S. 62. Hilgenfeld Et. Just 466.

WardoD. 23

and die VerwefsuB^« nntn A. T. in dem zweiten von diesen Ver- sen konnte ihm nnmoglloh zusa^iren. Von den vier Anslassnngen im 22. Kapitel waren die zwei ersten^ V. 16—18. 28^80 f&r nnsern Gnostilcer ganz nnerifisslich, denn das Essen nnd Trinlcen im Reioli Gottes, von dem hier niebt blos paraboliscb geredet wird, und die specielJe Beziehung der Apostel auf die zwOlf Stdmme des jttdisohen Volles, sammt dem Riehteramt derselben, konnte er nicht ertragen; auch die Aufforderung, ein Sehwert zn kaufen, (V. 86**88) musste ihm im Mund Christi bedenklich scheinen, und im ZusammeDhang damit mochte er um so eher geneigt sein, die Erzfihlung von dem Sohwertschlag, V. 49->61, zu beseitigen, der doch immer durch jenes Wort Christi wenigstens mittelbar ver- anlasst war, und trotz des nachtrfigliehen Tadels wenigstens be» wies, dass Jesus seinen JOngem den fieidtz von Waffen gestattete. Dagegen kann im Lukasevangelium, wenn es V. 88 ursprttng- lich gehabt hat, die Erzählung vom SohweMschlag,^ zn deren Vorbereitung jener Vers eben dient, nicht gefehlt haben. Dass Marcion das Wort Jesu an den Mltgekreuzigten, 28, 43 wegliess, dtkrfte sich aus seiner Bsehatologie genagend erUftren, auf eUi Fehlen der Stelle im ursprongliohen Text unsere Evangeliums Iftsst sich daraus um so weniger schliessen, da Mardon die Er- zählung selbst, deren unentbehrliche Spitze dieses Wort bildet CV. 40 ff.)^ gehabt zu haben seheint, und da sie auch dem Geist des paulinischen Evangeliums ganz gemäss Ist ^ Die verschie- denen Beziehungen auf das A. T. c. 24, 25. 27 f. 82. 44—46 konnte der Gnostiker nattirlich nicht dulden. -— Wenn endlich am Schluss des Evangeliums V. 62 f. und wahrschdnlich auch die letzten Worte von V. 47 und die zweite Hälfte von V. 48 ge- fehlt haben, so liegt die Noth wendigkeit dieser. Aenderungtn für Marcion am Tage.

Aus dem Vorstehende ergiefot steh, dass Mardon in dem Evan-^ gelium, woraus er das seinige zusammenstellte, zwar an mehreren Stellen einen von dem unsrigen abweichenden Text fand; der mei- stens, wo nicht immer, die Vermuthung der grösseren Ursprüng« lidikeit fttr sich hat ; aber dieser Stellen sind es doch im Verhält- nisB zum Ganzen nur wenige, und Mine derselben ist von weiter

') Deren Aechtheit aus diesem Grunde jetzt auch Hng«nfeld zugiebt Th. J. XU, 241.

>) Vgl. Volckmar 100 f. 205 f.

24. Die äusseren Zeugnisse.

greifender BedentuBg. Dagegen setzt Marcion nnaem jetSEigen Text nicht blos in allen den Abschnitten voraus, in denen er sich keine Abweichung von demselben erlaubte, und diese Abschnitte sind immer noch der grossere Theil des Ganzen ; sondern auch da, wo er sich von ihm entfernte, lassen sich seine Abweichungen bis auf jene wenigen nunder wichtigen unter der Voranasetzung, dass Ihm unser Bvangelium in seiner jetzigen Gestalt vorlag, gentigend erklären, und in den meisten Fftllen l&sst schon die blosse Textes- vergleichnng nichts Anderes vermnthen. Diess schliesst nun aller- dings die Möglichkeit noch nicht aus, dass doch ein Theil jener Abweichungen dem von ihm benatzten Bvangelium selbst ange- hOrtC; und wir werden auf diese Frage später noch einmal zurück- kommen. Nur mttssen wir schon hier darauf verzichten, den Be- weis fttr diese Annahme auf den marcionitischen Text zu gründen, denn wenn Marcion in zwanzig Fällen ^us dogmatischen Gründen wlllkührlich geändert hat, so kann er diess ebensogut auch im einundzwanzigsten gethan haben, und nur dann hätte die entgegen- gesetzte Vermuthung die Wahrscheinlichkeit für sich, wenn sich in seinem eigenthümlichen Standpunkt kein Anlass zu der Textes» änderung entdecken Hesse. Dass diess aber nur bei wenigen und minder wichtigen Stellen der Fall sei, ist bereits gezeigt worden. Nun sind wir freilich nicht genauer darüber unterrichtet, wann Marcion sein Evangelium verfasst habe. Nach Iren. III, 4, 3 fällt die Ausbreitung der marcionitischen Lehre zu Rpm um die Zeit Amicet's, der mit ziemlicher Sicherheit zwischen 150—160 n. Chr. gesetzt wird. Da nun wohl kaum anzunehmen ist, dass der berühmte Häretiker lange in Rom war^ ohne Anhang zu fin- den, so müsste er dieser Angabe zufolge nm^s Jahr 150, oder um Weniges Arüher, dorthin gekommen sein. Wir sehen jedoch aus Justin 's grösserer Apologie c. 2(>. 58, dass Marcion damals, als diese Schrift verfasst wurde, schon lange in Thätigkeit war, aller Orten zahlreiche Anhänger gewonnen, und somit seine reforma- torischen Wanderungen längst begonnen hatte. Hat nun Justin jenes Werk, der gewöhnlichen Annahme zufolge, im Jahr 138 oder 139 geschrieben, so müsste Marclon's Auftreten und seine Wirkung auf die abendländische Kirche um mindestens !^ Jahre früher ge- setzt werden, als seine Ankunft in Roni nach Irenäus. Indessen steht jene Annahme keineswegs ausser Zweifel. Ihre hauptsäch- lichste Stütze liegt in dem Umstand, dass Mark Aurel im Eingang der grossem Apologie nicht als Cäsar, sondern nur ald der Sohn

Marcion. 25

d60 Kaiseni AntoBias Pins bezeichnet wird. Da der Titel eine» Cäsar sonst nicht blos in so formlichen Anreden, wie die vorlie* gende, sondern selbst im Privatverkehr nicht tibergangen wird, ^3 80 schliesst man, Mark Anrel kOnne diesen Titel, den er i. J. 139 erhielt, damals^ als Jnsthi das genannte Werk schrieb, noch nicht gefdhrt haben. ^) Allein gerade Jastüi bezeichnet anch später noch ^) einen Cftsar, wer dieser nun sein mag, ^) ganz ähnlich wie hier, er scheint sich also am die amtliche Titnlatnr weniger bekOmmert, oder den Namen des Philosophen für ehrenvoller ge- halten zu haben, als den des Cäsar, und es kann somit aus d«n Fehlen dieses Titels in der grosseren Apologie nichts geschlossen werden. Verliert aber dieser Umstand seine Beweiskraft, so wer- den wir eher geneigt sein, die Abfassung der justinischen Schrift etwas tiefer, etwa gegen das Jahr 145, berabzurUcken. Das Zwar kann nicht viel beweisen^ dass Justin selbst Apol. I, 46 seit der Gebart Christi 150 Jahre zählt, denn nichts verborgt uns die Genaaigkeit seiner Chronologie, während freilich andererseits auch der Ausdruck im Gespräch mit Trypho, welches den jüdischen Krieg c. 1 VW yevofiei^og nennt, zu unbestimmt ist, um das höhere Alter dieses und des ihm vorangehenden Werks darzuthun. Da- gegen weist der Umstand auf eine spätere Abfassungszeit der ersten Apologie hin, dass diese Schrift neben Antonin und Mark Aurel auch dem L. Verus gewidmet, und dass Veras hier, nach der wahrscheinlichsten Lesart, ^iiloao9>og>,; genannt ist, denn L J. 138 war Verus noch nicht acht Jahre alt. ^) Justin^s Anga- ben über Marcion können daher gegen Irenäus nichts beweisen,

') So UDterlässt es z. B. Fronto in seinen Briefen an M. Aurel nie, den Cäsar beizufügen, obwohl er M. Aurei*s Lehrer und vertrauter Freund war.

>) So z. B. mit vielen Andern, Semiscb Just. d. Märt. I, 64 ff.

^ Apol. II, 2, wo .ein Christ dem Stadtpräfekt Urbicus zuruft: ov nginovra Evaeftel avroxQoroQi ovSe (piXoa6(p(p (al: ov) KaCaaqog naiSl ovSe Zfi U^a Svytili^ip xQ^vstg.

^) Man streitet sich nämlich, ob in der eben angeführten Stelle unter dem avrojt^oTWQ Evaeß^i Antoninus Pius oder Mark Aurel, und demna^^h unter dem fpdoatMpoe Kaüfaqog naig Mark Aurel oder sein Mitregent L. Verus zu verstehen sei. Mir ist das Erstere wahrscheinlicher, für die vorliegende Frage ist diess jedoch gleichgültig, denn da L. Verus von M. Aurel unmittelbar bei seinem Regierungsan- tritt zum Cäsar und sogar zum Augustus ernannt worden war (Capitolin. Marc. 7. Ver. 3. Clinton Fast. rom. z. J. 162), so ist es jedenfalls ein Cäsar, der hier ohne diesen Titel namhaft gemacht wird.

^) Er war am 15. Dxbr. 130 geboren; Clinton z. J. 145.

26 Die äusseren Zeugnisse.

wir rnttssen vielmehr angekehrt schliessen; da Marelon sonst allgemein für etwas jünger erklärt wird , als Basilides ond Valentin, da er diess aber nicht sein könnte, wenn man sehen nm^s Jahr 188 so von ihm reden konnte, wie Jnstin in der grosseren Apologie, so muss dieses Werk später verfasst sein. Wie dem aber sein mag: In keinem Fall wissen wir, wann Mar- oion mit dem Lukasevangelium zuerst bekannt wurde. Denn die Abweichungen seines Evangeliums von unserem Lukas sein dogmatisches System schon voraussetzen, da also dieses in seiner Entstehung jedenfalls unabhängig von jener Schrift war, so ist es ganz wohl denkbar, dass er längere Zeit als gnostisoher liOhrer thätig war, ehe ihm das paulinische Evangelium in die Hand fiel, und ehe er sich zu seiner Bearbeitung entschloss, ja es Ist mög- lich, dass diess erst nach seiner Ankunft in Rom geschehen ist, andererseits ist es aber ebenso möglich, dass jene Bearbeitung In eine weit ft^ohere Zeit fällt. Wie es sich hlemit verhält, können wir nicht ausmachen. Marcion's Zeugniss ist mithin in doppelter Hinsicht ungentlgend: einmal, weil uns nicht der ganze Bestand nnsers Lukasevangelinms dadurch verbürgt wird, und sodann, weil es für die Bestimmung der Zeit, in der Marcion dieses Evangelium benutzt bat, einen zu weiten Spielraum offen lässt.

3. J u s t i n.

In beiden Beziehungen können wir ans Justin, diesem fOr die Evangelienfrage wichtigsten Schriftsteller, Bestimmteres ab- nehmen. Nennt er auch unser Lukasevangelium so wenig, als eines der drei andern, ausdrücklich, so beweist er doch seine Be- kanntschaft mit demselben durch eine Reihe von Citaten, von denen es theils gewiss, theils wenigstens sehr wahrscheinlich ist, dasa sie aus Ihm entlehnt sind. Es gehören hieher die folgenden Stellen.

1. Ueber die Empfängniss Jesu und ihre Ankündigung sagt Justin Apol. I, 33: dvvafxig O^ov sTtsldvvca Tfj naQdivcp eTtea- xiaasv avTfjv xal xvocpoQTjoac naQd-hov ovaccv 7te7wi7]X€. xal 6 dTtoaraXslg xul TtQog avzr^v zrjv naQ&evov xav ixelvo tov xaiQav ayysXog &sov evfjyyeliaccto avxrpf elTtwv' idov avllijtpj] iv yaOTQi ix TtvsvficcTog dyiov xal te^i] vidv xal vlog vxpiatov xlT^dijaetat xal xaXeaeig to ovo^xa avtov ^Ir^aovv ' avrbg ydq omCbl tov laov avtov u. s. w. (nach Matth« 1, 21> Tryph. c. 100: Maqia tJ naq^ivog evayyeh^ofievov arnfj FaßQifjX dyyekoVf oti nvevjua xvqIov in avTTjv iTtelsvastaty xal ävvaficg vifiiazov imaxidaei avTJjVf dio

Justin. 27

Kol TO yeifvioftsvov i^ avrrjg ayiov iariv viog d^eoo, aTZsxQivato' yivoiTO fiOL xatä rd ^^fid aou. Diese . Anführungen stimmen wOrdicb, mit Ausnahme mehrerer Auslassungen und einiger nn- bedentenden Zasätze und Versetzungen, mit dem Bericht des Lnkas 1, 26 88: aTteatakT] 6 iiyyeXog FaßQi^l... Tt()dg nccQO'ivov . . ,

MaQcd(i Kai eiTiev 6 SyyeXog avrfj... Idov avlX^ipri ev

yaCTql xai rt^?; viov xai txaXeaeig to cvofia avTOÜ ^Ir^aoüv. Oltog earac f^eyag xal vlog vipiazov xlf^Oi^asTaL n. s. w. Kai anoxQidelg 6 ayyeXog einer avrfj' nVeufia ayiov ineXewerav inl aiy xal dvvafiig viplaxov eTtioxiaaec ooi* dio xal to yewoffievov

ayiov xXr^dTioerai viog -d'eov EJtcs de MaQid^i' idov i] dovkj]

xvqIov yevoiTO /not. xara to ()7Jii(x aov. Unsere drei anderen Evangelien \;i'issen bekanntlich nichts von dem Besuch des Engels bei Maria, wie auch sein Nnme nur bei Lukas C^ier und 1, 19) vorkommt, und dass ihn ein apokryphisches Evangelium erzählt nnd vollends mit diesen Worten erzählt hafte, wird uns wenigstens nicht berichtet Insofern muss sich die Annahme, dass Justin wirk- lich unsem Lukas vor sich gehabt habe, auf den ersten Blick empfehlen. Mit dem Bericht des Lukas wird ^ nun allerdings der des Matthäus verbunden, ja Justin zieht die Worte, welche bei Matthäus 1, 21 der Engel zu Joseph im Traume spricht, Apol. I, 33 zweimal zu der Rede GabrieFs an Maria. Indessen sind solche Textesmischungen bei Ihm so häufig, und der ebenbemerkte Oe- dächtnissfehler ist so erklärlich, dass man aus dieser Abweichung auf eine weitere Quelle, ausser denr genannten zwei Evangelisten, zu schliessen keinen Grund hat. Ebensowenig berechtigt uus zu diesem Schlüsse die harmonische Abrnndung und die Innere Con- sequeuz der justinischen Darstellung. ^3 Denn diese Abrundung besteht nur darin^ dass Justin die Zwischenreden weglässt, die Ihm fOr seinen nächsten Zweck entbehrlich und störend waren. Nun handelt es sich in der Stella der Apologie darum, die Erfüllung der jesaianischen Weissagung über dfe Geburt Christi aus einer Jungfrau In der evangelischen Geschichte nachzuweisen, und da er hiefOr jener Reden nicht bedurfte, übergeht er sie hier gänzlich, wegegen er Tr. 100 das Wort der Maria L. 1, 38 anführt. 8o wenig aber jenes Stillschweigen beweist, dass sie ihm überhaupt unbekannt waren, ebensowenig kann ihre theilweise Anführung Im Gettpräch mit Tr;Q)ho beweisen, dalss sie ihm nur tbeil weise bekannt

0 Wie Hilgenfeld glaubt, die Eyangel. Justin^s u. 8. w. S. 145.

28 Die äusieren Zengnlsse.

waren, denn er hat aaoh an dieser Stelle darchans nfoht die Ab- sicht, den vollständigen Hergang der Engelsbotschaft zn berichten, sondern er will nur den Gedanken ausführen, dass ebenso, wie Bva im Unglauben Sünde und Tod empfleng, so umgekehrt Maria, in gläubigem Vertrauen den Erlöser von Sünde und Tod empfangen habe, für diesen Zweck konnte er aber natürlich nur Ihre gläubige Unterwerfung V. 38, nicht die vorhergehende zweifelnde Frage V. 94 benützen. Sofern uns daher nicht allgemeinere Gründe zu einer andern Ansicht hindrängen sollten, hat gleich bei dieser ersten Stelle die Benützung unsers Lukas durch Justin die höchste Wahrscheinlichkeit für sich.

2. Eine eigonthümliche Mischung verschiedener Bestandtheile treffen wir in den Angaben Justin^s über die Geburt und die Kind- heitsgeschichte Christi« Dass er hier jedenfalls ein apokryphisches Evangelium benützt hat, Ist schon von Credner,^) und neuerdings gegen Semisch von Hilgenfeid ^) wahrscheinlich gemacht worden ; für uns handelt es^ sich nur darum, ob dieses Evangelium seine einzige Quelle war, oder ob er daneben auch das eine u^d andere unserer kanonischen Evangelien, und namentlich unsern liUkas, vor sich gehabt hat. Die Hauptstelle, worin er sich mit diesem berührt, Tr* 78, lautet so: aTCoyQaq)ijg ovarjs iv rfj ^lovdctiq Tore Ttqmrig irtl KvqrpfLov aveXrjlvd^i [o ^Icjojjq)] and Na^aget^ hfdu (pxet., elg Brjdi.es fi, o&ev fjy^ aitoyqaxpaadtu* anb yäg Tfjg x(XTOixovar]g t^v y^ ixelvrpf q>vijfjg ^lovda to yhog fpf.... Fewfj- divtog dk Tore tov Ttatdlov^iv BrjdXekfx^ irtetdfi ^Itac^q) ovx elxsv iv tfl xdfirj ixelvrj nov xcerakvaac, iv aitrjXaU^ rlvl avveyyvg T^g xdfirjg xoerelvae. Kai rote ovxwv avtwv exet eTetdxsi ij Magla rbv Xqiötov xal iv ipdrvr} ambv itedeUei. Ausserdem beruft sieh J. auch Apol. I, 34 den Rümern gegenüber auf das Zeugniss %wv aTtoyQagxjüv rcSv yevofisviov im Kvqrjviov zov vfiereqov iv ^lovdaltf 7tQ(üT0v yevojiievov iTtctqoTtov. Dieser Censns des Qoi- rinus wird unter den Evangelien , die wir kennen, mit Ausnahme später und von unserem kanonischen Evangelium abhängiger Apo- kryphen, nur von Lukas erwähnt, und auch mit den Worten dieses Schriftstellers trifft Justin mehrfach zusammen; m. vgL L. 2, 2: avTri j} a7toyqaq>ri uqclnr] iyevero i^yeftovevovrog Ttjg 2vqlag Kv* qrjvlov^ V. 4 f.: aveßt} de xal ^Icoa^.... anoyqatfjaadac. V. 7:

0 Beiträge I, 213 f. ^ A. a. 0. 145 ff.

Justin. 29

xal hexe tov viov avr^g... xai dvsxhvsv aurov iv ttj qxxzvfj* diOTv ovx fiv avidig Torcog iv rqJ xccTalvjicaTi. Dagegen redet J. nur von einem Cenfias in Jndäa, wenn er auch die weitere Au^delinang dieser Maassregel nicht geradezu- ansscbliesst, ^) nnd damit hängt zusammen, dass er den syrischen Statthalter Quirinus 2am Prokurator Judäa^s macht. Während ferner Lukas den Joseph wegen seiner davidischen Abstammung nach Bethlehem reisen lässt, giebt Justin, der die königliche Abkunft Jesu immer nur an Maria knüpft, den unbestimmteren und offenbar unpassenden Grund an, dass Joseph zum Stamm Juda gehört habe. ^ Was endlich bei Lukas von V. 8 an EigenthOmliches folgt, die Erscheinung der Engel, die Anbetung der Hirten, die Beschneidung, die Darstellung im Tempel, wird von J. nirgends bertihrt. Diess beweist nun aller- dings jedenfalls, dass unser Lukas in der Geburts- und Kindheits- gesehichte nicht die Uauptquelle Justin's war, aber dass er ihn gar nicht benutzt hat, folgt nicht daraus. Sein Stillschweigen in Betreff der letzterwähnten Punkte erklärt sich «hinreichend, wenn wir annehmen, die Erzählung des Matthäus habe die ursprüngliche Grundlage seiner Kenntniss von diesem Theil der evangelischen Geschichte gebildet, und was er in diese nicht einzufügen wusste, von dem habe er keinen Gebrauch gemacht, ohne dass er es dess- halb gerade für unwahr zu halten brauchte; für die Bevorzugung des Matthäus sprach ohnedem in diesem Fall auch das Interesse, im bethlehemitischen Kindermord und in der Verehrung der Magier die Erfüllung alttestamentlicher Weissuugen nachzuweisen. Ob Justin's Verhalten zu den Angaben über die davidische Abstam» mung Joseph^s aus eigener Reflexion oder aus einer evangelischen Ueberlieferung ^3 stammt, ist für die vorliegende Frage ziemlich gleichgültig; dass er die lukanische, seiner Angabe gar nicht aus- drücklich widersprechende, Darstellung nicht vor Augen gehabt hat, folgt daraus in keinem Fall, vielmehr macht die seltsame Bemerkung; Bethlehem sei Joseph's Vaterstadt gewesen, denn er habe zum Stamm Juda gehört, ganz den Eindruck einer nachträg- lichen Veränderung, die an der passenden Motivirung bei Lukas 2, 4

*) Denn die Worte Tr. 78: anoy^afpij^ nqdktji lassen sicli auch übersetzen: da damals eine Schätzung, die erste in Judäa, war.

«) M. 8. hierüber Hilgenfeld S. 140. 148.

^) Auch das Protevangel. Jac. c. 1 f. c. 10 u. das evangel de nativ« Mar. c. 1 lassen Maria^von David abstammen. Vgl. Strauss L. J. 3 A. I, 174.

30 Die äusseren Zeugnisse.

von einem Solchen angebracht wurde, der sich aas dogmatischen Gründen mit der Beziehung der Genealogveen auf Joseph nicht zn befreondeu wusste. Ebensowenig lässt sich endlich gegen die Annahme einwenden, dass es blosse Ungenauigkeit sei; wenn der Census und die Statthalterschaft des Quirinus von J. auf Judäa beschränkt wird denn dass ihm derartige and noch viel grössere geschichtliche Verstösse zuzutrauen sind, würde schon die eine Angabe über die Bildsäule des Magiers Simon beweisen. Wenig- stens wird diese Ansicht so lange die Wahrscheinlichkeit für sich haben, bis eine andere Quelle aufgezeigt ist, von der sich ver- mutben lässt, dass sie der quirinlschen Schätzung nicht blos über- haupt, sondern auch mit ganz ähnlichen Worten erwähnte , wie unser Lukas«

3«, Der Ausspruch Jesu L. 10, 19 wurd von Justin Tr. fr6 so angeführt: didwfit. vfuv i^ovoiav xaTanaxelv indtvo) oq)ea)v xal axognitüv xai axolonevdQcov xal i/iavco naarjg duvdjuews tov ix^QOo. In unserem Text steht statt yMTanaTaXv: rov 7taT€LV, die Worte xai oxoXonevdQOJV fehlen, und statt indvco naa. dw. heisst es: enl Tcäaav. Ttjv dvvafuv. Diese Abweichungen können allerdings von der Benützung eines apokryphischen Evangeliums herrühren es ist ja bekannt, wie oft ein und derselbe Ausspruch nur mit geringer Verschiedenheit in mehreren Berichten sich wie- derholt; möglich aber auch, dass sie in blosser Ungenauigkeit ihren Grund haben, oder dass nur die wunderlichen (Txo^07z:£vd()a^ (ThVL" sendfuss) aus einem unkanonischen Text, in dem Exemplar oderjn der Erinnerung Jusdn^s, sich mit dem unsers Lukas verschmolzen haben, oder dass die Variante durch die Naohlässigkeit eines Ab- schreibers und die Aehnlichkeit der Zeichen und Laute in axoQTzlayy und axoXonevÖQUJv veranlasst wurde. Das vorliegende Citat für sich allein genommen bietet keine genügenden Entscheidungsgründe. 4. Tr. 51 heisst es: über das Aufhören der Prophetie mit Johannes und über das Ende des alten Bundes habe Christus so gesprochen: o v6[xo$ xal oi TiQOcpmai fisxQt^ ^Icodvvov rov ßau- TiOTOv' i^OTOv i] ßaaileia tcov ovqovojv ßcd^erac xal ßiaaTal aQua^ovOLV avirpf. Kai et M^eze de^aa&aLy avzog lanv ^Hllag 6 fiikkcav eQxaodaL, *0 %xü}v coza dxoveiv dxoveTco. Dieses Citat gjebt die Worte Jesu zu Anfang in der charakterischen Fdrm des L^as, denn hier lesen wur 16, 16 : 6 vojuog xal oi 7tQog>fJTai. Siog ^Icodwovy während Mtth. 11, 13, mit wesentlich anderer Bedeu- tung steht: Ttgvreg yaQ oi 7tQoq)i]Tac xai 6 vofiog Scog ^Icouwov

Justin. ~- 31

nQoeq>TiTevüav. Von da wendet sich aber Justin, bei welchem .nor noch das i^orov dem and tote des Lukas entspricht, zum Text des Maühäns (11, 12. 14 f.), den er ganz wörtlich wieder« giebt Credner 0 ^^^ Hilgenfeld^} sind nun der Meinung, dieser Sachverhalt lasse sich nicht aus gedächtniss massiger Text- mischang erklären. Aber« warum sollte diess undenkbar sein? J. Itihrt von mehreren zusammenhängenden Aus(:prüchen den ersten Aach der einen, die übrigen nach der andern Version an, je nach- dem ihm diese oder jene besser zusagt, er hält eich im Allgemei- nen an sein Hauptevangelium, den Matthäus, aber er verlässt ihn, wo der Text des Lukas besser zu seinem Zweck dient, das ist ein sehr naheliegendes und natürliches Verfahren. Der Text des Lukas 16, 16 passte aber wirklich in diesem Fall besser fOr ihn, als der des Matthäus 11, 13. Justin will a. a. 0. nicht blos be- weisen, dass im jüdischen Volke nach Johannes kein Prophet mehr zu erwarten sei, sondern auch^ dass der alte Bund durch Christas sein Ende erreicht habe, ^3 von diesen zwei. Behauptungen bestä- tigt aber der Ausspruch Christi nach der Lesart des Matthäus nur die erste, während er die andere durch das 7tQO€q)7jTevaav fast absichtlich ausschliesst; hier fand daher J. nur bei Lukas das, was er brauchte, wogegen er für das Weitere um bo eher zu dem ihm geläufigeren Matthäus zurückkehren mochte, da nur dieser die Be-^ Zeichnung des Johannes als Elias, ein für Justin^s Beweisführung wichtiges Moment, in diesem Znsammenhang berichtet, und da auch schon vorher die Worte, dass seit Johannes das Himmelreich Ge- walt leide (ßid^eTaiy wofür Lukas evayyekl^erccL hat), und dass es Gewaltthätige an sich reissen, Justin^s Behauptung (a. a. 00? über das von Christus ge weissagte Auftreten von Häretikern und falschen Vropheten zur Bestätigung dienten. Auch in diesem Fall haben wir daher keine Veranlassung; zur Erklärung des ^justini- schen Citats über die uns bekannten Quellen hmanszugehen, weQn wir auch freliich die allgemeii|e1VIöglichkeit eines Evangelientextes, der Justitt^s Anführung ganz genau entsprochen hätte, so weit wir bis jetzt sind, nicht läugncn können.

•) Beitr. I, 236. «) A. a. 0. 198 ff.

') JSt^jyWi Se TriQi roxi juijuiti, yevr}a60^ai. hf Tcj? yivBi v/uüif n^txp^tjv^ xai ne^fi Tov hiiyvtavat^ ort ^ naXai xjjqvaao/uevtf vno rov &eov Maiyrj Sia^ii»tj ^«cr-

32 Die äusseren Zeugnisse/

6, Die Worte Jesu an den reichen, Jflngllng Apol. 1, 16: ovdels ayadvg et fiij ftovog 6 -d^og d nottfiag nciVTa treifen unter den uns bekannten Texten nnr mit der gleichlautenden Lesart des Lu- kas tl8, 19} und Markus (JO, 18): %L [xe liyecg äyadov; ovdelg dyadig ei fit} elg^ 6 'deog zusammen, nur dass Justin die Bin- gangsfrage weglässt, statt etg fiovog setzt, und die Worte o Ttovr/- aag t. n. hinzufügt. Mt 19, 17 ist die beglaubigtste Lesart: ri fie eQunfg Ttegi tov aya&ov; elg eativ o äyadig^ o debg. Im Gespräch mit Trypho c 101 wird derselbe Ausspruch so ange- fahrt: ti iie leyeig aya^ov; elg ioiiv dyadog, 6 naxriQ fiov 6 iv Tolg ovQccvoig. Wörtlich gleich hat der Ophite, welohen der fal- sche Origenes Philosoph. V, 7 excerpirt: tI fie Xeyeig dy adov; elg eaxLv dyadog 6 natriQ (lov 6 iv ToTg ovQcevolgj hieran reiht er dann aber sofort, als ob es Ein Ausspruch wäre, die Worte Mt. 5, 45 in etwas abweichender Fassung. Eine verwandte Les- art haben wir bei Marcion getroffen. Ebenso lesen die Markosier bei Iren. I, 20, 2: €^1? iariv dyc(&dg, 6 TtatfjQ iv zdig ovQccvoig^ und ähnlich die clementinisohen Homilien an vier Orten (III, 57. XVil, 4, vollständiger XVIII, 1. 8): firj fie keye uyadüv^ 6 yccQ dyadvg elg ioTiVj 6 tkxxt^ 6 iv xdlg ovqavolg. Noch üi späterer Zeit kommt diese Lesart in den Aufülunngen der Kirchenväter zum Vorschein. 0 Stellen nun diese Thatsachen ausser Zweifel, dass die Anftihruug im Gespräch mit Trypho in dieser ihrer eigenthttm- lichen Gestalt ans einer schriftlichen Quelle geflossen ist, und mtlssen wir die Annahme von Semisch, es seien die verscliie- denen gleichlautenden oder verwandten Abweichungen von unserem kanonischen Text unabhängig von einander durch gleichmässige freie Combination entstanden, mit Hilgenfeld ^) als eine Aben- thenerlichkeit bezeichnen, so sind wir ebendamit auch genothigt, das Citat der Apologie aus unserem Lakas abzuleiten. Denn wenn Justin unsern Ausspruch in seinem ansserkanonischen Evangelium in der Gestalt gelesen hat, wie ihn das Gespräch mit Trypho wiedergiebt, so bleibt uns als mögliche Quelle der andern Textes-

*) Credner Beitr. I, 243 f. Semisch Denkw. Jostin's 370 ff. Hilgenfeld a. a. 0. 220 ff

' ') S. 372, wo weiter mit Recht bemerkt wird, die Worte, auf welche die Markosier den Katholikem gegenüber den grössten Werth legten, und die sie für ihre Erklärung der Stelle ausdrücklich voraussetzten, lassen sich nicht für einen blossen Gedächtnissirrthttm ausgeben.

JaBttn. 33

form nar Markus und LqIcm ; in diesem Fall enteoheidet dann aber, auch abgesehen von dem Verbflltniss dieser beiden zn einander, fOr liOkas der Umstand, dass sich Jostin^s Bekanntscbalt mit an- serem Markus, wie diess neuerdings wieder Hilgenf cid ersohCpfend gezeigt hat, anderweitig weder beweisen, noch auch nar wahr- scheinlich machen lisst. Und der gieiohe Umstand widerlegt andi die Annahme, ^3 die übrigens für Jostin's Verhftltniss zu unserem dritten Bvangelium im Wesentlichen dasselbe ergeben würde, dass das Citat der Apologie aus Marlnis, dasjenige des Gesprächs mit Trypho dagegen ans der ursprünglichen, von Marcion (s. o.) noch erhaltenen Lesart des Lukas gelassen sei, denn wenn für die Er- klArung der justinisch«! Citate die Evangdienschriften ausreichen, von denen auch anderweitig feststeht, dass dieser SchriftsteDer sie benutzt hat, so haben wir kein Recht, auf eine weitere surück- zugehen, von der sich nicht darthun lissi, dass sie ihm bekannt war.

6. Dem Zusammenhang der ebenbesprochenen Btelle gehdrt auch der Spruch L. 18, :^ an, welchen wir bei Justin i^pol. I, 19 in seiner von Matthäus ^3 abweichenden Fassung wiederfinden: va ddvvara naqä dvdjQuhtoiQ dtfVixvd iatt TtaQct t(^ '9€(^ (J. hfti bloa dwcczd naqd dtip)- Um so weniger lässt sich bezweifeln, dass auch dieses Citat dem Lukas entnommen ist.

7. Die Angaben Justin's über die Vorherverkflndigung des Leidens und der Auferstehung Jesu treifen mit Lukas nicht blos im Ausdruck fast durchaus, und uamehtlich in allei» den Punkten zusammen, wo die zwei andern Synoptiker von ihm abweichen, ^)

«) Volckmar d. Ev. Marc. 198 f.

*) 19, 26: na^ä äv9-QWtotg tovTO äSvyatov Itni naqa ih rta &tm jiartm

*) Tr. 76 wird als Ausspruch Jesu angeftthrt: Sei ror vlor tov dv&^moy TioXXa naSfTr xal änoSoxifiaa^tjvat vno Ttav y^a/u/uceriofr na\ ^a^toaüar »«« 0TavQa)9-^ai xa\ rf TqCrfi ^/uf^a ävaartjym. Dasselbe ebd. c. 100 wörtlich gleich, nur dass es statt y^ufifi» n. 4»a^ia. heisst: ^'aqia. n. ygajuju. Kürzer c. 51 : Chri- Sias Yerkfindete Bu eyyvg ianr ^ ßaadtCa xwy fj/dqavtovy xal Sri Sei avror nolZa

avafft^yat^ und c. 106: 5r» xott nqe rov na&tir HXtytv a^oU^ Sri ravta adrdr Sti na^tiy, »otX ano Tt3^y nqotpifrwv ort. nQoexsx^iQvxro rovro. Vergleicht man hiemit die Stellen Mt. 16, 21. Mr. 8, 31. L. 9, 22, so ergiebt sich, dass sich das Citat Justin's Tr. 76. 100 Ton L. 9, 22 nur durch dreierlei unterscheidet: statt dar Worte vno r. yqa^ju, x. ^a^Ca. hat Lukas ano rtav n^taßmi^tav xa\ a^x^t^iay xcA Y^fi/uarioty, statt aronfqiod'tjvaL^ änoxTar&^paii statt ävaarijyoii (das aber L. ^4, 7

3

34 Die aasscrcQ Zeugnisse.

iKOlulcrn sie enthalten nach ihren Inhalte nach eine Be«(imnian|f, die unter nnsern Evangelisten^ er allein hat (18, 31. 24, 44), dasj) niliiilich Jesu« sein Leiden als die Erftkllang alttestamentlicher WoissagnUj^en dar/ccealellt habe« Wenn daher Justin eines unserer kanonischen Evangelien vor sich hatte, so kann diess nur Lukas gewesen sein. Nun erhalten freilich die Abweichungen im Aus- di'uuk, so unbedeutend sie. an sich wären, durch ihre dreimallgo Wietierkehr ein grosseres Gewicht, und man konnte desshalb eine ausserkanonische Quelle vermuthen; da aber jene Abiveichungen nur das GowOhnliciiere und Gelftnflgcre statt des minder Gewöhn- lichen setzen, und da (Iberdiess die sämmilichen Citate derselben Sclirirt angeboren, so stehtauch der Annahme einer freien Aende- rung ati^iers luknnischcn Textes nichts Im Weg^» Sollte sich tiberiiie.ss, Bilgenfeld^s Vermuthang bestätigen, dass Jnstln^s unka- nouiselics'BvAngclinm unserem Markus als efgenthümliche Quelle XU fininil liege, so «präcbe fQr dlesOlbe noch ein ^veiterer Um- stand, denn da Justin in seiner kleinen Abweichung von Markis (%jj TQitri i^fieQrt, Markus : fistä TQeig i^.uBQag) mit Lukas asusam« incnsiimmt, .eo ist zu vermolhen, dass er sein Citat eher dem Lukas, nl9 der Quellenschrift unsers Markus, entnommen hat.

8. Der bekannte Ausspruch ttbcr die Auferstehung lautet bei Justin Tr. 81: o xvQiog rf.aZv elnev^ ort. ovre yafiiraovffiv ovze yitjtiri^r^aovTm^cJUd ladyyekoi ioorraty zlxva rov &60v ti^g ava- aulaeofs Srtfgr Duss dieses Citat unter unsern Evangelisten nur dem Lukas (20, 34 f.} entnommen eetn kann, unterliegt keinem Zweifel, Matthäus 22, 30 und Markus 12, 25 entfernen sich %-on demselben viel weiter. Avch erklärt es sich «qs dieser An« n-ihme vullkommcn, denn da eis den Ausspruch Christi nur in der In iirckten Rede wiedergiebt, so können wir keine wortliche Ge- naiiiglicit und Vollständi*vkcit von ihm erwarten, es hat daher nicht das Minderte auf sich, d»ss ein kleines Sätzchen, das Lukas hat, bei 3. fchrt, dn5S dieser ein yuQ mit aU.ä vertauscht, und dhss er st;i(t yiaiovaiv und ixya/nlaytfVTaty ya^irfiovaiv und yafir^d'rjoonai, . ectzlj aber auch. die Schln^sworto riiiva ovng^ zunächst alier- diiigs eiwas onlTallcnd, sehen ganz ans, als ob sie aus einer fal-

in einer Rede glciclien Inbalts siebt), tyfQ&Jyett^ 0a2u kommen dann bei Markus noch einige unbcdentende, bei Maltbäus erbcblichere gemeinsame Abweichungen Ton Lukas und Justin. * - "

*) Wie auch Hilgonfeld 211 zogiebt.

lastin. 35

fchen Consfraeffon oder einer verstflsmelteii Lesart der Inkanisobeiit xai vtol etat rov &€0v t^g ävaatäascog vlol on^ff, entetandeo wAren. LAsst sich datier ancli In diesem Fall die allgemeine Mög- lichkeit einer ansserkanoniscben Qäelle nicht in Abrede ziehen, so liegt doch auch darchans nichts vor, \ras uns positiv auf eine solche hinwiese.

9. Noch bestimmter werden wir den Bericht Jastin^ über die Bfnsetznng des Abendmahls, Apol. I, 66, neben Matthftus anoh' auf Lukas (22, 19 f.) zarQckfahren dttrfen, da er einige von den nnte^cheidenden Zogen der lukanischen Darstellung enthält Die Apostel^ sagt J., haben in ihren DenkwOrdigkeiten; den sogO'- nannten Evangelien, überliefert: kaßovva uqtov tvxctQiaxTjoavxoL' flTtHv * TOVTO noutte elg tijv ävafivrjalv fiov, touto iari to oio/^el fiov* xal to TtorriQiov ofiolMg Xaßdvta xai svxocQtotfjaavta elntly* Tövrö iffti to atficc ftov, nal fiovoig auröig justadoSvai. Hier treffen wir nun in der ersten HSlHe des Berichts, über die Brotf« aastheilang, nicht blos das evxccQicti^aag des Panlns und Lnkas ^\ sondern auch das eigentlich charakteristische Merkmal der paoli- a nisch-lakaniscfaen Darstellnng, die Werte: touto TtouTte n. s.w» denn dass Justin dvafivrjolv (nov statt e/i^v ävu/iivrjaiv hat^ Ut natürlich ganz unerheblich. Beides findet sich aber auch sonst wiederholt: Tr. 41 nennt J. das Abcndmahlsbrod den Sqxoq t^Si evxaQiatlagi Sv iig avctfivjjaiv tov nddovg ... o uvQiog rjfidv naQiöcoxe 7ro£€iv/nnd ebd. c. 70 holsst es: tisqI tov a^ov^ Sv naQsduxev jjjiity . . noietv dg ävafivijaiv n. s. w. xal 7t€Ql tpv noTTjQloVy S Big avafivjjaiv taS alfiatog avtou naQido)X6v iv^cc* qiütovvrag nwiv^ Wollte man nun annehmen, dass J. diesa* Züge einem Andern, als nnserem Lqkas, vertTauke, so ttflsste er sie, hei der anerkannten Abhängigkeit des Letztem von der paa« lluisehen Barstellung (1. Kor. 11, 23 ftS)^ entweder unmittelbar aus Paulus, oder ans einem an Paulus sich anschliessenden Evs:n« gellum geschöpft haben. Das Brstcre Ist jedoch unwahfi^cheinUeh.' Denn einmal würde Justin, nach seiner Stellung zn Paulas und zum Paülinismus, die panlinischen Briefe wohl kaum in dieser Weise beriützt häbeü; und sodaün berlift er Fleh bei seiner Brzflh^i lung ausdroeklich auf die apostolischen Denkwürdigkeiten, dio Evangelien. Aber aueh tfas Andere wird man unwahrscheinlich

<} Mattkäos 26, 26 und ttarkui 14, 22 haben beim Brod 9iflo%^t^ uad tnt beim Kelch e^yoro*

SQ Die anssecea Zeugnisse.

finden müasen., 60 lange keiii von jQstin benfiUie« Evuifeliiin Aufgezeigt^ ist, das zom PanHnisrnns in demselben VerbäUniii» ge- atanden wäre, wie das des LoJ^as, an4 selbst wenn diess der Fall wäre, wflrde es doch nicJU der niit()rlichste Weg netn^ die Worti^, die wir iu unserem Evangelium finden, in einem solchen zu aacbetti von dem wir darchans nicht wissen konnten, ob «s sie enthielt^, wir müssten denn besondere Grtode haben, am Jnstin^a Bekannt-« sohaft mit unserem Lukas zu Ifingnen. Der Umstand^ jedoch, daa« Justin seinen Bericht auf die OenkwQrdigkeiten der Apostel, nicht der Apostelscbflier, zurückfahrt, wflrde hiezu nicht berechügen, dejon da er sich im Weiteren an Matthaus ansehliesst, konnte «r seine Quellen füglich a parte poHori al» apostolische OenkwOrdig- keiten bezeiclmen.

10. Tr. 103 lesen wir: Km %6* md vöioq iiexv^ ifol di€03iOQ7ila^ 7iav%a ooTa fiov* iysvjj&rj ij xccQÖia fiop wtnl xi](fdg v}XDfi&f6g bv fäa^ t^g xpMag fiov (Pb. 22y 14>| o^w^ yeyayev aiJrq/ ixelvjjg 'cijg wKrog^ ota in aptov i^^lSw dg t€ OQog tdiv iXcacSv T^qootyyaUa ^. ^Ev y^Q %dig ano/dvgfwvevfioait , a ytri^i vho tm dnoatohav av%ov xal tm eKelvoig naQaxtAov^ ^advTtdv üwTSTux^vciy 0T(^ IdQcjg ciael diQOfißof;, M^€XBi%p rntoO^ sixo(ihok) xoi iByovTog* TtctQel&eTto , el dwazQv^ to tvotijqiov TQvj;o.f ivTQOfibv T^g xccgdlccg öjjKqvoi^l ovatjg xal rcSv oatm. Oftoiwg, xal ioixviag irjg xaQÖiccg xij^ zf]xofiiv(p dg Trpf xocUcn^ n. s. w. Da^s diese Stelle neben Mt. 2ßy 3^ (woher die Worte; TtoQelMzo} u. f. stammen) auf L. 22, 44 zurückgeht, lässt sicli um so weniger bezweifeln, da ^ukas der einzige von unsern Bvangelisten ist, welcher des tropfenähnlichefi Schweisses erwähnt, n,nd ^da Justin hier ausdrückliQ^ daran erinnert; das^s die Evangelien von dejfi Aposteln und Apostelschülern verfasst; seien; denn wenn wir auch die Worte^ vtiv h^ naqaxolov^^ hier so wellig, als früher bei Papias, auf den lukanischen Prolog begehen können, ao^ enthalten sie doch eine deutliche Hinweisung auf das Werk eyies apostolischen Begleiterin, wie unser Lukas, Die Viei^f^ IfU'^ ferenz, dass Justin sagt: Idqtag wad 9qqfißoi^ Lukasi: mddqoiA- ßof. ae/^iairo^^),, hat nichts auf s|ch. De9n theils redet auch Lukaa nicht von einem B)utschweiss, sondern, die Vergleiehjung mit Blnta- tropfen soll nur an^fi^rücken, dass der Sohw^iss an dem Betenjdjen; in schwere Tropfen herabgestrümt sei, theils kann ^ofißog für

«

^— . ,

V CTtdntr Beitr. I, 221 * *

Jaitin. 87

tieh allein Blntitropfen bedeaten 0 ; wftre dem hher »aoh nfeht no^ jedeiifalbi hatte J. hinreiefaenden Grand, da6 allficctog wdgzalamen, da er hier die Brfttllnag der Psalm werte: (ooeI vöcdq i§exv^ nachw^en will, wobei ihn die di^diiißoi^ aifictrog nor gestOrt li«tten.

11. In derselben Stelle des Gesprächs erwähnt X, dass Fi« «latns Jesnm gebunden zn Herodes geschickt habe, um dickem eine

Aufmerksamkeit zn erw-eifien. Bas einzige Evangelittm, von dem whr wissen, dass es diesen Vorfall erzählte^ ist das des Lnkas 2B\ 6 IT., und in der jostinischen Stelle liegt nicht das Oerhigste; was ans eine andere QneHe vermnthen Hesse. Wir mttssen daher auch diese Stelle nnter die rechnen, welche Jastin^s Bekanntschaft mit nnserem dritten Evangelium bestätigen.

12. Ebenso verhält es sich mit Tr. 105, wo die Worte Jesu vor seinem Verscheiden, nnter ansdrücklicher Bemfan^ anf di^ „Denkwttrdigkdten^^, so angeführt werden: 7taT€Q'*eig %Hqas aoi) noQccTi&efiai to TtvBvfzd piovy wörtlich gleich mit L. 28, 46, nnr dass hier ehi Theil unserer Keugen statt itaqaxld. Ttaqadriaefiät liest Dass eiii anderes Evangelium, als dass des LÄas, diesd Werte gehabt hätte^ ist uns gänzlich unb6kaiint.t Die natOrlichste Annahme wird daher auch ih diesem Fall die sdn, dMs Justin sein Citat ans Lukas entlehnt hat.'

Dem Ergebniss, welches aus allen diesen Belegen hervorzu-» gehen seheint, dass] Justin unser Evangelium niicht Mos gekantet sondern auch vielfach benützt habe, hält HilgenfeldMn d<^r mehrerwähnten Sehrift A\t Bemerkung entgegen, sein Zusammen^ treffen mit Lukas erkläre sich mit grosserer Wahrscheinlichketf ans der gemeinsamen Abhängigkeit beider von einer dritten Quelle, oad er sucht diese, nach Credner^s Vorgang^), in einer petrini- sohen Evangelienschrift; welche mit dem Markusevangelium deä Papias wahrscheinlich identisch, die Grundschrift unsers Markus and das Mittelglied zwischen Matthäus und Lukas gebildet habe. Auf diese Art soll sich nicht blos die Uebereinstimmung zwischen Justin und Lirikas in d^r Vorgeschichte (oben Nf« 1. 2} erirlären (8. 148 ff.)^ sondern auch der Ausspruch Jesii in der Bede an' die siebzig Jünger (Nr. 8} und die ganze Erzählung von der Auasendung der Siebzig wird anf das petrinische Evangelium zu-

') Vgl. Semisch d.'apost. Derikw. JusU 145. *) freitr. 1, 260 ff.

%% Die äusseren Zeugnisse.

rOckfoffilurt (& 286 ff.); daMelbe soll die BrklArmigeii, mt dto ' sich jQstln Nr. 7 bezieht , enihalten haben (S. 289}; und wmrojn kAnnte nicht aach die Sendnnf Jesu za Herodes, der tropf enAhn* liehe Schweiss, das letzte Wort des sterbenden Jesus der gleichen Schrift arsprflnglich angehört haben (8.289 f.)? Nor hier werden wir auch die eigenthamliche Quelle far den Ausspruch Nr.: 4 za snohen haben, welche Hilgenfeld (S, 198 IT.) voraussetzt, und keiner anderen Meinung scheint dieser gelehrte bei Nr. 6, wenn er aus dw worüichen Uebereinstimmui^ des justiniscben CUats mit I«ukas nicht mehr schliesst (S. 224}, als dass J. einen mit Lu- kas stimmenden Text gebraucht habe. Ebenso soll der A41S* sprueh über den Zustand der Auferstandenen, Nr. 8, nur einen dem Lukas sehr verwsndten Text darbieten, aber nicht den lukanisetten selbst, weil die Uebereinstimmnng nicht ganz wortlich ist (S. 226}, und wenn die paulinischen ZOge in der Brzfihluug von der Bln-^ Setzung des Abendmahls immerhin eher von Lukas entlehnt sein werden, a^ von Paulas, so konnte sie ja doch Jastin^s „Lieblings* evangelinm^' gleichfalls gehabt haben (S. 2a5> Nur * von einem einzigen CTtat, dem oben unter Nr. 6 angeführten der grosseren Apologie, giebt Hilgenfeld zu, dass es erweislich von Lukas oder Markus herstamme, weil nämlidi d^ entsprechende des Oe^ spräehs mit Wypho dem Petrusevangelinm entnommen sei (S. 223 Q. Diess wftre demnach die einzige, tiberdiess nic^t einmal ganz sichere, Spur von Justin's Bekanntschaft mit unserem Lukas, im Uebrlgen hätten wir an dem Petrusevangelinm fUr . alle dem Justin mit Lukas gemeinsamen Zdge die nrsprflqgJicbe.Onelle, und es fehlte somit nur wenig, dasi^ an demselben zum Ersatz für den marcLonitischen ein neuer justinischer Urlukas. entdeckt wfire.

Es fragt sich nnn: ist diese Ansicht nothwend% und zulässig, ist sie durch die Eigenthttmlichkeit der jnstinischen Texte gefor« dert, und ist sie zur Erklärung derselben geeignet?

Die erste von diesen Fragen mussten wir, sofern sie sich auf die obeuangefflbrten Citate bezieht, bereits verneinen. Wir aber* zeugten uns, dass sich diese Citate aus unserem Lnkas und Mat4 tbäus vollständig erklären. Indessen ist die Sache damit noqh nicht entschieden. Gesetzt es wäre aus anderweitigen Granden zu bewegen, dass Justin unsern Lukas nicht gekannt habe, se mflssten wir die anscheinend Inkanischen Citate doch am Ende aus einer dritten, beiden Schriftstellern gemeinsamen Quelle herleiten. Allein jener Beweis ist schwerlich zu führen. Es ist zwar be-

jtutiD. 89

atrkl worden, Jastin kflnae dio teiden Erz&hlangeii L. 9, 41 IT. (dor si/i^OlOfthrige Jesus) und 92, 49—51 (der Schwertschlag), und miUiiii aach das Evangeliam, in dem »le stehen, nicht gekannt haben Diese wird jedoch hinsichtlieh der ersten nur aas seinem Schweigen, erschlossen. Nnn wfire freilich in der Stelle Tr. 88 die BrwAhnnng derselben sehr am Platze, und es mass aulTallen, dass sie unterblieben ist ; aber doch wird man nicht sagen können, wenn Jastin das Lnkasevangeliam gekannt hfttte, so wfire dieses Schweigen vOUlg undenkbar; warum sollte es nnmOgiich sein, dass er einmal eine passende Beweisstelle tibersah, zumal wenn diese nur in einem solchen Evangelium vorkam, das er blos in nntergeordneter Weise benOtzt und aus dem er seine Kennlniss 4er evangelischen Geschichte nicht ursprünglich geschöpft hatf Dw Erzählung vom Schwertsehlag 2) scheint Justin nicht blos durch sein Stillschweigen, sondern durch die positive Dehanptutig Tr. 103 zu widersprechen, dass Jesus bei seiner Gefangcnnehmung auch nicht Ein Mensch zu Hülfe gekomuien sei. So sehr aber auch zu vermuthen ist, dass er diese Angabo aus demselben Evan- gelioB entnommen hat, dem er auch die in unser« kanonischen Evangelien fehlende Notiz von dem allgemeinen Abfall der Jtinger (Ap. I, 60. Tr. 63. 106) verdankte, so unwahrscheinlich ist es /doch, dass er gar kein Evangelium gekannt haben sollte, tn dc.*a jener, von unsem Evangelien einstimmig erzählte Zug bcriciitct war; er muss ihn also in seinem Eifer, die Erfnilang von Ps. 22 nachzuweisen^ entweder ignorirt, oder irgendwie mit seiner Vor- aussetzung in Einklang gebracht haben. Um nichtM mclir iint es, wie schon oben bemerkt wurde, auf sich, dass Justin immer nur von der davidisehen Abstammung der Maria redet, die des Jo« seph dagegen ignorirt, ja fast ausschlicsst (s. o. Nr. 2), denn da er die Byanyelien noch nicht als heilige oder inspirlrtjp ^Sehrirten^ betrachtet, so hinderte ihn nichts^ sie mit der gleichen Freiheit, wie eine andere Geschichtsquelle, zu behandeln. Wenn Hi Igen feld endlich (S. 291) von Justin, als einem geborenen Samaritaner, eine

0 Ritsch] Et. Marc. 146. 148. Hilg'enfeld a. a. 0. 152. 238 tgl. Cred- oer Beitr. I, 228* f. Seh wegler nachap. Zeit I, 232.

^ Den übrigens nur Johannes dem Petras zuschreibf, die ältere Ccbcrliefcrung nur tlherhaupt einem Begleiter Jesu, dessen Uebergehung man daher nicht mit Credner (S. 26t) und Hilgej)fc!d (240. 269) aus dem Interesse des pciriai« tebea £viiageliqiot fQr die Perton des Petrus cridären Icann.

40 Die äusseren Zeugnisse.

Berftoksiohtigiuig der Beziehungen auf Samarien L. 9, 51 iT. 10, 30 ff« 17, 11 ff. erwartet, so giebt er uns selbm die Antwort auf dieses Bedenken an die Hand, indem er es als eine Bigenthnm- lichkeit der justinischen Darstellung bezeichnet, die Samariter mit den Juden unter der gemeinsamen Benennung der Israeliten zu- sammenzufassen (Apol. I, 5d> Dem Interesse eines judabirendea samsritanischen Christen, wie Justin ; war durch diese Wendung ungleich vollständiger genügt, als durch die vereinzelten BerOh- rungen Jesu mit Bamaritanern , wovon Lukas berichtet; war der samaritische Stamm schlechtweg mit dem jüdischen identiflcirt, so gehorte die ganze Thätigkeit des Messias dem einen so gnt, wie dem andern, jene untergeordneten Berührungen Mrurden entbehrlich, und sofern Justin ihre eigentliche Absicht erkannte, die persönliche Wirksamkeit Jesu über die Grenzen des Judenthums hinaus zu er- weitem und die EmpfAnglichkeit der heidnischen Samariter der ja* dischen Verstocktheit gegenüberzustellen, so waren sie mit seiner Grundansicht geradezu unverträglich.

Massen wir hienach Hilgenfeld's Ansicht zunfiehst von Seiten ihrer Begrftndung in Anspruch nehmen, so kOnnen wir nicht, um- hin^ auch ihre durchgängige Durohfflhrbarkeit zu bezweifeln. Dasa Justin Areilich ein unkanonisches Evangelium benutzt hat, ist trotz Semisch, den Hilgenfeld in dieser Beziehung ganz schlageifd widerlegt hat, unlängbar; dass dieses Evangelium den Namen des Petrus oder seines Dollmetschers Markus trug, und mit dem pa- pianischen Markusevangelium identisch war, ist uns ganz wahr- scheinlich; dass es neben Matthäus (und Lukas) eine Haoptquelle unsers Markus gebildet hat, mochten wir gleichfalls vermuthen; dass es auch unter die „Vielen^^ gehört, deren Lukas in seiueai Vorwort erwähnt, ist wenigstens möglich. Wenn aber Hilgen- feld die Uebereiasthnmung dieses Evangeliums mit unserem Lukas so weit treibt, dass er die scheinbar lukanischen Gitate Justin^s bis auf ein einziges dem Petrusevangelium zuweist, so scheint er uns damit die Grenze der Wahrscbeüilichkeit zu tiberaohrdten. An sich zwar wäre auch ein solches Verhältniss nicht schlechthin un-' denkbar: gesetzt, wir 'wUssten von unserem Matthäus nichts mehr^ als von dem justinischen Petrusevangelium, wie manche Anftthrung einer Stelle aus Matthäus würden wir auf Markus oder Lukas zu beziehen geneigt sein! Allein das Lukanische bei Justin ist nicht Mos ein indifferenter Stoff, der in jedem Evangelium gleich gut stehen konnte, sondern es trägt die Spuren sdnes Ursprungs, die

JattlD. 41

EigeDthflmliebkelt dar Inkattitohen OarsteUang, deutlich an sioh. Der AnespriiGb L. 10, 19 (oben Nr. 8) bildet ^inen Theil der In- straMoBsrede att die siebzig JOoger. Nun ist aber die ErzAhlung ven der AssseadiiDg der sfebsig Jflager se eng mit der ganaen Tendeaifi des dritten Evangdiams verwachsen, dass wir sie tut ein ursprüngliches Eigentham desselben an halten fcaom amhiB können 1), nnd wenn Hngen/eld^) wahrsebeialich zn naohen sucht, dass auch schpn Justin's „petrinisches Evangelinm^' von den Siebzig gewnsat habe, so sind doch seine Beweise, wie mir siAeint, nicht geeignet, von der ganz unbestimmten Möglichkeit dieser An» nähme zu ihrer Wahrscheinlichkeit, oder auch nur so ihrer ge<- echichtlichen Znlissigkeit fortznfOhren. Sein Hanptgrund ist, dass Markos in mehreren Zflgen aus der Umgebung Jener Erzfthlnng mit Lukas übereinstimme, und dass derselbe hierin wohl ebenso, wie, dieser, dem Petrusevuigelium folge* Allein dass Markus jene ZUge nicht aas unserem Lukas selbst hat^ wftre erst zu beweisen, und wenn auch, so fehlt ihm ja gerade die Hauptsache, die Aon* Sendung der Siebzig nnd die Bede an dieselben, man könnte daher nur vermuthen, dass sie auch im Petrusevangelium gefehlt habe. Diese Erzählung trAgt den ganz, spedischen Charakter des loka« nischen Pauliniamus. Man bemerke nur, wie aulfallenji Lukas die Zwölf gegen die Siebzig zurückstellt, wie kurz er ihre Aussen- dnng^ 9, 1 6 behandelt, wie so gar keinen Erfolg mr von ihnen zu berichten weiss, mit welcher Vorliebe dagegen die Aussendnng der Siebzig und ihr glAnzendes Brgebniss c 10 geschildert bt, / wie die Instruktionsrede des Matthflus (10; 6 ir.) an die Zwölf von Lukas c. 9 verkürzt würd, um den grösseren Theil derselben fttr die Siebzig zu verwenden, wie das berühmte Herrenwort, welches Matth, 11, 25 ff. nur an die Zwölf gerichtet sein kann, von Lukas 10, 21 an dieBtickkehr der Siebzig angeknöpft wird, man übersehe nicht, dass die Siebzig nicht blos tiberhaupt schon durch ihre symbolisohe Zahl im Unterschied von den 12 Juden* aposteln die Heidenmission repräsentiren, sondern dass sie noch bestimmter durch mehrere ZAge zu Beprftsentanfeen der paullni- sehen Heidenmission gestempelt werden, dass es die Grundafttizt der paulinischen Missionsthfttigkeit, die Ausspruche des Paulus

') M. s. hierüber Baur, Krit. Unters, u. s. w. S. 435 ff. Die Evangelien, ihr Geist 11. 8. w. (Lpz. 1845) S. 82 f. Schweglör, Nachapost. Zeit. II, 45 ff.

^ D. dement. Recogn. 66. D. £y. Just. 286 ff., ähnlich KöstUo Urspr. u. Comp, d synopt. Ev. 267 f.

412 Die ftaiMren ZeugnlMe.

Cl. Kor. 9, 6 ff. 10, 27) dnd, welehe ihnen Jesn« hier (10, 7 fO zam Theil Bellet MrOrtlleb zam Gesetz nacht, dass es ei» Erei^ niss im Leben des Panlns (Apg. 28, 8 ff.) ist, dnrch welches die Verhelssang L. 10, 19 wftrüicher, als dorch irg&td einen andern nenteslament liehen Vorfall, erfflllt wird, dass dem Paulas vor Allem dM Wort L. 10, 20 sq Ga(e kommen mnsste, dessen Bhre ihm von jttdenchristlicher Seite (vgl. Apok« Jl^ 14) missgOnnt wurde, dass auch niimitCelbar vor der Erzfthlong von den Siebzig I^. 9, 49 f. eine kleine Anekdote steht, die auf eine Vertheidigung des Paulas wie berechnet ist 0) Bi^i^ nehme alle diese Anzeichen zusammen, und man frage sich, ob wohl eine so ganz im paull- nisehen Interesse ansgefahrte, von dem Brangellsten selbst in diesem Interesse so nachdrtlcklich betonte Erzfthlang einen Be- standtheil des „Petrusevangeiiams^^ bflden konnte. Was sollte auch in der jadenchristlichen Tradition ihr Motiv sein? Hilgenf6ld glaubt, die Aehnlidikeit mit den Aeltesten des Moses. Aber dieser Beweggrund erscheint doch viel zu untergeordn^, um desshalb eine Er^AWung zu bilden, die filr das Ausehen der Apostel so ge* fihrlich werden konnte; noch unwahrscheinlicher ist es, dass Jesus selbst aas diesem Grunde die Auswahl der Siebzig vorgenommen haben sollte. KOsUin nimmt an, die Siebzig sollen in ursprtlng- lieh untergeordneter Stellang zu den Zwölfen die Heidenmtssion repräsenüren, sie stammen aus einer Schrift, welche die zwölf Apostel noch auf das jüdische Volk beschränkte, zugleich aber den Verhältnissen einer späteren Zeit durch Ausdehnung des messia» nisohen Heils auf die Heiden Becbnung trugen wollte. Aber wenn diess eine judenchrlstliche, petriuische Schrift war, wie er annimmt, so bleibt ganz unbegreiflich, dass sie nicht den cinracheren Weg einschlug, den zwölf Aposteln die Heidenmission unmittelbar zu übertragen. Wer in judenchristlicher Weise nur die zwölf palft- strnensischen Apostel als die eigentlichen Apostel Christi ansah, der konnte die Ausdehnung des messianischen Hefls auf die Heiden nur In der Art anerkennen, dass er sie in den apostolischen Beruf der Zwölfe mit einsehloss, zur Vertheilung der Juden- und Hei- denmission an verschiedene, von Christus gleich unmittdbar be-* auftragte Personen hatte nur der einen Anlass, welcher das Da- sein eines Heidenapostels neben den Jndenaposteln anerkannte, der Pauliner. Gerade dadurch, dass die Siebzig ebenso unmittelbar,

0 KOitlin Urspr. u. Comp. d. synopt. Et. 201.

Joida. 43

wie die Zwölf, von.Cbriatos tevellmiehtift und ansgeMUidt wer-' den, iit die gleiche BerecliligiiBg beider aasgetiHrochen , wie am« gekehrt dem Paolius ven eeioen jadaisUeehe» CSegnem die Sleleii- eteUosg mU den UrepeiitelA desehelb verweigert ^wiinlei weil- er nicht munfttelbar ven Christas berufen eel. Die Siebsig können ..dnher den Z weifen nie untergeordnet, eondem inser nnr beige- ordnet geweeen aein, and nicht ein Petriner, senderu nnr ein Pnn« liner kenn diteee Ctegenbild der Jadenapostel gMchnflren haben. Wie oNin aaf jud^nchriatlioher Seite verAihr, nachdem nan ein- mal das Recht des Heideachristenihnms zngestanden hatte, diese neigen am Besten die Sagea nber Petrne» ober seine Reisen in*s Abendland, seine Wirksamkeit in Rdln und Kerinth: um kein nn- abhtagtges Heldenapestolat nageben zn raOssen, machte man den hedeotendsttn von den Palisiloenaem anm Beidenapoatel, nnd Aber- tmg ihm die SUflnng der Gemeinden, die in Wahrheit von Panlns henrohrten, Heidenmisslenftre neben den sweif Aposteln, gleich nnmittelhar ven Christas erwftfalt^ kennte der Jadaismas onmoglteh nageben. Wirklieh finden wir auch in der jadenchristlichen Ueber- Uefermg keine Spar ven den siebzig Jtingem* Matthias kennt sie niebt, Markos Imt sie gewiss nicht absichtslos nbergangen, der Verfasser dnr dementlnisehen Homfilen, wiewehl er das l^iikas- evangelinm gekannt nnd die Instmktisnsredp an die Siebzig vieU Meht benotet hat, tknt ihrer selbst doch keine firwiihnang, nnr in den Reeegnitionen (s. n.) werden sie bertihrt , aber diese Er- wihnnng gehört schwerlich nu dem altebjonllischen Gromlstock der Schrift, dem man sie nenerdtngs belgeztiblt hat. Die Erzühlnng ven den Siebzig kann daher nur dem panlinischen Evangeliam, nnr dem Lnkas orsprOnglich angehören, und was Jnstin- aus ihr anfahrt, kann er mr diesem entnmnmen haben. Wollte man die Worte onseres Citats dennoch aas einer anderen Quelle herleiten, se mOsste man amiehmen, sie haben sich ursprtinglich auf die zwölf Apostel , bezogen, und seien erst von Lukas mit der Instruk- tionsrede des Matthias auf die Siebzig nbertragen. Aber da Jn- stin Msem Lukas jedenfalls gekannt hat, se haben wir nicht den minderten Grund zn dieser Annahme, und da die Worte, die er anfOhrt, gerade im Leben des Paulus ihre Erfüllung fanden, se ist sie auch an eich selbst ganz unwahrscheinlich.

Aebnlich verhilt es sich mit dem Ausspruch Nr. 4. Dass das paullnische Evangelium ein Wort, Welches ursprtknglich nur das Ende der alttestamentlichen V^issagung ausdrticken sollle, in eine

44 Die ftuf8«ren Zengniste.

VMMrung Ober da« Ende des alten Bande« varwandelfe, kann iHebt anlalJen. Beim petrlni«chen dagegen mOaale dieaer Zeg httremdtn ; desB da«« nach dem «n^rflngliehen Sinn de« AiMsproeh«, «e wie diever bei Jkietin lautet, nur die Wirksemkefl, nioil die «flltfgktft der altteatamentlleben Religion im neaen Bund aafheren «olle % dieae Untersdiddiuig i«t theil« «n «ieb «elbat za f^, am baitb^r zu «ein, theil« widerlegt «ie sieh darob die obenangeftthrte RrUi«^ rang Justin'«, der gerade da« Aafbe^ren de« allen Bvnde« in «eteem Text /and. Weit eber konnte man es «ich gefailen la«««», daas die Anaaprflcbe, worauf «ieb Ja«tin in den «nter Nr. 7 angeftthr-' ten Stellen bernlt, im Petrasevangelium ibre araprUngliche Heimntii gehabt haben. Inde««en erhellt an« tine^ Vergleiebang der fiteilen Apg. 18, 27. 26, 22. (10, 43. 2, 23) mU L. 16, 31. 24, M f. 44, das« gerade Laka« auf die prepbetlaehe Ferknndigang de« Leidens Christi einen besonderen Werth legt, and es ist dies« anoH bei dem Pauliner, fftr welchen gerade da« Leiden de« Messla« etee weit selbstilndigere Bedeutung hatte, als für den Bbjoniten^ nielit fsu verwundern; warum «ollen wir uns nun fUr die Aeusserung Juetin^s statt des ihm erweislich bekannten ISvangeKom« , weleke« den fraglichen Zug enthält, naeh einem anderen nmaeben, vom dem wir nicht im Geringsten wissen, ob es ihn gleiobMl« enthalten hat?.— Von der Brzfthlung ttber die Sendung Jesu zu Püatu« sagtHilgenfeld selbst S. 289 3), sie sei ui der digentbtmlichtm Tendenz des dritten Evangelium« wohlbegrttndet; dieser Versuch des Pilatus, die Unschuld Jesu von dem jttdisoben Forsten be«tft^ tigen zu lassen, werfe nur um so m^r alle Schuld setees Totei auf die Juden. „Aber passt diese Tendenz'', fragt er, „nicht auch sehr wohl zu dem Charakter des Petrusevangeliunm, zti dem re- mischen Interesse,, welche« in ihm hervortritt, zu «einlsr gerade auf die Heidenwelt gerichteten Tendenz?'^ Allein da«« da« „Pe* trusevangelinm^^ diese Tendenz hatte, diess hat H., wenn wir nicht irren, nur aus Stellen unseres Lukas erschlossen, ven denen er voraussetzt, ^dass sie sich auch in jenem gefunden habeo, .Sein Beweis bewegt sich also hier in einem Kreise. Verlaesen wir diesm, so ist uns die Tendenz de« „Petrosevangelioins^^ ekM ganz unbekannte Grdsse, mit der wir nicht gegen ehie bekannte, die Tendenz und den Inhalt unsere« Lukas, operiren kdnnen. Dagegen spricht für das Anrecht des Letzteren an die vorliegende BrzAh-

") Hilgenfeld Ev. Just. 200.

^ Nadi Baar Riit. Unters. Ol^er die Er. «. 489.

Sn»fan. ' 45

Img MSMT Ihffw A^gmmMmnhitä tt die Geüuittlieiideiiz des* BvM|giii«m aMh die Steile der ApeetelfeeoliieMe 4, S7, welche jttienfAUe aeigt, de«« ihr LnfcM eine beeoedere Bedeatim; beilegte, iiml das heharrllehe Beetrehei dereelbee Sohrirt, die Seheid der Jvden in der Verwerf eng des meselMiiflelieii Heile berverzuheben; nerkwordig M aoeh die GleieUieit der Medve für. das Verhör Chrieti Ter Heredee, aed dae Verher dee Paulas ver Agrippa: wie aus jenen die Uebeceeiig wg gewennMi wird (L. 23, 14 f.): ovdh^ eifoif ev t(^ aif^Qtamf tomtf ahiov . . aiX ovdi ^HQtaSijg . . . avdiw Sitcv &a»mov iori mnQceyftivop aCt^j se lisst der Ver* Hasser bei diesem de» venihni beabsichtigten Bindmok von Agrippa in den gleieUantenden Worten Apg. 26, di aassprechen: ovdh SopwQV 8Si€V i] 4&ifiw n^aüQu 6 opd^tonog ovtog. TlUgt nlohC AUes, so bat Lakas srine BrisAUiiMlg ketnem ftlteren Bvangeliaai zu verdanken. Aach dist: Worte lesa vor seinem Ende (Nr. 12) werden als ftcht hikaniich dnreh die Analogie der BrzAhlnng ober den Tod des Slephams (Apg. 7, 59) bestätigt, and der Anachre- nismuB in Betreff des ftairinas^ diese aoffallend ftdsehe Angäbe bei scheinbarer Genairigkeit', hat an dem Anacfaronismos der Apostel- geschichte hinsiehtlich des Dfaeadas, and an L. 3, 2. Apg. 4, 6 so schlagende Parallelen, dass wir ihn dem Verißasser des Lakas- evangeliams selbst, ond: nicht seinen O^ellenaciiriften zazprechnen allen Grand; haben. Wenn endlioh Justin in seinem Bericht von der Bittsetzong des Abendmahls niolst unmittelbar aus Paulus ge- schöpft bot, was hat die grossere Wafarschefcilicbkeit for sich, dass er unsem Lukaß beuAtzts, oder dase sein petrinisches Bvangelinm sich in wesentWchen SMgen an die Darstelhing des P^nlos' an-* scb]|ess? Wie »Ossten ^r uns Oberhaupt dieses jadenehrlstUclie BvangeUom denken, wenn ee alles das enthalten haben sollte^ was ihm BilgenfeU 9iMraat> wen» nicht etwa nur ein Universalismus innerhoU) dop ebjsnitisclien. Standpnnkts, in der Weise der clemen- tinispheli Homilien; sondern aoeh der offenbare Panünismus, der^ anngesprocbene Gegensat^i gegen das Judenohristentham, darin Raum Huld, uiid wie seltsam, dase unser Markus, dieser angebliche ^pitomilor der petrinisehBn Schrift, uns in so vielen Fftllen gerade da im Sü^h. Iftsst, wo ii^ untessoheidendste BigenthOmlichkeit seiner fli|ifpt4ueUe| in ihrem. Unterscbied von Matlhflas, hervorträte!

Ein^n^ wichtiigepi BntiohQida^fSgrund giebt endlich auch hieif' die Sprache. Hat Jnstin, die veraohiedenen Aussprache, in denen 9x wortlich oder fa^t Mffli^oh mit bukae susammentriirt, nMit aus

■-*<

40 DI* äusseren Zeugnisse.

diosem, tondem aas dem PetrastTttgeliMi gMonata, to mtütMi mir Bchliesion, das« Lukas demselben kt einem bedentenden IfieO seiner Darstelloog mit AngstUeher Treae gefolgt sei, denn dass ge« rede imr in den von Justin citirten Stellen dieses VerhAltniss statt«- lindo^ wfire doch nicht glanblicli. Dann wllre aber dte Einheit nnd Bigenthflmlichkeit seines Styls, wie sie ein späterer Abschnitt dieser Schrift sowohl im Bvangeliam, als in der Apostelgesehichte, auf- zeigen wird, kaum zu erklären« Zwar hat er aueh ans MatthAn» Vieles wortlich aufgenommen, noeh weit hfiulger hat er aber doch hier ge&ndert Lassen wir dagegen zu dem, was er von Mat« thfius entlehnt hat, noch eine Menge wörtlicher Entlehnungen nun dem Petrusevangelium hinzukommen, so ist schwer zu begreifen, dass ein von Andern so abhängiger SchrifUtetter dooh eine und- dieselbe ütylisUsehe ElgenthQmlichkeit in z:wel Schriften bewahrt haben sollte, von detira die eine jedenfalls ganz andere Ot><^Il^ gehabt bfitte, als die andere. Aber auch in den kurzen justlni- sehen Citaten selbst Ifisst sich die Sprache des Lukas nicht ganz verkennen. Wenigstens ist das vkpiatOQ und vlog viplarov L. 1, 32, 35 Fpedfiscb lukanisch (s. u.) $ imoxiu^itv findet sich ausser . der synoptischen VerkiArungsgeschichte und L. 1, 35 nor noch Apg. 6, 15, die VerMndung von nvevfm und Ovanig ist gleich^ falls bei Lukas vorzugsweise beliebt (s. u.); auch das naqari^hat L..d3, 46, ein sonst nicht eben b Aufiges Wort, steht Ev. L.5mal, Apg. 4mal, und evayyeki^eadaiy womit Justin die Engelsbotschaft an Maria bezeichnet, kennt neben den paolinischen Briefen und 1. Pctr. nur Lukas, der sich dieses Worts häufig und namentlich Ev. 1, 19.' 2, 10 in ganz analogem Zusammenhang bedient. Kehfflcn wir alle diese Anzeichen zusammen, so werden wir allen Grund haben, in den oben angegebenen PAIien die Beziehung der jusliuiscben Citate auf unsern Lukas fortwährend festzuhalten.

Steht es hiernach for uns ausser Zweifel, dass tias Lukas-» ej^niigellum von Justin benützt M;tird6^ so ist es eine ziemlich un- erhebliche Frage, ob er es auch noch an anderen Stellen«^ als die angeführten, berflck&^ichtigt Doch wird man von hier aus geneigt sein, diese Annahme noch in einigen Fälien mehr oder weniger' wahrscheinlich zu finden. So mag die Erwähnung der Elisabeth, als Mutter des Täufers Johannes, Tr. 64, auf L. c. 1 zurflckwei-' sen. Ebenso kann das^ was Tf« SS. 4a ttber die Erwartungen des Volks von Joluranes gesagt ist, nebst' einigen von den Worten dt^ T«if^8, aus L. 8, i& t geäossen ftein^ doch scfaeiht sich' iu^

iistio. 47

den Wörtern ^J^anfov xa^ofihov inl tov ^loqdavov der Bin*- floM einer aQii«erlsan#Di6Clien Qaelle zu vernähen 0- 0^ ^Q ^^ni CIUI Apol. I, 15: oin ijkdüv xaliaai iixalovQf ctiXu a/ia^oiAov^ dg fieiavoiccv die letztem xwei Worte von Justin, oder von Ln- IcaSy oder von einein Dritten herrflbren, lAast sieb trotzdem ^ daee sie Lnlcas, im Untersehied von Mattbnna und Marlons, Iiat, nielit entscheiden, und wenn es an sich nahe genug lAge, den Ans* sprach Apol. I, 16: t(^ ThTitovrl aov r^ aiayova naQB%B xa^ XTpffakkij» u. s. w, anf L. 6, 29 zarfldcxnfQhreny so sind doch aaeh die Abweieknngen des jiKttnischen Texts von dem inicani« sehen erbeblich genag, nm so mehr, da Jasthi gerade in dem Zn« lammenhang jener Stelle mehrfach unverkennbar eine ansserkano«* nisehe Quelle benOtnt hat. Aach die Rede gegen die Pharisier, welche Münze nnd Rante verzehnten, aber der Gottesliebe nnd des Gerichts vergessen, Tr. 17, sl^t L. 11, 43 sehr nahe, ohno dass doch das Citat ganz sieher wäre.

In fach geringerem Maass ist diess bei einer Reihe anderer Stellett der Fall, die man gleichfalls ganz oder theilwei«e anf ua« sern Lukas beziehen wollte. Dahin geliert die Angabe Tr* 88 Ober die Jagend und das erste Anf treten Jesu, mit L. 2, 40. 8, 93, und Tr. 49, ttber die Gefangennehmnug des Tftufers, mit L. 3, 19 verglichen, denn in diesen beiden Stollen ist die Aehn« lichkeit der jostloischen Citate mit den lukanischen Stellen sehr gering; femer Apul. I, 16. Tr. 06: ylveads XQV^ol nal ottttiQ* HW$S (vgl« L. 6, 55 f. Clement. Hom. 111, 57); Apol. I, 16. 63:' of yag axovH fiov xal noul ä Uyw (c. 63 kürzer: d ifioS tixovwv) uxovei tov anoar^ÜxevTog fi$ vgL L. 10, 16; Tr. 17 t oval vfuv y^afificnäg^ ort rag xhig l'xete o. s. w, vgl« 11, 63. Mt. 23, 14'^); ApoL I, 17: (;i tMop üdwxsv 6 ihog nXiop xai dnait7i%hjaet«i na(f avxovy vgl. L. 12, 48; Apol. I, 16)*

') Derselb6 Aasdruck findet sich nämlich, offenbar nicht ohne Bedeutung, &nch Tr. 5t : El 9t ^Itaawtji juVy it^QtXr]lv9t fioiSr rotg ayd'gtinoi; ^frarotTr, xat Xfttm ^6f Ifn ah'oü na^tlojufvov hCi roü */oQSarou norajuoü htfXS'tcy Sjtauoi tt aCtop tov rr^otptjrußii^y nai ßvnrfZity u. 8. w. Das Ma9^P9^ai des Tänfen bildet hier einen UQTerkennbarcn Gegensatz gegen das thatcnvolle Herumwandem Christi^, und der Vorl&ufer selbst erscheint in einem ahplichen beschrankten Charakter, wie Cleifl. Hom. II, 23. Sollte sich diele Auffassung wohl nicht an eine Altere Darstellung «nlehnen?

^ M. Tgl. auch die Form desselben Atsspruchs Clement. Hom. III, 18. tVUlf 16 und was unten hierObtr sn lielocrkes sein wird.

48 I)ie äusseren Zeugnisse.

ttTtoxiOQHTS an ifiov i^dtai xijg avo^ilug^ wo n^ r ins i^yavat (statt iQya^öfiBvoi) m h, 13, 37 eiiimort, wAhrend die übrigen AnsdrOcke, and namentUoh die oharekteristische avo/alay wöfttr Lukas dSixla setzt, mit Mt. 7, 38 Obereinstimmen; Tr. 36: ovioi ol dixaiovvteff kavrovg vgL L. 16, 15; ApoL I, 13: Sg yafiäl aTtoXelv/iivipf ci(p kriQOv äydQog fioixüxat vgl. L. 16, 18. Mt.

5, 33; Tr. 17: o (Axog fiov ohog Ttgagevxijg eativ ü. s. w. s. L. 19, 46. Mt 31, 13; ApoL I, 17: ^quniav avrdvy et del Kai^ oaQi q>CQOvg zslelv, vgl. L. 30, 33. Mt 33, 17; Tr. 101, Seht (die Verhobaung Jean am Krena), wo die unbedenteude Berahrang mit einigen lokaniachen Aasdrücken (L. 33, 35) nur auf einer ge- meinsamen Abhftttgigkeit von Ps. 33, 7 berabt. In allen diesen Stdleii sind die Ankl&nge an das eigentbOmlich Liycanisobe unbe* deatend , and ans zaf&Uigem Zasammentreffen leiofat zu erklären. Btwas bedeutender erscbeinen sie in der^Rede ttb^r die Feindesiiebe und die Wohlthfttigkeit ApoL I, 15. Tn 133; wenn wir dafeu L.

6, 37 f. 30. 34. Mt 5, 43 ff. vergleioben. Nur finden sich hier einige so auffallende Abweichungen von unsern syneptisehen Texten, dass es sieh sehr fragt, ob die nfiohste Ouelle des Citats i|i diesen zu suchen ist Das Gleiche gilt von dem Spruch über« das grOsste Gebot Tr. 93. ApoLI, 16, der sich in seiner zwischen h. 10, 37 und 4, 8 (Mt 33, 37. 4, 10) schwankenden Haltung weder auf die eine noch auf die andere VMi diesen Stellen mit Be- stimmtheit zurflckfahren lässt Bei mehrere andern dtaten würd es trotz ihrer theilweisen Verwandtschaft mit lukanischen SteUoti durch ihr Verhältniss zu apokryphischen Texton wahrscheinlich^ dass sie ausserkanonischen Ursprungs sind. So bei dem Be- rieht tiber die Taufe Jesu im Jordan, Tr. 88. 103, dessen Cha- rakter durch mehrere eigenthflmliche Angaben, die in nnkanoni- scthen Bvangelien wiederkehren, ausser Zweifel gesetzt ist, ^J ApoL I, 63* Tr. 100: ovdelg eyvcu (Tr. yivcioxei) %öv nceveQa u. s. w., die bekannte Lesart^ über deren Verhältniss zu L. 10,33 söhon aus Anlass Marcion's gesprochen wurde; ApoL I, 19: fin g^oßelO'de Tovg avcccQOvvrag vfiSg xori ^etu Tavta /u^ dwa/iivovg %i noirjaacy q)oßi]^tjT€ 6k tov fieucc to anoQtxvelv Swafnerw xal tffvxrjv xal ObifKx eig yievyav s/ußakeiv^ wo die clementinischen Ho- mtlien XVII, 5 und der zweite Korintherbrief des Clemens c. 5 einen Text darbieten, der dem justinischen nahe verwandt ist, und

*) S. Credner Beitr. I, 237 flf. Rilgenfeida, a. 0. 164 ff.

Justin. 49

ZQ dem des IHatthäwi (10, 28) and Lukas (12, 4 f.) in einem ähnlichen yerhältniss steht; Tr. 53. 106. Apol. I, 50, wo die ^ederholte Ang^abe, dass die Apostel bei der Kreazignng Jesu von ihm abgefallen seien, und diesen Abfall nachher bereut haben, mit Bestimmtheit auf eine eigenthümliche Onelle hinweist, der auch der AusdruclE CTr. 106) iv jueacp zoh cidehpm avTOv earr} ir<?y aTtoOTolcDv angehören k:ann. In vielen Fällen endlich, wo die Beziehung eines Citats auf unser Evangelium unzweifelhaU ist, steht um so mehr die Aechtheit der justinischen Schrift in Frage. Diess gilt nicht allein von den Büchern, deren Unäohtheit heutzu- tage allgemein anerlcannt ist, sondern auch die Fragmente über die Auferstehung müssen wir in dieses Urtheil miteinsdüiessen. Wenn daher diese Schrift c. 8 auf L. 6, 32 f., c. 3 auf L. 20, 34, o. 9. auf L. 24, 38 ff. Rücksicht nimmt, so ist diess für die vorliegende Frage ohne Bedeutung.

Justin hat demnach unser drittes Evangelium zwar gekannt und benützt, diese Benützung erscheint aber im Verhältniss zu der Masse seiner evangelischen Citate doch nur als eine beschränkte, und wir müssen desshalb vermuthen, unser Evangelium habe für ihn mcht dieselbe Wichtigkeit gehabt, wie diejenigen, von denen er einen umfassenderen Gebrauch macht, es sei nicht die ursprüngr liebste Quelle für seine Kenntniss der evangelischen Oescliichte« Wo und wann es ihm aber zuerst in die Hände lEam^ lässt sich nicht mehr bestimmen.

Dass Justin auch die Ajostejgescbjtchte^gekannt hat, ist PJchLzn beweisen, und es kann nur desshalb nicht positiv ge- läugnet werden, weil sich eine Anftlhrung dieser Schrifi auch dann nicht von ihm erwarten lässt, wenn sie ihm nicht unbekannt ge- blieben war. Man vergleicht für Apg. 1, 8 f, ausser o. 9 der unächten Schrift von der Auferstehung, Apol. I; 50: elg ovQcevov iveQxd/aevov Idovreg xal maTBvaavreg xai dvvafxw €itet9ev adtotg nefiq>duaccv naq avTOv Xaßovfeg xal etg txSv yevog avdiQcincav ildüvTsg Tavta idlda^av xal aTtoGToloc TtQoatjyoQSvdTjoav för Apg, 2, 30 Tr. c. 68: Kai 6 TQvqxov ndSg ovv 6 k6yog leysc T(^ Jaßldy Sri äito Trjg öö(fvog avrov XrjxpeTaL aZt^ vidv 6 d^og xcii xaToqdwaet avTip Ttjv ßaacleiav xal xad^iaei avTOv inl d^ivov ti^g do^rjg avrov; für Apg. 4, 27 Apol. I, 40: ndSg jurp^vH (tÖ nv^fxa^ tJjv yeysvrjfiivrp^ ^Hqcoöov tov* ßaCilemg ^lovdaiojv, ^(ttavTwv^IovdaUav xal nildrov . . . ovv rolg avTOv orQaTtÜTaig xwa Xqvotov ovvelevmv, vgl. Ps. 2,- für Apg. 7, 21 f. Coh.

4

i50 I)i« äusBeren Zeugnisse.

ad Gr. 0 o* 10: (Mimjg) Ttdarjg fijg AiyvTtTÜav ncudaioaiog fietotaxHv i^^uidr] did to vno '^ycetQog ßaaiU(ag dg Tcaiöog (fxeiwadut^ XCJQCcv fflr Afg» 7, 44 ebd. o. 29: riyQu<pB yoiQ Mcjcijg tag %ov d^ov Tteql %^g ontpijg Ttqog avtov dqrptotog

ovTwg OQa noiijaeig xatd tov tvtiov tov dedeiyfievov uov iv

T^ OQH för Apg. 10, 14 Jt, JW): (ifj ndvra iodiovreg ov did TO elvui^ wikd xoivd tj dxddtxqua ovx iadiofiev für Apg. 13, 27. 48. Apol. I; 49: ^lovdaloi^ ydg e'xovteg %dg 7tQog>7]Telag xal dal nQogdoxtjaayteg tov Xqcotov naQuysvfjao^evov i^yvoTjoav [seil. tdg 7$Qoq>fp:€lag], ov fiwov dk^ d^d xal rtaqexj^rjaavTO * oi de dnd %wv i^vm . . . nlijQiodiweg x^Qdg ^ nioTBiag tolg eldoikovs dnetd^avTO u. s. w. fOr Apg. 17, 23, ApoL II, 10: Ttgög &eov dif Toü dyvüKJTOv amdig^ did loyov ^7j%jja€(ag mlyvioaiv Tiqoir- TifiTtero Co ScDXQdrrjg) für Apg. 26, 22 f. Tr. 86: ozv TtadTj- TÖg Xgtatdg TCQoeg>ijtsv&J] fdlkecv ehai . xal &^do^og (ierd z^ nqmrpf avxov TtaqovoLav... ilevao^svog xal xgizrjg Ttdnofv^ und ebd. e. 76: et fdg did tm nQoq>rjziSv TtagaxexqcXv^fisvcjg xexi]- fiuxzo ua^rfSQQ yenjaofievog 6 Xqustbg xal (letd T,ccvta jcdvziov xvQievawv Mr Apg. 9ßy 29, Tr. 8: Bovlolfifp^ d^ av xal ndvrag laov i/Äol Qvfibv noirjoaiihovg (ifj dq)laTaadac zm zov aurz^gog Xiyiäv. Indessen ist anter all diesen Parallelen, nameutlioh unter denen aus den Achten Schriften, auch nicht EinC; die sich nicht ans dem zufftlligen Zusammentreffen von Schriftstellern, welche derselben Zeit und demselben Kreis angehOrIg verwandte Gegen- . stftnde behandeln, aufs Natttrlichste erklftrte, wenn auch bei der .einen und andern von den obigen Stellen eine Erinnerung an die Apostelgesohiehte an sich, und Justin^s Bekanntschaft mit derselben vorausgesetzt, wohl denkbar ist.

Der pseudojttsthiische Brief an Diognet hat^ nur äusserst wenige Stellen, die an Lukas erinnern, und auch diese wenigen sind ohne alle Beweiskraft. Denn was will es heisaen, wenn c. 11 Christus ovzog 6 del, aijfiegov vlog hoyiaddg genannt wird, da hiefOr das Vorbild von Ps. 2, 7 gewiss näher liegt, als das von L. 8, 22j wenn c. 6 steht: xQ^^''^'^^^^ '^^^9 fiiawrpag dyaTidioiVf ein Satz, den der Verfasser so wenig aus L. 6, 27, als aus Mt. 5, 44 zu schöpfen brauchte; wenn c. 11 (jia^rpialg * . . dt ntazol oyia&ivzeg vn avzov eyvtaaav nargdg fivazjjguz... dnkazeiXe X6y€Vi ^'^^ ^^mf g)avfj' og vnd laov dzifiaaddg^ did dTtoozöhav

^) Uebrigens eine Schrift von selir zweifelhaftem Ursprung.

K^iqvxSel^y pnd 49tä¥ ^wnwdfj/) niiit Apg. la, 4^-48, «« 8 <d y«ß Ttoiijaag tw ovqopw nm vijv yijv xm ndpva td .*r cnk^ itumv Tj^lv X9QW^9 '^ nQogdeOfisda ^ ovi&og Sv amtig TtQogdioiTO tovT(av m %f&g ciofisvoig dvdovat nco^exet avrog) mit Amt» 1^9 ^4 f* einige Adhniiehkeit des BI11118 zeigt, die Kadern mit AwsiMhiie der letateni Stelle entfernt genug ist? Uebeigens Mite «iibh dn weit entaMShiedeneree ZMuniiiitntffelfen l>ei ttem intilli- iMUMiHüli spite« ^spriUig der ga&anolen Sohrilt ^) wenig traf eieii.

4. Ignaiius, Polykarp, die clementinischen Homiiiriii

und Recognitionen.

* '.'■•••

EAwaa jünger als die fianpteci&riftea Jo^tin's .«iQd ^l<dr >Kf^r- SQheinliohlceit naoli die ignati.auisolien Briefe. ^) Wiewehl aW diese Briefie piebrfaoh aof evangelisohe Brzählangen und kumtfitMke BMbiiolit n«i&pei^^ so wissen doch selbst solebe Com- AenMops», di^ W Ujobrigen nut der AnnatuQjs neütestamentUch^r CUale fuigMg genvg sind, Mne Beciehnpg auf unser drittes Brangnliam 4aifo 21a finden, n^d ebenaewenig Ifisst siofi .in ituien eiae ^sirkUobe &§fa von Bekafintscbaft mit der Apostelgeschichte sntdeokenu Man erinnert sul Igu. Smyrn. o. 3 ^3 an Apg. iq, 41^: olinveg awegxxyo^ief xal aw^Tihfiev avT(^ fi&ta %6 ^äii/ua(i;f^w mdy ix p&CQmj «1 Ign. Philad. c. 2 ^) an Apg. 20, 29: eigr- Blsvacofvtei (leva i^ijv ätpt^iv jliov Ivkoc ßaQslg eig vfiäg. Indessen ist nicht blos die zweite von diesen Parallelen^ wie am Tage lieft, ganz unerheblich, sondern auch die erste kann nichts beweisen, denn es war ohne Zweifel eine verbreitete Ueberlieferung , dass Jesus nach der Auferstehung mit den Jüngern gegecisen und ge- trunken habe, und so wenig unsere kanonischen BvangeKett (L.

*) M. vgL hierüber meu^e Bemerkungen in den Theol Jahrb. IV, 619 f.

^ lieber den Ursprung derselben vgl. nuin Baur in der Tab. Zeit^chr. f. Theol. 1838, 3. 149 ff. D. ignatian. Briefe S. 57 ff. Scbwegler nachapost. Zeit. n, 159 ff. Die üeberzeugung von ihrer Unächtheit, welche ich mit diesen Gelehr- ten tkeUe, ist auch durch die neueste Arbeit von Uhlhorn (in Niedner's Zeit- sthriftf. hifltor. Tbeoi. 1851. 1, 4 ff. 2, 247 ff. nicht erschüttert worden. Dage- gen bin ich mit dem ürtheil, weiches z^erst Baur, d. ignat. Briefe, und nun auch dhLhorn über die ßyrische Becenscion der Briefe gefällt hat, ganz einverstanden.

') finvi Sk Ttpf .ävmnwsin' awitpaysv avrolf ara» auviniev iSg. aagxixö;, xaCneq

0 noXXol yccQ ivxot ä^ionurroi ^Sovrj ttaxfj atx/uaiuT(iovoi JOig ^eoSmojuovt*

52 Die äusseren Zeugnisse.

24, 80. 41 f. Job. 21, 13 f.) nothwetfUg waren, va diaie Ueber- lieferaag fortzupflanzen, ebensowenig bedarlTte es der Apostel^e- eebiebte, am de knrz gefaest mit den zon&obet liegenden Wörtern) Ovfiq>ay€iv und avfiTiuiv^ aoszadracken.

Mit den ignatianisohen Briefen steht bekanntlieh der angebliolie Brief Poiykarps in so nahem Zasammenhaag, daas die An- siohten aber seinen Ursprang and seine Integrität jederzeit mit dem Urtheil über die ignatianisehen Briel^ Hand in Hand gehen werden. Wir ansererseits können die Abfassnng desselben nar in die !Keit naoh Polykarp^s Tod, der im J. 167 erfolgte, verlegen. 0 Nor am so aafl^ll^nder ist es aber, dass die einzige Stelle, welche an nnser drittes Bvangeliam anklingt, doch in Wirldichkeit einer aasser- kanonisohen Schrift entnommen sein mass. C. 2 heisst es nAmlich: tlnev 6 xvQiog dMaxiov* fitj xglvere %va /ut/ xQt&^e' ag>l€T€ xcd äq>e&ijaeTai vfuv iXeslre ha ilerjdijte' h ^ ^ikr^ fieTQehe ovn/iieTQTjdijaeTai vfuv. Von diesen vier Brmahnongen stimmt nnn die erste mit Mtth. f, 1 wörtlich, mit L. 6, 87 minder genaa «berdn: die zweite mit Mtth. 6, 14 in dem Sinn, nar theüweise aoA in den Worten, mit L. 6, 87 dagegen nar ganz entfernt; die dritte hat gar keine neatestamentiiohe Parallele; denn L. 6, 88 gehört nicht hieher, die vierte erinnert zanäclist an Mtth. 7, 2, nar ent- fernt an L. 6, 88. Dagegen scheint sich 1 {XQiüxdv^Sv ^etgev 6 -öcoff kmag Tag dSivag zov ^dov) aaf Apg. 2, 24 (Sv d &e6g aviotfjae Ivaag rag (o&ivag tov dtxvätov) zu beziehen, denn konnte auch der Aasdrack wdtveg tov ^dov (oder dxxrdvov)f n«s

') Man Tgl. hierüber ausser Schwegler, Nachap. Zeitalter 11, 154 ff. auch meine Bemerkungen Theol. Jahrb. IV, 586 f. VI, 144. Was der neueste Vertheidiger des Polykarpusbriefs (Ritschi d. Entst. d. altap. Kirche 604 ff.) für seine Aecht- heit anführt, dürfte wenig beweisen. So ?erliert namentlich das Zeugniss des Iren au 8 III, 3, auf das er grossen Werth legt, fast alle Bedeutung durch den Umitand, welcher aus dem Bruchstück bei Euseb. K. 6. V, 20 deutlich henrorgeht, dass Irenäus den Polykarp nur als Knabe gesehen hatte, und seit dieser Zeit in keiner Verbindung mit ihm gestanden war, denn eine solche Berührung bürgt uns natürlich nicht im Geringsten' für die Bekanntschaft des Iren, mit Poiykarps schrift- stellerischer Thatigkeit. Sieht sich vollends Ritschi selbst genöthigt, die Haupt- bedenken gegen die Aechtheit des Briefs durch die Annahme vielfacher Interpolationen ^u entfernen, so kann uns das nur beweisen, dass derselbe so, wie er roriiegt, nicht zu halten ist; was berechtigt uns aber, nach Belieben auszuschneiden, was uns daran nicht taugt? Da übrigens Ritschi die Abfassungszeit des Briefs zwi- schen 140 u* 168 setzt, würde uns seine Ansicht, die vorliegende UateraucluiDg betreffend, nicht stören.

Polykarp, die clementinischen HomiUen. 53

der anrichflgeD aloxandriolsoheii Vehermixang des T)}Oil ^3fl Ps. 18, 5 stammend, dem allgemeinen dogmatischen Spraehgebraiich angehören, so ist doch die sonstige Aehnliehkeit beider Stellen für diese Erklftmng fast za gross ; virogegen o. 8 : iäv 7taa%(afiev dia TO ovofia avTov do^a^o)^ev avTdvy so wenig eine Anspielnng anf Apg. 5, 41 enthält, als das Martyrium Polykarps c. 7 (ro ^elrjfia Tov d-eov ysviad-o)) eine AnspiOlnag auf Apg. 21, 14. . Während hienach die panlinischen Verfasser der ignatlanischen Briefe and des Polykarpusbriefs von dem eigenthOmlieh panlinischen Evangeliam keinen Gebrauch machen, so linden wir es um die gleiche Zeit in den Händen des Bbjoniten, von welchem die cle- mentinischen fiomilien herrtthren. Aas der grossen Anzaid evangelischer Citate, welche sich in dieser Schrift finden, heben wir zunächst die folgenden heraus, die mit der lakanischen Bede an die siebzig Jflnger auffallend zusammentreffen. Hont XIX, 3: xal ort ecoQaxev tov tcovtjqov dg aatgaTt^ rteaovra ix tov ovqavov idijlcoaev. Vgl. XI, 30: iva f^ij jj xccxlcc 17 t0 xvglip TtQoadia- h%9uaa TJfiSQag TBOaaQccxovtay ^r^dhv dwtjduaa, varsQgv (og aorqaTti^ e^ ovQovov ird yrjg Tteaovaa u. s. w. Dass sich diese Stellen auf den von Lukas 10, 18 ttberlieferten Ausspruch Christi {i9e(jjQ0w %ov aceravSv dg aatganry ix tov ovqccvov Tteaörca) beziehen, unterliegt keinem Zweifel, und dass sie unserem Lukas entnommen sind, ist um so wahrscheinlicher, da sich auch der benach- barte Vers L. 10, 20^3 Hom. IX, 22 in den Worten wiederfindet: diX oimg xav Ttaweg dai^ovsg fiera navrtav tcSv TCadtSv vpiSg q>eV' ywatr, ovx satcv iv romif (lovif %uIqbvv y dlX h tij} de evage- oiicev ta ovoficcta vfiiSv iv ovQCcvifi dg del ^dvTCOV dvayQaq)i}vac* Bei diesen zwei Stellen lässt sich daher auch Hilgenfeld ^} mit Recht durch Credner^s Zweifel ^) von der Annahme ihres la- kanischen Ursprungs nicht abhalten. Hat aber der Verfasser der Clementhien die Stelle des Lukas über die Siebzig gekannt und benutzt, so ist es wahrscheinlich, dass auch L. 10, 24: noiXol n^rJTm x(xl ßaatlelg r^dkXr^aav iddv a v^dg ßUitets auf die Fassang der Worte Hom. Ill, 53 Einfluss gehabt hat, die so lauten: noXlol n^mprjfcat xal ßaatlelg iTted'Vfiraav Idelv S v^eXg ßUnere

') nXtjy €v Tovrtp jutj xa^rre ort nnv/uara v/uTr vnatetMVti^' JT^*^*^* ^^ ör» Mfiaxa vjucSv lyqafptj ly roX^ ovQavotg. *> D. Et. Just. u. s. w. 357. *) Bcitr. I. 324,

54 I>ie äusseren Zeugnisse.

imi axoSaai a ifXHQ moievB, xo^ ^f^9 ^y^ ^(^^^ ow iiSov offT^ ipcQva^j ienn Mt. 18, 17, sonst die nähere ParalMstaHe^ hf^^ TXaiJLol 7SQQq)fjira& xql dixaioi. Doch ist hier bei der Ab- veictinn£r des Citets von musem beiden Evangelisten, die Annahme e|f|f;s . «wa^kanonlsehen Tcixtes anch zulässig, welcher dann wohl d^n Aussprach so wenig, als Matthäus, mit der Aussendung der Jünger in Verbindung gesetzt hat^. Auch Hörn. III, 30 scheint djlft JEiinnerong an lul^aaisehe Stellen die Färbung des Aosdnieks bjfding^ zu. haben. Die Worte lauten: ö anoüTeilixg rjxag... TjpifJtijv lifjv eiqrrifrjv] ijfilv iverellaTO TtQoqxicei nQogijyoQiccg 7^0 tuiv T^äiöaaxakiag Aoywv vfuv inig>'9'eyy€a&c;if cva iav ^W,H*V vVtr elQyvrjg Texvav dia rfg didccaxallag i^fiäy xata- ^ßjl. avzöv jj BiQTfvr^^ ei di Tavrtpf laßelv vßcSv %tg fi^ -SHoif. TO^^ß-i^fielg. djioTiva^aiaevot elg jtiaQTv^iav tiSv noddSv Tjftahf TQ9i ix zdiv, o^aiv xovcoQzoVy ov diä tovg xafiarovg ßacvä-: ^uvreg jjviyxccfi^v Ttgog vfiag OTtwg acodiJTey elg eviqcov aTtiio/aev oixhg xal TtoJLeig, Diese AnfOhrung stimmt n^ im All« greinen mit Mt. 10, iSl 14 überein, doch erinnern die oben un- terstrict»enen. Worte, die bei Matthäus Iccine Parallele haben, an 1^1 9, 6: i^e^ofievoi imo tj^g Ttoleiog exelinjg xal xov xovloqtöv aTXo TCüv Ttodwv vfidiv dTtimva^ccre elg fiagtvQiov en amovg un4 c. 10, Ö^f. 11: elg fjv i^ av olxlav elgsQXV^^y TtQfÜTQv li- ye,f,e' elQjjvt], % (äxifi tqvti^. Kaliav fi ixet viog elQiqvrjg^ inavaTtccvaerat in avroy rj elqijvfj vfim u. s. w. (einaxe'} xai zov xovcOQTOv töv xokXrjdevTja rjfuv ex rijg nolecog vfiwv dno- fxaaao^edu vfuv^ Ist nun auch die Uebereinstimmung keineswegs iY0rtHch, und z^igt der Schluss der dementinischen Stelle jeden* fa|||^ ein Mis^verständniss in Betreff des Staubabschütteins, so miio^t dojf}^ 6cJ|ion ii^r Znsammenhang, in welchem sich die beti^effenden AMf^p^acb^ bei Lukas finden, ihre Berücksichtigung in den Homi- lieft wahrscheinliiüh. Aus demselben Grund möchten wir Harn. III, 71 die Worte; a^iog iaxtv 6 eQydzTjg rov jniadov. avTOv aus L. 10, 7 ii^rjieiten, ^) wenn gleich die sprichwörtlich lautende Redensart ajßffij^ nifg/fBGb^n vpn .unsern Evangelien im Umlauf gewesen, sein j kann 3 auch 1 Tim. 5, 18 wird sie in derselben Fassung, wie bei Lukas, möglicherweise freilich auch schon in Abhängigkeit von diesem, zusammen mit dem Wort vom pflügenden Ochsen, sogar alis alttestamentlitJh (als yqatp^) angeführt.

*) Mt. 10, 10 setzt statt r. /uurd-ov: trjg rqoiptji.

Die clementiniscben Homilien. 55

Bine weitere fOr ans nicht anwichtige Stello findet $AA Hom. XVIfy Ä: naqaßoXfiy elg tovto elnciv irtäyec njv iq^rpfeUxv Hytait, isL ovv o xQiT^g tijg ädt^xlag inolrjaev ovtu^gj dca exaatote ä^iioSijyaif nooif ^allov 6 tzcct^q notrfiH vfjv ixdlxfjaiv TcSy» ßwavrtav Ttqbg ambv rjfisQag xal wterog ;....' Tcoirjpu^ xal iv räx^i" l^ft dieser Aassprach an L. 18, 6 IT. seine einzige neu- testamentliche Parallele hat, nnd da von einer anderweitigen Heber- lieferang der Parabel vom angereohten Richter nichts bekannt ist, da femer aaoh hinsichtlloh des Aosdracks beide Stellen, trotz der Freiheit des Citats, gerade in den Schlagwörtern, die sich dem Gedäcbtniss am licichtesten einprägen, znsammentreffen, so ist an der Benützang des Lukas hier kaam za zweifeln.

Dass dem Verfasser der Homilien auch die Parabel von La- zarus und dem Reichen bekannt war, erhellt aas Hom. ü, 18: ha fxkv 6 x(xxdg iv ^dt] yevofisvog, cSg imavda ayadti ana- Xaßwvj ixel negl m fjfiOQtsv xolaa9fij6 dk ayadog..* ixet (og iv xolTtoig dcxaicDv dyaduiv xltjQOvofiog xccraatfjj denn Aasdraök und 0edanke treffen hier za sehr mit L. 15, 28. 25 zasammen, als dass die Üebereinstimmnng zafälUg sein konnte. Da aber fl-ei-> lieh Lakas die Erzitthlang aller Wahrscheinlichkeit nach bis V. 25 aus einer ebjonitischen Schrift entlehnt hat, ^) so kann sie eben- daher auch den Homilien zugekommen sein.

Bestimmter mochte man die Worte^ welche Hom. XI; dem sterbenden Erlöser in den Mand gelegt werden: TtdreQ aq>eg av- %olg Tag a(xaq%lag awcSv, ov yäg otdaaiv S noiovaiv, auf L. 28 34 (noTBQ aq>€g avTolgy ov yäg cÜdaai vi noiovaC) zurückführen, wenn nicht der Umstand auf eine Altere Quelle zu deuten schiene, dass die ebjonitische Märtyrerlegende Hegesipp's (b. Bus« K. 6. |I, 28), mit unverkennbarer Beziehung auf die Worte Christi, Jakobus den Gerechten bei seiner Steinigung flehen lässt: xvQte 588 Ttareq ätpsg avroTg' ov yäg o'iäaav tL Ttocovaiv. *) Nun ist es freilich sehr wohl denkbar, dass Hegesipp, oder wer sonst jener Legende ihre letzte Form gab, unser drittes Evangelium vor Augen gehabt hat, und es spricht hiefttr ausser dem wOrtlioben Zusammentreffen mit demselben auch das, dass Hegesipp in den Worten, welche den oben angeführten unmittelbar vorangehen:

0 M. 8^ meine Nachweisung Theoi. Jahrb. 1843, 626. Seh wegler na6hap. Zeit II, 65 ff.

^ Wie Hil genfei d a. a. 0. S. 369 richtig erinnert.

56 Die aasseren Zeugnisse.

e'STpee rct yivata Uytav, mit dem feerioht der Aptostelgesohiebte 7, 60 vom Ende des Stephanns sich berührt, nnd da nan nicht bloB dieser Bericht der Erzählung des Evangeliams vom Tod Jesu nachgebildet zn sein' scheint, sondern anch Apg. 3, 17. 13, 27 das" Verfahren der Jnden gegen Jesus unter denselben Gesichtspunkt gestellt wird; \de L. 23, 34, so haben wir um so mehr Grund, die nrsprflngliche Quelle flAr die Worte Jesu bei Lukas zu suchen, besonders nachdem die Bekanntschaft der Clementinen mit seinem Evangelium anderweitig schon festgestellt ist Doch bleibt immer- hin die Möglichkeit, dass der Ausspruch auch in einer filtern von Lukas gebrauchten Schrift aberliefert wurde, und da sein Vor- kommen bei Heggesipp dieser Annahme zu einiger UnterstOtzung gereicht, so wird sich die Wahrscheinlichkeit einer Benützung des Lukas hier schwerlich zur vollen Gewissheit erheben lassen.

Der Ausspruch über das Gebet Hom. III, 56 zeigt eine Mi- schung aus, Matthäus und Lukas. Der Anfang desselben lautet abweichend von Mt. 7, 9 und fast wörtlich übereinstimmend mit L. 11, 11: rlva ahi^osi vlog uqtov, /htj Xldüv imddaet avrt^ ; rj Hai Ix^ov ahijaei, fjt^ oq)tv imdcoaev avT(jf; dann wendet sich aber das Citat zu Matthäus mit dessen c. 7, 1 1 das Weitere wört- lich zusammentrifft. Dass hier wirklieh unsere beiden Evangelisten benützt sind, lässt sich nur unter der Voraussetzung bezweifeln^ Lukas habe seine Fassung des Ausspruchs, mit Ausnahme des 12. Verses und der Abweichung im 13., von demselben Evange- lium entlehnt, wie der Verfasser der Clementinen die seinige. Die Möglichkeit dieses Falls können wir allerdings nicht bestreiten^ aber für wahrscheinlich können wir ihn nicht halten. /

Auf L. 6, 46: tL de fie xaleTTS xvQte, xvQiSy xal ov Ttoislre S Xeyta; sei. eint sich H. VIII, 7 mit den Worten zu beziehen,^ o ^Ifjaovg rjfiwv tcqoq Tiva TtvxvoTegov xvqcov avrov liyovray fiTjS^v de noLOvvra wv ovtos trCQoghaaaev eq)7i' tI fxe Xsyeig xvQcSy xvQts, xal ov noieig S leyco; denn die nähere Veranlassung die- ses Spruchs, welche die Clementinen angeben, kann recht wohl von dem Verfasser derselben beigefügt sein. Dagegen möchte für H. XV, ö: dixacov egxxaxsv slvac xal rq) tvmovTL avrov tijv acayova Tta^andivai xal rrpf hteQOVy xal t(^ aiQorvi avTOv to l/idtiov TtqogdidovaL xal to iLiag)6QL0Vj ayyagsvovrc de filXiov awaneQxeadai^ ovo xal caa roiama eine ausserkanonische Quelle zn vermuthen sein, da sich diese Fassung der bekannten Vorschrift weder aus Mt. 5, 39 ff., noch aus L. 6, 29 vollständig

Die clemeiitlnischen Homitieo. 57

erklärt, and wenn aich da« (.iaq6\)L0v allerdings dentlieh genof als eine ebjonitiflohe Umftnderiuig des Qberlieferten Textes verrftth % so ist doch za vermnthen, dass dieee Aendenuig auch sohon in den von dieser Parthei gebrauchten Evangelien angebracht war.

Noch unsicherer sind einige andere Berührungspankte. So wird H. Xr, 35. XIX, 2 die Daner der Versachnng Jesu aaf vier- zig Tage angegeben, wie L. 4, 2, während Matthäns 4, 2 die Versachnng an's Ende des vierzigtägigen Fastens verlegt In- dessen kann auch ein aosserkanonisches Evangelium diese Angabe gehabt haben. H. XV, 10 glaubt man in den Worten: o Kvqiog niazovg nevrjrag ifiaxaQiaev eine Beziehung auf L. 6, 20 zu fin- den, ^) da aber In der Stelle der Homilien aller Nachdruck auf dem Ttiarovg liegt, welches bei Lukas fehlt, so muss das Citat anderswoher stammen, entweder aus Matthäus 5, 3, bei dem der Bei- satz r(p Twev^cerc dem Sind nach dem maxovg entspricht, oder wahr- sebeinlicher aus einem apokryphischen Evangelium. H. XVIII, 16 lesen wir: t^jJ yaq d§i(p tov yvwvav o fifj oldev 6q)€ll8Tai, tot dh fiTj a^iov xSv doxfj e'xetv ag)aiQelraiy xav iv ali^Oig ^ aoq)6g» Dass dem Verfasser hiebei der Ausspruch Jesu Mi 13, 12. Blr. 4, 25. L. 8, 18 vorschwebte, lässt sich nicht bezweifeln, dass er aber gerade sehie lukanische Fassung inf Auge hatte, ist nicht wahrscheinlich, da er sich mit dieser nur in einer ganz unerheb« lieben Abweichung von Matthäus (doxel ex^iv fttr e'x^i) berOhrt. Ebensowenig folgt aus B. III, 18: rip XiysLV inl tfjg xadi- Sgag Mwilaiiog ixadrjaav ol yqapi^ateXg xal ol Oaqiadioi * Ttdvta caa Xeytoaiv vpilv äxovere avTcSv. avzcSv de, elTtsVy dg ttjv xlelda 'trjg ßaatXdag TteniaTSVfievoJv , ^j'^i^g, iarlv yvcüaigy ^ ^ovfj t^ nihjv TTJg ^(orjg ävdi^av övvaTaty dl ijg (.lovrjg elg tjjv aliovUxv tß^ elgelSsXv sotiv dXkä vai, q>7]atVj xqcctovgi jLih TrjV xleXv, töig ds ßovkofxevotg elasXduv ov naQexovaiv. V^I. Hom, XVm, 16: sTieLdfj dnexQvßov trjv yvcSaiv Tijg ßaatlelag^ xal oiks avzol bIs^19ov oirre toXg ßovXofisvoig eigeXdeXv TCaQsaxov. Diese Stellen erinnern zwar unverkennbar an L. 11, 52: oval vfuv toXg vofu- mg^ m tJqots ttjv xleXda Tfig yvoiaecjg' avtol ovx elgiqldeTe xal

*) Weil nftmlich die Ebjoniten nur Ein Gewand trugen, musste statt des ;^tTft;y da« fMifo^iovy der Turban; gesetzt werden. S. Credner Beitr. I, 308.

^ Franckh io der Abhasdlung, welche neben Hilgenfeld's Schrift für die obige Uebersicht benutzt wurde: „Die ev. Citate in d. Clem. Hom.'' Stud. d. ev. Geistl. Wärt. 1847 (XIX), 2, 170 flf.

58 Die ftaiseren Zeugnisse.

votfg etgsQXOfievovg ixcolvaars* Aber doch scheint der Verfasser nicht unsere Recenrion dieses Ausspruchs vor sich gehabt zu haben, denn er verwandelt nicht blos das vo^moI in yga^fiarelg xal Oa- Qiaaioi und das aigsiv in xgceretv^ sondern er setzt auch in den Sohlussvirorten in gleichmftssiger Wiederholung statt elge^%Ofxevovg ßovlofiivotg slgeldeiv, und statt xwlvstv ov TtaQsxsiv, und ebenso gleichmässig xlslg oder yvcSaig Ttjg ßaatleiag. Diese Ab- weichungen von unserem Text, zum Theil an entfernten Orten sich wiederholend, lassen mit verhftltnis'smässiger Sicherheit auf eine Ueberlieferung schliessen, welche die Worte Jesu in dieser Ge- stalt mittheilte, und dass wir diese nicht etwa blos in einer Va- riante des Lui^as zu suchen haben, ist theils an sich selbst, thefls auch wegen der Parnllelstellen bei Matthäus 23, 14 und bei Ju- stin Tr. 17 wahrscheinlich, welche dem clementinischen Text in mancher Hinsicht näher stehend, den Beweis liefern, dass jener Ausspruch in mehr als Einer Fassung im Umlauf war. lieber di6 Stelle H. XVII, 5: ^tj q>oßri&rl%e and tov änoxTsivovrog zo acS^ay rji de tpvxfj juij dwafievov rv noirptii* q>oßr^dijiE tov dv- vdfisvov xal auifia xai tpvxfjv elg Ttp^ yeewcev tov nvgog ßaletv* vai leyo) v^tvy tovtov q>oß7Jd7]Tey wurde schon aus Anlas« des verwandten justinischen Citats bemerkt, dass ihr Zusammentreffen mit den Anführungen bei Justin und dem angeblichen römischen Clemens auf eine ausserkanonische Quelle hindeutet Die Worte des Petrus H. III, 60 haben mit Mt. 24, 45 ff. ungleich mehr Aehnlichkeit, als mit L. 12, 43 ff., nur am Anfang erinnert der Satz, welcher auch c. 64 wiederholt wird: ^axaQiog 6 dovlog ixelvogy ov xataCTi^aet 6 xvgiog avTov inl 'deganelag tüv aw- dovhav avTOVy an Lukas, sofern dieser gleichfalls xaraOT^aei hat, Matthäus dagegen xaTeaTtjaev'j da er aber auch von Lukas erheb- lich abweicht, und da diese Abweichung noch einmal gleichmässig wiederkehrt, so müssen wir vielmehr eine ausserkanonische Tex- tesform voraussetzen, und nur ans einer solchen können wir uns auch die Schlnssworte des Citats: dtxp^ofxrjaeL avTOV xcci t6 ceTtc- GTOvv avTOv fi€Qog fiBTa Twv vTtoxQiTwv dTjOELy mit ihrer eigen- thttmlichen Ausdeutung des dt^xoTOfieXv^ erklären. Wenn Hom. VIII, 4 (Ttolloi ilevaovTai arto ävaTohSv xal övüfiäv/aQxtov TE xal fxeTtifißqlag)^ ebenso wie L, 13, 29 Qij^ovacv am dva- Tohüv xal dvafiwv xal ßo^^ xal vorov) dem Osten und Westen, welche Mt 8, 11 allein genannt werden, den Norden und SOden beifügt, so lag eine solche Vervollständigung zu nahe, als dass

Die clemontinisclien Homnien. 50

fiW bei 4tiit mmt afrweMi«Bd«D^ mH' WahisolMiiiUoUceÜ mt einoi besoDiereii Text biniv«fsettdeii BfMQng der Worte irgend in Be<raobt ktae. Von der Antwort an den reiehen JOngüng a III, 57. XVII, 4. XVm, l. 3 ist edion oben bemerkt worden^ daae »e niobt ans nnsem 8jnopti9cben Texten zn erklären ist. Dmselbe gut von H. XII, 29: dyaS» ilMv del, fioxoBQ^os da, q)rfii^ dt qi i'Qjt^at' ofiokog xal tcc xam af^tyxfj iXStSn^j oval de 6v oS e^T^ccc, vergliekw mit Mk. 18, 7. L. 17, 1. Hob. XVII, 16, yo^ t:^ dyaotdäei rcSr vex^^ oVav r^oTÜv^eg elg q>&Q. w adfiara ImyyeloB yivonrcaij %6te läelv dwffiavrat (tov TtccteQo) bat mit L. »0, 86 nur das Wort iaayyekog gemein, ans dem naUIrliob mebto^ sn cM^iessen ist. Wenn man endlioli die Brinnemng an den Besneh Gbristi bei Zaeebänn EL ID, 83 unter nneern BrangeüBten nur anf liakaa 19, 1 ff. beaie)ien konnte, se iivfeeen wir doch dnrcbans nWW, ob dieser VorftJl der sonstigen evangelisefaen üeberHefening anbekannt war« Auch dieser Zng kMin dabeff nieMik^ beweisen*

AUes znsammengenomae« ergiebt sich, dsss der Verftsser der HomUien^ nnjer drittes BvwigeBwn »war gekannt nnd benttzt hat, da«s enlibev fdr ihn so wenig, wie fftr Tiistin, eine Hanp^velle seiner evangelischen Ge(pchiehtskenn(niss gewesen sein kann. Denn beider bedentenden Anzahl sehier Evangelionoitate sind es deren, die wir mit. Sicherheit oder wenigstens mit Wahrscheinlichkeit auf nnsem linkas za blieben haben^ verhftltnissmässig doeh nor we- nige» Dan Ev^DgeliiHB, welches er vorzugsweise gebraaoht hat^ sohaint nebe« unserem: Matthüns eine aasserkaaonisohe, mit Jnstui's ap«kryp|uschen BjenkwOrdigkeiton in der Haaptoaohe' identisehe. Schrift gewesen zn sein«

Dass qnser SchnUtstellerdieApostel^esebichte gekannt habe, l&sst sich aus dem Nameusverzeichniss HJI, I so wenig abnehmen, aba ans der Stelle H. III, 63: iyoi d/acTtegl ov MwvaT>s7tQoeq>riTevaev emwv' fCi^Ofpfj^rpf iy^l vfdv xvQLog u. s. w.; denn die paar Namen, ans jenem Verzeichniss, die auch in der Apostelgesohiehte vorkom«- men, waren der sonstigen Ueberlieferungi.gewlss nieht unbekannt, und mag: aaoh die SteUe 5 Mos. 18, 15 ff. im N. T. nur Apg. 3, 22. 7, 37 citiiA werden, so war sie dooh der ehristliehen Apetogetik überhäuft ohne Zweifel sehr geläuftg. Da das Oitat ttberdiess in den Wollten von dem inkanisehen abweicht,' und davon einer Aenssernn« €hris<i intderAfostc^geschiehte niebits steht, so haben wir um so weniger Anlasn^zttder nnwahrsebeinlicben Annahme, dass dneSohrift, weUbat

50 Die äusseren Zeugnisse.

den Panliifl in der Weine der AiN>8telg^e8ohichte verherrHeht, von einem so leidenschaftlichen Segner desselben^ wie der VerfiMser der Clemenfinen, gebraucht worden sein sollte. Bbendesshalb l&sst sieh aber anoh nicht bestimmen, ob sie ihm Obertiaapt bekannt war. Die Evangeliencitate der clementinisohen Becognitio- nen sind nns nar darch die nnznveriftssigc Hand ihres lieber- setKcrs Rufln überliefert, von dem es sich nlch^ bezweifeln lösst, dass er sie nnserem Evangelientekt auch dann angepasst hat, wenn sie nrsprOnglich von ihm abwichen. Wir sind daher, w'ie diese anch Hilgenfeld bemerkt (S. 370), nicht berechtigt, aus der Ueberelnstimmnng der meisten mit nnsern Evangelien anf die wirk- liche Bentttznng der letztem zn schllessen, sofidem nnr der um- gekehrte Schlass ist znlftssig, dass in den Ffillen, wo die Reoog- nitionen theils gemeinsam mit den Homlllen, theils anch allein von den kanonischen Texten erheblich abweichen, von dem Verfasser selbst oder von seinen Qnellen ein onkanonisches Evangelinm ge- braacht wurde. Wir konnten diese Sclurift Insofern hier vOUig übergehen, wenn nicht doch auch emige ZOge in ihr vorkftmen, welche theils auf nifser Lnkasevangelium, theils auf die Apostel- geschichte zu verweisen scheinen, ohne dass sie doch von dem Uebersetzer herrtihren konnten. ^Ausser der Stelle VI, 5 iip$e magisfer . . . oraf>at ptUrem pro interfeeloribus müs et dicebai : pater remitte ein peecatum^ nesetunt enim quid faekmt)^ wo das Cltat aus Lukas ganz dieselbe Wahrscheinlichkeit hat, wie in der ent- ' sprechmiden der Homillen VI, 20, an die auch der Znsatz peeea^ tum erinnert, sind hier namentlich mehrere Zdge im ersten Buch zu erwähnen. , Wenn I, 10 von Barnabas wzdhlt wbrd, er habe seine Abreise aus Rom betrieben, dieens, se diem festMm religionh Buae^ qui immineret^ omnimodis apud Judaeam eeieöraturum^ so erinnern diese Worte auffallend an Apg. 18, 21: eiTtciv' del /ue Ttavrtag rrjv coqttjv rfjv iQxofxevtjv Ttot^aat elg ^leQoaokviuay und diese Verwandtschaft erscheint nur um so auffallender, wenn wir die Pacallelstelle Hom^ I, 13 vergleichen, wo die Aeusserung, der Apg. weit ferner stehend, so lautet: aftsvdetv eleyev elg tfpf ^lov- dalav Trjg yccctä t^v S^Tjaxeiav ioQttjg xapey. Es bat hier wui:- lieh ganz das Ansäen, als ob die Fassung derselben in den Re- oognitionen durch die Erinnerung an die Stelle der Apostelge- schichte bestimmt wäre ; doch wöre es immerbin möglich, dass erst der Uebersetzer den Worten diese bestimmte Aehnlichkeit mit denen des Paulus gegeben hfttte. Nocb sicherer ist die Bradtzung

Die clementmischen Recognitionen. 61

UDBers LakftB Eac. I, 40: No$ Wfßo primos Oegü duodecim Ml credeniesj quos apostola$ naminavUj pMtmodum aHo» $epluagmia duo9 probaÜ8aimo$ äi$eipulo$, ui vel hoc modo reco^nita imagme Afoym credereC multttudo. Wiewolil hier die Zahl der spAter ge- wählten Jfloger tuf 72 statt auf 70 featgeseta&t, uad ihre Aaawahl mit dem Vorbild dea Moaea motivirt iat, ao lAaat aich doch nach ftllem oben (S. 41 ff.) Erörterten nicht annehmeni daaa wir hier die Altere Gestalt der Btzfthlang von den 70 Jongem haben, and daaa •rat Lnkaa diesen nrsprOnglioh der jadenohriatiichen Ueberliefenuig angeherigen Zng im Sinn aeinea Univeraaliamaa amgebildet nnd verwendet hat, soadem der Verftoaer der Recognitionen mnaa die Brzfthliing dea Lnkaa vor Angen geliabt hdl^ea , indem er ihr atatt ihrea nraprangliehen Metiva ein anderea, an aich aehr nnwahr- achetaiUdiea, anterachob; am die Aehnlichkeit ndt Moaea vidl- atftniHger. za machen, iat dann wohl nach die. Ziahl 70, falle nftm- lioh diese nrsprdnglich in nnaerem Bvongelinm atand,^) in 72 ver- wandelt worden, Indem der Verfasser deijenlgen Aaslegong ven Nam. 11 folgte, welche die zwei V. 26 Genannten na den frtkher BrwAhntctn noch hinzarechnete.^) Derselbe Abschnitt der Recog- nitionen jaimmt aber aach auf Stellen der Apostelgeschichte Rttck- sicht Ba gehOrl hieher vor Allem die Brwfihnang Gamattera I, 6ft. Gamaliel, der prineepM ßopuU, qui latenter frtUer noeier erat tfi fide^ sed canriüo noetvo inter eoe (die Prieater) eratj beaehwioh- tigt hier das Volk dnreh eine Red#, die anfAngt: QuieecUe paüh Heper o oiri hnraeÜtae^ nan enim adver MU tentaüonemj guae fei- minet vobü, propter quod demniU ab hömüMue istU^ et ei gnidem humani coneiiH eet, quod ayunt, cito eeesaUtj ei autem a Deo es/, cur eine cauea peccatiei nee proficiiie qmdquam? Daaa dieaa groa- aenthells dieselben Worte sind, welche die Apostelgeschichte 6, 85. 38 f. dem Gamaliel in den Mond legt^ und daaa Gamaliel hier In einer ganz Ähnlichen Rolle aoftrltt, wie dort, liegt am Tage^ ebenso klar ist aber aach, dass die Daratellang der Apostelge- sehichte daa Vorbild fttr die der Recognitionen iat, nicht umgekehrt

0 Denn aucli L. 10, 1. 17 hat ißSo^xarta Svo so gute Zeugen für sicli^ dass es zweifelhaft wird, welches die richtige - Lesart ist.

') So zählt er auch I, 34, 72 Nachkommen der 12 Söhne Jalcobs, wührend unser ebräischer Text Gen. I, 27 nur 70 angiebt; unsere LXX haben 75. Auch die jadiBche Zahlung der Nationen der Welt schwankt bekanntlich zwischen 70 und 72.

62 ^i® äusseren Zeugnisse.

Denn fftr^s Brate Ist in dtm heimllohen Gbrintenthaiii GftiMlM^ die fhitzenhafte Uebertreltaiig d«s von der Apostelgeschichte an die Hand gegebenen, selbst schon anhistorischen, Zugs nloht au vw- kennen , und fQr's Zweite werden wir uns tiefer unten noch tlbeir- zeugen, dass es hOohst wahrscheinlich erst der VerfiMser der Apo- stelgeschichte selbst war, welcher den Oamaliel in die BrsAhhing seines fOnften Kapitels elnfahrte. In diesem Fall Iftsst sich daher die Benützung der Apostelgesehidite durch die Reeognitionen kaum bezweifeln. Einen weiteren Beleg fflr dieselbe gibt I^ 71, wo ton dem kiimieus homo: (Paula») gesagt wird, guod . . legaibn nem tnueephteü a Cmipha ponUflee^ ue omne$^ gm creäerent in Jesumy perseguereniur C^eur)j et Mkinmicum pergeret cum epir sioHs eju$ u. s. w. Wie mui sieht, eine ziemlidi genaue Parallele zu Apg. 9; 1^9 l»ei welcher aber die Prioritfti der Aposteigesiihiehfte schon desshalb über allen Zweifel erhaben ist, weil die Beoegai- tionen die Ohristenverfbigung des Paulus an die abentheuerlkiie ErzMilung von der Disputation der Apostel im Tempel «nknopfen, und darin statt des Stephanns e. 70 den Jakebus <und »war von Paulus persAnlich) misshandelt werden lassen. Wenn in demsel- ben 71sten Kapitel die Zahl der von Jerusalem naoh lei4oho ge- flttchteten Christen auf 5000 Mftnner angegeben wird, so liegt die Vermuthung sehr nahe, diese Angabe sei gleichfUla nur der Apostotgeschichte entnommen, wo es 4^ 4 heissts xal iysm^ 6 otqtQ'fidg niSv dvd^eSv tiael x^^^<i^S ^ivre^ und dann spftter 8^ 1 : Tcavres re ducfnaqriaav . . .nkrpf rwv omoax^Xv^^ wdriies letzifcere freilieh in den Beeognitionen geleugnet wird, dl« Oberhaupt mit der Deberlieferung sehr frei umgehen. Auf die Apostelge- 'sehichte möchte ich aber auch einen Zug beziehen, der zunftehst allerdings ihrer Darstellung widerspricht, die seltsame Angabe Reo.1, dO: BamabMy gm et Maiihias^ gmiin ieemt^Judae eudrogmius eet apoetolus. Dass diess nicht btos eine Fiktion, sondern ««eh ein von aller ÜeberUeltomng verlassene Fiktion ist, braucht kaum be- merkt zu werden; ein so bekannter Mann, wie Bamabas, kann auch von der Sage nicht wohl mit .Matthias identiflcirt worden sein. Was hat aber den Verfasser zu dieser Fiktion veranlasst? Zu- nftehst ohne Zweifel der Wunsch, den Bamabas, einen seiner Haupthelden, durch die Aufnahme in*s Apostelkollegium zu ehren,

Die clem'enÜQischen Recognitionen. 63

^d vielleicht noojb mehr das InterSase^ der Attsdebniinf der Apo- fitelwttrde aiif einen Paulas die Stütze zu nehmen , welche ihr die Analogie ipit Barnabas gewähren Iconnte, dem der Apostelname gleichfalls von der kirchlichen Sitte zugestanden war^ wenn er gleich nicht zu den Zwölfen .gehört hat (s. Apg.^ 14, 4. 14. 1 Kor. 9, 6); und da sicli nafi hiefür kein anderer Weg darbot, als der^ die Stelle des Judas mit Qarnabas zu besetzen, da aber anderer- seits als der Nachfolger des Jnda^ Matthias anerkannt war, so blieb n^r j^brig, den Barnabas und den Matthias für Eine Person zu erklären. Nun kann allerdings die Erzählung von der Ergän- zung des Apostelvereins durch Matthias auch unabhängig von der Apostelgeschichte, im Umlauf gewesen sein. Aber wenn wir in dpr letzteren 1; 23 lesen, es sei bei diesier Gelegenheit zwischen einem Barsabas und Matthias geloost worden, so ist es doch sehr glaublich, dass gerade die Zusammenstellung dieser beiden Namen dem Verfa^iser der Beoognitionen, fdr welchen die Apostelgeschichte durchaus keine bindende Auktontät war^ vollends den Anstoss fOr seine Aenderung gegeben hat. Sollte diess aber auch zu weit hergeholt scheinen, so werden doch die übrigen Stellen, die loh angeführt habe, ausreichend beweisen, dass sowohl die Apostel- gescl^ichte, als das dritte Evange^UIp, im ersten Buch derRecog- nitipnen berücksichtigt ist.

Stände nun Hilgenfelds 0 Ansicht unzweifelhaft fest, wor- nach c. 27-772 dieses ersten Bachs dem 'Kr^vy^a TlerQOVy einer noch dem ersten Jahrhundert angehOrigen Schrift, wesentlich un- verändert entnommen wären , so würden die obigen Data ein Zeug- niss von so hohem Alter für die lukanischen Schriften enthalten, wie es kein anderes neutestamentliches Buch aufzuweisen hat ^3, und wir würden die Abfassung dieser Schriften dem apostolischen Zeitalter mindestens nahe zu rücken kaum umhin können; oder wenn uns diess .andere geschichtliche Gründe verbieten sollten, so mtlssten wir am Ende doch wieder die Beziehung der Recognitlo- nen auf unser Lukasevangeiiam und unsere Apostelgeschichte auf- geben, und die Berührungspunkte mit denselben aus gemeinsamen OiMUen ableiten $ die Erzählung von den 70 JüogcMrn pdi/ssle dann etwa, samwt in Fürbitto Jesu für seine Feiiuley ifil ^ JPetru»-

^ Die Clement. Recognitionen nnd Homüien S. 26 ff. ^ Abgesehen nämlich von den etwaigen Beziehungen der neutestamentlichen Schriften auf einander.

64 Die äusseren Zeugnisse.

evanjg^ellam , die Data , worin sich die Reoognitioneii mit der Apo- stelgesohiohte berOhren, mttssteu auf da^ Kt)Qvy^a Ilhqov zurOck-« gefaiirt werden. Indessen ist jene Annahme Ober den Ursprunf^ der Recognitionen noch keineswegs erwiesen, und wenn aaoh iu dieser Schrift wirklich verschiedene Sehichten der pseudoclementiU nischen Literatur verarbeitet sind, so mttsste doch erst noch nä- her bestimmt werden, inwieweit der Inhalt derselben bei dieser Verarbeitung rein blieb , oder mit anderweitigen Bestandtheilen ver- setzt wurde, ehe wir von Hilgenf eld's scharfsinniger Kntdeckung fttr die vorliegende Frage Gebrauch machen konnten. Dieser Punkt scheint mir nämlich durch die bisherige Untersuchung noch durch- aus nicht erledigt, und die oben berührten Data sind nicht die einzigen, welche mich bezweifeln lassen, dass die Abstammung des Abschnitts Rec. I, 27-^*72 aus der Predigt des Petrus unver- mischt ist, nur dass hier nicht der Ort ist, diesen Gegenstand weiter zu verfolgen. Weniger Bedenkliches hätte für die gegen- wärtige Untersuchung die Annahme von Ritschi O^^ornach das Kmvyfia üeTQOV schon gegen Basilides , und seine Ueberarbeitnng in den drei ersten Bachern der Recognitionen gegen Valentin ge- richtet wäre, denn bei dieser Annahme fiele das Krjqvyfia zwi- schen die Jahre 120 und 140, seine Ueberarbeitnng in den Re- cognitionen um 140 150 nach Christus, aus dieser Zeit haben wir aber auch anderweitige bestimmte Spuren vom Dasein des dritten Evangeliums. Indessen fragt es «ich auch bei dieser Voraussetzung, ob der letzte, wohl kaum vor dem Anfang des dritten Jahrhun- derts schreibende Redaktor der Recognitionen diejenigen Abschnitte unverändert gelassen hat, welche er aus froheren Schriften auf- nahm. Unter diesen Umständen mochte ich auf die Berührung dieser Schrift mit dem Lukasevangelium und der Apostelgeschichte durchaus keinen Schluss bauen^ welcher uns über das sonst Be- kannte uniTBrweisliche hinausfahrt

5. Die jüngeren Gnostiker, Celsus, Theophilus, Tatian.

Schon mit dem Brief Poiykarps sind wfar in eine Zelt herab- gegangen, in welcher das Dasein und die Anerkennmig unserer kanonischen Evangelien nicht mehr zweifelhaft sein kann. So (In^ den wir denn jetzt auch onsern Lukas nicht bloss bei den gnosti«

*) Die Entstehung der altkatholischen Kirche S. 134—175.

Die jOngereo ünosüker. 05-

sahen BBx^tfkmif. 89od«ro selbst bei bei4iiisebeii fiej^nen des ChrU stenthnme, während glekbzeitig die ketboliaeheu Kirohenlehfer Be- atiflimteres Ober ihä aaszasegen tnfangen.

Bei den Onostikern konnte man allerdings, auch ahge^ehen von Marcion y eine weit ftnhere Verbreitong des Lnkaseyangeli« «ms anznaehmen geneigt sein. Der Verfasser der pseudoorigenl- stisohen Philosephamena (VI» 16 , Sohl.) Ins sehen in einer Schrift^ die er dem Magier Simon cnschreibt, den Aussprach, welcher Mt 8, 10. L. 3, 9 gleiclüautend berichtet wird^ dersel|>e hm^j wenn ihn neuere Gelehrte richtig verstanden haben, gnostische Dentangen von L. 1, 36 bei Basilides 0 nad Valentin ^y gefan- den. Ich habe jedoch schon aqderwarts nachgewiesen, das« wir dorohans kein Recht haben, die Schriften, denen die zwei letsfrr tem Citate entnommen sind; Basilides nnd Valentin selbst, and nicht vielmehr jttngeren Mitgliedern ihrer Schale znzaschreiben, und daas sie nicht einmal von dem Verfasser der sog. Philoso- phnaena jenen Sektenstiftern beigelegt werden. ^3 Bei der simoniani-r

*) VII, 26 : rovro eari, tptja\^ ro el^t^/nivov^ nvevfia Sy^ov httXtvartoti hti «... xal Svva/uig vxplarov hnaxiaati aoi,

^ VI, 35: „nyfvfta Syiov hitXevatrai enC ae**' nviv/ia Idr^v ^ aotpCa. »JCoi^ dwctfiig vipiCTov htusntaast aot** ' ^laro^ iariv o Stj/uiou^yo;. Vgl. ebd. c. 51 mit L. 1, 26. 35.

^ Theo]. Jahrb. 1S53 , 148 ff. Was Jacob i in der deatschen ZeiUchr. f. chrUtl. Wissensch. 1853, 198 ff. hiegegen einwendet, ist schwerlich geeignet, dieses Ergebniss umzustossen. Meinen Hauptgrund, der falsche Origenes selbst lege die Schriften, denen seine Auszüge entnommen sind, nicht dem Basilides und Valentin bei, muss auch Jacobi zugiben; was hilft es dann aber, sich darauf zu berufen, dass sie doch die basilidianische und valentinianische Lehre authentisch wiedergeben? Tiesetzt auch, es Terhalte sich damit wirklich so, wie J. annimmt, was bei der Un- voUstäadigkeit und theilweisen Uneinigkeit der anderweitigen Zeugnisse schwer zu beweisen, was aber zu untersuchen hier nicht der Ort ist: folgt denn daraus, dass jene Schriften von Basilides und Valentin verfasst sind, od^r dass wenigstens alle <he Aasspruche, welche darin angeführt werden, ?on diesen Sektenstiftem selbst ge- bnacht wurden? Ebensogut könnte man behaupten, kein lutherischer DogmatikerkOnn^ nn Citat haben, das nicht auch schon Luther selbst hatte. Es ist daher durchaus naerweislich, dass der Verfasser der Philosophumena überhaupt von Evangeliencitaten des Basilides und Valentin berichtet, und es kann, nichts Unlogisclieres geben, ala denSchluss Ja^obi's: weil er „die Absicht ausspricht, die Meinungen des Basi- lides zu geben,*' so „haben wir guten Grund, in seinem Referat eine Schrift des Basilides als Quelle vorauszusetzen.*' Aber auch darauf muss ich beharren, data ^ dessen nicht einmal dann versichert sein könnten, wenn der Verfasser selbst die Schriften, die er benutzt hat, für Werke des Basilides und Valentin gehaltei^

5

66 Die äusseren Zeugnisse. » *

sch^n Schrift g^efloUeht diess ma äll#rdkigs$ afeer hier g^Arntt» setst der Inhalt dmrAelben, wie whr 'tlie8$ später noch dftfthttii werden, ausser Zweifel, dass iHr es nit einem Fälscher :ra ÜMMi habea, der jedenfalls erst einer jüngeren 6eneratlen von Gnestikeni an- gehörte. Diese Gitate führen en» daher kann weiter, als die fl^O- heren aus einer ophltisehen Schrift, deren Beniehnng jMif.iinseni Lnfeas ftkerdieito nwelfelhaft ist. 0 ^^ «ehen dain«»^ dass unser Kvangelinm von Anhängern des Basüides Und Valentin gebmeht wurde, «her wie weit dieser ^bränch htnanfireioht, kdnnen wir nach diesen Angaben in keiner l^eise bestimmen.

Nor die spätere valentinisdhe Scfarolto Ist es auch, vdn d6r nnn dtti^ch Irenäus nnd Clemeiis von AlbxandHeh bezeugt wM, dass sie sich nnse^ dritten, wie det ttbHgen Bvangeiimi, ±ntBt^ jprtthdnng ihrer Ansichten fieissig bedient hat Unter den neatedOh- mentlh5hen BeweitfiliteQen 'dier Valentiiiianer, dit Irenäus in se^- nekn Wsten Bnih aäfflhrt, sind ziemlich viele dem dritten Eirange^ Itiiih ^Müomfflen. So lerfahren wir ans c. 8, 9, dsfss si^ dfe drltln Reihe ihrer Aeonen, die Dodekas, Li der flrzählong vom zwölf- jährigen Jesus L. 3, 49, angedeutet fanden. Die Steile L. 9, S8

hfttte, und ich begreife nicht, wie es möglich ist, in demselben Augenblick die Ur- kundlichkcit seiner Darstellung und die Genauigkeit seiner Hterariscfaen Kenntniss ^zu rtihmen, und seines Irrthums in Betreff der pseudosimoüischen Apophasen, von deren handgreiflicher Unächtfaeit er keine Ahnung hat, zu erwähnen. Wird mir ^otiends entgegengehalten, die basiltdianische Schrift, die unser HSresiolcFg auszi^lit, müsse von Basilides selbst faeirühren, denn vrir kennen keinen Schüler von ihm, der sie verfasst haben könnte, so' liegt statt der Antwort die Frage zur Hand, wie viele Schüler des Basilides, ausser seinem Sohn Is}dor,*wir überhaupt kennen, jind wird Valentin's Bekanntschaft mit 'dem vierten Evangelium aus seiner Bekanntschaft n^t der Logoslehre gefolgert, so ist zu erwiedcm, dass die Lehre vom Logos, wenn nicht alle Spuren täuschen, nicht erst durch den vierten Evangelisten in die christliche Kirche gekommen ist. Dagegen bin ich Jacob i sehr duikbar für die Bemerkung, die meiner Ansicht w^entlich zur Bestätigung dient, dass in mehrereii Stellen aus der angeblichen Schrift des Basilides neutestamentliche Aussprüche mit Ausdrücken (y^arpT^ u. s. f.) dtirt werden, wie sie für's neue Testament tni läU'- gere Zeit nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts vorkommen.

' *) Fn den Auszügen aus einer solchen wird V, 7, S. 100, 87 vielleicht auf'L. 17, 21 Vgl. 12, 31, bestimmter 'S. 103, 40 auf L. 11, 33 oder Mt 5, 15 Ange- spielt, wogegen sich S. 102, 26:*r^ /ue Xfyng ayo^oy; o. s. w. nicht auf die lü- kanische, sondern auf die ältere Form der Antwort an den reichen Jüngling (s. o;) Jfu beziehen scheint; wenn ebd. Z. 16' der Oxforder Herausgeber tinpässender Weise auf L. 17, 4 verweist, so konnte ihn schon der Ansdruck y^^^fpi <iärttBer bdlelireD, dass es sich um eine Stelle aus dem A. T. (Prov. 24, 16) handelt

' Die i«ne«r«i 6iMitiker. Q9

%esofen rfe («* 8, 4, t. Bpiph. «. XXU, 14) %ui 4em Sotor, ^^vo Trefy vh dti^öi^e %fjv (itivQav vtjg ^E^^ayteiag^ die A»tmummAg L. 14, W (8, 6) auf dea A««ii Steara«, L. 0, 17 (Mt », 18> 9M doBMlbes «k Hbtm; 4le tmvttUJihrige T^olitor dfts Jaims !(fii» :i^ 41 f.) flollto eltt Typvs der Aduunolh eele (e. 8^ S); iDrdflii Beit 4en L. 9, 47 f. 44 f* ud 1», 5 ftade» eie dee Gegetseia/ du ÜTliiclieB, psfcMeehen «ed peeiHMitiecheii Matoten avigadlttolit.^ei 8^ 8 Bpiph. a, a. O. 25) L. <14s 4 erklteteD aie von« dev L. 16, 8 von der oberen Sophia \ aaf jene warde aooli daf BpräeH b. '7, 85 (Mt 14, 18) beisog*on.; ein VerbBd deualbMi jiollte die Pipophedn Anaa Ia. 2, 86^ 8el% ivay egen die Wallte 9^ymmk8 dk 0, 28 dem l^mtSs^g^ ^U er Ohfiatea eiliaiiale, in 4eaL Ma0d ^^ tegt worden (a 8, 4). Eine valeatiaianbolie AoategMf .von iu 't4s 29« erwMMl Bpipii^ h. KILXJ^ 14. AetalWia4tebaMtiarkliaaagi*a b6rlobteV*ffrea«6a. I, 20 t nd J&plpiha.ni«a Il.XXJU¥, li^ mm* IIb Besosdem von einer der T4üeatinlaniühen Sjttbten, dan Atekf^ ai«m. Die Rede Jeaa i^. 2^ 48 wacde .^02 diaq^vbenlltaft, jmi an bewefa») daai Jesoa einen unbekannten Gott verkUndigt hß!m\ L. 19^ 42 fandm sie In dem ixQvßi} eine Hinweianag jinf d^ yaur borgeaen Vrgmnd, den Bythea^ 4ie Aeoaeemng L. 12, 50. bezo- gen aie Cc 21, 2) «nf die ven üinen verlangte geiitfl^a ^BtiC» Von dem Valentinianer Herakleon fahren Ciemen« AI. Mrom.. tlTi, 502 nnd'^Orig. in Jow T. 14 «rklarnngen der SteUen h. 12^ & 18, 10 an. Der Talanttulaeiien fiotale mlUaen vir aadHah a«^ die CItate ia den Es9eerp§a ex Bcripih Tkeodoti jdbedinan» dia aifti onter den Werken des alexandriniaehen Clemens befinden .Man vgL mit c. 1. 6^2, L. 28, 46^ mk o. 9, L. 15, 28; mU 0. «4, 8ehl. L. 16, 24$ mit c. 16, L. 8, 22 $ mit o. 60, JL. 1, 95; ,ialt c. 61, li. 2, 4a 52. ^, 22; mit e. 88, Mehl. L, 2, 14f mite. 8«, L. 10, 18.

In diesen Cfltale» vatdientabrfgams die verbiltnieamdaaig^KrMi^ AnzaU der A Waietaagi» va» oaMaem>TjejU Baa^hlnng, die .t^iOr

*) Es erlielU dies9 ausser dem iBhaJl der Bxcer^te aäeb aw d«m Titel, m> i^ch aueb 48b««n «hnmotogiBdie Jkngabe iai: '«x «vv ^o^prov tf^l ji9i4nfF,9i*f^i »nlovßdKffB MagtaUag HtAa T^vg,.O^^^f^ivQv /^orovs imro/tai. Unter den sj^ä- J^rcn YaleDtimanw:» ^^P eicli pamlich,. nach.Orig. philpsoph. VI, .35, der Gegen- ^at^ der äyceroXixi und IraXimixrj SiSaaxal^a gebildet. Zur italifchen Schufte rech- net icr falsche Origenes Heradeon und Ptolemäus , zur dK<»ntalildiefi einen gewimen i^dicus und Ardetianes -^^tt Lttetere «ohl ein cocruijipirter ^affklAf^. .. .

5*

58 i>io OiMseren ZeugniiM.

weise mit deB anderweitigem fif^mren aoMerkanonisoher ByiMigeUeB flbereiiMtiaaiend auf die unserer jetzigen vorangehende Gestalt der Bvangelienliteratnr zarttckweisen« Ob aaoh die fiarppkrattener onsem Lvkas gebraaoht haben, lässt sich aas Iren. 1,^69 4 Epiph. har. XXVII, 5 nicht ganz sicher, abnehmen , da . es sich fri^, ob wir hier eine Textmischang ans MI« 5, 2&. L. 12, 68 o«ler einen eigenihOmiichen Text haben« ~ Ven einer Bentltzung der Apostelgeschichte bei den genannten Gnostikwm habe ioh toine l^nr gefanden.

Für die Bekanntschaft des Celsas mit unserem JLnkaii fipiipht nur Bine Stelle mit Bestimmtheit Zwar macht er bei Orig, c Cels. 11, 27 den Christen den Vorwarf: fietaf,a^TUV ix zijg JtqmrjQ ygccipijg to evceyyehov tQixl} ^<xl vetfaxi} xul. no^ka^^ aber* am diese Aeasserang gerade auf unsere vier kenovlschen Ivangelien zu beziehen, labtet sie doch viel zu nnbesiimmt« Biae specielle Beziehaag auf den Lukas konnte man a. a. .0* I, 70, An- den, wenn Origenes hier dem Celans entgegnet; diX iWcii, ke^^cfa WTOy ß^ß^itkifctv fiBtä %m fw&r/väv %o Ildox^ Ov fdOVQP ßl- novza tÖ* eTudv/ilif inadvfiijoa roiko %d Jldap» ipo^yjie^ vficSvy dXld y,al ßeßQwxoza. Allein dass €elsus dieses wirklich eagt^, folgt nicht aus dieser Aeusserung, vielmehr erhellt aus dem unmittelbar Vorhergehenden, dass nur die allgemeiae Behauptung : ovdi TOittvxa avTsltac acSftcc -d-eov dem Celsa« angehörjt, die evan- geifschen Belege dagegen von Origenes beigelOgt sind. BbensoK wenig beweisen die Aeasserongen des Cehus V, 52: xal fds^ xal ^^ßog avTOv rovde Tdq>ov ik&nv af/ekcv ät ^lev «Va, oZ da dvo to^g dnoxQivofXBVOvg rccig yvvai^lv OTt dviazt] und II, Mi ij iäead^ . . . v/iuv . . . Ti^ xartcCTQoq)^ tov dQdfxarog svax^f^ovoig iipBVQmdixi! . , . OTV, . . vaxQog . . . dviavTj xal Ta ar^fma Tfjg xo- Xdosijg edei^€f xal rag x^^<^S ^S ^<y<^ TteneQwrjfiivai, Die bei- den Angaben, dass zwei Bngel am IBrab Jesa ersqhienen seien, und dass Jesus den Jongem nach der Auferstehung die Nägelmfiio an seinen H&nden gezeigt habe, enthalten unter unsern Evange- listen nur Lukas (24, 4. 393 and Johannes (20, 12. 27). Aber tfaeils können sich die gleichen Zflge auch in andern Evangelien gefunden haben, theils fragt es sieh, ob Celsus unsere beidoi Evangelisten vor Augen hat, oder nur einen von beiden > und welchen. Dagegen hängt die Fortführung des lukanischen Oe- schlechtsregisters auf Adam mit der dogmatischen Tendenz des Evangelisten so eng zusammen, dass diese doch wohl von ibß

frenftas, Celsns. Theophilut. 69

MiBt IMH^H^). 6er»de hferAtif beziebt sich «ber Celras K OiAg, n,' M in den Werten : anf]vdtxdfjadai rovg ytveakoyrjacevTag ohto roß nqarcov qwvrog xal rcSv iv ^lovSaloig ßotaiXetav rov ^IrjOüvv. Diese Stelle beweist daber mit Tielef Wabreebelnlicbkeit^ dM» unser drittes Bvangeliam diesem Cte^er dei Cbristenthnms nicht unliekannt war. ^

Un^Ahr gleiohaseHi^mit Celsvs, nftnlioh nm's Jabr 170— i80^)| sebeint der erste kircbiicbe Schriftsteller /^ebltlbt zu haben, bei welohem wir nach Jestin eine bestimmte AnfOhmng dieses Bvan* ^elfams linden, Theophiltis« Die Worte ad Autol. II, 18: yaq rtccQcc avdfiHonotg udvvara dwara iarv itaqa 9e(p enthalten ohne Zweifel eine Remiitiscens an L. 18, 27: advvara itaqct dr&Qii7toig Swarct' satt ttccqcc tt^ d-siß (Mt. 19, 26 Mr. 10, 27 lanM der Ansspmcb in den Worten ganz anders). Crlefobzeiii^ Ml es Tat i an für sein IHatessaron benutzt haben. Da wir aber nber Ae Bebchaffenheit dieser Zasammenstelfnng noch immer nicht gau^ im Reineil sfaid^; konnten whr dieser Angabe, wenn sie nichi durch die sonst bezeogte Terbreitnng des Evangelhims in jener SBdt nnterstotzt wtlrde, kein entscheidendes Gewicht beilegen. Zwd Stellen ans dem dritten Evangeliam nnd der Apostelgeschichte wer- den in dem Schreiben- der Gemeinden von^Tienne nnd Lyon v. J. 177 (ßuB. y, 1; 9. 2,' 5) angefnhrt. Im Ganzen schefaien aber die Gnostfter jener Zelt wenigstens das Evangeliam lleisdger bentltzt zn haben, als die katholischen Kirchenlehrer.

6. Irenäus und die Späteren. Rückblick.

Alle Zevgnisse, welche wir bisher abgehört haben, besiefaen flieh nur auf das Dasein nnd den Gebrauch der Inkanischen Sebrlf^ ten. in gewissen Zeiten^ nber ihren Ursprung dagegen erfahren wir von fcehiem dieser alteren Gewfthramänaer etwas Bestinrnteres ; aar Justin sagt ansdrüekllch, dass er das RvangeUnm den Schrif- ten der Apostel niid Apostelsditller belzfthle, nnd Tr. 108 scheint er anzndentra, dass es. das Werk eines AposteliMAOlers sei« Brft^ Iren Ans ist es, bei .dem wir die beiden Inkanischen Schritten' nioht Mos hänflg benfltzt, sondern anch Lnkas als ihren VerfasüflC genannt finden. Was er nns in dieser Beziehung ;mltthellt, ist

^) Man 9, Mer«ber: Theo!. Jahrb. II, 73. Baur, Krit. Unten. S. 504.

2) Vffl. Theo]. Jahrb. IV, 628 f,

f) Die entgegengesetzten Angaben der Alten 8. b. de Wette, Einl. in's N. T. $.68. Credner, Beitr. I, 437 ff.

f^ Die aas0eren ZevgqiMe.

l^lgmimt IrnkM war ein SefaOtor und il«|^M(er der Aff^tA iWr 10, 1), und insbesondere der anzertrenalMie •Qefttrte. und 4Iq^ halft 4)68 Paulos, wie diess ans der Apo«tei|^ee<ililohte und deA b^kfaip^en Stelken der ^anlteiscben Briete (Cel. 4, 14; 2 Tim. 4, 9,. JK.) hervorgeht (TU, 14^ 1). Naeh den Tode lies Apostel schrieb . er das Evangeliam nieder, welches Paulas und er selbst mit ihni. yerknndigt. hatte, in der Apeateifescbiohte ersAUto er neben An- derem namentlich anott die VerfItUp, bei denen er selbsit zugegen gewesen war (lU, 1, 1. 14, 1). Besiegt am Tuge^ dMs ^m. biemii^ an«ser der naheliegenden VermathfUig über die Abfassniig»* aifit des Evangeltoms, nichts gesagt wird, was nicht aus dem N. T. selbst zu entnehmen wire, sobald man nur zogiebt, daas das dritte Evajtgelinm nnd die Apestdgesohichte von Lukas , dem Ee» ^iter des Paulus, verfasst seien; denn dass ein soleher andi nur da» paulinisohe ICvaAgeUum nberUefec» kcomte, diess verstand elek flM^ den Standpunkt der filteren JUrehe von seihet &i Cripgtniah; daber, eb dem Irenfios mehr, als jene einfache Notin^ djarob die; Überlieferung zugdiommen w^r, soUte diess aber auch der faU c|aii|, so hätten wur doch allen Orund an der Annahme, dass dieses Weitere auf Messer Muthmassung bernhe* llie AbfassuAga^eit des HvangeUums wird jipMer in der Regel nock hoher in's apAstoUncihe. ^talter hinauf geriet: Der alenandrinisdie Clemens (b« Hos* 1^*& VI, 14, 6) Iftsst es nichl, wie Irenäus, gleiehsseitig mi« Markus, sondern vor Markus verftisst sdn, £reilioh nur ans dem inneren Grunde, weil Markus die Genealogie gleichfalls Jgebraoht haben wOtde, wetm er eile nfcht schon %ei Msftttfttis und Lukas vonfalid.; Origenes <fo. Ems. VI, 95^ #) erküit esvwar, auf di» ücAerKeifei^ag sieh b^rafend, ür jong^ als Msrknsi^ aber er niaunAnn, dass es noch asn LebaeÜen des Paulus gesehrieben y und Yen diesen Apostel ausdrüeklieh anerkaant sei; Bnseb/eelbst Ifl!^ 4y^7 bemelrkt, diese Anerkennung werde in dem AnsdiMk kcem. '^^-sOw/riltov iiov (RM. 3 9 1«. »Tim« S, 8) jgitftoien. Ob da Vert^ltan necdi bei Lebeeiten, oder erst naeh dem Tode de«) PMllis vergastet gkntbte, Itast sieh nicht aofltoachen, mir dartter ' sfmekt €t fMoL sdhr bosümmt ans (cl Mam. IV, 8. 6}, dassleh daa IHMe «paulinische Evangelium enthaMe. Was aMMere, wie Hieronymus, Chrysostomus, Theophylakt Ober die Entstehung der lukaniiBMieii Schriften aussagen ^ , fahrt nieht wesentlich über die

; >r) M. 5. darüber Credner Einl in's N. T. I, 147 f. de Wette EinL in*« N. T.'ö. Ausg. S. 190. 234 f.

IrenHut uad dto Spftteren. Rackblick. 71

ÜferM Amgkhen Uaam, es l^nilUaber auoh m «lohaar aaf' ser VematfaaBg, da«8 wir vu cMei zq verweilaD keinen Aiiluli hidben. Me Asilientie der Mden Sehviften wird nek Iienta «■- gemein unerkannt, nnd nur in Betreir der AfatMg^mMAt» ladet stell bei Pliatin« die vereiaB»lte Angabe, duu sie inap.flfaiigen fOr das Werk des Barnabas oder des römisehen CleMena feiialten werde ^).

Fassen wir Allee ansaanaeM, so ergiebt aleii^ dasa sieh das Dasein des dritten Bvangellnms auf dem Weg^ der inssem Boi- aengang seit Mareion jmd Justin, daa der Apostelgeseblehte erat etwa seit dem Jalir 170 naehweiseii lAsst. . Der Erste, weleher Lnkaa"ais~den Yerlasser dieser fiehrilten beaeicbnet, ist Ireaiaa in seinem gegm daa Bade des eweltea Jabrhnnderts geaobriabenA Weite, doeb sobeint schon Jaatin das Bvangelium einem Afostei- aehtlier anzusebrelben. Die weiteren Angaben über die PersenIMk- fciit 4es iMkas and die Bntstebang seiner Bohriften, welebp wir l>el den jQrobenlebrem «eit IrenAns daden, aebeinen sanuut «ad sondere airf Soblttssen an beraben, fdr wetebe diese Sehdlten selbst and die dürlUgea Aadentongen «naeirtw panMaiscber Briefe dea eiazigea Aab^dtspoakt darbeten. Bine wbrüiche Uebsrileferang beätaea wir weder über die Abfasanngsaelt dar lokanlsolien SebaUU ton, oeob aber den Ort und die ndberen Umstände Ihrer BoWih buttg. Auch über den ^ng a»d den Umfang ilmr Verbraitttng fliad wir bis anf ireaans herab aar nnvollatändig antenrichtat Wfar finden daa Bnmgeliam xxl Bern ia den Binden Jnain'e, obae dass ea doch für diesen Kbrcheniebrer eine von dea oraprüagib- oben i^aellen aeuier Beicaantsehaf t mit der evaagelisobm Cteaohioble gewesen ea sein scbeiat; ab «s Marolen früher oder s|Kiter, nnd ob er es in Bern oder schon in Klefaiasien kamen geleimt hat, kennen whr nicht bestimmen, dass es ein anderer von den aMaren Oaostllceni gebraadit hätte, iat nicht aa erweisen. In der Periade zwischen Jnstin and iMnAos wird das Bvangelium In kireblieben ^MirMten varhftltnissmassig adten , die Apestelgesehichte übertiaapt nareweUnal aagelOhrt, dagegen baiten die jüngmren Cteostiker aait 160--180 das Bvangelinm liel beaütat, Cekms hat ea gekaaat, fldhoa etwas *Mlber gebcaaoht es der Verfasser der demeatiniselMi -Homilien ia MnllAer Weise, wie Justin, aor Verrdllstiad|gang dessen, was Ihm andere, Mnfi^jrer benOtate ISobriften darihelen;

.^ . »

'>) V^ de Wette S. 195.

7^2 ^^^ Äusseren Zeugnisee.

dl« RMognitiouen eodlioh besiehen aioh meluftoh aaf äi# EnsUi- Indg beider Baoher, es ist aber niebt sa beweisea, des« dtefle W^zMkuag vea einem Andern, als dem letzten Bearbeiter dieser Seiififl (um MO}, lierrohre.

Fragt man nan, inwieweit one durch diese Zeognlsse fäie :Aec]itlieit nnd Gianbwttrdigkeit der lukanisciien Sehrifkea nnd iler Aposteigeschiobte im Besondern verbürgt wird, so liegt woiil am Tage, dass dieselben hiefttr entfernt niclit ansreioiien. Gesetzt auch, es wäre erwiesen, was doch durch Aossere Zeugnisse nicht •KU erweisen ist, dass Marcion nnd Jnstfji von dem Inkaniachen lUrsprnng des dritten Bvaugeiiums Oberzengt waren, nnd dass die Apestelgesohiohte damals gleichfalls schon unter dem Namen des Lnkas im Umlauf war, so wftre doch damit die Aecktheii und das Alter dieser Sohriften noch lange nicht gesichert, nnd auf eirund des Gebrauchs, welchen Marcion und Justin vom dritten Bvangeliiun gemacht haben, von seiner „allgemeinott Anerkebniing seit 120'^ und dgi. zu reden, ist eine Uebereünng, wie sie tt^ lieh bei der Unbekanntschaft der Meisten mit den Bodingnngen einer strengen Geschichtsforschung häufig genug vorkommt Was ans jenen Zeugnissen wirldich folgt, ist nur dieses, dass das Evangelium um's Jahr 140, oder ArOhestens um's J. IBO, in den Kreisen, wo Marcion und Justin lebten^ im Gebrauch war, ob wir aber diese Kreise noch anderswo , als in Bom, zu suchen ha* ben, ob das Evangelium auch ausser denselben und schon in Mh lierer Zeit gebraucht wurde, und wie weit sich dieser Gebraaeh erstreckte, darüber wissen wir, so weit wir bis jetzt sind, nieiit das Geringste. Solche Lfioken unserer Kenntniss pflegt man. nan freilich durch die Voraussetzung auszufällen, dass eine Sebrift, die an einem oder an zwei Orten im Gebranch war, der gleichen An^srkennuDg in der ganzen Kirche sich eriteut habe, dass sich j^n Kirchenvater, wie Justin, keineis Evangeliums bedient hätte, voll dessen Aechtheit er sich nicht auf untadelhafte Weise tlber- neugt hatte, aber wober nimmt man das Becht zu derartigen An- nahmen? Wer sich auch nur mit einiger Unbefangenheit in den Miriften jener Zeit umgesehen hat, der muss wissen, däss auch >deli ausgezeichnetsten uiHter den älteren Kirohenldirern nicht blas die Kvnst der historischen Kritik, sondern sogar der Begriff der- -SiBiben so gut, wie ganz, fehlte, und dass die Anerkennung oder Verwerfung einer kirchlichen Schrift, so weit uns irgend ein Ür- theil darüber möglich ist, nie durch historische, sondern immer

RttekbUck. 73

mir 4arch dogmatisobe GrOnde, durch theologische, rciHgidee »4 yrohüche Interesseu /bestimmt war 0- ^^ wenig es geschkbflleba Forsohmigen wareo , welche Marcion bei der Ueberarbeitiuig nnserft Lukas geleitet ,haben, ebensowenig wird dieser Oosichtspimkt seine Anerkennnng desselben entschieden haben, sondern er legte dieses Bvangdi^m za Grande, weil es ihm unter den damals vorhande- nen die geringsten Schwierigkeiten und die besten Anhaltspnnkte fOr sein eigenes System »n gewähren schien, vielleicht wohl noch, weil es den Namen eines Paoliners an der Stirne trag. Nicht anders verfahren aber Uirerseits aach die katholischen Kirchen- lehrer, und dsss Justin von dieser Gewohnheit eine Ausnahme gemacht hätte, ist nach allem, was wir sonst von Ihm wissen, mehr als unwahrscheinlich. Von dem nächsten Hauptzeugen, dem Verfasser der clemeBtlnischen Homllien, wird wohl Niemand er» warten, dass er die Schriften, die er benutzt hat, mit dem.Ango des kritischen jQeschichtsfarschers musterte. Wenn sich endlich um^s Jahr 170 .allmühlig ein allgemeinerer Gebrauch des dritten Bvfng^Uums zeigt^ so liegt dieser Zeitpunkt von dem ersten er- weislichen Vorkommen dieser Schrift schon so weit ab, dass. man daraus nichts mehr über ihren Ursprung sc^liessen kann. Man hat «war in dieser Beziehung besonders auf die Benützung der kirch«p liehen Evaqgelien dmph die Cjfnostiker grossen Werth gelegt Diese Häretikec, hat man gesagt^., würden Schriften, die ihr»* eigenen Denkweise so sehr widerstrebten, gewiss nicht gebraucht hsben^ useun sie nicht durch die Stimme der Kirche, darch die Madül eiaer aUgemeinen und festbegründeten Ueberlleferung d^zu genü-? thigt waren. Allein die Gnostiker hatten Im Allgemeinen gar nicht die A^cht, sich: von der Kirche und der kirchlicben Ueberliefe« rung zu trennen, sie wollten gefade die wahren Schüler Christi sein, und sie mussten sich desshalb bemühen, so viel, wie mög- lich, ihre Uebereinstimmung mit der Lehre Christi nacliza weisen. Uiefdr boten ihnen abcir< die Schriften, welche einem entwicIieUe- reu Standpunkt angehören, wie die Evangelien, des Lukas und des Johannes, ungleich mehr Haltpunkte, als die, welche ihrem Haupt- Gegner, dem Judenchristenthum, näher standen. Bs lag daher in der Natur der Sache, und es spricht nicht für die unzweifelhafte kirchliche Anerkennnng dieser Schriften, sondern nur für ihre

*) M. vgl. hierüber Schwegler nachap. Zeit. I, 45 flf. 74 flf. Baur der Krit. and der Fanatiker S. 64 ff. u£id meine Bemerkungen Thcol. Jahrbb. IV, 640 ff.' VI, 145 ff. •/ ..

74 Die Äusseren Zeugnisse.

grfkiBiBfe VtfrwAüdtBoliftft mit der g^o»tfsohen Denkwebe, wenk ti4r In 4»r EeK vor IrenSas sowolil Lutea, al» JehamiM, von dMi Crnondkeiii noch etfri|rer, als von den katholischen Kirchenlehrern, henntzt «ni erklftrt sehen. Söfem flieh aber bielrel 8ehwferlg|MI- fen heranssteilten , so war doch das M IKel dageg^en lAngsf gttwk^

den. Man hranehte die BOeber, die ihrem wahren Sinn nadi der

I

gneetfachen Do|f matfk vielfhch wideretrehCen , dämm nicht zu v€t^ werfen, man hrancfate sie nicht efnoial mit Marcion vu iiaretom- mdn; schon seit mehr als vier Jahrhunderten hatten die friecM^ sehen AUcigorfsten , seit zweien die jidisohen Alexandriner 4m Weg g^eelgt, nm solche C^egensMze aosnagleichen. Bs ie* be^ kennt, In welchem Umfang namentlich die Valentinianer dieses flfMfs-. mitl^l, die allegorische Schrifterklärung , anwandten; was hätte sie da von der Anerkennung der Bchrlften ahhalten sollen, deren sie nnn doch einmal schwer entrathen konnten Y

Dnreh die äosseren Zengnisse ist mithin selbst für das Bvafi«- gellnm die Möglichkeit der Un&chthelt nnd eines verhiltnissmisfllg spftteh Ursprungs nicht ausgeschlossen. Noch weit weniger» wie «aMrHch; für die Apostelgeschichte, deren erste sichere Spur uns ertft nm^s Jahr 170 begegnet, denn ob sie mit dem Bvangellnmdengl^feikett Verfhsser bat, ist jedenfalls erst zn nntersncben. ttire Aechthelt bleibt aber anch dann ebenso zweifelhaft, wie die des Bvangdi- nms, nnd fttr ihre AM^ssungszeit konnten wir immerhin, wenn es die inneren Merkmale verlangen solNen, um mehrere Jähre, moglichfetweise nm Jahrzebende, weiter herabgehen. Was cndliA die Olaabwnrdlgkeit ihrer Brnftblnngen betriiR, so- lassen nns die Zengnisse, die wir gehört haben, hierüber gänzlich Im Dnnkeln. Denn wenn es schon bei einem Schriftsteller, dessen Persüttllch^ keit "nnd Verhältnisse wir kennen^ sehr schwer ist; ein Urttiell über seine Zuverlässigkeit anderswoher zu gewinnen, als nns seinen Schriften, «o wird diess zur volligen Unmöglichkeit bei einem solchen, nber dessen Person, Zeit und Verhältnisse wir so gut wie nichts wrsseu; wir mögen immerbin geneigt sein, seiner Wahrheitsliebe nnd seiner schriftstellerischen Befähigung das Beste zuzutrauen, aber jtm mehr, als ein Vorurthea oder ein vorlftnAger Bindruck zu sein, wird sich diese gute Meinung durch eine strenge Kritik des Binzelnen zu bewähren haben, abgesehen davon wissen wir keines von beiden , weder dass der Schriftsteller die Wahrheit sagen konnte, noch auch dass er es wollte, wir kennen seine historischen Quellen und Hülfsmittel eo wenig, als seinen Btand*«

Rflekblick. 75

pmikl, Yfir «ind dnrcbami nicht sicher darüber, dass er nns Ober- haupt eine streng getcbiohtliobe Darstellung geben will, noch weniger daraber, dass ihm die Aufgabe einer solchen DarsteUnng klar war, und dass er die Mittel hatte, ihr zu genogen. So wenig wir daher zu der Untersuchung über den gescliichtlichen Inhalt iinsers Buchs, weiche uns hn Weiteren zunächst obliegt, die Vor- anssetznng seiner Unächtheit und Unznverl&ssigkeit mitbringen dorfen, ebensowenig dOrfen wir von der entgegengesetzten Vor- aossetzung ausgehen, ^e fflaubwarfigkeit seiner Erzählungen Usst sich zum Voraus weder beheizten, noch verneinen^ und wie es sich in Wir&Tldi)s:eit damit verfakt, dafOr wird nur die BeschaiTen-*^ beit dieser Erzählungen selbst das entscheidende Merkmal an die Hand geben.

Zweite Abtheilung«

Der gesohichtliohe Inhalt der Äpostelgescliiohte.

Wir können in den Erzfihlangen der Apostelgeschichte dreierlei Bestandtheile antersobeiden. Die fOnf ersten Kapitel nebst dem zwölften beschäftigen sich aosschliesslioh mit den Uraposteln and der jerasalemitischen Gemeinde. In dem Abschnitt o. 6 11, von dem nur die Episode Ober Paulas c. 9, 1 80 in Abzug kommt, treten den pal&stinensischen Aposteln die zwei Hellenisten Stephanos und Philippas als handelnde Personen zur Seite, der Sehauplats der Handlang erweitert sich über ganz Pal&stina mit Binsohlnss Samariens, and den Hauptinhalt derselben bilden die Vorgänge, welche die Aasbreitang des Christenthums anter den Heiden vor- bereiten. Bine dritte Gruppe von Erzählungen, o. 9, 1—80 und den ganzen Best der Schrift vom 18. Kapitel an umAussend, dreht sieh um die Person und die Wirksamkeit des Apostels Paulus, und berttcksichtigt die Urgemeinde mit ihren Aposteln nur noch so weit sie mit ihm in Bertthrung kommen. Es Ist nun zu unter- suchen, wie es sich mit der Geschichtlichkeit der Berichte verhält, die uns hier gegeben sind.

Erster Abschnitt.

Die ITrapostel und die Gemeinde mu JTerasalem«

1. Die Himmelfahrt und die Apostelwahl.

Die Apostelgeschichte knüpft durch den Bericht ttber die Him- melfahrt Christi o. 1, 1 11 unmittelbar an den Schluss der evan- gelischen BrzflUung an. Wie es sich mit diesem Faktum sdbst

Die Himmelfalirt. 77

verhüll inag am so eher der Kritik der eveHgelteohen Gesohlehte sBor Bntaeheidaog ttberli|eeen werden» je nnamwundener wir an- erkennen müeeen, 4>se.die8elK)e in dieser JSe^ieimng scjion durch Straaes (L. . J; 3,[,AiiS« 1*^1) ^.^m Abschloss gebrecht iet; pur dasrVerhältpiiss onaer^ir Oeretc^long zu der des dritten Bvangeliams 24, 45 63 bedarf am dea Späteren willen, einer aosdrocklichen BeLencMoDg.; ,Ani die grossere AusfQhrlichkeit der Apostelger schichte,, die JQngelsersoheinong n. w. wollen wir hier kein Ge*- wieht legen, soiidernj ni^r die wirklich an vereinbaren ZOge in bei- den Berichten, hervorheben. Es finden sich zwischen ihnen im Gan^^vier Differenzen. 1) Als der Ort der Himmelfahrt wird im Bvangeliam Bethai|ien genannt, hier V. 1^ d^rOelberg^ 2) die Zej^t der Himmelfahrt fäl^t nach der Apfiftelgesehichte afif den vierssigst^n Teg nach der Aoferstebung, nach dem Bvangelium mt den Anffirstehnngstag selbst 5 3) die. Worte Jesa vor der Himmel« fahrt lauten bei beiden nicht ganz gleich; dieselben scheinen end* lieh 4) vondem'9vangeUam:nachJ!erasalem, von der Apostelgeschichte sn dw Ort der Himmelfahrt verlegt za werden« Von diesen Dif- ferenzen, hat nun die erste nichts aaf . sich, denn Bethanien lag am Op}ke,rigj di« Gegend von Bettuuilen ist daher eben das oqoq iKc^ifivos, avch die dritte ist nicht sehr erheblich, da die Stellen L. 24, .47^^9, and Apg. 1, 8 doc^ im Sinn der Hauptsache nsch übereinstimmen^ nad tlber die vierte mochte man sich durch die Ai^naluffe, jene Worte. s^iep auf dem Wege von Jerusalem an den pelb^rg gesprochen worden, oder noch ehifacher durch die Anerkenonng einer kleinra Ungenauigkeit hinwegsetzen, wenn sie nicht bereits mit der eingreifenderem Abweichung hinsichtlich der Zeit der Bimmeifahi;t zusämmenhienge. Das Evangelium denkt sipb nii^nli/^h jene . Worte offenbar nooh am Abend des Aufer- Mel)Qngstagea.gef9prochen, wie diess aas c. ^ 21. 33. 36. 44/. bnwidersprechlich hervofge^, ^) und da sie nun zugleich ebenso- ^^obl durch ihren Inhal^ ajis ^urch die übereinstimmende Angabe der beidjfn; .fieijclvlj9,f in die Sf^it unmittell^rir vor der Himmelfahrt ' ver^viesen werde^, so ist augenscheinlich, dass diese dem Evänr 4;eliam zufolge lu^ch am . A^erstehuugstag selbst stattfand, wo-

0 I)ass ah Einem Tag6 für alle diese Vorgänge kein Raifm gewesen wate ^'ange ap« Zeitf. i; €5)Mst'TiieUetcht richtig, katan aber g^gen den ezegetiedieii ^«eefisebdn nkiits htweisea, sonit liftssta auch jede andei'e geschichtliohe VavelA^ ^lei^fi^eit lur ümdautviiig d^ Berij^ie ein AfcHt gedient . .^

78 Die HunmelfiBJirt.

gegen Ae von der Apost^gesddchte ttin rfer/Jg Tag« t^äler ge«* setzt wird« Um diesem Wklemfriruclk mt entgelien, Mognete Mb filtej^ö fiarmooistfk (z. B. BengeTs 0Bomon sa Apg. i, 4), 4m» die Reden Jesa im Bvtfngelhim mit denen* in der ApostelgeBeMeMte zuBammenfkllen; jene sollten «m AafbrstefanngBteg, diese Trenrf^ Tage spater gesprochen sein, und Jeans 8<^te Apg. 1, 4, wie anch Meyer z. d. St« annimmt; el>en anf seine Arfthere VeriielsMHig L. 24, 49 znrAokweisen. Biese- Annahme ist jedaeh cfcrhon wegen der klaren Beziehang von Apg. 1, 4 anf den folgenden 5.''ireni unznlässig, es ist aber anoh die TerwattdtscfiMfft der beiderseitigen Anssprtiohe viel zo gross, am sie ganz verschiedenen ZeitMi tind Anlassen zuzuweisen. Zntiem paaste der BefMil 24, 411, bis zAm Empfang des heil. Geistes in Jernsalem kn bleiben, nr znr lots- ten Zusammenkunft Jesu mit däif Jfingem; bei einer ftrtfhera&fiMte er sie nicht anf die Oeistesmittheihing, stedam auf selAe persoa- lichen weiteren Anordnnngei^ verweisen mOssen. Wenn endliek 24, ÖO die Brz&Uung von der 'Bimmelfiftrt an Aen Aei^e Bede mit einem einfachen: i^tjyaye ik avtovg S^ta angeftttQpIt wM, so ist doch wohl klar, dass sich der Verfasser hier Afofat, Mftb Apg. 1, 8, zwischen lylde efhc KwischemeTOit von vleteig •Vagen ^ 'ttit metirfkchen Erscheinungen des 'Anfbrstandeneai und wdteMn liMir- reden Jesu, hineindenkt. Ebenso unhaitbMr ist aber anch die An- nahme von Ol sh aasen z. Apg. 1, 6, 'dass aar dle-flrhsaminen«- kunft unsers vierten Verses mit der vom Lakasevangtrikm ersAÜ- ten identisch sei, T. 6 dagegen ehm von dieser verssiiledene Bu- sammenkunft am Bimmelfahrtstag erzAhK werde; denn Ittr^s Brate schildert das Evangelium die von ilim barfehtete Unterredung Jesa mit den Jongern, nach dem eben Bemerkten, deutlich gen^g als die letzte, der Himmelfahrt unmfttdbar vorangehende , sodalhii vireist Apg. 1, 6 dhrch das öl fth övv aweld^vteg ebenso unverkenn- bar auf V. 4 zurQck, als V. f durch die Pnkge: x^qib el iv ^ xatQ0 xovTifi dnoHa'StaTavug trpf ßdavX^lav t^ ^Iggcnjl; fdle Apostel glauben die AufHchtung des messianischen Beichs'nahe, weil Jesus die nahe Brfttllung der inayyäilä f^ifd ncctQdg in Ans- slödt gestellt hat); endlich sind die Worte', wdohe das Evange»- linm 47 tt. Jesus in den Mund legt, in der Apg. an V. 4 and 8 vertheOt, welche demnacl^ nnmoglicb v^rschiedefien Z^^ej» su- igewieaen wemiett konneiL Ba bleibt 4aber,niBhta Obiig, #la .4ie -Anerkennung ^es bedenkllchea Umatands^ daas üe Zeit der «BImp- taeUkhrt in den beMen lokanischen PMehtan widerej^dehend be*-

JflB ApofttelwabL 79

nHmmt tvitd. ^) Wie diese BrsolMiniuig za eridireft M, mA weMe Bolgtfwigeo sieb 4wub eiig^ebea, kaon ent spfttor uteiMeht iBirerdeB, hier handelte es sich vorer«t nur mn de» Tlmtbestand ale Bolchen.

Naeii der Bimmelfahrt, tvzäfalt die Apoatelgesoyehte «ireüer, e. 1, 12 26, kehrten die Apostel naeh Jeresaaea snrfti^, and hHdben hier mit ihren Ftmmdea zum €(ebet versaaniaelt. In dieser Ztii wavde nirf den VorscUag des Petras die LQcke , welohe dmneii Judas V^iJrAth iin Apostel verein entstanden war , aasgefttllt, indem anter Theilnahme der sämmtlichen Messiasglänliigen Barsabas and Matthias als Ecsaizmäaner aafgestellt, und untar diesen darch das Loes Ittr Mat^iias entschieden worde. Diese ErzAhlnng wäre ihvem i|l%eineinen Inhalt^naoh ziemlich nnvej^fAnglieb y and nur aas dem Znsiunaen)iaiv, in dem sie steht, worden Zweifel g%en sie.er^ wactineyn, einerseitB sofiern sie eben6q, wieschQu der Bericht aber, die Himmelfahrt, voraussetzt, dass die Apostel nach (dem Tod Jesu fortwöhreod in Jerusalem gebU^en seien, anderer- aaits sofern sie mit dem P^ngstfest als seine anmittelbare Vor* bereitsfiig aofs Bngste znsammenhAngt, und fast nothwendig mit ihm steht und fällt (Den ersten von diesen Punkten hat schon Stra^usn^) mit ji^ewohnter Schärfe belenohtet, und seine Gründe idnd bis. j^tzt nicht widerlegt, auf den andern werden wir noch später zarflckzukommen veri^dasst sein.) Aber auch abgesehen von diesem Znmmmenhang enthätt die nähere Ausfahrung. unsers B»- rhAts Manches^ dessen Geschichtlichkeit sich schwer festhalten li^U Petrus kann die Worte,, welche ihm hier in den Mund ge- lebt, werden, Jiicht wohl so gesprochen haben. Darauf zwar mochten wir kein Gewicht legen, dass die zwei Psalmatelton Ps. (i9, 26. 109, 8 im 16ten V. als eine einzige behandelt werden, denn solche Ungenanigkeiten .im Citiren finden sieh auch sonst, nad, Hessen sich im ZweifelsüsU dem Apostel Petrus so gut zu- trauen, als dem Lukas; ebensowenig auf die. materielle Unrichtig- keit der Deutung., welche den beiden Stellen gegeben wird' 3),

^) Was neuestens Baum garten (die Apostelgeschichte oder der Entwicklaz^- gang der Kirche von Jerusalem bis Rom. 1852. I, 11) sagt, um den Widerspruch &tiftu]t)8en, ist mir far meine Person vdllig unverfftSndlich.

^ L. J. 3. A. S. 136.

'') Man vgl. darüber die CommentAtoPen zu den pMfansteilen und Meyer z. Apg. l, 20.

gO ^i® Himmelfahrt.

denn ftneb die«e bei Petras fftr nnmöglieh zu erklAren, haben wir keinen Grand. Dagegen ist es sehr unwahrseheinlieh , das« P^hia vor einer Versammlang jerosalemitischer Christen, höchstens 6-^7 Wochen nach dem Verrath and Ende des Jadas^ diesen ganzen Vorgang wie etwas ganz Neues erzählt, dass er vor ihnen von den Bewohnern Jernsalems den Ausdruck Tvaat rolg Hccroixovatv ^leQOvaakTJfi gebraucht, dass er, der doch wohl aramäisch redete, das aramäische HOl ^[l^n daroh eine griechische Uebersetzung erläutert, dass er vollends seine eigene und der Zuhörer Mutter- sprache wie ein völlig Fremder als die Idia dcdXsxTog avrcSv be- zeichnet hätte. Diese Bemerkung hat sich selbst Auslegern, wie Olshaasen, so unabweisbar aufgedrungen, dass sie die Olaab- Würdigkeit unserer Erzählung nur durch die Annahme zu retten wussten, V. 18 und 19, oder doch V. 19 sei ein erläuterndes Einschiebsel des Verfassers ^j. Aber ein solches Einschiebsel kann Iheils überhaupt nicht ohne alle Ankündigung oder Andeutung, ge- macht werden, theils würde es im vorliegenden Fall den Zusam- menhang der Bede des Petrus, welche unter Beibehaltung der beiden Verse ganz fliessend und natürlich fortgeht, gänzlich zer- stören. Lässt man beide weg, so tritt V. 17 äusserst störend zwischen V. 16 und 20 und weder das ort am Anfang des e!n6n, noch das yccQ am Anfang des andern ist zu ertragen, wozu noißh kommt, dass sich die mavlig V. 20 sichtbar auf das xayqiov V. 18 zurttckbezieht. Theilt man (mit Kuinöl) nur V. 19 dem Be- richterstatter za, so bleibt doch immer das Unpassende der Er- zählung über das Schicksal des Verräthers, und wenn die übri- gen Schwierigkelten theil weise wegfallen, so ist daför der mit dem Vorhergehenden durch ein einfaches ytal verbundene und in ganz gleicher Constraction fortfahrende V. 19 noch weniger, als V* 18 und 19 zusammen, von der petrinischen Rede zu trennen. Kann sich aber Petrus über das Ende des Jndas nicht so ausge- drückt haben ; wie er hier thut, so ist auch dieses Ereigniss selbst schwerlich so vorgefallen, wie unsere Stelle berichtet. Die vorliegende Darstellung ist mit der Erzählung des Matthäus vom Tod des Verräthers schlechthin unvereinbar. Nach Matthäus kommt Judas durch Selbstmord um^ nach Lukas durch ein zur Strafe über ihn verhängtes Unglück, nach Jenem endet er durch den

.') Der ersteren Ansicht ist auch Schleiermacher Einleit. io's N. T. 8. 872.

bie Apostelwibl. dl

Strick, nach Diesem duroli einen Fall, nach Jenem wird der Blnt- acker erst nach dem Tode des Jadas von den Priestern fflr dea bekannten Zweck gekauft, nach Diesem wird er von Jadas selbst zu eigenem Besitz am den Verr&therlohn erworben. Dazu kommt die Ipdenkliche Verwandtschaft' onsers Berichts mit dem apokry- phischoi des Papias, and der Umstand, dass die christliche Sago tiieiJs in der allgemeinen VoraasAetzang einer aasgezeichnetep Straft, die den Verrftther ereilt haben masse, theils in den ver- schiedenen alttestamentlichen Stellen , die aaf ihn gedeatet werden konnten, Anlass genug hatte, am die beiden Berichte Aber das Ende des Jadas selbst ohne alle geschichtliche Gmndlage oder auf Qnind der einfachen Thatsache seines frohen Todes aaszabil'- den. Da aber 4iess Alles von Straass^) schon erschöpfend er- örtert ist, 80 w^len wir ans mit diesen Audeatangen bägnttgen, luid nur das mag noch bemerkt werden, dass auch sonst fn der alten Si^e aasgeneicbnete Feinde der christlichen Sache durch rtnen Fall omki^mmen. Ausser dem Magier Simon, welchen das Wort des Petrus ans den LOften herabgestarzt haben soll, heisst es auch von s^em Vorgänger Dositheus in den Clementinen II| 24: ikelvov tov Sifiiavog otaifTOs j ainogneaujv heksvrfjasr. Wie hier die Selbsterhebimg 4er üftretiker, die zqgleich ihr Abfall vom wahren Glauben ist, dureh einen tödtUchen Fall bestraft wird, so «rgeht eine fthnllehe Strafe eher den Verrftther, welcher sich mit dem ruchlos erwvrbenen Besitz gOtlich thun möchte: auf seinem Besit^^thum selbst wird er niedergestflrzt, um in den Ort der Strafe zu faliren. Je leichter sich aber so der Bericht unserer Schrift aber den Tod des Judas auch ohne geschichtlichen Grund erkl&ren lAsst, je zweifelhafter andererseits seine Bichtigkeit und sein pe- trinischer Ursprung dorch die oben bemerkten Umstfinde werden mnss, und je unlftugbarer aus V. 18 und 19 hervorgeht , dass did hier dem Petrus In den Mund gelegten Worte so, wie sie unsere Schrift berichtet, nicht von ihm gesprochen sein können, um sa proUematttcher erscheint die ganjse mit dieser Bede In Verbindung stehende Erzählung von der Apostelwahl, und es darf nur noch der anderweiüge geschichtliche Zusammenhang derselben ivankend werden, um auch ihre Thatsäcblichkelt vollends In Frage zu stellen* -. Dieser Zusammenhang liegt nun rftekwärts in dem Berieht ttber die Himmelftihrt, dessen Pröffahg wir der Bvangefieiftrläk

») L. J. 3. A. %. 128.

^Sj2 ^ Bas Pfingstfest

überlassen mossten, vonväris dagegen in den BreignifiseB des Pfingstfestes, denen wir uns sofort zawenden müssen.

' 2. Das P'fingstfest.

In ^erEnsählang asers sweUea Kipsleki über die Pfiiigslke- gebenheit. ziehen »aerst die im zweMen und dritten Vers betiehte- ten Erselieiiiniigen unsere Aultaiorteamlieit auf sich« Diese fir- seheiningen werden wohl anf Jeden teim ersten Anldioic den «Bin- .4raQk. des Wunderbaren SiervorbriBgen. ^Eyi»eso aipim «Ik tov Mv^avov ^x^ ^ägTceQlifeQo^kijg nvoijg fiialag rtal i^f}Q(aaeif Mkov "sov olxovi o^ ^^^ itadi^ßevot' xori aigid>joav würdig dibiie^ofisrac .fKuiaai^cfr dgel nvq&e^ ineeOme i^ eva itetiarov ixirim. ^Diess sieht unstroit^ nichts weniger t als natürlieh auik Der neueren Exegese jedoch \¥ar das Wunder theUweise anstttasig^ und sie be- mühte sieb^ es durch .natürHehe BrUftrung sdu eatfeBden. flHene selbst nahm eine doppelte Richtung: . sie gab entweder die Thttt- sache als ^nssejren Verfall zu^^ bestritt dageg^ ihren. wttndedMuren vCfaamkter, oder /sie liess den.letzleipen'isteben, verlegte, abte idafir dte Thataache !Mi9;t der Welt der äusseren. WkkHiM^eit in die der rYprstellung, der Vision. Nach der erstem Voraussetzung wit^ der Verfell^ um den es sich kaadelt, mit einem Getvitter^ edcr ^mit .einem iSturm bei: gewütsrsühWangerer Luft in V^blndung ige- atanden? und die feurigst SüuAgen wären Flammini eines an dem yersammlungssaal niederfabrenden .Blitaes> oder elektrüsefae Fun«- jqfPi wie eie sieb ?«Hich sonst zuweilen, bei i^wüieii Luft en Me»- fMhen^ "Thiereii und leblosen Gegenständen entladen. ' AlMni weder 4ie eine noch idie < andere dieser elektrisohen Efscfaeinnnfgea koiMte ae b6.sfihrij0ben wes^den^ wie hi^,. geschieht, Am Yläsaca^ tW^ lasi^ sic^ sebon wegen ilffer unverkennbaren Beziehung äirfi das yXuHiaaiQ AaAeiV nicht unbestimmt von Vlammen ^er Funken er- klären) und auch der Ausdruck verlangt die eigentliche Bedeutung Rieses Wortes: es heisst nicht cJ^et y^Mfifac nv^ogj sondern /iUScT- ^tfi^f. <igel TivQogy das cigd bezieht 'Sich niciht auf die Zun^en- geetalt, sondern auf die feuifge .Substanz dieser Zungen, Zangen aber, wenn, auch feurig Ausseheode^ sind Atwas Anderes^ als* elek- trisobe Funken; dass vollende: solche Funlten. an mner gdnasen Versammlung zum Vorsehein kommen, oder geaatfer, am- alle ein- asetaem MiHlioAi^r einer solebfn.Vbrsammluqg siöh Tcritiellta miid auf sie setzen, oder dass ein Blitz eben dieses thun seilte, ebne auch nur eine dieser Personen zu beschädigen, wird woU Nie->

Das Pflnggtfest 83

«naMd ohne elo Winder denkbar finden. Heinrichs 0 niinmt da- her an, daae die Jflnger^ in dem Gewitter das Herabkbmmen des Cteistes^erMtckendy die mit demselben verbandenen Erscheinnngea ans eigenen Miltein vergrossert und ansgeschmflckt haben, and, liiemit geht diese Form der natOrliehen Erkiärong in die zweite^ anoh von Neander^) zulässig befundene über, womach der ganze Vorgang eine dnreh aasserordentUche Natnrerscheinangen nur ver- anlasste Vision gewesen wäre. Ist aber auch eine derartige Visioa «iner ganzen Versammlang nicht ohne Beispiel , so hat doch nnsfr Verfussor offenbar nicht die Absicht, einen solchen blos innerea Vorgang za seMldeim; wenn er vielmehr das Braasen 2 ganz als ' etwas 'Faktisches behandelt, wenn er ebenso das ixaStae in efgeneM Namen aasspricht, wenn er endlich das BrflQlItwerden mit dem Geiste, das einer Vision schon vorangegangen sein mUsste^ etat aar die Vortheihing der f earigen Zangen folgen lässt , and das Zangenreden mit der Zangenvertheilang in anverkennbarea CSaasalzasammenhang setzt, so lässt er ans keinen Aagenblick dar- 4flber im Zweifel, dass er diese Erscheinangen als etwas äasser- lieh Beales betraehtet wissen will. Wir mttssten daher noch einea «SeHritt weHer gehen and annehmen, dass entweder die Versam- .metten scflbst den inneren Vorgang mit einem äassern verwechselt, oder diss die üeberfieferang, der anser Verfasser folgte, jenen in diesen omgeblldet habe. Im erstem Fall könnte freilich der freist, wdoher die Janger erfüllte, nicht das Tvpevfia ^uijg aXtj^etag gewesen sein, sondern eher ein Geist der Schwärmerei, dessen aefortige wanderbare Wirkangen wir nicht begreifen virürden; im aindera FiA ist es allerdings möglich^ dass anserem Bericht als 9hatsäehliches eine Vision za Grande liegt, ebenso möglich ist nber aoeh, ^ass wir ein ganz anderes Faktam, oder aach gar kein FiAtam vor ans haben , denn eine Ueberlieferang, welche Visionen mit objektiven Vorgängen verwechselt, würde ihren Gegenstand so vollständig entstellen ; dass sie keinen weiteren Ansprach aaf Gültigkeit machen könnte. Diese ganze natürliche Erklärang führt daher nac daza, die Glaabwürdigkeit des vorliegenden Berichts überhaupt in Frage za stellen, and das Thatsächllche des betreN fenden Vorgänge als etwas Problematisches erscheinen ga lassen^

>) tn deiQ Exkurs über uoifre Stelle S. 3l9i

^ Geschichte der Pflanzung und Uitung d. chiisth Kkeliil 4ttrch die kpOiitl 4. A. S. 14.

$4 Das Pfiogstfest

hinsichtlich dessen die Kritik volücoflimea fireie Hanil hat, sieh für die eine oder die andere Ansicht an entscheiden , falls sich<mider- weitige Entscheidnngsgrtnde finden sollten. Sehen wiri oh aas .solche im weiteren Verlauf der Erzfthluog,. hegegnen*.

Es fahrt diess anf die vielbesprochene Frage Qher das yhaatuag Xahiiv,, Diese Erscheinung wurde belcanntUch von der gaaz^n älteren Exegese, so weit unsere Kenntniss derftelben hinauf reiebt, von einem wunderbaren Aeden in Aremden Sprachen verstände*. Die versammelten Christen hätten demnach, in Folge einer wunder- hären Geisteswirkung, auf einmal in versoMedeaen ihiien biafaer unbekannten Sprachen geredet, deren Kennt^ilss. ihnen sofort, wie man in der Regel voraussetzt, zum Behuf, der apestoliadben.Vflrr kündignng geblieben sein soll. Doch findet sioh schon. iVQhe.aach die Vorstellung, der noeh in neuerer Zeit Einzelne i) den Vomg ertheilt haben, dass die JUnger zwar alle in llirer.Mutterspraoh«, der aramäischen, geredet, die ZahOrer dagegen sie in der ihrigen verstanden haben, dass also das Wunder nicht sQwnhl ein. Spreeh- als ein Hörwunder gewesen wäre. Beiderlei Vorstellungen wollte Billroth ^} dahin vereinigen, dass das ylcianais ^^^ ii dem Reden einer Sprache bestanden habe, welche die \"ereehiedenen Elemente der historisch wirklichen Sprachen in sich ' vereinigte, einer Art Elementar- oder Ursprache, aus der sich da;iin jeder der Zuhörer seine besondere Sprache herausgehört, hab^ mllsisite« Oieee Abentheuerlichkeit nun lassen wir billig auf\sjteb bfi[rnh(Wt ffi^lT dann ( wer Lust hat, die Ursprache in den bertthmten Oäften.der Besperiäen^) aufsuchen, wo sie ohne Zweifel, der ]l|^pi9Ch-an-siek % spricht, wenn er dem Gaste vom Obstrsn-sich, anbietet Die Ab- nahme eines HOrwunders wird zwUr dazu beaftt^t, anseni Ver- gang durch die Analogie des thierlsehen Magnetismus d^r gewöhn- lichen Wirklichkeit näher zu bringen^ ^äre aber ;die^jr Gewinn auch weniger zweideutig, als er sich z/^igen wird, so w^en wir

. ^) Ein Ungenannter in der Tübinger Theol. Qaartaisclirift 1828, 433. Schnee kenburger Beiträge zur Einl. in*s N.T. S. 84. Vgl. dazu, was Neander 3* 16 aus Greg. Naz. Or. 44. S. 715 anführt. In der Schrift über de^ Zweck der Apg. S. 201 f. iSsst es Schneckenburger unentschieden, ob der Verfasser an ein HOr- oder Sprechwunder gedacht wissen wolle, und ebensowenig Usst er sich hier auf die Frage über den objektiven Thatbestand ein.

^ Commentar zu den Korintheri»riefen S. 177 ff. >

/ 3).sti:aü88, 61atd»en8l ll, 222. I, 246.

Das Pfingslfest. g5

doch im vorliegienden Fall darch unseru Text genöthigt, darauf za verzichten; denn wenn es In diesem geradezu heisst: rJQ^cevro laietv hsQaig yhoaaäig, xa9tüg to nvevfxa edidov aCrotg ano^" -diyyea&ai, so kann die Meinung des Berichterstatters nnmOglich die si^in, dass die Sprechenden dicht krsQaig, sondern raig avraXg yhjiaaaig geredet haben, wie sonst, und nur die Hörenden sie hv ltiQ(xigyk(jü0amg verstanden, yaOtlg ^to nvev/aa ididov aCroTg dxo^ecv. Es bliebe daher von hier aus nur übrig, dem Erzäh- ler eine' unrichtige Auffassung des Vorgangs schuld %n geben, eine Annahme, zu der wir um so weniger Grund haben, je wel- bigei' fttr seine Denkbarkeit dadurch gewonnen wird; denn weit entferht, die Bache begreiflich zu machen, führt diese Erklärung nur iibcfa die weitere Schwierigkeit mit sich, dass die Erfüllung der Jünger mit dem Geist eine wunderbare Wirkung auf das Auf- jfassdngs vermögen des Volkes gehabt hätte, das nicht vom Geist erfüllt Varl

Halten wir uns i^un an die gewöhnliche supranaturallsUsche Auffassting unserer Erzählung", der zufolge die versammelten Chri- sten wirklich In fremden Sprachen geredet haben mOssten^ die ihnen fi^her nicht .bekannt waren, so sind es freilich keine gerin- gen Schwierigkeiten, von denen diese Vorstellung gedrückt wird« Diese Sehwierigkeiteii liegen theils in ihr selbst, theils entstehen 816 bei der Vergletehung des Zungenredens, von dem uns Paulus im ersten KorIntherbrief Kunde giebt. Fassen wir unsern Vorgang zunächst für sich in^s Auge^ so konnte die plötzliche Mittheilung der Fertigkeit; in fk'eniiden Sprachen zu reden ^ nur als das abso- lute Wujfider betraobtet werden. Die Annahme eines solchen Wun- ders widerspricht aber einer richtigen Ansieht von der göttli- chen Wirksamkeit unfd von dem Verhältniss Gottes zur Welt, und in unserem FalL im Besondern einer richtigen Ansicht vom Weisen des menschlichen Geistes. Die Zusammensetzung und die Eigen- schaften eines Körpers können durch äussere Einwirkung verändert werden, aber geistige Fertigkeiten entstehen nur durch Selbstthä- tigkeit, durch Üebung, und eben das ist es, wodurch sich der Geist vom Stoff unterscheidet, dass er flrei ist, dass nichts in ihm, Ist , was er nicht selbstthätig In sich gesetzt hat. Die äusserliche und momentane Elngiessung einer geistigen Fertigkeit ist eine sich selbst aufbebende Vorstellung. Oder wenn man nnberechtigterwelse an diesem dogmatideiieli' Grund Anstoss nehmen sollte: dass ein derartiges Wunder wirklich geschehen sei, widerspricht der Analogie

86 Bas Pßngstfest.

aller beglftobigten ErfAbrong, dnss es voo ^intm Biiuselnen odair von der SageJlngirt sei, entspricht ihr, wena duher der Ge-r schiohtschreiber nor zwischen diesen beiden Fällen die Wahl bat; 00 mnss er sich nach Gesetzen historischer Wahrscheinlichkeit nn^ ter allen Umständen unbedingt für den zweiten entscheiden. Er mttsste diess, selbst wenn ein Aagenzeage des angeblichen Wan- ders vor ihm stände, er muss es nm sq mehr, wenn er es mit einer Darstellnng za thnn hat, die erweislich von keinem Augen- zeugen herrührend, möglicherweise nm einige Mensehenalter von dem fraglichen ipireigniss abliegt i). Dieses Bedenken wird dar durch in der That nicht beseitigt, dass man uns mit OUhausen Cz. d. St.) und Bänmlein^3 auf die sehen erwähnte Analogie magnetischer Zustände verweist^ in denen es gleichfalls. vorge<- kommen sein soll, dass Somnambulen eine Sprache redeten^ di^ nur d^nen bekannt war, mit welchen sie in Rapport standen. Denn wäre auch diese angebliche Thatsache ebenso glaubwürdig and beglaubigt, als sie beides nicht ist, so würde doch daraus nicht das Geringste fQr einen Fall folgon, in dem weder an Somnam^ boliamus noch an magnetischen Rapport zu denken ist^ davon^

^ In dem Obigen liegt zuc^eieh die AntTrort a«f die dftn^hOrt« BebanptvBg, das» es unerUiibt m1, eine EnObloo^ blos um ibres «underbareir.Gbanil^is wiBea zuyerwerfen. Die UnmiDgUchkeitundUngiaublicbkeit des Won^ers gebort gerade ebenao« gut zu den Voraussetzungen jeder historischen Kritik, wie aUe andern innern Merkmale, nach denen sich diese bei der Entscheidung über den Tbatbestaqd zu nebten bat, so gut, wie z. B. die Unmöglichkeit, dass widersprechende I^äcbiicbten zugleich wahr tmn kOnnea u. a. w., und wer jene nicht zugiebt, der wird sich, wie diess die tS|}ieh6 Erfalurung bestftt^t, auch ^men mit leichter Mibe zu. entxiebea wisten; Auf jedem andem Gebiete der Geschi^^oracbung wird diess unbedenkUcb zugi^- ben, warum es auf dem der biblischen Gespbichte andere sein sollte, lässt sich Dicht abseben. Jedenfalls läge die Beweislasi hier denen ob, welche für dieses Gebiet ganz eigenfh^mÜche, von allem sbbstr A^nerkaiinten abweichende Gesetze in Aasproch nehmen, nicht denen, welche auch hiefiai^r iJh*Hi den aHgttne!neß'(htmd- sfttzea der bistoriacben Kritik Terfabren. Der Beweis n^ä^.iaber .wdU idhneedklr geführty und die ganze Phalanx von Gründen wird schwerlie^ fpt^kiiilftet werden; mit denen Ton Spinoza und. Hume bis auf Strauss herab die MOgUcb^eit und Er-^ kennbarkeit des Wunders bestritten worden ist. Bis dabin aber sind wir in unse- rem Rechte, wenn wir die Undenkbarkeit des Wunders voraussetzen, und auch in dier folgenden Untersuchung o^ine weitere Bemerkm)g dieser Vonrassettung gemäss verfahren.

^ In seiner Abhandlung fi^er das yX. Mtür in- den Studien ^ d(^ ev. Geistp. llcbkett Würtembergs VI, 2, 11$. , .,

Das Pfingstfes't. Si

dldlit aU Mded, dass die Mng^ nabh V. 4. tn fremdem SBaogett »1 8|itieoli6tf attfleoi^elt, iiodb ehe das Telk da war, mit dem sie angeblSali In Rappert ständen ^). Dagegen tritt die ganze Cndenk^ bnMR des vonntAsetzlielren Wunders ncjr nm so heller fai*s Lleh^ vrenn wir trägen y für welchen Zweck denn eine so heispiellose fll^erreissiing der natflrileiien Gesetze nOthig war? Die ältere neo-i logie Ist der Meinung, die j^postd' haben die Sprachengabe er-* haltstt, iim durch (Reselbe zur allgemeinen yerlrtkndfgung des Evan- geliums liefUSgt zu werden. Aber fttr'i^ Brste waren unter den Tersammeit^n am Pfingstfest um des Hauptmanii|>i Cernellas o. 10^ xtod dd^ JohannesJfingeV e. 19 nicht zu erwftlinen ohne 0welM die- VlTenigsten* im Fall, von dieser BefUiigung jeinalii in Ihrem Leben. Gebrauch zu machen, selbig wenn man bei den icftovreg e. 2, 1 nur an die Apostel, tnd nicht vielmehr an die stamUHfeli^n e. 1, 14 Brwähnten denken wollte^ wie man doch' nach- ebeh" dieser (Stelle zu thun kaum umhin kann; denn auch von den Aposteln scheinen die Meisten keine weiteren MIsslonsrel-' sen gemacht zu haben. Aber auch die, wdche diess thaten, be- darftendazu zweitens -^durchaus nicht aller derSpradien, welche unser T. 9 11 aufzählt, sondern es Hess sich mit dem Mechlschen und Aramillschen, den beiden palästinensischen Lan- deissprachen, die Ihnen schon vorher bekannt seinmussten, damals fast äbeiiÄ auskommen. Drittens endlich giebt auch die Ge-«' schichte' kelnl einzigesjtefspiel von der Anwendung der Spi'achen-* gäbe für den Zweck der evangelischen Verkflndigung, sondern statt dessen ausdrdcklich mehrere Belege far das Gegenthell an die Hand: aus Apg. 14, 11 tl. geht hervor, .dass Paulus nicht lykaenlsch verstand , obwohl er naoh 1 Kor. 14, 18 im Zongen<« reden staik war, und von Petrus berichtet eine tvalte üeberlfefeJ rong^>, dass er sich des Markus als DoUmetscbers bedient habe.

^ Bassefte gilt anch tod der Erldärung, welche ^em Sprechwunder dn Hör- wunder snbstitairt , um nun dieses aus dem Somnambulismus zu erläutehi; ausser- dem wOrde aber diese EiMärang zu der seltsamen VorsteHung hinführen, dass die" ans Netigier zusammengclinftene Menge auf einmal in lauter Somnambulen verwan-' delt worden sein iMtesrte.

*) Pepias b. Bus. K. G. HI, 39, 7. Iren. 111, 1. u. A. s. de Wette E;nl. in*8 N. T. 9. 99. GegeS die Behauptung, dass Kfailcus nur als 'Erklärer,, picht ids Bolttets«bet W Pethis der ^^itp^ed^ desselben heisse, s; NeaAder a. •*" 0. s/te.'-" .■■'"''■:• -• .. ' •-

^g Das Pfingstfest

In ErwAgoog dieser Schwierigkeiieii geben Manche dem Wonder, auf einen epecieUen Zweck desselben veraiehtend, wtt die ali- |remeine Bedeutung, die apostolische VerkOndigapg beglaubi- gen 0, nnd sie erbalten dadurch^ wie es scheint, den VoMheO, Btatt der habituellen eine blos momentane Mittheilung der Sprach- fertigkeit an die Jünger annehmen zu mttssen. Ob diess jedoch ein wirklicher Gewinn ist, wAre erst noch die Frage, denn die magische Unterbrechung des geistigen Lebens in den Betheiligten bleibt auch in diesem Fall, und die Wiederaulhebung dieser Un- terbrechung und der durch sie mitgetheilten Sprachfertigkeit kOmüe nur ebenso magisch und mechanisch vor sich gegangen sein; was aber seine Abzweckung anbelangt, so würde das Wondi»r, bei dieser Auffassung, statt einen vernünftigen und gotteswflrdigen Zweck in sich selbst zu haben, zu einer Sache der blossen Osten-* tation, zu einem Spektakelstock, an dessen Stelle- auch jede be- liebige anjlere Aufsehen erregende Erscheinung hfttte. treten ken- nen« LAsst sich nun dieses noch .-wenige oinnehmen*, als die nprachliche Ausrüstung der Apostel für ihr Amt, so bliebe nur übrig, die Sprachengabe, abgesehen von jeder Zweckbeaiehnng, mit Olshausen und Andern^) für eine natttrliche Folge und Aeusserung der GeistesmittheiluDg,'für ein. natu rgem Asses Symbol von der einigenden Kraft des heil. Geistes, zu erklAren. Dann aüsste aber vor Allem ein Znsammenhang jener Wirkung mit dieser Ursache nachgewiesen, oder doch irgendwie denkbar ge- macht werden; so lange dieses theils gar nicht; tbells nur mit nichtssagenden Phrasen geschehen ist^); werden wir nicht umhin

^) So Ernesti u. A. s. Kuioöl Comm. S. 45 f., io gewisseni Sinn auch Bäamiein a. a. 0. S. 116.

^ Bäumlein S. 117. Rossteuscber die Gabe der Sprachen ^.im apo&to* lischen Zeitalter S. 27 ff. Baum garten die Apostelgesch. I, 48 ff.

^ Zu welchem Grade der Verwirrung diese Phraseologie fortgeht, zeigt der Schluss Ton Baum garten S. 53: Wie die Pflngstbrode die ganze Emdte reprS- Centiren, und wie Israel am Sinai alle kommenden Geschlechter reprSsentirt hat, fo ist die Piingstgemeinde „die Repräsentation aller zukünftigen Zeiten der Kirche.*' „Wenn nun die einzelnen Glieder dieser Versammlung in der Tbat und Wahrheit eine solche Bedeutung und Stellung besitzen, wird die .Logik etwas dagegen ein- wenden können, dass sie auch also erscheinen?** Gegen diesen allgemeinen Satz gewiss nicht, um so sicherer aber gegen die Anwendung, die hier daTon gemacht wird. Was fch blos repräsentire , das bin ich nicht, dessen Eigenschaften können mir daher zwar ideell, in der Vorstellong, beigelegt werden, aber sie kommen mir darum noch nicht in der Wirklichkeit zu. Der Repräsentant eines Fürsten ist.aicht im

Dag Pflngstfest. 89

können^ ztt schliesseo: da in keinem andern fall weder die reli- giöse, noch die sonstige Geistesgemeinscliaft onter solclien, die versohiödene Sprachen reden ^ eine gegenseitige MittheUong ihrer Sprachkenntnisse zur Folge hat, so kann sie auch am Püngstfest diese Folge, wenigstens natttriioher Weise, nicht gehabt haben»

Keine geringe Verstftrknng erhalten diese Bedenken, wenn wir fQr unsere Brzfihinng auch noch die Aeusserungen des Apo- stels Panlns Ober das Zongenreden in der korinthischen Gemeinde zur Vergleichnng beiziehen. Ohne noch positiv zn bestimmen, was dieses korinthische Zangenreden seinem Wesen und seiner ftassem Erscheinung nach war, können wu* doch auch jetzt schon mir aller Sicherheit sagen, was es nicht war, nfimlich kein Be- den in fremden Sprachen. Diess geht ans der Art ond Weise, wie sich der Apostel dartlber ünssert, ganz nnzweidentlg hervor. Nicht allein, dass er mit keinem Wort auf jene Beschaffenheit der Glossolaüe hindeutet, mehr als Eine seiner Aeusserungen schliesst sie auch positiv aus. C. 14, 18 f. erlftutert er den Satz, dass die Caossoialie in der Gemeindeversammlung ohne Auslegung kei- nen Sinn habe, durch das Beispiel 0 : Gleichwie mir der, welcher eine fremde Sprache redet, unverständlich ist, wenn ich seine Sprache nicht kenne , so ist die Glussolalie ohne Erklilrang unver- ständlich. Diese Erläuterung setzt offenbar voraus , dass die Glos- solalie nicht selbst schon ein Reden in fremden Sprachen ist. Ans demselben Capitel V. 13. 27 f. sehen wir, dass der Zangenre- dende nicht immer, ja fast scheint es, dass er in der Regel nicht im Stand war, seine Aeusserungen auch auszulegen. Wie lässt sieh diess denken , wenn das Zungenreden in dem Gebrauch einer firemden Sprache bestand? Mag es auch hie und da vorkommen^ dass einem Einzelnen eine Aremde Sprache geläufiger ist, als seine Muttersprache, so kann diess doch nicht der gewöhnliche Fall gewesen sein, am Wenigsten in einer griechischen Haupt- und Handelsstadt, wie Korinth, wo es an der Fähigkeit des griechi-

Besltz der ffirstliclien Maclit, und wer einen Araber oder Chinesen darstellt, kann dämm noch nielU arabiscli und diinetisch. Man mttsste schticbtern sein, etwas 80 beleidigend Klarea tlbeibaupt .nocb zu sagen , wenn uns nicht die modernste „Gläubigkeit" längst, gezeigt hätte,, dass i)ur genjie das am HäufipteQ entgeht, was dem gesunden Menschenverstand zunächst liegt. .^

>} Nor als solches nämlich, nicht wie Bäumlein a. a. 0. S. 92 f. will, als AufstellnDg und Anwendung eines allgemeinen Satzes lässt sich Y. 10 f. fassen.

90 ^^^ PfmgitfesL

Bohen Aiuidracks g;ewiss dem Idqiiiston Theil fehlte.. Weiter, w* bellt aus c. 14^ 5. 18 f. 28, dasa Papilla daa Zaoge)irfi^a| von dem er aus eigener Erfahmng spracht, der peraOidichai» Erbaomig djsa Redendeu forderlich faud ; inwiefern es aber für irgeiMl Jemand erbaulicher sein sollte, seine religi<^en Gefable. in einer fir^mdtn, ihm wohl gar selbst nicht recht yerstAndliohen Sprache wassudrO- cken, als in seiner eigenen, Iftsat sich nicht absehen. \|irie aallteo wir ans endlich die von Paulas gerflgten Missbrftaehe ju| d^ ka* rinthischen Gemeinde bei dieser j(kufft^8Xkng der GlosB^lalie erklä- ren? Das wunderbare Reden in unbekannten Sprachen set^t doch eine specielle Wirksamkeit des b. Geistes wfthrapd^ i^ Spr«ebemi voraus. Wie kann, aber der h. Gei4 Einzelne zim Sprechen in-» spirirt haben, wenn diess nicht am platte war? Oder ^lleo wir. uns die Sache so vorstellen, dasfi die SpKac|iaoga)ie den Betref«^ feaden als eine nach Belieben 9f gehri|i|cl)ende. oder za missbraur^ chende Fertigkeit ein t^ allemu^ vejiiel^ warde, ii^tß 4aher zo ihrer Aeusserung keine besondere Whrkofg des b. Geistps mehr nothig war? Dann möchte man zusehen, wie man sieh dlea«R Erfolg ohne dat^ Aeusserste von magischeip Wundergtaiil^n vor^ stellen sollte, eine Geisteswirkuqg, dia doch im besontferwi Ball ohne Zuthun des Geistes erfolgte, eine wiUkahriiGh mii^uweiidende Fertigkeit, die doch weder naiOrlioh noch priemt -wrice! Lftstfk sieh nun auch dieses nicht denken, so masste man nur awehmen , dasa das Reden in fremden Sprachen da, wo es niclit zuv Erbauni^^ diente, nicht das wunderbarij^, vom b. Gei^ gewirkte, aondern eine betrdgerische Ostentation gewesen sei. Würde . dmm nber wohl Paulus so mild, wie er 1 Kon thui, über c^nen aokhen Un- fug gesprochen haben? Hätte er nieht zwischen dam wirklieh geistgewirkten und dem. blos erheuchelten Znugenredfin- unteirschei- den, Kennzeichen des wahren Wunders aufst^Uen^ g^gtif^ dir falschen Propheten mit derselben SchArfe, wie Apg. ^ i9 gecfn^ einen Zauberer Blymas, auftreten mOssen? So wie der Apeatel redet, sieht man deutlich, er- befrachtet das^ Zungenreden auch dann noch, wenn es am unrechten Ort getibt wird, als ein wirk- liches Erzeugniüs des h. Geistes; diess kann es aber nur dann sein, wenn es nicht eine so ganz einzige, sohleehthin nbemalor- liehe VrscheinuBg ist , wie das wunderbare Redenr in unbekannten Sprachen; eine solche hätte überaH, wo sie wirklieb vorhanden war, rein vom göttlichen Ge^t hervorgebracht seia müssen, bei

Das Pfiogstfest. Ql

ihr i¥äre daher nur Eines von beiden denkbar gewesen: ein durch- aus richtiger Gebrauch, oder ein heuchlerischer Missbranch.

War nun das korinthische Zangenreden kein Reden in frem- den Sprachen, will man aber ein solches nichtsdestoweniger itlr das erste Pflngstfest festhalten,, so käme man anf die Annahme, dass sich beide Erscheinungen gerade in diesem Punkt wesentlich unterschieden haben; sofern aber doch auch wieder ihre Gleich- artigkeit schon um des gemeinsamen Namens willen zagegebe.n werden muss, müsste man beide als verschiedene Arten innerhalb derselben Gattung auffassen. In diesem Sinn bemerkt Olshau- 8 e n ^3 es seieil bei dem yhiacaig Xccleiv verschiedene Stufen und Arten zu unterscheiden. Der allgemeine Charakter dieses Charisma habe nur in einem erhöhten, ekstatischen Reden bestanden, in einzelnen Fällen jedoch, wenn auch vielleicht sehr selten, habe es sich bis zum Reden in fremden Sprachen gesteigert; und da nun diess namentlich gleich am Pflngstfest der Fall war, so habe es daher den Namen yXcioaaig kakelv erhalten , der ihm dann auch für die Fälle blieb, in denen es sich nicht in derselben Form be- thätigte. Aber möchte man es sich vielleicht auch erklären kön- nen, dass zwei so. verschiedenartige Erscheinungen unter dem gleichen Namen des Zui^enredens zusammengefasst wOrden, so- fern doch bei beiden ein wunderbares Reden in einer fremden Sprache stattfände, so bleibt es doch höchst auffallend, dasa bei dem häufigen Vorkommen der Glossolalie in der korinthischen Ge- meinde von j^ner angeblich höchsten Form derselben, von dem ZtODgenreden im engeren Sinn, sich keine Spur findet, wogegen die Apg. nicht blos ttber den zweiten von ihr berichteten Fall des Zungenredens (10, 46 f. 11, 15 f.) ausdrticklich bemerkt, dass sich der Geist hier in derselben Weise geäussert habe, wie am Pflngstfest, sondern auch in dem noch, tlbrigen dritten, c. 19, 6, nach der Analogie zu schliessen, ohne Zweifel gleichfalls an. nichts Anderes gedacht wissen will ^). Diesem zufolge müssteu in der einen der beiden Darstellungen, um deren. Verhältniss es sich handelt, alle Fälle von Glossolalie auf der höchsten Stufe dieser Erscheinung stehen, in der anderen keiner. Ist es nicht offenbar, dasj^ dieses Brgebniss nicht aus den betreffenden Schrif-

^ Stad. n..Krit^ 1829, 3, 545. 1831, 3, 568 ff. Commeotar z. u. St- >) Was g^gen diese Auilassuqg der angefahrten Stellen eingevan4t wird, können, wir hier nicht eingehejider berücksichtigen* ^

92 Das Püngslfest.

ten als solchen hervorgeht, sondern nqr ein Erzeagniss der Ver« legenhelt ist, in die man kommt, wenn man beide vereinigen will? Die Apg. für sich genommen würde durch ihre Beschreibung de/s Zungenredens ebenso «ausschliesslich auf das Reden in fremden Sprachen hinführen, als der Korintherbrief durch die seinige auf etwas Anderes; nur der Exeget ist es, welcher voraussetzt, dass beide im Grunde die gleiche Erscheinung schildern wollen, wie- wohl sie in der Wirklichkeit zwei wesentlich verschiedene Erschei- nungen schildern. Fragen wir endlich nach der Möglichkeit der Sache^ so müssen wir, abgesehen von allem Andern, schon daran Anstoss nehmen, dass dieselbe Kraft der christlichen Begeisterung, welche für gewöhnlich nur ein ekstatisches Heden in einer dem Redenden bekannten Sprache hervorbrachte, zu einem höheren Grade gesteigert etwas der Art nach bievon Verschiedenes, ein Reden in unbekannten Sprachen, hervorgebracht haben soll. Bei- des steht doch auch nicht im geringsten Zusammenhang, und wie gesteigert man sich eine religiöse Ekstase denken mag^ so lässt sich in keiner Weise absehen , wie diese Steigerung des religiösen Gefühls eine sprachliche Fertigkeit mitlheilen sollte. Es heisst sich die Widerlegung dieser Einwürfe allzu, leicht machen,, wenn etwa mit Rosstcuscher ^) gesagt wird^ es habe nun eben ein- mal diese beiden Arten der Glossolalie gegtben, das Reden in fremden Sprachen, und das Reden in einer schlechthin unverständ- lichen , mit keiner menschlichen Mundart zu vergleichenden Sprache, die Menschen- und die Engelzungen (1 Cor. 13, 1}^), das Ge-r meinsame in beiden sei nur, dass beide von einer überschwängli- chen göttlichen Inspiration herrühren, und sich ausschliesslich auf den eigenen Verkehr des Sprechenden mit Gott beziehen. Bei die- ser Ansicht ist freilich jede Frage nach der Denkbarkeit der Sache zum Voraus durch die Behauptung ihrer absoluten. Ilebernatürlich- keit abgeschnitten, nur um so greller tritt aber auch ^ das Aben- thenerliche eines Wunderglaubens hervor, den die Vorstellung nichts kostet, dass der heil. Geist seinen Werkzeugen, ohne allen ersinnlir chen vernünftigen Zweck, bald Fremdsprachen, die sie selbst nicht verstanden, bald gar eine Engelssprache, die. den Rednern und den

*) A. a. 0. S. 80 ff., wohl nach Thiersch, der in seiner Gesch. d. christl. Kirche im AUertbum I, 67 f. die gleiche Ansicht äussert.

') Wobei aber doch R. S. 85 so billig ist, nicht weiter in unters'acben , „ob die Enget den Herrn im Himmel wirklich' in einer solchen Sprache anbeten, und ob die Glossenredner wirklich derselben himmlischen Sprache sich bedient haben/*

Das Pfingstfest. 93

ZabOrern gleich unvergtändlich sein miuste, in den Mond .gelegt hfttte^ und es erneuert fsieh'von hier namentlich aach das. Bedenken, dass eine so unbedingte Inspiration die Unordnungen im Gebraoch der Glossolalie nothwendig aosgeschlossen haben m(U»te. Der geschichtliche Tbatbestaad giebt uns aber Oberhaupt kein Beeht xa derartigen Annahmen. Was uns als ein Gegebenes vorliegt, ist nicht die Thatsache des doppelten Zungenredens selbst, sondeni nur das Vorhandensein zweier Darstellungen, von denen di^ ei^e unter der Glossolalie einen ekstatischen Vortrag versteht, bei dem aber keine Fremdsprach^en gebraucht wurden, die andere ein wunr derbares Reden In A'emden Volkssprachen. Diese beiden Darstel- lungen verhalten sich femer so zu einander, dasa wir zwar von' der einen unzweifelhaft wissen, ihr Urheber sei mit der Erschei- nung, die er beschreibt, aus eigener Erfahrung bekannt gewesen, von der andern dagegen eben diess nicht wiasen ; und daas nur jene einen denkbaren , diese einen schlechthin undenkbaren Vor- gang schildert« Unter solchen Umständen können wir nach allen Grundsätzen der Geschichtsforschung i^ur urtheilen. Mos die erste von diesen Darstellungen sei richtig, die zweite dagegen sei, so weit sie von jener abweicht, im Unrecht

Sollen wir nun aber desshalb die bisher befolgte Auffassung der litkanischen Erzählung verlassen und uns einer natdrliehen Erklärung derselben in die Arme werfen? Eine solche ist bekannt- lich auf zweierlei Weise versucht worden: man nahm entweder an, dass am Pfingstfest zwar in fremden Sprachen gesprochen wurde,. wie unser Bericht sagt, dass diess aber kein wunderbares Reden war, oder andererseits, dass sich die Redenden gar keiner fremden Sprachen bedienten, dass aber auch unser Bericht nichts davon sage. Die erste von diesen Erklärungen schllesst sieh un- mittelbar an die Darstellung der Apg. an^ die zweite an die des Korintherbriefs. Diejenige, in welche die supranaturalistische AuF- fassung dea Pfingatwunders zunächst ttbergehen musste, war die erste: das Faktische unserer Erzählung, das Reden der Christen in h*emden S|^rachen, blieb stehen, nur über den Grund dieser Erscheinung erlaubte man sich anders zu urtheilen, als der Ver- fasser der Apostelgeschichte und seine supranaluralUitischen Aus- leger. Diese Erklärung ist es daher, welcher die rationalistischen Theologen älteren St jls vonsugsweise zugethan slnd^; unter den

1) Vgl. Kuinöl S. 46 ffMind 4ie von ihm Afl^eführten. Scbrader, der Ap. Paulus IV, 185-

94 Das PflngBtfest.

Neueren wMe sie von Fritz sehe und Hase, doch nur mit be- dentenden fiinschränkangen, gntgeheiesen. ^) Das Geschichtliche an unserem Erefgniss wäre nach dieser firldfirangf Folgendes. Die junge Christengemeinde, ans Juden von verschiedenen Natio- nen bestellend^ war am Pflngstfest in religiöser Andacht versam- melt, als ein Windstoss oder sonst ein Naturereigniss, von den Versammelten als Herabkommen des Geistes gedeatet, sie plötz- lich in die lebhafteste Begeisterung versetzte; in dieser Stirn mvDg^ fehlten sie sich durch die jOdische Sitte, blos in der heiligen ebräisehen Sprache zu beten, nicht mehr gebunden, sondern lies- sen Ihrer Begeisterung durch Reden in ihren Muttersprachen freien Lauf. So MTäre dann freilich Alles höchst natttrlich zugegangen, und das AnstOssige des Sprachenwunders wäre gründlich besei- tigt. Um 80 anstossiger erscheint dagegen unter dieser Voraus- setzung die Verwunderung der ZuhOrer Ober einen .so gar nicht wunderbaren Vorfall. Man bezieht diese theils darauf^ dass sich die versammelten Christen nicht blos überhaupt fremder Spra- chen bedient, sondern aueh religiöse Vorträge in diesen profa- nen Sprachen gehalten haben; theils hat man angenommen, die- selben seien* irrthOmlicherweise von den ZuhOrem für lauter ge- borene Galilfter gehalten, und in dieser Meinung sei ihre Kennt- niss jener Sprachen auffallend gefunden worden. Ist aber die erstere Brklärung schon desshalb zu verwerfen, weil es sich dttfvhaus nlcirt wahrscheinlich machen Iflsst, dass die Juden, auch »die «trenger denkenden (diess soll evhxßus V. 5 heissen) fOr alle religMse Vortrage, und nicht blos fdr die liturgischen Ge- betsformein in den Synagogen^ die ebräische Sprache verlangten^), so wird sie auch durch die klaren Textesworte ausgeschlossen;

*) Fritzscfae zu. Marc. 16, 17, vgl. besonders S. 733. Hase in Winers leitflRhrift, 2ter Bd. Sehr bebntsam äassert sieh dieser Gelehrte in seiner Kir- chcngesohichte 6. A. S. 24 aber die Pfingstbegebenheit dahin: ^Bei der Crtthfeier des Pfingstiestes nach der AufersUhnng füUtea sich die jangcr, onf Aolass einer ausserordentlichen Naturbegebenheit, Ton einer Begeisterung ergriffen , die als ein von aussen und oben {kommendes ErfüUtwerden vom göttlichen Geiste angosehen, sich zunächst in begeisterten , fiberschwenglichen Redeweisen äusserte , ein Reden in Zangen, welehes ... am Pfiogstfeste nach der unanschaolichen Darstellung des Lukas zugleich ein Reden in einigen fremdtn ßprachen war, welches Letztere je- doch in der apostolisclien Kirche nicht als das EigenthtUnliche der Gn^dengibe an- gesehen wurde, und nicht weiter vorkommt."

>) S. de Wette, z. d. St Bleek Ober die Gabe des yl iaX. Stad. tt.Krit. 1829, 30 f.

Das Pfiogslfest. 95 ,

l denn naoii V. 7 f. wandert tleli %m Volk nicht dnrfifcer, dass

feligiose Gegdulftniia in «Iner {NPofan^ g^ache besprodien wer- den, aoadtm ilarfl^er, dase ans dem "Monde von OaMieni alle mOfliahoii -aiMrwAvtifea Sprachen g^Ort werden. Dm Fothlxuot •her ate S^temanie :£fr. ühriiiten zn «ehmen, eder den Nehenhe- gjMt an gebildete C^alilAer (ton denen man eine solche Kohn- faeit ttioht erwailMi solKe} hiaein^alegen , vei^ieiet ansser allem Andern schön der Oegensata swHichen den hxKovrtBQ rahlcSoi nn^ der idla didlextog der Znhorer, da dieser ehen nnr ihre SpracMrdnnWss als «Gegenstand des Sfaonens hervorheht» Bezieht sich aber die Verwanderang dts Velfrs dben hiemnf , anf die an-* erwarteten Spmeiikenntnläse gsehorener MlUAer, so ist es seltsam, sie a«f einem blossen imbam berateen za lassen, denn wie hätte das 'Volk «daaa hommeh sollen, dfi» «precbenden fOr Galilaer zn baltsn, wenn M ilrii*«1cht wtrMich als sdMie bekannt waren? Wenn man in einer Stadt 9 in der Fremde aas allen 'Wdtgegen- den ZMammenntromett, fremde SpratMen vernimmt, so kann doch der irilahsle 6edliailie'ge\Hss dar der sein, dass man hier \iirklich AashUider verVKlch habe; wer anf der Leipziger Messe von ün- kelmnnten persici^h and armeniiich reden h4Hrt, dessen Erstes Ist ' KowrlMdg nieht ^' Verwanderang darttSer, dass geborene Leip-* dger fereisch and «armenisch sprechen. VHe kindisch wäre es tbenHess ^on anserem Verfasser, wenn die ganze Verwandemng des VolIM atftf ehitfr Tänsehong bernhte, dieses nicht blos nicht anaadeoteti , sondern dnfch seine ganze Darstellong die Tftoschang, «0 Yiel M ihm läge, fortzasetzenr! Wenn femer V. 9 lt. nicht » weniger als i6 Natienen namhaft gemacht werden, ^ am Pflngst- fest lltre Matt^riiprachen vetnmninen haben, sollen wir ans ver- stellen, dass sich Leate aus allen diesen Volkern, Parther, Meder ondElamiter in dem ersten kleinen Christenverein befanden haben? 2a welchen Unwahrschehilichkeiten führt endlich nicht diese Er-* klftmng, wenn wir sie anf das Zangenreden des ersten Korin- tlierbriefs anwenden ! Was hätte es denn Aaffallmides oder Un- verständliches gehabt, wenn in Korinth beim Gottesdienst statt der ebräiscken Sprache, die den meisten Gemeindegliedem fremd war, die griechische gebrancht ^oirdef Wie konnte Paulas diesen Ge- brauch beschränken, wie vollends für den griechisch Redenden unter Griechen elfien Ansager verlangen? Oder wenn das yX. ^hlv darin bestanden haben soll, dass sich anwesende Fremde ^hrer Landesspraeh^ bedbmitett) wie kennte dleas nls «in beson-

;>•

90 1>M PfiofiCfest.

ilerM xoifUiiia beinehtet, wk dMi /Ju iiziUty dai JlaiUty ^ia TOt; n^ iimI dM Tiqwpfiievuv tmkgtgtmgpu^taX^ wie Oett fttr die Gabe desfelbea tob Pasliui, der deck wohl eeiner Priveterkeu- «ng weder perciich noch keppedoeiech geeproehea haben wird, geprieaeii werdea? Wie war aelbel der Miasbnuich des Chariama «Oflich, maa roOeate deaa eine Ten de« Apoalei gana anders na rügende OetenUtion mit Spraebkenatniasen annelunen wellen? 0 Aber vom Gebraneh Arenider Sprachen iaC ja bei Paalns flberhanpt nicht die Rede.

Eben hieran halten aieh nun diejenigen, welciie das Beden in fremden Sprachen ans dem Begriff des yhaaaaig laläv ans- •cblieMen, nnd darin nnr überhaupt eine eigenthUmliche Aeosse- rungsform des erregten religiösen Gefabls sehen, mögen sie nun dieses Eigentbllmliche mehr in der ftnsseren Form des Vorürags Sachen, oder in dem sich darin kandgebenden Geiste, mögen sie es femer im erstem Fali mit Wioaelar^) als ein Beten in leisen, kaum veraehoilichen Laaten beschreiben, oder usqr^kehrt mit D. Schulz 3j als ein Jauchzen und Lebsingen, Hallelajag»- scbrei nnd Frohlocken, oder mit BleekO ^l* ^^ Reden in ael- tenen, dunkeln und hoohpoetischen Ansdrticken, und mOgen sie im andern unbestimmter mit SteudeP) von wnem hoch und warm begeisterten Aussprechen der Gefohle reden, oder bestimmter mit Neander^} voa dem höchsten Grad der Begeisterung, wo das vermittelnde Deaken besonders zurücktrat, der Ekstase, mögen sie endlich den Ausdruck ylciaar] oder yhiaaaig kakuv erklä- ren: nur mit der Zunge reden, nicht in lauten, verstfindlichea Worten Ol oder: in Glossen, veralteten, ungewöhnlichen Ausdrü- cken reden ^3 9 oder: Jn neuen Zungen (einer neuen Sprache)

») Wie Fiitzflche a. a. 0. S. 736. 738.

2) Stud. und Krit. 1838, 3, 733 nach Ba/dili und Eichhorn.

^) Die Geistesgaben der ersten Christen S. 140 f.

*) Slud. u. Krit. 1829, 1, 32 ff.

^) Tabinger Zeilschr. 1830, 2, 133 ff. 1831, 2, 128 ff. and dazu Strausi Slrcitschr. I, 155 ff.

<0 Gesch. des apost. Zeitalt. 4. A. t». 26. AehilHch H. A. W. Meyer 2. 1 Kor. S. 208, der aber bei der Apg. anerkennt, da$$ sie ein Reden in fremden Sprachen berichten will.

^) Wie sei er a. a. 0. Anders Meyer a. a. 0.: yl. XaX. bezeichfte ein Re- den, wobei die Zunge, vom Geist unwillktthiiich bewegt, unabhängig zu sprechen schien.

^ BUek a. a. 0. nach Herder, G, Meyer und Heinrich« ~z. o. St.*

Das Pfingstfest. 97

yJUiaaatg higaig^ xaivaig redend; oder endlich (kaldv = laut reden) : mit der Zunge laut jauchzen ^}. So weit auch diese An- sichten im Einzelnen auseinander gehen, so stimmen sie doch dv- rin überein, dass'l) beim Zangenreden (tberhaupt kein Reden in fremden Sprachen stattgefunden habe, und dass 2) auch der Ver- fasser der Apostelgeschichte ein solches zu schildern nicht beab« sichtige. Nur Baur, auf den sich daher die folgenden Bemer- kungen nicht mit beziehen, ist mit der letzleren Annahme nicht einverstanden. Gerade diese Annahme ist es nnn aber, die wir auf's Etttschiedeoste bestreiten mOssen« Dass das AusserordentHohe der Pfiogstbegebenheit nicht im Gebranch fremder Sprachen be- stand, soll aus unserer Erzählung selbst erhellen. Es wOrde ihr, wird behauptet, in diesem Fall an aller Klarheit und Anschaulich- keit fehlen« Wozu wird gefragt, das Reden in fremden Sprachen V. 4, noch ehe die Anzuredenden, V. 6, zugegen waren? Allein ebenso konnte man bei jeder andern Auffassung der Glossolalie auch fragen: wozu die Vorträge der Jttnger, ehe die Zuhörer- schaft da war? Das Richtige ist eben, dass unser Verfasser das Zungenreden gar nicht blos als eine nach Aussen gerichtete Thä- tigkeit, als ein Reden zur Belehrung Anderer ; sondern zunächst als unmittelbare Manifestation der Geistesmtttheilung auifasst, und dazu ist auch die wunderbare Sprachengabe, wie tiefer unten noch gezeigt werden soll, vollkommen geeignet. Wie konnte ferner, hält man uns entgegen, jeder der fremden Juden (nach V. 6) die sämmtliohen Jünger in seiner Landessprache reden hören? Auf diesen Umstand wird z. B. von Bleek (a. a. 0. S. 18) viel Gewicht gelegt Aber dass Jeder von Allen seine Sprache gehört habe, sagt V. 6 auch nach unserer Erklärung keineswegs: Jeder hOrt seine Sprache von Einern oder Einigen, der Sidiriftsteller aber fasst die Aeusserungen der Einzelnen, welche diess aus« drücken, in der gemeinsiunen Aussage: „Wir Alle hören unsere Landessprachen^^ gerade mit demselben rhetorischen Recht znsam« men, wie B. Paulus 1 Kor. 1, 12 die entgegengesetzten Er- klärungen der korinthischen Partheigenessen in der gemeinsamen

und im Exkurs. Ihm pflichtet aucli Baur bei Stud. u. Krit. 1888, 3, 618 ff. Früher, Tab. Zeitschr. 1830, 2, 101 ff. hatte Baur das einfache yJiwocaif XaXiTp gleichbedeutend mit yXwaaaig hiqan XaXitr genommen.

*) Neander und Steudel a. 0. Baur, t. vor. Anm.

3) Schulz a. a. 0.

7

98 ^^ Pfingstfest.

AvsMgd zQMUiiniMifMBt: Hnamog vfidiy Uyet 9 iyto fih tlfiv Jlcev- lov^ iyd de ^AnoXkui a. s. w.* Einen weiteren AnstoM hat man daran genommen , dass die Jonger V. 18 von einem Theil der Anwesenden fOr betrunken gelialten werden^ diese, meint man^ wftre unter unserer Voraussetzung njebt wohl mOglieh gewesen, 4ie Kenjitniss einer fremden Sprache sei doch kein Beweis von Betrunkenheit 0 Aber wenn es auoh die Keantniss nicht ist, ho kann es doch der Gebraudi sein, und es ist in dieser Beziehung ganz richtig, was Bftumleiu 8. 66 bemerkt, dass manche Leute die Liebhaberei liaben , sich mit fremden Sprachen zu zeigen, wenn sie den Wein spüren. Man braucht daher nicht einmal anzuneh- men, dass die Spotter des Id. Verses roh genug waren, um die fremden Sprachen fOr ein sinnloses Kauderwelsch zu halten, wie jene Oeten, Qber die Ovid klagt (Trist V, 10, 87): Barbaru$ Me ego sum quia non intelligar ti//i, et rident stoUdi verba taUna Oetae^); auch von uns Gebildeten würde sich wohl Mancher -^ im ersten Augenblick seine eigenen Gedanken machen, wenn er eine Gesellschaft auf oifener Strasse in den verschiedensten Spra- chen zugleich enthusiastisehe Vortrftge halten horte. Auffallender erscheint es, dass auoh Petrus in seiner Vertheidfgungsrede V. 14 ff. des Sprachenwunders gar nicht erwfihnt, dass er den Ver- dacht der Trunkenheit nicht mit der augenfWigen Uebemattlrlich- keit des Vorgangs, sondern nur ntit der Verweisung auf die flrohe Tageszeit abwehrt, und es ist eine ungentlgende Auskunft, wenn man sagt 3}, der Verfasser gebe die Rede des Petrus wohl nur im Auszag, denn einen so schlagenden Grund, der mch so unmittelbar aus dem vorher berichteten Vorfall ergab, hfitte, wie es scheint, unser Verfasser so wenig als Petrus, oder wer sonst mit diesem Vorfall bekannt die Rede abfasste, übergehen können. Aber gesetzt auch, die Ueberlteferung in Betreff der Püngstbege« benheit habe ursprünglich von einem Reden in fremden Sprachen nichts gewusst, und ehie Spur dieser älteren Darstellung habe sich in dem Schweigen des Petrus hierüber erhalten, so kann matt daraus doch nicht schliessen, dass auch unser Verfliisser nichts von fremden Sprachen berichten wollte. Und eben dieses gilt

') So z. B. Ncandcr a. a. 0. S. 22.

') Dieselbe Vorstellung liegt ja aber bekanntlich auctr dem Spracbgebrancb tod ßa^ßaqoq und dem MDÄ' ^JIJ^7 Jes. 28, 11 zu Grunde. ^) Hossteuscher a. a. 0. S. 99 f.

Das PfiDgstfest. 99

aach geg€u Neander'« (S. 24) Bemerkang: die Worte V. 7 12 können nicht bnobstflbllch von ianter* versehiedenen fremden Spra- oben verstanden werden, den Stftdtebewohnem in den meisten von den liier genannten Lfindem sei damüls die grieohisclie Sprach^ grOsstentbeils geläufiger gewesen, als die alten Landessprachen* Die ThatsachQ ist richtig^), aber wer sagt dem Historiker, das« auch unser Verfasser diesen Umstand gekannt nnd erwogen hat? Wenn sich Neander schliesslich C^. 26 f.) für seine Auffassung auch noch auf die Ueberlieferung der beiden ersten Jahrhunderte beruft ,* von der man erst später abgewichen sei , so stützt er sich hiefar einzig und allehi auf einige Stellen des Tertullian und Irenäus, welche sich zunächst auf die montanistische Prophetle beziehen. Von Tert adv. Marc. V, 8 bemerkt diess Neander selbst, aber auch bei der untenstehenden Aeusserung des Ire- näus^) kann diese Beziehung kaum zweifelhaft sein. Was folgt denn nun aber daraus, dass die Montanisten ihre Prophetie, in der die Sprachengabe flreilich aus guten Gründen fehlte, mit der nentestamentliehen Glossolalie id^ntlflcirten, für die Vori^tellung der Apostelgeschichte von der letztem? Nicht einmal das können wir daraus schliessen, dass unsere Erzählung montanistischer Seits nicht auf ein Reden in Aremden Sprachen bezogen wurde. Noch weniger haben wir bin Recht; ans der montanistischen Auffassung der Glossolalie eine allgemeine kirchliche Tradition der zwei er- sten JTalurhunderte zu machen. Gleich Irenäus z. B. denkt in der angeführten Stelle ohne Zweifel an ein Reden in verschiede« nen Sprachen,' für das ihm eben unsere Erzählung als Vorbild diente', denn die Ausdrücke omiübus Unguis, TtavtodoTtatg yktaa- acciQf erlauben kaum eine andere Auffassung; dass darum wirk- lich ein solches Reden in fremden Sprachen zu seiner Zeit statt- fand, folgt freilich ebensowenig, als dass die Wunder wirklich geschehen sind, deren er z. II, 31 f. Erwähnung thut: Ire-

1). Woher wenigstens Rossteuscher S. 28 weiss, dass die Juden durch- gängig die alten Landesidiome sprachen, ist mir nicht bekannt. Dass sie z. B. in Aegypten nicht koptisch, sondern griechisch sprachen, erhellt schon aus dem Da- sein der LXX.

^ Adv. haer. V, 6, mit Beziehung auf 1 Kor. 2, 6: Vollkommene seien die, qui perceperunt Spiritum JDe» et omnibus UngtUa laquuntur per Spiritum He», guemadmoäum et ipse loquebatur, xa&tag xa\ noXXav äxovofity äSehpwv ty Tij exxXtjaiCf nqotpiftinä j(tt(^(0fioera l^ovriav xal narToSanaZs XaXayyrtoy <Jt« rov nvfVf*ato% yXocaaii xal tot x^<pM rtSv äv&Qcmioy elg ro ipavsqov äyorrtav»

1*

100 Das Pfingstfest.

näas war in «olchen Oingen leichtgUabig geoof ^ hier aber bet- raft er sich überdless nur aof die Sage, welche das montanisti- sche Zangenreden sehr leicht zu dem wanderbareren der Apostel- geschichte gesteigert haben kann. Gesetzt aber aach, die Kirche zur Zeit des Irenäas hfttte von keiner andern Glossolalie gewasst, als von der, welche in ihrer Erf abrang allein vorkam , gesetzt auch, diese Aoffassnng sei dem wirklichen Thatbestand gemäss gewesen, es habe im apostolischen Zeitalter so wenig, als im zweiten Jahrhandert, eine andere Glossolalie gegeben, was würde diess Alles fttr die Meinang nnsers Verfassers beweisen? Wie er die Erscheinungen aufgefasst wissen will, die er berichtet, das l&sst sich doch nur aas seinen eigenen Erklärungen entscheiden. Diese lauten aber so unzweideutig als möglich. Wenn die Anwesenden sich verwundern, eine Versammlung von lauter Ga- lilöem in ihren Mutter^sprachen reden zu hOren, wenn zur nähe- ren Begründung dieser Verwunderung ein ganzes langes VOlker- verzeichniss mitgetheilt, wenn schon V. 6 in derselben Bichtung ausdrOcklich bemerkt wird, die Zuhörer der Jünger seien dno navubg edrovg twv vTto zov ovqccvov gewesen, so ist es doch fast unmöglich, sich der Anerkennung zu entziehen, dass eben der Gebrauch der hier aufgezählten Sprachen den Gegenstand der Verwunderung bildet. Was sollen wir dann aber, zu , der Behaup- tung sagen, es handle sich hier nicht um ein Reden in fremden Sprachen? Sollen wir mit Steudel die Worte dxovofisv SxaOTpQ^ Tfj löuf diaXexT^ jjfioivy ev jj iysw^&ijfisv ^ übersetzen: wir füh- len uns gleichsam heimisch angesprochen? sollen wir mit Schulz ^) das Erstaunen der Zuhörer darauf beziehen, dass (|ie Christen sich noch in andern als in der heiligen ebräischen Sprache ver- nehmen lassen? sollen wir ans bei Bleek's Aü^skunft^J beruhi- gen ,. dass dieT Jünger wohl Fremdwörter aus verschiedenen Spra- chen in ihre Vorträge eingemischt haben mögen, and dass es den fremden Juden, wenn ein solches' Wort unervirartet an ihr Ohr schlag, leicht habe vorkommen können, als hörten sie ganz and gar ihre Sprache oder Mundart, dass übrigens das Völkerver- zeichniss V. 9 ff. nicht so genau zu nehmen sei? Die Quälerei der ersten von diesen Auskünften widerlegt sich schon durch dio

') Ä. a. 0. S/149, Süiinlicli Neanderin den frühern Ausgaben, 3. A. S. 19. ^ A. a. 0. S. 53.

*Daf Pflngstfeit. 101

Bemerkung^ ^ , Aui8 diaXexros die Efgenthtliiillehkelt einer Sprach- weise immtt nar nach der Seite ihrer Form bezeichnet, daher SidL iv jj' iyevv. nur Muttersprache hedenten kann davon nicht m reden , dass dleeelhe in Betreff des korinthischen Znngenredens za den seltsamsten Folgernngen fahren würde ^). Die 'zweite be- ruht anf der oben widerlegten Voraussetzang, dass dem Jnden religiöse Vorträge nur in der ebrfiisehen Sprache erlaubt gewesen seien. Bei Blockes Vorstellung von der Sache bleibt es ganz unbegreiflich, dass die Zuhörer ihre Landessprachen zu hören gemeint hfltten , wenn in griechischen oder aramäischen Vorträgen das eine oder andere Wort daraus vorkam, zumal sie diesen Vor- trägen nach V. 11 lange genug gefolgt sind, um ihren Inhalt, TU fi&yalsla rov -deovy zu kennen; nicht minder unbegreiflich frei- lich, wie der heil. Geist ein so wunderUches Sprachgemenge, eüi Aramäicrch mit Persischem u. s. f. versetzt, hervorbriugen , oder wie andernfalls die Jflnger Wörter aus Sprachen, die sie nicht kannten, in ihre Vorträge aufoehmen konnten ; will man aber über das Letztere durch die Voraussetzung einer üngenauigkeit in der Aufzählung V. 9 11 hinwegkommen, so wäre es viel einfacher, und zugleich richtiger, zu sagen: unser Verfasser behauptet zwar, das9 alle diese Sprachen von den Christen am Pflngstfest gespro- chen worden seien, wir selbst jedoch flnden dieses nicht denkbar. Der Verfasser will einmal seine Angabe unläbgbar buchstäblich genommen wissen; kann sie in diesem buchstäblichen Sinn nicht wahr sein, nun dann bleibt nichts übrig, als das Bekenntniss, dass seine Erzählung von unhistorischen Elementen nicht ft'ei sei.

In der letzten Ausgabe seines Werks hat sich Neander zu diesem Bekenntniss entschlossen. Er giebt hier zu, dass unser Erzähler allerdtngs an ein Reden In fremden Sprachen gedacht habe, während in Wirklichkeit wohl nur ein begeistertes, ekstatisches Reden ohne Fremdsprachen stattgefunden habe, er erkennt In die- sem Zug ein ideales Element an, das in die Geschichte hinein- spiele, er lässt sich selbst den Namen des Mythischen dafür ge- fallen; dabei erklärt er es aber doch für ein Princip kritischer

0 Straass Streitscbr. i, U6. Ebd. über eine zweite Ansloinft Steudel't, dai^ das XaUir tfj ISiif StaUxrw das Reden in alttestamentlicher Ausdrucksweis« bezeichnen solle, das doch an geborenen Palästinensern am wenigsten befremden konnte.

*) S. de Wette z. u. St.

j02 * ^*' Pflngstfest. ^

Willkübr, ans solohen einzelfieB aDgeschiehtlioben Zdgen au/ den iingeschichüiohen Charakter der ganzen Erzählung zu schliessen« Allein inwieweit ein soloher ScUnss znlässig Isti oder nicht, dies« wird doch in jedem gegebenen Fall nur von der Bedeutung jener ZOge'fttr das Ganze der betreffenden Erzählung abhängen; abge- sehen davon ist der entgegengesetzte Grundsatz, dass die Un^e- schichtlichkeit des Einzelnen nichts gegen die Wahrheit des Gan- zen beweise, gleiohfalla. ein Princip der Willkohr und nichts wei- ter^ denn das Ganze ist eben aus dem Einzelnen zusammengesetzt^ und hat am Einzelnen seine Denkbarkeit zu bewähren. Wie wenig aber gerade im vorliegenden Fall das Beden in fremden äprachei^ ein Zug von blos untergeordneter Bedeutung ist, werden wir bald sehen.

In eigenthamlicher Weise hat Wieseler 1) die beiden Haupte arten der natürlichen Erklärung zu verbinden gesucht. Von sei- ner schon erwähnten Erklärung des yhiaarj lalelv G,mit der Zunge allein reden, leise oder murmelnd reden^') ausgehend, will Wie sei er diesen Ausdruck auch in unserer Erzählung nicht anders gefasst ^wissen; um aber doch zugleich den Zügen Eeoh- nung zu tragen, welche ein Beden in fremden Sprachen verlan- gen, nimmt er an, es «ei zwischen, dem kakelv hi^igylfiaaaig V«4 und dem lakelv t^ IdUjt dialexzip V. 6 zu unterscheiden, nur V* 4 werde die eigentliche Glossolalie, . V. 6-— 12 dagegen die 1^- fif]veia yhaaawv nach ihrem Eindruck auf die versammelten Juden geschildert, und die Verwunderung der letztem beziehe sich nur darauf, dass Galiläer, bei denen weder in religiöser noch in sprachlicher Beziehung eine bedeutende Ausbildung vorausgesetzt wurde, in mehreren Sprachen die Grösse und Gate Gottes begei- stert priesen; bei diesen Sprachen dttrfe man aber nur an einige wenige, den Bedenden vorher bekannte, das Hellenistische, Gali- läische, Arabische und Aramäische, denken. Dass jedoch diese letztern Behauptungen dem klarsten exegetischen Augenschein wi- derstreiten, ist bereits bemerkt worden. Wenn der Verfasser die anwesenden Juden ihre Verwunderung darüber aussprechen lässt, dass sie, als Leute aus allen Völkern, GalÜäer in ihren Lan- dessprachen reden hören, so bezieht sich doch diese Verwunde- rung so unverkennbar, wie möglich, auf die Bekanntschaft der

^) In der mehrerwähnten Abhandlung über das ylmaai^ laUlv Stud. u. krit. 1838. 3, 703 ff. m. 8. besonders S. 744.

Das Pflngstfest. 103

Galilöer mit diesen Sprachen; und wenn Dereelbe, um die Ver- wunderung näher zu metiviren, nicht weniger als 15 verschie- dene Nationen aufzählt, welche beltennen, die Galiläer reden zu hOren sxaOTog nfl idn/ dialexrq} J]fÄ(3vy iv tj iyewjjdrjfiev , so ist das Aeusserste von Willkühr, wenn man sagt, es solle mit dieser Aufzählung keineswegs auf abien so viele verschiedene Sprachen, sondern nur etwa auf drei oder vier, im damaligen Palästina auch sonst nicht unbekannte, hingedeutet werden. Wie sinnlos und irreführend stände nicht da das ganze Völkerverzeich- niss sammt dem Idu/ 6iakexT(p u. s. w., und welche Selbsttäu«^ schnng gehört nicht zu einer Behauptung, wie die Qa. a. 0. 8 747}, dass weder der Concipient unseres Abschnitts noch seine Leser bei der Nennung jener Nationen an mehr Sprachen, als die vier obengenannten, haben denken können! Als ob griechisch, arabisch und aramäisch die Muttersprachen der Römer und Perser, der Aegypter und Kappadocier gewesen wären, und als ob irgend Jemand sich vernünftiger Weise darnber hätte wundern können, einige Sprachen, deren Kenntniss im damaligen Palästina verbrei- tet genug war, im Verkehr mit Fremden zu vernehmen. Um nichts besser steht es aber aueh mit der ersten Voraussetzung Wie.seler^s, mit der Verschiedenheit des lalelvy welches V. 6, von dem, welches V. 4 erwähnt wird. Wenn V. 4 steht iJQ^avzo Xahlv heQais yhaaaaig^ und V, 6 fortfährt: ijxovov laXovvzwv avzdiv rfj löitf duxUicvif , so ist es doch ganz unmöglich , dieses oixovsLV auf etwa» Anderes zu beziehen, als ab auf das vorher erwähnte lakaiv^ und dass diess bei den ursprünglichen Lesern der Apostelgeschichte, vermöge ihrer Bekanntschaft mit der Natur der Glossolalie, an- ders gewesen sei^)^ diess ist schon darum eine ganz bodenlose Behauptung, weil dabei jene genaue Bekanntschaft der Leser mit der Glossolalie ohne allen Beweis angenommen wird, und weil 8ioh der Leser seine Vorstellung über den Hergang beim Pfingst- festdoch nur aus den bestimmten Aussagen des vorliegenden Be- richts bilden konnte; endlich aber auch desshalb, weil Wiese- ler's Auffassung des korinthischen Zungenredens entschieden ver- fehlt ist, denn sie erklärt w^der Ausdrücke, wie yivtj yhaaaiüvy yhaanaig hxXelv (in Fällen, wie 1 Kor. 13, 1. 14, 18) yAwor- (Tat ayyEhjy»^ noch auch in der Sache das Störende der Glossolalie für die Andacht der Gemeinde, die Nothwendigkeit ihrer Ausle-

>) A. a. 0. S. 750.

104 Das FflngstfMt ,

gnng für die Gemeinde, die Möglichkeit efiier Auglegmig dvrch Andere (1 Kor. 14, M. M), die 1 Kor. 14, ft7 f. erwfthnten VTir- kangen nnd MIssdeatungen. ^) Dieser ganze Vermittlang8ver9ach zeigt nur nm so nugenf&lUger, wie unmöglich es ist, eine aos 1 Kor. gewonnene Ansicht Qber das Zungenreden, welche es auch sein mOge, an der Darstellung der Apg. durchzufahren, und wie wenig demnach diese Darstellung für durchaus geschichtlich gel- ten kann.

Es kann sich nach diesem nur noch darum handeln , wie weit das Vngeschichlllche in ihr geht* HiefOr haben wir aber zwei Merkmale: die Bedeutung der nachweislich unhistorischen Züge fttr das Ganze unserer Erzählung , und die Leichtigkeit ihrer Ent- stebung aus ungeschichtlichen GrOnden. Je enger ofTenbar falsche Angaben mit der ganzen Tendenz einer Erzählung zusammenhta- gen, je leichter sich andererseits eine Entstehung dieser Erzähiung ohne eine faktische Veranlassung, ^oder auf eine verhältnissmässig unbedeutende Veranlassung hin, denken lässt, nm so wahrschein- licher ist es, dass ihr nichts oder nur wenig Thatsächliches zu Grunde liegt; je weniger eine solche Entstehung denkbar ist, und je mehr sich jenes erweislich Unhistorische auf unwesentliche und untergeordnete Ztige beschränkt, um so mehr wirkliche Geschichte sind wir in der Erzählung zu vermuthen genötiiigt. Trifft nur eines dieser Kenn/eichen zu, so ist der Schlass auf den unhisto«* rischen Charakter der ganzen Erzählung immerhin weniger sicher^ sicherer tibrigens, wenn das erste, als wenn das zweite vereinzelt vorkommt; treffen dagegen beide zusammen^ so wird jene An- nahme eben durch dieses Zusammentreffen ungleich wahrscheinlU ober, und falls keine erheblichen Gegengrande Im Weg stehen, so wird diese Wahrscheinlichkeit Ms zur geschichtlichen Gewiss- heit fortgehen.

Profen wir nun unsern Bericht zunächst unf das erste der angegebenen Merkmale, so lässt sich nicht verkennen, dass gerade der Zug, welcher der Kritik am Meisten zu schaffen macht, das Znngenreden, den Mittelpunkt unserer ganzen Darstellung bildet. Der Verfasser selbst hat den Gesichtspunkt, ans dem er das Fängst-

') M. Tgl. hierüber Hilgenfeld, die Glossolalie in der altea Kirche (18S0) S. 35 if. Bei demselben finden sich überhaupt genauere Erörterungen über die ko» rintliische Glossolalie und eine vollständigere BerüdLsichtigung der neuem Literatur über diesen Gegenstand, als uns hier gestattet war.

Du PfiagstfMt. 105

ereigniss aoffassC, dentflcta tmgesprotjtien in ieit Worten, die er V. 7 ff. dem Volk in den Mond legt: In dem Eindrnck, trelchen das Wunder hervorbringt, kann sich ja nur die von seinem Ur- heber beabsichtige Wirkung, die arsprttngliche Bedeutung des Wunders, darstellen. Als das aber, was diesen Eindruck bewirkt hat, nennt unsere Schrift eineig und allein das Sprachenwunder; Bur darauf bezieht sich das Staunen des Volks. Eben hierin muss daher der Verfasser die eigentliche Spitze der vorher ^erzählten Ereignisse gesehen haben. Deutlich genug weist nbrigcns darauf auch schon V. 8 hin. Denn wenn hier der Geist seine Herabkunft durch die Erscheinung feuriger Zungen zur Anschauung bringt, welche sich an <Me Anwesenden vertheilen , so Hegt wohl am Tage, dass ebeu die ylüacai, oder Was dasselbe , dass das ylioa'^ actig laiMV als die eigenthOmliche und charakteristische Aeusse«» rnngsform des am Pfingstfost mitgetheiltcn Geistes bezeichnet wer«* den solL Diess wird vollends Ober allen Zweifel erhoben, wenn wir die zwei Stellen c. 10, 44 ff. vg}. mit c. 11^ 15 f. und o. 19, 1 6 hinzunehmen. Nach der ersten von diesen Stellen wird die Mittheilung dos' Geistes an Cornelius und die Seinigen erkannt an dem XalBiv yXciaaaig xai (HByakuveiv rov -(hov: als Petrus und seine Begleiter dieses hören, da ist ihnen jeder Zweifel darftber benommen, dass jene Heiden den Geist gleichermassen empfangen haben , wie sie selbst, dass ihnen die Taufe durch den heil. Geist, filcBe eigenthnnlich christliche Taufe, im Unterschied von der Wassertaufe des Johannes, zu Theil geworden sei. Die gleiche Ergänzung der Johannestaufe wird auch in der zweiten Erzfthlung, e. 19; unter den gleichen Umständen ertheilt; auch hier ist es das yhiaaaig kakelv xal nQocprjXBvuv (das letztere offenbar gleichbe- deotend mk dem fisyalvvecv %6v 9^6v c. 10, 46, dem XaXeiv xa pByccUla Tov d^ov o. 2, 11), worin sich der Besitz des eigen« thnmlieh christlichen TtvBv^a anknndigt. Für unsern Verfasser daher, diess unterliegt keinem Zweifel , ist eben das Zungenredon in seinem Sinn, das wunderbare Reden in fremden Sprachen, das specinsche Merkmal der christlichen Geistesmittheilung , das Un^- erlftssliche, was bei derselben nicht fehlen darf, und ohne das er sich die erste, ursprAng^iche und volle Mittheilnng des Geistes an die Apostel am Wenigsten denken konnte. Für ihn ist daher die* ser li^g nicht nur etwas „Einzelnes, in die Geschichte Herein- spielendes,^^ sondern der wesentliche Inhalt, der Kern seiner ganzen Eftlhlung, und seiner Meinung läuft es sehnnrstrai^ks zu-^

106 Das PflDgBtfett.

wider, wean mall ihn als etwas Uatergeordneiesiieseiägt, am als das Thatsäohliohe . der Pflngstbegebenheit nur etwa das ttbrig' zu behalten, dass die versammelten Christen, vielleicht daroh irgend ein Natnrerefgniss veranlasst, mit begeisterten Vertrftgen aoftra- ten, dass dadaroh ein allgemeines Anfsehen erregt warde, das» In Folge dessen Petras in einer längeren Anrede die Grondsätse 0es nepen Glaabens aoseinandejrsetzte and Viele für denselben ge^ wann. DIess schliesst non allerdings die MöglichkeU nicht ans, dass diese Auifassang der Sache zanäohst nnr unserem Bericht- erstatter angehören, und der wirkliche Thatbestand auf das An- gegebene zu beschränken sein könnte; ja wir selbst werden spä- ter noch in unserem Bericht die Sparen einer Darstellung anfsu- ohen mttssen, der das Bed^ In fremden Sprachen nech fehlte. Ob es sich jedoch mit dem OeschlchtUchen nnsers Breignissen wirklich so verhielt, wie oben vorausgesetzt ist, diess ist bis jetzt ganz problematisch; unsere einzige Quelle fflr die Kenntnisa der Pfiogstbegebenheit Ist nun einmal die Apostelgeschichte; wird nun jene Begebenheit in dieser Schrift nicht blos mit einzelnen ungeschichtlichen Zuthaten von untergeordneter Bedeutung beri«^- tet, mussten wir vielmehr in einem erweislich ungeschichtlichea Zug den eigentlichen Mittelpunkt ihrer Qrzählung erkennen, so wissen wir ttber die positive Oruiidlagö derselben, so weit wir bis jetzt sind, gar nichts; der. Möglichkeit, dass ihr ein Vorfall^ wie der oben bezeichnete, zu €hrunde liegt, steht die entgegenge- setzte Möglichkeit, dass sie gar keine bestimmte geschichtliche Veranlassung hat, vorerst mit gleichem Becht gegenttber, und blose Wiilktthr Ist es, die erstere Möglichkeit ohne weiteren Be- weis zur U^irklichkeit, zur Geschichte ssn stempeln, da die sagen« hafte AnsschmOokung eines wirklichen Erei^isses fOr sich ge-- nommen um nichts wahrscheinlicher ist, als ^ie mythische Dich"* tung. Zu dem Bemerkten kommt nun aber noch ehi anderer Um- stand , welche!* ein bedeutendes Gewicht zu Gunsten der letztem in die Wagschale legt Wir haben schon früher auf die Differenz der Angaben in Betreff der Oertlichkeit hingewiesen, wo sich die Apostel unmittelbar nach dem Tod Jesu aufhielten, und die Er- scheinungen des Auferstandenen hatten: dass nämlich Matthäus diese Erscheinungen nach Galiläa verlegt, die übrigen Evangelien nach Jerusalem, dass daher jener Galiläa, die^e, und ttbereinstim«- mend damit auch unsere Schrift, -^ Jerusalem den Aposteln in der nächsten Zeit nach dem Tod ihrer» Meisters zum Aufenthaltsort

Das Pflngftftfest. t67

ui\rei«eD. Kaon Doa an eine Vereiidf ony. dieser beiden Berlchtti nach Strauss' erscfiOpfeiider Erörterung dieses Panltto, nioht wohl gedacht werden, bleibt uns alse nur die Wahl zwischen dem einen odec dem andern, 40 wird nioht bloe die mythisch« Ansicht von der Anferstehong auf die Seite des Matthüns hinge« drängt werden ^} , sondern auch abgesehen davon empfiehlt sieh seine Angabe dnroh die meist schon von Stranss^J entwickelten Grflnde: dass sich das Zurtlcktreten der galii&fschen Erscheinan- gen In der evangelischen Üeberliefernng und die Hinzufiignng }erasalemitischer nngleich leichter erklären lilsst, als der umge* kehrte Verlauf, dass sieh Sparen von der Zerstreuung der Apostel nach dem .Tod Jesu noch erhalten haben,^) Qiid dass. auch die Stelle Mt. 28, 7, mit den synoptischen Parallelstellen verglichen, die Vermothung der grosseren Ur^prdnglichkelt für sich hat. Sind aber die Apostel nach der Hinrichtung Jesu in ihr Vaterland zu- rOckgekehrt, so ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie sich am darauf folgenden Pfingstfest schon wieder in Jerusalem befunden haben sollten, sondern versprengt und geängstet, wie sie waren, werden sie wohl längerer Zeit bedurft haben, bis sie es. wagten, in die gefahrdrohende Hauptstadt »urückzukehreUv Nur eiR. aus- drücklicher Befehl des Anferstitndenen würde sie sofbrt dazu ver- mocht haben ^ aber davon wissen wir nichts;. Matthäus berichtet nur den Auftrag, nach Galiläa zu gehen, wo sie Jesum zum letz^ teuMal sehen sollten, die Andern lassen^sie nicht nach Jerusalem zurückkehren, sondern dort bleiben« Nehmen wir hinzu, dass nicht Mos in Beziehung auf den Ort^ sondern auch in Beziehung auf die Zeit der letzten Zusammenkunft Jesu mit seinen Jüngern eine ähnliche Verschiedenheit der Berichte stattfindet, dass die Angabe^der Apostelgeschichte von einer Himmelfahrt am. vierzig- sten Tag nach der Auferstehung nicht allein durch den. Wider- spruch aller andern Berichterstatter, sondern <auch durch den Widerspruch des. Verftosers mit seinem eigenen' Evangelium und durch den typisch-dogmatischen Charakter der Zahl vierzig *) mehr als verdächtig wird, dass mit dieser Bestimmung des Himmel- fahrtetags die des Pflngstfests, auf welches die Apostel bei der

«) S trau SS L. J. 3. A. 11, 692' ff.

») A. a. 0. S. 646 ff.

3) Job. 16, 31. Justin Apol. i, 50. Tr. 53, 106.

«) S. bieiübcr ^trauss a. .a. 0. S. 714.

10^ Da« Pflogitfest

Bimnidlftihrt rerwlegdn werden, nahe «niMinraienllän/^; «p eracheM die Darstellung der Pflngstbegebenhelt In tmaerer Schrift niofai bloa theilweiae angeschichtlich, aondern der ganze Boden jener Begebenheit, die Oertlichkelt und die Zeit derselben, wird schwan- kend, nnd die Möglichkeit, dass nnserer Darstellung gar kein be- stimmter Vorfall zu Grund liege, geht immer mehr zur Wahr- scheinlichkeit fort.

Diese Wahrscheinlichkeit steigert sich fast amr Gewlsshelt^ wenn wir bemerken, dass sich die vorliegende Erzählung auch ohne die Annahme einer solchen thatsächlichen Veranlassung leieht und natürlich erklären lässt. Mochten sich auch die Anhänger des gekreuzigten Jesus nur allmählig zu einem fester geschlos- senen Verein zusammengeftanden haben, mochte auch der nrsprftng- liehe Schauplatz dieser Bewegung Galiläa gewesen sein, und die Ausbreitung derselben tlber einen grosseren Kreis, und insbeson- dere die Gründung einer jerusalemitischen Gemeinde, längere Zeit erfordert haben, so musste es doch der Ueberlieferong nahe liegen, diofien Erfolg als einen momentanen darzustellen, und die Gebtirts- Stätte der christlichen Gemeinde nach Jerusalem zu versetzen. Das Erstere war schon durch die Natur der religiösen Veherlieferung gegeben; denn die Volkssage, weniger mit der Reflexion als mit der Einbildungskraft arbeitend, weniger auf verstandesmässigen Cau- salzusammenhang, als auf Anschaulichkeit gerichtet, lieht es schon überhaupt, einen längeren Verlauf zu Einer Hauptthatsache oder wenigen tiauptthatsachen zusammenzuziehen, und die Momente, welche das diskursive Denken auseinanderhält, in abgerundeten Bildern zur Einheit der Anschauung zu vetknflpfen, ganz beson- ders liegt aber diese Neigung im Wesen der religiösen Volks- sage, die vermöge ihres eigenthOmllchen Pragmatismus alles Ge- schehene am Liebsten auf ein nnmittelbures und desshalb momen- tanes gottliches Eingreifen zurflckfOhrt. Das gleiche Verfahren musste wohl auch im vorliegenden Fall von der religiösen Sage oder von einem in ihrem Geist arbeitenden Schriftsteller eingehal- ten werden. Die christliche Kirche als apostolische Stiftung war ' einmal vorhanden. Fragte man, was den Aposteln die Stiftung der Kirche möglich machte, so lautete die Antwort allgemeitt: der Besitz des h. Geistes, das Ttvev^a d'eov oder XQiazovy an das Oberhaupt die Befähigung zum apostolischen Amt geknüpft war (vgL 1 Kor. 7, 40). WoUte man aber weiter wissen: woher kam ihnen «jener Besitz? so konnte nur gesagt werden; Christos hat

Dai PflngttfesL 109

Oinen den Geist niltgetheilt, und diese MittheOnng konnte im Geist der reiifflosen Goschichtsbetrachtang nur als eine momentane ^ in einem bestimmten Zeitpunlct und bei einer bestimmten Veranlassimg erfolgte, gefasst werden. An sicli nan hätte dieselbe noch in die Zeit vou Christi irdischer Wirksamkeit verlegt werden können; nnd wirklich wird Mt. 10, 20 den Aposteln schon bei ihrer ersten Aussendang versprochen , der Geist des Vaters werde in ihnen reden. Indessen scheint sich schon frOhe die'Vorstellong gebildet zvL haben, dass der Geist als der Stellvertreter Christi erst nach seinem persönlichen Abtreten vom irdischen Schauplatz von ihm anf die Apostel übergehen konnte i); die gleiche Annahme war aber aooh schon dnrch das PhantasiebcdOrAilss gefordert, die Gei- stesmittbeilnng als den für sich hervortretenden Anfang der apo- stolischen Wirksamkeit zvl flxiren. Bei Johannes nnn, c. 20, 23^ ist es der erhöhte Christas selbst^), welcher den Jüngern persön- lich den Geist mittheilt; noch feierlicher and bedeutender erschien aber der Akt dieser Mittheilung, wenn sie nicht blos als der Scblusspunkt und gleichsam als ein Nachtrag zu der irdischen Wirksamkeit Jesa^ sondern als der selbständige Anfangspunkt einer neuen Periode dargestellt war, wenn einige Zeit nach dem letzten Abschied Jesu von der Erde der Geist mit allem Gepränge einer Theophanie auf die seiner Harrenden herabkam. Der Schauplatz dieses Ereignisses wurde am Natürlichsten nach Jerusalem verlegt, schon w:eil man sich bald gewöhnt hatte, den Ort für die Erschei- nungen des Auferstandenen und daher auch den Aufenthaltsort der Apostel in dieser Zeit dort zu suchen 3), hauptsächlich aber desshalb, weil Jerusalem nicht allein ft*ühe der Hauptsitz der jungen Christengemeinde und der Wohnort ihrer Vorsteher wurde, son- dern weil es auch wirklich aller Wahrscheinlichkeit nach in ge- wissem Sinne der Geburtsort der christlichen Kirche gewesen ist« Wiewohl sicli nämlich die in ihre Heimath versprengten Anhänger Jesu zuerst in dieser wieder gesammelt und auf die Kunde von «einer Auferstehung zu einem um so begeisterteren Festhalten im ihm ermannt zu haben scheinen, so führ) doch die Elnstimmig-

') Vgl. tlob. 16, 7. 7; 39< iiod dazu Schifvegler, MonUuiisnttis & 187. 163 f.

^) Nicht blos der Auferstandene; s. Baur, Unters, über die kan. Evaog. S. 223 ff.

') Uobtr die Gründe dieser Annahme s. St raus« a^ a. 0. S. 649.

110 Das Pfingstfest.

kelt, mit der alle unsere Berichte den Sitz der Urgemeinde nach Jemsalejn versetzen, darauf hin, dass dieselben wirklich hier zu- erst OiTentlich «als Parthei aufgetreten sind, dass sie sich hier als Gemeinde constituirt haben. In dieser Beziehung scheint daher unser Bericht auf ehier richtigen historischen Erinnerung zu be- ruhen, wenn auch die Behauptung, dass' die Apostel vom Tod Jesu an ununterbrochen In Jerusalem blieben, und hier den Auferstan- denen schauten, schwerlich richtig ist.

Sollte nun aber weiter neben dem Ort auch die Zeit der Geistesmittheilung näher bestimmt >verden, so war es schon durch allgemeinere Gründe gefordert, dass dieselbe dem Abschied Jesu von der Erde mOglibhst nahe gertlckt wurde; ebenso war es an und für sich passend, wenn sie bei irgend einer feierlichen Ge- legenheit, am Liebsten an einem von den religiösen Nationalfesten, erfolgte; lind da nun keines von diesen der Zeif des Todes Jesu näher stand, als das Pfingstfest, so konnte man schon dadurch auf das letztere geführt werden. Indessen sprach für dieses noch ein anderer Grund. Das Pfingstfest worauf Schneckenburger ^) mit Recht aufmerksam macht ^^ ist den heutigen Juden, und war ohne Zweifel auch schon den älteren zugleich das Fest der sinai- tischen Gesetzgebuug, das Stiftungsfest ihrer Theokratie. Wurde nun schon frühe (vgl. Gal. 4, 21 ff. u. A.) die neue Religions- gemeinde mit der alten, das Gesetz Christi mit dem Gesetz Moses parallelisirt, so lag es in der Natur der Sache, dass neben dem Werth und Inhalt beider namentlich auch die Art und Weise ihrer Stiftung Gegenstand der Vergleichung wurde, und wie weit man diese Vergleichung bald ausführte, zeigen die zwei Stellen des Ebräerbriefs 3, 2—4. 12, 18—24. Schon in diesen Stellen wer- den die fxeQiafxol TtveviÄatog dyiov, die TtavrjyvQcg xai ixxlTjala TtQcoTOTOxcDv dem Reden der Engel und dem ganzen Gepränge de^ sinaitischen Gesetzgebung gegenübergestellt; wie natürlich, wenn eben diese Parallele von Anderen auch auf die Zeit der beiden Stiftungen übertragen, und die Erneuerung der Theokratie durch die Constituirung der messianischen Gemeinde mit ihrer Ursprung-* liehen Begründung auf Einen. Tag verlegt wurde!

Eben dieser Gesichtspunkt scheint aber andi auf die weitere Gestaltung unserer Erzählung Einfluss gehabt zu haben , wenn e^

^) BeiUSg^ S. 80, yv'O. auf Buxto.rf Sytuigoga Judaica c, 20 (no^h mit mehr Recht würde c. 15. S. 353 genannt) verwiesen wird. Zweck der Apg. S. 198 ff.

Das Pfingstfest. 111

gleich fttt flieh attein asn ifare/BrUftniDg sohvrerlieh ansreicheii wttrde. Wir sahen aus dem ersten Korintberhrief , dass schon In der apostoliachen Zett* von Vielen anf das Zungenreden ein ausser- ordentlicher Werth gelegt, nnd in ihm gerade der höchste und nn- verkennbarste Beweis vom Besitz des nvtvfxa gesucht wurde. Worin diese Erscheinung in der Wirklichkeit bestand, kann hier ununtersucht bleiben, und nur beilftuflg möge bemerkt werden, dass uns in dieser Beziehung die Ansieht von Neander, deren An- wendbarkelt auf die Apg. wir beitreiten mussten, der Wahrheit am Nftchsten zu kommen scheint. Wir denken uns demnach unter dem Zungenreden, die Sa ehe betreffend, ein Reden im Zostand ekstatischer Begeisterung, dessen Erscheinungsform ohne Zwölf ä je nach der Persönlichkeit, Blldungsstafe und Stimmung des Re^ denden versehieden war (die ykvti.yhaaawv 1 Kor. 12, 28), und von uns, bei dem Mangel an genaueren Angaben, mehr nur nach der Analogie Ähnlicher Zustände bei Montanisten, Oamisarden, Quäkern, Irvingianem u. s. f. bestimmt werden kann; was den Ausdruck anbelangt, so scheint uns nicht blos die Erkiftrung von Wie sc 1er aus den früher angegebenen Gründen unrichtig,^ sondern auch der Blee kuschen möchten wir nicht beitreten, theils weil der Gebrauch von Glossen oder veralteten Ausdrücken mit der dithyrambischen Darstellung, in welche Bleck den Begriff der Glossolalie im Verfolge hinüberspielt, keineswegs identisch ist, theils weil es auch uns, wie Andern, unwahrscheinlich vorkommt, dass gerade ein gelehrter Knnstausdruck der Grammatiker vor- zugsweise zur Bezeichnung einer Erscheinung gebraucht worden sein sollte, die so offenbar dem volksthümlich religiösen Boden entwachsen Ist; die richtige Erklärung scheint uns vielmehr die zu sein, womach die yXäaaa die Zunge oder Sprache des Geistes bezeichnet 0 9 die aber wegen der Verschiedenheit ihrer Erschei- nungsformen ebensogut auch als eine Mehrheit von /Act/atrat* dar- gestellt werden konnte, wie das Eine itvev^a selbst als eine Mehr- heit prophetischer msv^arcc (1 Kor. 14, 32 vgl. Apok. 1, 4. 3, 1 u. ö, 22, 6. 1 Job. 4. 1> Wie es sich indessen hiemit ver- halten mag: ausser der ffhatsacbe des Znngenredens selbst steht auch das fest;^ dass die Gloisdalle einer grossen Parthet für das 0pecifi9che^ Merkmal der pneumatischen Begabung galt Schon

') Denn die Begriffe der Zunge tiüd der Spräche Versclimelzen hier in der Vorstelhing, wie im Ausdruck.

) 12 ^^^ Pfiagstfest

die AojsdrOcke Ttvsvßutixä, t^ nvMhfäari. n^e^ixsadtxi u. s. w. wtürden diess beweUcui, wenn es nicht fiberdtess ans der gfassen Pelemik des Paulas gegen dieae Meinang deutlioh berTorgiuge. Denn wozu diese nachdrQckliche Behauptung des Grundaatxes, daas jedes Zeugniss von Christo ein mf€VficcTixQv sei y woza diese wiederholten Ausführungen aber die unerlAssUche MattnigfaUlgiceit der Geistesgaben, diese Warnungen vor Uelierhebttng eines Glieds aber die andern » diese Erklärungen «her den untergeordneten Wertb der Glossolalie und ihren verhältnissmftssig geringen Natxen wozu das Alles, wenn es Paulas nicht mit Leuümk za.thun hfttte, welche eben dicso Wahrheiten nicht anerkannten, welche die tibrigen Charismen nicht ebenso, wie das Zungenreden, als TKvavfiaTixä gelten Hessen « welche verlangtoi^ dass alle Glieder ein einziges sein sollen, dass jeder Geistbegabte ohne Ausnahme »ich durch die Glossolalie bewähre? Utass aber diese Verstellangcn und Forderungen nicht nur einigen Wenigen angehört haben kön- nen; diess beweist schon der Eifer und die AusftthrUchkeit, mit der sie von dem Apostel widerlegt werden, und dass sie sich nicht auf die korinthische Gemeinde beschrankt haben, ist theils an and für sich wahrscheinlich, theils erhellt es aus den oben erwähnten Bezeichnungen za Ttv^vfiarixä u. f., welche hier bereits als stehende, im allgemein christlichen Spraohgebraaeh eingebOrgerta Ausdrücke erscheinen, denen sich aas diesem Grand auch Paolns, zu dessen eigener Ansicht sie nicht passen, dock nicht entzieht Galt nun hiemach die Giossalie für die specifisohe Aeusserung des Pneuma^ so durfte sie natürlich bei der ersten und herrlichsten Mittheilung desselben am Wenigsten fehlen^ die Geistesausglessung war auf diesem Standpunkt, wie diess auch die Apostdgeschichte 2, 17 f. andeutet, ohne das nQOiffjreveiv , die Glossolalie, nicht denkbar.

Dass die letztere dann bei diesem Anlass In das Wunder der Sprachengabe überging, diess könnte man einfach aus dem Mi!<s- verstftndniss einer späteren Zelt und aus der allgemeinen Neigung der Sage zu fortschreitender Steigerung des Wundeifbarcn er« klären ij, besonders wenn man CmitBaar a. a..00 den Gebrauch von Ausdrücken aus flremden Spradien Cden Bleek'sdien yldiaaaif schon in den ursprünglichen Begriff der Glossolalie aufnimmt In- dessen treten eben hier zwei weiter« Momente ergänzend und er«

») So Baur Stud. u. Krit. 1838, 3, 694 ff.

Das Pfingsttest. 113

kUrend fia; eioerseit« die von S ebne ek^ab arger verMgte Pa- rallele der sinaltischen Gesetzgebuag vnd der messiaDisohen Vor- stellaageO) andererseits das pMiliniseh aaiversalistische Intereese nnsers Verfassers. Die Vielheit der Spraebea ist nach Gen* c. 11 eine Folge der Aaflehnung wider Gott; vorher wior Eine Sprache auf Erden. Noch grosser ^ar die Spracheinheit im Paradiese ge- wesen^ wo die Sehlauge noch mit dem Menschen in Einer Spraehe verkehrt hatte, ein Zng, der in der Genesis ohne Bedeatong, in der jodisehen Mystfk znr Zeit Christi, nach Philo 0 and Je* sephus^) zu sehUessen, keine ganz geringe Wich tigkeK erhalten hatte.. Schon hierin, lag die Fordemag, daas im messianisohen Reich, bei der unoieazdojaa^g Ttavrtavy auch die Einheit der Sprache wiederhergestellt werde, die übrigens auch schon desshalb notb- wendig war, weil alle Frommen hier zu Einem Volk Gottes ver-» einigt werden sollten. Demgernftss wurde denn anch wirklich er*- wartet, es werde in dieser Zieit, wie es im Testament der ±2 Pa- triarchen Jnd. c. 25 heisst, dg kaog xvqIov xai yktSoaa ftia sein 3> EUi Vorbild dieser measianischen Sprachen verdbaigwig warde nun schon von der stnattischen Gesetzgebung erzlfthlt Nach Philo und mehreren Babbinen (die Uelog^ s. bei Schnecken- b arger} soll bei. dieser Gelegenheit eine Stimme vom Sinai aas« gegangen sein, welphe die gettliehen Gebote in den (^ebzig Spra^ eben der. Erde idlen Völkern verkQndigte. Was kennte nnn naher liegen, ale eben in der neaen Geistesspracltö der Christen die er* wartete messianische Sprache zu erkennen, ond wie Irieht kennte sich hieran in einer Zeit, welcher das nrsprangliche Wesen jener Brsdieinang fremd geyrorden war, die Vorstellang anschliessen, dass wmi%steAs bei der ersten nnd reichst^i Mittheiloiig jenes

^) De conf« lijig. S. 321 Hiüscb: A^yerai ya^, tag ä^a navS^ oaa (cSa x^^" aalfx xa\ tvv$qa xa\ n'r^ya ro nalaiov ofioiptaya ^v, aber weil die Schlange die Sprache zur Verführung des Menschen missbrauchte, hf^oY^iOTTa tv&vg lyivetOy tag f| htnti^ov firixir äXX^Xtav snaxovaai Svvtjd'^yai ;fa^tv "^tji fy Tats dialsxroig, elg Sg 37 /uCa xai xoty^ narrtay h/ui^r^, ^ia(po^ag. Doch hält Philo selbst diese Er- z&hlung für mythisch.

') Antiq. I, 1, 4: o^oiptarovvrtov xtei %x^Xvo xcuqov rtav ^fa<ay anarrw^ und im Folgenden, wo' von der Bestrafung des SündenfaUs die Rede ist: atpitXtro Sh

') Treffend Yergieicht hiezu Schneckenburger a. a. 0. Plut la. et Oi. c. 47 wonaoh es zoroastrische Lehre war, nach Besiegung Ariman's h^ot ßiov xal juCay noXatiav äy9qian<av fiuxaqliäry xa\ ofioyXtaaaviv narttav ysvia^m,

8

114, Das PfinfitftMit

€hftri«iDa amoh da« wirliMi(i »frMetreittisi« »tiMtji^fMIfcil', iiM das Paetnaa in den ainiigeii idler VoNEe» geredet hMe, Utodiid^s wnn die Verlegung dieses BreiguisSes auf den Tag der "GMefates- verkendlgeng die PanAeie mit der slaefüseben 1?ii!vei*sals|^ihieie Bähe legte 1 Ist doch aeoh die Art , wie M* iS)^&obeiigä¥e fti der Apostelgeschichte diltgetheilt wird, dem etttsirfedheildeii üreigolaa aai^ Sinai sc ähnlich, dMs es schwer hilt, an dn Mos« imfflltges flSnsammetttreffen beider Oarstellangen na gladbon: d^tiil trii^ hier erst ein Getose i^xos, g>on^) vooi Himmel her eriMMllt^, dann fenrige Zangen zom Vorschein kommenl oid an dfe Bhizeüien liieh Tertliellen, nnd in Felge davon Lente^ ans allen VÖlftern ans dmn Munde derselben Ihre verscliiedenen Sprachen verneüMee, se^liMst Phiio^) zacrät eine unsichtbare Stimme C^;(i^) Von Ctotf in der Loft gebildet werden, welche sofort die Luft £U einer FlaMKme geetdltet, und nun ans diesem Feverstrem in' die Bfntlterbprabhe der Zuhörer geformt heri^orgefat, und fiablriiien lassen die Bbiä von JeiMva ausgehende Stimme sich erst^ iu sieben Btlmm^ «nd dann in die Sprachen dör 90 VOllcer eer0ielieii<. Sind nun soften hierin -auch die Erscheinungen- unsei« V* 0 u.' d"fk»rgeMldei', so ist (Iberdiess die Symbolik dersdben so einlkeh und se gtiisB In dem herkömmlichen Styl der Geisteseifenbarangen geMilten'^, dasS sie sich selbst ohne ein bestimmtes Vorbild niehr blos gan» lelefat erklftrt, sondern vom Standpunkt der daiäaMgeH Vdrstcilitifrg aus fast gefordert war; eine faktisobe Vemnlassilttg üt fhr dknen Theif unserer Brzählung ganz enf^hrliob.

Konnte sich nun hieraus selbst etme elike binendere' J^Meht- licAikeit die^ Erzdhlliilg von dem Spraehetfwmidery Imt SMi'iniserer Schrift; erzengen, so eridArt sick diese ArzdftHutfg' IpeiiMMb M einem Schriftsteller, fOr welchen die Pfingstbegebenheit erst da- durch einen eigenthtimlichen Werth erhielt DQrfen wir hier aus der dritten Abtheilang dieser Schrift den Satz vorwegdehmen, dass die universelle Bestimmung des Christenthums ehier von den wesentlichsten leitenden Gesichtspunkten unserer Schrift Ist/ so können wir über die Bedeutung des Sprachenwunders för unsere

1) De Dei»^go ä 748 fll Im Schale kenburger a. a. 0.

^) Rabbinen erzählen selbst von einzelnen Weisen, dass sie bakn Stndinn de» O^etses yoa einem ähnUchen Licht^IanB umstrahlt werden seien, itie der vom Sinai ausgegangene. S. KttioOl Gomm. S. $6; SehOltgen Hör. Hebr. z. Apg. 2,2.

Das Pflngstfest 115

HarsteAaiig nieht im Swelfbl «ein. Erst durch diese Wendung trat dier Mngirterzä6laDg in den Dieiftt jener ^dee, denn feierlicher tckä nngettscheinlioher lie«B es sich* nicht aussprechen, dass die tteiie Beligion für alle Volker bestimmt sei, als wenn der gött- liche Geist sdbst bei sdnem ersten Herabkommen am Stiftungstag der Gemeinde die Glftnbigen mit den Sprachen aller Volker aus- rOstete. äollte daher auch (Be filtere Ueberlieferung diesen Zug nicht gekannt haben, jedenfalls hatte unser Verfasser far seine Darstelhiug so gewichtige Gründe, dass wir sie selbst dann voll- kommen fogreifen, wenn das Reden in Fremdsprachen in der Wirklichkeit gar nicht vorkiim.

Es muss einem späteren Abschnitt vorbehalten bleiben, die Entstehung nnsers Berichts weiter zu untersucheli. Ftlr unsem nächsten Zweck beschränken wir uns auf die Frage, von der wir ausgiengen: oh der vorliegenden Erzählung, so wöit die rorhan- denen Anzeichen mit Wahrscheinlichkeit ftthren, eine bestimmte Y^atsäehe zu Grunde liegt? Diese Frage werden wir aber nach allem Bisherigen jeu yerneiuen nicht umhin konneu. Die nadiweis- bar ungescHichtilchen Bestandtheiie dieser Erzählung betreifen, wie wir gesehen haben, nicht blo» das Aussenwerk oder einzelne un- tergeordnete Zöge derselben^ sondern ihren eigentlichen Kern und Mftteipunkt , ja der ganze Boden, auf dem sie sich bewegt, ist höchst nusicher, und der Raum für ein Faktum, welches ihr zur Erklärung dienen konnte, allem Ansdiehi nach gar nicht vorhan- den; wir brauchen aber auch gar kein solches Faktum, um ihre Entstehung denkbar zu finden, da sie nach allen Beziehung ^n aus dogmatischen Blotiven und typischen Anschauungen vollkommen erklArbar ist Wo alle negativen und positiven Merkmale des ünhistorisehen: in itfolcher Vollständigkeit zusammentreffen; wo an- dererseits alle Anzeichen für das Vothandenseiu einer besondern thatsftcftlichen Oruiidlage fehlen, da wird eine besonnene Kritik zwar die' M0jj;li6hieit hegend eines fiiktischen Anlasses nicht schlechthhl läOgnen dftrfen, um so mehr wird de aber darauf be- stehen massen, dass seine Annahme die ganz nberwiegende Wahr- scheinlichkeit gegen sich hat, und dass jenes Faktum, wenn es statthatte, doch in unserem Bericht Ms ssar Unkenntlichkeit entstellt sein müsste.

Sehen wir, von hier ans auf die Erzählung des ersten Ka- pitels von der Ergänzung des ApostelcoUegiums zurUck, so können wir jetzt mit Bestfanmtheit aussprechen, was wir fllOier nur als

. 6*

It6 Das^ POngstfest

möglichen Fall setzten, das» auch diese Brzfihiangj seihst ahge- seben von der angeblichen Rede des Petras, so wie sie vorliegt, der geschichtlichen M^rklichkeit nicht entspricht. Da die Apostel in dem hier angegebenen Zeitpunkt höchst wahrscheinlich noch gar nicht nach Jerusalem znrflckgekehrt waren, so können sie sich auch nicht in dieser Zeit zu Jerasalem durch die Wahl des Mat* tliias ergänzt haben, und da die Erwähnung dieser Maassregel in unserer Schrift mit der Pfingsterzählung in unverkennbarem Zusammenhang steht, da der Apostelverein vor dem Pilngsttage vervollständigt sein muss, damit alle «eine Mitglieder an der' Gei- stesausgiessung theilnehmen, so ist ihre Geschichtlichkeit ganz von der des Pfingstereignisses abhängig. Dass dem Verräther Jadas ein Nachfolger gegeben wurde, soll damit nicht geläugnet werden^ konneu wir uns aueh für diese Annahme weder auf Apok. 21, ±4 noch auf 1 Kor. 15, 5 berufen, so erhellt doch auch aus diesen Stellen, welcher Werth gerade auf die ZwOlfzähl der Apostel, um ihrer typischen Bedeutung willen, gelegt wurde, und wie das doidexa zur stehenden Bezeichnung für den palästinensischen Apo- stelverein geworden war, welchen Paulus auch in einer Zeit, wo er jedenfalls nur noch eilf Mitglieder zählte % mit diesem Namen bezeichnet. Aus diesem Gesichtspunkt erscheint es sehr natürlich, dass die ZwOlfzahl nach dem Abgang des Verräthers ergänzt wurde; dass diess durch die Wahl des Matthias geschah, werden wir unserem Verfasser um so eher glauben dürfen, da dieser Name schwerlich ohne allen geschichtlichen Grund gesetzt werden konnte; auch die Anwendung des Looses bei der Wahl hat wenigsl^ns nichts gegen sich. *Aber dass jener Akt gerade in diesem Zeit- punkt, und nicht vielmehr erst später, nach der allmähligen Be- festigung ^er kleinen Gemfinde, vorgenommen wurde, ist aus den angegebenen Gründen unwahrscheinlich.

Mit der Geschichtlichkeit des Pfingstereignisses fällt von selbst auch die Angabe unsefs 41sten Verses von der plötzlichen Ver- mehrung der Gemeinde um 3000 Mitglieder. JLiässt man freilich jene Wundererzählung als durchaus historisch gelten, so kann man über einen so raschen und glänzenden Erfolg nicht erstaunen, sondern eher darüber, dass ein so augenfälliges Wunder nicht noch grossere Wirkung gethan hat. , Glaubt man sich dagegen genOthigt, auf die Thatsächlichkeit des Wunders zu verzichten, so

0 Maacbe Al)scbriftea h9i>en dessbalb 1 Kor. 15, 5 Mtnci,»

Das Pflngstfest. 117

wird man sich mach von der Ansbreitnng des Glaabens an Jesnm eine andere Vorstellang machen, and sie sich, der sonstlg^en Er- fahrong gemäss, mehr als eine schrittweise denken müssen. Wie frühe die neue Gemeinde die hier angegebene Zahl erreichte, lässt sich natürlich auf diesem Standpankt nicht ausmachen, daas aber anch überhaupt ihre Vermehmng wohl schwerUch nach dem Maass- stab unserer Sclicift vor sich gieng, ist vonBaur^) mit Recht be- hauptet worden. Wenn diese Darstellong die 'Christengemeinde an Einem Tag von 120 Mitgliedern (1, 15) auf 3000 (2, 41), und in der Folge (4, 4) bis auf 5000 anwachsen lässt, so wen- det Baur ein, die erste Zahl sei oifenbar zu niedrig gegriffen, denn Paulas kenne 1 Kor. 15, 6 bald nach der Auferstehung eine Versammlung von mehr als 500 Brüdern, die beiden andern da- gegen seien zu hoch, und schon die durch Stephanas veranlasste Verfolgung gestattete nicht, die Gemeinde in Jerasalem sich so gross zu denken, wie wir sie uns nach c. 2, 41. 4, 4. 5, 14. ($, 1. 7 denken müssten. Kann man nun auch sagend), die 120 c. 1, 15 umfassen nicht die Gesammtheit der damaligen Christen, so ist doch immerhin zu beachten, dass unsere Schrift wenigstens von Christengemeinden ausser Jerusalem nichts weiss und nichts wissen kann (denn die Apostel haben Jerusalem nach c. 1, 4. 8 Ev. 24, 49 vor der Efimmelfahrt nicht verlassen), während an- dererseits eine Versammlung von 500 Christen, wie sie Paulas erwähnt, mehr, als nur vereinzelte Anhänger des Gekreuzigten voraussetzt, die jemsalemitischen Christen müssten aber jedenfalls in ihrer überwiegenden Mehrzahl unter den 120 gewesen sein. Was die Verfolgang des Stephanos betrifft, so glaubt zwar Ne- ander, es erhelle keineswegs, dass alle Christen in Jerusalem von derselben betroffen wurden. Allein aus c. 8, 1: ndvreg re dteaTtaQTjaav nlijv rwv aTtoatoXmv, erhellt allAdings, dass unser Verfasser die Sache so darstellen will ; unter dieser Voraussetzung bliebe aber unbegreiflich, daM sich von Uüruhen, durch welche mehr als 5000 Männer aus ^Jerusalem vertrieben wui:den3), bei

') Paulas S. 37.

^ Neander S. 72. Baumgarten I, 29. Lechler das apostol. u. d. nachapostol. Zeitalter S. 155 f.

^ Man hat zwar bezweifelt, ob alle am Pfmgslfest Gelauften zur jerusalemiti- schen Gemeinde gehört haben, aber wenigstens bei den 5000 'c. 4, 4 ist diess of- fenbar die Meinung des Verfassers. Dass er übrigens auch c. 2, 41 nichts Anderes

iiS Das PflDgttfest

Josephus keine Spvr fänity noch ankegrelflicher Iteilicb, dese wAhrend einer so heftigen und amfasBenden Verfelgong die be- kannten Häupter der verfolgten Parthei unangefochten unter den Augen der Gegner bleiben konnten. Wird endlich behauptet eine absichtliche Verkleinerung und VergrOsserung der l^ahlen w&re für eine so kunstlose Darstellung, wie die unsrjge, viel «n ,^pflfflg'', so ist das ein Missverstftndniss. Bs handelt sieb hier nicht um viele Kunst und Absicht ^3, sondern einfach ui|& die An- nahme, dass der Verfasser der Apostelgesohichte nach einer präg« matischen Voraussetzung gearbeitet habe, durch welche der Tbat^ bestand theil weise alterirt wurde, um das Gleiche, w#e Neaader selbst bei Gelegenheit des Pfingstereignisses sugiebt ^)* Wnrde ein- mal der Pilngsttag für den Stiftnngstag der Gemeinde gehattep, 80 ergab sich ziemlich ungesucht und ohne viele „Pfiffigkeit^^ die Folgerung, dass sie vor jenem Zeitpunkt noch keinen bedeatenden Umfang gehabt haben könne ^ um so mehr aber am Pfingsttage selbst sogleich zu einem bedeutenden Umfui^ ben^igewacteen sein müsse. Die bestimmten Zahlangaben, wodurch unsere Dar- stellung diess ausdrückt^ sind natürlich mehr oder weniger wUl- kührlicb, vielleicht auch zum Theil Ueberlieferungen oder Schätzun- gen entnommen, deren Quelle wir nicht kennen} docl| (ritt ebenso in den drei Tausenden c. 2, 41 die Drei, als die gewöhnlichste Rundzahl für eine kleinere Vielheit, hervor, wje In der Angabe über die 120 ersten Gemeindeglieder c. 1, 15 die Zwülfzi^hl der israelitischen Stämme und der Apostel: 120 sind 12 Decaden, auf jeden Apostel kommt eine. Dass es wirklich dieser Ideenzmam- menhang war, der unsern Verfasser bestimmte, Iftsst sich natürlich nicht behaupten , aber doch wird ans dem Bemerkten die Mög- lichkeit einer unhistorischen Bntstehui^g jener Z|ihlenj^9|[i|bjp^ l^er- vorgehen.

safen will, wird theils durch die Analogie v<fn c. 4, 4, theils durch deo Zasammen- baog der Stelle mit dem Folgendeo wahrschiiQlicIi. ' *) Neander a. a. 0. ') Hier, sage ich, im Uebrigen werden wir später npch Gelegenheit finden» die angebliche Kunstlosigkeit unserer Schrift kennen zu lernen.

^) Finden wir doch ganz Aehnliches in verwandten Sageng^bieten , wenn^ z. B. Nikomachus b. Porph. v. Pyth. 20 berichtet, dass Pythagoras durch seinen er- sten Vortrag in Italien über 2000 Menschen gewonnen habe, die sofort, wie die ersten Christen, in Gütergemeinschaft zusammengelebt haben sollen. Weiteres hier- über im 3. Abschnitt der 3. Abtheilung.

Die Gemeinde zn iJernsaleai^ Apoptolif che Wander. 119

3. Der innere Zustand der Ürgemeinde; die Wunder- thätigkeit der Apostel; die Gütergemeinschaft; Ananias

und Sapphira.

Ueli^r d9^ tonem ZuaUnd der jemfialcuoiitiscbeD Gemeinde tas«ein «Ulli piiuiere 9ohrllt ip den drei J^arzen aügemeiaen SchiU deraneen e. 2, 42— 47, o. 4, 88—37, <5. 6, ll—lft Wollen wir aus dieeen Sohiliferangen die befitlmmjterexi ZOge herausheben, «e feilem fiiVP aiUH^r dem, w^b über die ABhäQglicbkeit der Gemeinde an .die Apostel und die tl^obe Feier i^rer gottesdienstUohen Ver- nasMi^l^W MP^Hfi wird ^ drei cb«rakterJAtisQhe Angeben in die Apgefi: die fertdenerade VerbindQng der neuen. Gemeinde mit dem J|ld^]|Mia9i, die f^poetoHM^e Wan^erth&ljigkeit nnd> die orohristliobe GtUergemeviacbeflF*

,„Die Glftubigen, heisst es c 2, 46, hidten sich jeden Tag einmüthig in^ Tempel euf , nnd- enseerdem brachen sie in ihren PiAfoni das.Brqd*'^ Demgepäss gehen aoch gleich c. 3, 1 Petras nn4 Jobewes um die Gebetefitpiude in den Tempel ; ebenso erschei- nen di^ iM^mmtUphen Apostel c. 6, 21. 42 lehrend m Tempel, und c 1^, 12 wird die allgemeine Versieberang wiederbfV: igifc^v o^* ^i^fic($dr ÜTUfVT^s iv Tg 010^ SoXojLimog* Dieser Angehe Glau«* hen.z^ sobenken haben, wir am |io mehr ^^irmMl, 4a die Apostel- gescbiöhte. euch später erklärt, ^ss sich die Uraj^stel qnd ihre Gemeinde streng an's mosaische Gesetz hielte (c. 1$, «. a. o. 21, 2OiF0, nnd da alle c^onstigen Ni^diriohten glei^bf^Hi? I^iif dieses Brgebnlss binfttbrep^). VedenkUcher laaten die zwei andei^^ Punkte. Wallen wir aneh nicht a«f die eio^f^nen Wander^r74hlunge^ €an^ geben, welcbe nm« epIM^er in ihr^m gescd4chü^h#n Zusammenhang begegnen werden, so mttsaen wir doch schon an der allgemeinen Bfse]»r^ib^ng ,d^ w^l^dertbAtigen apostolischen Wirkpafnl^eit An<- stqsa peJNv^a. : K^ehde^ ;&uerst c. 2, 43 der vieleii von den Apo« stein verrichteten Zeichen and Wnnder knrz e^wiUMPit war^ wird e. 4, 1,2. 16. l ,nns|;abrlJif4ier berichtet: Mdnrcb die Wpde der 4postel gesob^beiii iip> d«m VoV^ viele Reichen ^nd Wwder, ^ da^s.w^n 4i#,Ki^|knkep. airf. diQ Strasse beranstrpg und a^f Lager nfi4 AitPett^A J^iederli^glbei 4m^t beim Vorübergehen des Petras ^pDlg^tWfk /veiu .9ohatle« .4toi JUnen oder im Andern von ihnep tr<^^ mid aöjph das Volk sw d^a bfmiiehberten Stftdten luim in

>) 3. »9ur,?A«Di« ^ i»^.«* Scbw,^sUr I!^i«laf./Zf^liüter I, $d ff.

120 Die Gemeinde zu Jerusalem.

Menge nach Jeniflalem mil Kranken und mit 8olehen> die von qü"- reinen Geistern geplagt wurden; nnd diese wurden Alle gesnncL^^ Die nenere Apologetik tiat es sich mit dieser merkwürdigen Stelle sehr leicht gemacht In Neander's umfangreichem Werke findet sich Aber den wunderthfttigen Schatten des Petrus kein Woii. Etwa aus dem Grunde, init dem der Verfasser S. 72 f. *die ITeber- gehung eines ähnlichen häcklichten Punkts, der wunderbaren ßb- freiung c. 5, 19, entschuldigt, dass er als Geschichtsschreiber be- rechtigt war, unter dem Erzählten die einem pragmatischen Eweoke angemessen scheinende Auswahl zu treffen? Dieser Grund mochte sieh hören lassen, wenn der pragmatische SSweek des 'Geschichts- schreibers der sein dürfte^ der Apologetik Ihr Geschäft zu erleich-» tern, handelt es sich dagegen um d'en * Pragmatismus unserer Schrift, so darf das Wunder, von dem wir reden, nicht tibergan- gen werden, denn für ihn Ist es nichts weniger als gleichgültig. Die Alles tibersteigende apostolische Wunderkraft bildet einen we- sentlichen Zug In dem idealen Bilde der Urgemeinde und zugleich (nach c. 5, 13 f.} den unmittelbaren Erklärungsgrund fttr )ene Ver- ehrung des Volks gegen die Apostel, die (V. 26} selbst dem Syne- drinm schonende Rttcksiohten gegen sie anfkidthigte. Einen S9lchen Zug hätte gerade der pragmatische Geschichtsschreiber am Wenigsteh übergehen dürfen^ wenn er ihm nämlich wirklich Glaulen schenkte. Aber dieses mag selbst dem Ne an de raschen Supranaturallsmus etwas schwer geworden sein. Ist eine Wunderkraft, die alle Kranke ohne .Unterschied gesund macht (V. 16: id^QaTteiovzo anccvt€g)j schon an nnd fttr sich nach geläuterten Begriffen undenkbar, so steigert sich diese Undenkbarkeit zum völlig Ma- gischen und Legendenhaften, wenn auch schon der blosse Schatten des Wunderthäters eine solche Wirkung ausüben soll. Dass der Schatten des Petrus dless wirklich gethah habe, wird zwar V. 15 nicht ausdrücklich gesagt; aber offenbar will unser Verfasser die Worte am Schlnss des 16. Verses, oiTcveg id^Qaitkvovto Snavtegj auch auf den 15. bezogen, und den Glauben an die Wunderkraft jenes Schattens nicht als einen Aberglauben betrachtet wissen, den der Erfolg Lügen gestraft hä'tte^ Wäre seine Meinung dne an^ dere, so müsste er dless ganz nothwendig irgendwie andeuten^ wenn er nicht absichtlich zu den gröbsten Miss Verständnissen An- lass geben wollte. Ist man aber unbefangen genüg, dieiss aüzu- erkennen, genügt dann, um das AnstOssige der magischen Wun- de^wirkung zu entfernen; Olshausen^s Bemerkung: es sei frei-

Apostolische Wunder. 121

lieh ^»H der 6oiiatten=4ea Petr«« 4mn Seilende gewesen, sondern die OettesJ^raft In dem Apostel^ aber da, wo kindlielieir katerer GUtoiie war, sei derselbe nicht besehämt worden^), oder anch die verwandte von Meyer: da die Wuidcrkrall Petii der Jeen ana^ bg war, 80 ^ei es allerdings denkbar, dasa Petras anch ohne v^millelnde kOrperUcbe Berührong hettte, sei aber dieser Brfolg seinem Sehatten zagesobriebm worden, so sei Er an diesem Aber- glaaben nnsohnldig? Wo ist denn in anserem Beriobt eine Spar davon, dass Petras den Olanben der Krankon, ilire religiöse Ge«- BiflthabesehaflMiheit, irgendwie berdoksichtigte, dass er je naeh Befund derselben seine Wunderkraft tibte oder zarUckhielt, dass er -sich überhaupt mit ihnen in eine bewasste, pers«nliche Bezie- hang setnte? Er gtkt vorld^r, sein Sciiatten bemlirt die Warten« den, und alle gehen gehellt von dannen. Wo ist andererseits bei den Kranken jener „kindliohe Untere Giaabe'S der gewiss stfn darf, nieht beschämt na werden? Sie hoffen gesnnd zu werden, wenn der Sehatten des Apostels sie streift, '^s isl Alles. 9,Kind^ lieh^^ Ist diese Hoffiiang allerdings, ja mehr als kindlich, aber „laater^^ moehten wir einen Glaaben nicht nennen, der sich statt des Geistigen an die sinnliohste Aeasserlicbkelt hUt, der von schatten eines Apostels Heilang erwartet. Welche Vorsteliong endlleh von der Wander wirkenden Kraft, wenn sich diese wie eine el^irisohe Flnssigkeit, selbst dorch den Schatten eines Apo- stels fortgeleitet, nntersohiedelos aaf alle Bedürftigen ergiessen soll! Dass solche Wirkungen für den Standpunkt der arehristlichen Zeit nichts Anstüssiges hatten, wissen wir wohl, aber dass sie aach In der Wirklichkeit möglich waren, werden wir doch nipht glaaben sollen; die Analogie der Wonderkraft Jesa wenigstens, aof die Meyer verweist,,, könnte nur dann- etwas beweisen, wenn den analogen Erzählongen der evangelischen Geschichte nicht dieselben Bedenken entgegenstünden, wie der onsrigen; vso beweist sie nar, dass anser Bericht In demselben Gesehmaok ge«- bildet ist^ wie jene ^).

*) Aehnlich Baumgarien z. d. St

') Eine albernere Antwort lässt sich auf die obige Ausführung nicht wohl geben, als die von Lange ap. Zeit. I, 87: Man müsse zwischen dem buchstäblichen und dem historischen Ausdruck unterscheiden, nach unserer Erklärnngsweise müssten auch z. B. die Worte: der kleine Hut Napoleon's clektrisirte die Armee, bedeuten: «dieser Hut war wirklich eine Elektrisirmaschinc" u. s. w;

122 Die Gemeinde zu Jerusalem.

Wie «eh In de» Wottdertt der Aposfel dto Nsebt de« dteüitM äoBMriMi MCülteBden WirkoDgen darsMI«, «o Mtailllgit sM dieselbe IMbeht als eint die Gemtttlier beherrselmide in dem ittM- ren EinvcrstftBdaiss sflaiintlMier C^eaeindeg^lieder^ das seiaen h^dtt- stett Auadroek, uaserer DaowlellQjig xaltolg«, ia elaer volNcettine^ «an GemeinsamfeeU des Basilaes faad. Dass naser VerÜHMer eine solebe beriohtm vR»lle, ist zwar bezweifelt werde«. So baaieiM a. fi. Neander (S- 3^3 : da die ersten Obristea itebiett t^bgtmm^ dertea Möaehsverein bUdelaa, sondern in ibren Mberen bfli^er^ lieben Verbältnissen IbHlebten^ so könne man slob eine güMslieiMe Chlterg^eiaeinsobaft nkbt wohl bei Ihnen denken; and aaeb in an- serer Schrift selM widerspreoben die «(teilen e. 41, 4. 6^ 1. It, 18 dieser Annahme. Dieni ist an^h gmm riebtig, sofern es altli am den wiiidichen Tbatbestand bandelt 0, und es lassen sieb 4ea angefftfarten in dieser Befriebang noeb die weiteren (Clrande ven &anr (Piaalns S. 31) beiltigen, die Ha«dlang des Bamabaa, wal^ Aer der Gemeinde den BrMs ans seinem Aeker selMnkt, konnte 0. 4, 'M niebt als etwas besonders Rahrnttshes-ansgeseiebiMt sein, wenn eben dieses VerflAbren als allg^meiae:Reg«l gfalt, «b4 es sei undenkbar, wie In einer Gemeinde, die MOO Mtnner zäbl«^ AUe sogar ihre Hftaser verkanft haben sollten , so dMs also kei« ner mehr eine eigene Wohnung besessen btttlei Bbense naliog- bar ist aber anch, dass die Apostelgesobiehte von einer wirkMcben votlfrtftndigSQ Gemeinsamkeit des Besllnes redet. Ilapt^g ol m- 9tm)0vtBS elxov anavza xoam, xai t^ KVijfiCttic )Hd tc^ f;fvaf^ti$ inlTtQOtfxov, xal &i€fteQc^ov avtä Traae, m»9&wt ü/p re$ %Q^lm Ax^ (It, 44 f.). <yvii el$ ^tr xtav vnetfyiifWiOv ofCtif i%$y$p HSiov eh^j «X)i 7JV avTotg wtavra xoipd. OÄtt yä^ iväBVfg^ig vtv^q^ )[€P h tevToig (vgl. dagegen o, ä, !)♦ "Oeo^ yi^ jitijtOQeg y^ ^Uav rj olxiah V7t!j^%w^ n(okovr$eg Sfe^ räfi T^fji^ tm Ttm^^ ffMOfiinfCüiv i^j ad. a4). Diese Brklimngen lanten doeb m alJge«* mein und ibestlmmt, dass es gan^s^ unmegMcb ist, Mos eine Be^ schreibnug der christlichen Bruderliebe darin au finden, wieMe die Ungleichheit des Besitzes durch unbeschränkte Mildthätigkeit ausglich. Man sagt uns wohl, es sei hier nicht Alles streng buch- stäblich zu nehmen, unsere Schilderung sei eum gvBno boSs zu

') Nur die Aeusserung des Petrus c. 5, 4, dass es Ana»ias &ei stand, sein Gut zu beliaiteo, möchten wir nicbt anführen; diese war auch möglich, wenn die Gütergemeinschaft zwar aUgemeia, 9kfW zugleiph Mos freiwillig« war.

0ie Gfitorgemeintchalt 123

verstetoB ^}, »ber i\f>w 9i^gf0^fiMmx^^ mttfste 00 weit usgedehi^ werden > dass es eiofecher imd richtiger ist, statt deeaen von einer ungefchlphtlichen Uebertr^ibung au epreohen* Denn wenn auch deu ersten Christen eine Gtttergemeinsobaft im eMeniseben Sinn, als bindendes Gesetz ihres Vereins, allerdings nicht beigelegt wird, (vgl. 0. 5, 4), so wird dagegen 4, 34 ganis nnzweifolhaft gesagt, dass alle Häuser- nnd 0ttterbasitzer ihre Gnindstttcke »nm geneinen Besten verkaaft haben. In der Wirklichkeit könnte dies« aber doch anr ein verhftKnifbsimfissig kleiner Tbeil geihan baben^ wenn die Gemeinde nieht sofort nahrangs*- und obdachslos wer- den sollte; denn die varkaoften GmndstQcke mit Banmgarten CI, $9) anf solche eu beschränken, die ihren Besitzern entbehr- lich waren, heisst die l^laren Textes werte misshandeln. Wir ha- ben hier also nicht blos einen hyperbolischen Aasdruck, wie ihn sich Jeder Idicht von selbst zurecht legt, sondern eine onhistorisohe Angabe, von der wir jedenfalls einen bedeatenden Theil in Abzug briogen mtlsaen, um der Wirklichkeit näher zu kommen. Wie weit aber dieses ynhiatorische geht, darüber sind bei d^m Fehlen jeder andern Quelle höchstens unsichere Mutbmassopge^ möglich. Vs ist möglich, dass sich unter den ersten Christen manche be- fanden, die in religiöfcr Begeisterung und in Erwartung des ne- ben Gottesreichs, das der jetzigen Weltordnung ohne4em bald ein Ende machen sollte, ihr Vermögen verschenkten, ebenso denkbar ist aber auob, dass unserem Bericht gar keine bestimmte That- ssobe, sojidern nur die hohe Vorstellung einer späteren Zeit vom Zustand der ursprnnglicben appstolisehen Gemeinde^} zu Grunde üegt

Welche Bedeutung die ^fltergeweinsohafl im Sinn unserers Sohrirtstellers f(tr die Urgemeiode liatte, dijess zeig^ moh namentr lieh auch in der schweren Strafe , die, wegen ihr^r unrndlicheil Umgebung über Ananias und Sapphira verhängt wird, c. 5, 1—11. Dieser VorfaU ist nicht blos als Wunder, sondern noch weit mehr Ms dieses harte, dem evaiigelischen Geist wenig angemessene Strafwunder, einem grossen Theil der Ausleger mit Recht anstös- ^ig gewesen, und man hat sich bemüht, dieses Anstössige durch natüriiehe Erklärung zu entfernen, und den Tod der beiden Ehe- gatten als eine physische Wirkung der Erschütterung darzustellen,

*) Neander S. 40. Lcchler a. a. 0. S. 185 f. ^ 0 Mao vgl. darüber Baur a. a. 0. S, 31 ff.

124 inahias nnd Sapphira.

welche die Worte des Petras bei iimeo hervoriirftoliteD. Unbefan- genere Exegeten, wie de Wette nnd Meyer, liaben die ünzn- Iftssigkeit dieser Ansknnft anerlEannt, nod namentlich fi aar (Paa* las S. 24 ir.) hat dieselbe gegen Neanc^er mit einer Klarheit and Schärfe nachgewiesen, worauf dieser anch in der letTsten Aasgabe die Antwort sdialdig blieb. Es gehört aach wiricllch viel daza, am es natnrlicher Weise wahrscheinlich za linden, dass eine Wirkung, die jedenfalls sehr selten ist, wie der plötzliche Tod in Folge einer GemQthserscbütterang, zweimal binnen weni- ger Standen, im Zasamuienhang einer and derselben Begebenheit, sich wiederholt hfitte ; noch stärker aber ist es , ein so aaifallendes Ereignlss aach dann noch für zafälllg za halten^ wenn es von L ' ' iruUä^^^^^ Urheber vor seinem Hintritt mit völliger Sicherheit ange- kündigt ist, wie nach V. 9 der Tod der Sapphira. Haben sich nichtsdestoweniger selbst Snpranataralisten ^ mit diesen Annahmen befrenndet, so kann das nar beweisen, wie schwer es für die Denkweise unserer Zeit ist. In ein Faktum, wie das liier erzählte, sich zu finden. Wollen aber dieselben zugleich an dem wunder- baren Charakter und dem göttlich Beabsichtigten des Vorfalls fest- halten, so ist das eine Halbheit, zu deren Widerlegung, nach Baur's erschöpfender Erörterung dieses Punkts, jedes weitere Wort zu viel wäre. Kann man sich zu dem Wunder, so wie es hier erzählt wird , nicht entschliessen , so bleibt nur ttbrig , die Geschichtlichkeit dieser Erzählung , so wie sie vorliegt, ganz auf- / zugeben, und wenn es sich allerdings schwer denken lässt, dass dieselbe Mos aus dogmatischen Gesichtspunkten , auf rdn mythi- schem Weg, entstanden sein sollte, wenn wir insofern irgend etwas Thatsächliches als ihren Kern voraaszusetzen geneigt sein ntf^ssen ^) , so lässt sich doch das Genauere über diesen Sachver- halt nicht mehr ausmitteln.

4. Die ürgemeinde und die Juden; die ersten Ver- folgungen.

Der Eindruck, welchen das Auftreten der Apostel und der ersten apostolischen Gemeinde auf ihre jüdischen f^andsleute machte, war der Apostelgeschichte zufolge ein sehr günstiger. Ihre aus» gezeichnete Frömmigkeit gewann ihnen die allgemeine Zuneigung^

") Wie Olshausen z. d."St. Neander S. 40 ff. Baumgarten I, 100 ff. ») M. 8. darüber Baiir S. 23.

' Die VerfoI(ningeD der Urgemeinde. 125

diese ZnneigiiDf gieng aber wegen ihres hdheren, besonders in der apostolischen MTandermacht sich offenbarenden Charakters in vereh- rungsvolle Sniea, ja in Furcht über. Diese beiden ZOge werden schon in der Schilderung, welche die Pfingstbegebenheiten ab- schliesst, c. 2, 42 ff. hervorgehoben, und in gleicher Weise wie- derholen sie sich c. 6, 11 ff.: iyivero q>6ßog fäyag inL ndvrag Tovg dxovovrag vama . . '^ccv ofio&vfiadov anovreg, ev tt} GToq 2olo/ii(Svog' %(3v dk loimSv ovdelg arolfia xollciadaL avtolg, il)^ iftsyalwev avrovg 6 laog 0* Wie weit diese Verehrung gieng, beweist am Besten V. 2$ desselben Kapitels, wo es die Abge- sandten des Synedrinms nicht wagen, die Apostel mit Gewalt zu verhaften: iq>oßovvTO yäq tov kaov^ iva fi^ liduaMaiv^ und c. 4, 21 , wo das Synedriura selbst aus dem gleichen Grunde Beden- ken trägt, den Aposteln zu nahe zu treten. Nichtsdestoweniger erzählt unsere Schrift von zwei Verfolgungen, welche die Häup- ter der neuen Gemeinde trafen, noch ehe die Opposition des Ste- phanus gegen den jüdischen Tempeldienst eiuei^ entschiedeneren Bruch mit dem iudenthum herbeiführte. Die Geschichte dieser Verfolgungen unterliegt jedoch so vielfachen Bedenken, dass wir uns ihrer genaueren Untersuchung nicht entziehen können.

Die erste derselben (c. 3, 1 4, 31} ist nach der Darstellung unserer Schrift durch ein Wunder veranlasst , das Petrus und Jo- hannes an einem Lahmen verrichteten. Dieser Mensch, der von Geburt an lahm war, erlangt auf das Wort des Petrus augen- blicklich den vollkommen gesunden Gebrauch seiner Glieder. Dass hiemit ein Wunder, und zwar ein absolutes Wunder erzählt wer- den soll, kann keinem Zweifel unterliegen. Selbst von den ratio- nalistisobeB Auslegern haben die meisten '^') tsugegeben , es sei hier ein non liquet auszusprechen, an dessen Stelle aber vielmehr die vollkommene Liquidität des flbernatttrlichen Erfolgs tritt; die ver- schollene Annahme, dass der Lahme ein blos verstellter Kranker gewesen sei, verdient keine Widerlegung. Ebendamit wird aber

*) Baur Paulus S. 22 will hier die Snarrsg auf die vorher genannten ano- otoXoi beschränken, so dass unter den XoaioXg, die es nicht wagen, sich zu ihnen zu gesellen,^ auch die Masse der Christen, mit Ausnahme der Apostel, begiriffea wäre. Da jedoch c. 2, 42. 44. 46 das beständige Beisammensein aller Gläubigen, die Apostel miteingeschlossen, ausdrücklich hervorgehoben ist, und da eben nur die- ses auch der Natur der Sache entspricht, ziehe ich die gewöhnliche Erklärung vor, womach die Snarrsi alle Christen, die Zomol die NichtChristen sind.

') Z. B. Heinrichs Exe. V. seines Commentars. KuinOl z. d. St«

126 tiie Verfolgungen der Urgemeinde.

gleich der Anfang onaerer Brzählung eiaes attgeichlobäiclieii Cha- rakters überwiesen, mag nun irgend ein natttrlioh erkiftrbarer Vorfall den Anlass zu der Wundererzählung gegeben haben ^>, oder mag diese ohne eine solche Veranlassung aoK dem Wunder- glauben der Zeit und der Analogie verwandter evangelischer Er- zählungen sich gebildet haben ^). Wir brauchen dtaher kaum noch besonders auf den Umstand aufmerksam zu machen , daas die Hei- lung nicht einmal an die Bedingung des Glaubens von ßeiten de« Geheilten geknüpft wird. ^) Das Magische des Wunders wird da- durch erhöbt, da wir es aber auch Im andern fall fttr unge- Bchlchtlich erklfit'en müssten , so erscheint dieser Pnnkt nn^rheblUAi. Gehen wir weiter zu den Verhandlungen des SyBedriums fort, so haben auch diese einiges Unwahrscheinliche. Schon das kann auffallen, dass nach c. 4, 5 zur Untersuchung der Apotrtel nicht blos der gewöhnliche, sondern ein erweiterter Sanhedrin (s. Meyer z. d. St.) sich versammelt, wozu ausser den in Jerusa- leni wohnhaften regelmässigen Mitgliedern auch noch weitere aus dem übrigen Lande berufen sind^); doch erlauben die Ausdrücke

') An einen solchen zu denken, erlauben Beispiele, wie das von ffume er- wtdinte, bei Strauss Glaubensl. I, 241 ff.

^) Zwar eriihlen unsere £v8»gelien Iceine Lalunenheiluii« mit den nUierea Umstanden, um so stärker tritt dagegen das j^wJlol negmarowfiy im Allgemeinen hervor, s. L. 7, 22 par. Mt. 15, 31. Es lag nahe, dieses an einem einzelnen Fall zu specificiren , und das Wunder dadurch um so augenscheinlicher zu machen, dasd der Gebeilte von Mutterleib an lahm, und als ein solcher (nach c. 3, 2. 10. c. 4, 14. 16. 21 f.) der ganzen Stadt bekannt war. Für die nfthere Ausmalniig der Sache bot sich ein verwandter Vorfall , die Heilung des Paralytischen L, ^, 18 9* als Vorbild; wie es hier V. 23 heisst: ^y^iQg xa\ ne^iTcorf«, so bedient sich Petrus Apg. 3, 6 der gleichen Ausdrücke.

') Denn was Baumgarten I, 73 f. von der stufenweise wachsenden £m- piänglichkeit des Bettlers des Breiteren zu erzählen weiss, ist reine 'Phantasie, un- tere Sehrift bemerkt über seinen Gemothsznstand nur Eines, was aUerdings auch eine Empfänglichkeit bezeichnet, nur leider keine Empfönglichkeit ffir geistliche Gaben: hcfX^ev airoXi n(fogSoxwv n na^ avray la/ußartiv»

^) Diess besagt nämlich das owayea^ai elg "le^ovaaZ^/u. Elgss h m neh- men (Kuinöl U.A.) geht natürlich nicht, aber auch die Annahme von Heinrich s, Hey er und Neander (S. 69), dass die auswärtigen Mitglieder nur von ihren Landsitzen in der Nähe der Stadt kommen, ist gegen den Text: von einem awax- ^tjvai eis *TeQ. kann nur die Rede seih, weim die avrax^^fs Uiren amtlichen Wohnsitz nicht in Jerusalem haben , ob der Eine und der Andere zußdligerweise ausser der Stadt wohnte, kann hiebei nicht in Betracht kommen. Im Uebrigen vgl. hiezn Bäar a. a. 0. S. 16.

Die V^rfolgvn^efl der Orgemeiode. f 2t

V. A^! iyhira 4k üvikif;0rya$ il. s* f. attob dtdr OMitd\i^, flaM iiti

VersaiinilaDf 'de» erwdierten djnitdrioms mit 4lBm Verhör det

Apostel a«r zofftllig «oMuiimeotref. Ner vfettt unsere Dsretelleni;

Moli nnob' itt aaderer DtoasfeliaDgf VhznveriasefgkeAt und Absiehl-

lichkeit vemtien eollte, liAtteii wir Gmdd, in dem Glanz, mit

wdohea diesi|. Versamnileng , dee Synedrinme umgeben wird, den

Sweek ssa vermntiien , dase dadnrcA das f reime tki/pe and siegreiche

Auftrete» dihr heideo ApoiM 4n ein am so hMMs Licht g eeteltt

weiAOi eoUe 0* Dedealdfcher ist ein anderer Umstand. Unter

den fliteailinieBberaMie» neni&t nnsto V. 6: '^'jfyvav t6p äqxi^itx

nal KoäAipw mi ''lmn4i^ nal ""AliSafdQOf xctl bnot ^av ik

fiofoug c»^x^e(MrtrM»du Nun hatte aber Hantoas naoh Joseplittii

(Ant. XViU, 9i) «[mi dteae Seit die holteprieAterliehe WQrde langst

verloren, und' im ttesifcs derselben beflind eich seit Jahren sein

Uergeoannter Sckwiegenohii, Joiepb'mit dem Beinamen Kaiaphae,

aachdedi zwieohea beiden nicht vv^eniger als drei Hohepriester

ernannt and wieder abgesetzt wafrä. Dass Lokas dieses nicht

giittiiwg InAen ilbllte, kedntön die A'niil^ger nattti^lieh nicht zoge^

licn, und so hilft man sieh etwa mit d0r Bemerkong (Meyer z.

d^ 8t)r Aatoa») als ehemdtger Obl^rpriestcfi', habe wohl aQxiegevg

Ceneimt werden Monndn, daes ItaM^^has dieses adcft war, äetM

Lukas alH brennt vM«as. AHein b^anrnt ist diess nur ans, den

Usern des Jesephns, keineirWegs aber dem Eeser der Apostelge*

«aidchte, wdchef efew gelehKo yorkenntaltse an ansere Schrift

berautriti; dieser kann, so wie die AasdrOcke lauten, nicht anNiers

tfle glaaben , fihmnas sei der ftinktioaireiide Oberprieeter gewesen,

ÜAiiphan' gehdre ebense, wie Mmnne« ndd Alexander, zum hohe'»

FrfssterÜQhen 0eseltleotit; auoh wir kennen kaam nmhin, dem

Verfaäie# diese Veratellung zonnschrel^ett , da es doch eine alhMr

lumatMlofae* Ainsivueksweise wflife, den gewesenen Dberpriestet*

Bit dem Prddikat t^e^ev^ vöranznetellen, den wirkKohen dage-

fen ohn« eine solehe Bdzeichflnng aar gleicbfer Linie mit einigen

Mttdn IW^eo zi< hiseen^ Wir ^mm diess am so eher, da aüeh

«es Lac. 9, !^ hervnrgehft, dae« oneerem sehfiftsieller die Ver-

*) Diese .Vermutliung wird natürlich nicht widerlegt^, sondern bestätigt, wenn tnan ihr mit Baumgarten I, 85 entgegenhält: ihre Urheber übersehen das hohe Interesse, welches Lukas an dem Vorgang nehmen musste und in seinen Lesern «wecken wollte. Sieht denn B. nicht, dass es gerade dieses lateresse ist, worauf die MOglidibeit einer Fiktion tod nas gestaut wird?

\^% Die Verfolgungen der Urgemeinde.

hftltniflse, um die es sioh hier bandelt, nicht gemitt bekannt ge^ wesen sein können. Was endlich den Gang der Verhandlongen betrifft, so hat Baur (*• »• ^- & 1^) anfl^rn V. 13 und 14 mit Recht anfallend gefanden. Dass die Synedristen das Verhältniss, in welchem die beiden Apostel zu Jesa gestanden waren, jetzt erst entdeckt hfttten, ist nach allem bisher Brzählten gaass un- denkbar, nnd doch erlauben die Worte: iTtsylvioauw %e u. s. w. keine andere Deutung. Auffallend genug ist aber audi, trotz Ne- andlr's Gegenrede (8. 69 f), der Eindruck, welchen die Gegm- wart des geheilten Lahmen auf die VersammliMg macht Die Un- tersuchung gegen die Apostel könnte sich doch nur auf Bänes von beiden bezogen haben, entweder auf die Wirklichkeit des Wun* ders, oder auf seine Ursache, diejenigen, welche dfe Hostel zur Strafe ziehen wollten, müssen entweder vorausgesetzt baben^ es sei gar kein Wunder geschehen, oder wenn sie diess zugaben, / so müssen sie das Wunder far ein dämonisches erklärt haben, in dem ersten Fall waren die. Apostel als Betrager, in dem andern, nach dem mosaischen Prophetengesetz (Deut. 13), als Irrlehrer zu bestrafen ^). Hfttten nun die Synedristen das Wunder ganz geläugoet, so konnte sie allerdings der Anblick des Geheilten in Verlegenheit bringen^ Indessen ist diese Annahme durch iinsem Verfasser selbst ausgeschlossen. Wenn gan« Jerusalem den Ge-* heilten als lahm von Mutterleib aui kannte, so werden wohl auch die Priester den Bettler, der täglich am Tempelthor sass, als 'sol- chen gekannt hab«i, und wenn gleiohfalls die ganase Stadt von seiner Heilung wnsste (4, 16), müssen auch sie am Tag nach diesem Vorfall, mit der Untersnobung desselben eifrig beschftftigt, davon gewusst haben; sie erklären diess ja aber auch ganz aus- drücklich, denn nicht darüber werden die Apostel c. 4, 7 ver- hört, ob der Lahme wirklich geheilt sei^), sondern durfiber, aus was Kraft er geheilt sei, die Realität des Wunders wird unbe- denklich vorausgesetzt. Wie hätten auch sonst die Synedristen den Geheilten,' dessen Gegenwart schon ihre Anklage widerlegen muisste, vor ihre Versammlung mit. vorladen, oder darin dulden können? Ist dem aber so, wie kann dann der blosse Anblick des Geheilten die Richter m* eine solche Bestürzung versetzen, dass

^) M. vgl. hiezu auch Baum garten I, 86.

^) Die Worte dieses Verses: |y noCa Svva^si ..mou^aaTe rovro v/uelg; scheinen auf L. 20, 2 zurückzuweisen, wo Jesus gefragt wird: iv noia "^e'iovaia tuvra Troi^r«;

Die Verfolgangen der Urgemeinde. 129

■ie lEftlo Wort «lehr asa sagen wtoaenf Was erfahren $Ab denn

dailnrch, dae de nieht schon gewasst nnd anerkannt hitlen? War ^

denn dnroh seine Gegenwart hewiesen, dass das Wnnder, im Na<-

nen Jesn nn ihm Verrichtet, ein göttlich gewirlKtes, dass die Mk

hnnptfBig des- Petms 4, 11 f. wahr sei? Wie iässt es sieh end«

lieh denken, dass die Synedristen das offene Bekenntniss abgelegt

haben seUton : ort ywasdp arj(iuiov yiyove dC avtaiv ov dwafie^

cj^W^Acrt? Diese Worte können ntmlieh nach allem Bisherigen

nieht hios den 8inn habto, die Wirkliohkeit der wunderbaren

Beilnng, gans abgesehen von ihrem göttlieiien oder dämonischen

Hrsirmg, ambssadMleken, sondern es mnss eben das darhi aner-*

kamt werden, was die Synedristen vorher gelMgnet hatten, das*

die Apostel dnrch g«tttiehen Beistend ein Wunder gewirkt haben.

Wie lüt es nb^ denkbar, dass die versammMen Synedristen, nn#

ihrem« Stendfunkt, dless geglaubt ,' nnd selbst wenn sie es giaidH

ten, dass sie es gesagt hätten? Ist es je erhört worden, dass eine

flÜorsacMgo aierarehio ihrer Stellung so sehr vergessen hfttte^

am in Uner formUehen Berathnng das göttliche Beoht ihrer Geg-

n* «urageben? und widersprieht dein nicht das Lehrverbot, wel-

ohsB söCort erjsfthlt wirdy aufs Schreiendste? Dass Jemand der

Wahrheit, difl sMi thm aufdrftngt, unredUdierweise sein Ohr vor*

sehUesst, ist allerdings hftoflg genug, aber dass Jemand einen

Addern nln ehi Werbseug Gottes anerkenne und ihn dennoch nn

amerdrQokin suche, diesd widerspricht der Natur der Dinge und

der aUgemeinen Briahrnog. So etwas pflegen die Fartbeieü in

dir BMae dos Streits einanlder nuteutrauen, in der Wirklichkett

ktmnrt^ es nicht vor, nicht weH es schlecht, sondam weil es

an ungereimt ist

lim schliesslich noch der Seene eu erwähnen, weleh6 d^n

Besieht (Aer die erste AposCelverfolgtfüg beendet, des Dankgeb^ts

dsr Mmninde Über Ihfe BeAneiinig (c. 4, 23 ff.}, so bitte !&war

der Umstand, dass eine freie Hereensergiessnng von Tielenr ge-

meiasitelttioh gosprodiett sein solf (V. 24), nicht viel auf sieh.

DerSehiiftstnUer iimmt sich k^tee unerlaubte Freiheit, wenn er dto

<toeinstemenden Aeolssernngen der Kinxelnen in einer gemehl^

*teen A««sBerung sräsammenftest OiMnbnr uugetfchichtlich ist

^*f?egon der Vorfall, der auf das Gebet folgt, V. 31: xal defj-

^ivTtay avzaiy iaalev-Sr^ 6 lonog^ iv (^ rjoav aovrjyfikvoi; xal

^'nXi^^aav ancfvxeg Twsvfxatog ayiov. Die rationalistische An*

"^Bie (Heinrichs, Kuinöl), dass dless nur ein natOrlichea

9

130 Dio Verfolgaogeo der Urgemeinde.

BreigniM floi, das eaf Alligorweise mit dem Schlass des Gebets sassmmeotraf, hat gewiss alle Wahraohelniichkeit gegen sielif UDd können \dr nun freilich die Wirklichkeit des Wanders , weU obes QDser Verfasser berichten will, nicht zugeben, so fiegt da- für die Vermuthasg um so nfther, dass die fromme Sage oder eis in ihrem Geist dichtender Schriftsteller die Wnndererzahliing «r- zengt habe, am dorch das Erdbeben die Erhörang des Gebets von Seiten Gottes aaszudrOcken« Ein Erd^toss war ein günstiges Omm, ein Zeiehen der ßraesenlia nvmtnts, nidit blas bei den Beiden, sondern auch bei den Joden. Von jenen möge nur an Virgii Aen. III, 89 (Da pater augurium^ aUjjue anisils illabere noHris, Via ea fatus eram^ Iremere amnia wsa repente a. s. w.) Orld Aietam. XV, 67ld and andere Stellen, welehe die Aasleger aod Am* laas der ansrigen beibringen, von diesen an Jos. 6, 4laBd an dfo rabbinisohen Anssprttche erinnert werden, die Seh Ott gen «« vu St anführt.

Aach das zweite Einschreiten der jttdisehen Behdrden gegem die Apostel ist darch ihre WanderthAtigkeit veranlasst, srnr ist m diessmal nicht Ein bestimmtes Wander, welohes den Anlass giebt, sondern an die allgemeine Schilderang der apostolischen Wander- heilangen c 5, 12—16 schliesst sieh V. 17 die EnsAUang «k: ^AvaaTas äe 6 aQx^egevg ...inhja&rjaccvl^ijlov xai inißakoy vag Xei^a^ avtaiv ml Tovg dnoaTÖkiwg. SAmmtiiche Apostel wwden gefangen gesetzt, in der Nacht jedoch befreit sie ein Engel, md nachdem sie am andern Morgen wieder vor das Sfnedrinn gela- den sind, and sich ähnlich, wie frfther, verantwortet habei, so werden sio anf den B^th des Gamaliei mit einer disdplinarisdien Züchtigung and einem wiederholten Lehrverbot entlassen. An dieser BrzAhlong moss zunächst die Aehnlichkeit des Hergangs mit demjenigen bei der ersten Verfolgung aoffailen, 4m flick dtose Aehnlichkeit aas der fortdaaer derselben VerhAKnissn oioht hin«* reichend erkifirt. Aach hier der Anlass der Verhaftnng die apo- stolischen Wander; auch hier eine Verhaftnng im Tempel (V. M); avich hier die Verhafteten die Naeht über im Kerker; aoeh hier am andern Morgen nicht blos eine einflute , sondern eine mng- liehst voUstftndigo Versnamlnng des Synedrinms Auefa hiev ein

*) Man vgl. mit e. 5, 21 : awtxdXeaav to cwiSq^ov xai naöav r^y yf^ovaUtr rS¥ v\'&v'*Iaqa^X^ c. 4, 5: ovrax^fjyM a^iSr vovg uqxo^^S ^«^ n^eafti/r^^ov^

Die Verfolgungen der Urgemeinde. 131

gefahrdrohendes Verhör, dessen Ende aber nor ist, dass die Be- Islagten mit einem fk^achClosen Verbot entlassen werden. Der Un- terschied ist nnr, wie Baur S. 18 richtig bemerkt, dass in die- sem zweiten Jheil Alles in einem höheren Maasstab angelegt ist Die Veranlassung giebt statt eines einzigen Wunders eine ganze Masse von Wandern, die Verhaftung trifft statt des Petrus und Jobannes die sftmmtlichen Apostel, die Gefahr wird dringender, die Bynedristen berathen sich über die Hinriofatung der Beklagten, und entlassen sie nicht mehr mit einer blossen Drohung, wie o. 4, 21, sondern mit einer wirlüichen, wenn auch verhfiltnissmässlg geringen ZOohtignng; ebenso tritt aber auch die göttliche Hülfe augenscheinlicher hervor, ein Engel befreit die Verhafteten, und nachdem sie sich freiwillig wieder gestellt haben, erhebt sich die erste theologische AuktoritAt des damaligen Judenthums für ihre Duldung. Der Glanbwttrdigkeit der BrzAhlung ist dieses ihr Ver- liiltniss zn der früheren nicht eben günstig. „Kann mao schon hl dem einmal Vorgefallenen, bemerkt Baur S. ISO, keinen na- tOrlioheD Hergang und Zusammenhang erblicken, wie gross wird die UnWahrscheinlichkeit 9 wenn derselbe Vorfall, gleichsam sich selbst überbietend^ zum zweiten Mal sich ereignet haben solll^^ Auch Urir können diesem Urtheil nur beitreten«

Aber auch unsere Darstellung für sich genommen ist voll von UnWahrscheinlichkeiten. Dahin gehört vor Allem das Wun- der, durch welches V. 19 die Apostel aus dem Geffingniss befreit werden. Ist das Eingreifen von Engeln In den Gang der Ge- sohiehte an und für sich schon ein sicheres Zeichen des Mythi- schen, so ist dieses Eingreifen überdiess im vorliegenden Fall SiUz zwecklos, die von dem Engel Befl'eiten werden ja doch wieder verhaftet ^3* Dazu kommt noch , dass auch in den spftteren Verhaadhmi^n "vdlr dem Synedrinni auf die wunderbare BeAreiuAg aicbt dl# itittdeste Rücksicht genommen wird, dass weder die An- gokkigten auf diese augenscheinliche göttliche Ehrenerklärung sich ^emf^tt, noch die Richter einem so auffallenden und verdachtigen Umstand nachforschen gewiM ein beispiellolses Verfahren, wenn die Sache wirklich vorfiel. Damm nnn aber mit älteren rationa- U»tlsehen Auslegern zur natürlichen Erklärung seine Zuflucht zu

0 Wa0 Baumgarteol, lOVf. hiegegen bemerkt, islfür uns zu Überschwang- ^ich, und mag füglich auf sich beruhen.

9*

132 Die Verfolgungen der Urgemeinde.

nehmen, die Gefangenen durch einen Blitss oder ein Brdbeben, oder von einem geheimen Freunde mit Httlfe des GefAngnvwiwftr. ters befreien zu lassen, diess geht natttrlieh (schon wegen V. 23) ebensowenig, als milNeander (S. 786) an unserem Bericht die nöthige Bestimmtheit, Genauigkeit und Anschaulichkeit za ver« missen, und nur die Befreiung dureh eine uns unbekannte gOtt- liehe FUgung festzuhalten. Der Bericht ist bestimmt un4 anneluiu- lieh genug: „der Engel des Herrn Oifiaete die ThUreUi filhrte sie heraus und sprach zu ihnen^^ bestimmter und anschaalioher kann man sich gar nicht ausdrücken^ nur einem solchen wird das nicht anschaulich sein , der sich vom Auftreten eines Engels Ober- haupt keine Anschauung zu machen weiss, weil er nicht an En- gel glaubt Was Ne anderes Ansicht von der rationaliathiolien unterscheidet, ist nur ihre Halbheit und Unbestimmtheit^ wnUon wir sie zu einer bestimmteren Vorstellung entwickeln , so fahrt läa entweder zu der Undenkbarkeit des Wunders, oder z\l def Text- widrigkeit der natürlichen Erklärung zurück. Dabei hebt nie so wenig, als jene, über das Bedenken weg, dass die ani^eUlehe Befreiung in der weiteren Verhandlung vor dem Synedriw» mit keiner Sylbe berührt wird. Von welcher Seite whr daher die Sache anfassen, wir können immer nur auf ihre Undenkbarkeit und UnWahrscheinlichkeit zurückkommea

Verlassen wir nun diese ungeschichtliche und ttberdiess Buts- lose Befreiung, um nach den geschichtlichen^ Gründen zu fragen^ welchen die Apostel ihre Rettung zu verdanken hatten, so ver- weist uns unser Bericht auf den bekannten Rath des angesehenen pharisäischen Lehrers Gamaliel, welcher selbst seinerseits durch die Bemerkung (5, 17) , dass die Verfolgung von den SaddnoAsm ausgieng, mit der ganzen Stellung der jüdischen Partheien zum Cfaristenthum in Zusammenhang gesetzt wird. Indessen steht asoeh dieser Hergang, trotz seines geschichtlicheren Ausseh^Ai, keines- wegs so fest , als man gewöhnlich annimmt Vorerst ist klar, dass die Worte, welche unser Text dem Gamaliel in den Mund legt, von diesem unmöglich genau so gesprochen sein können, wie wir sie hier lesen. Diess erhellt unwidersprechlich aus der Erwäh- nung des Theudas V. 36. „Vor diesen Tagen, sagt hier Gamatieli erhob sich Theudas u. s. w.; nach diesem, in den Tagen des Cqnirinischen) Census, Judas der Galiläer.'^ Nun weiss allerdings auch die beglaubigte Geschichte von einem Theudas, der sich nach Jos. Ant XX, 5, 1 für einen Propheten ausgab, und einen gros-

Tbeudat. 1 33

Ben VoIkshftnfeD beredete, mit Hab und Gat über den Jordan zu eieben, der dann aber von den Trappen des Proknrators Caspins Fadns dberfallen, nach einem bedeutenden Blotbad unter seinen Anli&ngem g^efangen, und enthauptet wurde. Dieser Thendas ist aber nicht blos nicht vor dem Auflstand des Jadas und dem Censas des Oniriniis, sondern sogar noch später aufgetreten, als die hier erzählte Verhandlung des Synedriums stattgefunden haben mQsste, unter der Regierung des Claudius (41 64 n. Chr.), und zwar ohne Zweifel In den späteren Jahren derselben, da Josephus un- mittelbar an seine Erwähnung die Erzählung von der Abberufung des Fadas ankntlpft Von diesem Theudas kann daher Oamaliel nicht geredet haben} denn wenn einige von den Aelteren dem Jo- sephus gegen die Apg. Unrecht geben wollten, so war diess ein ebenso verzweifelter Ausweg, als wenn Andere unsere Verhand- lang In die Zeit des Claudius herabrflckten, und das ^era tovtov V. 87 mit „ausserdem*^ Qbersetzten. Die gewöhnliche Harmonistik nimmt daher an , der Theudas unserer Stelle sei von dem des Jo- sephus verschieden, jener habe seine Rolle unter Herodes d. 6r, gespielt^ dieser die seinige unter Claudius. Nun wäre es freilich ein eigenes Zusammentreffen; wenn sich zwei gleichnamige jMän- ner etwa 50 Jahre von einander als Führer eines Aufstands be- kannt gemacht hätten, namentlich da der Name Theudas bei den Juden nicht so sehr häufig gewesen zu sein scheint ^j. Doch mochte man sich ein solches Spiel des Zufalls immerhin gefallen lassen, da es nicht ganz ohne Beispiel ist, oder man möchte es sich auch mit der Vermufhung einiger älteren Ausleger^) erklären, dass der jüngere Theudas ein Enkel des älteren gewesen sei , der den Kamen jswnes Gross vaters geführt, und dessen Unternehmen erneuert habe. Allein es handelt sich bier nicht blos um eine Wiederboloog der Namen, sondern um eine Wiederholung des ganzen Vorgangs. Was unsere Schrift von Theudas berichtet, stimmt mit der Erzählung des Josephus so vollkommen zusammen, dass die meisten Züge geradezu identisch sind, die übrigen sich leicht Ineinanderfügen und sich auf keinem Punkt wirklich vdder-

') Lightfoot hör. hebr. z. u. St. weiss aus dem 'Talmud noch zwei, Wetstein z. d. St. aus der jüdischen und klassischen Literatur drei oder vier Theudas zu nennen, die sieb allerdings wohl noch um ein paar, wie der fabelhafte* Schüler des Paaltts bei den Valentinianem , vermehren Hessen.

*) S. Poli Synopsis z. d. St.

134 Die Verfol^ni^en der Urgemeinde.

Sprechen ^}, Der Name des AnfrOhrers laatet in beiden Beriohtwi gleich, sein Gharjtkter ist nach beiden der eines vorgeblichen Pro*- plieten oder Messias^), die Zahl seiner Anhänger, in der Aj^g. auf 400 geschätzt, scheint sich zwar bei Josephns etwas grosser darzustellen, doch kann sie von Einer Schwadron Reiteret (die Ur] betrog 128 Mann) in plötzlichem Ueberfall bewältigt werden, nnd jedenfalls sind derartige Schätznngen immer unsicher; der schliessllche Aasgang endlich ist nach beiden die Hlnriohtnng des Thendas und das Scheitern seines Unternehmens, nnd wenn die Apg. kürzer sagt, sein Anhang sei zerstreut worden, während Josephns bestimmter von Getodteten und Gefangenen berichtet, so schliesst beides sich nicht aus: ein Theil wird niedergehauen oder gefangen, die Mehrzahl zersprengt worden sein, diess mQssten wir schon nach den näheren Umständen des ITeberfalls, wie sie Josephns erzählt, vermntheu. Wo sich zwei Berichte in dieser Art decken, und nur in den Zeitangaben von einander abweichen« da mtlsste die Verschiedenheit der Ereignisse, von denen sie re- den, ganz untadelbaft bezeugt sein^ wenn wir das Recht haben sollten, wirklich verschiedene Vorgänge und nicht blos einen Irr- thnm in der Zeitbestimmung vorauszusetzen. Wenigstens wird man sich vergeblich nach einem Beispiel umsehen, wo zwei glaab- wQrdige Erzählungen verschiedener Vorfälle zu einander in dem Verhältniss ständen, wie der lukanische Bericht über Theudas zu dem des Josephns. Nun nennt aber im vorliegenden Fall keiner

*) Hier die Belege: Apg. S&viag Xsywv elvaC nva iav- Jos. ^a8ov t>jq *JovSaias htiT^"

Tovy ta TTQoqtxXC&ij aQi&/u6g ävSqwv toötX nfvovTog yofjQ xig av^^, SevSag ovo- rttqaxoaCwv* og eivji^iS'tj xttt narvfg /uarty neiget rov nltXaxov Sx^ov^ oaoi Intld^ovTo ovtm SifXv&tjaav ita\ avet^aßorr» Tag xxtjaeig enta^m n^ lyivovro tüg ovSiv. rov^IoQdavrivnataiu^r avtta, ItqoiptfXtjg

yaQ fieyev eJrai, xai n^ogray/iort rov nora/idv ax^(V Slodov l^tpij na^d^tat avTotg ^adtctv xai ravta ie'ytav noXXovg ^narr^aev. ov /uijv staatr athovg r^g ' a(pqoavvtjg Sraa&m 4*aSog, äXX^ «|^^^-

^ev XXtpf iTTTt^tov hl avTOvg^ § rt$ an^ogSo^ xtjfto^ enmsaovaa noXXovg /a^v dyet" Xe TioXXovg Sh^wvrag HXaftsV «rv- rov Te rov OevSav ^tay^i^aavreg ano" ri fi^ovtsi r^v xsq>alC^v, ^) So werden die Worte : liyiov slvai riva iecvrov niclit blos durch Josephus, son- dern auch durch Apg. 8^ 9 und durch die Parallelisirung der Apostel mit Theudas erklärt.

Theodat. 135

rqn nvsein baldeii Zeugen /.wel Aafrflbrer Namens Thendas, eon«» dem jeder nur einen eioxigen, dees ee sewei waren, wird nur ans der ÜnveretnlNiriteit ihrer Zeitangfaben erselilowen. Es liegt am Tage, daas dieser Scfalose nor dann apf Slelierheit nnd Wahr« schal idiebkeit Anspmeh maehen kann, wenn die OlaobwOrdifkeit der beiden Berichterstatter, und namentlich ihre Kenntniss der q^&teren jüdischen Geschichte und Zeitrechnnng, keinem ZweiM Baam Iftsst Nun haben wir alierdings bei Josephns aUen 9nind^ seinen Angaben in dieser Beziehang zu vertrauen, dagegen giebt nns der Verfasser der Apostelgekehicbte for die unbedingte Bich* tigkeit der seihigen nieht allein keine Btirgscbaft, sondern wtr haben auch im Bisherigen schon hinreichende Gelegenheit gehabt, nns von seiner vidfadben Unznverldsslgkeit zu überzengen, im wdteren Veriaof dieser Untersnchong wird sie sich ans noch wei* ^ter bestätigen, und dürfen wir hier schon seine Identitit mit dem Verfasser des Bvangelhims voraussetzen^ so beweist der Censns des Qnirinos ganz schlagend, was wir von seiner chronologischen Genauigkeit zu erwarten haben. Unter solchen Umstflnden sdHe man in der That kein Wort weiter darüber zn verlieren brauchen, dasB den beiden Böriehten nur eine und dieselbe Tlmtsache zu Grande Hegt , die eben in dem einen von ihnen , dem der Apostel*'* geschichte, an einen falschen Ort gestellt ist«

Sollie 9her dieser Beweis je noch einer Verstärkung bedür-* fen, so erhielte er me durch die Erwägung, wie anwahrschein- Ueh es ist, dass Josephus den Alteren Theudas, wenn es einen solchen gab, mit Stillschweigen übergangen h$tte. Ein Schrift- steller, der eich über die Aufitandsversuche s^it der Zeit des ersten Herodelt so genau unterrichtet zeigt, und der auch weit unbedeutendere VorfftUe aufs Gewissenhafteste verzeichnet, würde einen nach so langer Zelt noch allbekannten Aufwiegler sicher berübrt beben. Aber vergeblich bemüht man sich, unter den aus Josephus bekannten Aufruhrern einen zu finden, auf den die Be- schreibung der Apostdgesehichte zuträfe. Sonntag 0 sucht un«» sern Theudiis in dem Simon, der nach Josephus C-^^* XVII, 10, 6. B. X II, 4^ 9) im Todesjahr Herodes des Grossen ein^ Aufstand erregte, Indem er annimmt^ dieser Simon habe früher Thendas geheissen. Wäre aber auch diese Annahme weniger willkübrlich, als sie ist, so war doch das räuberische Treiben

^ Stud. n. Krit 1837, Z, 638 ff.

136 Die Verfolgungen 4er Urgemelnde.

einea Thronprätondenten , wie Simon, mit dem Auftreten der Apo» fM Upte niebt so pessend zq vefgldehen, wie dee Untemeknen eine« Mannes, der eich eelbet fOr eieen Pr^^heten ond Wnnilnr- thiter enegab, wie der Tbendae des Josephna; gerade om ein Wottder bandelt es sich ja bei der Untereaebnng gegen die A|M« etel, nnd wenn der BrIMg gegen sie entschied, so war gereAi desselbe von ihnen dargethan, was Josephna von seinem Thnndfs enssagt, dass er ein Qo^t gewesen sei. Ueberdlees hatte Simon ein Beer von weit mehr als 400 Mann, das von den vereinigten Truppen der BOmer nnd des Herodes nur in einer langen nnd blntigen Schlacht dberwftUigt werden konnte. Bhenso nnballbar ist die Vermnthnng von WieselerO? unser Thendaa sei 4er Sehriltgelehrte Matthias , der in Verbindung mit Jndas, dem Sohne des Seriphäns, kurz vor dem Tode des Herodes, etwa viecsig sdner Schaler veranlasste, den Adler, welchen Herodes Ober dem Tempelthor aufgestellt hatte, herabzastüszen, nnd dafOr sammt sdnen Genossen mit dem Leben bUsste ^}. Her Name maeht# zwar Ider geringere Schwierigkeit, denn n^PlD konnte mit d^odoro^ oder ^svdag nbersetzt sein, dagegen erscheint die Sache weit unbedeutender, als der Aufstand unsere Thendas^ und von allen den zogen, deren die Apostelgeschichte erwfthnt, passt kein ein- ziger auf dieselbe, nicht das kiytav eJvai riva mvrdvy nicht der Anhang von 400 Mfinnem, nicht das diskv^tjacev. Wenn endlich Zuschlagt) den Theudas der Apg. IIQr dieselbe Person mit dem llieudion hält, der sich nach Jos. Ant. XVil, 4 in eine Ver- schwörung gegen Herodes Gr. einliess, so weiss er doch die - Angaben der Apostelgeschichte aaf diesen Theudion nur mit HUlfs der Vermutbung zu beziehen, dass derselbe wohl auch bei dem Aufstand bethefligt gewesen sein werde, der nach dem Tode des Herodes in Idumfta ausbrach^). Aber diese ist eben eine ganz leere und willkuhrliche Hypothese, statt der es weit einfacher wäre , bei der unbestimmten Möglichkeit eines unbekannten Aeu- das stehen zu bleiben, da uns die angebliche Behelligung Theu- «yon's bei dem idumäischen Aufstand um nichts bekannter ist; zudem ist unser Theudas offenbar nicht blos ein Theilnehmer, sondern das

*) Synopae d. Ev. 103 ff.

2) Jos. Ant. XVII, 6, 2 f. B. J. I, 33, 2 f.

S) Theudas Anführer eines 750 R. in Palästina erregteü Aufstandt. Cassel 1849.

♦) Jos. Ant. XVII, 10, 10. B. J. II, 5, 3.

GaniaK«!. 137

m>rtü<ige Hftnpl eiaor UDt«niehnMiB|;, «bei der er dcA als l^ro- fkal SB die fipiUe sl^t^ ud «ein AahMlr belAnlt eich evf etw» 4O0 Mann, wiUireBd die idomüeciieii Empörer a«f 10,000 aege- gefcea werden ^). Hdohet auffallend bidbt endlieh hei all diesen AmiiAmen der Uaetand, dacs leeephae bei dem älteren Thendaa dieses seines, wie es nach nnserer Stdle scheint bekannteren, Namens nioht erwähnt hätte, während er diess dodi schon dess- bM^ tlran nnisste., nm einer Verweohsinng mit seinem jOngeren Kunens- nnd Schieksalsgenessen ausdiltektioh xn begegnen. Alle derartige Versaehe sind daher als verfehlt za betrachten; nnd ken- nen nor znr Bestädgnng der Ansicht dienen, dass sich nnser Inkaniseher Thendas Iren dem des Josephns nur durch den Ana-* chrenisians nnterscheldet, den sich nnser Verfasser bei seiner Br- wftinnag erlaubt hat

Ist aber hiernach nnlänghar, dass unsere Schrift dem Gamaliel V.96 Werte In den Mond legt, welche dieser nicht gesprochen hat nnd nieht gesprochen haben kann, so haben livir kein Recht mehr, fOr den Oteigen Inhalt von Oamaliel's Rede eine wesentlich trene Berichter- stnttnng vorans^^nset^en ^}. Dass sie schlechthin nngeschichtllch sei, kamn man freilloh aas jenem Verstoss noch nicht schliessen; es wäre an sich immerhin möglich, dass unser Verfasser einen älteren Klelitigeffen Bericht vor sieh gehabt nnd durch V. 86 nor erwei- tert hätte. Aber ebenso möglich ist anch, dass die ganze Rede nair von Ihm herrflhrty denn wenn es einem Oeschichtschrelber einmal nichts aosmaoM, den handelnden Personen Aeusserungen in den Mond zn legen, die sie nicht gethan haben ^ so Ist durch-* ans nicbt m vermnthen, dass er In dieser Beziehung bei ganzen Beden bedenklicher sein werde, als bei einzelnen 8ätzen. Wir daher vorerst wenigstens die Möglichkeit behaupten, dass Vei^sser, nach der Bitte der alten Oeschichtschrelber, die Bede ChimaMel's Arei cemponirt hat, und es fhigt sich, wie viel ▼en derselben überhaupt der Geschichte angehört, und ob Gama- ]M namentMch den Ansspmdi zn Gunsten der christlichen Bache V. 88 f. gethan hatf

Rass wir «n diesem fiweifel Grund haben, wird sich zeigen, wmm wir das Verhältniss In^ Auge fassen. In welchem die jn- diedien Parthelen in nnsem beiden Erzählungen der neuen Chrl-

^) Zuschlages Erklärung dieses Umstands S. 24 f. kann schwerlich genügen, ^ Neander 75. Meyer z. d. St.

138 Bie VerfolgQngen dar Urgemeindfl.

stemiekte gegenüber enioheineB. Ak die Urheber der VerMgifeic fegen die Christen nennt, e. 4^ 1 die SaddoeAer. Ebenso heiMt es c. 6, 17: dvaOTug de o oqx^Q^S ^erl navvBg ol awf avt^^ fj o3aa {äq^aig %äv Saddovxaltav, irckrjadTjoav }^ijh>v. Ale Ckmid dieses Hafises wird o. 4, 3 Mgegfeben, die Seddnoier seien an- ^iiiig gewesen im to didaaxeiv avTOvg tov law xcrt xavayyUL' leiv iv T(y ^If/aov ti^ avaa%aatv Trjv ix vex^w* Dagegen Ist es der Pharisäer Gamailel, die erste AnkteritAt seiner Parthei in jeiMr Zeit, we^sher durch seine FQrsprache die Apostel der drehMdeii Gefahr entzieht, und die verh&ltnissmAssig gOnstige EntsohelAmg^ des Synedrinms aaswirkt. Dieser Sachverhalt ist aber gar nieht wahrsoheihlich. Karze. Zelt vor unserem Brelgniss, beim Process Christi, sind es gerade die PbarisAer, Urelehe seine Verartheilong vorzugsweise betreiben (Mt. 27, 62. vgl. 12, 14. 21, 46. 22, 16), wie ja aaoh die reformatorisohe Polemik Jesu hauptsächlich gegen diese Parthei gerichtet Ist. Ebenso ist es nach der Hlnrichtang des Stephanas ein pharisäischer Eiferer, ein Sdifller desselben Sa-» maliel, von .welchem unserer Stelle zafolge derBath txa DoJdnng ausging, der die Christenverfoigung im Auftrag der jodischen Ober-* bdliOrde in Jadäa und über die GrenEoa Jodäa^s hinaas aufs Leiden* schafUichste betreibt (Apg. 8; 1. 4. 9, 1 f. 21. 22, 6. Gal. 1, 13 X u, a. St.). Unmittelbar vor nud nach unserem Vorfldl erscheinen also die Pharisäer als *die Hauptgegner des neaen Messias and seiner Anhänger. Ist es nun glaublich, dass In der .Zwlsohenseit ^ Stellung der Partheien eine ganz andere gewesen sei, die Sadda- cäer die Gegner, die Pharisäer die Bes^tttner der Christensdcte9 denn das Verhalten des Gamaliel öder das des Saulas ven^ dem ihrer Parthei zu trennen, verbietet das hohe Ansehen des Einen und die amtliche Bevollmächtigung des Andern. Man kannte etwa denken, nachdem .Jesus gefallen war, sei der phaiisäinehe Haas fnr den Augenblick beHne^gt gewesen, die GesetEesfHNn- migkelt der Urgemeinde habe ihn beschwichtigt, und erst das Auftreten des Stephanus gegen Tempeldienst und Gesetz habn ihn wieder angefacht i). Diess ist aber nach der ganzen Natur selcher Parthei kämpfe nicht wahrscheinlich« Eine mächtige faierarehische Parthei, von einem kQhnen Eeformator bis aurs Blut ing^rWen^ in ihrem Princip und in Ihrer Extelenz anf s ^Entsdiledenste be- droht, verzeiht nicht so schnell, dass sie gleich nach dem Tode

») So Lechler S. 199.

Die Verfolgung«!) der Crgemeind«,, 139

AeseB Gegners sebie Anhfinger, welche io ihm den Messins ver- ehren, unter ihren Schatz nAhme. Bheneowenig wQrde nber jene Verat^lnng der Absicht vnsers Verfassers entsprechen. Wie sich dieser die Sache gedacht haben wfll, zeigt am Besten seine Be- hauptung, c. 6^ 17, dass der Hohepriester, welcher die Apostei vor Gericht zog, zar Parthei der Saddocäer gehört habe. Weder Qannas noch Kaiphas IcOnnen Saddnofter gewesen sein, denn im Process Christi erscheinen beide an der Spitze der pharisäischen Parthei ; dass ihre Familie zu dieser gehörte, kann man auch ans Jose p hu s Ant. XX, 9, 1 abnehmen, der es bei ErwAhnnng des jangem Ananns, eines Sohns von dem nnsrigen, als etwas Beson- deres, und als einen Erklämngsgnind ^seiner Gewaltthaten anführt, er habe sich za den Saddacfiern gehalten. Ebenso gewiss ist aber, dass unser Verfasser a. a. 0. den Hannas zum SaddncAer macht. ^Jvaaxag di 6 oiqxieQBig^ sagt er, xpri ol avv avtfp, v} ovaa aif)eacg tcov 2addovxalo}v ^ inhf^0^i]oav ^rjlov. Darin Hegt doch sehr bestimmt, dass eben die saddacftisohe Parthei die Ge- nossenschaft desselben gebildet habe; wollte der Schriftsteller nur eine vorabergebende Verbindung des Hannas mit den Saddnc&em fttr einen einzelnen Fall bezeichnen, so konnte er sich unmöglich 80 ausdrücken. Hieraus folgt aber weiter, dass derselbe an eine Veränderung der Partbeistellnngen im Verhältpiss zum Christen- tbnm durchaus nicht gedacht hat. Wäre ihm der wahre Sachver- balt überhaupt bekannt gewesen, so würde er den Hannas nicht zum Sadducfier machen. Dass er dieses thut, beweist zur Genüge, wie wenig seine Darstellung geschichtlichen Grund hat. Um so nfiher mochte sie ihm durch anderweitige Voraussetzungen gelegt sein. Zunächst konnte man darin den Einflnss späterer Verhält- nisse erkennen. In der späteren Zeit scheint nämlich allerdings, das Verhältniss zwischen der herrschenden pharisäischen Parthei and der jerusalemitischen Gemeinde ziemlich friedlich gewesen zu sein, wogegen es nach Jos. Ant XX, 9, 1 eben die. Sadducäer unter ^em jüngeren Hannas gewesen wären, welche ,Jakobus den Gerechten zum Tode brachten. Man konnte denken, diese späteren Verhältnisse seien von unserem Verfasser fälschlich auf die ersten Jahre nach dem Tod Christi übertragen, und der ältere Hannas werde, wenn er der sadducäischen Parthei zugezählt wird, mit seinem gleichnamigen Sohn verwechselt. Da jedoch in der Stelle des Josepbus'die Erwähnung des Jakobus aus einer Glosse zu stammen scheint, Hegesipp dagegen bei Bus. K. G. U, 33, 4

140 Die Verfolgungen der ürgemeinde.

die Pharisfter als seine Hanptverfolger darstellt, so mOohte leb hierauf kein Gewieht legten. Um so wahrscheinlicher ist das rein dogmatische Mothr unserer Darstellung, aaf welches Danr S. S4 hindeutet. Wir sehen auch aus c. 28, 6 ff. (vgl. c. M, 90 lt. 24, 15. 25, 8) welchen Werth unsere Schrift darauf legt, &te Frage über die Auferstehung als den Hauptstreitpunkt zwischen den Christen und ihren jüdischen Gegnern zu bezeichnen, dagegen die Ober die Fortdauer des Mosaismus zurücktreten zu lassen, die Differenz zwischen Christenthum und Jadenfhnm der zwischen Pharisftismus und Sadducftismus, rechtgläubigem und ungläubigem Jndenthum unterzuordnen, das Christenthum zugleich mit der pha- risäischen Orthodoxie zu einer Fraktion des rechtgläubigen Juden- thums zu machen, welche ebenso, wie jene, von dem gemeinsamen Gegner, dem Saddncäismus, bekämpft wird. Der gleiche Gesichts- punkt ist es unverkennbar, welcher auch unsere Darstellung be- herrscht. Da die Christen rechtgläubige Joden sind^ so können es nur die vom wahren Judenthum Abgefallenen, die Sadducäer sein , von denen sie verfolgt werden , und der Grund dieser Ver- folgung kann nur in der Lehre liegen, welche nach der Darstel- lung unsers Verfassers Oberhaupt die eigentliche' Unterscheidungs- lehre zwischen dem orthodoxen und dem heterodoxen Judenthum bildet, in der Lehre von der Auferstehung; diejenigen dagegen, welche die Verfolgten in Schutz nehmen, dürfen nur auf der Seite gesucht werden ; welche in jenem Hauptpunkt mit den Christen einverstanden ist, und gemeinschaftlich mit ihnen dem saddncäi- sehen Unglauben gegenObersteht, auf der pharisäischen. Auf den einzelnen Fall angewendet: der^ welcher die Apostel vor Gericht zieht, wird ein Sadducäer, der, welcher ihre Loslassnng auswirkt, ein Pharisäer, am Passendsten natflriich der angesehenste und ein- flussreichste Mann dieser Parthei, ein Gamaliol, sein mOssen. So erklärt sich unsere Darstellung zur GenOge, nur um so deutlicher tritt aber ihr unhistorisoher Charakter an*s Licht.

Bringen wir nun von unserh beiden Erzählungen alles das in Abzug, was sich uns als undenkbar oder unwahrscheinlich er- wiesen hat, die Entstehung der Verfolgungen aus dem Hass der saddncäischen Parthei, die Wunder, welche sie veranlasst haben sollen, das Nähere von den Verhandlungen des Synedriums, die wunderbare Befreiung der Apostel durch den Engel, und Ihre na- tOrllche, aber darum nicht minder unwahrscheinliche Beflreiung durch Gamaliel, die wunderbare Schlussscene der ersten felrzäUungy

Tod des Herodes Agrippa. 141

so UMbt ils d»rRe9t lUrselbMi aar das flbrig, da«» in der ersten Zeit der jemaalenitifohea Gemeinde, so zwei verseluedenen Malen, •nt Petrus und Jeliannea, dann die sümnitliehen Apestel vor das Synedrinm geiaden werden, aber naell standhaftor Verantwor* trag, das erste Hai mit einer Drehung; das andere Mal mit einer diseiplinarisehen Ztichtigang davenkon[imen. Bbendamit > sind sieli aber die beiden Verfälle so nahe gerftekt, dass sieh anwilüctthrlich der Verdacht aofdr&ngt, sie seien nar verschiedene Darsteliangen deüelben Vorfalls i denn dass saerst nur Petms und Jehannes, nachher alle Apostel in Untersuchiuig' kämmen, nnd dass bei der letateren Veranlassung' die Drohung der Synedristen zur körper- lichen Zttchtigoag fortgeht; diess sind so an wesentliche Unter«» schiede, und sie exfdftren 4ch so vollstindig aus einer Steigerung der ersten Sohildernng in d«r zweiten, dass sie zur Annahme einer di^p^lten AposteRerfoigung keinen genagenden Grund abgeben* Is^ es nim dorciiaas nicht glaubUch, dass sich ein und derselbe Vorfall, mit den gleichen oder ganz ähnlichen Nebenumstftadea, in der Wirklichkeit zweimal in se kurzer Zeit angetragmi hfttte, um so gewohnlicher dagegen, dass die Ueberlieferung eine und dieselbe Begebenheit ia verschiedenen Wendnngen berichtet, and dann Spätere die verschiedenen Darstellungen der gleichen Bege- benheit für ebensoviele verschiedene Begebenheiten ansehen, so wurden wir, so weit wir bis jetzt sind,»nnr vermnthen können^ a«Gh in unserem Vall sei es so gegangen, und die geschichtliche Chnuidlage unserer Brzflhluageit sei darauf aurüokznftlhren , dass nicht sehr lange nach der Bildung der ersten Gemeinde die Apo- stel oder einige derselben vor die jadisohe Obrigkeit gefordert, aber ohne strengere Massregeln wieder entlassen wurden.

Wir mttssen indessen noch einen Schritt weiter gehen. Bine ähnliehe Verfolgung, wie unsere beiden, welche aber den Petms allein betraf, wird im zwölften Kapitel unser«* Schrift berichtet. Nachdem Konig Herodes (Agrippa 1 87 44 n. Chr.) den Apostel Jakebfus hatte enthaupten lassen, warf er auch den Petrus in's Ge-^ fängadss« Dieser wurde jedoch des Naehts durch einen Bngel befreit, und konnte sich ans Jerusalem flachten. Nicht lange nach- her wurde Herodes, als er in Cäsarea die vergötternden Huldi- gungen dee Volks in Bmpfaiig nahm, vom Engel des Herrn ge-* schlagen und starb am WQrmerfrass. Auch diese Erzählung hat manches Mythische. So zunächst in dem, was sie über den Tod des Herodes Agrippa meldet Dasselbe Breigniss wird auch von

142 I)ie Verfolgungen der Urgemeinde.

Joseph 08 Am. XIX, 8^ 2 berichtet. Naoh fleiner Daratellnnf gleng der König nach Cäsarea, um Spiele za Bhren des Kaiser» £Q geben. Als er bei dieser Gelegenheit in glftnssendem Gewand erschien, wurde er von Einigen aus seiner .Umgebung als Gotl begrüsst Diese Schmeichelei wies er nicht zorOck. Nach wenigen Augenblicken jedooh sah er einen Uha Ober sich sitzen, den glei- eben Vogel, der ihm fraher seine Erhebung auf den Thrun be- deutet hatte, und dem schlimmen Vorzeichen folgten alsbald hef- tige Leibschmerzen, an denen er nach fünf Tagen starb. Wir können nun zwar diesen Bericht dem nnsrigen nicht unbedingt vorziehen. Mag auch Josephus die Veranlassung zu dem prun- kenden Auftreten des Agrippa vielleicht richtiger angeben, als unsere Schrift, die ihn V. 20, schwerlich in Uebereinstimmung mit den Verhältnissen ehies romischen Vasallen, die PhOnicier mit Krieg überziehen oder bedrohen l&sst, so 9ieht dafür der weissa- gende Uhu des Josephus noch mTthischer aus, als der Engel des Herrn, von dem unsere Schrift redet. Dieser lisst sich, da er nichts ftnsserlich Wahrnehmbares ist, sehr leicht als subjektiv pragmatische Zuthat des Erzählers ausscheiden, die vorbedentende Erscheinung des Uhu dagegen ist eine objektive Thatsathe, die olTenbar ungesehlchUich vielleicht nur aus der Umdeatung des Bn* gels in ein Omen nach römischem Geschmack entstanden ist. Da- gegen kommt die Angabe des Josephus über die Todesart des Agrippa der Wahrheit ohne Zweifel näher, als die der Apostel- geschichte. Der Würmerflrass, woran ihn diese sterben läset, kMnmt in der Wirklichkeit nicht vor, denn die q>d€iQiaaig, die man dar- aus gemacht hat, ist etwas Anderes; dagegen ist er die gteidie Krankheit, an welcher nach 2 Makk. -9, }f ff. Antiochus Bpiphanes, dieses Moster eines gottlosen Fürsten, gestorben sein soll ^), wel- cher nach Josephus (B. J. I, 33, 5. Ant. XVII, 6, 5) auch der den Pharisäern so verhasste Herodes d. G. erlegen war, und zeigt sich in eben jener Stelle 2 Makk. auch für die Angabe des Jo- sephos das Vorbild (die Krankheit des Anfiochns fängt mit Leib- schmerzen an, und endigt mit Würmerf^ass), so ist doch in diesem Fall das Wahrscheinlichste, dass der sohoelle Tod des Agrippa^ dessen Geschichtlichkeit wir jedenfldis festhalten müssen, dnreh den von Josephus genannten oder durch einen ihm" ähnHchen

*) Und zwar ebenso, wie Agrippa, wegen seines 9vifc6v Svra lao&ea tp^w$lv

Befreiung des Petm« e. 12. 143

MranfclieitsiuilWil veranlasst wurde, ond dass eben diese Todesart, Ib V^bindaBg mit der veran^egangeBen Selbstüberhebung des Fttrsten, zu der Vergleiehnng mit AatioobBs Bpiphanes and He- rodes d. Gr. Anlass gab, aus weleher erst das aKCoXrixoßQVJTog uBserer Stelle hervorging. Sollte die letztere Wendung nur der ehriatllchen Ueberlieferung angehört haben, so hfttte wohl bei ihrer BntstehuBg das Interesse mitgewirkt, den Christen Verfolger mit dem Bllbekannten und verabseheaten alteren Religiensverfolger in Parallele zu stellen | fand sie sidi auch in der jQ^scben, so lag diese Parallele um so nfther ^).

Wichtiger ist es, dass auch die Befrdung des Petrus ans dem Kerker in der Apostelgesohiohte ein durchaus mythisches Mo- tiv hat; denn den Bngel, welolier ihn herausführt, zu einem mensohlichen Freunde' zu machen, geht hier noch weit weniger, als im fünften Kapitel V. 6. 7. 10 sind ja wie darauf berechnet, jede derartige Möglichkeit aufs Bestimmteste auszuschliessen '^). Andererseits ist die Art der Befreiung so magisch ^ das Wundor- bare' derselben wird mit solcher Absichflichkeit zur Schau gestellt, dass es auch dem Supranatnralisten in unserem Fall schwer wird, dem Texte sein Recht zu lassw, und selbst ein Neander (S. 183), ebne des Engels mit einer Sylbe zu erwähnen, bemerkt nur: „wfth- rend dessen wurde Petrus durch besondere Ffigungen Gottes aus der Gefangenschaft befreit^^ Worin diese Fügung des Näheren bestend, hat Baur wohl richtig heriiusgefnnden, wenn er a. a. O. S. 161 f. vermnthet, die Hinrichtong des Jakobus dürfte doch nicht 80 populär gewesen sein, als Agrippa sich dachte; und ans diesem Grunde sei Petrus anerwarteter Weise wieder freigelassen worden. Sollte diese Vermuthung zu unsicher erscheinen ^ so mtissten wir ans der näheren Bestimmung tlber die Art und die Gründe jeuer Berrelung ganz enthalten. Man konnte zwar vfelleicht geneigt sohl, von unserer Erzählung wenigstens das stehen zu lassen, dass dem Apostel eine nächtliche Flucht aus dem Gefängnisse gelangen sei; allein da die Art, wie diese hier erzählt wird, durchaus un- geschichtlich Ist, und da die näheren Umstände der Einkerkerung die Flucht möglichst unwahrscheinlich machen, so würde man da- nit schon zu wdt gehen. Nur das Allgemeine, dass Petrus ver- baftet war und auf anerwartete Weiae wieder frei wurde, künnen

') Vgl. hiezu Baur a. a. 0. S. 160.

') Wie diess Eaur a. au 0. S. 163 f. naher nachweist.

144 1)^6 VerfolguBgen der Urgemeiade.

wir als geseMclrilioh feflthalteu. ffieran habea wirnMit Um kaiiittt Grand sa zweifeln, sondern diese Annelime erklärt n«db aoi BeetoB die Entstehnni^ nnaerer Erzfthlung^ und KOgleiofar eml^fleUt sie meh durch die Verbindang mit der Nechrioht von der BinriektaBg de» altem Jakobns, denn diese Notiz war theils an and fttr alcli gana geeignet, von der Ueberlieferang bewalirt za werden, theils aeikgt sie auoh in unserer Schrift zu wenig mythische AusschmflokuBg; und Tendenz, als dass wir sie tat unhistoriseh halten konnten.

Hat es nan biemaoh alle WahrscheinliohkeM fOr sich, daans in der sp&teren Zeit wirklich ein Binsohreiten jddisehet BehOhtom gegen die Häupter der jerusalemitmhen Ctomeinde vorkam, so dOrf le eben hierin auöh die Veranlassung zu den Erzählungen des Stem^ 4teB und tften Kapitels gelegen haben. So wie diese vsrlie-p^ gen, sind sie mit so vielen offenbar ungest^iebtlichen BestaMl- theilen durohflochten^ dass wir nirgends festen Fasa fassen konatam* Nur dass ihnen aberhaupt irgend ein geseblehtiloher Aidass nna Grunde liege, mussten wir vermuthen. Hätten wir nun nur jeme beiden Erzählungen, so wttrden wir diesen Anlass am NatArlioliH- sten in der Zeit suchen, in welche diese selbst ihn verlegen, isi den ersten Jahren nach dem Tod Jesu. Haben wir dagegen im einer etwas späteren Zeit ein wirkliches Faktum entdeckt, welche» den ganzen, nach Abzug des offenbar Ungeschicl^liche» oder Un^ wahrscheinlichen übriggebliebenen Rest unserer Erzählungen ent«* hält; die Verhaftung des angesehensten unter den Apostebi hdA seine unerwartete, auf christlichem Standpunkt wunderbar erschei- nende Befreiung, so haben wir keinen Grund, uns nach einer wei- teren Veranlassung für sie umzusehen, weit das Wahrsdbieinlidiste ist vielmehr, dass dieselben nur eine Nachbildung der BegebenheU sind, die unser 12tes Kapitel berichtet Wir sehen diese Bege- benheit hier, mit den nöthigen Veränderungen, in die Urz^ der Gemeinde zurQckverlegt, und zu zwei Erzählungen ausgoeponnen, die sich aber doch bei genaoerer Prüfung nur als veracUedene Versionen einer und derselben Erzählung aasw^eu. Mose An- nahme empfiehlt sich besondere durph die Vorgleichung des 5ten Kapitels mit dem ISten. Wir haben oben gesehen, 4a8s die zwei Berichte ttber die Befreiung dei; Apostel , derjenige, welcher sie apf einen Engel, und der^. welcher sie auf die SHURspraebe Gamaliers zurückführt, sicli gegenseitig entbehrlich machen. Eben- desswegen können gar nicht beide zugleich einen ursprünglichen Bestandlheil der Erzählung gebildet haben. Wer die Apostel durch

Die Verfolgungen der Urgemeinde. 145

den EDgel befreit werden liess, kann diess nrsprtinglioh nicht in der Absicht gethan haben, durch ihre sofortige Wiederverhaftang den Zweck 4es Wunders zu vereiteln, wer .umgekehrt die Befrei* uDg durch Gamaliel annahm, fflr den war die durch den Engel entbehrlich, und er kann diese nicht «elbsttadig der Era^ählnng beigefügt, sondern höchstens, wenn er sie schon vorfand, Anstand genommen haben, sie auszumerzen. Wiewohl nun aber von diesen beiden Berichten der tiber Gamaliel weit natürlicher aussieht, so ist er doch ohne Zweifel der jüngere. Denn die Befreiung durch den Engel steht in unserer Ens&hlung so zwecklos, ja störend , dass sio nicht wohl von dem Verfasser selbst hlnzugethan, sondern nur aus einem Altern Bericht aufgenommen sein kann^ wogegen die dem Gamaliel angeschriebene Solle und die ganze damit in Ver- bindung stehende Stellung der beiden jüdischen Hauptpartheien zum Cbristenlhum mit d«m eigenthümlichen Pragmatismus der Apostelgeschichte (yrio diese spftter noch des Genaueren gezeigt werden soll) so eng zusamm^häogt , dass wir diese Züge auf den Verfasser selbst zarackzaDQhren allen Grund haben. Und da- mit stimint aufs B^te, dass der Anachronismus in Betreff des Thendas nnd die unrichtige Angabe über das Hohepriesterthum des flannai», also gerade zwei diesen Theilen der Erzählung angehü- rige Data, an den Verstössen desselben Verfassers im dritten Evan- gelium c. 2, 2. 3, 2 ihre velikosimen entsprechenden Parallelen haben. Verhält es sich nun aber so, und lautete die Erzählung des ftinften Kapitels in ihrer ursprünglichen Form dahin: „die Apo- stel wurden in^s Gef ängniss geworfen, aber durch einen Engel be- fr^^^, so ist klar^ dass damit nnr dasjenige, was nach o. 12 dem Petrus begegnet war, auf die sämmtUchen Apostel ausgedehnt ist, und wenn nun wieder die Erzählung des dritten und vierten Ka- pitels ihrem geschichtlichen Kerne nach mit der des fünften zusam- menfäilt, sn haben wir an dem Bericht des zwölften Kapitels den genügend«! Erklftnmgsgmnd für die zwei früheren, und es wi^d «ehr zweifelhaft, ob vor Stephanns von Seiten der jttdischen..ße- hOrden gegen die christliche Gemeinde überhaupt feindselige Schritte gethan wurden.

10

146 Stephanus.

/

Zweiter Abschnitt.

nie ITorUufer de» P»ala»«

1. Stephanus.

Der Dod des Stephanus ist unstreitige der hellste Punkt in der Geschichte des Christenthums vor Paulus. Mit diesem Erei^niss befinden wir uns zuerst auf unläugbar geschichtlichem Boden. Dafür würde schon die Bine entscheidende Thatsache bürgen, welche durch die Verfolgung des Stephanus veranlasst wurde, die Bekeh- rung des Paulus, wenn überhaupt bei einer Begebenheit, welche nach allen Seiten so sichtbar in die Entwicklung der christlichen ^4^ache eingreift, ein weiterer Beweis ihrer Thatsftchlichkeit nüthig wäre. Indessen muss immer noch untersucht werden, ob dieses Thatsächliche in unserer Schrift durchaus getreu berichtet wird, oder ob auch hier einzelne unhistorische Elemente eingedrungen sind. Im Besondern betrifft diese Untersuchung drei Punkte: die gegen Stephanus erhobene Anklage, seine Verthoidigungsrede, und den näheren Hergang bei seiner Verurtheilung und Hinrichtung.

Die Anklage gegen Stephanus lautet nach e. 6, 11 ff. aaf Lästerung Gottes und des Gesetzes. Dieses Verbrechen sollte er dadurch begangen haben, dass er sagte: ort ^Ir^aoog 6 NaCotQolog ovTog yazakvaec tov totcov tovtov xai akkd^ei Ta e^, a naq- idüjxsv rjfuv Mcoiajjg. Unsere Schrift bezeichnet jedoch die Zeu- gen, welche ihm diese Aeusserung schuld geben, als falsche Zeu- gen (V. 13), sie läugnet mithin, dass Stephanus einen solchen Ausspruch gethan habe. Indessen spricht doch Mehreres für die wesentliche Richtigkeit jener Aussage. Für^s Erste ist es an sidi schon wahrscheinlich, dass Stephanns durch Angriffe auf die fort- dauernde Gültigkeit des mosaischen Gesetzes über den ursprOng- lichen Standpunkt der judenchristlichen Apostel hinausgieng; we- nigstens erklärt es sich unter dieser Voraussetzung am Leichtesten, dass gerade gegen ihn die erste Verfolgung von Seiten der ge- setzeseifrigen pharisäischen Parthei ausbrach; nennt doch auch Paulus GaL 1, 13 f. den Eifer für das Gesetz seiner Väter als ilen Grund seines Auftretens wider die Christen. Sodann wird auch in der folgenden Vertheldigungsrede des Stephanus die Aeaa-

Stephanus. 147

serang, deren er angeklagt ist, nicht Mos mit keinem Wort in Abrede jgrezogen^ sondern im Wesentlichen sogar wiederholt, denn die Spitase der ganzen Rede l&nflt darauf hinaas, den Jaden über die Herzenshftrtigkeit Vorwürfe zu machen, mit der sie am Tem- peldienst festhalten, ja schon die Brbaaaug des Tempels wird nach Baur's treifender Bemerkang^) c. 7, 44 ff. nicht nndeatllch als eme Vemnretnigang der ihrem Wesen nach freien, an keine feste Stätte nnd keine starre Aensserlichkeit gebandenen Gottesvereh- rong dargestellt. Konnte Stephänns da, wo er sich zu vertheidi- gen liatte, so sprechen, wenn er nicht wirklich der Ansicht war, dass der Tempeldienst in der wahren Theokratie aufhören müsse? nnd Hegt nicht selbst in dem Fall, dass die Rede unsers 7ten Ka-* pitels nicht wörtHch so ans seinem Monde geflossen sein sollte, in jener Darstellang das Gestflndniss, dass eine Aeossernng, wie die angeführte, dem Charakter des Stephanus nicht ferne lag? Dazu kommt noch ein Weiteres. Fast der gleiche Aassprach, wie hier dem Stephanus, wird Mt. 26, 61 Jesus selbst in den Mond gelegt. Diejenigen, . welche diess thun, heissen zwar dort gfeiehfalls ipev- doficcQTVQSgy ans Job. 2, 19 jedoch geht hervor, dass es aoch eine Ueberlieferang gegeben haben muss, welche die Thatsftohlichkeit jener Aeusserung anerkannte; wenigstens hätte Johannes Im andern Fall nicht nöthig gehabt, ihr das Verfängliche durch eine so er- zwungene Umdeutung zu benehmen. Da es nun weit wahrschein- licher ist, dass eine judaisirende Darstellung die ihr anstOssigen Worte Christi für falsch erklärt, als dass die falschen Zeagen den charakteristisohen und, richtig gefasst, sehr treffenden Aus- sprach erfanden haben , und dass ihn der vierte Svangelist, oder seine Quelle, auf eine so verdächtige Auktorität hin aufnahm, so bat die Annahme Alles für sich, dass Jesus diese oder eine we- seDtlich gleichlautende Aeusseruiig wirklich gethan habe ^). Um flo leichter konnte dann aber auch Stephanus sagen, was ihm hier in den Mund gelegt wird, Jesus werde bei seiner Wiefderkunft seine Verheissung erfüllefta , im künftigen Messiasreioh werde Ge- setz und Tempeldienst abgeschafft sein. Diese Gründe haben selbst Neander^) bedeutend genag geschienen, um zuzugestehen, es

*) A. a. 0. S. 46 f.

^ Vgl. Strauss L. J. 3. A. 11, 348 ff.

*) A. a. 0. S. 86. Vgl. Baur S. 56. Selbst Thiersch Gesch. d. christ!. Kirche u. s. w. I, 84 und Baumgarten I, 123 müssen diess in der Hauptsache wgeben. / . ^

10*

148 Steplianus.

nüf«e Diebt gerade AUee erdlohtet sein, wee die ffdeeliea Ze«i;«a aussagten, St^hanas scheine allerdinge weoigatene aagedentet am haben, dass dereinst mit dem Teapel r*a Jerasalem das gaiixe ftasserliche Judenthnm hinfallen werde. Nur ist dieses nicht die Meinung unserer Schrift, welche in diesem Fall die Zeagen als falsche SU bezeichnen keinen Grund hatte ^ denn was Ne ander zur Reehtfertigang dieses Prftdikats bemerkt: diese iie«te hAtten den Stephanus beschuldigt, die CletÜichkeit und Heiligkeit des Ge- setzes angegriffen, den Moses verlästert zu haben, davon enthält gerade ihre Aussage Obw den Thatbestand, ilur Zengniss über des, was Stephanus gesagt haben sollte, kein Wort, und wenn Baum* garten a. a. 0. meint, die Zeugen h^tea die Aeusa^rungen des Stephanus aus dem Zusammenhang gerissen, und ihnen dadurch einen gehässigen Charakter gegeben, so Iftsst sich doch kein Za- sammenbang denken, in welchen die Ankündigung eines . Geltes- relcbs ohne Tempel und einer nahen Zerstörung des Nationalhei- llgthums dem Pharisä^ nicht als Blasphemie erschienen wAre.

Die Vertheidignngsrede des Stephanus, deren näheie Analyse bei dem ersten Entdecker ihres eigentlichen Zwecks und Zosam- menhangs i) zu suche« ist, unterscheidet sich allerdüigs voA allen firüheren; Oberhaupt von den mehr öder minder judalsirendee Ape* logieen der Apostelgeschichte in sehr charakteristischer Weise. Während diese, von der wesentlichen Identität des Christenthams mit dem Mosaismus ausgehend, in Christus die Erfnüung der alt- testamentlielien Weissagung aufze^f^en, schlägt Stephanus den «m- gekehrten Weg ein, dass er den Gegensatz des neuen Gianbens gc^en den bestehenden Tempeldienst im WesentliclMn zngiebt, dagegen eben diese Richtung auf Grund der alttestameotlichen Offenbarung selbst in Schutz nimmt. Dadurch wird seine Verthei- digung unmittelbar zur Gegenklage : während ihm Verachtung der gottlichen Institutionen vorgeworfen wai:^ sucht er zu ze^fca, dass vielmehr seine Gegner mit ihrer starren Anhänglicbl^eit an die äusseren Formen derselben dem wahren WiUen Gottes zuwidev-

*} Baur a. a. 0. S. 42 ff. und früberD« or^t. hahilae a Steph. coisilio, 1829. Die Scbrift von Luger über Zweck, Inhalt und Eigenthümlichkeit der Rede des Steph. (Lüb. 1838) kenne ich nur durch Berichte aus dritter Hand, den Ausfah- rungen von Ebrard (Kritik d. ev. Gesch. 689} und Baum garten (1, 129 ff.) jedoch, die dieser Schrift zu folgen scheinen, und auch der Erörterung von Thiersch (die Kirche im ap. Zeit. 85 ff.) habe ich wenig haltbare neue Aufschlüsse zu danken.

Stephanus. 149

haadehi. 2u diesen Bikmt (r^ht der Redner Ul die frttkere Ge« sehiolite des israelitiselieii Volks isnrttek/ er weist nseli, wie die tbeekrAtiscIiea Institutieiieii allerdings schon durch die Schicksale der Patriaroben vorbereitet wurden (vgl. V. 5. 7. 16 f. und das XQOvog TTJs iTtceyyekiag V. 173, wie aber anoh schon mit ihrer ersten wirklichen EinfOhrong, trotz ihres angenscbeinlioheii gött- lichen UrsprongS) die Undankbarkeit des Volks and seine Unfähig* keit mnm Verständniss der göttlichen FOhrongen in der anfing-- lieben Verwerfung des Me^es tnid in dem nachmaligen Abfall znm Götzendienst auf's Stärkste hervortritt, er findet, dass sich die gleiche Denkweise auch an den salomonisehen Tempelban geheftet habe, und er sohliesst ans dem Allem, dass es nur die Fortsetzung der f^tiheren Vt^iderspenstigkeit und Herzenshärtigkeit sei, wenn die Jaden Jesnm ebenso verschmähen, wie sie Moses verschmäht haben (V. 37. Ad), nnd wenn sie andererseits das von Menschen erbaute Ootteshaos nebst dem Dienst in demselben der wahren Gottesverehrung «ebenso vorziehen, wie ihre Väter in der Wüste das goldene Kalb dem lebendigen Gott vorgezogen haben (V. 51). So gefasst erscheint die Rede des Stephanns allerdings nicht blos charakteristisch; sondern auch dem vorliegenden Fall und der gegen ihn erhobenen Anklage weit genauer angepasst, als man gewöhnlich annimmt Nichtsdestoweniger mflssen wii^fiaur^s Zwei- feln gegen ihre Authentie beitreten. Denn einmal lässt sieh schwer absehen, wie sich eine genaue Erinnerung an die von Ste- phanns gesprochenen Worte erhalten konnte. An eine Nachschrift i) ist natflrlioh nach Allem, was uns tiber die Gewohnheiten jener Zeit gekannt ist, nicht zu denken; dass im Synedrinm Christen zngegen waren, welche sich die Rede des Märtyrers sorgsam eingeprägt und unmittelbar nach seiner Hinrichtung niedergeschrie- ben hätten, lässt sich nach der Geschäftsordnung dieser Behörde, der ein öffentliches Verfiahren fremd war (vgl c. 4, Itf. 5, 34), gleichfalls nicht annehmen ; dass sich endlich einer der Synedrlsten, etwa ein geheimer Freund der christlichen Sache, oder auch der Apostel Paulus^), die Worte des Angeklagten genau gemerkt nnd

^) Wie sie Heinrichs Comm. 38§ f. undRiehm de fönt. act. apost. 195 f. annehmen; diese Nachschrift ist schon Heinrichs nicht abgeneigt, auf Paulus zurück- zuführen, bettimmter vermuthet es Riehm.

*) Wie Ebrard a. a. 0. S. 690 und Baumgarten S. 129 nach Luger vermutheD; v^. auch vor. Amnerkung.

\ 50 Stephanaa.

sie nachher mitgetheilt hätte, ist schon an mdtk selbst m- wahrscheinlich ^enog, doppelt nnwahrsc^eialich/ aber im vorlie- genden Fall, wo das Tamnltnarische der ganzen Verhand- long das Behalten des Einzelnen erschweren mosste^ w&farend doch die änsserste Aofmerksamkeit nOtbig gewesen wäre, um Einzelheiten, wie die nnsers V. 7. 26. 37« 88 ^j, 44. 46 f. 2) tren zu bewahren, welche ffir den' Zweck der Rede höchst bedeutsam doch zn fein angelegt sind^ als dass Ihre Bedea- tnng beim ersten Anblick, nnd noch ehe man den Znsammenhang des Ganzen übersieht, an's Licht träte. Sodann beweisen eben diese Einzelheiten in Verbindung mit dem ganzen kunstvollen Plan der Rede eine so durchdachte Aufarbeitung, wie sie bei einem aus dem Stegreif, mitten in der höchsten Aufregung, gehaltenen Vortrag nicht wohl möglich ist. Endlich können wir in dersel- ben, nach Inhalt und Sprache, eine Uebereinstimmung mit andern lukanischen Stücken wahrnehmen, welche es sehr unwahrschein- lich macht, dass sie so, wie sie vorliegt, von Stephanns herrOb- ren sollte.^) Alle diese Umstände lassen vermutben, dass die Rede in ihrer gegenwärtigen Oestalt eine spätere Composition ist; was ihr aber Geschichtliches zu Grunde liegt, kann erst spä- ter uQtersubht werden.

Diese Vermutbung bestätigt sich, wenn wir auch in dem übri- gen Bericht unserer Schrift über den Process des Stephanus un- geschichtiiobe Züge antreffen. Baur (S. 52 ff.) hat es mit Recht auffallend gefunden^ dass das jüdische Synedrium, welches kein Todesnrtheil ohne Genehmigang des römischen Statthalters voll- ziehen lassen durfte, in der Sache de.^ Stephanns diese Form so gänzlich hintangesetzt, ja den Angeklagten selbst ohne Urthells- fällung der Hinrichtung überliefert hätte , nnd nicht minder un- wahrscheinlich , dass es diesem bei einem so tumnltüarischen Ver- fahren möglich gewesen sein sollte, eine Rede von solchem Inhalt und doloher Länge ungestört zu halten. Dagegen bemerkt Ne- ander S. 88 (vergl. S. 94): Es lasse sich wohl denken, dass die fanatischen Jaden den Stephanus vor das gerade versammelte

') XoY^a ^c5vta im Gegensatz gegen den fodten levitischen Ktiltus; vgl. die XoTQeia loyttt^ und die S-vaCa i^waa Rom. 12, 1.

^) Der Gegensatz von axrjvuijua und oJxoc, worüber Baur S. 47 zu vgl.

^) Der nähere Nachweis hierüber wird in dem letzten Abschnitt dieser Schrift, bei der Untersuchung über die Quellen der Apostelgeftchichte, gegeben werden.

Stephanus. 151

Synediiam schleppten i), and das» bierzverst das^' €tö(t]iohe seiner ganzen Erscbeinnng einen aehtnnifgebietenden Bindraek auf einen Tbeil der Versammelten maebte, der tbm in Verbindung mit dem anfäng^licben Inbalt seiner Rede rabiges Gebor versebaifte, bis bei den Worten 61 ff. die fanatisobe Watb bervorbraeb, nnd der Lästerer aus der Versammlang aasgestossen and der VoUcs** Justiz überlassen wurde« Aber tritt uiebt dnroh diesen RettongH- versach das Unzusammenbängende unserer Darstellang, in wel- cher doch selbst Neandor ,,K]arbeit und Anscbauliebkeit des Einzeinen^^ zu vermissen nicht ambin kann, nur um so stärker hervor? Lässt es sich denken, dass eben die Versammlung, welche ft)r den achtanggebietenden Bindruck des Gottlichen so empfang* lieh war, welche eben erst eine so lange Vertbeidigungsrede mit aller Geduld angebort hatte, nun aaf einmal aller Ordnung so ganz vergessen hätte , um sich ein solches Verfahren ta erlauben ? Selbst wenn die heftigen Vorwürfe des Stephanus einen tumultua- rischen Auftritt hervorriefen, ist doch 'ein Verlauf, wie ihn Ne- ander annimmt, kaum denkbar. Das Natttrlicbste wäre in diesem Falle gewesen, sofort das Urtbeil Ober den Angeklagten auszu- sprechen, vielleicht in etwas unordentlicher Weise, durch wilde Al^klamation , und far seine schleunige Vollziehung zu sorgen, aber nicht, ihn zum Saal binausznstossen , und der Lynchjustiz anheimzugeben. Dieses Verfahren wäre auch bei dem leidenschaft- lichsten Gericht ohne Reispiel. WirkHch sagt das aber auch un- sere jächrift nicht. Die Synedristen selbst stürzen hier V. 67 ins- gesammt (p/uo&vfiadov) auf Stephanus los, und schleppen ihn zar Steinigung fort. Nur um so mehr stiebt aber diese plötzliche blinde Wuth gegen die Geduld nb, mit welcher sie ihn vorher angehört haben, und um so unwahrscheinlicher wird der ganze Hergang. NeandeWs Hauptbeweis für denselben ist der, dass die Rede des Stephanus das Gepräge einer wirklich gehaltenen an gicb trage, and dass diese Rede ein Tribunal, vor dem sie gebalten worden, voraussetze. Das Letztere liegt fkreilioh ^am

0 „Oder fügt N. hier bei dass zur Untersuchung dieser Anklage das Synedrium versammelt wurde; denn wir sind gar nicht berechtigt, anzunehmen, dass alles in der Apostelgeschichte über den Stephanus Erzählte an Einem Tage vorfiel." Allein wenn es c. 6, 12 heisst: htiorarreq aw^^aaav avrov ttaX tJYOtyov «^To (twiS^ioTf so ist wohl klar, dass zwischen dieses ayeiv und jenes ovra^a^nv nicht der Zwischenraum von mindestens einem Tag fallen kann,

152 Stephanus.

Tage ; aber gerade deaswegeii hat ohne Zweifel auch der BerMht- erstatter in das tnmaltoariBche Verfahren eine fSMrmliche Geriohts- Sitzung eingescbohen , unbekümmert darum , ob sie su seiner übri- gen Darsieliung passe; er wollte den Stephanus vor seinem Tode noch seine Grundsätze aussprechen lassen , dass er diess aber kei- nenfalls mit seinen eigenen Worten gethan hat, haben whr bereits gesehen.

Auch noch l^i einigen weiteren Punkten mtlssen wir Banr gegen Neauder Recht geben. Baur (8. 55) sieht in der An- gabe 0. 6, 16: aT€viactvT€g eig umov Ttavteg oi xaxh^ofisvot ev Tifi awedqli^ eldov to nQoaioTtov avtov coael TtQOüconov dyysXov, eine Verwandlung der subjektiv christlichen Ansicht in eine ob- jektive Erscheinung/ Neander dagegen (S. 89) glaubt, jene Bemerkung enthalte entweder die eigene spätere Aussage man- cher Mitglieder des Synedriums über den Eindruck, deilStephanns auf sie machte, oder der Verfasser habe das, was ihm daraber berichtet worden war, in seine eigene ^Iprache übertragen« Allein wenn dieser sagt, allen Synedristen sei sein Antlitz erschienen^ wie das eines Engels, so ist klar, dass er damit nicht blos einen „achtunggebietenden Eindruck^*, sondern eine objektive, und zwar ausserordentliche Erscheinung schildern wfll. Jenen Eindruck konn- ten natürlicher Weise doch nur diejenigen erfahren, welche eine gewisse E^ipfänglichkeit für die Grösse des Stephanns hatten; diese dürfen wur aber gewiss nicht blos nicht bei allen, sondern bei den allerwenigsten Mitgliedern des Synedriums voraussetzen« Wenn Baur weiter die zwei Aussprüche des Stephanus V. 59 f.: itvQis ^Ifjaov de^dc to Tvvsv^a fiov und ytiqu (äyi atriarjg avTOtg vrjv ajnaoricev rctvTTjv, wfegen ihrer Aehnlichkeit mit zwei nur von Lukas aufbewahrten Aussprüchen Jesu 0 anzweifelt , so ist es eine sehr ungenügende Entgegnung Ne anderes (S. 95): der Geist Christi, der sich iti jenen Worten Christi ausspreche, habe den Stephanus sich gerade ebenso aussprechen fassen. Dass dieser Geist hiezn gerade nur Vorbilder aus dem Lukasevangelittm ge- wählt haben sdlte, wäre doch gar zu auffallend, und im Zwei- felsfall ist gewiss weit eher anzunehmen, dass der Verfasser, welchem dieses Evangelium freilich wohl bekannt war, mit seinen Aussprüchen zusammentraf, als Stephanus, dem es nicht bekannt

') L. 25, 34: nareQ ätpss avroTg' ov yocQ oiSaai rC noiovfJi. V. 46: nattQ tis ;|f«*^a5 <tov TiaQad-i^ao/uau ro nvtvfia juov.

Yersprengung der jerusfilemitischen Gemeinde. f 53

war. Zur BtBiMgnng der Baor^fleheii Beekichtmi^ dient dl» BemerkaDg, dass ein nnmittelbairer Uebergiing der gestorbenen Frommen In den Himmel, wie ihn V. 69 voraussetzt , der ftltesteii christlichen Vorstellung aller WahrseheinUohkeit nach fremd war, and erst spftter den Märtfrem, deren Reihe nnser IStephanve er- effnet , als besonderes Vorrecht zuerkannt wnrde ^j. Wenn daher Banr unsere Darstellung durch die Parallele mit dem sterbmMien Erlöser besthnmt findet, so hat er dazu allen 0nind, und wenn er einen Efnfluss derselben Parallele auf die Torangefaiende Gerit^ts- scene Vermutbet^ so giebt aueh hiezu die Aehnllohkeit der gegen Stepbauus und der gegen Jesus erhobenen Anklage, der tpevdo^ fKXQTVQBg, der ganzen Verhandlung vor dem SynodHum hinrei- chenden Anlass ^).

2. Das Christenthum in Samarien; Philippns; der Ma- gier Simon; die Taufe des Aethiopiers.

Mit der Hinrichtung des Stepbanus brach nach c. 8, 1 eine allgemeine und heftige Verfolgung gegen die Christengemeinde in Jerusalem aus, durch die alle Mitglieder derselben mit Ausnahme der Apostel aus dieser Stadt vertrieben wurden. Das Letztere ist jedoch nicht wahrscheinlich. Denn theils sieht man wie Schnec- kenburger^} treffend gezeigt hat durchaus nicbt^ was von Maassregeln gegen die Apostel hätte abhalten, ebensowenig aber auch; was sie in der Stadt hätte zurtlckhalten sollen^}, theils er- scheinen c. 9, 26, ganz kurze Zeit nach unserem Vorfall^}, die Mitglieder der Christengemeinde (ot fia^r^ral) wieder in Jerusa-

*) M. vgl. hierüber meine Abhandlung: die Lehre des N. T. vom Zustand nach dem Tode, Theol. Jahrb. VI, S90 ff.

2) SeÄse die Fragen im Verhör, L. 23, 67 (Xfyomg' et av el 6 X^utrög', tins ^fuy) und Apg. 7, l {eine Ss 6 a^x'^s^^vf et aga Javra ovt(ai ^X^i]) haben wenigstens ho Ausdruck Aebnlicbkeit. Bei Mattb. 26, 63 laotot die Frage des Ho- henpriesters: tVa ^july eXntjs, et av fl 6 X^iarog.

3) Zweck der Apg. S. 182 f.

*) Meyer z. u. St. glaubt, die Apostel seien geblieben, um im Centralpnnkt der Theokratie zu verharren, aber wozu war das nöthig, wenn alle ihre Anhänger zerstreut waren? Schon c. 1 , 4. 8 erhalten sie ganz anders lautende Anweisungen- Derselbe nimmt an, die Juden haben sich gescheut', an ihre Personen Hand anzu- legen ; allein c. 4. 5 scheut man sich ja auch nicht , sie zu verhaften , und wie es mit den Angaben c. 5, 13. 26 bestellt ist, haben wir, früher gesehen.

*) NaCfi der Chronologie unjserer Schrift nämlich, worüber später das Nähere.

154 Das Cbristentham in Saniarien.

lern, ohne dasR von dner Rückkehr der Versprengten etwas ge- neidet ist. Sind daher die Apostel nach dem Tode des ätephanns hier gebliehen, was sich auch nach Gal. 1, 17 nicht bezweifeln lAsst, Fo ist am so an wahrscheinlicher, das« alle (Ihrigen Chri- sten diese Stadt verlassen haben, and da es nnn doch anch nicht angeht, diese Angabe aas anserer Stelle wegzoerklftren ^ , so können wfr in derselben nar eine nnhistorisohe Hyperbel erblicken, and Schneckenbarger^s Bemerkong nar heipfliohten: die Ver- folgang habe wahrscheinlich blos die an Stephana^ angeschlossenen hellenischen Giftabigen getroffen , wie denn aach nar solche c. 11, 20 anter den Fluchtigen aaflaochen« Oh der Verfasser hei dieser Hyperbel eine besondere Absicht hat, oh er etwa dorch die Zerstreuaug ihrer sämmtlicbon Mitglieder die Geschichte der Ge- meinde za Jerasalem, welche von jetzt an ihre selbständige Be- deatang fOr unsere Darstellang verliert, abschliessen will, oder ob sie sich ihm ohne weitere Absicht aas der Vorstellong von der Heftigkeit der Verfolgang ergab, mag dahingestellt bleiben. Dhbb aber die Apostel nicht mit den Uebrigen aus Jerasalem fliehen, diess dient einestbeils allerdings zur Verherrlichung ihres Glau- bensmaths^ zugleich aber war dieser Zag, geschichtlich wie er ist, für den weitern Verlauf unserer Erzählung schon wegen c. 8, 5 ff. 0. 9, 27 viel zu anentbehrlich; als dass wir uns fttr ihn nach einem besondem Erklärungsgrund umzusehen uöthig hätten. Eine Folge von der Versprengung der Gemeinde zu Jerusa- lem war die Ausbreitung des Christenthums ttber die Landbezirke von Judäa und nach Samarien. Als seinen ersten VerkOndiger in diesem Lande nennt unser 8tes Kapitel den Philipp us. Ueber die Person dieses Mannes finden sich indessen abweichende Angaben. Während er nach c. 21, 8, nnd c. 8, 14 ff. nicht zn den Aposteln, sondern zu den im 6ten Kapitel erwähnten sieben INakonen gehörte, nennt ihn der ephesinische Bischof Polykra- ies b. Eas. K. G. 111, 31, 2. V. 24, 1 einen der zwölf Apo* stel. Dass in beiden Stellen die gleiche Person gemeint ist^),

') Wie Baumgarteu I, 158 f. mit der Annahme, die Christen seien in einer Gemeindeversammlung angegriffen, und aus dieser Versammlung seien allerdings alle Anwesenden vertrieben worden , dagegen sei ein grosser Theil dersel- ben, und darunter namentlich die Apostel, in Jerusalem geblieben. B. nennt das „eine prägnante Ausdrudisweise annehmen." Es versieht sich, dass an ein derar-. tiges Ungeheuer von Exegese jedes Wort der Widerlegung verschwende't wäre.

^) Was de Wette z. u. St. in Abrede zu ziehen scheint,

/

Das Christenthum in Samarien. i55

läerst sich schon desshalb nieht bezweifeln, well Polykrttes ebenso, wie unser 21stes Kap«, der weissagenden T(H>hter des Pfaiiippus erwähnt^); wobei es eine ziemlich unerhebliche Differenz ist, dass Ihm unser Verfasser vier Tochter beilegt ^ und diesen allen die prophetische Gabe zuschreibt, jener dagegen nur zwei Tochter des Philippas kennt, von denen die eine jencAbesessen V^^ habe. Dass aber darum auch wirklich der Apostel und der Dia- koniis die gleiche Person sein können, wieWeizel^) will, wird Niemand glauben , der sich das Verhältniss dieser beiden Aemter, wie es unsere Schrift darstellt, klar gemacht ; ^ eben desshalb wer- den ja nach c. 6, 2 die^ Diakonen gewählt, well sich die Apostel der Almosenvertheilnng nicht unterziehen \ können, und desshalb mttssen umgekehrt in unserem Abschnitt Petrus und Johannes von Jerusalem kommen ^ well nur ein Apostel die VoUendnngsweihe ertheilen kann. Wenn daher Phllippus einer von den zwölf Apo- steln war, so war er keiner von den sieben Diakonen und um- gekehrt, diess ist sicher. Hier spricht nun aber fär die Angabe unserer lächrift die Erwägung, dass sich für die Herabsetzung des Apostels zum Diakonns in unserer Darstellung weit weniger annehmbare Grdnde denken lassen , als f(lr die Erhebung des Dia- konns zum Apostel in der Ueberlieferung einer Kirche, welcher dadurch die Ehre eines apostolischen Ursprungs zufiel; zumal der anbestimmtere Gebrauch des Aposteltitels fOr ausgezeichnete Ver- kdndiger des Evangeliums ausser den Zwölfen, wie Barnabas, leicht dazu veranlassen konnte, den svayyehbT'^g (wie Phllippus 0. 21 beisst) In das Apostelcolleglum zu versetzen. Dazu kommt, dass unsere Schrift der Zeit des Phllippus um ein Bedeutendes näher steht, ftl8 der Brief des Polykrates (um 1?)8 n. Chr.), und dass (worüber später) c.^21, 8. 9 dem Bericht eines Augenzeugen entnommen zu sein scheint Andererseits scheinen sich nun Arei- Jich in der letztern Stelle gerade die Worte : ovrog ix twv ema mit ihrer deutlichen Röckbeziehnng auf c. 6 als Zusatz des Ver- fassers zu verrathen, dessen Identität mit jenem Augenzeugen unsere spätere Untersachung vrird bestreiten mflssen, und die Ge- nauigkeit in den Angaben des Polykrates ttber die Töchter des Phllippus erweckt ein gttnstiges Vorurtheil für die Tradition, der

') Denn die Vermuthung von Gieseler Stud, u. Krit. 1829, 139 f,, c. 21, 9 sei spätere Glosse, hat wenig für sich. *) Die Christi. Passahfeier S. 153 f.

15^ D«s Christentbum in Sam&rieB.

er gefolgt kt IndoMen zeigt »Wk dooh fdp una^D Vertmmaer eder seine Qaellen au wenig genogeirier Anläse, om dem Apostel die imtergeordneCe Rolle des DUkonas anzuweisen , denn dass er diese gethan liaben sollte, um seiner Angabe e. 8, 1 aber das Verbleiben der Apostel In Jerusalem nichts zu vergeben , ist nieht wabrscbeinlioh , da eine Bekehrungsrdüse naek Samarien damit bei Pbilippns se gut, wie bei Petrus und Johannes, zusammenbestand, and da ihm naeh seiner ganzen Tendenz ein weiterer apostoliseher Vorgang der Bekehrung von Niohtjuden nur erwünscht sein konnte. E%er liesse sich annehmen, er habe den Phllippus zum blossen Ulftkeo gemacht, um den Petrus in der 14 ff. erzflhlten Weise mit dem Magier Simon zusammenbringen zu kftnnen; auch dann standen ihm aber weit leichtere Mittel zu Gebot; er durfte ja nnr den Petrus, Ähnlich wie c 9, 32, unabhängig ven Phillppns naid» Samarira gehen lassen» In diesem Punkt hat daher die Richtigfceit unserer Darstellung die überwiegende Wahrseheinlichkeit für sich. Weniger günstig werden wir über die Glaubwürdigkeit der Erzählung 6—8 und 14—17 urtheilen müssen. Philippns, berichtet die erstere Stelle , kam in eine samarische Stadt und ge- waim hier die Aufmerksamkeit der gesammten Einwohnerschaft für seine Verkündigung in Folge der wunderbaren fiMluagen, die er an Besessenen, Paralytischen und Lahmen verrichtete. Dass diese Heilungen auf natürlichem Wege bewirkt wurden , dass nicht blas Teufelanstreibungen, d. h. wirkliche oder vermeintliche Hei* lungen von Wahnsinnigen dieser Klasse , in grösserer Anzahl,' rein in Folge psychischer Eindrücke, gelangen, sondern dass auch die vielen vom Sehlage Getroffenen und Gelähmten sammt und sonders avf die gleiche Art gesund wurden und gesund werden kennten, ^ wird Niemand glaublieh finden. Wir haben hier also jedenfalls eine ungesel^htiiche Ausmalung dessen , was Phllippus in Sa- marien gethan hat. Sehie dortige Wirksamkeit selbst in Zweifel zu sdehen, berechtigt dlesa* Umstand natürlich ebensowenig, als die mittelalterlichen Missionslegenden uns ein Recht geben, an der geschichtlichen Bedeutung eines Benifaz und Ansgar eu sweifeln, aber doch beweist er, dass die Dichtung auch bei dieser Erzäh«* hing th&ilg war, dass wir keine reine Getichiehtc vor uns haben. Das Gleiche sehen wir aber auch aus V. 14 ff. Nach dieser Derstellung hat noch keiner der von Philippus getauften Samari- taner den heil. Geist erhalten, erst als die Apostel, Petrus und Johannes, für sie darum bitten und ihnen die Handauflegung er-

Das CliiisMtlram in Ssroarien. 15T

tbaiktt, fftttt er auf sie. Bin atlcher H^rgmg itt gevf\s» liooM

MiffalltiKL Offeubar lie^ hiebe! aie Vorstellooff Graide, dess

nioM der DiakMme, Bonderii aur die Apostel zar MUtlieiloeji^ dee

Geistee befiiiigt seien, «od dese diese Mittheilm^ nicht etwa

dnrcii den stärkeren BindroeiE der aposteiUielMn Predigt, sendem

einxi^ und alldn darch das Gebet and die Handanftegnug der

Apaetel erfelge. Bine ee magisohe Wirkung dieser Handlangen,

und ein se anssohliesslloh an das apoetoMsohe Ami geknüpftes

Voivecht kann aber nicht der geschlditllehen Wirkllehkeit, son*

dem nur der Verstellong einer Zeit angehören, welche die rioh-^

tige 'Ansebaanng über die jSlellang der Apostel nnd aber dks

Wesen der Oetstesbegabung verioren hatte. Selbst die apeloge*

tieche Gosebichtscbreibang wagt diese kaani noch za lAagnen,

nar am se eifriger bemeht sie sich aber, durch Einschiebang na-

tOrlicli- pejrohslogischer BrklArusgsgrllBde nnsern Verfasser ven

jener Vorstellang freizusprechen. Die Samaritaner, bemerkt Ne^

ander 9. 104, und ähntfeh Meyer z. d. St., haben zuerst nur

die Wassertaufe ohne die Gelstestaufe empfangeii» Die Ursache

davon liege in der Art, wie sie zMi Glauben gekommen waren.

tbive iunbestinMite Sehnsucht nach höheren Offenbarungen, duri^ die

Tftuschungskunste des' Magiers Simon von Ihrem wahren Ziel al^

geleitet, habe sie beim AnUlIck der Wunder, welche PMippus

verrlditete , eucest aar gm einem äusserlichen , von slmliehettBln*

drOoken ausgdbenden Gla»ben geführt, erst durch die Lehre und

das Gebet der beiden Apostel sei ihnen der wahre Geist und die

elgmie innere firihhrang der christlichen Lehre auf geecMessen, und

tn Folge davon erst jetzt die Beflftbigung für die Ge1stesbeg«bang

ertheilt werden. AUeiu von diesem apestolischen Vnterrleblv ven

der ^,Verbereitung^^ auf die Geistesweihe, welche Ne and er hier

flinneliwftiizt, wems vnser Tent nichts, ebensowenig aber umg»*

kehrt veo 4ier mangelhaflen Beschaffenheit des anfiDgHohen, duroh

Fhllippus geweckten Glhubese der Samsrltaner^ wenn vMmthr

üe (Predigt des PhiMppos und die einmuthige Aufknerksamkelt des

Volks auf diese Predigt zwar erwähnt wird C^. 6 f. 13), die

Mstesbegabong dagegen V. 14 M^ einzig und allein durch ^s

Giftet ufid die Handauflegung der Apostel bewhrkt erscheint, so.

ist idar, dasfi unsere Schrift die Sache genau umgekehrt darst^t^

dtsa Jbr zuMge gerade Milippus es ist, der neben dem ausser«

ÜQhen Mittel der Wunder auch noch das geistige der Belehrung

anwendet, wogegen die Apostel eine nach unsern Begriffen frw-

158 Simon der Magier.

lieh Biir auf gebtigeiii Wege ndgliehe Wirkong rein ioMerlieh, dnroh ihre wuDderkrfiftige Handanflegiing, hervorbringen. Können wir uns daher von der Möglichkeit dieses Hergangs nicht Qber- zengen, so ist es besser, unsere Zweifel gegen die vorliegMide BraAhlang unumwunden zu bekennen, statt mit der modernen Apologetik ihren 8inn duroh unberechtigte Znthaten zu verändern. Schon durch ihren Zusammenliang mit der eben besprochenen wird nun auch die Erzählung uasers 8ten Kapitels über den Ma- gier Simon und s^in Zusammentreffen mit Petrus verdächtig. I>enn da die Anwesenheit des Petrus in Samarien nach unserer Sclirift wesentlich die^ apostolische Geistesmittheilung an die von Philippus Getauften zum Zweck hat, so frairt es sich, ob nicht mit diesem Motiv auch jene Anwesenheit selbst aufzugeben ist; und da ebenso der Auftritt zwischen Simon und Petrus um eben jene Geistesmit- theilung sich dreht, und mit der Annahme des ISten Verses, dass durch die apostolische Handauflegung der heil. Geist ertheilt werde, seinen eigenthamlichen Gegenstand verliert, da es gerade dieses apostolische Vorrecht ist, um das es sich hier handelt, so fällt nicht blos der äussere Anlas«, sondern auch die ganze Be- deutung dieses Auftritts weg, wenn jenes Vorrecht in der von unserer Darstellung angenommenen Weise nicht eiisturt hat, und es kann nicht ohne Weiteres vorausgesetzt werden, dass der vor- liegenden Erzählung wenigstens ein anderer analoger Vorfall au Grunde liege» Auch ausserdem aber liesse sich gegen die Ge- schichtlichkeit unsers Magiers Manches einwenden. Dieser Mann spielt bekanntlich die erste Bolle in der alten Ketzersage. Schon die frühsten Angaben über ihn lauten aber so apokrjr phisch , dass sie ihn als eine durchaus inythische Person erscheinen lassen. Nach Just Apol. I, 26. 66 stammte er aus dem samarischen Dorfs Gitton, kam unter Claudius nach Rom und vrusste sich hier dnrdi seine magischen K^ünste in solches Ansehen zu setzen, dass ihm der Senat göttliche Bhre und jene bekannte im 16ten Jahrhundert wieder aufgefundene Bildsäule auf der Tiberinsel zuerkannte, deren Inschrift der gute Kirchenvater freilich sehr ungenau gelesen hat, wenn er aus dem Semo Sancu»^ dem romisdien Hericules, einen Simo SanctUM macht irenäus (I, »3, 3. 27, 4. II, präf. UI, präf.), nennt ihn den Vater aller Häresen. In derselben Eigen- schaft eines Repräsentanten der häretischen Gnosis führen ihn die clementinlsehen Homilien und Reeognitionen als den ständigen €teg- ner des Petrus auf, welcher vom Orient nach Rom wandernd)

Simon der Magier. 159

durch ZaabiDricauste und Predigt seiner polTtheistkeften Irrlehre Anhänger zn gewinnen socht, und die apostolischen Constitutionen (VI, 93 mit vielen Andern ^3 lassen ihn in Rom durch magische Künste in die Luft fliegei^, aber auf das Gebet des Petrus herab- stnrsen^ wogegen er sich nach Pseudoorig. philosoph. VI, SdO in Rom lebendig begraben Iftsst, indem er verbeisst, am dritten Tag werde er wieder auferstehen. Eine Sekte der 8imonianer kennt auch Hegesipp^}. Weiter sagt Justin (Apol. I, 26 Tr. 180, 8chl.)7 Bimon werde in 8amarien fast allgemein , ausserhalb Samariens dagegen nur von Wenigen, als der höchste, über alle Bngel (jxQxaij s^ovaiaiy dwaf^eig) erhabene Gott anerkannt und verehrt, und neben ihm werde eine gewisse Helena, früher eine öffentliche Dirne, die mit ihm umhergezogen sei, fOr die TtQtkT) hvoia an avrov yevö/AevT] ausg^eben. Ausfnhrlieheres wissen die clementinischen Bomillen 11, 22 ff. nicht blos über das lieben und die Wuoderthaten des Magiers, sondern auch über seine Lehren zu berichten. Nach ihrer Angabe hätte er sich für die höchste Macht aasgegeben, von der er den Weltschöpfer als ein untergeordnetes Wesen unterschieden habe, zogleidi soll er stob aber auch den "^Eatdßs genannt haben , um sich als den Messias zu bezeichnen ^3. Ausserdem wird ihm vorgeworfen, dass er die Auferstehung der Todten läugne, und nur scheinbar an ein künftiges Gericht glaube, dass er den Berg Garizim an die Btelle Jerusalems jsu setzen suche , dass er das alte Testament (ra Tov voitiov^ in seinem Sinn allegorisch umdeute, lieber sein erstes Auftreten wird hier erzfthit: er habe sich ursprnnglh^h zu dem TAufer Johannes gehalten und unter den dreissig anserwfthl- testen Bohttlern desselben die erste Stelle eingenommen; während er sich In Aegypten aufhielt, um die Magie zu erlernen, sei Jo- hannes getödtet und Dositheus zu seinem Nachfolger erwfthlt 'worden, nach seiner Rückkehr jedoch sei es Simon mit Hülfe sei*

0 M. s. Cotelier z. d. St. der ap. Consiit. Simson in lllgen'si Zeitscbr. f- lüstor. Theol. 1841, 3, 31 ff. Uebrigens sagen erst spätere Angaben, Simon sei bei dieser Gelegenheit todtgefallen , die ap. Constit. und ein Tlieil ihrer Nachfolger ^usen ihn nur die Beine brechen.

") B. Eus. IV, 22, 5: S^ßov^ig.. anorwr hträ ai^iaftav wr . . ä(f wr ^futay^ »hy öl £ijuwvictyo\ , ical KUoßioq . . xai doai&eoq u. s. w.

^) A. a. 0. 22: tvCovs Se xai X^unor favroy alnaaofievos larwra n^ogayo^ ^fvfi. Tat/tfi 3e Ttj nQogt^YOQ^ü x^^^^rai ocg St] artjöOjuEVoq äet xa\ citriav ipS^OQag, *'<"■* To ai5/ua nsaeiyy ova F;((av.

162 Simon der Magier.

DarateUoBg der simonianischen Lehre die mieiidUohe Kraft (i^ aTtiq- ccvTog dvvafiig)y die nichts Andere« ist, als das Fener« Als der verborgene Grnnd der Dinge, oder als das unsichtbare Feuer ge- dacht, fasst diese Kraft alles Inteliigible in sich, als das sicht- bare Feuer bringt sie die Welt hervor. 9 D^^ ersten BrzengDisao des Urfeners, die sechs Wurzeln aller Dinge, sind die drei Syzy- . gieen voCq und inivoia^ qxavri and ovoßiUf XoyiAf^og and ev^- fi^aig^ von denen die erste auch Hinunel-nnd Erde genannt wird, die zweite Sonne and Mond, die dritte Luft and Wasser. Das Urwesen aber, welches sich in ihnen and in allen Dingen zar Erscheinung bringt, heisst in seiner onerschaffeneu Kraft karwg, sofern es die Erschelnungswelt als sein Abbild hervorbringt axag, sofern es sich in der höheren Welt darstellt atjjcofieyog. Anf diese Aeonenlehre werden die sieben SchOpfangstage der Genesis gedeutet , indem zu den drei Syzygleen als Siebentes das Pneuma binzugefOgt wird. Der angebliche Simon bezdiehnet dasselbe als das Abbild der Urkraft, welches arsprünglich in dieser selbst ent- halten war, in dessen Wesen es aber liegt, sich zar Welt zu enifalten, so dass es also als die av^vyog des Urwesens ganz die- selbe Rolle spielt, wie die tiqwtt] awoia nach der Darstellong des Irenäus, wie denn auch Epiphanias hftr. XXI,2 die eifvout geradezu nvevficc ayiw nennt. Diese höchste Syzygie wird dann aber auch wieder mit dem ersten abgeleiteten Paar, vovg and inivoicc, identificirt, wenn es heisst C^'. 18), der Vater von Allem, seiner unendiicben Kraft nach mannweiblich, .hal»e die aTilvoia aus sich hervorgehen lassen, und so seien es zwei geworden, der vovgy'hU der mftnnllche Theil, die (Aeyakrj dvvafiig, die Alles ordne, und die inlvota ^eyahj^ der weibliche Theil, der Alles gebäre. In dem, was er Ober die Weltentstehong sagt, zeigt sich der Verfasser besonders bemflht, mosaische Stellen omzadea- ten, die Beschreibung des Paradieses auf die Bildong des Kinds im Mutterleibe, die StrOme desselben nnd die Titel der fOnf Ba- cher Moses, daneben aber aach einige homerische Stellen, anf die fünf Sinne, die Erzählang vom Baum des Lebens und von dem Cherub mit dem flammenden Schwerte anf dea* Zeagasgs- process. Was uns der Verfasser der Philosophumena weiter mit^

') Die BesUmmuDg des Urwesens als Feuer gehört belianQtlicIi ebefiso, Wie die Dnterscheidang eines doppelten Feuers, urspranglicli der stoitclien Pitilosophie tn; Tgl. meine Philotophie der Grieclien lU, 72 f.

Simon der Magier. 163

iheütj dft88 die inlvoi^ay Daoli Sifflon's JBehanptiisg) als da« ver- irrte Schaf des Evangeliams in weclifieliider Franeogestalt die Welffiseit darchlanfen , und so unter ADderem, der Helena inwoh- nend, den trojaDischen Krieg veranlasst habe, bis sie zuletzt von Simon in Tyrus gefunden wurde, dass Simon unter veraebiedenen Gestalten in den Reichen der verschiedenen Weltfflrsten , am Ende Judüa anscheinend als Mensch erschienen sei, dass er sich den Jaden als Sohn, den Samaritanern als Vater, den übrigen Völkern als h. Geist geoffenbart habe, dass seine Anhänge^ im Vertrauen auf seine erlösende Qnade die sittlichen Satzungen verwerfen und sich allen Ausschweifungen und Zauberkünsten hingeben, dass sie Bilder von Simon und Helena in der Gestalt des Zeus und der Athene haben, das trifft mit dem Bericht des Irenftus so vollstän- dig zusammen, dass wir nicht zweifeln können, nnser Verfasser mnss den Irenäus theils unmittelbar benutzt, theils die gleiche Quelle mit ihm gehabt haben. Kann nun auch diese Quelle nicht blos nicht für authentisch , sondern Oberhaupt nicht für älter, als die valentinianische Gnosis gehalten werden, die dem angeblichen Simon so sichtbar vorschwebt, müssen wir sogar bezweifeln ; dass sie bis in die Abfassungszeit der clementinischen Homilien hin- aufreicht, '60 beweist doch das Dasein einer solchen Schrift für die Existenz einer Parthei, die in Simon wirklich die höchste Offenbarung der Gottheit anerkannte, oder doch, wenigstens da- für, dass die Simonssage auch von Gnostikern . in ihrer Weise benützt wutde. Auf dieselbe Schrift bezieht sich vielleicht die Stelle der apostolischen Constitutionen Vl> 16 und das Citat des Hieronymus in Matth, 24, 6: ego tum $ervus Deiy ego $um specioMus^ ego paracletut^ ego omnipotet$Sf ego omma Bei; auch Epiphanius hat sie wohl noch vor sich gehabt, da sein Bericht über Simon (h. XXI, 1—4); im Uebrigen mit Irenftus und dem falschen Origenes übereinstimmend, doch auch einiges Eigenthüm« liche, und darunter ein Citat aus Simon, in der direkten Bede, enthält^ ^doch ist dieses Eigenthümliche zu unbedeutend, um hier weiter berücksichtigt zu werden, und noch weniger brauchen wir auf andere von den späteren Schriftstellern, wie Euseb (K. 6. II, 1«^) und The oder et (fab. här. J, 1), näher einzugehen, von denen Jener sichtbar aus Irenäus und lustin, dieser, aus Ire- näus und den Philosophumena geschöpft hatO* Audi Clemens

^) Eine ileissige,' «^er sehr unkritische , ZusamipeastelluDg ihrer Angaben findet

11*

164 Simon der Magier.

AL^) Qnd Ori genes ^) können hier nbergangcfn werden, dn ihre knrzen Angaben nlcYitg Neues bringen, doch ist es nicht ganz un- wichtig; aas dem Letztem (g* Gels. V, 62) za erfahren, dass aach Celsas von einer christlichen Parthei der Simonlaner oder Helenianer gehört hatte.

Man glanbt nun gewöhnlich ans der Apostelgeschichte das ^atsftchliche zu erfahren, was diesem ganzen Sagengeflechte zu Grand liegt, und man verknüpft damit die Angabe des Joseph ns Ant. XX. 7, 2 Ober einen gewissen Simon« der als Unterhändler des Prokürator Felix die Drnsilla bewog, ihren Mann zu verlassen und sich mit Felix zu verbinden p. So z. B. Neander a. a. 0. 107 f.* Dieser Simon jedoch hat mit dem nnsrigen nichts zu schaffen. Die Gleichheit der Namen kann natürlich die der Per- sonen um so weniger beweisen, da der Name Simon bei den Jnden so ausserordentlich häufig warf), sonst aber fahrt Alles auf ihre Verschiedenheit. Der Simon des Josephus ist ein Jude ans Cypeni, der unsrige ein Samaritaner aus dem Dorfs Gitton, und die Yer" muthüng^), dass dieses Gitton aus dem oyprischen Kittion entstan- den sei, ist um so unwahrscheinlicher, da Josephus Kittion als Ge- burtsort seines Simon nicht nennt, und da andererseits fast alle unsere Zeugen, Justin, die beiden clementinischen Schriften, Ire- näus, Pseudo-Origenes, Epiphanius, Theodoret, den Simon der Sage ausdrücklich als einen Samaritaner aus Gitton bezeichnen. Ob ferner der Simon des Josephus wirklich das Gewerbe eines Ma- giers trieb, oder ob er nur for den Zweck seiner Sendung nach Eüessa diese Maske vornahm, wird aus dem Bericht des Josephus nicht ganz klar, der Ausdruck ocriTtTeaStcc spricht aber etier A)r die zweite von diesen Annahmen. Jedenfalls erscheint er Im vor-

Rian in der schon erwähnten Abhandlung von Simson: Leben und Lehre Simon'f 'd. M. (Illgen's Zeitschr. f. bist. Theol. 1841, 3, 15 ff.), und bei Luttcrbeck, <lie Beutest. Lehrbegriffe II, 7 ff.

») Strom. U, 11. VII, 17. S. 363, b. 764, d. Sflb.

2) C. Cels. I, 57. V. 62. VI, 11. - ^) Die Stelle, so weit sie sich auf Simon bezieht^ lautet: (^jy^^J) JUfiwa ovofiori Twy iairrov tpUioy, ^lovSalov, Kvtiqiov Sk yevof, fiayoy elrai axfjTrrQ/uifor, n^fjOKay n^^ avrrjv tneiS^e , rov äv8qa jcataXmovaav a€rm yiiuM&ai^ /uiaeai>letr frmiiattr mayye Xko/uey og fiij vns^rjtpar^a&ay «vrov,

^). AUeiQ im N. T. konuneii 9, Sioioi^ ^iv mHAX de« 112ikpoal«ln ^isbd 2^jm>^ und der Sohn eines Simon (Ischarioth), ausserdem führte ein Bruder Jesu diesen Namen. Der Index zum Josephus enthalt 24 Simon.

^) Hilgenfeld die clementin. Recogniüonen und Homilien S. 319.

Simon dei; Magier. \^

liegieiideD F^l «|s ein ganz gewöhnlicher ^[ap^erj der von seiner. Magie keinen weitern Oehraach macht, denn die Worte des Jose- phas: fmxa^Uxv Tioir/qsLV inayy8ll6f.(Svog darf man nicht mit Ne- ander Olyersetzeni Simon Oherredete die DrasiUa) dass er ihr durch seki übermenschliches Vermögen (davon steht hei Jos. kein Wort) ein gresses Glttck verschaffen werde; der mayyeilofievog ist ja gar nicht Simon ^ sondern Felix, in dessen Munde das (jLaxaqiav Ttoi^asiv nur bedeuten kann, er wolle sie hi glänzende Umstände versetzen. Der Simon des Josephns ist daher als geschichtlicher Anhaltapunkt fOr die Simonssage und fttr die Erzählbng der Apo« stelgeischicbte darchans nicht zu brauchen. Um so eher mOchte man In dem Simon der Apostelgeschichte den historischen Kern Sachen, woran sieh die patrii^tiscben Sagen über den Stammvater aller Häretiker angesetzt haben, wenn nur seine gescliichtliche PersOnUc^elt durch das Zeugniss unserer Schrift hinreichend ge- schtltzt wäre, und in unserer Erzählung selbst festeren Boden hätte. Da wir uns aber im jLauf dieser Untersuchung schon so vielfach davon tiberzeugen konnten, wie wenig auf die historische Zuverlässigkeit unserer Schritt zu bauen ist, und da uns noch eine grosse Anzahl weiterer Beweise hieftlr in Aussicht steht, so whrd sich vorerst dje MOglicibkeit nicht bestreiten lassen, dass es sich mit dem Magier Simon trotz des verliegenden Zeugnisses anders verhalte, als unsere Schrift berichtet. Diese MOgUchkeit wird zur Wahrscheinlichkeit, wenn wir geni^ner auf den Zusammenhang achten, in welchen der Vorfall mit Simon hier gestellt ist. Was den Simon bestimmt, sich taufen zu It^sen, das sind (c. 8, 6 f. 13) vor Allem die Wunder, die von dem Evangelisten in so grosser Zahl verrichtet wurden, und was ihn zu seinem Antrag an Petrus und Johannes veranlasst, das ist (V. 18) die Bemerkung, dass durch die apostolische . Handauflegung der h. Geist ertheilt wird. Mit diesen zwei Voraussetzungen ist unsere Erzählung, wie wir 8^on oben bemerkt haben, so eng verwaclisen, dass sie mit den- selben alle ^ ihre Motive verlieren würde. Nun mussten wir aber nicht blos die Wunderthaten des Philippus fttr unhistorisch erklär reo, sondern auch von der Geistesmittheilung ist bereits gezeigt worden , dass sie hier auf eine wahrhaft magische Weise an die apostolische Handanflegung geknOpft wird. Gerade dieses Magische ist es abcir, wodurch der Antrag Simonis allein begreiflich wird. Dieser Antrag setzt vori^us, dass ihip die Begabung mit dem Geiste ik eine änsserlich wahrnehmbare, fpit 4er Handanflegung uiuoit-

] 66 Simon der Magier.

telbar verbundene Wirkung In die Angen tel; eben diess wird ja Aber anoh von unserer Schrift V. 16 18 deuüicli genug gesagt, nnd wenn \i1r die Analogie der Erzählungen vom ersten Pflngst- fest, von der Bekehrung des Cornelius und von der Taufe der^ Johannesjünger (c. 19} beachten, so können wir kaum bezweifeln, dftss sich unser Verfasser auch bei den Samaritanem die Geistes- ausgiessung mit der charakteristischen Erscheinung de» Zungen- redens verknapft denkt. Ist nun diese Wirkung der apostolischen Handauflegung nicht denkbar, so kann sie auch auf Simon nicht den Eindruck hervorgebracht haben, den sie nach unserer Darstel- lung' hervorgebracht hatte, und da mit diesem Eindruck das ^anze Motiv fOr die Handlungsweise Simonis wegfällt, so mtlssen wir ebendamit die Geschichtlichkeit des ganzen Vorfalls, der hier er- zählt wird, bezweifeln.

Wer verborgt uns dann aber, dass der Magier Simon als ge- schichtliche Person Oberhaupt existirt hat? Unsere Erzählung selbst offenbar nicht, denn wenn der Verfasser in dem Einzigen, was er von dem Magier erzählt, einer unsicheren Sage gefolgt ist, so haben wir keinen Grund zu der Annahme, dass ihm Oberhaupt etwas Gewisses Ober denselben bekannt war. Es bleibt daher demjenigen, welcher das Wahrscheinliche In dieser Sache erfahren will, nur Obrig, dass er die Simonssage im Ganzen darauf ansehe, ob sie eine geschichtliche Person als ihren ursprünglichen Gegen- stand voraussetzt, oder ob sie ohne diese Voraussetzung aus rein mythischen BeweggrOnden zu erklären ist; wobei sich von selbst versteht, dass auch ia dem letztern Fall ihre Veranlassung in be- stimmten geschichtlichen Verhältnissen liegen wird, nur nicht in den individuellen einer einzelnen Person, sondern in den allge- meineren ganzer Richtungen und Partheieh. Nun stimmen alle Berichte Ober Simon, von Justin an, darin Oberein, dass es eine Parthei von Simonianem gegeben habe, dass diese Parthei von einem samaritanischen Magier, Namens Shnon, gestiftet sei, und dass Simon von seinen Anhängern als die höchste gottliche Macht, neben ihm aber die Buhlerin Helena als der erste Gedanke des höchsten Gottes verehrt worden sei. In diesen Sätzen werden wir daher den Kern der Simonssage, so wie sie zur Zeit Justln^s be- schaffen war, zu erkennen haben. Hiemit trifft abe^ auch die Apostelgeschichte Im Wesentlichen zusammen. Denn wenn sie auch der Helena nicht erwähnt, nnd die Anhänger Simonis nicht ausdrOcklich als Simonianer bezeichnet, so deutet dagegen auch

Simon der Magier. 167

de an, das» Simon in Samarien als Gott verehrt worden «et, denn der Aasdrnck jy dvvajuig tov &eov 17 fieydlrj (V. 10) kann nur ein helleres Wesen, entweder den höchsten Goü selbst anmittelbar, oder die hOcliste von seinen Kräften und Emanationen, bezeichnen. Weim daher gesagt wird, alle Samaritaner ohne Ansnahme haben Simon als die grosse Ootteskraft anerkannt, so wird dadurch Justin^s Ao^be bestätigt, dass er in Samarien fast allgemein fOr den höchsten Gott gleite. Nun enthält aber diese Angabe, und die Erzählungen über ^mon Oberhaupt, ein Doppeltes: eine Aussage der Erzähler tiber gewisse Thatsachen aus ihrer Gegenwart, und eine Aussage derselben ttber die in der Vergangenheit liegenden Gründe dieser Thatsachen. Das Dasein einer Parthei, von der Simon und He- lena als der höchste Gott und die^ erste Emanation dieses Gottes verehrt wurden , wird von unsem Berichterstattern als eine That- saebe ihrer Zeit behauptety dass dieser Simon ein Magier und die Helena ehie Buhlerin gewesen sei; ist ihnen, wenn sie nicht durch eigene Vermuthung darauf kamen, durch die Sage tiberliefert. Es liegt am Tage, dass die erste von diesen Aussagen ungleich glaub- werdiger ist, als die zweite ^ denn so ^ viel uns auch die alten Schriftsteller selbst eher gleichzeitige Erscheinungen Falsches be- richten, so viel sie namentlich den Häretikern auf leidenschaftliche Voraussetzungen und trübe GerOchte hin Schändliches nachsagen, 80 ist es doch nicht wahrscheinlich , dass eine so allgemeine An- gabe, wie die Ober die Simonianer, völlig aus der Luft gegriffen sei, wogegen die Behauptungen Ober die ältesten Sektenstifter und über andere in der Vergangenheit liegende Dinge nicht selten alles und jedes geschichtlichen Grundes entbehren. Dass es also '' zu Jastin's Zeit und später zwei Gottergestalten gab, deren Namen und Attribute denen des Simon und der Helena entsprachen, diess werden wir den übereinstimmenden Aussagen der Alten glauben mtlssen, und wenn insbesondere Justin versichert, die Verehrung des Simon und der Helena finde sich fast ausschliesslich bei den Samaritanem, hier aber ganz allgemein, so erhält diese Angabe theils durch ihr Zusammentreifen mit der Apostelgeschichte, theils dadurch, dass Justin selbst ein Samaritaner war, bedeutendes Ge-* wicht, denn so wenig wir auch diesem Kirchenvater, nach dem Vorgang mit dem Shno Sanctus, selbst bei angeblicher Augenzen- genschaft, unbedingt vertrauen mochten, so ist es doch fast un- denkbar, dass er sich über die Landesgottheiten seiner Heimath so grob getäuscht hätte, om hierüber vöUig Grandioses zu berichten»

198 Simon der Ma^in.

Die liireitere Frage wird demnach rar die sein können, oU die Verehrung des Simon und der Helena auf zwei historiaehe Per- sonen dieaea Namens zorttckzuf Ahrea ist, oder ob amgekehrt diese aogeblioh historischen Personen erst zur BrklAriing jenes Kultna vorausgesetzt wurden. Mit dieser Fragestellung ist aber bereits auch die Antwort gegeben. Denn es wäre gegen alle geaobichU liebe Analogie, dass eine Beligionsparthei joner S^eit ihren Stifter schon in den ersten MenschenaUern. nach dessen Auftreten nicht blos überhaupt fOr ein höheres Wesen, aondem geradezu fOr die Erscheinung des höchstei^ Gottes giibalten hätte, nnd weder die heidnischen Apotheosen, noch die christliche Lehre vom Sohn Gottes wtkrden etwas dem Verwandtes darbieten, denn bei jenen handelt es sich immer nur um einen niedrigeren Grad der güt- lichen WOrde, nicht um die BiafObruAg einer obersten Velksgolt« heit, und wenn die christUchA Kirche allerdlags ihren Stifter von der Menschheit zur absoluten Göttlichkeit erhobM bat, se hat sie ja hiezu drei Jahrhunderte gebraucht. Waren daher Simsn und Helena samaritanisclie Landesgottheiten, so können sie nicht zugleich Menschen und Zeitgenossen der Apostel gewesen sein. D^m se g^ wohnlicher ist es dagegen bei den älteren christliohen Theelegen und schon beü den Juden, die heidnischen Gottheiten, in der Weise des euemeristischen Rationalismus, fftr blosse MoMchen, fär Könige oder Zauberer auszugebea, die sich göttliche Ehre angemasst haben» Es ist daher ohne Vergleich wahrscheinlicher, dass der Magier Simon und die Bulüeriii Helena ao» zwei Gottheiten ent- standen sind, als dass umgekehrt zwei Menschen dieses Namens und Charakters zu gottlicher Verehrung gelangt alnd* Das Gleiehe gilt auch gegen die Annahme, dass. Simon urspffttnglich als Me»- sias unter den Samaritaiwrn aufgetreten sei^)^ dioie seine Me»* siasroUe wird aber tüierdiessr unter den älteren Zeugen aflein ven den zwei tlementinischen Sohriften behaaptet, die aicb' dafür nnr auf das Prädikat 'Eazwg zu berufen, wiaaen,* wMirend deeh die Homilien selbst bekennen, sie sei darin nur angedeutet (oMa- aeaduOs und: wähmid auch ihre erkAnstelto Brkläcung dieses Worts zeigt, dass sie jene Bedeutung ohne traditleneUeiL Grand in das- selbe bioAfntragenv^).

«) Ritschi Enlst. d. altkath. Kirche 161 f.

^ Nicht ^el besser ist aber auch Kitschi 's Erklärung a. a. 0.: genrtas he- stiehne den Messias weg» Decrt. 16, 16: n^otfifttp^ ^raariiaii twfiof.

SImoA ^er Magier. 1 69 *

Was für Gottbeitea 08 »nn waren, die naxierer Sage zu Gm^de lili^eii, lässt sich zwar nicht bestimmt sagen, indewen bat die VermiHhong von Banri) Alias jfar skh, dass unter der Gestalt des ßimon der Sonnengott, unter Hedana die Mondsgottin verbor- gen sei. Baar beraft sich hiefameben den Namen, von denen der ^iae den orientalischen Semo (mit 1^0^ und Jt^^^pu^ verwandt}^ der an4ere die grieehisebe Seleue daratellt, und neben der Bexelck-* nuug der Helena in den Recegiitknen, mit Be^t auf die gft^m SolrilderaBgf der Jetsslenen, auf ihre Herknnft aus Tyrae, aof djk: VerUndnag, in di^ sie (HoeuL li, 2S) mit dem IMtadsmoiwii ge** . bra^bt wird, auf die Eigensebaft einer BubkrJn, dl» d»r nim»^ lisehen Mond^gettio^ als der Getifn der Zeugang imd OobuH^ auelk > sonst be«felitt wird. Wie passend audi der Name i^^9 «ad die Wandlung von Osten« nad^ Westen dem erientaüsdien Heittles, dem '^OAnetthelden^ deesen Symbol die Sfiide ist, k«ig«legt nHhrdey hat Beur gleidifalls nicht «berseiien. Mss der Kallas des Se»^' nedgettes und der Mendägeitin in Saoiarieii viele Anbfleger hatte, ist an sieb wahrscheinlieh, da er daroh ganss Vorierasien vw^brei^r^ tet und MnentiMi in Pbenieiett einheimiseh war; mit den P^ttni- . cieni aber standen die Sanfaritansr nidit allein in lebbtftM Ha»* delsverkebr, sondern auch di^ch die piidnieisdiea Aasiedlangeii, die einen Theil der samariMhen Bevdlfterang seit dem HkiI bildeten, in Staminesverwandtsobaft; bei Josepbias Ast. XI, 8, 6; XII^«, . 6 nennen sie sich selbst: m ip Scxlfioig S^d^ioi. Nun war £Wft« diejenige Parthei unter den Samaritanern, von deren Literatur wlf^ noeh UefceHbidbsel besksMU, straig moimüeistisch^)^ idiess thu^ aber der gul beglaUfaigtea Tbatsaehe, dass sich nebe» dieeen Mqih notheisten in dem vl^ifAch gearischten Volke 3) ^äblreioile Poly« iM^Sm befii^eav keinen Biotrag. Dagege» musste aUendinffs der Verkehr mit den Anhängern der mnsaiseben BeligkU; weielM^: der* KidtDS aal Garruim gewidmei; war, die «eMldeteren unter den Bo«^ lytheisten zu diaer Ausgleiehung Ihres Polytheisanis mi^deor WoiW«»' theismas Veranbssen, Wie sie bei den^ €»riechen seit der Verbiß taug der stoiseken Philoso^rie, und nodi mehr seit diAn Aufkommen des aieisanAfihischen Neupr^hagorelsmus^ ganas gebrfliicblieh war?

0 ^- chrisü. Gnosis S. 306 flf.

*) M. vgl. tilferüberÖesenius de Samarit. theologia (Weihnacfitprogr. 1822) S. 12 f. Juynboll Chronicon Samarit. (1848) S. 125.

5) S. Juynboll Commentarii in bist, gentiis Samarit. S. 32 IE

170 Simon der Magier.

die ßöüer der Volksreligion wurden für besondere ErschefBongs* formeD oder Krftfte der Einen Gottheit erklärt. So mochte auch der sauiarftanische Sonnengott ofder Baal -Melkart za einer Offen- bamngsform, von seinen Verehrern nattlrliob znr höchsten Offen- barnngsform, des unsichtbaren Gottes gemacht werden. Solche Offenbarungsformen der Gottheit nannte aber die alexandrinisdie Sdiule, deren Lehre von den gottlichen Kräften wir wenigstens bei den späteren Samaritanern treffen dvva(xeig. Fdr jenen Ge- danken ergab sich daher sehr natürlich der Ausdruck (Apg. 8, 10), den wir auf einen Menschen bezogen fk-eilich sehr befremdend finden mOssten: omog iazcv ij dvvafiig tov &eov i; ftisydhjy und eine ähaiiohe Dentnng auch der Mondsgdttin zu geben, konnte von diesem Standpunkt aus gleichfalls nicht schwer werden.

Wie wir uns unter dieser Voraussetzung die Entstehung der Sfanonssage näher zu erklären haben, darüber sind verschiedene Vermuthungen mägiich. Man kannte sich denken, die Sage sei in ilirem ersten Ursprung nur ein Erzeugniss der Reibungen zwischen den palästinensichen Christen und solchen Anhängern des sama- ritanischen Heidenthums, die den Volksgottheiten ihres Landes ehie philosophische Bedeutung unterlegten. Rahmten diese Samaritaner ihren Gott als den obersten Gott, und seine Genossin als die TtQwrt] IWoicr, so war es ganz im Geist der damaligen Polemik, wenn ihnen von christlicher^ Seite erwiedert wurde: euer Gott ist gar kein Gott, sondern ein Magier, und seine Helena ein gemefaies Weibsbild; rdfamten sie sich, in gnostischer Weise, als die wahren Pneumatiker, so idussten die Christen natflrlich bestreiten, dass ihnen von ihrem Simon der wahre Geist mitgetheilt sei, und dar- aus konnte leicht als noch schlagendere Widerlegung die Erzäh- lung hervorgehen, dass der Magier von den wahren Verwaltern des Pneuma steh die Befähigung zu seiner Mittheilang erbeten, aber sie nicht erhalten habe. Dass diese Bitte durch Bestellung unterstotzt wird, lag um so näher, da von Simon selbst, als einem Magier, zum Voraus feststand, dass ihm die magische Kunst ein Mittel zum Gelderwerb war. Dass endlich gerade Petrus und Johannes, vorzugsweise jedoch der Erstere, als diejenigen genannt werden, mit denen der Magier in Konflikt kam, wtirde sich aus dem judenchristlichen Ursprung der Simonssage erklären; dem Vater der falschen Religion wären die Häupter des Apostel-

*) Gesenius a. a. 0. S. 21 ff.

Simon der Magier. 171

vereioi gegentihergeiiieMt worden, DamentHch aber Petras, der auch «onst den apostolischen Kreis nach aussen vertritt , nnd dessen Name tiberdiess den Vorthell des Contrastes darbot, dass dem Zan-- berer Simon der Apostel Simon Petras entgegenstand, und dass so^ die simonfanische Lehre schon dem Namen nach als eine Doppel- g^fingerin der wahren, apostolischen sich darstellte. Inzwischen ' lässt sich nicht läugnen, dass die Bildung der Sage ein ungleich genügenderes Motiv hat, wenn wir mit Hilgenfeld ^3 ^^^ Baur^) annehmen, unter dem Magier Simon sei y^^i^ Anfang an schon der Apostel Paulos gemeint, der bekanntlich zaglelch mit seinen extre- men Anhängern, einem Marcion, Valentin und Basilides, in dem Simon der clementinischen Homil^en bekämpft wird^). Es ist be- kannt, mit welchem Hass Paulus, als Zerstörer des Gesetzes, von den Ebjoniten verfolgt wurde; wie wenig ihm die eifrigeren Jti- daisten, selbst in den Jahren seiner kräftigsten Wirksamkeit, den Namen und die Wtirde eines Apostels zuzugestehen geneigt waren ; noch in den clementinischen Homilien wird er deutlich als der ix^^S ctvd^o)7tog^ als der dvrixeifievog , als der falsche Apostel, der sich mit Unrecht rdhme^ Christa m geschaut zu haben, als der Verächter Gottes und Christi bezeichnet, der die Welt mit eitlem Geschwätz zum Abfall vom Gesetz verfahrt habe^). Wenn das %u einer Zeit mOglich war, als in der Kirche die Glorie des Mär- tyrers und des Apostels sein Haapt längst umstrahlte^ so werden die Gegner des Paulus zu seinen Lebzeiten und bald nach seinem' Tode sich um so w^eniger gescheut haben, den Zerstörer des Ge* setzes als einen Abtrflnnigen zu brandmarken. Ihnen, auf ihrem Standpunkt, konnte die Lossagnng vom Jndenthum nur als ein Abfall vom Gott Israels, als ein Rflckfall in's Heidenthu^ erschei- nen, in der Forderang, dass Unbeschnittene als Genossen des mes- slanlschen Beichs anerkannt werden, konnten sie nichts Anderes sehen, als den Versuch von Heiefeu, in die jddische Gemeinde sich einzudrängen. Der eigentliche Typus hiefttr waren aber die Sa- mariter, dieses Mischvolk aus heidnisch gewordenen Juden, und ans geborenen Heiden, das unter der Ftlhrnng eines abtrünnigen

*) D. dement. Recogn. 319 f.

/^ Das Cliristentbuin u. d. christl. Kirche der drei ersten Jalirhanderte S. 83. ^ Die weitere Annahme Hilgenfeld's, dass noch Justin unter dem Magier Simon nur den Paulus Terstanden habe, will ich darum nicht vertreten. *) Hom. XVII, 19. ep. Petri c. 2.

172 f Simon der Magier.

j^disGhei^ Prifi^tfB iem NationAlheiligth^m l^ ^enMalem ein, n-r ditres entgegengestellt I und das immer vergeblicli versaolit hatte, elcb die Anerkeonaug seiner Verwandtaehaft mit dem anserwftlilteii Vollce zn verschaffen ^). Es gab daher für das Urtheil der schroiTeB Judenchristen über den Panlinismas keinen bezeichnenderen Ans* drnok, als wenn die paulinischen, anbeschnittenen Hf^idenchristen ftU* gamaritaner erklärt wurden. Was konnte dann aber der Ape« siel derselben, der Urheber ihres gesetzlosen, heidnischen Wesens, anders sein, als der samaritanische Goät, der ein neues Garizin gegen Jerusalem aufgerichtet ^j, und zur Ausbreitung seiner Irr- lehre die Welt von Palästina bis nach Rom durchzogen hatte? Da«is dieser Go^t. dann weiter mit dem samaritanischen Landesgott iden^ificirt wurde ^ kann gleichfalls nicht auffallen. >Varen die Panliner einmAl für Samaritaner und als solche für Simonsverehrer erklärt, so lag es nahe, den Lehrer, welchen s|e als ihr Haupt anerkannten, zum Simon zu machen. Wesshalb hätte er denn,, naoh der Ansicht, die seine Gegner von ihm hatten, die Welt von dem wahren Gott und dem wahren Me^ssias abwendig gemacht, als weil er sich selbst an ihre Stelle» setzen wollte, w^eil er sich für den Gott ausgab, den seine Anhänger, die ^amaritane^, fortan verehrten ? Und schien dieser Vorstellung von ihm sein christliches Be^Eenntniss und sein apostolischer Charakter zu widerspreqhen, so lag.. die Antwort bereit , er habe nur betrüglicherweise sich zum Chrl»tenthum bekannt und sich der Taufe unterzogen, aber den bei- ligiw Geist habe er nicht erbalten , und das Vorrecht und Kenn- zeichen des wahren Apostels, die Vollmacht zur Mittheilung des Geistes, sei ihm trotz aller seiner Bewerbung versagt worden, von dem xkiJQog zijs dnpOTolijg (V. 21 vgl. o. i, 17. 26) sei er aus- geschlossen geblieben. Gerade zu der Erzählung der Apostelge- schichte würde diese Vorstellung über die Entstehung und die ur- sprüngliche Bedeutung der Slmonsiiage besonders gut passen, denn diese älteste Ueberlieferung über Simen dreht sich wesentlich um die gleicfiQ Frage, wie die Angriffe der galatischen und korinthi- schen Jndaisten auf Paulus, um die Frage über die eigenthümlichen Vorrechte des Apostolats; substituiren wir Apg. 8, 18 ff. dem Namen des Simon den des Paulus, so haben wir eine Erzählung,

^ M. 8. über diese jüdische Ansicht von den Samaritern namentlich J o s e p h u s Ant. XI, 8, 6.

^ Clem. Hom. 11, 22: rtjv ^UqowSalruLt aQvelrai rd Fagt^iiv S^oi imv^fpdqti.

Simon der Magier. 173

die dasselbe in hfstorfsch6r Form amssugt, wä« die altUpaülihttfclieu Judaisten (nach 2 Kor. 11; 4 f. ±2, 11 f. 1 Kor. 9, 1 IT.) ala allgemeine Behanpfan^ aussprachen. Vi^^eltslit liaben wir uns selbst den Ort, welcher unserer Erzfthinug in der Apostelgeschichte angewiesen ist, die störende und unchroiiologische Unterltrechang des BenchÜ Ober Pa'alas durch c. S, 4—40 daraus zu erklären, dass der Verfasser, mit dem Sinn der SYige noch belcannt, jeder Anwendung derselben auf seinen Apostel auch schon durch ihre Stellung (vor der Bekehrung des Paulus) «rüvorkommen wollte.^ Anch die spätere Ausbildung der Sage fügt sich dieser Ansicht. Denn die grosse Mehrheit der Christen konnte natftrllch diese ex- trem ebjonitische Voiistellung von Paulos nicht zageben, und je mehr sich auch ' die Ebjoniten allmählig zur Anerkennung des Heidenchristehthnms als einer vollendeten Thatsache entschliessen mussten, um so mehr musste selbst ^f ttr sie die Be/Jehung Simonis auf den Hehlenapostel, so deutlich sie in den Clementinen noch diirchklingt, ihre Bedeutung verlieren. Der Stifter des falschen Christenthums blieb Simon fortwährend, aber an die Stelle des aitsprOnglichen Panlinismus, in dem sich den alten Ebjoniten der Abfall vom wahren Messiasglauben verkörpert hatte^ trat jetzt der extreme PäüHnismus einer späteren Zeit, oder die Gnosis, uhd d'er samaritanische Zauberer wurde zum Träger und Stammvater aller gnostischen Irrlehren, fibendamit wurden auch die Simonlener, wl^lche uräprtlnglich niehts anderes waren, als die Samaritener, und die als Samatitaner gedachten paulinischen Heidenchristen ftlr die Sage zu einer gnostischen Parthei, die aber in der WirkUcM^it als solche wohl nie existirt, oder doch erst später, unter dem Einfluss der SImohssnge selbst, sich gebildet hat; für die Mfittre Annahme sprechen die Angaben des Irenäus und Celans über die Simonianer, und die angebliche Schrift Simon'», die dem Iretoftus and dem falschen Orlgenes vorlag. Wie wenig aber Äe SlmohiB- sage auch später noch, trotz dieser Veränderung, ihre anfftnglfetie Beziehung auf Paulus und den Paulinismus vefläugnen kann, dfess sieht icnan , selbst abgesehen von der Apostelgeschiohte und den Clementinen, an eiüeih Zü^, der in allen Berichten die eigentiictie Spitze des Ganzen bildet, darin^ dftss der entscheidende Kampf des

') Eine weitere, nicht ganz unbedeutende Bestätigung der obigeh Annahme -Verden whr sptiter In d«p ErrtWiing von den JohannefifjüngeW il«ehwa«en/» - '

174 Simon der Magier.

Simtn mit Petras nach Rom verlegt wird. Denn woraus sollen wir ans die stehende Wiederl^ehr dieses so ganz ungeschicbilichen Zogs erklären, wenn nicht daraus, dass die Sage, wenn auch ur- sprtlDglich in Palästina entstanden^ doch ihre weitere Ausbildung in Born und mit RflclEsicht auf die Verhältnisse der .romischen Gemeinde erhielt ? Was ist denn der Magier anders, als das Zerr- bild des Apostels, der alle Lander westwärts von Palästina mit der Predigt seines aatijadischeo Evangeliums durchwandert, und zuletzt in der . Weltstadt seine Lehre zur allgemeinen Geltunl; zu bringen versucht hatte, dem aber hier gerade der Judaismus, oder mythisch ansgedrüclct, der Repräsentant dieser Richtang, der Apostel Petras, den hartnäclcigsten Widerstand geleistet hatte? Knüpft sich doch auch die Sage von der Anwesenheit des Petrus in Rom, welche sich, ungeschichtlich wie sie Ist, nur ans dem aDtipaulinisch^n Interesse erklären lässt, in den ältesten Ueberlieferungen durchaus an sein Verhältniss zu Simon, Die Vermuthung liegt nahe, dass beide Thaten des Petras, die Besiegung des JUagi^rs und die Stif- tung^ der römischen Gemeinde, ursprOi^glicIi zusammengehören und einen und denselben Satz ausdrücken: dass nicht der gesetzliche Paulinbmus, sondern das Judenchristenthum, der Glaube, nicht der heidnische Pseudoapostel, sondern der jüdische Apostelfürst, der Stifter der römischen Kirche sei. Der Verfasser der Apostelge- schichte konnte freilich diese Behauptung, auch wenn er die Si- monssage in dieser Gestalt vorfand, seinem ganzen Standpunkt nach nicht direkt widerlegen, aber er hat ihr mittelbar so bestimmt, wie mOglicli, widersprochen, indem er den Magier Simon noch vor dem Auftreten des Paulus beseitigt, und den Apostel Paulus , wie wir unten noch sehen werden, zum eigentlichen Stifter der römischen Gemeinde gemacht hat Es sind das nattkrlich nur Muthmassungen, wie sie Aber eine so dunkle Sache allein möglich sind, aber es sind^ wie- wir glauben, Vermutbungen, woraus sich die Gesammt« heit der sagenhaften Ueberlieferungen über den Magier Simon am Leichtesten begreifen lässt.

Wie es sich aber auch hiemit verhalten mag, so viel wird jedenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit zu behaupten sein, dass der Magier Simon keine historische^ Person ist, und dass unsere Schrift mit ihrer Erzählung von demselben den Einfluss der mj- thischen Simonssage unverkennbar an den Tag legt.

An die Erzählung von der Wirksamkeit des Philippus und der beiden Apostel in Samarien reiht die Apostelgeschichte 8, 26 den

Pfailippus und der Aethiopter. 175

Auftritt zwischen fhilippu« und dem äthiopischen Eandchen, ohne class sich doch dieser anmittelbar an jene anschliessen konnte, denn der Weisnug, auf den Weg zwischen Jernsalem and Gaza za gehen (V. 26}, kann man von keinem Punkte Samarieos aas 60, wie es hier erscheint, ohne langen Verzug nachkommen. Nach der Meinung unsers Verfassers scheint Philippus, was V. 26 wohl erlaubt, mit den Aposteln nach Jerusalem zurückgekehrt zu sein^ von wo er dann natfirlioh xorra fxea?]fißQlccv inl tijv xaraßalvov- occv and ^leQOvüaX^ji slg Fd^ccv zu gehen hat. Auch dieser Auf- tritt hat aber einiges Auffallende. Dass Philippus auf die Strasse nach Gaza geht^ geschieht auf Befehl eines Engels, dass er den Aethiopier anredet, auf Befehl des Geistes, nachdem er diesen getauft hat, wird er vom Geist auf wunderbare Art entrückt Lfisst sich nun auch der Befehl des Geistes auf natürliche Art, von dem innem Drang des Evangelisten, erklären, so entziehen flieh dagegen die zwei andern Züge jeder derartigen Erklärung, Den ayyelog xvqIov für gleichbedeutend mit dem Ttvevfia xvqIov zo nehmen, verbietet der ausnahmslose Sprachgebrauch, seine Brscheinung in ein Traumgesicht zu verlegen , verbietet der Text, welcher dieses noth wendig hätte andeuten müssen, wenn es die Meinung des Verfassers wäre: auch wäre es ein allzu seltsames Zusammentreffeb der Umstände, wenn Philippus^ nur von der ei- genen Ahnung , oder gar von einem Traum auf die Strasse geführt, das wirklich gefunden hätte, was er natürlicherweise durchaus nicht vermuthen konnte. Das Entrücktwerden vom Geist erklären zwar nicht Mos ältere Rationalisten, sondern auch Olshausen und Meyer, von einem schnellen Forteilen auf Antrieb des Geistes, bei welchem nichts Wunderbares gewesen sein soll. Allein diese Bedeutung kann der Ausdruck: nvevf4,(m aqua^eadus, so wenig haben, als der entsprechende ebrälsche: ^'& ^<'^j Hin] H')")} sondern er kann nur eine wunderbare Versetzung von einem Ort an einen andern bedeuten, wie sie 1 Reg. 18, 12, 2 Reg. 2, 16 «nd bei anserem Schriftsteller selbst Bv. 24, 31 vorkommt Dass eine solche gemeint ist, zeigt auch der Beisatz: Oikinnog de evqi&ri elg ^Iti^ojTovj weloher doch nur dann möglich war, wenn er auf geheime Weise dahin gekommen ist. In welcher Art aber der Geist ihn entrückt habe (durch die Luft u. dgl.), muss man bei dem Wunderbaren nnd Geheimnissvollen des ganzen Vorgangs nicht firagen. Dass nun darum unsere Erzählung ohne alle historische Grundlage sei^ ist nicht wahrscheinlich, da für eine

176 Pctilis in Lydda und Joppe.

reine tlichtnng aaoh in dem dogmiitlscbeii Interesse , einen wei- teren Vorgang für die* paiiiinische Iteidenbekehrnng za besitzen, kein genügender Brklärungsgmnd vorliegt i)^ wie es sich aber mit jenem Historischen näher verhielt, lässt sich nicht mehr aus- machen, nnd nur das Vaterland und die Persönlichkeit des be- kehrten Aethiopiers scheint geschichtlich zu sein.

3. Petrus in Joppe und Cäsarea; Cornelias.

Durch Philippus wurde das Christenthum nach o. 8, 40 in dem Küstenstrich zwischen Asdod und Cäsarea ausgebreitet , ohne dass uns doch gesagt würde, ob es in dieser Gegend auf Juden und Proselyten beschränkt blieb, oder nicht. Kach o. 11, 19 muss man fast das Erstere voraussetzen. Das erste bestimmte Beispiel einer Heidenbekehrung gab nach der Darstellung unserer Schrift Petrus durch die Taufe des Cornelius.

Dem ausführlichen Bericht des lOten und Uten Kapitels über diesen Vorfall dienen die zwei Wundererzählun^en am Schluss des 9ten zur Einleitung. Auf einer Visitationsreise bei den haupt- sächlich durch Philippus gewonnenen Gemeinden heilt Petrus erst in Lydda (Diospolis) die achtjährige Lahmheit des Aeneas, und erweckt nachher in Joppe die Tabitha vom Tode. Dass hier wirk- liche Wunder erzählt werden sollen, steht ausser Zweifel Bei der Heilung des Aeneas haben selbst die Freunde der natürlichen VTundererklärung kaum einen 'Versuch zu ihrer Anwendung ge- macht, und ihre Möglichkeit lässt sich auch wirklich schwer ein- sehen; der Tod der Tabitha wird zwar von einer jetzt schon ver- schollenen Exegese in gewohnter Weise für einen blossen Scheintod erklärt, unsere Schrift jedoch bezeichnet ihn ganz bestimmt als einen wirklichen Tod, sie sagt einfach: eyhexo aa^evijaaaav avTrjy dnodxxveXv, und um durchaus keinen Zweifel daran übrig zu lassen, bemerkt sie ausdrücklich, dass die übliche Waschung^ des Leich- nams an der Verstorbenen bereits vorgenommen war, als Petrus herbeikam. Dass die Todte nichtsdestoweniger blos scheintodt ge- "«vesen sei; mag glauben, wer es überhaupt gli&iiblich findet, dass

1) Der Aetbiopier wird wenigsteas oicta ausdrüoklicii als H«ude bezeicbnet, und wenn man aus dem Prädicat evrovj^os geschloseen hat, dass er (nach Deut. 2'3, 2) kein Proselyte des engeren Grads tiabe sein können, so fragt es sich eben, 'Ob idyovx^^ ^^^ ^^ physische ifeschaiSenheit oder die amtliclie Stellung bezeichnet.

Petnif in Lydda und J«ppe. 177

in detm kurzen Zeitratim der evangeltooben und apostolieoheii Oe- sehiobte flowobl bei dea drei Todtenerweckangen der Evangelien, al9 bei den zweien der Apoetelgeschicbte, ein und derselbe Fall eines SohemtodeM vorkam , der. allen nm den Todten Beschäftig-tiAl unerkennbar, anf das ersle Wort eines gdttliohen Gesandten weicbt, und zum Glauben an eine wirkliebe Todtenerweckong Aniass giebt; wer einen soldien Zufall der merkwürdigsten Art, diesen BlasGhlnengott der natttrlichen Erklärung, so maasslos zu Httlfe zu nehmen Bedenken trfigt, der wird zugeben müssen, dass in all diesen Fällen, so weit die geschichtliche Wahrscheinlichkeit reicht, nur entweder ein Wunder oder gar kein dem erzählten ähnliches Ereigniss stattgefujnden hat Auf welche Seite dieses Dilemma sich die historische Kritik zu stellen hat, diess ist zwar, dem fräher Bemerkten gemäss, auch an und fttr sich schon keinen Angenblick zweifelhaft; im vorliegenden Fall ist es aber auch noch durch zwei besondere Züge angezeigt: durch die ungeschicht- liohen Uebertreibungen in der Beschreibung der Wunder und ihrer Wirkung) und dnrch das Verhältniss unsarer Erzählungen zu den verwandten der evangelischen und apostolischen Geschichte. Was das letztere anbelangt, so sind zu unserer Lahmenheilung die Tcrwandten Berichte Mt. 9, 6. L. 5, 24. Apg. 3, 1 ff. 14, 8 (auch Job. 5, 8) zu vergleichen; die Brweckung der Tabitha er- innert ausser dem allgemeinen Typus der alt-- und neutestament- lioben Todtenerweckangen besonders an die Erzählung Mr. 6, 32 ff. über die Tochter des Jairus i); m. s. Baur 8. 192. Dass sich nasere Erzählung hiebei mehr an Markus, als un Lukas anschliessty erklärt sich, wenn sie nicht von unserem Verfasser selbst, son- dern von einem Anderen herrührt, dem dieses Evangelium, oder die Quellenschrift desselben, näher lag. Das Andere ,i»elae unge--. «chiohtliche Uebertreibung, findet sich schon bei dem kleineren Wunder der Lahmenheilung, wenn es V. 36 heisst: xal uäov

*) Apg. 0, 36: /ua&^Qia dvojuoert. Ta-^ Mr. 40 flf. o ^\ ex/3aX(ay Snav-^ fit^a, 9J Si9Qfitjrevojuirij IdysTat raq . . . elirco^eveiai . . xal xqartiaa.

V. 40 f.: IxßaXiav Sh ^^a navTag TaXi&d xovjui' S lan, /ue&fQfit^-

0 nhqoq &s\g Ta yovaxa TTQogr^v^creo' ysvo/nsvov'JoxoqaaiovaolXiytafysi^f.

hturrq^ag nqdg r3roa>/<a flns' Ta-* xa\ sv&iojg aviort} ro xoQoaioy xat

ßi^df ävdatij&i. 7 Se,,, ävexa- nt^ttndrie.

^«tff. Sovg Sh. avTji x^^Q^ «»'*" ^' '^> ^^ (^^^ Jüngling zu Nain); «r«t

^"^tjaey adrtjy. äytxd-d'iaty o vexqog,

12

178 Petras in Lydda und Joppe.

avTOP (den €>^eU(M3 ndvreg ol xatotxovvreg Avddccy xccl %dv SaQtavaj (ältiveg imar^et/jccv inl tcv vtvqioy. Wenn die apo8t<h- lisohen Woiider diese Wirkong gehabt hatten, so misste gaoss Palästina, ja man sollte glasbea, die ganze Welt in der karzestea Seit bekehrt worden sein, aber sonst wenigstens teden wir keine entscheidenden Erfolge der gehdoften Wunder, die von den A|kh- stein unter ihren Volksgenossen verrichtet werden, sondern trots dieser Wunder tritt doch nnr ein veihAltnissmAsrig kleteer Theil zum Christenthnm ttber. Welt stärker sind aber die Farben aller- dings bei dem zweiten Wander, der Todt^nerweekong , anfgetra- gen. Unmittelbar nach dem Tode der Tabitha «vird soAirt Petms ans Lydda beschickt, V. 38, offenbar in der Brwartang, dass er noch HOlfe bringen werde ^)* Wie konnten aber die Christen hi Joppe ein so ganz aosserordentliehes Breigniss., wie dne Tedfen- erweckung, natorlicherweise erwarten 9 Dieser Zng hat nnlaagbsr etwas Legendenhaftes, and passt weit besser in die mlrakolOseD Torstellnngen einer späteren 2teit Ober die Apostel, als In die geschlchaiobe Wirklichkeit. Wenn weiter, V. 39, bei iter As- knnft des Petrus alle Wittwen der Stadt oder doch der Oemeiade (anders lässt sich das näoac ai %ijqat nicht w^l verstehen) da- stehen and ihm die Kleider vorzeigen, die ihnen Tabitha verfer- tigt hat; so macht auch dieses den Bindruek einer for den Bffskt beredineten Schaustellnng: dio Verdienste der Verstorbenen wer- den dem Apostel und dem Leser mit möglichstem Gepränge vor Aagoi gestellt, um die wunderbare Belehnung dieser Verdienste «a motiviren. Dem entspricht dann schliesslich die ftierliche Vor- stellung der Brwei^ten vor allen Christen und den um sie trau- ernden Wittwen. Die Momente, welche die Reflexion Ober einea solchen Vorfall naturgemäss darehläoft, sind ebenso vielen be- sonderen, dramatischen Scenen gestaltet: der Wnnseh nach MA zn einer förmlichen Botschaft an den Apostel, die nähere Begrfla- dung dieses Wunsches zu der Scene mit den Wittwen, der Ge- danke, dass der Wunsch nun wirklich durch das Wunder erfflUt sei, zu dem Schlussauftritt Diess ist ganz in der Welse der (Sa- gendichtung; in der Wirklichkeit pflegen sich die Begebenheitea nicht so dramatisch abzuwickeln.

*) EbcndaUn gehört, nachMeyer's richtiger Andeutung^ V. 37: M&tptay at^^r h vTteQtptp. Das vne^^or, der Bet- und Prunksaai des Hauses, diente sonst schwerlich als Todtenkammer ; hier wird er für diesen Zweck benützt, damit der Aposte) für sein wunderkrlüftiges Gebet das würdige Lokal findet.

Cornelius. 179

Weit Mrichtiger }edoeh fOr unsere DarsteUnng, wie llllr uiieer Urttieil Qber dieselbe, ist das Breigniss, dem die beiden Wander- •rzthiaiigen sam Vorspiel dienen, die Bekehrung des Cornelias, f. 10, 1---11, 18. Was an diesem Breigniss snnäehst in^s Ange mit, sind die gehäuften Visionen -and Brselielnangen , durch die ^ eingeleitet wird« Zuerst erscheint dem Cornelias im Zustand der Bntaaekung («y ogafÄceri) ein Bngel, der ihm gebietet, den Petras von Joppe ssu beschicken ; des andern Tags , während seine Boten anf dem Wege nach Joppe sind, wird dem Petras durch eine symbeUsohe Vision die Bbenbttrtigkeit der Heiden mit den Juden in Beziehung auf den Zutritt zum Beieh Ctottes kundgethan; eine dritte Olfonbarung. endlieh whrd gleiohfiills dem Petrus su Theil, indem ihm nach der Ankunft der Boten der Oeist ihr Kom- men erttifnet, und den Befehl ertheüt, ohne Verzug mit ihnen zn gehen.- Dieser wunderbaren Binleitung entspricht am Sdhluss der Verhandlung zwischen Petrus und Cornelius die wunderbare, durch Zangenreden sich äussernde, Geistesmittheilung, welche den Br- folg, auf den alle diese Wunder hinzielen, die Taufe des Heiden durch üenk Apostel, wirklidli herbeifahrt.

Das Oeschäll, diese Wunder natttrlieh zu eiidären, hat diess- mal, wio in so manefaen andern Fällen, Neander^) nbernommen, wenn au(^ nach sehier Weise unentschieden, und so, dass dem Winder neben den natarlichen Ursachen doch noch seioe Stelle bleüien soll. Um ans zunächst die Vision des Cornelius hegreif- lieh zn machen, setzt er voraus, dass dieser Heide nicht Mos ttberhaupt als Proselyte des Thors mit den messfanischen Brwär- tungoi vertraut gewesen sei , sondern dass er auch von^ der evan- gelischen Verkündigung und ihrem Apostel Petrus schon Manches gehört hatte. Indem er dann weiter unsern Bericht dnrch ver- aohiedene Mittelglieder ergänzt, se gewinnt er von dem ganzen Hergang folgende Vorstellung: Com. hat sieh einige Tage zum fiebet and Fasten ausgesetzt« Gegenstand seines Gebets war wahrscheinlich eine höhere Brieuchtung darüber, was er vom Cht!- atenthUHi and von Petrus za haltdn habe. In diesem Zustand „er- hielt er durch eine Stimme vom Himmel die Antwort auf sein Cfebet.^^ Dass dieses wirklich dnrdh einen Bngel geschah^ ist zwar mägUch, „und nur eine ebenso beschränkte als anmassendo Ver- nunft kann diese Möglichkeit läugnen,^^ aber doch konnte sich

^ Gesch. der Pflanz, u. Leit S. 118 ff.

12*

"(SO Cornelius.

Cornelioa über die objektive Realität der Bmcheinang: 'aüiA ge- täoflcbt, and eine Vision mit etwas Wiridiobem verwechselt faaben. Man sieht deutlich, Neauder selbst empfiehlt sich eben diese Annahme, und wiewohl er die entgegenstehende nicht geradezu bestreitet, ist er doch der Meinung^ das« jedenfalls die glänze Erscheinung eine natürliche Brkiamng ssulasse. Noch leichter gelingt diessy wie zu erwarten, mit der Vision des Petrus. Petras verrichtete das gewöhnliche Mittagsgebet. „Wir kOnnen ieicht denken, dass dieses auf die Ausbreitang des Reichs Christ! sich besonders bezog/' Da mochte nan ein Kampf des P«rtil:alarlsflHiB und Universalismus in seiner Seele hervorbrechen. „Während ihn diess im Gebet beschäftigte , machte die niedere Natur ihr Recht bei ihm geltend ,^^ und aus den zwei zusammenwM:endea Einfies- sen, seines sinnlichen Bedarf nisses und seiner religiöseo Betrach- tung, entsprang seine Vision. ,^ Während er nun den Zosam- menhang zwischen diesem Gesicht und den Betrachtungen, die ihn früher beschäftigt hatten, aufsuchte, lehrte ihn das sich jetzt gerade anschliessende Breigniss erkennen, was der Geist Gottes mit dieser Vision bezweckte. Bui Geräusch auf dem Vorhofe des Hauses, bei welchem er seinen Namen nennen hOrte, erregte seine Auftnericsamkeit. Es waren die drei Abgeordneten des Cornelius, welche nach ihm fragten.^^ „Da Petrus die drei Männer bem^kte, welche ihrem Aussehen nach als Nieh^uden ihm erschienen, Hess ihn der Geist Gottes gleich den Zusammenhang zwischen dem, was ihm durch jenes Gesicht klar gemacht werden sollte, und dem, was sich jetzt vor seinen Augen ereignete, erkennen.^^ Er folgt ihnen, tritt bei Cornelius ein, redet ihn und die bei Ihtt Versammelten an, und da nun (S« 190) „alle Bedingungen, unter denen der lebendige Glaube an den Erlöser sidi bildet, in dem ISeelenzustande dieser heilsbegierigen Menschen vorhanden waren, so konnte durch das kräftige Zeogniss des Petrus ein solcher Glaube bald erweckt werden und nach solchen Vorbereitungen hier schneller erfolgen, was sonst nicht so schnell zu Stande zu kommen pflegte;'^ „während Petrus zu ihnen sprach, fühlten sie eich gedrungen, in begeisterten Lobpreisungen Gottes ihre GefüUe auszusprechen,^^ Petrus, von dem Eindruck ergriffen, sieht alle jüdischen Vorurtheile durch die That widerlegt, und ertheilt Binen die Taufe. '

So wäre denn nun allerdings das Wunderbare in unsere Erzählung «uf einen !so schwachen Rest herabgebraoht^ dass wir

Cornelius. 181

lieaen «hBe* alle Mfihe gleichfalls vollendci bei Seite sohalTeii kOn* $0m Ob aber damit wirklich nur ergänzt ist, werauf die gege- henei Zflge nnsers Berichtes uns hinweisen, müssen wir ans faCen QrQnden bezweifeln. Gleich bei der Vision des Comelinii mt Neander nicht allein so Vieles znm Bericht der Airostelge-^ obichte hinzngethan, sondern auch so Wichtiges davon hinweg- ;ethan, dass der Vorfoll in seiner Paraphrase ein ganz anderer '«worden ist, als im Teite. Dass der Seelenzostand des Corne- as gerade so war, wie er vermnthet, und dass sein Gebet gerade Df das messianische Heil sich bezog, könnte man als mOglieh ugeben, so wenig auch unsere Erzählung darauf hindeutet Dass aodererseits die Erscheinung des Engels von der Apostelgeschichte als eine objektive beschrieben wird, muss auch Neander aner» kennen, und es lässt sich schon wegen des q>aveQuig o. 10, 3, und 4es kategorischen (ag dnrjld-av 6 äyyekog nicht wohl läugnen; dass sie es aber darum auch gewesen sein müsse, whrd bestritten. Aliein wenn der Engel dem Cornelius nicht blos überhaupt den Auftrag giebt, den Petrus zu berufen, sondern auch die Wohnung des Apostels vollkommen richtig bezeichnet, wie ist es möglich^ dass er ein blosses Phantasiegebilde des Betenden gewesen sein sollte? Cornelins, meint Leander, hatte aller Wahrscheinlich-' keit nach vonPetros vorher schon gehört, und selbst die Bezeich- nung seiner Wohnung könnte ihm früher schon zugekommen , und diese vergessene Notiz« in dem erhöhten Zustande seines Innere wieder in ihm aufgetaucht sein. Dann wäre aber unsere Darstel- lang so tänsohend, dass wir auch für Ihre übrigen Angaben keine Siolieriieit mehr hätten^ einem Geschichtschreiber, der aus einer ganz natürlidieu Erinnerung an etwas Gehörtes die übernatürliche Mittheilung eines Engels, und aus einem visionären Traumgeaidit eine objektive Erscheinung machte, wäre man auch jede sonstige lJnkrit& und Verwechslung zuzutrauen berechtigt. Neander tt«gt sich daher schfiessllch doch zu der Ansicht, dass jene Notiz über die Wohnung des Petrus dem Cornelius anf übernatürliche Weise mitgetheilt wurde. Will man jedoch dleeis einmal anneh- men , dann kann man sich auch df r Erscheinung des Engels nicht mehr entziehen, und ebensowenig kann man mit Neander be-^ hanpten, .diese Erschtinung, wenn auch eine objektive, habe darum doch „keine sinnliche^^ sein müssen; war die Eugolserschei-' nnng etwas Bieales, so war sie auch etwas Sinnliches, denn Mrie ein Mann in giäQzoidem Gewand (c. 10, 30} anders, als siaiilich

132 ^orDetitie.

wahrgenoffiBien w«r4eA aoll, wAre eriit ra iiei|fen, nnd WQf eine Verwimmg aller riobtig^n Ctesiditflpankte ist es, wenn 8. 189 von Neander bemerkt wird: „wir wissen nicht, ob nicbt etat hoher« Geist dem in der fi^nnenwelt lebenden Menschen diircb eine Binwirknn^ anf den Innern Sinn sieh mittheilen könne, dass diese Mittheilnngf nar nnter der Vorm einer sinnliohen Wahr- nehmung [N. meint wohl: einer äussern Wahrnehmnng, sinnlieb sind auch die Wahrnehmungen des inneren Sinns] sieh demselben darstelle.'^ Was sieh mir als äussere Wabrnehuunf darstellt, ohne ei nn sein, das ist eine Täuschung: mittelst einer Täuschung wird sich aber gerade efai höherer Geist am Wenigsten mittbeilen.

Eine ähnliche Begriffsverwhrrung lässt sich Neander bei der Vision des Petrus zu Schulden kommen. Dass diese kein nattirliches Erzeugniss seiner GfemOthsstimmung, sondern nur etwas Qbematflrliehes Gewirktes sein kann, erhellt ganz unwiderspreeb-- lieh aus dem Umstand, dass die Vision gerade in dem Augenbliek eintritt, in welchem die Boten des Cornelius die Wohnung des Apostels erreicht haben. Auch Neander mnss anerkimnen (S. 124): in diesem Zusammentreffen merfcwflrdiger Umstände „offen- bare sich uniängbar die leitende Weisheit der ewigen Uebe,^ und er redet demgemäss von dem , „was der Geist Gottes mit der Vurion des Petrus bezweckte/^ Also etwas Provictontieiles, nur nichts Wuiiderbares« Was ist denn aber damit gewonnen , was sdtzt dieses rationalistische nan sine numine^ Petras hat eine Vision, mit welcher der Geist Gottes etwas bezweckt, die er also w^l auch bewirkt hat, diese Vision trifft durch göttliche Leitnig auf die merkwflrdigste Weise genau In dem geeigneten MesMnt mit den äussern Umständen zusammen, und das wäre kein Wnn* derf wo ist denn da das Merkmai, dnreh welches sieh die ge- wdhnüehe Ldtung der Vorsehung von der wunderbaren unterschei- den soll? und wie kann man ttberhavpt dae Wunder entfernen wollen, wenn man das unmittelbare Ehigrsifen des gottlidMi Geistes bi das mensebUche Geistesleben festhält?

IHe zweite dem Petras nn Theil gewordene Offinibarang, die Sräffnung des Geistes aber die Ankunft der Boten, V. It, wird mittelst der Annahme naturaHsIrt, dass der Apostrt duroh ein Oeräuscb im Verbof , bei dem er seinen Namen nennen horte, auf die Gekommenen auftnerksam geworden sei, dass er sofort die drei Männer bemerkt, an ihrem Aussehen als Nich^den erkannt, uni nun erst sieb durch dne innere Stimme aufgefordert gelOUt

CorneUvs. 183

habe | fbwn folgen. Dftyon steht aber so wenig in nneerem Tex-te, dess Petras .vielmehr die Ankunft der Abgesandten erst vom Pnenma erfährt, und dieses ist auch hier, wie im T. Oberhai^t, niohtblos eine „innere Stimme/' sondern ein vom Men- schen versehiedenes, transcendeates Princip, di|s V. 20 (iyta aTti- 0%ccXhcc amovg) auch ausdrücklich als solches spricht. Ebenso- Mreaig ist aber auch sp&ter^ bei dem Auftritt im Hause des €or^ nel^iis, die XVirkung dieses Princips nur jene religiöse Begeiste- rung, welche nach einer genügende» inneren Vorbereitung (wovo% der Text nicht» weiss} durch den Vortrag des Apostels hervor- gemfeii wird; wenn vielmehr diese Wirkung c. 10, 44 mit den Worten beschrieben wird : iitiTteaa to itvevfia to aycov inl ttov- i;ceß . ^xovov avTiSv lalovvnav yktaaaacg , so hotten wir die mofiidrttckliche Versicherung des Petrus c. 11, 15 (iTzekeas to TJtvavfta %b ayiov In avTOvg ülansQ xai i(p i^/tiag iv dq^fi) nicht einmal ni^thig, um zu wissen, dass hier dieselbe wunderbare Er- ndieinung bezeichnet werden soll , deren ausfahrlichere Schilderung ujiear zweites Kapitel enthält^ ein Obernatttrlich gewirktes Beden in fremden Sprachen, und dass Neander's naturalistische Ans- deatung dieser Erscheinung hier so unzulässig ist, wie dort» Der ^,]iatarliche, pragmatische Zusammenhang,^' welchen Neauder durch „Ergänzuttg^^ unseres Textes herstellen will, ist nur durch die' gewaltthätigste Misshandlung desselben zu gewinnen; unsere Darstellung selbst zeigt uns statt einer natttrlich psychologisehen Entwicklung vielmehr einen auf allen Punkten durch die engen* scheinlichsten Wunder bestimmten, durchaus ttbernatdrlichen Her- §Simg , und diesen Hergang „nach den Gesetzen der Analogie er- gi^azeB^^ heisst ihn verfälschen, denn welche Anwendung finden diese Gesetze auf Erscheinungen, deren Wesen und Charakter eben darin besteht, aller sonstigen Analogie zu widersprechen ?-

Ein solcher Hergang lässt sieh aber allerdings um so weni- ger, für ges^icbtlich halten, je schwerer es wird, sich einen ge- ttllgenden ^weck dieser viden Wunder zu denken. . Dass alle diese tlbernatflrlichen Veranstaltungen blos um des Cornelias willen getroffen worden sein sollten, ist schon desahalb nicht glaublii^ weil dieser Mann in. Cösarea, dem Wohnort des Evangelisten Philippns, auch oline selche Mittel sehr leicht mit dem Christen- tänm bekannt werden konnte, und weil er selbst sieb, nach Baur^ treffender Bemerkung (S. 79 f.) sehr passiv zu Allem verhält, was mit ihm vorgeht; denn von der inneren Kntwicklnng iseines

134 Cornelius.

Glanbess^ wovon Ne an der zn erzfthlen weiss, steht in anserem Text so wenig, dass Cornelias nach o. 10, 83 f. allem Anschein nach ght nicht weiss, welcherlei Mittheilang er von Petrus zn erwarten hat. Noch weniger können diess natürlich die Freunde und Verwandten des Cornelius gewnsst haben, welche dieser (10, 24} zu sieh gebeten hat, wie denn auch von einem frühe- ren Glauben derselben nichts gesagt wird; nichtsdestoweniger ffillt der Geist mit einem Mal anf sie alle. Sofern es sich darum han- delte, den rechten Glauben in ihnen hervorzubringen, war eine solche magische Mittheilung des Geistes und der Spracheng^abe, von der man ohnedem nicht absieht , was diese Leute mit ihr an- fangen sollten, schwerlich das geeignetste Mittel« Der Zweck dieses Wunders müsste daher ausser ihnen, in der Belehrung' des Petrus und der jemsalemitischen Gemeinde, gelegen sein. Dass diess wirklich die Meinung unsersA^erfassers ist, liegt am Tage; denn wie über die Bedeutung der früheren, bis dahin unverstan- denen Veranstaltungen erst c. 10, 34 in der Erkenntniss des Petrus, ort ovx eart nQogo)7ioXritT7]g 6 dtög^ ein Licht aufgebt, so erreicht die ganze Erzählung in der Ueberzeugung der ürge- meinde von der ZulAssigkeit der Heidenbekehrung c. 11, 18 ihre Spitze, und wie viel dem Verfasser daran liegt ^ eben diese Ueber- zeugung als die Frucht des ganzen Vorfalls erscheinen zn lassen, sehen wir am Besten aus der Begründung derselben in der Bede des Petrus o. 11, welche nur desshalb das schon Erzählte mit solcher Ausführlichkeit wiederholt, weil der Verfasser nicht drin- gend genug einschärfen kann, wie unverkennbar die OiTenbarnn- gen sind, auf denen sie ruht. Aber auch bei Petrus und den Jerusalemiten müssten unsere Wunder ihren Zweck nur sehr un- vollständig erreicht haben. Wie wenig man sich in Jerusalem auch noch lange nachher in den Gedanken der Heidenbekehrung zu finden wusste, zeigen am Besten die Vorgänge des sog. Apo- stelooncils, welches nicht blos im Galaterbrief, sondern auch in unserer Schrift selbst so geschildert wird, als ob die Grundsätze des paulinischen Univerisalismus selbst den Aposteln noch ganz neu und fremd gewesen wären 0; denn wie aq etwas vOUig Ver- gessenes, von dem in den vorangegangenen Veihandlnngen gar nicht die Rede war, muss hier Petrus o. 15, 7 an den früheren Vorfall erinnern; vor dieser Erinnerung scheint Niemand mehr an

*) Näheres darüber tpüter.

Cornelius. 185

dfeub HO aQgenschdnUohe Bridänm^ des gOtÜiehen Willens und an die tdtfdtreh gewonnene Ueberzengang, dass Gott such den Hel- den den Weg zur Seligkeit eröffnet wissen woHjß, gedacht za habed i). Aber aneh in Betreflf des Pbtms wird es dnrch den Oftlaterbrief In Fhige gestellt, ob er wirklich so gesprochen und diesö'Ueberzengang gehabt haben kann. Schon das muss gewiss im hffohstelA Grad anlKillen, dass Panlas, so weit wir aus seinem eigenen Bericht abnehmen können, weder da, wo es sich nm die Rechtfertigung der Heldentaufe handelte, noch auch spAter, wo er dem Petrus seinen Wankelmnth, den Widersprach seines nach- hetigen gegen sein früheres Benehmen vorraokt, dass Paulus iA keinem von beiden Fällen von dem schlagendsten Beweisgrund, dem eigenen Vorgang des Petrus, den bei dieser Gelegenheit ihm er^^tten Offenbarungen und den von ihm ausgesprochenen Grund- sätzen, Gebrauch macht. Es ist gleich unwahrscheinlich, dass er dless überhaupt nicht gethan, und dass er diesen Punkt in seinem Betriebt Aberjrangen haben sollte, wenn es sich mit jenem Vorfall wirklich so verhielt, wie, unsere Schrift sagt, die Sache war tut seinem Zweck zu wichtig, um nicht berührt zu werden. Aber auch das Benehmen des Petrus selbst^ bei dem bekannten Streit in Antioehien, ist nach Gfrörer^s^3 richtiger Bemerkung unter Voraussetzung unserer Brzfthlung unbegreiflich. Zwar verweist uns Ne ander (S. 352) auf die Verl ftngnung des Petrus^ welche ja 'gleichfalls a'uf das nachArücklichste Zeugniss fttr Christus ge- folgt sei. Aber der Fall ist hier ein ganz anderer, als dort. Bei der Verlängnnng handelte es sich darum, eüier unmittelbar dro- henden Lebensgefahr durch Belagung von Leuten zu entgehen,

•)• Zwar ist Schneökenburger's Bemerkung (Zweck der Apg. 179), die wuAk Lecbler (d. apost. u. d. Dachapost. Zeitalter 240) wiederholt, dass aus der IHiIduJig ier Heidentaufe io einem einzelnen, ganz ausserordentlichen Fall die An- erkennung ihres Princips in allen anderen Fällen noch nicht folge, in dieser ihrer Allgemeinheit nicht unrichtig, aber es handelt sich bei der Taufe des Cornelius eben nicht blos um diesen einzelnen Fall, sondern um das Princip der Heiden- taofe, wie diess unsere Schrift oft genug sagt (10, 34 f. 11, 18. 15, 7 ff. 14 S.)f and nachdem dieses Princip durch die augenscheinlichsten göttUehen Wil- lenserklärungen sanctionirt, von Petrus und der Gemeinde zu Jerusalem aufs Be- stimmteste anerkannt ist, soll es nicht blos in praxi verhissen, sondern auch völlig ans dem BewussCsein der jerusalemitischen Judenchristen verschwunden sein. Das ist doch gewiss undenkbar.

3) D. heil. Sage I, 415.

jl86 Coraeliui.

denen sich Patnui nieht verplliohtet fUilen nnohte, .BakamtiiiM abzalegen, um eine wahrheitswidrige VerheimliolHiaf «einer per- 90nliohen Verhältnisse vor dem Feind ; es war das eine ScIiwAqIm, ein Beweis davon, dass es dem Apostel zur Zeit noch an dem Heldenmnth felilte, dessen er sich frtther gerOhmt. hatte. Bei dem antiochenischen Vorfall dagegen waren es Mitglieder der obrist- liehen Gemeinde selbst, nm deren willen sieh Pelms von den Hei- denchristen zarOckzog^ und diese H^rpokiisie beiraf nieht die per- sönlichen Eigenschaften des Apostels, sondern die entscheidenden Gnindsfttze der apostolischen Amtsthfttigkeit Welche Veratel- Inng mOssten wir ans von der Charakterbef&hignng des Apo-* steif ürsten zu seinem Bemf machen, wenn er im Stande war, einer ihm durch die ansdrOcfclichsten göttlichen Ofl^enbarangea «n-- geschftrften, seit vielen Jahren von ihm vertretenen nnd In der Gemeinde znr Anerkennung gebrachten Ueberzengnng nm einiger Fanatiker willen so schmählich untren zu werden, denen er nur die Erinnerung an die allbekannten Vorgänge und BesehlOsse ei^ gegen^uhalten brauchte, um sie auf der Stolle zum Schweigen zu bringen ^), welche Vorstellung auch von der Wirksamkeit des h. Geistes , als dessen ausgezeichnetstes Gefäss der Apostel gerade in unserer Schrift erscheint, wenn ihn diese nicht einmal vor einen Schritt zu bewahren vermochte, vor dem jeder Mann von Cliarak-' ter ohne alle flbematOrlichen Veranstaltungen durch ehie mäesige sittliche Uebung geschützt ist; vor der offenbaren Verlftngnung eines tiefgewur^elten, durch die unzweideutigsten Thatsaohen (>e- gründeten, durch die förmlichsten Erklärungen bestätigten, für die ganze Sache, der sein Leben gewidmet ist, hochwichtigen Grund* Satzes! Und was ist im Zweifelsfall wahrscheüilioher, dass alle die vielen Wunder, deren unsere Erzählung erwähnt, geschehen son sollten, ohne doch bei der Urgemeinde und bei Petrua selbst eine irgend nachhaltige Whining hervorzubringen, dass dieier Apostel trotz der bestimmtesten göttlichen Erklärungen gebandelt haben sollte; wie er nach dem unverdächtigen Zeugniss des Paa? Ins gehandelt hat, oder dass eine Schrift, von deren geschicht- licher Unznverlässigkeit uns sehen die schlagendsten Proben vsr-' gekommen sind, die Wunder und Offenbarungen, aus deren Aii-

') Man vgl. hiezu die treffenden Bemerkungen von Seh wegler Nachap. Zeit- alter L 127 ff.

Cornelias. 187»

das gitoze mdOslNiro ftätiuel eiit«priB|ft, mit Umreoiit voniiu-

. A«oh nodi «tadge iMtergeordsete SBttge machett die Authentle OMMrer BraiUiuig Tordicbtif. C. 10, 2B nngt VetttiB fsa Corne- HiM und MiMn ADgebArigen: ,,Ikr wimet, dam es keinem Jaden etlnabi ist, mit einem Fremden in Verlielir zn treten, oder zn ihm zu gehen; mir aber liat Gott gezeigt, dass mui keinen Menseben Ar imrefB halten dürfe. ^Damm kam iob anob ohne Widerrede/^ Hier wird alm voran^gegetst, das» den Juden jeder Verkehr mit Widen, oder doch jedes Betreten eines beidnisoben Hanses, ver- beten g^yirmm sei. BÜt Recht bemerkt jedoch de Wette n. d. St: Wenn aach ein selobes Verbot (von dem man sonst übrigens nieht» weiis) fai Beislebang aaf QMtnendieaer stattgehabt bitte, an hei dooh nnimgreiiiob , wie es in Beisiefanng auf aeßoftevovg gdteti- fcoMte^ nnd selbst strengere Juden kennen den Umgang nelDhmi nletat gesobevt balie«, weil sie sonst auf ihre Bekeb- ntmg httÜMi veMohteu mAssen wofür de Wette auf den be- haanlMi Ans6|irvcli Jesn Mt M, 15 (tber die Pbarisfter, wekhe Land und Meer dwrdiiMien; um Proseiyten za machen, und auf die^fö^eihlnng des Josephns Ant. XX, 2, 4 f. «ber die Bekeh- rung dmi KMigs Inates von Adiabene und seiner Hausgenossen verweist« Diene BeInge sbMl ganz schlagend, nnd auch abgesehen davon Int es bei dem damaligen vielfachen Verkehr von Jnden ndt Helden undenkbar, dass ^n Verbot, wie das bezeichnete, selbst bei der pliarisAlschen Parthei bestanden haben sollte. Auch in den Clementinen, welche die jndenohrliMIche Sitte in dieser Beziehung gewiss trea danitetten^ kommt Petrus mit Heiden unaufherlich in

^) Gasz ^nA%n stellt sieb die Sa«he, wenn wir uns an die Darstellung des Paulus allein halten. Dann* brauchen wir seinen Mitapostel nicht der Verläugnung einer klar erkannten , auf Offenbarungen begründeten Ueberzeugung zu beschuldigen, Sendern nur des Rückjalls in eine Denkweise , die er gai: nie wirklich üben^unden, auf deren Geltendmachung er viehnehr nur momentan , der Macht einer öberiegenen Persönlichkeit und der vollendeten Tbatsache gegenüber, verzichtet hat Jenes wtre feige Charakterlosigkeit, dieses ist eme auch bei ehrenwerlhen Männern nicht seltene Schwäche, mag es auch Paulus von seinem Standpunkt aus schroffer beur- theilen. ^ Ohae allen Grund beruft sich Neander S. 114 auf Gal. 2, 14, um zja beweisen, „wie frei in Beziehung auf das mosaische Gesetz Petrus bisher ge- iumdell hatte.*^ Das i&vuc^g ^n^y welches dem Petrus hier vorgerückt wird, be- zieht sich dentlicb genug nur darauf, dass er nach Y. 12 vorher in Antiochien nüt des Heiden zu Tisch gesessen war , nicht auf seine sonstigen Ld>en8gewohn'- ^eUea überhaupt. ^

188 Cornelius,

BerOhnm^f. Damm, aber das MoU£aSai if rt(fogiQxea9at wmmm 28ten Verse» auf die Tisohgenossensohaft zu beidehen , wäre ebeoae gegen die WortbedeutQog, wie gegen de» Zasammenhang. Daraus, dass Petrus zu Cornelias gekonunen war, folgte ja mMt gar idxM, dass er aneh mit ihm speisen mnsste. Es ist dicker offenbar, dans liier dem Petras Worte in den Mand gelegt sind, die 'er niiibt gesprochen haben kann.

Aehnlich scheint es sich mit dem Vorwarf aa verhallmi^ mit dem Petras o. 11, 3 in Jerasalam empfuigen wird: orc TCQag ävÖQag axqoßvanlav exovrag els^l^eg xal (twi^yeg avrölg, Dia die Hauptsache im Vorhergegangenen nicht der Besaoh bei €?oi^ nelias und die Tischgenossenschaft mit ihm. and den Seinigen, sondern die Ertheiinng der Taufe an Unbeschniitene gewesen Wmwy da sich auch im Folgenden Petrus nicht wegen jener, sondern einzig wegen dieser rechtfertigt, so scheint jener Vorwurf m^t dem übrigen Inhalt unserer Erzählung gar nicht tlbo^einzustimmeii, und es liegt nahe, mit Gfrörer a. a. O. zu aobliessen, waan dem Apostel nur das Essen mit Heiden vorgerttelct worden a^, so- könne das weit Bedenklichere, die Aufnahme von Heiden in die Kirche, nicht stattgefunden haben. Nun sehen wir allerding-s nicht blos aus 9aL 2, 12 ff. , sondem auch aus den Oiemendnen ^y, welchen Werth die strenger Denkenden unter den Joden auf die Tiscbgenossenschaft legten, die ihnen als Anerkennung der ToUea religiösen Gemeinschaft galt. Aber das Auffallende der Brsehel- nung, dass gerade der Hauptstreitpunkt ui der Anrede c. 11, 3 übergangen wäre, und dass die folgende Antwert des Petras gar nicht unmittelbar auf die gegen ihn erhobene Anklage passte, wird dadurch nicht aufgehoben, und nimmt man unsere früheren Er- gebnisse über den geschichtlichen Charakter unserer Erzählung

^) M. s. Hom. I, 22 (Clemens erzählt aus der Zeit, wo er noch ungetauft war , von Petrus) : xai ravra etntar xai r^otptji avrog /ueralaß<ay IdCa xä/u^ /uera^ XaßiXv sxeJisvaev' tvloytjaaq Sk sni rtjq rqotptjq xai evxaqiartjaag jusrd t6 xoQea&tj- yai xa\ avrov rovrov rov Zoyov /uoi anoSovg htrj'fays Ifycov' Swtj aoi o &e6i xcera narra l^o/jtot(a9ijvixC juoi xa\ ßarctioS'fvra Ttjß adrtjg /uoi /ueraZaßeXv rqan^tji. Die Taufe vertritt aber nach dem Lehrbegriff der ClemenÜnen bei Heidenehristen die Stelle der Beschneidung. Weiter vgl. man Hom. XV, 1, und II, 19, wo Jesus zu der Kanaaniterin sagt: oux ^^ftfrir iSad'at l^j»; , toixora xwflvy Sid rd Siaqto- Qoig XQ)jö&ai TQotpaTg xon nqdleaiv^ worauf diese zum Judenthum übertritt, und ro» 6/uoitai $täaaa9ai xoXq rrjg ßadilfCaq vloif T^g etg rtjv &VYar4qa hv^ev Im/eeiK, Weitere Nachweisungen bei Hilgenfeld dement. Recogn* 152 t Galaterbri^ fji9.

Coni^ius. 189

hiiiz«^ 80 kann man rieh- de« Verdachts kaum erwehren, jene auf- fallende Aensfiernng mOehte ans der BriwieniBg an einen von dem OBsrlgen .verüßhiedenen ¥orllill gefioesen sein, de> aber am Bnde die eiAzigefaktifleheyeninlassnng unserer Darstellong bilden könnte, dm mehmtwfthnten anHechenis^en Streit f denn in diesem handelte es sich einzig nnd allein nm das aweaSietv.

Haben v/vt- femer die panllnischen Grundsätze im Monde den Petras schon olien bedenldich gefanden, so ist auch das sehr auf- faiiend, dass er diese Ckrundsätze nach unserer Selirift selbst mit deuv Werten des Panlus ansgespreohen haben müsste. Benn die berühmte Erklftrong ober die Gleiehheit aller Volker vor Gott, o. 10, 34 f. lesMi wh" in ganz fihnlkh lautenden Ausdrücken Rom. 2y lO f. 0, Wie auch V. 86 an Rom. 10, 15 (Eph. 2, 17) er- innert Es. ist gewiss wahrscheinlicher, dass der Verfasser der ApestelgesMchte hiebei dam ROmerbrief gefolgt ist , als dass Fe- ims mid Paulos in den gleichen Ausdrücken nur zufällig sich ^g^gMi sind. Bbenso werden wir die Aehnlichkeit von 10, 26 , mit Apg.. 14, 15, von 10, 42 mit Apg. 17, 81 am Natürlichsten daraus arklAren, dass in allen diesen Fftllen in der Wiridichkeit nur eine und dieselbe Person spricht. Wenn endlidi c. 11, 16 eiaAuflsplnieb, den die Byangelien einstimmig dem Tftufer Johan- nes zusdireiben (Mt 8, lt. Mr. 1, 8. L. 8y 16. Joh. 1, 38)^ als Wort Jesu angeführt wird, so setzt es schon die Anführung des gleichen Ausspruchs e. 1, 5 ausser Zwmfel, dass nicht Petrus, sondern Lukas, diese Verwechslung vorgenommen hat, denn dass Jesus wirklich die Worte des Tftufers glelchmftssig wiederholt hätte, das bt bei dem Schweigen aller evangelischen Berichte nicht wahrscheinlich.

Nach allen diesen Erörterungen können wir nicht umhin, die Angabe, dass Petrus noch vor dem Apostelconcil und den Missi- oasreisen des Paulus einen Heiden getauft, und den Grundsatz der Heldentaufe zur Anerkennung gebracht habe, für uugeschicht- lich zu erklären* Wenn es daher richtig sein sollte, dass er einen römischem Hauptmann, Namens Cornelius, getauft hat, se könnte dieser kein Heide, sondern er müsste ehi Proselyte gewe-

') Apg.: ovx tOTi TtqoqmioXtjnrtji o^^eo^, äXi* h navzl t^vsi o (poßov/ufrog ö5rdy xal l^o^o/jiivoq Sixaioavvtjy Ssxrog alh(a lativ. Römerbriet: Soia Sh xaV ^»i«») mti ilQfjvrj narrl tu Iqya^ofih^ta rd ayaHv^ *Iov$aicp ts nqCkov xal^EXltivC

190 CQinefius.

flea B^ia, und «elbsi wm» er Mr #!■ ProMlyto iei TkoM g«i««» 0611 sein 0oUteO) aa,k«Mila er doch ven Petrai die Tavfe ur unter der Vomnwetzvpg erhalten kaben^ dase er aaeh aehon dnah dieaen halben UebertriU ann Jadenthm ein Beide ea sein a«fg«- bort habe 23. Gerade die Heidentaare iat aber in der DarateUoif unserer Schrift die Haoptsaohe: naf CeiaeUna aneh 19, d als g)oßQvfievog beschrieben werden, .so behandelt ihn docli «nnere Schrift 10, 14 f. 28. 11, 1 ff. 18 gann nnstreitig als eiaeA Hei- den, und nur darin, daes er diess iat, daoB ea sich in «Benem er- sten Fall, wo ein Unbesehnittener getanft wnrde, vm de« hoch- wichtigen Grnndsal» der Heidenlaafe nberiianpt inuidelt, liegt die ganae, von dem Terfasser ao klar hervorgehobene BeAeatinif unserer Brzihlung und das Mot&v dar Wonder, die Über liren ganzen Verlauf mit so verschwenderischer Hand verlheilt aind« 0er wesentliche Ipbalt dieser BmMiong iat daher jedenfiUln «n- historisch, mag ihr nhn gar keine geschiohHiehe Thatsachn^ eder mag ihr die bedentnagslose Thatsaebe efaMr Prosd^ntaofa an Gründe liegen, daroh welclie aber «Ue Snlaasung der Heiden In die christUehe Gemeinschaft nichts entschieden wurde , und vrir können desshalh die weitere UnteraneiHng hierUber fOflloh so lange aufisparen, bis wir im 2&nsanuienhang «aderweidger Briv-* terungen die Mittel «u ihrer Veantwottong geAmden habem.

*) Wie mit vieltn Anderen Ritschi annimmt Entst. der altkath. K. 122 f.

^ Es ist übrigens bekannUicb nooh streitig, ob es rar 2eit Christi iMch Pro- selyten des Thors im eigentlichen Sinn gab, und wenn aneh die häoflg trwfttaBten aeßo/uevoi jedenfalls eine ähnliche Stellung einnehmen, so fragt es sich doch» ob dieselben in dem Maasse als jüdisch Glaubende anerkannt wurden, dass sie nicht mehr für Heiden gegolten hätten. Die clementinischen Schriften knüpfen allerdings die Heidentanfe im Wesen tlicben nur an dieselben Beengungen, welche auch die Apg. c. 16 den Heidenebristen auferlegt, (Ritschi a. a. 0. 118 ff.) und Apg» 13, . 16. 26. 43. 16, 14. 17^ 17 wird ein naber Verkehr der otßofHvm mit den. iMf^ naljuden vorausgesetzt. Aber für die. voriiegende Frage sind diese Stellen nicht entscheidend , und noch weniger kann der Standpunkt der Clementinen , welche dsi Heidenchristenthum als eine unabweisliche Thatsache vor sich hatten , der gegenüber «e ihre Forderungen nothweadig herriMtimmen mnssten, für die Ansicht der älte- sten Christen in der Zeit vor dem Auftreten des Paulus beweisen. Als Izalef von Adiabene zweifelhaft war, ob er sich beschneiden lassen solle, meinte von seiaea zwei jüdischen Rathgebern der eine , wegen der grossen hiemit für ihn verbundenen Gefahr werde ihm Gott die Unterlassung dieses Scbritts wohl verget>en, der andere, strenger denkende, lässt auch diese Entschuldigung nicht zu, dass man aber über- haupt ohne ßeschneidung Genosse des Gottesreichs sein könne/ wagt selbst der erste nicht zu behaupten. Jos. Ant. XX, 2, 5.

Bekehrung des Paulus. 191

Dritter Abschnitt.

Paulua«

1. Die Bekehrung und das erste Auftreten des Paulus.

DtesM JBreifnifls, welehes den eraten entscheidenden Wende- ptiiAt in der «eeohiohte des Christenthums bUdet, reiht sich in der ISfsnähUng der Apesteigeschichte nnmittelbar an die Hinrichtung des Stepbanns an. Dass dieses der wirkliche finsammenhang der Itonrebenheiten war, nnterliegt keinem Zweifel; für den vorlle- gendM Zweck schien es yedoch besser, altes den Apostel Paulus Beirelfende zusamiBenznstellen , und es geht diess um so leichter, dm auch die Apostelgeschichte den Bericht nber sehie Bekehrung (e. 9, 1 90) als ein fOr. sich bestehendes Ganzes zwischen c. 8 V. o. a, 31 if. einschiebt.

Was nnn die historische Glanfclwflrdigkeit dieses Berichts, und zwar zqnftchst der Bekehrungsgeschichte als solcher (V. 1 18), anbelangt, so sind es bekanntlich ausser den innciren Orfinden auch Widerspräche unter den Äusseren Zeugnissen selbst, welche ge- gen denselben misstrauisch gemacht haben. Wenn wir mit der BnBAfalang, die unser Verfasser c. 9 in eigenem Namen glebt, die zwei dem Paulus in den Mund gelegten c. 22, 6 10 und c. 26, 12—18 vergleichen, so ergeben sich zwischen ihnen folgende Abweichungen. 1) Von den Begleitern des Paulus heisst es o. 29, 14, sie seien alle mit Paulus za Boden gefUlen, c. 9, 7 da- gegen, sie seien in Betäubung stehen geblieben ^ während Paulus vor Bcfarecken niederfiel, und beides lässt sich nicht etwa durch die Annahme (Bengers, KninöFs u. AO vereinigen, dass sie zwar zn^rst hioflelen, aber noch vor dem Apostel wieder anüitan* dan, und die Worte des 7ten Verses stehend mitanhorten; wenn man sagt, Biner fiel^ die Uebrigen standen, so kann diess Nie- mand 80 verstehen, es seien Alle gefallen, und es sei nur jener Eine länger liegen geblidben, als die Andern. 2) lieber die- selben Personen wird o, 9, 7 ausgesagt, sie haben zwar die Stimme, welche mit Paulus redete, vernommen, aber Niemand ge- sehen, 0. 22, 9 umgekehrt, sie haben das Licht, welches flim erschien ) gesehen, die Stimme dagegen nicht gehört Auch dieser

192 '' Die Bekehrung des Paulus.

Widersprach ist von den harmonistisohen Auslegern nur sehr un- genügend gelöst worden. Unter der ^)Ci)vfi soll c. ^ die Stiranne des Paolos, c. 22 die Stimme Christi zn verstehen sein, wiewohl in 4er erstem Stelle schon der Artikel aof die V. 4 erw&hnte qtiov^ Christi , die einzige , an die man hier ttberhaopt denken kann, hinweist. Oder man nntersehied zwischen der qnav^ tov laXovv- Tog 0. 22, ond der einfachen q)ami c. 9, indem man nur jene von deotlich vernehmbaren Worten deotete, diese von einem nn- deutllohen Tone^}, trotz dem, dass die von der qHovtj ausgeispro- chenen Worte auch c. 9 aasdrüoklich angegeben sind. Oder wßB am Ende aof das Gleii^e hinaoskommt, anoveiv soll c. 9 ^jhOren^^ bedeoten, c. 22 „verstehen'' ^3 ^ während doch gerade o. 9 steht; dxovovreg T^g qxavijg^ was zurNoth heissen konnte: dieStimaiL^ verstehen, dagegen o. 22: xi^v qxavijv ovx iJKOvaav, was sieh dorchaos nur übersetzen lässt: sie hörten nicht. Eher liesaen sich die entgegengesetzten Angaben über das, was die Gftfftbrten des Paulos sahen, dorch die Bemerkong aosglelchen, dasa diesel- ben zwar das Licht, aber keine bestimmte Person oder Gesalt QiTjdeva) erblickt habend). Allein dass Paolos selbst mehr 9 als jenes Licht, sah, wird in keinem von den drei Berichten ange- geben; da non offenbar c. 9, 7 gesagt werden soll, seine Beglei- ter haben die ihm sichtbare Erscheloong, von welcher die Stiam« herrührte, nicht gesehen, ond da sie eben desshalb in Verwirrung iiveoi) dastehen, so muss die Meinung liier die sein, dass sie. eben das Licht, welches sie nach c. 22 erblickt h&tten, nicht erbliok«- teu. Noch wichtiger ist aber 3), dass ein Theil der Worte, welche c. 26, 16—18 dem erscheinenden Jesus in den Mufid gelegt werden, 9, 15 als Rede Jesu zu Anauias, o. 22i, 16. 21 theils als Rede des Ananias, theils als Rede Jesu bei einer zweiten dem Paulus gewordenen Erscheinung aufgeführt wurd.^J,

*) Wie neoestens wieder Lange ap. Zeit. I, 57, för den aber freilich, auf der Höhe apriorischer Geschichtsconstruction , auf der er steht, Bemerkungen, mt die obigen, natürlich viel zu „rabbinisch^^ sind.

^ So noch Neander Gesch. d. PÜanzung u. s. w. S. 147.

') Neander a. a. 0. Baumgarten z. d. St. u. A. *) C.-26, 16 f.: Bis tovTo yaq ^(p^tjv C. 9, 15 (Rede Jesu an Ananias): ooi^jt^oxsi^tatxad'alaB vntjqHijv Koi fiOQ'- noqtvov^ oriaxkvos Ix/toy^s fioi hniv rvqa wv T€ elSes d>v rc dtpd'iaofiaC 0OC ovro; rov ßuirraüai t6 6vofia /uav h<a^ Hat^ovjuevog ae ex rov laov xal rtav mov i&ytay xal ftaadetar vtiay V<i- tSyoiv , elg ow; rvv ae anoariXXto. qar^X,

^ Die Bekehrung des Paulus. «193

yvogegen Jesus bei der damaseenlsclien nach dar flliereinstimineii- den Angabe des 9ten und 22sten Kapitels zuerst nar gesagt hätte : 2aovXj 2aovlf %l (de diqjifeig; und dann, auf die Frage des Paalas, wer er sei; iyui elfic 'Irjaovg ov av duixeig^). Diesen Widersprach mit Banmgarten zu lAagnen, widerstreitet dem Aog^enschein, aber nach darch Meyer's Bemerknng (zu 9, 6), ,idaBB Paolus in der Rede an den Agrippa die BrzUlilang cencen-- trire, und das^ was ihm erst später durch eine Mittelsperson auf- getrag^en ward., dem Urheber dieses^nftrags gleich selbst in den Mond lege/^ wird er nlelit beseitigt, sondern zugestanden; und wann Derselbe behauptet, dadurch yerde nicht die Bache sdbst, sondern nur die historische Form alterirt, so ist das schwer zu verstehen: wo es sich um geschichtliche Wahrheit handelt, gehOrt doch In der Thai die Zeit, wann, der Ort, wo, die Person, von welcher etwas gethan oder gesprochen worden ist, auch zur „9ache selbst'^

Die neueren Bearbeiter der Apg. vrissen sich in der Regd aber diese Differouien mit der Bemerkung, dass sie nur unterge- ordnete Nebenumstände betreifen, ohne Mähe hinwegzusetzen«^) Allein so ganz bedeutungslos sind sie doch nicht. Denn einmal werfen sie auf den historischen Charakter dieser Darstellung ein merkwürdiges Licht Bin Schriftsteller, dem es nichts ausmacht, efai und dasselbe Faktum in einer und derselben Schrift mit un- vereinbaren Nebennmständen zu erzählen, ein solcher Schriftsteller müssl» entweder so unbedingt abhängig von fremden Berichten sein, dass er diese auch da, wo sie dnander widersprechen, un- verändert aufnähme, oder er geht so firei mit seinem historischen Stoff um, dass es ihm um durchgängige^ Uebereinstimmung und geschlchülche Ctonauigkeit des Einzelnen gar nicht zu thun ist; weder im einen , noch im^ andern Fall aber wwden whr diesen

C. 22, 15 (Ananias zu Paulus): Sri ffajl Jba^Tug avt(p TtQOi navtas ar^^timovg

€.22» 21 (Jesus zu Paulus in ie-

*) Was c. 9 nach der früheren Lesart no^ weiter steht, ist bekanntlich Glosse &UI c. 26. Autfallend ist hier HbHgens, dass das griechische Sprichwort nQog it^dtt Xastrll^ir in der eVrftUc^en Anrede Jesu Torgekommen sein soll.

*) So z. Neand^F Si 147. M^yjer z. c. 9, 7. ,

194 Die Bekehrung des t^anld^.

Schriftsteller einen zoveAäsiifgeii Historiker iten^en kOihiiett. Sodkiin hängen aber jene Nebentimsfände mit dem Mittelpunkt unserer Er- zählung weit enger ^usamteen, als man in der Regel zu bemer- ken scheint. Denn ob Paulus Jesum fiusserlich real, 'öder ob er ihn nur innerlich, mit den Augefn dÖs Geistes geseha'dt bat, diess Hesse sich, bei der Unsicherheft jedes Selbstzevgnisses über eine solche Anschauung, nur ans den mit derselben verbundenen objek- tiven Erscheinungen abnehmen, und fOr diese sind wir ganz an die Aussägen seiner Begleiter gewiesen, welche Ihrerseits nvr von der Apostdgesefaiehte berichtet werden. Lauten nun die Be- richte der letzteren so widersprechend, dass wir 'Weder ttb^r die Umstände, unter denen die 2&eupgen ihre Wahfnehmuiig^ ^geinaeht haben (ob stehend, oder liegend), noeh Ober den Oe^nstand Ihrer Wahrnehmung (ob eine Lichterscheinüdg, eder eine Rede, und welche) in's Reine kommen können, so liegt 'wohl «am Tage, dass eine solche Bezeugung von der Urkundlichkeit W^it entfernt ist, die wir bei jeder ungewöhnlichen, vor Allein aber ^bei* einer sehlecht- hin ausserordentlichen^ wunderbaren Iftegebenheit ve^llingen mOnseo. Whrd nun unsere Erzählung diirch ^iese 'WIdersprOdhe der Berichte verdächtig i so ist voHrads ihve tarnere» Beschaffenheit von der Art, dass sich dieser Verdacht fttr Jeden, Uem ihre Unantast- barkeit nicht zum Voraus feststeht, zur Ueberzehgnng von Ihrer Ungeschichtlichkeit steigern moss. Diese gtiiize Brsiählnng fot eine fortlaufende Kette von Wundem. Schon die Erscheinung des ver- l(lärten Christas ist ein Wunder; dass diese Erschleinuftg nur dem Paulus sichtbar oder hOrbar ist, ein zil^eites; die Blindheit des l^aulos ein drittes, und die Art, wie sie' gehaben wird , ein vier- tes; die Visionen des Paulus und Ananftis endlich ein fOnftes raid sechstes. Dienattkriiche Erklärung all dieser Wander, den Blitz und Donner, In welchen die Erseheinung! and die. Worte Jesu verwandelt wurden, die Erblindung des Paulus durch den Blitz oder den Schrecken, und seine Heilung durch die kalten Greisen- hände des Ananias, die psychologische Ableitung der beiden Visi- onen — diese verschollenen Auslegungskünste können wir fOglicb übergehen. Dass solche Ausdeutungen der Meinung unseres Ver- fassers widersprechen, liegt auf der Hand; giebt man aber diess zu, nun dann ist der ungleich wahrscheinlichere Fäll, dass die wunderbaren Zfige unserer Erzählung aller historischen Grund- lage entbehren, als dass ihnen so ausserordentliche, und in ihrem Zusammentreffen so ganz beispiellose Begebenheiten zu Grande

Die BekcihruDg ^e$ Paulus. i95

lienii -— denn. zur i^nniilime von Wmideai werden wir ans l^^r so "wei^g^ als in anderen Fällen, entschliesfien können. Es ist diess nm so wahrscheinlicher, je lichter sich in diesem Fall alle jene zöge theils aus der Analogie ähnlicher Erzählni^en, thei^s aus. dem Pragmatismus des Schriftstellers erklären. Die Lichter- acheinung des Messias war in der Vorstellung von seinem ver- klärten Zustand so unmittelbar gegeben, dass wir sie schon von der ursprünglichen Anschauung des Paulus nicht wohl trennen können. Ebenso verhält es sich im Wesentlichen mit den Worten, welche il^m in den Mund gelegt sind, denn diese Worte enthalten nur, was bei jeder solchen Veranlassung zu sagen war, dass sie aber vom Verfasser nicht gerade urkundlich überliefert sind , sieht man aus der abweichenden Version des 26sten Kapitels. Die Er- blindung des Paulus 4cann als Folge der Christnsersch^inung 90 wenig befremden, als das Stummwerden des Zacharias in Folge der Engelserscheinung, da es ja bekannt ist, dass nach der Mei- nung des gesammten, und namentlich auch des jüdischen Alter- thums^ die Erscheinungen höherer Wesen eine derartige Wirkung auf den Menschen ausüben; zugleich war aber diese Jtlindheit und ihre Heilung j»in sehr nahe> liegendes Symbol für den geistigen Znstand des Apostels vor seiner Bekehrung und für die Umwand- lung, welche jetzt mit ihm vorgieng: dasjs er durch, den ihm er- schienenen Christas von seiner Blindheit geheilt, wurde, war zu- . nächst nur derselbe bildliche Ausdruck für die Thatsache seiner Bekehrung, den wir schon bei Jes. 4S, 7. 16. 19 n. ö. und in unserer ErzäUung selbst c. S6, 18 antreffen ^), wurde aber dieser Ausdruck einmal eigentlich verstanden, so konnte die Blindheit, von der er befreit wurde, nur aus dem blendenden Eindruck der Christophanie erklärt werden^). Was endlich die zwei Visionen betrifft, so sind solche Erscheinungen unserem Verfasser, wie schon die Erzählung über Cornelius zeigt, als Hebel zur Euifüh- rung ausserordentlicher Ereignisse so geläufig, dass wir uns nicht wundern können, wenn sie auch hier in Anwendung gebracht werden. Alle diese Züge lassen sich daher auch ohne die Vor- .aussetzung ihrer Objektivität leicht begreifen; die zwei ersten bil- deten ohne Zweifei einen 'l^ejstandtheil von. der eigenen Vision des Paulus, die zwei folgenden «ind ein mythischer Ausdrock für die

*) Auch 'die. Taufe heisst ja schon in der ^Itestffi Kirche /ppßTtci^^ ») YerjU hißzu.Bajftjr, Pafilus S. 70 f. .

13*

196 Die Bekehrung des Paulus.

Thatsache seiner fiekehrang, die zwei letzten gehörea dem Prag- matisinus des Schriftstellers an, und sollen nur dazu dienen, die Beziehung des Ananias zu Paulos' zu motiviren. Diese selbst könnte, abgesehen von den Visionen und dem Wunder, historisch sein ; es ist möglich^ dass Paulos in Damaskus zuerst von jenem Ananlas aufgesucht und von ihm getauft wurde; doch darf nicht übersehen werden, worauf Schneokenburger^ mit Recht auf- merksam macht, dass unser Verfasser seiner ganzen, später zu erörternden, Tendenz gemäss ein besonderes Interesse hatte, den Paulus darch einen so anerkannt gesetzesfrommen Mann, wie Ananias nach c. 22, 12 war, in*s Chrlstenthum einführen, und was im Grunde nur der mythi/sche Ausdruck für diesen gmtiafidg ist, von seiner Blindheit heilen zu lassen. Man kann daher immer- hin noch fragen, ob Ananias überhaupt bei der Bekehrung des Apostels eine Rolle gespielt hat, besonders ^ da auch der Name so häufig^}, und für einen Boten der göttlichen Gnade so ange- messen war, dass er dem Schriftsteller, welcher um der An- schaulichkeit willen eines bestimmten Namens bedurfte , leicht zur Hapd lag.

Wie steht nun aber mit der Uauptthatsache selbst , deren Aussenwerke wir bis jetzt untersucht liaben, mit der Christuser- scheinuiig als solcher? Man könnte einen Augenblick zweifelhaft sein, ob unser Verfasser überhaupt eine Clurlstophanie im strengen Sinn, eine persönliche Anwesenheit des erhöhten Christus , und nicht blps eine Offenbarung desselben durch Licht und Schall, ohne persönliches Auftreten, berichten wolle; denn merkwürdigerweise wird in keiner einzigen von den drei Erzählungen ausdrücklich gesagt, dass sich Christus dem Paulus sichtbar dargestellt habe, sondern immer ist nur von dem Lichte die Rede, das ihn um- strahlte. Und wirklich ist seine Meinung Allem nach die^ dass Paulus nur dieses Lipht, die Schechina des Messias, mit Augen sah, seine vom Lichtglanz umhüllte Gestalt dagegen nicht er- blickte. DiesH zeigt aucli die ^nähere Beschreibung e.,d, 3 ff. 22, 6 ff., denn unmittelbar, nachdem er das Licht gesehen hat, fällt Paulus zu Boden, so dass, er nichts weiter sehen kann, und wie er sich vom Boden .wieder erhebt, ist er geblendet Wir werden also streng genommen sagen müssen: nach der Erzählung der

•) Zweck der Äpg. S. 168 f.

^ Di« Apg. allein kenot noch 2wei Änaniat, e. 5 ttsd 123, 2. 24^ I.

Die Bekebrojig des Paulus. -197;

Apostelgjesohiohte hätte Panlii« nicht Christom selb/st*, sonderp nur die Christnsglorie wirklich gesehen , nnd wir werden ans die Ah- weiohiing dieser Darsteliang von der eigenen des Apostels^ wel- . eher 1 Kor. 9, 1. 15, 8 ganz nnbefangen sagt: ^Ii^aovv Xqiotqv i(OQaxa^)y oMpdTj xccfioly nicht verbergen kOpnen, Dass jedoch diese Abweichnng nnr in den späteren Vorstellangen von der Bnanschaabaren Herrlichkeit des verklärten Messiaa ihren Grand, hat, dass sich aber im Uebrigen aach unser Verfasser Christam . bei der damascenischen Erscheinung persönlich gegenwärtig dachtp, zeijgt schon die Frage des Paulus: dg el, xvQie ;.nehst der Ant- wort: iyü sifii ^Irjaovg u. s. w.; ferner das (irjdlva c. 9, 7; endlich die bestimmte Aussage c. 9, 17. 27: ^iTjOovg 6 oifd^lg aoi . .ßv Tj 6d<^ elde töv xvqiov. Paulus hat Jesum gesehen, sofeni er die ilui umgebende Glorie gesehen hat,, er hat ihn aber nicht, gesehen, sofern ihm seine personliche Gestalt selbst verhüllt blieb. Dass nun Paulas selbst von der Realität dieser Anschau- ung überzeugt war, lässt sich nach den eben angefahrten Stellen nicht bezweifeln, eine andere Frage ist aber, ob auch wir hia- reichende Gründe haben , diese Ueberzeugung zu theilen. Die letzte £ntach^idang dieser Frage liegt freilich ausserhalb der rein histo- rischen Untersuchung. Wer keine Wunder zugiebt , wer die Rea« lität der Auferstehung Jesu bezweifelt, darin sind wir mit Ne an- der (S. 154 f.) ganz einverstanden, der wird auch die wunderbare Erscheinung des Auferstandenen auf dem Weg nach Damascus nicht zugeben können, wer umgekehrt jenen Glauben hat, der ^ wird auch den Aussagen des Apostels Paulus über die ihm wider- fahrene Erscheinung des Auferstandenen zu trauen geneigt sein. Damit ist Jedoch nicht gesagt, dass die historische Kritik hier zu schweigen , und die ganze Frage der Dogmatik zu überlassen hat. Ob tlberhaupt Wunder mOglich sind, oder nicht, kann die Ge- schichtsforschung allerdings nicht ausmachen, um so mehr aber, ob das Wunder im vorliegenden Fall hinreicheiid beglaubigt ist, um es nach den allgemein geltenden kritischen Grundsätzen wahr- schdnlich ^u linden. Wie verhält es sich nun damit? Dass liier eine wirkliche Erscheinung Christi stattfand, diess könnte ebenso, wie jede andere Thatsache, nur durch Zeugnisse erwiesen werden,

') Dass sich diese Stell^ nicht auf die Apg. 18, 9. 22, 17 erwähnte Vbion, toh- dern auf die Erscheinang vor Damaskos bezieht, zeigt Neander S. 151 gegen Rflckert sehr treffend.

198 Die Bekebrang des Paulus.

thätlb doroH daä eigene Zeogniss desPanlns, theils daroh dss sei- ner Begleiter. Dms jWoch das letztere nicht ansreloht, haben wiir bereite gesehen; d'enn fOr's Erste würde es sich nicht auf die Chrlstnserscheinnng selbst^ sondern nar auf die sie bögleitenden äctsseren ümstfinde erstrecken, nnd fttr^s Zweite ist es mis durch eine so unsichere dritte Hand Oberliefert, und in seinen einzelnen Aussagen so wenig nbereinstimmend^ dass es höchst leichtsinnig wäre, aaf einen so schwankenden Grund den Glauben an eine so gaiiz ausserordentllohe , Ober allb sonstige Erfahrung s'o wett hinansliegende l^hatsache bauen tu wollen. Ungleich gewichtiger ist alierdings die eigene Angabe des Apostels. Aber doch, was können wir streng geschichtlicH aus dieser Angabe ableiten? Zu- nlf^hst nichts heiter, als dass Paulus Christum gesehen ztf haben flber;^eugt \(rar, ob er ilm aUer auch wirklich gesehen hat, wUre ^rst zuf untersuchen. Oder wenn wir zugaben wollen ■■ ei ist diess aber nur eid anderer Ausdruck fOr denselben Inhalt d*s'ä er Christus gesellen hat, d.h. dass das Bild des verklärten CfiVIstus ±\t der Kraft dei* gegeifwftrtigen AnscHauuiig seinem Geist ersoliieiqt, so fi'agt sich Imnfer noch, ob dieser subjektiHren ErficHeinung auch ühte objökthre, dör Anschauung seines iilneiti Sinns auch eine sofc^e des äussern entsprach. tVie soll nun aber dieses bewiesen werdenf Dass es auch Anschauungen giebt^ denen kein Objekt entspricht, und dass auch solche blos innerliche An- schauungen die Bei^iiinnitbeit und Üeberzeugungskraft der äusse- ren mit sich filÜren und von dem Anschauenden selbsi damit ver- wechselt werden Löhnen, ist nun einmal eine unläugbare 'that- sache; Woher könneii wir wissen, dass es sich mit der Anschau- ung des Paulus aul' dem ^eg nach Damaskus anders verhalten ha^t Wer uiis eine derartige Erscheinung bezeugt diess mnss selbst ein Neander ^) Be! andrerem Anlass zugeben der kann imiäer nur als sicherer ^eüge von dem gelten, was er wahrzu- nehmen glanbte. Warum soll dieser KAnön, fragt Bänr (S. 6ä) mit Itecfat, niciit auch im vorliegenden Fall in Anwendung komment Die Glaubenszuversicht des I^auTus, antwortet Ne and er (1^. 163), wäre unter dfeser l^oranssetzOng von einer läelbsttäu- söfiung ausgegangen. „Diess anzunehmen werden ^ir nds ikicht entsohiiessen können, wenn wir von der gebohrenden Ach- tung vor diesem Glauben des Pauliis und vor dem, was «um

0 S. 123«'in Beziehung auf die Bekehrung des Cornelius.

Die Bekebruog des Paulus. 199

%il, dfr l|Ief»|ich|)eit d^^orclf gewirkt wordep, orDOUi Mad/^ Aber die Furcht, eine Majestätsbeleidigang gegen den Apostel zu. be- ^eh^n, ist, eben kein geaobichtlicber Beiyeisgrand. pie Achtung vor dem Apostel and seinem Werk, vor Allem aber die Achtung vor dj^r Wahrheit fordert pichts Anderes dringender , als dfiss wir den Apostel nur für das ansehen, wofür er beglaubigten Zjeug* gissen 2i^olg^ anjge^eben werden kann. Diese Zeugnisse aber, seine eigenc^n Briefe, zeigen uns in ihm einen Mann von äusserst erregbarem Gemütbe, einen Mann, der, wie er selbst sagt (i Koi!- 14, 18. 2 Kor. 12. Gal. 2, 2) za Visionen und eksUtischen Zu- ständen in besonderem Maasse geneigt war; warum sollen wir es anmOgUch fuden» dass ein solcher eine lebhafte innere Anscbau- nng npit einer objektiven Erscheinung verwechselt hätte? Etwa weil aus 2^ l^or. jL2 erhellt, dass er ekstatische Zustände von an- deren wohjl zu unterscheiden wusste? (Neander ^. 154). Aus eben dj^eser Steile erhellt vielmehr, dass er dieser Unterscheiji)ung keineswegs sicher war: ehe iv owfiaTi^j helsst es, ov^ olda' eize ixTog nov acof^aTOSf ovx olda* 6 ^og oldev. Aber auch zugegeben, dass Paulus im Allgemeinen den Zustand der Ekstase von d^m des Ifluren Bewusstseins zu unterscheiden wusste, wie er diess 1 ^or. 12 14 allerdings tbut, folgt daraus auch, dass er das Subjektive und Objektive in seinen Anschauungen, die Erscheinungen des innern und die des äussern Siims, scharf zu trennen im Stande war? Konnte er denn nicht auch das in der Ekstase Geschaute Mr etwas Gegenständliches und Wirkliches halten, und hat er es nicht eben 2 Kor. 12 dafür gehalten? Im vorliegenden Fall gewiss nicht, meint Neander, denn dann wär^ seine Glaubenszuversicht von einer Selbsttäuschung ausgegangen. Aber wenn auch: wie mancher felsenfeste Glaube ist nicht von einer Selbsttäuschung ausgegangen} Wie viele Beispiele solcher' Selbsttäuschung liefert nicht die Geschichte der Heiligen und Re- ligionsstifter, wie auffallende selbst die Geschichte der Philosophie! Welche Selbsttäuschung z. B. von Sokrates, an eine dämonische Stimme in seinem Innern zu glauben! W&nim sollte eine solche Selbsttäuschung einem Paulus nicht möglich gewesen sein? Auch in diesem Fall aber beruhte sein Glaube nicht auf der Selbsttäu- schung, 9o6dern auf seinem religiösen Bedürfnisse die Anschauung, welche er allerdings für objektiv hielt, war nur eine Folgte v(U diesem Bedttrftaiss, nicht der Grund, sondern die Wirkung seines Glaubens, oder genauer, die Erscheinung des aus seinem

200 1^16 Bekehrung des Paulus.

Innern henrorbreohenden Glaubens, die Form, in der er seinem eigenen Bewusstsein sich aofschloss , aus der blossen Anlage in die Wirklichkeit, ans einem dankein Drang in ein klar und fest ergriffenes Princip abergieng. Wir denken , dass darch eine solche Vorstellnng vom Hergang der Sache die Achtung vor dem Apostel in keiner Weise verletzt wird.

Wird aber vielleicht der psychologischen Wahrscheinlichkeit dadurch zu nahe getreten? Dann allerdings, wenn man annehmen wollte, dass Paulas ohne alle innere Vorbereitung, durch eine ganz abgerissene, augenblickliche Krregung, die Erscheinung Christi aus sich erzeugte, dass er, wie Meyer (zu c. 9, 3) behauptet, „urplötzlich von der wunderbaren Thatsaphe erfasst wnrde/^ Aber was berechtigt uns zu einer so abentheu^rlichen Vorstellung? Unser Text weiss allerdings nichts von Zweifeln und Kämpfen im Innern des Paulus, die seiner Bekehrung vorangiengen , er lässt ihm die Himmelsstimme mitten in seinem wuthschnaubenden Ver- folgungseifer Halt gebieten. Aber was folgt daraus fQr den wirk- lichen Sachverhalt? Wie können wir denn überhaupt über den inneren Zustand des Apostels vor seiner Bekehrung von ^unserer Schrift Auf- schlüss zu erhalten «hoffen? Es handelt sich ja hier eben darum, den von ihrin ein wunderbares Licht gerückten Hergang in die natür- liche und geschichtlich wahrscheinliche Beleuchtung zurückzustellen. Ebensowenig kann aber der apriorische Grund beweisen , dass „vor- gängige Bedenklichkeiten und innere Kämpfe bei einem so reinen, festen und feurig entschiedenen Charakter, wie Saulus, höchst unwahrscheinlich seien, da^s es zur Umwandlung seiner festen Ueberzeugung in die entgegengesetzte, bei der reinen Entschie- denheit seines Willens , einer unmittelbar in sein Innerstes eingrei- fenden himmlischen Gewalt bedurft habe/^^) Gerade weil Paulus ein reiner Charakter war, wird er sich in der Rolle des Verfol- gers nicht ohne Bedenken und Gewissensskrupel bewegt haben, gerade weil er ein Mann des festen und feurigen Willens war, wird es bei ihm, ehe er seinen sittlich-religiösen Schwerpunkt gefunden hatte, nicht ohne harte Kämpfe abgegangen ^ein. Oder waren die grossen Geistesverwandten eines Paulus, von deren inneren Kämpfen wir so viel wissen, ein Augustin und Luther, nicht auch reine, entschiedene und feurige Charaktere? Ja hat sieh nicht auch von Paulus eine Spur des Kampfes, den er als

*) Meyer a. a. 0.

Paulus nach seiner Bekehrung. 201

geBetxeBtVriger Jude mit eich selbst kämpfte, erhiulten, In jener mefkwtlrdi^en: Stelle des ROmerbriefs c^ 7, 7—25, welche zu-' näcbst freilich nicht seine persönlichen Brfahningen zn schildern bestimmt ist, ans deren warmer und lebendiger Darstellang aber so unverkennbar die Erinnerung an Selbsterlebtes dnrchkllngt? Je mehr aber freilich die Wahrscheinlichkeit solcher Inneren Kämpfe nnd Vorbereitungen bei genauerer Betrachtung sich steigert, um so mehr verringert sich die des äusseren Wunders , und sollte auch unsere Kenntniss vom Gemüthszustand des Apostels vor seiner Bekehrung nicht ausreichen , um uns den Hergang derselben voll- ständig zu erklären und in jeder Beziehung anschaulich zu ma- chen, so bleibt es doch, die Sache geschichtlich angesehen, unter idlen Umständen weit .wahrscheinlicher, dass sie ihre nattirlichen ErklämngsgrOnde gehabt hat, als dass sie durch eine so ganz beispiellose Tbatsache, wie die Christuserscheinung unserer Er- zählung; bewirkt ist 0

Nach seiner Bekehrung, erzählt die Apg. 9, 19 ff. weiter, blieb Paulus einige Zeit 0]jnsQa$ rcvcf^) in Damaskus, und trat sofort in den Synagogen mit dem Bekenntniss Jesu auf; nach län- gerem Verweilen (i^/neQac ixccval) nothigte ihn jedoch ein Mord- anschlag der Juden zur Flucht; er gieng nach Jerusalem, wurde aber von den dortigen Christen Anfangs gemieden, bis ihn Bar- nabas bei den Aposteln einführte; jetzt wurde er in ihren Kreis' aufgenommen, und unterstützte sie thätig in der evangelischen Verkündigung. Ein neuer Mordplan bestimmte ihn, auch Jerusa« lem zu verlassen, und sich in seine Vaterstadt Tarsus zurückzu- begeben.

Dieser Bericht Ist jedoch theils mit den eigenen Aussagen des Apostels im Galaterbrief, theils mit der späteren Darstellung anserer Schrift selbst nicht zu vereinigen. Dem Galaterbrief 1, 16 f. zufolge gieng Paulus unmittelbar isvdicog) nach seiner Be- kehrung nach Arabien, kehrte von da wieder nach Damaskus zurück, and machte erst nach drei Jahren einen Besuch in Jerusalem. Von dieser arabischen Reise schweigt die Apg. nicht allein gänzlich, sondern sie lässt auch nirgends eine Stelle für sie offen. Die

^) Auf eine genauere Analyse der inneren Zustande, weldie die Vision des Paulas erzeugt hahen können, wollen wir hier, auf die Kritik der Apostelgeschichte uns beschränkend, um so weniger .eingehen,, da sich hierüber doch immer nur Vermuthungen, aber keine geschichtlich nachweisbaren Behauptungen aufstellen lassen.

20^ Paulus nach seiner Bfek^hrung.

AfKsißgex IfH^n ip ißt VeA^gf^nheH^ eipe s^Iolie 2^ 4l»4cip, ap allen mOgliq)ien Pankteii heral^ge^a^^ tk^r mgpnßß wilif «Ich eipe, Fuge entdecken. laAsen, welche g/ro,^» 6^^^gi, w^^r^j ^^ ^of- zanehimen. Pearson (>. (|. Comm..) wpjlte ^i^ i^wlsqben V. 18 nnd 19 einscbjebeq. A^ein vi;e.pn bis 740m Knde des ISien X* von den Brfahrongen des Vaalw. in |)aaH|sk^s die Rpde i^t, and. y. 19 npQ fertffthrt: j^er war i^ber eipige ZeU hei den Cbr^steA in Damafijkns/' so kn^u diess uiim4gliq|i apdf^rs, als so veistandeii, werden, dass ehen jener vorher ^erwAhi|(e dfiipA^cenischq. Aufent- ha)yt eipige Zeit gedupert l^ab^. Anderp verlegen die Rciise zwi- schen die rjfiSQccg Tiväg V. 19 und dais A^nftreten. in den ^najg^o^en V. 20 was schon das xai evdiwg am J^ttmg^ des, 90ßien Verfsqa, und . überbappt der ganze unpnterb^o.chenp FQrtjgaog . der Erzählnjßjf^ verbietet. Kuinöl (z. V. 19. 25) npd Olshausei^ la/sfien den Apostel eri|t nach seiner Flqcht ans^ Q^amaskQs.^ zwischen y, 26 und 26 y nach Arabien gehen. Diese Meinung, würde sich jj^doch schon durol^ das evdiaog Gal. 1^ 16 vf\ä^x\»ffiu^ sie streitet aber apc^ mit der Darstellnpg unserer Schrift,, denp. Vifenn es tiier y. 2ft.l|eisst: Panlaa fli)h an/?, t>amaskns , and^V. 2.6 anm|ttelbar fort- ffthrt: „als er aber in Jeroflalem ankam /^ so ki^nn die ]ü][einiu]g doch nur die sein, di^ss er von Dam.i^kas geraden Wegs nacj^i Jerusalem gieng, pi^t dass er, dies^ ^tadt l^ei Seite lassend, erst eine weite Beise in den Süden n^a^^te, un4 von die^pr, nach un- bcstimipt langer 2^eit, nach Jerusalem, zprückkehrte. Wie unwahr- scheinlich es ausserdem ist^ d^ss Pai^lus., k^upi erst c|pn 1/entetn de? arabischen Fürsten Aretas entrppne/^ (2 Kor, 11, 3,2 f. vgl. Apg. 9, 23 ff.), sich gerade nach Arabien gewendet hätte, soll hjpr nqr befübrt werden. Noch i^m Ehefl;ten gi^nge es immerhin, die arabische Reise niit Neander. (S. 157} in ^\t rifA^kqm ixaval unsers l^dsten Verses zu verlegen. Aucl» hier jedoch steht das ev^€0)£ des Galaterbriefs iiqj W^e. Wie poppte der Apostel hier sagen, dass er unmittelbar nach seiner Berufung, ohne vorgän- 'ffige Besprechung mit andern , na^ch Arabij^n gegangen sei, wenn er doch zuvor einige Zeit bei dep Christen in Damaskus sich auf- gehaltep, pnd zunächst hier piit de;^ eyapi^ellschen yerkündijpon^ begonnen hatte? Offenbar denkt aber auch unser Verfasser nicht daran, V. 28^ für die arabische Reise Raum zu lassen. Man lese nur seinen Bericht V. 22 f. ,,Saulus wirkte in Damaskus mit dem grössten BSfer und Erfolg für die christliche Sache; nach längerer Zeit pbeir Pöthigte ihp ein MordanscUag der Juden zur Flucht^'

Paoliifi nach seioer Bekehroog. 209"

EBeiT'ial d#ok oStaUr, dMi 4ii^ „ttngere adt^^ eben die. Zell sei- nes fiamesoeiiieelieB Wlrkena sein soll, dnss nftUn die Worten;. eis ^Xt^qw^o i^fieqai i^uiml beengen wellen: nach Iftngereai AafiMiitoU in Damaekus^ niebt: in DamaeJEns and Arabien; nn4< aneli dasis der ieMe^e eo tain» gewährt habe, nA in diea^n 2iiH samiiDepbang tlbcaguifen werden so Icdnnen, wird man^niobt aefen. dOrfen; eine Reiee von nindealens 50 MlBAlen war* in iener SCeit kefaia 80 k)^eine Sache;, and wenq. aie Paaioe eiamal uiUeaiahiny wird er sehwerlioh eanz. knrz in Arabien geblieben sdn. Wi^ wenijg^ aber nnsere Oavetellong eberhanpt mit deijeuigen dee fia* laterbriei:» «berebw^ilBUiiA 9 eieht naiL ani Beaten ans der/ Bemerkung y. 9^9 d%ss bei der Anknnft des Paukis in Jerasalem die idortir gen* Cdriste^i »lobt ^ seine Bekebrong geglaubt and sielk^dessr halb YO|i ikm znri43ikgeEOg«n haben. „Wie wftre diese. nOglieh genfeeen, fmgt Banr mit gqtem» Crnind (ß. 107)^ wem» dspfls Bebe» eine SBelt von ipehr als drei Jabren seit der Bekehmpg dee- Ape«i(#le ^fiflosseQ gewesen wäre., wenp er sehen damals ni^ blos ia. dem. fernen Arabienri seipdern aneh in Damesbpsi.fer j|ie. Saehe def^. B^ang^ms gewjldkt, and sehen einot iMgere*. SQeit. hiednreh so yiale thatsdohliobe Beweise der pit ihm gescbehomeia' Um4«dernng gegeben h«|te?'' Was Neander (S. 1«&) dermal, erwiedc^^ am die Darsteilang. der Apostelgesehiehkte zu: ref^itHer-^ tigett, leintet ünsserst anbefriedigend. „Es kennte die« 8ebwieisig-' keit siqh. mindern, w^nn whr bedenken ; daes der JOngling ^lanjfis damals meh keine so grosse Bedeiitang zu haben branehte, daas. ei? den gressten Theil inner, drei. JfJi^re naeh seiner Bekehrung in der atiuvdekgeeegeiAeit in Avabien angebracht hatte i die durdi peUtinebe Vmstftiide, den Krieg mit de« Kftnig Aretas, herhelg»- nttirte Unterbrechung des Verkehres- Bs w|üro aber auch mögr lieb^ daes/ihm Bsmabas zur Vermittlung gedient, wenn gleieh er seiner Yermittbing ni<d»t gerade zu jenem besonderen Zwecke, ne». das MifiyMfauen der Glfinbigen %n überwinden , bedurft hf^ej^ IHiae tet^ttere Mdgliobkeit können wir fCgUob bei Seite setzen^ ^ sie wenigstens fttr deiÜ^gfiB, welcher sieh an nnaem Te«t h^t^^' nie^t vorhanden ist; ^fci^er f/igt mit dtirren Werten: aHe jemsalemitlsohen Christen haben den Paulas gefürchtet, weil sie seiner Bekehraug nicht trauten, erst Bamabas habe ihn bei den Aposteln eingeführt. Wie wenig Neander's übrige Gründe auf Bich haben, sieht man sogleich^ yi^enn man sich nur einen Augen- bück in die Verhältnisse versetzt, um die es isieb handi^li Did

204 Paolus nach seiner Bekehntng.

ertte Vertolgmg ist Hber die iungi ChritteDgemeiiide rnggeht^^ ohen, nicht blos in JerasalXm, sondern In ganz Palftstinanind Aber Pdtotitta hinaus sind ifara Mitglieder mit Schred[en erfflUt, Bfftn- ner and Weiber werden vor Gericht geschleppt. An der Spitze der Verfolger steht Sanlos; er ist eten im BegriiT, auch in Da- maslnns die Verfolgung zu betreiben, als ei^ mit Blnem Male mf Seiten seiner Gegner tritt, lant und offen, In d^n Schulen ron Damaskus, für die Sache, deren TodMnd er bis dahin gewesen war, sich erklärt, die Juden mit Beweisen fftr die göttliche Sen« dnng Jesu in die Enge treibt Wer In aller Welt wird glauben, dass ein so wichtiges und aasserofdentliches Erdgniss den Ohri* lE^n in Jerusalem drei Jahre lang hfttte verborgen bleiben kennen, dass aus dem nahen, von einer äussel-st üihlrelchen jfldiscben Bevölkerung bewohnten, mit Jerusalem Im lebhaftesten Verkehr stehenden Damaskus keine Kunde davon nach Jerusalem gelangt wäre! oder wenn man eine solche Kunde, unserem STsten Vers zum Trotz, annehmen wollte, dass dann nicht das Auftreten de^ Paulus in Damaskus jeden Zweifel an der Redlicihkeit seinem Be- kehrung hätte niederschlagen müssen I Wie sehwach' erscheinen nicht hiegegen die Nean dorischen Ausflüchte! „Saulus habe da« mals noch keine grosse Bedeutung zu haben gebraucht,'^ während er doch nicht blos von der Apostelgeschichte, 8, 8. 9, 17., son- dern auch von sich selbst (Gal. 1, 18) als der heftigste und her- vorragendste Segner der Ohristefagemefaide geschildert wird; ^,er habe den grössten Theil der drei Jahre nach seiner Bekehrung in Arabien zugebracht,^' während wir' kaum erst von Neand'er gehört haben, dass die arabische Heise nur eine voritbergehende flpisode seines damascenischen Aufenthalts gewesen sei ^ i,der Krieg mit Aretas habe den Verkehr unterbrochen/^ während doch wie Neander 8. 160 selbst sagt —'Aretas gewiss keine drei Jahre Im Besitz von Damaskus, überdiess aber (wie wir eben aus dem Verfahren gegen Paulus sehen) den Juden so geneigt war, dass er sicher nicht daran dachte, si6' am Verkehr mit Jerusalem, und namentlich an 'den drei jährlichen .Festkarawanen, zu hindem. ^) Was will es daher heisseU; wenn ^Neander schon S. 160 vor-

0 Noch weniger könnte diess der Fall gewesen sein, wenn Damaskus nach Wieseler^s, übrigens unwahrscheinlicher Annahme (Chronol. der Apg. S. 167 (f.), durch Schenkung unter arabische Herrsc^iaft gekommen und längere Zeit unter derselben gd»lieben wftre. ^ '

Paitfoi nach smitf Bek«hniog. 205

MWgIkk iM^metki;. imn V^rtmitr der ApMMgtfokkAte mI mtat der. Unfaiig daB.Z^itniiUMi iiwliehw. der BeiiehrttBf des Paiflui and seiner erstell Belse oseh Jemsatem nicht genalMr beknut gd^ensky aber ein Widen^ruela «it der ^enen ehronelogisehen Bestimmung des Apostels' s^i. nielU zu entdecken? Dass Paolos sagt, er sei orst naokVerflass von drei Jahren hingekommen, die Apesteigesehiehie, er sei. gekommen, nooh ehe von den damasee- niaelien TotflUen etwas bekannt war, die nach drei Jahren noth- wendig längst bekannt sefai mossten, diess ist natnrlieh kein Wl- dersiKTveh!

In Jerasalem< werde Paulos nach onserem 27sten Vwb von Baniabas asn den Aposteln. (ttj^^ zavg dnoatihyvg) gefOhrt, mit denen er non olnig^Zeit verkehrte« Gal. I, 18 f. versichert der Apofftol eribst unter feierlk^en Betheurungen (a yqaqKo vfäv^ Idov ivilmtov too ^e&v^ iht ov ifj^vdofictC) ^ er sei nach Jemsa- lem gegangen, «m den Petrus anfzusoehen, sonst aber habe er keinen der Apostel gesehen, als Jakobus, den Bruder des Berm. Dass anoh l^er ein mianiOslicher Widerspruch stattfindet, diess niosste, na^dem BaurO daranf hingewiesen hatte, * selbst Ne- aiider (S» ±%S) xogeben^), dass aber dabei nicht blos ,,dn Niehlwissen der besonderen Umstände zu Grande liegt ,^^ ist schon eam Voraus wahrsoheinHeh, da sieh kaum annehmen Iftsst, der VerfiMser der Apostcilgeschichte sei mit dem Galaterbrief unbekannt gewesen; mit grösserer Bestimmtheit werden wir es aber aUer- tfngs efst behaupten kennen, wenn wir auch noch die übrigen Abweichungen unserer Darstellung von der paulinischen in's Auge gefasst haboi. Bor ganze Aufenthalt des Apostels in Jerusalem wird nftmlieh von ihm selbst in ein weseniHch anderes Licht ge- steBt, als in unserer Schrift^ Diese lässt uns nur an ein etwas Üiigeres Verweilen in der genannten Stadt d^ken, dessen Zweck wir kmim in etwas Anderem, als in der Verkündigung des Bvan- geliums^ suchen können f im Galaterbrief wird nicht blos der Zweck der jemsalomitisehen Belse anders bestimmt (tatoQ^aav nhqüvX eondem auch die Dauer des Aufenflialts in Jerusalem auf 14 Tage beschränkt Nun sagt allerdings der Galaterbrief nicht ausdrOck-

') Paalus S. UO, woui Ton den Frttherea zu Tgl. Gfrorer die heil Sage U413. ßchra^er (Paulus y) z. u.,.ßt Schneckepburg^r Zweck d^r Apg. S. 167.

^ Die Apg. denkt sich auch nach c, 8, 1 Tgl. mit c. 11, 1. c. 15 die Zwölfe fortwährend in Jerusalem Tersammelt.

206 l^&tAu ttaek «no^r BelMikiraiig.

iltrii, f*ifii»»raiil«8 J«i^ocnl«iniiltkt mltfMr e^iBgMMchfm Vw- kttndigvog: MffilMiii;. aiBii klie AjmMemKAdkU '4>hmmnnmlg •MMdrAckiMi^ iiaaa er liagep ais i4«üage g^Ueben »sei, :^aber <däM dieMMmuig 'kdoe andeie itot, liegt am :Vafe. fjbckjf^^mg -naeli^Jernaalefli-, an 4m Fetiv» «ailfesttMufii, und^bUeb '14 V»ge tuai ibm, saiBt lib«r aabi ich kieinan^ von den <A]i«ilrtii'' 4iM» -lastot doehgwis aadera, als dar Derioht dar A^aataiffaiaiifai»fe ; ,;SaiikHi wurde- den Ayostoln ventBaniabaa voi|feaMtt,.i«M «r blieb alt ihnen aasamoMa in Arnaaleai (rjv f$et ^ aimiv ^els^vo^w- Ofievog xal exnoQevofisvog iv %QOvaalrjii\ nnd.balf :ÜHn« t4ns •liivangeliam verbOndigen.'' Ueber «taen iVeaneh iven 14: Tagen, welcher zudem nnr dem Petrue allein -gmlt^wArde inoh giewiaa •weder' der Verfaeeerder Apoatelgeaebicfaftof .^eeh «enat ein vcntftB- diger Sobriftsteller ao anagedrUckt haben. Beben d^r MardanaeWaff der;'Hellenb9ten (Apg. 9, 29} eetet tUirigsens. einen Iftngern An- •fenlhalt dn Jcmaalem vbrana, »an 'ttAtste' dean annaiiBien, daas (i^anhis, igamD gegen seine senatige Webie, .die» en|tto-ilDage>inn4lh seiner Ankunft nnr-gleiob. benMnt> habe, «m isicb 4nroh unbeMNi- nene Heftigkeit ' Tedfeiade an erwerben.' :> Je wnniger sioii^ «iier iibeide «llardtkllnngen in den ^an||^efahi4en tSeaiebnnl^en vertilgen nlabsen,.om so hin verhüllter -tritt aach 4er MJ&wnekMdertVesänderon- 'tf^n heraus, weiohe sieh «nser VerAuaser evlattbt hat flMe Dar- >alaUaig>des;Galaterbriefs hat die «risgesprabhene Bestimmnug, ^e UMibhArigigkeit des Paolos von jed^r mensohliohen Anktoritftt,' md fnamendiob aneh vom Eiallass /der Usapestel, .nafdwIia^ebMn. Bbnn dieas aber ist es, was der Vecfaaaer '4er Apg.nielit.jitfill; nekie ifiesfthliJng /ist daher vielmehr nngekebrt darauf tnafgdegt, i4en Paulos von> Anfang an mit^dQu Zwölfen «nd dem« jAdiaihen'ßlwlun- vjQlk 10 die. engste Verbiadung xn brli^-en. . »Oaaum dbafiehwnignn . von 'der. aiiabiseben Reise, darumidie VerkOrnniVvdnr/dcei'jl^tee, welehe zwiaohen der JBekebrmig des Apnsleln und i^inetfU eralen 'llesnch ia Jerusalem vergiengen^ 4iMriami4ie VerMigenuig ineivs Aufenthi^ts in dieser Sjiadt, dfMmn die.:|:niveiMning..derM«zi9iei . Apestd, die P^lus wirklich g'esehen bfst, xn den iApas|ehi,ii4a- mm die Filftion eines Yorkcibrs ip^it-den Aeosteln, van welebdm der Galaterbrief nichts weiss, darum die Verkflndigung des Evan- geliums in Jerusalem, die* an : sieh selbst unwahrseheMich, und im Besonderen nur ein Abbild vion der des Stepbanui^' ist 0 Wo

') V. 29 : iXaUi Te xai awe^irii ngog tov{ ^ EXhpfti(fTag,f ol Sk iru^^ei^ovr

Paulus nach seifler Bekebrung. iHH

a^^'^äle BthilhÜÜhin'ePmihAiAk angesohidbtlicheli £age, itt'dMuöii eine spfttere Darstellnn^ von der nrsprODglichen abw^IÄt, <«iis "efttketBL aUd didfliseli^n MofHr iso tUfnth erkMren, da ist es gewiss im 'lioiclisteii Grad wahiMhetiÜflft; dass eVen nur in diesem- Motiv «uth lier Grand jener AlfWdbbiMgeii za «fachen ist.

"Kiüittie aber je rliierciftcK aögIi- ^ ZwdM statfflnden, 'So müisste^er verschwliiddn, wenn wir 2sa'uifserer Stelle die weitere A^QJbBefiing c. M, 1^ f. %inäs«ine1kiäen: Naeh der damaseenisöhen üfTfieheiniing ; sagt hier Pauhis, odx ifevoiiTp^ uixuO^g rfj ot^- vlip '^önz^xi^Uf alla rtHg iv Ja(xd(Sycij} nQchov xai ^I^QOtTolTifietg, eig nß(Axv t$ tijv x^^ '«^*?ff ^lOvSalag, kccl rolg i'9vt(nv, dTtrjy- Yei}lov luiStüvaeiif. Er behauptet ''ibiso irioeb vor seiner 11iftti^fc6it Qtfler den ' Hilden^) nieht blos in Jerasaiem, sondern in garttz Jad&a als ViMrMndtger des Evangeiiams gewbrkt zu haben. Es lil^gt an^ Tage, dass diess nieht wirkifoh der Fall war, iHid '^s ist itfidht blbs der ttalaterbrie/, der eine so vdiAissende Tbftti^itelt des Ptfttlos in Jddäa fansschüesst, sondern ameh die Apodlelge- sebtelite selbst hlsst c. 9, 128 ff. keinen Raum ftlr' dieselbe, ubd e. 'M, 17 ft. ei^zUhlt sie!v«D dar aü»drnokliohen Wdlsnng Jesu kn den Apostel, der Wirksamkrit unter seitfen Volksgenossen sieh «u entlialten^ 'and sieh ohne Verzug zu den Heiden za wenden. SeNiist w«nn man dem Text eina Trotz bei c. 26, 20 an eine spatere »Tissionstbilrgkeit in Jndäa denken wollte ^3, so konnten die pbar Orte, ^die Phblüs auf seinen Reisen nach Jerusalem be- rührte, die kurze ^rtrecke von Samarien oder Otoarea bis in die fiaiptstadt, nur mit grosser Uebertreibung n&aarj %vi^(x tfjg 'lov- •daiag genannt werden, um davon zu c^tfw«igen, ^dass aueh 'die Apostelgeschichte von paulinischen Missionsversachen an diesen Orten nichts sagt Je weniger aber hienaeh an die Gesohict^tlioh- l^t der vorliegenden Angabe zu denken ist, um so bezeichnender ist sie' für uslsem Veifasser. Wie verschwindet hier nicht hinter dem prunkenden sv JafiaaH(f x(xl ^leQoavlvf^oig etg naadv t€ xrjv Xil)qcfv TTJg %väcU€cg das bescheidene, fast bittweise angehängte Tdig eSyeacVj hinter der erdichteten Judenmission die weltgeschicht- liche Thiat des' Oeidenapostels, und welche Ansieht ergtebt sieh

.uik6y apfUiif. Efaiensa sind es c. 6, 9 HeOenisten, di«'mit Sfephanas «ireiOMid '{(fv^ovfT99)''\atA voo- ihm überwaaden seinen Tod herbeiffihren.

>) Diess erfaeUt theils aus dem ngckor, tKeils aus der Stellung der Satiglieder.

^) Batrnigarten II, b, 325;

208 Paoltts Dfch seiner Bekebrong.

yon da ans Ober die gesohicbtlicbe Tr^M and die BI«ttye unserer Parstdlong!

Gleichen Urspriiiigs und . Charektere ist die Angabe unserer Sclirift Aber die VeranlaiNs^onc zur Abreise deip Apeatdysi aus Jera- sblem. Dass diese Aiigabe keinen gesebiebUieben Wecäi hat, Mird durch den Widprsprueh unwiderlegliob bewiesen, in welsben sich der Verfasser hinsißl%t]l<^b ihrer mit sich selbst setst, Nach c. 9, 29 t ist die Abreise des Paulas dureh einen Mordansoblag heUe- nistisCber Juden gegen ihn veranlasst^ e. 22, 17 ff. erattblt Paulus selbst statt dessen > bei seiner Anwesenheit im Tempel sei ilun Jesus erschienen , und habe Um befiufdragt, Jerusalem soUeunig zu verlassen, da sein Zeugniss hier keinen Glttuben finden werde. 0 Diese zwei Darstellungen verhalten sich nicbt etwa nur ergftnsend, nondern vielcnebr aussddiessend zu einander €(ehen wir von der des ,9;ten Kapitels aus^ so konnte die Clirjstustfseiieinung des 22sten nur in den ^eitpuiAit gesetzt werden, in weicltem der Mordplan gegen Paulus bercdts gefasst war, denn naehdem dieser c. 22^ 18. 21 den wiederholten Be£eU ^erhalten hat, sich ungestoml ans Jerusalem zu entfernen, konnte er^sieli/nioht weiter in Streitanter- redungen mit den Helleateten eingelassen, and dise^ idadareh ge- reizt haben« Höchst anffallond ist dam aber, dass die Anrede Cbriitt an den Apostel mit keioem Wert aaf diese Ihm drohende . Clefabr hinweist, sondern den BeCehi: zu seinar Abraii^ nor mit der voraassicbtlicben Unem^AngUchkeit der Jerusslemiten begründet. Wollte man umgekehrt, um dieses Umstands willen, die Christusersoheinnng früher aeltxenj als den. Merdansclilag der Juden und das Aultreten des Paulus, welches diesen veranlasste,

^ Dass ^ diese Vision triebt in di« Zeit der späteren Anwesenheit ztt Jettualeni, c. U, 30. zuiYerlegen ist, wieThjersch will (die Kirclie apO^ Zeitalter 119), erhellt aus de^. Zusammenliang der Stelle ganz unvidecsprech^ch. .,„fa ich naeb Damaskus gieng (V. 6) erschien mir Christus persönlich, als ich nach Jerusalem zurückkam (V. 17), erschien er mir wieder in einer Vision," wer in aller Welt wird sich so ausdrücken, wenn seine Meinung vielmehr die ist, längere Zeit nach seiner Znräökkunft Von der damascenincben Reiee, bei dnem späteren Besuch in

,4farua9fem, sei ihm dvistus er-sf^bienen!^ Ohnedem koni^te Paulos 11, 30.niebt erst zu den Heiden geschickt werden, unter denen er sich schon längst befand, und von denen er nur mit einem vorübergehenden Auftrag nach Jerusalem gesandt war, und es war damals weder nöthig, ihm zu sagen, dass er sich nicht der Missions- thätigkeit in Jerusalem widmen solle, noch war. auf einen solchea Befehl eine Ein-

. Wendung v^n 4hm zu erwarten. i>erartige hannonistische Quälereien kosnen doch nur dazu dienen , die Unvereinbarkeit der betreifenden Angaben recht kJar xu machen.

Die Gemeinde ia Antiochieit. v209

1^0 lieffie ficli di8 taixtere oaoh eiaem so bestimmteB Befehl zur Ai^r^blie ifieht m]kr erklären. Beide Berichte 'la8«eii sieh daher i^(^t )VifJf^i]^^c{fft jejier ycm beiden ist vielmebr daranf angelegt, 4^ j^fl^^ip9 {j^postels ven Jenuralein< für sich aliein zn erUAren, ol^ne ^nfte.er dee andern za seiner Brgänznng bedflrfte, oder anch nipr .f4r Uin BfkJ9ß^ Hesse. Ihre gemeinsame Tendenz ist ojflTenbar djiese, d)[e Trennung ^es Pan^ns von den Vraposteln und die Be-> solfrftnfcnng seuoier Wirksanikeit auf die Beidenwelt als etwa« Unfl^eJMflji^ef erachelji^^ zu lassen. Zu diesem fiebaf zeigten sich z^et y^^effot ^anlos konnte entwe<ier durch einen höheren Befehl, oder ^if 1^ . ^pn Wid^sfand der Juden zu seinem Verfahren ge- .nO|h^gt|Sfiin; im fio^n,. yv\e im andern Fall| war er denen gegen- ^^r j|r|jrf<^tj(iBrti^, welol^e an seiner Beschränkung auf die Hei- denwc^lt AjMtoss ni|hpie9. ,](las£| unser Verfasser beide Wege zugleich qip^hljftf^f olu^e,MQh nifran ihre Vereinbarung zu denken, wirft ,e|n.,m^kiii^rdig|^, Ucbt auf seinen historischen und schriftsteUeri- seh^ jChärak^er, geschiohtlich ist ohne Zweifel die eine Angabe so w|N^lg,.^wle. die andere Ö> ^^^ Galaterbrief 1, 18 lässt nur .yer^fji^^^ii, dass es Pi^ulus von Anfang an auf keinen längeren A!4^9f|f\lt,in,J^erf|ipale^ hatte.

•2. Die Gemeinde in- Antiochien. Die erste Missions- * reise des Paulus.

JWt. o; f 5.99 veivcliwMet Paulas für einige Zeit aus der ICri)Mln9Ci(itor.Afopte]ges^Ucbte, aber schon q. 11, 25 wird er y<»n)JBiiimbM.linf fl^n. er^pn Scba«|ilatz seiner selbständigen apo- utolln^n.Tlftitigfcffit in Antiochien eingefohrt. NaohMem voran« (eb^en:i)Bnrie)Kte zu sohliessen, mosste dies» sehr bald nach Minor. Bekehr vpn Jerusalem in sein^ Vaterstadt, und nicht ellvnlange. nach der Qinriqhtung des Stephanus, geschehen sein. Unser Verfamsr erzS^iU nämlich an dieses letztere Breigniss an- faiOpfsQd: mnlge von denen, welche bei dieser Gelegenheit aus >)effn8alen| Aolien^.hM^en in Antiocfaien nicht blos den Juden, son-

0 OaHt Värfelüt ist die Meinung Ton Wiesel er Chrono!, ap. Zeit. 161^ ff., <ii« ErtclwiAdag da» 2%t«hi itapiu^ls (alle mit der 2 Kor. 1% 2 iL erwähnten zu- **snBhn«. didie -iM ?oq jeaer najch Fona i^d Inhalt völlig verschieden. Eben- de^halb: «^do aher durch diese Annahme fQr die Geschichtlichkeit der Erzählung ^PS* 22. njcht einmal etwas, gewonnen.

14

210 t)ie Genieia<k in AntiocUied.

dern auch deil ttetdfen, mit bedeutendem Erfblg, 'das^fivang^eliain T6rkündigt; auf die Nachricht davoü sei voo Jernsälem ans Bar- nabas in diese Stadt geiichickt worden , und dieser habe den Paulas von Tarsus nach Antiochien geholt. Da sich die GrOadung der antiochenischen Gemeinde dieser Darstellang zufolge unmittelbar an die Verfolgung des Stephanus anschloss, dieser wichtige Er- folg aber den Jernsalemiten schon wegen des Aufsehens unmög- lich lange verborgen bleiben l^onnte, welches die Aufhahme Vn- beschnittener bei den Jndenchristeii machen musste, und da aus demselben Grunde die Absenduhg des Barnabas, wie diess auch y. 22 andeutet, nicht zu lange ^nerzögert worden sein konnte^ so /sind wir zu der Anhahme berechtigt, unser Verfasser habe diese nicht später gesetzt wissen wollen, als höchstens etwa ein Jahr nach dem Tode des Stephanus; und da nun c. 9, 27 Barnabas noch in Jerusalem ist, und den Paulus hier bei den Aposteln ein- führt, zwischen diesen Zeitpunkt aber uüd seine Abreise nach Antiochien noch der jerusalemitische Aufenthalt des Paulas ili die Mitte zu fallen scheint, so bleibt für die drei Jahre des Galater- brlefs 1, 18 kein Raum, und es bqstäügt sich auch an diesem Orte, was wir so eben Über das VerhältnisS unserei' Darstellung zu der des Apostels bemelkt haben.

Bs dringt sich hier die Frage auf, ob es sieh mit der Stif- tung der ersten heidenchristlichen Gemeinden würklich genau so verhielt, wie unsere Schrift sagt Das zwar hat durchaus nichts Unwahrscheinliches, es würde vielmehr der gtechtAtlichen Ana- logie vollkommen entsprechen, dsss die ersten Beidenbei:^hrifDgea nldit sowohl aus bestimmter Absicht und H-orgefassten GrundaAtKeii, als aus der absichtslosen Füfgung der Umstände hervorglMgett; und ebenso glaublich' ist es, dass sich dieselben an die Verfol- gung des Stephanus anknüpften, da^ durch diese zuerst MAnner, welche einer freieren AnlTassung des Ghristenihatts zugethan wwren, in Länder von vorherrschend heidnischer Bevölkerung gedi^Dgt wurden. Insofern steht der Angäbe des 19teii und^Osten Verses nichts im Wege. Eine andere Frage ist es dagegen, ob aadb Paulus in Betreff der Beldenpredigt das Verfahren befolgt hat, welches Ihm unsere Schrift beilegt Sagt diese auoh nicht aus- drücklich, dass er vor seiner antloohenisehen Wirksamkeit keinen Heiden gepredigt habe, so würden wir doch ans Hir allein keine andere Vorstellung bekommen , und es kann diess schwerlich fttr unabsichtlich gehalten werden. Von der Heise des Apostels nach

l)ie Gemeinde ia Antiochien. 211

AraUen «ehijrcli^ sie, die drri Jahre swisehett seiner Bekehmn^ nnd lieiDem erste« Besiieh ia Jerasslan zieht sie in einen weit Icttnseren SMtrnaa sEOseniflien j innerhalb dieses Zeitrsnms Iftsst sie ihn nor rer Joden, in deni.dsmascenischen Synagogen nnd in Jemsftleniy antreten , nnd an Ende desselben in seine Vaterstadt sich znrfickideben, bis er ven Barnabas in sein Arbeitsfeld einge- führt wird; nm so angelegentlicher macht sie dagegen bemerklich, wie vorher dnrch die Tanfe des Aethiopiers , durch die Bekchrnng des CtimeBas, dnreh die Stiftung der antiochenisohen Gemeinde die Heidenmission in steigendem Umfang betrieben, nnd von der llrgemdade selbst, wie von ihren Häuptern, ja durch ausdrttck- ii%he nad wiederholte göttliche Offenbarungen, als berechtigt und nothwendig anerkannt wurde. Hier tritt also Paulus nicht fktlher in diesen Wirkungskreis ein, als bis durch VorgAnge und Erkl&« mngea jeder Art, durdt den Ausspruch aller göttlichen und mensch'- liehen AnktoritMen, jeder Anstoss, den die Heidenpredigt geben koMle, hinweggerftumt ist. Wie ganz anders im Galaterbrief! Da fOhlt sieh Paulas unmittelbar bei seiner Bekelurung selbst zum Heideaapostel l^mfen, da wartet er nicht auf eine Genehmigung seinen Berafs durch die Palästinenser, und beschränkt «ch in seiner Thätigkeit nicht auf Jerusalem und die jodischeu Schulen von Damaskus, sendarn noch ehe er einen der Urapostel gesehen hat, geht er nach dem Zusammenhang scl^eint es, zur Ver« kOndignng des Evangeliums^} nach Arabien, und nach dem kurzen Beauch In Jerusalem wieder in heidnische Länder, nach Syrien und Ciellien, den Gemeinden In Jndäa dagegen bleibt er persönlich ganz unbekannt. Vergleicht man diese beiden Darstel^ langen, so wird man kaum anders urtheilen * können , als dass er naeh der einen das Gebiet der Heidenmission ebenso geflissentlich vermeidet, wie er es nach der andern aufsucht, dass er nach jener sein Auftreten unter den Heiden vom Vorgang und von der Auktorität der Urapostel abhängig macht, nach dieser jedem Schein dner aotohen Abhängigkeit aurs Absichtlichste ausweicht.

An die Erwähnung der antiochenisohen Gemeinde knüpft die Apostelyeeohiel^ 11, 26 die Notiz, dass hier der Name der Christa oder Clnrlsllaner entständen sei. Baur's Zweifel gegen diese Angabe C^. 90 f.) werden sich allerdings nicht zur Gewissheit

') Ganz sicher lässt sich aber hierüber allerdings nicht urtheilen, wie denn Auch die Ansiehtea der Gelehrten in dieser Beziehung wert auseinandergehen.

2 1«2 Erste Hissionsreise des Ptuliui.

erheben lassen, vAe sie ja «acii ihr UrMker nnr Miftgt i«<4fga^ tragen bat; aber durch den ^anz«n Charakter onserer SoMft^ iwie i¥ir ihn sonst kennMi geiernt haben, riaA sin wenigst«» ao weil gerechtfertigt, dass wir nicht behanfiten dtlrfen, die Fraga nacdi dem Ursprang des Christmaamens sei durch ihre J^ngabe aehen enisehieden.

Von Antioohien ans madite PaAlns in Gemeinsehaft .mit Bar« nabas um die später sin beftpredhende Reise nalsh ' lanisaiam li, 27 ff. hier za übergehen -^ iiehin erste grossere üAeh« mngsreise nach Cjrpem, Pan^hylien, Piddien nd Lykaonien. Oiese Beise eröffnet hi bedea^nngsvollar Weise der Kainpf aiit eiftem 5Qdischen Magier, welcher mit der Bfctündnag dee LetMem lllr Paulus entschieden wihi (o. la, 4**^18>. Yen diesem Wamder wird Jeder das halten, was er von den Wondem Oberhaupt <iiftlt, doch sind die Freunde der nateriiohenBrfclftmng'liier in keiner gdnstigen Stdtlung, da aUeh „die auf das Wort des Jipiitels M- verzOglich eintretende BUndheit aus einem natadieiven' CauMb»- aammenhang unmöglich ableitett, ebensowenig aber fttreünetf bidssea Zufall erklären lässt. Kann man andererseits die Wfitliobheit (des Wunders vom geschichtlichen Staudpwikt ans ^leiehfhlis niclit .«n« geben, so folgt von selbst, dass unsere Brnkhien^, eo wle^sie vorliegt, nnhistorisoh ist, und es wird sich nur flmgen, ob ihr überhaupt eine bestimmte Thatsache tu tirnddC' liegt, oder ob ale ohne geschichtlichen Anla«s rein ans dogmatiedken Motivett ent- standen ist. Wiewohl sitk nun in diesem, wie in den ü^slea Ähnlichen Fällen, nicht mit voHw Sieheihelt eatseheMen' läset, so spricht doch für die letztere Annahme der Ümetnnd ^),'' dass^ftlr das von Paulus an dem Magier Bar Jesu verrichtete Straf wnnier theils das Auftreten des Pe^ns gegen den Magier Simon , theils das von demselben Apostel Ober Ananiiis und Saphtra verhängte Strafgericht das Vorbild zu enthalten seheint Auch die Anrede des Pjiuhis an Elymas, V. 10, hat mit der des Petrns an Simon 0. 8, 20 ff. grosse Aehnliehkeit ])ie BrbUnduog des Slymas er- innert an die des Paulna c. 9, 8^}, nild so findet auch dasjenige, was wir oben Ober den symbolischen Charakter dieser Brblittdvng gesagt haben, hier seine entqireeheifde Anwehdnng. Me leiblicbe

') Schneckenburger S. 53. Baur S. 91.

^)'Man vgl mit c. 13, 11: nt^aym Hn^f^^ X^^^^Y^^oig^ c. 9, Si'X^<^^

Etymas. Paolns in Lystre. 218

«

Bliniheit deg Magiera M die anmMelbare Straft und ÜWMteUung «eiaer g%toi\gem VeriasteniDg.

Mit dem Anftretes gegen den Elymas setzt die Apostelge-« 0fildöbtl^ die Yertaaaeh^iig dqs Niiuieile Saaliis gegen Paulus in VerMiidaiig. Yen dem Angenbliok an, wo der Apostel dem Magier sein livnnderkräftiges Straf wort aiimft, nennt ihn der Verfasjier Faslriä ,' wahrend er bisher diesen Namen; offenbar absichtlich, vermieden lial. Dn der Name Sanlos von da an nie mehr vor- kommt, da vorlin^ umgekehrt der jetzige nie vorkam, so soll damit ohne Zw^lel angedeutet werden , dass der Apostel eben bei diesem AnkiM seinen spateren Namen eikalten habe, und da unmittelbar fisnver ^r dureif da» Wunder bekehrte Proconsul Sergius Paulus genaMt war, so hat die Meinung des Hieronymus viel fflr eich, dass jener 'Name naeh der Darstellung unserer Schrift von diesem Bfiftliiig seiner Wirksamkeit iM ihn übertragen sei. Diiss dem anbh wirklieh so war, Ist Ureilioh kaum glaublich, denn die Be^ ketaraoigetaiesrOmisohen Prooonsols, besonders wenn sie so schnell und Amsei'lieh'lidwirkt wurtle, seheint kein so epochemachenden Brelgiifiss, dass . Panios dadurch' zur Aendemng seines Namens besHmmit sein konnte, das nnglefeh Wahrscheinlichere ist vielmehr, dass er ün tut den Verkehr mit Nichtjnden, nach der Sitte jener BSeit, in eine den H^lenmi gelftnigere Form umsetzte, oder dass er als Sohn eines romisefaeii Bttrgers von Anfang an neben dem nationaljadfschen Simlns Au^di den lateinischen Paulusnamen ge- flltort hat.

beh Aest des Idteii Kapitels mit dem Bericht tiber die Vor- IMle im pisidischen Antiochien müssen wir hier tibergehen, da wir auf die Rede, die Paulus bei dieser Gelegenheit in den Mund ge- l^ wird, spftter noch des Genaueren einzugehen veranlasst sein werden, dagegen ziehen die Vorgftoge in Lystra c. 14, 8—20 noch unsere Aufmerksamkeit auf sich. Durch die Heilung eines Lahmen macht hier Paulus solches Aufsehen , dass die Ein\('ohner Ihn und den Bamabas für den Hermes und Zeus halten, und sich. nur mit MOhe abhalten lassen, ihnen zu opfern; nachher jedoch gelingt es jMlschen Sendungen aus Antiochien und Ikonium, das Volk gegen sie aufzuwiegeln, Paulus wird gesteinigt, und nur wie durch ein Wunder am Leben erhalten. Von diesen Vorfällen ist zunächst der erste, die Lahmenheilung , in mehr als Einer ße-* aiMiung verdächtig. Fttr^s Srste, weil ein solcher Erfolg, wie die plötzliche, durch ein blosses Wort erfolgte, Heilung eines

214 Ei'B*^ Missionsreise des Paulus.

Krankeiiy der vom Mutterlelbe im lahm ^ar, jeder MtHrHehe» Erklärnng und jeder geschiehüicbeo Aaffawuiif apottel) und swei- tensy well die Qaelle dieser SrzAhlang bi dem frolieren Bericht über ein ganz ähnliehes petijpisdbeB Wunder so effeo au Tage liegt, dass es fast unmöglich ist, sie zu verlcenaeB. Das Bratere bedarf keiner weiteren BrOrtemng, aber aueh fflr das Zweite hahen Schueckenbnrger C^. 62) und Baur (S. M) die Belege vollständig gesammelt. Die Verwandtsehaffc der beidw Bfsihlim- gen ist wirklich Oberraschend; nicht nur der Baupterfolg Ist in beiden Fftllen der gleiche, sondern auch die Nebenomatftnde süm- inen aufs Vollständigste Oberein, und sogar die Ausdrflcke aiiid grossentheils dieselben ^). Diese . Uebereiaatimmung mflsale aelluit dann Verdacht erregen, wenn es sieh um einen an und for eich denkbaren Vorgang handelte; 4a wir statt dessen einen undenk-* baren, ein Wunder' haben, so beweist sie, dass unsere Eraihlong aller Wahrscheinlichkeit nach nicht einmal ans einem bestimmten Anlass, sondern allein aus der Nachbildung der froheren ^triai- Bchen Wundererzähiung entstanden ist 2) Mit dem Wunder ist aber auch der versuchten Anbetung der beiden Apostel die Gmad* läge entzogen, auch sie wird daher nicht fOr historisch gelten können, und zwar um so weniger, da sie gleichfalls dem Ver- dacht ausgesetzt ist, durch die steigernde WledeiiielnJig eines Zugs aus der Geschichte des Petrus entstanden an sein* Weaa die altern Apostel nach c* 6, 11 vom Volk als eine Art hoherw Wesen verehrt werden, wenn Corndins zn den FOssen des Petms niederfällt, so wollen, die Lystrenser sogar zur wirklichen Anbe- tung des Paulus und Bamabas fortgehen, aber wie Petms den

*) C. 14, 8: Kai rts ayi}^ Iv Av^ C. 3, 2: Kai nc ar^^ X**^^^ ^* ffrqoig SSvvarog rots noa\v txa^tjxoy MoiHaf ^tfr^if ttvtovvna^j^mr ifta^ ^(oXos ex xoiltag /utjTQos avrov, .. araitro , , .

(9) OuTos fjxove rov UavXov Za- 3: ""Og J^wv Wr^oy «ä* Vwaiv^r . .. lovvTos' Sg ärevtaag avta.,, (10) ^Qtara iXetjjuoavvtjy. (A) *jiriy£0ag Sh tln8 jufyaXfi rji (p<avij' ävaüttj^t. hrX Ilir^og tlg avrov ..tXnt u. S. w. Ttovg noSag öov S^og' xat ijXato ita\ (8) Ka\ eiaZZofterog JSarjj ararl TfeQisnaret. nt^ienattc ntti $l^X^ övr aSrdSf' tig

t6 le^ovnt^tnattSv mal aZZofitvog

xal alväv rov ^sor,

') Mit solchen Kritikern natürlich, wie Baum garten, der die durcligängige

Gleichheit der paulinischen und petrinischen Wunder in der Apostelgeschichte aus

der Gleichheit ihres apostolischen Berufs, vefmOge einer besonderen proTidsntieUea

Fügung, erklärt (II, a, 93 ff.). haben wir nicht su streiten.

Paulus in Lystra« 21^

4

römisoheii HMipiOMinil mit dea Worten aufstehen hebet: dvdazfjdif 3^yw avjog avdi^mg alfii y so sagen auch die beiden Apostel den Heidej^Jn-Lystra: avögegj u TavTcc noialTB ; xal i^^isig ofituo^ Tta^sig iofiev, vfily ävSiQwnot^), Geschichtlich genommen hat man diese Vprehrong^ selbst^ na ter Voraussetzung des Wunders, mit Recht i^uffallend gefunden. Wäre ein solches auch wirklich, vor- geki>n|mei{li^ so würden ^ie Wttnderthftter, wie Baur treffend be- merkt (S« 99 t.\ in jener Zeit weit eher fflr Magier, oder höch- stens, f(Ur. Dämonen, als fOr Götter der obersten Ordnung gehalten worden sein^ ^r homerische Glaube an Göttererscheinungen war längat verüber. Unserem Verfasser dagegen musste eben diese DarateUnng tun so näher liegen, da Lykaonien auch der Sage ala Sehaoglatz einer alt^n Theophanie galt, und da gerade die Götter, welobe in Paulus und Bamabas verehrt worden sein sollen, dem M ythtta ^plolge schau zu Philemon und Baucis herabgekommen waren. Noch einen besonderen Grund könnte ar, zu 4idner Erzäh-^ Inng gehabt haben, wenn unsere Vermnthang 4kbe|r die ursprüng- liche Beziehung der Simonssage auf Paulus Qs, o.) richtig sein sollte. Der Verläumdung, dass sich Paulus für die Erscheinung des : Mcfisten. Geitfss aasgegeben habe, würde« dann der Eifer ent- gegangeBlelU, mit d^m er di^ Anbetung derer zurückweist^ w^dche ihn für ei^en Gott, gehalten hatten. Wie wenig wir mit dieser Vl^äbliMOt ssuf gesohicbtUehem Boden stehen, diess zeigt sich auch in einigen kleineren ZQgen^ Gesetzt .d|e Wunderheilung hitt^ irhrkJiQh den Glauben, hervorgerufen, dal», die beid» Apostd habere, Wesen itelen, so mnssten diese doch einem so gefährlichen üfinivevständfilss soffHi; entgegentrete. Unserem Verfasser ist es aber sichtbar 4arum'.zu thun, die ihnen zugedachte Huldigung In der AiMführung 90 weit als möglich kommen zu lassen; dürfen sie, auch die Anbetung natürlich nicht annehmen, so muss sich doch gwz unzweifelhaft berauiSslelleB, wie ernstlich sie beabsich- tigt war. Daher der eigenthümliche Zag, dass das Volk seine Meinung über Paulus und Barnabas in der diesen unverständlichen lykaonischen Sprache äussert (V. 11), daher auch V. 13 die Be« merkung, der Ze^istempel, dessen Priester ihnen opfern wollt6|, sei ausserbelb der Stadt gelegen: die Anstalten zu ihrer Verehrung müssen hbitdir Aren Rücken ^ aber doch zugleich gan^s vollständig getroifen werden. Je weniger wir namentlich den ersten von diesegi

^ Baur Paulas 100; nacb Schneckenburger Zw. d. Apg. 5$.

216 Pi^ttlttt in Lyitra.

Zd^en, nach der Obrigan Daratellang unserer Sdhrlft iMuit, fttr IfescMchtlich halten kOnnisnO, um ae dentttohec atcUt aiob «och hierin der Tendenzeharakter der gansen BrziUang lAranfli.

Besser beglaubigt ist die Angabe V. 19 f. Übef* die ISfdial- gang des Panlus. Dass dieser Apestel wirklieh einnid gesteinigt d. h. wohl, bei einem Yolksanflanf durch Steiiiwflrfb rä' Atoden gestreckt wurde, sagt er selbst 2 Kor. 11-, 25. Ob dieiäsi jiäd'och gerade in Lystra geschah, getrauen wir uns nicht isu ttitsehdidciii, denn nachdem sich die ganze angebliche Veranlassung diesem Misshandlung unwahrscheinlich gezeigt hat, haben wir nicht die mindeste BOrgschaft fOr die Richtigkeit der Augabb Aber ihren Schauplatz, es ist Tielmehr ebenso möglich, dass dem^ Vetfasser Lierober gar nichts Nfiheres bekannt war, und dass er iiar im Interesse des Contrastes, oder auch desshaib,. weB er um an kei- nem andern Ort passender unterzubringen wüsste, den ikm aus 2 Kor. bekamt)»^ Vorfall hlfr eingereiht hat.

3. Der Apostelconvent.

Während sich Paulus und Barnabas naeh ih^r dntea RtlAII^ «nsreise in Antloehien aufhielten, entstand hier, iNie e. ftf arssttlt; durch Jndenchrlstliche Anforderungen ela streit über mitt Verpildl* tung der Heidenchristen zer Vebemahme dbr leiMftieidM|^ unA des mosaischen Gesetzes. Zur Erledigung der 8adke wnriUn 'Paulus und Barstebas mit einigen Anderh nach Jeitisalleik gei^ohlokt Auch hier wiederholten Qbergetrelene PharisMr dib AniprÄciie der Judalsten, aber auf die Vortrage des Petrus uad Jiitdbns eabMiieJI die versammelte Oemelnde, dass nur die JudeMhrliten «a dbii Gesetz gebunden, die Heidenehristea digtfgea, nitt AueaafiM ' einiger nfther angegebenen Punkte, davon befrbit sein Mlleo. Dieser Bescbluss wurde selbrt d^ keidenchrtMtohiili €NBdMiaden

*) Da sich Paulus und Barniibas ¥.15 ff. ganz gut mit dem Volk Tentandigea können, ohne das Lykaonische zu verstehen, da sie auch schoki nach V. 7 und 9 {längere Zeit das ETangeßuni, doch wöhl in der griechiBckieii Sprache; verkündigt ^abeo, ao muss man vortussetzen , didss die X«raitnlts d^ea OhedUtfdieii LyMn jpienijich allgemein war, und wenn danfbep aach qnlb .die die iiiad«|B8|iracbe In jOebuDg war, so müssten doch beide nehep^ii)ax(diu: geaiorfche^ wor^i^ aeii|,^..etwa wie Deutsch und Französisch im Elaass. Dann ist es aber sehr onwahrscheinlicji, dass die Bewunderung der Masse V. 11 iL sich dvrcfaaos nur in der den Bewan- derten nnTerständlichen lykaonischen Sprache Luft gemacht bitte.

. Der AposteIconf«nt. 2f 7

üftgMMnt, und ihfiiien «oeb von Padilns auf «riser nädisteti Ms- rioiureise siir N«ehachtoii^ ttberg^eben.

lEliie okuliere Reise des Peolns und Barnabas nach Jeraealam beiibUtet e. 11 ^ 27—30. 12, 25, eine spätere, bei welcher aber aar dto Panlns aHeln Erwfthnnng geschieht, c. 18, 18 2*. AoSberdem erfahren w^r darch Paalus selbst, Gal. 2, 1 ff., tob eiiiw Reise nach Jemsalem, welche dieser vierzehn, oder wahr- scheinlklier siebfeelin Jahre nach sMner Belrehrang, in Folge einer ihth geworddoen Offeribarong, mit Barnabas ond Utas nnternuhm, ibid' Wobei er sich mit den Jerasalemiten ^ im Besonderen mit iten HUptern derselben, ntier seine Lehre nnd seine Wirksamkeit onter ien ttetdeb vMttodigte. Bs fhigt sieh nun vor Allem, wie sich diese Rttlse des Oalaterbriefti zti denen der Apostelgeschichte tot- htft? iDüs Aelteren hatten dieselbe grossentheils mft der ersten von diesmi, der de« Uten Kapitels, identiflcirt, nenerdings dagegen «irar niiiil fhst idsiiahmslos daräber einverstanden; dass sie nur in d^Brtihldog nnsers 15ten Kapitds gesacht werden tonne, ohne daseirgiMtd Jemand an die spätere Reis^, c. 18^ gedacht hätte, Ms Wieseler 0, von den Differenzen zwischen dem Galaterbrief lind nnserem IStenkapftel gedrängt, zn dieser seine Znflacht nahm. Von der PrflAinjg dieser drei möglichen Combinationen müssen wir hiisgelien.

Was nan zunächst die Refse nnsers IKen Kapitels betrifft^ so Ist Ihre IdenHfftt lAlt der des Galaterbrlefs jetzt mit Recht äll- genlehi anl^pegeüen. Schon der Zweck nnd Aalass beider Reisen litganii verScMMen: c. 11 werden Panlos nnd Barnabas geschickt, eine mMde Belsteoer nach Jerusalem zu bHngeii, Gai. 2 reist Paulos auf elgdne BWafd hin, um steh mit den dortigen Christen ta beapreelfili. Von ijiner solehen Bespreehang weiss tfnser Utes lfiat>iM kein Wert, nnd ös lässt sich aurh schv^er denken, ^ia disnclhd In jeBsr JBeit Hätte slattiMden können, da eb«n daniaM Petrus theils im Gefängniss, theils anf der Flacht war. Wie konnte ferner Paolos in der Zeit nnsers Uten Kapitels, noch vor seiner ersten Missionsreise, so, wie diess in der Darstellang des Oniaterbrielii gesel^ebt, als der Veittlndigef des Evangeliums ftr idie Heiden in einer Bedentang anerkannt werden, welche ihn mit Petrus, dem iBlaapte der Jadenapostel, auf Eine Linie stellt, und gegen welche Barnabas, in der ersten Zeit sichtbar der Angesehenere

*) Cbronolosie der Apg. S. 179 ff.

218 Der ApostelcoQveot«

voB beiden, vöUif zoraektritt? Wie konnte in der Veftendlaiif des ApoBtelconcils «nf die frflhereA Bespreokongen^ Gel. 2 , nicht die mindeste Rflcksicht genommen , wie die ganze Streitlhig^e» tiber welche schon so viel verhandelt, und ein formlicher Vertrag zwischen den Häaptem der beiden Parthden abgeschlossen gewe- sen wäre, als eine noch ganz nene nnd nnberOhrte behandelt w^orden sein? Noch manches der Art liesse sieh Aragen, aber es ist nicht nothig, da aach schon die Chronologie entscheidet Die Reise des Galaterbriefs ist wahrscheinlich um 17, jedenfalls um 14 Jahre später, als die Bekehrung des Apostels (denn 8aL 2y i gegen das Zeogniss aller Handschriften das dcxia za atreioliea, wird Niemand mehr einfallen), die nnsers Uten Ki^itels fällt 4^ Zeit nach mit dem Tode des Herodes Agrippa zusammmiOy ^^ im J. 44 n. Chr., also höchstens 8—10 Jahre nach jenem Brelg^ nifls erfolgte, ^^

So wenige aber hienach die Reise des Galaterbriefs fTQber seht kann, als da» sog. Apostelconcil Apg. 15, ebensowenig kam sie später nnd mit der Reise unsere 18ten Kapitels identtsoh sein. 3) Wenn die Darstdiong der Apostelgeschichte o. 16 eine ihr.ver-^ angehende Verhandlang, wie die des Galaterbriefs i ansscUieflst) so schliesst die Darstellung des letzteren ihrerseijto ^e ihr rw*- angebende Verhandlang, wie die der Apostelgeschichte, nloht minder bestimmt ans. Wie man auch den Zweck der Bräctemng GaL 1, 15 IF. auffassen mag, so «forderte derselbe nothwendig eine Erwähnung aller Besuche, die der Apostel In der Zwischen« zeit zwischen seiner Bekehrung und der Ab/as^ong des Galater« briefs, oder doch aller, die er zwischen jenem Breigniss und der Reise des 2ten Kapitels in Jerusalem gemacht hatte. Wellte Patt^ lus durch jene Erörterung (nach c 1, 11. 19 £) die Uarthängigkeit seiner Lehre von jeder menschlichen Auktorität, und insbesondere von derjenigen der 12 Urapostel^ erweisen, se brnm die AelMh^

^ Neander S. 183 bezweifelt dieses, weil die Worte tea^ eteeXvor tor xaigor c 12, 1 keine genaue Zeitbestimmnng enthalten. Abei* dass der Verfasser die An- wesenheit des Paulas und Bamabas in Jerusalem mit den Ereigniasen det 13. Kap. in Eine Zeit setzen will, zeigt er unzweideutig genug, wenn er ihrer Hinreise nach Jer. Tor, und ihrer Rückreise nach der Gefangennehmung des. Petrus Erwähnung thut.

^ Tgl. gegen die oben besprochene, zuletzt, noch von Fritzsche Opusc. 224 ff. Tertbeidigte Annahme, de Wette z. Gal. 2.

') Wie diess Baur Theol. Jahrb. 1849, 45S— 480 gegen Wieseler ersehopfend nachweist.

Der ApostelcoAvant. 219

lauf; «eiatr jamsaleniiiisolieii Reisen nur den Zweck haben j die

VermuthiiDg^ $1$ ob er irgendwie von ihnen abbftngig eei, ans der

Geaehiobte de» Verkehrs, in dem er mit ihnen stand, seu wider«

lef^eii. Za diesem Behuf mnsste aber die Anfofthimig natarlich

dorchans v^UstAadig sein, and eine Verhandlang von solcher

Wlehllgkeit, wie die nnsers 16ten Kapitels, durfte in kefaiem Fall

übergangen werden. Selbst wenn er nnr tlberhaopt die SelbstAn-

digkeit raid Unabhängigkeit seiner apostolischen Wirksamkeit and

AuktoritAt durch sprechende Beweise darthon wollte 0 9 00 durften

doch nnter diesen, sollte man meinen, die Vorgänge beim Apo*

steleoncil nicht f^len, da sein Wirken gerade bei dieser Gelegenheit

die förmliche Anerkennung der Urgemeinde and ihrer Vorsteher

erhalten hatte. Dass es aber aach wirklich seine Absicht war,

alle seine jemsalemitischen Reisen bis za der Gal. 2 erw&hnten

anzufahren, geht aus c. 29 if. 2, 1 klar hervor. Denn wenn

er hirtr sagt, er sei den palfistinensischen Christengemeinden noch *

nach seiner ersten Reise unbekannt geblieben, dann aber nach 14

Jahren wieder nach Jerusalem gegangen , so lAsst sich diess kaum

anders, als so verstehen, dass jene Unbekanntschaft die 14 Jahre

hindurch fortdauerte. Wenn er etwas Anderes sagen wollte, stände

die Zeitbestimmong dta dexcrceüGuQcov ivwv nicht bloss mttssig,

sondern geradesa irreführend. Wie sie zu verstehen ist, erheilt

aber auch aus der ftUnlloben Bestimmung c. 1, 18. Wie hier die

Worte imiTa pi^ra atfj tQia zu erkliren sind: erst nach drei

Jihren, so können auch die gleichlautenden Worte c. 2, 1: ikeira

iia Sexcct&jadftav eVafy nur erklftrt werden: erst nach Verlauf

von 14 Jahren.^} Dazu koipmt, dass Paulus Gal. 2, 1 ebenso,

wie Apg. 15, 2, mit Barnäbas nach Jerusalem geht, Apg. 18,

iS dagegen mit Aqolla und Prisoilla, nachdem er sich c ±&, 9ft

von Bamabas getrennt hat. Was aber noch wichtiger ist, die

ganze Verhandlung, welche Paulus hier schildert, macht eine

fMIhere» wie die der Apostelgeschichte, unmöglich. ^Avißrj» xavä

MümhnptVy nul ave9ky.rjv amotg t6 etayyehov^ o ^rjqvaaia

>) So Bftiir Paolus S. 113; tiinlich Wieseler S. 180 f.

^ Nur eine gftnkliche Verkennung dieses Zusammenhangs konnte Lange (a^. Zeit. I, 99 f.) bei Gal. 2, 1 zu der Erklärung verleiten, das naXir beziehe sich nur auf den Zusatz /utra Baqvaßa^ als ob Paulus bei seinem ersten Besuch mit Barnäbas nach Jerusalem gereist wäre! Der Galaterbrief ohnedem hatte des Bamabu noch gar nicht erwfthnt) und konnte also auch nicht mit einem nah¥ wA Um surttekweiien.

220 Dar ApotteleoAteot.

zdig idveaif not* idlav dk roig donoüaty fdfintag elg xeri^ f^Qf^t^ Tj idtjctpiOf. WoCT hatte Paulos nnih\gy jetst erst dea &6Hffbr€Bg privatim von seiner Lehre Berieht za erstattien,' wenn er eben Meeea sehen einige Jahre froher in Öffentlicher Gemeindeversamm- lang gethan hatte f Wie konnte er fürchten , der Widerspmeh der Jemsaremifen werde ihn nm die Frdchte seines Wiricens hritfjgen (ftijntog stg xsvov a. s. w.)) wenn diese sich sehen länggk voll- kemmen mit ihm verstindigt, nnd ihm ein Zeagtiiss, wie das hi unserem 15ten Kapitel V. 26, ansgestellt hatten? wenn er selbst ans dem Mond ihrer Hiopter, eines Petras nnd Jakobos, seine eigenen Onindsfttze aber die Knlftssigkeit der Heidenbekehrang nnd über die Unmöglichkeit einer Rechtfertfgong dofreh^s Gesetz, nebst dem Zogestftndniss der Freiheit vem Gesetz for die HeÜden^ Christen, nm die es sich fttr ihn anch nach Gal. 2, 2. 9 nilein handelte, vernommen hatte? Wie kennte ferner in Jernsalem ven dem Heidenchristen Titos die Beschneidnng verlangt Verden, wie konnte es den Patilos einen so heftigen Kampf kosten, dieses Verlangen zorOckznweisen , wenn seit Jahren ein fOrmlitfter Ge« ineindebeschloss nnter apostolischer Aoktoritit bestand ^ welebef derartige Zomothnngen untersagte^ nnd wenn diesem Beschltrss, wie wir nach der Apostelgeschichte annehmen mnssen, das Ver- fahren der jernsalemitischen Gemeinde entsprach? Wie kann^Panlns GaL 2, 7 sagen, Jakobns, Petras nnd Johannes haben Meh hei seiner damaligen Anwesenheit in Jemsalem Qberzengt, dass ihm die Heidenmission anvertrant sei, nnd sie haben sich in Folge dessen nrft ihm nnd Bamabas zu gegenseitiger Anerkennung vereinigt, wenn 4e jene Ueberzengnng längst besessen, nnd diese Anerkennong schon vor Jahren in aller Form ausgesprochen hatten? So wie Paolos die Sache darstellt, kann unmöglich eine frühere Verstau« dignng, wie die von der Apostelgeschichte berichtete, stattgehabt haben. Wird endlich die Reise des Galaterbriefi» desihidb in eine spätere Zeit verlegt > weil die Unvereinbarkeit tsehier:l>htr- stellong mit der unsers IMem Kapitels die Glaubwürdigkeit der Apostelgeschichte gefährdet, so ist sehr zn bezwdfbln, ob für diese dadurch etwas gewonnen ist. Denn welches Licht lillt auf Ae historische Kunst oder Treue des Verfassers, wenn er von einer so äusserst wichtigen Verhandlung völlig schweigt, und von der ganzen Reise, aof der sie geführt wurde, nur zu be- richten weiss: xavelOwv eig KaieaQuaVy dvaßag Miu ußxwifu^ vog xijfv ixxXfjülav xarißt] elg ^Avti6%Hav (a 18, »2)1 ist ali4it

])er Apotteiconveni. 22 i

eiii «ololKli VeiBchweiffen dos Wicbt^giten ««vade ekesM seUinai, ato eio Macher Beriobt, und tthrt dasselto niclit vDmiUalbftr n eim€c gwoLii narioMigctfi VorsMloii^ y;#ii .dar Bacfalai^e? ht dia U^orebikwlt das Galvterbriafo spMar als die der AiMistaI|re«ohiQli(a e. 16, ao bt dieae dmrch jene in a^hrera», wesenaicAen Pnaktan MhaeiMn^rt^ 4ie iiediAi^a A«erkeiiaqa£r 4ea HeldeackriBtaathama iai ia eipe' onbediagte (oJdey 7tqogavidty%Q) verwandelt, die J'orda- aimg d^'RnthaJtpng von.Gatzenopferfleiach n. a. ist, wie diaas AiMsb Wi^aeler. amdiopt (IB. 201 f.), aufgehoben wofden; 4er Le«(er dar. Afieateigasehiobte aber, welqhem zwar die Vor- aohriflen' daa .Aya^teloonoila eii^e|irftgl, ihrer spAtere Abflndernng ^firaffeii: yerachwiegan wird, kann aicbt aadera» ala glauben, daea dieaaA^ fortwAtareiid in Galtusig geblieben aeien. Und eben dieaan aetet ja unseare $db|iU auch ausdrücklich voraus. Wie kannte «icb^d^m Jakobua c 91» 20 ff. auf die Beachlfisse des 15tei^ Kapitels berufen, und Ihre fartwAfarende BeMgung durch Pjhüub voranwQtaan, wann eben derselbe in der Zwiaobanzeit jane Be«- sahldsae rdarah .eine neue Uebereinkunft .alt Paulus aulgehaben Mttait ;

: Was sehpa nach dam eben BrOrterten keinani Zweifel mehr u]|terliageQ kann,, daaa der Verfasser, der Apastelgeschiabte in saineia l&tea Kaftital nichta Anderes, «Is ^^ ^^« ^ barichteten VarfftBa, vor Augen hat, das wird auch uamitlelbar durch 4aa VerhUMss dieaer beiden Erzählungen bestütigt. DaD^ se bedeu- tend wir ihf e Differenzen Im Einzelnen auch flnden werden , ap sind sie steh dach vid zu verwaadt, um auf verschiedene Begar :betthaltim bezogen zu werden. In faieiden FäJüen eine Reise. das Paulus und Bamabaa naeii Jerusalem, um sieh mit den Jerusaler mitea lAar die Stellmg der Boidanohrjsten «nd ihr Varbältalsa zum'jndentbum zu baaiiraclieny in beiden eine längere, BrOrlerung, in weicher Petrus und Jakobns (im GaJaterbrief neben ihnen. noch Johannes} besonders hervortreten, in beiden rine schliesfliiche Ver- stftndigung, in beiden endlich die Verhsndlnng so erzAhlt, dass BM» wohl sieht, es kann keine frahera. Ober den gleichen Gegen^. «(aad a wischen den gieidieii PenMmeu stattgefunden haben: kann man da naoh. bezweifeln, ob es. auch wirklich ein und daaselfae iBreigito ist, welehes beide berichten wollen, nndkannen gegen dieses 2Saaaiimientreffen in der Hanpbiadbe . nnter^ardn^e Abr weichungen, wie wichtig sie auch im Uebrigen sein mögen, etwas beweisen?

^22 ^t ApöflielcoAveftti

Hienra« folgt tarn nmi freiMoliO« «iac» die titia^ ttttseN Uten Kapitels gar nieHt stattgefdnden iiaten kaoB,^ wefera we- nigstens riobtig ist, was wir so eben Über die Abitfeht der Dar- steÜQDg im Galaterbrief bemerkt haben. Was von dieser Reise erzählt >%'ird; ist wirkHeh von der Art, dass es aoeh ohne g^^ sehlchtlichen Grand berichtet werden konnte. Die Mogliehkeit, das» eine solche nngesehichtliche Angabe in unsere Schrift kam, wM sich nnch Allem, was sich uns bisher Ober ilnren historischen Charakter ergeben hat, schwer bestreiten lassen. Sehen jene Ab- weichungen von der eigenen authentischen DarsteUung des Apo- stels, die wir c 9, 19 IT. gefunden haben, worden diese l»eweisen. Hass femer unser Verfasser ein Interesse hatte, den Paulus in der SSwischenzeit zwischen seiner Bekehrung und dem sog. Apestel- eonvent Jerusalem besuchen zu lassen, werden wir auch spiter noch zeigen: je anstOssiger dem Judenchristen s^e vieljfthrige Abwesenheit vom Mittelpunkt der Theokratie sein muspte, um so nflher lag es einem Sehriftsteller, der ihn vor dem judendiristüehen Standpunkt rechtfertigen wollte, diesem Anstoss dorch Brsihlun- gen, wie die vorliegende, zu begegnen. Sehen wir endlieh auf die näheren Umstände der fraglichen Reise, so muss aufaUen, dass sie fast durchaus auch anderwärts , bei den gesehiclitlich be« glaubigten Reisen des Apostels , vorkommen. Rtne Reise des Paulus und Barnabas nach Jerusalem kennen wir aus dem Galaterbrlef und e. 16; der Zweck der Reise, die Ueberbringung dner Un- terstfltznng fillr die Jernsalemiten, gebort dem letzten Besuch des Apostels in Jerosalem an, wird aber hier merkwürdiger Weise von unserer Schrift mit Stillschweigen Abergangen; bei derselbiB Gelegenheit lernen wir c. 21 , 10 den Propheten Agabus in einer ähnlichen Rolle kennen^ wie hier c, 11, 28; was unsere Brzäh*- lung weiter enthält, sind nur die zwei nahe liegenden ZOge, dass die Unterstatzung der Jerusalemiten durch die bekannte Rungen- noth unt^ Kaiser Claudias motivirt wird, und dass «äe von An- tiochia, der einzigen heidenchristUchen Gmneinde, welche den Paulus in jener Zeit senden konnte, ausgeht. Ein solciies Ver'- hältniss eines Berichtes zu anderweitigen Erzählungen reehtArtigt den Verdacht, dass er nur ans diesen durch Verdopplung entstan- den sei; und wenn eben dieser Berieht auch in seinem Widerspruch mit einer besser begtaublgten Darstellung (der des Galaterbriefe) das

*) Wie auch Baur Paulus 114 Theol. Jabrh. 1849, 479 annimmt«

Der Apostelconveni. 22S

megpi^Üyfe Meitaiftl 4dti VnblitorisoheD kn sich trAJirt, go tvlrd dieser Vcördaeirt doreh einsolehes ZaeiunmeiHreffeii zu einem hohen Grade v^n WahrschelnllokMt ge0tei|[^ert

Selbt Nenn der findet In der letzten Ausgabe seiner Sehrilt, CB. 18^), naok Bleek^s Vorgang'^), das Schweigen des Galater- briefs Aber die Heise ansend Uten Kapitels, welches er noch in ^r dritten (8. 145} für nnverfftnglieh erictirt hatte, so bedenk- lich, dass er zvgiebt^ an die Worte des Paulas ans haltend können ^rir nicht anders als meinen, er sei zwischen den zwei im Ga- laterbrlef erwfthnten Reisen gar nicht in Jerosalem gewesen ; and dm wir nnn eher ein Versehen des Lukas vermuthen dttrfen, als daM wir der Aassage des Paulus Gewalt anthftten, so müssen wir. annehmen, nurBamabas, nicht aber Paulus, sei i. J. 44 naeh Jettisalttn gekommen. Allein wenn einmal anerkannt werden mitns, dass Paulus, trotz der bestimmten Aussage unsers VerAs^ aera, nicht in Jerasäiem war, wer borgt uns dafOr, dass Bar^ nnbas hinkam, und dass die vorliegende Erzählung überhaupt einen blatorischen Grand hat? and y^emi wir auch, unsern Bericht fttr stob genommen, diese Annahme nicht geradehin unzulAssIg. finden Iconiiten, so verliert sie doch alle Wahrscheinlichkeit, wenn wir einerseits den historischen Charakter der Apostelgeschichte, ande- rerseits das Verhaltaiss unserer Erzählung zu den andern, deren NaebbiMung de zu sein scheint , in Betracht ziehen. 'Für die Haapisaehe, #ie Schilderung des Paulus, vrflrde'sich ohnedem das CReiche ergeben, ob Barnabas in Jerusalem gewesen ist, oder nicht, und selbst Im ersteren Fall würden wir in der ungoschicht- tfeben Angabie über ,dle Reise des Paulus nicht blos ein Versehen der Tradition finden kennen. '0och diess kann erst später gezeigt werden.

Hiemit ist bereits auch die Hypothese von Schleiermach er ^) widerlegt, die Reise des Uten Kapitels sei mit der des 15. iden- tisch, und sie sei ursprünglich nur in Vorausnahme eines Künfti- gen 0. 11, dO erwähnt worden, der Zusammensteller der Apo- stelgeschichte jedoch habe sie misisverstäudlicher Weise fctr eine eigene Reise gehalten, und durch c 12, IM als solche dargestellt. Ftlr die Ghiubwürdigkeit unserer E^zählong und unserer ganzen Schrift wäre durch diese Voraussetzung nichts gewonnen; wie

*) Beitr. z. Evangelienkritik S. 55. ») Einl. in'8 N. T. S, 369 f. '*•

224 Der ApostelconV^pt«

Abor^Ut sie aber bit, s^t sich «iMer alle«! ApilfifiJlQfb 4^^ dMfl die Bfotivirniig der ffftfe dtardi 4to .^Qff ilf.effplive C4Ml^ XX, 2, 6) bekannte Hangersnoth unter ClMkli«8 (44 CbrO def: des 15ten Kapitels gar niobt PP^aiP wflrde, iiRd d^a diese Oberbaupt, sowohl unserer S,obrift, alf dem .QatataM»rief mfolgje, einen ganz andern Zweck und Chanüster gc^habt bat

Naob diesen Vornntersnohaiig^n können wir nns d^ßt .fnliaJlt des 16ten Kapitels ;sawenden, fttr dessen Prüfung ,wir npn.den Galaterbrief unbedenklich als sichersten Anhaltspnnkt w^rdiep -ibe- natzen können. Vergleichen wir nan aber s#ine Par^tellang mit derjenigen der Apostelgesofaietate, so trelen/nnsso anapiflgieiclibare WldersprOche zwischen beiden entgegen, dass wir dio l^ti^re In wesentlichen Beziehungen nicbt fOr histori^qh.g^tpif n {nittfftJlM^iMWi-

Schon der formelle Cha|;akter der Jeru£||l9l9ittifQbenj;y^lMi9d- Inngen wird in den beiden Berichten un^erkeppbar v^ieeciii^ed^n dargestellt Der Galaterbrief lAsst «Mese als ^e.Priyatv^rhaad- Inng des Paulus mit den Angesebeiist^ .unter den yjigmiwteln er- scheinen, die Apostelgeschichte giebt ihnen ein d]jurobau^ pf4ei6Ues .6eprftj(e. Gleich der Beschlufls derj^c^is^ ist bf4 il^^jNi verscM^ denen Ursprungs: nfM^h der Apostelgescbiehte .wird. ^ie ...von; PmI^s Bamabas und ihren Beglettern a^us ; Auftnig der . i#tioQliepi4c)|0P Gemeinde unternommen, nach Gal. 2 von Paulus, welebtr 4^ Bamabaa und Titus mitnimmt, xa%a inon^lv^piv y ajUo Ava.^IgfftMB Antrieb; dort hat Paulus mit seineu ^^gleitern ip üfiapfpi df^ Gemeinde zu verhandeln, die sie abgesandt bat, bl0ir ^^i^blMldfi^lt er in eigenem Namen: iph reiate hin, heisst efi!,.ui^ setzte il^iifyi meine Lehre aoseinander^ damit mc^inp Bemttliufgen ^ht erf0|jg](p seien; nicht die Beilegung eines in der Geifieinde .^i|tsi^M^iUi Zerwtirfiiisses, sondern die Feststellung dea personlichen yerhAlt- nisses zwischen Paulus und den Jeri^fi^l^miteii,. in Qeappbfffig auf seine apostolische Wirksamkeit^ ist der ^wi^Qk, nicbt,der AiUf^ag der Gemeinde, sondern deir eigene fintsch)u/is d^. Ajijfist^b ist Grund der Reise. Ich mochte diese DilFerenz weder mit 8 cbi)ec- kenburgerO fdr „durchaus irrelevant'^ erklftren^ da sie lait dem ganzen Charakter der be|dersei|l;igen. DfirsteUupg^n e«^ zur sammenhftngt, noch mit Neander (S, 20&) dprch .d|e ^npalMne ausgleichen, Paulus und Bamabus./ifien zwar Ypn d^ Gemeinde gesandt worden, Paulus wtlrde aber in Folge der änoxcAvyßig

*) ZwÄk der Apg. S. 73.

Der ApostelcQnvent 225

aaoh obae dieaen dlSeiilliGhen Anftnif die Bei«e e^emaelit tmhn^ denn der Gslafterkrlef sagt nicht, dess er sie desshelb gemaoiil haben würde, wenn er anoh keine andere Verftnlassnng gehabt hätte, sondern ganz einfaeh, dass er sie desshalb geiaaeht habe« Eher kennte man mit demselben Gelehrten annehmen, der Anstoss KU der Gesandtschaft sei von Paulas selbst, anf Grand der cttto- xaXvyjigy aasgegangen. Aach so jedoch bliebe der Unterschied, dass Paulos nach seiuer Darstellung nur iu seinem eigenen Na^ men verhandelt, nach der der Apostelgeschichte im Namen der GemehuAe, dass nach jener der Entschluss zur Reise ursprOnglieh von ihm gefasst, und von der Gemeinde erst naehtrfiglldi geneh^- migt wAre, nach dieser derselbe Bntschluisis von der Gemeinde gefasst, von Paulus und Baniabas in ihrem Auftrag ausgeffthrt wird, dass die Verhandlung selbst in der Apostelgeschichte zu* n&chst die Gemeinde betrifft und nur in Folge dessen auch den Paulas^ im Galaterbrief aunftchst den Paulas und erst in ewetter Reihe die Gememde. Zudem wäre es selbst bei dieser Voraus« Setzung auffallend, dass der Apostel im Galat^brief weder der Ja« daisten, weldie nach Apg. A6j 1 die Anfrage in Jerusalem ver« anlassten, noch des Gemeindeauftrags mit Einem VkTort BrwAhnnag thut, da diese beiden Umstftnde fUr die BeurtheBung seines {Scluritts gar nicht gleichgaitig waren, and in^s rechte licht gerückt der DarsteHuAg seines ersten Kapitels nur zur BestAtigung dienen konnten, der Behauptung nftmlich, dass er sein Evangelium nidit erst von den älteren Aposteln empfangen habe, und dass auch seine wenigen Besuche iei diesen iiicht den Zweck hatten, dog- matische Belehrung bei ihnen zu suchen (Gal. 1, 11. 16 f. 18 f.); wogegen eben jener officielle Charakter seiner Sendung auf der anderen Seite leicht zu der Missdentung Anlass geben konnte, als ob Paulas durch ihre Uebernahme ein AbhftngigkeitsverhAltniss zu den Palftstinensern anerkannt hfttte, und auch schon zur Ab- wehr eines solchen MIssverstAndnisses nicht mit Stillschweigen übergangen werden durfte. Der gleiche Gegensatz tritt aber in den beiderseitigen Darstellungen der jerosa^emitischen Verhandlun- gen selbst noch unverkennbarer heraus. „Nach der Apostelge- schiebte fand eine förmliche Öffentliche Verhandlung solcher Art statt, dass diese Berathung und Beschlussnahme seit der Altesten Zeit nicht mit Unrecht als das erste christliche Concil gegolten hat.^' (Baur 115.) Es wbd eine formliche Gemeindeversamm- long, nach V. IB unter dem Vorsitz des GemaindevorsteherB, des

15

226 I^er Apostelconyent

MM110, »kf ehalten, eine regelfliftesif e DeteNe eiffftaet, lefei reAt»- kräftiger Beeohlnad geftart, und 1^ Bn(scheMnng der ftaneitde nnd des heiligen Oeistee, im Namen der Oemeinde, mitteilst efaies eigenen Schreiliens, dnreh besondere Abgeordnete^ dea beiden- ehristHohNl eeaeinden knnd gethan. Naeh der DarsteHnng das Galaterbrielh dagegen setet Panlas seine Grandsätze flsnntelMt nar den H&nptem der jenisaleiiltisGhen Gemeinde privatim auseinaftder, Jakobos, Petras und Johannes verständigen sich mit ihn^ einer Gemeindeversammlnng mid eines Gemeittdebesohlasses geschieht mit kfUner SHbe Brwahnnng. Sofien sich nnn die beMea Buchte nieht geradenn widerspreohen, so müsste In beiden von verschie- d«rai Forgtngeu die Rede sein, man mOsste mit Nenn der (9, 206 if.) und Anderen i) annehmen, der G^neindewrsammlttag seien Prlvatbespreohongen ew!)9chen Panlns nnd den HAnptem der fwusalemitiaohen Goaeinde voraasgegangen, und nnr anf diese nnd nitf das in ihnen Verabredete beziehe «loh die BrzAhlnng des Ga- laterbriefs. Aber ^le kirne es dooh in diesem Falle , daas Panlne di^ Gemenideveraammlang gar ni6ht berOhrtf ^3 Wiö kMn er die ganze Saehe so daiv^telkn, als ob sie dnrch die flnstimniang der 4rei Sinlenapostel ahgemaeht gewesen wfire, wenn dodi dito eigent- llofad Yerhandlang ind Hntscheidang erät später sMt hatte ? Wamm gt^eiÜEt er mit koinem WcHrte des SynodidbesehlasseSi mit dessen Verbreitnng er sich doch nach Apg. 16, 4 elfHgst hesicbAfÜgt haken soll? Br hebe hervor, was Ihm die Hauptsache war, mrint Neander (ß. 207, Anm.), was er seinen Gegnern^ weiche da« Ansehen der palästinensischen Apostel und des ilakobns allein gel« tend maoben wollten, vor Allem entgegenhalten miuste.. AeUM

>) Lechler d. apost. w. nachap. Zeit. 246 f. Ebrard Krit. d. «v. Gesch. 2. A; 699 f. Baamgarten II, a^ t65 f. Thidrsch die Kirche im tp. Zeit. 128.

*) Er sagt zwar av£&4/iif)v avT9U t6 cv«}r/^icoF*. wrt* lS£ar Sh roig Söxovoh aber gewbs wird Niemand, der diese Worte nicht mtt dem Entschluss liest, sie mit der Apostelgeschichte einstimmig zu finden , in dem aiSroJ^ die Spur einer Ver- handlung, wie die in unserem töten Kapitel beschriebene, entdecken können. SprachRch betrachtet können die Worte beides besagen: „ich setzte es ihnen (den JemsffBemiten) auseinander, im Bfesondern aber den Angesehenstea ,*' o4er: y,tcb setzte et ihnen auseinander, aber nur den Angesehensten im Besondern." Lassen vir uns aber auch die entere Erklärung gefallen, so liegt doch in der uBbestimm- ten Angabe von einer Besprechung mit den Jenisalemiten entfernt nichts, was den Leser zu der Annahme hinführen könnte, diese Besprechung habe in einer Ge- nfttnffeveMarttrifung stattgefunden, oder es «ei gar aus Änlasis derselben zu einer formlidten AeraUnmg «id Besehhtssiiaiiiiie liber lUe «in&tigen Punkte g«koimBeo.

Der ApostelconveDt 227

Leehler: wetttt die Oegaer sieli «idi* amf Majoritäten ^ flonden auf das Gewicht einiger iierv^ragettden PersOnüeblcetteB bernfea baben, se wäre es gar Bicht ani^eaeesett gewesen, wenn Pantna aioh ibnen gegenflber auf die grosse Majorität fir den Beacblneo in Jerasalem, nberhaiipt anf die öffentliche ^Verbandlnng berufen hätte; er liabe weit ober hofen liOnnen etwas anaznrichten , wenn er die Apostel selbst, naoMotliob die angesehensten Apostel, für sich hatte ^ and ihre Zostinunnog zu seinen Onmdsätesen nai^'* weisen konnte. Aber gerade diesen Nachweis gab ihm ja die effentlißhe Verhandlnng weit vollständiger und schlagender^ ab eine Privatbei^reobaog, über deren Inhalt keine urkundliche Nach- richt vorhanden war. Bei der Verhandlung unsers 15ten Kqiitris treten ja eben jene Häupter iw jndenchrlstlichen Parthei, ein Petrus und Jakobus, mit ausfahrliohra Beden auf. Warum verwdst Pau- lus nicht anf diese ihre allbekannten, Ofentiichen Bridärungen, warum hält er schien Gegnern nicht den feforliohen Freibrief eni- gCjgnn, welchen auf den Antrag der genannten Apostel die Ur- gemeinde den Heidenehristen ausgestellt hat, um sich statt desimn auf mOndliche Versicherungen bu stetsen, deren Au<liett^e VM der Gegenseite jeden AugenMiok bestritten werden kenntet Btwa weil er „jene offentlicheB Verhandlungen nnd ihr Brgebniss als bekannt voraussetzen kennte^^ (Neander a. a. 00? Als ob ihm nicht gerade dieser Umstand das Beweismittel um so meiir hä1«e empfehlen mäsnen; denn je effenkwidigcr die Anerkennang seiner Grandsätse in Jerusalem war , um so schlagender waren die Geg- ner widerlegt Oder wollen wir ndt Schneokenburger (a. a. Ol S.'7ft) annehmen, dass pädagogische Bttcksichten tden Apostel vermocht haben, auf den Vortheil, den ihm da|i jerusatemische Dekret in die Hand gab, nu vernichten, dass er seiner ninht er- wähnte, weil er bei den Galatem* nidit mit Arictorität, sendern nur mit Bntwiokinng der Wahriieit kommen durfte? Pairins folgt ja in der Wirklichkeit gar nicht diesem GesichtspMkt, er betuft sieh auf die Anerkennung der doxetn^e^, wenn aueh gegen einen Auktorität«glauben an dieselben sich verwahrend, und er hatte hiezu gerade seinen galatischen Lesern gegenüber allen Grund; wie sditsam, dass er dieser Anerkennung nMit auoh die der Ur- gemeinde' beigefügt, dass er statt ihrer öffentlichen und nrkund-^ liehen Darlegung den Gegnern nur Privatäusserungen von weit zweifelhafterem Charakter entgegengehalten haben sollte! Wenn jene urkundlichen Erklärungen wirklich vorhandmi waren, wird

16*

228 ^^f Apostelcofivent

es fohwer sdn, eines anneliinbaren Grand für ein Bolohes Ver- fihren anfznlindeo. Was Wenfgatena die neueaten Apologeten^ der Apostelgesciüchte zur Brklftmng der Saelie beigebraolit iiabeD^ genügt entfernt ni<dit Die beiden Veriiandlnngen^ beliaaptet T hier soll 0^ a. O.); seien so versehieden, dass sie kaam Ter- aohiedener sein kennten, in der Apostelgeschiohte handle es sich einzig and allein von den Beehten and Pfliehten der Heidenohri- sten, im Galaterbrief von der ApostelwOrde des Paulos, anf die Verffiichtung der Heidenohristen werde hier so wenig eingegan- gen, als dort auf die Frage über die Anericennang des Apostels. An die gleiche Ansicht knOpft dann weiter Baamgarten^) die Bemerkung: Paulos habe allen Grand gehabt, sich nicht aof die BesehlQsse der Gemeindeversammlung, sondern auf sehie Privat- besprecbong mit den Aposteln zu borofen, denn jene BeschlAsse enthalten weit keine so aosdrückliche Aneikennong seiner aposto- lischen Thfttigkeit, wie die Privaterklftrongen^ der Apostel, und andererseits hatten die Voraehriften des Aposteldekrete aof .die verirrten Galater eher störend als förderlich wirken mOssen. Allehi diese ganze Darstellung der Sache ist unrichtig. Auch bei den Bespreehpngen, welche der Galaterbrief erzAhlt, handelt es sich zunächst nicht um die Apostelwflrde des Paulas, sondern um das evayyiXiüv tijg dxQoßvOTlag, um den Grundsatz der Heidenmission, also ganz um das Gleiche, wie bei der jerusalemitisehcn Gemeinde- versammlung. Um sein Evangelium seinen Bfitapesteln vorzulegen, geht Paulus nach Jerusalem, über die Akrobystie des Titus, Ober die Zolftssigkeit eines Heidenchristenthums , entspinnt sich der Kampf, die Anerkeainung desselben ist die Frucht der Verhand- lung, nur eine Folge dieses Ergebnisses ist die personliche An- erkennung des Heidenapostels, nur eines von den Motiven, die es herbeiffihren, die Anerkennang sehier apostolischen Leistungen. Auch die ganze Erörterung des Galaterbriefb hat ihren Mittelpunkt nicht in der personlichen Frage Ober die Apostelwflrde des Paulau, sondern in der saclilichen über das Verhftltniss des Christen zom Gesetz, wie diese die weitere Aoseinandersetzung 2, 10 ff. ganz klar zeigt Warom hfitte daher Paulus die entscheidenden Be- schlüsse der Urgemeinde und des h. Geistes C^^pg. 15, 28) über

*) A. a. 0. 165 f. 168. Den Scurrilitäten , womit sich Ebrard S. 699 f. 'des wissenschaftlichen Eingehens in die Sache hier, wie so oft, überhebt^ geschähe selbst durch die kOnest« Anführung schon zu viel Ehre.

Dtr ApottalcoBTent. 229

dieiieii Cfegfenstand mit völligem Sdlbcdiweisen Miergangen, es sich mit diesen Besohlflssen wirklich so verhielt, wie die Apg. angiebt? Oder waren sie Ihm, wie diess Baamgarten mfsteriös andeutet, für seinen Zweek zn wenig entschieden, sn jadaistlsch? Fürchtete er, wieEbrardO will, die Fassung des apostolischen Sendschreibens mochte seiner apostolischen Anktorität Eintrag thim? Dazu hatte er allerdings Omnd, nur werden wir darans nicht sehliessen dürfen, dass er die Apostelbeschlflsse diplomati- scher Weise unberührt Hess, sondern dass sie so, wie sie in der Apg. vorliegen, nicht gefasst wurden.

Sehen wir weiter, wie das VerhUltniss des Paulus und der Urapostel zu einander und zu der vorliegenden Streitfrage in un- serer Schrift dargestellt wird , so lässt sich auch hier der Wider- spruch mit den urkundlichen Aussagen des Paulus nicht verkennen. Nadh der Erzihlung der Apostelgeschichte werden Paulus und Bamabas nach Jerusalem gesandt um eüie Entscheidung der dor- tigen Gemeinde und des ZwdlfercoUeglums über die Streitfrage, welche die antiochenische Gtemelnde beunruhigt, zu veranlassen, für den Zweck einer solchen oberrichterlichen Entscheidung wird die Ciemeinde versammelt (c. 15, 6: awrixSTjoav Idelv negl rov koyov Tovrov) , nachdem diese die Redner f ar und wider angehört bat, beschliesst sie als Organ des h. Geistes iedo^e Tip ayup Ttvevf^iXTC xal i^fuv V. 28), und dieser Beschluss wird von Pau- las selbst den von ihm bekehrten Gemeinden zur Nachachtung übergeben (i 6 , 4: naQBÖldow avtolg q>vlaaoeiv ra doyficeca %a xexQLfieva vno tcHv aTtoOTohav xal tciv (rt^eaßvtiQiov %&v iv ^IsQovaak^fi). Die jerusaiemitische Gemeinde nebst den Uraposteltt erscheint hier mit Einem Wort als die oberste KirchenbehOrde, vor deren Biohterstnhl bedeutende Streitfragen von den heidenchrist- Uchen Gemeinden gebracht, deren Entscheidungen selbst von Paulus als allgemeine Kircbengesetze anerkannt werden. Diese Stellung hat Paulus der Urgemeinde und ihren H&uptem dem Galaterbrlef zufo^e nicht eingeräumt, und er konnte sie ilir nach seinen Grandsätzen unmöglich einräumen. Ihm stand die Berechtigung der Heiden zum messiänischen Heil, die Aufhebung des mosai- lehen Gesetzes und der Beschneidnng, diese Grundbesthnmung seines ganzen Systems, viel zu fest, als dass er sie erst noch als streitigmi Punkt behandeln, und sich dazu verstehen konnte,

») Krit. d. cv. Gescb. 713.

230 I^sr Apottelconvent

IH^ fremder Estaekeidug m «■Aerwerfoo. „Wenii efei ^Kngdt Kvunely roft er Gel. 1, 8, das Kvangeliaa verkeDdi|rte anders, atai ioh ea verkündigt habe, der eei verflacht 1^^ Wie konnte er da aneh nur die MögUehkeit nngeben, daea efaie andere VerkQn- digaag deaaelben von ihm verlangt wOrde? „Se ihr Enoh be- aehneiden laaset/' erklArt er 9aL 5; 2y ,,80 wird Eoch Christiis niohts attieen/' und dasa er aioht erst 14 oder 15 Jahre nach aeiiier Bekehrnng dieae Ueberaeagang gewann, wetden wir glaa- bea dürfen. Wie kennte er da dea Anftrag annehiaen, in Jeni- salem anzufragen, ob die Beaohneidang anr BeBgkeit nothwendig eei, oder niebt (Apg. lA, l)f Wirklich war anch seine SteUang in dieser 8eohe, wenn wir ihn selbst hdren, efaM ganz andere. Nicht am in Jeroaalea eine Entscheidung einzolielen, rebte er dorthin, sondern am seinen Collegen seine Chrnndsfttze ausehiaa- defKoaetaen; liinsiohtUch dies^ Grandsätze ist er aber ao writ entfernt sich voi| ihrem Urtheil abhAngig za machen, dass er vielmehr aafa Bestimmteste erklärt: oftdoi tioxb fflaVj avdev fm di^BQUf and nar die anbedingte Anerkennang seines Verfahreas, nicht eine eberrichterliehe Bntaeheidang von ihrer Seite weiss er als Brgebniss seiner Verhandlang mit ihnen za bezeichnen. Die eaawthnng vollends, in den BeschUlsaen der Jernsaleiriten die Anordnungen des h. CMstM an verehren, würde Panlna, weaa sie ihm entgegengetreten wftre, wohl noch atArker zarOckgewiesoi haben, als er dbnliohe Anaprilohe 9 Kor. 10, 7. 11, < o. o. zorOckweist. In der Darstellang der AposteJgeschichte freilich erscheint Paalas auch hinsichtlich seiner ganzen Auffassung des duristenthums einem Petrus and Jakeboa ae untergeordnet, dass er faat die Bolle mit ihnen gewechselt hat WAren die Redea unsers 1 fiten Kapitels urkundlich, se bitte ein Petrus «nd sogsr ein Jakobus die GraudsAtze des pauMnisehen Universalismus hei dieser Gelegenheit mit grAseerer Beatimmtheit aosgesprechen, tif der grosae HeidenapeateL Petras ist es hter, welcher das mosaische Gesetz fdr ein Joch erklirt, das weder sie, die Anwesenden, selhM, noch ihre VAter, zu tragen vermocht haben, Petrua, welcher es auaspricht, dass Heiden und Juden gleichmAssig nur durch die Gnade Christi gerettet werden kAnuen, Petrus, welcher das erste Beiapiel einer Heideabekehniag von sich anfuhren kann« Weniger enftsehieden, aber doch in derselben Klchtung, Äussert sieh Jakobos' auch von ihm wird der Grundsatz der Heidenbekehrung anerkanit und mit Propbetenstellen bestAtigt, auch er will das Gesetz, zwar

Der Apostelconventf 231

aifht floUMbtbls $ioigßkok»n, %Uf doch wMiifiiMi« auf die Jaden

beschrlieki; urieeeni)) vi»d weimPetnMi der Beidenbekehrong durch

seinen Vorgaog das Thor geöffnet hat, so geht dafar von ihm

4er VermiillaDgsrersoblag aoe, daroh dessea Annahme es mdglich

hAj dJA Beiden mit den Joden in dieselbe messianisohe Qemein«

aobeft, anfainnebmen. Ven Panlns und Bamabis dagegen wird nur

berichtet, das« sie erisfthlt haben ^ aaa inolf^asv 6 Seoß aTjßida

xcd refoira ^V Toig txheac di ovrah. Pass diese Wnndererzih-

lattgea den einzigen eder doch den banptsftohliobsten IiAalt der

paulinischen Vertri^ge gebildet haben seilten , ist nicht wahrsohein-

llok; war Paulus auch überzeugt, Wunder gethan zu haben, und

beralter sich aueh 2l£er. 13, Id auf seine Wunder, se thut er

doeh dieses nur nethgedrungon und beilftuflg; im Uebrigen will er

sieli ebendadurch yen den Juden nnters^eiden, dass er nicht duroh

^) Diess liegt in den Worten V. 21 : MaVif^t ya^ ix yere^h i^x^Ctav tteetm noliy rovi xtjqvöaovtag avtov I^X^i^ er taXf öwetyiOYatt xard nav öaßßarov ärqi^ yiytoaxo^tyof» Aebrere Ausleger, wie noch Meyer und de Wette, geben diesen Worten die. Bedentnng, die den Ueidenchristen auferlegten Bescbrftnkungen zu be- grandea: „wir uMiMeo so viel fon ihnen verlangen, da das Gesetz durch die sabbath* liehen V^irlesungen lu bekannt ist, als dass virir sie ohne Aergemiss vOJlig davon' entbinden könnten/' Aber (vgl. Neander S. 217) auf diesen Grund hin hätte ^ von den Heidenchristen die Beobachtung des ganzen Gesetzes und namentlich die Beschneidung verlangt werden müssen; unsere Darstellting betrachtet aber die An- forderungen des 20. V. auch nach V. 28 f. als so unerlftsslich , dass sie gor k«ner besondcro Begründung bedürfen, und die Beschränkung auf diese Anforderungen ohne Weiteres aja ein ^^ n<$^MvoxX$lv (V. 19) erscheint. Neander selbst erklärt: „Was die Juden betrifft, %o brauchen wir ihnen nichts Neues zu sagen, denn sie können an jedem Sabbath in der Synagoge hören , was Moses von ihnen verlangt.^ Allein von den«Juden war ja im Vorhergehenden, welches durch das yaq begrün- det werden soll, gar nicht die Rede. Gieseler, dem auch Baur S. 119 beitritt, sieht ia unserer Aeusserung den Gedanken aoagedrüekt: „das mosaische Ges«ti ist tchoA so lange verkündigt, und dennoch finden sich Wenige , die sich zu seiner Annahme bequemen. Jetzt, da der Dienst des wahren Gottes ohne die Fessel des Gesetzes gepredigt ist, wenden sich so Viele zu ihm, und es wird unwidersprech- lich, dass das Cärimonialgesetz das einzige Hindemiss der allgemeinen Verbreitung der wahren Religion ist." So wäre jedoch gerade der Hauptgedanke, dato das Gesetz der Verbreitung des Monotheismus im Wege stand, seine Aufgebung sie be* förderte, unausgesprochen. Es scheint mir daher das Einfachste, die fraglichen Worte mit Schneckenburger (a. a. 0. S. 23) und Baumgarten (S. 150) BD aufzufassen: „Wir wollen den bekehrten Heiden nicht mit den Anforderungen des Gesetzes listig fallen; die Ansprüche, die Moses oder das n^osaische Gesetz machen kann, werden durch, seine Anerkennung von Seiten der Juden hinlänglich befriedigt. Sehn, verweist hiefür mit Recht auf c. 21, 24 f.

232 l^^i* ApoiteleQQTent,

Wunder den OUiabaii wirke, sondern dareh setne Lelure^), und nncli bei der Bespredbang in Jerusalem war es nacli Gal. 2, 2. 7 ß. die Darlegong seiner Lehre and der von ilim in der Hei- denwelt errongenen Erfolge, daroh welche er die älteren Apostel fttr sieh gewann, der Wunder erwähnt er mit keinem Wort- Ist es aller nnwahrscheinlioh , dass Paulos so gesprochen hat, wie unser Berioht will, so ist diess in Betreff des Petrus und Jakobos noch weit unwahrscheinlichen Wenn ein Jakobus wurklioh die Cfrundsätsse hatte, die er hier ausspricht, wenn er nidit blos der Macht der vollendeten Thatsache nachgebend (Idovreg (kv TteTtig- tav^ai t6 evayyiltov tijg äxQoßvatlag Gal. 2, f) den Paulus in seinem Wirkungskreke gewfthren Hess, sondern auch selbst von der Unverbindlichkeit des mosaischen Gesetzes fdr die Heiden- christen überzeugt war, und diese Ueberzengung offen und ent- schieden geltend machte ; wenn er gar, wie Neander meint (S. 211), in den Grundsatz von der allein rechtfertigenden Kraft des Glaubens einstimmte^), so ist ganz unbegreiflich, wie eben dieser mit PaulniS so einstimmige, gegen die Freiheit der Heidenchristen so tolerante Mann die höchste Anktorltftt einer Parthei sein konntCi welche dieser Freiheit alier Orten aufs Eifrigste oitgegentrat, und den Apostel der Heiden aus keinem anderen Grui^de gehässi- ger und leidenschaftlicher angriff, als weil er Unbeschnittene In^s messianische Reich aufzunehmen sich erlaubt hatte, unbegreiflich, wie selbst ehi Petrus, der doch den wahren Sachverhalt kennen mnsste, durch Anhänger des Jakobus (Gal. d, 12} sich so dn- schachtern lassen konnte, dass auch er den früher von ihm that- sächlich anerkannten Grundsätzen untreu wurde. Möchten auch immerhin diese Partheimänner die Richtung eines Jakobus fiber- trieben haben, aber dass sie gerade in dem Punkt, um wel- chen sich der ganze Partheikampf jener Zeit drehte, mit ihrem hochverehrten Oberhaupt in direkten Widerspruch kom- men, dass sie die Beschneidnng der Heidenchristen zu ihrem Lo- sungswort machen konnten, während Jakobus aus persönlicher Ueberzeugung ihrer Freiheit das Wort redet, und die ganze jem- salemitische Gemeinde mit diesem Grundsatz flbereinstimmt, dass

") 1 Kor. 1, 22: *IovSttToi üijjusTa eurovai . .^jueTi Sh xtj^vaaojutv X^i-

*) 'JB| iQfwr Stxaiovtai ävd-qtanoi tecii odx ex'nlatetag /uoyov Jak. 3, 24. Neander halt den Jakobusbrief bekanntlich far ftcht.

Der Apostelconvent. 233

BOgBT Petras, sogar Barnabas, dem die Besehlftsse des Apostel- eonvents nftchst Pablas am Meisten zu Gate kamen, statt sie ein-« fach auf die Aaktorit&t ilires Jakobns und die feierliclien Brkia- mngen der Urgemeinde za verweisen, ihren Anforderangen wider- standslos nachgeben, diess ist ganz andenkbar. Hatte nnd behapptete Jakobns wirklieh den Standpunkt, welchen nnsere Schrift ihm zuschreibt, so hätte er eben desshalb von jenen jndaistischen Ei- ferern gleichfalls verworfen oder doch hintangesetzt werden mOssen, denn was anders konnte sie bestimmen , in ihm ihr Haapt anzu- erkennen ^ als die wesentliche Gleichheit seiner Grundsätze mit den ihrigen? und waren diese Leute wirklich so gefürchtet, wie sie es nach Gai 2, 12 gewesen sein mtlssen, so können es nicht blos vereinzelte Fanatiker gewesen sein, welche ausser der Masse paülinischer Heidenchristen auch noch die gesammte Urgemeinde mit ihrem Oberhaupt gegen sich hatten (Apg. 15, 22), sondern sie müssen an dieser Gemeinde einen breiten Rückhalt gehabt, sie können sich nicht ohne allen Grund auf einen Jakobus berufen ha%en 0- Aber auch Petras kann ihnen nicht so ferae gestanden sein , vde man gewöhnlich annimmt. Er mag der Freiheit der Heidenchristen weniger schroff entgegengetreten sein, als Jakobus, aber dass hr sieh so entschieden ftlr dieselbe erklärt hätte, wie er hier thut, diess ist schon um jenes aatiochenischen Verfalls willen unglaublich^). Es findet hier alles das gleichfalls seine Anwendung, was wir schön früher aus Anlass der Erzählung über die Bekehrang des Cornelias bemerkt haben 3). Davon nicht

*) Man vgl. hierüber die treffenden Bemerkungen von Schwegler Nacbap. Zeitalter I, 118, f.

^ Denn dass wir diesen Vorfall nickt mit Schneckenburger (Zw. d. Apg* 108 ff.) früher, als das Apostelconcil, setzen dürfen, liegt am Tage. Wie lässt sich annehmen, dass Paulus, nachdem er seine Berührungen mit den Uraposteln von c. 1, 15 an in chronologischer Reihenfolge erzählt hat, nun auf einmal in einer Weise von der Zeitordnung abspringe, die seine Leser unmöglich bemerken konnten, und wie könnte er über die jerusalemi tische Verhandlung so sprechen, wie er darüber c. 2, 1 ff. spricht, wenn ihr schon eine so eingreifende Erörterung mit Petrus forangieng? Seine ganze Darstellung setzt offenbar voraus, dass die Frage über die Heidenmission in Jerusalem zuerst zwischen ilim und den Palästi- nensern besprochen wurde. M. vgl. besonders V. 2. 7.

*) Wiesel er a. a. 0. S. 197 behauptet, ein Widerspruch zwischen dem Be- nehmen des Petrus in Antiochien und den Beschlüssen des Apostelconcils könn^ schon desshalb nicht stattfinden, weil sich diese Beschlüsse gar nicht auf die Stellung

234 I^cr Apostelconvent;

JEU radeo/, itma die BemtoBg auf eben diefloi FatEtnm a 16, 7 f., wi0 natflrUoli, gerade ae zweifelhaft iet, als das Faktum aelbst Ja auch an Paulas maas es auffallen, dass er den Petrus und die Anhanger des Jakobus mit keineap Wort an den feierlichen jeni- salemitisehen Vertrag, an das hier aufgestellte kirchliche Grund- gesetz, die biU of righis der Heidenebristen, erinnert. „Wenm die rivigum^Iaxtißov eigenm&eht^e Eiferer waren/^ bemerktS ebweg- 1er a. a. 0. ganz richtig, „warum weist sie Petrus nicht unter Berufung auf alles Vorangegangene mit Bntschieienheit zurOekt Warum macht er seine apostolische Anktoritat, die Beschlösse des Apostelcolleglums und der Urgemeinde, die Zustimmung des Ja- kobus, jene ganze Aei)ie anerkannter Thatsachen ni^ht geltend? Und Paulus selbst hat er in der Strafirede, die er iu Folge jenes Vorgangs seinem Mitapostel halt, kein Wort, die Verband- lungen des Apostelconvents, die damals ßo einhellig, so fHedlich gefaasten Bescblflsse, die von Petrus selbst dabei gehaltene Bede ihm in's Ged&obtniss zurückzurufen? Nein. Petrus hat jaien Con- vent vergessen^ die Abgeordneten di|s Jakobus haben ihn vergessen; Bamabas hat ihn vergessen, Paulus hat ihn vergessen. Qiess ist schwer zu glauben« Wenn auch nicht noch andere hinzukftmen, die angefahrten Widerspräche allein wardeü hinretcheu, den Apor ftdconvent der Apostelgeschichte als eine auf den Pragmatismus dieser Schrift zurookzuftthrende Fiktion erkennen zu lassen, ala eine

der Judenchri^ten zum (besetz beziehen, sondern nur auf die der Heidenchristen; die anfängliche Freiheit des Petrus im Umgang mit den Heiden zu Antiochia sei ein Hinausgehen über die jerusalemitischen Beschlüsse gewesen, und ^enn ihm Paulus nachher vorwirft ntSg ^&ytj äpayxa^eii lovSaiCfiv; so gehe diess nur darauf, dass Petrus jene Beschlüsse, trotz seiner Einsicht in ihre blos provisorische Bedeutung, wieder geltend zu machen versucht habe. Die Darstellung des Galater- briefs jedoch macht jede derartige Auskunft unmöglich. Wenn dieser zufolge die Heidenchristen von den Jerusalemiten ohne alle weitere Bedingungen als Mitchristen anerkannt wurden (V. 6 9), so war ebendamit die Schranke zwischen beiden Theilen aufgehoben, die Heidenchristen waren für Genossen des Messiasreichs er- klärt, so gut, wie die Judenchristen, und die Letzteren konnten nicht länger An- stand nehmen, mit ihnen zu speisen. Nicht anders betrachtet auch die Apg. dieses Verhältniss: m. s. c. 11, 3 und unsere früheren Bemerkungen über diese Stelle. Wenn sich daher Petrus in Antiochien aus Furcht vor den Judenchristen von der Tischgenossenschaft mit den getauften Heiden zurückzog, so heisst das, er verwei- gerte diesen die Anerkennung als Religionsgenossen ; diess w^ürde er aber schwerlich gethan haben, wenn es sich mit seiner persönlichen Ueberzeugung und den Apo- stelbeschlüssen so verhielt, wie man nach unserer Schrift glauben muss.

B«r Apostelconvent 285

Fiktion ) die «wav des ireniioliMi SKweek^ Ontm Verfasiera ea(« apraeb, die aler in der Gesohieht» stlM kefa^n Halt hat ^).^

Soleber weitevea Grunde finden sieb ab^ allerdings aoob genag in dem labalt der jerasalemitiaoheD Beaobltlise, wie dies/i auoh Vaar ita4 Seb wegler ges&eigt haben. Diese BeeeUtase Bellen die Bedingongen fesUietaen, an welche die Znlasanng 4er EMden znm nieeilianfflohien Heil und daa Znmunnens^ der Jaden- und Heid^obristen na measianiadien Aeicb geknttpH; iat. Dieser Be« diogqng«i sinf es n«n dtarei: die fwrtdanenide Gültigkeit der Be« aehneidang «ad des GeseUes Ittr die Judencbiisten und ihre Naeb- ksflimen wird anerkannt, die BaMenobristen dagegen werden davon entbanden 9 doob sollen auch sie sieh die V. 80 u. 29 geaannten KntbaUnngen gefallen lassen. Der Verglaicb zwiseben den streik t^nden ParUieien besteht also mit Einem Wort darin, dass jed^ derselben mit ihren Anforderungen anf sieh selbst besohrftnkt, nnd nur in einigen untergeordneten Punkten den üeidenohristen eine ^eabaebtung der jüdisehen Sitte anferlegt wird. Bin solcher Ver- ^gleich kamt damals auch abgesehen von der olfideUen Form, die er in unserer Schrift hat, nicht abgesclilossen worden sein. Gal. 8, < IF. erUftrt Paulus ausdrUcklicb: ifiol yoQ oi doHOvvteg ovde» TifO^iviSevffO ^ ullä tovvctVffLw . * ie^ias ^dommv e^ol aal Buif* vaßif xoiv<4vhg^ %va i^fmg fikv sig tu e&vf]^ av^oi da slg ^i^ na^L%Qfirpf' fiQvov %m mif^jjm iVa ^vrjfiwsvia^s». Aus dieser Erklärung gebt dreierlei hervw. Für^s Erste: es wurden dem Paiilns in Jerusalem keine Zumutbungen gemMit, welche mit deni von ihm dargelegten Grundsfitssen in* Widerspruch standen^)*

^) Ein eigenthümlicher Beweis für die Beschlüsse «des Apostelconvents findet sich bej Wieseler S. 190. Die Geschichtlichkeit des Aposteldekrets wird ihm zufolge durch c. 2t, 25 verbürgt, diese Stelle dem von einem Augenzeugen w}d Begleiter des Paulus verfas'sten Abschnitt c. 20, 5 28, 31 angehört Es ver- steht sich von selbst, dass derjenige, welcher die UrkundiichkeU der Apg. im Uebri- gen bestreitet, die ausnahmslose Authentie von c. 20 ff. nicht stehen lässt. Das Nähere hierüber später.

*) Das streitige nqoqwid-srco heisst entweder: sie haben mir nichts Weiteres auferlegt, oder: sie haben mir nichts Weiteres vorgelegt. Für die letztere, von Wieseler (Chronol. d. ap. Zeit 195), de Wette und Hilgenfeld*z. d. St., auch fi aur (Theol. Jahrb. 1849, 463) gebilligte ErkUrung entscheidet das ävE^ &€jut]y y. 2 und das ni^ogavsd-^^v 1, 16 wohl schwerlich, denn es ist bei Paulus gar nicht selten, dass die Bedeutung eine# Ausdrucks in demselben Zusammenhang wechselt, in sachlicher Beziehung trägt es übrigens nicht viel aus^, wie wir über- selzea, denn auch bei Wieseler's Erklärung kann der Sinn doch nur der sein,« m. von den Paläatioens^ro keine weitere Anforderung an Paulus stfitelH wor4eA.

236 l)^<* Aposteleonvent.

Zweiten«: die Ueberelnkaoft zwifloheB Pauloe und den jeramilemi- tlsohen Hänptern beecliränkte sich darauf, sich gegenseitig in flirem Wirkungskreise gew&liren za lassen, Paulos wollte jenen in ihre Behandlung der gemeinsamen Saohe innerhalb des juden- ehristliclien Kreises nichts einreden, ebensowenig aber sollten auch sie in seine Whrksamkeit unter den Heiden sieh einmischen; eine principiolle Einigung zwischen beiden Theilen fand nicht statt. Drittens: jene Uebereinkunft wurde an kehie weitere Bedingung geknüpft, als an die, dass sieh Paulus der jerusalemltischen Armen annehmen möchte» In allen drei Punkten ist die paulinische Dar- stellung mit deijenigen der Aposteigorohichte unverehibar. Oder sollte es, den ersten betr^end, kein dem Heidenapostel uner- träglicher Zusatz zu seiner Lehre, kein nQogavoetlS^GSui gewesen sein, wenn ihm zugemnthet wurde, Gesetz und Beschneidung, deren unbedingte Abschaffung er auf jeder Seite seiner Briefe aurs Nachdrücklichste einschärft, in fortdauernder verpflichtender Geltung für die Judenohristen anzuerkennen, und selbst den Hei« den Beschränkungen auferlegen zu lassen, von denen er selbst sie Areisprach? denn dass Beides nach unserer Darstellung der Fall war, wird sogleich noch des Näheren gezeigt werden. Wie kön- nen femer, was die dritte der angeführten Bestimmungen anbe- langt, von Paulus die milden Beisteuern für die einzige ihm gemachte Bedingung erklärt werden, wenn ausser dieser, von der Apostelgeschichte merkwürdiger Weise nicht berührten, auch noch alle in dem Aposteldekret aufgezählten Bedingungen aufgestellt wurden? Etwa weil ihm selbst weiter nichts, als einige Sorge für die Armen, als Pflicht auferlegt wurde, weil die in der Apostelgeschichte aufgeführten Satzungen «nicht den Apostel selbst, sondern die heidenchristlichen Gemeinden betrafen? (Lech 1er S. 258.) Dem Apostel wurde doch die Pflicht auferlegt^ sich in seiner Missionsthätigkeit an eben diese Satzungen zu halten, und nach c. 16, 4 kam er eben dieser Pflicht nach; wie' er sie dann aber in der Stelle des Galaterbriefs unerwähnt lassen konnte, ist nicht abzusehen, und Lechler's Behauptung: „Paulus beweise hier, dass gerade die altern Apostel seine apostdische Wirksam- keit, so wie sie war, anerkannt haben, er erwähne zu diesem Zweck blos dasjenige, was sein$ persönlichen Rechte und Pflichten betraft diese Behauptung erscheint in der Anwendung, welche hier von ihr gemacht wird, durchaus verfehlt. Gerade wenn es sich um die Anerkennung von Paulus apostolischer Wirksamkeit

Der Apostelconvent. 237

han^eltOi durften die von ibm mit den J^rnmileniiten verabredeten leitenden Grundsätze fttr diese Wirksnmkdt, die Bestimmangen des Aposteldekrets, am Wenigsten übergangen werden 0* Seheii wir endlich anf den principiellen Charakter der zwisehen Paolos ond den Uraposteln gepflogenen Verhandlongen der zweite der oben heraosgehobenen Ponkte so können wir der Beraerkong von Baor (S. 126 'ffO ^d Schwegler (a. a. O. S. 1)80 f.) nor beistiinmen, dass zw|sehen Paolos und den Uraposteln naeh der Darstellong des Galaterbriefs nor ein ftosserllebes Concordat zo Stande kam, dass sich diese zwar dazo vwstanden, jenen in sei- nem Thon nicht zo stOr^, es zo ignoriren, dass dagegen eine Anerkennong der paolinischcn Grondsälze, wie sie die Apostel- gesohlehte dem Petros ond sogar dem Jakobos in den Mond legt» von ihrer Seite nicht stattgefonden haben kann. Da sich Paolos a. a. O. eben damit beschäftigt , die ihm von den Jerosalemiten gemachten Zogestftndnisae aoseinanderzosetzen» so konnte er das wichtigste derselben, die Aneignong seines ganzen Princips, wenn eine solche von ^ner Seite aosgesprochen worden war, nicht mit Stillschweigen Obergehen* Wenn er davon schweigt , ond statt dessen nur des Versprechens, sich gegenseitig gehen zo lassen, erwähnt, so kann ihm aoch kein entschiedeneres Zogeständnlss gemacht worden sein. Man wird diesen nahe liegenden Folge- rungen schwerlich durch die Annahme ausweichen wollen, nur die Privatbesprechung, von welcher der Gaiaterbrief redet, habe die v<Hi demselben angegebenen Resultate geliefert, daraos dOrfe aber nicht aof die Öffentliche Terhandlong geschlossen werden, denn eine solche Differenz zwischen dem, was die SäolenapoStd für sich, ond dem, was sie vor der Gemeinde zogestanden, wäre in allen Beziehongen ondenkbar, wenn nicht vielmehr jene ganze Unterscheidong einer öffentlichen ond einer Privatverhandlong sich uns schon froher ouhaltbar gezeigt hatte.

') Aus ähnlichen Gründen ist Lange's Auskunft (ap. Zeit. I, 104) unhaltbar i öie Beschlüsse des Apostelconvents wollen keine Heilsbedingungen aufstellen, in Galatien dagegen habe es sich gerade um solche gehandelt; Paulus habe daher die Apostelbeschlüsse nicht anführen können, ohne das MissverstSndniss hervorzurufen, dass das Heil an ihre Befolgung geknüpft sei. Gesetzt, es^ hätte sich mit den Apostelbeschlüssen wirklich so verhalten, so musste er sich nur um so gewisser darüber erklären, um ihrer Missdeutung vorzubeugen, keinenfalls konnte er positiv «em ödShv nqoqoy^d-evro aussprechen, aber wie wenig das Aposteldekret in dog- matischer Hinsicht bedeutungslos ist, wurde bereits nachgewiesen.

238 Der ApoBtelconvent.

MeiMo bestliiiiiit, y^ri» 4ie Brxfthliiiig des flalaterMefti, aesge« auch alle soBBtfgen geseMehtlidien 8parM gegen 4fe Angvien der AposlelgescMelite Ober die BesohlOme, die auf dem sog. Aposlel- eeneil gefust sei« solieii.

Die Baaptstreitfrage filier Ctosetz mnd Besctmeidvng wird Mer dabin erledigt, dMs die Heidenebrieten von beiden b^Mt, die Jndenobriaten fortwfthrend daran gebunden aebi seilen« Zwar wird fai dem Sehreiben der jemsalemitfsehen Oenrdnde V. 2B M. der letztere Pnnkt nicht ansdrücklich berührt; eben weil dieses 8elifei- ben nnr an die Heidenchristen gerichtet Ist. Beweist aber sehen der letztere Umstend, dass die BieAreiang vom Gesetz nnr ilmea gelten sidl, so erhellt eben dieses noch dentlicher aas der Bede des Jakebns; eine ganz Mithentisehe Bitürnng giebt endBeh nnser Slstes Kapitel V. IM) ff., wenn hier dem Panlns Ten den Jerasa-* lemitMi gerathen wird, sieb liei der Lösung eines Gelfibdes zo be« theiligen, um dnrch diese Handhmg zn zeigen, dass auch er das Gesetz halte, und die Besoholdignng zn widerlegen., als eb er änoaTaoiav didäanei dito Mmjaiiog rovg xccvtc edvtj nartag ^lovdalavgy klytav^ firj neqiTi^BW avTOvg ret vixpa, fifjök rcSg t^ai TteQCTtccrelVj und nm ttber die Beziehnng dieser Aensserang zu unsere Darstdlang keinen ZweiM fibrig zn lassen, wird b^- geffigt: aegl de %&if TVeTttaTsvxovofv i&v(3v '^fidg ifteavelXafitVj xQivctvreg ptrjdh TOiüikov f;9}^ei$f avTOvg a. s. w. Nach einer bestimmten Brklftmng st^t es ausser aller Frage, dass unsere Schrift die Beschlösse ihres lAten Kapitels nur in dem obMi an- gegebenen Sinn gefaFst wissen wML Hätte aber Paulus Besohlfisse, welche diesen Sinn hatten, gutheissen, hfttte er sie als maassgebeiii fOr sein apostelisches Wirken anerkennen und den von ihm ge- stifteten Gemeinden zur Befelgung Obergeben kennend er, wel- cher die absolute Unvereinbarkeit des Judenihums alt dem diriirtlni- thum, des Gesetzes mit dem Evangelium, der Beselinehhing mit dem Glauben an Christus einzuschärfen nicht mOde wird 0 ? Diess ist schlechterdings unmöglich: ein Vertrag, wie ihn die Apg. dar-» stellt, kann zwischen Paulus und dem Judenchristenthum niemals abgeschlossen worden sein.

Nach unserer Danitellung Areilich wäre Paulus nidit einmal dabei stehen geblieben. Als er auf seiner zweiten BekehrungS'*

') Maq vgl. hierüber auch was tiefer unten über c. 21, 14 ff. benierlLt wer- den wird.

Der Apostel^onvent 239

Mse «Ml TimsthMi to Lystr« AUmlm, so ertlietttb w tfeMm imnji e. 16^ 1 f. zuvor 4le BeMhneidaDg, weiTer &m Jadra in seiner Heiiiitttli äU Sohn ekios * Heiden bekannt war. Dieter Sehritt Ist B^bat vom Standponkt der jemaalemlttaehen ConeilienbescfalOflae aua höchst anffatlead, denn da nur die Matter des Timoflieas eine Jlldiii, sein Vater dagegen ein Heide war, so gehorte er von Beehts*- wegren, wenn man nicht die änssersten Anfordemngen hinsichtlich der gemfeehten Ehen auf ihn anwenden will 0 9 ^^ ^^ Heiden* ohriirten, welelie jene Beschlttsse von der Beschnefdang ft>eiaprachen. Bm8 sie ihm Panlas dennoch ertheilte, wird mit der motterlichen Abntammnng des Tlmotheos and der ROduicht avf die Jaden me- tivirt: Timoth., beaierkt Mey^er^. d. St, war nach motterlicher Aldnuirt and Brniehong ehi Jadenchrist, er sollte es anoh ritaeli «stO) nitt dareh ihn die Jaden za gewinnen, «id dem Aergemtose- voansabengen, das sie an einem «nbesolmfttenen Messiasverkflndiger nehmen kannten. Aehnlich Neander S. 290: Paulos habe dortih die Besofaneidnng des nmoth. den Rechten der Heidenehristen nidits vergeben^ denn ihn, als den fan Jadentham erzogenen Sohn einer Jüdin, hahen die Jaden mit mehrerem Recht steh zaeignen können» Aber mit Recht erwidert darauf Schneckenbargcr S. W f.: nach der Darstellang der Apostelgeschichte werde Timoth. nicht denen za lieb betfehnitten, anter denen er als Messiasverkündigelr wirken sollte, sondern, bereits zum Mitnehmen bestimmt, aus ROck- sieht aof die zorflckbleibenden Jad«n, and nicht desshalb, weil seine Matter als JQdin, sondern weil sein Vater als Chrieche be- kannt war; also nar am den Jndefa keinen Anstoss za geben da- darch, dassPaalas einen Unbeschnittenen alsRelsegefürten mitnahm. Wirklich hätte nach Tittotbens, om als Jade oder Jadenchrist za gelten, längst schon beschnitten sein müssen $'dass er es nicht war^ war der beste Beweis seiner heidnischen Abstammang and Brziehang. Wie lässt sich dann aber annehmen, dass Paalos die Grundsätze, welche er kaam erst bei dem Streit tlber Titas so kräftig vertheidigt hatte, hier ohne alle Noth verläagnet hätte? wie Hesse es sich annehmen, selbst wenn Timotheus wirklich als

*) Wie Thiersch, a. a. 0. 137, der sieb unler Lange's Beislimmung (ap. 2eit. I, 102 f.) darauf beruft, dass naeb talmadischem Grundsatz der Sohn einer iQ^n zu beschneiden, nach katholischer Anforderung der einer Katholikin katholisch 2u erziehen sei, was er aber nur nicht „die Forderung d^ mosaischen Bechts** nennen sollte.

240 Ber Apostelconvent.

Jadenohriflt n betrachten geweien ivAre, ww er doch nieht vruZ „Siehe^^, sagt Panhui Gal. 5, 2, ,,ich sage Bach, wenn Ihr Bach beschneiden lasset, ist Each Christas nichts nOtze. Ich bezeuge Jedem, der sich beschneiden lAsst, dass er verpfliditet ist, das ganze Gesetz zu erfüllen. Ihr habt keinen Theil mehr an Christas, wenn Ihr Bare Rechtfertigang im Gesetz sacht, Ihr seid aus der Gnade herai^sgefalien''; and eben dieser Paalas sollte den Tlmo«- theos veranlasst haben, daroh die Beschneidang das Joch des Ge* setzes aaf sich za nehmen, seinen Antlieil an Christas and «n der Gnade verloren zu geben? Kann man sich in einem solchen Falle, wo das ganze Priacip des Apostels, das ganze Seelenheil seines Sohalers aaf dem Spiel stand, bei der Annahme einer „Condeseen«' denz'^ berahigen, welche die mit Titas gemachte Brfahrang dem •Paalas angerathen haben mOgef 0 Bin soldies Rohr war Paalas doch sonst nicht, am Wenigsten eines, das von einem so leichten Lüftchen bewegt wird. 1 Kor. 9, SO, woraaf Neander ver- weist, ist offenbar nar von einer solchen Anbeqaemang die Rede, die keine Verlfiagnang wesentlicher €brandsfitze in sich sohliesst. Oder wollen wir mit Neander^} sagea: „da bei Timotfa. die Be- schneidang darch die Abstammang motivirt worden sei, so habe diese Anbeqaemnng zu keiner solchen dogmatischen ConBeqaena berechtigen können, wie e^ mit der Beschneidang eines Heiden der Fall gewesen wäre?'' Dass das Da unrichtig ist, wnrde vorhin schon gezeigt, and wie es mit dem So steht, wird ans der Stelle des Galaterbriefs erhellen, die zwischen jftdischer and heidnischer Abstammang nicht nnterscheidet, sondern navTl avdQcmfp Ttsqv- nefivofihif das Urttidl spricht. Diesem Urtheil ab^ mit der Ans- flucht ^} entschldpfen za wdllen, „dass der Apostel hier nicht rede

*) Sehne ckenburger «. a. 0. Ebenso Neander S. 29t. ^) A. a. 0. S. 290 gegen Baur S. 129. ' ^) Neander S. tl2. Zwar wird hier in der 4. Ausg. die Beschneidung dä^ Timolh. nicht mehr erwähnt, dass sich aber Neander* s Bemerkung auf eben diese beziehe, zeigt ihre ausdrückliche Anführung 3. A. S. 308. Ebenso hilft sich L«>chler S. 263: bei der Beschneidung des Timotheus habe es sich nicht um die Nothwendigkeit für das Heil, sondern um die Zweckmässigkeit und menschliche Rücksicht gehandelt. Als ob Paulus aus menschlicher Rücksicht das hätte zweck- mässig finden können, was er für ein absolutes Hindemiss des Heils erklärt. Wieseler, S. 194 will gar aus Gal. 2, 3 ff. darthun, dass sich Paulus unbe- schadet seiner Grundsätze nicht blos zur Beschneidung des Timotheus, sondero selbst zu der des Titus verstehen konnte. Er supplirt nämlich mit Andern zu den Worten Bia Se rovg /taQciaaxTovg rpevdaSeXtpovs: „wegen der y^evä aber habe ich

Der Ajoslelcpavent. 241

vojDi def äii8serUcb«n ]((||f^jlineidmig an und f4r »kli, sond^rv von

^^e^ß»mn im üQmsaffUDßpihilfige mit der dajrjlii i^ich am^pri^phond^n

rf l]g|i(^fji^ IJpbeirzemiwg/' der Ue^erjf eagi>9g, di^^i^h dÜQ Ofs^bq^i-

doups 9^1^ tfegi^t^s^^mi^ffng die R^qhtf^igm^r zvi erlaimroQ, ^t

> 8i^^am> Wi^Jio^e &V|4^re Bedeutung hatte denn die l^escbqejdang

Dt^erJtMMPPt) ll^if .eben i^^so, ^\c^h znf OrflfU^ng de3 opsaMfob^il <?ch-

aaff^ifs. zp yerp^icblev ^),i niid vfrio konnte man diese», w^wn num

( nichf ypn dpr ß^eis^spttpümtf das Heil erwartete? wie konnjte

i ma^ e^ we(i)igfiten/9i, f^pe einqfi ^kit. dpx verwexfl|cbiitfn H^nphelei

[ 99 •begeb.en? . Bbe^ wir ^jfL ^f^^t^i zajtraaen, da^» er aeinem ^obtUi^r

i 4a^ Afdeilnng ti^giffßn h^bßf rffifi^^ wir eb^^ der App^telgeachichfe

i mpf^jji^ 4^rff^k^ da^^ ^i^i^ws ^ d)iiesew> wie in ap man^obem an-

i UntejT ^efi il^schc&Qkongen) welche das Aposteldekr^t den

i H^4wel^!steii i^nfefilegti wird eme aapb in dfin paqlini^schep Qrie-

fen b.<9^br)^, die Knthalt^^qg vm fStOtzeiiopferfleiaeh , übe^ welcbe i f ¥;pr. .8—10 ansfttbrijplf Jti\^deU. Aber wie gftnz anders Äussert i sich fil^r derj^posfel, a^ unserer Sojffitt ^ofojlge die jc^rasalewi- ^ tifojl^e ;^ersas»qi^|^l..In. dli^aer w^ ve« dPJK» H^^idQPp|iristen jene f Batbaltung uifjliedi^t jjefpr.^erU PaiijJjW yerjanjpt diey^eJlke sf^r i app^h <)ar,den Fiill; dsas der Ri9;i;:^Ine entw^r ipit sich selb^aber

,die Rfic^A^siig^^t (des Qeßnj^s von 6K^zenppferlleiscA niqbt i^

iiifh|.aa^egfllMl>,f'Und fdgert i^un: „Wena P«ulq» wo9«a c|er Vtfv^- «iie H^- schneidüng nicht zugegeben hat, so würde er es sonst gethan haben. '^ Die natür- liche Ergänzung des abgebrochenen Satzes ist aber vielmehr: er wurde nicht ge- zwungen, wegen der yjsvS. aber kam es darüber zum Streil^e. N^r so ents^ht ein passender Gegensatz mit dem ovk ^vayxaa^ti. Im Uebrigen vgl. m. gegen Wiese- le r, Baur Theol. Jahrb. 1849, 465 ff.

') Wie diess gerade Paulus Gal. 5, 2 f. so deutlich sagt, als nur möglich. Dass derselbe Paulus 1 Kor. 10, 23 auch wieder sagt: jrärra s^sany, und 1 Kor. .9, ÄO: fyffyo//^y Tot? ^^^«tW Ä VoütJc^tof, ist richtig, aber wenn doch. diese Aus- sprüche keinenfall^ so gedeutet werden können, dass nun aiich wirklich Alles, z. B. Göizendienst, Hurerei u. s. w. dem Cbristeja erlaubt sei, dass Paulus in allen Stücken, z. B. in der Werkgerechtigkeit, ein Jude geworden sei, so lässt sich nur aus den sonstigen Aeusserungen des Apostels abnehmen, was er auf christlichem Standpunkt zulässig fand, und was nicht, ^u dem Letzteren gehört aber nach feiner unzwei- deutigen Erklärung die Beschneidung, und diesen seinen klaren Worten mif Baum^ garten (II, a, 187 f.T eine selbstgemachte Theorie von dem Wesen der christlichen Freiheit entgegenzustellen, wäre ^uch d^n e'ine unerlaubte Wiilkühr, wenn diese Theorie weniger verworren wäre, als sje im vorliegenden Fall ist: es handelt sich hier i^Jcl^ da^'um, >vie wir, die Forderung der Bescbueidung e^eh^n würden, sondern darum, wie sie Paulus angesehen hat.

16

242 ^^^ Aposlelconvent.

Beinen ist, oAer dass er durch denselben anderen, schwächeren Christen Anstoss geben wflrde; hieven abgesehen aber erlLlftrt er jenen Genoss tut erlaubt , und die entgegengesetzte Ansicht für ein Vorurtheil, tlber welches die Wahre Einsicht in das Wesen des ChristenthumS; die yvcSaig^ den Christen erheben soll. Diess ist offenbar ein ganz anderer Standpunkt, als der in den jernsale- mitischen Beschlüssen aasgesprochene, und auch das Zngestfindniss des Apostels an die Glaubensschwaohen kann man nicht dazu be- natzen, seine Einstimmung in jene Beschlüsse zu rechtfertigen, denn jenes Zugestandniss besagt eben nur, dass sich der Christ um Anderer willen des fraglichen Genusses enthalten söffe, wogegen er die Forderung^ ihn an und für sich für unerlaubt zu erklären, das eigene Gewissen dadurch beschweren zu lassen, ausdrücklich zurückweist, und seine Leser auffordert, tiberall, wo sich ihnen nicht die Rücksichtnahme auf Andere als nothwendig aufdrängt, ihrer vorurtheilsfreieren Einsicht gemäss zu handeln^). Hier dagegen wird die Enthaltung von den eldoyUdvta schlecht- hin geboten (vgl. auch noch c. 21, 25), sie wird als ein ircä" vccyxsgy eines der unerlässlichen Stücke bezeichnet, von deren Beobachtung das Seelenheil der Heidenchristen, ihr ev ngdtTeiv, abhänge 23. Nur eine leere Ausflucht ist es, dass diese Noth- wendigkeit eine blos bedingte sein solle, bedingt nämlich durch die Zeitverhältnisse, mit deren Aufhören ihre Gültigkeit von selbst erloschen sei (Meyer z. V. 20). Von einer solchen Bedingung

*) 1 Kor. 10, 25 iT. HSr t6 Ir juax^XXtp naXov/ueroy la^Cett /UtfShp avatqCvovreg Sia t^ övreCStjoir , . El S4 tig vfiag xaltl rcSr anCoTiar xal liiere no'^evixr&ai , nur r6 naqan-d^ifievoy v/uTr ead-Cere fitjS\r ara^ xQirovTeg Sid T^y ovrsCStjair. ^Eav 34 t«5 v/uilv sXnjj' rovro elSaXoSvror «rri, /<7 h&iere Sl Ixeivov tov jutjrvactvra xal rrjv oweCdtjaLV. ZweCS^aiv Sh X^yta odx)' Trjv iavTov dXXd Tijy roC ire^oV trarC ydq ^ f/ijj IXev&SQta xqlverai vno aXXtjs ayrsiS^aetog. Gerade die Hauptsache in dieser padi- nischen Erörterung, ihren principiellen Charakter, lässtRitschi ausser Acht, wenn er behauptet (Entst. d. allkath. Kirche 114 ff.), Paulus sei mit dem Aposteldekret im Resultat einig, denn dieses verlangt die Enthaltung vom Götzenopferfleisch un- bedingt, Paulus nur für den Fall, wenn man Anderen dadurch Anstoss gebe, im Uebrigen erklärt er seinen Genuss ausdrücklich für erlaubt.

^ Sprachwidrig erklären de Wette und Meyer mit vielen Andern das eO nQaieTs: „ihr werdet wohl thun, nämlich zur Erhaltung der Einheit und des Frie- dens in der christlichen Gemeinschaft.* Da müsste nothwendig sd noieTv stehen, wie eben die Stellen, auf welche sich de Wette beruft, Apg. 10, 33: 3 Job. 6 seigeo» . '

Der Apostelconvent. 243

■toht im Text der Apostelgesohichte ke{a W<m1, sondern die frag- lichen Enthaltangen werden sohlephtliin als tvi iTtdvayxsg bezeicli- DjBt, iiaa 80 ohne weiteren Beisatz nar etwas an ond fOr «ich unbedingt Nothwendiges kann ausdrücken sollen. Und was hätte sich denn in den späjteren Jahren des apostolischen Zeitalters in den YerhUtnissen geändert, um. die Verordnung über das Gotzen- opferfleisohessen^ wenn sie zur Zeit des Apostelconcils nothweudig iwar^ zwt Zeit des ersten Korintherbriefis als überflüssig erscheinen zu.laoseii? War etwa das Jndenthum in diesen 7 8 Jahren so ausu der Kirche yerdrSngt, dass die Jodcnohristen nur noch als Sekte der heidenchristlichen Iqi(1iolisGhen Kirche gegenüberstan- den ?i) Jede Zeile der christlichen Urgeschichte legt dagegen Zeugniss ab. Oder hatten sich die Judenchristen mittlerweile an das Opferileisei^^ssen. gewöhnt? Erfahren wir nicht eben von Panluß, wie anstdssig ihnen die Freiheit war, die in dieser Hhi-^ sieht aus den pauiinischen Grundsätzen hervorgieng? Betrachtet nif^t die Apokalypse, c. 2. 3 das qxxydv dd(aX6^vTa als eines von den charakteristischen Merkmalen der verabscheuenswerthesten Qär^i^e ? . War nicht noch tief in's zweite, ja in^s dritte Jahrhun- dert hinein die herrschende AieinuBg in der Khrche, oder doch die Meinung einer sehr grossen Parthei, so entschieden gegen jene Freihdty dass z. B. Justin^ um nur Einen statt Vieler zu nennen, die paulinisohe Lehre über diesen Punkt, freilich ohne Nennung des Apostels, geradezu als rine Teufelslehre bezeichnet? ^) Erklärt nicht unsere Schrift selbst c. 21, 25 durch den Mund des Jakobus noch längere Zeit nach Abfassung der Korhitherbriefe ausdrück- lieb die fortdauernde Gültigkeit der apostolischen Verfügungen? Ist aber dieses die Meinung unserer Verordnung über die sldwXo- •^VTct^ so konnte Paulus derselben unmöglich beitreten; ohne seine entschiedensten Grundsätze zu verläugnen, er konnte ein Dekret

') ßaumgarten 153.

^ Tr. 25 : Kai o T^v(p<ay Kai ju^y noUovs tuy roy *Ii^ovy Xeyoyraty 6/Uo^

Xtfyety xa\ ZeYO/uiytay K^iariaviay nvy&dyo/iai ea^Cetv rd elSaZodvTa xa\ jutjShy

tx rovTov ßloTFcea^ai Xdytiv, (Genau was Paulus 1 Kor. 10 sagt) Kay» ojw-

M^yd^tjy* tttä ix rov roiwttm bIvüu. äySqag^ S^oXoyovrrag eavro^s tlyttt, X^ioria^

, 9f0vg 9tal roy mav^^ivra ^Jtjoovy o/uoZoyeTy xci xvqiov xa\ X^urroy xcu juij rd

^pxeiyQM SiSdy^cfra SkSdaxorraq^ iXXd rd an 6 rwy t^g nXdytjg nyevjudrwy u. s. w.

Dass Justin hiebei zunächst die Gnostiker im Auge hat, macht für die vorliegende

Frage keineti Vatefschied , da dia an ihnen bekämpften Grundsätze in dem Punkt,

'* am den es sich hier hamdelt, tob dea«n At$ Apostel» Paulus nicht ahweietaan.

16*

244 ^^^ Apostelbonv^nt.

Weder tfilligäil, nodi irelftHitiü, wet^eir liften Am( ^dn ttm tfr- länbte unbedingt verbot, 6r kottMte Acf^s ttmr no tveftfg^, es £ti^ch hier, Aach deM äbeti Ato^efithrt^A, klrffaeiiWegi^ uifr t^in Hob untergeordnetes ZtigestäAdttfss, läofldern um ölnef Mr jene 2eK Mhr wichtige PriiicipienfrA^^ hAildeKe; deilA Ho gthürks daü CMtseib- öpferfleischessen selbst, itfr irfeh ^oiunieB; Voü Mtrltm ftU d& Adiaphoron betrachtet wird, uiid so nach^Mfg^ er [»Mh Arn» dtedlliA Grande zeigt , wenn ed nur darauf AAkain, dbfa lAi etttzcAran F*U des Gehfisses 'au enthalten, so ^eill^ konnte er dodi jbu^elM, dliss aus Geiegenhät dieses fNinktes dbr ron ihm tehimpteCe Otniltf- satäs der dirüstlichen Fi^fheit ver^ororlto, dails effne Bttthidiliil^, die er dur auid Rttckidcht auf Andere Verlangte, unb^ingt und sehldclie- hin vö'rgeschtieben wurde, "fifttfe er t0 «ber ehimM zttgmge^kfn, ^^0 imi sicih erwariCen,' dass er daitii ioMA äÜM f^lerlleireAy zu Je^ Vtfsalbtn hbg^schlosdbnW Tortfa^ etttgegeilge&inMfelt, und 0(äfte klörhithier selbst zum tJAgehorsam ^e^eti die ^chi^Ü ll(»iNsfarltWtfe iltt'geldtet haben würde, die er ttlenige Jahr^ Üavor den s^iMbM, 'Üilicii^Ghen und iyftaohischen ÖennfeiHdfen zdr Naohildlifilii^ Ail^^ thötlt hättä. ikeahdefr 6ueht seih VertiAr^n dttif«fh die BetteHtutig ^.u rechtfertiget: „^a)en6 lüät^Ass^ Mf öittem g6gtiä^titigmk Vergleicho belrtthtetf, sd liab^, Wend dii^ Jüdemdirlslett dt» Mdti- g;ting nicht erfüllten, iitid sie die' Uflbftsfdhki^enen «Mit «I* ih#e tttüder anerkennen woilteh , auch Vod der UMri-eft 'Seifo die ver- pflichtende Kraft fftr die ßf^ideilclhrM«ft itft^MWmta^ä^^^. 49^). Aber wer waren dehn die, welolle d^n> iH^gldi^h lieht dVfoHtMi? Üle Apostel, Uiit denen 4hh Mifhw geilit^liilsifteii hmb^f ^a^g$n ^erwührt sich l(« ander dii^ht mos soiftst »IMuMIMb^, itonfdMi ürdch a. a. &: jgii^ b^ M^geü t. ff, M m, da«s v&t dto AfiOsteln In Palästina du« Anseh^ti deir A^iosteldekrefe^ toMier fe^rgehfellen Worden isei. DAnii Wä^ nfter PaiHüs ftbch ntdtt b^riM^gt, den Vergleich einseitig aufzuheben, und wenn wir ihn nichtsdesto- weniger in einer Weise handeln, sehen, die jenem voraussetzlichen Vergleich widerstrebtet, so werden wir dariins har t6igetn können, picht dass er ihn gebrochen, sondern dasä er ihn gar nicht ge- «ehlo^n hat.

Wenn hei der Verordnung d«i «ApostelöoBoils thoac das ^NÜsan- opfeffleischesseit ihr Widerspmeh init der Von Ftolui^ gohüligten Handlungsweise bedehklich war, so ist es bei einer undefii von den app/RtolificbeQ Verordnungen iJ^ire ^nsp^oinen(|i aÜzugrosse Üeber- einsti&Buaig: die BnäiaUmig von d«r m^ak vorvMit sieb tOx alle

dpx A|)OiteIcoi^Tent, %4A

CbrJert^ ao ,vw «#?«? Äf^, PW Wh ynn^^rp muss, sto den HeiA^^h^ia^a in #iiiar An)Hrei8.a^|^ »i^ferle^ zu sehen, bei der es Biod lau Uj^l^jlfi^eii Qiißlit an fUl^emeln «ittlicha t'flichten, sondern rm da^ Verhajit^n im ausfierUphan ap and für sich gleic];igrültig;en L^]l>eiifgewahii|ieUQP liaiideJte. Zar Brklärang dieser Erscheifianj^ geA9g|; Bj[.^,i|n^er'ß ßemert^nQg (S.. 21?) wohl schwerlich ;, dass dia lJii%iM)lit hi^r nor yvßf^ejiL dßt jen^en Verhindi^g; verboten werde^ in yrelc^p |nl^l P^^ 4ei|i Götzendienst zn setzen schon darch^s A. T. gii^wob»t g^iweflfep sei. Eieffegpn bemerkt Baur S. 141 fßO^ richtig, M^enp dje IF^^acfit tlherhanpt fQr anerlaabt gegolten li^ahe, |SQ . ver^teh^ sich diess von der mit dem Götzendienst vcjr- bimfianen Unzp^ht a^i ^o mehr, ei^es besonderen Verbots habe es in dieaf^r B.eziel^^ng gar nicht jiedarft. Qle ixoQveia wird an. onaai^ar J^teJIe oifanbar nicht als allgemein sittliches Vergehen, Sjondei^l .füa ej9.9 ipit der völligen ^ossagujag vom Jadentham ver- b]9]|gi^ffi^^ Nii^taoJi^fiiifik ^^f positiv göttlichen Vorschriften, als eine ](Jat^^a9Si^il|r. (jerjfini^ep Ge^etzeserffillang betrachtet; welche als ein kleinstes auch von den Heidenchristen schien verlangt wc^rden 1911 .könnf^p ; sjie Drirj||l in dieser jBezieh^n^; mit dem Gennss des Gi^jU^nc^CeFflei^clii^Sp .d^s Blats p^^d des Erstickten gaqz aii/ die glalPha lAßiß gestylt. Wftren nun dip J,erasalemiten der Meinanff gfv^aan^ daji|9 djle ^n^spcht ans derbeidencbris^ichen Freiheit vom Geaf^tfB .ebenso fol|;e, \(rj|^ der anbedenkliche Genpss des Opfer- fleisqh(^i| df^raps folgte, so hätten aie ds^mit dem Standpunkt der ai;i4orp P.frtj^ei ain achreiendes Unrecht zugeföjp^t, oj^d es wäre Sa^bp, des Panlas^^ewesen, sie hier(iber a^a belehrc^n, .and die AjofnaJtiinp ejaer, jp^stimmong, welche ;iaf eippr für seioe Auffassung des Ct^ristenthiiffls so ehrenrahrigen Voraassetzuxig beruhte, zp v^rhinderp. ,Jei^ Annahme ist aber am so unyvahrscheinljcher^ da aach die Apokaly^ise das noQVßvew mit dem (payely std^i^od-VTa bei ihren J^ikola^t^n^ die aller ^^ahrsohpinlichj^^eit nach paul^iische Christen waren % ip ^le engste yerbindang bringt. Der Umstand, dass in Riesen. zwei Schriften thpils die Bcsphuldigiing, thefjs der Verdacht der noqveLa gegen freier lebende Heidenchristen ausge- sprochen ist, scheint zu beweisen, diiss in der Lebensweise der Letztem irgend etwas war, was der G^ei^parthei als noQvMq^ er- schien; dieses bestand aber wohl ac)i)vejr)iijQh ip aiper unter ihnen

0 M. 8. hierO'ber meine Bemerkungen in den theol. Jahrb. I, 713 ffi, Welche in Betreif der Tto^veCa di^ch das im Text Ausgeführte modificirt werden.

246 Der Apostelconveot.

im Schwang gehenden Mrirkllohen Uozneht/denn theOs kann man flieh kanm denken , dass die Hetdenchrifiten in Masse den Anfor- derong^en des Christenthams so auffallend nntrea g^eworden sein solllen, theils weist auch die Znsammenstellnng der noQvela mit dem GötzenopferAeischessen a. s. f. darauf hin, jene gleichfaUs auf ei^e in sittlicher Beziehung ohne Zweifel ebenso unverfängliche Abweichung von der jüdischen Sitte daroaligeV Zeit zu beziehen, inag nun diese mit Schwegler^) in der Deuterogamie , oder wahrso^ieinlicher mit Baur (8. 142 ffj undRitschl^) überhaupt in der Eingehung ehlioher Verbindungen gesucht werden, welche auf judenchristlichem Standpunkt unerlaubt schienen. Dass für einen solchen speciellen Zug der allgemeine Name noqvela ge- braucht wurde, könnte nicht befremden; ähnliche Verallgemeine- rungen liegen im Geist der Partheipolemik 3) ; eine andere Frage' aber ist es, ob auch Paulus diese Auffassung und Darstellung einer für sich genommen allem Anscheine nach unverfänglichen, nur vom jüdischen Standpunkt aus anstössigen Sitte gebilligt' haben würde.

Neben dem Inhalt der apostolischen Beschlüsse muss auch die Darstellung derselben in dem Sendschreiben V. 23 ff. kurz berührt werden. Man pflegt dieses Schreibeil um seiner Einfach- heit und seines urkundlichen Charakters willen zu' rühmen, und in diesen Eigenschaften eine Bürgschaft seiner Authentie zu finden ^). Dieser Schluss ist nun freilich sehr unsicher; warum hätte nicht auch ein Späterer den Ton eines apostolischen Schreibens treffen können? Indessen findet sich in dem vorliegenden, auch abgesehen von seinem Hauptinhalt, noch Einiges, was seine wörtliche Au- thentie verdächtig macht. In einer so ganz einfachen, von aller Absicht und Berechnung entfernten Urkunde, dergleichen wir an- geblich hier haben, hätte V. 26 schwerlich Raum gefunden. Wo- zu soll auch diese Empfehlung des Paulus und Bamabas dienen, die mit der magern Haltung des übrigen Schreibens nur um so auffallender absticht? Die Empfänger desselbeA bedurften einer

») Nacbapost. Zeitalter I, 127.

») Etitst. d. altkath. Kirche il9 f.

^) So ist z. B. in den Verhandlungen des Mittelalters über den Cölibat form- catio ohne weiteren Beisatz die stehende Bezeichnung der Priesterehe bei ihren Gegnern.

♦) So Neander S. 223, Anm. 1. Meyer z. 15, 23.

Dftr IpostolconTent. 247

flolebeii Emi^feUiiiif Bkht, da UmeB die Urhaker ihre« Chrbteii* IhaiBS weit niher stendeD, als die Jeraselemiten, imd de von per« sdnlicben AngriiTeii auf jene im Vorlierifelienden niolite n^esagt ist Selbst in einem Fall^ wo diese geschelien war (2 Kor. 8, 1), sagt Paalvs ausdrtteklioh , dass er solehe Bmpfehlnngssohreiben ver- «ehrnfthe. Anders daebte wohl nnser Verfasser, dessen ganzes Werk, wie wir seiner Zeit sehen werden, nichts Anderes ist, als eine anaaToltj avaraTtx^ für den Apostel, und der dabei Leser in Asge hatte, bei denen eine Bmpfehlnng von Seiten der Urapostel weder QbeHUlssig noch onwirksam sein konnte. Sehen wir fer- ner aof die sprachliohen Bigenthttmlichkeiten des Schreibens, so l^anbt nwar Bleek 0 ein kleines Anzeiefaten fOr seine Anthentie darin zu entdecken, dass V. 25 Bamabas vor Paulos genannt wird, wAhrend sonst in diesem Abschnitt und fast seit dem An- Ibng des Idten Kapitels die umgekehrte Stellung herrschend sei, und ein anderes für seine Abfassnag durch Jakobns in der Be- grOssung mit %<ilq&v^ die sich unter den neutestamentliohen Brie« fen nur Jak. 1, 1 linde« Allein ^e Voranstellung des Bamabas kommt ausser andern Stellen auch 14, 14. 16, 12 vor, und ist ohne Zweifel ganz zufällig | ^3 das gut griechische %alqeiy kann hier so wenig, als im Jakobusbrief, dazu dienen, die Aechtheit von Schreiben wahfBcheinlich zu machen, deren Verfasser Palästi- nenser sein sollen, und so sprechen ja auch alle Obrigen Merkmale gegen die des Briefs Jakobi; dass es unserem Verfasser nicht fremd ist, zeigt schon c .28, 26. Aehnliche gut griechische Aus- drticke sind V. 26 und 88 U(4b, V. 28: %a iTtavayxeg, V. 22 ev n^x'tiBiv und S^^adej ein dem Verfasser der Apg. geläufiges lyert ist V. 26 öiAo9v^adw. Mit Becht macht endlich S oh weg- ler 3) auf die Aehnlichkeit der Construction zwischen unserem Sendschreiben und dem Prolog des dritten Evangeliums anfmerk«

>) Stud. o. Krit. 1836, 4, 1037. Aehnlich schon früher Riehm de fönt. act. ap. 146 ff. und Andere, die Riehm dort nennt

*) Was Baumgarten 174 f. hiegegen bemerkt, scheint mir allzn spitzfindig, um darauf einiugehen.

0 Nacbapost. Zeitalter I, 127. Man fgl.

Luc. 1. Apg. 15.

1. htiiSfpti^ noXXol hiix^i^^^t^ 24. emtSiniff ^Movöa/ttv Sri

2. lJo|e Majuoi naQ^olov&iiMOtt nmatr 25. iSo^tr ^fu^ ytvofiivon o/uaSv/uaSov äxQiftwf nw/uymi nf6t v/m*

248 t^^^ ApoteelcoliTeiifl

«lliii.9 BIMden iftete - Anüeif en'iallMn, dm urtMiW ^ivfr flum kiote j^ill^slls OMn^tflft «eficgte, in V^IntMlaiiii^ «f« afito (liirir|:eA Bd^ #€iiMii dieoMi «inoh »id d»M^ 4leii Mnsgir ai ITrltUDCIlioliinH in taüi^refa "betMit anaoharilSdi «a ma^eo. *

Ans d«ii TO^st^^niloir Br^i^raivgeD tfi^ieUt isloh, dam 41^ Sr* iiftliliiii^ vom ApolMeköavent MrohhifB n\tVt Ulr iH9h gesobfohtlMi ^Iten katiii. iBtwag ThMtofiKUrKcfti^s lie/^t Ihl^ Ülerdittgs %v Groncl», aber dies«» ^bamesmchb s(ad llvr <dfb |m Oalaterlrrief erzählliaft VorgftAgie, was dagegen iSafrdber Miiaii^ifebly «leht ^haitn 'intt #m utttmdHcliefii Angabe* 4m Favlacf, fliiiil»Hinil>deii;flonailg3Bii BrgisbM- ulssea der beglaiiMgloti CfetobtcMe Im WidiMfi^bbeb.' Dfö oM^iMa 8eiid«ing de« iPav^äs doreh <dfe aiHioekeilfiscbe iGtetnända/die' iMI^ iMg, «velißbe «r In der Afiestelgescbfcbte 2a deii Üi^ipostelntete;* ntaimt, die Berathang "sehid^r Aiig^elegenheil in'ftrmUbH^rteetneBird«^ ^ersaditnlmig, <fie lUsdeü, wekM b0i cHbabm AnMs 'dei» f^atftis tfnd lakol^tis, deiti Paulis anid Btfrnabas ja den IVlimd gelegt weir- dett, dfe toe^nMaMiie d^ VbMittMtfng Md «kre VerkUndlgmijg d«(riA lelB apo^oU^i^he» SiendnidbreA^, das VerfabVea, ^eldhes 4enl{gemaa« Padmr in der jfiacbe dbii llibotkietts ^Mgt Mbeto sdftl, alle dl(Ba4 Bi»[pe konnten wir nmr für «ngeisehicbflibh erktdrea« Nfeht einiihl Hitc^chTs AnnAi&e^) ist i^uimig^ dmi zWar die Vtfrblm^iin'^aii dhs iSten Kapitell», mid nimentileh die Aedbn den l^etras «bd OlaiMbiis, unMKtorii^, daa AftoiMldelttfet 'dag€iifev, oider'iwen%ffffMia der KWä desjielben, V. S6 f., äiicMt 'aM. ilin^ci^l i^fltzt'dlefe» A«rfalfltte aitf :die .B0m«fffi;«ng : ^er VerfVMtar togi^oiM^ <j«ato iMkrtft auf panllnlsobe ftranVsätEe (y. 9 iff. 14-ff.3/ A^ilnVlTainr^ Mt ^(Ib^t die SttbraUken d^salbl^n binaüa tmA kW TOlligeii Bt- fr^mg der Ileiilenohrt^len , ancb von den PiroaißlytengeseltBen d(B^ A|ib«4«bdekrets, gOfCAit Mfti^b; WCitfn dr '4iaMt> die Bbdda^^eB Pe^ trQs ttad Jakbbas selbst "M^tttponM labe, ilt) m#«»b ^ dMs Dbbi^et schon vorgefonden haben. Allein unser Verfasser macht dem Jadaisrons die Zugeständnisse, welche das^ Apos.teldekret allerdings enthält, nur desshalb, um die weitergreifeiida FofiieiEUBg einer Be- sehneidung der Heid^ofariatco damit abaiilehiiein, €tk; ihn liegt der Kern des Aposteldekrets nicht in den Proselytengeselzen 4es Mlltc», sondern In dem f^fjdiv TtUov flelä ädetoh V^bs. Mag ^ Idaher

*) Sctwanhreck ^*e OtwUen 4. Apg. 8. 2S2- nüieiM fteiöeli, der Prolog lei 'durch Nachahmung des ap(^tD!fsebto Sendschreibens entstanden ! 2) Entst. d. altkath. Kirche 120 f.

Die xweU« BGasiootreii« d«« >Paa1iMi %4^

ao^h 419« den OnuUMteen, die «r Pflmsln iei^ Mimd iegt^\ pMcht laie Folgeniiigeii delieq, d|e «tr<mc gei^ynoid» darin liefen ^ dieM kann .lHk)1»6teiia litvvweii, dmm er in ihrer Anw^dapif rllckd^ta«- voH oder inconiefeqaeiit war, aber nidtkt^ daaa cUo BeaohlO«^, die er 4arAiiA aUeüet^ von 4jnen Anderen kerrtihren. Wer voUendiK wie aUsehl («. iS2),«oniaffit^ aeJM Paoliur aei «nit dem Ap^N* delDret- gwit ekivwrstanden |;eweaen, der rataiehi der obigen Fei- gißpwigjjedea SMheiu der Befecb%oqg*0 I^ai aber iireijioh dieee netAOfitiuig muriobtig Ist) daaa die QeseblohtUobheit de« Apeateln 4ekir#ls ae gpt^, wie die der übrigen Brnttiliuigeni, durch den JSe- rioM ^ Banlealkber die^SeinaalemMiaeben V<ergin|{fv dnreh «eine GnmäH^xß ß^^ «ein: Yerballen widerlegt !0r^#r h^ben wir ac^hmi geeobiin.. .Aprapf mnae^ die iKn^i^ ttberheimit veraiebten,, aoa der geaah^s^o^ OlarateUnng WßfiFß UH^^ KeiMtela einefelne StücJEf; berei96^»^eitoi, einea jßtpbt ußA f&Ui mit den andern^ nnd ^weiiK^ nicht daa Gänse ein finAhea^iechpr, iteri^^ ^, sp werdfp^ yfdr nur daa ßßOftfi fOr eine fr^ . Cejapesition halten können, .die. ihr Ur- heber onf Qmnd der .panliiijeclien. Bi;isllblnng im Galaterbrief

4. fti« a'weisn M4^s»odliapei.&e des Peinhis. .. . ^

Einige Zeit (tcveg iQfdqm) nach den Verhandlnn^en des so- genannten Aposteleonvents trat Paulas nach c. i/^, 36 die Beise an, welche ihn auf sein Hauptarbeitsfeld in Kleinasien nnd Griechen- land fährte. Nacbdem er sich Von Damabas wegen Markns ge- trennt hatte« durchwanderte er mit Silaa Syrien nnd CUicien, Lor- Imciiien, Phr^glen jrad Oakitien, nnd lara ditteh MyaiMi nneh Ti!oaa ^itm ganze w^ife ^Befse bst in «isefer Sthrlft innsevet kara& be-

^) AUdtfer deai> oJ»w ^wDrtarl«» Gninde macht. RiUch) ffir ««iiM iamabiiie ihk;! «Seltoad, elftes die Posdoru^gen 4«^ 4jK)ßteIdfl|u:«(s mit 46il«k(Wr dismenti- n'ticbMf. $«|irifteQ über^&tirwnea^ uo(d dass die vier PuiilLte^ 4ie vob 4ea 3«idtB verlangt werden, im Dekret in derselben Ordnung aufgezählt «eieny wie Letit^ 17 (^ «tthreod.sie in der Hede des JaJoobne umgestellt seieia. Aber 4er erstepe JUi^istand, 80; weit 4»r ricbUg i«t, bewegt nicht«, denn warum seilte ein Späterer die Aiütorde^ vu^gen der Judeocbri&ten eieiner Zeit nieht 'gekannt und* berjac^siciAigt habeQ?r.«iid der zweite ist sieht riclitig: von dem Erstiokten des .AposteldekEets ist Levit« 17 8M Bicbt ^ i(6de, sondenp nur ton dem ^iytfi^roy und ^tf^uiXmov (V. l^)» dessen 6eau88 aber; jfiiehl sehleehthin verboten, wird« deB.GötBeaopferfleiech/^h^edem Wttd -hier g^r lüobt bfrdbrt. Yierhi^ktet ««. eiob.aber hiemit lanch «ndess,, wa^ wtiMrde daraus folgen? '. : ,

2^50 Dl< sweite Mlssiönsreife des Paolat.

handele Nor mb Lykaonien wird das bereit« Besprooheae, die Besehneidang des Timotheiia und die Verkflndigmig der jerüsale- miselien Beschlösse, herichtet, die Belse doroh Phiygien and 6a- latien ist mit einem Messen dieXSthrss tr[v Oqvylav xai Ttjv Ta- laxLXTjv xmqocv (16, 6) registrirt, and Ober Vorderkleinasien wird bemerkt /dass der heilige Ckist den Panlas and Silas verhindert habe, das Bvangellam hier za verkdndigen. 0 ^^ letztere Angabe hat nichts Vnglaabliohes ; aof den Mittelpunkt der Heidenwelt in Karopa gerichtet, mochte siöh Panlas in Kleinasien vererst nicfat verweilen wollen, nnd das, was ihm sein innerer Takt hierober sagte, als Stimme des Geistes empfinden. Mehr lAsst sich nicht sagen, da ans iKe Briefe des Apostels kein Diitom zar Vergleich- nng an die Hand geben. Dagegen wird ans eben diesen Briefen nnd Apg. 18, 33 sehr wahrscheinlich, dass es die hier so gann beilänfig erwfthnte Reise war, aaf der Panlas die galatischen Ge- meinden stiftete, sofern wir weder dort noch liier einer Spar von einer andern Heise begegnen, aaf der diess bitte gesoiiehen kön- nen, oder fOr eine solche anch nnr Raam finden.^) Sehr anf- fallend ist dann aber, dass diese nicht anwichtige Gemeindestif- tniig an anserer Stelle so gftnzlich ignorirt wird, während sie doch dem Verfasser; eben nach 18, 99, anmOglioh anbekannt sein konnte. Wir werden später nach den CMnden dieser 'Ersohei- nang fragen müssen, hier hatten wir nnr sie selbst festzustellen.

*) 16, 6: disl^ovTti Sh Trjv ^qvytav xo* r^v raXattxrjv x^Q^^y xtaZv&erTa vn6 Tov aylov nyev/uatof XaX^dai Tov Zoyov ly TJj *Aala IX^ovztq xctra r^y Mv- tftar e/ttiqa^oy xara r^y Bi&vyCar noQeveä&ai. Meyer erklSrt hier: „Nadidein fi« aber durch Pfarygien uad Galatien dorehgekommen ii^aren, behindert Tom faeüigea Geist, . . . versuchten sie^ u. s. w., so dass also Pfarjgien und Galatien mit zu *Aa£a gerechnet wären, und das Verbot, zu predigen, sich auch auf jene bezogen hätte. Allein theils versteht die Apostelgeschichte (nach Wiese 1er' s Nachweisung, Chronologie der Apostelgeschichte S. 31 ff.) unter *jiaia nor di« Landschaften My- siep, Lydien und Karien, theils scheint anch die von Meyer angenommene Con- struction weniger einfach, als diejenige, welche das xtoZv^fyreg u. s. f. zu dem fol- genden htiC^a^ov zieht.

^ Denn die Annahme von Mynster, Paulus u. A., die auch Thiersch (d. Kirche im ap. Zeit. 124) vriederholt hat, dass die galaUschen Gemeinden nichts anderes seien, als die von Paulus auf seiner ersten Missionsreise gestifteten Kirchen zn Iconinm, Lystra und Derbe ist mit Apg. 16, 1. 6. 14, 6 unvereinbar. Mögen anch diese Städte seit dem Tode des galatischen Amyntas zur galatischen Provinz gehört haben, die Apg. folgt nach den angeführten Steilen nicht der politischen, sondern der herkömmlichen ethnographischen Eintheilang. M. s. Wieseler ChronoL *d. ap. Zeit. 281 f. Hilgenfeld Galaterbr. 20.

Paalu« in T>hiUppi. ^ 251

Von Tröi» äits setzte Paulos nadi MTacddenieii über. - Diu Trattm^sicfft, welches ihn da^n dnlad'(;i6, 9), mit Besüaimthaii für mibistorisch zu erklären, haben wir kein Reefat; ebensowtonig lässt sich aber aucli die Möglidikeit längnen, daas es nnhlstorlsoh sein' kdnne, nnd dass nur der Verfasser der Apostelgesohidite'in dem ma^^edonischeii Manne die Hellsbegierde s3rBibiAisirt habe , mit welcher die macedohiscbe Bevdlkerang and die enropäi^ebe Mansch-f heit überhaupt den Apostel zu sh)h berttberrlef (Banr Panlvs 14t> *— In Maoedonien war* der erste Ort^ wo Palilas und ^Silaa 'avf-^ traten, nach o. 16, id PhiiippfO* Ol^elcfh dfäse«^ erste Afiflrate» ist durch ein Kreigniss bezeichnet, welches dnreh seine ganse Beschaffenheit ihaneberld Bedenken faetrorrafen nnuis, die Gefkligeki- nefamung und Üb Wunderbare Befreiung der beiden Apostel. SchOB dfe Vciranlassung dieser Oefattgendbhhiung, der Vorfiel mit der weiifsag^nd^n Sklavin, c. 16, 16 18, hat viel Auifallendes. DAbb der Verfai^ser dieses* Mftdchen wirklich als eine von einen bosen Seist Besessene, und ihre H^lung als ein ViTunder betrachtet Win- sen tviil, und dass stpranaturali^ische, streng scHrifl^länblge l^eo« logen kein Recht haben, einer andern AuiTassnng das Wert ^xni redeh^ und\,volft ifareni Standpunkte das Objektive und das iSInlM jektive in dem Berichte zu unterscheidenf^^}^ mit andern WorJteil-i das Wündbr nattirHch zu erklären, diess wird von Banr S. If46 ff. mit vollem Recht geltend gemacht.') Damit wftref indeieisen ein» solche Erklärung' noch nicht unbedingt ansgMoUosfieii; wer' Jena

' *) Wo, beiläufig bemerkt, der Ffüss V. 13 hiebt der Strymon sein kann, wfe diess die Ausleger ali§(einein, auch -tiocM Baum garten, aBnefamen, denä d^rSti^u mon war von Philippi- mekr als eitoe Tagereise entfernt..- Vgl. Rilliet .cpn^aeat. sur l'^pitre auz Pbilippiens S. 12. Wahrscbeinlich ist der kleine Fluss .Gtngas oder Gangites gemeint, der an Pbilippi vorbeifloss; vgl. Forbiger.Handb. d.alt. Geogr, III, 1069 f.

»)'Neander S. 299, A. l. '

^ Es ist insofern^ «tt I<)beH, dass Baumgarten atlf jede MUderang oder Um* gebuog des Wunders uiaicbtet, und wenn Derselbe S. !2Q8 weiter annuniDtf d^r Wahcsagergeist atebe* wirklieb mit dem, pytbiscben, Apollo, d. b. mit dem Dämön^^der als Apoll verehrt wurde (l Kor. 10, 20), in Zusammenbang, und gerade dessbalb rede er über Paulus und seine Begleiter die Wabrbeit, denn der pytbiscbe Apoll sei die sittlicbste Gestalt unter deTi olympiscben Göttern ^- wenn B. unsem Beliebt ib dieser Weisie ergänzt; so verdient wetugst^ns der Mutb alle Acbtang, mit dem er für seinen Schriftglaiihtq^ Alles, sogar den3e|ieia dei Llicberiicbkeit; ^auf SJwsb niiainV Im j.vQiliegenden JFall ^ebt er übrigens ypeiterj.alsibn der. .Text nötbigte, denn dass eip nrey/ua, nv^wvog Apollo oder einen applliniscben D^mon .bezeicbne,. ist nicht zu beweisen; auch die bekannte Stelle Pl'ut def. drac. 414, E sagt äiess nictt entfernt

«

Uli nwMhflMny die 9kUvto mi^ «in« fi^inteskruBke gew^^e«, 4«jrea SEonUwifl von Uir«a od«r ihren OMrren (der Plural V. 19 ist «ller- ding« MiMlend) Kkr gewinnsA^hlice Sweoke m$gehßaiet wvde, ÜNTO im i7imk Yen beripbtetfa Aenflseningen seien dareh dM, ire«i Bi#.«ber die FrenUlen gebM heite» verenteset, Peulns liebt im CObM^liea «a itae SeseeaealMit 4en bAeen fielet enegnüehren ge- betaif Wd der Bindrwk «einer Wo^e nnd eeinier PersftnlielilfMt luibe 9mt netftrlieh per obejlogieeheei Weg eiiae engenUlcUiehe eder Unger lenheUfude BeeohwipAtigniig der Kienken, in der Ver- etoltongeweiee deir Zelt ein Aaefeftren des Bitaon» bewirkt Das« Alwtielie Xffolge im ;Ka«i|«uiif4iheiig mit der epestolieoben ThiUig- keil des Peadne verkepc^i wer4e9 wir sobon wcjgen » Kor. 12, i9 gteuben e^sen. F«r erwiese« >wird sieh aber n-eiliob diese A«Assn«g der Sache nicht wsgeben dOrfen; denn wenn einauU die Ir^Ahlopg in der wnnderl^fure« iQestalt, in welefaer sie vorliegt^ iuid«n]d|«r J«t^ se ist liai««rhin ebenap ifiOgliel^ jdass ihr g«r keie«, als ^Aes«. ihr eWe natorl^ erklftrhare Thatsaohe za Cfmnde Ung^ «94 4Bi: eenstiige «ejkri/tsteUudsche .Ci^arakter «««ei\s Verfassers isl.inpcM tg«f^net, sn fioAsten der letster« Annah«iB ei« fiewicU i% 41^ Wiffechaal« jsu legen.

^Wf)lt ««(««biedener werden wir aber allerdings die fieseUcbt*- Dokke^. dm w^eren Berichts, V. 19—40., in Anspruch nebmes mO^Min. Die Herren der Sklavin, wind hier erz&blt, Ober die Schmäleiang ihres Gewinnes erzürnt, flQhrlen den Panlns und Si- la« vor die Prfttoren (di^ Dniimvirn}, und da sich auch das Volk gegen ü» erhob, liessen dies« sie geissein und in^s GefftngniBi wei^n; «m Mittemacht jedhieh erMgte a«f das lanle Gebet dar beiden OeftiDgenen ein Erdbeben, alle fhtlren des Gefängnisses sprangen auf, and allen Gefangenen fielen ihreTesseln ab; dieses Breigniss, verbanden mit dem Benehmen apd d^n Worten der ApMitBl, niaehlie anf den GefftngnisswArter einen solchen fiHidrack, dass-er «le nlioht allein in sein flans fthrle imd bewirttiete, /Mm- dem dsss er sich ao^h mit allen seinen AngelkOrigen taofen liess; am. andern Morgen wollten aach die Prfttoren sie frei lassen, Paa- 1ns ,jedecb anf sein römisches Bnrgerreebt gestatzt, nahm diess nioiit «her >a«, als bis |ene seilbst aie aas dem Geffto^i^s gslihrt sofl Ihnfen 4advroh 6iae feierliche fBhraierklftning gethaa hatten.

l^n braucht in 4er That nicht aof dem Standponkt za stehen, anf welchem nicht blos von einer durch Gebet vermittelten Wir-

hi«ltt« in Pkülnii. räSS

irnngv mtdtrn Moh Tom Mbet «Bft«i ntaM 4»e l«Ud aulli ftlmif <)

im oMd Vorganf , nde «lieBMi, iMgffarablieii 20 fiiklea J6i^, dar

wMkt sei» Denken dem knursesieB WünderglulAen ^wteoft tat,

ivird an dem Wmfier integer ltaniUiiti|f iinlUss nelmieo mieiM.

^PTeltte üM es aidi aach In def eine» ddev der andern WighemiH

wteMtgem^ dxm nntaiMelbar e*f dne GMet iee Faifelnv ui 8flns

4hl» nrdtohen erfolgt sein eeii -~ i^wM dieser BiMg, üe

^voaderbnter Mtaehiet, eben«ö nndenklNir iet, wie das ilV^Mter in

AUgemeinen, «n dii iiaüfliekes' ^asMusenlriffen des Brfoi|f8 mit

den eebel «Her tmn «Nfls Mirbanpi^ thells nameMHeb aneli

"«regen V. M nickt gedeckt Werden, wo die Wortl» i^Ufjxfomvo

öi adtäv ol dianioi angenbefaeinäcb 4en fl&treek bnbei, denOtaHab-

teanibinenknng des Brdiebott vit den Gebet ad eodstafHreff -^

ster Wdllte man sieb aneb über diesen Anstess binwegseiaeiif so

Mebe deck kaiber diief »eeb anstOssigere Angabe des 16tln¥eiws,

4ass tn Folgte des Blrdbebens allen? GSefnugeten diei Msselni «b|pe-

faysb seien. Dass flrei berabbftngende Ketten ^naeOrWIiet WeAie

dlirek ebmi Iftrdatesi^ lüeht gelQsl werde»' kennen^, das» aiderte-

sdts an die Wand befMJgte filsnn eder Mneke (|vitey ¥,:M)

iMbt aaf dieee Art nerspreilgt werden kennen, ebner die Cttieder

4»r dsrin BHiigesebrlessenen nn nerbreefaeo, wird jeder^ der ekMn

leJIrtff Von Meiriieük b«i,«rrerer^) sogsben mnsselii «iddew

iberdiise; naeb Gfi-oret'd weiterer «eneiimig^ das ganae iWnil-

der ymg HberMscdg ist, dn )a die BeMing'det* beiten €leran-

genen deob nicht düreii da» Wnnda*, sondo«' doscih 4m fisMil

der Diüiai^rii bewirkt wird, isl gJeiohlMls anbestreitb«t. Mnss

man aber ^et» atogcnteheii, so baM maa teiii niclKb nldkrittit

Gfrorer das Brdbeben nnd dae Anltoprlngen der Tfadten «ela ge-

sebleiitliek steben kMiien, |e etenbaser vieinebr der Brdstoss nnr

daan da ist, die Bef#elnag der Gegangenen tdn AHem, stas IhMsr

«Inöht idi Weg steben kennte, akie Tvr Alisik von ikfen: Jleegelu,

«« bewirken, ntai so »ieiwielr mttsaen wnr ;niit dona AMiilen dier

fessflitt aneta tas gdMie Kreigils» ^of^ebe», das ohne dielten Br-

fttig keinen zweek bette'*

Kanm wbuiger rittbi^lbairt sind aber «neb die (Ibrigen Vdr- ffta^ kl unserer AniUang. tMeloh am Blngeeg desaMtett Miss dae VeiMtfen geg«* Piadas en4 8iias In be^bte Grad anffaUen.

>) Nach N«aQd«r*8 Usinuation g#g«a Baar GMcb. d. F&anx. u. $, yt. 303. >) Die heilige Sage I, 446 f. ' .

.254 Mbi in Ph%pi

Hie Prfttwtn teMeo dieiie, wi6 es mMoI uMverMrt^ geieaeln oiyl itt^s ClelAngBies werfen. Möekte um «w^ eio so brutales Ver- iihren fegen NlohtrOmer bij^Weflen vorkommen, so konsfe es sich dooli kaam eine OiM%keii gegen rOmiache Bürger , wie Paolss WMl SUfli, ^rlaabMi, and wenigstens .iie^.phillppi^sohen Daaidvuni wilrdNi es sieli naeh V. 30 nleä« erlliaU; haben, wenn sie die Angeklagten als Römer gekannt bitten. Aiieir .waraas' kannten sie sie ni^ als solche? Sollteii es wohl diese 'anteria^sen haben, «ieh auf ihr rOmisohes Bttrgerreeht zn berafen? Das «.wllce entweder

(riae UnbehOllliehkeit^ wie ^sie.dem <9MUis nad Silaa nlöht zazn-

< trauen ist, oder ein absiditlLohes Anfsvehen des. Leidens, daa eben- aewenig in dem Charakter des Apostels liegt. ^) Oder war, nach der gewehnliohen Annahme; das Verfahren gegen sie so tamnl- tnarisA, dass selbst das einfache ^^Pm^ibios ^l^^ von der Obrigkeit nicht .'gehört wnrde?. Da na<^ V. %0 ein förmliches Oerichtsvef- fahlen erOflhet wnrde, nad da .von eideif Vtlksjastiz gegen die Angeklagten nichts gesagt wird, so ist diess kaam anzanehmea. Bemfl irieh aber fifeander S. ^^ äsd das t^g i^ßSh^

:fl Kor. ii, 195, aa.itfire daranf.zu erwidern, dass Avir die näheren Umi^tände dieser dreimaligen Gdssehing nicht kennen. Im Zu- aammenhang nhserer BmAhinng blbibt die -fcor^erlit^hä ZOchtigpang nneifclirlich, wofern man nicht, das. rllmisoheflttrgerreelit des Pen- his.nnd (Was flberhat^it In Fsage: steliea will, eine Möglichkeit, anf die wir allerdings' noch znittekkammen müssen. Wozn femer iMiler 4en gegebenen* Umatftildender Befahl (V. 29), den Panlns «Bjd Silaa besonders scharf ^ bewachen? Für denji^weck unserer flrzfthUing hat ^eser BeMd fveilich seine gute Bedeotniig: je strenger die Bewachong, am so grosser ist das , Wunder der Ret-

ituug; war ein Petrus nach e. tS, 6 ff. von dem Bngel aus der

' Mitte der nwei Soldaten, an die er gefesselt wary und idurch zwei Wachen* durch cntfQirl werden, so. musfirte wohl auch dem Paulas die Flucht a«a ebenso «chwer m lesenden Banden (V. M)^ und ais einer iawti^a fvksanj mOgUch gemacht werden ; was aber die Dnumvim dazu veranlasst haben soUte, kann man rieh nicht dehken. Fttr bectonders gelihrliche Verbreeher können sie die

'^W99!ei Juden, welche kehies andern Vergehens, ala der Proselytea- alacherei, ah^eUagt waren, nicht gehalten haben, aooat worden sie

ijBaünogarten freiÜcb, S: ^2^^ WeUs ein solches Benehmen mit vieler Sal- bung zu empfehlen.

Paulo« io Ph%^. .2^5

dIemlUB nicht gleich »m aad^iHi Morg«u..voii fniw^^fUfmMlißr der enttfesaen weHcn^ donn da«s dieses »of den Derieht des Kerket- meisters bin geschehen sd (Ne4i^nder 8. 303), steht 1) nicht ip unserem Text, wili sich vielmehr mit V. 84 f. nicht recht vertn- gen» nad ist 8) auch an und ftlr. sich nnwahrscheinlich^ da «eiii Boleher Bericht fOr römische Qhrdn viel «n nngiaakliQh geklangen haben müsste, nm nicht. statt', dner Entlassong eine nene Unt^rr snehnng hervorznmfen* Ebenso wenig empieUt sich aber die An- nahme (ebend.)) dass die Danmviin durch das, iwas de anterdesr a«n vm den. Gefangenen ttberhattpt erfäbren hatten; günstiger ge- sitimmt worden, denn nach der brutalen Behandlung, welche sie diesen am Abend verher angedeihen lassen, waren .sie schwerlidi die Leute ^ welche sich weiter nach ihnen erkundigt hAtten^ eder durch die Nadiricht von ihrer« Pretigt zu gewinnen waren. IHe Bntlassung der Gefangenen erseheint daher el»enBo, wie ihlre Miss- handlung, nndi Bsnmgarten^s richtige Auffassung (ß. 22ifk\ als eine Sache der Laune ^ dergleichen sich ein brutaler Beaml^r gegen Vagabunden wohl etwa erlaubt, die Vorausaeiaang dagegM, dass sie es hier mit gefährlichen, sorgfältig zu verwahrenden Pes- senen zu thun hätten, tet bei denDunmnm nicht nn venanthen. Wie aber nach dieser Seite die unmetivii'te Strenge im Verfahren der Präteren, so muss auf der andern die DemOthignng befremden, der sie sich auf die Nachricht vom romischen Bürgerrecht der- Ge- fangenen (V. 38 f.) umerziehen, denn da ihnen dieses am vnrhec- gdimiden fPag unbekannt geblieben war, so kemite sie, sollte, man ■Kdnen, wegen seiner Nichtbeachtung kehie solche VerantwettiliDil- keit trdfon, dass sie dbsshalb Are ganze Amtsefarc: doroh eine Genngthuung auf^s Spid gesetzt halMin wOrdeny deren Fordeiit^g zwar hier, nach dem Wunder unserer Brzäiblung, dem Paulus nahe liegen konnte, sonst aber mit dem Charakter des Apolitels^< Widder Ihn selbst 1 Kor. 4, 11 ff. schildert, nicht recht übereiifstUnmt Bätten allerdings die Angeklagten ihr Bttrgerreeht angeriijfen, und ste wären trotzdem geprügelt wordenrj so k<mnten die lUchtinr imeh- träglich über die Folgen ihres Verfahrens erschrecken, war da- gegen jene Afirufang unterblieben, so lässt ddi schlechterdings nicht absehen, wie ' Milien eine Verletzung der Gesetze über das Verfhhren gegen romische Bürger zur Last gelegt werden konnte* Es fragt dch aber freilich, wie es sich überhaupt mit dem römischen Bürgerrecht des Paulus und Silvanus verhalten hat« In Beziehung auf Paulus erhält die Angabe unserer Schrift allerdings eine be-

ji56 «wfos in PWlippi.

•Aoffi abfefOlMrt waHe, da 'wk fafefHr Mtmer d^r jAppallatiMi, dfd nur eilen ramieebeir Btrger araBtoad, kciaeit geuUgMiiii (firattd denkM lomieii, tmd weM dem ihdUm die Fesaeiwoff das ApoiiMi^ avaH aacMem er aM> aeMi aia rOailacher Miver an eitemiea gegdifen bat {Afg. M, ao. 26, M), Iheite 4le Jiagabe iea aweltea MoHiitberhtiefe «tor eine drelioallfe, attem Anueieiae meh vea remiflelkea OlnrlglielteB rerhlngte, ^) korperilefie Zftobti- gmig im Wegpe aa atelMtt adMaf , ao aiaaaeii' Mrir noa aai 'Badt, ae fange der aagefÜrCe enilid ntoht fteadtifft Hi^ >liilnUt]kb te erata» Omatanda M der Aataaluae eiaar U»geäaiilgiieil ia derttar- aMlaog der ApOBtol^feattMelite^ «dnsielitttob dea äv^tA^^ )4dbei be- rtfhigea, daia ana daa Nttera ober jeae dl^fanüge Yerlelzang der raavtaaben Verrecble nicM 4elcaqnt tat Nin äall aber aaah y. S7 nicbt-blea Paaln% aondem aooii Sttvaami, itaiaobar BOaf er •ga^feaea seia. Dfesa 4at aebr «nfbilead^ ^,JaaepbtiB aad JPbik, toawrkt Sioba^ekeabatgar,^) die mtgOäÜg aUe iM^ena ¥Qtt: aad Bteaaliiea« fbrea Vfliik» vooaelleii'derMniif erwiesanail^taiat- beijaayaagea kafsMAvety fnlkm keia* aaderen leiapide vo» ae- aaaa der reaibrabea-CivIttt d«nfa Jode» an, ala den AAtifMKer^ daa iBtamarrater derBtoffodaalimiliie <Joa. Aai. XiV>:M), (deaJeaephaa aelliat (irita p. lOai), aad die aa B#ia iabeaden, jircua Kciagi^fe- feageaea abatanaiendeii Jadbii (Philen lag., ad -^^Oaj« ed^* iMMpnoi- 1014}* Wen» Jeaapbas. aiahlbar abiae AaftadMae ala tUmmi- lUtoade (BbaebbeabagMig sobadbrl, aa Hegt, teria > waki badbrakt 4lla dimaeige )vaa der Seiteiikeil dtta iKidbs, daaa ahi teia «adar ■bie gdaafto, waa aaeh Mder hakeaMbii Stfaiaiiaf drega« 4ie Jaden mmtk ynrmm trahtachateliah abin aiuaa^^ Nan tliflel^ aieh lallavdiaga bei Joadpfana Ant^ XIV, 18-^19 eia Skta^ dea gen- •anla Ldatallai^ wodoreb die Jaden, die r^tadaabe BOigar räld, .Bit Baokaiobt auf ibre Balig^» vem KiMg^Ueoat befiratt irardea, dad ein üweiiea dea h* ^kntaaiaa, >wed«»ih. iMiiaafcan VlU-gain jddiseber IMiamliMt dAeArtaateiaa aerlErhaeiieg einev Sjaagage arAeUt wind, Md B. J. Jl, Ad», 11 /kwwea ^^iir Jaden v#ry die wtOffliadbe BWIee aiad.^ Sebeiat diem alNN:.#inoji ^n bew^en, 4«w

'*f tu! s. d. Commenlare zu 2 Kor. 11, 2S. '«) «<»%öt d. Apg. '248. 4>lf. ^ WicBtier filVMloh )d.MapwtZ«IL ^*

Paulus in Phillppi. 257

. (widU ja V^^ d^ 9i)«i|ierwfthiiteniFr€u}afiapBg. v.on ei/Agßn jtw- send Kriegsgefangenen) niplit .00 .gnos wenige Juden im B^z de« 4'dlBiiflchQtt Bürgerrec)its w«ren, so ist e^ dooh gewiss merk-* würdig, daas die. Reid^napostel alle beide rOuiische. Bürger. ge- wonen .«ein saUen , und dürfte man aueh einen derartigen Zn^ll -)nioht..beaweif0ln| wenn, die ^ Sache znv^^rl^siger bezeugt wftre, 00 tY^rUat es si(6hadach anders, nachdem wir, gesehen haben, in welchem tnytohqra^ZtgifaipiweBhang die Angabe, ttber das Bargerrecht des Bitan^Bm: Vjwrkpnimt.

.-iBMsettiWk. «ndlich den .4^ftritt mit dem Gefängni/sswltrter laV Auge,, sot W0r4en. wir aacti hier nicht nmbin können, den Be- . ddnli^ beisaftretea, welbohe Baur S. löl f. erhaben hat Wie der eafängAisawftrter. die Thdren des Gefängnisses offen sieht, will «r jsich. aaUist jwmorden, in^d^r Maioang, die Gefangenen seien «ptilohea; jdass,«r Irote, seiner .eigenen Uasohnld, und meh die )er i^oeh.Biir.naabgeaehett hat, w diesen verzweifelten Bohritt denkt, ist inrnffhinuaDflallend, wenn es. anoh dia. Blindheit des AflSokts :vJdieioh^ eiUiMrlioh machen w«yrde. > Panlw tröstet ihn, Indem, er ihm jinkin^gt, .datti jalle Gefangesen nsoh da. seien; aber wie kann VäiäMM ani der DMmfceUieit (V. 29). und in der iauniqa 9)^10x37, in 'oder eil . sieh :ktefindet, dless wissen? und wie nnwahrsehrinlich ist

es. auch, aninnd ttr steh,, dass voft allen GefangencA aneli nicht Binen idiaüGdeganheit «ir. Fladit beimtzt \mt\ Denn die Ver-

-niUhiHig/).:das8r.. das Beispiel des Paolns . npd Silas aadi die Uebtigett' wnUdeKsam gehalten, habe, traut diesen ein ZiarlgelOhl au^na^h dem man sieh, wenigstens, in unsem Geüftagnissen var- gebliA .umsehen würde, nie flbarsiefat aber jiuoh,i dass di» Mitge- faagenenritt der Elnstemiss . der Nacht vom Bleiben des Paulus und Silas se wenig etwas wahrnehmen konnten, al» Paulus, und > Silas Von 4em ihiigen. Woher - weis» endlich der. Kerkermeister, .^daisa das Jfiribeben gerade der IBfarenrettung der beiden Apostel gegolten hat, und wie kann er es wagen, diese s^ae GelSuigenen

min>i«af einmal. eigenmächtig ssu befireien,< nachdem er kaum erst

wegen. einer, durch Mhere Gewalt bewirkten Befreiung äkh selbst ~ hatte i entleiben wollen 9 Kann man auch vielleicht auf die eine oder .die aadete ven dIesen/Vragen eine Antwort luiffinden, deren Un- denkbarkeit sich nicht streng beweisen lässt, so ist es doch jeden- falls sehr bedenklich, wenn die Wahrheit eines Berichts nur durch

') MeyBT und BaumgÄütep 2/4 St. ;

17

258 Paulus in Philippi.

die VonnufflOtzvDg za retten kt, daM 0loh die aacumrordenüieiiiteii Vorfftlle aoy wie hier, geli&iift haben.

Alles znsammengenommen entfaält unsere Erzfihlang dne Kette von Unwahraoheiniiehkeiten, ans der es kanm moglieh aehelnt, aieh nur vermnthnngsweise eine geschichtliolie Grundlage heraosza- finden. Dass Paulas in Philipp Misshandlungen ausgesetzt war, sagt aueh der erste Thessalonicherlirief 2, 2. Damit erMuren wir jedoch nichts Näheres Ober den Hergang bei diesen MisshandlungcD, und es fragt sich, woher der Verfasser unserer BbsAhloag seiae Angaben geschöpft, ob er nicht am Ende eben aus der gftielle des l%essalonicherbriefs, nach der Analogie anderer Verfolfinigsge- aohicfaten, namentlich der schon erwähnten petrinischen C^MW* ^<^); eeiuen Bericht herausgesponnen hat. ^3 Bin welteree DMtän zur Ausmittlung des geschiehtliohim Thatbeatands könnte man in unserer Erzählung selbst suchen. Da n&mlioh in dieser , wie ia der po- trinischen c. tf, 17 IT., zwei Ursachen für die Beflrefang des Apostels verschmolzen sind, eine tlbematflrliohey die aber fftr seine wirkliehe Befreiung entbehrlich ist (das BMbeben), und aina natllr- liche (der Befehl der Duumvim), so konnte man vmauthen, anr die letztere sei geschichtlich, die erste dagegen sei bloa desshtib eingeselioben, um aueh bei dieser Gelegenheit denPäofa» riaer wunderbaren göttlichen EMlfe nicht entbehren zu laneii. Allein wie wir bei c. 6 nicht blos die fibermensohlioh^ ^HQlfleintnttg dep Engels verdächtig finden mussten, sondern auch die measeiiliclie GamalieTs, so wussten wir uns im vorliegenden FaU das Beneh- men der Duumvim V. dtf IT. nicht viel Idchter zu erklftrsn|! als das vorher berichtete Wunder, und gerade wenn wnr dieäes eat- fernen, wird jenes nur um so unerklftrlidier. Auch dieser Weg zur Ausmittlung des Thatbeatands ist uns dahor abgeschnitten, md so mflssen wir es, wie hi so manchen FAll^; didiingeslellt sein lassen, ob etwas und wie viel Thatsäohliohes unserer BrzäUaig zu Grunde liegt

Nach den Vorf&Uen in PhUippi zieht zunächst das Auftreten des Apostels in Athen unsere Aufinerksamkeit auf sioh^ was.filwr seine vorangehenden Erfahrungen in Thessalonich und BerOa er- zählt wird, zeigt keine bestimmten Merkmale zur BenrtheilW

1) Umgekehrt glaubt Baur, Paulus S. 483, 1 Thessal. 2, 2 stamme aus der Apostelgeschichte. Andere Gründe machen es mir Jedoch wahrscheinlich, dass die Thessalonicherbriefe älter sind, ala die Apostelgeschichte.

Paulus in TbessiiloDich und Athen. - 259

seioes bistoridohen Charakters,. und nur ißB werden wir Baar CS. 482} zugeben müeeeiiy daes die Anklage der thesaalonfcensiselien Jaden c, 17, 6 : oi %rpf ohovfiivrpf dvaaTcettiacafreg ovtoc xal iv^de nägeiüiv die Farbe einer apAteren Zeil trfigt; denn damals, bei ihrem ersten Auftreten in Bnropa, konnte den Verkflndigem des Cbriatenthamß, welqbes säph bis dahin kaum über die Grenzen 3yi|i^ui^Jiiaans verbreitet hatte, ein solcfaer Vorwurf nicht gemaeht w^rdi^n, und mag man auch mit Neander (S. 8113 daran erin- nern, dassi, die. Leidenschaft gerne die Sprache der Uebertreibung rede, so , wi^d man sich dooh nicht, verbergen können, um wie Vieles die9e BHtcs^fjU^ig einem jäpälereA^ der wirklich die oueovfdvf} duroh's Chffii(twthnm in Bewegung gesetzt sah, näher liegen musste, als der Zeit^ fai.webi^her diese weUgesehiobiliohe Bewegung eben erst anflenf. v :.

An, der merkwürdigen BrzAhlung aus Athen hatte man firflher keinen (An^tdas genommen, erst .neuerlich hat Baur darauf auf- mei^kaam. gepificiht, dass auch dieser Berieht voll Absicht und Re- flexiv.!sei, 4ass Alles heiyergesucbt sei, um den Oontrast des Cbriatentfcums mit.dem. Beid^hum und «der heidnisehen Bildung . so jsturk #ls mOgUoli hervortreten lassen, dass man nicht redit efauüeliei, wie .Paulus in den Areopag kommt, daas die Bede des Apoatels. V. at viel zu rasch und zu abstossend mit der Auf- erstehang, 4eren. ürwAbnung bei adnen flkdiereni den schlimmsten . Biiidiniak macheA musste, hereinfalle, dass die Behauptung V. 23 von einem AHir des unbekannten Gottes eine Verwectelung ent- halte, die PanlttBi «I Ort und Stelle sohwerlioh begangen haben würde* Gegen den letztem Punkt Hesse sich wohl Einiges ein- wendM, dton hat auch Baur S. 17tf eirschopfend nachgewiesen, dass es in. AAen aller Wahrscheinlichkeit nach kebien Altar mit der lnsehrift'iryK(HrT(j(> ^^, sondern nur solidie mit der Inschrift ayvmTOig '9solg gab, und hätte auch jene ohne Zweifel nicht d«m tanbekannten Gott, sondern nur einem unbekannten Gott ge- golten, .so wäre doeh immeiliin meglicb, dfiss Paulus die Inschrift Msoh griesett und aufgefasst hätte« Dagegen mOssen wir die lUehtigkjeit der übrigen Bemerkungen zugeben. Man nimmt zwar gewohnlich an, der Apostel sei nicht vor die Versammlung des Areopagitenhofs geführt, sondern es sd nur das Lokal dieses Ge- richts, welches unter freiem Himmel abgehalten wurde von

*) Hermann, Griechische AntiqaitiLtea I, 232 f.

17^

260 Paulus in Athen.

dem neugierigren HAnfeii, um Qtn Väh\na m WSten^^ViiAiizi^'HMr-

den^ allda der Ümdtand, da««' sich mnilsr "den wüiii^eii Von '' Aleäom

Bekehrten ein Areopagite befindet, weist nach 'Banr^s^rA9lffi^r

Bemerkung anf eine wlrkli<^he Verd'ammlang des 'Areopag hin, nnd

eben hieranf werden aoch die Worte V. 19: iTcihxßi^äfOt kxmov

inl T6v''*A(>Bioif TToyov^yayov, verbunden mit V. 22: a*cot3^isii

6 navlog iv fdaij) tov bi0öv nayov Jdäbti ztiUäiihsr'niAf^ii:

' Paulos wird als ^iv(BV datfxoifiwv ycatixYytXevg (V. 18) ei^riifbn,

auf den Ai-eopag gefOhrt, und hier, hiitten Im Arää^agns, sj^Häit

er —wie konnte 'diese der Lesei^ anders Verstehen, 'a!)^ dkVöa,

dass'er sich vor 4em Areopag, als derjenigen VMi^)c^tfm v^i^nt-

worten gehabt babe, welöhe die bestl»henden fiteii^tze, ÜKlittJädich

\ die AeiigiMnigesetze, gBgen 'NuaohHfgen za'bdliAtz6n'hatti*f^ BMa-

nert doch auch der ycaxayyeXevg ^evwv daifiovUav selbst fai^lktiB"

dtndk an die Ankliige gegen gokratesi d&iitBl . i-'hsQa^ x^ya dae-

~jEfm/£j[7 «J^^^n^ (Xen/Mem. I, 1), nftd die Abftffat^ng d<iir Mi-

J6s auf den Ariopag an die Abftth^OBg des j^^ittos' Vei<"lbus

r Bfüedfluuk.^) Der Untiinchied ist nnr,'dass Alles Veit 'biOttlMbr

, hefcg€4itv dass Paolos nicht verklagt, JBondern Mos btthragt^WiM.

:.:€(eschiohtliah konnte aber dieser Zog, Yiat^b dem gttnzen dMmkter

i der hier erzfthl(»n VeitAndlang, nicht liein, denn trine CMrüftts-

- BitlEung kiim !aioht so? aasgehan, wie die vöHiegefade V. ^t TAhg

.man itan< mit'Banr bdh^men, dass die* Sage von der BisUiiraiig

. dnas 4jreopagiten Dionysifas, dnsem VirtUBW vonddaast liiibe,"'dbn

~ Auftritt: Uk den Areopag za Verlegen^ öder mag (Bkkea tinr dess-

.. bulb gesoheii^ sein, am deih Padlas 6tne wogUiiM'felMrlioM'Cle-

legenliiedt zur Ans^ilianders^t^Bg seiner Lciire i&n'versfJhafl^iij"iAd

den Reden vor dem jadisohen Synedrinm aneh eine vor ikm^^ht-

würdigsten griechischen Gerichtshof gegenOberzudMlen^ «der mag

endlieh noch ein Weiteres Interesse dabei in's' iäpier kidmeii ,** dai

,sich uns vielleicht später entdecken Mrd.

. Was die Bede des Apostels betrUft, so 'Aragt' Weich vor

..Allem, wodurch ons ihre UrlEandlicbkeit v^bOrgt ist^ Lfisstr'sleh

nun: anf diese Frage nur antworten, dass udser Verfteser neinto

Helden auch sonst. nibht selten \forte in den ]IIattd'l^gt> dib üie

') M. vgl. mit V. 18 f.: 'nvhs Sh rdv ^Entxovqeltav\x* 8. w. avr^ßaXlor o^c?,.. ' JmXöißojusPOl tfe avfov hti toy ^Ji^eioy ^nayov yf^oi^o^y % 1^: ärdartjaav Si Tivsg Ttoy ex rrjq avvaytoYtjq ttjq ZefO/u^i uiiße^Cvtav u. s. W. xcii hrunarTeg <w-

Paulus in Athen. 261

;e^Sji^,|gffl|^Pfhpii hf\e^^ wie.z. «^ in dm petBi«|Äche?L R^ d^j4f}f,,/pra|tqil Wd d<|« ellteq Ka(^ff4% io^.dor.B^dp 6iii9»li)&l\9» in d^^V^fifijJS^ffin hßivn A^wi^lcQ^ypfit, '^^ 4^..^W9I Er^iähln^gpn d^ ' P^i^flfj.a^iier, sein^ Bekehrung nnd das, wfis.d^apf f9jgte,.fio liat. ei^.^^j.g^n^ Ober wippende Wahrsch^ü^icM^it f(lr^ siph, dieser es., iof^^vjDr^lQ^ien^Jp Fall ebenso m^cht^ dass.'er in der b|&k,annien Weise I de^ , A^il. fi-ei componirte Red^ als wirlbJi^h gebalipqp bftb^delt ^ Vnß yfj^i^,^diff historiscibe Wjatgrscheinll(ph^i^ bqi diesem, Verfahren ^ übpT^at^tt. nicht selten verlebt wird, so l^abei^ wir alles B^cht, za ^ df^ irprn^jo^mngp es seji nur unser Verf^er, der den Apostel . ^ V. 3.i gjf^z, unveroiittelt gpj^ifi mitdofi Lebfen ,auftrptej^ läs^, . ^ d^e^. s|E»Hp|^. Znb^(M:er^ die allert^p^^ und, djf».,,

! i») «iiftfi ßj«: '^pvorliereltete Versijuifnlj^ i^ui; ^f^ß^

, Erfolg {hftben konf[^ei^, de^^ upper 3JSf)l;er. Vers berioh^t.O .H^i;. Lehrwe^sheit eines Paulus sp,heint ein »o^^hcis Verfahren nicht zu i, eotg^r^jch^n,! wfk so,. bessec.stjn^nt es aber zu der Art, wie nuch ^ soiu>,t ;ii|^ unserer J^c|ir|ft: dpr^ch. eine plOtzUohe möglichst abstossende ^ W^i^^pi)^ ein.Solt^lil^e^kt und ein allgemeiner Sturm der Zuhörer , g9|[pn dei}, Qedneir erreicht, wird^ M. vgl. c. 7, 51 ff. 1^8, )S£ft ^ Es is^ diesig aber, oipht der einzige Ppn(ct^ auf dctn tich die An- ^ nabiae s^tützeQ k^nn, dasj^ die. Bede^ zu, Athen von deii[i Erzähler , B^jfßji^ l^^^rü^jfiEi, P(iulujS[^ stßht. hier dem, bocfisten griechischen I Ri^llf j^ousgericht, qlcht bjoi^ in einer aijfilogep Stellung gegentlber, ^1)^ S^i9^)f^nus der hOcbsteif , jüdischefi Behörde ^ ^f!|)^^^ ^^^^ ^^^° I ypjrVag ist, deip seines Vor^äpger^ so verwandt, ais diess unter ^ dfp Y.^^ndertep ^usserei^ IJn^ständen se,in, konnte. Wie Stephapus von Mitg]üeder^ einigj^jr^ jttfifschen Schulen, Fojjge einer Streit- un^rrei^jang vor das Syuedpunf geführt wird^ so^ führen An^ehöri^e , de;r flan^ls verhfieitef/sten griciphi^chen. §phulen^ den Paulus vor den ^W^Sfi ^^e l^t^pl^anus vertagt ist^ die vä,(erllohe Beügion um- s^iQrz9,n und eine neue e.inf ühren zu wollen,, so w,i.rd Paulus di^^ 4er. befragt, ob Cjs i/i^il^r i?^, dass^ er Bjeue Qottheitep verkünjjige , , ~7 in der Sa^he d^s Gleich^., n^ur in> GriechLpch^ tibersetzt, ^ wie Stephanus den Juden erklärt, dass der Tempeldienst aller- dings aufhören mttsse, denn Gott wohpe nicht in Tempeln, die

') D,enn Neander's Annahme, S. 325, dass V. 3i die Worte des Apostels nur im Auszug wiedergeben wolf^, widei;spricht dem exegetischen Augenschein, der Verfas'ser giebt diesen Vers gerade ebensogut, wie das Frühere ^ als die eigenen Worte des Apostels. ^ ' ' .

262 Paulus in Athen.

von Menaohen erftaüt sind, so ragt Panliis den Athenern das- fidlie^}, die weitere Anwendung auf den Götzendienst natürlich beilttgend, wie Stephann« vor seinen jüdischen Znhüreni an der Hand der alttestamentiüchen Geschichte die Wohlthaten schfldert, welche Gott dem israelitischen Volk erwiesen hat, so schildert Panlns vor einer heidnischen Zuhörerschaft, auf die Ideen und Aussprüche der griechischen Philosophen hinweisend, die Wohl- thaten, die er allen Völkern erzeigt und erzeigt hat, indem er zu- gleich die bisherige Verkwnnng dieser Wohlthaten ähnlich^ wie in der lystrensischen Bede c. 14, 16, und wie in einem andern Fall Petras c. 8, 17, mit der von Gott zugelassenen Unwissen- heit entschuldigt, wie endlich Stephahus durch die unerwartete Heftigkeit seiner Schlussworte den Sturip gegen sich hervormft, so nimmt auch die Bede des Paulus V. 31 mit einemmal eine Wendung, die seine softvrtige Vnterhrechung veranlasst.^} Bei einem solchen Verhftltniss der beiden Darstellungen kann man sich der Vermuthung nicht erwehren , die zwei Beden und die' Vor- gänge, von denen sie eingerahmt sind, seien aus einem und dem- selben Geiste dem unsers Verfassers hervorgegangen, der Auftritt in Athen sei nur das Gegenstück zu dem Auftreten des Stephanus in Jerusalem, und d\p Verschiedenheiten zwischen lei- den Scenen, die sich allerdings Jedem aufdringen, seien nur darin begründet, dass die athenische statt des jüdischen auf hellenischem Boden spielt, und statt eines tragischen Ausgangs auf einen ge- finhrlosen Schluss angelegt ist. Von hier aus auch die ganze An- gabe vom Auftreten des Apostels zu Athen für ungeschichtlich zu erklären, haben wir allerdings, so weit wir bis jetzt sind, noch kein Becht; aber sie in Frage zu stellen berechtigt uns der son- stige Charakter unserer Schrift, welcher von der Art ist, dass sich die Kritik im einzelnen Falle nicht dabei beruhigen kann, keine bestimmten Beweise der Ungeschichtlichkeit in Händen zn haben, sondern auch noch positive Gründe für die Geschichtlichkeit ihrer Angaben wenigstens in allen den Fällen fordern muss, wo

*) C. 7, 48. 50 : äXX^ ovx o vyjiotoi h x^^ono^i^o^ xaroixel . . . ovjfl 9 Xei^ /lov lno(tjae ravra narra; c. 17, 24: o &€6f 6 noi^aat tov xoajuov xm nävTa Iv avrw . . . ovx ev ;fff«^o7rot)froi5 vaoXg xarouceT.

*) Im Ausdruck erinliert V. 31 an die Worte, welche 10, 42 dem Petrus in den Mund gelegt sind gleichfalls ein kleines Anzeichen von dem lukanischea Ursprung der Rede. Noch einiges Weitere s. im letzten Abschnitt unserer dritteii Abtheilung.

Pftnln« in Ephasut. Dia Johannaajaogar. 263

etor ■rzAUong Bleiiieiite von geiebiohilieh eweiCdhafter Be- aohafl^Mt beigemiBoht sind.i)

Auf den Boriobt unserer Sehrifl Aber die ^nifanmkeit des PMdiw in Korinth (e. 18, 1— 18) werden wir, so weit er zu kritinobe« Bemerknngen AnlMs gibt, später nodi zarflckkommen, wietohalb wir ibn hier tibergelien. Ans demselben Grunde gelien wilr rai^ auf die Beise des Apostels naoli PaUstinn, e. 18, 1^—38 niol^ n&her ein, sondern wenden uns sogleich zu den, was e. 19 ttber sainMi ephesinisohen Aufenthalt «rzählt ist

Das Brste, was hier anfallt, ist die rflthseUuilte Ersefadtaung der Joluinttesjflnger e. 19, 1—7. Eftthselhaft ist diese Erscheinung desshalb, .weil die Zflge ihrer Schilderung zu keiner einheitlichen Aiseluumng zusammengehen. Auf der einen Seite sind diese JohanneqOnger fiadrjtcä,j d. b. nach dem ausnahmslosen Sprach* gebmoöh unserer Schrift, Christen, sie haben den Christenglauben angenommen (mazeuacn^eg V. M), auf der andern stehen sie doch dem Cliristenthum noch so ferne, dass sie weder auf den Nameu Jesu getauft sind, noch vtti ehimn heiligen Geist etwas gehört haben. Scheint schon diess widersprechend, so|^eriidht sich die Schwierigkeit noch, wenn wir aus o. 18, 24 f. von einem andern Johannei^flnger, dem Apollos, erlUiren, welcher im Christenthum uaterrichtet {xcmjxrifiivog zf/v odov tov xvqIov) ist, und mit Aus- zeichnung als Lehrer desselben auftritt (idldaaxsv dxQißwg ta Ttefl tov hvqLov), aber nichtsdestoweniger von der Taufe auf Christum noch nichts weiss, sondern nur von der Johannestanfe« Wie Iftsst sich, muss man mit Banr (S. 183) ftragen, dieses Beides zusammendenken und zu ehier klaren Vorstellung verbin- denf Neander glaubt, wie schon ftUher Olshausen, jene Jo- hannesjünger seien bei einer sehr mangelhaften Kenntniss von der

^) leh sehreibe das Obige auf die Gefahr hin, dass Apologeten, wie Lechler, (d. ap. und d. nachap. Zeit. S. 10 ff.) darin aufs Neue „eines der befremdendsten Zeugnisse von der maasslosen Willkühr** unserer Kritik sehen. Ich meinestheils vermag in solchen Urtheilen nur einen weiteren Beweis davon zu sehen, wie wenig sich die Mehrzahl unserer Theologen die Natur und Aufgabe einer historischen Be- weisführung klar gemacht hat Statt zuerst zu fragen, ob eine Angabe hinreichend beteugt ist, und diejenigen, welchen eine genügende Beglaubigung fehlt, nach ander- ^fitjgpn Gründen der historischen Wahrscheinlichkeit zu beurtheilen, setzt man die Zuverlässigkeit der Zeugen auf den oberflächlichsten Beweis hin voraus, und schliesst nun sofort auf die Richtigkeit aller ibrei> Angaben, sofern sie nicht geradezu etwas ^undenkbares enthalten. Was wäre aber Theologen, deren erste Voraussetzung das Wunder ist, undenkbar?

264 Panias in Epheiui,

Person mid Lehre ChiMI^ stehen geUtebeii (ß. StA), vM^tteelhe Vorstellang wendet er nach auf Apollos an (S. 876), nnheUm-- mert am das }eixTf]x^l^^^ ^V^ oddv rov xvqIöv nM da« idUkkaxev ccKQLßwg tra neQl tov xvqIov. Aehnlieh meint Baamgartcm Cn, a, 986), Apollos' habe hl Jesas nnr einen Vorlftafer das Mei^ sfM gesehen, wie in Johannes, als oh ein genauer Kenner der Lehre von Jesu hetasenf konnte, wer selbst mit' dem ersten Gnmd^ art&el von der Messfanität Jesn noch nnbefcannt ist! Sollie aber dooh noch ein Zweifel in nns Ohrfg- bielben , so beseitigt ihn Ne- ander mit der Behauptung (S. S6i): „von einer an sieb ntfbel- haftetf, nnbestimtttotf Ersehelnmig könAe man kein In bJaren hml' bestimmten zogen ausgeprägtes Bild entwerfen.^^ Aber diese Be- merkting, anch an steh selbst ntir halb whhr, kann in keiMmfiU die Zasammenstellnog so widersprechender Zflge rechtfertigen^ wie* die genaue Bekanntilfohwft mit der ohristlichen Lehre und die UA-^ brt:alintsehiilt mit der chrfstSehen Taufe, die dooh unter die eiBten Aofhngsgrtbide des Christenthums gehorte, vgL Ehr. 6> Diese* Züge sind in der Wirkliehkeit schlechthin nnvereihiar; sie kennen daher nur der Darstellung unseres SebrlftsMlen, nicht dem obipek«- tiVeto ThatbestaM angeboren, und die Frage kann nicht sein, wio wir uns die gecrchiohtliehe Brseheinnng, von welcher dieselbe» bi^ richtet werden, itondern nur, wie wir diesen Bericht selbst an ei^ klären haben, i) lieber die wdtere Ei'zäfainng' ^oi) deii JohaaHbs- Jüngern ist n&eh Maassgabe unserer Mheren Erörterungen In Ae* treir des yXdaoait AiorAefe' za urtheilen^ das nstttrHoh aaeb Mef nicht anders verstanden werden katin^ als hi dem Sinn, Wie äs dici Apg. nach ihren nnsswehteätige» Evkiähn^en a 2 vgL mit a fO, 47. ±if 15 veratanden wissen will. Auffallend ist ttbrigens, dhas' die Jcfhannesjtfnger des Itten Kapftds neiDh einmal getanll' wei^ den, während bei Apollos davon nichts erwähnt wird.

Dem Bericht tiber die Johannesjonger folgt 19, 11 tl äne Schilderung von der Wunderwirksamkeit des Apostels in ri^hesns, welche durch ihren mirakulOsen Charakter zu dem Unglaublichsten gehört, was dieser Art hn N. T. fiberliefert ist; es sollen so viele und so grosse Wunder durch Paulus geschehen seui, dase aettst die Sohweisstflcher und Schfirzen, die er getragen hatte, die Kranken und Besessenen, welchen sie aufgelegt wurden, gesund machten. An eine natürliche Erklärung dieses Erfolgs kann nicht

<) Hievon tiefer unten.

Wander; Sl«g über die BlB0le. 265

lielMn^ fiMni ^-Büitgtt ^ zil vMiotssed' vermoMit hOkn'i wtaai» er eim ' soldhe Wi#U&g*' iiiUitf et^^ mr ta Mii ehilMi Mteri awlenl'>FaM,*

* unter' MMio«iih«^ gdnBttjpett UteiMiMleii'^ BoAdeni' nyeljwäviBif/* \v4e diedäi mfcfa^dtrDimMiiuig QnMfw Sebrill dar PallMWU^ ^o^ habt hftlbte.' AberrMlbiii' vom StaindjjiQfllrt'dM Wüteifflaab^

* hat «in» so- ^Adi^i krasse und magiBc^e Voinstelliiaf ober diei HaMM»-^ kraft' dM Aiwstoli alhs« viel Anstfibi^e« , und es geMrt 6tirii>' daira;^ laH M^f&r'z. d. S«.' fmi Namdaidar ^^hiattriacheoiRrMttF^i: za* v^ristalfetai^ ,<;dto der Wandeitoalt Jen analfage HailUrafl- Paoll^ habe #aitilr'6elim \(rEllen venaittcilat der Vaeber^ wek^ba '^^ant ihto erMtiy vriir4a»V) kdf dla^ UHumitm Salfekte tiHergaMtatv^wavdaB>i könneo/^ Wir wenigstens wüssten nicht, welcher Reliqoieiile|fandai' Bick^^le ;)falstMMie IjiCiV« aach m seMaeü hittes wein ala 'sieh solahe AnHahhiea gafnilen Idsst.^) Jena apastoUadia WiindefrkiMfcr das« Paulils'arsttieial'in eftieni am so glMzendern Liokta, i0'\M** ständiger (dib jüdisf^tie ond; die bddnisbhe Magie dadurch iii SMriat^* ten* gbstellt wfrdi Iu> diesem Sihn haben wir es wohl?anftnlhfMien^i- daaa unser Veifasser unmittelbar an die Sebilderang der paidihfsitoit Vander die: zwei Htzfthtaingien Ober di6 jttdisohan Bzorcistan M^ - mi44^17j «ad 'die f^rbPbnnaiig der efhasinisafacn ZMMrbOihdfj l*^i 18^ IL ÜiiifMKhBbldb Vbrmilb irind' ah aioh denkbai\ bs kSUnte > wähl: aaWy dasv eine Bande' von Bsoraisteil, die isiohi fttr 'Mhhe oier .fttr J^eMler^) efaieb jQdisohen Obei]^esttfs 'ausgabdh^ bai: einem-i Wahndhidgan, dam etwas von Fautos hn# vtm dbipistiisiz« Ohrbu" gekommen war, die ErMimng" von» dnr Veigddichlietttifattr; Kmät mMkie^ pa hat av irfeh nichts Unü^alurschaihlkAes^ dass. Ephesus, diesem Sitz griechisch-orientalischer Magie, unter den Nenbekehrten sich Mimche befanden, die fritfier vecb^tene Kttaste^ getrieben hatten, und nun ihre Kaub^bAoher verbrannten, wenn auch der Werth dieser Bttcher, 50,000 Drachmen^ selbst nach da* m&iigÜn Wucherpreisen, etwas hoch scheüit. Aber der Znsammen-

^ Wer etWH nocli eiike Beistfttigaiig dieses ürth<$ils wflQschen sollte, ' der ikann sie jefart in R a n mg aT t en* s Verttieidigang uneerMr Erzählaog (Comm. 11, b, 1'5 ff:) flo« deo^'die' sloh nenflioli unverändert auf den lieiligen RecJL. zu Trier oder j«de-a|idepe'* d(}vartige' Rett^üie überti^n Hesse. Es sclieint auch wivkticfa, wenn= nnr di»Aeclil^ t heit deii*^faeiligeB fteeics' zn be^eieed wSre, so fitnde tk a. a. O. seine Wundier ijinii in der Ordnung.

^ Wie das Wort von Baur Paulus 199 eridtrt wird.

260' Aufetand d«« Demetriui.

hmtg^,iä4mä Aes» fiiiig» bwioMet werften,' stoktandi alo yrm^ dftofelf^y . denn die firBäklong von den jfldleolien Bxaroiatan oeta&t dte WndMRHuiten dte Panlns iheil« voramB, theiki dieiit sie ihMB zfv< Folieyund sie «eheint iaiofeni dnranf toreelinef^ denBindraek der venttgehenden, offenbar nngeechtehtliehen Angaben za ver- fllArken;. mit diesem Vorfldl eetnt aber nneare Sohrift V. 18 aaoii die Verbtennnng der Zanberbtieher in Verbindong, wenn eie die- selbe« als eine Wirlning der Foroht darstellt, die sieh in Folge des- selben »vnrbk'eitet hatte» Von diesem Zosammenhang za abstrahirea, haben wiff! kein Bebht, «ad kttnnen wir auch nicht befaanpten, dass die fmgliolien Eririihlangen nur diesem ZosaaunMhai^ ihre Ent« stakiing vecdanken, pnd desskalb naUstorisoh sefai mtspen, se kAnn«ft 'wfar doeh ebensewenig bestimiMn, wie viel daran gescUckt- lidifisi

. Ais demselben GesiehCspankt beirachtet Banr (Paolos i.41) att^ die JBrzfthiong vom Aofstaod des Bemetrios, 19, 28 ff. Er siiM'iB derselben ein idealisohes Gemälde von der erfolgreieh^ WirksMDkeit des Apostels, die selbst den weltberühmten Tempel dfir^epimsijleken Artends in Gefahr braohle, zo verOden. Und die Mdgliehkliit :dieser Aoffassong werden wir idckt Iftognen kennen, wenta -wir den sonstigen Charakter onserer ISehrift in Betracht ziehenu Doch sprechen in diesem Fall neben dem Umi^tfid^ dass die Bfifthlong an keinior inneren ünwahrsoheinliohkeit leidet, aooh meihrere kleine Zflge, für deren Brdiohtang sich kein AnhuM sMi- gionf will Cwie V. 29— dl. 3B)j zo ihren Galisten,0 ond mag aoeb die lebendige Aosmalottg der ßcene theil weise dem Verfasser an* gdiOfen^ se scheint doeh dh Thatsaohe richtig, dass kurz vor der

Abreisendes Paolos von Ephesos Unrohen gegen ihn aosbradien.

,.•,••■

5.' Die letzte Reise des Paulus nach Jerusalem, seine <■ ' * ^ palästi&ensische Gefangeüschaft.

I ' .1 •. i. ' . .'• . " ■' . '

Sclion vor dem Aof^itand des Demetrlos hatte Paolos beab- sichtigt, nach Jerosalem zo reisen, noch vorher aber Macedonien

.. t-^) ifiie An^e 2. Kor. 1, S natnlich, wekhe- Wie sei er Ghronol. d. ap. Zeit 54i<fl <atif imsere' Erzählong beziekt, kann man für dieselbe eo weaig anfahren, als dasf •^^(O^i^etv 1 Kör. 15, 32, da Paulus nach der Apg. in keine persönliche Lehensgefähr kam^ wollte iUan vielmehr in den hier angedeuteten Ereignissen, was allerdings nicllt unmögKch wftre, den geschichtlichen Anlass für unsem Bericht fin- den, so müsste man an dem letztem nicht blos mit Wie sei er Genauigkeit und Vollständigkeit, sondern aujihidie Mstorische Treue vermissen.

Letzte Reise des Paulas nach Jerusalem. 267

mid'lAbhäbi zii' besnchea (b. i9, M}/ Nach ffiesem Eretgfiiiss'fthrte er sdinen Vötsitt nuB (20, l): er' Ibegab sich tbet BÜaoedonien ' nach GHedbenlanä; hielt sich Kier 3 Monate lang anf, kehrte dann/' durch eine' Nächstellbngiron' Seiten der Juden an dem kürzeren Seeweg verhiiidbri^, zu ttande durch Macedouien nach' Kleinasien " zurück , isichiffte sich in Assos ein, fuhr fiber Milet, Tyms und" Ptblemais nach Cäsardä/uhd gieng von da nach Jerusjalem. \' '

lieber den Beweggrund und Anlass dieser Beise theilt unsere'' Schrift nfofttb Näheries mit C. 19,21 heisst es nur: tag dk irtXf]-' QCü&Tj iaikixy ^dtTO 6 ItavXog kv rrj? meifiari^ dieXdwv tjJv Maxedoviav xal l^ixactav noQSveaduc elg ^leQOvaaXfjfi^ diim\ OTi f^kia rd yeviadxxi fie ixel Sei fie xal 'Pdfiip^ Idelv^ Mail' Wird S^HflieckenbiirgerO darin Recht geben müssen, dass dieser Wunsch, nach Jerusalem zu gehen, für welchen gar keini' wetterer ÖruAd' angegeben ist, mitten aus den Geschftften und Br- fblgeh der ephesinischen Thätigkeit heraus, nar Aach Maassgabe von c. 18, 21 verstanden werden könne, wo der Apostel gleich- falls ohne allen weiteren Anlass dorthin reist, nur weil er schlech-" terdings das nächste iPest hier zubringen wiU; zumal, da es wie- ' der eines' von den jüdischen Nationalfesten ist, zu welchem er so drhi^end hineilt, dass er selbst an Ephesus vorbeifährt, um es nicht' zu'Vers&umen: ianevöe yaq^ ePSwardv ^v mt% t^ i^fiigav t^g Tt&h^Tjxbarifg yeviahxxi dg %Q0(r6lv/ia (20, 16). Zu Gunsten' dllsä^ Auffassung verweist Schneckenburger nicht ohiie Ortind'^ atiib' a^f c. 24, 11. 17, wo Paulus den Zweck seiner Iteise aus- dftfcilich dahin bestimmt, in Jerusalem anzubeten und zu opfern, und auf das gänzliche Schweigen unsers Verfassers von der melir- ' mbna'äibhen Iteise nach Achaia, welche hier ior JeruiBiildhi völlig' iBf ken Hintergrund tritt, Während doch schon allein dfie' Ordnung der''koHtitliifitöhen Veriiältnisse'sie zu einem wichtigen Akt ui der* Wirksamkeit des Apostels gemachi haben muss. Nun sehen wir' aAer aus den paulinischen Briefen 2), dass Paulus eine sehr be- sttmnile Veraalassuiig zu jener Beiae gehabt hat, die Koill^kte, deinen Ertrag er ohne Zweifel desshaib selbst überbringen wollte, Hin den günstigen Eindruck dieser grossartigen Handreichung zur Versöhnung der Palästinenser mit seinem Whrken unter den Heiden

0 Zweck der Apg. S. 67.

^ 1 Kor. 16, i fif., 2 Kor. 8 f., Rom. 15, 25 tf. und dazu Schnecken- burger S. 117 f. ' '

268 ^^^ I^Ute Beise des Panlup nach Jerasalmn.;

z^^bßl^^p^: IMaÄ.dkper Beweg|rn»iid iiP4^fiQ,.v;ei;f«s9YK,iii9Hi^,. lo^iwt geliUdkeii flei]i.,floUte,,i8tweiiig8t^iMiJii dem JFi^v^^WAj^Kim wirUiph . eip . Begleitear des .^^stel^ w«r , spUecl^tluif .iifi^eii^bDr,} . al^^jT auch eto<.Sp^t9rer.mii8ete,t^Qa dnrok d|e Briefe des P/iu^i|fK d^ eijß^BBk solchep s^werliob fehUieii, Ihails durch dep Bei^eberip^; dfi9. AngeiMpengeDy welcher in^ letefen Theil der Appftelgeschic}»^ benutzt z^ sein sehest, vpm dem SacbvertMilt uf terricili^t seiH) a||ji|i. (^ss^ es. 4110b miser Verfiasseir war, wirdl durch, e. 34^ 17 sehr wahrsqfaeintfph' Verschv^eigt er d^nn^ftch d^^etgentUc^ BfptKV. d^r Reise ^)y so miiss er dazu seine besonderen Gründe, gehabt haben. Weli^es dies^ waren, kann erst spftter nntersnchtwerden^ al^jif^dass es niQht eine blosse Lücke der Darstellung, sondern eine.wir^chcf A^nde.rung..de^;Tl^atbest(knd^,is)(, mm. 4if> ea ^p^,^ hi^, hOipdel^.kAnnpn wir schon jetzt behaupten. Bs wird ja VjiM blos.de^ wijrklifdie Orjond der Beiae verschwiegen, sopidem es wird^ apph statt dessen ein anderer angegeben, welcher nach den eigenen Br|il,4j:nng$in des Apostels unmöglich sein eigentlicher Bestimmunga- gTWi gewes(on,sein kann. Noch deutlicher erhellt diess ains dem U|Q9t9n4y dasa unsere- Schrat den Pan/qs scI^cid Ypr seiner Abreisp vpn Siphons s selbst n^cb vor ^em. Aufstand des Demetripa, die g/fßl^ beptimm^e.Absioht ausspreelff^i llfsst, nach Jerusalem 2u>r^^ seuy. w&hrepd Paulos selbst, 1 Ki^r. 16, 4, in einem Briefe, dcf ol^^.^weii^el^ um e|ien ^e Zelt verfasst.bt^}, die jemsidemitische Bf^l^e, nqpb v,oa de^ BrfoJg der Kollekte abh&nglg maohti ^ei;< den,,^ sick doch er||t tiei. aoiaem l^snch in Mac^nien und.Achai^ unfi^ji;ric)it^n koj^ufie. Naqh dieser, iMit^ntl^chQu flrkUfiuig ist ee) , ho^tfst ui^)fraj[^9cheiuUo^ dass e|r s^hon vor dpm. AufotanA des Df{T^ m^lfiß 4j9^ be^Ummf entsclflo^n, war, ^ uni^p^e Schrillt aujg^plff^ u^./^q^n, mo^ diese Aug^« ,mf/i ifjrjejr, gun^ef A^iMIfafifiaiig. *ei; je|:i^a^n^Viclf^%i^^iuiyerkewbj|p;>zi|8eiffme^^ sp iH^id,/^Qh dij^^ ,d{Ub^cli nicht wen^g ver^ftohtigt

- .U l : s •. .

'•-•^^öftn c. 24, 17 Iftsst ach dÄH-Wäk-t^ftoacSi «ur im einem- Akt der pep- si^oidteir P^t «e^en. Hans Uniäitisolus %9A^ vdb: einet Gabe in dtn Opferstock de9 T^Rel^ o4(9r.'€^t^i^.49bAU^aBt niA^ von der; U^ecbrii^giuig ,fuiier Gejfi^iaAefi^tt^r 8tto\uj^ ftjf 4ie l>.q4.ür.(^eft Christeo verstehen, und um die Kollekte mit Baum-:, garten U, li, 48 aus c. 20, 4 herauszulesen, weil die Begleiter des Paulus doch wohl nur als Ueberbringer einer solchen Gabe gedacht werden können, dazu gehört ebensoviel Muth, als Scharfsinn.

, 3 l^ft ,&eh^ hjprj^^^^ |)^ü.ckert's ^pi^me^Hv §, 9 f . \^ie sei er Chronologie der Äpg. S. 318 fif!

EutytlA. ReAe des Paulos io Miiet. 269 ^i.

' 'fo^elBk RtfisABflIrioht c. -f 0' ff. 2feht xnkiälThst ddr 'YdtMH''liiU

'Ab^Mtt zVrar ^eMens/ tfadfl tiier eine wiridiclrcl TödteitferWecktiilg (»biMhtet Vri^MM äoHe; dnsfl'tfeni lOfei^ doMt so ist;ii[At^Sbhtleiek4»ii^ ^'Um*iev%^.'^4) er^Wtlhnd'n^ Wie wbiilg V.'IO

-UUIgigbif «r#«it,' MMit'MM6ii^'Mr«li'VeffgMchililg ^on'ttt »,''t4 "tHhy^^lAisä^ ^vvi^d ja aber eitif nftieh der S^üMruttg AitbUPrä- ^l4tB;f^WH/mdkbr^W^ Uta» ilie*MHtt^tittg ifeiier lelteiti^ft ver- "iMrditf «iftM .nlidsen, vött'dte'T^nibgftfelLteii gesagt^^scflüe Se^le ''iMtf^tliffhiii.' 9ilg«j;eD sdgtder j^ze/'teit alt^ uid'ireWeiKiiiiiMit.

IHiM l^elki^ lie' M^drebibktteitfe Votgvü^^); itms '<lhMf lfi5i^>iii(Mef ijolöfle M"dbüfkeii^»tr Ciw^cllett''äten Übllte ies

J4IUI oUhAiM ?"> iii0 »uMdl^dk^lr 'liMit Ae ' b^^ej^mig^ir ^ssM ; 'der ' ^«lilifMielH«ld(M itSOftbili^ Md l^eMd bÜtMitHStbatofb-

''il)iMiirfer>'äit'<B^fa«-<dib^ttr; «tos ^^»j/'^iM^^dc'^.^^ ikMit ^'iflMhMMiMid (Miilft: ^f|^ <J$ 'y^*|0o^,' ^a0ä«jeiteer''«0i^dd'ife« -«tl^lMW^'iilMitfilbloisiila Niitttoii ddt'MweiSMideii, •SBdnMir'lm dge- ' «HM ' N«iieai*d68 «elttifllitcfM» %(Mi4pte. üfon^HMMiilnit mii ftHin'- f)iitt|p rdie^1llo|;j»ehifiei^ iiteht äbs^ '^mi der' Vedtgeglittile Mdht :riDiliftllBh>Mt >Mittr/im« cibdttsoWiHiig ile,MdA8#'<ttiiiiei' f^rMamr in ^ der^ Qualle; WeWher ^r' Mnef ^Er%<likmg^MMoBiiiieiif hH^ mr'ddeD nUMvHdbedV'itieiin'voob «äsde^oMiStMÜkAeii-V^eiCttr «MriWfe^ Mid; '^MMPf. Mitte w te^lelinttov I^idefl OtadÜeMI^ ' M tte «nlaete ■hK^UÜBg^ i^oB^»M!'««tooilbheMn die'AiMi^ ^«deieelfceifcrsir cilierWilider»(idii4iiiKelri#eit '

: iVea Müet* aul besohtefite Mulus * (e. SO, flT) die ephetfitaiflellen . •Cfeffleiadevefsteher^ ilm «iei neeh eli^il v#» Ihttea'iMi TetabeoMto-

<kiL t Bie AHthentie der Bede, w^lelie iimi die Apoiftte^eMliicHte Mr dieser eUegeoiieift 'in den ilflnd< Ugiy wird ««rar gegen die fliweifei neuerer' Kfitftei^> ren» der «efNKeilellAhMt^'MMts

*) V. 10 : o HavXog hthcesBV avTM'xai aujunegdafttar elm' vgl. 2 Kön. 4, ^'Mi'-'xäV ^oiju^S^^ htl -io naMqioy n. §. 'w.'uhazi ddt" ganzen Erzählung f Äon.

W, n ff. Äpg. ^, 36 ff. Mftttb. 9; 23 ff; par. 'Wiff'Pauliri Wer V.'lO sägt! J/j} ' ^o(iii;f9«fo^:: 7 }4«^i9iMJ|;f^ a^fj^'(«dr^ Icmar, f o ritaiut. Luc. Syi^6j^t->f Mlal»t^,

y^ ajfi&are rd xo^aaiovy und noch ähnlicher Marc.'5,^39: t^ ^o^v^tjjfiAf ^({al

xlateri li. s*. w.

^ Baur Pastoralbriefe S. 92 IL Paulus 177 ff. Schneckenburger Zw. d. Apg. 183 ff.

270 Rede des Paulos in Mflet

, genoHunen^)^ aber «ie wirUiohe Widerlegmig ^fes^r.B^fifel 10t ,, piohwerlioll gelungen. Die erste Fragie ^ir^rd s^öli.IiiejrJpiA jieiiS ob wir abgesehen von der Beechaffenheit der Rede s^llwit bip- Toiehenden Gfrond haben, ifure Aeehtheit s^n bebanpl^jn? .Da. ms , pichts. jtar^^beir gesagt wird^ auf welchepn Wege s|e dem yer4liM»r ^ fiberlief^rt worde, so k^te.,^hi,4laae;iekfinptmg MC ipL .AU- jremein^ auf, vnser ZntrM^Wk,jiß,.ß9bBLeT }&nyv}/^^ ,Aber «iiild. denn seine sofuMgen B^ch^ M^irUiicib van ier J^ .,;dass sie ein solohee Zatrau^u ve^t(^rtigei|.y /Prjigepi i|»ii(PHftMPt,die Rf^den .^ipaerer Sohrifl; dM j<hirolpe<ba^|ge Cileprägei dV:Aut)iei>üe , ^% sich? Nach, alten ErgiMßmß nßßevfit biahei^gw IJiitmwfilwg .fE(M^ien yn^ di^e Fjrage mir vefpuififffi. JBn.bli^eniaitiapKiHirudie i janqr^n^ f^ns der vorli^s^nif^,NMe!#albsti geaob«pfl»& Merkwale .. fibr^r, V^^, wirkU4A glaiibt N e^p d er:,8Bwen 4avo|i ^v. «nMeotom, dffs, ^ie läpht ans Einem .^loMa init:deniii9aa9«m: der AposMg^ y^iaplfidite .entstanden leieL ßt^ d^9)|Mbi;ig9^i A||feii^irdea.ApM^ ; ^^Vt\^fi/fM, c.,:20, idl stimme mit delr elgeoan Reohm«gi(«»ws ye^ffss^QI^D^ 19, %0 Hiebt .reobt lübiiiceiii. Indessen ist dies« Eeber- .eipMjtyawc nkjbi UeSidami. yorhanden, www wir :die zQi»i;lmvat uA^ .^MmpiatfllSoiithait de^^Paiaos inSpheans und der Umgegaad, ,;;8<v4af».aiiol|.swemi wr #e allein auf deatt^phesiiiisdieiiibilcleben; ..flflpinn.da müm 9 Mirea.«.. 19, |0 noch die, dMi//]IIoliat0jl9f 8 . iWbsi.der nnbestimnitea ZeAtfriat t9, as hineiikommeni aourhaUea , yvir jQftr das Verweilen in Bpbeans. immMrUii.etwa dritthalh jaJure, ^n ^itranm, der in nind»r Zahl fttglieii aUi T^sclaibesticfaiiet werden konnte, mit mehr Beeht, als .b.>:B» der *Dag imd ^a sHiei , ,]!^ftol|te9 die €briatas im €hrabe lag , far drei Tage 2a galten pfle- inin. , Weitere. Spuren der Anthentie iiiidet Neandar.in der ft*- . ifrftbiumg des Unterrichts ib den Hftttsem; V. 20^ den dla firflhere ...i:r|(fthlang des Lokas aUerdinga »nibbt .barohrt, aber auch niiiht :j9mecbtUe«st»:to>d€9ft warnendtfi Pnsphotenstimmen.V.J», die aber als ungeschichtlich betrachtet, jedenfalls eher auf Lukas fabren würden, als auf Panlus, als geschiohtlioh, auf den einen so gat, wie auf den andern, endlich im 2ästen Vers, wo der Reise Ae» Panlns nach Jerusalem eine. Wichtigkeit beigele^ werde, die soDBt in der Apostelgeschichte nicht hervortrete. Allein das Letstere ist ' nioU richtig^ eine höhere Nothwendigkeit der jerasalemischeii RMse behaupte auch die Apostelgeschichte 21, 12 ff. und ischon 19, 21;

') Neander a. a. 0. 473 ff. Baumgarten z. d. St.

Rede des Paulus io MileU ^'271

'Abiigeiu» i^gt es Mch mth noeh, ob die Worte ÖBdkfdpoi'tif jwevfimi^ V; 29 Hiebt mwh Analogie voii V. 98 zu erklfire» 'sirt : gebwideA (geihngeii) im 9ei8le.< Asdi die Aeumkrtmgen'4w Apostels 'ttber soki nabes Bnde sollte die Aiitheiitie^dor*llede 'd<ur- tbü, denn der Brfolg bebe ^ diesen Brvrftrtiingen niöbt entsj^ro^oben, sie messen «Lsp dem Paulas «elbst, niobt dem spätor sebreibenden Beriobterslatter angeboren. ^3* Aber von einem uiimittelbajr be- verstebenden 4od des Apostels sägt V. 9d ff. niobt» ^3^ sondern nur davim^ düss Paulus aud seteer 0ofbag«nsobäft' niobt wieder befreit werden soUe, und/ das ist 9tU<A der ApoiE^goisobiolite su- folge ntebt gesebeben. Mose Spuren der Autbentie tflirften dirfier id^t Yiel bewöisen: Welt mebr Gewicht haben unsere- 'Bräoblens i^sfeilge entgegenstebende Ztige. Ftr^s Erste ist die Spriebe der Bede unverkennbar die des Lukas, nieht die des ^ulnii (&«•); haben wir bbör niobt die Worte dos Apostels^ se feonnen wfar be^ reits au^ hMit niebr wissen^ wie viol wir von sehiett Gedanken haben. Sodann enOmlten die AeussMvngen nber dasbohMPMdbeilde fSebielQMi des Apostels (V. f. 9«) und flbörtie lrrlohi%r$ vtreKäie In Bj^esus auftraten werden (V. 99 f.), l^i^uiMg^n^ tÜe einbm ffäüdnihim pest eMnUim ungleich ähnlicher Mien*<*ils'Uaierbiltor 4en dumaligen Verbftltnissoii an^gesprocbenen V^rmuthung'^ niMhte^ Paulus aueh inunerbin ehie „Abnung^^ seines beverfKebAttdenl^öies liabeBF (IJ^eander)« so konnte er dodi natorlieber^^tse unttdg- •Beh fldt Slöberbelt behaupten (i^ot) 4yw €ißa)j diso ihn tarier der VWsammelten mehr seb^ werde^), und liessd lileb dttf be- stimmte Vorhersage von Irrlehrem auf dem Standpunkt des Ape- 'st^ au und Atr sich eher erklftren^ so sohefnt dagegen dt^ n&^ere Bezeidinung derselben auf einen späteren Standpunkt binzruweis^n; stott der gegenwärtig vorhandenen Gegner, an den^ es Ihm'dobh nieht fehlte (1 Kor. 16, 9), redet er von solehen, die ^rst'nach s^er Abreise (oder: nach seinem Hhisohelden) komm^' seilten^), und'zwar. nicht nur aus der Gemeinde, in welchei" er die Keime dieser Irrlehren schon wahrnehmen konnte, sondern auch von

») Baumgarten Comm. 11, b, 60 f.

^ Und ebensowenig sagen es die drei Kritiker, de&en Baum gart es unbe- greiflicherweise mit der Frage entgegentritt, wie sie denn hier ein iyatiCinium p09t eventum annehmen können, da sie ja «in demselben Augenblick alle dr^ sagen, dass seine Aussage sich nicht verwirklicht habe.<*

s) Vgl. hierüber Bau r Paulus 179. ' :i.. . :.

«) AehnUch 1 Tim. 4, 1. 2 Tim. 8, 1. 4, du. A.

. 272 ftBde des P^iütts in IfOet.

:.aii0Mö ber (V. »99 IL);iWia «dtesoiilidelirar: «dbft «ipcti^hMüdie

. ikMtiflunte. «od kitte ^iohiiWf^t wAe,mbi iia «oMt y^n der Pele-

j»ik deflitAiitflMs geMTiitet siad^ nr .jeit ideiMlbeB eUffMMiBen

Avadrttqtai» fmehttdert, ..^melcbe tei.a^imteiii JtaiurbiuidertfvoA. den

lilHie^keni doner taeil;>g|0lm»bt «a wMden pitgeB ^J: les sinAioy-

.^ot/Mir^oi«., : i nWia Bnbeattamlhdl deis MAmdr4i«k0r.wer rmmVmhj iuWdt^. ein SpiUerer, fahr wf JBuBCbctamf ep Jiiiideatoni,wftltte9>4«neD rMblK^ CherefcterifliraMTiebiie s«.gK«ltoiViA«iMb9oiiAimiiAiii»bltiW^ -tgleeir T- ittU9 derselben: Viraa^heibehiiii iwir .%m :diejieUAn!.(Mka- vy4«fD«gider HAcetiker ioi dM. Seaietiifrriefen'jnut wi erJUdr^n --

(MB;M«fde!49BP«nlM MMte^eieiwe ffirwdeniMbnen. iWitiMm I JWer !^«e .eine U0terief*e*VM«epide,.w^Qbtrij||M>.Aep^efc^ »jpitim ; tipeiiiee ifiitflehiob^hiMlbfin. SiBe.iAheUibewFeiMiNMlMifti^e^i^SM- ..^rw,fl«lbeu)tiV..a9v vgl« 4>MiaJl,. 10< C^ )ilii.ieitfMdtei|4//-n »IMifsa i(.kmüit^>de8e eaeh /dievgemse jXeedeeiivdeir Rede diMi^nMWMiW«! MtdeW'/atePdpMfcfc ^^i fipMeew m vMratlieAiiMrtieint. i.Deniii.iVrtb- 'jiPmAf >fir .ifvMers d«ii voiBiiegagitdteii: Uiisltodm /ec^mir(eii.<eiinten9 t.;d»0i 4ie V!f9^llmvBg*nni»9»Anmgiih»,'m if^MierMideeiiJBeiwdibelt der: BedA.UUenotwerde^^e<t AUwnt^idi^e »mettr d«4INin, neeir S^hneokeiihBVger'e, and/BAnr'e fbobüfer .Huvwlimg^ i^e^ihiceheiie epetegotocbeuBidWmg. i l>Pi <derii fitobil-

4eimpg.der.yTre«einttd Attfepftoroiig, welebe-t Aiihie in Rphen» 1 Jit^oAr wird begemeii, die BrMr*bi»pe. der tetaeidea fitaAbnn, .«.weMlie^ ^ort^felgt^. wird gJeiehMle den benAtoti, die Vodeewr- -tefoHiteeg ^da» Apei^I» im Dlenete. de» Herrn ia^e. Liebt zu eleU^n fi lYiM) } i^Wt . eine .eneeaerie Verrioherwg eeincA gewievenJ^n ; fi4iM#WhülUie (Yv f.)»^ den% oeek karattBimduiHpg iiiid>Wer- iiMVfif^'P^ d^ilriilebwrft^], y.*ai neeb eloieel .eijie: «tjpm^rwg fl^fdeO(ei!!9A(oliAi)lmJBilte4eeItett^ CV, 99^8^)

jef|ifl!jiKeitjBrii .AiBllKbr«fig..deeselbeo.Tbeiiie« .Bedarf. webl.Pwlii8 .^fieer.edaben lSMbilyertbeIdig«pg> «m nicbt SelbfUoflipfeUaiig, zn

1) So sagt z. B. Just I. ApoL 58 mit Beziehoiig auf Marcion: ^ nollo\

^0T«r.-««l Smfmyu»^ yivwTaiy und mit ähnliciiem Bilde nennt Ign. Smyrn. 4 die HäretiJker ^^^ Hv^qnmofto^a.

') Auch diese kann übrigens einen «|)ologetiaQhen Zweck haben, sei es nnn, den Paulus Ton Häretikern, die sich auf ihn l)e^eiel^ <u unterscheiden, sei es, vor Gegnern, die ihn herabsetzten, su warpen*

Rede des Paulus io Milet. 273

flauen, gegenttber von des Vorstehern einer Gemeinde, in der er drei Jahre lang gewirkt hatte, und können wir von einem so an seine Sache hingegebenen Mann erwarten, dass er beim Abschied von Schülern nnd Geholfen, die er nie wieder^asehen erwartete, statt des Vielen, was diesen und der von ihnen geleiteten Gemeinde nutzlich sein konnte, nichts Wichtigers zu fhun hatte, als seine eigenen Verdienste In immer neuen Wiederholungen in Erinnerung zu bringen? Pasat dieses niotit ungleich besser fttr einen späteren Verehrer dM Apostels, der schon die Erfahrung gemacht hatte, dass jene Vardienete von Manclien verkannt worden? Die meisten Ausleger wollen freilich diese Tendenz unserer Itede nicht aner- kennen, so offen sie auch da liegt; wiewohl fast die ganze Rede nur von dem Verdienst und der Bemfstrene des Apostels handelt, soll dieser doch eigentlich nicht von sidi selbst, sondern von An-* deren reden, nämlich ebten von den anwesenden Presbytern, denen er sicli zum Beispiel vorstelle. Dieser Auffassung liegt alierdings ein rietuiges Geftihl dessen za Grunde, was man von einer apo- stolischen Ansprache unter solchep ^Umständen erwarten sollte; aber in der Rede selbst macht sich diese paränetlsche Abzweckung nur au wenigen Stellen (V. 28. 31. 32) bemerklioh, wogegen die Vertheidiguag und Bwpfehlong des Apostels einen ganz unver- hältnissmässigen ttaum einnimmt. Namentlich «m Schloss der Rede^ auf welchen gerade das ^Hauptgewicht fällt, drängt sich diese apologetische Absicht sehr deutlich hervor; denn während wir ans den paulinischen Briefen wissen^ welchen Werth der Apostel gegentiber von seinen Gegnern darauf legte, dass er sich nicht von den Gemeinden unterhalten Uß^a (1 Kor. 4, 12. S^, 12 ff.; 2 Kor. 11, 8. 12), sehen wir aus ebendenselben (1 Kor. 9, 6 ff.i Gal. 6,6), dass er doch weit entfernt war, ein Opfer, welches er selbsat aus besondern Granden ' brachte , auch von Andern zu verlangen, und Ne anderes Unterscheidung (8. 480 f.), dass es sich in dieser Beziehung mit den Geiheindevorstdiern anders ver« halte, als mit herumreisenden lllBssienäien, findet keine Sttttze in »einen eigenen Aensserungen;. in V. 33 35 könnte daher der Apostel gar nicht unmittelbar sein Beispiel zur Befolgung vor- halten, Spidern er mOsste seiner Handlungsweise nur erwähnen, Qm sich als ein Muster der Gesinnung, von der sein Verfahren aasgieng, als ein Vorbild aufopfernder Liebe darzustellen. Liegt CS aber wohl im Geist des Apostels, statt des Beispiels Christi sein eigenes so in den Vordergrund zu stellen, auch wo es sich

18

274 Bede des Paulus io Milet.

nicht am die besondere, durch seine Stellang bedingte, Behandlnng gegebener Verhältnisse and praktischer Fragen handelt, wie 1 Kor. 4, 6—16. 10, 32 f. li, 1, sondern um das Allgemeine der sitt- lichen Gesinnung 9

Nach allem diesem können wir unsere Rede nor fQr ein Werk des Erzählers ansehen, und auch die theil weise Änthentie der- selben, welche Schneckenbarger^ ttbrig lassen will, niobt zageben; denn theils haben wir nicht den mindesten positiveo Grand für diese Annahme, theils hat sich ans die gan^se Tendenz der Rede geschichtlich onwahrscheinlich gezeigt. Mit der Rede selbst wird aber auch die ganze Situation , welche ja nur am der Rede willen erzählt ist, problematisch, ond so schon und ergreifend auch die Schlussscene sich aosnimmt, so glaublich es auch Ist, dass ähnliche Scenen nicht zu selten vorkamen, so müssen wir doch die vorliegende schon desshalb beanstanden, weil sie V. 38 mit dem nngeschlchtlichen Ausspruch des 25sten Verses raotivlrt ist. Was uns diese Erzählung wirklich giebt, ist weit weniger ein Berieht über diesen bestimipten Vorfall, als ein Rückblick «of die gesammte apostolische Wirksamkeit des Paulus, welchen der Verfasser in ähnlicher Weise in eine Abschiedsrede desselben ein- kleidet, wie der Verfasser des Denteronomium seine neue Gesetz- ^ebnng in eine Abschiedsrede des Moses, und was unsere Schluss- verse darstellen, ist nicht sowohl der Eindruck, welchen die epbe- slnischen Presbyter von der Rede des Paulus erhielten, als der- jenige, welchen der Leser der Apostelgeschichte von der bisherigen Erzählung erhalten soll.

Die weitere Reise des Apostels bis zn seiner Ankauft io .Jerusalem bietet der historischen Kritik keinen Anstoss dar; auch das einzige ungewöhnliche Ereigniss, welches ans derselben be- richtet wird, die Weissagung des Agabus, c. 21, 10 ff., ist nicht von der Art, dass es nicht wirklich vorgekommen sein ktfnnte: wer die Stimmung der jernsalemitischen Juden gegen Paulos kannte, mochte immerhin voraussehen, dass dieser schwerlich un- versehrt aus der Hauptstadt kommen werde.

Um so bedenklicher ist gleich das Erste, lyas von dem Apostel ans. Jerusalem erzählt wird (21, 17 ff.), seine Zasammenkanft vi^

^) S. 135: „(st UDsre Rede eine Coniposition des Lukas, so lässt sich leicht begreifen, dass, ohne ihren historischen Charakter im Wesentlicbea zu beeinträchtigen, ihr doch auch man che Zage ex ttentu beigemischt wurden. '

I

Paulus- in Jerusalem. Das Nasiräatsopfer. 275

deA jerusalemidohen Prefibytern ond der Schritt, za dem er sieh dnreb diese bestimmen lässt. Er entschliesst sich auf ihren Rsth, fttr vier Nasiräer die Kosten za bestreiten, welche der Schlnss des Nasirfiats mit sich brachte, und die hergehOrigen heiligen Hand- longen mit ihi^en zu ttbemehnien (dyvia&tjtc ovv amdig , V. 24}« Wir können es hier ununtersucht lassen, ob der letztere Ausdruck eine i/iirkliche Uebemahme des Nasiräats, d. h. eines abgekürzten Nasirftats bezeichnet, von dem uns sonst flretlich nichts bekannt ist, oder ob damit, wie diess neuerdings Wiesel er wahrschein- lich gemaeht trat''), nur die Theilnahme an den Schlussopfern und den damit vei'hnndenen Reinigungen ausgedrückt werden soll. Wir brauofaen selbst darauf nicht näher einzutreten, ob der Apostel nach seinen Grundsätzen die eine oder die andere dieser Handlungen mitmachen konnte, in Betreff des Nasirftats ist es kaum glaublich, denn welchen Sinn hätte ein solches Gelübde gehabt, wenn nicht den eines verdienstlichen Werkes, wofür es doch Paulus unmOg^ lieh halten konnte, wie hfttte er sich daher demselben ohne Heuchelei unterziehen können Y Dass ihm dagegen die Theilnahme an jüdischen Opfern md selbst die Uelremahme der Kosten für solche Opfer unmöglich gewesen wäre, werden wir nicht ebenso bestimmt be- haupten dürfen; waren auch ihm für seine Person diese äusseren Opfer entbehrlich, so wissen wir df>ch nicht sicher, ob sie ihm mit dem Glauben an die fiiiOsang durch das Opfer Christi schlechthin unvereinbar schienen, und ob demnach hier nicht jene Anbequemung an jüdische Gebrftuehe Anwendung fand, welche er sich nach 1 Kor. 9, W überall, wo es der Sache des Evangeliums forder- lich sein konnte, zur Pflicht machte. Aber selbst wenn wir dieses zugehen, ist es doch ganz undenkbar, dass sich Paulus zu der Handlung, welche ihm hier zugeschrieben wird; in dem Sinn und in der Weise verstanden haben konnte, wie unsere Schrift be- richtet. Dieser zufolge sagt Ihm Jakobus: es sei den glaubigen Juden zu Ohren gekommen, dass er die Juden unter den Heiden (die hellenistischen Judenchristeu) verleite, ihre Kinder nicht mehr . zu beschneiden, und sich dem mosaischen Gesetz zu entziehen« Um nun zu zeigen, dass diese Beschuldigung unwahr sei (ort cor ^(nri'pjvtiXL neQl aov ovdev iavlv), und dass auch er sich treu an das Gesetz halte {arocx^cg xal avrog rov vdfiov gwkdaawv), solle Paulus die Nasiräatsopfer übernehmen.. Auf diese Vorstellung hin

0 Chrono!, d. ap. Zeit. 105 flf. Doch vgl. dagegen Ba u r Tfieol. Jahrb. 1849, 480 ff.

18*

276 Paulus in Jerusalem.

tbut er es auch wirklich. Dieser Hergang fcaim in noserer Sebrift aJJerdiogs, wie anch schon aof Änlaas des 15ten Kapitels ange- deiiitet wurde 7 darchans nicht belfernden; weder Jakabna noch Paulus tbut damit etwas An^wefi^. als .wus die Bfftchlttsse des Apostelconcils verlangen und vor^mss^jUcen: Jak#^ps nimot an, dass Paulus^ in getreuer B^filg^ng dieseir».B^obl9sse, picht aUein für seine Person das Gesetz haltje, sondern auch die überg^etreteneii Hellenisten ssu .der Haltung desselben, und mitbin auch zu 4er Be^ schneidong ihrer Kinder anleite, «^u welcher beide als geborene Juden, eben j.enen Beschiassen «ifolge, verpitiohtet waren, dagegen giebt er zu, dass es si^ mit den lleidenehtisten anders yerluilte, and ,dass Paulus befugt sei, sich bei diesen mit der BQ^gon^ der sogenannten noaehischen Gebote 2a begntigen;. Paulas. stfinerselta erkennt diese Voraussetzung an, und un sie durah die That zu f^estätigen, unterhabt, er sich dem von J^obns^angeratfaenen Be- weise seiner €^setsesfrOmmigkeit. Da« NasMatsopfer des Paulus ist nur die thatoüchlicha ErkUrnng «einer fettgcsataten Anerkoi- nung des Grundgeset^s, durch welches auf de«. Apostelconcil das Yerfcältniss der Heiden- und JadJimphototen isnm Afesalsnitts bestimmt worden war^ eine Anerkannung, die nicht ohUie Bedeu- tung hier am Sohlusf^ seines Ofenttichn» Wirkens berjehitet whrd^ sie bürgt dafütr, dass er die GrnndsAtze, j$u welobstt er nich hier wiederholt bekennt^ wAhreud seiner ganaa» AmtothAtigkeit* featge- halten hat, dass. es wirkVksfc eine, blosse VerldASMhRng ist, wenn man ihm nachsagt, er habe die Juden znm Abfall vom iQesets verleitQt. Welt entfernt daher, dass man in dieser Handluni^ mit Neander (8, 487) nnr eine Anbeqnemnn^ 4os Apostels an fremde Schwäche sehen, dficfte., erscheint, sie vielmehr vom Standpnniit unserer Sqhrift ans als die elnlachste^ eoMequenti^ste Anwendung seiner eigenen Grundsatzes als. geborener Jude ist auoh Paulasso gnt, wie aüe andern Jadenehristen, fijBir seine, eigene Person %nr Gesetaeserlüllung verpftichtet,xuu4 er denkt anch nicht dairan, sich . dieser Verpfliehtnng i&n. entziehen; Neninder'is Bath: „die W^orte des Jakobns V. 24 nur nicht f&n sehr zu pressen/' 4mmg^ ^^ unsere ^cbrilt' mit unabweisbarer Deutliehkeit. atj^juricbt, tcatzdem zu Überhören, sich, vor der lästigen Erklärung die Ohrea zuzu- halten — ^diesen Bath können wir schon desshalb. nicht befolgen,' weil w|r Im Zusammenhang unserer Darstellui^ seiner gar nicbt bedürfen: hier ist Paulus wirklich ein vö/nov q)vldaao)v^ warum sollte er Anstand nehmen,, sich auch als solchen zu bekennen?

Dm Nasiräatsopfer. 277

Aiideris Terbftlt es sieh freilkb , wenn wir Von dem Paulas der A|>est6lgescliiohte «Hf den geschichtlichen 'Paulas und seine i^randsfttze hinhlicken. Jener konnte ohne allen Anstand than, vras die Apostelgeschichte von ihm erzählt, aber konnte es auch di60erf -Konnte er dffenäiefe and ausdrücklich erklären , dass er sich stets an die ResohlOsse des Apostelt*oneils gehalten habe, dass er sich als lliden zur Oesetzeserfftllnng verbanden achte, ond dieser 'Verbindllohkeit attch wirklich nachkomme, dass es blosse TerlAumdong sei, wenn man ibm nachsagte, er verleite die Ja- denobristen ^ ihre Kinder nicht mehr zu beschneiden , and das Gesetz nicht halten? HOren wir statt aller Andern Neander, so sollte man fast glaaben , er hätte diess anbedenklich than können. „Ohne von den Gmndsälzen der strengen Wafarifaftigkeit abzu-* weichen, konnte Paulus jene Besohaldi^u&gen znrdck weisen, denn er war fern davon, mit solcher Willkiihr der geschichtlichen Bnt- wioklong vorgreifen za wollen; es war ja der von ihm selbst ausgesprochene Grundsatz, dass jeder In den VerhUltnissen bleiben solle, in denen der' Ruf zum* Christentkom zu Ihm gelangt sei, KeiBor wiHktihrlieh heraustreten^^ u. s. w.: (a. a. 0. 486) ^,er bekämpfte (S« 48&) die äusserliche Beobachtung des Jadenthums ja imm^r aar insofern, als die Rechtfertigung und Iteiligang des Menschen daven abhängig gemacht wurde. Es war sein Priiicip, dass keiner die irdischen, nationalen, bfirgerlichen Verhältnisse, in denen er sich bei seinem Uebertritte zum Ohristenthumebefand, wem er nicht durch dnen wichtigen Grand dazu bewogen wurde, verlassen scdlte, und diesem Princip zu Folge Hess er die Jaden in ihrer jtidischeu Bigenthliniliehkeit, za der auch die Beobachtung des mesaisdben Gesetzes gehorte, verharren.^^ Wie leicht hat es sich aber doch N'eander mit dem Bew^se fttr diese folgens^were Behauptung gemacht! Sein einziger Bdeg ist die Stelle 1 Kor. 7, 18 Ä.: ri8Q€T€t^f4hog rig sxh^^ffy jurj iTttCTV^a^' fcV axQO- ßvmi(f ttg ixlij-dij , /«17 n^QiT€fiPeadto . . . ""Evtaarog h rfj xlTJaec fl exkriSri h TavTfi fievstM. JmXog ixkri&rjg, fxif} aoi fieliTio' dll^ d xai ivraaai ilev^Qog yeviodxxt., fiakkov XQV^^^^ ^^^ weil der Apostel von gewaltsamem Heraustreten aus äusserlichen Verhältnissen und Zuständen abräth, so war ihm auch das reli- giöse Bekenntniss der Christen gleichgaltig! Weil der Christ als solcher seine „irdischen, naHonale.n (wie zweideutig! zum Natio- nalen gehörte bei den Jaden eben auch die Nationalreligion), bür- gerlichen Verhältnisse nicht verlassen sollte ,^^ konnte er wohl

278 Paulus in Jerusalem.

aoch ali Christ ein Jude (und wanini ntoht aoieh ein Heide?) bleiben. Weil der Christ «ucli als Sltlave sieb io Chriate frei fühlen Iconnte^ so Iconnte er diese auch als Sklave des Clesetses. Weil es Paulas missbiiligt, wenn Obergetretene Jaden wich eine kfinstliche Vorhaat %ogen 0, und ebendatnit die gleiche Uebinreclift- tzung des Aeasserlichen an den Tag legten , wie der Heidenehrist, der sich beschneiden Hess, so wird er es wohl aaeh gemissbilligt haben, wenn Jadenchristen die Beschneidang ihrer Kinder nnter- liessen; als ob diess nicht eben dnrch die Grandsätze der obigen Stelle untersagt wäre: die Christenkinder sind ja iv dxQoßva%i(f berufen (vgl. auch 1 Kor. 7y 14), also gilt auch von ihi|en das f4i^ neQiTefdveadw. Auf eine so nichtssagende Beweisffihrang hin werden dem Apostel Grundsfifze unterschoben, gegen die jede Zeile seiner Briefe Einsprache thut. Was wir aas Anlass des 15ten Kapitels bemerken mnssten, findet auch hier seine Anwen- dung. Paulus sagt Gal. 5, 2 f. ohne Einschränkung: wer eich bescif neiden läset, dem ist Christus nichts ntttze, der ist verpQichtet, das ganze Gesetz zu erfüllen, der ist der Gnade verlustig ge- gangen; und ihm sollte nur verläumderischer Weise nachgesagt worden sein, dass er die Juden abhalte, ihre Kinder beschneiden zu lassen? Paulus erklärt allenthalben, selbst da, wo. er es aus- drücklich mit Jadenchristen au thun hat, dasa fOr den Christen das Gesetz aufgehoben sei, und es giebt keine andere Behauptung, die Hefer in das Innerste seiner ganzen Denkweise eingriffe^); aber nichtsdestoweniger ist auch das blosse Verläumdnng, dass er selbst das Gesetz nicht mehr befolgt, . und Andere von eeinor Befolgung abgehalten hat! Es ist wohl nicht nothig, bei den Wl- dersprtlchen , in welche sich die Ne an de raschen Ausfluchte v^- wickeln, länger zu verweilen 3), und ebenso kann hinsichtlich der Versicherung, dass der Apostel Gesetz und Besciineidung nur in-* sofern gemissbilligt habe, als die Rechtfertigung davon abhängig gemacht wurde ^), einfach auf das verwiesen werden, was wir aus Anlass der angeblichen Besehneidung des Thnotheus bemerkt haben. Dass endlich mit den Conoilienbeschldssen unsere 15teu

') Man vgl. über das Imanaü^ai die Coinmcntare. ^) M. s. den ganzen Römerbrief, besonders aber c. 7 , i ff. ^) Noch weniger sind wir iin Fall, auf Baum gart en's historische Metaphysik Comin. II, b, 147 ff. näher einzutreten.

*) So »usser Neander auch Meyer, de Wette u. A.

Das Na8hrftat8opf«r. 279

KapiteUr ■loht blos die Bemtfung des Jakobus auf diese BesolilQsse, sondern auch die Handkiogsweise des Paulus aufg^egeben werden mnsB, welche von unserer Schrift selbst unter den ganz richtigen Oesichtspunkt einer Bestftdgung derselben gestellt wird, brauchen vrir nach allem Bisherigen kaum ausdracklich anzudeuten.

Kann aber Paulus das Nasiräatsopfer in keinem Fall aus dem Bevireggrund und fflr den Zweck dargebracht haben , welchen die Aposielgeschiehte angiebt^), so ist es sehr zweifelhaft, ob er es überhaupt dargebracht hat Schnecken burger (8. 65) meint 2!v^ar, wir haben kein«! Grund; hieran zu zweifeln, es mögen \irohl „nähere Erklärungen vorausgegangen sein/^ Allein welche anderweitige Erklärungen neben der völlig unzweifelhaften des Jakobus noch nöthig oder möglich waren, läset sich nicht absehen* So wie die Apostelgeschichte die Sache darstellt, ist das einzige Motiv far die Handlung des Paulus das von ihr angegebene; ist nun dieses unhistorisoh, so bliebe allerdings immer noch die all- gemeine Möglichkeit, dass der Apostel das, was er aus diesem Grunde nicht gethan haben kann, ans irgend einem andern, uns unbekannten Grunde, gethan hätte. Aber ehe wir dieses vermu- theu ^ mtissten wir vorher vrissen, dass er es überhaupt gethan hat 9 und zwar müssten wir diess nicht blos aus unserer Schrift wissen. In dieser hat das Nasiräatsopfer des Paulus nun einmal nur die Bedeutung, seine Anhänglichkeit an's mosaische Gesetz zu bewähren. Ist es nun undenkbar, dass es von Paulus |ar diesen Zweck dargebracht wurde, so kann es sich nur darum handeln, was wahrscheinlicher ist; dass der Verfasser der wirk- lichen Handlung des Apostels ein Motiv unterlegt hat; welches nur für sMnen, nicht für den liistorischen Paulus passte^ oder daas er ihm aus seiner Idee von dem Gesammtcharakter des Apo- stels heraus auch die entsprechende Handlungsweise selbst zuge- schrieben hat? Nun sehen wir aus der ganzen Darstellung unserer Schrift, dass jene Vorstellung von dem Charakter des Paulus und seinem Verhältniss zum Mosaismus dem Verfasser ganz unabhängig von der vorliegenden Erzählung feststand ; wogegen wir von keiner

*) Wie diess selbst Thiersch anerkennt (d. Kirche im ap. Zeit. 172) der dann aber über das Bedenkliche dieses Zugeständnisses leicht genug mit der merk- würdigen, acht irvingianischen Annahme wegkommt, Paulus habe jenes Motiv nicht anerkannt, aber da er sich zu Jerusalem im bischöflichen Gebiet des Jakobus be- funden habe, so sei es seine Pflicht gewesen, sich der Anweisung desselben zu fügen.

280 Gefangennehmuiig des Paulus.

Seite her darttber aoterriohtet »iod, d*»« auch die Ereählmig voa dem Nasiräatsopfer unabhängig von der VefatelluDg unsers Ver- fassers über Paolos vorhanden war. Unter dies^i Umständen hat es die überwiegende Wahrscheinlichkeit für sich, dass diese £r* Zählung eben nur aas jener Vorstellung entalanden, und mitbin ohne allen thatsächlichen Grund ist« Dass Paulos im Tempel in Jerusalem, aus Anlass eines Auflaufs, verhaftet wurde , kann dem- ungeachtet richtig sein; er konnte ja den Tempel anek ohne diesen bestimmten Zweck besucht haben

Rei Gelegenheit des folgenden Beriehts über die Gefangen- nehmung des Paulas (c. ISl^ 27 22, 29} hat Baur (S. 208 ff.), die AuCheutie der paulinischen Rede c 22, 1 ff. mit Recht bezweifelt. Schon das muss Verdacht erregen, dass der rOmlsehe

*) Eine eigene Schwierigkeit maciien io der oben besprochenen Erzählung auch noch die Worte des Jakobus V. 20: &€ü)Qsig, aSe/i(ft\, nöaai /uu^idSeg sldiv'*Iov- Saiwv tiov TcsTTiaTevxotcoy u. s. w. , denn viele Myriaden von Judenchrislen können nie in Jerusalem gewesen sein, und selbst wenn tnan mit Neander (S. 483) die Festbesuchcr mitrechnen wollte, erscheint der Ausdruck noch immer zu stark. Das Einfachste wäre, ihn nicht blos auf die jcrusalemitiscben, sondern auf sümmtlicbe Judenchrislen zu bezichen; allein das Ssw^sTg und der ganze Zusammenhang der Stelle, welche im Folgenden oline eine Andeutung vom Wechsel des Subjekts von den Jerusalemiten handelt, spricht dagegen. Wir haben hier also eine starke Hy- perbel, und es wird Niemand verwehrt werden können, in diesef unges(;hiclrtlicben Uebcrtrcibung eine Spur davon zu sch^n, da^s uoser Verfasser, von welchem ja die Worte des Jakobus nach allem Bisherigen allein herrühren können, bei seiner Erzählung eben nicht nur die glaubigen Juden in Jerusalem, sondern die Gesammt- heit der Judenchristen, die freilich mehrere Myriaden betrug, im Auge hatte. In der weiteren Bemerkung, dass diese alle Eiferer für*^ Gesetz und von Misstrauen gegen Paulus erfüllt seien, erkennt Banr S. 200 ff. ein unwilUrfihriiches Geständ- niss des Verfassers über die wahre Stimmung der J^usalemiten. Diees ist ohae Zweifel richtig, und namentlich die Worte: Tiayreg i^t^Xtaral rov vo/iou vn-a^^evoiv dürfen wir gewiss im strengsten Sinn nehmen. Die Bemerkung dagegen , dass jenes Gcständniss mit der sonstigen Darstellung unserer Schrift im Widerspruch stehe, dürfte doch einige Einschränkung erleiden. V. 21 sagt ja nicht, dass die Juden- cbnsten den Paulus wirklich schon entschiedet! für einen Apostaten vom G«setz halten, sondern nur, dass er bei ibn^n dieses Abfalls verdächtigt sei, uqd dass es am Platz sein werde, einen so ungegründeten Verdacht zu widerlegen; die Worte V, 21: xartjxi^&tjaav ttsqi aov dürfen nicht mit Baumgarten S. 144 über- setzt werden, „sie sind unterrichtet worden," denn diess würde ja die Wahrheit der Beschuldigung voraussetzen, sondern der Wortbedeutung von xarrj^ilv entspre-. chend: es ist ihnen zu Ohren gekommen. Hat freilich Paulus das Verfahren ein- gehalten, welches ihm die Apostelgeschichte zuschreibt, so begreift man schwer, wie auch nur jener Vcdacht entstehen konnte.

Paiikttvor ^m Synedrivm. 281

laubniss au jeaeiB Vortrug so leielil ertheilt haken ooll. „IM eo wabrsohotiriici^ , raOiusoii wir mit Bau r ffigetty daas der Tritaa) welcher den Apostel in elneai fallchBt tumaltoariflDhen Anftrilt ge^» fangen nafaim, euieai Clofangenen, welehea er icanii no6fa für ^eil Aafrttbrer def g^dlurlidist« Art kielt, uad tlbeü weieben dr neeh nichts. weUer wnsste, als was er von ihm selbst gebirt hatte, die Erlaubniss ertheUte^ eine «ITenUiohe Bede an halten^ von welohe# nicht voraufia^useben war, weiehe Wirkung sie anf das sehen so bedei^lich aufgerogie Voj|& baboiii werdef^^ Wellen «wir mds far« ner auch iber die anlängtiofi^ Bube der Zlihdrer MawegBetscn^ t>o bleibt doi^h sehr anif^llend ^ ,)dasB auch diese Bede, wie dlA des Stepbanus und die Bede des Apostels im Areopag, recht plan^« massig so angelegt iot, dass d^ Bednet' zwar bei einem bestimm« teu Punkt unterbrochen wird, aber doch erst in -dem Moment, nachdem er. bereits Alles, ^vc^ständig gessgt hat, was er nnter solchen Umst^den lOr sieinea Haupta&week au sagen im Sim te-* ben li^onste^f^ Müssen wir endljoh aneh sieben,' dass Panlim nnter den .gegebenen Umstünden m sj^reehen konnte, wie er thnty ^nd können wir anch die Uebergehnng- der eigentüeheh Hauptfriige^ über sein VerhilltiMss ^um mosaische CbsietaB, hier für wahr- scheinlicher halten, als« e. i^(> , sa Hess doch unsere frfthere U»* tersuchnng über, die Bekehrung des ApoMeis die rorliegiend^ Darstellung dieses fihreignisses und der darauf folgenden Vergänge hinsichtlich niehrerer nicht - unwichtiger Punkte so verdäeh^ er^ scheinen, dass wir schon aus diesem Grande an die Aechtheit der Worte nicht glauben können, welche hier dem Paulus in den Mund gelegt werden. Auch diese Bede Ist allen Anzeichen nach freie Composition des Verfassers.

Das zunächst Foigeniie übergehend, wenden wir uns zu dem merkwürdigen Verhör des Apostels vor dem jüdischen Synedrium, c. 32, 30 !dd, 10. Auch für diese Erzählung hat ßaur (S. 202 ff.); und vor ihm Schnecke nburger (ß. 143 ffj^ die entscheidenden Gesichtspunkte so bündig festgestellt, dass es schwer ist , sich seinen Folgeruagcfn. zu entziehen. Von den »wei Aeus« serungen des Paulus, welche hier berichtet werden^ hat i^ofwohl die eine als die andere viel Auffallendes. Will man ihm auch das leidenschaftliche Wort gegen den Hohenpriester, V. 3 ^ zutraueni 80 muss doch die Entschuldigung, V. 5 (ovx fjdeiv^ d$ßXq)ol^ oti. iaxlv äqxLeqevs' yiyQannai, yäQ\ ä^x^^^^ '^^^ ^^^^ ^öv qvx i^elg

282 Paulas vor dem SynedriiiiD.

xumig^tiuoh denjaBigeo, wrtelier 4m yorarthell meiner apostoliseheii SOndlosigkeU nioht theill, vom rein bistorfschen Standponkt aos Bedenken erweokes. ^Dsbs Paulas wirklieh nieht gewasst hab«, an wen er die Worte des 8ten Verses j^erichtet halte, lAsat rieh kann denken: das mnsste deeh einem alten RabMnenschfller bekannt sein, dass Nienuind Anders, als der Oberpriester, den Vorsitz im Sjrnedrlnni na ftthren pflege, und aneh die Auskunft, er habe den Badenden vielleioht nieht angesehen gehabt, Ist dnroh das areviaag V. 1 und nQog amov V. 8 ansdrfleklioh ansgesohiossen. Man hat daher der natllrliohen BrkUmng, wornach Paulas den Ober- priester gekannt su haben lAugnet , auf verschiedene Art zu ent- gehen gesucht: ovx ijdeiy helsse: Ich kann oder konnte Diesen nicht als rechtmässigen Oberpriester anerkennen ^ber olda heisst nicht: agnosco und als Oberpriester wird Ananias auch von on- serem Verfasser V, 2 bezeichnet; oder ovx ijdeiv sei zu ttber- aetzen: ich habe nbht bedacht 3), was das Wort gleichfalls nicht bedeuten kann, und auoh Apg. 7, 18. 1 Kor. 1, 16. Bph. 6, 7 nicht bedeutet^); oder: die Antwort sei ironisch gemeint^}, wäh- rend doch schon das ernst begOtIgende adehpol und die Schrift- stelle, mit welcher Paulus seine Brklärung bekräftigt, eine solche, ohnedem sehr nbeiangebrachte und schwer verständliche^) Iropie ausschliesst. Die Gewaltsamkeit dieser Ansktlnfte kann nur dazo dienen , die Unmöglichkeit einer andern , als der oben angegebenen AuffaiNBung darzuthun. Dann folgt aber freilich , dass sich Paulas, unserer Brzählung zufolge, mit einer Unwahrheit aus der Verle-

*) Die Grand« dieser Nichtanerkenniing denkt sich der Eine so, der Andere anders.

') So noch Neander 3 A. $. 421, 4. A. S. 489, dort unter Berufung auf die angebliche , aber gleichfalls unerweisliche Bedeutung ?on y*!^ , hier mit der Bc-

roei^kung : „man brauche sich mit dem Worte ^Jctv nicht abzuquälen die Worte seien nicht so zu pressen." Was diese Liberalität, die Worte nicht zu pressen, eigentlich bedeutet, haben wir schon bei c. 21, 24 gesehen.

>') Ueberdiess deutet aber, nach Baumgarte n's richtiger Bemerkung S. 199, auch der Ausdruck toIxb xatovia/tive auf die amtliche Würde des Angeredeten.

^) Meyer z. d. St. und Andere, der Saehe nach auch Baum garten S. 199 f.

^) Ovx fi8iiv heisst ja nicht: „ich konnte nicht wissen, sondern: »icb wusste nicht," dieses Wort konnte aber von den Zuhörern doch nur so verstan- den werden, dass Paulus damit wirklich läugnen wollte, den Hohepriester gekannt zu haben, gesetzt auch, sie hätten ihm diese nicht geglaubt.

PaollM vor don SfoedHan. 283

geuhDÜ .gtisofCA. hati.JlMs dimm wirUiobh^esobehan set^ wM man fMliiA iiielil!lif.«lisol«t umdglicb* «rklAren UniieB; selMi eiMm.>Itra]«8 i^onnte ^i^U^icM in lelnoiii Mhwftoiien AiBtg^nhlkk ein« «olohe. Veiilftvgaiuig der rWahriieii' kq^egileD; wir jedoeli dsvQQ, idam «ie ihm "tfirklioh.l^dfegneCe, kein elA^gee «ielMree IMepier hubea, deg^gea-ven ttviplillgeii Angabe» in «oeerer Selirift zieeaioli viele ^ ao Ist dM WahraelMiiiliebere» dase niobi der . Apestd aeUisl'. jene Ausrede geliiaacbt, eondeni aar oaeev Braähjiev aie ihm ki den .Mnad: gelegt Hat. Waa dieaen dasa veranlaaate, wird sieh nieht mit Sioherlieit beatimmen laaaen; deeb Ist es -wolü ttflglich, daaa er d4e UeberUefemag von der heftigem Antwiortdea Paolne^ V. 8, aehon verfand, aad daaa er aich nnn, am aeiaea Apoatel darüber äa rechtfertigen, einer freilieh nicht sehr glanbwttrdigen Aoarede bediente. i>

Ja eiaem nooh aweideatigeren Liebte liaat aber V. 6 den Apeatel eraeheiaen. Um ^ Phariaier im SyBedrfaim für sieh na gewinnea, und sie mit den Saddaeftem an entzweien, ruft er hier aua: äwdgeg adehfoiy iyta Oa^aaUg üfxiy viog Oagiacdov Ttzql iXmidog xal ovctaToamg v9fti(Hüv' eya) uglifofiau Es. heisst die Behwierigbeit dieser fittilo verschleiern, wenn man mit Ne^. aa^der S. 490 sagt: >,Paalua habe der * Wahrheit ' gemias sa^ea kennaa, daas er dead wiegen vor fierlebt atehe, weil er von der HeAiaiig des iara^tiaohea Volka« (diese kann iXnlg nicht helaaeB, es iat die äiailg dvaatdaeiog) y 'Von der au erwarteadea Anferäte*- bung der Tedten geaengt habe ; denn er habe ja Jeaum ala dea*- jeidgen veitfindet, durch deadieaeiHeilnang erfOlit werden seilte.^ Gerade der eigentlidie Streitpaakt, um deu ea aich awiachea CSiristea und Jaden handelte, ob die HoAiung des VMka durch Jesnm von Naaareth' erllllUt werden sollte^ ob> seiae Auferstehung daa Vorbfld der aUgemeinea sei , wftre mSimt nach dieeer DaraleUung

*) Was den Befehl des Hohenpriesters selbst betrifft, so glaubt B. Baner Apostelgesch. 106, er sei den evangelischen Ängatien tlber die' Backenstreiche, die Jesas erhftlt, naehgebtMet. In diesem Fall müsste man annefiinen, dass [unsere Erxfthinng unpraoglich eine dem Paulus feindselige. Richtung gehabt hätte: die hef-' tige Antwort das Paulus mütste mit der Saiiftpauth Christi bei der entspref^henden Misshandlung in Gegensatz gestellt sein., Nur findet sich die bestimmtere Angabe über den Backenstreich und die Antwort Jesu darauf erst bei Johannes 19, 22 f., während Mt. 26, 67. Mr. 14, 65 zu allgemein lautet, um unsere Erzählung dar- aus abzuleiten. Man müsste daher hieftir Toraussetzen , dass eine der johannieischcn verwandte Erzählung <aa<rtf'^ollon''ln^ einem der tltem Evangelien Btvmd.

284 Paulas tor Mm Synedriuni.

terieokt, and stell d«sMto wftte eine Frage, Ober weleira eieh leide TfatHe irtcbl strMeD; und iirefeii 4ereii PmbIiis Meh alehf vor eerieht atand, die Vnmge naek der eimlifeii AoferBlcrtimig Aller, iu aophistieoher Weiee odileraolioben, die apecfeUe Ariiage gegBtt deD Apeetel, welehe daeh aüeliidas Verfabreii gegem ilia teranlassl halte (e. dl, S8), seine AagiWe ^mt die ibrlwJUireBde «tti%keil des aMsaiseh^ Cfiiseteee, wAren mtl keiner Sylbe »e- Mhft Die HauptechfderigkeH Heg« aber alolit einmal in jener Aenssening über die Aarentebadg: das Bedeaidiehsto sind die Hngangsworte: iyto 0ci^tfict6g etßti. Wie konale Paolvs aneii mir mil einem Bohein ven WahrlMK diesen v<in aieli behnniiten? Br war allerdings ein PtHirlsier gewesen, aber war er nneh damals necli ei» PharisfterY Br, weleher ge^fen die fimndlage dieser jüdischen Orthodoxie , die Beobaclilang des Ctesetees, on- ahlftssig na ^tüäe lag? .Blaen Israeli Ion konnte sleli Fanlas allerdings nennen, wfo er diess an einer Steile Ural, welche dem Verfasser vielMehl vorgeschwebl hal, Rom. 11, t, denn dieser Name bezeiohnel znnAcbsl die Abstammung, aber einen Phari« säer nun and nimmermehr, denn diess ist die Bezeichnung für das religiöse Belwnntniss. Ist es glavblich, dass sidi ein Pnnlns einer so nnnmwnndeneu Verlfingnung seifier religiösen Uebersen- gong, einer selchen Hypekrisfo, gegen wvlefae die von ihm so seharf getedelte des Petras in Antiooblen in der Vhal gar niebis zn- bedeuten hAtte^ sohuliyg gemacht habe? Kaum minder unwahr- scbeinUeh isl aber auch die Wirkung, weiche die lisl den Apo- stels gehab« haben eoli Wie.lieol es sieh denken, müssen wir mit Baur <;8. 204 JT.) firagen, dass das Islshl wehmehsibare Stratogem des ApMels die Parlheien, wekhe sieh Iftngsl so weit au crnander abgerieben haben mnsslen , «m nicht bei jeder ieichteo Berührung ihrer DUrorenzpülri^te sieh in die Haare au gerathes, mit Binem Mal zu einem so leidenschaftlichen Kampf entzündet haben sollte? dass die Pharisäer als Verfechter seiner Sache auf- traten, und selbst die Erscheinung Christi bei Damaskus als mög- lich zugaben^ dass sie über dem leeren Schein der Identit&l seines CMaubens mil dem ihrigen, das, was ihnen gerade das Anslössigste an ihm sein musste, die Untergrabung der Aufctorität des Geselses, ganz aus den Augen verloren? Widerspricht dem nicht, müssen wir mit Schneckenburg er (S. 146) hinzufügen, der weitere Verlauf der Sache ganz augenscheinlich? denn wiewohl die Pha- risfter für Paulus Parlhei nehmen t und wiewohl dieselben in

Paulus yet dem Synedriwn. 285

Syn^anam aM» dto ll^bemrtil liAlleB, wM «r. doeh mhom luieli wwig^ Tuf^ii von d«m CNieiprittBtor iiiid dam PvMbylmani herm PrcO^ar^tor F«lii v#rklagl;, Md soho« aiB TAg miolidfiiii aeiaer UnsiNMUl da» i^lMmond« 0«iigiii»0 umiMb Stell Verstti ausgMtoUt ist, (»alieii wir die Syaedriirt^- bei eiM« veivfttli^riaeliett Ans^ya^ gaffen seift h0ke% betbeiligt. Uog^nl^enier kanu man a«l diest Bedenken webl kaum antwoNen, nie Neander a 491 mit der Bemerknng: ;,1>a es wqbl seiokönne, daaa bei der taamMnariscten Art,, wie die Saobe mit PaeJos. beirieh&R worden, die Voraelinien des Volk« neek gar.nicbt erfahren Mton, was das ewpus deUeH bei ihm war, und da die Pbarisfter ihn »nmer'^ (also halten sie ihn doehr sehen elHers gehOrtS wnseten aber deeh noeh gar nichts von ihfli?) ,i^avon aus^gebep h^rten^ dass Jesns der Anferstandene ihm ersfihieiieii ^ei, so, haben sie^ sieh allein daran gehalten, wmI das Weitere auf ^iah bemhen lassen, dA hier der ihnen weil wic4i- tigere $tre»l|i|inkt onit den SnddaeMrn «nr 8|iraohe gebrftobt wordmL'^ 1^8 Ihnen dieser i^weii wicMi^rnr^' war^ nnd daas seine blosse Brwfthnong sie za einem so wilden Aiisbmch gegen eine Parthei entfamaen Jumnte, mit der sie sieh doeh seit mehreren Mensohen- aJtem s^esammengewQhftt haben «assten, diess ist .eben das Un* wahrsobeinUche, wa« dadurch nicht, wuhrsoheinlicher wird, dass man es ebne BeweM» wiederholt; ebenso nndenkbcr ist aber f Heim- lich, dass den «fynedrislen von ^emsulem nm's Jahr BO n. Chr, Boch npl^anpt war , was sehen iftnjgst die. ganae jndische Welt bewegte, oder dass sie, nach Bkiinnignrten's Meininig C^ 207) in der Verlegenheit des Angenbjie|(s Qstu der sie auf ihrem. dtand«? piMikt gar keinen Crrnnd hatten) vergesnen hi4»en sollten, daas Paulus, der ebe»al|ga Pharisäer, seit beyUänig 90^95 Jahren mit einem schreckenerregend^^ BrIoJg daran arbeitete, das jadisjDhe Ctoeetn durch den neoen Messiasglanban sßo verdrängen. Lassen sich die Btewtirle gegen unsere Bmöhlnng nnr mit solchen Vor-? aossetjsung^n widerl«|gen, so werden sie wohl iueh fernerhin tn ihresi Bepht bleiben^ Nqr wird mm dann jftieht sagen .koi^K» (SQhueckenbnrger :fi« a^O*): ii«knei:nHlfiaedessbeib nicht Fai-> sqhef heischtet haben ^ esaei iiemerhing^nnlAch., :daas phnrisMsoh Gcptnnte fQr Pau^nn sfirachiui,. und d«sis dieser den SlankaM^l der A^fersite^nng n^ter 4)ie Richter: gewosfl»e. habe* iShmü^i dem wäre afich.so, so b&tte .doch Jiukiv» gerade in der Banptsaeh» Balsches berichtet, wenn er den P^alas sa, , wie er hier thnt, sich seihst als Phi^risäe», 4nr oni des Auferstehoncsglnnbens wiUen

286 Paftlas vor dem Synedriam»

▼erfolgt werde ^btfcemeii, nnd dieMtfisäer hi dieser W^ise seine Parthel ergreifen Iftest^ aber wer Mrgt utm dtfOr, d««9 imcli' nur jenes Wenife, was SelineelBenbiirger vdB aiiserer BrzShliiiig' fBsthalten will, wirklidi hfeierisefa'lsty M efnmal der wesenülcbe Inhalt und die ganzie Tendenx eines Bei4obts als ungetfehlohtlich naebgewiesen , se können wir effenbar niolit mehr einzelne rfeben- Bttstände, allein aaf das Zengnfsi^ dieses Beriehfs hin, aln ge« sdiichiHeh festhalten, sondern wir können böehstens sagen: es int mOglleh in unserem Fall aber nicht einmal: es ist wahrscliein- llcb dass der unhistorlscheii Darstbihing dieses oder jene^ Hi- storlBohe zu Grunde Hegt

Dieses entsobiedebe Urtlieil kennen wir aber allerdings Hber die verliegende ferasAhlnng nur dann flllen, wenn wir den aus seinen Briefen bekannton' Charakter des Aprestels als 'Massstab an sie anlegen« Halten wir uns allein an die i)arsteßofig der Apo- Stelgeschiebte, so nossten wir uns zwar gleiehf alle Aber Einzel- nes, wie namentlich Ober den Widerspruch zwischen der Parthel- nähme der PharisAer tutt l'auhis und ihrem späteren Benehmen verwundern, aber die anst^sigsten Punkte Mensen sich von hier aus beseitigen. Der Panltos der Äpg; kann allerdings von sich sagen: OaQcüatdg elfii, denn er Ist }h ein ebenso gesetzeseifriger Jude als - die pharlssischen Judenchristen in Jerusalem (s. u. und o. 31, 24); er kann im Nothfall selbsf behaupten, ^ er werde nur wegen seines Glaubens an die Ailforstehung, zuflächst flreilicb an die Auferstehung Jesu, angegtliren, denn der «igcntliohe Stein des Anstosses, sein Antinemfsmus, f<^lt hier, es ist blosse Ver" lAufflduttg, dass er die Juden verleite^ steh vom Gesetz loszusagen; bei Ihm kann man es eich als möglich denken, dass die Pharisfler, welche die Jndenchristen Oberhaupt nichf verfolgt zu haben sehe!« Ben, gegen die Sadducäer seine Parthei iiahmeh. Ist es doch hier keineswegs blas ehie Rolle, die Paulus ffir den Augenblick über- nhnmt, wenn er «ich 2fwar efls messiSsgläubtgen , aber darum doeh nicht mliider gi^setzestreuein Juden darstellt t auch zwei Jahre später, 06, vi^ss er niiM:s Anderes' von sfoh auszusägen, und cfr hat auch in derAiat, so irfe Ihn 'die Apostelgeschichte schil- dert,' kdinen Grund dazu! üaraul»fo]'^^ nun allerdings nicht, dass Paulus wiridich etn Anderer 'war', als seine Brieffb ihn uns zei- gen, und dass eine Bsrstellung, wie die bishei' besprochcfne, ge- sehlehtlich sein kann: um so mehr aber^ dbss ' dieselbe mit der ganzen Tendenz diiir Apbiältelgeschichte aufs Bflgste zusammenhängt.

Abführung des Paulus nach Cftsarea. 287

und desswegen nicht avs irgend einen znMUgen MiwvontAndniMi Bondem nur nns dem gannen SUindpnrt:t und Cberakter dieser Schrill zQ erklären ist.

Auf die knree, aber bedeatangevelle Brisfthlnng über die Verhnndlong yer dem Sfnedriam folgt c. M, 11—36 ein epieeh breiter Berieht von der dnreh eine jfldhiehe VersehwOnittg gegen sein Leben veranlaBsten Abftthrong des Apostels nach Cftsarea. Die Saehe hat an nnd for sich nichts Unwahrscheinliches, nnr muss man sich wundem, wie dem Verfasser alle diese Einzel- heiten so genau bekannt sein konnten; wenigstens von dem Briefe des Lysias an Felix, sdlte man meinen, werde er keine Abschrift gehabt haben. Zwar indet Meyer, dem auch de Wette bcfi* pflichtet, einen Beweis der Aeditheit in der Angabe V. 27 j dass Lysias den Paulus den Juden desshalb entrissen habe, weil er erfbhr, dass er ein Römer sei 0* Durch diese „schlaue Alteration des Thatbestands^* wolle der Tribun seinen Fehler verschleiern 3). Es ist jedoch nicht abzusehen, welcher Vorwurf das Verfahren des Lysias treffen konnte, auch wenn er ganz die Wahrheit sagte. Unsere Schrift sagt allerdhigs schon -22, 29, als dem Tribun das römische Bürgerrecht des Apostels bekannt wurde, sei ihm banjge geworden, weil er ihn fesseln Hess. Damit steht aber In grdlem Widerspruch, dass er ihm nach V. dO erst am folgenden Morgen die Fesseln abnimmt. Und auch an sich ist jene Angabe unwahr- scheinlich. Lysias war doch nicht verpflichtet, das Bargerreoht des Paulus zu berfl^sichtigen , ehe es ihm bekannt war; sobald er aber davon gehdrt hatte, hatte er das peinliche Verfahren gegen ihn eingestellt. Jene Angabe ist daher ebenso zu beurtheilen, wie die analoge c. 16, 88, und wenn Meyer das Motiv des 2fsten Verses ri<Atig errathen haben sollte, so konnten wir darin nur eine Consequenz unsers Verfassers^ aber durchaus keinen Beweis fflr die Treue seiner Darstellung finden.

Die ferneren , gleichfalls weit ausgesponnenen Verhandlungen c. 24 26 bieten mit Ausnahme des bereits besprochenen Berichts tlber die Bekehrung des Apostels im 26sten Kapitel nicht sehr vielen Stoff zu Bemerkungen. Die Vertheidigungsreden des Paulus, über welche wiederholt (c. 24, 10 ff. 25, 8. c. 26), bald aus-

') Die Auflösung des juaS^iov durch jtai ^ua^ov scüeint in diesem Fall sprach- lich unzulässig.

^) Ebenso schon Riehm de fönt. act. apost. S. 111.

2S8 Panlus in Cäsarea.

iQiiliober) baU kttmer toricyktet wird, dnek^ aioh. die Bn eäwn Vüd lieDMibe» Paukt: dMs «r eki geUeeuer A»liAD|;er der jodischen Religion sei (24, 14 ff« 25, 8. 26, 4 ff. O9 nnd daiwes nur der altväierliohe Mesaiai^Uube sei, deaalBn BrfOlhing er verkündige (24, 14 f. 26, 6. 22 f.); d«8 eigeatliehen KIftgepaiikts gegen ie(a Apo«teJ> aeiiies VerbftilHisMs siiini Gesetz , gesekieht weder von. seinen jfldiaciiien Anklftgern^ noob von iIud aMet in der Ver- tbeidigwig RrwUbnuBg denii iwoh die anwahre BeschnldigaBg, c. 24, 6, dass &c den Teaipel sin entweiben versnobt babe, ge- tagt aicbl hieber und dienl eher da»a, «noh das, was mit Wahr- heit über «9ja Verh&Uaiss 'Aum TempelkoHos gesagt werden konnte, zjfk, verstecken. . Ebenso regelmässig wiedeidiolt sieh die Anerken- nufig der Unsebnld dee Aj^sMs ia «Uen Instanaen: nachdem ihm schon Lysias o. 23, 29 das Zengniss ansgesteüt bat, dnsa ihm keyme strafbare Handlang ^nr Last falle, legt. Eeltx c. 24, 22 dieselbe Ueberzeagnng aa den Tng^}^ . Festes schlagt nicht blos ^. hinterlistige Clasnch der Jaden nm ein Verbar In Jerusalem ab 33,, SjNMlerp er bestätigt, unob nach angestellter UntersHchang wiffde];b(d|;.C25, IB. 26) die früheren gflnaiigen Urtheile aber den Apostel; damit diesen hetdalaidiett Zeugnissen attch ein jadisches nicbi fehle, spricht sidli Agrippa, dessen Stimme bei seiner Ver- traaUiept n^t den jodiscben Ctoetaen (26, 2li. 26 , 2 fi. 26) dop- peltes, Clewiofat hat, iq einem .bedeutiMigsvoli an^s finde des ganzen Abschnitts ge^Bjtelltm Altfc^Hessenden iCkitaohten dahin aas , dnss al(ge(Sjeihen von der Appellation an den Kaiser der Ff eilasanng des Paalns .^W^.iDi Weg. stände, «nd die .geaaknmie VersammlaDg s|iu9l^lf<.llvit:d^sel«Urtheillttbeiein« Wenni daher Paalas doeb nicht fr^ig^eben wird, und, genMbigl ist, nn den KAiser :&« eppelUren, sQ.liegVder i^frund wr in den scbkioble» Netiven dea BigeH-

*) Auch diese Stelle war liier anzuführen: die Berufung des Paulus auf seine [iharisfiwche 6e»e!zeöfrörtihfgkeit hat hier tiifcht den Zweck, wie Gäl. 1, 14. Phil. ^y dv'dea €ie9«DsaU' <ij^iii6d ebristtibhen 'Staiid^uitkts gegeft^den ffülreren jüdischen UpvprzHUeU^p -rn.yop >die^(tt .<G«geMttz ist nkllts aogedantet sondern sie soll zum po^iven Beweis davon dienen, das», Paulus fortwährend ein guter Jude sei. Diess erhellt klar aus dem Zusammenhang von V. 5 upd 6. AeJinlich werden wir von 'hie^ aus auch über c. 22, 3 flf. urlheilen müssen.

') Dass der Aufschub der Entscheidung dem Paulus günstig sein soll , zeigt namentlich V. 23. 26.

^) C. 25, 2 ff.; dass sich hier übrigens ganz die gleiche List wieder)iolt ha- ben soll, welche schon c. 23, 12 ff. gebraucht wird, ist auffallend.

Paulus in Cäsarea. 289

nutze« und der Menschei^efälligkeit auf Seiten seiner Richter (e, lUry 26 ^. 35, 9), die aber freilich einer höheren Fügung dienen mftssen, 23, 11. Diese ganze Schilderung eignet sich ohne Zweifel fffir den Zweck, den Apostel selbst vom Staudpnnict des strengen jodischen Rechts aus schuldlos erscheinen zu lassen , aufs Beste; ob sie aber geschichtlich genau ist, mochten wir trotz mancher aus dem Leben gegrüfenen Züge (wie c. 24, 19 die vornehme Unwissenheit des Römers, c. 26 , 28 die Antwort Agrip- pa's auf das Andringen des Paulus) schon desshalb bezweifeln, weil die verschiedenen Reden unserer Schrift auch nach Styl und Darstellung unverkennbar aus einer und derselben Feder geflossen sind, und die paulinischen von der charakteristischen Sprache des Apostels keine Spur zeigen; noch mehr aber freilich, weil es ganz unwahrscheinlich ist, dass bei der Anklage gegen Paulus statt des eigentlichen^KIagepunkts , seines Attentats auf das Gesetz seines Volkes, immer nur der Mestiiasglaube als solcher zur Sprache gekommen sein sollte. Inwieweit die ganze Erzählung von der Gefangenschaft und den Verhören des Apostels unter Felix und Festus durch diese Zweifel berührt wird, lässt sich kaum mit Sicherheit' bestimmen. Es kann allerdings auffallen dass Felix und Festus aus dem gleichen Beweggrund, um den Juden einen Gefallen zu thun Cx^Q'''^ >c<nadiadui)y den Paulas .

gefangen hinten oder in Gefahr bringen (24, 27« 25, 9), wie ^ schon Pilatus aus ähnlichen Gründen die Hinrichtung Jesu bewil- ligt hatte (vgl. auch Apg. 24^ 22. Mt. 26, 18), dass Paulus vor Herodes Agrippa sich zu verantworten hat, wie Jesus vorHerodes Antipas, und mit dem gleichen Erfolge (L. 20, 15. Apg. 26, 31), uud in der letzteren Erzählung äbheint sich wirklich die gleich- massig bildende Hand unsers Verfassers auch im Ausdruck zu verrathen; sonst aber war ein Benehmen, wie das der beiden Procuratoren , nicht Mos als pragmatische Voraussetzung des Er- zählers, sondern auch in der Wirklichkeit durch die Verhältnisse zu nahe gelegt, als dass sein wiederholtes Vorkommen befremden könnte: das ist ja Oberall die Art gewissenloser Beamten, dass sie durch Gefälligkeit auf ftemde Kosten die zu beschwichtigen suchen , denen sie sonst gerechten Grund zu Klagen gegeben haben. Jedenfalls würde durch eine unrichtige Vermuthung des Verfassers über die Gründe für die lange cäsareensisohe Haft des Apostels

0 Vgl. B. BaUef Apostelg. 106 f.

19

290 Beise des Paulus nacli Rom.

die Timtsaolie dieser Haft selbst , xa der^n Fiktien sieh toime ge* ndgenden Motive finden wollen , niobt umgestosseii* Bmgpgm mv« allerdings dahingestellt bleiben, wie es sich mit den eiaaelnMi Verhören, and namentlich mit dem Verhör vor Agri|ipi| vethielt, da diese mit dem doppelten Interesse ^ wiederhvUe VertheidignAgs« reden und freisprechende Urtheile so berichten, zu ei|g zasara- menhftngen«

6. Paulus auf dem Wege nach Rom und in Rom.

Der Reisebericht des 27sten und 28stcn Ki^iitels gehört zwar anstreitig zu den ältesten Bestandtheilen der Apostelgeschichte, aber doch hat sich »uch iu ihm allen Anzeichen nach eiuigea Un- historische eingeschlichen. Das zwar ist nicht anglaublich, dass Paulus , trotz seiner Untersuchungshaft, durch die Macht seiner Persönlichkeit das Ansehen erlangte, mit welchem er in diesem Bericht auftritt (c. 27, 10. 21 ff. 33), und auch die Traomerschei- nung V. .23 ff. lösst sich natürlich erklären: Paulus konnte im Gedanken an die Bedeutung seiner Reise um seine und seiner Ge- nossen Rettung gefleht haben, und die feste Zuversicht der Er- hOrung konnte sich ihm zu der Traumerscheinung gestalten; dass ihr auch der Erfolg entsprach , ist keineswegs undenkbar. In der Bemerkung des 3dten Verses, dass der Centurio den Plan zur Todtung der Gefangenen aus Rocksicht auf Paulus verhindert habe, mochte man eine etwas einseitige Auslegung vermnthen; human, wie dieser erscheint (V. 3), musste er auch um der übri- gen Gefangenen willen einer so unnothigen Grausamkeit In den Weg treten, und wenn man einerseits sagen kann, es mOge doch das Interesse für Paulus sein nächster und hauptsächlichster Be- weggruud gewesen sein^ so lässt sich andererseits auch die Möglichkeit nicht abweisen, dass jener knrze Beisatz, der ohne allen Nachtheil für Construotion und Zasammenhang fehlen konnte, dem ursprünglichen Bericht erst von späterer Hand beigefOgt sei, um auch dadurch den Eindruck in^s Licht zu stellen , welchen der Apostel selbst auf den Romer, dessen Gefangener er war, ge- macht hatte. Bestimmter mochten wir diess von einigen Zügen der Erzählung c. 28, 1 10 vermuthen. Konnte man sich auch den Vorfall mit der Otter, V. 3, den unser Verfasser flreilieh als ein Wunder betrachtet wissen will, für sich genommen so erklä- ren, dass dem Paulas entweder eine whrklich giftige Schlange an

Paulas in Rom. 291

die Vmi kraob, ohne Um doch su beuNsen, oder dass ein« nicht giftige Otter vqd den Umeteheoden fiar eine giftige geliaiten wurde» Bo M doch die Angabe des 6ten YerseB, die Biageboreneii hab^ den Apoetel, als ihm der vorauasetzüehe Otternblss nichts schadete, für einen Ctott gehalten, sui sehr im Wunderstyi unsers 14ten Kapitels (V. 11), als dass nns nicht bei derselben ähnliche Be- denken anfsteigen mOsaten, wie dort das ist doch nicht der aftokite fiedanke, wenn ein vermutlich von einer giftigen Otter Gekissener davonkemmt, dass er ehi übermensomiches Wesen sei, nnd so weit mnssten wohl die Melitenser die bei ihnen einheimi« sehen Schlangen kennen^ am za wissen, dass es neben den gif- tigen aneh nicht giftige Ottern gebe. Mag es daher auch mit der übrigen Brzfthluig seine Richtigkeit habm, so enthAlt doeh die Bemerkung V. 6 wahrsoheinlich einen anhistorischen Zosato. Nooh entschiedener trägt die Heiiang des kranken Vaters von PabBos, V. 8; diesen Charakter, besonders wenn wir die weitere Angabe hlazanehmen, dass auch alle übrigen (oi Xainol) Kran- ken hui der Insel von dem Apostel geheilt werden seien eine Veraioherang, welche so anfallend an sonstige ttbertreibende Sdiü- derongen der apostolischen. Wanderthätigkeit (c. 2, 43. 6, 15 f. 19, 11 f.) erinnert, dass wir tlber sie nur das gleiche, Urtheii werden lAUen können, wie über jene.

An den Beiioht über ' die Eeise des Apostels von Jemsalera nach Rom si^hUesst sich in der Erisählang von seiner Veihandlong mit den angesehensten ülitgliedern der romischen jadensohaft c. 38, 1^ ff. der letate Abschnitt unserer Sohiüt an. Mossten wür aüftor ihre bisherige 9arstellong mit mehr oder weniger misstrani* schem Blick betrachten, so kOnnen wir dieses Misstraaen nach M dies(^m b»t»ten nicht aalgeben. Was in demselben befremdet, JM s^nnAPhst das Benehmen des Pwilas selbst Kaum in Rom an- glommen, benift er 4ie Angesehensten anter den laden sa sieh, •am ihnen an sagen, dass er weder wegen eines Vergehens gegen das jüdische Volk nnd Gesetz, noch aach als Ankläger seines Volks vor Gericht stehe, sondern einzig and allein wegen seines gnt jüdiaehen Messiasglaubens; nachdem er sich sodann mit einer grüsseren Anzahl seiner Volksgenessen einen ganzen Tag lang beaproehen and nie für das Ohristentkam za gewinnen versaeht liat, verabschiedet er sich von ihnen mit der Erklflrong: da das jüdische Volk in aeiner Verstocktheit VQm vessianiaehen Heil nichts wissen wolle, so werde es den Heiden zugewendet werden. Lftnit

19*

292 Paulus in Rom.

sich wohl von Paolus, so wie wir diesen sonst kennen ^ anneiiDien, dass er wirklich ein solches Verftibren einhielt? Von dem Paulas der Apostelgeschichte allerdings , aber von dem historischen Paulos wohl schwerlich. Wenn wir den Bericht unserer Sclirlfl unbe- fangen in's Auge fassen, so ergiebt sich fQr die Bespreohang mit den Juden ein doppelter Zweck : der Apostel wiH theils die üble Meinung, welche^ sie von ihm als einem Feind des Gesetees haben konnten, widerlegen, theils bei ihnen zuerst mit der evan- gelischen Verkandigung einen Versuch machen, gemftss seinefli Grundsatz (c. 13, 46), auf den auch V. 1^8 deutlich hinweist, sich immer erst an die Juden zu wenden, und nur wenn sie dis Evangelium verschmähen, an die Heiden. Werden wiros aber weiter unten noch unwahrscheinlich finden müssen, dass er wirklich die- sem Grundsatz gemäss verfahren sein sollte, so passt auch dar Eifer, sich vor den Juden zu rechtfertigen^ selbst noch ehe er die Christengemeinde etwas näher kennen gelernt haben kami, nach welcher er sich doch im ROmerbrief (1, 11 ff.) sosehr sehnt, weit besser fOr den Judenchristen, welchem Alles daran liegt, den Ruf der Rechtgläubigkeit bei seinen Volksgenossen nicht kq verlieren , als für einen Mann , der sich eines so tiefgehendeB Gegensatzes gegen den jadisohen Standpunkt bewusst war, wie Paulas. Mit welchem Gewissen hätte dieser versichern können, dass er den edrj TtoTQfpa, den mosaischen Institutionen i), in nichts zuwidergehandelt habe? er, dessen ganze Thätigkeit auf nichts Anderes ausgieng, als diese Institutionen durch den Glauben an Christus zu verdrängen, dessen ganzes religiöses Bewusstsein Ib der Aufhebung des Gesetzes durch^s Evangelium seinen Mittel- punkt hatte?

Ist aber dieses Benehmen des Paulus unbegreiflich, so ist das der Juden fast noch weniger zu begreifen. Sie kommen nicht nur zweimal zu ihm in seine V^ohnung, und horen einen ganzen Tsf lang seinen Reden zu, sondern V.21 bezeugen sie ihm ausdrack- lich: 'ijfieig otke ygafifiaza Tteql aov ide^äfis-Stc dnd tr^ 7ot;- dalag, ovr€ TtaQayevojtievog rig tdSv ddelq)uiv dvrjyyuhfv r\ iXahfA %i Ttegl aov mwijQOv. Ja nidbt genug, dass sie von ihm nichtai Nachtheiliges gehört iiaben, auch vom Christenthum im Ganeei sohehien sie noch gar nichts Näheres zu wissen: d^ioSfier rtafi

1) Vgl. über diese Bedeotung des Ausdrucks c. 6, 14. 15, 1. 2t, 2t, auch 16, 21-

Pftulos in Rom. 293

a&v a>eov0ai> S (pQOvus^ TtBQl fxiv yaQ t^g aiQiaemg rctvtrjg yvia^ aröv ioTiv rjfuv, ori rtaPraxov avriUystac, So spricht man doch nicht von einer Brscheinnng', die man seit Jahren vor Augen hat, AVer die man dnreh anmittelbare Berflhrnng unterrichtet Ist. We^n dalimr die römischen Juden so reden, so setzt das voraus, es sei Ihnen nur durch ein unbestimmtes Gerücht von der Christensekte etwa« zu Oiiren gekommen. Dass dem freilich wirklich so gewesen sei, haben auch sdche Ausleger, welche der Glaubwardigkeit unserer Schrift nieht zu nahe treten wollen, so unwahrscheinlich gefunden, dass sie «Ich .das Vorgeben der Juden nur als eine Verstellung zu er- klftren wussten 0. Aber was wflre der Zweck dieser Verstellung? Schseckenburger glaubt, sie haben sich dadurch den Schein grdsserer Unbefangenheit geben wollen. Allein sich diesen Schein SU geben, hatte fttr sie gar kein besonderes Interesse, und wenn anehy so war dazu jene LOge gar nicht nothig. Es hätte ja voll- kommen genttgt, dem Paulus zu erkiftren, dass sie sich zwar bis jetzt von der Wahrheit des Christenglaubens nicht haben ttberzeu- gen können, dass sie aber geneigt seien, Belehrung anzunehmen; statt dass sie, nach dieser Auffassung, Ihre Bekanntschaft mit dem Apostel mit einer Unwahrheit eröffnen, die viel zu handgreiflich war, um nicht sogleich von ihm durchschaut zu werden. Aber offenbar behandelt unser Verfasser jenes Vorgeben der Juden nicht im Geringsten als unwahr. Es ist Ihnen ja so Ernst damit, dass sie eben desshalb einen T^ zur Besprechung mit Raulus verab- reden, um von ihm zu erfahren, was sie bis jetzt noch nicht wissen, wie es sich eigentlich mit der Lehre der Christen ver- halte, und der Apostel seinerseits geh^ gleichfalls mit einem Ernst auf die Sache ein, weleher deutlich genug zeigt, dass er der Angabe der Juden vollen Glauben schenkt. Und was wenigstens ihre Aussage tkher den Apostel betrifft, so stimmt ja diese nach der Darstellung unserer Schrift mit dem Thatbestand vollkommen Oberein. Sagt denn dieser nicht auch von sich selbst, er habe sich an dem jtldischen Volk und Gesetz in keiner Hinsicht ver- gangen? Erscheint er nicht durchweg In unserer Schrift als ein treuer Beobachter des Gesetzes? Ist demnach das Zeugniss, wel- ches Ihm in Rom ausgestellt wird, etwas Anderes, als die förm- liche Bestätigung dieses Sachverhalts durch den eigenen Mund der Juden, mittelbar selbst der Jemsalemiten, die Wiederholung

1) Schneckenburger S. 86.

294 Poplns in Rom.

des Vrtheils, wtiohes ein Lydas, Felix^ FesUi«, Agiippa, sogar ^e rechtglävbige Partbei des SynedriuniSf bereits ttber ihn »n»- gesproohen hat? Und können wir nacli Allem dem xwdfola, dass unser Verfasser diese Aassage, dam aber nethwendig aaoh die mit ihr zusammenhängende des dosten Verses, als strenge ^Walur- heit betrachtet wissen will? Dass sie diess AreiUoh Meh wirklioh Beiy können wir nioht zugeben. Was zuerst die VerausMetsttog betrifft, dass die römischen Juden von der Christensekte neck nichts Näheres gehört haben , so ist diess unter den damaligen Umatfinden ganz undenkbar. Wir wissen aus dem Römerbrief, dass ai^en seit Jahren eine nicht unbedeutende Christengemeinde in Rom be~ stand, eine Gemeinde, von der Paulus Rom. 1, 8 sagt, dass ihr Glaube aller Orten (iv ülfp %(^x6g^) gepriesen werde. Wir se* hen femer aus der gleichen Urkunde, dass diese Gemeinde, selbst wenn ihre Mitglieder der Abstammung nach grösserentheils Hei- ydeachristen gewesen sein sollten, doch jedenfalls einen sehr be- deutenden judenchrlstlichea, und einen noch bedeutendem jadai- sIrenden Bestandtheii in sich iiatte 0, woraus sieh von selbst ergiebt, dass sie nicht ausser Verbindung mit der römischen Judenschaft gewesen sein kann. Wie ? und von einer sekhen Gemdnde «elite den angesehensten Mitgliedern der römischen Jndeascluift gar nichts weiter bekannt gewesen sein, als dass ihrer Lehre allent- halben widersprechen werde? Was aueh ausser Rem dUe Welt wusste, das solKen sie allein, die es unter den Nächsten angleng, nidit gewusst haben? Nur zwei Jahre später war die neronlsche Christel Verfolgung, bei d^en Gelegenheit Tacitus bezMgt, dass die angeblichen Schandthaten «der Christen in Rom im Munde des Volks waren. „Wie ist es möglich, mässen wir mit Baar (S. 370} Aragen, das zwei Jahre Irtther das Christendium in Rom noch so unbekannt war, wie wir nach der Erzählung der Apo- stelgeschichte annehmen mässten, oder wie tst es möglich anzu- nehmen, nur die Juden haben hioht gewusst, was doch sonst Jedermann hi Rom wissen konnte ?^^ Olshiausen^s Auskunft, dass sich in Folge der Judenverfolgung unter daudtus die römlsohen Christen von den Juden getrennt habmi ttögAi, nid dabs wvU die neu Bing e wanderten von den iiotztem mit der B^istenz einer

*) If. s. besonders c. 9 11. c. 7 , 1 ff.' und B auf's Untersuchung über den Zweck des Römerbriefs, Paulus S. 234 ff. auch Sehn eck enb arger a. a. 0. S. S9 ff.

Paulus in J^om. 295

OhiisMiigeiMbide liRoiii asbekaimt geblieben seien, isl ven Banr 8. ft. O. 2Qr €}e»ige widerlegt werden. Umgelcebrt meint Klingt}; in Folge der Unmlien, welche des Christeathnm Ihrtlher unter ihnen vemalaeete, «ind dnrch weMe das Edikt des Clandias herbeige- flltet wnrde, iMiben die Juden den Verkehr mit den Christen ab- gebffooiren. ikber dann würden sie weder der Einladung des Paulus Folge geleistet haben, noch kauten sie steh gegen ihn so äussern, wie sie thun: sie red«i ja, wie wenn sie von den Christen noch gar nieiits Nftkeres witssten, wie konnten sie diess, wenn eben der Lehrstreit mit den Christen sie bestimmt hatte, sieh von ihnen aurflokxaaMen ? Niebt mehr hat Sfeander'e (S. 4^3 Bemerkung amf sieh, in einer so grossen Stadt habe das Daseki der ehrisdi- oiiea Gemeinde den reiclien Juden wohl entgehen können, beson- dem da der Hauptstamm dieser Gemeinde Heiden waren, und da sich jeßt reiohen Jaden wohl um and^ie Dinge melir bdkOmmert haben mdgen, als um reUgiOse. War 'die Stadt Rom gross, so war aufli die Christengemeinde sieht klein ; selbst dem heidnischen Volke war Mir Basein bekannt, «m wie viel mehr den Ttgtaroig %(Sv ^laväamvl denn dass sich diese um religiöse Dinge idoht viel kMMnerten, davon beweist ja schon ihr zweimaliger Besuch bei dmi Apostel und ihre tagelange llnterredung mit ihm das Gegen- theil, und dass die Christengemeinde mit den Juden derselben Stadt Im Verkfiiir sinnd, ist bereits gezeigt worden; auch ohne das hatte sie aber wenigstens so viel Interesse fftr diese ^ um nicht «gnonrt werden. Oder ist etwa in unserer Zeit aueh nur die kleinste deotschkathoUsohe Gemeinde den Katholiken der- selben Stadt unbeksjuit geblieben, und hatte nicht eine zahkeidie Christeogemeinde in Rom eine ganz andere Bedeutung fftr das Jadenihufli; als alle . deutschkatholischen Vereine zusammen Uta- den' heiMfgen Ka^iolioismus.?

Ebenso unglaublich ist es, dass die Jaden, nach V. dl, Aber Paulas selbst von JudAa ans nichts Nachtheiliges gehdrt habeii solUen« Der Aiann, welcher seit Jahrzehenden am Sturz ^a Ju- denthums arbeitete, welcher der verhassten Christensekte vom Orient bis an die Grenzen des Opcideats uazaUige Anbänger ge- wonnan hatte, weleher aller Orten mit den Juden im Streit lag, und auf Tod und Leben von ihnen bekämpft wurde dieser Blana war ein viel au wichtiger Gegner, als dass den Juden der

<) Theo!. Studien and Kritiken 1837, 2, 302 f.

296 Paulot io Rom.

Weltstadt sein Name diobt flohon längst, tmil sefeni «ieli ihre Glaabeasgenossen tiber Ihn Äusserten, aatttrllch nngOnstlgsteB Sinn hätte bekannt sein müssen. Nnn heisst es hier freflieh nur, es sei ihnen aus Judäa niehts Schlimmes Ten ihm beriohtet wor- den. Aber theils zeigt V. 22 , dass sie nach der Meittung* unsers Verfassers auch Oberhaupt von ihm nichts wissen , und das« Jodia hier nur desshalb ausdrllcklioh gewuint Ist, weil auch schon das Vorhergehende den Angrif auf den Apostel , welcher biA ja mit dem Judenthum Im Ganzen in keinem Gegensatz beflnden aoB, nur von den palästinensischen Juden hat ausgehen lassen; tteils ist auch jene beschränktM'e Aussage höchst unwahrscheinlich. Man sagt zwar (Meyer z. u. St.), die Synedrieten haben vor der Appellation des Paulus keinen Anlass gehabt, über ihn uacik Rom zu berichten, da sie in Palästina selbst mit ihm fertig zu werden hoffen konnten, nach derselben dagegen wohl keine* Gelegenheit mehr, da die Schifffahrt nach c. 27, 9 sehen geschlossen gewesen sei , man hat selbst gemeint i) , die Palästinenser hfttten lYarea Haas gegen Paulus (den von ihnen auf Leib- und Leboi Angeklagten!) absichtlich verheimlicht, um ihn lelcliter verderben zu kOnnen. Aber bedurfte es denn eines officiellen Berichts , um die romisebe Judenschaft von den Vorfällen in Palftstina in Ktsnntalss zu setzen? Es ist bekannt, welcher lebhafte Verkehr zwischen den Provin- zlalhauptstädten und Rom stattfand, welche ausgebreiteten Bezie- hungen die Religion, der Handel, die politischen Verhfiltnisse zwischen Rom und Jerusalem bildeten, wie nebmi den zaiüleseD Privatverbindungen auch fast best&ndig politisohe Agenten der jo- dischen Fürsten und der Priesterschaft ' in Rem waren. Waren doch gerade während der Zeit, als Paulus zu tiftsarea In Haft sass, die Angesehensten der clsareenslsehen Juden mit einer Klage gegen den Procurator Felix nach Rom gekommen (Joi9. Ant XX, 8^ 9). Und dennooh sollten die TtQtJtoi t<Sv ^lovdaitov hi Rom währ^d der drei Jahre, die seit der Gefangennehmnng des Apo- stels verflossen waren, von den Dingen, die sich in ihrem Vhter- lande zugetragen hatten, von der Gefangennehmung und wahr-* scheinlichen Verartheilnng ihres gehasstesten und gefährlichsten Glaubensfeindes kein V^ort gehört haben , und wir sollfen uns bei Meyer's Bemerkung beruhigen können: „der Fall, dass den römi- schen Juden durch Privatkorrespondenz oder Reisende «Ible Nach-

*) Lange ap. Zeit. I, 10^.

Di» Lehre des Panliii. 297

nehi^n Ober Paulas Kagfkomiiiai wAraii) soi snfAllig uMI «Iih g^ret^n?^^ ^yCrßdai Judaeus ApeUal Das Ungasohichll}!^ «mm» Vericlits' ]if9gt ^lar vor 4Qgeo, nur wird es sich auch ia diesem Fall, ni^i^t ,attf 4ie eiaaelaeii :Z<lge bescliränkeii ^a^euj an desi^ Qs.j^anÄohst arom Vor^d^eia komiati wena vielmehr einerseits da« ganee Bea«bnieo des Panlos,, andererseüs das der Jnden unwahr^ scbeinlicli war^fsa verliert aneh die Znsammenkiinft beider, weleha sich nnr ans diesem> jbrem gegenseidgeo Verhalten erfclftri, ihreii Boden , und« so natürilob es ist, dass Panlus in Reai nn^ Ande- ren! aneh mit seinen Volksgenossen in BerQhrung kam, und eine Einwirkung auf sie yersoehte, so wenig werden wir dooh«dfe^ feierilehe Verhandlnng mit den fiftoptern der rflmia^n JndensohafI, welche gleich nacb seiner Ankunft eröffnet worden sein soll., iOr. gesQhiohtlioh halieu können.

7. Die Lehre und der öffentliche Charakter des Paulus nach der Darstellung der Apostelgeschichte, \

Nachdem wir im Bisherigen die Erzählungen unserer Schrift Ober den Apostel Paulas im Einzelnen in Beträcht gezogen haben, liegt uns zum Schlüsse noch ob, die vereinzelten Ztige seiner Schildennig in ein Gesammtbild zusammenzufassen, und es mit der Selbstdarstelinng des Apostels in seinen Briefen zu vergleteben.

Beginnen wir mit der Seite, welche sich dieser Vergleichung am Uniaiitelbarsten darbietet, mi{ der Lehre des Apostels, so^' verspreehen seine zahlreichen Reden in der Apostelgeschichte hlA-^' reichende Stoff fUr ihre Feststellung. Sehen wir jedoch näher zu, so werden wir uns in dieser Erwartung grossentheiis ge-' täuscht finden. Von jenen Reden sind die des 228ten, ödsten und 26sten Kapitels nebst den ktirzeren Aeussernngen c. 23, €. 20; 8 apologetischen Inhalts; ebenso, nach dem froher Erörtertenl, dii mllesische Rede, c. 20$ es bleiben mithin nur die zwei Missfons-^ reden im pisidischen Antiöchia, 13, !<$— 41, und in Athen, 17; 22—31, nelii^t der kurzen Ansprache an die Lystrenser 14, 15 IT^* dem snmmarlschbn Bertdbt ffber die Verhandlungen mit den Jn^n in Thessalonich (17, 3), und dem ausführlicheren Ober die tte-> spreehung mit den römischen, übrig. Schon dieses ZurAcktrcften der Lehrrede gegen die Selbstvertheidigung hat Schnecken^ bnrger (S. 128} mit Recht bezeichnend gefunden. In der

^> A^lmlicb Thidf'9bh d^ tirche Im- a][rv 7eit. 17S. Ba'nmgarten ti, I), 4^f

298 IM« Lehre des ^»fiios.

WMltolifeeit dram doch did 1lanite!l!iiif dar Heifslehre ^ die Ahs- eto—ioraetiBiMig a«d tLwMterilgnng des Big^thOmliehen, wm die p»aliiiisi^ AülTassiing derselben beselehnet, den Hauptinhalt der afeBtoliaehen Vortrige gebildet habm, und es kann idrth in dieser BeaieiioBg mit den Reden im Wesentliciien nielit anders verhauen hahetty als mit den Briefen, von denen uns namentlleh der Be- merhrief »eigt, wie Paulas mit solchen spraeh^ denen seine I<ehre noch neu war. Wenn unser Verlhsser davon so wenig, oher VertiieidigangsredeB dagegen, welche «um Tbefl gar nichts Bi-- gunthflmliches darbieten , so ausflllhrlfch beriofateC, so erhalten wk schon dadnroh ein schiefes Bild von dem Wiiicen des Apostels^ seine dogmatische Bedeotung wird aber GebOhr 2ar<lc]tgeatrtl# 0tAen wir sofbrt auf den Inhalt seiner Lehrvorträge näher ein, und fassen wir biefOr zunächst die zwei grosseren, «n Antio- ohien und zu Athen, in^s Auge, so scheint uns der Verfasser in jeder von beiden ein Master fdr eine ganze Gattang paalinischer Lehrredeu vorlegen zu wollen: in Athen hat der Apostel aus- sehUesslioh eine helleidsohe, in Antioohien eine jüdische ZuMlrer- sehaft{ die Beden, welche er an diesen beiden Orten hält, reprä- senüren die Sfissionspredigt des Apostels Oberhaupt, jene den Heiden, diese den Juden g^euAber. Weder die eine nach die andere entspricht jedoch den Erwartungen, welche wir umi von den Ldirvortrftgen des Paulos machen m(t«pen. üeber die athenische Bede, deren Autbeatie uns sohon oben ans andern GfQnden nwd- felhaft wurde, urthsUt Schneckenburger (S. 139> veUfcam- men richtig: es lieg« in ihr ebenso wenig, «Is Ht der lystrensisohea, etwas eigentbOmlichPaulinischeMi, es sei denn die gressartige Auf- ISasaniig des Baidenthums selbst; beide Beden bänfte auch ein sei' eher gehalten haben, der in der christlichen Qeilsl^hi« mit dem Apostel nicht übereinstimmte, ja mit Ausnahme der gfak% tetnten Warte hi 4er athenlensiaohea ein liberaler ^^fainniger Aide, in beiden ist es nur der Monettieismiis, weleber sieh dii4 Polifthisis- m»s, nicht das BrloauagsbadOrfniss und KrldsmngshewnsstseiB, welches sich .dcffi heidaieehen £l0n4mi* und WeMsben emtgsgen- stellt; von der panUnischen Auffassung des€hristen<ihams» wie sie sich s. A itn BAmerbrief auch dem Heidenthum gegenüber aus- spmcbt, v^n dem JKurtlskgehen auf die sitittehe Wurzel 4er BeU- gion, ündet sieh nichts in difsen Beden, selbst d^ Mes»ia<igiartf wird darin nur einmal (17, 81) im Vorttbergehen berflhrt. Die anfiocheniaehft Bede liest 4dlerdb«s nkht blas «e allgemein

Die Uhre des Panh». 299

ohrisfliGbe/jiaDdeirD Moh die pa«iiiii«elie Leltfe 4«o<lio1wr kcrvtr- traten. Aber wie leiee and unver^ogliekv «elM fttr den Mdnn, ist doch anch Wer der elf entlMie (tehttlt der letaleren enigeden^ teil Naobdem Paalos ausfOhrMob von der f ruberen Leiteng dee israelitiscben Vellos^ von dem Ttafer Jobannes, von der Hinrieb« toBg und Anferstehnng Jesu gesproehen, and «eine MessianMI ans dem A. T. erwiesen hat, fOgt er V. dS f. Uns«; rv(aa%mt ovv e6%(0 vfiiy^ o%i äiä vomov vfd¥ äg>e0ig a^^t^Uiv nwfaf/ik-^ lezar xal ano nd^itav cJy ovx rjdvpijdfjte iv ^ y&fi(fi M€$v^ aifos duuxt(o9^v€cv iv zov^ip nag o ^ufTevcJ» dcxaioihcBA: Damit wird aber die Caaubenegereohtiflceit nioht beatlmmt an die SteUe d#r GeeetzesgereobllglEeit geeetst, eendem «0 kann Aeneognt ancb als eine Ueme ErgAnznng dersdften, in dem jynci'giBti'« sehen ^m des Jodenehrifltentbnmfl Ot gefaest werden^). Wer die panlinisohe Lehre von der Rechtfertigung und dem Geeete niebt vorher kennt, würde sie gewiss ans dieser flftohtigen Andentang nicht abnebm«D* Diess ist aber aberdiess die einzige Stelle in allen den Beden , welche ilie Afostelgeseldefate dem Panlns in den Mand legt, worin überhanpt eine Hinweisang auf sebie Lehre na finden ist. In allen seinen übrigen Aeassemngen trctfen wir ans- oabmelos nor dieselbe Ankündigung des Anfenitandeneii, dieneUie. altteetameutliche Beweisftthrang für die Messlanitftt Jemi, wi6 in den Beden eines Petrus« Nur Ober diese Frage dispnilrt Paulas c. 17, 2 f. mit den Juden in Tbessaleniidi; indem er ans der Schrift darthat, ihi wv Xq^oiw Sdet itadzlv mcA ai^atijvai ix vsx^tSv, xai omi oixoQ iaziv 6 XQva%6g^ ^Ifjaovg^ nor hierüber verhandelt er c. 28, 23 einen Tag lang in Rem, ndSwv at^wg Tft nsQl Tov ^Iijaoüj dni t€ VW vo^ov Miaüfdfog »al %üv aj^ (pffluh^ nur hieran erinnert er die epbesftniaefcen CHsmdndevorate« ber, wenn er c. 20, 91 die Leiu'e, welche er verkündigte, ebM etwas vorzaenthalten , in der fietdvoux d$ %6v Stov and der nlmig dg %dv xvQi^ r^fjMf ^It^aoüv X^imov /Koaammenfasst, und feanm.

*) Jak. 2, 22: 7 ni(rrig (wvrj^si roTi ^yoiq adrov.

') Der nächste Sinn der Worte äno navrtay u. s. w. kaon immer nur der sein^ die Christusgläubigen erhalten Vergebung für dasjenige, wofür ihnen das Ge- setz keine Vergebung verschafifen konnte. Diess kann nun allerdings heissen: $ie erhalten die Vergebung für alle Sünden, da ja sie alle unter dem GesetE niitht vergeben werden konnten, durch den Glauben, es kann aber auch besagen: sie erhalten diese Vergebuag für den Theil ihrer Sünden, wofür das Gesetz keine. sb- währte.

300 ^^^ Lahre des Paolos.

eine leise FftrfciiBg des Ansdnioks (^BVciyyiXi(fv tfjg x^Q^'^os ^* ^) TwH den KuadigMi die peaUnlseiie AnlTissaiiii^ der Heilslelire in^s GedieiitBi^ss. Dass der ApösCel in seinen Brklimn|^n ver "dem Bynedrinm (98, 6}, ver Felix (24, 14), vorFestus (95, S), vor Agrippn (M, 19 38) gleichfalls Iceinen anderen Gesichtspunkt UMthilt, haben wir zam Theil schon ftrfiher gesehen. In allen diesen Aeasserangen weist Panlas jede feindselige Beziehnng seiner Lehre znm Mosaismas ab, und versiohert, dass es sich zwischen ihm nnd den Juden durchaus nnr nm die Messianit&t Jesu, nm die Erfüllung der alttestamenüichen Weissagungen In seinem Tod und seiner Auferstehung handle (vgl. besonders 26^ 22); wo- gegen ausser seiner Polemik gegen die Gtiliigkeit des Gesetzes auch die Leiure vom allein rechtfertigenden Glauben nicht undent- lieh verlfiugnet wird, wenn er c. 26, 20 den Inhalt seiner Vor- trige dahin anglebt: aTtijyyeUov fieravoetv xal imaxQitpetv im TOf ^eoPj ä§ta t^ ^STOvoiag i'^ya TtQacfüovrag. Diese ^etavoia^ dieses imatQiq>Biv enl rov ^coy, welches in einer verftnderten Handlungsweise besteht, erinnert weit mehr an die fiusspre- digt des Täufers und die von ihm verlangten xaqnovg a^iovg %^g lisrcevoiag^}^ oder an das /leTavoijaceTe xal iniOTQitpctvs des Petrus (8, 18 vgl. V. 26; c. 2, 88; 5, 81), als an die Lehre des Paulus vom Glauben nnd von der UmsohalTnng des Innern Men- schen, weicher selbst das Wort fierdvoia fremd ist 3). Wie wenig aber auch durch den sehwachen Anldang an die paulinische Lehr- weise In der Rede des Idten Kapitels der wirklich paulinische Charakter dieser Rede und der ganzen von unserer Schrift dem Paulus in den Mund gelegten Lehre verbargt wird, diess erhellt schon aus dem Umstand, dass der Petrus der Apostelgesobichte in seinen Reden ganz ebenso weit geht, wie Paulus: von der SMIndenvergebung ist bei jenem dfter die Rede^ als bei diesem (s. 2, 88. 8, 19. 4, 12. 5, 81. 10, 48), und wenn es Paulas ausspricht, dass die Juden dureh*s Gesetz nicht voliständig ge- rechtfertigt werden können, so erklärt Petrus 15, 10 das Gesetz^

*) L. 3 , 8, wo zur vollstftndigen Erinnerung an unsere Stelle auch das nouiv nicht fehlt; ebenso findet sich das httar^itpetv, ror &€6y in Beziehung auf Jo- hannes L. t, 16: noXlovg riay vlmv ^ laqa^X htittT^hpEi, hit xvqiov rov &f6y avTwr.

') Paulus gebraucht dieses bei ihm überhaupt seltene Wort nie von der An- nahme des chTistiiehen Glaubens, sondern nur von der sittlichen Besserung; <• Böm. 2, 4. 2 Kor. 7, 9 f. 12, 21.

Die Lehre des Paaliis. 301

ftlr etaie Luit^ welche weder sie selbst, Booh ikre VAter, so imgea vermocht haben^ aad ebendaselbst bekennt er stell za dem CIrand- sata^ dass Heiden und Joden gleicher Weise dorch die Gnade gferettet werden. Nooli deutlicher gebt aber jener Sachverhalt ans der von Schneckenburger 0 QAd Baor (101 f.) nadigewie- senen Verwandtsdialt der antiochenischen Bede mit denen des ersten Theils hervor, welche schon diese Gelehrtoi na dem Urthell veranlasst hat, sie sei nor ein Nachklang von denen des Petras ond Stephanos. Naeh diesem Nachweis kmin nicht mükr ange- nommen werden, dass wir im 18tM Kapitel etwas Anderes haben, als ein freies Brzeogniss des Brafthlers^J* VerhAlt es sich aber so mit der Bede, welche noch am Bhesten eine paolinisohe FAr*- bong hat, so wird es sich mit den übrigen nicht anden verhalten. Wie könnten wir aooh glaoben, dass der Apostel in seinen Lehr- vorirAgen seines ganzen theologischen Systems so vdllig vergessen haben sollte, wie diess nach der DarsteUong onserer Schrift der Fall gewesen sein mOsste, dass von allen den Ideen, welche den Angelpunkt seiner religiösen UebMrzeogong bOden, von der allge* meinen Sündhaftigkeit, der Bechtfertigmig dorch den Glanben, ohne Verdienst der Werke, dem Aof hören des Ctesetzes, in allen den Beden, über welche onsere Schrift berichtet, gar nichts, bis aof einen oder zwei halbverstandlicbe AnklAoge, vorgdLommen sein

^) Sehne ckenburger a. a. 0. & 130: »Diese Rede ist nur ein Wiederhall der Vorträge des Petrus und Stepbanus. Dieselbe Verberrlickung der iadischeo Ahnen in der Einleitung (13, 17—22 vgl. 7, 2 S.); der Messias ist Davids Sohn (13, 23—26 vgl. 3, 13 ff.), von Johannes bezeugt. Sein Verwerfen von den Juden zu Jerusalem aus Unwissenheit erfüllt den göttlichen Ratbschluss (13, 27 ff. 3, 14 £). Darum wird den Auswärtigen jetzt das Heil angeboten (13, 26 vgl. 3, 26). Die, die mit ihm lebten, sind Zeugen seiner Auferstehung (13, 31 ff. 22). .Die alttestamentliche Beweisführung (13, 34—38 vgl. 2, 25—32), f eiche ausdrücklich zeigt, dass eine Psalmstelle nicht von David gelten könne, sondern ▼on Christus; die Ermahnungen und Drohungen ganz wie bei Petrus (13, 40 ▼gl. 2, 19 ff.). Vergegenwärtigen wir uns die sonst bekannte Lehrweise de» Pau- lus, so können wir nicht umhin, es auffallend zu finden, dass Paulus hier, wie Petrus im ersten TheU, allen Nachdruck legt auf die Auferstehung, nicht auf den Tod, ja dass er die ätpentg tSy a/ua^ruSyj wo nicht geradehin von der Aufer* stehung ableitet, doch mit der Messianität überhaupt, die ihm eben durch die Aufer- stehung bezeugt ist, in Zusammenhang bringt.^'

3) Denn dass Paulus selbst seine Rede der viele Jahre vorher von ihm gehörten Vertheidigungsrede des Stepbanus nachgebildet habe (Heinrichs Comm.388. Riehm ^^ fönt. act. ap. 57. 196), diess wird wohl ftiemand gUwblicb finden.

302 Das Verhalten des PmIus.

«•Ute? wU voOend«, dMs wahr sein 0Mte, f^w» ihn die Apostel- gaMhickte eo wiederholt mid BachdrttokMeii veralclierii Iflsst (c. 93, 6. M, 14. 94, 8. d6, 29 f. 98, 17« e. e.), diiss er dem mosat- eeiiett Geseta in keiner BedBlehang eitgefeatrete, dnes er fort- wAhrend ein recktgUuWger Jude, da Ptieriefter eel? Wie vfillif in aMen diesen Besiehnages der «igentlieke Kern der panlintociien Ijebpe ia «merer Sehrill aiekt bloa rersehwiegen , eondern aoeh la jadaiflliflolMBi Sim vertadert wird, liegt am Tage.

Was Paulos in den eben aagefOiirteB SteNen vea sieh bdiaop- lety was Jakobos o. 91, 94 nit seiner BefetinMiBg Ton ihm aos- sagt, was selbst sehie jAdisehen. Gegner stülsehweigeBd bekennes massea (e. 9S, 91 s. o.), daes er ein Ireaer Befolger des GeeetzM sei, das besütigt nach der Harsteilung der Apg. sein gaoses Veilmltea. Faasea wir annielMit sein perstn Hohes BenebnieD in^s Aage, so hat unser VerCssser niciit anterlasseB, dareb aMwobe kleinere ZOge liieranf aufmerksam au maohen. Dahin gehorei TOT Allem die wiederholten Beisen aaob Jerusalem. Man piegt ^eaea Reisen varssWedene anderweitige Zweoke unterevlegeo, weldie mit dem aposteUsokea Wirkea des Panlns enger sosas- amnhaagea« Allein wenn dieser e^ 18, 91 selbst die lockende Gelegenheit em meiner erfolgreidiea Wirlcsamkeit in Ephesns vor- beigehen Idast, nor weil er «m ^eden Preis das nftehete Pest te Jerusalem zubringen will ^), wo er ausser dem Festbesuche, naoli dem Schweigen unserer Schrift zu schliessen , nicht das Geringste an ihnn hat^), wenn ersieh ebenso später, e. 19, 91 mitteji unter seine ephesisohe Wirksamkeit hinein vornimmt, nach Jera- salem zu reisen, ohne dass einer bestimmten Veritnlassung zu dieser |leise erwähnt wäre, wenn er sodann 91, 6. 16 zwar das Passahfest, an welchem ein fromoMr Jade nieht reisen modite, noch in Philippi zubringt, dann aber an dem melirjfthrlgen Schau- platz seines Wirkens, den er nie mehr fietreten sollte (V. 25)^

*) ^feZ /ue navTüog r^r io^r^y r^y ^x^juivtjy not^ifai eis *Ie^oa6lv//a. Für die Aechllieit dieser Worte, welche Meyer und de Wette mit Recht vertheidifen, spHcht audh ihre wfthrBeheinliefae nenfltZQDg in den clementinischen Recognitiooeo, 8. 0. S. 60.

*) V. 22: Kai ärtiX^*! ^^ ^7? *E(pi<tov' xat xareX^^ bU JCaiaa^itav, äfa- fiag xai äanaaajueyog Ttjv exxltjaCav xar^ftfj ilg ^Avtioxetar* Diese Worte , so UD- mitteibar tft V. 21 angekaftpft, könden doch nur den Eindruck machen, dass über den Zweck und Erfolg der Reise desshalb nichts weiter 'beigefügt ist, weil dieser eben nur der im 21steti Vers beceidinete war.

Seine GesetzesfrOmmigkeit 303

an BpheBi^B vorttberdU, nnr nin Um Ptngeiteßt im JemsalMi njMit za v^ra&amea, wenn er e, 84, 11/ 17 nk dorren Worten eijgt, er aei nach Jerasalem. ^^ekoinnien , um anzubeten und an opfern, -^ wMin un^er« Schrift so wiederholt und unverkennbar andeutet, wie 8ie jene Beiaen verstanden wiaeen wolle, so werden auch i^r dleaelbefi in ihrem 8inn nicht ander« auffassen dttrfen, sondiocn nnswe frühere Beistimmung zu Schnecfcenburger^s BemeAuii'*' gen über unsere Darstellung auch hier wiederholen mfUMien. Nun haben wir uns aber nicht allein davon «herzeigt, daas Pamiua bei seiner letzten Beise einen andern, von der Apg« verschwk|genf# Zweck liatte, und daas er fm derselben nicht schein in IBphesus, wie sie es darstellt | fea(. entschlossen gewesen sein kann, sondern wir wissen auch von unserer Untersuchung über das aog. A|io- stelconcil her^ dass die Darstellung d,es Oalaterbriefs fttr den Be- such in Jerusalem, welchen unser Utes Kapitel erzAhlt, keinen Bann Iftsst Nicht anders können wir aber iiuch über die Beise des 18ten Kapitels urtheilen. Dass sie im Galaterbrief nicht er** wähnt wird, ist allerdings noch nicht entscheidend; es Iftsst sich nicht beweisen, dass Paulus alle jerusalemltiscben Beiden, welche er bis zur AbfkMsung des Brielisi gemacht hatte , sondern nur, dass er alle diejenigen aufzAhlen wollte, welche der entscheidenden Anerkennung seiner Selbstftnd]g]i:eit durch die JernsalemiteU) e- 89 1 ff^ voran^engen; möglich wäre auch, dass er im ^n halte, noch «ine weitere Beise namhaft zu maeheu, und sie nur tiber den Erörterungen des 2ten Kapitels aus den Augen verlor. Da** gegen i^t der Bericht der AposCeigesobichte Ober jene Beise seilst von der Art, dass ihre Geschichtlichkeit zweifelhaft erscheinen muss. Der Zweck der Beise, ein jüdischer Festbesuch, stimmt schlecht zu der Denkweise des Apostels, nur den judendbrisUichen l4eseiai unserer Schrift mochte er sich empfehlen ^) ; dass JPaulua um dieses Zweckes willen den Wirkungakreis versftumt haben soll, der sich ihm in Bphesus eröffnete, zeigt zwar, wie viel ihm an jenem frommen Zweck lag, ist «her ebendesshalb Jiieht sehr wahr« seheinlich; was unsere Schrift von der Beise selbst erzAhl^, ist eben nur, dass Paulus dieselbe gemacht habe, denn der Auf- enthalt in Antiochien und die Wanderung durch Calatien und

^ Man sieht diess im Besonderen auch aus dem eben bemerkten Umstand, dass die clemeqtinischen Recognitionen I, 10 die Worte c. 18, 21 sich aneignen , und ^e Homilien I, 13 eine ähnliche Bestimmung geben.

304 Das Verhalten des Paulus.

Phrygien, V. 29 j ergtb sich hieraiifl ohne MAhe. Und doch sollte naD meinen , wenn sied der Apostel seiner 'nmfanffreicben Missi- ons(!bftliffceit entzog, um nach Jerusalem sa gehen, wenn er ein solches Opfer an Zeit und Mitteln brachte , so werde er diess nicht (Arne einen bedentenden Zweck nnd Brfolg gethan haben. Sehen wir nnn überdie/ets aus dem Beispiel des Uten Kapitels, dass unser Verfasser ffthig war, ans dogmatischem Interesse eine Reise des Panlns nach Jemsalem zn erdichten, so spricht eine über- 'wiegende Wahrscheinlichkeit dafür, dass er diess aach im vor- liegenden Falle gethan hat i).

Mit den Reisen des Apostels nach Jemsalem verbindet unsere Schrift auch einige weitere Beweise seihei" jüdischen Frömmigkeit: anf der letzten derselben bringt er das oben besprochene Nasirft- atsopfer dar, und vor der des 18ten Kapitels lOst er (V. 18) durch Abscheerung seines Haars ein Gelflbde. bi'e letztere Stelle wird zwar, wie frcher, so auch Jetzt von Manchen^} nicht auf Paulus, sondern auf Aquila bezogen; Allein der einzige Grand, welchen man dafür anführen kann, dass, in den Worten: o Ilav- log . . . i^inXet stg rrjv SvqIov xal avv avT(f tlQLOxilka xat *A7w3iag, xHQaitisvog Ttp^xEtpal^v h Keyxqeaig' Äxe yccQ svx^ die sonst unschickliche Voranstellung der Priscillä vor ihrem Mann eben desshalb gewählt scheine, um das xeiQd/iieyog nnmittdVur an sein Subjekt '*^xvkag ankntipfen zu können dieser Orund kann nichts' beweisen: auch Rom 16, 3. 2 Tim. 4, 19 und vielleicht hl unserem Kapitel selbst V. dteht Prlscilla voran. Dagegen spricht für die Beziehung auf Paulus : einmal , dass man eine aus- drockfiche Hinweisung auf Aquila, etwa durch ein ovTog de vor xevQtifievog , erwarten sollte, um die Apposition mit einem andern, als dem Hauptsubjekt des Satzes zu verbinden, und sodann, dass man nicht recht einsieht, was diese Bemerkung in Betreff des Aq[nila hier sollte. Schneokenburger glaubt, sie solle znr fndirekten Rechtfertigung des Paulus gegen den Vorwurf dienen, ais ob er die Juden Apostaede vom Gesetz lehre ; aber diess scheint doch sehr gesucht* Wieseler beruhigt sich damit, dass wir

1) Die Kürze, mit welcher die Apostelgeschichte unsere Reise beliaadeLt, hat selbst den Zweifel veranlasst , ob sie überhaupt einen Besuch in Jerusalem benchtea wolle; dieser liegt jedoch ganz unverkennbar in dem ärafiaf V. 22,

«) Meyer z. d. St. Schneckenburger S. 66. Wieseler,' Chronol. d. ap. Zeit S. 203 f.

seine Ges«tzesfrOmmigkeit. 305

die «InsseliiiBii UmstAnde der Haarsohur nicht genau genug Icennen, um benrtheilen zn können , ob sie in gar Iceiner Bezieliang zur Seschichte des Paulus stand, ob nieiit z. B. durcli die Vollzieliung des Oelübdes seine Abreise verzögert wurde. AUetn gerade weil viis die bisherige Brzfthlnng von diesen Umstanden gar nichts üddeutel, hätte der Schriftsteller einer Notiz Aber Aquila, ^nn sie nicht unverständlich und zwecklos sein sollte, irgend einen erlAntem- den Wink beifOgeii oinssen. An Paulus mOsste nun freilich jenes Ge- lebde überraschen; selbst Meyer findet , es wäre sehr befremdend, den freishinigen Mann so ganz ohne ftusserlich gegebene höhere Ten- denz sieh in sinnlich indischer Vetiv^Cärimonie freiwillig bewegen 2m sehen; nie ihide sich diess sonst bei Ihm, so vielen Anlass zu QelttUen er auch gehabt hätte. So wie unsere Angabe lautet, können wir kaum an etwas Anderes denken, als an das CelQbde ^^sleh bis zu einem gewissen Zeltpunkt, etwa bis zur Abliidirt von Kotfath, das Haar wachsen zulassen, an etwas dem Nasiräats- gelobde Analoges; 0 ^^^^^ "wfkre aber, wie Neander sich ans- drockt (S. 349), eine so „zwecklose Thorheit'^ gewesen, Amh er es nicht ehimal dem Aquila zutrauen will ^3. Er nimmt daher an, Paulus habe sich bei irgend ehiem Anlass vorgenommoi, seine ilanbbarkeit gegen Ckitt im Tempel zu Jerusalem öffentlich auszu- sprechen; im fielste christlidier Weisheit habe er kein Bedenken getragen, steh hiebei der jodischen Form der Gelübde anzusohlies- seu; bei der Abfahrt beginne er nun mit Vollziehung seines Oe- IdBdes, Indem er sich das Haar schneiden lasse, um es von da an bis zu der feierlichen Haarsehur in Jerusalem wachsen zu lassen. Allein abgesehen davon, dass unsere Schrift von dieser Rüokslehtnahme auf die Juden so wenig weiss, als von der Voll- ziehung des Gelübdes in J^rulsalem: was ist mit jener Annahme gebessert? Wird das, was in Korinth eine zwecklose Thoriieit gewesen wäre, dadurch, dass es in Jeruaalem geschieht, zu einem Werk cMsHieher Weisheit? Müsste uns nicht vielmehr gerade

') Eift wirkliches Nftsiräat kann es nicht. sein, denn ein solches konnte nur duixh ein Opfer im Tempel zu Jerusalem gelost werden.

*) Baum garten freilich (II, a, 302 flf.) weiss sich auch hier zu helfen: Paulus konnte ein Nasiräat übernehmen, denn Simsen war ein Nasiräer, Simson aber ist durch seine Verbindung mit einer Heidin der Typus des Heidenapostels Fatifis. '' Da9 Ist doch noch ein Glaube, wie man ihn in dieser Zeit nicht mehr kiclit findei!

20

306 Bas Verha\t«n des Paulus;

dieses das Anstdssigste seia, dass der AposM ver den Jude» «nd JadewshriBteii in Jerusalem ia einer Bolle «ul^treten wiffe, die seinem wahr^ C^Ktfakter giar nicht entapretfhea hfttteS denn er flir seine Person bedarlte doek weder der HaarsolMUr aeoh 4es Tem^eüBf lun Gott seinen Dank 29a ^eneigen; er lumntä 4ms ^CSe- lebde iiöciiBtens als eine gMehgftltige Aeoaserttehkeit bekn«h(«n, hätte aber dnrdi seine Uebeninhme Andern glauben gemaoht, «dass er ebenso, ivie sie, einen Akt der Frimmigkeii darin aeh^« 4as8 er immer noch der gesetnliohe Jnde sei, der er früher gew<0en vmr. Würe diess nibht nodi eine verwerllMiere Boortialfiiaffe- wosen, als die, welche «r selbst an Fetnis so «ürk todrit? .«nd genagt es., sieh hiegegen immer wieder aal die firldinmg 4es Apostels 1 Kor« 9^ 20, dass er don Joden wie ein Jude «^wor- /den sei, zu berafeoif Iii6gt denn in dieser ErkUinoigi» dann er nicht etwa nnr dessen, was ihnei anatOsslg war, an^r ünurmden sich enthielt, sondern aneh speeifiaoh gesetnliehe Handinngen, wie <das Nnslräat, (dme aUe drii^;ende VeranlassaQg üboffftiteif Diess gilt aber allerdings anr van dem historischen Panlmik An dem der Apg. kann das kerintfiische CMUbde so wcttig bafreflitai, als das jernaaleaiisohe Nasi«<ataopfer> and wenn .Panlns dieses übernimmt, am n seigen, dkms «ach . er treu nm flesetK hatte, warum soltto er nfoht aneb ohne einen aelohen Sweck^ «an ^ein- ftidhor GnsetnesMmmigkeit, bei €fele^enheit Irin Oelübdn jrüttmn haben«

Wie mit dam Judenthnm, so steht Paolos in der . Aposialge- scMohte nach aüt dem JadsMhristentham and seiner Metrsp>le Ui einer Verbindung , welohe wir in dieser Weise nicht für hislorisQh iiatten kOnoen. Schon gleich naoh seiner Bokoteang lAsdt iin aasere Schrift naehierasalem gehen, and hier adt der ChnMen- •giomdnde in don engsten. iVnitehr fielen (9, MM.)^ daas »diese Reise erst drei Jahre nach netaiom Ueberhritt mm Chriatenthaa stattfand, dasa der Besuch in Jeensalom nar.dem IMriM galt aad nur 14 Tage dauerte, wird verschwiegen. Eine zweite Boise ebendahin erzählt das Ute, eine dritte das löte, eine vierte das 18te Kapitel. Dass von diesen drei Reisen wahfsehekilich nur die mittlere geschichtlidi ist, hdien wir oben gesehen. Unser Verfasser unterlässt nicht, von jeder derselben eine fk'tfondliehe Berührung mit der Urgemdnde sa berichten. Die erste bezweckt Ueberbringung einer milden Beisteuer; auf der zweiten erhält Paulus nicht blos for seine Amtsthfltigkeit die volle

sein Vcrhültoiss zum Judenclimlenthum. 307

d^r J^rnsalemit^ii uiid ihrer Vorsteher, soadem auch yersOnUoh die schmelGh^Uafteste An^&eiiuopg (15, ^6} f. yoA d^r dcitt^n wird ip d^m .^asaeri^t kurzen Bericht 18, ff2 weoi)|;sten8 das an/B^ilcI^Uch lieryorgehoben^ das« er /sich mit der Gemeinde In JßjraBfdßjJü pßßrfißfit b^be. Avch auf seiner letzten Hei^e ^ird jfer J9eide^^o/9tel freqndll^h ;aafgenommen Qii^ j^O), so ^rosa ancji c^ Vorurtheil gegen ihn jet, w^lclies aber überdiessjsogj^iqh fivür^ 4as .Zqv^Ql^s des Jakobus (21 j 24) und durch d^u Bekenntnisa- akt fUs .Panlns selbst glänzend widerlegt wird, i^uch mit andern Männern des judenchrlstüchen Kreises finden w|r Pi^olus in ein^r Varbinduni;;^, die Mfir zwar nicht geradezu. fttr v,ahi3torisch erklären, deren Erw,ähn||ifg wir aber um so wendiger tUr |ib8icht£fJ|os halten können, da ^^aglj^lQb sein yeiiiältniss zvl Solchen, wefiche dfurt weniger gut empfohlen warep^ verschwiegen wird: niit ^panijis, dem gesetzesCrommen Israeliten (9, 10 ff. 22, 12), mit Aßfibjf/j^ dem pr/Dsheten 4ius Jerusalem (11, 27 f. 21, 10), mit Phjlifvpa ui^d seinen \yeissagenden TOchtern (21, 8 f.), von d^ren Geltung bei 4en Judaistep Papias (Bua. K. p. lil, 39, 4), fPolykrates (:eb4}. III, 31, i v/24, .1), der Montanist Proklus (ebd. lU, 31^ 4^ T^eitgniss .g^ben ^). Dagegen wird jed^ Briwerung jffk die bekannten feind^eligeu Berahrui|gen mit dem Judenchristenthiun yermfeden. Titus^ diesen treuen Gefährten des Apostc^s^ neiM^t unsere Schrift, welcher es ^och an Anl^^sa dazn in der That nicht fehlte, ,anch nicht Einmal; von 4^m heftigen £am^, welehcip P;iulps um seinetwillen, in Jemsalepi ssu bestehen hatte, weiss üfi nichts;, des antiocheuischen Auftritts mit Petrus jg^esohieht ifit kfi- ner, Silbe .Erwähoung. JBtwa weil diese PJMgp und Personen dßin yer^ser.unbjekanojt waren? JSie k.önnten wede^ 4^m ^eh/rjährig^p Begleiter des .Paulus verbQi;gen ^emeben sein, iipoh dem SJpAtc^r)^) der onne.2iweifel den Gaiaterbrief vor siofi Mte, upd 4^ 4^l^ ohne diesen von eineui so gefeierten Mannte, wifs Titus, pnd vep Vorfällen wissen musste, die im Streit der .P.artheien npthwei|d{g oft und viel zur Sprache kamen. Das @>obw.e^^en unserer ;6oh4ft

1) Ueber die Identität upsers PJiiUupus mit ,d€^ vpn d/sr kleUasia^scIijen .fj^adii^n gefeierten s. o. S. 154 f. Sckneckenburger's Vermuthung (S. 161), dass Philippus vind seilte Famitie für Lukas einö Hauptquelle seiner evangelisclien und apostolischen GÄscUcbtb' 9e«re§ea «dn inOfi[e, tt«ht und «fällt mit der Anthentie der lukanischen •^it^Viflenii ,vmn :^9c ltoi»«|be in dtr St-wAhning der pro^MMben TMbtor ^>He Spur jenes Zusammenhangs findet, so liegt die nähere . Erklärung in dem i^seben, weiches diese Jungfrauen unter den Judenchristen genossen.

20*

308 ^^ Verhalten V des Paulus;

iBi offenbar absicbütch : das Bild der pauliniscben GeHetzeBfrOmmig- keit soll durch keinen fremdartigen Zug gestört werden 0.

Ist nun Paulas schon persönlich ein so treaer Anhänger doa Judenthnms, so Ifisst steh auch in seiner apostolischen Wirk* samkeit keine gegnerische Stellung zn demselben erwarten, und so ist denn auch wirklich seine Opposition gegen den jfidisehen Fartikolarismns and gegen die Uebertragang des Gesetzes in's Christeuthnm in dem Bericht der Apostelgeschichte nicht allein ab- gestabipft , sondern geradezu in ihr Gegentheil verwandelt Höchst bezeiöhnend ist in dieser Hinsicht zunfichst die Erscheinung, welche Baur in seiner Abhandlung Qber den Römerbrief (jetzt im Paulos S. 862 ff.) grflndlich naohgewieäou hat , dass Paulus der Apostel- gesehichte zufolge nur gezwungen sich der Heideumission zaw^i- det, und' sich nirgends früher zur Verkündigung des Evangeliums an die Heiden berechtigt glaubt, als bis ihm die Juden die TMr 'tigkeit unter ihnen unmöglich gemacht haben. Während Paulus selbst seine Berufung von Anfang an als Bestimmung zum Hei- dennpostel auffasst (Gott hat mir selnei^ Sohn geoffenbärt, iva evayyeJLl^cJfiäL avzov iv zotg e^veatvGal. 1, 16), so tritt er 'tn der Apostelgesi^ichte 9 , !80 ff. zuerst in den jfldischen Sjna- ' gegen zu Damaskus auf; die Belsie nach Arabien (von der wir ^freilich nicht wissen, ob sie eine Missionsreise war) wird ver- ^bchwiegen. Von Damaskus durch die Juden vertrieben, erneuert 'er seine Versuche zur Bekehrung seiner Volksgenossen in Jerusa- lem und der Umgegend (9, 28 fO^ }*» wie versichert' wird (26, ' 20) , In ganz Judäa. Auch aus diesem Wirkungskreis verdrängea 4hn nach der einen Darstellung (9, 29) indische Mordansdhläge, nach der andern (22, 17 ff.) befiehlt ihm Christus in einer Vision, 'denselben zn verlassen, weil seine Predigt verschmäht werdra werde; aber se g;ross ist seine Anhänglichkeit an die Judenmlaska, 'dasa er sich zuerst sogar gegen die Worte des Herrn Einwen- dungen erlaubt^), lind erst einem wiederholten bestimmten Befehl nachgieibt Audh jetzt noch bedarf es neuer Offenbarungen, um den Apostel zum wirklichen Eintritt in sein Arbeitsfeld unter den Heiden zu bestimmen, und unser Verfasser versäumt nicht, wie- derholt und geflissentlich darauf aufmerksam zu machen , dasa iha der ausdmokliche WiUe Oottea demselben zugeführt habe (13, 2, 4). Ifiohtadesto weniger ist ea' nach allen diesen Vorgängen Inuner

") Weiteres hierüber in der dritten Abtheilung, Abschn. 3, 1. ^) Nur so Icann nttmlich V. 19 f. verstanden werden.

seioe apoitolische Wirkfl»mkeit. 309

noch, «la. ob «r siob in aeiBem Recht als Haideoapoilei aiahtgans. aiclier fflhlte^ verkdncUgt er jet^t aaeh daa Heiden daa Evaage^ Unm^ ^o wendet er sich doch ttberall, wo ea mOglicli tat, znerat an 4ie Jmden, und erat^ wenn ihn diege reraobnifihesy an die i VL^4fim cir aprlohi ea als aehoien aa»drackjlchen €lrandaatK ana/fo i. zq handeln f and damit wir nicb^ daran zweifeln können, wie. viel ;: nna^rem. Verfaaser an der Darchfahmng dieaea Grandaatzea lie^,. t geht, er .ober die wiehtigaten Miaaionagebiete, wo er ihn nic^, ; anbringen kann, mit fltichtigen Angaben oder mit Stllla^wevgeQ ; hinweg;, nm die Aufmerkaaankeit dea Leaera aaaaohlieaalioh bei> [} solchen verweilen zm laaaen, welche ihm zom Beleg dienen« Oleiobi l beim ersten Anftreten des Panlos and Bamabas in CTpem (13, 5) 9 wird bemerkt, sie haben daa Wort Ckittes verkttndigt iv Talg aih- ^ vccytoyaZg Tuiv ^ loviaiwv^ aach Serg^a Panloa, der Erstling ihrer lj Heidenmisaion, wird nar gleichsain neben her, dorch den Si^ \ über einen jfldischen Gopten, gewonnen. Der nAcfaste Schaaplats g Ihrer Wirjcaamkeit, van 4em wir Nftherea erfahren, iat die Sjmfir. f goge in dem pisidischen Antiochien^ als die Jaden nidit aof s\er ; hören wollen, wenden sie sich an die Heiden mit der aosdrfick- Fiehen BrklArnng 13, 46: v(uv tjv dvayxalov TtQuivov kahj&ijvat ^ Tov lofQv Tov deov' iitBciij di aitiod-elade avzdv^ . , Idov OTQa", j (pQ^^dtc aig TU i&vTj. Hütten also die Jaden das Bvangeliom nicht, j, verachmlihi, ao würden sie daa Vorrecht des Volks Gottes geachtet,. ^ da^; messianische Heil den Heiden, für welche es arsprOnglicb j nicbli bestimmt ist, nicht angeboten haben. Diese habep daher ^ 9fhß Grand y ^i^b des Verlaufs der Sache za freaen (änikvana de ^ T«i, l'ih'?/. «jpDrtßOv xal iöo^cc^ov tov Xoyoy tov xvqIov V. 48). ^^ ^lio|li..apf . 0er folgenden Station, in Ikoniom, ist es, dieSyasgogey ^ in welcher sie sprechen (14, 1); eine von den Jaden aaagehende |. Verfolgmig nöthigt sie znr Flacht nach Lyatra und Derbe, and ^ bi^r predigen sie nan freilich auch der heidnischen BevOlkerang, ^ aber diess iat ja selbst' nnr eine Folge von der Feindseligkeit der ^ ikonisohen Joden. Sonst whrd von keinem Pankt^ weichet! sie. aaf , dieser ersten 9eiae bertthren , Genaaeres berichtet. Daa gleiebe , Schaospiel wiederholt sich aaf der zweiten. Ueber die Stillang ^ <lar wichtigen Gemeinden in Galatien und Phrygien . erfahren wir nicht«, ohne Zweifel well, hier keine Gelegenheit .war, von vor«*- , ' S^igen Verhandlangen mit den Jaden za berichten 0 ; ^^ dem

V

<) S. Sohneckcnburgei- S. 102 ff. HHgcnfeld Galaterbr. 24 ff.

3fd D&> Verbalten des Paulus^

iM«Mi iM^ ^btof i/^elelren^ AnsfttlirRoheit» m(ig6iMii vritd , hif PHRI^pi, M eb die jMfcclie hQü^svxfj^ w<^ der ApöMd ait den dilMIfaed VörMge htflt,« die irfchste SfutiMi isi^ TheMHenUm Sirör ^ 17 dvvc^jr^yyH tc3* '^Idvdaitji (If, l)f Pufolast sprieM hWr «i A^i SMbiAMii' v>er Jttdiii» qiM PVbi^f^en , bis ihil' dfcf Jud^n dtt^eir eliK^ii T(nkc^ätinfftii(f Vcirtreibeli; tf ftieht' nkdi BerOii, lihd liiyiii e^t«f Ghü^ Wt T^ledcV efi^ i^y &vvayv)y^ rdh ^löv&cctm (17', i»); chroH ^^iae nlttti Feftide ant^h vcfir bfer yetdtähgt^ wandert* er U^ Atbeto,' und selbst Bier treffen wii^ ihÄ in der Syji^gö}g6 M Gt- stHräch Mt Jüdi^n nifd Indeng^nbssen das« ei^ stell ao^b ait HieiMtf geNYaüidt Äske, wird id dM Wdrrtri: dtsXiyst'd h tfj 'ayo(j^. TtQ^ Todg fiaQtXTvyx<ivbvtug kantti bei^feftbar äik^edrffa^, mwl überdiess dorobf 9ett Körft d^s\^pestels tlbdr' die 71^X1$ x&reldark^ iMUt be^oMers und iU einer fftr deil' J^dett gewiss nnanstOssigen WeÜe diethrirt. Vor d^m Areo|hig bftlt' er nnn alferdfri^ eine R6db Hn elnd befdhififebe iMtmti^lmnr aber ist es nkltt, tüs o^ d^ Tel^fiiiBS^r attsdrtrcklieti den V^dac^ vorbengen wvllfe, ftfe ob er diess Ton freieik StttckeU ^ethnn liaBe, wenn älnäk Vifr- trag, ZQ welchem Faiilns in seinem aposteüsehen llernf AnM genng hatte, nur durch das Andrängen der Maiäse, die' Ihtf m^ den Areopag führt, und durch die unwahrscheinliche Gerfehtsverband- Ittng (s. 0. S. 26 9 f.) 21t mothriiien weisi^? Ks folgt der Itagere Auf- enthalt in Kerinth. Paulus spricht hier jeden SabbMi 1% #or Bf" TBlAgi>g6j t[M gewinnt *Iovdalov$ xeri ^'^AAiJvör^ C««*tw welchen wir iil dMseiü iSttsammenhaiig nur (reßofiSvoL vet^tehen hdiinen); aacii der Ankunft des Sllas und Tlmötheus strengt er sieh noch melir an dicc^a^vQo^evog rotg ^lovdaloig tov Xqiütüv. Brat als die Jordto iRA si6hmfthen und zbrttckwefsen , erkläi^ er, wie ehui i> Antioöhieii: io caiitx Vjudh iiü Ttjv x&pccl^ v^iohr xccdtcQog ifdj JhtS Tö'v viv Olso t^ether hätte tx es sich nicht «rftiiAt) tk ^^ ©Ä>iJ itöQevCfüfm, 18, 6. Trotz äleöer UHTiAiMiig In Keriatt i/^Meriiett idch derselbe ß^fgang U E^hciiitts: nacHdbm PanliM sbhttn bei i^elnet erkWA AhWeiieMeit Mielh^ die S^ua^e^e be- sta^bM, und sie ntA" desiihälb Verlasseifr hat, w6il Ihn dl« VKM detf f^iitb6äuchs nich Jelmsaledi raff, bej^eBt etr Mob bei seiner zweitM Ankunft sofort in die Synagoge und lehrt hier gegen ^ Moüiitf« lang; erst dfid Widerspenstigkeit dnd ffie Sdnaftfaoaffeii def Jd<feu Cl*>, ^ rrotbi^en ihVi, ganz wi& fn Korittth, eittea tf- deren Raum und andere Zuhörer für seine Vorträge zu saohefl. gelbst im lietasten Moment seiner Missionsthätigkeit wird er &9b&b

seine apostoHsehe Wirksimkeit. 311

Vbiiiliveii idcdit ästren: m^h in Bmm ist «ein Erstes (28, 17>, dMi et 4le »ktplex der Jademohaft m dob Wscheidet, lud aadi if hier indet die Veriiandtaiif ntt der BrUfirmif : da das israäliiitt^he

Volk deir «öoiiaaigehen Heilsbeteoliaft kein Behdr eeiienko, ae r bieilie BlohtB tiMgy aia eich mit Ihr an ito Heiden an wenden.

L': (TOi Äö''Ä. iJipoi5^ dit^ants nai oA fjof avnjre n. a* w. Fi^aroy

7 oi¥ e^w vfävy Sri t^ üdvestv änrnrah} m aiatjjfuov rov -dsov'

atkni xai d}cotkf(n»taOi> Kann nun glanben, dasa Panlna Mrlrkliok j. kei ' der TerkOndignng des BvangelinnMi nach diesen €tands&taen

je veürfabren tal? Ee ist wahr, aelbitft dem Hridenapostel sind die

theelFratf sehen VorBflg« seines Volks nieht gleiohgOltig: er giebt 2n, dass ihm die gOtÜiette Offeriianrag «imftcbst anvertraut, dass ^ ilä» ehendaialt eine Anasiehit anf die ^langnng des verheissenen

^ mikr evMtoet sei (Rem. 8, « ff.), er rtthmt als das Volk des

T BiMi#As nnd 4er Kindsckall, als den nrsprttngUehen BigenthOmer

I den Ckittetzes, dwr wahren eettesrerehrnng ud der Verheissnng

f (BMk'lH, 4), er erklärt, dasa das Bvangelimu, wie das €tesets,

^1 a^M^ar ebensosehr Mr die Heiden boethnrnt sei, wie fQr die laden,

}, aber deeb Mr dieae noch ror jenen i). Br verliwt daher aneh bei

, selaer Avbciit nnler den HeidM seine Volksgenossen nicht aus den

^ Angeii, er refsiehert, dasa er sein eigenes Heil für das ihrige

j zum Ofifer bringen weifte (Born. 9, d), nnd er betraehtet das als

den heehsten Vrinmph sehier eiMMitottschev Thitigkeit, dorch die Brfolge, die sie fai der Beidenwelt hatte, den Wniteifet der Juden iBeiFVxHwritfen (Rom. 11, 18 f,>. Nhch diesen Bt&lätangen mas- sen wir ^ierdings annehmen, und^ wir kennen auch sehen ana Mm Misefai des Bdmerbrfefls, der doeh jedenCalla mit an JndMH oMiten geriohtet ist, beweisen, dass Paulus aus dem Bemfo des BMMan^^sleto, den er als den seinigen anerkannte, die Juden der Dias]^ei^ niekt ansseblesf, nM ebenso ist es gau wahrschelnUeh, dass er den AnkBOpfungspunkt gerne bendtnte , welchen die Byn- ag«ge nnok seiner Wii^samkeit unter den Heiden darbot ^). Aber £e%l daramraoch, dass er es als Qrundaatz «lerkennen konnte, ideh 'nieht fmlter am die Beiden am wenden, als bis ihm der Un- gute 4e# Jaden daisu das Recbl gab, dam er Monate lang, wie

•) VouSaio) ts nqioToy x(3u"EXX^yk Röip. 1, 10. 2, 0 f.. wo das re xoci die Gleichstellung beider von Seilen Gottes, das nQiotov den Vorrang der Juden hin- sichtlich rfer Sfeltordniing, ihr früheres Eintreten in die Hcilsökonomie, ausdrückt.

^ Vkl.-8*hneckenburgcr S. 79 ff., Kling Stji^ und Krit. 1837, 2, 303 f.

312 Dai Verhalten de« Paulas;

In Bpbesas und Koriith, aller Bfaiwirkaiig Mf die Heiden eieh eithtlten konnte, um so lange allein in dw Sjnag^ege na lehren, bis ihm diese verschlossen wnrde, dass er das Verfahren, welches ihm die Apostelgesehlohte nnsdireibt, so aosnalimslos befelfen konnte, wie er hier thnt? Wenn hier strenggeMommen kein eltkr ziger Fall berichtet whrd, in dem er. von flreien Stecken andMv gehandelt hfttte, wenn er fiberdiess am AnHang^ in der Mitte and am Sohlnss seiner Wirksamkeit Brklftmngm, wie die eben BBge^ fahrten, mit allem Nachdruck wiederholt, was anders kann der Leser glanben, als dass er überall, wo es die Umstände irgend erlaubten, jenem Grundsatz gefolgt sei? Kann er aber das wirk-* lieh gethan, kann er, welcher sich von Anfang an znm andazo- Xog axQoßvüTlag hemton wusste, so, wie nnseVe Schrift beriehtal, sich gesträubt haben, diesen Beruf auch wirklich anzutreten^ kann er die Bvangelisation der Heiden von dem Unglauben der Joden abhängig gemacht haben? Wir mnssten diese Frage vemeinea, auch wenn uns die Erzählungen, auf weldie sieh die SchiUening unserer Schrift stützt, im Uebrigen fester ständen, als diess allen unsern bisherigen UntersuchuDgen zufolge bei vielen derselben der Fall ist Sagt doch Paulus in demselben 2!kisammenhang, dem jene Aeusserungen tlber die Vorzüge des jüdischen Volks aage- hören, es sei kein Unterschied zwischen Juden und Heiden, alle Menschen seien gleichermassen Stader und alle gleichsehr können nur durch die Gnade und den Glauben gerettet werden (Eöm. 3^ 23 ff. vgl. 1 Kor. 1, 24), dem Christentfaum sei der Gegensatz von Juden und Hellenen unbekannt (Gal. 3, 28}, begründet jer doch diese Sätze damit, dass Gott ebensosehr der Gott der Heiden sei, wie der Juden (Rom. 3, 29 f.), stellt er doch die geistigen Abrahamssehne, bei denen es auf die leibliche Abstammung niobt ankommt, den fleischlichen aufs Bestimmteste entgegen (GaL 4, 21 ff. Rom. 2, 28 f. 4, 11. 16), erklärt er dach, dass er sich als Apostel Allen ohne Unterschied, Hellten und Barbaren nur Verkündigung des Evangeliums verpflichtet achte (Rom.. 1 , 14), betrachtet er doch die Verkündigung Cfarisä ustor den Heiden als den Beruf seines Lebens nnd den Zweck seiner Brwähhuig (Gel. 1, 16. 2, 7). Wie ist es denkbar^ dass er mit diesen Grundsätzen so gehandelt habe, wie die Apg. berichtet? Wenn das Evangelium den Heiden und Juden gleichsehr bestimmt ist, so muss es auch beiden in der gleichen Weise verkündigt werden, und es kana nicht die Verkündigung an die Heiden durch die Brfolgleeigkeit

8elne apostolische Wurksamkeit. 3^1 3 !

der predigt hA den Juden bedingt eein,. der Sendbote kann aioh ^.nnoh den Umstfinden znerst an Heiden oder an Jaden odur an beider fii^gjeioh wfuden , aber er kann es eich nnmOglieh askir Aegel maeben, fiob imm^r znnftehet an die Joden zn wenden,, und nor dann, wjenn keine Joden da sind, oder wenn sie ihn ab«reisen; iMi/ die Beiden. Und daran wird anoh dnreb das ngdkoif des Boner^- brielBy. welehes man ans l^ia zar Ernüdong i/KHrrOcfct, niobt dae^ €terin|[^te geftndert: das Bvangeliam gehört den Jaden' zaerst, wett siot vemnüge ihrer geschiobUicben SMlnng znnäehst dadimeh berObrt werden, aber nach dem WUien GoUes ist es- den fleidOn iniiteiselben Umfang and ebeneo anbedingt als einziger Heils weg* bestimmt, and es ist ihnen desshalb anch ganz nnbedingt^ nnii oltn» alle Rfleksicht auf das Verhalten der Jnden^ sa verkflndigen^ ; Die Apostelgeschichte freilich verwiseht die Bigentbfimllohbeit 4^. paoUnls^hen Hßidenmission auch darin, dass sie Panlos ni^r altein for seine Person, sondern bis za einem gewissen Gradeiaelbetf in tBeziehvng aaf die von ihm Bekehrten am mosaiseben. €(a8etB fiiethalten UUst wird ihm anch im lAten Kapitel von der Urge- meiode dl^ BeAreiong der Heidenohristen von der Beschneidang zngestanden ^ so werden sie dafür «a die i»>g. nondiiscdien €Mbole gp^bnnden; die Jadenchristen; aber sollen nach wie vor dem Besetz. und der Besohneidan|r anterworfen sein* Diesen €>rttadsAtzea%hlliUe, Paalas nach anserer Schrift mit solcher Gewissenhaftigkeit nac^ gelebt, dass ni^r die Verl&amdnng ihn bescboldtgen konnte, die Jndenchristep von Ges^z and Besclmeidang abwendig zi^ machen (%1-, 91 If.)) ^^d aocb wo der Biozelne dem israjUitjaohoi Volke seiner >, Abstammang nach nnr halb angehörte, , wie TimotheoiB^ nahm er, doch gome die BlUoksloht auf seine VolksgeimsBenv selhtft* einem solchen die Weihe der Besehneidnng zu erthellent? Waai von der GesohichtUchkeit dioser Angaben za halten ist, imben tfk bereits antersncht; nar am so deotlieher erhellt aber die Wicb^> tigkeU, welche sie fOr den Verfasser anserer Schrift haben, weaaa. dieser dem geschichtlichen Thatbestand ia einer so offenkundigen . Sache Trete za bieten nOtliig fand , am das Bild des Apostels^, wie.- ea Ihm. vorsehwebt, darchzuf Ohren.

, < Dasa non eine solche Tbätigkeit von Seiten der Jadenchristen. keinen bedeutenden Widcrstaud zu erfahren hatte., kann nicht aolni fallen. Waa hätten sie denn durch dieselbe verloren, jn welchem ihrer Bechte, in welcher von ihren Ueberzepgangen wär^n ^tot gefc<|nkt . worden ? Höchstens anbegründetes Vonortbeil htUte sie<

31 4' Ptuifit und die lodendiTisten.

ffagtn dm HtUhMpomi etonehtten Mntoeii'*, aVer eteen- ab rf%«- miii«» und h«rt«iolrtgoii Widiorspraofa , vAe flm um dto pMlü- (Bdhe» Bifofi Beigen, hatte die« er F$nAv» aMit 211 evwuta. Weitdr geht temi Moh wkUteh die Otp^eRiett' gegen flin aMt, Dfulober iMr fci der Apg. hegegeett. Wbhl hat der ApeflCei aneh hier mM dem Vonirthell dwr Jaden^rkrteik ih Jer aealem Mi MAaf- Iba (91, 20 #0; eher nile wettig hat doeh dieimi eefaien' wMbt- legtie «ble (»eroeM a«r eieh, wem wir dmrit die nwMmgimMXm Wkafit» nltt de» JudhtonfaB verglefoben, wöficffae ane div pMIÄI- eeheD Briefe vdriottlhl»!! IMum! Wie so gar nicht»' 1frei«f doek nnaere' Mfaittl t^ea te fttMhäiiMige* fai Kerfnft nad den LeMm^ dte^dem ApMifr dtfMH sie herfiel werden, von seinen galattsdiea^ seinen epbeslnieahen lltegnem! wii» wenig llssl sie ans «hnea, dass er an^hi In Bont mk einet* ParAef zu stirelten hHKe, deren AAlritagUMMit anV Jadenttmm Panito seilst ekense, wie ihre Vemrihdile gegen «ein Christenthnm , in dett Briefe, wtf ehen er zmr BiBfeiokwidMgang dieeer Verarthelle geschrieben hat; dentiich genug dttvchhHcl»» lAsst! Wamm dieses gftnzliohe Sehwe%en vod den Verfülen, welche einen Biiok in die Bifferencen zwteohen des BMenapesM ikni der Urgemehide ünn Heee^n, wie der Tefgaqf in Antfoidrien nwt der StiuM «n( die BesohttMÜnng den Vitlsf wamnv seihst von den £we«le der letzten jernsidemttisiAnn Beise kein werft etwa nur, weil der Terihsser die KoNeltte sehen für'« iite Kiff^ki verwendet hatte, od^r aneh weil diese Kollekte daran eiMierley dass ehi ZwiAs^lt zwischen Heiden- und Jndenohifsfea 2tt he&en war, zn dessen Versöhnung Jene Llebesgahe, alfer Wahr- sehnMHchkeit nach vergeMcb, heednunt wart Alles was auf einen Pnr^eigegensatz Innerhalb der OhristengenMtod^' hrndewtot, ist in unserer gohrift anfs Sorgfäligstn verwittdht, nnd niüt m vfei davon übriggelassen, als eehüMditerdtaign ünentb^nrlich wir, um den frenlsohen Bntsch^dungen, welAe sie mRllieiit, nMit affta Aniasa zu nehmen. „Nirgends bemerkt Sehneokenburger in seiner trefliiehen Auseinandenetzung dieses Punkts, 8. 100 -- während sdner ganzen apostolisehen WirksanMt erffthrl PauhM nach der Apostelgeschichte judalstlsche Anfeindbngen, naehd^n stnmal Ae antioohenisehen Kwistigkeiten , welche neeh gar nioht ihn besonders betreifen, sondern noch vor seiner elgenüiehen aad sMsMndigen AposMwirksamkeit ausgebrochen waren, beigeleift; und di^ den Beidehchristen Anerkennung gewfthrenden BesehlflaM) dUr Apostel and 4€/t lerusaleaiitlsehen Urgemeinde geliaset siai*'

Paulns und die Judenchristen. 315

,,Niir die ungläubigen Juden sind es (in Jenisalem), die ihn haMen nnd Oberfallen. Nnr Jaden sind es, die ihm aaeh im Auslände ttborall nachstellen: so zu Korinth (20, 3}, zu Bphesus (±9, 33. 9), in den maoedonischen (17, Ö. 13) und lykaonisehen Stftdten C14, 3. 13). Widersprechende, seine Lehre verdächtigende und nrerfälsohende Irrlebrer hat er noch nirgends getroffen^ sondern sieht ihr Aufkommen erst^nach seinem Abgänge- voraus (20, 29 f.). Wie reimt sich dtoss nüt deif gaTatlseheil l^seudoaposteln , den ko- rinthischen Antipaujbiern «usmnmea? OI(epli|^r bat Lukas nicht blos die eine und andere Thatsache in der Geschichte Pauli, son- dern gerade diejenigen Übergangen, welche sich auf die fortdau- ernde Spaltung in den christlichen Gemeinden zwischen Judaisten und Heidenchris(en be^lJitGpi'^ wbfehe dte Paulus im Konflikt mit den Erstgenannten darstellten.'^ So rundet sich das Bild des Apo- stels, welches unsere Schrift giebt, auch in dieser Beziehung zur Einstimmigkeit mit sich selbst ab: seinem Verhalten gegen die judencA#ilstnbh6 PM^tMi elllApiicftl ih^ Vet'htitMi ^M ihü\ ein eigpntlipber Parthei^e|[qnsatz ist gar nicht vorhanden,, nur die ungläubigen Juden sind die gemeinsamen Gegner des Christenthums« Je weniger wir aber in ^ dieser Darstellung ein* treues Bild der ^esclbichtlichen' VFirklichkeit. erkennen konnteki, je mehr, sich, uns anäerereieits ein Einblick in den Innern Zusammenhang der, einzelnen ZQge erOffkiet^ aus streichen dieses Bild zusammengesetzt ist^ um so, unabweisbarer dringt sich uns auich die Aufgabe auf, die Yeitenden Gesichtspunkte aufzusuchen, dnrcE welche diese l^cbiiderung bestimmt ist. Hlemit hat sich die dritte AbtheOung dieser Schrift zunächst zu beschäftigen«!

iij . i.rt >;>» u-

3>14' PAuIvs und die lüdenchristeo.

«agtn dm HtUhMpomi etonehtten MiMmv; a»er eM^

natnm und hmrtMcUgm WI(fors|Nmoh, nAe fhn i^ %•

8dmi Bifofi Ewlgeii, hatt0 tfle«e'r F$nAm vMI^ "^"^ ^

WeiMr geht Mm moH wfrlditth dto O^posftioi^ '' ^«^ ^^ *^

Dfulober wir ta 4er Apg. hegegneit. WbW 1^ %\ % ^^

bier mM den Voinftheil dwr JüdeiMAiribfett i^^^\^^ %.^^

IbB (21, 20 #0; aber v^e vreHkig bat doe% W ^\ "*

leg«» «ble «»evüeM aif 0leh, wem wir ^ ^ ^ ^

KHaqtf^ mit d0H JaMfenrns verglefobea^ \\^\,\

eehefr Bftafe värioolftiBii kumcfn! r ^ "^

nnaere' Mfaittl tM te mMbeliMigeil'^ \

dte^dem ApMüi dtfMH sie fttrcliel wf^

aateeii ei^MiniMlMm IltegMrn!

daas er av^hi In Reut mlk einet*

VenmUfle gegen eeüi Christel ^"f, \ ^% C ? ^ ^^ »nr Bttick«^ieiligiiiig die«er ;| ^^^ \\ \\ % * % genug dttrcMMolM lAaar! ft iV>V\ «^ ^<L ^ den VerfMlmi, welclto eiat? I \ < ^ %\% \ ^ BMeähpealel iwl der lJr'| |^ ^ % ^ ^ \ ^' ia AntfoeMen anif der | '| | A t^ \\ wMruiiK »elbat voa de«fä % \ f * ^ ^

kein Wiinr ei^a nur/ ^ $ \ * * ^ ^ ^•^

iiie Kännel verwe., 4 % % % ^ "T^lf

^ ki^i-ii. ««.* . ^ i ^^ ^ -»usgesprophenen einen

2ti heDeto war, zu j a ä ^ .x. «1.1 ^ . . ^ .

. ^^ ' ^,/i i^ dieser Schluss ist jedoch

arawiiiiieiULeit n? / . & ^ j »_ . 1.^ -

/^^ ^^^^^ durchaus nicht beweis^

elaeii Puniielgef |. ^, ^^^ Bvangeliums die Aposteige- W In ottaerer y ^^^^ ^^ ^^^^^^ j^ ^^^^^ ^^ Beziehun-

•^^•* ^*®^* **®' •''^'* nnsere Scbrift mit ihrer

om den irer ^ ^^^^ neuen, mit dem Schluss des Bvan-

aaa zu unmittelbar zu vereinigenden Anfang, und auch

in ae ner ^ konnte »u den Tte7tl7]QO(pOQf][XBva iv i^fuv nQoy-

wfthrenf ^ Geschichten, in denen Theophllus unterwiesen wurde, nach f efnma

ihn ' ^ß. Credner Einl. S. 268. Wenn ich daher diese Bemerkung als eine

1 ^^m^tXLt behandle, so wird das doch wohl nicht ganz so „absurd" sein,

^/^a^ *P- ^"'- '' ^^ '"^^'*'' ^^^ ^^^^^ **>ßr freilich die kleine Confusion

" V^fi'" **^'* scheint, das, was ich behaupte, mit dem, was ich bestreite, zo

/

Die Aposielgeschicbte eine Tendenzschrift. 317

N^$ der VerfMBer nur Mif iremiia AuklorMit,

>(e berlohlett will, 4te Gesehiohte der Apostel

>ii^3. Aker setzea wlrenoh, vn^MMUngB

\^j der VerfMser hebe xwmr beiis BfMi-

^# Becb Biolit im Siu rehakc; A^bk

^mk- seiner 2?welten Sohrift woMe er

^% SeseMehte. der Apostel ;ted iites

- eiMGeseUiAto Jesv, W9ä Mgt

'riMt OeseiiiohtserBttdoiig die

'«ff eioe bestüemto WlrlcMg

sser soloen Lesern, wie

segeo, das, wes er

Gwdiieiite nnd sda

^ sieh aaeh ¥011-

^ohtlielie Wlrk-

öo Hesse «ieh Mae

«sondern er bemiCe uad

.itidie Cfeschleiitsdarstelliiiig

^fie mhistorisdien dofailderangen

.le er mehr als eiomal sogir avs-

.ch eteem gesohlehtliohea Hergang efai'-

wtewdt der Verfasser der AposCelgesehiolite

«latte, wäre erst zi» natersaeheo. Dass es sieb

.«^en Vorstettmigea von der MHeht der histoffsehen

4's -verhielt, als mit den nnsrigen, werden wir.naeh

iiderigen zum Voraus wahrseheinKeli finden aKissen.

Aemit Ist bereits aaoh denen geantwortet, wdteheansefite'

0 M, 8. hierüber Schqeqkenburger Zweck d. Apg. 7 ff.^

^ Es ist desshalb die seltsamste Einweädung gegen unsere Ansicht, wenn man

i^t Lekebusch die Comp, und Ehtst. d. Apg. S. 253 f. sagt, Ton einer Schrift,

dl^ 'ZU- -einem bestimmten Zweck geschrieben > sei , mtfesen wir erwarten, 'diM'iie

idineB 2veek klar und deutlich darlego, ivemstdaher die Ap«. itinSciut danSia^mtk

iM^^r einfachen Gescbichtserzäi^ng mache,- imd wenn die Kritiker aber ihre, A|)-

z^eckuDg mcht einig seien, so seien wir auch nicht berechtigt, ihr einen bestimv»-

ten dogmatischen Zweck ztßaschreiben , „sonst würde ja der Verfasser j bei den

ttsten Leserö wenigstens, seine Absichl Aicht erfelcheh.** Als*ob ör 'sie 'AiWit

i*mdedann am Siehek^en erreicht bSfte', -w^nn maa seine gntMe DaratenuA^Ar

(<«d gta^hiohtMeh tmocBi Bild der apns toHsahen Zeit hieTt, .und ob man .mit imfir

Schiusaweise den rein gescAicjillichen Charakter der ClementiBen,. oder ,, der el^

ßaadix^j oder irgend einer andern ahnlichen Partheischrift nicht ebensogut .bewei-

•en könnte. ' ^ ^' •• -. - ^^ •• 'i-'.'.t'-

.318 Zweck, d«jr Apo«Uih<»clncijlite.

«weofcA.iraniimlieD, wto w{r rinw no gß^im^vi^ft^ifMmttBM^^

«rftfliilM, «tee «MohflifliMiBiitot«Uiiii|r ii^ir.W^M», /^tol^iij«»-

.üoboH» :Mniv«j|flWhMi SetiMVc^dmei^AAlJl«»; iDteM».(¥'c9«e^ Müpcn

.jrtfiflmgejui^ ob flOMr Kß^mov <AiP«M «mMsfsmimnß» .oiAs^mlk-

uftfaididtsr iwwAUr m».iri9 Mti, ^#w M^.qiit iNMiir^WGfiMcMMfi- iiftUiiiig kfline WaM)¥o||tfphf«t jappc^i^fl^lftll, iviii^ jfff.M .Aar 4ii«tt MwMllr k»>l9 uMiflt .iW^ JP^iMfitaP$ysfMA«Mr, MmIik; »•k» .Aftüstftadft «r^awtftfmi« Am« )9t9 mp^i» ^juipi»^ ;Mwn» ikflkfft .i»He ArftHtpnwK •dmili'. ei« )«Mmi^iaiito|8 .iy9ni[r(h|# ^fth^ch^^iflfi, ;

M «iMMr miffi) ^chcyn -mm ^bii%ok^iiJiiff4r«Ar # a9f lAfpr 4n«llVr-

»qimd jcmoig^ word^i- )i;Ms^er,!)K:rKaw /bcifa^ ^^ ^mt y#iP

irlil«dPltt;rifia(><Me.|imp4^Wflr%e R#i;fM#^ Jt^vv^sflllfifi J'fffH ff^ ifUmpfiMtal«,, .¥rMehe,.)li^,|lflr.4f|d^rAh W^J^.W^^yiAm «MN^

einstimmnng in den Wundern, wie in den Leiden, in der Lehre ond in dem Verhalten beider Theile^ auf die Hervorhebung alles dessen , waai^adlUs bei den JddeiK^^rifilten ikn empfehlen, it^re Vor- «rUieUe ^egen den HaidenApos^l u^ sein \^ej^k za >(Btp.ei(lg«P jrr^^/o^n^geeignet .'war, ,die 2iwAlc^hiMinVJMleiw Wag»» jdia jman Vac- «rOMlen aar Nalnung üeaea konaieay.rMif die gaa2se Auswahl und Anordnnng des historischen 8tois, die aus rein gesdilohtliehea Gesichtspunkten nicht zu begreifen, aus dem apologetischen In- teresse des Panliners sich voUsttodig erkläre. Diese Gründe er- fcailea aber »oah.eio gnaz .andere ^wipht, we«n4niB aieh <Avr- aeogt haty dass unser Varfasser Mäht etwa nur afaen geaeUoMloheD Stoir in einer bestimmten Richtung auswählt und zusammenstellt, aoAdem dass er sieh aUoh die eingreifendsten Abweichungen voo

Die Apostelgeschicbte eine Tend«nz8chrift. 31d

, d«r iwirkUfilMya (Besehff^te ßAmfki tmt Wm wire c, B. m der ^ €a«klmt|gj(^t ^alteiDQtkfir «od pftriniicher Wmder A«AUwile», ^ w^f«|n 4«cb aUe 4i««/p Wunder wirkli^ v^Kgtk^mokm nUiit JUmme 1^ «fe «i^ ni^t wifh.darAii« erl^liren^ idi^ eben idieep günde den g ¥er/M»c«r >e«e|ulcirii «i2E0giett? kowMte ^ee «niebt «m Bade «er dtae ^ iiC^iere E(ftgipj9|f rfiein , deae die beiden 4speitol »ganz glektatadg ^t .gc^iprirU l^ü^en? W4ie let es A^mMteres, 4Mi niieiW fiMeift fden ^g Ifunlijwi A^erjOl uMt der Jndenpredigt befinaen und ner ^l^ezwugen y^ m tßü Hfiiden A)i#Cgal|^ l^sst, -wenn deeh engileieliiroiiie eh»ee- ^ ^«fibarir^r^iGB. .79.4.3 bei dweei Anleee ;««m de« Vorwurf ^ einer epohuf etbohen CikUon .fKuffl A^e^gtntlkMd muteitirt «irUil? ^1^ WMiim .eel^n wir in naeem Pericirten aber die Bnden .des lApe- ^ «Me eVie beAQOder» AbeiqhOiobkeit enehen,iwiNm. diese Ikeden ^^ weeentUob.bibtoieiech sind? K«r idie Aneleesni« meneher f eeehldit- . lipMiB ZAge bebJ^K Meb enf diesem atapdpwil^t ibr.AnCeUendts, ^ abepr wenigeteps ein TJbeil dUeeer Anehawagi^a wflrie «iob ianaer- Un aatpafgUober |[a](«mt|iise des Veifaaaers eatsohnldigen lasaen, bei de« Qbfjgaa mOefate man ani^ribm, Ams er iregUeea» tivaa jpiebt n«eh eeiaeai abin tvtar, aber z«riBc|(i«ndaag ^dneribeettMi- iten^ plaumfieeig dmehgeAUiften r^endenst wurden daeb diese fiate lar -fdeb kaum .Umieieheii. Ss war deker nieht biee .eianiBeaktien MincMs gesnaden kritiacbeA UrdMHs gegen die ihm aal|^edd«i«ene \ Apo^gatifc^ .leottdem aneh eine Oenaeqnenz «einer Anehbt Mom Zweefc der ApeetolgasoUebte) wienn .«olineekenb«rg#r adliet den «wetfeta an der «laobwtkidigkeit dieser «ehrift alle jene Sfai- 0e«tindniss.e maobte-^ die ibm Bnur C^anles a 9 CO^o scharf naaltgeidesen tiat Bbendesswegen Usat aloh aber der yqUb !Bin- blink in die Mali ve nnd den inneren Ban nnsev Bnehee 4mr idann (gewinnen, wenn man aieh emt anf Idsieriseh^tkittisdiem W^ 4kber die «enobichtliebkeit •seines Inhalts venddufigt nnd so die Freiheit des «esiettsbreiees erlangt hat, walehe mdrienangan begnanden seilten i).

*) AUo nicht dessbalb, weil die Apostelgeschichte nach einem durchgeführten Plan angelegt ist, bezweifeln wir ihre geschichtliche Glaubwürdigkeit, sondern weil wir uns durdh die'Prtirung des Einzelnen -4M)d dem tbellweise wAiBtopigciien Cha- rakter ihrer Darstellung «berteugt hab«», fragen wir nach den Motlveh, woraus sich diese Darstelhing erU&ren iHsst. Wenn dalMr Lange (d. apoat. Zeitalter I, 54) böhauplet, ich argumenlire aus dem wekldupebdacihCen Plan -der Apg. gegen ihMB ge80hi(*lKchen Gliarakler, ao ist diess einfaeh als «ina VtiArdttlng lu be- seichnen*

320 Zweck der Apostelgeschichte.

UdberUioken wir den -Th^OeBiMid, wie ihn unsere liidierig« Untersocbmig feststellt Die Apostelgesohichte erzftblt einestheib die Gesohiohte der Urapestel and der jeruselemltisohen Gemonde, nebst der von ilir ausgdienden Ansbreitang des Christenthaiiis bis mmok selbstfindif en Auftreten des Pealas, andemtheils die Geschieiiie des Pinlas. In dieser BrasShlung findet sieh non vorerst die aaf- Mlendete Ueberelnstiainiang svrisehen denThaten iindSebick- salen des Petras and der älteren Apostel auf der einen, des Paulas aaf der andern )9eite. Beide Theüe wmlen sicKi niebt blas

1 im AUgeneinen dareb die Sebilderung ihrer Wnnderth&tigkeit (c 2, 43. 6, 1«. 8, 6 f. vgl. 16, t%. 19, 11. 28, 9) gleiebge- stflilt, bottdem es giebt aneb im Besondern keine Art petriniscfaer Wonderwtrkong im ersten Tbeil, welohe nidbt dnroh den «weiten dl»m Pattlos gleiobfalls asagesproofaen würde 0. Wenn Petras seine WondertbAtigkeit o. 8, 2 mit der Hteilnng eines Labrngeborenen erOlliet^ se ist ancb das erste Heilangswunder des Paulos o. 14, 8 eltk j^oMs in HOiXlag fi7jt^dg*a^5% Wenn Petras selbst durch seinen Schatten Wonder wirkte» (6) Ift}^ so effenbaren dlei^chür- Ke» und Sehw^eissttteber des Paulus (19, ' 12) k^en geHnger6n erbd veu »brakoldser WMcuag in die Fehle. Wenn ven. P^nu und sefaien Kreise namentücb ftueh IMmonenaustreibungen beriohfet ^werden (6, 16. 8, 7), so besengt der bftse Oeist in Bphefos (19, 1«) selbst, und die. Austreibong de» Python in Philippi (If l«), und underer B&menen (19^, 11. 28, 9) bestätigt-, wie ge- ffttobtet bei ihnen der Name 4es Paolos war. Nicht minder Airobt- Iwr ist' Paolos den Bundesgenossen der bSsen Cteister, deniQejMen und dem ganzen gotischen Wesen (Elymas c. Id, 6 ff.^ epheii-

i»lscbe Kauberei c. 19, 18 ff.), und er mag hierin dem vMge- tprlesenen Beoieger des Magiers Simon (pi 8^ 14 üi) wobl «nr

^liteite {gestellt werden. Auoh von paoliniseben Straf wundem be-

-vinhi«ttd{0 Apostelgesobiobte 13, 6 if. vgl« 19, 13 ff., wie ven petrinisoben 6, 1 ff., ein Beispiel. Dass endtteh die htohste Spitze der Wanderwirkong nicht fehle, steht der durch Petras vom Tod

, >) S. Schneckenburger S. 52 f. Schwegler Nachap. Zeit II, 56. ^) lieber, die völlige Gleichförmigkeit dieser beiden Erzählungen, selbst iin AusdruciL,.». o. S. 214, die Heilung eines Paralytischen durch Petrus, c. 9, 33, womii Schneckenburger die eines Fieberkranken durch Paulus (28, 8) nur halb passend .laswiinenEitellt , gehört in die allgemeine Kategorie der LahmenbeilungeB, brauchte daher keine besondere Parallele zu haben.

die AposteJgeöchichlc eine Tendenzselirift. 3^1

erweekten Taiitha (9, 36 ff.) auf pavlioiseher Seite fftttfelnis (20, 9) gegehtber. Was ist qatariioher, als dass Paulus darch diese Erfolge dieselbe VerehraBg ffir fi>ioh erlangt, ^ie Petrus ^ und seiBe Cfenossen, nar dass sieh diese in seinem Wirkungsge- ^ biete nodh stärker ansspreciien kaan, als bei jenen: wenn in der Hauptstadt des Monotheismus die ürapostel wegra ihrer Wunder vom Volke gepriesen und gefArchtet werden, so dass Niemand wligt, sii^li ihnen zu nfthern, so bemächtigt sieh in einem Haupt^ sitz des Heidenthums Ober den Wundern, die ffir Paulus steugen, keine. gefingere Furekt der GemOther^}, wenn der halbmonetliei^ atitH^he. Cornelius (10, 26) den Petrus mit einer TtQogxih^aig htii^ pfängt^), so wird Paulus von dem' heidnischen Volk auf Malta (28, 6) ein &9U genannt, und die Lystrenser sind soh<m hu Be^ griff, ihm und. dem Barnabas zu opfinrn (14, 11 ff.), was diese natfirlich, und zwar fast mit denselben Worten, wie dort Petrus >). ablehnen.

Diese ganze Parallele liegt nun aber und eben hierauf beruht ihre Bedeutung für, die gegenwärtige Frage •— nidit Im den Thatsaohen als. solchen, wir befinden uns vielmehr mit diesen Wundern, wie früher gezeigt werden -ist, auf einem durchans ungesohichthchen Boden. Aber auch das lässt sieh nicht anneh- men, dass in der Ueberlieferung, welche unser Verfasser vorfand, schon ein solcher Paralleh'smns der paulinischen und petrinisehen Wunder^ütigkeit ausgebildet gewesen wäre. Denn da der fiagen«- hildung in Betreff der Apostel nicht ebenso, wie der messianlsehen, ein gi^ebener l^ypus vorschwebte, so wäre es mehr als wundev^ bar, wenn die Unzähligen, aus deren grosseren und kleineren

*) C. 2, 43: iy^^^^ ^* naai] yjv/jj (poßog. 5. 11. 13: xai lyhero tpoßoq /u^yeig ' ^(p oXijv t^v txxXtpCav xal enl nocvrag rovg axovonag rotvra . . . rSv itfi lomiav odSeig holfia xoXXa0^t adroig, äXX* IfteyaXwev ifdroig o Xaag. DieiCiT Wirkung von dem Strafwunder an Anania» und Sappliira entspricht nun ypllkonimen, was c. 19, 17 als die nächste Folge von der Bestrafung der jüdischen Exorcisten erzählt wird: hi^'neae (poßog snl näwag avrovg xai f/ueyaXvveTo ro ^vofia ^Itjaov. Nimmt man dazu , dass auch die legendenhaften Wunderberichte c. 5, 15 f. c. 19, U f. sich aufs Genauste entsprechen, so springt in die Augen, dass die zweite Stelle der ersten nachgebildet ist.

^) Die man nicht mit Lekebusch a. a. 0. S. 260 zu der gewöhnlichen ori- entalischen Begrüssungsform abstumpfen darf, sonst wären die Worte des Petrys V. 26 sinnlos. M. vgl. auch Apoc. 1% 8.

3) 10, 26 Petras: äväarrj^i^ xayta avrog äv&Qwnog sl/ut. 14, 15 Paulus und Battubas: aif^Qcgy tC ttxvta Ttoieits; xal jj/uelg ofiotöna^elg eofier v^/aiv Sv^^omU.

21

322 Zweck der Apostelgeschiclite ; '

Beitrigen die apoi^tolwidie Sige abwocIib , für dte ErKfiklimgeB von den beiden HaaptupQsteln dorohMi« Gletchlant^Dides beigesteuert hfttien^ eine Darstellung vi^melir, welelie so nnverkeimbar durch Bin Interesse bestimmt, dach einem eiiheitiicbe» Plan^ awgeflbrt ist, seist auch Bisdieit des Urbebers veraas. IHess sckliesst na- türlich niobt ans, dass ibm ein Tbeil^. vielleicbt ein grosser *Theil seba^es .Stoffes sehon dnroh die Ueberliefening gegeben i/var wie es sieh hiamit verhielt, wird spftter nnlersacfat wnrdeA; •--- aber .was er ihr aoeh entnommen haben mag, se mnas er do(A das 1J«berlieferte aus einem bestimmten Gesiobtafnokt ansgewfthlt, ge- lobtet, umgebildet und erweitert haben, sonst hfttte «nmöglieh dieees gtolohfOrmige Ganao herauakommali kdnlMn« Wirkliob tra^ ^n ja a«oh manebe janer WnudecrnrnfiblaBgen die 4aatll»hen Spann dtaeer individneUen Tbfltigkeit Wenn 2. B. ü« faMden Lahmeo- .beilnilgf n in dar Saohe and im. AnaAmek dteh Sog fOr 2Süg eat- sprechen, wenn c. 10, 26 und 14, 15 fast die gleiehen Worte gabrancbt sind, wer wird den Grund davon anderswo suchen, Als in der Identit&t des Verjrasseraf wenn in jenen allgemeiiien SoUMemngen, die doch jedenfalls vorsugsweise dam Verfamer aolbet angehttten, die gleiehen x>Aer aufalieUd Ahnlkhe Angii^eii aloh wiederholen (wie c. A, 15 £. vgl 28, 9. 19, li), von wen anders 9 ala von ebmi diesem, soll ihre Gleichheit herrühren? ^ jfanien wir ja anch in der Braähkmg van den Johanneigflagerfl, o. 19, und der von. Apollos ^ c 18, zwei Bariofalen, die in gar Jkahiem: onmittelfeAren Zusammenhang stehend^ lunsprtlnglioh nioht daiaelben Tradition angeboren können, und von denen namentlieh 4er ««reite kein sagenhaftea Geprfige trägt, diaselbcm i&üge, weldie in der Wirklichkeit nicht vereinbar nur dem Interesse dienen, die Johannesschüler für die paulinische Geistesweihe geeignet zu ma- eben. Lässt sich annehmen , dass diese Züge von der Sage, ood nicht vielmehr von unserem Sehriftstellor herrühren? I>er ParaUe- lismuB der pauHnischen und petrinischen Wunder ist also jeden- falls für sein Werk anzuseben. -

Wie Paulus hinter Petrus an Veiiierrlichuog durch Wander nkkt zurüdcsteht, so steht hier Petrus mit dor Urgemeinde hinter Paulus an Leiden und Widerwärtigkeiten nicht zurOok, und anch diese Parallele kAnmt im Wesentlichen nicht auf Rechnang der Geschichte oder der Tradition, sondern auf Rechnung des VerfaB- i?ers. Fassen wir zunächst Paulus in^s Auge, so ist zwar wie- darholt von Naehstellongen der Juden die ILede, denen er entäiiM

die Apostelgeschichte eine Tendenzschiift. 323

1111189 C9, 34. 30. 14, 5. SO; B.), odef er wird von d6te J^^deo aus eiinttü Orte Vertrieben (13, 50. 17, 10. 13 f.); w4r >ber dieser Zmg selbst dnroh den Pragmatismos unserer Schrift ge- fordert, (s. 0.) 60 erleidet auch Panlns in allen den aftge^e^- ^ henen Fällen keine wirkliche Mli^sfaandinn^. Ebensowenig ht dK^s ö. 18, 12 ff. und 19, 21 ff. der Fkli, denn in der ersteren afl6tle *wfrd die Kla^e gegen %n noch vor sehier Verantwortnng^ vdtt iGklliö abgewiesen und der Häoptkläget salbst v^m V^^e £ g^i^ehlageu, und in der zuisiten endet der lärmende Aofst^htf des Beiiiettfitts, ohne per»önliche Gefahr für den Apostel, mit einem 1^ äMHck^' beschwichtigenden Spruche, 'fis bleiben daher linr drei ^ Plille^bfjg, in denen Paulas wfrkliche Verletzang erfäfatt^ die s SM^iniguiig in tfstra, 14, i^, m Haft in Pttlippi,' 16^ l^'ff., i ^4lh p4lftstinensisoh-rbinische €efangenscnaft« Als c^e vierte Ntiili { konneti Mir den Schitfbruch («7, 20 it.) hfuzufftgeh. Uiltelr «U f diesen Leiden ist aber kein «inniges, weK^hes nicht nach 'd<^ t Darstellung unserer Sbhrift zti tinem friumph des Apost^ Atis- t schlage, hl PhTlippi wird er durch das Wunder seiner nä^htüehen {$ Befreiung und die Abbitte der Duumvfrn fttr die vorher^gang^'e ^ Misshandlung mehr, als entschädigt; in Lystra (welches Sehne i^"^ I keh burger 8. 60 mit Unrecht voh deih obigen Kanon ^usnhnmi) zeigt i^eh der Über ihm waltende göttliche Sciiut/. darin, dass'br unmitteibai^ nach der Steinigung, Allem nach Unreri^ehrt, Wllftder aufsteht und weiter geht; die wunderbare fteitung aus dem iScUlff^ bruch und aus der melltensischen Gefahr Ist (27, 23. %d, ^J Mh deutlicher Beweis höherer Führung, zugleich gtebt ihm die Nöth auf der See Gelegenheit, seine überlegene Kiugiieit und' s^ih Gottv terträueh glänzend %u bewähren (27, 21 if. 30 ff.)^ d\k päläMI- nenslsch^ Gefangenschaft wird das Mittel zn einer Reihe Ton A}loIhglen, die den lErfbig haben, dass äUe jtfdischett Und heldttl- f^h^n Auktoritäten des Landes, die Pharisäer dei^ SyhddMüinis (23, 9), der KOnig Agrippa (26, 31 f.), der tribuh Lysias (S8, 29), die beiden Prokuratoren (24, 22 ff., 25, 18 .ff.); setn^ tM"- schuld anerkennen; wie endlich der Verfasser die rottiiiäcfae'äH^ fangenschaft angesehen wissen will , zeigt am Besten der'Ümi9tAn[d, diis6 er ItMr tragisches tende verschweigt, statt desSeii aber die Freiheit der Predigt, welche dem Apostel In Roitf zu thöü Wui-de (28, 80 f.), und die Abshshtlichkeit der Fügungen, die ihü ättf diesen Schauplatz seiner tfaäfigkeit führten (23, 11. "27, 23, vgl. 19, 21), mit uH^m Nachdrntk hervothdbt. Ver^teiÄeh WAr

21*

324 Zweck der Apostelgeschichte;

niiD mit dieseo Leiden des Pauli», die alle zu seiner Verherr- lichong dienen müssen, die der Urgemeinde and ihrer Apostel, so zeigt sich, dass diese vor ihrem jüngeren Kollegen nicht das Ge- ringste voraas haben. Ist Paalas eingekerkert and vor Geridit gezogen worden , so ist das Gleiche erst dem Petras and Johannes (o. 4), dann den s&mmtlichen Aposteln (6, 17 ff.), endlich noch einmal dem Petras allein widerfahren; hat Paalas in Philippi Streiche erhaltePf so erhielten sie vor ihm (6, 40) die Urapostel in Jenisalem; Ist Paalus gesteinigt worden, so wurde Stephanu«, das gefeierte Mitglied der jerasalemitischen Gemeinde, za Tode gesteinigt; ist Paulas den Mftrtyrertod gestorben (wiewohl unser Verfasser davon schweigt), so Ist ihm nicht allein StepUanufl, sondern auch Jakobas^ aof derselben Bahn vorangegangen, nod .dieser selbst ist durch die Art seines Todes (Buthauptung aif ;^fehl eines gottlosen Despoten c. 12, 2. 20 ff.) sein Vorbild .unter den Uraposteln. Auch von inneren Zerwürfhisami, wie sie von den paulinischen Gemeinden nicht berichtet werden, ist die Mastergemeinde in Jerosalem nicht frei geblieben; selbst gegen die Apostel erhob sich ein Murren . (6 , 1 f .) , und das goldene Zeltalter der Gütergemeinschaft wird duroh das Vergehen des Ananias und der Sapphira befleckt. Waren andererseits die pal&- stlnensisohen Apostel der Gegenstand einer besonderen gdttlichen Fürsorge, so hatte sich Paulus keiner geringeren zu erfi^euen; hat den Petras ein Engel aus engem Gewahrsam beAreit (12, 7 ff.), sind ebenso 6 , 20 die sämmtllchen Apostel durch einen Bngel aus dem Gefflngniss geführt worden, so löst ein wunderbares Brdbe- ben in Philippi die Fesseln des Paalus und seines Begleiters; hat mit Philippus der Engel des Herrn gesprochen (8; 26), so er- scheint eben dieser 27, 2<) auch dem Paolus; waren die Apostel nach der Vorstellung der FolgezeH gegen giftige Schlangen ge- sichert (L. 10^ 19 par. Mark. 16, 18), so ist Paulas der Bhi- zige, von dem diess unser Verfasser durch ein ausdrückliches ^ieispiel belegt. Der Lauf des Paulas Ist nicht leidensvoller und nicht weniger ausgezeichnet durch göttliche Führungen, als der eines Petrus und seiner Genossen.

Entspricht diess aber der geschichtlichen Wirklichkeit? oder wissen wir nicht vielmehr selbst aus den wenigen Andeatangea der paulinischen Briefe mehr von den Leiden des Apostels, als aus dieser vermeintlich so vollstftndigen Geschichte desselben? Wo hleibt in unserer Darstellung die Mehrzahl jener Nothen and Miss-

die Apostelgeschichte eine Tendenzschrift. 325

handlangen, von denen der zweite Korintherbrief 11, 23 ff., v^l. 6, 4 ff. berichtet? die vielen 6efang;en8chaften (vor der letzten}^ die vielen Todesgefahren , die fOnftnalige ZDchtignng doroh Joden, zwei von den drei Stftapnngen , die drei Schiffbrttohe? Wamm kdn Wort von den heftigen Kämpfen im Innern der Gemeinden, In Galatien, in Korinth, in Ephesas (1 Kor. 16, 9} 9^ Warum ist das S'fjQioiuaxsiv iv ^Eq>€a(o (1 Kor. 16, 80) wir wissen nieht, gänzlich übergangen, oder im Aufstand des Demetrias bis zur Unlrenntiichlceit entstellt? Wamm kein Wort, welches uns di^ Klagen des Apostels tiber die Schwachheit seines Fleisches (1 Kor. 4, 9 ff., 2 Kor. 1 , 8 f., G<il. 4, 18 f. u. a.), Ober den axoXotp iv rfj aaQxl (2 Kor. 12, 7 ff.) erläuterte? Warum dieses StiU- schweigen über den Tod des Paulus, von dem wir doch schon aus c. 20, 25. 38 sehen, dass er bereits erfolgt war?^) Hat es irgend eine Wahrsclieinlichkeit, dass der Verfasser über alle diese Dinge nichts sagen konnte? Falls er wirklich der Reisegefährte des Paulus war, offenbar nicht; aber auch wenn er ein Anderer und Späterer gewesen Ist, konnte doch die Erinnerung an Dinge, von denen uns die Briefe des Apostels heute jioch Kunde geben^ ein oder zwei Menschen alter nach seinem Tode nicht so völlig' verwischt sein, dass dem Geschichtsschreiber nichts davon zu Ohren gekommen wäre. Griffen doch viele von diesen Dingen, wie vor allem die Partheikämpfe in den Hauptgemeinden , In das' religiöse Leben jener Zeit viel zu tief ein, um sich nicht der Ueberlieferung einzuprägen, konnten doch die Briefe des Apostels einem späteren Biographen desselben unmöglich unbekannt sein. Wir werden mithin das Schweigen unserer Schrift nur daraus er- klären können, dass der Verfasser tlber einen grossen Theil von den Leiden des Apostels nichts sagen wollte. Geht nun schon hieraus der Tendenzcharakter dieser seiner Darstellung hervor.

'),EiQe sehr ungenügende Antwort auf diese Fragen ist es, wenn man mit Lekebusch d. Comp. d. Apg. S. 263 sagt, die Apostelgeschichte erwähne nur der Leiden, welche auf die Ausbreitung des Christenthums Einfluss hatten, denn die meisten der oben aufgezählten gehören offenbar ganz in die gleiche Kategorie mit denen, welche die Apg. berichtet. Ebensowenig hilft es, sich mit demselben (S. 262J auf die Nachstellungen der Juden zu berufen , die den Apostel von * einem ; Ort zum andern trieben, denn diesen Zug konnte unser Verfasser, bei dem er sogleich als ein Haupthebel seines Pragmatismus nachgewiesen werden wird, nicht entbehren , aber dass es eben nur Nachstellungen sind, die nur zum kleineren Theil wirkliche Misshandfangen zur Folge haben, diess vgerade ist das Auffallende.

326 Zweck der Apostelgeichicbte ;

sp. ^rh^U derinlb^ nach deutlicher aos der Benii^rkniig, wdche sk;|i m», aolion frQhi^r» (S. 140 00 S^^ nbgecieliwi von der vorlie- gende» Frage y ergeben hat, daa;ik aioh die angeblichen drei Ver- ^Ignngen der Urapoetel, die dea aten und 4ten, dea 6ten and 4iys IStpn Kapitels y in der WirUicbkeit auf eine einjcige, die let^tgepapnte, rednolrea, die zwei ersten dagegen nur Naebl^U- dongen von dieaer sind, welche Allen nach mehr der Reflexion, a]b9 der« Sage aogehtfren. Man erwftge nor, welches VerhiUtnJss allein bienacb heraasstellt Wir haben in nnserei; Schrift eine aaf- fi^llende Gleichartigkeit zwischen den ttber Paulus und den Ober die Urgoip.ein(le ergangenen Leiden. Dieser ParaUelisnus ist aber nur dadurch mtigUcb geworden, dass von den paulinischen eiu gf;9faer Theil übergangen, die der Urapostel verdt^pelt und ver- tUn^ifacht eincl. Waa ist nun wahrscheinlicher, dass die Ueberlie- fet9Ag ganz unabhüngig von dem Zweck der Parallelisirnng diese Veritpder^ngen mit dem geschlohtlichen Stojffe vorgenommen hat, d|iap, re^ «nfällig dem Verfassetr die Verfolgungen 4er Urgemeinde dri^if|»eh, die 4<» Paulus nur smm dritten Theil zu Ohren gekov- mf^n, stoid, oder dass jeue Aen^ernngen von Anfang an auf das dun^l;!, sie bewirkte Beaultat, die GleiehfOrmigkeii der nrapa^toU- sfibei^ l^en mit, den papUniaehen angelegt, dass sie einfach aim d^f: Atiaicht und dem beaonderen Zuveck des Schriftstellera z^ er- kl#f)en, sind? Pie Antwort kann nicht zweifelhaft sein. Aqch die e^f^eli^an Erzählungen sind ja zum Theil ganz sichtbar anf jeoe Pi|i;^Jlelp berechnet 9 oder doch in dem gleichen Geist und der gleipbea Malier ausgeführt. Vefgleiohen wir z. B. die JBrzählaog von. dar Gefangenschaft des Panlus In Philippi mit der unaers 5teQ H;#pit^)i9, lA beiden EfzAhlupgen eine Binkerkemog von Apoetelo aus AnlfM^ einer Wunderbeilung , In beiden eine doppelte Befteimtf %ms,flffr Hi^ft, eine ebernatOrliche, dia aber für den Bnderfel|[ völlig nutzlos ist, und eine scheinbar natürliche, die sich aber bei näherer Betrachtung gleichfalls unwahrscheinlich erweist, in bei- den eine körperliche Züchtigung der Eingekerkerten, nor das ei^eniial vor, das «pidaremal nach dem Gefängniss, dazu a 16,24 der Zug aus der BrzAhlung, welche auch der des 6ten Kapitels zum Urbild gedient hat, und auch hier, V. Z8, nicht ganz fehlt, dass die Verhafteten mit besonderer Strenge und Sorgfalt, in einer eaioTEQa qpvAaxij, in unlösbar scheinenden Banden verwahrt wer- den: wer kann, gUuben ^ die^e ganze Gleichförmigkeit rühre nor von dem zufäUigan Zuaammenlreffen der Uehertieferungen, oder

die Apo8te]ge«ohicbt6 eine Tendentichrift. 927

gHt der gtflChk)btlielieD VorjD^ftnge «dfest btr, nd mkki vMmdkt von der besttaAteft AMeht de» SohriftctoDers, welcher Pkw den jfiweok des Piirallelisaias die eine EmlUoiig der efdem naehge«- bildet, oder aileh beide diees Ueibe vorerst «Beiiteohieden In deoieelbeti Siim» gedichtet hat? Mlcht aBdera verhält ee Mk aaöb' mit den zwei Auftritten vor dem Synedrlnm, im Aten und iffl^ 2deteB Kapitel Wenn in diesen beiden VerhandlongMi die Phariefter die Pardkei der angeklagten ApöeHA nehmen^ nnd aelbat die MOgMchlcelt nngeben, daas sie wiritfibbe Ofltenbarangeovgalie' sein ItOnnten 0, wenn sich aber diecfer Hergang in dem etaiea Fall ebenao nnwahnchelnlicb geze^t bat, als in dem andern^ wenn überdiees die ganze Verhandiang in beiden Fällen aller Wahr- scheinlichkeit nach gar nicht statt hatte, vnm ist angenscheittliidier, als dass die beiden gleichen und gleich nngesohichtliohen Boriehte von einen aed demselben Uiiieber, anserrai Verfhsser, berrflhieB? Nor in seiner Oantellnng nehmen ja «berhanpt die jOdischen Hatipt^ partheien zum Ohristenthnm und zm einander die StellMg ein, welche ihncft imi 4tett und 5ten mad im 2dBten Kapitel gleichmdssig angewiesen ist, nur er macht die Sadducäer allein sra AnkMgern,* die Pharisäer za Vartheidigeni derChriBten, nnd darom auidi de»' Annaa und Kalphas 0. 6, 17 zn Saddnoäern; wie lässt sieh de die AbsicJitliehkeit dieses Pragmatismus, nnd der TendenncharidEter onserer Darstellang verkennen?

Noch stärker tritt dieser Charakter in der Art henwr, wie die Lehre nnd das Verhalten der Apostel in unserer Sehrül ge- schildert wird» Wir haben schon frilher (8. 297 ff.) naehgewi^Mett, wie anffallend die Lehre des Panlns in ihren Berichten snrQcl:- tritt, wie naverhältnissmässlg wenig Ranm in selnidn VoTtirilgcn' die liohrrede ttberbanpt einnimmt, und wie selbst dieses Wenige- so ^ nicht des elgentfaemllch panlinlscho Beprägt iifPigt. M allen Beden des Apostels nnr eine einzige, sehdehteme HInwelsnng anf seine Lehre vom Gesetz nad von der Reehtfertignng (<d, 99 ff.>, nad gletehfalls nnr ESne flflchtige Andentnng der Versdhnnngs^ lehre (130, 29:) r im Uebrigen nur die Vorktindigong des Mono^ ihciarnns giegenttber vom heidnls^en Polylheismns, die Predigte

*) 5, 39, wo das katcgorisclicre sl ex Seov eariv im Unterschied von dem vorangellenden problematischen sav i'^ ay&gtmoiv jj zu beachten ist, und 23, 9 wo sich die Aehnlichkeit mit c. 5 auch den Abschreibern so aufgednmgen hat, das« Manche das //^ ^eo/AuxfafjiBy von dort herübernahmen.

328 Zweck der Apostelgeschichte

m der XUUfßtehmkg md Meflsiaiiitit Jesn, vod 4ler Bimiesftnde- mi^ Will den guten Werken, ,,Yoa der GerechÜglceiC und Bnttialt- eanfeeit and d^m künftigen Gerichte^^ (24 , 26) nichts von der lülgemeiden Sttndhaftigkeit and der Veradhnang darch das Blut dnrintiy vom Anfhdren der Gesetzeoreligion , vem alleinrechtferti* genden< Slaaben, von allen den Ideen, welehe den Kern des pao- Hnfnchen Christenthao» ansmaohen. Nnr die Schlagwörter dos Jbdimchiistenibains topeii ans aas dem Munde des Heldenapostels entgegen i) , nur dieedbe BeweisfBhrang für .die Messiaswfirde des Aaferstandenen , dieselbe Anfforderang aar pteTccvoia verneh- men, wir von ihm, wie fitther von Petras (2, 22 ff. 38. 3, 13 IT. 6, '30 ff. 10, 37 ff.)« ftnch die SOndenvergebnng wird o. 13^ 38 statt der paaliniselien Anlcnüpfang an den VersOimungstod aar in' den gMcben Zasammeiribang mit dem Glauben an den Anfer- stamdenen and mit der Erbiriiung Jesu gebracht, wie im ersten Tbeile (2, 38. 3, 19. 5, 31. 10, 43) von Petros, wie schon aaf . rein jttdischem Boden, L. f7, von Zacharias. Und" dasx ons die Oleidiheit dieses Standpunkts mit dem judenebristlicben nicht en^ehe, ist gerade diejenige van den paalinischen Beden, welche die ausfOhrllchste Lehrentwioklang enthält, früheren Vor- trflgen des Petras und Stephanus so ähnlich gebildet, dass wir schon S. 301 dem.Urtheil derer beitreten mussten, die nur einen Nachklang jener Darstellung darin inden wollen* Was uns von p^fiJinisdier Lehre mitgetheilt wkd, das lässt der Verfasser den Petrus, den Stephanus, selbst den Jakobas deutiioher, als Paulos selbst aussprechen. Petrus sagt^), es sei vor Gott kein Unter- sehtied zwischen Juden und Heiden, denn auch die Helden, die Unreine, werden durch den Glauben gereinigt (15, 9; vgLGnL 3, 28 a. A.), er nennt das Gesetx 15, 10 ein Joch, das weder sas! selbst noch ihre Väter zu tragen vermocht haben, er erklärt (.15, 11; vgl. 4, 11 f. und dazu Böm. 9, 32 f.), dass die Juden se.gat, wie die Heiden, nur durch die Gnade Christi selig werden kennen } Stei^anus weist (7, 48 ff.) auf das Ende des Tem- pelfcaKus hin ^. sogar Jakobas bekennt sieh (^5, 17) zum paoH- niashen Universalismus, wenn auch ohne die vollständige Grund- lage der Lehre vom Gesetz bei dem Paulus der Apostelge- schichte haben wir Mühe, diese Grundsätze zu entdecken. Kann

*) Vgl hierüber auch Schweglcr Nachap. Zeitalter S. 96. ») S. Schneckenburger S. 187 ff.

die Apo6tel«e8«bi<ihte eine Tendenzschsift 329

aber Pairias nicht so ODpaiilinisob, so kdimra «ai^ebrt Petnw und Jakobo8 nipht so panlinisch gesprochen habest 9 «■<! *^M>h unsersm Verfaflser kann der allbekannte gesehiehtlielie Charakter seiner Helden nicht so iVemd gewesen sein, dasa er meinte, sie hatten wirklich so gesprochen: seine DarsteUang Ist sebleohter-* ding» nur ans einer absichtlichen, tendenzmAssigen Verttoderang des gesdhiclitiichen Thatbestands zu erklAren.

Bben dahin fohrt uns, was er vom Verhalten des Panlvis

aaf der einen , der Urapostel auf der andern Seite berichtet. Wenn'

PanlBs hier als ein gesetzesfirommer fsraelite erscheint, wenn er

die hergebrachten Reisen zum nationalen Heiligthnm auch unter

dem stärksten OeschAftsdrang seines apostolischen Amtes nicht

versAnmen will, wenn er Gelflbde nnd NashrAat (oder NaairAats-

opfer) nicht Mos Oberhaupt obernimmt, sondern auch fOr den am«^

drdcklichen Zweck Obernimmt, die Verltamdung zu. wideciegen,

da^a er Abfall vom Gesetz lehre, wenn er die theokratischen Pri*

vUegien seines Volkes so hoch achtet, dass er vom Anihng bis

zum Ende seiner- apostolischen Wirksamkeit immer zunAehst den

Jaden .predigt, und nur durch ihren Unglauben, durch gottliche

Bef^hte:^ oder durch besondere UmstAnde gezwungen den Heiden,

Wiona.er sich auf dem Aposlelconcil verpflichtet, die Juden bei

Gesets und Beachn^idnng zu belassen, den Heidenchristen wenig-

atens die noachischen Gebote aufzulegen, wenn er selbst an Ti-

motheus, dem Heidenchristen, aus ROcksicht auf seine jodisohen-

Volksgenossea die Beschneidung vollzieht ^3; wenn andererseits

die MAnner der Urgemeinde den Grundsatz der Beidentaufe nicht

blos aafs Bereitwilligste anerkennen, sondern auch zuerst diesen

Gmndsatz erkannt und darnach gehandelt haben, wenn Petrus

schon in seiner ersten Rede, 'die PrArogative des theokratischen-

Volks zugebend, zugleich auf die Möglichkeit hindeutet, sie zu

verscherzen^}, wenn Philippus den halbheidnisehen 8amaritanern

l^predigt, Petrus und Johannes aus Auftrag der Zwölfe den von

ihm Getauften die Vollendungsweihe ertheilt haben, wenn Petrus,

«) M. 8. S. 232.

^ S. oben S. 239 ff.

') C. 3, 26: vjuir nQwrov 6 &e6g dnfirrei/tey avtoy (^Irjaovv) , wobei offen- bar vorbehalten ist, was Paulus und Bamabas 13, 46 aussprechen : v/uy ^ ayay- Aaioy ngwroy XaXrj^^yai Toy Xoyoy rov &€ov, fneiStj Sh anto^fiö^e adtor,

230 Zweck der ApoitelgMchichte;

mU dfe adfCMciMinliohsleii Offenbaniiigeo iiio , nnier Genekni^nng dor Jarualemiten , deo H«iden Coniellos getooft hat, weon noch var dam Anftratan dea Paal^ia dia heidenehrisüiohe Gameistfa in Antioohian antetaBden, nad van da» gaiflterlttlltao (11, HM)^ alt* bawihrt«» C^, 36) HavollmAehtigtan der Ufgaaieinde aUerkaant wardaa iat^-waiui soliiiaflaliah dia Gasammtkeit der Jerasaleflifteii auf die Empfehiang das Peäraa ihmI Jakabna den HeldenoHristan dm Ffeiloief %^»BiMt, walober sie ron Gesetz und Bascbneidang i kaepricbty wenn Paalne and die Paiäettneaser in dieaar Weise die

Ballaa yetauaebit haben, so*gah«rt in der Tbat nur ein Kleinistes vea kritiacher Unbefangenheit dann, nm in efoer so auflEallandeB UmatoUnng der Gharaktera n'aah vor alier Datafinnleivaühong eine basümmta Tendenz zu vemuithen. Hat man sich aber vollends mit uns aberzangt, daas diese Darstellung nur dnreh eine Eeibe dar ehigreifendste» GeadiiehtawidrigkeitMi mOglieh war, dass von den Ittnf jemsaletaiitiaehan Meisen, welche die ApostelgeacAdohto kennt, nur drei hiatorisoh sind, und von diesen dreien keine ein- zige nribpranglieh den Kweek hatte , den nnsere- Sohrift weoigstess dar letzten derselben ausdrüoklioh baffegl <24, lt. 17), dsss Fanlns weder das kacinthisahe GelObde (18, 18), ileeh die ihn 0. 21, 118 angesomienen Leishmgen flbern(Mnnien haben ktOan, am idlerwenigsten ans deih liier angegebenen Grunde, dass dia Praxis in Betreff der Heiden'« und Jvdenpredfgt, welche er sieh nach unaerer Daiateilang zur Pflüeht machte, nur dem Verfasser, nicM iiun, angehört, dass. Scenen, wie die mit den römtsofaen Juden, aller gesohiehtlioben Mttgiichkefi ermangeln; hat man ebenso den Universeliamns eines Petras und Jakobvrs mein* als verdftehCljg gc- ftooden, imd'*in der Brzählang von der Bekehnnig des OemclffiA nicht nvr einzelne unhistarlsohe Bestandtheile, sondern von Anfsnif Ua sm Ende nichts als Unwahrscheinliches und Undenkbares ge- sehen; hat man sich endlii^ über dato sogenannte Apostelcancil mi^ HOlfe des GaiaterbrieAi orientirt, die angeblichen flSugeatändBissa des Paulus an den Judaismus beseitigt, und die der üraiiestel an Paulus auf ihr richtiges Maasa zurüokgeftthrt, so kann es niclit dem mindesten Zweifel mehr unterliegen, dass es nicht nur nicht die Geschichte, sondern auch nicht die Sage, dass es nur die pragmatisirende Beflexion ist, welche die merkwürdige Einstim- migkeit in dem Verhalten des Paulus und der Urgemeinde herg^e- stellt, den Heidenapostel zum Petriner, die Judenapostel zu PaoliiierB gemacht hat. Was wir oben, aus Anlass der Erzählungen voi

die Apoitelgeseiiichte eine TeBdensschrift. 331

4eM JL^Um d6»Pailnt umi 4er VrgtmtlMty tttef des Unterschied zwfuclieii fiagenbildttig und lendeiizmftefllger GeeoUclileehrellnDg bcBetkl hiben, wäire aach hlersii wiederboleD.

Amh in BesiehuBg auf ihre apestollsche Befähigung kit zwischen Planlos. i|iii den Uvaiwiteln kefii weaentllober Unter- acbiedO* Wenn sich diese hei den Letztem aof ihre perssiitiefae VerhinduBg ait Christas gründete, deren Mangel seliea ftUhe ein ÜMptgFiiiid war, am dam Panlns die apoatdisofee WOrde ahzv- Bfurechea^), and noch tief ii^a zweite Jahriiondert hinein Ten ehijenitischer Seite hieza benutzt warde^>, wenn anderersdts sehen Pavlaa selbst seinen Gegnern die Frage entgegenhAlt (1 Kar. 9, f): evx eifil ama^olog; oiJx* ^Iijoovv X^upfd¥ rdv }tVQiav\ TjfetSp itüQOMa; so ist es eben diese Beglanbigong dnrok die piir-' sM(li<^ BrsehainQng Christi, welche dif Apestelgesciäehte mH QBveirkeanbavem Nachdruck gehend maoht,' indem sie die Betete rang dos Apostels uiobt wesiger als dreimal mit allen BMienam*^' sttedfin bericktei/ and ttlierdiess aaeh noch wMere ChHstaser- a^heitaangeH theiis erzählt (22, 18. 18, 9. 33, 11. vgl. auch 1^, Ü. Wy 23); theiis andeotet (26, 16), so dass aoch Paulos nieht minder , als die at^vsldüpreg roig dnoatoXotg ev Ttccml XQOv^} (c; 1, dl>^ mit seiner evangdischen Predigt dasjenige bezeugt, was er aelbst gehdrt md gesehen hat (22, 15. 26, 16« vgl. 4^ 20), hsefe er ein fid^tvg tijg ova^fTdaswg ^Irjaov (1, 22. 10, 41), ei0 voUgÜUiger Zeoge von der Eealität jener Tbatsaehe ist, in wekihe der Apestelgeschiehte alkr dgenA^tlttlich christliehe Lehr-- gdbait zasammensehrompft ^). Weil aber diese visionäre Weise der fieiglaabignng auf ebjonitischer Seite nicht anerkannt warde^),

\

' <) Äl.'. 6. hierC^er öAirfcnIRch Sc hweglcr a. a. 0. S. 7t ff!

^ ^ Kor. 5, 16. 10, ^ il, 5.

.3) qiem. Hom. XVÜ, 13 f.

*) Die^s hgit Lekebusch Comp. d. Apg. 373 übersehen, wenn er meint, Aeusserungen, wie c. 1, 21 f. 10, 41, hätten den Heidenchrislen zum grössten Anstoss gereichen müssen , da sie ein Kriterium der apostolischen Befähigung auf- stellen, das auf Pauhis nicht anwendbar sei. Unser Verfasser beseitigt dieseA An- stoss eben dadurch , dass er es , was die Hauptsache , die jua^rv^Ca rtj<; arasraaeiag, anlangt, auch für Paulas in Ansprach niramt, d«Rn das Kriterium seihst zu ver- werfen war ihm nicht möglich, wenn er nicht jede Verständigung mit den Judaist^n' abschneiden wolhc.

*) Clfra. Hom. a. a. 0. und dazu Baur Paulus S. 84 ff. Sehn ecke nbur- ger S. 170 f. '

332 Zwfck der Apostelgesehiehte ;

00 mflsflen ihn jndanchristliolie Anktorf täten darfii vorangehen: auch die Brachefarani^en des Anferfltandenen, weiehe den Altern Apo- steln zn Theil worden, ateiit nnaere Schrift unter den^g^rlff der Optaaie (pnTavofievog^ 1, 8. änp^ti 18 , 80), nnd Insofern, nach dem eigenen Vorgang des Apostels, C^ Kor. 15, 5 ff.) anf die gleiehe Linie mit der ovQovios onraaia (26, 19) in Damaskns^); aoeh Stephanns sieht in visionftrer Weise den Herrn (7, 55); ganz hesonders aber ist es Petrns, welcher dem Paulus den Weg bahnt, indem er ebenso, wie dieser, mit der dnooTokij idvdh dnreh eine Vision beauftragt wird. Gerade di^e letztere Brzfihlung beweist aber auch aufs Schlagendste das Absichtliche dieser ganzen Pa- rallele. Denn wenn wir uns schon früher von der Ungesohicht- liohkeit jenes Vorgangs nberzeogen mussten , so trägt derselbe andererseits deutliche Spuren davon, dass er dem Hergang bei der Bekehrung des Paulus nachgebildet int. Nicht nur der Zweck die Bemflang zur HeidoDmission Ist der gleiche, sondern auch die Form der beiden Visionen hat nach Seh neck enburger'g (S. 170) feiner Bemerkaog auffallende Aehnlichkeit : beide Male ineiuandergreifende Doppelvisionen, zwischen Paulus und Ananias, Petrus und Cornelius, beide Male die ausdrtickliche Beglanbigoogf des Gesohauten durch die eigene Brzählung der Schauenden (11, 5 ff. Kap. 22 und 26). Auch die Stimme, welche zu Petms redete scheint e. 10 , 14 als die Stimme Christi bezeichnet zu werden^). Bs wäre in der That wunderbar^ wenn diese UebereinstimmuDg der beiden^Vorgänge nicht in der bestimmten Absicht Ihrer Gldeb- sielinng ihren Grund hätte, die ja auch schon in der zweinil wiederhdteu Brzählung des einen, der dreimaligen des ändert deutlich hervortritt. Sollte aber nach allen diesen Beweisen die Ebenbttrtigkeit des Paulus mit den Uraposteln je noch einem Zweifel unterliegen, so muss er schwinden, wenn wir ans c. 19, 1 ff< sehen, dass auch das Merkmal, worin die jndenchristliche lieber- lieferung das eigenthtimlichste , mit keinem andern, noch so ans- gezuicbneten, Verkflndiger des Evangeliums getheilte Vorreciit

1) Ebenso das Lnkas-ETangelium 24, 34. vgl. V. 23, wogegen weder Matthäos noch Markus diesen sonst nur von Engel- und Geistererscheinungen gebräachiicbeD Ausdruck auf die Erscheinungen des Auferstandenen anwenden. Johannes kennt (Us Wort gar nicht.

*) Denn wenn die Anrede xvgte oder xvqioi allerdings auch sonst vorkommt (8. B. c. 10, 4. 16, 30), so verhält es sich doch anders, wo sie sich nitbt auf eine gegenwärtige Person, sondern auf eine Stimme aus dem Himmel bezieht.

die Apostelgeschichte eioe Tendenzschrift. 333

deB Apofltelamts sah, dem Heidenapostel nicht gefehlt hat» dasa auch er so gat^ wie Petrua (o. 8, 14 ff.)» die Vollfflaoht beaasa» darch aeiae HandaaflegaDg den heiligen Oeiat mkasutheilen. Zn^ gleich lag hierin. iHe aehlagendste Widerlegnag der ebjonitiaohen» in der Simonasage niedergelegten Verlftomdang, ea war onwider- spreohlich bewiesen , daas Panlns nicht der Eindringling war,, der aieh jene Gabe von den Paläsünenaem erbettelt» nnd zwar ver- geblieh erbettelt hatte $ falls die Simonssage schon damals den Magier zum JohanneajOnger gemacht hatte, so enthielt anch der Zog» dass es SehOler des Täafera sind, denen Paulus die vollen« dende Weihe ertheilt» eine weitere Widerlegung der feindseligen Nachrede.

Fassen wir aohUeaaUeh infa Ange» wis von der Apoatelge«^ schichte Ober das peraönliohe.Vechftltnlsa zwiaclien Panlns nnd. dar jndenohriatUohen Parthei beriehtet wird, aoiat anch sehen van. Anderen bemerkt nnd in der vorliegenden Sehrill 8. 806. ge«- zeigi worden, wie freundlieh sich dieaes hier darstellt. Von den nnana- genetzten KAmpfen dea Apostels mit den Judaiat«! kaum eine SpuT; die korinthisehen, galatiachen> ephesiniseheii) rOaüschen 6eg* ner, die. den Panlns nach seinen Briefe auf a Aeusserste gebranht haben, werden mit keiner Silbe berttbrt» die naQeiaaxtov tfieväa^ delq>oiy denen er in Jeruaalem ao entschieden entgegentreten musste (Gal. 2, 4), sind o. 15, 6 in der mildesten Weiae erw&hnt, der leidenaoliaftliche Hasa der eifrigen Judenchristen gegen den €le» setssesstormer ist e. 21» M zu einem ieicht widerlegbavan Ver* dacht abgestumpft; nur die ungläubigen Juden sind salbet, an soi*- cben Orten, wo es Paulus ganz entschieden mit jndtoqhristlieher Anfeijoduug. zu tbun hatte, wie Bphesus (1 Kor. 16» 19) und Korinth, seine einzigen Gegner (c. )dO» 19. «i^j. Ebenso wird

^) Dass eine solche Darstellung nicht geeignet gewesen sei, Juden- und Hei- dencbris^en einander näher zu bringen (Scbneckenburger S. 223), ist eine Behauptung, die Lekebusch (S. 369) nicht hätte wiederholen sollen. Das frei- lich wäre yerfeblt gewesen, wenn der Verfasser die Angriffe der Juden auf Paulus ohne allen traditionellen Anlass ersonnen hätte, aber diese wird keuer, der unserer Ansicht ist, behaupten. Die Sache verhält sich vielmehr so, dass die Feindschalt zvviachen Paulus und den Juden (mit Einscbluss der Jadenchristen), in der allge- meinen Ueberlieferuog feststand. Paulus wurde von Juden und Judencliristen als der Feind ihres Volks, diese wurden von den Paulinern als die Feinde ihres Apo- stels betrachtet. Unter solchen Umständen war es unstreitig eine sehr angemessene Wendung, wenn die Sache der Judenchristen von der der Juden getrennt, wenn

334 Zweck d«r Apostelgeschichte;

«■igekefart alle« Anfrtizbnde, wm iroB pauMüteciiär iMki% ea h%^ nohteii ti^ar^ ¥ehatJMim xcH'ickgestelU, Utas, der treue €lehftift dedi Pnlafl, 4eir aller flrellioh'eiki UftbesolniiUelier^ iiad die Veniii- lMüaii|r des jeraaiileiiiiUsobeA Strekes war, iviM nie anoli bv genaiiBt^ der heftige Auftritt AuH Petra« ^ wecken tieeli die Cle- ■Mntinen dem Paaloa nicht vergeHMii können 0, wird mit tiefem atiUsohweigeii ttbergaugen^ «tatt desaen nur der Eaak riiit Barnabas (16^ 87), ete jedealUla weit iiiiveifll»|rliaher8t y<M»fiiU, berichtet. Um 80 nachdreeklieher werden die freittttohen Berehrengeii des Pmübs mit der jemsalemi^soheB Oemeinde' md der ganxw Juden- ehfiatlicheo Parthei betest, aieicb «laeh seieer Bekehnuig ist es Aaanias, ov^q svaeß^g xaza tov vofiovy iiia(ytvQOVfi8vog ^bsd miv- Ttm^ Twv ^Iwdulav (26, id), der sioii in Damestas aeiaer an- nimmt und ihm die Taufe ertfaeilt; bald darauf eilt er Mbut Meh Jerusalem und steht hier im vertraittosten Vefkehr mit den Bwei^ fen, bei denen sich der heohgeaohtete Batuabna- für ihn irvrbcnijft (By St» ß.)y drei weitere Reisen sind eken so viele Beweise tdetoes guten Binveraehaens mit der Urgemeilde^)^ aucOi auf der letstea «einer fkronunen Wanderungen zum NattanalhttiiigHium wird er meeb mr seiner Ankunft von dem gefeilten Phlüppus und «eben TOidi«- tern gastfrei gepflegt, von Agabus^ dem jarusalamitlsohen Pn^e«- ten^ gewarnt, (di, 8 ff. s^ a. 00 ^ von den Brodem in Jerusa^ km freudig empfangen (ti^ ±7 ff.> fiin gleich fireundlioher und ehfenvellor Bmpfling wird ihm (86 , i6) von Seiton dar romiaoheii Christen m\i Tbaü, ven welebsn der Verfaßter meifewtlrdfger Weise gar nichts Weiteres au beriehtan weiss ^ als da«« sie dem Paulus einige SthtftMien weit entgegenkamen. Von welcher AbsichtlichkeK aueh diese Darstelliing beherrscht ist^ neigt siAOtt die ViM'depp-

dea Pauliaern gesagt wurde , dass nicht ihre jüdischen Mitchristen, den Judenchristen, dass nicht ihre christlichen Vorfafareii nnd Landsleute den Heidenapostel verfolgt haben , dass diese Angriffe vielmehr nur von dem ungläubigen Theil der Juden, nur fon den gleichen Leuten und in der gleichen Weise gemacht worden seien , wie die auf die Urapostel. Damit war ja am Schlagendsten bewiesen, dass Heiden- «nd Jadenchristen zuBammeo Eine Parthei bilden, und am ungläubigen ludenthum ihren fSeaieinsiMaen Gegensati haben. Unser Verfasser verfährt in dieser Beziehung nicht anders, als heute noch B, die Freunde der evangelischen Union verfahren, w^n iie den Gegensatz von lutherisch und reformirt gegen den des Katholischen und Protestantisciien zurückstellen.

^) Hom. XXII, 3.

>} S. o. S. 306 f. 302 f.

die Apo»te]geschichte eine Tendenzschrift. 335

luMg der ,|6ni8j»laBilUok6A Misen (s. 01} , die «oiiisioriMbe IHn^, BieUnwQ dar Vorgioge e. 9^ 19 ff. und dM Schwelgte aber WtiM 9tiid deo ftBUaoheaiflcheii Aaftritt; Was jene Aeisea betrifft, se haben üvÄr sobjDn frOher geseben, wie wenig geeGhiolitlioben Gumd ^wei davoulmben^ und wie äe gandt nur daniMb ansteben , ehile allen iMetimmten Anlass den geeehiGbllicben Reiaen naebgebildet sem sein; haben wir nun ttberdiesa gefonden, welehes besondere InterMte gerade nnser Verfasaer bei einer aal<Aen NacMbildnng haben mm^ste, an kann ea kanm einem ZweiM unterliegen, dtaa dieselbe eben aar von ilun, nioht etwa von einer traditionellen Qaeile herrnhrt Dan Qlniohe gilt, nach deai «nüer BemerlEteii, vaa :der AhsAlilang des aeanten Kai^els. Die VerhinkHangen nber Titas endlicb nnd der Streit mit Petras, diese in der obriattiobeii Urzeit allbekannten Dinge, welche ihrer Nato r- nach In einer Apo- stelgesehiohte ebenipo wenig fehlen durften, als etwa das Mar- bnrgerReligionsgeapräoh in einer deatschen Reformationsgesohiohte, konneo gleichfalls nnr in einer bestimmten Absicht weggelasseli sein , unsere Schrift erweist sich auch hierin , wie in allem Uebri- gen, als entschiedene Tendenzschrift.

Diese ist non natttrUoh nioht; so zu verstehen, als ob die eieiebartigkeit der iNÜästinenaisehen und der panUnlsohen Stücke zar vMigen Gleichheit aller eini&elnen Ztige fortgienge. Bine se sidavische Gleichbildaog der beiden Darstellnngen wflrde selbst dann einem nicht ganz knnst- nnd geschmacklosen Schriftsteller kaum möglich sein, wenn es sich um eine durchaus Areie Dichtung handelte, noch viel undenkbarer ist sie^ wenn nicht firei dichtend auf leerem Boden, ein völlig neues Gebftude aufgeführt ^ sondern eine vorhandene Ueberlieferong benatzt ^ und auch bei der ein- greifendsten Umgestaltung doch immer noch , möglichst geschont wurde. In diesem Fall Ist es gar nicht anders zu erwarten, als dass der Bearbeiter Vieles stehen Hess, was nicht unmittelbar s^nem dogmatischen Zweck diente, dass er selbst Soldies, waii seinem eigenen Standpunkt widerspriüch , nicht immer au6met;2t(l, sondern sich häufig damit begnügte, ihm durch Aenderangen lin Kleinen die gefahrllGhen Spitzen abzubrechen, durch Zusammeii- Stellung mit Brs&fihlungea von entgegengesetzter V^ndena seine Wifkung zu neutralisiren. Von unserem Verfiasser werden wir aber auch noch später finden, dass er in diesem letzteren Fall M^ar. Wenn daher die paulinischen und die urapostolische;i Erzählungen neben dem Verwandten auch manches BigentbOmliohe darbieteui j e

336 Zweck der Apostelgesduchte ;

kMB die«8 keinem^ Binwnrf gegeü die Riditigkeit oud die Beweis- J^nift der eibigen ParelleJe begrOadeii, eondern die Frage kenn Immer aar die seiii, ob iu den Granda&agen des Bildes, das wir ven Paulos and dem PaaliDismas aaf der einen, vom iudenohri* etentham and seinen Aposteln aaf der andern Seite erhalten, eine Aehnliohlceit statUlndet, die ohne dnrehgreifende Aendenmg des gesobiehüichen Thatbestands nicht ain erreichen war. Dass D«n dieas wirUich^ der FaU sei, glanben Wie nicht blas in dem ge- genwärtigen Abschnitt sondern daroh .unsere ganze KritUc der apostolischen Geschichte geneigt, an haben. So lange diese nicht in ihren Haaptpankten widerlegt ist^ wird nach die Behauptong, dass die Apoßtelgesohiehte eine Tendeniesohrilt sei, in ihrem Recht bleiben. 0 .

>) Was kann es demnach gegen unsere Ansieht beweisen, wenn Lekebüsch (d. Comp. u. Entst. d. Apg. S. 25B ff.) in- breUapuriger Erörterung mit wohlfeiiem \Vitz ausführt, die Gleichheit der paulinischen und petrinischen Erzähiuqgen sei keine absolute, Petrus wirke durch seinen „wesenlosen Schatten," Paulus durch seine „materiellen Schürzen und Schweisstücher,* jener verrichte sein Strafwunder an Christen, dieser an einem jadischen Gopten, Petrus spreche zu Cornelius 10, ^ mir wenige Worte, Paulus halte in Lystra' 14, 15 eine lange Rede (von drei Versen), Petrus und Johtones theilen in Sa^arien Getauften, Paulus in Ephesus flössen Johacnesj ungern den Geist mit u. s. w.? Um solche untergeprdoete Ab- weichungen handelt es sich hier gar nicht, sondern ganz einfach darum, ob sich beide Theile im Wesentlichen gieichgestellt sijid, und ob diese Gleichstellung der wirklichen Geschichte entspricht, oder nicht. Dass sie sich im letztern Fall nur ans der von uns angenommenen Tendenz erklären lasse, gtebt anch Lek«bnsch wiederholt zu, was er aber beibringt, um die Geschichtlichkeit der vorliegenden Darstellung zu beweisen, ist so schwach, dass ich es kaum bedauern kann, seine Schrift zu einer Zeil erhalten zu haben , als das Manuscript zur zweiten Abtheilung der gegenwürtigen nicht mehr in meinen Händen war. Da wird geläugnet, dass c. 4, 15 dem Schatten des Petrus eine Heilkraft beigelegt werde (S. 257), wiewohl V. 16 steht i&eQctneifovto anarreg, und wiewohl die Darstellung der Apg. schlecht- bin, irrefahrend und verworren wflre, falls der Verfasser diese Worte nicht mit auf Y. 15 bezogen wissen wollte; da wird mit spöttischem Achselzucken bedauert, dass ▼on der Erweckung des Eutychus „nicht feststehe , ob sie wirklich eine Todtener- weckung sein soll" (S. 259), wiewohl L. selbst nachber (S. 381) zugiebt, der Yerfasser habe allerdings „ein Wunder erzählea •wollen ," da wird nicht blos die Anttreihnng des Wahrsagergeists in Phiüppi und der Vorfall mit der Otter, c. 28, d ff. natflrUcL erklärt, sondern auch das Erdbeben c. 16, 26 und seine Wirkung, ttofh die Hei)»ng des Fieberkranken c. 28, 8, soUwj statt eigentlicher Wunder, nur solche Gebetserhörungen sein, wie sie „zu allpn Zeiten stattgefunden haben und noch heute stattfinden ," wie sie anch „von einer gesunden Philosophie (!) voUkoia- men begriffen werden können." Zu c. 28, 9 macht L. gar die sinnreiche Bemer- kung, Lukas der Arzt möge wohl an diesen. Heilungeii auch meinen Antheil gehabt

die Apo«telgescbi«b4e leiae Teu4<;n7schnft. 337

WMm mmk iduter gefw9hnMk flaiikl, 4er V^rras^er Api»- «Icdcenobicki«! hpik^ nii «obier JEfctaif4 mir 4f«e gfitebichäU ho Dwr- aUdUqpg beab0ioktig(, tta4 cieia ilog«iftti9fheff SUndf^uakt odw 4kd Rflpkiiofc4 «nf k««liaint» Limr kake mr «tte AMiwiabl wd A«f- IMwif di»a goi^hJcbUkhMiiQ^ofi» mir eiueQiitikrf«Mrdiieto B»deo(iiiigf «Q Whisen wir iiie^w Ajisfcht Avrok««» widorspreeben. Dit Uml- #IMMkb# AQMhaffenhtk wsennr Iie4irlf« i«4 aw» ihr ni^ 30 er- Ui^en. ^U die ApimtelgfMehtebte eine KirehMg^fcWchte A^ «|iffltflto9h9ii KeiUUen» «ain, wie dk«» die MMMes immtr m^ HQn^km^ «tU der Verfnaaar in dtorae)k«i.alkNi da« «aMmwuudflUeü, WM ih9 <lb#r die 6e#obifihto d^ Afoatol und der aposteliaehep 43fiQieiDdeii befceniit war, eo bleibt adkea d«e gaois uiibegreili€h, du«» mii den A^flreten dea Pattfus die Urepeetel «iid die jeiMsto- Mltiiiehe i0(Naeinide »% volMg isarOoktreleO) und tiar neck dUi «e yiiei Panhw;. «n B^rfkkmi^ konmeA, erwAhii werde» ^ uMt minder a«liiUend «lad aber .%iieh die vielen LOeken in der 6f- .efQhWMe dee Panhis, dae SliHsehweigen aeeerer Schrift aber die ia<Ar«aU jener Leiden, die 4er Apeetel 3Ker. 11 erwftbnt, iker aeiM poeupgeaetaten Küapfe. mit jodaietiaohen (Gegaeni, Aber die iimereii Zieetönde der fianüniaehen Geaieiaden, 4lker die Qriqdiiiig 4er geJat^ciben Kirche», dber die afnbiecbe BAiae^ ftber de»^feit w«geo Tttae, ober 4(n aatieobeniafdieii Av^tritt, M>er die gmeee x;e^Iekte> ttber de» Aneg»ng der riaiisoken Ctaifange»8ebaA Vm dfif U^vpUeMndigkeit der finelle» ke»oen wir diese Bfaekffnmg Biekt herleite«, ek »nn der Terfkeaer jener Begleiter d»e PmIi» w»r, Atr den ihn die UekerliefervAg aasgiehl, eder «fc er ea niebt war. Denn im erater» F»U nuasto er ven dem 9 waa Penhiis be^ Mfll, Aoe iHgeaer Aneekaanug »»d peosöjdiokier Brkundigiuig iMttir wiKKlig y|^ mekr wiaaen, ala er na mittheBt, and «»ck rm der

haben (s. S. 380 ff.). Wir werden es uns erspjircn dürfen^ auf solche Auskünfte näher einzugehen, oder gegen L. (S. 273) noch einmal zu zeigen, was wir schon gegen Neander ausffihrlich gezeigt haben, dass Paulus die ßeschneidung auch für lo^eaehrHten abgeschüllt wissen wolh«, oderjiuf die sunjmarlsciien Fragen: „Mttnrni 6iMw depo nicbt auerAt Felrus und Joksones and nachher tue Apoald geiaiieBn D«Bomiae9 wQrden seiü?*' (S. 24^) H^'af**ivi sail fs unglaublich ^eia, d^s Petrus den Cornelius ohne vorgäo^ige fiesclmeidur^ io die <;l|r|8t|i(;lie Qemeipseheft aii%¥- nbmmW?*' (S. 350) li. dgl. hier zu antworten. Wen unsere frühere Kritik nicht überzeugt hat, den würde auch eine weitere Erörterung nicht überzeugen. Neue BefDerkungen .aber, iUe .auck eine fieue Eatgeniiting erforderten, babea wir bei L. niobjl ,gefi(i|d»¥-

22

338 Zweck der Apostelgeschichte;

0^j9Chiolite der Uri^eneinde und ihrer Apestel nillMt# w sellMit ohne alle aasdracklirheNftehfragewfthrend der dritthalb Jahre zu Cftaarea Manches g^ehOrt haben, was er uns verMhwiegea hat. Im andern Fall hatte er ohne Zweifel die panlinisohen Briefe j jedenfalln aber eine viel za ansgebUdete Ueberlieferong vor sich, am Aber die DiDge, welche er übergangen hat, nichts zn erfahren, and wo und wann er auch gescluriaben hat: wo er das sammeln konnte, w^ß er mittheilt, da mass er anch Gelegenheit gehabt haben, noch mehr zu vemeluien , wer von der fraheren Geschichte des Petrus so ausführlich zu erzühlen wusste, dessen Kunde hat gewiss nicht •beim Auftreten des Paulus mit einemmal aufgebort, wer alle Ver- handlungen zwischen Paulas und den Jerusaiemiten so g^enau kannte, dem war gewiss auch von den damaligen Zustftnden der Gemeinde zu Jerusalem, von dem antioohenischen Vorfall ^ von so : manchen anderen Dingen etwas nu Ohren gekommen. Abmr anser Verfasser veitath ja selbst an mehr als Einer Stelle (18, 23. 20, 25. 24, 17}, dass er mehr weiss, als er mitzutheileii fttr gut findet. Sollte er wohl das Uebergangene für minder wiohtig gehalten haben, als das, was er anftaimmt? ^) den berOhmten Streit mit Petrus für unwichtiger, al» das Zerwürfniss mit Bümabas wegen Markus? die Nichtbeschneidung des Titus für weniger bezeichnend, als die adigeblicfae Beschneidung des Timotheus? die zweite und dritte Wiederholung der Berichte über die Bekehrung des Panlus, die Be<en des 2dsten Kapiteis und den Brief des Lysiais an Festas, die breite AasftthiVchkelt der Brzfthlung von Cor- nelius, für noth wendiger, als einige Angaben über die galatiseheo und korinthischen Partheikftmpfe, den Zustand der Christengemeinde In der Weltstadt, die lange Wirksamkeit des Paulus in der Hauptstadt Achaia^st Diess ist nicht glaablich» Ebensowenig aber üreilioh) dass der Verfasser, wie Mey er (S. 5) und Andere wollen, Manches dess- halb übergieng, well er es bei dem Leser als schon bekannt vor- aussetzte; denn was war bekannter, als die Bekehrung des Paulos, und doch erzählt er sie dreimal, was dem l^eser des zehenteo Kapitels bekannter, als die Visionen, welche nichtsdestowenigar im elften mit aller Ausführlichkeit wiederholt werden? was wftre das überhaupt für ein Geschichtschreiber, der nicht etwa nur kürzer berührt^ oondern mit völligem Stillschweigen übergeht, was

') Der Gesichuptiiikt , aus dem Baumgar ten, an Tejrschiedeaen Stellen seines Gommentars, die Auswahl der Materien in unserem Buch zu rechtfertigen sucht.

die Apostelgeschichte eine Tendenzschrift. 339

dem Leser vielleicht schon bekannt ist? Nicht einmal dann wäre dieses Stillschweigen erklärlich, wenn der Verfasser noch einen TQltog loyog, eine Fortsetzung unseres Buchs, zu schreiben im Sinn hatte ^)', denn die Ereignisse, welche in den Bereich unserer Er^hlnngffülen, konnten in einer Fortsetzung jedenfalls nur zum kleinsten Theil nachgetragen, die Lücken unserer Darstellung konnten durch sie nicht ausgefällt werden ^} ; indessen werden wir später noch sehen, dass jene Vermuthung einer hinreichenden Be-^ grOndnng ermangelt.

Lässt ^sich tiber die gewöhnliche Ansicht von dem Zweck der Apostelgeschichte nicht einmal unter den hergebrachten Voraus- setzungen ui Betreff ihrer geschichtlichen Glaubwürdigkeit dnrch- fOhren, so verliert sie vollends allen Boden, wenn man sieht, wie viel Unhistorisches diese Schrift berichtet, und wie viel von diesem Unhistorisohen nur ans der Reflexion des Verfassers, nicht aus der absichtslosen Sage zu erklären ist Wenn unsere ganze Dar- stellung von Anfang an auf die Parallele zwischen Petrus und Paulus angelegt ist, und wenn diese Parallele hier nur durch die eingreifendste Umbildung Mer Geschichte, durch unhistorische Anslassungen , Zusätze und ^Veränderungen des überlieferten Stoffs erreicht wird; so liegt wohl am Tage, dass der Schriftsteller, von dem diese Darstellung herrührt, mit derselben noch etwas Anderes bezweckt, als die blosse Ueberliefernng der Geschichte.

Die gleichen Gründe stehen auch den Annahmen entgegen, die einen speciellern, aber doch immer einen wesentlich gpschicht- liehen Zweck unserer Schrift behaupten: dass der Verfasser nur das erzähle, was er selbst gesehen, oder von Augenzeugen ge- bort hatte ^), dass er eine Geschichte des Petrus und Paulus^) oder eine christliche Missionsgeschichte ^) , oder specieller eine Oeschiohte der Verbreitung des Christenthums von Jerusalem bis Rom®) geben wolle. Solche rein historische Motive können wir

^) Credner Einleitung I, 277 ff.

^ Es ist diess auch dicht Cr e du er's Meinung, nur der abgebrochene- Schlass der Apg. lässt ihn die Absicht einer Fortsetzung vermuthen.

3) Michaelis Eini. in's N. T. II, 1179 vgl. die Nachweisungen Credner's Einl. in'& N. T. I, 283.

*) Grotius in s, Commcntar, zur üeberschrift.

^) Ziegler in Gabler's neustem theol. Journal VII, 1, 125 ff. Eichhorn Einl. in*8 N. T. 11, 19. de Wette Einl. in^s N. T. 4 A. S. 221 u. A.

*) MeyerbDff Einl. in d.^ petrin. Schriften S. 5, Baum garten die Apo- stelgeschichte. Lekebusch d. Comp, und Entst. d. Apg. 199 ff. 364 ff.

22*

340 Zweck der Apostelgeschichte;

umA allen Buherigtii hei nnsarem VerteasAr QbeilMBjpt wiL6bt ver^ aaMeUen, and auch abgeseheii daveii ÜMwe »leh lUe BeMsteffeakttit der Apoatelgetfchichte aaa JKetner von dea nngeMaien Zwei^be- etimnaogon erklüren. Daes die weaigeleE von den EesfthlaageD dieser Schrift anf Ai^enzengenscbaft «araokftthren , i^am dai^egeiii Anderes, was einem Begleiter des Paulos bekaitti lein mümMj bier Obergangra wird, stebt fOr uns ausser ZweiM. Eine 41«^ sobiehte des Petriis ond Paaln« g|ebt unsere SeMft allerdings, aber diese Geschichte ist weder so treu, noch so voHsttodig, wie wirdiess erwarten sollten, und weder ihre LM^enbafligkeit^ noch ihre tfceUweise Ungeschiehtliobkelt Iftsst mA Mos aus der Ba- scbaffeiiheit der Quellen erkl&rea, die der Verfssser bentttist liat. Von einer allgemainen cbrlstUokon AUssionsgeschiolifte mflsslen wir Naohriohten Ober die Verbreitung des Christentbums in die OsHiehen LAnder, ttber die Stiftung der galatisohen und der römineheii Kirche 1), aber die TbAtigkdt des Paulos in Koriatb^ Ober dfe inneren Zustande der junigen Gemeinden erwarten, und auob speoielle, wie sie Meyer hoff nieht ohne eine Ahnung des! tigen voraussetsBt, dürfte die meisten von diesen Punkten nieht abergehen, während anderath<rils bcHe au den ausfibrliohen Be- richten aber den Process des StephannS) aber die Vertbeidigung»- reden des Paulus, aber seine Erlebnisse in der Gefangettsohnit, 2U den wiederholten Brz&Uungen von dar Belehrung des Pnuin und des Cornelius ^ kefaien unmittelbaren Grund hatten; woIUe man aber neben der extensiven und intensiven Verbreitung der Bmhe mit Meyer hoff auch noch ihre Besohrdnkung und inoere Gestal- tung in den Zweck unserer Schrift aufhiehmeu, so hiesse daa nnr, die Besonderheit ßenes Zwecks wieder aufgeben, und nu der unbestimmten Vorstellung einer urchristiichen Kirehengeschiakte surOcklenken. Die Hauptsache ist aber, dass sieh* die Brsebei- nungen^ die wir in dem Parallelismus der petriaisehen und paoli- nisohen Stacke, und in der ungeschichtlichen Begründung dieses Parallelismus aufgezeigt haben, aus dem Zweck einer apostolischen Missionsgeschichte nicht begreifen lassen.

Man glaubt nun gewohnlich, das Bigenthamliche, was aber einen rein historischen Zweck unserer Schrift hinausfahrt, ad

^) Denn dass unsere Scbrfft den Paulas als den eigentlichen Gründer der 4ctztem betrachtet (s. a.), könnte der, welcher diese Schrift für eine rein ge- schichtliche hält, natürlich nicht zugeben.

die ApoBtelgesefaicbte eine Teodenzschrift. 341

Ihellt ihrer fteetinttun^ fAr Theopliiiafl, thefto aiu dem mer- kaaateB PaoHnUniits ihres Verfaesers za erklftren. i) Der Bache iraeh IMllt «brigfeiMi beide« asaMminea, demt voh Theophiliie, deMen Feeeüdiehkeit nne im IJebrtgea ganz nabekaBDt hrt, nfmmrC man aB) er aei ein Heldenehrist geweaen^ die RAelraiefat auf Theophflna wttrde daher den VerAiaBer ebeaae, wie 6efn eigener PaaHniamna, baettaumt iMben, daajevige hervorzuheben, was fttr die hdden- cfarlstUehe Seite das meiste Interesse hatte , was den HeidenaposCel, die von ihm gestifteten Oeraelnden , sein Vei<haHen and seine Grand- sAtze betraf. Aber gerade heidenohristllehen Lesern gegentber halte er es wehl am Wenigsten nöthig, and dareh seinen Paall- i^sams kennte er am Wenigsten veranlasst werden, den Helden- iq^tei za jadaisiren, fOr Heidenehristen nnd Paniiner wären die inaem VeiiiftltDisse der paalinlschen Gemeinden gewiss nieht we- ni|fer lehrretoh gewesen, als die drei Gefiingenschalten des Petras, ehie Nachricht von den Kämpfen, die Panlas hier zn bestehen, vem den Gegnern and Irrthtlmem, die er za überwindett hatte, nicht weniger werthvoll, als ehie zweite nnd dritte Wiederholang der Brzfihlang von seiner Bekdirang, die BÜftangsgeseldohte rdn beideaehriallieher Gemeinden nieht aninteressanter, als die gleich- faradg wiederkehrenden Vorgänge in den gemischten, die Be- iiaaptang der heidenchristliehen Freiheiten in dem FaM des Titas nwfat nnwiohtfger, als ihre Anfopfsrang In dem des Tlmetheas« Deidtt nMNi sieh vnsere Behrlft vorzngswelse ftr HeidenehrlBten, vom paalinlsdien Slandpankt aus, geschrieben, so bleibt allea daa «Mrklärlleh, was daza dlent^ das ElgenthAmllehe diesee Stand« punkte 2NL verdecken , seinen Gegensatz gegen das Jndentham ab- zttstampfhn, den Heidenapestel za den Jadenaposteln nnd ihrer Pasthd in ein Verhältnlss za setzen , d^ seinen eigenen Aaasagen wideratieitet. Uebeihaapt aber setzt die Freiheit ihrer Gesehiohts- behandlang, wodurch aach die Parallele zwisolicn Petras aa^ Panlas. allein möglich warde, voraas, dass dogmatische Gesichts- pankte in Ihr nicht blos nebenher spielen, dass ihre Darstellnng durch den Standpunkt des Verliaasers and die Beaohaffenhelt der Leser nieht bles madiieirt, sondern wesentlich dadarch heatimBift ist, dass es sieh hier aftcht blos um eine Gesehichtserzähfang mit dogmatischem Hinter^rond' handelt, sondern um eine fireie Be- nOt^ong und Uaibildung der Geschichte^ lür dogmatische Zwecke.

>) M. Tgl. 01s hausen Comm. Einl. S. 542. Meyer Erkl d. Apg. S. a. Credner Einl. I, 260.

342 Zweck der Apostelgetchichte ;

Dieser Oeeichtopunkt inaw aber allerdiof 0 vollfltiacliger dnroli- geführt, and jene Zwecke mflssen genaaer and riehtiger bestinmt werden y als diess von den filteren Bearbeitern anaerer Schrift ge- schehen Ist Sagt man z. B«, anaere Schrift solle die GötaichkeiC des Christenthams ans seiner wanderbaren Aasbreitang beweisen ^), so ist das im Grande das Gleiche , wie wdhn man me als eine Missionsgeschichte des apostolischen Zeitalters anffasst, ihre eig^n- thflmliche Beschaffenheit ist mit der ehien Annahme so wenig er- klärt, als mit der andern. Sacht man ihren Zweck in der Recht- fertigang des paalinischen Universalismas^), so Hess sich dagegen nicht ohne Grond sagen : ^3 es siebe doch Manches in dem ^ache, was diesem Zweck nicht diene, wie die Schilderang der jemsa- lemitischen Gemeinde, die Erzählangen von Ananias and Sapphira, von Stephanns, von der Hinrichtang des Jakobas, von der Gefan- genschaft des Petras, dem Magier Simon, der Gefangenschaft des Paalns, and werden wir aach allerdings finden, dass selbst von. diesen Dingen die meisten ndt dem paalinischen Interesse zosam« menhfingen, so ist es doch theils nicht anmittelbar der paolinisohe Universalismns , auf d^n sie^sich beziehen, theils ist jener Zusam- menhang tiberhaapt nar dann wahrscheinlich, wenn man anserem Verfasser eine angleich freiere Behandiang des geschichtlif^en StoffiB zntraat, als die Urheber der Ansicht, von der wir reden. Was aber dieser Ansicht in ihrer ültem Fassang am Meisten in den Weg tritt, ist der Umstand, dass weder die GMchfOrmigkeit in den> Schicksalen des Paulas und der Urapostel , noch die tiieil- weise Aufopferung * des reinen Paulinismus von hier aus zu er- klären ist; auch der paulinisohe Universalismus erleidet ja in un- serer Schrift durch das Apesteldekret, durch die Beschneidung des Timotheus, durch die Gesetzlichkeit des Paulos , durch seine Grund- sätze aber die Berechtigong der Heidenmission sehr wesentliche Beschränkungen.

') Eckermann Erkl. aller dunkeln Stellen des N. T. 11, 165. Hänlein Einl. III, 165. Aehnliche Bestimmungen Aelterer, die aber nicht dazu angewandt wur- den, die schriftstellerische Eigenthümlichkeit der Apostelgeschichte zu erklftreo, eiaes Chrysostomus , Luther, Planus u. A. s. bei Credner Einl. I, 271 f. 269.

3) Paulus de consüiOy quo scriptor in acHs apost. cancinnandis liMCtus ff§ceritf Jen. 1794, abgedruckt in den capita »dectiora itUroductiotUs in N. T. 283 ff. DieRelbe Dissertation ist es ohne Zweifel, die von Aelteren und Neueren uuier Griesbach's Namen, aber gleich an Titel, Dmckort, Jahrszahl und Inhalt, apiefahrt wird.

») Eichhorn Einl. II, 23 ff. Kuinöl Comment. ProU. XVI.

ihre Beziehimg auf die Partheien in der Kirche. 343

. Ifoeft vreoiger kdnnen wir deuen beistimme ^ wefohe fOr die Hauptäieile, oder gar fftr die einzelnen BrzAlilBagen anserer Schrift- versehiedene Zwecke vomuesetzen 0? denn die gegenseitige Be**. Ziehung dieser Theile auf dnander, die GleieliinäefligMt ihrer Aasfoliruttg, die Einheit der Darstellung, w;elohe unsere Untersoi- ohiing in der Apostelgeschichte theils schon aofgeseigt hut^ öi^ls noob ferner anfsseigen wird, ist mit dieser Annahme unvereinbar« Unfl»re Aufgabe wird vielmehr eben die seil», den Gedanken m finden ; aas dem unser Buch als Ganzes sieh erklArt, den ZWeok aufouzeigen , durch welchen die Auswahl nnd Anordnang des ge-< schiohtliehen Stoffs , die vielfache Abweichung unserer Danstelhing: von der beglaubigten oder wahrscheinlichen Geschichte, das Ver^ h&ltaiss ihrer Thefle besthamt ist Dass sich der gesamrate Inlüaiit nnsers Buehs aus dies^ Zweckbestimmung erklären buwe, ist Allerdings nicht za erwarten, da ihren Berichten jedenfaltö ge^ sehichtlidie UeberUeferungen und Sagen zu Grunde liegen ; a^ber; die eigenthamliiDhe Verarbeitung dieses Gegebenen daraus zu cr^. klllren, werden wir hoffen dtirfen, nachdem sich auch in unseren' biaherigen Untersuchungen gezeigt hat, wie viel von den vorlie^ genden Brzähiungen auf Rechnung des Verfassers kommt, und vrie wMig die Auslassungen, Zusätze und Veränderungen^ wo« dnreh die Parallele zwischen Paulus und den Uraposteln bedingt ist, das Werk der Geschichte, oder aach nur der Sage, sein können.

2. Die Beziehung der Apöstelgeschicfct« ismf die Par- theien in der ältesten Kirche.

Fragen wir nun vorerst im Allgemeinen nach dem Ort, wq> wir den Schwerpunkt unserer Schrift zu suchen haben ^ so lässt uns die Apostelgeschichte selbst keinen Augenblick hierüber im Zweifel, Eine Schrift aus der nachapostolischen Zeit, welche die,

*) Michaelis Einl. in's N. T. 11, 1178: der erste Theil wolle die Ausgies- sang des h. Geistes und die Wander erzählen , die zur Beglaubigung der christlicheir Religion dienen^ der zweite sei eine Bestätigung des (iDiversalismüs. Gfrörer d. heil, ^ge I, 9S3 ff.: die Erzählungen des ersten Theils haben (fie judaistische Ten-* denz, die Urapostel zu verheFrlichen (vgl. besonders S. 417), der zweit^ sei eior; fache, nur stellenweise sagenhaft gefärbte Geschichtserzählung. Schrader im 5ten Band seines „Apostel Paulus ,** der in seinen Anmerkungen über die einzelnen Er< Zählungsstücke die verschiedenartigsten und widersprechendsten Zwecke zusammen- bringt.

344 Zweck der Apbstelgeichiclil«}

•MoMh«» «vr XfmM mit d«f etttsoMedensteil AbiMitiictMl aas dtn Geatehtayiinkt «tear FaraUelo Mwitoheii Patda« ti»d 4nm Ur« apoitdii bahsiiäelt, ani ilie histifiiiolio Trene ta wMitigreK <^tai TeodoBs adfoi^idrt, «iite «tiehe Schrift kann ibran Swaak lur In ailiar bestioiitttdB Wirkaof avf diejenifan ibabea, wckUe dati i^aalod and dia Uratiofltel sioli iiieht ebamo glatrh» slaüleB, aai aut dteser Ba^gOHetaiang dar baUarial Af^uU/b Mob eiaa aMfagangaftatzia Auffaaavag da« CbriBteatbiHM varbMi^lMy «af dM noeh im ftam^a begriffeata Paitfaeiafl dar PaiAlnar iifld der pairiDiaclMto Judalitaii. Diaian Kwaok «albit kdaata aiaa Ron mabr faiadaHeh adar «Mir aaebMcb i^aritahest waa dnsar Varflaaaer woat Gelteng bHagea mtHI^ konnfa ditwedar dae beBtlmaita Vmr^ iriieliBag voa dem yeiaAbliotaeii Cbaraktar aad dar geaehicbtlMien fiedeotwig der Apeetei, oder abie iiestimmto Anffassaiig der afia- 8laijscbi*n Labre, des Cbristeathums, seia.. In der Thal jedWb vr«rde man dnit einer sekheii Tretmong beider Clesiefcispaakta daa gaazeA Charakter jaa^ «rchrialUab^a nbid jedes raligiosea Parthd^ taHBpii verkettsen. Oena wie hier aiaersells die Frage Ober di^ AnillMfUBg das CbristeathanM von Aw Ober die Bedeafaiif diaaar basUmmten Personea aieht SibzalOsea ist, wie dam Jttdaittea die Haobstellaag eiaas Petra« und Jafcabus, die Odringsoiifttaiiag oder FeMsohaft gegett Paalus na40tiiali oad BethwaBdi|f m^mt, 4mi gamissigteran Pairiiamr im Glelcfaslelloiig dea Heideaafosteii mit den Jadenaposteln , dem extremen die gnostische Verwerfung der letatep: 30 w#r,a|ich aaf der andern Seite der Streit nn die Personen nicht getrennt von 4em Aber dia Sache, es kam Niemaad in den Sinn, im rein historischen Interesse über die Vorzüge des Pi&tilas oder Petrus^ verhandeln, 'sondern vret den Paolos pries, der pries ihn eben desshalb, wotl er in ihm seinen Apostel, im paOlin!schien Christenthom sein eigenes wiederfand , wer ihtti den Petras oder den Jakobtks vorzog oder entgegenstellte, der stellte aoch das Judenchrlstenthnm ttber den Paullnismas oder ihm entge- gen. Wenn es sieb, am Petras handelte, so handelte es sich aneh am den Petrinismas, wenn am Paalas, aaob am den Paoliaismas; dieas beweisen alle Urknndea jenes Streits, voa dea paaUniaoh« BritfeB bis »a den Ciementinea ond dem eweiiea Brief PetH, diess bewefsen die Sbgen von der romischen Wiitoamkeit des Petras, diess beweist das Verhalten eines Hegesipp, Papias, Jastin gegen den Heidenapostel, eines Marcion and anderer Gnostiker gegen die Jadenapostel. Aach onser Bach ist daher nicht blos eise

ihre Beziehung auf 4\e PaHhHen In der Kirche. 345

hiBlMiietofMiHri, ««MH sMit blös-elBe kisforl^efae Teodeiizi^slirilt,' sondern es ütellt slob iiiitf«ii in die Pertbeigfegensätze der iirchrlet-> liehen Zeit, nnd es will niobt niir auf die Verstellattg aber' FabIos and die Ur^iostel, sondehi mittelst dieser Versteffttii^ Bof dfo fiMellmg der PartbOen sellNit beeHmuteitd einwirken, in wef-' dier Blcbtnng, bsben wir sefert in mf^suoben.

Eine Derstellimg, wie die der Ap#9teigescliiehte, konnfe im >\B^metiieD einen drelftieben Zireok beben: wenn bier Psnlns ond die Ureposlel iendenzmftssig perel]eii(»ir|i werden, so kdnnte diese Mtweder im pelrinisobea, oder im paofinisoben , oder in einem' geoebwobaftlicben Interesse geschehen; d. b., es bsndelt sich ei}t- weder um die Brnpf^bhing der Judena|iester und des JNidenchri^ sIsnUiomB bei den Panli^ern , oder vm eine BmpMdnng 4teti Panlne nnd <les Paaiinislnus bei den Jadaisfen, oder endlich um dfcf Ans- giekfbmig 4e» ganaKon €egensat2es in einem Dritten , Gemebtsamen.' V^oif diesen IMk^licbbeiten fallt Jedoch die ente sogleich darcb die* Demeilmng^ dass der Terfasser unserer Bein'ift ^Ibnftar ein PM- iiner ist, dasn In dieser Darsteflung das Interesse fttr Paulus und das paaliiisebe CMstentbnm «berwiegt B. Bauer fteüicb ist der' Meinung, weit entfernt, da« Judenthum zu bekämpfen, habe es' die AiNwteigeseMeite ineerbalb det Qemeinde erst leur Berrsohaft gebnMht, und im Interesse dieses Judentbums sei die Oescbidttc ded FmIos vom ihr verf&lsebt worden^). Dadr aber «ugMeb eiklftrt, dasB er unter dem JudenOnim nicht das gescbichttiche Jodenthsm oder die Jedenofaristentbum, sobderü* den Oon^rorvIKI^-^ mm- und ifle Coetrereveietion Oberhaupt venitebe , da er frebauptet) itt der SSeit^ als die ApestelgesoMcbte g€RM;bi1ebeii wurde, babe

weder ran Paidinem, noch von Judenchristen des GeKngeftf' gewnsst^ es babe ger nie JhidoMiirlstee gegeben, di« aie' PeUnlemuB AnstOBS geoemmen hätten, da er mit Einem i¥M^ neheer iJntersuebmi| allen gesobicbtirebfen Böden entzieht, dnd die Fürd^irnng einer geeobfcbtlioben BewidsfOhrung gar nicbl M itenneu aebeint, se werden mir uns eine weitere Wide«*legung seiner Sätze emparen «Irfep'^}. Helteb wir ttwi «e das geMMsMüeb Begebctoe, imd zunächse an unsere Bcbflill aelist^ lio kennen wfr' ttber den wesentlibh pauiinlscfaen Charakter thme TerAnsem lAiMf

') Die Apostelgeschichte S. 122.

^) Äine eillg^hc!l4cfe Störung dersellwn findet sich in der/TheoI. iahrh. 1852.' m ff.

346 Zweck der Apostelgetchiehte;

im ZwltA Beim, Um 4am gleich AdBettfObrenden nioiit vmrzngrtl^eiay mug hier aar an die Stellang der arapostolischeii und panliniBeheii StOclce eriBBort werden. Jene nehmen nnr die erste, bJelBere Hälfte dBB Ganzen ein; mit dem AnflreteD des Psnlas veracliwiiidet Petras samipt seinen Genossen vom Sehanpiatz der apostolischen Wirksamkeit, und nnr zweimal, l»eim ApostelconcU und bei der letzten Beise des Panlns nach Jernsalem , kommen sie wieder zan Vorschein^ dort, um dem Paulas and seinen Gemeinden üuren r^i- giOsen Freibrief aaszastellen, hier; am ihn bei sieh za empfangeo. Das selbständige Interesse an ihnen ist mit dem Eintritt des Panius in sein Amt za finde, ttber ihre "Wirksamkeit von diesem Zeitpunkt an wird nicht das Geringste beriditet» Wie 'wäre das möglich, wenn es dem Verfasser arspranglich am de and ihre Bmpfehlong zu than wftre? Mfisste da nicht gerade von dem Theii ihrer Thfttigkoit, welcher der paolinischen gleichzeitig war, am Bf eisten erzählt, mtisste nicht gezeigt werden, dass sie hinter dem Hei- denapostel mit seinen glänzenden Erfolgen am nichts zorttokstehen, müsste nicht der Schlosseffekt des Ganzen statt des Paalas viel- mehr aaf Petras concentrirt sein? Diese Möglichkeit werden wir daher gänzlich bei Seite lassen dürfen.^ /

Ungleich gewichtigere GrOnde kann die Ansicht fttr sieh an- führen, dass der zweite der obigen Fälle stattfinde, dass onsere Schrift eine Empfehlang, oder genaaer eine Vertheidigang des Apostels Paulas and des Paaiinismos sein wolle. Hiefttr spricht vor Allem der ebenbtaerkte Umstand, dass sich ihre Wirkung ganz sichtbar in Paalas and seiner Wirksamkeit zosammenfasst, dass die Palästinenser ihm zur Unterlage dienen , nicht er den Palästi- nensern. Geben wir sodann aufs Einzelne dn, und fassen wir wieder zuerst die apostolischen Wunder in's Auge, so^ hat es schon zum Voraus alle Wahrscheinlichkeit für dch , dass die apostolische Wundersage vorhehrschend der judaistischen , nicht der paulinisobeD Seite angehört. Wie die Jaden Jesus um Wunderzeiohen gequftlt iiatien, so betrachteten sie auch als Christmi das Wunder als ein wesentliches Merkmal der ApostelwOrde^ und' Paulus selbst giebt uns zu verstehen, wie ihm von dieser Seite her der Mangel jenes^ Merkmals vorgerOckt wurde: ^lovdaloc atjpiela ahovaiv, iqfi^ig dk xriQvaaofiBv Xqvotov iatavQtofihov (1 Kor. 1, 22). Aof jüdischer Seite die Zeichenforderung, auf paulinischer die Lehre von der Versöhnung. Nur seine judaistischen Gegner shid es da- her, gegen die er sich auf seine Wunder beruft^ weil sie sich

ihre Beziehung auf die Partheien in der Kirche, 347

einoB Apostel ohne' Wonder oioht zu denken ^iwssten ^). wiseea wir ja auch von der berabrntesten unter den Thaten des Petras, von der Besiegong des Magiers Simon, dass sie nnabbängig von unserer Scbrift Jn der petrinisohen Sage gefeiert wurde, wogegen £ess von den Kämpfen eines Paulus mit Blymas nnd den ephesi- nischen Gopten nicbt bekannt ist Ebenso hat der anklare BerieM Qber die Jobannesjanger ganss das Anseben einer absidbtliehen, pragmatischen Fiktion , welche der Erzfthlnng von der Wirksamkeit des Petras in Samaria naehgebildet^ nur dnrob den Wanseh ver- anlasst sein kann,' den Paulas in nichts hiater seinem Vorginger zorQcksteben zu lassen. Die lystrensisebe Lahmenbeilung o. 14, 8 ff., deren auffallende Aehnliohkeit mit* der petrinisehen c. B, 1 ff . wir froher bemerkt haben, zeigt schon durch ihre Kurze und dnreh das Fehlen laller eigenthOmlichen Zügey dass sie nicht Ori- ginal, sondern Nachbildang ist. Vergleichen wir endlich die beiden Todtenerweckungen G.^9, 36 ff. und e. 20^ 9 ff., so trftgt zwar die erste derselben noch bestimmtere Sparen eines völlig unhisto- risehen Ursprungs, als die zweite, aber sie hat ihr Vprbild (s, e.) nicht an dieser, sondern an den Todtenerweckungen der alttesta- mentliciien und evangelischen Geschichte, und zwar nach der Fassang des petrinischen Markus-Evangeliums, wogegen die an- dere zwar einen gesohichUichen Anlass zu haben scheint, aber den Charakter einer wirklichen Todtenerweckung gleichfalla nur durch Binmischung von Zttgen erhält, die auf jene Quellen znrOck» weisen, im Uebrigen zu der Erzählung des JMn Kapit^ rieh ähnlich verhält, wie die lystrensisebe Lahmenbeilung eu der jeru- salemitisohen. Lässt sich nach alleip diesem kaum besweifeln, dais' die paulinischen Wunder unserer Schrift den petrinisohen ange- passt sind, nicht umgekehrt, dass daher der Zweck der hier vor- liegenden Parallele nicht der ist, d^ Petrus dem Paulus, sondern der umgekehrte, den Paulus dem Petrus gleichzustellen, se gilt; das Gegenthell von den Leiden imd Verfolgungen, welche die beiden Thdlle betreffen. Es ist bereits gezeigt worden, dass hier die Gleichheit der beiderseitigen Erfahrungen nur durch eine auf-, fallende Verminderung der paulinischen und eine «ngesohiohtliohe Verdoppelung urapostolischer Missgesohicke gewonnen wurde Nun könnte es IVeilich scheinen, diese Aenderung sei nicht im Interesse

*) 2 Kor. 12, 11: ovS^iV vtrre^tjaa rwy vneqXiav anwnoliov* ra fitv otjjutta

948 Zweck def Apostelgeschichte;

dM Paulos vorgenommeii, da vielm^ir da« Leiden um GbristI wües, die fiaQTVQlcCy aaf ohristliehem StaDdponkt nur als etwas Rthm- liehes aageselieii werden konnte, so werde dadarch dem Heiden«- apostel ein TlieH seines Böhmes entzogen and aof die Jodenapeslel übergetragen. So onlftogbar aber jene Ansicht ron Leiden nnä Terfeigongen aaoh ist, ond so sehr sie gerade den^ ebjoniÜfMdien Standponkt entsprieht (man vgl. «. B. Lac. i, 80 ff.)» ^^ Hansen deeli die Widerwftrtigkeiten, mit denen ein Paolos 20 kftmpfbn hatte, aooh noch eine andere, dem Bbraismos gleiehfalls oiebl twü liegende^ Aoslegong zat die Saehe, weleher tHwrall wider- sprochen worde, könne nicht die' Saehe Gottes, ein Mann, welcher sieh der gottlfehen Helfe so wenig erfjreoen hatte, kitnue oiehl der wahre Gesandte des Messias sein. Dass schon Paolos selbst mit diesem Anstess zo kftmpfen battO; erhellt aos mehreren Steüep in seinen Briefen. Weiln er den GalaCern nachrOhmt, dass sie den nsifacfidg in seinem FMsebe nicht verachtet ond nicht verspottet haben (GnL 4, 14), se Hegt der Sehloss nahe, Andere werden dieas gethan haben; wenn er seine Schwäche ond Sohmach des glAiizenden Zostftnden der Kerinthier entgegenstHIt (1 Ker. 4, 9 HL), so weist ons schon das Ironische seiner Aosdrfleke aof die Selbst- ttberbebong hin, mit der Manehe aof seine atfdiveta herabanhen; wenn er % Kor. 4, 7 ff. aosiffhrt, inwiefern sieh aocb seine Lei- den mit seinem apostolischen Berofa vertraget, so mag es niebt OberiOsBig gewesen sein, Vororthetle gegen dieselben zo bekäm- pfen; wenfr er wiederholt (2 Kor. 11, 3a 42^ 5. t) versiehert, er wolle siiA seinor Sebwacbheit rthmen, so scheint iNess nlcbt blea gegen solche gesagt so sein, die sieh selbst ihrer vemeint- lldien SIMce rohmten^ sondern ebenso aoeh gegen diejenigen, welehe ihn om seiner Sdiwaebheit willen gerlag sohfltzten; ond so mnss er ja aoeh die Kerhithier (2 Ker. 13,3) aosdrOeklieli daraaf »tfllmerksam machen, dass trotz seiner SehwacfarbeH Christas mieh^ in ihm sei DIess AHes weist daraaf hin , dtfss nicht allein dis anseheinettde^Mathlosigkeit seines personlichen Aoflretene, sonden aoeh seine Leiden scAbst als Orond gegen ffin gelMraooht wonlea, dass die naqovüia tov aw/ticetog aa9iv^g (2 Kor. iO, 10), die man ibm vorroekto, aoeh aof eben jenen ftosasrtich gedt^ekten anstand gebt. Aoob unsere Darsteilong seheint fthnUche BinwOrft im Aoge zo haben. Denn wenn die aoffallende Aendemng des gescUchtllchea Thatbestandes in ibr nur aos der Absicht eiklftrt werden kann, die Manner der Urgemeinde dem Paolos an Leidea

ihre Beziebuni^ auf die Partbeien in der Kirche. 349

und Verfolf auf eD gleiehznstelleD , dtosM selbst aber <Qitwddsr str Vertbci^igiui^ dss HeidensposMs sdsr »ur Verbenrlishug 'i*' Ja<lf»i«|>ostal jfssohobeii seia Jröoiite, so ist das «iMtwre Msiv b«i imserem paiiltiiisctlieii Verlssser zun Vsraos anavAataaeni eben 4la|iiii wvaist aber auch dar Umstand, dass dar Tad das Ppohm^ m btikapiit «r naob o. 20, ^6, 08 den Verfasser aiieh war, daüi niolit mebr erwfthnt wird; gnm eatscheidend ist sadlieh ete 2«y, den wir sehen Mher naobgewitsen liaben: wenn van Paulas keine ein^e WiderwAitigkait er«Wilt wird, die niebt «ii seiaar Vari- Jienriiobani^ anssehlUge , and wenn hiebei wenigstem in Bineai J'aU^ k^ der Befk^einng an« dem Kerlier in PUOippiv aion «ffenbrnre NaobbiUnng jpstrinissber ErzAblongen verliegt i ne.kana gar kein Zwetfnl darüber stattfinden, dass es mit nnsamv /SehUderang nielit anf die Vsrhenrttebnng der Urspestel abgeseben ist, sendern aof din BrnfiMaUig und Vartheidigang des Paulas«

Neob deatiiotaer erbellt diess bei. einigen wetteren ZQges^ ^ namientliob in Betreff der f soliniseh^ Reden. V^eno diese Bedan zom grAc»eren Theile der Vertbeidigiing des Apestels anmttteiftknr gewidmet sind , wenn aaoh in den Lehrvorirägaa das eigentbMüMi PaMÜfiisobe gegen das Allgemeine des jfldiscben Maietheismns and dbs jQdiseh-^risUioben Messiasghiabens gAnzUcb narflektiiitt, wa^pi der panlinisohe Universalismos and die vereina^elten Srinnerongem an /die panlinisohe BeohtfertijKongslelire Im llfnnd etaes Petros «nd Jafcebos nngleiah bünüger and starker bervertraten, als in dam des grossen Heidenapestels selbst^ oad wenn der VerAissar hiabsi dar wirkttehen Gesehiehte weder gefolgt ist, «eek^u fbl^en meinen konnte, so liegt wobl am Tage, daas es ibm liiei einer soiokan Danstellung der paalinisoheai Lehre nnr darum «a thun war, diese liehfe solobe» annehmbar zu machen ,' denen ar sie dusch kefaie andere Auktoritftt besser aaipfeUen an können glajiMe,,:als, 4nrab die der Judenapo^tel , denen er aber auch in dieser ]?emi nieiit den ganzen und reinen*, sondern iMir ein«i verstümmelten und Aosserliohen P^ulinismus veraulegen ffk: gut fand, dass seine illw- Stellung, mit «inem Wert, dnreh die «pelogetisnhe Ii4H>k$iaht enf ^aisUsebe Antipauliner bestimmt ist» Hiemi^ käaigt j^nsiMne«, dass auch von den Erfolgen der paulinisoben Heidenpredigt nichts mit solchem Naohdruek berichtet wird, wie die Verdrängung den Pelytheismas dureh den Mon^eismus; wie der heidntst^en Zu- hörerschaft in Lystra (14, 14 ff.) nichts Anderes gepredigt wird, als die Bekehrung von den GOtzen zum wahren 6ott| wie es In

/

350 Zweck def Apostelgeschichte ;

Atfi6tt di« EntrOstong Ober den Götzendienst ist, welche iedt Pau- Oberhaupt den Mond öffnet (17, 16), so fasst sieh auch das Brgdkiiss seiner kleinasiatisohen Wirksamkeit bedenfungsvoli in einer Seene zasammen , die den schlagendsten Beweis dafor liefert, welofaen Abbrach Paulas, der von den jndenchristlichen Eiferern düi Abfalls zam Heidentham besohaldigte Apostel ^), dem P0I7- thelsmus gethan hat. Wie sich aas dem gleichen . Interesse die nngeschlehfliche Sebilderung des Heidenapostels als eines gesetzes- firemmen Jaden erklärt , brauQhen wir kaam anzudeaten. Nicht anders werden wir aber aach Ober den tief eingreifenden Zag nrtheilen können, dass Paolos nach dem aosnalimslosen'iPragma* * tismos onserer 8ohrift nor gezwongen der Heidenprodigt sich za- wendety das Prinoip der Heidenbekehrong dagegen zuerst dem Petras geoflTenbart ond dorch ihn zor thatsftchlichen Anerkennong gebraeht wird, dass hier Petras zam eigentlichen Heidenapostel gemaeht ist; Zwar wollen Mehrere diese Darstdlang vi^mehr aas dem antipaalinischen Interesse erklftren, die Ehre der Heiden- bekehrong aof Petras zo Obertragen, ond den* Paolos in dieser •Beziehong von ihm ond den^Uraposteln abhängig ersohehien zv lassen. Ist diese aber bei onserem sonst so paoünisdi denkenden Verfasser zom Voraus onglaoblich, so waren aoch die Leser, fOr die er schrieb, wohl schwerlich von der Art, dass in ihren Ao- gen die paolinische Heidenpredigt etwas Ehrendes , ond nicht vieU mehr ein der Entseholdigong bedOrftiges Wagniss gewesen wäre. 8 ehr ad er meint, die Brzfthlong von der Bekehrong des Coraelfau sei auf Heidenehristen berechnet, denen der Jodenapostel Petras empfohlen werden solle. Aber sie selbst Iftsst nach Schneeken- b ärgerte richtiger Bemerkong eine ganz andere Absicht als ihren letzten Zweck hervortreten, wenn sie ihr Endergebniss 0. 11, 18 in dem anerkennenden Aosrof der jerosalemitisohen Jadenchristen zusammenfasst: ccQaye xai rolg edveacv 6 Stog Tfjv fiecavoirov edwxev eig ^o)^v. DOrfen wir mit Recht voraossetzen , dass die Whrkungy in der eine Brzftlilung abschliesst, auch ihr letzter Zweck eel, so liaben wir in diesen Worten die deutliche Erklärung, dass es bei ihr eben nur daraof abgesehen ist, den Chrundsatz der

I) Vgl. B.aar Paulus S. 218 ff. und was wir oben^ aus Anlass der Smoof' sage, bemerkt baben.

*) Scbrader Paulus V, 535 (wogegen Scbneckenburger S. 177). Gfrö- ter d. Iieil. Sage I, 417. B. Bauer d. Apostelgesch. 50 f.

ihre Beziehung auf die Purtheien in der Kirche. »351

HeidenniMioii zur AMerkmokung za. bringen, dMs sie miüiitt eine Apologie des panlinioelien Uidveroalimnas gegen jodenchristliche Engherzigkeit sein wiil. Nur luefor waren die inelnandergreifen- den Visionen, Beweise des ausdrflcicliehsten göttlichen Befehls, noth- wendig; nar dazn dient die wiederholte aasfohrliehe B6rielif- eratattiing über diese Visionen, nur für diesen Zweek wird der Ver- gang mit Cornelins o. 16, 7 IT. benOtzt Es handelt sich hier darohans nicht um das Verdienst des Petras, sondern am die Zjd- . IftBsigkeit der HeideabekehroBg, nicht am eine Person, sondern am einen Grandsatz. Noch weniger Iflsst sich diese Tendenz in den nnwahrsoheinliehen Angaben nber das Verfahren des Paolos ge- gen Joden ond Heiden, in der ongesohicbtHchen Motivirong seiner Wirksamkeit onter den Heiden 0, verkennea Welchen andern Zweek hfltte denn diese Darstellong, als den, die dem Jadaismos anatOssige Seite in der ThMgkeit des Apostels zo verdeoken, seine Heidenmission nicht als das Werk Areier Wahl, sondern als Sache 4er Nothwendigkeit, als herbeigeführt dorch den Unglaoben der Jaden, dorch den bestimmtesten Aoftrag Jeso, doroh die aogen- scheiolichsten göttlichen FOhrongen, erscheinen za lassen, ond sie ehendamit zo rechtfertigen? Wie trefflich aoch die Brzttlongen von den Visionen des Paolos aof der einen, des Petros ond seiner Genossen aof der andern Seite dem apologetischen Zweck dienen, die Apostel würde des Paolos zo vertheidigen, wie nachdrflcUioh onser Verfasser eben desshalb hervorhebt, dass er von Jesos per- sönlich berofen worde, ond dass aoch er von Selbsterfshrenem zenge, braochen wir nach allem früher BrOrterten nicht weiter aoszoführen, ond ebenso ist aogenscheinlich , welches günstige Licht sein fireondliches Verhältniss zor Urgemeinde in den Aogen von Jodenchristen aof den Heidenapostel werfen mosste. Wenn endlich die Urgemeinde c. 15 den von Paolos ond Bamabas gewonnenen Heidenchristen einen förmlichen Frdbrief aasstellt, so scheint sich aoch diess in den voraosgesetzten apologetischen Zweck onseres Bochs aof s Schönste einzofügen. '

Indessen findet sich doch mehr als Ein< Zog, der ans verbiet tet, bei dieser Zweckbestimmong stehen zo bleiben. Wir haben fMlher schoh nachgewiesen, dass der Paolos onserer Schrift nicht der geschichtliche Paolos, der Standponkt, den er in Lehre ond Handlongswelse vertritt, nicht der reine onverfälsohte Pao-

') C. 9, 29 f. 22, 17 ff. 13, 2. 46 u. s. w. S. o. S. 208 f. 309 ff.

352 Zweck der WicpottelgMchiclKe ;

Jilisqiiifl ist, dM« si# itott Hold^o 4mi MiitelpiiDlEt aeiMt gta- JPMI DesfcNHi Dn4 Kilapfea», dl« Aüfhokiiif 4e» GeMlzas direk's Bvmigeliwi», iij#t aU0i« ventohweigm, «MidMPii 4«rekwa^ oit W^ niid TlfmX Torlftogjia«, 4ie Gmodlebreii «eioor Dognntik i»ii d«r 8«nl^, der BriHHiii«, der Bechtfeitigamr tbeU« gv vaM, tb^s «Qr gaBx Mae lierahreA, in JUbw «nd VeHialtoB dem V(»rbUd und den forderoafeii der Jndenapetflel sich enbe^ie- jBMi UUNBt, dase aie «elket sem eige^Uit^mlrahafteN VeNieMt, den Gmiidaetz der HeideoJliekeliraiig uui «Ue fnluiBdie V«rwirk- UehujBg dioeee GnuMlsatzes, zur groweren BMIte enl Petras «ber- trAgt Wozu diefie EatatellQQg de« geeohiehtlMuett Tbalbwtoadei, weaB dam V^/Mwer ojn Hiebt« weiter, ale «n die Aeehtfeiti- gBBg dee HeidenapeeteU 2a tbun war) HAtte nioht rimi getme DarateltaDg aefnes Cbaraktere, aeiuar Gnuidaftt9# «nd Laiataeg«, die beate Apolegie fOr ihn sein ia«aew9 Man k4Miai«e auf diaM Fragen nur Binea van beiden anlwarten : entweder» deaa der Ver- laaser aelbat dieae «npauliniaohe Veratellnng von Bmüm$ gebakt liabe» oder daea er «einen apelagetiaobaa Zweek bei aeinen I^eeea iiöbüfc «u erreiohen glaubte, wenn er ibia niefat den wakren dbar faJUar fand die reine Lebre dea Apestela mm Opfer braoUe. Frei^ ^/9lk, wi^nn er der Begleiter dea Apeatela war, Pkr den er «Mi Unagiebi, so hätte er seinen Lehrer und die wicbtigaten Brlebnii«e ^^saalhan notb wendig besser l^ennen mttasen» wann er ee nisiit war, so ist ea kjuim denkbar, dass ihm van den helligeii Partbtir kftmpCen, deren immer nach offene Wände er salbat mit seiner Darsteilang wiU aoUiesaen helfen, nichts Genaueres bekannt ge- wesen sein flaute, daas ihm nicht wanigstena die Briefe 4ea Ape- stels, d|9ren JSfpuren durch die christliche liiteratur gehen, «» weit ab hinai^freieht, den wahren Charakter deseelbeii enthttUt kMWy «ad ßo wOrde die erstere Annahme jedenfalls bedeatend zu beschrtnr Jcen aein. Mag aber auah unser Verfasser die GrandsMae seiew Apostels nicht rein und scharf gefasst haben, aa reiebt dach diese Voraussetzung entfernt nicht aus, um eine so durohgeftthrta ofl^' knnBtreiche, dnem und demselben Jnleresae dienende UjAbüdaDg |1^ Geschichte »a erl^Aren, wie wir jsie hier haben. Wenn eis f^ehriflateUer BrzAhlungen tend^nzmüssjg verdappett md v#rdre>- üschl, wie der unsrige die jpietrinisehen Vfrf^)guBB^en|ufid diaBii' se» dea Panfaia nach Jeruaalem, weni^ er allbek^inta BUige, wie den antiochinischen Streit, übergeht, um unbedeutendere an ihrt Stelle zu aatzen, wenn er nicht bloa einzelne Beden 1 soaders

ihre Beziehung auf die Pariheien in der Kirche. 353

ganze Verhandlunipen in einer bestimmten Richtung Arei componirt, wie die des 16ten nnd 29sten Kapitels, wenn seine ganze Darstel- lang von solohen Freiheiten wimmelt , und auch schon in der durch- dachten Anordnung ihres Stoffs ihre Planmässigkeit verrftth, so lAsst sieh diess nicht mehr aus einer vorgefassten Meinung Ober den Charakter der handelnden Personen, sondern schlechterdings nur ans einer bestimmten Absicht erklären, und ob der Schrift- atelJer selbst sich der Ungescfaichtlichkeit seines VerAihrens voll- kommen bewusst war oder nicht, ist fttr die gegenwärtige Unter- sncfaung eine sehr untergeordnete Frage : hn einen wie im andern Fall haben wir in der ApostelgescIiiGhtfe eine Tendenzschrift, welche nicht Mos ehifach darauf ausgebt, den Apostel Paulu9^ seine Lehre uitd' seine Thätigkeit zu rechtfertigen, sondern zugleich darauf, ein vi^esentilch verändertes Bild von demselben an die Stellb des geschiohtlich wahren zu setzen. Wozu wäre diess aber nothig, wenn ihrem Verfasser der ächte Paidus und der reine Paulinlsmns genllgte? wenn es ihm nur um eine Apologie von diesen, nicht um einen Vertrag mit dem entgegensteh^nden Standpunkt zu tbun Wäre? Sagt man aber, eben der apologetisohe Zweck selbst, die Rttcksieht auf antfpaulinische, oder doch unpaulinische, Leser habe diese äSügeständnisse gefordert, so heisst das mit andern Worten die Beschränkung ynserer Schrift auf einen blos apologetischen SSwed: aufgeben. Denn warum anders konnte der Verfasser so wesendiche Züge im Bilde des Apostels fallen lassen, ali; weil sid Ihm sdbst eben nicht als wesentlich erschienen, weil er vom reinen Paulinismus abgekommen war, oder doch die Hofftaung auf seine Durohftlhrung aufgegeben hatte? Wer an diesem festhielt, der wtirde nun und nimmermehr die paulinische Predigt in eine petrinisohe ümgewa(tod'elt, den Paulus selbst zum gesetzesfrommen Israeliten gestempelt, auf die Abschaffung der tieschneidung und des Gesetzes fflr die Judenchristen verzichtet haben. Wenn ein Pauliner der Gegenparthei solche Einräumungen machte , so heisst das: um dasjenige zu retten, was ihm an seinem Paulinismus das Wesentliohste ist, giebt er Anderes, an und fflr sich gleichfalls böchst Wichtiges, preis, seine Schrift Ist ein auf gegenseitige iEugeständnisse gegrtlndeter Friedensvorschlag an die Gegenparthei. Vnii diess bliebe sie , wenn man auch sagen wollte , das letzte Ziel des Verfassers sei doch nur die allgemeine Anerkennung seines Apostels, und alle Zugeständnisse in Beziehung auf Lehre und Verhalten desselben seien ihm blosses Mittel fflr diesen Zweck;

23

354 Zweck der Apostelgeschichte;

auch in diesem Fall würe ein Thett der paoUaieeben Lebten oad Brandsätze, und eben damit eine Beibe wesentlicber Sldge im Bild des Apostels geopfert, um das, woran dem Verfaaaei bei seioen Panliaismus luii^Meisten läge, die afsgtplisobe Auktorltftt des Panlniy znr Geltang zu bringm indessen baben wir schon gesoben, wm wenig sich überhiaupt die persMliobe Frage von der aacMicben trennen lässt^ und dass diese anob in unserer Schritt nicht der Fall ist, können wir leicht nachweisen.

Sieht man uämlicb nftber zn, wie weit dieselbe in ihren Zu- gestftndnissen^ geht, wie viel sie dagegen Panliniscbes festb&lt, so zeigen sich zwei eng zosammenhftngende Paukte, welche sie nie tiu denAagen verliert/welche sievielmelurmit soonverkennbaremNach- drook geltend machte dass wir sie anbedenklich im Sinn, des Ver- fassers als die ftosserste Grenze seines Entgegeokommfi|»^ als das letaste Wort sebies Panlinfsmos bezeichnen können: einecaelts aller- dings die persönliche Anerkenaong des Paolus als gl^icbberecbdgt mit den ttbrigen Atiosteln, andererseits etwa» Sachliches, das aiclit aufgegeben werden konnte, ohne den Boden des PauUnisnuis Ober- haupt zu verlassen, der panliniscbe Universaiismus. Wie ange- legentlich unsere Schrift auf die Anerkennung des Paulus dringt, und wie die ganze historische Parallele zwischen ihm und des Uraposteln eben Uerauf abzielt, ist schon frOber, nacb Sckneo- kenburger,. gezeigt worden^ auch der zweite Punkt hat aber für sie kehle geringere Bedeutung. Gleich ihre Anfangsscene nimmt ganz unverkennbar diese Bichtung: die Jünger /ragen ver der Himmelfahrt (1, 6) i^ch der WiederhersteUung de» Beiehfl Israel, der Herr aber verweist sie auf die Verkündigung des Evangeliums ey %e 'leQOvaak^/i xal iv näaij %i ^lovdauf xot Sa- ^aqelff xal ecjs ea;;(airoi; t^q yijg. Für diesen Zweck wer4es sie sofort am Pflngsttage mit den Sprachen aller Völker in der Welt (d, 5) ausgerüstet, und es wird ebendamit dn neuer, deut- licher Fingerzeig über die universelle Bestimmung des nenee Glaubens gegeben, welche auch Petrus ausdrücklich ancirkeBBt, indem ^r in seiner Ansprache an das versammelte Volk der A*" kündigung des messianischen Heils für die Israeliten bedenleaa beigefügt (2, 89): v/xlv ydg iauv tj ina^yuUa xal tolg %ix»oi^ vfiioVf xal TtaOL zolg elg fiaxgctv, oaovg cof aqt^guxUaipM xvQiog 6 &Ed^ rfitSv so dass also schon diese erste evaB|e- lisobe Verkündigung aus dem Munde des judenchrlstlicben Apo- atelfürsten den Parttkularismus des jüdischen Messiafl^laubemi i*

B'

ihre Beziehung auf die Partheiea in der Kirche. 3&5

i den IlBiversalisinas einer Ansieht hinftberldte^ welehe den abilritt

i z«m messianisebea HeU nicht von der NatioBalitfit, »onderft «•»-

flchUeaslicli van der göttlichen Berafdng abhängig macbt (wie l Pauj^ns Bdm. 9, 8. 16 u. 0.). Nachdem Petrus sofort in seiaer

t a^ weiten Rede 3/26 bereits auf den möglichen Uebergang des

X Heils von den nnglanbigen Jaden %a den Heiden zwar lelse^ Bber

n unverl^ennbar, hingewiesen (s. S. 329)^ und derselbe 4, 11 ver den

Synedriain in paulinisoher Weise (EOm. 9^ 33} von der Versetanl- ä dufig des indischen Volks nnd dem Heil im Namen Jesu gesengt

u hat, stellt Stephanns e. 7 die Gnade Gottes und die Yefsiocktbeit

k dps V>>lks in schneidender Parallele sich gegenüber y und verknn-

iv lügt mit dem finde des Tempeldienstes auch das des jodisehen

Partiknlarismus. Unmittelbar an diese Weissagung seUiesst sieh ili der Anfang ihrer ErfOUnng an^ zu weleber sie selbst das Mittel

t wird) die Verlolgung nach dem Tode des Stejdianus giebt den

^ Anhiss zur Ausbreitung des Christenthuaia nach Samarien (c< 8};

von den drei Stationeo, welche ihm der Herr in seinem Sehluss*- JMiftrag bezeichnet hat^ schreitet es über die erste ClsQOvaakrj^ £ a^oi ^JavdcUa) hinaus zur zweiten (JSaf4,i(f€iQ)j und sehen bereitet

siel^ diBr Fortgang zur dritten (ßox^tvov zfjg yijg) vor: auf die vermutliche . B^ehrung des Aethiepiers durch Philippus folgt die erste wirkliche Heidentaufe, von Petrus an Cornelius vellsegen, and mit ihr die unwidersprechli<^te göttliche Offenbanmg, die förmlichste apostolische Anerkennung uidversalistischer Gfundsälne, awisc^en beide aber stellt unser Verfasser e; 9 die BrzfthUing von dar Bekehrung des künftigen grossen Heidenapostels. Wieviel ihjo^ daran liegt , jetzt schon, vor dem Beginn der eigeutUohen Ueidenmjssion, das Becht und die göttliche Vorbereitung derseAben seiiien Lesern einzuschärfen, diess zeigt steh in seinem Bcfeieht über die Bekehr«^ des Paulus, wenn dieser nach der eisen Bttv- stellui^g bei der damascenischen Erseheinnng, nach der andern bei einer spütevn Ghristephani» ausdrückMcd zu den Heiden ge- sandt wird (26 y 17: fiSv i&väv dg otg vw oe anoOTiklta. 22, 21 ; iyd dg i^ (ioxQuv i^anoüzshjj aa) , und wenn «lests dem Ananiaii o, 9> 16 über ihn offenbart: m ^xsvog iitldy^ fuU ia%w ,ai%psT(f^ ßcBOtdaac re ovofia ^lav ivmum i&ttw xcä ßi^ ödkiov. Noch auffallender tiritt aber dieses Inleresa«^ in detf Blf- zfthlung von der Bekehrung des Cornelius hervor. Dieses Faktum nebst den ihm vorangegangenen VorfAUen ist die glänzendste lleel&tferljlgiinc für die Heidenmissien eines Pastes. Gott selbst

23*

i

356 Zweck der Apostelgeschichte;

offenbart durch seine Boten dem Heiden Cornelins, dass er den Petrus besehioken solle, Christas selbst erklärt diesen, dass der Utttersehied von Reinem und Unreinem, Heiden- and Jadenthum, vor €tott aofgehoben sei, die Geistesausgiessang and Glossolalie ist die feierliche thatsftehliche Bestfttigung dieser BrklArungen, Petras begreift (10, 84), dass jeder GottesfDrobtfge, ohne Unter- schied der Nationalitftt, Zutritt zum Heil hat, und ertheilt den geisterfüllten Heiden die Taufe, die Bedenken der Jemsalemiten werden durch den Bericht des Petrus siegreich widerlegt, und Alles vereinigt sich in der freudigen Anerkennung: Sga^e xai rolg i'dveaiv 6 Seog %ytf ^lerdvmuv Sdiansv slg feewjv. Konnte es eine glftnzendere und nachdrflcklichere Rechtfertigong der pauli- nischen Heidenmission geben, fttr solche wenigstens, denen ein Petras die höchste Auktoritftt, ei9e Offenbarung ihr letzter Beweis- grund war? Jetzt erst wagt es daher der Verfasser, von dar Grl^idung einer heidenchristlichen Gemeinde zu erzählen, und den Paulus in sein Arbeitsfeld einzuführen (11, 19 ff.). Aber wie wenn es an allem Bisherigen noch nicht genug wäre, muss auch seinem Werk noch die ausdrackllohe Genehmigung der Urgemeinde ertheilt werden, und die förmliche Anerkennung des Heidenchri- stenthums in Jerusalem erfolgen (c. 16), so wenig es der Ver- fasser auch schon im Vorangehenden, bei. der ersten Missionsreise dos Paulas und Bamabas, unterlassen hat, wiederholt zu bemerken, wie sie nur auf besonderen göttlichen Befehl, unter den Segens- 'wnnsehen ihrer Mitchristen, zu diesem Werk auszögen C^3, 2. 4. 47. 14, 36), welchen freudigen Bindruck sein glftcklicher Brfolg bei den Neubekehrten hervorbrachte (13, 48. 52), und wie es der Rathsehluss CMtes selbst war, welcher diese dem Christenglauben zufOhrte (13, 48). Wenn endlich die direkte Vertheidigung der Heidenbekehrnng vom 15ten Kapitel an zurflok- tritt, 60 wiederholt sieh dafttr die indirekte mit um so grosserer Bpgelmftssigkeit, welche darin liegt, dass die Herzenshärtigkeit der Juden die VQrktlndiger des Evangeliums zu den Heiden hin- Ikberdrängt; und damit wir über die Bedeutung dieses Zuges nicht Im Dunkeln sein können, sammelt der Verfasser selbst den Bfai- dmok seiner gnusen Darstellung ttber die Missionsthitigkeit des Paulus c 38, 28 in der abschliessenden Erklärung: yviaarov ovv i!üT(a vfilVy OTV T^olg edveaiv' ansarali] ro awn^Qiov tov 9eov, €evtol Mal atcovaovtai. Nach diesen gehäuften, durch nniiere ganze Sohrifi iieh Undurohatehtaden Amsoiohen kann es keinem Zweifel

ihre Beziehung auf die Partbeien in der Kirche. S57

nehr anterliegen, worin ihr priiEeipielles Interesse liegt,- nnd was der Verfiuseer als das Wesentliche seines Paulinismns festhält: die oniverselle Bestimninng des Christenthaas, das Recht eines ge* setzesfreien Heidenohristenthams neben dem Jadenehristenthvni. Um dieses darchznsetzen versteht er sich zn allen jenen Zugestand- niesen an den Jadaismus, die wir bereits Icennen, setzt er die Haoptstüclce der panlinischen Lehre bei Seite, Iftsst den Jndra^ Christen €l^8(Dtz nnd Besehneidong, macht den Paulas selbst zum eiCrigeo Gesetzeadieaer, lässt ihn sogar hi seine eigenthfimlichste Thfttigkeil, die Beidenmission , nur gezwungen , und nur unter dem Schutz des Petrus, mit der Erlaubniss der Jerusalemiten, eintreten. Das als(» ist der Bauptzweclc des Verfassers, sdne Leser von dem VL^ßht des Heidenchriatentliams zu tiberzeugen, und diess setzt hinwiederum voraus, dass ^ese Leser jenes Becht bestritten, d.h. dai|s sie einem judaistischen Partikularismus huldigten. Unser Buch erscheint daher nach dieser Seite hin als ein Versuch, die An» er^nnung des Heidenohristeuthums in seiner Selbständigkeit und seiner Freiheit vom Gesetz durch Zugeständnisse an die judaistische Parthei zu erreichen.

Diesen ihren Zweck hat unsere Schrift selbst an keinem an- derep Ort unverhOUter ausgesprochen, als im 15ten KapiteL Je weniger dieser Bericht über das sog. Apostelconcil der geschicbt- lioben Wahrheit entspricht, um so klarer liegt darin die Absicht einer Unwirkung aaf die Zeit des Verfassers zu Tage ; je grösser anderenseits die Bedeutung ist, welche dieser selbst jener Ver- haadluni; durch ihre ausführliche Darstellung, durch ihre Stellung in der Mitte des Gunzen, unmittelbar vor der grossen Bekehrungs-, reise des Paulus, durch die Rttck Weisungen c. 16, 4. 91, 36 beilegt, um so deutlicher sehen wir, wie viel ihm daran lag, dass sich das Verhältniss der christlichen Partheien nach den hier vor« gezrfohneten Bestimmungen gestalte. Welches sind nun diese Be<- stiminangen? Von jodenchristlicher Seite wird verlangt CV. 5)^ dass auch die B[ei4eachristen zur Beschneidimg und zur. Beobach- tung des Gesetzes angehalten werden sollen , die Apostel dagegen und die versammelte Gemeinde entscheiden: die jQdenchriBten4iollea «war nach wie vor dem «Gesetz unterworfen bleiben, die- Heiden-» Christen dagegen sollen davon frei sein, und nur die sog. noachi-* sehen Gebote beobachten. Ueberselzen wir diese Beschlüsse ans. der Vergangenheit, in welche sie der Verfasser verlegt hat, in die Gegenwart, so wollen sie besagen: die Vereinigiing der Beidei»*«

^y 368 ^'""^ ^"^ «weck der Apostelgeselilelite; ^'^^»^ m^.i'v-^ J

MmA JaienohristaB «ad die AnertcenDmig 41er firttereii durch die Letzteren ist »Of lieh , weeii eioli }eder der beiden TheHe nft seiieA Fendemgett aaf eieli eelbet beeelirtokt, deeli Ist den Heidendni- ■teil die Rückeieiit so empfehlen , dass sie sieh ivie die ProselyteB dee Thors der für Joden nnd Jodenchrlsten anstOssii^n 0ewohB- heiten enHmlten. Wenn also von streng panlhiiseher Seite die gtaailclie Aufhehnng des Clesetzes, Ton streng jadaistlscher «efaie Ansdehnang auf alle Messlasglftnhfgen verfangt wurde, so urlll nnser Verfasser den Streit durch eine OebletstheOong sohlMteo, die Fmlerong des einen Thells fflr die Helden-, die des andern für dieJadenchristen zngebon , nnd durch diese gegenseitige Sfft^ flgung^ den, Fried«! zwisehen beiden TlMilen herstelle^. Die Gonse- ^joenz des Panlinisnras wird der praktisohen DurciiflHiruBg seines yniversaiismns, der Idee der Katholloität, zum Opfer gebraefat.

Naeh allem diesem werden wir keinen Anstand nehmen dtr- fen, die Tendenz der Apostelgesehlchte als eine eondliartorisdie, sie saUwt als einen VermittlungsversHoh zwisehen Jndaisten nnd Panlinem zu bezeiehaen. Nioht in dem Sinn fkvilioh, als ob der Verfasser fOr seine Person ausserhalb der beiden Pavthelen stehend, ihre Ansprtlehe als unbetheiiigter Dritter gegeneinander abwflge. Biein, er selbst Ist Pauliner, sein Interesse das des Paalinisttns; sein Aueh kann iMotom immerhin als eine SchutzseliMt für den HeideBapestel und dessen Saehe betrachtet werden. Aber hidem es nieht der fitani^nkt des reinen Panltaiismns Ist, auf ^m er sich beindet, oder den er wenigstens dorohzoflArra sieh getrasi^ iftdem er den Paulas selbst nur dadurch zu rechtfertigen weftss, dass %x Ihn zum Petriner macht, und den Judc»aposteln sogai* Un-

' sichtlich s^nes unbestreitbarsten Verdienstes , der Heidenbefc^mng, unterordnet, den Paulinisnms nur dadurch, dass er alles 8ehroft und fttr die Jndenehristen Verletzende an Ihm verhüllt, seine po- lenisehe Bicfatung gegen das Gesetz geradezu Iftugnet, veii allen seinen Orundsfttzen nur das Eine Princip des llntversaHsmus feeC- hilt; so vertiert seine Schrift den Charakter der einfichen Apolo-

' gle, und wird zu einem auf gegenseitige Zugeständnisse gegitti- deten Vergieielisvorsohlag. Sic fet der Bntwnrf ehnes Friedens- vertrags von pautinischer Seite den Judnisten vcrgdegt. Der Verfasser will die Judenclirtsten mit dem PaulinUsmis veiMimen, kidem er ihnen in der UrgescMehte der beiden Parthelen, In den Verhftltniss und den Sohioksalen ihrer Hänpter, die wesenflidie CMehheit Ihrer BerediUgung nnd ihrer «rundeitze, ihr «rsprMgUA

ihre Beziehung aaf die Partbeien in der Kirclie. 359

^]^toir VMmehnen vbi] 'dfe Bedin^ngen ^eses goton Teimbnen« vorbHII. Dieees aetatt aber auf der andern Seite reratis, dass er aveh anf «eine eigene Partbef Im Sinn dieser Venstftndigang ein- wirken 'WDHte; denn was half es ihm, den Gegnern Friedensror« seMfige m maehen , M^enn seine Prennde diese VorschSAge nieht •HeffeilnttfM'?' 'vHe kennte er holVen, mit seiner Dan^ellang des lP«itrikH9 tittd des PanlMsmns etwas auszarichten , wenn die herr- flelvende Fersteütnig seiner Partfadgenessen von ihrem Apostel,' nnd niii; denselben ihre Anfl^ssnng des Christenthums ftberhaopt, eine ^mnti ander« war? Nnr darni wfire diese Bestimmung unserer j SMirift fAr die rigene Parthei des Verfassers nnwahrsoheinneli, wenn «eine AnHVissmig des Panitnismas bei dieser in jener Seit fldion allgemein gewesen wäre. Wie wenig diess aber ein ganzes Jfthrhuftdert naeh dem Tode des Apwstels der Fall war, diess zeigt Bl^t allein der extreme Patdlnlsmos der Gnostiker , welebem nnter jener Veräossetzung alle geschichtlichen firklftrungsgrflnde fehlen würden, aehdern nberhanpt die Thatsaehe des fertdaaemdea Par- thelfcampfs in der christlichen Kirche. Wäfe man anf panHnisoher Seile d^mber einig gewesen, den Judenchristen Gesetz nnd Be^ sdmeldtag zu belassen, hA4te die CJeberliefenmg der Parthei d^en dieMä Grandsatz anch fhrem Stifter beigelegt/ so Hesse sich dier ser wetam^schlfche Haes der Bbjontten gegen den Zerstörer deg Gesetzes, die ganze Heftigkeit ihres Wideri^üehs gegen das paMnii^ehe >Cbtistenthnm , das Bedürifmss von SftotzsciHrifteii, wie die «msrtge^ ntebt begreffen; Die blosse Rlfersneht auf die HeU devidhHisien und Ihre ^uiassnng zum messiantschen Heil bietet ofcnbar keln^ genngende Erklilrung, falls, sich iileht die Jeden- chrtsten ven der Gegenseite ber in ihren eigenen Interessen und Vebe^zeegvngett gekrfiairt fanden. Aber jener 0ass gegen den lM4enap<tolel, den ix9^ icv9>QW7tos •, begegnet uns ja anch noeli zu elller :&eit, in dm* man ebjonitlsclier Seits auf die fieschneidung der fl^idenehrisrten iang«t verziehtet liatte, noch in den denen- tünen nnd weüin' herab. Und man sehe auch nur, wie sieh noch IkAmale, die icfeiilenflills älter als unsere Schrift eind, wie der Ba^nabasbrief und der Brief a:n Dlognet, «ber Juden^fitim und Be- sdhneMvng ausspredien! Ja, die gesammte kirchliche Praxis, seit der Mitte dis zweiten Mnrhunderts rat in den Zugestfindniasen an den Judaismus lange nicht so weit gegangen, als unser Yerfasser^ denn die Beschneldung der Abkemmlinge von getauften Juden ist gefallen/ Diess w^re ganz undesfkbar, wenn jene Zugeständnisse '

360 Zweck der Apostelgeschichte;

in irgend einem Zeittinnkt selbst von panUnieeher Seile aUffr^Bein gemaoht worden wären. Waren sie dktm aber nicbt, stand ein bedeutender Theil der Pauliner dem Jndenebristenthnm schrolTer gegenober als unser Verfasser, so lag es In der Natur der Saehe, dass dieser mit seinen Friedensvorschlftgen nicht blos auf die g^e- genOberstehende, sondern auch auf die eigene Parthei wirken wollte. Und wirklich finden sich manche ZOge, welche diese Absicht nieht allein zujassen, sondern auch nur aus ihr sich vollständig erkl&ren. Dahin gehört Alles, was dem fk'eundlichen Verhftltniss des Paulus %ur Urgemeinde als Beleg dient. Hat diese Darstellung allerdings auoh schon dann ihren guten Sinn, wenn es sich nur dämm ban- delte, die Judaisten günstiger gegen den Heidenapostel zu stimmeD, so wird sie doch ufigleich bedeutungsvoller, wenn sich hiemlt die Ablocht verbindet, den Paulinern am Beispiel ihres Hauptes zu zeigen, welches Verhalten sie der Gegenseite schuldig seien. Ebenso dienen umgekehrt die universalistischen Aussprache eines Petrus und Jakobus, die Erzählungen vom Apostelconcil und veo der Bekehrung des Cornelius, nicht nur dem Hauptzweck, die panlinisohe Heidenpredigt vor den Judaisten zu rechtfertigen, sondern auch dem weiteren , die Männer der Urgemeinde den Pauliaern in euiem freundlicheren Licht erscheinen zu lassen. Das tiefe Stlllschw^ei- gen femer, womit alle Feindseligkeiten der Judaisten gegm den Heldenapostel ttbergangen, die ungläubigen Juden zu seinen ein- zigen Oegaem gemacht werden /ist wdil auf den ^nen der strei- tenden Theile ebensosehr berechnet, als auf den andern» Das. Ent- scheidendste ist aber auch hier, was über den Hauptstreitpunkt der beiden Parthelen, das Verhältniss der Christen zum Gesetz, gesagt wird. Wenn unsere Schrift wiederholt hervorhebt, dass die Be- freiung der lleidenchristen von Gesetz und Beschneidung eben nur fttr sie gelte, die Verpflichtung der Judenchristen dagegen nicht Im Mindesten dadurch beschränkt werde (16, 1^1. dl, 20 IL), wenn sie auf jede Weise dem Verdacht entgegentritt, als ob Paulus auch die Juden von dem Gesetz der. Väter hätte abwendig machen wollen (s. 0O9 bat der Verfasser dabei wohl nur die Absicht, den Vorurtheilen der Gegner gegen Paulus vorzubeugen, nni nicht auch die andere, dem Paulinismus seine gegen das Juden* thum gekehrte Spitze abzustumpfen, seinen Partbeigenoseen m sagen, wie viel vpn ihren Ansprüchen sie aufgeben müssen, wenn ein friedliches Verhältnläs zur andern Parthei möglich e^a solle? Wenn Paulus nicht blos für seine Person, als geborner Jude, das

ihre Beziehung aof die Partheien in der Kirche. 361

Gesetz und mehr 9is das Oesete (18^ 18. 121 » 26) beobaohtot, sondern nach dem Halbjuden Timoth^ns die Besebneidpng crtheilt Sici tovs ^lovdaiovg (16, 4), ist es nicht, als sollte seinen Ver- ehrern an seinem. Beispiel recht anschanlich gemacht werden,, welche Opfer sie dem Frieden ;su brimgen haben? Fttr wen endlich diese ' nachdrückliche Blnschi^rfang der sogenannten noaehischen Gebote, wenii nipbt ^ben für diejenigen , von denen ihre Beobachtang ver- langt wird? Die vier Stttd^e^ deren sich i^aoh die Heidenchristen ^* entlialtep- sollen, werden zjuerst 15, 20 von Jakobas aofgez&hlt; ' die gleiche AufK^hiong wird, in dem apostolischen Sendschreiben » 1<S, 28 init einem doppelten, die Unerlässlichkelt dieser Punkte ^ einschärfenden Zusatz i) wiederholt; es wird sofort 16, 4 von Panias und Silas berichtet, das» ^e den lykaonischen Gememden » die Beobachtung der apostolischen Beschlösse aufgegeben haben^ i> welche sich wenigstens bei den heideuchristlichen unter denselben t nur auf die nonchi^cheu Gebote beziehen konnte^ nichtsdestoweni- ! ger werden 21, 25 diese Gebote noch einmal von Jalcobns speci- b ficirt^ .Wer hatte die$.e dringende Einschärfung jener Bestimmungen I nöthigt Die judencbristlrchen Leser ^ um nicht zu vergessen, dass i sie sich mit ihren Anforderungen an die Heidenchristen auf die i; angegebenen Stücke zu. beschränken haben? Aber diese enthalten I ja nicht eine Brmässigung der jndaistischen Ansprüche, sondern viel- 1 mehr umgekehrt eine Beschränkung der heidenchrlstJichen Freiheiten, i sie besagen nicht, über was jene, sondern über was diese nicht hin- l aasgehen ■; dürfen. Oder bedurften ^derselben die gleichen Leser, um sich ^n überzeugen, dass durch das Aposteldekret die An- f Sprüche. 4es Gesetzes an die Heidenchristen vollkommen gewahrt I seien? . Aoph dazu war es nicht nüthig, in dieser Weise auf die I Unerläaslicbkeit jener Gebote zu dringen^ and. überhaupt sollte maii ; glauben, den Judenchristen habe nicht sowohl das bewiesen werden i müssen, das sie von den Jerusalemiten, sondern dass sie von Paulus - und den heidenchristlichen Gemeinden In ihrem Recht nicht gekränkt I seien; wenn es. am Platze, war, die Befreiung der Heidenchristen I vom Gesetz ihnen durch Jakobus und die Jerusalemiten verkün- I digen zu lassen,. so hätte ihnen dagegen die Unterwerfung der- selben unter die noachidchen Gebote in den Erklärungen und dem Verhalten .des Paulus und der Seinigen nachgewiesen werden mt)ssen. Um so nothiger mochte es dem Verfasser scheinen, der

') UX^ TtAy htttvaYH^i rovTWv . . . i'i iv iiatij^whntq iavroitq ev Tr^a^ere .

362 Zweck der Apostelgeschichte*

paalinischen Parthei jene Vorschriften an*8 Herz zn legen. Wir wissen, wie wenig Paulas sdbst anf Ihre Beohaclitang gedrangen hat, wir ,treifen in der Apolcalypse eine, wie es scheint nicht an- bedentende Parthei, die von dem }adencbristlichen Propheten lei- denschaftlich geliasst, keine anderen Merkmale hat, als das gporj^et)' €id(ol6d'vta xal noqvevEiv '') , wir finden nocTi lan^e bei Vielen ehien heftigen Widersprach gegen Jene Anfordernngen^ wenn wir nan in eben dieser "feeit einer Darstelldng begegnen , w^ciie smar in geschichtlicher Form, aber anf eine offenbar angeschichtliche Art, Ihre Nothwendigkeit aofs Nfachdrflcküchste einschfirft, was anders können wir glauben, als dass diese Darsteüang eben darauf berechnet sei, jenem Widerstand entgegenzutreten? Und wenn sich uns auch nur In diesem Einen Punkte die Richtung unserer Schrift gegen <len schroiTen Paulinismus unabweisbar aufdringt, warum sollten wir uns weigern, eben diese Bicbtung auch bei anderen Punkten anzuerkennen, die zwar fOr sich genommen aacli noch anderer Auslegung fähig wären, die aber doch durch diese am Besten erklärt werden? Sollte aber der fragliche Punkt zo unbedeutend scheinen, um uns tlber d!e^ ganze Tendenz onseres Buches Anfschluss zu ge'ben, so würde man flbersehen, welche Wichtigkeit er fflr dieses selbst hat. Unser Verfasser stellt einmal die noachischen Gebete als die eine wesenUiefae Seite des jernsa- lemitischen Vertrags zwisdien Juden- und Heldenchristenthum hin; die Befreiung der Heidenchilsten von Gesetz und Beschneidang ist von ihrer Seite durch die Beobachtong {euer Gebote bedingt, und eben um diese Wichtigkeit derselben nahe zu legen , werden sie nicht weniger als dreimal vollständig aufgezählt. Sie hatten aber auch wirklicti fUr jene ZeÜ eine solche Wirhti^eif , so unwesent- lich sie uns aach jetzt -sciieinen mögen, und' wir werden uns dartiber nicht wundem können, wenn wir bedenken, dass der Masse der Menschen aucli im HeligfOsen eine 'Abweichung In den äusseren Gewohnheiten noch weit anstOssiger zu sein pflegt; als eine Abweichung in den Grundsätzen; in Korlnth wenigstens moss die Frage Über die dddAod'VTa grosse Bewegungen erregt haben, sonst wttrde sie Paulus schwerlich so ausfOfbrlich (1 Kor. S— iO) und mit so vieler Behutsamkeit behandeln ; dem Äpokalyptfker mofs an seinen NIkolaiten das GtftzenopfeiHelschessen und die Oebertre- tung der mosaischen Ehegesetze, welche er noQVBia nennt, noch

I) M. «. hierttber nwm fi«tnerkuBgen in de« Tbeoi. Jahrb. 1842, 713 If.

ihre BezicMig «uf die Nrtheien'in der Kirche. 368

ilrgeriicher gewesen sein y als ihre ihm teafltsch erscheinende Gnosis, denn fCAes skid ihre stehenden Merkmale (e. S, 14/ 20. irgl. V. 6}, diese wird nar einmal (2, 24) VorOhergehen berührt. Aach Jostbi ^ erklfift, ein gläubiger Heide werde sich lieber su Tode foltern lassen, ehe er Gotzenopferfleisch esse, und die Behauptang, dass der Christ dies» ohne Scliaden than könne , nennt er eine Tenfels- lehre, nnd die Clementinen stellen unsere noaehischen Gebote auf gleiche Linie mit den wesentlichsten Religionspflicjiten ^). IHe Ue()ertr0tqBg dieiaer Gebote emiAlen den Judenohristen als baares 0eideo(bb«in y ala ein fi^ioeXa/aßm^iv TQten^tjg daifwvwv; wla konnte es derjenige, welcfher den Frieden zwisdien ihnen und den Panlinem vermitteln wollte, nnterlassen, bei diesen auf Hlnweg- räumuQg jenes Anstosses liinzu wirken? >

Was demnach unser Verfasser geben will, ist eine aolehe ßarstejlung des Apostels Paulos in «einem Verhftltniss zur Ur- gettekMie und zu den judenehristlichen Aposteln, durch welche nicht %los die Person des Apostels gegen die Anklagen und Vor- urtbßile der Jpdaisten gerechtfertigt , sondern auch in Betreff des p;i«Un]9cJheu Christeptbums ein/^ Verständigung angebahnt wdrde; fttr dimen SBw«ok soll aber nicht nnr PanlwB .und seine ^ache den Jndenfflirlnften «mpfofalen, sondern es soll auch $uf paulfnischer Sdte eine Auffassung des Chrlstenthums und eine Vorstellung vom Charakter und von dßr Lehre des Paulus verbreitet werden, welche den PauUltisaiQs durch Beseitigung oder VerbtiUung seiner anstOs* sjgsten 8eitan ea dtor Verbindang mit dem Judenoliristentlnm ge-^ eignet mMkte. Unsere Schrift ist der Friedensvorschlag eines Pauliners, welcher die Anerkennung des Heidenchristenthums von Seite der Judenchristen durch Zugeständnisse an den Jadaismus erkaufen «md in diesem Sinn auf beide Partheien wirken wlU^).

*) Trjfpho «. S4, Schi. c. 35. .

*) Hdnu VII, S". ^ Sh vn^ 4cdrov S^ia9^t(ta d'^tjöxsta hn\v avttj, ro /uovav

tmv ßanret^rat . , . r^ane'^ijg S»iju6vi»v jui^ jueraZa/ußaretv, Xty<a Se slStalo^ 9vtmr^ vsK^täy^ nyucpm'\ '^tj^ialumtv ^ tä/uaroq u. s. w. Weiteres 6. feel Baur Paulas S. 140.

^ dlnr ia der K«rze mag iiier berüeksichtigt werden, was de Wette Gomm. S. 3 tuaädMt ^egen Schnecken bürg er einwendet, was al>er tn der Hauptsache MKh gegen dKe oben ansgeföbrie Ansiebt gelten müsste. Es w«rde hier, wird ge- sagt, den 4eiitliehea Wertes des VArfassers zvm Trotz geleugnet, dass die Apostel- geschichte ditr tfmkt I^efl -des Evaa^eUlNtts sei. Hierauf wurde sehSn früher ge- antwortet, ferner: es sni unpassend, dass eine fibr Judaisten geachnebene Apologit

364 Zweck der Apofttdgeechielito;

3. Die Beziehung der Apostelgeschichte auf die römische

Genreinde.

Die Versöhnung der judencbristlichen und paulinischen Parthei ist als der allgemeine und wesentliche Zweck der Apostelgescshiohte

einem Heidenchristen, wie Theophilus, gewidmet werde. Dieser Anstoss würde nun zwar bei unserer Ansicht insofern wegfallen, als die Apostelgeschichte nach der- selben nicht blos für Judaisten bestimmt ist, aber er ist auch überhaupt nickt gegründet: wem anders konnte eine Erztthlang von deo Thaten des Hei4enapo8teIs passender gewidmet werden, als einem Heidenchristen? dieser war damit nock durchaus nicht als Gegner der Judaisten bezeichnet, es gab auch judaistische Hei- denchristen, z. B. in Galatien und in Rom selbst (Rom. 1, 13. vgl. mit 7, 1 ff.), und diess ist nicht blos „eine Ausnahme von der Regel,* wie Lekebusch d. Comp. d. Apg. S. 372 meint, sondern es muss ein sehr bftufiger Fall gewesen sein, wenn der ludaisrous in Rom und Galatien und in andern heidenchristiichen Gemein- den eine solche Bedeutung erlangen konnte, wie er sie nach dem Zeugniss der Geschichte gehabt hat. A^oher wissen wir aber überdiess, dass Theophilus ein Hmdenchrist war? Wir schliessen es nur daraus, und schon die Kirchenväter haben es nur daraus geschlossen, dass ihm die Schriften des Lukas dedicirt sind. Findet man es unpassend, dass diese einem Heidenchristen gewidmet sein soUen, so könnte man sich Theoph. auch als Proselyten denken. Aber es ist wohl überhuipt nicht der Heidenchust im Allgemeinen^ sondeiii der römische Christ, den der Verfasser in seinem Theophilus anredet (daher das x^artaro^, welches den vorneh- men Römer bezeichnet, wie ^eotpiloq den Christen.) Wem liess sich aber eine Schrift, die der römischen Kirche bestimmt war, angemessener dediciren , als einem Römer? Endlich findet de Wette, EnSblungen von allgemeinerer Bedeutung, wie c. 1 6. c. 12, werden in den apologetischen Plan nur hineingezwängt, Anderes, was nicht hineinpasse, wie 17, 16— -34. 18, 24—28.^ 14, l— -7. 20—28. 16^ 5—8. 14 f. 18, 23. 19, 22. 20, 1—6. 13—15. 21, 'l— 3, werde mit Stillschweigen übergangen, Anderem, wie 19, 23 40. 20, 7 12 werde ein entfernt liegender oder unsicherer Zweck geliehen, die Auslassungen endlich, wie das Schweigen von manchen Leiden des Paulus, von der Stiftung der galatischen Gemeinden u. A. werden auf eine höchst unwahrscheinliche Art erklärt. Aliein ob jene Erklämngen wirklich so gezwungen sind, diess wird sich nur aus der Untersuchung des Einzel- nen abnehmen lassen , und in dieser ist auf die meisten der vorstehenden Anklagen gedulwortet; es ist z. B. gezeigt worden, wie gut die athenische Rede zu der gan- zen Darstellung des Paulus in unserer Schrift passl, wie vollkommen Ercfthlungea, wie die c. 14, 1 7. 19 ff. mit ihrem Pragmatismus übereinstimmen, wie dentlich die Geschichte der Urgemeinde durch die Verdreifachung der petriniscben Verfolgung ihre Absichtlichkeit verräth. Dass aber auch alles Einzelste aus dieiser Zweckbe- stimmung erkl&rt werde, ist nicht zu verlangen; auch wer diese behauptet, Dimmt ja nicht an, dass der Verfasser seine ganze Erzählung aus ihr herausgesponneo, sondern nur, dass er gegebene Stoffe nach einem praktisch-dogmatischen Gesichts* punki zusamniengestellt •■ und umgebildet habe. Für uneriässiiche Mittelglieder der

ihre Beziebiing auf die römische Gemeinde. 365

sa beCmeMeo. Dtesu fcbliesBl jedoch nicht aus, dass sich dfeser Zweok nach dem Slandpankl einer beatimmten Gemeinde oder Ge- gend nfther modiflcire; wie wir una vidmehr die iirchrisiliche Sohriflatellerei überhaupt nrspritnglich als eine loltale, henror^e-> Ulfen dnrch ertliche VerhAltniaae und Bedarfnisse, zn denken haben, so werden wir aneh bei Werken von allgemeinerer Be- dentang aom Voraus vermnthen mOssen , dass sich die . Spuren ihrer nftehsten Bestimmung nicht gftnzlioh daraus verloren haben^ und ea verlehnt sich der MOhe, nur näheren Erkenntniss ihrer Bntat^nng, diesen Spuren naehKugehen.

Hnen vorlfiullgen Fingerneig hiefttr geben einige SBOge, welche wir bisher noch nicht in's Ange gefasst haben. Wir finden c. 16, W bei der Verhandlung in Philipp! , in einem geschichtlich höchst unsiehern Zusammenhang (s. o.)» die iOage gegen Paulus und Silas: ovTOi d avdi^noi ixraQaoaovaiv T^jutSr ttjv noktv ^lovöatoi vTid^ameg^ nal xarceyYeXlovaiv S9rj^ S ovx t^eariv tj^iv naQu- SixcO'äai ovde Ttoielv "^Pw/aaiotg ovat also mit Einem Wert^ eine Klage wegen Preselytenmaeherei^ wegen Verbreitung einer re%fo tfliei^a e$ pereffrina. Wirklich werden die Angeschuldigien auf diesen Grund hin, ohne ordentliches Gerichtsverfahren, ge- zflehtigt; es neigt sich iedoch, dass man es nicht mit Juden ^ son^ dem mit EOmem zn thun gehabt liat, und ihre Eichter sehen sich zn einer besoh&menden Ehrenerklärung genOthigt Die glelohe Klage ^ politisch gewendet, wiederholt sich in Thessalonioh, 17, 6: Ol tijv olxovfiivrp^ avceafccTviaavreg omoi xal ev&iöe nuqeiaiy itcii ovtot ndvreg dnkvavti ttuv doyfiarwv KalaaQOg nQdtTOVOi, ßaaiHa kiyovreg €T€qov ehac , ^It^aovv. Auch hier scheint sie jedoeh keinen Erfolg zu haben. Noch bestimmter wird die An- sohuldignng gegen Paulus, ort nccQct rov vofiov ovrog dvaTteiSei tovg av^qtmovg aeßsaduc rov Ägw (18, 18), von Gallio. in Korinth mit der Erklärung zurookgewiesen : das sei ein ^ijttj^cc neql koyov xal ovofiaTwv xal vo^ov rov xad^ vfiag, eine rein religiöse, inneijttdische Streitfrage, welche die bflrgerliche Obrig- keit nichts angehe. Aehnlieh äussert sich auf das Geschrei der opkesinisohen Tnmultuanten aber Beeinträchtigung des offentiichon

GeschichtserzähluDg vollends, wie c. 16, 5 8, kann man keine Nachweisun^ eines speciellen Zwecks verlangen, und doch haben wir selbst hier gesehen , dass die Kürze, mit welcher der Verfasser über diesen Theil der Heidenmission hinweggebt, Hhwerlkh abiichtilot \mU

366 Zw«ik der AposflsIgeMliitihtf ;

«•UiflcUoiifitMi (dl« OetoiaHa i>implon§tl$ bei Plln. «fu H) to slMUsohe teiriNhor 19 ^ 39: die ChrMeQ li»beii. Aoh vheder ^ Teoi^rMh« noeh iler Sellefllistenuig mkali^g giemauht, UM Mge sie ver de» ordenOieheH OerkMen Maiweil. NaefaÜto miM Peeloe ie römuehe Hefl gpeeetbe» i«t, erfeltefi Aursl der Trik« Lyeiae in aeiiiem Berichl Felix (dft^ 29^) t ^^ e}^MMiloi9«fM» ^£^ ^7]%iffid^0v tqS vo^v avvui^f fifßiv dir ä^iott Stxmkw i, decftm t^l9fi^a üxüVTa. . Bieselbe Uebetseagviig :^eitaai ii«tsi der politiwlieii Weadoiig^. welche die Jodeo M, 6 ihrer AmcImI- digang geben, Felix 24v.iiil) C «MUÜch geM0 dareh MteMik« men, nnd sehUes^ieh ß^flchi Feetm mi« (M^ 16 f)^ diBs ea sieh bei der Klage ge^on Pnaln» am kein Veffbnadietty «Niden nnr um einige jadis^he StreiCfrejgee i^ehendeUi bebe, wie <l«i eneh Agrippe die UnsohiUd 4m Apqstele \mmgk CV. 31 f.). G^ 2Ulge flcheineo nun vielleicht beim ereten AnbUek genas absichtslM. Es lag tn der Netar der Seche > and ee erhellt euch eue d-Ker. 11, mAydesePeakpe Alters vor Gerieht gezogen werde; wamn bittt de nicht eech dif Anff9«/Bai^g. 4»; ohilsttiehee Sieeha Renn finiM eellen^ welcher w}r hier, begegneo, die JBetraeMmig dtNvalbei «U einer bargerlich gteiebgnttigen Privetoigelegenfceit der »^ znnal den €hns|#ilhain dninala noch keine soloh« BedeateBg ffi" Wonnen hette^ dei» ee po(Hisohe BesetVAisee bewonmiii/eo geeint wer? Allein am eben jener Stelle erhellt ettoh^ deag ranlw hehieswese nnr pit so^ WlUgfe. heidniaeheA Ohrigkeftan za tkin het^e, als ansere Schrift uns Ipennen lehrt ^ warnn er^ftbll diese ioimer nnr solehe Begegnungen mit niobticidis^dien Bebflrd«, die mit :aineF,;Rhi;ei^klärang für fden Apostel endigten? W^ttr kennen wir nn« aber aiis imserer gingen bisherigen Untefsnebnl Qberzeagt heben, d*es i^nsere DarsteUnng ttlierhenpi eJeht nii gesebichtlioi»er Art isr^ijiind, dass ein Zug, der sich io ibr nit solcher Ragelmässigkeitv wiederholt^ wie deretonengefttllite, inm^r anf eine besondere Tenden« hinweist. Eben diese wird endlich im verliegenden Fall ausser Zweüel gesMU, Miimt. wis bemtik^ deis jene, dem Peulus nnd dem Christentbum eherhanpt lo £^« atigen BfidArangen dnrebw nipht immer enC.historisehem W<p gewonnen werden. Wie nnwahrscheinlich der Auftritt in Pbilippi ist, haben wir früher gesehen. Ebenso wurde bemerkt, dass die Klage der tbessalanlcensrisciien Joden die Fiirbe einer späten ^ei^ trägt. Die Bntsofaeidang c. lä, 13 wird zwar dem gesobicbtiich bekannten Bruder Seneca's in den Mund gelegjt, nbfr doeb mm»

ihre Beziehung auf die römische Gemeinde. 367

aaffallea^ dasa der cOiniflclie Procontal eine Klage auf ein gesetzlioli verpöntes Vergehen, die AaBbr^itung eiaer religio ÜUcita^)^ ver aller Untersucbang als jodisehaii Wertotreii abweiat. Waa endUeh dift ürliMrangeu aiH Oiiiisten d^^ Pavlus während seiner Haft in CAsaifQa betrifft f so lausa nai| sieb billig wundarA, wohsr der y^ffiiß^U va^ ^m, Brief di^s Lysias ^ JT^jul wd den Uaterre* dttiigeii zwis^hon Fea^ns «ad Agcippa diese; genaue Kund» bal, Qi|d. nai^hallea Ergebnisse^ nsaserer frdberon Untersuoliavc wird mafi es. BjliemantL wehren kdnnen,« aaeh diese Aensserangen mehr daia SabriftateUer, ala den handelnden Personen auf Reehming xb biiasgeo^ . Nimmt man hinzu, im» sich in unserer Schrift gerade die VorwQrfa gegen das Christenthum berücksichtigt fladan, \velahe tteses alfs eine staatsgeMbrJiebe und gesetawidrige Neuerung er- seheineii lassen , (Ue Klage auf Eiaftthrang eines verbetenen Kultus, auf Ef^inträehtigung der j^taat^srelig-ion, auf revolutionäre Ten- denzen (die Chruüani kasleg CaeMorumy^, so hat es alle Wahr- scheinlicfajkeit fHlr sieh,,,dass es dem Verfasser mit seinen gehäuften ErzAhliingenr von der Zurttol^weisung jener Anklagen durah die heifliii^hen Obrigkeiten eben darum xu thun war, die politische Verdächtigung des Christenthums zu widerlegen , und eben dahin W^rd^n wir auch aus dem eraten Theil unserer Schrift eine Thal^ fache 20 ziehen haben, die wir bereits äua andern Erfinden für ungeaeUchtlich erklären mussten, dep bertlhmten Ausspruch Ga* maliel'a 6y 38 ji denn die Politik des Zuwartenn und Gewähren- las[|ens, welehe diesef: anräth, schliesst Alles in sich, waa die chrfs^hen Apolpge^n auch vom römischen Staat verlangen

Ist aber dieser Zug^ absichtlieh, so weist er, wie man ihn aneh analoge ^ jedenfalls auf die VeFhältnisse einer Zeit und einea Ortes^ wo das Ghristanthum bereits mit der rdmischen Staatsge- walt in Spannung geratben war. Die näebstUegenide Vermuthung wird in diesem Fall immer die sein, dass d^r Verfasser die An-* sohnldlgangen heidniacfier Gegner zurückweisen wolle ^ und man wird nicht sagen können, dasa diese Absicht seinen christlichen Lasern gegentlber ^ndenkbar sei ^ denn theila fLonnte es ihm j&weck-

0 Darauf milssle sich nämlich die Klag<^, wenn sie geschichtlich ist, bezogen haben, denn flir so unerfahren in ihren Rechten werden wir die Vorsteher der Jadenschaft in einer Stadt, wie Korinth, nicht halten dürfen, dass sie vor einem ROmer wegen Abfall vom mosaischen Glauben geklagt hätte. Unser V^assei' freilich «rlilftit das nttnd rdv vo^w des 13ten Terses V. 15; TUf^X roftov tov na^* v^Sg

368 Zweck der Apostelgeschichte; .

massig scheinen , diesen eine Antwort auf heidnische Anklagen mn die Hand %a geben, (heils int auch nicht noth wendig , dass unser Verflasser bei seinem Bache nnr an christliche Leser gedacht hat, wie ja überhaupt in jener Zeit der vielfachsten borgerlichen und

I geselligen Beziehungen zwischen Christen und Heiden die beider-

seitigen Leserkreise nicht schlechthin getrennt gewesen s^ ktanen. Nicht unwahrscheinlich iat aber allerdings Seh necken b ärgeres Vermuthung (S. 244 ff.), dass die absfohtliche politische Reini- gung des Paulus mk dem Hauptzweck unserer Schrift in engerem Zasammenhang stehe, und gleichMls auf Judenchristen berechnet sei. War es auch zunftchst partikularistischer Stolz und Selbst- erhaltungstrieb, was die Juden der durch Paulas bewirkten mas- senhaften Heidenbekehrnng abgeneigt machte, so konnte doch auch noch das Weitere Interesse hinzukommen, dass sie eben durch diese Ausbreitung des Messiasglaubens itn heidnischen Beligions- gebiet mit den Gesetzen gegen Proselytenmncherei in Konflikt ge- riethen; und so wenig es nan auch das eifrigere Judenthum selbst mit diesen Gesetzen genau nahm (Matth. 29, 15 u. A.), so gerne mochte man gegen Paulus die durch Ihn horbeigeffthrten Gtefahres fOr das^ Christentham geltend machen, ja es mochten leidenschah^ lichere Judenchristen alle gegen das Chrii^tentham ftbeitiatipt er- hobenen Vorwtlrfe aosschliesslich auf die PauUner, als dif^^gen abwälzen, welche allein Aber den gesetiblichen Besitzstand des Judenthums in das Eigenthum der Staatsreligion tibergreifen und durch ihre nicht auf die Synagoge beschrfinMen Vorträge eine Agitation im Volk herrorrufen 0- Seit der- neronischen Christen- Verfolgung besonders mochte sich da, \^ diese gewdthet hatte, unter den messiasgläubigen Jaden der Gedanke regen, jeden wei- teren Anlass zu Verfolgungen dadurch abzuschneiden, dass sie

^^/i^i^itrt^ sich von denen losschälten, auf welche die Staatereglion Ansprach machen konnte, and weicite ihrerseits ja doeh eigentlich, wie sie meinten, kein Aiii^cht aufs* messkinlsche Heil hatten. Der Um- stand, dass es vorzogsweise Juden sind, denen die pdftischen Anklagen gegen Paalus in den Mund gelegt werden (17, 5. 19, 12. 23, 27 if. 24, 5), wogegen sich die heidnischen Obrigkei- ten seiner annehmen, mächt eine solche Beziehang unserer Dar- stellung auf Judenchristen sehr wahrscheinlich. Jedenfalls aber

•) Aehnlich machen es ja die Kirchenväter, wenn sie die heidnischen Anschul- diguiigen gegen die Christen den Onostikem laschieben; 2. E. Just. Apol. I, 26.

ihre Beziehung auf die römische Gemeinde. 3^9

tähti fins die unverkennbare Absichüit^eit deraeiben in die Ver- hAlUdsse einer Gemeinde^ die sehen von politisdier Verfolgung^ «u leiden gdiebt hat Und zwar wttrden wir diese mit überwiegender Wahrscheinlichkeit im Westen des römischen Reichs suchen, da grerade hier, in der eigentlich römischen Welt, die von nnnerer jSchrilt hervorgehobenen politischen Anscholdigimgen gegen das Christenthum vorzngswdse im Schwange waren, wogegen in den <fcatlic^^n Ländern der Religionsstreit sich mehr am die theoretuäefaen Fragen der religiösen Vorstellnng bewegte« Indesaen werden wir sogleich deutlichere Sparen des Orts treifen, fflr den unsere Scfarllt bestimmt ist, Sparen^ die hier nicht zum erstenmal bemerkt werden ^). C. 19, 21 wird berichtet: nach längerer Wirksamkeit in JBpbesos habe sich Paulus eine Reise d^h Jerusalem vorgenommen, ^Tt(iüVj Ott fdsra TO yeriadac (ne iuel del fie xai '^Pwfi.fjv ideiiß. Was er hief als seinen eigenen Vorsatz ausspricht, das..erwriist «ich in der Folge auch als der Wille Gottes; 23, 11 sagt ihm Jesus;, (/ig dupiaq%vQ(a %a TtBql ifioü slg ^IsQOvaak?^^ oikm as del Hut dg 'PcSjuip^ ^a^vqrjaai^ und auf der gefährlichen See« reifi|e:eifpiuthigt ihn 27, 24. ein Engel mit den Wortmi: /u^ q>oßov^ JJaCle' Kaixsaqi os del 7ti;fQaa%ijvai. Ja sdien in den Worten Jesu aber Paulus 9, 16: axevog ixlay^g fioi iai^v airog toS ßaaT^oai ro ovofid fiov Bviomov idvwv xai ßaaiXewv .wcJJr te ^I^Qcci^l könnte ßaailsvgy hier in der Verbtedong ndl ßdvrj hdd-* nische Fürsten bezeichnend, auf den Kaiser, den einzigen, dessen unsere Schrift erwähnt, hia weisen. IMesen BrUärungen entspricht nach die That Paulus selbst weist alle Abinalinungen von der jernsalemitischen Reise zur(|ck (20, 22 if. 21, 10 if.), dieilllr ibn durch höhere Fägung das Mittel werden sollte, naeh Rom sn gelangen, und bewirkt durch seine Appellation an den Kaiser (25, 10 if.), welche für ihn selbst nach 26, 32 gar nicht nöthig gewesen wäre, seine Abführung nach Rom; und andererseits steh^ mit jenen ((Ifenbamngen so augenscheinliche Reweise der tiber ihm waltenden Vorsehung in Verbindung , dass sieh nicht: bezwet- ^eJn läset, es war die Hand Gottes selbst, die ihn nach Rom ge* führt hat: unmittelbar auf das Nachtgesicht 23, 11 folgt die ISczählung von der Rettung des Apostels aus einer bedeutenden Lebensgefahr, welche wir in diesem Zusammenhang nur als einen thatsächlichen Releg dafür ansehen dürfen, dass Paulus getrost

*) Vgl. SchnecJK^aburger S. 123 ff.

24

370 Zweck der Apdi^Telg^schkhie ;

tBite kMD) dttBiä dtt» Al^f«tit Cloftles, di^ «MMli 9^M etgfene fet^ khüs f£a(ytVQ^<^i dg "^PtiftTfl^, itoti, hiler flitidek'iiisse in Sa^rftllUA)^ g^heli wird, bei der zweiten OffebtorM^ «7, 24 sh^ ei) det m^^l eelbst, dUtfs Ffttilafs und eeflie Ibeieeg^eäellsöhafl dei^i^hiAA gleitet werden «oll, treil ^ bemtimikkt fst^ velr dem l!hrMe des Kni;^» « ernoheineii. fl» veitlfeec alle BeftektaH^, nttfei" weleh6tt «»6- eiehtepoiil;t die röttlselie Gefungensoliaft dee Apostels lifii^f gesteift ^Ird. I^e fst nlolit <eiA iTnglüdk^ des ibu widerfiArt, iädbt tun für ihn UDerwarteteig, seine Flene dnref^kreu^ieBdes fefeigniste, isroti- ileni ttur die Attstttläruig seittes eigenen, n-ei geflissten EntseUitSMfS, nur das Mittel »nr Bvreiehong des «iel«, wälehes iiiAi ^^ett Mtt gesteelEt ist; weit entl^nt dalier, dass el- ibr inaliwiolie^ g6ht er ihr vMmehr mit der freieteil Bntselilessenlreit ent|regen, nhd iiiiit von sieh ans den Schritt, der sie herbeifahrt; ebenso geschieht aber von Seiten Snttes Alles, um ihn dahin zu bringen, wohin ihm in kommen hesttoiM ist, ntd weder die mo^deriddlre Arj^lfst seiner Feinde, noch die Wath der Elemente kann ihn daran tet^ hhident Der Aufenthalt de* A'postels in Eom erscheint so als die eigentliche Spitäie, der s€än jgMm^B Leben nnsti^oert) naeh 'dHt tt selbst hhurtrebl, «hd ^d der er von der Vorsehung hingelenkt wird. Fragen wir aber, welches die Besftnihiin^ dei^ A>pet^teto Ih Born ist, 80 verweist unsere Schrift nicht auf die Begebenhrit, an die #ir hiebei nniehet denJEen wtkiMlen, aaf selnM fiikrkyrertod iik GegentheH, von diesem 49ehw«^gt £^e, so wenig t^t ^ hMh nhol e. 20, M t mbefcuint gexitreseti sein kann ^^ -^ sondeHi nnf seine WifkssiäaiBeit 2ar Ansbreienag des Chilsten^^imi^ in llom. Nar an diese Wird mit d«n f^a^vv^&öit dg "^Ptif^ 23, 11 e^fii'- ■ertt, wenn aueh hn Ansdraißk das Mal^eyHom des l^deid Mrch- enklingen scheint^ gaw bestimmt abet ei<heiit aüs dem 'S^Mnsa unserer Behrilt, dass sie ^s Ist, weldie^ die gan^eErzfehloteg von tPanitas rasrtrebt. PaniuskoMmt alsOefangenel*, wteir dt^r ef^wef- ntön Airiklag«)'näch Eom. Was konnte 'dem lioseir meUr itfteres^ «iven^ Us zanächst von dem «(äik^ksiA zn erfahren, das ibh hfei- tmft Aber rfavon kein Wwt. M«r so Viel wiM ^eHcbftety äklib er zW^ Jahi'e dh war, ohne im Verkehr mft AYidetn gehUnfert «ein, dass er das Evangelium verkondigte, iingehemni^, nrtt

*) S. Seh necken bürg er S. 125, der mit Recht bemerkt, auch die vielen warnenden Vorhersagungen des nvsvjua a. a. 0. hätten keine rechte Schicklichkeit, wenn sie sich nur auf eine temporäre Gefangenschaft bekögeti.

ihre Beziehung auf die römische Gemeinde. 371

»llei^ Vreimoth. Halten wir dielten Sehlass dds Euohs mit der voriiergehwideM i^arstellvBg eusammen, welchen andern Bindniok Mnnen wir erhalten, als den, dass es eben diese Veiicündigang des Evangeliums in Rom war, welcher Paulas darch alle seine Erlebnisse seit seiner Abreise ven Ephesus zugeführt werden «eilte, welche er von Anfting an als seine Bestimmung (ßel fis xal'^PcofjtTp^ideiVj 19, 31), als die Vollendung seiner ajßostolischen Lauf bahn ^) erkannt hatte ^)? Diesen Bindmek werden wir aber «M se weniger als ein absichtsloses Brgebniss der geschichtlichen DarsteUiiug betrachten können, je offener wir uns anch hier ge- stehen mOssen, dass er keUieswegs auf rein geschichtlichem Weg erreicht wird. Schon im Allgemeinen liesso sidi dieses bei dem d«pchgftngigen Tendenzcharakter unserer Selaift voraussetzen* Nun finden whr aber tiberdiess gleich die erste Hinweisung anf Rom, 19, dl, in einmn Zusammenhang, den wir nicht für durchaus hieloiricioh halten konnten, well Paulus den Entschluss, nach Jem- salem zu gehen, seinen Briefen zufolge in Ephesus noch nicht mit «elcher Bestimmtheit ansgesprochen haben kann S). Wenn ferner die zwei Visionen c. 28, 11. 37, 28 für sich genommen nicht undenkbar wftren, so ist doch das doppelte Vorkommen solcher psychologischer Erscheinungen in unmittelbarer Verbindung mit Lebensrettungen, die ihnen zur Bestätigung dienmi, za unwalur*- scheinlioh, als dass es sich anders, als vom Standpunkt des Wun- derglaubens, festhalten liesse in unserer Schrift wenigstens, deren gesohichtli<^ Zuverlässigkeit ven sonst her viel zu stark ereehnttert ist^ um einer derartigen Unwahrsoheinlichkeit das Oe-> geng^widit zn halten. Ganz klar ist endlich, dass das Schweigen vom Ted des Paulas nur absichtlich sein kann, denn dass er dem Verfusser bekannt war, haben wir schon gesehen, und dass er ihn nieht berittirte, weil er ihn bei seinen Lesern als bekannt voraussetaen konnte, ist durchaus unglaublich; da hätte er auch von der Bekehrung des Apostels und hundert andern Dingen schwei- gen müssen^ aber warum sollte es selbst für römische Zeitgenossen kdn Interesse gehabt haben, einen genauen Bericht über die letzten Werte und Schicksale ihres Apostels zu besitzen? Es liegt also

') reletwoat xov Sqo/uov /uov xai Ttjy SiaxovCav tjv Haßov na^a tov itvqCov *Ir}aov^ Siajua^rv^aa9-ai to svayyiXiov rrjg ^aqaoq tou &€0v, 20, 24. *) Man vgl. die treffliche Ausführung Schneckenburger's S. 126. 3) S. 0. S. 2Ö8.

24*

372 Zweck der Apostelgeschichte;

naserer DwrsMhmg Mer^ngs einl bestimmte Absieht zu Gmnde: die Wirksamkeit des Paalas in Rom ist der ZiielpiiDkt oserer gu- een Sclirift, dem eben desshslb auch der Apestel selbst nicht alleiB durch seinen eigenen standhaften Bntschia8S, sondern noch darch die nnverkenabarsten göttlichen FOgnngen sageflllbrt wird.

In denselben Znsammenhang fttgt sich die Verhandlang des Panlns mit den römischen Juden ein, deren Geschichtlichkeit wir schon froher nach Banr^s Vorgang in Anspruch nehmen mnssten, deren Bedeutung für unsern Verfasser aber eben damit nur om so stärker hervortritt. Ist es auch seine stdiende Oewohnheit, den Panlns immer zuerst bei den Juden einen Bekehrungsversuch na- chen zu lassen, ehe er sich an die Heiden wendet, so zeigt doch schon die Ausfahrlichkeit unseres Berichts, die nach so vieten ähnlichen Auftritten gar nicht mehr nöthig gewesen wftre, wie viel ihm daran lag, dieses Verfahren gerade in Rom besonders hervorKuheben. Alles ist aber hier nach Bchneckenburger's treffender Bemerkung (S. 85) nicht nur ausf Ohrlieher , soodera auch universeller gehalten, als bei der Besclureibung desselbeo Hergangs in früheren Auftritten. Es wird den Anwesenden nicht nur ihre persönliche Verstocktheit gegen das Evangelium vorge- halten, sondern der Prophet Jesajas mnss dem Apostel besseagen, dass dieses das allgemeine Verhalten des jadischen Volkes sei; die Unempfättglichkeit der Juden und das Recht der Heidenpredigt wird aus der Zufälligkeit des einzelnen Falls heransgehobei, beides tritt sich in allgemeiner Weise als allgemeines Gesetz' ge- genüber, und erhält durch die Worte des Propheten seine höhere Bestätigung. „Diese letzte römische Scene ist gleichsam der &iMw» einer empirischen Induktion fOr die von Gott gegebene Bestinmiviig zu den Heiden.^^ Wie kommt es nun aber, dass der V^aseer diesen Schluss erst jetzt macht, dass Paulus eine und dieselbe Erfahrung Jahrzehende lang wiederholen muss, um erst am Ende seiner Laufbahn sich seines Rechts zur dnoarolrj ttjq dxQoßvarlag in dieiaer grundsätzlichen Weise bewusst zu werden f Etwa oor weil seine Geschichte jetzt zu Ende ist, und der Verfasser keiie Gelegenheit mehr hat, den gleichen Hergang lauch noch von wei- teren Städten zu erzählen ? Oder zeigt nicht schon der bedeotsMne AbschlnsB unserer Schrift mit eben dieser Scene, mit dem Gegessats zwischen der augenfälligen, in ihrer allgemeinen Nothwendigl^eit dargestellten Verstocktheit der Juden und der ungehemmten Hei- denpredigt des Apostels, dass eben dieses der letzte Eindruck i^tj

* ihre Beziehung auf die römische Gemeinde. 373

den der Leser ans seiner Darstellung mit sich nehmen soll: Panlns, durch gdttliohe FOhrnng nach Rom gebracht, aber auch hier von seinen Volksgenossen verschmäht, verkond^ den Heiden der Welt- stadt das Bvangelinm. Weist nicht auf eben diese Absicht das auffallende Schweigen von der romischen Christengemeinde?^) Welche Bedeutung diese Gemeinde schon vor der Ankunft des Apostels hatte, erhellt aus dem ganzen ROmerbrief noch unwider- sprechlioher, als selbst aus der bestimmten Aussage ROm. 1, 8 ff., denn nur diese eigenthOmlicbe Wichtigkeit derselben konnte Paulus veranlassen, seine persönliche Ankunft bei ihr durch ein so be-> deutendes und sorgsam ausgeführtes, alle Frdchte seines reichen Geistes in sich vereinigendes Sendschreiben vorzubereiten. Schon desshalb lässt sich nicht denken ^ dass unser Verfasser wer er auch war, und welcher Zeit er angehörte die frühe Existenz der römischen Gemeinde, diese weltbekannte (Rom. 1; 8] That^ Sache, nicht gekannt hfltte. Nichtsdestoweniger bei der Erzählung von der Ankunft des Paulus kein Wort von dieser Gemeinde, nur 28, 15 die flüchtige Notiz, dass ihm die Brüder aus Rom eine Strecke weit entgegengekommen seien diese Brüder können aber auch nur vereinzelte Gläubige sein, das Dasein einer Gemeinde liegt nicht in dem Ausdruck. Ist es nicht klar, dass der Verfas- ser von der Gemeinde nur desshalb nicht mehr sagt, weil er nicht ^ mehr sagen will? Aber warum will er nicht? Schwerlich dess» halb, weil die Berührung des Paulus ^mlt den Römern eine zu unfreundliche war^ um von Ihm erwähnt zu werden (Schnecken - burger a. a. O.); denn was. hinderte ihn in diesem Fall, an die Stelle der nnfireundlichen Begegnung eine freundlichere zu setzen, ^ wie er diess im Verhältniss des Paulus zu den Jerusalemiten und ^ den Judenchristen überhaupt thut? Es scheint vielmehr, die römische ^ Christengemeinde werde vor der Ankunft des Paulus desshalb zu- rückgestellt, um diesen als ihren eigentlichen Stifter erscheinen zu lassen , und ebenso werde umgekehrt der grundsätzliche Bruch mit dem Judenthum desshalb nach Rom verlegt^ um ihn hier erst in seine volle Wirksamkeit als Heidenapostel einzuführen. Und dazu stimmt es aufs Beste, dass Paulos unmittelbar nach seiner Ankunft nicht die Häupter der Christengemeinde, wie man diess döeh 2Sunäohst erwarten sollte, sondern die angesehensten Mit- glieder der Jndenschaft zu sich bescheidet, und dass diesen über

k

r

ii:.

') Vgl. Sehneck enburger S. 120 ff.

374 Zweck der ApoBtelgeBcbicl)4e ;

dM Christentham no(A gar niebts Gentueres beibiiiiit ist. Gebt mM von den wirkliöhen geschiclitliDhen Verhtitnteaen «ns, m mu88 das, wie Artther gezeigt wurde, in bobem €Srad anffaOea, nach der Darstellung nnsers Verfassers dagegen ersohemt es gaaz folgeriobtig, Bine Christengemeinde e^istirt ihm aofolge aeoh gar nicht in Rom, erst von Paulus wird dne solche gestiftet. Born ist so das letzte Ziel, zu dem der ganze Lauf des Paulas bin* steuert Gefahren und Rettungen, Hindernisse und Verfelgungea mOssen ihn hieher fahren, damit er^u«ter den Heiden die ranisclie Gemeinde grOnden kann.

Auch was vom Bürgerrecht des Paulus erzählt wird, sebeiat efaie besondere Beziehung auf die Römer zu haben* Zwa^r mochte ich nicht mit Schneckenburger (8. 243) sagen, es werde bei den Lesern des Buchs eine Kenntniss von den Privilegien rö- mischer Bürger vorausgesetzt, welche wohl am Ehesten bei rö« mischen Judenchristen erwartet werden konnte; denn das wir wohl im ganzen römisohen Reiche bekannt, was die Eroberer ia dieser Hinsicht vor den Besiegten voraus hatten. Um so weniger scheint aber die zweimalige Erwähnung jenes Bürgerrechts selM absichtslos zu seüi. Wie es sich auch mit seiner GesohichtUofakeU verhalten mag, jedenfalls wird von ihm o. 16, 37 ff. eine sehr unwahrscheinliche Anwendung gemacht, und dass ausser Panlas auch Silas romischer Bürger war, ist kaum wahrscheinlich ^> Wir sind daher berechtigt, in diesem Zug, oder doch in der Art, wie er benutzt wird, eine Absicht zu vermuthen. Ist es nicht wirk- lich^ als ob mit demselben nur die thatsächliche Antwort auf die Anschuldigung V. 20 gegeben werden sollte: ovwi oi ävSigo^mt' ixtaQcloaovoiv i^f^wv z^v noliv ^lovdatoc v^rap^o^^^S^ ^^^ üuicbt es dann nicht schon die Analogie wahrscheinlich, dass anob die Erzählung 212, 26 ff. nicht ohne ähnliche Abttchtlicbkeit ist? Man beachte nur , wie Alles dazu dient , mit dem römischen Bürgerrecht Wirkung zu thun. Erst der Kontrast zwischen dctm ränusobea Tribun, der es sich nur mit vielen Kosten erwerben konnte, and dem Gefangenen, der es schon durch seine Gehurt besitzt, dsoii die augenblickliche Befreiung durch diesen Talisman, endlich die Furcht des Tribunen, zu welcher dieser in der Wirkliehkeit gir keinen Anlass hatte. Für eine ganz einfache Gaschiehtaeraäblong kann man diess nicht halten. Hat sie aber eine Tendenz, weieiie

f

') Das Genauere hierüber S. 255 ff.

Ihre Beiiel^ung %ul di^ rds^iiscbe Genvelnde. 375

i^Aeirfi wflK4& beibßjßr plW6^^.al9 öjiß, 4^11 Ajfj9^te} ^f^Ufimim fUß

ejpQH ge)^pf^^«A Rfi^er ^^ii Q«ap(Qltfen? jfni \ireloh^n Biifl|li<^ in

dm Pr*j(iM^tMmu9. PDciorer Scbrift gewinnen yf\r a^ok Y«n bier

j am»l Pl»^]1^^ »t oicbt 4er Btndringlipg, far 4w seilte Gegner ilm

1 i^mi£:i|b^p (i9W ^ff'* ^^ SimoDsaafe and 4ie Apologie Köm. iHj

20i fi.)j ^K gal^ört ^om ^obpjp 4ur9b. seiq^ Gebort an, er bnt in

j 4jm be4ep)^icb«t9n Mgen nn4 n)it dem glftnzen4£>ten Erfolge voi|

; aßUffivf r^misob^n Bflrgerrepbt Gehrauob gfim^cbt, er ist eben w^en

I seiner Bigensßbaft al« römi«ipher Btlrger^ nnter dem angenspbein-

ÜQb^ten Spbat^^i^ d«r göttlichen Vorsehung i), n^ Rom gekpnifliieni

^ illl4 bat bier^ von den Juden selbst da%u genöthigt, die Gemeinde

Wter dfiO Briden in ungehemmter Th^tigkeit gegründet wai|

ff^tltte nppb «n dem Naohwajs, d^as er nach alipn götUivhen nnd.

,; m9llu|o^pba^ B#ct^^en als der Appstel der romijsohen Gemeinde »n

^ lietraQliti9n sei, und wie könnten wir in einer paratellnng» welphe

^ ipit dipser Wirkung «^bsct^ieapti ' ihre besondere ^weckba^iehnng

^ ^s^f[ d^e römlaohe Christengemeinde verkennen?

^ Zu dem allgemeinen Zweck un«ierer Sobrtft, dem der Brie-*

, deiWBtjftnng !^yimhe^ Beiden- und Judencl^ri^ten, verhüll; sich

^ djieser besondere nicht so, dasa er m)(^bhAngig von ihm ^eben-

bei*U9fe^ sondern nur so, d^ss jeper durch diesen näher bestimmt

^ Wlr^v ^^ ^'^ Versöhniing der Partbeien, um die Binpfehlnng den

Q^idpu^ipeisiteb^ l^nd seiner Wirksamkeit, bandelt es sich ancl^ bei

* d^lf^y.yfft^ siqb speciell »uf die r^(aisohe Gemeinde bezieht , l^^r

; dt^ iftA^r Zwepk Mer nicht in deiner fi^Ugßjnoiiflj^fiWy sondern zu-

n^qlvst fibe^ in pipiner Anwofidang ftnf die römiscl^en Verhältnisse

, Yprfolgt wird* ICbend(imit erhaben wir aber i\^er den p]fia nn«i^e«

Bqpits nberb(^npt pinpn beaphtpnswpithen Aufscbluss. Schon a#

und für sich hat es keine Wahrscheiuliphke^^ dasa eine Scbriltt>

wie die vorliegende, nur aus einer allgemeinen Reflexion über die

kirchlichen Zustände und Bedürfnisse hervorgegangen sein sollte;

wie sie vielmehr unmittelbar auf das praktische Verhalten der

Partheien zu wurken sucht (man vgl. c. 15), so ist es auch zum

ye|c«ua wabrapbfWlicb) d^fiß ein unmittpl^aresi prfiktlaehj^ Bedürf-

m^9 i^K Äi^stwd piner be^^inimt^n ^em^lnde, ibr^ Afcfjwsiwg

zn94^h|8t yer^Ataa^t i^nd ibre ^.usfttbruQg bestimmt ha^t, Sfie^

') C. £3, II ff., fiT, 21 ff., 28, 3 ff., wo die nefle|ion V. 4 Aeu btill>stclH tigieo Ela^mck dff oüikti iamßtvy weI«liao siß ^qjrcb d^a Kontrast verst^iioa mAU deutlich ausspricht.

376 Der Zweck der Apostelgeschichte

seUiesst natOrlicii nieht aiu, dasB der Verfasser seine Aufgabe aUgemeifier auffassen konnte /nnd da nun die Streitpunkte zwi- sohen den Partheien wohl überall so ziemlich die gleichen waren, so mosste eine Schrift, welche auch nur zunächst auf Eine Ge- meinde in dem angegebenen Sinn wirken wollte, der Natur der Sache nach zu einer allgemeinen Tendenzscbrift werden. Aber doch Iftsst sich erwarten, dass auch eine solche die Spurdn ihrer nächsten Bestimmung nicht veriäugnen werde. Diess bestätigt nnn auch der Augenschein. Paulus und der Paulinismus wird hier allerdings ganz allgemeitt mit der Urgemeinde und ihrem Cbri- stenthum in eine für die Friedenszwecke des Verfassers berechnete Parallele gestellt, das, was ihm am Paulinismus die EUiuptsacbe ist, der Universalismus der Heidentaufe , wird gerechtfertigt; aber indem die Laufbahn des Heldenapostels gerade in Rom ihren vor- herbestimmten Abschluss erreicht, und dieser ihr Zielpunkt mit aller Sorgfalt angebahnt und bemerklich gemacht wird, so biegt der allgemeine Zweck von selbst in den besonderen um, und wie das paulinische Heidenchristenthum wesentlich nach Rom, als seiner eigentlichen Metropole, hindrängt, der Heidenapostel als solcher nothwendig der Apostel der ROmer ist idel /ne Twurjv Idelv u. s. w.}, so ist umgekehrt das römische Christenthum wesentlich Paulinismus, die römische Gemeinde eine paulinische^ auf welche daher alles das, was der Verfasser zur Empfehlung des Paulus und seines Standpunkts gesagt hat, seine ganz besondere Anwen- dung findet, in welcher der Friede mit den Paulinem keinen An- genblick beanstandet werden sollte. Dass aber in Rom die Ver- hältnisse wirklich von der Art waren, um eine Darstellung, wie die ttttsrige , veranlassen zu können , darauf werden wir auch noch später zurtlokkommea mtlssen.

4. Die Composition der Apostelgeschichte aus ihrer Zweckbestimmung erklärt.

Unsere bisherige Untersuchung hatte die Aufgabe, auf ana- lytischem Wege, durch Sammlung und Vergleichung der einzehien Anzeichen, zu der Idee vorzudringen, welche dem Geist ihres Verfassers als Zweck der Schrift ursprOnglich vorschwebte, und als innerer Binheitspunkt des Ganzen ihre einzelnen Theile be- herrscht Es ist noch ttbrig, dass wir denselben Weg rOekwäfto

an ihrer Gomposition nachgewiesen. 377

verfolgen, and 83niüietisoh entwickeln, wie das Einzelne' in ihr ans jener iffsprttnglicben Einheit hertergieng. '

n Um ein friedliches Verhältniss zwischen den streitenden Par-

i thefen der Christenheit, den Panllnern und Jndaisten, zunächst tut z die römische Kirche anzabahneU, will der Verfasser Paulus und den Panlinismus in ihrer Uebereinstimmung; und Gleichberechtigung . mit dem tirsprOngiichen Judenehristenthum und seinen Aposteln jf darstellen; in dieser Absicht zeigt er, wie das dhrlstenthum dei* f^ . Urgemdnde wesentlich unverändert durch Paulus als einen voll- berechtigten, allseitig lieglaulkigten und anerkannten Apostel, mit' ^ Wissen und Willen der Urgemeinde, unter der unverkennbarsten ^ Leitung Gottes, zu den Beidenchristen und insbesondere zu der' heidenchristliohen Gemeinde in Rom i) übergieng. Durch diesen Grundgedanken unsers Buchs ist zunächst der Inhalt und das Ver-^' hältniss seiner Haupttheile bestimmt. Den Anfang macht nothwettdig eine Schilderung der Urgemeinde, das eigentliche Ziel des Buchs ist aber die Darstellung des Paulus und seiner Wirksamkeit unter den Heiden. Jene hat der Verfasser in den fOnf ersten Kapiteln^ diese vom ISten Kapitel an gegeben; zwischen diese beiden Thell6 stellt er aber dnen Abschnitt, welcher schon durch die merkwUr- digie Vöi^chränknng päulinischer und jerusalemitischer St(lck6 iseigt, dass er eben den Uebergang vom ernsten zum zweiten zu MMen* bestimmt ist^). Als prachtvoller Eingang dient der Schrift die' Erzählung, wie der Herr selbst, in messianischer Herrsoherglorie schadend, seiner Lehre ihren Weg von Jerusalem bis zum saxct- T&» kijg fqg, bis ztim fernen Westen, der äussersten, von einei^ Apostel erreichten Grenze, dem tiQ/ua %^g dvascog (Clem. 1 Kor.)' vorzetehnet Es folgt sofort im ersten Theü die Darstellung der U/gemeinde; erst ihre Bildung durch die Aposteiwahl und die Geistesausgiessnng, dann die Schilderung ihres innern Zustands, ihrer Wunder und ihrer Verfolgungen. Wie aber schon das Pflngst- wunder die im dritten Theil berichtete Ausbreitung des Christen- thums unter allen Völkern symbolisch vorbildet, und die petrini-

^) Unter die ^&vtj ufkmWch wird die pauliniscfae Christengemeinde zu Rom (8. 0.) durch 28, 28 vgl. mit V. 30 f. sichtbar gestellt. Vgl. Rom. 1, 13. .14.

^ 4^ 1, 8 anknüpfend, könnte man dieses Verhältniss auch so darstellen: von den drei Stationen für die Ausbreitung des Christenthums , Judäa, Samarien, die Heidenländer, behandle der erste Theil die erste, der andere die zweite, der letzte die dritte; doch wäre diess geographisch nicht ganz genau.

sehwUeifin ,4vfMi btaweben, ao ai«^ wdI^ in 4eii, Igssfni Vitpr*. folgangen und den inneni BMrtmg^u^ ^Q^pipeii dif) 9m<lM& w JedMalem mid ihren Aposteln ava^Quetet Ist, diq aiH^t^rctn ii^iden und Anfeindungen des Panlua vergaiiii^Qt Dio «t^Ulde^iwg dei Ui^emeinde selbst ist synunetorwK^h ia z.iv§i .Graupen (c, %, 49 4, ai nnd 4, 33 -^ 5, 43) vertbeiU, ia deren j^der wk die drei otm besseichnQten V9ßkt^ In der angegebene Ordnung fqU gen: erst eine, panegyneohe Darstellung der ^rOpnvigkeit, Bin^ tEnQbt, GOtergemeinaohaft in dejwi nr^prflngUoiben ChrMmverein (Knp. 3 9 43— 47. 31^^-37), dann je Sin wsf^brlieh er- ainhltea Wunder, 3, l—io i^jn Heüoiwawnniter, (I» %~±± ein ^afw:«nder, hierauf die Ver^<dgingen 3, ü $, 1.7 ff* Aei allen direi Punt^ten ist ferner in ißr »weiten Girqppe eiUQ Stei-r geunng des^n m bemerken, was in der ersten er^^^ktt ist: d^t djsw änapTcc xoivcc 3, 44 wird 4, 33 durch dnnnegntiven Aus-* dru^ aCdi dg t^ z(3v viux^xavTcav avV^ ele}^«» if^ov eli^i^» ge«- stefgert, ebense das, was 3^ 45 vom Verkauf und dar Vertb^Uni^ der G<tter gesagt ist, durch die auagef^hrtere Slctdld^trong 4, .94 ff* imA da« fjootv im %b *amd 3, 44 'dar«h die $cmff^¥ H<d tjüivxii fimAy. 33; von den swei Verfolgnngen haben wir ftobeir »Bf4i<^n geeeben^ dass die «; weite nur eine verstärkte Wiederholung der ersten ist; statt der Einen Lahmenheaung 3^ % ff. heben wir <v (^ neben dem Straf wnnder an Ananias und Snpphira ^eine gtmß M^nge« der anssererdentlichsten Heilungswundar (V* 13. 1$), So entwickelt sich hier AUes nncb einem ms^ einfech^ Pragmntjsmus. Swisehen die Sandlnng sind beim Pfingatfest und den beiden Ver^ folgungen petrinisohe Lehrreden eingeflochtenf

Weit verwickelter und kunstreieher ist die Giiedeimg des »weiten Tbeila. I>en Anfang maoht das Efeigniss, ämmh das wirldieh aller WahrsehelnlieUbeit nach die ersttVerbreHong des GhriatenthoniS' anter Niobijuden, und «ugl^ieh die Bekehrung des Heidenapestels, mittelbar veranlasst w»fde , die Verfiügnng gf^n Stepbnnus. Dieser Verfell jat aber mit siehtbayer Etloksicht aof den Hauptzweck des Buchs behandelt. War Stephanus schon seiner geschichtlichen Persönlichkeit nach ohne Zweifel ein Vorgänger dea Paulus, so erscheint er hier recht eigentlich als das Vorbild desselben atas der Urgemeinde. Zunächst ist ihm innerhalb der letztem eine sehr ausge;&eibhnete Stellung angewiesen: wie er schon bei der Diakoi^nwabl 6, 6 unter ihren Vertrauensmännern zuerst mit aus:»eichnenden Prädikaten (^vSqu uk^r^ ni<x%mg m

an lhr«r ConpotHio» naehgewiesen. 879

Ttvevfimog äyUv) geMAnt ist, so ersehouil er 6, 8 In •iiier*d0f •potiiolischeii ftiuilogen Wwdetthitfgkeiti), in seinen Prteess nN* seine« Tode ist die P«fallele mit dem verklagten und adeiteftden Christus unverkennbar, dessen verklärte BrseheMWg ihm in seiner TodeMtnnde zu Theil wird 2), naeh seiner Hinriohlang^ wird er, zum deutHcben Beweis seiner eigenen Untadelhafligkeit vnr dem eesetjs, von gesetxesfremmen ^) Mftanern bestatWt, nutet deneu man in diesem. Znaammenhaug, nach der Flueht aimmtüeberChri^ sten (V. 1)^ nur Juden verstehen kann. Zugleich steht. aJber diesmr Heros der Uigemeinde nicht allein in seinen Sohieksaltta, aondeni auch in seiner Lehre in einem VerwandtsohaftsverhäUniss isu Paulus^ das wir uns, so wie es hier erscheint, unmöglich anders als aus absichtlicher ISeiehbildung beider erklären kännen. War P«al«« als Zerstörer des Oesetnes verschrieen, so 'lautet auch die ▲»* klage gegen 8lephanus auf Blasphemie dee Oeeetoea und AnkfUiH digung seiner Abschaffung durch Jesus, und wenigstens gegen den Tempelkult tritt er selbst in seiner Bede stark genug anf« ^ Bat jener das messianische Hüil von den Jnden trM den Heiden hinobergebraobt^ 9Q erklärt auch dieser, dass das israffitisehu Volk sich jederzeit der göttlichen Goadenerweisungen unwürdig und unfähig gemacht habe. Ist Paulus am Bude dem: Haan der Juden erlegen, so fiel ihm Stephanu^ noch augenacbeinliober iam Opfer* Dass diese Parallele nicht bhia im gesohicbtiieheu . Saab-* verhalt liegt, sondern vom Verfasser mit Bewusslanin und. Absiebt verfolgt wird, erbellt ans der frei componirten Vertheidigungsvede des Stephanus und aus ihrem Verhftltniss zu den Vertrigen des

') 6,8: ZH^avog Se nlrjqrj^ ^aQitog xai Svva/usog hioUi te^ata xa\ €f9f/ueta jueyaXa er tto lato. 4, 33: fisyalri Svydjust änfStSow rd fta^rtv- qior Ol hfoaroXot^ X^9^^ ^' jusyalij ^v liit nwrtttq aOvovg. 5, 12: ^uk Se wv

^) Auch mit der ebjonitiscben Sage vom Tod Jakobus des Gerechten (Heg es. b. Eus. K. G. II, 23, 6 f.) bat unsere Erzählung auffallende Aehnlichkeit; wie hier Stephanus Christum zur Rechten Gottes sitzen sieht, so ruft dort Jakobus: tt /US htt^ffftatf nsqi ^hjaov rov vlov rov av^qtanov ; xorV at)fd$ xa^rat h^ rtd o^^ay^ hc Seh^r rfg jutyttXr^; Svraaetig xai /uXXet tqxsod'ai hu rv^r ' rtiqmXär rov ou^avoy (offeubare Nachbildung der Rede Jesu Matth. J{6, 64): wie hifrder sterbende Stephanus knieend für seine Mörder betet, 7, 60, so dort $. 7 Jakobus: k&rjxs ra yovara X^ytay' xvqis ^(h nanq a(p€g avroTg' ov fa^ otSaai, rC noiov^ aiy. (L. 23, 34). Dieses Zusammentreffen, das wohl kaum zufällig ist, beweist jedenfalls, wie sehr unsere Erzählung nach ebjonitischem Geschmack ist.

^ sdXafieTg vgl. über diese Bedeutung des Worts 2, 5. 22' 12 Lachm. L. 2, 25.

380 Der Zweck der Apostelgeschichte

Pftoliis fn ADtioohioD «nd Athen 0* Stephaans Hldet so das ei- gentliche Mittelglied zwischen Panlns und der Urgemeinde, er Ut In seinem Charalcter und seinen Schicksalen der jernsalemitiBcbe Typos des Heidenapostels.

An die Verfolgung gegen Stephanus schliesst sich nvn eine doppelte Reihe von Erzfthlnngen an, die sämmtlich auf Paulus and sein Auftreten Beziehung haben: solche, die Ihn unmittelbar und persönlich betreifen, nnd solche, die dne Vorbereitung seines Auf- tretens von Seite der Jerusalemiten entiialten. Beiderlei Erzäb- lungsstOcke sind hier elgenthOmlich verschlungen; wiewohl aber die der zweiten Klasse dem Umfange nach weit überwiegen, se zeigt doch nicht allein ihre ganze Beschaffenheit, dass auch bei ihnen Paulus der eigentliche Zielpunkt ist, sondern dieser tritt auch Immer wieder an so bedeutenden Punkten In die Geschichte eln^ dass man wohl sieht, wie wenig ihn der VerAuiser auch in der Zwischenzeit aus den Augen verloren hat. Auf eine kurze Br wähnung des Saulns nnd seines Verfolgungrgeifers 7, 1. t*)! folgt nicht, wie man erwarten sollte, das chronologisch zunächst Liegende, seine Bekehrung, sondern die von Philippus und Petros In Samarien und an dem Aethiopier bewirkten Bekdirungen: ehe der Heldenapostel berufen wird, mu^is der zweite Theil von den Verheissungen des Herrn; 1, 8, die Verkandigung des Evange- liums In Samarien, begonnen, und der Magier Simon, dieses eb- jbnltilN^he Zerrbild des Paulus, zur Vermeidung jeder Verwechslung) seine Bolle ausgespielt haben. Nun erst tritt Paulus in den Chri- stenverein, und zwar unter Umständen, welche ihn von Anfang an in naher Verbindung mit der Urgemeinde erscheinen lassen: sein Täufer ist der gesetzesfromme Ananias, Bamabas, der längst Bewährte, fahrt ihn in Jerusalem ein, er selbst, weit entfernt von dem Verhalten, auf das er Gal. 1^ 16 stolz Ist, bedlt sich, von Damaskus ans nach Jerusalem zu kommen, lebt hier als Ver- kfindiger des Evangeliums In Jerusalem und ganz Judäa (26, 20) längere Zeit mit den Zwölfen , und lässt sich nur unter Sträuben, sei es durch den Mordanschlag der Juden, sei es durch die Er- scheinung Jesu (32, 17), zur Heidenmission drängen. Bhe er jedoch wirklich in diese eintritt; muss ihm Petrus den Weg bahnen; Paulus begiebt sich von Jerusalem aus in seine Heimath, nnd kommt erst 11, wieder zum Vorschein. Wer nur unsere SchriA

*) M. 8. hierüber S. 301. 2«! f.

an ihrer Gomposition nachgewiesen. 3S1

kennte, wflrde nioht anders gUnben können^ als dam er in der Zwischenzeit vdllig; stillgesessen sei, um so mehr, da znenit in Antiocliien einer heidenohrisdichen Gemdnde Brw^nnng geschieht; hüren wir dagegen Gal. 1^ 16. 21, so ist es höchst unwahr* seheinlieh, dass sich der fearige Nenbelcehrte, welcher von sdner Berofiing zum Heidenapostel erfoUt, nicht blos nach Tarsns, sen^ dern in die Mfiara rijg SvqUcq xal T^g Kihxlag gieng, nicht in der eifrigsten Th&tigkeit bewegt haben sollte. Der Plan unseres Verfassers jedoch bringt es mit sich, davon zu schweren $ ehe Paulus wirken kann, muss ihm der Vorgang des Petrus (e« 10 fO^ welehem die Erzftlilnngen 9, 31 if« zum Vorspiel dienen, und die Billigung der Heidenbekehrung dnrdh die Jerusalemiten, o. 11, die Berechtigung zu dtosem Wirken verschafft haben, ^tzt erst erfahren wir auch von der Stiftung einer Gemeinde aus Heiden-* Christen (11^ 20), obwohl diese chronologisch schon vor die Be- kehrung des Cornelius zu fallen scheint, und Paulus arbeitet an derselben (II, 26); aber noch ist er nicht selbstftndig als Hei-* denbekehrer und Gemeindestifter aufgetreten, nur Barnabas hat ■* ain als G^Olfen in eine schon bestehende Gemeinde eingdUhrt In seiner unabhängigen apostolischen Wirksamkeit wird ^ erst gezeigt, nachdem die Geschichte der Urgemeinde zu eiUMi Ab- schluss gebracht ist. Diese geschieht durch die ErzftUung des zwttlften Kapitels. Während die Verfolgung gegen St^hahus die Apostel persönlich nicht berflhrt hatte, so wird jetzt einer von i ihnen hingerichtet, ein anderer dem drohenden Tode nur durch das

■■ augenscheinlichste Wunder entrissen, und während sie 8, 1 bei

t der allgemeinen Flucht ii^ Jerusalem geblieben waren, sehllesst

^ jetzt die Geschichte des Petrus 12, 17: i^eldwv iTtoQsv^ etg

i azegov tonov. Jerusalem, bisher der uaverrflckte Blittelpunkt der

christlichen Geschichte, hort -mit der Flucht des Apostelfttrsten » auf, es zu sein, und nur die Reisen des Paulus zu ihr erimiem

\ fortan noch an das Bestehen und die Bedeutung der Urgemeinde*

Um so weniger werden wir es fttr absichtslos halten können, dass \ diese Schlusserzählung zwischen eine Reise des Paulus nach Je^

i rusalem 11, 27 ff., und seine Abreise von da 12, 2fi eingerahmt

ist: wie Petrus vom Schauplatz abtritt^ ist auch derjenige zur Hand, dem er mit seiner letzten apostolischen Thätigkeit die Sohran-- ken eröffnet hat, um in seinen nun von allen Seiten angebahnten und gerechtfertigten Beruf einzutreten. Die Geschichte der Ur^ gemeinde ist zu Bude, und die des Heidenapostels beginnt; der

382 Der Zweck der ApostelgAsohkhte

daher jetst erst len K»»eii eriiilt, anter dein er der lieldenolirlBt- UebiMi WeU bekirnnt w«r (13 , 9).

fiÜBfticlier eraelieiiK In Ckiniseli dto Anordiaiig des dtitteii TliM»5 wriober die Oesclilchte dea Paalas umfasst. Der eang der BraMilang ki G^ixmseii war hier dem Verfasser^ der mbh kk dfoBem TMI etae KweiM mehr, als Sn den fraheren^ an gegebene €Be- siAiohtsf «eilen gehalten hat, durch die Breig^isse seihst Yoi)ge- Keiehnet. Brst die Mrxem fieicehrangsreise des Paulas aad Sar* ttäbas) Ueraiif der ApesteloonTent, , dann die grosse Misskmsfaise dea Thahis nad Silas, endlkk die leteta Beise naoh JaHnwleui «nd die CMangensohaft dea Apeatels. DIess ist ohne ZweiM die wirlt- liehe ReihenMge der Begebenheiten. Tbeilweise wird dieeelke aaeh dmch die Briefe des Apostels verborgt. So weist naaeiitlich deai segenanateA Ap4stelooncil der Galaterbrief 2,1 dieselbe Stelle an, die es hier hat, dewi naoh 1, dl lässt sich nicht annehmen, dasa Paelas Vor desiaelben aehon die Grenxen Byriens nnd Cili- eieili «af die IMrier ttberschritten hatte, währead doek cd, 71. Bofolge in der HeUenwdk verausseixt, die hedentend genag WMren, um. den Panlaa als Ileideaapestel dem Jcdenapeatel Petras anr Seite zu stellen^ and dea Jmrasalemitea die Anerkennung «einer Bdiechtiglmg und aehies Verfahrens abzuawiagen; diese IMalge ebhr l^rdifera ihrerseits eine Missionsthätigkeit, wie die, wevua «dtoer laios und l^tes Kapitel Beispiele giebt Uehei^aapt «ber ensehekd es sehr oatUrlieh, dass sich Paulus ''erst durch Verhaad- ImigtB mit den Jerasalemiteft dea Bttokea sichern wollte > ebe er aeitaa mit ae bedeutendem Erfolg Iragoimene Mission aber Klein- asiea. und Jtaropa ausdehnte , und wenn er naoh Gai. 2;, 2 in Fo%e einer OffeAbarong nach Jerusalem gieng, so haben wir diese wohl auk dem «efüM dekselben Nothwendigkeit absnileiten, über die er sieh an der glekhe« Stelle mit klarem Bewadstaein ausspridit (jaiffwe^ dig hs^ov r(»^x^ i] sd^mfiay). Wiewehl sich aber der VMiasser «hier im pausen genommen an die Entwicklung der Ge<- siAlshte selbst gehalten hat, so hat er deeh nicht unterkwsoD; theüs dwch die Auswahl und Stellung des Eratthlten, theüs dweh die Umbtldnag und Br Weiterung des Überlieferten Stefts, IbeilB dvroh sttanohen leichteren Wkik seiaieB Pragmatismus«» dnrehzu- ftthreli, dass wir den Plan d^s Cbazen auch In diesem Theü sehms Weiks wiedererkminei^ An dem geschichtlichen Stoff ist diess / bereits juaehgewiesen^ die Anoidnui^ des OaMDon , und die EBa- deBtuogen der eiaaeiiiett Tlteile auf dOB Oeaaouatplan moasen wir

an ihrer Composition nathgewresen. 3S3

^ nolft fttiB dl^Miii til^siol^tliptoiikt in^fl Atig^e "Aussen. D^ ntttM^ Hün ssunHii/hAt In fiesi^^Ming utif die 2^<vei Mlffislonsreltfeu , aui^ar d^r Vf)lli^n'€tFeiollta^it d«i9seii, ifrAts beide rn^le M)er*das VarfaUibn defs t! PMiWs gegett diic) Intenthntti imd der Jaden gegen Hin getagt hii; der Ütni^tand aWallen', dftsis Hrtm jeder von beiden nnf eine i ^tf9tsEijge Iftngere liebrrede bevicfatet wird,' ven der ersteii v6t )a^ 1 diiMMi, v^tt der a^^frtiten vor befdliischen Zuhtfrern. Da M dte t:l Aillfattiitfä dieser IlMen näbb «ilem FnAheren niebt 211 denk^ Ist, i und dit »tob liueb »bgeseben davon nfebt annehmen lä^st, ÜAisti !a 46m Verfasset VcTn iso Vielen ptittllni^ebettltedien gerade nur diie)»e tf iswei isagekommeto sein sollten, so-ist offenbar, dass ör von jedeft ($ mul^fgattciflg solcher Mtsfi^nsreden je Ein Master gebeA wollte; t "vv^/M m an steh gatiz sebieklioh Ist, aber ancb mit sdnem spe- ki ^(MLehFthgittLÜmw tlbereinstinKml^ dass die Verbandloug mit'dän i 5Mcn Merst steht ^ liibbt blos, wl^il Paulas erst auf dbt :ifweitldn i\ ReliE^ in den geistigen Mittelpunkt der Hefdenwelt vordtäng, son- I derii HtvSfer, vMl &ty liro wie Um unsere Schrift sehU^ert, znnläötaiät « 3\idetmpbätel Ut und erst In ^Weiter Linie Hetdenaposftbl , dabet f auch in jener Tbdtigkeit ftrttfaer äarsiusfellen w^t, als fft tfesä^. I Weiter verdient die Kttrze Beacbtang, mit welcher bei der 9iwe\^ li tto 'Reise «belr die Wirkäaiikeit des Apostels vor seinei* Ankunft c in Enfo^a weggegangen wird; schwerlich wohl Mos ntks Mbngl^l d an »g^eUen (16, f ff; -6 f. werden doch Khizenreiten Uns dieser ^ BeiseerWffbiil/)^ sonderü weH der Verfasser, mit seinem Inteicesse ^ anf den Westen gerichtet^ nicht genug eilen kanb, den ApcMitd I In seinem earopftischen Wirkungskreis tm zeigen —^ ein Interesse, {, #Mrt3h W(9lohes mdä die Angabe von seiner fJnthätigkeit hi Vtit- ,, derkleinasien 16, 6 f., so wenig wir sie bn sieb unglaublich tedeti keanien, dM)h nnsimier zu wet'dto scheiftt. Vne sieb eben die^ös IilteTesse der Tramnerscbeinang 16, id verkörpert, wte 16, 9t b«r4f^ die V^i^lndmig des Püulas mit der römischen IfifetbefAdb vorbereitet wird, wie dias Veitalten des Apostels zu Jaden und HeidM; die ^feriehtsscenen, die Wauder, die jerns&lemftische Iteise und das €}^«bde la, 18 dem »weck der Schrift 'dieneü, wie dfeslöir ganze Abschnitt in der milesischen Rede mit einer ausfOhrflChen Alpokifie dkm Apoiftel« tind iii delr ^chhl^iiscene ISO, 36 ff. mit ^nem diese Apologie bestfttigemten Biekt abs<^lieärst; ist ftnhtür geMj^ MNmIdn. Üeben wir eidlidli Mt Äs, was *zWiiicheii 1116 Mdoft MnsHtespeiMi fällt, den Apostelconvent^ so M zwar, Veto üMateriellGai seiaef »SobUdening abgegeben , seine chreuolegteebe

384 Der Zweck der Apostelgeschichte

SteDiiDg ohBe Zweifel hiAtoriseii; dabei darf aber siobt flbenehaa werdea, wie der Verfasser auch dieses Faktuin an dea Ort zu rflckea bemQlit ist, wo es fOr seinen Zweck am meisten wirken mnsste. Naeii GaL 9, 7 f. mflssen wir veranssetaen, dass Paulas vor seinem Besach in Jerusalem schoik Iftngere Zeit mit solchem Brfolg in der Heidenwelt gewirkt hatte, dass er fdr sich, ala der Heidenapostel xa% Hox^f eine Anerkennung verlangen konnte, die der des Judenapostels Petrus nioht nachstand. Nun flrage man sich aber, ob man aus unserer Schrift einen solchen Begriff von seiner Bedeutung in jenem Zeitpunkt erhalten würde. Bis o. 12 erscheint er nur als Gehülfe des Barnabas in Antiochien; c 13 f madbt er Eine Missionsreise mit Barpabas^ die allerdings von be- deutenden Erfolgen begleitet ist, und wobei er auch nach upaerer Darstellung entschieden die Hauptperson ist, von der man aber doch kaum begreift, wie sie allein ihm, dem ftltem und angooehe- nem Barnabas gegenüber, die Stellung verschaffen konnte^ in der ihn der Galaterbrief zeigt Aber diese Stellung nimmt er i|ooh in unserer Schrift noch gar nicht ein; wo dieser Brief den Paulus in eigenem Namen handeln lä«^ (2, 1 ff. dvißfpf fieTcc Ba^aßa, ayadifvjv %d, tvayyihovj Tieuiazevfiav to evqyyeltop t^q catqo- ßvavlag u. s. w.), da ist nach der Apostelgeschichte das Handeli der beiden, Paulus und Barnabas, ein durchaus gemeinsames (16, 4. 12), beide kommen im Auftrag der antiochenischen Gemeinde, beide stehen zusammen in einem Verh&ltniss der Unterordnung zu den Jerusalemiten , beide sind gleichsehr (16 , 26) av9^not na- qadedwxoteg tag tpvxccg avtiSv vaiQ %ov dvofiarog ^Irpsovy vsa der ausgezeichneten Stellung des Paulus bekommt man keines Begriff. Unsere Schrift l&sst also die Bedeutung, welche dieser schon vor dem sogenannten Apostelooncil errungen hatte, zurück- treten, sie hat, wie es scheint, in diesem Interesse die melnjfth* jrige frühere Missionsthfttigkeit ,des Paulus in die Ehie Bekehmugs- jreise zusammengezogen , welche er gemeinsam mit Barnabas macht, damit er im vollen Glänze des Heidenapostels erst dann liervor- .trete, nachdem die officielle Erlaubniss der Urgemeinde zu dieser Thftligkeit erfolgt ist

An dem Bericht über die letzte Reise nach Jerusalem und die GeAmgenschaft. des Apostels muss in Vergleichung mit dem Bis- herigen die unverhältnissmftssig grössere AusfOlirliohkdt auffilles. Man wird diese theilweise aus dem Umstand erklfiren können, dass hier Ce. n.) aller Wahrsoheialidikeit nadi die Denksdnifl eines

an ihrer Composiiion nachgewiesen. * '385

Augenzeugen benutzt ist. Indessen reieht diese Erklärnng nicht aus, nachdem wir ons schon frtther ttberzengt haben, dass- der ganze Abschnitt von 2i^ 18 26, 32 von Angenzeagenschaft keine, Spur trägt, dass die Verhandlungen mit Jakobus über das Nasiräatsopfer, die Gerichtsscenen und Vertheidignngsreden, den ungeschichtlicfaen Pragmatismus des Verfassers Viel zu deutlich verrathen, um aus einer authentischen Quelle stammen za kdnnen, dass auch für die Erzählung c. 23, 11 iL keUierlei Bttrgschaft der Urknndlichkeit vorliegt Wir werden daher die Ansfahrlich- keit, mit der diese Parthieen behandelt sind, nur aus der Absicht des. Schriftstellers erklären können, gerade in Palästina, den Haupt« gegnern seines Apostels gegenober, Alles aussprechen zu lassen, was zu seiner Vertheidigung dienen konnte, und durch denBrfolg dijßser Vertheidigung seine Unschuld in das hellste Licht zu stellen. Daher diese gehäuften Apologieen vor dem Volk, dem Synedrium, dem König Agrippa von jüdischer, Lysias, Felix, Festns von rö- mischer Seite , Apologieen , welche den Paulus als rechtgläubigen, gesetzlichen Juden, als schuldlos in jeder Beziehung erscheinen lassen, die Wirklichkeit seiner höheren Berufung ausser Zweifel stellen, und die Anerkennung seiner Unschuld: durch alle Instanzen herbeiführen. An diese, zunächst für die judalstischen Leser der Schrift bestimmte , Erzählung reiht sich sodann in dem Reise- bericht c. 27 f. ein Abschnitt, welcher die Bestimmung des Paulus znm Apostel der Bömer durch die göttlichen Führungen und die Wunder, die seine Ueberfahrt nach Rom begleiten, an^s Licht stellt; ^ und narChdem die Schlussscene mit den römischen Juden das Verhältniss des jüdischen Volks zum Evangelium zur grund- sätzlichen Entscheidung gebracht hat, so schliesst unsere Schrift mit der Nachricht von dem ungehemmten Eintritt des Paulus in seine römische Wirksamkeit.

Blicken wir von hier aus auf das Ganze der vorliegenden Darstellung zurück, so werden wir das Zweckmässige und Künst- lerische ihrer Anlage nicht läugnen können. Von den ersten An- fängen der christlichen Kirche bewegt sich Alles nach dem Punkt, in dem 4er Verfasser die letzte Wirkung seiner Schrift zusam- mengefasst hat > Der Schlussauftrag «des scheidenden Messias, sein Evangelium zu verkündigen bis an die Grenzen der Erde, erfüllt sich typisch schon im Pfingstwnnder^ thatsächlich zunächst in der jerusalemitischen Urgemeinde, die aber mit ihrer Lehre, ihren Wundern und Schicksalen bereits den Heidenapostel vorbildet Die

25

^S0> l^er Zweck der Apostelgeschichte.

V0rälook4fa«it d6i jadbclii« ToH»«, iron l^pUMtnii' heMttgty ftOU düfh die blutige Gewalttliet^ welohe sie gegeii flüt ewibricVt, de» GbriBtentlraiii Über die* Gre«zeii JadAe's AfaiaiMi; ^Sfareed sich is Samancli aeebretet^ #trd def beftrgiste OMütenreerfofger dnfOh ein Wandelt »em Apostel wngewaiaMt, iHid ei^ wlfil ihm seine Bestemioig «vier deii feraten Hei#0Q i^ergezeldfanef , dcfr fts aneh^ ifotm aUes »tittob^M) dar Will» €Mrisfl iintf die tVüliil'is^öir- stigkek det Mden kuINlhlt^ Slle er jedoeR ii^ffklf^ft M Aedeii Betvf eülritt^ niiisft ertit darcbF dett* Vor|;att^ des Peitüti, ft Fbl^e der betftinuntesten oereolbMraAjfM^ enter 2ttMtlttitttinik^ d^r^ Ürg^ meinde, des Redlit der Heidenbekebrang gesteuert seM, tfiid die Geeefaiobte der Jeresfflemttee dvreü cBe Ffüt^t des PdtrdA sieb aMehfiessee. Jet^t ist d^p vebergeng des Heil» en die Hefden- weM atiseitig vorberdM, ttudi PMilüs Itene seitfe" Ai^!t fte^iimeD, doeh cnnftefasl noch iA det* seMtttöendee Bfeglefhnig deer ÄariMbas md mf beadiVänktei'em. tieUete^ erst nacAdenl etee leä&te V6r- handlong ift /eraeüdcai das Eecht und die Bedfegangee des 0d- dMiehristenthiinie lesigesient hat, tv^det er sieh hr iMltt l»efl^ ständigkeh seiMm BäJaptwirkirngisgehM hl d^r grÜeHli^eh-^rdlni^fied Welt ito. Die Lohee, die ef ta^ftOhdig«^ ist Atti' di^ Alte» tfrolhri^- liehe, er selbst M eb (reher BieoVeehtei^ des ^se^es, ^üt Winder sind nhi nlehts geringer, seltfe Leldeia niüht gm^i", iU . die der UraposM, In seiher gsttisen ftrsehetnntfg^ iiftt er dai^gd- trcne GegenbM des Petrin ^ seid Verhttitnfss Ha den urdposUJln i^ des herzlichatei dir Paalieisttfas ist des nnkpritii^it^her, dWh die «egeMdieiAltoheNii gettlMMtt Ptthrongeh aia (Mt Heiden ge- brachte UechristeMlHHi^ Bäm er sk;h Vell»tflhdig als solcheis be- wikhrey (tose die ApiMgie desPiulis fe^ Jhdt^hrieton (21', 28^ f)? Jadm »hd Heiden eifecho^fewd gefahrt wetfde, V^ird dnrefr ^ letzte Anwesenheit des Apostels in PiMuMn effekAt; di^sdbe mril aMT auch das Mittel zur Vervrirkirehong deslieK, Was schon Iftegst VW PanlBs die nedrfMendig erhaent; im gOttHcheef BMfhe beeehliueen, ja sohiMi ven Baise aas dali^h> di^ Wrgeffidtietii Tt»'- hftltnieiie d^ Apesteb veriereitet #af t die «efahgeher heeb IM0 geimwht end aaidi hier ^on seiiiett VoMosgenoseea hi d^ MüM Stande asurdekgtrwiitoei», \tttd Püdlite d€lr Apostel d(tf remlsdfteir Heid» JKemit ist «eine «etohitfhte tei «M^ JSi»l aejifeMM^y dett sie dt« Vdifesser zdilohrte wofite, t^eMielb* Mei htor eiei)Uiei»t) ohne seinen^ Tod< birtthnnk

NaA dieser VersMMghng über den iBweek und PlNn nmtret

Der Verfasser der Apostelgeöchidlitfe. 387

Scbrüt wwdefii v^ mm erist in Aen Stund g^e^etzt setii , die tvhge fHrer ihrto Verfasser tastä vlhBt die Verh&lt&isse, miteT denen sie entstMideti üi^ Aiit eiküger AtisMeiit htit Uttolg 2a nnteraacben.

Zweiter Abscluutt.

Ibi^it Xirtäkmer der Apoü^elsenclilclitey Zelt und Ort

1. bie Apostelgeschichte ist das Werlc Eines Verfassers.

{ die tJliteiilsiielitiRg: übet deh Verfäi^ser det Apostelgeschichte

{ i/ril-d Alk Tll^eSkükthsigsieh vdn dier frage äus^Äen, ob diese Schrift, «0 i»v9e tfe xttä vMi^gt, als das Werk Eines Verfassers, oder ob si^ vi^eioht ntir aU eitt Aggi^egat lose Verbundenei* Gin- I s^lMfsfttöe ünä Brüi^hj^tttckd ztt betrachten ist; erglebt sic& das { BfBtere üls w&hrseheliilfeh, sd iverden wir äofoirt iUet i^erson, oder i wefllggteifs d^i« Zeitalter nnd den angemeineü Vdi-hältnissen des ! Verfil^i^rs alttf den Grund ^U kommen bemüht n&ixi müfssen, und erst hl dritter IMe vdrd d!& Fra^e nach däh etwa voä fhm be- nüt^teiiJQaelleit iuftr^en kAnnren; Im andern Falf d^igegeü müssieh ^ erst die' eidss^en Beständtheile unsers Bi^6hs unterschieden und i ih^ Ursprung nnfersueht werden, ehe wi^ ^rageh' könnten, in wel- cher Art und von wem sie zu dem Ganzen Verknüpft seien, das slä jet!»t bfideh; denn so, naiürllch, werden wir das obige Üilemma nl^ht verstehen dürfen , dass die Eiidieit dei^ Verfassers mancherlei HÜlfsmittdl, oddr die lose. Verknüpfung det TAelle ifiinen äaihinler I s^Hlei^hthih ausschlösse , sondern ^lur darum* wird es sich handeln, ofi detjeiiige, von dem unsere Schrift herrührt, seitie lüfaterialien si^Htl^täntflg verarbeitet, oder ob er nur voi^geftindehe Berichte nach Formf uhd Inhalt wesentlich unverändert aneinandergereiht hat. insdiWh si^faHesst iiu«h die VorAussetzOig^ Eines Verfassers immer noeh ^fschiedene Möglichkeiten sich: dieser Verf'asser könnte den Inhalt der Schrift ganz oder im Wesentlichen frei gebildet, er könnte andererseits nur vorgefundene Ueberliefärungeu, mit historischer Treue in Betreff des Inhalts, formell verariidtet, er kann cndtieh Andä, drittens, beiderlei VerfSuhifen eombinärt, und Ueberliefertes mit frei Gebildetem verbunden haben. Welcher von'

25*

388 I^er Verfasser der Apostelgeschichte;

diesen FftUen aber wirkliotiaUUfiuid, kAOu prBt später ausgenadit werden, vorerst fassen wir die Frage nacb der Einheit des Ver- fassers nur in. der oben angegeboien ^gemeinlieit in's Auge.

Für die Beantwortung dieser Frage bieten sich ans in der Apostelgeschichte selbst drei Anhaltspunkte: die Sprache und Dar- stellung, der Inhalt und die Composition , die Vor- oder Rück- beziehungen verschiedener Stellen auf einander. Sind auch nicht in allen diesen Beziehiingen gleich entscheidende Anzeichen zu gewinnen, so müssen wir doch schon desshalb sie alle beachten, um kein Moment, das unserer Ansicht entgegenstehen könnte, zu übersehen.

Eines der bedeutendsten von den Merkmalen, welche für die Einheit unserer Schrift geltend gemacht werden können, ist die Oleichförmigkeit ihres sprachlichen und styli^tischen Charafct^s. Zwar werden wir auch in einzelnen Abschnitten derselben Sprach- eigenUtümlichkeiten wahrnehmen, es würd sich jedoch zeigen, dass diese lange nicht bedeutend genug sind, um gegen die Identität ihres Verfassers etwas zu beweisen, selbst Wenn sie in dem einen oder dem andern Fall die Benützung besonderer Quellen wahr- scheinlich maoj^en (sollten. Dagegen zieht sich d^rch die ganze Schrift . eine solche Menge eigenthttmlicher Wörter un4 Au^drucks- wei^en gleichmäjssig .hindurch , wie diess nur bei dem Werk eines und desselben Verfassers möglich ist. Ich versuche, die hervor- tretenderen. unter diesem Eigenthttmlichkeiten ^ unter dankbarer Be- nützung der gründlichen Untersuchungen von Qer»dort^) wad Credner^) zu verzeichnen.

Viel Eigenthümliches zeigt in dieser Beziehung schon der 6e|)rauch der einzelnen Wörter. Die Apostelgeschichte bat theils allein^ theils gequ^insphaftlich mit dem dritten Evangeliami eine ganze Reihe von Wörtern , welch» sich durch alle Theile derselben hindurchziehen, während sie in den übrigen neutestamenüichen Schriftep. entweder gar nicht; oder doch vergleichungs weise. nur selten vorkommen, und unter diesen Wörtern sind nicht ganz wenige, die ihr auffallend gehäufter Gebrauch in unserer Schrift als Lieblingsausdrüpke des Verfassers, und ebendamit als achla-

') Beitrage zur Sprachcharakteristik der Schriftsteller des N. T. Erster (und einziger) .TTieil S. 160—272.

»P Eint, itt's N. T. 1, 132— 142. Vgl. Auch Meyerboff, EioleittDg in die petrinischei) Schriften S. 22—29.

Einheit des Verfassers; Sprache und Darstellung. 389

g^et&cle Belegte für die Identität deflselben dtorcli alle Abschnitte des Werks hindiireh erscheinen iSsst ^)* Dahin gehören die Substan- tive ceiQsaig, Sekte, fm verschiedenen Theilen der Apostelgeschichte sechsmal, im übrigen N. T. nur dreimal; eineiig und ßla^ jenes der Apostelgesohichte und dem Epheserbrief, dieses der Apostel- ^esohichte allein dgenthdmlich; ßovXri und yhög^ die beide zwar auch sonst, aber hier aalfallend häufig vorkommen {ßovlfj toh d^ov stehi nur L. 7, 30. Apg. 2, 28. 4, 28. 13, 36. 20, 27); dfjfiog, ebenso wie dTj/Lioawg und drjfxoatty^ im N. T. nur unserer Schrift angehörig; diaXexTog^ nur hier, und zwar sechsmal, ixartcaig nebst dem Zeitwort i^iaraadtxVy zwei Wörter, deren häufiger Gebrauöh um so weniger fOr zufällig gehalten werden kann, da theiis die Erwähnung von Ekstasen, theiis die Schilderung heftiger Affekte, wozu i^Uoraadxxv dient, bei unserem Verfasser stehende Zflge sind (doch findet sich i^varaaduL nur in den 12 ersten Kapiteln, sonst steht das Wort dreimal bei Lukas, öfter bei Markus, und noch zweimal bei Matthäus und Paulus); irtißovlri und evedQa^ gleichfalls nur hier, jenes viermal an verschiedenen Orten , dieses 23, 16. 25, 3: irtayysXla, in den paulinischen und pseudopaulinfschen Briefen, wie in der Apostelgesohichte, häufig, in den Evangelien nur ein- mal, bei Lukas; SQyaala 16, 16. 19* 19, 24 f. beidemale in der Verbindung eqyaüiav Ttaqex^vVy und in der Bedeutung: Erwerb, in anderer Bedeutung noch Ev. 12, 58. Eph. 4, 19; ^TyvT^^icc und av^ijrrjaig^ beide der Apostelgeschichte eigentfaümlich und ver- hältnlssmässig häufig, wogegen das einfache ^tJTTjoig (Ev. Joh. und Pastoralbriefe) hier seltener ist; die Pluralformen xaiQol 1^ 7. 3, 20. 14, 17. 17, 26. Ev. 21, 24 und ^% (Gegenden), die sieh freilich beide auch sonst finden; TdXrJQog, xaQdcoyvcioTfjg (nur .hier, 1, 24. 15, 8), vsccvlag^ wofür sonst im N. T. immer veavlcicog steht, otxov^svtj, ohog^ besonders in der Bedeutung Familie; OQafucCy ausser Matth. 17, 9 nur in der Apostelgeschichte und zwar llmal; aani^Q mit seinen Derivaten aiotrjqia und owtt]' Qiov^ Wörter, die zwar im N. T. gar nicht selten sind, die aber ebenso, wie das in den lukanischen Schriften gleichfalls sehr häufige xaQig^ vorzugsweise dem Sprachgebrauch des Paulus und seiner Schule (Pastoralbriefe, Ebr., 1 Pefr.) angehören, in den

') Die Belege zum Folgenden liefert, so weit sie nicht ausdrücklich angegeben werden, Schmid's Ta/jimov in der üeberarbeitung voü Bruder unter den be- treffenden Wörtern.

390 Dejr Verfasser der .Appsteteewliictite;

iyrti erstell lEvjipir^ie« fti^S^fini fps^ ftdOfii; ^^id| %m» irnft- %i^ U% dem Vo^nB yo|^gB\friD^c> e^eUoAg. Yo» 44iefefiVW ♦f- lp^rke rn^n: dyoqfxXof 17, IS mi4 ffVw«^?«« *^> 3*5 aw^caf^fTOS 16, 37. 22, 5; a|eo5, fly. ^d AP«* WufljT» ffV(xy^lQßif]fW lÖ, 97 und dazu sein Adverb ßvnm^dnms |0, ^?; «Vw, im, «aiisfipi übrigen N. T. ni^r Smal, ^p^r, 14ffM^{, Bv. I4. Idmal; fe^f>ail^$ 2J, 34. 22, 30. 25, Df)M ^PjPßf^lw »> ?«• l«i »»• <Jö*«^ il/^€fr 16, 24, aa^ptü^tc; Hj ^. fj^ %^ 4, Mle vier «jinfri is<4teB; ^^vcD^rro^ in der Apg* IO111M9 ^^^yt |f| der Varbindipg yvwoTW ioTiv (ßatüfj ifh^o)^ S948t w^di ^w^i/iuil Uft Ev. |/. und dreimal bei Johapnes pnd PMlqs; ^'fig^qg w^ ^(Qt^og» gleichAUa Hut aus8chIie/sdiob 19 der Apg,^ djqi;i frftter^ i^ufJli m Kv., iwner in d^r FhrtLBo Jf^ßofv ^fißr ^fff^/fov yiyv^o3ui; ^vX^ß^g, nur bei JLok^ ^axfiiiiov (13, ^. 17, ;|2, beid^ ipa}# ymm^g e^ffjm- iiov^g), o Tffqvfi^og (7, 10. U, i% 11^, 29 y»l. Kv. L. 22, ?ß), ^x«yoV, iu Jier ^edeu1w*g ^vv^\^ Afg, 18aifl, Biv, ^i. 6mal, sQpse im N. y. nur 3malj| i^sapLaQfxxQrtasriJG 9 m Vt T. aiir 4M*

7, 2a 13, 19 beide JUbdß \n Vßf^Afi^ mit x^ro^; X^otxoi^ ^(V 7, 4ß« ^7^ 94 g)e!pbf»m8 in A^aelbei^ Verbindung: 9 -»eig

gröi^eer is^ aber ^ie Zahl der Zeitwörter, deren QebTWobi iu den ver6ebiß4.enea Theilen der 4p/)ßtelge8ehicbte ihren einbeitfiobea Spr^obcharakt^r bfiir^imdet; m. frgl, d|ß Wflri#; ^JW^^i^W, ^vi- y^LV (Apg. 17!ni4, ffv, l4uk^ 4m«U, s^nst i^ N. % 3mal), ovai- ßcjy, dr^xQlveiVf avff^i{g^§,tfli ^ 4m inürapsitjv^ c^aar^e^Wiv, <Jwr-

%qkpHv^ d>w tCTwWr* «V^Tw^» ^^nüäm^^f^j m99^am^o^,

^atü^a^ij d^ (>^fig? dv^aif, uv^okeiv, piq)Lff^ccmp ^ ßoqtfj das imEvapgelium n^d in fli^r Apo^lgeftohiphtd b^liebtp ^^, ^^porkl; ikaUvegdifi (f IT iS4 ^Twlj «»«"vat im N. T. iocfc «mal), ÖMtvoLym (nur jni>c|i j^ Ey* L. und bei Harkua) , d^afKXQTvqaaSm und dimglßm ()^W 9w49 W<le flOiMit ^eltun), df^auovalaäm, diaTtoQi^Y^ duxixqhfi^mi iU^fpßJiQm (immer im 4pr. paas. -- (l7$fXQ^ßi)^ yiff Wörter» #? «ich npr to d^«^ Apwtelgquchiehte, fkmq^T^ aw* «Vr ty, flft^W» (^(^(IX«^^^» («äT. Umal, Apg. 21miil, aonat n^fcti AAiUf|i)$ *4^?v Wfi (»ur L. 8, 1«. Apg.

8, aa. 11, ♦Ö), ^o^f?a(0> etmiyeiv wd «JayÄW, aufUmi^^ &nU

^) hda unper8()QUche fotc^l firX ündet sich im N. T. Et. L. 2mal, Apg. 5m8l, sonst noch 6mai bei Natth. und Joh., bei beiden nur in der Frage ri aot dotutt

Einheit des Verfassers ; Sprache und Darstellung. ^03

erste ia ihr änsversi häufig ist (0. Brudeir n. tf. W. /i^); utifl das amkolathlflohe fi£v ohne folgendes ^^,0. 1, 1. 18. 2^ 41. S, la. 21. 4, le. 5, 41. 13V 4. 17, 30. 99, 22. 26, 4 9. 27, 21. 2% 22. Sie allein endlieh bedient- sieh, und ssivair gleich- mäBsi£ in allen ihren Theilen, der VerMndangc^artikelte in-dera- seiben Umfang, nde die klassische Oräcltät: während di^e Per- tikel In sämmtlichen übrigen' Schriften des N. T. nnr <5iniai vor- iommt' (darunter 21 mal im Bbräer- und lomal fm^RömerbHeOi so hat die Apostelgeschiehte allein dieselbe nicht weniger, alb 140— 160mal (die Lesart ist nicht immer sioher). Ein im N. T. so alleinstehender und zngleioh i^b ' ausgeprägter Sprachgebraiieh lisst sich kaum anders, als ans der Einheit des Yerfassers, er- klären*).

HIezu kommen manche iSgenthamlichkeiten der Wortfiirmen, der Wortverbindung, der Coastruction und Phmseologfe. Bo be« dient sich die^Apg. nebst dem Lukasevangelium ungleich häufiger der -f^unensform "^leQOvaaXtjiiif als der sonst in den Evangelien gebräuohlidi^ "^iBQoadhviict; so gebrauchen beide als Part. Perf. von %atr]fj,v und den mit %aTfj/iv zusammengesetzten Zeitwörtern immer die abgekürzte Form katiogy nie eaTtjxtjg (s. Bruder u.- d. W. Credn«r S. 140, Nr. 45}; so kommt der Infinitiv des Futurums Husadai. im N. T. nur Apg. 11, 28. 2S, 30. 24, 15« (250 27, 10 vor, und zwar immer in der Verbindung: fieJÜietv iasaSui.; so lieben beide den im N. % sonst seltenen Optativ^}, beide -die Umschreibung des Substantivs durch das- Neutrum eines Partidps, wie ^d »woÄoff , Apg. 17, 2. L. 4, 2. vgl. 2, 27, to yeyovog Apg. 4, 21. 6, 7. 13, 12. L. 8, 34. 3«. Ä6, t6 avfi- ßsßtpeag Apg. 3, 10. L. 24, 14, 1^ yccnsar^a^^ha^ Apg. 20, 30, TO dt^atevayf^avov Apg. 23 j 31, ro wQinfiivov Jj. 22, 22, TO yswwfisvov L. i, 3ft, -beide, besonders die Apg. (2, 3. 6. 17/ 27.) 20^ 31. 21, 19: 26 vergl »v. 4, 40. l6, 6.) habeU'^das sonst ziemlich seltene ng kxbtatog (es steht noch Matth. 23, 22,

') Ein reieiieres Verkeichnis» ton Wörteftn , ' die den beiden lukanischcn Schrif- ten jgemeinsani 9ind, fiebt jetzt Lekthuscb, die Gomposiiion ü. fnfstelung d. Ap^. (Gotha 1854) S. 37 74, der aber nur die ferschiedenen Fälle de«' Wortge- brauchs , namentlich aber die beweisenden und die nichtbeweisenden Beispiele sorg- fältiger hätte unterscheiden sollen. Wir beschränken uns absichtlich auf die obigen Belege. '

2) De Wette Eial. in's N. T.g. U5, a, Anm. b.

^9A Der Vertoer 4«r Aposteliatehkl^;

A iy«m. 3, lA. I erhall. 14)| k«Me sfftaMMkMi, jnll «m

«r, s;», ?. 7, JM, «». inr. 4m. 4* ». a, t«' 18, ai. «», «.

^, «$, ^4, 94. 40. 99^ i8« «4, m 91, wd ffit MmMmt m Vmt^l^ffit Pl. ^HQi ftfci, JU 99, 4f. Am. M, 1)>- •&, 7, Hi^ ^(MiiVMW ftab »i«M soHw 4vB imifMden 44 ov, pv. 1, «;?. 4, U. 4>, ^ 4M. A. 94 10, 17. «7, 1«. «a 01, S3), 4ie ^MS. HfiedwMI Ci7, 48. JM» «n ^mti tl ä» Mi» ^mn» livf Uysf^, ^<^« oMe .w (jMok v4n«tom alt iiv) «ucfc jt, 49 #<<»l^« ^UN», Immäm dit 4pf;, Mm» di» AünMaa da Belativs am Hftallgsten unter den nentestamentUohen SohriAen >) <M9 Am. 4«>^ BKiWClRlt «« Nm^om 4m Maihr 0 eitf dnen «WW>S«i(s£S, 3, 16. «A, «0. S4, 18^ M, W. i»h Mde Athn« FniEffM^ mit 4«» AftiM r* efai: fiy, 1, 60. , 48. 9, 44.^, ;». 4, S«. 84. AP» 4, 91. 88, 30 <«eMl ww Bta. 9, ^f|){ bei4e l4«iieQ 4Mf iNMJch awii MHKrt •iohit Mllaae eev, t^M w, 'M^ f«f "^ *o5 «. dfl vor indiÜiVM («erederf 90f t, fUf. M9 Di Mi» WtMA WWh v9fäiety dw «Mist aaek djlMeiv W«rt iilK N. T. eelten^n Aoemtlv adt dem InteiürKears- 4.4 rf 864)j fceidK ttign Mvfg einem Zeitwfut, weliriiM eii F«rlwif M iM» M, «■»« ^^raite Beetimming gtaioliaai» im Pw- tieip bei, «Am mi «iM der ei^eii d«Mb itd m wartinden <Bir. 4, 9Q. Apg. 18, 4. 80; viele vwMere JMeg» m •«•> edatf «. MS £)$ j^4e peitfejn hi^fif 4Arvk «NM^r^M^ <«4 aeuaum den. Moni def ^tyiwffe SwieJMmf «nr .4« TvrMgdhendM mik^^aes M «hldieM WAKmr jüi^ •. 0, 6. 18^ f,); beide g«^nal(en vieiftdi .4« oNlgwnd« üi «fici, 9r«leke4 dtA ifn Sk. 89im1, Apy. aori tndet U. 9rpi4(fr » 4 W. ^>, Mde aeg^ g»rae «fti «vros aPf . 14. ««, «4 82, 8P.84, 14. U^ 88« Br. selur oft), m^ «vro^ C4PC. 8, M, 14, 98. 87, 84« flv. eft), «tüte^ (Apg. 16, 87), avTfj t^ WQ<f iAfg. 16, 18. 88, 13, im Bv., wie flberiiaapt das ovrog 6, hftnllg; s. Brnder S. 116), StU t6 vwfh edior im^ %o am» CAm> 1, 14. 9, 1. 44. », 1. 4, 8«. 14, 1' **. 17, 84 vgl. 6, 83. 86). Beide Heben die Vma^rei- buig mK nqdaitormv imd ze2^*), beide, besoBders die Apg., die

>) Belege bei Gersdorf 241. Bruder S. 619 f. Lekebnech S. 76 l *) n^i n^osänm steht Jb. .40x1, ^g. lital, StU nfoc. ttft- 3mtl, »ari

Einheit 4e9 yejrfoasers; Sprache ^v4 narptellang. '395

u- «4- ly^ Vf4e^'* W Apg, hat «xe^ t^ ^'i^f^pqfff ?;av«W (?>

öwal, ffj CTf^pvVff, BW diu Apif. ^, 4ft« ^1, Ofl. t*, 44 «^V ixpl^i^V ^aßßitfi), w^ dim Bv. !#♦ (19, »93 «»• hoM^* Dw

^»kM, y«yat dw Apf-, gej|iri||inlif)| v^tp^tog f^fm^jr^^ (««W'

0oi|3t j^9wA|(qlio)^f!n putiv dff /iQCjpredeteQ Piumng moti M 4^0-

PrfpofdtipOi die Lqbis flb^^aifpt liebt ^)y %L3i^ß^^ in d(ir Kedem- twig: irip^iid wfil^ le^n^ ftf)»striMrt m W*i ¥^»^ *!* AftKVj« If-

Tm ^)fc li' (^ 9(üi4x^ %l^. s, dsL), M4 i«üt m^ m^ »v, «,

6^. AVÜ. f , 4, ^8. »6. 18, J»l, 4ie8«l Bv. 9, 44, Apg. .4,^. 18^ 4^ die Apf. hat überhaupt %ldtc9u^ ziwlioh o/^t ^{iu Fficmi^tt liM&aiides heiast Apg. 4, 9S- 37* 5, Jd. IQ. 7, «8. St^^ ?• By. 7, 98. 8, 95. 41. 10, 39. 17, 16 Tp^qa %(m ^dia^ JHP ttbngfP % % an/wr A)(aU^. 1$, 30 vf^^x ngdg %. ^. Q. Ahoi.; »U AAP FUsfl^ J^aiHle^ Atizm Cum yefi ij^ ^ ^rnep) «agt nur li^W» E;y. 8, ,3«. ;|Q, Sp. j|pg« aa, 3. FXIr di« Aored« Mtoff^ steh 4iie Apg. öiui^^ral h«a% dpa oyd^^, 3Wpi|^a^ (.7, f. 9;^, |) g}e|ol)^j|^g; 11^ der V^nnel: i^c^^c^ c^ßAgx)^ ml ncnikq^a^ die SrwAhi^img eiifes N^ens fahrt eie, wie ilaa £v., gerpe ,^f4i ei» ovö/f/jr^jt .fiUi (# jtM4 Äc»^' «"W 4hre^^ ^Hi^il«!!, zu^pini^ a^mnl), ,«td^r ^gt «ie jaa 4m NiWW löjp af^fMi^/i?«^ (:I^ib|I^ «T- ^/qijl], üitf imxcAovfievof 9 if^i^xitj^l^^ o^ 4^c^^T<vt^ äg i^e- ^Afi^ Op* 8paJ.> jä^tt ^ea eiuftche|i ^|fj^ti;f i;o^ H. % f. h^i^

m 7^ 4. «?. 9^ 40r 13, 17. 1? ^ymm, n 4tivmm

ir^o$. Ev. yi^d 4P8- je l™al> ex x^^PS ^* 2mal , Apj. di^al , fta ^ai^os o.4pT ^• Xe^foy Äpg. ^mal, (ygj. namentlich 11, d(): änoox^Uayjfec ^cj /«<^i?( ^(^gyaßa u. 8. w. mit 15, 23. ygarpam^'^ia y. avriSiy), ey /ft§V Apg. Imal, «7$ ;|fe7pa( Et. Sraal, Apg. 2mai; mit Et. 9, 44. 24, 7, \gl. 'Apg. 21,' 11. 28, 17 auch wc- gtn dea gleichfilviiigev notQo^Mvuu 9U /«i^a^-

\\ ^epMorf 18« I. 1«& G^44ner «. 13«. Hfr. IS i AuqIi U$l0v nn^ T^^ ie^ Yowj^gsvw Wi?^"Qh? .G^,r«9 4(Q;:f 18|^. . ,■

396 Der Verfasser der Apostelgeschichte;

\61kenng einer Stadt oder \eine8 Lindes wird gänt 'stdiend durch cl^atoixovvreg elngtMxrt (m. s. d. W.); dabei kt es der Apg. eigen, dasssie gewöhnlich nicht sagt; qI xar. Iv ''Aquf n. s. f., sondern oi xat. r^^^AalaVy rrjy ^Eq>€aov'u. s. w. ElA todcs- wflrdiges Verbrechen heisst 13, 28. 98, 18 ahla dtxvarovy 23, 29. 25, 11; 2{(. 26, 31, wie L. 23, 15, Tgl. 12, 48, «V 3(xvat0Vy statt amor setzt Apg. 19,'40, wie eV. 23, 4. 14. 22, ahiovy das fin flbri^en N. T. nlcKt voiicommt. Jemand angreifes wird Apg. 4mal , Bv. 2mal dnrch iitcßalXeiv rag x^^^S (>sonst noch Matth. 26, 50. Mark. 14^ 46. Joh. 7, 30. 44. in anderer Bedentnng steht imß. rfpf x- ^^^^ ^' ,^ > ^^) ausgedrttckt Sich für etwas Bedeutendes (fttr einen Propheten) ansgeben-, heisst 5, 36, 8,9. XiyBLV slval xiva eamov '' oder elvai r. I. fiiyccv. Da« Christenthnm bezeichnet die Apg. allein 9, 2. 19, 9. 23^24, 22 darch i^ odog ohne weiteren BeiiEratz. Die Apg. bedient sich hfiallg (9, 35. 11, 21. 14, 15, 15, 19. 26, 20 vergl. V. 18) der sonst seltenem Formel imarqk(pHv im tov^eov (>evQiov); ebenso Bv. 1, 16. Das Binden eines Gefangenen besetu^eibt die Apg. 12, 6. 21, 33 gleichmAssig durch dki'aeoc dval dhiv; sonst hat nur noch L. 8, 29 alvOBOt dsc/ueiv nnd Markos in der Parallelstelle 6, 3 f. uL dieiv. Vom Tod Christi heisst es 5, 3. 10, 39 gleichlautend: xQSfiäaccvrsg inl ^oJiovy volkn f^bensende des Täa- ftrs Johannes und des Paulus 13 , 25. 20, 24: '^tXrjqovv töv Sqq- fiov und teXsiovv tov ÖQOfiov. Der BegriiT der Gbibammtheit vM durch liiLXQf^ re xat ^leydlcp (26, 22), dm fitXQOV ecog fieyahv C8, 10) umschrieben. Apg. und Bv. gebratichen sehr hänig Aas- drücke, die eine Feile anzeigen,' wie nlridogy aftocv Ttlrj^og^ TioXv nXijdogy rthfjqtjgy nXrjQOvVy Ttkrj-^vvsiVy nlfjoSijva^ (Cfed- ner S. 141); das Wort 7tlrj9ogy fm übrigen N. T. nur 7inal, steht Bv. 8mal, Apg. 17mal, nXrja&fjvai^ wofttr wir sonst, ausser Matth. 22, 10, immer nXt]^9^aL finden; Bv. 12mal, Apg. 9intL Der Verfasser liebt hi beiden Schriften Itedenisarten , die mit xaQÖia zusammengesetzt sind (Credner Nr. 6); fldBoduL kv vf} xaqSl^ oder elg r. x. (Ev. 1, 66. 2, 14 5, 4) ist ihm eigenthQmlich; ebenso tl^adtxc elg r^Qtjocv (sv Tiyp., eig (pvXaxfjv) Apg. 4, 3. 5, 18. 25. 12, 4. Br sagt dneiXij dnecXeiodxxLy naQoyyeluf 7taQavyk,XXeiv C4, 17. 5, 28. 23, 14 Bv..22, 15. Gersdorf S. 199) ßamiOfia ßamB^aiv (Bv» 12, ÄO. Apg. 19, 4) u. fl.f.| er schildert gerne hefHge Affekte oder'Aeuflserungen Von Affekten, und bedient sich hiezu mit Vorliebe des Prädikats tdyag; v|fl.

Einheit des Verfassers; Sprache und Darstellung. 39?

(Credner Nr. ö7); das Blntreten aasserordentlichor, Zufiläade be- zeichnet er darch im^nimeiv C^O, IO4 13> 11». 19, %7. Bv. 1, 1)2) , nameifüicli gebraucht er die^ W(irt IKti die pldtzliehe Qia-r^ wir^ang. deis^ I?ei3(efl .8> .16. 10^44 **> ^*j »onfst sagt Apg,. (5qial) andiEyanj^f ,(9fflal. o. 1) nqch nXrioS^^vm ^rtvaufKnog .a}/w, erstei:e,aach Aa/u/?av£t»' to ^k C*>'8.- ^^38* 8> 1&. ir*. 19. 10,. 47^ 19^. 2,. sonst. nur bei Paulas . in d/en Briefen. an die Römer,- Koriptbier. und GAlj&ter, ond bei ,;]|oha|mes im, £v* o^d 1 ;Job., 2, 27)« Die Apg., wie das Ev., umschreibt das Verbum llnitaiii htaflg: durch ^v oder ^a(;gv mit dem .Partiojp ;(Gr;edn.er S. 139, Nr. 410 ) beide 8cbrif(eu bedienen siph zur ^^lu^malong der .Rede des Worts Ttoqeveadtiiy das überhaupt Ev. ,<50mal, Apgf* 3dmal vorkommt, B. Apg. 5, 20, 9, 1;!. 16. Ey. Ip, 37... 13, 31 u. ö.; zu, dem/sell^en.Behufe wird .<lem Veiibum .flnitnm vielfach ein Particip beigefügt, welches ,. die Stellung oder Gebenle des Redenden oder Handelnden ausdrücl^t, wie avaCTaSy imar^, Ofa- &eis9 iatwQy luiaTQkijHxgj xadtqqgj Tteawv (Belage: b. Credner Nr. 40); besondere Erwähnung verdienen in dieser Beziehung, die Formen dug yovmcc und xaxaadafxg tt} . x^tpi ^^^ x*)% welche sich. ganz gleichförmig, jene 4pg. 7, 60. 9, 40. ,20, 36«. 21, 5. Ev. 22, 41, diese Apg. 12, 17. ±3y,±ß. 19, 33. Vgl- 21, 40, sonst aber nie finden; nur Mark.. 16, ;19 lesen wir:; Ti^iv^eg . T,cc^ yovcc^a nqoa&cvvow. , Die Phra»e ai^siv gHo^v^tnAieit,, sich nur By. L. 17, 13. Apg. 4, ^4j . incclg^cv, %^, gmiW ^^ * Ev. 11, 27. Apg. 2, 14, 14^ 11. 22, 22, i(irie diese 0Q|irift^f| überhaupt €7ra^e^v ziemlich .pfjl^ haben; ebenso .fif^^^n. wii; 9)019^]^; ylyverai L. 1, 44. 3, 22. 9,^. 36. 36, Apg. ,2, 6. 7, j gl 10,».

13. 15. 19, 34, sonst nur m der von Lukas ,(3,. 22. .ygL.S^. 36) abhängigen Stelle Mark. 1, 11 und Bv. Joh...l2„ QOL.Apf^kt 8, 6. 11, .16, 19. 16, 18; g)6ßQg.Jj(€V£^g steht > nur L^ 1, «6„ Apg. 2, 43« 6, 6. 11, y4ßog inmeat nur U 1, 12^ Ang, 19, 17. vgl. Apok.,11, 11. SchliessUch Ist ncjch.d^r V^xja^l.iyiv^a de zn erwähnen. Diese. in den. lukanischen Sc]t>^rifteif. häufige For«. mel steht in der Apg. hnmpr mit folgenjdem Infinitty (m. ß. e. 4,. Ö: iyeveTO,da awaxd^cctrßj 3- 32.. 37..43. 10^. )».. 11,.;26,

14, 1. 16, 16. 19, 1.. 21, 1^,6. 22, 6. 17. 27, 44. 2ß, 8. 17); nur 6, 7 folgt das Verbum finitum mit.xai (iyevezo de (dg fiqdjv TQiwv Si.äaTT]fia xal ij ywrj elgfjldev)^ wohl wegen des Beisatzes dg dcdatrjfia; imEv. ist die letztere Construction häufiger.

Dfenttieneli g^6H käth dlä WUAaai^ detr i/h^to ÜK daeü ^ r0 (zk R iiilk. 14^ 1 : ittcl ifh&h) h i$ IKMif (^i&» . . .Ml tckd ^dccf t^. ^ w.^ voML^Okb an; dock Üiideii wir «M äiitA Affg. ^, fl. 19, I. 27, W (m€ aftdehir fiteilett bei d'^düer Hr. 1 gMMre^ niotiff Mehbf); dkeitsb tiidlt lAiseA ef^bi^ Ali dMü fiv. ttbeiAiaii^t dW Ocwtdmftdh, dM B^rflFe ,,illdenf^ ttild ,,daAtroh dasli'^ ^fr dtf ^ r(^ mit Alf feMend Uriliitdv aosziidriMieii (1^, «. 8, tf. 9, 9: ±ij fS, i»y i. 3", 2H. 4, 30), n^i^ isie «uciU dornet flieh dto AMkls Vo^ dftiir fadUtttiV zd bödiettöh ^Aegf (C^i'ddtief »r, i4).

AttoK du ftt htar ddcti änkdMtiren, dädd dAii A. t. iii der Aplt. inUMer ila6H dM tiXX dfiri! ^Ifd^)$ ffä6» didültf äuDh 6; d, Sl4 g^cM»&t, ^rd antien nföttü ^e!^öigf(f iiroMeit

actione dieM^ zäfflr^ittieli, ddfoV die gttifee A^odfbl^Mdiröhfe und fhmsMtteils äuek dhr6fr dai»^ dffttd^ tf Vätfgdlhiiir dtctt Ufitdifi'cli- zieHemmi Blgdfttlittiiii»lAkeitta dör «(^räöfre uM 0atät6Uiiti^ äteUeii e# attsäer Kweifel^ dasn wtf mioserer äöhHft hlä das 1)(^^ ffitfes VMitelicIr^ 2xä imrät^teii haben, der ihr ein besonderes eCyMtMstM nhd' «tehtthsli^Ilerisehei^ tieprftge än^gedrückt hat ftaiss fieser Veftäaätt dabei veräohiedene Ott^en^<^h^i^i> benutzt hat, nfiff d*M Von diesem anstand inani^hes fiigettthfliiillche In ein^alii^n Aibeehnifien herrdl^rt, iat ddmit hioM äntrgöi^hlrfssed, die Annähin^ dia^^geft M ndt dÜisenf Cifgettüiss aB^ditf^s dicht zii ^etelnigidh, äm^r den Ihhäll selhei' Öilelien niehi iit fireierer V^eii»^ r^ftfdo- oh't , söMehi nnr eldzelne ^ellb i\it vV^siohlMetteh Bdhriftea zmtlUk ijLi^hitkdm «nehiaaMferfifiBbGhoIfen Babe^^). ^ät6 ddr Ver- fasset ein ttükeamäülgilt edfm^latbr , sd müsstetf die l^pören öS^ies Irerf^hrtns noth^endfg OSkon in ether düfehgl-dif(»Adeh tln- gleioitftfrmfglLeit dä'SprhcÜi^ wiA MMiUibJLg zükn Irdrscfieih kom- mdii , ohd ditiie ITnglelcAfirhni^eit M^He HA iso ^disser sein, welfn fteinfe OtteBti^, Wie wir in diei^^m I^äll inznhehihen kaum ndiAin Ikfhnted, -Milf VMohfedeiteh, hüeh S|^c]&e nhd DelkEwd;$e weit von MlOüir abetttheMett Ä^Möteiii an^hhohta. Völlig nn- eriüfti-li^ Wflrtt M difgd^eh, dhsi» o^^ itf alleikirheilt^n cTer ScBrift die glOohVii Ü»V)i%sht^^dMieM, dte ^dlöheh Weiidiitigen, die g]^feheA'leiHEaiii&«heh xni& symakfisetrerf iS^^enthAhiiröhkeiteii be- gclgneh; bfese fersöfteiMing isf nrdr ^fln bd^iiflich, wenn der

») m Belege b. de iVette Einl. in's N. T. §. 115 a, Anm. c. <J'ietwanbeck über die Ouellen iev Schriften des Lukas S. 253.

Einheit dt» yii»ftM0eh^<>lei(AaHigk«H des tahalts. ^§9

liiiiM QiifCNir MbriM ^f¥tt ntü^ ttfAtf ß^tlküwü ForMüi lu wcim jMeigo Form giribnbht^ wettB sid^ so tM«^ «fe^ riiiil' ioflMtt? ^^ff

. Mews Brgibiiias Usmgt jrf^hMdnd, WIteii iMi' V6# de^ ifjf^' lisInclieB Vom d»ir Bticl» Mi »dhi^' IMMit ailiAn. M^k tti^ls«' 2rti:t MI*« die giftM^HMTt Oüi&tM^mtitHkfkmii \He Wtr tttd mis^ iNilr «nrt der Mi^heH dei» Yi^fk^mrH trmmr kdümt. ^b» m49ä eMI im «in AeH«ht«i» tWf «k^ Bäieimtäg IM FkUüi^ üiid die niebetid SC^M ««ei diesei* Weitnies» effitg« AlMiÜtelifMtetf, dfe wir rar die toitt»tlMtett^i(irt»l» RisiMsefteü Wtiffibeflf ^eMicUr geSüng fliiid0ii^> Wie vmüg fMütik dt^Cf mMrent^ i^' deiU SctSfis^ afitf eüed vdrsttiiledMMii irihi^rdDt^ d<$i< betrtffMdetf ICtfaÜlMdiit^ii* ^Ift tiMl» getmhy diese ei^M««t irii\Md^t^6cKH6fr eüB'diilil tTiAtefAnlt; diM z¥riei«eii^ dett> A-d BertMrfetf tAe»" diA* J^i^^illtrd^ m PWilttsf, HkMenillel ^»wteeii^i^ d^i^ Mm^ m mit md ^Mn ItätitA»

♦) Ä. ^. iftf^öte frößö^e Körtirdrijf S. tSTl tf. 20't ff.

2) ' c. 9. c. 5rö. ^

2: jJTiiaaro na^ aSvov em- ^>i«.. <J*ö/i^v«i' . . äp3^-et9 T€

a^pXdg elq da/uiaaxov nqog xal ytuvaTosag^ tos xal o a^-

Tag avray^yotgy ontog sar ^^^Q^^^ jua^zvQsT /uoi.^ na^

Tirdf- s9^^ T^g SSo'i 8rräg'y Sr xai ediaro Xag Se'^a/Uevog

^ovaaZij/u» ... «aV rovg hcelae d^frettg ^e^*— 'i , 'O. -26.

3: er Se rw^noqevea^ai /Jiiyovg elg ^IsQOvCßXtj^ |4: ^tcov0^

e>y iv^To avTÖv €Yy{^etv Tji 6: ey^reTo 8i fioi no^ ^(av^y Jia-y

/fttpcdkfk^ iltxi ' itäCqtvijg Qevöjus'rta xai syytt^avrt Xovaav nqog

^xovas qxavjjv Xeyovaav Ifii^ ^ o^Xtjqifif^otTf^,

avTio' iaoitXy äaovXy tC fie 7: insaov re elgtasSa- x^rr^» _ XaKTi- ^

Sidxei^l (pog xai jjxovaa (ptavijg Xl^ ^eiv.

hi ilWi^ S^ M^ eli«*t)^i«?V t^^ari^f^V 2::äö4iXyS'H'iiti; ' liV' lyoJ' ^s'

o Sh xvqiog einer' eyta el/Ai tC fte Sidxetg; elnoV rCg el

^Ijjaovg ov av Snaxetg, 8: eyia Sh änexqCS'tpf' rlg xvqie) 6 Sh

6: äXXä ävaßtfi&i xcA el xv^t6\ eliti re nqog fte' elneV eyd

eXqeX&e eig r^v noXtp xäl tfto elfit "^Ifjaovg 6 Na^a- el/i*i*Ifj(fov^,

XaXfj&^eetaC coi ri üt ie* ^Xog, Br tfv Sttoxeig» or ai) dua^

noieXi^, 10: o ^^ xvi^iog eine n^og xeig*

400 per VerfiiBser der Apostdgeachichte ;

es 5inmdgl)ch qiaoht, «ie von versohiedeBeB Veifasserii «bsoleiteii. Wollte, man aaob annebmon, der eine von -diesen Berichten sei nnserefn Verfapuser bereits in einer älteren Sohrifl in derselben Gestalt vorgelegen, in der er, ihn miltbeilt, so mflsste er diesen dpcb jedenfalls bei Abfa«9|ing der beiden, andern .vor Augen ge- hab t.,ui)d. in ihnen nw^gealunt haben $ .wenn daher die drei Berichte in einzelnen Zagen sich wider^preeben, so kann. doch in keinem Fa)l, die Verschiedenl^eit der Quellen daran sefaold sein^ Bbendanit ist nns. aber auoh das Becht benommen^ ans dem Verhältniss von G. 9, 29 t.zu c 32, 17 ff. auf eine Verschiedenheit der Ver- fasser zu schliessen, denn wenn in der Bekehrnngsgeschiobte widersprechende. zage. Aufnahme fanden, wiewohl der Verfasser bei dem zweiM seiner Berichte den .ersten, und bei dem dritten den- ersten und zweiten vor sich haU^, so kann ebensogut Aber die Reise . nach Jerusalem von, einem, und demselben Veärfasser Widersprechendes erziUilt worden sein, aumal der Wideispraob hier weniger unmittelbar auf der Hand liegt, als dort Noch weniger haben natOrlich untergeordnete Widerspräche zwischea verschiedenen Stellen in dem Fall auf sich, wenn dieselben niclit unmittelbar in den Berichten selbst liegen, sondern erst durch za- sammengesetztere Reflexionen daraus abgeleitet werden können. Derartige Widersprüche waren unvermeidlich, wenn sich der Be- richterstatter überhaupt eine absichtliche oder unabsichtlidie Ver- änderung des Thatbestands erlaubte, ohne doch die ganze ge- schichtliche Ueberlieferung mit voller Konsequenz nach einen unhistorischen Gesichtspunkt umzubilden. So müssten wir es alJer- duigs widersprechend finden, dass c. 5 eine doppelte BeAreianf der Apostel erzählt wird, erst die wunderbare, aber zwecklose^ durch einen Engel, dann die menaöhlich uatOrliche, obwohl gleich- falls unwahrscheinliche, durch OamalieU. Aber wir konnten daraus natürlich nicht das schUessen, dass der erste Theil dieser Br2fih- lung einen andern Verfasser habe, als der zweite, sondern höch- stens nur, dass hier ein älterer Bericht von einem Spätern bentttzt und weiter ausgeführt sein müge. Weiter zu gehen, sind \irir auch dann nich^ berechtigt, wenn unvereinbare Züge äbnliGher

fte* areufrds no^fvov elg /fa- 16: t'**'^ ßiaüxor xäxel X^Zff&iiae^ äraoTrj9i xtu rat ne^l navrwy «f riraxxof ot^t ?^* ^""^

Einheit des Verfas9QVs; ßle^cl^arügkeil des Inhalts. 401

Art nicht ^in^n xu^d deiD^eUwm^. sondern vertiolneifaHien Abuctinilt^D unserer Schrift auj^ehOrea. wenig z. 0. <kbereiiistliftiat, üas« nach c. ;S, 45. 4, 34 ^Ue. H&nsevb^iUiex unter den Christen ia Jerusalem ihr Bei^it^thupk verkauft haben solle« , w^rend doch c. ±2j 12 das Haus ei«er IMbiTia^ der Mutter des Markos^ vor- kommt, so folgt dAch daraus nicbi im Geringsten ^ daas dor Ver- fasser diese Beliebte nach Porm und Inhalt unverändort avs frü- heren Schriften Jiufgeaammen hat, sondern nur, dass er dfn Wi- derspruch derselben i^icbli befl]^kt^v<><lev nic^ das Interesse hatte, ihn 2u vef meid^ ; «0 yKßiVflg der Himmelfahrtsbericbt unserer Schrift mit den^ des.lLuka^vjingaUuias m vereinigen ist, ao kennen wir doch aus diesem. Umstand weder auf eine VersohiedAnbeit der Verfasser, ppch .i|uC eine ^^plob« Abh4ngigkdt dea Einen Verfassers von . seinen. Onellen SA^bJiif^en, die ihn aus einem sellettaiftdigeii iSchriftsteller, wie Schwaabeck will, zum blossen ßamnder machte, sondern was. skh daraus ergiebt, ist nur, dass er nieht histor^obe Cienanigl^^it und jiistäriscben Sinn gemig besass,« um Widersprochen r^n entgehen , die einam kritisohoren Auge fk'eilieh hätten aujOUlen mUssen. Nlpht anders verhMI; es sick mit allen den Zilgen, df^en Unvereinbarkeit wir selbst in nnseru zwei er- sten Artike]ifl nach?^;LweisQn veranlasst waren: die ¥hatsa<ebe, dass i^olche ZUg^e vorkommen, mOssea w^ir s^ugeben^ aber die Scidtksae, welche darauf gebaut werden, bestreiten, d* sieb uns die Vor** aussetsujag, als ob die iSintiolt des Verfassers jeden Widerspniieb in seinen Beriqhien ansscblies^e, thats^chlteh widerlegt hat.

Viplfl^r.jst es gerade der Inhalt unserer Sehrift uM die wesei^tliche Uebereinstimmniig 4iUer ihrer Tbeiie in Beireff dieses Inhalts , worai^s di« Eiinheit ibros Verfaaseca am^ Bestimmtf^sten hervQjgeht. Ks soll hier «icht wiederholt werden , was der vorige Af)sctinitt ausführlicbk gezeigt hat, Oa^s sich diire^ das Ganise dieses Buchs Eine €h-un4idee, Ein die ganza DarsteUnng beberrsebendes Qruadiuteresse Iiin4nrch2i|eib(9 dass schon seine ersten Kapitel, schon die Er^hlungen von der Urgemeuide, durch dieses Interesse be- stimmt sind, 4mB dasselbe in ihrem ganzen Verlauf, vom Anfang Ms KU l^de» ^it aunebmender Dentliehkeit hervortritt, dass aiobt Mos die Auswahl des JMStgetbeUten und die Stellung der eiiiiselMii Gr;s^bJlnngen (namentlieh in 4ew Ahschnftti c. 8—12) wmk ihm Zeogxiiss j^, sondern mOi die geschicfatlicben Thatsacban settst ^Ueser Tendenz ^suliebe verftsdert sind, dass die durobgiuigige Vebereinstimmung in den Beden de» Paulus, das Stephanus, dcKi^

26

402 ^er Verfasser der Apostelgeschichte;

Petras, selbst des Jakobus, der merkwOrdlge ParaJIelismiis zwi- sehen den Thaten und Schicksalen des Paulas auf der einen, des Petras und der Urgemeinde auf der andern Seite, nar aus dieser Binheit des ursprOnglichen Entwurfs zu erklftren ist Wenn unsere Untersuoliang Ober den Zweck und Plan der Apostelgeschichte irgend Grund hat, so ist ebeudamit die Binheit derselben ausser Zweifel gesetzt Man beachte nur die hervorstechendsten Momente. Sehen in der Bingangsscene unserer Schrift, 1,8, wird nicht aliein die universelle Bestimmung des Christenthums , dieser ihr dogmatischer Hauptgesiehtspunkt , ausgesprochen, sondern auch die Stufenfolge, in der sie die Verw'lrklichung jener Bestimmang dar- stellen will, in kurzem Umriss verzeichnet In der BrzähloD^ des Pllngstwunders macht sich eben dieses Interesse durch die Beziehung der Glossolalie auf die Sprachen aller VoUcer höchst einiussreloh geltend. Bei der Schilderang der Urgemeinde ood ihrer Brlebnisse schwebt dem Erzfthler die Rücksicht auf den Apostel Paulus schon so bestimmt vor , dass wir uns nor aas dieser ROcIl- sicht die angeschichtlichen Verfolgungen des vierten und fOnften Kapitels za erklftren wussten. Stephanus ist unverkennbar tis Vorgänger des Paulus behandelt, und namentlich die ausgearbei- tete Rede; die ihm im Widerspruch mit dem tumultuarischen Charak- ter der flbrigen Verhandlung in den Mund gelegt wird , ist allein aus diesem Gesichtspunkt vollständig zu begreifen. Welche nahe Beziehung auf die später berichtete Whrksamkeit des Heidenapostels die Vorgängerin Samarien und Cäsarea (c. 8. 10 f.) haben, ontf wie namentlich der durch und durch unhistorische Bericht Ober die Bekehrung des Cornelius eine ganz ausdrückliche Apologie der paulinischen Heidenmission ist, haben wir seiner Zeit nich- gewiesen. Dass die Brzählung von der Bekehrung des Panlns, namentlich aber die ungeschichtliohen Behauptangen Ober die DAdi' sten Jahre nach seiner Bekehrung, Aber sein erstes Zusammenseiii mit den Jernsalemiten, und seine zweite jerusalemische Heise (11, 17), nur die ersten Pinselstriche des Bildes sind, welches der letzte Theil der Apostelgeschichte von dem grossen Heidefl- apostel entwirft, dass dieser schon hier, seinen eigenen Erkiimii- gen zuwider, in dem gleichen Freundsohafts- nnd Ahh&ogiglätS' verhältaiss zu den Judenaposteln dargestellt ist, wie später, braacht hier kaum noch bemerkt zu werden. Ebenso ist gezeigt worden, wie die Darstellung des Apostels Pauliis von e^ 13 an nach einev bestimmten, theilweise unUstorischen^ fieslditqpuiikt ratwoifes, i>

Einheit des Verfassers; Vor- und Räckbeziehungen. 403

allen ihren wesentlichen Zagen sowohl mit sich selbst, als mit

den Erzählungen des ersten Theils übereinstimmt-; wie die paali-

nisehen Wunder deft petrinischen des ersten Theils glciobgebildef,

wie die Leiden des Heidenapostels im Interesse derselben Parallele

vermindert sind , wie er selbst in Lehre und Handlnugswaise, dem

i geschichtlichen Thatbestande zuwider, völlig einstimmig mit den

i Jadenaposteln erscheint, wie ihn c. tS3, 1 ff. in demsellien Ver-

hftltnlss zu den jttdisbhen Parteien darstellt, wie c. 4, 1* 6, 34 ff.

f die Urapostel, wie der schon im Eingang unserer Schrift ange-

t legte Plan derselben in der sorgfältig vorbereiteten Orondung der

romischen Gemeinde durch Paulus sich abschllesst. Diese durch

i unsere ganze Schrift sich hindurchziehende Einheit ihres Plans und

Zwecks ist der sicherste Beweis für die Eüaheit ihres Verfassers,

und je klarer es ist, dass jener Zweck hier nicht durch einfache

( Zusammenstellung, sondern nur durch eine tiefgreifende Umbildung

I des geschichtlich Ueberlieferten erreicht wird, um so augenschein-

I lieber liegt auch am Tage, dass die Darstellung, welche ihm

t dient, das Werk Eines Mannes sein muss.

, Es ist kaum nothig, die Einheit unserer Schrift neben diesem

f HauptbeweSs auch noch durch die vielfachen Beziehungen darzu- I thun , welche zwischen einzelnen Stellen stattfinden. Doch müssen wir de Wetters Nach Weisung dieses Punktes ^) als sehr begründet and verdienstlich anerkennen. Ganz offenbar ist zunächst die Zu* rüekweisaug von c. 11, 16 auf 1, 6, da sich der dort citirte Ausspruch Jesu: ^Icodwrjg fihv ißccTtriaev udaziy vfislg äs ßan- riad'rjpeffd'e iv Ttvsvfiazt ay/q>, nur hier findet. Ebenso klar ist aber auch die Beziehung dieses Ausspruchs auf die Erzählung des zweiten Kapitels von der Geistesausgiessung. Dadurch ist vorerst bewiesen, dass die genannten drei Abschnitte, se wie sie vorliegen, nicht verschiedenen Verfassern angehören können, wenn ihnen auch ursprünglich verschiedene Quellen zu Gtande liegen sollten. Der gleiche Verfasser muss aber auch c. 8, 1 in seiner Erzählung gehabt haben; denn wenn es 11, 19 heisst: oi fisv ovv di^ccaua^erceg arto T^g Miipecag xi^g yevoiiivrjg tnl 2T€^dv(p diijldüv mg Ooivixrjg xal Kvtvqov kcxI ^Avrtoxeiag, so ist hier die Rückbeziehung auf 8, 1 {tyhezo de . . dcioy^iog ftiyag . . ^aneg ts öuaTcdQr^oav xara rccg x^Q^S ^^ff ^lovdaiag xal Sa- l^aQeiag) ganz augenscheinlich ; von einer Zerstreuung der Christen

*) Com. z. Apg. §. 2 a. Einl. in's N. T. §. 115 Änm. d.

26*

404 I>cr Verfasser der ApostelgesefaichU ;

in JeriMuüem i»t ja nur hier die Bede. ZwarneiBt Sckwftiibeck^), der Referent c. S, 1 kenne beim Niederscbreiben eeiner Stelle noch nichte ven 11 , 19 gewnael heboi, denn naob der entern $Helle zeretrenen sieh die Christen nneh Jüdin and finmrie, nach der zweiten geben sie bis naoh Phoniden o. s. w., nber es liegt doeh am fage, dass die letztere Angnbe der ersteren nicht in Geringsten widerspricht, sondern sie vielmehr nnr weiter fertsetst: die Verfolgten, hiesn es znerst, üoehteten nach JndAn ond Sasaria, and nachdem nnn c. 8, 4— 11, 18 berichtet ist, was sich io Folge dieser Zerstreming der Christen nach Jndän und Samarit in diesen beiden Ländern tfatnig^)/so f&hrt c. 11, 19 fort: die Zerstreuten wanderten noch weiter (Je^A^ov) ^) naoh PhOmciea «. s. f. Se konnte sieh der Verfasser gnr nicht nnsdrftckan, weu er nicht die früher erwAhnte Zerstreniing voranssetzte, C. 11, 19 ist daher ganz sicher mit Rflcksioht naf o. 8 , 1 niedergesehriebeB. Dass nmgekebrt auch in c. 8, 1 dne Htttweisnng aof o. 11, 19 liege, lästtt sich fr^lich nieht behnnpten, aber anch nicht verlan- gen, and nar ein MissveratAndniss der betreffenden Stellen ist es, welches Schwnnbeck fIragenJisst: wenn der Verf. bei c 8, 1 schon wnsste, dass sieh die Christen theils naeh Jadte, theiis nach Antiochien zerslrdot hatten, wessbalb Aast er denn nicbt beides in seiner DarsteUnng zosamnen? Die Hebinng den Verfas- sers ist gar nicht, dass die Zershrenten theils nach JudAni tbeils naoh Syrien n. s. f. giengen, sondern er Iftsst alle znnAchat naeh Jadäa und Samarien, and einen Theil derselben (wie sieh aacii nach 0. 11, 19 von selbst versteht) von hier ans nach Antiochies, Phoniden und Cypern gelangen. Noeh weniger folgt ans 11, ^ fdr Sehwaubeok's Abnahme, denn der Waderspirych, dass luer eine S^meinde in Jernsalem erwAhnt, e. 8, 1 di^egen die ^r- streaang aller jerasalemitischen Christen mit Ausnahme der Apaistei behiinptet wird, liesse sich theils dnreh die Vemnssetnnng ent-

«) i. a. 0. S. 52.

^ Warum dieses vorher eingeschoben ist, nümiich damit die erste QetdeDbe- keliruDg von Petrus erzählt werde, zeigt S ch neck eo bürge rZw^ d. ipg. 17^^-

3) üeber den SprachgebraucU von 3%iqx^^^^y ^8^- ß^™- 5> ^2 und die Aus- leger zu 'dieser Stelle: das Sie^x^a^^i, hindurchgehen, von einem gegebenen io- fang aus durch eine ganze Reihe weiter schreiten , setzt immer ein (f^x^9tu T0^ aus. So auch in unserer Stelle: sie giengen von den Orten aus weiter, wohin 9t nach c. 8, 1 zuerst gegangen waren.

Einheit des Verfassers; Vor- und R^kbeziehungen. 405

fernen y d»ss sich inzwisohen wi»4er ein Christen verein um die Apostel gesftmmeli hAe, tlieils ist er aber nor eine FeJ^e von der iBAgeseliichtUcben Uebertreibnog c. 8, 1, aai( kann insofern «iiii nichts mehr für eine Verschierfenbeit der Qaellen beweisen, als andero WidersiHrOehe , in wekthe sieb nnsere Schrift durch oD^^escfaicfatliobe AAgahe» verwickelt

IMe AehnUebkeit voa e. «, 8 mit 4, 33. 5, 12 wurde schon #rtther (ß. 379) bemerkt C. 9, 1 wird dnreh das erv ausdrück- lich enf c 8, l-*3 verwiesen. Von dem Verhültniss der Berichte Silber 4He Bekehrung des Panlus war theils schon die Rede, theils wird es noch efdisr zu beröhren sein; ob bei c. 9, 15 gerade an das VerhOr vor Agrippa e* 26 zu denken ist (de Wette) kami mau bezweifeln. C. 10, 41. 13, 31 belssen die Apostel, wie 6, 82, fia^Vffeg %i}£ o^w^iae^. C. 11, 26 ist die öe- zMiaeg afif 9, 30 eeginisob^inlieh, denn woher wnsstea wir MMt) .dass Panlas Isi TarMs «ea finden war? c. 12, 24 treffen wir die gieiisfee Fersiel, wie 6, 7. Dans der Abschnitt 11, 19--30 und 12, 9.5 mU 13; 1 ff» zusammengehöre; wird auch Sohwan- beck eingeräumt Wir möchten die««s Zugestandniss auf 11, 10 -«- 26 beschrtoken, denn die Brzühlung von der JEleise des Paidns und Barnabas naeh Jerusalem; 11, 27—30. 12, 25 könnte unbeeebadet des Zusammenhangs fehlen, dagegen setzt c. 13, 1 aUerdings veraois, daas dem Leser das Dasein einer Christenge- meinde in Antlochiea sehen bekannt ist, und da nun unsere Schrift bie^'en l^s jetzt nur 11, 19 ff« gesprochen hat, so würden wir in e. 13 selbst dann eine Zurfiekweisang auf diese Stelle finden darfen, wenn d^r Inhalt diases BjtpUels im IJebrigen einer elgen- UMllBiiiolien Oa^Ue entnommen sein selUe. Oass diese jedoch in lEciBem Faü ven dem ganzen Inhalt desselben gelten konnte, erhellt aus dem Mhmr (ß. 801) nach Schneckenburger und Baur gegebene« Nadbw^s Ober die durchgängige Uebereinstimmong der paidinis(4ien Bede V. 16—41 den Beden des Stephanus im Siebenten nnd des Petrus im zweiten «nd dritten Kapitel. Diese Ueberwtttimmung Iftsst sich nnmilglich aus dem wirklichen ge- sobiebtliehen Sachverhalt, sondern nur daraus erklären, dass dem Verfasser bei der Composition der paulinieehen Bede die früheren Beden noch im Cnedäcbtntes liagen, «nd bliebe nun a«ich, so weit wir bis jetzt sind, noch immer der Fall denkbar, dass diese aus eigenthOmlichen Ouell^n aufgenommen wären, so ergiebt sich doch schon jetzt für uns so viel, dass der Verfasser der Bede in 13.

4 06 Der Verfasser der Apostelgeschichte;

von dem Verfasser unserer ganzen Schrift nicht za trennen ist, denn nur dieser kann die Reden des Petrus und Stephanus bei seiner Arbeit vor sieh gehabt haben. Dass auch die Rede auf dem Areopag in ihrer Anlage an die des Stephanus, und die des 22s(en Kapitels an diese beiden erinnert, ist seiner Zeit (S. 260 ff.) bemerkt worden; auf das wörtliche Zusammentreffen von 17, 24 mit 7, 48 haben wir gleichfalls schon hingedeutet; ebenso überzengteo wir uns (S. 214) in Betreff der Erzählung 14, 8 ff., dass sich ihre ganz auffallende , bis auf die einzelsten Züge und den sprach- Jichen Ausdruck sich erstreckende Verwandtsehaft mit der früheren 3, 2 8 nur aus einer Nachbildung der einen in der andern be- greifen lässt Von der Aensserung des Petrus lil, 7 9 lässt sich sehen wegen der wortlichen Uebereinstimmung des 8ten Verses mit 10, 47 nicht bezweifeln, dass sie auf die ErzäUaog des loten und Uten Kapitels von der Bekehrung des Cornelius aos- drttcklich Rücksicht nimmt, und je bedeutender nun die Bedenken sind^ denen die Geschichtlichkeit dieser Erzählung unterliegt, m 80 klarer ist auch, dass nicht etwa nur der Ausdruck durch diese Rücksicht bestimmt ist, dass vielmehr die Rede des Petrus nur denselben Urheber haben kann, wie die' Erzählung von Coruelias> IHese Rede nun aber mit Sehwanbeck (S. 53. 121 f* 265} von ihrer Umgebung zu trennen, und aus einer anderweitig^en Quelle^) in den Bericht des 15ten Kapitels hereinkommeD zn lassen 9 geht schlechterdings nicht; denn einmal bildet dieser Be- richt ein eng zusammenhängendes Ganzes, und die gleich folgende Rede des Jakobus würde ohne die des Petrus allen Halt verlieren; sodann beruft sich Jakobus V. 14 ganz ausdrücklich abf die vor- angehenden Worte des Petrus und auf die von ihm erwähnte Bekehrung des Comeltus; endlich ist es nach unsern frtibieren Untersuchungen ganz undenkbar, dass der Verfasser eine so sicht- bar ungeschichtliche , rein aus der Tendenz unserer Schrift ber- ausgesponnene Erzählung wesentlich in derselben Gestalt, die sie bei ihm hat, nicht Mos in Einer, sondern sogar in zweien seiner Quellen vorausgesetzt gefunden hätte. Schwanbeck könnte diess wohl nur desshalb übersehen, weil er die Frage über dieQaellen der Apostelgeschichte ohne alle vorgängige Untersuchung über die Glaubwürdigkeit und die Tendenz ihrer Erzählungen , rein aus der

*) Der yon Schwanbeck vorausgesetzten Biographie des Petrus, worüber unten Näheres.

Einheit des Verfassers; Vor- and Rückbeziehungen. 407

Sprache and dem sohriftstelleriachen ^harnkter der einsselnen Ab- scbnitte za beantworten unternahm; bei diesem Verfahren war es kaum zn vermeiden, dass steine ghnze Untersuchnng zn ihrem grössten Schaden von einer Menge grundloser Voraosseiznngen ausgieng, mit deren kritischer Prüfung sie gerade anzufangen ^ebabt hätte. Auch die Rede des Jalcobus enthält übrigens noch ausser V. 14 eine unverkennbare Reminiscenz an Früheres, denn ivie Moses V-»21 xcrrä mäv aaßßarov avayivuMJxofispog genannt ivird, so heisst es 13, 27 in einer Rede des Paulus: zag qxoväg Tiav 7tQoq>rj%wv Tag xatä nav aaßßarov avayivmaxofievag.

Wie der Bericht des 1 äten Kapitels auf Früheres zarückweist, Bo wird er selbst nicht blos in dem unmittelbar damit verbundenen Abschnitt 1(S, 1 4, sondern auch später noch in den Worten des Jakobus 21, 25 mit aller Bestimmtheit vorausgesetzt. Zeugt diese Rückbeziehung an und für sich schon für die Einheit des Verfassers von c. 15 und c. 21, so erhält dieses Zeugniss noch ein ungleich grosseres Gewicht, wenn wir, an unsem bisherigen Ergebnissen festhaltend, auf die Geschichtlichkeit des apostolischen Gebotes 15, 28 f. verzichten; wenn diese Darstellung des Apo« stelconvents nicht dem geschichtlichen Thatbestand, sondern nur dem Berichterstatter angehört, so kann natürlich auch die Berufung auf dieselbe keinem Anderen angehören.

C. 15, 36 verweist ausdrücklich iiuf c. 13 f.; ebenso wird die Beziehung von 15, 38 auf 13, 13 trotz Schwanbeck's halben Zweifeln (S. 54) fortwährend festzuhalten sein«. Denn dier* Worte der ersteren Stelle über Markus: Tlavkog de rj^iov %dv dnoarovra an avtcuv dm nafiq>vUag . . , fiJj av^rtaQahxßaXv Toikov'wäten dem Leser völlig unverständlich^ wenn nicht 13, 13 vorangegangen wäre: ^kdw sig nkqyrjfv tijg üapupvliag. ^ItadwTjg di dnoxfOQi^aag dix avrcSv vTtiatQeipev eig ^leQoaokvfia» Dass 18, 5 auf 17, 15 zurücksieht ^}, kann auch Schwan - beck nicht leugnen, aber diese Beziehung soU durch den Umstand wieder nentralisirt werden, dass 17, 15 f. eine sofortige Abreise des Silas und Timotheus auf die Aufforderung des Paulus hin

') 17, 14—16: Paulus reist von Beröa ab, wähfend Silas und Timotheus hier zurückbleiben. Von Athen aus lässt er diesen sagen tva (S; rax^f^a Ml^taai Tt^og avToy, während er in Athen auf sie wartet, trägt sich der Auftritt auf dem Areopag zu. 18, 1: /uträ ravta ;^<tf^tö^f/5 ix rwv 'A&?^v(ay ifX&er eh KoqivS'ov, V. 5: w<; S'k xar^t&oy dvt6 Ttji MaxfSovlaq o re 2tXag xa\ 6 Ti/Lto&so^ u. s. w.

408 Der Verfasser der Apostelgeschichte;

v*raoM«Ue, wwgtgen ea 18, 5 d«il Attsühein gewinne, Ms hitfe jene« Dringen zur BHe garr nieht »tettgernnden. fHears ist aber nidit richtig; der ganze AnHess Regt ilnrin, dass IS, 1 bei der Abreise des Paulus ron Athen nleht ausdrüeklich bemerkt ist, sie sei vor der Anlcooft des Silas and Timotheai» erfolgt; was Icann dieas aber bevi^eisen, zumal bef einem oft so llftehtigen Breäbler, wie ansor Verf unser? *)

Die Hinwdsnng ven 19, 1 auf 18, 23 hat wegen der ge- ringen Entfemimg der beiden Stellen , und die von 21, 8 (Odh nov roxi stayyekiüTov ovtog ix rwv emd) auf 6, 5 (die Wahl der sieben Diakone , daranter Phllif^ptts) hat desshalb weniger zo bedeuten, weil ein se Jekliter ZuMtz auch von einem isonst ub- aelbstftndfgen8aamler elngesotioben werden konnte, dagejgen scheint die fierOhrang js^lsehen 21, 8 und 8, 40 von grosserer Beweis- kraft 0. 8,, 40 helMt es von PhRIppua, naeh dem Verfall lait dem Bnnuohen: Oüinivo^ dt svQidt] dq^'A^totov xal duqxpfii- vog evTffyeli^eto v^g nt^eig ftaatxg, Sw? rov ilS^tv avrdv sk KuwccQtuxv, Von 4n an wird PMiippos nieht welter erwähnt; erst 21, 8 treflten ^ir ihn wieder ^ In Cftfirarea. Sollte nun vreU <der, weieher 8, 40 ntedersdhrieb , diese spätere Hegegnong mit Philippus noch nicHt Im Sinne gehabt haben? Der m den äeefitftd- ten herumziehende Evangelist bat sieb doeh wohl erst später fest in Cäsarea niedergelassen 2> Jedenfalls wfire es ehi t^genet Zu- fall, wenn die letkste und die verletzte ErwäbiHing 4^ Philippas in unserem 8wche s# gemia nn einander passten, ohne das« bei der einen auf die andere IMißksioht gebommeH w&t%; und wenn uns nun später noch wahrseheiniloh werden '%^4rd, dass c. 21, B einer älteren Qttefle n»gehfttt, m niOi^«en wir atinehdiea, dass der Gesammtverfasser der Apostelgesohiobte diese QüeHb sdheii kannte, als er 8, 40 niedersohrieb.

C. 20, 4 bezieht sieh avf IB, 29; 24, 18 efaf 21, 26; 25, 21. 2«, S2. 20^, 24. 28, 19 auf 25, 11, das« 21, 1t^ auf 20, 4 zurnckg>eseheii winl^ ist «eh^ wMirsch^Ktll, unA dass das eheilweise wwtli'die 1i«i4iiitti^ntiieffen ven V2, SO nftt 7, S«, 8,1^) nicht von einem blossen Zufall herkommt , lieg4 an Tag^e.

') So ist z. B. 8, IS anch nicht arnsdrücklich bemerkt, dass Philippus nacli Jerusalem zitrückkelirte, und dodi Tvird diess V. !2!6 vorausgesetzt. *) Sehne ckentmrg er, Zweck d. Apg. 162. *) 22 , 26 erzählt PautuB aus Änlass der Chrisluserscheinung in Jerusalem fod

Einheit des VerCassers. 409

Ma^ man ima «BBebnaii, dusa 4le W4rt« d«s Patilns im 2fMm

Kapitel durch die Stell« im 7teii «od 8ten, eder angekdlirt mit

Sofaleiermacber 0 nnd Sohwanbeek (8, 56}| deee diese

durch die Rede des Paulas bestimmt sei, jedenfalle fisdet hier ehie

BezA^Wg entlegener Abschnitte oMt^ Welche nur vom VerlMSSfr

de» Ctansen herrtthren ](«bb. Minder erheblich wAre die Anfllh-

rumg T<m 2(1, 6 in der Bede des Panlu« 34, 2i% Mreon ihr nicht

das Ergebnies niuerer frfiheren Untersachnng über die Geeehiefat-

lickkeit der erstangef tthrten Aensseriuig (ß, 28d f.) einiges Gewicht

gäbe , d€9Ui wenn eine Eede des Apostels anf eine gaB% unwahr-

soio^nliche Thatsache zurückweist, so kann diese Rede nur von

ejnew selchen herstamaMn, ivelehem der Bericht tibar die aogeb*-

liehe Thatsache schon vorlag, und wenn nun diese nur in der

Geaammttendenz OBserer Schrift ihre Brklftrung findet, so m^lssen

wir auch jene auf den Gesammtverfasser j&arüGkfahrea. Dass die

letsta Reise des Paalos nach Jensalem dureh 19, 21. 20, 16,

die römische durch 19, 21. 23, 11. 26, lO f. 27, 24 vorbe-

raUet wird, dass in der Aeusseraag 20, 29 3as sjpiter (21, 4.

10 ff.) Erefthlte vorweggeaammen i(rt, dass die KrUiMraag 20,

2^ die Bekanntschaft de» Verfassers mit dem Tode des Apostele

verrJU^, ist miher <S. 267. MS f. 271 f.) geaeigt werden.

Die Instanzen, welche Sehwanbeck 47 ff. diesen Be- tegen gegenl^berst^it, woHea nioht viel badeaten. Bs soN ent- weder eine Verschiedenheit der Referenten, oder eine AüslasBaag des Ueberarbeiters verrathen, daas Petrai nach seiner 12, 17 befichtetea Flacht c. 15, 7 wieder In Jerusalem anftrüt, ahme dass doch saiaer Rickkehr ansdrtleklieh erwAhat wAre; dieser Vaistaad erklärt sich aber ebenso leielit aas einer eiafaohen Naoh- tössigkeit des Verfaseeiis, oder ans einer Lücke in seinen Nadh^ ricJiteB aber Petrasu Weiter soll es nadeakbar sein , dass Derselbe, welcher 8, 1 alle Christen am» Jernsale» iiehen lAsst, gleieh darauf ¥. 2 in Jerusalem gettesCttrchtiger Münner und V. 3 der von Saulns verfelgtea Christen erwähnt hftlta. Aber die Meinuttg dieser drei Verse wn^ wehl nicht die aeia, dass das, was ein )eder von Jbaen beilohtet, abtroaidogiseh ahgeseblosflea ^eweeen

sich die Aeas^erimg: or« i'l^€j(6ltö ro alfta ^T^etparav rov ^Mi^TUQog oih hm avtof riuijv i(ff<tt(a$ Htm owevSoxMv »cat (puXdaaaty rd Ijudrt» rväv ivai^ivrvav aurov. Vgl. 7, 5S: xa\ ol jua^rv^eg dnid'svro td tjuana atrwv nagd rovg noSag .. Sav^ lov. 8,1: 2!avXog Se ^r öwevSoxwv tri avaiQ^'aei avrov, ») TitA, m's N. T. hcraiisg. -von^WoIde S, 377,

410 * Der Verfasser der Apostelgeschichte;

Wäre, ehe das im nftohsteii ErzähKe anfleng, aondeni V. 1 theilt das Allgemeine Ober die Ohristenverfolgon^ nach dem Tode des Stephanus mit, wozu V. 2 und 3 einiges Speciellere, allerdings nicht sehr geordnet, nachbringen. Die avd()6g evlaßslg des 2ten Verses sind nbrigens nicht Christen, sondern Juden. Ferner wird behauptet (S. 58): im Anfang des 16ten Kapitels komme Paulas durch dieselben Gegenden, deren frühere Boreisung das 14te Ka- pitel erzähle; an beiden Stellen herrsche ziemliche Weitl&niigkeit und doch wOrde Niemand aus dem l6ten Kapitel errathen, dns» schon ein 14tes vorausgegangen war. Aus C. 16 allerdings nicht nothwendig, 'wiewohl auch hier V. 2. 4 der Ohristen^emeioden in Pamphylien und Lykaonien erwähnt wird, um so bestimmter dagegen aus c. lö, 36: ftierä de rtvag rjiBQag eins Tlavlog nQog BaQvdßccv' imatQitpctrveQ drj eTtiaxstpMiasdtx rovg adshpovg yarä itaaav Jtohv, iv aig xaTT;fy€ila^sv rov koyov tov m^qiov. Ein weiterer Anstoss ist ea fttr Sohwanbeck, dass Gamaliel 5, 34 als 8chdtzredner der Christen auftrete, dagegen 22, 3 als der Lehrer des Christen Verfolgers Saulus; dieses beides, meiDt er, könne unmöglich derselbe Referent berichten. Auf diese Be- hauptung ist bereits geantwortet: wenn wir aus geschichtlichen Widersprtichen sofort auf Verschiedenheit der Erzähler schliessen dürften, so könnte die Apostelgeschichte zu einer hübschen Anzahl von Verfassern kommen ; da aber auch eid und derselbe Verfasser solche Widersprüche begangen haben kann , und da er sie jeden- falls in allen den Fällen wirklich begangen hat, wo sie in der gleichen Erzählung, oder in zwei einander augensohdoÜGh vor- aussetzenden Ei'zählungen vorkommen, so können dieselben, für sich genommen, nicht das Geringste gegen die Identität des Ver- fassers beweisen. Im vorliegenden Fall liegt überdiess der Wi- derspruch gar nicht so unmittelbar zu Tage, dass er nothwendijf bemerkt werden musste, denn Gamaliel ist c. 22, 3 nicht «Is Christenverfolger, sondern als der Mann der jüdischen Orthodoxie angeführt, gerade dessbalb aber, weil er diess ist, kann er e. 5 mit diesem Erfolg auftreten. Da weiss unser Verfasser noch ganz andere Dinge zu ertragen. Welcher aulTallende Widerspruch ist es nicht z B., dass dasselbe pharisäische 8ynedrium, welehes 24, 1, und 25, 2 den Paulus auf den Tod verklagt, dieselbe Parthei, welche 23, 14« 25, 3 seine meuchlerische Ermordung tbeils gutheisst, theils anstiftet, unmittelbar zuvor, 23, 7 if. den Sad- dncäern gegentlber für ihn auftritt! Und doch kann hier schon

Einheit des Verfassers. 4t 1

we^en der Zurückweisung von 24, 21 auf 23, 6^ und wogen des engen Zusammenhangs der ganzen Erzählung, unmöglich an eine Verschiedenheit .der Beriehterstulter gedacht werden , und auch Schraube ck denkt nicht daran. Aber dem Verfasser der Apo- stelgeschichte macht dieser Widerspruch so wenig Bedenken^ als er der Mehrzahl ihrer Ausleger bis auf den heutigen Tag Be- denken gemacht hat Noch schwächer ist der Grund, welchen Schwanbeck S. 59 f. von der Behandlung der Namen Herodes und Agrippa im 12ten, idten und 25sten Kapitel hernimmt, wess- halb wir ihn hier übergehen; etwas mehr hat es auf sich, dass bei der Erwähnung des Markus 12, 25 die vollständige Umschrei- bung seines Namens ^Ia)dwr/v %6v inixki^^hTa Mccqxov gebraucht ist, wrährend doch erst 12, 12 ^Iwuwou zov imxakovf^evov Mdq- xov voranging; sollte sich aber auch hierin der Gebrauch einer neuen Quelle verrathen, so beweist dieser Umstand doch keinen«- falls für einen neuen Verfasser; dass 15, 37, nach einer Unter- brechung von drei Kapiteln , der volle Name ^Iwdvvr^v tov xcclou- ^lEvov MfxQxov wieder eintritt, ist ganz unverfänglich , und ebenso wenig hat es zu bedeuten, dass statt desselben 15, 39 nur Markus, 13, 5. 13 dagegen nur Johannes steht. Auch in der Einführung^ des Agabus, der 21, 10 wie eine dem Leser noch ganz unbe- kannte Person auftritt, mag man das Anzeichen eines Berichts finden, welchem eine frühere Erwähnung dieses Propheten fremd war^ dagegen macht unsere Untersuchung über c. 1 1 , 27 ff. (S. 222) wahrscheinlich, dass Agabus und seine Prophezeiung in dife uogeschiohtliche Erzählung dieses kleinen Abschnitts nur aus c. 21 hereinkam, und so wird durch das Verhältnlss dieser beiden Stellen die Einheit unserer Schrift im Ganzen , trotz der wahr- scheinlichen Benützung älterer Quellen, nur bestätigt.

Auch was Sohleiermacher S. 350 ff. der Einleitung in's N. T. anführt, um die Zusammensetzung der Apg. aus einzelnen Erzählungen zu beweisen^ die theilweise von einander nichts wissen, ist schwerlich stichhaltig. Er findet es unwahrscheinlich, dass Jemand, der eine zusammenhängende Geschichtschreibung geben wollte, die Bekehrung des Paulus dreimal, die Visionen des Pe- trus c. 10. 11 zweimal erzählt haben sollte. Aber noch unwahr- scheinlicher ist doch gewiss , dass zwei von einander unabhängige Erzähler diese Fakta grossentheils wörtlich gleich berichtet hätten ; rührt dagegen ihre stylistische Fassung erst vom Sammler her, so bat sie dieser nicht Mos aas seinen Quellen abgeschrieben, sondern

412 Der Verfasser der Apostelgeschichte;

er hat sie mit Absicht und BewnsstseiB gleichgebildet; ebendaiiiit f&llt dann aber auch jeder Omiid weg, Ihre l^ederholang ans einer Mehrheit von Qaelienschriften abzuleiten, was aberdiess hei den Wiederholungen des lOten und Uten Kapitels, durch die Einheit der Erzählung ver\i'ehrt wird, denn wer in bestimiBter Absicht drei Berichte Ober dasselbe Ereigniss aufnehmen dimI ein- ander gleich mischen konnte, der konnte ebensogat in dere«]beB Absicht Einen Bericht zwei- oder dreimal wiederholen; wir bähen daher nur zn fragen, was dieses ftlr eine Absicht gvwesea sein mag ^). Dass auch die WidersprOche in dier Bekehmngsgescbkiite nichts für die Zersttlcklnngshypothese beweisen , ist bereits gezeigt worden. Wenn weiter zwischen dem dritten Kapitel and den Schluss des zweiten der rechte Zusammenhang vermisst wird (S. 352), so fragt es sich vor Allem, ob der Verfasser Ober- haupt auf den gleichen geschichtlichen Znsammenhang ansieht, wie ein kunstgerechter Geschichtsohreiber; und selbst wenn man im Anfang des dritten Kapitels die Spur einer Erzählung Unden wollte, die mit dem Vorhergehenden ursprflngifch nicht unmittel- bar zusaromenhieng, so würde doch Isnge nicht folgen, dasa 4iese vom Verfasser ohne eigene Bearbeitung aufgenoonnen und einge- rfickt sei. Das Gleiche gilt gegen Schleiermacher^s Bemer- kung (S. 354), dass c. 19, 1 ff . der frohere Aufenthalt des Paulos in Ephesus ganz ignorirt werde; vielleicht haben' wir uns aber diesen Umstand auch daraus zu erklären, dass erst der Verfasser ans der einmaligen Anwesenheit des Apostels in Ephesus durch Binschiebung der ungeschichtlichen Reise c. 18, 20 ff. efne zwei- malige gemacht hat (s. o. S. 303). In diesem Fall konnte der- selbe allerdings darauf hindeuten, dass erst mit c. 19 nach der Areien Composition von c. 18, 18 ff. wieder eine Quelienbentttzung beginne, aber dieser Quelleubericht wäre nicht unverarbeitet auf- genommen , sondern vielmehr durch die Worte disXdovTa avwte- Qixa [ÄBQTj ausdrücklich mit der Erzählung von der Eeise nach Jerusalem in Verbindung gesetzt. Nicht anders verhält es sicli ohne Zweifel mit dem Anfang von c. 13, wo es allerdings aaf- fftllt,*dass Barnabas und Saulns, von denen kaum erat die Eede war, auf ehimai wfe ganz Unbekannte eingeführt werden. Es hat alle Wahrscheinlichkeit für sich , dass der Verfasser hier rtneiH Bericht folgt, welcher von der Reise de« Paulus und Bamabts

«VHierairer fi. o. S; 831 f.

Einbeit des Verfass«rs. 413

e. 11 , 27 ff. i;}, 126 ntehtfl enlkielt. Nor durf ma^ii daraus nfeht sohliesseu, er habe diese Reise aus einer t^ndern Quelle aufge- uommen, sondern sie ist seine eigene angeschichtliche Fil^tion (ob«a S. d22), die er mit ihrer Umgebung durchgängig harmanisch KU verbinden versäumt hat. -r- Dass c. 6, 1 ff. die Gütergemein- schaft nicht mehr voraussetzt, während doch ihr Aufhören nicht berichtet wird (S.353); gehört unter die historischen Widersprüche^ voo denen schon froher die Rede war; dass aber auch die Sebil- derttng 4, 32 ff. von der früheren, 2, 42 ff. nichts wisse, ist unrichtig; vielmehr Iconnen diese so gleichlautenden Schilderungen, unhisiorisch , w!e isie sind, nur von einem und demselben Verfasser herrühren. Ebenso unrichtig ist es Allem nach, dass die Missions- thättgkelt des Phlllppus 8, 4—40 erst später falle, als die Be- kehrung des Cornelius; In unserer Schrift wenigstens bildet jene eine Vorstufe für diese; s. o, S. 980 f. Wenn endlich noch ver- langt wird, es sollte schon c. 8, 1 4 d^r Verbreitung des Chri- stenthums nach Phünicien und Syrien (11, 19) und der Gemeinden in Galiläa (9, 31) erwähnt sein CS. 356), und wenn Schiel er- mach er ebenso an der Nichterwähnanfg der früheren cyprfschen Bekehrungen c. 13, 4. 15, 39 Anstoss nimmt, so muthet er unserem Verfasser eine schriftstellerische Genauigkeit xu, worauf dieser gar keinen Anspruch macht. Mag aber seine Schrift aneh nicht in allen Einzelheiten ein in sich schlechthin einstimmiges Ganees darstellen, so ist man doch darum noch lange nicht berechtigt, sie für ein blosses Aggregat unveraitetteter Bruchstücke aosxu-- geben.

Von grosserer Wichtigkeit wäre es für die vorliegende Un-* tersnchung, wenn sieh auch in der Sprache der einzelnen Ab- schnitte wesentliche Differenzen aufzeigen Hessen; da wir aber auf diesen Punkt später noch genauer eingehen müssen, wird es erlaubt sein , hier auf diesen späteren Abschnitt zu verweisen. Vorerst berechtigen uns die oben angeführten positiven Beweise für die schriftstellerische Einheit unsers Buches, es nicht blos auf Einen Sammler, sondern auch au( Einen Verfasser zurückzuführen. Ehe wir nun von hier aus zu der Frage über die Zeit, die Verhältnisse und die Person dieses Verfassers fort^ohreiten, wird es ttütalioh «ein, erst einen Punkt zu untersiiehen , von welchem die Entscheidung jener Frage grossentheils bedingt ist, ob nämlich die beiden dem Lukas beigelegten Schriften von Einem und dem-

414 Apostelgeschichte und Evangelium .haben Einen Verfasser;

r

selben Manne herrühren. Diese Brörtemng ist daher das Nftchste, mit dem wir uns beschäftigen.

2. Die Apostelgeschichte und das dritte Evangeliam haben Einen Verfasser.

Die Apostelgeschichte bezeichnet sich selbst im Eingang als Fortsetzung des dritten Evangeliums. Da sich jedoch nicht dar- thnn Iftsst, dass anoh schon in diesem auf jene hingewiesen M'lrd, 60 ist diese Aussage nicht unbedingt beweisend. Es liesse sich immerhin denken , dass ein Anderer die Geschichte der Apostel dem Verfasser des Evangelium» unterschoben hätte. Auch das Zeugniss der kirchlichen Ueberlieferung, welche durchaus nur den Lukas als Verfasser der beiden Schriften kennt, hat keine zwingeode Beweiskraft. Denn da dieses Zeugniss in Betreff der Apostelgeschichte erst mit dem Ende des /«weiten Jahrhunderts beginnt, so wissen wir durchaus nicht, ob es sich auf wirkliche «geschichtliche j^achrichten ,' oder nur auf die eigene Behauptung unserer Schrift grOndet, ob wur daher nicht mit dieser in dem gleichen Fall sind , wie mit den Pastoralbriefen und anderen Schrif- ten, welche sich gleichfalls, ohne irgend eiuen W^idersprach in- nerhalb der Kirche 0, einem Verfasser beilegen, dem sie doch aller W^ahrscheinliobkeit nach nicht angehören. Dagegen wird allerdings im vorliegenden Fall die Einheit des Verfassers von beiden Schriften durch ihr inneres Verhältnis« zu einem so hohen Grade der Wahrscheinlichkeit erhoben, dass wir sie als geschicht- lich erwiesen zu betrachten alles Recht haben.

]p;ines der entscheidendsten Beweismittel liegt auch hier In der Sprache. Ich habe schon an einem andern Ort^) ein Verzeichniss von 134 Wörtern 3 j und Ausdrücken gegeben; die unter den neutestamentlichen Schriften ausschliesslich oder fast ausschliess- lich in den Schriften des Lukas vorkommen. Ich habe ebenda-

') Nur Häretiker verwarfen die Pastoralbriefe, aber auch die Apostelgeschichte fehlte im Kanoo des Marcion.

«) Theol. Jahrb. 1S43, 467 ff.

^) Duretk ein Versehen sind in jenem Verieichniss die Wörter xoiyo»ro$ und utotxfi , die nur im Evangelium , und (fvreipKrrayai , das nur in der Aposielgeschicbte vorkommt, unter die beiden gemeinsamen gestellt worden; dagegen wurde dnai- Xaaasad^ai übergangen, das ausser £v. 12, 58. A. 19, 12 nur in einer unsicbem Stelle Ebr. 2, 15 vorkommt.

ihre Sprache. 415

selbst 139 andere Wörter zasammengestellt, die «ich darch ihren verhäitnissmässig^ hftnfigeo Gebrauch in den beiden Schriften thells xals I^ieblingsausdrtteJce des Verfassers, theils wenigstens als ein vorzugsweiser Bestandthoil seines Wörterverraths verratben. Vieles von dem, was beiden Schriften in dieser Beziehang gemein ist, masste anoh schon oben, unter den lexikalischen Beweisen fflr die Einheit der Apostelgeschichte selbst, erwähnt werden. Indem ich auf diese Znsammenstellangen verweise, ond sie theilweise ergänze, hebe ich hier Folgendes hervor:

13 Unter den Wörtern, welche der Apostelgeschichte und dem I^nkasevangeliam ausschliesslich eigen sind , findet sich : cäxcw Ev. dmal, Apg. Imal; dnodexeod^at, Ev. ^2mal, Apg. 5--6maI; die Pluralform deapa Bv. Imal, Apg. 2fflal; öianoQelv Ev. Imal, Apg^. 3mal; öiCaTavm Ev. 2mal, Apg. Imal; 6V€Ö{>ev8i.v je nur Imal, aber ividqa Apg. noch dmal; k^ijg und xaxk^ijg Ev« je 2mai, Apg^. dmal; incßißd^stv Ev. 2mal, Apg. Imal; smgKovdv Ev. Imal, Apg. 3mal; intxeiquv Ev. Imal, Apg. 2mal; karÜQa^ ebenso ^) ; evlaß^g Ev« Imal, Apg, 3mal; M/aßog Ev. 2mal; Apg. imal; iuaigEv. Imal, Apg.^^mal; xadtsvai Ev. Imal; Apg. 3mal xaOmi Ev. 2mal, Apg. 4ffial; xQccTiüTog Ev. Imal, Apg. 3mal odvvaaduc Ev. 3mal, Apg. Imhl ; . ofiilelv Ev« 2mal, Apg. 2ma] 7taQaXelv(,dvog Ev. Imal, Apg. 2mal; nokizrjg Ev. 2mal, Apg, Imal; aT(Hxi;rjydg von dem Befehlshaber der Tempel wache in Jeru- salem Bv. 2mal , Apg. 3mal , ausserdem von den . Duumvim in Philippi Apg. 16 6mal; GvfißalXeiv Ev« 2mal, Apg. 4mal; av(i- TiXriQQüv Ev. 2mal, Apg. Imal; ovva&Qoit^eiv Bv. Imal, Apg. 2mal; Gwaqitäl^uv Av. Imal, Apg. dmal. Nur Lukas gebvaacht (Bv. 7, 7; Apg. 15, 38. 28, 22) ci^iow mit folgendem Infinitiv in der gut griechischen Bedeutung: für geeignet erachten, das übrige Neue Testament in den vier Stellen, wo das Wort noch vorkommt, immer mit folgendem Genitiv: vifxijg d^coSv zivu und dergl. Auch der Gebrauch von neQildfineiv mag bemerkt wer« den, sofern dieses Wort an den zwei einzigen nentestamentlichen Stellen, die es haben, Bv. 2, 9. Apg. 26, 13, gleichmftssig bei einer Erscheinung der Sobeehina steht. Schon diese Berohrnngs-

*) Dagegen fehlt dem Liikasevangeliuin wie der Apostelgeschichte das schlecht griechische oipiuy wo dasselbe bei Matthäus steht, wählt Lukas dafür andere For- ö\eta; m. vgl Matth. 8, 16. L. 4, 40; Matth. 14, 15. L. 9, 12; Matth. 26, 20. L. 22, 14; Matth. 27 j 37. L. 23, 54.

416 Apostelgeschichte und Evang«Kum haben Einen Verfasser;

punkte shid nteht olme Bdtentimg^ denn werden Mwi jede kwm ■entesteoieiitliclien (dehrlften von einigem Umfange In 'einz^ien Ansdrtlcken Knsnmoientreffen , die den übrigen frend sind, se wiederholt sich diese doch wehl nie in so vielen Ffttlen, wo sieht Identität de» VerfMMiers oder saebliohe und etyUetisehe Abbängig- keit einer Sohrilt von der andern nnaunehnien iet; neoli weniger wtirde ein Mos xnfftlliges Zitsenimentreffen den mehrfach glolcb- ttAesigea Gebrauch ven AuedrAcken erkiftren, die in einer der betreffenden Schriften oder in beiden sich oft genag wiederholen, um za dem eigenthimlichen Spraehsehatas des Sehriftetellera ge- rechnet zn werden. Besondere Beacfattung verdient aber in dieser Beziehung die Erscheinong, dass es In den meisten der obenauge- fahrten Fällen die Apostelgesohiohte ist, welche die elgentbümlichen .Ausdrucke der beidra Schriften wiederholt gebrancht. Bei einem blos zufälligen Zasammentreffen in derselben mftsste diese auflfallen, ans der Identität des Verfassern erklärt es sich selir natOrlich: im Evangelittm ist dieser nach mehr von der Ausdrucksweiae seiner Vorgänger, namentlich des filattlKäus, abhängig, in der Apostel- geschichte läset er seine styllstisehen ElgenthAmlichkeiten freier hervertreten.

Von grosserer Beweiskraft sind aber allerdings nach Zahl und Gewicht

2) die Fälle, in denen ein Woci zwar auch nasser den In- kanlschen Schriften vorkommt, aber ven ihnen verhältnissmftssig so häuig gebraucht wird , dass wir es f ttr einen dem Verfasser speoifiscb angehörigen Ausdruck lialten mftssen. Ein Theil von diesen ist anch schon frdher erwähnt worden. So die Sabstantive dafdleia, ßovlrj^ Insbesondere ßovXi] tov dsov, emTaüLg nebst i^lGTMdrxi, inocyyella^ i^aala, ohog (Bv, 3dmal, Apg. 25mal, in der Bodenlang: Familie Ev. 7mal. Apg. Umal, sonst nooii bei Matth.- 2mal, 1 Kor. Imal, dagegen .öfters in den Pastoralbnefen, nnd im Bbväerbrief 1 Petr« 2, 5 gehört nicht hieher), olxov- fiipT] (Ev. dmal; Apg. 5ttal, sonst nodi Omal), oanTJ^ ndt seinen Derivaten, x^9^S und oupaaig apiaQtiiSv; ^e Ad|ektlve ä^togy imag^ ywaa^og, Sfutpoßog (Er. 2mai,''Apg. 8mal, sonst nvr neck Apok. 11, 13), iqyoviievog^ ixavog; die Zeitwörter ävdyeiVf dvaiQäv (Ev. 2mal, Apg. 19mal, sonst noch 2 dmal) nebst dvaiq&sig, dvaxQtveiv (im gerichUichen Sinn nur L. 23^ 14 und an 5 Stelleu der Apg., in andelTer Bedeatnng noch lOmal im ersten Korinther- brief), aTevi^eiv (Ev. dmal^ Apg. lOmal, sonst noch 2mai 2 Kor.),

ihre Sprache. ^17

ccv^firsiv (fiv. iiod Apf . je 40ifiO, uguayxvai (Ev. 4mal, Apg. 9flipily

ßoUBt nor noch 4inal), ßo^v (aasser alttestamentlichen CiUt€t^ p.^r

ao 3 Stellen des Ev. und 3 4 der Api;.), d^z und doxu, dia^ß^-

Tv^eo^c Oiusser L, 16, 28 i) und 9 Stellen der Afg. im N. T.

iiiir noch 4mal), diavolyeiv (Ev. Apg. je dmal^ sonst noch Imal

bei Mfirk.), dUQX^aduij dgaynv (Bv- Bmal, Apg. Smal, sonst noch

Smal), i^anoaTelkstv (Ev. 2mal, Apg. 7mal, sonst noch 2mal ijp

Galaterbrief) , i^fffeladuc (ausser Joh. 1, 18 nnr JL 24, 35 unil

Apg. 4v^$t)j iTtLlccfißdvea^i (Ev. 5mal, Apg. 7nial, sonst iip

,Gan2^n 6mal and in einem alttestamentlichen Citat), ev<xyy^i^$^

aSuL (Ev. lOmal, Apg. Ifimal, sonst haaptsAchlloh in den pauli-

niscben Briefen ^ Matthäus hat das Wort Einmal, Al9i;kus und Ev.

Job« gar nicbt)^ iq)\aTavotL (ausser BOm. 10, W nur I^. 6; 11 u;id

an 7 Stellen der Apg.) 9 Konayuv^ xazavoelv (Ev* nnd Ap^» ie

4nial, sonst noch Gmal), xccrsQxeaduif kaTQ&ietv (Ev. 3mal, Ajff.

5nial, sop.st nur .3mal)^ fihsiVj vo/ii^eiv (Ev, 2mal, Apg. 7maJ,

nur in diesen Schriften: lyofil^eto^ qqI^siv (Ev. Imal, Aj^g-Suf^n}^

sonst 2mal), nofQoylveadtxi'y Ttaveadtxi (Ev. 3mal, Apg. 6mal, sonst

noch. 5— 6 mal}, nkr^aWjyaVj nogeveadui, avyxfÜMv (Ev. 4i«uU,

Apg. 3mal, sonst noch Einmal bei Markus), v7tiQ%$Lv'^), yfjj^-

0fQ^g)epf; die Adverbien e^cclqnffjg (ausser Mark. 13, .3($ nur Ev.

L. und AP£*9 je 2mal) und naqaxqrjiia (Ev. IQmal, Ap|;. %iü,

sonst nur noch 2mfl bei Matth.), die Präpositionen gvv und i^ti-

mov, das an dXfjdsucg und xam TtgogtaTTov^ d\e Partikeln ^g§i

Uiid dco. Auch die Vorliebe der beiden lukanisch^n Schriftf|n f(ir

zueyammengesetzte Zeitwörter ist bereits bemerkt wnrden , und

wpnn auch die oben Angeführten .Beispiele nur theil weise v^ji

beiden gelten, so erhellt doch daraus die gleichmässlge Richtung

bei4er a^f derartige Ausdrücke« Hiezu fOge man noch fplgende

weitere Da^. Von ^Substantiven findet sich das sonst ßelteae

ay(;ciMqQig L. 1, 14. 44 Apg. 2], 46; d^ixh, bei Matth. und

Job. je Imal^ ,{»ei Mark, nie, Ev. L. 4mal, Ap|f. 2mal; ämawi^f

*) EiQo aller l^^lir^ieiiiliphkeit jq^qU vom Ydvfusser des i^w^S^uiOß 4ßr AV^ sprüugUclifin Parabel beigefqgte Stelle, s. Tkeol. Jalirb. 1843, 626. SchivegUr Nachap. Zeitalter U, 65 f.

^ Das substantivisch gebrauchte Particip ra vtiaQ/ovra steht im Evangelium ^n»!, Apg. nur 4, 32, aber merkwürdiger Weise ebenso, wie L. 8 , 3 und wahr- BclMiaich a«di 12, 15, mit dem Dativ der Perso« {rä vn. m^^)y statt dcastn io|st inuiier dar Genitiv .steht. Das W^rt kämmt übrigens nur noch 5mal im N. T. vor.

27

418 Apostelgeschichte und Evangeliuin haben Einen Verfasser;

in den übrigen Evangelien je nur Imal, bei L. Gmnl, Apg. natfir- lieli viel hfiuflger; dQxtouvuycjyoQy sonst nur bei Markus (zwar 4nial, aber in derselben Brzfthlung, in der es auch Lukas bat), Bv. !8mal, Apg. 3uial; ßccTog ausser einer mit Lukas Obereinstim- meitden Stelle des Markus, nur Bv. und Apg. je 2mal; kxatw- TaQXOS ^^^ ileTjfioavvf; ausser Bv. und Apg., welobe letzten bdde ziemlich hAulig hat, nur bei Matthäus; edog Bv. 3mal, Apf. 7mal, sonst nur noch 2mal; izog^ in den Bvangellen sonst nicbi hftuHg, bei Lukas 15mal und Apg. llmal; iad^$ Bv. Imal, Apg. 8ma], sonst nur bei Jakobus; tfiuTcafiog ausser 1 Tim. 2, 9 und dem Citat Joh. 19, 24 nur Bv. 7, 25. 9, 29. Apg. 20, 33; fieQig Bv. Imal, Apg. 2mal; fxeaovvxTiov Bv. Imal, Apg. 2ma], und sonst noch Imal bei Markus; f^v^ficcy sonst nur Apok. 11, 9 und (nach Lukas) Mark. 5, 3. 5, Bv. dmal, Apg. 2mai (dagegen das in den Evangelien gewöhnliche fivrjfielw zwar Bv. L* lOmai, aber Apg. nnrBinmal); omaala, sonst nur 2 Kor. 12; 1, Bv, 2mal, Apg. Imal (aber ebd. 1, 3 auch OTiTovsadat); nQBoßmkQLOv von der jttdischen Aeltestenversammlung nur Bv. L. 22, 66« Apg. 22, fi, sonst noch 1 Tim. 4, 14; qvfirj^ nur Doek Imal, bei Matth., Bv. Imal, Apg. 2mal; OTaacg Bv. 2mal, Apg. 6mal, sonst nur noch 2mal ; dem dvalrjipigy welches Bv. L. 9; 61 von der Himmelfahrt Christi gebraucht wird, entspricht Apg. 1, ^ 11. 22, vgl. auch 10, 16, das sonst von diesem Vorgang nor Mark. 16, 19. 1 Tim. 3, 16 vorkommende dvalafißavsa^ai. Vm Adjektiven vergleiche man die folgenden : cl/Liq>6T€QOi/'aon^i^^ noch bei Matthäus und im Bpheserbriefj/ steht Bv» L. 6mal, Apg. 3mal; aVoTto^, /ausserdem nur 2 Thess. 3, 2 JBv. Imal, Apg. 2mal, immer in der Verbindung ovdh aV., tl ar^; laiinqdg ^^ sich zwar Bv. und Apg. je nur Imal, aber beidemale in der Ver- bindung: iadiig Xa/nTiQcc, in derselben Verbindung noch Jak. 2, 2. 3, ausser ihr öfters In der Apokalypse; ökog steht nicht blos im Bvangelium /'wie bei den andern Sjmoptikem^hftnilg, soodeni auch Apg.21mal; 7tvxvdg/nnr noch 1 Tim. 6, 23, /wird von tnkis zweimal in analoger Weise gebraucht: Bv. 5, 33 Ttvxva (V^ 9, 14: noklä), Apg. 24, 26 TtvTOfÖTSQOv ; tfi^^aTog, /'ausser Schriften des Lukas überhaupt nur 4mal im N. T.,^^ steht hierl»- 7 mal, Apg. 2mal; elgenthdmlich ist dem Lukas o- vyjiütog ^ Beisatz fttr Gott Bv. 1, 32. 36. 76. 6, 35. Apg. 7, 48, aber tat* Tov •dcot; Tov viplarov lesen wir ausser Bv. L. B, 28. Apf. ^^^ 17 nur in der wahrscheinlich von Lukas abliAngigen Steile Mirt

ihre Sprache. 419

5^ r, W|il Skr. 7; 1 Daoh Gel. 14^ 18. Was doB . Gelmueht der

Zeitworter betrifft, so sind ia den beiden Inkenifohen Schriften

•luiBer den eeiioii erwähnten zn bemerken : ayeiv^ Bv. limiil, Apf

288M1; alveiv Bv, 4miii, Apg, droal/eonst nech Romu 15» ±S;J

dvTiXiyeiv Bv. 2nial, Apg. Smal, »onet nor Job. 19, Id. Tit. 1, 9.

2, 9 und in dem Citnt BOm. 10, 21; a;roiraWf(j^^ Bv. und Apf .

le dflial, »enst gldc^teUs nor 2mal; diaTiogeveadcci raeser BOm.

15,, 24 nnr Bv. 3mnl, Apg. Imal; dtaa%^Bq>eiv CBv. 2mnl, Apg.

8a«}, sonst noch 2mal das Perf. Pess. dieOTQecfifihog) ; . duxaw^ei^

Bv. Imal, A^g. 5mal, ausserdem nooh 2mal; dictvctoaeiv Ev. 4mü^

Apg. 5inal; i^v ansi^er Matth. 24, 43. 1 Kor. 10, 13 nnr an

nwei Stellen des Bvangeliams und sieben der Apostelgesphiehte;

ÜQiqx^o^ai^ anoh sonst fireilich hOnfig, bei Lukas aber am AUer*-

hftufigsten; dg^noQtveadxxv ^ bei Mark, oft, >sonst aber nnr nocii

Imal bei Matth. und in jeder der lukanischen. Schriften 4mal;

inuneimeadtxi Bv. 3mal, Apg. 4mal, sonst noch 3 4mal; i/et^

XOi^eiv Bv. und Apg. je J3mal, ausserdem nur 1 Thess. 4, 11,

xa'daiQelv Bv. und Apg. je dmal, sonst noch ^raal; ^uxia^univ

Bv. teial, Apg. Imal, sonst nedi Imal; xaTri%Biv Bv. Imal, Apg.

3mal^ sonst noch 3mal; mXXaoduL Bv. 2mai, Apg. 5mal, sonst

noch 4--6nial; xqs^, nur L. 33, 39. Apg. 5, 30. 10, 39 und

inüon Citat Gal. 3, 13 von der Kreunigung Chrisü, ausserdem

noch- 2mal bei Matth. und Apg. 28, 4; xraadai Bv. 2mal, Apg,

3mal, sonst, nur noch 2mal; fisdtozavaL Bv. Imal, Apg. 2mal,

'sonst noch 2mal; na^ccurjQ&iv Bv. 3mal, Apg. Imal, sonst nnrSal.

4, 10 und mit Lukas Obereinslimmend Mark. 3, 2; nifATtuv^ bei

Lukas, in Ueberehistimmung mit dem Sprachgebrauch der Apg.,

weit hftullger, als bei den übrigen Synoptikern; Ttgaoascv, dom

Matthäus und Markus r unbekannt, Bv. L. Gmal, Apg. ISmal;

'^QoiQXea^i, Bv, 2mal, Apg. 3mal, sonst wahrscheinlich nur 2

Kor. 9,5; TtQogdox^ Bv. 6mal, Apg. Ömal, sonst nur 2mal bei *

MatthAus, and 3mal 2 Petr. 3, 12—14 Otqogdoxla nnrBv.L.21,

26. Apgi 12, 11); Ttoogri^vai Bv. Tmal, Apg. 6inal, sonst im

teneen ftmal; TiQogqxavelv, nur noch Matth. 11, 16, l^Iv. Li 4mal,

Apg. 2mal; a'ce>let;£fv, im Evangelium, ausser den zwei Parallel-

«teUeh mit Matth., nodi 2fflal, Apg. 4mal ; my^v Bv. und Apg. je

3Bia^ sonst nooh 4iBaI >hei Paulus; OTtsvöeiv^ ausser 2 Petr. 8,

i2 nur an drei Stellen des Bv. und zwei der Apg.; avUafißo^

€11» Bv. 7iial, Apg. 4mal, sonst im Ganzen 5mal; avvevdqKalv ,

mnst seUen, Bv. Imal, A^g. 2mal; awavt^ Bv. und Apg. je

27*

420 Apostelgeschichte und Ef«ii0cli«m haben Einen Verfasser;

'flNnal, MilBt nur BRir. 7, 1. 10; w^i^m BV. tmil, üff^tnal, Mmardem niir 4i«A ^9mA) "inodtiMy^xi En atrial, Iftpgf. nteü, auttserMa ^ntfr lad fcdl Maifliaafl; ^m§i%B^ffkxB> Br. »auü, Afg. liAal, feoiMt finr woh Jafcld, S6$ ^n:oil<k]MJ^e<y Bür. md hfg.M tnml, audslntek JtSii. 'lniir; x^^ ^* ^d*>^. ^M- te*^ »Mist ittA 'Miil5 xer^i/^ar^£, wie ^otQeg^ 4M iflytfofUliern itaitelMmK, M LuftttoEi». 3nal, Apf. 4äml. Ms «MUMame ite BataaiMli 4«r A'd<v^rlil«ii aiifl adverbialen fteiBii»artaa/*der^tfip»«ltim- aen nadPartlirelB warde gfrtostMitieHa lialiea Autor ^aagegvkea, hier iet imr aec^ diis if^ülfende' MnafaifeB. ^Oas Atfrerbhuatcrja^ Pwgy Häoasrt a^r lioeli an drei Iflellea des If. V., aadet ^aloli iatVv. L. 'Binmal, iai Pvoiep, Apgr.KnMll, aiieh '^M^^ßi^ «ad ««N^/fem aar ia der lAp^.; ^'nt^dey steht aar -L. 1^ «. Aipg: ^6, 4i mid .6aL4, 9 la der ^Bedeatiing too ^jnfmg an, /^^a^v oder /t««Ta ißif€g%v lanr L. 92,>«8. Apg.t«, a4. iwr, ia Mapirellar Beaeatonir) Iw^^ ^ad ii^eeniov läv^ Ar. 4«. 4^6. ted, «a. 414, liL A^r* ^j ^^ '? 1«. », m and BMial »M Markaa ^, il2» ; oi»«^ cor aoaaer 2 TheM. »» II» Dar ^. 1, ^bO. 1»,« «»,4«. JMV- "») ^} imi ^w^gbtans anter den erzttttdndtai iSaaaliCeii «tea «f. T. mar M ^BHItes.' ifTar «ei diaMü (»v. S, (fS. Apg^M^ %. (i6, Bfi) luld M ^PitaHn dl Ker. 4^ M) aM^tdM^Haa dmN.T.^bdfhaapteelüM S^ 'Mr <VeiMtitdn||r kleiner 3A4An1ienMi£ febmnldit; aar iter die atmaamaiteetoangea l6ov faq :<Bt. 4L. t^ 44* ^«B. »S, diO. 6, .aui. «r, 2i. {^pg. <9, 11. 2 £er. 7, 1«) a«d imUL' mSde *^. Lu >«, ^l;. Apg'. •€>», a, «n« amifl bei Banlne). A«oh danfieifMicli m fthro»^ mag^bier-erwftliat ««irevdsB, idaanebaa llntfhlM am Bte%^ älea ia dea 'bellen (Mbiflleaüies iLakae nwnliiMliL

^) Vea dea HfftnieiBeMam.'aiiKeaiMadiDhfteitea daa (dtMm totaagelliittB ndd (dar . ApoiMelgtoMhiidite linnBaatfr te WatttlMaae, der 'C(WitrMlioa i«h1 4ar ^P)iiaadel<«ie miMab» ebi greMfir Tbeü ^S^htm VrObar aneäbit werdfa. Hier beiaerfcan mr nocli «ureiter: tAe f)eMea'fBcdirifCeB dea ttialEaB inHntei die BilieM BeaHaiawag "<ilin^ 8ab0taa(lve diirob 4en ^toniüv eiaee aadera aaeli ia «olebti Fällen aa, wo ein anderer Anedvnek einfacher wflr«; so heiiit Bv. 8,'8. Apg. 18, 24. <19^ 4 Ceeost nnr bei Markus > in der «it Lnkas Miaaimentreirendea Btette 1, 4) dia /Tadfe des JokaanM 'ßammpea ftetoevoiag; Bv. 4, 88 daseli 'avir stnifite iaifäMkü äHa^aQtov^y Afg. M, 18 ftfaSfia M[u9i»v0S^ daeni>Worte Avfrot^ wird von Lukas >Bv. 4, i5. 2, 8«* i48, ±SL aii/28. Afg. T, 2i der ISaav» * des «Taten {mmer ahne AttikM OMhgeseM C^^

ihre Sprache. 431;

it^mQmM % 0* w»>; im Gl^wiift teden turir bqi:. ii«q|i Bbr« 11, 184 qM in den «MofltMieiitli^luiB Stiles MatOL 21, <». Joh. ±^^ Iftj 8* <AOii^i^df^vi; S% i7t. St«lt qA/)^ stcij^t av 7$oi4ia, «|8«fr Bv. i;«^ 1#, 13. AiC« i^ 6< t7,. 14 MK Jfoh. 2, 12; in 4»n, j;wfi ^/s((|^l| rovi cUeseii Stollooi beUitt glrtehnfiasii^ A<^* ^^ noi^Utg ^f^QfPcg^ D4im. toflnittv imimi. piegi Lukas (vgl. eer(9dor£2(»8) don 9«tiv den Pens»!^ Qnd diu 4Afc««ati¥ dfs Okjekti. «aob^pa^en ^A ^o^vf^. n^av v. iu fOi mm yf^ Bm. 1, 7». 77. 2^ 24 tl, 7. ±%^ß%i i«^ !•, Apg. V«. 7| 8*.*0> a»i iw*A#iM* 7, öj uqr. Ey,. 2»^,, 2St 23, 2 ist HaioaQjb, etonsf» 12^ *1 €^371^^ um d«iB Jj^aoftdniclEA i^iUeor v«ri|ii|rMi^el|t, 27, 5 iifc cyv«^ ¥W avH^^isi^a miti «IdMiilgjgsi iwd diQ W<t«(sMkmi; dniivrch liectvpgifc^: «aoh. dMi i^oi^af s^bi^ findet si«kr vQiaipgswtise bei LiikaSf Sj^t huim Cpv^ 2^ 99. ^ 29. 9, 43. 20, 26. Apg. a, 120> und Mark, iyi dar. «rft i;^ 90^ Zß' «i|s«ipiffii(iiafffii4ßn Igelte 12, 17, ssgt ^vfia^&^.^eTtl riyt,, nmw liuka» ^roiifv tl ßnrd Tivog CB Wf !nt^^) Bir» 1, 56L 9(2, 10, d7. Apg. 14, 2f. 16, 4 f das xfi^iQSt^t en Br. Li 10^ 20, ioniH ndr Pbilipper- ant KoloMerlürlef^ b^ « iäq>QAh&iSm h Ap|^ 7, 41 Mine PaiAiial*. Da»Woit s«^)k ^, asat x^dlcbep sojtiBt iiftmutf dM lafiuftiv: f^gi^ bat noi^ L. 2, 26 (22, 34) dea CMvtimfiivv »w Apg. 3A, ii 490. Optativ (nadii Andeiar tat Inite. odei Caiij.> Baeh' aleb. Daa RrooBiieii ^^og wird van Liibaa Mt^ra einem Sau-» f dar W^g^^xi ta# Ql^Arp BestimmoBg obaG" ToAiniutiga!^ paitikbi adar Verbindmigafariafli ba^agebanj man vgl. Dv. IM^ 21 ^ T^ai;)^'''aatAlrip jj^ti^Kur-^ Ap|f. 24, 21 nrei^i fimg Tcevzjjg ^(op^^ H ^^S* I9 B Ol; jueiici ^taiU4a^ tmrvra^ 9I»^«9^ ^^- '^^f ^^ «^ iioü^a dxmjci; aiae daü «krijgen N* 9t fremde AusdMcksMraiai^ DerFbiw mel W^ a«Y(v 6^ A^iT- l^f ^^ ^j ^^^ «omt alemlfaä selten, aalK '^ flpfiidii daa d^i^te l^^r ^ufß mttig 0^ Et^ L^ 4»^ 2t. 7, 42 (sanst nnr nq«^ Joii 16^ 17 f)» nnd da»4roi^Ql|a bt;Vli^ hr^f »S*Ia 1, M. 1»^ 2. 1(8^ 2«, aonst noob Multb. M, 26.1M4ik.9^ 321 i«, 22i N4r fcofcas Bt. 2, 4^ Apg. ft,^ 4.-9. und Jlllarkna^ % 16 bai^n.^it Iki,' bu« I^vUs (Eu. 1, 8«. 8^ 2«. 12^ 42« 22,- 28. Apg«, \i2^ lf8> tibd MbtHiMa an Viea, Mblrkui an Btear Stette^ rig of^ (fttfidi ^Ig äv Bio,)* Iintaa' i^rawlbt Mufgeiv abirgeatf- ein anderer neutestamenüicber Scbriftsteller, xai, namentlicb anob

>) Dass er allein es ihm;, i^ nicht, äohta«; Kf|. Malth. 19, 7. 29^^ 2^. Zi^ 11. 26» wogegen allerdiqgs Matth, 7, IL 14, 7. 2a» U eine a^d^ Wo|:t8tel- IttDg gewählt ist. .4:

422 Apostelgeschichte und EvangeUum haben Einen Verfasser;

xai' idovy zur BiafttbraDg des Nftchsatsces (Bv. l^mal, A|»g. 2 bis dmiil s. Brader S. 466, D. vgl. auch da» einlkche tdov Äpg. 13y 461); tttner Ev. 2mal; Apg. Ima) xal in der sonst ziemlich seltenen Bedeatnng; als, nach vorangebender Zeitbesfimmimn^ (ebd. 8. 466); von xal avtog war schon die Rede. Bv. L. 2, 48. 7, 26. Apg. 6, 9 wird die Antwort auf eine Ftage mit idov elnge- fihrt, was sonst nnr Matth. 11, 8 geschieht. Lokas lässt Bv. 10, 11. 12, 39. Apg. 20, 29. 24, 14 auf ein vorangehend«« toiho ein Sri folgen, was die andern Bvangelbten nie ilran ^ ; Bv. 1, 43 steht aach fovto .. tva Apg. 9, 21 sig tov%o .. tvu* Bv. Qttd Apg. Hellen die Umschreibung mit evQlaxeiv und e'xeiv: ovx evghxeiv ti oder vuSg steht nnr L. 6, 19. 19^ 48. Apg. 4, ti^); das gut griechische ix^tv oder ovx l'x^iv ti noutv^ soÄst im N. T. nicht häufig, Bv. L. 7, 42. 9, 68. 11, 6. 12, 17. 12^ 60. 14, 14. Apg. 4, 14. 26, 26. Allein oder fast aHeiin bei Lukas treffen wir die Ausdrucke an aluivog (Bv. 1, 70. Apg. 3,' 2i. 16, 18 sonst nur tisch Kol. 1, 26« £ph. 3, 9 o7<o ttSiv aUim)v\ eis ^«? äxoäg (Bv. f, 1. Apg. 17, 20) oder el^ tu w%a (Bv. 1, 44. 9,^44. Apg. 11, 22, sonst noch Jak» 6, 49'^Mark. 7, 33 ge« hOrt nicht Ueher), ix xoiliag idfjTQog (Bv. 1 , 16. Apg. 3, 2. 14, 8, immer mit dem Beisatz ix x. fi, avToS^ sonst, noch Oal. 1, 15 ix X. fi. fwv und ohne Genitiv Matth. 19, 12>. Der Messias heisst L. 4, 34 o aytag tov ^eov Apg. 2, 27. 18, 36 in gleich- missiger Anwendung von Ps. 16, 10 o iiawg t. ^., ebds. 4, 27. 80 0 äyiog naig deov; die erstere Bezeichnung findet sich nock ui der ohne ZweiCel dem Lukas entnommenen Stelle Mark. 1^ 24, aber auch Job. 6 , 69 , ^o sie die wahrschelalidmte LAsart ist, ktante sie Beminiscens sein. Auch das Pridikat äyyelot, aym tBv. 9, 26 und wohl daher Mark. 8, 38, Apg» 10^ 22, aonst noch Apok. 14, 10), nqoqi^aL ayioi (Bv* 1, 701 Apg. 3, 21' vgl Bph. 3, 6. 2 Petr. 3, 2) ist su bemerken. MU Tt^sS^ä wird ivvafAigy bald Im Genitiv idiva^igTCvevfmtügiyhM im ghllDheii Chsus, ausser Paulus (Rom. 1, 16, 13^ 19. 1 Kir. 21^ 4.) aar von Lukas (Bv. 1, 17. 36. 4, 14. vgl. 24, 49. Apg; 4,: 8; 10, 38) vierbnndea; bei demselben treffen wir die Verblhdnng von

^ yatthfttis und Markus kennen diese Au^dnicksw^eise gar nicht, Johannes hat 5fii bor^nacli ^a tovto^ nach dem einfachen rovto nnr W.

^ Bv^töxiir ist überhaupt bei Lukas h&uftg, ;^aeiv evQ, steht ausser Ebr. 4, i^ nur L. 1, 30. Apg. 7, 46.

ihre Sprache. 423

TtveZfxa und Qwpiu (Ev. 2, 40. Apg. 6, 3. 10 sonst noch Bph« 1, 17), tfo^p/a öDd xof(Hg (nur Bv. L. 2, 40. 52. Apg. 7, 10). Kvan^-eliaiD und Apostelgeachicbte gebraachen die Ausdrücke vibq "L^ßgaa^i (Ev. 19, 9. Apg. 13, 26), naig ^ot; = Knecht Gottes (Kv. t, 44 von Israt'l, Ev. 1, 69. Apg. 4, 25 von David, Apg. 3, 13. 26. 4, 27. 30 von Jesus, sonst nie, n«r nalg allein stellt im fjukasevangelium und bei Mattliäus Öfters = dovXog)^ xbIq xvQiov (£v. 1, 66. Apg. 4, 28. 30. 11, 21. 13, 11 sonst nur noch 1 Petr. 5, 6 ^elq tov d^ov), rjfieqa aaßßocTMv (Ev. 4, 16. Apg. 13, 14. 16, 13) oder aaßßduov (Ev. 13, 14. 16. 14, 5), eine dem übrigen N. T. fremde Umschreibung, ßißlog ipaXfiäv (Ev. 20, 42. Apg. 1, 20), ß. nTtv TtQOiprjzwv (Apg. 7, 42) oder Xoywv TOV TtQoqrjtov (Ev. 3,4), wozu nur noch ß. Mwvaiwg Mark. 12, 26 zu vergleichen ist, xaQTidg rijg xoMag oder tijg oofpvog (nur Ev. 1, 42. Apg. 2, 30); beide bedienen sich nicht blos überhaupt häufig der Präposition iviircLOv, sondern namentlich auch der Phrase iv. zou ä^ov (Ev. 5mal, Apg. 4—5mal s. Bru- der u. W. iv(07t,); der Formeln dca awftcaog (ausser Ev. Ia 1, 70. Apg. 1, 16. 3, 18. 21. 4, 25. 15, 7. vgl. 22,. 14 nur Matth. 4, 4 in^einem Citat) und uvoiyeiv ro GTOf^a (Ev. 1, 64. Apg. 8, 35. 10, 34. 18, 14 sonst noch 5mal im N. T.); der Verbindung von ()ij^a mit yiyvea&ai (nur Ey. L. 2, 15 : ro ^fjfux \ tovTo to yeyovog, Apg. 10, 37: ro ysvof^evov Qijfia). Weiter be- merke man Folgendes: oIqs = nieder mit Jemanden, steht nur L. 28, 18. Apg. 21, 36. 22, 22. (Joh. 19, 15 hat den Aorist ccQOv über aiQSiv gmyrjv und ircalqetv g>. s. o.), firj fpoßov^ ohne Objektsakknsativ, ausser Mark. 5, 36 (nach L. 8, 50) und Apok. i, 17 nur L. 1, 13. 2, 10. 5, 16. 8, 50. 12, 7. 32. Apg. 18, 9. 27, 24; ithf/ag imzi^divac nur L. 10, 30. Apg. 16, 23; ix ds^idSv iatdvai nur L. 1, 11. Apg. 7, 66. 56 (doch ist ix d. xad'^adtxc häufig); tioqsüov elg dQTjvrjv oder hf dQrpfji^ wofür sonst (Mark. 5, 34. Jak. 2, 16) vitaye dg dq. oder iv dg. gesetzt wird, nur Apg. 16, 36. L. 7, 50. 8, 48; loTQevsiv vvxra xai tj^bqov nur L. 2, 37. Apg. 26, 7 (sonst noch Apok. 7, 15 kazq. rj/4SQag x. vvxtog) beidemale von dem sehnsüchtigen Gebet^ um das Kommen des Messias. Viele ähnliche Eigenthttmlioh« keiten des Ausdrucks sind uns schon früher vorgekommen.

4) Nach dem Vorstehenden kann es nun^ nicht auifalleni wenn nicht ganz wenige Stellen der beiden Schriften in ihrer stjrllati-- schen Form auf eine Weise zusammentreffen, welche entweder die

424 Apostelgeschichte und Evangelium haben Einen Verfasser;

spftt^rd AU diie (abiriohtliol^e oder unabsichtliGhe) NaohUldaBg der fi^ütibni, od<^r beide als das Produkt denselben sebriltotellfliiBcben IMWi&aMiät erscbeiiieil Iftsst. Sebr gleicbmasstg werden zanädist df'6 fifsebefttniigeii von bilberen GeMem, niebi nur der Saebe, soodera aticb den Worten naob bescbrieben; Apg. f , lO heisst eb !ii der Erzäbluftg von der HImmelfabrt: dg dreyl^ovreg ^aonf ü« it. w. ycal tdov Sf^Qeg Svo TtagscaT^xstacti^ adtoig iv iaSijtt Jatvkfjj ebencro lO, iO hr der Erzftblnng des Comrthia : xcri Idoi c^Q ^art] ivwmSv fiov h iodffcv Xafin^. Sebr ftbnlich* lA dem Bericiit Ober die Anferstebung, bei einem Zöge, den nar L«iika8 in dieser Weise beriobtet, Ev. 24, 4: iv t(fi öianoqBlödav avräg .. xofi idov ovßQeg dvo eTtkottjaccv ovrcug iv iadijaaöiv äanQccntoi- oaigj und mif etwas entfernterer Aebnllcbkeii, die aber in den synoptiscben Parällelstellen, Mattb. i7^, 3; Mark. 9, 4 gäüz äof- fatfrt, Lnfir. 9, HO in der Verklftrangsgescbicbte: xal Idov avÖQes dvo awsldlow av'np. Eine äftniiohe Parallele bieten die Engel- etstbeintiiigen Apg. 12, 7, Bv, L. 1, 9; dort: xcä Idov ayy^los xti^lov iitiarrj xal g)tSg tXa^tpev hf Tif oi^ficcciy liier r xal idoi SfpXog xvQiov iTtiait] avroig xal do^a vtvQiov ne^liXaiutf/sv av- xbißg* Weniger anffaUend ist die CSeiobbeit in Att Besclireibaogf dM Vertichliri^denci d6r En|^el, Apg. 10, 7: cJ^ cfs äitijlder o ciyytlog^ Ev. 1, 3d: mt änijldtv an avtijg o ayy. ä, 15: ftfe ärtfjlSov an avTwv dg tov ovqovov ol ayyeXoi^ doob mnss be- nl6]^kt werden, dass dieses Fortgeben der Engel sonst nur nocb Apok. 1», 2' «nn^fttoklibh erwähnt wird; Mit A^ 1, i«: xai iv tätg rjjieqCLit tccviacg ävaaräg Ühgög bat Bv. 1, 39: ava- if^Bbd dk UUccQtifi iv fätg T^fii^iatg ^ätvif. stymiMdb^ AehnUcb- k^t^ geringer i^t iftie i^wischen Apg. 1^, iiV: aPccd^^' da d a^ Xi^tfEvg iHxl mivtSff 6t dvv avt^ eTifkfja&^acn^ tv^öPj dnd tiv.JK^, i: xäl ävcdstav a^txv ixXij^g &vTßv ijyayov n. a. w. Ätf A^ff- *? ^ ^ccXovvTcov de avttüv 7t(fdg tip Jlößv intiat^uv avrotg ot Ikpdg vgl, Ev. ÄO, 1 : di.ddaxOVtog cfuroü idP iaov . . iräötTr crai^ oi ä(ix^tqug; ztiApg.6, 10: aS^idxvtJv Sntöt^fai tfi äogdt^ u. ä. w. L. 21, lö: «ycd yctq dtitnb i^itfi tii;6^a Ttctl aog>iav, fl dvfi^OPtaL txvTSLTtsTv ij (rPtKhfjrav n. s. w.; An Apg. 8, 8fl: xal d^^tiixsvog dTtd tijg yQag>^g ravtr^g evfjyy^Uffa^ &di4 ^^^ *l7jaovv fi. 84, 87 t xal aQ^äßtvog Sftö Mtovaifüfg . . dt^Qf^ijms» ddidig iL ä. t«r., tu Ap^. 10, Of: dq^ajitvo^ ^^ Tl^gTaMmg 12. 29, Ö: äQi&fisvog and t^g Taldtdag; M Apg. 17, Mi Sil H^ id hQogcoTtov tijg y^g I/. 21, 85: inl ftQogw^op naffrjg

ihre Sprache. * 425

äya^Sw Bfyywv (ygl ftach 16, 17), did CoustnieliMi liefrtfeiid, li. », 86: xtfi ^ "-^li^ct TtQOf^ig . . avtrj nqoßeßtpwlä iv ijfd- Q€U^^. ebewo zn 13, 8t: us ^^ itikeaw narta fdqi avtaC Y^YQttpifi&m . t^fjvt^tv eis fMjfi^ioy* 6 dS Agoff •. » w* L. 2y 39*: Mal iSg itikeattv Snavta xara rov vöfjiov )W^iovj iSni^ (Tt^xpar . . . td Si TTn^dtWni «% w. Die-avinillende AetellobkeH, walohe ttt iUri^iniok mid SateMdaUf sftwiMhes Apg. 16*, S4 f. und} dete AnÜMig dea lIvattgvHmiifl «tatlAiidet, ivurde sohtn oimi CS. 249) li»rv<irgeh<yben ; dteselbe geit wirkliolt so weit^ dum ma 0lil# BkrfcMnwg* ai» Mialligem Znsamiiieutreiftm 1^ nieht «• deiilhlii iHH Aaefc stwlsebta Apg. 84, 2. 6 CAiiltla^ SH^^ Patolw): ^^§M0 9emvfy0^eiy 6 Ti^vHog Mytav . . evqivTes yä^ «oy £i^»

rijg t(3v NaC,mfmbäv alf^eamg aiul Bt; 23, 2 (Anidage |(egeir

JeeHls, nof tM LidMB berMMet): ^^IcrH'o dd xati^o^eti^ oi^oti

kiyüH^ tüSteif ev^fie» diämgifürrcc td üdtog ml mMimfcc

lüeiateft. f^Qövs f$&ih(Hj Ufona eaütdv Xqimü¥ ßtxmUa dvm

Cmatt bemorke die dreigliedH^d Prädfcirong der beiden AnfeUag«

teilO \n^ ttiobt Mob dto^ AeMulittMteit, sondern ancb der wivbMctaa

SMsMfflMllbftiig' um^rkeaftbar, vHtgegcA dfa AnaUjirie von ^jjfjua

ev Ap^. 28j 95 mit ^ X6y(^ L. 20, 8, fir liieh genommen, um ao

iwMlifer bev^ii^n #flrile, dtt dfesea aueb bei Matttiäns 12, 24 stehlt.

Wie die stylidliscbe Form, so zeigt anob der Inbalt dar bei-

d^i Sebriftea vnverkennbare Verwandtsobi^ Zwar ist niebt blos

ibr Gegenstand ntt versebieden, ids dass sieb ein hAitfges 2a-

sammentrefibn In einzelnen ZQgen erwarten Hesse, sondern es

linden sieb anob gerade bei dem Ponkte, weloheir als Sablnss der

einen und Anfang der andern beiden gemein ist, in der Himmel-

fafai^tsgei^eble> iinldftbare DMreiiäiizeir^> Da jedoi»b ^t Vergaser

jedenfalls dte ^fzibidnif des ävang^ellMis vWi sieb gebiAt bat,

tcut triebe seine Bingangisrworte i^ujvdrttckffbb znrttokweisen , and

db Mf ans aaeb in andern FABen aberzdbgfM tonnten, dftss er

e^ mit eittaselttM gesebi($btl90hett WidersprOeben'ttiobt scbwer nimmt,

so wei^a iWr diesen UmsMnd keine groiMO riedeataag for'dia

vorliegende Ffage einriamea dflrfeu; wftre es anserem Vmrfaoser,

") Die Umschreibung durch TTQosomov ist überhaupt in den lukanischen Schrif- ten häufig.

2) s. 0. $. ntk

426 Apostelgeschichte und EvaDgclium haben Einen Verfasser;

nach seiner Ansicht von der Aufgabe des Geschichtsehreibers^ nnmoglicli gewesen ^ von seiner eigenen früheren Erzäblong ab- xniveiohen, so hätte ihm die Abweichung von der Er^fthlmg eines VorgUngers, mit dem er selbst ideatisoh sein wiU, minde- stens ebenso jonmOglich sein müssen, hat er andererseits aueh in unserer Schrift selbst die mancherlei fiHher anfgezählten Wider- sprtiDhe webt vermieden, so können wir nicht voraussetzen, dass er Ahnliche Widerspräche mit einer froheren Schrill vermieden haben mOsste« Um so bemerkenswertber ist es , dass die Apostel- gaschichte selbst in manchen Einxelheiten, auch abgesehen von ihren Eingangsworten, das dritte Evangelium voraussetzt Die BioMielftihfftitgeschiohte selbst erinnert in mehreren Zügen an Lukas. Nur Lukas (24, 49) weiss von dem ilefebl Jesu, Jerasalea nieht zu verlassen, und von der damit verknüpften Verheissung des h. Qeistes Apg. 1, 4. 8, nur er verlegt den Schanplat/i der Him- melfahrt in die Nfthe Jerusalems, nur er und Johannes die Er- eHsbeinungen des Anferjstandenen, welche den Aposteln zu Thal wurden, und namentlich die letzte Unterredung Jesu mit densel- ben,, ebendahin, nur er und der von ihm abhfiagige Markus oder der lalerpolator des Markus erzählen überhaupt die sichtbar« Hnn- mdfahrt Au(^ die Worte L. 24. 47 erinnern unverkennbar an Apg. 1, 8. Apg. 1 , 6 ist ein fehlerhaftes Citat von L. 3, 16, und ebenso haben die Sehlussverse. des Ev. in der Apg. ihre Parallelen: man vgl. V. .62: vTtiaTQeipccv hq ^^legovaal^fi mk Apg. 1, 12: toze vn&fTifat/fav eis j^^^m ^' ^^* ^«^ ^^^^ diajtcn^ds iv ttjf i€Q<^ uivQvPveg ttai evloyouvres rov deov mit Apg. 1, 14: ftavreg ifaarTtQOSxaQJ€(}OvvT€g 6f,iOrh)^ud6v tfj 7tQO0€Vxf} u. 2, 44: itamg dt ol 7$iat€vovieg ffiav tTtl %6 ixüto . . xa^ iqfikqav t€ tiqoS' HaQte(f<nJvTes Ofio^vf^adov iv t^ß U^ . . mvotvreg top Seov. Das Apostelverzeichniss 1 , 13 stimmt mit dem des Lnkasevange- linms 6, 16 IT. gegen Matthftus 10, 2 ff. und Markus 3, 16 ff. darin überein, daiSS es statt des TbaddAus den Judas Jakobs Sohn nennt, und Simon den Eiferer nicht mit xavavkt]s (Lachm. Karnmiog^y sondern mit ^tjlcorijg bezeichnet. Dieses Zusanunen- Ureffen ist um so beachteaswerther, da zugleich die unbedentoide Abweielittng in der SteUuiig der Apostelnamen darauf hinweist, dass es nicht in der ausdrücklichen Benützung des Evangeliums, sondern in einer gleichmässigen Gewöhnung des Verfassers seincD Grund bat. Dass mehrere Züge in der Erzählung von dem Process und Lebensende des Stephanns aller Wahrscheinliclikeit nach aus

' ihr Inhalt. 42T

dein Beridite den I^iikas über da» Verlritar und den Tod Clirisil zu erklären eind, bt sebon frflher (S. 159) bemerkt worden. Die leisten Worte des sterbenden Stephanns sind naeh Inhalt and Aosdriiek ein Nachklang von Worten JFesa, die nur Lnkas über- liefert; wie dieser Ju 88, 46 sagft: nireq, dg %€XQag üov maQu- ri9efiat ro Ttvevf.m fxov ^ so Stephanos Apg. 7, 68: xvQte ^Iifffov, di^at ro TtvBvfici ^iov^ wie Jesus L. 28 ^ 84 betet: 7vdt€Q, ixtpeg avrdlg^)y se Stephanns 7, 60: avqie, i^irj an^arjg avtoTg r^v a/uaQticcv tavvfpf, Anch die qxov^ jUBydh^ , mit welcher diese Worte vorgetragen werden (exQa^e q^oyvfj ineydltj) hat an dem fpMVTjaäg (pcfiv^ l^^ydlf] L. 23 , 46 ihr Vorbild , und wenn dem ixQaS^ dns xQcc^ag Matth. 27, 50 genauer entsprechen wttrde, so giebt dafnr nur Lukas, ebenso wie die Apg., den Inhalt der gptwi; aif. Wenn endlich Stephanus 7, 56 in der Entztickung ausmfi: idöv ^coQoi . . rov vlov rov dvd^iiitov ix SeiidSv iatuka tov ^sov, so sieht er damit nur die von Jesu L; 22^ 69 abgegebene Erklärung erMllt^, wogegen allerdings die Aussage der tpsviü-' juccQTVQsg in Betreff der angeblichen Aeusserungen des Stephanns gegen Tempel und Gesetz, Apg. 7, 13 f., nur auf Matth. 26, 60 f. Mark. 14, 58 (wozu Apg. 7, 48 zu" vgl) verweist, da Lukas, nber das VerhOr Jesu vor dem Synedrium rasch zu dem vor Pilatus hinwegeilend, diesen Klagepunkt ganz (tbergangen hat. Ein weiteres Vorbild für einige Züge in dieser Erzählnng werden wir sogleich bei Lukas 4, 28 f. finden. Die Stelle Apg. 4, 27 (avvtjx^acev . . . enl rov aytöv TtatScc aov ^Irjaövv . . . ^Kqwdr^g ze xal ITovriog nikdrog) setzt den Auftritt am Hofe des Herodes voraus, den*uoter unsern Evangelien nur das dritte

. ') Zu dem ou yaQ oiSaöiy ri noiovaiv ebd. vgl. Apg. 3, 17. 13, 27.

^ Dass auch hiebei dem Verfasser von Apg. 7, 55 der Bericht des Lukas vorschwebt, Ist auch abgeflehon von den sonslSgen Beziehungen der Stelle auf das LQkasevBDl^liuia wahrscheintreh; bei Matth. 26, 64 lauten die Worte Je6u: ana^tn oyjta^e tov- vlov tov ävS^emoy n^S-^f^erov Ix d$^Mv tij$ Sifvajusiag xal Iqx^jmvov ini Ttor rftpeZwv, sie beziehen sich also auf die nahe Wiederkunft Christi, ebenso bei Marki|s 14, 62, bei Lukas dagegen heisst es nur:" an 6 tov vvv fotai o vtog t. a. xa&)^/utvog fx Se^itav rijg ^wa^ufiog rov 9fov^ die Worte ^ehen biso nicht auf die Paru«ie, sondern auf das mit der Erhebung Christi in den Himmel begin-, neode Sitze n. .zur Rechten Gottes. Auch .das ^eov, v^elches nar bei Lukas dem '^v^a/t^cu; J^eigefügt- i$t, kelut in der Apg. wieder. Dass aber Jesus in dieser steht, während ihn das Evangelium sitzend darstellt , ist theils ganz unerheblich , theils diirch den Zusammenhang motivirt: Jesus hat sich erhoben, um seinen Bekenne r 'nach deiseja nahem Tode 2u*empfangen. '' -

42$ Apostelgeschichte nnd E?aii9»lkin haben Einen Verfasser;

efMer nöth gfilaaigi \iK«r4tii; vorillBlte vgl. amhi L«k. 2A^ 44 f. BÜI Apf. 96, ai. ^

ApMMgMwhicbto und dea dritten BvaiigeliiipB^ o(|«( oins^e. 3(00» dieMr ErsAUungan, obna «icb. mutoRteUanf eionader zu. beziehea, dodii naoh denaelbeni Typii«i gebildet «Jod* So «iod die RDgels- erbeheimmgen in beiden Schriften e^r b^lieU^ Wttrend bei Mat- tUn« aiMMr de» drei Tranmersoheinniicen dee Joseph (1, 90. i3« IS*) bei der AnferstehiHig (98 , 9, ((J i)ii^ Bngel lurndfilnd; in. die evengeliflche Chi)i94)lbii^Ii^e einUitt, iind am ScUuss der Ver- flaohiiiagiivoaahikdite 4, 11 der Qien^t dair Siegel k^rsB^ ermUint wird, wöluread M«rko« gleifObMl? Awr diesen, i^ den^ ^^nier- stebwgjieQgiei icenn^ (1^ 13. 16, ADi Jobfnm» nvw die ;(wei AnC- eraiehnogaengrt 90^ 19, so erseheint bei Lakas zaerst 1^ 11 dfim VaCar de» TäBitn^ ißt B^f[fil des Q^rnt Q^^Qhhar 1, 96 der Joigfrau Maria der Bngel Gabriel, bioraur 9, 9 ififk 9i^f^ bei ftettdeheia dei Eng^el des Berrn und ei^e Bd^^ge» ^in^ialiff^lier Beer- seliaaf^n,; und diese drei Eraebeinangen gelier njcU ia^ Twm^ eMdeni äoaeeriich real vor aioh| der Enjgr^ldianst npch dai^ Ver- snebnng wird danA zwar (iber^ang;eii, daflir erscbeiiit aber 39, 4A ein Engel in GeUwsemane, wozu dann nqch ^4^9, 4 9.wei Auf- eraiehnngaengel bio^ukomnien. Ebenso ist die Apqstelgnmliicme voU Engelaersobeinaiv;en: erst die zwei EMgel W dei? Ilinupei- fahrt, 1, 10, dann 5, 19 der Engel ^ welcher die sfimmtlioben Afoetelf spüter) 19, 7, der, welcher den Pe^w aus dem I^ker befreil; weiter redet 8^ 96 der Engel^defi Herrn mit PJ^ÜBpns, 10, 3, erscheint dem Cornelius ein Engel, 19, 93 wird König Hemdes von dem Engel des Herrn geschlagen^ 97, -93 erhält Paulus eine höhere Mittheihing durch einen EngeL Aebnlich verlialt es sieh mit des 6einta«wirkungen$ wAhrend die Cteisleft- erscbeinuttg bei der Tauf» Jos« und die darauf Adjgende Wirkung dea Geistes, der Jesum tn Ae Wüste fllhct, in den übrigen Ge« schiohtsbttchern des M. T. ganz allein stehen, so sind die beiden BUeber des Lukas sehr reich an solche^ ti[bernat(|rliohen Wirkun- gen; man vgl. Apg. 9, 4. 4, 8. 31. 7, 66, 8^ 17. 9». 38. 10, 18. 44 11, 98. 13, 9. 8. 18, 6 t 18, 6. 91, 4. Bv. ±, 41. 67. 9, 97. 10, 91. Auch In den Wunderaisähhingen der bei- den Schriften findet sich Verwandtes. Wenn Lukas 6, 19. 8, 46, allein unter den Evangelisten» djf) Voratettung anaepricht,

ihr ittiuat. 429

ammm toq Jesus .#toe für^U yWmH^t^^ *^9 ^i^ ^11^ ibii b^roh- '

Müd^B g^Mi^ li»b«, >W JkSf^ei nQs «iie^elbe von WiuKlertbMer

mngi^oh #u8i»tisiiff^Qi|fi S^n Apg- J^» 15 f^ in der £rzfihlai|ff von

dem heilfcrWti|^ 8€bft|c|ifi def Petms, und .Kwar «it der tgleichen

AJtgein^iiiheUi ihrer Wiftfwig : ^nf^g IS^QU&jovxo u7im'i£g. Aach

liki 'yerw$94t^ Brz&l^iUW ^^^i' <^ Schürten «nd Scbi^qisstatdtiieni

ftoa IVMMi|f^9 li9;i 109 ist ,s(n verglaieben, Apf die Analogie von

1,^^4^<9^1. |B« mtt AlW- 9i 9^9 babe icb sobon Araber (S. 175)

tfMl^merf(|i»pi »g^ipucbt Wie ii^ .^er Jelstem Stelle l'bllippas jilotz-

.linb vom ^islt jBBtrAokt wird^ so «berfpbtet ds9 EvaogeliniD ein

..]44U%Ui^^ Verscb winden 4esii Jn Bo^oaus, nnd ein «benso plotz-

U9hpß ^i^^cbeiaen ii^i ^enps^Jism ; das letztere bat aucb Job^nnes,

^, j|.9„ -da# IfMuigiisaJtie des Wuaders mkßh seiaer Weise noeb

fmri^ fdp ^ikkSv .H^x^4af4AVo^) liervorbebeod, ti» er »ber bier, wie

«dl^ti, vyf9 LukM .ebb^gfg %u sein scbeint, kann dieser Umstand

km njptlitli^ .Qe(riu)bt Jtemioei^. Zn der Bemi$rt;ang Äff«;- 5, 26:

dip Diener des Synedriams baben nicbt gewagt, die ApQstel ge-

*wßit89m sm yert^htißti, Mßü sie vpm V4»lke gesteinigt zu werden

.jrt^c^telen, bietet h. 20^ .6. 2!^;, 2. 6 die eva^geUsobe Parallele

4i& fier glQ^beibi Farcbt nnd Vori^i^bt der Priester, J)ess der nn^

xlqhtigi^ AJVIg^e der Apostelgescbicbte 4, 6 tQ»er Annas nnd

.V^p^aphn/i fV^,des dritten Ev^iqgeiiums 3, 2 entspricht , ist gleicb-

..fuHs ,^])b9n ^rAher (1^« 127} bemerkt worden; wie die Apg» den

Awes i9 einem .Zeitj^onkt jssam Hobenpriester Kunoht, in dem es

KeiafJias werp, iso nennt das EvMgelinui Annas und Kaii^bAs

.2;j|pgleji^ra]s J9obepric|ster, nnd kann man aneb seinem Verfasser

(4te Vot^lellmig yon ;syrei g][picb;{seit]gen Hobepriestern , na^h Ana-

ffgle der nOmischen Consoboi, nicbt wobl zutrauen, so weist docb

der .^usdcuck ijü äQj^ieqmg ^'^wa xal Kaüig)^ darauf bin, dass

«er nicbt wuaste^ welcber von beiden beim Auftreten Jesu das

Jlp^priestoclifibe Amt bekleidete. Kne lUmUdie Brscbeinung zeigen

^Aie beidestvAng/iben ober den.Cen/9us desOairinK^ nnd QberTbeu-*

^dascJl#, fty,t f..4flg. 5^ .3.6 ,f. Oes Evapgelium «eta^t denCen^^

wp i^ ill^jtuce m frtib, .die AtP«istQ{geiscbicbte l&sst ctoen Auftubrer,

<|/Qr >vni c,c^n^bi|llies . J(ibjrbiiip4^ Javiger ist^ noob vor demseHben

^fwftretf^n* Seide wj^seu nlso von dorn Census und benOt^en ibp

4)(lriifip;^jp;r«|Uilu%g., ^ab^ Aeide ;^j^gen .siob^aueb tlber die Ver-

liültnisse jener Zeit nicbt n&ber untenricbtet Wenn wir mit der

'p;i;;^ftblung der Apostelgeaebicbte Aber den Hauptmann Cornelius

die den Luknsevangelinms von dem Hauptmann zu Kapemaum zu-

430 Apostelgeschichte und Efangelium haben Einen Verfasser;

sammenstellen, so wird dieses vielleldit mnt den ersten AnWliok gesucht erscheinen; hat man sich jedoch mit ans fiberzengt, wie wenig die Brxfthlung von Comeüns geschichtlichen Boden hat, 80 liegt es nahe, sich nach einem Vorlilld fttr diese Figur noisu- sehen, und da muss es nnn allerdings aaffalien, dass gerade die Pankte in der Schilderung des Hauptmanns zu Kapemaum, worin I^ukas von Matthftus abweicht, mit der des Cornelius in der Apo- stelgeschichte übereinkommen. Bei MatthAus 8, 5 ff« wird jener Hauptmann einfuch als ein Heide behandelt, der sich demOthIg und vertrauensvoll an Jesus wendet und von ihm erhört wird. Lukas 7.^ 2 ff. stellt ihn zwar auch als einen Heiden dar, aber zugleich flicht er einige ZOge ein, welche ihn in ein nilheres Verhfiltnlss zu den Juden und ihrer Bellgion setzen: er liebt die Juden, und hat ihnen selbst eine Synagoge bauen lassen, die jOdischen Aelte- sten verwenden sich daher auch fOr ihn bei Jesus. Wie ähnlich ist er nicht hierin dem Cornelius, der gleichfalls ein Heide, aber svasßijg xal (poßov^evog lov 9eov ist, noim te ilefjinoavvag nokläs t(p la(p\ Fehlt doch selbst das nicht, dass Jesus, nach der Darstellung des Lukas, von dem Hauptmann, ebenso wie Petrus von Cornelius, durch Abgesandte in dessen Haus gebeten wird, wie sehr diess auch der aus Matthäus aufgenommenen Bitte, äass er sich nicht hinbemflhen möchte (V. 6), widerstreitet. Wer natürlich den Bericht der Apostelgeschichte über Cornelius für geschichtlich hält, wird darauf kein Gewicht legen, wer diess aber nicht thut, wird auch dici^es Zusammentreffen kaum fttr zu- fällig halten können. Dasselbe gilt von der Erzählung Apg. 28, 7 ff. in ihrem Verhftltniss zu der von allen drei Synoptikern er;äählten Heilung der Schwiegermutter des Petrus (Matth. 8, 14 Mark« 1, 30 Luk. 4, 38). Wie Jesus die Schwiegermutter, so heilt Paulus den Vater seines Gastfreunds vom Fieber ^ und in Folge davon htromen in beiden Fällen Kranke herbei, welche sämmt- lich geheilt werden. Wenn die Erzählung der Apostelgeschichte nicht historisch ist, wie sie diess doch unmöglich sein kann, so hat die Annahme, sie sei eine Naclibildung der evangelischen, viel far sich. Dass die letztere in diesem Fall dem Lukasevan- gelium entnommen wurde, ^ist theils an sich wahrscheinlich, theils spricht dafor ein Zusammentreffen des Ausdrucks: während Mattli. und Mark, von d^r Kranken sagen: '^elc^f itvqkaöovaav und xcni- x€LTo nvQBoaovGix y so heisst es bei Lukas: 9jv aifvexo^evt] Tcugertf fisydkf^, was dem Ausdruck Apg. 88, Ä: nvqecotg xal dvgev-

ihr Inhalt. 431

reQitf avvexojuevöv offenbar nAher steht Die Worte ifes IPaalae zu fldnea Beisegeführten , 27^ 84: ovdsvog yccQ iftciv ^l^ ix TTjg x€q>alijg dnolurav (oder: Tteaelnai) haben die anffallendute AehBliohkeit mit dem nor von Lai^aa %\y 18 überlief erte& Ana- apraoh Jesit: 9qi^ sx Tfj$ x€q>ak^g vfiwv od fxtj an6hji;at 0. me Aehnliohkeit zwischen Apg. 26, 30 und L. 8, 8 ist schon f raher (S. 300} bemerkt worden. Auch der merkwürdige Znjj^, dass Paulus immer nur durch den Unglauben der Juden zur Hei- denpredigt gedrängt wird, hat nach ROstlin's treffrader Bemer*- kofig^) an der BrzAhiuDg, mit der Lukas das 6ffentlidie Auftreten Jesu so bezeiohnend eröflfnet, von der Vwwerfung desselben In seiner /laiQigf sein unverkennbares Vorbild. Die verletzende Wen- dung, wdche der Vortrag Christi 4, 28, mseheinend ohne zu«- relehende Veranlassung/ nimmt, und die Whrkung, die er hervor«^ bringt, entspricht den 'Darstellungen der Apostelgeschichte , wie o. 7, 4a ff. 18, 40 ff. 45 f. 22, 22. 28, 26 ff. auTs Beste, und namentlich die BrzAhlung von Stephanus, diesem Tjpus des üekienaposVsIs,« und von dem Verhaltmi ^dc^r Juden gegen ihn verrfidi die Gleichheit der bildenden Band durch ainffallende Aehnliohkeit der Zuge ^). Schliesslich ist hier noch dan VerhÜtniao der ohristologischen Stelle L. 24; 19 zu einigen Aeusserungen der Aposteigeschichte zu berühren. Wenn Christus hier beschrieben wird als ccvt^q 7iQ0(pTp;r-g dwceibg iv i'^ffi xal k&yiiff so giebt es keine Stelle im N. T., welche dieser Beschreibung näher käme, als die zwei Ausspruche des Petrus 2, 22: ^Ifjaovv Na^OQoiov, ävÖQa duo tov dtov dnodtduyfxh&v dg v^i&g dwafieOL u. s. w. und 10, 88: ^Irjaotv tw dsvo Na- ^aQST vig e'xQiaev avtov 6 deog TwvevficcTi dyi(p xal ävmfi^, v^. auch 3, 22 ff. 4, 80, und eben diese Stellen kuttpfNianch den Tod Jesu an diese Schüderung sdner Person und Wii^ksamk^ in ähnlicher Weise an, wie das Evangelium. Auch was L. 24, 25 f. 44 weiter folgt, dass das Leihen und die Verherrlichung Christi durch die Propheten vorher verkQndigt war, hat ebenso,

■) Ueber den Sinn dieser Stelle vgl. S. t8.

^ D. Ursprung u. d. Comp. d. synopt. Evadg. 204.

*) L. 4, 28 f.: neu hrZif^i&tjaar narrfg &v/if6v er r? awayayy^ anovorreg TavTa. Kai avaaravrpg e'ießaXoy avrov ?$w r^q noXetaqfA. Säte xarax^rjjurC^tti oiJtok. Apg. 7, 54. 57 f.: äxcvoyreg Sh ravta Sun^Covro taTg ita^3(aii avtiap.,.^ nul M^/utfOuv ojuo&vjuaSov m' avrov' xal fxßaXovr^; t'^w rrjg n'^leiag Hi^ofioXovr.

4S2 Apostelgeschichte und EvMgqlimp haben Einen Verfasser;

wto die «im Luhis kei der LeideüTerkMdifwir 18, 81 (Mattb. 30, 18 Mark. 10, 83) eigenlhiiiiHche 9enillDHr «^ die Pftpbe- teil, eei8e Bftelm(wi AirelMea Ui der Apoeielgevokiojhte «8, 97. 88, 22 rgl AUk 10, 48. 8, 83; die weeeeaich |^ei<die AmdUa- MDg der Clirietokigie Idaet eiob in dieeee Stellen niclit verkeasee. NMih weit eeUi^iider vrird jiber die Ideetitit des irorfeeaen der beiden Sebfiften doreb die VeBWundtaAeft ihren eweelEe und ibree i^enien dof netieoben Cbncnktere bewinaen. leb bebe neben Arnber nnehf ewfesen 0 9 4«m akb den dritte BvengeUmn dbsUeb, wie die Apetteigenobiehte, fa inleraine dei penüninebeB Univer- «nlinnran zwincben Jndencbrintentbnm nnd Peidininnias in die Mitte nIeIH, nnd die jadenchrin^iebe UeborMelefnnf ven Ciirintns theil« nn nieb nelbrt im paolbiischen 8kin omUldet, tbeiln dnrcb eine Beüie peallninchir Sttteice bereichert fieh wegler Imt diene An- eiebt äUä niber begeondet^), nnd Bnur lint aie en mehreren fingen Weiter darebgeffthrt^j In dieser Beziebong wer iha jwhon der näehninobe Anenymne ^) vemnctgingen ; nur will dieeer }die MigMithOmliebkeiten nnseni kanonischen LnkasevMigelkiHM «ns* neblieaslieh nns dem Fanlinismns seinen Verthsners erklären, nnd -er giebt zagleich diesem Paalinlsmns eine dnrehgflngige Beziebong n«f das persenliche Verhftltnbs des Paolus na den UvapeslelA, und dentet ehie Bienge einzelner Znge tou hier aoa in euer Weise, die tob mir allerdings nicht aneignen kenn. Ohne ihm bierin bei- znpüichten, glanbt anch Hilgenfeld^) an dem anasehliesslieb pnnllnischen Ciiamkter nnsers Lukas Ktsthalten zn seilen, nnd Volekmar®) bemttht sich, sogar fQr die Stocke, welche Schweg- 1er und Banr als jndaistisoh beneichnet hatten, das panUnische Gepräge nachzuweisen, wogegen iimgekebrt Schwan beok^ der Meinung ist 9 die panlüiisebe Anffassnng, wdehe man im des Bvangelhim entdecken wolle, sei evbnnstelt. KMnen wir jedeeb

1) Theol. Jahrb. 1843, 59 ff.

^ Nachap. Zeit, II, 39-;-73.

^ Krit Unters, über die kanon. £▼. S. 427 ff. 501 ff. Weiter fgl. KOstlia ürspr. u. Comp. d. synopt. Ev. 182. 216. 262.

^) In der Schrift: die Evangelien, ihr Geist, ihre Verfasser n. s. w.

*) Die Evang. Justins, der dem. Hom. und Marc. S. 474 Anm. Doch kommt H. meiner Ansicht sehr nahe, wenn er es S. 472 als einen •charakteristischen Zog des dritten Et. bezeichnet, dass es jodaistische Bestaodthfiile zwar anfiiieliüie, aber fsschicki zu neutralisiren wisse.

«) TheoL Jahrb. 1850, 215 ff. £▼. Marc. 228 f.

^ Quellen der Apg. S. 127.

ihr Zweck und dogmatischer Charakter. 433

das letotere, idokt weiter begrUiidete Urtheil mit der einfiioheB VerweisaBg aaf die obenangelührten UntersaehimgeA beantworten, so scheint es doch andererseits aaoli einseitig, das Lnkasevaage- linm mit Anssohloss aller Zugeständnisse an den Jadaismus Mos als paalinische Tendenzschrift zu betrachten« Es sind nan doch einmal nnläugbar in dem Evangelium manche Bestandtheile, welche sich weder aus einem rein pauliniscfaen Charakter desselben, noch aas dem Ansohluss an die gemeinsame evangelische Ueberlieferung^ aber auch nicht aus einem blossen Zufall erklAren lassen'', deren Auftiabme daher entweder auf die eigene judaistiscfae Denkweise des Verfassers, oder auf eine Anbequemung an flremden Judaismus hinweist Dahin .gehiUrt vor Allem der grössere Theil von dem Inhalt der zwei ersten Kapitel. Zwar Iftugnet VoIckmar^>, was sonst allgemein anerkannt wird, dass diese beiden Kapitel ein vorherrschend judustisches Gepräge tragen. Aber man firage sich doch, wer überhaupt das Interesse haben konnte, mit solcher Aus-»^ fOhrlichkeit Ober die Gebart des Täufers, über den besuch der Maria bei Blisabeth, Ober die bei dieser Gelegenheit gesprochenen Loblieder und Beden, Ober die Vollzidiuug der Beschneidung und die Darbringung der Brstlingsopfer zu berichten, wer die alttesta- mentlichen Bezeichnungen des Messias, die alttestamentlicheü Lob- preisungen Jehovahs f Qr das messianische HeU in dieser Art häu- fen konnte, als ein solcher, dem alle diese Dinge entweder fttr sich selbst erbaulich waren, oder erbaulich für seine Leser zu sein schienen. Und wem konnten sie zur Erbauung dienen, dem nicht nberhanpt am Zusammenhang des Messias mit dem Juden- thum, am alttestamentliehen MessiasbegrÜT gelegen war 9 Welchen Werth konnte es denn abgesehen, hieven haben, nicht allein über die Gebort desHlessias, sondern auch über die seines Vorgängers, des letzten jüdischen Propheten, so weitläufig unterrichtet zu wer- den, nicht allein von dem Besuch der Maria bei der Mutter dieses Propheten, «mdern auch von den Worten, die sie gewechselt, das Genaueste zu erfahren, sich möglichst ausdrücklich von d6m zu überzeugen, was sich übrigens doch von selbst verstand, dass in Bezug auf den christlichen Messias keine der gesetzlichen ^Vor- schriften versäumt wurde (cig hikeacev anavra tu xcctcc tw v6(4JQv .xvqiov ^j 39), diese alttestamentliehen Lobgesänge zu hören, in denen der eigenthümlioh christliche Gehalt so äusserst gering ist?

0 Theo]. Jabrb. 216 1 Evanf. Marc. 228 IT.

28

334 Apostelgesbltichte und t>rittg«liflin Hiiben Einen Ter&sser;

muis die Personen der VdtffeMUeirie 'Ai 'der IllirfclhmrMt^b'Mr jftdiflch^tt WeiM lel^tta tnM äUh 'Mt'mim (V^lA^mäT'^.^.Ji), erklärt nichtcr, denn dikMfÜ'sfM^t ikfi6Bt'fin'«Mltg^lleB, Wis^iliM der mnagMsH diesds ihr 'jHämueB "Weden In 'Mli^r ^ttu&f QMfoMM^ Tör ntis kusBi-eiten rnnsiBte. 'VKlW'dQriten'^ir'VhefMiii^t'IM'ttllflei^ Vei^lMser'tfi^s '^dii^fhiclitni^fte lÜtöi'Mto vMtbAfeOMi, V^AMto TCr- sonen der hiatorisbten \(KiVltlf^Utt^1b«te <di»2iÜ^ AUie

Darstellan^'kcftne «f^Bol^fcMiflch'grefti^e'ildn Unn, iMMli4h'«ittg(Mi- tm\g, 'ond Wäncht Vei(i%:\nftr 'AktoHMh oHHI« >\Mc AiM^h UMe Verwki-^ng WlSi^'hu'i^s lif^WlUlen'sAi %i^bM6ll, dMb^br'Mlih^Mir üiich Äicht einmal ^enihier "ibVi '<^e tin«ire'1)aKtelliill^''ifli[MflitM(, dass tiamebOfcb 'd?e'Itöaes(ttbke''8^tne ^^eile 4l^«e<Ciilkt^osllMn1itti(i, diess efd^At ^as dbr änffinätSen «lUiU^örAlji^t ^fer^pM^ Äti(jdnieks\reli8e ftTfiesen* siwePlHiptt^hi'^ikiU 'd^lHS^'^tos 'Iftrif te Kvirij^lliims "lind ^er »'pö^tfeli^isiU^t^ <)• ^s '^^^ "^ätOOt \kir ItbHg, üAd diess Ist iVbfarVi(l6t:ifiil^^ Mbidaifg', '^fts'Wr 1%- Disser um der dfötKerUg^n J^afhiN^ AAeit "^än 'die '^¥&iMitn der Vty^geschifihte 80 'datg^stUflt'BAtee, me er^'Me'llMgifl^Ht'lk «')Kber wie wetfig m\ 'm6lss'äi%h IMfaiiin 21«)«^ hHM IJAtfkkter iSher ^BVädgiTii^nsdiiriyt 'üliel^inarittWön ! 'IBo "«ll^dl^ '^Mie "^blMe Scbrift ein einftl^er''^«sclrib1ifflHi6;'1lte^ i|o''Wdl0g'^t1lfe

Hnch i^ freies drid'ltffei^B^ölbfi^s?K)ons<Wi&k'k/detfd(Jhi flfe VM^^V behtUöh eiiie rellglöse'le'iii'sälklrift; S^id Me el«ftlM;'WB%- ssfthlt sie hfclit Bios, liftn he tV^Msbe^KMe ««Mli^lflne^^Mmkltöbe oder pbätfsdli hä^gesiiliffitfbkte fi^Mttllte *Mi Mhtd^jgüt ^^HhOm d\e efzäUt' es 'als elbb Iftlr ms l'MItitMie^il&nftbAn *frfM'<'«liAtt9B inäasi^^ebenden Vdr^Kig. ''Ifii'diAdein SUn'lilid UMBtMJj||tfllett')ed6t«tit von dertorche'betantzlW^d^frii, «tts'dll$«^Wt^dib^lMNl'*sfo'^«iMi nrsprtä^fi^h ^tfliätäii^ii:''inftn'*fiaifittl^lle dte*Udi6r«frertl»^B tte dem Mesistas niilit nnV, t^efKIkiaB H^n^Vfem 'tSflhlsr «Obr ^-4:1^6 etms %a wisüien/ äbniferti' V»^ fhAn Hfbn "dbif'FerMllbil dßtl^eillStn (fresbUcbte fOr sFch selbst im' Mtfaen^'Wflnbtfbte, IMit 1(aiiMme''iiie, wie sQch'L. l/'4 htisdilNklibh v^n sieb im^^ tim -til^fiMUBlSttbl^fte ober die cbristüche Lehre zu e^lTaVren, oder '\Vie l^a^tts'ltBflfi* Jll/39, 2) denäeTben ZWck'be;^bichüet/'dm''tbibs BTVit^eiifl; ihres dogmatischen und praktischen ' mhÜlts Vllftn. ^^tie^WItn 'Viaher/ Welche 'den Personen dler eVätagdM&en' Oi&iicIhidlteiD'dea 'Mfand^elegt; dle'Bandlob'gen, welche ^6n^\m)ii'Himhhif^fmn,

*) Worüber Gersdorf Beiträge v. 8. w. S. 160 ff. 2tt feitWicbea Ist.

ihr Zweck und dogmatischer Charakter. <^9^

^Jb^ep Yfjf^naiph 4ogü\(iti߀tkt p^ntung, fnd 4ie bistoi^/^h.nfd-

I tisebe ^atiurwahrbeit kma di^er gegenttber, wie diess ,hßjfA9Tt

.Beiapiele Jt»6nfreiflen 0, gur nicht in AnscUag. piefi^ lat^^fe

i r^cbt, daher gar lucht aus, die Vorgefiohicbte des l^ulu^i ^u |»r-

! .Id^r^n, sonc^^ii wir n^Uss^n aBDehmen, dass er dcim iQdAficlieii

S^^nd^qkt, der uns in ihr entg^entritt, eine bleibende, ^erechti-

ii fiuiig inÄerbaJ^b |des Christenthnms zugestand, 3^8 er^ihn wenig-

I ,stens,als ein £leipefit des christlichen Standpunkts in diesen >wf-

( .gen/)mqienyvlssi^n wollte. Dass er aber hiemit in kelnpr,^e:¥ielimg

I von Paolos abweiche, ko^n^n wir Volckmar ni^t g)iai^^ii.

H Wohl )Wf»i^ i^och Paolos , dass Christas onter das (S^es^tz .ge4h^

[> ..war, aber Ist es wohl 4e|ikbar, dass er die BrfQllo^g. f^ler ge-

f setzliqhen /Varffpbriften an seiner Person nicht etwa nfii t^lis

t Spde des ^jesetzes .^larin nachzuweisen, sondern eilkf|M$h in Apm

I Toa. eines ^Icjben erztfik haben würde ^ fürVelphim ^^es Cere-

jQiQniel ^n ..u^d .^ar siclv Bedeotong hat? Wird ,4ioch selbst jenes

^ .^Vgeif^ine f^r, in., d^ JKosajnmenhang erwähnt , . j^^s ge«Pgt wiJCd,

} C(hfj^(,os ^abe.,pnt^ dem Gesetz sein müssen, iva .%gvg vßd vofjm

f .iSfxyQifccQjj (GaL 4, 6). Wohl setzt auch. Pfinius ^f^n jQdisehen

, .^esfl^lbegi;^ im Allgemeüien vorj|os, aber dara^na felgt npch laiyge

^ tW^ht, dass eine DarsteUong^ seinem Geist ist, wplQhe ,g^nz ^^d

•flarib^i dicfiiem. jadischen Messiasbegriff stehen. bleibt, w^€lke.:den

•^ülpsßias nor. als deigenigMi kennt, dem. Gott den TJur^n seines

ViS^rsi David verliehen,' der ewig über das ^fk^B Jfl^keb herrsc^fn

,WMr4 (I^^/lf.i^^.f*)^ dnrch den sigh Gott, (feines Knechts IsrA^l

lMPfifWpiqmpD,;4io Vei^heissQi^en an 4ia Br^yAter erfKtllt,, EiiUtoffe|ig

, .j^cUafft hat für ^a» V(i}k Gottes (1, 64 f. ,^8 ff.) o. s. ,w.;

,4ffin. Mlups danebeH l^iush 2, S2 von dem ^pwg eig ciußmhJiip^v

a^ahf igi^W^ohßVL wjord, jiliess geht in keiner, Benkihuog über .dien

f,iri(t^tein#n4iQben .-Mes^iABb^fiff bin^iiis, in den. ObKlgen Stellen

fAber,.die.Volc)(mar anfOhrt, (1,46. &1..&3..79..)3, A0..34)

46t yon ^n^r.iimiver^eU^n oder gar antJattdisphen.fieati^umqiK. des

ifMeeeiasi b«i .mhH^^r. BrklämAg; aoel^ nieht ilie leisester. JSppr zu

Jpilen. M,W9)q^9s .tnteresße würde v^UfMds iür Paulas ,. jder seihst

*) iWie wenig.. Walusclifeintichkeit Jjaben z B. dir Beden des Täufers Johannes, Ja. .sehr viele Keden Jcs|/iG^st im vierten Evangelium ! Wie unwahrscheinlich istjn der Apg. so Mtnche^ in den Reden und. der Handhmgswcisc des Paulus, wie un- wahrscheinlich die Rede des Jakohus heim Apostclconvent und doch hat die Furcht seine' Helden, zu y^monstra^ zu machen, den Verfasser nicht ahgebalteo, sie so, wie er thnt, darzustellen.

28*

436 ApoBtelgeschichte und ETangelium haben Einen Verfasser;

Chrifltain . nicht dem Fleisehe nach kenneu will, die weit aus^ eponnene Fsoülieiigesohiohte des Vorlftafers und der personliGbe' Verkehr der Maria und Elisabeth gehabt haben? Nein, hier be- finden wir ans auf einem andern Boden, als auf dem des paulini- sohen Christenthnms. Auch die Genealoge kann ihren jadenchrist- lichen Ursprang nicht verläagnen, den schon ihr mittelbarer Wi- dersprach mit der Brzfiblong von der ttbematQrlichen Erzeagan; Christi an^s Licht stellt, and aach hier hilft es wenig, an das paalinische ix aniQficerog Jaßld xarä accQxa (Bom. 1, 3) zu et- innem, denn diesem viög Jaßld steht der vlog dtov xccra Ttvevfia naohdracksvoll entgegen, wer dagegen das Geschleohtsregister verfasst hat, kann diess arsprOnglich nnr in dem Interesse gethan haben, die messianische Würde Jesa durch seine Abstammaog von David zu begrOnden: damit er als der rechtmässige Erbe des davidischen Thrones anerkannt werde, moss sein Erbfolgerecht nachgewiesen werden. Diesem Nachwels stellt nan allerdings Lakas nicht allein die Abstammung Jesa von dem Protoplasten Adam zur Seite ) welche den Davidssohn zugleich als Menscfaensohn ijd höheren Shin, den jfldisch nationalen Messias zugleich als den allgemein menschlichen efächeinen Iftsst, sondern er macht ihn auch, ebenso wie-Matthäas, dadurch wieder illasorisch, dass die Genealogie nicht in Maria, sondern in Joseph endigt; sollen wir aber darom glanben, das Geschlechtsregister des Lukas sei -nur ein Spott auf das jtldische Genealogisiren , wie der sächsische Ane- nymns (S. d4d) will, oder es habe umgekehrt, wie Volckmar glaubt, auch von dem Pauliner Lakas verfasst werden können, am sein eigenes, „ganz paulinisches^' BedOrfhiss einer Beziehuo; Christi auf das A. T. zu befriedigen? DasErstere verbietet schon das entsprechende Geschleohtsregister Josephs bei Matthäus, und ebenso bestimmt der ganze Charakter des Evangeliums -^ in welchen von air den versteckten Ausfällen, Schmähungen, Gehässigkeiten und Verspottungen gegen Judenthum, Jodenchristentham und Ja- denapostel, die der Anonymus darin sucht, nun einmal nichts zu finden ist; die andere Annahme scheitert an dem Umstand, dass deijenige, welcher durch die Erzählung von der tlbematOrüGheo Erzeugung den Zusammenhang zwischen Jesus und Joseph abge- hrochen hatte, kein Interesse mehr haben konnte, den Zusammen- hang Josephs mit David umständlich nachzuweisen ; vielmehr kann die Genealogie ursprünglich nnr von einem solchen herrflhreni bei welchem statt des äv^ wg ivofil^ero, unsers Lukas ein einAohe»

ihr Zweck uod dogmatischer Charakter. 437

aiv oder fjv stand. Dm0 aber der Verfanser des EvangeUam« diese ^enealogiaehe Beweisfahrang fflr die MessiaDität Jesu doch aof- niaBint, wiewohl er ihr' recht ausdrücklich durch sein Svy wq ivofiil^eiOj und durch die Fortfahrung auf Adam ihre nrsprttng- liohe Bedeutung genommen hat, diess lässt sich nur aus dem V^onsch erklären, auch der alten jndenchristlichen Auffassung Christi in seiner Darstellung Raum zu lassen; und wenn wir in dieser Beziehung bei Matthäus* geneigt sein werdeii, eher ein un- beivusstes Zusammensein zweier Auffassungsweisen anzunehmen, die übrigens beide aus jüdischem Boden erwachsen sind ^) , der älteren, welche Cbristus nur als Davidssohn, und der jüngeren, welche ihn als Gottessobn im physischen Sinn betrachtet, so zeigt bei Lukas theils die Stellung der Genealogie hiäter der sie par»» lysirenden Erzählung von der übematürliehen Erzeugung, theils das iig ivojul^eTO, theils die mit dem jüdisch nationalen^ Zweck der Genealogie im Widerspruch stehende Verlängerung derselben bis auf Adam, dass er sich des Verhältnisses dieser jüdischen Urkunde zu seiner eigenen Darstellung recht wohl bewusst ist; wenn er sie daher dennoch aufnimmt, so kann er dabei nur von der Rücksicht auf judaistisch Gesinnte geleitet sein. Wenn weiter Schwegler und ich die starke Betonung des Gegensatzes zwi- sißhen dem aitüv omog und dem aiwv (.leXhav^ manche Aeusse- rungen über den Werth der Armuth und deif Schaden des Reich- tbtims, und die lohnsüchtig lautenden Aussprüche L. 6, 95. 16, 9 ebjonitisch gefunden haben, so stellt sich uns hier zwar auch Baur, um des „Ur-Lukas'^ willen, entgegen^), ich kann jedoch unsere Ansicht hierüber auch durch seine eindringenden Bemer- kungen nicht wirklich widerlegt finden. Es ist ganz richtig, der Gegensatz dieser und der zukünftigen Welt drückt nichts Anderes ans als die urchristlidhe Lebensansicht; aber wenn dieser Gegen- satz 80 scharf gespannt und so äusserlich gefasst wird, dass nicht Bin und dasselbe Individuum beiden angehören kann, dass derjenige, dem es hienieden gut geht, eben desshalb im Jenseits

*) Wenn Volckmar Ev. Marc. 230 der übernatürlichen Erzeugung Jesu die Bedeutung giebt, Christus vom Zusammenhang mit dem jüdischen Volk abzulösen so ist das zwar immerhin denkbarer, als die weitere Vermuthung, dass dieselbe „der Erbsündenlehre genugthun^' wolle, von der sich bei Lukas keine Spur findet, dass aber das ursprüngliche Motiv der Erzählung nicht darin liegt, erhellt schoa aus ihrem judenchristlichen Ursprung, den Matthäus deutlich bezeugt.

^ Krit. Unters. S. 446—455.

^^S Apostelgeschtchfc tmd Evangelium haben Einen Verfasser;

g^qijält ^srird, dass die Armen als solche seliggfe^rlesen ilrerden, die Relehcfn als solche verdammt sein sollen, itenn zwisehen dem äusseren Ztfstand nnd dem Ihneren der Oesimmng s(r ^r nlehf nnterscftfeden , die weltenfsageode Gesrantangr* nnr in der äosseren Wdtiehi^gung anerkannt w?rd, ist dann nicht das ürebtistlldie ehM jener nrchristliehe ETbJonitlsmns , Aber den' sich Pknitis we- sentlich ^hdben hat? Denn dass sich in Stellen, ^e 2^ Hör. 6, ±0. f Kor. 7, 29 ff« eine ganz andere (9chät%an^ von R^eicCHbniB nttd Amrath ntfd eiM ungleich htfher^ Freiheit des 9elt)sthe\msst. seiils gegen dfesiö fins^seren Zustände aussprfcWt^ habe ich adcli stfifoil an ttnelA andern Orf<) nachgewiesen. Weniger entisk^bei- dend sind wohl die (Stellen <^, «33. 35. 16, 9, denn thelfs sind düd erstem aü^ Matthäus genommen, welcher viel mehr, als Lukas, vom künfffgen Lehn spricht, thells ist diä AuiäsIcM auf 6\tiitfL sol- chen auch dem Panlns nicht schlechtli^ ttMÜ (s. 1 Kor. 9y 17. Slior. 9} 6); aber doch machen jene Anbspdiche im Siasammen- hang der lakatfisehen Aergpredigt allerdittgs nicht den Eindrack, 4kaa sie den panlfnliieheta Standpnnfkt vorai]»!tet^en,nnMI in keinem Vitli wflrde Paillas, wie Lukas in der Parabel vom nngerccfaten Blrashaieer, gelehrt Haben, dass man sich durch Werke der WoM- thätfgkdt dfe Aufnahme in die ax7]vcA aitivtot^ in^s messlanische Reich, erwerben kenne; auf diese kann sich der Lohn, den er selchen Weisen verheisst^ unmCglich beziehen. Die lukniKseh^ii Aussprach!^ eriAneHi weit mehr an Jakobus, als an Paulos ^ wie nb^häruiit dii^ Lehre des dHtten Evangeliums tlBbr ArAiuth, Releh- ihtfm hM Alihtfsen (flbiir dfb aiich ±2, ii ff. 1^^ An ver^lei- 6hen sfaid} der des Jaköbui^ am Nächsten sfe^t^); a^ch tttn-in triM aber die Aposttef^eschichte mit ihm za!skththeh*y m. i$. c 9, dtt. 10, 2 ir. 20^ 33 ff. Dass auch in der €firii&(to/lo/gie des Bvaflgetiunrs und der Apöstelgesdilehte die ebjoiiftisc&e fteVrachtnii^ dhrMtl uls des Propheten stäiiker, ttls irgendwo sonst Itn H. ^., hervortritt, habb ich s()hbn früher fiemettlich gemacht.

DtirMf iille dicfse Zttge scheint öS mir gerechtf^tigt, wenn wir fortwährend neben dem eigeuthtimlich PauHnischen auch eiae, kleinere Masse von Bbjonitnsefaeni im dritten Bvaiigellum behanp-

>) TheoT. Jahrb. 1850, 457 flf.

^ Hierüber und über die ebjönitisclien Bestandtbeile des Lukasevangelioins (kberhattpt, ist jetzt namentlich Köstlin Ürspr. u. Comp. d. synopt. £v. 220 ff. za vergleichen, \7enn auck nicht alle Vermutbnngcn dieses Gelehrten über den Gr- sprung der einzelnen Erzählungen gleich stichhaltig sein dürften.

ihr Zweck ond dogmatischer Charakter. 439

tai^ mAi j^. weniger, qlch auu i^p A^tfü^la^ß 4j^ßer Elc^m^ii^e fitr QiMn^ U»0.2KnlUligiM^Mtei|k UMvili) j% sichtbarer, sich der Verfasser- mm mdwrcrea B^nktei^» wie mw/^iiUMk u^ 4^^; ^c^f^^l^K^i^. ^^d in dw Pwakel: voi^ li^^uaros imd 4^. ti^i^h^n, Hmt^t zj^, sie g^lfcat i«. biteiwae panlioMeber Ulioßn umziyd/^i^tcfi, o^V^ ihnen nn* mAICfettiac, wie. o, la., 16 t, Aussprüche nn^ ^^zdl^angen von eatgegengeieMepi. (rhiMrikteit: 191W ^oite. «u e^teUen, qj^ s,o deutscher kommk nnch Oberhaupt die. TentfcA^s «^lA^r gfipxfn Diirgteillafjg zu» ViersfdMdiu Piesee. SvWMPJiiim. d|e^ ell^xdings we^eitf^^ Umm IntoMAse d^s. paiUfOiiPheii {Jhf^ntfnnw, na^ V^sbeson^^^ dM |Mi^jU«iMhen.VniyerM)yism fs ^^1 49^ j^dai^ireDde I^essiaa- hiUi der Utesen enrjw«li^h«A lipJtPKUe<^^PA ^ 4i^<<Kf}aui>gfH dM. PMliniimns. lOipasMDy welcher el^\i eii^ jtldisch ni^tfoi]||a][c{) eiMn «HgeniMikeA WiesgiA« fardert; ^h^r et iyi||. djes^ qjcbit ^i^rc^ dixnfcie noknvfc gegw die VU-Vejik Vcr^teUopgeq, so^der^ vielqiel^f anter Anerkennung and theilweiser Aneignung derselben nni; ^7 dgricb esreioben., 4m9 m ifeMen pwluu§ghe Bü^ffiente in j^berwie- gMder Aoü^hl Mt^iy nie epllb^ ^ via}) wi^ nt^gUe^^ ift 49? P^nliniacbe untj^gt» l^^q X§9ile|i^ i^t jn|^ ]|$inem ^qrt eing oonoiliAtarifriin, nicht ii^ <im k^m Icemoh, aji» fä^, die l^^i^^n 4% bWUm y^mVbprimy di9 jadiecheap44ie iiniycrcifi^t^9i^e, a]üs gleich-^ bereohtigt nebe^ oiPM^i: gAeteilft M^rd^> ei9n4«r^ ^^pp >(|r4 ]^. v^vkeMher a^i^fw betont, und. (Us die höhere beban4elt, zfi 4er 'sUsh JSi^9 loctbilden «eil, 4iirnD9 soll ab^ dach i^pch 4t^ ^te^ Aneiiht JÜcht «iMgeiiQUiWf^en, spudern uvi die h^hi^re felj^^t'^ufg^^ iiommeo w^an. Es int ali9 fnef: ein amilogj^ ye^^^nJÜfs^, wi^ in dar ApealMgeffphieftte is^i^phe^ d^ {«.denphri^l^i^nin i|nd de^ [tonli«iaww^ ifle in fUeti» dJiie AnerfcppOTUg dqs piHili9}q9hen |Uni- vjwsajteauw 9war dan Xlfili M, welcAfffli die gfin^p Dp^rstelluiv zustvqbt, dipp^ ßtawlpAlftt pplb^ hI^e Pifi^t G[«genpp]^ ;bi| ^eqi Jiide«ebri£|toi^>m ä9K iArgfw§i«de, sipp4erp ;^ip ly^j^MA^^^if^^Atisph mit 4hm .dprgi^iMK «w«, po l^ pp ipi Jjxpngppopi .i^ip qnd 4erw n^e Ghidetui» 4ric ,uim^ plp dpr jpdiftohP MtoP^ap, «(s 4pr $9)1^ ^ «avi*8, »iP .fler 6pppn4(p ^»oittps p», diP ?i?rirtf Sttf fte jtfira^ pjip 4er JMrgp m 0 fumgß QftPpr 499 ffMMipj|i«b«iP .^^etzcus 0 gpr

*) L. 16, 17, eioe Stelle, die über das paulinlsche vo^oy i(tru/uev (Rom. 3, ßi) pffi^nb^ %i^}X ^n^^^ßl^t; ^p e|i)ß e^^jge Gültigkeit des GeseU^s als qolchen,^ mit allen seinen einzelslen Bestimmungen ist bei diesem nicht zu deQkeo« '||9 ücbrigen s. o. S. 16. "

440 Apostelgeschichte und Evangelium haben Einen Verfasser;

Mhildert nvird, und der dnrdi Wort nud TlmC, aiudmcklicli a«d In Parabeln, die oniveraelle Bestimraiing^ seines Werks, das Bade des. Gesetzes, den Vorzug^ der ^laaU|^ea Hingebnng ver jodiseher Werligeseliäftiglceit, die Beselignng aller bassfertigen Sünder ver- kOndet^). Wie aber die Apostelgescliiclite ihrem oonoiliaterischeA Zweeke wesentUobe Ztige im Ciiarakter und in der Lehre des Panlns zum Opfer bringt, so sehen wir anoh im«Bvangeliam nicht die rein panllnisohe Ansieht über Christas and das Christenthom, sondern vorzngsweise nur den panlinischen Universalismus her- vortreten, daneben linden sich aber Sparen der ebjonitlschen Le- bensansicht, welche dem rein paalinisohen Geist widersprechen. Die beiden Schriften zeigen so bei aller Verschiedenhdt ihres Inhalts doph in ihrer ganzen Tendenz, and in der Art, wie sie dieee Tendenz mittelst ihrer GeschichtsdarsteUnng verfolgen^ eine Ver- wandtsdiaft, die sich nor aas der Binheit ihres Verfassers erkU- ren iftsst

Selbst die Anlage der beiden Scliriften hat eine merkwttrdige Aehnüdikeit Bine völlig gleichartige Compoidtion war natOrlich daroh die Verschiedenheit des Gegenstands aasgeschlossen. Die der Apostelgeschichte ist wesentlich dnrch die Parallele zwischen Paalas and den Uraposteln bedfaigt, die des Bvangeliams musste sehen wegen der Binheit der Hauptperson and ihrer Gesehichte in vielen Beziehnngen anders anslhUen. Aber doch ist nach das Bvangeliom^ mit Aasnahme der Vorgesdilchte , dreitheilig geglie- dert: c 3, 1—9, 60. sehen wir Jesas amherwandemd in Galilli, e. 9, AI 19, 27 ist er auf dem Wege nach Jenisalem^), mit c. 19, 38 beginnt der letzte Theil seiner Geschichte In Jera- salem. Wie das Christentham nach der Apostelgesohiehte von Jecasalem aas tiber Samarla zu den Helden sich verbreitet, nnd jedem dieser drei Momente ein eigener Thett des Bache entspricht, so nimmt amgekelirt der Stifter desselben seinen Weg von der Tahlala iSvoh ans 4ber Samarien nach Jerasalem, and es ist gleichfalls jedem dieser Punkte ein eigener Theil der Schrift ge- vridmet, ihr BigenthOmllohstes aber ist vorzugsweise in dem zwei- ten Theile zusammengedrftngt, den die Aossendung der 70 Jdager, dieser zweiten universellen Apostel, so bedeutungsvoll erOlDiet Damit aber auch eine Parallele zu der Vorgeschichte des Bvtn-

*) Die n&heren Belege s. in meiner oben angefflhrten Abbandlang nod Schwegler.

^ S. Banr, Kiit Untenach. S. 431 ff.

ihre Composition. 441

^«liaais is der Apeslelgeflohlehle nidit fehle, wiril diese darch den BiBunelUfthrtsberieht in ähnlieher Weise an die vorapostelisd» Zeit ang^eknttpft, wie das Bvang^elioni dnrcli seine zwei ersten Knpitol an die verchristliclie* Als ein specieller Zug von merk- würdiger Aehnlielikeit mag noeh die Behandlang der beiden Apo^ stelnamea Petras and Paalus In den zwei Schriften erwähnt werdep. Es ist längst «orgdftülen, dass Paolas in der Apostelgesohichte bis .c. l«l, 9 beharrileh Saalus, von da an aber ebenso beharrlich Paulus genannt wird, and man hat hierin die Andentang gefun- den, dass^ er erst bei dieser Veranlassnng seinen späteren Namen angeoommen habe. Diese Vermathang bestätigt sieh dorch die Bemerkung , dass in ganz ähnlieher Weise Petrup im Evang^nm bis o. ,6, 14 aosschliesslieh de« Namen Simon fahrt, and zwar mit Aasnahroe der einzigen Stelle 6, 8, welche bereits ein Vor- spiel seiner späteren Stellong berichtet^ immer (Tmal) ohne den Beisatz Petras; o. 6, 14 wird dei* Petrasname mit den Worten ^i/üüfva ov xai wvofiaas nitqov (vgl. Apg. 13, 9: J^avXo^ de o xai IFafilog) eingefdhrt, und nnn behält Petras diesen ebenso beharrlich, and zwar gleichfalls Immer C17mal) ohne ein voran- gehendes 2i/4(mf y nnr noch zweimal kommt das letztere vor: c. 22, 31 wo das 2ijit(0Vj 2lfiüyy in der Wamang vor der Ver- Hängnung wohl daranf hinweisen soll, dass der Angeredete immer noch der alte Simon, nicht blos der Olaubensfels Petrus sei, and c. 24 , 34 in einer Aassage der Jerasalemiten , wo der familiärere Name ebenso zar Dramatik zu gehören seheint, wie In der Apo- stelgeschichte, welche sonst nie Simon sagt, c. 10, 18. 32 11, 13 das ^ifiixiv^ og iTtixaletTav nizqog, and c. 15, 14 das ebraisirende ^vfieüiv 0- So anbedeutend dieser Zug auch an sich ist, so lässt er uns doch In die Gleichförmigkeit des schriftstelle- rischen Verfahrens in den beiden Schriften einen belehrenden Blick werfen.

') Dieselbe Erscheinung wiederholt sich bei Markus: Petrus heisst hier bis c. 3, 16, wo die Ertheilung des Petrusnamens erzählt wird, ausschliesslich Simon, von da an nur noch Einmal, 14, 37, in dem Zifjuav xa^svSfii^ welches gleichfalls eine Schwäche aussagt. Dagegen wechselt Matth. zwischen Petrus und dem selte- neren Simon und Simon Petrus, und Joh. bedient sich der letztern Bezeichnung so oft, als des einfachen Petrus. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Markus bei seinem Verfahren Ton Lukas abhängig ist; jedenfalls hat die Einführung des Petrus- aamens bei Lukas mit der de» Paulusnamens in der Apg. grössere Aehnlichkeit, >1» bei Markus.

4Mßt ApostelgeMhiohte und EiMgelium

VaMM ^hAd aHe liie «rtMbizaaMMBM, w«Mm vom d*B SpvaelMv iMHl DarsMlugt den Iwktomi nmigifca , ih» IiIwK; Ibve ftadeiz, ih«» eonipoyitiMi.^ die altteliuir«; «dw ummiiMIkhii^ WeakH^mg ^ etttM aaft dit mlwB «Oi die Haadi giekd, 00 luibeu wir alle Vr- 0Mi|i8, dl» Settatmwaaja dttr AvmMgßMukiMMi Mdi dam e^ati»- niyaii. Zeafabs ito «lafiiliM von» <bi UaitUiA ibias VMbsBeri iHl deaa da» Bvaiigelwtnft flla«bc» zil stkei^aa. Dm Ehizigf«^ watk kteifpegeD tingaaiAeiidet wanden kMwie , shmI gawiase apmoii- liah*, maaenakb iaaifaaJiaiiho BigaathAttliolikaken^ walehe wir IraiBi Mirar weaentlkfe glAkluHr%a& SpraalMhafakteia in jeder von beiden wahrnahmaa kdaaen ^> iaii habe aoboa ürOber mie badaa- taMto iiazahli tob Wirtar» andi A«adeOcdDaai varaiekihiiQt, wMa theila doia Bvangelniaa mit ibnsacUass da» Apaatoif eaablchta, theils dieaar mk ImaaobkM» van jan^ attgahöaan.?), waA iok kann dieMci Vavzaiokniaa im der Ana^rkong naah iplt wakeaan Belagen varnek- len^}. Niohtsdaatowanige» akidi dieae Rlganth9BiliohkMAen> nicht vm der Art, daas aie, gegen* den« gtalohap Vrapning dar beiden» Sabrilbn aHaaabairalaan httnnien^ Dan» #ar*a Brate »lkaatp> wir van den rnttgt-

') fn Betreff des Inhftiis wird ausser den s^hon erörterten Differenzen der Himoielfilirtsgtachicbt« die b«deut0ndst0 Ab^HuHcung die sein, dais das Eimelino wiaderlioU (14, 14. 20, 35) die A«favßtQ|MU)g aji^f di^ ^ro/aypioip^ ^ l^s^rÄolieo scheint, wogec^n Apg. 24, 1& ausdriicklich eine 4ya(rraöi^ Sijutftav te xal aSiixta gelehrt wird. Da jedoch auch das übrige N. T. mit Ausnahme der ApoMypse zwischen diesen beiden Bestimmungen schwankt, und da nicht selten ein und der- selbe Sijhriftsteiiei' beide foptrtigt, ebne ihi% V«reifib»iii;6it oachzuwetsen (z. 6. fSsnlus, wenn wir 1 Kor. 15, d$ ff. Rom. 6, 11 und äkaüjche StflUea mit Röo. 2, 16. 2 Kor. &, la, Joliajuies, wen|[i wir c. 6, 3d f. 44. 54 n)i^ p. 5, 2^- vergleiobeo) , so kann dieser Umstand auch im vorliegenden Fall nichts beweisen.

2) Theol. Jahrb. 1843, 450 ff. 461 ff. 471 ff.

') Das Evangelium hat ausser den früher angeführten noch die folgenden Wör- ter, die in der Apostelgesdiiehte fehlen: hrri/uos, n^^yfmutivy tfnXetQyv^og^ \fir}<fiiai (diese vier kommen a. a. 0. irriger Weise unter dem eigenthümlichen Wörtcivof* rath der Apg.), äycmäv (ISmal), ayanri^ äX^ ?, aiZaye, äXXatQiog (Apg. nur in einem Citat), tjxfiy (wenn nämlich Apg. 28, 23 ^X&or zu lesen ist), xaXog, xUna (4m0i, 3*ial ^/i€>« nUvfii JMHrftwdc, «P^r^?, iwhf^is' Ulfm>A^ytUy. P?. 24mal, 94ebi Apg. nur 2niai, S$ari dort 6inal, hier Im^l, ii^c^ttfif^, dort nmal, Imi, 4o««c, dort iÖBwl, *wr 2-T3jpa*, 4n9(^<?f>' dw4 ISmal, U^t Imal» «^•f€är dort Uiial, bi«r lnißl, ^^ma^m dort 13m^, Vm 2a>9l, <lr<»' ^^^ 2toal, lii«r 2mal, o^ 4ort ISmal, ]a«r 2a»il, a^fict dort 13ib;9I, liier loal. mir das Evangelium bat da« Neutrum im sub^taojtivi&choa Sipn: rp cfya^ov^ die Pia- ralfonaen »t wQi^m^, lyr;^««^, 4%» Kutuiaim s^^lr, Hiß ^psAma^^ftetfiiw^ ^ niff, mmQ /nnieo»9ty «imo ,iü^, im mifm^h j&<mf»t ^^ Oansttt^tm ^^ idr mit dem indicativ (6, 34. II, 12. 19, 40 nicht ganz sicher), «a^.MP ^^

habim Einen Verfosser. 44^

nM«eii Wertem un* AiuidfaGteii de diejcM^en lii ßämtg brfitt- getiy welohe In der Scfhfift, die lAe h*t, vor rftomail, oder nar wenige Male in densielbeii tinmttmenhMg vort:omiiieH, denn es lä«9ü sfch nicht abseilen, wanum der Vtftksser die Ausdrüelre', welolMr in dbr ^leieHen Sehrift iioht iitfederholt tirerdeit, in einer mddnv Schrift' rem Aidil^;reifi^ abwefehendem Inhalt wiederholen sonnte; In dfetire Kltfcriire geh(ken aber weit iie meisten der ange- Artirt^ik Beispiel»; fdk h«be alllßitf* in der ApeatelgeschielHe unter deo Wörtern, die ditö' EvangeMttm ilicht hfft, mehr afsr seehshvn-- dort ^eMÜVtt, dib' dücH'nnt* ä» Einer Stdle> nM i^eit zum grosseren TbWt überiiafeipt nw Eiiimal dtfrin finden. Nnr dünn IcAnnlen auch flolobe Aiasdiucko in Bedacht k^Aiaen^, Mrenn ihre Anzahl in der einen S^chrill imverhältnisfsmässfg grösser wäre, als in dl^r andern, dcnil- diess würde tiberlktfdplf dtfraof hinweisen, dass der Terfasser dier ersteh' über einen reicheren Wörtcrvorrath zu verfügen habe; doeb m^sstd audh dann erst untersucht werden , ob sibh das IMiss- verhälteiss nicht aus fei* Besdiiafi^nheit dei^ 0egenstands oder aus

mit folgendem Conjunctiv (mit oder ohne VVa), das vergleichende ^ mit vorange- hendem Positiv 19, 7. 17, 2, nur das Ev. hat die Ausdrücke axoXov^^tv fiBxa Ttvo^^ f&r«ir ^y ^avTtp oder sv rj xa(t^in^ Hyttv Iv FavtM o#er nfog l^avtov t^^sod'Mt oniö» T., ^fg. fii kcojrov^ elg fdrv^^oir, ojuoX&yiTv ir rm, »attßg l^x^iv^ alcov oirroq^ au eft^ofASVog^ o narii^ o e^ itui%avou {il, 13), ßcusUBvg voa OftiiUlSj flQrjvrj vfjilv^ eysi^e {sysiqov u. dgl. , das eysiqe Apg. 3, 6 ist sehr unsicher); vlog ^aß\S steht nur im Ev. , vi. äv&Qwnov und vi. d^sov (mpiarov), von denen jcd^s Apg. nur tiftal vorkommt, finden sich im Ev., jenes 23mal, dieses 13ma!, aöch die Zusömmengeteung Mg (ptorog, etQ^r^g u. s. vr., im Ev. nicht stflten, hat Apg. nur 4, 36 eine Analogie; das Umschreibende Sqx*^^^'- i^ *™ ^^- ^**'* häufi- ger als Apg.; ßaaiUta &€ov steht Ev. 34mal, Apg. Tmal, og av (ßov) Ev. 20mal, Apg. Imal und 3mal in Citaten, xal ovrog Ev. 1, 36. 8, 41. 16, l. 19, 2. 20, 28. 2, 37. 8, 42. Apg. nur 17, 7. Das Ev. hat pfter xai vor dem Nachsatz, und macht den Fortgang der Erzählung öfter mit xal als Apg. s. Bruder S§. 455^460 if. Umgekehrt sirid de? Apg. im Vergleich mit dem Ev. ausser den früher aufgezählten cigÄnthümlieh:. di« Wörter ayriCftr^ oe^vvenrog in der Bedeutung; »chv^ach, aei, ^aifiiovioy in der Bedeutung Gottheit, <5«ov earl^ ?;|f«»* = -^^jw (1» 12)^afaiMc in temporeller Bedeutung (7, 17), jua^ry^tTaSai in der Bedeutung, einen guten Leumund haben, tj 6S6g ohne Beisatz für die christliche Religion, die Verbalformen ififjv uhd heo&ai, die Atrsdfucke h ywWa, tx Sivrigov, der Anfang "der Satze mit ii^ Si ort Ä (das Ev. httt ntor xal »$, ««V 9**, welches letztere aueh Apg. zweimal steht, s. Gersdorf a a. 0. 8. 242), der verhä!tnisswttssi| häufige Gebrauch von.^fi^tv (Ev. 2mal, Apg. 12mftl), hta^yyei^ (Ev. Imal, Apg. $jaal), /4aqTvg(E\. Imal, Apg. 13mal), /uovov (Ev. Imal, Apg. 8mal), der Gebrauch von '/u€T ohne folgende Adversativpartikel, Apg. 1, 1. 18. 2, 41. 3, 13 (?). 21. 5, 41. 13, 4. 17, 30. 23, 22. 26, 4. 27, 24. 28, 22.

444 Apostelgeschichte und Evangelium

dem Binflaa» der bmaUBten Oo^H^ erklftren lässt. In aBserem Fall ist aber «in solches Missverfaftltniss gnt nicht vorhanden. Von den Differenzen, welche nadi Absn^ lener blos einmal vor- kommenden Aasdrdcke noch Akrtg bleiben , eridftrt sieh ein grosser Theil ans der Verschiedenheit der Qiiellen, die fQr das EvaD|;e- Unm und fOr die Apostelgeschichte benützt wurden. Ich habe ans Anlass der mehrerwfthnten lexikalischen Zosammensteiliui; Theol. Jahrb. 1843, 5d3 f. eine nicht nnbedeutende Anzahl von Wörtern und Ansdrflcken nachgewiesen , welche der Apostelge- schichte ft'emd, im dritten Bvangelinm nor an solchen Stellen vor- kommen, au denen sie Matthäus auch hat, welche daher wahr- scheinlich aus diesem entlehnt sind. Ebenso verhält es sich aacb noch bei einigen weiteren. So steht dT^oxravd^cci ^ dnonnmuh zwei der Apostelgesohichta fehlende Formen, L. 9, 22. 112, 4 nach Matth. 16, 21» 10, 28, o eQXOfievog ßaailsvg von Christiu L. 19, 38 nach Matth. 21, 6. 9, ra Saxcera L. 11 , 26 nadi Matth. 12^ 45, xsQaiuh- 16, i7 nach Matth. 5, 18, xlfjQOvoiios L. 20, 14 nach Matth. 21, 38, o/^oloyelv ev %lvl 12, 8 nach Matth. 10, 32, nalai^og 5, 36. 37 nach Matth. 9, 16 f., woher es dann auch in den weitern wahrscheinlich unächten^), ZosaU V. 39 gekommen zu sein scheint, o aQxif^^^ ^^^^ Beisatz 7, 19 f. nach Matth. 11, 3; dieselbe Bemerkung wird man noch bei vielen von den a. a. 0. S. 461 f. aufgezählten Wörtern raachen können. Bei andern Ausdrucken ist es wahrscheinlich , dass sie dem Verfasser, wenn er sie auch theilweisee unabhängig voo seinen Quellen gebraucht, doch zunächst durch diese an die Haod gegeben wurden. Bs gilt diess zunächst von solchen Wörtern und Phrasen, welche sich In den früheren EvangelienscbrifleD häufig fanden, oder welche Überhaupt die Schlagwörter der evan- gelischen Ueberlieferung bilden, wie ßaacleia deovj vlog dv^f- TWVy auav ovxog^ vofiixog, diddaxalog, dovlog, dfiaQTwXog, «- lfjivf]gy dnoxalvTtTeLv y xlrjQOvofielv ^co^v alciviov (vgl zu L. iO, 25. 18, 18 Matth. 19, 29), fiaxiqtogy fiSQCfiv^v u. a., oder deren Oebrauch durch den Stoff unmittelbar bedingt war, wie bei dem häufigen naiälav in den Kindheitsgeschichten; ebenso in^f es sich aber auch mit solchen Wendungen verhalten, die weoifer eng mit dem Stoff der evangelischen Geschichte verwachsen, doch ihren älteren judenchristlichen Darstellungen geläufig waren. So

») S. o. S. U ff.

haben Einen Verfasser. 445

mOGklon wir efl ans dem BiaiiiM Wieset Darstellungen anf den

Slyl des drUten Bvangeltoten orklftren, wenn der letztere im Evan^

geliam eine stärker ebraisirende Färbung bat, als in der Apostel- '

gesebichte, wenn die Umsokreibnng darob die Farticipia e^6(»^j^

nnd noQev&eiQy bei Mattbfins sebr bänflg, nur dort vorkommt^

nicbt hier (die Verba iysi^^ nnd noQ. selbst sind auch Apg. hänfig);

die mit ägxea^t im fiv. bäoflger ist, wenn sieh das Bv. des M

^ den Hellenisten beliebten dg Sv oder og edv nnd des ebraisirenden

^ xal ovTog weit bäoflger bedient, als die Apg. , wenn dasselbe

* xül setzt, wo die Apg. de hat (xcel &yivexo und iy, de, xcei dg,

'^ xal oze und dg dsj özs öe)^ wenn es xal %nr Einfabrong des

^ Nachsatzes und zur Fortführung der Erzählung mehr liebt, als

^ die Apg., wenn auoh .das xal in ds xaU xal autog, xal avrol

^ dort häufiger ist, als hier (s. o.}, wenn umgekehrt die gut grie-^

' chische Partikel ts in der Apg. zwanzigmal so oft vorkommt, als

^ im Evangelium, wenn jene überhaupt durchschnitilioh besser ge-

' schrieben |8t Wir sind zu diesei' Annahme um so mehr berechtigt/

^ da auch in der Apostelgesohiohta selbst der Styl etwas ungleioh

ist, und da auch solche Abschnitte* in denen steh der Verihisser

oiFenbar nieht streng an seine Quellen hält, wie; die petrinischen

' Reden, sieh von andern durch einen mehr ebraisirenden Sprachton

^ Unterscheiden.. Nehmen wir dazu, was gleichfalls schon Arüher

^ bemerkt wurde ^j , dass auch von den eigenthamlichen Ausdrücken

> der beiden Schriften nicht wenige dem gleichen Stamm angeboren,

» wie andere gemeinsame^), noch mehrere nach demselben Typus /

1^ gebildet sind 3) , dass beide die Zusammensetzung mit Präpositionen

\ und namentlich die zusammengesetzten Zeitwörter lieben, beide die

( Verbaladijektive, die zusammengesets^ten Substantive, dieUmsohrei-

buttg von Adverbien mit Hülfe von Präpositionen, dass sich so

trotz der materiellen Differenzen der gleichartige Charakter der

ganzen Ausdrucksweise nieht verläugnet, so haben wir allen

Grund , uns durch die Menge von eigenthümlichen Aui^rücken

«) Theol. Jahrb. 1843, 537.

') Man vgl. die Wörter äx^iß^^, ax^Cßuay an^ßta^y datpctX^i^ "Xeia^ -i«?, -^t^fty, xaZog uod xaXcig, äyviuHSTog^ yvtaaTtjq^ yKtaat^^ yywnog^ dyanr^y a^anaf, uyantftQg^ dXXoysvtjg und äXXoipvXpq^ dvaSeuevvvM und dvaSei^igf dnox^Crea^ai uod änoxQiaigy n^oatanov Xayßavsiv und TT^ogianoXi^TrTtjg ^ tFr^tnonfSov und tfr^ä*- '^(miSafixH^ tt» s. w. u. s. w.

3) So bat z. B. nur das Evangelium ano ror« und äno ftaxifo^MVy aber Apg. dn6 nqwl' und beide äno rov iivv. Weitere Belege s. o.

446 Apost«i0«H)H«hte lund i£«MigeIium

in Jeder der beiden IBoMftaii in iertUehersievffaag von dertSis- heit Uiree Verfaesers niokt /sUkven lU kMen. lAolFallanider istion- merhiA der Uüstend, .daee liinmUm tAaaditeke und WendongpoB in der eiaan SeMn.faae^feWIttft «friEaninen, in ider .aaicvn av selten oder gv: aiekt Oi ii«ih liiiirdimnalittliefttr, bei der senstigo faaz übacwl^eiMian fiMahfaeit «biae'S|^»aehliobeii' COiarakters, üe firUftrangiaaereloh^n, ^daas.der-VaiiaMier'lni.iStyl, wie Im Iibalt, an Vorgaftindeaea laieh .aaacUlaase, und jaaali da, wo er mcht unmittelbar von 0««Uenaahrtfien ilMtogig lat, docli ^em Charakter der redenden Peraouen und dem<Oeiat der.telnzeinen/fiiffzahkiDgei aeine Spraehe bta auf einen gewissen Grad anpasse, dass mltfain diese verlifiUaissmIUMige MannigteltielDeit nnd UngleicMörmigkeit des Aosdrucks selbst mit zu laeinen aehi4llstelieriselien Eigtn- thOmliobkeUan jgekUlre.

Diese -Nackffreisuagan..tpiltea mm allerdlttgs> den beiden lakt- nischan fiehsiUen.ianntebat apr in ilirer fetzigen Gestalt, and m dataroh ^acgettmn <wicd,iist. 2aBftebet>ttar, dass sie ae, wie sie ietat besolmffea sind, in ihren weaontKehen Bestmidtheilen, nad ab- •Hesahen von- etwaigen Teniinzelten Interpolationen, von demselb« VarAMser iierrahren. Dabei »bliebe an sieh immer noeh denklar, 4asB die eine oder die andere in einer froiieren^aearbeitang eines •andern •Verfasser angehörte. Wenn daher '•Banr ein älteres La- fcaaeyangeiiam. annimmt, demidie^Vorgaachiehte und einige •'^^ Stacke neohgeMltlmbea, «ad dasgleielHBAssig und fast gleich- zeitig von i4am Veriasaer ««der ApesIeJgeselifOfate in kirehlicben, von Maialoniaa ;giioallseiiem>«8iMi 4>earbeitet worden aei^), wenn er demnach )4an iVerfaaaer ^der ^AfiosMgesofaidite von ^dem «r- 4i|NNQfiglielien) V-erfhasar itdeauBvangeüoms anterschefdet , «o bedarf diese. Anttaiune msnliainenbesoaderen'PrOfang. -fassen wir m&^ ^lie tirOndeila'saAiage, i4ie ior sie angef (Hirt werden, so hat ihr 4Mllon unsere »frühere IbitersMhnng Über- das'fivangelhim Harcios'^ die Statae eniBagen, >welehe »«hr ^r Text diesei^'^iiastjkeFs zb

') Man vgl. aber das Ev. unser obiges Yerzeichniss , in Betreff der Apg. aasser dem eben über fier und ^^< Angef (Üirten den Gebrauch der Wörter at^tr»?, or^jT' XCa, B^jua, t4^9, C^W« ««^ «wCiJrven?, der Anrede, SySq^i der Z«iwörter Stv^Y^tf^ai, Scetfta^rv^€0»at ^ Siar^ßeiv, enixaZfta^ttif rarayf^XXetv y »oTffrr^''' xfZeveiVy Tt^^fTr, neC^eiv und nef»fa&ai^ der Adverbien und Partikeln ofiohit«^^^ wtpvv ,■ »T^ f witte* imd ititciT^v.

^) Blarkusev. 223 ff.

fg#wMirai v«r8pvi«bt. dftMMHiiQn tii6>^aim<iwliaoutn »Wte MMto

des BvaQf ^111116 9 dta 4Imi voi^,'«llu^4Qgm«ifiNihfln>6MlfidoiiiY0r»-

dsdert od«r «eatfont 4at, ^ imi koMuteii trir seinem tg^eagnU» »nlubt

80 vi el Qewiofat -beilegMi, -cMss wir olln »MtoettvfMn «für «iMeve

von den AbseteMten, fdie*M MimffeUeii, eine tsi^Kereliliitslehdm;

'VeirmtlMt 4ttrft». '^Ein weitelvr Giand ftfdr «die ifMHiaiigides

'flt'rtigelmaifl ve» der sA^MeMgeecWdMe liease^eieli ven den ^rtoh-

liehen lliiaMenaen>^der^Sohrlften «Mtnetaen. Allehi ^iege^lMffe^

itiiaffti Bind im VtoliiWniee nii 'ileai ICflMiiAen fdfates iwfrniMMbm

Otefftiflei« von 'so 'imtel^geoidteler tlfkrt, •dalüs lele '»der i^oileligmi,

^rol%freit|pn(l«i^Gldlcbliett'i«i Attsdmbk (änd <itn der^innstellaiigs^

w^iae eaifeiMnibht dM'OMoVgevi^iolit'tialMniMhinenV^, ttndwAeli-

^tto*»lRi«)b ^die Vofifvftseta^idieB «Mrd ''¥eiinlBer /beide RMiliner ige-

'^nf^fen iiein, fiMid *\ler<^te\f«ite '«iwi nMindn >dbn ! «raten macfag^aiiait

Haben)}, «oHUHiftlen >mr^»aB8 «doeh jeae'^€McfalHltiliaBmnaffUftreo.

Deaii«'lle^t 'llieUf9>|lbevlMiipt>vibl bedettedderyiaki ^vffr Viees aoaat

flmaMen*MtiPil^n ''vtfraaWedlfier ^Verlliaaer, nauofa wann (die eine

•in der iaderu nadigedhoiMst, aa fia#Hi rpfie^a , nÜM« abid die

rs{Mae]iMeien'>aad '8olnpiftstajleiwheB'tE^pfiliti^ , ««»dduirbh

läidi'iiier driMe^Evaagelist T«tt' (lan<Mdaf n '*fii)^iiaptfbepn'iailtenBieM-

det)''in der Apostelgieacliklife ceiaiier und tfriBi«3r//en»wM;eit, ^als

iai>!&raiifeUtiai 3>9 «wäimAd rdMh^o^nstvim <VMiftitilia9>ides<»]^^

allmars >sfa "Seinem VofiMld ij<eMde das llMgbliabMe'>der»M]]>'m

seittrl^gft, 'daiis die o|KeiMin8atfi0n*^|^e diel deai, '^der'-vie terM

MS Kweiler Haad -^hat, ^elnen uttfreibnin nad »vwrteibrtlüdiicren

*Obarakter 'tragen. So/Mrlef^die fipraobe'iaiid' 'DlM>sti^ang««derliM-'

den Schriften ^ beaebaSen » kt , ^ erhalten ^ iifir ^weit> iaher /dem HUndroak

eiaer «nd derselben «cbiMBteltoriariieB hidi^idaalüäC, »die ihn

'EvangeHnai -dorch die Abhftogigbteit vbn läfeniQiMBansohriiten

"mebiffigebaftdeA, erst in der ApOstai^eaaliichtetza freier iBttIfaMaag

Icamaft,, als^den «waier'«iiidMdiiyilAiea^ "von'deneu die krälUfere

aad-aelbsMIndJgelre 'das'*fiva0|g:elliMn, die^nindert'wNiiMndigeüdle

i^osMgeschielite'fter^^rgebliacbt «hfitte. ^ idiich^ldiefVbrebhiedbn'-

heitr der beidan^etoiften' itt'^der^iaalbliBilvtagaaeliiehte kann aaoh

dam 'Mher«r9fterk;ii»(l8.>^4ll5 fi>fttr«iab ¥eiMhiedeilhelt<»der V^-

») S. 0. S. 442 ff. 2) Baur a. a. 0. 225.

^ ^) Man denke nur z.B. an die häufigeren Ebraismen des Evang. und das bes- sere Griechisch der Agg. Im Uebrigen sind die Belege für den obigen Satz in der früheren Untersuchung enthalten.

448 Apostelgescliichte und Efuaceiima

tMMMer fiMite bewaben. Weit antseholdender wfire es,. wem sich iB der ganzen AoffMsang des ChfigitstkihnmB p in den gMzen SUndpankC ond der Tendenz der beiden Daretellnnfen, des nr- sprOnglioiien Lnkaeevnngeliunui nnf der einen, der Apostelgeschichte und des flberarbeUeten.Bmngeliiuns auf der andern Seite; eise Versebiedenheit fände, die weit genug gienge, nm die Binheit des Verfassers unwabrscbeiBlicb zu naeben. ,,Im nrsprüngliebeii LutEasevaageliam, bemerkt Baur a. a. O., spriebt sieh der pao- Hnisebe Cleist banptsttcblieb ancb fai der Antitbese gegen die Ur- apostel, ala die Zwölf, ans, die aaf verscbiedene Weise in Schatten geetellt werden, und in den 70 Jttngem ibr fieht apostolisches Gegenbild haben, bei dMi zweiten VerflMser^ wie wir ihn btiipt- sftchlioh ans der Apostelgeschichte kennen, geht die antithetische Tendenz nar gegen das Jadentimm , nm den Unglanben der Jaden in seinem schroffen Gegensatz gegen das Christenthnm zn schil- dern, und ihre Feindschaft und Verfolgungssncht als die Ursache darzustellen, dass die Predigt des Evangeliums von ihnen hiawe|[ zu den H^den sich wandte. Je mehr alles Gegensätzliche tut die Juden zurflckgeschobctn ist, um so versöhnlicher kap mu innerhalb des Christenthnms aelbst srin,... Der scharfe antijadai- stisciie Geist, welcher im urspranglh>hen Lukasevangelium da an Meisten sich kundgiebt, wo der Hauptkern seiner Eigentbümlieh- keit liegt, c. 9 und 10, ist nicht das Element, in welchen sieb der Verfasser der Apostelgeschichte |ind der späteren Stocke des Evangdinms bewegt^ Indessen dorftra diese Bemerkungen dach wohl einige Einschränkungen erleiden. Dass die zw&lf Umpostel im dritten Evangelium absichtlich in Schatten gestellt cdnd; mfissen wir zugeben, und das Meiste von dem, was Baur in dieser Be- ziehung seilen früher^) bemerkt liat, als ri<Atig anc^rkennen, aber es scheint uns nicht, dass das Evangelium in dieser Bichton; weiter gehe, als wir dem VerlSasser der Apostelgesohichfe zatraoen können. Der schlagendste Beweis für jene Tendenz des Evangfe- listen liegt in der Erzählung von den 70 JOngem, wenn vir .damit den vorhergehenden Bericht tiber die Anssendung der Apo- stel vergleichen. Was Jesus bei Matthäus o. 10 den Zwölfen sagt, davon hat Lukas das Meiste fttr die Instruktionsrede an die Siebzig zurückbehalten; sie sind (10, 2) die Arbeiter, die der Herr in seine Emdte schickt (Mt. 9 , 37 sind es die Z^dV)) ^

0 Krit. Unters, über die Et. 435 ff.

haben Ehken Verfassiir. 449

eHMOtett di^Aill^MMift^QUIgen Voraehrifteli und die VerlieiisnBi^ii CIO, ie/20) de4 Apo0(elftmts, ihre Rnckkehr giebt AnlaiM zu jenem /btf geteerten Aus^p^ch, den wir bei Matthfins 11, 25 ff. y.nnäth^i imir auf die «onat bekannten Scb«ler Christi beziehen* können, und zn einer Seligpreisnng (10, )33), die bei JeneM C18,- 10) gieiehfalls nor den ficc^j^ral ohne weitere Nebenbesttm- tDubg gilC. 'Bs Iftsat dcih nieht verkennen, die Siebzig werden hier nber die Zwölf hinansgehoben , es wird mit andern Worten denen, die' sie rep rilsentiren , dem Heidenapostel und seinen 6e- hflll^n , eine höhere Bedentang beigelegt^ als den Jndenapostelo, weil d^fßh sie erst die Heifrsehaft Christi Ober die ganze Welt Cähs ntSifTtt^iLioi naQsSoSr^ L. 10, 22) verwirklicht, die wahre Oottöserkenntniss, die den laden trotz ihrer Bekanntschaft mit der gOtfHchett Oflf^iA)arnng (den aog)ol V. 21) verborgen geblieben war j detfeii'; ^welche bisher in tiefster Unwissenheit gelebt hatten (defl vrpitot) mitgetfaeilt worden ist Anoh durch einige weitere flSftge- zeigt der Evangelist, dass er die zwOlf Urapostel weidger hoch «MK^ lala dfess in der judenehristlichen Veberlieferung der Fall wi»h.' Bezieht sich auch der starke Tadel gegen die yevsa ümä^ög ital dceaTQajLtpivi] L. 9, 41 wohl so wenig, als Matth. 17 , iT^ ndf die Apostel O9 «<> ^^^^ dagegen der dritte EvangeHst wled^rhult uiid iJachdrOd^lich hervor, wie wenig selbst die Apostel ihren Meistei" versttoden: hei der Verklärung 9, 32 f. sind sie voll Schhifs, 80 dass Petras nicht weiss, was er redet, bei dar L6idenfrverk(indfgang 9, 45, wo Matthäus (17, 29) nur von emer Betirübiiiss der J Anger spricht, weiss sich Lukas Aborte Verschlossenheit Ihreilr Verständnisses nicht stark genug auszu^ drflckett, derselbe Zug wiederholt sich c. 18, 64 24, 26 f^ gleichfalls iitii'' bei I^akas, aus Anlass des Auftritts in Bamarien (9, 5i* )r.),' den -wieder nui< er hat, wird den Zebedaideü ge- äugt,-ob sie nicht wissen, wess Geistes Kinder sie seien, L. 22, 8t i^heint ^tf AbfaD der Jfln||;er, wie ihn Justin kennt ^}, an- gedentet,' iittd'nach der Auferstehnng hat Jesus (24, 37 ff.), trotz alliBm, was vorher geschehen ist, Mähe, sie von der WlrklicMcdt

•) Noch weniger das IxßaXwy Hu navtaa 8, 54, das wahrscheinlich aus der -hrallelslelle Mn d^ 40. erat in den Text des Lukas gekommen ist, und jedenfalls «ur nach Maassgabe dieser Stelle und dem navüeg^ Y. 52 entsprechend zu erklären kfin wird.

') Apol. I, 50. Tr. 53.

29

450 ApottdgaMhMktc' h^ AwqgeHnin

«e«w «Mll— »h» «bfKMigMi *), Il«p ^olmÜtM «• ita|i«MN!, wem ^Ife «tf e, 4to <— i%pw»lii f ww Uiltm ^imt«% tlMÜi «w felMBen, thaih wtiAmvtt ited. «o a^tirt .li«fcM S.yM-, .w» )l«ww nsdb ML dS, 49 wp4rfl«Uio|i Piin* <lttig»r «1* laaiW) iMWwfw VcrwsnAlMi kezektaet ii^tte, «b 4i« Stelle Am tmßrfad «Ua. 4if a^ Wwt'lVrw nN UM|g«a , m feUt il|« 4cir ,-^>iyn(B||, dwik wAlohMi <Ht. , 18 /. 4m v^sMta iüß ifitofiwlt, ip Mll4n «•< ■a loMD., vsnUehM wM, «nd w#ia »r,4M fKl^ffm»!»» ^ «»• tni« <9 , ao i^rictaM, «• d««tat «b 4w* .M Ijh*, VMMm 1«., i6 <viicli«hMi , MUk» UMi diu WtgtaMW« v<|er 4l«h<!B Vw-

4«M wk nicht 4wwi »vMiMi kopieiv, disStdlwc, w^^Padü Uar tianiiulit, mar «b« «KlMiift, «r w#t ■4(0 KWh»»iii*t*tf rabw .geliMt; d«o S4l4aMpI dM Hfnnwlraiohf 9im ÜW iriWi ■bogeMn wiMfil« -ilVw piae 4l«eiiai4w«'«iMi«Vffkeit4M«« ^ «HipMtM kMuM wir üiioJttsdwtow^lviffDr ««wiMb bri tt«p «i« vcMMtetNii, w*il («r «iwlt ai4ohM, 4m iMuhiw apr. Jllkpe #eB»i«l4 Bdbat liB .Villen, .w BMIM«» «ieltf li|#«, iWffMioqMIB, «M^ ABdweii, WM eia iwva«atiffee <14dvt .»«f #ie ii«««!«« ^eniM«« Wt- ftnt het. «leMi ih »vntmg <fle« P-etKo« »«4 i)er ^lMd«tf« wM '&, t f. ftvMiabP^ielier, «li viw M^#i«e d^ ^ f^, mi tadt aasitkcn, die ^d«» «tliwliei» Wi4 «e=BewAtiriHta:1(Ri( ^JIM« lüV um sMlw, )(«MM4»irt. i>i* WorI«» ,|f*p «d ^ 4fl«f(r, «niinen nerU^hwwBei, lU» CMi#m#M«idM4NiUMr4«llH«>W' fcnuieii., beriBbtet I<akM i9f «O^beiwe, (fvie J^IMtMUf -M, ^^ Me ^i^MheiMM« <Mt. U»'f»»y •««Mi« JU«r^o. I#, ^ 4WI> «W AMirigsteM iB uMiwiii DWKt «. 99» «S .ft «wlveMl, «M «W 4leae VeM» M Mweiw r#hlteq, ,m> ,l|iwt ^ ^fWPfOMhf «(M^ «nw AiMAaMU« <»i M»r >Mr l^Uftn, «In i#af ,#ie,,flt«wf 4wMi- •MB kMite. 0f e mu« id«r ApfBt«! ■irwNisbQiiW /Ouroei^lNi^ welolie lH*M .1^, tf lileill ll»mi>, b^nroipt J«««[NrMli* ^r Ad ■BapfUgUdilcait, wfthioid <«mff«MNft b«i BfhrtthiUu «7„ iH) «f AntaprüMi <lib«r den senftonifrewni -CUw^oi «n ^neAflgtiMW 4m Uriglanbea der Janger «agtllari^ krt. IM d^r RiieiUl« vem Seelenksnpf in Gethrnmane winen zwar ansere drei Synofti-

«) W«»g*r bewehend gcfceini Anden», m die iBtimadÖighilt Jaia *••' «uf dem See 8, 24 f., die aich .Mt. «, «6 1, die 9tm •iiM.<ft«n»»i,'A * (ich Ml. 9, 31, das Bedenken bei der Speisung der 5000, 9, 12 f., du*** U, 15 f. wetenüicb gleich findet.

haben Einen Verfasser. ^^)

Jcer v^n , dc^m Scl^lnf der .JCkj^ffer in diesem wichtijfren JHptpent^ aber Wtfas . laiBst ili.Qse Spfiwftche in eii^ip v^l mild^r^n JJcht erscheinen / )il8 die /.>vei (indem, bpi ihm (2jS, ^5 f.) >vird si^ aus der tieirOhpiss fl)»er dus beyor^tetiende Sphiclcisal J[^so erklärt, die, Jünger 'werden nicht dreipoal, /sondern nar einmal i9ot|lafen(l l^etroffen^' di.e 'Worte Jesu laufen milAer, npd Petrus, nn ^en ßie bei ,^|fatthä.iis (!^6, 40) ynd Mia;kus (14, 37) yori^ugs^jevse j;^- richtet sind', wird nidit g^nanni. Apph der Fehlfrit^ des Petrpji bei seiner YerHluguiiiig erscheint \^ Lukas 22 , 64 if« ^Sf^rjnger als 't>ei Matthä\;is 2'6, 69 ff., w,o er unter ,Be(^eurun^en und Ver- flucbuii^en versichert,, djiss er Jeamm nlpht kennp. DJe .starke Strafreae an diesen Apoi^el: imqys omaq} fiov occfjcn'a^ qxavdfc- Xpv fiov fl ii. s. w;. (Mf. ijS, 23), hat Lulcas ebenso^ lyie die Bitte der jSebedaide;! (]\It. 20, 20 ff.), beseitigrt, und ander,e|:ßei(i9 befichlet er' allein (22, .32} die gewichtige Verbeissiinf , ^ass der filaube des Petras, nicht anfhöreji solle, lintf allejn upter ,d^ Synoptikern "den fiifer des Petrqs, .das Grab .Christi zu lies^chen (24, i^),' nebst dejn Vorz|ig, der ihm vqr den Andern diir^Ji die erste Erscheinupg des Auferstandenen zu Thell \vurde'(24, ^4^, Letzteres allerdfiuj^s nach Pi|i]1as 1 Kor« 15, 6. Diese Zage >i1- dersprectien denn doch der Annahme, als ob es ihm grqndsatzlic|i um eine llernb^etzung der Urapostel zu thun sei. W^nn er daher dennoch eini^^es fdr sie Ehrenvolle ans der evangelischen Ueber- liefernng entfernt^ anderes, was ihnen nächtheilig ist, hinzugefngt hat , SD muss er dazu anderweitige Gründe gehabt haben. Er bC'- seitigt 'solche Erk1ftran|;en, die den Zwölfen eine bevorz.agte Stellung an der Spitze der Kirche^ mit Ausschluss aller Andern^ zu gewähren , die apostolischen Vorrechte auf sie zu beschränken schienen, er hebt es sehr nachdrücklich hervor, dass die Siebzig, die JEleprftsent^nten djsr Heidepmission , hinter den Judenap^qst^ln Dicht "Bios nictit zurücl^standen, sonclerii dass sich ihnen die Sorge und Freude des Herrn vorzugsweise zuwandte, dass durch sie 4rat dtar»9wi«kludfen»1iaii#Blisi#«i OTafkimliiiMg «iMinklifth^iMreicht mma^y ti^r w^i mm m^xatiel^ätr Uiy^k^tol, Am^ .4er ^wr^MMMif Vaigaag'oiit «fMatfi« 9MilHMv4.)00iigm i(rdi$fliw >L«ihMi (Ar iitab «9»fMliMil itch^oht, s^m V0(8t&idQb« adiüer.^WfCte^^tfVhce, ^mß Mmhi^itkmBtgm Ar A«lto¥aB*ine,'4<rsfl|be,.|il«p,Pa«]^Sii^«sc|MMit hat, den Sinn der Schrift anfschliessen (24, 45), dass sie trotz ihres persönlichen Umgangs mit Jesus, ebensogut, als Jene, der 'Creiüt, dei^sen Ankunft sie daher in Jerusalem ruhig ab*

29* '

452 Verfasser der Apostelgeschichte;

iirarten^) mflssen, erst zur apostolischen Wirksamkeit bef&blgea konnte (24, 49). Damit tiiat er aber ink Wesentlichen doch nichts An- deres, als was der Verfasser der Apostelfesohiohte anch thut, denn anch diese Schrift hat das entschiedene Bestreben, den Paalos, trotz der scheinbaren Unterer dunng beim Apostelconcil, den Uraposteln in jeder Beziehung gleichzastellen, aach sie hätte Erzählungen, die einen Primat des Petrus und der Zwölfe begründeten , ^icht daldeo können^ auch sie ist sorgfältig bemüht, jeden Vorzug abzuschneideo, der sich ans ihrem personlichen Verhältniss zu Christus herleiten liess^ auch in ihr müssen die Judeuapostel zurücktreten, sobald derHeiden- apostel als solcher auftritt, und das letzte Ergebniss ihrer Darstellaug, wie es namentlich die römische Schlnssscene ausspricht, ist derUeber- gang des Heils von den Juden auf die Heiden, das Gleiche^ was die Erzählung von der Aussendung und deii Erfolgen der 70 Jaa;er symbolisch andeutet. Eine Unfähigkeit zum Veratändniss der Heils Wahrheit, wie sie das Evangelium den Aposteln wiederholt zuschreibt, wäre allerdings in der Apostelgeschichte nicht mehr am Platze, aber auch der Evangelist behandelt sie nicht als eine bleibende; nur in der Zeit vor der Aufersteliung habeu sie Jesun nicht verstanden, dass es seit den Erscheinungen des Auferstan- denen und der Geistesausgiessung anders jMrurde, sagt auch schoD das Evangelium 24^ 31« 45. 49, und dass Marcion diese Verse nur theilweise gehabt hat, kann gegen ihre Ursprünglichkeit nichts beweisen. Die angeführten Eigenthümlichkeiten des Evangeiinns sind daher mit dem Standpunkt der Apostelgeschichte > wie mir scheint, nicht unvereinbar, und 'wir sind nicht genothigt, die Ver- fasser beider Schriften , auf deren Identität sonst Alles hinweist, um ihretwillen ^u unterscheiden. , . ,

3, Von wem, wann, und wo, ist.clie Apostelgeschichte vcrfasst worden?

nie Apo8telge(9chielite wird allgemeim dem LubM, einem de- tähtHn des Paulos, belg^egt. Ihr Vertaisev selbst bezefebaH 0loh Als einen seftweisem Begleiter di^es Aposteln , indem er e. 1«, l(K^t« 20,5—15. M, t—iSi »7, 1— »8^ 18 venPaiilw iiiid seiner Umgebung in der ersten Persoik des Plurals spriekt.

*) Ka^iaarty das hier ebenso, wie in den früher frörtcrten . Aeussernngeö Justin's (S. 47, 1), die Nebenbedeutung der ünthätigkeit in sich schliesst.

Timotbeus- und Silashypothese« ' 453

UnBB dien^.^nai^ hier gfischieht, Iftsst sich durch die gewö^)ich^ Annahme erUfiren, er ^^ei erst in Tr^as (16, 10) in. die Ocsell« 8oha|t des Apestete eiogetreten, bei desseo Flucht aug Philipp! (16, 40) sei er .hier zarftckgebliehen , später habe er s^oh ia Philipp! (20, 9) wieder an Paulus angeschlossen ,. und,, ihn nach Jernfiialem (<)1, 17) begleitet, und nachdem er die Zeit der cäsa- reensi^chen I|a|t la seiner Nähe zjagebracht , habe er die Beise von Cäsarea iiach Jerusalem (27, 1-^.28, 18) mitgemacht; wa^ die Abschnitte c. 20, 17—38. 21, 19—26, 32 betrifft^ so un- terbleibe das jj^ti^t^ hier d^sshalb, weil sich der Verfasser in deur selben nicht ebejpse, wie bei der Reise und ihren £i;lebnissen, a|s peraönlich b^etheiligt darste^en wolle, Nun ist allerdings ^ti neuerer Zeit von verschiedenen Seiten bezweifelt worden, ob das „Wir^^ überhaupt . den Verfasser unserer Schrift als einen . Gefährte^ des Paulus bezeichnen solle: Schleiermacher stellte in . seinpn Vor- lesuBgen die Ansicht aufO> <la;ss die Apo/stelgpschichte ebenso, wie das dritte Evangelium, nur - eine Sammlung zerstreuter Auf- sätze sei, und <1^3 auch das „Wii*^^ nur aus einem solchen her- stamme, der näher jiicht von Lukas, sondern von Tlmotheus. ver- fasst 9ein sollte ), und die^e Hypothese . schien Manpj^em.ein c^r- wflnschter Ausweg^ um den Glauben an das,3elbstzeugnisß dei^ Berichteratatters mit der Anerkeunjing späterer Elemente in jp^erer Schrift zu vereinigen« B 1 e e k ^) , U 1 ri oh 3) und d )^ W e 1 1 e Ö sind für dieselbe in die Schrankc^n getreten ^ nachdem ..a^hon vor- her Mayerhoff^) die ganze. Apostelgeschichte ..dem Timotheus beigelegt h|tte. Von der gleieheii Ornndan^icht jai|s sucht Seh wa n- b eck in seiner mehrer wähnten Schrift ,^) dafzuthun^ dass die Ab- schnitte mit „Wir^^ der Denkschrift eines pauUnischen, Reisege- fährten ^i und zwar des Silas, angehören, welcher überhaupt faßt der ganze zweite Theil der Apostelgeschichte, von c. 16 ^ 1 an^ entnommen sein soll. Indessen ist bi|9 jetzt weder die^ positive

*): Keselbe ist jetzt 'auch in deh gedrackten Vorlesüngeil' ober Einl. in's N. Ti S. 347 ff. entwickelt, doch ohne dass die Verinuthung über Timotheus als Ver- fasser des Reiseberichts anders als beiläufig (S. 354, Anm.) berührt würde.

») Stqd. undKrit. 1836, 4, 1025 ff. 1 046 /ff.

3) Eb4, 1837, 2, 367 ff, 1840^ 4, 1003 ff. ,

*) Einl. in's N. T. $. 114 f. Commentar zur Apg. Einl. $. 2 a. Erkl. von 16, 10. 19. 20,. 5. j. . ; . . ,

^) Einlekung io die petrin« Schriftea & 6 ff.

»«) S. 63 ff., 140 ff., 171 ff. 186 ff.

454 Verfasset der ApostelgescÜicfite';

HhimalÜtig d\M^ Amnäfitiied, doch rfiij ildftrfttVftüj^ d€ftbi\(m gdäügeU^ dlb äitibh i€hoü D'fri'ch Von Kv'Hn'^'^^' lStt^f6i\i6ii imAttäUäB'^y ühd der gäntem Thti^tHemhypoit6B^ von Schnee- ft'eil'Stfr^er^} entgdg^tgeiSt^lft äiAii. tffe meti^^ vin dbn AtOAdien, JUlt dbden* iliatt (iielb dfe frddtitttt^ dbs lt\&f^6tag\^ba6te voii de^ t^Mäieii ünii'e^dr Schtfft, iheitä Üt AAiit^tttniiaDg detf erster^ von titeinbcftfäi öder StlaD A(iW((fseil MTdllitö, ^d ^a^ likefhdfilM. ITfli ftktfet e)sf A\itAVÜnd\ daser der Verfas^^t*; ^ttthet HoM ich^ flii. jftdfttfr d6ä I^Hüiaj^ n^ime, sich* «elfiiKt nidht gi^nakiiAf AiUc; ato dili^di dar fch, dks' fti j^/^et^^^^^^» ^^^^ et Ach ioeh VtütfiiiShertA Mlfitfiblhi^t, d^d V^dr idic AcTi^iii Icti ^eint sei; lAaiSist)) ded Li^tTdn^ ^ Vf^Ut&tlkitt dt6a BacUiy da^^iif. MKn' säjgft, Wdnn LoKA^ €. iü, ii H, ep¥ttcA)6, so Aätte er äudi i^^feii itto^eta, ^üs kel iet fkihati^g A€ä P^etrla&r üotf i^Aii niois ffcnr ^dWoi'di^n M] ii»er dlfcfiälBi' Öftt6(^ sITirfi'ett^ etetfso^tit ^€g^ jcitfe'A ädcTi^ päafi^ched Ctej^!«Her, tittd inittettdfrh g^egi^n tiafotheas üidd^j^ns, da jen^r 0. f6, i^. m, if, (Moser ö. Itf, &. Uli; iT tat läWgdfe Zeil vvr^cti^^firdtft, öltde tfisd etWA^d daiHfrei' bötaeYKt ^Ate. W'eiter ifötf^ dir tru^KttreA^A^idlfcA äeid, düSls t^atiitta fröHs, w<ifirtt ^r zti^ri^ diA tUttAietähntA githUcÜi foitte, ScUiMT eidi^l^ ehMkten g(^ frWAr liitt6; ite Wir jMbcll e. Itf, dtttchikiä itlkkt ettämn, ißtitf UM Virottlif d&f fiterricWers^ltl'^ Mit l^attfAid iftalskäidlddtbr, er e^i^t M flrtfaitf ftlr'b CHil^teftCham ^e\^ölincM Wtft'dV, oder oft er \6fUt ättoA i%tUit \tAr, Mrbl^ t\tt refMirtiioli^oii ein wdter liq^reihiiltiL 0Ks8\61ltd ^' nt tfem ]/ilriiei1^tt Beddufkedf Mrdi^sbJ

ddtft Lttatf iir ntifipftif jfefttfeAey ätitä i^olite, i^o* ei^ '^« I«, ii)

nldm :itt IfKtise WäY, ddbr \i1b' trieb, itfddeiVfk'ttär, e/ul ihl^in ziTfaiTi- IfM iiti«^dKtt'eA(reil1lll an d^selbön iVh dedken ilMe, Vo 6r sieb V^dd MülV^d gett^nüt thitel tt ktfndfe' ahcfrlifi IfSi'Add^ Jl^befl, in MllJ^pi tl6iUn^ %, t. d)6i, äfljtf des ^^ttditö(&h itpdäf($ff dorf i&ü' V^MlM, efr ÜOlinto Mel> atfeli Vofi Mdlip^l da^b lifd&s, odisr woher er sonst war, zordckgekehrt, dnd absichtttclT wieder in Ffaiüppi lait Paolm rinaainifiiMiftoafeii setn^ Verlangt iMMcftnier

«) Stud. d. cv. Geistlichkeit WW1tAm*tei%s 1, i, 121 ff. »Ilf, 2, tÖÖ IT ') In seiner Recension der gd^nMmtlsn Scfay^,- j^tze Cbaräkteristlkeilk and Kri- tfUert' S. 9M ir.

0 Zweck d. Apg. S. 19 ff. Weiter ist jetzt die ausführliche Wtderiegao; der TiflOothens- und Silasbypotbese b^ td^^^tK CMifj d'. üf^g; t#9 f. lu ver- g]«ich«n. .'•'!;• ••: I .

Thimotifetts- qb^ Silasiiypothese. 455

iir< ämi Siirü^kMeiliMi 49(^huSsmf^ in Milppl einm lewei» aas den AMM' kW diu. fkeaiMloatoliev ondi^ PMMppcir , «der «eyieast rnsn »«il Bd. 4y t^) ÜWi b«ka» ewt in Bmn n^ PMtas bekAanl ge-> t9Bdrd*V' Ml i so i0lr dto 6tii«^ VNi. dteseii IMMraptangen IscMwacIi ahP di* Mdir»^ den» dit 0rdiiaHg d«v €MflM im MolMBerMel ' mkd iMi, «elbrtti sein» A«iUh«it i^raing^sebt, dIkIH nach dMi DiaMiaiiüP (m nll« i$«iiifte«»l(e»b«rg:er »i redtii> gehöhte! ImVrn^ dAM» botai»' Mi PmiUhI' vmnr, »!• «r dw PhiHpperbiilef flühiüib^ IftiMli dcli diitai iaiiM* «imstiindii beweisen, df» TiissnaM 1— iehtibriiM^ voHtaMlr f nbeii, naeli nbgMelMt» ve» der frage ttbelr fkmmWris^mBgj keineni oikeran Aa^mm, des linlciM su emnrAlmeii. OraMiv B)iiäk gm ^ iMd) die jMlecb» 9deik^9tAasmg^ SD, «. M',. 9^ iMdBiei li# dm IMdenchrlBttn Litoi» nicht passen (woher Mimmm wstf alian, das». Lidm HildeaohiMr wart), sc ha^ s^ibs« SoftiiranbieoJi iSk Mdi). anerkannte, dass sla )edera feejgleiter des Vanltid «aUf^lg weddan masita. Aber anch das isl nnriddilig, nearaar Majeahfff &k, ^ t. auch Wrich «9417, 39«) grosses «aiiriehtk ii0l<, dMnabenil), we «aiotbeMt dabei tot, die Braflhlaiig 4nnei| AasahHalkftijfil' sich* ai^AaeiohBa, wogegen dfess anfhSre^ aahaU er siah ven der GasallSetttf» enlfNrnt habe^ aneh c. il\ di«Ttf,a4 emaiii» saübaasahanlkh, wfewehl Tfmei^eas damals nicht Alhin me (tM"^ 41; 1«, 1», 5>, aaeh der Baricht M^ 11. üi mi anaahdaliah gnaay, se wenig f*lBie<heas daa Aerlobtefe gaaeheia and g^bers hat, anoii a. i9, %S M. erhaNen wir eise wmiä aaM^kinikha aehüderaagv aber den Aofiltäad des Demetrivs; nwiaw ifleieh; MmeOana damala (V. 98> nach Maeedonien vorans- gaeeisl wai; 0 ^^-' aMe^ diesa an« fthnllehe «randänSahte ich daher dnaehaas Uaia mtmUM legaa. Hie ehizfga wi Aliehe Sehwierigfeeil das gawBhaiiihaa Anaahin# Neg^ vieliaehr dhtfin, dass die eirsta fiiatt j& tty. 1^ ghw aa^naittA md «nangefcau^t ehitrftty mm Bdangakaddlgtr u i9^ versirtiwiiide«, wd 90^ » wieder auftritt Wenn man annimmt, dass aase» Vetihsser wiiMidi der Usa sümilieBdB Bagl^ter dei Apostels sei, so hat dicM Krschei- aa^g viel' AfliMtaades^ Dean es isi dach au' «mattlrlfekF, dass Mmmij ans' peraanliehep ErlnaenHig sehpeiÜMid, sieh so gans ntBJhaiiil»iiS<d ainfthrta, aoAtcfczSge and wiedmr eiitfOhrte, ohne mat mAb Elisin W0k aaimdlalafr, dass «nd^ wie» er ndi den

. )). Oleen. &lRyei«hoff»Ainabifi«^ d^Pf er verlier wieder zärftci^lfek^iä&fta sei, vgl. Lekebuscb a. a. 0. 157.

456 Verfasser der Apostelges^ii^te ;

bMideliideD Personen in Verkindang kam, md sieh wieder von; ihnen trennte* Viel leichter erklärt sieh der fmgllehe Umstai^, wenn wir voraoflsetzen, der Verfasser sei nicht wiiddich ein Be* flMter des Panlns gewesen, sondern er wolle sieh nur dnreh den CSebrauch der ersten Person dafKIr .ansgebe»*, dass s^ nidi aber gerade in den bezeiehneten ^bsehnitten and sonst nhrgends .' der ersten Person bedient, geschehe deashalb, weil er sie in einen Bericht, der ebMi unr diese Allschnitte umfaisst, bereits vorfand i). Die Stocke von c 16, 18 an, in denen das Wir fehlt, Wären in diesem Fall vom Verfasser nnr als freie Erw^terunge» »der vtr- geftindenen Denksehrift behandelt, in denen er über deob dfenTon des Angenjsengen nicht aasdraotdlclK annehmen woUte, 'weil sie von ihm selbst beigefügt waren. Anch daiel Aaflfaltoidste aber, das unangekündigte Eintreten der ersteh Person, hätte bei 'unseren Verfasser selbst in dem ebenso plotalieheli . Gebrauch des Paolos- piamens seit c. 13, 9 eine Parallele^ Nobh nchlagender Ist liit Aehnlichkeit in dem Verfahren der Jiapiaqtv^Ux -lotm^ßoe ver den clemratlnischen Bomilien, welche zuerst immer in der drhfeii Person von den nQeoßvrsQOi redet, und erstgänsam Ende fiekr lieh in die erste Person ebergeht: xdi tavtti ainivrcav avrwf iyBQdenig TtQogfjv^d^^. Wie diess hier .aller Whhrschelnlißii- keit nach daraus zu erklären ist^ dass'def* Verfasser «die JtafiaQ- fVQicc schon vorgefunden, und im Uehrig^ in Jhr^ sälto^n Ge- stalt belassen hat, am ScUuss aber die von ihm ferdie demee- tinisehe Erzählung gewählte erste P^son nciok anA»ringl^,> ss \Me der Verfasser der Apoatelgescbichte^ nach der eblgnnr YoraiiB- setznng, umgekehrt die erste Peiw^n in einem «Itcrtn BericJito ver^. gefunden, den er in dieser Ctostalt aufinähnl)' vmn^ sicfa^ mit den älteren Berichterstatter za identiieiren» Dasur ihm. dMe- Absicht sehr gut gelungen wäre, aeigt der Angensoheitt,}deiltf jenes Wir ist ja bis heute die HanptntOtze derer, wetehe die Augenneiiges* aebnit des Verfass^s behaupten. . <! //

JedenfUls dOrfte diese firkläniDg des„fKii^ Vor «dei^ipi den Vorzog verdienmi, weldie die erste Pehian hier durch eine blosse Kaeblässlgkeit des Verflmsers kus eihem' #lterBn BeHitt hereinkommen läset. Zwar liat Scäwanbeok^S. 1B8 if: teerl^' Würdige Beispiele von ähnl|cdier Naoblässigfeelt hti mittdaMeriic^ei

1) Was Lekebufcb Comp. d. Apg. 132 f. hiegegeo bemerkt, scheiot nir keiner Widerlegung lu bedürfen. : •'

TimoUieiis» und Silashypothese. 457

ClHTonisteu' riaobgewi«0eB^ eK»; mgl, das» ^r äogw» säohsisolie' ▲iiittlist %u» HielmarhvoBi^JMarsebarg^ fiM ^,lchv^^ ^^kateki/^ ^^wir^^ u. s. f. miUeii im €l#iilest^ ohne ein^ Atadeaimf dei wirkliol»ii f^acirvevhallfly akaehreibt, -Md dasa der gMeiieEall M diaser Klaasa* vönSdirillsMleni auch »aonst nicht seltan vorkommt» jAUeiii^ waa 4ea gedaDhealosaieften mUk^äöa lOoaterbhroniiE^m mOgiieh war (bei beaaeren Geaehicfcididireibeili'wjhrd man #ie8s' aabh im Mittolaller nhohi fnil^n), daä muasto darum moht aUch einem ^duriftateüer mögliöh :aein ,' de^ sein«! 'StoC'jiut soloher FF^bak beberr»cht^ Ivie unser Verfasser^ iar' aeine l£rzäklun|[en > nach ekiein heatlnuileB, fest iak Ange bebultflnen/PIaile anfeardnet, gesiafatet, umgciUdery ainii Theü «uch wabi^ fpei>Gtopaairt; liaiy dto auch dnroh tM« kMfiere^ <attf'!den Zweek und die Wirkung das CUmzep wahlhe* reehatata Zttge. beweist ^ wie ahWerteam. er^goarbailet haty unil wia deutlicfa^i'er aioh deaaen-^ was '«ü thni'^ Hbaanisst Jat;*.; ^haü unsere fedbere Unleiesoelnng Üb«r dle'Einbekl der Aposteigeschieila widetifi^l jelie Hy potbiaae. mUe «nser Verf atoer . f itade^ «aaleiito somnveDändert äufganemm^Bn, idaas er- selbst 'das loh deäVmiskM^ caBtaiiersjzvKeakioa'miistabBclffiab, «a mlissten aiidh nothwendi^ dioi Sputen dar. vdraohiafbHieli lüttübe,. aus dento seine Arbeit zusamt BuUii^eaalfit^äre, «naoh dmilübbirarkcfeinen- JasseB^. v»dr kannte sii;hr weder Ein Platt And Uiae Ttte&ne , nai^h ein gleiehfenniget Charakter<d4F>^t)iclfae. undiDaratallnng'durck das Gaasa bindureh^ ziehen, 'Aber die Parthieen, .in ^ddaen sieh' dei< Brisählar dai^ er« sieui Person hedittit^' zeigen dni»liaus keine ^UnaniUdie AJbwei^. okiing v»in Pkn, Ton tuail Styl des Ganaen, und uameBtifdh fdia Sprache ist von der der Übrigen Schrift so wenig vbra0hieden,*dasa selbst ein Anhünger der Timotheushypothese, wie de Wette ^), sich zu. dar Aniiahme genothigt fand, die Quellen sden von dem Verfasser 'fp^ kearbfstet. 4Sind' sie aber frei bearbeitet, so ist es um so nafwahrsohajiilich^r, dass<das i7^eig/welithes nur dem gana» MvtcbhnBoheri Absehrejler entgehen konnte, Vaa dem Verfasser mcbt hemerk*;rw«ade; d. fe. diteies.i^/ei^^ icit nioht'aiik Nkeklftssig«* iMlt,. andern aibsiehllich stehen geblieben^.« dcaPtVeffabaeri hat na sich angeeigaalf lim kioh^iaelbst dadureh aisBegpbitei^tdas Panitis ^a'bezeuDhnenLiN Dkbu klemmt der herelts bemerkte Umstend, dasa die erste Person c. 20, Ö genau an demselben Ort wieder auf- (ri(i, wo wir sie e, 16, 17 aus dem Gesichte verloren hatten.

»)£inl. in*s N, T. §. IIa ft.

459 ysttmtm dm ApoitelsfMiilcMc;

bvorl; (9. 144) mm ttt a^ei^, «k hartth« ml^ oiUMi a«ftilli Ute Mtefw €wi0«iiiiiBs dis Sfaifilfcn fit Oulk Mietet OMislirsihiiii« I y im* MhMn wir Mtttft mmh ikA WeMivy wii dw 'Bünwi ^m MMmiiiei wAb Wir yU« d«i ttbiiyio.aikrmi ta Wif stellt, M lOinn wie Bit aller fiMmtefll tniini|iii, 4m» ¥Mbaiw oMMir SkMii doieb 4li tetamv odar MMM^Bf^ thn Wif ni: üUMfc aUu eiaeD ligiillMr du Apüli!« PmIua iMiieimH wüHCa aoH ditaM 4iifeiigi^ Mülclür hiir dir eretaii PMm rcdttlv iMb AudiRif sii»,. al» LaMas, ü aaü matt niob'aalBaMiiaMi, immm^ mcb im ißm V^imtm dar Apüt«lgiüliiqM0 b»- teiqptea, itad iii alü «aauKMr arit Maycarhirf/ («^. a. Ol) de» nüMtean, «dir alt Hii»ail <) diiB' SHaa saftamehtaiiieik^ idii auui Qiai waaigatiis aaaaiiamiy dasa de aalkatt dinai| vo» dlvai flBfüfchcMen aate woU& iadeüan iat BMit aUain di4 amt4 A»* MgliMi 4Dill» aaik wnüwr gaM%^ windca Mtä^ aMdanandiidte &w«Miu CH» 4ic IMtaanr awi wMUih diller to» j«Mii> batdaa war^ adav' db er rar dafir gehdüBi iieHi wdite, «•> baffrilll, iM«; aMty wamda er eiaigia AiwBliattUBi sdiDtt» Weriw Im dei: iratai 9mmm «4 ehM Nmtif, ia aadem dbfiginft in daa dviHiB. füaatn oad mit NiMaag 4n dtaMna YiB> äoh geapaacliaD BiMo. Badaaeli killte er ja aiftirM0g^ Mcbitaa felin», uaa afeh. inQQ afiiaai dlaa iMd TkaotlMii» aa^ teivciMide», und; daw Leüfy daai er iMi 4iifili.' 4ai- Wir ao w- iKauitf fafceü wiilie> waürw gaaiiartuiU wMer abwleoiMa Wn Tllwihwni haibesaadeai m^tmlMät^ er isiDii MBh baatiiipMP 4afeh o^ 84^ 4. A:' «t^W^iüO ^d Wr^ o^a «r^^ ^Jkfing . .

a i^keimdfü&v & Si vr.;- diaa dbr Aaawiji, irililrtn die Ai^ bjagiir 4er «Malhiinehypeiliesfr gefwehnlUi digidlfeai,. 4aa dm aar ani des ü^cMkos wmA ^epbihvva «a benibkalir, iat doreh 4t Wüvl4 4arb DeathttattealQ aoflgeüUeaseii. Seite du aaiioi ^ djeaar BwwhiHailiBy gjnftidati wer4eBi, 00 iNteleia enternder die Netoieli wie4aiteM, o4br ea a^ato akiU 4ea bl^eeap^ a«m «» eaae^ Ü^ dM geadtt idin^ «eMat ia. dteaeaa Fall wtkade ab«

*) Unters, über den Ursprung d. Christenth. S. 104 der von Straassher. ausgegebenen Uebersetzung.

*) Dabei macht es keinen Unterschied, ob maa dter {leoepta folgte oAit mH

TimotilMtts*' «n^ Silasäypothese. 49^

k«im JnHani idaiw doikeiTy lieti: TfaMkle«»;. wdcber ini i9i Miif» ffoMii ^taamt M^ W4m^ ifjoui^^ üiteioMtHchliMMll fio'Yirb dtfe' W«Md jtülst kHlen,. ist diMed gm^A wMgyek« Bte BvteluiiiMiiigr wlleaiei, dm» dt» efite IPeraon i^ 18, 1>0 mi »afeiiii «igt» «^ 16 V 19 in nmp^ Y^wüibsatiniek^ and elüttdMeltet »D^* iri^der diii(trit«^ IRflIiiti siA =«ved datchi.dlwTlnotfieiis«*, ftMhtdaiwk did Siki9li9rfoiliBl»e tiiikllMiiy ok m«*< sift ad» aof diet^iMaSdluM Msllebile,. fdW ad§ dncaimtil dittselfcea bMobt&Dleü, ,^te» mmM Timotheus, als SUas, waren auch schon vorher und in' deit Z«i^ «toiMMit . bfiit M«]i«»; «nif HtferklftrHttMttfn wird siei aber IMllich, Mtedin di» faidfcet Schrifl va» ein^m jenor liüiiiMl! bctfrühre», od«? Hm», aaab'noi! iHitQrflaliislwB soiti» sollte; dum wcHn m scbon w^ gjalMieh 0a9ki^. mt^ dass «ine äiliiflK oder TiMÜieiüdeakMSirlll «ter di« laait Y^r •« 1#^ IGr nnd «btr df«* gmimkMA^^ 16,. 18 und c. aOy 4 gMcliii¥ifligM) odeit daam aie d«r Vevfiaaaer bm ilt$ 4i^ 1kM0 ^00 iVaa» nmsk PWipRi «nd fdr di& «p&tena von Ma^ ÜVipi Ua.Bum. uMkt AiibehiMiin^ dtf Mstcm Person bonttM hAMO', so s(ol||t' diff VinwahiwoheHMMMcoM nonb Wi der Aanabve^, Mm TlnittHNita <Ml(il> ISItoi^. odai dar, weleber sink in iire Stelie kin^ •indwdita^ habe dm* Hade» Klar ftamiMldmB EMMung lä^teh did Mftftsaamid Iflgnng. de8.,9(aMI^ fffela« m dam Otle wMaqsofnlidH^ M 4#tti ar An um mohwe; KapUd frflher.ivorimran hktie« . fiMI etdHek fin BSna oda/ Tj^oUicrna wlrklioi» der VerliMeir dar Apa«« adolgeaqldehtoi ^c[awafle» ßeb^^ <idep wilreat a«ob nir von Anfangt afi> dalfla iKWii^geban wqrden^ so bttab» gw« oiib^gliaUMh^ 4aaa die l^edieter^vif dnretiaufi nut den |«ak«i! ; nla diapen Vev*4 l^ia^r w iie#nea w«i«% nfid oben di^efa mna» Mab von jadem a^dern^ilctgi^i^ d?«k P^n^ gelten, aof dm man 4mA i^pidg koonl» ka9MiifM, walton. AVm ayciclit vielmahr dnffir, d«5s mu Mbaa van »AAfa4igi M als Vorfafsair d^Ayiadtolgasohiobl« gmanatr wm^ 1^00 der Pr«l%g . dar baidtn Inkaniipakan. SabiMw mi^lM as aakr iiyi^^ivnheMUfht, d»fB aia aiMNi^pi« ^qfchj^nm «Riin' aotlMi^^ depi viiK wind :safn<|pi l^f^ari^, 4epi non^aa^ den» fvue^ Puffh 4adiiiiri bat) seinem, eigaam ijiHmßn aber vafaoS^weigftn ?! Ofddf wann die DiCldjjMin»: ejbl^ bl^ fiHgjiiita sain aolit«^ wctalirnr S^aak bMa dia Flkt](Q» kaban btonapy ato den Urspripg 4ar SArift «ii Miglauhi* gei^^ die, d^vn aber kt^in« anonyme saln durfte 9 Ebenso* setzt daa

ma DD 'sehen Lesart olroi Se den Vorzug giebt.

460 I)ie Apostelgeschichte

,)Wir^^ voraos, dac» den E^eser'bekaniit war, wer so Sn der erstea Person redet'; woher aaden» ^belr, als aus« der Uebensefarift, koDDte ihn diesfl bekaant sdnV Diese hat dah^r aller Wabrsch^alichkeit aach scholl di^ii Namen des Verfassers enllialtea. Dann kann aber dieser Name mir der des Lukas gewesen sein, denn von jedem andern mAsste sieh doch in det Uebefliefor«dg il-gend eine Spnr erhalten haben. Das seheint daher aiusweifelbäft/dass sich nnsere Sefarill sehen bei - ihrem ersten Brsoheinen für ein Werk des Lo-* kas aasgab.

Eine ganz andere ^Frage ist Arellioh-, ob sie auch urirklich ▼oa diesem Begleiter des Paulus verfasst ist. Ihr blosses Selbst- zeagniss kann diess ni^arlieh nioht beweisen; soll aber dieses ISeugniss desslialb glaubwürdiger sein, als ein anderes^ Mrcii es einer ehrlstlichen' Religlenssohrilt anjg^ehttrt,' so ist gerade dieser Umstand, weit entfernt seine Glaub Würdigkeit- -xh erhöhen, viel-- mehr geeignet, »ie zu vermindern, denn es liegt in der Nainf der Saehe, dass d^r rein histerisehe 8inn, und ebendamit - Mich die Sehen vor iiterarischef Unters^hieblHig, um 'so mtehr zurttcktritt, je' ausscbKesslieher der Binzelne von eioein* auderwdtfgen Interesse beherrselit ist; aneh zeigt die Brfahrttog »nr Oeiftttge, dass g^erade anf dem Gdlilete der «reügittoen Literatur die Untersohiebang' von Sehriften besonders hftuflg war, und «lass^' weder die aitjadisohe und alteüriis^iehe Zeit 'Oberhaupt, nodh aubii insbesondere die Bekrit" ten nhseres Hian^is von dieaer Reg^l anszunehmen sind. Die Midlioflgen Vor wOrf e voUeiidis, dass bei dieser Ansicht die „hef- Itgen^^ Schriftsteller za D^rtlgsrn , JPälschera u. s. w. gemacht worden, verdienen kaum noch eine Widerlegung; W(^ sich noch nicht so viel klar gemacht hatj dass man Vernünftiger Webe eioea Schriftsteller nicht schon vor der Untersuchung heilig' sprecbeii kann, wer missliebige wissensehafütche Ergebnisse vor aller PrA- fting durdi moralische Abschreckung ' Vernichten mochte , mit dem is< eine wisseiiadiaftMche Verständigimg kaum zu hoifen. Es han- delt -sich ja hier Oberhaupt ai^hf um Betrüg und Fftlschung, son- dern jgan^ einfach um die Fra^e , ob der Verfasser der Apostel- geechichte for die Verbreitung iseiher Schifft ein Verfahren heMgt hat, von dem sielt därch A^ Menge d«r schlslgendi^tcn Beispiele daiMItfih Ifls^'t, dass \htk ''hl jener Zeit und ih 'jienem Krelfif durchaus ^ nicht die Bedenken Im Weg standen , die es ans machen würde, und dasa es damala- vielfadi auch von solehea

kein Werk de» Lukas. 461

befolgt World, •»» deren .Moralitil zu seweiMn wir IcoiDon dfraad haben 0.

Anoh die kirehUohe Ueberliefening tsi abor niobi von der Art,

dasa sie uns den lokaniechen Ursprung der Apogtelgeschichte mit

einiger Sicherheit verborgte.' Das erste Zeogaies Air denselben

ist nm ein- velleil Jahrhundert später, als Ihre voranssetzlicbe Ab-

fassung^^t, ihre Messe Rüstenz ist erst etwa nm's Jahr 170

zn beweisenrnnd selbst dab Dasein des dritten Bvangelinms Icön*

nen wir nicht -weiter binanf verfolgMi^ als bis auf Justin and

Marcion. Wollen wir nun auch annehmen, iSvangeiiam und Apo-

stelgescbiohtö seien damals ' schon* unter dem Namen des Lukas

im Umlauf gewesen ^ so bleillt doch immer nonh zwischen dem

Tod des Apestds PaiAus und dem ersten Zeugniss für ihr Dasein

der Zeittanm von )>eiiftuflg 70 Jahren, und es (st sehr wafarsehein-

lieh, dass wenigstens^ die Hfilfte^ vielleicht aber auch weit mehr,

als die Hftifte von diesem Zeitraum, später fällt, als der^Tod eines

Lul^as und der meisten Gefährten von Paulus: Wir erhalten iho-

mit Raum genug Air die> Abfassung und Verbreitung pseudoluka^

nischer Schriften, und wenn diese auch erst um^s Jahr 130 ver^

fanst sein sollten, se würde ihre erste Benützung aller Wahr-

*) Mehr hierüber s. bei Baur d. Kritiker w. d. Fanatiker Seile 64 fif., in den Theol. Jahrb. 1840, 304 ff., und in der ausgezeichneten Abhandlung Küstlin's: Die Pseudonyme Literatur der ältesten Kirche ebd. 1851, 149 ff. Weitere Belege Hessen sich mit leichter Mühe in Menge beibringen. So haben wir z. B.^,' nin* von dea.alexandrifiischen Juden zu sofaÄveigen ,; aug der pytlwgoreYscheA Schule, die mit dßiB EbjoqitisBiiis und ckr. alf^^apA^ni^chen-Tlxeologie so «ng uiaammenh&ngl, Titel und Bruchstücke voq mehr als sechzig angeblich altpythagoreTschen Sphriften^ die fast sämmllich unterschoben waren, und solche Fälschungen wurden so wenig anstössig gefund^en, dass es z. B. Ja mb lieh V. Pyth. 158. 198 an den altern Pythagoreern ausdruclilicb als einen Beweis nneigennf\tziger Pietät rühmt, sie haben auf alle Ehre für ihre Person veriichtend ihre meisten Sohriften' dem Pythegoras beigelegt. Auch in sp^ierän Zeiten habeip M^nn^r von ^eifi entschied en^en ^m^t ifiv moralischem und religiüsei> Ge^inunng literarische Täuschungen zuläSMgf gefunden, die streng ge- nommen gleichfalls unter den Begriff der Fälschung fallen würden. So publicirte im Jahr 1534' selbst der rigoristische FareT einen pseudonymen Bericht' über seine Disputation mit Fürbtty,'' d^i* sich in der Vorrede afls das Werk eines katholiscfreh Notav^ in Genf giebt, un4 enr Beglaubigung diese« Voi^efoens den ton Fdrel' vei^ aclte^e« füdiity h«raU$9^€iicht (Hit^jihofdv W- Fanl 182), und fib0r:dieW^- denser, diese Vorläufer der Kefpnnation» haben die neusten Forschungen das Er- gebniss geli^efert, dass sie sich zum Beweis für die ursprüngliche Uebereinstimmung ihrer' Lehre mit der protestantischen vielfach Umgestaltung und Unterschiebung alter Schriften nlaubt habefr. ' ' ^

abliegon, als die Beii(ltziin|r der pseudeignatianischeo Briefe 4s»dk 4tn MigeWchftn,. FM)*4« ^mi .M tV^AatfUMi: idmlellKMif oder fiM 4?»M d«r i«k»oifAti»i«clv*>.fl|MaK*«tit>Dd» b«) OflgMiw ir#ii 4iir MMtoiiJ|e<Mtioii:ii«iA0ra0hfirt, Bs bit;#ittrilberliiin|it jilcM.fi«** ^w4ifft An» ß'm »untaMcliftkeMe^tdi Mat utefeMlM nMh Mimr IPulBt^hmg kmiCHiU iMTfird». lUm ;AMkiiipl««to«biB jisa teAei» mxt J6kn \B9Mm aucih la^fifiRtSlil tl^flitfh Aitfanc» /«r ,ie|tt «mmwum miahWp lAüimen, tiind Mv^mm »HlUe .m Anm irioht.Mfih üW ft(M biniAtüt iverdfft«? ".. /

ßiod wir UmÜ Iftr lUeiBntaokaidii»« *<^r liet Vmtmamf der iAiifMBMff««Qhi€hie «D idie riDnar«^ Meikin^to venwieMi, wo mri m «leb Urttgßü; fenihHlt dieee J^obriftiNnBei, wfOelie e«lw#4^ 4ilii in^ 4liitijrw lldKefo .li«f^rii^ .Ai^8 im nickt yop hißkmy ochr dw ^p«k»- H^M, 4#»B ifiei :voii {«MiMiii >A«4^rn t^n^ifti«« i«tif I9 tdfim /»imn »j» in idew .andmv full« yrikmn wk «fnö(bi«t, .ibref» S0tt«l»wiffiMM 4mi ^CUmV^h «n/venifigiHii, (todet^ »pMib 4iig(ic«i nl4ktß '»wrat^g^ idiihr, ^ w«r4fi9.iM4r/aMw diWftditbf^en,, Ibmr «laiytiie« Au§bi^P APid d^r i|cif(Ai)icb^ fltob^rttaletfrnikg :^q tglnubfip, iKw ifviesw ¥ik ym hnlm dardbuim, Aicblis STAbfffe^i 49m einzige tlMa», mm«* wir uns halten können, ist das, welches die Apostelgeschichte selbM an die Hand giebt, dass er ein Begleiter des Paulus gewesen sein soll. Die obige Frage bestimmt sich daher nffher dahin: kann unsere Schrift von t^ineim Begleiter des Paulus, und insbesondere vjpn einepn SpM^b^n h^rröhren., .yii'(elf[>l^^r .\fk ,4f(P Q* **, 10 iß. e. m, .4-*{ft8, M .beh«n4e)ten Zeitcaiuin io «einer aft(A«leBfC[nig4bwig gewesen ist, oder linden «ieh vagdcehrt In ihr l^re« 'elner^spi- tereti Abfassungszeit und «Ines andern 'Vei'fassers ?

Ol» «erste von diesen Fra^^en ^a vjsrneipen, sind wir (jardi 4)0 Aesf^hA(C6nbe|t 4er vorUAgejpd^p.(3#iSffhiQbtoe«z<M*lji|iW befe^h^t- iMan kann .^war nieht iiorwiirtian, idass ein Golflhrte d«0 AfNistels «ber ulto die Vor/ille, ven deneh die Apestelgescbiehte belichtet, vollständig unterrichtet sein musste. Was seiner Verbindung mit Paulus vojrangieng, Jconnte ihm i^rossentheils unbekannt bleiben^ ^d jauch von «pilteren Vo^gjU^gen konnte ^r e'me ^leilw^iße ob- iMiere Kunde «rhaitieH .bnbeA) wann «r lieht persOnlieh dabei wur; diese MM^en aber dtiMh «aehtffftgliohe Bricundig «ng bei PaubM und andtem Augenzieugen aoszuröllen, konnte er fmmeiliin veMumt haben, wenn er nicht schqn von AnCang au den Pl^n hatte, eip Werk, wie das vorliegende, zu schreiben. Aber do«h ist. die«

VNf ««wo^n setai, uQi 4ie Wmdet 4f^ Sißßinf.KBfiHeh.Cy. IST l^üp

i^Mn^^ ,wiP t»l)D q. ;81,>Ä0 ff. ^, Ä. ri^rfep «11« Awdela »f»t

a^j^ die ^bi^üiiiisab^ A^de M^ z^ i^SPhßjiD «o frtol «rC^lMW Jiiil^a^ ida^ Qr ^ißjlp^ 4pp«ti^l 9i«lit ia ,«0 ^i}$r8PK«0)l9iMLf»T uml

eiii<h«U 4a J^as^^l^m reden lie^se. V^^erh^qp^ 9f^r i|iiQ$i^^ ^ npjciupr d^ Gi^iiMl^Atze jo»4 ^^ V^rMceu diits p^u^i Itlnr^I^i^A^ f^tnat .bj|>eQ^ um ^in Vjeu;b»l(Wi ;i{vip ejs Ihoi »f^^^o'^i 4o)urJif( ,||^er ^nalM^ vpn 4eii Jyidea UQ^ Ja.(taiM;ibi;isteii'Ziii^«)irpijbf, <iuij;I#^lj(i||| sf^ Mi^' Ab^r Mcb w^upl^ßa 4f|dere kdwß^ MVlr ffiißm ^^ftfirr tep 4eiB P^iriua k^aw .z^(l:atteo. JBjn M^nn jen^er jKeit ^mi^i^tp ^doeji yw der Gle/ssel^lie., di^ J^Qb ,|(ewiss «ipbt mif 4ie J(of;^(bi9|4ip jGevuiiode J^epebcAPkte, etoe iipeniiliQre ISjwde bi^Mtü, 4i}^ 44^^ Jf^ ^ IQr ein Aeden in.jti^mdpn i^pnicliea JiieH^ 11114 ebenso mffiyelp.tr

d^wniebtr^tr^ß, ißenderii PAuliM^diisJEd^cbt >der Aejden^kebfnw 74fißm fftto bewnJ9»te|i 9rmi»^t^ Ml^ß^fi^t .und jn A9>v;«xi<li9fif ff e- hriiQbt bitf. golUe 4aber jiiM^ve Sobri» vw eifern Begleiter 4ee PawIus b^rrAhiieP, JP J^nt^ß 4(|s Uqgesj^blehWI^e Ip ,dw«H>f# 4(:ce9flfi$.ajyb^eU« ^ttr f«u» nbailcbtnph^r Fiktfpji erfcl^i \ir.ei(^ii^

^^ap lässt ejeb fyßilloti ^ioht jo)ile|i^b(bJa bebe^pten, eine der- Jirijge FiJMIpn ^0^9te. einem Aogleitpr d^s Paplp« u^mogliq)! ^e- Wiei^ep seiii. Wir .seibißt vermatbQP Ja ip vieLe» Tbeü^ 4«<; AW- jP(#}gepeJMfibte eipe ten^n^BmMsi^e IJiparbeitan^ d^r .Clesc)itq|it<^ wprppi ijmß die3ft, kapp men fra^^, einem .9eitgepQfi;)ep .di^ 4ppMeljB weiliiger jn(|glicb sein soll^iy, als e^i^nt Andern ? KQr .pp^ i9t der Verfasser der Apostelgescshichte, ab^e^ebep vpn fefntr

464 Di« Apotitelgescliidit«

fk/kfUi^ jedeiiMlfl etoe «iilielKainiteCtrAsiäef; treffen wir Unn in die- frei* Schrift a%0i<)htlfelie 6eisoli)olil»eriiidiii%,' so sbbelnt es keineti weseotHeheD fJiMefeieMed xtt'begtOndeii,"olif Vrlr ihren' UHK^bier um ein pef^' Jahrzehende frAher oder spfäter üetzen. Indessen ist es doch nieht dasrselbe, 'wenn dn defjih^te des Pitidas das Selbster- lebte in) iMner Efzähhmg tim efne8< nng^eisdflcMiohen Z^-et^s wil« len verflnAert, und wehn' fiii6b i^in '^pflteret* dbeb diese Freiheit mit einem aus derUebMiere^ang gesfchepften 9to(f erlaubt hat Was wir selbst '' sehen und hören , ' prft^ 'firf ch ans ungleich fester and bestimibter ein, als dasjenige,' wovion nns nur Andere erzählen, Von diesem erhalten wir in der Reg'el ndr ein sehr" unbestimmtes, Von jen^m ein bis in's Sinzeläe'atisg^eftthrtos und im Gedäeiitniss mit der Kraft der gegenwärtigen Anschauung; mit der' Lebendig- keit der persönlichen Erfahrung befestigtes' Bild j und mögen auch die Züge dieses Budes späterhin theilWetse wiecier verblassen, nfftf der Auffrischung durch die EinbÜdungskraft bedürfen, so wird 'es doch immer weit liefef in der Järiniiefung haften, ali^ das,' was uns nur von einem Dritten überliefert ist. In Beziehung auf Er- eignisse, die er selbst miterlebt, oder atis der nächsten Nähe be- 'obaehtet hatte, musste der Verfasser unserer Schrift, falls er Isie in seiner Öarstellting ungetreu wiedergab, ein weit bestimmteres Bewusstsetn von der Veränderung des Thatbestands haben, als hinsichtlich' solcher,' bei denen ef nicht zugegen war; das Mos IJeberlieferte konnte ihm weit eher als 'ein flüssiger Stoff erschei- nen, den er nach dogmatischen Gesichtspunkten umzubilden,' zum blossen TVäger seineif Ideell, zum Mittel für praktisch religiöse Zwecke zu machen sich befägt hielt, ^' denn' die tfebedieferuDg wufd^ in der Kirche jeiibr Zeit Oberhaupt nicht auä dem rein hi- stl>rischen,' sondern aus dfem religiösen und dogmatischen Gesichts- punkt betrachtet, und AVenn die'^'Binen ihre dogmatischen Voraas- ^etzungen mittelst unbewudster Mythenblldnng in die Geschichte 'der Vdrzeit hineinlegten, so mochtett Andere leicht auch einen Schritt Weiter gehen, und dasselbe iAzweckvöllöin' Pragmatismus thaii, ohne dass sie doch daniit lile 'Geschichte' zu verf&lscheo glaubten , "die sie ja Vielmehr ' gerafle so erzählten,' wie es ihnen dem christiicheii Inferesäiei,' mithin auch der Wahrheit, gemäss kMeü. Nicht ' ebenso leicht war diese Verwechslung der idealen 'Wahrheit mit der geschichtlichen, der dogmatischen Wünsche mit den ^hatsacb'eii, bei Belbkerlebtem ,' weit hier die grössere Stärke der persönlichen Erinnerung den Schriftsteller bestimmter an den

kein Werk des Lukas. 465

Wlddiwipmeh seiner DArsteUaog »H der WirklioMkelft Ji^estf»«. NttB ist es naeh allea AMlogieeo wahriMcheiBlMMr, ihiia die neatestamenüichen Gefloliiehtaeiirmber ia 4/^r Umbildang 4Ar Ctoaebieht^., aaeh da^ we »ie einen bestioimteii 2Sweek daadl ver- felgiten, deofa nicht mit dem vollen Bewusatsein über ihr Verfahren g;ehandelt haben, daaa sie nicht die klar bewnsste Absicht hattaa, dejn whrkUchen Sachverhalt zu wider^preoben , sendem dass «ia, ohne kritischen Sinn und ohne streng geschichtliches Intcrasae, den Werth and die Wahrheit einer Geschichtsdarstellung nnr naob ihrem dogmatischen Charakter und ihrer religiösen Wirkong bear- iheilend, die überlieferten Stoffe mehr in der Weise and mit dmr Freiheit des Künstlers behandelten, den Widersprach aber^ in d#p sie hlebei mit der wirklichen Geschichte gerietfaen, eben ans Man«- gel an historischem Sinn nur sehr uuvoliatändig bemerkten ^)* Da nun eine derartige Umbildung der Geschichte einem ferner Ste- llenden weit eher möglich sein musste, als einem AngenzeageBi ao ist es schon nach dieser Seite bin angleich wahrsoheinUcher, dass unser Verfasser ein Späterer, als dass er ein Begleiter dea Apostels Paulus gewesen ist.

Alles dieses gilt natürlich in verstärktem Maasse, wenn statt des Lukas ein Timotheus oder Sila3 zum Verfasser d#r ApeataU gaschiehte gemacht werden soll, da diese ia noch lAngarem ond vertrauterem Verkehr mit Paulas standen , t^U janer. Ist es aap wahrscheinlich, dass Lukaa so Manohes von dem geaebrieben babap Boüißf was unsere Schrift mittheiit, so ist es noch aawabrapbaiiir Hoher, dass die ungeschlchtllcbea Berichte über die Ma# $$j ^7 tt.y über das Apostelconcii , über den Vorfall In PhUippii im

*) Dass eine solche Selbsttäuschung möglioh sei, kann uns freilich unglaublititi erscl^einen, indessea giebt die Geschichte der Helikon «ad Theologie in alter md neuerer Zeit unzählige Beispiele von einem ähnlichen Verhalten zum historifcji üeberlieferten. Wir brauchen die Belege nicht einmal aus der Geschichte der M|8UJi oder der Gnosis zu nehmen; wir brauchen auch nicht auf die Behauptungen der akerea Orthodoxie ti^er den Inhalt der Bibel, oder auf die neutestamenlliche tititl patristisiche Sckriftauslegung zu verweisen, so klar «noh ist, daaa deijenige, wel- cher dem offenbaren Wortsinn der Schrift um eines doatiiiiUßch^ lltoce^aes wJXkP Gewalt anthut, aus demselben Grund ;^uch der sonstigen Ueherlieferuog »Gewalt an- zuthun sich nicht bedenken wird. Die Beispiele liegen noch 'näher. .Oder ^ehDrte mehr dazu, dass ein Lukas oder Johannes die Differenz ihrer Darteilung von der wirklichen Geschichte übersahen, als wenn in unserer kritischen Zeit unsere philo* sophirenden Orthodoxen den Widerspruch der acheliing'schen und hegerschea oder schleiermacher'schen Sätze und der neutestamendichen Aussprüche übersehen haben?

30

466 Abfassungsieit

filia«, dass die aoglnubMeke Mittheiliing Aber die Beschneidang des Timotheas von ihin selM herrOfaren sollte, des Uebrigen, was doli Jedem darbietet, nicht zu erwAhnen.

Bs fehlt aber aooh nioiit an positiven Sparen von dem spAterea Ursprong der inicanischen Schriften. Der Prolog des Bvangeiiwns setsi bereits daft Dasein einer zahlreichen Bvangelienliteratnr vor- aus. Nun sind wir freilich Aber die Geschichte dieser Literatar im Einzelnen za wenig unterrichtet, nm den Zeitpunkt, von wo all eine Vielheit von RvangeÜenschriften vorbahden war, genan '^ bestimmen; doch ist es nicht wahrscheinlich, dass diese Ans- %ilBitang der evangelischen Oescliiehtschreibang schon dem aposto- lischen Zeitalter selbst angehört, denn theils musste das Bedttrf- liiss schriftlicher Evangelien erst dann in allgemeinerem Umfang erwachen, als die Generation der anmittelbaren Schaler Jesu, aas deren mAndlicher Ueberlieferang man zuerst schöpfte, allmAhlig ' aasstarb, theils setzt die Vielheit solcher Evangelienschriften, bei der wesentlich dogmatischen Bedeutung derselben^ auch eine Viel- heit dogmatischer Richtungen voraus, wie sie sich schwerlich schon in dem apostolischen Zeitalter entwickelt hatte, das erst dorch den einfachen Gegensatz des Judenchristenthums und des Paolininmns gespalten war. Und auch Lukas selbst bezeichnet Jseine VorgAn- ger nicht als unmittelbare SchOler Jesu, sondern als solche, die -MS der Uebejrliefemng dieser Schttier geschöpft haben: „Viele liaben versacht, die evangelische Geschichte zu erzfthlen, wie ans dieselbe von den Äugenzeogen überliefert worden ist'*, hiebei ist Aoch wohl vorausgesetzt, dass die vielen Erzähler nicht selbst Augenzeugen gewesen sind. Wenn aber schon Viele aus der nachapostolischen Generation dem Lukas als Schriftsteller voran- giengen, so werden wir ihn selbst entweder erst in die zweite, oder höchstens an das Ende der ersten Generation nach der apo- stolischen setzen dürfen. Bestimmter verweist uns in diese spAtere Zeit die Behandlung der eschatologischen Reden Jesu bei Lukas. Zwar hat man gerade in diesen Reden den unumstOsslichen Be- weis dafür finden wollen, dass die Verfasser des ersten und drit- ten Evangeliums nicht nach dem Ende des apostolischen Zeitalters geschrieben haben, i) Denn da nach L. 21 ,32. 9 , 27. Matth. 24, 34. 16, 28 die Parusie Christi vor Ablauf eines Menschen-

0 Der sächsische Anonymus in dem mehrerwähnten Sendschreiben an Baor S. 34.

der Apostelgeschichte. 467

m¥eiB erfolgen sollte, se mlisseu diese Stilen und die betreflieoden Bvaagellen tlkerhaapt niedergeschrieben sein^ ehe der Brfolg dieüe Weiseagang widerlegt hatte, also in den ersten 30—40 Jahren nach dem Tod Christi« Indessen hat Banr^ überzeugend nach'» gewiefiien, dass es durchaus nicht noth wendig ist, die ysveäy vol* deren Verfluss die Parosie eintreten soll, auf einen Zeitraum von 80 40 Jahres zu beschränken, dass dieser Ausdruck auch das mensohliche Lebensalter in seiner llingsten Dauer, ein römisches Sfteulnm, oder ehie Zeit von 100 120 Jahren bezeichnet, dass die Stellen L. 9^ 27. Matth. 16, 28 durch die Worte: Tiveg %f3v äde katdiroiv selbst auf diese Bedeutung hinweisen, dass auch in späterer Zeit, bis auf Träjan und Hadrian herab ^ di# yevece der Zettgenossen Jesu als noch nicht ganz aasgestorben betrachtet wird, und mag auch die Weissagung Malth« 24, 34 ursprflngllch einen ftUheren Eintritt der Parusie im Auge gehabt haben, so war doch eki später sehreibender Evangelist durch nichts gehindert, sie im weitesten möglichen Umfang zu nehmen« Derselbe Gelehrte hat aber auch mit Recht bemerkt, dass gerade die Fassung jener es«- ohatologischen Reden bei Lukas, in ihrem Verhältniss zu der des Biatthäus, die Erwartung einer baldigen sichtbaren Wiederkunft Christi unverkennbar zurOckstellt. Dass die sichtbare Parusie selbst dem Lukas fremd sei, mochte ich zwar wegen c. 21, 27 nicht «agea, um so auffallender ist aber das Verhalten des Lukas zu allen den Aussprüchen, welche die Nähe der Parusie betreffen. Während Matth. 16, 28 geweissagt wird, einige der Anwesenden sollen nicht sterben, ^cog Sv Hdcoov tov vlov rov av&Q(Anov iq%6' fievov iv rfj ßaaiXslty avrov, so heisst es statt dessen bei Lukas 4>, 27 blos unbestimmt: h'iog Sv idcoat ttjv ßaaiXelccv zw ^dtov^ während Matthäus 26, 64 Jesum erklären lässt: aTtdQTi o^ea^e tov vlov rov avdqumov xa^tjinevov ix de^itSv rijg dwdftswg xal igXOfiBvov inl xwv vecpsXcSv tov ovqovov, so sagt er L. 22, 60 nur: dno tov vvv toxat 6 vL t. d, xadTj^svog ix de^iwv Trjg dwäiiiscog rov xkov, von der demnächst bevorstehenden Wieder- kunft auf den Wolken schweigt er$ sehr bezeichnend ist endlicli die Umbildung der von Matthäus c. 24 berichfeten Reden im Slsten Kapitel des Lukas. Gleich das Thema der Erörterung wird

^) TheoL Jahrb. 1849, 316 ff., wozu Hilgenfeld, die Ev. Justin's u. s. w. S. 36Y f., und meine kleine Abhandlung Tlieol. Jahrb. 1852, 299 f. noch einigt weitere Belege hinzufügen.

30*

466 Abfntit<ung8zeit

von LttkM anders betthuH, als vm «eiOMi Vergftnger : Jmus die hevorsMiende aStretemnf de« Tempeto anfekMdIgt hat, Aragao die AposM Mattk. 24, 0: ^vrir« rat^a Sarai ntxi tI %d atifidov fTjfe c^^ Tta^ovolag tcai tijg avftslilag rov mävog; Lukas, V. 7, Ifisst sie stait dieser »Weiten, anf die Pamsi« bea«g- Iteben Frage mir die erste mit andern Werten wMerkeien : ri to a^jUcEoy, önceif fiilh] raCta yhecSat. Demgemftss kezieill sink aoek die Antwort Jesn, welcke kei MatthAas die Slerstarimif Je- rnoalems nad die i*ara.sie als zwei nake mit einander vetkmMpitt Breicaisce »uarnmenfasst, bei Lukas nanftchst nnr auf die Zer* «lomng Jemsaiems, und w&krend er diese bestimmter als die des Jakrs 70 beneicbnet, so Idsst er dagegen die Parasie immer nnr kl «nlfemlerem Ausblick erscbeinen. Bei Mattktes entwiekeit aiek die Weissagung so: Als Vorseieken der Parasie (uqx^ cüi" nffo» V. «) wird Kriegs- und Hungersnetb, 8euoken und BMbeben, und gleiekseltig (töts V. 9) heftige CiuistenverAilgiing erwarlei, Idsolte Propheten soUen auftreten, und das KvangeHum sott allge- mein verkendigt w^erden, nai rore ijiH t6 ziKos (V. 14). Msae lotete Katastr^>be selbst beginnt mit der Bntweiknng des Tempds, weleke Daniel geweiisagt bat, wenn diese eintritt, soU sieb Alles Mekten, denn dann soll CV. 91 fO eine Notk seki, wie keine je "staT) noch sein wird, eine Notk, in der das ganze Mensobeuge- sehleekl iTiaaa e«^) umkommen wQrda, wann ihre Dauer niekt um der Chiristeu willen verirtlrast wttrde* Unmittelbar daravf aber (piSime iuMva tijv diXx^iv ttSv rjus^cSr ineivwv V. dll) s^ sieh Senne und Mond verfinstern, Sterne sollen vom liim«el /alteui und 4er Messias in den Wolken erscheinen. Nach der Dasatellang des Lukas sollen die ChristenverfMgungen (V. Ift) den Krisen, Seuelmn u. s. f. vorangehen; die Zeit der letstoren srkrd flieht niker bestimmt, soll aber, wie es sokeint, dnirok die WegjUssung isr Werte Maltb. 24, 8 (:cav%a u^xv ^i^v)^ dnd durek die Vnterbreobung des Zusammenhangs uwischen 9 und 10 (wo Lukas das 709 des Matthftus streioht und 4arar tote tlsyw «t- tcXg elnsdiaMet) , tiefer berabgerOcJrt werden, s«s bei MatthMsi alatt 4aes sick Mnttb« 24, 16 ff. unadlteUmr w die «atiireikuig den Temtels diu Pamsie als ela Tkett des %üd9s V. 14 imsrWieutfi sagt Lukas V. 20, die Worte tote fj^ei rd zilog auswerfend, nur: oTccv di idfjte Hvxlovfiivfjv vnö ozQcccoTtkdayv xijv 'isQOvaa' ^f^ WS ^me, ou ^yyix&f ^ iqiqiAiaovg avTtjjs» blerauf er- folgt die Ermahnung zur Flucht und die Sohilderu^g der Nothzeit

der ApMtelgeschichte. 469

MalM^ wit beiMfttthänfl, ibar wüiraDd dleier lite Mott al« ete gHK «HgcmriM iMsohfiabeit hatt», wird ato MB LoIbm Bf^M Mf iB« Jadan hemgm 0, md wm eimiohal mt sie Mg«, fad V. ad nt die JSerBtoriuiff Jentsalem»; n«iib dieaer aoM (atett daa: ev- ^^^ Mittk. M, S9) BOck iiMlingtre SWt verffohel^ U* die P«^ riffde. der heidniachen UewnthUi ibi^elavTem iel (o^ Tthj^düoi^ xmQol i^vuiv 24) , ud daiB erst, li ein«« aialil »ilieF be- fldiMiIra Zettprakt, aeU die Pinnrie ehUreteii, V. !I5 IT. Deaa wir mM «ber dteaea 2Mtp«n1it sieht nahe daskeii dor/e», b^t der Sveagelial aoheii V. 8 aoageaproalieii, we er der WeniQiff dee Metlbtos vor den feletboA Meaaiaseii endi die Wanieiig: «er neber Bnmtaag dea WeUendea belfOgt {itökkok iXsvmw^m . . Uymrtgf oVe ifd dfic xal 6 xctcQos ijyyt^näyi üdr deMelben Sweelc het er ja aach aehon Mlbea (19, li It) dtoPerdM mn den »»f v^ntmolec Talevlen beofltat, indem er üw V.il die aaadlNiollliebe Beelimienng giebl, die VonKeMug vm elnaa^ alahaUi^eii. Bielrit^ dea Qeiteereioba an widerlefe», wmd ao dem Knde a«adrOofclMi herveriiebt, daaa der chiSg^Mog shym/g ia eis. weit enHegeMe Land verreiat aei^), nnd elienae klaal er Jaaiia Afi#. i, « ft der lÜeiwBg, ala ob das Meaaiaareieh so aobaeH au epwiuten aeiy dMMA eine Braabnang zur Cledald vorbeugen. Naoli #Uem ditmem fcaaA ef die» /^veo, vor deren Ablaof AUea geaoheben eolle^ nnr ift det weileaten Anadebnnng dea Werte- geaeaM^n iMben» wenn m wkäi mm Bude diesen Anaspmeh gar «eben, dneidi irgend eine vo» de* Aualegongen umdentete, ailt denen man ihm apftter «aacbddr Hab genaobt bat. Jedeafalia lal die fiwrglall Mverkennbar, dia er ^««wefidet, nm die Parnsie daiati ^eiiar biaanaKnrOelcen , 9i9 Mattbiab» nie von dem atraTgarfelil ttbar Jermaalem beflümal lea^ atttrennen, und. üe erat längere Zeit naeh dieaem Breijgniaa. «ki^ MteB na taaaen. Diese aeixt aber verana, daaa er erat in eiaef Zeit gaa^brieban hat, in der die Zei|#6fttDg leniaal^ma aeben in einiger Keme l^Ti »^ ^ Natbwendigfcait viebt mehr an Uapieii war^ Aok den Waiteade dmcli vMe Jahre von ihr getrennt nnr denke94 daaa dan ie| anob aoini dar dni^dl«ingige Verlanf dieaer eanhitqlailaebM liewaciin«e« ^ dea» ihe Ziel nta weiter binnnage^ iMktymsie^ ei» ia die .Mabate flMimiA, und daaa Mn sieh arat apife an dtnt «fdMkan eincav Mngeren gieaebkbilioben Entoielilnttg

•) V. %^: $<t^m y«^ apayntf ßtsftU-fh ^^i tf«. Tftfi mm S^4 »V *«<* rpvT^. 3) 8. Baur, Unten. Ober d. Ev. S. 408 f.

470 AbfassnDgBieit

des Ciiri0t»iitfainM lof der Brde gewöhnte» let es ans schoa M Metlhiliifl niiv^rlceimbir, dass seine FassiiDg der esehnteiegiflelMn B^de» wedor ror nech euch nnmHtetkttr naeh der Ztcrskörung Je- rusaleBB, sondern mir in die Zeit zu verlegnen ist, als sieh diese Stadt sehen nicht mehr ganz knrsB in den HAnden der Rdmer be- flind (denn sonst wArde er wohl die Paroaie an ihre ZerslOrvng selbst, niefat an den Zustand der Verwüstung, ^aa' ßdikvyfia Tifg EQij^tdaewg V. 15 anknüfrfen), so mnss Lukas sein Evangelivai noeh später verfasst haben, als bereüs eine Uiijg;ere Zeit (xaiQoi 21, 24) seil dem Utttei^ang desTeppels verstrichen wm". Wolloi wir daher die einzelnen Fristen nicht zu kurz setzen, so werden wir fdr die Entstehung des Bvang^hinis wenigstens bis eum An- fang des zweiten Jahrhunderts^ vielleicht aber auch um ein oder zwei Jahrzehende weiter heral>|;ehen mfliisen^*

In der Apostelgeschichte selbst sind es luroptsA^httch sw«i Ztlge^ welche auf eine 'spftlere ^Abfassungszeit dieser Sohrtft hin- weisen. Einmal st;heint sie eine Sagenbildung vorauszusetzen^ die weder der apostolischen noch auch der unmittelbar darauf folgen« den Zeit angehören kann, und sodann macht ihre gan^e Tendenz eine längere Entwicklung der Oegensötze wahrscheinlich, mitderm Ausgleichung de bemüht ist. Der erste von diesen Zagen crglebt Sich schon-aus der Parallele zwischen Paulus und d^n Urapostdn. Wir haben Hrüber gesehen^ dass diese Parallele nicht in dem' ge- schichtlichen Thatbestkind selbst begrOndet ist, sondern nur ai» einer 'absichtliohen^^^fleichbildung beider Se^en sich erklärt. HIebd füllt nun allerdings bei einem Theil der Brz^lungen die grassere Uasprflnglichkeit auf die paolinische Seite: die Verfolgung^ge^ schichten c. 8—^6 sind wohl nur aus dem Wuqs^ entstanden, dm vielen Leiden des Paulus ihr Gegenbild bei den Uraposteln zu geben, und in der Clescbichte der Letzteren ist die Erzählung «les iiw&itten Kapitels die einzige dem Verfasser durch die Ueberlle^ ferung gegebene Verfolgung: ebenso kenn()en wir in der BelselH rung des Cornelius nur eine NachMldung der panlinisinhei Heiden-- inission erkennen. Dagegen scheinen die petrinischen Vi^under wirkUch das Vorbild der paoliuisehen gewesen zu sein, denn tlRils Preisen überhaupt diese Wundc^erzählungea mehr auf dcäa Bbtten des wnndersnchtigen Jadenchristenthums, theils bargt bei der Hei-

') Was Lekebusch S. 4^3 f. gegen die obige AusföfaruDg bemerkt, werde ich unbeantwortet lassen dürfen.

jler Apostelgeschichte. 471

laag^derTabitbA die Mber, S. 177, ntg^zelgU VtberebäB^vumwt' wM ^em pelrioholieii Markaeevanirelliiiii auch dann, wenn aar eiaa -7^ voif saiaea Oaelleaaohriftea hier beatttst ist, bei der Brzfthlaag' vom Migier Simoa ihr Za«amnienhaag^ mit der Simoassage Jostia*« immI der CleBieatiaea far ihrea judeachristliohea Urspmng. Aaeh lEoaiiile aaHer Verfasser, seiner gaaxea Teadeaz aaeh, kein later-' ease haben, pelriaisohe Waader zu erfinden,, ein Uebersehass paa« ' Jittieeher WnaderlhätiglEeit hätte ihm vielmehr zar Yerherrlichang^ aaiiies Apostels aar willkommea seia koanea; weaa er daher doch eiM bedealeade Aazahl solcher Wunder berichtet, so hat es zum Voraus alle Wahrscheiuliehkeit' für sich, dass ihm diese sohoa davcb eiae petrinische UeberUefernag an die Haad gegeben warov. Diese Ueberliefemag ist aber wohl schwerlich so gaoz frühen' Ursprungs. Bfaa beachte in dieser Be^dehang naaientliclp die Si- laonasage uad die BrzAhluag vom Pfiagstfest« Aus der wirklichen, im apostolischen Zeitalter vorkommeaden Cllossolalie konate eia Redea in fremden Sprachen erst in einer Zeit gemacht werde«, als i^cht blos die gegenwartige Anschauung, sondern auch die lebtedige Brinaernag an dieses Charisma verschivunden war, oder al« wenigsteas das apostolische Zeitalter ferne genug lag, um ihm eiae wweatlieh aadere Erscheinung desselben zuzutrauen, als der*' Foigeaeit, and diess um so mehr, da unser Verfasser diese €llos- sdaMe htohi etwa aar bei der Geistesausgiessang des Pfiagsttags, soadeni auch bei der Bekehrung des Cornelius und der Taufe der Jehaäaesrianger eintreten Iftsst, da er mithin das Redea in Aremden Sppaohea 0 ^^r die regelmassige Form des Charisma in der apo- ' stoMschen Zeit gehaltea haben muan. Diese Vorstellung konnte sich ytM. erst längere Jahre nach dem Ende dieser Zeit selbst bilden.' Bbeaso verhftlt es sich mit der Simoassage. Wir sind allerdings üb4r das Alter und den Ursprung dieser Sage selir unvollständig uat^rrichtet, aber das ist jedenfalls hCehst wahrscheinlich, dass sie nicht erst aus der Stelle der Apostelgeschichte entstanden ist. Schon ihre literarisch nachweisbare Geschichte zwingt uns zu dieser Anaahme. Hat auch der letzte Ueberarbeiter der clementinischen ' Recogaitloaea uasere Schrift beaützt (s. 0.), so ist diess doch vdn* deai aatipauliaischea VerAisser der Homiüen nicht wahrscheinlich, ' uad aocfa viel weaiger voa dem Urheber oder den Urhebern der-

*) Dass' er auch bei der späteren Glossolalie nur an dieses denken kann, ist ftciiob S. 9ii bemerkt worden.

472 ÄhfassungAzeit

imigm GkMIteB» weiche newobl deii ünMIen, ils den BoMgif. ttaaen mu Gnisde liegen. Dem aber eueh icImii dieMi die ^er- •e» des Magiers aiobt fehlte, eteht aneeer 2weiM. Aueii J«* •litt'e Beriehl iet Icein Zog, der auf die Apeatelgeeciiiehte, ale seliie Oneile, «irflekwiese, aud in der Apoetelgeeohiobte eeibet icottniett wir U0 die AnAiahnie dw Erssählaag ven Simon nur dann erid4- ren, wenn sie der Verfasser in der jadenelirisUieheii Uebeiiieferang bereiUi vorAind. Wenn voliends unsere frohere Veranthong Qher de» Ursprimg und die Bednatmg dieser Sage eiaigen Grand hat, se mOesen wir annehmeii, daes diesdlie bei den Bi^ienileii «cImm aUgsmebi verbreitet, nnd Wohl auch in Sebiifteii niedergeiegt war^ ain sieh nnser VerAisier verat^asst fand, sie kq bemckeiehtigen. ifiine selche Aasbildong der Sage braooht alier iwnier längere Seit, nad da nnn deeh anoh Ihr« Bntstehang kankn fl-olMr, ala gegen daa Bude des apostolischen Zeitalters, denkbar ist, se fOitit me dieses Meritmal für die Ahfassnng der Apestelgaschichte mit Wahr- soMnlieblceit in das aweRe Jahrhundert

Aueh die ganze Tendenz unserer St hi ift verweint sie in ein sptteres Stadium der lurchl Bntwicitiung. Bin se dnrehdnrii-

toi Versuch der Vemittinng jswlschen den kirehliche» Parlheien imar wobl l^anm frttber möglieh, als nnehdam dieaa Paitbeistt aeihst sich lungere Zeit mit einander gemeasen, die. wesentlieheni fitieü» punl(te 9!M klarem Bewusstsein herausgearbeitet', das Gsneinsaflie, worin aie übereinkamen, in seiner Bedentnng na evhennen hegnn* nen hatten. Das mt wenigstene auch sonst der dang soloher Vat- theiverhandiungen , dass zuerst der Oegensata der Riehtungen mm Stärksten betont, dpa, worin man flberein#tfmmt , am Meisten m- rtlckgestellt wird,, und dnss erst im weitern . Verlaufe die Gegen- s4tze sich allrnftlig abstumpfen, die gemeinsamen Zwecke and Vors^nssetzupgen deullicber hervortreten, vermittelnde Bestimmun- gen gesucht, Friedensvorschlage und Zugeständnisse von beiden Seiten gemacht werden. So werden wir uns auch- den Verlauf des merkwtlrdigen Partheikampfs in der urehrisUicfeten.Kirehe ver- stellen mQssen, und wir sind auch nicht von eMen Belege« Mr die Riehtigkeit dieser Vorstellung verlassee. ^i^ sQhrag «Ifke«^ sieh Anfange noch, trot;^ der Uebereii^l^uAft^ n$ JeiriisaJ#im 4ih P4je- theleo gegentkber! Wie wenig ist noch von gegenseitigeii Xif(e- ständnissen die Rede, wenn einerseits Paulus das ganze Princip des Juden ehr istenth ums, die fortdauernde Gültigkeit des Gei^etam, ohne alle Binschränkung verwirft, und Jedem, der an Geeet^ und

der Aposteigetohichte. 473

ueüaiig D09i^ fettiiair, etaiea Astfaell an eliri8(fi«li«M BUb-- stMnrtsioli aihiprielit CCtel. 9, 10« 5, 9 f « u. 0.), wmitt audererflell» dkt Jadflnebristeii von der Parthei des Jakekw de» UtefteeebafUcH- ne»' die Anerkennuni^ ale GlaabeBsg^eaeen verwelifeni (ßM. f , tl tf.)i w^*^ ^^^ gleiche Parthei de« Heidenapeatel , wie wir awa dmi KoriHtherhriefea adhen, gar nicht als Apostel gelten fAaacü weUle, wenn der Apostel Johannes in* der Apokalypse C^. 9. 9)f «lie paoltaiisehe Sitte des Oetssenopiertolsohessens and die Ueher^ trettiiig der mosälsolien Bhegesetze (die TTo^re/of) als eine Tettfela-' iehve uitxdoo geUssigsten Nanen heselehnet! Kein Chrisleilhim iai Jodenthnm, ist das Losungswort anf der einen Bette, kein Ohiistenthnni ansser dem Jndentham, anf der ändert; «ad wImI lumh dieser letzter» i^randsatK sehon in der Apokalypse, ja aohen bei des» Vertrag in Jerusalem, Gal. 2^ 9, so weit gemildert, dnea die Thatsache der Heidenbekehrang anerlaiut wird (Apok. 7, t^ ff.'), .aa Bollen doch die bekehrten Helden usi so mehr an die Ge« haHitelie de» weilern Proselylenthums (Enthaltmig vom Ootseen* o|MrAelsfih ond ves der noQVÜa) gebunden sein, und nur dl# Jvdenchrlsiett werden ahs der eigenfliehe Stamm def ehrtstliehett' TbeekrMie anerkannt (Apok. 7, 1 ff. i4, 1). Blne etwaa gr<Mh* sere^ AniMthervng der beliden Theile inden wfar sehen Im Bhrfter- und Jafcebnabrief 0 , aber doch tritt der Oegensat» dmellen hier noDk .entschieden in dban Vardergnmd, und während in der' Ape^ sl^lgisobiebte den Partheien ein frtefttlehes Nebenelnanderbeitehe» vergeseh}fgen wird, macht, dort noch jede derselben den Veesoeb, 4ia mdere, wenn aneh unter flieilwelsem Eingehen auf Ihre Idee», auanaeUiessen ^). Aebnlieh verhftit sich der. angebüdbe Brief iea= BarnehM «am Judenohiiatenthttm. Nun lAsst sidi freilieh 4»rohans nicht behaupten, dass eine vermittelnde Schrill^ wie die Ape«

*) S. Schwegl^r, Nachap. Zeit. II, 315 i^ \y 444 f. ,'

*) Jedenfalls ist daran nicht zu denken, dass die Judenchristea m\i der Zei;- stüning Jemsalems „aus ihrer Nationalität heraus auf die Seite der Heidenchristen geapeten* waren (LeliebliscK S. 367), dtss sie seit dieser t^\i ifaref Mebrniht' nacU aaf QMetx8il>eo!bochtnDg and BesobaalduDS «Arzicbtet bitten ^ wi« mta dia|^ freilich ij^nnuir npoh vyilfoch ohne alle gescliiel^tlichen Beweise aanimint W^ MIH in diesem Fall der strenge Judaismus um 1^0 noch die Bedeutung h^eg» )(ön9J9(i, welche sich aus den Clementincn und Justin (s. u. S. 478 f.) ergiebt, wie wäre die Polemik des Bamabasbriefs und des Briefs an Diogiiet noch möglich gewesen, um Anderes, was sich bei Schwegler im nachap. Zeitalter und bei Baur d. Chri- •tentb. d. 3 ersten Jahrh. S. 77 ff. u. sonst findet, Ubipveebss*

474 .Abruraagss«it

sMgMoUaht«, Bediweiidig «pMer sein allMie, alt jed«, die dMii PMtbeittandpoBU streni^r /esthAlt; Aber weu wir in der Aft- stelgeflobiehlie niel^ Moe Hberteopt eine Vermitaiing zwieeiieB des Ptrtbeien vereooiil Unde», eondem wenn wir aveh liiebet Bimm HenpHiüreitpBukt der frOherea Zeit, die Differenz Ober COasbeo oAd Werke, kaum berQiirt, nad Alles auf die praktieoiie Fmge naoli der fortdaaernden Ofllflgkeit des mesaisehen Geselsea and der Zald0e%keit der Heldeobekehrang zurttekgerobrt eebea, ae M es waimoheielieb, dass diese Sehrill eiaer Zeit aiigebert, u weleber die Bedentaog des degmaliseben Oegensatses swischea Paaliiieni UDd.Jadaisten bereits ssorOekgetreteo war. Diess scheint aber, bei der Lei»haftl(kelt, mit welcher der Gegeasatz des Giaabena und der Werke noch im BbrAer- and Jakobnsbrief erörtert wird, nkdit ver, und wohl eher erst efnige Zeit oaoh den Anisagf des zweiten Jahrhnnderts der Fall gewesea zo sein.

Ans derselben Zelt scheinen einige kleinere ZOge zu staaunen. Dm» die karze und anbestimmie Bezeiehnang der eplieaiaiaehen Ifdehrer o. H^O, f 9 f. mit den flbngen Schildemngen der Hftretiker im zweiten Jahrhundert zusammentrifft, habe ich sehen S. 273 nachgewiesen. Auch darauf wurde schon anderwärts 0 nuteerk- sam. gemeeht, dass die Aussicht des Stephanus, 7, 59, «naittel- bar nach seinem Tode zu .Christus jsu kommen, auf die Vorstd- luag des zweiten Jahrhunderts Innweist, wonach es eia Verrecht dsr Mdrt^rer sein sollte ^ die Zeit bis zur Auferstehung nicht ia dam unteren, sondern in dem oberen Paradiese zuzubringen ; sonst wenigstens lässt unser Verfasser auch die Frommen nur in öm untere Paradies im Hades eintreten, Bv. 16, 22 ff. Besondere BanohtiHilg verdienen aber einige Zttge , welche auf die Anfinge ein^r hierarchischen Verfassung hindeuten. Dahin gehOrt 1, 17 der vom Verräther Judas gebrauchte Ausdruck: klax^ tov xXfj- Qov tijg diaxovias ravTi^g, falls nämlich diese Bezeichnung des Apostelamts schon auf die Vorstellung von dem geistlichen Amte^ als kirchlicher Institution, Rücksicht nimmt; dass dIess aber wirk- lich der Fall sei, Ist um so wahrscheinlicher, da auch V. 20 das Apestelamt als imaxonfj bezeichaet ist; denn ans der Stelle Ps. 109) 8 {rfiv imüTton^v uvtov Idßoi heQog) würd hier bewiesen, dasB ein Nachfolger ftlr den Verräther gewählt werden mOsse. Eine iTtcaxonij ist aber das Apostelamt nicht blos im allgemeinereo

>) Theol. Jalurb. 1847, 402 ff.

der Apostelgesebichte. 4T5

Sinm^ antwk den Apotsteln die LeUmig der G|iri0^U«h6o GemeiMn zi^ovwt; sondern flocIiL bestimmter , eolern ee «1s das UrbiM de«. blsfibO^iclien Amts in der.Kfo'Gbe und als weseptliich identisob mif; diesem betraobtet wird. Von diesem Standpunkt aus sebeiat aiiobf dl0 EiTzIMiliiiig c. 89 14 ff, gebildet zn sein, wonaeb die von dimi BlalEOtttts Pbflippas getauften Samnrftaner erst dureh die Handjuif«. legung der ApoMel den heiligeli Geist erhalten haben, denn Itesi äeh luQch die £Mtte, dass nnr^BlsebOfe den Getauften die <€oiift»f^- mntion erthelien' kennten, in :der Kirehe eivt um C^yprlaü^s SeÜ mÜSiDb^faeit^ nacbw«fasien, so isl es dorfh sehr wohl dMüf^ar, daa» jeaelWzttiattg sobdn In der judenchriatliehen lileberliefenMig, wel-^ ober nie «aeh mdireren Spuren ursprAnglieh angeböil Qb. u,), aU^ den episkopalen Tendenzen Zusammenhang stand , die sieb bidffc gerade sehr fTAhe' geregt haben. Wenn wemgstens sehen in der» diafio^v^a ^lamoßov (0. 2. a. 5.) und in dem Brief des PetvA» anJelcobos w^or den olemendnlschen Homillen, zwei StAokeli, deren befato; Alter 'Uli gen feld gewiss riehtig erkannt hat^, die*bi«> sdidflteiKB Verfassung vorausgesetzt , und Jakobns als .ersifr obristliohe fibichof bebandelt wird, 'und wenn eben dieses anekf nnob Hegesipp (b. Eus. K. 6. IV, 22, 2) ebjonltiscbe TeaitfileB war, sekann es gar nteht anffailen, in deniselben Kreis dne Br«: fOMmng 2a finden, welohe den 'Vorzug der bisehofiiohen WUrde^ an Ihrem apostolischen Urbild so, wie hier geschieht, darstellt/ mit geringerer Wahcsoheinllehkeit lässt sich der ApoeStelkonvent'- .16. als. Nael^dung des Synodalinatitnts betrachten, denn thelbi' ist das Alter der Synoden nieht so weit hinauf nachzuweisen, tbeils ist auch jener sog, Apostelkonvent nicht eine Versammlung von Gelneinde^^orstebern, sondern eine jerusalemitische Gemeinde«; versaminlung ; dagegen drückt sich in der befehlenden Stellung, w^ehb^ bi^r den jnsrnsalemiten g^enftber von Paulus und denr Hddenchcisten angewiesen wird, und namentlich im V. 28, eine Vorstellung vom Apostelkollegium und seinen Befugnissen aus, die oHeuhmt ungeschichtllch keiner zu frohen Perlode angeboren' /|^ dtlrfi^^)/— IhiBs auch das sichtbare Bestreben der Apostelge«'

*) Clement. Rec. und Hom. S. 26 flF. Theol. Jahrb. 1854, 490 ff.

^) Lekebasch freilich S. 425 findet es gerade wegen dieser Stelle gsnx „eklatant,* dass die Apostelgeschichte nicht erst dem zweiten Jahrhundert angebö* ren könne, weil sonst dei^ Gemeinde nicht dieser Antbeil an den Beschlüssen zu- gestanden sein würde, aber die Selbstregiening der .Gemeinden war wohl in den> meisten Kirchen bis gegen die Mitte deft zweiten Jahrhunderts weit srösier', aU

476 Abf!u80Dg»ielt .

Miiehte, die p#lltiieheft AiHieh«Idigang6ii gegen 4w GinrfoteBiHM «uroefcziiwelfleD, die TerMUtniase der tnijeataeheii eder aaehtra- jaalMlieii Seit yerMMeetze, tot wii Sehwegler^) MhmrUInnlg ^merkt werden.

Maehen es aan alle dieee AnzelcheD wahreeheinlieb, daaa on- «eipe Sebrift iiiehl ver dem Äning^ nd woU kaas tmt da« jlwettea JfthraelMad dee aweiiea Jahrtoadarti eatataadw ist, ee iMel eiob aadereneita Mebrerea, wae aaa TerbleM, ibra AbÜM- saafsaeiC m tief beraiieoaelaea. Me Apeatdlfeacbicifea areiat mit ibrer gaasca Teadenz auf die Zeit bin, ato aieb die kimbHoiie Batwieklaag aeeb am dea GeKeaaata dee Paaüaiamaa mmI Jbidak-- mat drehte , dar neah dareh beiaea weitergreifeadea Fiaiyf ia dea Hbitevgfand gedrAngt war, ia die Zeit, welebe der darah dis Oaesto tiervergerafeaeB Bewegang Teraagleag. let aaeh die Cfcneig aeMbat aaeb eiaer Seite extremer Paoiiniemas, aad ehid iaaa/em die yerbaadlaagea dea gaostisehea Zeitaltera immerbia eiM P»rt« aetxaaff des llrflberea Streitea awisebea paalbiiacbem aad jadatoHb aabem Obriateatham, bo tot deeb der anprilagliebe Gbarabter dee VMdfaiiamaa ia der Gaetis aa wesenüieb TerAadmrt, daas aeit Ibrer aHgeaMiaerea Eiawiricaiig aaf die KIrobe gaaz aadere Strebfragea ia dea Vordergroad tratea, ato IHfebar^ aad (faua aaeb dar abe Kampf am die Oeltaag dea meaaiaehen ISeaelKea dareh die Baato baag aaf die gaoatiaehe Uateraehebiaag das Jtfdaiigottes vem baehatea Gett eiae weeeotlieh neae Weadaag erbäh. Feo «eear Weadoag dea Partheikampfb mitbüt aber die Apeatelgeaebbsbte aeeb keine beatimmte Sparen. Seibat die Simoaaaage, io Üirer aptieraa Oeatalt der eataofaladeaste Jld|ax dea Straita mit der Gaeaia, iat dieaa Wer aeeb aieb*; die Aaamiga tber Sbaea (e^ B, ±»}, er ad die &vmf4ig detw ij jusyalfj^ aOtblgt ana aeeb nicbt, ttter die Heiatellang eiim9 gOttliobea Bmtnattom mwb Art der Eag^ bia- iwaaagelien^ qafd dei üqH, ^»e^ Qtt^ubmr 4er Magier aeia ßßUf vea ^am JNpdeng^tt ^ ai|t#rae)i«deB; die I^ra voa de» «iMUebe« KfAften is( 9lm e«i( PWJn^ «eb«r v^braUet, an4iiie<4Me m dar aavATlta^iaeheiJ^ Tbe^igie^ e«(^ scAne ip eratea Jahrbondert Blagang geftanden beben, von göttlichen Kräften leitete aaeb

matt geirtthnliob aBniinaU; äelbst d^e ignatiaaiscbeit Briefe verlaageo erat, djiss sie zu Gnaeten «kr iMsoliiaicb«! Macht besehiiUikt werde, als thatsäcUickei^ Xualand Belsea eie diese ftefieUviDkiHig eooh nicht vora«e. Die Apg. acbeint aber aue d«r- •sHun Kkch« lu stanimen, wie. jene, e. o. >) NubBp. »eit H, IIa; tgl. S. 14 ff.

der Aposlelgeschichtc. 477

C«riii^ dte WelUiobOpf iing und Geset;ig'ebiiii£ üb , ohne ilocb darum den Kreis des Jodenthums ttberschreKen zu wellen , und die liOohslo dieser föttliehen Kräfte Hess derselbe, mit nndern Bbjonitea, bd der Taafe anf Jesus herabkominen» Die gleiche Messias v4M«tettBi^ .wiirt)^ wir in der Angabe über Simon sachen mOssen, wenn wir wjtiBitschlO annehmen wollten, dass Simon ein samarltaniseher F>ieaitomes8ias sei; aber anob wenn er keine bistorisehe Persoii, sondern mythischer Repräsentant einer bestimmten Denkweise is^ so findet sieb doch in den Aensserungen der Apost^geschifdite Bopb nichts, was uns hiefar auf die aosgebildetere Onoßis binwiesa, welche er allerdings bei Jnstin und in den clementinisehen Sehrif* ten zu vertreten hat^). Wenn vielmehr in der von der Apostel«- geschiebte vorgefundeneu Formation der Sage ausser Paulus und dem Paulinismus, gegen die sie nrspranglicb gerichtet war^ noch eine weitere Erscheinung berücksichtigt sein sollte, so mächten diesfi am Bhesten soluhe Vorläufer der Gnoüiis sein, die noch nicht XU der späteren Unterscheidung des höchsten Gottes von dem Weltschäpfer , dem eigentlichen Merkmal der wirklichen Gnosia, fortgegangen waren. Auch eine zweite Stelle, die an sich auf Gaostiker gehen konnte, 20, 29, lautet viel zu allgemein ^ um eine solche Beziehung nOihig zu machen, und so fehlt es Über- haupt in unserer Schrift an jeder bestimmten Berücksichtigung der •igentliehen Gnosis. Mag diese daher vielleicht auch In dem Zeit- punkt, als die Apostelgeschichte verfasst wurde, ihren Lauf be- reits begonnen haben, so ist doch nicht wahrscheinlich, dass sie auch sehen für den Theil der Kirche, aus dem unser Buch lier- rührt, eine höhere Bedeutung gewonnen hatte; und da wir niuo wissen, dass diess in Rom, dem wahrscheinlichen Geburtsort der Apostelgeschichte, vor 140 schon der Fall war, so werden wir für <Vc Abfassung der Apostelgeschichte nicht wohl unter das Jahr 130 herahgehen können.

") Entst. d. airkath. K. 161 f. s. o. S. 16S.

'2j ^nch jie Schilderung Rec. I, 7t, nach Hilgenfeld, dem. Rec. und«««* 6. 106 f. und Ritschi a. a. 0. S. 158 f. auf die basiiidiaoisciie Gnosii beidsIMi, uaNmcheidet eich von derjenigen der Apostelgeschichte gerade durch den Zu^ worin das eigenthtiralich Gnostiscbe liegt. Simon behauptet hier, se essevirtutem summam excOsi Deiy qui sit supra conditorem mundi. Im Üebri- geit könnte man nach dem früher Erörterten fragen, ob nicht der (übrigem uner- hebliche) unterschied dieser Stelle ton der sonstigen Darstellung des Simon in de» RfuogQilioiien und Homilien nttr aus einer BenttUung der Apostelgescbiehte hersit- leiten i«t.

476 Abfassungszeit

Eb eriitilt dieM Mch noeh von einer andern S^ite. In der Apostelgeschichte c. 15 fordern die Jadenchristen den unbedingten üebertritt der fleidenohristen zam Jadenthnm, sie selbst dagegen glebt die Bntscheidongy von den fleidenohristen sei nur die Be- folgnng der Proselytengesetase zn verlangen, die Jodenchristea dagegen seien fortwährend zn Gesetz und BescfaneiduDg verpflichtet Ist nun diese Darstellnng , allem Fraheren zufolge , nicht ans der fiesohicfate der apostolischen Zeit, sondern aus den Verhältnissen und BedUrltalssen der Zeit geschöpft, aus der unsere Schrift stammt, so nassen in diesem Zeltpunkt nicht Mos die Ansprache der jo- denchristlichen Parthei Im Ganzen/ noch die bezeichneten, sondern Ihre Bedeutung muss auch noch so gross gewesen sein, dass sie mit jenen Ansprachen durchzudringen Aussicht hatte, und dass ein Pauliner Grund hatte, zu glauben, die Anerkennung eines selbständigen Heidenchristenthums lasse sich mit keinen geringeren Zugeständnissen erkaufen, als die unserer Schrift sind. Diese Verhältnisse sehen wir aber nicht allein um die Mitte und nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts verändert, wo bekanntlich selbst die Clementinen auf die Beschneidung der Heidenchristen verzichtet haben, sondern auch schon damals, als Justin sein Ge- spräch mit Trypho schrieb, bestanden sie nicht mehr In dieser Art C. 47 dieser Schrift wird gefragt, ob derjenige selig wer- den kenne, der zwar an Christus glaube, daneben aber auch noch das Gesetz halte, flierauf antwortet Justin: ein solcher Judenchrlst könne selig werden, wofern er es sich nicht herausnehme, den Heidenchristen Gesetz und Bescbneidung aufzudringen , und denen, welche sich nicht daran halten, die Seligkeit abzusprechen, wie- wohl es Immerhin ein Beweis von Beschränktheit Quo äa&evsg tijg yvti(,ir^g) sei, die Gebote, welche Moses dem Volk um seiner Har- zenshärtigkelt willen gegeben habe, auch noch als Christ halten zu wollen. Dagegen seien sowohl diejenigen zti verwerfen, welche alle Gemeinschaft mit den gesetzesgläubigen Judenchristen abbre- chen, wie auf der andern Seite die, welche die Haltung des Ge- setzes auch von den Heidenchristen erzwingen, und die religiöse Gemeinschaft mit denselben an diese Bedingung knapfen. Was aber diejenigen Heidenchristen betrifft, welche sich im Sinn der strengen Judenchristen zur Annahme des Judenthums verstanden haben, so mögen solche vielleicht selig werden (tjcj&r/aeadai toiog vnokafißdvio). Bs lässt sieh nicht verkennen, dass die Btellung der Partheien hier eine andere ist, als in der Apostelge-

der Apostelgeschichte. A^9

«ohichte. Der Ansprach auf Beschnei^ang der Aeidenchristeiii M^ soheint bei Joatin bereits auf eine entschiedene Minderheit in der Kirche beschränkt, da» strenge, avsschliessende Jndenchristenthnm, i/velches diesen Anspruch erhob, ist im BegriiT, als^retisch ans der Kirche aasxnsoheiden , denn Jastin sagt nicht Mos, dass er diese Meinung verwerfe, sondern er will aach die Seligkeit an die Anerkennung der unbeschnittenen Heidenchristen geknOpft wissen, er lAsst mithin jenes exklusive Jndenehristenthum nicht «Is wirkliches Christenthnm gelten. Aber auch das mildere Ju^ denchristenthum, das sich mit der Haltung des Gesetzes auf sich «elbst beschränkt, dasjenige, welches die Apostelgeschichte in Ihren ConcilienbeschlOssen verlangt, kann zu Jüstin^s Zeit nicht mehr die Mehrheit in der Kirche , oder wenigstens in der römischen Kirche, der die beiden Schriften angehdren, gehabt haben, wenn es selbst dieser dem Bbjonitismns so nahe stehende Khrchenlehrer nur als eine innerhalb der Kirche zu duldende Beschränkth^t be- handelt. Es liegt am Tage, die Befreiung des Christenthums vom Judenthum ist in Vergleich mit der Apostelgeschichte um einen bedeutenden Schritt vorgerflckt. Dasjenige Judenchristenthumi welches die Apoiitelgeschichte als das herrschende voraussetzt, sehen wir bei Justin in eine Minderheit zurttckgedrängt, die sich kaum nocfh in der IQrohe behaupten kann, dasjenige, weiches die Apostelge^ aebicfaie als das höchste von der Gegenseite Erreichbare anstrebt, teginnt bereits seinen BQckzug in die Stellung einer blos gedul- deten Parthei i). War diess der Stand der Partheien um ISO,

>) Ich kann insofern der Ansicht Ritschl's (Theo). Jahrb. 1847, 298) nicbf beistimmen , der zu beweisen sucht , dass die Stellung der Partheien bei Justin und in der Apg. ganz dieselbe sei, vielmehr muss ich Schwegler ganz Recht geben, wenn er sagt (Nachap. Zeit. II, 118) von Justin vrerde bereits zugestanden, was die Apg. noch erbitte, ja ich muss diesen Unterschied noch weiter, ih Schwegler a. a. 0. ausdehnen. Wenn Bitschi a. a. 0. weiter zeigen wUl, "dos* die Apg. überhaupt eine schon ziemlich weit fortgeschrittene Vermischung d«r .p^^ linischen und judencbristlichen Parthei voraussetze, so ist diese Behauptiiog auf Grund unserer Schrift selbst wesentlich zu beschränken. Die Ausgleichung der Partheien mtisste freilich schon begonnen haben, wenn eine Schrift, wie die Apg., Wirkung thun, ja wenn sie auch nur möglich sein sollte, aber sie kann noch nicht bis zu dem von dem Verfasser selbst angestrebten Punkte fortgeschritten ge- wesen sein, sonst hfttte dieser nicht nöthig gehabt, mit einem solchen Aufwand von Mitteln auf diesen Zweck hinzuarbeiten. Wirklich weiss sich Ritschi S. 301 f. in Betreff der Proselytengesetze , welche Apg. 15. den Heidenchristen auferlegt wer- den, nur mit der Annahme zu helfen, der Verfasser habe diesen Ausspruch auf

48(0 Ahfasftttflgszeit

•Miß itor jiistittUohe DMog g^rabrieben wjar4e, «• mii90 eino SehHIl, 4i« yo» den g^ichloliUlcheii VorftossetfiaiigMi der Apefttel^^eflokiehte aiuigAt, niD elB MerklieheiB frflher feeobrieben «ein; ud wen nou . «Uer Wabrscheiallchkeit nach zuBftekst * die OaosIs war, welobe den Sieg ober da« atreoge Jadenohriatentbum eatsohied, den Widerapnieb der Judaisten geigen ein aelbatändiges HddM- ehri#toiitbuiii durob Ibren goAibrdrebendeB Angriff verBtamnien fluwlite, ond ibre Verbindiing mit den flraberen Gegnern herbei- DDhrte, ao werden wir «och dnrcb dieaea Datsm genatbii^t, die AbTaaaong der ApoatelgeacUchte Araber ssu setzen , ala den Kampf der rOmiaoben Kirebe mit der Gnoaia, und aucb naob diMer Seite bin erglebt aioh etwa daa Jabr ISO ala der spftteate Termin, Ober den wir dieaelbe aiobt hinabrilclun Icftnnen. fiedenken «vir vfelBMbfi wie bedeutend der Abstand zwiseben dpn in der Apaateigeaobiehte vorenageaetaten Partbeiverbültniasen ud denen sm Jnstin'a Zeit iat, 80 iat ea wabracbeinlicb, daae sie noch am mebrere Jnbre vor diesem taeaersUn Termin, etwa awiaoben iiP ond td5 n. Chr., verfasat jat.

Eine genauere Beatimmnng > iiirer Akfaaaangszeit wäre mag- Ueh, wenn wir über einige andere oeoteatamentlielie Schri/Ien in dieaer Beziehung besser onterriobtet wären. Ite das dritte Bvaa- gellam allen Angeloben naeh vom aweiten ond vierten bentttst worden iat, adneraeiUi aber daa erste benfttnt bat, 90 Uesaen aieb (Me Ai^os^nkie, nwbiehen die seine Altfeesneg fallea mnaa, sei Uerana annAbernd aneb daa Alter der Apoatelgeschi<Ate fealntetien, wenn wir genau wOssten , aus welcher Zeit die genannten Schrif- ten herstammen. Allein diess ist bei Ihnen um nichts sicherer, i^ bei den beiden lukanisohen Bflohern ; wir mttssen daher aof die Hoffouug vernichten, von hier aus fttr die vorliegende Untersucbnng etwas zu gewinnen , und ans demselben Grund unterlassen wir es IHich, jenea Verbültnlas dea I^idsaaevangelinma zu den übdgea Mar nftlier nachzuwelaen. Die Apostelgeschichte selbst berftbrt aleh ananer dem Bbrfter- und Jakobusbrlef , von denen schon die Bede war, und den ächten pauliniscben Briefen, die hier nicht hi Betracht kommen, in ihrer ganzen Tendenz namentlich mit de»

Seiten der Judaisten vorgefunden, »und dieses Datum benutzt, ohne es zu verste- hen,** was bei einem solchen Angelpunkte der ganzen Schrift gewiss Nientand glaublich Ünden wird.

der Aposte]gescbi||ite. 48 t

ei^iitii Bridf Petri and den zwei letzten Kapiidn des BOinerbrlefs ^). Aber aacb ihre Btttstehang^zeit ist am niphts siolierer, als die der Apostd^^eachiclite y and so kOonten wir ans ihrem Verhältniss iImt letatern jed^falls nnr eine relative Zeiibestimmnng ableiten^ die ufis wenig nützen würde. Nur beil&nfig mag daher hier be- wmkX werden, daes mir der erste petriniselie Brief nicht, uaeh /Bckwegler's Annahme; Slter, sondern jünger, als unsere Schrift, flekeint, denn theils werden die Stellen, worin er mit dem Epheser- iuid Jakoliasbri(»f zusammentrifft, bei seinem compilatorischen Cha« i!»l(ter nur ao/i einer Benützung dieser Briefe durch ihn zu erklären nafai, nicht umgekehrt, theils setzt er 6, 13. die Sage von der Anwesenheit des Petras in Rom voraus, die von der Apostelge- neblehte wohl in der einen oder der andern Weise berücksichtigt Mio würde 9 wenn sie ihr Verfasser schon vorfand.

Nach allen diesen Sparen werden wir die Entstehang der Apg. mit der meisten Wahrscheinlichkeit in das zweite oder dritte Jahi^zifiend des zweiten Jahrhunderts verlegen. Der Name ihre« VerfiMsers lAsst sich natürlich, bei dem Fehlen jeder Spur, die uns hierauf leiten, könnte, nicht angeben, aber wer sich die Auf- (abe, die Bedingungen und die Grenzen einer derartigen Unter- Mobottg klar gemacht hat, der wird auch seine Ausmittlung weder In dem vorliegenden, noch sonst in einem verwandten Falle ver- logen ^). Dagegen scheint es möglich, den Ort, wo sie verfasst iat) vHt veihältnissmitssiger Sicherheit zu bestimmen. Da für Cfehfiften, wie die unsrige, neben ihrer allgemeinen Bestimmung für die ohristliohe Gesammtkirche, Immer auch noch besondere Ortliehe Veranlassungen zu vermuthen sind , so ist es zum Voraus wahrscheinlich, dass sich der Geburtsort einer solchen Schrift durch ihre Beziehung auf eine bestimmte Gemeinde oder Landeskirche verrathe. Bs sind nun im Ganzen vier Orte, die in der Apostel- gesebichte mit besonderer Bedeutung hervortreten: In den Erzäh- lungen von der Urgemelnde Jerusalem, in der Geschichte des Paulus und des Heldenchristenthums Antiochien, Ephesus und Rom, wogegen Korinth, trotz seiner Wichtigkeit für die Sache des Cbri- stentbums, auffallend kurz behandelt ist. An Jerusalem kann non

') S. Schwegler, Nachap. Zeil. II, 2 ff. Baur, Paulus 398 ff. Theol. Jahrb. Vitl, 493 ff. Einiges Weitere sogleich.

^ Wie diess Schwanbeck thut, a. a. 0. S. 125. 151, und äliDlicb der •ächsiscbe Anonymus S. 24 seines Sendschreibens an Baur.

31

482 Di^postelgeschichte

natflrlioh, wen« es dch am die BAtotebmig miaera Baclm huMi, Bicht gedAcbt werden: nicht blos, weil diese Stadt ihre eelbetta- dige Bedeatang fflr unsere DersteUmig beld verliert, senderm aeeh weit mehr desshilb, weil Ihre grieohisohe Spreche so wenige, wie Ihr panllnischer Inhalt, aas Jemsalem stammen Icönnte. Aoeh An- tiechien, wiewehl es eine Zelt lang der Haaptsitz des Helden- christenthnms and der Heidenmission ist, ersdieint doch im Onnzen zu sehr als blosser Darchgangspnnkt, am unsere Scteift speeiell rar die dortige Gemeinde bestimmt sa glaab«n. Ks ist Ae eaU Station auf dem Weg des Apostels, der das romische Reloh Christentham eroberte, aber es ist nicht sein Ziel, and sollte anter den Qoellen unserer Darstellung efaie antiochenische gewe sein, so weist doch nichts darauf hin, dass das Oanne derselben auf Antiochien, oder überhaupt auf die syrische Kirche, berechnet war. Nicht anders scheint es sich aber auch mit Bphemis zu verhalten. Da jedoch der kleinasiatische, und nameniMi der epheslniscbe Ursprang der inkanischen Schriften neustens an K Ost- 11 nO otnen scharfsinnigen Vertheidiger gefunden hat, so mOssen wir auf diese Möglichkeit etwas nfther eingehen.

KOstlin beruft sich -far seine Annahme zunächst schon auf die Tradition, sofern die Abfassung des Bvangellnms allgemein In den Osten des romischen Reichs verlegt werde ^), und die ftltesfen Spuren von seinem Dasefai nach Kleinasien hinfahren. Aber genMie Kleinasien nennt kein alter Schriftsteller als den Ort, wo das Evangelium entstanden sei , sondern morgenlindische Handschriften und üebersetzungen nennen Alexandrien, Gregor von Nazianzi Hieronymas, Isidor, Aehaia. Was kann aber überhaupt das Zevgniss von Schriftsteilern beweisen, von denen unbedingt anzunehmen ist, dass sie nicht von geschichtlicher Kunde, sondern von ürtlidien Wünschen oder gelehrten Vermutbungen ausgehen, die Einen von der Vermuthung, dass die Schrift, welche von Korinth ans (BesL d, 16 vgl. 16, 1), wie man annahm, zuerst erwfthnt wird, ebendaselbst auch verfasst sei, die Andern von der vermeintlichen Identität des Lukas mit dem alexandrinisohen Verfasser des Bbräer- briefs, oder von dem ehrgeizigen Bestreben alexandrinlscher Theo- logen, das paulinische ebenso, wie das petrinisohe Bvange-

*) ürspr. u. Comp. d. synopt. Ev. 294 fif.

') Die Nachweisungen bei Credner Einl. 151. 128. de Wette Einl. in's N. T. 190 f.

römischen Ursprungs. 483

lifHB ^>, für ihre Kirche in Ansprach aa nehmen. Von weit grOs- eerem Gewicht wflre ee, wenn sich wirltlich darthon lieese, das» die Lol^aeevangeliam in Kleinasien zuerst gebraucht wurde. Dieser Beweis ist jedoch nicht sni führen. Wir wissen nicht das Ge- ringste darüber, ob es Marcion schon in seiner Heimath, oder erst SBQ Rom^ hl Händen gehabt hat, ob seine Ueberarbeitnng durch Mnroion früher oder später fällt , als seine Benützung durch Justin, noch weniger können wir behaupten, dass man In Rom erst nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts^ darch die Häretiker, nament- lich Marcion 9 veranlasst, kirchlichen Gebrauch von ihm gemacht habev^). Dass. ferner das vierte Evangelium, allem Anschein nach ein Brzeugniss der kleicasiatischen Kirche, nnsern Lukas benutzt hat) diess kann um so weniger beweisen, da wir ihn zu Rom nicht blos früher von Justin, sondern auch bald dar&nf von den ciementlnischen Homilien, und noch vorher im weitesten Umfang vom Verfasser des kanonischen Markusevangeliums gebraucht fin- den. So gut ihn diese benützen konnten, wenn er aus Kleinasien, ebensogut und noch leichter konnte ihn der kleinasiatische Ver- fasser des vierten Evangeliums benützen, wenn er aus Rom stammte. Wenn endlich Küstlin die vielfache Uebereinstimmung der luka- uisohen Schriften mit dem Epheser- und Kolosserbrlef für sich ^anführt, so tritt der Beweiskraft dieses Grundes der Umstand ent- gegen, dass sich darin mindestens ebenso viele Berührungspunkte mit änderen Schriften aufweisen lassen , die nicht in Kleinasien zu Hause sind. Köstlin selbst (a. a. O. 299 ff.) zeigt, wie nahe die Sprache des Ebräerbriefs der des Lukas verwandt ist, und aneh wir müssen zugeben , dass diese Verwandtschaft gross genug ist, um die Vermuthung des Clemens von Alexandrien , dass jener Brief von Lukas stylisirt sei^ zu erklären, so wenig sie auch freilich zur whrklichen Begründung dieser Vermuthung aus- reicht, und so verkehrt es insofern erscheinen muss, wenn die Hypothese des Clemens heutzutage wieder aufgewärmt wurde ^). Die gleiche Bemerkung in Betreff der Pastoralbriefe hat Schott^) seiner Zeit zu der Vermuthung veranlasst, dass diese Schriften

I) M. 8.. aber die angeblich alexandrinische Abfassung des Markusevangeiiums Credner Einl. llß.

*) Köstlin a. a. 0. 298.

^ Ebrard Erkl d. Ebräerbriefs S. 426 ff. Lange ap. Zeit. I, 185. Beide bat KOstlin Tb. Jabrb. 1854, 425 ff. treffend widerlegt.

«) Isagoge 324. Vgl Tbeol. Jabrb. 1843» 542.

31»

484 ^'® Apostelgeschichte

voQLafcM nlederg«BehrlebeD seieo, and wenn aaofa <fieser Sehhiss je- dettfalls ttbereilt war, so werden sich doeh solche Beziehaojfen zwi- schen bdden nicht läognen lassen, weldie denen zwischen Lukas und den Briefen an die Bpheser nnd Kolosser das Gleichgewicht halten. HfaisichtHch ihres WDrtervorraths stehen sie den lokani- schon Schriften, nanentlich der Apostelgeschichte, näher, als jene % nnd in ihrem Inhalt berOhren sie sich mit ihnen, so klar aach der Standpunkt nnd die Bestrebungen einer späteren Zeit in Ihnen her- vortraten, an mehreren Stellen so anihillend, dass eine wirkliehe Bekanntsehafl Ihres Verfusers mK den Werken des Lokas, denen dadaroh ein verhAltnissmftssig altes Kengntss zuwächst , alle Wahr- scbelnlidikeit for sich hat Wie Pauhis In der Apostelgeschichte bekennt, dass er dem Oott seiner Väter mit reinem Gewissen zu dienen strebe, so bezeugt er dasselbe gleichlautend im zweiten Brief an Timotheus^), wie in der Apg. 8, 17. 18, 27 die Wuth der luden gegen Jesus mit Ihrer Unwissenheit entschuldigt wird (xara ayvoiav i/tQjg^cae 8, 17), so 1 Tim, 1, 13 der Verfol- gungseifer des Paulus (j^XBrjSrjv Sri dyvocov iTtoitjaa)^ wie dort wiederholt darauf hingedeutet wird, dass jedes Ereigniss zu der von Gott bestimmten Zelt*) ehitrete (1 , 7. 8, 19 f. SO, M), so

*j Bie Pastoralbriüfe haben folgende Wörter, die unter den neutestameatlicheD Schriften nur noch in denen des Lukas vorkommen: Stvoia, amXa/uftavfa^ai, axi-

hiifaXfla^ai^ htaiUlov^ krufxon^ in der Bedeutasg Bischeliaait (in anderer Be- deutung auch 1 Petr. 2,' 15. 5, 6), hn^aireit^y td^eywiay eöaeßiir^ ^mf^tt, ^taoyovsiv^ l/uctria/ios, xaxovQyoSy vo/ioStSdaxcdogy voatpC^saS'ai^ naytSy TuttSivtuff nii9a(fXf7yy ntqUqyoi, negi/ioislaS-aty nqfaßvriqiov ^ ngoSort^g^ ngoner^g^ nvMvog^ 0wjuaTix6g, auitpqoauvtj ^ (piXav&Qwria , tpdaQyugog , ausser ihnen und den lukanischen Schriften findet sich: dfna^rtr nor im Römerbrief, ^uftarai 1 Thess., n^x^^ 2Thess., idayysXutr^g £ph., ngtaßvtti^ Philem., ht^atg (j^t^wr), /ua^vv^eMin ein gutes Zeugniss haben, ^sraXa/ußarsiv ^ neg*iqx*^^f X'^f*^ ^X^^^y ^^ n^ mtrimw Ebr. ßg^tpot und Ivtqovv 1 Petr., ßXaö<ptj/iog u. tiMfißeia 2 Petr., UinBtr iac. yo- juixog bei Matth., TtaqaxoXov&fXv bei Markus, xarriyogla bei Johannes. Der Epbe- ser- und Kolosserbrief, dem Umfang nach unbedeutend grösser, haben nnr 12 Wörter der ersten, 13 der zweiten Klasse. M. s. die Concordanz und die Zusam- menstellung Theol. Jahrb. 1843, 509 H 505 H

') Apg. 24, 14. 16: 2«rr^«t/w r^ naxqiatfi &s^,,, h^ Tovrt^ Se adrog äaxti ä/cqogxonoy avvtiStfiiy SxtiV nffog ror &t^ u. s. w. 2 Tim. 1 , 3 : r^ Äjw, i Xaxqevca tt7t6 nqoyorwv h xa^aq^ oureiS^jaei. Die ovy^lStiaig auch 1 Tim. 1, 5. 19. 3, 9. Tit. 1 , 15.

>) Kui^oiy ein bei Lukas und in den Paaloralbriefen besonders beliebter Plural, 8. Schmid's rafutiov tt. d. W.

rOffliscIiea Dnprnng«. 485

aMh äier (1 Tim. 9, 41. 6, 14. Tit. 1, 8), wie dort (8, 14 n. 19, 6) die GeiBteflyekeii durch i^ioatoUfiolie BAVl^iiliegiiiig ertbellt Mxrdra, 80 erinnert Paolne 2 TJm. 1, 6 seinen Sohaler, d«80 er dne Cheriann des 6ei«tee seiner Qnndaoflegang asa verdanken habe. Aof die Verfolgungen des Apostels In AntiochieB, tteniam und Lyjtra, weloiie von der Apostelgeseliioiite c. 13 t erzAlilt werden, nimmt 2 Tim. 3, 11 aosdrOokUeli BOeksielit^ wie es in der ophesiniscben Bede Afg, 20 , 28 heisst: %d nvevfia ditxficcQ- %v^fid (jioij Isyay, so lesen wir 1 Tim. 4, 1: to nvevfia ^r^nfag keyu o. s. w., und dieselbe Rede (V. 24: feXeiüam %ov SQOfiop fifHi xccl %fpf dicaaniav) sebeint dem VerÜMser der Pastoralbriefe im Sinn gelegen zu liaben, als er 2 Tim. 4, 5. 7 sciirieb: %rpf d^au^lav aov nlfiQfHfp^ov^ iyu yuQ ijdfj anhdofAai*.. tov dgoiiwv v&piXexeu 0ass 1 Tim. 6, 18 vielldoiit auf L. 10, 7 ROcksicbt nimmt ^ ist seiion S. 54 bemerkt worden. Diese Be- rflhrnngspnnkte soheinen mir jedenfalls meiir zu beweis«!, als die, weklie KOstlin S. 295 f. beibringt, um ei|ie nähere BoKiebung der lukanisoben Schriften zum Epbeser* und Koiosserbrief darzp- thnn. Auch der erste Brief Petri, dessen r^misohen Ursprung wir mit Sohwegler^) ebenso entschieden, wie seine Unftchtheit, be- haupten mdssen, steht der Apostelgeschichte mindestens ebenso nahe, wie die Briefe die Epheser und Kolosser. Sein eigen- IhOmlicher WOrtervorrath zeigt sich dem jlcj? Apostelgeschichte und des Lnluisevangeliums verwandt^), >1Jnid «ein Inhalt berührt sich mit ihnen gleichfalls nicht selten. Wie Paulus Apg« 17, 30 die Seit des Heidealhnms als XQ^^^S ''^^S ccyvoiag bezeichnet, so redet hier Petrus 1, 14 von der froheren äyvaia seiner Leser, wie Jtfier Apg. 17, 23 von dem unbekannten Gott des athenischen Altars sagt: Sv dpfoovvr^g avaeßeiTef so dieser i, 8 sogar vom ehrisdielma Gott: ov avx aidoTsg ayaTtäte^ wie die Apostelge- sehiohte 14, 2 dem mazMveiv das utuiOuv entgegensetzt, so der Drief 2^ 7. 4, 17 n. o., wie jene 4, 11 die Stelle des listen Psalms V. 22, dem Paulus (Bdm. 9, 83) folgend, auf den Un- glaubfn der Juden anwendet, so dieser 2, 7; wie sich Paulus Apg. 24i 16 bemObt, eUie av^ddija^g a7^6gxo7$og zu haben, so ermahnt Petrus 1 Petr. 8,, 16 vgL V. 21 die Christen, ihre

>) Nacbap. Zeit. II, 2 ff.

') Wie diess aus der Uebersicbt in den Theo!. Jahrb. 1843, 522 f. and bei Schulze d. scbriftst. Charakter des Johanne» S. 39 ff. erhellt.

486 Die Apostelgeschichte

aweidrfiig dya^^ sieh zu bewahreo, vfi» Jener Apg. 20, 2S den ephesiniflohen Presbytern sagt: ngogix^Te eavroig xal nanl T(f noifivUff iv (fi v/iiag to Ttvev^a'Td ayiov e-^sro iTtiaxoTtovg^ itotfitdveiv tf]v e)cxXf]alav tov xvqIov^ so sebrelbf Petros 5, 2 an die Presbjrter: notfietvare iv vfuv nolfiviov rdv -d^w . . Tvnoi ywofiBvot tov noi^vlov, Aüeh die xXijqoi 1 Petr. 5, S erinnern an den xXriqog des apostolischen Amtes Apg. i , ±7. 25 und die ganze Entwicklung der Bpiskopalverfassnng , welche die Apostelgeschichte 30, 17. 28 voraussetzt^ scheint die gleldie, wie 1 Petr. 6, 1 f. vgl. m. 2, 25.

Bs ergiebt sich hieraus, dass diejenigen Schriften, deren Ur- sprung ndt Wahrscheinlichkeit nach Kleinasien verlegt wird, den lukanischen BAchem um nichts nfther stehen, als solche, die in Born oder in Alexandrien verfasst sind. Bbensowenig folgt ans der verhältnissmässigen Beinheit ihres Oriechtsch fttr ihre Entste- hung in rein hellenischen Sprachgebieten^). Denn sie besitzen diesen Vorzug schwerlich in höherem Maass, als die Schriften lustln's und die dementinischen Homilien, deren römischer Ursprung uns feststeht, und es ist überhaupt nicht abzusehen, warum man nicht auch in Bom gut griechisch hätte schreiben können. Die romischen Christen waren ohnedem damals wohl nur zum kleinsten Theil römischen Stammes , und wenn unsere Schrift auch in Bom geschrieben ist, kann ihr Verfasser darum doch durch Geburt und Bildung dem Osten angehört haben. Und dieselbe Voraussetzung würde es auch erkiftren, dass der Verfasser, wie Kostlin S. 294 f. bemerkt. Ober die politischen Verhfiltnlsse Kleinasiens und Achaia^s gut unterrichtet zu sein scheint, und dass er den i^phe- sinischen Aufenthalt- des Apostels mit einer Vorliebe behandelt, die allerdings gegen die flOchtige BerOhrung der korinthischen Wirk- samkeit auffallend absticht, dass er aus Ephesns so viel Specielles zu erzfthlen weiss, dass Paulus ihm zufolge sein letztes Vermächt- niss fOr die heidenchristlichen Gemeinden zu Miiet in die Hände der epheslnischen Presbyter niederlegt, und die Zukunft der ephe- shiischen Kirche besonders darin berftcksichSgt. Indessen konnte er auch durch die Beschaffenheit seiner Quellen zur ausführlicheren Behandlung der epheslnischen Vorgänge veranlasst sein, und die Abschiedsrede^fand jedenfalls da ihre passende Stelle, wo Panlns

>) Wie Köstlin glaubt, a. a. 0. 294.

römischen Ursprungs. 487

«

4te€tareils6n seines Usherigeii Wirkungskreises flbersdiritt, nm sie Bie wieder sn berObren.

Ule angeführten €^(lnde werden ans daher nicht bestimmen Mrfen, die Entstehung unserer Schrift nach KMnasien zu verle- gen. Vieimebr sprioht Alles für ihren remischen Urspmngl Eine Schrift, welche mit so sichtbarer AbsichtHclikeit daranf angelegt int, auf die römische Gemeinde zu wirken, welche in der Stiftung dieser Gemeinde den eigentlidben, von Sfott verordneten Zielpunkt der panlinischen Wirksamkeit findet^ welche den Paulus erst in Bern mit dem Judenthnm deünlüv brechen, und ganz in dem Beruf des HeMenapostds eintreten Iftsst, welche selbst das frühere Da- aein der römische Gemeinde ignorirt; nur um Paulus zu ihrem eigentliehen Richter zu machen eine solche Schrift ist schwer- Uok anderswo^ geschrieben, als an dem Ort, für den sie zunächst bestimmt ist, in Rom. Dass sie vom römischen Aufenthalt des ApesMs nicht mehr berichtet 0? i^niin biegegen nichts beweisen. Den» ihr ganzer Plan schloss einen solchen ausführlicheren Be- rldit aus: mit der Ankunft und der ungehemmten Wirksamkeit des Paulus zu Bern war ihr Zweck erreicht, und aiif den weiteren Verlauf einzugehen mochte der Verfasser um so weniger geneigt sein» te «r in diesem Fall auch das Ende des Apostels berichten musste, 'das er wohl aus demselben Grund, wie einen grossen Theü seiner sonstigen Leidra, übergehen wollte. Hat der Schluss unsers Werks nichtsdestoweniger beim ersten Anblick etwas Anf- faBettdeS; so ist er doch bei jeder andern Annahme schwerer zu erkläfBUf als bei der Voraussetzung, dass er ursprünglich für riMsche Leser bestimmt war. Für diese war die Gründung der rMdscben Gemeinde durch den Heidenapestel ein befHedigender Abs^hlnss der Brzftfalung , wogegen Jeder, bei dem dieses Ortliche Interesse nicht mit in's Spiel kam, zunächst nach den weitem Sehicksalen des Apostels ft'agen musste. Gerade in Rom waren aber auch die Bedingungen für die Entstehung einer Schrift , wie die Apestelgeschichie, in besonderem Maasse vorhanden. Wie stark biw schon frühe die judalstische Parthei und das Vomrtheil gegen Paulus war, können wir schon aus dem Römerbrief abnehmen^ der eben dieses Vorurlheil zu beschwichtigen bestimmt ist; dass aber die gleiche Verhältnisse auch nach dem Tode des Apostels

fortdauerten, sehen wir aus Allem, was uns über den Zustand

*) Kdstlin a. a. 0. 294.

488 ^i<^ Apostclgescliichtr römischen Ursprungs.

der rOntooheii Kirclio bis ober Uto Mitte de0 RUrelteii Jekrfenadette herab bekaiint ist. Wenn das jadaistisehe Bleaieiit am diese Zeit noch mäehtig gemg war, um aller Gesehiehte zum Trete ia einer allgemein geglanMen Sage den Petroa anm Mitbegrauder, «pifer sogar zum ersten Begründer und Bisclief der romischen Kirohe zn erheben , wenn ans dem Beden dieser Kirehe im Lanf des zweiten Jahrbanderts die Oppige psendoolementinisGbe Literatur mit Ihrer schroffen Polemik gegen denHeldenapestelhervorgewaehsen Ist, wenn der römische Theologe Jnstln den grossen Apostd der EOmer mOlHg Ignorirt, wenn der Verfasser des AiriiMigs znm EOmerbrIef den Paolos für die Ktthnheit sdnes Sdireibens an die Römer angela- gentllch entschnldigt, and jeden Ansprach desselben anf eine Iiehr«- befdgniss unter den Römern in Abrede zieht, wenn der panllnisiAe Verfasser des ersten Briefs Petri die Lehre sehiefl Apostels nur durch den Nomen des Petros in Rem (5, 18) zu decken webs, wenn der BbjonIte Hegesipp (M Bus. IV, 32, 8) der rO Kirche seiner Sielt ihre Orthodoxie im Sinne des Judrachristentha (cig 6 vofiog xjjQvrfei xal ol 7tqoq>fji;cu, xal 6 xvqioq) bezengi, so muss noch tief in^s zweite Jahrhundert hinein die Abneigung gegen Paulus und das paullnischo Ohristenthnm in Rom so starke Wurzeln gehabt haben, daes sieh ein Paollner, dem es am Ver- söhnung der PartheigegensOtze zu thun war, zu einer Sehrifl^ w^ die Apostelgeschichte, wohl reranlasst finden konirte. Dam kommt; dass auch die ersten Spuren von dmr Benfltzung der lAn- niseben Schriften nach Rom weisen: Justin and die cl^nentini- sehen Homilien, das Markusevangelium und die Pastociribriefb; auch der Brief Polykarps scheint hier verlhsst zu sein, in dem zuerst eine Stelle der Apostdgeschichte bestimmt benfttzt whrd ; nnrvia Marelbn wissen wir nicht^ ob er sein Evangelium erst in Ron, oder sehen frtther zusammengestellt hat. Konnte man auch hieraas allein, bei der Mangelhaftigkeit unserer Kenntniss von der frei- sten Verbreitung der neutestamentlicfaen Schriften, den rOnischn Ursprung der Apostelgeschichte noch nicht ersohMessen, so wird doch das, was ans innere €ta*ande darthon, durch diese Ueber- ' einstimmnng der gesohichttichen Spuren von ihrem Haseln be- stätigt.

Wir betrachten demnach «isere Schrift als das Werk eines Paultners aus der rOmisofaea Kirche, dessen Abfa«nngszeit an Wahrscheinlichsten zwischen die Jahre liO und 135 oder aucli IdO nach Christas gesetzt wird. Daraus folgt nun aber nattMrlicli

Die Quellen der - Apostelgeschichte. 48d

dwdUiQ9 lüclit , dkl« Ihr gaUiet InbnM erst ans dieser Zeit stamat Ml¥^ habea Malier noch zu obteraoefaen, inwiefern sich fttr diesen /^ AHcve Quellen wahrsdieinli«^ machen. lassen.

Dritter Abschnitt.

Die yaeUen ümw Aposielyes^ftiekte*

Die Annahme, dass der VerAsseib der Apostel^sobiohte äitere Sohriflen oder Anfs&txe benutzt habe, ist schon durch den Prolog Tßnm Bvangellam nahe gelegt, nnd sie hat anch in der innem Be* sotaidTenheit des Baches so viele Stützen, dnsa wir uns nicht wun- dern kennen , wenn sie ven den Neaeren aligemein gutgeheissen worden itft. Um so weiter gelten die Ansichten auseinander, wenn diese fineUen im Einzelnen angegeben, und die Art ihrer B^- irtttzmig bestimml werden soll ; die Vermuthnng hat sich in behlen Beziehnngen den weitesten Spielraum genommen nnd von def AKnafame einzelner zerstreuter Auftrftlze bis zu der zosammenhfin- geBd€r Schifften, von der Voraussetzung einer ganz fireien Be- natanng Me zu der einer wCrtliclien Abschrift aas den Quellen giebft es knnm eine Möglichkeit, die nicht von dem einen oder dem andern Kritiker vertreten wAre. Wir versuchen im Felgenden eim Prflfung der Momente, von denen die Entscheidung abhängt, eine dass wir doch auf alle Einzelheiten der bisherigen Ansichten dnngehen Im Stand wären.

Hat man die Alteren Vorstelhinge» von der durchgängigen Antopirie des Lukas oder dem mittelbar apostolische Ursprung der Ap«|ielgeschkiite aufgegeben, so wird man zunächst die groi^eren Massen, in welche sich die Schrift beim ersten Anblick soiidert, auf verscUedmie Quellen zurackzufttbren geneigt sein. In dieser Weise hat zuerst Riehm^) die Annahme durchzufahren versucht, 'der zweite TheO unseres Buches von c. 18 an beruhe wesentlich auf Augenzeugenfsehnft und mOndiieher Erkundigung, und nur fai Betreff der von Lukas nieht mit angehCrten Reden und der Briefe im 15ten nnd 23sten Kapitel auf schriftlichen QneUen, dagegen

') De fontibus acU apost. Utr. 1821, vgl. besonders S. 106 ff. 189 ff.; einen guten und ausführlichen Auszug aus dieser Schrift giebt Scbwanbeck S. 81 ff.

490 »i« QncOcn der Apotldgndudito»

liigMi im 2Wdlf taUm Ma/Uälm IM AsMtze, «• der VefCMser geiMUMlt habe, Qnuiie, Heeh Mhirfer nfteneheMet Grdrer'ei) verwMiCe Attri^t swiMhea tei Mdee Theileik iMe zwdlf eratea Kapitel atad dieses Kritiker ««feige elae fikmlmf aebt vnn^eediiektlielicr Sagee, die eis eiArfger Petriner veraaataltete^ iiad der Verfasser der Apooitclfe- seUebte weseetlicii im verändert anftiahin, nar die Rede des Ste- piiaaBS ist eine wOrtlidi eder fast wortlich äelite Urlninde, die sechssehn letzten lUpitel dagegen sind ein rdn histeriseher Be- ridit, weleber wirklich ven l^akas, dem ü^^ter des Panlu, har- rflhrt; die Foge zwischra beiden hat der un^s Jahr 90 a. Chr. selireibende Sammler der Apostelgeschichte nur anveüstindiif aber- tOneht Aach Seh wanbecl^ (S. 84 ffO will nnichst zwei Ikeile der Apostelgeschichte antersoheideni die «r an» vers^ledcBen Onell^n ableitet, nar dass er den ersten Ws zum Aalanig des 15ten Kjipitels ausdehnt, in der Folge wird jedodh diese Awudime so medUchrt, dass de wesentlich Ober den Standponkt von Biehm nnd OfrOrer hlnaasgeht. Noch anbestimmter nähert sieh diesen de Wette^) mit der Bemerknng: im zweiten TheU indea M ansser dem Berichte des Angenzeagen aoch noch weitere Spoiwi von BenOtzung verschiedener Quollen, sowie hhiwiedenim der erste Thell seine ESgenthaadichkeiten habe, aas denen man anf gewiaue ihm eigene Qaellen schliessen könne, wogegen Credner'), nach Bichhorn's^) Vorgang^ eine wesentliche Abhängigkdt der Apo- stelgeschichte von schriftlichen Qo^en Oberhaopt bestreitet, «nd anch zwischen dem ersten nnd zweiten Thml in dieser Beziehong keinen erheblichen Unterschied za finden weiss.

Der letzteren Bemerkoiig müssen wir nun anbedingt bei- pflichten. Die zwölf oder vierzehn ersten Kapitel mMrer J9c^rtft anterscbeiden sich von den flbrigen weder im Inhalt, noch in dm* Sprache so darchgreifend, dass wir fOr j<wie e^e wesmitlieh an- dere Qikellenbentitzang voraossetzen mttssten^ eis f ftr diese^ Weui GfOrer den ersten Theil als sagenhaft preisgiebt, am dafär den zweitw als rein historisch festznhalt^, so erleidet die letztere Veha^^tong dnroh die &gebnisse ansermr frflhem Untersadmsg

*) Die heil. Sage I, 383—452, bes. S. 417. 421 iT. 11, 244 ff. 3) Einleit. in's N. T. §. 115 c. ») Einl. in's N. T. $. 107. *) Einl. in*8 N. T. 11, 30 ff.

, die ZerstOcklttogsiiypothese. 491

s«lek« EiiMio|ii'Aiikoi9gen, das« dieser Uolensofaied rUlig zer«* flieaeen drohte aioht efamial ia dem Reiaeberlebt c. 16, 10 ff. haben ivir reine Geschiclite, noch viel weniger In andern AbsehMteii) iwia die Brzfthlungen vem Apeetekencil ^ von d^ Verfällen im Pbilif pv von dem fienphmeo des Panlus in Jemealem. Mag daher auch die leta^te Hälfte der Schrift mehr wMliefae Geaohiehte ent-« halten, ala die erste, .so gilt diess 'doch nielit gleicbmi«Hg vott alle» ihren Theilen, und man kann nicht ohne weitere Untersohel-- dang einen ersten und einen zweiten Thell der Apostelgeschichte siob entgegensetzen, wie Sage und Geschichte. Ebensowenig lässf stob die sprachliche Verschiedenheit dieser beiden Thetla nach-* weisen, auf welche Sohwanbeek seine Annahme allein gestütnt bat. Die Behanptang Scbwanbeck^s, dass die vierzehn ersten Kapitel ganz di^ sprachliche nnd stylistische Färbong des Evan- geUimis haben, dass dagegen dieser Sprachcharakter vom 16ten Kapitel an verschwinde diese Behauptung Ist in dieser Allge-* mefnheit entschieden onricbtig. Schwanbeck (S* 36 f.) ver- weist zu Ihrer BegrUndung auf eine Anzahl von Wörtern, die nur iai Evangelium nnd Im ersten Theil vorkommen. Im zweiten da- gfgea theils ganz fehlen , theils weit sparsamer gebraucht seien; Aber wenn er auch noch weit mehrere angeführt hätte, wie er diess unstreKig konnte, so wäre damit noch nichts bewiesen. Ich habe allein anter den Wörtern, welche nur Einmal in der Ape- atelgesehlehte vorkommen, 174 gezählt, die sich im Evangelium aaoh finden. Von diesen kommt nur. etwas tlber die Hälfte (93) aof die 14 ersten Kapitel, kann man aber auch hievon .ein langes ' Verzaiohniss anlegen , . so folgt doch daraas nicht das Geringste^ weil Ihm dne fast gleiche Anssabl anderer WOrtw gegeuQber steht, die dem Evangelium und der zweiten Hälfte der Apostelgeschichte gemeinsam sind, und noch mehrere, die im Evangelium fehlend ai beiden Tbellen der Apostelgeschichte gleichmässig vorkommen. Aber auch mit den Ausdrücken verhält es sich nicht anders, die durch ihr häufigeres Vorkommen ein grösseres Gewicht haben. Es. kann allerdings auffallen, dass sich z. B. ovqccvoq Im Enange- lium und In der ersten Hälfte der Apostelgeschichte (eigentlich nur e. 1 11) zusammen 60mal findet, in der zweiten Hälfte der Apostelgeschichte nwr zweimal, aaog Bv. lOmal, Apg. ,o. 2— .15 17malj von da a^i nicht mehr, i^iatcivcei^ und i^Lata^duv Ev^ 3ttal, Apg. 2-— 12 8mal, dann nicht mehr, auch sWTcra^^ im ev^ sten Theil dreimal, Im ;Zwelten nur 22, 17 u. s. w«; aber

492 Di« Quellen der Apostelgeschichte;

wir ans lehr bedeaken mllflaai; hierMU viel jsq sohJfoisatt, weui wir lehon, dass bei andeni Worten ood Redensartett dur iMiKiAeiirte Verhiltaiae «tettiadet So stellt e^aa/a im Kv. laal, itt des 14 letatea Kapiteln der Api;. 4aal, ataaig dort zweiaaJ, Uer 6mal , axQtßdpQf dareh den Proleg des Evangelivm ala taka- •ieoh fcezeoft, in dieeeii Kapiteln, die aaob axqtßrjg nnd axglßeia allein haben, 5mal; a^ioSt Er. imal, Apg^. dte Hillle 3flul, Sia- ma^BW dort Inal, hier 6mal, das vnpersoiiliehe do^el dort Shaal, Mer 6mal, ia den 14 ersten Kapiteln feblea diese werter gftn^icb. ^A^iOQj bdm Kvangelisten häaüg (daial), findet bMx in der Apo- stelgesohidite, die es 7nial hat^ aar vom Idten Kapitel an; B9tfg^ na Bv« dmal, im 3ten Theil der Apg. 6mal, steht im erstoi anr einmal; ebenso inihxfißav&j9av ^ das im Bv. 6mal, im zwrifen Theil der Apg. 6mal vorkommt; fiivuv steht Bv. 7mal, Apg. 8ter Theil Iteal, nqaaaBiv dort 6mai, hier iimal, der erste Theü der Apestelgesdiiohte hat jedes dieser Wörter nur nwelmal. Dem TWBVfia dai^oviov L. 4, 83 entspricht nvsv^a nvdtavog Apg. 16, 16, dem tlg icTiv ovtog o^ L. 5, Ül. fy 49 das tig iariv og Apg. 19, 86. 38, 19; der Ansnif alqe steht ansser L. 98, 18 noch Apg. 81, 36. 88, 88; (lij (poßou ohne Ohsdctsakknsativ, im La- kasevangelinm Öfters, Apg. 18, 9. 87, 84; Iccrgeieiv tüna xcu ^fiiqav nasser L. 8, 37 nar Apg« 86, 7; avtfi %f} ägoy im Bv. hiafig, Apg. nur c. 16, 18. 88, 13; tfj ixoftsvr] ansser L. 13, 33 nar Apg« 80, 15. 81, 86. Noch weitere Belege werden sieh nater nnsem Mhem Naehweisnngen über die Sprache der Ape- steigeschiohte finden lassen. Bbenso vertheRen sich die sonstigea Parallelea zwisehen dem Lnkasevangeliam nnd der Apestelge« sohlohte ziemlrah gleich an aUe Theile der letztem. Nehmen wfar hlnza, dass des* Gleichartigen In der Sprache der b^den Theile nngleioh mdir ist, als des Abweichenden, and dass beide hi s^ anflhUenden Bigenthflmlichkeiten (wie der Gebrauch von re nnd 6fio^fiadov\ selbst in Abweichang vom BvangeUum, zasammea- tregen, so wird von ihrer angebliehen stylUtischen Differenz woU sehwerlich mehr übrig bleiben, als das Allgemeine, was z. B. aneh Gredner (Binl. S. 888} anerkennt, dass dle^gpraehe im ^egtgi Theil eine etwas hebräischere Färbanj^ hat^ als Im zweiten,^ Nicht weiter führt uns aber aach die Untersnehong des Inhalts. Die gehfiolten Engelserscheinnngen im ersten Theil (6, 19* 8, 86. 10, 3. 18, 7. 83) bilden den einzigen erheblichen UnterscMMl, iMHi der zweite kennt nnr eine einaige (87, 83), von der es übtr-

die Zerstäcklungsbypoihese. 498

diess nicht gaiui siciier bt, ob sie «kht als bloMOs TmoBgesIcbl C^edaeht werden soll. Aneh dieser Zog konmt aber anf den ebrai- sirenden Charakter der Darstellnng asorOi^, denn die Vtfrmittlong einer höheren Ofenbarnng dnrcb Bngel ist dem spAteren Jnden- tham vorzagsweise eigen, wie diess schon die Ogenbamng Jo- hannis nnd die übrige apokalyptische Literatur zeigt. Ob nun aber dieser hebrflischere Ton des ersten Theils so bestimmt aof die Be- ttttüBung eigenthflnlicher, ebraisirender Quellen surftckweist, wie man gewöhnlich annimmt, diess ist sehr su bezweifeln. Rs iHt auch der Fall möglich, dass der Verfasser unserer Schrift Miaili genug besass, um sich in KrzAhlungen, die auf jodisehem Boden spielen, der ebrüisehen Vorstellongs- und Ausdmcfcsweise mehr zu nfthem, oder dass ihm diese Oberhaupt ans der judettchristKehen Bvangelientrmdition geläufig war, und in den späteren Abschnitten seines Werks nur desshalb mehr zurQcktritt, weil er for diene eigenthtlmliche Duellen bentttzt hat Auch die zwei ersten Kapiiel des Lukasevaugeltums haben auffallend viel Ebräiscbes in Sprache, Darstellung nnd Gedanken, auch in ihnen spielen die Engel eine grosse Bolle (m. 1, 11. 26. 2, 9), und doch macht der durch- gängige, mit den Inkanischen Spracheigenthamlichkeiti» so ailTal- lend Obereinstimmende sprachliche Charakter dieser Kapitel höchst wahrscheinlich, dass sie so, wie sie vorliegen, nnr von dem Ver- fasser des Evangeliums herrOhren, wenn dieser auch vielleicht eine ältere Ueberliefernng vor sich gehabt bat Wie es rieh in dieser Beziehung mit dem ersten Theil der Apostelgeschichte ver- hält, wird sich nicht durch eine apriorische Voraussetsung, son- dern nur durch die Untersuchung des Einzelnen ausmachen lassen. Hiebel haben wir aber kein Eocht, die zwOlf oder vierzehn ersten Kapitel ohne Weiteres als „ersten Theii'^ der Apostelgesohiehte zusammenzunehmen. Woher wissen wir denn so zum Voraus, dass gerade diese in Beziehung auf ihren Ursprung zusammengehören? Schon die Verschiedenheit in der Stellung des Idten und Idten Kapitels y welche die Einen zum ersten, die Andern zum zweiten Theil rechnen^ muss in dieser Beziehung stutzig machen; aber aneh andere Abschnitte in dem sog. ersten Theil unterscheiden sich er- heblich von den Obrigeu. Ausser der Bede des Stephanus, von welcher diess allgemein anerkannt wird, gehört Ueher namentlieh die Erzählung von Cornelius, ein ganz selbständig gestelltes, seiner Tendenz nach nicht jodaisirendes, sondern paulinisohes Stock, und der Bericht Ober die Bekehrung des Pauloa, den man vnmog-'

494 I)i« Qnellen der Apostelgeschichte;

lieb einer «ndem Quelle zuweisen kann, eis die gressenttieiin wörfllcb gleiohlmitenden Brznhlongen im 92sten nnd 26sten Ka- pitel. WiU man gesoiiielidieta verfaliren, so genfigt es nicht, die Hauptmassen unserer Schrift nach CbaralLter nnd Oaellen zu un- terscheiden, sondern es mnss bei jeder einzelnen Erzäblnng nach ihrem mnthmassllchen Ursprung geflugt werden.

Bben dieser Punkt ist es nun, von dem Scbleiermacher'e Untersuchungen Über die Apostelgeschichte^) ausgehen. Wie sich dieser Kritiker das Lukasevangelium und die Bvangelien Oberhaupt aus einer Sammlung zerstreuter Aufsätze entstanden denkt ^ so betrachtet er auch die Apostelgeschichte aus demselben Gesichts- punkt« Indem er die Spuren ungleichartiger BrzähluDgen in der- selbMi verfolgt, die aberflfissigen' Wiederholungen, die Widersprflche in manchen Binzelheiten, den abgerissenen Anfang mancher Ab-« schnitte, das Unmetivirte ehizelner Zügtj die Getrenntheit von Zu- sammeDgeborigem, den anscheinenden Mangel an einer schriftstel- lerischen Einheit und einem festen Plan hervorhebt, so kommt er zu dem Brgebniss, dass sie aus vereinzelten Erzählungen znsam- mratgestelU sei, welche theils aus den Oifentlichen Dokumenten ein- zelner Gemdnden, wie Jerusalem und Antiocbien, theils^ aus Reise- berichten von Begleitern iiM Paulus entnommen, aber erst von efaiem Späteren, etwa nm's Jahr 90 n. Chr., gesammelt sein sollen. Auf eine weitere Untersuchung Ober diese Qnellen, auf die Fest- stellung der Grenzen, wo die einzelnen anfangen und aufhören, auf die Ausmittlung^ der Orte oder Personen, denen sie angeboren, ist Schleiermaoher, so viel wir aus seinen Vorlesungen ab- nehmen kennen, nicht eingegangen.

Diesen Mangel sucht nun Schwanbeck zu ergänzen. Das Brgebniss seiner Schrift Ober die Quellen der Apostelgeschichte ist im Wesentlichen dieses: der zweite Theil von c. 15, 1 an ist einer Denkschrift des Silas entnommen, welche der Sammler des Ganzen zwar mit manchen Auslassangen, im Uebrigen aber ganz Wörtlich aufgenommen hat; nur c. 15, 3 13 ist ein Stock aus andern Quellen^ den Lebensbeschreibungen des Barnabas und Pe- trus, eingeschaltet, und die eine oder die andere LOcke des Ex- eerpts durch kldne Verbindungsformeln ausgefüllt In dersdbes Weise hat der Sammler des Ganzen eine zweite Etauptquelle, eine Biographie des Barnabas, benOtzt, welcher Schwanbeckc«4)

») Einl. in*8 N. T. S. 344 flf.

die Zerstflcklungshypothete. 495

M t »» 1-ao. 11, 19—80 nebst 12, M. 18, 1—14, 88. 15, 8—4 xawdtt . Btoe dritte Bineehalliiiif ans einer selbstftndig en ^nelle erkenpit er in der Bnsählang Ton Stepbenns e. 6, 8 7, 58 and 8, 8. Der Rest des Bacbs, 1—6, 7 (mit Aasndune ▼e« 4, 88 f.), e. 8 (ausser V. 8), c. 8, 11—13, 18^ soll ans einer Biographie des Petms herstammen, deren genauere Unter<- MMhmg jedoch Sohwanbeekdem xwelten Theil seiner Schrift aufbehalten hatte, vor dessen Brscheinen ihn erst das Jahr 1848 in eine pnblidstisehe ThAtigkeit hineinzog, nnd dann ein frQhzei^ tiger Tod abrief.

Bs ist nnn hier allerdings nicht möglich, diesem Hypothesen«- gewinde in alle seine Versehlhigangen zu folgen, indessen wfa*d fnr seine Wardignng die PrOfong einiger entscheidenden Punkte genogen. Was zuerst die angebliche Silasdenkschrift betrÜR, so Ist sehen weiter oben gezeigt worden, dasi der Verfasser des Belseberiehfs c. 16, 10 ff. von unserer Schrift selbst auch fttr den Verfasser des Oanzen ausgegeben wird, dass dieser Verfasser, lach dem Inhalt sdner Brzfthlungen zu urtheiien, unmöglich Silas s^ konnte, dass auch die Abschnitte des zweiten Theils, in denen Silas unlAugbar mit Paulus zusammen war, keineswegs einen ge- stohtttehen Charakter tragen ^), dass der Verfasser selbst durch das i,Wit^^ sich von den in der dritten Persern und mit Namen bezeich- moten Begleitern des Paulus aufs Deutlichste unterschddet Die angebliche Biographie des Bamabas widerlegt sich schon durch den früher nachgewiesenen Umstand, den auch Schwanbeck 842 nur sehr ungentigend zu beseitigen weiss, dass die drei BrniUungen von der Bekehrung des Paulus, welche Sehwan- beck. zwei verschiedenen Quellen zuschiebt, aus derselben Feder geflossen sein mttssen, und dass der nngeschichtliche Bericht c. 8, 88 ff. mit dem Zweck unserer Schrift aufs Bngste zusammenhängt; femer durch die Brizflhlung von der Reise des Paulus und Bar- nabas c. 11, 87 ff., die sich schon unserer frOheren Nach Weisung zulbige nur aus dem Pragmatismus der Apostelgeschichte, nicht ans einer unabhftngigen Sage, am Allerwenigsten aus der wirk- lichen G0scbichte, erklAren Iftsst; ebenso augenscheinlich aber auch

0 Man darf auch nur sehen, wie gläubig Schwanbecic S. 172 ff. die Er- zälünng Tom Aposteiconcil annimmt, und wie gewaltsam er S. 176 f. die Gefäng- nissscene in Philippi in's Natürliche umdeutet, um eich von der Schw&che seiner lüritik nach dieser Seite hin zu überzeugen.

496 I>ie Quellen der A^oatelgesduchte ;

dweb 4a» flei^hfttUs utohfewieseoa AbhftiiglKkeitererUlltitfa«, te dam dia paoliiiiaaha Rada das lataa Kapilals sa daMii daa. antaa Theila, and dia LahmaBhailang c. 14, 8. ff. zu dar pelriniaclmi e. 8, 2 ff. staht, und durch das Bintratan das Pattlusoaiiiaiia o. IS, 9, vaa dam cbao faaeigt warda, wia sahr ea dar Maniar aoflai» Varfasaars (Bv. L. 6> 14) gamflaa Ist. Ob die Erxählnmg vaa SiaphaDUs alaa beaandara OaallaBscbfift voraassatst, wird apAlar nach antarsacht wardan. Gagan aina Biagraphie daa Palma, ala OneJla für o. 1 6, 7. c. 8. 8, 81—11, 18, q^richt Alles, was wir durch aasare frttheren Untersoehaugea aber dia Taadanz der BrzäblaDgaa c. 3—6. c 10 f. erfabreo habaa. Uaberbaiipt aber mflsstan wir alle unsere bisharigan Brgabniasa in Be<raff der afpraeh- liehen und sachMchan Binhait unsarar Schrift yerg^mien^ um na eine sa rohe Zosammansetaung derselben aas den vai^chiedaaar- tigstan Bestandtheilen zu glauben, wie sie mit Sohwaaheok «ach Schleiermacher annimmt» Wollen wir daher anah nach den etwaigen Quellen Ihrer BrzAhlnngen fragen, so kenn doch diese Frage nicht den Sinn haben, die Schriften oder Schriftstiaka anfzuzeigea, die der Verfasser nar aaverarbaitet aa elaaader ge- reiht hütte.

Wenn die Genannten vom kritischen Standpunkt aas eine wa- santlich unverflnderte Aufnahme älterer Quellensebriftea ia die Apostelgeschichte annahmen , so ist dasselbe von Anderen im Ia« teresse der filteren Ansicht geschehen, indem sie die Baden nad Briefe, die unsere Schrift mittheilt, dem Verfasser aus authantisohaa Aufzeiehnnngen und Abschriften zukommen Hessen. Diese Be- hauptung wird von Riehm^) damit bagrftndat^ dass die Baden des Petras theils mit den Briefen dieses Apostels, theils untereia- ander nach Inhalt und Sprache eigenthflmlich flbereinstimm^ ebenso die des Paulus unter sich und mit den panlinischen Briefen, selbst die kleine Rede des Jakobus mit dem gleiohnamigea Bileit. Das Gleiche sucht neuerdings Bbrard^) nachzuweisen, und er sieht hierin einen Hauptgrund fOr die unbedingte Glaubwardigkeit der Apostelgeschichte. Wir werden indessen um sa weniger nO- thig haben, uns bei der Prüfung dieser Behauptung länger aalta- halteui da ai|ch schon Mayerhoff ^) dieselbe in Betreff der

') De fant. act. apo9t 126 ff.

^ Kritik der evaog. Gesch. §. 124. >) Eial. in die petrio. Scbriften 220 ff.

angebliche AotlieDtie der Reden und Briefe. 497

petrinischen Reden erschöpfend widerlcj^t, and de Wette 0 ^ Bhrard^s anj^eblichen Nachweisongen so viel Unrichtiges auf- gezeigt hat, dass nach Abzug desselben durchaus keine bewei- senden Data mehr übrig bleiben, da andererseits der positive Be- weis fflr den späteren Ursprung der in der Apostelgeschichte ent- haltenen Reden schon von Eich hörn 2) mit stichhaltigen GrOnden gefahrt ist. Man darf sich auch in der That nur mit kritisch freiem Sinn fragen, ob ein Petrus wirklich gesagt haben kann, was ihm unsere Schrift 1, 18 ff. 11, 5— 17. 15, 7 IT., ein Pau- las, was sie ihm 22, 6—21. 26, 12—18. 20, 23. 25, ein Ja- kobus, was sie Ihm 14, 15 tf., ein Gamaliel, was sie ihm 5, 36 hl den Mund legt, ob die auffallende Aehnlichkeit zwischen den Beden eines Petrus, Stephanus und Paulus, das auffallende Zu- rOcktreten der paulinischen Lehr- und Spracheigenthttmlichkeiten in den paulinischen Reden, unter der Voraussetzung ihrer Authentie zu erklären ist, und rnnh wird aber die Antwort keinen Augen- hliek im Zweifel sein können. Was Riehm's und Bbrard's Behauptung Thatsftchliches zu Grunde liegt, ist nur dieses, dass innerhalb des gemeinsamen Vosstellungs- und Sprachcharakters, der sich durch die ganze Apostelgeschichte hindurchzieht^ einer- seits zwischen den petrinischen Reden, andererseits zwischen den paulinlfichen noch einige untergeordnete speciellere Bertthrunga- punkte zu finden sind, dass namentlich die ersteren einen etwas ausgeprAgteren hebraisirenden Typus haben, als die letztem, und sich meist in den gleichen Gedanken über die Messianitat Jesu, seine Verwerfung durch die jüdische Obrigkeit, seine Beglaubigung durch die Auferstehang, die Nothwendigkeit der Bussen und der Bekehrung bewegen. Diess erklärt sich aber vollständig daraus^ dass hier derselbe Schriftsteller dieselbe Person unter wesentlich gleichen Umständen sprechen lässt, und wenn je noch ein weiterer ErklArungsgrund nöthig sein sollte, so gentigt hiefür die Annahme, dass der Verfasser bei den späteren petrinlschen Reden sich der froheren unwillktihrlich erinnert, oder dass er auch beide aus künstlerischem Sinn gleich gebildet habe. Auf die petrlnischen Briefe sollten aber die Apologeten der Apostelgeschichte nicht verweisen, denn auch der erste von diesen ist sicher unächt, und

') Einl. in's N. T. §• 115 d. Anm. 2. Was Ebrard in der neuen Auflage seiner Schrift darauf erwiedert, ist nicht der Rede werth. ») Einl. in das N. T. S. 36 ff.

32

498 I^ic Ouellen der Apostelgeschichte;

vrenn eich In diesem Brief Anklänge an Sprache nnd Ldhrbegriff der Apostelgeschichte (aber nicht blos ihrer petrinische» Reden) finden, so kann dies« nur wahrscheinlich machen, dass er von dieser hinsichtlich der Zeit und des Orts seiner Abfassung nicht allzuweit entfernt ist. F(lr die Authentie der von unserer Schrift aberlie- ferten Reden lässt sich von dieser Seite her so wenig gewinnen, dass vielmehr gerade diese Reden einen von den schlttgendsten BeweisgrOnden für die freie Compositlon der Apostelg'esehichte durch Einen Verfasser abgeben. Dass auch die beiden Briefe c. f 6 und 23 nur auf diesen zurttckfohreu; wird sogleich gezeigt werden. Hiemit ist nun allerdings die Slöglichkeit noch nicht geling- net, dass der Verfasser schriftliche Onellen benützt habe, nur wird die Beschaifenbeit dieser Quellen aufs Neue untersucht, und auf ihre w<!Nrtliche Aufnahme aller Wahrscheinlichkeit nach zum Vor- aus verzichtet werden mttssen. Gerade an der Sprache der ein- zelnen Abschnitte will mon freilieh in der Regel ilie Qilellen- schriften unseres Buchs hauptsächlich erkennen^ eine genauere Untersuchung kann uns jedoch Überzeugen, wie unsicher dieser Beweis ist. Da die syntaktischen Eigenthamlichkeiten und die Phraseologie in unserer ganzen Schrift sich wesentlich gleich bleiben, so müsste er vorzugsweise auf den Wdrtervorrath gestelzt werden^ So viele Abwechslung aber auch die einzelnen Abschnitte jn dieser Beziehung darbieten, so wenig wollen sich doch sichere Merkmale ffir die Entschddung unserer Frage ergeben, ich habe 794 Wörter verglichen, die in der Apostelgeschichte nur Einmal, oder wenige Male In demselben ZusammenhMig, vorkommen. Von diesen 7^)4 Wörtern sind 174 durch ihren Gebranch im Lnkasevangelinra alsEigenthum unsers Verfassers zu erweisen, könnten also kelnenfalls fOr Entlehnung aus Quellenschriften einen Beweis liefern. Die Abri- gen 620 vei-theilen sich folgendermassen an die einzelnen Abschnitte:

1) C. 1 hat deren in

26

Versen

13.

11) C. 13. 14 in

80 Versen 41.

2) C. 2 in

47

18.

12) C. 15, 1—35 in

35

~ 12.

3) C. 3—5 in

105

4S.

13) C. 15. 35—16, 8

in 14

3.

4) C. 6. 7 in

75

48.

14) C. 16, 9 18

5) C. 8, 4—40 in

37

13.

20, 4—16

6) C. 8, 1-3 1 .

21, 1^17

in

lOGK-134.

9, 1-30| ^"

33

~-

13.

27., 1—28, 16

7) C. 9, 31—42 in

12

1.

15) C. 16, 19—40 in 22

18.

^8) C. 9, 43—11, 18 in 67

29.

16) C. 17 in

34

34.

9) C. 11, 19-30. 12,

17) C. 18, 1- 19, 20

in 48

~ 28.

25 in

13

^

3.

18) C. 19, 21—20, 3

in 23

19.

10) C. 12, 1-24 in

24

16.

19) C. 20, 17—38 in

22

11.

Kennziiichen eigenfhamHcher Quellen. 499

20) C. il, 18—23, 10 in 63 V«rsen 3T. 122) C. 25, 26 in 59 Versen 38.

21) C. 23, U— 24, 27 in 52 34. 123) C. 28, 17-31 in 15 9.

Aaf je 100 Verse kommeii daher von den bezeichneten Wör- tern darchschnitilich 61, 6, im ßesondern in dem Abschnitt

Nr. 1. 50. Nr. 13. 21 , 4.

2. 38, 3. 14. 134.

3. - 45, 7. 15. - 81, 8.

4. 64. ~ 16. 100.

5. 37, 8. - 17. 58, 3.

6. 39, 3. 18. 82, 6.

7. 8, 3. 19. 50.

8. 43, 3. 20. 58, 7.

9. 23. - 21. 65, 4.

10. 66, 6. 22. ~ 64, 4.

11. 51, 2. 23. 60.

12. 34, 3.

Die einzelnen Abschnitte verhalten sich mithin allerdings in dieser Bexiehnng sehr ungleich, aber es will sieh darchans keine feste Grenze zeigen, durch welche wir die von älteren Quellen abhängigen von denen, welche un.ser Verfasser frei niederschrieb, länterscheiden könnten, denn die Zahlverhältnisse schwanken In unmerklichen Uebergängeii vom niedersten zum höchsten, und den Absehnilten, bei denen zu der grossen Zahl eigenthümlioher Wör- ter noch andere Merkmale einer grösseren Abhängigkeit von den Quellen hinzukommen^, wie Nr. 14, stehen andere gegenüber, in denen diese anderweitigen Merkmale fehlen, wiewohl auch sie ver- hältnissmässig viele Wörter allein haben, wie Nr. 15 und 16, und es ist diese auch sehr natürlich, da ein neuer Gegenstand auch neue Ausdrücke herbeiführte. Dieses Anzeichen wird daher im vorliegenden Fall, wie sich diess bei der stylistisehen Einheit unserer Schrift nicht anders erwarten Hess, nur einen untergeord- neten Werth haben können. Auch ans dem Zusammenhang ein« zelner Abschnitte mit den vorhergehenden und folgenden oder aus dem Mangel an einem solchen Zusammenhang wird sich in unserer Schrift nicht zu viel schliessen lassen, well einestheils ein fester Plan durch das Ganxe derselben sich hindurchzieht, anderntheils die Abgerissenheit einer Erzählung nicht blos von der Benützung einer neuen Quelle, sondern ebensogut auch von Auslassungen in demjenigen, was derselben Darstellung entnommen ist, odir von dem Eintreten flreier Dichtung In den überlieferten 6to£f herrühren kann. Das^icherste Merkmal bildet daher immer noch der Inhalt und die Tendenz der einzelnen Abschnitte. Je sichtbarer eine ^ ^^* 32*

500 I)ie Quellen der Apostelgeschichte;

Bede oder ErzäUong den ei^enthOmlichcn StandpaDkt nnsers Ver- fassers darstellt, nnd dem ei^enfhlloilicheii Zweek seiner Schrift dient; and je geringer zngleieh die WabrscfaeinliGhkeit ihrer ge- sehichtlioh treuen Ueberliefernng ist, nm so mehr hat die ADnahme. fOr sich, dass sie von unserem Verfasser selbst herstamme; Je weniger sie sich aus jenen Gesichtspunkten erklären lässt, um so mehr sind wir genothigt^ auf anderweitige Quellen zurückzugehen. Auch auf diesem Weg ist aber nicht immer ein sicheres Ergeh- niss za erreichen, denn es ist auch möglich, dass der Verfasser Ueberliefertes von seinem Standpunkt ans umgebildet und rar seinen Zweck benatzt hat; die Ergebnisse, welche sich so ge- winnen lassen, werden daher immer im Einzelnen viel Schwan- kendes haben massen.

Untersuchen wir nun von hier aus zunächst die Abschnitte, welche die Geschichte der jemsalemitisehen Gemeinde enthalten, 80 fahrt uns bei diesen allerdings Manches auf die Annahme schriftlicher Quellen, doch zeigen sich zugleich auch so viele Spuren von der eigenen schriftstellerischen Thdtigkeit des Ver- fassers, dass wir jedenfalls eine sehr fteie Benatzung jener Quel- len voraussetzen müssen. In der Himmelfahrtsgeschlehte konnte man sieh zwar die Abweichungen von dem Berichte des Evange- liums, und namentlich die Verlegung der Himmelfahrt auf den vierzigsten Tag nach der Auferstehung, aus dem Einfluss einer neuen Quelle erklären; aber es ist auch mögtieh, dass der Ver- fasser selbst diese Veränderung vornahm, um die Himmelfahrt dem Pfingstfest näher zu rücken; die Zahl vierzig hätte er in diesem Fall ebenso, wie diess bei der andern Annahme die Tradition ge- than haben müsste, nach Analogie der alttestamentlichen Erzäh- lungen von Moses und Elias und der evangelischen Versuchungs- geschiehte, als Rundzahl gesetzt Die weitere Ausführung gebärt jedenfalls nur ihm an, denn die Aeusserungen V. 4 f«, und noch mehr V. 6 8, sind zu tief in den Pragmatismus unserer Schrift verschlungen , und zu abhängig von denen des Evangeliums (24, 47 ff.)» <^ls dass sie ursprünglich ausser diesem Zusammen- hang gestanden haben könnten; auch der Ausdruck oTtrareaSac V. 3 und die Beschreibung der Engel V. 10 (vgl. Ev. 24, 4) ist speeifisch lukanisch, und V. 4 f. verweist deutlich auf Ev. L. d, 16. 24, 49 !)• Nicht anders verhält es sich auch mit der Er-

») S. 0. S. 426.

Cap. l. 2. 501

zählang von der Apostelwahl 1, 12—26. Dass die Kenntniss von diesem Faktum dem Verfasser durch Ueberlieferung; zukam, ist im Allgemeinen ganz glaublich, und wenn er der apostolischen Zeit selbst so ferne stand, wie wir annehmen mussten, so war diese Heber] ieferung wohl eine schriftliche, d. h. er hat in irgend einer älteren Schrift die Angabe, dass Matthias an der Stelle des Judas xnm Apostel gewählt wurde, und wohl auch einiges Nähere ttber die Art der Wahl gefanden , die weitere Ausmalung dieses Vor- g^angs scheint jedoch von ihm selbst herzurühren. Die Uebergangs- verse V. 12 14 verrathen sich, wie schon oben (S. 426) gezeigt wurde, durch ihr Zusammentreffen mit L. 24, 52 f. und fast noch bestimmter durch das Apostelverzeiohniss (vgl. L. 6, 14 ff.) als Zuthat. des Verfassers. In der Rede des Petrus sind uns schon früher V. 18 f. als geschichtlich undenkbar aufgefallen, (S. 79 f), und könnte auch der erste von diesen Versen an sich einer altem Ueberlieferung angehören, so will sich doch die unpassende Er- läuterung V. 19 selbst für eine solche kaum schicken. Da nun Aberdiess in dem xkrJQog V. 17. 25, und in der imaxorttj V. 20 die Vorstellungen einer späteren Zeit durchzuklingen scheinen, da V. 22 an c. 13, 31 eine auffallende Parallele hat, da die Reden unserer Schrift überhaupt zu den Bestandtheilen derselben gehören, welche der freien Composition durch den Verfasser am Meisten verdächtig sind, so werden wir die Worte des Petrus jedenfalls auf seine Rechnung zu setzen haben. Dagegen mag schon die ursprüngliche Erzählung vom Gebrauch des Looses bei der Wahl gowu»si haben, und wenn diese Erzählung von Anfang an schon mit dem Bericht über die Pfingstbegebenheit in Verbindung stand, 80 wird sie die Apostelwahl wohl gleichfalls nach Jerusalem ver« legt haben. Für die Pfingsterzählung müssen wir nämlich je« denfalls eine ältere Ueberlieferung voraussetzen. Schon aus dem ersten Korintherbrief wird wahrscheinlich, das9 es die judenchrist- liche Parthei war, welche das Zungenreden ala die speciflsoho Erscheinung des Pneuma (rä nvevfjiQttixa) betrachtete; Paulus wenigstens legte ihm nicht diesen Werth bei, so wenig ihm auch die Sache selbst fk'emd wan Auch unsere Schrift selbst scheint die Glossolalie als schon gegeben in der judenchristlichen Tradi- tion vorauszusetzen, wenn wenigstens richtig ist, was wir über die Tendenz der Erzählung 19, 1 ff. nach Sohneckenburger's Vorgang vermuthet haben (S. 332 f.); denn wenn es unser Ver- fasser nöthig fand, der Glossolalie der Jerusalemiten eine paulini-

502 Die Quellen der Apostelgeschichte;

sehe zar Seite 2a seCeen, so wird er jene wohl sehen m der Ucberüeferiuig vorgeftioden habe». Ueberhavpt aber seheint der Bericht, welcher die Ur^emeiede im hoehsten Glänze strahlea läi^at, aaf einen judenchrisüichen Ursprungs zurückeafQlireB. Doch fragt es sieb, ob der ganze Inhalt der Erx&hlnng dieser älteren Ueberl|eferang angehört. Wenn das Spraehwnnder wirklich die nnlversalistisclie Bedentang hat, welche wir früher darin erkannt haben, so weist diess eher auf unsern Verfasser, als auf seine jadenchrisüiehe Quelle. Dieue wns^ste wohl nar von der Gmstes« ansgiessang und ihrer Ankündigung durch die neue Gdtstesitprache^ und erst die Apostelgeschichte hat die^e SpracLe durch die Aus- führung des 6ten bis IKen Verses in die Sprachen aller Volker, «nd ebendamit die Glossolalie der fpostoMschen Zeit in das Wun- der der Fremdsprachen verwandelt. Bine Spur davon kann man darin finden, dasa in der Rede des Petrus V. 14 ff. dieses Wun- der, die augenscheinlichste Widerlegung der gegnerischen Beschnl- digung) gar nicht erwähnt wird. Doch haben wir darum noch kein Recht %u der Voraussetzung, dass die Rode von unserem Verfasser gan» unverändert aufgenommen worden sei, selbst wenn sie wirklich auf einer älteren Darstellung beruhen sollte. Man hat aus V. 24 geschlossen, sie sei ursprünglich aramäisch ge- wesen; da es nicht natürlich sei, von einem Losen der Schmerzen oder von einem Gehaltensein durch dieselben zu sprechen, so sei anzunehmen, dass ursprünglich statt der Schmerzen die Schlingen des Todes standen, und dass jene durch eine unrichtige Ueber- setzung von DIC ^ipipH hereinkamen 0* Indessen konnte sich diese Wortverbindung auch einem solchen bilden, weicher die Stelle Ps. 18, 5 f. nur in der Uebersetzung der LXX kannte, denn schon diese enthält In den Worten: TteQieaxov ^le (o&tvsg dwratov ... ioSiveg ^dov nsQiBKVxhaadv //6, TVQoinpdaaav ^t^ rtayideg ^avatov, dieselbe Verbindung von Vorstellungen, die nicht recht zusammen- passen, und wenn diese Stelle einmal auf den Tod und die Auf- erstehung Jesu bezogen wurde, ergab sich die Ausdruckweise der petrinischen Rede leicht genufif. So unläugbar daher auch die falsche Uebersetzuug von niO "^Dn der Grund dieses Ausdrucks ist, so setzt derselbe doch nur die Ueberefetzung des Psalms durch die liXX, nicht ein aramäisches Original unserer Rede voraus^}.

') Bleek, Sind. 11. Kril. 1836, 4, 1038 und nach ihm die Meisten.

^) Nock weniger folgt diess ai« der Pbitse Yv 38 t,$ Ssh^ rov ^ov vtffw^\iy

c. 1. 2. 503

Im Uelyrixen ist aber diese den sonstigen petriniscben Reden der Apostelgeschichte so ähnlich, ihre Spraehe so sehr im Styl unsers Verfassers 0 9 und ihre Cou^^traclion stellenweise (V. 23. 23. 29. 33) so griechisch, dass wir eine wörtliche Uebertragang aus dem Aramäischen nicht wahrscheinlich finden können. Die christologischen Aeusserungen V. 22 stimmen, wie schon früher gezeigt wurde, mit der Christologie unsers Verfassers aufs Beste übereiü, und die Erklärung V. 39 bereitet die spätere Verkündi- gung des Evangeliums an die Helden in einer Art vor, durch welche sie sich ganz in den Pragmatismus unserer Schrift einfügt. Unter diesen Umständen \);erden wir jedenfalls zugeben müssen, dass der Bericht, den unser Verfasser vor sich gehabt haben mag, von ihm selbst bedeutend überarbeitet sein dürfte. Noch be- stimmter lässt sich die Schlussformel V. 42 47 schon wegen

^der ähnlichen Schilderung 4, 32 ff« und der lukanischen Aus- drucksweise Czwoimaliges TtQogxaQTSQetv, 2mal xad- jj/LieQccVy Imal ini TO avfOy Imal ofioO'u^adov , Imal xccdüTt^y Imal iv ayyal-

'hdasL wie L. 1, 44, Imal, dem lukanischen vTCuQxovTa 4, 32 entsprechend; vTcdq^eig) dem Verfasser des Ganzen zuweisen, und gehört auch die Annahme einer allgemeinen Gütergemeinschaft zu sehr zum essenisch- ebjonitischen Ideal, als dass wir nicht ver- muthen müssteu, schon die ebjonitisohe Ueberlieferung über die Urgemeinde habe sie gekannt, so scheint doch die weitere Aus- malung dieses Zugs auf Rechnung der späteren Darstellung zu

von der Bleek a. a. 0. glaubt, sie sei hier und 5, 31 von einer Erhöhung zur Rechten Gottes zu verstehen und rrj Se'i. stehe durch falsche Uebersetzung von "•^^D^*? Ps. 110, l statt TtQog T^v deliav. Ein solches Missverständniss der

vielgebrauchten Psalmstelle, welche auch das Ev. L. 20, 42, und die Apg. selbst sofort 2, 34 richtig anführt, ist nicht glaublich; wenn vielmehr t? Sil. nicht der Dativ des Orts ist, so steht r^ ^f^- *"er = t^ x^'^i^- ^^^s der Verfasser den Psalm in der griechischen Uebersetzung vor Augen hat, zeigt eben V. 34.

*) Man vgl. die Ausdrücke: Sta x^t^og (al. - wy) V. 23, sonst nur noch c. 7, 25. 11, 30. 15, 23 iSta rwv x^'Q^^ ausser Apg. 5, 12. 14, 3. 19, 11 auch Mark. 6, 2), äx^t rtj<; ^^e^ag ravTfjg V. 29, sonst nur noch Apg. 26, 22. 23, 1; xaQTiog T^5 oatpvoq V. 30 Vgl. xaQTZog trj; xoiXiag L. 1 , 42 ; T7 Ss'^ia tov Ssoü vipio^eU V. 33 Vgl. 5, 31; hiayyiXia roü nrsvjuaTog V. 33, (paulinisch, s. Gal. 3, 11) vgl. 1, 4. L. 24, 49; ferner die Wörter: yvtofuog V. 14, /dytj/ua (nicht -«tov) V. 29, äöipaXiag V. 36, welche im N. T. vorzugsweise bei Lukas vorkommen ; das äa/usyiag V. 41 findet sich nur noch Apg. 21 , 17, gleichfalls mit S^x^a^oi ver- bunden.

504 ^^^ Quellen der Apostelgeschichte;

fallen. Die entferntere Qaelle desselben wird aber in dem einen vrie in dem andern Fall im Neupytbagoreismns, diesem Vater des BsBüismus, zu snefaen sein, der selbst hiebei den alten pythago- reischen Sprach xotvtt la xcov (ptkwv^ nach Anleitung des plato- nischen Staats, znm Mythus aasgefCkhrt hat, denn in diesem Kreiae wird zuerst eine vollkommene Gfitergemeinschnft als geschicht- liche Thatsache behauptet; und es geschieht diess näher in ganz ähnlicher Welse^ wie in der Apostelgeschichte : wie diese fflr die christliche, so setzen die späteren Pythagoreer für die pythago- reische Urgemeind^o, f(lr den pythagoreischen Verein in Kroton, eine Gemeinsamkeit alles Besitzes voraus, und selbst die AusdrQcke und die einzelnen ZQge der Beschreibung sind in beiden Fällen so ähnlich, dass man sich des Gedankens nicht erwehren kann, die eine Darstellung sei von der andern abhängig^), was in unserem Fall natürlich nur die der Apostelgeschichte, als die spätere, sein konnte.

Die Erzählungen c. 3 5 scheiden sich in ihrem Anfang und

^ So heisst es bei Jamblich V. Pyth. 168: xoiva yaq naai navra xai ravra jjy, XSiov Se ovSeU ovSi'y FxfxTfjto, und ebd. 72: ra ju'ev exaarov vnaQX^*^"^ TovT^OTty at ovaiai^ exoitovvro, vgl. Apg. 4, 32: ovSh €lg ri räv {maq^ortiav auTM Heyfv iSiov elvai all* ijv auroig anarra HOira, und bciDiog. Laert. VHI, 10: xai avToü ol /jta^ijTaX xaTfrC&evTo Tag ovaiag elg fV, vgl. Apg. 4, 35: Iri^ow noQÄ tovi nöSag rwy a7io(rr6Xm'^ und wie Apg. 2, 42 flf. die ersle Erwähnung der Gütergemeinschaft an die Angabe (V. 41) angeknüpft wird, dass nach dem ersten Vortrag des Petrus an Einem Tag 3000 Menschen zum Ghristenlhum übergetreten seien, so erzählt Nikomachus b. Porph. v. Pylh. 20, durch seinen ersten Vor- trag in Italien habe Pytbagoras sofort mehr als 2000 Schüler gewonnen , die sich nicht mehr getrennt, sondern in Gütergemeinschaft zusammengelebt haben {ojuaxo'ior Ti na/u/u^ye&eg Idqvönfiivovg . . . xat rag ovalag xoirag e&evTo vgl. Apg. 2 , 44 : narreg Se ot nurrsvovtsg ^aav hii to avro xal il^ov anarra xoiva). Ist nun auch der älteste von diesen Schriftstellern, Nikomachus, immer noch etwas jünger, als unsere Schrift, so haben sie doch wahrscheinlich alle hier so gut, wie sonst, aus älteren Darstellungen geschöpft, und auch abgesehen davon dürfen wir wohl annehmen, dass für die vielbesprochene Gütergemeinschaft der Pythagoreer gewisse Ausdrücke und Schilderungen im Umlauf waren, die unserem Verfasser unwillktthr- lich vorgeschwebt haben können. Uiugckohrt scheint Pseudoori genes Philos. S. 9 von der Erinnerung an die Apostelgeschichte (2, 45. 4, 34. 37) beherrscht zu werden, wenn er von Pytbagoras erzählt: ^&og ^* toüro tjy nuQ ovtm, htsiSav TT^ogi^i Tig fiaS^tjrsvGo^usvog^ mTTQaaxfiv vnctQXovra xat ro aQyvgiov xarari&eyai loipQayiOfAf'yov naQci tw JTud^ayoQa. Jedenfalls werden diese Belege beweisen, wie nahe die Darstellung unserer Schrift den spätem pythagoreischen Vorstellungen ver- wandt ist, wo wir daher die letzte Quelle dieser geschichtlich so unwahrscheinlichen Schilderung zu suchen haben.

C. 3-5. 505

Schlass voa ihrer Umgebang eo scharf ab, dass üe ein iLleioes Ganzes fOr sich za bilden scheinen, und so ist die Vermuthung nahe gelegt, sie mochten einer eigenthümiichen Quelle entnommen seia Zar Unterstützung derselben pflegt man nach Bleek^) an^ zuführen, dass der Ausdruck naig d^ov nur c. 3. 4, hier aber fünfmal (3, 13. 26. 4^ 27. 30 von Jesus, 4, 25 von David}, und die Phrase dia atofnatog ausser 1, 16 nur 3, 18. 21. 4, 26 vorkomme. Indessen steht rcatg S^ov auch sonst bei Lukas, der diesen Ausdruck unter allen neutestamentlichen Schriftstellern allein hat, nämlich Ev. 1, 54. 69, und der Beisatz ayiog nalg 4j 27. 30 hat gleichfalls in lukanischen Stellen (Ev. 4, 34. Apg. 2, 27. 13, 35) seine nächste Parallele; dia a%6/LiaTog ist ebenfalls ein eigenthümlich lukanischer Ausdruck, den wir auch nochEv.l, 70. Apg. 15, 7, sonst aber nur noch in einem Citat b6i Matthäus 4, 4 treffen; für den häufigen Gebrauch von atofia vgl. auch Apg. 22, 14. 8, 35. 10, 34. 18, 14. L. 1, 64, für den Gebrauch der Präposition die Phrase dia x^^'Q^S- Diese Anzeichen sprechen daher weit eher für die lukanische Originalität der fraglichen Er- zählungen. Auch sonst ist die Sprache dieser Kapitel durchaus die unsers Verfassers; man vgl. die Ausdrücke eTtl to avro 3, 1. 4, 26, ex xoiUag ftrjTqbg ccvtov 3, 2, ccTevi^ecv 3, 4, vndQ- Xeiv 3, 6. 12, x^^Qi^odxxv 3, 14 (vgl. 25, 11. 16. 27, 24), ilcxqi^ 3, 21, xa&€^fjg 3, 24, OTQctzr^yog tov Uqov 4, 1, koTtSQa 4, 3, BTtLßaXXeiv vag x^^Q^S ^j 3- Ä, 18, nlrja&fjyav Ttvevfuarog aylov 4, 8. Si j, TtXr^ad^vai ^rjXov 5, 17, yvcDOtog 4, 10. 16, ivcimov 4, 10. 19, awTrjQia 4, 12, ccTted^ dneiXeladixt 4, 17, TcaQayyslit^ naQayyikleiv 5, 28, aiQeiv qxjüv^ 4, 24, ofiod'Vfxa' dov 4, 24. 5, 12, rccvuv 4, 29. 5, 38, sn dXfjdelag 4, 27, fieiä naQQfjaiag 4, 29. 31 vgl 2, 29. 28, 31 (sfonst nur noch Ebr, 4, 16, die übrigen Schriften haben immer «V tt. oder 7ra(%a/^? allein), Ta vTTccQxovza auT(^ 4, 32 vgl. L. 8 , 3 (sonst immer tTt. avTOu das Wort ist aber überhaupt Ev« L. besonders häufig), xad^ozL 4, 35, naqd zovg noöag 4, 35. 37. 5, 2. 10 vgl. 7, 58. 22, 3 auch 10, 25 Ev. L. 7, 38. 8, 35. 41. 10, 39. 17, 16 (sonst nur noch Matth. 15, 30), tl oxc 5, 4. 9 vgl. L. 2, 49. 8, 25, q)6ßog iyhexo 5, 5. 11, did twv x^^pwv ä, 12, fieyaXv- veiv 5, 13, (iyyeXog xvqIov 5, 19, tI av yhoixo 5, 24, öbI 5, 29, xQsiiidaccvreg im ^vXov 5^ 30 vgl. 10, 39. 13, 29, Xeystv

*) A. a. 0. S. 1041.

506 Die Quellen dei' Apostelgeschichle ;

slval Tiva eavtov A, 36 vgl. 8, 9, ävatuslv 6, 3». 36, das bftu- 6g6 tSy nag und auag^ die lafinUivconsiractionen 3, %. 12. 19.

4, 2. 30, das to nüs 4, 21, das iyivcTO de 4, 5. 5, 7, die aus- malenden PartieipU 3, 4. 7. 5, 6. 6. 10. 17. 20. 21. 22. 25 26.' 27. 34, die Varanstellong des dovvat 5, 31, die Verblndnng von dvva^ig nnd %uqiq 4, 33, die Ansdraeksweise 4, 1 vgl. mit Lnk. 20, i. Aoeh der Inhalt des Abschnitts Ifisst unsern Ver- fasser deiitlieb erkennen: 4, 27 wird auf ein Faktum verwiesen, welches nur Im Lokasevangelium, nicht ohne Zusammenhang mit seiner eigenthümlichen Tendenz., erzählt wird, 5, 17. 34 ff. finden wir dieselbe «ablstorische Darstellvng von dem Verbältniss der jüdischen Partheien xum Cbristenthum , wie c. 23, 6 ff., c. 4, 6,

5, 36 geschichtliche Irrtfaümer, welche an denen des Lukasevan- geliams 3, 2. 2, 2 ihren nächsten Vergleichungspunkt haben, 4, 32 ff. dieselbe, zum Theil wörtlich gleiche Schilderung, wie 2, 42 ff., 5, 15' eine ähnliche magische Vorstellung von apostolischer Wottderkraft, wie 19, 12. Bv. L. 6, 19. 8, 46; 3, 26 ist in dem nimtov äoht lukanisch die Bestimmung des Evangeliums für die Hei- den KOgieich mit dem von Lukas den Jndeu zugestandenen Vorrecht angedeutet, 4, 11 ff. die Stelle des 11 8ten Psalms ebenso benützt, wie Rom. 9, '33, 4, 12 über das Heil In Christo lautet ganz paullnisoh. Wenn endlich unsere früheren^ntersuchungen Grund haben; wornach die ganze Erzählung von der doppelten Verhaf- tung der Apostel ungeschicbtiich, und nur aus einer Nachbildung der o. 12 mitgetheilten Ueberlieferung entstanden ist, so werden wir nicht weiter Anstand nehmen dürfen , unsere drei Kapitel^ tjXt eine freie Composition des Verfassers zu erklären, und auch den Mangel an einer engeren Verbindung von c. 3^ 1 mit dem Vor- hergehenden nur bie«iius, nicht aus der Benützung einer neuen I Quelle, abzuleiten. Ebenso abgerissen steht ja^auch in diesen Ka- j piteln 5, 1 11. 17 ff. Diess schliesst nun allerdings nicht aus, | dass einzelne Züge dem Verfasser durch schriftliche Ueberlieferung zugekommen sein könnten; es mag diess namentlich bei der Br- »Ihlnng von Auaulas und Sapphira, und bei demjenigen der Fall sein, was 4, 36, nach der vorangehenden Behauptung einer all- gemeinen Gütergemeinschaft auffallend genug, von Barnabas gerühmt wird. Die weitere Ausführung werden wir aber auch i hier dem Verfasser zuschreiben müssen, und für den HauptkOrper > der drei Kapitel ausser dem Berichte; der unserem 12ten Kapitel za | Grunde liegt, überhaupt keine traditionelle Quelle anzunehmen haben.

C. 12. C. 8, 4—40. 9, 31—42. 507

Anckrs verMlt es sich mit den e^ngeiiaaiiten ISten Ka- pitel Die Erisöhlung von der Hinrichtvng des Javobos tr&gt ^n gan» £^^schicbllicbesjQ , der Bericht über den Tod des He-

rodes Agrippa lautet zwar sagenhaft genug, dass er aber dem Verfasser aus der Ueberlieferong zalcani, mtls^en wir dessbaib an- nehmen, weil sich eine verwandte Erzählung bei Josephua findet; die aber doch von der unsrigen zu weit abweicht, am for ihre Quelle gehalten gsu werden. Auch die Verhaftung nnd Befreiang des Petras ist schwerlich von unserem Verfasser erdichtet, denn sie sieht theils au sioh selbst einer Sage weit fthnlicher, als eise« Erxeuguiss der schriftstellerischen Reflexion, theils müssen wir eine derartige Ueberliefernng voraussetssen, um die Entstehung der beiden Er;eählungen im 3ten und 6ten Kapitel ku begreifen. Der Zug besonders, welcher c. 5 so sehr auifilUt, dass die Befreiang der gefangenen Apostel dnroh einen Engel völlig nutzlos Ist, wird »hh am Leichtesten durch die Annahme erklären, diese Befreiung durch den Engel habe der Verfasser schon vorgefqnden. Die Darstellung werden wir übrigens auch in diesem Fall dem Ver- fasser der ganzen Schrift zuschreiben müssen, da Styl nnd Sprache sich in nichts von der des übrigen Buchs unterscheiden, vielmehr in manchen ZügeiNilie Eigentbümlichkeit des Schriftstellers aa sich tragen; man vergleiche die Ausdrücke imßaXXuv rag xeiQag V. i, fjfieQac zwv a^vjLKov V, 3, zU^eadui etg tpvlaxi^v V. 4, dieiv cckvGsac dvol V. 6, OQ<ma V. 9, ix xuQog V. il, xaraaeiaag rfj XSIqI V. 17, dfwd-vfdaddv V. 20; mit V. 7 bat L. 1, 9 im Aus- druck auifallende Aehnlichkeit, zu V. 11 (vvv olda ahjdwg) vgl. c. 10, 34, zu dem f^iixlvri V. 14 c. 26, 24, zu V. 24, a 6, 7. 19, 20.

Von den übrigen zur Geschichte der Urgemeinde gehörigen Stücken werden wir, verläufig abgesehen von c. 6 f., die Erzäh-« langen c. 8, 4—40. 9, 31—42 mit Wahrscheinlichkeit auf äl- tere, und zwar judenchristliche Quellen zurückführen, denn die Simonssage, c. 8, 9 ff., ist entschieden judenchristiichen Ursprungs, und ebendahin weist auch die Wirkung, welche c. 8, 14 ff. der apostolischen Handauflegung zugeschrieben wird, da unser Ver- fasser einen derartigen Zug zur Ehre der palästinensischen Apo-* stel zu erdichten keinen Grund hatte. Weiter spricht dafür, das« sich die Erzählung von Tabitha 9, 37 ff. an den Bericht des MarfcusevangeUums, oder einer älteren Grundsohrift desselben, über die Tochter des Jairus anschliesst^J, während doeh unser Verfasser,

«) S. 0. S. 177. Baur;, Paulus 192.

508 Die Qoelleo der Apostelgeschichte;

als der nrsprfiiig^cho Concipient jener Erzählung gedacht, sich wohl eher ihrer Fasaang in seinem eigenen BvaugelhiDi genähert hätte. Daza kommt noch der allgemeinere 6rand, dass das Be- streben unserer Schrift, die pauliniscben Wunder den petrinischen gleichzustellen, eine petrinische Wundersage schon voraussetzt Aoeh in diesem Fall haben wir aber keine Veranlassung, eine sklavische Abhfingigkeit von seinen Quellen bei unserem Verftoser anzunehmen, wie vielmehr die Sprache der fraglichen Abschnitte ganz die seinige ist, so werden wir auch manches Sachliche; wie namentlich diese bestimmte Form der Reden , auf ihn zurOckfOhren dOrfen.

Einen ungleich grosseren Antheil mOssen wir der Selbstthä- tigkeit des Verfassers, nach Maassgabe unserer frtlheren Ergeb- nisse, bei d^ Erzählung von Cornelias, c. 10, 1—11, 18, ein- räumen. Es wurde (S. 350. 357 ff.) schon früher nachgewiesen , dass sieh diese Erzählung wesentlich nur aus der Absicht erklären lässt, die panlinische Heidenmission durch den Vorgang des Petrus, die Zustimmung der Urgemeinde, und die Auktorität unzweifel- hafter, auch von judenchristlicher Seite anerkannter Offenbarungen zu rechtfertigen. Schon dadurch ist die Voraussetzung abgeschnitten, als ob sie der petrinischen Sage oder Literaftr entnommen sei Aber auch der pauliniscben Sage kann sie nicht angehören, denn theils ist eine Absichtllchkeit, wie sie bei dieser Erzählung vor- ausgesetzt werden muss, der Sage überhaupt fremd, theils zeigt auch die weitere Ausführung der Erzählung, dieses künstliche Gewebe in einander greifender Doppelvisionen, dass hier eine be- reehnende Reflexion tbätig war; und auch das ist nicht wahrschein- lich, dass ein Anderer sie mit schriftstellerischer Kunst in diese Form gebracht habe , denn ihre ganze Tendenz lässt sie nur ^Is ein Moment in dem Plan unsers Verfassers erscheinen , ihre Sprache ist durchaus die seiuige, und ihre Entwicklung ist in allen ihren Theilen der Erzählung des 9ten Kapitels von der Bekehrung des Paulus 80 ähnlich (s. o. S. 332), dass wir annehmen mOssen, sie sei ihr nachgebildet« Dass auch die lukanisehe Erzählung vom Hauptmann von Kapemaum auf die Schilderung des Cornelius Ein- flusa gehabt zu haben scheint, ist schon S. 429 f. bemerkt worden« Sollte daher auch irgend eine Ueberlieferung zu unserer Erzählung Anlass gegeben haben, so würde derselben doch kaum mehr als die Notiz entnommen sein können, dass Petrus einen Hauptmann Cornelius fär^s Christenthum gewonnen habe, der dann aber wohl

c. 10, 1-^11, 18. 509

schwerlich ein Heide, sonclern ein Protelyte gewesen wftre; Alles zasammengenemmen erscheint es aber fast wahrscheinlicher, dass die Geschichte nicht einmal so viel traditionelle Veranlassung hatte, sondern reine ITiktion ist.

Falls nnn die sftmmtlichen traditionellen Stoffe , weiche wir im Bisherigen als wahrscheinliche Grnndlage für die Berichte nnserer Schrift nber die Urgemetnde anerkannt haben, derselben Quelle entnonamen sein sollten, so wttrden wir dabei am Wahrscheinlich- sten an eine petrinische Schrift denken; auf eine solche weisen wenigstens die Erzählungen c. 12. c. 8, 4—25. 9, 32 ff. zu- nächst hin, und auch der Bericht Ober die Pflngfitbegebenbeit , in der ja Petrus die Hauptrolle spielt, würde sich dieser Annahme leicht fügen; dagegen könnte der Vorfall zwischen Philtppns und dem Aethiopier 8, 26 ff. nur beiläufig in einer solchen Schrift erwähnt worden sein; es hindert aber auch nichts, diesen aus einer anderen Quelle abzuleiten. Was für eine petrinische Schrift es nun war, die unser Verfasser nach dieser Seite hin voraussetzlicb be- nützt hät(e, lässt sich natürlich nicht mit Sicherheit ausmachen; die Vermuthung *), dass es das Ki^Qvyjua IUtqov gewesen sei, ist ent- schieden unrichtig, sofern sie sich auf dasjenige K. Tl. bezieht, dessen Bruchstücke Credner in seinen Beiträgen I, 351 (f. ge- sammelt und kommentirt hat; dieses war vielleicht sogar jünger als die Apostelgeschichte. Eher konnte man an das ältere gleich- namige Werk denken, welches wahrscheinlich die Urschrift von jenem und zugleich die älteste Schichte der pseudoclementinischen Literatur bildete, und von dem noch Manches in diese übergegan- gen ist ^). Doch scheint sich aueh dieses , so weit wir aus unsern clementinischen Schriften auf seinen Inhalt schliessen können, nicht recht zur Grundlage für unsere Erzählung zu eignen. Denn wie- wohl aus Recogn. I, 22. 40 ff. hervorgeht, dass diese Schrift auch die Geschichte der Apostel berührt hatte, so erwähnt doch der Auszug in den Recognittonen kaum irgend etwas von dem, was im ersten Theil der Apostelgeschichte erzählt wird. Wir werden daher diese Frage , wenn sich nicht noch weitere Data finden sollten, unbeantwortet lassen müssen.

Es sind uns aus der vorpaulinischen Geschichte noch c. 6

*) üeber welche Credner Einl. I, 282 und Riehm de fönt act. ap. 176 flf. t\x vergleichen ist.

') M. 8. Hilgenfeld, dem. Rec. und Hom. S. 41. 45 ff.

510 Dl« QueHcn der Apostelgeschichte;

«od 7 tbrij(, wtJolie die MnsatxQog ddr sieben Dlakone uad die HiArichtang des Stephanvs erxAhien. Vod diese« Abschniil wird neuerer Zeit fast allgemein angenommen, dass er entweder gan» oder von c. 6, 8 an aus einer eigenen Qaelle benstamme; beson- ders in der Bede o. 7 glaubt man die bestimmtesten Spnren einer soleben eigentbamlichen Compositlon zu entdecken. Und es Iflsst sieb nicht Ifiugnen, diese Rede zeiobnet sich sowobi dnreli die Bigenthttmliühkeit ihrer Anlage, aJs durch die Feinheit der Dorcfa- iQhrnng'-aiis. Aber wer mAebte beweisen^ dass sie dämm nicht das Werk unsers Verfassers sein könne? Auch die Rede des Paulus in Athen hat viel Blgentbtimllches , und doeii ist es sehr unwahr- scbeinlacb, dass dieses von einem Andern, als von dem Verfasser der Apostelgeschichte herrtthrt; auch unsere ganze Schrift iet mit grosser Feiabeit ausgeführt, und reioh an Beziehungen, die beim ersten Anblick oft bedeutungslos, doch mit dem Zwecke des €kiti- ssen eng zttsammenb&ngen ; gerade das EigeatbeaUichste an dem Vertrag des Stephnnus würde insofern zu der Abfassung dnrch ansern 8chrirtste]Jer sehr gut passen, Der Styl und die Sprache der Rede und des ganzen Abschnitts, dem sie angehört, ist auch nach Schwanbeck's Zugestftndnrss CS. 250) von deijeiiigen der froheren und späteren Stücke nicht verschieden, vielmehr lässt uns Alles in dieser Beziehung ansern VerAisser wiedererkennen. Die Zahl der Worter, die nnr in diesem Abschnitt vorkommen, ist sieht ansser Verhftltniss zu andern Abschnitten; ebensowenig zeigt die Constrnction oder die Phraseologie auffallende Bigenthümlich- iKoiten, dagegen treffen wir auch hier Manches, was nnr bei Lukas Parallelen hat. Gleich e. 6, 8 (um unsere Nachweisang auf diesen Theil des Ganzen zu beschränken), ist die Verbindung von x^Q^S und dvvafiLgj wie schon früher gezeigt wurde, in der eigenthon- lieben Weise des Lukas, ebenso aog)la und x^^Qt'S ''9 ^0; gv^t^tsIv, 6, 9, hat ausser Markus nur Lukas in seinen beiden Schriften, ia%veiv 6 , 10 ist gleichfalls in beiden beliebt (vgl. besonders 25, 7), ebens<r {>^^cr 6, 11. 13, namentlich auch in der Veriiindong mit hxlm\ zu 6, 12 vgl. 4, 1. 19, 29. 23, 27; nctveaSai 6, 13 hat unter den historisobfes Sobriflen des N. T. nur LnktM^ ^^] 0, 14, aTBvi^etv 6, 15. 7, 55 sind Lieblingswörter von ihm; die Frage 7, 1 erinnert an Apg. 17, 11. L. 22, 67, die Anrede 7f 2 ausser den vielen Stellen, die uvdqeg ddelq)ol haben, beson- ders an 22, 1; riyovf.ievos 7, 10 steht ausser drei Stellen des Ebräerbriefs und einem Citat bei Matthäus wr noch L. 22, 26.

C. 6, 7. 511

14, 12. 15, 22 iB gleicher DedentoDg; y^ AiyvTttov «. s. w. 7, 4. 2^. 36. 40 ist lokanfsch; ebenso i^anoariXXeiv V. 19, fiffjfia V. 16, av^aveiv xal nXrj^iveü&av V. 17 (vgl 6, 7, 1», 24), «/ptff ov V. 18, ^(ooyovelv V. 1», cJvrcrrog «v kayoig x&i eQyotg V^ M, (L. 24, 19 vgl. Apg. 18, 24), teaaaQaxovraenjg XQ^ogy* Ä» (vgl. 13, 18), ovißT] inlvfjfv xaQÖiav ebd. (li. 24, 38>, auch 'der Gebranch von xaQÖla V. 39. 64, (Jm ;f«90g V. 26, SV x^^Q^ V- 3Ö, üonrjQla ebd., T17 iniovofi V. 26, ifytQOjtiog ysTO/itsvog 32 (vgl. 16, 29 und das Öftere sfi(poßov ylyvsaSaO^ €vq)Qaiv€adtxi iv V\ 41 (evipQ. bei Lukas häufig, die Construetion wie bei xaiQHv iv L. 10, 20), x^Q'^^ svQiüxeiv V. 46 (L. 1, 80) , 6 vif/iüTog V. 48 , ovV iv x^t^QOftoci^oig xaTOcxBl ebd. (17, 24), dtarcQleOxkct V. 64 (6, 33), vnaqxeiv V, 66, eaTcäg ^x de^iwv V^ 26 (L. 1, il), d^0K>v/naS6v V. 67, ^jwvjjf jueydlrj V. 67. 60 (8, 7. 14, 10. 1«, 28. 26, 24. L, 1, 4»! 8, 28. 19, 37. 23, 23. 46. 4, 33 auch, wie hier, mit xQa^eiv verbunden), vsavlag V. 68, S^lg ra ydyara V. 60 (9, 40. 20, 36. 21, 6. L. 22, 41 \ Dass i^owohl das Verhör als die letzten Worte des Sfephanus mit dem VerhOr und den letzten Worten Jesu bei Lukas auffallende Aehniiohkeit haben, ist schon ftlther (8. 146 ff.) geneigt worden; ebenso wurde (S. 261 f. 301) die Verwandtschaft unserer Rede mit denen des Paulus in Antiochien und Athen naehgewiesen, welche sich doch immer am Leichtesten aus der Einheit des Ver- fassers erklärt. Alle diese Anxeiehen lassen die Rede den Ste- phanus und die mit ihr zusammeuhängende Geschichtserzfthlnng, so wie sie vorliegt, nur als das Werk unsers Verfassers erschei- nen; was Schwanbeck S. 260 f. gegen diese Ansich| einwen- det, hnt nicht viel auf sich, und widerlegt sich schon durch die Ergebnisse unserer bisherigen Untersuchung ^). Diess sohliesst nun allerdings die Möglichkeit nicht aus, dass unser Verfasser für seine Erzählung einen besondern Aufsatz tiber den Tod des

*) Schwanbeck beruft sich 1) auf das Abgeschlossene unserer Erzählung, wie wenig aber daraus folgt, ist bereits gezeigt worden; und 2) auf das Ueberwiegen des Oratorischen in ihr über das Historische, womit es sich in allen Hbrigen Thei- len des Buchs' umgekehrt verhalte: aber auch in den Abschnitten c. 2, 1—41. 13, 13—52. 17, 16 34. 20, 17 38 u. a. ist das rednerische Element entschieden im liebergewicht. Wenn endlich Schwanbeck zwischen unserer Ked« und der Ea^peiithümliclilbeit der übrigen Schrift einen bedeutend«n Unterschied findet, so ist diese Beba«ptuDg nach dea obigen Nachweisuogen so zu beschränken, dass sich nichts weiter daraus schliessen lässt.

412 l^i« QaeUen der Apostelgeschichte;

StephMafl oder eine irgendwo vergefondene Notias darOker benOtet hat, und in einer aolciien Darsielloag konnten dem StepiiaDaa ancb aohon Werte in den Mund gelegt worden sein, welche mit unserer Bede in den Grandgedanken Aehnliehkeit hatten, denn so gnt diese Rede fOr die Tendenz nnserer 8ebrift passt, so Icann doch immerhin anch ein Anderer in Ähnlicher Tendenz gearbeitet, oder es kann ein wirklich geschichtlicher Bericht Aber den Mftrtyrer unserem Verfasser den AnknOpAingspankt fOr seine Bede geboten haben. Dass Stephanns mit dem herrschenden Jodenthnm in eine tiefere Cellisien kam, als die palAstineasi^chen Apostel, mflssen wir schon wegen der Thatsache seiner Binricbtnng voranssetzen, nnd dass sich diese Collision gerade au eine Polemik gegen den Tempeldienst knüpfte, ist um so glaublicher, da anch Innerhalb des Jndenthams und Jadenchristenthums der Essiismus und Bbjo-'. nilismns in dem Opferwesen eine Veranreintgang der wahren Be- liglen sahen 0- Doch geht der Stephanns nnserer Schrift weit Ober die essenischen Grunds&tze hinaus, denn während die Essener zwar die Opfer verwarfen ^ den Tempel selbst dagegen hoch hiel- ten, so wird dem Stephanus 6, 14 vorgeworfen, er habe. die 'Zerstörung des Tempels und die Abschaifaog des mosaischen Ge- setzes geweissagt, und er selbst bezeichnet 7, 48 ff* die Erbauung eines Tempels ganz im Allgemeinen als eine Verirrong. Insofern wtirde der Vorgang der Essener seine Grundsätze noch nicht er- klären, und es erhebt sich immer die Frage, ob diese, so wie sie hier dargestellt sind, nicht vielmehr auf die Voraussetzung des Paulinismus zurQckftlhren. Jedenfalls muss ihre weitere Ausfülh- mng unserem Verfasser angehören. Denn um die feinen , und doch in das Ganze der Bede eingreifenden Einzelheiten derselben aus einer älteren Quelie aufzunehmen , mtlsste sich dieser so genau an jene Quelle angeschlossen haben, dass die durchgängige Ueber- elnstimmung unserer Bede mit dem Styl und Ausdruck der Qbrigen Schrift unerklärlich wäre. Während wir es daher unentschieden lassen mOssen, inwieweit dem Verfasser das Thema seiner Dar- stellung durch einen älteren Bericht gegeben war, können wir doch diese selbst, in ihrer jetzigen Gestalt, nur auf ihn zurOckfohres.

■) M. s. Jos. Ant. XVIII, 1, 5. Clem. Reo. I, 37 ff. und dazu Hilgenfeld, dem. Rec. S. 58 ff., der auch die Stelle aus dem Ebräerevangelium bei Epiph. XXX, 16 anfährt: ^i&or xaralvaat, raj -^vaiag, xal edr /urj navotjc&f tov dvstyj od navaerai ätp v/utay jj Sgy^.

die Wir^tücke. 513

Von den pauUnisehen SlOcken haben zunächst die AlMiohnitfe, in denen sich der ErziMer der ersten Person bedient, (16 , 10—18. 20, 4-^16. 31, 1^17. 27, 1—28, 16, vielleicht auch 19, 21, a. 22^ and die drei ersten Verse von c. 20, mit Aasnahme der Anfangs werte) ^} die Vermathun^ für sich, dass sie einer ftiteren Quelle entnommen seien. Nor darch diese Voraussetznng* iässt es mdk erkillren, wie d^ Verfasser dazu l^am, gerade in diesen Theilen seiner Schrift so sen spreciien. Wollte er sich für einen Begl^ter des Panlns ausgelN^n, wie wir dless oben wahrscheinlich gefunden haben, so wäre an »ich das NatCIrliehste gewesen, in einem forflanfenden Abschnitt , in der ganzen Geschichte des Zeit- ranms, während dessen er bd Paolas gewesen sein wollte, die erste Person zu s^zen. Nun verschwindet aber diese nicht blos c. 16 mit der GeMngennehmnng des Apostels und seiner Abreise von Phillppi, sondern sie wird auch c. 20, 16 wieder mit der dritten vertanscht, während doch der Schreibende nach c. 27, 1 als Qefihrte des Panlas in seiner Haft erscheint. Zar Erklärung dieser Erscheinung ist gewiss das Natttriicbste die Annahme, der Verfasser unserer Schrift habe eben nur fOr die bezeichneten Parthieen einen auf die erste Person lautenden Bericht vor sieh gehabt , diese aber auch in demjenigen zu setzen , was er aus^ sonstigen Quellen oder aus eigenen Mitteln* beifügte, habe er sich nicht entscfallessen können. Hätte er vollends die Atelfht, für einen Begleiter des Paulus za gelten , nicht gehabt^ so Hesse sieh gar nicht bezweifeln, dass er die erste Person nur einer Quellen- schrift entnommen haben kann. Anch im Einzelnen spricht aber Mehreres ftlr unsere Ansicht. Die Genauigkeit, mit der in den bezeichneten Abschnitten die Reise des Paulas , und die einzelnen Erlebnisse während derselben beschrieben werden (16, 11. 20, 5 f. 18—15. 21, 1—8. c. 27, 28, 11 ff), ist aus dem Zweck unserer Schrift nicht zu erklären, und findet sich sonst nirgends in ihr in gleicher Art wieder, und wenn auch Anschaulichkeit der Erzählung unserem Verfasser selbst da, wo er offenbar frei aus« malt^ nicfat fremd ist, so sucht man doch sonst vergebens nach Stellen^ die mit c. 27, 14 ff, 27 ff. d 7 ff. zu vergleichen wären.

') Dass auch diese Verse iheilweise zu dem Bericht des Augenzeugen gehören, den wir uns doch wohl in Philippi zu denken haben, wird durch den „macedoni- schen Standpunkt« derselben wahrscheinlich, über den Schneckenburger S. 43, Lekebusch S. 184 flf. zu vergleichen sind.

33

514 I^ie Quellen der Apostelgeschicbte ;

Aneh die Bpraoke der franrifehen Abschnitte hat nianolies Bigen- thttmliohe. Dass sie von allen Tlieilen unserer Sebrift am Meisten worter liaben , die sonst nicht in ihr vori^ommen , wOrde allerdings an sich nicht viel beweisen, denn ein grosser Theil von diesen Wortern bezieht sich an/ das Schiffswesen ^), welches so im Bin- seinen zu berOhren der sonstige Inhalt der Apostelgeschiehte keinra Anlasa gab. Auch die Bekanntschaft des Berichterstatters mit den Theilen der Schiffe, den Manipolationen derSeelente, den Brschei« nnngen eines SchÜlbnichs, nnd mit den Benennungen dieser Dinge, ist kein entscheidendes Anseichen, wiewohl sie immerhin nnsere Beachtong verdient. Dagegen haben nnsero Abschnitte einige sehr eigenthOmliche Constmctionen and Redeweisen. Dahin gehört 21, 8: clvaq)avivT€g n^ KvTtQWy 27, 14; eßale xax avrfjg avefiog, 27, 28: ßQaxo de diaa%f}accvTeg xal ßaUaavV^g^ 27, 40: int^- Qavreg tov agre^iova rfj Ttveovoji , ebd. der Gebranch von xarix^iv in: xateixw elg tov aiytalovy 27 j iO: ozi mit folgendem Infini- tiv, 27, 84: ngog Ttjg v/neTeQag aunr^Qiag; von einzelnen Wör- tern bemerke mtn das dreimalige nokig ^ 27, 7. 8. 16, das sich sonst bei Lnkas nur noch Apg. 14, 18 findet, das zweimalige Xqrfldat 27, 8. 17, sonst den lokanischen Schriften unbekannt, das dreimalige r^ imovatj {,M^ lt. 20, 16. 21, 18), wofür sonst (7, 26. 28, 11> rfj . iniovoij i^/aeQijc oder vvxrl steht. Im Allgemeinen ist die Vorliebe unserer Abschnitte für Particlpial- censtrnctionen zn beachten. Neben diesem BigenthOmlichen zeigt aber die Sprache dieser Stücke auch Vieles, worin sich der son- stige lukanische Typus ansprägt. Man beachte die AnsdrOcke: tfj i^fiig^ %wv acißßatwv 16, 18 toiv a^vfioty 20, 6 r^g nevTT^xoarijg 21, 16 and dazu 18, 14« 2, 1. L. 4, 16. 18, 14. 16. 14, 5. 22, 7^ öiccvolyeiv 16, 14 vgl. L. 24, 45. 82 u. A.; Ttvevficc Ttvdtüvog 16, 16 vgl. L. 4, 38; i^yaoia ebd.; äxQiS 20, 6 und axQig ov 27, 88; ixavdg 20, 8. 11. 27, 7. 9. Tfj ixo^ivji 20, 16; rfl h^fjg 21, 1; &h%eg yovoeta 21, 5; die Infinitive mit Artikel 20, 7. 27, 1. 4. 7; das umschrei- bende OTadug 27, 21; del 27, 21. 24. 26; ravvv 27, 22; fi?l g)oßov 27, 24 (18, 9. L. 1^ 18. 80. 2, 10. 6, 10. 8, 60. 12, 7- 9^); x^qK^^^'' (rivä Tivt) 27, 24, sonst nur noch 8, 14. 26, 11. 16 (xoQ. ist überhaupt bei Lukas besonders beliebt);

>) M. Tgl. die Uebersicht bei ßaumgarten Comm. ll, b, 389*

die Wir-Stücke. 515

iyivsro mit Inf. 27, 44; ov zrjftf Tv^ovcav 28, 2 vgl. lö, 11; ^rjdh aTonov 28, 6 vgl. 26, 5. L. 23, 41; vndgxuv^ 27, 12. 21. 34 28, 7; awexeadtxi 28, 8 vgl. 18, 6. L. 8, 37 nüd besonders L. 4, 38 (sonst nnr noehMatth. 4, 24); ra tvsqI fjfiaiv 28, 15; in dem ganzen Abschnitt endlich den häufigen Gebrauch von T€. Noch wichtiger Ist aber, dass auch der Inhalt der Arag- liehen Abschnitte Manches enthält, was wir nicht wohl auf einen Angenzeugen zarückfOhren können. Lässt sich auch die Anstrei- bnng des Dämons in Philipp! 1<», 16 ff. natürlich erklären, so wird dieser Vorfall doch durch seinen Zosammenhang mit der Gefaagenschaft uod Befreiung des Paulas and Silas In Frage ge- stellt; ebenso scheint bei dem Vorfall mit Eatychas 20 , 9 ff. jedenfalls die Schilderung des lOten Verses, welche dem Hergang bei alttestamentlicben Todtenerweckungen allzuähnlich ist, späteren Ursprangs; in demselben Kapitel ist V. 16 eines nngeschichtlichen Pragmatismus dringend verdächtig; die kleine Episode 27, 21 26, die ohne Unterbrechung des Zusammenhangs fehlen konnte, sieht einem tendenzmässigen vaäcinium ex eventu sehr ähnlich; ebenso V. 34 die Worte, welche mit L. 21, 18 In bedenklicher Ver- wandtschaft stehen: ovdeiog yaq^ ijuaiv diQii ix t^g neq)aXrJQ ne- adrai; die melitensischen Wander endlich (28, 8 10) gehen ganz über das Maass des Denkbaren hinaus, und wenn auch der Vorfall mit der Natter möglich ist, so ist doch die Aeusserung der Eingeborenen V. 6 sehr unwahrscheinlich 0* Diese Zdge be- weisen uns, dass der Bericht eines paullnischen Reisegefährten in unserer Schrift nicht ohne Zusätze und Ueberarbeitung geblieben ist ^3. Wirklich sind es auch vorzugsweise die angeführten Stücke, in denen lukanlsche Sprachelgenthflmlichkeiten merklicher hervor- treten. Andererseits wird man nicht annehmen können, dass jener Bericht ausser dem, was die Apostelgeschichte daraus mittheilt, nichts Weiteres enthalten habe, was das aber war^ und wie der fragliche Aufsatz überhaupt näher beschaffen war, lässt sich nicht

*) Das Nähere hierüber s. 0. S. 290 f;

^) Noch grösser müsste der Antheil des Gesammtverfassers sein, wenn man im Interesse der Silas- oder Timotheushypothese annehmen wollte, dass auch an- dere als die „Wir-Stticke*^ der Denkschrift eines paulinischen Begleiters entnommen seien. In diesem Fall müsste die Kürze der Berichte c. 16, 6. 18, 23. 20, 2 f. das Ungeschichtliche der Angaben c. 18, 18. c. 19, 11 f. und Anderes doppelt auffallen. Indessen bedarf jene Annahme nach allem Früheren keiner Widerlegung mehr.

33*

516 I^ie Quellen der Apost^l^escbichte ;

mdir ansmitlela. Ffir deo Urheber deaselboQ \vird Immer am Wahrsebeiiiliobsten Lukas gehalten werdet; wenigatens begreif t aich ae am Besten, wie der Verfasser der Cvesamoitsebrift dassu l^am, seinem Werlte gerade diesen Namen vor^oaet^en. 0

Näobst den eben besprecbenen Abschnitten hat der Misaions- berieht c 13. 14 am Meisten das Ansehen , ura|irnngiieb ein eige- nes Ganges gebildet zu haben. Namentlich der Anfang dieses Ab- aehnitts, welcher ganz nea, wie etwas nach Unbelsanntes, erzählt, dass Saulns and Baruabas in Antiocbien waren, sieht gar nicht aas, aUi ob er ursprünglich von demselben herrtthrte, der 11, 22 ff. die Uebersiedlnng jener beiden nach Antiocfaien^ und kaum erst Ct2^ 1^6) ihreRttekkehr von Jerusalem in diese Stadt erzählt hat. Insofern mnchte man geneigt sein, mit Bleek^) einen selbständi- gen Aufsatz als Quelle für anaern Bericht verausznsetzen , oder mochte man wenigsteuj vermuthen, dass der Inhalt desselben ans einer andern Quelle genommen sei, als o. 11, 22. ff., weher nun die letztere Notix auch stammen mag. Andererseits läset si^ aber

^) Wenn ^egeo die oben ausgeführte Ansicht eiDgeweodet wird (Lekeboscb S. 81. 384 f.), die Einheit der Apostelgeschichte , und namentlich ihre gleichförmige Sprache, verbiete es, den Verfasser des Reiseberichts von dem der ganzen Schrift zu "trennen, so ist hierauf schon im Text geantwortet. Wir nehmen ja nicht an, dass der Verfasser den Reisebericht unverändert aufgenommen , sondern dass er ihn äberarbeitet, ge&ndert, zusammengezogen und erweitert, dass er iba oiit Einem Wort ebenso frei, wie irgend eine andere Quellenschrift, benützt habe, (m. s. auch S. 269. 290 f.) Die obige Einwendung könnte uns daher nur dann treffen, wenn es überhaupt unmöglich wäre, unter Benützung und theilweiscr Wiederholung älterer Berichte eine einheitliche Geschichtsdarstellung zu liefern , was doch Niemand wird behaupten wollen. Fragt aber L. weiter, warum der Verfasser , wenn er mit seiner Quelle so frei umgieng , niebt auch den übrigen Stoff in die Form eines augenzeugen- schaftlicfaen Berichts gebracht haben sollte, so könnte er ebensogut fragen, warum nicht Virgil die ganze Acneide von Acneas, oder Plato alle seine sokratischen Ge- spräche von Sokrates erzählen lasse. Er that es nicht, weil er eben nicht für einen Aujgenzeugen der ganzen Geschichte, auch nicht für einen Begleiter des Pau- lus auf allen seinen Reisen, sondern eben nur für den Begleiter des Paulus ge- halten sein wollte, dessen Aufsatz er benützt hat, für Lukas. Um diese Rolle durchzuführen, die er nun einmal gewählt ha;te, durfte er seine eigenen Zusätze nur da in der ersten Person einführen, wo sie in den Zusammenhang des luka- nischen Berichts eingriffen. Dass er aber gerade den Namen des Lukas seinem Buche vorgesetzt, und nur da, wo dieser bei Paulus war, sich der ersten Person bedient hat, diess wird man doch immer am Natürlichsten aus der Benutzung einer Denkschrift erklären, die dem Lukas beigelegt war.

«) Stud. und Krit. 1836, 4, 1043 f.

C. 13, 14. 517

uioht überaehen, dass diese Quelle von dem Verfasser der Apo<- stelgeschichte jedenfalls mit der grönsten Freiheit erweitert nnd Oberarbeitet sein muss. Ausserdem, dass die Sprache des Abschnitts durchaus die seinige ist, wie mau diess leicht sieht, lässt uns auch in den einzelnen Erz&hlungen Vieles seine Hand erkennen. In dem Beriebt über die Bestrafung des Elymas weist 13, 9 das' nkrjodelg nvevfiatos ayiovy areviaccg slg ccvzdv, V. 11 das ne- QLayiüv i^fjrsi )(,BiQay(oyovg vgl. mit 9, 8, auf unsern Verfasser. Die Art, wie V. 9 der Name Paulus eingeführt wird, fanden wir schon früher der Einführung des Petrusnamens im Evangelium analog; dass sie nur vom Verfasser der ganzen Schrift herrührt, zeigt die ausnahmslose Regelmässigkeit, mit welcher der Apostel vorher nur Saulus, nachher nur Paulus genannt wird. Von der Rede c. 13, 16 0". wurde gleichfalls schon früher (S. 301) nach- gewiesen, dass sie mit der Rede des Stephanns und mit petrini- schen Reden eine Aehnlichkeit hat, die sich picht erklären liesse, wenn sie unabhängig davon niedergeschrieben wäre, dass sie mithin vom Gesaromtverfasser herrühren muss; ausserdem vergleiche man zu V. 16: 12, 17. 19, 33. 21, 40; zu V. 25: 20, 24 und Bv. L. 3, 16; zu V. 27: 15, 21. Ev, L. 24, 25 ff. Aueh das ist schon früher gezeigt worden , dasis die Erklärung 13; 46 und die ihr entsprechende beharrliche Praxis der beiden Sendboten ausschliesslich nur dem Pragmatismus nnsers Verfassers angehört; ebenso haben wir der Erzählung von der Lahmenheilung in Lystra 14, 8 tf. ihre Abhängigkeit von c. 3, 2 ff., und der Scene 14, 11 ff., namentlich aber der Aeusserung V. 15, ihre Analogie mit c. 10, 25 f. nachgewiesen. V. 16 ff. erinnert au c. 17, 24. 27. 30. Die Bemerkungen 13, 2. 4. 14, 26 scheinen dem Verfasser der Apostelgeschichte anzugehören, der ein boRonderes Interesse hatte, den höheren Befehl zur ersten Heidenmission recht nach- drücklich zu betonen. Unter diesen Umständen müsste die Quelle, aus der unser Verfasser geschöpft hat, falls er sie nicht sehr unvollständig benützte, fast zu dürftig für einen eigenen Aufsatz gewesen sein, und man möchte eher vermuthen, dass es nur einzelne Notizen , vielleicht aus einer etwas uäifassen deren Schrift, waren, die er zu dem vorliegenden Bericht ausgesponnen hat.

Noch näher liegt diese Vermuthung hinsichtlich der drei Be- richte über die Bekehrung des Paulus. Diese Berichte stehen in einer so durchgreifenden, grossentheils wörtlichen Verwandtschaft, dass es ganz unmöglich ist, sie aus verschiedenen Quellen abzu-

518 Die Quellen der Apostelgeschichte;

leiten. Kine und dieselbe Quelle konnte aber doch kaum alle drei enthalten haben, es raOsste denn eine vollstfindige Biographie des Apostels oder sonst eine Schrift von fthnlichem Umfang, wie die nnsrige, gewesen sein; aber auch bei einer solchen mfisste man fragen, was die dreimalige Wiederholnng der gleichen Erzählung und die Abweichungen der drei Berichte von einander veranlasst haben könne« In unserer Schrift erkifirt sich beides wenigstens in der Hauptsache aus dem Zweck derselben ; ein anderes Buch konnte nicht das gleiclie Interesse haben, die Berufung des Hei- denapostels dreimal zu berichten, und Zage, wie die e. 9, 26 ff. 23, 17 ff. 26, 20 mitgetheilten, einzuflechten , welche sich, un- geschichtUoh wie sie sind, nur au<9 der Gesammttendenz der Apostelgeschichte begreifen lassen. Eben diese EigenthOmlichkei- ten verbieten aber auch die Annahme, dass der Verfasser einen seiner Berichte, etwa den des 9ten Kapitels, aus einer älteren Quelle geschöpft, die zwei anderen dagegen diesem nachgebildet habe, denn wenn er sich hiebe! treu genug nn seine Quelle hielt, nur ihr auch In den beiden Wiederholungen grosHcntheils wörtlich zu folgen, Fo begreifen sich die bedeutenden sachlichen Abwei- chungen nur um so weniger; es enthält aber auch jeder der drei Berichte Ungeschichtliches, das sieh nur aus dem Zweck unserer Schrift erklärt, der erste und zweite in der Behauptung, dass Faulu# unmittelbar nuch seiner Bekehrung nach Jerusalem zu den Aposteln gekommen sei, der erste und dritte in der Angabe Ober die Wirksamkeit des Paulus in Jerusalem und Judäa, der zweite in der Erzählung von der Cbristuserscheinung im Tempel. Dazu kommt, dass die Sprache in allen drei Berichten gleichmässig die des Lukas ist, dass c. 22, 20 deutlich auf c. 7, 58. 8, 1 zu- l'ücksieht, dass die ganze Anlage der sich kreuzenden Visionen Im 9ten Kapitel, wie schon bemerkt wurde, mit derjenigen der Gesichte im 10t en auffallende Verwandtschaft bat ^). Dieses lässt uns in allen drei Berichten nur die Feder unsers Verfassers erkennen, upd es flragt sich; ob er for seine Darstellung ausser den paulinischen Briefen (Gal. 1, 13 ff.^) 2 Kor. 11, 32) und dem Allgemeinen, was die kirchliche Ueberlieferung von der Be-

') Man vgl. auch im Einzelnen 9, 11 u. 10, 5 f.

') Eine Reminiscenz an den Ausdruck Gal. 1 , 14: ne^usoord^ta^ Ctj^(OT^ vTia^jjfwy T<ov narqixiav /aov nuQaSoaecjy scheint Apg. 26 , 1 1 : ne^iaatai l/n/ta^ rojutvog adroXs «u enthalten.

Bekehrung des Paulus; ApostelconciL 519

kebranjy des, Paulas an die Hand gab, überhaupt ekie weitere Quelle gehabt hat, oder ob diese wenigstens mehr enthielt, als die HauptzOge, dass Paulus durch die Christuserscbeinung bei Damaskus von seiner Blindheit geheilt und durch Ananias getanft wurde. 9

Nur den Galaterbrief mochten wir auch fttr die Quelle des Berichts über das sog. Apostelconcll (15, 1 35) halten« Bs ist früher gezeigt worden, dass dieser Bericht, so weit er von d^ Darstellung des Galaterbriefs abweicht, nur als anhistorisch, und als ein Erzeugniss des eigenthümlichen, unsere Schrift beberr-* sehenden Pragmatismus zu betrachten ist, dass aach die Reden des Petras und Jakobus nur unseren Verfasser angeboren kOnnmi, dass die angeblichen Beschlüsse der jernsalemitischen Versamm^ lung gar nicht gefasst worden sind, dass folglich auch das apo- stolische Sendschreiben V. 28— 2d nicht erlassen worden sein kann, dass dieses Sendschreiben in einer genau an den Prolog des Lukasevangeliums sich anschliessenden Constroction den Styl unsers Verfassers nur zu deutlich verräth. Bs ist kaum nOthig, beizufügen, dass die Sprache des ganzen Abschnitts durchaus die der übrigen Schrift ist. Was will es gegen so entscheidende Anzeichen besagen, wenn man für die Authentie der Bede V. 13 ff. die Nameusform 2vfj.€wv anführt ^J, die nnser Verfasser gerade ebenso gut, wie der des zweiten Briefs Petri (1, 1), ab- sichtlich gesetzt haben kann, um den Schein des alterthümlich Jüdischen hervorzubringen^), und für die Abfassung des aposto- lischen Sendschreibens durch Jakobus die griechische Begrüssang mit x^cigeiv, V. 23 und die 'Voranstellung des Barnabasnamens V. 25, wovon schon Arüher (S. 247) die Rede war. Aaeh die Wor- ter, mit welchen der Brief in den lukanischen Schriften allein steht, dvaansvcc^eiv y diazr^QelVj evTtQo^Teiv^ indvccyxegf SQ^coa^Sy können um so weniger beweisen, da ihnen andere, im N. T. ebenfalls seltene lukanisohe Ausdrücke , edo§€y o^od'Vfiadav y fiJ]div nkkov {jkut noch L. 3, 13) gegenübergestellt werden können. Wenn endlich Ritsc^hP) den übrigen Inhalt des 15ten Kapitels,

*) Bleek a. a. 0. S. 1036 f.

') Wie wenig ihm diese Art der Mimik fremd ist, zeigt auch der 2v/uech Ev. L. 2, 25, und das ^^^jutay Sg htixaXsXrai IHtqos, welches Apg. 10, 5. 18, 32. 11, 13 nur desshalb gesetzt ist, weil vorausgesetzt wird, dass Petrus dem Cornelius noch ganz unbekannt sei.

') Entst. der altkalh. Kirche S. 121.

520 ^^ QoelleD der Apostelgeschichte {

und Bamentfich dfe Reden desselben preisgebend, doch das Apo- steldekret, oder wenifpstens den Kern desselben, V. 28 f., als avthentlscb retten will, so ist schon oben gezeigt worden, wie wenig es angebt,, nach dem Verlast aller tlbrigen diesen letzten Posten zu behaupten. Wir können daher auch hier nur auf die Ansicht zarflekkommen , dass dem VerfSasser aller Wahrscheinlich- keit nach ausser der Stelle des Galaterbriefs kein anderer älterer Bericht Aber die Verhandlungen in Jerusalem vorlag.

FQr die Abschnitte, welche von der zweiten Missionsreise des Paulus handeln, möchten wir ebenso, wie Air die früheren Notizen ttber d\t antiocheiiiscbe Gemeinde (11, 19 ff.), ältere Quellen voraussetzen: Aber auch hier beweist nicht blos die Sprache eine selbständige Ueberarbeitung durch den Verfasser des Ganzen, sondern ancih der Inhalt zeigt deutliche Spuren seiner Thätigkeit. Nor ihm kann der Bericht Aber die Beschneidung des Timotheus 16, 1 ff. angehören ; denn gesetzt auch, die ITeberlieferung habe diesen Panliner als Beschnittenen dargestellt, und er sei es sogar wirklich gewesen, so kann ihn doch Paulus, nach seinen Grund- sätzen, nicht beschnitten haben. Ebendahin gehört die Angabe 16, 4; die mit der Geschichtlichkeit der ApostelbeschlQsse steht and fällt. Die Erzählung von den Vorfällen in Philipp! 16 , 1 9 ff. hat sich uns schon flrüher viel zu ungeschichtlich, und zugleich in ihrer Composition der des 6ten und 12ten Kapitels viel zu ähnlich gezeigt, als dass wir sie einem Andern , als unserem Ver- fasser, zatheüen könftaten, der sie vielleicht nur aus einer allge- meinen Notiz, wie die des ersten Thessalonicherbrtefs 2, 2 heraus- gesponnen hat ; möglicherweise kann er treWith aach eine etwas aus- gefohrtere Erzählung vor sich gehabt haben. Demselben gehört ohne Zweifel, mit den übrigen Reden der Apostelgeschichte, auch die Bede in Athen, und der ganze Auftritt vor dem Areopag an, denn diese geschichtlich unwahrscheinliche Verhandlung hat eben nur den Zweck, einen Anlass für die Rede darzubieten, diese selbst aber lässf sich dem früher Bemerkten (S. 260 ff.) zufolge, nach Inhalt und Anordnung nnr auf unsern Verfasser znrOckfQhren. Auch die Sprache verräth seinen Styl in den Formeln TiaQco^vvsTO rd 7ivev(jL(x avrov iv avTiT) V. 16 (vgl. L. 24, 32), tI av ^loi V. 18. 20. (vgl. 2, 12. L. 1, 62}, in den umschreibenden Par- X\c\^\evk intlaßofiei^oi V. 19, nn^OTa^eig iv i^hq) V. 22, in dem Tcevvv V. 30. Wenn sich daher auch unser Kapitel, und nament- lich die Rede, durch verhältnissmässig viele eigenthümliche Wörter

zweite Missionsreise des Paulus. 521

auszeichnet^}, so werden wir diese Ersdieinang docli nur daraua zu erklären haben, dass der Verfasser liier, wo er den Paulas vor einer rein heidnischen, selbst philosophischen Zuhörerschaft sprechen lässt, weniger als sonst, auf die jüdisoh-thristlichen Vor- stellungen und AnsdrOcke beschränkt bleibt. Wie viel von den weiteren Berichten bis c. 20, 1 unser Verfasser schon vorgefun- den, wie viel er selbst hiuzogethan hat, lässt sich schwerlich genau bestimmen. Im Allgemeinen werden wir das Gerippe d6r paulinischen Reisen, und überhaupt alles das, worin sich keine bestimmte Tendenz verräth , mit Wahrscheinlichkeit auf ältere Quel- len zurückführen , deren Beschaffenheit aber kaum noch auszumilteln sein dürfte; dagegen ist bei Anderem sehr wahrscheinlich, dass es nur von unserem Verfasser herrührt, wenn dieser auch viel- leicht in den von ihm benützten Sagen oder Schriften Anknüpfungs- punkte dafür vorfand. Dahin gehört der mehrbesprochene stehende Zug, dass sich Paulus mit seiner Predigt immer zuerst an die Juden wendet, und erst wenn ihn diese verschmähen, an die Heiden; dahin wahrscheinlich die Darstellong der jüdischen Klage 18, 13, vielleicht auch das Traumgesicht 18, 9, da beides nicht ohne pragmatische Tendenz ist; noch bestimmter müssen wir, nach unsern frühern Ergebnissen, die Beise und die Haarschur 18, 18 23 und die eigenthümliche Darstellui^ der Johannesjünger 18, 25. 19, 1 f. dahin rechnen, wenn auch die übrigen Angaben über Apollos geschichtlich zu sein scheinen, und die Erzählung von den Johannesjüngern gleichfalls an eine ältere Ueberlieferung an- knüpfen mag^J; ebenso die Erzählung von den wunderthätigen Tüchern des Apostels, 19, 12, welche der entsprechenden über Petras 6, 15 nachgebildet zu sein iü. hohem Grade verdächtig ist; ferner V. 19, 21 die Angabe, dass Paulus noch in Ephesus den bestimmten Vorsatz gefasst habe, nach Jerusalem zu reisen;

^) Kap. 17 hat 34 WOrter, die sich bei Lukas nur hier finden, davon kom- men aber 26 allein auf die 19 Verse 16—34.

') Die Tielleicht aus der wirklichen Erinnerung an einen geschichtlichen Vor- fall, vielleicht aber auch aus dogmatischen Motiven entsprungen ist. Etwas Auf- fallendes hat wenigstens 19, 7 die Zwölfzahl der Getauften, welche der der palästi- nensischen Apostel so merkwürdig entspricht. Sollte sich wohl die Erzählung ur- sprünglich, als ultrapaulinisches Gegenstück zu der ebjonitischen Simonssage, auf die Urapostel bezogen haben, so dass ihr Sinn gewesen wäre, den Ebjoniten zu sagen , ihre Apostel selbst seien erst durch das paulinische nvev/ua über die jüdische Beschränktheit des Täufers und seiner Schüler hinausgeführt worden?

33**

/T

522 * ^^ Quellen der Apostelgeschicbte;

aadi die If/henüge Sehilderatt^ de« epüeslnisebeii AuAtands stammt wohl KiiftAcbst vott anfterem VerAMsei*, in dessen Weise sie fanz liegt, wettn sie gleich der Krltil: liaaoi einen Anstoss bietet; imii Itann sieli wenigstens die Heden V. ^5 ff. 95 ff. ^ die aneb io Aosdrnek giir nlohts BlgenthOmliehes haben, kaom als dberiiefert denken. Der spraeftHefae Cbaraltter aller dieser Absebnitte «Her- scheidet sieb Ton dem der übrigen Sehrifl nieht.

Im 208ten Kapitel Iftsst Uns ssunftchst dte ßemettnng V. 16 den Pragmatismus des' Verfassers erkennen. Dass eben diesem die epheslniscbe Rede T. 18 ff. ^ngebore, haben wir schon frttber (S. 269 ff.) wahrscheinlich gefunden; nicht allein Ihre ^Sprache ist durchaus die nnsers Schriftstellers 0 y sondern auch ihr gaqzer Standpunkt und Ihre Tendenz, nnd da wir sonst wissen, dass er seinen Helden mit voller Freiheit seine eigenen Gedanken in den Mund legt, so werden wir am so weniger bezweifeln können, dass er diess auch hier gethan hat. Nur von nnserem Verfasser kann auch die ErzAblung 21, 18—26 herrttbren, welche durch das avt i^filv V. 18 ziemlich fiusserlich an den vorangehenden Bericht des Augenzeogen angeheftet ist, da diese Erzählung, durch und durch unhistorisch, nur aus dem Standpunict unserer Schrift, und namentlich ihres 15ten Kapitels, sich efklllrt. Wir möchten bezweifeln, ob irgend ein traditioneßer Anlass fOr sie gegeben war. Von den ferasalemitischen und cAsareensischen Stacken sind die beiden Vortrage des 22sten und 26sten Kapitels bereits als freie Composition des Verfassers nachgewiesen; wie es sich mit den sie umgebenden Brzftbhingen (21, 27—40. 22, 22—29. 25, 19 ff. 26, 24 ff.} verhalt, wissen wir zwar nicht genau, doch ist wahrscheinlich , dass ihnen eine Ueberüeferung , vielleicht ein kürzerer Bericht In der vor- nnd nachher bentttzten Denkschrift des Reisegefährten, za CfTunde liegt, welche Ober diesen Zdt- pnnkt doch wohl schwerüch ganz geschwiegen hat Doch zeigen

») Man vgl die Ausdrücke: yCvta^at. /urca urog V. 18 (7, 38 vgl. L. ^, 13, sonst noch 1 Kor. 16, 10), Sijf4oai<f V. 20, Siajia^sa&at V. 21. 23. 24, xai vZv V. 22, 25 Tgl. 3, 17. 10, 5. 13, 11. 22, 16, tavvv V. 32, rttXtiovr tok S^6ftov V. 24, vgl. 13, 25, Sa^x^a»«' V. 25, pvnra nai f/ui^av V. 31 (26, 7 L. 2, 37 sonst noch Mark. 4, 27, aber in anderer Bedeutung), naveo»m V. 31, na^arl^taS^ai V. 32, vnoSeixvvvai V. 33, amla/aßaveaS'ou ebd., und in den er- zählenden Versen ^€raxaXfto»ai V. 17, Ixavos V. 37, &eU ta yircerä nqoftjvlaro V. 36, vgl. 7, 60. 9, 40. 21, 5. L. 22, 41.

C. 2Ö-28. 523

Zdge, inie c. 22; 28 f. 25, 14 ff. 25. 26, 31 f., mdüer gMze Ton und die Sprache der betreffenden Abschnitte bestAdgt ea, dass uBsor Verfasser das Ueberlleferte mH voller Freiheit aiHgeffibrt hat« Aehnlich mag es stob mit dem Verhör c. 24, 1—23 nod mit der diiraaf folgenden Unterredung 24 , 24 ff. verhalten« Die diesem vorangehende Erz&hlnng (23, 11—35) enthftit allerdings za wenig nnhistorlsehe Motive, als dass wir glauben konnten, sie sei vom Verfasser erdichtet; aber ebensowenig lässt sieh an- nehmen , dasa dieser von allen 4en einzelnen Gesprächen , wie das zwischen Lysias und den zwei Centurionen V* 23 f., arkonülichen Bericht gehabt, oder eine Abschrift des Briefs vun Lysias V. 26 ff. besessen habe; auch ist in diesem Brief in 29 Absieht- lichkelt zu vermuthen, mi4 ebenso scheint die Offenbarung des Uten Verses, zumal in ihrem engen Zusammenhang mit der fol- genden Lebensrettung, fast zu gut in den Pragmatismus unserer Schrift üa pasilteu, um nicht am Bnde auch aus ihm lierznstam- men. An der Erzählung o. 25, 1 ff. war uns schon frQher die Wiederholung des o. 23^ 15 gebranehten Motivs verdächtig, und es moss dahingestellt bleiben, ob der Verfasser diesen Zug nicht aus sich selbst geschöpft hat. Bestimmter wird die Verhandlung vor dem Synedrium 22, 30 23, 10 auf seine Rechnung zu setzen sein, da die grossen historischen Unwahrscheinlichkeiteny an denen dieser Bericht leidet, gerade nur aus seinem Standpunkt und Interesse ihre Erklärung finden: die Stellung, welche hier den Pharisäern und Saddncäern zum Christenthum angewiesen wird, ist dieselbe, die wir schon c. 4 und 5 fanden, und die Rolle des Paulus als eines rechtgläubigen Juden entspricht ganz der unge- schichtlichen Vorstellung von seinem Verhältniss zum Jndenthum, welche sich durch unsere ganze Schrift hindurchzieht. Nor V. 2—5 scheinen mit ihrer apologetischen Schlusswendung auf eine dem Paulus feindselige Erzählung von einer Schmähung des Ho- henpriesters Rücksicht zu nehmen. Aus ähnlichen Gründen müssen wir auch die römische Schlussscene, 28, 17 ff.^ für eine freie Dichtung des Verfassers erklären. Historisch angesehen Jst nicht nur Einzelnes an diesem Auftritt, sondern das Ganze höchst un- wahrscheinlich*, um 80 passender fügt er sich dagegen als der Schlussstein dei* ganzen Schrift an alles das an , was \iir in der- selben über das Verhalten des Paulus von seinem ersten Auftreten an gehört haben, um so wirk.samer dient er dem Zweck, in dem unser Buch abschiiesst, zu zeigen, wie Paulus durch den Willen

524 Schlass.

oDd die Fobranc Qotte», rw Mivn Volks^ooflsen ver^phmähf, %\a der Apostel der Heiden nach Rom gekoHunen lai. Der Urheber einei^ soleben Krzfthlang buiA nar der aaserer Schrift s^bst sein. Diese Untersachung Ober den Ur«|>ning and die Qaellen der Apostelgesobichte wird dem , was sich uns frOher Ober ihren Zweck und ihre GlänbwOrdigkeit ergeben hat, nar aar Bestftiigang dienen kennen. Je xweifelbaflec aber dadurch der rein geschiohiliche Charakter dieser Schrift werden maus, um so dentlieher tritt ihre kircMiche Beden tong n»d ebendamit der SBnatand einer Zeit an's Licht) über die es uns an anderweitigen sichern Nachrichten so sehr fehlt. Wenn wir von einem vermehillich historischen Berieht Ober das apostolische Zeitalter Vieles einbössen, so gewinoen wir dafür eine nnmittelbare Urkande über lüei kirchliehen Zustände am Anfang des zweiten Jahrtinnderts« Es fragt sich, ob dieser Ge- winn jenen VerJust niefat aufwiegt, ob nicht ein kleiner, aber sicherer Besitasi mehr werth ist, als ein grosser, der vieifiich be^ stritten in der Wirklichkeit vielleicht nur zum kleinsten Theil unser freies Bigenthum ist; aber wenn dem aui^h nieht so wäre, dürfte doch diese Rücksicht den kritischen Historiker keinen Augenblick abhalten, zu thun, was seines Amtes ist.

RETURN CIRCULATION DEPARTMENT TO"-^ 202 Main Library

LOAN PERIOD 1 HOME USE

AU BOOKS MAY K RECAUED AFTER 7 DAYS ^

RmwwoI* and Racharg** moy b* mod* 4 doy* prior to th« du* dot«.

Be«k( moy RaiMwad by colllng (43-3405.

DUE AS STAMPED BELOW

INTERUBRARY LOAN

4AA^

UNIV. OF CALIF.» BERK.

jm-

f FORM NO. DD6,

UNIVERSITYOF CALIFORNIA, BERKELEY BERKELEY, CA 94720

{6. /^'

U

^1

I

YCIOIböü

\^ c<A

\ ü t> f* Cf

^ o «-• «^ *"

ivi3i293t

J..,,L..ri.