GENTINISCHE IM AUFTRAG DES wi 4 _ ANGENTIN. CENTRAL COWITES FÜR DIE PRILADELPEIA-AUSSTELL en ; 2 2 : MIT DEM BEISTAND MEHRERER MITARBEITER . 00 BEARBEITET = ir | RICHARDNAPP., | g- y> ‚(at 5 Karten): | 2 en, = 3 BUENOSTATRES B Gedruckt in der Dampfbuchdruckerei der Socr:DaD ANÖNIMA 2 ; calle Belgrano, 189 a f 132706 Br \RGENTINISCHE REPUBLIK, IM AUFTRAG DES ARGENTIN. CENTRAL COMITE"S FÜR DIE PIILADELPIITA-AUNSTELLUNG | UND MIT DEM BEISTAND MEHRERER MITARBEITER BEARBEITET VON RICHARD NAPP. [Mit 6 Karten) BUENOS AIRES (sedruckt in der Dampfbuchdruckerei der SocısDaD ANONIMA calle Belgrano, 189 18776 Inhalts-Verzeichniss. Seite. ELStess Kapitels inle tunen ee ER teleterete e -teteieten: 1 zweites Kapitel: Geschichtlicher Ueberblick.............s--oreneseeeenenennennnneer ) Drittes Kapitel: Grenzen, Flaecheninhalt, Bevoelkerung (Mit der Landeskarte). ..... 26 Wiertes’Kapitel:SeKlimalischesaneererreeee arena ale. oe lan ale Dalerelene sealeiste nie.e leeres 97 Fuenftes Kapitel: Plıysikalische Gestaltung der Republik ......ereerecueoneannereen: 45 Sechstes Kapitel : Geologie der Argentinischen Republik............ueseeneseeeserren zu Siebentes Kapitel : Vesetalions - Verhaeltnisse Argentiniens (Mit 2 colorirten Karten) 5 Zusaetze und Berichtigungen zu Kapitel Vll.: im Anhang Achtes Kapitel. Die Thierwell Argentiniens. .n.....0.0seane en nonleleeeleier on doeeenee 150 Neuntes Kapitel: Der Boden der Pampa-Formation..... zrzeeeeseeeennuuneeennn none 191 ZehntesKapitel: Die nulzbaren Mineralien der Argentinischen Republik.......... .. 208 Elftes Kapitel : Der Nevado von Famatina mit seinen Gruben-Bezirken..... ......... 215 Zwoelftes Kapitel: Ueber einige nalürliche Sulphate (mit 3 geognostischen Skizzen) 235 Dreizehntes Kapitel: Die Mineralquellen Argentiniens.......... ereuecneneeeeneneen 258 Vierzehntes Kapitel: Gerbstoff-Materialien und Aschen-Analysen..........ure....o.- 278 Fuenfzehntes Kapitel : \eberei und Faerbstoffe..........-.-veessesenenaenersenennen 257 Sechszehntes Kapitel: Argentiniens Landwirthschaft ........eccececeeneeenen rennen 300 Siebzehntes Kapitel: Verkehrswege (Mit einer Karte)...........-..0 ereneennnneenene 332 Achtzeintes,Kapıtel 2 Handels undEIvalstrie en 332 Stalistikrdes Auswaertigen Handels eneeee en lä XCVII. Neunzehntes Kapitel: Verfassung der Argentiuischen Nation. .......neereeeeceennene 361 Zwanzigstes Kspitel: Staatshaushalt, £taalsschulden, Zollgeselz, Münz- Maass- und ‚ Gewichis-DyStema-Merr er: late, Bialelee a seyardtegersfelratereietet eh ateleieiegerttniersie.eie 384 Einundzwanzigstes Kapitel: Unterrichtswesen, wissenschaftliche Institute, Kirchliches, PRESSEHENCH NET se angeieleerehäiere erraten Terra seleisykeeine net ss 808 Zweinndzwanziestes Kapitel: Heer und. Marine... .eacceeeneeeneee se name ee ua 415 Dreiundzwanzigstes Kapitel: Indianer und Grenzvertheidigung (Mileiner Spezialkarte) 426 Vierundzwanzigstes Kapitel: Einwanderung und Colonisation »zzeeeeesesceeeeeeeeen 39 Fuenfundzwanzigstes Kepitel: Die Argentinischen Provinzen und Bundes-Territorien 453 Schluss : Rede des Praesidenten Avellaneda bei Eroeffnung der Congress-Sitzungen AMD AALEN ee ee es N rensiseeojeftkeklee tagen 490 ar DNA TG SR LEINEN 1% aaa Pr) a a ei rind. EeIITTT) 3 Hk ibalpigndnnsi nam RD J ER. Wir . BI B, a ee "7 Pa ER 1 rohe re re a Dia anf: se ne et oilaadt 6.27.07 SER nes ae ee RE ch Hash il Reiki a SEN ST 7}; wre Re 4 a BA BEE RENN Kapitel]. Binleitung. Ein Blick auf die Weltkarte genügt, um die Bedeutung des von dem majestätischen La Plata und seinen mächtigen Quellflüssen: der Paranä mit dem ihm seine Gewässer zuführenden, ihn an Grösse und Bedeutung fast übertreffenden Paraguay, undder Uru- guay, durchströmten Landes zu erkennen. So schwer auch die kolossale Ausdehnung Argentiniens in die Waagschaale fällt, sein unvergleichliches Stromnetz bedingt in einem doch noch höheren Grade seine Wichtigkeit für den Welt- handel. Zweitausend englische Meilen von der Mündung des Amazonenstromes entfernt, ist die des La Plata gleichsam das Eingangsthor des südlichen Ost-Südamerikas. Das La Plata- Stromsystem reicht bis in das Herz Südamerika’s, bis an die mas- sigen Cordilleras de los Andes; es ist dem Adersystem des menschlichen Körper’s vergleichbar, denn auch es sendet nach allen Richtungen hin unzählige Kanäle aus, die von der Natur bestimmt sind, dem jetzt noch nicht zum Dasein erwachten Ko- losse pulsirendes Leben zuzuführen und seinen gleich einem er- drückenden Fettpolster auf ihm lastenden Naturreichthum flüssig, “ - werthvoll zu machen, mit anderen Worten : jenes ungeheure, von "der Natur so überreich bedachte Gebiet dem Welthandel zu er- - "schliessen. Die Metallschätze nicht nur der nördlichen Argentini- “.. ‘schen. Provinzen, sondern auch des erzreichen Bolivien und des .*, El Dorado, das obere Perü, werden in Bälde nicht mehr mühsam “ auf dem Rücken von Lastthieren über unwegsame bis weit in die . Schneeregion ragende Gebirgskämme, oder durch abgrundähnliche ;. Seuluchten nach den ‚Westküste-Häfen gebracht werden, um von =" dort den weiten und gefährlichen Weg um das CapHorn zu nehmen, «sondern in Dampfschiffen werden sie den Vermejo-Fluss, den ‘ Paraguay, den Paranä und den La Plata herabschwimmen und in 1 2 Buenos Aires ihren Markt finden. Ja, selbst ein nicht unbeträcht- licher Theil des chilenischen und peruanischen Ein- und Ausfuhr- handels wird binnen wenigen Jahren in Buenos Aires seinen Hauptstapelplatz haben, denn Argentinien begnügt sich nämlich nicht mit seinen herrlichen, leider noch so wenig ausgebeuteten Wasserstrassen, es gesellt ihnen Schienenwege zu, die nicht nur bis an die äussersten Grenzen der Republik gehen, sondern das An- den Gebirge übersteigen und mit den chilenischen Eisenbahnen sich verbinden werden, womit ein ununterbrochener Eisenweg von den Ufern des La Plata bis nach Valparaiso, dem bedeutendsten Westküste - Hafen hergestellt sein wird. Schon sind von der Argentinischen Regierung dessfallsige Verträge mit Bau-Unter- nehmern abgeschlossen, die Absteckungen der Bahnlinie im Ganzen beendet, so dass mit aller Bestimmtheit zu erwarten ist, in fünf oder sechs Jahren werde die Interozeanisch - transandinische Bahn in Betrieb sich befinden. Mögen dann auch voluminöse Güter noch für längere Zeit den Wasserweg durch die Magallansstrasse nehmen, Passagiere und feinere Waaren für und von Chile und Perü werden doch alle über Buenos Aires gehen. Dass Argentinien noch so wenig gekannt ist, seine Wichtigkeit noch so sehr unterschätzt wird, ist eine directe Folge seiner poli- tischen Vergangenheit. Die’ heutigen La Plata- -Staaten, also ausser Argentinien die Republiken Oriental del Uruguay und Paraguay, bildeten früher das spanische Vizekönigreich Buenos Aires; sie hatten von ihrer Entdeckung an bis zu ihrer “wahrlich. . nicht mühelos errungenen Unabhängigkeit—also volle dreihundert eg Jahre—zu seufzen unter dem spanischen Kolonialjoche. Die Ver- waltung hatte es sich zu ihrer Hauptaufgabe gestellt, die ‚weiten, reichen Länder geistig wie materiell niederzuhalten ; ein eng- | herziges eifersüchtiges Abschliessungssystem herrschte von Anfang Zr bis zu Ende. Die Bewohner der spanisch-amerikanischen Kolo- + nien durften Jahrhunderte hindurch nicht in Handelsbeziehungen tre- & ten mit dem Auslande, ja nicht einmal mit den Schwesterkolonien. Die. Regierung des Mutterlandes verkaufte das Monopol des Handeis . ” ° mit und in den Kolonien an einige spanische Häuser; und damit u nicht genug, verbot sie sogar für längere Zeit den Kolonien alle „. und jede Ausfuhr und schrieb ferner den einzelnen Landesstrichen | an vor, welche Producte sie erzeugen sollten, ohne sich dabei sonderlich ° an "klimatologische und Bodenverhältnisse zu kehren ; ; -dieeine it Provinz durfte keinen Tabak—selbst nicht für den Hausgebrauch >; 2 des Pflanzers —bauen, die andere keinen Zucker, die dritte keine Baumwolle, die vierte keinen Caffee, kurz, Spanien war noch - mehr darauf bedacht seine Kolonien niederzuhalten, als sie aus 3 zusaugen. else. Als zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts man sich in Spanien zu einer “freisinnigeren’’ Kolonialpolitik bequemte, gestattete man 3 dem inzwischen gebildeten Vizekönigreich Buenos Aires, alljähr- lich zwei Schiffe, deren Tragfähigkeit jedoch je hundert Tonnen nicht übersteigen durfte, mit den Producten seiner dazumal schon sehr bedeutenden Viehzucht zu beladen und auf die Märkte des Mutterlandes zu senden! Zwar blühte zu jener Zeit der Schmug- . gelhandel, betrieben von Engländern und Portugiesen, durch den- selben konnten jedoch nur feinere europäische Waaren eingeführt werden, an eine heimliche Ausfuhr der alle sehr voluminösen Landesproducte war nicht zu denken. So kam das Jahr 1810 und mit ihm der Aufstand von Buenos Aires gegen die spanische Herrschaft. Wurden nun auch dem Handel bedeutende Erleichterungen eingeräumt, so blieben doch die betreffenden Erlasse vorläufig ohne Wirkung, weil Spanien noch während mehrere Jahre die La Plata Mündung durch die von ihm besetzte Festung Montevideo und mit seinen Schiffen be- herrschte. Als endlich die vollständige Losreissung der La Plata- Staaten vom Mutterlande errungen war, brachen verheerende Bürgerkriege aus und setzte sich in deren Folge später—im Jahre 1835—der berüchtigte Dietator Rosas in: Buenos Aires fest. Rosas stützte seine Herrschaft über Buenos Aires— dazumal einzige Hafenstadt des Argentinischen Freistaates—auf die Entfaltung eines rohen, bis in die äussersten Consequenzen durchgeführten Ameri- kanismus resp. Nativismus, wodurch er in häufige Confliete mit den europäischen Seemächten gerieth, die Jahre lang dauernde Blokaden zur Folge hatten. England und Frankreich waren mit den hiesigen Verhältnissen zu wenig vertraut, um rechtzeitig zu erkennen, dass sie mit ihrem Vorgehen gegen Rosas, resp. durch die Abschliessung des La Plata’s, jenem Tyrannen direct in die Hände arbeiteten ; demselben lag alles daran, das eigentliche Land nicht aufblühen zu lassen, es vielmehr in unmittelbarer Abhängigkeit zu halten von der von ihm beherrschten Stadt Buenos Aires, und das eben wurde ihm sehr erleichtert durch das nichts weniger als geschickte Verfahren der beiden europäischen Seemächte. Nach dem im Jahre 1852 erfolgten Sturz des Dictators Juan Manuel de Rosas, der, als Kuriosum sei es hier bemerkt, in einem englischen Kriegsschiffe nach England übergeführt und dorten mit grossen Ehrenbezeugungen seitens der Behörden empfangen wurde— konnte das Land aufathmen ; alle Handelsbeschränkungen fielen weg und die Schifffahrt auf den inneren Flüsssen wurde für alle Flaggen freigegeben. Der betreffende von dem proviso- rischen Director der Argentinischen Conföderation, General Ur- quiza, Besieger des Dictator Rosas’, ausgestellte Erlass datirt vom 23. August 1852 und trat am 1. Oktober desselben Jahres in Kraft. Erst von 1852 an beginnt der Aufschwung Argenti- niens, ja, eigentlich erst von dem Jahre 1862, in welchem sich 4 das Land endgültig constituirte, und wahrlich der in dem kurzen Zeitraum, den die Jahre 1862 und 1875 begrenzen, erzielte Fort- schritt auf allen und jeden Gebieten sucht seines Gleichen ! Die Argentinische Republik hat nach amtlicher Schätzung einen Gesammt-Flächeninhalt von 4.195,500 Quadratkilometer mit einer Bevölkerung von jetzt etwa 2.400,000 Seelen. V om 56° bis 20° südlicher Breite und vom 53° 30° bis 71°30’ westlicher Länge von Greenwich sich erstreckend, gehört Argentinien nicht zu den Tropenländern, ob- gleich in seinen nördlichen Theilen alle tropischen Producte vorzüg- lich gedeihen und Üaffee, Zucker, Baumwolle, etc., etc. in grosser Menge und bester Qualität dorten könnten gewonnen werden. Zudem ist das tropische Paraguay, das nicht nur Brasilien, sondern selbst West-Indien an Productionskraft weit übertrifft, in commerzieller Beziehung kaum mehr denn eine Argentinische Provinz. Es muss die Erträge seines an Fruchtbarkeit unübertroffenen Bodens dem Markte von Buenos Aires zuführen, und wenn auch zur Zeit jenes Land, in Folge des Jahre langen Krieges gegen die Triple- Allianz, zu erschöpft ist, um viel für den Welthandel erzeugen zu können, so darf seine commerzielle Bedeutung als ein Binnen- land Argentinischer Märkte doch nicht unterschätzt werden. Die Fruchtbarkeit des Bodens in Argentinien ist staunenswerth ; sie ist so gross, dass heute schon an den Export von Körnerfrüch- ten gedacht wird, obgleich die Zahl der Ackerbauer, die hierbei in Betracht kommen, kaum 20,000, einschliesslich Frauen und Kinder, beträgt. Früher glaubte man aus dem Umstande,; dass die eigentliche Pampa nur Gras- und keine Baumvegetation besitzt, schliessen zu sollen, sie eigne sich nicht für den Acker- bau, wozu noch die durchaus irrige Annahme sich gesellte, das ganze. grosse Argentinische Gebiet sei eine ununterbrochene Pampa. Wie aber in so vielen Fällen, so hat auch hier wieder die Praxis die Unhaltbarkeit — zudem mehr als leichtsinniger — theoretischer Schlüsse dargethan. Die Ackerbaukolonien, deren Argentinien jetzt einige dreissig besitzt, liegen fast ausschliesslich in der Pampa und haben dorten angesiedelte Landbauer, die mit einiger Sachkenntniss Fleiss und Ausdauer verbinden, solch’ günstige Resultate erzielt, dass die Behauptung, der Pampa-Boden eigne sich nicht für den Ackerbau, nur noch von in ihre Ideen verbisse- nen Theoretikern aufrecht erhalten werden kann. Ist auch zur Zeit unsere Ausfuhr von Brodstoffen noch sehr gering, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass in wenigen Jahren Argentinisches Mehl das nordamerikanische von den Märkten der Ostküste Südamerika’s verdrängt haben, und dass selbst der europäische Getreidehandel von der Production Argentiniens beeinflusst werden wird. Tabak, Oel, Flachs, u. s. w. werden auch bald in unseren Ausfuhrlisten einen entsprechenden Platz einnehmen, und mit der Zunahme der Bevölkerung, also der Arbeitskräfte, werden auch der Anbau von 5 Wein, Baumwolle und Zuckerrohr, die Gewinnung von Seide, Färbestoffen, etc., etc. grosse Bedeutung erlangen. Einen weiteren Export-Artikel werden die ungemessenen Wälder voll der kostbarsten Hölzer liefern, an denen Argentinien so reich ist. Das mag dem, der von Argentinien nur die Provinz Buenos Aires kennt, unwahr erscheinen ; aber die Provinz Buenos Aires ist ja nicht Argentinien, sie bildet ja nur einen kleinen und zwar den von der Natur relativ am stiefmütterlichsten bedachten Theil der Republik. Auf der im Jahre 1871 in der Stadt Cördoba statt- gefundenen Arsentinischen National-Ausstellung waren mehrere hundert einheimische Nutzholzarten vertreten; auch die Wiener Weltausstellung bot Gelegenheit, sich über den Holzreichthum Argentiniens zu vergewissern, da das hiesige Ackerbaudepartement derselben eine Collection Holzmuster zugehen liess, welche jedoch, was wohl zu beachten ist, nur einen Theil der in der Provinz Corrientes vorkommenden Waldbäume repräsentirte, trotzdem aber mit dem Anerkennungsdiplom ausgezeichnet worden ist. Aber so gross auch die Bedeutung unserer Ausfuhr an vegeta- bilischen Producten sein wird, an Werth wird sie dennoch von der der Minen-Industrie mit der Zeit übertroffen werden. Auch in diesem Bezuge darf man nicht von der Provinz Buenos Aires auf die anderen Theile der Republik schliessen. In Buenos Aires, wie überhaupt an den Ufern unserer grossen Ströme, herrscht Flachland, im Innern des Landes dagegen wechseln langgestreckte Ebenen, liebliche Thäler und himmelanstrebende , zum Theil mit ewigem Schnee bedeckte Bergmassen ab. Ueberaus reich nun sind diese Gebirge an Erzen aller Art, und wenn sie auch bis heute nur verhältnissmässig wenig von ihren Schätzen herausgegeben haben, so sind doch die Ursachen davon keine elementaren, mithin leicht zu beseitigen. Jetzt, wo wir Eisengeleise bis in die ent- ferntesten Gegenden der Republik legen, fällt das bedeutendste der dem Aufschwunge des Bergbaues im Wege stehenden Hemm- nisse weg, denn mit der Vollendung jener Eisenbahnen werden die Erzlager leichter zugänglich, sie werden recht eigentlich dem Verkehre erschlossen. An Anlage- und Betriebs-Capital wird es dann auch nicht mehr fehlen. Eine grosse Zukunft des Argen- tinischen Exporthandels ist demnach über allen Zweifel erhaben, irrig aber würde die Annahme sein, derselbe sei nur auf die Zu- kunft angewiesen. Sind auch zur Zeit noch der Ackerbau, das Hüttenwesen und die Grossindustrie von nur relativ geringer Be- deutung, so blüht doch jetzt schon ein anderer Erwerbszweig, dem Wichtigkeit nicht abgesprochen werden kann. Unsere Vieh- zucht stellt zur Zeit fast die einzigen Exportartikel und wird für lange, lange Zeit noch grosse Mengen sehr gesuchter Rohstoffe der alten Welt liefern. Häute, Felle, Wolle, Talg, Haare, Fleisch und Knochen werden stets gefragte Artikel bleiben, ja, sie werden 4 gl 7 6 immer mehr im Werthe steigen, weil, während der Consum sich fortwährend mehrt, die Erzeugung, der Zunahme der Bevölkerung wegen, in anderen Productionsländern abnimmt. Letzterer Fall wird wohl auch seiner Zeit in Argentinien eintreten, aber sicher- lich nicht in den ersten zweihundert oder dreihundert Jahren, denn so gross ist die Ausdehnung dieses Landes, dass es mehr als genügend Raum bietet für eine grossartige Entwickelung des Ackerbaues, der Industrie und der Viehzucht. Muss nun als erwiesen angesehen werden, dass Argentinien durch seine Ausfuhr eine sehr wichtige Rolle in dem Welthandel spielen wird, so darf es als ebenso gewiss bezeichnet werden, sein Consum von fremdländischen Erzeugnissen werde gleichfalls den allgemeinen Handelsverkehr in hervorragender Weise beeinflussen. Jetzt schon bezieht es vom Auslande Waaren in einem Betrage, der Staunen hervorrufen muss weun man die Bevölkerungs- Verhältnisse entsprechend in Rechnung zieht. Die Einfuhr über- steigt die Ausfuhr zur Zeit bedeutend an Werth, was nicht ver- fehlen kann, den hiesigen Geldmarkt stark zu influiren, da dadurch ein fortwährender Abfluss von baarem Gelde nach dem Ausland be- dinst wird. Dazu kommt noch, dass nicht nur grössere Staats- Anleihen im Auslande begeben wurden, sondern auch das Anlage- und Betriebs-Capital fast aller grösseren Unternehmungen, vieler Creditinstitute und Handelshäuser fremdländischen* Ursprungs ist, die Zinsen dieser in ihrer Gesammtheit eine erkleckliche Summe darstellenden Vorschüsse mithin dem Auslande zu Gute kommen müssen. Als logische Folge dieser Verhältnisse entsteht hier eine permanente Theuerung des Geldes, die jedoch nicht den Auf- schwung des Landes hemmt, weil in normalen Zeiten der Verdienst in allen Erwerbszweigen ein so bedeutender ist, um ihnen die Zahlung relativ hoher Zinsen zu gestatten. Dieser durchweg grosse Verdienst, dersich, wie auf kaufmännische Unternehmungen, so auch auf die Handarbeit erstreckt, bringt einen verhältniss- mässig sehr hohen individuellen Wohlstand mit sich, der dann wieder einen grossen Consum, mithin eine grosse Einfuhr im Ge- folge hat. Die Argentinische Republik hat die Form eines Staatenbundes von ihrer Entstehung, d. h. seit der Lostrennung von Spanien an angenommen; endgültig constituirt als solcher hat sie sich jedoch erst im Jahre 1862. Zu ihr gehören als Bundesstaaten, hier un- richtig Provinzen genannt: Buenos Aires mit der Hayptstadt gleichen Namens, welche provisorischer Sitz der Bundesregierung ist; Entre Rios mit der Hauptstadt Concepcion del Uruguay, Corrientes, Santa F& Cördoba, San Luis, Mendoza, San Juan, Catamarca, Santiago del Estero, Rioja, Tucuman, Salta und Jujuy, alle mit Hauptstädten, welche gleichlautende Namen der resp. Provinzen führen. Die 7 bevölkertste der vierzehn Provinzen ist, Buenos Aires, welche, wie auch Santa F&, Entre Rios und Corrientes — die vier Küsten- provinzen — vorzugsweise Viehzucht betreibt; in letzterer Zeit hat man, namentlich in Santa F& und in Buenos Aires, auch in Entre Rios, dem Ackerbau grössere Aufmerksamkeit zugewendet. In allen anderen Provinzen bildet zwar auch die Viehzucht zur Zeit noch einen Haupterwerbszweig, doch ist sie dorten von weniger allgemeiner Bedeutung, als in den vier oben genannten Staaten. Die Verfassung Argentiniens ist wohl die freisinnigste aller be- stehenden Constitutionen, die der Vereinigten Staaten Nord-Ameri- kas nicht ausgeschlossen, welcher sie im grossen Ganzen nachge- bildet ist; doch sind manche deren wesentlichen Bestimmungen in noch freiheitlicherem Sinne umgeändert. Sie ist, vielleicht zu frei- sinnig die Argentinische Verfassung, wenigstens ist die Annahme erlaubt, die Uebertragung grösserer Gewalt an die ausübende Be- hörde würde manchen politischen Wirren vorgebeugt haben. Di- rect aus dem einzwängenden spanischen Kolonialjoche kommend wurde dem Volke von seinen wohlmeinenden aber nicht immer praktischen Führern eine fast schrankenlose Freiheit octroyirt; Ar- gentinien wurde eine Republik ohne Republikaner. Wie gefähr- lich aber es ist für ein Volk, aus einem Extrem in das andere sich zu stürzen, ohne ein Uebergangsstadium durchzumachen, davon kann man sich ja, tagtäglich fast, in dem alten Europa selbst überzeugen und an Beispielen ersehen, dass kein Volk an bestehen- den Zuständen — und seien dieselben noch so morsch — unge- straft rüttelt. Hier war der Wechsel ein weit schrofferer als in Europa überhaupt möglich wäre. Ein Volk, dem von seiner bis- herigen Regierung nicht einmal gestattet worden war: Lesen und Schreiben zu lernen, an dessen Verdummung Pfaffen und Beamte Jahrhunderte hindurch systematisch gearbeitet hatten, das voll- kommen abgeschlossen war von der Aussenwelt, das gestern noch —um es kurz zu sagen— das spanische Kolonialjoch auf dem Nacken trug, giebt sich heute die denkbar freieste, ideal schönste Verfassung! Seine Lehrjahre in der Freiheit konnte der Bürger dazu nicht an seinem Heerde, hinter dem Pfluge oder am Arbeits- tische durchmachen, denn erstens kannte er diese Dinge kaum dem Namen nach und dann musste er ja die Waffen ergreifen, um Jahre lang im Guerillakrieg für seine Unabhängigkeit zu kämpfen. Dass das Volk nicht reifer für die Freiheit aus dem Kriege hervorging, war eine lögische Folge des Krieges selbst, denn nicht für den Bürgerstand konnte es sich ausbilden — Bürgertügenden waren ja nie in den Feldlagern zu Hause. Als ein dem Joche eben entsprungener Sclave begann der Argentiner seinen heldenmüthigen Unabhängigkeitskampf, als wil- lenloses, blindes Werkzeug beendete es ihn; die Unabhängigkeit 8 nicht nur ihres eigenen Heimathlandes, sondern auch die ihrer Schwesterkolonien hatten die muthigen. Guerillabanden erfochten, aber statt der Freiheit Caudillos — ihre Führer im Guerillakrieg — gross gezogen. Wie manches Volk würde solch’ schwere Prüfungen nicht überstanden haben, und muss es als ein Zeichen aussergewöhnlich starker Lebenskraft angesehen werden, dass Argentinien diese eine Generation überdauernde Leidensepoche nicht nur überlebte, sondern auch so rasch sich erholte, um heute als der mächtigste und wichtigste Staat des ehemaligen spanischen Südamerikas dazustehen. Wir besitzen jetzt an Eisenbahnen 1950 Kilometer in Betrieb, 340 Kilometer im Bau, 4700 Kilometer con- zessionirt, 1100 Kilometer ausgeschrieben, der vielen projektirten Bahnen hier nicht zu gedenken; unser Telegraphennetz umspannt das ganze Land in einer Ausdehnung von. 8000 Kilometer; die Volksbildung nimmt immer mehr zu; mit Europa, Nordamerika und der Westküste stehen wir durch Telegraphenleitungen in Ver- bindung, und nicht weniger als 22 Seedampfer langen im Monate von europäischen Häfen kommend hier an und gehen nach dorten wieder aus. Zu Tausenden strömen uns monatlich Einwanderer aus den übervölkerten Staaten Europa’s zu und wenn auch in der er- sten Hälfte d. J. eine nicht unbeträchtliche Rückwanderung eintrat, so wurde dieselbe doch nur durch Ausnahmszustände hervorge- rufen, wie solche überall und zu allen Zeiten vorkommen. | Argentinien gedeiht, es geht mit raschen und doch festen, sichern Schritten einer grossen Zukunft entgegen, wozu es aber Beistand von Aussen bedarf; denn zu mächtig sind seine mannigfaltigen Hülfsquellen, als dass es — in seinen jetzigen Verhältnissen — dieselben entsprechend auszubeuten vermöchte. Es muss seine Be- völkerung verzehn- verfünfzigfachen, um über die erforderlichen Arbeitskräfte verfügen zu können, und Capital und theoretisch und praktisch gebildete Techniker sich gewinnen, denen es ein überaus grosses ergiebiges Feld für ihre Thätigkeit bietet. An Natur- reichthum wird Argentinien von keinem anderen Lande der Welt übertroffen; dies zu beweisen, sowie überhaupt Belege beizu- bringen für alles Obengesagte — soweit die gar zu knapp zuge- messene Zeit es gestattet — soll Aufgabe der folgenden Kapitel sein. Buenos Aires, October 1875. Kapitelll. Geschichtlieher Teberblick. Nicht zufrieden mit der Herrschaft über einen Continent, miss- sönnte Spanien seinem Nebenbuhler Portugal die Reichthümer, welche man zu jener Zeit den Molucken-Inseln andichtete, und trachtete dessen Besitzthümer im Malayischen Archipel an sich zn reissen. Um diesen Zweck zu erreichen, suchte es eine Verbin- dung der beiden Oceane aufzufinden und betraute mit dieser wich- tigen Unternehmung den tüchtigsten Seefahrer seiner Zeit, den Piloten Juan Diaz de Solis, dem es eine aus zwei Schiffen be- stehende Expedition ausrüstete.e Am achten October 1515 verliess Solis den Hafen von Lepe und gelangte, die brasilianische Küste anlaufend, an die Mündung des heutigen Rio de la Plata, in welchen er bis zu der nach seinem zweiten Befehlshaber genann- ten Insel Martin Garcia eindrang. Bei einer Landung am östlı- chen Ufer fiel Solis nebst einigen seiner Begleiter in einen Hin- terhalt der Eingebornen vom Stamme der Charruas und wurde von denselben erschlagen. Ihres Führers beraubt, wollte die Schiffs- mannschaft sich auf weitere Erforschung des neu entdeckten Lan- des nicht einlassen, wandte vielmehr den Kiel ihrer Schiffe der Heimath zu. Der traurige Ausgang dieser ersten Expedition wirkte lähmend auf den Unternehmungsgeist der Spanier, bis die von Portugal im südlichen Amerika erzielten Erfolge die nie erloschene Eifersucht seines Rivalen wieder anfachten und die spanische Re- gierung veranlassten, eine neue Expedition auszurüsten, um Por- tugal, welches von Brasilien aus, das Cabral fünfzehn Jahre vorher entdeckt hatte, seine Herrschaft in Südamerika ausdehnte, dorten ein Paroli zu bieten. Die Expedition wurde Diego Garcia unter- stellt, der Mitte August 1526 von Coruüa in See ging, fast gleich- zeitig mit dem venetianischen Piloten Sebastian Gaboto, der es sich zur Aufgabe gestellt hatte, den Durchgang von einem Meer 10 zum andern aufzufinden. An der Ausführung seines Vorhabens durch Mangel an Lebensmittel und auf seinen Schiffen ausgebro- i chene Meuterei verhindert, musste Gaboto in den Rio de Solis, den jetzigen Rio de La Plata einlaufen, und gelangte er, mehr in Folge von Wind und Wetter als einer bestimmten Absicht, bis zu der Insel San Gabriel, wo er Anker warf. % Eine mit dem Auftrage, die Ufer des heutigen Uruguay-Flusses zu erforschen, gelandete les Schaar Bewaffneter wurde von den Eingeborenen überfallen und niedergemacht, wodurch Gaboto sieh bestimmt fand, statt in den Uruguay, den Parana-Fluss hinauf zu segeln. So gelangte er bis zu der auf 32° 25’ 12” 8. Br. gelegenen Mündung des Carcarafal, woselbst er die erste europäische Nie- derlassung im La Plata Gebiet, das Fort „Sancti Spiritus“ errich- tete. Von hier aus unternahm er mehrere Reisen, die ihn den Paranä aufwärts bis zu dessen Vereinigung mit dem Paraguay führten, und auf welchen er häufig mit den kriegerischen Einge- borenen zusammenstiess. Die Sucht nach edlen Metallen, die alle 'Erforscher zu jener Zeit beseelte und der so viele neue Entde- ekungen zu danken sind, hat auch Gaboto zu seinen kühnen Fahrten vermocht. Bei dem vielfachen Verkehr, bald friedlichen, bald feindlichen Charakters mit den Eingeborenen, musste ihm deren relativer Reichthum an Schmuckgegenständen und selbst Geräthn von Silber auffallen, und da es ihm nicht verhehlt blieb, dass je- ne seine Habgier anfachende Gegenstände von den Eingeborenen auf dem Wege des Tausches von weiter entfernt wohrienden Stäm- men erworben worden waren, suchte er durch seine Fahrten strom- 4 aufwärts in das Land des edlen Metalles zu gelangen. Erreicht N hat Gaboto seinen auf irrigen Annahmen fussenden Zweck nicht, immerhin aber verdankt der La Plata Strom diesen Annahmen seinen Namen. Während Gaboto solchergestalt die von ihm durch Zufall ent- deckten Länder erforschte, traf in der Mündung des La Plata die speziell zu seiner Erforschung unter Diego Garcia ausgesandte Ex- pedition ein. Wie bei den Conquistadoren üblich, brachen auch zwischen den Führern dieser beiden Expeditionen Streitigkeiten aus, die einen so ernstlichen Charakter annahmen, dass Garcia bald das Feld räumen und nach’ Spanien zur ückkehren. musste. Gaboto hat- te wohl Ursache zu fürchten, der Spruch der madrider Regierung würde nicht günstig für ihn "ausfallen, wenn er dem verdrängten Nebenbuhler Zeit liesse, in Madrid gegen ihn zu wühlen; er machte sich daher auch auf den Weg zur Heimath. Im Fort Sancti Spiritus liess er eine entsprechend starke Be- satzung, die bei den angebahnten friedlichen Beziehungen zu den Eingeborenen wohl ausreichend gewesen sein würde, dieser ersten eu- ropäischen Niederlassung Bestand zu sichern, hätte nicht die Leiden- schaft, welche in dem Herzen eines Kaziken der Timbu-Indiane ss air Ze a FRE Fe en ze 11 für die Frau eines Offiziers der Besatzung entflammte, den Unter- gang des Fortes verursacht. Die dem Ueberfall und der Einäsche- rung der Niederlassung entgangenen Reste der Besatzung flohen die Stätte der Verwüstung, sich nach dem Hafen von San Vicente an der brasilianischen Küste rettend. Die spanische Regierung ersah aus den Berichten über das neu entdeckte ausgedehnte Gebiet, dass sich ihr Gelegenheit bot, ein neues Juwel ihrem Länderschatze einzuverleiben. Auch im Volke riefen die sehr übertriebenen Berichte über den Reichthum an edlen Metallen des La Plata Gebietes bedeutende Aufregung her- vor, so dass trotz der Nachricht von dem traurigen Schicksal, welches die erste Niederlassung befallen hatte, es nicht an Mitteln und Menschen fehlte, eine neue, weit stärkere Expedition auszu- rüsten, um die Ländereien am La Plata definitiv in Besitz zu neh- men. Ein vornehmer und angesehener Spanier, Don Pedro de Mendoza, schloss mit der Regierung eine Art kaufmännischen Gesellschaftsvertrag ab, kraft welchen er auf eigene Kosten die Ex- pedition ausrüstete und von der Regierung zum Statthalter der entdeckten und noch zu entdeckenden Länder ernannt wurde. Ihm gebührt denn auch der Ruhm der ersten Gründung der Stadt Buenos Aires am westlichen Ufer des La Plata Stromes, der er den Namen Santisima Trinidad (Heiligste Dreieinigkeit) beileste, während ihr Hafen Santa Maria de Buenos Aires (Heilige Marie der guten Lüfte) genannt wurde. Mendoza landete Anfangs 1535 und am zweiten Februar desselben Jahres wurde der Act der Gründung der Stadt vollzogen. Es war keine leiehte Auf- gabe, die junge Ansiedelung inmitten der sie von allen Seiten umschwärmenden feindlichen Eingeborenen, dem kriegerischen Stamme der Querandis angehörend, zu halten, geschweige denn ihr Weichbild auszudehnen. Vielleicht würde Mendoza diese Auf- gabe haben lösen können, wenn er von Anfang an einen genügend grossen Landstrich bevölkert hätte, um auf demselben die für den Unterhalt der Ansiedler erforderlichen Cerealien zu bauen, wozu der äusserst fruchtbare Boden ja geradezu einlud. Auf die Weise aber wie der Statthalter den Besitz zu sichern suchte, indem er alle seine Leute in einen engen, schwach befestigten Raum zu- sammendrängte, waren die Ansiedler, nachdem in Folge von Zer- würfnissen mit den Indianern diese keine Lebensmittel mehr lie- ferten, ausschliesslich auf den kargen Proviant angewiesen, wel- cher von ihrer langen Seereise her übrig geblieben war, was zur Folge hatte, dass bald sich Noth und Elend bei ihnen einstellten. Von den Querandis, die angeblich in einer Stärke von drei und zwanzig tausend Mann sie einschlossen, hart bedrängt, ohne Hof- nung auf baldige Zufuhren auf dem Weasserwege, musste sich Mendoza, gewiss schweren Herzens, entschliessen, die Ansiedelung aufzugeben und nach dem von Gaboto gegründeten Fort am Car- 12 carafal überzusiedeln. Von dorten sandte er unter Ayolas Ex- 2 peditionen aus, welchen die für die definitive Besitzergreifung 4 des La Plata Gebietes so wichtige Entdeckung der heutigen Re- Y publik Paraguay, welche Gegend von den Eingeborenen Lam - bar& genannt wurde, zu danken ist. Im Jahre 1537 wurde die heutige Hauptstadt von Paraguay, Asuncion gegründet. Mendoza trat bald darauf, an Geist und Körper gebrochen, die Rückreise nach Spanien an, starb aber noch bevor er die Hei- math erreichte, und so fiel dem tapferen Ayolas der Befehl über die Spanier in dem La Plata Gebiete zu. Auf einem sehr aben- teuerlichen Zuge in’s Innere gelangte er bis an die Grenzen Perü’s; auf dem Rückzug fiel er jedoch in einen Hinterhalt der Wilden und wurde sammt allen seinen Genossen erschlagen. Hauptsitz der spanischen Herrschaft in diesen Ländern war zu jener Zeit die Ansiedlung Asuncion, wo so ziemlich alle Weisse, welche Ayolas nicht mitgenommen hatte auf seinen unglücklichen Zug nach dem El Dorado, sich wohnlich eingerichtet hatten und soweit gut gediehen. Diese Kolonisten wählten Domingo Marti- nez Yrala zu ihrem Gouverneur, eine in jeder Hinsicht glück- liche Wahl, denn mit seltenem Geschicke verstand es der neue ht Befehlshaber, die junge Kolonie zu organisiren und ihren Fortbe- stand zu sichern. Zwar schickte der spanische Hof einen Statt- halter in der Person des tapferen und umsichtigen Nuüez Cabeza de Vaca, der nach manchen Fährlichkeiten am 11. März 1542 in Asuncion anlangte, aber klug genug war, sich die Dienste Yrala’s zu sichern, zu welchem Zwecke er ihn zu seinem Unterbefehlshaber ernannte. Trotzdem aber konnte sich Cabeza de Vaca nicht in seiner Stellung halten; die Kolonisten lehnten sich im Jahr 1544 gegen ihn auf, nahmen ihn gefangen und schifften ihn nach Spanien ein, so dass Yrala wieder an die Spitze der Verwaltung trat, in welcher Stellung er im Jahre 1555 von Madrid aus bestätigt wurde. Das betreffende Dokument überbrachte der erste Bischof des La Plata Gebietes, Pedro La Torre. Nach dem Tode Yralas herrschte eine Zeitlang Anarchie unter den spanischen Ansiedlern, bis dieselben einen Schwiegersohn des Verstorbenen, Ortiz de Vergara, zu ihrem Gouverneur erwählten, der von dem Vizekönig in Peru die amtliche Bestätigung nachsuchte, aber abgewiesen wurde. Dieser ernannte Ortiz de Zärate zum Statthalter und wusste es durchzusetzen, dass der spanische Hof sein Verfahren billigte. Um diese Zeit traf Juan de Garay ein, der im Juli 1573 die Stadt Santa-F& (Regierungssitz der heutigen Argentinischen Provinz gleichen Namens) und später, als Stellvertreter des Nach- folgers von Zärate, am 11. Juni 1580, die verlassene Ansiedlung Buenos Aires von Neuem anlegte. Garay ist mithin der eigent- liche Gründer dieser jetzt so volksreichen und blühenden Stadt. 13 Vier Jahre später wurde Garay auf einem Zuge nach Santa-F& ermordet und musste nun Vera y Aragon, für welchen er den Befehl bisher geführt hatte, sich bequemen, selbst die Zügel zu ergreifen, was jedoch erst 1587 geschah. Im Jahre 1590 trat Vera y Aragon von seiner Stelle zurück, nachdem einer seiner Unterbefehlshaber einen Etappenplatz auf dem Wege nach Asun- cion, die heutige Stadt Corrientes angelegt hatte. Während nun auf diese Weise die Uferländer des La Plata Gebietes von Spanien aus entdeckt und in Besitz genommen wur- den, gingen von Peru mehrere Land-Expeditionen aus, welche das Innere der heutigen Argentinischen Republik erforschten und be- setzten. So wurde 1553 Santiago del Estero, 1565 Tucuman, 1573 Cördoba, 1582 Salta, 1591 Rioja, 1592 Jujuy angelegt, während von Chile ausgezogene Entdecker die sogenannten Cuyo- provinzen in Besitz nahmen und daselbst die Städte San Juan, Mendoza und San Luis gründeten, welche bis zur Errichtung des Vizekönigreich’s Buenos Aires administrativ zu Chile gehörten. Die zunehmende Bedeutung der neu errungenen Länder ver- anlasste die spanische Regierung, sich ihrer Verwaltung mehr an- _ zunehmen. Paraguay wurde 1620 als selbstständige Kolonie constituirt und Buenos Aires dem Vizekönige von Peru unter dem Namen Provincia del Rio de la Plata unterstellt und von einem von demselben abhängigen Gouverneur verwaltet. — Zum Sitze desselben wurde die Stadt Buenos Aires bestimmt, die von da an rasch und stetig zunahm an Bevölkerungszahl und Reichthum, trotzdem in der ersten Zeit es weder an inneren Un- ruhen, Intriguen und Eifersüchteleien, noch an Gefahren von Aussen fehlte, bis im Juli 1717 der General Bruno de Zavala die Zügel mit fester Hand ergriff. Seine Regierung war eine stürmische, da ihm die Aufgabe zufiel, die spanischen Besitzungen auf dem andern Ufer des La Plata, die heutige Republik Uru- guay, gegen die Uebergriffe der Portugiesen zu schützen, wie auch die Händel und Zwistigkeiten in Paraguay zu schlichten. Nachdem ihm Letzteres gelungen, eilte er nach der Niederlassung Santa-Fe, die von den Chaco-Indianern so schwer bedrängt wurde, dass die Ansiedler häufig gezwungen waren, ihre massiv gebauten Kirchen als Zufluchtsorte zu benutzen. Kaum hatte Zavala auch hier eine Wandlung zum Bessern erzielt als er Nachricht erhielt von der im Montevideaner Hafen erfolgten Ankunft einer aus vier Schiffen bestehenden portugiesischen Flotille. Er wusste in kurzer Zeit ein Expeditionscorps auszurüsten, an dessen Spitze er sich nach dem bedrohten Punkte begab und so geschickt operirte, dass die gelandeten Feinde am 22. Januar 1724 zur fluchtähnli- chen Wiedereinschiffung sich gezwungen sahen. Während Zavala die äusseren Feinde zurückjagte, hatten sich in Paraguay die inneren Unruhen wieder bis zu einem so bedenkli- 14 chen Punkte gesteigert, dass es einem von Madrid geschickten Spezial-COommissarius nicht gelang, die aufgeregten Gemüther zu beruhigen und es Zavala wiederum zufiel, die unruhige Kolonie zu bändigen. Um diese Zeit (1726) legte er die jetzige Stadt Montevideo an. Im Jahre 1735 starb Zavala und nach dessen Tod erhob die innere Zwietracht von Neuem ihr Haupt, wie auch Portugal seine Eroberungsgelüste wieder offener kund gab. So sah sich die spa- nische Regierung veranlasst, der von innen und aussen bedrohten Kolonie in der Person des Generallieutants Zeballos einen umsich- tigen Leiter zu geben, der im Jahre 1756 an der Spitze von 1000 Mann kriegsgewohnter Truppen in Buenos Aires landete und im Jahre 1762 die Portugiesen zwang, ihren stark befestigten Sitz am andern Ufer des Flusses, die Colonia San Sacramento, von wo aus sie die spanischen Besitzungen fortwährend bedrohten, aufzugeben. Die Portugiesen wollten diese Niederlage rächen und sich wieder in Besitz der für sie so wichtigen Position setzen, zu welchem 'Behufe sie die Unterstützung des ihnen verbündeten England’s nachsuchten und erhielten. Aber selbst den vereinigten Ge- schwader England’s und Portugal’s gelang es nicht, Zeballos das Fort wieder zu entreissen, vielmehr mussten sie mit beträchtlichem Verluste sich zurückziehen, worauf die Spanier die andern Land- festen der Portugiesen nahmen. Im Pariser Frieden 1763 wurde zwar die Colonia San Sacramento an Portugal zurückgegeben, doch konnte zwischen den beiden Nebenbuhlern ein dauernder Friede nicht bestehen, und so schickte Spanien, unter dem Befehl dsso bewährten, inzwischen nach der Heimath zurückgekehrten Zeballos eine neue, diessmal formidable Expedition aus, um Portugals Ge- lüste nach den spanischen Besitzungen am "Rio de la Plata ein a für allemal zu züchtigen und zn unterdrücken. Im November 1776 segelte die aus 116 Schiffen und 9000 Mann Landungstruppen be- stehende Expedition aus dem Hafen von Cadix und schon im Februar des folgenden Jahres hatte Zeballos alle portugiesischen Festungen auf der Insel Santa Catalina besetzt; am 2. Juni des- selben Jahres ergab sich ihm dann auf Gnade und Ungnade die so oft schon eroberte und immer wieder durch diplomatische Künste verlorene Colonia de San Sacramento. Alle diese Vorgänge hatten endlich den spanischen Hof zu der Ueberzeugung gebracht, dass seine Besitzungen am La Ptata ge- bieterisch eine Reorganisation ihrer Verwaltung erheischten, und so entschloss man sich, dieselben zu einem Vizekönigreich mit der Hauptstadt Buenos Aires zu erheben. Die betreffende kö- nigliche Ordre ist vom 8. August 1776 datirt, und wurde der be- währte Feldherr Zeballos zum ersten Vizekönig vom La Plata ernannt. Zu diesem Vizekönigreich wurden geschlagen: Die Be. R 15 Cuyo (abhängig vom Generalkapitain von Chile) und Rio de la Plata, mithin die Landstrecken, welche heute die Argentinische Republik und die Freistaaten Uruguay, Paraguay und theilweise Bolivien ausmachen. Nachzutragen ist hier noch, dass im Jahre 1767, die Jesuiten, wie aus allen spanischen Besitzungen so auch aus dem La Plata Gebiete vertrieben wurden, zu welchem Zwecke der spanische Hof einen Spe- zial-Commissarius inder Person des D. Francisco Paula Bucaretti nach hier schickte, der am 3 Juli genannten Jahres in früher Morgen- stunde die Jesuitenklöster umstellen, die Mönche festnehmen und dann später nach Cadix einschiffen liess. Unter dem Nachfolger Zeballos, D. Juan Jose de Vertiz, Me- xikaner von Geburt, welcher von 1778 bis 1784 regierte, wurde die erste dauernde Niederlassung an der Küste Patagoniens, das Städt- chen Carmen de Patagones gegründet, wie überhaupt dieser Vize- könig es sich angelegen sein liess, das ihm unterstellte Reich, denn ein solches war es an Ausdehnung, und besonders die Hauptstadt Buenos Aires in jeder Weise zu heben. c Ihm folgteim Amte der Marquis Loreto, der im Jahre 1789 von dem General Nicoläs de Arredondo ersetzt wurde, welcher sei- nerseits, Anfangs 1795, Don Pedro Melo de Portugal Platz machte. Als dieser im April des Jahres 1797 starb, übernahm der Feldmarschall Olaguer Feliü interimistisch das Amt bis zur im März 1799 erfolgenden Ankunft desneu ernannten Vizekönigs Marquis Aviles. Schonein Jahr darauf kam der Feldmarschall Del Pino y Rosas ans Ruder, unter dessen Regierung zum. ersten Male eine Zeitung am La Plata erschien. Auch sonst bethätigte der Vizekönig del Pino ein redliches Streben, die Volksbildung zu heben; eine medezinische Schule wurde gegründet, wie auch eine Zeichnen-Aka- demie und eineSchuleder französischen Sprache, alles bisher stark verpönte Fortschritte. Nach del Pino’s Tod gelangte der Marquis Sobre Monte ans Ru- der, während dessen Regierung sich dieerste Besetzung der Stadt Buenos Aires durch englische Truppen, 27 Juni 1806, zutrug. Sobre Monte floh nach der Stadt Cördoba, wo er früher längere Zeit resi- dirt hatte, die Stadt Buenos Aires ihrem Schicksale überlassend, worauf ein im spanischen Dienste stehender Franzose, der Schiffs- eapitain Liniers die Organisirung der waffenfähigen Bevölkerung in die Hand nahm und sie den Eroberern entgegenführte. Nach heftigen und blutigen Kämpfen, in denen die Creolen zum ersten Male ihre Kraft erprobten, sahen sich die Engländer am 12 August desselben Jahres zur bedingungslosen Capitulation gezwun- gen. Ein zweites, aus zehntausend Mann bestehendes englisches In- vasionsheer sollte die erlittene Niederlage gutmachen; es landete am 1. Juli 1807 inder Nähe von Buenos Aires, wurde jedoch so wuchtig auf's Haupt geschlagen, dass die Engländer nicht nur sofort sich ein- 16 schifften sondern auch bald darauf das von ihnen besetzte Montevideo räumten. Das Volk von Buenos Aires wusste seinen Sieg noch nach anderer Richtung hin zu verfolgen. Der Vizekönig Sobre Monte hatte sei- ne Hauptstadt feig im Stiche gelassen; er wurde daher für abgesetzt erklärt und Liniers, der tapfere Führer in den Kämpfen gegen die Engländer, zu seinem Nachfolger ernannt. Aber er war Franzose von Geburt und das spanische Volk gehörte zu jener Zeit zu den erbit- tersten Gegnern Napoleon’s, und da am La Plata die alt-spanische Partei, das heisst in Spanien geborene Bewohner des Landes, immer noch die herrschende war, gelang es ihr, Liniers zu stürzen. General Elio, Gouverneur von Montevideo, der Führer der Alt-Spanier, wusste die Junta in Sevilla für seine Ansichten zu gewinnen und so wurde von derselben der Feldmarschall Baltazar Hidalgo de Cisneros zum Vizekönig ernannt, der im Juli 1809 in Montevideo landete und im August seinen Einzug in Buenos Aires hielt. Eine ungeeignetere Persönlichkeit für den unter den neu geschaffenen Verhältnissen so schwierigen Posten hätte man in Spanien nicht leicht finden können. Die kurze Besetzung von Buenos Aires durch die Engländer hatte, namentlich unter der gebildeteren Olasse der Bevölkerung, manches Saamenkorn der Freiheit ausgestreut, das durch die geradezu widersinnige Strenge des Vizekönigs zum raschen Weachsthum getrieben wurde. Freilich regten sich schon seit der Un-, abhängigkeits - Erklärung der Vereinigten Staaten Nord-Americas Freiheits-Gelüste in der Brust manches patriotischen Creolen, auch hatte die französische Revolution nicht verfehlt, bis in diese abgele- genen und abgeschlossenen Gegenden ihren welterschütternden Ruf an die Menschheit zu tragen, wie ferner die im Kampfe gegen die Engländer erprobte eigene Kraft, im Gegensatz zu den zu Tage ge- } tretenen zerrotteten Zuständen der Verwaltung, das Selbstgefühl mäch- N tig gestärkt hatte. Aber immerhin muss es zweifelhaft erscheinen, ob die so lange und so überzeugend bewährte Anhänglichkeit der Kolonisten an das Mutterland jetzt schon den Gedanken an Los- reissung würde haben aufkommen lassen, wenn selbst nur kleine u Zugeständnisse der Bevölkerung gemacht worden wären. Statt dessen aber schickte man ihr einen Zuchtmeister, der es ver- stand, sich in kurzer Zeit gründlich verhasst zu machen. Da langte — am 13. Mai 1810 — die Nachricht von dem Sturze der Junta von Sevilla an. Wem sollte nun das Land noch Treue bewahren? Der König war abgesetzt, die Junta, die für ihn regierte, oder vorgab zu regieren, war vom Schauplatze ab- getreten, mithin war auch das Mandat des von ihr ernannten Vize- königs „ipso facto“ erloschen. So wurde denn eine Notablen-Versammlung einberufen, die am 22. Mai 1810 zusammentrat und die Resolution fasste, das Mandat des Vizekönigs habe keine Gültigkeit mehr; es sei daher ein Re- B7 gierungsausschuss zu bilden und mit der Verwaltung zu beauf- tragen. Bei der dessfallsigen Wahl siegte die spanische Partei, die es dann durchsetzte, dass Cisneros die Präsidentschaft des Ausschusses übertragen wurde. Damit war jedoch das Volk nicht einverstanden, es zwang vielmehr am 24. Mai den Ausschuss ab- zudanken. In den neuen Ausschuss wurden nur Anhänger der Revolution, nämlich Cornelio Saavedra als Präsident, Juan Jose Castelli, Manuel Belgrano, Miguel Ascuenaga, Ma- nuel Alberti, Domingo Matheu, Juan Larrea, Juan Jos&e Passo und Mariano Moreno, letztere als stimmfähige Sekretäre, deputirt. Dies geschah am 25. Mai 1510, dem Tage, den alljährlich das Argentinische Volk als Geburtstag seiner politischen Freiheit begeht. Seine Thätigkeit begann der Volks- resp. Regierungsausschuss mit dem Erlass eines Rundschreibens an alle städtische Behörden des Vizekönigreichs, in welchem jene Ereignisse mitgetheilt und zum Anschluss an die Bewegung aufgefordert wurde. Dann widmete sich der Ausschuss der Organisirung der Bürgerwehr, schuf auch ein publizistisches Organ im Interesse der Revolution : die berühmt gewordene ‚Gaceta de Buenos Aires“. Die spanische Partei schlug unter der Führung des General Elio in Montevideo ihr Hauptquartier auf, von wo aus sie eifrig gegen die Patrioten ankämpfte. Auch der frühere Volksführer Liniers, der sich nach Cördoba zurückgezogen hatte, konnte sich mit der neuen Lage der Dinge nicht befreunden ; er machte mit den Spaniern gemeinschaftliche Sache, sammelte eine kleine Schaar Unzufriedener und beabsichtigte auf Buenos Aires zu marschiren, wurde jedoch von einem von dem Ausschuss ausgesandten Corps gefangen genommen (6. August) und am 26. desselben Monats er- schossen. Trotz den verzweifelten Anstrengungen der Spanier gewann die revolutionäre Bewegung täglich an Macht und Aus- dehnung; von der Junta in Buenos Aires abgeordnete Agenten fanden fast in allen Theilen des Vizekönigsreiches enthusiastische Aufnahme und überall rüstete sich das Volk zum Entscheidungs- kampfe gegen die spanische Macht. Freilich waren auch die Gegner in ihren Bemühungen nicht immer erfolglos. Sie stützten sich unter Andern auf die Machinationen der nach der Vertreibung des portugiesischen Königshauses aus Lissabon in Rio de Janeiro residirenden spanischen Infantin Carlota, welche Erbansprüche auf die spanischen Besitzungen geltend machen wollte und aller Wahrscheinlichkeit nach der Buenos Aires-Junta ernstlichere Ver- legenheiten bereitet haben würde ohne die Dazwischenkunft von Englands, das sein Interresse an der Unabhängigkeit der La Plata Staaten wirksam bethätigte. Auch die Provinz Paraguay wollte sich der Bewegung nicht anschliessen. Die dortige Bevölkerung war zu gut von den erst Dh) x 18 vor Kurzem vertriebenen Jesuiten geschult, um — wie sich der Argentinische Geschichtsschreiber Funes ausdrückt — ihre be- hagliche Knechtschaft gegen eine in der ersten Zeit Opfer er- heischende Freiheit zu vertauschen. Es wurde daher der später. so berühmt gewordene General Manuel Belgrano an der Spitze eines Expeditions-Corps nach jener Provinz mit dem Auf- trage geschickt, sie zum Anschluss an die Revolution zu bewegen. Der Zug fiel nicht befriedigend aus; Paraguay erklärte sich zwar bald darauf (Mai 1811) unabhängig von Spanien, wollte aber von einem Anschluss an Buenos Aires oder vielmehr einer Unter- ordnung unter dasselbe nichts wissen und constituirte sich als selbstständiger Staat. . Jede Niederlage der Patrioten wurde natür- lich mit Jubel von der spanischen Partei begrüsst, die an dem Gouverneur Elio einen sehr energischen Führer und in dem be- festigten Montevideo einen starken Rückhalt hatte, wozu noch kam, dass sie über eine Seemacht verfügte, mit welcher sie Buenos Aires mehrmals blokirte und überhaupt der Stadt Schaden zu- fügte. Aber die Patrioten liessen sich nicht einschüchtern, sie leisteten Unglaubliches an Opferfreudigkeit und Muth, denn wäh- rend sie stetsfort in Buenos Aires selbst. eine relativ bedeutende Streitmacht zu unterhalten hatten, um gegen Elio’s Unterneh- mungen immer gerüstet zu sein, schickten: sie Expeditionen bis nach Bolivien, dem damaligen Alto Peru, die reiche Lorbeeren in den Schlachten von Cotagaita (27. October) und Suipacha (7. November 1810) ernteten. Auch als die später dem: Lande so verderblich gewordene Caudillo-Wirtnschaft ihr Haupt erhob und der Führer einer Patriotenschaar, General Artigas, die Junta nicht mehr anerkennen wollte, verlor letztere den Muth nicht. Zu der Erkenntniss gelangt, dass die Hauptgefahr der Revolution von Montevideo her drohe, suchte sie — Anfangs allerdings erfolglos — den Spaniern diesen Platz zu entreissen, ohne deshalb ihre Action nach der anderen Seite hin einzustellen. Ja, als, am 20 Juni 1811, das Patriotenheer unter General Balcarce in Huagui, nahe des Desaguadero an der Grenze von Bolivien und Peru, von den Truppen des peruanischen: Vize- königs geschlagen und zum Rückzuge gezwungen wurde, rüstete sofort die inzwischen in ihrem Personal modifizirte Junta ein neues Heer aus, das unter General Belgrano eigenmächtig, d. h. ohne spezielle Erlaubniss des Regierungsausschusses, die Landes- farben — blau-weiss-blau — proclamirte (18 Februar 1812). Belgrano’s Aufgabe, den Widerstand gegen die von Perü aus vordringenden Spanier von Neuem zu organisiren, war keine leich- te, und bedurfte es, um sie zu lösen, eines so tüchtigen Führers und begeisterten Patrioten, wie es eben Belgrano war. Unterstützt wurde er in seiner Aufgabe von dem Caudillo-Führer Güemez, ein in seiner heimathlichen Provinz. Salta sehr populärer Mann, 19 der mit Feuereifer der revolutionären Bewegung diente, und so kam es, dass Belgrano am 24 September 1812 sich dem royalis- tischen Heere’ unter General Tristan bei Tucuman erfolgreich entgegenstellen konnte. Diesem Siege des Nord-Heeres schloss sich bald darauf ein von General Rondeau, Befehlshaber der Pa- trioten, welche Montevideo belagerten, bei Cerrito erfochtener an, so dass die Sache der Freiheit sich wieder günstiger gestaltete. Am 20. Februar 1813 hatte Belgrano von dem durch die Niederlage seines Vorgängers verlorenen Terrain wieder so viel gewonnen, dass er an jenem Tage seinen feierlichen Einzug in die Stadt Salta halten konnte, nachdem er einen glänzenden Sieg über den dorten gelagerten königlichen General Tristan errungen hatte. Diese Er- folge stärkten die Gemüther und konnte man nun daran denken, der Auflehnung gegen Spanien einen legalen Rückhalt zu geben, zu welchem Behufe Volkswahlen ausgeschrieben wurden und am 31. Januar 1813 ein Congress von Deputirten aller Provinzen des bis- herigen Vizekönigreichs zusammentrat. Von diesem Congresse wur- den die von Belgrano proclamirten Landesfarben angenommen, auch das Wappen des neuen Staatenbundes — eine von zwei ver- schlungenen Händen gehaltene von einer Sonne überragten Frei- heitsmütze — festgestellt und die Leibesfrucht der Scelavinnen frei erklärt. ® Am 5. Februar desselben Jahres erfocht San Martin bei San Lorenzo an den Ufern des Paranä einen Sieg, dann aber trüb- ten sich nach dieser Seite hin wiederum die Verhältnisse für die Patrioten. Am 1. October 1813 wurde Belgrano bei Vicalpugio ge- schlagen und erlitt derselbe kurze Zeit darauf, am 14. November bei Ayouma eine weitere Niederlage,. welche den Verlust von Bo- livien zur Folge hatte. Gleichzeitig wandte nun das Mutterland den Vorgängen am La. Plata eine grössere Aufmerksamkeit zu. Nach der Vertreibung der Franzosen aus Spanien konnte die dor- tige Regierung über kriegsgewohnte Truppen verfügen, von wel- chen sie ein über zweitausend Mann starkes Corps in Montevideo landen liess. Entmuthigt wurde dadurch das Volk nicht, aber es sah ein, dass es sich für die Zeit der Gefahr eine strammere Constituirung geben müsse, und so wurde in der Person von Gervacio An- tonio Posadas ein „Oberster Director der Vereinigten Provin- zen“ ernannt. Die Führer der Heere wurden durch neue Kräfte ersetzt, San Martin trat an die Stelle Belgrano’s und Alvear übernahm den Befehl über die Patrioten vor Montevideo. Der neue Chef der Verwaltung, Posadas, suchte gleich nach seinem Amtsantritte die Macht der Revolution durch Schaffung einer Flot- te zu erhöhen; er ernannte den Admiral Brown, glorreichen An- gedenkens, zum Befehlshaber der Seestreitkräfte, und verstand die- ser seine Sache so gut, dass er schon am 14. und 17. May die spa- 20 nische Flotte in mehreren sich auf einander folgenden Schlachten vernichtete. Diese Seesiege trugen wesentlich zu der am 22. Juni 1813 erfolgenden Einnahme Montevideo’s bei, mit welchem Ereignisse die Macht Spaniens im Küstengebiete der Vereinigten Provinzen für immer gebrochen war. Das Jahr 1814 liess sich nicht besonders günstig an für die Pa- trioten, denn man versuchte, die Entscheidung über ihr Geschick von den Schlachtfeldern weg und in die Hände der Diplomaten zu legen, und wirklich lässt sich nicht verkennen, dass zu jener Zeit einige der leitenden Personen sich geneigt zeigten, in Unter- handlungen zu treten, die jedoch erfolglos blieben. So wandte man denn wieder der Fortführung des Kampfes die ganze Auf- merksamkeit zu und da in den Küstenprovinzen ein äusserer Feind zur Zeit nicht zu bekämpfen war, suchte man nun, den Feind aus seinem Hauptrückhalte, Peru, zu verdrängen. General San Mar- tin überstieg mit seiner muthigen Schaar die massigen Anden, erkämpfte am 12. August 1814 den glänzenden Sieg von Chaca- buco, nahm Santiago, die Residenzstadt des Generalcapitains von Chile, und erfocht in der Schlacht von Maipu, am 5. April 1818, die Unabhängigkeit Chile’s. Damit nicht genug, entwarf San Mar- tin den kühnen Plan, mit seinem Häuflein Getreuer den Feind in seiner Höhle selbst anzugreifen. Am 20. August 1820 ging die aus kaum viertausend Mann und achtzehn Schiffen bestehende Expe- dition von Valparaiso ab und schon am 13. July 1821 besetzte San Martin Lima, die Hauptstadt von Peru und der spanischen Macht in Südamerika. Mithin verdankt das frühere spanische Süd- amerika den Vätern der heutigen Argentiner seine Unabhängigkeit. Gross ist, in Wahrheit, der Ruhm, mit welchem sich die Patrio- ten in ihrem Unabhängigkeitskampfe bedeckten. Ein volksarmes Land, dessen Bewohner bisher systematisch unterdrückt, von der Theilnahme am Weltverkehr abgeschlossen worden waren, errang nicht nur seine eigene Freiheit, sondern verdrängte auch die stol- ze spanische Macht aus allen ihren Jahrhunderte lang innegehab- ten Besitzungen in diesem Theile Süd-Amerika’s! Und nicht allein Spanien mit seinen kriegs- und siegsgewohnten Truppen stand ihm gegenüber, auch die nach dem Sturze Napoleons auf dem eu- ropäischen Continente allmächtige Reaktion vermerkte den Patrio- ten von Buenos Aires ihre Auflehnung gegen den geheiligten Ab- solutismus so übel, dass nur der energische Widerstand England’s die Verwirklichung der Absicht der heiligen Allianz, Truppen zur. Hülfe Spaniens nach dem La Plata zu senden, verhinderte. Und solche Erfolge errangen die Patrioten während im eigenen Lande, unter ihnen selbst, Parteileidenschaften, offene Auflehnun- gen, kurz, die Anarchie die Action der Verwaltung hemmte und einschränkte! Wie schon berichtet, wurde die Regierungsgewalt in die Hän- 21 de von Posadas gelegt, der jedoch sich bald veranlasst sah, von seinem so schwierigen Amte zurückzutreten. Ihm folgte der schon genannte General Alvear, der durch eine Meuterei seiner Trup- pen (April 1815) gestürzt wurde. Zum stellvertretenden Director wurde nun General Ignacio Alvarez Thomas ernannt, un- ter dessen Verwaltung, im März 1816, sich in der Stadt Tucuman ein National-Congress versammelte, der am 9. Juli desselben Jahres feierlichst die Unabhängigkeit der „Vereinigten Pro- vinzen“ proclamirte und den General Pueyrredon mit aus- gedehnten Befugnissen zum Director des Bundesstaates ernannte. Im Jahre 1819 trat ein neuer Congress zusammen, welcher dem Lande eine, nicht von Allen angenommene Verfassung gab. Pueyr- redon dankte ab und erhielt als legaler Nachfolger den General Jose Rondeau (10. Juni 1819), der nicht im Stande war, den unter seinem Vorgänger ausgebrochenen Bürgerkrieg zu bewälti- gen. Schon Anfangs 1820 fiel der letzte „Director“; die Regie- rungsgewalt ging auf den Stadtrath (Cabildo) von Buenos Aires über, der Bundesstaat wurde für aufgelöst erklärt und allen ihn bisher bildenden Provinzen anheimgestellt, sich zu constituiren, wie es ihnen am besten gefiele. Die Anarchie war mithin amtlich procla- mirt. Zum Gouverneur von Buenos Aires wurde noch in demsel- ben Jahre, nach erfolgtem Sturze einiger Militärchefs, welche die Gewalt an sich gerissen hatten, der General Martin Rodri- guez erwählt, dessen redlichen Bemühungen es gelang, etwas Ord- nung in das Chaos zu bringen. Zu seinen Ministern ernannte er M. J. Garcia und den aufgeklärtesten aller Argentinischer Staats- männer jener Zeit, Bernardino Rivadavia. Viel Gutes stif- tete diese Verwaltung und war es ihr auch beschieden, Handels- und Freundschaftsverträge mit auswärtigen Mächten abzuschlies- sen, überhaupt als anerkannter Staat in diplomatischen Verkehr mit dem Auslande zu treten. Nach Ablauf seiner Amtsperiode, 9. May 1824, übernahm der neu erwählte Gouverneur General Las Heras die Regierung und am 16. Dezember desselben Jahres trat in Buenos Aires ein von allen Provinzen beschickter constituirender Congress zusammen, welcher am 7. Februar 1825 Bernardino Ri- vadavia zum Präsidenten des von neuem gebildeten Bundes- staates ernannte. Dieser in jeder Hinsicht ausgezeichnete Patriot fand bei dem Congress nicht den erforderlichen Beistand; man konnte sich nicht einigen über die Form der Verfassung, noch über den Ort, an welchem die Bundesregierung zu residiren habe. Während Rivadavia eine unitarische Verfassung befürwortete und die Stadt Buenos Aires zur Hauptstadt der Republick erklärt se- hen wollte, hegte die Majorität des Congresses entgegengesetzte Ansichten, was den Präsidenten bewog, am 5. Juli 1827 seine Entlassung zu nehmen. Damit war der Versuch, einen alle Pro- vinzen umschliessenden einheitlichen Bundesstaat zu errichten, als 22 gescheitert anzusehen, jede der Provinzen ging wieder ihren ei- genen Weg. Buenos Aires erwählte zu seinem Gouverneur den Chef der föderalen Partei, Oberst Manuel Dorrego. Am]13. Au- gust 1827 trat derselbe die Regierung an und bemühte er sich, eine Föderation der Argentinischen Provinzen zu Stande zu brin- gen, zu welchem Behufe er in Unterhandlungen mit der im In- nern sehr einflussreichen Regierung der Provinz Cördoba trat. Es gelang ihm, die Ruhe im Innern herzustellen, und selbst nach Aussen konnte er dem Lande den so sehr wünschenswerthen Frie- den verschaffen. Der Kaiser von Brasilien hatte nämlich ein Be- sitzrecht der Vereinigten Provinzen auf die damalige Provinz Montevideo nicht anerkennen wollen, er suchte vielmehr dieselbe seinem Reiche einzuverleiben und erliess am 10. Dezember 1825 "eine Kriegserklärung gegen das heutige Argentinien. Schnell war ein bedeutendes Corps ausgerüstet, das unter Alvear’s Führung dem ihm an Zahl doppelt überlegenen brasilianischen Heere mu- thig entgegentrat und es am 20. Februar 1827 in der Ebene von Ituzaingö aufs Haupt schlug. Auch zu Wasser errangen die Patrioten unter Admiral Brown bedeutende Vortheile, und als England seine Vermittelung anbot, verzichtete Brasilien in einem am. 27. August 1828 unterzeichneten Vertrag auf die Anectirung der Provinz Montevideo, welcher von beiden Parteien vollständi- ge Unabhängigkeit garantirt wurde. Im Heere hatte Dorrego kei- ne Sympathien zu erwecken verstanden, was zu seinem Sturze führte, denn kurz nach ihrer Rückkehr aus dem Kriege gegen Brasilien meuterten die Soldaten unter General Lavalle und zwangen Dorrego zur Flucht auf das Land (1. Dezember 1828). Dorten fand er Unterstützung seitens des General-Commandanten der Land-Distriete, Juan Manuel Rosas, sammelte ein kleines Corps, um gegen die Stadt zu marschiren, wurde aber von La- valle geschlagen, gefangen genommen und ohne weitern Pro- zess erschossen (13. Dezember 1828). Lavalle hat später selbst sei- ne Uebereilung bereut, denn Dorrego, ein achtenswerther Mann, war Chef der föderalen Partei, die seine Erschiessung als eine himmelschreiende Gräuelthat aufnahm und beschloss, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Nicht nur dass sich das ganze offene Land der Provinz Buenos Aires unter Rosas’ Führung gegen Lavalle er- hob, auch ein Theil der andern Provinzen sah in dessen Vorge- hen eine offene Kriegserklärung und eine gerade in der Stadt Santa F& tagende „National Versammlung“ erklärte die Regie- rung Lavalle’s für illegal. Es kam zu erbitterten Kämpfen zwischen den beiden Parteien, die durch eine, auf einer Zusam- menkunft Lavalle’s und Rosas’ zu Stande gebrachten Vereinbarung gegen Mitte des Jahres 1829 ein vorläufiges Ende fanden. Dass Lavalle sich nicht von persönlichem Ehrgeize leiten liess, als er Dor- h rego vertrieb, er vielmehr als begeisteter Anhänger der von Rivada- 23 ‘ via befürworteten unitarischen Regierungsprineipien denselben zur Geltung verhelfen wollte, geht schon aus der Absendung eines Corps unter General Jose Maria Paz hervor, welches die innern Pro- vinzen für die unitarische Partei gewinnen sollte. Im Anfang sieg- reich in mehreren Zusammenstössen mit den Föderalen, unterlag Paz denselben zuletzt und fiel selbst in deren Gefängenschaft. Die auf Grund der Vereinbarung zwischen Lavalle und Rosas in Buenos Aires zusammengetretene Provinzialversammlung ernann- te. am 6. Dezember- 1829 Juan Manuel Rosas zum Gouver- neur der Provinz, ihn mit ausserordentlichen Machtbefugnissen aus- stattend. | Von einem solchen Manne war nichts Gutes zu eswarten, aber selbst die ärgsten Befürchtungen, welche einsichtige Bürger in dieser Beziehung hegten, wurden von dem Tyrannen, der seinen Namen für alle Zeiten mit blutigen Lettern in die Geschichte Ar’ gentiniens eingegraben hat, weit übertroffen — wenn auch nicht in dieser seiner ersten Regierungsperiode. Als bei Ablauf seiner Amtszeit die V'olksvertretung Rosas die Wiederwahl anbot, schlug er dieselbe aus und zog sich auf das offene Land zurück. Es wurde desshalb der General Juan Ramon Balcarce zum Gou- verneur erwählt, — 17. Dezember 1832 — doch konnte sich der- selbe nur 11 Monate halten, worauf Viamonte die Regierung übernahm, freilich auch nur auf kurze Zeit. Nun war Rosas’s Zeit gekommen. Er nahm die ihm unterm 7. März 1835 angetragene, auch der Form nach fast uneingeschränkte Dictatur an, und wüthete bis zu seinem Sturze in grauenerregender Weise. Zwar wurde oftmals versucht, Buenos Aires von seinem furchtbaren Joche zu befreien, und verdienen in dieser Beziehung die heldenmüthigen, aufopfern- den Anstrengungen des Generals Lavalle Erwähnung; aber alles war umsonst, Rosas sass für’s Erste fest und unerschütterlich im Sattel. Doch nicht für immer. In Entre-Rios erhob sich der dortige Gouverneur, General Justo Jos& de Urquiza, gegen die Dieta- tur. Im Bündnisse mit der Nachbarprovinz Corrientes und dem Kaiserreiche Brasilien befreite er zuerst die Uruguayische Repu- plik von dem die Stadt Montevideo, dem Zufluchtsorte der Geg- ner, Rosas’, belagernden Feldherrn desselben, kreuzte dann mit einem für hiesige Verhältnisse mächtigen Bundesheer den Paranä- fHuss und schlug am 3. Februar 1852 das Rosas’sche Heer bei Monte Cac&ros auf's Haupt. Noch am selben Tage suchte und fand Rosas Schutz auf einem im Hafen von Buenos Aires ankern- den englischen Kriegsschiff, das ihn nach England brachte, wo er noch heute weilt. Urquiza nahm nun die Regierung sämmtlicher Provinzen unter dem Titel eines provisorischen Director’s in die Hände; er berief nach San Nicoläs, einer Landstadt der Provinz Buenos Aires, eine 24 Gouverneur-Versammlung, welche ihn in seinem provisorischen Amte bestätigte und einen National-Convent ausschrieb, der in Santa-F& zusammentrat uhd eine unterm 25. Mai 1853 promulgirte Nationalverfassung erlies. Von dem auf Grund derselben in der Stadt Paranä, die zur Hauptstadt des Landes erklärt wurde, zu- sammengetretenen Nationalcongress wurde am 5. März des folgen- den Jahres der General Urquiza zum ersten Präsidenten der Argentinischen Conföderation erwählt. Vorher schon hatte Urquiza die Schifffahrt in den Argentinischen Gewässern den Flaggen aller Nationen freigegeben. Die wichtige Provinz Buenos Aires nahm an den Berathungen des constituirenden Conventes keinen Antheil. Schon am’ 11. Sept. 1852 war in der Stadt Buenos Aires eine Revolution gegen Ur- quiza resp. gegen die ihm verbündete Local-Regierung ausgebro- chen, welche zu einer zeitweiligen Trennung dieser Provinz von den übrigen Bestandtheilen der jetzigen Argentinischen Republik führte. Mehrere Versuche, auf friedlichem Wege die Differenzen auszugleichen, blieben erfolglos und so wurde an die Waffen appel- lirt. Es kam zur Schlacht von Cepeda, in welcher zwar der die Truppen der Conföderirten Provinzen befehligende Urquiza Sieger blieb, die aber dennoch keine endgültige Entscheidung herbeiführte, so dass bald darauf noch einmal die beiden Heere einander gegen- überstanden und die Schlacht von Pavon geschlagen wurde, die zu Gunsten von Buenos Aires ausfiel. Sie besiegelte die Einheit der Argentinischen Republik, zu deren-Präsident der Führer des Heeres von Buenos Aires, General Bartolome Mitre, im Jahre 1862 auf sechs Jahre ernannt wurde, während man gleich- zeitig den Sitz der Bundesregierung von Paranäs nach Buenos Aires verlegte, letztere Stadt zur provisorischen Hauptstadt des Bundesstaates erklärend. Viel verdankt die Republik der Verwaltung Mitre’s, und mehr noch auf allen Gebieten des Fortschrittes würde dieselbe geleistet haben, wäre nicht — im Jahr 1865 — der langjährige, grosse Opfer erfordernde Paraguay-Krieg ausgebrochen, an welchem sieh Argentinien als einer der drei gegen den Dietator von Paraguay, Solano Lopez, verbündeten Staaten betheiligte. Als Nachfolger Mitre’s übernahm, im Oktober 1868, Dr. Do- mingo Faustino Sarmiento die Regierung, ein als Schrift- steller und eifrigster Förderer der Volksbildung in weiteren Krei- sen vortheilhaft bekannter Staatsmann, der es sich angelegen sein liess, das Land materiell und intellectuell zu heben. Dem Schul- wesen wurde seitens der Regierung eine besondere Beachtung zu Theil und gleichzeitig mit nie erlähmender Energie an dem Aus- bau unseres Eisenbahn- und. Telegraphennetzes gearbeitet. Ihm folgte im Amte, am 12. Oktober 1874, Dr. Nicoläs Avellaneda, ein noch junger, sehr: talentvoller und von dem 25 besten Willen beseelter Mann, dem es unzweifelhaft gelingen wird, die dem Lande durch den sein’r Erwählung vorangegange- nen und sie begleitenden erbitterten Wahlkampf, der bis zu einer bewaffneten Auflehnung führte, geschlagene Wunden zu heilen, das Gute zu verwirklichen, welches seine Vorgänger projektirten und begonnen, und überhaupt der Republik die ihr von der Vor- sehung angewiesene Stellung als erster Staat Süd-America’s zu sichern. Kapitel III Grenzen, Flächeninhalt, Bevölkerung. Die Argentinische Republik ist Rechtsnachfolgerin des früheren Vizekönigreichs Buenos Aires; mithin umfasst ihr Gebiet alle Län- dereien, welche zu jener Besitzung des spanischen Königshauses gehörten. Nun hat zwar Argentinien die Lostrennung — und Constituirung als selbstständige Staaten— einzelner Theile seines Erblassers aner- kannt, aber bis jetzt sind noch nicht in allen Fällen Abmachungen getr offen worden, durch welche die Gebiete dieser neuen Staaten und mithin das Argentinische in bestimmter Fassung bezeichnet würden, so dass man heutigen Tages noch zum Theil im Unklaren ist, wo das Argentiner-Land aufhört und das der angrenzenden Staaten be- ginnt. Nur gegen die östlichen Nachbarn hin sind die Grenzen ver- tragsgemäss festgestellt und anerkannt; die mächtigen Flüsse: La Plata, Uruguay, Paraguay boten eine zu gute natürliche Grenz- scheide, als dass man sie hätte unberücksichtigt lassen können. Zu dem Vizekönigreich Buenos Aires gehörten bekanntlich die heutigen Republiken Argentinien, Banda Oriental del Uruguay, Paraguay und Bolivien. Gegen das östlich von Argentinien gele- gene Uruguay und das sich ihm anschliessende brasilianische Gebiet ist, wie oben angegeben, das Argentiner-Land bestimmt abgegrenzt durch Wasserläufe; nur eine kleine Strecke im Norden läuft die Grenzlinie (gegen Brasilien) über Land; in Bezug auf die beiden anderen Nachbarstaaten liegen jedoch minder klare Verhältnisse vor: sie beanspruchen vielmehr Hobeitsrechte über Gebiete, welche Ar- gentinien als sein Eigenthum betrachtet. Neuerdings hat man sogar den Versuch gemacht, das Besitzrecht Argentiniens auch nach Süden hin anzufechten und uns einen be- trächtlichen Theil Patagoniens streitig zu machen. Die Republik 27 Chile, von welcher diese Versuche ausgehen, hat aber selbst in un- zweideutigster Weise die Nichtigkeit ihrer erhobenen Ansprüche dokumentirt, denn sowohl in ihrem Grundgesetze werden die Gebiete, welche sie bilden, mit bestimmter Abgrenzung angegeben, als auch an der Spitze des Vertrages, durch welchen Spanien, —also der frühere Besitzer — ihre Unabhängigkeit anerkennt, nochmals sämmt- liche Theile Chile’s namentlich bezeichnet werden, und von irgend - welchem Besitzrecht Chile’s auf Patagonien, ist weder in diesem noch in jenen Dokumente die Rede. Die grosse Wichtigkeit des betreffenden Artikels jenes interna- tionalen Vertrages rechtfertigt seine Wiedergabe an dieser Stelle; er lautet in wortgetreuer Uebersetzung: „Seine Katholische Majestaet, Gebrauch machend von der Ihr mittelst Decret vom vierten Dezember 1836 ertheilten Er- maechtigung der: General-Cortes des Koenigreiches, erkennt als freie, souveraine und unabhaengige Nation die Republik Chile an, welche gebildet wird von den in ihrem Verfassungsgesetz angegebenen Laendern, naemlich: Das ganze Gebiet, das sich erstreckt von der Wüste von Atacama an bis zum Cap Horn, und von der Cordillera de los An- des bis zum pacifischen Meer, mit dem Archipel von Chilo& und den zu der Küste von Chile ge- hoerendem Inseln. Und seine Majestaet entsagt sowohl für sich als für seine Erben und Nachfolger allen Ansprüchen auf die Regierung, die Herrschaft und Souveraenitaet genannter Laender “ Dieser Vertrag wurde am 25. April 1844 von den Bevollmäch- tigten beider Staaten unterzeichnet und am 1. July 1845 von der chilenischen Regierung ratifizirt. Ein kürzlich von dem Di- rector der Oeffentlichen Bibliothek von Buenos Aires, Herr Dr. Vicente Quesada, veröffentlichtes Werk: „La Patagonia y las Tierras Australes“ bringt zudem eine solche Fülle von den spanischen Staatsarchiven zum Theile entnommenen Documenten, welche alle das unanfechtbare Recht Argentiniens auf ganz Pata- gonien darthun, dass auch ohne jene so bündige Bestimmungen in den beiden angegebenen chilenischen Staatsgesetzen nicht der leise- ste Zweifel aufkommen könnte über die Nichtigkeit der Ansprüche Chile’s in der Patagonischen Frage. Kann somit die Südgrenze Argentiniens als festgestellt bezeich- net werden, so ist auch seine Nordgrenze —theilweise wenigstens — durch internationale Verträge bestimmt. In den von Argenti- nien, Brasilien und Uruguay im Jahre 1865 abgeschlossenen Schutz- und Trutzbündniss gegen die Regierung des Dictators von 28 Paraguay, F. S. Lopez, welchem die nach dem Sturze Lopez’ eingesetzte Regierung von Paraguay beitrat, wird nämlich “Bahia Negra“, am Paraguayfluss unter 20° S. Br. gelegen,als der Punkt bezeichnet, bis zu welchem das Argentinische Gebiet in Norden reicht. Zwar wurden seitdem Einsprüche gegen jene Bestimmung ‘erhoben, resp. versuchte man, siezu umgehen, wodurch aber nichts an der T'hatsache geändert werden kann, dass vertragsmässig Argen- tiniens Recht anerkannt ist. — Mit der Republik Bolivien sind gleichfalls Verhandlungen, be- zweckend die Feststellung der Grenzen beider Staaten im Gange, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer baldigen beiderseitig befrie- digenden Vereinbarung führen werden, trotzdem die Grenzfrage hier noch verwickelter ist als mit Paraguay. Das heutige Bolivien um- fasst zur früheren Audiencia (Gerichtssprengel) von Oharcas gehö- rende Ländereien, welche bei Errichtung des Vizekönigreichs Buenos Aires von dem von Pert losgetrennt und jenem als intregirenden Theil einverleibt wurden. Nun hat zwar im Jahre 1825 Argentinien aus freien Stücken die Lostrennung und Constituirung als unabhän- giger Staat der vier Provinzen des oberen Per&(alto Peru) genehmigt, welcher Schritt den neu gegründeten Staat Bolivien zu einer warmen Dankadresse veranlasste, womit „ipso facto“ annerkannt wurde, dass Argentinien ein Recht auf jene Provinzen hatte, — aber die Provinz Tarija war nicht einbegriffen in dieser Cession und hat vielmehr Argen- tinien gegen den kurz darauf eigenmächtig erfolgten Anschluss der Argentinischen Provinz Tarija an Bolivien formellen Protest erhoben, der heute noch zu Recht besteht. Zudem schweben auch zwischen Bolivien und Paraguay Grenzstrei- tigkeiten und vermeint ersterer Staat Hoheitsrechte über Gebiete zu haben, welche Argentinien Paraguay gegenüber für sich in Anspruch nimmt. Die, wie gesagt, als nahe bevorstehend zu bezeichnende Argentinisch -Bolivianische Grenzvereinbarung muss demnach von directem Einflusse sein auf die endgültige Feststellung der Argen- tinisch-Paraguayischen Grenze. Unter solchen Umständen stiess die Anfertigung eigner neuen, ge- naueren Karte des Argentiner Landes auf beträchtliche Schwierig- keiten, welche durch die diesem Buche beigegebene Karte keines- wegs als vollständig gehoben hingestellt werden sollen. Jedoch darf bemerkt werden zu Gunsten unserer Karte, dass alle zu- gängige Quellen bei ihrer Herstellung benutzt wurden und sie somit als die zuverlässlichste aller bisher veröffentlichen Karten von Argentinien zu bezeichnen ist, was erlaubt, die auf ihr an- gegebenen Grenzen auch an dieser Stelle anzunehmen. Demnach stellen sich die Grenzen der Argentinischen Republik wie: folgt: | Im Osten : Von Cap Horn (56° 8. Br. 67° W. L. von Green-. wich) zieht sich die Grenze der Küste des atlantischen Oceans ent- 29 lang bis’zu der Mündung des Rio de la Plata—36° S. Br. und 56° 20° W. L.—Von dorten geht sie den La Plata hinauf bis zu der Mündung des Uruguay, dessen Mitte, von der zu Argentinien ge- hörenden Insel Martin Garcia an, sie verfolgt bis zu 25° 30° 8. Br. und 53° 30° W. L., von welchem Punkte sie sich nach Nor- den, dann nach N. N. w. wendet, dem Laufe der Flüsse Pepiri Guazü und San Antonio Guazü folgend bis zu der Mündung des letzteren in den Y Guazü, auch Rio Grande de Curitiba genannt. Von hier nimmt sie diesem Flusse entlang eine westliche Rich- tung an bis zu dessen Vereinigung mit dem Paranä, geht mit die- sem erst nach Süden, später westlich bis zu seinem Zusammenfluss mit dem Paraguay, 27° 20° S. Br. 58 40° W. L., und steigt dann diesem entlang in nördlicher Richtung bis zu Bahia Negra, 20°8. Br., 58° W. L. Die Nordgrenze bildet auf unserer Karte eine von diesem Punkte in südwestlicher Richtung gezogene gerade Linie bis zum Pileomayofluss unter 22° S. Br. und 61° 20° W.L., von wo an bis zum sechsundsechzigsten Längegrad der zweiundzwanzigste Grad südlicher Breite als Grenze angenommen wird; doch ist zu be- merken, dass Argentiniens berechtigte Gebietsansprüche bis zum zwanzigsten Grad S. Br. gehen, worüber die eingeleiteten Ver- handlungen mit Bolivien schweben. Die Westgrenze zieht sich von der südlichen Spitze des Ar- gentiner Landes, Cap Horn, also von 56° S. Br. und 67° W. L. nordwestlich dem Kamm der Cordillera de los Andes entlang bis zu 45° 8.B. und 71° 30° W. L., dann nordnordöstlich bis zu 26° 20° 8. Br. und 69° W._L., von wo an sie eine im Ganzen nord- östliche Richtung einhält und unter 22°, resp. 20° S. Br., 66° W. L. mit der Nordgrenze zusammenstösst. Die vorgeschobensten Punkte der Argentinischen Republik lie- gen also: Im Süden unter 56° S. Br. und 67° W. L. von Greenwich. Im Norden “ 20° S. Br. und 58° W.L. E in Westen‘ “45% 8.- Br. ‘und 71° 30%.W.. L. & Im Osten 2723598,307. 8, Br.u. 532307 WILL.“ “ Es wird nicht überflüssig sein, hier nochmals ausdrücklich zu bemerken, dass diese Angaben zwar zur Zeit als die genauesten, trotzdem aber nicht als feststehende zu betrachten sind, welche Verwahrung auf die beigegebene Karte auszudehnen ist und ihre Begründung in den weiter oben skizzirten Grenzstreitigkeiten “findet. Ferner wird hier die Erwähnung am Platze sein, dass die interprovinzialen Grenzen wie sie auf unserer Karte figu- riren, im Laufe der Zeit vielleicht auch Abänderungen erfahren 0 dürften, denn wie nach Aussen hin die Landesgrenzen, : so sind auch im Inneren »die Grenzen der einzelnen Bundesstaaten noch nicht endgültig festgestellt. Da es nicht die Aufgabe der betref- fenden Karte, resp. des vorliegenden Werkes sein konnte, eine Meinung abzugeben oder gar ein Urtheil zu fällen über die Terri- torial-Ansprüche der einzelnen Bundesstaaten, beziehentlich Pro- vinzen der Argentinischen Republik, während doch denselben auf der Karte bestimmte Grenzen anzuweisen waren, wurde ein Bericht einer vom National-Senat zur Schlichtung dieser internen Grenz- fragen niedergesetzten Spezial-Commission, der allerdings noch nicht zur Berathung gelangt ist, unserer Karte— zo weit thunlich — zu Grunde gelegt, sowohl in Betreff der interprovinzialen Gren- zen als auch der Abgrenzung, Eintheilung und Benennung der Bundes-Territorien, ohne dass damit die Absicht verbunden wäre, der Entscheidung des Congresses über diese Frage irgend wie vorgreifen zu wollen. —Ja, es könnte selbst der Fall eintreten, dass in späteren Kapiteln dieses Buches, so namentlich bei Beschreibung der einzelnen Provinzen, Angaben gemacht würden, welche mit der auf der Karte befolgten Eintheilung nicht immer im Einklange ständen, da vielleicht dabei auf ältere Quellen zurück gegriffen werden muss. Ueber den Flächen-Inhalt der Argentinischen Republik lie- gen nur auf Schätzung beruhende Annahmen vor, eine Vermessung des Landes hat noch nich stattgefunden. Aber auch die Schätzun- gen gehen in Allgemeinen weit auseinander. Während z. B. der im Jahre 1869 aufgenommene Census, dessen Ergebnisse vom Congresse amtlich angenommen wurden, die Gesammtausdehnung des Ge- bietes auf 4,195,500 Quadratkilometer veranschlagt, kommt der eines Weltrufes als Gelehrter geniessende Director des Provinzial- Museums von Buenos Aires, Dr. Hermann Burmeister, in dem kürzlich erschienenen ersten Bande seines grossen Werkes: „Phy- sikalische Beschreibung der Argentinischen Republik“, zu dem Schluss: das Areal des Argentiner Landes betrage 45,392 geogra- phische Quadratmeilen, (fünfzehn geographische Meilen auf einen Grad). Diese Angabe, von einem so competenten Manne aus- gehend, stimmt ziemlich genau mit dem Ergebniss der Berech- nungen überein, welche der englische Gelehrte Arrowsmith auf Grund des in dem bekannten und mit Recht geschätzten Werke des früheren englischen Consuls in .Buenos Aires, Herr Wood- bine Parish, enthaltenen Data angestellt hat, so dass es nicht nur erlaubt, sondern auch geboten erscheint, sie hier beizubehal- ten. Doch kann dies nicht geschehen, ohne vorher darauf aufmerk- sam zu machen, dass Doctor Burmeister die äussersten Süd- resp. Nord - Grenzpunkte des Argentiner Landes unter 53° resp. 22° S. Breite angiebt, während doch Argentinien berechtigte Ansprüche macht im Süden auf das ganze Feuerlande (und nicht, sl wie Herr Burmeister annimmt, nur.bis zur Magallansstrasse) und im Norden bis zum 20°. _ Von diesem so sehr grossen Areal ist nahezu die Hälfte ganz un- bevölkert — denn man kann doch kaum die jene Gebiete durchstrei- fenden, numerisch so schwachen Indianerhorden als Bevölkerung im eigentlichen Sinne betrachten, — wie sich aus nachstehender, dem genannten Werke des Herrn Dr. Burmeister entnommenen Tabelle ergiebt. Ausdehnung in Namen der Provinzen resp. Bundesstaaten. geogr. Quadratmeilen. *) Buena Ames years. lencue sn. Ne 4300 Se DS. RN SR RARBEE HRAFE ER Re ER 1500 nr es 1400 ee a 1500 Korean. 3225 a N 1075 Sansapadek Bstero.............2.20n.. 1720 EEE DE RT NEHM EEE 1720 EL EEE N Re REN! 1612 emo aan une 1500 ee a ne 1940 N 750 Eee a a 2050 ER. N NE N u 1000 Areal der Provinzen. , 25292 Bundes- Territorien Bra NEN N: 5400 ee a ae 700 a Be a aan ya) ere eh 6000 Fatagonien ...:2..... nr lad et, 8000 Areal der Bundes - Territorien, . 20100 Gesammt-Areal der Republik : = geogr. Q.-Meilen 45392 Aber auch der andere Theil des Areals d. h. die Provinzen selbst sind äusserst schwach bevölkert und haben noch Raum für die Ansiedelung von Hunderten Millionen arbeitsamer Menschen. Der schon erwähnten allgemeinen Volkszählung nach stellte sich die anwesende Bevölkerungder Republik, die wilden In- dianer nicht inbegriffen, im Jahre 1869 (15. — 17. September) auf 1.736.923 Seelen, nämlich: (*) 15 geographische Meilen = 1 Grad; 1 geogr. Meile = 7,420 Kilometer. “ Dichtigkeit Dichtigkeit Areal der Areal der Bevölkerung Bevölkerung (nach Burmeister *) | (nach dem Census) Geogr. Quadr. Meilen] Quadrat. Kilometer. Provinzen Bewohner 495107 4300 115,14 215264 89117 1500 59,41 117259 134271 1400 95,91 113789 129023 1500 86,00 125265 Cördoba..............|| 210508 3225 65,27 217019 | San Luis 53294 1075 49,57 126890 Santiago del Estero..|| 132898 1720 77,26 108933 Mendoza 65413 1720 38,10 155745 60319 1612 37,42 103998 Rioja 48746 1500 32,50 110786 Catamarca 79962 1940 41,22 242309 108953 750 145,27 62259 88933 2050 43,38 155847 40379 1000 40,38 | 93905 Zusammen..|| 1736923 25292 68,673 [1949268 Es wurden absichtlich in vorstehender Tabelle die beiden zum Theile amtlichen Angaben zusammengestellt; denn trotz der ver- schiedenen Berechnungs-Methode lassen sich die Differenzen zwi- schen ihnen, die in manchen Fällen sehr beträchtliche Dimensionen annehmen, auf den ersten Blick erkennen und geben somit der wei- ter oben ausgesprochenen Verwahrung vermehrtes Gewicht. —Noch weit bedeutender weichen die beiden Quellen — der Censusbericht und das Werk des Herrn Dr. Burmeister—in Bezug auf die Aus- dehnung der National-Territorien von einander ab; denn während dem Census nach das Chaco-Territorium um ein volles’ Viertel grösser ist als das der Pampa, und Patagonien die Pampa um mehr als das Doppelte an Ausdehnung übertrifft, giebt Dr. Bur- meister an, die Pampa sei grösser als der Chaco und nur ein Drittel kleiner als Patagonien. Die Anzahl der diese Territorien durchstreifenden Indianer, resp. Ureinwohner des Landes, beziffert der Census auf 93291, nämlich : *) In der Tabelle, welche Dr. Burmeister in seinem Werke giebt, — Band Il. S. 390 — fallen mehrere Irrthümer in der Berechnung auf, die auf Druckfeh- ler zurückzuführen sein dürften. 33 | Areal ä x E: nach nach Territorien Bevölkerung Dr. Burmeister dem Census in geogr. Q.-Mln. [in Quad.-Leguas. | ON ann ee 45291 5400 20000 IESTOHESL.. ee 3000 700 2000 Em een 21000 6000 16000 abaSOmien....... Sec | 24000 8000 35000 Demnach stellt sich das Dichtigkeits-Verhältniss der Gesammt- Bevölkerung einschliesslich der Indianer sowie der bei der Zählung ausserhalb des Landes weilenden Argentinischen Bürger und Solda- ten, deren Zahl auf 41,000, beziehentlich 6276 angegeben wird, — der Census also eine Total-Bevölkerung von 1877490 Seelen nach- weist, — nach Dr. Burmeister auf 41,36 per geographische Qua- drat-Meile (15 auf den Grad) und nach dem Census auf 0,43 per Quadrat-Kilometer! In Betref! der Abstammung der Bevölkerung ist zu bemerken, dass, während in den Küstenprovinzen (vielleicht mit Ausnahme von Corrientes) der grösste Theil der Bevölkerung vorwiegend europäi- schen Ursprunges ist, in den inneren Provinzen und speziell in San- tiago del Estero und Oatamarca das indianische Blut stärker hewor- tritt. Die Bevölkerung ist im Allgemeinen ziemlich gemischt; denn nicht nur, dass das jetzige Argentiner Land zur Zeit der Entdeckung und Besetzung durch die Spanier von verschiedenen unter einander mehr oder weniger abweichenden Völkern bewohnt wurde, welche Alle inı Laufe der Zeit sich sowohl mit den Eroberern resp. deren Nachkommen als auch untereinander vermischten, wurde auch durch den Sclavenhandel (dieSclavereiwurdein Argentinien vor einem Men- schenalter aufgehoben) die ätiopische V olksrace eingeführt, die gleich- falls an der Racen-Vermischung Theil nahm. Seit etwa zwanzig Jah- ren strömt dazu die europäische Einwanderung, namentlich aus dem Süden des alten Continentes, in sich immer vermehrender Zahl in das Land, wo sich die Ankömmlinge, gastfreundlich aufgenommen, ihre Häuslichkeit und eigene Familie gründen und so dazu beitragen, den ‚kosmopolitischen Stempel, der jetzt schon der Argentinischen Bevöl- kerung anhaftet, immer stärker auszuprägen. Will man daher den echten Argentinischen Volks-Charakter kennen lernen, so muss man schon weit in das Innere des Landes reisen und abgelegenere An- siedelungen aufsuchen. Man wird dort die alte Biblische Gastfreund- schaft finden und Menschen kennen lernen, die das Unglaubliche leisten im Ertragen von Strapazen aller Art, in Genügsamkeit, Gross- muth, Vaterlandsliebe und Tapferkeit. Letztere Eigenschaft beson- ders dürfte bei keinem andern Volke stärker und allgemeiner aus- geprägt sein als bei dem Argentinischen, dessen Söhne durchweg bei allen Gelegenheiten eine wirkliche Todesverachtung beweisen, 3 34 die dorten, wo die Sitten verwildert resp. verdorben sind, aller- dings dann und wann auch zur Missachtung des fremden Lebens führt. — Die Frauen nehmen im Allgemeinen eine hohe Stellung ein; selbst auf das öffentliche Leben ist ihr Einfluss von grosser Bedeutung. Lebenslustig und von .der Natur mit allen Reizen des südlichen Typus ausgestattet, werden sie vortreffliche Mütter, die mit aufopfernder Liebe an ihren Kindern hängen, wie auch das Verhältniss der Kinder zu den Eltern ein sehr inniges ist. Das Uebergangsstadium vom Kinde zum vollberechtigten Mitglied der Gesellschaft ist ein ungemein kurzes, woraus folgt, dass hier Jüng- linge am öffentlichen Leben Theil nehmen und J ungfrauen in der Gesellschaft glänzen, deren Altersgenossen in manchen Ländern Europas noch auf den Schulbänken sitzen. Im Ganzen bilden die Argentiner ein edles, Achtung gebie- tendes und Achtung erheischendes Volk, und wenn ihm auch noch Mängel anhaften sollten, — welches Volk wäre frei von Fehlern ? — so darf bei deren "Beurtheilung nicht vergessen wer- den seine Jugend als solches und die ungünstigen seine Constitui- rung begleitenden Verhältnisse, an deren Beseitigung erst seit Kur- zem die Hand gelegt werden konnte. Bei der Bildungsfähigkeit, des Argentiners, bei der ihn auszeichnenden hohen Intelligenz und -dem’ regen Eifer, welchen er bekundet, Das nachzuholen, was er in Folge jener ungünstigen Verhältnisse versäumen musste, werden aber seine etwaigen Mängel mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt und ganz beseitigt, während seine allseitig anerkannten guten, ja edle Eigenschaften ihm die Liebe und Achtung der an- deren Völker in stets verstärktem Grade sichern müssen. Dem Fremden kommt der Argentiner mit herzlicher Freundlich- keit entgegen; hier kennt man nicht den rohen Nativismus, in des- sen Folge ein Theil der Nordamerikaner die zugewanderten Frem- den und selbst deren im Lande geborene Nachkommen als unbe- rechtigte Eindringlinge ansehen und behandeln. Die Fremden neh- men vielmehr hier eine sehr geachtete Stellung ein und stehen ihnen alle Gemeinde- und die meisten Staatsimter offen. Keine Gesellschaft bleitt dem gebildeten Fremden verschlossen und den arbeitsamen Einwanderer empfängt man mit offenen Armen.— Ue-' ber die politische Stellung der Fremden giebt das an anderer Stel- le veröffentliche Grundgesetz Aufschluss. In einem so durch und durch demokratischen Volke wie das Ar- gentinische konnten selbstverständlich Bevölkerungs-Classen und Kasten sich nicht ausbilden: ein Jeder ist, wie vor dem Gesetze so auch in dem gesellschaftlichen Leben gleichberechtigt. Selbst eine Geld-Aristokratie konnte hier nicht aufkommen, während. dagegen der Aristokratie des Geistes ein wirklicher Cultus gewidmet wird, ohne dass man ihr jedoch eine bevorzugte Stellung, d. h. Aus- nahmsrechte einzuräumen geneigt wäre, “denn der Argentiner ist 35 stolz: er erkennt Geistes-Vorzüge gern und freudig an, bleibt sich aber immer seines eigenen Werthes bewusst. Die Landesprache ist die spanische. In eizelnen Theilen des Lan- des sind zwar die Sprachen der Ureinwohner — namentlich in der Provinz Corrientes das Guarani — noch nicht ganz verdrängt, doch kommen. sie immer mehr ausser Gebrauch.—Der Argentiner eignet sich mit Leichtigkeit fremde Sprachen an; französisch und englisch werden in allen mittleren und höheren Schulen gelehrt und ist deren - Kenntniss sehr verbreitet im Lande. In neuester Zeit hat man fer- ner die Erlernung der deutschen Sprache in den Lehrplan vieler _ Unterrichtsanstalten aufgenommen, wie man auch mit Vorliebe deutsche Professoren für die Lehrstühle an den Colleges und der Landesuniversität beruft. Auf den Charakter einer Bevölkerung üben bekanntlich ihr Dich- tigkeits-Verhältniss und die sie umgebende Natur einen tief ein- greifenden Einfluss aus; während daher in den alle Genüsse der vorgeschrittensten Civilisation bietenden Städte ein überaus heite- rer Lebensgenuss herrscht und Klein und Gross, Alt und Jung Vergnügungen und Zerstreuungen aller Art nachjagen, ist der Landesbewohner, der Sohn der unendlichen Pampa, ernsteren Cha- rakters, der auch in seinem ganzen Wesen ausgeprägt ist. In den Städten ergötzt man sich an den heitern Klängen italienischer und französischer Musik, im Camp dagegen lauscht man dem von der Guitarre begleiteten monotonen, gewöhnlich improvisirten Vortrage eines „Gesangkundigen“ Gaucho’s. Die beifolgende aus den Ergebnissen des Oensus zusammenge- stellte Tabelle weist bei der einheimischen Bevölkerung ein Ueber- gewicht des weiblichen Geschlechtes über das männliche von 44000 Seelen nach. Es ist jedoch nicht ausser Acht zu lassen, dass an den Tagen der Volkszählung etwa 50,000 Argentiner (incl. des zu jener Zeit in Paraguay stehenden Heeres) ausserhalb des Landes weilten, wovon sicher 90% oder mehr dem männlichen Geshlechte angehör- ten, mithin jenes Uebergewicht als ausgeglichen betrachtet wer- den muss, wie denn auch in die Geburts-Register mehr Knaben denn Mädchen eingetragen werden. — Durch die Einwanderung wird übrigens das Zahlenverhältniss der beiden Geschlechter wesentlich modifizirt, so dass in der Gesammtzahl der anwesenden Bevölkerung 56000 mehr Männer denn Frauen figuriren. Mithin weist das zu- gewanderte Bevölkerungs-Element einen Ueberschuss des männli- chen über das weibliche Geschlecht von 100.000 Seelen auf. Un- sere Tabelle veranschaulicht das Zahlenverhältniss der Geschlechter der eingewanderten Fremden, und mag hier als Ergänzung noch erwähnt werden, dass bei den einwandernden Schweizern das weib- liche Geschlecht verhältnissmässig am stärksten vertreten ist, denn es repräsentirt 51 $, während von den einwandernden Franzosen 36 469%, von den Engländern 41, von den Deutschen 38, von den Ita- lienern 37 und von den Spaniern gar nur 283 Frauen sind. j ü Es darf nicht unterlassen werden, hier noch speziell zu erwäh- nen, dass die im Lande geborene. Kinder, seien ihre Eltern Frem- de .oder Argentiner, selbstverständlich als geborene Argentiner gel- ten und dem gemäss als solche in die Civilstandsregister eingetra- gen werden. Seit der Aufnahme des Census, also seit mehr denn sechs Jah- ren, hat sich nun die Bevölkerung nicht allein durch natürlichen Zuwachs sondern auch sehr wesentlich in Folge der so beträchtli- chen Einwanderung dergestalt vermehrt, dass man sie für Ende 1875 auf rund 2.400.000 Seelen zu schätzen hat. Von den (Mitte September 1869) 1.736.923 Bewohner der Re- publik lebten etwa der dritte Theil (400.470) in Städten und Ort- schaften. Es gab in der Argentinischen Republik 1 Stadt (Buenos Aires) mit eirca 180.000 Einwohner 2 Städte mit 20.000 & 30.000 5 Städte “ 10.000 & 20.000 “ 32 Städte “ 3.000 a 10.000 N 67 Flecken mit 1.000 & 3:000 5 74 Ortschaften von unter 1.000 : Auf die vierzehn Provinzial-Hauptstädte kamen 305.143 Einwoh- ner, auf die Stadt Buenos Aires allein 177.787, mithin wiesen die dreizehn andern Hauptstädte eine Gesammt-Bevölkerung von nur 127.354 Seelen auf. Nach Buenos Aires hatte die Stadt Cördoba die meisten Einwohner, nämlich 28.523; ihr folgte mit 23.149 Be- wohner die in der Provinz Santa F& gelegene bedeutende Handels- stadt Rosario, welche heute wohl Cördoba an Einwohnerzahl über- trifft und mithin die zweitgrösste Stadt der Republik sein dürfte. ACH GESCHLECHT UND NATIONALITET GBORDNET. s e = 3 = = E E Zusammen = S = = = > = & fast = SS = TOTAL BB. a er EDEL UN NAT F.|m.|r.|mM|F|m|r|Mm|rFr|m|rFr M. F. 578| 437| 156| 711) 67| 5261 77| 499) aslısır) sol 98091 79696 | 177787 241) 578) 4s| 414) 36) 220) 4o| 102| ı13lıass| 5839| 176782 | 140538 | 317320 81911015] ıs9l1125| 103! 746| 117| soıl 56lssoslı27s| 274873 | 220234 | 495107 416| 63) ı13| 122) 5| 63| 13) 26] ı1l509l 2833| 49375 | 39742 | 80117 951 421] 60] 151] 16) sel 3] 49) 5| 269l 90l 71581 62740 | 134271 1611192| 28ı| 116) 5) ı1l 2] 50) 6| 68l 10) 63108 | 65920 | 129023 ı) 2) 2° 9) ıl ısl ıl 17) — | 9ıl 6| 100525 | 109983 | 210508 en en |. 195180 | 4 aglos I. 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Argentiner Italiener Spanier Franzosen Orientalen |Chilenen Zusammen (Ropublik Uruguay) Schweizer Provinzen | Paraguayer \ Portugiesen | N.-Amerikaner | Deutsche Diverse BE =) = 1 Stadt Buenos Aires.... 37486 52175 5 8625 44 1461 5 1817 98091 79696 177787 Land Buenos Aires....|| 128433 125772 9867 2 912 1488 176782 140538 317320 Provinz Buenos Aires..|| 165919 | 177947 18492 1071| 2velo3: 3] 335 590 2373| 8 6 3305 aras73 | 220234 | 485107 Santa F%..... 39194 | 30084 1192 5 55) 494 2 730 509 4375| 39742 | sonz Entre Riossennnneneee|| 58739 | 57224 5 1641 la: ; 6 268| 95) 4; zıs1 | 62740 | 134271 Corrientes, ..| so598 | 68600 366 5 4 ohugal 3 & ; 63103 | 65920 | 129023 Cordoba. | 98018 | 109758 5 4 100525 | 109083 | 210508 sn] 24751 | 28010 4 25189 | 28105 | 58204 Santiago del Estero.... 65904 66859 4 2 66017 66881 132898 28339 30930 2 2 32291 33122 65413 27415 30592 29029 31290 60319 22585 25908 227756 25971 48746 38340 41211 38650 41312 79962 53085 55517 53382 55571 108953 42897 43062 2 15891083 44745 44188 88933 18275 19078 177911183) 1 = 20105 20274 40379 Zusammen ....| 741354 785380 | 51989 | 19414 | 26682 | 7386 | 22171 | 10165 | 8940 | 6136 745913423 3789|2405|3880|2039/386711973 361511375)2730| 558) b 439211682] 891590 845333 | 1736923 ———— _ — | _ | Ian | m | nn 1526734 71403 31058 32336 15076 10882 6191 | 5919 | 5840 | 4991 | 3288 6074 1736923 Kapitel IV. Klimatisches,. Der Name der Stadt, welche, weil im Auslande am Meisten gekannt, gemeinlich als Repräsentantin des ganzen Landes ange- sehen wird: Buenos Aires, Regierungssitz der gleichnamigen Provinz, zugleich provisorische Hauptstadt des Argentinischen Bun- desstaates — ist für sich allein schon ein beredter Zeuge zu Gun- sten des Klimas der Republik. Denn so wohlthuend wirkte auf die ersten Ansiedler die hier herrschende reine Luft, dass sie ihrer Niederlassung — neben dem unvermeidlichen Heiligennamen — den Namen „Gute Lüfte“ —= buenos aires beilegten. Freilich hat in den vorletzten Jahren Buenos Aires etwas Schaden gelitten an seinem guten Rufe in diesem Betrachte. Bis dahin von allen pestähnlichen Krankheiten verschont, musste es zu Ende des vorigen und An- fang des laufenden Jahrzehntes die an Verbrechen grenzende Nach- lässigkeit früherer Behörden schwer büssen. Zuerst die Cholera und dann das Gelbe Fieber suchten die Stadt heim, was allerdings kaum Wunder nehmen kann, war doch Buenos Aires, trotz sei- nem erstaunlich raschen Anwachsen, in Bezug auf sanitätische Vor- kehrungen weit hinter den kleinsten Landstädtchen des alten Con- tinents zurückgeblieben! So fanden die von Brasilien eingeschleppte Seuchen einen ihnen sehr zusagenden Boden und die Bestürzung, welche ihr Auftreten bei den unvorbereiteten Behörden und Volk hervorrief, arbeitete ihnen dazu noch in die Hände. Die Lehre war hart, sie hat aber gewirkt, so dass dank der ohne Rücksicht auf den Kostenpunkt begonnenen, zur Zeit schon 38 sehr vorgeschrittenen Sanitätsanlageu, die Stadt Buenos Aires wie- der auf ihren Namen als ihr Wahrzeichen verweisen kann. Das Klima, die Luft hat sich ja nicht verschlechtert, nach wie vor trägt uns vielmehr der in diesem Bezuge mit Recht: gepriesene Pampero - Wind die reinste Luft zu aus‘ den ausgedehnten bevöl- kerungslosen Steppen. Nur lokale, nicht von der Natur sondern vom menschlichen Unverstande herbeigeführte Verhältnisse waren Schuld an den Verheerungen jener Seuchen, mithin liegt es in der Macht der Bewohner, sich vor ihrem Wiederauftritt zu schützen. Diess geht unwiderlegbar aus der Thatsache hervor, dass — ob- gleich unsere Häfen in täglichem Verkehr mit denen Brasiliens stehen, wo bekanntlich das Gelbe Fieber jahrein, jahraus mehr oder weniger Opfer fordert, auch nicht immer die Quarantäne den Vor- schriften der Vorsicht gemäss gehandhabt wird — diese Pest seit 1871 nicht mehr hier auftrat. Ferner ist noch zu beachten, dass ‚das Fieber auf die Stadt selbst beschränkt blieb, während ihre, theilweise tiefer gelegenen Vorstädte den fliehenden Städtern zu sichern Zufluchtsorten dienten. Ist es nun an und für sich schon ungerechtfertigt, aus den sa- nitätischen Verhältnissen eines bestimmten Ortes Schlussfolgerungen auf das Klima des ganzen betreffenden Landes ziehen zu wollen, so müsste man der Logik geradezu in’s Gesicht schlagen, wollte man das Auftreten des Gelben Fiebers in Buenos Aires im Jahre 1871 als Beweis für die Behauptung hinstellen, der öffentliche Ge- sundheitszustand in der Argentinischen Republik sei unbefriedi- gend. Da man aber doch von gewisser Seite her sich ein solches Vergehen gegen den gesunden Menschenverstand zu Schulden kom- men lässt, wird es nicht überflüssig sein, hier nochmals zu wieder- holen, dass jene Pest hier nicht epidemisch ist, die Grösse ihrer Verheerungen zufälligen Ursachen zugeschrieben werden muss und dass sie das Weichbild der mit eben gelandeten Einwanderer über- füllten Stadt nicht überschritt. Bei der grossen räumlichen Ausdehnung Argentiniens, vereinigt die Republik innerhalb ihrer Grenzen fast alle Zonen. Ihre Süd- spitze reicht in die antarktische Region, während in ihren nördli- chen Theilen ein ewiger Sommer herrscht, ohne dass die erdrü- ckende Hitze der Aequitorialgegenden hier zu Hause wäre. Im Mittel entspricht das hiesige Klima dem des südlichen Europa, ist also das lieblichste, das man sich wünschen kann. Wenn — und diess wird bald der Fall sein — der Ausbau unseres Eisenbahn- Netzes vollendet ist, werden der leidenden Menschheit in Argenti- nien Klimatische Ourorte sich erschliessen, die alle andern bis jetzt bekannten weit übertreffen. Jetzt schon haben Leidende, nachdem sie vergeblich in Niza und auf Madera Linderung suchten, nicht nur diese sondern ihre vollständige Heilung gefunden in den rei- zenden Bergthälern der Sierra de Cordoba, welches Gebirgslaud, 39 seiner leicht zugänglichen Lage wegen, zur Zeit vorzugsweise von Brustkranken aufgesucht wird. — Es darf jedoch aus Obigem nicht geschlossen werden, in Ar- gentinien berrsche ein ununterbrochener südlicher Frühling, ein Klima, das keine Vorkehrungen gegen etwaige Unbilden der Wit- terung erheische. Die Configuration des Bodens bedingt vielmehr einen häufigen Temperaturwechsel. Nach Süden wie nach Norden offen, ist das Flachland weder gegen die heissen Nordwinde — viento Norte in den Küstenprovinzen, Zonda im Innern genannt — noch gegen die kühlen Südwinde geschützt, so dass ein Wind- wechsel einen manchmal überaus heftigen Wechsel in der Tem- peratur nach sich zieht, gegen d&äisen Einwirkungen noch nicht aklimatisirte Einwanderer oder Reisende sich durch Tragen wolle- ner Unterkleider schützen sollten, wie sie auch jede Unmässigkeit zu vermeiden haben, wollen sie oft schlimmen Folgen sich nicht aussetzen. — Bösartige epidemische Krankheiten sind, mit Ausnah- me der schwarzen Blattern, äusserst selten in Argentinien, und auch diese Krankheit hat — dank der immer mehr in Anwendung kommenden Schutzimpfung — viel von ihrem früher so getährli- chen Charakter verloren. Der nachfolgende Auszug aus den Civilstands-Registern der meisten Argentinischen Provinzen kann zwar nicht in allen Thei- len bedingungslosen Anspruch auf Genauigkeit machen da die Führung der respectiven Bücher in einigen Provinzen noch viel zu wünschen übrig lässt, immerhin aber erlaubt er einen Ueberblick über die betreffenden Verhältnisse des Argentiner Landes. 40 4% Auszug aus den Civilstands-Registern der mei | Bevölkerung laut der Provinzen Volkszählung vom 15—17 Sept. Binenos Aires. ..... Use 495107 ntia Re......... 0 ee 89117 re Bios... N 134271 illsertientes ':. ...2...20.20. 0 129023 | Bördohartz. 2... 210508 | Santiago del Estero.............. 132898 ee ER 108953 Datamar a 79962 | SERALEN N N TUN 60319 er ES RE SR AN > KENN. 48746 N rn. ae a ER REREHEE 88933 Iujuyancceeiene. RUN 40379 | Provinzen der Argentinischen Republik.) Zu- Tesp. Wer: Geburten Sterbefälle Abnahme d ee ee Y | Ri Zunahme| Abnahme anal ' Knaben |Mädchen Zusammen} Männer | Frauen |Zusammen au | | pr. Jahr pr. Jahr |} 12087 | 10971 23058 I 18040 | 13755 1) 31795 I 8737 — er 12202 | 11133 93335 9591 6883 16474 — 6861 1,48 12864 | 12233 25097 8794 6249 15043 — 10054 228 1858 1689 3547 1029 699 1728 — 1819 2 2 1879 1710 3589 1048 191 1839 — 1750 223 2313 2947 4560 1367 816 2183 — 2311 1,88 2597 2451 5048 1243 946 23189 — 2859 2,18 2234 2258 4499 1135 Bl55 2290 — 2202 1,73 3041 2904 5945 540 432 972 — 4973 3,98 2449, 2267 4709 704 586 1290 — 3419 2,18 3450 3278 6728 1644 1484 3128 — 3600 Een 3798 3900 7698 1451 1434 2885 — 4813 2,38 1025 1014 2039 346 392 138 — 1301 1 1217 1180 2397 299 305 604 — 1793 1,38 2040 1896 3936 1384 1373 3157 — 1179 11 .H 2246 9124 4370 1021 855 1876 — 2494 2,38 1554 1389 2943 425 435 860 — 2083 2,6 8 1232 1220 9452 485 429 914 — 1538 1,98 1335 1104 2439 568 485 1053 — 1386 2,33 762 765 1527 223 197 420 — 1107 2,38 1667 1612 3279 1202 1153 2355 — 994 1,48 1910 1780 3690 998 867 1865 — 1825 2,128 1525 1468 2993 937 905 1842 — 15a 1,33 122 619 1341 364 318 682 — 659 1,88 I 727 708 1435 293 339 632 — 803 23 t) Davon 13761 als Opfer des Gelben Fiebers. 42 Wie gesagt, unsere Tabelle soll nicht als zuverlässlich, die aus ihr sich ergebenden Folgerungen nicht als massgebend hingestellt werden, sie soll vielmehr nur einen Anhaltspunkt bieten und dar- thun, dass das Uebergewicht der Geburten über die Sterbefälle ein recht befriedigendes ist. Noch weit günstiger würde dieses Verhältniss sich gestalten, wäre die Sterblichkeit unter den Kin- dern — speziell der Säuglinge — in Folge unrichtiger Behand- lung, minder gross. . Noch ist in Bezug auf unsere Tabelle zu erwähnen, dass nicht von allen Districten der meisten der in die Tabelle aufgenomme- nen Provinzen Mittheilungen über Geburten und Sterbefälle vor- lagen, mithin auch in dieser Beziehung die betreffenden Anga- ben fragmentarisch sind. Ein noch günstigeres Zeugniss für das gesunde Klima, dessen sich Argentinien erfreut, stellt der schon mehrfach erwähnte Cen- susbericht (1869) aus, indem dorten die Namen, Wohnorte und sonstige Verhältnisse von 234 Personen angegeben werden, welche das hundertste Lebensjahr überschritten hatten, nämlich 87 Männer und 147 Frauen. Es kommt mithin auf je 7422 Bewohner ein Greis von über 100 Jahren, während das Verhältniss in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, trotzdem dorten die ätiopische Race, deren Glieder bekanntlich unter normalen Verhältnissen durchweg ein hohes.Le- bensalter erreichen, so stark vertreten ist, sich wie 1 zu 10658 und in Spanien gar wie 1 zu 71568 stellt. Nachstehende, auf Angaben des Census-Berichtes fussende Ta- belle giebt die erforderliche Erläuterung zu Obengesagtem, und soll nur noch erwähnt werden, dass von den in der Rubrik „un- bekanntes Alter“ eingetragenen Einwohner sicher mehr als die Hälfte das hundertste Lebensjahr überschritten hatten, also rund 500 Greise über hundert Jahre anwesend waren und somit die Annahme berechtigt erscheint, in Argentinien komme 1 Greis von über hundert Jahren auf je 3500 Einwohner, wahrlich, ein überaus günstiges Verhältniss. Ds EN Greise von elgesis rovinzen' - n über 10 Pevoeike- || 120 Jahre |110 3.|105. |100 3.| 90 5.| 804. unbekannten] Zusammen (Ir M 7) we rung und darüber| u.m. |u.m.|u.m.|u.m.| u.m. Alters über 100 J. 7 nn m | un | | mm | mn | nn | ns | mm mm Buenos Aires. .saneeaenece. 495107 5 7 17 15 179 731 161 54 9168 Santa F6.... R 89117 — ae 44 | 110 10 1 89117 Entre Rios. 134271 1 8 6 8 | 348 | 101 19 23 6837 Corrientes. 129023 2 8 7 7 106 362 256 24 5376 Cördoba... 210508 3 11 4 5 | 133 | aa 3 23 52 5 San Luis... 53294 1 = 4 4 42 | 106 1» 9 5021 Santiago... 132898 3 13 5 T 138 392 ı1 DD 6010 5 Mendoza.... 65413 1 _ 1 4 44 138 —_ 6 10902 San Jua 60319 _ 2 3 HM 27 99 6 6 10053 4 Rioja..... 48746 1 2 1 1 55 147 1 5 gig 3 Catamarca. 79962 3 9 3 105140 140 2 16 4997 ® Tucuman.. 108953 — 3 1 4 66 165 — 8 13619 Baltav nn... ....,5 88933 4 4 5 5 | 103 | 480 3 18 4940 Jujuy..., DESSEN 40379 2 8 2 7 |ur| 235 1 19 2125 Zusammen ....)| 1736923 26 86 | 50 | 63 |1447 | 3637 468 234 7422 Mithin kommen Bewohner auf je einen Arois VOM enennrnneenetennanın 66805 120197 1294301 2757011200 477 37ıl 7422 43 Erst seit Kurzem besteht hier ein amtliches Meteorologisches Bureau und zwar unter der Oberleitung des berühmten nordame- rikanischen Astronomen, Dr. B. A. Gould, Director der gleichfalls erst vor wenigen Jahren errichteten National- Sternwarte in Cör- doba. Die Organisation der in mehr als einer Hinsicht so wichti- gen Anstalt schreitet, trotz mancher zu überwindenden Schwierig- keiten, rüstig vorwärts, doch ist sie noch nicht so weit gediehen, um das ganze Land umfassende meteorologische Beobachtungen der Oeffentlichkeit zugängig machen zu können. Nur über einzelne Pro- vinzen liegen compulsirte Angaben (für das Jahr 1874) vor, die aber «dennoch einen allgemeinen Werth haben, denn die betreffen- Beobachtungspunkte liegen zum Theile weit auseinander und ge- hören sowohl den südlichen Distrieten des Landes (Bahia Blanca) als den mittleren (Cördoba) und den nördlichsten an. Die nach- stehenden Tabellen sind dem letzten Jahresbericht (1874) des Me- teorologischen Bureaus in Cördoba entnommen. Mittlere Monats- Temperatur, Celsius Beobachtungs-Puncte ilei hi ca. Monat Salta Tucuman | Corrientes en Cördoba | Bs. Aires En Catamarca) Bs. Aires) anna... 20°43 23023 ? 28°38 22278 24024 24° 1 iHebruanm.n 2... 21°10 23°40 ? 24°83 21° 28 23°44 229 Va. 18°46 21°42 ? 21°94 18° 50 21°25 18° 8 ENDETE N er 16° 65 19°96 DD 18°29 14° 65 16° 94 15° 5 VE a 12:83 14°19 19° 57 14°75 11° 94 13°68 11° 6 een: 15°07 199 17°49 10° 26 9° 85 11°14 Set Te re; 1254 12922 14°46 8°52 8744 982 Sal: ENUOTIS S. He e 1475 15°92 1792 13°51 12° 07 11°75 10° 2 September........ 17086 |, 19°19-| 18°58 | '19°36 |: 15°63: | '13°69 | 1206 Oetober. 32... | 18°30 19°41 21°35 23782 16° 80 16°85 15° 6 November......... || 20°01 | 23°36 | 2475 | 24072 | 20°21 | 20°12 | 19° 2 December........ | 21010 24°80 26°51 28° 38 22° 53 22°94 | 22° 5 Luftdruck, in Mm. ee: Beobachtungspunkte | Salta Tucuman | Corrientes | Cördoba Bs. Aires en. SEITE ODER 661 99 | 721 64 ? 721 51 | 758 37 | 748 99 IBeBERaT, An er. de ea 657 67 | 721 59 ? 722 14 | 759 14 | 751 0 Ve 657 89 | 721 50 r 723 41 | 759 92 | 750 6 Asia. ara 2... 663 36 | 723 63 | 760 02 | 724 30 | 761 99 | 751 2 N nee Nele 665 07 | 723 09 | 760 20 | 724 63 | 761 81 | 750 5 Eee re NA 663 04 | 723 28 | 759 88 | 723 89 | 762 73 | 747 8 en .366 361724 A876 IS | 705. 77 | 466 42 | 70l. 0 AT ee 663 28 | 723 37 | 760 84 | 724 96 | 762 69 | 749 5 SOBREMIDEL ee 661 56 | 723 35 | 758 24 | 723 38 | 763 04 | 752 5 MEROBEerN re ee 669 60 | 721 27 | 758 64 | 723 48 | 761 31 | 7öl 6 November r...0. Ware, 661 14 | 720 56 | 759 09 | 723 28 | 760 25 | 750 2 Mersmberinn..csntsssne: 660 74 | 721 47 | r 720 84 | 757 88 | 748 1 44 , Als mittlere Jahres - Temperatur, resp. mittlerer Jahres - Luft- druck ergaben sich für: Temperatur _ Luftdruck TU Mittlerer | Hoschster | Niedrigster) Mittlerer | Hechster | Niedrigster Thermometer Stand Barometer Stand SI Kan Alan DB SEE 17 28 38 0 00 661 75| 674 0) 625 25 Tuenmanaa .succh 19 05 34 8 36 722 442 733 98| 711 50 Corrienten. ................. ? 35 4 si ? 769 31 741 4 Pileeaon ii... 1973| 451 55 ? 704 53| 685 33 Oprdopaes nen dlen 16 19 38 6 68 723 48| 735 68| 708 56 Buenos Aires .............. 17 11 378 20 761 1 780 0 742 0 Bahia Blanca.............. 15 88 39 2 39 750 24| 782 0! 730 0 Spärlicher noch als die Temperatur- und Luftdruckbeobachtun- gen sind die über die jährlich fallende Regenmenge. Es liegen in diesem Bezug Angaben von nur vier Orten vor, wovon nur zwei das Ergebniss längere Zeit hindurch fortgesetzter Messungen sind. Die Regenmenge, in Millimeter, betrug in: Tucuman | Cördoba Bus Da Höhe des Standes des Regenmessers über dem Boden. ............... — 1.50 6.10 —, Jahre, seit welchen die Messungen angestellt werden.............. 1 23 14 15 Se A ES 1:0. 3 182 05 55 öl Bebmar............... ET. 2 135 45 77 18 ATZE EN en er ne 4 76 75 94 33 JE SR Le RA. l 30 70 64 12 TEEN ERS IR BERIEE S,.. 2 8 07 so 31 ee RE 2 10 86 72 77 BRCHITEREIEN 1. 2 1 mann LS RN 3 0 20 42 26 PSUSUSL. 1 weder een aan le 0 53 60 46 77 BepLember. ces ee 0 19 02 62 42 Be 8 70 95 102 09 Bsesber. nat la.h 4 101 97 54 97 Beauber inch salei 8 85 70 93 39 Mithin jährlich........ 7 775 33 846 69 Kapitel V. Physikalische Gestaltung der Republik.” I. Allgemeine Configuration des Landes; Gebirgssysteme **). Die heutige Argentinische Republik fasst den grössten Theil des ehemaligen spanischen Vizekönigreichs von Bue- nos Aires in sich. Ihr Gebiet stellt seiner natürlichen Beschaf- fenheit nach eine von Nordwest nach Südost geneigte Ebene dar, woraus an der westlichen Seite bis zur Mitte hin mehrere schmale und allermeist nur niedrige Gebirgszüge sich erheben, die fast alle von Norden nach Süden streichen, einen west- lichen steileren und einen östlichen sanfter geneigten, breiteren Abfall haben und fast durchgehends aus metamorphischen Gesteinen mit einzelnen Granitkuppen bestehen. Von diesen Gebirgszügen und von den Cordilleren kommen nur kleinere Flüsse mit wenigem Wasser herab, die Anfangs alle derselben allgemeinen Richtung von Nord nach Süd folgen, später aber in der Regel, wie die Neigung der Ebene es bedingt, sich nach Südost wenden, dem Rio Paranä zusteuernd, ihn aber nicht alle erreichend, indem viele schon vorher versiegen. Dieser grosse Fluss, die Hauptwasserbahn des Landes, entspringt mit zahlreichen Armen in Norden, Nordosten und Nord- westen ausserhalb des Argentinischen Gebietes, wird grösstentheils von den tropischen Regengüssen Brasiliens gespeist und fliesst an der tiefsten Stelle des Landes ziemlich genau von Norden nach Sü- *) Einer Abhandlung des Herrn Professor Dr. Hermann Burmeister zum grösseren Theile entnommen. **) Siehe auch Capitel VI: „Geologie der Argentinischen Republik.“ ur 46 den, mitschwacher Neigung nach Westen, wendet sich zuletzt, wie die anderen Flüsse der Republik, nach Südosten und mündet in die weite La Plata-Bucht, der alle Wasser des Binnenlandes zuströmen, welche auf den grossen Ländercomplex Süd-Amerika’s östlich von dem Cordilleren-Plateau Boliviens, westlich vom Küstengebirge Brasiliens und südlich vom 15° S. Br. aus der Atmosphäre herab- fallen. Zur näheren Ausführung dieser ganz allgemeinen Angaben über die Configuration des Landes mag zunächst von den Gebirgen er- wähnt werden, dass dieselben fast alle mehr oder weniger genau der Cordilleren-Streichungsrichtung folgen und sich ungezwungen als deren Fortsetzungen, Anhänge, Nebenzüge oder Begleiter ansehen lassen, je nachdem sie in unmittelbarem Zusammenhange mit ihnen stehen oder von ihnen völlig abgesondert nur ihrer allgemeinen Richtung folgen. Hiernach können die Gebirge in mehrere Gruppen gebracht, werden, welche wir zunächst kurz unterscheiden wollen. Es sind naturgemäss vier solcher Gruppen anzunehmen: 1. Die Cordilleren selbst mit ihren unmittelbaren Anhängen; 2. die isolirten Gebirge am Nordrande der Republik, welche sich an das Bolivianische Plateau anschliessen ; 3. das centrale System der Argentinischen Ebene, repräsentirt durch die Sierra de Oördoba; 4. das System der südlichen Pampa mit der Kuppe der Sierra Ventana. Wir betrachten jedes dieser vier Systeme etwasnäher, um seine Gliederung im Einzelnen kennen zu lernen. Die Cordilleren beginnen im Bereiche der Argentinischen Republik mit einem etwas mehr als 2 Längengrade (67° 30’ bis 69° 30° westl. v. Gr.) breiten Plateau, das von der Wüste Atacama herauf kommt und mit ihr in seiner Beschaffenheit fast ganz über- einstimmt, Das Plateau wird durch enge, aber nicht sehr tiefe Thä- ler, die von Norden nach Süden streichen, in mehrere Abtheilungen gebracht, unter denen besonders drei Hauptabschnitte sich be- merklich machen. Hohe, bis in die Region des ewigen Schnee’s hinauf reichende vulkanische Gipfel erheben sich auf denselben und andere niedrige Kegelreihen, aus Trachyt- und Porphyrkuppen bestehend, ziehen darüber hin, alle wie die Thäler von Norden nach Süden streichend, aber nie die Höhe der Schneeregion berührend. Das Plateau selbst liegt durchschnittlich 13.000 Par. Fuss hoch, die Höhe der Schneelinie wird hier auf 14.500 Fuss angesetzt und die erhabensten Gipfel werden zu 18.000 Fuss und darüber angenommen. Ä Es sind ihrer vier zwischen 26° 40’ und 28° S. Br., nämlich der San Francisco, der Volcan de Copiapö, der Cerro Bonete und der Cerro del Potro. Nach Anleitung der zwei hauptsächlichsten Thalfurchen, welche das Plateau schon unter 28° 8. Br. in drei Abschnitte theilen, löst 47 es sich südlicher, etwa unter 29° 30’ S. Br., in isolirte Gebirgszüge auf, welche sich "fortan etwas mehr von einander absondern und die besprochene Kammform mit steilen westlichen und geneigten östli- chen Abhängen annehmen. - Der östlichste dieser drei Gebir gszüge ist dieSierraFamatina, welche Anfangs innig mit dem Cordilleren-Plateau zusammenhängt, aber schon unter dem 28° S. Br. sich davon absondert, eine etwas mehr östliche Richtung einschlagend, während die anderen Fort- setzungen des Plateau’s sein wenig nach Westen streichen. Ein schma- les, aber doch mehrere Leguas (2 bis 3 geogr. Meilen) breites Thal, in Fern der Rio Jagü& fliesst, schiebt sich zwischen die Famatina man die nächste Kette nach Westen und öffnet sich südlich, während die Famatina sich ganz nach SSO. wendet, in die weite. Argentinische Pampas-Ebene. Der Anfang des Famatina-Systems ist ein Terassen- gebirge von mässiger Höhe, dessen drei Stufen zu 7.000, 10.000 und 13.000 F. sich erheben; weiter südlich wird das Gebirge, bis dahin aus Sedimenten der paläozoischen Formationen’ bestehend, von einer mächtigen Granitkuppe mit nachfolgenden Porphyrstöcken durch- brochen, diesichindem Nevado de Famatina zu 18,545 Fuss (6024 M.) erhebt. Neben dieser Kuppe treten nach Westen metamor- phische Gesteine auf, die südwärts die Oberhand gewinnen und die Sedimente verdrängen. In dieser Form streicht das Gebirge, all- mälig niedriger werdend, biszu 31° 40° S. Br. hinab und endet hier mit einem grösseren, durch das Valle Fertil abgesonderten Anhan- ge, der Sierra Huerta, welche am Endrande von einem bauwür- digen Steinkohlenlager umfasst wird und auch sonst gleich dem Hauptstock der Famatina reiche Kupfer- und Silbergruben besitzt, auf denen lebhafter Bergbau betrieben wird. Neben der Sierra Famatina streicht nach Westen ein ähnlicher, aber etwas niedrigerer Gebirgszug, der weniger in sich zusam- menhängend ist, vielmehr durch tiefe Schluchten in mehrere Ab- theilungen aufgelöst wird. Er besteht zum Theil aus zwei paral- lelen Kämmen oder Ketten und birgt ebenfalls Metallschätze. Man muss ihn als die Fortsetzung des zweiten Cordilleren-Abschnittes, d. h. des östlichen, breiteren Plateau’s betrachten, auf dem der Cerro de San Francisco und der Oerro Bonete stehen; er besitzt aber weiter nach Süden keine Schneegipfel mehr, sondern nur niedrige Kammzacken kahler Gesteine, die vorwiegend wirkliche Sedimente der paläozoischen Formationen zu sein scheinen. Das ziemlich tiefe und enge Thal des Rio Blanco begrenzt die Kette oben im Gebirge, so weit sie sich innig an das erste Cordilleren- Plateau angeschlossen hat; unter 30° S. Br. durchbricht dieser Fluss die Kette und nimmt nun nach dem Städtchen an der Mün- dung des Durchbruches den Namen Rio de Jachal an, jetzt am östlichen Fusse der Kette, im Thal zwischen ihr und der Sierra Famatina fortströmend und sich später in diesem Thal mit dem 48 Rio Jagü& zum Rio Bermejo verbindend. Die verschiedenen, durch Schluchten getrennten Abschnitte dieser zweiten Kette des Cor- dilleren-Systems erhalten verschiedene Namen, welche von Norden nach Süden folgende kleine Sierren bezeichnen: Zumeist nach Norden, unmittelbar auf das Cordilleren-Plateau folgend, befindet sich die Sierra de Jachal, welche die Schlucht süd- wärts abschliesst, durch die der Rio Blanco fliesst, um fortan den Namen Rio de Jachal zu führen. Südlich von dieser Schlucht löst sich die Bergkette in zwei parallele Kämme auf, die ein schmales Thal trennt, in welches der Rio de Jachal eintritt, ohne den östli- chen Kamm zu durchbrechen, vielmehr ihn ostwärts neben sich be- haltend. Beide Kämme laufen nach Süden fort und werden hier unter ° 31° S. Br. vom Rio de San Juan in einer ähnlichen Querschlucht durchbrochen wie weiter oben vom Rio Jachal. Der westliche, viel breitere Kamm ist reich an Metallen und besitzt mehrere Gruben in Betrieb, der östliche, ziemlich schmale wird oben an einer etwas süd- licheren Stelle, unter 30° 30’, ebenfalls vom Rio Jachal durchbro- chen und endet unmittelbar neben der Stadt San Juan als Cerro de Villagun; aber diese Endigung ist nur scheinbar, das Gebirge setzt südlich von der Schlucht, welche den Rio de San Juan führt, wieder auf und geht nun als breiter vieljochiger Doppelkamm fort, bis beide getrennten Kämme sich endlich wieder vereinigen und west- lich von Mendoza den Namen der Sierra de Uspallata annehmen. Letztere hat im sogenannten Paramillo, der etwa 8.800 Fuss hoch ist, ihre bedeutendste Erhebung und führt, wie die früheren Kämme Sil- ber und Kupfererze, die bebaut werden. An ihrem Endrande neben Mendoza umgürtet auch diese Kette die Steinkohlenformation, ob bauwürdige Flötze darin vorhanden, ist noch nicht festgestellt. Der dritte Gebirgszug, worin das Cordilleren-Plateau sich auf- löst, behält deren Namen bei und streicht mit hohem steilen west- lichen Abfall auf der Grenze der beiden Republiken von Chile und dem Argentiner Lande. Er geht vom westlichen Abschnitt des Cor- dilleren-Plateau’s aus und verwandelt sich unter 29° 30’ in eine doppelte Gebirgskette, deren westliche, höhere die Landesgrenze (La Linea) enthält, während die östliche, breitere, aber niedrigere,, ganz dem Argentiner Lande angehört. Ein sehr enges, steriles, un- bewohntes Thal trennt beide Ketten von einander. Nur jener westli- chen Kette gehören die hohen Schneegipfel an, welche in diesem Theile der Cordilleren wahrgenommen werden; es sind besonders: zwei, der Ligua (Cerro del Mercaderio) unter 32°S. Br. und der Aconcagua, etwas nördlich von dem 33°, ziemlich unter 32° 41’ 8. Br.; die Höhe jenes wird zu 20.926 Par. Fuss (6798 Meter), die des anderen zu 21.040 Fuss (6834 Meter) angegeben. Ersterer ist seiner völlig kegelförmigen Gestalt nach ein erloschener Vulkan, letzterer hat einen dreizackigen Gipfel und kann schon deshalb kein Vulkan sein, was auch die neuesten Untersuchungen bestätigt haben. 49 Eine tiefe Schlucht, das Thal des Rio de Mendoza, durchschneidet die breitere östliche Cordillerenkette südlich vom Aconcagua und führt zum Kamm der westlichen hinauf, welche hier die 12,000 F. hohe Senkung des Cumbre-Passes bildet. Südlich von dieser Schlucht setzen beide Cordillerenketten sich fort, die östliche in bedeutender Breite mit einer mächtigen Porphyrmasse beginnend, aus der mehre- re schneebedeckte Gipfel sich erheben, deren höchster zu 18.000, ge- schätzt wird. Beide Ketten schliessen ein enges, durchschnittlich 10.000 Fuss hoch gelegenes Thal zwischen sich, das nach Süden enger wird und am Vulkan von Maipö aufhört. In dieser Strecke der Cordilleren ist der Tupungato der höchste Gipfel, ein erlosche- ner Vulkan von schönster Glockenform und 19.020 Fuss Erhebung. Er steht auf der Westkette und wird überallhin weit in der benach- barten Ebene gesehen. Vom Maipö an, dessen Höhe zu 16.570 E. angegeben ist, bilden die Cordilleren nur eine einfache Kette, aus der vierundzwanzig schneebedeckte Vulkankegel, worunter dreizehn thätige Vulkane, sich erheben; alle stehen auf der westlichen, chi- lenischen Seite und bleiben darum hier unberücksichtigt. Zweimal senkt sich der Cordillerenkamm in dieser Strecke so stark, dass er einer Lücke, einem Durchbruch der, Kette gleicht; endlich tritt in der Magallans-Strasse, bei fortschreitender Erriedrigung des Kammes nach Süden, der wirkliche Durchbruch des Meeres ein, welcher das Feuerland von dem Festlande Amerika’s absondert. Als zweites Gebirgssystem des Argentiner Landes haben wir die Bergzüge aufgeführt, welche dessen Nordgrenze an der westli- chen Hälfte einschliessen und unsere Republik von Bolivien tren- nen. Man darf behaupten, dass diese Gebirge sich zu dem Boliviani- schen Hochlande, als östliche Ausbreitung der Cordilleren, eben so verhalten wie die beschriebenen Ketten, in welche das Argenti- nische Cordilleren-Plateau nach Süden sich auflöst, zu letzterem; sie sind seine Vorberge, wie diese des genannten Plateau’s Anhänge. Das Oentrum dieses Systems bildet gleichfalls eine Hochfläche, die nach Osten neben der Wüste Atacama liegt und unter dem Namen der Sierra Despoblado oder des Plateau’s de Puna be- kanntist: ein völlig steriles Gebiet, ohne Wasser und ohne Bewoh- ner, ganz eben so beschaffen wie das Plateau am Cerro San Francisco und Cerro Bonete. Seine Zugänge sind öde Schluchten, welche von beiden Seiten zum Plateau hinauf führen. Uns interessiren hier nur die südlichen Schluchten, denn die nördlichen gehören zu Bolivien, indem die Grenze zwischen beiden Republiken über dieses Plateau geht, bis sie unter 20° S. Br. den Rio de Tarija trifft und nun der genannte Grad die Grenze biszum Rio Paraguay bildet, worüber in- dess mit beiden Nachbarn, den Bolivianern und Paraguayern, ge- stritten wird. Die südlichen Schluchten steigen in der Richtung von SSO. nach NNW. zum Plateau hinauf, folgen einander ziemlich pa- rallel mit gleicher Richtung und schliessen bewaldete Bergjoche 4 50 zwischen sich, welche vom Plateau herabkommen und dessen all- gemeine Beschaffenheit beibehalten. Das westlichste dieser engen einsamen Flussthäler ist des des Rio Calchaquis, darauf folgt nach Osten ein anderes, das des Rio del Tunal, dann ein drittes, das des Rio Rosario, und ein viertes, das des Rio Arias, neben dem an einem Zuflüsschen gleicher Bahn die Stadt Salta liegt. Alle vier münden in den Rio Guachipas, der von SW.nach NO. fliesst und mit seinem breiteren Thal genau dem Rande des Despoblado-Plateau’s oder, was dasselbe ist, dem Rande der grossen Bolivianischen Hochfläche parallel läuft und ausser den genannten noch einen mehr westlichen Zufluss, den Rio de Santa Maria bekommt, der gleichfalls aus einer Schlucht, die nach NW. streicht, herabfliesst. Unterhalb des Rio Arias wendet sich der Rio Guachipas nach Südost, durchbricht die vorgelagerten, dem Despo- blado-Plateau parallel streichenden Gebirgszüge und tritt nun in die Pampas-Ebene, die eingeschlagene Bahn nach SO. hin fortsetzend, indem er als Rio Salado dieselbe durchfliesst, bis er bei Santa F& den Rio Paranä erreicht. | Das Gebirgsjoch östlich neben dem Thal von Salta bildet die Was- serscheide zwischen diesem Fluss und dem Rio Vermejo Grande auch Bermejo geschrieben, dessen Quellarme aus den nordöstli- chen und südöstlichen Thalfurchen der in Rede stehenden Gebirgs- masse hervortreten. Die westlichste dieser Furchen, das Thal von Jujuy, liefert den westlichen Hauptquellenarm, genannt Rio Grande de Jujuy; sie streicht wie das Thal des Rio Calchaquis von Nord nach Süd und enthält die alte wie neue Hauptverbindungs-Strasse zwischen dem Argentinischen Tieflande und der Bolivianischen Hochfläche. Das centrale Plateau des Despoblado ist hier schmä- ler und darum der Uebergang leichter, liegt aber doch 3500 bis nahezu 4000 Meter hoch und führt am Nordabhange in das Thal des Rio San Juan hinab, welches eben so streicht wie das des Rio Guachipas, d. h. von SW. nach NO., aber an der entgegengesetz- ten nördlichen Seite des Despoblado-Plateau’s sich befindet. Die- ser Fluss, welcher aus der Vereinigung des Rio Suipacha und Rio Socacho entsteht, bildet den südwestlichen Quellarm des Rio Pil- comayo; die Flüsse, welche am östlichen und südöstlichen Abhan- ge des Despoblado- -Plateaus entspringen, fliessen dem Rio Vermejo zu. Es sind ausser dem schon erwähnten westlichen Rio Grande de Jujuy der Rio Porongal und neben ihm die beiden östlichen Quellarme des Vermejo, welche als Vermejo Chico und Vermejo de Tarija unterschieden werden; alle drei fliessen dem Rio de Jujuy ziemlich parallel und wenden sich um die Enden der’äusser- sten östlichen Joche des Despoblado-Systems nach Südosten, um sich in der Ebene zum Rio Vermejo Grande zu vereinen. Dieser. verfolgt gleich dem Rio Salado, der Neigung der Ebene gemäss, seine Bahn bis zum Rio Paraguay, in den er kurz vor dessen Ver- 51 bindung mit dem Paranä mündet. Die östlichen Joche des Despo- blado-Systems, zwischen denen die Quellarme des Vermejo fliessen, sind schmäler als die westlichen, dabei länger, ihre Thäler breiter und zum Theil, besonders am Ende, mit schöner Waldung bedeckt, die sich bis nach Oran hin ausbreitet und die dortigen Gegenden des Argentiner Landes mit zu den gesegnetsten seines Bodens er- hebt. Zucker und Kaflee werden hier gebaut und Bananen gedei- hen daselbst schon ohne Pflege, wie in Brasilien, aber die abgele- gene Lage von der Hauptverkehrs-Strasse und die noch unsichere Schifffahrt auf dem nicht zu allen Jahreszeiten wasserreichen Rio Vermejo sind Hindernisse, welche zur Zeit noch eine reichliche Bevölkerung abhalten, dort ihre Wohnsitze aufzuschlagen. Die grosse Thalfurche, in welcher auf der westlichen Hälfte der Rio Guachipas, auf der östlichen die untere Partie des Rio Grande de Jujuy fliesst, bildet die Grenze des Despoblado-Gebirgssystems; was südlich von ihr liest, sind besondere Gebirge. Dahin gehört im Osten die Sierra Lumbrera, welche am östlichen Ufer des Rio Salado, da, wo derselbe in die Ebene tritt, ihren Anfıng nimmt und als ziemlich schmaler, einfacher Kamm sich nach NO. bis zum Rio Vermejo hinzieht und die Richtung dessen westlichen Zuflüsse bedingt. Sie streicht also ziemlich genau dem Rande des Bolivianischen Hochlandes parallel und ist dessen äusserste südli- che Randkette; neben ihr beginnt nach Süden die waldige, aber trockene Ebene des Gran Chaco, welche fortan den Rio Paranä bis in die Nähe der Rio Salado-Mündung begleitet. Westlich vom Rio Salado setzt sich die Randkette des Despobla- do-Systems als Sierra Cachavi fort, bildet weiterhin als Sierra de la Frontera die Grenze der Provinzen von Salta und Tucuman und stösst später, etwa unter 66° West. L. v. Greenw. und 26° 15’ 8. Br., mit dem nördlichen Ende der Sierra Aconquija zusammen. Dieses mächtige Gebirge bildet das zweithöchste isolirte System des Argentiner Landes und ragt gleich der Famatina-Kette mit mehreren Kammzacken bis in die Region des ewigen. Schnee’s hinauf, sich etwa bis 16.200 Fuss (5300 Mtr.) erhebend. Die Haupt- masse des Aconquija besteht aus einem von Norden nach Süden mit geringer Neigung nach Westen streichenden Gebirgsstock, der et- was über einen Breitengrad lang ist und fast genau unter 27° S. Br. seine erhabensten Gipfel besitzt. Der westliche Abhang dieses Sto- ckes ist ganz steil und ohne alle tief eindringende Schluchten, der östliche hat ziemlich lang ausgezogene Joche mit tiefen Thalfurchen, die schön bewaldet sind, während die westliche Seite nur völlig kahle, nackte Gehänge harten Gesteins darbietet. Von dieser cen- tralen Gebirgsmasse gehen nach Norden wie nach Süden Ausläufer ab, von denen jene die Sierra de Tucuman bilden, diese dagegen in drei grosse Aeste sich spalten, welche mit besonderen Namen un- terschieden werden. 52 Die Sierra de Tucuman liegt vor dem nordöstlichen Rande des Aconquija und besteht aus fünf hinter einander liegenden Kämmen, dieda, wosie an den Aconquija-Stock sich anlehnen, das 5.50U Fuss (1800 Meter) hoch gelegene Thal von Taf, berühmt wegen seiner Alpenwirthschaft, die vorzüglichen Käse liefert, bilden. Die- ses Thal ist wie die fünf Ketten mit frischem Graswuchs bekleidet und nur an ihren Enden und Abhängen gegen die Ebene führen die Joche Waldung. Reichliche Wasseradern fliessen zwischen ihnen ab und ergeben zahlreiche kleine Flüsse, welche sich nach und nach zum Rio de Tucuman, früher Tali, später Dulce, zuletzt Saladillo genannt, vereinen. Dennoch erreicht dieser im oberen Laufe wasser- reiche Fluss nicht den Par anä, dem er sich zuwendet, dem Rio Sa- lado parallel fliessend, sondern er verschwindet in einem Sumpf, der Laguna Porongos, die keinen Abflussin den Paranä zu Stande bringt. Der grosse Wasserreichthum der Provinz Tucuman bedingt deren Fruchtbarkeit, denn der hohe Schneekamm des Aconquija condensirt die atmosphärischen Dünste, welche der Südost-Passat ihm zu- führt, und bewirkt die vielen Regen, welche seine östlichen Ab- hänge tränken und die mitunter zu wahren Sündfluthen sich ge- stalten, während die westlichen seltener von Regengüssen erquickt werden. Die vom Aconquija nach Süden ausgehenden Bergzüge bilden drei lange Sierren; zwei der Aeste oder Ausläufer des Aconquija, die Sierra de Alto oder Ancaste und die Sierra del Am- bato, streichen ziemlich genau von Norden nach Süden, dem Cordilleren-Plateau parallel, das Thal von Catamarca zwischen sich einschliessend; der dritte Ast, die Sierra del Atajo, geht vom Ende des westlichen Abhanges aus und streicht Anfangs gerade nach Westen, sich später nach Südwesten wendend. Sie endet mit der Punta, welche nach Süden gegen die Ebene: vorspringt, und hat im Westen die Sierra de Belen neben sich, welche vom Atajo durch eine enge Schlucht abgesondert wird. — Diese Sierra de Belen bildet Es erste östliche Kette einer Reihe niedriger Vor- berge, welche alle den Cordilleren parallel streichen und mit ihren Hauptzügen vom Rande des Despoblado herab kommen; es sind von Osten nach Westen: die Sierra Gulumpaja, die Sierra de Zapa- ta, der Cerro Negro, die Sierra de San Jose und die Sierra de Copa- cavana, lauter schmale niedrige Bergzüge metamorphischer Ge- steine, welche hier neben den Cordilleren verlaufen. Wie diese Nebenkämme sich zu dem nördlichen Cordilleren- Plateau verhalten, so treten weiter südlich andere Gebirgszüge als Nebenketten seiner südlichen Ausläufer auf und zunächst als Parallelen der Sierra Famatina, des östlichsten Seitenastes der Cordilleren. Dahin gehören die isolirt aus der Ebene neben dem Famatina- Gebirge sich erhebende Sierra Velasco und die Sierra de los Llanos. Die Sierra Velasco ist breit und massiv, aus mehreren parallelen Kämmen gebildet, diein der Mitte in eine Masse zusammenfliessen, hier von einem Granitstock durchbro- chen, der in ähnlicher Weise ihr Centrum bildet wie der Stock des Nevado de Famatina das Centrum der Hauptmasse dieses Ge- birges. Aber die Sierra Velasco bleibt weit hinter ihrer Nachba- rin zurück, ihr Stock ist nur 2250 Meter hoch und die ostwärts steilen, nach Westen geneigten Kämme neben ihm steigen von 1500 Meter an der östlichen Seite bis zu 2600 Meter an der westli- chen Seite des Gebirges empor. — Noch viel unbedeutender ist die Sierra delos Llanos, welche dem Ende der Famatina-Kette pa- rallel streicht und aus zwei bis drei Reihen schmaler isolirter, unterbrochener Kammzüge besteht, ganz ähnlich wie das Südende der Sierra Famatina selbst, das sich als Sierra de la Huerta davon abgesondert hat. Die meisten dieser kleinen Kämme sind nur 5 bis 6 Leguas lang und überschreiten 800 Meter Höhe nicht, nur einige ihrer höchsten Kammzacken scheinen sich bis auf 1000 Meter zu erheben. Ihnen gegenüber steigt an der Westseite der Famatina-Kette ein anderes kleines Massengebirge, die Sierra del Pi& de Palo, auf, welche östlich neben San Juan liegt und die gleichförmige plutonische Kraftäusserung auch auf dieser Seite bekundet. Breitet man die Karte vor sich aus und betrachtet sie mehr aus der Fer- ne als in der unmittelbaren Nähe, so wird man überrascht wahrneh- men, dass alle die hier genannten Bergzüge nicht bloss dieselbe Richtung verfolgen, sondern sogar in fast gleichen Abständen von einander streichen, gleich als ob die sie emporhebende Kraftäusse- rung sich immer nach gleichen Intervallen wiederholt hätte; man kann die Regelmässigkeit plutonischer Thätigkeit nicht schöner dargelegt sehen als hier in diesen kleinen und grösseren Neben- zügen der Cordilleren des Argentinischen Tieflandes. Wir wenden uns nun zur Betrachtung der dritten Gebiresgrup- pe der Republik, welche früher als die Centrale unterschieden wurde. Sie ist indessen nur dem Raume nach von den ganz ähnli- chen, eben betrachteten Sierren verschieden und beweist durch diese innere Uebereinstimmung die Richtigkeit der vorgetragenen Ansicht von der Regelmässigkeit der Kräfte, denen auch sie ihre Entstehung verdankt. Die Hauptmasse dieses Systems bildet die Sierra de Cördoba, ebenfalls eine Gruppe von drei parallel von Norden nach Süden streichenden Bergzügen mit steilem westli- chen und sanfterem östlichen Abhang, welche ziemlich genau der Richtung der südlichen Ausläufer des Aconquija folgen und von denen die westliche Kette sogar mit der Sierra de Ancaste unter demselben Meridian streicht. Die drei Ketten, aus denen die Sierra 54 de Aloha besteht, haben ungleiche Länge und Breite; die östli- che Sierra de Campo ist schmal, auch nicht hoch, kaum höher als 3000 Fuss {1000 Meter) im Kamm, mit einzelnen mehr erhabe- nen Punkten; sie setzt sich nach Norden bis weit in die Ebene hinein mit mehreren Granitkuppen und breiten Buckeln fort, be- steht aber sonst aus metamorphischen Gesteinen mit eingelagertem körnigen Kalk. Die zweite Kette führt den Namen der Sierra de Achala, sie ist breiter und höher als die vorige und erhebt sich in ihrem höchsten Gipfel, der @i ‚gante genannt, bis 7000 Fuss (2300 Meter). Nach Süden geht sie weit über die erste Kette hin- aus und streicht bis Achiras, nach Norden hat sie keine Anhänge wie die erste Kette und endet mit breitem Endrande neben der grossen centralen Saline. Die dritte Kette, genannt Sierra Cere- zuela, ist viel kürzer, auch schmäler, kaum breiter als die erste; sie erhebt sich mit einigen Trachytgypfeln, die sie durchbrechen, bis 5.800 Fuss (1900 Meter) hoch und hat neben sich biszu den Abhängen der zweiten Kette ein mit Palmen reich geschmücktes Thal, welche schöne Waldung auch zwischen und auf den Granit- kuppen im Norden der ersten Kette auftritt. Neben diesen dreifachen Zügen der Oentralgruppe treten nach Südwesten kleinere Nebenzüge hervor, welche als Portezuelo und Sierra del Morro bekannt sind; sie führen zur westli- chen Sierra de San Luis hinüber, die sich als ziemlich brei- ter, nach Osten in Nebenjoche sich auflösender Gebirgsstock mit steilem westlichen Abfall aus der Ebene abseits von den anderen erhebt. Sie ist berühmt durch Goldminen, welche seit langer Zeit inihr, wenn auch nicht schwunghaft, betrieben werden. Sie steht übrigens zu der Sierra de los Llanos in ähnlicher Beziehung wie die westwärts von ihr auftauchenden schmalen isolirtten Kämme der Sierra del Gigante, der Sierra de las Palomas ete., welche sich ungezwungen als Fortsetzungen der Endpartie der Sierra Fama- tina nach Süden aufstellen lassen, wie die Sierra de los Llanos als Fortsetzung der Sierra de San Luis nach Norden; alle diese kleinen Felsengrate sind von gleichem Ansehen unter sich und glei- cher petrographischer Beschaffenheit. Wir schliessen unsere Betrachtung der Gebirgszüge der Argentini- schen Republik mit einigen Angahen über das vierte, südliche Sys- tem der Pampa, welches weit entfernt von allen anderen Gebirgen unter dem 37. und 38° S. Br. aus der Ebene auftaucht. Hier strei- chen mit einander parallel zwei kleine niedrige Bergzüge von NW. nach SO., welche ebenfalls aus vielen kleinen, mehr oder weniger isolirten Kuppen metamorphischer Gesteine mit granitischer Grund- lage bestehen. Die nördliche Gruppe bildet eine Reihe kleiner, höchstens 450 Meter hoher Kimme mit nördlicher steiler und südli- cher geneigter Abdachung, welche sich mitten durch den breiten halbkreisförmigen Vorsprung hindurchzieht, mit dem die Küste 55 Süd-Amerika’s südlich von der La Plata-Mündung in den Atlanti- schen Ocean vortritt. In der Mitte der Kette ist es die Sierra de Tandil, am. östlichen Ende die Sierra de los Padres, daneben die Sierra del Volcan und am westlichen Ende die Sierra Quillalanquen, welche diese Kette zusammensetzen. Am ÜCabo Corrientes tritt sie mit Felsenzacken bis ans Meer vor. Südlich davon streicht unter gleicher Neigung die Sierra Ventana, deren centraler Gipfel 3.170 Fuss (1030 Meter) hoch ist, hier einen ziemlich mächtigen Felsstock bildend, der nach SO. als Sierra Pillahuinco, nach NW. als Sierra de Curamaral sich fortsetzt und in beiden dieselben Formen niedri- ger Felskämme annimmt *), welche der früheren Kette zustehen. Neben diesem letzten, südlichsten Gebirge der Republik endet der bezeichnete Vorsprung des Küstenrandes nach Süden mit der Bahia Blanca, während er mit der La Plata-Mündung nach Norden beginnt. Es muss übrigens am Schlusse dieser ganz allgemeinen Darstellung der Argentinischen Gebirgszüge darauf aufmerksam gemacht werden, dass die beiden Ketten des zuletzt betrachteten Systems nicht wie alle früheren von Norden nach Süden streichen, sondern eine ganz abweichende eigenthümliche Richtung von NW. nach SO. einschla- gen, die darauf hinweist, dass sie einer anderen Hebungsgruppe an- gehören und vom Cordilleren-System unabhängig sind. Die ähnliche Streichung der „Cuchillas“ oder Rücken der Banda Oriental, nörd- lich von der La Plata-Mündung, scheint anzudeuten, dass dieses südliche Pampas-System zu denselben in Beziehung steht und wohl mehr der Hebungsrichtung des Brasilianischen Küstengebirges als der der Cordilleren gefolgt ist. II. Die Argentinische Ebene und ihre Abschnitte. Im ganzen Umfange der besprochenen Gebirgszüge breitet sich als Hauptterritorium der Argentinischen Republik eine Ebene aus, deren Neigung von NW. nach SO. wir früher schon angegeben haben und deren Benennung die im Lande allgemein übliche der Pampa ist. Um zuvörderst ihre Neigung etwas näher zu bezeichnen , mögen hier einige zum Theil von Herrn Professor Dr. Burmeister gemachte Beobachtungen angegeben werden, welche den Fall des Bodens von NW. nach SO. deutlich machen. — Die Höhe des Dorfes Copacavana am östlichen Fusse des Cor- dilleren-Plateau’s wurde zu 3.597 Fuss (1168 Meter) und die der Stadt Mendoza neben der Uspallatakette zu 2.376 Fuss (772 Me- ter bestimmt. Rio Quarto, etwa auf halbem Wege zwischen *) Die Sierra de Curamaral scheint durch einzelne Kuppen und sanfte Boden- anschwellungen mit der Sierra de San Luis in Verbindung zu stehen. 56 Mendoza und Buenos Aires, hat noch 1.367 Fuss (414 Meter) Erhebung, aber der Rand der centralen Saline, beinahe die Mitte zwischen Copacavana und dem Rio Paranä, ist bei dem Dorfe Las Toscas nur 580 Fuss (188 Meter) hoch. Die Höhe des Wasserspiegels vom Rio Paranä beträgt nach Capitän Page’s Bestimmungen bei Buenos Aires 10 Fuss über dem Ocean, bei Rosario 60 Fuss, bei La Paz, fast in gleicher Breite mit Las Toscas, 100 Fuss, bei Corrientes 200 Fuss und unter 22° 8. Br. 300 Fuss. Die grosse centrale Salzsteppe ist also der tiefste Punkt des Argentinischen Blachfeldes, denn deren Mitte erhebt sich nur 500 Fuss (165 Meter) über den Spiegel des Oceans, steht mithin nur 400 Fuss über dem Rio Paranä in gleicher Breite. Weiter nach Süden liegen keine sicheren Beobachtungen vor; man weiss nur im Allgemeinen, dass die Ebene Patago- niens ziemlich hoch liegt, indem sie an der Meeresküste überall eine starke Böschung zeigt, und dass sie gegen den Fuss der Cordilleren hin sich hebt, hier gewöhnlich mit zwei mässigen Absätzen wie Stufen versehen, welche das Schuttland am Fusse der Cordilleren zunächt umgeben. Trümmer von Cordilleren-. Gesteinen finden sich in den Flussbetten, welche die Patagonische Ebene durchfurcht haben, und beweisen durch die in manchen Rollsteinen enthaltenen Petrefakten mit Bestimmtheit, dass sie von den Cordilleren abstammen; selbst an der Küste des At- lantischen Oceans. werden solche Rollsteine gefunden. Die Oberfläche dieser grossen Ebene zeigt nicht überall dieselbe Beschaffenheit, sondern theilt sich nach ihrer natürlichen Ver- schiedenheit in mehrere, zum Theil sehr von einander abwei- chende Bestandtheile, welche wir nunmehr zur Anschauung brin- gen wollen. Hier muss zuvörderst hervorgehoben werden, dass, wenn auch die Neigung der Pampas-Ebene im Allgemeinen von NW. nach SO. gerichtet ist, sie darum doch keine ganz einförmige, homo- gene Fläche darstellt, sondern mehr als ein unterbrochenes und nur stellenweise breites, mannigfach coupirtes Vorland erscheint, das durch jene schmalen, in derselben Richtung streichenden Ge- birgszüge in mehrere Thalmulden zerfällt. | 1. Die nordöstliche Mulde ist die grösste; sie wird in Nord- west vom System des Despoblado und der Sierra Aconquija begrenzt, in West und SW. von der Sierra de Cördoba und deren südlichen Ausläufern bis zur Breite von’ Santa Fe hin. Im Norden hängt sie mit der Ebene des inneren Brasilien zu- sammen, im Osten bilden der Rio Paraguay und Rio Paranä ihre Grenze. Alle Zuflüsse beider auf Argentinischem Boden ge- hören diesem Becken an, weshalb wir dasselbe mit dem Namen des Paranä-Beckens belegen. Es ist einer der besten und 57 namentlich im Norden fruchtbarsten Theile des ganzen Landes. Die Provinzen von Salta, Tucuman, Santiago del Estero, der unkultivirte bewaldete Gran Chaco, die Ostseite der Provinz Cördoba und die Nordhälfte der Provinz Santa F& gehören die- ser Mulde an. 2. An sie schliesst sich nach Westen ein schmaler und höchst eigenthümlicher Landstrich, welcher im äussersten Norden der Provinz Catamarca beginnt, diese ganze Provinz, die Nordwest- ecke von Cördoba und die östliche Hälfte der Provinz La Ri- oja bis an die Sierra. Famatina in sich fasst, durch die Provinz San Luis nach Südost sich fortsetzt und mitten durch die Pampa in derselben Richtung nach Süden weiter geht. Diese Strecke des Argentiner Landes ist die wasserärmste und in Folge des- sen auch die unfruchtbarste, sie wird von keinem einzigen nur einigermassen ans®hnlichen Flusse bewässert, hat nur sehr wenig Weideland, das überwiegend der südlichen Hälfte zufällt, und schliesst den grössten Theil der grossen Salzsteppe in sich, de- ren in späteren Capitel ausführlich gedacht werden soll. Nach letz- terer möchte sich der ganze Landstrich zutreffend mit dem Namen des Salzsteppenstriches bezeichnen lassen. 3. Eine dritte, rein westliche Mulde beginnt im Nordwesten der Provinz La Rioja mit dem engen Thal des Rio Jagü6 zwischen der Sierra Famatina und den Üordilleren, setzt sich südwärts durch die Provinzen von San Juan und Mendoza fort, ostwärts durch die Sierra del Gigante, Sierra de las Palomas und den Alto Pencoso begrenzt, berührt weiter nach Süden die Laguna Bebedero mit ihren weit ausgedehnten Moorgründen und erstreckt sich von da in südlicher Richtung bis zur Breite der Sierra de Ventana und Bahia Blanca hin, "welcher tiefe Busen die südliche Grenze der Mulde andeutet. Obgleich wasserreicher als die vorige, hat dennoch auch diese Strecke bis zum Rio Colo- rado hinab keinen schiftbaren Fluss aufzuweisen, indessen eignet sie sich weit mehr als jene zur Kultur wegen hier möglicher künstlicher Bewässerung. Doch steht sie wegen der viel gerin- geren, steifen, mit langen Stacheln begabten Vegetation und des gänzlichen Mangels förmlicher Bewaldung der zuerst genannten und folgenden Mulde nach. Professor Burmeister nennt diese Gegend die sterile Pampa. 4. Als eigentliche oder fertile Pampa muss von der vori- gen das südöstliche Gebiet abgeschnitten werden, welches sich zunächst an das Paranä-Becken anschliesst und mit ihm etwa unter dem 32° S. Br. zusammentrifft, von da bis zur Breite der Sierra Ventana und Bahia Blanca sich erstreckend. Diese Gegend ist eine völlige, kaum irgendwo unterbrochene Ebene, grösstentheils mit aneinander gedrängten Büscheln feiner Grasar- ten bekleidet, wodurch dieses Gebiet zur Viehzucht höchst brauch- 58 bar wird. Baumwuchs fehlt auf diesen Flächen völlig, nur an den Rändern der Bäche und an den grösseren Flussufern kommen Ge- büsche einer einheimischen Weidenart (Salix Humboldtiana, Wil.) vor, aber es gibt auf ihnen eine grosse Menge kleinerer und grösserer Wasserbecken, Lagunen genannt, welche sich aus dem angesammelten Regenwasser bilden, indessen bei der Unregel- mässigkeit der Regengüsse nach verschiedenen Jahren grossen Schwankungen unterliegen. Von dieser Art ist der Boden in der Provinz Buenos Aires, in der südlichen Hälfte der Provinzen von Santa F& und Cördoba und in der oberen Strecke der Pata- gonischen Ebene ; weiter nach Nordwesten und Westen nehmen die sogenannten sterilen Pampas ihren Anfang und nach Nord- osten beginnt allmälig das waldige Terrain des Gran Chaco. 5. Nach Süden schliesst sich an die Pampasflächen, an die fertile, wie an die andere, die Patagonisch® Ebene als ein eigenthümliches, fast noch unbekanntes Gebiet, dessen Erforschung jetzt in Angriff genommen worden ist. Die wenigen zuverläs- sigen Nachrichten, welche man bis jetzt über diese ausgedehnte Landstrecke besitzt, finden sich an anderer Stelle des vorlie- genden Buches (siehe Oapitel VII: Wegetat ion We nisse) condensirt. 6. Unabhängig von diesen Systemen sanft nach Südost ge- neigter, zum Theil leicht vertiefter Flächen des Argentiner Landes ist endlich der Raum der Republik, welcher zwischen dem Rio Paran& und Rio Uruguay liegt und danach passend das Ar- gentinische Mesopotamien genannt wird. Es umfasst die Provinzen Corrientes und Entrerios und harmonirt seiner hügelig unebenen, von leichten, Erhebungen unterbrochenen Oberfläche nach weit mehr mit Süd-Brasilien und der Republik Uruguay als mit einem der vorher bezeichneten Bestandtheile des übrigen Landes. Steppen, Felsen und sterile Flächen fehlen ganz, weite Grasfluren bedecken den hügeligen Boden und kräftige Baum- vegetation bekleidet die Tiefen in der Nähe der beiden grossen Flüsse und der zahlreichen kleinen Bäche, welche von der er- höhten Mitte des Landstriches nach beiden Seiten zu ihnen her- abfliessen. IM. Die Flüsse der Argentinischen Republik. Die allgemeinen Eigenschaften der Flüsse des Argentinischen Lan- dessind drei vom Standpunkte ihrer Benutzung betrachtet sehr gros- se Hindernisse für dieselbe, denn alle haben ein breites und desshalb flaches Bett, sind wasserarm und beschreiben sehr viele Krümmungen während ihres Laufes durch die Ebene. Diese drei Eigenschaften hindern die Schifffahrt auf diesen Flüssen, kein einziger ist das ganze 59 Tahr hindurch gleichmässig befahrbar, selbst der grosse Rio Para- nä ändert sein Bett unaufhörlich und macht neue Untiefen, die einer beständigen Wachsamkeit von Seiten der Schiffer bedürfen, wenig- stens wenn ihre Fahrzeuge beträchtlichen Tiefzsang haben. Die drei angegebenen Eigenschaften lassen sich leicht erklären; der Wasser- mangel ist für alle, welche im Argentiner Lande selbst entspringen, gleich gross wegen der Unregelmässigkeit der Regengüsse eines Theiles der westlichen Seite des Landes. Auch die von den Cordille- ren kommenden Flüsse sind wasserarm, weil es dort seltener regnet und Schneegipfel nur an einigen Stellen sich finden. Die hohe Tem- peratur des Sommers in jenen Gegenden befördert die Verdunstung und alle diese kleinen Cordillerenflüsse versiegen, bevor sie den Paranä oder gar das Meer erreichen können: Dazu kommt, dass die Ebene, durch welche die Argentinischen Flüsse ihr Bett aus- waschen müssen, einen nur geringen Fall, aber eine ansehnliche Breite hat: Ursachen, welche die vielen Krümmungen erklären, die alle diese Flussbetten durchlaufen. Da aber das Erdreich dieser Ebene nur ein lockeres, aus feinen Sand- und Lehmmassen gebildetes ist, so spülen die Flüsse bei jedem plötzlichen Zuwachs durch heftige Regenschauer von ihren Ufern ab, erweitern ihr Bett, indem sie den abgespülten Schlamm mit sich fortführen, und geben so nach abgelau- fener schneller Wasservermehrung zu beständig wechselnden Untie- fen Veranlassung, weilihnen allen ein fester Boden fehlt. Selbst an den grössten Flüssen der Republik, wie am Rio Paranä, zeigen sich dieselben Erscheinungen; auch er hat nur losen Sandgrund und weiche Ufer, auch er spült beständig ab, ändert, wenn auch nicht sein ganzes Bett, so doch die Fahrstrasse in ihm und bringt es mit sich, dass auch in ihm keine constante Beschaffenheit des Grundes eintreten kann, die allein eine sichere Schifffahrt möglich macht. Aus allen diesen Gründen hat selbst die grosse Handelsstadt Buenos Aires noch immer keinen eigentlichen Hafen, sondern nur eine offene Rhede, auf der alle grösseren Schiffe üher eine Meile vom Ufer vor Anker gehen müssen, weil es ihnen die Untiefen in der Nähe der Küste nicht gestatten, viel näher an die Stadt heranzu- kommen. Will man die sämmtlichen Flüsse der Argentinischen Repu- blik übersichtlich eintheilen, so muss man folgende fünf Gruppen aufstellen: 1. Das System des Rio de la Plata mit der gleichnamigen Mün- dungin den Ocean. 2. Das Centrale System, dessen Flüsse nur zum Theil den Rio Paranä, dem alle zueilen, erreichen. 8. Das System der Cordilleren, von dessen Flüssen keiner bis an den Ocean gelangt. 4. Das System der Pampa, südlich von Buenos Aires. 60 5. Das System von Patagonien, grössere Flüsse, die von den Cordilleren kommen und den Ocean erreichen. Wir betrachten die Bestandtheile dieser fünf Systeme kurz in der angegebenen Reihenfolge. Das System des Riode la Plata, eins der grössten der Erdoberfläche, entsteht aus der Vereinigung von sechs grossen Flüssen, von denen einer, der Rio Uruguay, abgesondert von den übrigen sich in die La Plata-Mündung ergiesst, die anderen fünf nach und nach in den Rio Paranä fallen, welcher, als der läng- ste und wasserreichste von allen, die übrigen gleichsam absorbirt. Zwei von den sechs Flüssen, der Uruguay und der Paranä, kom- men aus Nordost, drei, und zwar die kleinsten, aus Nordwest und. der letzte, der Paraguay, gerade aus Norden; er ist also der Rich- tung nach die Achse des ganzen Systems. Von diesen sechs Zu- flüssen entspringt nur einer, der westlichste, der Rio Salado, ganz auf Argentinischem Boden, die anderen nehmen ihren Ursprung ausserhalb der Republik und sollen desshalb hier nur kurz be- rührt werden. Wir beginnen mit dem westlichen, ganz Argenti- nischen Zufluss. Der Rio Salado bezieht sein Wasser aus den westlichen, nach Südost streichenden Thälern des Despoblado-Systems durch fünf kleine Quellarme, welche sämmtlich bei der Betrachtung die- ser Gebirgsgruppe erwähnt wurden und desshalb hier nur genannt zu werden brauchen; es sind von Westen nach Osten: der Rio Santa Maria, Rio Calchaqui, Rio Tunal, Rio Rosario und Rio Arias; alle münden in den Rio Guachipas, der nichts Anderes als der Anfang .des Rio Salado ist. Zwischen den Dörfern Passa- ge und Las Piedras durchbricht der Fluss, den man hier Rio Juramento genannt hat, die nach Südost vorlagernden Bergketten, fliesst um die Sierra Cachari herum und tritt neben der Sierra Lumbrera in die Ebene, die ihm in den Weg tretenden Üerros Colorados durch eine Biegung nach Osten umgehend. Bis hier- her ist der Fluss reich mit Wasser versehen, ja bis zu 26° 40° er- hält er noch einige kleine Bäche von der Sierra Burruyaco, aber unterhalb des 27° wird er ärmer und nimmt durch Auslaugung des Bodens einen salzigen Geschmack an, daher sein Name „Rio Salado“. Hier verliert er sich in Niederungen, die schilfreiche Sümpfe bilden, uud tritt erst südlich vom 29° wieder als einfache Wasserbahn daraus hervor. So geht er bis Santa-F6 hinab und mündet unterhalb der Stadt in den Rio Paranä. Neben dem Rio Salado fliesst von Westen her ein ganz ähnlicher Fluss, der fast genau dieselbe Richtung verfolgt, aber den Rio Paranä nicht erreicht. Dennoch muss man ihn als zum System des- selben gehörig betrachten, weil er keinem anderen Systeme zuge- zählt werden kann und ganz den Charakter des vorigen Flusses besitzt. Dieser Fluss ist der Rio Dulce oder Saladillo. Er 61 entspringt vom Südostabhange des Aconquija und ist Anfangs sehr wasserreich, verliert aber dasselbe später in der Ebene, berührt unterhalb der Stadt Santiago del Estero die Salzsteppe, wird da- durch salzig, löst sich dann in Sümpfe auf und ergiesst sich in die Laguna Porongos unter 65° westlicher Länge von Greenwich und 29° südlicher Breite. Der Rio Vermejo oder Bermejoist der nächste grössere Zufluss des Paranä-Systems aus Westen, er mündet aber nicht direct in den Paranä, sondern in den Paraguay, etwa 10 Meilen oberhalb seiner Verbindung mit dem Paranä. Der Vermejo kommt in zwei Hauptquellarmen vom östlichen und südöstlichen Rande des Despoblado-Systems. Unterhalb der Vereinigung bei- der Quellarme erhält der Rio Vermejo nur noch einen mässigen Zufluss im Rio del Valle, der aus dem Gran Chaco kommt und bei der Esquina Grande in den Vermejo mündet. Hier löst sich derselbe in mehrere Nebenäste auf und verschwendet dadurch sein Wasser so sehr, dass auch seine Beschiffung oberhalb der Verästelung schwierig wird. Unterhalb dieser Gegend aber macht der Fluss so unendlich viele und zum Theil so grosse Krümmungen, dass sich die Reise dadurch sehr in die Länge zieht und ebenfalls Wasserarmuth eintritt, Uebelstände, denen jetzt von einer vom Staate unterstützten Gesellschaft durch Canalisirung abgeholfen wird. Der dritte westliche Zufluss des La Plata-Sytems ist der Rio Pilecomayo. Seine Quellen befinden sich zwischen dem Des- poblado-System und dem Rande des bolivianischen Plateau’s, die südlichen kommen aus den Schluchten jenes Gebirges, die nörd- lichen aus den Gehängen dieses Plateau’s. Der einfach gewordene Fluss gleicht sehr dem Vermejo, er strömt durch ein ödes Land, verliert viel Wasser durch Verdunstung, indem er keine wei- teren Zuflüsse erhält, und löst sich in Niederungen, welche er berührt, in Sümpfe auf, die ihn unschiffbar machen; er mündet mit drei Armen zwischen 24° 30’ und 25° 30 in den Paraguay. Da die Republik dieses Namens, zwischen den Flüssen Paraguay und Paranä gelegen, auch das ganze Land nördlich vom Rio Pilco- mayo in Anspruch nimmt, so hat die Argentinische Regierung die Stadt Villa Oceidental an der Hauptmündung des Pilcomayo mi- litärisch besetzen lassen nnd geht damit um, die benachbarten Landstriche baldigst zu kolonisiren. Wir wollen wünschen und hoffen, dass es geschehe, denn die Gegenden werden als frucht- bar gerühmt, befinden sich aber dermalen noch fast ganz in den Händen von Indianer-Völkern, welche hier ihr Jagdgebiet sich zu erhalten suchen. Chaco ist ein Guarani-Wort, das „Treibjagd- feld“ bedeutet, und davon stammt die Benennung der ganzen Gegend als Gran Chaco. Als vierter Zufluss ist der Rio Paraguay anzunehmen, der 62 eigentlich die Achse des ganzen Systems bildet und so genau die Streichungsrichtung der Hauptflussbahn befolgt, dass man ihn als den wahren Anfang derselben zu betrachten hat. Er entspringt von allen Armen am weitesten nach Norden, ziemlich inder Mitte Brasilien’s, unter 58° westlicher Länge von Greenwich, nahe am 14° südl. Br., und soll hier sieben kleinen Seen entströmen, welcher Annahme indess neuerdings widersprochen wird. In seinem obe- ren Laufe erhält er mehrere Zuflüsse von beiden Seiten, unter denen der Rio Guyada im Osten und der Rio Jaura im Westen die bedeutendsten sind. Bald unterhalb der Vereinigung mit dem letzteren tritt der Rio Paraguay in eine weit ausgedehnte Niede- rung, welche er alljährlich zur Regenzeit in einen grossen See verwandelt, und in diese so gebildeten Harayas-Sümpfe tritt auch der Rio Guyada ein, sich darin mit dem Paraguay verbindend, doch bleiben beide bis über die Sümpfe nach Norden hin- auf schiffbar. Unterhalb der Sümpfe nimmt der Paraguay noch den Rio Tacuari (oder Jauri guazu) von Osten, den Rio Laritaquigqui von Westen auf, erhält fortan nur noch von Osten Zu- flüsse, unter denen der Rio Mondego oder Mbotetey in der Nähe der Tacuari-Mündung einer der bedeutenderen ist; seine Einmün- dung in den Rio Paranä erfolgt unter 27° 12’. Der Flussist in seiner ganzen Ausdehnung bis nahe an die Quellen heran schiff- bar und eine sehr wichtige Wasserstrasse nicht blos für die Argen- tinische Republik, sondern auch für Brasilien. Die Hauptwassermasse erhält die La Plata-Mündung aus dem fünften Zuflusse, dem Rio Paranä, welcher der längste von allen istund bis zur Mündung eine Länge von etwa 500 geographischen Meilen besitzt. Er ‘entspringt mit zahlreichen Quellarmen vom Westabhange der Hauptkette des Küsten-Gebirges Brasiliens, wel- che den Namen der Serra do Espinhazo führt, und vom Südabhange der kleinen Querkette, genannt Montes Pyreneos, unter 16° südlicher Breite, welche. die Wasserscheide zwischen dem Rio Paranä und dem Rio Tocantins bildet. Von beiden Gebirgen kommen zahl- reiche kleine Quellen, die sich allmählig zu zwei grösseren Quell- armen. vereinigen; der östliche bildet den Rio Grande, der nörd- liche den Rio Paranahyba, deren Verbindungspunkt unter 20° südlicher Breite etwas vor dem 51° westlicher Länge von Green- wich liegt. Von da an führt der Fluss den Namen Rio Paranä, er fliesst als solcher nach Südwest bis zum 22° 30°’ und wendet sich in dieser Gegend nach Süden, mit leichter Neigung nach Westen, bis zu 27 ° 28’, wo ereine entschiedene Biegung nach Westen macht und in derselben Richtung mit leichter Neigung nach Nor- den fortgeht, bis er mit dem Rio Paraguay zusammentrifft. Beide vereinigten Flüsse verfolgen die vom Paraguay eingeschlagene Richtung nach Süd mit schwacher Neigung nach West, biegen, sich unter 33° südlicher Breite nach Südost und erreichen unter 63 34° mit zahlreichen Mündungsarmen den Rio de la Plata. Ih- re Hauptwasserbahn folgt Anfangs dem 59° westlicher Länge von Greenwich, später dem 60°, und wendet sich, unter 60° 45’ nach Südosten. — Im oberen Laufe, so lange er auf brasi- lianischem Boden fliesst, erhält der Paranä& zahlreiche Zuflüsse, von denen die grösseren der Ostseite angehören und vom West- abhange der Küstenkette Brasiliens herkommen ; mit dem 24° süd- lieher Breite bildet er die Grenze zwischen Brasilien und Paraguay und hier stört die Cordillera de Maracaya seinen Lauf und nö- thigt ihn zu Wasserstürzen und Stromschnellen (Saltos), welche die Benutzung des ganzen Flusses als fahrbare Weasserstrasse un- möglich machen. Nur bis dahin ist er von der Mündung aus schifibar. Grössere Zuflüsse erhält er auf Argentinischem Gebiete nicht, wohl aber viele kleinere Ströme und Bäche von Osten, welche von der centralen Hügelkette der Provinzen Corrientes und Entre- Rios herabkommen. Die westliche Seite ist ohne bedeutendere Zu- flüsse bis zur Mündung des Rio Salado, hernach fliesst ihm der Rio Tercero (oder Carcaraüal) zu und unterhalb desselben viele Bäche, die der Provinz Buenos Aires angehören, aber grössten- theils noch kleiner sind als die des Argentinischen Mesopota- mien. Keiner von allen diesen Zuflüssen ist schiffbar, nur die Mün- dungen der grössten südlichsten in Entre-Rios werden befahren. Es bleibt noch der letzte, sechste Zufluss des Rio de la Plata, der Rio Uruguay, zu besprechen, obwohl er eigentlich nicht dem Argentinischen Boden angehört, sondern nur dessen östliche Grenze bildet. Der Fluss ist wasserreich, breit und eine schöne Fahrstrasse bis zu den Stürzen (Saltos), welche auch ihn unter 31° 5’ südlicher Breite unterbrechen, so dass er nur bis dahin befahren werden kann. Er entspringt, wie der östliche Quellarm des Paranä und dessen östliche Zuflüsse, vom Westabhange des Brasilianischen Küstengebirges, etwa unter 27° südlicher Breite, und fliesst Anfangs dem letzten grossen Zufluss des Paranä, dem Rio Curitiba, völlig parallel, genau nach Westen, biegt sich unter 27° 20°’ nach Süden, hier die alten Jesuiten-Missionen begren- zend, und fliesst in geringem Abstand vom Paranä (10 bis 12 geographische Meilen) in leichtem Bogen nach Süden, dem Hauptstrom des Paranä parallel, biser mit ihm in der La Plata Mündung zusammentrift. Von der westlichen, Argentinischen Seite erhält der Rio Uruguay nur kleinere Ströme und Bäche als Zuflüsse, von der östlichen dagegen mehrere ansehnliche Flüsse, unter denen der Rio Negro, der Hauptfluss der Banda Oriental, der bedeutendste ist. Weiter nördlich nimmt er den Rio Ybicuy auf, der dem Rio Negro nur wenig nachsteht. So viel von den Zuflüssen des Rio de la Plata; es bleibt noch zu erwähnen, dass den letzteren Namen nur die weite, busenförmige Mündung führt, in deren Spitze der Rio Paranä und 64 Rio Uruguay münden. Dieser Busen ist in gerader Linie 40 geo- graphische Meilen tief und etwa 30 an der Mündung breit. Letztere wird nach Norden von der Spitze bei Maldonado, nach Süden von der Ecke der Küste, genannt Punta Norte, bezeich- net. Zwischen beiden befindet sich die weitere Mündung, wel- che in das erste Drittel der genannten Bucht führt, dessen Be- schaffenheit mehr mit dem Meer- als mit dem Flusswasser über- einstimmt. Zwischen Montevideo und der Punta de las Piedras liegt die zweite, engere Mündung, deren Breite auf 14 geogra- phische Meilen geschätzt wird. Hier beginnt die Wirkung des Flusswassers sich zu zeigen, doch ist der Busen von da ab noch 25 Meilen tief und 12, 10 bis 8 geographische Meilen breit. Die grösste Enge befindet sich zwischen Colonia und Ensenada, wo der Abstand beider etwa 7 geographische Meilen beträgt. Der ganze Küstensaum dieses Busens ist von Untiefen umgeben und kann nur mit Schiffen von wenig Tiefgang befahren werden; auch in der Mitte befindet sich eine grosse Untiefe (Banco de Ortiz), welche der Nordküste näher liegt, und kleinere treten im weiteren Theil auf, von denen der Banco Ingles in der Nähe von Montevideo am berüchtigtsten ist, wegen der vielen Schiff- brüche, welche diese Untiefe "verursacht. Weiter abseits in der Mitte befindet sich der Banco Archimedes, zwar grösser, aber weniger gefahrvoll .wegen der Lage abseits vom Fahrwasser. Die Lobos - Insel liegt noch ausserhalb der äusseren Mündung, die Flores-Insel ist vor der inneren in der Nähe Montevideo’s, beide sind Felseneilande auch wie die tief im inneren Busen ge- legene Insel Martin Garcia. Das Flusssystem des Centrums, welches wir als zweites der Argentinischen Systeme aufgeführt haben, besteht aus fünf kleinen Flüssen und mehreren sie begleitenden Bächen, welche alle von der Sierra de Cördoba und ihren Nebenketten ent- springen und in östlicher oder südöstlicher Richtung abfliessen, sich der Bahn des Rio Paranä zuwendend. Aber nur einer von diesen fünf Flüssen, der dritte, welcher den besonderen Namen des Rio Carcaranal "führt, erreicht den Paranä wirklich. Alle fünf sind kleine Flüsse mit breitem Bett, das in der Nähe der Sierren Rollsteine und groben Kies, später nur Sand führt, tief in den Boden eingewaschen ist und bei gewöhnlichem Waässer- stande mancherlei Untiefen frei lässt, zwischen denen sich schmale Wasserbahnen hindurch winden. Das Wasser ist klar, so lange es über Rollsteine und Kiesboden fliesst, und wird als sehr heilsam und trinkbar von den Anwohnenden gerühmt. Die fünf Flüsse führen mit Ausnahme des dritten keine beson- deren Namen, sondern werden bloss nach der Reihenfolge von Norden nach Süden durch Zahlen unterschieden. Der Rio Primero entspringt. wie die folgenden zwischen der > 65 ersten und zweiten Kette des centralen Gebirgs-Systems, ziemlich am Nordrande des Thales La Punilla, und fliesst als Rio de San Antonio bis San Roque nach Süden. Hier nimmt er von Süden her einen Ast auf, welcher in einer engen Schlucht nach Westen vom Gigante de Achala herabkommt, durchbricht mit ihm die vorgelagerte erste Kette beim genannten Dorfe und fliesst nun nach Osten bis zur sumpfigen Laguna des Mar Chiquito de Cördoba, in die er ohne weitere Zuflüsse mündet. An ihm liegt die Stadt Cördoba. Der Rio Segundo tritt acht Leguas südlich vom Primero aus dem Gebirge und nähert sich ihm später bis auf 6 Leguas. Seine Quellen sind fünf kleine Bäche, welche aus engen Schluchten der zweiten Bergkette herkommen und an zwei Stellen bei Anisacate die vordere östliche Kette durchbrechen ; der aus ihnen gebildete Fluss wendet sich dem Rio Primero parallel nach Osten und ver- liert sich wie dieser in eine sumpfige Niederung. Der Rio Tercero kommt etwa zwölf Leguas südlich vom vorigen beim Dorf Salto aus dem Gebirge und bildet sich aus drei grösseren und mehreren kleinen Bächen, die an demselben östlichen Abhange der zweiten Bergkette entspringen. Er geht Anfangs in östlicher, später in ostsüdöstlicher Richtung weiter, wird unter 33° 8. Br. ganz östlich, nimmt hier den Rio Saladillo auf und führt jetzt den Namen Carcaraüal. Als solcher wendet er sich nach Nordost und mündet beim alten Fort Gabot’s, ge- nannt Santo Espiritu, in den Paranä. Der Rio Cuarto bildet sich aus drei Bächen, die von dem östlichen Abhange des Endes der zweiten Bergkette herabfliessen, und wendet sich nach Südost bis zu dem Städtchen gleichen Namens an seinem südlichen Ufer. Hier biegt er sich nach Osten und fliesst in dieser Richtung bei dem Dorfe Saladillo in den Rio Tercero, von der Umbiegungsstelle an bis dahin denselben Namen wie der Mündungsort annehmend. Der Fluss ist auf dieser Strecke sehr wasserarm und stellenweis völlig unterbrochen, ohne alle Spur von Wasser. Der Rio Quinto entspringt am Südostabhange der Sierra de San Luis mit mehreren kleinen Quellbächen, zwischen den Jochen und Kuppen, in die sich das Gebirge hier theilt; er wendet sich Anfangs nach Südsüdost, später nach Ostsüdost und erreicht auf dem 35°S. Br. eine lang hingestreckte Niederung, in welcher er sich verliert. Das Centrum dieser Niederung bildet die Laguna Amarga, welche von Hügelketten, alten Dünen, begleitet wird und durch eine bessere Vegetation in ihrer Umgebung sich auszeichnet. Ausser diesen fünf nach Osten und Südosten abfliessenden Flüs- sen erzeugt die Sierra de Cördoba mit ihren sie begleitenden Berg- zügen noch andere kleine Flüsse, die eine westliche und nord- westliche Richtung einschlagen, aber noch wasserärmer sind als 5 = 66 die östlichen und schnell im Sande versiegen. Als solche mögen er- wähnt werden: PM Der Rio Siguiman, welcher von der Nordwestecke der Sierra Achala herabfliesst und das Dorf Cruz del Eje an seinen Ufern hat. Der Rio de San Carlos, der sich in dem Thal zwischen der Sierra Achala und Sierra Cerezuela nach Norden bildet und dahin fliesst. Der Riode San Pedro, der sich gleichfalls im genannten Tha- le, aber südlicher bildet und mit dem Rio Conlare zusammentrifft, der zwischen der Sierra de San Luis und Sierra Cerezuela nordwärts fliesst, mit dem vorigen in der Nähe der Villa Dolores sich vereinend. Ferner noch zwei kleine Bäche, die am Westabhange der Sierra de San Luis entstehen und den Rio Seco formiren. Alle diese kleinen Flüsse dienen nur zur Bewässerung der benaclı- barten Culturanlagen und mehrere von ihnen versiegen in trockenen Jahren gänzlich. Es folgt das System der Cordilleren-Flüsse. Wir rechnen dahin die Flüsse, welche von den Cordilleren zwischen dem 27° und 34° S. Br. herabkommen, in die benachbarte Ebene nach Osten tre- ten und sich hier alle verlieren, ohne einen Tropfen ihres Wassers dem Ocean zuzuführen. Der erste, am weitesten nach Norden entspringende Fluss ist der RiodeCopacavana, der später den Namen des RioColorado annimmt. Er entspringt mit seinem nördlichsten Arm vom Cerro San Francisco, mit dem südlicheren am Kamme der Quebrada de la Tro- _ ya, tritt bei Anillaco und San Jose in die Ebene, fliesst hier nach Süden bis zum Cerro Negro und wendet sich dann ostwärts, in die- sem Theile den von der Sierra Velasco kommenden Rio Sauce in sich aufnehmend. 8 Der zweite fluss dieser Gegend ist der vereinigte Rio Jagü& und Rio Jachal, der zuletzt den Namen Rio Bermejo*) er- hält. Seine beiden Arme entspringen in den engen Thälern zwischen den Abschnitten des Cordilleren-Plateau’s, der östliche Rio Jagüe vom Üerro Bonete, der westliche Rio Jachal, der Anfangs Rio Blan- co heisst, vom Volcan de Copiap6. Wiesengründe am Fusse dieser Schneegipfel sind ihre Quellen. Beide fliessen nach Süden, treten später aus den engen Hochthälern zwischen dem Plateau in. die brei- teren und tieferen Thäler zwischen den davon ausgehenden Bergket- ten und fliessen bis zum 30° 8. Br. getrennt. Der Rio Jagüe nimmt zuerst den Rio de Loro, später den Rio Vinchina auf, der Rio Blan- co den Arroyo Blanco und später mehrere Bäche, die von den be- nachbarten Gehängen kommen. Beim Dorfe Jachal durchbricht der Rio Blanco (Jachal) die Kette des zweiten Cordilleren-Plateau’s zur Hälfte und beim Dorfe Magna auch die andere Hälfte, nähert sich *) Nicht zu verwechseln mit dem in den Paraguay mündenden Rio Vermejo, 67 jetzt dem Rio Bermejo, vereinigt sich aber erst später, in der Gegend der Sierra Pie Palo, mit ikm und heisst jetzt Rio Zanjon, auch Ja- chal. Als soleher wendet er sich südwärts der Laguna Guanacache zu, erreicht sie aber in der Regel nicht, schon früher im Sand ver- siegend. Nur in regenreichen Jahren bringt der Fluss einiges Was- ser in die Lagune. Der dritte Fluss des Cordilleren-Systems ist der Rio San Juan. Er bezieht sein Wasser aus den Schluchten und Thälern zwischen den beiden letzten westlichen Cordilleren-Kämmen und hat in dieser Gegend nördlich vom Aconcagua zwei Quellarme, einen nördlichen und einen südlichen. Der nördliche heisst Rio de Castano, der südli- che Rio de los Patos. Beide bilden sich aus zahlreichen kleinen Bä- chen, die vom hohen westlichen Cordilleren-Kamm auf der Ostseite herabfliessen, und vereinigen sich bei dem alten Indianerdorf Calin- gasta zum Rio de San Juan, der gerade östlich fliesst, die vorgela- gerten Nebenketten der Cordilleren durchbricht und östlich von der Stadt, deren Namen er führt, nach Süden umbiegt, in die Laguna Guanacache mündend, die ihm hauptsächlich ihr Wasser verdankt. Den vierten Fluss des Systems stellt der Rio de Mendoza dar; er ist weniger wasserreich und bildet sich aus zwei kurzen Quellarmen am Ostabhange des westlichen Cordillerenkammes; der nördliche Arm kommt vom Aconcagua und heisst Rio de las Cuevas mit dem Nebenzweige Rio de los Horcones, der südliche Arm bezieht sein Wasser vom Tupungato und heisst deshalb Rio de Tupungato. Der aus beiden vereinigten Quellen gebildete Fluss fliesst nach Osten, tritt bei Uspallata aus dem Gebirge, wendet sich hier nach Süden und fliesst in der Schlucht zwischen der Sierra de Uspallata und den Cordilleren zur Ebene, die erin der Nähe von Lujan erreicht. Bald darauf biegt er nach Norden um und tliesst in dieser Richtung zur Laguna Guanacache, in die er mündet. Noch ein fünfter und sechster Flussfolgen in ähnlicher Beschaffen- heit den beiden vorhergehenden. Der fünfte istder Rio Tunuyan; er ähnelt sehr dem Rio de Mendoza, kommt mit zwei kurzen Quell- armen von Norden und Süden aus dem Thal zwischen beiden Cor- dillerenketten südlich vom Tupungato und nördlich vom Maipö, tritt bei Malacodor in die Ebene und nimmt in der Nähe von Totoral den Rio de San Carlos auf, der von den östlichen Abhängen der östlichen Kette sein Wasser bezieht. Andere kleine Bäche fliessen ihm von Norden her in der Ebene zu, so namentlich der Rio Claro, und aus allen diesen bildet sich eine einfache Wasserbahn, welche sich nord- wärts dem Rio de Mendoza zuwendet, aber ihn nicht erreicht, son- dern später nach Südost abbiegt und sich zur Niederung der Laguna Bebedero wendet, in der auch dieser Fluss sich verliert. Der andere, sechste und letzte Fluss des Cordillerensystems ähnelt mehr dem Rio de San Juan; er bildet sich aus zwei lange getrenn- ten Armen, die beide dem Ostabhange des nunmehr einfachen Cordi- 68 llerenkammes entspringen; der nördliche Arm ist der Rio Diaman- te, der südliche der Rio Latuel; sie fliessen einander entgegen und verbinden sich weit ab vom Fusse der Cordilleren in der Ebene zu einer einfachen Wasserbahn, die ebenfalls in die Niederung an der Laguna Bebedero tritt und diese mit füllen hilft. Doch scheint sich der Fluss auf diesem Wege wieder in mehrere Arme zu spalten, von denen sich einer nach Südost wendet und sich mit dem Abfluss der Laguna Bebedero nach Süden verbindet, welcher den Rio Oolo- rado in wasserreichen Jahren erreichen soll. Ein solcher südlicher Abfluss entsteht auch aus der Laguna Guana- cache als RioDesaguadero; er ist wasserreich, fliesst neben den letzten westlichen Begleitern des Oentral-Gebirgssystems nach Süden und verliert sich ebenfalls in der Niederung an der Laguna Bebedero. Als Anhang zu diesem System der Cordilleren-Flüsse sind endlich die kleinen Flüsse und Bäche des nördlichen Theiles der Provinz Oa- tamarca zu betrachten. Sie kommen zwar nicht direct von den Cor- dilleren, sondern von den Vorbergen, haben aber denselben Charak- ter und versiegen alle wie die Cordilleren-Flüsse im Sande. Es sind dies der Rio de Catamarca, Rio de Belen, Rio del Fuerte u. a. m. Es folgt dann als viertes Fluss-System der Argentinischen Republik eine Anzahl kleiner Flüsse im Süden der Provinz von Buenos Aires, welche dort von den Sierren der Pampa entsprin- gen und deshalb System der Pampa genannt werden müssen; die meisten, wenigstens alle grösseren, erreichen den Ocean und münden direct in denselben, aber alle sind wasserarm und keiner von ihnen wird bis jetzt beschifft. Der bedeutendste darunter ist der Rio Salado, zum Unter- schiede von den anderen gleichen Namens der des Südens (del Sud) genannt; er fliesst dem La Plata-Busen parallel und mündet in den Busen von Samborombon. Seine Wasser kommen aus kleinen See’n an der Grenze der Provinz nach Westen, ziemlich unter 62° W. Länge von Grenw. und 34° S. Br. Diese See’n bilden sich in einer Niederung, welche als Fortsetzung der ähnlichen im Westen an- gesehen werden kann, worin sich der Rio Quinto verliert, sie stehen aber nicht direct durch Wasserbahnen in Verbindung. Der Rio Salado ist fischreich, sein Bett stellenweis völlig von Wasserge- wächsen ausgefüllt und tief in den Pampasboden eingegraben. Grössere Zuflüsse erhält er»nicht, nur einige Bäche in der Mitte seines Laufes. Die anderen kleinen Flüsse der Pampa sind viel kürzer, die läng- sten nur 25 bis 30 Leguas lang, während die Länge des Rio Salado in gerader Linie auf mehr als 60 anzusetzen ist; sie kommen theils von der Tandil-Kette, theils von der Sierra Ventana. Die von der ersteren nach Norden abfliessenden Bäche sind grösstentheils sehr schwach, wenden sich dem Rio Salado zu, erreichen ihn aber nicht, sondern versiegen in der Ebene ; einige der letzten, östlichsten fallen } 69 in den Ocean oder in die Laguna des Mar Chiquito de Buenos Aires. Die nach Süden laufenden Flüsse der Sierra de Tandil sind be- trächtlicher und die meisten erreichen den Ocean ; unter ihnen ist der Rio Quequen Grande der bedeutendste und am weitesten nach Südwesten vorgeschobene Zwischen ihm und der Bahia Blanca münden noch einige kleine Bäche in den Ocean, die wenig Was- ser führen, weil sie nur aus der Ebene kommen ; dann folgen die Flüsse der Sierra Ventana und ihrer Anhänge, welche wasserreicher sind. Es giebt deren vier, zwei kommen von der östlichen Fort- setzung des Centralstocks und führen die Namen Rio Sauce Grande und Arroyo Quequen Salado, die andern beiden, der Rio Naposta und Rio Sauce Chieo, kommen vom Hauptgipfel der Sierra und führen ziemlich viel Wasser. Diese beiden münden in die Bahia Blanca, jene beiden vor derselben direct in den Ocean. Als letztes, fünftes System, unterscheiden wir die Flüsse Pa- tagoniens, welche von den Üordilleren kommen und mit ziemlich bedeutendem Wassergehalt den Atlantischen Ocean erreichen; sie sind mindestens bis zur Hälfte ihres Laufes, die grösseren selbst noch weiter schiftbar, doch ist das Quellgebiet aller dieser Flüsse noch nicht näher bekannt, aus welchem Grunde eine ausführlichere Beschreibung derselben unthunlich ist. Die Namen der fünf Hauptflüsse sind folgende: Der Rio Colorado entspringt zwischen dem 34. und 35° S. Br. und erreicht den Ocean nahe beim 40° S. Br. Der Rio Negro hat ein sehr ausgedehntes Quellgebiet, das vom 36. bis 41° S. Br. reichen soll; er ist der wasserreichste unter den Flüssen Patagoniens und mündet am 41° S. Br. in den Ocean. Der Rio Chuput entspringt zwischen dem 43. und 45° 8. Br. und mündet unter 44° 50’ in den Ocean. Der Rio Deseado oder Puerto soll aus einem grossen See am Fusse der Cordilleren, genannt Cologuape, kommen und er- giesst sich unter 47° 45’ in das Meer. Der Rio Santa Cruz soll gleichfalls aus Seen am Fusse der Cordilleren entspringen ; er ist sehr wasserreich und kann mit klei- nen Fahrzeugen hoch hinauf befahren werden. Seine Mündung befindet sich unter 50° S. Br. mit einer Station der Argentinischen eeung, woselbst noch Weizen gebaut wird, der ein gutes Korn eiert. Kapitel VI. Geologie der Argentinischen Republik.” Die orographischen Verhältnisse der Argentinischen Republik zeigen ‘eine durch die Dimensionen ihrer Elemente grossartige Einfachheit. — Den grössten Theil des Landes bildet eine weite Ebene, die Pampa. Dieselbe erhebt sich im Osten kaum über das Niveau des angrenzenden Oceans, steigt aber gegen Nord- westen zu an, so dass ihre Meereshöhe bei Cördoba, d. i. etwa im Centrum des Landes, schon gegen 400 Meter erreicht, an ihrem westlichen Rande aber, in den Provinzen Mendoza, La Rioja und Catamarca, 700 — 1000 Meter beträgt. Dieses Anstei- gen erfolgt zwar im Allgemeinen stetig, im Besonderen aber wird es durch einige grosse und flache Depressionen alterirt, die wir später als die Heimath der Salinen kennen lernen werden. Im Westen wird die Pampa durch die Cordillere abge- grenzt, die rasch aus der Ebene emporsteigt bis zu den Regio- nen des ewigen Schnee’s und auf ihrem Rücken die Wasserscheide zwischen dem Atlantischen und Stillen Ocean trägt. Im Norden wird die Pampa begrenzt durch die südlichen Ab- fälle des mit der Cordillere im innigsten Zusammenhange ste- henden Bolivianischen Plateaus; indessen diese Nordgrenze lässt sich nicht, wie die westliche, einer gigantischen Felsenmauer vergleichen, denn das Hochplateau löst sich nach Süden hin in zahlreiche Gebirgsketten auf, die sich als einzelne von Nord nach Süd streichende Kämme weit in das Gebiet der Pampa hinziehen. Aehnliche Ketten zweigen sich auch noch von der *) Bearbeitet von Professor Dr. Alfred Stelzner. DE Catamarquenischen Cordillere ab. Je weiter sich diese Ausläufer des Hauptgebirges nach Süden hin erstrecken, um so mehr neh- men sie an Höhe ab, verlieren an Stetigkeit und lösen sich end- lich in einen ebenfalls nordsüdlich gerichteten Zug langgestreckter Felseninseln auf. Diese isolirten, rings von der Pampa umgebe- nen Sierren sind namentlich für die Provinzen Catamarca, La Rioja, Cördoba und San Luis charakteristisch. Wir können somit als charakteristische Elemente in der Con- figuration des Landes, Ebene, insulare Gebirge in der Ebene (pampine Sierren) und Cordillere unterscheiden und es empfiehlt sich, diese Dreitheilung im Wesentlichen auch für die nachfol- genden Betrachtungen festzuhalten, da ihr wichtige Differenzen im geologischen Baue des Landes entsprechen. Insulare Gebirge der Pampas. Zu diesen rechnen wir, von West nach Ost fortschreitend, die Sierra Pie Palo, in San Juan; die Sierra de Famatina mit der südlich sich anschliessenden Sierra de la Huerta, die Sierra de Gualampaja, die im Norden noch mit dem Bolivianischen Plateau zusammen zu hängen scheint, gegen Süden aber sich in die Insel- reihe der Sierras de la Rioja, de los Llanos und in diejenigen von Ullape und San Luis auflöst; die Sierren von Tucuman und Catamarca, als deren südliche, isolirte Fortsetzung die Sierra de Cördoba betrachtet werden kann. Endlich müssen hier noch we- sen der Uebereinstimmung in ihrer geologischen Zusammensetzung die allerdings viel weiter nach Osten in der Provinz Buenos Aires liegenden Sierren von Tandil und der Ventana angeschlos- sen werden. Die meisten dieser Sierren sind felsige Gebirgsketten, die im Wesentlichen von Nord nach Süd, also unter sich und der Cor- dillere parallel verlaufen; häufig sind sie durch einen allmäligen Abfall ihrer Ostseite und durch steilen, mauerartigen Absturz ihrer Westseite charakterisirt. Auf ihren Rücken, welche die um- gebende Ebene um 1200 bis 2000 Meter überragen, tragen sie mehr oder weniger breite Plateaus; selten erheben sich ihre höch- sten Punkte bis zur Region des ewigen Schnees (Aconquija 5300 Meter, Nevado de Famatina 6024 Meter). Alle diese Sierren bestehen im Wesentlichen aus krystallinischen Schiefern und zwar aus Gneiss und, besonders im Norden, aus Glimmerschiefer. Dazu kommen noch Hornblende-Schiefer, „ab- broartige Schiefer, Kieselschiefer und krystallinische Kalksteine, welche in beiden Zonen innerhalb des varietätenreichen Gneisses 72 auftreten, oder in mehr oder weniger mächtigen Bänken vielfach mit einander und mit dem Gneisse echsellabem. Nur selten tritt Thonschiefer auf (Sierra de Tucuman, Sierras de Cördoba und San Luis). Das Streichen der Schichtung oder der Bänke ist gewöhnlich, in Uebereinstimmung mit der Hauptausdehnung des Gebirges, ein Nord-Südliches, das Einfallen ein sehr steiles oder senkrechtes. — Nach alledem werden wir nicht irren, wenn wir diese Schieferformation als laurentisch auffassen und annehmen, dass sie im innigsten Zusammenhange mit derjenigen Formation alter krystallinischer Schiefer stehe, welche einen so grossen Theil der Küste und des Inneren von Brasilien bildet. In den Cordilleren tritt diese älteste Formation, wie wir spä- ter sehen werden, nur in sehr beschränkter Weise auf, dagegen bildet sie westlich derselben, längs des Stillen Oceans, wiederum die Küsten-Oordillere. Da es nicht Zweck dieser Zeilen sein kann, in petrogaphische Details einzugehen, so beschränken wir uns hier nur auf wenige Bemerkungen über den schon erwähnten krystallinischen Kalk- stein (Marmor), der lokal, in den Sierren von Cördoba, der Huerta und des Pie Palo, in grosser Häufigkeit und Mächtigkeit auftritt. In der Provinz Cördoba hat er bereits eine lebhaft em- porblühende Industrie veranlasst, da er sich durch seine schöne weisse, blassrothe oder durch Serpentin grünliche Farbe und durch die Gleichmässigkeit seines Kornes ausgezeichnet zu ornamentaler und architektonischer Verwendung eignet, während ihn seine grosse Reinheit zur Erzeugung eines vortrefllichen Baukalkes quali- fieirt. Der Cordobeser Kalkstein beginnt deshalb bereits dem italienischen Marmor , der vielfach in das Land importirt wird, eine erfolgreiche Conkurrenz zu machen. Ausserdem ist dieser Kalkstein in wissenschaftlicher Beziehung sehr interessant, da er in mehrfachen Lokalitäten und besonders da, wo er an Hornblende- ‚schiefer angrenzt, reich an accessorischen Mineralien ist, unter denen hier Spinell, Granat, Chondrodit, Wollastonit und Titanit Erwähnung finden mögen. Nächst diesen laurentischen Schiefern betheiligt sich an der Zu- sammensetzung der insularen Pampasgebirge in zweiter Linie Granit. Derselbe bildet als gleichförmig körniges oder durch Orthoklaszwillinge porphyrartiges Gestein ausgedehnte Stöcke in den Sierren von Tucuman, Las Capillitas, Famatina, Cördoba und San Luis und hat an einigen dieser Stellen die ihn zunächst um- gebenden laurentischen Schiefer mehr oder weniger stark meta- morphosirt. Stanrolithreiche Schiefer von Tafi und ausgezeichnet schöner Dichroitgneiss von Santa Maria (Tucuman) gehören der- artigen Contaktzonen an. In der Sierra de Cördoba und in derjenigen von San Luis setzen in dem normalen Granit zahllose Stöcke von Riesengra- h 4 nit (Pegmatit) auf, die oft «durch Ueberhandnehmen ihres Quar- zes in Quarzfels übergehen und dann als kleine, weisse, weithin leuchtende Felsenriffe (Cerros blancos) ihre leichter verwitterbare Umgebung überragen. Wissenschaftlich beanspruchen diese Quarz- massen ein hohes Interesse als Fundstätten von Columbit, Wolf- ram, Beryll (zum Theil in centnerschweren Krystallen), " Apatit, Granat, Triplit, und zwar treten hiervon Wolfram und Triplit zum Theil in solchen bedeutenden Quantitäten auf, dass die Mög- lichkeit ihrer Ausbeutung für technische Zwecke vorhanden zu sein scheint. | Aber auch die Quarzmasse dieser Pegmatite und ihre grossen Feldspathmassen werden ein begehrtes Rohmaterial werden, wenn sich einmal eine keramische Industrie im Lande entwickelt haben wird. Porzellanerde, die an mehreren Punkten in Salta vorkommen soll, ist wahrscheinlich auf ähnliche, nur stark verwitterte Peg- matitstöcke zurück zu führen. Endlich finden sich in den Pampas-Gebirgen auch noch zalıl- reiche kleine Stöcke oder gangförmige Durchbrüche von Quarz- porphyr und jüngeren eruptiven Gesteinen ; so von Quarzporphyr in der Sierra Famatina und in denen von Belen und Cördota; Trachyte und Basalte, häufig mit Tuff-Ablagerungen verknüpft, in denselben Gebirgen, sowie in denjenigen von Capillitas und San Luis. Die Trachyte überragen in kegel- und glockenförmigen Bergen ihre Umgebung und tragen nicht wenig dazu bei, den betreffen- den Gebirgsgegenden hohe landschaftiiche Reize zu ertheilen. — Alle diese jüngeren und jüngsten Eruptivgesteine gewinnen in keiner der Pampassierren eine grosse räumliche FE (ausgenommen etwa die Quarzporphyre in der Famatinakette); s können überhaupt nur als nach Osten ausschwärmende oe.sa der gewaltigen Eruptionsgebiete angesehen werden, welche jene Porphyre und Trachyte in der Cordillere besitzen. Aber nichts desto weniger haben jene isolirten Durchbrüche innerhalb der pampinen Gebirge eine eminente praktische Bedeutung, da sie, und zwar namentlich die Trachyte, an zahlreichen Stellen die Entwickelung von Erzgängen veranlasst haben, welche reich an Gold, Silber, Kupfer und Blei sind und, wie später ausführli- cher besprochen werden soll, namentlich in den Gebirgen von Catamarca, La Rioja, Cördoba und San Luis eine für das Land sehr bedeutende Minenindustrie entwickelt haben. Aus den vorstehenden Betrachtungen und unter gleichzeitiger Berücksichtigung der sonst bekannten geologischen Verhältnisse Südamerikas ergibt sich demnach: dass wir gewissermassen als Fundament des ganzen Continentes die Laurentische Schiefer- formation ansehen müssen. In der Argentinischen Republik tritt 74 dieselbe indessen nicht in so stetiger Entwickelung zu Tage wie in Guayana oder Brasilien ; denn ihre Oberfläche ist zu grossen von Nord nach Süd streichenden Wellen gefaltet, von denen nur die Wellenberge als pampine Sierren der Beobachtung zu- gänglich werden, während die Wellenthäler oder Mulden zwi- schen den einzelnen Gebirgen mit sedimentären Formationen ver- schiedenen Alters erfüllt sind. Bezüglich dieser Letzteren sei hier einstweilen nur das Folgende bemerkt. An dem Rande der meisten Pampas-Sierren zieht sich gewöhn- lich ein schmaler mehr oder weniger stetig entwickelter Saum von Sandsteinen und Conglomeraten hin, der indessen bald unter die lehmig-sandige Pampas-Formation untertaucht. Wir sind daher zu der Annahme berechtigt, dass die jugendliche Pampas-For- mation nicht unmittelbar auf den alten Schiefern auflagert, sondern dass die unterirdischen Mulden oder Becken, welche diese Letzteren bilden, in einer sehr bedeutenden räumlichen Ausdehnung zunächst mit älteren sedimentären Ablagerungen erfüllt sind. Wir werden sehen, dass diese Erkenntniss von höchster Wichtig- keit für die Frage wird, ob Steinkohlen im Gebiete der Argentinischen Republik vorkommen können oder nicht. Die Cordillera de los Andes bildet vom 22° (resp. 20°) S. Br. an die Westgrenze der Republik. Im Norden, bis 32° 8. Br., hat sie den Charakter eines über 4000 Meter hohen und sehr breiten Plateaus, welches von einzelnen Gipfeln noch um 2000 Meter über- ragt wird. Nach Süden hin wird das Plateau schmäler und geht endlich in einen Kamm über, der sich mit stetig abnehmender Höhe bis in die Südspitze des Continentes hinzieht. Unsere Kenntniss vom geologischen Bau dieses gigantischen Gebirgszuges ist zwar noch eine sehr fragmentäre; wir kennen erst wenige Profile und diese wenigen stehen zum Theil sehr weit von einander ab; immerhin aber scheint es, dass das Gesetz grossartiger Einfachheit, welches in den übrigen Theilen des südamerikanischen Continentes herrscht, auch für die Cordilleren volle Gültigkeit hat. Die Beobachtungen, welche zur Zeit über den der Argentinischen, Republik zugehörigen Theil der Cordilleren vorliegen, beschränken sich auf die Zone zwischen dem 27. und 28° S. Br. und auf diejenige zwischen dem 31. und 34° S. Br. Wir werden uns in Folgendem namentlich auf die letzteren stützen, d. i. auf‘ die Cordillere von San Juan und Mendoza, und zwar deshalb, weil die tief ein- schneidenden Querthäler des Südens viel bessere und deutlichere Aufschlüsse gewähren als die einförmigen Plateaus im Norden. Danach hat die Cordillere, geologisch gesprochen, innerhalb der Zone von 27. bis 33° 8. Br. eine centrale granitische Axe, die stetig entwickelt sein kann oder, was wahrscheinlicher ist, aus mehreren in N.-S. Richtung aneinander gereihten stockförmigen Massen besteht. An diese granitene Axe legt sich ein Mantel von | F 75 Gneiss und Thonschieferartigen Gesteinen an, dessen räumliche Entwickelung zwar sehr untergeordnet bleibt, dessen Existenz aber nichts desto weniger von honem wisssenschaftlichen Interesse ist, insofern sie uns belehrt, dass die laurentische Formation, die westlich und namentlich östlich der Cordilleren so mächtig entwickelt ist, sich auch an dem Aufbau dieser letzteren selbst betheiligt. Diese centrale, aus alten krystallinischen Gesteinen bestehende Axe ist in einer späteren Periode zunächst von Quarzporphyr durch- brochen worden und zwar sind die Durchbrüche desselben in und neben der Axe in einem so grossartigen Massstabe erfolgt, dass der Quarzporphyr einen viel bedeutenderen Raum einnimmt als der Granit selbst. Diese Bemerkung hat wenigstens Gültigkeit für den Distrikt zwischen dem 26. und 35° S. Br. — Der Quarzpor- phyr ist jederzeit charakterisirt durch eine kryptokrystallinische bis dichte Grundmasse und mehr oder weniger zahlreiche Krystalle von Quarz und ÖOrthoklas, welche in denselben eingewachsen sind. Zu diesen nie fehlenden Einsprenglingen gesellen sich noch hier und da Krystalle aus Oligoklas oder Schuppen von Glimmer. Hierdurch, sowie durch verschiedene Farbe der Grundmasse und durch die bald gleichförmige, bald fluidale, concretionäre oder breccienförmige Struktur derselben, entwickelt sich ein ausseror- dentlicher Varietäten-Reichthum, der durch Uebergänge in tuffar- tige Bildungen noch gesteigert wird. — Dank diesem Umstand lässt sich an vielen Orten und in der deutlichsten Weise beobachten, wie eine Varietät gangförmig innerhalb der Masse einer andern auftritt und diese 'Thatsache ist in so fern wichtig, als sie zu der Folgerung berechtist, dass die Eruption des Quarzporphyrs nicht mit einem Male von Statten gegangen sein kann, sondern dass innerhalb einer gewissen geologischen Periode mehrfache Ausbrüche erfolgt sein müssen. Hierbei sei schon jetzt erwähnt, dass wir auf Grund von Thatsachen, die später Erwähnung finden werden, diese Eruptions-Periode des Quarzporphyrs innerhalb desjenigen Zeitab- schnittes suchen müssen, welcher zwischen die Ablagerung der silurischen und der liasischen Schichten fällt. Eine dritte eruptive Formation, welche einen sehr wesentlichen, oder richtiger den grössten Antheil an der Zusammensetzung der Cordilleren nimmt, ist diejenige der Trachyte. Sie findet sich vor- wiegend im Westen der Granite und Quarzporphyre entwickelt und bildet innerhalb einer gewaltigen Zone den ganzen 3000 Meter hohen Westabfall, sowie das bergige Vorland der Cordilleren auf chile- nischer Seite. Oestlich der granitenen Cordilleren-Axe, also inner- halb des Argentinischen Landes, sind die trachytischen Eruptionen zwar an sehr vielen Stellen, aber jederzeit in einem relativ nur sehr kleinen Massstab erfolgt ; wir haben sie bereits in der Form vereinzelter Stöcke und Gänge in den Pampassierren kennen gelernt, gewissermassen als zerstreute Vorposten, welche das Hauptgebiet A 13 v Dar 76 der Eruption weit nach Osten hinaus entsendet hat. — Die Trachyt- Formation der Cordillere besteht vorwiegend aus Tuffen und bunten Breccien, die in groben Bänken geschichtet sind, sodann aber aus zahlreichen Gängen und Stöcken von petrographisch sehr mannigfal- tig entwickelten Trachyten und Andesiten, die entweder die Tuffe selbst oder die benachbarten älteren Gesteine durchbrochen haben. Die jüngsten eruptiven Bildungen im Bereich der Cordillere sind die noch heute thätigen Vulkane derselben, deren Thätigkeit wohl als ein Nachspiel der trachytischen Eruptionen aufgefasst werden darf. Hier können sie von der Besprechung ausgeschlossen bleiben, da sie sämmtlich auf chilenischem Gebiete liegen; zum Wenigsten ist bis jetzt ein thätiger Vulkan innerhalb der Argentinischen Re- ‚ publik noch nicht nachgewiesen worden. ° Der Uebersichtlichkeit wegen ist im Vorstehenden die vierfache j eruptive Thätigkeit, welche sich an dem Aufbau der Cordilleren be- theiligt hat, und deren Produkte wenigstens zwischen dem 31. ’ und 33° 8. Br. die Hauptmasse derselben ausmachen, im Zusammen- hange geschildert worden; in Wirklichkeit aber haben wir zwischen den Eruptions-Epochen der Granite und der Quarzporphyre, sowie zwisehen denjenigen der Quarzporphyre und der Trachyte lang an- dauernde Ruhepausen der unterirdischen Kräfte anzunehmen, und wir vermögen mit der grössten Bestimmtheit nachzuweisen, dass sich während dieser Ruhepausen auch der zweite gesteinbildende Faktor, den wir kennen, das Meer nämlich, durch Absatz von mehr oder weniger mächtigen Sedimenten an der Bildung der Cordilleren- masse energisch betheiligt hat. Denn erst im Laufe der Zeit und allmählig ist die Cordillere zu so einem gigantischen Gebirgsrücken aufgestiegen; als welchen wir sie heute kennen; in früheren geolo- gischen Perioden ist sie ein sehr niedriger Gebirgsrücken gewesen, den das angrenzende Meer an vielen Stellen noch überfluthen und an und auf welchem es seine Sedimente ablagern konnte. Wir ziehen es vor, diese marinen Bildungen,, welche innerhalb der Cordilleren von Statten gegangen sind, im Verein mit denjenigen zu betrachten, welche sich auch ausserhalb derselben im übrigen Ge- biete der Argentinischen Republik finden, und wählen dabei die chronologische Folge, beginnen mit der Schilderung der ältesten nachweisbaren marinen Bildungen und steigen allmählig zu den jüngsten herauf. | —— 7 Die sedimentären Formationen im Gebiete der Argentinischen Republik. Sandsteine und Conglomerate sind die häufigsten Gebilde, auf wel- che man in unserem Territorium stösst, und es wurde bereits gesagt, dass dieselben wahrscheinlich unter dem Pampaslehme noch eine viel weitere als direct nachweisbare Verbreitung haben. Die Sand- steine finden sich als schmale randliche Anlagerungen der meisten 'pampinen Sierren, greifen aber auch an vielen Stellen buchtenartig in dieselben hinein oder finden sich als Reste einer früher allge- meineren Bedeckung auf den Höhen dieser Gebirge. Endlich sind sie auch in ungemeiner Mächtigkeit längs des ganzen Argentinischen Ostrandes der Cordillere und in dieser letzteren selbst bis hinauf zu den höchsten Höhen entwickelt. Aehnliche mächtige Sandsteinformationen sind seit längerer Zeit aus den Cordilleren von Perü, Bolivien und Chile, sowie aus dem Innern von Brasilien bekannt, aber die sichere Ermittelung des geologischen Horizontes, welchem sie angehören, ist bis jetzt auf die grössten Schwierigkeiten gestossen, namentlich deshalb, weil charakteristische organische Reste nicht oder nur äusserst selten in ihnen aufgefunden werden. Denn nur diese Letzteren sind von entscheidendem Werth. Und wenn trotz des Fehlens derselben in mehreren, übrigens ausgezeichneten Arbeiten, über südamerikanische Geologie lediglich auf Grund des petrographischen Charakters der sedimentären Gesteine Ansichten über deren Alter aüsgesprochen sind, so haben dieselben schlechterdings keinen anderen Werth als den von zum Theil ganz unmotivirten Hypothesen. Bis vor einigen Jahren besass man eigentlich nur ziemlich verein- zelte brauchbare Beobachtungen aus Chile und Bolivien einerseits, sowie aus Columbia, Venezuela und Brasilien andererseits; aber Dank dem Interesse, welches die Argentinische Regierung in der Neuzeit der wissenschaftlichen Erforschung ihres Landes gewidmet hat, beginnt sich auch in diesem Letzteren das Dunkel, zu lichten, welches bisher östlich der Cordillere existirte. An mehreren über das ganze Land zerstreuten Punkten sind wichtige Funde gemacht worden und als das interessanteste und wichtigste Ergebniss der- selben lässt sich wohl dasjenige bezeichnen , dass die sedimen- tären Gesteine auch innerhalb der Argentinischen Republik sehr verschiedenen, und zwar fünf verschiedenen Horizonten angehören. Im Nachfolgenden sollen die wichtigsten Resultate mitgetheilt werden, welche bis jetzt erhalten worden sind. 78 I. Cambrische und Silurische Formation. Dass paläozoische Schichten in den Cordilleren von Perü und auf dem Plateau von Bolivien in sehr mächtiger Entwickelung vor- handen sind, ist eine seit längerer Zeit bekannte T'hatsache; eben- so dass sich dieselben auf den Falklandsinseln entwickelt finden. Im Laufe der letzten Jahre hat sich nun auch ergeben, dass die- selben im Norden der Argentinischen Republik, in den an Bo- livien angrenzenden Gebirgen und im Westen des Landes, als eine Randbildung der Cordillere, sehr mächtig entwickelt sind. Gelbe und braune Sandsteine und grünlich-graue, sandige Kalk- ‚steine, die zahlreiche Reste der primordialen Fauna einschliessen, sind zu Tilcuya, nordöstlich von Yavi in Jujuy und an mehreren Punkten der Provinz Salta gesammelt worden, so unmittelbar bei der Stadt Salta und am Nevado del Castillo. Einzelne Sand- steinplatten sind ganz bedeckt mit Agnostus, mit Resten grös- serer Trilobiten oder mit Brachiopoden, welche mit der grössten Bestimmtheit anzugeben erlauben: dass in den nördlichen Provin- zen die cambrische Formation ‘mächtig entwickelt ist. — Sodann ist, wenigstens für die Provinzen San Juan und Mendoza, er- mittelt worden, dass zwischen 30. und 33° südlicher Breite die Cordillere auf Argentinischer Seite zwei Vorketten hat, die in stetiger Entwickelung ihr parallel verlaufen. Die erste derselben, welche der aus Graniten und Quarzpor- phyren bestehenden Axe der Cordillere zunächst liegt, besteht aus Thonschiefern, die oft mit feinkörniger, graugrünen Sand- steinen (Grauwacken im petrogrophischen Sinne des Wortes) wech- sellagern. Darin sind his jetzt nur vereinzelte unbestimmbare Pflanzenreste gefunden worden. und man kann desshalb auf Grund der Lagerungsverhältnisse zu den alsbald zu erwähnenden Kalk- steinen nur vermuthen, dass diese Thonschiefer und Grauwacken die Aequivalente der cambrischen Schichten von Salta und Jujuy sind. Das Oentralgebiet der Sierra von Mendoza, die Sierra del Paramillo de Uspallata und die von Tontal in der Breite von San Juan gehören hierher und lassen sich als erste Anti-Cordillere zusammen fassen. Wahrscheinlich gehören auch die Thonschie- fer, welche den nördlichen Theil der Famatina-Kette (am Cerro Negro und am ÜCerro de Famatina) zusammensetzen, demselben Niveau an. Unmittelbar östlich dieser ersten Anti-Cordillere laufen ihr und der Cordillere parallel, mehrere felsige und vielfach zerklüf- tete Ketten hin, die in den Provinzen von Mendoza und San Juan fast nur aus dichten Kalksteinen und Dolomiten bestehen, inder Provinz La Rioja aber (am östlichen Fuss der Famatina-Kette) aus Schiefern, Kalk- und Sandstein. 19 An sechs Localitäten, die innerhalb einer 30 geographische Meilen langen, Nord-südlich streichenden Linie liegen, sind in diesen Kalk- steinen und Schiefern trefilich erhaltene Versteinerungen gesammelt worden: Trilobiten, Orthoceratiten, Litmiten, zahllose Exemplare einer Maclurea und eine Vielzahl von Brachiopoden (Orthis, Spirifer, Rhynchonella). Alle diese Formen beweisen, dass hier Schichten der unteren Silur-Formation vorliegen und zwar hat sich im besonderen das hochinteressante Resultat ergeben, dass die Argentinische Silur- fauna derjenigen, welche man seit langer Zeit aus Scandinavien und Russland kennt, ähnlicher ist, als der Nordamerikanischen. Die Sierren von Zonda, Villieum, Gualilan, Guaco und Jachal, alle im Westen und Nordwesten von San Juan gelegen, bestehen fast durchgängig aus diesen unteren silurischen Schichten, so dass man alle diese nahe benachbarten Gebirgsketten als zweite Anti-Cordillere zusammenfassen kann. Fortgesetzte Untersuchungen werden aller Wahrscheinlichkeit nach ergeben, dass dieselben Schichten auch längs der Cordillere von Rio- ja und Catamarca entwickelt sind; dagegen ist es wohl besonderer Erwähnung werth, dass im Hauptgebiete der alten krystallinischen Schiefer, das heisst also im Gebiete der pampinen Sierren, bis jetzt auch noch keine Spur dieser ältesten Formation entdeckt werden konnte. Das oben geschilderte Argentinische Verbreitungsgebiet scheint demnach die östliche Grenze oder das östliche Ufer des alten silurischen Ocean’s zu repräsentiren. Wenn dem so ist, so wird man die weitere Fortzetzung der Silurformation jenseits der Cordillere, also in Chile, zu suchen haben, und in der That liegen schon verein- zelte Beobachtungen vor, welche dieser Vermuthung günstig sind. II. Rhätische Formätion. An dem südlichen und südwestlichen Ende der Sierra de la Huerta in San Juan lagern sich an die alten krystallinischen Schiefer, aus welchen jene besteht, Sandsteine und Conglomerate an, deren Schich- ten bei flachem westlichem Einfallen rasch den Pampaslehm unter- teufen. Die Gerölle des Conglomerates bestehen nur aus Quarz, Gneiss, Hornblendeschiefer und anderen krystallinischen Schiefer- gesteinen, welche in dem benachbarten Gebirge anstehen. Eine präcise Altersbestimmung würde demnach unmöglich sein, wenn nicht an der Los Marayos genannten Lokalität mit den Sandsteinen auch Schieferthone und schwache Kohlenflötze wechsellagerten, in wel- chen zahlreiche und sehr wohl erhaltene Pflanzenreste vorkommen. Durch die Untersuchung dieser Pflanzen hat sich ergeben, dass die- selben die grösste Analogie mit der Flora der rhätischen Schichten s0 besitzen, so dass hiemit zum ersten Male die Existenz meso- zoischer Schichten im Innern der Argentinischen Republik nach- gewiesen worden ist. Es wird sich später Gelegenheit finden, über die technische Bedeutung der denselben eingelagerten Kohlenflötze einige Angaben zu machen. Hier genüge einstweilen die Bemerkung, dass das detaillirte Studium dieser kohlenführenden Formation und die Ermittelung ihrer weiteren Verbreitung als eine der wichtigsten Aufgaben anzusehen ist, welche die Republik ihren Geologen zu stellen hat. Ill. Lias und brauner Jura. Während es erst in den letzten Jahren nachgewiesen worden ist, dass die östliche Anti-Cordillere aus paläozoischen Schichten besteht, so weiss man schon seit längerer Zeit, dass sich am west lichen oder chilenischen Abhange der Cordilleren liasische u jurassische Schichtensysteme entwickelt finden und zwar müss?n dieselben nach den vorliegenden Beobachtungen mindestens schen dem 25. und 42° südlicher Breite in stetiger Entwickelung/vor- handen sein. Da nun aber die geologische Axe der Cordillere nicht mit der Wasserscheide zwischen dem Atlantischen und Stillen Ocean, das ist mit der Grenze zwischen der chilenischen und Argentinischen Republik zusammenfällt, sondern zum Theil auch östlich derselben liegt, so tritt auch die Jura-Formation lokal auf Argentinisches Gebiet herüber. Dieses ist zum Beispiel der Fall in der Cordillera de Mendoza, an der Puente del Inca und in der zu San Juan gehörigen Cordillera de los Patos am Espinazito. An beiden Orten ist die Jura-Formation mächtig ent- ” wickelt und namentlich an dem letztgenannten sind ihre Schichten erfüllt mit charakteristischen Versteinerungen (Belemniten, Am- moniten, Trigonien, Astarten, Ostreen, Rhynchonellen, Terebra- teln und Spirifer en). Diese Versteinerungen finden sich theils n Conglomeraten, theils in Kalksteinen, Mergeln und Sandsteinen, und es wird nicht überflüssig sein, nochmals zu bemerken, dass die Gerölle des Ammoniten führenden Conglomerates am Espinazito fast nur aus Quarzporphyren bestehen, denn hieraus geht auf das Allerdeutlichste hervor, dass die jurassischen Ablagerungen erst A nach der Eruption der Quarzporphyre vor sich gegangen sind. Die in einer weit jüngeren Periode, der tertiären nämlich, zur Eruption gelangten Trachyte und Basalte haben dagegen die Jurassischen Sehichten mehrfach durchbrochen und haben dabei an einigen Orten, so besonders an der Incabrücke, die dichten jurassischen Kalks zu Marmor u s1 Da die jurassischen Schichten ausserhalb der Cordillere im Osten nirgends aufzutreten scheinen, so ergiebt sich, dass die Granite und Quarzporphyre der letzteren schon zur jurassischen Zeit ein wenn auch vielleicht nur niedriges Küstengebirge gebildet haben müssen und diese Ausicht über die Abgrenzung des Jurameeres kann an Wahrscheinlichkeit nur gewinnen, wenn wir uns des oben besprochenen Vorkommens rhätischer Kohlen in der Provinz San Juan, d. i. eben östlich der Cordillere entsinnen, denn dasselbe beweist, dass ein mit Pflanzenwuchs bedecktes Festland unmittelbar vor der liasischen Periode im Osten der Cordillere existirt haben muss. EV. Dertiar-RKormation: Schichten der Kreide-Formation sind, bis jetzt wenigstens, im Ge- biete der Argentinischen Republik völlig unbekannt, dagegen fin- det sich die Tertiärformation innerhalb eines sehr grossen Flächen- raumes und an mehreren Orten auch in sehr typischer Weise entwickelt. Am vortrefflichsten ist sie in der Provinz Entre-Rios an den etwa 30 Meter hohen Ufergehängen des Paranä aufgeschlossen, unmittelbar bei der Stadt. gleichen Namens. Sie besteht hier aus wechsellagernden Schichten von losem Sand, Sandstein, Kalkstein und Mergeln, welche insgesammt zahllose, charakteristische Petre- fakten im prachtvollen Erhaltungs-Zustande umschliessen. Am Para- nä fällt durch Vielzahl und Grösse der Exemplare namentlich eine Auster in die Augen (Ostrea patagonica), die auf den flachen Gehängen im Norden der Stadt zu Tausenden herumliegt. Ausser- dem wird man nicht vergeblich nach mancherlei Arten von Pecten, Arca und Venus suchen, besonders in den sandigen Schichten am Hafen. In wieder anderen Sandschichten liegen zahlreiche Zähne von Haifischen und von Myliobater, sowie — seltener — Zäh- ne und Knochen von Toxodon, Palaeotherium und Ananı- plotherium. Diese letzterwähnten Beste von Säugethieren, der ersten, welche‘ Südamerika bewohnten, so wie der Umstand, dass lokal zwischen den marinen Sedimenten mergelige Schichten mit Süsswasser-Bivalven eingeschaltet sind, sprechen dafür, dass in der Nähe von Paranä eine an Leben reiche Küste des tertiären Oceanes anzunehmen ist. In technischer Beziehung ist erwähnenswerth, dass die ter tiären Kalksteine am Paranä die Veranlassung zu zahlreichen Kalkbrenne- reien gegeben haben, die ihr Produkt dem Litoral in grossen Quan- titäten zuführen. Von Entre Rios aus lässt sich die tertiäre Formation einerseits nach Süden, über Bahia Blanca und die Mündung des Rio Negro hinweg durch ganz Patagonien hindurch verfolgen bis Punta Arenas 6 82 an der Magallans-Strasse. Ueberall findet man hier Ablagerungen mit denselben Versteinerungen, die man von Paranä kennt. An- dererseits aber scheint sich die Tertiär-Formation auch gegen West und Nordwest, also gegen die Cordillere und gegen Bolivien zu auszubreiten. Bei San Jose, im Thale von Santa Maria, Catamarca, stehen nämlich Sandsteine an, die auf ihren Schichtfugen ‚zahlreiche Bivalvensteinkerne zeigen. Den Sandsteinen sind mehrfach Bänke eines groben Oonglomerates eingelagert, dessen Gerölle zwar grössten- theils solche von alten krystallinischen Schiefern, theilweise aber auch solche von unverkennbaren Hornblendeandesiten und lavaarti- gen Gesteinen der Trachyt-Formation sind. Die Sandsteine und Conglomerate sind also post-trachytischer Bildung und können des- halb im Allgemeinen nur für tertiär gehalten werden. Ihre speciellen Altersbeziehungen zu den Tertiärschichten von Paranä werden sich dagegen erst dann ermitteln lassen, wenn auch aus Uatamarca bes- sere Reste von Versteinerungen vorliegen werden, als dies heute der Fall ist. Jedenfalls beweisen die Kufläikinie von Catamarca und ähnliche, die in San Juan zu beobachten sind, dass die Tertiär-Formation eine sehr bedeutende Ausdehnung besitzt und esist aus mehreren Grün- den sehr wahrscheinlich, dassihr der grösste Theil jener im Innern des Landes so weit verbreiteten Sandsteine zugerechnet werden muss. Gelegentlich möge noch erwähnt sein, dass in diesen Sandsteinen mehrorts mächtige Einlagerungen von Gyps vorkommen, so in der Sierra von Tucuman undi in der Provinz La Rioja, unweit Los An- gulos.. Am mächtigsten aber ist der Gyps in der Cordillere von Mendoza und San Juan zu finden, wo er, beispielsweise im Valle hermoso, ganze Berge bildet. V. Die Pampas-Formation (Diluvium). Im Bereiche des ganzen Argentinischen Tieflandes zwischen dem Atlantischen Ocean und dem Ostabhang der Cordillere breitet sich in fast ununterbrochener Entwickelung ' eine Lehmdecke aus, die man nach dem Vorgange von d’Orbigny die Pampas-Formation nennt. Innerhalb weiter Flächenrä äume, die nach Tausenden von Quadratleguas gemessen werden müssen, bildet sie die unmittelbare Oberfläche der Ebene. Ihre Mächtigkeit beträgt, soweit man nach den Aufschlüssen urtheilen kann, die durch Einschnitte von Fluss- thälern oder durch Brunnengrabungen gewonnen werden konnten, mindestens 15 — 20 M., mag x aber wohl lokal bedeutend grösser sein. Wo immer man die Pampas-Formation entblösst findet, "besteht sie aus einem gelben oder röthlichen kalkhaltigen Lehm und nur in der Nähe der Gebirge stellen sich als Grundlage oder als Einlagerung zwischen demselben Sandschichten mit Geröllen ein, die als wasser- 83 haltende Schichten eine hohe Bedeutung für die Anlage von Brun- nen gewinnen. Sehr schön wurden derartige sandige Einlagerungen im Pampaslehm durch die Einschnitte der Eisenbahn entblösst, die von Cordoba nach den Kalksteinbrüchen der Sierra gebaut wird, aber auch aus den Provinzen von Mendoza und Tucuman ist Aehn- liches bekannt. Der in dem Pampas-Lehm eingemengte Kalk hat sich vielfach zu kleinen oder grösseren Knollen oder zu zusammenhän- genden Lagern eoncentrirt und dadurch zu einer Bildung Veran- lassung gegeben, welche man „Tosca“ oder auch wohl „Cal de agua“ zu bezeichnen pflegt. Bei Rosario hat der Paranä diese Tos- caknollen aus den Barrankas des Flusses ausgewaschen und an ge- eigneten Stellen zusammengeschwemmt, dadurch aber Ablagerun- gen gebildet, welche mit gutem Erfolge zur Herstellung von Cement (hydraulischen Kalk) ausgebeutet werden. Ausserdem ist zu erwähnen, dass in dem Pampaslehm zahlreiche Ueberreste — einzelne Knochen und ganze Skelette — von ausge- storbenen Säugethieren gefunden werden; namentlich von Masto- don, Megatherium, Mylodon, Glyptodon und Toxo- don; prachtvolle Skelette dieser Geschöpfe, welche ihrem alten Grabe entrissen worden sind, bilden heute eine Zierde des „Museo Provineial“ in Buenos Aires. Anderweite organische Reste sind dage- gen bis jetzt aus der Pampas-Formation nicht bekannt geworden; die erwähnten genügen indessen, um zu beweisen, dass die Pampas- formation ein Aequivalent des Nordamerikanischen und Europäi- schen Diluviums ist. Wir dürfen wohl annehmen, dass zur Zeit, als jene gigantischen Faulthiere und Gürtelthiere lebten, die flachen Küsten des Atlanti- schen Oceans viel weiter landeinwärts lagen als heutzutage, und dass das offene Meer in irgend welcher Verbindung stand mit grossen flachen Binnenseen, aus denen die heutigen Pampasgebirge bereits als langgestreckte Inselketten hervorragten. Die Verwitterungspro- dukte, diesich in diesen Gebirgen bildeten und durch Flüsse ab- geschwemmt wurden, lieferten das Material zur Lehmbildung auf dem Boden der Seen oder Lagunen; aber das Hauptmaterial zur Bildung der Pampas-Formation ist wohl aus den Quellgebieten des La Plata Stromes zugeführt worden, d.h. aus den Gneiss- und Granit-Regionen des centralen Brasiliens; denn in diesem herrschte sicherlich schon zur diluvialen Zeit ein tropisches Klima und ver- anlasste schon damals jene höchst energische Zersetzung der alten krystallinischen Gesteine zu sandigem Lehm, welche man noch heute so schön in der Gegend von Rio Janeiro und in der Provinz Minas Geraes beobachten kann. 84 VI Alluviale Bildungen. Nach der Ablagerung des diluvialen Pampaslehms hat eine letzte Hebung des Argentinischen Landes stattgefunden, wie wir unter An- derem daraus erkennen, dass an mehreren Punkten des Litorales, bis in die Gegend von Rosario de Santa Fe, und zwar mehrere Me- ter über dem heutigen Wasserspiegel Bänke von Muschelarten ge- funden werden, die sich nur in brakischem Wasser gebildet haben . können. Die heutige Meeresküste muss also gegen Ende der diluvia- len Zeit viel weiter landeinwärts gelegen haben; ihr Zurückweichen nach Osten kann nur durch eine post-diluviale Hebung des Landes veranlasst worden sein. Die grossen diluvialen Binnensee’n zwischen den pampinen Gebirgen wurden hierbei vom Meere abgetrennt, trockneten ausund es entwickelte sich überhaupt diejenige Verthei- lung von Festland und Wasser, dasjenige hydrographische System, welches noch heute Gültigkeit hat. Die Geröllablagerungen, welche sich in der Nähe der Gebirge über dem Pampaslehm finden, die Flugsandmassen mit ihren wandernden Sandhügeln ( Medanos) die grosse Flächen der centralen Ebene bedecken ‚„ endlich auch die Salinen — alles das sind Bildungen dieser letzten, noch heute an- dauernden Entwickelungsperiode des Argentiner Landes. Bezüglich der ebengenannten Salinen möge Folgendes bemerkt werden. Die mit Pampaslehm bedeckte Ebene steigt, wie schon frü- her angegeben worden ist, nach Westen zu an, aber dieses Ansteigen wird mehrfach durch grosse Depressionen unterbrochen. Während die Pampas z. B. am Ostrande der Sierra von Cördoba bereits eine Meereshöhe von 400 Meter crreicht haben, senken sie sich im Westen der genannten Sierra wieder bis auf 160 Meter, um das frühere Niveau erst viel weiter im Westen wieder zu gewinnen. In. dieser Hauptdepression, welche so eben als Beispiel angeführt wurde, und welche sich im Westen der Sierren von Catamarca und Cördoba vom 28. — 32° S. Br. hinzieht, finden sich innerhalb eines nahezu 100 geographische Quadratmeilen grossen Flächenraumes die grössten Salinen des Landes entwickelt; kleinere finden sich unter übrigens ganz ähnlichen Verhältnissen in anderen Depressionen der Pampa. Diese fast aller Vegetation ledigen Salinen oder Salzstep- * pen haben je nach der Jahreszeit eine ausserordentlich verschiedene Beschaffenheit. Während der trockenen Monate ist ihr Lehmboden fest und es blüht aus ihm eine wenige Millimeter starke Salzkruste aus. Man meintzuweilen, so weit das Auge reicht, ein Schneefeld zu sehen. Die zarte krystallinische Rinde besteht vorwiegend aus Chlorna- trium, schwefelsaurer Magnesia und schwefelsaurem Kalk. "Während der nassen Jahreszeit verschwindet dieselbe natürlich, theils um in den durchweichten Lehmboden einzusickern, theils um sich mit dem Regenwasser im tiefsten Theile der Depression anzu- TREE sammeln und kleine stark salzige Lagunen zu bilden. Aber auch die- se trocknen mit dem Wiederbeginn des argentinischen Winters aus und die Salze krystallisiren aus, indem sich die verschiedenen Arten derselben hierbei zugleich in einer sehr eigenthümlichen Weise räum- lich sondern. Die Sulphate nämlich concentriren sich an der Peri- pherie der Salzlake, das Chlornatrium concentrirt sich im Centrum derselben und bildet feste Bänke, die gewonnen und als Speisesalz nach den umliegenden Städten & gebr acht werden. Der eigentliche Ursprung der Salinensalze ist noch nicht voll- ständig aufgeklärt. Entweder nämlich sind dieselben Rückstände der salzigen Binnensee’n, welche während der Diluvialzeit die Depres- sionen des Tieflandes bedeckten, oder sie sind Auslaugungsprodukte derjenigen Salzlagerstätten, welche die sedimentären Formationen der in und neben der Pampa aufragenden Gebirge beherbergen, und welche durch die im Gebirge entspringenden Flüsse fort und fort den abflusslosen Salinen zugeführt werden, um sich in denselben an- zusammeln. Da zahlreiche Gebirgsflüsse sehr stark salzig sind und da sich Salinen auch in den Gebirgen, ja selbst auf den Plateaus der Cordilleren finden, also in einem Niveau, welches zur Zeit der Dilu- vialperiode ganz sicher nicht vom Meere bedeckt war, so ist die zweite Annahme, wenigstens für die meister Salinen, wohl die wahr- scheinlichere. Kapitel VII Vegetations-Verhältnisse Argentiniens.” Wohl wenige Länder der männernährenden Erde waren bis vor wenigen Jahren minder bekannt, besonders in Betrefl' ihrer Naturerzeugnisse, als die Argentinische Republik; da entschloss sich die Regierung dieses im raschen Fortschritte begriffenen Staates, europäische Gelehrte kommen zu lassen, welche theils die Aufgabe hatten, unter der strebsamen Argentinischen Jugend natur- wissenschaftliche Kenntnisse zu verbreiten, deren allgemeinere Zu- gänglichkeit nicht verfehlen kann, zum raschen Aufschwunge des Landes mächtig beizutragen, theils aber und vorzüglich, die Natur- verhältnisse der Republik nach allen Richtungen zu erforschen, um nach dem Grundsatze: Wissen ist Macht, durch die Resultate ihrer Forschungen theils den schon im Lande Ansässigen die voll- ständigere Ausbeutung seiner Naturschätze zu ermöglichen, theils das Ausland mit denselben bekannt .zu machen und so durch ver- mehrte Einwanderung und Speculation die Colonisation des Landes zu befördern ; endlich auch in edlem Wetteifer mit den Nachbar- staaten Brasilien und Chile, welche schon seit Jahren die Erfor- schung ihrer Länder mächtig gefördert, der Wissenschaft, der grössten irdischen Macht, eine Stätte auf Argentinischem Boden zu bereiten. Doch nicht von einem Tage zum andern, auch nicht von einem Jahre zum andern reifen die Früchte solcher mühsamen und ent- behrungsreichen Untersuchungen, besonders in diesen noch uner- forschten, von den Centren der wissenschaftlichen Arbeit, den gros- sen Bibliotheken und Sammlungen Europa’s so entfernten Gegen- den, wo unter den allergrössten Schwierigkeiten nur erst ganz all- mählig die nöthigsten wissenschaftlichen Hülfsmittel herbeigeschafft werden können und vielfach Rath aus Europa geholt werden muss. Die erste systematische Erforschung der Vegetationsver- *) Bearbeitet von Professor Dr. P. G. Lorentz. 87 hältnisse des Argentinischen Landes geschah durch den nach Cör- doba berufenen deutschen Professor Lorentz; früher waren nur gelegentliche Untersuchungen und Sammlungen gemacht wor- den, so durch Bunbury in Buenos Aires und durch Gillies in Mendoza, so wie sich vereinzelte Angaben bei anderen Reisenden finden, besonders Darwin, d’Orbigny, Miers, Philippi und Pelegrino Strobel. Andere Reisende haben durch leicht- fertige Angaben der Kenntniss der Argentinischen Vegetations- Verhältnisse mehr geschadet als genützt. Später gesellte sich dem Professor Lorentz ein anderer deutscher Gelehrter, Professor Hieronymus, bei, der anfangs als dessen Assistent denselben auf einer grossen wissenschaftlichen Reise nach dem Norden der Republik begleitete, und jetzt als. dessen Nachfolger in Cördoba unermüdlich weiter forscht, während Lorentz’ Forschungsgebiet zur Zeit die Provinz Entre Rios bildet. Die Resultate jener sieb- zehnmonatlichen Reise und der neuen Forschungen der genannten Herren sind noch unbearbeitet und können eben so wenig zu nach- stehender Skizze verwendet werden, wie die mancher anderer Samm- lungen, die ebenfalls in der Bearbeitung begriffen sind -und neue höchst interessante Aufschlüsse zu geben versprechen. Der Segen eines Centrums für die naturwissenschaftlichen Studien macht sich schon jetzt bemerkbar, indem es theils alte vergrabene Schätze an’s Tageslicht fördert, theils zu neuen Forschungen an- regt durch die Sicherheit, dass diese Sammlungen und Unter- suchungen in fachkundigen Händen gewürdigt und verwerthet wer- den und so der Wissenschaft und dem Lande zu Gute kommen. So stehen uns reiche Sammlungen aus dem Süden von Buenos Aires von den Herren Heusser und Claraz in Aussicht; so ist eine herrliche Sammlung von Friedrich Schiekendantz in Catamarca eben von Professor Hieronymus durchbestimmt wor- den, ihre Resultate aber noch nicht publicirt; so ist derselbe gegenwärtig mit der Bearbeitung einer interessanten Sammlung, die Herr Professor Berg auf seiner patagonischen Reise gemacht hat, beschäftigt; so liegt eine kleine Sammlung von Herrn Professor A. Döring aus Entre Rios und Corrientes vor und Beiträge aus Santa F& sind zugesagt. Alle die Aufschlüsse, welche diese Samm- lungen versprechen, konnten noch nicht zu nachstehender Skizze verwendet werden, die daher nothwendigerweise viel unvollstän- diger ist, als sie es 1 oder 2 Jahre später-sein würde. Jedenfalls ist aus Obigem leicht zu ersehen, welch’ segensreiche Früchte der Entschluss einer erleuchteten Regierung, der gründ- lichen und gediegenen Wissenschaft eine Stätte und ein Centrum im Lande zu bereiten, schon gehabt hat und wie derselbe immer fortzeugend Gutes gebären muss für die Wissenschaft und das Land. So unvollständig aber auch trotzdem noch unsere Kenntnisse 88 sind, so ist doch der hier zugemessene Raum viel zu beschränkt zu einer einigermassen erschöpfenden Darstellung des bereits Be- kannten, und nur in grossen Zügen können hier die Vegetations- Verhältnisse des Argentinischen Landes gegeben werden. Argentinien erstreckt sich von 20. bis 55° S. Br. und beiläufig 51. bis 73° westl. Länge, Greenw. Wenn wir von Norden nach Süden fortschreiten, so haben wir zunächst die Fortsetzung von vier Gebieten zu verzeichnen, welche sich eng an vier nördlichere Pflanzenformationen anschliessen, aber doch in unserem Gebiete durch eine entsprechende Anzahl "neuer und eigenthümlicher Arten und durch die Gruppirung der Pflanzen- welt überhaupt sich eigenthümlich gestalten. Auf der Höhe der Cordilleren und ihren Ausläufern sehen wir die Puna-Region her- einragen, eine Fortsetzung desjenigen Florengebietes, welches ein neuerer ausgezeichneter Pflanzengeograph als das Gebiet der tropischen Anden bezeichnet, welches aber in Argentinien durch die Entdeckung zahlreicher neuer Formen eine höchst eigenthüm- liche Unterabtheilung dieses Gebietes darstellt. Die Cordilleren und ihre Ausläufer, wo sie sich noch hoch. ge- nug erheben, umgiebt nach Osten hin an ihrem Fusse und bis Auf einige Leguas von demselben eine reiche und herrliche Zone, die ich als die subtropische bezeichne. Sie bildet den Garten der Argentinischen Republik, Landschaften, in denen sich Grossartig- keit und Milde mit üppigster Fruchtbarkeit begegnen, welche von jeher die Begeisterung der Reisenden erregt haben und die den Botaniker um so mehr anziehen mussten, als sie noch der Wis- senschaft ein unbekanntes Land waren. i Eine dritte Formation, die uns der Norden herabsendet, ist die Chaco-Formation, wie ich sie benenne. Wo die hohen Felsenstirnen der Cordilleren nicht mehr ihren segensreichen Einfluss geltend machen können: die Dämpfe des atlantischen Meeres zu condensiren und Segen und Fruchtbarkeit herabzusenden bis zu den Füssen der Bergcolosse, welche sie krönen, beginnt eine weniger üppige Zone. Der herrliche tropische Hochwald erniedrigt sich und wird häufig durch hohen Buschwald verdrängt, viele Pflanzenformen der feuchtwarmen Region ver- schwinden und werden nur zum Theil durch andere, dürftigere ersetzt. Eine Anzahl eigenthümlicher Bestandtheile giebt das Recht, sie als besondere Formation aufzufassen. Ihre Fortsetzung nach Norden, ihr Anschluss an den nördlichen Chaco und das Vegetations- Gebiet der brasilianischen . Provinz Mato Grosso ist noch eines der am wenigsten geförderten Probleme der Pflanzen- geographie. An die Puna- sowie an die subtropische Formation schliesst sich im Süden, wo die Gebirge niederer werden und wo die hohen Felsenstirnen schwinden 5 welche den Meeresdünsten ihren Tribut 89 abfordern, oder wo eine unabsehbare sanftwellige Fläche oder Ebene den Horizont einengt, eine Formation wasserärmeren Busch- oder Waldlandes, welchem ein grosser Pflanzengeograph den Na- men Chanar-Steppe beilegt, die ich aber vielleicht zweckmässiger a. a. O. als Monte-Formation bezeichnet habe oder als Argenti- nisches Busch- und Waldland. Es zerfällt in eine scharf geschie- dene westliche und östliche Abtheilung, deren Unterschiede wir später kennen lernen werden. An die Chaco-Formation schliesst sich im Süden die Pampa- Formation, ohne dass jedoch damit gesagt sein soll, die westöst- liche Ausdehnung der nördlichen Grenze der Pampas falle. mit derjenigen der südlichen Grenze der Chacoformation genau zu- sammen. Diese Grenzen sind einfach aus Mangel an einschlagen- den Forschungen noch unbekannt und können nur aus beiläufigen Angaben von Nichtfachmännern theilweise errathen werden. Zum Theil liegen sie im Gebiete der wilden Indianer. Der Charakter der Pampas-Formation besteht in der gänzlichen Abwesenheit von Bäumen und Sträuchern, welche blos am Ufer der wenigen Flussläufe, welche die Pampa hegt, vorkommen sollen, und in dem Vorwiegen der Gräser, denen sich eine arten- arme Staudenvegetation sparsam einfügt. Doch ist ihr Boden darum nicht unfruchtbar; der üppige jungfräuliche Boden des Pampasthons ist ihre Unterlage, welcher an befruchtender Salzen reich, — stellenweise überreich — herrlichen Culturen Raum giebt, wo das befruchtende Nass nicht allzu spärlich der launische Him- mel spendet. Was diese Unterlage bedeutet, sehen wır gleich an der folgen- den Formation, der patagonischen. Durch keine irgend scharfe klimatische Grenze oder natürliche Schranke von den Pampas ge- schieden, ist doch der Gegensatz zwischen Buschwald und aller Holzgewächse baarer Grasflur so scharf als nur möglich, welches unzweifelhaft mit der veränderten Bodenbeschaffenheit zusammen- hängt. Statt des Pampasthones tritt nämlich dort trockenes Stein- geröll auf und in Folge dessen statt der Grasfluren der Pampa das Buschland Patagoniens. In den zu Argentinien gehörigen Gebieten an der Magallans- Strasse, so wie an den Osthängen der Patagonien begrenzenden Cordilleren fällt dann noch auf Argentinien ein Theil des ant- arktischen Waldgebietes. Wenden wir uns nochmals nach dem Norden, so schliessen sich an Paraguay nach Süden die beiden Provinzen Corrientes und Entre Rios, sowie an das südliche Brasilien das Gebiet der Missio- nen. Trotz der Zugänglichkeit beider Provinzen, deren Frucht- barkeit und des längeren Aufenthaltes von Bonpland in jenen Regionen, gehört doch deren Vegetation zu den unbekanntesten, 90 wie auch über die Pflanzenwelt von Paraguay noch wenig be- kannt ist. Letztere scheint sich durch eine grössere tropische Teppiche besonders des Baumwuchses, auszuzeichnen und in vielen Dingen der 'subtropischen Formation verwandt zu sein; dies soll auch der Charakter der Missionen sein, und der höhere und üppigere Baumwuchs mit den subtropischen Formen scheint nach den wenigen Nachrichten noch ziemlich weit herab einen Gürtel längs dem Westufer des Parana zu bilden. Diese Formation bezeichne ich als die paraguayische; sie könnte auch die südbrasilianische be- nannt werden. In den Provinzen Corrientes und Entre Rios tritt dagegen der ‘ Baumwuchs zurück und wo sich subtropische Formen hineinmisehen, erreichen sie doch nicht die Höhe und Ueppigkeit, noch auch den diehten Bestand wie in dem erwähnten Gebiete. Den grösseren Theil dieser Provinzen scheinen aber Grasfluren zu bedecken, locker mit Gebüsch untermischt. Der einzige Punkt, dessen Vegetation etwas genauer bekannt ist, ist die Umgebung von Ooncepeion del Uruguay. Da findet sich, dass die Vegetation zusammengesetzt ist aus wenigen Formen, denen wir auch in den Pampas u im Montegebiet begegnen, einer grösseren Anzahl, die diesem Gebiete mit dem subtropischen gemein sind, und eine grosse Zahl, die bisher in Argentinien nicht beobachtet waren und wahrscheinlich zum Theil diesen Gegenden mit Südbrasilien und Paraguay gemein sind, zum Theil aber wohl eigenthümlich sein dürften. Diese Beobachtungen bestimmten Lorentz, dieses Argentinische Mesopotamien als eigne pflanzen- geographische Formation, die Mesopotamische, abzugrenzen, der er die Inselwelt im Paranä resp. Rio de la Plata anschliesst, deren Vegetation ebenfalls noch wenig bekannt ist, unter welcher aber Bestandtheile hervorstechen, die derselben mit der subtropi- schen Formation gemein sind, dagegen den Pampas fehlen. Zählen wir nochmals die eben erwähnten Formationen auf: Die Puna-Formation. Die Subtropische Formation. - Die Chaco-Formation. Die Monte-Formation. Die Pampa-Formation. Die Patagonische Formation. Das Antarktische Waldgebiet. Die Paraguayische Formation. Die Mesopotamische Formation. Zu bemerken ist noch, dass alles, was hier als Formation bezeich- net wird, Theile grösserer Gebiete sind. Unser Gebiet gehört gröss- tentheils” der Pampa an, die antarktische Region ist ein Gebiet, die Punaformation blos Theil des Gebietes der tropischen Anden, die Soma wich 91 paraguayische Formation Theil des brasilianischen Gebietes nach der Abgrenzung Grisebach’s. Betrachten wir nun diese Formationen etwas näher und nehmen wir dabei den Weg, dass wir von den öden unbewohnten Gebie- ten des Südens zu den reichen und fruchtbaren des Nordens fort- schreiten. Das antarktische Waldgebiet. Die reiche Feuchtigkeit und das Seeklima mit seinem geringen Wechsel der Jahreszeiten hat am pacifischen Abhange der Anden ein reiches, üppiges Waldland erzeugt, das sich von 34—55° S. Br. erstreckt, und dem Chile einige seiner reichsten Provinzen verdankt, wie die Provinz Valdivia. Dieses Waldland erstreckt sich, wie eben erwähnt, bis in die unwirthlichen Gegenden an der Magallans-Strasse, auch noch das öde Feuerland mit einem Waldgürtel umgebend, (der freilich schon in geringer Höhe einer alpinen Vegetation Platz macht) indem es in dem rauheren Klima immer mehr, von seinen Bestandtheilen verliert. Aber nicht blos der pacifische Abhang der Anden ist mit die- sem Waldgürtel umgeben, auch der nach Patagonien gekehrte Osthang ist zum Theil von Buchenwaldungen bestanden. Wo diese ihre nördliche Grenze haben, ist unbekannt; jedenfalls dürften sie auf dieser Seite nicht bis zu 34° südlicher Breite hinaufreichen, wie am pacifischen Hange. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass sie da ihr Ende nehmen, wo das Land anfängt, wesentlich breiter zu werden, also etwa bei 39° südlicher Breite. Doch sind meines Wissens keine Beobachtungen darüber bekannt. Der südlichste Theil, vom Chonos-Archipel beginnend, ist durch seine wilde zer- schnittene Configuration, durch die heftigen Stürme, welche ihn umbrausen, die beständigen und heftigen Regengüsse, eines der unwirthbarsten Länder der Erde, und wohl keine Wohnstätte für Cultur und Civilisation, daher auch seiner Vegetation nur mit wenigen Worten gedacht werden mag. — Hochwald besitzen nur die Buchten und Schluchten, die vor den heftigen Winden ge- schützt sind, welche ein Aufkommen hoher Bäume nicht gestat- ten; auf der Wetterseite tragen diese Küsten nur Gebüsch oder Krummholz. Nach den Schilderungen der Reisenden sind in die- sem südlichsten Theile, an der Magallans-Strasse die einzigen Wald- bäume einige Buchenarten, gemischt mit einer Magnoliacee: Drimys, die hier einen hohen Baum bildet; das dichte Unterholz besteht aus Berberis und andern antarktischen Sträuchern. An ebeneren Stellen, wo das Wasser keinen Abfluss findet, bilden sich starke Torflager, die von zwei geselligen Stauden beständig er- 92 neuert werden, deren verzweigter Rasen wenige Zoll hoch und von kurzen, schmalen und anliegenden Blättern dicht bekleidet ist! eine Saxifragee und eine den Lilien verwandte Pflanze, die von wenigen andern Pflanzenarten begleitet werden. Schon in geringer Höhe über dem Meere tritt dann eine Alpenvegetation ein, die in vieler Beziehung der arktischen nahe verwandt ist. Ausser Holz und Torf liefert dort das Pflanzenreich kaum irgend ein nutzbares Produkt und auch der Oultur öffnet sich kein Feld. Das Schicksal der Ansiedelung „Port Famine“ besagt schon der . Name. Jener Pilz, welcher an Buchenstämmen wächst und den Eingebornen zur Nahrung dient, dürfte kaum europäischer Einwan- derung ein willkommenes Nahrungsmittel bieten; Musters, der ihn in den nördlichen Wäldern wiedertraf, schildert ihn als von insipidem, widerlichem Geschmacke. Auch Nadelwälder sollen am obern Laufe des Rio Negro vorkommen, und die Wälder ver- wilderter Apfelbäume hier und in Chile bilden das Paradies der Indianer. Ob aber nicht die Buchenwaldungen am Osthange der Cordillere dereinst einer fleissigen und ackerbauenden Bevölke- rung ein willkommenes Feld bieten könnten, ist eine Frage, die keineswegs zu verneinen sein dürfte. Gute und eingehende Schil- derungen dieses Waldgürtels sind mir nicht bekannt. Musters hat diese Wälder besucht und einen angenehmen Eindruck empfan- gen. Er spricht von Lianen und von Ueppigkeit, doch ist seine Schilderung viel zu flüchtig, um ein klares Bild dieser Vegeta- tion zu geben. So lange freilich der wilde Patagonier die Ebenen seines Vater- landes ungezähmt durchstreift, blüht jenem Wäldergürtel wohl kaum der Segen der Cultur. Die Patagonische Formation. Auch über diese Formation fehlt es noch ausserordentlich an bestimmten und anschaulichen Vegetationsschilderungen. Nur die Küstenlinien sind genau aufgenommen; aber über ihre Pflanzen- welt haben wir nur ganz sporadische Notizen. In’s Innere des Landes ist, so viel mir bekannt, kein Botaniker, überhaupt kein wissenschaftlicher Forscher gedrungen. Die anschaulichste Schil- derung patagonischer Vegetation haben die Herren Heusser und Claraz, die besten Kenner Patagonien’s gegeben, die ich daher hier aufnehme. Sie bezieht sich auf den Küstenstrich zwischen Rio Colorado und ‚Rio Chubut, unter 39° 50’ bis 43° 15’ südli- cher Breite. Die Herren sagen: „Das patagonische Hochland stellt sich im Allgemeinen als eine wenn auch nicht so annähernd mathematische aber viel höher ge- 93 legene Ebene als die Pampas-Formation dar. Diese Thatsache springt dem Reisenden gleich in die Augen durch die vielfachen tiefen bajos (Thäler, Vertiefungen), welche die patagonische For- mation durchziehen, und es scheint daher für das Plateau dersel- ben der Name Hochebene oder Hochland ganz geeignet. Die patagonische Vegetation trägt den Typus des trockenen Kli- ma’s. Nur diejenigen Stellen, die durch ihre niedere Lage be- sonders fruchtbar sind, die schon erwähnten Dbajos, zeigen einen eigentlichen Rasen und eine Vegetation, die an die Pampas er- innert. Es sind Glumaceen, unter welchen die cortadera (Gy- nerium argenteum), die carizo (Phalaris) und die Zotora (Typha), sich auszeichnen, nebst einigen reinen Grasarten. Die Arten, obwohl specifisch verschieden, sind doch den meisten der mitteleuropäischen Thäler entsprechend, gehören zu denselben Gattungen und Familien. Im Thal des Rio Negro kommt die süd- amerikanische Weide (Salix Humboldtiana) längs des Flusses in schmalen Saumwäldern vor und wird als Bauholz benutzt. Unter Dach hält sich dies Holz ausgezeichnet, aber auch im Freien und im Boden hält es 7 bis 8 Jahre aus in dem trockenen Klima. Ein Schafthalm (Equisetum), der überall längs des Flusses wächst, und einige seltene Moose und Flechten, von denen die Ersteren meist nur im Winter sich zeigen, sind die einzigen eryptogami- schen Gewächse. Dies gibt einen ungefähren Begriff des feuchten und niedrigen Alluvial-Bodens, wo derselbe keine salzigen Stellen zeigt. In den Tiefen finden sich aber häufig auch Salinen, von denen Darwin eine Beschreibung gegeben und die nahe am Rio Negro häufig ausgebeutet werden, oder auch Salitrales, das heisst blosse salzige Auswitterungen. In beiden Fällen ist die Vegeta- tion der Niederungen eine rein salzige: Salicornien, hier Jume genannt, deren sodahaltige Aschen näher an Buenos Aires zur Seifensiederei gebraucht werden, und eine salzige Synantheree, matorro genannt, sind die typischen Pflanzen solcher Stellen. Ganz verschieden von der Flora des feuchten Alluvial-Bodens ist diejenige des Hochlandes, welches geologisch aus der soge- nannten patagonischen Tertiärformation besteht. Schon Darwin macht darauf aufmerksam, dass die letztere ähnlich ist der Vege- tation von „Mendoza, aber wesentlich verschieden von der der eigentlichen Pampas. Der Hauptunterschied besteht darin, dass, während diese reine Grasfluren sind und hie und da ausnahmsweise einzelne Baumgruppen zeigen, jene (die patagonische) aus einem Gemisch von krautartigen und holzigen, gestrüppartigen Gewäch- sen besteht, und zwar herrscht bald das eine, bald das andere vor, bald stehen beide ziemlich im Gleichgewicht. Was die krautarti- ge Vegetation betrifft, so ist sie hauptsächlich durch Gramineen gebildet, erst in zweiter Linie kommen die Synanthereen; ein Rasen existirt nirgends, überall, sieht man den kahlen Boden zwi- 94 schen den Grasbüscheln, die nie dicht beisammen stehen. Im Winter werden diese Zwischenstellen meistens durch die grünen Blätter einer einjährigen Pflanze eingenommen, die hier alfilerillo genannt wird (Erodium) und ein vortreffliches Futter, namentlich für Schafe ist. Diese Pflanze treibt nach jedem Regen und brei- tet sich immer mehr aus, je mehr Rindvieh oder Schafe auf dem Boden weiden. Die holzartige Vegetation besteht aus Gestrüppen, die Mannes- oder Reitershöhe erreichen. Beinahe alle diese Ge- strüppe sind dornig, krummästig und zeichnen sich durch Ver- kümmerung oder geringe Entwicklung der Blätter aus, hie und da fehlen letztere ganz. Der charar und die ihm verwandte una del gato, die algarroba oder algarrobilla (Prosopis), die mato de in- cienso oder molle (Duvana), der piquillin, mata negra, mata caballo und jarilla sind die häufigsten Arten und machen nebst einigen holzigen Synanthereen den grössten Theil der holzigsen Vegetation aus. Diese sämmtlichen Arten liefern mehr oder we- niger gutes Brennholz, der piguillin das beste, ausserdem die mata negra ein Harz, das beim Verbrennen einen sehr unangenehmen Geruch entwickelt, der sich sogar dem damit gekochten oder ge- bratenen Fleische mittheilt, während dagegen der incienso ein Harz liefert, das beim Verbrennen einen weihrauchartigen Geruch verbreitet, daher auch der Name encienso: Weihrauch. Noch ist ein Gebüsch zu erwähnen, das die Indianer elcuö nennen. Seine , Rinde ist wachsreich und streift sich als wachsartige Hülle ab. Die Indianer brennen seine Zweige, sie in der Hand über eine Wasserschüssel haltend, um das abtropfende harzige Wachs er- starren zu lassen und nachher zu kauen. Es ist vielleicht nicht zu kühn, darin den Oxycladus aphyllus der Wüsten-Zone in der Monte-Formation zu vermuthen. Erwähnen wir schliesslich einer Menge tunas (Cactus-Arten), die zum Theil über 2 Zoll lange und eisenharte Dornen haben und die dieser Gegend un- gewohnten Pferde furchtbar verwunden, als ganz charakteristisch für das patagonische Hochland, so ist damit wohl das Wesentliche und für den gegenwärtigen Zweck ‚Hinreichende über die Flora desselben gesagt. “ Ich erwähne noch aus späteren Stellen dieses Aufsatzes der ge- nannten Herren und aus mündlichen Mittheilungen des Herrn Dr. Heusser, da der Raum verbietet, längere Extracte zu geben, dass in jenem feuchten niedrigen Alluvialboden und den umschliessenden Gehängen sowohl Getreide als Wein vorzüglich gedeiht und be- sonders der Weinbau, mit einiger Intelligenz betrieben, vortreffli- che Resnltate nicht blos verspricht, sondern schon gegeben hat. Noch bessere Resultate als die feuchte Niederung versprechen die Abhänge der Cuchillas. Schreiber dieses kennt sie nicht aus eigener Anschauung, wüsste aber keine zuverlässlicheren Gewährs- männer anzuführen als genannte Herren. 95 Musters erwähnt dann noch essbare Knollen und Kräuter ohne sie näher zu beschreiben, so dass sich ihre botanische Stellung nicht errathen lässt. Jedenfalls sind sie nicht annähernd in hin- reichender Menge vorhanden, um auch nur der dünnen indiani- schen Bevölkerung eine ausreichende Zukost zu ihrer Jagdbeute zu liefern. Was aber ein steriler Boden und ein rauhes Klima dem Lande versagt, das ersetzt wie auf der nördlichen Halbkugel theilweise das Meer. Allerdings leistet es diesen Ersatz zumeist durch eine massenhafte Entfaltung thierischen Leben’s, welches ausser meiner Aufgabe liegt, aber auch die gewaltigen Massen ungeheurer See- tange, Fucus-Arten, könnten leicht für die Zukunft von grosser industrieller Wichtigkeit werden durch die Verwerthung ihrer Asche, besonders zur Jodbereitung. Pampasformation. Wie in petrographischer, so auch in botanischer Beziehung bildet dieselbe einen scharfen Gegensatz gegen die patagonische Forma- tion. Während in letzterer die Oberfläche zum Theil mit Kies und Geröll bedeckt ist, sehen wir dort im Allgemeinen einen mehr oder weniger mit Sand, kalkigen und salzigen Bestandtheilen gemisch- ten gelben Lehm und während hier die holzigen, dornigen Sträucher den Character der Vegetation bedingen, ist er dort ausgepräst durch den gänzlichen Mangel an Holzgewächsen. Die Grenzen der botanischen Pampasformation gegen die Patagonische im Sü- den, des Uebergang’s von Buschland in Grasland, festzustellen, dazu geben die Berichte der Reisenden nicht hinreichende Andeu- tungen; halten wir aber die Abhängigkeit der pflanzengeographi- schen von den gleichnamigen geologischen Formationen fest — die freilich im Einzelnen noch zu erweisen wäre — so nehmen d’Orbigny und Darwin als diese Grenze den Lauf des Rio Colorado an, obgleich sich die Pampasformation stellenweise noch viel wei- ter nach Süden vorzuschieben scheint. Der einzige genauer be- kannte Punkt ist Bahia Blanca, wo nach Mittheilungen von Dr. Heusser die Grenze sich ganz allmählig vermittelt, durch ver- einzeltes und nach Süden immer dichter auftretendes Gebüsch in der Grasebene, daher ich auch auf der Karte, hier den Lauf des Rio Colorado verlassend, die Grenze über Bahia Blanca gezogen habe. Die Grenze der Pampasformation im Osten bildet der Lauf des Paranä und der des Rio de la Plata, welche sie von der mesopota- mischen Formation trennen. Die Westgrenze— gegen die Monte- Formation — ist auf der Tour zwischen Rosario und Cördoba #0 ziemlich scharf ausgeprägt, unter etwa 63° westlicher Länge von Greenwich; mehr südlich scheint sich, nach den spärlichen Be- richten, die wir besitzen, die Pampa weiter nach Westen vorzu- schieben, doch lässt sich dies-aus den vorliegenden unbestimmten Angaben nicht sicher erschliessen. Die Grenze im Norden gegen die Chacoformation ist unbekannt und es lässt sich nur aus andern: Angaben ein noch unsicherer Schluss ziehen. Ich las zum Bei- spiel, dass die Bewohner der Colonien bei Santa F& mit dem Schlagen von Holz und Anfertigung von Kohlen aus den Hölzern der nahen Wälder zuerst ihren Hauptgewinn gezogen hätten und dass auch jetzt noch der Wald, obgleich durch Verwüstung zu- rückgedrängt, ein Hauptgegenstand der Ausbeutung sei. Daher schliesse ich, dass hier die Grenze des Waldes gegen die Pampa ungefähr in dieser Gegend, etwa unter 31° 40’ bis 32° fallen muss. Wenn ich nun auf der Karte diese Grenze im gleichen Breitegrade in’s Innere fortziehe, bis sie sich mit der hypothetischen W est- grenze schneidet, so ist das eben eine durch die Unvollständigkeit unserer Kenntnisse gebotene Nothhülfe, der keine bestimmten Da- ten zu Grunde liegen. Die Nordgrenze der Pampas- gegen die Chaco-Formation zu bereisen, wird eine der interessantesten und dankbarsten Aufgaben des Pflanzengeographen sein. Das Klima der Pampasformation unterscheidet sich durch grös- sere Regenmasse und deren Vertheilung auf alle Jahreszeiten von dem der patagonischen wie von dem der Monte-Formation. Letz- tere hat oft im Winter während mehreren Monaten keinen Tropfen Regen, während in den Pampas auch im Winter der Regen nicht selten ist. Ueber die Flora auf der Pampasformation fehlen noch genauere wissenschaftliche Untersuchungen ganz und daher lässt sich auch hier nur eine allgemeine Schilderung geben, die doch hinreichen wird, eine ziemlich klare Idee dieser Bildung zu ermöglichen. Wie schon erwähnt, ist der hervorstechendste Character der Pampa der gänzliche "Mangel aller Holzgewächse Es ist auch nicht ein einziger Baum oder Strauch bekannt, der in dieser For- mation einheimisch wäre. Der andere charakteristische Zug ist das Vorwiegen der Gräser in der Vegetation: die Pampa ist eine Gras- fur. Ihre Flora ist einförmig und artenarm, es macht sich in ihr das Gesetz vorzugsweise geltend, das wir überall in der Argenti- nischen Flora treffen, dass durch das Ueberhandnehmen der ge- selligen Gewächse die Mannigfaltigkeit der Arten beeinträchtigt werde — die Eigenthümlichkeit eines Landes, das später als die umgebenden Gebiete aus den Wogen des Meeres emporwuchs, aber eine Eigenthümlichkeit, welche dem Ackerbauer wie dem Viehzüchter ihre Aufgabe erleichtert, denn gerade gesellige Ge- wächse sind es ja, auf welche beide mit ihren Erfolgen angewie- sen sind. 97 So haben sich denn grosse Viehheerden der Pampas bemächtigt, zunächst ohne Zuthun des Menschen. Wie viele aus Europa ein- geführte Gewächse, in den Boden der Pampas gesenkt, sich aus- säten, wuchsen, sich ausbreiteten und verwilderten, so gediehen, und vermehrten sich die wenigen eingeführten Pferde und Rin- der auf diesem günstigen Boden, ohne Zuthun des Menschen und bildeten nach und nach ungeheure Heerden. In dieser Wichtigkeit für die Viehzucht besteht das Hauptin- teresse der Vegetation der Pampas und da genauere botanische Angaben fehlen und Verfasser dieses mit derselben auch nur höchst oberflächlich bekannt ist, so entnimmt derselbe eine Schil- derung dieser Vegetation unter obigem Gesichtspunkte einem Aufsatze der Herren Heusser und Claraz, der in kurzem Raum das Beste giebt, was über diesen Gegenstand bekannt geworden ist. Die Herren sagen: EIER ‚Wir wollen daher noch das hiesige Weideland und dessen Grasarten etwas näher betrachten. Die hiesigen Camp-Bewohner unterscheiden zwei wesentlich ver- schiedene Gräser und Kräuter; die einen fassen sie zusammen unter dem Namen pasto duro, die andern unter dem Namen pasto blando (wörtlich: hartes und weiches Gras). Der pasto duro be- steht wesentlich aus Gramineen, die bis zu ihrer Blüthezeit ein kräftiges nahrhaftes Futter liefern, das seiner Härte und Länge wegen sich mehr für Rindvieh und Pferde, als für Schafe eignet. Nach der Blüthezeit trocknet es aus; seine trockenen langen Bü- schel werden strohartig und verlieren dadurch allerdings grössten- theils ihre nährenden Säfte, bieten aber doch selbst bei den grössten Dürren dem Vieh eine magere Nahrung, bei der es sich monate- lang erhalten kann. Den pasto blando bilden theils weiche, saftige Gramineen, die der Argentiner unter dem Namen gramillas zusammenfasst, theils mannigfache andere weiche und saftige Kräuter, von denen wir als die wichtigsten erwähnen: zwei Kleearten, die eine schlecht- weg Klee (trebol), die andere Geruchklee (trebol de olor) genannt, eine Erodium-Art, aljilerillo genannt, die gerne auf sandigem Boden wächst, und die buntblätterige Distel, (cardo asnal), deren junge Blätter von Schafen und Rindvieh sehr gern gefressen werden. Diese bilden bis zur Samenzeit ein reiches saftiges Futter, das sich namentlich für Schafe eignet; als einjährige Pflanzen sterben sie aber nach der Samenzeit ab und lassen, namentlich bei grosser Trockenheit, den Boden ganz kahl und die auf solchem Boden weidenden Thiere sind darauf angewiesen, sich von den Samen dieser Pflanzen und von dürren Distelstengeln zu ernähren. Es giebt grosse Strecken, namentlich im Norden der Provinz Bue- nos Aires, die jeden Sommer so kahl werden, dass das Rindvieh L d 98 darauf gar keine Nahrung mehr findet und entfernt werden muss. In den jungfräulichen Fluren der Pampas kommt ein Gemisch beider Grasarten vor: im Allgemeinen, namentlich auf den höher gelegenen Stellen, herrscht der pasto dwro bei Weitem vor, und zwischen den Büscheln desselben tritt Klee und alfilerillo mehr untergeordnet auf: Klee vorherrschend auf dem Lehmboden des Nordens, alfilerillo vorherrschend auf dem sandigen Boden des Südens. Letzerer, der bis nach Chile hin verbreitet ist, schiesst zu jeder Jahreszeit, nach jedem noch so geringen Regen, frisch auf; ersterer zwar auch, hat aber den Nachtheil, dass sein Samen, die sogenannte caretilla oder Klette liefert, die sich der Wolle anheftet und deren Verkaufswerth sehr schmälert. In den tieferen Stellen der reinen Pampas herrschen örebol de olor und weiche Gramineen vor; in sumpfigen Niederungen eine der europäischen Sumpfvegetation ähnliche, in der Carex-Arten sich besonders hervorthun. Diese sind es hauptsächlich, welche der Gaucho pastos agrios (saure Kräuter) nennt im Gegensatze zu allen früher ge- nannten, die er wohl auch unter dem Namen pastos dulces (süsse Kräuter) zusammenfasst.e. An den Ufern von See’n und Flüssen tritt eine aquatische Vegetation auf, ebenfalls der mitteleuropä- ischen entsprechend, denselben Gattungen angehörend, aber ver- schiedene Arten; es giebt eine Typha- und Phalaris-Art und so weiter. Ganz charakteristisch für die Pampas aber ist eine Gynerium-Art, die ziemlich verbreitet ist und deren Ueppigkeit einen sicheren Schluss auf Feuchtigkeit und Güte des Boden’s gestattet, im Lande cortadera genannt, ferner einige Arten aus der Gruppe der Agaven, cardas genannt, *) nicht zu verwech- seln mit den früher erwähnten cardos oder Disteln. Erstere sind hier einheimisch, letzere aus Europa eingeführt, aber sehr verbrei- tet. Boden und Vegetation werden nach Süden und Westen hin immer mehr salzig. Blosse salzige Efflorescenzen finden sich hie und da in den Niederungen der ganzen Provinz; im Süden und Westen aber treten wirkliche Salzsee’n, (salinas) auf, die aus mehr oder weniger reinem Kochsalze bestehen. An den Ufern dieser Salinas, sowie an vielen Punkten der Meeresküste tritt eine Vege- ' tation von Salzpflanzen auf, unter denen Salicornien (hier Jume genannt) vorherrschen. Diese ziemlich allgemeine Verbreitung des Salzes in den Campos von Buenos Aires giebt denselben einen grossen Vorzug vor den mehr nördlich gelegenen: schon in den centralen Theilen der Provinz Entre-Rios sehen wir das Vieh Stunden weit laufen, um salzige Erde aufzusuchen und zu lecken.“ *) Die net: botanische Angaben, die er noch nicht prüfen konnte, muss der Verfasser den Herren überlassen, deren Abhandlung dieser Aufsatz ent- nommen ist; nach dem wenigen, was Verfasser dieses von den Pampas gesehen, glaubt er weder an die richtige Bestimmung der obigen Gymnerien, noch der Aga- ven, die er für Eryngien hält. a 99 Soweit die genannten Herren. Ich füge noch hinzu, dass an verschiedenen Stellen eingeführte Pflanzen über die einheimische Vegetation das Uebergewicht gewonnen, dieselbe weithin verdrängt und dadurch das Ansehen der Pampa auf grosse Strecken ganz verändert haben; so mehrere Distelarten, besonders die Arti- schockendistel, der Fenchel, der Schierling, vielleicht auch die beiden Xanthien. Dass als Ufersaum an Flussläufen in der Pampa zuweilen Baum- vegetation vorkommen soll, wurde schon erwähnt, aber noch zwei andere Ausnahmen oder Enclaven sind vorhanden, deren Kennt- niss ich den ‘mündlichen Mittheilungen von Herrn Dr. Heusser verdanke. Zuerst die Region des Ourmamoel, eines ungefähr mannshohen Strauches, blattlos mit kreuzförmigen, dornenartigen Nadeln, dicht verästelt und dichte, undurchdringliche Gebüsche bildend, und dadurch der Schrecken der Viehzüchter. Diese Re- gion begleitet die Sierra de Tandil in Nord und Süd von Tandil bis Mar Chiquito, und andrerseits bis zur Laguna de los Padres, fehlt aber in der Sierra de Ventana. Die andere Ausnahme bildet ein Saum von Wäldern, der von Buenos Aires bis Mar Chiquito sich längs der Küste hinzieht, in verschiedener Breite, stellenweise bis zu 15 Leguas, und haupt- sächlich aus Tala, Coronillo und Espinillo bestehend. Dazu ge- hören die bekannten Montes de Tordillo bei Dolores und die Mon- tes grandes. Betrachten wir nun noch ein. wenig die Physiognomie der Pampa und die Weise, wie die Pflanzenarten, welche sie begleiten, auf der- selben vertheilt sind. Verfasser dieses nimmt besonders dabei den- jenigen Theil der Pampa in Betracht, welchen.er aus eigener An- schauung, wenn auch nur oberflächlich, kennt: die Pampas von Santa-F&, die noch vor einem grossen "Theile der Pampas in der Provinz Buenos Aires den Vortheil haben, weniger durch die Be- weidung mit Vieh, besonders mit Schafen, verändert zu sein. Die Vorstellungen, die wir in unserer Jugend von den Pampas aus populären Büchern einzusaugen gewöhnt sind, und in denen sie sich unserer Phantasie als absolute Ebenen, mit meeresglei- chem Horizonte darstellen, in welchen auf Hunderte von Meilen nicht die geringste Erhöhung des Bodens zu bemerken ist, ist für die nördlichen Pampas unrichtig; mehr soll sie auf die Pampas im Norden der Provinz Buenos Aires passen. Das Terrain der erstgenannten ist flachwellig und wenn auch dem Auge die Erhö- hungen und Vertiefungen nicht imponirend entgegentreten, so bemerkt man sie doch gleich an der verschiedenen Vegetation, und dem Pampasbewohner sind sie aus Tausenden praktischen Gründen von der höchsten Bedeutung. Vor Allem dem europäi- schen Einwanderer, der mehr sein Augenmerk auf Ackerbau als auf Viehzucht richtet, denn wenn sich auch dem Auge sogleich 100 jene unendlichen Grasfluren als ein von der Natur begünstigtes Feld für die Letztere darbieten mussten, so ist doch keineswegs damit gesagt, dass sie desshalb nicht auch dem Ackerbau grosse Vortheile bieten. Reiche Estancias mit wogenden Weizenfeldern und blühende Colonien beweisen das Gegentheil. Diese Ansiedelungen des Ackerbauers sind stellenweise an die: Canadas, die flachen Vertiefungen gebunden, in deren Grunde dann oft Lagunen Vieh und Menschen den nöthigen Wasserbe- darf liefern, oder doch Wasser in geringerer Tiefe zu ersenken ist; wo schon die Natur durch einen dichten mehr mit Blütken- untermischten weichen Rasen besonders günstiger V egetations-Be- dingungen andeutet und wo die Oulturpflanzen einen reicheren und sicheren Wasserzufluss und in dem fetten, jungfräulichen, an löslichen mineralischen Nahrungsmitteln reichen Boden ein üppiges Gedeihen finden. In den dichteren Grasrasen mischen sich dann noch allerlei andere Pflanzen aus verschiedenen Familien: eine je nach dem Salzgehalte und dem Feuchtigkeitszuflusse verän- derliche Vegetation von Gewächsen, die oft mit fleischigen Blät- tern versehn und dem Boden anliegend, zuweilen auch dem Menschen eine gesunde und angenehme Nahrung darbieten (wie verschiedene Portulac-Arten), zuweilen sein Auge durch reichen Schmuck in brennendsten Farben prangender Blüthen erfreuen (Portulac-Arten, Verbenen, besonders die herrliche Scharlachver- bene, Korbblüthler, Schmetterlingsblüthler, Euphorbien) und fast durchweg dem Vieh eine rasch fettmachende Nahrung gewähren. Trockener sind die flachen Anschwellungen der unendlichen Pampa und ihre Vegetation trägt hauptsächlich jene Eigenthüm- lichkeiten an sich, die dem Europäer, besonders dem Deutschen durch den Gegensatz zu seiner Heimath auffallen. Nicht der schwellende, dichte üppige Grasrasen ist es, von Blumen durchwebt, welcher unsere Wiesen schafft, sondern zer- streute, dichte Büschel harter Gräser (vorwiegend Stipa- und Me- lica-Arten), die sich inselartig über den gelbbraunen Lehmboden erheben. Wo die Formation am ausgeprägtesten ist, befindet sich zwischen diesen isolirten Grasbüscheln nackter Lehmboden, oft ausgewaschen und durch Regen fortgeführt, so dass die einzelnen Grasbüschel auf wirklichen Erhöhungen aufsitzen; oft aber auch, besonders in der günstigen Jahreszeit, ist er mit allerlei zarteren Grä- sern und Stauden bedeckt, wenigen Arten, aber zum Theil mit präch- tigen Farben. Zwischen die wenigen Grasarten der oben erwähn- ten Gattungen, welche ohne Zweifel den Hauptton in der Gras- Vegetation angeben, mischen sich noch eine Anzahl anderer, die- in wissenschaftlicher Beziehung noch ihrer Erforschung harren, aber zweifelsohne zum grossen Theile die gleichen sind, wie die. der folgenden genauer bekannten Formation. Für das Auge stellen diese Gräser eine geschlossene Grasdecke dar und die Pampa. 101 bietet den Anblick grosser Rasenfluren von sehr verschiedener Fär- bung je nach den Jahreszeiten: kohlschwarz im Frühjahre, wenn die alten Grasreste weggebrannt sind; lebhaft blaugrün, wenn die jungen Blätter hervorkommen, später braungrün, die Farbe des erwachsenen Grases, endlich — zur Blüthezeit — wenn die silber- weissen Blüthenähren die Rasen überragen, gewährt sie auf weiten Strecken den Anblick eines wallenden, wogenden Meeres von flüssigem Silber. Dichter als in den nördlichen Pampas, fast bis zu geschlossenem Rasen zusammenfliessend, sollen die Gräser in den südlichen Pampas von Buenos Aires stehen, und ihr Grün frischer und reiner erscheinen. Die Pflanzenfamilie, die nach den Gramineen durch die grösste Anzahl von Individuen in den Pampas vertreten ist, ist die der Compositen: meist struppige Halbsträucher mit unansehnlichen Blüthen, nur eine lebhaft gelbe Solidago leuchtet aus den an- dern hervor. | Sonst sind es hauptsächlich Verbenen, Portulac-Arten, Malven und einige Schmetterlingsblüthler, die den ärmlichen Blüthenschmuck der Pampa bilden, welcher wohl dem Ackerbauer und Viehzüch- ter, nicht aber dem Botaniker einladend erscheint. Schilfgräser’ und eine hohe Mannstreu (Eryngium) wachsen häufig am Rande von Gewässern. Die Baumlosigkeit der Pampa ist ein bisher nicht genügend auf- geklärtes Problem, das um so sonderbarer erscheint, als es ganz unrichtig wäre, zu glauben, dass dieselbe der Baumvegetation un- günstig sel. Eine ganze Anzahl Baumarten könnten gut ange- pflanzt werden, welche dem Holzbedürfnisse zum grössten Theile abhelfen könnten, wenn dasselbe so gross wäre. Aber die ein- heimischen Köchinnen auf dem Lande gehen nur ungern von der gewohnten Mistfeuerung zur Holzfeuerung über. Unter den Bäu- men, die leicht und üppig gedeihen, ist zu erwähnen: der Pfirsich, der nicht nur Früchte, sondern auch Holz liefert, die Orange, ein paar Eucalyptus-Arten, die Robinia, der Paraiso, die italienische Pappel, der Tala soll sich vortrefflich zu Zäunen eignen, wieauch die Cina-Cina (Parkinsonia aculeata); den Anbau mancher anderen machen die Ameisen schwierig oder fast unmög- lich. Am meisten unter den angepflanzten Bäumen pflegt der Ombit aufzufallen (Pircunia dioica), der als Schattenbaum häu- fig eultivirt wird, sonst aber zu nichts nutz ist. Durch die Beweidung, besonders durch Schafe, verändert sich der Charakter der Pampas; die harten isolirten Gräser verschwinden und machen einem dichten Rasen weicherer‘ niederer Grasarten Platz. So soll, besonders durch intensive Schafweide, schon die ganze Gegend zwischen Buenos Aires und dem Rio Salado ihren Charakter in der angegebenen Weise geändert haben. Ich sah in landwirthschaftlichen Publikationen diese Veränderung als eine 102 günstige und wünschenswerthe bezeichnen; die Herren Heusser und Claraz möchten sie eher, und wohl nicht ganz mit Unrecht, als Zeichen einer beginnenden Bodenerschöpfung ansehen. Die Rind- vieh- und Pferdezüchter können jedenfalls bei der jetzigen Be- wirthschaftung den pasto duro nicht entbehren, um ihre Thiere im Winter eben vor dem Hungertode zu schützen, — zu einer guten Estancia gehört, dass sie beide pastos besitzt — bei einer ratio- nellen Viehzucht aber werden sich diese Verhältnisse wohl wesent- lich ändern. Die Möglichkeit, die Pampa mit besseren Grasarten zu besiedeln, welche die einheimischen verdrängen könnten, ist ein wichtiger Gegenstand künftiger Versuche. Wir verlassen nun die Pampa und gehen zu ihrem westlichen Nachbarn über. Monte-Formation. Monte heisst im Spanischen überhaupt: Wald; Selva ist in dieser , Bedeutung wenigstens hier zu Lande durchaus ungebräuchlich. Aber nicht blos der Hochwald, sondern auch der Buschwald und das Buschland heissen hier im Innern Monte, und ich habe diese Bezeichnung als technischen Ausdruck gewählt, um eine Forma- tion im Innern der Argentinischen Republik zu bezeichnen, die vorzugsweise aus Busch- und Waldland besteht. Es ist dieselbe Formation, welche Grisebach in seinem berühmten Buche „Die Vegetation der Erde“ als Chaüarsteppe bezeichnet, ein Name, den Schreiber dieses aus Gründen, die an anderer Stelle entwickelt wurden, lieber mit dem der Monte-Formation vertauschen möchte. Diese Formation hat mit der patagonischen die Trockenheit des Klimas und das Vorwiegen der Holzgewächse gemein. Viele Buscharten scheinen, nach dem Wenigen, was über Patagonien bekannt ist, beiden Formationen gemeinschaftlich zu sein, und es ist eine Frage, die zukünftige Untersuchungen lösen müssen, ob nicht beide zu einer Formation zu vereinigen wären. Warum das trockene Klima, im Gegensatze zum feuchteren der Pampas, eine Vegetation von Holzgewächsen hervorgebracht, ist ‘zur Zeit noch nicht erklärt. Die Grenzen dieser Formation lassen sich noch nicht genau bestimmen; im Osten mag, nach der einzigen genaueren Beobach- tung, die Schreiber dieses bekannt wurde, die Grenze gegen die Pampas etwa unter 63° liegen; im Westen lehnt sich die Monte- Formation unmittelbar an die Puna-Region der Cordilleren an, ohne dass, wie in der Sierra de Aconquija eine subtropische For- mation beide schiede. Je nach dem Verlaufe nun der Cordilleren und ihrer Ausläufer muss demnach die Grenze dieser Formation möglichst viel von einer geraden Linie, die sich an einen bestimm- 103 ten Längengrad anlehnt, abweichen. Ihre Grenze gegen die pata- gonische Formation im "Süden ist ganz unbekannt; im Norden . grenzt sie sich gegen die subtropische Region ab, wo die hohen Gebirge des Aconquija-Zuges beginnen, deren Felsenstirnen reich- lichere Feuchtigkeit verdichten und ihren Hängen sowie den an ihrem Fusse ausgestreckten Ebenen spenden. Durch eine Ueber- gangsformation verbunden und vielfach mit ihren Baum- und Busch- arten in einander greifend, sind hier die Grenzen beider Formationen sehr verwaschene und können beiläufig auf 28—29° S. Br. ange- geben werden. Im Osten und Nord-Osten berührt sie sich auch noch mit der Chaco-Formation, die einzelne ihrer Vertreter noch weit in dieselbe hereinsendet. Bei der grossen Verwandtschaft bei- der sind diese Grenzen noch weniger scharf zu ziehen, als die zwischen Monte- und subtropischer Formation. Als Enclave tritt überdies die Monteformation noch gelegentlich in der subtropischen auf, wo ein breites Thal in nicht zu grosser Höhe die Feuchtigkeitsverhältnisse in ungünstiger Weise umge- staltet, z. B. auf dem Wege von Tucuman nach Salta, weithin im Thale des Rio dela Tala, wo die Sierra de Candelaria den feuch- ten Luftströmungen einen Damm entgegensetzt und die subtropische Formation unmittelbar auf die Flanken der Berge beschränkt, den Thalboden dem Monte überlassend, während dagegen die subtro- pische Formation, z. B. in feuchten engen Thälern der Sierra de Ambato, sich tief in die Monte-F'ormation hinein einen Weg bahnt. So sind es, wie in der ganzen Republik, viel weniger Temperatur- Verhältnisse, als Mangel oder Reichthum des belebenden Wassers, was hier der einen, dort der andern Pflanzenformation das Ueber- gewicht verschafft. Von der geologischen Formation scheint unsere Formation wenig abzuhängen; sie hat sich sowohl auf Pampaslehm, auf Geröll und Medanos (Sanddünen), als auf grani- tischem oder kalkigem Untergrunde angesiedelt. Wir wollen nun die wiehtigsten und am meisten characteristi- . schen Gewächse der Monteformation aufzählen, und zunächst, ohne unsan eine systematisch botanische Ordnung zu kehren, lediglich die Häufigkeit in der angegebenen Formation und deren charakte- ristischen “Eindruck zur Richtschnur nehmen; freilich zwingt uns die träge Form, in der wir genöthigt sind, unsere Gedanken in Wort oder Schrift wieder zu geben, hinter einander aufzuführen, was neben und unter und übereinander aufmarschiren sollte. Vieles weniger Wichtige, was doch dem Auge selbst des Laien häufig auffällt, muss übergangen oder doch nur ganz flüchtig berührt werden. Fast alle Bäume und Sträucher, welche diese Formation zu- sammensetzen, sind von niederem, oft krüppelhaftem Wuchse, mit struppigen sperrigen Aesten, meist mit Stacheln versehen oder mit stechenden Blättern. Diejenige Pflanzenfamilie, welche diesen 104 Charakter besonders deutlich hervortreten lässt, ist die der Mimo- ‚seen; sie bildet in einer Reihe von Arten und in Zahl der Indi- viduen einen der hervorstechendsten Züge der Monteformation und verdient daher hier an erster Stelle besprochen zu werden. Es würde die Aufgabe dieser Blätter überschreiten, wollte ich alle die bis jetzt aufgefundenen Prosopis-, Mimosa- und Acacia-Arten erwähnen, ich führe daher nur einige an, die entweder in der Physiognomie der Landschaft besonders hervortreten oder wegen ihrer Nützlichkeit Erwähnung verdienen. In beider Beziehung stehen die Algarroben voran, Prosopis-Arten, besonders der Algarrobo blanco, Prosopis alba, welche die nützlichste und beliebteste Art ist. Die Algarroben wachsen theils als Sträucher, theils als stattliche Bäume, fast immer mit wenig geraden schon in geringer Höhe verästelten Stämmen und flacher durch die Kleinheit der Fiederblättchen lichter Krone. Sie bilden zuweilen allein ganze Wälder, meist aber mit anderen Baum-Arten gemischt und sind nützlich theils durch ihr Holz, das zu den primitiven Holz- constructionen der Landbevölkerung verwendet, besonders aber als Brennholz geschätzt wird, theils durch ihre Früchte: Schoten, welche ein rüsses Mark enthalten, das viel als Viehfutter in An- wendung kommt, aber auch von dem Volke selbst gekaut oder zu einer Art Brod (Paiai) verbacken, auch zu einem Getränke verwendet wird, das frisch kühlt, gegohren berauscht, und in manchen Gegenden des Landes das Hauptbindemittel der geselligen Freuden ist. Gern wird auch der Baum als Schattenbaum bei den Estanzien gehegt, indem man einige Bäume in der Nähe dersel- ben auszuroden unterlässt; denn die Anpflanzung würde nicht loh- nen, der Baum hat ein äusserst langsames Wachsthum, und bei der Schonungslosigkeit, mit der man ihn ausbeutet, würde er, wenn nicht jene Schattenbäume der Verwüstung entgingen, und wenn das Land bereits dichter bevölkert wäre, in nicht zu ferner Zeit nur mehr der Geschichte angehören. Fast alle anderen Mimoseen in unserer Region sind strauchartig oder bilden kleine Bäume; ich will von denselben nur wenige er- wähnen, um den gesetzten Raum nicht zu überschreiten. Wer nä- here Aufschlüsse wünscht, wird sich an Spezialwerke wenden müs- sen. So gedenke ich der Acacia Cavenia: Nandubey, deren gerbstoffreiche Früchte zum Schwarzfärben dienen, und deren schweres, hartes Holz, wo sie häufiger vorkommt, als Brennholz und zu verschiedenen anderen Zwecken sehr geschätzt ist; Acacia moniliformis, deren Schoten ein gutes Viehfutter geben; andere. Arten schwitzen @ummi aus, das vielleicht gewonnen werden könnte, wieder andere haben gerbstoffhaltige Früchteund Rinden, ejtige Arten zeichnen sich durch furchtbare Dornen aus, womit sief@en, Argentinischen Monte oft unwegsam machen. eben. den Algarroben ist das häufigste Gewächs unserer For- 105 mation, aber auch in der subtropischen- Chaco- Patagonischen und Mesopotamischen Formation verbreitet—und angebaut selbst in der Pampa gedeihend-— der Tala, verschiedene Arten der Gattung Celtis, besonders C. Tala und C. Sellowiana, stachliche, sper- rige Gewächse, meist Büsche, die aber auch zu hohen P&äumen sich erheben, wo sie dann häufig, mit Algarroben vergesellschaftet, in schönen alten Exemplaren an den Estanzien als Schattenbäume gese- hen werden. Da ihr Holz wenig Verwendung findet und ihre Früchte ungeniessbar sind, beschränkt sich ihr Nutzen auf den an- gegebenen Zweck oder auf die Construction von Zäunen. Nächst den Talas spielen die @tebrachos eine grosse Rolle in der Wald- und Busch - Vegetation Argentiniens. Es sind drei Ar- ten aus sehr verschiedenen Pflanzenfamilien, welche als Quebra- cho’s bezeichnet werden: der @Quebracho flojo, auch Quirilin ge- nannt, Jodina rhomb.ifolia, ein ästiger Strauch oder niedri- ger Baum mit lederartigen, rautenförmigen, an drei Ecken ste- chenden Blättern, durch seine Häufigkeit eine Charakterpflanze, sonst ohne bekannten Nutzen als höchstens zur Construction von Zäunen. Quebracho blanco, Aspidoperma Quebracho, ein Strauch oder mittelhoher Baum mit oval spitzen, stechenden, le- derartigen Blättern. Er setzt ungeheuere Waldungen im Innern zum grossen Theil zusammen, die ührige Vegetation als Baum überragend, und mischt sich auch als Hauptbestandtheil in Strauch- form in das Buschland. Sein Holz dient zu Mancherlei; besonders hat man auch in neuerer Zeit ein gutes Material für Holzschnitte ‘darin entdeckt; die bittere Rinde ist eines der vielen Volksmittel gegen das Wechselfieber. Der dritte Quebracho: Quebracho colorado, Loxopterygium Lorentzii, gehört mehr der folgenden. Formation an, obgleich er auch in den Monte hineinragt, und wird daher besser bei den Randzonen der subtropischen Formation besprochen. Einen ganz hervorragenden Rang im Monte nehmen ferner die Moye’s oder Molle’s ein, unter welchem Namen eine Anzahl ha- bituell mehr oder minder ähnlicher Gewächse zusammengefasst werden, welche meist in einem oder dem anderen ihrer Theile ei- nen terpentinartigen Geruch haben und auch zum Theil der Fa- milie der Terebinthacaeen zugehören. Am meisten habituell abweichend ist der Molle @ beber (Molle zum Trinken, weil aus seinen Früchten ein süsses, labendes, aro- matisches Getränk bereitet wird), ein stattlicher Baum, der schön- ste der Monte-Formation, dem Gebirge angehörig, wo er am lieb- sten in den Zwischenräumen und Ritzen grosser Felsblöcke seine "Wurzeln schlägt. Ä Die nächst in Betracht kommenden Molle’s sind Sträucher oder krüppelige Bäume, Hauptbestandtheile des Busch-Landes, Duvaua- Arten mit harzigen Beeren, die zuweilen als Weihrauch gebraucht 106 werden. Eine dieser Molle’s, die Molle « curtir, wahrscheinlich auch eine Duvaua-Art, verdient deshalb Beachtung, weil ihre Blät- ter ein sehr geschätztes Material zur W eissgerberei liefern. Zwei Molle’s negras sollen hier nur als häufige Bestandtheile des Buschlandes eine vorübergehende Erwähnung finden, ebenso eine habituell verwandte Form, der Alvarillo del campo, Xime- nea americana, sowohl aus diesem Grunde, als wegen seiner pflaumenförmigen, saftigen, erquickenden Frucht, deren Süssigkeit noch durch einen leichten Bittermandel- Geschmack etwas beson- ders Angenehmes erhält. Eine sehr wichtige Rolleim Buschlande der Monte - Formation spielt die Familie der Verbenaceen, zunächst durch eine Anzahl strauchartiger Lippien, zum Theil hässlicher, zum Theil eleganter Sträucher, die ganz wesentlich zum Charakter des Buschlandes ’bei- tragen und zum Theil ganze Strecken allein bekleiden. Alle sind aromatisch und haben stark riechende Blumen. Die häufigste, der Poleo, hat einen terpentinähnlichen Geruch; seine Blätter werden als 7e del pais (einheimischer Thee) zu Aufgüssen verwendet; die Lippia lycioides, Azahar del campo, ist eine Zierde de Camps durch ihre schlanke Gestalt und den herrlichen Vanille-Geruch ihrer weissen Blüthen; die Lippia polystachya: Poleo de castilla, ist im Volke sehr geschätzt als Tonicum. Die Lippia salsa bildet einen Hauptbestandtheil der Gebüsche in der Salzsteppe. Den krautartigen Verbenaceen werden wir noch an anderer Stelle begegnen. Habituell schliessen sich einigermaassen an die Lippien ein paar hübsche Buddleyen an, die angenehme Gartenpflanzen geben würden. Der Charar ist einer der häufigeren Bestandtheile des Busch- landes. Er gehört zu der Familie der Papilionaceen und heisst Gourliaea decorticans, weil er jedes Jahr die äusseren Schich- ten der alten Rinde abblättert,- um von innen heraus neue zu bilden. Er hat eine süsse, angenehm schmeckende Frucht und ein zähes, geschätztes Holz, dem nur der niedere, unregelmässige Wuchs Eintrag thut. Nur in der subtropischen Zone erwächst der Chafiar zum kräftigen, stattlichen Baume, doch nur selten mit regel- mässig gebildetem Stamme. Eine dem Chaüar in seinen vegetativen Organen sehr ähnliche Pflanze ist die Brea, Caesalpinia praecox, ein Gewächs, das in der westlichen Abtheilung unserer Formation, am Ostfusse der Cordilleren, seine üppigste Entwickelung erreicht. Es ist ein hoher, baumartiger Strauch mit den Fiederblättern der Familie, mit grü- ner Rinde, dessen Holz ein mehrfach benutztes Harz liefert. Die Caesalpinia oder Poinceinia Gilliesii liefert einen der häufigsten Sträucher des Camp. Obgleich nicht besonders elegant von Gestalt, zeichnet sie sich doch aus durch ihre schönen Blu- men, die von den zehn hervorragenden Staubfäden den Namen 107 disciplina de monja „Nonnengeissel“, oder von dem für schädlich gehaltenen gelben Blüthenstaube den Namen „Augengift“ oder „Hundsgift“ erhalten hat. Sie ist auch über die subtropische und Chaco-Formation verbreitet. Anheimelnd kommen blattlose Cassien vor, welche charakteristisch in das Landschaftsbild eintreten, Cassia aphylla und crassi- ramea. Sie ruft den deutschen Ginster und die Sandgebiete und Haiden ins Gedächtniss, die er dort besiedelt. Zwei Jarilla’s aus verschiedenen Familien (Larrea divaricata und Zuccagnia punctata) bilden theils fast ausschliesslich, theils mit anderen Busch-Arten, weite Gebüsche lebhaft grüner, elegant gebauter, übermannshoher Sträucher. Was sie, trotz ihrer verschie- denen botanischen Stellung, in der Idee des Volkes zusammen- führt, ist ihr reicher Harz-Gehalt, der sie klebrig und stark rie- chend macht, so dass sie häufig schon grün mit russender Flamme brennen. Die erstere ist über das ganze Gebiet verbreitet, die letztere ist der westlichen Abtheilung desselben eigenthümlich. Die Gebüsche Beider heissen Jarillares, ein Name, den man öfter auch in den Namen von Estanzien wiederkehren hört. Ein weiterer, sehr häufiger und charakteristischer Bestandtheil des Buschlandes ist die Porliera hygrometrica, bei Cördoba Guayacan, weiter nördlich, wo sie zum mittelstarken Baume er- wächst, Cucharera genannt, weil man deren ungemein hartes und schweres Holz zu allerhand Schnitzereien, z. B. Löffeln verwendet. Die Familie der Zygophylleen, der die Larrea und der Guaya- can angehören, liefert noch mehrere charakteristische und häufige Gewächse an verschiedenen Standorten; ich erwähne unter ihnen nur noch eine, die Retama, Bulnesia Retama, ein charakteristi- sches Wüstengewächs der Westhälfte unseres Gebietes, den gröss- ten Theil des Jahres völlig blattlos, mit grünen, dünnen, zum Theil hängenden Zweigen, den Casuarinen Neuhollands ähnlich, mit dunklen, trocknen, dreigeflügelten Früchten. Sie wird baum- artig, über 20—25 Fuss hoch, der Stamm über fussdick. Ihr Holz wird verwendet. Ein anderes blattloses Gewächs, das charakteristisch für die Buschwüsten des Westens ist, ist der Oxycladus aphyllus, der an seinen Zweigen eine Wachsschicht absondert. Eine ähnliche, vielleicht identische Pflanze sahen wir bei den Patagoniern zur Wachsgewinnung verwendet. Noch eine Anzahl blattloser Gewächse aus verschiedenen Fa- milien bilden einen eigenthümlichen Zug der westlichen Wüsten- Region, deren specielle Aufführung uns hier zu weit ablenken würde. Aus der Familie der Rhamneen sind zwei Sträucher wegen ihrer Häufigkeit und charakteristischen Gestaltung in unserer Formation zu erwähnen: der Piguillin (Condalia microphylla) als Haupt- bestandtheil des Buschlandes, zur Zeit der Fruchtreife eine Freude 108 der Gauchokinder, welche die kleinen saftigen Beeren theils frisch geniessen, theils zu Dulce (Confitüre) sammeln. Die andere, ein blattloser, furchtbar stachlieher Strauch (Colletia spinosa) dient durch sein eisenfestes Holz zu allerlei technischen Zwecken. Der Baum ist in der Monte-Formation eine Pflanze des niederen Ge- birges, bildet aber zugleich merkwürdiger Weise in der Mesopo- tamischen Formation einen Hauptbestandtheil des Ufergebüsches. Einer der häufigsten Sträucher des Buschlandes ist der Ada- misgui, Atamisquea emarginata, ein übermannshoher Strauch mit stinkenden Blättern, Blüthen und Früchten, ohne bekannten Nutzen, nur durch seine Häufigkeit charakteristisch. ; Eine hervorragende Rolle in dem Buschlande unserer Forma- tion nehmen die Solaneen ein, welche in derselben einige der häufigsten Sträucher stellen, mit reichem Blüthenschmuck die Ge- filde zieren und in der nächsten Formation sogar als Bäume in die subtropische Waldung eingehen. Nächst den Gräsern, Compo- siten und mit den Amaranthaceen gehören sıe wohl zu den reichsten Familien an Arten wie an Individuen in der Monte-Formation. Es sind in dieser Formation besonders die Arten der GattungLycium, welche. sich in mehreren Arten in das Gebüsch mischen oder an Hecken und Wegerändern wuchern. So das Lycium cestroides, ein viel verzweigter, : übermannshoher Strauch, mit violetten Röhrenblumen, welche besonders gern die Colibris besuchen; Ly- eium ciliatum, ein schwacher Strauch, der sich gern an andere anlehnt und deshalb meistens in den Hecken wuchert, andere Lycien, welche vorzugsweise auf salzreichem Boden wachsen. Un- gemein häufige, niedrige, dornenlose Sräucher sind Cestrum patens und Solanum sordidum, die besonders zwischen niede- rem Gebüsche und an freieren Stellen wuchern. Die Salpichroa rhomboidesa, ein lockerer, zarter, brü- chiger Halbstrauch mit sperrigen Aesten, wuchert an Hecken und Gebüsch empor oder bedeckt den Boden; seine taubeneigrosse Frucht wird gegessen und hat einen etwas weinigen Geschmack, daher heisst sie wa del campo (Camptraube). Ein wild wachsender 4ji (spanischer Pfeffer, Capsicum mi- cerocarpum, bildet ebenfalls einen Halbstrauch. Seine kleinen rothen Früchte sind als scharfes Gewürz in Argentinien sehr be- liebt. Die grosse Familie der Korbblüthler spielt zwar in der Flora im Allgemeinen eine hervorragende Rolle durch Zahl der Arten und Individuen, aber zur Busch- und Baum- Vegetation des Monte trägt sie nur wenig bei. Während wir in den folgenden Forma- tionen baumartige und zahlreiche strauchartige Compositen antreffen werden, sind es hier nur wenige höhere Sträucher, welche dieser Familie angehören, die Mehrzahl sind niedere, halbholzige Gewächre oder Stauden. Unter den Sträuchern zeichnen sich einige Baccharis-Arten 109 ‚aus, besonders die weidenartige Baccharis lanceolata, welche die Flussläufe begleitet und die häufigste ist; sie ist sehr oft be- gleitet von der halbmannshohen Vernonia salicifolia mit hübschen Blüthen; die Proustia pungens gehört ebenfalls den Flussauen an nnd ist ein übermannshoher robuster Strauch mit lederartigen stechenden Blättern. Charakteristisch sind ferner und häufig im Camp einige blattlose Baccharis- Arten mit breiten, ‚geflügelten Stengeln, die hier indess selten über halbmannshoch werden, vielmehr meist niedriger bleiben. Einige Compositen- Sträucher gehören dem Gebirge an und bil- -den dort zum Theil charakteristische Massen- Vegetationen, so der Romerillo, Heterothamnus brunioides, ein niederer Strauch ‚mit nadelförmigen Blättern und gelben Blüthen, der für die ein- heimische Farben-Industrie einen gelben Färbstoff liefert; die Flou- tensia campestris mit breiten, glänzenden Blättern und ziem- lich ansehnlichen gelben Blüthen. Grosse habituelle Aehnlichkeit mit der so häufigen Baecharis lanceolata hat die Jussiaea longifolia, beide gleichen Wei- denbüschen. Mit Ueberraschung daher sieht man sie im Herbst mit ganz verschiedenartigen Blüthen bekleidet. Die Euphorbiaceen liefern in unserer Formation wenige höhere Holzgewächse, welche trockene, steinige Hügel besiedeln; blos die seltsamen Formen der Jatropha- und Manihot- Arten gehören halbwegs hieher mit ihren handförmigen, grossen, glänzenden Blät- tern und apfelgrossen Früchten; einige Croton- und Acalypha- Artenbilden niedere Büsche, die selten Mannshöhe erreichen. Die stark purgirenden Eigenschaften ihrer Samen sind bekannt; diese Eigenschaft besitzt in minderem, aber heilsameren Maasse der Ricinus, der an Flussliufen häufig einzeln oder gruppenweise sich der Ufer-Vegetation einmischt. Eine ganz hervorragende Rolle spielen unter den Holzgewächsen die Cacteen, die mit ihren sonderbaren, zum Theil riesenhaften Formen nirgends fehlen. Die grössten Formen stellen die Säulen- ‚Cactusse, besonders die der westlichen Wüsten- Region angehörigen Cereus— Arten, die 30 bis 40 Fuss Höhe erreichen und deren ‚Holz dort für alle mögliche Bauten, selbst zur Grubenzimmerung ‚dient, und andere niedere Arten, die bald reich, bald sparsam ver- ästelt, bald viel, bald wenig gerieft sind. Gleich häufig, stellenweise weit häufiger sind die Opuntien, die ebenfalls von verschiedenster Grösse auftreten, bald 20-25 Fuss hoch und unendlich oft verästelt, bald kaum über den Boden sich ‚erhebend, zum Theil mit ungeheuren Stacheln versehen. Eine Art liefert die bekannten Tumas oder indianischen Feigen, andere Ar- ‚ten beherbergen die Cochenille, deren rationelle Ausbeutung und Versendung noch eine grosse Zukunft im Lande haben dürfte, wäh- wen jetzt wohl alle producirte Waare an Ort und Stelle verbraucht wird. 110 Sind die Blüthen der Säulen-Cactusse meist weiss, die der Opun- tien gelb, orange oder gelbroth, so sind die der Schlangen-Cac- tusse meist lebbaft roth; doch ist diese Cactusform und die der Mamillarien seltner, zumal in unserer Formation, und Beide treten nicht leicht in Charakter gebender Häufigkeit auf. Noch einige kleinere Familien liefern der Busch- und Waldve- getation häufige und wichtige Repräsentanten, so den Mistol, Zi- zyphus Mistol, ein stattlicher Baum mit flintenkugelgrosser , essbarer Frucht, mehr den nördlichen Gegenden unserer Formation eigen; den ('oco, Xanthoxylon Coco, einen mittelgrossen, etwas. eschenartigen Baum von starkem, unangenehmen Geruche, dessen Rinde mit eigenthümlichen Stacheln bedeckt ist; die Humboldts- weide, einen schönen Charakter - Baum der Flussufer; den Flieder, Sambucusaustralis, dem deutschen sehr ähnlich, meist in Hecken zu finden; den Argentinischen Sauerdorn, Berberis ruscifolia, ein niederer, halbmannshoher stachlicher Strauch mit gelben Blüthen, aus dessen dunkeln Beeren Tinte gefertigt wird und des- sen Wurzeln einen gelben Farbstoff liefern; die hübsche Nesaea salicifolia, ein schlanker, dornenloser bis übermannshoher Strauch mit hübschen, ansehnlichen Blüthen; die Ru prechtia corylifolia und 2 Bougainvillaen, die erstere ein robuster übermannshoher Strauch, letztere hohe Sträucher oder kleine Bäume mit sehr spitzen Stacheln, gehören dem Gebirge an, in dem auch die Quenoa, Polylepis racemosa, nach mündlichen Mittheilungen von Pro- fessor Hieronymus, eine eben so ausgesprochene Region bildet, wie in den nördlichen Gebirgen. Dort findet sich auch, wenngleich weniger häufig, eine andere Rosacee: Kageneckia angustifolia, ein niederer Baum mit sternfömigen Früchten. Die Myrtaceen, die in der folgenden Formation die stattlichsten Bäume bilden, sind hier nur durch einen niedrigen Strauch ver- treten, der den Einheimischen einen angenehm schmeckenden Thee liefert: Psidium Thea. Streckenweise treffen wir Gebüsch- Dickichte, die hauptsächlich aus der Justicia campestris mit ihren hübschen Blüthen bestehen, während die J. xylosteoides mehr vereinzelt einen Schmuck des Buschwaldes bildet. Durch ihre sonderbare Form und ihre rothen Früchte fällt auch dem Laien die einzige Pflanze aus der Verwandtschaft der Nadelhölzer in’s. Auge, die Ephedra triandra, ein blattloser, halbschlingender Strauch, den ich nur höchst selten zu einem Baume mit fussdickem Stamme erwachsen sah. Unter den Sträuchern sind ferner noch die Jume- Gebüsche zu erwähnen, welche grosse Strecken der Salzsteppe bedecken: Gra- hamien und Chenopodeen, besonders zwei Spirostachys - Arten: Suaeda divaricata, Atriplex Pamparum, oft weit übermanns- hohe, dicht verästelte Gebüsche, deren Asche im Lande zur Sei- fenfabrikation dient. Bei der grossen Menge, in der sie sich stel- 111 lenweise vorfinden, könnten sie vielleicht einst die Basis einer In- dustrie werden. Endlich mag bei den Holzgewächsen noch der Palmenwälder ge- dacht sein, die einen Theil der Provinz Cördoba bedecken. Sie ge- hören einer Art an, die noch als Oopernicia campestrisBurm. gehen muss, bis ihre systematische Stellung genauer bestimmt ist, obwohl ihr Genus-Name wahrscheinlich falsch, ihr Species-Name schlecht gewählt ist, denn sie gehört nicht dem Camp an, sondern dem Gebirge, dort nur finden sich grosse geschlossene Wälder; in den Camp verirren sich nur selten und sehr zerstreut einzelne Exem- plare. Der Baum ist ungefähr 30 Fuss hoch; seine Blätter dienen zu Fächern, seine Früchte sind ausserordentlich süss und werden vom Vieh begierig gefressen. Selbst Menschen sollen sie roh oder als Confiture essen, und vielleicht könnten sie auch zum Branntwein- brennen dienen. Das Holz ist wenig werth, wird aber doch von den Bewohnern zu Allerlei: Einzäumung von Viehhürden etc. ver- wendet. Konnten und mussten wir uns bei der Aufführung der Holzge- wächse, welche den Charakter dieser Region bilden und in hervor- ragender und eigenthümlicher Weise an deren Zusammensetzung theilnehmen, einer relativen Vollständigkeit befleissigen, so haben wir uns bei der Aufzählung der anderen Gewächse, bei der Enge des zugemessenen Raumes, blos auf das Allgemeinste zu beschränken und uns zu bestreben, mit wenigen grossen Zügen einen Abriss der Pflanzenwelt zu geben, welche die meist weiten Zwischenräume zwischen den Holzgewächsen mehr oder weniger dicht ausfüllen. Viel trägt zu dem charakteristischen Eindrucke des Argentini- schen Monte der Reichthum an Schlinggewächsen bei, der besonders in den lichter bestandenen Gebüschen herrscht, und den öden Ein- druck der klein- und armblättrigen sperrigen Gesträuche freundlich mildert. Die ‚‚Enredaderas‘‘ gehören verschiedenen Pflanzenfamilien an; die Compositen liefern die Mikanien, dichtverschlungene, grossblätt- rige Schlinggewächse mit weissen, wohlriechenden Ebensträussen von Blüthen, welche Gebüsche, Hecken und Grabenränder oder Erdab- brüche an den Flüssen mit reichen, üppigen Festons bekleiden. Die Bignoniaceen bieten mehrere Arten, besonders das sehr ge- meine Anemopaegmea clematoideum, das durch seine Häufig- keit, seine grossen, weissen Blumen und charakteristischen Früchte selbst dein Laien auffällt. Ferner nennen wir aus anderer Familie den cabello del angel (Engelshaar), Clematis Hilarii, dessen Früchte als Vesicator gebraucht werden; eine ganze Reihe von Asclepiadeen mit milchenden Stengeln, worunter der Tasi, die Morrenia bra- chystephana, besonders häufig und charakteristisch ist. Die Sa- men werden angeblich ausgesogen und deren weisse, seidenartige Haare als Zunder gebraucht. 112 Ein besonderer Schmuck der Gebüsche, vornehmlich an Uferrän- dern, sind die Passifloren mit ihren grossen Blumen und goldgelben Früchten. Häufig, die Hecken zierend oder auch auf der Erde krie- chend, sind verschiedene Winden, zum Theil mit prachtvollen Blumen: so Ipomoea purpurea und acuminata, Convulvulus Mon- tevideensis und Breweria sericea. Besondere Erwähnung mag noch dem Mechoacan werden, der Ipomoea Megapotamica, deren mehrere Pfund schwere Wurzel als kräftiges Purgans in der Volksmedizin figurirt; er ist ein Schmuck des öden, sandigen Cam-- pes. Den Winden sehr ähnlich ist ferner eine Manettia, die zwi- schen Hecken wuchert. Einen hervorragenden Antheil an der Flora der Schlinggewächse nehmen noch die Cucurbitaceen, besonders in unserer Formation Adobria viridiflora und Siceyos malvifolius, welche sich zwischen den Gehüschen schlingen, während der Coloquinten-Kürhis an sandigen Flussufern sich am Boden hinwindet. Mit lebhaft grünen und glänzenden fleischigen Blättern und eleganten weissen Blumen schmückt die Boussin- gaultia baselloides das Gebüsch; der Mensch holt sie auch gern in seine Wohnungen und ziert mit ihr seine Veranden. Schon der Uebergang von den Schling- zu den Schmarotzer-Gewächsen bil- det die Cuscuta, aus der angeblich Nudeln angefertigt werden. Was man im gewöhnlichen Leben als Schmarotzer bezeichnet, weil esauf anderen Gewächsen lebt, theiltsich physiologisch in zwei Hauptgruppen: echte Schmarotzer, die ihre Nahrung aus der Amme ziehen, und Epiphyten, denen das fremde Gewächs blos zur Wohnung dient, während ihnen der zugewehte Staub, die Zersetzungsproducte der Rinde und die Atmosphäre mit ihren Niederschlägen zur Nah- rung genügen. Beide liefern charakteristische Elemente für die Mon- te-Formation: die echten Schmarotzer einige Loranthaceen, unter: denen Loranthus euneifolius durch Häufigkeit und Reich- thum an prachtvoll rothen Blüthen hervorsticht; die Epiphyten,, hauptsächlich die Tillandsien, von denen einige wegen ihrer schönen. Blüthen von wunderbarem Dufte in den Haushöfen aufgehangen zu werden pflegen, wo sie jedes Jahr neue Blüthen treiben. Noch kürzer muss ich die Stauden, die niederen, nicht, holzigen: Gewächse behandeln, welche den Boden bekleiden. Den ersten Platz nehmen, wie in der Pampa so auch hier die Gräser ein, welche die Grundlage der Viehzucht und somit des nationalen Reichthums bilden. Es sind hier hauptsächlich harte Gräser, welche mehr oder weniger dicht, aber immer in isolirten Büscheln zwischen den Gesträuchen und Bäumen stehen oder Waldlichtungen bekleiden, welche von sehr verschiedener Ausdehnung sein können. Stipa tenuissima, Melica papilionacea und macra sind die häufigsten Arten und dürfen als die Hauptcharakter-Gewächse unter: den Stauden bezeichnet werden. Weiche Gräser finden sich haupt- sächlich in den Flussauen oder in feuchten Mulden im Camp, doch E 113 sind sie nicht eben häufig; wieder andere Arten hat das Gebirge, dessen Hochflächen zuweilen dicht und üppig mit Grasbüscheln und stellenweise auch mit Rasen bestanden sind. Die Grasvegetation, be- sonders des Letzteren, ist noch nicht hinreichend genau studirt, doch ist schon eine ganze Anzahl Arten bekannt, deren Namen ich jedoch hier anzuführen unterlasse. Blos des Arundo occidentalis sei gedacht, einer Gebirgspflanze, derman als Gynerium argenteum in vielen Reisewerken den Namen des Pampasgrases mit Unrecht beilegt. Sie kommt nicht selten, aus den Gebirgsthälern herabge- schwemmt, an den Gehängen der Flüsse vor. Wenn die Pampa wirklich ein Gynerium besitzt, was ich bis jetzt nicht bestätigen konnte, so ist es sicher eine andere Art. Wo die Büsche dichter stehen, treten die Gräser weniger hervor, viel nackter Boden findet sich, auf dem Pflanzen aus anderen Fami- lien mehr oder weniger locker zerstreut sind, ohne seine Blösse zu decken. Voran stehen hier wiederum die Compositen, reich an Ar- ten, aber arm an hervorragenden Gestalten, daher ich es auch unter- lasse, specieller in die Anführung von Namen einzugehen, wie ich es an anderem Orte gethan. Einige werden gebraucht und könnten daher von industrieller Wichtigkeit werden, so Flaveria Contra- yerva zum Gelbfärben, die Mata-pulga, Schkuria abrotanoi- des, als Insektenpulver, Xanthium spinosum, Zinnia pauci- flora, Parthenium Hysterophorus als Volksheilmittel, letztere, die Alta misa, zugleich durch ihr massenhaftes Auftreten charakte- ristisch und schädlich. Sehr verbreitet und zum Theil durch hübsche Blumen ausgezeichnet sind die Arten der Gattung Senecio, Eupa- torium und Conoclinium. Die beiden Xanthien, wohl einge- wandert, bedecken ganze Strecken. Ferner drängen sich auf die Amaranthaceen, die, reich an Arten und Individuen, geradezu als Charakterpflanzen der Argentinischen Flora bezeichnet werden können. Manche bilden einen wahren Schmuck des Camp, wie die Alternanthera rosea und ligulata, welche zuweilen ganze Strecken mitihren rosenrothen Blüthen be- decken; anderen werden medizinische Eigenschaften zugeschrieben. Die Solaneen sind ebenfalls durch Arten und Individuen reich ver- treten, deren einige Anwerdung finden, so die uva del campo, die wilde Traube, Salpichroa rhomboidea, welche taubeneigrosse, aber vereinzelt stehende, nicht zu Trauben vereinigte, weinartig schmeckende Früchte hat; die hübsche Nierembergia hippoma- nica, eine Zierde für den Camp, aber ein Gift für das Vieh, daher auch Chuchu genannt, wie das Wechselfieber; hübsche Petunien und Tabakarten zieren besonders die Flussauen und Grabenränder. Der «aji, der spanische Pfeffer, das beliebteste Gewürz der Argenti- ner, der in zahlreichen Varietäten eultivirt wird, hat aucleinen ein- heimischen Vertreter: das Capsicum microcarpum liefert das schärfste und darum besonders bei den Cordilleren-Bewohnern be- liebteste Gewürz. 8 114 Mehrere Arten der Gattung Solanum selbst weben sich ebenfalls in den Pflanzenteppich, z. B. die stachlichen Solana mit hübschen Blüthen und gelben oder marmorirten Früchten. Strauchige Verbenaceen, denen wir schon in der Pampa. begegfie- ten, spielen hier dieselbe Rolle; besonders die herrliche Scharlach- verbene ist auchin der Monte-Formation ungemein häufig, und ei- nige andere elegante, wenn auch weniger brillante Arten dienen zur Zierde des Camp. Die hübsche Priva laevis hält sich gern in der Nähe menschlicher Ansiedelungen. Ein grosses Contingent stellen ferner verschiedene Gattungen der Malvaceen, aufrechte wie kriechende, mit gelben, weissen und rothen Blüthen. Von den Rubiaceen nehmen Richardsonia scabra und Mi- trocarpum cuspidatum durch ihre Häufigkeit das Auge in Anspruch; einige Galien haben Wurzeln, die zur Färberei dienen. Die Asperifolien bringen einige Heliotropien, die theils durch hübsche Blumen den salzärmeren Monte-Boden zieren, theils in der Salzsteppe Massen-Vegetation bilden. Es mögen hier noch die Namen einiger Gewächse Platz Bude welche, verschiedenen Familien angehörend, durch ihr häufiges Vorkommen als charakteristisch für die Monte-Formation genannt zu werden verdienen, so Menodora trifida und Scoparea pinnatifida mit vielen kleinen gelben Blumen und fast holai- gem, niederen Kraute, dieNama echioides, die in Flussauen häu- fige Mentzelia albescens und hübsche Oenotheren; die Jus- siaea repens, ungemein häufig in stehenden Lachen in Gesell- schaft von Hydr ocotyle natans und Bonariensis, zwei Arten von Martynien mitihren sonderbaren Früchten. Ausser den obengenannten und einigen Eryngien, besonders dem stattlichen agavifolium, finden sich von Umbelliferen fast nur eingewan- derte Arten, die, wie der gemeine Schierling und Ammi visnaga, sich zum Theil sehr breit zu machen wussten. Zu erwähnen wären ferner noch einige Portulac-Arten, beson- ders die schöne P. grandiflora, die mit ihren herrlichen Blü- then stellenweise ganze Strecken in Purpur hüllt, und andere un- ansehnlichere, die aber einen vortrefflichen Salat geben, oder wie die carne gorda: Talinum patens, zu dem landesüblichen Ge- richte „puchero “ genommen werden. Die Oxalis Comersonii mischt sich mit ihren mit gelben Blüthen bedeckten niedrigen Rasen gern in die Vegetation feuchter Auen oder Culturflächen, während einige Lythraceen mehr den trockenen Camp lieben. Die Monocotyledonen sind, abgesehen von den Gräsern, ausser- ordentlich spärlich vertreten "und wenn wir in anderen trockenen Climaten nach den ersten Frühlingsregen eine Fülle von Liliaceen, Amaryllideen, Irideen u. s. w. hervorspriessen sehen, so ist dies hier nur mit einigen spärlichen weissen oder gelben Gewächsen aus diesen i 115 Familien, welche bald wieder verschwinden, der Fall. Ausser den epiphytischen Bromeliaceen dürften noch einige zu erwähnen sein, die im Monte auf sterilem Boden dichte, niedrige, stachlige Dickichte bilden, oder andere, die in den Felsthälern die Ritzen trockener Felswände mit mattem Graugrün und zur Zeit mit leuchtenden Blüthen freundlich bekleiden. Auch die Cyperaceen sind in dieser wasserarmen Gegend begreiflicherweise nur spärlich vertreten. -Blos zwei eingeführte Monocotyledonen dürften zu erwähnen sein, weil sie viel zum charakteristischen Anblicke der Ansiedelungen bei- tragen: Agaven und Arundo (wahrscheinlich Donax). Die Cryptogamen dürfen wir in dieser allgemeinen Uebersicht ganz übergehen. Höchstens könnten wir der Selaginella ru- pestris gedenken wegen ihrer Häufigkeit, welche die anschei- nend öden, vegetationslosen Stellen des steinigen Camp nach jedem Regen mit schwellendem Rasen zarten Graugrüns bekleidet, oder der Azolla Magellanica, welche mit ihren braunen Rasen stehende Gewässer verhüllt, oder des Equisetum giganteum, das hie und da an Abhängen mit anderen Gebüschen Dickichte bildet, oder einiger Arten von Farnen, die mit Bromeliaceen ge- meinschaftlich öde, trockene aber schattige Felsen oder feuchtere Gehänge und Barranken besiedeln. Es bleibt nun noch übrig, einen kurzen Blick auf die Art und Weise zu werfen, wie sich die genannten Elemente in unserer For- mation zusammen gruppiren, wobei wir verschiedenen charakte- ristischen Pflanzen - Gemeinden oder Unterformationen begegnen. Zunächst ist unsere Monte-Formation in zwei ziemlich scharf ge- trennte Abtheilungen: eine westliche und eine östliche, geschieden. Die Grenze beider mag ‘ungefähr die Sierra de Ancaste bilden. Die inneren Thäler zwischen ihr und der Sierra de Ambato be- herbergen noch einige Bürger der westlichen Abtheilung und bil- den ein Uebergangsgebiet, und selbst über die punta der Sierra de Ancaste greift die Bulnesia Retama bis zur Saline herüber. Die westliche Abtheilung, in welche stellenweise auch die sub- tropische Formation hereingreift, zwischen den Cordilleren und ihren nord-südlichen Ausläufern beginnend und sich im Süden, so weit die spärlichen Nachrichten reichen, bis zur Patagonischen Forma- tion fortsetzend, von der sie vielleicht gar nicht zu trennen ist, hat sehr viele Elemente mit der östlichen Abtheilung gemein; ja, so weit unsere wenigen Kenntnisse reichen, wüsste ich kein besonders hervortretendes Element der Baum- und Strauch-Vegetation aus der östlichen Abtheilung zu nennen, welches der westlichen abso- lut fehlte, dagegen hat letztere einige derartige Elemente, die mir im Osten noch nicht bekannt wurden. Als die hauptsächlich- sten dieser Elemente nenne ich die eben erwähnte Bulnesia Re- tama, den schönen Visco, Acacia Visco, die Tricomaria Usillo, die riesigen, vielkantigen Säulencactusse, die Caesal- 116 pinia exilifolia, eine blattlose Mimose (Gilliesii), Oxyela- dus aphyllus, der indess vielleicht der Puna zugehört, und einige andere, zum Theil noch nicht bestimmte, wie den Tuls- quin. Bei dieser Vergleichung auch auf die Staudenvegetation näher einzugehen, erlauben die derzeit zugänglichen Materialien noch nicht, aber diese Vergleichung wird dereinst noch ein helleres Licht auf die Unterschiede beider Abtheilungen werfen. Die schon erwähnte Schickendantz’sche Sammlung enthält eine Menge im Osten noch nicht beobachteter Novitäten. Diese westliche Abtheilung habe ich mehrfach schon Gelegen- heit gehabt, eine Wüsten-Region zu nennen, und das ist im All- gemeinen ihr Charakter. Die Cordilleren lassen keine Wasserdämpfe des stillen Oceans herübergelangen, und von Östen her fängen die vorliegenden Sierren fast alle die Dünste auf, welche über den breiten Continent bis an die Felsenstirnen der Cordilleren gelan- gen und sich dort niederschlagen könnten. So ist das Clima von so ausserordentlicher Trockenheit, dass selbst der Floh dort ver- schwindet; Regen sind sehr selten und Oulturen nur da möglich, wo die hohen Gebirge einen Fluss oder Bach spenden. Derselbe ruft dann, wo sich das Thal erweitert, Culturflächen hervor, Oasen, welche zur Begründung eines kleinen Ortes Anlass geben, Scene- rien oft von grosser Liebliehkeit, besonders nach der Oede der weiten Strecken, welche diese Punkte trennen. Der Bach oder Fluss reicht dann für eine bestimmte Anzahl von Alfalfa- (Luzerne) Feldern und Quintas ea) besonders auch herrliche Wein- gärten, aus und wird von denselben auch völlig aufgezehrt; un- terhalb des Oertchens ist nur noch ein trockenes Flussbett, das blos in den kurzen Perioden vorübergehender Anschwellungen der Wüste etwas Wasser zuführt. Insoweit nicht durch salitrösen Boden eine vegetationslose salz- reiche Lehmtenne hergestellt wird, oder wahrscheinlich auch (eine bestimmte Beobachtung ist mir nicht bekannt) Jume-Gebüsche die Bedingungen eines erfolgreichen Kampfes um’s Dasein finden, ist die erwähnte Wüste mit Wald oder Gebüsch bestanden. Der Wald ist Algarroben-Wald unter Beimischung der hier baumartig werdenden Retama und stattlicher Brea-Sträucher als der hoch- wüchsigsten Elemente, in welche sich die oben aufgezählten Sträu- cher in verschiedener Menge und verschiedenen Verhältnissen ein- mischen. Während der Algarroben-Wald im Allgemeinen mehr auf san- digem Boden sich ansiedelt, ja zuweilen geradezu auf Medanos (Sanddünen) seine Heimath hat, wie bei Pilciao, nahe Fuerte de Andalgalä, scheint sich das Gebüsch den noch sterileren steinigen Boden auszusuchen, wo die Bestandtheile des beweglichen Bo- dens grössere Dimensionen annehmen. Diese Busch-Wüste ist aus den oben aufgezählten Elementen, ebenfalls in verschiedenen 117 Verhältnissen, gemischt, indem bald das eine, bald das andere vorherrscht; am häufigsten ist das Vorherrschen von Mimoseen und von der gewöhnlichen Jarilla (Larrea), zuweilen ist auch die Mischung verschiedener Zestandtheile eine gleichmässigere. Auch die Höhe macht sich geltead, wenn auch deren Einfluss nach den wenigen Nachrichten, die wir besitzen, sich nicht numerisch angeben lässt; die Oardones, jene Vegetations-Forin, welche haupt- sächlich durch das vorwiegende Auftreten riesiger Cereus be- dingt ist, sowie das Vorwiegen der Jarilla pispita, scheinen mehr den breiten Cordillerenthälern anzugehören, als den ausgedehnten, zwischen ihnen liegenden „Campos“. Besonders die Säulen-Cactusse steigen hoch in die Cordilleren hinan und sind vielleicht eher der Puna zuzurechnen. Zwischen den Büschen findet sich eine ärm- liche Vegetation, im Schatten derselben besonders einige wenige Gräslein und Kräutlein und dies giebt die Grundlage einer spärlichen und unsicheren Viehzucit. An einzelnen Stellen hat man Brunnen gegraben und puestos (Meierhöfe) errichtet; immer aber kann der Ertrag nur ein geringer und ungewisser sein, be- sonders bei der Unregelmässigkeit der atmosphärischen Nieder- schläge. Wo Verfasser dieses zwischen aromatischen Jarilla-Büschen kaum ein grünes Hälmehen entdecken konnte, da—wurde er be- deutet — wadete man vor Jauren in knietiefem Grase. Aber das war Jahre her! Als er dann nacı einigem Regen den nämlichen Weg zog, da sprosste es zwar grün, aber es waren zum grossen Theile Euphorbien, Amarantlaceen, Ox; ybaplıus und anderes noch nicht näher zu bestimmendes, nicht nährendes Wüstenkraut, un- ter denen die Gräser vollständig zurücktraten. Ein Hauptmittel der Ernährung für das Vieh bieten für jene wenigen Cultur-Oasen die Früchte der nahen Algarrobenwälder, die in glücklichen Jahren für Mensch und Vieh Freude und Ge- deihen spenden; doch ist der Ertrag ungewiss. Meist wechseln Mais und Algarrobe mit den Erträgen ab; fallen aber Beide aus, dann wird es dem Reisenden schier, für seine "Thiere genügend Futter auch nur für eine Nacht zu erhalten. Ein fernerer Rückhalt sind die höheren Cordillerenthäler, die zum Theil — nicht immer — Weiden für das Vieh bergen und ’dem- selben noch eine Zuflucht gewähren, wenn sie in den Campos ver- hungern müssten; denn stellenweise schiebt sich zwischen die Monte- und Puna-Vegetation ein Gürtel üppigen Grüns einer rei- chen, besonders grasreichen Alpen-Vegetation ein, welche nach den durchwanderten Scenen der Dürre das Auge unendlich erquickt und einige Alpenwirthschaft gestattet. Diese Schilderungen beziehen sich auf die nördlichen Gegenden unserer Abtheilung, welche der Verfasser aus eigener Anschauung kennt, über südlichere Parthieen sind mir keine genaueren Schil- derungen bekannt; nur im Allgemeinen lässt sich aus dem bekannt 118 Gewordenen schliessen, dass dieselben nicht günstiger ausgestattet sind, wenn auch, wie es scheint, die Grenze gegen die östliche Abtheilung weniger scharf hervortritt. Aber obgleich die natür- liche Ausstattung dieser Gegenden in Beziehung auf die Pflan- zenweltkeine reiche genannt werden kann, was das Mineralreich z. Th. wieder ausgleicht, so ist damit weitaus nicht gesagt, dass ihre Hilfsquellen nicht noch weit grösserer Entwickelung fähig seien, ‚als deren sie sich jetzt erfreuen. Besonders scheint mir, dass die Einführung von Thieren, die der Wüste angemes- sener sind als unsere Pferde und Rinder, z. B. der Kameele, jene Buschwüsten in weit höherem Grade nutzbar machen könnte, als bisher, während die Oasen durch sorgfältige und gerechte Aus- beutung des Wassers noch ungemein an Bedeutung gewinnen müs- sen. Besonders hat der Weinbau dieser Gegenden noch eine herr- liche Zukunft. Wo ein rationeller Weinbau und eine ebensolche Behandlung des Gewächses stattfindet, da werden Weine gezogen, die sich den edelsten des Erdballs stolz an die Seite stellen dür- fen, wie Verfasser aus Erfahrung bezeugen kann. In der östlichen Abtheilung der Monte-Formation können wir unterscheiden: Quebrachowald, Algarrobenwald, Buschwald und Buschland, die vielfach in einander übergehen, aber doch hinläng- lich scharf geschieden werden können. Der Quebracho blanco: (Aspidosperma) ist einer der verbreitesten Bäume der For- mation und fehlt an wenigen Orten, sei es als Baum, sei es als Strauch; zu eigentlichen Wäldern schliesst er sich aber haupt- sächlich zusammen an der Westgrenze unserer Abtheilung, in dem flachen Hügellande, das sich am Fusse der Sierra de Ancaste aus- dehnt, wo man tagelang durch diese Wälder reisen kann, ohne Abwechselung und ohne Ausblick, und wo man, wenn es je ge- lingt, eine Höhe zu erklimmen, nur über endlose, dunkelgrüne wellige Waldflächen hinblickt. Dieser Wald besteht keineswegs ausschliesslich aus Quebracho; aber dieser ist der höchste Baum, der alle andere ‚überragt und bei einer Uebersicht von oben allein den Charakter bestimmt. Doch stehen die Quebracho-Bäume ziem- lich locker und zwischen sie drängt sich ein dicht verfilzter Busch- wald, aus den verschiedensten Bestandtheilen gemischt. Ein grosser . Theil der aufgezählten Elemente des Busch- und Waldlandes findet hier seine Stelle, besonders Brea, Chaüar, Talas, Acacien und Mi- mosen verschiedener Arten, Jarilla, Bulnesien und manche andere mehr; dazwischen Säulen-Oactug und Opuntien. Der Boden ist mit Kräutern und spärlichem , aber in der günstigen Jahreszeit ziemlich hohem Grase bedeckt. Die Nutzung dieser Gräser und Kräuter, spärlich wie sie sind, zur Viehzucht ist derzeitig die einzige Aus- beute dieser Wälder, wenn man von der unbedeutenden Holrnut- zung zu den Lehmhütten der Eingeborenen, zu Brennholz und zu Zäunen,” und der ärmlichen Zukost absieht, welche die Schoten einiger Mimoseen dem Menschen und dem Viehe gewähren. 119 An den trookensten Stellen dieser Gegenden, in Enclaven von Algarroben-Wald, finden sich dann die wenigen Ansiedelungen der Menschen. Die Algarroben stehen hier locker und haben kein Unterholz; dass kein solches ausgerottet zu werden brauchte, mag wohl der Hauptgrund für die Ansiedelung geliefert haben. Der Boden unter ihnen ist meist kahl, wie eine Tenne, blos an der Schattenseite der Bäume spriessen einige Kräuter. Dies ist nicht überall der Charakter des Algarroben- Waldes; an anderen Stellen finden wir die Bäume noch lockerer zerstreut und zwischen ihnen Grasfluren mit harten Gräsern und einzelne zerstreute Gebüsche; an wieder anderen Stellen schliessen sich letztere dichter zusammen und bilden ein Unterholz, das doch von den Algarroben nicht so bedeutend überragt wird, wie vom Que- bracho, daher der Algarroben -Wald viel homogener erscheint als jener. Dies scheint besonders der Charakter der Algarroben-Wälder im Östen, nach der Grenze gegen die Pampas hin, zu sein. Dem Buschwalde fehlen die höheren Bäume; es ist ein dicht verfilztes, schwer durchdringliches Gemisch niederer Bäume und hoher Gesträuche, vorwiegend aus Talas und Acacien bestehend, mit wenigem niederen Gebüsche als Unterholz und spärlicher Kraut- und Gras- Vegetation am Boden. Das Buschland ist mannigfaltiger zusammengesetzt als der Wald; viele der oben aufgezählten Sträucher und Schlingpflanzen lieben Luft und Licht und finden sich daher nur im lichten Gebüsche. Dieses ist besonders durch die Neigungs- Verhältnisse bedingt; auf geneigtem Boden ist der Busch dichter und reicher, aufebenem Bo- den ist das Gebüsch von sehr geringer Dichtigkeit und Zusammen- setzung. Bald ist das Gebüsch ganz locker, die Bestandtheile niedriger, und zwischen ihnen findet reichlicher Graswuchs Raum, bald ist es dichter und über mannshoch. Bald ist es bunt aus den oben auf- geführten Elementen gemischt, bald wiegt eines derselben vor, zuweilen fast bis zur Ausschliesslichkeit, und giebt dem Gebüsche Charakter und häufig auch Namen; so erwähne ich unter den öfter vorwiegenden Elementen den Poleo, die Jarilla, die Prosopis humilis, Baccharis lanceolata in Ufergebüschen, u. s. f. In diese so zusammengesetzte Monte - Formation treten noch zwei Elemente ein, die, verschiedenen chemischen und physikali- schen Bedingungen entsprungen, in ihrem Charakter mehr oder weniger von dem oben geschilderten abweichen, aber, geographisch von der Monte-Formation umschlossen und vielfach mit ihr ver- wandt, derselben zugezählt werden mögen. Es sind dies: das System der Sierras von Cördoba und San Luis und die Salzsteppe. Die Sierra von Cördoba, mit der von San Luis, ist ein ansehn- licher, völlig isolirter, nordsüdlich in mehreren Paralell-Sierren verlaufender Gebirgstock, der sich bis zu einer Höhe von 6000 — 7000° erhebt. Es lassen sich verschiedene Pflanzen - Regionen an 120 ihm unterscheiden, welche theils demjenigen Faktoren-Complex ihre Anordnung verdanken, welchen wir als Meereshöhe zubezeich- nen pflegen, theils der Exposition und vorzugsweise auch der Steilheit der Böschungen. Steilere Böschungen haben bis zu einer gewissen Höhe stets Wald, auf der Südseite bis zu grösserer Höhe als auf der Nordseite; die flachen Hänge und die sanftwelligen Hochflä- chen sind meist mit Graswuchs bedeckt und bilden zum Theil echte Pampas, welchen Namen sie auch führen. Die Waldregion ist zum grössten Theile aus denselben Bestandtheilen zusammengesetzt, wie der Monte des Camp, hat aber auch eine Anzahl eigenthüm- licher Elemente, welche dem Camp fehlen; ich führe hier bei- spielsweise nur die Molle & beber und den Coco an als die häufig- sten und am meisten charakteristischen. Wo der geschlossene Wald schon verschwindet, besiedelt noch der co. in zerstreuten Exemplaren das Gehänge. Auf die Waldregion "folst stellenweise eine Buschregin zum grossen Theile aus Korbblüthlern, wie Heterothamnus bru- nioides u. A. bestehend. Ueber dieser beobachtete Professor Hieronymus in einzelnen Theilen des Gebirges eine ausgespro- chene Zone von Polylepis racemosa, hier Tubacillo genannt. Ueber ihr folgen die Alpenweiden, die je nach Höhe und Boden- besehaffenheit mehr oder weniger üppig sind. Wo der Boden ebe- ner wird, steigen dieselben weit in die Baumgrenze herab und ringen dem Walde den Boden ab; auch einzelne Busch -Forma- tionen ringen mitunter innerhalb der Waldgrenze erfolgreich mit der Baum- Vegetation und verdrängen und ersetzen sie theilweise, so die Flourensia campestris, die Manzanilla (Ruprechtia) und andere. Die Salzsteppe trägt je nach der Menge des im Boden enthal- tenen Salzes an verschiedenen Stellen einen verschiedenen Charak- ter. Die salzreichsten Stellen, vor allem natürlich die Lager com-: pacten Salzes, entbehren der Vegetation und bieten den Anblick einer nackten Lehmtenne; demnächst treten niedere Salzkräuter: Grahamien, Chenopodeen etc. auf, locker zerstreut. In manchen Gegenden bilden dieselben dann ein ziemlich dicht bestandenes Buschland von übermannshohen Sträuchern. Nach den Rändern der Salinen hin nehmen Gesträuche zu, die auch im Monte vor- kommen, und in welche sich immer reichlicher höhere Bestandtheile desselben mischen und deren Boden Gras trägt. Zuweilen geben einzelne Bestandtheile durch ihr Vorwiegen einzelnen Theilen der Steppe einen besonderen Charakter, so der Chadar, Prosopis- Arten mit gedrehten Früchten u. A. — Diese äusseren Parthieen der Saline geben während eines Theiles des Jahres dem Vieh gute Weide; im "Innern herrschen allein Strauss, Guanaco und Tiger. Stellen wir uns nun die Frage nach der Zukunft der Monte- Formation, so bietet ihr flacher Camp, wegen der Unregelmässigkeit 121 der atmosphärischen Niederschläge, trotz des reichen jungfräulichen Bodens, dem Ackerbau weniger Aussichten als andere Distriete des Landes; er wird wohl vorerst der Viehzucht gewidmet blei- ben und dadurch eine wohlthätige Ausgleichung mit den Produkten anderer Länder und Gegenden vermitteln. Dass in der Viehzucht noch viele Verbesserungen in jeder Hinsicht möglich und durch rationellen Betrieb höhere Erträge zu erzielen sind, als es jetzt geschieht, steht dabei ausser Zweifel. — Besonders möchte ich vom Standpunkte des Botanikers auf die Verbesserung der Weide durch Anpflanzung besserer Gräser hinweisen. Welche Gräser sich am Besten dazu eignen, müssten Versuche ausweisen. Wo dage- gen Bewässerung möglich ist, wo dem Gebirge Flüsse oder Bäche entströmen, da giebt der reiche Boden herrliche Erträge. Durch bessere Ausnutzung des Wassers, durch Deichanlagen, wie sie früher die Jesuiten und seitdem einzelne intelligente Estancieros gemacht, lassen sich noch unzählige Quadratmeilen öden Montes in üppige Saat- und Luzerne-Felder umwandeln, wenn nur erst Arbeitskräfte und Capitalien kommen. Die Gebirgsthäler eignen sich dabei vortreflliich für Obstzucht, Weinbau, Tabakbau und Anbau von Farben-und Medeeinal- Pilanzen. Die Alpenweiden bieten wiederum der Viehzucht eine gute Gegenwart und eine grosse Zukunft. Die subtropische Formation. Dieselbe bildet den Garten der Argentinischen Republik und ist reich an Scenen der Fruchtbarkeit und Ueppigkeit, welche den Rei- ‘senden um so mehr entzücken, als sie fast allseitig nur durch Gegen- den erreicht werden können, welche an den Wüsten-Charakter streifen und auf vieltägiger Wanderung mühsam passirt werden müssen. Diese Region ist bedingt durch die hohen Felsenstirnen der Cor- dilleren und ihrer Ausläufer (zu denen auch der Aconqujja-Stock gehört), welche sich dem mit Dünsten beladenen, vom Atlantischen Ocean kommenden Winde entgegenstemmen und ihm seine Feuch- tigkeit entziehen. Diese Feuchtigkeit, welche sich an den Berg- flanken niederschlägt und dasn noch eine Strecke weit die Ebene zu ihren Füssen mit Regen und Nebel, sowie mit zahlreichen Flüs- sen speist, hat jener üppigen Vegetation, welche wir weiter. un- ten zu schildern versuchen werden, die Möglichkeit des Entstehens gegeben. Die Bedingungen für dieselbe sind also nur da gegeben, wo 1) die Gebirge hoch genug emporragen, um der Atmosphäre hinreichende Feuchtigkeit zu entzieien, 2) wo sie sich frei dem Winde entgegenstemmen. Wo also die Gebirge sich unter jenes 122 Maass herabsenken, (das ich zu 10,000 bis 12,000 Fuss annehmen möchte,) oder wo sich so hohe Gebirge vorlagern, dass sie wenig- stens den unteren Luftschichten die Feuchtigkeit entziehen, da erreicht die subtropische Formation ihr Ende oder doch eine ge- hemmte Ausbildung, wie es uns u. A. das Thal des Rio delas Talas zeigt, wo sich dem Aconquijastocke die Sierra de Oandelaria, wie hier der Kürze wegen der ganze Bergstock heissen mag, vorlagert, und woin Folgedessen die subtropische Waldung sich auf die Bergabhänge beschränkt, während im breiten Thalboden die Monte-Formation eine Enclave bildet, die sich fast bis zum Rio Pasaje hinzieht. Die Ost- seite der Sierra de Candelaria aber ist in üppigen Tropenwald gehüllt. Auch das Thal des Rio San Francisco und das von Campo Santo, wo sich zwischen dem Hauptzuge der Cordilleren und den vorlie- genden isolirten Gebirgsstöcken, die auf der Karte als Sierra de Lumbrera und Sierra del Maiz gordo figuriren, ein breiter Thal- boden ausdehnt, den die Chaco - Formation ausfüllt mit ihren Bou- gainvillaea-Büschen, Pereskien und anderen Eigenthümlichkeiten, kann hier als Beispiel aufgeführt werden. Dass sich die subtropische Formation blos auf der Ostflanke der Hochgebirge findet, während der Westfuss sich in dürre Wüste taucht, bedarf kaum einer besonderen Erwähnung. Gelangt doch bis dahin kein feuchter Wind; denn den von Osten kommenden fängt die Ostflanke des Gebirges auf, und den das Stille Meer sendet, die gewaltige Mauer des Hauptzuges der Cordilleren. Wo daher zwischen diesem Hauptzuge der Cordilleren und ihren Aus- läufern sich tiefer gelegene Gegenden eingeschlossen finden, stos- sen wir auf eine Formation, die wir als die westliche oder Wüsten- zone des Monte kennen gelernt haben; wo hingegen sanftwellige Flächen auf den Rücken der Cordilleren selbst hinansteigen, da finden wir die weiten Punas, welche wir epäter kurz betrachten _ werden. Im Norden schliesst sich unsere Formation an die tropischen Wälder Bolivien’s an, welche den Osthang der Cordilleren beklei- den. Zwar ragt dieselbe bis in die Tropenzone hinein (sie wurde bis ungefähr 21° 30° von mir verfolgt), doch nehmen die Wälder in dieser Breite noch nicht den Charakter an, den wir als den eigentlich tropischen zu bezeichnen pflegen, sondern bauen sich wesentlich aus denselben Bestandtheilen auf, die wir auch an den Gebirgsflanken von Tucuman etc. beobachten, mit Hinzufügung ei- niger neuen. Wie sich der Uebergang in den eigentlichen Tropen- wald, der ungefähr unter 19° einzusetzen scheint, vollzieht, ist noch unbekannt. Während wir bei der Schilderung der vorigen Formation eine Charakteristik ihrer Bestandtheile voraufgehen lassen konnten, ehe wir dieselbe in einzelne Unterformationen gruppirten, erscheint es bei der vorliegenden Vegetationsform zweckmässiger, erst ihre Un- 123 terabtheilungen zu charakterisiren und dann die jeder derselben eigenthümlichen Bestandtheile einer kurzen Uebersicht zu unterwer- fen; denn indem sich unsere Formation an den Flanken der Cordilleren emporbäumt, sind ihre Regionen viel schärfer ausgeprägt als dort, und deren Bestandtheile viel wechselnder. Hat uns nun schon in der Monteformation die Beschränktheit des uns zur Verfügung ge- stellten Raumes enge Grenzen gezogen, so sind wir hier, bei dem grössern Reichthum an Formen, in noch höherem Grade als dort, auf eine einfache Wiedergabe der grossen Züge angewiesen. Die Regionen nun, die sich unterscheiden lassen, sind die fol- genden: Den Mittelpunkt bildet der subtropische Hochwald, auf der zwei- ten der beigegebenen Karten als „Montes subtropicos* bezeichnet. Er bekleidet den untern Theil der Berghänge und reicht, mit später zu erörternden Einschränkungen und Ausnahmen, bis unge- fähr 3000—83500 Fuss empor. Auf ihn folgt nach der Ebene zu ein Parkland („Parque“ der zweiten Karte), das, sich an die flachen Bodenfaltungen anschlies- send, bald üppig grüne Grasflächen bietet, welche eine dicht ge- schlossene Narbe kurzen Rasens tragen, bald kleine Waldparcel- len, welche zum Theil die Elemente des Hochwaldes enthalten, zum Theile eigene Baumarten, die den dichten Hochwald fliehen, bald endlich Gebüsche, die je nach dem Boden, den sie bewohnen, entweder aus verschiedenartigen Elementen bunt gemischt sind, unter denen die Korbblüthler eine hervorragende Rolle spielen, oder aus oft locker zerstreuten Mimoseenbüschen vorwiegend sich zusammensetzen. Eine trocknere Zone bildet die nächste, welche nach Aussen hin, nach der Ebene zu, auf die Parkzone folgt, und die ich nach dem vorwiegenden Baume derselben als „Uebil“*-Zone bezeichne. Sie trägt andere, schon mehr büschelartige Gräser mit Stauden ge- mischt, denen wir in der Parkzone selten oder gar nicht begegnen, und ist entweder von lockrer Waldung bestanden, welche fast aus- schliesslich aus dem Cebil besteht, oder bietet auch weite Lichtun- gen, in denen man weit und breit keinen Baum sieht; oder der Cebil ist stellenweise von einer eigenthümlichen Zwergpalme verdrängt. Noch eine Zone, die ich gleichfalls der subtropischen Formation zurechne, schliesst sich der Cebil-Zone nach Aussen an, welche ich ebenfalls nach dem vorwiegenden und am meisten charakteris- tischen Baume die Zone des „Quebracho eolorado“ benenne. Es ist eine wahre Uebergangszone, in welche sich die Elemente des Monte tief eindrängen; besonders sieht man oft auf weite Strecken den Quebracho blanco, der sonst in der subtropischen Formation fehlt, mit dem Quebracho colorado gesellt.e. Blos der Umstand bestimmte mich, diese Region der subtropischen zuzuzählen, dass ihr Charakterbaum vereinzelt bis in ‘die subtropischen Wälder vor- 124 dringt, aber, mit einer oben erwähnten Ausnahme, in der Monte- formation fehlt, wie auch dieser stattliche, schön gewachsene, nicht stachlige Baum von dem allgemeinen Charakter der Monte- Bäume ziemlich grell absticht. Wenden wir uns nun von dem subtropischen Hochwalde den Höhen der Gebitge zu, so sehen wir über der erwähnten Region des sub- tropischen Hochwaldes zunächst zwei weitere Waldzonen sich auf- bauen, die rach dem Vorwiegen ihrer zwei Hauptbestandtheile als „Aliso“- und „Queüoaf- Region zu bezeichnen sind. Ueber oder zum Theil neben ihnen (wie wir gleich näher be- trachten werden) erstreckt sich endlich die Region der Alpen- weiden, „pastos alpinos“, üppige, gras- und blumenreiche Gefilde, die das Auge mit herrliel ıem, saftigen Grün a im unteren Theile häufig mit Buschwerk "semischt, das nach oben zu zwar sel- tener, aber bis zu sehr bedeutenden Höhen ihnen nicht untreu wird. Spärlicher wird natürlich die Pflanzenbedeckung der Alpenwiesen,, wo mit der Höhe die Gunst der climatischen Verhältnisse abnimmt, wo die Hänge steiler und steiniger werden; einige Elemente der tie- feren Regionen verschwinden, andere treten neu auf, doch ich sehe zur Zeit noch keinen Grund, diese Zone noch weiter einzutheilen und erstrecke sie bis zu den höchsten Schneiden der Gebirgeim Süden oder bis zu der Region der Puna im Norden. Betrachten wir nun etwas genauer die Bestandtheile, aus denen sich diese Zonen zusammensetzen. Der sut:tropische Hochwald beschränkt sich, wie erwähnt, auf die Ahhänge der Gebirge und höchstens eine unbedeutende Strecke an ihrem Fusse; die Höhe, bis zu welcher er an ihren Flanken empor- steigt, ist sehr schwer festzustellen, da dieselbe nicht nur von der absoluten Höhe über dem Meere, sondern noch von einer Anzahl anderer Einflüsse abhängig ist. Darunter sind besonders zwei zu ° erwähnen: die Exposition und die Steilheit der Hänge. Bei der vorwiegend‘ nordsüdlichen Richtung der Gebirgszüge des. Argentiner Landes sind längs denselben Nord- oder Südwind fast allein vorherrschend; alle Winde, welche an die Bergflanken anschla- gen, nehmen bis auf eine gewisse Strecke in die Ebene hinaus eine die- ser Richtungen an, andere Wind- Richtungen sind — natürlich von lo- kalen Ablenkungen abgesehen — nur ganz vorübergehende Erscheinun- gen. Nunist es aber eine ganz feststehende Regeli in diesen Gegenden: der Nordwind bringt Feuchtigkeit und Wärme, der Südwind Ab- kühlung und dadurch Verdichtung der durch den Nordwind her- beigeführten Dünste. Es ist eine, so weit mir bekannt wurde, aus- nahmslose Regel, dass es nur bei Südwind regnet. So ist leicht. zu begreifen, dass die Südabhänge der von der Hauptaxe des Ge- birges nach Osten hin auslaufenden Bergäste feuchter sein müssen, als die Nordhänge. Dies findet seinen Ausdruck darin, dass an den nach Süden gewandten Hängen die Baumgrenze höher ansteigt 125 als an den Nordhängen. Es ist sehr schwer, unter gehöriger Be- rücksichtigung der anderen Factoren diesen Unterschied numerisch festzustellen, und es ist kaum mehr als ein Eindruck, wenn ich denselben auf ca. 800 Fuss annehmen zu können glaube. Der zweite wichtige Factor für die Höhe der Baumgrenze ist die Steilheit der Hänge. Es ist ein ausnahmloses Gesetz in diesen Gebirgen, dass, wo der Boden unter eine gewisse Neigung herabgeht, kein Wald gedeiht, sondern Alpenweiden mit Gebüsch; ebnere Bergflächen haben niemals Baumwuchs. Es ist augenfällig, dass dieser Umstand häufig den Einwirkungen der Exposition entgegen arbeiten muss, und in der That sieht man gar nicht selten, dass nach Süden gekehrte ebnere Bergflächen un- bewaldet sind, während ein steiler Absturz nach Norden noch Wald trägt, wie denn z. B. aus Alpenweiden hervorragende oder sich absen- kende Böschungen, z. B. die Wände von Schluchten, noch Wald tragen, wenn wir uns schon lange über der Waldgrenze zu befin- den glauben. So kann es natürlich nur eine annähernde Bedeutung haben, wenn ich die Grenze des Hochwaldes auf ca. 3500 Fuss schätze, welche Zahl selbstverständlich nach lokalen Verhältnissen den grössten Schwankungen unterworfen ist; sie soll eben nur einen ganz all- gemeinen Anhaltspunkt geben. Der subtropische Hochwald,baut sich aus einer reichen Mannig- faltigkeit stattlicher und edelgeformter Bäume auf, die mit ihren hohen, dichten Kronen einen erquickenden Schatten geben, ohne doch das Licht so auszuschliessen, dass nicht ein reiches Unterholz niederer Bäume oder Sträucher zwischen ihnen Platz hätte, die Zwi- scherräume zwischen den hohen Stämmen theilw. ausfüllend. Wo dieser Schatten dichter ist, da bedecken den Boden zum grossen Theile hohe Farnkräuter, während zwischen dem Unterholz dichtere Be- stände Gräser und Kräuter wuchern, den Boden unvollständig beklei- dend. Auch die Stämme der Bäume sind meist dicht bedeckt mit einer grossen Anzahl von Epiphyten (seltner Schmarotzern), welche sich aus den mannigfaltigsten Pflanzen -Familien recrutiren: Orchideen und Bromeliaceen, Piperaceen, Cacteen, Farne, Laub- und Leber- moose, Flechten. Nicht selten siedeln sich auch Gewächse, die sonst den Boden bewohnen, in wunden Stellen der Bäume oder in der Erde an, die sich am Grunde der Verzweigungen anhäuft, und man sieht dann Büsche oder kleine Bäume lustig auf anderen wach- sen. Zwischen den Stämmen schlingen sich häufig gewaltige Lianen, wie Taue von den Bäumen herabhängend, mit sonderbaren gedreh- ten Stämmen, oft Luftwurzeln nach der Tiefe herabsendend, im Frühjahre sich mit dem herrlichsten Blüthenschmucke bekleidend. Ein Reisender, der die vielgerühmten tropischen Urwälder Brasiliens kennt und auch die von Tucuman besucht hat, stellt die letzteren an landschaftlicher Schönheit den ersteren vollkommen an die Seite, 126 und doch kannte er allein — und dies nur in der oberflächlichsten Weise — die Wälder von Tucuman, die an Reichthum der Vege- tation, an hohem Wuchs wie an Mannigfaltiskeit der Baumarten weit hinter den nördlichern Wäldern, z. B. bei Oran zurückstehen. Auch nachstehende Anführungen müssen sich vorläufig noch haupt- sächlich auf die Tucumaner Vegetation stützen, da, wie schon er- wähnt, diereichen Sammlungen aus dem höherem Norden noch nicht bearbeitet sind. i Als die häufigsten und dabei stattlichsten Bäume des geschlossenen subtropischen Hochwaldes seien folgende erwähnt: die 7ipa (Ma- chaerium fertile), ein hoher Baum mit stattlicher, breitschat- tender, edelgeformter Krone. Das Frühjahr bedeckt ihn mit zahllosen gelben Schmetterlingsblüthen, denen später die geflügelten Früchte folgen. In engen Schluchten, z. B. in der von Monteros, schiesst er zu einer Höhe von wohl 150 Fuss empor und erhebt sich schlank und kerzengrade wohl 60—70 Fuss, ehe er sich verästelt. In we- niger dichtem Walde, besonders gern an Wasserläufen, breitet er schon in geringer Höhe seine starken Aeste zu einer breiten, vollen Krone aus, welcher die eleganten Fiederblätter die schattige Dich- tigkeit verleihen. An Häufigkeit stellt sich ihm zur Seite der Laurel, Necetandra porphyria, der Familie der Laurineen angehörig und auch mit dem Namen des Lorbeer’s genannt, dem er in der Gestalt der Blät- ter und Blüthen ähnelt. Er ist ebenfalls ein hoher, stattlicher Baum, doch mit schmälerer, mehr gestreckter Krone. Häufig mischt er sich in den Hochwald, zuweilen bildet er auch eigene Haine oder Waldparthieen, wie bei Lules oder im Bergwalde des Alto de las Salinas.. Es werden übrigens mehrere Arten Laureles un- terschieden, deren einer in seinen Blättern und Holz eine Art Kam- pher bergen soll, doch sind deren botanische Namen noch nicht bekannt. Ein dritter Haupt-Bestandtheil des subtropischen Urwaldes ist der Nogal, Juglans nigra L., var. boliviana D. C., unsern europäischen Nussbäumen ähnlich, auch in den essbaren, aber mehr diekschaligen Früchten. In Gestalt und Blättern schliessen sich diesem die beiden Ramos an: Ramo blanco und Ramo colorado, Bäume aus der Familie der Sapindaceen: Cupania Uruguensis und vernalis, die sich jedoch durch Blüthen und Früchte leicht vom Nussbaume unterscheiden. Einigermaassen im Habitus gleicht ihnen der Cedro, Cedrela brasiliensis var. australis, welche durch ihr leicht zu be- arbeitendes, weiches, wohlriechendes Holz nicht nur für jene Ge- genden von Wichtigkeit ist, sondern bereits einen Ausfuhrartikel liefert, dafür aber auch so schonungs- und gedankenlos ausgerottet wird, dass man an ‚betreteneren Wegen vergeblich nach einer Oe- der ausschaut und alte Stämmeschon zu den grössten Seltenheiten 127 gehören. Möchte doch die erleuchtete Argentinische Regierung sich zu einem entsprechenden Waldschutz- und Forstgesetz auf- raffen und Forstschulen gründen ; denn gross wie die Schätze jener Wälder sind, sie sind nicht unerschöpflich! Einen Haupt-Be- standtheil ferner der hochstämmigen Elemente des Waldes bilden verschiedene Acacien-Arten, welche als Cebil blanco und colorado, Horco Cebil, und vielleicht noch unter anderen Namen gehen. Sie sind zum Theil von dem bereits als regionsbildend erwähn- ten Cebil colorado verschieden, der jedoch auch in den Urwald eindringt, aber botanisch noch nicht hinreichend erforscht. Ihre grossen Schoten bedecken häufig den Boden des Waldes und machen sich die Bäume zum Theil durch ihre starken weissen Stämme dem Auge leicht kenntlich. Unter die hochstämmigen Elemente gehören ferner zwei statt- liche Myrtaceen, der Mato und der Arragan: Eugenia Mato und Eugenia uniflora, schöngewachsene Bäume mit den be- kannten myrtenähnlichen Blättern und essbaren Früchten von der Grösse einer Kirsche. Der Mato liebt besonders Schluchten und Steilhänge, wo er oft ausserordentlich schlank emporwächst und leicht durch seine glatte graue Rinde kenntlich ist. Ferner zwei Myrsine-Arten: floribunda und marginata(oder, nach Hie- ronymus, eine davon verschiedene, wahrscheinlich neue Art), die erstere Palo San Antonie, die letztere Lanza blanca genannt. Diese bilden schon den Uebergang von dem üppigsten und hoch- stämmigsten Tropenwalde zu dem mehr niederen, in welchem Baum- arten von geringerer Höhe vorwiegen. Von den hochstämmigen Bäumen wären noch aufzuführen: der Palo borracho: Chorisia insignis, eine Bombacee, mit über der Basis angeschwollenen von stumpfen, vierkantigen Stacheln besetztem Stamme, handförmiggetheilten Blättern, grossen weissen Blüthen und mit einer weissen Wolle erfüllten Früchten, deren Fäden doch zu wenig Zusammenhalt haben, um zu mehr als zu Lampendoch- ten zu dienen. Er ist eine der sonderbarsten Baumgestalten des Landes. Eine Pentapanax-Art, ebenfalls nach der Blüthezeit Palo San Antonio genannt, wächst gleichfalls im dichten Ur- walde hoch und stattlich empor, während sie an lichteren Stellen niedrig bleibt. Zwei prächtige Lapacho-Arten (Bignoniaceen aus der Gattung Tecoma) bilden besonders einen Schmuck der nörd- lichen Wälder. Kaum bietet das Pflanzenreich einen prachtvolleren Anblick, als wenn diese Riesenbäume, die unter die höchsten zählen, im Frühjahr ihre winterlich kahlen Aeste mit Millionen ihrer herrlichen, grossen, rosenrothen oder gelben Blüthen be- decken, welche der Belaubung vorauseilen. Eine vielleicht von beiden verschiedene Art wächst bei Tucuman, sie wird weniger stattlich und liebt mehr die Parklandschaft, als den geschlossenen Hochwald. Die nördlichen Wälder haben noch eine Anzahl präch- ii ka 128 tiger hochstämmiger Bäume, die aber noch der botanischen Be- stimmung harren. Ich erwähne davon den Urundey, den Quina- Quina, mit wohlriechendem Harze, der in den nördlichen Wäldern hauptsächlich die Aussenzone des subtropischen Hochwaldes fast regionsbildend bewohnt, den Cascaron, eine hochstämmige Legu- minose, den Roble, den Blättern nach auch eine Leguminose mit glatter, röthlicher Rinde, den Mora, mit essbarer, maulbeer- ähn- licher Frucht, den Tatand (auch in Paraguay angegeben), dem Cedro ähnlich mit ätzender Milch in seiner Rinde und eisenfestem Holze, den Espinillo des Nordens (von den mancherlei Espinillos des Südens verschieden), ein hoher stattlicher Baum aus der Fa- milie der Leguminosen, gerade dadurch vor Verwandten ausge- zeichnet, dass er keine Stacheln hat, den Palo Mortero, der der Tina sehr gleicht, mit sehr werthvollem Holze, den Pacay, Inga Uruguensis, dessen Holz geschätzt wird und dessen Früchte eine Lieblingsspeise der Paypagayen bilden, den Suigwillo, den Mayana Itara, einen 2ten Sombra del Toro u. A., die, soweit Blüthen und Früchte bereits bekannt geworden sind, wohl bald ihre systemati- sche Stellung angewiesen erhalten werden. Alle diese Bäume, wie auch die folgenden von niederem Wuchse, haben fast durchweg gute und für verschiedene Zwecke besonders geeignete, zum Theil kostbare Hölzer, welche, jetzt fast blos den Bewohnern der Umgegend zu rohen Geräthen dienend (fast alle Mö- bel werden zur Zeit fertig von Europa und Nord-America eingeführt), für eine künftige dichtere Bevölkerung und damit erwachsende Indus- trie ein wahrer Schatz sein werden, wenn sie wohl gehütet und nicht ge- : wissenlos verwüstet werden; abgesehen von der nicht hoch genug anzu- schlagenden climatischen Bedeutung dieser Wälder, deren Ausrotiung einen grossen Theil der Gegend zur Wüste machen würde, welche jetzt den Garten der Republik bildet. — Näher auf eine Charak- teristik dieser Holzarten einzugehen, verbietet hier die Beschränkt- heit des Raumes; Einiges bringt Professor Hieronymus im „Boletin de la Academia de ciencias exactas, entrega IV.“ bei. Von den Bäumen niederen Wuchses, welche sich dem geschlos- senen Tropenwalde einmischen und ihn stellenweise, wo er sich weniger üppig und grossartig aufbaut, wie an den Osthängen der hier und aufder Karte als Sierra de Candelaria zusammengefassten Gebirgsgruppe, vorzugsweise zusammensetzen, seien folgende er- wähnt: der Lanza blanca wurde schon gedacht, ihr stellt sich die Lanza amarilla zur Seite, eine Combretacee aus der Gattung Ter- minalia; der Zapallo caspi, eine Pisonia mit ausserordentlich porösem, aschenreichen Holze; der Duraznillo blanco, eine in den nördlicheren Wäldern häufigere, noch unbestimmte Baumart; der Coronillo, ebenfalls wegen Mangel an Blüthen und Früchten noch unbestimmt, mit furchtbaren Stacheln an der Rinde bewaffnet, in den Blättern ähnlich dem Yörard, der Ruprechtia exoelsa; 129 der Quällay des Nordens ebenfalls mit furchtbar bewehrter Rinde, der Chal-Chal, Schmidelia edulis, mit essbaren, beerenartigen Früchten, den Zeuna caspi, Achatoocarpus nigricans, der häufiger strauchartig auftritt; das Erythroxylon ovatum, im Norden als Coca del Monte bekannt, die Randia pubescens, auch häufiger als Strauch auftretend; die Rosacee Kageneckia (?) amygdalifolia. Baumartig werden auch einige Solaneen, welche in den Tropenwald eintreten; Jochrona arboreum, Solanum pulchrum, verbascifolium und andere. Ferner die riesige baumartige Nessel dieser Wälder mit ihren ungeheuren Blättern, hellrothen Blüthen und weissen Beeren. Gewöhnlich wird sie blos etwa mannshoch und macht das Umherstreifen im Tropenwalde häufig sehr beschwerlich, doch an günstigen Stellen erwächst sie zu Bäumen von 25—30 Fuss Höhe. Croton-Arten bleiben im Süden buschartig, die nördlichen Wälder haben jedoch einen Cro- ton, der einen ziemlich starken Baum bildet, wie überhaupt die- selben noch eine ziemliche Fülle von Baumarten bieten, die wir im Süden nicht beobachtet und die noch der systematischen Bestim- mung harren; darunter zum Theil prachtvolle Arten, wie eine herr- liche Melastomacee, eine Chinchona mit grossen, weissen Blüthen und noch eine Anzahl anderer. Einen hervorragenden Bestandtheil bilden an vielen Stellen im Tropenwalde wilde Orangen, wohl aus verschleppten Kernen aufgewachsen und dann verwildert. Die Molle de Cordoba (Lithraea Gilliesii), kommt nur vereinzelt vor, so an der Cuesta de Juntas; häufig dagegen ist der zweite Charakterbaum der Cordobeser Bergwaldung, der Coco, hier Co- chuchw genannt, der einen Saum am oberen Rande des subtropi- schen Waldes bildet, welcherfast ausschliesslich aus diesem Baume und aus verschiedenen Gebüschen besteht und fast als eigene Zone aufgefasst werden könnte. Es mag auch noch ein hoher (bis 20 Fuss) Säulencactus erwähnt werden, mit wenigen (6—8) Riefen, der sich in einzelnen Gebirgsthälern gern mit Bromeliaceen etc. an die steilen Felsabhänge klebt, oder an ähnlichen Orten sich in den Wald mischt, z. B. im Thale von Juntas. Unter den Büschen, welche das Unterholz des subtropischen Hoch- waldes bilden, wären ebenfalls höhere, zuweilen baumartige, hart- holzige, zu unterscheiden, welche meist festere und kleinere Blätter haben und niedere, wenig holzige, breitblätterige Büsche, welche oft einen wahren Schmuck des Waldes bilden. Das Gegentheil davon, eine Geissel des Waldes, sind die drei gleich zu erwäh- nenden Büsche von der ersteren Gruppe; zwei Tulas und der @a- rabato, alles furchtbar stachlige Gewächse, die das Eindringen in den Wald oft ausserordentlich schwierig machen. Die ersteren ge- hören, wie die Talas des Südens zu der Ulmaceen-Gattung Celtis und sind C. Tala und CO. acumimata. An der oberen Grenze des Hochlandes schliesst sich daran stellenweise häufig die noch in 9 130 Wuchs und Blättern ähnliche Tala blanca, die jedoch keine Celtis ist, sondern Duranta Lorentzii. Der Garabato ist eine Mimosee, Acacia Tucumanensis, mit zurückgekrümmten Stacheln, welche sich leicht in Alles einhacken und schwer wieder loslassen. In einer Form, var. subscandens, wird sie lianenartig und klettert an den Bäumen empor, ein Wuchs, zu dem auch die Talas Neigung zei- gen. Der Norden hat noch einige Tala-Arten mehr. Von höheren Sträuchern mag noch erwähnt werden die schöne Piperacee Enkea Sieberi, die Pisonia hirtella, deren Früchte die Rolle der Kletten vertreten, das doppelt mannshohe Abutilon niveum mit - seinen grossen weissen Blüthen. Auch hier bieten die nördlichen Wälder grössere Manniefaltig- keit, doch harren die dort gesammelten Materialien noch der Be- arbeitung. — Hier mag noch ein Gewächs sich anschliessen, das sich gern im tiefen Schatten des Urwaldes, besonders in feuchten Schluchten ansiedelt ; es ist ein hohes Gras, Chusquea Lorent- ziana, das, gewöhnlich 12—15 Fuss hoch, an den Stellen seines üppigsten Wachsthums gelegentlich bis über 30 Fuss hoch wird. Es ist nicht hohl und sein Stengel ist den Einwohnern für viele Zwecke von grossem Nutzen. Von den Gesträuchen der zweiten Gruppe mögen die folgenden Erwähnung finden: Phytolacea Bogotensis, Celosia major, Chamissoa celosioides, Acalypha cordifolia, Phenax ur- tieifolius, Boehmeria caudata, einige Solaneen, als die häufig- sten augenfälligsten. Auch dieses Verzeichniss wird die Bearbeitung der nördlichen Ausbeute wesentlich bereichern. \ Dasselbe ist mit den Schlingpflanzen der Fall; auch hier sind die schönsten und stolzesten Arten den nördlichen Wäldern eigen und fehlen den Wäldern von Tucuman, deren Ausbeute bis jetzt allein bearbeitet ist. Die schönsten gehören der Familie der Bignonia- ceen an, und ihre Stämme erreichen zuweilen verhältnissmässig be- deutende Dimensionen. Im Volksmunde werden alle grösseren Schlingpflanzen unter dem Namen Vejuco zusammengefasst, wäh- rend die kleineren als Enredaderas gehen ; auch unterscheidet man bei Tucuman verschiedene Sacha huascas. Sacha ist india- nisch und heisst „wildwachsend“ und in Folge dessen geringer, unecht, hat also ungefähr die Bedeutung, wie wenn der Gaucho weiter südlich Pflanzen unterscheidet als del campo und de Castilla. Diese Schingpflanzen werden häufig als Bindemittel statt der Stricke oder der gewöhnlicheren Kuhhautstreifen besonders bei der Con- struction der landesüblichen Dächer gebraucht. Sagte ich eben, dass die schönsten und stolzesten Lianen der Familie der Bignoniaceen angehören, so ist doch keineswegs diese Pflanzenform auf die genannte Familie beschränkt, es ist im Ge- gentheil bekanntlich ein Vorrecht der Lianen, sich aus verschie- denen Familien zu rekrutiren, welches sie auch hier nicht aufgeben. 131 So gehört die hübsche Canavalia gladiata, die der Volkswitz, wie andere Schlingpflanzen, mit einem Pfaffendarm (tripa de fraile) vergleicht, den Leguminoseen an, so auch Desmodium adscen- dens, Colagonia australis, Rhynchosia melanosticta; die Tragia volubilis und dodecandra den Euphorbiaceen; die He- teropteris glabra und Janusia guaranitica den Malpighia- ceen; die Serjania fulta und foveolata den Sapindaceen, und die Cyclanthera tamnifolia und Prasopepon cucumifo- lius den Cucurbitaceen. Aus derselben Familie muss ein Schling- gewächs besonders hervorgehoben werden, das eine grosse Rolle im subtropischen Urwalde spielt, der. Syceyos montanus. Er ist ganz ungemein häufig und nicht auf den subtropischen Hochwald beschränkt, sondern geht bis in die Queüoa-Region und überzient die Bäume oft bis in die höchsten Gipfel hinauf mit grünen Fe- stons von phantastischer Form und unendlicher Mannigfaltigkeit, oder überkleidel ganze Berghänge, jede niedere Vegetation er- stickend. Im Herbst verwelkt er und ist dann mit seinen braunen Fetzen und stachlichen Früchten eine eben so hässliche Zugabe, als er früher ein Schmuck der Landschaft war. Ich führe gleieh noch eine Anzahl anderer Schlinggewächse an, obgleich sie weniger den geschlossenen Hochwald als die lichteren Gehölze der Park- landschaft lieben und mehr nur die Ränder des esteren bewohnen. So zwei Clematis-Arten, die Boussingaultia baselloides, der lebhaft rothblühende Cissus Tweediana, Oardiospermum Halicacabum und Paullinia brachystachya, Rubus impe rialis, hier Mora genannt, mit essbaren Früchten, einige Passi- floren. Die Mikanien, welche in der Monteformation so vorwiegen, sind hier selten und zerstreut und gehen wohl nie in den eigentlichen Hochwald; die Salpichroa rhomboidea, so häufig wie in der Monteformation, zählt auch halbwegs zu den Schlinggewächsen; auch der Blumenbachiae wäre hier zu gedenken, welche einen wahren Schmuck der Gebüsche bilden. Der Echites funiformis, Azucena, ist häufig, wenn auch mehr in der Parklandschaft mit seinen grossen, weissen, wohlriechenden Blumen. Sehr häufig sind verschiedene Arten von Winden, die mit ihren schönen grossen Blu- men einen Schmuck, besonders der Hecken darstellen. Ihnen stellt sich die hübsche hochrothblühende Manettia leianthiflora an die Seite; auch einiger Cuscuta-Arten dürfen wir nicht ganz vergessen. Unter den Monocotyledonen bildet die Bomarea fim- briata eine schöne und auffallende Erscheinung mit ihren grossen Blüthendolden, während dieBredemeyeriana dem Aliso-Walde zugehört. Die Santa Lucia, ebenso häufig wie im Monte, nimmt in Hecken und Büschen zuweilen die Rolle einer Schlingpfianze an. Smilax campestris ist nicht selten im Walde, mit seinen zähen, stachlichen Ranken ein Haupthinderniss raschen Vordringens. Die Dioscorea glandulosa fehlt nicht ganz, obwohlsie seltener auftritt. 132 A Werfen wir noch einen Blick auf die Vegetation, welche sich auf den Bäumen des Waldes angesiedelt hat. Die Familien, aus denen sich die Epiphyten rekrutiren, wurden schon oben ange- deutet. Am meisten in die Augen fallend sind die Orchideen (wenige Arten Oncidium, besonders Batemanianum) und Bromeliaceen, mehrere stattliche schönblüthige Tillandsia-Arten, so wie die Tillandsia usneoides, die wie graue Bärte, oder wie Usnea-Arten von den Bäumen herabhängt, am üppigsten in der Queüoa-Region. Ferner die hängenden Cacteen, hauptsächlich drei Rhypsalis- Arten, eine runde, eine abgeflachte und eine dreisei- tige, alle mit essbaren Früchten, während eine dem Stamm eng angeschmiegte Art mehr der Region des Quebracho colorado an- gehört. Ferner eine ganze Anzahl von Farnen, zum Theil in schönen eleganten Formen, —ich erwähne Polypodium areolatum, in- canum,macrocarpum, lycopodioides, ensifolium, — ferner einige Peperomieen. Eine Fülle von Laub- und Lebermoosen, be- sonders erstere, individuenreich aber artenarm, treten durch die vorwiegende Bekleidung der Bäume durch einzelne ihrer Formen stellenweise fast regionsbildend auf, wie wir im oberen Theile der Schlucht von Monteros, die fast auschliesslich aus Mato bestehende Waldung fast allein mit einer überwiegenden Menge eines lang herabhängenden Meteorium oder einer Pilotrichella bekleidet sehen. Die wenigen echten Schmarotzer, aus der Familie der Loran- thaceen, entziehen sich einer specielleren Erwähnung an dieser Stelle. Stattliche Formen von Flechten, besonders schöne Stieten und Cetra- rien fehlen nicht, treten aber erst in der nördlichen Zone mehr in den Vordergrund, während eine vorwiegende Bekleidung mit Us- neen stellenweise die Region des Quebracho colorado charakterisirt. . Die Staudenflora des Hochwaldes ist arm; ist auch der Schatten, den die höhere und niedere Vegetation von Holzgewächsen ver- ursacht, nicht so dunkel, um alle grüne Vegetation am Boden zu unterdrücken, so ist er doch dicht genug, um eine reiche Vegeta- tion nicht aufkommen zu lassen. Es seien hier nur einige wenige charakteristische Formen erwähnt. Vor Allem fallen in die Augen zwei Farne, welche ungefähr mannshoch werden, doch ohne je Baumform anzunehmen, und auf weite Strecken den tief schat- tigen Boden subtropischen Urwaldes gesellig und oft fast aus- schliesslich bekleiden. Ihre systematischen Namen sind Pteris deflexa und Davallia inaequalis. In den tiefen, dunklen Schluchten, die stets im Schatten des Hochwaldes liegen, finden sich noch eine Anzahl hübscher Farne, die aber in dieser allgemeinen Uebersicht eine specielle Erwäh- nung nicht finden können. Merkwürdig, dass von den übrigen Pflanzen ungefähr der dritte Theil für die Wissenschaft neu war, während Argentinien derselben noch keinen neuen Farn geliefert. Von Gräsern zeichnen sich einige breit- und weichblättrige Arten 133 aus, Schattengewächse, welche von den harten, scharfen, schmalen Gräsern der Pampa himmelweit verschieden sind und schon im Aeussern den Unterschied der klimatischen Bedingungen spiegeln. Ich nenne Mühlenbergia diffusa, Digitaria marginata, Orthopogon loliaceus, Panicum oblongatum und en- neaneuron. Schönblüthige Gewächse sind selten in diesem Waldschatten ; ich wüsste nur eine hübsche Begonia (micranthera) und eine schöne Gloxinia (gymnostoma) zu erwähnen. Als Charaktergewächs ist die Petiveria alliacea anzuführen, ein unwillkommener Gast, da sie der Milch der sie fressenden Kühe einen unangenehmen Geschmack ertheilt. Sonst mögen noch als häufige und charakte- ristische Kräuter genannt werden: Gomphrena elegans, Pavo- nia spinifex, Elephantopus scaber, Acanthospernum his- pidum, Heterospermum rhombifolium, Chaetothylax umbrosus, Plagiacanthusracemosus, Dicliptera Pohliana, Cyperus Luzulae, Scirpus crinalis, Herbertia euryandra. Von niederen Gewächsen mag die hübsche Selaginella junger- mannioides einen Platz finden, welehe häufig feuchte schattige Steine bekleidet, zuweilen in Gesellschaft mit einem schönen Hy- popterygium. Die Mooswelt ist im Ganzen individuenreich aber artenarm und der Moosforscher sucht vergeblich Vertreter von Moosgattungen, die er mit Sicherheit anzutreffen geglaubt hatte. Wir wenden uns nun zur subtropischen Park-Landschaft; sie erscheint in der Ebene am Fusse der Gebirge, sowie in Ge- birgsthälern, wo das Thal sich erweitert und die Hänge sich so verebnen, dass der Wald darauf nicht gedeiht, wie bei Siambon, und unterscheidet sich dadurch vom Hochwalde, dass sich hier Waldparcellen oder einzelne Bäume, Strecken von Buschland und Weiden bunt durch einander schieben. Jede Neigung des Bo- dens bedingt eine andere Vegetationsform und noch deutlicher würde diese Bedingtheit hervortreten, hätte nicht der Mensch viel- fach verändernd in den ursprünglichen Zustand eingegriffen. Denn dieses Parkland ist der Garten der Republik, der der reichsten und üppigsten Culturen fähig ist und sich sicher einst da mit Ackerfeldern und Gärten bedecken und reiche Städte und Dörfer tragen wird, wo jetzt noch nur Viehheerden weiden, und somit die Ausnutzung des natürlichen Reichthums noch eine sehr un- vollkommene ist. Doch wird immerhin .bereits viel Mais, Reis und Zuckerrohr gebaut, und die Orangenhaine von Tucuman sind weithin, selbst über den Ocean berühmt. Die Baumarten, welche die grösseren oder kleineren Waldpar- cellen zusammensetzen, sind im Wesentlichen dieselben, welche wir als Bestandtheile des Hochwaldes kennen lernten ; ich wüsste keine, welche ganz fehlte, aber es kommen noch eine Anzahl Bäume dazu, welche den geschlossenen Hochwald scheuen und sich lieber 134 diese lichteren Waldungen aufsuchen oder sich auf deren Zwischen- räumen vereinzeln. Ich nenne folgende: der Lecheron, Sapium aucuparium var. salicifolium, die Porliera hygrometrica des Monte, die indessen bier zum Baume heranwächst und Cu- charera heisst. Der Guayacan dieser Gegenden ist dagegen die Caesalpinia melanocarpa, welehe besonders gern an der Grenze dieser Formation, sei es gegen die Cebil-Region oder gegen den Monte vorkommt; der Pacarad, Enterolobium Timbawa, des- sen Früchte und Rinde als Seife dienen; die Carica quereifolia, Higuerita genannt wegen ihrer feigenartigen Blätter; der Tarco, . Jacaranda Chelonia, ein berühmtes Mittel gegen venerische Krankheiten; der (’eibo, eine Erythrina, vielleicht Crista Galli, der mit seinen rothen Blüthentrauben einen Schmuck der Land- schaft bildet; der Sombra del toro, eine Art der Gattung Myos- chylus, mit saftigen, essbaren Früchten. Dass auch der Lapacho Tucuman’s mehr.dieser Gruppe angehört, als dem Hochwalde, wurde schon erwähnt. Auch von den Büschen, welche das Unterholz der Waldparcel- len bilden, ihre Lichtungen bekleiden oder ihre Ränder umsäumen, dürften eine Anzahl als vorzugsweise oder ausschliesslich dieser Zone angehörig namhaft zu machen sein. Verschiedene Croton-Arten, besonders tucumanensis mit der var. oblongatum sind häufig auf Thalwiesen und Hängen; Col- laea argentina klebt an Barranken, die Caesalpinia Gilliesii ziert Hecken oder lichte Gebüschee An gleichen Stellen finden wir mehrere Cassien: bicapsularis var. eriocarpa, hirsuta; die Mimosa sensitiva mag wegen ihrer holzigen Struktur mit unter den Sträuchern gehen, obgleich sie sich nicht leicht zu halber Mannshöhe erhebt, sondern am Boden haftet. Die schöne Jus- siaea peruviana bildet eine Zierde der Wasserläufe; Sambucus peruviana steigt aus der Aliso-Zone in diese Region herab; der prachtvolle Cnicothamnus Lorentzii ersetzt im Vereine mit anderen hochwüchsigen Büschen theilweise den Wald an nach Wes- ten gerichteten Berghängen; an anderen Orten tritt an seine Stelle ein ähnlicher und wohl derselben Gattung angehöriger Strauch mit gelber Blüthe.e Die Nicotiana glauca ist durch die ganze Re- gion häufig, besonders an Wasserläufen; Lycium cestroides bil- det auch hier stattliche Büsche und lockt die Colibris. Cestrum pubens und Lorentzianum beleben hauptsächlich Wiesen der Bergthäler, eben da findet sich der Acnistus arborescens, der sich nicht selten zum niederen Baume erhebt, und der Acnistus parviflorus. Solanum crispum var. Tomatillo ist häufig an trockenen und wüsten Stellen, während der Palo blanco, So- lanum verbascifolium, schon den Bäumen zuzurechnen und als Schmuck lichter Waldparthieen zu bezeichnen ist. Zwei schöne Tecoma-Arten, die gelbe: stans und eine noch unbestimmte roth- 135 blühende, bilden übermannshohe Büsche, besonders in Hecken in Gesellschaft mit einem doppelt mannshohen grossblättrigen und grossblüthigen Senecio, Charaktergewächse, welche den Ankömm- ling in Tucuman begrüssen. Die hübsche Tournefortia elegans ' lebt besonders in lichtem Gebüsche; Phacele acuminata, die fast baumartig wird nebst strauchartigen Labiaten: Hyptis ea- nescens und vertieillata, Minthostachys mollis, Salvia rhinosima var. arborescens lieben Flussauen und Waldränder; verschiedene Lippien zieren mit ihren wohlriechenden Sträuchern die Auen und lichten Gebüsche. Sind die genannten Arten Büsche, die sich mehr oder weniger an den subtropischen Wald anschliessen, so haben wir noch zwei Arten von Gebüschen zu benennen, welche mehr selbstständig auf- treten und sterilere Stellen bezeichnen. Die einen aus verschiedenen Buscharten gemischt, die wir schon kennen, z. B. Talas ete., aber mit Vorwiegen von Compositen, besonders Baccharis-Arten, schlies- sen sich hauptsächlich an welliges nicht zu stark und nicht zu schwach geneistes Land an, sei es nun am Hange der Berge nach der Ebene zu, z. B. zwischen dem Südrande der Sierra de Candelaria und Tucuman, oder sei es an entsprechenden Stellen in den Bergthälern. Auch die Flussauen haben meist eine Busch-Vegetation, in welcher Ba ccharis- Arten .vorwiegen. Ich nenne hier Baccharis serru- lata, amygdalina, dracunculifolia, effusa. Die andere Art von Gebüschen sind Mimoseen-Gebüsche, welche trocknere Stellen im Camp, die Rücken sanfter Boden- Anschwellungen bezeichnen und entweder dicht oder aus ganz locker und von einander ent- fernt stehenden Büschen gebildet sind. Die Haupt-Arten sind die Tusca, Acacia moniliformis, deren Schoten dem Vieh ein will- kommenes Futter sind, und der Espinillo: Acacia cavenia. Wir wenden uns nun zu den Wiesen unserer Zone, jenen ge- schlossenen, smaragdenen Teppichen, welche den aus dem öden Monte kommenden Reisenden so unendlich wohlthuend anheimeln. Derselbe ist vorwiegend aus einer Grasart zusammengesetzt: dem Paspalum notatum, einem weichen, kurzen, dichtrasigen @rase, das dem Vieh eine vortreffliche Nahrung giebt, besonders wo der Boden zugleich salzreich ist, während auf salzarmen Boden, z. B. bei Jujui, der Nährwerth desselben viel geringer geschätzt wird. Es bekleidet vorzugsweise ebene Flächen und die Niederungen zwi- schen den flachen Boden-Anschwellungen und die ebneren Flächen in den Bergthälern. Wo diese Bildung am ausgeprägtesten ist, mischen sich nur sehr wenige andere Gräser ein: wo dieselben zum Theil das Paspalum verdrängen, deutet dies bereits auf schlechteren Boden. Auch der Reichthum an anderen Pflanzen ist nicht eben gross auf diesen Paspalum-Wiesen. Ich nenne hier nur einige wenige besonders charakteristische. Ein sehr häufiger Bestandtheil ist die Kyllingia triceps, ferner die Cuphea hyssopifolia; 136 einige schönblüthige und schönfrüchtige stachliche Solana (elavi- ceps, sisymbriifolium) fallen auch dem Laien sogleich in’s Auge; ein anderes, mit grossen gelben Aepfeln, bildet .einen Schmuck des Herbstes. Einige grosse Senecio-Arten sind ebenfalls nicht selten, während die Anwesenheit von Malven (bes. rhombifolia) schon auf unfruchtbareren Boden deuten lässt. Der häufigen Anwesenheit der Mimosa sensitiva ist schon gedacht. Eine unwillkommene Beimischung ist der Nio-Nio, Baccharis coridifolia, welche ein heftiges Gift für das Vieh sein soll. Auch die Nierembergia hippomanica fehlt nicht ganz. Reichlicher als in der Ebene mischen sich andere Pflanzen in die Paspalum-Decke der Bergthäler und ich könnte von diesen noch eine lange Reihe anführen, begnüge mich aber aus schon mehrfach angegebenen Gründen mit den eben aufgeführten haupt- sächlich in der Ebene ins Auge fallenden. Auf dem Rücken der flachen Boden-Anschwellungen übrigens, wo schon die Acacien-Büsche eine grössere Trockenheit anzeigen und unzählige Viscacha-Löcher den Boden durchwühlen, tritt, so gering der Höhen- Unterschied ist, doch sogleich an Stelle des Grasteppichs eine ödere, viel weniger erquickliche Vegetation, in der die Gramineen zurück, Euphorbien, Oxybaphus u. A., in die sich ein grosses Caladium mit mehrpfündiger Knolle mischt, in den Vordergrund treten. So zumal vielfach in der nächsten Um- gebung von Tucuman, von der sich daher mancher Reisende, der mit grossen Erwartungen von den Reizen dieser Metropole anlangte, enttäuscht fand. Zum Schlusse dieses Abschnittes sei noch der charakteristischen Vegetation der Gewässer gedacht, die theils als Canäle Culturflä- chen speisen, theils als Tümpel in den Gefilden der Provinz zerstreut sind. Als Charakterpflanzen dieser Lokalitäten sind zu erwähnen: Grosse Cyperus-Arten, die zum Theil noch nicht bestimmt sind; der hübsche Farn: Gymnogramma trifoliata. Auf den Tümpeln, die im Winter von einer unglaublichen Fülle von Wasservögeln besucht werden, die Pistia stratioides, Azolla Magellanica, Wolfienund Teichlinsen. Diese kurze Skizze, die doch schon zu lang ausgefallen, muss für die Parklandschaft genügen und wir wenden uns zur Cebil- Region. Der Charakterbaum dieser Zone, Acacia Cebil, ist einer der nützlichsten Bäume Argentiniens durch seine gerbstoffhaltige Rinde, welche einen wahren Reichthum des Landes bildet. Er ist zugleich fast der einzige Baum seiner Region, und in den eigentlichen Cebil-Wäldern treffen wir höchstens noch Guayacan und einige höhere Sträucher. Die Vegetation auf dem Boden ist von der der Parklandschaft hauptsächlich dadurch verschieden, dass an die Stelle des Pas- N 157 palum ein anderes Gras tritt, welches mehr dem Pampasgrase ähnlich ist, in zerstreuten Büscheln wächst und lange dünne Blätter hat. Sein systematischer Name ist noch nicht eruirt. In diesen Grasteppich mischen sich noch einige charakteristische Gewächse, die in die Parklandschaft nicht oder nur selten eintreten und auch zum Theil noch der Bestimmung harren; ich nenne da vor Allem Plumbago scandens, ferner eine gelbblühende Solidago, vie- leicht linearifolia, endlich ein Pterocaulon, ferner Hyste- rionica suboillosa und Lippia turnerifolia var. camporum. Das Auftreten dieser charakteristischen Pflanzengemeinde hat mich bewogen, auch da in dieser Schilderung und auf der Karte die Cebil- Formation anzunehmen, wo man auf weite Strecken in der That keinen Cebil erblickt. Aber auch noch ein anderer Grund war mir dafür maassgebend. Es ist in Tucuman nur zu bekannt, dass früher der Cebil- Wald viel näher zur Stadt heranragte, dass er aber durch die ruchlose Ausbeutung und Verwüstung jetzt in grössere Entfernung zurückgedrängt ist. Der Gaucho schält die Rinde des Baumes blos im unteren Theile ab, soweit er bequem reichen kann. Der Baum stirbt natürlich ab, die Rinde des oberen Theiles des Bau- mes sowie das Holz geht ungenützt zu Grunde. Kann es eine grössere Barbarei geben? Kann man die Hilfsmittel des Landes ruch- loser vergeuden? Sollte hier nicht die Gesetzgebung einschreiten? Bei der Gleichheit der oben benannten Charakterpflanzen vermuthe ich daher, dass was jetzt im Osten von Tucuman den Anblick einer Pampa bietet, früher Oebil-Waldung war. Schon erwähnt habe ich ausserdem, dass bei gleicher Stauden -Ve- getation am Boden, der Üebil öfters durch eine niedere Palme ersetzt wird, die sowohl von der Palme des Monte, als von einer stellenweise in der Provinz Santiago vorkommenden Zwergpalme verschieden scheint, aber wegen Mangel an Blüthe und Frucht noch nicht bestimmt werden konnte. Der Reisende begegnet ihr z. B. bei der Post Barrealitos. Von der Region des Quebracho colorado ist hier wenig zu sagen. Sein wissenschaftlicher Name ist Loxopterygium Lo- rentzii; es ist ein hoher, stattlicher, edelgeformter Baum mit liehter Krone. Seine gefiederten Blätter haben einen starken Geruch und sollen bei längerer Berünrung Blasen verursachen. Seine Blüh- ten sind unscheinbar, charakteristisch aber seine rothen geflügelten Früchte, die den Baum zur Zeit fast ganz einhüllen und bei der Aehnlichkeit der Blätter an die Vogelbeerbäume in Mitteleuropa zur Herbstzeit erinnern. Sein Holz ist sehr geschätzt und bereits jetzt ein wichtiger Gegenstand der Ausbeutung. Die anderen Bestandtheile des Waldes sind die des Monte oder solche, die dem Monte und der subtropischen Zone gemeinschaftlich sind, wie der Tala. Zu erwähnen dürfte nur vielleicht die häufige Einmischung des Mistol, Zizyphus Mistol, sin, mit seinen ess- 138 baren Früchten und seiner statt Seife dienenden Rinde. Wir begeg- neten ihm schon im Monte, in den er tiefer eindringt als der Que- bracho colorado; in vereinzelten Exemplaren verirrt er sich auch wohl in die Parklandschaft. Wir wenden uns nun wieder den Gebirgen zu und zur Betrachtung der Zonen, welche sich über dem subtropischen Hochwalde aufbauen. Wir fanden da zuerst die Region des Pino, Podocarpus an- gustifolia. Wir treffen dieselbe mehr an den nördlichen Hängen der Cordilleren entwickelt, als im Aconquijastocke. So finden wir diese Region sehr ausgeprägt im Thale von Tarija und an den Cor- dilleren- Hängen westlich von Oran bei San Andr6ös; im Aconquija- stocke dagegen stossen wir nur an verschiedenen Punkten auf vereinzelte Exemplare und auf eine Anhäufung von Individuen, die als Region angesprochen werden kann, nur auf dem Alto de las Salinas in der Sierra de Candelaria, wo die steileren Hänge Pino, die sanfteren und die Kuppen Alpenweiden tragen. Der Pino ist ein mittelhoher Baum mit vieler Verästelung und dichter Krone, keinem unserer Nadelbäume besonders ähnlich und den Bewohnern seiner Zone durch sein Holz nützlich, doch ohne hervorragende Bedeutung in der Oeconomie des Landes. Eine charakteristische begleitende Vegetation wüsste ich nicht zu ver- zeichnen. Etwas weniger einförmig ist die Aliso-Region zusammengesetzt, ein dichter, tief schattiger Wald an steileren Berglehnen und in tiefen Schluchten, fast ausschliesslich bestehend aus dem Also, unseren Erlen vollkommen ähnlich, Alnus ferruginea var. Aliso. Von Bäumen hat diese Region blos noch den Sauco, Sambucus Peru- viana aufzuweisen, der sich stellenweise unter die Alisos mischt; auch Sträucher sind äuserst selten und beschränken sich auf einige Arten stattlicher schönblühender Eupatorien und an wenigen Stellen einer hübschen übermannshohen Escallonia. Die Korbblüthler lie- fern dazu noch einige Halbsträucher. Die Stauden-Vegetation ist die des Schattens und der Feuchtigkeit; der Boden ist meist tief mit feuchtem Lehm bedeckt, wodurch zur Regenzeit die Wege durch den Wald oft lange unpassirbar werden, denn die Thiere gleiten auf dem glatten Boden aus und können die steilen Hänge nicht erklimmen. Dieser Umstand giebt auch der Stau- den - Vegetation ihren Charakter, es ist eine Schatten - Vegetation. Nennen wir nur einige der am meisten auffallenden und charakteris- tischen Gewächse, so: Colignonia glomerata, die den Reisenden sogleich durch ihre weissgefleckten Blätter auffällt, so die hübsche Melastomacea: Pleroma paratropicum, die hier ihre eigent- liche Heimath zu haben scheint, aber von da aus auch die Alpen- weiden besiedelt; Begonia octopetala; die stattliche Lobeliacee: Siphonocampylos nemoralis; die windende Bomaria Brede- meyeriana; die Polymnia sonchifolia und Jungia flori- 139 bunda, die hier und da an quelligen Stellen der Alpenwiesen vegetiren; die ‚prachtvoll rothblühende Gentiana cosmantha; ein Thaliectrum; einige Rumex- Arten; ein Baldrian. Die Gräser sind nur spärlich und hoch aufgeschossen; ich erwähne nur die Mühlenbergia phragmatoides. Reichlich vertreten an Indivi- duen sind Farne, sowohl am Boden als an den Bäumen, und andere Gefäss-Cryptogamen, wie Selaginellen, Lycopodium Saururus u. a. Die Bäume sind häufig stark besiedelt mit Epiphyten: Orchideen, Tillandsien, Farnen, einer Fülle von Moosen, freilich nur wenig Arten, unter denen eine hübsche UOryphaea hervorragt, und vielen und stattlichen Flechten: Stieten, Cetrarien und Parmelien nebst kleineren. Dies mag zur Charakteristik der Aliso-Region ausreichen. Ihre Grenzen sind ausserordentlich schwer zu ziehen; in feuchten, schatti- gen Schluchten gehen die Aliso’s bis in den tropischen Hochwald herunter; an günstig gelegenen und günstig geböschten Abhängen steigen sie aueh wohl sehr hoch hinauf, wohl bis gegen 8000 Fuss, während sie hier in den Schluchten tief zurückbleibt. Schon erwähnt wurde die sehr häufige Erscheinung, dass sehr oft Alisohänge, und Alpenweiden in gleicher Höhe nebeneinander lagern, je nachdem Böschung und Exposition der einen oder der anderen günstig ist; die eigentliche Aliso- Zone möchte zwischen 4000 und 7000 Fuss zu suchen sein, welche Angabe jedoch nur eine ganz allgemeine Schät- zung sein soll. Die Queüoa-Region erhebt sich über der Aliso-Zone, ziemlich scharf von ihr geschieden; ihr Charakterbaum ist die Queroa, die Rosacee Polylepis racemosa, ein knorrig gewachsener viel ver- ästelter Baum von 16—20 Fuss Höhe, der demnach doch nicht ganz den Namen eines Zwergbaumes verdient. Sein Stamm wird oft über fussdick und besteht aus sehr hartem Holze; seine röthlich- braune Rinde löst sich in grossen Blättern ab, ähnlich den Blättern einer Rolle Tabak, daher er auch in der Sierra de Cördoba den Namen Tabaguillo trägt. Durch sein Holz ist er den Bewohnern jener Hochgebirge von sehr grossem Nutzen. Er ist der einzige Baum seiner Zone und steht an offenen Hängen ganz locker zerstreut; blos in den Schluchten schliesst er sich dichter zusammen. Eine begleitende charakteristische Vegetation lässt sich nicht erkennen; an den offenen Hängen erstreckt sich zwischen den locker zerstreuten Bäumen die Vegetation der Alpenwiesen, in den schattig feuchten Sehluchten die der Aliso-Zone. Nirgends üppiger als hier hängen die langen weissen Bärte der Tillandsia usneoides von den Zweigen. Wir schliessen die Besprechung der subtropischen Formation ab mit einer Skizze der Vegetation der Alpenweiden, einer Zone, die weder an Reichthum und Ueppigskeit der Vegetation noch an land- schaftlichen Reizen hinter den subtropischen Wäldern und der 140 Parklandschaft zurücksteht, die jetzt schon in den Produkten der Viehzucht diesen Provinzen Reichthümer selbst zur Ausfuhr liefert und bei Betrieb einer rationellen Alpenwirthschaft noch einen gewal- tigen Aufschwung der Production in Aussicht stellt. Ihre Grenzen sind ebenso schwer festzustellen als die der Aliso- Zone. An sanftgeböschten, nördlich exponirten Hängen zieht sie sich weit unter die Grenze hinab, welche wir als die obere der sub- tropischen Region angenommen, und schliesst sich in Thälern, wie bei Siambon, sogar unmittelbar an die Wiesen der Parkzone an, von diesen sich besonders durch das Auftreten anderer Grasarten abgren- zend. In den niederen Ausläufern der Cordilleren, denen auf den Höhen durch das Fehlen breiter Hochthäler und Plateaux die Vorbe- dingungen für die Ausbildung einer Puna-Region abgeht, geht sie, natürlich ärmer werdend, bis zu den höchsten Schneiden und bis zum ewigen Schnee; an dem Gebirgstocke der Cordilleren lehnt sie sich an die Puna-Formation an, deren Grenze ich an freien Hängen zwischen 10 und 11000 Fuss setzen möchte, während sie in den Thälern viel weiter herabgeht. Die Alpenweiden sind’ natürlich nur den ÖOsthängen der Gebirge eigen und deren Rücken. Die Bestandtheile der Alpenweiden in der subtropischen und in der Monte-Region scheinen sich sehr ähn- lich zu sein, daher ich sie auch auf der Karte mit dem gleichen Tone bezeichnet habe; gelegentlich würde es auch schwer sein, die Zuge- hörigkeit sicher fesztustellen. So finden wir an den Cordillerenhängen über Belen, im Thale der Granadillas, reiche üppige Alpenweiden, die sich zwischen Monte und Puna erstrecken und folgerecht als eine Alpen-Zone des ersteren zu bezeichnen wären. Doch schliesst sich ihre Vegetation eng an die der Tucumaner Gebirge an, und man könnte sie auch als einen Vertreter der subtropischen Formation bezeichnen, deren andere Bestandtheile hier fehlen. Den Grundton in der Vegetation der Alpenweiden bilden die Gramineen. Ihr Charakter ist nicht der der Paspalum- Wiesen: der geschlossene, dichte Teppich, sondern schliesst sich mehr an die Pampa an; es sind mehr isolirte Grasrasen von hohen, vorwiegend schmalblättrigen Gräsern, aber sie stehen durchschnittlich so dicht .und üppig, dass die kahlen Zwischenräume wenig in die Augen fallen. Dass dies Verhältniss vielen Abstufungen unterliegt, je nach der grösseren oder geringeren Gunst klimatischer, mechanischer und . chemischer Verhältnisse, bedarf kaum besonderer Erwähnung. Als die vorzüglichsten Gräser nenne ich” Bromus unioloides und Haenkeanus, Poa annua, Airopsis millegrana, Mühlen- bergia Cleomena, Epicampes coerulea, Sporobulus In- dicus (bis in Ebene und bis Cördoba herabgehend), Cinnagrostris polygama, Nassella caepitosa, Stipa Ichu, Bouteloua tenuis, Paspalum platense und elongatum, Setaria glauca var. penicillata, Gymnothrix latifolia, Cenchrus myo- 141 suroides, Andropogon condensatus, Sorghum nutans. Dass diese Gräser, deren Zahl die Bearbeitung der neuen Samm- lungen noch wesentlich vermehren wird, jenach Höhe und sonsti- gen Bedingungen an der Constitution des Grasteppichs mitwirken, versteht sich von selbst, und welch’ reicher Blumenflor webt sich in diesen Grasteppich ein! Nirgends ist die Unbequemlichkeit eines beschränkten Raumes für den Autor fühlbarer, als hier, wo ich desselben nur mit wenigen Worten und also nur sehr unvollständig gedenken kann. Die Alpenweiden haben zu der Artenzahl der subtropischen Formation mehr beigetragen, als jede der anderen Regionen. “ Der Blumenflor wechselt sehr nach den Jahreszeiten; nach den Aussagen der Bevölkerung hat schon der September — also der letzte Winter- resp. erste Frühlings-Monat — eine Blühtezeit, deren Blumen grösstentheils „plantas con papas“, Knollen- und Zwiebel- pflanzen angehören, also wahrscheinlich Monocotylen aus der Gruppe der Liliaceen, Amaryllideen, Irideen etc. — Die Vegetation des Sommers bleibt sich ziemlich constant, ihr Charakter ist bunte Mi- schung; vielleicht könnteman von einem überwiegenden Auftreten der Compositen reden, die zum Tüeil prachtvolle Vertreter stellen (Cos- mos peucedanifolius und grossblüthige Bidens-Arten); der Herbst bringt eine Vegetation, in welcher GentianeenundCalceolarieen vor- wiegen. Von den Familien, welche vorzugsweise an dem Blüthenflor theilnehmen, nenne ich: Ranunculaceen, (die Berberideen liefern zu der Strauchvegetation stellenweise charakteristische Ele- mente), Crucifereen, Polygaleen (Monnina,Polygala) Cary- ophylleen, Amaranthaceen (schöne Gomphreneen), Malva- ceen, Chenopöodeen, Nyctagineen, Geraniaceen, (Geranien, Oxalis bipartita), Urticeen, Papilionaceen in reichem Maasse von niedrigen Kleearten bis zu strauchartigen Formen, Swartzieen (strauchartige Cassien), Acacien (A. Cavenia in der untersten Region), Rosaceen (Alchemilla, Acaena), Melastomaceen (Pleroma), Lythrarieae, Onagrarieae (schöne Epilobien und Oenotheren). Die Loasaceen spielen mit blüthenprächtigen Schling- ranken eine grosse, die Umbelliferen artenarm, eine unbedeutende Rolle, höchstens ein hohes Eryngium macht sich bemerklich. Die Passifloreen haben einen Repräsentanten (Tacsonia umbilicata), der stellenweise als Charakterpflanze auftritt; ebenso treten die Ru- biaceen nur artenarm auf mit ein paar Galien, deren Wurzeln zum Theil der Färberei dienen, und wenigen anderen Formen; die Valerianeen mitein paar Phyllactis. Das Vorwiegen der Com- 'positen habe ich schon früher angedeutet; sie erheben sich von den kleinsten Kräutlein bis zu strauchartigen Formen (besonders Bac- ‚charis-Arten, Proustia u. A.); näher auf die verschiedenen For- ‚men einzugehen, verbietet der Raum. Die Campanulaceen haben ‚nur einen wenig hervortretenden Repräsentanten, die Lobeliaceen 142 ein reizendes zartes humifuses, äuserst charakteristisches Gewächs (Lobelia Cymbalaria); die Plantagineen liefern ein paar Arten; die Asclepiadeen ebenfalls, Schlinggewächse, die an Säulen-Cac- tusen oder Gebüsch oder zwischen Felsen an eingeschränkten Stand- orten wuchern, zum Theil mit bösem Aasgeruch. Der bedeutenden Rolle, welche die Gentianeen, besonders in der Herbstflora spie- len, wurde schon gedacht; die Anzahl der Individuen entspricht einer Anzahl neuer Arten. —Eine ganz hervorragende Rolle fällt den Personaten zu durch eine Anzahl von Calceolarien, die geradezu als Charakterpflanzen dieser Region betrachtet werden können, in einzelnen Arten (C. teucrioides) fast nirgendsauf den Alpenweiden fehlen, in anderen eine herrliche Zierde der herbstlichen Fluren oder Wasserläufe bilden. Mimulus und eine Gerardia fallen ebenfalls selbst dem Laien auf. Eine unserer alpina ähnliche Bartsia ziert auch hier die Alpenflora. Reizende Buddleyeen lie- fern Sträucher in den untern Regionen. Die grosse Familie der Solaneen, die in der ganzen Argentinischen Flora eine so grosse Rolle spielt, ist auch hier reichlich vertreten ; besonders liefert sie ein Hauptcontigent zu den Büschen, welche der Region eigen sind, vorzugsweise in den engen Schluchten, welche die Bergabhänge durchfurchen, zuweilen selbst sich baumartig erhebend und mit schönen Blüthen und essbaren Früchten versehen (Salpichroa, Jo- chroma-Arten). Die Acanthaceen liefern eine Dieliptera, die Gesneriaceen eine Ligeria, die Convulvulaceen spärliche Ipo- moeen undÜOuscuten, dieHydrophylleeneinige charakteristische Phacelieen; die Borragineen treten zurück. Die Labiaten stellen eine reiche Individuenzahl, darunter hochberühmte Medecinalpflanzen wie der Matico (Salvia M.) oder strauchartiger Gewächse, welche die Region bis zu grossen Höhen schmücken (Xenopoma-Arten); Die Verbenaceen endlich liefern Arten, die aus der Ebene zu den grossen Höhen emporsteigen. Nicht fehlt hier die Scharlach - Ver- bene nicht die juniperina, nicht die erinoides, nicht die Bona- riensis, denen wir schon in der Ebene, in der Pampa, im Monte begegnet. Die Lippien schmücken als Sträucher die Alpenweiden tieferer Regionen. Die Cacteen liefern besonders einen grossen, vielgerieften Melonen-Cactus, von der Grösse eines ansehnlichen Kürbis. Einige Ephedra-Arten (nach Hieronymus) machen sich bis in die höchsten Regionen geltend. | Von Monocotyledonentreten— natürlich ausser den Gräsern — in der Zeit, wo wir diese Regionen besuchten, nur wenige hervor, be- sonders einige hübsche Commelyneen; eine kleine Anzahl schöner Erd-Orchideen wurde auf der letzten Reise gesammelt, doch harren sie noch der Bestimmung. Einige Sisyrrhynchien treten durch ihre Artenzahl hervor, Cyperaceen charakterisiren die OXenegas — sumpfige Niederungen, — obwohl sie auch auf trockenen Weiden nicht ganz fehlen. Einige Farne und Selaginellen — doch wenig “ a 143. stattliche Arten, weben sich spärlich in die Weiden-Vegetation oder schmiegen sich an Felsen oder in deren Klüfte. Moose sind ausser- ordentlich spärlich vertreten, Flechten in schönen Steinflechten stel- lenweise augenfällig. Dies muss hier genug sein. Zwei Punkte sind noch kurz zu er- wähnen: dass die Busch-Arten die Alpenweiden bis zu den bedeu- tendsten Höhen begleiten (dort Xenopoma-Arten) wurde schon erwähnt; besonders machen sie sich in den Schluchten heimisch, wo sie sich hauptsächlich aus Solaneen, Compositen und Berberideen zu- sammensetzen. Zuweilen bilden sie in breiten Thalflächen die vor- wiegende Vegetation, wie bei Tafi Oassia Rookeriana und Eu- patorium virgatum, oder im Thale von Granadillas, oder auf der Höhe der Cuesta von Juntas, wo Baccharis sculpta vorwiegt. In den von Gebüsch beschatteten Schluchten sei der Anwesenheit einer zarten Piperacee (und eines Colibri) gedacht, die bis über 13000 Fuss ansteigen. Noch ein Wort, um die von mir als Zwerg-Alpenvegetation be- zeichnete Erscheinung zu erwähnen. Wo die Hochthäler sich er- weitern, oder die Hänge sich verflachen, sehen wir oft, selbst in ei- ner Höhe von 6—7500 Fuss, ein dem Pampasthon äusserlich höchst ähnliches Gebilde. Auf diesem Thon oder Lehm findet sich eine sehr zwergige kriechende Alchemilla(pinnata var. mini ma), hier Algarobilla g genannt, und trotz der Kleinheit als nahrhaftes Viehfut- ter geschätzt, wie ja auch in Mitteleuropa Alchemilla alpina ein geschätztes Milchkraut ist. Ihr mischen sich Bestandtheile der um- gebenden Alpenweiden bei, doch in zwergigen Gestalten, so Poa annua, Geranium leucanthum, Tagetes filifolia undandere. Auf den.flachwelligen Bergrücken sehen wir diese Zwerg-Alpenve- getation mit den üppigeren Alpenweiden kämpfen und jede kleine Terrainfaltung giebt, wohl in Folge der geänderten Feuchtigkeits- verhältnisse, bald der einen, bald der anderen das Uebergewicht. Dieses nun sind die Alpenweiden des Argentinischen Landes. Wo sich über ihnen der breite Rücken der hohen Cordilleren erhebt, breite Hochthäler von niedrigen Höhen eingefasst und zu engen Thä- lern oder tiefen Schluchten sich verengend, "welche in die Flanken des Gebirges einschneiden, oder weite, wellige Hochebenen oder grosse Seebecken mit oder ohne Lagune, da sind die Bedingungen für die Formation gegeben, die ich als Puna zusammenfasse. Es ist jene Vegetation des Cordillerenrückens, die diesen landesüblichen Na- men trägt, und die ich für den Zweck dieser Darstellung zusammen- fasse, ohne mit Griesebach am Wendekreise eine Abtheilung zu machen, so wenig ich in Abrede stellen will, dass nicht nur eine sol- che wohl begründet werden könne, sondern dass sich auch jetzt schon, trotz unserer noch unvollständigen Kenntnisse noch weitere Unterabtbeilungen dieser Formation machen liessen. Die Grenzen gegen den Monte habe ich schon bezeichnet. 144 Immerhin sind dieselben, wie bei den anderen Formationen ae mehrfach unbestimmt und künstlich. Ich rechne die Grenze des Monte gegen die Puna, wo die charakteristischen Monte-Gebüsche aufhören: die Jarillas, die Mimoseen, die Caesalpinia Gilliesii . und andere bekannte Gewächse, und wo die eigenthümlichen Ge- büsche der Puna beginnen, bezeichnet durch das Vorwiegen von Compositen, Solaneen, Gymmnocladus, Adesmien u. a. Da- bei soll nicht geleugnet werden, dass manche Gewächse, die das Centrum ihrer Häufigkeit in den Puna-Thälern haben, sich weit über diese Grenze hinaus in den Monte erstrecken, so dass man oft zweifelhaft ist, mit welcher Formation man zu thun hat, wiez. B. im Campo I Arenal. Noch künstlicher ist die Grenze gegen die. Alpenweiden. Während die flachen Thalböden oder sanften Berg- böschungen hauptsächlich Gebüsch mit vorwiegenden Compositen tragen, hegen steilere Berghänge eine Vegetation, die sich nur künst- lich von den Alpenweiden scheiden lässt. Diese künstliche Grenze möchte ich in das Auftreten der Llareta oder Yareta (Azorella Madreporica) und der Adesmia horrida setzen, mit dem meist auch ein Wechsel des Vegetations-Charakters verbunden ist, der sich freilich in anderen Fällen fast unmerklich vollzieht. Diese Gewächse, so wie andere, stachlige Adesmien gehen zwar oft mehr vereinzelt auch in die Alpenweiden herab, oder die Alpenweiden in eine Region hinauf, in denen sich eine Aenderung des Charakters in der angegebenen Weise nicht bemerklich macht. — Nicht immer ist das oberste Glied der subtropischen Formation, über dem sich die Puna erhebt, vertreten, so tritt sie bei San Andr&s unmittelbar über der Pino-, bei Tarija über der Queüoa-Region auf. Als Haupt-Charakter der Puna-Region betrachte ich, wie bemerkt, das Auftreten einer charakteristischen Busch-Vegetation. Einige der betreffenden Büsche mögen hier genannt werden: Adesmia horrida, pugionata, inflexa; Baccharis- Arten, z. B. polifo- lia und calliprinos, "und einige andere noch nicht bestimmte Ar- ten; Heterothamnus spar tioides, Tessaria absinthioides, Chuquiraga spinosa, erinacea, Cochnatia glutinosa, Prou- stia pungens var. ili eifolia (die hier oben häufig und charakteri- stisch, vereinzelt bei Cördoba vorkommt), Fabiana densa und de- nudata, Oxycladus aphyllus, Salvia Gilliesii, Acantho- lippia salsoloides, Neosparton ephedrioide. In ihrer Stau- den-V egetation sc! res: sich die Puna innig an die obere Region der’ Alpenweiden an, besonders in engeren Thälern oder steileren Hän- gen. Zwischen den Gebüschen siedeln sich dann häufig noch harte Gräser an, seltner weiche kurze Gräser, und Gynerien-Dickichte: bedecken ganze Strecken, oder steinige Hänge sind mit den riesigen Säulen-Cactusen übersät, oder eine sehr grosse Bromeliacee mit 6 big. 8 Fuss hohem, ca. 3 Fuss dickem Blüthen- resp. Fruchtschaft stellt vi sich dem erstaunten Auge entgegen, oder wo Sand und Salzgehalt. 145 vorwaltet, treten wir aufeinen kurzen, dichten grünen Teppich von Cyperaceen, fast das einzige freudige Grün in dieser öden Gegend. Noch mögen die Namen einiger andern charakteristichen Gewächse Platz finden: Pyenophyllum sulecatum, Lupinus tomento- sus, Astragalus unifultus, Hofmannseggia Andina, Mar- garicarpus alatus, Acaena canescens, Oenothera nana, Loasa eoronata, Azorella madreporica, Mulinum axilliflo- rum, Calycera Calcitrapa, einige Senecio-Arten, Werneria cortusifolia, Doniophytum andicolum, Pachylaena atri- plieifolia, Pratiaolygophylla, Gentiana podocarpa, Argy- lia Uspallatensis, Pharcelia pinnatifida, Arundo Sello- wiana (Gynerium Argenteum), und einige andere Gräser. Diese Gewächse kommen aus den Gebirgen von Catamarca ; die ‘ Liste wird einst grösser sein, wenn auch die Sammlungen vom Ne- vado de Castillo bei Salta und aus den Punas zwischen Humahuaca und dem Thale von Tarija bearbeitet sein werden. Oede und rauh ist das Klima der Punas und steril der Boden, arm der Vorrath an Wasser. Wo nicht Metallschätze oder Handel locken, wird sich kaum der Europäer dauernd ansiedeln; der fleissige Indier wird wohl noch lange unangefochtener Bewohner- dieser Einöden sein, und wo ein Wässerlein dem Berghange entrinnt, da weiss er es aufs Aeusserte auszunutzen, es weit, zum Theil durch Felsen herzu- leiten und so dem Boden Erndten abzulocken, mit denen er noch die indolenten Bewohner üppiger subtropischer Thäler versorgt. Ueber die drei letzten der noch zu betrachtenden Formen: die Chaco-Formation, das Paraguayische Gebiet und die Meso- potamische Formation müssen wir mit wenigen Worten hin- weggehen, da darüber nichts Eingehenderes bekannt ist und der Ver- fasser dieses auch in seiner von literarischen Hilfsmitteln entfernten Stellung nicht in der Lage ist, die etwa in Reisebeschreibungen ver- streuten Notizen zusammenzutragen. Zwar das Chaco-Gebiet des oberen Vermejo haben Lorentz und Hieronymus bereist und reiche Sammlungen daselbst gemacht, doch sind dieselben noch nicht bearbeitet: daher nur einzelne Notizen gegeben werden können. Entfernter von den Feuchtigkeit sammelnden Mauern der Cordi- lleren, wird auch das Klima trockener und dies äussert sich in der Vegetation. Die stolzen Bäume des subtropischen Waldes machen niederen Formen Platz, und zwischen den Bäumen gewinnt das Ge- büsch Boden, oder Grasfluren schieben sich zwischen den Wald ein, immer mehr Terrain gewinnend. Was aber an Feuchtigkeit die At- mosphäre verliert, wird theilweise dem Boden um so reichlicher unterirdisch zugeführt. Die wenig undulirte sandige Fbene des Chaco, die sich ganz allmälig zum Paranä und Paraguay hinabsenkt, wird von einigen grösseren Flüssen gewundenen Laufs durchmessen, welche plötzlichen und bedeutenden Anschwellungen ausgesetzt sind. Zur Zeit dieser letzteren stehen grosse Strecken des anlie- 10 146 genden Landes unter Wasser,. während andere als flache Inseln daraus hervorragen. So soll sich z. B. das Ueberschwemmungsgebiet des Vermejo mit dem des Pilcomayo berühren. Zur Zeit der niederen Wasser bleiben eine Anzahl flache Lagunen, hier Ma- drejones genannt, mit Wasser gefüllt, welche zuweilen durch die atmosphärischen Niederschläge und durch unterirdische Zuflüsse constant erhalten werden und dann als Stützpunkt von Ansiede- lungen, besonders von Forts und Militär-Colonien dienen, welche gegen die wilden Indianer errichtet werden, oder als Stationen für die Streifzüge der letzteren, welche die grossen Waldstrecken des Chaco, die "vielleicht im Sommer unter Wasser stehen, im Winter nicht kreuzen könnten, ohne solche Anhaltspunkte und ohne eine Pflanze mit einer sehr grossen wasserreichen Wurzel, welche ge- schabt reich an einem fast geschmacklosen wässrigen Safte ist, der . Menschen und Thiere erquickt, wie wir aus Erfahrung bezeugen können. Die höher gelegenen Wellenrücken bieten ein liebliches Parkland, in dem Gehölz-Gr uppen mit Wiesenflächen angenehm wechseln, das nach Aussage dortiger Estanzieros nicht blos der Viehzucht, die "dort z. 2. fast einzig betrieben wird, sondern auch dem Ackerbau bedeutende Chancen bietet, wenn auch nicht dieselben überquellende Ueppigkeit herrscht, wie z. B. in Oran. Die tieferen Gegenden sind überwiegend ein Waldland, die eingeschalteten Grasfluren stehen an Ausdehnung unendlich gegen den Wald zurück und sind zum Theil von werthlo- sen Gräsern : Schilfdickichten oder Feldern eines eigenthümlichen Rohrgrases besiedelt. Je näher der Kiste, desto mehr verlieren sich die höheren Bäume subtropischer Waldung, die sich in einzelnen Arten noch weit stromabwärts erstrecken, und nach den Aussa- generfahrener Leute ist dies näher den Mündungen der Chacoflüsse noch mehr der Fall. Aber neue, eigenthümliche Bestandtheile tre- ten auf. Ich kann aus dem mehrfach erwähnten Grunde der Be- schränktheit, des mir angewiesenen Raumes, nur einige wenige, . besonders charakteristisch, nahmhaft machen. Eines der Pflanzen- Geschlechter, welches diese Eigenschaft besitzt, ist das Genus Bougainvillaea, das eine Anzahl höchst auffallender Sträucher liefert, deren Auftreten als eines der hervorstechendsten Merkmale der Chaco-Formation bezeichnet werden kann; besonders der Du- raznillo, ein doppelt mannshoher, aus der Wurzel viel verästelter, hartholziger, mit sich abblätternden röthlich brauner Rinde ver- sehener Strauch, so („kleiner Pfirsichbaum‘) & genannt wegen der Form seiner Blätter. Es giebt in der von uns besuchten Gegend des Chaco keinen häufigeren und leichter kenntlichen Charakter- strauch dieser Formation. Er zieht sich im breiten Flussthale bis nahe bei Jujui herauf und ist in dem weitem Thale von Campo Santo durch ähnliche Sträucher der nämlichen Gattung vertreten. Bezeichnend sind ferner unter den Sträuchern des Chaco eine kleine 147 Anzahl z. Th. prachtvoller, strauchartiger Capparideen, die zum Theil fast bis zum Rio Saladillo vorrücken. Ein Baum, charakteris- tisch für den von uns besuchten Theil des Chaco, ist der Palo Santo, eine Zygophyllee, dessen harzreichem Holze das Volk wunderbare Heilkräfte zuschreibt. Der Palo Blanco (eine Rubia- cee) ist ein hoher, stattlicher Baum mit sehr gesuchtem Holze, ebenso wie der Palo amarillo, Palo mataco und viele andere, welche aufzuzählen mir der Raum verbietet, und -welche noch nicht systematisch zu benennen und genauer zu beschreiben sind. Feuchte, sumpfige Stellen tragen häufig Wälder der Wachspalme, Coper- nicia cerifera, welche einen vortrefilichen Palmkohl liefert, mit einer charakteristischen Busch-Vegetation als Unterholz. Nur zwei Gewächse seien noch erwähnt, die am mittleren Vermejo, . wie in den Wäldern von Santa F& angegeben werden, und deren vorwiegendes Vorkommen bis zum Rio Saladillo mich bestimmte, die Chaco-Formation bis dahin auszudehnen: der Vinal und der Quilino, Mimoseen mit monstruös grossen Dornen und grotesker Gestaltung, die der Monte - Formation fremd zu sein scheinen und eine eigene Unterabtheilung der Chaco-Formation bezeichnen. Die erstere heisst Prosopis ruscifolia und ist in den Gegenden, wo sie vorwiegt, geschätzt: die Früchte geben ein werthvolles Futter für das Vieh, die Blätter ein berühmtes Mittel gegen Augenkrankheiten; der letztere ist, da Blüthen und Früchte nicht vorlagen, noch nicht mit seinem systematischen Namen zu versehen. Es ist, nach den Vegetations- organen zu schliessen, eine der vorigen sehr nahe stehende Mimosee. Mehr nach Osten soll die Mannigfaltigkeit der Bestandtheile der Chaco-Waldungen abnehmen, ärmlicher der Boden, trockener das Klima werden, bis wir nahe der Mündung des Vermejo in den Para- guay wieder höhere Waldung auftreten sehen, in deren Elementen wir eine Anzahl alter Bekannten aus der subtropischen Formation, besonders aus der Parklandschaft wieder erkennen. Wir befinden uns in der Paraguayischen oder Südbrasiliani- schen Formation, wie wir sie oben bezeichnet haben. Wenig ist von derselben bekannt, und besonders wenig von derjenigen Abthei- lung derselben, welche Argentinien zugehört: den Missionen. Hohe, üppige Waldung soll diese Gegenden zieren, deren Bestandtheile zum Theil mit denen der subtropischen Region überreinstimmen; einen Vorzug derselben soll die reichliche Einmischung des Yerb«a Mate-Strauches bilden, welchem die Jesuiten einst reichliche Erndten abgewannen. Aber auch für alle anderen Culturen wärmerer Länder sollen die Missionen ein unendlich fruchtbares Feld sein. Genauere Nachrichten üher dieses doch anscheinend so viel versprechende Ge- biet sind mir nicht bekannt, und wenn veröffentlicht, zur Zeit nicht zugänglich. Eine wissenschaftliche Bereisung dieser Gegenden, wäre ein dringendes Bedürfniss der Wissenschaft und Praxis, — dieser Gegenden, welchen nach allen Nachrichten bei einstiger Wiederan- siedelung eine grosse Zukunft bevorsteht. 148 g Obgleich weit zugänglicher als die Missionen, ist doch die Meso- potamische Formation fast ebenso unbekannt i in Bezug auf ihrer Vegetations-Charakter. Dagegen sind wirmit dem Reichthume und der Fruchtbarkeit dieser Gegenden gut bekannt, welche, wenn ihnen der Friede erhalten bleibt, sie vielleicht. zu den wichtigsten und mäch- tigsten Provinzen der Republik machen werden, besonders Entre- Rios. Sicher und feststehend ist, dass sie sich ganz vorzugsweise zum Ackerbau und zur Anlage von Oolonien eignen, und während die Pampa und derMonte wohl fürs Erste hauptsächlich die Fleischkammer der Republik, während die subtropische Parklandschaft den Garten, die subtropischen und Chaco-Waldungen die Holzkammer des Landes bilden werden, werden inBälde Mesopotamien und Theile von Santa Fe, Cördoba und Buenos Aires, die Kornkammer derselben sein. Doch wenn wir auch annähernd wissen, welche Anbau - Produkte das Argentinische Mesopotamien liefern kann, sind wir über ‚einhei- mischeV egetation doch noch äusserstunwissend.Blos die allernächsten Umgebungen der Stadt Concepcion del Uruguay sind specieller' erforscht, doch konnten die Produkte dieser Erforschung wegen Mangels an wissenschaftlichen Hilfsmitteln noch nicht bearbeitet werden. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass der Unterschied von der Pampa darin besteht, dass Holzgewächse nicht fehlen, sondern reichlich vorhanden sind. Auch auf den üppigen Grasfluren des sanft- gewellten Landes sind überall Büsche und kleine Strauchdickichte zerstreut. Den Strom umsäumt Ufergebüsch und die Inseln sind von demselben bedeckt. Auch Wald fehlt nicht; der grosse Wald „Mon- tiel“ im Innern ist bekannt, wenigstens dem Namen nach, auch die Inseln des Stromes sollen häufig bewaldet sein, noch solles an Uferwal- dungen fehlen, die zum Theil aus der Yataipalme und aus anderen Palmenarten (angeblich vier) bestehen. Ferner ist der Grasteppich, wenigstensin dem beschränkten Bezirke, den Schreiber dieses beo- bachten konute, weit von dem der Pampa verschieden: es ist dichter, kurzer Rasen, dem der subtropischen Parklandschaft ähnlich, mit dem er auch den Hauptbestandtheil, das Paspalum notatum, und einige andere charakteristische Gewächse der dortigen Wiesen gemein hat. Mit dem Monte hat unsere Formation wenig Aehnlichkeit, nur weit und allgemein verbreitete Pflanzen sind ihnen gemeinsam. Die Gebüsche, wie — nach den wenigen Nachrichten welche wir besitzen .— auch die Wälder bestehen zum grossen Theil aus Elementen, die sie mit der subtropischen Formation gemeinschaftlich haben, theils aber auch aus bisher aus Argentinien nicht bekannten Arten, welche zum Theil mit solchen der Brasilien- und Paraguay-Flora übereinstimmen, zum Theil eigenthümlich und jedenfalls neu für die Wissenschaft sein werden. Dies muss hier genügen, und ich schliesse diese Zeilen mit a Wunsche, dass sie dazu” beitragen mögen, den Vegetationscharakter des schönen Argentiniens näher bekannt zu machen und dadurch die 149 Lust zu erregen, seine gesegneten Fluren zu besiedeln. Aber nicht so sehr der Reichthum an einheimischen Produkten ist es, welcher anlocken kann, als’ der jungfräuliche reiche Boden, welcher sich für alle Erzeugnisse der gemässigten und wärmeren Zone eignet, während das herrliche Klima ohne zu erschlaffen, das Leben erleichtert und erheitert. Wer nicht mit utopischen Erwartungen kommt, sondern mit dem Willen, ernst zu arbeiten, dem kann, so weit die Kenntniss der Vegetation des Landes es verheissen kann, ein günstiger Erfolg nicht fehlen und er wird seinen Kindern ein gesegnetes Erbe hinter- lassen können. (Abgeschlossen am 28 October 1875.) Bemerkung zu den Karten. In einer pflanzengeographischen Karte eines Landes, von dem grosse und wichtige Theile noch ganz unerforscht oder nur ober- tlächlich bekannt sind, kann die Abgrenzung der einzelnen For- mationen und Zonen nicht immer auf sicherer directer Beobach- tung basirt sein; vielfach müssen sie erschlossen werden oft nach flüchtigen Angaben, oft nach Analogie, zuweilen müssen sie auch nur aufs Geradewohl eingezeichnet werden. Soll nun eine Karte wissenschaftlichen Werth haben, so muss der Verfasser dersel- ben dem Publicum Rechenschaft geben über die Gründe, welche ihn bewogen, die aufder Karte niedergelegten Grenzen zu ziehen, damit man danach den Grad der Zuverlässigkeit der Abgren- zungen ermessen könne. Eine solche Besprechung ist jedoch hier nicht am Platze, sie wirdin einer Fachzeitschrift gegeben wer- den. Für den gegenwärtigen Zweck genügt es, wenn durch die Karten dem Leser obiger Abhandlung auf einen Blick das dort Niedergelegte übersichtlich vor das Auge geführt und ihm ein Bild von der pflanzengeographischen Configuration gegeben wird, wie wir es uns nach dem augenblicklichen Stande unserer Kenntnisse zu machen berechtigt sind. Es sei noch hemerkt, dass in den beigegebenen Karten topographische Aufschlüsse oder Berichtigungen nicht beabsichtigt sind. Die Karten, welche pflanzengeographisch illustrirt wurden, sind einfach aus an- deren Werken herübergenommen. Die Gebirge zu schraffiren, wurde, um das Bild nicht undeutlich zu machen, da unterlas- sen, wo sich pflanzengeographische Regionen an den Gebirgen emporbauen, und nur da ist die Schraffirung schwach ange- deutet, wo dies nicht der Fall ist. Kapitel VIII. Die Thierwelt Argentiniens.” - Obgleich das Thierreich in Argentinien dem Naturforscher nicht den Formenreichthum und die Mannigfaltigkeit bietet, welche den- selben einladen, seine Schritte dem tropischen Klima zuzuwenden, so ist dennoch ein längerer Aufenthalt in diesem Lande in zoolo- gischer Hinsicht sehr lohnend. Im Osten das Weltmeer und die unendliche Pampa, im Westen die Gebirge mit ihren verschiedenen Vegetationen, im Norden die tropischen Wälder, im Osten die fruchtbaren Provinzen Entre Rios und Oorrientes, welche nicht mit Unrecht das Argentinische Mesopota- mien genannt werden, durchzogen von reissenden Strömen und man- nigfach bevölkerten Flüssen, dies Alles bietet dem Zoologen Gele- genheit, die Wissenschaft mit bedeutenden Schätzen zu bereichern. In zoologischer Hinsicht steht die Exploration der Argentinischen Republik noch auf der niedrigsten Stufe und erst in den folgenden Jahren wird es möglich sein, einen mehr oder weniger vollständigen Ueberblick der hiesigen Thierwelt zu geben; namentlich in Bezug auf die niederen wirbellosen Thiere ist die Wissenschaft noch weit zurück. Die ersten Schritte auf diesem Gebiet that Herr Prof. Burmeister, welcher seit 1862 dem Provinzial-Museum in Buenos Aires als Director vorsteht. Eine genauere Exploration wird hauptsächlich die Aufgabe der vor Kurzem vom Verfasser dieser Uebersicht gegründeten „Argen- tinischen Zoologischen Gesellschaft“ sein. Die folgende Skizze macht aus den angeführten Gründen daher auch keineswegs den Anspruch der Vollständigkeit; zudem würde eine in’s Detail gehende faunistische Uebersicht dem Zwecke dieses Buches nicht entsprechen. *) Bearbeitet von Prof. Dr. H. Weyenbergh. 151 Die Zucht der Hausthiere, welche man in Argentinien findet, fast alle aus der alten Welt, im ersten Jahrhundert nach Columbus Ent- deckung von Amerika, eingeführt, bildet einen Haupterwerbszweig der Bevölkerung. Pferde, Esel (besonders zahlreich sind deren Hybriden, die „Maulesel und Maulthiere“), Schafe, Ziegen und Angora-Ziegen, Hunde, Katzen, Schweine, Kaninchen, Hühner, Pfauen, Truthühner, Enten, Gänse, Tauben, Bienen, Seidenraupen, u. Ss. w. kommen hier alle in verschiedenen Racen und Abarten vor. Ausserdem verschiedene Sing- und Stuben-Vögel (besonders Kanarienvögel), Goldfinken, ferner Murmelthiere u. s. w. Die Anzahl der hier durch Zufall, vermittelst Waarenballen und Vieh eingeführten Thiere (wie z. B. unter den Insecten die Stubenfliege) beläuft sich auf ungefähr vierzig. Ueber die Hausthiere wird an anderer Stelle das Nähere mit- getheilt, hier sollen nur die Arten derjenigen Thiere aufgezählt werden, welche die einheimische Fauna dieses Landes bilden. WIRBELTHIERE ;Vertebrata). I. Säu gethiere (Mammalia). Zweihändige (Bimana). Die ursprüngliche Menschenrace, Indianer genannt, bilden ver- schiedene, meist wild in entfernten Theilen des Landes lebende Stämme; sie stehen auf einer sehr niedrigen Bildungsstufe und nehmen jährlich an Zahl ab. Man schätzt ihre augenblickliche An- zahl auf ungefähr 100000. (?) Sie gehören alle zur amerikanischen Race (Homo sapiens L. var. americana L.) Vierhändige (Quadrumana). Affen kommen im grössten Theil des Landes nicht vor; nur in den grösseren Waldungen am Uruguay, Paranä und Paraguay, im Nord-Osten des Landes findet man die Vertreter dieser Ord- nung, sowie auch im Norden nahe der Bolivianischen Grenze. Sie gehören zur Abtheilung der PLATYRRINZ und jede der drei Familien dieser Abtheilung ist vertreten. Die UEBInI oder Brüllaffen durch Mycetes Caraya Desw. und Cebus fatuel- lus L., die PITHECINI durch die zierliche Callithrix per- 152 sonata N-WIED und die HAPALINI durch *Hapale penici- lata N-Wıen. Raubthiere (Carnivora). Die Raubthiere sind in diesem Lande bestimmter und stärker vertreten. Von der Familie der FELINA oder Katze findet man in Ar- gentinien die Unze, Felis onca L., den 7%gre der einheimischen Bevölkerung; den Puma, Felis concolor L., der noch ziemlich häufig, u. a. in der Provinz Cördoba, selbst in der Nähe der Stadt vorkommt, und von der Bevölkerung „Löwe“ (Leon) genannt wird. Felis Geoffroyi GUER, ist ebenfalls im Innern ziem- lich häufig und wird von der Bevölkerung, welche das hübsche Thier in ihren Häusern aufzieht, Gato montes (wilde Katze) ge- nannt. In der Provinz Buenos Aires und in Patagonien soll auch noch *Felis payeros AzArA vorkommen. Von der Familie der CAnIıNnA oder Hunde findet man die folgenden Repräsentanten: *Canis jubatus DESM., meist am Ufer der grossen Flüsse im östlichen Theil des Landes, der soge- nannte Argentinische Wolf; eine zweite Art, zu der Unterfamilie der Füchse gehörend, ist der *Canis entrerianus BURrM., wel- cher sich hauptsächlich in der Provinz Entre-Rios vorfindet. Eine ausserordentlich zierlich gebaute Art, welche auch in der Umge- bung von Cördoba nicht selten ist, ist Canis gracilis BURM., von den Einheimischen Zorro genannt, obgleich sie auch unter diesem Namen eine ahdere häufigere Art verstehen, den Canis Azarae WATEH. Ziemlich häufig ist auch der Canis Magel- lanicus GRAY. Die Familie der MUSTELINA (Wiesel) hat gleichfalls in Ar- gentinien einige Repräsentanten, so die Galietis vittata BELL., Galietis barbara WaAGn. und Mephites patagonicus, das hübsch gezeichnete und allbekannte Stinkthier; am Parana findet sich an einigen Stellen die Lutra paranensis Rene. ziemlich häufig vor. Die Galietis-Arten führen im Lande den Namen huron, das Stinkthier nennt man Sorino oder Chincha. Von der Familie der URSINA oder Bären kenne ich nur zwei Argentinische Arten, zur Gattung Nasua gehörend; den überall häufig vorkommenden Nasua socialis L., von dem Volke Soncho oder Cuati genannt, und den bei Weitem grösseren und selteneren, hauptsächlich in den östlichen Theilen des Landes *) Von den mit (*) bezeichneten Arten sind dem Verfasser noch keine Exemplare zu Gesich5 gekommen. Dr. Burmeister’s „Anales” wıren dem Ver- fasser nicht zugänglich. 153 lebenden Nasua solitaris Rene. oder Nasenbär. Von der Fa- milie der PHOcINnA, Seehunde, ist eine Art der Gattung Lep- tonyx an der Argentinischen Küste bekannt. Wiederkäuer (Ruminantia). Von den Wiederkäuern ist die Familie der CERVINA (Hirsche) am stärksten vertreten und zwar durch den Cervus paludo- sus Desm., hier unter dem Namen ciervo, gama (Hirsch der Pampa), Cervus campestris Cuv., welchen man oft auf der Bahn von Rosario nach Cördoba, von der Locomotive aufgeschreckt, dem Zug vorauseilen sieht, und welcher stark gejagt wird; drit- . tens durch den *Cervus rufus IrrL., und andere mehr. Die Familie der TyLoropA (Llamas) ist nur in dem Westen Süd-Amerikas zu Hause, doch kommen in den nordwestlichen Distrikten des Landes zwei Arten vor, nämlich Auchenia lama SCHREB., der Guanaco der Argentiner, und Auchenia vicunna Wacn., hier unter dem Namen Vicuna bekannt. Sie leben wild in kleinen Heerden, während auch von beiden Arten gezähmte Abarten vorkommen, die Var. huanaco der ersten Art und die Var. paca der zweiten Art, welche letztere in Bolivien Alpaca genannt wird. In Argentinien werden die Letzteren jedoch nicht, wie in Peru, als Hausthiere benutzt. Aus der Wolle der zweiten Art werden die feinsten und theuersten Ponchos gefertigt. Dickhäuter (Pachydermata). Diese Ordnung ist nur durch einige wenige Arten vertreten; eine gehört zur Familie der Schweine, SuUINA, und die andere zu der der TAPIROIDEA oder TAPIRUS. Die erste Art ist der Dicotyles torquatus Cuv., den Einheimischen unter den Na- men Pecari oder Javalö bekannt, und kommt auchim Norden der Sierra de Cördoba vor. Die zweite Art ist der Taper, *Tapirus americanus L., welche ausschliesslich nur in den Wäldern an den Ufern der grossen Flüsse lebt und auch dort selten ist. Die Einheimischen bezeichnen sie mit dem Namen gran bestia oder Anta. Sirenen (Sirenia). Von der Ordnung der pflanzenfressenden See-Säugethiere sind, wie mir von verschiedenen Seiten versichert wurde, von Zeit zu Zeit einzelne Exemplare der Art *Manatus australis WIEG. an der Küste des atlantischen Oceans, nördlich vom Rio Negro gesehen worden. Dies werden indessen wohl .nur einzelne ver- sprengte Exemplare gewesen sein, da diese Gattung bekanntlich nicht so weit nach Süden geht. a N; Ye Ka Au! z L v . 4 W vi us v 154 Walfische (Cetacea) Ueber diese Ordnung hat Dr. Burmeister, Director des Pro- vincial- Museums von Buenos Aires, eine Monographie in den Anales dieses Museums veröffentlicht. Zu erwähnen sind die fol- genden Arten: Balaenoptera bonaerensis Burım., *Phy- salus_patachonicus GRAY, *Sibbaldius antareticus, Burm., *Megaptera BurmeisteriGrAy, *Phocaena spi- nipinnis Burm., *Orca magellanica Bur=m., Pseudor- ca cerassidens. *Ziphius curvirostris, *Pontoporia Blainvillii D’orB., *Epiodon australe Burm., *Del- phinus microps GrAY., “Delphinus obsceurus GRAY, *Delphinus cymodoce GRkAY., und eine Art der Gattung Physeter. Fledermäuse (Chiroptera). Die Fledermäuse sind verhältnissmässig hier sparsam vertreten]; die mir bekannten Arten gehören alle zu der Familie der GyM- NORHINAE.—Hier sollen nur die von Prof. Burmeister in seiner „Reise durch die La Plata Staaten“ erwähnten genannt werden. *Dysopes multispinosus Burm., Dysopes naso Wacn., Plecotus velatus GEoFF., Vespertilio Isidori GERY., letztere ist allgemein im ganzen Lande verbreitet, und Nyeti- cejus bonarensis Less. Ausserdem kommen noch andere Arten vor, wie z. B. *Dyso- pes ladicaudatus GEOFF., *Dysopes castaneus GEOFF., Vespertilio nigricans N-WıEepD, Vespertilio ruber GERV., *Vespertilio furinalis GERY. u. a. m. | Nagethiere (Rodentia). Die Nagethiere sind in ganz Süd-Amerika und somit auch in Argentinien häufig. Von der Familie der MUrRINA (Mäuse) findet man z. B. den *Reithrodon typicus WATERH., ferner aus der Süd-America eigenthümlichen Gattung Hesperomys die Arten: *Hespero- mys squamipes BrANTs, welche auf den Inseln im Paranä vorkommen soll; dann: Hesperomys longicaudatus BENN, im Inneren des Landes lebend, Hesperomys arenicola WA- TERH., die bei weitem am häufigsten ist, Hesperomys bima- culatus WATERH., hauptsächlich im Innern des Landes anzu- treffen, und endlich mehrere noch nicht genügend bekannte und beschriebene Arten. — Von einer anderen Familie, derjenigen der MURIFORMIA (Mäuseähnlichen) kommt der merkwürdige Schweif- biber Myopotamus coypus Cuv., am Ufer des Paranä vor, woselbst man ihn oft vom Deck eines Dampfers aus in seinen 155 Schwimmexercitien beobachten kann. Im Lande wird derselbe fälschlich Nutria (Otter) genannt. Durch das ganze Land verbreitet, indessen nicht häufig vorkom- mend, ist eine zweite Art dieser Familie, der *Ctenomys bra- siliensis BLAınv., der Tulduco oder Oculto des Volkes. Zur Familie der CAvIınA gehört der Pampas-Hase, Doly- chotis patagonica Wacn.; er findet sich hauptsächlich in den südwestlichen Gegenden des Landes vor. Von der Gattung Cavia und Anoema will ich nur den Cavia leucopyga BRANDT, den Conejo der einheimischen Bevölkerung, welcher bei jeder Camp- stadt des Inneren zahlreich vertreten ist, und den Anoema leu- coblephara BurıM. erwähnen. Ohne Zweifel gibt es im Inneren -und im Norden des Landes noch mehrere andere Arten von Meer- schweinchen. Die Familie der ERIOMYINA hat in dem bekannten Pampas- Kaninchen, Lagostomus trichodactylus BENN, einen häu- figen Vertreter, wogegen eine andere Art: Viscacha de la sierra, Lagidium Cuvieri WAsn., fast nur in den Gebirgsgegenden vorkommt. Ein sehr merkwürdiges Thier dieser Familie ist der Hydrochoerus capybara ERxL., welcher unter andern am Ufer des Paranä lebt. Die Argentiner nennen ihn Carpencho und die deutschen Einwanderer fälschlicherweise „Wasserschwein“. Er soll die Hauptnahrung der Tiger bilden. Zahnlose (Edentata). Von dieser interessanten Ordnung finden wir in Argentinien die Familie der EFFODIENTIA (cingulata), die sogenannten Gür- telthiere. Von denjenigen Arten, welche ich als Bewohner dieses Landes kenne, gehören drei zu der Gattung Dasypus, wenn wir die Unterabtheilungen, in welche diese Gattung zerfällt, hier nicht berücksichtigen. Diese drei Arten sind *Dasypus conu- rus GEOFF., der Mataco der Einheimischen, welcher in den süd- westlichen Gegenden lebt; Dasypus villosus Desm., der Peludo, welcher im ganzen Lande verbreitet ist und dessen Fleisch als Leckerbissen gilt, — und Dasypus minutus Desm., hier unter dem Namen @wuirquincho bekannt. Von der Gattung Praopus kommt *Praopus hybridus Desu., hier mit dem Namen Mulita oder Pichy bezeichnet, in den östlichen Provinzen vor, während die Gattung Chlamydophorus, haupt- sächlich in der Provinz Mendoza, durch die Art Chlamydo- phorus truncatus Harr., daselbst Bicho ciego genannt, ver- treten ist. Beutelratten (Pedimana). Diese nur aus Amerika bekannte Ordnung wird in Argentinien hauptsächlich durch Didelphis Azarae Reng, hier unter dem 156 Namen Comadrija bekannt, vertreten, und ist im ganzen Lande zahlreich verbreitet. Es soll jedoch nicht gesagt sein, dass dies die einzige Art sei. “ Il Vögel (Aves). Die Vogelwelt in Argentinien ist sehr zahlreich.und von grosser Mannigfaltigkeit. Vom Strauss bis zum Colibri, vom Condor bis zum Pinguin vertreten, bietet sie dem Forscher einen grossen Wirkungskreis. Welch’ ein Unterschied in der Grösse, Bauart, Lebensweise und Bestimmung ist hier repräsentirt! Aus folgender, noch sehr unvollständigen und mangelhaften Aufstellung ist ersicht- lich, dass die Zahl der Vogelarten die der Säugethiere bei wei- tem übertrifft. Raubvögel (Raptatores). Die Familie der ACccIPpITRINI oder Falken hat in Argen- tinien u. a. folgende Vertreter: *Phalcobaenus megalopterus Bon., welcher in einem grossen Theil des Inneren, indessen nicht sehr häufig, zu finden ist. Milvago pezoporus Burm., von den Argentinern Chi- mango genannt, kommt im ganzen Lande vor, ebenso wie der Carancho, Polyborus vulgaris VIEILL., und der Agusla, Haliaethus melanoleucus D’oRe. Der Gavilan, Rosthramus hamatus IrL., hält sich meistens an den Flussufern auf, wogegen der Buteo tricolor, bei der Bevölkerung unter demselben Namen bekannt, im ganzen Lande angetroffen wird. Die Argentiner bezeichnen mit dem Namen Gavilan ausserdem noch mehrere Arten, z. B. Asturina ruti- lans LıcHTt, und *Asturina unicincta TemMm. Ein sehr ge- meiner Raubvogel ist auch Falco sparverius L., und findet man in der Provinz Cördoba noch Falco femoralis TEMM. — Circus cinereus VIEILL. soll in den Pampas ziemlich häufig sein, wogegen *Hemiierax circumeinctus KAup. ein ziemlich seltener Gast zu sein scheint. h Von den wenigen Repräsentanten der VULTURINI (Geier) in der Argentinischen Republik, ist in erster Reihe zu nennen der in hohen Gebirgen lebende Condor, Vultur gryphus L. Zwei andere Arten dieser Familie sind * Cathartes aurr ILL., und der gemeine Cathartes foetens ILL., welcher Letztgenannte hier Gallinazo heisst. Die Familie der Eulen, STRIGINI, ist ziemlich zahlreich ver- treten. Ich nenne hier die Lechuza der Einheimischen, Strix perlata LicHTt, und die Noctua cunicularia D’ors., die ge- 157 wöhnlichste Art, welche man stets vor den Höhlen der Pampas- Kaninchen sitzen sieht, und die hier ebenfalls mit dem Namen Lechuza bezeichnet wird. Aus der Umgegend von Cördoba wurde Verfasser eine kleine Eule, Glaucidium passerinoides Teum, hier el rey de los pajaritos genannt, zugestellt. Die zweite Art dieser Gattung, wel- che hier ebenfalls vorkommen soll, *G@laucidium nanum Wic., ist mir bis jetzt noch nicht zu Gesicht gekommen, ebensowenig wie *Bubo crassirostris VIEILL, und *Otus brachyotus. Mlettervögel (Scansores). Von dieser Ordnung ist die Familie der PsITHACINI oder Papageien am zahlreichsten. Dieselbe bietet dem Zoologen einige hübsche Arten. Ich nenne hier Conurus patagonicus VIEILL., ‚den sogenannten Loro, ferner *Conurus fugax Burn. und Co- nurus murinus GMEL., der in der Sierra von Cordoba in gros- sen Nestern gesellig nistet. Gezähmt heisst er Catita. Andere ein- heimische Arten dieser zahlreichen Gattung sind ferner noch Co- nurus hilaris Burm.,*Oonurus Aymara D’Orz. und Conu- rus rubrirostris BURM. Von den Papageien finden wir in den argentinischen Wäldern auch den wohlbekannten sprachfähigen Psittacus amazo- nicus LATH. und den *Pionus menstruusLl. Zu der Familie der Bartvögel, BUCCONIDAE, gehört der ziemlich gemeine Dormilon, Capito maculatus WactL. Die Spechte, PICIDAE, carpinteros, zu deutsch Zimmerleute, genannt, sind hier durch folgende Arten vertreten: *Dryoco- pusatriventris D’OrB., Colaptes campestroides MAIK., Leuconerpes candidus OTTO, Chyrsoptilus melanochlorus L.,*Dendrobates cactorum D’Ortr. und wohl noch durch ein paar andere Arten. Von der Kukuk-Familie, CUCULIDAE, kommen jedenfalls die Arten Ptiloleptis quira LATH, die Urraca, ziemlich häu- fig hier vor, ich erhielt wenigstens aus verschiedenen Theilen des Landes Eier, wie auch von Cureus seniculus LATH. Hockvögel (Insessores). Von dieser grossen und formenreichen Ordnung, welche in Ar- gentinien zahlreich vertreten ist, will ich hier nur die bekanntesten Arten, nach den Familien geordnet, erwähnen. Familie ANABATIDAE: Zu dieser Familie gehört die im In- nern allgemein verbreitete, ihres grossen Nestes wegen (Cachelote genannt, Anabates unirufus LäArr.; ferner *Anabates gutturalis LArk., Phacellodomus ruber VıEILL., Phacel- lodomus frontalis LAFR., Sphenopyga acuticaudatus Bon. *Coryphistera alaudina BurMm und die zahlreichen 158 Arten der Gattung Synallaxis, wieSynallaxis humico- la D’Or». *Synallaxis flavogularis Govm, Synal- laxis ruficapilla VıEIıL, Synallaxis fuliginiceps Bon., Synallaxis phryganophila VırıLL, der Choto, *Synallaxis aegithaloides D’Or». *Synallaxis stria- ticeps D’OrB. Synallaxis melanops VıIrILL. und andere mehr. Ferner sind noch die Ofenvögel oder Horneros zu die- ser Familie zu rechnen. Die häufigst vorkommende Art hiervon ist Furnarius rufus D’Or»., ferner *Lochmias nematura Bon., Cillurus vulgaris Bon., *Ochetorhynchus ruficaudus‘ Box., *Ochetorhynchus dumetorius GOULD., *Ochetorhyn- chus validirostris Burm., Ochetorhynchus luscinia BURM., letztere hier unter dem Namen ruesenor (Nachtigall) bekannt, Geosita cunicularia Bon., *Geosita fissirostris REICH, Geobamon rufipennis BUurM., *Nasica gracilirostris BURM., und andere. Die Familie der ERIODORIDAE oder Wollschlüpfer ist we- niger zahlreich. Hierzu gehören *Pteroptochus albicollis Box., Rhinomya lanceolata Bonx., der @Gallito der Argen- tiner, Thamnophilus stagurus LıcHt., Thamnophilus coe- rulescens VIEILL,, Thamnophilus raficapillus VIEILL. und andere. Die Familie der zierlichen TROCHILIDAE, Colibris, oder, wie sie im Lande genannt werden, picaflores, ist durch verschiedene Arten vertreten. Die hübsche goldgrüne Art, der Trochilus fla- vifrons LicHT, wird am häufigsten in unseren Gärten gesehen. Ausserdem sind folgende Arten vorhanden: *Petasaphora cris- ca SpIx., Heliomaster angelae. Less., *Thaumatias albi- collis LICHT, Cometes sparganurus SHAW, etc. Von der Südamerika eigenthümlichen Familie der VERCONI- DAE findet sich der *Cyeloris viridis VIEILL. vor. Die Familie der LIOTRICHIDAE ist vertreten durch Tro- glodytes platensis Box.,im Lande Zoguare genannt, ferner durch Mimus thenca Bonx., und Mimus calandria Bon., wel- che beide letzteren Artennamen von der volksthümlichen Be- zeichung abgeleitet sind, Mimus triurus Bon., * Donaco- bius atricapillus Box., und *Cistothorus fasciolatus BURM. etc., etc. - Sylvicola venusta Temm. und Anthus rufus Bon.repräsen- tiren die Familie der MOTACILLIDAE, Setophaga brunnipes LAFR. die der MUSCICAPIDAR oder „Fliegenfänger“. Zur Familie der TURDIDAE oder „Krammetsvögel“ gehören Turdus rufiventris LicHT., der zorzal der Argentiner, *Tur- dus crotopezus ILL. und Turdus fuscator D’ORB. Von der wie zu erwarten in Südamerika stark vertretenen Fa- milie der COLOPTERIDAE sollen nur die häufigsten Arten 159 angegeben werden, also Phytotoma rutila VIEILL., Sauropha- gus sulphuratus Bon., *Tyrannus melancholicus VIEILL., Tyrannus violentus VIEILL., *Tyrannus auriflamma Burm., die drei letzten Arten werden von dem Volke unter dem Namen „bienteveo“ (ich sehe dich wohl), eine Imitation des Schreis der Vögel, zusammengefasst; ferner *Mionectes rufiventris Box., Elaenea modesta Bon., de» „Alfrechero‘“ der Argen- tiner, *Serpophaga nigricans GoULD, Serpophaga subscristata VIEILL. *Phylloscartes flavocinereus Burm., * Anaeretes parulus D’ORB., *Hapalocercus fla- viventris CAp., Platyrhynchus parvirostris GOULD, der so- genannte Fuegero, Triecus margaritiventris LAFr., Alec- trurus psalurus Temm, *Onipolegus cyanirostris BOJE, Lichenops perspieillatus Bon., Centrites rufa Gm., *Ma- chetornis rixosa GRAY, Agriornis striatus GoOULD, * Agri- ornis leucurus GouULD, Taenioptera nengeta Bon., Taeni- optera coronata VIEILL, * Taenioptera dominicana VIEILL., Taenioptera moesta LICHT, die Vindita genannt, *T aenioptera rubetra Burm., *Ptyonura rufivertex LArr., *Ptyonura capistrata Burm., Ptyonura maculirostris Box., Ptyonura brunnea GOULD, u. S. w. Die einheimischen Arten der Familie der Gelbvögel, ICTERI- DAE, sind folgende: Xanthornus pyrrhopterus VIEILL., *Cassicus solitarius VIEILL., Psarocolius unicolor LiIcHT., Molobrus sericeus LicHT, hier Tordo genannt, *Molobrus badius CaA»., letztere beiden Arten legen, wie der europäische Kukuk, ihre Eier in die Nester anderer Vögel. Die CorvınıA (Krähen) sind durch eine Art der südamerika- nischen Gattung Cyanocorax, Oyanocorax pileatus TEMM, vertreten, welche hier ziemlich häufig sein soll. Aus der Familie der FRINGILLIDAE nenne ich, indem ich wiederum einige Unterfamilien zusammenfasse, folgende: * Py- ranga coccinea GRAY., Tanagra sayaca N-WiıED, Tanagra striata G=m., *Stephanophorus coeruleus STRICKL., Saltator coerulescens D’orz., Saltator aurantirostris Bon., * Sal- tatricula multicolor Burm., Calyptrophorus cucullata Bon., der Cardenal, Tachyphonus capitatus D’orz., Guber- natrix cristatella Bon., *Lophospiza pusilla Burm., Diuca vera Burm., Diuca minor Box., Poospiza melanoleuca Box., *Poospiza torquata Box., Poospiza nigrorufa Bon., *Poospiza albifrons vIEILL., Emberizoides macrurus LATH. Embernagra platensis Box., *Embernaga olivascens Bon., *Coturniculus manimbe Bon., *Zonotricha hypochondria D’ors., Zonotricha matutina Box., der Chingolito, Zono- tricha strigiceps GoULD, der Cachile, *Phrygilus Gayi CAr., * Phrygilus caniceps Burum., * Phrygilus rusticus CAR., 160 Phrygilus carbonarius Box., Phrygilus fruticeti Bon., % ein Bewohner der hohen Gebirge, * Catamenia analis Bon, *Sporophila ornata Bonx., *Oryzoborus Maximiliani CAB»,., *Ooccoborus glaucocoeruleus CA»., Sycalis luteiventris Bon., *Sycalis chloropis BsrkMm., Chrysomitris magella- nica Box., Chrysomitris marginalis Bow., * Chrysomitris atrata Bow., Trupialis guianensis Bon., der sogenannte Pecho colorado (Rothkehlchen), Trupialis militaris L., Tru- pialis loyca L.., Amblyrhamphus ruber Bon., Leistes anticus, der Pecho amarillo (Gelbkehlchen), Chrysomus fron- talis Bon., Agelaius Thilius Bon., u. a. m. Die interessante Familie der Eisvögel, HALCYONIDAE, findet man hier ebenfalls, so: Megaceryle torquata L., Chloroce- ryle amazona LATH., und Chloroceryle americana L.; der volksthümliche Namen derselben ist Pescadores (Fischer). Von der Familie der GYPSELIDAE (Segler) erwähnt Bur- meister: *Acanthylis collaris TEmM, und von der Familie der Nachtschwalben, CAPRIMULGIDAE: *Podager.nacunda VIEL, Hydropsalis psalurus TEMmM, * Antrostomus lon- girostris Bon. und Antrostomus parvulus GOULD. Die eigentlichen Schwalben, HIRUNDINIDAE, sind in 7 verschiedenen Arten hier vertreten: Progne domestica GRAY, die gewöhnliche schwarze Hausschwalbe, Golondrina genannt, Cotyle tapera Bon., * Cotyle pyrrhonota VIEILL., * Cotyle fuscata Box., Cotyle leucoptera Gm., *Cotyle leucorrhoea VIEILL. und Atticora cyanoleuca VIEILL. Ich habe mich bei der Uebersicht der formenreichen Ordnung der „Hockvögel“ wegen Mangel an Raum auf eine sehr trockene und nicht einmal vollständige Aufzählung beschränken müssen. Aber bei dem so spärlich zugemessenen Raum war dieser lakoni- sche Styl das einzige Mittel, ein annähernd getreues Bild von dem Reichthum der hiesigen Fauna geben zu können. Hühner (Gallinaceae). Die zwei Unterordnungen der Tauben und Hühner, in welche diese Ordnung zerfällt, findet man, wenn auch nicht durch zahl- reiche, so doch durch interessante Arten repräsentirt. Von Tauben, COLUMRBINAE, besitzen wir die Torcaza, Pa- tagioenas maculosa TEMmM, ferner die zierlich gebaute Palo- mita, Columbula picui Temm, und die Tortola, Metriopelia melanoptera Bon.; ferner sind zu nennen Zenaida maculata Bon., welche ich selbst unter Haustauben aufzog, ohne dass sie sich mit denselben kreuzte, und Peristera frontalis TEmm. Unter den Hühnern finden wir aus der Familie der TETRAO- NIDAE, welche hier Perdices genannt werden, folgende: Arten: 161 Eudromia (erypturus) elegans LAFR., Rhynchotus rufes- cens WAGL., Nothura cinerascens Burm. und Nothura maculosa TEuM, alle durch ihre glänzend polirten Eier sich auszeichnend. Ihres schmackhaften Fleisches wegen wird diesen Hühnern viel nachgestellt. Die Eier sämmtlicher vier Arten er- hielt ich aus der Provinz Cördoba. Die grossen, Süd-Amerika eigenthümlichen Hühner, welche zu der Familie der PENELO- PINAE gehören, sind auch in Argentinien zu Hause Den zu dieser Familie gehörenden Charata, * Penelope canicollis Wactr., findet man am Fuss der Gebirge, wogegen sich der Pe- nelope pipile Temm meist in den Wäldern aufhält und der Crax alector L., von dem ich nur einen Schädel sah, im Nor- den vorkommen soll. Laufvögel (Cursores). Die einzige Art dieser Ordnung, welche hier vorkommt, ist der Nandu, zur Familie der STRUTHIONIDAE gehörend, Rhea americana L., hier Avestruz genannt. Er ist im ganzen Lande ziemlich häufig und wird hier und da als Hausthier gehalten. Seine Eier sind ihres guten Geschmacks und ihrer Grösse wegen sehr geschätzt. In der letzten Zeit hat man mit gutem Erfolg versucht, diese Art mit dem afrikanischen Strauss zu kreuzen, um die Race zu veredeln und somit bessere Federn, welche einen ziemlich bedeutenden Handelsartikel bilden, zu erhalten. Sumpfvögel (Grallatores). Die Ordnung der Sumpfvögel ist in Argentinien wohl noch am wenigsten studirt. Die bekanntesten Arten sind folgende: Aus der Familie der ALECTORIDAE, Palamedea chavaria TEMmM, Chaja der Ar- gentiner, nicht häufig an den Ufern des Primero-Flusses in Cör- doba zu finden, und Dicholophus Burmeisteri HARTL., die sogenannte C'huza, welchen man öfters im Hühnerhofe hält. Aus der Familie der Reiher, ARDEIDAE, kommen folgende Arten in unserer Republik vor: Ardea Gardeni Gw., Ardea cocoi L., hier Garza genannt, Ardea coerulea L., bis jetzt nur in der Provinz Buenos Aires angetroffen, Ardea leuce ILr., Ardea nivea LicHt, Ciconia Maguari Temm, Tantalus lo- eulator L., die beiden letzteren Arten sind sehr gemein und unter den Namen Tuyuyu, resp. Oigona allgemein bekannt, und Platalea ajaja L., hier Espatula genannt. Die schöne Gattung der Ibis finden wir vertreten durch: Ibis plumbea Teum, *Ibis albicollis VIEILL., Ibis infuscata LicHt, Ibis chal- coptera Teum u. a. v 11 162 N . Von der Familie der SconorAgı DAE, Schnepfen, kenne ich folgende Arten: Tringa dorsalis LicHT, Scolopax frenata IrL., Rhinchaea Hilarii VaL., Himantopus nigricollis VızEILL., Totanus melanoleucus LicHT, und Totanus flavi- pes LIcHT. Die Familie der CHARADRIADAE finden wir hier durch Charadrius virginianus L., Charadrius Azarae LIcHT, Va- nellus cayanensis L., der wachsame, wohlbekannte Terotero, Vanellus modestus LicHT, *Thinocorus Orbignianus Lass. und andere mehr repräsentirt. Aus der Familie der RALLIDAE, Schilfhühner, sind zu nen- nen: Aramus scolopaceus VIEILL., Aramides gigas SPIK., Aramides nigricans VIEILL., Aramides rhytirhynchus VIEILL., * Ortygometra melanops VIEILL., *Corethura leu- copyrrha VIEILL., Gallinula galeata N-WıEpD, Fulica ar- millata VıeıtL., *Fulica leucoptera VIEILL., und Parra jacana L. j Schwimmvögel (Natatores). Die Familie der Möven, LARIDAE, zählt sicherlich viel mehr Vertreter, als wir bis jetzt kennen, da die Meeresküsten im Süden zur Zeit sehr wenig erforscht sind. Wir nennen u. a. folgende Arten: Larus vociferus GRAY, die gaviota der Argentiner, Larus maculipennis LicHt, Larus serranus TscH., Sterna magnirostris LICHT, Sternaargentea N-WıepD und Rhynchops nigral. Die Familie STEGANOPODES ist durch Haliaeus brasilianus LICHT vertreten und diejenige der Taucher, COLYMBIDAE, durch Podiceps bicornis LicHT und Podiceps dominicus L. Die am zahlreichsten vertretene Familie dieser Ordnung ist ohne Zweifel diejenige der Enten, ANATIDAE, wovon wir fol- gende Arten antreffen: Phoenicopterus ignipalliatus GEOFF,, Flamenco genannt, Cygnus nigricollis LATH., Cygnus coscoroba LATH.; der sogenannte Ganso, Sarcidiornis regia LATH., genannt pato, Chloöphaga melanoptera GAY., der hiesi- ge piugüe, * Bernicla antaretica L., Carina moschata L., Dendrocygnafulva L., *Dendrocygna viduata L., Dafila bahamensis L., Dafila spinicauda VIEILL, * Querquedula maculirostris LicHT, * Querquedula flavirostris VIEILL., Pterocyanea cyanoptera VIEILL., Pterocyanea platalea VIEILL., * Mareca chiloensis GAY, Anas brasiliensis GM., Anas peposaca VIEILL. u. a. m. Pinguins (Impennes). Von dieser Ordnung, wovon einige Arten an den Küsten von 163 Feuerland und auf den Falklands-Inseln vorkommen, ist bis jetzt an der Südküste Patagonien’s nur Aptenodytes patagonicus L. beobachtet worden, doch ist anzunehmen, dass dorten noch andere Arten dieser Ordnung leben. II, Ampbibien (Amphibia). Die Klasse der Amphibien ist in unserer Republik wohl zahl- reich vertreten, es fehlt indessen eine genaue Kenntniss der Arten fast gänzlich, da sich bis jetzt Niemand mit ihrem genaueren Studium beschäftigt hat. Die meisten uns begegnenden Arten sind theils noch nicht bestimmt, theils noch ungenügend be- kannt. Ich kann daher auch in meiner folgenden Aufstellung nur die gemeinsten Arten anführen. Schildkröten (Chelonii). Aus der Familie der TesTUpInını oder Landschildkröten findet man ziemlich häufig in der Pampa den Testudo sulcata GM.; die gleiche Art kommt unter demselben Breitengrade in Afrika vor. Von der Familie der Süsswasser-Schildkröten, EMYDAE, trifft man in einigen der grösseren unserer Flüsse Platemys Hilarii Dum., während von der Familie der CHELONIAE, Meerschild- kröte, im atlantischen Ocean, unweit der Argentinischen Küste, . einige Arten vorkommen, so Chelonia mydasL. und Chelonia imbricata L. > Eidechsen (Sauri). Eine sehr zahlreiche aber bis jetzt hier noch wenig bekannte Ordnung. Die erste Familie der LorIcATI oder Krokodile ist durch den Alligator sclerops L., von welchem ich einmal ein Exemplar im Paranä sah, vertreten, während von der Familie AMEIVINA der grosse Podinema Teguixin WAGL., der /guana der Argen- tiner, hier vorkommt. Derselbe wird als Räuber von Federvieh und Eiern allgemein gefürchtet und verfolgt. Ich erhielt einst ein lebendes Exemplar hiervon, und hielt dasselbe über ein Jahr in meinem mit einer Mauer umgebenen Garten gefangen, ohne erforschen zu können, wovon es die ganze Zeit lebte. Das ihm vorgeworfene Futter rührte es nicht an. an Acrantus viridis WAGL., der sogenannte ‘Teyu ist nicht selten. 164 Von den HUMIVAGAE nennen wir * Leiosaurus scapulatus Burm., *Leiosaurus multipunctatus Burum., Leiosaurus marmoratus Burm., *Leiosaurus fasciatus D’ore. *Diplo- laemus Bibronii BELL., * Diplolaemus Darwini BELL., die drei letztgenannten Arten kommen nur in Patagonien vor, *Cen- trura flagellifer BELL., Proctotretus Wiegmanni Dum., eine der gemeinsten Arten u. a. m. Von den Geckonen, ASCALOBOTAE, kenne ich den Gymno- dactylus horridus BURM., welcher u. a. auch in der Sierra de Cördoba angetroffen wird. Von der Familie der SCINCOIDEI (Glatteidechsen) kenne ich mehrere Arten, die aber bis jetzt noch nicht genau zu bestimmen sind. Hier will ich nur die beiden häufigsten” Arten, Ophiodus striatus Spıx und Eumeces bistriatus SPIX nennen. Die Familie der GLYPTODERMI oder Ringeleidechsen ist zahl- reich vertreten, die meisten Arten sind indessen noch nicht be- stimmt; ich sah Exemplare von Amphisbaena Kingii BELL, Cephalopeltis scuticeps WEYENEB. und einiger anderer. Schlangen (Ophidii). Von Schlangen hat Verfasser eine ziemliche Anzahl Arten ge- sammelt; doch muss, da Viele derselben noch nicht bestimmt sind, ein guter Theil derselben hier unerwähnt bleiben. Von der Familie TYpHLoPInA, Wurmschlangen, erhielt ich aus der Gegend von San Juan den Typhlops reticulatus L.; Stenostoma albifrons WAGL. ist überall häufig; ich kenne noch eine zweite, ebenso kleine Art, welche sich von der vorhergehenden durch den gänzlichen Mangel einer weissen Schwanzspitze unter- . scheidet und an Stelle des weissen Dreiecks an der Stiru des „Albifrons“, einen orangegelben Flecken hat. Ich nannte diese Art Stenostoma flavifrons WEYENR. Von der Familie der COLUBRINA fand resp. erhielt ich Coro- nella pulchella Bibr., Liophis reginae L., Liophis Mer- remii ScHL., letztere ziemlich stark vertreten, Heliocops Lepricurii Dum., Xenodon severus ScHL., Brachyruton plumbeum Dun. ’Dr yophylax Olfersii SCHL., sehr häufig, Dipsas Nattereri ScHL. und Anholodon Mikani SCHL. Dass die Riesenschlange, Boa constrietor L. hier vorkommt, ist bekannt, doch trifft man diöselbe niemals im Innern des Landes. Von der Familie der ELAPIDAE und derjenigen der CRoTA- LINA besitze ich. mehrere Arten. Von letzterer Familie will ich nur den Trigonocephalus alternatus Dum., die vebora de la - cruz der Argentiner, und den Crotalus horridus L., den soge- nannten Cascavel, nennen. Von letzterer Art besitze ich ein sehr grosses Exemplar, welches in der Sierra de Cördoba gefangen aa Lmrc SOPO zw 165 wurde. Bei allen Zusendungen, welche ich aus den verschiedenen Theilen des Landes von Zeit zu Zeit empfange, sind die Schlangen am zahlreichsten vertreten, wohl eine Folge der wenigen Mühe, welche das Conserviren der Schlangen in "Spiritus dem Sammler und Zusender verursacht. Frösche (Batrachii). Von der Familie der RANAEFORMES findet man in Buenos Aires den eben so grossen wie schönen Oeratophrys ornata BELL., welcher im Lande Zscuerzo genannt und fälschlicherweise für ein gefährliches Thier gehalten wird; ; ferner *Oystignathus cali- ginosus GIR., Cystignathus mystacinus Burum., Leiuperus marmoratus D’oREB., *Leiuperus nebulosus BUrM. u. a. Aus der Familie der Laubfrösche, HYLAEFORMES, sind unter anderen zu erwähnen: Hyla pulchella Dvm., Hyla leuc otaenia Burnm.; auch eine hübsche Art, welche ich in der Annahme, die- selbe sei noch nicht näher bestimmt, unter dem Namen Hyla Stelzneri WEYENB. kurz beschreiben will. Prof. Dr. A. Stelzner, welcher, bevor er den Ruf als Professor der Geologie nach Freiberg annahm, eine Zeit lang mein College an der Universität von Üördoba war, schenkte mir das erste Exemplar dieser zierlichen Art, und sei dieselbe ihm daher ge- widmet. Das Thierchen kommt in der Sierra de Cördoba vor, ist nur 2,75 - Centimeter lang und schlank gebaut. Die Farbe ist schwarz mit steinrother Zeichnung, nämlich: Eine Reihe zusammenfliessender Fleckchen zwischen den Augen und der Ober-Lippe in schräg hori- zontaler Richtung ; ein Fleck unter den Mundwinkeln ; ein grösserer und ein paar kleinere an der Brust, an der Wurzel des Oberarms, welche sich nach dem Bauche zu ein wenig verbreitern, ein etwas grösserer Fleck an jeder Seite des Bauches und ein grosser Fleck an. der unteren Seite der oberen Hälfte des Oberschenkels. Zwischen den letzteren, welche in der Mittellinie zusammentreffen, und den Flecken am Bauch stehen einige Pünktchen auf schwarzem Grunde unregelmässig zerstreut. An jeder Seite hinter den Armen ist ein kleines Fleckchen. Dies ist die Zeichnung der Bauchseite. Auf der Rückenseite sieht man einen Fleck auf den Schultern und einen kleineren zwischen den Schultern und Augen; ein länglicher, oft zweigetheilter, streifenförmiger Fleck befindet sich auf der unte- ren Hälfte der Rückenseite. Ganz symmetrisch sind indessen diese Zeichnungen niemals, sie differiren namentlich häufigin den Details. Auf der Achsel und ganz oben auf der Rückenseite des Oberarms steht je ein Fleckchen, während die innere Fläche des Vorderarms eine punktirte Linie zeigt. Die Sohlenfläche, mit Ausnahme des äusseren Fingers der Hinterfüsse, ist ebenfalls roth. Besonders unter den Weibchen findet man jedoch häufig Exemplare, welche 166 stärker roth gezeichnet sind und z. B. rothe Flecken auf dem Rand der Oberlippe, mitten auf dem Hinterkopf, auf dem Rücken u. s. w. haben. Von der Familie der Kröte, BUFONIFORMES, hier „Zapos“ genannt, kenne ich die Argentinischen Arten Bufo luteus GM., Bufo D’Orbignii Dvm. und einige andere. Salamander (Saurobatrachii). Ich erinnere mich, in einer Sammlung einmal einen Wasser- Salamander gesehen zu haben, welcher, wie mir gesagt wurde, aus Corrientes stammen soll, und, wie es mir schien, zu der Gattung Bolitoglosso oder Desmodactylus gehörte. Dies ist in- ' dessen der einzige Fall, dass ich von dem Vorkommen eines Sala- manders in Argentinien hörte und kann ich daher das Vorhanden- sein dieser Ordnung aus persönlicher Anschauung nicht bestätigen. Blindschleiche (Ophiomorpha). Ich kenne mehrere Arten dieser Gattung, davon die eine, wie ich glaube, Coecilia rostrata L. ist, die anderen dagegen bis jetzt noch nicht beschrieben zu sein scheinen. IV. Fische (Pisces). Die Fische sind noch weniger bekannt, als die Reptilien dieses Landes. Während die Amphibien häufig gesammelt werden und auch theilweise in, den Museen anzutreffen sind, allerdings ohne dass sie genau bestimmt und classificirt wären, hat sich meines Wissens bis jetzt noch Niemand die Mühe gegeben, durch eine Sammlung unserer Fischarten .den Anstoss zu eingehendem Stu- dium dieser Ordnung zu geben. So kommt es, dass unsere Kenntniss der ichthyologischen Fauna dieses Landes noch eine höchst oberflächliche ist, sowohl betreffs der Fauna unserer Flüsse, als der des Meeres, wobei es zweifellos ist, dass man in den unser Land begrenzenden Meerestheilen eine verhältnissmässig viel ge- ringere Zahl neuer und unbekannter Arten bei näherer Unter- suchung finden wird, als in den Flüssen des Landes. Ich werde von jeder Familie einige Fischgattungen nennen, von denen ich überzeugt bin, dass dieselben an der Küste vor- kommen, und ausserdem diejenigen, welche in den Küstenstädten auf den Markt kommen, von denen ich indessen leider, wegen meines fortwährenden Aufenthaltes im Innern des Landes, die wenigsten aus eigener Anschauung kenne. h Von unseren Süsswasser-Fischen, den Bewohnern unserer Flüsse, Seen und Lagunen, werde ich nur diejenigen aufzählen, welche ich bis jetzt kennen gelernt habe. Gratfische (Teleostei). Die PERCOIDEI oder Barsche sind sicherlich in dem die Argen- tinische Küste bespülenden Meer anzutreffen, so: Mul I us, Sphyraena, Bovichthys, Pinguipes, Holocentr um, Bodianus, Sciaena, Mesoprion, Amphiprionus, Ryp- ticus u. a. m. Aus den Flüssen des Inneren empfing ich Pereichthys laevis JENN.; Burmeister erwähnt *Basilichthys cuyanus BUrm., aus Br Gegend von Mendoza, und habe ich noch ein paar, ne ich glaube, ' neue, noch unbestimmte Arten kennen gelernt. Aus der Familie der SCIAENOIDEI wird man vielleicht an unserer Küste die Gattungen Pagonias, Haemulon, Pristi- poma, Eques, Sciaena, Lepipterus und andere finden. Die SPAROIDEI wer den jedenfalls weniger häufig sein ; mir wenigstens sind keine Argentinischen Arten dieser Familie bekannt; es ist indessen nicht unwahrscheinlich, dass an der Küste ein paar Arten der Gattungen Acharnes, Sparus und Dentex vorkommen. Die MUGILLOIDEI sind wahrscheinlich ebensowenig wie die CATAPHRACTI und LABYRINTHICI hier vertreten. Von den SCOMBEROIDEI kommt hier die Art Seriola cos- mopolita Cvv. vor und ferner vielleicht *Naucratus ductor L., Triehiurus lepturus L, Coryphaena hippurus BrocH, Cheilodipterus heptacanthus Cuv., Chaetodon Glaucus Cuv., Scomber sarda BLocH(?), Scomber pela- mys L., und verschiedene Arten anderer Gattungen, wie z. B. von Xiphias, Zeus, Thyriites u. a. Ebenso glaube ich, dass die Gattung Acanthurus aus der Familie THEUTYOIDEI an unserer Küste angetroffen wird, wie auch einige Gattungen der Familie LABROIDES. Obgleich viele Arten der CHROMIDOIDEI und ETHEOSTO- MATOIDEI in den Flüssen Süd-Amerikas, besonders Brasiliens, vorkommen, so ist mir doch bis jetzt keine Argentinische Art dieser Familie bekannt geworden. Die Familie der GOBIOIDEI ist eigentlich nicht in den unser Land begrenzenden Meeresstrichen heimisch, indessen kommt von Zeit zu Zeit die Gattung Echeneis vor, welche von Schiffen, an deren Rumpf sie sich hängen, eingeführt werden. Ob noch andere Arten der Familien GOBIOIDEI und BLEN- NIOIDEI auf unserer Breite im atlantischen Ocean leben, ist mir unbekannt, ebenso wenig kenne ich einheimische Ar ten der Gattungen Lophius und Fistularia. Aus der Familie der PLEURONECTOIDEN (Schollen) kenne ich eine Art, welche mit Solea variolosa Kkr. viel Aehn- lichkeit hat, Und ferner je eine Art der Gattungen Achirus und Pseudorhombus. 168 Prof. Dr. Lorentz behauptet, einen Süsswasser-Pleuronectoid zu kennen, welcher in einem der Flüsse oder See’n des Inneren vor- kommen soll; mir blieb diese Art bis jetzt unbekannt. Volks- namen der Solea- Arten sind Anchoa und Palomita. Von der Familie GADOIDEI sind mir Arten von der Gattung Phyceis vorgekommen und sicherlich werden noch andere ange- troffen werden. Von den Aalen, ANGUILLOIDEI, kommt eine Art viel auf den Markt von Buenos Aires, ein Conger (?). Von den EsocoIpeı (Hechten) findet man einige Arten der Gattung Galaxias in den Flüssen von Patagonien und ist viel- leicht die Gattung Exocoet us oder eine dieser verwandten Gen an unserer Küste vertreten. Die Familie der CLUPEOIDEI ist bei uns zahlreich unter an- dern durch die Gattungen Du uu, Elops, Engraulis und Pellone vertreten. Von den SALMONOIDEI (Subfam. Characini) leben in den Flüssen einige Arten, von denen ich folgende anführe: Macro- don trahira MuLL., der tararira der Argentiner, Pacu ni- gricans MULL., Doya genannt, Schizodon fasciatus SPIK., , * Tetragonopterus maculatus L., Salminus brevidens MuvLL., dorado oder salmon des Volkes, Serrasalmo margina- tus Var, die sogenannte (Curbina, * Piabuca argentina Cuv., und Osmerus spec (?) der sogenannte Peje-rey. Von der interessanten Familie der OYPRINODONTOIDEI kom- men einige hübsche Arten von, lebendige Junge zur Welt bringen- den, Poecilien-Gattungen in unseren kleineren Flüssen und Ace- quien (Wassergr äben) vor. Die Mehrzahl derselben ist indessen noch unbeschrieben und will ich nur die, anderen Ort’s von mir schon näher beschriebene, Xiphophor us Heckelii WEXYENE. hier aufführen. Von der Familie der Welse, SILUROIDEI besitzt das Land einige sehr merkwürdige Süsswasser-Arten, wie den sogenannten Panzer wels, Loricaria maculata BLocH, zur Subfamilie der Loricariae sehörend, und Hypostomus: "ple costomus VAL, im Lande Vieja del Agua genannt. CALLICHTHYINI kommen ebenfalls hier vor und kenne ich zehn Bagrus-Arten aus dem Inneren des Landes, welche gröss- tentheils der Wissenschaft noch unbekannt sind. Ausser Tri- chomycterus Macraei GIR., sind nur noch einige kleine Arten bekannt, die dieser oder einer nah verwandten Gattung zufallen werden. a Sehr wahrscheinlich ist, dass an unserer Küste Gastrophysini vorkommen, aber ich bezweifle, dass Seepferdchen, SYGNATHOI- DEI, Beeibe gefunden wer A 169 Meer, bewohnenden Gratfische würde meiner Meinung nach nur dann möglich sein, wenn sich der resp. Erforscher voher die ver- schiedenen Notizen in den Museen der alten Welt und Nord- amerika’s gesammelt hätte. Im Lande selbst giebt es kein ent- sprechend ausgerüstetes Museum. Haifische (Selachii). Das Vorkommen der Haifische an unserer Küste ist bis jetzt mit Bestimmtheit noch nicht constatirt. Nur eine Art wird ab und zu von den Seeleuten erwähnt und bin ich nach der Schil- derung derselben überzeugt, dass dies * Carcharodon Ronde- lettii ist. Die Familie der RAsıpaE (Roche) ist unter anderen durch folgende Gattungen vertreten: Rhinobatus, Rhinoptera (?) Cephaloptera (?) u. a. Von anderen Ordnungen dieser Fische sind bis jetzt keine Repräsentanten im Argentinischen Faunagebiet beobachtet worden. WIRBELLOSE THIERE (Invertebrata). Wie gedrängt und unvollständig die vorstehende Aufzählung der unser Land bewohnenden Wirbelthiere auch ist, so würde dennoch der uns für diese Arbeit zugemessene Raum bei Weitem über- schritten werden, wollten wir das Heer der wirbellosen Thiere, namentlich der Insecten, in gleicher Weise behandeln; es soll daher dieser Abschnitt dem Leser eben nur einen ungefähren Begriff von der staunenswerthen Mannigfaltigkeit der hiesigen In- sectenwelt ermöglichen. Die Gesammtzahl der bis jetzt bekannten Thierarten wird „grosso modo“ auf 100,000 geschätzt. Hiervon nimmt allein die Klasse der Gliederthiere (Arthrozoa) den */, Theil, also die respectable Summe von 80,000 Arten ein. Bedenken wir ferner, dass der Flächenraum Argentiniens ungefähr den fünfundzwanzigsten Theil der gesammten Erdoberfläche (wenn wir das Meer mit seiner ver- hältnissmässig unbedeutenden Anzahl von Insecten gänzlich ausser Betracht lassen) repräsentirt, so ergiebt sich folgerichtig, dass auf Argentinien—bei einer vorausgesetzten gleichmässigen Vertheilung der Insecten, welche Voraussetzung indessen unrichtig wäre, da die kalte Zone nätürgemäss eine weniger reiche Fauna aufweist als die warme — der 25. Theil der gesammten Insectenarten, d.h. 3,200 Arten, käme. — Dies ist natürlich nur die ungefähre Be- rechnung der Anzahl der bekannten Arten, welche Argentinien aufzuweisen hat. Mit Zuziehung der bis jetzt unbekannten oder unbeschriebenen schätze ich die Zahl der hier heimischen Insecten- arten auf 8,000. | 170 Dass also von einer Aufzählung selbst der bekannten Arten in dieser kurzen Uebersicht nicht die Rede sein kann, ist einleuch- tend. Ich muss mich mithin auf die Nennung einiger Gattungen und eine annähernde Zahlangabe der Arten beschränken, um so mehr, als die Wissenschaft in Bezug auf die Insectenwelt Argen- tinien’s noch sehr weit zurück ist. $ V. Weichthiere (Malacozoa). Bevor ich indessen zu den Inseeten übergehe, muss ich erst der Klasse der Mollusken einige Zeilen widmen. Durch die Unter- suchungen der Herren Strobel und Doering sind wir mit den Süsswasser- und Land-Mollusken schon etwas näher bekannt ge- worden. Die Kenntniss der See-Mollusken ist indessen bis jetzt eine noch sehr geringe. Kopffüsser (Cephalopoda). Tintenfische sind mir von der Argentinischen Küste noch nicht bekannt. | Ein paar Tage vor unserer Einfahrt in den La Plata brachten mir die Matrosen unseres Dampfers einige Exemplare Loligo, » die ich jedoch damals nicht näher bestimmen konnte. Einige Male ist *Ommastrephis giganteus an der Küste von Patagonien angetroffen worden, und sah ich einen Rückenplat, meiner Ansicht nach der Gattung Cheiroteuthis angehörend, welcher bei Bahia Blanca auf den Strand gerathen war. Eine Art der Argonauta ist von Zeit zu Zeit von Seeleuten in der Nähe des Cap Horn gesehen worden. . Bauchfüssier (Gastropoda). Von einigen Arten, welche zur Familie der PATELLIDAE ge- hören, sah ich die Schalen in Buenos Aires. Dieselben sollen bei dem Cap Corrientes gefunden worden sein. Ich zweifle nicht, dass einzelneArten der FamilienHALIOTIDAE, NERITIDAE, MURICIDAE und OLIVIDAE hier vorkommen; ferner jedenfalls ein oder mehrere Arten von BUCCINIDAE, JANTHINIDAE, ONUSTIDAE, NATICIDAE, LiItTTo- RINIDAE etc., sollten dieselben sich auch nur zeitweise an unsere Küsten verirrt haben. R Die Süsswasser-Familien der PALUDINIDAE und AMPULLA- RIDAE finden wir durch 4 Gattungen vertreten, wozu Pr: fessor A. Doering 15 Arten zählt. Die Gattungen sind: Cera: todes, Ampullaria, Ampulloidea und Paludestri: Auch die Unterordnung der Pneunomopoma ist hier jed falls vertreten, doch fehlen bis jetzt hierüber noch bestimmte gaben. tt Die Familie der LIMNAEIDAE finden wir durch die Gattungen Chilina, Planorbis und Ancylus repräsentirt, welche in ca. 10 Arten auftreten und zuerst durch d’Orbigny bekannt geworden sind. Die grosse Familie der HELICIDAE oder Schnecken ist ziem- lich reich vertreten; man findet etwa 25 Arten über das Land verbreitet, welche den Gattungen Omalonyx, Succinea, Helix und Bulimus angehören. Die meisten dieser Arten sind schon durch d’Orbigny be- schrieben worden, und hat Prof. Doering in den letzten Jahren denselben noch Omanolyx patera, Succinea rosarinensis, Succinea porecta u. a. zugefügt. Viel weniger zahlreich sind die Arten der LIMACIDAE (nackte Schnecken); sie gehören fast alle zur Unterfamilie der Vaginilina, =. B. Vaginulus solea D’ors., Vaginulus paranensisBurm., Vaginulus bonaerensis StTroOR., Agriolymax meridionalis DOoER., Limax variegatus Drar. u. A. Vielleicht werden an unseren Küsten wenigstens einige Arten der Familien der CHITONIDAE, PLEUROBRANCHIDAE, und ACERA, der DORIDIDAE, AEOLIDIDAE, ÜARINARIACEA und CLIONIDAE vorkommen. Es gilt aber auch hier wieder dasselbe, was ich schon mehr- mal über die mangelhafte Untersuchung unserer Küsten gesagt habe. Muschelthiere (Lamellibranchiata). Aus demselben Grunde kann ich hier nur über die Süsswasser- Bewohner berichten. Ich darf hier jedoch vorausschicken, dass ich sowohl von der Familie der OSTRACEA, wie von derjenigen der PECTINEAE einige hiesige Arten kenne, und glaube ich, dass auch die Familie der ARCACEA vertreten ist. Die Süsswasser-Familien der NAJADEA finden wir in der Argen- tinischen Republik, gemäss Doering’s Zusammenstellung, durch etwa 30 Arten vertreten, welche den Gattungen Unio, Mono- condylaea und Anodonta angehören und zum grössten Theil schon durch d’Orbigny bekannt wurden: Unio psammoicus D’oRB., Unio patagonicus D’orRB., Monocondylaea minuana D’oRB., Anodonta limosa D’orB., Anodonta lucida D’orr. u. 8. w., auch Byssodonta paranensis D’OR£. ist nicht selten. Häufig findet man an unserem Meeresstrande Schalen verschie- dener Arten der Familien CARDIACEA, TELLINACEA und MACTRACEA. Von den CYCLADIDAE finden wir hier wiederum einige Süsswasser-Bewohner, wie z. B. die Gattungen Cyclas, Azara, Iridina, Castalia u. s. w. Von den Arten will ich 172 nur folgende anführen: Galas paranensis D’ors., Cyclas argentina D’orRBp., Azara labiata D’or». Iridina trape- zoidalis D’oRB. und Castalia ambigua Lan. Nach der Mittheilung von Moussy sollen einige Arten der SOLENACEA in der Mündung des La Plata vorkommen. Von den Pholadacea werden verschiedene Arten durch die hi Seeschiffe an unsere Küste verschleppt. In Buenos Aires sah ich mehrere von diesen Thieren durchbohrte Schiffsplanken. Mantelthiere (Tunicata). Für das Vorkommen von ASCIDIAE, Seescheiden, und BO- TRYLLIDAE fehlen uns bis jetzt Beweise. Die schönen feurig-strahlenden PYROSOMATIDAE habe ich auf meiner Herreise noch unweit der Argentinischen Küste gesehen. Von der Familie der SALPIDAE, den glashellen, durchscheinen- den Salpen, fand ich noch einige Exemplare einer ganz kleinen, nur 4 Millimeter langen Art auf dem 32° südlicher Breite; da dieselben indessen keine ausgebildeten Individuen waren, war es mir nicht möglich, die Art derselben zu bestimmen. BRACHIOPODEN sind mir aus unserer Breite nicht bekannt, doch sollen nach v. d. Hoeven einige Arten von DISCIMIDAE. an der atlantischen Küste des südlichen Theils von Amerika leben. Obgleich gewiss auch BRY0z0A, Moosthiere, hier vorkommen, z. B. die meist in süssem Wasser lebenden LOPHOPODA, SO haben wir doch bis jetzt noch keine Sicherheit hierüber. Vonden STELMATOPODA habeich selbst nur ein Paar Flustra- Arten, welche an unserer Küste gefunden waren, gesehen. VI. Gliederthiere (Arthrozoa). Ich gehe jetzt zu den Insecten, Spinnen und Krebsen über, mit den ersteren anfangend. INSECTEN (INSECTA). Käfer (Coleoptera). Die CARABIDAE oder Laufkäfer sind in der Argentinischen Re- publik zahlreich vertreten, doch ist die Unterfamilie der Ciein- delidae nicht so formenreich, wie man es in einem subtropischen Lande erwarten sollte. Von den mir bekannten acht Arten, v welchen einige bis jetzt noch nicht einmal bestimmt sind, n ich hier nur Cicindela megacephala. Die Unterfamilie 173 Carabici ist besser bekannt; hierzu gehören die schnell laufenden, meist dunkelfarbigen oder schwarzen Käfer, welche häufig des Abends, selbst in den Städten, durch das Licht angezogen, schaarenweis in unsere Stuben dringen und ihres penetranten Ge- ruches wegen „Stinkkäfer“ genannt werden; sie gehören zu den Gattungen Carabus, Calosoma, Nebria u. a. Hierzu sind ferner einige goldgrüne, metallisch und morgenroth-farbige Käfer zu rechnen, sowie verschiedene Arten von Brachinus und dieser verwandten Gattungen, die leicht durch ihre matt-blauen Flügel- decken und ihre hellbraune oder gelbe Brust kenntlich sind. Auf dem Camp werden dieselben Frranceses (Franzosen) genannt und wird von denselben wahrheitsgetreu erzählt, dass sie bei jeder Berührung sofort anfangen, aus dem After zu kanoniren und einen scharfen Geruch zu verbreiten. Viel weniger zahlreich ist die Familie der Wasser-Raubkäfer, DYTISCIDAE, von der ich nur einige kleine, schwarze Arten kenne, welche häufig in den sogenannten pantanos (Pfützen oder Sumpflöcher auf der Landstrasse) zu finden sind. Ferner kenne ich auch einige Arten der Familie GYRINIDAE, von denen u. a. eine Art viel Aehnlichkeit mit dem europäischen Gyrinus natator L. hat. PALPICORNIA erinnere ich mich nicht gefunden zu haben, obgleich ich glaube, dass einige Exemplare dieser Familie im Museum von Buenos Aires vorhanden sind. In Europa sind die STAPHYLINIDAE oder Raubkäfer durch eine weit grössere Artenzahl repräsentirt als hier; trotzdem ist es Verfasser ge- lungen, eine Sammlung von 50 bis 60 grösstentheils noch unbe- stimmte Arten zusammenzubringen , welche der Spezialist Herr S. Solsky in Petersburg bearbeiten wird. Bemerkenswerth ist, dass die Pygmäen-Arten in dieser Familie bei Weitem vorherr- schend sind. Von den PSELAPHIDAE kenne ich mehrere, bis jetzt noch un- beschriebene kleine Arten, ferner aus der Familie der PAUSSIDAE die bombardierende Braehini. Auch die HISTERIDAE sind durch mehrere kleine und wenige grosse Arten vertreten. Die SILPHIDAE sind unter anderen durch einige hübsche Arten der Gattungen Necrophorus, Silpha ete. in unserer Fauna repräsentirt. Die Familie CLAVICORNIA, wenn wir unter diesem allgemeinen Namen die verschiedenen Familien der Scaphidiini, Phala- eridae, Nitidulariae, Colydii, Cucujini, Cryptophagi- dae, Dermestidae, Byrrhii ete. zusammenfassen, finden wir hierselbst zahlreich vertreten. Es sind dies meist kleine Käfer, die theilweise von unsern Lebensmitteln leben, theilweise auf Blumen und unter der Erde. Unter den ersteren werden wir gewiss manche aus Europa eingeschleppten erkennen,‘ doch wird man bei einem genaueren Studium auch viel neue, eigenthümliche Arten 174 vorfinden. Als Gattungsnamen nenne ich: Meligethes, Nitidula, Cueujus (2?) Lathridius, Cryptophagus, Anthrenus, Der- mestes u. Ss. W. Die LAMELLICORNIA oder Blatthornkäfer, macht eine der interessantesten Familien des Landes aus, nicht nur in Bezug auf ihren Arten-Reichthum, sondern auch wegen ihrer für den Zoologen merkwürdigen Formen. Von der Gruppe der Dynastidae kenne ich nur wenige Arten, von der der Cetonidae dagegen sehr viele. Aus der Gattung Cetonia sind Verfasser u. a. Cetonia lucida, Gymnetu tigrina G. und einige grau-bunte Arten bekannt, ferner eine Art, welche mit der Cetonia aurata L. grosse Aehnlichkeit hat. Zahlreich sind ferner auch die braunen, schwarzen und gelben Arten der Phyllophaga oder Maikäfer, welche, sehr verschieden in Grösse, fast jeden Abend in den erleuchteten Zimmern herum- schwirren und zu den Gattungen Hoplia, Rhizotrogus, Me- lolontha u. a. gehören. Von den Troginae nenne ich nur die im Camp so allgemeinen Trogus-Arten, welche durch ihre Menge auffallen, so Trogus suberosus W., Trogus pilularius GERM., Trox celiatus Br. und Trox pedestr es HAR. Die Unterfamilie der Coprophaga oder Mistkäfer weist eben- falls verschiedene hübsche Arten auf, z. B. von den Gattungen Geotrupes, Phanaeus, Gomphas, Eucranium, Eudinopus, Glyphoderus, Chaeridium, Copris u. s. w. Von den Arten, welche in Misthaufen sehr häufig gefunden werden, sind folgende zu nennen: Phanaeus imperator L., der grosse gold-grüne Mist- käfer mit dem Horn auf dem Kopf, Phanaeus Milon DEJ., Phanaeus Menalcar DeJ., Gomphas Lacordairii, Copris campestris BURM., *Copris cylindrica GErM., Onthopha- gus hirculus MANNERSH, und von den Ateuchiden: Euera- nium arachnoides DeJ., Eucranium auritum BurM., Gly- phoderus sterquilinus Westw., Glyphoderus centralis BURM. etc. etc. | Von den LUCANIDEN kenne ich nur einige wenige Arten. Die zierliche Familie der Prachtkäfer, BUPRESTIDAE, ist durch zahlreiche Arten der folgenden Gattungen vertreten: Psiloptera, Anthaxia, Curis, Hyperantha, Lasionota, Zemina, Dac- tylodes, Conognatha, Polycerta, Ptosima, Tylauchenia, Chrysobothris, Agrilus nnd Brachys. Nachstehende Arten sind die gemeinsten: Psiloptera corinthia Faırm., Psilop- tera tucumana GUER., Anthaxia orientalis Burn. , Hyperan- tha stigmaticollis Desu. ‚„ Zemina D’Orbienii BLANCH., Dactylodes alternans CHEVR., Polycesta excavata BL., 2 Chrysobothris laticollis BURM., " Agrilus nobilis BURM. und (ri * Brachys undularia BUrM. Die ELATERIDAE oder Springkäfer sind auch vom Laien besser. ; 175 gekannt, weil zu dieser Familie die fälschlich sogenannten „Feuer- fliegen“, welche man auf dem Camp des Abends zahlreich herum- ‚schwirren sieht, und die noch stärker und am Torax leuchtenden Tucos oder Luciernagos der Argentiner gehören. Die kleineren Arten werden hier gewöhnlich Saltopericos genannt. Die vor- nehmsten Gattungen sind: Lycus, Telephorus, Dasytes, Lampyrus (Lampyridae), -Monocrepidius, Pyrophorus etc. und Arten: Dasytes lineatus F., Lampyrus diaphana GERM.,„ Monocrepidius flavovittatus BL., Pyrophorus punctatissimus BL., der sogenannte Tuco, etc. Aus der Familie der CLERIDAE kenne ich nur wenige Be- wohner dieses Landes; von XYLOPHAGA nur Anobium und Ptinus-Arten, welche wahrscheinlich von Europa importirt wurden. Sehr zahlreich sind dagegen die Arten der Gattungen Scotobius und Nyctobates, zur Familie der MELASOMATA gehörend. Von der Familie der TRACHELIDES kommen hier einige hübsche und zierlich gebaute Arten vor, von denen einige von der Landes- Bevölkerung als Pflaster, wie in Europa die spanische Fliege, benutzt werden, z. B. Pyrota segetum Kı., der böicho moro, Lytta punctata GERM. u. a. m. Von der Familie der CURCULIONIDAE sind bis jetzt nur wenige hiesige Arten bekannt, doch glaube ich, dass ein specielles Studium dieser Familie durch eine reiche Ausbeute belohnt werden würde. Wenn man die Zahl der verschiedenen Arten dieser Familie auf 8000 schätzt, so wäre dies nicht zu viel gesagt, und würde es daher sehr gewast sein, zu glauben, dass in Argentinien nicht mehr als die mir bis jetzt bekannten 70 Arten, von welchen mehr als die Hälfte neu sind, vorkämen. Die von mir hier vertreten gefundenen Gattungen sind z B.: Cyphus, Naupactus, Oxyops, Listroderus, Baris, Heilipus, Lixus und Cen- trinus. Als gemeine Arten nenne ich nur: Cyphus pulve- rulentus DeEJ., Listroderus costirostris und Heilipus leu- cophaeus. Auch von dieser Familie sind gewiss verschiedene Arten aus Europa eingeführt worden. Von der Familie BOSTRICHIDAE fand Professor Strobel zwei Arten der Gattung Bostrychus, B. uneinatus GEr=M. und Bos- trychus angustus STRORB.; mir sind ausserdem noch ein paar andere Arten bekannt. Der Arten-Reichthum der Familie der Bockkäfer oder Lon- GICORNIA, hier Gallitos genannt, hat stets mein Erstaunen er- regt. Selbst in dem an grösseren Bäumen fast gänzlich baaren Camp kommen dieselben häufig vor. Während meines kurzen Aufenthaltes in diesem Lande habe ich schon 50 bis 60 Arten kennen gelernt. 176 Hier sollen nur die am häufigsten vorkommenden Arten genannt werden: Mallodon bonariense F., Trachyderus thoracicus, Dor- cacerus barbatus DeJ., Trachyderus dimidiatus "Guär, Trachyderus striatus, "Trachyderus signatus, Achryson undulatum DeJ., Achryson surinamum L., Coccoderus novempunctatus GERM., Clytus acutus GuRM., Acanine-| derus congener etc. ete. Ebenfalls kenne ich einige Arten von Lepturidae. Die Larven der Arten dieser Familie sind fast jedem Landman bekannt und werden dieselben im Lande bicho taladro (Boh Thierchen) genannt. . Die Familie der CHRYSOMELINAE (Blattkäfer) ist nur mittel mässig stark hier vertreten, so durch die Gattungen: Lema, Colaspis, Doryphora, Chrysomela, Chlytra, Cryptoce- halus u. a. m. Von der Unterfamilie der Cassidae kenne ich ungefähr 25 Arten. Unter anderen gehören zu dieser Unterfamilie die schildförmigen, braun und schwarz gefleckten Käfer, denen man oft auf Spaziergängen begegnet, als: Poecilapsis octo- punctulata DeJ. und Omoplata flava F. Auch sind einige Arten der Gattung Hispa hier heimisch, ebenso einige Haltica- und Crioceris-Arten. Obgleich ich verschiedene Arten der Familie EROTYLIDAE kenne, kann ich hier keine mit Namen aufführen, da die in meinem ’ Besitz befindlichen Exemplare alle noch nicht bestimmt sind. Die Coceinellidae, Herrgotts-- oder Maria-Käferchen, sind ebenfalls nicht selten, ich kenne ungefähr 10 Arten, z. B. Öoeci- nella erythroptera DeJ., von welcher Art ich in "einem Sommer sechs Generationen beobachtet habe; ferner Hippodamia con- nexa GERM., Epilachna paenulata GERM. u. a. Der Volks- name, besonders der kleineren Arten dieser Familie ist VYacas de San "Antonio. Durch die Untersuchungen der Herren Strobel und Bur- meister konnte ich die Ordnung der Käfer, deren Bericht ich _ hiermit schliesse, etwas specieller behandeln, als mir bei den folgenden Ordnungen möglich sein wird. Geradflügler (Orthoptera). / Die Familie der DERMATOPTERA, fälschlich Ohrwürmer ge- nannt, ist durch die Gattung Forfi cula vertreten, von welcher ich £ Arten kenne und zwar 1) eine grosse blasse Art, 2) ‚eine kleine hellbraune, 3) eine mittelgrosse, fast schwarze Art und 4) eine weisse und weiche Art, welche am Abend aus dena 177 zwei oder drei letzten Stigmata einen schwachen Phosphorglanz verbreitet. Die Familie der BLATTARIAE ist durch etwa ebensoviel Arten vertreten. Ich kenne zwei grosse Arten, die häufig in den Häusern vorkommen und im Lande Cwcaracha genannt werden. Ferner kenne ich eine kleine hellbraune, eine schwarzbraune und. eine laubgrüne Art, welche drei letzten Arten alle gleich gross sind. Ein paar ganz kleine Arten fand ich ausserdem in der Nähe von Cördoba. Von der dritten Familie, die der MANTIDAE (Gottesan- beterinnen), kenne ich wenigstens 8 Arten. Die Landbevölkerung nennt diese Thiere Maburitas oder Comepiojos (Lausfresser). Eine grosse grüne Art hat auf den Flügeln ein röthlich-blaues Auge, eine andere ähnliche Art besitzt durchsichtige, grüne Flügel, während die Unterflügel bei einer dritten ebenfalls ähnlichen Art, braun-schwarz gefärbt sind. Ferner kenne ich noch eine kleinere, ähnliche Art von blass-grüner Farbe und eine blasse, sehr in die Länge gezogene Art einer anderen Gattung. Die Eier dieser Familie sind gewiss jedem aufmerksamen Be- wohner dieses Landes bekannt. Sie hängen in pyramidenartigen Häufchen an den Aesten und erinnern von Weitem an Pflanzen- Auswüchse der Gallen etc. Die Familie der PHASMIDAE (Gespenster) ist hier durch etwa 10 Arten repräsentirt, welche von der Bevölkerung Caballos del diablo (Teufelspferde) genannt werden und den Gattungen Cladoce- rus, Bacillus und Bacteria angehören. Die längste und dünnste Art ist ungefähr 15 Centimeter lang und von mir Stelzneria mendozina genannt. Die Familie der GRYLLODEN (Heimchen) zählt auch hier ver- schiedene Repräsentanten, die jedoch noch nicht genügend studirt sind. Ich kenne drei Arten, worunter eine sehr hübsche kleine Maulwurfsgrille, Gryllotalpa, und ausserdem ca. 5 schwarz- braune Heimchen (Gryllus) von verschiedener Grösse. Die Laubheuschrecken, LOCUSTINA, sind nicht sehr zahlreich; mir sind ein paar gras-grüne Arten bekannt, die sich oft des Abends in erleuchtete Zimmer wagen. Um so zahlreicher dagegen ist leider die Familie der Feld- Heuschrecken, ACRIDITES, von denen ich wohl 25 Arten kenne; einige dieser Thiere sind mit hübschen Farben, oft Papagei-bunt, geschmückt und haben hellrothe, gelbe und blaue Unterflügel. Folgende sind die bekanntesten Arten: Xiphocera trilineata SERY., Xiphocera discoidea Serv., Xiphocera viridicata Serv.*Rhomalea miles, Acridiumtarsatum, Acridium paranense Burm. — Die letztgenannte Art ist ausserordentlich häufig; sie zieht von Zeit zu Zeit in Zügen von Millionen über das Land, alles Laub, Gras und die ganze Erndte verwüstend. 12 178 Von den Zügen dieser Heuschrecke im Jahre 1873 habe ich im „Periodico zoologico argentino“ I. p. 33 berichtet. Von den anomalen Geradflüglern kenne ich nur ein paar Thysanura-Arten und eine Lepisma-Art, welche letztere vielleicht von der häufig importirten Lepisma sacharinal. nicht specifisch verschieden ist. Netzflügler (Neuroptera). Die Libellen und andere Insecten-Familien, deren Larven im Wasser leben, fehlen auch in Argentinien nicht, und sind einige Familien selbst ziemlich reich an Arten. Von den ausser dem Wasser lebenden Familien kenne ich nur ein paar Arten der PsocınA, welche vielleicht von Europa importirt wurden, und ca. 6 TERMITINA, die jedoch hier keinen Schaden anrichten. PERLIDAE kommen in zwei Arten hier vor, wovon die “ grössere jedenfalls eine neue Gattung bildet. Die Schienen der Vorderfüsse sind sehr breit, und haben die Füsse in Bezug auf das Zusammenschlagen Aehnlichkeit mit denen der Mantis. Das ‘ Thierchen ist grau-schwarz und 1,5 Centimeter lang. Von der Familie der EpPHEMERIDAE (Haften) kenne ich einige grössere Arten aus der Provinz Buenos Aires und einige hübsche kleine Arten der Gattung Chlo& aus Cördoba. Die LIBELLULINA, Libellen oder Wasserjungfern, findet man durch die Gattungen: Libellula, Aeschna, Gomphus, Agrion u. a. m. vertreten. Ausser fünf Agrion-Arten kenne ich ungefähr 10 Arten der Gattung Libellula, welche ich zum grossen Theil für neu halte Hier sollen nur Libellula um- brata F., Libellula domicia DRUR. und die hübsche * Li- bellula pullata Burm. erwähnt werden. Bei einem genauen Studium wird man jedenfalls in den Flussgegenden noch eine Menge neuer Arten entdecken. Von den PLANIPENNIA fand ich drei Hemerobius- Arten, von welchen die grösste mit der europäischen Chrysopa perla L. in den Hauptsachen übereinstimmt, und ausserdem 4 Arten von Myrmeleon. Die Gattung Ascalaphus fand ich ebenfalls in Cördoba vertreten. Von den Frühlingsfliegen, PHRYGANIDAE fing ich des Abends bei Licht verschiedene Arten der Gattungen Phryganea, Limno- philus, Hydroptila u. a. und fand später ihre Gehäuse am Rio Primero. Professor Stelzner sandte mir aus Tucuman ver- schiedene Gehäuse von Hydropsyche und Helicopsyche. Dr. Burmeister beobachtete in Polystes-Arten auch die Larven von Arten der Familie STREPSIPTERA. 179 Hautflügler (Hymenoptera). Obgleich diese Ordnung in der Argentinischen Republik gemein ist, ist sie trotzdem bis jetzt noch sehr ungenügend bekannt. Von den Bienen, APIDAE, fand ich viele Arten der folgenden Gattungen: Bombus, Xylocopa, Anthophora, Melipona, Coelioxys, Anthidium, Nomada, ÖOsmia etc. z. B. die Arten Anthidium steloides Spınm., Bombus Dahlbomii Gu&r., Melipona molesta STROB. etc. Zahlreicher noch sind Wespen, Vespidae. Von den hierselbst vertretenen Gattungen nenne ich nur: Polistes, Chartergus, Odynemus, und Pterochylus, und von den Arten: Polistes americanus F., Polistes pallipes F. Polistes morio F., welche ihre Wohnungen meistentheils an die Häuser und sogar an die Fensterscheiben bauen; ferner Odynerus albocinctus STROB. und Chatergus chartariusF. Letztere Art wird im Lande Lecheguana genannt. Dem Honig dieser Art, sowie demjenigen einer der Polistes-Arten, Camuati genannt, wird von der Be- völkerung eifrig nachgestellt. Die Fossores (Grab- oder Mörderwespen) kommen in vielen grossen Arten hier vor, welche den Gattungen: Sphex, Pepsis, Pelopaeus, Pompilus, Monedula, Scolia, Bembex, Ta- chytes u. a. angehören. Die Arten sind z. B. folgende: Pepsis heros F., die grosse Wespe, welche man in jedem Gebüsch nach Beute spähend antrifft, Pepsis apicalis F.,, Pepsis limbata, GUER., Pompilus dumosus SpIn., Pompilus formosus SAQ., Pelopaeus lunatus, *Sphex ichneumonea, Scolia campes- tris Burm. *Scolia dorsata KL., Pepsis praesidialis Burm., Pepsis Reaumuri DAHL»., Pepsis aciculata Tascn., Pepsis Thoreyi TAscH, * Pepsis Thunbergi DAHL»., *Prionocne- mus coeruleus TAscH, Pompilus coeruleus TAscH, Sphex cortipennis SpIn., Scolia rufiventris F., Scolia peregrina Lep., *Scolia Servillii GUER., Bembex placida SımitH, Mo- nedula punctata F. u. a. m. Für die MUTILLIDAE, Bastardbienen, ist Argentinien eine wahre Heimath. Diese buntfarbigen, Ameisen ähnlichen Insecten kennt wohl hier ein Jeder. Mir sind ca. 25 Arten bekannt, muss aber leider von weiteren dieselben betreffenden Details absehen, da sich bis jetzt noch Niemand mit ihrer Beschreibung beschäftigt hat.*) Von den Goldwespen, CHRYSIDAE, sind mir bis jetzt nur ein paar Arten vorgekommen, so die Chrysis fasciata F. Ameisen, FORMICIDAE, giebt es nur leider allzuviel; die mir bekannten Arten gehören den folgenden Gattungen an: Campo- notus, Brachymyrmex, Hypoclinea, Dorymyrmex, Labi- *) Diese Arbeit war schon unter der Presse, als Prof. Burmeister’s Abhand- lung über diese Insecten erschien. 180 dus, Atta, Pogonomyrmex, Pheidole, Solenopsis u. a. Von den zahlreichen Arten nenne ich: Camponotus bonarien- sis Mayr., Hypoclinea humilis MAyr., *Dorymyrmex fla- vescens F., Dorymyrmex tener Mayr, *Labidus Strobelii Mayr, Atta cephalotes F., Atta striatus MAyr, *Pheidole aberrans MAyR, Solenopsis geminata F. etc. Nicht weniger zahlreich sind die Schlupfwespen, ICHNEUMO- NIDAE; die mir bis jetzt bekannten Gattungen sind: Cryptus, Ichneumon, Pimpla, Bassus, Ophion, Bracon, Foenus und Evania. Ich habe über 100 Arten dieser Familie gefangen, die meisten derselben sind aber bis jetzt noch unbestimmt und unbe- schrieben. _ Von den Familien der CHALCIDAE und PROCTOTRUPIDAE kenne ich eine bedeutende Anzahl von Arten, dagegen verhältniss- mässig wenige der Familie der CYNIPIDAE, während sich meine Kenntniss der Blattwespen, TENTHREDINIDAE, auf fünf Arten beschränkt, von denen Schizocera flavicollaris DöRr. eine ist. Arten der Familie SIRICIDAE sind mir in diesem Lande noch nicht vorgekommen. Schmetterlinge (Lepidoptera). Obgleich Argentinien von der zierlichen Ordnung der Schmetter- linge wohl viele und darunter einige wirklich schöne Arten be- sitzt, so ist das Land doch im Vergleich zu den tropischen Ländern in Bezug auf Arten-Reichthum und Farbenpracht der Schmetterlinge ziemlich ärmlich ausgestattet. Die Tagesschmetterlinge oder Falter, DIURNA, (Rhopalocera) zählen einige Arten, welche zu der Unterfamilie Equites ge- hören (die s. g. Schwalbenschwänze) z. B. Papilio Philippus, Euryades Corethrus Boısp., Euryades Duponchelii Luc., ‚(von letzterer Art besitze ich soeben ausgeschlüpfte weibliche Exemplare ohne jegliche Spur eines Anhangs am Hinterleibe, woraus man schliessen Kann, dass Sieboldt’s Theorie über die Ent- stehung dieser Anhänge die richtige ist); ausser oben genannten kenne ich noch fünf andere Arten. Aus der Unterfamilie der Pieridae sind mir fünf Colias-Arten aus der Umgegend von Cördoba und drei Pieris - Arten bekannt. Von den Danaidae ist Danais Archippus L. die ge- meinste, obschon einige andere Arten ebenfalls sehr häufig sind. Nymphalidae und Satyridae habe ich zusammen etwa ein Dutzend gefangen und kenne ich von den Lycaenidae allein in Cördoba’s Umgebung fünf Arten. Die Unterfamilie der Hesperidae finden wir durch verschiedene hübsche Arten vertreten, und kommen von der Gattung G@oniloba in der Nähe von Cördoba fünf Arten vor. . 181 Die Spanner oder GEOMETRIDAE scheinen weniger zahlreich vertreten zu sein, ich kenne wenigstens bis jetzt höchstens 50 Arten, obgleich ich nicht zweifle, dass bei näherer Forschung noch viele neue Arten gefunden werden. Die von mir ange- troffenen Arten repräsentiren, wie ich glaube, folgende oder denen verwandte Gattungen: Ennomos, Boarmia, Gnophos, Zerene (?), Hibernia, Cidaria, Acidalia und‘ Eupithecia. Man hat sich mit dieser Gruppe bis jetzt noch wenig beschäftigt. Von den hiesigen Schwärmer, SPHINGIDAE, nenne ich folgende Gattungen: Philampelis, Deilephila, Protoparce und Sphinx, und Arten: Philampelis labruscae L., Philampelis vitis L., der Weinschwärmer, dessen Raupe auf den Weinreben nicht selten ist, ferner ein Deilephila-Art, welcheD. Galii L. sehr ähnlich ist und Protoparce rustica F, der Argentinische Todten- kopf; ausserdem kenne ich sechs Sphinx-Arten, und einige Zy- gaenidae. Von den XYLOTROPHA kenne ich nur eine Artund auch diese bis jetzt nur als Raupe und Puppe. CHELONIDAE, Bärraupen, sah ich verschiedene Arten ohne zur Zeit die systematischen Namen mittheilen zu können. BOMBYCIDAE, Spinner, sind hier unter anderen durch folgende Gattungen vertreten: Euclia, Liparis, Bombyx, Jo, Cerato- campa, Oiketicus etc. Von den Arten erwähne ich nur Euclia diagonalis H.S., die wie eine Psyche ihre Wohnung mit sich herumschleppt, Ceratocampa imperialis L, deren grosse grüne Raupe auf den Pappeln so gemein ist, Oiketicus Kirbii GUILD, der schädliche bicho de cesto oder canasto der Argentiner u. s. w. Nicht weniger zahlreich findet man die Eulen, NOCTUIDAE, ver- treten und nenne ich u. a. folgende Gattungen: Plusia, A grotis, Hadena und Erebus; einige Plusia und Agrotis-Arten sind den europäischen sehr ähnlich. Von Erebus führe ich den grossen Erebus Odora CrAm. an, im Lande vura genannt; unrichtig ist die Annahme, dass der Urin, den dieser Schmetterling nach dem Aus- schlüpfen von sich giebt, giftig sei. Von der verhältnissmässig reich vertretenen Familie der PYrA- LIDAE will ich folgende Gattungen hier erwähnen: Pyralis, Aglossa, Asopia, Nemophila, Botis, Eurycreon, Phacel- Jura, Zineckenia, Nymphula und Crambus etc. undals Arten: Botis rubiginalis Gn., *Zinckenia perspectalis Hs. und Phacellura marginalis CRAM. Von den übrigen Familien der Mierolepidoptera (Klein-Schmet- terlingen) kann ich hier nicht viel mittheilen, weil in dieser Hin- sicht die Fauna Argentinien’s noch gänzlich unbearbeitet ist. Ich habe indessen schon eine reiche Beute von dieser Familie gemacht und dieselbe Herren P. C. T. Snellen in Rotterdam zur Bear- beitung übersandt. 182 Vonden TORTRICIDAE erwähneich nur die Gattungen Rhaco- dia, Tortrix, Penthina und Grapholitha. Die grosse Familie der TInEıpAr (Motten) ist hier durch viele Arten vertreten. Von Gattungen kenne ich: Tinea mit circa 20 Ar- ten, Psecadia oder verwandte Gattungen, Plutella und Gele- chia mit je verschiedenen Arten, Depressaria mit 8 und Gly- phipteryx mit 2 Arten. Letztere Arten leben in einer, den der Ei- chen ähnlichen Galle, welche an den Aesten wächst und eine run- de Oeffnung hat, die während die Raupe in der Galle lebt, mit einem zierlichen Deckelchen verschlossen ist. Ferner einige Gra- eiliarien, Elachisten, Lithocolleten und Nepticula’s, wel- che "letztere Unterfamilie hier selten zu sein scheint. Von den PTEROPHORIDAE, Federmotten, kenne ich nur einige wenige Arten. Wanzen (Hemiptera). Ein eingehendes Studium dieser Ordnung wäre sehr wünschens- werth, da bis jetzt unsere Kenntniss der Argentinischen Arten eine höchst oberflächliche ist. Von der Familie der CoRISIAE kannich folgende Gattungen nennen: Asopus, Oydnus, Pentatoma, Anisoscelis, Lygaeus und 'Largus, welche verschiedenen Unterfamilien angehören. — Als Arten erwähne ich: Asopus erythrocephalus, Ani- soscelis divisa HS., Lygaeus superstitiosus F und Co- norhinus gigas F., die bekannte und hässliche Vinchuca. Von den MEMBRANACEI kenne ich, ausser der von Europa importirten Acanthia lectularia L., den sogenannten Chinches, keine bestimmten Arten. Von den REDUVINI sind gleichfalls nur Eiae unbestimmte Arten bekannt. Von den Wasserwanzen, HYDROCORISAE, findet man hier verschiedene Vertreter, welche den Gattungen Hydrometra, Ne- pa, Belostoma, Naucoris, Notonecta und Corixa ange- hören. Professor Stelzner brachte drei Arten von Hydrometra aus den See’n der Cordilleren mit. Von der Gattung Nepa habe ich an anderer Stelle eine Art beschrieben, deren Eier sich auf dem Rücken der Weibchen ent- wickeln. *Notonecta variabilis F. soll im Rio Paranä vor- kommen, wogegen mehrere Arten der Corixa-Gattung häufig des Abends sich in unsere Zimmer wagen, um bald im Licht, das sie angelockt, ihren Tod zu finden. Von der ersten Familie der Untergruppe Homoptera, CIcCA- DARIAE, kommen viele Arten vor; ich kenne wenigstens 5 ver- schiedene Arten der singenden Cicaden, worunter jedenfalls eine oder die andere neu ist. Eine der grösseren Arten gibt einen 183 so durchdringenden Ton von sich, dass man den Pfiff einer ent- fernten Locomotive zu hören glaubt. Von der Familie der FULGORINA kenne ich nur Pygmäen- Arten, welche zur Gattung Poeocera gehören, und welche in Gesellschaft pygmäischer Wanzen, Cicaden (CICADELLINA) und MEMBRACINA in Menge das Licht umschwärmen. Blattläuse, APHIDINA, kenne ich mehrere hübsche und grosse Arten, die zu keiner bis jetzt bekannten Gattung gehören. Von CoccıInA habe ich bis jetzt erst eine einzige Art gesehen. Obgleich ich schon eine kleine Sammlung von Vogelläusen, MAL- LOPHAGA, besitze, so kann ich doch augenblicklich über diese Fa- milie noch nicht berichten. Nur will ich erwähnen, dass es ziem- lich viel Läuse, PEDICULINA, giebt, die jedenfalls durch euro- päische Emigranten hier eingeführt wurden. _ Zweiflügler (Diptera). Dass in einem subtropischen Lande die Mücken nicht fehlen, ist selbstverständlich; der in dieser Abhandlung befolgten Kürze ent- sprechend, vereinige ich sämmtlichke Nemocera in der Familie TIPULARIAE, von den verschiedenen Unterfamilien folgende Gat- tungen erwähnend: Culex, Chironomus, ÜCeratopogon, Ptychoptera, Aporosa, Ctedonia, Tipula, Polymoria, Tanyderus, Limnophila, Limnobia, Erioptera, My- cetophila, Sciophila, Sciara, Cecidomyia, Lasioptera, Psychoda, Simulium, Scatopse und Bibio. Von den Culex- Arten, Stechmücke oder mosquitos, ist n3- mentlich die von mir benannte Culex autumnalis im Spät- herbst sehr belästigend. Von Chironomi kenne ich ungefähr 50, fast ausschliesslich Pygınäen Arten, von denen eine der grössten Chironomusflu- minicola WEYENR. ist. Ferner sind mir bekannt circa 10 Tipu- lae, verschiedene Limnobiae und Sciarae, 3 Bibio, 6 Psy- choda und viele Cecidomyia-Arten. Hier will ich nur die an den Weidenästen rauhe Gallen hervorbringende Lasioptera Hie- ronymi WEYENB. erwähnen. Von den TABANIDAE, Bremsen, erhielt ich u. a. durch Prof. Stelzner einige grosse und schöne Arten aus den Cordilleren. ASILIDAE, Raubfliegen, kommen hier in grosser Formenver- schiedenheit vor. Die grösste Art ist die 4 Centimeter lange *M y- das giganteus L.; Mydas testaceiventris Macq., Asi- lus ruficauda WIED sind andere nicht seltene Arten. EMPIDAE sind ziemlich stark vertreten. HENOPIDAE sind mir bis jetzt noch nicht vorgekommen, doch werden dieselben hier Repräsentanten haben. 184 Von den hier sehr zahlreich vertretenen BOMBYLIDAE kenne ich etwa 20 Arten. Besonders reich ist die Gattung Anthrax, z. B. Anthrax erythrocephala Macg., und Comptosia bifasciata WIED. Von LEePTIDAE und DOLYCHOPODIDAE sind mir nur we- nige, von PLATYPERIDAE nur ein paar Arten bekannt. Von den STRATIOMYIDAE nenne ich hier Hermetia illu- cens L. und die schöne Stratiomys pulchra. Aus der Familie der SYRPHIDAE. sah ich eirca 10 Syr- phus-, 5 Helophilus-, 4 Eristalis- und 6 Microdon- Arten, z. B. Microdon bidens L. und Volucella spini- gera etc. Die verschiedenen Unterfamilien der Musciden unter dem all- gemeinen Familiennamen MUSCARIAE zusammenfassend, will ich folgende von mir angetroffene Gattungen nennen: Conops (4 Arten), Myopa, Tachina, Nemoraea, Meigenia, Dexia, Degeeria, Miltogr amma, Musca, Calliphor a, Sarco- phaga, Haematobia, Lucilia, Polleniaa Anthomyia, Cordylura, Lonchaea, Chyliza, Oestrus, Hypoder- ma, Gastrus etc. etc. Da die meisten Arten dieser Gattungen noch unbestimmt und unbeschrieben sind, kann ich sie noch nicht aufzählen. Als an anderen Orten schon beschriebene Arten nenne ich indessen : Meigenia Archippi WEyYENnB., Nemoraea acridiorum WEYENB., Chyliza persicorum WEYEN»B. und Anthomyia frutuum WEYENE. Von der Familie der PuUPpIPpARA kenne ich nur eine grüne Art der Gattung Ornithomyia, welche auf dem Tordo (Drossel) lebt. PULICINAE oder Flöhe sind hier sehr zahlreich; ich besitze von verschiedenen Säugethieren ungefähr 25 Arten, von welchen die grösste und mer kwüre digste Art diejenige ist, welche auf dem ge- wöhnlichen Gürtelthier lebt, 3,5 Millimeter lang ist und Pulex grossiventris WEYENn. genannt worden ist. Im Gran-Chaco soll der bekannte Erdfloh, *Sarcopsyllapene- : trans L., ebenfalls vorkommen und daselbst pique oder nigud ge- nannt werden. Die GamasıpAE (Käferläuse) findet man fast auf allen Käfer- Arten und kenne ich verschiedene grosse Arten von Gamasus, welche auf Mistkäfern leben. Im Bezug auf dielxoden ist zu bemerken, dass viele Arten un- ter dem Namen garrapatas im Lande bekannt sind und fast jedes Säugethier von denselben heimgesucht wird. Von der Familie TROMBIDIDAE nenne ich hier nur den all- gemein bekannten, Mensch und Thier belästigenden, durch das gan- ze Land verbreiteten sogenannten bicho colorado, welcher der Gat- tung Tetranychus(Leptus ist nur Namen des Larvenstadiums), angehört. Ich finde diese Art, welche von der südeuropäischen, 185 Tetranychus autumnalis LATR., gut zu unterscheiden ist, nirgends benannt, noch durch einen wissenschaftlichen Namen von der anderen unterschieden, und habe ich dieselbe daher Tetrany- chus molestissimus WEYEN?. getauft. Auf dem Gesicht der Campbewohner habe ich häufig Ausschlag, in der Form kleiner Schorfblätter gesehen, welcher, meiner Ansicht nach, von DEMODECIDAE oder auch von *DERMATOPHA- GOIDES SCHEREMETEWSKYI BocD. erzeugt wird. Das Vorkommen von LINGUATULINA kann ich bestätigen; ich fand nämlich in der Nase eines Löwen (Puma) einen sehr schönen und grossen Pentastomum von ungefähr 6 Centimeter Länge und glaube ich daher, dass auch noch andere Arten vorkommen werden. Tausendfüsse (Myriapoda). Von dieser Ordnung kenne ich etwa im Ganzen 20 Arten und zwar: 2 Arten von Scutigera, 8 Arten der Familie der ScoLo- PENDRIDAE, deren grösste ungefähr 15 Centimeter lang ist, und 10 Arten von JULIDAE. SPINNEN (ARACNOIDEA). Für die Erforschung der Argentinischen Spinnen ist bis jetzt fast noch gar nichts gethan. Erst in allerletzter Zeit hat sich Herr Eduard L. Holmberg in Buenos-Aires, mit diesem Studium befasst. Das bis jetzt Bekannte kann mit wenigen Worten wiedergegeben werden. SCORPIONEN sind nicht selten. In Cördoba sind mir 3 Arten vorgekommen und empfing ich aus den Cordilleren eine 6 Oentimeter grosse Art. . PSEUDO-SCORPIONES sind hier durch circa 10 Arten der Gattung Chelifer vertreten und sah ich im Besitze des Herrn Holmberg eine Art der Gattung Opilio, welche von demselben Opilio Weyenberghii genannt worden ist. MYGALIDAE oder Vogelspinnen fehlen ebenfalls nicht und soll die grosse Art *Mygale avicularia L. in Corrientes und im Gran-Chaco vorkommen. ORBITELAE, INEQUITELAE und TUBITELAE habe ich in verschiedenen Arten Prof. Dr. T. Thorellin Upsala zur Bear- beitung übersandt. LATERIGRADAE scheinen ziemlich selten, wogegen CITIGRA- DAE häufig vorkommen. Von ORBITELAE soll nur Epeira socialis Rent ihrer merkwürdig geselligen Lebensweise und ihres schönen orangen- farbigen Cocon’s wegen erwähnt werden, welches in Corrientes und Paraguay zu technischen Zwecken verwandt wird. , Von der Familieder SALTIGRADAE oder Springspinnen kenne ich jetzt schon 8 Arten. 186 Zahlreich sind die ACARINAE, worunter es indessen viel im- portirte Arten giebt. Aus folgenden Familien habe ich Arten in diesem Lande beobach- tet: BDELLIDAE, TROMBIDIDAE, HYDRACHNIDAE, GA- MASIDAE, IxO DI DAE, ACARIDAR, und DEMODE CIDAE. HREBSE (CRUSTACEA). Das was ich oben von den Meerfischen und Meermollusken ge- sagt, gilt noch in einem höheren Grade von den Meerkrebsen. Für die Wissenschaft ist bis jetzt leider noch gar Nichts in diesem Fach gethan und wissen wir von unseren Süsswasserkrebsen auch nur sehr wenig. Die Familien der CYCLOMETOPA und CATOMETOPA wer- den gewiss an unserer Küste gefunden, sind mir jedoch noch nicht zu Gesicht gekommen. Desgleichen wahrscheinlich Arten der Fa- milien OXYRHYNCHA, OXYSTOMATA(?) und NoToPpoDa. De Moussy erwähnt eine Art vonGecarcinus oder Ocypoda am Ufer der La Plata Mündung. HıprıpaAE und PAGURUS-Arten werden an unserer Küste gefangen. Auf der Insel Lobos soll eine schöne Art der Eamike LORICATA der Gattung Palinurus vorkommen. Nicht weit von unseren Küsten leben von den ASTACINA einige Arten der Gattungen Astacus und Homarus; auch kommen einige Arten in unseren Flüssen vor, wie z. B. *Pota- mergus platensis Burm. im Paranä. Auf den Markt von Buenos Aires soll von Zeit zu Zeit eine Art Garnelen gebracht werden, doch ist mir dieselbe, während meiner beiden kürzeren Aufenthalte daselbst, nicht zu Gesicht ge- kommen. Ohne Zweifel sind auch Arten der CARIDINA an unseren Küsten vertreten. Von den Arthrostraca erwähnt de Moussy eine Art der Familie GAMMARINA, zur Gattung Gammarus gehörend, und soll dieselbe essbar sein. Professor Stelzner brachte aus einem See der Cordilleren eine ziemlich grosse Gammarus-Art mit. Einige Arten der parasitischen Orustacea, welche auf See- fischen leben und zur Familie der HYPERINA gehören, sind mir bekannt. Von ONISCIDAE sammelte ich 7 Arten, von welchen mir in- dessen einige mit europäischen Arten identisch zu sein scheinen und wahrscheinlich importirt sind. ASELLIDAE sind mir noch nicht vorgekommen. Obgleich bekanntlich *Limulus Polyphemus auf der ganzen Ostküste von Amerika vorkommt, scheint derselbe doch an nnserer Küste zu fehlen. BRANCHIPODAE, APUSIDAE und ESTHERIDAE habe 187 ich im Süsswasser hier noch nicht gefunden, wohl aber einige Arten der Unterordnung Cladocera. Trotz meines eifrigen Forschens, habe ich erst sehr wenige Arten der Familie CopEpoDA gefunden. Diese Familie scheint sehr schwach hier vertreten zu sein. Cirripedien und Rotato- rien fand ich bis jetzt ebensowenig, obgleich ich überzeugt bin, dass erstere an unserer Küste und letztere in unseren Lagunen leben. VII. Würmer (Vermes). Die in dieser übersichtlichen Abhandlung noch fehlenden vier Klassen der wirbellosen Thiere (Würmer, Stachelhäuter, Pflan- zenthiere und Urthiere) müssen, des beschränkten Raumes wegen, in noch gedrängterer Kürze erwähnt werden, als die bis jetzt befolgte. Diese Kürze wird zudem, hauptsächlich bei den letztgenannten drei Klassen, schon dadurch bedingt, dass unsere bisherige Kennt- niss darüber eine sehr zweifelhafte zu nennen ist und wir erst mit dem Studium derselben zu beginnen haben. Von folgenden das Meer bewohnenden Familien kann ich eben nur meine Vermuthung aussprechen, dass sie an der Argenti- nischen Küstevorkommen: APHRODITEA, EUNICEA, LUM- BRINERIA, AMPHINOMEA, NEPHTYDIA, NERINEA, CIRRATULEA, NEREIDEA, HESIONEA, ARICIEA, CHA- ETOPTERIDA, ARENICOLEA, UHLORAEMIA, HERMELLACEA, TEREBELLACEA, SERPULACEA ( von dieser Familie kenne ich 2 Argentinische Arten) und MALDANIA. Die Regenwürmer, LUMBRICINA, sind hier verschiedenartig repräsentirt. Ich kenne ungefähr 10, freilich unbestimmte und unbe- schriebene Arten, sowohl aus der Umgebung von Buenos Aires, als auch aus dem Inneren des Landes. Eine dieser Arten hat mit der eu- ropäischen Lumbricus terrestris L. grosse Aehnlichkeit. Andere Würmer kenne ich nicht, ebensowenig Arten der die Küsten bewohnenden ECHIUREN, SIPUNCULACEAE und ON Y- CHOPHORA. ECHINORHYNCHIDAE kommen in den Eingeweiden einiger Hausthiere vor, und ASCARIDAE findet man in den meisten Säugethieren, Vögeln, Amphibien und Fischen. Eine fast 6 Centi- meter lange schöne weisse Art fand ichin den Gedärmen von Da- sypus villosus, und habe ich dieselbe, ihres schönen weissen Aussehens wegen, Ascaris eburnea genannt. Andere von mir hier angetroffene Gattungen sind: Leptodera, Heterakis, Ichthyonema, Sclerostomum etc. etc. . Auch fand ich einige Arten von MERMIDEA und GORDIACEA in In-- secten z. B. Mermis acridiorum WEYENE. in Acridium para- nense Burn. 188 In Wasserleitungsgräben fand ich zwei ungefähr 13 Deeimeter lange Gordius-Arten, eineschwarze und eine weisse. Die Land-Bevölkerung sieht diese Thiere als Theile der Haare des Pferdeschwanzes an, glaubend, nachdem sie einige Zeit im Wasser gelegen, erhielten sie Leben und fiengen an sich zu bewegen. TURBELLARIAE kommen hier vor, doch ist es mir noch nicht möglich, die Gattungen und Arten derselben zu nennen. HIRUDINIDAE,, Blutegel, findet man in den Flüssen und Bächen dieses Landes. Schon de Moussy erwähnt einige Arten und rühmt ihre practische Anwendbarkeit in der Medecin; derselbe behauptet sogar, dass dieselben dem importirten europäischen Hirudo medi- einalis L. vorzuziehen seien. Ich kenne aus den Wassergräber von Cördoba nur einige Arten der Gattung Aulostoma und ein paar andere viel kleinere Arten, welche wahrscheinlich zu der Gattung Clepsine gehören. TREMATODEN sind besonders als Parasiten unserer Süsswasser- Fische sehr häufig; hier erwähne ich die Gattungen Polystoma, “ Distoma und Monostoma. Eine der allgemeinsten Arten ist Amphistoma pulcherrima WEYEN»., welche ich massenhaft in Hypostomus plecostomus, meist kugelförmig zusammenge- ballt, fand. Sobald man solche Klumpen hervorholt und auf einen Teller legt, bekommen sie Leben und entfalten sich die zierlichen Thiere, wel- che bald auf dem ganzen Teller herumkriechen. | Nicht weniger zahlreich ist die Familie der TAENIADEA, Band- würmer, vertreten. Im Menschen kommt Taenia solium L. und Botrio cephalus latus L. vor und habe ich fast in jedem von mir zergliederten Thier Arten dieser Familie gefunden ; haupt- sächlich in den Vögeln, ferner aber auch in Säugethieren, Schlan- gen und Fischen. VII. Stachelthiere (Echinodermata). Bei der mangelhaften Kenntniss unserer Küstenfauna, ist es er- klärbar, dass ich wenig über unsere heimischen Echinodermen zu sagen weiss; da indessen einige Gattungen der HOoLOTHURIEN alle Meere bewohnen, so werden sie auch wohl an unserer Küste nicht fehlen, wie auch wahrscheinlich Arten der MOLPODIDAE hier vor- kommen. Von ECHINIDEN-Arten, Seeigel, sah ich in Buenos Aires eini- ge Schalen, welche an der Küste gefunden worden; SCUTELLINA sollen ebenfalls daselbst vorkommen, und erwähnt A gassiz ein paar SPATANGEN-Arten, welche er an der Argentinischen Küste an- traf. 189 Das Vorhandensein von ÜRASTERIDAE ist bis jetzt noch nicht constatirt. Wenn man aber bedenkt, dass diese Familie sehr kosmo- politisch ist, so darf man annehmen, bei einer näheren Untersuchung unserer Küstenfauna würden Repräsentanten dieser Familie gefunden werden. Im Hafen von Montevideo wurde mir von dem Führer eines Fluss- kahns eine Astropecten-Art, welche derselbe als Curiosität auf- hob, gezeigt, und welche, wenn auch nicht zu dieser Gattung, doch jedenfalls zu dieser Familie gehörte. Ueber das Vorkommen von OPHIUREN ist nichts Bestimmtes mitzutheilen. Asteronyx und Trichaster werden wohl in einigen Arten ge- funden werden. Von CoMATULIDAE kennt man schon längere Zeit 4 — 6 Arten. Beiläufig will ich noch erwähnen, dass Professor Stelzner mehrere Exemplare fossiler Crinoiden auf seinen Reisen gesammelt hat. x IX. Pflanzenthiere (Coelenterata). Von Rippenquallen wird wohl nur die Familie der MNEMIIDAE ‘hier vorkommen, da dieanderen Familien meistens ausschliesslich in den tropischen Meeren zu Hause sind. Ein holländischer Schiffskapitän erzählte mir, dass eine Bero&-Art in unserer Breite häufig vorkomme. Quallen, MEDUSIDAE, sah ich unweit der Küste, worunter wahr- scheinlich auch Arten der Familie PELAGIDAE waren. Agassiz fand daselbst Arten der Familien CEPHEIDAE und AEGINI. Ueber das Vorkommen von HYDROIDEN kann ich weiter Nichts berichten, als dass wir auf unserer Reise zwischen Rio de Janeiro und Montevideo eine Sertularia beobachtet haben. Süsswasser-Hydra’s sind mir, obgleich ich oft danach gefahndet, in diesem Lande bis jetzt noch nicht vorgekommen. SIPHONOPHOREN sind unweit unserer Küste nicht selten. Die zahlreichen anderen Familien der Coelenteraten unberück- sichtigt lassend, soll nur noch erwähnt werden, dass ich von den Polypen nur Vertreter der Familien der ACTINIDAE, OCULI- NIDAE, ASTRAEIDAE und MADROPORIDAE bemerkt habe. Man findet häufig einzelne Theile dieser Arten an den Schiffenund Schiffs- geräthen. PENNATULINA werden auch wohl an unserer Küste vorkom- men, bis jetzt fehlen jedoch hierüber, wie über die Coelenteraten ım Allgemeinen, genauere Nachrichten. 190 er X. Urthiere (Protozöa). Dass auf und an den Küsten, in Flüssen und Seen, auf Bergen, auf und in der Erde, anund im Menschen, den Thieren und Pflanzen zahlreiche Arten dieser Klasse auch in Argentinien, wie ja auf der ganzen Erde, vorkommen, ist selbstverständlich. EUSPONGIDAE sind gewiss im atlantischen Ocean unweit unserer Küste zu finden, Süsswasser Spongien sind mir indessen noch nicht vorgekommen. In Bezug auf die RHızoropA (Foraminifera) verweise ich auf d’Orbigny’s „Voyage dans l’Amerique meridional“ T. V. part 5, da ich, ohne zu weitläufigzu werden, dieselben hier nicht näher er- wähnen kann und auch persönlich während meines kurzen Aufenthal- tes in diesem Lande noch keine Gelegenheit hatte, diese Gruppe zu beobachten. GREGARINEN fand ich an den Haaren unreinlicher Bewohner dieses Landes (Gattung Gregarina.) NOCTILUCARIEN habe ich selbst im atlantischen Ocean be- obachtet und INFUSORIEN fand ich häufig in Süsswasser Insecten und ihre Larven, und beschrieb schon seiner Zeit die sehr häufige Amphimonas irregularis Wr. i Kapitel IX. Der Boden der Pampaformation, seine chemischen und physikalischen Verhältnisse. *) Die zu Anfang des Jahres 1873 während einer Reise für das Pro- vinecial-Museum zu Buenos Aires zum Zwecke einer chemischen Un- tersuchung gesammelten Bodenarten aus der Pampa zwischen Cör- doba und Rosario gaben Veranlassung, den Verhältnissen dieser Pam- pafläche einige Betrachtungen zu widmen, deren vorläufiges Resultat in dem Nachstehenden in kurzen Umrissen wiedergegeben ist. — Bodenproben lagen vor von folgenden Stationsörtern der Central- Bahn: Cordoba, Rio Segundo, Laguna Larga, Chanares, Vüla Maria, Tortugas und Rosario. . Der chemischen Analyse wurden unterworfen die gesammelten Bodenproben von den beiden Endstationen Cördobaund Rosario und der Mittelstation Villa Maria. 1. Boden von Cordoba aus dem Abhang bei der Sternwarte, etwa zwei Meter unterhalb der Oberfläche. Sehr locker und grobkörnig, vorwiegend sandig, mit vereinzelten grösseren Glimmerblättchen; bestehend aus 15,26 Pro- centtheilen ganz oder theilweise verwitterten Gesteinstrümmer. Was- serhaltende Kraft—23,5 Procent. Durchmesser der grösseren Quarz- körner—2 Mm. und darüber. *) Bearbeitet von Professor Dr. Adolf Döring. 192 x Kaliumoxyd (Kali)........ Kn2 0 — — 3.099 . Natriumoxyd (Natron)..... Na2 0 _— — 1.180 Caleiumoxyd (Kalk)........ Ca 0 — — 3.328 Magnesiumoxyd............ Mg 0 — — 0.474 Manganoxyd.......esc.... Mn3 04 — — 0.45 Eisenoxyd.......ecrrcc22c 0» F2 03 — — 2.929 Ihonerde... ».. Meier near A 03 — — 10.899 Kieselsäure......e..ccs00.. Si 02 — — 78.803 Phosphorsäure. ............ P2 05 — — 0.657 Feuchtigkeit.............. —_ — 1.119 Glühverlust.............0.. — — 2.367 (H20 C 02, NH3) _— 100.000 a) Quarz und unverwitterte Gesteinsfragmente. Auf die Gesammtmenge des Bodens berechnet. Kaliumoxyd...... Kn2 0 — 3.049 — 3.598 Natriumoxyd...... Na2 0 — 0.816 — 0.963 Caleiumoxyd...... Ca 0 — 0360 —: 0.425 Magnesiumoxyd... Mg 0 — 0.445 — 0.525 Eisenoxyd........ Fo22 03 — 0.608 — 077 Thonerde.......... AR 03 — 8497” — 10.027 Kieselsäure........ Si 02 -— 70.960 — 83.745 84.740 °/, 100.000 b) Verwitterte Gemengtheile. Kaliumoxyd........ Kn2 0 ° -— 0.050 — 0.327 Natriumoxyd.. . Na2 0 — 0.364 — 2.389 Caleiumoxyd......... Ca 0 — 2968 — 19.449 ie, .Mg 0 -— 009 — 01% Manganoxyd... . Mon304 — 015 — 0.950 Eisenoxyd ........... Fe2 03 — 2.321: — 15.209 Thonerde. ........... A2 03 — 2402 — 15.740 Kieselsäure.......... Si 02 — 2.8338 — 18.597 Phosphorsäure...... P2 05 — 06597 — 4.305 Glühverlust......... — 34856 — 22.844 (H2 0, C 0 2, NH3) a 15.260 100.000 2. Boden von Villa Maria. Aus der Nähe des Stationsgebäudes, etwa 2 Meter unterhalb der Oberfläche. Ziemlich lockere und leicht zerreibliche, feinkörnige Erde von lehmgelber Farbe. Zahllose feine Glimmerblättchen, ver- einzelte Sand- und Titaneisen-Körnchen mit unbewaffnetem Auge zu erkennen. 61,514 pCt. unverwitterte und 38,486 pCt. verwitterte Gemeng- theile.— Wasserhaltende Kraft—28, 0 pCt. Durchmesser der er Össeren Quarzkörner—0,15—0.20 Mm. Gesammtmenge der chem. Bestandtheile. Kaliumoxyd.....ccccercono .K2 0 — — 28352 Sera Bodorgaanscon .Na2 0 — — 2.633 > N Coleiumoxyd.. “orros00000 Ca 0 mer 3.368 / h = x 193 Magnesiumoxyd.......s0..... Mg O0 — — 1954 Manganoxydel. mente... Mn3 04 — — 1.034 Ihonerde... gene une AR O3 — — 16.673 iBenoxyde .F2 03 — — 474 Kieselsäure. ......-.or....... Si O2 — — 59.941 Phosphorsäure................ PB 05 — — 0517 Glühyerluste ner. — —_— 3.509 Keuchtiskeib rare... 0 — 2578 100.000 Im Wasserauszuge geringe Quantitäten von S 0 3, Cl, Na u. Mg. . a) Unverwitterte Gesteinsfragmente, auf die Gesammtmenge des Bodens berechnet: Kaliumoxyd......... Ka2 0 — 2241 — 3.643 Natriumoxyd........ Na2 O — 0248 — 0.405 Caleiumoxyd........ Ca 7.07 )-73.2.078° 218.377 Magnesiumoxyd.....Mg 0 — 0313 — 0.509 T'honerden. ......... A O3 — 8133 — 13.221 Bisenoxydaz........ F2 03 — 080 — 1.349 Kieselsäure.........Si 02 — 47.314 — 76.916 Phosphorsäure....... PP 05 — 0357 — 0.580 61.514 100.000 b) Verwitterte Gemengtheile: Kaliumoxyd........... Ka? O0 — 061 — 1.587 Natriumoxyd.......... Na22 O0 -— 2385 — 6.197 Caleiumoxyd.......... a © - 1490 — 3.871 Magnesiumoxyd....... M 0 -— 161 — 4.267 Manganoxyd.......... Mn3 O4 — 1.0834 — 2,686 ihonerde. „ei... 2.2.0: AR O3 — 8.540 — 22.189 isenoxzydır.... 0.0... Fe2 O3 — 3.911 — 10.162 Kieselsäure............ Ss 202 — 12.627 — 32.893 Phosphorsäure......... P2 05 — 0.160 — 0.415 Glühverlust (+ Wasser) — 6.087 — 15.817 38.486 100.000 3. Boden von Rosario Aus der Nähe des Stationsgebäudes, etwa 23 Meter unterbalb der Oberfläche. Sehr dichter und schwer zertheilbarer dunkler Thonboden. Durch seinen Gehalt an organischen Beimengungen beim Glühen sich vorübergehend dunkler färbend. Gemengtheile äusserst fein vertheilt und mit unbewaffnetem Auge nicht zu erkennen. 58,688 pCt. unverwitterte und 41,312 pCt. verwitterte Gemengtheile. — Wasserhaltende Kraft—=31,2 pCt. Durchmesser der grösseren Quarzkörner—0,04—0,08 Mm. Gesammtmenge der chemischen Bestandtheile: KEumoRyd.. 22. used Ka22 0 -— — 1.808 Nabrtumoryd 22... 20a. Na22 O0 — — 0.17 Valemmozydiaersrnaeenenen Ca 0 _— — 1.963 Magnesiumoxyd...eceercenc Ms 0° — — 1.471 13 194 Eisenoxyd. ....ss2,.. eeu.. Fe O3 — — 2.244 Phonerde u. 22er. AR O3 — — 16.037 Kieselsäure......euseererenon Si 02 — — 67.189 Phosphorsaure............... P 05 — — 0.303 Feuchtigkeit................. —_ —_— — 0.383 Glühverlustin ea een. — 0 4.785 (Co2, NH3, H2 0 oe 100.000 a) Verwitterte Gesteinsfragmenteund Quarzsand: Kaliumoxyd......... K2 O — 143 — 2.459 Natriumoxyd ...... Na2 O — 0.301 — . 0.513 Caleiumoxyd ....... Ca O — 1559 — 2.647 Magnesiumoxyd.... Mg 0 — 01832 — 0.310 Eisenoxyd.......... Fe 03 — 0.354 — 0.603 Thonerde........... AR 03 — 371 — 6.322 Kieselsäure......... Si 02 — 51.144 — 87.146 ) 58.688 h 100.000 b) Verwitterte Gemengtheile: Kaliumoxyd.......... — — 0.365 — 0.883 Natriumoxyd......... Nie 0.516 — 1.249 Caleiumoxyd.......... — —_ 0.410 — 0.993 Magmesiumoxyd...... — —_ 1.289 _ 3.120 Hisenoxydn. Meeres — — 1.390 — 4.575 Mhonerden. . 2. .% _ — 12.326 — 29.837 Kieselsäure............ — — 16.045 — 838.838 Phosphorsäure........ — — 0.303 E 0.734 Glührverlust........... — — 8.168 — 19.771 41.312 100.000 Bei vergleichender Betrachtung der physikalische Beschaffenheit der vorliegenden Bodenarten ergiebt sich als Resumen aus allen Beobachtungen ein allmähliger Uebergang von grobkörnigen Ge- mengtheilen des Bodens zu feineren in der Richtung vom Fusse der Sierra de Cördoba nach dem Ufergebiete des Paranä zu; als vorwie- gende Erscheinung in der topographischen Gestaltung dieser Pampa- fläche ein allmähliges Sinken des Niveaus in der gleichen Richtung ohne bemerkbare Störung der horizontalen Lagerung der einzelnen Schichten des Bodens; ferner eine ungewöhnliche Gleichmässigkeit der Oberflächengestaltung und ein ununterbrochener Zusammenhang der Bodenfläche, durch welche sowohl die Annahme einer gleichen Periode seiner Bildung als auch die der gleichen Ursachen seines Entstehens ausser Zweifel gesetzt werden. Im Zusammenhange mit diesen Verhältnissen stehen folgende Erscheinungen in der physi- schen Beschaffenheit der Bodenarten: 1.) eine sehr dichte und gleichmässig durchmengte Ablagerung der aus staubfeinen Gemengtheilen. zusammengesetzten Bodenschich- ' ten im Ufergebiete des Paranä und, im Gegensatz dazu, eine sehr poröse und lockere Lagerung der Bodenschichten von Cördoba, welche gleichzeitig von einem grösseren und schrofferen Wechsel der diesel- ben zusammensetzenden Gemengtheile begleitet ist.— Diese Ver- hältnisse bedingen die sandige Beschaffenheit und die grössere 195 Trockenheit der Bodenarten der Provinz Cördoba, gegenüber denen der Provinz Santa F&; sie gestatten ein rascheres Durchdringen der Regenniederschläge und bewirken die Erscheinung, dass der Boden von Cördoba auch nach dem heftigsten Regen rasch an seiner Ober- fläche abtrocknet, während im Ufergebiete des Paranä die Regennie- derschläge längere Zeit auf der Oberfläche stagniren und nur sehr langsam die Bodenschichten zu durchdringen vermögen. 2.) Die stärker ausgeprägte Befähigung des Bodens vom Uferge- biete des Paranä in Bezug auf seine hygroscopischen und wasserhal- tenden Eigenschaften. Bei dem der Untersuchung unterworfenen Material zeigte sich folgendes Verhältnis: Hygroscopiseher Wasserhaltende Wassergeh. Kraft des lufttroknen Bodens Boden von Cördoba...... — — 35 % — 1119.% ar Ville Maria... — — 23830 „ — 1578 „ 3 ME TVosarıol a. 32. — — 312 „ — 3353 „ Diese Differenz erklärt sich sehr leicht sowohl durch die feinere Zertheilung der Gemengtheile des Bodens aus dem Paranä-Gebiete, mit welcher die Flächenanziehung in dem gleichen Verhältniss zu- nimmt, als auch durch den gesteigerten Gehalt derselben an Thonerde- Silicaten, denen jene Eigenschaften in hohem Grade zur Seite stehen. Unter Berücksichtigung des gefundenen Gehaltes an löslicher o +H20 Thonerde und bei Zugrundelegung der Formel: 2 {0} R = OH hon ergiebt sich bei den untersuchten Bodenarten folgendes Verhältniss für den Thonerde-Gehalt derselben: Für die Gesammtmenge Für die verwitterten der Boden-Bestandtheile Gemengtheile In 100 In 100 Erde von Cördobea............ Soondat — 60pCt. — 39.5 pCt. £ BERV a9 Marien gen - oo vane — 22.4 plt. — 55.8 pCt. v ERROBAHION. are een 50.000068 — 30.9 pCt. — 75.0 pCt. ein annährend die Verhältnisse im grossen Ganzen wiedergebendes betrachtet werden, da die verschiedenen Lokalitäten und Schichten des Pampabodens, zumal in den der Sierra de Cördoba zunächstge- legenen Parthien, einen sehr grossen Wechsel in der Art ihrer Ge- mengtheile zeigen, sodass an manchen Stellen, wo vorwiegend leicht verwitternde Feldspathtrüämmer ihre Ablagerung fanden, sehr thon- reiche Schichten mit benachbarten sandreichen abwechseln und nur eine grössere Anzahl von Durchschnittsproben und Untersuchungen ein den Verhältnissen der Gesammtheit entsprechendes Resultat zu geben vermag. ‘Während nun in den Umgebungen von Cördoba in den Bestand- theilen des Bodens ohne Mühe die Felsfragmente der Gneisse oder Granite der benachbarten Sierra zu erkennen sind und in den 196 eingelagerten Rollsteinen grössere Felsstücke mit unverändertem Ge- füge sich vorfinden, verschwindet dieser klare Einblick in die ursprüngliche Beschaffenheit der Bodenbestandtheile, je weiter der Boden vom Gebirge entfernt ist, je mehr die einzelnen Gemengtheile an Feinheit zunehmen und gleichzeitig den Eingriffen der Witterung unterlagen. In den mittleren Bodenparthien dieser Pampafläche, so namentlich zwischen Laguna Larga bis Villa Maria u. s, w., scheinen die meisten Glimmerblättchen ihre Ablagerung gefunden zu haben; nach dem Ufergebiete des Paranä zu zeigt sich eine merkliche Ab- nahme derselben und ist daselbst, bei der staubfeinen Beschaffenheit der diese Bodenarten zusammensetzenden Gemengtheile eine Unter- scheidung derselben dem unbewaffneten Auge nicht mehr zugänglich und selbst für die mikroscopische Untersuchung der eingemengten Felstrümmer vermehrt sich die Schwierigkeit, positiv den Nachweis zu liefern, ob dieselben z. B. trachytischen oder granitischen Ur- sprungs sind, insofern die Hauptgemengtheile dieser Gesteine ihrer mineralogischen Natur nach dieselben sindund nur der verschiedene Grad von Zertheilung derselben den Charakter jener bedingt. Wichtig dagegen für die Beantwortung dieser Frage dürfte der ungewöhnliche Reichthum jener Bodenlokalitäten an eingelagerten Kalkverbindungen sein (in der metamorphisirten Form als Tosca- bildung), insofern aus deren Mächtigkeit sich die Wahrscheinlichkeit ergiebt, dass gleichzeitig neben den Fragmenten von Feldspathge- steinen grössere Mengen von Kalkverbindungen mit eingelagert wurden, als dem durchschnittlichen Kalkgehalte der Feldspathge- steine entspricht, und dadurch für dieselben auf einen Ursprung hingewiesen wird, wo solche Verhältnisse sich vorfinden, wie dies mit den ausgedehnten Vorkommnissen von Marmorkalk im Gebiete des granitischen Gesteins der Sierra de Cördoba und der mit dieser im genetischen Zusammenhange stehenden Gebirgszüge der Fall ist. Halten wir diese Umstände fest, so fällt es nicht schwer, sich eine ziemlich deutliche Vorstellung von den Vorgängen zu bilden, welche bei der Entstehung dieser Pampafläche thätig waren. Betrachten wir zunächst den ununterbrochenen Zusammenhang derselben, verfolgen wir, die Pampa vom Gebirge bis an den Paranä durchschreitend, den allmähligen, am Fusse des Gebirges mit Geröllmassen vom grösseren Caliber beginnenden, am Ufer des Paranä mit feinen Staubtheilen endigenden Uebergang von gröberen Schlämmproducten zu feineren, und versuchen wir es endlich, uns ein Bild von der Schlammthätig- keit des Ufers vorzuführen, indem wir die noch gegenwärtig im Ge- _ birge ihren Anfang und nach jener Richtung hin ihren Lauf nehmen- den Ströme mit ihren aus dem Gebirge entführten Anschwemmungen und der in grösserer Entfernung von diesem an Feinheit zunehmenden Beschaffenheit derselben verfolgen, so bleibt uns kaum ein Zweifel, dass analoge, wenn auch modificirte und in ihrer Ausdehnung gross- artigere Vorgänge bei der Bildung dieser Pampafläche sich vollzogen. 197 Wir stehen vor derselben Erscheinung, welche sich auf dem ge- _ sammten Erdball unter so vielfach in ihrer Ausdehnung wechselnden und anscheinend äusserlich verschiedenen, aber doch in ihrem Ver- laufe stets einen hohen Grad von Uebereinstimmung zeigenden Vor- gängen wiedergiebt; sei es am Fusse der Sierra de Cördoba in Südamerika, oder im Stromgebiete des Rheins in seinem oberen Laufe in Europa, oder in denen der meisten Ströme Asiens und Afrika’s.— Es ist das allmählige Verwittern und Zerfallen jener wegenihrerallgemeinen Verbreitung auf demErdball von der. meisten Geologen als primitive Oberflächendecke desselben aufgefassten krysstallinischen Eruptivsteine, welche sich hauptsächlich aus einem Gemeng dreier verschiedener Mineralien, des Quarzes, Glimmers und Feldspathes zusammensetzen. Die Eingriffe der Verwitterung, bewirkt durch die über grosse Zeit- räume sich fortsetzende, stets wiederkehrende und dadurch mächtig werdende Einwirkung der atmosphärischen Niederschläge, oder gleichzeitig durch den beständigen Wellenschlag der Meeresbran- dung, verursachen ein allmähliges Zerfallen der compacten Felsen in kleinere Bruchstücke, ein theilweises Zerfallen dieser in ihre mineralogischen Gemengtheile, eine Zerkleinerung oder chemische Veränderung der letzteren und eine gleichzeitige Entführung dersel- ben durch die Wellenbewegung des Wassers. Die den Westen der Argentinischen Republik der Länge nach durchziehende Sierras von Cördoba, Catamarca u. s. w. sind in ihrer Grössen-Ausdehnung und äusseren Gestaltung nicht mehr dieselben, welche sie in früheren Entwickelungsperioden der Erdoberfläche waren; sie bilden nur noch einen Theil, den Kern eines grösseren Gebirges, welches allmählig unter dem Einflusse von Wasser und Luft während unberechenbarer Zeiträume hindurch an seiner Ober- fläche sich veränderte und an Umfang abnahm, indem die Producte der Veränderung und Zersetzung von seiner Oberfläche abgetragen, durch die nivellirende Thätigkeit des Wassers dem Thale zugeführt wurden und so zur Bildung des Pampabodens beitrugen. — Die brei- . ten Thaleinschnitte im Gebirge selbst, die Gliederung eines Gebirgs- zugesin Gruppen und einzelne Bergrücken und die weniger steilen Böschungen der Bergwände sind Erscheinungen, welche sich zum Theil sehr allmählig herausbildeten, indem jeder Thaleinschnitt viel- leicht nur einem schmalen Risse im Primitiv-Gebirge entspricht, dessen Vorhandensein aber Veranlassung gab, die in dieser Weise gebildeten Gesteinsfläiehen dem verändernden Einflusse von Licht und Wasser zugänglich zu machen. Sehr ungleich sind nun die Vorgänge, welche sich beim Zerfallen dieser Felsen an den verschiedenen Gemengtheilen derselben voll- ziehen. Der im krystallisirten Zustande durch seine Unveränderlichkeit gegenüber den Einflüssen des Meteorwassers charakterisirte und der 198. Verwitterung überhaupt entzogene Quarz unterliegt nur den Vor- gängen einer allmähligen Zerkleinerung und Abreibung unter der continuirlich thätigen Kraft der Wasserwellen. Er findet sich mit unveränderten Eigenschaften als Sandkorn in den Segmenten der Wasserschichten eingelagert, unter deren Einfluss seine. Wanderung bewirkt wurde. Er ist durch seine Unveränderlichkeit vorzugsweise geeignet, durch die relative Grösse seiner Trümmer einen wichtigen Anhaltspunkt bei der Beurtheilung von Fragen zu geben, welche _ sich auf die Schnelligkeit oder Stärke der Wasserwellen, die jene Sedimente herbeiführten, oder auf die Länge des Weges, welchen diese bei ihrer Entführung von den ursprünglichen Fundstätten zurücklegten, beziehen, namentlich in allen denjenigen Fällen, wo die ihn begleitenden Felstrümmer einer theilweisen oder völligen Zersetzung und Veränderung unterlagen. Denn um ein Sandkörnchen von bestimmter Grösse oder Schwere auf gleichmässiger Unterlage fortzutragen, gehört zunächst eine ge- wisse Kraft der Wasserwellen, deren Grenzpunkt erreicht werden muss, bevor die Wirkung eintreten kann. Je nachdem aber derselbe in geringerem oder höher&m Grade überschritten ist, wird eine lang- samere oder raschere Wanderung der Felstrümmer oder dem ent- sprechend eine Entführung in geringere oder grössere Entfernungen bewirkt. Das über die Unveränderlichkeit des Quarzes Bemerkte lässt sich bis zu einem gewissen Grade auf den zweiten Hauptbestandtheil der granitischen Felsarten und der aus diesen hervorgehenden Sedimente oO anwenden. Der reine Kaliglimmer ( ; 10} a1 ) welcher in keiner OKa der vorliegenden Bodenproben fehlt, widersteht, wenn nicht voll- ständig'), so doch sehr hartnäckig allen Eingriffen der Verwitterung?), so dass derselbe sich durch die’meisten Sedimentgesteine und deren 'Verwitterungsproducte hindurch mit unveränderten physikalischen Eigenschaften zu erhalten pflegt °). Sehr eingreifend dagegen sind die Wirkungen der Verwitterung auf den dritten Hauptgemengtheil jener Felsen, den Feldspath. — Das leichte Verwitterungsvermögen desselben war schon Werner (1794) bekannt und wurde daselbe von ihm dem Einflusse von Was- ser und Kohlensäure zugeschrieben, eine Ansicht, die bis auf die Gegenwart fast unverändert geblieben ist*). Später wurde von Struve (1826) direet durch Versuche nachgewie- sen, dass kohlensäurehaltiges Wasser aus granitischen Gesteinen 1) Mulder, Chemie der Ackerkrume, Bad. I. 8. 576. 2) Bischoff, Lehrb. der chem. und phys. Geologie, Bd. II. 8. 1216 und 1374. 3) Naumann, Lehrbuch der Geognosie, Bd. I. 8. 726. 4): Naumann, a. a. O., S. 727. 199 Alkalien auszieht '). Von Fournet ?) (1833) und nach diesem von Forchhammer °) (1835) wurde zuerst auf die Umwandelung des Feldspaths in Thonerdesilicat(Kaolin)aufmerksam gemacht, an welche Arbeiten sich eine Reihe anderweitiger Untersuchungen anschliessen, die nur insofern die ursprüngliche Anschauung vervollkommneten, als aus ihnen hervorzugehen scheint, dass je nach der Art und Zusam- mensetzung die Feldspathe (Orthoklas: Ka2 Al2 Si6 016 Albit: Na2 Si6 016, Oligoklas Na2 Al2 Si5 Ol4 u. =. w.) nicht nur 16) das einfache Thonerde-Silicat : 2 ( En fola ) + H20 OH sondern gleichzeitig Polisilicate von verschiedener Constitution ent- stehen, während ein grosser Theil der Kieselsäure in lösliche Form übergeht und gleichzeitig mit dem Alkaligehalte der Feldspathe vom Wasser allmählig gelöst und ausgewaschen wird, wobei indessen bei gleichzeitiger Gegenwart von Kali und Natron letzteres rascher und vollkommener fortgeführt wird als das Kali ?). Aus dem harten’ krystallisirten Mineral ensteht auf diese Weise unter Bindung von Hydratwasser der amorphe Lehm, welcher bei dem hohen Grade seiner feinen Zertheilung und dem im gleichen Grade wachsenden Flächenanziehungsvermögen den wichtigsten Ein- fluss aufdie physikalischen Eigenschaften der Bodenarten ausübt, je nachdem er diesen in geringeren oder grösseren Quantitäten beige- mengt ist. Neben seinem Absorbtionsvermögen für verschiedene Salze, zumal Kalisund Ammoniakverbindungen u. s. w., übt derselbe namentlich einen wichtigen Einfluss auf die wasserhaltende Kraft der Bodenarten aus und dient als Reservoir für viele dem Pflanzen- wuchs unentbehrliche anorganische Nährstoffe, welche von demselben durch Flächenanziehung zurückgehalten und dadurch vor einer Ent- führung durch die Bodenwässer geschützt werden. — Verfolgen wir jetzt die Geschicke der Gesteinstrümmer, welche durch die Einwirkung der atmosphärischen Niederschläge und durch die Circulation der Flüssigkeiten in dem Porengewebe der Felsen allmählig von diesem abgelöst und dem Thale zugeführt werden. Durch die gegenseitige Reibung unter der Kraft des abströmenden Wassers in ein Gemenge von Fragmenten aller Grössenunterschiede verwandelt, unterliegen diese der Schlämmthätigkeit des Wassers, welches die spezifisch leichteren und die feiner zertheilten von den gröberen trennt, die ersteren in weitere Entfernungen fortführt, die letzteren dagegen in den zunächst gelegenen Strecken am Fusse der Sierra ablagert. Da die Härte der jene zusammensetzenden Minera- 1) Cf. Koth, Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine, 1869. S. 129 2) Cf. Mulder, Chemie der Ackerkrume, Bd. I. S. 144. 3) Poggendorffs Annalen, Bd. XXXIILS. 331. 4) Naumann a. a.0O., Roth, a. a. O. 200 | a lien eine verschiedene ist, so können die Vorgänge der Abreibung, denen die fortgeschwemmten Felstrümmer unterliegen, nicht bei allen mit gleicher Intensität zur Wirkung gelangen. Abgesehen von den Verschiedenheiten in dem Grade einer gerin- geren oder grösseren Sprödigkeit der Mineralien, für welche ein relativer Maasstab nicht vorliegt, würde demnach der Quarz bei dem Härtegrade 7 weniger leicht einer Abreibung unterliegen, als der Feldspath mit dem Härtegrade 6, und am meisten würden der Glim- mer (H—2-3) sowie der für die vorliegenden Verhältnisse mit zu be- rücksichtigende Marmorkalk (Kalkspath H=3,5) der Einwirkung ausgesetzt sein. Andererseits würde bei Vergleichung des spezifischen Gewichtes jener Mineralien, welches bei dem Glimmer—2,8—3,1, bei dem Feldspath—=2,6, bei dem Quarz—2,4 — 2,8, und bei dem Kalk- spath—=2,2— 2,8 ist, für die drei ersten Mineralien die Vorgänge einer ungleichmässigen Fortschwemmung wieder dadurch etwas compensirt werden, dass das den geringsten Härtegrad zeigende und leicht spaltbare Mineral (Glimmer) gleichzeitig das spezifisch schwerste ist, wobei indessen nicht unberücksichtigt bleiben darf, dass die grosse Flächenausdehnung der Glimmerfragmente günstigere Chancen für eine leichte Entführung durch die Wasserwellen bietet, als die ge- wöhnlich mehr compacten Fragmente der andere Mineralien. Gün- stige Eigenschaften für eine weite Entführung bietet dagegen, wie ersichtlich nach beiden Richtungen hin, der Kalkspath und würde sich schon aus diesen Umständen die Mächtigkeit der Kalksteinlage- rungen (Tosca) in den vom Gebirge entfernten Punkten des Paranä- Gebietes und ihr unbedeutendes Auftreten oder gänzliches Fehlen in dem der Sierra näher gelegenen Schwemmlande erklären. In allen Fällen wird jedoch niemals eine vollständige Trennung und Sonderung der einzelnen Mineralien durch die Schwemmthätigkeit des Wassers herbeigeführt, da stets kleinere Fragmente der spezifisch schwereren Mineralien mit grösseren der leichteren in die gleiche Entfernung entführt und gleichzeitig als Gemenge abgelagert werden. Da ferner die Kraft oder Schnelligkeit der Wasserwellen einem pe- riodischen Wechsel zu unterliegen pflegt, wird gleichzeitig eine unregelmässige Schichtenbildung herbeigeführt und so lässt sich denn nirgends eine gleichförmige Ablagerung von Felstrümmern gleicher Natur und gleicher Grösse, sondern nur ein unregelmässiges Gemenge derselben beobachten. ‘Für den Feldspath bietet nur der Grad seines relativ leichten Ver- witterungsvermögens einen Moment, die Entführung desselben oder wenigstens seiner Zersetzungsproducte und Anhäufung der letzteren an entfernten Localitäten zu verursachen. Aus dem festen Mineral entsteht, wie bemerkt, der amorphe, voluminöse Thon, welcher im hohen Grade dem Einflusse der Fortschwemmung unterworfen ist. Die Verwitterung des Minerals nimmt aber bereits ihren Anfang in dem compacten Gestein der Gebirgsfelsen; sie begleitet dasselbe 201 während des ganzen Laufes seiner Wanderung bisin die neuen Lager- stätten hinab und liefert während dieses Vorganges beständig neues Material in Feinerde, welches unter obwaltendeng Verhältnissen vor- zugsweise an den entfernten Oertlichkeiten abgelagert wird und den relativen Thongehalt der Sedimente jener beträchtlich vermehrt. Der für den Boden von Rosario gefundene beträchtliche Gehalt an Thonerde-Silicat dürfte für das ganze Ufergebiet des Paranä in sei- nem unteren Laufe charakteristisch sein, wie schon aus der dichten, thonigen Beschaffenheit der Bodenarten zwischen Rosario und Bue- nos Aires hervorgeht. — Wir würden in dem Obigen die Erscheinungen wiedergegeben haben, welche sich noch während der gegenwärtigen, alluvialen Pe- riode in der Thätigkeit der Gebirgsströme unserer Anschauung vor- führen und würden nunmehr zu untersuchen haben, ob und wie weit dieselben zur Erklärung der Pampabildung von Belang sein könnten. Wenn nun die Annahme einer allmähligen Entstehung der Pampa durch die Thätigkeit der Ströme bei der grossen Flächenausdehnung jener schon an sich wenig Wahrscheinlichkeit bietet, so schwindet sie umsomehr bei Betrachtung der Erscheinungen, welche die Wirkun- gen der Ströme begleiten. Ueberall, wo fliessende Gewässer die Pampa-Ebene durcheilen, verursachen sie eingreifende Störungen in der normalen, gleichförmigen Beschaffenheit der Bodenschichten. Einerseits bewirken sie durch Erosion tiefe Einschnitte und Unregel- mässigkeiten in der Gestaltung der Oberfläche und anderseits über- trifft die Grösse der Gesteinstrümmer, welche sie mit sich führen und ablagern, stets bei weitem das Volumen derjenigen, welche sich in benachbarten Bodenflächen vorfinden; so im Ufergebiete des Rio Primero, Rio Segundo, u. s. w., ein Beweis, dass die Wasserwellen, welche sich gegenwärtig über dies Territorium fortbewegen, eine weit beträchtlichere Schnell-Kraft besitzen, als diejenigen, unter deren Einfluss die Anschwemmung des Pampabodens sich vollzog. — Namentlich aber spricht die ungewöhnlich gleichmässige Plani- rung des gesammten Territoriums der Pampas direct gegen jene Annahme. Angenommen auch, die Staubwanderungen der Pampe- ros hätten wesentlich dazu beigetragen, so würde sich daraus noch en die Gleichmässigkeit eines so grossen Länderbezirkes erklären assen. — Und so scheinen denn auch von diesem Gesichtspunkte aus alle Merkmale zu der einzig wahrscheinlichen Annahme hinzuführen, dass eine allgemeine grosse, die gesammte Ebene überdeckende Was- serfläche durch ihren gleichförmigen Wellenschlag die Bildung der Pampa verursachte. Unter dieser Voraussetzung würden nun die Erscheinungen in der Anschwemmung und Ablagerung der Bodenbestandtheile zwar den Jetzigen Flussanschwemmungen analog, aber trotzdem in ihren Vor- gängen wesentlich modifieirt, zumal weniger scharf in ihren regel- 202 . mässigen Uebergängen ausgeprägt sein. Wir hätten uns in diesem Falle das Vorhandensein einer stehenden Wasserfläche zu vergegen- wärtigen, welche ia Westen von den Gebirgszügen der Sierras von San Luis, Cördoba, Oatamarca, u. s. w. theilweise abgegrenzt sein würde. Die durch Fallkraft bewirkte Strömung des Wassers nach einer bestimmten Richtung hin würde unter diesen Verhältnissen nicht vorherrschen, denn abgesehen von manchen localen und den allgemeineren Strömungen, die durch ungleichmässige Erwärmung der verschiedenen Wasserschichten verursacht werden, sind die Ur- sachen, welche den Wellenschlag der stehenden Gewässer herbeifüh- ren, äussere, vorzugsweise an der Oberfläche derselben zur Geltung gelangende und verschwinden allmählig mit zunehmender Tiefe in den unteren Schichten. —Da in Folge dieses Umstandes die tieferen Stellen des Meeresgrundes vor der Einwirkung des Wellenschlages geschützt, die hervorragenden Punkte dagegen den Angriffen des- selben ausgesetzt sind, so müssen dieletzteren bei hinreichender Zeit- dauer allmählig abgetragen werden, indem die Schwemmproducte, sobald sie beim allmähligen Uebergange in die entfernten tieferen und unbewegten Wasserschichten gelangen, sich absetzen, die Tiefen des Grundes ausfüllen und so bei hinlänglicher Zeitdauer und gleich- förmiger Beschaffenheit der Sedimente eine vollständige Niveau- Ausgleichung des Grundes bewirken. Bei Uebertragung dieser Umstände auf die vorliegenden Verhält- nisse würden wir die tieferen Stellen des Pampa-Meergrundes bei dem Mangel sonstiger positiven Anhaltspunkte offenbar da zu suchen haben, wo sie sich nach Abfluss des Wassers und noch unter den gegenwärtigen Verhältnissen vorfinden: in den vom Gebirge entfern- teren Punkten, während wir in den hervorragenden Felsen oder Ge- birgen selbst diejenigen Punkte zu erblicken hätten, von welchen aus beständig neues Material für die Niveau-Erhöhung des Grundes ge- liefert und nach jener Richtung hin fortgeführt sein würde. Da nun beim Verwittern der granitischen Eruptiv-Gesteine nie- mals ein Zerfallen in Fragmente von gleichmässiger Grösse stattfin- det, da ferner die grösseren Fragmente in der Gesammtheit ihres Volumens die Menge der fein zertheilten Producte überwiegen und die ersteren einer Fortschwemmung in entfernte Punkte theilweise oder vollständig widerstehen, so mussten sie vorzugsweise in der dem Gebirge zunächstgelegenen Fläche des Grundes ihre Ablagerung fin- den und nicht allein die grobkörnige und poröse Beschaffenheit des Schwemmlandes dieser Localitäten, sondern daselbst auch eine ent- sprechende Erhöhung des Niveau’s verursachen. In Uebereinstimmung damit zeigen die Sedimente in der Nachbar- schaft des Gebirges weit mehr auffallende locale Verschiedenheiten in ihren Lagerungsverhältnissen, als die Schichten des Pampabodens im Ufergebiete des Paranä. Eine gegenseitige Durchmengung der von verschiedenen Seiten herbeigeführten Schwemmproducte müsste 203 aus naheliegenden Gründen ihren Höhepunkt da erreicht haben, wo die Schwemmproducte den weitesten Weg zurückgelegt und gleich- zeitig die grösste Feinheit erlangt hatten. In den Umgebungen von Cördoba finden sich häufig in geringen Entfernungen neben einander Anlagerungen kiesigen Sandes und mässige Lager aus vorwiegend thonreichem Material. Selten aber verläugnen die letzteren, wenigtens in ihren mittleren und oberen Schichten, soweit dieselben freigelegt sind, einen gewissen lockeren u. porösen Habitus, welcher das lockere Gefüge der grobkörnigen Feld- spathlager, aus denen sie hervorgingen, noch mehr oder weniger an- deutet. Eine vollständige V erwitterung der Feldspathtrümmer konnte erst nach langen Zeiträumen und nach Abfluss der bedeckenden Wasserschichten sich geltend machen, indem erst nach diesem Vor- gange die Bodenschichten einer häufigen Wechseleinwirkung von Wasser und Luft ausgesetzt waren. Dass die Vorgänge der Verwit- terung aber noch gegenwärtig sich geltend machen, scheint aus der Zusammensetzung einer Eifflorescenz hervorzugehen, welche von den oberen Parthieen einer solchen lehmreichen Schicht in dem Abhang bei der Sternwarte bei Cördoba herrührt. Dieselbe zeigte folgende Zusammensetzung : Schwefelsauren Kalk-Gyps.... S O2 { % N en = 3.715 Schwefels. Kali............... s02[9} Ka2— 2232 Schwefels. Natron...........802|9} Na2— 53.186 Chlornatrium (Kochsalz)...... C1Na — 10.807 100.000 DasFehlen quantitativ nachweisbarer Mengen von Magnesia, welche in allen Grundwässern sich vorzufinden pflegt, unterstützt hier nicht die Annahme, dass es sich bei dieser Efflorescenz um einen Verdun- stungsrückstand des durch capillare Hebung an Ort und Stelle ge- schafften Grundwassers handele —Für die reichliche Gegenwart der Sulfate dürfte wohl das Vorhandensein eingesprengter und verwitter- ter Kiese zunächst als Erklärung in Betracht zu ziehen sein '). Indem wir die obigen Betrachtungen vorläufig abschliessen, be- dürfte es noch einiger Bemerkungen über die Beziehungen des Pam- pabodens zur Pflanzenwelt, insoweit die Verhältnisse seiner chemi- schen Zusammensetzung hierzu Veranlassung geben. Wenn im Gebiete der Agricultur-Chemie schon seit langer Zeit bekannt und festgestellt wurde, dass diejenigen Bodenarten, welche direct der Verwitterung granitischer Primitiv-Gesteine ihren Ur- Hr Dass vielen granitischen Eruptivgesteinen ein gewisser Gehalt an einge- schlossenen Chloriden und’ Sulfaten (f eigenthümlich zu sein scheint, dürfte nach den Untersuchungen von Struve u. A. keinem Zweifel unterworfen sein, (Vergl. Roth, Beiträge zur Petrographie der plut. Gesteine, 8. 129.) 204 sprung verdanken, dieselben Bodenarten, aus denen zum Theil /die blühenden Niederungen des Rheinthales in Europa, oder die nicht minder berühmten des Nilthales in Africa gebildet sind, zu den für Culturgewächse sehr günstigen gezählt werden müssen '), so würde ausserdem schon ein flüchtiger Blick auf die Zusammensetzung des Pampabodens ausreichen, um diesen in Bezug auf seine anorgani- schen Pflanzennährstoffe als einen sehr günstigen und gleichzeitig fast unerschöpflichen bezeichnen zu können. \ Um hier einen Anhaltspunkt zu geben, sei die Zusammensetzung! des seit altersgrauen Zeiten durch seine Fruchtbarkeit bekannten Nilschlammes nach der Analyse von Johnson ?) wiedergegeben und zum Vergleich die Analyse des Bodens von Villa Maria daneben ge- stellt : | Gesammtmenge Löslich Unlöslich \ ne N Boden von Boden von || Boden vor Nilschlamm| y;lla Marial| Nilschlamm| v;]Ja Marial|Nilschlamm Villa Maria Yo Bl. | Pe Kaliumoxyd. .............. 1,26 2,852 1,26 0,611 — 2,241 Natriumoxyd .............. - 0,89 2,633 0,89 2,385 — 0,248 Caleiumoxyd (Kalk)....... 5,43 3,568 3,89 1,490 1,54 2,078 Magnesiumoxyd .......... 2,13 1,954 2,26 1,641 0,47 0,319 Eisenoxyd............:... 13,19 4,741 11,22 3,911 1,97 0,830 Thonerder.....:...::...20.20: 12,12 | 16,673 6,75 8,540 5,37 8,133 Kieselsäure (und Sand).... 62,39 | 59,941 4,30 | 12,627 58,90 | 47,314 Phosphorsäure........... «||n. bestimmt! 0,517 — 0,160 — 0,357 Schwefelsäure............. 0,22 | Spuren f) 0,22 | Spuren }) = = Salzsaure un... ee 0,03 | Spuren f) 0,03 | Spuren f) = Er | Wenn nun trotzdem der günstige Boden der Pampa in seinem Ur- zustande einen für ihn charakteristischen, nur spärlichen Pflanzen- wuchs aufweist, und dem entsprechend die Bildung von humusrei- cher Dammerde seit der Entstehung jener Pflanzendecke eine verhält- nissmässig geringe war, oder wenn an manchen Localitäten das Productionsvermögen für viele aus Europa eingebürgerte Cultur- pflanzen keine vollstindige Analogie mit den dortigen, unter gleichen Verhältnissen der Bildung sowie der mineralogischen und chemischen Mischung sich vorfindende Bodenarten nachweist, sokann es keinem Zweifel unterliegen, dass diese Abnormität vorzugsweise durch die eigenthümlichen Verhältnisse begründet ist, unter denen der Pampa- Boden sich befindet. Von diesen Verhältnissen, welche man im gewöhnlichen Leben als „Klimatische“ zu bezeichnen pflegt, indem man an Stelle einer noch 1) Mulder, Chemie der Ackerkrume, Ba. 1. S. 575. ‚ 2) Pharmaceut. Centralbl. 1852. S. 152. t) Die im Wasserauszuge vorhandenen Mengen wurden nicht quantitativ be stimmt. A| 205 fehlenden klaren Einsicht ein unbestimmtes Wort, als Inbegriff aller überhaupt beeinflussender Umstände substituirt, lassen sich nun, inso- weit bei dem mangelhaften Material an positiven Kenntnissen über diesen Gegenstand allgemeine Gesichstpunkte begründet werden kön- nen, folgende Erscheinungen als von weittragendem Einfluss auf die Vegetations- Vorgänge der Pampa absondern: 1.) Das ungewöhnlich flache, fast horizontale Niveau eines gros- sen 'Theiles der Pampa, welches den durch Verwitterung und Aus- lauguang verursachten Gehalt der Bodenflüssigkeiten an löslichen Salzen nicht in dem Grade einen genügenden Abfluss gewährt, wie dies an analo gen Oertlicheiten von beschränkterer Ausdehnung in Europa der Fall ist. 2.) Der Mangel sehr reichlicher atmosphärischer Wassernieder- schläge, ohne deren Vorhandensein eine üppige Vegetation nicht zur Geltung zu gelangen vermag. Beide Erscheinungen, sich gegenseitig beeinflussend und da, wo sie beide in vollem Umtäangesich geltend machen, sich gemeinschaft- lich zu nachtheiligen Folgen für die Cultur-Gewächse vereinigend, würden allein schon ausreichen, eine gewisse Eigenthümlichkeit der Vegetations-Verhältnisse der Pampa erklärlich zu machen. Der ungewöhnlich reichliche Gehalt der Bodenflüssigkeiten der Pampa an löslichen Salzen, zumal an Chloriden und: Sulfaten des Natron’s und der Magnesia, welcher an manchen Localitäten selbst bis 10 pro mille und darüber beträgt, ist eine constante Thhatsache, gleichgültig, ob wir in diesen Salzen den theilweisen Rückstand des Salzgehaltes der früheren, die Pampafläche überdeckenden Wasser- schicht oder das ausschliessliche Verwitterungsproduct der den Pam- paboden bildenden Felstrümmer zu betrachten geneigt sind. - In der für unsere Anschauungen vorzugsweise benutzten Pampa zwischen Cördoba und Rosario scheinen selbst die dem Paranä-Ge- biete angehörigen Bodenparthieen, in denen sich für den Abfluss der zahlreichen Bodenflüssigkeiten noch die am meisten günstigen Chan- cen bieten würden, keine Ausnahme von jener Regel zu bilden, wie schon aus dem reichlichen Salzgehalt der diesem Gebiete angehörigen Bäche, z. B. des eine halbe Legua unterhalb Rosario in den Paranä einmündenden Saladillo etc. hervorgeht. — Seit Zeiträumen, die sich jeder historischen Berechnung entziehen, enteilen die Wassernieder- schläge der Sierra von ÜOördoba u. s. w. in 4 Strömen dem ebenen Gebiete dieser südöstlichen Pampa zu und nur einer derselben, der Rio Tercero, erreicht in seinem Laufe theilweise den Paranä und führt so die durch Auslaugung gelösten Salze ihrer normalen Rich- tung, dem Meere zu. Die übrigen strömen den Niederungen der Pampa entgegen und bereichern so alltäglich den Boden mit neuen Mengen löslicher Salze. Auf der Hälfte ihres Weges grösstentheils verdunstend, theils in den Boden eindringend, scheinen sie an einigen Vertiefungen der Pampa (Laguna de los Porongos, Mar chiquita, 206 etc.) durch hydrostatische Bewegung wieder zum Vorschein zu kom- men, dort durch fernere Verdunstung sich concentrirend und die Umgebungen ihrer künftigen Bedeutung, als Salzwüsten, entgegen- führend. Dass die hydrostatische Bewegung dieser Wässer sich dem gleichen Grade bis zum Spiegel des Paranä fortzuset mag, erklärt sich leicht aus der dicht gelagerten, thonigen fenheit der Erdschichten im Paranä-Gebiete, die gleich ein durchdringlichen Damm jener Bewegung sich entgegensetzen. traiion der darin gelösten Salze, die vorzugsweise aus Chlorklen, Carbonaten und Sulfaten des Natron’s, Kali’s, Kalkes und der Ma- gnesia bestehen, nicht auf alle Salze in dem gleichen Grade. Der ten sind, so schwindet ihr günstiger Einfluss aufdie Vegetation, sobald sie in den Bodenflüssigkeiten eine gewisse Concentration erreich Knop, einer der bedeutendsten Agricultur-Chemiker unserer Z welcher sehr eingehende Versuche über die Absorbtion der: anorga- nischen Nährstoffe durch die Wurzelthätigkeit der Cultur-Pflanzen ausführte, gelangt bezüglich des Einflusses der erwähnten Salze Auf europäische Oultur-Gewächse zu folgenden Resultaten: „ Die Landpflanze bedarf des Chlors nicht als Nährstoff. Seit 1861 zog ich Getreide, die Kresse und den Buchwaizen, ohne der Nähr- stofflösung ein Chlorid hinzuzusetzen. Schon bei mässig starken Düngungen mit Chlornatrium beobachtet man meist sehr nachtheilige Wirkungen und wie die Versuche über die Salzaufnahme der Pflan- zen beweisen, übt das Chlormagnesium eine schädliche Wirkung auf den Inhalt der Wurzelzellen aus. Es ist denkbar, dass bei starken Düngungen mit Na Cl sich zu grosse Mengen von M, Cl? durch Wechselwirkung des Na Cl und der im Boden vorhandenen Magne- sia-Verbindungen erzeugen und dass die schädliche Wirkung des Na Cl aus dieser Reaction entspringt '). Bei alledem durchdringen Chlornatrium, Chlorkalium und Chlormagnesium alle Pflanzenorgane, wenn sie in der Bodenflüssigkeit enthalten sind und somit findetsich auch in jeder Landpflanze etwas Chlor '). Die Basen sämmtlicher Kali-, Ammon.- und Natronsalze erleiden bei zunehmender Concen- tration eine derselben proportional grössere Absorbtion durch die 1) Knop, Lehrbueh der Agricultur-Chemie. 1868. S. 228. 207 Feinerde und verschwinden mit der Verdunstung des Wassers auf dieem Wege aus der Bodenflüssigkeit. Die Concentration der Bo- denlüssigkeit unter den natürlichen Verhältnissen besteht also im Wesentlichenin der Zunahme der Magnesia, der Nitrate ') und Chlo- rid. Letztere werden, wo sie in einigen Mengen im Boden vor- konmen, der Pflanze schädlich. ?)“ Teber die Aufnahme der Sulfate bemerkt derselbe Autor Fol- geades : „ Alle Mineralsalze (mit Ausnahme der Nitrate) erfahren beim Entritt in das Wurzelgewebe einen Widerstand, sobald sie über 1 p’o mille vom Gewicht der Flüssigkeit ausmachen, die Sulfate im All- &>meinen einen sehr starken Widerstand, der bei Ooncentrationen von 2 5—3 pro mille sehr deutlich hervortritt °).“ Nach diesen Erfahrungen Knop’s kann es keinem Zweifel unterlie- sen, dass an allen denjenigen Stellen der Pampa, wo eine Anhäufung der löslichen Salze in den Bodenflüssigkeiten stattgefunden hat, ein Tinfluss auf die Wachsthumvorgänge der Culturpflanzen nicht aus- bleiben wird, welcher die Degeneration derselben an solchen Punkten linlänglich erklärt.—Ob bei der für die Pampa charaktertisichen Ve- getation sich insofern eine Anpassung an die gegebene Verhältnisse herausgebildet hat, als die Wurzelthätigkeit derselben durch den Salzgehalt der Flüssigkeiten weniger beeinträchtigt wird, dürfte curch Vegetations-Versuche mit solchen Lösungen positiv zu ent- scheiden sein. Glücklicherweise sind nun die Bodenarten, bei denen derartige ab- norme Verhältnisse vorherrschen, durch die eigene Bewegung der Bodenwässer auf gewisse Oertlichkeiten beschränkt und fast überall im Gebiete der Pampa, wo die natürlichen Hülfsquellen an Wasser- vorräthen ausreichen, um durch natürliche oder künstliche Nachhülfe die nachtheiligen Wirkungen der Dürren zu paralysiren, wie in den Stromgebieten des Rio Primero, Segundo, Ouarto, u. s. w., recht- fertigt der Boden der Pampa, sobald die Schwierigkeiten seiner Ur- barmachung überwunden sind, durch reichliche Ernte-Erträge voll- kommen die Erwartungen, welche man bei seiner günstige. Zusam- mensetzung vom Standpunkte der Agrieultur-Chemie an ihn zu stellen berechtigt ist. — 1) In denjenigen Bodenarten, welche reich an verwesenden organischen Substanzen sind. 2) Knop, a. a. O., S. 822. . 3) Knop, a. a. O., S. 828. Kapitel X. Die nutzbaren Mineralien der Argentinischen Republik. I, Argentinische Erzlagerstätten. Die Gebirge der Argentinischen Republik und zwar besonderl diejenigen der Provinzen von Cördoba, San Luis, Mendoza, Sa Juan, Rioja und Catamarca, beherbergen einen grossen Reichthun von Metallen und haben deshalb schon seit längerer Zeit eine! ziemlich regen Bergbau auf Gold, Silber, Kupfer, Blei und Nickd entstehen lassen; indessen hat derselbe bei Weitem noch nich diejenige Ausdehnung und Bedeutung gewonnen, welche ihm An- gesichts der vorhandenen und zum Theil ausserordentlich reichen Erze gebührt, und welche er auch in Zukunft ganz sicherlich gB- winnen wird, so bald ihm die Vollendung der im Bau begriffenen Eisenbahnen erleichterte Transportverhältnisse und die Zunahme der Einwanderung disponible Arbeitskräfte gebracht haben werden. Die oben genannten Erze finden sich auf echten Gängen, das Gt ausserdem noch in Seifen. Das Nebengestein ist in den verschie-' denen Grubengebieten ein sehr verschiedenes; es ist z. B. in der Sierra de las Capillitas Granit, in der Sierra de Cördoba und in der Huerta (San Juan) Gneiss, in der Famatinakette (La Rioja) Thonschiefer, bei Gualilan (San Juan) paläozoischer Kalkstein, in Mendoza Trachyttuff und Sandstein. Das ist also eine grosse Mannigfaltigkeit des Vorkommens. Um so interessanter wird die *) Bearbeitet von Professor Dr. Alfred Stelzner. UT TER LEER, m f a Se u n Ze En nn 209 früher schon gelegentlich erwähnte Thatsache*), dass nämlich trotz jener Verschiedenartigkeit des unmittelbaren Nebengesteines die meisten, wenn nicht alle Argentinischen Erzgänge nur da sich finden, wo jene Granite, Gneisse, Kalksteine etc. von tertiären Eruptiv-Gesteinen (Trachyten, Andasiten etc.) durchbrochen worden sind. Dieser für die Argentinischen Erzgänge. so ausserordentlich charakteristische Umstand beweist somit auf das Deutlichste, dass die Entstehung derselben in die tertiäre Periode fällt und durch die vulkanischen Vorgänge während derselben veranlasst worden ist, Selten findet sich übrigens in der Nachbarschaft eines Trachyti- schen Durchbruches ein Gang allein; gewöhnlich haben sich inner- halb eines und desselben Distriktes eine Vielzahl von Gängen ent- wickelt. An diese generellen Bemerkungen möge hier noch die Aufzählung der wichtigsten Grubengebiete des Landes angeschlossen werden. Die Gold führenden Gänge sind Quarz- oder Hornstein- Gänge, in welchen das Gold in metallischem Zustande eingesprengt und in der Regel nur von Eisenkies oder Brauneisenerz begleitet ist. So kenntman dieselben in der Provinz San Luis in der Um- gebung von Tomalasta, besonders in der Canada honda und am Portezuelo der Sierra de Ullape; sodann in den von alter Zeit berühmten Grubengebieten von Gualilan und Guachi (San Juan). Goldwäschereien sind in der Sierra de Famatina (La Rioja), in dem Valle Calchaqui (Salta) und dem Departement de la Puna (Jujui) bekannt, werden aber in denl etztgenannten beiden Distrik- ten nur durch die indianische Bevölkerung und in sehr primitiver Weise bearbeitet; in grösserem Maasstabe existiren sie nur in dem schon genannten Distrikte von San Luis. Silber. Der an Silber reichste Distrikt der Argentinischen Republik ist der Cerro Negro unweit Chilecito (La Rioja). Hier setzt in Thonschiefer eine erstaunliche Vielzahl von Gängen auf, die neben Braunspath, Zinkblende und Eisenkies vorwiegend ge- diegenes Silber und edle Silbererze (Rothgüldigerz, Chlor- und Schwefelsilber) führen und zwar zum Theil in solchem Reichthum, dass sich das genannte Grubengebiet den reichsten anderwärts be- kannten zur Seite stellen lässt. Leider ist gegenwärtig fast der ganze Bergbau daselbst in den Händen der kleinen Leute (fast jeder Einwohner von Chilecito hat seine minita), welche weder über technische Kenntnisse noch über Capital zu verfügen haben; wenn aber hier einmal eine starke Summe unter einheitlicher und kundiger Leitung angelegt worden sein wird, so wird Chileeito trotz der 3500-4000 Meter hohen Lage seiner Gruben, zweifels- ohne einer der wichtigsten Bergorte der Republik werden. Auch in der Sierra von Cördoba kommen quarzige Gänge vor, welche *) Kapitel VI: Geologie der Argent. Republik. 210 p \ reich an Chlorsilber und gediegenem Silber sind und auf denen als mineralogische Seltenheit auch etwas Jodsilber einbricht. Der Abbau derselben, der jetzt fast ganz darniederliegt, ist jedenfalls noch einer bedeutenden Entwickelung fähig. Silberhaltiger Bleiglanz. — Sehr zahlreich sind fast in allen Gebirgen der Republik Gänge vorhanden, deren Haupterz silberhaltiger Bleiglanz ist, und es sind namentlich diese Gruben- gebiete, welche durch den Ausbau des Argentinischen Eisenbahn- netzes grossen Gewinn haben und an Ausdehnung zunehmen . werden. Denn gegenwärtig müssen sich die meisten von ihnen lediglich auf das Ausbringen des Silbers beschränken, während das Blei einen weiten Transport auf Maulthierrücken nicht verträgt und deshalb, trotz seines reichlichen Vorhandenseins für die abgelegeneren Gruben fast nutzlos ist. Die wichtigsten Distrikte, welche Gänge von silberhaltigem Bleiglanz besitzen, sind diejenigen am Paramillo de Uspallata (Mendoza), in den Sierren von T'oontal, zu Castano und in der Sierra de la Huerta (San Juan), in. der Sierra de Cördoba, besonders im Distrikt Ojo de Agua. An allen diesen Orten liegt eine Vielzahl von Gängen vor, die aber zumeist wegen mangelnden Betriebscapitals nur zeitweilig und in kleinem Maassstabe abgebaut worden sind. tollenanlagen, För- derungs- und Wasserhaltungsmaschinen, zweckmässige Aufbereitungs- Anstalten sind an den meisten Orten noch gänzlich unbekannt und der Betrieb hat erst verhältnissmässig kleine Teufen erreicht. Das wird genügen, um die Entwickelungsfähigkeit dieser Gruben, zumal bei erleichterten Transportverhältnissen, erkennen zu lassen. Nickelerze. — In Jagü& in der Provinz Rioja setzen Gänge auf, deren Haupterz derber Rothnickelkies ist, und welche vor etwa 20 Jahren in gewinnbringender Weise: abgebaut worden sind. Die politischen Wirren der damaligen Zeit nöthigten leider die europäischen Grubenbesitzer zur Aufgabe des Betriebes. ‚, Kupfererze. — Gediegenes Kupfer, Kupferglanz, Buntkupfer- kies, Fahlerz, Enargit und Kupferkies sind in mächtigen und reichen Gängen bekannt und gewinnen in der Regel eine nicht unbedeutende Werthsteigerung durch einen kleinen Gehalt an Gold und Silber. Das wichtigste Gebiet für Kupfer ist dasjenige, welches in der Sierra de las Capillitas (Catamarca) durch um- fängliche und ausgezeichnet geleitete Gruben aufgeschlossen: ist. Seine Erze sind namentlich Goldhaltige, Kupferkies, Fahlerz und Buntkupferkies. Ihm zur Seite steht das zwar in den unwirth- lichen Höhen von 4000 Meter gelegene, aber durch reiche Enargit- gänge ausgezeichnete Grubengebiet der Mejicana in der Sierra de Famatina (La Rioja), ein Grubengebiet, welches jedenfalls noch einer grossen Zukunft entgegen geht. Minder bedeutend, aber dennoch sehr beachtenswerth sind die jetzt auflässigen Gruben auf Kupferkies in der südlichen Sierra von Cördoba, sowie die eben- 211 falls auflässigen Grubengebiete im Valle von Calchaqui im Depar- tament Rosario de la Frontera, Salta. Die Ausdehnung der alten Halden an den letztgenannten Orten soll auf ein ziemlich bedeu- tendes Verbreitungsgebiet Kupferkies- und Fahlerz haltiger Gänge schliessen lassen. Zuletzt darf hier wohl noch. der alten Berichte gedacht werden, denen zu Folge der Cerro de Payen im Süden der Provinz Mendoza durch einen ganz ungemeinen Reichthum an gediegenem Kupfer und Kupferlasur ausgezeichnet sein soll. Leider liegt derselbe gegenwärtig noch im Gebiete kriegerischer Indianer- stimme, so dass jetzt selbst bei den günstigsten Erzverhältnissen ein - Abbau nicht betrieben wird. i Eisenerze. Es wird vielfach behauptet, dass einzelne Gebirge einen grossen Reichthum an Eisenerzen beherbergen sollen; so wahrscheinlich das ist, so ist doch zur Zeit deren Abbau noch nicht in Angrifi genommen worden. Anhangsweise möge übrigens hier bemerkt sein, dass sich nach einer von Major D. Ignacio Rickard im Jahre 1869 vorge- nommenen Schätzung damals 2687 Menschen in der Argentinischen Republik sich direct mit dem Bergbau beschäftigten, dass ein Capital von nahezu 1t/, Millionen Patacons in Bergbauspeculationen ange- legt war und dass das Gesammtausbringen aller grösseren Gruben im Jahre 1868: 105 Kilogramm Gold, 12,000 Kilogramm Silber, 13,829 Ctn. Kupfer und 20,000 Ctn. Blei betrug. In Ermangelung genauerer und neuerer statistischer Erhebun- gen geben wir diese Zahlen, nicht ohne zu bemerken, wie ver- schwindend klein diese Ausbeute gegenüber dem Erzreichthum des Landes ist. II. Steinkohlen. Die Frage, ob bauwürdige Steinkohlenlager in der Argentinischen Republik vorhanden seien, ist bereits mehrfach aufgeworfen worden, harrt aber bis heute noch ihrer definitiven Entscheidung. Es ist wohl unnöthig, an dieser Stelle die einflussreiche Bedeutung her- vorzuheben, welche die Existenz derselben für die Argentinische Industrie haben würde; es wird vielmehr genügen, hier dasjenige anzugeben, was bis jezt thatsächlich bekannt geworden ist. Um das Resultat aller seitherigen Beobachtungen vorauszu- schicken, sei erwähnt: dass Steinkohlen allerdings im Argentinischen Territorium existiren, dass aber ihre Bauwürdigkeit noch zu be- weisen ist. 212 Es ist früher hervorgehoben worden*), dass die meisten der aus Gneiss und krystallinischen Schiefern bestehenden pampinen Sierren vun einem Sandsteinsaume umgeben sind, und es ist nach- zuweisen versucht worden, dass diese Sandsteinformation höchst wahrscheinlich unter der Decke des Pampaslehmes alle diejenigen Mulden ausfüllt, welche zwischen den verschiedenen Pampas- gebirgen existiren. Es ist ferner hervorgehoben worden, dass diese Sandsteine sehr differenten Formationen angehören. Eine Gene- ralisation der nachfolgenden Bemerkungen ist deshalb nicht statthaft. Dieselben beziehen sich vielmehr ausschliesslich auf das etwa 10 Leguas breite Becken, welches in San Juan zwischen den Sierren de la Huerta und Pie palo liegt und von dem Rio Bermejo durch- schnitten wird. Am Ostrande dieses Beckens, d. i. am Südwest- abhang der Sierra de la Huerta, sind nun im Gebiete des Arroyo de los Papagallos innerhalb eines Flächenraumes von etwa 25 Quadrat-Leguas an mehreren Orten Ausstriche von Steinkohlen- flötzen zu beobachten. An den Gehängen des Arroyo de los Papagallos, etwa eine halbe Legua von der Sierra de la Huerta und 2 Leguas von der südlich gelegenen Poststation, steht rother Sandstein an mit Einlagerungen von Conglomeraten, deren Gerölle lediglich aus Quarz, Gneiss und Glimmerschiefer bestehen. Darunter liegt ein weisser grobkörniger Sandstein und innerhalb dieses Letzteren tritt ein 0.9—1.2 Meter mächtiges Flötz auf, welches nur wenige Grade gegen den Horizont geneigt ist und aus einer viel- fachen Wechsellagerung von Pechkohle und sandigem Schieferthon besteht, derart, dass die Kohle etwa die Hälfte der ganzen Mächtig- keit ausmacht. Mit einem kleinen Schachte fand sich bei 4.5 Meter Teufe unter der Oberfläche ein zweites, weniger mächtiges Flötz. Der Schieferthon, der mit der Kohle wechsellagert, ist ausser- ordentlich reich an Pflanzenabdrücken und diese Letzteren haben, wie schon erwähnt wurde,. erkennen lassen, dass die vorliegende kohlenführende Formation derjenigen entspricht, welche europäische Geologen als rhätische zu bezeichnen pflegen. Auch am gegenüber- liegenden westlichen Rande des Beckens, d. i. an dem östlichen Gehänge der Sierren von Jachal und Huaco kennt man ebenfalls schmale Kohlenflötze innerhalb derselben Steinformation, nur sind hier die Lagerungsverhältnisse stark gestört, so dass die Schichten steil einfallen. Alle diese Aufschlüsse besitzen an und für sich noch keinen grossen technischen Werth, aber sie sind doch von höchster Bedeutung, insofern sie erkennen lassen, dass das ganze 10 Leguas breite Becken zwischen den genannten Gebirgen mit einer kohlenführenden Formation erfüllt ist, von welcher man bis jetzt nur die obersten Schichten kennt. Dagegen ist noch gänzlich *) Kapitel 6: Geologie der Argent. Republik. Er 213 unbekannt, welcherlei Entwickelung dieselbe in der Beckenmitte besitzt; aber in Erinnerung der Thatsache, dass Kohlenablage- rungen in der Mitte der Becken gewöhnlich reicher und besser entwickelt sind als an ihren Rändern, — eine Thatsache, die in den Kohlenrevieren fast aller Länder ihre Bestätigung gefunden hat — ist man wohl auch für den vorliegenden Fall zur Annahme eines ähnlichen Verhältnisses berechtigt. Jedenfalls machen es die beobachteten Verhältnisse dringend wünschenswerth, dass einmal, sei es von Seiten der Regierung, sei es von Seiten einer Privat- Gesellschaft, in der Beckenmitte einige Bohrlöcher bis auf die alten krystallinischen Schiefer niedergebracht werden. Dieselben werden dann zeigen, ob die thatsächlich vorhandenen Kohlenflötze sich gegen die Beckenmitte hin an Zahl vermehren, ob sie, wie zu hoffen ist, dort stärkere Mächtigkeit gewinnen, so dass ein Abbau derselben möglich sein würde. Da die Niederung zwischen den mehrfach erwähnten beiden Ge- birgen eine fast wasserlose und nur mit niedrigem Buschwerk von Jarilla bedeckte Wüste ist, denn der Rio Bermejo, der sie durchschneidet, ist während des grössten Theiles des Jahres ein trockenes Flussbett, so wird das Niederbringen von Bohrlöchern und bei— günstigen Resultaten, der spätere Abbau der Kohlen — aller- dings sehr grosse Schwierigkeiten zu überwinden haben, aber mit Ca- pital und Energie werden sich dieselben bewältigen lassen. Die Bohr- löcher auf Kohlen würden übrigens zu gleicher Zeit Bohrlöcher auf Wasser werden und somit eine für die Wüsteneien im Innern des Landes hochwichtige Frage zur Entscheidung bringen, diejenige nämlich, ob in jenen Distrikten die Anlage von Artesischen Brunnen möglich ist. Für denjenigen Distrikt, von welchem hier die Rede war, darf man vom geologischen Standpunkte aus eine günstige Lösung dieser Frage als sehr wahrscheinlich bezeichnen. Denn die Wasser des Rio Bermejo, welche thalaufwärts im Boden ver- sickern, werden innerhalb desselben in den Schieferthonen der Steinkohlenformation eine undurchlässige Schicht antreffen ; es wird sich folglich über den Schieferthonen ein unterirdisches Wasser- Reservoir bilden müssen, und bei der Architektur der ganzen Sandsteinformation versprechen unter diesen Umständen die in der Beckenmitte anzusetzenden Bohrlöcher Ausgangswege für jenes unterirdisch vorhandene Wasser zu werden. Bei dem starken Vieh- transport, der durch die in Rede stehende Gegend nach den Ouyo- Provinzen und nach Chile stattfindet, würde das dem Artesischen Brunnen entströmende Wasser und die kleine um den Brunnen sich entwickelnde Oase einen sehr hohen Werth erlangen und die Anlagekosten eines Bohrloches selbst dann sich verzinsen, wenn man mit demselben nur Wasser und keine Kohle antreffen sollte. Anderweite Distrikte, in denen man mit einiger Wahrscheinlichkeit Steinkohlen oder Braunkohlen erwarten könnte, sind gegenwärtig 214 nicht bekannt, wohl aber treten in wenigstens zwei Provinzen der Republik bituminöse Schiefer auf, deren nähere Untersuchung möglicher Weise zu sehr wichtigen Resultaten führen könnte. In der Provinz Mendoza finden sich derartige Schiefer innerhalb einer Sandstein-Conglomerat-Formation, die sich in bedeutender Aus- dehnung an den Östabhang der Sierra von Mendoza anlegt und auch in der allerdings höchst unwirthlichen Gegend von Paramillo de Uspallata mächtig entwickelt ist. Innerhalb dieses Sandsteines kennt man bei Challao, am Cerro de Cachenta, sodann 70 Leguas südlich von Mendoza, am Wege nach dem Planchon, und endlich in der Gegend von Uspallata bis mehrere Meter mächtige Ein- lagerungen schwarzer, sehr bitumreicher Schiefer, in denen nur vereinzelte Abdrücke von Pflanzen, dagegen zahllose Schalen einer kleinen Estheria, zuweilen auch Fischschuppen gefunden werden. Diese schwarzen bituminösen Schiefer sind es wohl, die an mehreren Orten zur Entstehung kleiner Naphtaquellen und zur Bildung ober- flächlicher Ablagerungen von Asphalt die Veranlassung geben. Man kennt dergleichen am Cerro de Cachenta und besonders reich am Wege nach dem Planchon. Irgend welche genauere Unter- suchungen sind indess bis jetzt weder an dem einen, noch an dem anderen Ort gemacht worden. Eine ähnliche Formation scheint in noch grösserer Ausdehnung innerhalb der Provinz Salta aufzutreten, denn alle Nachrichten, welche man bis jetzt über die geologischen Verhältnisse dieser Provinz besitzt, erwähnen unter Anderem mächtig entwickelter schwarzer bituminöser Schiefer und zahlreicher Quellen von Naphta oder Petroleum, welche in Begleitung jener auftreten. Namentlich soll der Distrikt der Laguna de la Brea de San Miguel, im Westen der Sierra Santa Barbara, reich an Naphta-Quellen sein. Man kann nur hoffen und wünschen, dass dieselben recht bald Gegen- stand einer gewinnbringenden Exploration werden möchten. Kapitel XI. Der Nevado von Famatina mit seinen Grubenbezirken. ”) In einer grossen Bergkette, die sich unter dem 25. Breitengra- de von den Cordilleras de los Andes trennt und letztere dann, ein breites Längenthal bildend, bis zum 30° südlicher Breite, parallel begleitet, erhebt sich weit über die Schneegrenze als höchster Haupt- punkt der Nevado de Famatina, an dessen östlichen Abhängen und Ausläufern die jetzt so viel genannten und seit langer Zeit berühmten Gold-, Silber- und Kupferbergwerke „los minerales de Famatina“ bearbeitet werden. Es ist damit jedoch keineswegs gesagt, dass sich der Metallreichthum dieses Gebirges auf diese Bezirke beschränkt, vielmehr ist es im Gegentheil sehr wahrschein- lich, dass in späteren Zeiten, wenn Eisenbahnen und Einwande- rung diese Arbeiten erleichtern und billiger machen, an manchen anderen Punkten des Gebirges ein ergiebiger Bergbau betrieben werden kann, denn man hat bereits in seiner ganzen Länge von 50 Meilen Erzgänge aufgefunden, deren Zahl nach Tausenden rechnet und in denen, ausser Zinn und Wismuth, fast alle für die Indu- strie wichtigen Metalle vertreten sind. Krystallinischer Schiefer, Grauwacken-Schiefer in seinen vielen Modificationen, sind hier überall die gangführenden Felsarten, be- gleitet von Quarziten und Gneissen, und in allen bis jetzt bekann- ten Grubenbezirken durchbrochen von oft sehr mächtigen Porphyr- gängen. ” Sind die Träger des Ganzen Granite und Trachyte, so bilden die Hauptoberfläche des Gebirges sedimentäre Schichten, die haupt- *) Bearbeitet vom Minen - Ingenieur Emil Hüneke. 216 sächlich an der Ostseite in grossartiger Entwicklung auftreten, sich hinaufziehen bis zur Schneegrenze und so die rothen sedimentären Ablagerungen des paläozoischen Oceans, aus dem die Famatina- Schneekoppe als tropische Insel hervorragt, dicht neben und unter dem weiss strahlenden Sedimentar unseres Alles überfluthenden Luftoceans gelagert sind. Es sind rothe und weisse Sandsteine und ‘schwarze Thonschiefer, welche die Hauptmasse dieser Schichten bilden, und fast alle Thäler, Berge und Flüsse dieses Gebirgs- stockes sind nach diesen drei Farben benannt. Schwarze Flüsse und Berge, rothe und weisse Berge und Thäler giebt es dort zu Dutzenden. Ebenso wie die östlichen Abhänge der Sierra de Famatina rei- cher an Metallen sind, als die westlichen, so sind sie es auch an Wasser. Wohl ein Dutzend kleinere und grössere Flüsse stürzen sich dort in raschem Lauf hinab, formen und meisseln auf ihrer Reise in den weichen Sandstein die wunderbarsten Thürme, Höh- len und Riesenthore, und, überdrüssig dann ihres tollen. Treibens und Tobens, übergeben sie sich am Fusse der Berge dem Men- schen, der sich dort in blühenden Städtchen und Dörfern ange- siedelt und mit ihrem Wasser die schönsten Feigen-, Wein- und Orangengärten unterhält, die ihm dann den erwünschten Schatten schaffen, um die glühende Sonne des Rioja-Himmels ertragen zu können. Der Centralpunkt des Gebirges des Nevado ernährt allein 6 Flüsse, die 2 Städte und 15 Dörfer mit Wasser versorgen. Alle diese Ortschaften, die den Riesen unmittelbar umlagern, verdan- ken ihre Existenz, ihr tägliches Wachsen und Aufblühen fast ganz allein den Bergwerken; denn haben vor Entdeckung derselben hier und dort vielleicht auch tamlerias oder Indianerdörfchen gestan- den, so zählten deren Einwohner auf keinen Fall nach so viel Hun- derten, als es deren jetzt Tausende gibt. Geschichtliche Notizen über die Entdeckung und die ersten Ar- beiten dieser Gruben hat man fast gar nicht und das Wenige, wel- ches durch Ueberlieferung bekannt ist, streift so an das Fabelhafte, dass man nicht weiss, wo die Sage aufhört und die Wahrheit an- fängt. Der Gruhendistrikt Mejicana war derjenige, in welchem zuerst Gold gefunden wurde, und waren die glücklichen Finder Mexica- ner, die jedenfalls Bergleute oder doch Sachverständige waren. Den- selben fiel wahrscheinlich zuerst der starke Eisengehalt des Fama- tina-Flusswassers auf und fanden sie dann auch sofort und überall bedeutende Ockerabsätze, die sich an einer Stelle, in dem alten durchbrochenen Bette eines Gebirgssee’s zu tausenden von Tonnen angesammelt hatten. Weiter hinauf nun fanden sie sogar Gold, ent- deckten die kleine noch jetzt ab und zu betriebene Goldwäscherei de las cuevas, — gerade jetzt wird wieder dort Gold gewaschen und 217 ist die tägliche Ausbeute 2 Adarmen bis $ Unze pro Arbeiter, was bei der Rohheit und Unvollständigkeit der dortigen Maschinen ein sehr günstiges Resultat zu nennen ist — und suchten nun, dem Flusse immer entgegen gehend, die Quellen desselben und mit diesen die Quellen des Goldführenden Flusssandes, welche sie beide auch in den höchsten Regionen des Gebirges, unmittelbar unter der Schneegrenze antrafen. Sie nannten den betreffenden Berg cerro mejicano und begannen dort einen bis auf den heutigen Tag fortbestehenden mühsamen und beschwerlichen Bergbau, der im Laufe seines Bestehens manche sehr ergiebige Perioden gehabt hat. Nach und nach wurden dann alle übrigen Grubendistrikte entdeckt, die zusammen wohl eine Ausdehnung von 16—20 Quadratmeilen haben. Spanier sollen die reichen Silberadern von Cerro negro und Caldera entdeckt haben, und sind es denn auch, von diesen ge- sammelte, durch Zeit und Ueberlieferung zu enormen Grössen an- gewachsene Reichthümer, die die erste Kunde von den Metall- schätzen des cerro de Famatina in weitem Umkreise verbreiteten. Die Aragonier sind die halbmythischen Individuen, welche hier für die Gnomen und Berggeister unserer lieben alten deutschen Berg- leute eintreten. Ihre Schicksale, Fahrten und Entdeckungsreisen ge- ben den allabendlichen Stoff zu hunderten von Erzählungen, womit sich der Bergmann in seinem hocherhobenen und von ewigen Schneestürmen umbrausten Wohnsitz die Zeit verkürzt. War auch zur Zeit der Entdeckung alles Nöthige zu einem Berg- bau-Betrieb billig und leicht anzuschaffen, so liessen doch zuerst die Unabhängigkeits-Kriege und dann die ewigen Bürgerkriege, nie einen nur in etwas ausgebreiteten Bergbau aufkommen. Erst im Jahre 1824, als momentan Ruhe im Lande war, bildete sich in Buenos Aires eine grosse „Famatina-Bergwerks-Oompagnie“ mit einer Million Patacons Capital. Directoren der Compagnie waren: Henri James Brocke, Sir Alexander Crichton, Tho- mas Kinder jr., J. P. Robertson, Lieut.-Colonel Rowan, Robert P. Staple, und Lieut.-Colonel Wilson. Die einfluss- reichsten Handelshäuser betheilisten sich an diesem Unternehmen und es wurden deutsche Bergleute engagirt. Konnte diese Compagnie nun auch in wenigen Jahren der Ruhe höchst wichtige und noch heute interessante Arbeiten in verschie- denen Gruben ausführen, so war doch an eine grossartige Entwicke- lung dieses Grubengeschäftes nicht zu denken. Ihr kurzes Aufblühen endete mit dem Beginn der blutigen Bür- gerkriege unter der Dietatur Rosa’s, die mit ihren Alles ver- wüstenden Räuberbanden nichts Geregeltes aufkommen liess. Die Gesellschaft wurde schliesslich durch Rosa’s blutigste Geis- sel, den General Facundo Quiroga, der noch heute in Aller Munde tigre de los llanos (Tiger der Ebene) heisst, ruinirt. Er war es, der aus Habsucht den technischen Director der Compagnie, 218 Herrn Carl Pfoertner v. d. Hoellen aus Berlin, ermorden liess und sich dessen Besitzthümer aneignete. Mit dem Tode dieses Märtyrers deutschen Wissens ging dan auch bald das ganze kostspielige Unternehmen zu Grunde. Wurden in späteren Jahren nun auch fortwährend Gruben im Famatina-Gebirge bearbeitet, erwarben sich sogar mehrere Gruben- besitzer nicht unbedeutende Vermögen, so waren es doch immer wieder die politischen Wirren und Unruhen, die mit ihrem furcht- baren Druck alle Industrie erstickten und das Bergbauwesen mehr und mehr in Verfall brachten. Erst in den letzten Jahren, seit die feste Hand Sarmiento’s die Zügel der Regierung ergriff und er mit seinem eisernen Willen Ruhe und Frieden im Lande schaffte, begann eine neue Epoche ' für den hiesigen Bergbau, und es konnte mit einem systematisch geregelten Betriebe begonnen werden. Denn Alles ohne Ausnahme, was man bisher betrieben hatte, zeugte von dem grossartigsten Raubbau, den man sich denken kann. Wie schon oben gesagt, umfassen sämmtliche Bergwerks-Di- strikte des Nevado de Famatina einen Flächenraum von 15—20 Quadratleguas. Bestimmte Abgrenzungen haben sie nicht; sie gehen meistens in einander über und leitet sich ihre Benennung mehr von’ Zufälligkeiten oder der Farbe und Gestalt der Berge ab als von der Verschiedenheit ihres mineralogischen Characters. Um jedoch deren Beschreibung leichter und anschaulicher zu machen, behalte ich die Eintheilung der verschiedenen Distrikte oder müönerales bei und werde später noch Etwas über die Ver- werthung der gewonnenen Erze, welche theils in Schmelzereien, theils in Amalgamirwerken vorgenommen wird, sagen. Sämmtliche Grubenbezirke befinden sich, wie ich gleich im An- fang gesagt habe, an den östlichen und südöstlichen Abzweigungen des Nevado, welcher zwei höchste Spitzen hat, die obengenannte, und weiter nördlich eine zweite, die einige hundert Meter höher zu sein scheint und den Namen Negro Overo führt. Sollte nun hier dem Breitegrade nach die Schneegrenze bei 4500 Meter beginnen, so ist dies in der Wirklichkeit nicht so, sondern erst in der Höhe von 5800 bis 6000 Meter sieht man Felder ewigen Schnee’s. v Isolirter Stand, die heissen Sommer und dann die furchtbarsten und heftigsten Stürme, welche das weisse Doppelhaupt fast fort- während umtosen, sind wohl die Hauptgründe des so weiten Hin- aufrückens der Grenze des ewigen Schnee’s. Obgleich nun auch hier, wie an so manchen andern Orten, das Märchen spukt, dass in den höchsten und unzugänglichsten Re- gionen die herrlichsten Silbergänge, von ewigem Schnee bedeckt, sich befinden sollen, und dieselben auch ab und zu von Leicht- 219 gläubigen gesucht werden, so ist es mir doch nicht bekannt, dass über 5000 Meter irgend je ein Metallgang geschürft sei. In dieser Höhe liegt die höchste aller hiesigen bekannten Gru- ben: San Tomas del Espino, welche seit mehreren Jahren eifrig bearbeitet wird. Bergab geht der Metallreichthum bis zu 3000 Meter über Meeres- fläche und hat also der Erzgürtel, der den Berg südöstlich umringt, eine verticale Höhe von 2000 Meter und wird seine 15 Quadrat- meilen grosse Oberfläche in folgende Distrikte oder Mönerales ein- getheilt : 1. Mejicana, San Pedro und Espino, 2. Ampallado, 3. Bayas, N 5. (Caldera, 6. Cerro Negro, 7. EI Morado. Das Erste, das Mineral Mejicana, welches von Allen das höchst situirteste ist und dessen Gruben zwischen 4- und 5000 Meter über dem Meere liegen, ist eins der interessantesten und hoffnungsreichsten, doch ist es auch zugleich, gerade durch seine enorme Höhe, dasjenige, welches dem Bergbau am meisten Schwierigkeiten bereitet. Hier hat sich der Bergmann nicht allein unter Tage an Mühe und Gefahr zu gewöhnen, auch über Tage ist seine Existenz eine gefahrvolle, trostlose und ent- behrungsreiche. Hoch über den Wolken wohnt hier der Mensch in niedrigen, dunklen Steinhütten, schon weit unter ihm verschwin- det alle Vegetation, alles Grüne und nur drei Farbentöne sieht sein Auge: Unter sich die Wolken als grauweisser Nebel, aus de- nen graue Bergkuppen inselartig hervorragen, und über sich die weissen Felder des ewigen Schnee’s, begrenzt nach oben von einem tiefblauen, fast immer klaren Himmel, denn selbst die Wol- ken scheuen diese stürmischen Höhen. Grau ist auch die Farbe eines Vogels und einer kleinen Ratte, der einzigen lebenden We- sen, die dem Menschen, ausser vielleicht seinem treuen Hunde, nach diesen unwirthlichen Regionen gefolgt sind. In diesem, wohl einem der höchsten menschlichen Wohnplätze der Erde, welche die Goldregionen des Himalaya in Tibeth noch 1000 Fuss unter sich lässt, steigt der Thermometer im Schatten nie über Null, Wasser bereitet man sich aus Eisstücken, die durch am Tage und in der Nacht unterhaltene Feuer aufgethaut werden. Sind Lebensmittel einmal nach dort geschafft, so erhalten sie sich a Fleisch kann man hier nicht zerschneiden, um es zu zer- egen hat man Axt und Säge nöthig. Es verliert dies jedoch in 220 seinem fortwährenden gefrorenen Zustande nach und nach allen Wohlgeschmack, und ich fand Ochsenfleisch in einer seit einem Jahre verlassenen Grube, welches ganz holzartig geworden war und ein am Feuer warm gemachtes Stück, vom braten konnte nicht mehr die Rede sein, hatte durchaus keinen Geschmack. Obgleich nun die so sehr dünne Luft dem Neuling regelmässig Kopfschmerz und Uebelkeit verursacht, so gewöhnen sich fast im- mer schon in den ersten Tagen die menschlichen Lungen daran, diese Verdünnung durch schnelleres Arbeiten zu neutralisiren. Na- türlich verursacht jedwede körperliche Bewegung, wenn auch noch so klein, ein mächtiges Pochen der Pulse und wahres Jagen der Athmungswerkzeuge; es graust einem förmlich, das Stöhnen und Aechzen der Apgres (Träger) anzuhören, wenn sie mit ihren 50—80 & schweren Erzsäcken aus der Tiefe der Grube zu Tage steigen, und sind dies wohl die Versuche höchster Potenz der Zähigkeit und Ausdauer der menschlichen Natur. \ Trotz alledem kenne ich Bergleute, die dort alt geworden sind und seit 30 oder 40 Jahren hier jährlich 8&—10 Monate leben und arbeiten. Fast alle Gruben dieses Bezirkes liegen an den steilen Abhängen eines sehr schmalen Bergrückens, der direct vom Nevado in östlicher Richtung ausläuft und sich, bei einer Längenausdeh- nung von 4 Kilometer, 500—800 Meter über beide Thalsolen erhebt. Bläuliche, kieselartige Thonschiefer sind hier die Gangführer, die jedoch durch jahrhundertlanges Wechseln von Frost und Aufthauen in hohem Grade zerstückelt und gebleicht sind, so dass der ganze Berg von einer oft 12 Meter dieken Schicht losen, graugelblichen, scharfkantigen 'Steingerölles eingehüllt ist, und man festen Fels nur auf dem höchst schmalen Bergrücken findet. Alle bis jetzt dort aufgefundene Erzgänge lassen sich in zwei Gangsysteme vereinigen, welche in Hauptrichtung, in mineralogischen Eigenschaften und auch jedenfalle im Alter merklich von einander abweichen. Haupt- streichen der einen ist W.O. und führen diese vorherrschend Sil- bererze, während die anderen von 8.N. wohl nur Kupfergänge genannt werden können. Nur der Goldgehalt ist in allen ziemlich gleichförmig. Die ersteren, :die Silbergänge, unter denen sich der zuerst ent- deckte mit Grube Mejicana Verdiona befindet, zeigen alle diesel- ben Haupteigenschaften. Die Häupter der Gänge bestehen immer aus porösem, bimsteinartigen Quarz und losem aus- und angefres- senen Schwefelkies, die beide zuweilen schon fein eingesprengtes Schwefelsilber führen. Da nun alle Gänge durch dicke Lagen von dem obenerwähnten zusammengefrorenen Steingerölle bedeckt sind, so kann man sie nur durch das häufigere Vorkommen dieser po- rösen Quarze zwischen den fahlen Schiefern auffinden, und wo dies der Fall ist, kann man sicher sein, einen Gang anzuschürfen. Nach wenig Tiefe folgt auf dieses meist taube Gestein die Zone 221 der reinen Silberze, hier metales calidos genannt; wieder sind es Quarz und Schwefelkies, aber beide compacter als früher, die nun zuweilen in sehr reichen Anbrüchen, Schwefelsilber und gediegenes Gold beigemengt haben. In allen jetzt bearbeiteten Gruben ist von diesen Erzen Nichts mehr zu finden. Der schrecklichste Raubbau wurde jahrzehntelang darauf betrieben und natürlich mehr verschüttet und ruinirt, als zu Tage gefördert. Noch jetzt sieht man hier und da im Besitz von früheren Grubeneigenthümern sehr schöne Goldstufen, sicht- bare Erinnerungen an frühere Reichthümer, als man, wie die Sage erzählt, das Gold in Famatina auf grossen Fleischerwagen und Vier- teleentnerweise wog. Nach 20—40 Meter Tiefe nimmt dies Erz mehr und mehr ab, der Gang verliert seinen porösen Character, wird fest und führt nun auch Kupfer. Der Schwefelkies wird ganz derb, verliert mehr und mehr seinen Goldgehalt und geht so das metal calido in metal frio über, dessen Förderung der jetzt alleinige Zweck des dortigen Bergbaues ist. Die Erze haben den Durchschnittsgehalt von 15—18 3 Kupfer, 0,3—0,5 Mark Silber und 0,03—0,05 Unzen Gold pro Centner und werden am Fusse des Gebirges in mehreren Hütten verschmolzen. (Die Grube Upulungos giebt auch reiche Kupfererze als Kupfer- indig. Da kn Grube mehr als 50 Meter verticale Tiefe hat, und man in der Region der letzteren Metalle erst ungefähr 15 Meter vor- geschritten, so kann man über weitere Tiefen nichts Festes anneh- men; bis jetzt ist das Erz constant geblieben. Mejicana, Espino, Verdiona, Upulungos, Compania, sind die Namen der Gänge, welche am meisten bearbeitet werden. Alle sollen früher sehr reich gewesen sein, doch zur Zeit liefern sie nur Erze des erwähnten Gehaltes, dieses aber zum Theil in grossen Quantitäten, da die Breite der Gänge zwischen 1—7 Fuss varlirt. Ist jener genannte Gehalt freilich der Generalgehalt, so kommen doch immer noch Erzstücke mit gediegenem Golde vor, auch steigt der Gehalt an Silber zuweilen in schmalen Gangbändern, die ab und zu die Hauptmasse begleiten, bis zu 10 oder 12 Mark pro Centner. Vier grössere Grubencompagnien, theils schon einige Jahre be- stehend, theils entstehend, sind es nun, die hier die örtlichen und meteorologischen Schwierigkeiten durch Ausdauer und Capitalien zu besiegen suchen, um, wenn dies erreicht, den Mineralreichthum dieser höchsten aller Bergwerke auszubeuten. Leider wird das Ankämpfen gegen die Elemente meistens nicht gründlich und systematisch genug begonnen, und sind dadurch schon viele Tausende vergeblich ausgegeben. Das was in erster Reihe dieser und alle übrigen Bergdistrikte von hier erfordern, sind Wege, gute Fahrwege, oder noch besser Eisenbahnen, und ehe diese nicht angelegt werden, so lange alles Nöthige auf Maul- 299, thierrücken Berg auf und Berg ab geschleppt werden muss, ist an eine Entfaltung des Bergbaus in grossartigem Maassstabe plat- terdings nicht. zu denken. Beispielsweise dient jetzt in einer Strecke von vier Leguas das steinige und im Winter durch Eis- Aufstauungen intransitable Famatina-Flussbett als einziger Weg nach drei oder vier Bergwerksdistrikten. Holz zum Auszimmern der Gruben ist nur mit grösster Schwie- rigkeit nach Mejicana zu: schaffen und doch ist dies so sehr nö- thig dort, vorzüglich um die Einfahrten der Gruben zu versichern, welche alle in die Schicht des mit hundertjährigem Eis zusammen- gekitteten Steingeröll’s gearbeitet werden müssen. Oft ist dieselbe bis 6 Meter dick und es ist sehr umständlich, in diesem Conglomerate, dem neuesten aller Gebirgsarten, die der Berg- mann hier Zeltel nennt, zu arbeiten. Einmal durchfahren, schmilzt dann in heissen Sommertagen das Eis, und nur sehr solide Zim- merung kann einem dadurch veranlassten Zusammendrängen und Einstürzen widerstehen. Die geförderten Erze sind nun nicht allein Schwefelungen, son- dern es ist hauptsächlich das Kupfer an Arsenik und Antimon ge- bunden. Diese letzteren Mineralspecies, die schwarz und rothbraun gefärbt sind, wurden lange Zeit verkannt. Franzosen, welche die hiesigen Bergwerke vor zehn Jahren bereisten, erklärten sie für nickelhaltig und spukt noch bis heute der Nickel- und Kobaltreich- thum der Famatina-Erze herum. Erst Herr Professor A. Stelzner hat uns Aufschluss darüber verschafft. Die schwarzen Species sind Enargita und die rothbrau- nen ein neues Mineral, welches derselbe Herr, den leider Argen- tinien, eines Rufes nach Freiberg halber, wieder verloren hat, als Famatinit in die Wissenschaft eingeführt hat. Einer mineralogischen Beschreibung des Famitinits, welche der Entdecker die Güte hatte mir von Freiburg zuzusenden, entnehme ich folgende zwei ale des Herrn Professor Siewert, früher in Cördoba: I. I. Sehwefel. ......:. 29.07 29.28 FLIMEON... ...:. 2 21.738 20.68 Bent... ER 4.09 4.05 Bipfer....... so. 43.64 44.59 el 0.83 0.81 a ER 0.59 0.59 Herr Professor Stelzner berechnet danach für „Famatinit“ die Formel: 4(3Cu, 8. Sb, Ss) (80, 8. As, S,) und dessen Constitution: SER aa er 29.71 Wie man sieht, hat dies Mineral, ebenso wie der reine Schwe- felkupfer, weder Silber noch Goldgehalt, und stammt dieser immer aus den Quarzen und Schwefelkiesen her, mit denen die Erze in- nig durchwachsen sind. Es ist sehr zu wünschen und zu hoffen, dass diese Träger der edlen Metalle weiter in der Tiefe nicht ganz von Kupfererzen verdrängt werden. Das sehr geregelte und constante Auftreten der Gänge und ihr progressives Breiterwerden nach Unten, lassen diesen Distrikten, sobald man durch nützliche Capitalanwendung örtliche und meteo- rologische Schwierigkeiten besiegt hat, eine gewinnreiche Zukunft prophezeien. Wenn dort der Dampf seinen Einzug hält, dann wird das goldene Zeitalter des Famatina-Bergbaues kommen, und wohl mögen dann wieder die Besitzer der Mejicana Gruben ihren Ge- winn auf Fleischerwagen wiegen. Nie aber werden diese Erzregio- nen die fabelhaften Resultate erzielen können, die von unverstän- digen Schwindlern oder unwissenden Charlatanen in sinnloser Weise erdichtet wurden. Das zweite und wahrscheinlich jüngste Gangsystem dieses Gru- bendistrietes hat das Hauptstreichen für alle Gänge von Nord nach Süd. Sie durchschneiden den Berg von Thal zu Thal, treten weiter östlich als die ersteren auf und fallen aus diesem Grunde leider durch Kreuzungen in unbekannte Regionen. Nach der wichtigsten und Haupt-Grube wird der ganze Berg- theil San Pedro genannt, dessen fast einziger Besitzer die grösste hier etablirte Berg- und Hütten-Compagnie F. Galvan und Co. ist. Der Bergbau wird dort geregelter betrieben und hat San Pedro Alcantara den einzigen Haspelschacht, der hier je gearbeitet ist. Alle Gänge fallen steil ab und ist die Schicht des Zeltel dünner wie die anderen; haben auch die meisten den porösen Quarz und Schwefelkies, so fehlt ihnen doch Allen die Zone der Metales ca- lidos oder Silbererze. Vom’Tage an kann man sie nur als Kupfer- erze classificiren mit mehr oder weniger Goldgehalt. Da in ihnen Enargit das vorherrschende Erz ist, so hat dieser ganzen Gruppe Professor Stelzner den Namen: Enargit-Gänge von Famatina gegeben und dieselben als solche auch wissen- schaftlich beschrieben. Enargit kommt immer mit Famatinit vor und findet man ausser- dem in den Gängen Kupferkies, Buntkupfererz, Kupferglanz, Schwe- felkies, Kupferindig und zuweilen Nieren von grossblätterigem Bleiglanz. Als jüngere Productionen brechen auch Kupfer und Ei- senvitriol an und in den oberen Teufen der Grube San Pedro Al- cantara Massen von natürlichem Schwefel, der gewöhnlich so rein ist, dass man überall die Wände der Stollen und der Schächte an- zünden kann. 224 Profesor Stelzner ist der Ansicht, dass Schwefelkies dazu das Material gegeben. In dem 600’ langen und. 300’ breiten Grubenfelde von San Pe- dro, welches 4 Parallelgänge und zwei Quergänge hat, kommt der Enargit auf einer 4’ breiten Kreuzung ganz rein vor. Derselbe be- steht nach Analyse von Profesor Siewert aus: SChweteh mn Men N 30.48 TOT IH U NR HEN EA Ne 2927 17.16 VER HR LESE SEM RN URAN URBAN 1.97 PRUPTer N N ae een 47.83 SE AN TEL ERN een 1.81 FALSE AN A RBB, BUSUVE EV AEARRRERRN 0.52 Bl ER ae ea 0.73 Die Grube San Pedro Alcantara mit Coguembana, die jeden- falls die hoffnungsreichste in dieser Gruppe ist, hat 45 Meter ver- ticale Tiefe und nimmt der Kupfergehalt ihrer Erze in der Tiefe bedeutend zu. In der Sohle des Schachtes steht Erz von 40—508 Kupfer 1,25 Meter breit an und liefert die Arbeit in selbigem oft Centner schwere Stücke des reinsten Kupferglanzes und Enargit’s. Obgleich sie erst ein Alter von zwei Jahren hat, so lieferte San Pedro doch schon periodenweis bis 3000 Centner gutes Erz monatlich, welches die Eigenthümer in der Schmelzerei Escaleras zu Kupferbarren verarbeiten. Natürlich sollte man nun glauben, dass solches, fast phenomenales Auftreten dieser reichen Kupfererze der Compagnie eine grosse Ansbeute geben müsste, und doch ist es nicht so. Die schon oben angedeuteten Hindernisse und Schwierigkeiten der Ausbeutung, die enormen Transportkosten der Rohmaterialien und der producirten Kupferbarren, das Fehlen guter Arbeiter und Beamten, die tägliche Steigerung der Preise der Lebensmittel, Gleichgültigkeit der Regierung etc., sind die Hemmschuhe, welche den Gang aller hiesigen Gruben und Schmelzereien aufhalten, ja sogar zuweilen denselben geradezu im Keim ersticken. Doch der Generallieferant unseres Jahrhunderts, der Dampf, wird auch hier mit der Zeit für Arbeitslust, Rührigkeit und Intelligenz Sorge tra- gen und somit den Reichthum mit sich bringen. Ich will hier noch eines Stollens erwähnen, der in den fünfziger Jahren von einer Actiengesellschaft an einem ganz untanglpBrze Punkte augelegt wurde. Wer diese Arbeit gesehen, wird sich überzeugt haben, dass es ein ganz verfehltes Unternehmen war. Er soll 150 Meter lang ge- trieben sein. Im Jahre 1855 wurden die Actionaire müde, ihr Geld für dieses theuere und unlucrative Unternehmen fortzuwerfen und stürzte dasselbe bald darauf zusammen. Einen sehr schönen und gut dirigirten Stollen bearbeitet jetzt, weiter Thalaufwärts die Grubengesellschaft Esperanzas. Derselbe 225 ist jetzt schon 100 Meter lang und besitzt 11 Gänge, worunter einer, welcher Erz mit 1 Unze Gold pro Centner liefern soll. Ein anderer Stollen wird in derselben Richtung von der Compagnie Valdez und Larahona gearbeitet, und einen dritten haben die Herren Almonaico und Parchappe in der Espino-Region, 4800 Meter über dem Meer, projectirt. In demselben Theil des Berges befindet sich auch die Grube San Francisco del Espino, welche vor eirca 20 Jahren bei 20 Varas horizontaler Tiefe in 3 Monaten $B. 40.000 Ausbeute gab, dann vom Eigenthümer für $ B. 30.000 verkauft wurde, dem neuen Besitzer aber beim ersten Schnee- sturm total zusammenstürzte und bis heute noch nicht wieder in Betrieb gewesen ist. I. Bergdistrikt Ampallado. Wenige Kilometer östlich von Mejicana und San Pedro lie- gen die Gruben von Ampallado, woselbst sich in hellen Thon- schiefern auf einem eirea 25 Quadratkilometer grossen Bergplateau sehr flache Gänge nach allen Richtungen hin durchkreuzen, die alle Silber enthalten und zuweilen Erze geben, deren Gehalt bis 10 und 12 Mark pro Centner steigt. Die Zusammensetzung der Gänge dieses Bergwerkdistriktes ist eine durchaus gleichförmige. Alle bestehen, der Hauptmasse nach, aus einem bläulichen, zu- weilen auch gelben Quarz, welcher, meist schr zer stückelt, durch einen weissen, kieselreichen Thon wieder lose zusammen gebackt ist und so dem Ganzen ein Breccienartiges Aussehen giebt. Wo dies nicht der Fall ist, sondern der Gang aus reinem Quarz besteht, ist er jedoch immer so porös und locker, dass man in den dortigen Gruben fast ohne Pulver arbeiten kann. In der Grube Blanca, die ich kürzlich besuchte, wurden zum Beispiel, die er- sten 25 Meter Tiefe nur mit Hülfe von Schlägel und Eisen (cuna y comba) niedergefahren. Das Silber führen diese Gänge hauptsächlich als Chlorsilber, man bemerkt indessen schon jetzt in den wenigen Gruben, welche in Betrieb sind und wohl kaum bis zu 40 Meter Tiefe reichen, ein Uebergehen desselben in Schwefel- und Antimon-Silber verbindun- gen, die wie jene im Quarz eingesprengt sind, hier polvorällo heissen und jedenfalls von zersetztem und zerfressenem Silber- glanz und Sprödglanzerz herstammen. Schwefel am Antimon zeist sich bei ihnen mit dem Löthrohr sofort. Die Höhe von 4600 Meter über dem Meere auf einem Bergpla- teau macht diesen Grubendistrikt zu einem der unwirthlichsten. Die Heftigkeit der Stürme übersteigt hier alles Ertragbare und 15 226 würde das Arbeiten daselbst, ohne die gediegensten Vorkehrungen gegen die Stürme, zur Unmöglichkeit machen. Dies ist auch jeden- falls der Hauptgrund, wesshalb gegenwärtig dort Alles, mit ge- ringer Ausnahme, im completen Verfall ist, wozu auch in bedeu- tendem Grade ein schreckliches Raubbausystem viel beigetragen hat, welches hier bei weichen Gängen und weichem Nebengestein noch schlimmere Folgen haben muss, als in Mejicana. Obgleich nun Ampallado ‘so daniederliegt und wenig genannt wird, so ist es doch jedenfalls ein höchst interessantes Revier, das mit der Zeit noch glänzende Resultate geben wird, wenn auch der Durchschnittsgehalt seines Erzes nicht über $ Mark pro Centner steigen mag. Sind doch die Erze Cumstocks auch nicht reicher als 1—1; Mark und werden die Werthe der dortigen Gruben nach Hunderten von Millionen berechnet. Hal. Los Bayos und FTigre. Ein zweiter, ebenfalls schmaler Bergrücken, der sich weiter süd lich vom Nevado abzweigt, bildet nach kurzer Distanz einen ho- hen, fast isolirt stehenden Bergkegel, der seiner gelbfalben Farbe halber der Bayo genannt wird, und sollen daselbst früher sehr ergiebige Gruben betrieben worden sein. Man sieht an seinen Ab- hängen viele verlassene Gruben, die alle, ohne Ausnahme, zusam- mengestürzt sind. Besitzer von Amalgamirwerken haben aus von den dortigen alten Halden stammenden Erzen oft bis zu 3 Unzen Silber pro Centner erzielt, und eigneten sich .die Erze vorzüglich für den Amalgamirprocess. In gleich trostlosem Zustande war noch vor kurzer Zeit das weiter südwestlich gelegene und viel wichtigere Mineral T%gre, doch hat man im letzten Jahre es wieder gewagt, den Schwierigkeiten, die auch hier beim Grubenbetrieb nicht gering sind, Trotz zu bieten. Es werden jetzt dort die Gruben Socorro, Santa Barbara, Jemelas, Colon, Chilenita, Hermosa Chilena etc. gearbeitet. ! War der Socorro del Tigre die zuerst entdeckte und schon von den Aragoniern ausgebeutete Grube, so stammen die übrigen aus ganz neuer Zeit und hatten vor circa 3 Jahren ihre Glanzepoche mit reichen Anbrüchen. Ausser Socorro, welche verschüttet ist, aber sehr tief sein soll, reicht keine Grube über 20 Meter verti- cale Tiefe, und ist das Hauptstreichen der Gänge von 8. O. nach N. W. Das gangführende Gestein besteht aus schwarzblauem Schiefer, dessen Schichten bei östlichem Streichen nach Süden ein- fallen. Die Gangmasse besteht zum Theil aus Quarz, Spatheisen- stein, auch Braunspath, und bei anderen aus eisenschüssigen Tho- nen und thonigen oder quarzigen Brauneisenstein. Es sind hier 227 die Silbererze sehr mannigfaltig und habe ich von dort gediege- nes Silber, Chlorsilber, Bromsilber, Silberglanz, Sprödglanzerz und dunkles Rothgültigerz gesehen. Da dieses Grubenrevier an einem sehr steilen Bergabhange liegt, dessen tiefster Punkt sich wohl 1000 Meter unter dem höchsten befindet, so eignet sich die Oert- lichkeit ganz vorzüglich zu einer grossartigen Socavon- (Tiefbau-) Anlage, welche bei gut gewähltem Ausgangspunkt und guter Di- reetion wahrscheinlich in 400 Meter alle bis jetzt bekannten Gän- ge zum Theil in grosser Tiefe schneiden würde. Jedenfalls würden wohl schon unternehmende Leute an die Aus- führung gedacht haben, wenn es nur möglich wäre, ohne Lebens- gefahr nach diesen Grubenbezirken hinzugelangen, und kann man den Transport von Holz, Lebensmitteln und Arbeitern mit Maul- thierkaravyanen nach dorten nicht eher für thunlich halten, als bis man durch eigene Wahrnehmung eines Besseren belehrt wird. Der einzige dort existirende Weg, den auch Schreiber dieses meh- rere Mal passirt hat, ist an vielen Stellen efleetiv nicht breiter als 6 Zoll; er läuft hoch oben an der Bergfalde entlang, und sah ich stets mit Schaudern den zur Seite gähnenden Abgrund von 1000 bis 2000 Fuss Tiefe. Nur ein Fehltritt, und Ross und Reiter sieht man niemals wieder. \ Ein guter Weg wird diesen interessanten Silbergruben auch noch mit der Zeit Leben und Arbeit zuführen und die dort gehobe- nen Reichthümer fortschaffen. Ihnen in südwestlicher Richtung gegenüber, nach der anderen Seite des sehr tief und schmal eingeschnittenen Querthals, liegen die unnahbaren Abhänge und unbesteigbaren Felsenhöhen des Üer- ro morado, so getauft, wegen der röthlichen Farbe des ihn bil- denden Gesteines.. Es kommen dort Gänge gediegenen Kupfers mit Rothkupfererz vor, die aber sehr oberflächlich sind und deren Bearbeitung wenig Nutzen lassen soll, obgleich man zuweilen Stücke von 30—40 Pfund des reinsten Kupfers gefunden hat. Weiter nach Süden, wo statt des Kieselschiefers wieder Grauwacke auf- tritt, durchkreuzen sich auf beiden Seiten der sehr steilen Fluss- ufer mehrere goldführende Eisenglimmer-Gänge, welche Localität oben als Mineral de Oro aufgeführt wurde, Der Durchschnitts- gehalt der Erze soll jetzt 0,04 — 0,05 Unzen Gold pro Oentner sein, doch sind die Gänge an der Oberfläche viel reicher gewesen. Es existirt noch weiter unten im Thal die Ruine eines Amalgamir- werkes, welches nur Erze dieser Grube verarbeitete. Fast war dieser Distrikt schon vergessen und wurde wohl nur erwähnt, wenn man ein Beispiel anführen wollte von Wegen, die an Gefährlichkeit und Abschüssigkeit alles Glaubliche übersteigen. Doch jetzt hat auch dort der Mensch wieder Fuss gefasst. Ein un- ternehmender Engländer explotirt dort aus mehreren Gruben Gold- erze, die bis 0,15 Unzen Gold pro Centner haben sollen. Da dort 228 die Gänge weich sind und man am Fuss des Berges die schönste Wasserkraft hat, also bei betretbaren Wegen die Erzgewinnungs- und Transport-Kosten gering sein werden, so kann man wohl dem kühnen Unternehmer, der dort nach langen Jahren wieder den er- sten Fäustelschlag gab, für die Zukunft ein gutes Geschäft pro- phezeien. s Wir kommen nun zu den wichtigsten und am meisten bearbei- teten Silberbergwerks-Bezirken des Cerro negro und der Caldera. beide sind Fortsetzungen des Cerro Bayo, letzterer in östlicher und ersterer in südlicher Richtung. Die Gruben des Caldera-Revier’s liegen an den steilen Ab- hängen des kesselförmigen Einschnittes (daher der Name) eines mächtigen Grauwacken-Kieselschiefer Berges, dessen Kuppe bis 18.000 Fuss über dem Meere sich erhebt. In einem verhältniss- mässig geringen Oberflächen-Raum werden hier seit vielen Jahren zahlreiche Silbergänge bearbeitet, die zum Theil grosse Massen dieses edlen Metalles geliefert haben. Auch ist wohl jedenfalls an- zunehmen, dass hauptsächlich von hier die bekannten Reichthümer der Aragonier stammten. i Diese glücklichen Pioniere des Famatina-Bergbaues hatten ja hier freies Feld, von einem Gang zum anderen zu wandern, und die Häupter derselben, die hier, wie in Chile wohl immer aus Anhäu- fungen von reichen Chlorsilbererzen bestanden, mit leichter Mühe auszubeuten. Wirklichen Bergbau führten diese Entdecker jener Silberadern gar nicht, und ist es jedenfalls eine der unnützesten und lächer- lichsten Expeditionen, welche auch heute noch unternommen wer- den, die Gruben jener Sagen umsponnenen Aragonier zu suchen. Ist auch das Hauptstreichen der meisten Gänge von Osten nach Westen, so fehlt es doch auch nicht an vielen Durchkreuzungen und ist es hier ebenso, wie im Üerro Negro eine fast immer eintreffende Regel, dass bei den Durchkreuzungen die Gänge die reichsten Anbrüche haben. An manchen Stellen sind die felsigen Abhänge mit Gängen und Adern förmlich überstrickt; so konnte Schreiber dieses z. B. vor Kurzem bei Vermessung der Grube San Pedro del Alto des Herrn ©. Anjel, in dessen Revier von 100 Varas breit und 200 Varas lang, 17 Gänge aufzeichnen, die sich wie Spinnengewebe nach allen Richtungen hin durchkreuzten. y Die wichtigsten Gruben, die zeitweise glänzende Ausbeute gege- ben haben, sind ausser der Ebengenannten, Aragoneza (gerade jetzt in der Tiefe sehr reich), Sentazon, Andacollo, San Vicente, Blanca und Marquez. Es kommen die Erze hauptsächlich als 229 Chlorsilber,, Silberglanz und Gediegensilber vor, letzteres meistens vorherrschend, und zeigt sich dies oft in den wunderbarsten und schönsten Zweig- und Drüsenbildungen. i Lange besass ich einen Stengel Gediegensilber aus der Grube Aragoneza des Herrn Anjel, der so rein und weiss war, wie ihn nur der beste Silberschmied liefern kann, und der 73 Unze wog. Seltener ist hier Rothgültigerz. Das reiche Silbererz azerado ist nach Dr. Stelzner ein inniges Gemenge von Silberglanz und Zinkblende. Letzteres treibt nun auch hier, wie überali, sein trü- gerisches Wesen. Es kommt in allen möglichen Farben vor und verursacht sehr häufig grossen Lärm über neue reiche Anbrüche, was übrigens bei den hiesigen Grubenbearbeitern sehr leicht ist, da für dieselben Mineralogie, Petrographie und Geologie noch vollständig böhmische Dörfer sind und gewiss wenige von den Herren Beargten Kalkspath von Quarz unterscheiden können. Die Theorie und Praxis des dort eingeführten Grubenbetriebes beschränkt sich lediglich auf ein Herumwühlen nach reichen Durch- kreuzungen, und ist es klar, dass bei solcher Arbeit die aufge- nommenen Strecken und schiefen Halbschachte (chöflones) bald un- fahrbar werden. Schon seit 60 Jahren wird hier ein derartiger Bergbau betrieben. Manche Millionen sind dort zu Tage gefördert und doch hat keine Grube mehr als 30--40 Meter Tiefe. Die Gangmasse ist in Caldera überall sehr eisenreich, oft reiner Ei- senstein, und liefern manche Gruben die unter dem Namen Pacos bekannten Silbererze. Einige Gänge, wie der Gang Aragoneza, bestehen aus Quarz, Kalkspath und Braunspath, die, wenn sie taub sind, oft viel Blei- glanz mit gelber Zinkblende vermischt führen. In letzter Zeit hat man in einigen Gruben angefangen, etwas ge- regelter zu arbeiten, und wird dies jedenfalls goldene Früchte brin- gen. So wird jetzt z. B. in Aragoneza ein guter Socabon. gear- beitet, der später bis San Pedro fortgesetzt werden soll. Durch guten Betrieb, von bergmännisch gebildeten Beamten gelei- tet, kann gewiss die jährliche Production dieses Distriktes, die bei schlechter und lässiger Bearbeitung jetzt wohl kaum 15000 Mark übersteigt, schnell auf das Zehnfache und mehr gebracht werden. Von Üaldera im Süden durch ein sehr tiefes und abschüssiges Quertbal getrennt, liegt der Cerro Negro, dessen circa 2 Qua- drat-Meilen grosse Oberfläche den Silberbergwerksbezirk gleichen Namens bildet. Auch hier ist Grauwacken-Schiefer der Gebirgs- bilder, der in den aberen Regionen, in dem Theil des Berges, wo die meisten (ruben gearbeitet werden, von 8 grossen Porphyr- banken durchbrochen wird. Sind in Caldera die meisten Gänge schmal, so findet man im Cerro Negro oft Gänge von grosser Breite und Längenausdehnung. Der Gang „Viuda,, ist z. B. durch- weg 4—6 Fuss breit und lässt sich tausende von Metern verfol- 230 gen. Auf ihm sind jetzt 9 oder 10 Gruben im Betrieb, deren Fel- der zusammengenommen 6000 Fuss Länge haben. Der Gang Santo Domingo soll Breiten von 12 Fuss haben, in- dessen daselbst auch ziemlich arm sein. Es herrscht hier im Character der Gänge, ihrem Streichen, ihrer Erzführer und Erzen die grösste Mannigfaltigkeit. Das Hauptstrei- chen ist auch wohl hier Ost-West, nie gehen indessen die Gänge mit den Porphyrbänken, deren Richtung SW.-NO. ist, parallel. Weiter naeh der Spitze des Berges, die 17.000 Fuss 'über dem Meere liegt, treten auch grosse: Partien von Gabbrogesteinen und Euphotiden. auf, die ebenfalls die Schieferschichten durchlagern. In ihrer Nähe scheinen die Gänge alle taub geworden zu sein oder haben sich dort zerschlagen. Den ersten Rang nimmt in diesem Revier jetzt die Grube Pe- regrina der Herren Fernandez ein. Ein Schacht, der auf dem Gange derselben niedergetrieben wurde, lieferte in 30 Varas über 12000 Mark Silber, und ist die Grube schon länger als ein Jahr in fortwährend lohnendem Betriebe. Santo Domingo, Viuda, San Francisco, San Andres, Rosario, Yareta, Gredas Cienega, sind Gruben, deren Namen für den dortigen Bergmann einen guten Klang haben. Dieselben sind fort- während in Betrieb und haben schon viele Hunderte von Silberbarren nach Cördoba und Buenos Aires geliefert. Um die Gänge von ÜCerro Negro in der Tiefe auszubeuten, bilden sich jetzt zwei grosse Socabon-Gesellschaften. Die eine .des Herrn G. Treolar soll schon fast constituirt sein; genannter Herr ist Besitzer von einigen dreissig interessanten Grubenfeldern. Es kommen in diesen Minen-Distrikten fast alle bekannten Silbererze vor: Silberglanz, Rothgültigerz und Gediegensilber sind die häu- figsten, Chlorsilber tritt seltener auf. Cerro Negro uud Caldera liegen nur 12000—14000 Fuss über dem Meere und haben ein weit milderes Klima, als die übrigen Reviere. Unangenehm und schadenbringend sind hier die heftigen Regen in den drei ersten Monaten des Jahres; wenn indessen erst mensch- liche Wohnungen an Stelle derjetzigen elenden Stein- und Lehm- hütten getreten sind, wird dies wenig mehr zu sagen haben. Bevor die Eisenbahn bis zum Fusse des Nevado geht, sind es jedenfalls die beiden obengenannten Grubenbezirke, deren Ausbeu- tung hauptsächlich in’s Auge gefasst werden muss, und wäre es daher sehr wünschenswerth, wenn wenigstens zu denselben Wege führten, die ohne Lebensgefahr zu bereisen wären. Die jetzt exis- tirenden kann man keinenfalls Wege nennen, was schon daraus her- vorgeht, dass man von Villa Argentina nach Cerro Negro zu Pferde 1: Tage gebraucht und ist dies eine. Distanz, eingerechnet alle Um- und Rückwege, von.höchstens 63 Leguas. 231 Die kalten und unfreundlichen Höhen der Grubendistrikte ver- lassend, mag hier noch Einiges über die fernere Bereitung der dort gewonnenen Erze folgen. Die alte und allbekannte sogenannte Amerikanische Haufenamal- gamation war auch hier bis vor 10 oder 15 Jahren die einzig ge- bräuchliche, musste dann aber der Fässeramalgamation weichen. Doch noch immer sieht man in den vielen Bergmannshütten die nöthigen Apparate, um das Silber durch Treten und Kneten mit den Füssen in dem steifen Quickbrei zu amalgamiren. Die s. g. pelquineros, eine . Art „Eigenlöhner“, verwerthen durchgängig die kleinen Quantitäten Erze, welche sie mühselig aus eigenen oder aus verlassenen fremden Gruben zusammenkratzen, auf diese Weise. Erst im letzten Jahre etablirte sich hier ein Haus, welches Erze kauft und exportirt, und ist dies für den Besitzer kleiner Gruben und geringen Capitals von grossem Nutzen. Die Fässer-Amalgamation wird auf ganz empirische Weise vorge- nommen, keiner ihrer Leiter hat vom chemischen Process derselben eine Ahnung. Es bestehen hier 6 grössere Amalgamirwerke, von denen 2 fast verfallen, 2 andere still liegen und nur 2 arbeiten, Das hier angewandte. Verfahren ist das neuere mit Hülfe von Kupfer- chlorur und Bleiamalgam, doch machen die so zinkreichen und blei- haltigen Erze, ferner die grosse Verschiedenheit der erdigen Bei- mengungen, diesen Process hier schwierig und theuer, und ist jeden- falls für Caldera und Cerro Negro - Erze eine Amalgamation mit Chloruration durch Rösten vorzuziehen. Die geschwefelten Erze von Mejicana mit 10—15% Kupfer, die s. g. metales frios und bravos gaben bei Anwendung dieser Amalga- mir-Methode viel günstigere Resultate, als die andern, erforderten aber allerdings grosse Quantitäten von Kupferchlorur und Blei- amalgam. Diese Erze kommen jedoch ihres Silbergehaltes halber immer nach den Schmelzereien. Es soll jetzt hier von Herrn Fernandez eine Silberbleihütte ein- gerichtet werden, nur ist es keine Frage, dass diese Art der Ver- werthung bei den hohen Quecksilberpreisen, dem theuren und schlech- ten Verfahren mit den schlechten und theils höchst unvollkomme- nen Maschinen der Famatina-Amalgamation das Grab graben wird. Weiter oben wurde angeführt, dass die Zone ‘der Silbererze im Bezirke Mejicana höchstens bis 30 oder 40 Varas Tiefe reichte, und dann dieselbe durch Schwefelarsenik und Antimonverbindun- gen des Kupfers und Eisens verdrängt werde. Diese Erze, me- tales frios genannt, waren nun bis vor etwa zehn Jahren der Schrecken des hiesigen Bergmannes. Wo selbige erschienen, hiess es „Bis hierher und nicht weiter“, und die Träume von goldenen Schätzen in der Tiefe waren plötz- lich verschwunden. Die kiesigen Erze waren nicht allein untaug- 252 lieh-für den Bergmann, sondern ich im hohen Grade schädlich, denn sie verursachten ihm bei seiner Patio- Amalgamation bedeu- tende Quecksilberverluste. Er muste umkehren, von Neuem den schmalen Gürtel der metales calidos durchgraben und so fortfah- ren, bis ihm dann eines Tages sein ganzer Maulwurfsbau zusam- menstürtzte. Lange konnte jedoch der Werth dieser Kupfersilber- erze nicht verborgen bleiben, und wurden schon vor ca. 10 Jahren, freilich ganz widersinnige Versuche gemacht, sie zu verschmelzen. Vor ungefähr 5 Jahren entstanden dann auch endlich 2 Schmelz- n hütten, welche noch bis heute für ihre, durch viele Umstände ‘schwierige Existenz, mühsam fortkimpfen. Die eine derselben in Escalera beschäftigt sich hauptsächlich mit Verarbeitung der sil- berarmen aber kupferreichen Erze des Distriktes San Pedro, während die andere die silberreicheren und kupferärmeren Erze des Distriktes Mejicana zugutemacht. Nach der Hütte von Escaleras, die nur m. Meilen von den Gruben entfernt ist, werden die Erze auf Maulthieren transportirt, und gebraucht eine solche Tr uppe für Hin- und Herreise oft 6, min- destens aber 4 Tage, was man nur begreifen kann, wenn man aus eigener Anschauung "die örtlichen und "meteorologischen Schwierig- keiten kennen gelernt hat. Schon allein die Thatsache, dass man zum Herbeischaffen der nöthigen Schmelzerze für einen kleinen Flammofen (120 Centner täglich) ca. 500—600 Maulthiere und 50— 60 Treiber nöthig hat, lässt erkennen, welche Hindernisse der hie- sige Kupferhütten - Betrieb zu überwinden hat. Nur Eisenbahnen können ihnen frisches Leben geben. So ist es. zu begreifen, dass z. B. die Hütte Escaleras, um ihre 4. Flammöfen, (2 Schmelz- und 2 Raffiniröfen) Jahr aus, Jahr ein in Betrieb zu erhalten, zur Herbeischaffung von Holz und Erzen 1500 Maulthiere gebraucht, die ein fressendes und stets an Werth verlierendes Capital von 80,000 Pesos fuertes repräsentiren. Die nach Escaleras gelieferten Erze haben einen Durchschnitts- gehalt von 253 Kupfer, 0,04 Unzen Gold und #-1 Unze Silber pro Centner und werden theils in freien Haufen, theils in Flamm- öfen geröstet und daraufin Holzflammöfen von 19 Länge und 10’ Breite verschmolzen. Man beschickt: 30—35 Centner geröstetes Erz, 10 do. Schlacken von der Botomfabriecation, 3 do. Kupferschlacken, 1—3 do. Kieselige Zuschläge mit Kupfergehalt und zuweilen etwas Kalk. — Eine solche Schicht ist nach sechs Stunden Feuerung geschmolzen und liefert dann einen rothen Stein von 45—558 Kupfer. Von diesem werden 60 Centner in grossen Stü- ckenin einem Raffınirflammofen bei Zutritt der Luft langsam nieder- geschmolzen und darauf in flüssigem Zustande so lange abgeröstet, 233 bis die Botoms-Bildung vor sich gegangen. Wenn das ausgeschie- dene Kupfer 3—4 ÜUentner ausmacht, sticht man ab und erhält nun Botoms, ein ganz schlechtes Arsen- und Antimonreiches Kupfer mit 4 Unzen Silber und 4 Unze Gold pro Centner und schwar- zen Stein von 70-808 Kupfergehalt. Estere werden in Partien von 30 Centner eingeschmolzen und auf wenigstens 96% Kupfergehalt gebracht. Letzterer, der Stein, wird zu Kupferbarren von 98—99 8 verarbeitet. Die zu diesen ‚Operationen verwandten Oefen haben 15—20’ hohe Schornsteine und sind durchweg aus „Payman‘“-Steinen gebaut, welche sich ganz vorzüglich bewährt haben. Es sind dies feine Sand- steine mit thonigem Bindemittel, deren hoher Kieselgehalt aller- dings an den Stellen, woselbst sie mit den geschmolzenen Massen zusammen kommen, ein starkes Ausfressen verursacht, doch ist die- sem durch eine zweckmässige Ofenconstruetion und durch Schützen der Ofenwangen durch thonige Massen leicht vorzubeugen. Das beste Zeugniss für diesen Stein ist, dass in Escaleras ein Ofen 63 Monat in Betrieb war, ohne eine Reparatur zu bedürfen. Haben sich genug Kupferhaltige Silbererze angesammelt, so wer- den diese ebenfalls geröstet, ähnlich wie die Obigen beschickt und verschmolzen und der fallende Stein in einer zweiten Operation auf den erwünschten Kupfer- und Silbergehalt gebracht. Es wurden von „Escaleras“ nach Chile Kupfer-Silberleche ge- schickt, die folgende Gehalte hatten. . Bupler..... und ien,: 718 Sende. 1... .: .... 24 Mark pro Oentner Boldyr..222%.: en SÜlizen um do. Berupiterk. nenn. es. 198 Stiber....; EN EN, 9 Marker do. Goldman N i.en... I Unzen)® do. BET Keupter 2... 878 bern wer... 24 Mark „ do. Sala A La 2 ÜUnzen „ do. Das zweite Hüttenwerk: Progreso, nahe bei Villa Argentina, . verschmilzt Erze von Mejicana; .da daselbst aus Grundsatz nichts probirt wird, so kann über den Process und die Resultate nichts mitgetheilt werden. Ausser seinen Erzreichthümern im engeren Sinne des Wortes, be- sitzt nun der Nevado de Famatina auch noch andere mineralo- gische Schätze, welche dereinst jedenfalls der Dampf an’s Tageslicht fördern und dem Weltverkehr zuführen wird. So giebt es nördlich von Mejicana, am Fusse des Negro overoe, eine grosse Menge von Gängen, die meistens nur Arsenikkies führen, aber auch Grau- spiesglanzerz- und Bleiglanz-Anbrüche haben. Weiter nördlich, immer an den östlichen Abhängen des Fama- tina-Gebirgsrücken, findet man wieder in einigen Porphyr- und 234 f Schiefer - Kegeln, welche die dortigen Sediment - Schichten über- ragen, schmale Goldgänge, die Gruben des Akio blanco ; ER) wieder weiter nach Norden in denselben sendimentären Ablage- rungen mächtige Bänke von Alabaster, der oft sehr schöne rosen- rothe und hellgrüne Färbung zeigt. Immer derselben Richtung fol- gend, kommt man dann zu Jamsonit- Gruben von Angulas und nahe dabei zu Graphit-Lagern. Dann kommen reiche Kupferglanz- adern von Poterillo, weiter ein grosser Erzbezirk, der Cerro Negro del Tinogasta, mit vielen Gängen oxydirter” Kupfererze. Diese Distrikte gehören schon zur Provinz Uatamarca. So kann man die Abhänge dieses wahren „Erzgebirges “ 50 Meilen weit durchwandern, etwas Interessantes wird der suchende Berg- mann stets finden, und gehört das bis jetzt noch nicht in Angriff genommene, aber sehr interessante und ohne Zweifel sehr reiche Bergwerksrevier Hoyada, nahe an der Bolivianischen Grenze, wahr- scheinlich derselben Bergkette an. . Kapitel XII Ueber einige natürliche Sulphate.” In einer kurzen Notiz, welche im dritten „Boletin de la Academia de Ciencias Exactas de Cordoba“ erschienen » ist, habe ich meine Ansicht kund gegeben über die wahrscheinliche Bildung der Salzlager, salinas, welche in der Provinz Catamarca grosse Strecken der Oberfläche bedecken. Ich habe daselbst die geologischen und hydrographischen Verhältnisse des Distriktes, in welchem die kleinere der beiden Salinen liegt, beschrieben und er- wähnt, dass dieselbe eine Art Becken vorstellt oder doch den tiefsten Theil der Hochfläche einnimmt, in welchem die Sommer- flüsse der umliegenden .Gebirge einmünden, daselbst den ange- schwemmten Schlamm zurücklassend. Die gelösten Stoffe, welche in den Gebirgen durch die Einwirkung der Atmosphärilien auf die Gesteine fortwährend gebildet werden oder auch in denselben präformirt vorhanden sind, gelangen beim Austrocknen des ange- schwemmten Schlammes durch capillare Erhebung zum Ausblühen. Diesem, jedes Jahr sich wiederholenden und für lange Zeiträume continuirlichen Processe der Ausblühung verdankt die Salzdecke ihre Entstehung. Dabei wird nicht sowohl eine Sonderung der Salze in verschiedenen Etagen der Kruste und des darunter be- findlichen Lehmbodens nach ihrem verschiedenen Capillarcoefficienten bewirkt; als auch entsteht durch die Berührung der Salzlösung mit den Bestandtheilen des Bodens eine Absorption, i. e. chemische Umlagerung, als deren Resultat neue Verbindungen auftreten, so vornehmlich der Gyps. Einen weiteren Beitrag zur Begründung meiner Ansicht soll nun die vorliegende Untersuchung liefern, die über einige natürliche Sulphate handelt, welche in dieser Provinz (Catamarca) und der an- grenzenden Rioja vorkommen. *) Bearbeitet von Herm Friedrich Schickendantz, Hüttenwerk Pilciao, Provinz Catamarca. 236 Was die Ausführung der‘ Untersuchung anlangt, habe ich Fol- a zu bemerken: Die Zeit, während welcher analytische ersuche an diesem Orte möglich sind, ist auf die wenigen Wintermonate — April bis September — beschränkt, da die grosse Hitze des Sommers ein Verweilen in geschlossenen Räumen un- möglich macht. Aber selbst im Winter bieten sich einer Untersuchung, die auf Genauigkeit Anspruch macht, mannigfache Hindernisse, unter welchen die heftigen Nordostwinde, zondas, voranstehen, die mächtigen Staub aufwirbeln und in die bestverwahrten Gemächer wehen. Obwohl die Methode der Analyse die gebräuchliche, schulgemässe war, so erachte ich es dennoch, gewisser Modificationen halber, für nöthig, dieselbe, aber mit wenigen Worten, zu beschreiben. - Von der geriebenen Substanz — das Pulver konnte nicht immer, wegen der Zähigkeit der Salze, zu grosser Feinheit gebracht werden — wurden zwei Portionen abgewogen. Portion Zwei bis drei Gramm wurden mit etwa 100 C.C. Wasser erwärmt, nach 12 Stunden durch ein bei 125° C. getrocknetes und dann ge- wogenes Filter filtrirt, der Rückstand bei 125° ©. anhaltend ge- trocknet, gewogen und geglüht, bis ein constantes Gewicht resultirte. Den beim Glühen sich ergebenden Verlust führe ich unter dem Namen „Organische Substanzen“ auf, obwohl er bei einigen der Sulphate grösstentheils aus Schwefelsäure bestand, die von der Zer- setzung basischer , unlöslicher Sulphate herrührte. In der Lösung wurde zunächst das Chlor bestimmt, wenn vorhanden, dann, nach Ausfällung des überschüssigen Silbers, das Filtrat zu 500 C.C. er- gänzt und hiervon ? Theile ä& 200 C©.C. abgemessen, die, in ganz gleicher Weise behandelt, zur Bestimmung von Schwefelsäure, Thonerde und Magnesia dienten. Kieselsäure, Salpetersäure und soustige seltenere Körper wurden nicht berücksichtigt. Die Trennung der Sesquioxyde von Magnesia mittelst Am- moniak und Schwefelammonium musste ich der schwankenden Re- sultate wegen aufgeben. Die Schuld der Ungenauigkeit trug das dem käuflichen Ammoniak beigemengte und durch das Oeffnen der Flaschen sich stets vermehrende kohlensaure Ammoniak. Ich er- hitzte daher die stark saure Flüssigkeit zum Kochen, tröpfelte all- mählig über Kalk gereinigtes Ammoniak zu, bis permanente Flocken erschienen, gab nach kurzem Kochen einen geringen Ueberschuss von Ammoniak und verjagte diesen durch längeres Sieden. Wie ich später sah, hat Knop ein ähnliches Verfahren empfohlen. (Siehe: „Landwirthschaftliche Versuchsstation“ 1874 Nr. 1; hier im Juni erhalten.) 237 Die Magnesia wurde mit phosphorsaurem Ammoniak gefällt. Geringe Mengen von Kalk, welche in dem einen oder anderen der Sulphate vorkamen, sind als Magnesia aufgeführt. Selbst bei Anwendung von 4—5 Grammen Substanz konnten blos Flöckchen von Schwefelmangan, resp. phosphorsaurem Mangan er- halten werden, so dass ich von einer Bestimmung dieses Körpers absah. Erosion dl: Sie diente zur Bestimmung des Wassers und der Alkalien. In Ermangelung eines für höhere Temperaturen geeigneten Trocken- apparates, wie z. B. der von Sprengel ist, erhitzte ich die Substanz im Platintiegel, welchen ich so über einer Berzeliuslampe mit Schorn- stein anbrachte, dass der Boden des Tiegels sich in der Entfer- nung von etwa einem Decimeter von dem auf ein Minimum zurück- geschraubten Dochte befand. Bei diesem Erhitzen blähten sich die reineren Substanzen zu einer hohlen Kugel auf, die rasch das Wasser verlor. Der nach dem Lösen bleibende Rückstand zeigte gewöhnlich eine rothbraune Farbe. In ihm wurden die noch verbliebenen Mengen von „Organischer Substanz“ bestimmt. Auf den fixen Rückstand mussten nun aus Portion I die „Organischen Sub- stanzen“ berechnet werden, denn offenbar ist das Wasser —= Flüch- tigen Bestandtheilen — Organischen Substanzen. War Chlor zugegen, so bedurfte es einer Correcetion, denn, wie ich mich überzeugt habe, ging dasselbe, weil an Magnesium gebun- den, mit den Wasserdämpfen weg. In diesem Fall war der wirk- liche unlösliche Rückstand — Fixes Residuum —- Organische Sub- stanzen — Magnesia (dem Ohlor entsprechend), und das Wasser — Flüchtiger Theil — Organische Substanz — Chlor 4 Sauerstoff (dem Chlor äquivalent). Nachdem Thonerde und Magnesia mit Barytwasser gefällt und der überschüssige Baryt mit Schwefelsäure entfernt war, wurden, unter den gebräuchlichen Vorsichtsmaassregeln,, die Alkalien als schwefelsaure Salze bestimmt. Zur Prüfung, ob beim Erhitzen kein Verlust an Schwefelsäure Statt gefunden, wurde dieselbe stets auch in dieser Portion bestimmt. . Ich gehe nun zur Beschreibung der Sulphate über und beginne mit derjenigen Ausblühung, welche ich in der Sierra del Atajo gesammelt habe. A. „Sierra del Atajo“ heisst der kurze Bergzug, ‘welcher sich im Westen an die Capillitas anlehnt, bei den Nacimientos de Vis- Vis aber schon sein Ende erreicht. 238 Er besteht hauptsächlich aus trachytischen Gesteinen, die von Erzgängen durchsetzt sind. Nahe bei der Sennhütte ‚el puesto del Atajo“ erscheint der Höhenrücken von einem Gestein gebildet, das in einer compacten grauen Grundmasse eckige Körner von Quarz enthält, während die spärlich auftretenden Blasen und Hohlräume mit einem gelben Ocker bekleidet sind. Herr Professor Dr. Stelzner, welcher meine Beschreibung dieses Gesteins in der „Bergreise“ (*) gesehen hat, theilt mir schriftlich mit, dass es Quarztrachyt sei, und dass ein ähnliches Gestein die goldführenden Gänge von Hualilan (oder Gualilan) begleite. Ueberhaupt sind in dieser Republik (Stelzner in „Anales de Agricultura“ 1873) und auch in Chile (Pissis in „Berg und Hüttenmännische Zeitung“ 32.61) die Erzlagerstätten vorzugsweise an Trachyte gebunden. Die „Revue scientifique“ vom März 1874 (Nr. 36 u. 37) brachte eine bemerkenswerthe Abhandlung von Boussingault, worin. dieser berühmte Gelehrte das Vorkommen von Schwefel- und Salz- säure in den Solfataren und Fumarolen von Neu Granada beschreibt und ihre Bildung, mit Recht wie ich glaube, aus der Einwirkung‘ von Wasserdampf bei sehr hohen Temperaturen und in Gegenwart von Kieselsäurereichen Gesteinen auf schwefelsaure- und Chlor- Alkalien erklärt. Boussingault setzt das Vorhandensein dieser Salze in dem Erdinnern voraus; er fragt nicht, ob dieselben in den Gesteinen präexistiren oder aus dem Meerwasser stammen, ob die Sulphate aus dem, in jenen Vulkanen auftretenden Schwefel oder dieser aus den Sulphaten entstanden sind. Sei es mir vergönnt, eine Be- antwortung dieser Frage zu versuchen. Die alleemein acceptirte Hypothese der Geogenie nimmt an, dass unsere Erde vorerst eine Gasmasse war, die sich später zu einer feurig-Hüssigen Kugel verdichtete, welche sich im Laufe der Zeit mit einer starren Kruste bedeckte. Ueber den in jenen primitiven Zeiten herrschenden Chemismus ist es schwer, sich eine klare und richtige Vorstellung zu machen ; wir möchten vermuthen, dass die, während der Gasepoche, freien Elemente ihre Verbindungsfähigkeit „ zu äussern begannen, als die weniger flüchtigen Körper sich / condensirten. Se; In welcher Weise aber z. B. der Kohlenstoff, der Wasserstoff, Sauerstoff und die Salzbilder sich anfänglich vereinigten, oder auf die Metalle oder schon gebildete Verbindungen einwirkten, ist uns ein Räthsel. Ebensowenig wissen wir, ob das Silicium , ob die Metalle sich gleichzeitig mit dem Schwefel oxydirten, ob das Chlor sich zuerst mit den Metallen verband und dann die Chlormetalle durch Wasserdampf unter Bildung von Oxyden und Salzsäure zer- *) Siehe Napp’s „La Plata Monatsschrift” Jahrgang 1874 Nr. 3 £.f. _ 239 setzt wurden, oder ob umgekehrt, die Salzsäure sich mit den Oxyden zu Chlormetallen und Wasser umsetzte. Soviel aber können wir als sicher annehmen, dass die erste Rinde unserer Erde neben den Silicaten der Alcalimetalle auch ihre Chloride und Sulphate enthalten habe. Durch die ersten Regen wurden die Gesteine ausgelaugt und so einerseits Salzlager gebildet, andrerseits die löslichen Körper in See’'n und Meeren zurück- gehalten. Wir haben hier einen vollständigen Kreislauf der Action und Reaction. Das Regenwasser durchdringt das Gestein bis zum Sitze vulkanischer Hitze, es verdampft und der Dampf begegnet auf seinem Wege nach der Oberfläche den Chloriden und Sulphaten, oder das eindringende Wasser hat diese Salze aus den Gesteinen oder aus Lagern ausgewaschen und führt sie nach dem Erdinnern — dann tritt ein, was Boussingault behauptet: die Chloride und Sulphate werden zerlest. Oder es ist das Meerwasser, welches im Contact mit Vulkanen die Erscheinungen hervorruft, wie sie am Purac& und Tolima beobachtet werden. Die Producte der Zersetzung sind: Salzsäure, Schwefelwasserstoft, Schwefel, Schweflige- und Schwefelsäure, die sich wiederum mit Metallen verbinden und von Neuem Chloride und Sulphate bilden. Eine solche Bildungsweise schreibe ich der Ausblühung vom Atajo zu und sehe den Beweis in dem Vorkommen des Quarzes, ein im Trachyt sonst seltenes Mineral. Der gelbe Ocker der Poren rührt wahrscheinlich von einer Zersetzung von schwefelsaurem Eisenoxyd her. Die Substanz A bildet Krusten von etwa * Zoll Dicke und weiss- licher Farbe. Sie ist von blättrig-krystallinischem Gefüge, aber in ihren Hohlräumen erscheinen auch nadelförmige Krsytällchen. Wie aus nachstehenden Analysen zweier, an verschiedenen Punkten des Atayo gesammelten Stücke, erhellt, ist die Substanz schwefelsaure Thonerde gemengt mit schwefelsaurer Magnesia und schwefelsaurem Natron. Analytische Belege : Erstes Stück. Brosei, Woraser Analysel. Angewandte Substanz...........uuenseennnneeneneennen 2.2820 Eiickstand bei. 125° C getrocknet. ......ccnecdenanacane 0,1647 SR ER 2a 92.782. pCt. Schwefelsaurer Baryt aus200 C.C. 0.9416; SO, in 500 C.C. 0,8079 ” 0, 9417 I; ” ” ”„ „ 0.8078 Schwefelsäure auf lösliehen Antheil berechnet, wie es mit allen übrigen Bestandtheilen geschieht = co. 38.15 240 'Thonerde BEAN.S. aus200C.C. 0,1229; in 500 C.C. 0.30737— 14,511pCt. „ „» 9» ” 0,1230; ” ” „ 0,3075 En 14,523 „ 2 h Ve Pyrophosphors. Magn. a.200 0.0. 0,0456: MgO., ,„ » 0,0417 — 1.940), 5 ” ” ” ” ” ” 0,0456; „ ” ” ” 0,0417 = 1.940 Ur Analyse 1. Angewandte Substaäz ......... 1.8874 Rückstand bei 125°C. getrocknet 0.2084 Löslicher Antheil.............. 1.6790 —= 88.958 pCt. Schwefelsaures Baryt in 200 C.C. 0.7500; SO, in 500 ©.C. I ‚6437 — 38.338 pCt. ” 0. 7496; ” „ „ ” Organische Subst. "im Rückstande 0.0158 Thonerde und Magnesia werden nicht bestimmt. P:o.rtiro myJlT: Analyse Il. Angewandte Substanz............... 1.3848 Pekeittandı. 1. 43. ee 0.0890 Darin organische Substanzen ........ 0.0047 Sollte nach Reehnung enthalten ,...... 0.0069 Beim. Erhitzen verflüchtet?. )......... 0.5664 » Wirklicher, unlöslicher Rückstand ... 0.0912 Bo sheher Theil... 1.2082 Bl Rn 1.2936 ANAEBET. ..... 0,566. 00 0.5642 Schwefelsaures Baryt 1.4584; SO, 0.4939 Schwefelsaures Natron 0.0424; Na,0O 0,0185 Analyse I. Angewandte Substanz ................» 1.2740 Band. 2 0,1041 Darin organische Substanzen.......... 0.0054 Sollte nach Rechnung enthalten ...... 0,0081 Beim Erhitzen verflüchtet ee 0.5086 Wirklich unlöslicher Rückstand ...... 0.1068 Barlchersfneil ......- nee 1.1672 NE 232 NEE SI U ge 0.5059 Schwefelsaurer Ei 1.3060; SO, 0.4484 Schwefelsaures Natron 0. 0440: Na,0: 0.0192 — Die Substanz enthielt unwägbare Menge von Chlor und Eisenpap Als Mittel vorstehender Tabellen Teenie: Schwefelsäure......... 38.240 ihonerde.. san 14.517 Mlaonesia... „u. ws des 1.940 on! KR 1.538 Ber 0 43.479 0,6435 — 38.326 „ 43.615 pCt. 33.1785 1.453178 I I — 43,348 plt. — Sg.Aloı 1.6452 241 Eliminirt man die schwefelsaure Magnesia und das schwefelsaure Natron, so bleiben Auf 100 berechnet. Schwefelsäure....... SIDE 35.825 Ehonerdeswarr ut 14.517 16.063 NV aBSe 32 43.479 48.112 90.373 100.000 welche Zusammensetzung der Formel: Al,0.. 350, +18 Aq. ent- spricht. Boussingault *) hat ein ähnliches Salz vom Pasto, Rammelsberg *) von Bilin analysirt. Formel. VomAtajo. Vom Pasto. Von Bilin. Schwefelsäure ..... 35.983 39.825 35.68 SO Phonerde= ........ 15.442 16.063 14.98 15.86 Wasser 2a .::.:, 48.575 48.112 49,34 48.83 100.000 100.000 100.00 100.00 Zweites Stück. For nLo naar Analyse I. “ Angewandte Substanz ........ 1.7244 nnekktandegs N ern ran 0.3897 HndakenerDheil.ar. a. chaczene 1.3347 — 77.528 pCt. . Fr Baryt in 200 C.C. 0.5916; SOz in 500 ©.0. 0.5077 — | 38.042 pCt „ „9 ” 0.5848 ; ” „9 ” 0.5020 = 37.621 2) Thonerde.. 22.0... in 200 ©.C. 0.0740; in 500 C.C. 0.1850 — an pi RI 00735: NE KTSser Li 1417, Pyrophosphorsaure Magnesia 0.0409; MgO in 500 0.C. 0.0368 _ f 2.757 püt BR 3 > 0.0394: 0 SER 32.735. Analyse 1. Angewandte, Substanz ..... 22022.1040 Erektion ren 9.5497 Darin Organische Substanzen... 0.0359 BRgsichern Theil 02... 0... 1.5543 — 73.873 pCt. Schwefelsaurer eek in200C.C. 0.6933: 805in500 0.C. 0.5950 — 38.281 pCt, ” 31.70.99 0. 6393 ; DE 0.5917 = 38.075 ” Die EB nmuns der übrigen Bestandtheile wurde durch einen Unfall vereitelt. In einer anderen Analyse erhielt für Schwefel- säure die Werthe 38.523 und 38.342 pÜt. Portran.ckM: Analyse Il. Angewandte Substanz. ..........-..--. 1.7572 Rückstand, gewogen........ ed: 0.3574 *) Gmelin, II. Band pag. 284. Organische Substanzen vorhanden...... Bollten zugegen sein... .............. 0.0239 Wirklicher, unlöslicher Rückstand...... 0.3659 Beim Erhitzen verflüchtet............-. 0.6152 NV ABBeImE,. Sun EEE NEL seien ne she ci 0.6067=43.696 pO Schwefelsaures Natron 0.0456; Na,O... 0.0199 1.431 Analyse II. Angewandte Substanz..........:....... 1.5412 Bueketand, gewogen .......ı.....l.:- 0.3426 Darin organische Substanzen .......... 0.0133 Bealtesenthalten,. So... u ner 0.0273 Wirklicher, unlöslicher Rückstand...... 0.3566 Beim Erhitzen flüchtig. ............... 0.5264 Beslicher „Theil... 2. AN A N, 1.1846 R Branseun.. a Nee A 0.5124—43,253 95 Schwefelsaures Baryt 1.0288. DO... 3. 0.4562—38.515 „ u Schwefelsaures Natron 1. 0409; Na, ©... "0.0174 13075 Das Mittel aus diesen Ansllgkent ist: Schwefelsäure........ BBnalT Thonerde wa aa 13.942 Mapnpsis. a. Er . 2.746 Natron; aaa 2 AU 1.469 Wasser man are 43.429 99 .803 lee so erhalten wir: A Auf 100 berechnet. Formel wie oben. Schwefelsäure.... 30.889 , 34.998 35.983 Thenerde ....... 13.942 15.796 15.442 ANaEBeRı. oo. 45.429 49.206 48.575 838.260 100.000 100.000 Die Differenz zwischen Analyse und Theorie rührt. wohl von einem Wassergehalt der schwefelsauren Magnesia her, welcher i der Rechnung” nicht berücksichtigt wurde. Wir verlassen den Atajo in südlicher Richtung, wobei Campo blanco zur Rechten bleibt, ein Basin, das einem Kra ähnlich sieht. Der Weg führt über granitische Gesteine, die vo Trachyttuffgängen durchsetzt sind, und leitet nach einem kl triangulären Plateau, dessen eine "Seite gegen Vis- Vis schaut, ' hin jedoch, der steilen Abhänge halber, a direkter Weg oLondres re, a desei defirmacion primaria | Primäres Salzlag id. segundaria | Segundäres de FRE Saline agua subterraneo | Wasserzuflnfß tificadas(Jasi) | Geschichtele Geste A nputjaco > Jasinozo unta dela Cunsta RiodkHualfin Corral quemado ayıas desaldejormacım primaria | Primäres Sulzlager | Couche desel.de laformation primaire | Salt stratum ofprimaryormatior dd id. id seaundarie | Sequndäares da» id id. dd. secondaire, de second de alina + Saline +Saline -Salıne Wasserzuflufs Cours d’eau, souterraine | Garent ofsubterraneem water rriente de agua sublerraneo | Geschichtele Gesteine/Jasi;| Roches stratifüces/Jast) r ‚aminated rocks/.Jasi) Focas estratificadas (‚Jasi) an a a a BE Da ce a real ir Zu Er . ” x 243 steht, die andere hingegen nach der Quebrada de los Nacimientos, mach welcher man an einer sehr abschüssigen Bergwand herunter ‚gelangt. ‚Diese Wand besteht ebenfalls aus granitischen Gestei- nen, welche am Fusse des Berges mit Adern von Rotheisenerz durchzogen sind, auf der Höhe der Steige aber, am portezuelo _ (Bergsattel), treten rothe Sedimentgesteine auf, von geringer Mäch- tigkeit, die jenen der Casas coloradas auf dem Ostabhange dieses Zuges, der Sierra de las Capillitas, entsprechen. Von der Quebrada de los Nacimientos aus verfolgen wir das © Flussbett, welches von Westen kommend, im Süden von einer Granitkette, im Norden von Hügeln, die aus Trachytbreccien be- stehen, begrenzt wird. Bei dem portezuelo de San Buena- Ven- tura steigen wir in eine enge, finstere Schlucht hinunter, von hohen Breceienfelsen eingefasst — ein überaus interessanter Punkt - für den Geologen. Die enge Schlucht führt uns in einen weiteren Thalkessel, das Campo de San Buena-Ventura, durch welchen wir, eine zweite Enge passirend, in der aus dem sonst trockenen Flussbett eine Quelle entspringt, nach der Oortadera, einem Hofe oberhalb Ampujaco kommen. Wir befinden uns in der Breite von San Fernando, von welchem uns ein Gebirgszug trennt, die Sierra de Belen, dessen höchster Gipfel gerade gegenüber der Cortadera, von vielen Orten dieser Regionen sichtbar ist und da- her als ein vortrefilicher Punkt zur Orientirung in diesen Gegen- _ den dient. Das Flussbett, durch das wir geritten, mündet bei dem ge- nannten Hofe in ein von Norden kommendes, in welches wir ein- biegen, um zwei Leguas weiter oben den Gebirgskamm zu über- schreiten. Der Aufgang ist kurz, aber sehr steil und selbst ge- fährlich. Bier haben wir, wie es scheint, die Grenzlinie erreicht zwischen den nach Nordosten umbiegenden Sedimentgesteinen und dem granitischen Cenfralstocke der Sierra de Belen, wie nachstehende Skizze veranschaulichen soll. (Siehe Skizze 1.) Auf der Höhe des Passes angelangt, erblickt man vor sich die _ kahlen, mit Sandgletschern bedeckten Gebirge von Gulampajd und der Laguna blanca. Wir passiren eine Schlucht, die mit Felsblöcken erfüllt ist und weiter unten zwischen hochanstrebenden senkrechten Granitwänden _ führt, und übersteigen nahe bei ihrem Ausgange einen kleinen Hügel; wir befinden uns sodann in einem offenen Thal, welches _ im südwestlicher Richtung zieht und bei der Oienega in das Fluss- bett des Rio de Hualfın mündet. Rechts hat man die der Ter- täärzeit zugehörigen Sedimente, gegen Osten aufgerichtet, nach welcher Seite sie senkrechte Wände bilden, oder auch in frei- stehenden Säulen erscheinen, die vom Regen gefurcht oder mit #. Platten bedeckt sind; zur Linken begleitet uns das Granitgebirge. a 2 244 Ein Durchschnitt von West nach Ost giebt von Fa, Verhält- | nissen ungefähr folgendes Bild. (Siehe Skizze II.) H In diesem Thale entspringen mehrere schwache Quellen, die aus dem Granit zu kommen scheinen. Das Wasser derselben ist stark alkalisch und ist der Ufersand mit einer dicken, gelblichen Kruste bedeckt, welche vornehmlich aus kohlensaurem Natron — Ccollpa — besteht. Welches mag wohl der Ursprung dieses Salzes sein? Ich vermuthe, dass die Sulphate, die, wie ich oben gezeigt habe, in den Trachyten so häufig sind, ein Gestein, das gerade oberhalb dieser Quellen, im Osten der Cortadera, so stark vertreten ist, durch das in den Höhen condensirte. Wasser gelöst werden und dann Schichten durchdringen, welche Kalksteine enthalten, wie z. B. der in den hiesigen Granitgebirgen häufige Kalksinter ist. Nehmen wir nun an, dass die sub „A“ aufgeführte Substanz in dieser Weise gelöst und weiter geführt worden. Wir können hr die Formel geben: iR : 4(Al,0,.350,+18ag)+2Mg0.50,-+ Na, 0.50, Im Contact mit kohlensaurem Kalk würde entstehen: 4 A,O,-+13(Ca0.SO, +2aq)+Mg0.50,—+Na0. co, 11200, —- 46 ag. Ich setze hierbei keinerlei Wechselwirkung zwischen schwefel- saurer Magnesia und kohlensaurem Kalk voraus. Eine solche Wirkung scheint nach Otto (siehe Graham-Otto, H. pag. 608) nicht statt zu finden, wohl aber ihr Gegentheil, die Zerlegung von kohlensaurer Magnesia und Gyps zu schwefelsaurer Magnesia und kohlensaurem Kalk. Die Ccollpa enthält schwefelsaure Magnesia, was andeutet, dass eine Reaction in dem ersteren Sinne nicht stattgefunden hat. Wie dem auch sein mag, es hat für meine Erklärung der Bildung von kohlensaurem Natron und Gyps kei- nerlei Bedeutung. Es wird also Thonerde ausgeschieden und Gyfs, kohlensaures Natron bleibt in Lösung und zugleich werden Kohlensäure und Wasser frei. N Verdankt der in den Anden so häufige Gyps seine Entstehung N ähnlichen Reaktionen? Und stammen die grossen Sodalager, De welche jüngst in Nordamerika entdeckt wurden, aus Zersetzungen wie ich sie oben formulirt habe? Auf diese Fragen möchte ich bejahend antworten und zugleich auf die Phänomena aufmerksam machen, die nothwendiger Weise die Bildung von Gyps und das Freiwerden von Kohlensäure be- gleiten. Das Thal wird immer weiter und offener und verwandelt sich schliesslich in ein breites Flussbett (playa), welches bei den Ge- höften der Cienega in den Rio de Hualfin einmündet. Wir fol- gen Letzterem bis zur Puerta de Belen. Dort, am rechten Uf 245 des Flusses, besteigen wir die Hügel, auf welchen, unter herrli- chen Baumgruppen versteckt, die wenigen Gebäude liegen, welche die Puerta bilden, und gelangen jenseits derselben nach einer kleinen Wiese. Der dem Flusse zunächst liegende Hügel besteht aus eisen- schüssigem Kalkstein, wohl den so oft genannten Sedimenten der Tertiärzeit zugehörig, zu welchen auch die weiter westlich liegen- den Hügel von Jasi gehören dürften. Aus dieser Hügelgesend kommt das Wasser des Mühlgrabens, welcher sich längs der Nordseite der Wiesen hinzieht und durch Ueberfliessen dieselben stets feucht hält. An der Südseite nun, wo sich ein kleiner Gra- nitkegel erhebt, ist durch den Regen eine Schlucht in dem Lehm- boden der Wiesen ausgewaschen worden, an deren Wänden das Salz „B“ ausblüht. Es wird in der Puerta zum Beizen der Wolle benutzt, mit sehr geringem Effecte, wie ich vermuthe. Das Salz erscheint in dünnen Krusten, in deren Höhlungen kleine, glänzende Krystalle sichtbar sind. Es ist unmöglich, grös- sere Mengen dieser Substanz in reinerem Zustande zu erlangen; immer enthält sie beträchtliche Mengen von Thon, mit organischen Substanzen vermischt, was die Analyse erschwert. BPioretion.TE: Analyse l. Angewandte Substanz............. KO ERTAR Sion Au 3,9100 Rückstand bei 125° C getrocknet................ ee 2.1177 Hisinbeiezelihei lege es ne eienim nee stellten 1.1922 — 30.494 pCt. Organische Substanzen im Rückstand ................... 0.1854 Chlorsilber (enthält org. Subst.) 0.0232; Chlor... 0.0057 — 0.480 „ Schwefelsaurer Baryt in 200 C.C. 0. 5823: ER in 500 c. C. 0.4997 — 541.913 „ en > " 0.5378; : 0.5045 — 142.313 „ Phonerde..-........- in 200 0.C. 0.0228; in 500 C.C...... 0.0570 — | 4.780 „ ARE ” N 0.0227; 00 22010.056 70 — 4.751 „ Phosphors. Magnesia „ E 0.1251; MeO „ko 0.1125. — (9.435 „ = z 5 E, VA232E 2 0109 9290 Analyse 11. FeHeesyeindte Substanz ......02..0aeneneemelsiee ee defelee 3.6696 isn oe RO RAIN OR 0096 2.6585 Löridiar Il PETER ARE 1.0111 — 27.551 pCt. Organische Substanzen im Rückstand.................. CENT Schwefelsaurer Baryt in 200 C.C. 0.4754; SO, in 500 0.0. 0.4080 — f 40.352 „ Eh n Ver oe ke 0.4112 — 140.668 „ Thonerde NER = ” 0.0184; InSs00L EC: 0.0460 — f 4.545 „ ER ER ” VER nr san. ME ER = _—. A „ 0.1083; MgOin500C.C. 0.0935 — f 9.247 „ DIE 0 19.08, Ein Er Bahlar in der Bestimmung des Rückstandes ist wohl die Ursache der Differenz zwischen den Analysen I. und II. 246 Pörtıon 'Il . Analyse l. Angewandte Substanz... .................. 1.9566 Buckstand, gewogemi run. ....2..02 su 1.2883 Darin organische Substanzen ............. 0.0266 Sollte enthalten nach Portion 1........... 0.0924 Wahrer, unlöslicher Rückstand.........--. 1.3503: 1bro-ulleineo Ele DNS Re RN N 0.6063 Beim Erkitzen verflüchtist ............-.. 0.2550 \ In, Aicle) TR Se ale Ma NEON A Nr RR 0.1870—30.843 pCt. Schwefelsaurer Baryt 0.7532; sö,, .....0.2586—42.652 Schwefelsaure Alkalien................... 0.1375 Gr sub 2. 2 Analyse Il ° Angewandte Substanz........-... RR aan 1.9218 uuckstand; ‚gewogen... Dal 1.2598 Darin organische Substanzen. ............. 0.0521 . Wahrer, unlöslicher Rückstand ........... 1,2923 ioslicher "I’hesl... 20 ae TE N sur. 0.6295 Beim Erhitzen Auchug nn... nen .. 0.2431 | BRBErB. 2. Na RR RE 0.2043—=32.454 pCt. Schwefelsaurer Baryt 0.7523; SO,.... 0.2583—41.022 77 Schwefelsaure Alkalien................... 0.1420 Darin Schwefelsäure : Schwefelsaurer Baryt 0.2189; SO,.... 0.07516 woraus folst: Schwefelsaures Natron 0.0946; Na,0.. 0.0412—= 6.546 „ Schwefelsaures Kali 0. 0474: K,O...: 0.0256= 4.066, Nimmt man in Analyse 1. dasselbe Verhältniss an Natron zu Kali an, so erhält man: Schwefelsaures Natron 0.0916; Na,0 0.0400 6. 597 N Schwefelsaures Kali 0. 0459: K,0 0.0248— 4.090 „ Mit der Magnesia fielen Spuren von Mangan. Ihrer Bildung gemäss enthält die Substanz Salpetersäure, Kohlensäure und Am- moniak, die jedoch nicht bestimmt wurden. ' Als Mittel der eben detaillirten Analysen En sich : 41.8 Schwefelsäure ..... 2er... Thonerde lau ae en : 4.642 Mapnesia; ..% „Ya 8.986 Chlormagnesium ............. 0.642 INAErOn.. AL EN 6.572 Ba NR I HER RE 4.078 Mlassers in 33 md 31.648 97.880 247 Lässt man nun das Chlormagnesium unberücksichtigt und be- rechnet den Rest auf 100, ‘so resultirt eine Zusammensetzung, die übereinstimmt mit der complicirten Formel: 5MgO. SO,+Al,O,. 380, +2, Na,0.S0, +K,0. So, +40.acg. Formel. Schwefelsäure............ 42.482 41.967 IEhonerdegs an u. He... 4.773 4.698 Masern... ea. 9.241 9.123 Natromir:.. EHRE IRRE RL WR 6.759 7.070 ee ATI 4.298 Wassensen 2.22.02. 32.549 32.844 100.000 100.000 Ich bin jedoch weit entfernt, zu behaupten, dass die Substanz eine mineralogische Species von so complicirter Zusammensetzung sei; ich halte sie vielmehr für eine Mischung von Maenesiaalaun mit schwefelsauren Alkalien. €. Durch den Rio de Hualfin führt der Weg nach Antofogasta, einer kleinen Grenzstadt Boliviens. In der Nähe derselben liegt der Volcan de Antofogasta, von welchem die Salze stammen, die ich unter C. und D. aufführe. Die erste dieser Substanzen, C, erhielt ich in weissen Knollen, die sich mit der Zeit in verschiedenen Richtungen spalteten. Diese Knollen sind aus kleinen, undurchsichtigen Krystallen zusammen- gesetzt, es erscheinen jedoch in der Matrix auch körnige, helle und glänzende Krystalle. BeorttionsE Analysel. ERS CWAHÄLENSUDSLANZ ...... area he neneneeenee nee nam ale ee 1.3885 RRtSDarld ee ehe inne laeelsfe fairen 0.0323 Safraher IN ODHANRROR ES ORG 1.3572 — 97.746 pOt. Schwefelsaurer Baryt in 200 C.C. 0.5590; SO, in 500 C.C. 0.4798 — f 35.351 „ ” ” „ % VER + 0.4820 — 135.514 „ Biionerde ........:. 5 ” 0.0078; in 500 C.C.. 0.0195 — 1.436 „ EN 5 0.0077; , 0.0193 — N 1.419 „ Phosphors. Magnesia ,, 5 % 0.2433; Mg0. in 5000.C. 0.2190 — 16.135 » I 0.2170 — 1 15.988 5 Organische Substanzen in Rückstand. ...ccaaccannenn 0.0056 Analyse IL. BHESWAHAIE, SUbslanz ....n.aseieusedeisiesemnende@eeeene 1.8656 ERTL EEE BENELDEIRSPEN RER AD 1.0487 ER: EEE ne RE SPORE 1.8169 248 [7 Gribesilber ) 0.0118; Chlor ML Mae... La 0.0029 — 0.160pi Schwefelsaurer Baryt in 200 C.C. 0.7506; SO; in 500C.C. 0.6440 _ 35.445 ihonerde............ x 5 0.0081; in 500 C.O,.... N 0202 — 1.114.557 ORSSURDE 2 0.0081; 0202 — 1 LT Phosphors. Maenesia „ ” 0. 3262: Me0i in 500 cc, x a Ar | 16.417205 h 5 ID 9A... 6 0.2925 — 116.099 „ In einer dritten Analyse erhielt ich mit 1.9391 Substanz: orga- nische Substanzen = 0.0088 (Rückstand —= 0.0443). \ChlouraE = 0.0123. Chlor 0.00304 —= 0.160 pCt. Bor tiuson‘Il Analyse I. Angewandte Substanz......22......2..... 1.0063 Rückstand, gewogen. ....222..2.... NINE! Mabrer Ruckstand!) nun... 0.0192 BRnlichersttheitinn, ae N 0.9871 Beim Erhitzen flichtig MN EN ERDE 0.4730 MBESer ann Se Sa REDET N N), 0.4685—47 .462 pÜt. Schwefelsaurer Ba 1.0016; SO, .... 0.3439—34.839 , Schwefelsaures Natron!) "u 0217: Na, 0. ..... 0.0092: 0.92 Analyse 1. Angewandte Substanz. ........ 22.222... 0.9654 Rückstand, gewogen... cases. +»: 110:0158 Darin organische Substanzen ............. 0.0003 Wahrer Rückstand ......... RR er 0.0185 Poslicheni Theil... .saniser mai. 0.9469 Bluchtüg beim Erhitzen... nn 0.4543 BaRBSRE. .. e Su 0.4496—47 .481 pOt. Schwefelsaurer Baryt 0.9632; SO,....... 0.3307—=34.924 „ Die Natronbestimmung fehlt. Analyse II. Ansewaändte Substänz. 2. Arr IN... 1.2026 Buckstand vewogen.. „ae. 0.0176 Darin organische "Substanzen WR na. 0.0022 Wahrer, unlöslicher Rückstand............ 0.0182 De... 1.1844 Beim Bırkagzen flüchtig... 02 l.ke en 0.5766 RE a 0.5735—48.421 pCt. Schwefelsaurer Baryt 1.1832; SO,....:.. 0.4062—=34.295 „ Schwefelsaures Natron 0. 0236; Na, 0 elle 0.0103—= 0.869 „ Das Mittel der Schwefelsäure in Portion I. ist 35.427 Procent, in Portion II. 34.686; die Differenz 0.741 entsprang wahrschein- lich aus der Zersetzung, eines Sulphates beim Erhitzen und ist vo 1) Enthält ein wenig Kali. 249 Wasser abzuziehen, wodurch man für letzteres erhält: —= 47.047 Procent. Die centesimale Zusammensetzung von 0. ist daher: Schwefelsäure ..........2..... 39.427 ThonerdeY....... EIERN N, 1a Maenesene rn N llun.d, 16.009 Chlermaenesium: nn 0.214 INSERENT NE 0.901 NVERSEETE 1, oe Ma ER 47.047 100.869 Scheidet man Chlormagnesium, schwefelsaure Thonerde und Na- tron aus, so bleiben: Sehmzetelsaure 2. Nonnen 31.305 Miienestar aan erde 16.009 Bee a 47.047 94,361 und diese auf 100 berechnet, ergeben eine nahe Uebereinstimmung mit der centesimalen Zusammensetzung der gewöhnlichen, schwe- felsauren Magnesia: Ms:0O.S0, +7 aq. Gefunden Formel Schwefelsäure. ............ 33.176 82.521 Miicmeniar ft -Aintese... 16.966 16.260 AERTSC RR BEN 92838 51.219 100.000 100.000 D. Diese Substanz ist wenig von der vorhergehenden ©. in ihrem Aeusseren verschieden; wie jene erscheint sie in weisslichen Mas- sen, ihr Gefüge ist blättrig und krystallinischh Der unlösliche Rückstand besteht, wie auch in C©., aus einem weissen Pulver, welches beim Erhitzen roth wird; es enthält ausserdem Körner eines dunkelbraunen Minerals, welches Augit zu sein scheint. Der weisse hückstand ist wahrscheinlich basisches Sulphat, dem Lö- wigit oder Alunit vergleichbar. Analytische Belege: or EL korasle Analyse I. INESEWAHILEL SUDSLANZI.. 1. een ee einer 1.8554 HSASERDLI. ende A NER GER EHER 0.0601 HEOSHCHe EHE ne ernaenernunisgeiate Eee 1.7953 — 96.761 pCt. 250 Schwefelsaurer Baryt in 200 C.C. 0.7918; SO ‚in 500.... 0.6797 — { 37. ” ” ” ED) 0.7919; ” » m nee 9.6798 == (en Thonerde... ERRUENSUN N 0.0314; in 500........ 0.0785 — 4. NE AL r 0.0310; „ RU ED %: Phosphors. Magnesia , „ " 0. 2213: Me&O in 500.. 0.1994 — (11. „ „ „ „ 0.2217; » » » -. 0.197 — m Analyse 1. Ansewandtel Substanz. aa... 1... cu eelene nen 1.7437 u ckBt art N EN alter 0.0606 WoslichersiBHeiin need aa elaeeunenene Feen lad 1.6741 — 96.506 pCt Thonerde....... Bere in 200 C.C. 0.0282; in 500......... 0.0705 — [ 4.211, SNelalaha telnet N 30.0288, ee NONOTLE 4.256 „ Phosphors. Magnesia , »„ »» 0.2111; MgO in 500... 0.1928 —. in: 11.118 ”„ ” ” ” ” 0.2066; ” ” Beer 0. 1861 — Portion I. Analyse I. Snsewandte Substanz '........H.ue......., 1.1376 Rückstand, gewogen ......u........ uunKlEN, 0.0588 Darin organische Substanzen ...eeeeeceen. 0.0016 Wahrer, unlöslicher Rückstand ........... 0.0648 Wiselicher "Theil .......%. I AN HE NE 1.0728—94.303 pCt. inentier i.;;.. 2. 0.4564 ' \ Esser 4. 2 EN EEE RE 0.4424—41.253 „ Schwefels. Barytin 100 (.6.—0,2382;S0,in500 ,0.4089—=38.131 „ Analyse Il. Angewandte Substanz...... N nn 0.8947 . Rückstand, gewogen ........... RUE SER 0.0491 Darin organische Substanzen ............. 0.0009 Wahrer, unlöslicher Rückstand ........... 0.0543 LolcnenfTheil.... . N BR .....0.8408 Beim Erhitzen verflüchtet ..............- 0.3575 NEED SE. 2 DRS ERBEN >30 7,0: URL U Jun, 0.3454—41 .337 pCt. Chlornatrium 0 0731; Na,0.... 0.0388 4.611 Schwefelsaurer Baryt =. 9327: S0,. ... 0.3202—=38.101 Analyse Ill. Angewandte Substanz...........eesee.... 1.4322 Innckstand, gewogen ... .Ku.u.osckeeapen 0.0638 Wahrer, unlöslicher Rückstand........... 0.0699 Becher Theil ............... RN! 1.3623=95.119 pCt. Beim Erhitzen verflüchtet................ 0.5668 EBEN ARE N . - 0.5486—=40.270 „ Schwefelsaures Natron — 0,1511; Na,0.. ...0.0659= 4.842 251 Analyse IV. Angewandte Substanz.......-........- +: 2.0.8009 Buckstane, gewogen. .......:.......-.. .... 0.0459 Buanrer kuckstand . ae neun en 0.0454 Berbeben heil .. une... 40a. 0.8325—=94.828 pÜt. BeimsBrhitzen. verflüchtet ............2..: 0.3556 ee edeeeie 0.3493—=41 .958 Schwefelsaures Natron = 0,0939; Na,0... 0.0410— 4.922 In anderen Analysen, in welchen der oben angeführte Uebel- stand des unreinen Ammoniaks die Bestimmung von Thonerde und Magnesia vereitelten, erhielt ich für Chlor den durchschnittlichen Werth von 0.656 Procent und für Schwefelsäure 37.884 Pe) 38.010 „ 38.032 „ 38.068 „ Nehmen wir das Mittel aus den vorstehenden Bestimmungen, so erhalten wir: — 37.999 pCt. Schwefelsäure ......-.2.2.. 37.980 yOt. Buauendenen. u 4.288 „ Masmesialis.\.. ht dh 10.844 „ Natron ey. linden 4.706 „ Chlormagnesium ......... 028187, Measser:......%..4: A 41.205 „ 99.901 Aus dieser Zusammensetzung ist es mir nicht gelungen, eine ein- fache Formel zu bilden. Beseitigt man das Chlormagnesium, so erhält man die Zusammensetzung einer Mischung von Magnesia- alaun und einem Sulphat, welchem die Formel (# MgO. 4 Na,0.) SO, 4 aq zu geben ist. Die Formel der Mischung ist: 14 (2 MgO. 3 Na,0.SO, + 4ag) +2 (Al,0,.350, + MgO SO, —+ 24 aq). Analyse Formel Sehwetelsaure. ......”,.1.,3% 38.355 38.639 Riouierde %.,...:222.2.4u00 4,330 41522 reHestmnn.. seen 10.977 10.974 En a A WB N 4.752 4.764 a TERN RE 41.612 41.098 100.000 100.000 E. Vor etwa drei Jahren erhielt ich von Famatina (Provinz Rioja) mehrere Salze zugesandt, die ziemlich schlecht in einem Cigarren- 252 kistehen verpackt waren, so dass ich nur einige wenige Krusten sondern konnte, die zwei verschiedenen Species angehöfkene Ich r bezeichne sie mit den Buchstaben E. und F. RR Die erste erscheint als eine Agglommeration von Körnern, die mit Warzen eines mikrokrystallinischen Salzes besetzt sind. Ausser- dem sind einige, relativ grosse, prismatische Krystalle, dem schwe- felsauren Natron ähnlich, in der Grundmasse eingebettet. Ich enthalte mich von nun ab der Detaillirung der Analysen und beschränke mich auf die Angabe des Mittels der verschiedenen Bestimmungen. Von der Substanz E. wurden 2 verschiedene Stücke untersucht, die folgendes Resultat gaben: a Stück I. Stück II. Mittel. Schwefelsäure........ 36.449 35.616 36.033 op Thonerdei.. nnd 13.406 9.921 10.261 NER Eisenoxyd........... = 2.806 2.806 162 Masnesia. ........0. 4.606 4.873 4.739 - Natron sin N 0.893 0.960 0.926 INN ARBER 45.480 45.181 45.330 100.834 99.357 100.095 vB Wie nachstehende Vergleichung der Formel mit der der Zu- ‚sammensetzung beweist, besteht dieselbe vornehmlich aus Magne- siaalaun, gemengt mit schwefelsaurem Natron. Das Eisenoxyd wurde auf seine äquivalente Menge 'Thonerde berechnet. By Auf 100 ! berechnet. Formel. Schwefelsäure, ....... 34.838 35.879 35.754 Uhonerde:.r. 2.) 0 12.192 12.556 11.508 Magnesia N. 4,78 4.880 4.470 Mlasser in 2 IN 45.330 46.685 48.268 \ 97.099 100.000 100.000 F. ee Be Erscheint in Krusten, von zwei verschiedenen Salzen gebildet, das eine körnig und hell, das andere nadelförmig und undurch- sichtig; das erstere wiegt vor. Die Zusammensetzung dieser Substanz ist: en. MER. 36.724 T'honerde 3wu8 ce ae 14.281 Maonesıa, In 3. 4. 2.300 Natron... 0.504. Wasser ....... RR 46.198 100.007 253 Sie ist also, wie die zuerst beschriebene Ausblühung, schwefel- saure Thonerde, begleitet von schwefelsaurer Magnesia und Na- tron. Eliminirt man auch bier wiederum die beiden Letzteren, so re- sultirt: In 100 Formel: Theilen A1,0,.38S0,-+18aq. Schwefelsäure.......- 81.474 34,468 35.983 Mronerde +. 4. ..2... 14.281 15.641 15.442 BMasser een 45.556 49.891 48.575 91.311 100.000 100,000 Hierbei ist zu beachten, dass die Thonerde Eisenoxyd enthielt — daher zu wenig Schwefelsäure — und dass höchst wahrschein- lich die anderen Sulphate mit Wasser verbunden waren, daher zu viel Wasser. &. Auf dem Wege von Fuerte de Andalgala nach Tucuman, der über das Carrizal führt, erblickt man, ehe die Steige von (ara- punco erreicht wird, zwei Schluchten, die sich, von Nordwesten und Nordosten kommend, bei der Horqueta vereinigen. Verfolgt man die westliche Schlucht, so trifft man auf hohe Lehm- und Schuttwände, an deren Fuss der Alaun ausblüht, von dem ich schon früher eine Analyse veröffentlicht habe. In derselben fehlte jedoch die Bestimmung der Alkalien, was ich jetzt nachhole. Schwefelsäure........ 39.828 Fissuerde....4......: 10.817 Bilsenoxsyd .. 2.2.0... 0.608 | 11.425 Blisuera „rl... 5.901 (mit Spuren von Mangan) BShron =... 1.046 (enthält etwas Kali) N ee 45.799 93.999 Die Zusammensetzung entspricht der Formel: 6 (Al, 0,.3S0, + MgO. SO, + 24aq)+ (2 MsO.SO, Na, OSO, + 6ag), welche verlangt: Schwefelsäure :....2..2 0, 36.860 Mhonerde:.,...:..: RE 10.547 MEIDTIESTÄ NE ee 5.460 DE ER EDEN 1.058 aRBer a 46.075 100.000 Die Substanzen H. und I. wurden mir in der Puerta de. gegeben, wo sie als Beize verwandt werden. Wenn ich irre, stammen sie aus der Nähe des Ortes Hualjin. H. bildet rundliche Brocken, an denen keine krystallinis 2 Structur erkenntlich ist. | Sie bestehen aus: Bchweteleäure. N... 2.2.2. 208 37.021 Thonerdemuen a 10.896 Maonesanll nl. ROECRINDNS. > 6.750 INT RL N u Wasser ....... IR TEN er . 44.952 100.908 Sie sind also, ebenfalls Magnesiaalaun, gemengt mit den Sul phaten von Magnesia und Natron. I. Gelblich-weisse Knollen von 1 krystallinischer Grundmasse, deren Inneres mit nadelförmigen Krystallen von Seidenglanz erfüllt ist. Ihre Zusammensetzung stimmt mit der von H. nahezu überein, wie folgendes Mittel mehrerer Analysen zeigt. R Schwefelsaure. lt RE 1180,64 Thonerdey. Marai. EYE MEN 11.698 Mapnesia en. LIE IN NECECHRISE 5.834 Natron , RL RER EEE YARYER 1.384 WaRser nl UNI RUE A EN AST 99.380 Beide Substanzen H. und I. enthalten geringe Mengen von Chlor. K. Die letzte der Verbindungen, welche ich untersucht habe, kommt an einem Orte vor, der Alumbrera (Alaunstätte) heisst, ein hier häufiger Name. Dieser Ort ist das Quellengebiet des westlichen Zuflusses, welchen der Rio de Andalgald vor seinem Austritt aus dem "Gebirge aufnimmt. Bis zu diesen Quellen bin ich nich gekommen, erreichte aber auf einer Exeursion nach dem Campo grande das Portezuelo de Yutiyacu (Bergsattel des Feldhuhn- wassers), in einer Höhe von mehr als 10,000 Fuss, von wo a ich in das Thal hinabsehen konnte, in chen jener Bach fies; dessen Rauschen bis zum portezuelo vernehmlich war. Der Berg des campo grande besteht auf seiner Südseite aus Granit, welch von unzähligen Gängen durchzogen wird, die zinkische Blei und Eisenkies führen. 255 Gänge von Letzterem erscheinen in grosser Häufigkeit auch auf der Nordseite des Berges, in der Quebrada de la Alumbrera und beim Candado, und sind sie wahrscheinlich die Ursache des Vor- kommens der Sulphate. Nach neueren Nachrichten findet sich in jenen Regionen Trachyt, der auf der Südseite völlig fehlt. Das Sulphat K. besteht aus Stalactiten, die von blättrigen Kryställchen zusammengesetzt sind. Ein gelblicher Ocker bedeckt die Höhlungen derselben. Für die Bestandtheile erhielt ich folgende Werthe: Sehwelelsaure., ls... n 36.577 INHOmeRSTER En ne el ne 11.185 JEUSEINEES TE | Va N EN! 3.390 1.) DiSat Pre) RA AR 2.576 DET I 0.568 BESEE Ne Ne a TEN 45.671 99.967 In Gmelin’s Handbuch, Band III, pag. 222, werden die Analysen verschiedener natürlicher Sulphate aufgeführt, so z. B. des Styptieits von Coquimbo und des Misys von Goslar. Beide enthalten schwefelsaure Magnesia, welcher man die gewöhnlichen 7 Molecule Wasser beigelegt hat, während den Sulphaten des Eisens folgende Formeln gegeben wurden: Fe,0,. 280, 4 10 aq. 2Fe,0,.580,—+13S.aaq. 2Fe,0,.5SO, + 10 .aq. Die schwefelsaure Magnesia tritt mit verschiedenem Wasser- gehalt auf; so führt z. B. der Kieserit die Formel: MgO. SO, + 1 H,O; das Doppelsalz von Magnesia und Kali enthält 6, das von Magnesia und Natron (der Astrackanit) 4 und der Löweit blos °/, Aequivalente Wasser. Bei einer solchen Variation glaube ich, dass man füglich den "Wassergehalt der Sulphate von Thonerde und Eisenoxyd für con- stant und den der Magnesia (allein oder in Verbindung mit anderen Sulphaten) für variabel ansehen darf. Unter dieser Annahme gestaltet sich die Zusammensetzung der Substanz K. wie folgt: Schwefelsaure Thonerde Al,, O= 11.185 AIl,O,.3S0, +13 aq 350, — 26.002 72.431 18 aq — 35.184 | SchwefelsauresEisenoxydFe,O, — 3.390 Fe,0,.3S0, +13 aq 350, — 3.085 15.340 1l8agq= 6.865 256 Magnesia FREE PRINT Male 2: 576 Berechn: Natron... NN 0.568) 8.574; MgO.SO,— Sehwelelsaure.. Li we neues. 5.430 Na,0. SO,— Wasser ...... BEN + 3.622 99.967. Durch vorstehende Untersuchung habe ich gezeigt, dass in diesen Gegenden Sulphate vorkommen, deren Entstehung auf zwei ver- schiedenen Wegen möglich ist. Sie stammen entweder von einer Oxydation von Schwefeleisen: in diesem Falle wurde zuerst schwefel- saures Eisenoxydul gebildet, welches sich dann in schwefelsaures Eisenoxyd oder in Eisenoxydhydrat verwandelte, und die so frei gewordene Schwefelsäure reagirte auf die Bestandtheile der Ge- steine. Oder die Sulphate sind das Product der direeten Einwir- kung auf, vornehmlich vulkanische, Gesteine, in der Weise, wie es von Bous singault erläutert wird, und ein langsamer Process der Auslaugung bringt dieses Product an die Oberfläche. Wie ich bereits im Anfang dieser Abhandlung bemerkt habe, werden durch die Sommerregen die Gesteine dieser Gebirge abge- waschen und führen so die geschwollenen Flüsse eine Menge von Schlamm nach dem Basin der Saline, welche während des Winters austrocknet. Es erheben sich alsdann in diesem Schlamm durch capillare Kräfte die verschiedenen Salze und kommen zum Ausblühen. Die Berührung der Salzlösungen mit den Bestandtheilen des Bodens hat jedoch in diesen Salzen eine Zersetzung bewirkt, durch welche kohlensaurer und wahrscheinlich auch der fein vertheilte kieselsaure Kalk in schwefelsauren, resp. Gyps verwandelt wurden. Es werdem ausserdem entstehen: Thonerde und kieselsaure Thonerde, Eisenoxyd und kieselsaures Eisenoxyd, sowie kohlen- saures oder doppeltkohlensaures Eisenoxydul. Einige Soolen, die ohne Zweifel durch Auflösung von Salzlagern, wie das hiesige, entstanden sind, enthalten in der That doppelt- kohlensaures Eisenoxydul. 1 Da das Kali eine besondere Neigung zeigt, die für die Pflanzen- ernährung so wichtigen Zeolithe zu bilden, also von dem Boden stark absorbirt wird, so steht zu erwarten, dass in dem Salinensalz wenig Kali resp. Chlorkalium vorhanden sei. Wirklich habe ich in den von mir analysirten Proben (siehe Boletin loco eit.) nur Spuren davon angetroffen. % Ich glaube so die Bildung von Salzlagern und das Vorkommen von Gyps in denselben erklärt zu haben, Otto ’stellt beides noch in der jüngsten Auflage seines Lehrbuches (II. Abbe DB pag- ) für unerklärlich dar. 257 Aber es ist nicht allein die Absorption des Bodens, welche eine Veränderung der ursprünglich gelösten Salze hervorbringt; auch die Temperatur bei der Verdunstung des Wassers ist zu berück- sichtigen, denn sie entscheidet z. B., ob aus einer Lösung, die schwefelsaures Natron und Chlormagnesium enthält, diese Salze als solche sich abscheiden oder sich zu schwefelsaurer Magnesia und Chlornatrium umsetzen. Wenn wir nun nahe bei einer Saline, wie die des Campo de Andalgald ist, eine tiefere Depression das Bodens annehmen, so werden durch die periodischen Regen die aus den Salinen auf- ' gelösten Stoffe allmählig ihren Weg nach der Vertiefung nehmen. Bei dem Verdunsten des Wassers treten dann in der Salzkruste dieselben Erscheinungen auf, die im Schlamm Statt gefunden. Man kann ausserdem voraussetzen, dass ein Theil des in den be- nachbarten Höhen in den Boden sickernden Wassers in der Tiefe des Basins hervorquelle und durch die Salzdecke hindurch ver- dunste. Es wird fortwährend neue Salze zuführen und das Spiel der capillaren Kräfte in Wirksamkeit erhalten. Von diesen Verhältnissen können wir uns folgendes, ideales Bild machen (Siehe Skizze III). Unterdrücken wir die Saline — das primäre Salzlager — und stellen uns das Basin allein vor, so haben wir einen jener Salzseen, wie die Laguna blanca und Laguna colorada, welche ihre Salze direct aus den vulkanischen Gesteinen der Cordilleren zu em- pfangen scheinen. Diese See’n verlieren während des Winters einen grossen Theil ihres Wassers und bilden sich dann an ihrer Peripherie Salzbänke, in welchen capillare Erhebungen Statt finden werden, während in der Mitte eine Ausscheidung nach Löslichkeit und Temperatur vor sich geht. Dieser Process — Zufuhr von Salzen, Ausscheidung und Sonderung derselben in Gemässheit ihres Capillarcoefficienten, der Löslichkeit und Temperatur — mag für Jahrtausende andauern, um schliesslich ein Salzlager zu bilden, wie das von Stassfurth ist. 17 Kapitel XIII. Die Mineralquellen Argentiniens. ” Da die Argentinische Republik, wie aus den nachfolgenden Angaben erhellt, sich in fast allen ihren Provinzen eines grossen Reichthums an alkalinischen Salzen erfreut, andererseits sich auf mehr oder weniger vulkanischem Gebiete befindet, so war anzu- nehmen, dass sie wie die anderen Länder, welche sich unter gleichen Bedingungen befinden, auch eine wirkliche Menge von salinischen Gewässern und kalten oder warmen Heilquellen der verschiedensten Composition besitzen müsse. Martin deMoussy führt in seinem Reisewerk über die Republik die grösste Zahl der damals bekannt gewordenen Mineralwasser dem Namen nach an, ohne jedoch über die Zusammensetzung und deren Werth oder Benutzung für medi- zinische Zwecke Aufklärung zu geben, da bis zum Jahre 1859 noch keinerlei chemische Untersuchungen in dieser Richtung angestellt waren. Erst in der neuesten Zeit hat man sich mit diesem wichtigen Gegenstande beschäftigt und die möglichst genauen Untersuchungen der hervorragendsten und meist benutzten Heilquellen ausgeführt, deren Resultate wir im Folgenden mittheilen. Entsprechend dem vulkanischen Ursprunge der höheren Gebiets- theile des Landes, gehört die grösste Menge der Heilquellen zu den Schwefelwassern, besonders in den an die Kette der Anden sich anlehnenden Provinzen. Diese durch ihren eigenthümlichen Geruch sich sofort von anderen Quellen unterscheidenden Wasser haben daher auch zuerst die Aufmerksamkeit der Bewohner auf sich ge- zögen, während andere sehr wirksame Quellen bisher weniger Be- achtung fanden, wenn sie sich nicht zufällig durch eine höhere Temperatur von andern klaren und geschmacklosen Flusswassern unterschieden. In der Provinz Cördoba, dem Centrum der Republik, hat man bisher noch keine Mineralquelle von besonderer Wichtigkeit *) Bearbeitet von Professor Dr. Max Siewert. 259 gefunden; eben so wenig (abgesehen von den Kochsalz-Lagunen etc.) in den Provinzen Santa Fe, Entre Rios und Buenos Aires. Die Mineral-Quellen der übrigen Provinzen sind hauptsächlich theils Sulfat- theils Kochsalz-Quellen. Eigentliche Säuerlinge, (wie das Selterser Wasser) un speciell Eisen-Säuerlinge, sind bisher wenig bekannt geworden, wiewohl unzweifelhaft eine Anzahl davon exi- stiren werden, da es genügende und mächtige Eisenerzlager gibt. Dagegen haben die Untersuchungen zu der Kenntniss einer neuen Klasse von Quellen Veranlassung gegeben, die man passend „Kiesel- quellen“ nennen kann (bisher war nur das heisse Wasser der Geyser auf Island aus dieser Gruppe bekannt), da sie eine so grosse Menge gelöster Kieselsäure enthalten, dass sie beim Abdampfen einen gelatinösen Rückstand hinterlassen, bei dessen näherer Unter- suchung sich ergab, dass derselbe bis zum achten Theile der ge- sarmmten fixen Bestandtheile von dieser an sich in Wasser so schwer löslichen Verbindung besitze. Kochsalz-Quellen. Hierzu sind zu rechnen die Wasser: 1) des Rio Salado (Salzfluss, der Provinz Santiago del Estero.) 2) der Puente del Inca (Inca-Brücke, Provinz Mendoza.) 3) der Banos de Albardon (Bäder, Provinz San Juan.) 4) der Banos Salados de los Lagos (Binnensee-Salzkäder, Provinz San Juan.) ' des Rio de los Papagayos (Provinz San Juan.) 6) des Paraiso de Sauce (Provinz Salta.) 7) von Rosario de la Frontera No. II. (Provinz Salta.) Ein Theil dieser Kochzalz haltigen Wasser haben einen nicht un- beträchtlichen Gehalt an Sulfaten. Keines dieser Wasser enthielt jedoch Jod- oder Brom-Verbindungen. Die Vermuthung Moussy’s, dass ein in der Sierra Ancasta (Prov. Catamarca) entspringender Bach diese beiden für die Heilung des Kropfes so werthvollen Be- standtheile enthalten möchte, hat sich nicht bestätigt. Sehwefel-Quellen. Zu dieser Klasse von Quellen sind zu zählen die Wasser: . 1) der Quebrada de Guaca (Provinz San Juan.) 2) des Rio de los Papagayos idem 3) der Banos de Albardon idem 4) der Banos de la Laja idem 5) der Quebrada de Villa Vecencio (Prov. Mendoza.) 6) Rosario de la Frontera No. TI. (Provinz Salta.) 7) der Ebene des Rio Hondo (Provinz Santiago del Estero.) 260 Viele dieser Quellen sind jedoch auch sehr Kochsalz reich und werden einen grossen Theil ihrer Wirkung diesem Bestandtheile verdanken. Sulfat-@Quellen. Reine Sulfat-Quellen finden sich kaum, sondern sind meistens wegen des hohen Kochsalzgehaltes auch unter die Kochsalz-Quellen zu rechnen; wo indessen der Schwefelsäure-Gehalt den des Chlors überwiegt, oder ihm wenigstens ziemlich nahe kommt, kann man die Hauptwirkung der Wässer den Sulfaten beimessen. Daher können ohne Zweifel zu den Sulfat-Quellen gerechnet werden die Wasser von 1) Albardon (Provinz San Juan.) 2) Capi, bei San Carlos (Provinz Mendoza.) 3) Borbollon (Provinz Mendoza.) 4) Banos de los Reyes (Provinz Jujui.) . Sauerlinge. In dieser Klasse von Mineralwassern, die sich bekanntlich durch den hohen Gehalt an freier Kohlensäure auszeichnen, welche im Erdinnern unter höherem Druck in den Wassern zur Auflösung gelangte, und beim sich Ergiessen auf die Oberfläche der Erde dieses Gas unter Schäumen und Perlen verlieren, muss man unter- scheiden: a) die alkalinischen, b) die erdigen, c) die Eisenquellen. a) Alkalinische Säuerlinge. In diese Gruppe sind zu rechnen die Wasser von > Fiambalao (Provinz Catamarca.) 2) Valle Gualfin (Provinz Catamarca.) Rosario de la .Frontera III. (Provinz Salta.) 4) Paraiso (idem). b) Erdige oder Kalk-Säuerlinge sind im Lande ziemlich häufig, wie die in den verschiedensten Theilen des Landes noch jetzt in Bildung begriffenen Kalktuff- Ablagerungen beweisen. Die hervorragendsten Repräsentanten dieser Gruppe sind die der: 1) Puente del Inca (Cordillere der Provinz Mendoza.) 2 Banos del alto und del bajo (Provinz San Juan.) 3) Quebrada de los hornos (Departement der Hoyada (Prov. Catamarca.) > } i 261 c.) Eisen-Säuerlinge. Nach Martin de Moussy’s Angaben findet sıch in der Pro- vinz San Luis, 3 Leguas von San Francisco, auf dem Wege von Palmar eine solche Quelle. Riesel-@uwellen. Die zu dieser Klasse von Mineralwässern gehörenden Quellen bezeichnet man im Lande allgemein als „Sarsa“ -Wasser, d. h. solche, welche nach der Ansicht der Bevölkerung beim Durchgang durch Sarsaparilla-Gebüsche die wirksamen Theile derselben auf. gelöst haben sollen. Sie entspringen meist auf moorigem, sumpfigem Boden, haben häufig einen geringen Schwefelwasserstoff- Geruch, aber erinnern gleichzeitig an den Geruch einer schwachen Anilin- lösung; beim Abdampfen der Wasser zur Trockne zeigen sie mit oder ohne Salzsäure ein gelatinöses Erstarren des noch nicht ganz trockenen Salz-Rückstandes. Der Einfluss der löslichen Kiesel- säure auf den menschlichen Organismus ist bisher noch keiner wissenschaftlichen Untersuchung gewürdigt worden, da man in Europa Wasser derartiger Zusammensetzung bisher nicht kannte. Die Bewohner des Landes schätzen diese Quellen gewöhnlich über ihren Werth, und benutzen sie meistens zur Heilung von Haut- und syphilitischen Krankheiten. Zu dieser Klasse von Heilquellen sind ee zu zählen die Wasser 1) der kalten Quelle der Banos de los Reyes (Prov. Jujui.) in „ . von Rosario de la Frontera No. IV. (Provinz Salta.) Die folgenden Angaben über die Zusammensetznng der ver- schiedenen Wasser beziehen sich auf 1 Liter oder 1000 Cubik- centimeter und sind die Quantitäten der salinischen Substanzen in Grammen ausgedrückt. Salzquellen und Salzlager. Beginnen wir die Beschreibung der für die Republik charakteri- stischen Mineralwasser mit derjenigen Klasse, welche am verbreitetsten ist und gleichzeitig Gelegenheit gibt, eine Uebersicht über den ungeheuren Reichthum an Kochsalz und anderen Alkali-Salzen zu efam. In den weiter unten folgenden tabellarischen Uebersichten über die Zusammensetzung der bisher untersuchten Gewässer haben wir die des sog. Rio Salado (Salztluss) der Provinz Santiago del Estero vorangestellt. Dieser im Norden der Provinz Tucuman entspringende” Fluss, der durch die Aufnahme vieler kleinerer Zu- flüsse einer der wasserreichsten Binnenflüsse ist und südlich von 262 der Stadt Santiago, wo er in die vollkommene Ebene der Pampas- Formation eintritt, seine frühere Rapidität verliert, verliess vor einigen 20 Jahren, zur Zeit einer starken Anschwellung im Sommer, sein ursprüngliches Bett und trat in die westlichen Salinen- (Salzablagerungs-) Distrikte ein. Nachdem er dort mehrfache # Lagunen (kleine See’n) gebildet hat, verlässt der früher trinkbares gutes Wasser führende Fluss (daher in seinem oberen Laufe auch Rio dulce genannt) den Salinendistrikt als Salzluss von so starker | Concentration, dass durch geringe Anlagekosten vermittelst Ver- dünstung des Wassers in wenigen Tagen der jährliche Bedarf an Salz für die gesammte Argentinische Republik gedeckt werden N könnte. Nach den angestellten Beobachtungen über das täglich 1 durch den Fluss transportirte Salzquantum ergab sich dasselbe an " der Stelle, wo die Poststrasse und Brücke den Fluss kreuzt, auf ü 145,000 Centner reines Kochsalz. 1000 C.C. des Wassers enthielten an festen Bestandtheilen : Schwefelsauren Kalk.... 5,9890 Grm. % N % Magnesia 1,2430 , ) Chlormagnesium........ 0.7950: ;, Kochsalz U. a0. Str 100,2260 „ h Summe.. 108,2530 Grm. Der Fluss repräsentirt also eine mehr als zehnprocentige Salz- y soole. Da das Land jedoch anderweitig an schon trockenen Salz- ji ablagernngen einen solchen Ueberfluss besitzt, hat man von einer ’ technischen Verwerthung bisher Abstand genommen. Es werden | die Analysen einiger dieser rohen Salzlager, wie sie die Natur ge- schaffen hat durch freiwillige Verdunstung der aus den höher ge- legenen Gebirgstheilen in den mehr oder weniger ausgedehnten Thälern zusammengelaufenen Salzwassern, genügen, um dies zu beweisen. In 100 Theilen waren enthalten: Lagerstätten Sand Schwefels. Kalk Schwefels. Kali Chlorkalium Kochsalz ———— | 1 | bl on er 00000 E00... Id. von San Jose (Cördoba)... Id. id. Huanacacha (Mendoza) Id. id. Andalgala oder Belen (Catamarca) ...........- Wo 263 Das aus der Puna (Provinz Jujui) kommende und in den nörd- lichen Provinzen gebrauchte Salz ist dem aus der Laguna blanca in seiner Zusammensetzung fast vollkommen gleich und unterscheidet sich von diesem nur durch einen grösseren Gehalt an Chlormagnesium an Stelle des Chlorcaleiums. Trotzdem es fast in allen Provinzen der Republik Salinas oder (durch die salzführenden Bäche und Flüsse gebildete) Salzablage- rungen gibt, entbehrt das Land doch auch nicht der trinkbares Wasser führenden Gewässer. Im Allgemeinen führen die sog. Rios dulces ein weiches Wasser, welches nur eine geringe Quantität mineralischer Bestandtheile enthält, und sich meist durch die fast gänzliche Abwesenheit organischer Substanzen auszeichnet. Ueber- raschend erscheint es auf den ersten Blick, dass die Analyse der Flusswasser der verschiedenen Provinzen fast die gleiche Zusammen- setzung ergab, wenn man aber in Rechnung zieht, dass die Gebirgs- formationen fast überall die gleichen sind und die Wässer sich in sehr rapidem Tempo bewegen, so können nur geringe Mengen und zwar der gleichen Gebirgsmassen oder deren Zersetzungsprodukte aufgelöst werden. Es mögen zwei Beispiele genügen. In 1000 C.C. der Wasser des: Rio de Arias Bio primero (Salta) (Cördoba) waren enthalten: Keselsamer }: 2.3... 22.02. 0,0147 Grm. 0,0134 Grm. Banden... u. denen. —_ ; 90017, Schwefelsaures Kali........ 0,0162... 0,0168 ,„ Schwefelsaurer Kalk....... 00977, — Doppeltkohls. Kalk......... 0:0895 ', 0,1046 „ Doppeltkohlens. Magnesia... 0,0403 „ 0,0310: 1, 2 u Bisem ee. 0,0024 , 0,0180.) )\,, 4 E Natron — 0,0286 „ E r Kochsalz... 0,0058 0,0164 „ Summe.. 0,1776 Grm. 0,2300 Grm. Freie Kohlensäure ......... _ A 0,0439 , Da der Rio de Arias bei der Stadt Salta erst im Anfange seines Laufes ist, hatte das durch atmosphärische Niederschläge auf der nahen Sierra gebildete Wasser noch nicht so viel Gelegenheit, Mineralsubstanzen zu lösen, als der bei der Stadt Cördoba vorbei- fliessende Rio Primero, welcher bis dahin schon einen langen Weg zurückgelegt hat. Es ist glücklicherweise fast allgemein im Lande Gebrauch, für den Genuss und die Zubereitung der Speisen nur fliessendes Wasser zu benutzen, da das Wasser der Brunnen in den bevölkerten Städten sich oft als gänzlich unbrauchbar erweist in Folge der Auflösung von Salzen, welche durch die Zersetzung organischer % IF, N “ /, “ \ % eh v y . x 264 excrementaler Stoffe, im Boden entstanden, der Gesundheit nach- tbeilig sind. Als Beweis möchten wir nur zwei Analysen der Brunnenwasser der Städte Cördoba und Salta anführen. 1000 C.C. der Brunnenwasser enthielten: Cördoba. Salta. Kieselsäure.......... AR 0,0388 Grm. 0,0448 Grm. Dhonerde.. N. nn... 0,0005 ,„ _ Eisenoxyd............:. 110,016 0,0064 „ Schwefelsaures Kali........ 0,0524 ,„ 0,0337 „ Schwefelsaurer Kalk ....... 0,0131 , 0,2337 ,„ Kohlensaurer Kalk......... 0.1796. ),,, 0,0586 „ Kohlensaure Magnesia...... MUAgL .., 0,3323 „ Salpetersaurer Kalk;....u0, 0864 \r;, 0,6396 „ Salpeters. Natron....... 0,0908 ,„ —_ Ohloreatum..'. 3... “ur ist _ 0,1320 ,„ Kochsalz... „Nana see, "000809. ', 0,4054 ,„ Natron, an organische Sub- stanz gebunden......... 0,0093 —_ Summe.. 0,6462 Br 1,8895 Grm. Freie Kohlensäure ......... 0, 152... 0,3165 „ Als Repräsentanten der reinen Kochsalzthermen können wir an dieser Stelle nur das Mineralwasser von Rosario de la Frontera No. II. (Provinz Salta) anführen, da die übrigen Kochsalzquellen wegen ihres Gehaltes an Sulfaten oder an Schwefelwasserstoff- Verbindungen einer anderen Gruppe von Heilquellen bei zu ge- sellen sind. Das in der tabellarischen Uebersicht mit Rosario de la Frontera No. II bezeichnete Wasser ist in Bezug auf die Summe der festen Bestandtheile nur wenig vom Meereswasser unterschieden, und würde also in sofern die gleichen physiologischen Wirkungen auf den Körper ausüben; es unterscheidet sich nur in soweit von diesem, als es kein Olormagnesium resp. Clorcalcium und keine Jod- oder Brom-Verbindungen enthielt. Ausserdem besitzt es die ausser- ordentlich hohe Temperatur von 81° C. 1000 C.C. der Quelle enthielten: Kieselsäure: Ui. ud). 0,0700 Grm. Schwefelsaures Kali..... 1,6085 „ 4 Natron... 0,209 _, Schwefelsaurer Kalk.... 0,7940 , Doppeltkohlens. Magnesia 0,1285 „ Eisen 0,0320 „ Doppeltkohlens. Kalk. 0,0106 „ Kochkalz a LE . 3, 73890 „ Organische Substanzen.. 0, 1213 Summe.. 26,9408 ee, ee SS ne en aan ee Yu a pr a ee 7 / 1 265 Merkwürdig ist, dass diese Quelle bei einem so verhältnissmässig hohen Gehalt an organischen Substanzen keine Spur gänzlich freier aufgelöster Kohlensäure enthält. Da die meisten der oben als durch ihren mehr oder weniger hohen Kochsalzgehalt ausgezeichneten Quellen durch einen Gehalt an Sulfaten, Sulfuren oder Bicarbonaten eine von den reinen Koch- salzwassern verschiedene physiologische Wirkung aufden Organismus ausüben, wird es passend sein, sie je nach dem hauptsächlich wirksamen Reagens unter die ähnlichen Mineralwasser zu gruppiren. Zunächst den Kochsalzquellen stehen in Bezug auf ihre Verbrei- tung im Lande die Schwefelquellen, im Volksmunde Aguas hedsondas“ oder stinkende Wasser genannt. Da die Provinz San Juan die grösste Anzahl der bisher bekannt gewordenen Schwefel- Quellen und Thermen besitzt, wollen wir die Besprechung der- selben mit denen dieser Provinz beginnen. Sehwefelquellen der Provinz San Juan. Quebrada de Guaco. Diese 24,5° C. besitzende Quelle befindet sich in einer der engen Felsschluchten des paläozoischen Kalksteingebirges von Guaco oder Huaca (rechts vom Wege, wenn man von Jachal kommend die Strasse nach Norden verfolgt) und führt wegen des bis auf weite Distanz bemerkbaren Schwefelwasserstoff-Geruches im Volks- munde speciell den Namen „Agua hedionda.““ Wo diese Quelle zwischen den Kalksteinbänken zu Tage tritt, findet sich grob- krystallinischer Kalkstein, rein weisser Kalkspath und violetter erdigerFlussspath. Das Wasser ist ursprünglich völlig klar, sammelt sich in einem grösseren höher gelegenen natürlichen Basin, fliesst aus diesem in ein etwas tiefer gelegenes kleineres Basin ab und von diesem in den das enge Thal durchströmenden Bach. Wäh- rend seines Laufes trübt es sich und setzt dünne Schichten oder Krusten von Schwefel ab. Man benutzt die Quelle von Guaco nur zum Baden. 1000 C.C. des Wassers enthalten: Beleselsaure.. cu uneaeins 0,0150 Grm. Schwefelsaures Kali.... 0,1582 Schwefelsaurer Kalk.... 0,7297 „ Doppeltkohlens. Kalk.... 0,1017 ,„ # # Magnesia 0,5328 „ „ » Risen... 0,010 77, 3 5 Natron.. 0,1008 „ 266 Schwefelnatrium ........ 0,1443 Grm. Kochsalz mau lc... 1,702 „ Summe.. 3,5012 Grm. Freie Kohlensäure...... 0,1630 „ Rio de los Papagayos. In 1000 C.C. des Wassers sind enthalten : Schwefelsaures Kali..... 0,1000 Grm. (! I Natron... 1,4338 „ Schwefelsaurer Kalk .... 2,5014 „ Schwefelsaure Magnesia.. 0,1652 „ Doppeltkohlens. Natron. 0,0149 , Schwefelnatrium ........ 0,0371 „ Kochsalz N RE N. 4,9411 „ . Summe.. 9,1847 Grm. Freie Kohlensäure...... 1.2788), Das Wasser dieses kleinen Baches kann den ermüdeten und nach einem guten Trunk lechzenden Reisenden mehr durch seinen An- blick als durch den Genuss seines trügerischen Inhaltes erquicken, denn nach dem hastigen Genuss desselben, besonders in der heissen Jahreszeit, machen sich seine purgirenden Eigenschaften sehr bald bemerklich. Dass die festen Bestandtheile des Wassers zur Hälfte aus Sulfaten, zur anderen aus Kochsalz bestehen, beruht jedenfalls darauf, dass die grosse in der Nähe befindliche auf der Grenze der Provinzen San Juan und Rioja sich hinziehende Salina bei der Verdunstung der sie bildenden Salzlösungen an ihren Rändern mehr die schwefelsauren Salze absetzt, während im Centrum die reineren Kochsalzablagerungen erfolgten. Dieses kleine Gewässer ist aber weniger durch die stark pur- girende Wirkung interessant, als durch die Region, in der es sich befindet, der es auch offenbar seinen hohen Gehalt an freier Kohlen- säure und an Schwefelverbindungen verdankt. Diese für die Zu- kunft der Republik vielleicht sehr wichtige Gegend der Provinz San Juan ist im Atlas von Moussy höchst unrichtig in Bezug auf den Verlauf der Höhenzüge der Sierra de la Huerta, Valle fertil, Higueritas und Marayes verzeichnet. Es ist nämlich dies die Region, in welcher bisher in der Argentinischen Republik allein wirkliche Steinkohlen aufgefunden sind. Nach der geologischen Formation des Thales zu schliessen, muss dasselbe in seiner ganzen Ausdehnung Steinkohlen führend sein; bisher ist aber durch Bohrungen noch nicht festgestellt, ob die dort vorhandenen Kohlen besser sind, als die Proben, welche man | ’ N { I # | 267 an verschiedenen Stellen des Ausgehenden entnahm. Die Unter- suchung derselben ergab folgende Resultate. In 100 Theilen sind enthalten : II. IV. VaSserin ee ee. 6,7 8,6 6,9 1,6 Asche all. hen): 29,9 Min 28.6 | 33,4 Verbrennliche Substanz..... 63,4 {zen 74,5 65,0 100 Theile der lufttrockenen Proben lieferten bei der trockenen Destillation : 9,2 77,1 9,1 Die Proben I—III schmolzen weder, noch blähten sie sich zu einer blasigen Cokesmasse auf; die Gaswasser enthielten nicht un- bedeutende Mengen ammoniakalischer Verbindungen. Die Probe IV lieferte weniger aber ausgezeichnetes Gas, schmolz uud hinter- liess einen blasigen Cokes. Die Aschen aller 4 Proben hatten mehr oder weniger die gleiche Zusammensetzung, bestehend aus Kalk- und Thonerde- (in Vertretung Eisenoxyd) Silicaten mit 50—64,4 pet. Kieselsäure. Banos salados de Albarden. In 1000 C.C. des Salzwassers waren enthalten: Kieselsäure.'. an 0,0800 Grm. er a Natron.. 13,519 ,„ Schwefelsaurer Kalk.... 2,0400 , Schwefelsaure Magnesia . 2,4948 , Doppeltkohlens. Eisen... 0,0246 N u Natron. 0,0150 ,„ Schwefelnatrium.... 0,1450 , Kochsalz. 0. 10,355 „ Sunme.. 29,0253 Grm. Freie Kohlensäure ...... 1,2584 ,„ 268 Dieses wegen seines hohen Kochsalz- und schwefelsauren Natron- gehaltes nur für Badezwecke brauchbare Wasser hat die der Blut- wärme mehr oder weniger entsprechende Temperatur von 38° ©. und wird deshalb vielfach benutzt. Man kann die in der Nähe der Bäder befindlichen Hütten als Wohnung gebrauchen oder von dem freundlichen Städtchen Albardon aus die Quellen besuchen. Die Umgebung ist meist sumpfig; in der heissen Jahreszeit trocknen jedoch die meisten Sümpfe aus und hinterlassen eine reichliche Salzincrustation auf Pflanzen und Boden. Proben dieser Inerustationen ergaben: Schwefelsauren Kalk...... 5,00 pet. Schwefelsaure Magnesia.... 6,20 „ Schwefelsaures Kali....... 11,48 „ Schwefels Natron.... 69,45 „ Kochsalz 82 en HR TS, 100,00 pet. Banos de la Laja, in der Nähe der Stadt San Juan. Die breite Thalebene zwischen dem Oerro de Villicum (paläozoische Kalksteine und Dolomite) und der Sierra de Pie palo (altkrystal- linische Schiefer) hat einen mürben Sandstein zum Untergrund, welcher mit Kalk und Dolomit-Geröllen bedeckt ist. Eine halbe Legua nördlich von der Estancia „Salado de la Laja“ treten in vielfach zerklüfteten Kalktuff-Bänken die Quellen hervor. Man unterscheidet die höher und die tiefer gelegenen Quellen (banos del alto und del bajo). Die banos del bajo sind durch zwei natürliche Kalktuff-Basins von 2 Meter im Durchmesser gebildet, die dicht neben einander liegen. Die baros del alto befinden sich in unmittelbarer Nähe am Fusse eines circa 25 Meter hohen Kegelberges, der aus horizontalen Kalk- bänken gebildet ist. Die Quelle tritt ebenfalls aus der Tiefe in ein von ihr selbst gebildetes 2 Meter im Durchmesser haltendes Kalktuf-Basin, dessen Ränder sich fortwährend durch die Ab- lagerung von Kalktuff aus der Quelle selbst erhöhen. Die Temperatur (25° C.) und die Zusammensetung beider Quellen ist identisch. Trotz der vollständigen Oede des Terrains werden die Bäder viel und mit gutem Erfolg zur Heilung von Rheumatismus, Hautkrankheiten, syphilitischen Leiden etc. benutzt. Die Quellen enthielten in 1000 C.C.: Schwefelsaures Kali..... 0,6162 Grm. Schwefelsaurer Kalk .... 1,4338 „ Doppeltkohlens. Kalk... 0,2901 „ Schwefelcaleium ........ 0,1890 4%, 269 Chlormagnesium ........ 0,5558 Grm. Kochsalaga ws ane 4,6443 ,„ Summe.. 7,7292 Grm. Freie Kohlensäure...... TON, Banos salados de la Laja. Eine halbe Legua nördlich von den eben beschriebenen Quel- len befinden sich zwischen kleinen Barranken (steile Flussufer) eines Ztio seco (trockenes Flussbett) kleine stehende Wassermassen. Der aus der Sierra de Villicum in einem schmalen Thale herab- kommende Bach versickert bei seinem Austritt in die Ebene im Sande und tritt dann, nachdem er den rothen Sandstein des Unter- grundes ausgelaust, an diesen günstigen Stellen wieder zu Tage. Das Wasser enthielt in 1000 C.C. : Beselaure. kann... 0,0180 Grm. Schwefelsaures Kali..... 0,2993 # a. Natron .. 2,3838 Schwefelsaurer Kalk .... 0,2817 Doppeltkohlens. Kalk... 0,6922 ” Chlormagnesium ........ 1.9279: 0% Kochsalz... ou. war cu. 5,3231 „ Summe.. 10,5306 Grm. Freie Kohlensäure ...... 0,0236 ,„ Sehwefelquellen der Provinz Mendoza. Villa Wiceneio. Eine halbe Stunde abseits vom Wege, der von Mendoza über den Pass von Uspallata nach Chile führt, entspringt in einer engen in Thonschiefer eingerissenen Felsspalte, etwa 10 Meter über dem Niveau des das kleine Thal durchfliessenden Baches, die 36,5° C. warme Quelle. Die am Felsen herabfliessende Quelle sammelt sich in einem kleinen natürlichen Basin, ergiesst sich dann in ein etwas tiefer gelegnes zweites und von diesem in den nur acht Schritte davon entfernten Bach. Im zweiten Basin hat das Wasser noch die Temperatur von 34,5°C. während der Bach nur 18° ©. zeigte. Man findet dort eine kleine Badeanlage sehr dürftiger Natur behufs Benutzung der Bäder. 1000 C.CO» des Wassers enthielten : # Kieselsäurd. ........0.. 0,0258 Grm. Schwefelsaures Kali..... 0,0618 Schwefelsaurer Kalk..... 0,0466 Schwefelsaure Magnesia. 0,0108 „ Doppeltkohlens. Magnesia 0,0237 ,„ a. » Doppeltkohlens. Eisen.... 0,0131 , Natron .. 0,5174 „ Schwefelnatrium ........ 0,2132 „ b Kochalar 2%... nur... 0,1170 Summe.. 1,3289 Grm. Freie Kohlensäure ....... 0,0356 „ Die Quelle dient theils zum Bade-, theils zum Trink-Gebrauch. Sehwefelquellen der Provinz Salta. Von den vier Quellen der gleichen Fundstätte, Rosario de la frontera, hat nur die mit N°. I bezeichnete einen bemerkens- werthen Gehalt an Schwefelwasserstoff-Verbindungen ; N°. III und IV enthalten dagegen eine nur so geringe Menge, dass man sie kaum noch Schwefelquellen nennen kann. Die vier Mineralquellen befinden ‘sich eirca 2 Leguas östlich von der kleinen Ortschaft Rosario de la frontera in einer kleinen dreieckigen Einsenkung des Höhenzuges ; der Eintritt in diesen Thalkessel ist etwas rauh, so dass man nur bis auf 500 Schritte zu Wagen dahin gelangen kann. Sämmtliche Quellen vereinigen sich, um einen Bach zu formiren, der sich in den sog. Rio del Rosario ergiesst. Zunächst dem Eintritt in den Thalkessel auf der nach Norden gelegenen Abdachung in einer engen Felsspalte entspringen die starke Salz- quelle N°; II und die Schwefelquelle N°. I. Die erstere, mit einer Temperatur von 81° C., ist, weil sie der Thalsohle zunächst ausfliest, zugänglicher, während die Schwefelquelle, welche 80° ©. besitzt, in ihrem Austritt fast unzugänglich ist, da sie fast auf dem Gipfel des Bergrückens in sehr zerklüftetem Terrain zu Tage tritt. Ungefähr 100 Schritte davon entfernt, ebenfalls fast auf dem Gipfel des nördlichen Bergabhanges ausströmend, ergiesst sich die soge- nannte süsse oder weiche Wasserquelle (agua dulce) mit 63° C. ins Thal; zur Vereinigung dieser drei Quellen gesellt sich die vom Ostabhang aus sumpfigem buschigem Terrain hervorbrechende kalte Quelle, das sogenannte Sarsa-Wasser , welches die Temperatur der übrigen so ermässigt, dass, wennman dem Laufe des entstan- denen Baches folgt, man in jeder beliebigen Temperatur baden kann. Da die Quelle N°. I, (sowie die N°. III und IV und ferner die kalte Quelle der Banos de los Reyes (Königsbäder) aus der Pro- vinz Jujui) einen verhältnissmässig so hohen Gehalt an gelöster Kieselsäure aufweist, könnte man sie auch unter die Kieselquellen stellen ; aber ihr nicht unbeträchtlicher Gehalt an Schwefelwasser- stoff lässt sie richtiger zu den Schwefelquellen zählen. * Rosario de la Frontera No. I. 1000 C.C. des Wassers enthielten : Kıeselsinire: Dr. 0,0906 Grm. Schwefelsaures Kali......... 0,0502 „ 271 Schwefelsaures Natron ........ 0,0823 Grm. Schwefelsaurer Kalk........ 0,0806 ,„ Doppeltkohlens. Kalk ....... 0ITE ur, ei % Magnesia.... 0,0104 „ a ® Risen... 0,0088 „ Doppeltkohlens. Natron 0,1857 Schwefelmatrium......: 0,0250 -, Kochsabageer 22 u. euuaenn. TE Summe.. 1,2272 Grm. Freie Kohlensäure‘.........: 0,0108 77, Sulfat-Quellen. Nicht weniger reich als an Kochsalzquellen und Lagunen ist die Republik an Ablagerungen schwefelsaurer Salze und Sulfatwassern. Ursprünglich überwiegt in letzteren sehr häufig der Kochsalz-Gehalt die Quantität der schwefelsauren Salze, aber da wo diese Mineral- wasser in die ebenen Salinen-Distrikte eintreten, ist gewöhnlich wegen der verschiedenen Löslichkeit und Krystallisations-Fähigkeit der Sulfate und Chlorure eine theilweise Scheidung bei der natür- lichen Verdunstung eingetreten, in Folge dessen die Sulfate weiter transportirt wurden als das Chlornatrium. So enthielt z. B., wäh- rend im Centrum der Saline der Kochsalzgehalt 91,90 pet. betrug - 2 .@ # = — Zee | gs |\&ujl 85 | 88 | 24 = o8 o- SIE oz s ai l2elae hd S) 32 Ss 5) a a a an ee —— , _ — —_ —— em — „wu dl | | Die Salzablagerung am östlichen Rande der Salina de Cordoba, 6 Leguas von San Jose.) 68,00 | 10,40 | 11,71 1,08 | 9,41 Salzablagerung zwischen Za Higuera und Tuama oder Sumana (Provinz Santiago AOBBHISTErOyBBR a ae nen ie 13,53 | 5,29 | 78,12 | 0,12 | 3,16 Kleine Saline zwischen der Sierra de los Llanos und der Sierra Pie palo (zwischen Provinz Rioja und San Juan)........... 47,07 | 14,19 | 26,52 | 0,99 | 11,23 Salzablagerung zwischen Rio Bermejo (oder Sanjon) und Salinita im Norden von San ee EEE BEBBRSPEREOURRNE 2,41 | 11,84 | 80,81 | 1,27 | 3,67 Salzablagerung im Valle hermoso („schönes Thal,) in der Cordillera de los Patos...... 15,98 | 6,45 | 34,77 | 30,86 | 11,81 Salzablagerung bei Albardon (San Juan)...| 7,79 | 11,42 | 69,39 | 6,15 | 4,95 272 Quellen von Capi bei San Carlos. Provinz Mendoza. Das Wasser, welches eine Temperatur von 25° C. besitzt, ist vorwiegend ein Sulfatwasser, 1000 C.C. enthielten: Schwefelsaures Natron... 0,1700 Grm. Schwefelsaurer Kalk.... 0,0800 ,„ Kochsalan ni tnie.e. 0,0900 0,3400 Grm. Nach den Angaben ist der Gebrauch des Wassers sehr heilsam bei allen Magen- und Unterleibsleiden ; ausserdem sagt man dem Wasser die Eigenschaft nach, dass es beim Waschen der Wäsche 3 der sonst nothwendigen Seife erspart; was, wenn die Analyse von Leybold richtig ist, kaum wahrscheinlich ist. Wasser von Challao und Borbollon. Provinz Mendoza. Die Quellwasser der beiden hübsch gelegenen und viel benutzten Badeörtchen sind völlig identisch; sie enthielten in 1000 C.C.: Kieselsäure.....:........ 0,0240 Grm. Schwefelsaures Kali..... 0,0298 „ R a Natron .. 0,2820 Schwefelsaurer Kalk.... 0,3934 ,„ Schwefelsaure Magnesia . 0,1060 Doppeltkohlens. Eisen... 0,0025 „ N Natron... 0,198 „ Kochsalz. Ne. 0,1989 , Summe.. 1,2354 Grm. Freie Kohlensäure ...... 0,0140 , In ihren Eigenschaften denen des Wassers von Cap? sehr nahe stehend, nur von kräftigerer Wirkung in Folge des Gehaltes an Natronbicarbonat, zeichnen sich die Quellen vor vielen andern im Lande dadurch vortheilhaft aus, dass sie hübsche freundliche Häuser und Anlagen besitzen und eine sehr angenehme Aussicht auf das. Gebirge. gewähren. Die Quellen haben constant die Temperatur von 24° C. Heisse Quelle der Baüos de los Beyes. (Königsbäder. — Provinz Jujui.) Die ungefähr in der Entfernung von 3 Leguas von der Haupt- stadt der gleichnamigen Provinz gelegenen Bäder sind theils warme, theils kalte. Die ersteren besitzen eine Temperatur von 36,5° C. und enthalten eine bedeutend grössere Menge Salze aufgelöst, wie 273 das Wasser des Baches, der den stolzen Namen Mio de los Reyes (Königsfluss) führt und die sogenannten kalten Bäder liefert. 1000 C.C. der heissen Quelle enthielten: Kieselguren. na. cen.. 0,0350 Grm. Thonerdeayersee so. aaa 0,0004 Schwefelsaures Kali......... ROSEN 7, Schwefelsaures Natron 0,2831 „ Schwefelsaurer Kalk........ Olga N, Doppeltkohlens. Magnesia... 0,042 , en 5 ISDN. Sean 050063 7, R x Natron..... 0120355; Kochsabara nr se as: 0,0590 „ Organische Substanzen... ... VE LON Summe.. 0,8684 Grm. Freie Kohlensäure .......... 0,0540 „ Säuerlinge, a) Alkalinische. @uelle No. TII von Rosario de 1a Frontera. (Provinz Salta.) 1000 ©.C. des Wassers entbielten: Kieselsaure... 22...22.2. 0,0512 Grm. Kieselsaures Natron.... 0,0534 „ Schwefelsaures Kali..... OST: % e Natron .. 0,0639 „ Schwefelsaurer Kalk.... 0,0194 ,„ Doppeltkohlens. Magnesia 0,0075 „ Bisen...... 0,0070, 4 = Natron. 0,2559, Schwefelnatrium ........ 0,0016 „ Keaeltsalae: 1.2... 0,1894 „ Organische Substanz .... 0,0182 „ | Summe.. 0,7093 Grm. Freie Kohlensäure....... 0,0144 ,„ Die Temperatur dieser Quelle ergab sich zu 63° C., also wenn auch ca. 20° weniger warm als die beiden andern auf demselben Abhang hervorbrechenden Quellen, gehört sie doch immerhin zu den wahrhaft heissen Quellen. Die umwohnende Bevölkerung be- nutzt dieselbe vorzugsweise zum Waschen der Wäsche, um Seife zu ersparen. In Folge des Gehaltes an aufgelöstem Kieselsäure- Hydrat und kieselsaurem Natron besitzt das Wasser einen faden, dem Gaumen sehr wenig zusagenden Geschmack. 22) „ 18 274 Warme Quelle del Paraiso. (Paradiesquelle. — Provinz Salta.) Diese in ca. 10 Leguas Entfernung von der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Kalktuff-Gebirge hervorbrechende Therme gehört zu den wirksamsten und kann, da sie die angenehme Tem- peratur von 35—38° ©. hat, gleichzeitig zum Baden und Trinken benutzt werden. Die Quelle entspringt im Grunde eines natür- lichen Kalktuff-Basins von ca. 15—16 Meter Länge und 8—10 Meter Breite, sich in der Längenausdehnung allmählig von einem Ende zum anderen vertiefend. Die Natur hat so ein natürliches Badebasin gebildet, das sowohl für Kinder wie für Erwachsene dienen kann, und den letzteren sogar Gelegenheit zum Schwimmen giebt. Da wo die Quelle an der tiefsten "Stelle (4—5 Meter) des Bassins austritt, ist die Temperatur des Wassers etwas höher, als da wo es am flacheren Rande in den in geringer Entfernung "vor- überströmenden Bach abfliesst. Für den Trinkgebrauch lässt man das Wasser bis auf die Luft- Temperatur abkühlen, weil dann der Geschmack des Kochsalzes weniger belästigend ist. Bei Unterleibsleiden und Rheumatismus- Krankheiten soll es vortreffliche Dienste leisten. 1000 C.C. der Therme enthielten : Itteselsaures. „unser 0,0260 Grm. Schwefelsaures Kali..... 0,6209 „ * Natron... 1,7472 „ Schwefelsaurer Kalk . 0,5082 „ Doppeltkohlens. Magnesia 0,1061. , R R Eisen.... 0,0080 „ a" & Natron... 1,0290 „ RB ochsalzi...: 2 6,0252 „ Organische Substanz .... 0,0247 „ Summe.. 10,0852 Grm. Freie Kohlensäure....... 0,0056 „ Valle Gualfin bei S. Fernando. Provinz Catamarca. Diese Therme ist nur von Mai bis Dezember zugänglich, also im Winter und Frühjahr; sobald im Sommer die Regenzeit be- ginnt, tritt der am Ursprung der Quelle dicht vorbeifliessende Bach über seine Ufer und in die natürlichen Badebecken. Da die Quelle überhaupt sich in einem sehr wilden, unwegsamen Felsengebiet befindet, wird sie sich nie für eine grössere Bade-Anlage eignen. Da zur Zeit des Besuches der Therme der Bach seine Ufer über- schritten hatte, konnten nur Proben der Salzpflpreskanzen der Untersuchung unterzogen werden. 275 Dieselben enthielten : Kochsalemen.) ea sen 13,90 pCt. Schwefelsaures Kali....... Tue, " Natron. .... 48,21 ., Schwefelsaure Magnesia.... 0,18 „ Einfachkohlens. Natron.... 24,37 „ Doppeltkohlens. Natron.... 11,49 „ 99,92 pCt. Man kann aus der Zusammensetzung dieser aus dem Wasser durch seine freiwillige Verdunstung gebildeten Salzablagerung m dass die Quelle ein alkalinischer Säuerling sein muss. b) Kalk-Säuerlinge. Puente del Inca. Incabrücke, Cordilleren von Mendoza. Im Thale des io de Mendoza, zwischen dem Gipfel des Cor- dillerenzuges und der Incabrücke, ist der Thalboden mehrfach mit Kalktuffbäinken bedeckt; dieselben liegen als horizontale bis über 1 Meter mächtige Platten über dem Thalschutt. An einigen Orten . bedecken sie auch als gewaltige Schollen kleine aus dem Thalboden hervorragende Hügel. Die Incabrücke ist nun eine solche mächtige Kalktuffbank über Geröll, die aber der Fluss unter- waschen hat; das Geröll wurde fortgeschwemmt, aber die festere Kalkbank leistete Widerstand, so eine natürliche Brücke bildend. Die Solidität derselben wird dadurch noch erhöht, dass an der Brücke eine kalkreiche Quelle zu Tage tritt, welche den Bogen und den einen Pfeiler durch neue Kalkabsätze fortwährend ver- stärkt. Von der 50 Schritte langen und 40 Schritte breiten als Bogen der Brücke dienenden Kalkplatte, welche sich heute ungefähr 20 Meter über dem Niveau des Flusses befindet, hängen zahlreiche Stalaktiten herab. Die Hauptquelle entspringt heute in zwei gleich starken Armen in der halben Höhe des rechten Pfeilers ; jeder der beiden Arme tritt in einem kleinen von ihm selbst gebildeten Kalksinterbecken aus, in welchem ein Badender bequem Platz findet. Das über- fliessende Wasser bildet gewissermaassen durch Ablagerung des kohlensauren Kalkes Kalktuff-Cascaden. Die Quellen haben die Temperatur von 33° C. Das Wasser, welches in ziemlich starkem Strahl hervorquillt, ist klar und ver- breitet unter starken Sprudeln einen schwachen prickelnden Geruch von entweichender Kohlensäure. Die Quelle wird von allen Vor- übergehenden benutzt, was mit einiger Bequemlichkeit von der in unmittelbarer Nähe befindlichen Estanzia aus geschehen kann. FR: Er hd 276 1000 C.C. enthielten: Kieselsaure aan... 0,0380 Grm. Thonerdev Won m, 0,1190 752 Schwefelsaures Kali .... 0,5086 „ Schwefelsaurer Kalk.... 2,1284 Doppeltkohlens. Kalk... 1,8993 , » „ Magnesia 0,1280 n E Eisen... 0,0532 7, Chlormagnesium........ 0,1556 „ Kochsalz ........ N 11,464 , SUMME. 2.0. 16,4775 Grm. Freie Kohlensäure.... 0,0549 „ Kiesel-Quellen. Rio de los Reyes, (Provinz Jujui) oder kalte Quellen der 8.9, Königsbäder. Dieses durch die sehr geringe Quantität der in ihm aufgelösten Mineralbestandtheile ausgezeichnete Wasser (denn der Trocken- Rückstand von 1 Liter Wasser bei 120° C. getrocknet, beträgt nur 0,0957 Grm.), enthält 0,0126 Grm. Kieselsäure, d. h. mehr als 13 Procent dieser an sich so schwer löslichen chemischen Ver- bindung. In 1000 C.C. des Wassers wurden gefunden: Kieselsaurer Kalk....... 0,0183 Grm. Kieselsaures Natron...... 0,0064 „ Hhonerde®rs....n an, 0,0005 Scwefelsaures Kali ....... 0,0234 „ Schwefelsaurer Kalk..... 0,0088 „ Doppeltkohlens. Kalk.... 0,0192 % * Magnesia 0,0156 ; N Eisen... 0,0045 , e Natron.. 0,0042 , Kochbalen 0,0094 , Organ. Substanz ........ 0.002577 SUmMmMess N... 0 0,1123 Grm. Freie Kohlensäure..... 0,0103, 2 Quellwasser No. IV. von Eosario de la Frontera. 8. &. Agua de Sarsa |Provinz Salta.] Da über das Vorkommen dieses Wassers weiter oben schon im Zusammenhange mit den übrigen Quellen des Fundortes gespro- chen ist, so bleibt hier nur darauf aufmerksam zu machen, wie hoch auch in diesem Wasser der relative Kieselsäure-Gehalt ist. Ein Liter des Wassers hinterliess, bei 120°. getrocknet, einen Rückstand von 0,8214 Grm., worin 0,0946 Grm. oder 11,5 Proc. Kieselsäure enthalten waren. Zabelle TI. Summe der festen Natron | Organische nt Materie | nach dem Iund Wasser an bei 120° ©, getrocknet. 51,1150 er 108,2530 0,0087 0,0031 = 0,1335 || 0,0084 0,0201 N 0,1621 || 0,0865 1,0617 ar 3,2088 0,0540 3,2803 2 0,1891 0,1889 11,5159 Be 29,0209 0,1617 3,8658 Er 10,3191 0,3329 2,4611 a 7,6406 0,0161 0,3018 = 1,1764 0,2748 6,0752 ee 15,8275 0,0334 0,5691 e 1,0753 = 0,0806 er 0,3400 0,0126 0,0099 0,0025 0,0957 | 0,0329 0,2046 0,0670 0,8124 0,0272 0,5115 0,0102 1,1572 | 0,8563 12,6709 0,1213 26,8664 0,0313 0,2372 0,0182 0,6235 0,0204 0,3157 0,0672 0,8214 0,3344 4,3815 0,0247 6,7370 | Zabelle T. ———— un un 02 Ten 22, 5 2 vB FREE SEE N DEE EEE. © EEE Es enthalten — 1 Liter—=1000 CC. in Grammen ausgedrückt — die Wasser von: Summe der Schwefel- | Schwefel- | Gebundene Total N : Be Magnesia Organische | "7, ie Er säure "Wasserstoff | Kohlensäure| Kohlensäure Materie | nach dem Localitäten Verdampfen und Wasser EM Kt ee er Te EN Je 1 ee Rio Salado (Provinz Santiago del Estero) ........... 1,07468 _— _ _ 61,4150 5,3490 = — 2,4640 0,7488 Zu 51,1150 = 108,2530 Rio de Arias (Provinz Salta). ....2.022.0... R 1,00048 0,0147 = 0,0012 0,0035 0,0131 _ 0,0377 0,0834 0,0389 0,0126 0,0087 0,0031 _ 0,1335 Rio primero (Provinz Cordoba)... 1,00021 0,0134 0,0017 0,0009 0,0099 0,0075 _ 0,0500 0,1559 0,0407 0,0097 0,0084 0,0201 _ 0,1621 Quebrada de Huaco (Provinz San Juan) 1,00308 1,0150 _ 0,0050 1,0366 0.5008 0,0629 0,2636 0,7190 0,3400 0,1523 0,0865 1,0617 _ 3,2088 | Rio de los Papagayos Id.) Steinkohlendistrikt.,| 1,00760 = - — 2,9891 2,4353 0,0168 0,0043 0,2970 1,0300 0,0551 0,0540 3,2303 _ 0,1891 | Albardon Salzbäder (Id.) R ROLE 1,02425 0,0800 _ 0,0017 6,2835 10,6439 0,0632 0,0034 1,2662 0,8400 0,8316 0,1989 11,5159 _ 29,0209 Banos de los Lagos ED sn 0: ia | 1,00810 0,0180 _ _ 4,3765 1,6463 _ 0,2115 0,4469 0,3852 0,6432 0,1617 3,8658 _ 10,3191 Banos de la Laja (a) eu. | 21,00645 _ - _ 3,2338 1,1261 0,0643 0,0915 1,3080 0,5086 0,2378 0,3329 2,4611 — 7,6406 | Borbollon (Provinz Mendoza). | 1,00128 0,0240 _ 0,0011 0,1207 0,4747 _ 0,0590 0,1320 0,1620 0,0353 0,0161 0,3018 _ 1,1764 Puente del Inca (Id.) Incabrücke in den Cordilleren | 1,01340 0,0350 0,1190 0,0216 7.0616 1,4858 - 0,6 1,3330 1,6150 0,0983 0,2748 6,0752 _ 15,8275 | NS EI (UEDeonans oe oe | 1,00096 0,0258 _ 0,0067 0,0710 0,0562 0,0932 0,2517 0,5411 0,0147 0,0109 0,0334 0,5691 — 1,0753 Capi (EN aan 0,0545 0,1429 _ — _ 0,0742 _ _ 0,0806 — 0,3400 | Banos de los Reyes (Provinz Jujuy) kalte Quelle,...| 1,00048 0,0126 0,0006 0,0021 0,0057 0,0156 _ 0,0110 0,0354 0,0197 0,0049 0,0126 0,0099 0,0025 0,0957 Id. Ina. heisse Quelle. A 1,00096 0,0350 0,0005 0,0031 0,0355 0,3005 - 0,0484 0,1000 0,0791 0,0138 0,0329 0,2046 0,0670 0,8124 Ro:ario de la Frontera I (Provinz Salta)... | 1,00124 0,0906 — 0,0038 0,4345 0,0875 0,0109 0,0609 0,1391 0,0196 0,0032 0,0272 0,5115 0,0102 1,1572 Id, II (id) acc. none | 1,02007 0,0700 _ 0,0160 14,5550 1,3223 _ 0,0550 0,1124 0,4858 0,0402 0,8563 12,6709 0,1213 26,8864 | Id, ma (Eh) aan | 1,0082 0,0676 _ 0,0035 0,1150 0,0740 0.0007 0,0770 0,1736 0,0050 0,0023 0,0318 0,2372 0,0182 0,6235 Id. u re a) 1,00099 0,0946 0,0012 0,0102 0,1306 0,0957 0,0014 0,0990 0,2266 0,0105 0,0051 0,0204 0,3157 0,0672 0,8214 | Banos del Paraiso (1a.) ee tee 1,00858 0,0260 _ 0,0015 3,6565 1,5658 _ 0,3300 0,6838 0,2072 0,0332 0,3344 4,3815 0,0247 6,7370 Zabelle IT. weielg ]. Cams Koch- Freie a. im | Magnesium salz Organische | Kohlensäure) Totalsumme | Substanz der Salze no M,ck Na le Co! a Ä ge | 0,7950 | 100,2260 nm — 108,2530 0,0162 ar 0,0058 — — 0,1776 0,0163 = 0,0164 = 0,0439 0,2300 iz nl 1,7082 u 0,1630 3,5012 0,1000 NE 4,9411 ai 0,2783 9,1847 En en 10,3545 — 1,2584 29,0253 0,2993 1,5275 | 5,3281 = 0,0236 10,5306 0,6162, 0,5558 4,6443 A 1,1276 7,7292 0,0298 EM 0,1989 «de 0,0140 1,2354 0,5086 0,1386 11,4644 = 0,0549 16,4775 0,0618) 2 0,1170 N 0,0356 1,3289 A, Re 0,0900 - — 0,3400 Su 0,0094 0,0025 0,0103 0,1123 u — 0,0590 0,0670 0,0340 0,8684 0,0502 a 0,7161 0,0102 0,0108 1,2272 zn) a 23,7380 0,1213 _ 26,9408 0,0579 21 0,1894 0,0182 0,0144 0,7093 0,0377 a 0,2153 0,0672 0,0136 0,9334 0,6209 1BA 6,0252 0,0247 0,0055 10,0852 | | | Zabelle IT. Es enthalten — 1 Liter — 1000 CC. die chemischen Bestandtheile auf Salze ausgerechnet und in Grammen ausgedrückt — die Wasser von: Specifisch, Kieselsaurer Schwefels. | Schwefels. | Schwefels. | Schwefels. Kalk- Magnesia- Eisen- Natron- Schwefel- | Schwefel- Freie ches : En f Temperatur Kalk Kali Natron Kulk Magnesia | bicarbonat | bicarbonat | bicarbonat | bicarbonat | natrium caleium Localitäten Gewicht Baauc, nach Cels . Substanz Organische | Kohlensäure Ca0 Si0® | Na?0, Si0! H K20,50° Na?0 S0° M,0 So! Ca0.200° Na?0. 200° Rio Salado (Provinz Santiago del Estero) 1,07468 |Veränderlich _ _ 5,9890 1,2430 100,2260 108,2530 Rio de Arias(Provinz Salta) 1,00048 1a. 0,0147 0,0162 0,0097 _ 9,0895 0,0024 0,0058 _ 0,1776 | Rio primero (Provinz Cordoba) 1,00921 Id. 0,0134 0,0163 _ — 0,1046 0,0180 0,0286 0,0164 0,0439 0,2300 | Queirada de Huaco (Provinz San Juan) 1,00308 24,5 0,0150 0,1682 — 0,7297 _ 0,1017 0,0110 0,1003 1,7052 0,1630 3,5012 Rio de los Papagayos Id.) Steinkohlendistrikt.. 1,00760 |Veründerlich! — 0,1000 1,4338 2,5014 0,1652 0,0149 4,9411 0,2733 Aldardon (Td.) Salzbäder. 1,02425 38° 0,0800 0,3527 13,5193 2,0400 2,4948 0,0150 10,3545 1,2584 Baitos de los Lagos 1,00810 0,0180 0,2993 2,3838 0,2817 _ 327: 5,3281 0,0236 Bajos de la Laja 1,00645 0,6162 _ 1,4338 _ = 08 4,6443 1,1276 Borbollon (Provinz Mendoza) 1,00128 2 0,0240 0,0298 0,2820 0,3934 0,1060 0,1958 0,1959 0,0140 | Zuente det Inca (14.) Incabrücke in den Coräilleren.|| 1,01340 e 0,0350 0,5086 — 2,1284 — 1,4644 0,0549 16,4775 | Tilta Picencio (Id) ... 0% 1,00096 6,5 0,0258 0,0618 _ 0,0466 0 0,8174 0,1170 0,0356 1,3289 | Capi — = _ 0,1700 0,0500 = 0,0900 — = zul | Zaitos de Tos Reyes (Provinz Jujuy) kalte Bäder.....|| 1,00048 |Veränderlich = 0,0005 0,0234 _ 0,0083 0,0045 0,0042 0,0094 0,0025 0,0103 0,1123 Banios de los Reyes (Id.) heisse Bäder..... 1,00096 Id. 0,0350 0,0004 0,0611 0,2831 0,1921 0,0062 0,1203 0,0590 0,0670 0,0340 0,8684 | Rosario de la Frontera N® I (Provinz Salta)......... 1,00124 80° 0,0906 _ _ _ 0,0502 0,0823 0,0306 — 0,0174 0,0104 0,0088 0,1857 0,0250 _ _ 0,7161 0,0102 0,0108 1,2272 | Id. II AM) ernennen 1,02007 sıe 0,0700 = _ _ 1,6035 0,2094 0,7940 — 0,0106 0,1285 0,0320 _ _ _ _ 23,7380 0,1213 _ 26,9408 Id. I (Id) 1,00052 63° 0,0512 — 0,0334 _ 0,0579 0,0639 0,0194 — _ 0,0075 0,0070 0,2559 0,0016 _ E 0,1894 0,0182 0,0144 0,7093 Id. Each on 1,00099 \Veränderlichl 0,0786 = 0,0325 0,0012 0,0377 0,1124 0,0256 _ _ 0,0164 0,0204 0,3231 0,0031 — — 0,2153 0,0672 0,0136 0,9334 Baios del Paraiso (a 1,00858 35-38: 0,0260 — - = 0,6209 1,7472 0,5032 _ — 0,1061 0,0030 1,0290 — _ _ 6,0252 0,0247 0,0055 10,0852 I} I | | 277 Die umwohnende Bevölkerung schätzt das Wasser sehr hoch, weil es die Verdauung befördernd und besonders Appetit erregend wirke. Wahrscheinlich hängt diese Wirkung weniger von dem hohen Kieselsäure-Gehalt als von den beiden anderen hauptsäch- lich darin enthaltenen Salzen (abgesehen von der Kochsalzmenge), dem schwefelsauren und doppeltkohlensauren Natron ab. Es wäre daher nicht ungerechtfertigt, dieses Wasser unter die alkalinischen Säuerlinge zu verweisen. 1000 C.C. des Wassers enthielten: Kieselsiure u... 0,0786 Grm. Kieselsaures Natron..... 0,0325 , Rhonendesear use... 093 Schwefelsaures Kali ..... 0307, Schwefelsaures Natron... 0,1124 „ Schwefelsaurer Kalk..... 0,0256, 7, Doppeltkohlens. Magnesia 0,0164 „ H N Eisen .... 0,0204 , Mi N Natron... 0,323, Schwefelnatrium......... 0,0031 °%, IWNechsalzun ve 0,2153 „ Organische Substanz..... D-00200, SUMmEN era. 0,9334 Grm. Freie Kohlensäure... 0,0156 „ In Folge des geringen Schwefelnatrium-Gehaltes und der gros- sen Menge organischer Substanzen hat das Wasser einen eigen- thümlichen Sumpfgeruch, der an: verdünnte Anilinlösung erinnert. Von den bisher noch nicht untersuchten Quellen sind noch zu erwähnen: Die Schwefelquellen der Sierra de Zonda, (Provinz San Juan), welche aus einem Cerro blanco (weissen Gebirgskamm) her- vorbrechen. Die kalten Quellen der Banos de la Florida, bei San Juan, welche bei einer sehr hübschen Lage auch angemessenen Comfort bieten. Da die Quelle Eisenoxydhydrat absetzt, wird sie wahrscheinlich zu den Eisen-Säuerlingen gehören. Die heissen @uellen von Pismanta, 45 Leguas nördlich von San Juan und 16 Leguas westlich von Jachal. Sie sind, wie die Quellen de la Laja, Schwefelquellen und bieten für Kranke etwas mehr Bequemlichkeit als diese, da nicht nur Häuser, son- dern auch Gartenanlagen vorhanden sind. Die Kalksäuerlinge in der Quebrada de los Hornos im Departement de la Hoyada (Provinz Catamarca), welche aus klei- nen bis 6 Fuss hohen Kegelbergen hervorbrechen. Die heissen Quellen von Machigasta, im Departement von Arauco, Provinz Rioja; nähere Daten über diese Quelle zur Zeit noch unbekannt. (folgen zwei Tabellen) f. ı BEZ Kapitel XIV. Gerbstoff-Materialien und Aschen - Analysen. *) Einer der hauptsächlichsten Industriezweige der inneren nörd- lichen Provinzen des Landes ist ausser der Zuckerfabrikation aus Zuckerrohr (cara dulce) die Fabrikation von Sohlleder. Diese In- dustrie hat gegenüber der Gerberei in Europa mit einer grossen Schwierigkeit zu kämpfen, nämlich mit der durch die klimatische Lage bedingten hohen Temperatur und der dadurch verbundenen Disposition der zur Gerberei benutzten Häute, während des Gerbe- prozesses leicht in Fäulniss überzugehen. Man sucht daher den Gerbeprozess möglichst abzukürzen, ohne dabei jedoch nach ratio- nellen Grundsätzen zu verfahren, wie ja überhaupt diese ganze Industrie mehr oder weniger auf reiner Empirie beruht. Die Gerber der alten Welt benutzen für die Verwandlung der rohen Häute in Leder mit Vorliebe den Gerbstoff der Eichenrinde; wiewohl dieselbe keinen sehr hohen Gerbstoffgehalt besitzt, liefert sie bei nur einigermaassen aufmerksamer Arbeit ein ausgezeichnetes Produkt. Die hiesige Industrie hat diese Rinde nicht zur Verfü- gung, da die Eiche nicht einheimisch ist und Anpflanzungsver- suche bisher resultatlos blieben. Der Algarrobo, der der Eiche in Bezug auf Form und langsames Wachsthum sehr nahe stehende Baum Argentiniens, hat leider keine durch Tanningehalt ausge- zeichnete Rinde; die Natur hat dafür aber in dem Cebil-Baum einen reichlichen Ersatz geboten. Der Cebil, (Acacia Cebil) in zwei Arten die rothe (colorado) und die weisse (blanco), bildet besonders in den Provinzen Tucuman, Salta und Jujui grosse Wälder, welche sich sogar bis auf eine gewisse Höhe in das Ge- *) Bearbeitet von Professur Dr. Max Siewert. 279 birge hinauferstrecken. Wiewohl besonders die Rinde des Cebil colorado von mittlerem Alter die Eichenrinde an Gerbstoff über- trifft, hat sie doch eine sehr unangenehme Eigenschaft, welche die Eichenrinde nicht in so hohem Grade besitzt. Sie enthält näm- lich einen eigenthümlichen rothen Farbstoff, der stark nachdun- kelt, sobald die gerbgaren Häute aus der Lohe genommen und an die Luft zum Trocknen aufgehängt werden. Diese unangenehme Eigenschaft, sowie der Wunsch noch andere und besonders gerbstoffreichere Materialien aufzufinden, gaben zu einer Untersuchung der meist verbreiteten Bäume der Wälder Ver- anlassung. Es wurden zu diesem Zwecke die Hölzer, Rinden und Blätter getrennt untersucht. Die tabellarische Zusammenstellung der Untersuchungsresultate gibt ein klares Bild über den Gehalt der verschiedenen Theile der untersuchten Repräsentanten der Waldflora. (Tabelle A.) An die vorliegenden Resultate wollen wir nur einige wenige Spezialnotizen anknüpfen, da im übrigen die Zahlen für sich selbst sprechen. Rother Cebil (colorado). Durch die Erfahrung hat sich ergeben, wie dies durch die Ana- lyse bestätigt wird, dass die Rinde der Bäume mittleren Alters, die noch nicht zu dick geworden ist, den meisten Gerbstoff ent- hält, und dass man, wenn man die Rinde der älteren Bäume be- nutzen will, die äusseren knorpeligen Theile der Rinde zuvor ent- fernen muss. Ob die Annahme gerechtfertigt ist, dass die in der Ebene gewachsenen Bäume weniger Gerbstoff haltige Rinde lie- fern, als die auf den Höhen gewachsenen, liess sich durch die chemische Untersuchung nicht begründen; denn die Rinden von anscheinend gleich alten Bäumen aus den Thälern und den Berg- rücken entnommen, geben bald in dem einen, bald in dem ande- ren Falle eine grössere Menge Gerbstoff. Es hängt daher die Gerbstoffmenge mehr von der Individualität des Baumes als von seinem Standpunkt ab. Die Versuche, den in der Rinde etwa an Kalk gebundenen Gerbstoff durch Kochen mit kohlensaurem Natron frei und nutz- bar zu machen, führten zu keinem besonders günstigen Resultate. Es ergab sich nur eine Zunahme von ca. 1 Procent, wie aus der anbei gegebenen Zusammenstellung ersichtlich ist. Die Menge des kohlensauren Natrons wurde bemessen nach dem Kalkgehalte der Asche. Merkwürdigerweise enthält das Holz des Cebil colorado keine Spur von Gerbsäure, während die Blätter grade die Hälfte = durchschnittlich in den Rinden gefundenen Gerbsäure ent- alten. 280 Weisser Cebil (blanco). Dieser zur gleichen Familie gehörige Baum unterscheidet sich dadurch vom Cebil colorado, dass die Blätter etwas kleiner gefie- dert sind und die Rinde in ihren äusseren Theilen schneller aus dem Stoffwechsel ausscheidet. Die Gerbsäure wird dadurch in den äusseren Theilen entweder schnell durch Oxydation zerstört, oder tritt beim Absterben der Zellen in die innere Rinde über; denn das Verhältniss der in der äusseren und inneren Rinde enthalte- nen Gerbsäure ergab sich wie 1: 10. Bei jüngeren Bäumen zeigte sich, dass der Gerbsäure-Gehalt dem der jüngeren Individuen von Cebil colorado fast gleich ist; dagegen enthält das Holz etwas Gerbsäure und die Blätter mehr als die Hälfte der durchschnittlich in guter Rinde enthaltenen Quantität. Quebracho blanco (Aspidosperma Quebracho). Die unter diesem Namen in den Provinzen Cördoba und Salta bekannten Bäume sind entweder nicht identisch, oder durch das verschiedene Klima verändert. Das erstere scheint das wahrschein- lichere, da das Blatt des in der Provinz Cördoba mit diesem Na- men belegten Baumes an seiner Blattspitze einen kleinen Stachel ' trägt, während das Blatt des gleichnamigen Baumes der Provinz Salta denselben nicht hat. Auch ist das Blatt, wenngleich von derselben Form und Grösse, in den nördlichen Provinzen dicker und fleischiger. Form und Habitus der Bäume scheinen überein- stimmend. In Bezug auf den Gerbstoff-Gehalt sind die Bäume aber sehr verschieden. Der Quebracho blanco von Salta steht in Bezug auf den Gerb- stoff-Gehalt seiner Rinde der deutschen Eiche fast gleich und dem Cebil colorado wenig nach, während seine Blätter eins der Gerb- stoff reichsten Materialien Argentiniens sind (27,5 Procent). Dazu kommt, dass sowohl Rinde wie Blätter eine fast farblose Gerbstoff- lösung liefern. Für die Praxis dürfte sich deshalb eine Combination im Gebrauch von Cebil colorado und Quebracho blanco empfehlen, um dem starken Nachdunkeln der mit reiner Cebel-Rinde gegerbten Leder vorzubeugen. Espinillo (Acacia cavenia). Dieser kleine Baum, der viel weitere Verbreitung im Lande hat als der Algarrobo, bald kleiner, bald grösser wird je nach der Be- schaffenheit des Terrains, aber eine Höhe von 4 Meter nie über- steigt, ist ausgezeichnet durch seine feinen zart gefiederten Blätt- chen, seine zahlreichen Dornen und seine eigenthümlichen Früchte. Holz und Blätter sind sehr arm an Tannin, die Rinde würde, 1.2 281 selbst wenn sie einen höheren Gerbstoff-Gehalt als 5,84 Procent hätte, doch für Gerbereizwecke nicht gut Anwendung finden kön- nen, weil sie einerseits zu dünn ist, um ausgiebig zu sein, andrer- seits sich zu schwer vom Holze trennen lässt. Dagegen können seine Früchte als das vorzüglichste Material empfohlen werden. Obgleich die in der Frucht befindlichen Samen keinen Gerbstoff, oder nur eine ganz unwesentliche Quantität enthalten, bestehen die Samenkapseln zu 33,2 Procent aus einer sehr reinen Gerb- säure. Algarrobo (Prosopis Algarrobo). Schwarzer (negro) und weisser (blanco) Algarrobo. Diese beiden stattlichsten Vertreter ‘der zur Mimosen-Gruppe gehörenden Waldbäume Argentiniens, welche bei ihrem langsamen Wachsthum und der wenigen Pflege und geringen Schonung des jungen Nachwuchses in den bevölkerteren Theilen der Republik leider sehr bald ausgestorben sein werden, da das Holz wegen sei- ner Härte und Widerstandsfähigkeit eine sehr ausgedehnte Anwen- dung findet, haben ihre Beinamen negro (schwarz) und blanco (weiss) eigentlich sehr mit Unrecht erhalten; denn ausgenommen die weissliche Blüthe, welche beide gemein haben, ist an den Bäu- men nichts weisses und nichts schwarzes zu finden. Der Algarrobo negro hat etwäs kleiner gefiederte Blätter als der Algarr. blanco. Während die Früchte des Letzteren im reifen Zustande eine rein hellgelbe Farbe besitzen, hat die Schote des s. g. schwarzen Al- gerrobo noch eine Sprenkelung von rothen bis schwarzen Punkten, und ist im Ganzen schmaler, dicker und länger als die Schote von Algarrobo blanco. Diese wenigen dunklen Punkte. auf den Früch- ten haben im Volke Veranlassung zur Unterscheidung der beiden Bäume gegeben. Die Farbe des Holzes entspricht dieser Farben- unterscheidung durchaus nicht; denn das Holz des s. g. schwar- zen Algarrobo ist bedeutend heller, fast weiss bei jungen Bäumen und Zweigen, als das des s. g. weissen Algarrobo; ja das Holz der sehr alten Bäume des letzteren ist sogar dunkel braunroth zu nennen. Werden Jahrhundert alte Bäume des weissen Algarrobo von einem mehr als fussdieken Durchmesser umgehauen, so quillt eine geringe Menge eines dicken, schwarzen Saftes, besonders in den der Rinde zunächst gelegenen Jahresringen, auf, der sehr bitter und stark Gerbsäure-haltig ist. Im Allgemeinen sind beide Algarroben in Bezug auf ihren Gerb- säure-Gehalt in Rinde, Holz und Blättern übereinstimmend sehr arm, haben also für die Gerberei-Industrie wenig Interesse. Da- gegen sind sie, ganz abgesehen von der Brauchbarkeit des Holzes, im volks- und landwirthschaftlichen Sinne von der allergrössten 282 Bedeutung durch ihre Früchte, welche ein sehr beliebtes und schätzenswerthes Nahrungsmittel für die Hausthiere und in einzelnen armen Gegenden sogar für die Menschen sind. Ein Blick auf ihre Zusammensetzung wird dies zur Genüge klar machen. i Früchte des Früchte des schwarzen weissen Algarrobo. Algarrobo. N asser.!z 0er. „VS 16,26 pCt. 10,84 pCt. Better. cl LE NN "0,26 : ,„ 0,43 „ AUCKEn. N N N 37,63 „ 25,210, Pe eh 117 AAN I AM 2 11,24 „ 16, 703 Eiweisskörper.......... TSBR 10,257 5 Bellmlase u. Leni. 11,79, 11,22% Organ. Säuren, Pectin u. andere stickstofffreie Nährstoffe ; 22....%%\. 14,20 ,„ 23,31 „ ASchen... Enns 1,25:.\., 2,03 „ 100,00 pCt. 100,00 pCt. Der in den Früchten enthaltene Zucker ist übrigens Trauben- und Fruchtzucker, weshalb der. wässrige Auszug der Früchte un- mittelbar in Gährung übergeht, von welcher Eigenschaft die länd- liche Bevölkerung Vortheil zieht, indem sie sich aus den mit Wasser angesetzten Früchten, besonders des schwarzen Algarrobo, eine Aloja (d. h. ein sehr alkoholreiches, stark berauschendes Ge- tränk) durch Gährung bereitet. Eines Gährungsmittels bedarf es nicht, da die vorhandenen Eiweissstoffe das Material für die Hefen- bildung liefern. Nicht minder interessant als die Composition der ganzen Früchte, ist die der Asche derselben: Algarrobo . Algarrobo negro. blanco. Kieselsaurer Kalk...... 2,70 pCt. — pOt. Kieselsaures Kali ....... — , 5,84 „ Schwefelsaurer Kalk.... 4,23 „ 6,82 „ Phosphorsaurer Kalk... 26,20 „ 24,92 „ Phosphorsaure Magnesia ae 8,701, Kohlensaurer Kalk .... 5,14 „ an: Kohlensaure Magnesia.. 9,30% 2,73 „ Kohlensaures Kali ...... fi 31,05 „ Chlorkalium‘“......7,3% 44,99 „ » 19,50 „ Pasenoxyd...!......... 0,33.) 0,44 „ 100,00 pCt. 100,00 pCt. Die vollkommen Natron freie Asche bietet eine so reiche Menge Kalisalze und Phosphate, dass die Früchte für die Blut- und Fleischbildung von der allergrössten Bedeutung sind. Es gibt ganze Distrikte im Lande, wo die Bevölkerung die Algarroben- 283 Früchte als hauptsächlichstes Nahrungsmittel für den Winter nicht nur für ihr Vieh, sondern besonders für sich selbst einheimst. Von den übrigen untersuchten Bäumen sind: Algarobillo (Pro- sopis Algarobillo), Nogal silvestre (wilde Wallnuss), TZipa, Coco oder Cochuchu (Xantoxylum coco), Tala (Celtis Tala), Charer (Gourliaea decorticans) und die Ceder in Bezug auf ihren Gerbsäure-Gehalt in allen ihren Theilen von untergeordneter Bedeutung. Nähere Erwähnung verdienen noch der Lecheron und die Moyes. Lecheron. Dieser Baum hat in Bezug auf die Form seiner ganzen Gestalt, sowie auf die Form und Grösse seiner Blätter und der Art seines Wachsthums, ausserordentlich viel Aehnlichkeit mit der deutschen Weide, welche auch am liebsten auf feuchtem Boden wächst oder in sumpfigem Terrain ein niedriges Buschwerk formirt. Der Le- cheror hat seinen Namen von seiner Eigenschaft, beim Abbrechen der Blätter und Zweige, gleich den Euphorbiaceen, einen weis- sen Milchsaft auszusondern (Leche — Milch). Seine Blätter ent- halten nur den dritten Theil der Gerbsäure, den die Rinde enthält, während das Holz ganz gerbstofffrei ist. Obgleich die Rinde nur 10 Procent Tannin enthält, ist sie dennoch dadurch der Beachtung werth, dass dasselbe ungefärbt ist. Ausserdem ist der Baum sehr verbreitet und wächst sehr schnell, während der Cebil sich nur langsam entwickelt. : i Moye. Mit dem Namen Moye (oder auch Molle), bezeichnet man im Lande eine ganze Anzahl von Bäumen, die meist durchaus keine Aehnlichkeit in ihrem Habitus, Blättern und Früchten besitzen und auch zu ganz verschiedenen Familien gehören. Um die ver- schiedenen Moyes von einander zu unterscheiden, benutzt man da- her irgend einen Zusatz, der meistens gleichzeitig ihre Eigenschaften und Verwendung ausdrückt. Zum Beispiel Moye a beber (zum Trinkgebrauch und Moye @ curter 0 tenir (zum Gerben und Färben). Moye & beber (Lithraea Gilliesii), ist ein stattlicher nur im Gebirge anzutreffender Baum, der vor- theilhafte Anwendung findet. Seine süssen, aromatischen Früchte sowohl, wie der Aufguss der Blätter dienen zur Bereitung eines erfrischenden, wenn auch nicht grade sehr alkoholreichen Geträn- kes (Aloja). Seine Blätter enthalten 8,55 Procent einer farblosen Gerbsäure; man benutzt den wässrigen Auszug derselben zum Schwarzfärben und zur Bereitung von Tinte. Moye a curlir y tenir eine Duvaua Art.) Viel reicher an Gerbsäure als die vorige. Man benutzt sie viel- fach zum Färben und Gerben, indem man zur Zeit des beginnen- 284 den Reifens der kleinen Früchte, die die Grösse von Wickensamen haben, die ganz jungen Triebe verwendet. Die von den Blättern und Früchten befreiten Triebe enthalten zwar nur 4,6 Procent Gerb- säure, dagegen die Blätter und Früchte 19,2—20,0 Procent. Der ausgedehnten Anwendung dieses gerbstoffreichen Materials steht hauptsächlich der Umstand im Wege, dass diese Moye nur ein Strauch ist, der höchstens die Höhe von 4 Metern erreicht, und da derselbe sehr sperrig und die Blätter sehr klein sind, so ist der Transport im grünen Zustande zu beschwerlich, wenn man grössere Quantitäten benutzen will. Wenn die Bevölkerung der Gegenden, wo diese Moye sehr häufig ist, nach dem Trocknen der abgeschnit- tenen Zweige durch Schüttela und Reiben, die trockenen Blätter und Früchte von den weniger werthvollen Zweigen trennen wollte, würde sich der Transport des Gerbstoff reicheren Materials, das nur ein geringes Volumen einnimmt, sehr wohl der Mühe lohnen, da es eine fast farblose Gerbsäure-Lösung liefert. Asehen-Analysen. Da der Boden der Argentinischen Republik ein mit Kochsalz ge- getränkter zu nennen ist, so war es nicht uninteressant, zu unter- suchen, ob das Verhältniss der durch die Baumwurzeln aus dem Boden aufgenommenen Alkalien ein sehr wesentlich anderes sei, als das, welches durch die Analysen der Aschen von Bäumen aus salzarmen Ländern constatirt war. Da der Natrongehalt des Bo- dens den Kaligehalt so wesentlich überragt, lag die Möglichkeit vor, dass die Aschen der Kulturpflanzen und Bäume einen dem ent- sprechend höheren Natron- als Kali-Gehalt besitzen möchten. Für die meisten Pflanzen und Bäume der alten Welt sind derartige Analysen von verschiedenen Gesichtspunkten aus gemacht worden, theils zum Zwecke, um zu erfahren, welche Aschen sich am mei- sten für die Pottasche-Darstellung eignen, theils: welche Blätter z. B. als Stallstreu benutzt, am meisten zur Verbesserung des Düngers durch ihren Alkali- und Phosphorsäure-Gehalt beitragen könnten. Da es im Lande noch keine künstlichen Soda- und Pott- asche-Fabriken gibt, so ist man entweder auf die vom Auslande eingefürten Droguen, oder besonders im Innern auf die Pflanzen- und Holzasche angewiesen, wie man es noch vor wenig Jahrzehn- ten in Europa z. B. für die Seifenbereitung ebenfalls war. In den unten folgenden 6 Tabellen sind die Resultate der bisher aus- geführten Aschen-Untersuchungen zusammengestellt, der Art, dass für die Hölzer, Rinden und Blätter jedesmal in einer Tabelle die ursprünglich gewonnenen analytischen Resultate und in der zwei- ten die wahrscheinliche Combination der chemischen Bestandtheile nach Salzen zusammengestellt sind. (Tabellen B. und C.) 285 Aus den Resultaten der Versuche über die Zusammensetzung der Holzaschen ergibt sich, dass fast alle Hölzer einen überwiegend hohen Kalkgehalt besitzen. Nur 5 Repräsentanten von 18 machen davon eine Ausnahme: Nogal silvestre, Tipa, Lecheron, Lapacho und Jume. (Es sind dies gleichzeitig auch dornenfreie Gewächse.) Von diesen 5 Bäumen sind 3: Nogal silvestre, Lecheron und La- pacho gleichzeitig diejenigen, welche den höchsten Kaligehalt auf- weisen. Es ergibt sıch ferner, dass der Kaligehalt der Hölzer den Natrongehalt in allen Fällen bei weitem überragt. Hiervon macht nur die Jume eine Ausnahme, welche einen dreimal so ho- hen Natron- als Kaligehalt aufweist. Die Aschen von Tipa, Le- cheron und Lapacho sind ausserdem noch durch einen beträcht- lichen Phosphorsäure-Gehalt ausgezeichnet. Die am meisten von der Zusammensetzung der übrigen Holzaschen abweichenden und darum besonders bemerkenswerthen, sind entschieden die von La- pacho und Jume. Lapache. Dieser durch seine prachtvolle violette, reiche Blüthe ausgezeich- nete, ziemlich ansehnliche Baum, ist im Frühjahr eine wahre Zierde der Waldflora der nördlichen Provinzen. Seine Blätter sind denen des wilden Wallnussbaumes fast zum Verwechseln ähnlich. Die Rinde enthält einen eigenthümlichen noch nicht näher un- tersuchten Schillerstoff (Aesculin?). Das Holz erregt besonders dadurch Aufmerksamkeit, dass es nur 1 Procent Asche hinterlässt: es ist unter allen bekannten Hölzern dasjenige, welches die ge- ringste Menge Mineral-Bestandtheile enthält, die noch dazu nicht aus Carbonaten, sondern Phosphaten und Kochsalz bestehen. Kieselsauren..senan ee 0,94 pCt. Wisenomydis sus. ae le: 2,24 „ Kochsalz... 1.02, Schwefelsaurer Kalk ...... 4,69 „ Kohlensaurer Kalk........ 24.28 , Phosphors. Magnesia. 17,74 „ Phosphorsaures Kali. 42,59 „ 100,59 pCt. Jume. Die Jume (gesprochen „Chume“) ist ein für die Argentinischen Salzsteppen charakteristischer buschiger Strauch. Blatt, Rinde und Holz sind nicht gut zu trennen, und musste die ganze Pflanze zusammen verascht und die Gesammtasche untersucht werden. Da sich die Jume nur im Salzgebiet findet, war es anzunehmen, dass sich in ihrer Asche eine bedeutende Menge Natronsalze befinden würden. Die Alkalinität der Asche war seit lange bekannt und benutzt, aber man nahm bisher allgemein im Lande an, dass die- 2 1? BR € ’ CR J 286 selbe durch die darin enthaltene Pottasche bedingt sei. Die Ana- lyse beweist dsss dieselbe fast nur dem vorhandenen kohlensauren Natron beizumessen ist. Birenoxhd.n „er aut ....... 0,64 pCt Kochsala ln Mu z, : h Schwelelsaurer Kalk....... 0,50 „ Koblensaure Magnesia..... 0,94 „ Phosphorsaures Kali....... 12,15. Kohlensaures Kali........ SO, Kieselsaures Natron....... InBBı N. Kohlensaures Natron... 41,73 „ 100,00 pCt. Die Jume ist unter allen bekannten Gewächsen das aschen- reichste, wie das Lapacho-Holz das aschenärmste. Der Strauch brennt selbst im grünen Zustande, wenn er in die Flamme des Feuers geworfen wird, dabei eine intensive Hitze erzeugend. (Tabellen D. und E.) ‘ Die Aschen der Rinden sind durchweg sehr kalkreich, mit Aus- nahme der des Lecheron, welche wie die des Lapacho, die kali- reichsten sind; ihnen zunächst steht die Rinde des Quebracho blanco der Provinz Salta. Nur die älteren abgestorbenen Rinden- theile des Cebil blanco zeichnen sich durch einen höheren Phos- phorsäure-Gehalt aus; denn selbst die Rinde des Lapacho, dessen Holz so Phosphorsäure reich ist, liefert. eine fast zu drei Vier- teln aus kohlensaurem Kalk bestehende Asche. (Tabellen F. u. ©.) Während die Analysen über die Aschen-Zusammensetzung der Hölzer und Rinden im Allgemeinen sehr naheliegende Resultate für die verschiedenen Repräsentanten aufwiesen, sind die Ergebnisse über die Composition der Blätteraschen sehr variant; ein Beweis, dass in diesen wesentlichsten Organen der Vegetation das Bedürf- niss der verschiedenen Baumorganismen an mineralischen Reagen- tien für die Umbildung der aus der Luft aufgenommenen gasigen Nährstoffe je nach der Individualität des Baumes und der von ihm produzirten organischen Stoffe ein durchaus differentes ist. Im All- gemeinen ist der Phosphorsäuregehalt der Blattaschen grösser als der der Hölzer und Rinden; auch der Kaligehalt nicht unbe- trächtlich, wie im Cebil colorado, Nogal silvestre, Tala und Chanar;, das Gesammtquantum der Asche kann durchschittlich in keine Relation mit dem der Asche von Rinden und Hölzern ge- bracht werden; denn bald ist dasselbe ein Mittelwerth zwischen letzteren, bald ist es bedeutend höher oder dem der Rinden cor- ıespondirend. Zabelle 4. Es enthalten 100 Theile des lufttrocknen Materials von OebsL Colorado, jung: uuunennenannunnaneennanennne Id. mittleren Alters... Ta. FA oo ULDLONDONUADETRORODFODE. Id. mit kohlensaurem Natron behandelt. Cebil Blanco, mittleren Alters.suueerne....: Borna Id. alt, äussere Theile, ........ 2.00.» Id. alt, inuere Theile... .ucenecnsenener Quebracho blanco (Cordoba).....cnssenennenenune: Quebracho Blanco (Salta) .. Quebracho: colorado (idemyauaeeaanensenseeneeenen Quebracho flojo (Cordoba) ..seusuemnnenenr Be PEÄNNIOSE nein ne anfenten en ajaklstr A at 0: anna asne een nen Algarrobo negyosseunnnnnneee BIDDOOONDSLELERONDLI Alyayrobo blanco. .. LEEHONON vun un ern nenn asnann un anannnennnnn en HEINE ROTOR I LITT Lapacho. Tala, Moye (Aufguss zum Trinken benutzt). .......... Moye (Färber-Moye).....ru2r2:: Unsisnnnnensaunun Algarobillo de Guayacan(Salta)....suusnsenrenenn Holz Rinde —_ 9,20 = 13,00 _ 14,40 _ 15,50 2,64 5,00 _ 1,17 11,84 027 | Bestimmt _ 12,00 = 7,41 0,21 _ 0,56 5,34 0,18 a, 0,35 2,40 0,29 2,64 5,00 6,40 = 4,00 —_ 2,64 _ 9,68 6,13 1,36 0,32 a 0,51 Id. 5,61 6,83 Nicht bestimmt Fe an Gerbesäure — A A Hülsen Blätter Früchte ohne Samen 6,60 7,30 0,10 33,20 Zabelle B. Cebil .colo Cebil bla Quebrach Quebrach Quebrach Espinillo Algarrob Algarrob Algarrob Nogal si Tipa .... Lecheron | Lapacho . Tala ı... Chanar.. | 3,31 9,49 4,92 Ceder...| 4,32 5,67 0,53 Cochuchu 0,25 13,58 4,61 Jume (ga! VERAN MG Zabelle B. 100 Theile der Aschen der Hölzer enthalten: Schwefel- Kohlen- Säure Säure Natron Cebil colorado Cebil blanco Quehracho blanco (Provinz Cordoba) Quebracho Blanco (Provinz Salta).......... Quebracho fljo (Provinz Cordoba)... Espinillo.. SRESENÜTER en ehe Algarrobo negro Algarrobo Blanco Nogal silvestre, Cochuchtk zur... Jume (ganzer Strauch) 2 == SE mhalten an Salzen: Zuabelle C. Te Phosphors. | Phosphors. | Kohlens. Kohlens. | Phosphors. Kali Natron Kali Natron Magnesia K:0, P?05 | Na20,P?0® | K20.C0? | Na20.C0? |Mg 0; P2 0% 6,11 0,85 = _ Jen 2 u 12,30 a a | 17a 1,32 7,86 — — en 4 14,32 et an 21,86 — 1597 _ — = 5,31 16,14 2,78 an — 8,26 18,18 5,23 — 6,02 5,14 12,45 — — 3,27 6,26 9,96 er Zu 14,16 4,67 28,23 — _— 38,79 7,69 = 7,39 er 36,72 1,37 = — u 42,59 — — — 17,74 8,69 2,38 14,82 ==: u 4,16 7,98 9,90 — Soda 8,53 — — E= Silicate 10,06 5,15 10,22, — Na0. Si 0? 12,15 = 7,50 41,73 7,86 (IITIETEEET Basen Gebib Blanco nuunnenneununnon sinne uunn ana Quebracho blanco (Provinz Cordoba),. Quebracho blanco (Provinz Salta).......... Quebracho flyjo (Provinz Cordoba)........ Eopinilloeneneenneen N Algarrobillo.ueusunnunnoenenaneuunenaunen Algarrobo negrosnuneeeeneeesenn nennen Algarrobo blanto.uneneesenenenn er ENGgaLREUVERETBS ana nun liklenn ae Tipa., Lecheron.esereenunseruuenuennenesennenne Cochuchu....euuennen RONALDO DES 100 Theile der lufttrocknen Hölzer enthalten: 100 Theile der Aschen der Hölzer enhalten an Salzen: Zabelle C. Jume, ganzer Strauch, ., Wasser 12,42 10,65 10,50 12,15 12,10 12,48 12,50 10,80 11,25 12,90 12,46 12,39 9,30 11,80 11,70 11,50 12,58 23,19 Asche 3,55 3,18 3,89 3,06 3,15 5,71 5,14 4,25 5,02 2,05 2,84 1,41 1,04 5,18 3,53 2,60 3,94 19,29 Kiesel- Eisen- Koch- Schwefels. | Phosphors. | Kohlens. Kohlens. | Phosphors, | Phosphors. | Kohlens, Kohlens,. | Phosphors. säure oxyd salz Kalk Kalk Kalk Magnesia Kali Natron Kali Natron Magnesia ‚ Sio? Fe?0! Na Cl Ca0. 80° Ca0, P20° | Ca0. Co? Mg0. Co? | K*0, P?0° | Na?0,P:0° | K20.C0? Na20.C0? |Mg 0; P2 0° 0,62 3,34 2,19 0,98 8,08 76,96 1,44 6,11 0,85 — = _ 5,00 0,76 1,66 1,86 10,56 66,36 1,47 = _ 12,30 _ — 6,31 1,70 1,80 3,17 — 51,79 8,94 17,11 1,32 7,86 — _ 1,03 1,50 3,49 1,14 15,04 60,71 2,75 — — 14,32 _ _ 6,70 1,73 0,60 1,75 _ 58,33 7,05 21,86 _ 1,97 _ _ 10,35 0,51 0,20 0,30 _ 61,36 3,05 = 5,31 16,14 2,78 —_ 4,31 0,52 0,64 1,60 _ 57,91 3,35 — 8,26 18,18 5,23 _ 4,71 0,69 1,64 2,33 _ 58,21 8,91 6,02 5,14 12,45 _ —_ 4,10 0,41 0,52 2,24 — 57,80 15,44 3,27 ‚26 9,96 —_ _ 2,14 1,27 3,02 4,05 = 39,97 2,49 14,16 4,67 28,23 _ _ 0,68 0,27 1,75 4,27 = 28,05 11,11 38,79 7,69 = 7,39 _ 3,26 0,61 3,74 7,27 6,72 30,67 9,64 36,72 1,37 = = — 0,94 2,24 7,52 4,69 _ 24,28 _ 42,59 _ = - 17,74 10,98 0,44 2,61 2,31 — 49,77 8,00 8,69 2,38 14,82 —_ _ 9,43 0,47 1,18 2,01 = 58,31 6,96 4,16 7,58 9,90 = Soda 37,56 4,57 1,00 2,15 6,47 30,64 9,08 8,03 == = — Silicate 2,33 0,66 3,28 1,30 = 66,48 0,53 10,06 5,15 10,22 _ Na0. Si 02 _ 0,64 19,38 9,50 = — 0,94 12,15 = 7,50 41,73 7,86 IT var, de ce, Hr, ” ir ke a n D; FE Zabelle D. Rinden: Magnesia i Natron Zabelle D. Namen OD) UN CD ION DD Eee teen Cebil blanco, äussere... Id. hlyeh oc ao Quebracho blanco (Provinz Salta).......... AGUrEObDNNEgtONS een aan deee a eneen una Algarrobo blanco, INOgablailvarttenneseneesuneennanunuueuesn Tipa. REN BREI nn one nennen lesläiele vanıe | LT SR RERI OIDOELLEO 1 IE Davon oT DRITT | Es enthalten 100 Theile der Asche von Rinden: Kiesel- Eisen- Schwefel- | Phosphor- | Kollen- e an Od ‚Chlor a a Kalk Magnesia Kali Natron Sio: Fe:0: a sor P:o: co Cao Ng0 K20 Na:0 1,54 0,71 0,26 0,23 33,98 48,39 0,98 4,05 1,19 18,24 3,98 0,26 = 24,19 39,39 0,19 3,49 0,72 0,87 1,07 0,26 0,58 37,94 46,97 0,43 4,61 1,07 2,73 0,66 1,12 0,89 33,39 32,87 9,21 9,67 2,13 4,70 0,55 0,67 0,43 39,66 47,10 1,67 3,34 0,57 2,10 1,51 0,22 0,58 39,75 44,52 2,50 6,03 1,19 1,78 0,74 0,37 0,38 40,27 45,26 2,65 5,77 1,28 8,22 0,61 0,47 0,76 35,99 39,72 5,17 5,97 1,51 16,21 0,66 0,94 3,50 30,74 26,78 6,59 12,19 0,84 1,18 0,30 0,84 0,37 40,14 44,89 2,67 7,43 0,71 2,89 0,35 0,24 0,43 2,21 38,37 40,03 2,67 11,06 1,72 \ Kohlens. ı Magnesia Cebil colorad Cebil blanco,, Cebil blanco, Quebracho bi | Algarrobs n Algarrobo Bl Nogal Bu Lecheron. .., Cochuchu ... Lapacho.... Zabelle BE, en auf Salze berechnet: M.o. Co? 2,06 0,42 0,89 19,13 3,53 5,23 5,58 10,86 13,88 5,60 5,66 Phosphora. Kali K20,. P: 0° 6,11 5,28 4,04 4,32 2,43 1,53 2,27 2,20 4,60 4,24 3,16 Phosphors. Natron Na20;. P? 05 Kohlens. Kal K20. Co? Cebil colorado. Cebil blanco, äussere, Cebil blanco, innere. Quebracho blanco (Provinz Salta) Algarrobo negro.. Algarrobo blane LDecheronueeeuueneenn kerannenaer uuranısanı Cochuchlsneunnneeen PER Kenunasssunne Lapacho.. 100 Theile lufttrockner Rinden enthalten: Zabelle BR, Es enthalten 100 Theile der Aschen der Rinden auf Salze berechnet: Schwefels, Kalk Phosphors. Kalk Phosphora. Kali Phosphors, Natron Ca0,. P? 0° K20,. P20° Na20,. P2 0° Zabelle P. Kali K20 20,76 6,60 10,63 15,54 9,97 9,95 11,79 15,28 8,71 20,32 16,50 9,85 12,52 18,93 17,30 Natron Na20 Zabelle P. Es enthalten 100 Theile der Aschen der Blätter von: Schwefel- | Phosphor- säure säure P:0° Cebit colovado a 4 4 28,99 Cebit Dlanco. 5 ß 4 35,38 Quebraeho blanco (Provinz Cordoba) 5 4 31,10 Quebracho blanco (Provinz Sulta) 26,95 Quebracho flojo (Provinz Cordoba) 2 29,21 Espinillo & 39,11 Algarrobillo.. - 2 40,09 28,87 36,17 31,98 32,24 26,37 31,22 23,63 29,56 u an Ber tter an Salzen: Zabelle G. sphors. | Phosphors. | Kohlens. Kohlens. Kali Natron Kali Natron ); P0° | Na20,P?05 | K20.C0? 20.00? 1,77 — 9,24 7,89 9,94 2,13 — 7,04 4,38 6,20 11,44 _ 19,07 — E= — 12,61 — — _ 15,00 — — En 13,72 . _ 3,93 — 13,54 2 9,24 5,43 — 3,36 12,83 2,99 12,17 _ 18,01 — 24,93 — — An 14,83 — _ — ' 8,10 _ 10,39 — = 5,06 27,83 1,19 9,54 4,75 16,11 — Chlor- kalum Zabelle G. 100 Theile lufttrockener Blätter enthalten: Es enthalten 100 Theile der Aschen der Blätter an Salzen: Schwefels, | Kohlens. | Phosphors. Phosphors. | Phosphors. 2 Kohlens. Kalk Kalk Kali Natron i Natron Na20, P* 0° Cebil colorada. Gebil Blaneo:n..nununanneenannennennnnsnne Quebracho blanco (Provinz Cordoba) Quebracho blanco (Provinz Salta); Quebracho ojo (Provinz Cordoba) Espinillo Algarrobillo.. Algarrobo negro. Algarrobo blanco. u Kapitel XV. Weberei und Farbstoffe.” — Der Industriezweig, welcher dem Menschen zur Verhüllung seiner natürlichen Beschaffenheit verhilft, ist im Lande, trotz des Zeitraumes von fast vier Jahrhunderten, in welchen es im Contact mit der alten Welt steht, noch in sehr primitivem Zustande. Die Weberei be- schränkt sich bislang in den Indianerdistrikten auf die Verwerthung der Faser des sogenannten chaguar und in den civilisirten Theilen auf die Verarbeitung der Wollhaare verschiedener Thiere zu „Pon- chos“ und „Chiripas“, die für den Gaucho des Landes die unentbehr- lichen Bekleidungs -Requisiten sind, einerseits weil sie den klimati- schen Verhältnissen des Landes entsprechen und sehr praktisch sind, andrerseits, weil sie als Landesproducte leichter zu beschaffen sind, wie die europäischen Bekleidungsgegenstände, die der kunstgeübten Hand des Schneiders zu ihrer Anfertigung bedürfen. Der „Poncho“ versieht die Stelle der Weste, des Rockes und Ueberrockes, der „Chiripä“ die der Beinkleider und, wenn der Gaucho im Sommer auf freiem Felde übernachtet, seines Betttuches. Kannsich derselbe noch ausserdem ein paar hohe gut passende Stiefeln und blitzende Sporen anschaffen, dann ist er im eleganten Feiertags- Anzug und dünkt sich Herr der Schöpfung, besonders wenn er auf seinem guten Pferde mit silberbeschlagenem Sattel („apero“) und selbst gearbeiteten Zügeln, hinter sich den unentbehrlichen Lasso, durch den freien Camp da- hinrasen kann. In früheren Zeiten waren Poncho und Chiripä Landesproducte, seit einigen Jahren kommen aus Europa die Imita- tionen, und sind, wenn auch schlechter, doch billiger als die im Lande gefertigten. Die für die Herstellung der „Calzoncillos“ (Unterhosen) nöthigen leinenen oder baumwollenen Gewebe sind aber vom Auslande importirt; nur die Stickerei der „Calzoncillos bordados“, welche den *) Bearbeitet von Professor Dr. Max Siewert. . 288 eleganten Gauchoanzug completiren, ist im Lande gemacht, und darin wird allerdings erstaunliches geleistet, so dass man die Geduld und Geschicklichkeit bewundern muss; ja, der Zeit entsprechend, die man nur mit Zuhülfenahme einer Nadel für die Anfertigung der so- genannten „encages“, „bordados“ „mayas“ u. s. w. braucht, sollten diese Gegenstände viel theurer sein als sie es sind; allerdings muss bemerkt werden, dass dieselben mit Maschinen und fabrikmässig angefertigt, gleichmässiger und schöner ausfallen würden. Trotzdem in den nördlichen Provinzen und im Gran Chaco die Baumwolle sehr gut gedeiht, wird dieselbe doch nur sehr wenig für Weberei verwandt; denn meist beschränkt man sich darauf, sie mit- telst der Spindel für die Dochte der selbstbereiteten Talglichte zu verarbeiten. Leinen wird nicht angebaut, obgleich die Pflanze vor- trefflich gedeiht; dagegen präpariren sich die Indianer des Gran Chaco aus der Faser des Chaguar, eine Bromeliacea, (welcheschonin den Provinzen Tucuman, Jujuy und Salta vorkommt, aber im Chaco hun- derte von Quadratmeilen bedeckt) durch Handarbeit nicht nur Garne für ihre Fischnetze, Bogensehnen etc., sondern auch für ihre ganze Bekleidung, die sie auch mit verschiedenen Couleuren zu färben wissen. Bisher war es noch nicht möglich, mit Vortheil diese Faser zu exportiren, weil die Comunicationswege zu schlecht und die Trans- portkosten vom Innern nach der Küste zu hoch waren. . Sobald aber erst die Eisenbahn bis an die Grenze des Landes fertig gebaut sein wird, wird die Faser des Chaguar dem sogenannten Manilla-Hanf . eine sehr bedeutende Concurrenz machen, weilsie viel gleichmässiger und haltbarer ist als dieser. Das hauptsächlichste Material, welches zur Weberei dient, ist die Wolle der Schafe, der Vicuna’s, Guanaco’s, Alpaca’s und Llamas. Das Haar der Vicuüas und Guanacos, welches ursprünglich allein für die Fabrikation der Poncho’s gebraucht wurde, variürt am gleichen Thier je nach der Körperstelle in seiner Farbe von weiss bis zum dunkelsten braun; man trennt die verschiedenen Nüancen durch mechanisches Aussuchen, spindelt darauf das Haar zu Fäden, welche schliesslich auf einem Webstuhl von sehr primitiver Construction verwebt werden. Der Hauptvorzug, der in der letzten Zeit schon sehr theuer gewordenen echten Poncho’s (denn die Vicuüas vermeh- ren sich nicht stark, und werden bald ganz aussterben wie die Chin- chillas) ist der, dass sie den Regen nicht durchlassen, und den damit Bekleideten, ohne ihn zu beschweren, warmhalten und vor dem Nasswerden schützen. Heut zu Tage ist es fast nur noch den Be- güterten gewährt, derartige Ponchos zu tragen; der gemeine Mann beschränkt sich auf den Ankauf der aus Europa kommenden oder der im Lande aus Schaf- Alpaca- oder Llama-Haar dargestellten Imitationen. Das gewöhnlichste Material hierfür ist die Schafwolle, und diese muss natürlich, um die Farbe des echten Vicuna-Haar 289 nachzuahmen, von den Webern gefärbt werden; und da der Land- bewohner den auffallendsten Contrast der Farben besonders liebt, ‚so färbt man die Schafwolle in allen möglichen und unmöglichen Cou- leuren. Der Hauptvorzug der Färberei beruht darauf, dass die Farben „echt“ sind; sie entbehren dafür aber des Glanzes, und weil man die verschiedenen in den benutzten Pflanzen enthaltenen Farb- stoffe noch nicht zu trennen versteht, erscheinen sie oft unrein und schmutzig. Da Wolle sowohl wie Seide (deren Cultur früher sehr entwickelt war, dann aber der politischen und anderer Verhältnisse halber vernachlässigt wurde und erst in den letzten Jahren wieder in Aufnahme gekommen ist) durch substantive Farben stets echt gefärbt wird, so kennt man nur sehr wenig von der Anwendung der Beiz- mittel. Für die Herstellung gewisser Farben weiss man sich hier jedoch auch der Beizen zu bedienen. Der grösseren Uebersichtlichkeit halber trennen wir die im Lande gebrauchten Farbstoff-Materialien in: mineralische, thierische und vegetabilische. I. Unorganische Farbstoffe. Bisher hat man noch keine Lackfarben (d. h. die unlöslichen Ver- bindungen der eigentlichen organischen Farbstoffe mit unorganischen Basen oder Säuren) dargestellt, sondern sich nur darauf beschränkt, die Mineralsubstanzen als Beizen (Mordents) zu benutzen, um die an sich die Wolle schon echt färbenden Materien noch besser zu be- festigen, oder die Farben-Nüancen zu varliren. 1) Alaun und schwefelsaure Thonerde; diese beiden Salze findet man fertig gebildet in verschiedenen Provinzen (Jujuy, Salta, Rioja, Catamarca und Cördoba). 2) Bleizucker findet nur an wenigen Orten Anw endung, indessen wissen einzelne Personen sich durch Auflösen des Bleioxyds, das massenhaft bei der Abtreibung des. silberhaltigen Bleies gewonnen wird, inselbstbereitetem Essig (,„Vinagre“) eine Bleibeize herzustellen. 8) Kupfer vitriol findet sich sehr häufig, wenn auch etwas mit Eisenvitriol verunreinigt, in fast allen Kupferminen-Distrikten von Catamarca, Rioja, San J uan, Cördoba, Jujuy und Salta. 4) Eisenvitriol ist eines der gebräuchlichsten Beizmittel, im Lande allgemein unter dem Namen „Alcaparoza“ bekannt und dient nicht nur in der Färberei, sondern auch in der Minerie und Tin- tenbereitung. 5) Zinnlösung. Zinn-Mineralien sind bisher im Lande noch nicht gefunden, man beschränkt sich daher bei der Darstellung der Zinnbeizen darauf, die vom Auslande kommenden Petroleum-Behäl- ter aufzulösen. 6) Kali- Verbindungen. Da das Land eines ausgedehnten Weinbaues fähig ist, und man auch in fast allen Provinzen Wein bereitet, so gewinnt man auch Weinstein, der zum Schönen der aus- 19 290 gefärbten Stoffe benutzt wird. In späteren Jahren wird die Gewin- nung von Weinstein resp. Weinsäure wahrscheinlich eine sehr ein- trägliche Erwerbsquelle werden. 7) Natron-Carbonat. Dieses im Lande irrthümlich unter dem Namen Pottasche gebrauchte chemische Präparat, gewinnt man durch Auslaugung der „Jume“-Asche. (Siehe Pflanzenasche. ) 8) Doppelt kohlensaures Ammoniak wird vom Auslande eingeführt. IL. Animalische Farbstoffe. f Cochenille. Die Cochenille gedeiht auf den Cacteen des Landes ausgezeichnet, besonders in den Provinzen Cördoba, Mendoza, San- tiago del Estero und Rioja. Es fehlt nur an der Arbeitskraft und dem Interesse der Bewohner, durch die Arbeit des Sammelns sich eine sehr einträgliche Erwerbsquelle zu verschaffen. Man findet fast überall grosse Oactus-Gärten, aber weniger zum Zwecke, die Coche- nille zu ziehen, als vielmehr um die Früchte („Tunas“ genannt) für den Genuss zu besitzen, indem man dieselben theils roh geniesst, theils daraus durch-Einkochen in kupfernen Kesseln einen braunen Zucker- syrup(„Arrope“ genannt)präparirt. Die gesammelte Cochenille stampft man meist zu einem Brei zusammen, formt daraus kleine Brode und bringt dieselben nach dem Trocknen an der Luft unter dem Namen „Grana“ in den Handel. III. Vegetabilische Farbstoffe. Es ist sehr schwer, über die benutzten vegetabilischen Stoffe, die in den verschiedenen Provinzen zur Färberei dienen, eine ausreichend klare und richtige Beschreibung zu liefern, da für dieselben Pflanzen und Bäume etc. in den verschiedenen Landestheilen meist verschie- dene Namen gebraucht werden, während man sich für sehr viele total verschiedene Gewächse der gleichen Bezeichnung bedient. Da eine Menge dieser Pflanzen und Bäume noch nicht genau wissenschaftlich botanisch bestimmt sind, müssen wir uns darauf beschränken, die landesüblichen Namen zu gebrauchen, und fügen nur dann den wis- senschaftlichen Namen bei, wenn derselbe sicher bestimmt ist. Der besseren Uebersicht wegen theilen wir die vegetabilischen Färbematerialien in mehrere Gruppen, je nachdem man die ganzen Pflanzen oder nur die Blüthen, Blätter und Früchte, Wurzeln, Rinden oder Hölzer zu Färbereizwecken im Lande benutzt. a. Ganze Pflanzen. 1)Indigo, („Anil“ genannt) eine Papilionacea. Es giebt zwei Arten von Indigo, einen cultivirten, der bei gleicher Behandlung wie der chinesische den bekannten blauen Farbstoff des Handels lie- fert und sich in concentrirter Schwefelsäure auflöst, und zweitens einen wilden Indigo, eine Papilionacea, in der Landessprache 291 ' „anil silvestre“, „anilcito“ oder „anileillo“ genannt, aus dem eben- falls ein intensiv blauer Farbstoff bereitet wird, der aber nicht in concentrirter Schwefelsäure löslich ist, sondern damit nur eine weisse Paste bildet. Giesst man das weisse Produkt in Wasser, so schlägt sich wieder der ursprüngliche Farbstoff nieder. Dagegen lässt sich dieser falsche Indigo durch Gährung in alkalischer Flüssigkeit in Lösung überführen und dient in dieser Form als Färberflotte, Der Indigo dient einerseits zum Blau-, andrerseits zum Grünfärben. Erstere Anwendung ist zu allgemein bekannt, um darüber noch Worte zu verlieren; dagegen verdient die Methode grün damit zu färben, eine kurze Erwähnung. Man färbt zuerst die versponnene Wolle durch den Saft der „Balda“, „Chilca dulce“, Safran oder anderer Pflanzen (siehe unten) gelb, und nimmt dann die gelb gefärbte Wolle, je nach der Nüance, die erzielt werden soll, ein oder zweimal durch den in Schwefelsäure gelösten Indigo. Ist die Farbe zu blau geworden, dann nimmt man die Wolle wieder durch das Gelbbad. 2) Safran („azafran“); Chuquiraya chrysantha, Gris.; die erste Abkochung enthält einen gelben Farbstoff, die zweite einen rothen, die Trennung ist aber eine sehr unvollkommene. 3) „Manzanilla silvestre“. Mit diesem Namen bezeichnet man eine Menge von Pflanzen, die aber nicht die entfernteste Aehn- lichkeit mit der als Medieament gebrauchten Chamille haben, welche hier zu Lande ebenfalls „Manzanilla“ genannt wird. Eine der Pflanzen gehört wahrscheinlich zu den Ranunculaceen, die an- dere zu den Solaneen. Die kleine Pflanze, welche im Frühjahr eine kleine hellgelbe Blüthe hat, wird getrocknet und später unter Zusatz von Alaun ausgekocht. In der gelben Flüssigkeit färbt sich die Wolle schwach gelb. 4) „Chilca dulce“, eine Composita; dieser in fast allen Provinzen überall an den Flussufern wachsende harzige kleine Strauch, hat einen aromatischen Geruch und trägt eine ebenfalls aromatische, zuckerhaltige („dulce“) Frucht. Der ausgepresste Saft der noch grünen Pflanzentheile wird zum Grünfärben benutzt, da aber diese Farbe wenig haltbar ist, so verwendet man meistens nur den getrockneten Strauch sammt den Früchten zum Gelbfärben, indem man Wolle und Seide entweder erst mit Alaun beizt und dann durch den Chilca-Absud in der Siedehitze nimmt, oder di- rect, den getrockneten Strauch mit Alaunzusatz kocht und die Wolle in der kochenden vorher colirten Farbebrühe ausfärbt. Zum Schönen der Farbe, resp. zur Erhöhung der Couleur, wird die gefärbte Wolle durch ein Bad von doppelt kohlensaurem Ammo- njak genommen. 5) „Palald“, eine nicht näher bestimmte Pflanze; sie dient zur Hervorbringung von Hochorange („naranjado fuego“). 6) „Balda“, oder in der Quichua-Sprache Boliviens Kejatulpuno 292 auch wohl verunstaltet Quelloturpo genannt, ist eine am häufigsten zum Gelbfärben benutzte krautartige Pflanze, welche auch ohne Mordant echte Farben liefert; die gelbgefärbte Wolle liefert beim Durchnehmen durch ein Indigobad grün und beim Schönen durch Jumeasche (kohlensaures Natron) orange. 7) ,„EltojJ0o“ oder Santa Maria 'wahrscheinlich Tecoma stans Juss.), ein Strauch von mehr als doppelter Mannshöhe, im Früh- jahr (d. h. October) eine reichliche gelbe Blüthe tragend. Der aus den Blüthen ausgepresste gelbe Saft wird durch Alkalien nicht verändert. 8) „ Tola“, ein kleiner Strauch, hauptsächlich in der Puna (Pro- vinz Salta) heimisch, dient ebenfalls zum Gelbfärben. Für sich oder mit Alaun ausgekocht, werden die damit gefärbten Wollen- stoffe durch siedenden Urin genommen und nachher durch kohlen- saures Ammoniak geschönt. 9) Figue oder Fije, eine krautige Cinchonacea, dient eben- falls zum Gelbfärben. bh. Blüthen. 1) Clavelina, Zinnia spec., dient hauptsächlich, um „Nacar“ zu färben; das Wort „Nacar“ ist schwer zu übersetzen, eigentlich: ist es perlmutterfarbig, also schillernd; der Campbewohner braucht es aber auch für orange, carmoisin, grau oder ponceau. Da die Zinnia in allen Theilen des Landes ein, man könnte sagen, ver- breitetes Unkraut ist, so ist es leicht, eine grosse Menge der roth- orangen Blüthen zu sammeln. Die mit Zinnsalz gebeizte Wolle wird erst durch das Farbebad genommen und nachher durch Urin geschönt. 2) Malva. Die dunkel violette Blüthe von Althaea rosea dient wie auch in Europa zur Hervorbringung von grau bis blauviolett auf Thonerdebeizen, und von dunkelviolett auf Zinnbeizen. ce. Blztter und Früchte. Re . 1) Moye d tenir. (Duvaua fasciculata, D. praecox, D. dependens) Dieses auch in der Gerberei benutzte Material (es ent- hält 19,2 pCt. Gerbesäure) dient hauptsächlich auf Eisenbeize zum Graufärben. 2) Espinillo bravo, Tuscaaromatica und Ohurqui. Diese sich sehr ähnlichen Bäume werden von den Bewohnern der verschiedenen Provinzen sehr häufig mit einander verwechselt. Espinillo bravo (Acacia Cavenia)enthält in seinen Früchten 12-13 pCt. Gerbsäure, Tusca aromatica (Acacia aroma, Gill.) $—12 pCt. u. Churqui, Prosopis adstringens, Gris. (Gerbsäure-Gehaltnoch nicht bestimmt), dienen des Gerbsäure-Gehaltes ihrer Samenschote wegen, wie die Moye, auf Eisenbeizen zum Grau- bis Schwarzfärben. 3) Guayacan(Caesalpiniamelanocarpa, Gris.). Die Früchte dieses ziemlich grossen Baumes werden in der Volkssprache ge- 293 wöhnlich Algarrobillo de Guayacan genannt, um sie von anderen Früchten zu unterscheiden, da der Argentiner alle Schoten ähn- lichen Früchte mit „algarrobillo“ bezeichnet. Da man nun diese Bezeichnung auf den ganzen Baum ausdehnt, entsteht oft eine grosse Confusion, so dass man sich aus den Angaben kaum heraus- finden kann.— Die kurze, aber dicke Samenschote des Guayacan hat nur 3—5 Kerne, die Gerbsäure frei sind, die Kapsel selbst enthält bis 23 pCt. sehr reiner Gerbsäure und dient deshalb zur Tintenbereitung und zum Grau-und Schwarzfärben. Da der Baum in den nördlichen Provinzen sehr verbreitet ist und sehr viele Früchte trägt, würde durch Sammeln der letzteren ein sehr werth- volles Ausfuhrprodukt gewonnen werden können. d. Wurzeln. 1) Alvarillo, albaricoque, albaricoguillo, damasco. Ob- gleich die Früchte der mit den verschiedenen Namen bezeichneten Fruchtbäume nicht ganz gleich, sondern je nach dem Oulturzustande der Bäume grösser oder kleiner sind, gehören sie doch alle der Prunus-Gattung an; es sind mehr oder weniger wilde Aprikosen. Der in der Rinde der Wurzel und theilweise auch des Stammes enthaltene Farbstoff, wird von den Campbewohnern benutzt, um auf Alaunbeize eine gelbe Farbe zu erzielen, die sich beim Durch- nehmen durch Aschenlauge in ein schmutziges Rosa verwandelt. 2) Raiz punzo. Von welchem Baum oder Strauch diese Wurzel herstammt, war nicht möglich zu ermitteln. Die wässrige Abkochung derselben giebt wie die vorhergehende auf Alaunbeize und mit kohlensaurem Natron oder kohlensaurem Ammoniak geschönt, eine schmutzige Ponceaufarbe. 3) Raiz delcerro oder Socondo; stammt wahrscheinlich von einer Galium-Art (G. hirsutum oder Rickardianum Endl.) her. Die Wurzel der auf der Höhe der Cerros gewachsenen Pflanze ist besser, als der im Thal vorkommenden; sie enthält einen sehr geschätzten Farbstoff, vielleicht dasin der Rubia tinetorum ent- haltene Alizarin; nähere Untersuchungen liegen leider noch nicht vor. Die durch das Decoct rosa bis weinroth gefärbte Wolle wider- steht sowohl dem Einfluss des Sonnenlichtes wie dem der Seife. 4) Raiz de pata. Sowohl die Rinde der Wurzel, als die des Baumes, und das Holz des Baumes selbst, der über Manneshöhe erreicht, enthalten einen noch nicht näher untersuchten Farbstoff, der auf Alaunbeize braun, die im Lande sogenannte Farbe „color caf&“ hervorbringt. 5) Sacha uva, Berberitze, die wässrige Abkochung enthält viel Berberin und färbt die Wolle auch ohne Beizmittel intensiv und echt gelb. e. Rinden. 1) Cebil, Acacia Cebil, Gris. Die Rinde dieses hauptsächlich in den nördlichen Provinzen Tucuman, Salta, Jujuy und Gran Chaco 294 wachsenden Baumes findet in den Gerbereien die meiste Verwen- dung wegen ihres Gerbstoffgehaltes, von dem sie 12—15,5 pCt. enthält; sie wird aber auch in den Färbereien benutzt, um auf Eisenbeize grau und schwarz zu erzeugen, wie z. B. in dem Eta- blissement des Herrn Prudencio Palacios am Rio de las Piedras (Prov. Salta), welches das einzig grössere fabrikmässig betriebe- ne Etablissement in den nördlichen Provinzen ist, obgleich man sich auch hier vorzugsweise nur mit Anfertigung von „Frezadas“ (Bettdecken) und Ponchos beschäftigt. 2) Sauce, Weide (Salix Humboldtiana, Willd.). Die Ab- kochung der Weidenrinde ist zunächst dem Algarroben - Extract eines der geschätztesten Färbemittel der Landbewohner. Das Haupt- bestreben der Landesfärbereien geht, wie schon erwähnt, immer darauf hinaus, die feineren Sorten von Schaf-, Alpaca-, Llama- und Angoraziegen-Wolle derart zu färben, dass die Couleur der der Vieunahaare entspricht, weil die von dem Wollhaar dieses Thieres bereiteten Ponchos den höchsten Werth haben. Da es nun sehr mühsam ist, die verschiedenen Farbeabstufungen der natürlichen Vieuüa-Haare durch mechanisches Aussuchen zu sondern, um beim darauf folgenden Spindeln und Verweben nach Willkühr gleich- mässig gefärbte oder in verschiedenen Mustern gestreifte Gewebe zu gewinnen, so musste natürlich ein Färbematerial sehr willkom- men sein, das es gestattet, anderes weisses Wollhaar in jeder beliebigen Nüance von braun gleichmässig und gleichzeitig echt zu färben, wobei natürlich auch das eigenthümliche Lustre des theuren Vicuna-W ollhaares erzielt werden konnte. Zu diesem Zwecke können nur zwei Materialien verwendet werden, von denen das eine der Weidenrinden-, das andere der Algarroben - Extract ist. Zur Herstellung der dunklen Nüancen von braun benutzt man. nur die äusseren, zu der der helleren Nüanzen die inneren jüngeren Rindentheile. Ehe jedoch in den Weidenrinden - Abkochungen aus- gefärbt werden kann, müssen die versponnenen Wollhaare mit Alaun gebeizt werden, damit sich der Farbstoff dauerhaft fixirt. 3) Nogal silvestre (wilde Wallnuss, Inglans nigra, var. boliviana) dient zum gleichen Zwecke wie die vorhergehende; die Farben sind aber weniger lebhaft und dauerhaft, und entbeh- ren auch des Glanzes. 4) Coronillo, siehe unter Hölzer. Hoelzer. 1) Quebrachocolorado (Loxopterigium Lorentzii, Gris). Durch Auskochung des in Sägemehl oder Hobelspäne verwan- delten Holzes mit Wasser erhält man ein dunkelbraunes Decoct, das nach dem Eindampfen und Erkalten eine schwarze, brüchige und auf dem Bruche glänzende harzige Masse darstellt. Eine nähere wissenschaftliche Untersuchung der Substanz existirt noch 295 nicht; ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften nach steht sie aber dem schon seit langer Zeit im Handel vorkommenden „Drachenblut“ sehr nahe. Beim Ausfärben mit Quebrachodecoct benutzt man entweder die Wolle direct oder mit Alaun oder Eisen gebeizt, je nach der Farbe, die hervorgebracht werden soll. Im ersteren Falle ist sie hell- bis dunkelbraun, im letzteren grau bis sehwarz. Bei Anwendung von Kupferbeize fixirt sich eine mehr rothviolette Couleur. 2) Algarrobo blanco (Prosopis algarrobo spec., Gris.). Aus der Rinde. der Jahrhunderte alten Bäume bricht häufig ein schwarzbrauner Saft aus, der an der Rinde herunterlaufend, dieselbe mit einem gleichfarbigen Gummiharz durchtränkt, das in heissem Wasser mit dunkelbrauner Farbe löslich ist, wie der Quebracho- Extract. Werden alte Bäume zum Zwecke der Gewinnung von Dachbalken umgehauen, so quillt gleichfalls aus gewissen Gefäss- bündeln des Holzes ein vollkommen schwarzer, sehr bitterer, an der Luft erstarrender Saft aus. Chemische Untersuchungen über denselben liegen noch nicht vor. Die aus den Rinden ausgezogenen Extracte erstarren nach dem Eindampfen und Erkalten nicht zu einer völlig harten brüchigen Masse, wie der Quebracho colorado-Extract, sondern bilden nur eine höchst consistente, zähe Masse, welche an der Oberfläche hart wird. Der Algarroben - Extract färbt ohne jedes Beizmittel vollkommen dauerhaft und echt nicht nur Wolle und Seide, sondern auch Baumwolle und Leinen. Die hervor- gebrachte Farbe varürtzwischen dem hellsten Braun bis zum dunkel- sten braunschwarz. 3) Coronillo. Rinde. und Holz scheinen den gleichen Farb- stoff zu enthalten und werden von den damit vertrauten Personen zur Herstellung der sogenannten „tinta punzö“, d. h. Ponceau verwendet. Ueber die Darstellung und Anwendung liessen sich keine näheren Daten erfragen, da gewisse Familien dieselbe als Geheimniss für sich alleinin Anspruch nehmen. 4) Lapacho. Eine der Hauptzierden der subtropischen Baum- Vegetation der nördlichen Provinzen Argentiniens ist der Lapa- cho, eine Bigogniacea, zur Familie Tecoma spec., Gris. gehö- rig, bisher botanisch aber noch nicht genau studirt. Es giebt zwei, vielleicht drei verschiedene Lapachoarten; die eine hat eine gelbe, die zweite eine hellrosa-violette Blüthe. Estere ist seltener als die letztere. Der rosa blühende Baum ist im Frühjahr die schönste Zierde der Cerros und Estancias. Der Baum treibt, ohne vorher Blätter producirt zu haben, eine so reiche Blüthe, dass kein Sonnenstrahl durch das dichte Blüthendach hindurchdringt. Da der Baum ausserdem meist allein steht und alle übrigen Vertreter der Baumflora bei weitem überragt, kann man sich keinen schöne- ren Anblick denken, als einen in voller Blüthenpracht stehenden Lapachobaum. Mit der Blüthe sind aber die interessanten Eigen- 296 schaften nicht erschöpft. Sein Holz ist als eins der vorzüglichsten Nutzhölzer der ausgedehntesten Anwendung fähig; Wagenachsen, | Räderspeichen, Ochsenjoche, Maschinentheille, Kammradzähne , Tischlerei-Utensilien, Dachbalken, Brückenpfosten, etc., lassen sich aus keinem Holze vortheilhafter herstellen, als aus dem des Lapa- chobaumes. Für den Chemiker ist das Holz besonders dadurch interessant, dass es die geringste Quantität Asche unter allen Ar- gentinischen Gewächsen, nämlich nur circa 1.Procent enthält, und dass ausserdem diese Asche vorwaltend aus Phosphaten besteht. Der geringe Aschengehalt des Holzes ist durch seine chemische Composition bedingt; denn abgesehen von den 5—7 Procent Gerb- säure, die Holz und Rinde enthalten, wurden nachgewiesen 8—5 Procent einer kautschukähnlichen Substanz, 7,5 Procent eines prachtvollen gelben krystallisirbaren und 9— 12,5 Procent eines anderen nicht krystallisationfähigen Farbstoffes. Da die Farbstoffe, von denen der gelbe schon in krystallisirter Form im Holze vor- handen zu sein scheint, in Wasser unlöslich sind, und die Kaut- schuksubstanz im ganze Holze gleichmässig vertheilt ist, so kann es nicht wunderbar sein, dass das Holz des Lapacho der Fäulniss länger widersteht, als andere Hölzer; die Argentiner behaupten sogar, dass. das längere Zeit im Wasser gelegene Holz härter wie Stahl sei. Bisher wurde nur der gelbe krystallisirbare Farbstoff des Lapa- choholzes einer näheren wissenschaftlichen Untersuchung unter- worfen. Zur Gewinnung und Trennung desselben von den übrigen Sub- stanzen wird das in Sägemehl oder Hobel- und Drehspäne ver- wandelte Holz in eisernen Kesseln mit Wasser ausgekocht, dem man auf je 1 Kilogramm Holz 10 Grm. krystallisirtes Natron-Car- bonat zugesetzt hat. Nach einstündigem Kochen wird. das extra- hirte Holz noch zwei- bis dreimal ausgewässert, das erstemal pas- sender Weise in der Siedehitze unter Zugabe von 5 Grm. Soda auf 1 Kilogramm Holz. In die zuerst erhaltene Farbebrühe wird die gleiche Quantität Holz mit der entsprechenden Menge Soda eingetragen und das Kochen fortgesetzt. In der ersten Auswäs- serungsflüssigkeit der ersten Holzportion wird sodann die zweite Portion abgewässert, während man auf die erste Portion zum drit- tenmale reines Wasser giebt. Wenn auf je 10 Liter des im ersten Kessel befindlichen Wassers 5 Kilogramm Holz extrahirt sind, giesst man die concentrirte Flüssigkeit zur Abkühlung in einen anderen Bottich, bringt die erste Auswässerungs-Flüssigkeit vom zweiten Kessel auf den ersten, um darin neue Holzmassen zu extrahiren, die Waschflüssigkeit vom dritten Kessel auf den zweiten, u.s. w. Die vereinigten abgekühlten Extract- und Waschflüssigkeiten wer- den mit roher Salzsäure bis zur vorwaltend sauren Reaction aus- gefällt und auf diese Weise der rohe Farbstoff gewonnen. Nach- 297 dem derselbe filtrirt und mit Wasser ausgewaschen ist, wird er wieder mit dem gleichen Gewicht krystallisirten Natroncarbonats in zehn Theilen Wasser kochend gelöst und filtrirt. Nach dem Ab- kühlen fällt man mit Salzsäure einen schon ziemlich reinen Farb- stoff aus, der nach dem Auswaschen mit Wasser zur völligen Rei- nigung ein- bis zweimal aus kochendem Alkohol umkrystallisirt werden muss. Man erhält aus 100 Kilogramm Holz 10 Kilogramm unreinen und 7,5 reinen Farbstoff. Die reine Substanz löst sich in 7,75 Theilen siedenden Alkohols von 855, braucht aber 94,5 Theile kalten Alkohols, um sich zu lösen; die siedende concentrirte Lösung ist dunkel-gelbroth, die kalte hell-gelbroth. Da die neue bisher unbekannte Färbesubstanz mit Leichtigkeit die Kohlensäure aus dem kohlensauren Natron austreibt, um sich zu einer tiefblut- rothen Flüssigkeit aufzulösen, so ist sie eine entschiedene organische Säure, wesshalb ihr dem Ursprunge gemäss der Name Lapacho- säure, (Acido Lapachico) beigelegt wurde. Da die Lapachosäure (gespr. Lapatschosäure) ausserordentlich empfindlich gegen jede Spur freier Basis ist, so eignet sie sich, wie der Farbstoff der Curcumawurzel, zur Darstellung von Reagens- Papier ; da sie, aber andererseits nur eine schwache Pflanzensäure ist, die durch stärkere Säuren aus ihren Salzen abgeschieden wird, kann das mit lapachosaurem Natron getränkte Filtrirpapier zur Erkennung freier Säuren benutzt werden. Bei Reaction auf Ba- sen färbt sich das gelbe Papier roth, bei der auf Säuren das rothe gelb. Auf Aether krystallisirt, stellt die Lapachosäure sehr dünne gelbe (etwas grünliche) Blättchen dar, aus Alkohol kleine Blätt- chen oder prismatische Krystalle, durch Sublimation sehr feine seideglänzende Nädelchen. Bisher war es noch nicht möglich, die Krystallform genau zu bestimmen, wahrscheinlich gehört sie aber dem quadratischen System an. Wie die Säure selbst, sind alle bisher dargestellten Salze in ko- chendem Alkohol löslich. Während die aus Alkohol umkrystallisirten Baryt- und Bleisalze kein Krystall- Wasser enthalten, enthält das aus wässeriger Lösung durch Abdampfen im Wasserbade gewonnene Natronsalz eine be- deutende Menge, im welchem es mit Leichtigkeit schmilzt. Die drei Salze scheinen dieselbe Krystallform zu besitzen, nämlich sechs- seitige Säule mit gerader Endfläche. Mit concentrirter Salpetersäure gekocht, verwandelt sich die La- pachosäure unter Verbreitung von salpetrigsauren Dämpfen in ein noch nicht näher untersuchtes Nitroproduct, das sich aus siedender verdünnter Salpetersäure in blutrothen kleinen Kryställchen ab- scheidet. In concentrirter Schwefelsäure löst sich die Lapachosäure beim Erwärmen ebenfalls mit blutrother Farbe, aber ohne Gasentwicke- 298 lung. Aus der in Wasser gegossenen Lösung scheidet sich ein neue orange gefärbte Säure ab, die aus Alkobol in feinen hellbrau- nen Nädelchen krystallisirt. Das Schwefelsäure haltige Filtrat re- dueirt die Fehling’sche Lösung. Die gleiche Zersetzung erfolgt, wenn man die Lapachosäure anhaltend mit verdünnten Mineral säuren kocht. Die durch Zersetzung erhaltene Säure wurde vor- läufig mitdem Namen Lapachonsäure (Acido lapachonico) belegt. Die bisher angeführten Analysen ergaben für die Zusammenset- zung der Lapachosäure die C’° H!) O®, für die Lapachonsäure CV H?% O%. Wird durch die wässrige Lösung des lapachosauren Am- moniaks anhaltend Schwefelwasserstoffgas geleitet, so redueirt sich die Lapachosäure, das Reductionsprodukt wurde aber noch nicht näher studirt. Was die Anwendung der Lapacho- und Lapachonsäure in der Färberindustrie anlangt, so eignen sie sich zur Hervorbringung der verschiedensten Farben auf Wolle und Seide, je nach dem ange- wendeten Beizmittel, der Concentration der Farbeflotte (lapacho- saures Natron), je nachdem man die Stoffe erst durch die Beiz- mittel und dann durch die Flotte nimmt oder umgekehrt, oder in der Hitze oder Kälte ausfärbt, und mit Weinstein oder Seife schönt. Fleischfarben: Beize: Zinnchlorid, Alaun oder essigsaures Blei, darauf folgendes Ausfärben und Schönen mit Seifen. Gelb: Zinnbeize; Ausfärben und Durchnehmen durch ein sie- dendes Weinsteinbad. Orange: Zinnbeize und Ausfärben mit Lapachonsäure. Grau: Zinn- oder Alaunbeize, Ausfärben mit lapachosaurem Na- tron, Durchnehmen durch Weinstein und Ausfärbenin einem kalten concentrirten Kupferbad. Hellbraun: Kupferbeize und Ausfärben mit lapachosaurem Na- tron, Schönen mit Seife. Dunkelbraun: Eisenoxydbeize, Ausfärben und Schönen mit Seife. Anhang. Ollin. Schornstein- oder Küchenruss wird mit kochendem Wasser gelöst und mit Vorliebe zur Hervorbringung verschiedener Nüancen von Orange benutzt. Da das den Schafen entnommene Wollhaar ohne Weiteres nicht versponnen werden kann, sondern erst entfettet werden muss, die Seife aber in früheren Jahrhunderten hier eine unbekannte Grösse war, und auch noch heutzutage beim Campbewohner kaum angetroffen wird, so musste man sich anderer Waschmittel für die Entfernung desnatürlichen Wollfettes bedienen. Je nach den Landestheilen die- nen dazu verschiedene Theile gewisser Bäume und Pflanzen. Woder Pacardbaum (eine Mimosea, Enterolobium timboi- va, Mart.) gedeiht (Tucuman, Salta, Jujuy u. Gran Chaco), benutzt 299 man die nierenförmigen Früchte desselben, welche ca. 13—15 pCt. Sapogenin enthalten; in den centralen Provinzen die Abkochung der Rinde des Möstol (Zizyphus Mistol) oder die krautartige Pflanze Quillay, eine Papilionacea, oder das Cachiyuyo, eine Chenopodiacea (Atriplex pamparum), oder die Aschenlauge von der weit verbreiteten Salzpflanze Jume (Spirotachys pata- gonica oder Sp. vaginata, Gris.), deren Asche vorwaltend aus kohlensaurem Natron besteht. Kapitel XVI Argentiniens Landwirthschaft. Der derzeitige Zustand der Landwirthschaft in Argentinien ist nichts weniger als befriedigend, weil auf diesem Gebiete noch die Routine herrscht und der Fortschritt sich bisher nur langsam Bahn brechen konnte. Aber alle Vorbedingungen für eine glänzende Zu- kunft, sowohl des Ackerbaues als der landwirthschaftlichen Industrie im Allgemeinen sind hier, wie kaum anderswo, vorhanden. Argen- tinien bietet der Landwirthschaft fast unermessliche Gebiete dar, die Fruchtbarkeit des Bodens ist staunenerregend, das Klima be- günstigt in hohem Grade Ackerbau wie Viehzucht, und schliesslich sind Verkehrswege theils von der Natur gegeben — unser noch so wenig ausgebeutetes Stromnetz —theils leicht und billig herzustellen. Es gilt also vorerstgegen die Routine anzukämpfen, u.in dieser Hin- sicht ist durch Schaffung eines Landwirthschaftlichen Departements, das am 1. Januar 1872 unter Leitung vonHerrn Ernst Oldendorff, ein in Deutschland theoretisch und praktisch ausgebildeter Fach- mann, seine Thätigkeit begann, ein wesentlicher Erfolg bereits er- zielt worden, denn die heilsame Einwirkung der noch so jungen Jandwirthschaftlichen Behörde fängt bereits an, in fast allen 'Theilen des Landes sich geltend zu machen, wie auch das ihr unterstellte, kürzlich geschaffene Institut landwirthschaftlicher Provinzial - In- spectoren als ein wahrer Fortschritt aufdiesem Gebiete zu bezeich- nen ist. Erst wenige Jahre sind verflossen, seit in Argentinien der Pflug seine civilisatorische Mission angetreten hat. Zu verlockend war die mühelose und dabei doch sehr lohnende Beschäftigung, welche die Viehzucht dem Argentiner bot, als dass er sich hätte ohne äusseren 301 Antrieb bewogen finden können, sie mit einer anderen, mehr Fleiss und Ausdauer erheischenden zu vertauschen, die zudem seinem nach Ungebundenheit strebenden Charakter nicht zusagen wollte und ‚deren Ergebnisse ihm nicht bekannt waren. Um dem Argentinischen Volke die Augen zu öffnen über die Bedeutung des Ackerbaues, be- durfte es der Erfolge, mit welchen eingewanderte Landbauer ihre — Anfangs sehr schwachen — Versuche gekrönt sahen, so dass wir in diesem Factum den ersten greifbaren Vortheil einer soliden — also Ackerbau treibenden — Einwanderung vor uns haben. Doch darf aus dem Obengesagten nicht geschlossen werden, der Ackerbau sei bis vor Kurzem hier gänzlich vernachlässigt, oder rich- tiger unbekannt gewesen, denn vernachlässigt in hohem Grade war eı selbst in den Distrikten, wo er, als Argentinien noch eine Colonie Spaniens war, theilweise die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung billete. Einerseits war ja zu jener Zeit die Bevölkerung zu schwach, als dass durch sie ein grösserer inländischer Verbrauch hätte ver- anlasst werden können, während andererseits die Ausfuhr von Feld- früchten unstatthaft war. Rechnet man zu diesen dem Aufschwung des Ackerbaus sich entgegen stemmenden Verhältnissen noch den Mangel an Arbeitskräften, der allerdings nur eine Consequenz jener war — denn wie konnte sich der Pflanzer bewogen finden, Arbeits- kräfte — Sclaven — von auswärts einzuführen, wenn er keine nutz- bringende Verwendung für sie hatte? — so wird es erklärlich, dass Ackerbau im Grossen bis vor Kurzem man hier nicht kannte, viel- mehr der Anbau von Feldfrüchten sich kaum über die Deckung des eigenen Bedarfs des Pflanzers erhob. Ein Bedarf, beziehentlich Verbrauch von Feldfrüchten machte sich jedoch nur in den Theilen des Landes bemerkbar, wo die V.iehzucht keine so grosse Bedeutung erlangt hatte wie in den Küstenprovinzen: hier kannte man keine andere als Fleischnahrung. Bestellung des Ackers fand daher inner- halb ihrer Grenzen nur in einem solch’ beschränkten Maasse statt, dass man füglich sagen darf, der Pflug sei für sie eine Errungen- schaft der neuesten Zeit. In den inneren Provinzen dagegen lagen andere Verhältnisse vor. Die Eroberer trafen dorten eine zahlreichere, sesshafte eingeborene Bevölkerung, die, wenn auch nicht so vorgeschritten wie die alten Peruaner, dennoch nachweislich manche Gewohnheiten von diesen ‚angenommen hatten und nicht unerfahren waren im Landbau. Die Spanier mussten sich den angetroffenen Verhältnissen anschmiegen und widmeten sich zum Theile dem Ackerbau, der dorten zwar nie schwunghaft betrieben wurde, immer aber zu einer gewissen ört- lichen Bedeutung gelangt war, so dass, als an der Küste grössere und mithin stärker consumirende Städte entstanden, dieselben von ‚jenen Gegenden aus mit Brodstoffen und Hülsenfrüchten versehen wurden. So schickte z. B. noch zu Anfang der sechziger Jahre selbst ‚die entlegene Provinz San Juan Mehl nach der Küste, das trotz der 302 auf ihm lastenden bedeutenden Landfracht hier mit dem von Nord- amerika eingeführten concurriren konnte, es selbst an Güte übertraf, wenn atıch eine sachgemässere Bereitung, in einigen Fällen wohl auch künstliche Nachhilfe (Beimischung fremder Stoffe) letzterem ein bestechenderes Aussehen verlieh. Aber wie gesagt, schwunghaft wurde der Ackerbau früher im gan zen La Plata Gebiete nicht betrieben, das verhinderten allein scho die zur Verwendung gelangenden Geräthe. Der Holzpflug, ganz vo derselben Gestalt und Beschaffenheit wie der, welchen man in ma chen europäischen Museen als aus uralter Zeit stammende Curiosit; aufbewahrt, war im allgemeinen, im ausschliesslichen Gebrauch, Ja ist es zum Theil noch heute. Es konnte mit demselben die Erde nır eben aufgeritzt werden, eine Bearbeitung des Bodens im wahen Sinne des Wortes lag ganz ausser der Möglichkeit. Und doch erzielte man die reichsten Ernten, ein Jahr wie das andere, ohne dass gung je zur Anwendung gekommen wäre. Oft heimste man zwei Ernten ein, ohne den Acker mehr denn einmal gepflügt zu haben; das Schneiden der reifen Frucht wurde nämlich in ei Ackers, so dass häufig die überreifen Aehren sich entleert dem Boden neues Samenkorn zuführten, das, bald üppig aufschies- send, dem Bauer die Mühe einer zweiten Aussaat ersparte. endlich die Ernteerträge etwas nach, so brach, oder vielmehr ritzte man neues Land auf; kurz man betrieb und betreibt noch einen systematischen — wenn von System hierbei überhaupt die’ Rede sein kann — Raubbau,, der nur deshalb bisher nicht von nachtheiligen Folgen für das Land war, weil einentheils die Fruchtbarkeit des Bo- dens so zu sagen unerschöpflich ist, während andererseits nur seine äusserste Oberfläche, die obere Ackerkrume ausgenutzt‘ wurde. Dieser durchaus verwerflichen routinären Bodenbearbeitung dürfte die Einführung der künstlichen Bewässerung zu danken sein: da man nur die äusserste Oberfläche des Bodens umwarf, konnten die , Wurzeln der Feldfrüchte selbstverständlich nicht tief eindringen und waren daher den Sonnenstrahlen so sehr ausgesetzt, dass eine nur irgend anhaltende Trockenheit die ganze Aussaat gefährdete. Es musste mithin auf Sicherstellung gegen diese Gefahr Bedacht genom- men werden, und fand man in der künstlichen Bewässerung das ge- suchte Mittel. Leider hat man in einigen Theilen des Landes sich nicht mit der erforderlichen Energie des Ausbaues des Bewässe- rungssystems angenommen; ja,man hat sogar theilweise grosse Rück- schritte in diesem Bezuge zu constatiren gegen die Zustände zur Zeit der spanischen Herrschaft. Wie weiter oben angedeutet, besorgte man das Erntegeschäft gleichfalls äusserst lässig, in Folge dessen ein beträchtlicher Theil der Frucht verloren wurde. Den Weizen — andere Brodfrucht wird hier kaum gebaut (Mehlbereitung aus Mais hat hier noch nicht Ein- 303 gang gefunden) — schnitt man in überreifem Zustande, wobei man sich in vielen Fällen eines grossen Messers bediente statt der Sichel oder gar der Sense. Die abgeschnittenen Büschel wurden auf einer Rindshaut nach einer an den Acker stossenden unbedeckten Tenne, d.h. ein von Unkraut gesäuberter Platz im freien Felde, geschleift und dort etwa einen Fuss dick ausgebreitet ; dann trieb man eine Heerde wilder Stuten in die umhürdete Tenne und liess die Frucht von den m tollen Galopp den kreisrunden Platz durcheilenden Thieren aus- veten. Viel Korn blieb in dem Stroh sitzen, die Reinigung war auch nehr als mangelhaft, und zudem blieb die geschnittene Frucht den Inbildendes Wetters ausgesetzt, denn Scheunen kannte man nicht ; eh starker, anhaltender Gewitterregen, wie siezur Zeit der Frucht- refe hier nicht selten sind, konnte die ganze Ernte vernichten. .n letzter Zeit ist nun zwar eine erfreuliche Wendung zum Besse- renin Bezug auf Ackerbaubetrieb hier eingetreten: Nordamerika, Belgien und Deutschland schicken uns ihre neuesten und bewähr- tester Erfindungen und Verbesserungen in Ackerbaugeräthen ; wir habeı eiserne Pflüge, Schneide- und Dreschmaschinen, bald auch wird ler Dampfpflug unsere für ihn wie geschaffenen ebenen, stein- und wırzelfreien Felder durchfurchen. Das Ackerbau-Departement versorgt die Landbauer mit der besten Saatfrucht und ist unermüd- lich in Ertheilung von Rath und in Anregungen aller Art — aber immer mch lässt der hiesige Feldbau viel, sehr viel zu wünschen übrig, und muss als beachtenswerth hervorgehoben werden, dass in den Theilen des Landes, auf welche früher der Ackerbau in Argen- tinien beschränkt war, die inneren Provinzen, Betriebs-Verbesserun- gen wenige: Eingang gefunden haben, während in den Küsten-Pro- vinzen, namentlich in Buenos Aires und Santa F6, ein stetiger Fort- schritt sich geltend macht, ein Beleg des wohlthätigen Einflusses der europäischen Einwanderung, die bis jetzt vorzugsweise in den letzt- genannten Previnzen sich niederlässt. Derselbe Factor wird auch zur Umgestaltung der bezüglichen Verhältnisse im Innern unseres ‚grossen Landes das Wesentlichste beitragen. Auf diese hier nur angedeuteten Verhältnisse, sowie auf Mangel an und Theurung der Arbeitskräfte ist, wie zu Eingang gesagt, die derzeitig noch so wenig befriedigende Lage unseres Ackerbaues zurückzuführen. Durchaus irrig aber ist die Annahme, zu deren Vor- kämpfer Herr Dr. Hermann Burmeister sich gemacht hat, die Pampa, also ein nicht unbeträchtlicher Theil der Republik, eigne sich überhaupt nicht für den Ackerbau. So sagt genannter Gelehrte in dem kürzlich erschienenen ersten Bande seiner „Physikalischen Beschreibung der Argentinischen Republik“ (8. 190): die Haupt- aufgabe des Landes*) sei die Viehzucht und werde dieselbe, ver- *) Wenn Herr Dr. Burmeister in dem irrthümlichen Glauben befangen ist, die Pampa eigne sich nicht für den Ackerbau, so sollte er doch nicht seine 304 möge seiner Bodenanlage, wohl bleiben, „wenn es auch wirklich: gelingen sollte, kleinere Strecken in Ackerland zu verwandeln und kräftigen Baumwuchs auf anderen hervorzurufen.“ Und in einer er- läuternden Note (16, S. 394) fährt er fort: „Es ist ein alter Erfah- rungssatz, dass neu zu gründender Landbau nur vortheilhaft wird; wenn man eine vorhandene natürliche Vegetation niederschlagen kann und eine andere künstliche an deren Stelle setzt. Immer ist letztere, vom Standpunkt der Organisation der Gewächse ausgehend, die schlechtere, und die frühere, welche weichen musste, die bessere So baut man in Brasilien den Kaffee, indem man den herrlichen Ur wald ausrodet, und die schwächlichen Kaffeebäumchen in desse Boden pflanzt. Aber die Pampas, selbst die fertilen, haben nur ei sehr dürftige. Grasdecke hervorgebracht, Gewächse, schlechter Weizenhalme, die man auf ihnen anbauen will. Das geht nicht wd wird nie gelingen ; die Pampas müssen Pastoralgebiete bleiben den nur das entnehmen, was er bereits hatte, oder Aehnlifhes, künstlich ihm Angeeignetes ; aber nicht geben, was er nicht jelbst hervorbringen konnte; das ist ein sicheres Resultat, wie eg auch dem Rufe des Herrn Dr. Burmeister herrührt, nicht schweigen übergangen werden. soll hier nicht untersucht werden, wie auch nicht gelä soll, dass hie und da die Ansicht verbreitet ist: Wo kein schwerer‘ Wald steht, ist der Boden schlecht, oder mit anderen Worten : Wo schwacher Wald steht, ist auch der Boden schwach, während man doch auch die Gattung der Bäume berücksichtigen sollte, denn all- gemein bekannt ist ja, dass kräftige Fichtenwaldung und selbst schwerer Palmenwald oft einem Boden entspringen , der für Cul- tur-Anlagen absolut nichts taugt. Von obiger Annahme müsste man folgerichtig zu dem Schluss gelangen : dass wo gar kein Wald vor- handen, der Boden su schwäch für allen und jeden Anbau sei, eine Meinung, welcher Herr Dr. Burmeister nicht nur in seinem neue- sten Werke, sondern auch in seiner früher erschienenen „Reise durch die La Plata Staaten“ in Bezug auf unsere Pampas buldigt, dabei vergessend, dass die Entstehung holziger Pflanzen, also der Bäume, keineswegs von dem Boden allein bedingt wird, sie vielmehr‘ in dieser Beziehung absprechende Ansicht auf das ganze Land ausdehnen, das ja keineswegs ausschliesslich Pampa ist. 305 von einer ganzen Anzahl anderer Verhältnisse abhängt ; in den Pam- pas z. B. sind die häufigen starken Winde das Haupt-Hinderniss. Aber sind nicht die unfruchtbaren mitteldeutschen Gebirge mit prächtiger Waldung bestanden, während die wegen ihrer Ergie- bigkeit berühmten norddeutschen Ebenen von Anfang an wenig Waldung aufzuweisen hatten? Und nicht allein in Deutschland finden wir unfruchtbare Gebirge gut bewaldet, so ziemlich auf der ganzen Erde sind die Höhen mit schöner Waldung geschmückt, es würde aber nur selten gelingen, auf denselben Cultur-Anlagen in’s Leben zu rufen, selbst wenn die klimatischen Verhältnisse günstig wären. Der Boden taugt eben nicht dazu, er ist unfruchtbar, trotz- dem er mit herrlichen Waldungen bestanden ist. Die norddeutsche Ebene, die Kornkammer eines grossen Theiles Europa’s, hat zwar auch einige bewaldete Strecken, aber gerade diese zeichnen sich durch Unfruchtbarkeit aus. Dagegen gehören die südrussischen Ebenen zu den unbewaldetsten Gegenden der Erde, sie stehen in dieser Beziehung auf derselben Stufe wie die Argentinischen Pam- pas, statt aber ungeeignet für den Ackerbau zu sein, führen sie hunderte Millionen Centner des besten Weizens Jahr für Jahr nach anderen Ländern Europa’s aus. Als die in jenen Gegenden ange- siedelten Mennoniten, anerkannt die erfahrensten Ackerbauer, in Folge von, ihren religiösen Grundsätzen entgegenstehenden Bestim- mungen der russischen Regierung über Militärpflicht, sich zur Aus- wanderung veranlasst sahen, erhielten ihre Abgeordneten den Auf- trag, ebene, unbewaldete Ländereien auszusuchen für die neue Ansiedelung, ein Beweis, dass diese in diesem Bezug so sehr com- petenten Fachleute ganz anders urtheilen, als Theoretiker, denen praktische Erfahrungen abgehen. Und die aufgeführten Beispiele sind keineswegs die einzigen, wo die Praxis die Unhaltbarkeit theoretischer, dabei von ganz falschen Prämissen ausgehenden Schlüsse nachweist. Gehören doch der un- bewaldete Westen Nordamerikas und die baumlosen Ebenen Austra- liens, wo zudem die atmosphärischen Niederschläge viel seltener, die Temperatur aber höher ist alsin den Pampas, zu den bevorzugten Zielen der Ackerbau treibenden europäischen Auswanderung. Es darf ferner nicht ausser Acht gelassen werden, dass die Ge- treide-Arten keine Bäume, sondern Gräser sind, mithin — wenn man von der Behauptung ausgehen will: „Man könne dem Boden nur Das entnehmen, was er bereits hatte“, also Gräser in unserem Falle — die Folgerung gerechtfertigt erscheinen muss: die Pampas seien vorzugsweise für den Anbau von Cerealien geeignet. Wächst doch der Roggen noch jetzt wild in den tartarischen Steppen, d. h. in mit unseren Pampas analogen baumlosen Ebenen, aus welchen er stammt, wie der Mais sein Vaterland hat in den Savannen (dor- tige Pampas) von Louisiana, Thatsachen, welche sicherlich es nicht gestatten, aus dem Umstand, dass die natürliche Vege- 20 306 tation der Pampas aus Gräsern besteht, die Folgerung zu ziehen, sie tauge nicht für den Anbau von Getreide aller Art, von Hülsen- früchten, Futterpflanzen, Knollengewächsen u. s. w. Es wurde schon weiter oben auf die Erfolge hingewiesen, welche der rationelle Ackerbaubetrieb in den Prärien von Nordamerika erzielt, und wenn eine so anerkannte Autorität in diesem Fache, wie der berühmte Pflanzengeograph, Professor Grisebach sagt, *) die Pampas entsprächen den Grasebenen von Missouri, wie unser „Monte“-Gebiet den „Chaparals“ oder Mesquito-Gebüschen von Texas und Neu-Mexico, und ferner nachweist, dass unser Klima dem Leben der Bäume durchaus nicht entgegen, auch die Boden- zusammensetzung nichts weniger als ungünstig in diesem Bezuge ist, er vielmehr der von Darwin schon begründeten Ansicht bei- pflichtet, die Waldlosigkeit der Pampa sei auf die häufigen starken Winde zurückzuführen, so ist wohl die Behauptung erlaubt, die Pampas böten dem Ackerbau ein mindestens ebenso versprechen- des Feld wie der „Weite Westen“ der Vereinigten Staaten Nord- Amerikas. Herr Professor Grisebach hebt weiter ausdrücklich hervor, der aufgebrochene Pampasboden sei „höchst fruchtbar“, und wenn er sich trotzdem der Ansicht zuneigt, es sei wünschens- werth: unsere ausgedehnten Gefilde vorzugsweise der Viehzucht ge- widmet zu lassen, so geht er dabei nicht etwa von der ihm fern lie- genden Annahme aus, unser Land tauge nichts für den Ackerbau, sondern er stellt sich vielmehr auf den Standpunkt der allgemeinen Nützlichkeit, indem er glaubt, es sei für die Menschheit im grossen Ganzen vortheilhafter, dass ihr ein solch’ vorzüglich geeignetes Mas- sen-Produktionsgebiet von Viehzucht-Erzeugnissen erhalten bleibe. Man kann, ja man muss dieser Annahme prinzipiell beipflichten, ohne aber dabei die im buchstäblichen Sinne des Wortes ungemes- sene Ausdehnung unseres bevorzugten Landes vergessen zu dürfen; denn, wie schon in der Einleitung hervorgehoben, bietet das Argen- tiner Land übergenügend Raum für den Betrieb der Viehzucht und des Ackerbaues im grossartigsten Maasse.. Noch viele Tausende von Geviertmeilen des vortrefflichsten Weidelandes umschliessen unsere Grenzen, das von dem Viehzüchter in Besitz genommen wer- den wird in derselben, beziehentlich noch grösseren Scala, als er das jetzt occupirte Land dem Pfluge überlassen muss, ganz abge- sehen davon, dass in einem wirklich rationellen landwirthschaft- lichen Betrieb Viehzucht und Ackerbau sich gegenseitig. zu ergän- zen haben. Uebrigens ist Argentinien, um die Tauglichkeit seines Bodens für den Ackerbau darzuthun, keineswegs ausschliesslich auf Schluss- folgerungen aus desfallsigen Verhältnissen ihm in Gestaltung und Bodenformation analoger Länder angewiesen; vielmehr liefert unser *) „Die Vegetations-Verhältnisse der Erde,“ Band II. 8. 449 ff. 307 Land selbst die unwiderlegbarsten Beweise zu seinen Gunsten in dieser Beziehung. Wir haben die Ackerbau-Colonien in Santa F& und Entre-Rios, welche in jeder Hinsicht gedeihen, und wo angesie- delte Proletarier europäischer Grossstädte, denen alle und jede Kenntniss ihrer jetzigen Berufsthätigkeit abging, sich irotzdem in sehr kurzer Zeit vermittelst des Ackerbaues zu Wohlstand, ja Reich- thum aufgeschwungen haben; wir können ferner auf den mit jedem Tage an Ausdehnung zunehmenden, sich jährlich wohl verdoppeln- den Landbau in, inmitten der wirklichen Pampa gelegenen Camp- distrikten der Provinz Buenos Aires verweisen. Der eigentlichen Ackerbau-Colonien, d. h. der von fremdländischen Einwanderern bewohnten Ansiedelungen wird an anderer Stelle dieses Buches ausführlicher gedacht werden; hier soll nur die auf amtlichen statistischen Erhebungen fussende Notiz Platz finden, dass im Jahre 1873 (weiter reichen die Erhebungen noch nicht) aus den Campdistrikten von Buenos Aires ausgeführt wurden (mithin ist der eigene Consum nicht inbegriffen) über 300,000 Centner Mais, 25,000 Centner Gerste und 310,000 Centner Weizen (davon fallen allein auf den Distrikt Chivilcoy 130,000 und auf den von Patago- nes 43,000 Centner). Das sind allerdings keine sehr grosse Zahlen, aber es darf nicht vergessen werden, dass die Ackerbau treibende Bevölkerung jener Distrikte nur erst nach wenigen Hunderten von Individuen zählt, und dass — ein Theil des Distriktes Chivilcoy aus- genommen — der Ackerbau nur als Nebenbeschäftigung angesehen wird, der man weder Bedeutung beimisst, noch irgend welche Sorg- falt widmet. Endlich sei noch auf Kapitel IX. dieses Buches verwiesen, in welchem von einem Fachgelehrten über die chemische und physi- kalische Beschaffenheit des Bodens der Pampaformation berichtet und dargethan wird, dass deren Zusammensetzung die grösste Ana- logie aufweist mit den ihrer Fruchtbarkeit wegen hochberühmten Nildelta und Rheingau. Also, weder von Unfruchtbarkeit noch überhaupt von Untaug- lichkeit für Ackerbauzwecke des Bodens der Pampa darf fürderhin keine Rede mehr sein, ein Factum von der höchsten Bedeutung für Argentinien, denn es kann ja nicht in Zweifel gezogen werden, dass das Argentiner Land seine zukünftige imponirende Grösse vorzugsweise der Entwickelung des Ackerbaues und der landwirth- schaftlichen Industrie in allen ihren Zweigen verdanken wird. — Es soll nun keineswegs die Behauptung aufgestellt werden, das ganze grosse Argentinien biete in allen seinen Theilen dem fleis- sigen und sachkundigen Ackerbauer ein ergiebiges Feld; hier, wie allerwärts, giebt es vielmehr Strecken, die sich für den Landbau weniger oder gar nicht eignen, aber sie sind doch nur verschwin- dend klein an Ausdehnung..gegen die ungemessenen Gefilde, die nur der rührigen Hand des intelligenten Bestellers harren, um 308 sich in die ergiebigsten Getreidefelder zu verwandeln. Andererseits ist zu betonen, dass die Pampas, gegen deren Tauglichkeit für den Ackerbau allein man schwach begründete, in sich selbst zer- fallende Einwendungen hervorzubringen versucht, bei weitem nicht sich über das gesammte Land erstrecken, vielmehr die meisten Provinzen der Argentinischen Republik in ihrer Bodengestaltung wenig oder nichts gemein haben mit der Pampa, welche, und das wird nur zu oft vergessen, nur einigen dem einen Ufer des Pa- ranäa nahegelegenen Provinzen eigenthümlich ist. Ueberhaupt kann nicht oft genug wiederholt werden, dass das Argentiner Land vom sechsundfünfzigsten bis zum zwanzigsten Grad südlicher Breite sich erstreckt, mithin eine grosse Verschiedenheit der klimatischen Verhältnisse bietet, welche folgerichtig eine eben so bedeutende Mannigfaltigkeit der Produktionsfähigkeit bedingt. Rechnet man noch dazu, dass unser Gebirgsland sich—in grossen Abstufungen — bis über die Grenze des ewigen Schnee’s erhebt, so gestaltet sich die Behauptung: das Argentiner Land könne alle und jede Produkte hervorbringen, als eine unanfechtbare Thatsache. Unsere südlichen Pampas sind zu einer unerschöpflichen Korn- kammer bestimmt, während die mittleren und nördlichen Gegen- den einer schwunghaften Cultivirung der Ackerbauerzeugnisse der gemässigten und der warmen Zone die grössten Vortheile bieten. In Tucuman, Salta, Jujuy und Corrientes gedeiht das Zucker- rohr in vorzüglicher Weise, was schon daraus hervorgeht, dass, trotz des derzeitigen rein empirischen Betriebes und noch unratio- nellerer Fabrikation, auf der Oördoba- Austellung in Tucuman pro- duzirtem Zucker, auf Grund chemischer Untersuchungen, der Vorrang vor dem Brasil-Zucker zugesprochen wurde. In Salta, im Chaco, im Misiones-Gebiete und ferner in der Pro- vinz Corrientes sind nach hunderten von Geviertmeilen zu bemes- sende Strecken vorhanden, welche zur Cultivirung der Baumwoll- staude einladen. Dorten versuchsweise gewonnene Baumwolle wurde von Liverpooler Baumwollmakler an Güte über die beste aus dem Süden der Vereinigten Staaten kommende Waare gestellt. In denselben Gegenden und auch in Tucuman und in Santiago wird der Anbau des Reises dereinst eine grosse Bedeutung erlan- gen, wie es nicht bezweifelt werden kann, dass nicht mehr viele Jahre verfliessen werden, bevor die Tabaksproduktion Argen- tiniens mit der von Nordamerika in Bezug auf Menge und mit der von Westindien betreffs der Güte concurriren wird. Dem Anbau von Oelfrüchten, so namentlich des Rapses, bieten die Pampas, mehr aber noch der wellige, äusserst fruchtbare und reich bewässerte Boden der Provinz Entrerios eine grosse Zukunft, wie auch im ganzen Lande, mit Ausnahme seines südlichsten Theiles, der Olivenbaum herrlich gedeiht. Grössere Bedeutung noch ist dem Weinbau zuzusprechen. Ar- 309 gentinien ist ersichtlich dazu berufen, durch Massenproduk- tion eines edlen, feurigen Gewächses eine dominirende Stel- lung in dem Wein-Weltmarkt einzunehmen. Freilich werden, bis dieses Ziel erreicht ist, noch einige Jahrzehnte vergehen, denn der Consum von Wein hier ist ein so beträchlicher, dass er, selbst bei erfreulichster Entwickelung des Winzergeschäftes, noch Jahre hindurch unsere Weinernte vollständig absorbiren wird. Die Weinproduktion ist jetzt schon in einigen Theilen des Landes von ziemlicher Bedeutung, wenn auch in den Küstenstädten man nur selten einheimische Weine antrifft. Einestheiles wird der in Mendoza, in Rioja, Catamarca, San Juan etc. gewonnene Wein am Produktionsorte oder in den umliegenden Provinzen selbst ver- braucht, anderntheiles ist die Behandlung des Traubenmostes eine noch so unrationelle, dass der Wein im Allgemeinen längere Trans- porte nicht aushält, wie ja auch in Californien die Weinbauer eine Zeitlang gegen einen ähnlichen Uebelstand zu kämpfen hatten. Nur sehr wenige sachkundige Winzer haben bis jetzt sich diesem hier so versprechenden Zweige gewidmet; im Allgemeinen sind die Rebcultur und die Weinbereitung noch dieselben, wie sie vor hundert oder zweihundert Jahren von den Spaniern betrieben wur- den. Die Reben sind zweifellos, zum Theile wenigstens, degenerirt, sie sollten daher durch neue Zufuhr aus Europa, oder vielleicht besser noch: aus Californien ersetzt, resp. veredelt werden; nöthiger aber noch ist Verbreitung von Fach-Kenntnissen unter den Land- wirthen, welche sich mit dem Weinbau beschäftigen. Auf diese Erkenntniss ist ein vom National-Congress in seinen Sitzungen von 1875 erlassenes Gesetz zurückzuführen, welches die Errichtung praktischer Weinbauschulen, denen zu diesem Behufe aus dem Auslande zu berufende, erfahrene Winzer vorzustehen haben, an- ordnet. Weinbau in relativ grösseren Maassstabe wird bis jetzt nur in den obengenannten Provinzen betrieben; aber es unterliegt keinem Zweifel, dass in allen Provinzen der Republik die Rebe gut fortkommt und bei sachgemässer Pflege ein gutes Produkt giebt. Haben doch die in einem früheren Kap. (,„Vegetations-V erhältnisse“) schon mehrfach erwähnten Herren Claraz und Heusser an einem der südlichsten Punkte der Provinz Buenos Aires, in der Nähe des Städtchens Bahia Blanca, Weinberge im gedeihlichen Betriebe. Ganz vorzüglich für den Weinbau eignen sich auch die Provinz Entre- Rios und Theile von Corrientes, und dürfte ferner mit der Zeit das Cördobeser Gebirge — die Sierra de Cördoba — ein weithin berühm- tes „Weinland“ werden, wie jetzt schon die Weine obengenannter Provinzen bei ihren Consumenten im besten Rufe stehen. — Die wenige Berücksichtigung, welche bis jetzt hier dem Weinbau und der später zu erwähnenden Obstzucht zu Theil wird, entspringt nicht etwa der Befürchtung, sie würden die aufgewandte Mühe nicht reichlich genug lohnen, sondern dem Umstande, dass man 310 einige Zeit auf den Ertrag warten müsste. Man will hier sofort ernten und ist mithin um so weniger geneigt, Geld und Arbeit auf ein „Geschäft“ zu verwenden, das erst nach mehreren Jahren Ge- winn abwirft, als die Viehzucht sich gewissermaassen schon vom ersten Tage an rentirt. Die Seidenraupenzucht findet so ziemlich in dem ganzen ausgedehnten Argentiner Lande ein wie für sie eigens von der Natur geschaffenes Gebiet. Die Erfolge, welche einige bisher in mehreren Provinzen angestellte Versuche erzielt haben, sprechen selbst für sich. Sie thun dar, dass diesem Zweig der Landwirth- schaft eine um so brillantere Zukunft harrt, als er keine schwere Arbeit erfordert, vielmehr als Hausindustrie betrieben werden kann. Während also die männlichen Glieder einer Ackerbaufamilie der Bestellung der Felder obliegen, können die Frauen und Kinder sich dieser so grosse V ortheile bietenden Beschäftigung widmen, wie lies bereits auf einigen der Ackerbau-COolonien der Fall ist. Na- mentlich zeichnet sich in diesem Bezuge die in der Provinz Santa F& gelegene Colonie San Carlos aus, von wo ein schon recht ansehnlicher Ausfuhrhandel von Seidenraupen - Eiern betrieben wird. Der Maulbeerbaum gedeiht hier ausgezeichnet; sein Wachs- thum ist ein sehr rasches, und zudem sollen unsere Wälder mehrere einheimische Baum-Arten beherbergen, deren Blätter als ein den Seidenraupen sehr zusagendes Futter gepriesen werden. In den nördlichen Provinzen würden Kaffeeplantagen zweifellos sich bestens rentiren, wie auch dieCultur von Medecinal-, Far- be- und Faserpflanzen ein viel versprechendes, zur Zeit aber noch vollständig vernachlässigtes Feld bietet. Sieht man zu Sommerszeiten die hochmitzum Theilewild aufden Pa- ranä-Inseln wachsenden Pfirsichen beladenen Schiffe der Stadt Buenos Aires zusteuern, und die erstaunliche Menge Apfelsinen, welche im Spätherbste in den Städten feilgeboten werden, so kann man sich der Ueberzeugung nicht verschliessen, dass der Obstbau in Argentinien zu einer hohen Bedeutung gelangen könnte, wenn man ihm nur einige Sorgfalt widmen wollte. Der Pfirsischbaum ist hier gewissermaassen zu einem Waldbaume geworden; man pflanzt ihn aller Orten auf dem Camp an, nicht etwa der zu er- wartenden Früchte wegen, sondern um von ihm das für den Haus- bedarf benöthigte Brennholz zu gewinnen, da sein ungemein rasches Wachsthum schon im dritten Jahre nach Legung. des Kernes Holzschlag gestattet. Auf.den Paranä-Inseln ist er, wie auch der Apfelsinenbaum, verwildert; die beiden Bäume bilden daselbst undurchdringliche Wald - Dickichte, wohl der sprechendste Beweis, dass ihnen Boden und Klima in hohem Grade zusagen. — Eine sachgemässe Obstzucht ist im ganzen Lande so gut wie unbekannt; nurin einigen der innern Provinzen giebt dieserZweig der Landwirth- schaftzueiner allerdings sehr empirischen Industrie Veranlassung, in- 3l1 dem dortenmit denan der Luft getrockneten Früchten, namentlich des Pfirsisch- und des Feigenbaumesund der Weinrebe ein Ausfuhrhandel nach den Küstenstaaten betrieben wird. Daselbst werden auch die Früchte einiger einheimischen Gewächse, besonders des Algar- robo-Baumes (Prosopis-Arten) und des TZuna - Cactus (eine Opuntia) gewonnen und kommen vielfach als Nahrungsmittel der Bewohner zur Verwendung. — Aber, wie gesagt, eine wirkliche Obsteultur besteht nirgends im Lande; man vertraut dem jungfräu- lichen Boden wohl dann und wann Fruchtkerne an, bequemt sich auch dazu, die prächtig aufschiessenden Bäumchen — wenn gerade Zeit, hauptsächlich aber Lust dazu vorhanden ist — in grössere Entfer- nung von einander zu verpflanzen, damit aberist die Pflege erschöpft, die man dem Fruchtbaum angedeihen lässt. Das Pfropfen und Beschneiden der Bäume findet nur in einigen in der Nähe der grossen Verbrauchs-Märkte gelegenen Obstgärten statt, wo auch andere Kern- und Stein-Obstbäume erfolgreich gezogen werden. Noch muss hier mit wenigen Worten derKürbiss - und Melonen-, namentlich Wassermelonenzucht gedacht werden, die relativ sehr bedeutend ist, aber auch nur ganz routinär betrieben wird. Der Verbrauch dieser Früchte im Lande ist ein geradezu staunenerre- gender, wie überhaupt der Argentiner leidenschaftlich Früchte liebt, besonders im mit überreichlich Zucker conservirten Zustande. Wohl dürfte die Annahme berechtigt erscheinen, diese in allen Schichten und Altersklassen der Bevölkerung unbestritten herrschende Vor- liebe für Confitüren und der dadurch bedingte Massen - Consum hätten eine blühende Grossindustrie in’s Leben gerufen, aber dem ist nicht so; man begnügt sich vielmehr mit den allerdings zum Theile vorzüglichen Produkten der Haus- Industrie nebst den uns in grosser -Menge von in diesem Bezuge weit minder von der Natur begünstigten Ländern zugeschickten Conserven, die alljähr- lich den Abfluss beträchlicher Summen nach dem Ausland ver- ursachen. Und doch kann es nicht in Abrede gestellt werden, dass wir nicht nur den eigenen Bedarf an Confitüren (hier Dulces genannt) überreichlich decken, sondern auch einen beträchtlichen Ausfuhrhandel damit betreiben könnten, wie denn auch dieser In- dustrie-Zweig mit Fachkenntnissen und Capital ausgerüsteten Un- ternehmern goldene Ernten verspricht. An geeigneten Stellen, d. h. in der Nähe eines schiffbaren Flusses, z. B. in den Provinzen Corrientes oder Entre-Rios, in den Chaco- oder Misiones-Territorien errichtete und— was jaaller Orten erforderlich ist— zweckentspre- chend geleitete Frucht- (und Gemüse) Conservenfabriken müs- sen glänzende Resultate abwerfen.— £s würde zu weit führen, sollten an dieser Stelle alle Culturen aufgeführt werden, zu welchen die Bodenbeschaffenheit und die klimatischen Verhältnisse Argentiniens einladen. Genügt doch das Ge- sagte vollkommen, um den unwiderlegbarsten Beweis herzustellen, 312 dass des Ackerbaues und seinen se mannigfaltigen Unterabtheilungen in Argentinien eine brillante Zukunft harrt. Zudem verbietet die bei Ausarbeitung des vorliegenden Buches als Norm geltende Regel: sich nicht in abstracte Deductionen einzulassen, also hier keine „landwirthschaftliche Conjectural- Politik“ zu treiben, Behauptungen aufzustellen, die nicht auf erwiesenen Thatsachen beruhen, das‘ landwirthschaftliche Zukunfts-Bild Argentiniens weiter auszumalen. Es hätte freilich noch betont werden können, dass grosse Strecken im Innern des Landes mit dem Cochenille-Oactus bedeckt sind, die Gewinnung des dieses so geschätzten Farbestoff gebenden In- sektes in Tucuman, in Catamarca, Santiago, Corrientes undanderen Provinzen nur deshalb bislang keine grössere Bedeutung erlangt hat, weil man dabei ein gegen alle Regeln verstossendes Verfahren ein- hält; auchdes stattfindenden Anbauesder Mandioca - Wurzel hätte gedacht werden können, wie noch so vieler andern Culturen der mannigfachsten Art. Nur die Gemüse und die Blumenzucht, welcher letzteren der Argentiner sich mit grossem Eifer widmet, soll hier noch er- wähnt werden, wenn auch nur um zu bemerken, wie diese ja als logische Folge aus dem Obengesagtem sich von selbst ergiebt, dass hier alle Gemüsearten vortrefllich gedeihen, und dass die Märkte der grösseren Städte davon immer eine reichliche Auswahl bieten, freilich nur den vermögenden Personen, denn, da die Gemüsezucht grössere Handarbeit erheischt, dieselbe hier aber theuer ist, fordern und erzielen die Gemüsegärtner hohe Preise. In allen Städten des Landes giebt es wohl kein’ Haus, welches nicht einen mehr oder minder reichlichen Schmuck von Blumen- und Ziergewächsen innerhalb seiner von den Wohnräumen umschlossenen Höfe aufzuweisen hätte. Leider wird dabei gemeiniglich der einhei- mischen Flora, die doch, wie aus dem betreffenden Kapitel dieses Bu- ches ersichtlich — so viel des Schönen bietet, weniger Beachtung zu Theil als den aus der Fremde eingeführten Pflanzen. Besonders be- liebt sind Camellias, sowie verschiedene Coniferen, als Araucarias und andere; Jasmänes del Cabo (Gardenias) und die süssduftende Diamela (eine Jasminea) fehlen selten in den Patios (Haushöfen). Die kürzlich erfolgte Anlage eines unter der Oberleitung des Chefs des Landwirthschaftlichen Departamentes stehenden Aklimatations- und Versuchsgartens wird ohne Zweifel zur Hebung des Landbaues in allen seinen Abtheilungen mächtig beitragen durch auf aus der Praxis gewonnenen Belege fussende Anregung zur zweckentspre- chenden Behandlung der bereits bekannten Culturen, als durch Ein- führung neuer für bestimmte Theile des Landes besonders geeignete Pflanzenarten; aber das Hauptbedürfniss des Argentinischen Acker- baues ist Zuführung genügender und intelligenter Arbeitskräfte, also eine stetige und zahlreiche Ackerbau treibende Einwanderung. Dies haben Volk und Regierung Argentiniens erkannt, wieauch: dass an- scheinend noch so grosse Opfer, welche man auf Erreichung dieses 313 Zweckes verwende, eine für das Land äusserst lukrative Capitalanlage sein würden, welcher Erkenntniss das im Verlaufe dieses Buches zu besprechende Colonisations-Project der Regierung gerecht wird. — Von den Unfällen, welchen auch hier der Ackerbauer ausgesetzt ist, wurde in Obigem nichts erwähnt, weil solche in der Natur der Sache liegen. Wo gäbe es ein Land auf der ganzen weiten Erde, in welchem nicht dann und wann die besäeten Felder durch Natur- Ereignisse beschädigt würden! Wälder. Weil in der Provinz Buenos Aires eigentliche Wälder selten sind, glauben Viele, Argentinien sei holzarm, eine Annahme, die allerdings durch den Umstand eine scheinbare Berechtigung erhält, dass wir Jahr für Jahr bedeutende Massen Nutzhölzer vom Auslande einführen. Trotzdem ist sie aber eine durchaus irrige, wie dies des Näheren im Kapitel VII. dargethan wurde, wobei noch zu bemerken ist, dass in jenem Kapitel der Hauptwaldge- genden des Landes: der Provinz Corrientes und der Territorien Chaco und Misiones aus dorten aufgeführten Gründen nur sehr flüchtig oder gar nicht gedacht wurde. Dass in einem so jungen Staate wie Argentinien manche Ver- waltungszweige noch nicht so ausgebildet sind wie in Ländern, die auf eine tausendjährige Vergangenheit zurückblicken können, ist erklärlich, und so darf es nicht befremden, dass hier eine eigentliche Forstwirthschaft nicht besteht. Wohl aber muss die Gleichgül- tigkeit bedauert werden, mit welcher man dem widersinnigen Verfahren zusieht, das in bevölkerten Gegenden bereits zur Ent- waldung grosser Strecken geführt hat, und zwar ohne dass man irgend wie nennenswerthe Vortheile aus dieser Entholzung gezo- gen hätte. Von einer regelrechten Ausbeutung der Wälder kann kaum die Rede sein; man weiht einen Waldriesen dem sichern Verderben, nur um einen Theil der Rinde für Gerbe- oder Färbe- Zwecke zu gewinnen, oder schlägt einen Baum behufs Gewinnung seiner schlankeren Aeste. In einigen Theilen des Landes wird die Waldverwüstung wirklich systematisch betrieben: der Grundei- genthümer „verpachtet“ seine bewaldeten Ländereien, beziehent- lich verkauft er auf eine bestimmte Zeitdauer ihre Benutzung, wo dann der Pächter kein anderes Ziel kennt, als möglichst viel herauszuschlagen, d. h. den Wald ganz zu entholzen. An Nach- pflanzungen denkt Niemand; dem Eigenthümer genügt es, aus der Verpachtung seines Waldlandes einen relativ hohen Erlös zu er- zielen, der in vielen Fällen den Verkaufswerth des Grundstückes übersteigt, welches er zudem nach Ablauf der Pacht auf eine andere Weise zu verwerthen hoffen darf. Auch die Grubenbesitzer ha- ben in vielen Gegenden zur Entholzung ausgedehnter Walddistrikte beigetragen; hier aber folgte die Strafe dem schonungslosen Ver- 314 fahren auf dem Fusse, denn manche früher sehr rentable Hütten- werke mussten wegen Mangel an Brennmaterial aufgegeben wer- den. In den Waldungen der Fiskalländereien schlägt Jeder wo und was er will; hie und da werden zwar die Holzschläger zu einer kleinen Abgabe herangezogen, die jedoch nur zur Vermeh- rung der öffentlichen Einkünfte, nicht aber zur Einschränkung dieses Unwesens dienen soll. Erklärlich, wenn auch nie entschuld- bar könnte dasselbe erscheinen, wenn aus ihm ein grösserer par- tieller Nutzen entspränge, d. h. wenn man die geschlagenen Höl- zer besser verwerthete.r Aber dem ist nicht so; man rottet ganze von den kostbarsten Hölzern bestandene Waldungen aus und im- portirt doch, nicht nur selbst die einfachsten Mobilien, sondern auch Nutzholz aller Art. Das Unwesen ist hier so stark, dass man in der Herstellung von Holzkohlen aus z. B. Schiffsbauholz einen Fortschritt begrüssen muss! Ob in einem Staate, dessen Verfassung der individuellen Freiheit die denkbar weitesten Schran- ken setzt, die Gesetzgebung befugt sei, in das Eigenthumsrecht einzugreifen, beziehentlich Vorschriften betreffs der Verwendung oder Benutzung des privaten Eigenthums zu erlassen, mag dahin- gestellt bleiben, dagegen unterliegt es keiner Frage, dass die Staatsländereien der Gesetzgebung direct unterstellt sind und es Ptlicht derselben wäre, ihnen eine solche Verwendung zu geben, welche den Interessen der Gesammtheit am meisten entspricht, mithin die anerkannt gemeingefährliche Waldverwüstung auf den Fiskalländereien zu verhindern. Damit ist ja nicht gesagt, die betreffenden Wälder sollten unberührt bleiben; ihre rationelle Aus- beutung liegt vielmehr ebenso im Interesse der Gesammtheit, als ihre Verwüstung derselben nachtheilig ist. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass wohlmeinende einsichtsvolle Männer oft genug schon ihre Stimme gegen die schonungslose Waldausrottung erhoben haben, wie auch das Landwirthschaftliche Departement keine Gelegenheit sich entgehen lässt, um auf die dem Lande da- raus erwachsenden Nachtheile hinzuweisen, Warnungsrufe, deren Berechtigung durch die neuerlich constatirte Thatsache erhärtet wird, dass in dem tropischen Brasilien, in Folge unvernünftiger Waldverwüstung sich häulige Nachtfröste einstellen, welche in den Zucker- und Kaffeeplantagen mitunter grossen Schaden verursachen. Wenn auch nicht ganz in befriedigender Weise, so haben jene Mahnungen doch schon Erfolg gehabt, indem sie sowohl die Bundesbehörden als die der Provinz Buenos Aires veranlassten, Prämien für Baumpflanzungen auszusetzen. Es darf daher hier die Hoffnung ausgesprochen werden, diesem ersten Eingreifen des Staates, das neue Waldungen hervorzurufen bezweckt, werde sich bald ein weiterer Erlass anreihen, welcher die Schonung der Wäl- der der -Fiskalländereien anordnet. Und nicht allein seitens des Staates legt man auf Baumpflanzungen Gewicht, auch bei Privat- 315 Grundbesitzer macht sich ein ähnliches Streben geltend: in der Provinz Buenos Aires z. B. wird selten ein Boden-Pachtvertrag abgeschlossen, in welchem nicht dem Pächter die Verpflichtung auferlest würde, eine bestimmte Anzahl Bäume auf dem betreffen- den Grundstücke zu pflanzen und zn pflegen. Es dürfte überflüssig sein, hier auf die wohlthätigen Folgen dieser Bestrebungen hin- zuweisen, nur soll noch erwähnt werden, dass in der Provinz Men- doza die im Grossen bewerkstelligte Anpflanzung der italienischen Pappel ansgezeichnete Ergebnisse, auch in pekuniärer Beziehung abwirft, eine Thatsache, durch welche die Leichtigkeit des „Her- vorrufens kräftigen Baumwuchses, in unsern jetzt baumlosen Ge- senden überzeugend dargethan wird. Nähere Mittheilungen über die Holzarteu der Wälder der inne- ren Provinzen — so weit sie wissenschaftlich bekannt sind — brachten die „Vegetations - Verhältnisse“ (Kapitel VII), die sich jedoch — wie schon erwähnt — mit den in dieser Beziehung hervorragendsten Gebietstheilen der Republik, der Provinz Cor- rientes, dem mittleren nnd untern Chaco und den Misiones nicht beschäftigen, aus welchem Grunde hier einige Data über mehrere der hauptsächlichsten Holzarten der Provinz Corrientes (Chaco und Misiones sind zum grossen Theile noch gänzlich unbekannt) am Platze sein werden. Die wissenschaftiichen Namen der betreffen- den Bäume können nicht beigegeben werden, selbst bei denen nicht, deren einheimische Namensgenossen in Kapitel VII. bereits klassifizirt wurden, denn oft giebt man in verschiedenen Theilen des Landes ein und denselben Volksnamen Holzgewächsen, die von einander mehr oder weniger abweichen und denen oft nur der Volksname, sonst aber nichts gemeinschaftlich ist. Jvird-pitd mini (kleiner Ivirapita) (spez. Gewicht: 0,878 Kler.) kommt besonders in trockenen Landstrichen vor. Sein Holz ist von rother Farbe, die Blätter erreichen eine Länge von 4 Centim. bei 3Cm. Breite; die Blume von der Grösse einer Nelke ist hochrotli gefärht. Das Holz wird vorzugsweise beim Schiftbau verwendet und kommt in 6 bis 10 Meter langen und 11 bis 16 Zoll dicken Balken in den Handel. Quebracho colorado (1,234 Klgr. spez. Gewicht). Einer der häu- figsten Waldbäume, dessen Holz am meisten verschifft und von keinem andern an Haltbarkeit übertroffen wird; es kommt daher sowohl bei Hausbauten wie auch namentlich beim Schiffbau zur viel- fachen Verwendung. In den Handel gelangt der Quebracho colo- rado (auch Eiseneiche genannt) in Balken von 6 bis 8 Meter Länge unp 10 bis 12 Fuss Dicke. Lapacho (1,012 Klgr. spez. Gewicht) ist ein gleichfalls sehr häu- fig auftretender Baum von grünlichem sehr compactem Holze, das sehr beliebt ist für alle Art Bauten. Der Baum erreicht gemeinlich eine sehr beträchtliche Höhe. 316 Timbo (0,425 Kler. spez. Gewicht). Grosser Baum, dessen Holz in Balken von bis zu 15 M. Länge und 1 M. Dicke auf den Markt kommt. Seine Biegsamkeit und Leichtigkeit machen es für die Construktion von Kähnen besonders geeignet; sein Geruch ist ziem- lich unangenehm und seine Farbe ähnelt dem des Cedernholzes. Die Rinde ist stark gerbstoffhaltig. Tatare (0,650 spez. Gewicht) kommt zwar in allen Theilen der Provinz (Corrientes) vor, immer aber nur vereinzelt oder doch in sehr lichten Beständen, so dass er nicht eben sehr häufig ist. Der Baum erreicht eine Höhe von 12 M. und eine Dicke von 1 M., wovon oft über ein Zoll auf die Rinde fällt. Das Holz eignet sich ausgezeichnet für die feine Möbeltischlerei und besitzt noch den grossen Vortheil, dass die Witterung keinen Einfluss auf es aus- zuüben vermag, es also weder quillt noch eingeht. Laurel negro — Schwarzer Lorbeer. — (0,679 spez. Gewicht) ist eine der gemeinsten und billigsten Holzarten und kommt beson- ders häufig auf den Inseln vor. Das Holz ist gelb mit schwarzem Kern und wird — da die Sonne es sehr austrocknet und rissig macht — fast nur zur Construktion von Kähnen benutzt. Guayacan (1,165 Klgr. spez. Gewicht). Es giebt zwei Arten dieses Baumes, die sich durch die Farbe ihres Holzes auch von dem Laien unterscheiden lassen. Der Guayacan hat wohl von allen Waldbäumen die dünnste Rinde, sie erreicht nicht ein Mm. Dicke; auch Blätter und Blumen, letztere von gelber Farbe, sind klein. Die Frucht, eine Schote von 2 bis 3 Zoll Länge, ist schwarz und wird zum Färben viel benutzt, während das Holz sich sehr für Drechslerarbeiten eignet. Palo blanco (1,010 Klgr. spez. Gewicht), ein grosser Baum mit Holz von strohgelber Färbung, während die Rinde eine weiss- liche Farbe hat. Obgleich der Baum zu bedeutender Höhe und grossem Umfange erwächst, können doch keine grosse Balken von ihm gewonnen werden, da der Stamm die Form einer korinthischen Säule hat und sehr tief gerieft ist. Das Holz ist sehr fein und setzt der Reibung einen so energischen Widerstand entgegen, dass es unzweifelhaft das beste bisher bekannte Material für Rollen und na- mentlich auch für xylographische Arbeiten abgiebt. Palo de rosa (0,700 Klgr. spez. Gew.). Baum von grossem Um- fang mit rosa-rothem Holze (daher sein Name); kommt in zwei Arten vor, die man im Lande als männlicher und weiblicher (macho und hembra) Palo de rosa bezeichnet. Das Holz von er- sterem ist härter und seine Politur schwieriger, auch ohne Adern, während der Palo de rosa hembra ein weiches Holz von etwas tieferem Roth mit prachtvollen dunkelfarbigen Adern besitzt und dem Möbeltischler ein äuserst schätzbares Material liefert. Ob- gleich ausgedehnte Waldungen ganz mit Palo de rosa - Bäumen bestanden sind, gelangt dies so kostbare Holz bis jetzt doch nur wenig in den Handel. 317 Guayaivi (0,661 Klgr. spez. Gew.); ein ziemlich gemeiner in verschiedener Grösse vorkommender Baum von weissem Holz mit schwarzem Kern, das seines Gleichen sucht an Güte für Anferti- gung vonRudern, Lanzenschäften und Stielen aller Art. Cedro de Misiones (0,572 Klg. spez. Gew.) In dem an die Pro- vinz Corrientes grenzenden Theile des Misiones- Gebietes kennt man drei Cedernarten, die sich anscheinend nur durch die Farbe ihres Holzes unterscheiden. Noch vollständig unberührte Wälder von vielen Geviert-Meilen an Ausdehnung dieses so geschätzten Baumes harren in jenem Landstriche der rationellen Ausbeutung. Urunday (1,092 Klgr. spez. Gew.) Dieser Baum nimmt die erste Stelle unter den Nutzhölzern der Provinz ein; er erreicht eine Höhe von 20 und mehr Meter bei einem Durchmesser von bis zu 2 Meter. Das lanzettförmige Blatt ist 4—5 Cm. lang und 2 Cm. breit, die kleine Blume von weisser Farbe. Der nicht sehr dicken Rinde wird bei Gerbung von Fellen der Vorzug gegeben. Es giebt 3 Abarten, d. h. mit Holz von verschiedener Färbung, nämlich: schwarz mit weissen Adern, schwarz mit weiss und gelb punktirt und, wenn auch seltener, gleichzeitig geadert und punktirt. Sein Harzgehalt sichert ihm eine vortheilhafte Verwendung zu Schiffsplanker, und ist es im fast ausschliesslichen Gebrauche für Herstellung der Dachbalken. Für Wagenachsen ist das Urunday- Holz wohl das Beste, da es der Reibung fast eben so gut wie das Holz von Palo blanco widersteht, und dazu aussergewöhnlich consistent ist und auch den stärksten Druck auszuhalten vermag. In den Handel kommen selten Stämme von über 12 Meter Länge und 30 bis 40 Cmt. Breite, da die Holzschläger, der Trans- portschwierigkeiten wegen, die grossen Bäume nicht fällen. Peterebi (0,3810 Klgr. spez. Gew.); ein an den Ufern des oberen Paranä ziemlich häufiger schlanker Baum, der bis zu 20 und mehr Meter Höhe erwächst. Seiner Schlankheit wegen findet er Verwen- dung — trotz seiner relativen Schwere — zu Schiffsmasten, vorzüg- lich aber eignet er sich— und wird in diesem Bezuge wohl von keinem anderm Holze übertroffen —für Fassdauben. Der Baum hat dicke fleischige Blätter von hellgelber Farbe, das Holz be- hält, selbst nachdem es schon längere Zeit der Einwirkung des Wassers ausgesetzt war, einen angenehmen aromatischen Geruch. Mora (0,925 Klgr. spez. Gew.); grosser Baum; der zwar häufig, aber selten in dichten Beständen auftritt. Das Holz ist gelblich, nimmt jedoch bei der Polirung die schönste Mahagonifarbe an und ist daher dem Möbeltischler sehr zu empfeblen. Caranda (1,197 Klgr. spez. Gew.) ein ziemlich seltener Baum, angeblich eine Prosopis Art, der eine Höhe von nur 4 bis 5 Meter erreicht; trotzdem ist sein dem Jacarandä sehr ähnliches Holz, seiner prächtigen dunkelvioletten Farbe wegen, viel gesucht sowohl für die Möbeltischlerei als für Lanzenschäfte und Stiele 318 für Geräthe. Die Blätter haben eine cilindrische Form und enden in einem spitzen, sehr harten Dorn. Palo santo (1,161 Klgr. spez. Gew.); sein Holz ähnelt dem des weiter oben beschriebenen Guayacan, obgleich die Bäume sehr verschieden sind. Der Palo santo hat nie einen geraden Wuchs, weshalb sein Holz für Bauzwecke sich nicht eignet. Dagegen liefert es ein Brennmaterial von vorzüglicher Güte, auch findet es in der Volksmedizin vielfach Anwendung und endlich ist es sehr aromatisch; der-Geruch ähnelt dem des in den Kirchen zu Ge- brauch gelangenden Weihrauchs, von welchem Umstande man den dem Baume beigelegten Namen („heiliger Baum“) ableitet. — Curupay (0,987 Klgr. spez. Gew.); ein ziemlich häufiger Baum, dessen Rinde man vorzugsweise „Gerbrinde“ nennt, und die in gros- sen Mengen zur Verschiffung gelangt. Auch das’ rothe, - schwarz geaderte Holz ist werthvoll für den Möbeltischler. Yviraro (0,984 Klgr. spez. Gew.) kommt am oberen Paranä sehr häufig vor und ist das Holz, das von allen Argentinischen Arten dem der mitteleuropäischen Eiche am meisten ähnelt. Seine - Verwendung ist dieselbe, welche man dem europäischen Eichenholz giebt, auch seine Rinde ist sehr gerbstoffhaltig. — Pino de Misiones—Misiones-Tanne-—(0.410 Klgr. spez. Gew.). Die tropische Tanne findet sich, soweit bis jetzt bekannt, nur in den Urwäldern des Misiones-Gebietes und kommt, da die näher gele- genen Wälder reichlichen Ersatz bieten, fast nicht in den Handel, trotzdem ihr Holz von vorzüglicher Güte ist. Bei grossen Ueber- schwemmungen treiben auf dem oberen Paranä oft Stämme jenes Baumes, die, obgleich sie augenscheinlich nur Bruchstücke des betreffenden Baumes sind, dennoch die ansehnliche Grösse von 20 bis 25 Meter aufweisen. — Diese, einer Monographie des in Corrientes ansässigen Herrn F. Roibon zum Theile entnommenen Data umfassen etwa den sechsten Theil der darin beschriebenen Waldbäume der Provinz Corrientes, und wenn sie auch auf Ausführlichkeit keinen Anspruch erheben können, auch weniger eigentlich wissenschaftlichen Werth haben mögen, so dürften sie doch genügen um darzuthun, wie reich auch in dieser Beziehung das Argentiner Land von der Natur be- dacht wurde. Viehzucht. Die topographische Gestaltung eines Theiles des Landes mit seinen so sehr ausgedehnten natürlichen Wiesen ist der Viehzucht im Grossen ungemein günstig, da— mit Ausnahme einiger weniger Gegenden, wo Futterbau für den Viehstand erheischt wird — die Heerden kaum eine andere Mühewaltung erfordern, als zur rechten Zeit ihre Produkte einzuheimsen. Sie ernähren sich, die Millionen Hornvieh, Pferde, Schafe und Ziegen, mit dem Grase, welches 319 die Natur selbst jenen Wiesen gegeben hat, und sie vermehren sich auch, ohne dass ihre Eigenthümer sich darum in irgend einer Weise zu kümmern hätten. Aber gerade diese natürlichen Begün- stigungen, welche die Viehzucht in Argentinien findet, ist Schuld an der Vernachlässigung, unter welcher dieser für uns so wichtige Zweig der Landwirthschaft zum grossen Theil noch leidet. Sie befindet sich hier noch in der Kindheit; Alles stellt man der Na- tur anheim, ohne zu bedenken, dass man derselben, will man ent- sprechende Vortheile aus ihr ziehen, zu Hilfe kommen, sie im gewissen Sinne leiten muss. Es kann daher nicht befremden, dass ungünstige Witterungsverhältnisse manchmal den Viehzüchtern er- schreckende Verluste verursachen, die.zwar schnell wieder sich ausgleichen, aber doch leicht hätten vermieden werden können. Eine innigere Verbindung der Viehzucht mit dem Ackerbau, resp. der Anbau im Grossen von Futterpflanzen, um das Vieh zu ernäh- ren, wenn eine Dürre die natürlichen Wiesen theilweise zerstört hat, würde jedenfalls zur Vermeidung der obenerwähnten Verluste beitragen, ebenso die Einhegung und Abtheilung der Wiesen in Sectionen, damit man immer den Heerden frische, d. h. noch nicht abgeweidete Gehege anweisen könnte. In dieser Hinsicht ist erfreulicher Weise bereitsein Anfang gemacht und darfangenom- men werden, das System der Einhegungen würde sich schon mehr bei uns eingebürgert haben, stände in einigen Provinzen der Holzmangel ihm nicht entgegen, welcher Theuerung des er- forderlichen Materials mit sich bringt. Es ist jedoch zu bemerken, dass auch der Westen der Vereinigten Staaten Nord-Amerikas an dem sleichem Uebelstande leidet, und dass trotzdem daselbst die Viehzüchter wesentliche Vortheile aus der Befolgung jenes Systems ziehen. Pferdezucht. Vielleicht in keinem anderen Theile der Erde hat die Pferde- zucht eine so eng mit dem ganzen Sein und Wesen des Landes verwebte Bedeutung, wie in Argentinien. Die Beschaffenheit sei- nes Bodens, die Erfordernisse des Hirtenlebens, die grossen Ent- fernungen, welche zurückzulegen sind, um den Verkehr zwischen seiner numerisch so schwachen Bevölkerung zu unterhalten, machen das Pferd für uns zu einer so absoluten Nothwendigkeit, dass man sich unsere jetzigen Zustände gar nicht ohne das Pferd, der lebende Motor der Argentinischen Ebenen, denken könnte.. Es ist also begreiflich, dass man hier Pferde in grosser Zahl züchtet, wozu ja das Land sich vorzüglich eignet. Nach dem „Amerikanischen Archiv von Sevilla“ führte Don Pedro de Mendoza zuerst das Pferd in das La Plata Gebiet ein; derselbe brachte für die von ihm gegründete Ansiedelung sechszehn Kühe, zwei Stiere, zweiunddreissig Pferde (und Stuten), zwanzig Ziegen, sechsundvierzig Schafe und achtzehn Hunde mit. 320 Weiter wird in jenen Mittheilungen erzählt, dass, nach Berichten von Rui Diaz de Guzmann, von Lozano und Centenera, die Expeditionsführer Oyolas und Martinez de Irala einige dieser Thiere mit sich in das Innere des Landes (stromaufwärts) genom- men, und dass andere Thiere sich in den weiter aufwärts am Flusse — da, wo jetzt das Städtchen San Fernando liegt — befind- lichen Wüsteneien verloren hätten, bevor der Hunger, welcher die Colonie Santa Maria (so hiess die von Mendoza gegründete Ansiedelung) heimsuchte und die Ansiedler zwang, das noch: in ihrem Besitz befindliche Vieh zu schlachten. Etwas später brachte der mit Cabeza de Vaca gekommene Hirt Goes zehn Kühe und einen Stier mit, welche nach Paraguay gingen. Als später von Paraguay aus der energische Garay die seitdem eingegangene Niederlassung Mendoza’s wieder bevölkerte, — und mithin der eigentliche Gründer der Stadt Buenos Aires wurde — hatten sich die früher flüchtig gewordenen und jetzt verwilderten Thiere schon beträchtlich vermehrt; sie bildeten den Stamm der heutigen ungezählten Heerden in den La Plata Staaten. Von da an bis heute hat die Vermehrung in erstaunlicher Weise zugenommen; leider aber hat man es unterlassen, der Pferdezucht die Beachtung und Sorgfalt zu widmen, deren sie doch so würdig ist. Die von einigen Viehzüchtern gemachten lobenswerthen Aus- nahmen dienen nur zur Bekräftigung dieses Vorwurfes, da sie klar beweisen, wie sehr die Pferdezucht hier der Veredelung fähig ist. So konnte es nicht fehlen, dass die edle Race der Stamm- thiere nach und nach verkam, wenn auch unsere heutigen Pferde noch einige der ausgezeichneten Eigenschaften ihrer Voreltern be- sitzen. Aber was ist aus der viel gepriesenen Andalusischen Ra- ce, von welcher unsere Pferde unzweifelhaft abstammen und die schon vor Christi Geburt berühmt war, hier geworden! Unserem grossen Rivadavia gebührt die Ehre, zuerst die Noth- wendigkeit der Verbesserung unserer Pferderace erkannt und dessfallsige Schritte gethan zu haben; heute noch lassen sich die Spuren der von ihm eingeführten edlen Hengste verfolgen. - Die Jahreszeit, in welcher gewöhnlich hier die Geburt stattfindet, ist der Pferdezucht sehr ungünstig; die Geburt erfolgt nämlich fast durchweg in den Wintermonaten, so dass das Füllen in noch sehr zartem Alter der Strenge des Sommers, wo die Futtergräser halb verdorrt und die Stuten, wegen ungenügendem Futter, wenig Milch geben, zu bestehen hat. Es darf also die Behauptung auf- gestellt werden, allein aus der Verlegung der Geburtszeit der Stuten würden nachhaltige Vortheile erzielt werden; richtete man es so ein, dass die Geburt in den Monaten März und April vor sich ginge, d. h. also in der Zeit des neuen Graswuchses, 80 würde das Füllen schon stark genug sein, um den hiesigen mil- den Winter ohne Nachtheil zu überstehen, und im Frühjahr 321 würde es dann ein reichliches, nährendes Futter vorfinden und so zu einem kräftigen Thiere heranwachsen. Die Errichtung und Erhaltung von Gestüten würde unzweifel- haft die besten Folgen nach sich ziehen; auch wäre, um die Ge- burtszeit der Stuten in angedeuteter Weise zuregeln, die Einführung der desfallsigen sehr strengen Gesetze, welche sich in den Verei- nigten Staaten N. A. in Kraft befinden, anzurathen. Lässt man unserer Pferdezucht den erforderlichen Schutz und die so noth- wendige Sorgfalt angedeihen, so wird — bei den ganz ausserge- wöhnlich günstigen klimatologischen und sonstigen Verhältnissen — die Ausfuhr von Pferden aus der Republik in Bälde eine Bedeu- tung erlangen, welche jene doch kaum in Betracht zu ziehenden Mühewaltungen überreichlich lohnen würde. Der Bestand an Pferden resp. Stuten in der Argentinischen Republik ist auf 3,915,706 Köpfe zu beziffern, im Gesammtwerth von 17,181,706 Patacons. Mauleselzucht. In den innern Provinzen des Landes hat sich der Maulesel zum Theile dieselbe Stellung errungen, welche das Pferd in den Küstenprovinzen einnimmt, denn die Configuration des Bodens eines Theiles der Argentinischen Republik lässt daselbst die dem Maulesel eigenthümlichen Vortheile in den Vordergrund treten. Man schätzt ihn in jenen ausgedehnten Gegenden seiner Brauch- barkeit als Zugthier wie als Reit- und Lastthier wegen, ja man hält dorten den Maulesel geradezu für unentbehrlich als Verkehrs- vermitteler. Ferner ist noch die bedeutende Ausfuhr von Mauleseln aus Argentinien nach Bolivien, Perü, Chile und den Bermudas- . Inseln in Betracht zu ziehen; nicht unbeträchtliche Summen lösen aus diesem Geschäfte diejenigen unserer Landwirthe, welche sich mit der Zucht der Maulesel beschäftigen. — Bestand 123,667 Köpfe, deren Werth auf 2,259,675 Patacons anzunehmen ist. Die Maulthierzucht bedingt einen mehr oder minder grossen Bestand von Esel, welche 'Thiere zudem in einigen der innern Provinzen als Last- und selbst als Reitthiere vielfach zur Ver- wendung gelangen. Obgleich nun ein guter Stamm Esel auf die Maulthierzucht von directer Einwirkung sein muss, widmet man dem allbekannten genügsamen Grauthiere trotzdem wenig oder gar keine Pflege und weniger noch denkt man daran, die Race vermittelst Einführung guter Eselhengste zu verbessern. Derzeitiger Bestand 266,610 Köpfe im Werthe von 721,808 Pa- tacons. Hornviehzucht. Die Argentinische Republik ist bekanntlich das Land, wo die Hornviehzucht mit im grössten Maassstabe betrieben wird, ein Be- weis, dass kein anderes Land diesem eine unerschöpfliche Quelle 1 322 des privaten wie des öffentlichen Wohlstandes darstellenden Zweig der Landwirthschaft gleich grosse Vortheile bietet. Auch hierbei muss die Einführung gewählter Typen als Grundbasis einer ratio- nellen Zucht angesehen werden; und wahrlich, so erfolgreich würde ein solches Verfahren im Grossen sich erweisen, dass eine bessere Capital- Anlage gar nicht gedacht werden kann. Argentinien ist mit in erster Reihe die in jeder Beziehung lohnende Aufgabe zu- gefallen, die alte Welt mit dem Hauptnahrungsstoff, dem Fleisch, zu billigen Preisen zu versehen. Auch Käse und Butter sollte Ar- gentinien in grossen Massen ausführen, statt dessen aber schicken wir Jahr für Jahr bedeutende Summen nach Europa, um dorten diese beiden Artikel anzukaufen; denn trotz unserer Millionen Kühe produzirt das Land nur einen kleinen Theil der in unseren Städten zum Consum gelangenden Milchfabrikate. Auf dem Lande selbst, auf Viehzuchtgütern, welche bei 1J—bis 20 und mehr tausend Kühe besitzen, ist Butter theilweise unbekannt und gehört selbst Milch zu den Seltenheiten. Die Einführung edler Zuchtthiere, welche zugleich eine sorgsa- mere und rationellere Huth bedingen, würde eine Wendung zum Besseren veranlassen, welche durch die Anlage von Musterwirth- schaften, die praktisch über die Vortheile einer innigeren Ver- bindung der Viehzucht mit dem Ackerbau belehren würden, rasch sich befestigen und unsere landwirthschaftlichen Verhältnisse ra- dical umgestalten würde. Die Zahl des Hornvieh’s im Argentiner Lande beträgt annährend 13,337,862 Köpfe, die einen Werth von 83,789,514 Patacons repräsentiren. Schafzucht. So wichtig ist fürunser Land und namentlich für die Küstenpro- »vinzen die Schafzucht, dass, wollten wir sie dem entsprechend. hier behandeln, wir die gesteckten Grenzen weit zu überschreiten hätten; wir müssen uns daher auf einige summarische Betrachtungen beschränken. Der jetzige Stand unserer Schafzucht ist in der sich damit haupt- sächlich beschäftigenden Provinz Buenos Aires in einer Beziehung ein so befriedigender, dass das Land mit gerechtem Stolze auf die in so kurzer Zeit und in so überraschendem Maasse erzielten Fortschritte blicken darf; eine solch’ starke Vermehrung der Heerden und der Wollproduktion, wie wir sie aufweisen können, steht als unübertroffen, ja selbst unerreicht da. Nach einer auf stati- stischen Erhebungen beruhenden Schätzung besitzt allein die Pro- vinz Buenos Aires mehr denn fünfundvierzig Millionen Schafe und produzirt jährlich hundert und sechszig Millionen Pfund Wolle. Bedenkt man nun, dass dieser Aufschwung das Werk weniger Jahre ist, so vermag man sich kaum den wahrscheinlichen Stand unserer Schafzucht in der Zukunft auszumalen. Um jedoch 323 aller der Vortheile, welche der derzeitig in einigen Provinzen lohnendste Industriezweig verspricht, mit grösserer Sicherheit theil- haftig zu werden, muss mit der Praxis die Anwendung physio- logischer Kenntnisse — eine rationelle Züchtungsmethode — Hand in Hand gehen, um die stetige Veredlung unserer Schafracen ent- sprechend durchführen zu können. In diesem Bezug sind wir noch so bedeutend zurück, dass auf den Weltmärkten unsere Wolle in Qualität nicht concurriren kann mit der irgend eines anderen Haupt-Produktions-Landes. Die üble Gewohnheit unserer Züchter, die Schafe in sehr grosse Heerden einzutheilen — es giebt Heerden, die fünftausend und mehr Köpfe stark sind — legt der Verbesserung unserer Wolle wohl mit die grösste Schwierigkeit in den Weg, da solch’ grosse Heerden die erforderliche Pflege und Sorgfalt nicht zulassen. Mit der Ausbreitung des Ackerbaues geht eine Werthsteigerung des Bodens Hand in Hand; wo also Ackerbau in ausgedehntem Maasse betrieben wird, da wird man nicht so viel Weideland und also auch keine so grossen Heerden haben können; kleinere Heer- den können aber besser gehütet, die Güte der Wolle also auf einen höhern Standpunkt gebracht werden. Dagegen darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass sehr häufig die Quantität auch pekuniär mehr ins Gewicht fällt als die Qualität, und dass die Wolle vom La Plata, trotz ihrer relativ ordinären Qualität, die Preise der hochfeinen europäischen Wollen zu deren Ungunsten stark be- einflusst. Als Haupt-Moment unserer Schafzucht ist — wie schon hervor- gehoben — die wahrhaft staunenerregende Zahl der Schafe, die wir besitzen, anzusehen. Die Vermehrung unddie Wollproduktion müssten sich also in’s Ungemessene steigern, leider aber tritt ihnen eine ansteckende Krankheit der Heerden, die Schafräude (scabies ovilis) nur zu oft hindernd in den Weg. Früher hier unbekannt, wurde diese Geissel der Schafzüchter vor etwa 32 Jahren durch von England eingeführte Widder eingeschleppt, und hat sich die Pest seitdem eingebürgert und verbreitet. Man schätzt den Schafbestand der Argentinischen Republik auf 57,501,261 Köpfe, und deren Gesammtwerth auf 84,152,145 Patacons. Die Zucht der Llamas ist unbedeutend, trotzdem die Gebirgs- gegenden unserer nördlichen Provinzen mit zu dem Gebiete ihres Heimatlands gehören. Nur die Provinz Jujuy führt unter ihrem Viehbestand etwa 16000 Llamas auf, deren Werth auf 40000 Pata- cons beziffert wird. Neuerdings haben einige intelligente Estancieros der Küstenprovinzen, namentlich in Buenos Aires, die erfolgreichsten Versuche gemacht, Llamas, sowie auch das Alpaca auf ihren Gütern zu züchten. Mehr noch als die Vernachlässigung der Zucht dieser beiden nützlichen Thiere, ist zu bedauern, dass man die eine so hochfeine 324 und gerade im Lande selbst ausserordentlich geschätzte Wolle liefernde Vicuäa, statt sie rationell zu züchten, als Jagdthiere in einer Weise verfolgt, welche ihre baldige Ausrottung fast als ma- thematische Gewissheit erscheinen lässt. Wo die Vicufa noch in grösseren Heerden vorkommt, wie z. B. in der Provinz Catamarca, werden zu gewissen Zeiten, d. h. wenn die Vicunas gut in Wolle sind, Kessel-Treibjagen auf sie veranstaltet und eine Schlächterei unter ihnen vorgenommen, die nicht scharf genug verdammt werden kann; man mordet die Thiere zu hunderten nur um sie ihrer Wolle zu berauben. Glücklicherweise sind die betreffenden Behörden, endlich! auf die Nachtheile aufmerksam ge- worden, welche aus einem solch’ widersinnigen Verfahren dem Nationalreichthum erwachsen. In einigen Theilen der Republik sind spezielle Gesetze zum Schutze der Vicuna erlassen worden, und steht zu hoffen, dass recht bald das Tödten einer Vicuüa mit den schärfsten Strafen belegt werde. Genügt es doch, die umstellten Thiere zu scheeren, um sie dann wieder in Freiheit zu setzen, wenn man sich nicht zu ihrer Zähmung 'und rationellen Zucht bequemen will; das Abschlachten derselben aber ist eine verwerfliche Rohheit, die str engstens geahndet werden sollte. Ziegenzucht. Seit Pedro de Mendoza — wie weiter oben schon bemerkt —, die ersten zwanzig Ziegen nach dem La Plata brachte, und etwas später von Perü aus Cabrera in Cördoba und Nuüez Prado in Tucuman einige Exemplare dieses nützlichen Thieres einführten, hat die Ziegenzucht in unserem Lande, besonders in einigen Provin- zen, so an Bedeutung gewonnen, dass ihre Produkte zur Hebung der Landesindustrie und zu unserem "Ausfuhrhandel wesentlich beitragen. In Tucuman stellt man aus dem Fell der berühmten «Aconqujja- Ziege“ eine Satteldecke her, diean Feinheit den aus Angora-Ziegen- fellen gefertigten kaum nachsteht und diese an Farbenschönheit selbst noch übertrifft; und von Santiago, Cördoba ete. kommen beträchtliche Massen Felle Jahr für Jahr nach Buenos Aires, um nach dem Auslande verschifft zu werden. Trotz der greifbaren Vortheile, welche dem Lande aus der Ziegenzucht erwachsen, ist eine arge Vernachlässigung dieses Zweiges der Viehzucht überall zu erkennen. Der Aufschwung, welchen er genommen, und selbst die leicht zu constatirende Veredelnng der Race, sind— mit nur sehr vereinzelten Ausnahmen — ausschliesslich Resultate natürlicher Einflüsse. Wie Herr Ordonana in seiner schätzenswerthen Abhandlung über diesen Gegenstand berichtet, ge- hörten die von Spanien nach hier gebrachten Ziegen den ordinären Racen von Galizien, Andalusien und den Canarischen Inseln an, und erst Rivad avia, der grösste Staatsmann Argentiniens, liess im Jahre 1826 mehrere Angora- und Thibet- -Ziegen hier einführen, die 325 sehr gut gediehen, jedoch bald in den Bürgerkriegen zu Grunde gingen. Später entschlossen sich mehrere Privatpersonen, den von Rivadavia angeregten Versuch auf’s Neue zu wiederholen, und verdienen die Herren Gebrüder Ledesma, die im Jahre 1865 in der Provinz Cördoba die erste Angora-Stammheerde gründeten, eine besondere ehrende Erwähnung. Auch ist Herr Carl Barker zu nennen, der etwas später vom Cap der guten Hoffnung Angoraziegen einführte und die Zucht derselben auf seinem dadurch berühmt gewordenen Gute „Las Penas“ (in Cördoba) mit Intelligenz und gu- tem Erfolg betreibt. Auf die National - Austellung in Cördoba schickte die Provinz Corrientes gleichfalls Muster von dort gewonnener Angora - Wolle, wie überhaupt auf jener Austellung der Angoraziegen - Zucht eine wohlverdiente Beachtung zugewendet wurde; nicht nur verarbeitete Angora-W olle, sondern auch rohe und verarbeitete Felle und selbst lebende Thiere konnten daselbst beobachtet werden. Es unterliegt auch nicht dem geringsten Zweifel, dass bei geeig- neter Sorgfalt die Ziegenzucht hier von unberechenbarer Bedeutung werden könnte Dr. Ordonana, eine anerkannte Autorität in diesem Fache, schildert die Tucuman-Ziege, unbedingt eine der einsten und schönsten aller Ziegenarten, als der Himalaya-Ziege an Gestalt und anatomischem Bau ähnelnd, sie jedoch an Grösse und Ertrag übertreffend, da sie ein Haar von 12—16 Zoll Länge giebt. Europäische Fachmänner, denen man Muster dieses Haares vorlegte, sollen kaum Worte gefunden haben, um ihr Erstaunen über die Güte desselben auszudrücken. Dr. Ordonana — und mit ihm das Argentinische Ackerbau - Departament — ist daher der Ansicht: das Produkt einer Kreuzung von Angora- mit Tucuman-Ziegen würde alle und jede andere Ziegenart in jeder Hinsicht übertreffen. Be- stand 2,863,227 Köpfe; Werth 2,710,756 Patacons. Schweinezucht. Wie die anderen Hausthiere, so kommt auch das Schwein hier sehr gut fort, und ist mit Befriedigung zu constatiren, dass seit einigen Jahren die Schweinezucht hier immer mehr an Ausdehnung gewinnt, wenngleich die Ergebnisse zur Zeit noch lange nicht den Bedarf des Landes decken, so dass wir bedeutende Quantitäten von Schinken, Schweinefett etc. von auswärts einführen müssen, während doch die hier herrschenden Verhältnisse für eine Massen - Ausfuhr dieser Produkte gar nicht günstiger gedacht werden können. Einige Gutsbesitzer haben denn auch schon Reproduktionsthiere von der Berkshire-, der Suffolk-, oder der Yorkshire-Race zur Verbesserung unserer Zucht eingeführt. — Bestand 257,368 Köpfe, Werth 617,868 Patacons. Geflügelzucht. Es giebt zur Zeit im ganzen Argentiner Lande noch kein nennens- werthes Etablissement, das die Geflügelzucht zu seiner Haupt- 8326 aufgabe gemacht hätte, obgleich Jedermann von der Rentabilität eines derartigen Betriebes überzeugt sein muss. In unserem milden Klima gedeihen alle Geflügelarten vortrefllich, sie vermehren sich stark und erzielen auf den Märkten der Städte stets hohe Preise, wie das die Bewohner der Umgegend grösserer Städte sehr gut wissen. Es ist nämlich zu beachten, dass auf dem offenen Lande es nicht eine menschliche Wohnung giebt, zu deren Belebung nicht eine grössere Anzahl Geflügel beitrüge, während man auf den Milch- meiereien und Gemüsehöfen in der Nähe der Städte oft nach hunderten zählende Hühner-Heerden antrifft. Aber mit der eigentlichen Zucht dieser so genügsamen und produktiven Hausthiere beschäftigt sich Niemand; man wirft ihnen wohl dann und wann, so zur Zeit der Maisernte, eine Handvoll Futter hin, errichtet ihnen wohl auch eine Art Stall, d. h. überdachte Ruheplätze für die Nacht, im Allge- meinen aber ist das Geflügel auf sich allein angewiesen; es ver- wildert halb und würde wohl ganz verwildern, hielte es nicht die Gewohnheit an dem Orte seiner Geburt, also an der menschlichen Wohnung fest. — Eine Folge jener Vernachlässigung in der Pflege und Hut des Geflügels ist eine oft sich geltend machende 'Theuerung der Eier, denn die Hühnerbesitzer wissen ja gewöhnlich selbst nicht, wo die Nester sich befinden; das Huhn brütet, wenn es den Trieb dazu verspürt, es legt also weit weniger Eier, als man zu erwarten berechtigt wäre. Da aber der Verbrauch von Eiern in den Städten ein sehr bedeutender und dabei constanter ist, so herrscht immer eine grosse Nachfrage danach, welche die Preise in die Höhe treibt, manchmal bis zu 6ä& 8 Cents Gold (4 & 3 deutsche Reichsmark) pro Stück. Der Preis eines ausgewachsenen Land -Huhnes varürt in den Städten von 141% Patacon. — Neben dem Huhne findet man auf dem Lande den Puter und die Taube sehr stark vertreten, we- niger die Ente und die Gans. Wie aus dem Kapitel VIIJ. des vorliegenden Buches ersichtlich, giebt es im Lande mehrere einheimische Geflügelarten: Tauben, Gänse, Schwäne etc. Versuche in grösserem Maasstabe, diese zu zäh- men, sind noch keine gemacht worden, obgleich der Erfolg nicht würdein Zweifel gezogen werden können, Namentlich würde es loh- nend sein, die Martineta, ein zwischen Rebhuhn und Fasan stehen- der ziemlich grosser Vogel von ausgezeichnetem Fleische und sehr sanftem Charakter, dem Hausgeflügel beizugesellen. Jagd und Fischerei. Die Jagd bietet in einigen Theilen des Landes dem eifrigen Nim- rod noch vollständig unberührte Distrikte voll jagdfähiger Bewoh- ner. Von der Grösse der Schwärme Wasservögel, welche die ein- samen stehenden und fliessenden Gewässer, namentlich in bewalde- ten Gegenden bedecken, von der Unzahl von Tauben und Papa- 327 geien, die den einsamen Reiter in den mittleren und nördlichen Provinzen umkreisen, von der Menge der Rebhühner, welche er in den Pampas Schritt für Schritt aufjagt, vermag sich selbst der weit in der Welt herumgekommene Jäger keinen auch nur annähernden Begriff zu machen. Weniger häufig sind die vierfüssigen Jagdthiere, Mangel an denselben herrscht jedoch wahrlich nicht: Hirsche, Rehe, Pampashasen, Guanacos, Gürtelthiere, Tapire u. s. w. giebt es in einigen Gegenden in Hülle und Fülle, und wer nach höherer Jagdbeute sich sehnt, der kann auf Löwen und Tiger pürschen, frei- lic ı nur auf die hiesigen, weit weniger gefährlichen Repr isentanten der Fürsten des Katzengeschle ‚chts. Auch bietet die Straussjagd dem berittenen Jäger ein aufregendes Vergnügen. Der Fisch-Reichthum fast aller fliessenden Gewässer des Ar- gentiner Landes ist gross, aber bisher so zu sagen gar nicht ausge- beutet, wenigstens nicht in industrieller Beziehung. Wir bekom- men aus Europa sowohl in Oel conservirte, als marinirte und — na- mentlich zur Zeit der katholischen Fasten — getrocknete Fische in grossen Partien, während wir doch beträchtliche Mengen sehr guter Fisch- Conserven ausführen könnten. Um unsere Jagd- und Fischerei-Verhältnisse zu charakterisiren, genügt wohl die Hindeutung auf den Umstand, dass bis zum heuti- gen Tage noch keinerlei darauf bezügliche allgemeine gesetzliche Bestimmungen vorliegen; aber es ist anzunehmen, und sehr zu hoffen, diese Lücke in “der National- Gesetzgebung, die, täglich augen- fälliger wird, werde bald beachtet u. entsprechend beseitigt wer den, denn manche höchst werthvolle Thierarten gehen, wenn dem jetzi- gen Treiben nicht Einhalt gethan wird, ihrer Ausrottung entgegen. Estancia- Betrieb. Bevor wir dieses Kapitel mit einer tabellarischen Zusammenstel- lung des Viehstandes in der Argentinischen Republik schliessen, dürfte eine kurze ziffermässige Darlegung des Durchschnitts- Ertrages eines Viehzucht- Etablissements, — hier Estancia genannt — am Platze sein, und legen wir der selben die einschlägigen Verhältnisse der Provinz Buenos Aires zu Gr unde, wo die Viehzucht am schwung- haftesten betrieben wird, allerdings auch das Weideland, das „Camp“ bereits einen relativ alien Werth erreicht hat, aueh ein grös- seres Anlage-Capital benöthigt wird. Eine Geviert-Legua mittleren Weidelandes kostet hier, je nach seiner Lage, d. h. “der Entfernung von der Stadt Buenos Aires, 20,000 bis” 50, 000 Patacons, einschliesslich der benöthigten Gebäu- lichkeiten und Anlagen, die allerdings in den meisten Fällen ziemlich primitiver Natur und daher wenig kostspielig sind. Nimmt man den Erwerbspreis einer Estancia zu 40.000 Patacons an und bestimmt weitere 20.000 Pataconsfür den Ankauf von Vieh, nämlich: 328 10000 Schafe al corte*) zu 1.20 Patacons............ 12000 Patacons. 1000 Köpfe Hornvieh dito zu 6 Patacons............. 6000 „ 300 Stuten dito zu 4 Patacons..................200 1200 An 50 Reitpferde für den Dienst & 16 Patacons...... 800 " 20000 Patacons- so ergiebt sich ein Gesammt- Anlagecapital von 60000 Patacons, das im Mittel folgenden Jahresertrag abwirft: 2500 Schafeu. Hämmelan Talgsiedereien verkauftzu2Patacons 5000 Patacons. 1000 Schafe al corte zu 1.20 Patacons.............csceerc2.. 1200 h; 150 Köpfe Homvieh für die Schlachter zu 14 Patacons..... 2100 E 100 dıtoiadeonterzi6 Batacons. ........ nee ee re 600 5 25 Stuten al corte zu 4 Patacons.........nu.0leyenenonenn in Vermehrung resp. Mast-Ertrag. 900) Patacons. 400 Centner Wolle 412 Patacons....... 4800 Patacons. 3 4 Haare & 20 ee EN EURER BL Produkben...... 4860 4860 Patacons. Gesammt-Brutto-Ertrag.......2222..... 135860 Patacons: Die Auslagen belaufen sich auf: Lohn eines Oberknechtes per Jahr...... 240 Patacons. Tıohn zweier Knechte.,. 2........2.4., 280 In Lohn von 6 Schafhirten................ 1020 I Diverse Auslagen... u... san 320 " Auslagen........ 1860 1860 Patacons. Bleibt mithin ein Nettoertrag von. ..........c2eccenceescee 12000 Patacons. oder 20 Procent des Anlagecapitals. Es wurden in obiger Ertrags - Berechnung absichtlich durchweg niedrige Sätze angenommen, wie denn im Allgemeinen man die Verzinsung von in einem Estancia-Betrieb angelegten Capital auf 25 Procent pro Jahr annimmt, während es häufig 35 und selbst noch mehr Procent abwirft. Es dürfte auf den ersten Blick auffallen, dass unter den Auslagen kein Posten für die Beköstigung des Per- sonals figurirt, welcher Umstand dadurch motivirt wird, dass die Estaneia, d. h. die Heerden, selbst die fast ausschliesslich aus Fleisch bestehende Beköstigung liefert und der Erlös aus den Fellen und Häuten, dem Talg und Fett der zum Verbrauch geschlachte- *, Alcorte wörtlich: „im Schnitt“. Dieser Ausdruck verdankt sein Entstehen dem Gebrauche, bei Verkauf einer Heerde oder eines Theiles davon, d. h. Jung- und Altvieh zusammen, von der weidenden Heerde einen so grossen Theil, als nach Schätzung erforderlich erscheint, um die gewünschte Zahl Köpfe zu er- halten, abzusondern: „abzuschneiden“ und muss dann der Käufer das in jenem „abgeschnittenen“ Theil befindliche Vieh, ob gross oder klein, krank oder ge- sund, zu dem vorher a een: Preise pro Kopf, übernehmen. Heutzutage ist es gebräuchlicher, die Heerde in eine Hürde /corral) zu treiben, deren Thür nur so weit geöffnet wird, dass immer nur ein Thier auf einmal herauskann, Die herauskommenden Thiere werden von den an der Thüre postirten Käufer und Verkäufer gezählt und die Thüre geschlossen, sobald die gewünschte Zahl complet ist. 329 ten Thiere die sonstigen kleinen Auslagen reichlich deckt. Eben in dem Wegfall fast aller Auslagen liegt der Hauptvortheil eines landwirthschaftlichen Betriebes im hiesigen Lande; der Estanciero muss sich — wenigstens in den ersten Jahren — zwar keinen Ent- behrungen, wohl aber Einschränknngen unterziehen, dann kann es nicht fehlen, dass er rasch zum Wohlstand und zum Reichthum gelangt. Trotzdem nun die Verzinsung des in einer Estancia angelegten Capitals eine sehr reichliche ist, wirken doch noch andere Momente mit, um diesen Erwerbszweig zu einem sehr lukrativen und dabei sicheren zu machen. Zuerst ist der Werthsteigerung des Grund und Bodens zu gedenken, die man, gering, auf sechs Procent pro Jahr zu berechnen hat. Während nämlich der Geldzins auf zwölf Procent jährlich anzunehmen ist, legt der Bodeneigenthümer einen Zins von oft nur sechs Procent bei Verpachtung von Weideland zu Grunde; er zählt also auf eine mindestens eben so grosse Werth- steigerung seines Landes, wie es denn leicht wäre, mittelst Bei- spiele den Beweis beizubringen, dass innerhalb weniger Jahre der Werth einer gut gelegenen Estancia sich verdoppelt. Diesem natürlichen, d. h. ohne Zuthun des Eigenthümers erwach- senden Vortheil schliesst sich die Gewissheit an, durch intelligenten Betrieb den Werth der Heerden steigern zu können. Ein einiger- maassen aufmerksamer Schafzüchter z. B. wird den Werth seiner zu 120 Cents pro Kopf gekauften Schafe in 6 bis 8 Jahren auf160 oder 180 Cents pro Kopf bringen und selbstverständlich dann auch höhere Preise für die von den verbesserten Heerden gewonnene Wolle erzielen, wie ja die Wolle von gut geleiteten Estancias auf dem Markte von Buenos Airos mit 16, 18 und selbst 20 Patacons pro Centner bezahlt wird. Ueberhaupt bietet das Estancia-Geschäft einem mit hellem Blicke und Thätigkeit ausgerüsteten Manne ein grosses und ergiebiges Feld. Liegt doch hier im Allgemeinen die Viehzucht noch so sehr in den Banden der Routine, dass Raum für Verbesserungen in allen sie betreffenden Einzelheiten vorhanden ist. Dagegen darf man solche Verbesserungen — nur weil sie in Europa oder sonst wo sich gut bewährt hätten — nicht so ohne Weiteres hier zur Geltung bringen wollen, man muss vielmehr den einschlagenden hiesigen Verhältnissen entsprechend Rechnung tragen, sie von Grund aus kennen und die projectirten Neuerungen ihnen anpassen. So z. B. würde ein Versuch, in den sogenannten „Grenzländereien“ von Anfang an eine ausschliesslieh rationelle Schafzucht zu betrei- ben, in neun Fällen unter zehn ungünstige Resultate abwerfen, denn die Erfahrung hat gelehrt, dass eine ziemlich intensive Horn- viehzucht das Weideland für Schafe bereiten muss. Wie in allen Dingen muss auch hier die Erfahrung Hand in Hand mit der Theorie gehen, resp. dieser als Grundlage dienen. 330 Dass hier noch manche nützliche Thiere acclimatisirt werden könnten und sollten, liest auf der Hand, und sei beispielsweise auf das Kameel hingewiesen, das namentlich i in unseren „Monte“-Dis- trikten (siehe Kapitel vol) alle Bedingungen für ein gedeihliches Fortkommen finden, und dessen Zucht im grösseren Maassstabe eine vortheilhafte Verwerthung jener zur Zeit fast unbenutzten ausge- dehnten Landstrecken gestatten würde. Die nachstehende tabellarische Uebersicht unseres Viehstandes kann zwar keinen Anspruch auf unbedingte Genauigkeit machen ; immerhin aber gestattet siezu ermessen, welch’ grosse Ausdehnung die Viehzucht im Argentiner Lande erlangt hat. Die Tabelle beruht — da eine eigentliche landwirthschaftlich e Statistik noch nicht vorliegt — zu einem Theile auf von dem Land- wirthschaftlichen Departement in den Jahren 1873 und 1874 ange- stellten Erhebungen, zum andern auf jener Behörde von ihr un- terstellten Provinz-Inspectoren gegen Ende 1875 eingereichten Be- richten, und ist noch her vorzuheben, dass in mehreren Provinzen, wie Cordoba und andern, Data über alle ihre Distrikte nicht zu erhalten waren. Wer die Schwierigkeiten kennt und mithin zu beurtheilen vermag, welche, im hiesigen wie überhaupt in allen jungen Ländern, sich statistischen Erhebungen entgegenstemmen, Da wird nicht umhin können, den unermüdlichen Eifer der be- treffenden Behörde anzuerkennen, der die nachstehenden so sehr wichtigen Zahlen zu danken sind. Ferner ist noch der Tabelle vorauszuschicken, dass die in ihr aufgeführten Werthsummen, beziehentlich die angesetzten Preise die für Heerden „al corte“ sind, mithin der weit höhere Werth nicht nur der eingeführten Zuchtthiere edler Race, sondern auch der Reit-, Last- und Zugthiere ausser Beacht gelassen wurde. Be- rücksichtigt man dieses sowie den so eben aufgeführten Umstand, dass der Viehstand mehrerer Provinz-Distrikte in der Tabelle nicht figurirt, und ferner dass seit jenen Erhebungen zum Theile meh- rere Jahre verflossen sind, mithin eine natürliche Vermehrung der Heerden seitdem stattfand, so muss die Totalsumme des Viehstan- des und mehr noch die seines Geldwerthes beträchtlich erhöht werden, und darf letzterer auf rund zwei hundert fünfzig Millio- nen Patacons (Tausend Millionen deutsche Reichsmark. oder zwölf- hundert fünfzig Millionen Franken) veranschlagt werden. Der Werth des Viehstandes im Ar gentiner Land stellt sich also auf über hun- dert Patacons Mur je einen Bewohner. 331 SI6SEFF61IS982141898187 0860181 YLTS6ET OR6FETT GL6LYFT 0001677 2168085 gERLIEE LSS6I6E 3189859 16068621 0L6LFIZT 00008881 OST1L778 981220801 BUo0U/B A mom ywuesey 0828 168% N088 Sorc D00W% DISeH SWERe DLERE SOFR 82907 DEOLE 00098 00888 ellehe suoonJa MOM GHEr gc0F 0858 058 0008 0567 9018 LSEL 0188 1689 0006 00051 00081 9EOTZI 97doy guamıos 9GLOTLT | 2328987 00037 |00%98 L898% 00902 unrard 00007 0°66% 81586 00008 00992 MOET HONG 0008E1 00ISLE 000596 DOSCh 126°8 )008T 100087 0000091 [000600€ & & 818% |OLZE suoonIB.T ImL18l 580898 OA | 9Jdoy uadaız SETSSIHE] 193,08 0009% SLETEE 000885 NE679 1EIE LE rar! 009%6 00098 000807 „o0gHF 000027 gG8gg 0000, 26688 OCHaRR GISEHT 0000907 I8E9C0%F} H00848 0000098 YEFSLZ 0000047 000096 0000021 0900098 |0000008 CLISTSEL|BGETTEST suoDwmd om | do] epeog 808737101999: 900%G 215911 IL6Hl 0869 00001 028] Sogy 07&%) 8398 DONE Lelch 12168 GOGGE rar IMLEL 00LT FOFTON 66497 00028} 91919 88088 0GL8 0916 suoouyug uam | o7doy 6196822 |2998 21 DALEE 09219 FIELIS TS29ET 0006 IHHTEE I6ITER 000082 90684 9889 suooRud N ao | oJdoy Sısl G9GL] 1s6R} 0919 009% 00087 0684 0824 CG118721 |90LEI6E 0091 are 0NOLSF IGETEZ B0STEF 100298 LEIEN 00008 6ILHI IIELE any arllre 90998 000087 3C611% 029183 09F2ZON 951129 ORLIESI 0000007 VO00ROT OTEROI 185659% 000088 000081 0000001 SLITES] D00000R o118819 suoomd mon | oJdoy ECGSLER|LISLEEE] 000001 0000%9 000879 000088 DTOEFT ILEEG 19588 81879 00008F ETOCH 872008 THESIS 017869 8028911 000007 I 000008 0000981/000008% 0000081 I00GLEI 0000822 21986] DO0ETER 0008226 000N6L 2000096 89167982|56091 1 BUODBIUT om | o7doy araıyymen gpaapg pun uarımg yarauıop UOWUBSNzZ ppg or. 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Wollte ‚ oder konnte der aus Europa kommende und deshalb verwöhnte Reisende nicht sich der Landessitte fügen: Tage, ja Wochen lang im Sattel zu bleiben und so die bedeutenden Entfernungen zurücklegen, welche hier ein Bevölkerungs-Centrum von dem anderen trennen, so musste er sich bequemen: entweder die Reise in einem eigenen oder aber in dem nicht immer regelmässig fahrenden Postwagen zu machen, was nicht nur in beiden Fällen grössere Auslagen er- heischte, sondern auch dem Reisenden, der fast einen ganzen Haus- stand— Bett, Essgeschirr und namentlich Proviant mit sich führen musste, Strapazen und Unannehmlichkeiten aller Art auferlegte. Fussreisen kamen hier ganz ausser Betracht; auch jetzt noch ent- schliesst sich selbst der ärmste Argentiner nur ungern dazu, eine wenn auch noch so kurze Strecke zu Fuss zurückzulegen. Zwar bot sich ihm in den Frachtwagen-Karavanen, die den Güterverkehr zwischen dem Innern und den Hafenstädten vermittelten, noch eine andere Reisegelegenheit, die aber nur in seltenen Fällen—aus nahe liegenden Gründen —.als solche benutzt wurden. Diese Frachtwagen wurden und werden nämlich nur von Ochsen gezogen, sie legen daher nie mehr als 6—8 Leguas pro Tag zurück, so dass z. B. die Tour von Mendoza nach Buenos Aires oft Monate in Anspruch nahm und sicherlich zu den langweiligsten gehörte, die man sich nur denken kann. Ferner konnte man sich einem Lastthierzug — hier tropa de mulas — im Gegensatz zu der tropa de carretas (Wagenzug) genannt— anschliessen, viel angenehmer wurde jedoch dadurch die Reise nicht; man gelangte freilich etwas schneller voran, war aber 335 ı]len Unbilden der Witterung ausgesetzt; denn von einem Nacht- gıartier nach europäischen Begriffen war während der Dauer der Keise keine Rede. Der Thiere wegen musste an Stellen Halt ge- mıcht werden, wo einiges Weideland und namentlich Wasser vo'handen war; Zelte kannte man nicht, es galt also, im Freien seinen Sattel auszubreiten und die müden Glieder auf ihm auszu- stre:ken. In diesen Zuständen fusst die Bedeutung, welche das Pferd für den Argentiner erlangt hat. Von Kindesalter an an Reiten ge- wöhn:, lest er ohne Ermüdung täglich 30 und mehr Leguas im Sattel zurück, was ihm durch die Häufigkeit und Billigkeit der Reitthiere erleichtert wird; denn ist sein Pferd durch anhaltendes Galoppren ermüdet, so sa®telt der Reisende sich einfach ein frisches. Es gieb; auf jeder Route sogenannte Poststationen — die 4 bis 8 Leguas ron einander entfernt liegen, und welche dem Reisenden Reit- oder Wagenpferde zum Wechseln und einen begleitenden Postillon gegen eine vom Staate festgesetzte Entschädigung liefern, ihm auch Nachtquartier gewähren müssen. Doch liebt es der Ar- gentiner nicht sonderlich, von dieser Staatseinrichtung Gebrauch zu machen. Macht er die Reise als Reiter, so zieht er es vor, gleich eine genügende Anzahl Reitthiere — eine sogenannte Zro- ptlla — mitzunehmen, um, wenn es erforderlich ist, sein Reitpferd durch ein noch unermüdetes ersetzen zu können, zu welchem Behufe er die Reservepferde resp. Maulthiere immer vor sich hertreibt. Auf diese Weise ist er ungebunden und kommt viel rascher voran. Diese Art zu reisen gab Veranlassung zur Einführung des auf dem Lande jetzt noch im allgemeinen Gebrauch befindlichen Sattel —recado oder montura —_.der aus einer Menge einzelner Bestand- theile, so namentlich mehrere Stücke Leder und ungegerbter Haut und 3 oder 4 Decken besteht, aus welchen der Reiter zur Nacht- zeit sein einfaches Lager improvisirt. Wenn nun auch der einheimische Reisende verhältnissmässig rasch selbst grössere Entfernungen zu überwinden vermochte und die Unannehmlichkeiten dieser Reiseart bei einem so abgehärteten Volke wie das Argentinische so wenig in Betracht kommen, dass selbst Frauen, Kinder und Greise sich ohne Bedenken ihnen aus- setzen, so mussten doch diese Verkehrs-Schwierigkeiten den Han- del sehr drücken und ein Aufblühen der Industrie verhindern. Auf Berechnungen und Speculationen konnte ja der Kaufmann sich nicht einlassen, denn bis er die verschriebenen Waaren erhielt, oder die verladenen Produkte auf ihren Markt gelangten, vergin- gen immer mehrere Monate; er sah sich also genöthigt, sein Ge- schäft ganz routinär zu betreiben, was wiederum von Rückwirkung auf den Bildungsdrang der Bevölkerung sein musste. Was nutzten dem Kaufmann oder dem Producenten im Innern höhere Kennt- nisse, wenn er dieselben in keiner Weise verwerthen konnte! Es 334 genügte vollkommen die Fähigkeit, seinem Agenten in dem Hafej- resp. Bezugsorte eine Liste der gewünschten Waaren oder dr an ihn abgeschickten Produkte zu übermitteln; die Benutzung yon “Conjuncturen“ lag völlig ausser seinem Bereiche. — Das Crejit- und Wechselwesen war selbstverständlich gleichfalls sehr unlus- gebildet, die Handelsbeziehungen des Binnenlandes mit den Hifen bewegten sich vielmehr innerhalb der Grenzen des Tauschhanfels- Systems. Der Kaufmann von Mendoza oder Tucuman schick® sei- nem Correspondenten in dem Hafenorte die im Laufe des eingehandelten Produkte und empfing dagegen überseeische Dann und wann entschloss er sich die Produkte persönlich zu . verkaufen und Einkäufe selbst vorzunehmen, aber diese) direcete Berührung des Binnenländers mit dem Hafenstädter träg nicht immer dazu bei, das Gefühl der nationalen Zusammeng&örigkeit bei ihnen zu stärken. Letzterer vermeinte dem einfacher Provir- zialen in aller und jeder Hinsicht überlegen zu sein und beinspruchte in Folge dessen ein Uebergewicht, eine Art Hegemorie auch in, politischer Hinsicht, was ihm der Binnenländer, der Provinzmann, nicht zugestehen wollte. Dieser war sich seines wirklichen Werthes, seiner Gleichberechtigung wohl bewusst, konnte sich aber nicht der Einsicht verschliessen, dass er in der That minder begünstigt sei als sein an dem La Plata wohnender Mitbürger./ Er sah darin eine Ungerechtigkeit, welches Gefühl dann und wann wohl auch in Bitterkeit überging, wenn er wahrzunehmen glaubte, man liesse ihm die persönliche Achtung nicht zu Theil werden, auf welche er Anspruch erheben dürfe. Die Bürgerkriege, unter welchen Argentinien früher zu leiden hatte, sind daher zu gutem Theile auf mangelnde Verkehrswege zurückzuführen; denn dieser Mangel liess die imnern Provinzen nicht zur Blüthe gelangen, er gestattete nicht, dass sie, die politisch vollständig gleichberechtigt mit den Küstenprovinzen sind, gleichen Schritt hielten mit deren Aufschwung, wodurch auf der einen Seite missgünstige, auf der anderen überhebende Gefühle hervorgerufen. wurden. So gestaltete sich im Argentiner Lande der Ausbau des Com- municationsmittel-Systems zu einer Frage von der grössten politi- schen Tragweite. Die Eisenbahnen, der Telegraph, die Chausseen haben hier eine doppelte Bedeutung : sie sollen Handel und Industrie beleben— an manchen Stellen des ausgedehnten Länder- complexes selbst erst erwecken — die bis in die entlegensten Winkel der Republik führenden Heerstrassen des Fortschritts auf allen Gebieten sein, zugleich aber sollen ihre Gleise und Leitun-_ gen ebensoviele Bänder darstellen, welche die vierzehn Bundes- staaten der Argent. Republik untereinander und zu einem Ganzen fest verketten, während die durch sie theils hervorgerufene, theils verstärkte Interessen -Gemeinschaft auf materiellem Gebiete das. 335 Naterial abzugeben hat, mit welchem sie zu einem homogenen Giunzen inniger verkittet werden, als dieses die föderative Bundes- Vrfassung thut. Venn auch unausgesprochen, so ist sich das Argentinische Volk dieer hohen Bedeutung des Ausbaus des Eisenbahn- etc. Netzes doc, wohl bewusst, denn nur in dem Vorhandensein dieses Be- wussseins findet man die Erklärung für die Opferfreudigkeit, mit welcler das Land der ..Förderung dieser Aufgabe sich hingiebt. Millinen werden jährlich auf den Fortbau der bereits begonnenen Schiemnwege verwendet, und doch vergeht keine Congress-Session, ohne «ass neue grossartige Eisenbahnbauten votirt würden. Wo nur imner ein auftauchendes Eisenbahnproject die Förderung der Landes-Interessen wahrzunehmen scheint, da sind auch sofort die Bundes-3ehörden bereit, ihm durch Gewährung einer Garantie der Verzinzwg des Anlage -Capitals mit 7% pr. Jahr die helfende Hand zu bieten. Unsere beigegebene Karte zeigt, dass wir Eisenbahnen bauen nach entlesenen Orten, wo erst der Handel, die Industrie, ja selbst die Ausbeutung der Naturreichthümer anzuregen sind, mit- hin die Waıscheinlichkeit vorliegt, die Bahn könne nicht in den ersten Jahren die Höhe des garantirten Zinsertrags abwerfen; und doch haben weder der Congress noch die Regierung Bedenken getragen, noch hat das Volk seine freudige Zustimmung versagt, die jetzige Generation mit aus derartigen Anlagen nothwendiger- weise erwachsenden Lasten zu beschweren, damit die kommende die materiellen Vortheile aus ihnen ziehe. Von diesem Gesichtspunkte aus hat man mehr als eine Eisen- bahnanlage in der Argentinischen Republik zu beurtheilen. Dieselben verdanken theilweise weniger den derzeitigen Bedürfnissen des Han- dels ihr Entstehen, als dem ernsten Willen des Argentinischen Volkes: seinem Lande eine grossartige Zukunft zu sichern. Vor zwanzig Jahren hatte das Dampfross noch nicht begonnen, dem ausdauernden Argentinischen Pferde Concurrenz zu machen, und heute sind bereits 2000 Kilometer Schienenwege dem Verkehr zugänglich gemacht, nämlich: Spurweitel| Länge > Meter. Kilometer. Argentinische Centralbahn (von Rosario nach Cördoba); 1,68 396,06 Buenos Aires Westbahn (Buenos Aires nach Chivilcoy He ENbZWEISUngen); .. de daran dene an 1,68 174,69 Derselben Zweigbahn von Merlo nach Lobos;—....... 1,68 68,43 Buenos Aires Südbahn (Buenos Aires nach Dolores); .. 1,68 211,39 Derselben Zweigbahn von Altamirano nach Las Flores; 1,68 119,95 Buenos Aires Nordbahn (Buenos Aires nach Tigre, ınit Abzwei g nach den Quais von San Fernando) 1,68 28,98 - Buenos Aires-Ensenada Bahn .....cccccccccnacan. 1,68 56,50 Argentinische Ostbahn (Concordia nach Monte Caseros)|| 1,44 154,56 Argentinische Andes-Bahn (Villa Maria, Rio Cuarto, 1a Mercedes)nnn ad A ee Primer Entre-Riano Bahn (Gualeguay - Puerto Ruiz). Central Nordbahn, Cördoba- Tucuman (die drei ersten Sectionen von Cördoba nach Las Caäas).......... *) Buenos Aires-Campana Bahn.............cercesen0.n In Betrieb, zusammen.. (resp. 1211,3 englische Meilen). In Bau befinden sich: *%*) Central Nordbahn, 4te Section von Las Cafias nach ucmmanlı 64 eure a Er ee lien Nee BACHRANZUNNN a ee RN EL sn A In Baur... Concession ertheilt wurde von zustän- diger Seite für den Bau nachstehend verzeich- neter Eisenbahnen: | Buenos Aires Südbahn, Zweigbahn von Cafuelas nach Tan en re Buenos Aires Westbahn, Verlängerung von Chivilcoy MACHÄTNINN. 10. Sea eajore ee lee teens eher +) Buenos Aires Westbahn, Verlängerung von Chivil- TOV/mach BTagado.. le Ka ee ehe Las Heras—Navarro—Veinte y cinco de Mayo Bahn (Provinz Buenos. Ares)... ein ee | Buenos Aires— Rosario Bahn............ccceeccccc. Zweigbahnen derselben (Zarate, Baradero, San Pedro, Spurweite Meter. Länge Kilomecer. Rojas, Arrecifes, Pergamino).........2..2..2c2..... Colonial-Bahn (Provinz Santa F6).................... | Buenos Aires- Rio Lujan Bahn .................... | Belgrano - San Fernando Bahn (Prov. Buenos Aires)..| Gran Chaco Bahn (Rosario -Colonie Esperanza -San- tiago'del-Eistero) Stau. u N a ER‘ Patagones-Salinas Bahn (Prov. Buenos Aires)........| Argentinische Ostbahn, 2te Section: Monte Caseros nach Mercedes (Provinz Corrientes).......222222... Uruguay-Paranä Bahn (Prov, ale ie) UHR Concordia - Campichuelo - Gualeguaychü Bahn (Provinz BATENRIOB): see ee ei Interoceanisch - Transandinische Bahn, lte Section, Be Aires-VillaMercedes (Prov. San Luis) - San N EN en ANROARSn Dieselbe, 2te Section (San Juan-resp. Mendoza- Andes Bahn, bis zur chilenischen Grenze) .....zuer2222... *) Deren Verkehrseröffnung stand im Januar 1876 bevor. **) Soll März 1876 vollendet sein. *) Bereits in Bau. 135,24 90,16 51,52 120,75 298,66. 388,82 60,00 64,40 19,80: 713,23 33,80 146,51 249,35 199,64 1165,64 257,60 337 Spurweite| Länge Meter. Kilometer. Corrientes-Mercedes Bahn (Provinz Corrientes)...... 1,00 235,06 Argentinisch - Bolivianische Bahn (Punt» del Negro biszur bolivianischen Grenze)...................... | 1,00 434,70 Cördoba-Saldan Bahn (Provinz Cördoba)............ 1,00 19,32 Concessionirt....| Be 4704,40 Vom Congresse wurde decretirt der Bau der Tortoralejas (Station der Cördoba-Tucuman Bahn)- Rioja-San Juan Bahn, mit Zweigbahn nach der Dada Oatamarca ee lteab eine 1,00 708,40 Tucuman-Jujuy Bahn, mit Zweigbahn nach der Stadt SE RE EA Hr NER 1,00 354,20 Der Imaet 1062,60 Von denvielen projectirten Bahnen, deren Concession bei den zuständigen Behörden nach- gesucht wurde, sollen nur genannt werden: Buenos Aires Wes:bahn, Verlängerung von Bragado Tach@Nuevexderdultomn ne ee ee 1,68 63,13 Dto. Dto., Verlängerung Lobos-Saladillo...... 1,68 80,50 Ensenada-Magdalena Bahn (Provinz Buenos Aires) .. 1,68 41,86 Junin-Rojas Bahn (Provinz Buenos Aires).......... 1,68 40,25 Azul-Bahia Blanca Bahn (Provinz Buenos Aires)... 1,68 338,10 Bahia Blanca - Salinas Grandes Bahn (Prov. Buenos DR ER 1,68 241,50 Buenos Aires- Transandinische Bahn (Chivilcoy-Plan- CHOD-BasA) ea erela een feeds de ie sianren 1,68 933,80 Cafias (Station der Cördoba-Tucuman Bahn)-Santiago deimiisteror A ee ee een een 1,00 93,38 Dolores-Tuyü Bahn (Prov. Buenos Aires)............ 1,68 70,00 Dolores-Tandil Bahn (Prov. Buenos Aires) ........... 1,68 170,00 Brojeohixt (case. || — 2405,45 Die in den Jahren 1874 und 1875 im Lande und speciell in seiner Haupt-Handelsstadt, Buenos Aires, herrschende Handelskrisis hat zwar die Ausführung mancher projectirten Bahn-Anlagen auf fernere Zeiten verschoben, doch unterliegt es keiner Frage, dass in Berücksichtigung der wahrhaft glänzenden Resultate, welche trotz der Geschäftsstockung die Bahnen in der Provinz Buenos und — im Verhältniss — sämmtliche Argentinische Bahnen in ge- nannten Jahren erzielten, die Privat-Speculation sich dieses in einem Lande, wo die Boden-Üonfiguration der Anlage keinerlei technische Schwierigkeiten entgegensetzt, so überaus versprechen- den Unternehmungs-Zweiges mehr und mehr bemächtigen werde. Zeigt doch z. B. die von einer englischen Gesellschaft "erbaute und betriebene „Buenos Aires Südbahn“, welch’ sichere und lucra- 99 .n 338 tive Anlage eine entsprechend geleitete Eisenbahn im Argentiner Lande dem ausländischen Capital bietet, worüber der Courszettel der Londoner Börse den unzweideutigsten Beleg beibringt. Einige rähere Angaben über unsere Hauptbahnen werden hier am Platze sein. Die älteste der Argentinischen Bahnen ist die „Buenos Aires Westbahn“, Eigenthum der Provinz Buenos Aires, welche sie durch ein von der Regierung mit Genehmigung der Provinzial- Legislatur ernanntes Directorium verwalten lässt. Die Tarifsätze dieser Bahn, die, weil Staatsbahn, weniger auf hohe Einnahmen zu sehen hat, sind die niedrigsten aller Argentinischen Bahnen, trotzdem erzielte sie im Jahre 1874 einen Reingewinn von 9,61 Procent des Anlage-Oapitals, das 6,105,489 Patacons beträgt. Im Jahre 1857 wurde die erste, kaum über das Weichbild der Stadt Buenos Aires gehende Strecke dem Verkehr übergeben und erst 1867 vollendete man das Schienengleis bis nach Chivilcoy ; die Zweigbahn Merlo-Lobos wurde im Jahre 1870 eröffnet. Den amt- lichen Ausweisen zufolge beförderte die Bahn in den Jahren. Passagiere. Tonnen Fracht. 1870; ur u 739035 174638 1871 et 1064207 *) 140484 1872... 0er 820537 151714 1 One ar 990484 211068 1B7A N... oe 961324 225455 Ihre Einnahmen und Ausgaben betrugen, in Patacons: Brutto - Einnahme, Betriebskosten. Netto - Einnahme. Verzinsung. LO URE Reden 914141 514761 399380 9,800 Ey RR 1032958 6281601 404857 8,61 °/, IRT Zn en 1081698 672138 409955 8,240), lO7B2 ar ee 1300773 961162 539611 9,520), 1874 20er 1324872 731120 593752 9,61% Der Bau der „Buenos Aires Südbahn“ wurde im Jahre 1862 einer englischen Gesellschaft erlaubt und derselben Seitens der Provinzial-Regierung von Buenos Aires eine Zinsgarantie von 73 auf das Anlage-Capital gewährt. Später wurde diese Unter- stützung auf Antrag der Gesellschaft in eine Bausubsidie von 500 Pfund Sterl. pro englische Meile verwandelt und zugleich der Gesellschaft das Recht der Anlage von Zweighahnen und Ausdeh- nung der Hauptlinie — jedoch ohne Staatshilfe— ertheilt. Im Jahre 1865 erfolgte die Eröffnung der Linie von Buenos Aires bis nach Chascomus, im Jahre 1871 bis zu den Ufern des Saladoflusses und *) Diese bedeutende Zunahme des Personenverkehrs wurde durch das zu An- fang jenes Jahres erfolgte Auftreten des Gelben Fiebers in der Stadt Buenos Aires verursacht, da dadurch die Einwohner der Stadt bewogen wurden, ihren Wohnsitz zeitweilig in den in der Nähe liegenden Camrstädten zu nehmen. 339 im folgenden Jahre bis nach Carmen de las Flores. Bald darauf wurde auch die Strecke nach Dolores dem Verkehr übergeben und binnen Kurzem wird die Locomotive ihren Einzug in das Pampa- Grenzstädtchen Azul halten. Das Bau-Capital der drei ersten Sec- tionen beträgt 5,975,844 Patacons. Im Jahre 1870, also nur auf der Strecke Buenos Aires-Chasco- mus, beförderte die Bahn 216933 Personen und 52216 Tonnen Fracht, und wurde eine Einnahme erzielt von 656001 Patacons; die Betriebskosten betrugen 336566 Patacons (51,34 Procent), blieb mithin eine Netto-Einnahme von 319435 Patacons. In den folgenden Jahren stiegen diese Zahlen — für die ganze Bahnlänge — auf f e Personen. Tonnen Fracht. Brutto-Einnahme, Betriebskosten Netto-Einnahme, 18712... 311246 86903 891834 Pts. 482346 Pts. 409488 Pts. lS7ea..: 424705 98238 1044487 * 537487 “ 470829 STE sr. 924214 103822 1126187 “ 6567.19 = 489462 * Einer anderen englischen Gesellschaft wurde, gleichfalls von der Provinz Buenos Aires, die Concession zum Bau eines Schienenweges von der Stadt Buenos Aires nach Tigre, einem Städtchen am Flusse gleichen Namens ertheilt. Diese, die „Buenos Aires Nordbahn‘, vermittelt unter andern auch einen Theil des Passagierverkehrs nach den Paranä-Häfen. Um die Beschwerlichkeiten der Einschif- fung auf der Rhede von Buenos Aires zu vermeiden, gehen nämlich die meisten Passagierdampfer vom Tigre ab, welches mit dem Paranä in Verbindung steht, und benutzen daher die Reisenden die Nordbahn, um nach dem Einschiffungshafen zu gelangen. Dem Verkehr wurde die Bahn im Jahre 1865 übergeben, ihr Bau-Capital, auf welches die Provinzial-Regierung eine Zinsga- rantie von 7 Procent gewährt hat, beträgt 1506000 Patacons. Die Bahn beförderte resp. hatte eine Einnahme: . Personen Tonnen Fracht. Brutto Einnahme. Betriebskosten Netto-Einnahme, 18102... 407703 18152 251826 Pts. 156138 Pts. 95688 Pts. 130. 631611 14387 366577 * 173085 * 193492 * 1S1222.. 542209 15429 316630 “ 181069 * 135561 * 18732... 691656 35930 334918 * 187906 “ 147012 * 1374...: 495505 *) 43541 332786 * 188939 “ 143847 “* Die „Buenos AiresEnsenadaBahn“ wurde Ende des Jahres 1872 in ihrer ganzen Ausdehnung dem Verkehr übergeben, nach- dem sie mehrere Jahre hindurch nur bis zu den Vororten La Boca und Barracas ging. Das angelegte Oapital erreicht den Betrag von 3430000 Patacons, in welcher Summe die Anlagekosten von *) Die Abnahme des Personenverkehrs im Jahre 1874 ist wohl auf die Anlage einer Pferdebahn nach der Vorstadt Belgrano, deren Verbindung mit Buenos Aires bis dahin fast ausschliesslich die Nordbahn vermittelte, zurückzuführen. 340 Quais und Hafenarbeiten in Ensenada inbegriffen sind. Die End- station Ensenada bietet nämlich selbst Seeschiffen mit bedeutendem Tiefgang den Vortheil, unmittelbar an die Quais anlegen, mithin ihre Ladung direet in die Eisenbahnwagen abgeben zu können, und da der Central Bahnhof in Buenos Aires neben dem Haupt- Zollgebäude liegt und die Frage, ob eine Hafen-Anlage in Buenos Aires, ohne unverhältnissmässig grossen Kostenaufwand zu verur- sachen, möglich sei, immer noch nicht in ganz befriedigender Weise gelöst ist, liegt die Möglichkeit, um nicht zu sagen Wahr- scheinlichkeit vor, Ensenada werde der eigentliche Hafen von Buenos Aires werden. Die Betriebsausweise der Bahn ergaben für | Beförderte 5 Prutto- Betriebskosten Netto-Einnahme. Personen. | Tonnen Fracht Einnahme 1873....| 647947 99491 1305609 Pits. 716072 Pts. 589537 Pts. 1874... | 681867 115183 1407734 * 795892 “ 611842 * wobei zu berücksichtigen ist, dass diese Bahn in Verbindung mit der grossen Buenos Aires Südbahn steht und viele Passagiere befördert, welche später auf die Südbahn übergehen. An dem Bau der „Argentinischen Oentral Bahn“ wurde im Jahre 1863 begonnen und die ganze Strecke im Jahre 1870 dem Verkehr übergeben. Die National - Regierung gewährt eine Zinsgarantie von 7 $ auf das Bau-Capital, das zu 6400 Pfund Sterling pro englische Meile zu diesem Behufe angenommen wurde. Befördert, resp. eingenommen wurden: Personen. Tonnen Fracht. Brutto-Einnahme. Betriebskosten. Netto-FEinnahme. 13 71R% 48853 32281 732018 Pts. 366009 Pis. 366009 Pt». 18720 67644 56781 715563 “ 339492 * 442071 * 1873.6.% 68581 59873 812165 “ 364435 * 447130 Für das Jahr 1874 lagen noch keine näheren Ausweise vor. Die „Argentinische Ostbahn“ (Concordia- Monte Caseros) ist erst Mitte 1875 dem Verkehr auf der ganzen Strecke übergeben worden. Die englische Gesellschaft, welche sie erbaute und in Betrieb hat, geniesst gleichfalls eine Zinsgarantie von 7 Procent auf das Bau-Capital, das zu 4704000 Patacons angegeben wird. Die „Argentinische Andesbahn“ wurde für Rechnung der Central Regierung mit einem Kostenaufwand von 1971900 Patacons erbaut und bis Villa Mercedes (Provinz San Luis) Ende October 1875 eröffnet. Die „Buenos Aires Campana-Bahn“ steht ihrer Vollendung schon so nahe, dass sie hier in der Rubrik „im Betrieb befindliche Bahnen“ aufgeführt werden kann, obgleich die beigegebene Karte sie als noch in Bau begriffen bezeichnet. Der betreffenden Ge- sellschaft wird gemeinschaftlich von der Bundes-Regierung und der Regierung der Provinz Buenos Aires eine Verzinsung von 78 341 des zu 41670 Patacons pro englische Meile angenommenen Bau- Capitals garantirt. Von der „Central Nordbahn“ (Cördoba-Tucuman) befinden sich die drei ersten Sectionen in Betrieb. Die Bahn wird für Rechnung der Bundes-Regierung gebaut und sind die Anlagekosten auf 25116 Patacons pro englische Meile angenommen. Das Gleis der Bahn ist, wie oben angegeben, schmalspurig, daher die ge- ringen Baukosten, deren Totalbetrag auf 83 Million Patacons veranschlagt ist. Der Bau der zweiten Section— von Monte Caserosnach Mercedes in Corrientes — der „Argentinischen Ostbahn“ ist bereits ver- geben und eine Zinsgarantie Seitens der National - Regierung von % auf das zu 10000 Pfund Sterl. pr. englische Meile angenommene Bau-Capital, also 4,455,000 Patacons für die ganze Strecke, be- willigt. Gleichfalls ist die Concession ertheilt für die Verlängerung dieser Bahn bis nach der Stadt Corrientes; Kosten - Anschlag pro englische Meile 44845 Patacons, für die ganze Strecke: 6,188,000 Patacons. Die bedeutendste aller bis jetzt ertheilten Eisenbahn-Concessionen ist unzweifelhaft die betreffend die Anlage der „Interoceanisch- Transandinischen Bahn“, deren Bau, vom Argentinischen Congresse decretirt, den Herren J. Clark & Co. letzthin zuge- schlagen wurde. Die Anlage soll in zwei Sectionen zerfallen, deren erste von Buenos Aires auszugehen und die Pampa zu durchschneiden hat bis Villa Mercedes in der Provinz San Luis, und von dorten über San Luis und La Paz nach Mendoza event. San Juan. Ihre Länge wird 724 englische Meilen betragen und sind die Baukosten auf 21 Millionen Patacons berechnet. Als zweite Section hat sich an dieselbe eine von der Stadt San Juan über den „Los Patos“-Pass, oder von Mendoza über den „Uspa- llata“-Pass bis zur chilenischen Grenze führende Bahn anzuschlies- sen, bis wohin Chile sein Bahnnetz auszudehnen hätte, so dass ein Schienenweg von Buenos Aires nach Valparaiso hergestellt wäre. Die Kosten der zweiten Section werden bei einer Länge von 160 englischen Meilen auf 83 Million veranschlagt und hat Argen- tinien eine Zinsgarantie von 73 auf das Gesammt - Anlagecapital übernommen. Ferner sind vom Arsgentinischen Congresse verordnet (und die benöthigten Gelder bewilligt): die Anlagen von 1) einer Bahn von der Station Tortoralejas (Cördoba-Tucuman Bahn) nach San Juan über die Stadt Rioja, mit einer Zweigbahn nach der Stadt Catamarca: Kostenanschlag: 28962 Patacons pro englische Meile, für die ganze Bahn: 12,743,280 Patacons. 2) „Tucuman-Jujuy Bahn“, mit Abzweigung nach der Stadt Salta; Kostenanschlag 44845 Ptes. pro englische Meile, 9,865,900 Patacons für die ganze Bahn. Diese beiden, wie auch die zwei 342 Sectionen der Interoceanisch-Transandinischen Bahn sollen engspurig (1 Meter) gebaut werden. ' Es würde zu weit führen, wollte man alle die anderen conces- sionirten oder projectirten Bahnen in gleicher Weise besprechen. Geht doch schon aus den aufgeführten Details, trotz deren Kürze, zur Genüge die Grösse und Ergiebigkeit des Feldes hervor, welches sich der Speculation in diesem Zweige hier bietet. Bis jetzt be- theiligte sich an diesen Anlagen fast auschliesslich englisches Capital, doch steht zu hoffen, dass endlich auch die Capitalisten des europäl- schen Continentes zur Erkenntniss der Vortheile gelangen werden, welche ihnen — wie auf diesem Gebiete so noch auf vielen anderen — das Argentiner Land bietet, und ist in dieser Beziehung die ganz kürzlich erfolgte Eingabe französischer Capitalisten und Industriel- len, den Bau einer Eisenbahn von der Stadt Santa F& nach den in ihrer Nähe liegenden Ackerbau - Colonien betreffend, speciel hervorzuheben. Das Telegraphen-Netz Argentiniens hat unter der Verwaltung des Herrn Sarmiento rasch seine Fäden über das ganze Lard gesponnen. Die Ausdehnung der verschiedenen Leitungen beträgt 7613,69 Kilometer in Betrieb und 3276,52 Kilometer theils in Bau, theils concessionirt und projectirt. Gleich den Eisenbahnen hat auch der Telegraph hier eine wichtige politische Rolle zu spielen, und sind die Resultate, welche das Land in dieser Be- ziehung bereits aus ihm gezogen, nicht hoch genug anzuschlagen. Früher bedurfte es mehrerer Wochen bis eine Nachricht aus den entfernten Landestheilen an den Sitz der Bundesregierung gelangte, ein Uebelstand, der von den politischen Parteigängern oft genug zum Schaden des Landes ausgebeutet wurde. Fiel es nämlich einem solchen Caudillo ein, in einer der entlegenen Provinzen ein „Pro- nunciamiento“ zu veranstalten, so durfte er, wenn er nur einiger- maassen Unterstützung seitens der betreffenden Bevölkerung fand, wenn nicht immer auf Erfolg, so doch gewöhnlich auf Straflosig- keit rechnen, denn die zunächst betheiligte Provinzial-Regierung war nicht in allen Fällen in der Lage, den Aufstand aus eigener Kraft zu unterdrücken, resp. die Insurgenten, wenn besiegt, die Schwere des Gesetzes fühlen zu lassen. Die Nachbar-Provinzen dürfen ohne Anordnung der Central- Regierung einer von Innen bedrohten Provinzial-Regierung nicht bewaffnete Hülfe leisten, mithin war eine jede Regierung so lange auf ihre eigenen Kräfte angewiesen, bis die Bundes-Regierung von dem ihr — unter gewis- sen Beschränkungen — zustehenden Rechte Gebrauch machte und für die gesetzlichen Provinzial-Behörden eintrat. Aber bis dies geschehen konnte, bis die betreffenden Anordnungen an Ort und Stelle gelangten, vergingen früher in manchen Fällen sechs bis acht Wochen, in welehem Zeitraume der Aufstand nicht nur voll- 343 ständig gesiegt, sondern auch durch Zustimmung einer neu ein- berufenen Provinzial-Legislatur die neue Gestaltung sich so be- festigt haben konnte, dass manchmal die Bundes-Regierung sich einem „fait accompli“ gegenüber sah, dem sie Rechnung zu tra- gen hatte. Es ist hierbei zu bemerken, dass in den seltensten Fällen derartige Pronunciamientos direet gegen die COentral-Re- gierung gerichtet wurden, die Caudillos unterliessen es vielmehr nie, ihre Ergebenbeit der National-Regierung gegenüber in ihrem immer pompösen Aufrufe speziell zu betonen und den Aufstand als eine rein lokale Bewegung hinzustellen, wie denn auch durch- weg allen diesen sogenannten „INevolutionen“ persönliche Motive zu Grunde lagen. Oft genug selbst gaben die Aufständigen an, sie handelten im Einvernehmen mit der Bundes-Regierung, kurz, sie bauten ihren ganzen Plan auf die den Ort der Bewegung vom Sitze der Ocntralgewalt trennende Entfernung. Der Telegraph hat nun diesem Unwesen in einer Weise gesteu- ert, dass man die früher so häufigen Lokal-Pronunciamientos als einen überwundenen Standpunkt bezeichnen muss, denn die Par- theigänger wissen, dass noch bevor sie ihr unvermeidliches Mani- fest „an das Volk“ zur Hälfte vorgetragen hätten, der Telegraph der nächst stehenden Bundesheer-Abtheilung Befehl übermitteln, sich marschfertig zu machen, während er gleichzeitig einflussrei- chen Personen der betrefienden Oertlichkeit von den Absichten der Central - Regierung Kenntniss geben würde. Unter solchen Umständen aber hört ein Pronunciamiento auf, ein gefahrloses Vergnügen zu sein, und so haben die früher häufigen Provinzial- Revolutionen ein Ende erreicht, zum Besten des Landes, oder eigentlich seines Kufes im Auslande. Mit den hiesigen Verhältnis- sen unbekannt, war man nämlich im Auslande nur zu geneigt, solehen Ruhestörungen grössere Bedeutung beizumessen, als sie in Wirklichkeit besassen; man stellte die hiesigen Revolutionen — in Bezug auf ihre Rückwirkung auf Handel und Wandel — auf eine gleiche Stufe mit denjenigen, wie sie in europäischen Ländern zuweilen vorkommen, während doch eine hiesige Pro- vinzial-Revolution kaum mehr Bedeutung hatte, als eine Minister- krisis in den alten Staaten. Die Staatstelegraphen haben einen gleichmässigen Tarif für alle Entfernungen innerhalb der Landesgrenzen. Das einfache Tele- gramm besteht aus zehn Worten und kostet, einschliesslich der Adresse des Empfängers und des Absenders, 25 Centavos oder ein Viertel Patacon. Im Jahre 1870 wurden auf allen Staatstelegraphen nur 6640 Telegramme befördert, im Jahre 1871 — 61,429 en ke en ey: STB 170,823 »„ ».. 1874 — 262,37 344 Aber nicht nur das Inland wird nach allen Richtungen von Telegraphen-Leitungen durchkreuzt, auch mit den- anderen Län- dern der Welt stehen wir in directer telegraphischer Verbindung. Die erste die Grenzen des Landes überschreitende Telegraphen- leitung wurde von einer englischen Gesellschaft angelegt, welche den electrischen Draht zur Ausbeutung des so regen Verkehrs zwischen den Handelsstädten Buenos Aires und Montevideo be- nutzte, beide Städte durch eine submaritime resp. subfluviale Lei- tung verbindend. Diesem sich ausgezeichnet rentirenden Unter- nehmen schloss sich bald ein anderes an, dessen Drähte die schneebedeckten Cordilleren übersteigen und Buenos Aires mit Valparaiso und dadurch mit den anderen Haupt- Westküstehäfen verbindet. Dann wurde auch an die Herstellung einer telegra- phischen Verbindung mit der alten Welt gedacht und heute stehen wir im täglichem Verkehr mit derselben. Die beigegebene Karte giebt näheren Aufschluss über die Rich- tung der verschiedenen Leitungen. Viel Geld wurde auf die Herstellung von Fahrwegen innerhalb der Republik verwendet, eine Aufgabe, welche bis jetzt fast aus- schliesslich der Bundes - Regierung zufällt, die auch nach den Städten, welche noch ausserhalb des Schienennetzes liegen, regel- mässige Postwagenfahrten zu unterhalten, beziehentlich zu subven- tioniren hat, und im Jahre 1874 die Summe von über 140,000 Patacons zu diesem Zwecke verausgabte. Die Regelung des Postverkehrs ist in einem Bande, wo so grosse Entfernungen die einzelnen Volkscentren von einander tren- nen, eine sehr verwickelte Aufgabe, deren befriedigende Lösung vor Allem Zeit und Ausdauer erheischt. Auch für die Brief- Beförderung besteht ein einheitlicher Satz von 5 Centavos für den einfachen Brief von 8 Grammen, — mit Ausnahme der amtlichen Correspondenz und der von und mit im activen Dienste stehenden Militärpersonen, welche portofrei sind— und zwar nicht nur für das Inland, ohne Rücksicht auf die Entfernung, sondern auch für nach ausser dem Lande, wobei zu bemerken ist, dass, da nur Postverträge mit den Republiken Uruguay, Paraguay, Bolivien, Chile und Peru bis jetzt in Kraft getreten sind, die nach anderen Ländern gehenden Postsendungen am Ort ihrer Bestimmung dem dortigen Posttarif unterworfen werden. Erst in neuester Zeit hat man mit dem Abschluss von transatlantischen Post - Conventionen begonnen, zuerst mit den Vereinigten Staaten N. A., dann mit Spanien, und mit Deutschland sind desfallsige Verhandlungen eingeleitet, wie es denn auch in der Absicht unserer Postbehörde liegt, dem Berner Postvertrag beizutreten. 345 Bis vor Kurzem hatten England und Frankreich, welche vom Staate subventionirte Postdampfschiff-Fahrten mit hier unterhielten und unterhalten, in der Stadt Buenos Aires eigene mit den resp. Consulaten verbundene Postbureaux, in welchen die Frankatur von mit ihren Dampfschifien nach anderen Ländern zu versenden- den Briefen beschafft werden konnte. Ein Ausgangsporto lastete dabei nicht auf den Postsendungen, während die ankommende Correspondenz dem hiesigen Postamte zur Vertheilung übergeben wurde und dasselbe ein Eingangsporto erhob. Seit der auf Betrieb der Argentinischen Regierung erfolgten Schliessung dieser Bureaux, ist ein Ein- und Ausgangsporto von 5 Centavos (für den einfachen Brief von 8 Gramm), auch für durch jene Dampfschiffe vermittelte Correspondenz zu entrichten, ohne dass Frankatur nach Europa anders denn auf indirectem Wege zur Zeit zu bewerkstelligen wäre. Zeitungen und nicht illustrirte Zeitschriften werden von der Ar- gentinischen Post, sowohl in ihrem ganzen Bezirk als auch nach Aussen, unentgeldlich befördert, weder Porto noch Postprovision ist für solche Sendungen zu entrichten. Ende 1874 waren der General-Postdirection, die ihren Sitz in der Stadt Buenos Aires hat, 298 Postbureaux unterstellt, von wel- chen nicht weniger als 78 in demselben Jahre errichtet worden waren. Von der Gesammtzall kommen auf die Provinzen Bue- nos Aires 101, Cördoba 17, Corrientes 31, Catamarca 8, Entre Rios 18, Jujuy 13, Mendoza 6, Rioja 16, Santa Fe 31, Salta 21, San Luis 10, Santiago 5, San Juan 6, und Tucuman 15 Bureaux. Nachstehende Tabelle giebt eine Uebersicht des im Jahre 1874 stattgefundenen Postverkehrs der Republik. Amtliche ö Briefe Drucksachen | Sendungen JEinnahmer | Ausgaben Empfangen | Befoerdert | Empfangen| Befeordert | Empfangen | Befoerdert Patacons Patacons Buenos Aires..115008241450353} 776169 924991} 56429 81728]119354.071 78297.80 Santa Fe..... 190704| 206725 119690, 1696911 13882 241} 14570.28] 15560,33 Entre Rios....j 107371) 106907| 78510) 512471 11515 105441 9771.88} 11799.16 Cördoba....... 74856| 757981 495581 42362 3024 2564| 8914.90} 10220.20 Corrientes ....| 46674) 48152] 31615) 16555 55ll 5l64]| 3346.581 7766.— Mendoza.......]i 34447| 35686] 235011 13770 1787 18591 2525.61] 6856.37 Tueuman......| 23061] 27072] 25943| 16368 1570| 1280| 1489.70| 2652.— San Luis...... 27559| 19168] 35536 8448 2936| 29101 1038.07| 2256.— Salt an 223533) 21838] 35849) 16863 2204 1749 917.351 6157.— San Juan.....| 20665) 20329| 25540 9731 1280| 1299| 1728.42] 2412. — Oje. 15113) 15141 18864 11402 4604| 4751 845.54] 2431.48 Uatamarca. ...[ 14151) 14147] 15743 8788 1605 2109] 1060.36] 3459.— Santiago... 41, 11014 9840| 14939 8962 1179 1323 863.92} 1680.— Ins... 6097| 6277| 11685 7839| 1525 1571| 605.74| 4920.— Zusammen. .|2096069|2057428 1263142 1307017 109051] 132092 167032.421156467.34 346 Wie ersichtlich, wurden im Ganzen nahezu sieben Millionen Post- stücke empfangen, beziehentlich befördert, von welchem Verkehr volle zwei drittel auf die Provinz Buenos Aires fallen, wie denn auch in dieser Provinz die Post beträchlich mehr Einnahmen als Aus- gaben aufweist. Jedoch ist zu beachten, dass fast alle Postsen- dungen von und nach überseeischen Ländern durch das Haupt- Postamt Buenos Aires laufen. Wie sehr bedeutend die Zunahme des Postverkehrs ist, ergiebt sich recht ersichtlich aus der Thatsache, dass das Haupt - Postamt in Buenos Aires im Jahre 1865: 992978 Poststücke beförderte und 1001564 empfing, im Jahre 1874 dagegen: 2060388 Poststücke aus- und 1936738 einliefen, mithin hat sich sein Verkehr in 10 Jahren gerade verdoppelt, Weiter oben wurde schon erwähnt, dass der Bundes-Regierung die Anlage von Fahrstrassen obliegt und auf diesen Zweig ansehnliche Summen jährlich verwendet werden, zu welchem Be- hufe ein Specialfond durch Ausgabe von „Wege und Brückenbau- Schatzscheinen“ (fondos de puentes y caminos) besteht. Leider legte bisher die ungemeine Ausdehnung des Landes in Verbindung mit der unbefriedigenden Organisation der „Oeffentlichen Baubehörde, “ der Instandhaltung der Chausseen viele Schwierigkeiten in den Weg, so dass manche mit grossem Kostenaufwande erbaute Stras- sen und Brücken oft schnell in Verfall geriethen. Mit der Neu- Organisation jener Behörde, welche am 1. Januar 1876 in Kraft tritt, dürfte in diesem Bezuge eine entschiedene Wendung zum Besseren sich geltend machen. Unsere Verbindungsstrassen mit den Westküste Staaten führen über die massigen Cordilleren, sind also von natürlichen Hindernissen so stark beeinflusst, dass in gewissen Jahreszeiten, wo die Schluchten, durch welche die Pässe sich winden, voll Schnee liegen, sie ganz ungangbar werden. Es giebt etwa zwanzig solcher Pässe, die von den Argentinischen Andes-Provinzen über die Cor- dilleren an die Ufer des Stillen Oceans führen, deren wichtigste der Uspallata und die Los Patos-Pässe sind. Es sollen in dem südlichen Theile des Gebirges so tiefe Senkungen vorhanden sein, um selbst zu Wagen von einer auf die andere Seite des Gebirges gelangen zu können, wie es denn auch feststeht, dass unter der spanischen Herrschaft mehrfach Wagenzüge aus Chile nach den Cuyo-Provinzen kamen. Ja, erst vor Kurzem holten die Bewohner der Stadt San Juan im Triumpf eine kleine Wagenkaravane in ihre Mauern, die von der Chilenischen Provinz Valdivia ausge- gangen war. Da zur Zeit der Haupt-Verkehr zwischen diesseits 347 und jenseits der Cordilleren in dem Zutreiben von in den Argen- tinischen Ebenen fettgewordenem Schlachtvieh und von Reit- und Lastthieren besteht, welche Züge, wenn auch mit mehr oder min- der grossem Verlust, die namhaft gemachten hochgelegenen Ge- birgspässe ohne allzugrosse Schwierigkeiten überschreiten könner, und man andererseits der Verwirklichung der bereits in Angriff genommenen Herstellung einer Schienen - Verbindung zwischen Argentinien und Ohile in der nächsten Zeit schon entgegensehen darf, hat die Argentinische Regierung die ihr obliegende Fürsorge für jene politisch wie comerciell so wichtige Verbindung auf die Anlage einiger Steinhäuschen, welche dem Reisenden Schutz. ge- währen sollen, an den Hauptpässen beschränkt. Aber es ist er- sichtlich, dass man diesem Punkte eine grössere Wichtigkeit bei- messen und durch entsprechend ausgerüstete Expeditionen alle Pässe der Cordilleren und speciell die zur Zeit in Vergessenheit gerathenen genau erforschen lassen sollte, wobei es sich ohne Zweifel herausstellen würde, dass mit verhältnissmässig unbedeu- tender Nachhilfe, nicht nur gefahrlose, sondern auch bequeme Fahrstrassen nach Chile hergestellt werden könnten. Besteht doch eine Glauben verdienende Ueberlieferung, dass eine Wasserstrasse durch die Cordilleren führe: der Riüihue-Pass (39°45’), der eine directe Verbindung der unter jener Breite zu beiden Seiten der Cordillere gelegenen See’n herstellen soll, indem der Valdivia- Fluss aus dem Rinihue-See abiliesst und ein Quellenarm des Rio Negro mit dem östlichen See in Verbindung stehen soll. Es kann diese kurze Schilderung der Land - Verkehrswege des Argentiner Landes nicht geschlossen werden, ohne der Pferde- Eisenbahnen zu erwähnen, welche, besonders in der Stadt Buenos Aires, einen unvergleichbaren Aufschwung genommen haben. In genannter Stadt bestehen (October 1875) sechs Pferdebahn-Gesell- schaften, deren statistische Ausweise für das Jahr 1874 (mit Aus- nahme von Bahn No. 2, welche nur Angaben für das zweite Semester gemacht hat) nachstehende Resultate aufweisen: 1) Die „Argentinische Pferdebahn“ legte 340,180 englische Mei- len in 58,810 Fahrten zurück und transportirte 1,441,389 Personen. 2) Vorstadt „Belgrano Pferdebahn“ hatte (im zweiten Halbjahre 1874) in Betrieb 35 Wagen und beschäftigte 153 Angestellte und 411 Pferde. Im angegebenen Zeitraume (Juli bis Dezember 1874) führten deren Wagen 41,892 Fahrten aus und befördeten 792,440 Passagiere. 3) „Boca und Barracas Pferdebahn“ beförderte 1,136,345 Passa- giere in 45,903 Fahrten, wobei 243,876 englische Meilen zurückgelegt wurden. 348 4) „Stadt Buenos Aires Pferdebahn“, die bedeutendste von allen, mit vielen Verzweigungen, die zusammen nahezu 52 Kilo-- meter Bahnlänge haben, beförderte 5,855,536 Personen. 5) Die „Central- Pferdebahn“ beförderte: 2,072,303 Personen in 64846 Fahrten. 6 Die „National Pferdebahn“ führte 86,642 Fahrten aus und transportirte 1,475,960 Personen. Der Fahrpreis beträgt innerhalb der Stadt Buenos Aires zwei Papierthaler (8 Centavos) und nach den Punkten ausserhalb des Weichbildes der Stadt 3, 4 und 5 Papierthaler, je nach der Ent- fernung.— Auch in anderen Städten der Republik, wie z. B. in Rosario, ist man mit Anlage von Pferdebahnen vorgegangen; doch haben dieselben begreiflicher Weise keine so grosse Ausdehnung erreichen können, als in der Volks-und Verkehrsreichen Metro- pole der La Plata Staaten. Kann mithin Argentinien mit Genugthuung auf die von ihm in so kurzer Zeit erzielten Fortschritte betrefts des Ausbaues seiner Landverkehrswege blicken, so lässt sich ein Gleiches leider nicht sagen in Bezug auf die Benutzung der Wasserstrassen, mit welchen die Natur die Republik ausgestattet hat. Es ist wahr, die das Argentinische Flachland durchziehenden Flüsse und Ströme wei- chen, wie schon in einem früheren Kapitel bemerkt, darin von denen mancher anderer Länder ab, dass sie kein stabiles Bett haben, auch sehr gewundenen Laufes sind, wodurch eine mehr oder minder grosse Wasservergeudung bedingt wird, die von Rückwirkung sein muss auf ihre Schiffbarkeit. Die Boden-Con- figuration ist Schuld an diesen Uebelständen; sie lässt aber zu- gleich eine Abhilfe als ungemein leicht zu bewerkstelligen erschei- nen: giebt es doch auf der ganzen Erde sicherlich nicht ein Terrain, das Kanal- Anlagen weniger technische Schwierigkeiten entgegensetze, als die Argentinische Ebene. Es kann daher keinem Zweifel unterzogen werden, dass in Bälde unser ausgedehntes Flachland ein Kanal-Netz aufweisen wird, das mit unsern Schie- nenwegen an Ausdehnung rivalisiren, an Bedeutung sie aber über- treffen wird. Denn nicht nur wird es die Frachten beträchtlich ermässigen, auch der Landwirthschaft und speziell dem Ackerbau wird—durch die dadurch gebotene Möglichkeit einer künstlichen Bewässerung im grossen Maassstabe—ein mächtiger Impuls gege- ben werden. In Bezug auf Verkehrs - Erleichterungen hat das Land vorerst seine Aufmerksamkeit zu wenden auf die Correction des Laufes seiner schiffbaren Flüsse; genügt doch ein Blick auf die Karte, 349 um die unendlichen Windungen und Krümmungen erkennen zu lassen, welchen unsere Flüsse ausnahmslos unterworfen sind. Oft würde ein Durchstich von nur wenigen hundert Meter Länge diese oder jene Wasserstrasse um vielleicht ebensoviel Kilometer abkürzen, und darf die Behauptung aufgestellt werden, durch eine sachgemässe Correction könne die Ausdehnung der" Bahn aller unserer Binnenflüsse um wohl die Hälfte ermässigt werden. Da- bei ist noch sehr zu berücksichtigen, dass durch solche Durchstiche nicht nur die zeitraubenden Krümmungen beseitigt, sondern auch zugleich ein tieferes Fahrwasser erzielt und ferner die continuir- liche Neubildung von Sandbänken in den Flussbetten ganz auf- hören oder doch beträchtlich sich vermindern würde. Ohne der vielen kleineren Ströme zu gedenken, die mit geringen Kosten, wenigstens in ihrem untern Theile, könnten schiffbar ge- macht "werden ‚„ sei hier nur auf die grosse Wichtigkeit einer regelmässigen Beschiffung der Flüsse Vermejo und Salado hinge- wiesen, die weitaus mächtig genug sind um’ seibst schwer bela- dene Flussschiffe auf ihren Rücken bis in die Provinzen Salta und Santiago del Estero zu tragen— wenn man sich nur entschliessen wollte, ihren launischen Abschweifungen nicht mehr ruhig zuzu- sehen. "Argentinien sollan Wassermangel leiden, aber in Wirklich- keit herrscht hier weit mehr der Mangel eines ernstlichen Stre- bens, die durchaus nicht so spärlich zugemessene Gottesgabe sich nutzbar zu machen. Die sich in der Ebene verlierenden, einsickern- den oder sich in salzige Lagunen ergiessenden Wassermassen würden mehr als ausreichen, ein die Pampas durchkreuzendes Kanalsystem zu speisen, wie denn mit Beispielen könnte bewiesen werden, dass an manchen Stellen des Landes in Folge von Ver- nachlässigung ein vorhandener Strom oder Bach jetzt weit weniger Wasser mit sich führt als früher, wo seine Wassermasse ausreichte zur künstlichen Bewässerung einer fünfmal und mehr ausgedehnten Strecke Landes, als die, welche heute durch ihn befruchtet wird. Diese Zustände oder, wie oben gesagt wurde: Uebelstände treten so klar zu Tage, dass eine gründliche Abhilfe nicht mehr lange aus- bleiben kann, und ist in diesem Bezuge bereits Hand an’s Werk gelegt worden, wenn auch noch viel zu thun übrig bleibt. So hat der Bundescongress die Niedersetzung einer Fachkommission angeordnet, welche sich speziell mit dem Studium der vorzuneh- menden Fluss-Correctionen zu beschäftigen hat, und ferner haben mehrere Provinzen, mit Beihilfe des Bundesschatzes, mit Kanali- sirungs- und Corrections-Arbeiten bereits begonnen. An Beseitigung der Hindernisse, welche die Beschiffung des Vermejoflusses er- schweren, arbeitet eine vom Staate mit Privilegien und Subsidien ausgestattete Privat-Gesellschaft, deren Dampfer zwar schon bis hoch hinauf den Fluss befahren, —bisin die Provinz Salta—aber jetzt noch unverhältnissmässig viele Zeit für die Tour beanspruchen. Die 350 Schiffbarkeit des Vermejo ist erwiesen, die des Saladoflusseskann gleichfalls nicht in Zweifel gezogen werden, nachdem ein nord- amerikanischer Marine -Offizier, Lieutenant Page, der Anfangs der fünfziger Jahre im Auftrage seiner Regierung den La Plata. und seine Zuflüsse erforschte, mit einem Dampfboote diesen Fluss eine ziemliche Strecke hinauf befahren und, seine Wichtigkeit erkennend, auch seinen oberen Lauf untersucht hat und darauf hin zur Ueberzeugung gelangte, der Fluss könne—nach erfolgten relativ unbedeutenden Correctionen—bis tief in die Provinz San- tiago beschifft werden. Schwer in’s Gewicht fällt dabei, dass die vorzunehmenden Wasserbauten in allen Fällen mit der grössten Leichtigkeit auszu- führen sind; weder Felsen sind zu durchbrechen, noch Höhen ab- zutragen, vielmehr dürfte in den meisten—wenn nicht in allen —Fällen die Anlage eines entsprechend tiefen und breiten Gra- bens in dem steinfreien weichen Pampasboden den angestrebten Zweck erreichen, und die ausgegrabene Erde würde an Ort und Stelle selbst, sei es zur Aufhöhung der Uferrände oder zur Aus- füllung von Terraindepressionen Verwendung finden; kurz: die betreffenden Arbeiten würden von jedem Fachmanne spielend zu bewältigen sein. Und demzufolge könnte auch der Kostenauf- wand ein nur geringer sein, der um so weniger zu beachten wäre, als durch Schiffbarmachung unserer Binnenflüsse und durch Kanalanlagen das Aufblühen jezt öde liegender Landestheile weit energischer befördert werden würde als durch sie durchkreuzende Eisenbahnen. — Namentlich gilt dies auch in Bezug auf die süd- lichsten Landesstrecken, welche von fünf mächtigen Strömen durch- flossen werden, deren Wassermassen es unzweifelhaft erscheinen lassen, dass sie auf grosse Strecken hin.schiffbar sind, sobald man einige Durchstiche unternimmt oder auch nur eine Bagger- maschine wenige Tage an ihren untern Stellen arbeiten lässt. — Der mächtige Paranä-Fluss ist selbst für Seeschiffe hunderte von Meilen hinauf schiftbar, wenn auch seine Beschiffung nicht eben zu den mühelosesten, namentlich für Segelschiffe gehört. Die vie- len Inseln, welche er umfliesst, machen die Fahrstrasse zu einer sehr gewundenen, und dann ist nicht nur der Wasserstand häu- figen und grossen Schwankungen unterworfen, es entstehen auch fort- während neue und verschieben sich die alten Sandbänke, so dass heute schon, das ist nach kaum zwanzig Jahren, die von dem oben eitirten Lieutenant Page gemachten Aufnahmen inmanchen Fällen nicht mehr zutreffend sind. Trotzdem stellt der Paranä eine grosse . Heerstrasse des Verkehrs dar und ohne Rast und Ruhe durchfur- chen seine trüb gefärbten Gewässer elegante Dampfschiffe, die jetzt ausschliesslich den Passagier- und den grössten Theil des Fracht- Verkehrs auf ihm vermitteln. Da die Schiffahrt auf den Argen- tinischen Gewässern für alle Flaggen frei ist, nehmen an diesem 35l Verkehr resp. an der Küstenschifffahrt viele Schiffe fremder Na- tionalität Theil, doch ist seit Kurzem die Argentinische Flagge die entschieden überwiegende, namentlich bei den Dampfschiffen. Unter den Segelschiffen, welche sich mit der Küstenfahrt beschäf- tigen — meist kleinere Fahrzeuge — führen viele die italienischen Farhen. Die Fahr- und Frachtpreise sind durchweg hoch; so kos- tet die Fahrt erster Cajüte nach Rosario (18 Stunden Reisedauer) 12 Patacons, nach Corrientes 30 Patacons; die Fahrpreise für Vor- derdeck betragen die Hälfte und ist in beiden die Beköstigung ein- begriffen. Dampfschiffs- Fracht nach Rosario 6, — nach Corrien- tes 14 Patacons pro Tonne. Für Segelschiffe ist keine feste Fracht- taxe anzugeben; sie beträgt je nach Umständen von 50 & 70 pro Cent der Dampfschifffracht. Auf dem Uruguayfluss ist der Verkehr nicht minder reg als auf dem Paranä, und mit Montevideo steht Buenos Aires gleichfalls in täglicher Dampfschiffs-Verbindung. Auch mit den an der Süd- küste gelegenen Ansiedlungen : Bahia Blanca, Patagones und Chu- but steht Buenos Aires in Dampfschifisverkehr. Der Fahrpreis erster Olasse nach den beiden erstgenannten Städten ist 32 Pata- cons, nach Chubut 45 Patacons, für 3te Classe 20, resp. 35 Pa- tacons. Auffallend lebhaft ist der Dampfschiffsverkehr zwischen Buenos Aires und den europäischen Häfen. Die Hauptlinien sind: DiealtetablirteSouthampton-Linie, welche monatlich zwei Dampfer nach hier schickt. Die Bordeaux-Linie, mit gleichfalls zwei Dampfer monatlich. Von Liverpool kommen im Monat drei, oftauch fünf und selbst sechs Dampfer an, ausserdem berühren die von dort nach den Westküstehäfen fahrenden halbmonatlichen Postschiffe auf ihrer Her- und Hinreise Montevideo. Hamburg sendet 2 Dampfschiffe monatlich nach hier und ferner läuft der monatliche Hamburg-Oallao-Dampfer immer Montevideo an. Marseille unterhält halbmonatlichen Dampfschifisverkehr mit Buenos Aires, Havre gleichfalls, wie auch Antwerpen. Genua, resp. Neapel senden im Monat 3 bis 5 Dampfer nach hier. Auch die Tour von Bayonne und Cadix nach Buenos Aires wird — allerdings nicht regelmässig — von Dampfschiffen befahren, und oft schieben die aufgeführten Haupt- Linien ein Extra- Schiff ein. Es kommt also auf fast jeden Tag im Monat ein Dampf- schiff aus Europa, und da dieselben meist die brasilianischen Hä- fen anlaufen, so stehen wir auch mit letzteren in fast täglichem Verkehr, der noch durch eine von Rio de Janeiro ausgehende Brasil-La Plata-Linie verstärkt wird. Die Passage-Preisse nach Europa betragen — jenach dem Landungshafen — 150 & 175 Patacs. für die erste Cajüte und die Hälfte für das Vorderdeck. Kapitel XVIII Handel und Industrie. In vorhergehenden Kapiteln wurde bereits der Hemmnisse ge- dacht, welche bis vor wenigen Jahren ein Aufblühen des Handels — wenn nicht geradezu verhinderten, so doch ungemein erschwer- ten, Hemmnisse, welche selbst heute zum Theile noch fortbeste- hen. Trotzdem aber und obgleich das Land noch so schwach bevölkert ist, haben dennoch in neuester Zeit seine auswärtigen Handelsbeziehungen rasch zugenommen und heute bereits eine Bedeutung erworben, welche Argentinien eine hervorragende Stel- lung unter den Handel treibenden Völkern anweist, wie diess zu Genüge der diesem Kapitel beigegebene Auszug aus den betref- fenden amtlichen Veröffentlichungen darthut, dessen Ausführlich- keit jedem Leser dieses Buches es ermöglichen soll, sich über den ihn speziell interessirenden Handelszweig genau zu unterrichten. Erst seit dem Jahre 1871 werden alljährlich amtliche Handels- ausweise veröffentlicht — die früheren Handels-Statistiken umfas- sen nur den Verkehr des Hauptzollamtes Buenos Aires — und wenn auch in jedem neuen Jahresberichte sich sehr wesentliche Verbesserungen und Erweiterungen geltend machen, so fehlt es dennoch bis jetzt an einer übersichtlichen Zusammenstellung un- serer auswärtigen Handelsbeziehungen, was zu dem Versuche an- regen musste, diesem Uebelstand durch den beigegebenen Anhang wenigstens theilweise abzuhelfen. Nur wenig ist zur Erklärung oder Erläuterung der Tabellen zu sagen. Vorerst ist darauf hinzuweisen, dass beim Eintragen in die Zoll- hausregister der Einfuhr-Waaren wie der zum Export gelangenden ER ITEELWERTEE SAPEIEEO 353 Landesprodukte diejenigen Länder als Versendungs-, resp. Em- pfangsorte angegeben werden, von, beziehentlich nach welchen jene verladen sind, woraus folgt, dass nicht in allen Fällen die in den Zollregistern einem Lande zugeschriebenen Waaren auch wirk- lich von demselben stammen oder von ihm erhalten werden. So firuriren unter den von England und Frankreich eingeführten Waaren viele, welche in Transit nach deren Häfen von anderen Ländern zur Weiterbeförderung nach hier gesandt wurden, wie andererseits manche Länder ihren Bedarf an Argentinischen Pro- dukten nicht direct von hier beziehen. Die Schweiz, z. B. unter- hält einen durchaus nicht unbedeutenden Importhandel nach hier, trotzdem aber verzeichnen unsere Handelsausweise auch nicht eine von der Schweiz empfangene Kiste Waaren. Belgien, seinerseits, steht obenan in der Liste unserer Abnehmer, irrig aber würde die Annahme sein, jenes I.and bezöge eine so bedeutende Menge Ar- gentinischer Rohprodukte für seinen eigenen Bedarf; es gibt viel- mehr einen sehr beträchtlichen Theil an Deutschland und den Norden des europäischen Oontinentes ab. Ferner ist noch zu be- merken, dass viele Schiffe von hier mit Landesprodukten nach einem englischen Canalhafen ausklarirt werden, die den betreffen- den Hafen aber nur „für Ordres“ anlaufen, d. h. um dorten ihren eigentlichen Bestimmungsort zu erfahren ; der Ladungseigenthümer will durch ein solches Verfahren sich die Möglichkeit sichern, die Ladung nach dem Markte dirigiren zu können, dessen jeweilige Preis- und sonstige Verhältnisse seinen Interessen am günstigsten sind. Solche Ladungen werden in die hiesigen Zollregister als nach England exportirt eingetragen, während sie doch nur in sel- tenen Fällen wirklich dorten eingeführt werden ; sie figuriren also gewöhnlich in den Einfuhrlisten eines anderen Landes. Es ist mithin erklärlich, dass die beiderseitigen Zollregister, d. h. die Ar- gentiniens und die der mit ihm in Handelsbeziehungen stehenden Länder, weder in der Einfuhr noch in der Ausfuhr immer über- einstimmen können. Unsere Tabellen weisen einen nicht unbeträchtlichen Import aus der Republik Uruguay nach, zugleich aber zeigen sie, dass die Einfuhr von dorten hauptsächlich aus Artikeln fremdländischen Ursprungs besteht. Zur Erklärung dieses Umstandes wird der Hinweis darauf dienen, dass viele der grösseren Handlungshäuser von Buenos Aires Filialen in Montevideo unterhalten zu dem Zwecke, Waaren dort in Zollverschluss auszuladen, um sie, je nach Convenienz, dorten oder hier einführen zu können. Ebenso- wenig als Argentinien uruguayische Produkte consumirt, bezieht das Nachbarland hiesige Erzeugnisse für seinen eigenen Verbrauch. Viele Schiffe aber, die in uruguayischen Häfen für transatlantische Märkte Ladung einnehmen, completiren dieselbe mit aus Argen- tinien stammenden Produkten, was um so leichter zu bewerkstel- 23 354 ligen ist, als an dem Uruguay-Fluss die zur Republik gleichen Namens "sehörenden Häfen durchweg Argentinischen gegenüber liegen. Den Kaufleuten, resp. den Verladern in letzteren macht es mithin mehr Rechnung, ihre Produkte nach dem an dem an- dern Ufer, also in unmittelbarer Nähe ankernden Export-Schiffe zu bringen, als sie nach dem entfernten Markte von Buenos Aires zu senden, woraus ihnen nicht nur grössere Frachtauslagen, sondern auch ziemlich hohe Platz-Spesen erwachsen würden. Auch von Chile emptängt Argentinien europäische Waaren. Un- seren Cuyo-Provinzen: Mendoza und San Juan wie auch Salta, bo- ten bisher die chilenischen Märkte zum Theil mehr Vortheile bei dem Bezug gewisser Artikel, als die Hafenplätze des eigenen Lan- des; denn trotzdem die von Chile hezogenen Waaren auf Maul- thierrücken die Cordilleren zu passiren hatten, liessen sie sich dennoch in manchen Fällen billiger und weit rascher auf den Ver- brauchsmarkt bringen. Mit der Vollendung unseres Eisenbahn- netzes werden jedoch diese Verhältnisse eine wesentliche .Umge- staltung erleiden, wie denn jetzt schon eine Verminderung der Einfuhr von Chile bemerkbar ist, die auf eingetretene Verkehrs- erleichterungen zwischen den Häfen und dem Innern des Argentiner Landes zurückgeführt werden muss. In Bezug auf "den Total-Ausweis unserer Handels-Statistik sei noch erwähnt, dass deren Werthangaben nicht der wirkliche Preis der eingeführten Waaren oder ausgeführten Produkte zu Grunde liegt, sie vielmehr um durchschnittlich 30 bis 35 pCt. hinter demselben zurückbleiben. Einen Beleg für diese Behauptung bringt das Zoll- gesetz selbst bei, indem es der Zollbehörde vorschreibt, in allen Fällen, wo sie — wegen nach ihrer Annahme zu niedrigen W erth- declarationen — Woaaren für Rechnung des Fiscus übernimmt, solche zu dem declarirten Preise sammt einem Zuschlage von 10 Procent dessen Betrages zu bezahlen. Von der Lage des Handels schliesst man gemeinlich auf die des Creditwesens, so dass, hat sich der Handel eines Landes zu einer grösseren Bedeutung aufgeschwungen, man günstige Ure- ditverhältnisse vorauszusetzen geneigt ist. In Argentinien findet dieser Erfahrungssatz jedoch nur eine relative Bestätigung: sein Handel ist stark entwickelt, das Creditwesen dagegen noch ziem- lich unausgebildet. Viel trägt dazu der Umstand bei, dass der Handel sich, bis vor Kurzem, so zu sagen ausschliesslich auf frem- des Capital angewiesen sah, wie denn auch Gross- und Klein- handel vorzugsweise in den Händen hier angesiedelter Fremden liegen, während der Argentiner sein Augenmerk mehr auf Grund- besitz richtet. Die politische Vergangenheit des Landes, d. i. der lange Un- abhängigkeitskampf und hauptsächlich die sich demselben anschlies- senden Bürgerkriege, brachte es mit sich, dass Argentinien seine 355 eigenen Mittel erschöpft sah, als es sich darum handelte, seinen unermesslichen Naturreichthum flüssig zu machen. Es musste da- her fremde Hilfe — auswärtiges Capital — in Anspruch nehmen und ist die Bereitwilligkeit anzuerkennen, mit welcher namentlich England diesem Gesuche nachkam — wahrlich nicht zu seinem Scha- den. Nicht nur dass alle Staatsanleihen in London begeben wur- den, auch um kaufmännische und industrielle Unternehmungen und öffentliche Anlagen in’s Leben zu rufen und zu betreiben führte man von dorten viele Millionen Pfund Sterling hier ein. Fremdes Capital hatte sich auf diese Weise in Argentinien grossen Einfluss erworben, was von Rückwirkung sein musste auf die Credit-Ver- hältnisse, denn wo von Auswärts zugeführtes und von auswärtigen Capitalisten abhängiges Geld mehr oder minder den Markt be- herrscht, kann der so wohlthätige Personal-Credit nicht aufkommen. Die Gründung und das rasche Aufblühen der Staatsbank der Pro- vinz Buenos Aires musste daher in diesem Bezuge von den weit- tragendsten Folgen sein und hat denn auch diese jetzt mächtigste Credit-Anstalt in Wirklichkeit die Herrschaft des auswärtigen Oa- pitals gebrochen. Sie sah und sieht in der Belebung, in der Un- terstützung des Handels ihre Hauptaufgabe, sie zog die bis dahin von dem Credit fast systematisch ausgeschlossene Industrie in ihren Wirkungskreis und hat überhaupt ihre Aufgabe so gut begriffen, dass ihr die mächtige Entwicklung der Provinz Buenos Aires we- sentlich mit zu verdanken ist. Diese zu Tage liegenden Erfolge jener Provinzial -Staatsbank liessen den Wunsch aufkommen, ein Institut zu schaffen, welches in gleicher Weise die Förderung des Wohlstandes des ganzen Lan- des, also aller 14 Bundesstaaten, resp. Provinzen sich angelegen sein liesse, um so einer, die Errichtung einer nationalen Staats- bank vorschreibenden Bestimmung des Grundgesetzes der Argen- tinischen Nation gerecht zu werden. Die Gründung einer solchen “Sesammt-Credit-Anstalt war zudem um so mehr geboten, als im Innern des Landes ein geregeltes Creditwesen überhaupt nicht bestand und Geldvorschüsse nur in den seltensten Fällen und da- bei immer nur auf kurzen Termin (2 bis 3 Monate) und zu einem ungemein hohen Zinsfuss — 24, 30 und selbst mehr Procent jähr- lich — zu erlangen waren. Als daher, vor drei Jahren, der Con- gress ihm eingereichte Vorschläge, die Errichtung einer National- bank bezweckend, genehmigte, entsprach er dem Wunsche der gesammten Bevölkerung des Landes, die sich bei der Aktien-Zeich- nung so lebhaft betheiligte, dass eine sehr beträchtliche Reduktion der Zeichnungen einzutreten hatte. Trotzdem nun die Eröffnung der Bank mit dem Beginn einer schweren jahrelangen Handels-Kri- sis zusammenfiel, die es als nicht statthaft erscheinen liess, das auf zwanzig Millionen Patacons festgesetzte Capital gleich ganz zu realisiren, kam sie doch ihrer Verpflichtung nach: in allen Pro- 356 vinzen Filialen zu eröffnen und so einem lang gefühlten Bedürf- nisse abzuhelfen, oder doch dasselbe mehr oder weniger abzu- schwächen. Als weitere Staats-Credit- Anstalten reihen sich jenen beiden Banken die gleichfalls erst vor Kurzem errichtete Hypotheken- Bank der Provinz Buenos Aires und die Provinzial-Banken von Santa-F& und Cördoba an und weitere ähnliche Schöpfungen ste- hen in anderen Provinzen bevor. An Privatbanken leidet wenigstens die Stadt Buenos Aires kei- nen Mangel, wie überhaupt man es nicht an Anstrengungen feh- len lässt, durch Gründung neuer Banken die Segnungen eines ge- regelten Creditwesens immer grösseren Kreisen zugänglich zu ma- chen. Das Bankgeschäft ist hier nicht nur ein sehr gewinnbringendes, sondern auch vollständig sicheres, denn die Staatsbanken, welche bisher allein, allerdings in noch ziemlich beschränktem Maasse, Per- sonal-Credit gewähren, geniessen Fiscalrechte, während die Usan- zen der Privatbanken jedes Risico bei dem Disconto-Geschäft aus- schliessen. Der von den Banken berechnete Zinsfuss geht nur in Ausnahmsfällen unter 10 Prozent per Jahr, durchschnittlich dürfte er auf 12 Prozent zu normiren sein; nur die Provinzialbank von Buenos Aires gewährt Darlehen zu einem billigeren Preise: in guten Zeiten 6 Prozent, in schlechten bis zu 8 Prozent, welch’ letzterer Satz gesetzlich der Staats-Hypotheken-Bank für ihre Ope- rationen vorgeschrieben ist. Für bei den Banken hinterlegte Gel- der vergüten dieselben selten mehr denn die Hälfte — oft selbst nur ein Drittel — des von ihnen berechneten Zinsfusses, Dem entsprechend, erzielen die hier etablirten Bankgeschäfte einen jähr- lichen Netto-Gewinn von 12 bis 20 und mehr Prozent. Bei der Ernennung des Verwaltungspersonals der Staatsbanken üben die betreffenden Behörden selbstverständlich einigen Einfluss aus: die Provinzialbank und die Hypothekenbank von Buenos Aires werden von unbesoldeten (nur die resp. Präsidenten geniessen Ge- halt), jährlich zu ermeuernden Directorien geleitet, welche die Provinzialregierung mit Genehmigung des Senats ernennt. Das Directorium der Nationalbank dagegen, dessen Mitglieder Tan- ti&men beziehen, wird zu zwei Drittel von der Generalversamm- lung der Aktionäre erwählt und von der eine grössere Anzahl Aktien besitzenden National-Regierung durch directe Ernennung vervollständigt, wie ein ähnliches Verfahren auch bei anderen gleichartigen Staats- beziehentlich Provinz-Banken beobachtet wird. In allen Fällen jedoch ist Bedacht getragen, diese Credit-Anstal- ten vor aller und jeder Einmischung der Staatsgewalten in ihre Leitung zu schützen. Das Versicherungswesen ist in Argentinien noch nicht zu einer grösseren Entwicklung gelangt. Es bestehen zwar einige 357 einheimische Versicherungsgesellschaften, die ihren Aktionären hohe Jahres-Dividenden abwerfen; auch unterhalten die bedeutenderen europäischen Gesellschaften, besonders von der Feuer- und See- Versicherungsbranche, hier Agenturen, die soweit gute Geschäfte machen. Aber ausgedehnt sind ihre Öperationen nicht, denn die Verlader von Waaren nach überseeischen Häfen lassen oft die Ver- sicherung gegen Seegefahr dorten besorgen, während Feuerver- sicherungen nur in den grossen Städten, namentlich in Buenos Aires und Rosario abgeschlossen werden und selbst hier nur in be- schränktem Grade. Die hiesige Bauart, welche die Verwendung von Holz fast ganz ausschliesst, lässt Feuersgefahr als weniger zu befürchten erscheinen und gehören denn auch Brandschäden zu den Seltenheiten. Mehr noch vernachlässigt ist die Lebensversicherungsbranche, doch ist zu hoffen, dass auch diese so segensreiche Einrichtung hier recht bald gewürdigt und entsprechend benutzt werde. Ueber den Waarenhandel Argentiniens gibt der tabellarische Anhang so erschöpfende Ausweise, dass eine nähere Erläuterung desselben als nicht geboten erscheint. Doch dürfte es hier am Platze sein, den auf einer Zstancia gewonnenen Viehzuchterzeugnissen auf ihrem Wege bis zur Verschiffung zu folgen. Das fettgewor- dene Hornvieh — eine Mastung schliesst der Weidegang natürlich aus — wird von, theils für eigene Rechnung, theils im Auftrage grosser Schlachterei-Etablissements die Estancias besuchenden Auf- käufern heerdenweise zu Markt gebracht, um entweder für den Platzconsum, meistens aber in den grossen Fleischsalzereien, den Saladeros, geschlachtet zu werden. Im ersteren Falle wird die Haut, auf Gerüsten ausgespannt, an der Luft getrocknet und ge- langt dann in die Barracas (Produkten-Lagerhäuser), wo sie zum Export zugerichtet, d. h. durch eine verdünnte Giftlösung genom- men wird, um sie vor Würmerfrass zu schützen. Das Fett und Unschlitt werden in Dampf-Talgsiedereien ausgelassen und zur Verschiffung in Fässer gebracht.” In den Saladeros ‚„ von denen jeder während der Schlachtsaison mehrere hundert Stück Hornvieh täglich benefieirt, wird das in dünne Stränge geschnittene Fleisch schichtenweise mit Salz zu mächtigen Haufen aufgethürmt, dann auf Gerüsten an der Luft getrocknet und kommt nun als Carne tasajo in den Handel. Die sehr mangelhafte Zubereitung dieses Salzfleisches schliesst es von den europäischen Märkten ganz aus; dagegen findet es guten Absatz in Brasilien und auf Cuba, wo es als Nahrung der Sklaven zur Verwendung gelangt. Eine andere Art der Fleischeonservirung besteht in dem Dörren an der Sonne von dünnen, ungesalzenen Fleichscheiben, wobei das Fleisch weit mehr Nahrungsstoff behält als bei der ersten Conservirungs-Methode. In den Handel gelangt solches gedörrtes Fleisch, Ohargque dulce, nur wenig. — 358 Aus dem oben Gesagten erhellt, dass Argentinien seiner Auf- gabe: das fleischarme Europa mit diesem wichtigsten Nahrungs- stoffe zu versorgen, bisher noch nicht gerecht geworden ist. Zwar wurden mehrfache Versuche angestellt, das Fleisch auf rationelle Weise zu conserviren, aber bislang hat in diesem Bezuge nur das von dem berühmten Chemiker Liebig angegebene Verfahren, die wesentlichsten Stoffe des Fleisches zu extrahiren und sie als Fleisch- Extract auf den Markt zu bringen, befriedigende Erfolge erzielt. In diesem Zweige, in der Verwerthung des hiesigen Fleisch-Ueber- flusses ist, so zu sagen, noch Alles zu thun, wie andererseits es unzweifelhaft erscheinen muss, dass auf diesem Felde in jeder Hin- sicht glänzende Ergebnisse den unternehmenden und ausdauernden Fachmann lohnen würden. — Die Häute werden gleichfalls einge- salzen und gelangen als Salzhäute auf die europäischen Märkte. Das Fett und Unschlitt werden ausgesotten, wie auch die Gerippe in die grossen Talgbottige kommen, um, nachdem ihnen alles Fett entzogen ist und nach erfolgter Absonderung der grossen Gelenk- und Beinknochen, in einer Knochenmühle in, in England vielbe- gehrtes Knochenmehl verwandelt zu werden. — Die Stuten, welche hier nie als Reit- oder Zugthiere zur Ver- wendung kommen, werden gleichfalls in den Saladeros auf Fett, das als animalisches Oel in den Handel gelangt, verarbeitet, oc i rend die gesalzenen Häute ein gesuchtes "Wagenbau- Material sind. — Mit der Ausdehnung der Schafzucht sind eine Menge, meist im Camp in der Nähe einer Eisenbahnstation oder eines Hafens gelegene Talgsiedereien entstanden, welche sich nur mit der Bene- fizirung fetter Schafe, resp. Himmel, beschäftigen. Der Betrieb dieser Etablissements ist ungemein einfach: man häutet das ge- schlachtete Thier ab und wirft es dann in die Siedebottige, um Jas Fett zu gewinnen. Die ausgekochten Gerippe dienen als Feuerungsmaterial, immerhin ein Fortschritt gegen frühere Zu- stinde, wo es durchaus nicht zu den Seltenheiten gehörte, dass Ziegelöfen mit frisch geschlachteten Schafen geheizt wurden. Die Wolle, das Hauptprodukt Argentiniens, wird in den Bar- racas sortirt, d. h. je nach der Qualität in Klassen getheilt, dann in einer Presse zu Ballen im Gewicht von 7 bis 9 Centner ge- presst und so verschifft, mit dem ihr anhaftenden Schmutz, denn Wollwäschereien im Grossen existiren hier noch nicht. — Die Schaffelle, gleichfalls ein sehr wichtiger Ausfuhrartikel, werden auch in Ballen — von 8 bis 11 Centner Gewicht — gepresst und gehen meistentheils nach Frankreich. Zur Industrie übergehend, ist zu bemerken, dass dieser Zweig der menschlichen Thätigkeit hier noch sehr darniederliegt; ja, von einer eigentlichen Industrie, d. h. von einer fabrikmässigen Verarbeitung von Rohmaterial kann kaum die Rede sein, wie dies die Ausfuhrlisten nur zu deutlich kundthun, denn nur Rohprodukte 359 verzeichnen sie. In einem Lande, wo auf je zwei Quadratkilometer nur ein Bewohner kommt, wo die Handarbeit ungemein theuer ist, Capital mangelt, auch Fachkenntnisse noch selten sind, kann eine Grossindustrie nicht aufkommen. Die Haupterwerbsthätigkeit der Bewohner concentrirt sich auf die Gewinnung von, allerdings sehr werthvollem, Rohmaterial, das nach dem Auslande massen- weise verschickt wird, um von dorten theilweise als Industrie-Er- zeugnisse wieder eingeführt zu werden. Diesen anormalen Ver- hältnissen kann nur durch eine rasche Vermehrung der Bevölke- rung, durch eine tüchtige Einwanderung, abgeholfen werden, denn aus dem ungünstigen Dichtigkeits-Verhältniss der Bevölkerung entspringen alle die anderen Hemmnisse der Industrie. Seit dem 1. Januar 1876 befindet sich ein Zollgesetz in Kraft, das, sich dem Schutzzollsysteme entschieden nähernd, zum Zwecke hat, die einheimische Industrie zu stärken, und zweifellos diess erreichen wird, falls es durch ein, eine solide Massen-Einwanderung herbei- führendes anderes Gesetz ergänzt wird. j Die Grundlagen, auf welchen sich ein mächtiges Industrie-Ge- bäude erheben könnte, sind von der Natur gegeben. Wir ver- schicken jährlich nach dem Auslande rohe Häute im Werthe von vielen Millionen, während gleichzeitig, wie in einem früheren Ka- pitel nachgewiesen, das Land reich an gerbstoffhaltigen Materialien ist, so dass also, statt der rohen Haut, Leder sollte ausgeführt werden und nicht nur in Sohlen, sondern auch in verarbeitetem Zustande: in Schuh- und Sattler-Waaren. — Kein Land der Erde bietet der Leimfabrikation im Grossen mehr Vortheile, denn das hiesige, das heute sich gezwungen sieht, grosse Mengen des dazu dienlichen Materials unbenutzt verkommen zu lassen. — Argentinien ist eines der Hauptwollproduktions-Länder, aber erst in neuester Zeit hat man einige schwache Versuche gemacht, hier fabrikmässig wollene Gewebe herzustellen. — Enorme Massen von Salz könn- ten ausgeführt werden, statt dessen beziehen die Fleischsalzereien das benöthigte Salz aus Spanien. — Eine Unzahl aromatischer Blüthen, Früchte, Hölzer und Kräuter laden zur Herstellung von ätherischen Oelen ein; ganze Distrikte sind mit Pflanzen bestan- den, deren Aschen hohe Prozente von Soda aufweisen, also die vortheilhafteste Verwendung bei der Seifenfabrikation finden könn- ten; an Farbstoffen aller Art ist das 3.and gleichfalls überreich, wie auch unsere Wälder und Wiesen Medizinal-Pflanzen in unge- zählten Arten hervorbringen. Aber Alles das, und noch vieles Andere, sind noch ungehobene Schätze; man weiss, wo sie sich befinden, — stösst man ja Schritt und Tritt auf sie — man kennt ihren Werth, ihre Bedeutung für die Zukunft des Landes — und doch muss man sie unbeachtet liegen lassen, denn man fühlt sich zu schwach, sie zu heben: es fehlen Arbeitskräfte. Gewiss ist es gerechtfertigt, einer jungen Industrie staatlichen Schutz angedeihen 360 zu lassen, gleich wie man einer aufkeimenden Baumpflanze eine feste Stütze in Gestalt eines Pfahles gibt, bis sie hinlänglich er- starkt ist, um den ihr Wachsthum bedrohenden Gefahren erfolg- reichen Widerstand leisten zu können. Aber um die Landes-In- dustrie zur Entwicklung zu bringen, dazu gehört nicht nur In- schutznahme gegen eine mächtige Concurrenz, man muss auch das für sorgen, ihr die Hauptfactoren eines gedeihlichen Aufblühen- zugängig zu machen, also in unserem Falle: Arbeitskräfte. Durch Herbeiziehen einer, einer bestimmten Erwerbsthätigkeit angehöri- gen Einwanderung kann man wohl einige Fabrik-Etablissements in Betrieb halten, nie aber die Landesindustrie im Allgemeinen zur Blüthe bringen, denn soll die Industrie einen mächtigen Auf- schwung nehmen, so muss sie im Volk selbst wurzeln, die Bevöl- kerung der betreffenden Distrikte muss „industriell“ sein, und das wird sie nur, wenn ihr Dichtigkeitsverhältniss sie darauf hinweist. Also auch in diesem Bezuge hängt der Aufschwung des Landes von einer aus soliden Elementen zusammengesetzten Massen-Ein- wanderung ab. Ueber die Minen-Industrie wurde an anderen Stellen berich- tet und dargethan, welch’ grosser Entwicklung dieselbe fähig sei, wenn ihr genügende intelligente Arbeitskräfte zugängig wären. Arbeitskräfte und immer wieder Arbeitskräfte bedarf die Industrie, bedarf das Land! — SESSTISTIK DES AUSWARTIGEN HANDELS ARGENTINIENS Abgangshäfen: Belsinche ey, Bolivien (über Land)... ..........»- BISSCHEN Sn en an Chile (über Land und zu Wasser)... TDBentischen.. 2 ee eis. IInPUsche,. re en... Franzis ar FIODANGISCBE, ..... Ale es Dat-Tudische: ve. West-Indische (Antillen)........... Zinlieninphe . uns. er Parsgunyiäche ... N. 24a une P’erü (über Land)... 0... 01.0.9 Portugiesische.......22cmcncccccan. BREREIDDR nn ee Uruguayische (R. Uruguay)......... Vereinigte Staaten N. A............ Andere Ländern | u. 23, 2a 1870 1166354 193048 3357499 1369772 1574572 12911151 12757236 1297763 256243 216364 1685164 153589 112 23134 2179584 2100011 2862338 46205 44209837 3270111 47539948 1688013 95102 2550098 1658578 1180132. 14537010 6763822 1243829 202583 246928 2297188 498525 52257 1596142 3478346 2067275 126787 40282615 3874643 44157258 IIL bis 1874 inclus., in Patacons oder pesos fuertes = 1 Dollar Gold. nn nen TE en u TG — 1872 1873 1874 1870 - 1874 2406812 2967586 191043 10159200 111713 81194 71486 552543 3268538 2968953 2651388 14796476 1257202 1444182 1257817 6987551 1822111 3228015 2304001 10108831 16316066 19344143 16227806 79336176 13103622 18255138: 12275342 63155160 1453051 1611616 1129630 6735889 296221 251321 278614 1279982 291783 3717397 339573 1468045 2861493 3784384 2620656 13248285 122422 839881 971041 3185958 300 445 = 857 76346 138379 126827 4166943 2876097 2952600 2716723 12320946 4214333 2735299 3327856 15855845 3205944 5167616 3949584 17252757 351290 310724 33124 872730 54635344 66458373 52187903 257834572 4963799 4606326 3773274 20488153 59599143 71065199 55961177 278322725 Iv Gesammt-Werth der. Ausfuhr, in den fünf Jahren Es Verladungshäfen: Belgische 6537335 6145390 Bolivien (über Land) 250642 246826 Brasilianische 603021 574091 Chile (über Land und zu Wasser).... 1639261 2119315 Deutsche 225809 103699 Englische 6926632 6102941 Französische 5493025 2707411 Holländische 139679 57459 = 564 827784 376052 884791 677775 Paraguayische 313424 64462 Peruanische 34400 23146 Portugiesische | 7623 13910 Spanische 816708 934961 Uruguayische 466184 1566335 Vereinigte Staaten N. A 3827530 3709359 Andere Länder 160939 451825 29154825 25875521 250416 Zusammen... su D2I248146 26125937 1872 12795101 219957 985127 1701201 649576 9215062 8270952 65286 617 1118996 1316973 299106 28806 55418 1741403 1780661 4312355 314012 44870609 872583 ae 45743192 13891508 470670 769464 2370195 449597 9894007 8677819 226204 678602 1487925 342846 66508 72884 1226977 992510 3032945 471444 45122105 741209 45869314 1874 14866626 529848 602119 2326257 769151 5187017 7560895 24149 428718 1648158 564006 41362 42872 1531830 1854378 3747300 200809 41916495 1188217 nn Zn una oz AI ad - - Ad c - a - u— 43104712 bis 1874 inclus., in Patacons oder pesos fuertes = 1 Dollar Gold 1870-1874 54235960 1717943 3933822 10156229 2197832 37325659 32720102 512777 1181 3429952 6015622 1533844 194222 192707 6251879 6660068 18629489 1599029 186939555 3151746 190091301 vI Mit den Häfen von: 1870 1871 Noten Ten enscuin, 7811689 7833403 Bolivien (Landverkehr)............. 443690 341928 IN 3960520 3124189 Chile (inclus. Landverkehr)......... 3009033 3717893 Beutkchlandv sr nero, 1800381 1283831 Binrland. . mr seen. a. 19837783 20639951 Birankneioh: 7... ee sure 18250260 9471233 ERNRaE... ‘ 11437442 1301288 DEr-Indien. 0. Zoe 256243 203147 West-Indien: 1... 6 ee 1044148 622980 UNITS ER EHE TERN Sr SER 2569955 2974963 PRIBENRY: SE 2 a a ee 467013 562987 Perü (inclusive Landverkehr). ...... 34512 23146 ea EN WERE En TEN 30757 66167 SI N RE AR 2996092 2531103 ES N 0 PR SR 2566195 5044681 Vereinigte Staaten N. A............ 6689868 5776634 Anders Dander.sac En sa iR 207144 578612 73424662 66158136 | I Pran 3363432 4125059 | Zusammen... sis ee 76788094 70283195 15201913 331670 4253665 2958403 2471687 25531128 21374574 1518337 296838 1410779 4178466 1021528 29106 131764 4617500 5994994 7518299 665302 99505953 5836382 105342335 16859094 551864 3738417 3814377 3677612 29238150 26932957 1837820 251321 1055999 5272309 1182727 66953 211263 4179577 3727809 8200561 782168 111580978 5353535 116934513 1374 16777061 601334 3253507 3584074 3073152 21405823 19836237 1153779 278614 764291 4268214 1535047 41362 169699 4248553 5182234 7696884 234533 94104398 4961491 99065889 1870-1874 VII Ausfuhr) Argentiniens für die Jahre 1870 bis 1874 inclus. 64483160 2270486 18330298 17143780 12306663 116652835 95865261 7248666 1286163 4898197 1926907 5769302 195079 609650 18572825 22515913 35882246 2467759 444774127 23639899 468414026 a) Einfuhr: Zollhäuser: (*) Buenos Aires..... Beh 39934333 33393302 (*) Patagones........ B } A — — (*) San Nicolas...... ae 242540 212987 () Rosalie... IP Santa. 4661793 6541990 (*) Santa F6......... aa een 163336 974202 (*) Concordia. ....... 436173 621754, *) Gualeguay ....... 59596 339674 RN Gualeguaychü RINT: 140327 322503 NEE ge 4705 43544 *) La Victoria ...... \ eg 25948 199615 a 216605 162582 I ÜTGEUBY..2...=% 61312 234154 (*) Bella Vista....... 114383 55347 (*) Corrientes......... | Provinz 292586 215112 NEE Corrientes. 104960 151155 (*) Paso de los Libres. 91965 77934 PR. A —(Prov. Jujuy) 24602 72855 (f) Mendoza......... — (P. Mendoza) 431632 412104 IDImRla a. en — (Prov. Salta)) 209389 238404 (7) San Juan......i.. — (P. S. Juan) 323763 588040 N 47539948 44157258 EEE in. U Te nn nn 2 Anmerkung —-Die mit (*) bezeichneten Zoll- ämter empfangen Waaren nur auf dem Was- serwege, die mit (t) bezeichneten nur aut dem Landwege. emnach belief sich die 46550562 42845855 989386 1311403 Einfuhr auf dem Wasserwege auf.. i » » Landwege Wie vorstehend ........... 47539948 44157258 | ‘dem Ein und Ausfuhr-Handel, in Patacons, wie folgt: 18727 48038654 5461 400989 7189720 194474 668506 | 272344 | 343497 | 50510 226123 234105 244336 64482 255116 195903 100316 100176 442170 270901 301260 59599143 58484636 1114507 59599143 1873 1874 1870-1874 59434305 44171765 224972359 50135 1534 57130 444919 351154 1652589 7046393 17255838 32695734 142180 151051 925243 1309094 929264 3964791 105729 284956 1062299 115339 487947 1409613 3551 29558 131868 38456 244206 734348 140102 229631 983025 138415 250854 929071 56631 50720 341563 325853 292234 1380901 193108 200980 846106 163308 105284 538807 72811 68937 339381 531889 388123 2205918 298220 187547 1204461 454761 279594 1947418 71065199 55961177 218322725 69707518 55036976 272625547 1357681 924201 5697178 71065199 55961177 278322725 b) Ausfuhr: Zollhäuser: Byenon Bares nee N. 23388654 17310012 De een ke le a Re Se N PN — DSRANTEDIBEN lee. 769762 985247 U A 1502124 1841774 LE — 18193 RE ee 435555 724033 Ne RE air 349594 948410 a leer 511785 701339 Ba ae A ER. 3118 2813 BRERERENE I Do A SS —_ 148051 Be Ne ARE an. 114002 313544 ÜTBEUSY. . -.. 2 6 Aa. 329757 533633 Bella Vita, 2... 2.24 Sa — 987 BR ER N SEE 135253 54023 le an aan tee ee 7444 304669 aaa» EIONER Ehe 21786 82507 ER 8 Sys 229882 161482 nk ae» Sa ee 760706 1118274 RR EEE AS ni > 157048 108490 ERROR. 531676 750456 ER N 29248146 26125937 | Ic ee 27568834 23987235 SZ 1679312 2138702 26125937 Dee 29248146 1872 32491248 91596 2549345 2756001 24406 675677 1258078 1462579 196095 113767 599278 1195871 3964 316367 292881 66084 158692 901294 90971 499898 45743192 44093237 1649955 45743192 34432532 245363 2821879 2101085 17984 582966 751722 598269 19198 340474 804685 964 365275 196870 147701 163000 1375039 378898 525460 45869314 GT 43426917 2442397 45869314 1874 - 30823003 117538 1860910 2484788 65227 963607 1195425 724281 113892 163630 306172 949165 605238 216980 131426 128480 1145180 443068 666657 43104712 40721327 2383385 43104712 1870-1874 138445449 454497 8987143 10685772 125760 3381838 4503229 3998253 315918 444646 1673470 3815111 5915 1476151 1018844 449504 836536 5300495 1178475 2974147 190091301 179797550 10293751 190091501 c) Ein- und Ausfuhr: 1870 1871 Zollhäuser: BUEnDB ATrERN HL NN. NL, 63322987 50703314 Patappnes. lin... == = Sam D2coBBa None us. 1012302 1198234 PORTO a RE ARTIENG En. 6163917 8383764 Bar DIE na... 136336 292395 VORLCOrIa nee IRA AR 4 871728 1345787 maleonayı. Su ae el 409190 1288084 ISmaleemaycht.. un en anne 652112 1023842 ea RE N ERW I A ERER E 7823 46357 Ban actortan. a Ne NDRENETN N >, 25948 347666 Paranoia VER aReR 330607 476126 Tune a al. 391069 767787 Bells Vista. 2..." ME REN. 1143383 56334 Vorrientes..e 427839 269135 EC KR AR 3: ae RS AR 112404 455824 Paso detos-Lihres. Ra. 113751 160441 NUN ee ee 254484 234337 Meondosa Be, 1192338 1530378 Sala oral ae a 336437 346894 SD 1.5 VA RR ORTE BETEN inc NEN 855439 1338496 Zusammen........ 76788094 70283195 Thyont'kzu. Wasser. u. WR 74119396 66833090 zu Lande... Js wenn 2668698 5450105 Wie vorstehenrd.......... 76788094 70283195 Nicht alle Waaren und Produkte haben bei ihrer Ein- resp. Ausfuhr Zoll zu zahlen, und zeigt nachstehende Tabelle das Verhältniss zwischen zollpflichtiger und zollfreier Ein-und Ausfuhr. Es wurden ein- resp. ausgeführt. (Werthin Pts.) 1870 21871 N —— u EEE on EEE EZ Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Zollpflichti Dee 43354655 26659892 35539378 23192127 Arena. a Au en 3270111 93321 3853628 250416 Es bezahlten Zoll............ 46624766 26753213 39393006 23442543 Ballen, hen 915182 2494933 4743237 2683394 ERROR ROSE —_ _ 21015 — Es bezahlten keinen Zoll.... 915182 2494933 4764252 2683394 | 1872 80529902 97057 2950334 9945721 218880 1344183 1530442 1806076 246605 339890 833477 1440207 68446 571483 488784 166400 258868 1342464 361872 801158 105342335 102577873 2764462 105342335 1872 Einfuhr | Ausfuhr 51745741 |42467264 4924812] 872453 XII 1873 1874 1870-1874 93866837 74994759 363417799 295498 119072 511627 3266798 2212064 10639732 9147478 9740626 43381506 160114 216278 1024003 1892060 1892871 7346629 857451 1480381 5565528 713608 1212228 5407866 3551 143450 447786 56754 407836 1178994 480576 | 535803 2656589 943100 ! 1200019 4742182 57595 50720 1376478 691128 897467 2857052 389978 417960 1864950 311009 236710 988311 235811 192417 1175917 1906928 1533303 7506411 677118 628615 2380936 980221 946251 4921565 116934513 99065889 468414026 113134435 95758303 452423097 3800078 3307586 15990929 116934515 99065889 468414026 1873 1871 _ 1870-1874 62275301) 41644836 4471334| ° 747209 ni ui Einfuhr | Ausfuhr | Einfuhr Ausfuhr 45756963] 38225048 3620166 1188217 56670553 143339717 2839603| 2403345 38987 130 66746685 | 42392045 4183572 3477269 134942 — 49377129| 39413265 j | 6430940 3691447 153108 — | 2928590] 2403475 4318514 3477269 6584048| 3691447) Einfuhr | Ausfuhr 238672038) 172189167 20104101 3151616 258812139| 175340783 19162534| 14750388 348052 130 195105861 14750518 XIV Haupt-Artikel der zollpflichtigen Einfuhr nach ; Versendungshäfen resp. Länder Gewebe, baumwollene, Meter. Bolwia:. u. 14.5 22 RS. She nern un [er Be Dur er ur Bar er Suse ar Ba er er Se er er Bunelandı....... 500 WERBEN. Frankreich Italien Paraguay Uruguay Vereinigte Staaten v. N. Amerika... Andere Länder... ...... ser... In Transit .. rer Tree re ..— rn nn re rer ..— 17T rt Gewvebe, wroollene, Meter. Belgien Bolivien Brasilien Chile Eineland nun...) 2 2 ah Frankreich THAHER nn Se ET EST EEE Paraguay Spanien Uruguay Andere Tandßr..... 2... Ra I RBIt. tn a ee I aeE Baar Baur a Ba ar Sr re er Br Er Er Er rer .. m nn Tr ee .. nr nn Tee ..— 0 1. 10.0. Gewebe aus Leinen und Hanf, Meter. Belgien 1871 18372 Menge | Werth | Menge | Werth 353179| 62936] 469838] 77747 17522 6589| 81631 8348 20217 2953| 29815 7202 5090354] 466326) 3668395] 337444 51624 8508| 170011} 22378 20731280, 2410613/26256733! 2714303 423239| 62080) 844670) 119794 100185) 11956) 340561] 41823 77407 6465| 23789 2904 2681373] 243924| 2942818} 311337 61216 9074 47151] 13925 23071 3715) 105665) 11208 15738415) 1416446/19356596| 1734624 45429082| 4711585/54337673] 5403077 296453) 245953] 347940) 362711 4423 3006 2608 1260|. 9181 2140) 13694 8162 178292), 101980) 92178] 73002 23918 15155] 104583] 98348 710744| 456965] 1507370) 929360 436616) 337470! 825528] 635033 5812 3371] 119002) 89704 3451 1527| 11446 8594 _ _ 3054 3213 107598] 59424] 113954) 97362 7017 3731 — _ 98625) 63112] 157502] 113840 1882130| 1293834) 3298859] 2420589 106563] 34625) 178933] 46915 _ _ 22092 4558 89638| 15454] 39456 5983, Ländern geordnet, von 1871—1874 inclusive. 1873 477937 663 3326 5069564 428875 25604708 704231 324385 43992 1609249 5418 24682 14434635 48731665 359413 149 3655 221485 290664 1290505 1070290 118374 352435 9370 45158 2359216 117113 40838 3723 156739 1101 2687 1259421 4576456 407338 46 5175 110215 205701 904564 839348 93207 733 15186 91181 2964 134116 1874 Menge 377081 2297 4605 3351164 191909 21745374 565916 178332 2950 2005803 18862 26271 13123025 41653079 198213 131 696 77553 220612 584916 801359 32152 950 250 132693 955 124579 2175059 209714 52406 13492 2631 3852652 238815 551012 31473 950 1694132 52712 5149 2283 ne ee mm [Damm m | m fl 1871 - 1874 Menge Werth 1678035 294430 162113 15315 57963 11127 17179477 1620360 842409 119253 94338095 9436772 2538056 391439 943463 115617 148138 13378 9239243 902169 132647 28146 179689 20241 62652671 5575528 190151499 18543770 1202019 1254817 7311 4374 27226 16521 569508 356592 639777 417572 4093535 2740620 3133793 2358863 275340 217755 16838 11804 14950 18899 473897 323333 15868 8786 525332 423393 10995394 8214529 847645 204588 83868 12904 187744 31909 ZV Versendungshäfen resp. Länder Enclandi ma sy, Italten. 2, „2a rs ; Üruenay ! 2.22 Ai. Ver. Staaten v. Nord-Amerika.... Andere Lander. ee genn..n.., Im Transit... IT EBEN... Gewvebe, seidene, in Stüken, Meter. .........mnm nm en. Tree ene land. ie Hrankreich ..... „nern! Italien’, .... „iA @ 0 SE en Spanien‘, . u... EEE a Urnguy'...... ee %; Ver. Staaten v. Nord-Amerika..... Andere Länder. ,..... een... In Aransit. 2.2 22.0... SCREEN do., do., andere SEN IEN a Re Brasilien rer trennen en ...— 1. 1 nn. nee Eneland, on 2 cn ne Berspkreich:\.. 00200 ee Ost-Indien ES NINE I ce 02 ER Ban. 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Länder Menge Werth || Araen Werth | Roh-Eisen u. Stahl, Kilogr. BPleten a. N Le 2, » EEN Ka Ey "TR ET I DIT RR TE, a Se 11303 936| 14374 Back er Weka, -| 6113971) 355745| 9146955] 5403961 Branch. Een, 1527 176 50775 2939| VEIT RR TE A 214899] 16724) 580648] 51934] Andere Länder 2... 1104 76 19211 1956| BE N En a: 129489 9289| 416979] 26522) Zusammen. .cucn.. 6472293) 382946110228942| 624539) Maschinen. | Belrien... vo. N N, au 1320| — 3312] IBrasulien..: U. a. Fa 109 a: 8636 Inte N = 2386 — 2837 In Beutschland.\. 1. een hey: FR 10904 am ‚32499 Bnpland, .\....uce se ee nd. ws 3036| — 45905 Byankreich'. .'.'. 2,20 een. an 9077 a 25174 Kralene: ......... al. SR TR 2830 7% 3011 Vrusmay . inne. =; 1006) — 11842 Ver. Staaten v. N.-America....... um 42787 0 — 91302 Andere "Länder... u... = 380, 1529 FLTANSIE 2.0, 0.0 ER = 10082 3 27191 Zusammen. sccıcc. Sr 116357 De 251238 Lanawirthschaftliche Geräthe. Belgien‘, nk. 2 Deutschland .......:2... 28a, Bneland. 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XXXIII 1873 1874 1871 - 1894 Menge Werth Menge Werth Menge Werth 56805 3626 524853 35565 581658 39191 6841 536 323 21 32841 | 22825 9305409 734730 7304082 517848 31870417 | 2148719 3675 449 7769 464 63746 4028 74077 8056 31506 3911 901130 80625 77409 5081 31302 1610 129026 8723 91027 10915 199788 12793 837283 59519 9615243 763393 8099623 572212 34416101 | 2343090 — 8984 — 22331 — 35947 _ 5229 — 2600 == 16574 — 6157 — 4940 = 16320 — 51510 — 74033 — 168946 — 97689 . — 76681 — | 250671 — 63387 u 37513 = 129151 — 1679 - 3588 — 11108 — 15478 .— 14347 — 51753 = 109935 — 8133 = 325362 — 2687 _ 678 — 5274 — 32351 — 6236 — 75860 — 395086 — 324285 — 1086966 Pr. er e 255 — 2413 2 | 638 — >= — 2963 a 2361 — 1844 — | 27456 = 9759 === 995 — 16646 = 2638 = 398 — 4802 z 61564 == 50280 — 201143 = 621 _ 297 — 2528 — 17029 — 2442 — 27079 | TE 94610 — 56511 — 285030 Fr 7229 —— 2370 — 13818 E- 963 — 181 — 2622 Fa 69612 — 45744 _ 164149 I Andere Länder XXXIV Versendungshäfen resp. Länder Bpanlemr 2 N RNERELEN, Urmemay. in Ver. Staaten v. N. A..... Transit . 0.200100. Schreib- und Zeichnen- Materialien. Beloien Ne... ae EUREN N aa ge I Einpland. 2.2... nenn Frankreich Italien Spanien IINENBy CE en Ver. Staaten v. N.-A..... Andere Länder..!....... Frans. ee A ae m... 0,00 de . ernennen. ..e rer ee rennen nee .. 0 r 0... u... |... .o, re.“ .or 00.0.3: .. 02. 0.% .. er 0. Papiere aller Art, inclus. Tapeten. England .er nennen nen.“ ELSE SR EN E - Dspanien .i....2.2 000m a ne Ver. Staatenv. N. A...... Andere Länder. .........- HEN rn .e ee... .eo. 0.2008 1871 1872 Menge Werth Menge Werth un 101301. 5258| | Sn 2856 — 80790 Bin 7969 , 2% 10833] EN aa 2166| N 3351 2580| Bt% 1420| — 4354| N ga mr 3709| 3 1191108 2380| zu 14833. 147736) 3 SLOR. 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Länder Bauhölzer, Meter. 10503 7308 8016 . rt Terre“ or Tre rer .. 07T ren. 33953 ent rnrererrr een. . 100 tere | V. Staaten v. N. A Andere Länder Dre > 3303146 80430 88347 ernten. 4 Werth v| 5067| 3509| 3199] 24648 54644 1518054 43088] 37051] 3667504] 1689260| 12700 . rt rrTTTTrTTTnee 3064 4407 3646 De er ee u ur rer Andere länder... Sa ar 7750 31567 LI var Dar yo Jr ar yo DE Dec 3 Um oR Yo er 0 WC ver ie We Our U ur, Zusammen. ..c.... Andere Hölzer. nr N tr Terre en. . nr 10er Teer ee ae Ara, .ertTTrTrrrrrerene wenn nk mm in im Ana je. m rnaV nme ne, Doauec BEe u Bee er er er ur Zr Zr Zr ur BE re rer ee De Tr er er re Er Er Er ur NEN ee RR Ver. Staatenv. N. 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Länder Menge Werth Menge Einsland.\. 2... Amar, . — 30574 wi Brankreich/ I. KUN SURENE oo, — 69479 PER as Indien MM nn. an —_ 3%67)| — Italien u. Earl ih. — 22217 Er mega U NUN. — 208554 — Ver, Staaten Vv.N:-A. ,.. a3... _ 71113 Ben Andere Dander. 2 2 3. — 3011 BR RAR DE RL Un es — 3455 a) 363601 Beleien a una Sn. ? 4531 Knplandı ’. ı Aacn cn nn 184 Frankreich ‚anschl 2, 124666 Iralıen / 11, 2.14 Re 22818 PPADIEN . 2. ne RE 500 UÜTUpmay . il BE 14415 Andere Länder... Susi. 269 WERDBIE 40 ee EEE 2085 Zusammen... ..; 169468 Dachziegel, Tausend. Brankreich ...s..... „Sl Sea. 94357 Urneuay u ae ARE 43333 Andere Länder... „2. Las e.ın. 2062 rannte 25751 Zusammen........ 3| 165503 eterT. Belgien. ı@, s.. 240 BunsbeHe 256755] 34879 Butschland.... 2 l.n... 42238 1771 Borland... ...%....: 0A, Re 24277) ° 2362 Mrankreich . ... ......... Sem . 4344 Bande... 26432 Bay le a DS 7486 Andere Länder. ........2.2.u8:.., 1890 Bl an... 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Länder Hohl- u. sonstige :Glas- U- Krystallwaaren. oa a nn, lee 2 Far ea sr Staaten vaN.dAr. ee, Aunıtiere ander. 1.2 as Be, ran, .ı. a nie > No N Porzellan -Waaren. Deutschland... a au a ss: Ioreland.i: 2:0. ar en Tirankreich.. 2.5 ea DERRAG ATENAy , . 2er sache ee REBEL. Andere Länder... 70. 0... :% PTanstb. ee en TER Halb-Porzellan- etc. Waaren. Deutschland. 9... 25 „Sea Finland a N Re SE EN PAR an Bann N RER, 1871 Werth 137691 7176 20846 39007 2050 1611 533 71223 11534 124475 "BER 7425 6006 150010 10043 1785 22856 135210 12394 1637 13539 1372 186187) 110544 102201] Werth N F 2554 49056] 50019 1962 6776 177 10391) 78960| 4803 3987 4060 | 18807) 8968 13276| 190215] 39396] Menge 1873 Werth XLI 1871 - 1874 Werth 146097 4204 77859 213811 181063 36045 26274 12671 6227 9544 713775 21467 121648 231101 5244 20290 1598 401148 38038 407419 22411 17810 25851 511529 79090 24698 108607 771239 127610 24664 68773 XLII 1871 1872 Versendungshäfen resp. Länder Me Werth Mens Werth | WE Staaten vu NAD; — 21892 un Andere Bänder. Ra. 24%: _ 159 _ VERATDBEEE EEE HEN. u. — 710 == Zusammen. ....... 7 5 7990925 Tauwerk. TE PR PN SS 19 A n ei U Betschlandl. 2... 2 Er... _ HEN > — neun... RS Ba — 105709: = — Birankreichet Ei. — 11958) — EU) -Indieni. „2... ee). — 419 - — Malen... Ei EBEN... _ 54264 en UMTDEVay Es a BR. ; . 82101. — VTStasten vs NA a a, — 4692 ey Andere Länder; 2 au RN _— 3595 — BL 1 RE EN Ve — 1130 — Zusammen. ....... — 217339 = Streichhölzchen aller Art. Belgien... In cu ana ae ANNE — ei = TBSPaBIDEn ..... 2. 0 une — -— — Chllal. 2... 00. Re — — Deutschland... ... 1 age — —_ _ Inland. u. da ee En — n Mrankreich .. 2. Ds er — — = Hoaland2 2.1... 2 Rasen — —_ — 3 U. 11: WAR AHA EREENARTINET: 5 2) 00 — — — VRDEDBT N en a DER — = Se Andere länder:.. 2... SE —_ — — ERWARTE —_ — = Zusammen........ — —— TER Roh-Tabak, Kilogr. 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Belsien . u STH NN, Brasuenil.. ar SEEN, Bneland.:..:a ht Ba. Talent. 2 RL Bpanien \. Eu SER... Uruguay „22.322222 RL |. Andere - Länder; :., 2 ASERRNEr... Transit... 2... Sr N Dto. gesalzene, Stück. Belsien'.... AN BEmBe Brasilien... ,: as Iinsland. us EB Irallen 2... KEN AR RE DPAnIEen). „2... 2.0 1.0 Umenay , ai ar Andere Dander 43777 See Transit... ee EA SPARBEN 52 een a ee Kmzuay . st SEE. Vereinigte Staaten v. N.-A........ 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Schiffe I, 210 ee ee a eg] (mE) 545160 — Oz — — | nn 1872. Tonnen 6039 42774 1311 17577 103597 92484 10996 1055 5856 21539 8242 494 75443 44967 88719 24067 1873 Schiffe Tonnen 91 5224 132 26668 6 1372 77 19431 243 96957 224 93048 32 9492 3 1341 21 5618 40 16401 15 538 162 51892 157 21317 253 119649 33 9538 1419 478486 Schiffe LXXXVIIL 1870-1874 Tonnen Schiffe Tonnen 96 26060 16303] 717 148396 5601 55 16800 96901 311 716477 101298] 1327 504172 42464] 955 363873 4863] 186 46535 — 12 6065 161] 105 26705 || 80371 207 83512 13741 176 14784 — 5 1001 30011| 816 242364 233421 1108 125888 241621 783 353906 818] 136 41079 2703221 6995 2077617 195 8 1783 I 24902 64 28259 — Dr 562 153 1 153 — 3 1265 _ 3 226 985 8 3051 106151 127 31333 1237 1 125371 330 6 1155 38417] 223 69024 LXXXVIII Beladen ausgelaufene Segelschiffe, = den Jahren 1870 1871 Ben Schiffe Tonnen Schiffe Tonnen 3 Beleische ua aan RuNaLale.. 155 51411 143 Bramlenische.) . 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Verfassung der Argentinischen Nation. Erster Theil. Einziges Kapitel. Erklärungen, Rechte und Bürgschaften. Artikel 1. Die Argentinische Nation nimmt die Regierungs- form einer repräsentativen Bundes-Republik an, gemäss den Be- stimmungen dieses ihres Grundgesetzes. Artikel 2. Die Bundesregierung unterhält den katholisch-apos- tolisch-römischen Cultus. Artikel 3. Die die Bundesregierung bildenden Behörden ha- ben ihren Sitz in der Stadt, welche, nachdem die Kammern einer oder mehrerer Provinzen die Landstriche, die zu diesem Behufe föderalisirt werden sollen, abgetreten haben — zur Hauptstadt der Republik erklärt wird. Artikel 4. Die Bundesregierung bestreitet die Auslagen der Nation mit den Geldern des Nationalschatzes, gebildet mit dem Erlös der Einfuhr- und Ausfuhrzölle; mit dem aus dem Verkauf oder der Verpachtung von National-Staatsländereien; mit dem Produkte der Postverwaltung und dem ausanderen Steuern, wel- che der General-Congress im Verhältniss zur Bevölkerung auflest; ferner mit dem Produkte von Anleihen oder Creditoperation, die der Congress, um dringenden Bedürfnissen der Nation abzuhelfen, oder um Unternehmungen von nationalem Nutzen zu verwirk- lichen, beschliesst. Artikel 5. Jede Provinz gibt sich eine Spezial-Verfassung, welche dem Prinzipe der repräsentativen Republik, sowie auch den Be- stimmungen, Erklärungen und Bürgschaften der Verfassung der Nation entsprechen muss. Die Verfassuug einer jeden Provinz hat ferner deren Rechtspflege, Gemeindeordnung und Elementar- Erziehung zu sichern. Unter diesen Bedingungen verbürgt die Bundesregierung einer jeden Provinz den Genuss und die Aus- übung ihrer Verfassung. 362 Artikel 6. Die Bundesregierung intervenirt in dem Gebiete der Provinzen: um die republikanische Staatsform zu sichern, Einfälle von auswärts abzuwehren, sowie auch auf Ersuchen deren ge- setzlichen Behörden, um dieselben zu schützen oder — sollten sie in Folge von Aufruhr oder von Einfällen aus einer anderen Pro- vinz vertrieben worden sein — sie wieder einzusetzen. Artikel 7. Die öffentlichen Akte und das Gerichtsverfahren einer Provinz haben in allen anderen volle. Gültigkeit; der Congress kann durch allgemeine Gesetze die Prüfungsart dieser Akte und Verfahren, sowie auch deren gesetzliche Folgen bestimmen. Artikel 8 Die Bürger einer jeden Provinz geniessen in allen anderen die Rechte, Gerechtsame und Freiheiten, welche in der- selben mit dem Titel eines Bürgers verbunden sind. Die Aus- lieferung von Verbrechern ist gegenseitige Pflicht aller Provinzen. Artikel 9. In dem gesammten Gebiet der Nation dürfen keine anderen Zollhäuser als die nationalen bestehen, und in diesen hba- ben die Tarife zu gelten, welche der Congress genehmigt. Artikel 10. In dem Innern der Republik geniessen die Landes- produkte oder die der Landesindustrie freien Verkehr, desglei- chen alle anderen Waaren und Erzeugnisse, welche die Bundes- zollhäuser passirt haben. Artikel 11. Die Erzeugnisse und Waaren einheimischer oder frem- der Abstammung, sowie alle Arten Vieh, welche von dem Ge- biete der einen Provinz nach dem einer anderen gebracht werden, sind frei von den sogenannten Transitzöllen ; desgleichen die Schiffe, Wagen oder Lastthiere, welche sie transportiren, und darf von jetzt an der Zwischenverkehr mit keiner Abgabe irgend welcher Art oder Benennung belastet werden. Artikel 12. Die von einer Provinz nach einer anderen bestimm- ten Schiffe sind nicht verpflichtet, in Zwischenhäfen einzulaufen, zu ankern und Abgaben, den Transit betreffend, zu zahlen, und dürfen in keinem Falle einem Hafen — durch Handelsgesetze oder Verordnungen — Vorzüge vor einem anderen eingeräumt werden. Artikel 13. Der Eintritt neuer Provinzen in die Nation ist ge- stattet; es kann aber ohne vorherige Zustimmung der betheiligten Provinzen und des Congresses keine neue Provinz aus dem Ge- biete einer oder mehrerer schon bestehender Provinzen gebildet werden, auch nicht mehrere Provinzen sich in eine verschmelzen. Artikel 14. AlleBewohner der Nation geniessen folgende Rechte, gemäss den Gesetzen, welche ihre Ausübung regeln, nämlich: Zu arbeiten und jedes erlaubte Gewerbe auszuüben, Zu verkehren und zu handeln, Den Behörden Bittschriften einzureichen, Das Argentinische Gebiet zu betreten, Darauf zu verweilen, es zu durchreisen und es zu verlassen, 363 Ansichten und Meinungen durch den Druck zu veröffent- lichen ohne vorherige Censur, Ihr Eigenthum zu benutzen und über dasselbe zu verfügen, Sich zu nützlichen Zwecken zu verbinden, Ihr Glaubensbekenntniss frei auszuüben, Zu lehren und zu lernen. Art. 15. In der Argentinischen Nation giebt es keine Sklaven; die wenigen, welche heute noch existiren, werden von dem Tage der Beschwörung dieser Verfassung an frei, und soll ein Special- gesetz die Entschädigung bestimmen, welche in Folge der vor- ‚stehenden Erklärung zu gewähren ist. Jeder Vertrag, betreffend den An- und Verkauf von Menschen, wird als ein Verbrechen ange- sehen; die Personen, welche einen solchen abschliessen, wie auch der Notar oder Beamte, der ihn autorisirt, sind straffällig. Die Sklaven, welche in irgend einer Weise eingeführt werden, erlan- gen, so wie sie das Gebiet der Republik betreten, ihre Freiheit. Artikel 16. Die Argentinische Nation erkennt keine Vorrechte des Blutes oder der Geburt an; es giebt in ihr keine persönlichen Sonderrechte noch Adelstitel. Alle ihre Einwohner sind vor dem Gesetz gleich und gelten bei Besetzung von Stellen und Aemtern nur die Fähigkeiten der Anzustellenden. Gleichheit liegt auch der Besteuerung und den öffentlichen Lasten zu Grunde. Artikel 17. Das Eigenthum ist unverletzlich. Keinem Einwohner der Argentinischen Nation kann sein Eigenthnm entzogen werden anders als durch ein auf einem Gesetze beruhendes Urtheil. Ex- propiationen, wo sie von dem Gemeindewohl erfordert werden, müssen durch ein Gesetz als solche bezeichnet werden, und ist in allen Fällen vorher entsprechende Entschädigung zu leisten. Nur der Congress kann die im Artikel 4 bezeichneten Steuern auflegen. Es kann keine persönliche Dienstleistung verlangt werden, wel- che nicht durch ein Gesetz vorgeschrieben oder durch ein auf einem Gesetz basirendes Urtheil verordnet ist. Jeder Urheber (1) oder Erfinder ist für den vom Gesetze be- stimmten Zeitraum ausschliesslicher Eigenthümer seines Werkes, seiner Erfindung oder Entdeckung. Die Güter-Confiscation ist für immer aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. Kein bewaffnetes Corps darf Natural- Lieferungen eintreiben noch sonstige Hilfeleistungen irgend einer Art erzwingen. Artikel 18. Kein Bewohner der Nation kann ohne ein vorher- gehendes Urtheil, welches durch ein vor dem Prozess in Kraft stehenden Gesetz begründet ist, bestraft werden, noch von Special- Commissionen abgeurtheilt, oder vor einen anderen Gerichtshof als (1) „Autor” — auch Verfasser. 364 den gestellt werden, welchen das vor dem Prozess gültige Geset bestimmt. Niemand darf gezwungen werden gegen sich selbst aus- zusagen, wie auch Niemand verhaftet werden kann ohne schrift- lichen Befehl der zuständigen Behörde. Die Vertheidigung der Person oder der Rechte vor Gericht ist unverletzlich, desgleichen das Hausrecht, die briefliche Correspondenz und die "Privatpapie- re; ein Gesetz, wird die Fälle und das dabei zu beobachtende Verfahren bezeichnen, in welchen von der vorstehenden Bestim- mung Abstand genommen werden darf. Die Todestrafe für politische Vergehen, jede Art Folterqualen und die Stäupe durch Henkershand sind für immer abgeschafft. Die Gefängnisse der Nation haben gesund und reinlich zu sein; sie sollen zur Sicherung und nicht zur Quälung der Gefangenen dienen, und ist ein jeder Richter, der unter dem Vorwand anzu- wendender Vorsicht Maassregeln erlaubt, welche die Gefangenen quälen mehr als es nöthig ist um sie in sicherer Haft zu halten, dieserhalb zu Strafe zu ziehen. Artikel 19. Ueber die Privathandlungen eines Jeden, wenn sie in keiner Weise die öffentliche Ordnung oder Sittlichkeit ver- letzen, noch die Rechte von Dritten beeinträchtigen, hat nur Gott zu urtheilen: sie sind der Autorität der Behörden nicht unter- worfen. Kein Bewohner der Nation ist gezwungen, etwas zu thun, das nicht das Gesetz verordnet, noch das zu unterlassen, was nicht vom Gesetze verboten ist. Artikel 20. Die Fremden geniessen im Gebiete der Nation die- selben Civilrechte wie die Bürger ; sie können ihre Industrie, ih- ren Handel oder ihr Gewerbe ausüben, Grundeigenthum besitzen, solches kaufen und verkaufen, die Flüsse beschiffen , ihren Cultus frei ausüben und über ihren Nachlass verfügen und sich verhei- rathen gemäss den Gesetzen. Sie sind nicht gezwungen, das Bür- gerrecht zu erwerben, noch ausserordentliche Zwangssteuern zu zahlen. Sie können sich naturalisiren lassen sobald sie zwei Jahre ohne Unterbrechung in der Nation gewohnt haben, doch ist die Behörde ermächtigt, diesen Termin abzukürzen, falls der desfallsige Bittsteller der Republik geleistete Dienste "angiebt und nach- weist. Artikel 21. Jeder Argentinische Bürger ist verpflichtet, die Waffen zu ergreifen, um "das Vaterland oder diese Verfassung zu vertheidigen gemäss den Gesetzen, welche zu diesem Behuf der Congress ‚ erlässt, und den desfallsigen Verordnungen der Ausüben- den Gewalt der Nation. Es bleibt dem Ermessen der naturalisirten Bürger Inka eines Zeitraumes von 10 Jahren, vom Tage des Datums ihres Bür- gerbriefes an, anheimgestellt, ob sie diesen Dienst leisten wollen oder nicht. Artikel 22. Weder berathet, noch regiert das Volk anders als 365 vermittelst seiner Vertreter und der von dieser Verfassung ge- schaffenen Behörden. Jede bewaffnete Macht oder Versammlung von Personen, welche sich die Rechte des Volkes anmaasst oder im Namen desselben petitionirt, macht sich des Verbrechens des öffentlichen Aufruhrs schuldig. Artikel 23. Im Falle einer Volksbewegung im Innern oder eines Angriffes von Aussen, wodurch die Ausübung dieser Verfas- sung oder der Bestand der von ihr geschaffenen Behörden gefähr- det wird, wird der Belagerungszustand über die Provinz oder das Gebiet, wo die Ruhestörung ihren Sitz hat, verhängt, und werden damit die verfassungsmässigen Bürgschaften zeitweilig aufgehoben. Jedoch darf während der Dauer dieser Aufhebung der Präsident der Republik aus eigener Machtvollkommenheit weder verurthei- len noch strafen, und ist vielmehr in solchen Fällen seine Gewalt darauf beschränkt, Personen zu verhaften oder sie von einen nach einem anderen Orte der Nation bringen zu lassen, falls dieselben es nicht vorziehen sollten, das Argentinische Gebiet zu verlassen. Artikel 24. Der Congress wird die Reform der jetzigen Gesetz- gebung in allen ihren Zweigen, sowie die Einführung von Schwur- Gerichten herbeiführen. Artikel 25. Die Bundesregierung hat die europäische Einwande- rung zu begünstigen; sie darf in keiner Weise den Eintritt in das Argentinische Gebiet von Fremden, welche in der Absicht kom- men, das Land zn bebauen, die Gewerbe zu verbessern und Wis- senschaften und Künste einzuführen und zu lehren, Basdluilgen und mit Abgaben belasten. Artikel 26. Die Schifffahrt auf den inneren Flüssen der him ist frei für alle Flaggen und nur den reglementarischen Vorschrif- ten unterworfen, welche die nationalen Behörden erlassen. Artikel 27. Die Bundesregierung ist verpflichtet, ihre freund- schaftlichen sowie auch die Handels-Beziehungen mit den fremden Mächten vermittelst Verträge zu befestigen, welche den in dieser Verfassung enthaltenen Bestimmungen des öffentlichen Rechtes entsprechen müssen. Artikel 28. Die in den vorstehenden Artikeln anerkannten Prin- zipien, Bürgschaften und Rechte können nicht verändert und be- schränkt werden durch ihre Ausübung reglementirende Gesetze. Artikel 29. Weder kann der Congress der Executiven National- Gewalt, noch können Provinzialkammern Provinz -Gouverneuren „ausserordentliche Befugnisse“ oder „den ganzen Begriff der öffent- lichen Gewalt“ (ihnen die Dictatur) verleihen, oder ihnen „Unter- werfungen“ anbieten, oder „Oberhoheit“ einräumen, wodurch das Leben, die Ehre und das Vermögen von Argentinern in Abhän- gigkeit kommen würde von einer "Regierung oder von Personen. Handlungen dieser Art sind von Anfangan null und nichtig und setzen die Personen, von welchen sie ausgehen, so wie die, wel- 366 che sie erlauben oder durch ihre Unterschrift genehmigen; sich der Verantwortuug und der Strafe als ehrlose Verräther des Va- terlandes aus. Artikel 30. Diese Verfassung kann ganz oder in irgend einem ihrer Theile abgeändert werden. Die Nothwendigkeit einer Ab- änderung ist von dem Congress mit von wenigstens zwei Drittel/ Stimmen-Mehrheit festzustellen; jedoch kann die Reform nur von einem zu diesem Behufe einberufenen Convent beschlossen und in Kraft gesetzt werden. Artikel 31. Diese Verfassung, die Gesetze der Nation, wie sol- che gemäss der Verfassung vom ÜUongress erlassen werden, und die Verträge mit den fremden Mächten bilden das höchste Ge- setz der Nation. Die Behörden einer jeden Provinz sind verpflich- tet, demselben Gehorsam zu leisten, selbst wenn ihre Provinzial-- Verfassung oder Gesetze ihm entgegenstehende Bestimmungen ent- halten sollten, mit Ausnahme jedoch der Provinz Buenos Aires, betreffs der nach der Vereinbarung vom 11. November 1859 ra- tificirten Verträge. * Artikel 32. Der Bundes-Congress kann keine die Pressfreiheit beschränkenden Gesetze erlassen, auch nicht die Presssachen der Bundes-Gerichtsbarkeit unterstellen. Artikel 53. Die in der vorliegenden Verfassung anfgezählien Rechte, Auslegungen und Bürgschaften sind nicht in. dem Sinne aufzufassen, als ob sie andere, nicht namentlich angegebene Rechte und Bürgschaften, die sich aus dem Prinzipe der Volks-Souverä- netät und der republikanischen Staatsform ableiten lassen, aus- schlössen. Artikel 34. Die Richter der Bundes-Gerichte können nicht gleich- zeitig Provinzial-Richterstellen bekleiden, wie auch eine amtliche Bundesstelle — im Civil- oder Militärdienst — kein rechtliches Domiecil in einer anderen, als der dem Beamten zum gewöhnlichen. Aufenthalt dienenden Provinz gibt, und gilt diese Bestimmung speciell in Bezug auf die Bewerbung um amtliche Stellung in der Provinz, in welcher der Bundesbeamte sich zufälligerweise auf- hält. Artikel 35. Jede von den nach und nach seit dem Jahre 1810 bis beute angenommenen Benennungen, nämlich: „Vereinigte Pro- vinzen des Rio de la Plata “, „Argentinische Republik“, „Argen- tinische Conföderation“ , gelten von jetzt an als amtliche” Benen- nungen bei der Bezeichnung der Regierung oder des Gebietes; bei der Herstellung und Genehmigung von Gesetzen dagegen sind die Worte: „Argentinische Nation“ (Nacion Argentina) zu gebrau-- chen. *) Diese Ausnahme- Bestimmung ist heute gegenstandslos. 367 Zweiter Theil. Behörden der Nation. Titel 1: Bundes-Regierung. I. Section. Von der Gesetzgebenden Gewalt. Artikel 36. Ein aus zwei Kammern, der Deputirtenkammer der Nation und der Kammer der Senatoren der Provinzen und der Hauptstadt, gebildeter Congress wird mit der Gesetzgebenden Ge- walt beauftragt. Kapitel I. Von der Depn!irten-Kammer. Artikel 37. Die Deputirten-Kammer wird gebildet von den aus direeter Volkswahl der Provinzen und der Hauptstadt hervorge- gangenen Vertretern, und werden zu diesem Behufe die Provinzen und die Haupstadt als Wahlbezirke eines einzigen Staates angesehen. Die Wahl erfolgt durch einfache Stimmenmehrheit; auf je 29,000 Bewohner oder Fraction von nicht weniger als 10000 Bewohnern ist ein Vertreter zu nehmen. Artikel 38. In die erste Legislatur sendet die Provinz Buenos Aires 12, die von Oördoba 6, Oatamarca 3, Corrientes 4, Entre Rios 2, Jujuy 2, Mendoza 3, Rioja 2, Salta 3, Santiago 4, San Juan 2, San Luis 2, Santa F& 2, und Tucuman 3 Vertreter *). Artikel 39. Bis zum Beginn der Sitzungen der zweiten Legis- latur soll die allgemeine Volkszählung vorgenommen sein und ist dann die Zahl der Deputirten ihrem Ergebnisse anzupassen. Nur alle 10 Jahre darf eine neue Volkszählung aufgenommen werden. Artikel 40. Um zum Deputirten erwählt werden zu können, muss man das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben, seit 4 Jahren Bürger sein und in der Provinz, von welcher man gewählt wird, entweder geboren sein oder unmittelbar vor der Wahl zwei Jahre daselbst seinen Wohnsitz gehabt haben. Artikel 41. Für das erstemal haben die Provinzial-Legislaturen die betreffenden Verordnungen zu erlassen, um die directe Wahl der Deputirten der Nation zn ermöglichen;. für die Zukunft wird der Congress ein desfallsiges allgemeines Gesetz schaffen. Artikel 42. Die Deputirten werden für vier Jahre gewählt und sind wieder wählbar; jedoch hat die Kammer sich alle zwei Jahre zur Hälfte zu erneuern, zu welchem Behufe sofort nach ihrem Zu- 4) Die Bestimmungen dieses Artikels sind inzwischen — auf Grund der Er- gebnisse der Volkszählung von 1869 — abgeändert. 368 sammentritt durch das Loos diejenigen ihrer Mitglieder zu bezeichne sind, welche nach Ablauf der ersten zwei Jahre auszutreten haben Artikel 43. Im Falle einer Vacanz hat die Regierung der be treffenden Provinz oder der Hauptstadt die gesetzliche Wahl behuf: Wiederbesetzung derselben vornehmen zu lassen. Artikel 44. Die Deputirtenkammer besitzt das ausschliesslie Recht der Initiative in Bezug auf Steuer- nnd Reerutirungj- gesetlze. Artikel 45. Sie allein hat ferner das Recht, beim Senate den Präsidenten, den Vicepräsidenten, die Minister und die Mitglieder sowohl des obersten als aller anderen Bundesgerichtshöfe anzukk- gen in Fällen, wo dieselben zur Verantwortung gezogen werden sollen wegen Nichterfüllung ihrer Pflichten, Vergehen bei der Ausübung derselben, oder wegen gewöhnlicher Verbrechen. Zu diesem Behufe hat die Kammer über die Anschuldigungen |zu verhandeln und mindestens zwei Drittel der Stimmen ihrer anıre- senden Mitglieder die Versetzung in Anklagezustand zu beschlies- gen. Kapitel II. Vom Senate. Artikel 46. Der Senat wird gebildet von zwei Senatoren jeder Provinz, welche von deren Provinzial-Legislatur mit Stimmen- mehrheit gewählt werden, und von weiteren zwei Senatoren für die Hauptstadt, deren Wahl in derselben Form stattzufinden hat, wie die des Präsidenten der Nation. Jeder Senator besitzt eine Stimme. Artikel 47”. Um zum Senator qualifizirt zu sein, ist ein Alter von 30 Jahren erforderlich, auch muss man seit mindestens sechs Jahren Bürger der Nation sein, eine Rente oder Einnahme von jährlich 2000 Patacons besitzen und entweder in der betreffenden rovinz geboren sein oder die der Wahl vorhergehenden zwei Jahre daselbst seinen Wohnsitz gehabt haben. Artikel 48. Die Senatoren werden für neun Jahre erwählt und können stets wieder erwählt werden; alle drei Jahre erneuert sich der Senat um ein Drittel seiner Mitglieder und sind — sowie alle Senatoren anwesend sind — diejenigen Mitglieder, welche nach Ablauf der ersten drei Jahre, und die, welche nach Ablauf der folgenden drei Jahre auszutreten haben, durch das Loos zu be- zeichnen. Artikel 49. Der Vicepräsident der Nation ist Präsident des Senats, ohne jedoch in anderen Fällen, als in denen der Gleich- heit der Stimmen bei einer Abstimmung stimmberechtigt zu sein. Artikel 50. Der Senat hat einen provisorischen Präsidenten zu ernennen, welcher seinen Sitzungen während etwaiger Abwesenheit 369 des Vicepräsidenten der Nation, oder falls derselbe an Stelle des Präsidenten der Nation die Regierung leitet, präsidirt. Artikel 51. Der Senat hat in öffentlicher Sitzung über die von der Deputirten-Kammer Angeklagten Gericht zu halten, zu wel- chem Behufe seine Mitglieder vorher einen speciellen Eid zu leis- ten haben. Ist es der Präsident der Nation, über welchen der Senat zu Gericht sitzt, so werden die Sitzungen vom Präsidenten des obersten Bundesgerichtshofes präsidirt. Eine Schuldigerklärung findet in allen Fällen nur dann statt, wenn mindestens zwei Drittel der Anwesenden Senatsmitglieder dafür stimmen. Artikel 52. Die Verurtheilung Seitens des Senats hat für den Angeklagten keine anderen Folgen, als den Verlust seines Amtes, sowie sie noch event. die Erklärung in sich schliesst, dass er kein Ehren-, Vertrauens- oder besoldetes Amt der N ation mehr aus- üben könne. Jedoch ist damit die verurtheilte Person keineswegs der gesetzmässigen Anklage, Verurtheilung und Bestrafung auf dem gewöhnlichen Rechtswege entzogen. Artikel 53. Ferner gehört es zu den Befugnissen des Senates, dem Präsidenten der Nation die Genehmigung zu ertheilen, um — im Falle eines Angriffes von Aussen — einen oder mehrere Theile der Republik in Belagerungszustand zu versetzen. Artikel 54. Wird eine Senatorenstelle durch Sterbefall, Nieder- legung des Amtes oder sonstige Ursache frei, so hat die betref- fende Provinz- oder Hauptstadt-Regierung sofort die Wahl eines neuen Mitgliedes vornehmen zu lassen. Kapitel III. Gemeinschaitliche Bestimmungen für beide Kammern. Artikel 55. Beide Kammern tagen in gewöhnlichen Sitzungen jährlich vom 1. Mai bis zum 50. September; der Präsident der Nation kann sie zu ausserordentlichen Sitzungen einberufen oder ihre gewöhnlichen Sitzungen verlängern. Artikel 56. Jede der beiden Kammern ist in Bezug auf die Gültigkeit der Wahlen und Prüfung der betreffenden Titel alleini- ger Richter. Keine von ihnen kann ihre Sitzungen eröffnen, falls nicht die absolute Majorität ihrer -Mitglieder anwesend ist; einer Minorität aber steht das Recht zu, die abwesenden Mitglieder in von jeder Kammer zu bestimmender Weise aufzufordern, den Sitzungen beizuwohnen und eventuelle Nichtbeachtung zu bestra- fen, wie sie es für gut findet. Artikel 57. Beide Kammern eröffnen und schliessen gleichzeitig ihre Sitzungsperioden. Keine von ihnen kann während der Dauer der Sitzungsperiode ohne Genehmigung der anderen Kammer ihre Sitzungen länger denn 3 Tage suspendiren. Artikel 58. Jede Kammer erlässt ihre eigene Kammerordnung; 24 370 jede kann mit einem Drittel Mehrheit ein jedes ihrer Mitglieder wegen unordentlicher Erfüllung seiner Pflichten tadeln, oder solche Mitglieder, welche nach ihrer Wahl von physischer oder morali- scher Unfähigkeit betroffen werden, entfernen ünd selbst ausstos- sen; um über die aus freiem Willen hervorgehenden Entlassungs- gesuche zu entscheiden, ist die absolute Majorität der Anwesenden genügend. Artikel 59. Senatoren und Deputirte haben bei ihrem Eintritt in die resp. Kammern einen Eid zu leisten, dass sie ihre Mission wie es sich gehört, erfüllen und in Allem der vorliegenden Ver- fassung gemäss handeln werden. Artikel 60. Kein Congress-Mitglied kann angeklagt, gerichtlich verhört, noch sonst wie belästigt werden, betreffend die Meinun- gen oder Reden, welche es in Erfüllung seiner Pflicht als Gesetz- geber äussert, resp. hält. Artikel 61. Kein Senator oder Deputirter kann von dem Tage seiner Erwählung an bis zur Erlöschung seines Amtes verhaftet werden, es müsste denn sein, dass er bei Vollbringung eines Ver- brechens betroffen würde, auf welchem die Todesstrafe oder eine entehrende Strafe steht, in welchem Falle der betreffenden Kammer ein bündiger Bericht darüber zu erstatten ist. Artikel 62. Wird gegen einen Senator oder Deputirten eine schriftliche Klage auf dem gewöhnlichen Rechtswege eingereicht, so kann jede Kammer, nachdem sie in öffentlicher Sitzung die recht- liche Grundlage des desfallsigen Protokolls geprüft, mit zwei Drittel Mehrheit die Privilegien ihres angeklagten Mitgliedes suspendiren und dem zuständigen Richter die Erlaubniss ertheilen, gegen das- selbe zu verfahren. Artikel 63. Jede Kammer kann die Minister der Ausübenden Gewaltin ihr Sitzungslokal berufen, um von ihnen die Erkläirun- gen und Berichte, welche sie für nöthig erachtet, zu erhalten. Artikel 64. Kein Mitglied des Congresses darf ohne vorherige Zustimmung der Kammer, welcher es angehört, Stellen und Com- missionen von der Ausübenden Gewalt annehmen; ausgenommen von dieser Bestimmung ist das Dienstalter-Avancement im Staats- dienste. Artikel 65. Kein Ordensgeistlicher kann Mitglied des Congres- ses sein, auch darf kein Provinzial-Gouverneur von der Provinz, deren Regierung er leitet, in den Congress deputirt werden, Artikel 66. Die Dienstleistungen der Senatoren und Deputirten werden mit einem aus dem Staatsschatz zu zahlenden Gehalt ver- gütet, dessen Höhe das Gesetz zu bestimmen hat. 371 Kapitel IV. Befugnisse (Attribute) des Congresses. Artikel 67. Es ist Sache des Congresses: I. II. III. VII. VIII. IX. XL Gesetze und Verordnungen, betreffend die Zollverwaltung zu erlassen, die Einfuhrzölle zu bestimmen, welche — wie auch die ihnen zu Grunde liegenden Werthbestimmungen — in der ganzen Nation gleichförmig zu sein haben; so- wohl diese wie alle anderen nationalen Steuern können in jeder in der resp. Provinz gangbaren Münzsorte zum werth- seienden Course entrichtet werden; desgleichen ist es Sache des Congresses, die Ausfuhrzölle zu bestimmen. Directe Steuern für einen bestimmten Zeitraum und das ganze Gebiet der Nation verhältnissmässig gleich belastend aufzulegen, wenn die Vertheidigung, allgemeine Sicherheit und das Gesammtwohl des Staates es erheischen sollten. Geldanleihen auf den Credit der Nation aufzunehmen. Ueber den Gebrauch und die Entäusserung der Ländereien nationalen Eigenthums zn bestimmen. Eine National-Bank mit Emissions-Berechtigung in der Hauptstadt und mit Filialen in den Provinzen zu gründen und zu reglementiren. Die Zahlung der Innern wie der Aeussern Schuld der Na- tion zu ordnen. Jährlich das Ausgabe - Budget der Verwaltung der Nation festzustellen und die Belege über die verausgabten Gelder zu billigen oder zu verwerfen. Denjenigen Provinzen, deren budgetmässige Einnahmen nicht genügen, um ihre ordentlichen Ausgaben zu decken, Subsidien aus dem Schatze der Nation zu bewilligen. Die freie Schifffahrt auf den inneren Flüssen zu reglemen- tiren, nach Ermessen Häfen zu eröffnen sowie Zollhäuser anzulegen oder aufzuheben, wobei jedoch der Bestimmung nachzukommen ist, dass keines der Zollhäuser für auswär- tigen Handel, welche in irgend einer Provinz zur Zeit deren Eintritt in den Bund bestanden, aufgehoben werden darf. . Geld ausmünzen zu lassen und den Werth desselben so- wie den der fremden Münzen zu bestimmen und ein für die ganze Nation einheitliches Maass- und Gewichts-System ein- zuführen. Civil-, Handels-, Straf- und Minen-Gesetzbücher zu er- lassen, — ohne dass jedoch diese Gesetzbücher die lokale Rechtspflege beeinflussten — deren Bestimmungen von den Bundes- oder Provinzial-Gerichtshöfen in Anwendung zu bringen sind, je nachdem die betreffenden Personen oder Sachen dieser oder jener Gerichtsbarkeit angehören. Ferner 372 XII. XTII. XV. XVII. XVIII XX. XXI. ist es ganz besonders Sache des Congresses, Generalgesetze für die ganze Nation zu erlassen, betreffend die Naturali- sation und das Bürgerrecht, dem Prinzipe des natürlichen Bürgerrechts entsprechend; — sowie auch Gesetze über Bankerotte; Falschmünzerei und Fälschung öffentlicher Staats- dokumente, und endlich die Behufs Einführung der Schwur- Gerichte erforderlichen Gesetze. Den Handelsverkehr zu Land und zu Wasser mit den aus- wärtigen Staaten und den Provinzen untereinander zu ordnen. Den General-Postdienst der Nation zu ordnen resp. ein- zuführen und zu erweitern. . Die Grenzen der Nation definitiv festzustellen; die der Provinzen zu ordnen; neue Provinzen zu schaffen und durch Spezialgesetze die Organisation, Verwaltung und Regierung der nationalen Territorien, welche ausserhalb der den Pro- vinzen angewiesenen Grenzen bleiben, festzustellen. Für die Sicherheit der Grenzen zu sorgen; die friedlichen Beziehungen zu den Indianern zu erhalten und deren Be- kehrung zum Katholizismus zu fördern. In geeigneter Weise für die Wohlfahrt des Landes, den Wohlstand und den Fortschritt der Provinzen und der all- gemeinen Bildung zu sorgen, zu welchem Behufe Pläne für den Elementar- und den höheren Unterricht aufzustellen, die Industrie, die Einwanderung, der Bau von Eisenbahnen die Anlage von Schifffahrts-Canälen, die Colonisation der Ländereien nationalen Eigenthums, die Einführung frem- der Capitalien und die Erforschung der inneren Flüsse zu fördern sind durch zweckentsprechende Schutzgesetze, Bewilligung von zeitweiligen Privilegien und Belohnungen. Niederere Gerichte als der höchste Gerichtshof zu etabli- ren, Beamtenstellen zu schaffen und aufzuheben, die Attri- bute der Beamten festzustellen, Pensionen und Ehrenbezei- gungen zu bewilligen und General-Amnestien zu erlassen. Die Gründe der Entlassungsgesuche des Präsidenten oder des Vice-Präsidenten der Nation zu billigen oder zu ver- werfen, über die Zulässigkeit resp. Nothwendigkeit einer Neuwahl sich auszusprechen und das Ergebniss der Wahl festzustellen sowie deren Berichtigung vorzunehmen. Die mit den anderen Nationen abgeschlossenen Verträge zu genehmigen oder zu verwerfen, deseleichen die Concor- date mit dem heiligen Stuhle; die Ausübung des Patronats- rechtes in der ganzen Nation zu regeln. Anderen, als den bereits bestehenden geistlichen Orden die Ansiedelung in dem Gebiete der Nation zu gestatten. Die Ausübende Gewalt zu Kriegserklärungen oder Friedens- schlüssen zu ermächtigen. XXII. XXII. XXIV. XXV. xxVI. XXVIl. 373 Kaperbriefe auszustellen und zu Repressalien zu ermäch- tigen; Prisengerichte einzusetzen. Die Stärke des stehenden Landheeres und der Flotte in Friedens- und in Kriegszeiten zu bestimmen, sowie Regle- mente und Verordnungen betreffend die Leitung der Kriegs- macht zu erlassen. Die Ermächtigung zu ertheilen zur Einberufung der Mi- lizen aller oder einzelner Provinzen, wenn diese Maassregel erforderlich sein sollte, um den Gesetzen der Nation Gel- tung zu verschaffen oder um Aufstände zu unterdrücken und feindliche Einfälle zurückzuweisen. Ueber die Organi- sation, Bewaffnung und Disciplin jener Milizen Verfügun- gen zu treffen, sowie das die Verwaltung und Leitung der- jenigen Milizen, welche im Dienste der Nation verwendet werden, Betreffende anzuordnen, wobei jedoch den resp. Provinzen das Recht der Ernennung der Befehlshaber und Offiziere vorbehalten bleibt, wie dieselben auch dafür zu sorgen haben, dass den vom Üongresse erlassenen Bestim- mungen bezüglich der einzuführenden Disciplin in ihren Milizen nachgekommen werde. Die Einführung fremder Truppen in das Gebiet der Na- tion und den Ausmarch der nationalen Streitkräfte über die Grenzen zu erlauben. Im Falle eines inneren Aufstandes einen oder mehrere Theile der Nation in Belagerungszustand zu erklären, sowie den während der Nichttagung des Congresses verhängten Belagerungszustand zu billigen oder aufzuheben. Die ausschliessliche Gesetzgebung auszuüben in dem gan- zen Gebiete der Hauptstadt der Nation sowohl wie in allen anderen Orten, welche durch Kauf oder Abtretung in irgend einer Provinz behufs Anlegung von Festungen, Zeughäusern, Lagerhäusern oder anderen Anstalten nationalen Charakters erworben worden sind. xxvıl. Alle Gesetze und Verordnungen zu erlassen, welche er- forderlich sind, um die Regierung der Argentinischen Nation in den Besitz zu bringen der vorstehend erläuterten, sowie aller anderen in dieser Verfassung bewilligten Rechte, Be- fugnisse und Gewalten. Kapitel V. Von der Herstellung und Genehmigung der Gesetze. Artikel 68. Die Anregung von Gesetzen kann ausgehen von einer jeden der beiden Kammern durch Einbringung von desfall- sigen Projekten, sei es seitens ihrer Mitglieder . oder seitens der 374 Regierung, mit Ausnahme jedoch der in Artikel 44 bezeichneten Fälle. Artikel 69. Hat die Kammer, von welcher die Anregung aus- ging, einen Gesetz-Vorschlag genehmigt, so wird er der anderen zur Berathung zugeschickt; hat das Projekt die Genehmigung auch dieser Kammer erhalten, so wird esder Executive der Nation zur Sanktion vorgelegt und falls auch diese ihre Zustimmung gibt, so ist es als Gesetz zu proclamiren. Artikel 70. Jeder Gesetzvorschlag, den die Executive Gewalt nicht innerhalb 10 Arbeitstagen zurückschickt, wird als von ihr genehmigt angesehen. Artikel 71. Kein von einer der Kammern ganz verworfener Gesetzvorschlag kann in derselben Sitzungsperiode nochmals ein- gebracht werden. Hat dagegen die revidirende Kammer nur Zu- sitze zu, oder Verbesserungen an einem Projekte gemacht, so geht, es an die andere Kammer zurück; tritt dieselbe den Zusätzen und Verbesserungen bei durch absolute Stimmenmehrheit, so wird das Gesetz der Executiven Gewalt zugeschickt; falls dieselbe die Zu- sätze und Correctionen verwirft, so hat die revidirende Kammer nochmals darüber zu berathen und sind zwei Drittel der Stimmen ihrer Mitglieder für die Aufrechterhaltung der Zusätze erforderlich, und geht dann das Gesetz an die Kammer, welche es ausgearbei- tet hat, zurück. Erklärt letztere sich nicht mit zwei Drittel der Stimmen ihrer anwesenden Mitglieder gegen die Zusätze und Cor- rectionen, so sind letztere als genehmigt zu betrachten. Artikel 72. Falls die Ausübende Gewalt ein Project ganz oder theilweise verwirft, kommt dasselbe mit den betreffenden Einwen- dungen an die Kammer, von welcher es ausging, zurück. Diese berathet von Neuem darüber und beharrt sie mit zwei Drittel Mehrheit auf ihrem Beschluss, so wird das Project der anderen Kammer zur Berathung überwiesen. Genehmigen beide Kammern es mit gleicher Majorität, so wird das Projekt der Executiv-Ge- walt zurückgeschickt, damit dieselbe es als Gesetz proclamire. Die Abstimmungen beider Kammern haben in solchen Fällen durch Namensaufruf und durch Abgabe der Stimmen Für oder Wider zu erfolgen, und werden sowohl die Namen und Gründe der Stim- menden, wie auch die Einwendungen der Executiven Gewalt sofort veröffentlicht. Herrscht bezüglich der Einwendungen zwischen den beiden Kammern Meinungsverschiedenheit, so kann das betreffende Project in den Sitzungen desselben Jahres nicht wieder in Be- rathung gezogen wer den. Artikel 73. Bei der Genehmigung der Gesetze ist folgende Won mel zu gebrauchen: „Der Senat und die Kammer der Deputirten der Argentinischen Nation, versammelt im Congress etc., verord- nen oder genehmigen mit Gesetzeskraft.“ — 375 II. Section Von der Ausübenden Gewalt. Kapitel I. Artikel 74. Die Ausübende Gewalt wird einem Bürger, der den Titel: „Präsident der Argentinischen Nation“ zu führen hat, übertragen. Artikel 75. Ist der Präsident krank, oder abwesend von der Hauptstadt, oder gestorben, hat er abgedankt, oder ist er abge- setzt worden, so hat der Vice-Präsident der Nation die Ausübende Gewalt zu leiten; sind der Präsident und der Vice-Präsident in Folge von Absetzung, Tod, Niederlegung des Amtes oder Un- fähigkeit verhindert, die Executive zu leiten, so bezeichnet der Congress denjenigen Öffentlichen Beamten, der die Präsidentschaft bis zur Beseitigung der Unfähigkeit oder bis zur erfolgten Prä- sidenten-Neuwahl zu verwalten hat. Artikel 76. Um zum Präsidenten oder Vice-Präsidenten der Nation gewählt werden zu können, ist es erforderlich: auf Argen- tinischem Gebiet geboren, oder ein auf fremdem Gebiet geborener Sohn eines geborenen Argentinischen Bürgers zu sein, dem katho- lisch -apostolisch-römischen Glaubensbekenntnisse anzugehören und ferner den für die Wählbarkeit zum Senatoren erheischten Bedin- ngen zu entsprechen. Artikel 76. Die Amtsdauer des Präsidenten wie die des Vice- Präsidenten beträgt 6 Jahre und können dieselben Personen nur nach Verlauf einer Zwischenperiode von sechs Jahren wieder für dasselbe Amt erwählt werden. Artikel 78. Die Gewalt des Präsidenten hört an demselben Tage auf, an welchem seine sechsjährige Amtsdauer abläuft, ohne dass irgend welcher Zwischenfall, der zeitweilig die Ausübung seiner Funktionen unterbrochen haben mag, als Grund dienen kann, sie zu verlängern. Artikel 79. Der Präsident und der Vice-Präsident geniessen ein von dem Staatsschatz bezahltes Gehalt, dessen Betrag während ihrer Amtsdauer nicht verändert werden kann; auch dürfen sie in derselben Zeit weder «ein anderes Amt ausüben, noch Belohnung irgend welcher Art empfangen, sei es von der Nation oder von einer der Provinzen. Artikel 80. Beim Amtsantritt haben der Präsident und der Vice-Präsident in die Hände des Senats-Präsidenten (beim ersten Male in die des Präsidenten des constituirenden Congresses) fol- genden Eid abzulegen: „Ich, N. N., schwöre bei Gott, Unserem Herrn, und diesen heiligen Evangelien, das Amt als Präsident (oder Vice-Präsident) der Nation mit Redlichkeit und Patriotis- mus zu verwalten und die Verfassung der Nation treu zu befolgen und befolgen zu lassen. Wenn ich anders handle, mögen mich Gott und die Nation zur Rechenschaft ziehen. “ 376 Kapitel II. Von der Form und der Zeit der Wahl des Pr&sidenten und des Vice- Pr&sidenten der Nation. Artikel 831. Die Wahl des Präsidenten und des Vice-Präsidenten der Nation hat in folgender Weise stattzufinden: die Hauptstadt und eine jede Provinz ernennen durch directe Abstimmung einen Wahlkörper, bestehend aus doppelt so vielen Mitgliedern, als die Hauptstadt resp. die betreffende Provinz Deputirte und Senatoren in den Congress sendet, und hat die Abstimmung in derselben Weise, wie sie für die Wahl von Congress-Deputirten vorgeschrie- ben ist, zu erfolgen, wie auch die Wahlmänner denselben Bedin- gungen entsprechen müssen, welche für die Wählbarkeit der Depu- tirten gelten. Die Deputirten, die Senatoren und die besoldeten Angestellten der Föderal-Regierung können nicht Mitglieder des Wählkörpers sein. — Die Wahlmänner haben sich in der Hauptstadt der Nation, resp. in der der betreffenden Provinz, vier Monate vor Ablauf der Amtsdauer des austretenden Präsidenten zu vereinen. Die Wahl wird vorgenommen durch Abgabe von zwei unter- schriebenen Zetteln; auf dem einen ist der Name derjenigen Per- son, welche Präsident werden soll, auf dem anderen der des für die Vicepräsidentschaft Bezeichneten einzuschreiben. Von den Namen aller Personen, welche Stimmen für das Prä- sidentenamt erhalten haben, wie auch von den zum Vicepräsiden- ten Designirten, werden zwei Listen angefertigt und darin die Stimmen verzeichnet, welche sie bei der Wahl erhalten haben. Diese Listen, von den Wahlmännern unterzeichnet, werden ge- schlossen und versiegelt und zwei davon (d. h. eine:von jeder Klasse) dem Präsidenten der Provinzial-Legislatur —- in der Bun- deshauptstadt dem Präsidenten der Munizipalität — übermittelt, welche sie in ihrem resp. Archive versiegelt aufzubewahren ha- ben; die anderen zwei Listen sind dem Präsidenten des Senats (das erste Mal dem Präsidenten des constituirenden Congresses) zu überschicken. Artikel 82. Sowie der Präsident des Senates (das erste Mal des Präsident des constituirenden Congresses) im Besitze aller Listen ist, öffnet er dieselben in Gegenwart der Mitglieder beider Kam- mern; den Secretären der Kammern gesellen sich vier durchs Loos bezeichnete Congressmitglieder zu, um das Ergebniss der Wahl festzustellen und die Zahl der Stimmen, welche auf jeden Can- didaten für die Präsidentschaft und die Vicepräsidentschaft der Nation gefallen sind, zu verkünden. Diejenigen Candidaten, wel- che die absolute Majorität aller Stimmen erhielten, werden sofort Bee u ° 377 zum erwählten Präsidenten, resp. Vice-Präsidenten der Nation ausgerufen. Artikel 8. Falls die Stimmen sich so zersplittert haben, dass keine absolute Majorität erzielt worden ist, hat der Congress zwischen den zwei Personen, welche die meisten Stimmen erhielten, zu wählen; haben mehr als zwei Personen die erste Majorität er- halten, so hat der Congress unter ihnen allen die Wahl zu treffen, wie auch, wenn eine Person die erste und mehrere andere eine gleich starke zweite Majorität erhielten, dieselben alle auf die Wahlliste zu setzen sind. Artikel 84. Bei dieser Wahl entscheidet die absolute Mehrheit der Stimmenden, und hat die Abstimmung durch Namensaufruf zu erfolgen. Falls als Ergebniss dieser ersten Abstimmung sich herausstellt, dass keine absolute Majorität erzielt wurde, so muss zum zweiten Male zur Abstimmung geschritten werden, jedoch hat die Wahl sich dann auf die zwei Personen zu beschränken, welche bei der ersten Abstimmung die meisten Stimmen erhalten haben. Bei Stimmengleichheit ist die Abstimmung noch einmal vorzunehmen und wenn auch dann wieder Stimmengleichheit vor- liegt, entscheidet die Stimme des Präsidenten des Senates (beim ersten Male die des Präsidenten des constituirenden Congresses). Weder kann das Ergebniss der Präsidentenwahl festgestellt, noch die Berichtigung der Wahl durch den Congress vorgenommen werden, wenn nicht mindestens drei Viertel aller Congress -Mit- glieder anwesend sind. Artikel 85. Die Wahl des Präsidenten und des Vice-Präsiden- ten der Nation muss in einer einzigen Sitzung des Congresses vollzogen und sofort das Ergebniss derselben, wie auch die Wahl- acten, durch die Presse veröffentlicht werden. Kapitel III. Befugnisse (Attribute) der Executiven Gewalt. Artikel 86. Der Präsident der Nation ist im Besitze folgender Attribute: I. Er ist das Oberhaupt der Nation und ist ihm die Gene- ralverwaltung des Landes übertragen. I. Er hat die erforderlichen Verordnungen und Vorschriften, um die Vollziehung der Gesetze der Nation zu bewirken, zu erlassen, wobei er zu vermeiden hat, deren Sinn durch reglementarische Einwendungen zu entstellen. IH. Er ist das unmittelbare und lokale Oberhaupt der Haupt- stadt der Nation. Iv. An der Herstellung der Gesetze nimmt er gemäss den Verfassungsbestimmungen Theil, er genehmigt und verkün- det sie, 378 vI VII. vin. IX. XI. XIII. Die Beamten des obersten Gerichtshofes, wie auch die der anderen Bundesgerichtshöfe werden von ihm, im Ein-- verständnisse mit dem Senate, ernannt. Der Präsident besitzt das Recht, — nach Einholung eines Gutachtens des betreffenden Gerichtshofes — die Strafen‘ für — den Bundesgerichten unterstellten — Verbrechen oder' Vergehen zu erlassen oder zu ermässigen, mit Ausnahme. jedoch der Fälle, wo die Anklage von der Deputirten-Kam- mer ausging. Er kann’ Beamte in Ruhestand (mit Belassung des ganzen oder eines Theils ihres Gehaltes) versetzen, Abschied, Ur- laub und Pensionen bewilligen, gemäss den Gesetzen der: Nation. Das nationale Patronatsrecht bei der Präsentation von Bischöfen für die Domkirchen wird von dem Präsidenten mit Berücksichtigung der vom Senate aufzustellenden Wahl- liste (3 Candidaten) ausgeübt. In Uebereinstimmung mit dem höchsten Bundesgerichts- hofe erlaubt oder verbietet er die Veröffentlichung der De- erete der Kirchen-Concilien und der Bullen, der Breves und der Entscheide des obersten Priesters in Rom; enthal- ten jene Decrete, Bullen etc. jedoch allgemeine und stän- dige Verordnungen, so hat ein Gesetz über ihre Zulässig- keit zu entscheiden. Der Präsident ernennt, versetzt oder entlässt in Ueber- einstimmung mit dem Senat die bevollmächtigten Minister un:l Geschäftsträger. Die Verwaltungsminister und deren Angestellte, die Öonsular - Agenten und alle anderen Beam- ten der Verwaltung, über deren Ernennung die vorliegende Verfassung keine Special-Bestimmungen enthält, werden von dem Präsidenten allein ernannt. Jährlich hat der Präsident die Sitzungen des Congresses zu eröffnen, zu welchem Benufe beide Kammern sich im Sitzungssaale des Senates vereinigen; bei welcher Gelegen- heit der Präsident dem Congress Bericht zu erstatten hat über die Lage der Nation und den Stand der in der Ver- fassung versprochenen Reformen, sowie er auch der Beach- tung des Congresses die von ihm für nöthig befundenen oder für wünschenswerth gehaltenen Maassregeln zu empfehlen hat. Er kann die ordentlichen Sitzungen des Congresses ver- längern oder denselben zu ausserordentlichen Sitzungen ein- ber ufen, falls wichtige, die öffentliche Ruhe oder den Fort- schritt betreffende Angelegenheiten es erheischen sollten. Ferner hat er die Einkünfte der Nation einzuziehen und XIV. XV. XVI XVII. XVIII. XIX. XX. XXI. XXI. 379 deren Verwendung, gemäss dem Gesetze oder dem nationa- len Ausgabe-Budget, anzuordnen. Der Präsident schliesst ab und unterzeichnet: Friedens-, Handels-, Schifffahrts-, Bündniss-, Grenz- und Neutralitäts- Verträge, Concordate und andere Unterhandlungen, wo solche erforderlich sind, um die freundschaftlichen Bezie- hungen mit fremden N onten aufrecht zu erhalten; er em- pfängt die Minister der fremden Mächte und erkennt deren Consuln an. Der Präsident ist Oberbefehlshaber der Land- nnd See- Macht der Nation. In Uebereinstimmung mit dem Senate besetzt er die hö- heren Oftiziersstellen im Landheer und auf der Flotte; Er- nennungen und Avancements auf dem Schlachtfelde gehen von ihm allein aus. Er verfügt über die Land- und Seetruppen und ordnet deren Organisation und Vertheilung, den Bedürfnissen der Nation entsprechend, an. Mit Erlaubniss und Billisung des Oongresses kann er Kriegserklärungen erlassen und Kaper- und Repressalien - riefe ausstellen. Im Einverständniss mit dem Senate verhängt er bei An- griffen von Auswärts den Belagerungszustand über einen oder mehrere Theile der Nation für einen bestimmten Zeit- raum. Im Falle einer inneren Ruhestörung kann er nur dann den Belagerungszustand erklären, wenn zur Zeit der Congress nicht tagt, da es zu den Befugnissen dieser Kör- perschaft gehört, eine solche Maassregel zu verhängen; der Präsident kann sie also nur gemäss der in Artikel 23 ent- haltenen Bestimmungen ausüben. Von den Vorständen aller Verwaltungs - Departements und Zweigen und, durch deren Vermittlung, von allen an- deren Angestellten, kann der Präsident Berichte einfordern und sind die Angestellten verpflichtet, einer solchen Auf- forderung nachzukommen. Der Präsident darf nur mit Erlauhniss des Congresses das Gebiet der Hauptstadt verlassen. Während der Ver- tagung des Congresses kann er nur in solchen Fällen, wo sehr wichtige, das Gemeinwohl betreffende Anlässe es er- heischen, ohne Erlaubniss sich aus der Hauptstadt entfernen. Dem Präsidenten steht das Recht zu, während der Ver- tagung des ÜUongresses die Vacanzen derjenigen Aemter, welche der Verfassung nach mit Genehmigung des Senates zu besetzen sind, vermittelst Ernennung in Commission aus- zufüllen; solche commissarische Besetzung kann jedoch nur bis zum Ende der nächsten Legislatur-Periode dauern. 380 Kapitel IV. Von den Ministern der Ausübenden Gewalt. Artikel 87. Fünf Minister-Secretäre, nämlich: der des Innern, der der Auswärtigen Angelegenheiten, der der Finanzen, der für Rechtspflege, Cultus und Unterricht, und der des Krieges und der Marine, haben die Verwaltung der Angelegenheiten der Nation zu besorgen und die Verfügungen des Präsidenten vermittelst ihrer Unterschrift zu legalisiren, ohne welches Erforderniss solche der Gültigkeit entbehren. Ein Gesetz hat die einzelnen Zweige der Verwaltung der Minister zu präcisiren. i Artikel 88. Jeder Minister ist verantwortlich für die Verfü- gungen, welche er legalisirt, sowie er auch gemeinschaftlich für die haftbar ist, welche er in Uebereinkunft mit seinen Collegen gutheisst. (Ministerraths-Beschluss.) Artikel 89. Die Minister können in keinem Falle für sich allein Beschlüsse fassen, mit Ausnahme jedoch der Bestimmungen über die innere Verwaltung ihrer resp. Ministerien. Artikel 90. Sowie der Congress seine Sitzungen eröffnet, haben die Verwaltungsminister ihm ausführlichen Bericht zu erstatten über die Lage der Nation in dem Zweige der Verwaltung, dem ein Jeder von ihnen vorsteht. Artikel 91. Die Minister können weder Senatoren noch Depu- tirte sein, ohne ihre Stellen als Minister niedergelegt zu haben. Artikel 92. Sie können den Sitzungen des Congresses beiwoh- nen und theilnehmen an den Verhandlungen, ohne jedoch stimm- berechtigt zu sein. Artikel 93. Die Minister empfangen für ihre Dienste ein vom Gesetze bestimmtes Gehalt, das weder erhöht noch vermindert werden kann zu Gunsten resp. zum Nachtheile der im Amte be- findlichen Minister. III. Section. Von der Richterlichen Gewalt, Kapitel I. Art und Dauer derselben. Artikel 94. Die Richterliche Gewalt der Nation wird ausgeübt von einem höchsten Gerichtshof nnd von anderen Gerichten, wel- che der Congress im Gebiete der Nation einsetzt. Artikel 95. In keinem Falle kann der Präsident der Nation richterliche Gewalt ausüben, noch sich die Entscheidung in schwe- benden Prozessen anmaassen oder bereits beendete Prozesse von Neuem instruiren. Artikel 96. Die Mitglieder des höchsten Gerichtshofes wie auch 3 381 die der niedrigeren Gerichte, bleiben so lange im Amte, als sie sich desselben würdig zeigen; sie erhalten für ihre Dienste ein von dem Gesetze bestimmtes Gehalt, das unter keiner Bedingung während ihrer Amtsdauer vermindert werden darf. Artikel 97. Niemand kann Mitglied des höchsten Gerichtshofes sein, ohne mindestens acht Jahre die Advocatur in der Nation ausgeübt zu haben und den für die Wählbarkeit zum Senator fest- gesetzten Bedingungen zu entsprechen. Artikel 98. Bei der ersten Einsetzung des höchsten Gerichts- hofes haben die zu Mitgliedern desselben ernannten Personen in die Hände des Präsidenten der Nation einen Eid zu leisten, dass sie ihre Pflichten durch gute und rechtliche Verwaltung des Rich- teramtes erfüllen werden; bei späteren Veranlassungen nimmt der Präsident desselben Gerichtshofes den gleichen Eid ab. Artikel 99. Der höchste Gerichtshof erlässt selbst seine Ver- waltungsvorschriften, wie es ihm auch zusteht, seine Unterbeam- ten zu ernennen. Kapitel II. Attribute der Richterlichen Gewalt. Artikel 100. Der höchste Gerichtshof und die niedrigeren Ge- richte der Nation haben zu erkennen und Urtheil zu sprechen in allen Prozessen über Angelegenheiten, welche Bezug haben auf die Verfassung und Gesetze der Nation, wobei die in $ XI. des Arti- kels 67 bezeichneten Vorbehalte in Kraft bleiben; in allen Prozes- sen, welche Verträge mit fremden Mächten berühren. Ferner in solchen, welche die fremden Gesandten, Vertreter und Consuln betreffen, in Admiralitäts- und Seegerichtsbarkeits-Fällen ; in Pro- zessen, bei welchen die Nation Partei ist; in solchen zwischen zwei oder mehreren Provinzen, zwischen einer Provinz und den Bewohnern einer anderen, zwischen Bewohnern verschiedener Pro- vinzen und schliesslich in Prozessen zwischen einer Provinz oder deren Bewohnern und einem fremden Staat oder den Staatsange- hörigen eines fremden Staates. Artikel 101. In diesen Fällen fungirt der höchste Gerichtshof als Appellations-Gerichtshof laut den vom Congress bestimmten oder zu bestimmenden Regeln und Ausnahmefällen; in den An- gelegenheiten jedoch, welche fremde Gesandte, Minister und Con- suln betreffen, hat der höchste Gerichtshof direct und ausschiesslich zu erkennen. Artikel 102. Sobald die Geschworenen-Gerichte in der Nation eingeführt sind, haben dieselben in allen gewöhnlichen Crimi- nalfällen zu entscheiden, mit Ausnahme der Fälle, welche ihren Ursprung haben in der Ausübung des der Deputirten-Kammer eingeräumten Anklage-Rechtes. Die Verhandlungen in solchen 382 Prozessen haben in der Provinz stattzufinden, in welcher das Ver- brechen begangen wurde; sollte jedoch ausserhalb dem Gebiete der Nation ein Verbrechen gegen das Völkerrecht begangen wer- den, so hat der Congress durch ein Spezialgesetz den Ort zu be- stimmen, allwo der Prozess instruirt werden soll. Artikel 103. Verrath gegen die Nation wird nur durch Ergrei- fung der Waffen gegen sie, oder durch Vereinigung mit ihren Feinden, wenn man denselben Hilfe und Beistand leistet, began- gen. Die Strafe dieses Verbrechens ist durch ein Spezial - Gesetz vom Congress zu bestimmen; sie kann aber nur über die ver- brecherische Person selbst verhängt werden und werden Ver- wandten irgend welchen Grades in keinem Falle von der Schande mit betroffen. Titel 2: Provinzial-Regierungen. Artikel 104. Die Provinzen bleiben im Besitz der Macht, wel- che in dieser Verfassung nicht der Föderalregierung übertragen wird, oder welche sie durch Spezial-Verträge zur Zeit ihres Ein- trittes sich vorbehalten haben. Artikel 105. Die Provinzen geben sich ihre eigenen Lokal- Einrichtungen und regieren sich denselben gemäss; sie erwählen sich — ohne Einmischung der Bundes-Regierung — ihre Gouver- neure, ihre Gesetzgeber und sonstige Provinzial- Beamten. Artikel 106. Jede Provinz erlässt — gemäss Artikel 5 — ihre eigene Verfassung. Artikel 107. Die Provinzen können unter sich Separat-Verträge, betreffend die Verwaltung der Rechtspflege, finanzielle Angelegen- heiten oder gemeinnützige Arbeiten abschliessen, von welchen Ver- trägen jedoch der Bundes-Congress Einsicht zu nehmen hat; sie können ihre Industrie, die Einwanderung, den Bau von Eisenbah- nen, die Anlage von Schifffahrts-Canälen, die Colonisirung von Provinzial-Ländereien, die Einführung und Einbürgerung neuer Industrie-Zweige und fremder Capitalien und die Erforschung ihrer Flüsse durch desfallsige Schutzgesetze und mit ihren eigenen Mit- teln fördern. Artikel 108. Die der Nation übertragene Gewalt üben die Pro- vinzen nicht aus. Sie können keine Separat-Verträge politischen Charakters abschliessen, noch Handelszesetze oder die innere und äussere Schifffahrt betreffende, erlassen; noch Provinzial-Zoll- häuser errichten, Geld ausmünzen, oder Banken mit Emissionsbe- rechtigung gründen, ohne Erlaubniss des Bundes-Congresses; sie können auch keine Civil-,. Handels-, Straf- und Minen-Gesetzbücher erlassen, nachdem der Congress solche angenommen hat, und ganz 383 besonders steht ihnen keine Gesetzgebung über Bürgerrecht und Naturalisation, Bankerotte, Fälschung von Geld und von Staats-Do- cumenten zu, noch dürfen sie Tonnen-Gebühren ausschreiben, Kriegs- schiffe armiren oder Heere aufstellen, es müsste denn ein Einfall von Auswärts stattfinden, oder eine so grosse Gefahr vorliegen, dass keine Verzögerung gestattet erscheint, in welchen Fällen so- fort der Bundesregierung Bericht zu erstatten ist; ferner können d’e Provinzen keine diplomatischen Agenten ernennen, noch fremde Agenten empfangen, wie sie auch keine neuen religiösen Orden aufnehmen dürfen. Artikel 109. Keine Provinz kann einer anderen den Krieg er- klären oder sie mit Krieg überziehen. Ihre Klagen sind dem höchsten ‘Gerichtshofe zu unterbreiten und von ihm beizulegen. Ihre thatsächlichen Feindseligkeiten werden als gleichbedeutend mit Bürgerkrieg, als Ruhestörung und Aufstand angesehen, welche die Bundesregierung in Uebereinstimmung mit dem Gesetze zu dämpfen und zu unterdrücken hat. Artikel 110. Die Provinz-Gouverneure sind die natürlichen Agen- ten der Bundes-Regierung um die Erfüllung der Verfassung und der Gesetze der Nation zu überwachen. Gegeben und revisirt vom National-Convent in der Stadt Santa Fe, um fünfundzwanzigsten September des Jahres eintausend acht hundert und sechzig. , Kapitel XX. Staatshaushalt, Staatsschulden, Zollgesetz, Münz- Maass- und Gewichtssystem. Die sciiwache Seite des Argentinischen Staates, als solcher, ist zweifellos sein Finanzsystem. Die Bundesregierung ist zur Zeit auf indirecte Steuern, auf die Einnahmen ihrer Zollämter angewie- sen, deren Höhe von der Lage des Handels bedingt wird. Blüht derselbe, findet eine starke Ein- und Ausfuhr statt, so steigen auch die Einkünfte der Bundesregierung, während eine Handelskrisis sie vermindert. Durch diese unmittelbare Abhängigkeit der Höhe der Einnahmen von den jeweiligen Handelsconstellationen, wird nicht nur die Staatsverwaltung verhindert, dem Handel Zollerleich- terungen zu gewähren oder ihm sonstwie zu Hülfe zu kommen wenn er dessen am meisten bedürfte, sie wird auch in allen ihren Zweigen in directe Mitleidenschaft gezogen von Handelskrisen, da in einem so jungen Lande, wo noch so viel zu schaffen ist, die Regierung nie in die Lage gelangt, in einem Finanzjahr einen irgend wie beträchtlichen Einnahme-Ueberschuss zu erzielen,. der den Ausfall in einem mageren Jahre decken könnte. Alle ihre Einnahmen finden vielmehr immer sofortige Verwendung; auf allen Gebieten sind ja Verbesserungen einzuführen, ist Neues zu schaffen, in einem Worte: das Land ist zu heben. Bleiben nun die Einnahmen hinter dem Voranschlag zurück, so muss entweder zu einem Anleihen geschritten werden, oder es hat eine Stockung einzutreten in dem von der Staatsverwaltung ausgehenden, bezie- hentlich auf deren Beistand uud Unterstützung angewiesenen ma- teriellen Fortschritt, was wiederum von Rückwirkung ist auf Han- del und Wandel und mithin eine grössere Intensität und längere Dauer solcher periodisch sich fühlbar machender Rückschlägen be- dingt. Zu diesen schwer wiegenden Uebelständen gesellen sich noch \ ‘ F f; 385 die unverhältnissmässig hohen Erhebungskosten der Steuern, die hier volle sieben Prozent der Gesammtsumme dieser betragen, um die Nothwendigkeit einer durchgreifenden Finanzreform recht über- zeugend darzuthun. Freilich stellt die politische Organisation des Landes einer solehen Umgestaltung des Steuerwesens recht erheb- liche Hindernisse in den We. Da nämlich eine jede der vierzehn Bundesprovinzen ihren eigenen Haushalts-Etat aufmacht und folge- richtig auch Steuern ausschreibt und erhebt, überhaupt in dieser wie in fast allen die innere Verwaltung betreffenden Angelegen- heiten einen vollständig unabhängigen Staat bildet, so könnten deren Interessen gefährdet erscheinen, wenn die Bundesregierung auch noch z. B. die directe Besteuerung in ihren Bereich zöge und so die Haupteinnahmsquellen der Provinzen zum Versiegen brächte Es ist daher kaum anzunehmen, der Congress werde sich dazu verstehen, der Gesammtverwaltung solche Steuer-Objeete zu überweisen, durch welche das Steuersystem der Einzelstaaten könnte beeinträchtigt werden. Zudem bietet sich ja in den so ausgedehnten Bundesländereien ein ebenso einfaches als sicheres Mittel, die Bundesfinanzen weni- ger abhängig zu machen von den Zolleinnahmen. Viele tausend Quadratleguas sehr werthvollen Landes besitzt die Nation, die jetzt nicht einen Patacon einbringen, während ihre rationelle Ausbeu- tung dem Staatsschatze jährlich Millionen zuführen würde und zwar sowohl direct — durch Verkauf — als indirect — durch die Ver- mehrung der Produktion und folgerichtig auch der Consumtion, welche ja auf die eine oder die andere Weise zur Erhöhung der Staats- einnahmen beitragen müssen. Eine derartige Verwerthung des Grund- eigenthums des Argentinischen Staates kann nur durch die Coloni- sation der jetzt brach liegenden Ländereien herbeigeführt werden. Wir stossen also auch hier wieder auf die Vortheile, welche vine tüchtige Einwanderung für das Land im Gefolge haben würde. Der Staats-Haushalts-Etat der Bundesregierung für 1876, den wir folgen lassen, schliesst mit einer Mindereinnahme von zwei Millionen Patacons ab; doch ist zu bemerken, dass dem Voranschlag der Einnahmen ein Zollgesetz zu Grunde liest, das — nach erfolgter Aufstellung des Budgets — wesentlich modifizirt wurde durch Erhöhung der Einfuhrzölle, und ferner wurde durch einen Spe- zial-Erlass der Regierung der Ausgabe-Etat beträchtlich vermindert. Einnahmen-Voranschlag: Patacons Cents. Einfuhrzölle incl. des Zuschlagszolls von 53..... 14,090,000.00 Ausfuhrzöle „ . „ 28..... 2,500,000.00 Z0lihaus- und. Hafengebühren ................ 475,000.00 Stempelpapier...... N De ENERIB RE SEELE: ..... 460,000.00 Riachuelo- Ausladebrücke - Gebühren .......... 16,000.00 Tenelitfeyer-- ete.. Gebühren. ........e......: 40,000.00 9- <.) 386 BL ee ER. ann, Staatsbahnen: a) Villa Maria-Mercedes-Bahn $F. 25,000.00 b) Primer Entre-Riano-Bahn.. „ 15,000.00 c) Cördoba-Tucuman-Bahn . „.. 30,000.00 Zinsen und Amortisation der den Provinzen San Juan und Santiago gewährten Darlehen in Stastnbonda nen eva anne D° d® d’ von Mendoza und Rioja............. Unvorhergesehene Einnahmen. ...:.-......... Produkt von zu unternehmenden Credit-Opera- N Re A Total: Die veranschlagten Ausgaben beliefen sich Summe, nämlich: I. Ministerium des Innern. Patacons Cts. 1) Präsidentur (Gehalt (*) des Prä- sidenten, Vice - Präsidenten und des Büreaupersonals, Re- präsentationskosten etc.)..... 41,160.00 2): Ministertuni. ......2.20. Pe Pace 33, 340.00 3) National-Congress. ........... 520, 132.00 4) Postverwaltung 3 587,332 .56 5) Telegraphen- -Verwaltung...... 200,172.00 6) Patentbüreau. .eeeenneenenenn 4,908.00 7) Statistisches Centralbürcau.... 17,100.00 8) Landwirthschaftl. Departement 59,004.00 IN PENSIOnED nn in 0 nn an see 6,864. 00 10) Einwanderungsbehörde ....... 269,160 .00 11) Oeffentliche Bauten........... 190,000.00 12) Brücken und Wege.........- 96,000.00 13) Provinzial-Subventionen....... 225,000.00 14) Uebernommene Eisenbahn - Ga- rantien.. 02... nee 182,000.00 15) Primer Entre-Riano-Bahn. ... 14,400.00 16) Verwaltung des Chaco-Gebiets 20,340.00 17) Unvorhergesehene Ausgaben.. 20,000.00 2, Patacons Cents. 80,000..00 225,000 ..00 70,000.00 15,810. 00 27,100.00 115,000.00 . 2,145,695.12 20,259,605.12 auf die gleiche 485,912.56 *) Der Gehalt des Präsidenten beträgt 20,000 Patacons pro Jahr, der des Vice- Presidenten 10,000 Patacons, während ein jeder der fünf Minister einen Jahres- gehalt von 9,000 Patacons bezieht. 387 II- Ministerium des Aeussern. Patacons Cts. Patacons Cents. Pi Ministerrum gu... >> 2428. 052,295.92 Ei Eeoationen ehe sene.. 167,676.00 219,931.92 III. Finanz - Ministerium. Patacons ÖOts. D) Staatsschuld ... .... ....2... 17,892,898.68 2) Ministerium 2. ea. 27,720.00 3) Ober-Rechnungskammer...... 150,072.00 4) Zollhaus-Verwaltungen........ 1,274,279.20 5) Stempelpapier-Büreau ........ 13,644.00 6) Staatsschulden-Büreau........ 16,560.00 DEbessionen. 1.02 523... 14,268. 00 SB) Zelleebaudeenn 2 20..2.n2.. 72,000.00 9) Liquidations-Büreau der Staats- schulden aus d. Unabhängig- BeHskmege N denen 8,448.00 10) Zinsen etc. auf Credit-Opera- een er ne 500,000.00 11) Unvorhergesehene Ausgaben.. 48,000. 00 10,017,889 .88 IV. Justiz- Cultus-- und Unterrichts - Ministeriums Patacons Cts. By, Niimstenuma des 56,376.00 Ay Bundessgerichte 4. u... un... 158,024.00 3) Extra-Gerichtshonorare.. ..... 2,400.00 DE WERSIOHEN. nass eunn. 2,400.00 5) Unvorhergesehene Ausgab. der Justiz-Verwaltung.......... 3,600.00 PRBasulinmer 2 nen anne 183,648.00 7) Kirchliche Subventionen...... 72,000.00 8) Unvorhergesehene kirchl. Ausg. 4,800 ..00 9) Beitrag zu den Kosten des Ele- mentarunterrichts in den Pro- ZT ee eaner eos me 595,392.00 10) Höherer Unterricht.........- 588,315.36 11) Erwerb von Lehrbüchern..... 12,000.00 12) Universität und techn. Schulen 159,088.00 13) Wissenschaftliche Institute.... _31,340.00 14) Unvorhergesehene Ausgab. für Unterrichtezwecke .......... 12,000.00 15) Spezial-Gesetze............. 5 5,000.00 1,886,383.36 V, Kriegs- und Marine - Ministeriums Patacons Ots, N RE E 55,968.00 1 2) General-Commandatur u. 58,592. 00 388 Patacons Cts. Patacons Cents. 3) Stab und Militärs aus dem Un- abhängigkeitskriege. ........ 285.054.00 4) Grenz-Commandaturen u. Stäbe 175,824.00 5) Stehendes Heer........-..... 1,260,615.00 6) General-Verwaltungsbehörde.. 90,576.00 7) Zeughaus- etc. Verwaltungen.. 202,968,00 8) Verpflegung u. Bekleidung des ee a Se 1,389,968.00 9) Werbebureau a. eine. 42,000.00 10) Pensionen und Invaliden..... 480,000 .00 11) Indianerbürean 7. 1... 22... 223,556.40 12) Unvorhergesehene Ausgaben.. 234,000.00 19) Mlotte.... . iu. sone .. 274,344.00 14) ImBau begriffene Kanonenboote und Dampf-Avisos ete....... 108,000.00 15) Torpedo-Division ........-... 35,844 .00 16) Hafen-Behörden ............. 155,880.00 17) D° d’, neu zu errichtende..... 20,000 .00 18) Untergeordnete Hafenbehörden 87,494.00 19) Bekleidugs der See-Kadetten . 7,200.00 20) Unvorhergesehene Ausgab. für Marine-Zwecke ............- 70,800 .00 Verpflegung der Flotte-Mann- Bchaften , 2... u ie era 90,000.00 22) Marine- und Kadetten-Schulen 78,272.00 23) Spezialgesetze............... 227,532.00 5,649,487.40 Total: 20,259,605.12 Staatsschulden. Die Staatsschuld der Argentinischen Republik zerfällt in Aeussere und Innere. Die erstere, in England begeben, belief sich am 1. Januar 1876 auf £ 7,295,600—=$#Fts. 35,748,440, nämlich: 1868 er Patacons Cts. „Englisches Anlehen‘“......... 1 ‚950, 600— 9,557,940.00 1871er „Anlehen für öffentl. Anlagen“ 5,345,000—26,190,500.00 Total: 7,295,600—35,748,440.00 Zu dieser Summe wäre noch der Betrag des „Englischen Bue- nos Aires Anlehen von 1824“ zuzuziehen, da es von der Bundes- regierung in sofern übernommen worden ” ist, als sie die Verzin- sung und Amortisation zu decken hat; jedoch läuft dasselbe auf den Namen der Provinz Buenos Aires, die auch die Zahlung der 389 fälligen Zinsen etc. besorgt, zu welchem Behufe ihr die betreffen- den Beträge von dem National-Staatsschatze übergeben werden. Die Innere Schuld, durch Ausgabe von verzinslichen Bonds — fondos püblicos nacionales — entstanden, belief sich, nach Ausweis der Staatsschulden-Kammer vom 15. Januar 1876, auf 21,032,506 Pesos fuertes, mithin betrug die Gesammt-Staatsschuld des Argen- tinischen Bundesstaates Anfangs genannten Jahres 56,780,946.00 Pesos Fuertes, welche Summe zum grösseren Theile durch im Be- sitz der Bundesregierung befindliche Staatsbahnen, Telesraphen- Leitungen, Hafen-Anlagen, öffentliche Gebäude, Actien u. s. w. gedeckt sein dürfte, die hunderte von Millionen werthseienden Bundesländereien also auch indirect unbelastet erscheinen, ganz abgesehen von der absoluten Sicherheit, welche überhaupt ein so lebenskräftiges, überaus reiches Land seinen Gläukigern — und wäre deren Guthaben zwanzigmal so hoch — bietet. Mit der grössten Pünktlichkeit kommt Argentinien den ihm aus der Auf- nahme seiner Staatsanlehen erwachsenen Verpflichtungen nach: auf den Tag werden die fälligen Zinsen sowohl von der Aeussern als von der Inneren Schuld berichtigt und mit gleicher Pünktlich- keit werden die festgesetzten Amortisationstermine inne gehalten. Wenn trotzdem der Cours, namentlich der Innern Schuld, grös- seren Schwankungen unterworfen ist, so darf nur dem jeweiligen Stande des Zinsfusses in Buenos Aires dieses zugeschrieben wer- den. Die fondos pıblicos nacionales geniessen nämlich eine jähr- liche Zinsvergütung von nur 63, während der Platzzinsfuss in normalen Zeiten 10—123 beträgt. Der gewöhnliche Cours dieser Papiere von 75 3 808% ist mithin ein sehr günstiger. Steigt der Platzzinsfuss auf 15—183, so gehen jene Papiere selbstverständlich im Course zurück; immer aber behaupten sie einen im Verhältniss zum Markt-Geldpreis hohen Stand. — Noch ist zu bemerken, dass hier nur von den Schulden des Bundesstaates die Rede ist, die der einzelnen Provinzen mithin nicht inbegriffen sind: übrigens hat ausser den Provinzen Santa-F& und Entre Rios, welche vor einigen Jahren je ein kleines Anle- hen in London aufgenommen, nur die Provinz Buenos Aires eine Aeussere Schuld, wie sie auch die einzige ist, welche eine Innere Schuld in einem irgendwie nennenswerthen Betrage aufweist. Zollgesetz für das Jahr 1876 *). Artikel 1. Jede aus dem Auslande kommende Waare zahlt bei ihrer Einführung für den Gebrauch eine Abgabe von fünfund- zwanzig Prozent ihres Schätzwerthes. *) Auf allen zollpflichtigen Ein- und Ausfuhr- Artikeln lastet — ausser den in vorliegendem Gesetze bestimmten Abgaben — noch ein Zuschlagszoll von fünf Prozent bei der Einfuhr und zwei Prozent bei der Ausfuhr. — Alljaehrlich hat der Congress das für das folgende Jahr in Kraft zu tretende Zollgesetz zu erlassen. 390 Ausgenommen sind folgende Gegenstände, welche zu zahlen haben: 1. Einen Zoll von vierzig Prozent: Sohlleder, Waffen aller Art und Munition für dieselben; Pferd- u. Wagengeschirr mit Ausnahme der Zäume und Steigbügel, welche als Eisenwaare betrachtet werden; Wagen; — Cigarren, Cigarretten, Tabak, Zündholzkästchen, Cigarrenspitzen, Schnupf-Tabak und -Do- sen; — Feuerwerks-Materialien; — Conserven, Schinken, Fische, frische Früchte, Zwieback, Nudeln und alle Mehlteise; — Stärke; — Liqueure und alkoholische Getränke; Spiritus; — Mö- bel; Spielkarten; Kunstgegenstände; Gold- und Sammt- Tapeten; — Parfümerien; — Fertige Kleider und Kleidungsstücke; Fuss- bekleidung; — Käse und Butter; — Uhampagner, Wermuth, Rheinwein, Burgunder, Xerez, Portwein, Frontignan, Muscatwein, sowie alle Weine in Flaschen und die feinen in Fässern ; Bier. 1ıI. Eine Abgabe von dreissig Prozent: Krystall- und Hohl-Glaswaaren; — Weachszündhölzer; — Holz aller Art, sofern es nicht im folgenden Abschnitt inbegriffen ist; — Feine Galanterie- und Kurz-Waaren, einschliesslich feine Neu- silber-Gegenstände; — Porzellan; Hüte und Mützen; — Dach- ziegel und Fliesse; — Stearin- und Spermacin-Kerzen; — Ge- wöhnlicher Rothwein (vino tinto), Prioratwein, Wein von San Vi- cente und alle anderen gewöhnlichen Weine in Fässer; Mate- Thee und gedörrte Früchte. ıu1. Eine Abgabe von zehn Prozent: Bijouterie-Waaren; bearbeitetes Gold und Silber; — Pflüge, Dampfmaschinen; -— Fichten- und Tannenholz, unbearbeitetes; — Nicht galvanisirtes Eisen in Tafeln, Stäben, Barren und Reifen; — Gewöhnliches grobes Salz; — Packleinen; Stick- und Nähsei- de; — Alle Instrumente oder Utensilien mit Griff oder Verzierung von Silber oder Gold, wenn dadurch ihr Werth um ein Drittel erhöht wird. ıv. Eine Abgabe von drei Prozent: Ungefasste Edelsteine. v. Eine Abgabe von ein Peso und sechzig Centavos fuertes: Je hundert Kilogramm Weizen, und v1. Eine Abgabe von vier Centavos fuertes: Jedes Kilogramm Mehl. Artikel 2. Zollfrei ist die Einfuhr folgender Artikel: Quecksilber; — Steinkohlen, mit Ausnahme der für Gaserzeu- gung; — Fassdauben und Fässer von Holz in Stücken; — Leben- des Vieh; -- Drath zu Umzäunungen und Telegraphen, galvanisirt oder nicht; — Maschinen, Werkzeuge und Materialien, welche ausschliesslich für Buchdruckereien dienen, mit Ausnahme der Ty- pen; Maschinen für Dampfschiffe, und alle diejenigen Maschinen, welche nach Ansicht der Executiv-Gewalt zur Begründung neuer Industriezweige dienen, sei dies für landwirthschaftliche, Berg- 91 werks-, industrielle oder wissenschaftliche Zwecke; — Mobilien und Geräthschaften der Einwanderer, ausschliesslich zum Zweck deren Niederlassung bestimmt, falls sie deren Eigenthum und von geringem Werth sind; — Gemünztes Gold und Silber; — Nicht gebundene gedruckte Bücher, weisses Druckpapier ohne Leim oder zum Drucken geleimt; — Lithoer aphie-Pressen ; — Sämereien, wenn solche nach Ermessen der Resierung ausschliesslich zur Aus- saat bestimmt sind; — Mäh- und Dresch-Maschinen;: ; — Eiserne Schienen, Keile und Querhölzer, Schrauben, Weichen, Drehschei- ben, Räderwerk, Locomotiven und Wagen für Eisen- und Pferde- Bahnen. Artikel 3. Jedes frühere über zollfreie Einfuhr erlassene Gesetz wird hierdurch aufgehoben, ausgenommen solche Bewilligungen, welche durch Gesetz einem Unternehmen oder einer Privatperson gemacht sind, oder welche auf vor der Veröffentlichung dieses Gesetzes bestehenden, vom Congress genehmigten Verträgen sich stützen. Artikel 4 Zollfrei bei ihrer Ausfuhr ins Ausland sind alle Produkte und Erzeugnisse, mit Ausnahme der folgenden, welche vier Prozent ihres Werthes zu zahlen haben: Animalisches Oel, Hörner und Hornplatten, getrocknetes und gesalzenes Fleisch, Thier-Haare, Hautabfälle, Knochen und Knochenasche, Wolle in Schweiss und gewaschen, Häute und Felle jeder Art, Straussfe- dern, Talg und Fett. Artikel 5. Die Zölle werden in Gemässheit eines Tarifes be- rechnet, dem für die Einfuhr der wirkliche Zolldepot-Preis der Waaren, und für die Ausfuhr der bei ihrer Einschiffung geltende Platzwerth zu Grunde liest. Der Einfuhrzoll für Waaren, welche nicht in diesem Tarif ein - geschlossen sind, wird nach ihrem vom Importeur oder Spediteur angegebenen Zolldepot-Werthpreis bestimmt. Artikel 6. Die Zollämter können innerhalb 48 Stunden nach seitens des Zollbeamten erfolgter Revision alle Waaren für Rech- nung des Fiscus zurückbehalten, wenn sie deren declarirten Werth für zu niedrig ansehen. In solchem Falle ist dem Interessenten der angegebene Werthbetrag nebst einem Zuschlag von zehn Prozent sofort in Zollhauswechseln auszuzahlen. Artikel 7. Die Regierung hat die Waaren und Produkte zu bezeichnen und deren "Werth zu bestimmen, welche in Gemässheit des Artikels 5 in den Zolltarif aufzunehmen sind, wobei der Werth- satz für gewaschene Wolle demjenigen für Wolle in Schweiss völ- lig gleich sein muss. Artikel 8. Für Weine, Oele, Spirituosen, Biere und Liqueure wird ein Manco von zehn Prozent bewilliet, wenn sie von jen- seits des Aequators, und von fünf Prozent, wenn sie von diesseits desselben kommen; für die von Binnenhäfen anlangenden wird a ö Hs: f ar e F i 392 2 kein Manco gewährt. Gleichfalls wird denselben Liguiden fünf Prozent für Bruch berechnet, wenn sie in Flaschen ankommen. Die für andere Artikel zu gewährende Tara, Manco oder Bruch bestimmt der Zolltarif. Artikel 9. Für die gemäss den Zollhausbestimmungen nach Ge- wicht zu verzollenden Waaren wird bei der Declaration eine Min- derangabe von drei Prozent gestattet; von zwei Prozent für alle übrigen Waaren und für Qualitätsdifferenz. Artikel 10. Die Ausfuhrzölle sind im ersten Einschiffungshafen zu zahlen, falls die betreffenden Produkte direct nach dem Aus- lande gehen, und nur diejenigen können von einem Punkte des Landes zum andern versendet werden, deren Zoll bezahlt oder verbürgt ist. Artikel 11. Die Einfuhrzölle sind in, dem Verwalter des be- treffenden Zollhauses genügend sicher erscheinenden Wechseln auf Stempelpapier mit vier Monat Ziel zu berichtigen. Die Ausfuhr- zölle müssen vor Abfahrt des Ausfuhrschiffes gezahlt werden. Artikel 12. Die Zahlung der den Zollhäusern schuldigen Abga- ben kann in gemünztem Gelde, welches legalen Cours hat, in No- ten der Provinzialbank von Buenos Aires und der N ationalbank, so lange dieselben bei Sicht eingewechselt werden können, in Buenos Aires-Papiergeld und in Bolivianer-Silbergeld zu dessen Platzwerthe geschehen, so lange bis die Regierung den demselben zukommenden Werth gesetzlich normirt hat. Artikel 13. Manifeste und Speditionsscheine sind, sowohl bei Maass wie Gewicht, auf Grundlage des Decimal-Systems anzufer- tigen. , Artikel 14. Der Landtransit ist für alle Waaren, für welche nicht in irgend einem Zollhause des Landes die Einfuhrzölle ge- zahlt sind, verboten. Ausgenommen von dieser Bestimmung sind: I. Die Waaren, welche in Transit nach den Häfen von Con- vordia, Federacion und Paso de los Libres gehen, sowie die- jenigen nach brasilianischen Häfen am Uruguay-Flusse. II. Die Waaren, welche von Chile aus durch die Provinz Salta nach dem Zollhause in J ujuy versandt werden. II. Diejenigen, welche in Transit von den Zollhäusern in Bue- nos Aires und Rosario nach denen von Cördoba, Salta und Jujuy und von diesen nach Bolivien gehen. Die Regierung hat diesen Transitverkehr zu reglementiren und zwar auf Grundlage einer Bürgschaft für die Zollzefälle. Münzsystem. Bislang lag das Münzwesen in Argentinien so danieder, dass | ein einheitliches Münzsystem nur der Form nach, eine Landes- i münze gar nicht bestand. Der Patacon oder Peso Juerte konnte en 393 zwar in gewisser Beziehung als Münzeinheit betrachtet werden, er stellte jedoch nur ein fictives Werthzeichen dar, das zudem keines- wegs überall im Lande im Gebrauche war, ja in dem Kleinverkehr nur in den seltensten Fällen zur Anwendung gelangte. In frü- heren Zeiten besassen zwar einige Provinzen Münzstätten, welche jedoch nie eine grössere Bedeutung erlangten, und die seit Jahren schon, noch bevor, in Folge der Annahme der neuen (1860) Bun- desverfassung, das Münzrecht den einzelnen Gliedern des Bundes entzogen wurde, eingegangen waren. Der aus diesen Zuständen sich ergebende Mangel einer Landesmünze bewog die Behörden, fremden Gelde legalen Cours zu gewähren, wodurch das Münz- wesen eine noch ausseprägtere chaotische Form annahm. Festhaltend an dem fietiven Werthzeichen, dem „Peso fuerte“ (harter Thaler), bestimmte man den Werth der fremdländischen Goldmünzen wie folgt: Eine Goldunze — 16 Besadtsr Teig: Ein brasilian. 20-Milreisstück =11 $ — Ein nordamerikanischer Eagle=10 s - Ein chilenischer Condor = |) Rn De Ein spanischer Doblon —ınD 5 — ,„ Ein englisches Pfund Sterling — 4 5 90, Ein 20-Frankenstück u) = 90, Wie ersichtlich, hat der Argentinische „Peso fuerte“ oder „Pa- tacon“ den gleichen Werth wie ein nordamerikanischer Gold-Dollar oder ein spanischer Duro. Zu diesen Goldmünzen und deren Theilstücken gesellte sich noch fremdes Silbergeld, vorzugsweise das verrufene bolivianische 4-Real- stück, das im Innern der Republik so zu sagen ausschliesslich coursirt, und brasilianische 1000-Reismünzen. In der Provinz Buenos Aires dagegen hat sich das von ihrer Provinzialbank aus- gegebene Papiergeld, das papel moneda corriente, so eingebürgert, dass es im gewöhnlichen Leben selbst gemünztem Golde vor- gezogen wird. Es stellt die wahre, die eigentliche Münze der Provinz dar und verdient auch die Vorliebe des Volkes für es, seitdem man ihm durch Errichtung eines amtlichen, mit der Pro- vinzialbank verbundenen Wechselbüreau’s den festen Cours von 25 Papierthaler für ein Peso fuerte gegeben hat, zu welchem es zu jeder Zeit und zu jedem Betrage gegen Gold umgewechselt werden kann. — Die emissionsberechtigten Banken in den anderen Provinzen stel- len — mit Ausnahme der Nationalbank, die nur Noten in Pesos fuertes emitirt — ihre Zettel zum grössten Theile in bolivianer Währung aus, da, wie schon angedeutet, Bolivien es gelungen ist, das ganze Argentiner-Land — "ausschliesslich Buenos Aires — mit seinem schlechten Silbergelde so zu überschwemmen, dass es 394 im Innern dieselbe Rolle spielt, wie das Papiergeld der Provin- zialbank in Buenos Aires. Um diesem, den privaten wie den öffentlichen Wohlstand so schwer schädigenden heillosen Wirrwarr zu steuern, hat sich end- lich der National-Congress entschlossen, ein einheitliches Münz- gesetz zu erlassen. Dasselbe wurde am 25. September 1875 vom Congresse definitiv genehmigt und noch in demselben Monat von der Executiv-Behörde promulgirt. Es nimmt den Goldthaler, für welchen der Name „Peso fuerte“ beibehalten wurde, als Münz- einheit an uud setzt sein Gewicht auf ein und zwei Drittel Gramın Gold und dessen Feinheit auf neunhundert Tausendstel fest. Der Peso fuerte zerfällt in zehn „Decimos“, dieser in zehn „Oentavos“ und der Centavo in zehn „Milesimos“. Von grösseren Goldmünzen sollen ferner ausgeprägt werden: 1) Der „Medio Colon“ im Werthe von fünf Pesos fuertes und im Gewichte von 8 Gramm 333 Milieramm; 2) Der „Colon“ im Werthe von zehn Pesos fuertes und im Ge- wichte von 16 Gramm 666 Miligramm und 3) Der „Doble Colon“, zwanzig Pesos fuertes werth und 33 Gramm 333 Miligramm wiegend. Alle haben eine Goldfeinheit von 5 Als Scheidemünzen sind auszuprägen: in Silber: 1) Der „Peso Plata“, einem Peso fuerte an Werth gleich und 27 Gramm 110 Miligramm schwer. 2) „Cincuenta (50) Centavos“—=; Peso fuerte, mit einem Gewichte von 12} Gramm. 3) „Veinte (20) Centavos“—=1 Peso fuerte und 5 Gramm schwer. 4) „Diez (10) Centavos“—=,'; Peso fuerte, 23 Gramm wiegend. 5) „Cinco (5) Centavos“—=;!; Peso fuerte und 14 Gramm schwer. Die Silberfeinheit ist auf 24, festgesetzt. Ferner: 6) „Dos (2) Centavos“, im Gewichte von 10 Gramm und 7) „Un (1) Centavo“, im Gewichte von 5 Gramm. Diese beiden Münzen sind zusammengesetzt aus 95 Theilen Kupfer, 4 Theilen Zinn und 1 Theil Zink. Das betreffende Gesetz ist ziemlich ausführlich, sein Inslebentreten erheischt daher viele und sehr wichtige, wohl auch zeitraubende Vor- arbeiten, welche seine Ausführung noch etwas verzögern dürften. Aber einmal in Kraft, wird es in mehr als einer Hinsicht von dem vortheilhaftesten Einfluss auf die Entwicklung des Landes sein. Denn nicht nur wird es gründlich die Handel und Wandel beeinträchtigen- den jetzigen Münzwirren beseitigen, es wird auch so schwere Geld- krisen wie die, unter welchen bisher das Land periodisch litt, nicht mehr aufkommen lassen. Zur Zeit werden nämlich so zu sagen alle im Lande coursirenden Goldmünzen von auswärts, besonders von 395 England eingeführt, was bei ungünstigen W echselcours-V erhältnissen eine Wiederausfuhr derselben und dadurch eine mehr oder weniger grosse Verminderung der Baarreserven der Banken zur Folge hat, und wird selbstverständlich der Geldmarkt durch einen solchen Abfluss von Edelmetall stark beeinflusst. Argentinische Münzen, die nur im Land selbst legalen Cours haben, werden der Ausfuhr nicht unterworfen sein; je früher also sie an die Stelle des auswärtigen Geldes treten, das jetzt eine Ein- und Ausfuhrwaare darstellt, desto besser für das Land, denn sie werden Stabilität in seine Baarvorräthe bringen. Ein fernerer und zwar sehr wesentlicher Vortheil der Errichtung von Münzstätten — das Gesetz schreibt deren zwei vor, die eine in der Stadt Buenos Aires, die andere in der Stadt Salta, Regierungssitz der gleichnamigen Provinz — liegt in der Schaffung von einheimischen Märkten für die Produkte unserer Minenindustrie. — Maasse und Gewichte. Eine wohl noch grössere Verwirrung als in dem Münzwesen herrscht in Bezug auf Maass und Gewicht. Das metrische System ist zwar seit Jahren schon amtlich eingeführt, aber einge- bürgert hat es sich noch nicht; ja, es steht zu befürchten, es werde überhaupt nicht so bald allgemeine Anwendung im Lande finden, wenn nicht die Behörden zwangsweise in dieser Hinsicht vorgehen. Wir geben nachstehend die gebräuchlichsten Argentinischen Maasse und Gewichte mit ihrer resp. Reduction, jedoch eben nur die gebräuchlichsten, denn so abweichend von einander sind in den verschiedenen Landestheilen die Dimensionen gleichnamiger Maasse etc., dass es zu weit führen würde, wollten wir hier alle verzeichnen. — Längenmaass. 1 pulgada (Zoll) —= 0,024 Meter 12 pulgadas —1 pie Fus) —= 0, 289 5 3 pies — 1 vara — 0, SON 5 100 varas —1 manzana U, 600 h 150= ), —1 cuadra — 129, 900 Si 5 —1 legua — 5, 196 Kilom. mithin: 1 Meter=41,570 pulgadas=3,464 pies— 1,155 ver es, u 1 Kilometer—1154, 734 varas—11,547 manzanas—1,698 cuadras—0, 192 leg gud. Quadratmaass. 1 pulgada euadrada=5,187 DCentimeter 1 pie En —0,083 OD Meter 1 vara 5 = 750.0 ; l manzana ,, — 0,750 Hectare 396 1 cuadraD —= 1,687 Hectare 1 leguaü —2699,82 , : mithin: 1 D’Meter = 1728,102 pulgadasg = 12,001 piesa =1,33 varasl, und 1 Hectare—13334,116 varasI=1,333 manzanasn—0,593 cuadraD. Cubikmaass. 1 pulgada cubica —13,920 FCentimeter 1 pie® — 24,054 'Decimeter 1 vara$ — 0,649 EMeter mithin: 1 Centimeter—0,072 pulgada&; 1 EDecimeter oder 1 Liter= 0,042 pie und 1 Meter =1,540 varasH. Fruchtmaass *). 1 cvartilla — 34,299 Liter 4 cuartillas—=1 fanega=1317,198 mithin: 1 Liter = 0,029 cuartilla, und 1 Hectoliter —= 0,729 fanega. ” Flüssigkeitsmaass. 1 cuarta —= 0,594 Liter 4 cuartas —=1 frasco — TO 1 galon ln - 20 galones =1 barril — 76,004 - „ 6 barriles —=1 pipa —450,026 „ mithin: 1 Liter=0,421 frasco—0,263 galon; 1 Hectoliter—=26,314 galones. * Gewicht. 1 grano — 0,050 Gramm 36 granos =1 adarme — as 16 adarmes =1 onza (Unze) — 28.71 16 onzas 1 lbra (Pfund) — 0,459 Kilogr. 25 librass 1 arroba — 1 LISTE 4 arrobas —1 quintal (Centner) = 45,940 „ 20 quintales —=1 tonelada (Tonne) —=918,800 mithin: 1 Gramm 20,061 granos; 2 *) Das Fruchtmaass variirt nicht nur in den verschiedenen Provinzen, sondern selbst in einzelnen Distrikten ein und derselben Provinz. So hat z. B. die in Buenos Aires gebräuchliche fanega von 137,198 Liter bei Weizen ein Gewicht von 210 & 225 Pfund, während in Santa-F& die in 12 almudos zerfallende fanega Weizen 375 Pfund wiegt und in Entre-Rios in den Parana-Distrikten, 400 da- egen in den Uruguay-Distrikten 210 bis 225 Pfund. Die fanega Mais in olben hat 300 Pfund und in Körnern 400 Pfund zu wiegen. een. 397 1 Kilogr.— 2,177 kbras, und 1 metrische Tonne=21, 768 quintales—1,088 tonelada. Fein-Gewicht. 1 grano = 0,050 Gramm 576 granos =1 onza — 28018 8 onzas =1 marco —=229,700 mithin: 1 Gramm=20,061 granos; 1 Kilogramm 34,828 onzas—=4,353 marcos. Medizinal-Ge wicht. 1 grano — 0,050 Gramm 12 granos ==1 ovalo — 0,598 P 2 ovaloes 1 escrüpulo —ul, ‚196 e 3 escrüpulos=1 dragma — 3, 589 5 8 dragmas =1 onza wu 712 12 onzas ==1 libra medicinal — 0, 345 Kilogr. mithin: 1 Gramm=20,060 granos—=1,672 ovalos— 0,836 esor%- pulo—=0,279 dragma, und 1 Kilogramm 34.823 onzas— 2,902 libras medicinales. Annähernd sind also: 15 varas —=13 Meter, 4 varasl —= 3 DMeter, 20 varasF ei (Meter, 43 (Buenos Aires) fanegas—59 Hectoliter, 5 galones —19 Liter, 37 libras = Kilogramm, 12 toneladas —11 metrische Tonnen, 74 marcos —17 Kilogramm, und 90 libras medicinales —31 Kilogramm. KapitelXXI. J Unterrichtswesen;; wissenschaftliche Institute; Kirchliches; Presse etc. Vor Kurzem noch stand Argentinien in Bezug auf den Volks- unterricht hinter mehreren seiner Schwesterstaaten zurück, heute aber überflügelt es sie alle in diesem so wichtigen Punkt: im Ar- gentiner-Lande ist das Unterrichts - Wesen mehr und besser ent- wickelt, als in sonst einem Staate Südamerika’s. Dieser Sieg, auf welchen Argentinien stolzer sein kann, als auf die seiner ruhmge- krönten Waffen, ist freilich nur über Nebenbuhler errungen, die gleichfalls auf einer noch niedrigen Stufe in dieser Beziehung stan- den, die aber zwei wesentliche Vortheile vor Argentinien voraus- hatten: eine grössere Homogenität ihrer Bevölkerung und eine mehr oder minder starke Centralisation in der Verwaltung. Chile und Brasilien, die beiden hier vorzugsweise in Betracht fallenden Nachbar-Staaten, haben eine weit weniger gemischte Bevölkerung und sind zudem Einheits-Staaten, während Argentinien Jahr für Jahr viele Tausende von Zuzüglern sich zu assimiliren hat und eine bis zu den äussersten Consequenzen verfolgte Descentralisation die Grundlage seiner Verwaltung ist. Es ist gewiss im Prinzipe richtig, das Gemeindeleben, das „selfgovernement“ in jeder Weise zu fördern und namentlich das Schulwesen der Gemeinde zu unter- stellen, ihr die Initiative und Leitung zu überlassen und die Be- theiligung der Regierung auf eine pecuniäre Unterstützung in solchen Fällen zu beschränken, wo die Mittel der Gemeinde un- zureichend sind, — ein System, das im Argentiner-Lande befolgt wird. Der Bundesregierung steht eine directe Einmischung in Be- zug auf den Elementar-Unterricht überhaupt nicht zu; dieser res- sortirt in letzter Instanz von den Provinzial-Regierungen, denen die der Republik die vom Gesetze bestimmte oder durch einen 399 Spezial-Erlass gewährte pekuniäre Beihülfe zukommen zu lassen hat. Nun gibt es aber Fälle — und solche sind hier durchaus nicht vereinzelt — wo ein frisches, treibendes Gemeindeleben nicht aufzukommen vermag und die Selbstregierung aus eben diesem Grunde noch sehr im Argen liest, wo also ein Eingreifen der Regierung durchaus am Platze sein würde. Da aber häufig die tetreffende Provinzialregierung sich nicht in der Lage befindet, emem derartigen Uebelstande mit Erfolg abzuhelfen, sollte dies Sache der Central - Regierung sein: eine grössere Öentralisation dieses wichtigen Zweiges des öffentlichen Lebens würde mithin öfters von unleugbarem Vortheile sein. Besonders lässt sich dieses in den Distrikten erkennen, wo das zugewanderte Element vorherrscht. Es ist nämlich eine erwiesene Thatsache, dass durch die starke Einwanderung, deren sich Argentinien erfreut, das Verhältniss zwischen den die Schule besuchenden und den ohne Unterricht aufwachsenden Kindern in ungünstiger Weise beeinflusst wird. Zum Theil lässt sich dies aus der Klasse der Mehrzahl der bisherigen Einwanderer erklären, anderseits trägt unzweifelhaft auch der Um- stand dazu bei, dass den von Einwanderern begründeten Ansiede- lungen die nationale Homogenität abgeht, ein gemeinschaftliches Streben demnach nicht zur Ausbildung gelangen kann. So sehen wir denn, dass in den Ackerbau-Colonien, wo das europäische Be- völkerungs-Element stark überwiegt, es mit dem Schulwesen recht unbefriedigend bestellt ist, wie überhaupt Mangel an Bildungs- drang bei der Mehrzahl der Zuzügler sich in einem bedauerlichen Grade geltend macht. Und doch sind die Einwanderer hinsicht- lieh des Schulunterrichts für ihre Kinder weitaus besser gestellt, als die eingeborene Bevölkerung. Während nämlich Letzere zum grossen Theil zerstreut auf dem offenen Lande, oft 20, 30, ja 50 und mehr Stunden von jedem Bevölkerungs-Centrum entfernt wohnt, lassen sich jene fast ausnahmslos in den bestehenden Städten nieder, wo es an Unterrichts- Anstalten nicht fehlt, oder sie gründen neue Ortschaften, bilden also Gemeinden, die ohne grosse Anstrengungen ihrerseits den Elementar- Unterricht für ihre Kinder einführen könnten. Berücksichtigt man diese hier nur angedeuteten Verhältnisse, so wird man sich eine annähernd richtige Vorstellung machen können von den Schwierigkeiten, welche sich hier der Aushreitung des Volksunterrichts entgegenstellten. Wohl haben sich einige Männer grosse Verdienste in diesem Bezuge um das Vaterland erworben, aber die Erfolge, welche sie erzielten, sind doch vorzugsweise der grossen Fruchtbarkeit des Bodens zu verdanken, welchen zu be- arbeiten sie unternahmen. Hättein dem Volke selblbst nicht die Erkenntniss gewurzelt von der grossen Wichtigkeit des Volks-Un- terrichts, wäre es nicht auf halbem Wege den von jenen Männern ausgehenden Anregungen entgegengekommen und hätte es nicht 400 die Hebung des Unterrichtswesens schliesslich selbst in die Hand genommen, so würden — bei den wenigen Mitteln, bez. der sehr beschränkten Machtbefugniss der Regierung — sie zwar hie und da gute Schulen haben gründen, nie aber Argentinien auf die Stuf. haben bringen können, welche es jetzt hinsichtlich des Volksunter richts einnimmt. Schon allein die Thatsache, dass man an Spitze des Unterrichts-Ministerium’s immer in jeder Beziehurg hervorragende Staatsmänner stellt, kennzeichnet die Wichtigkeit, welche man diesem Verwaltungszweige hier beilegt. An der Hand des höchst interessanten Jahresberichtes für 1874 des jetzigen verdienstvollen Unterrichts-Ministers, Dr. O. Legui- zamon, soll nun in kurzen Zügen eine Darstellung des derzeitigen Standes des Volksunterrichts im Argentiner-Lande gegeben werden. Vorher jedoch dürfte ein geschichtlicher Rückblick auf die Ent- wickelung des höheren Unterrichtes, die mit der der Landes-Univer- sität Cördoba eng verknüpft ist, am Platze sein. Mag man auch der Gesellschaft Jesu noch so starke Vorwürfe machen, kein Einsichtiger wird doch die Dienste leugnen wollen, welche sie zu Zeiten der Gesittung und dem Unterricht geleistet hat. Auch Argentinien verdankt ihr viel in dieser Hinsicht; sie errichtete Schulen und höhere Lehranstalten, deren Lehrplan zwar den jetzigen Ansprüchen bei Weitem nicht genügen würde, immer- hin aber der späteren Entwickelung als Basis diente. An mehreren Orten im La Plata-Gebiete hatten die Jesuiten Noviziate und Schu- len gegründet und im Jahre 1611 wurde ihr „Collegium“ (so hiessen die Ordenshäuser) in Cördoba zur obersten Anstalt (C’olegio mazimo) der Ordens-Provinz Paraguay, welche die La Plata-Provinzen und Chile umfasste, erklärt. Das Collegium hatte ein Noviziat und eine lateinische Schule. Ihr kühnes Auftreten zu Gunsten der unter- drückten Indianer hatte den Jesuiten die vermögenden Leute ent- fremdet; sie fanden daher so wenig Unterstützung, dass Lehrer und Schüler des Collegiums von Cördoba schon im folgenden Jahre sich zur Uebersiedelung nach Santiago in Chile gezwungen sahen. Doch nach und nach änderte sich die Stimmung der Bevölkerung zu ihren Gunsten; sie gewannen für sich zuerst die Frauen von Cördoba, dann auch deren Männer, und als der damalige Bischof von Tucuman, Trexo de Sanabria, obgleich Franeiskaner, im Jahre 1613 der Jesuitenschule eine Jahresrente von 2000 Thalern schenkte, konnte am 29. Juni gedachten Jahres das Colegio de San Francisco Xavier unter Leitung von P. Alvire eröffnet werden. Es wurde Grammatik (Latein), Philosophie und Theologie gelehrt und die Zahl der Schüler stieg bald auf 60. Dieses Colleg wurde die Grundlage der Universität von Cördoba, der zweitältesten von Süd-Amerika; die älteste ist die von San Marcos in Lima, die im Jahre 1551 die königliche Bestätigung von Carl V. erhielt. Schon 1613 hatten die Jesuiten versucht, vom König von Spanien 401 die Erlaubniss zur Gründung neuer Universitäten in dessen ame- rikanischen Besitzungen zu erlangen, die ihnen denn auch im Jahre 1621 ertheilt und vom Pabst Gregor XV. in einer Bulle vom ®. August desselben Jahres bestätigt wurde. So wurde im Jahre 1622 neben dem Colleg von San Franeisco Xavier eine „Königliche Universität“ in Cördoba errichtet und schon im folgenden Jahre verlieh dieselbe die ersten akademischen Grade in Theologie und „Artes“ (Grammatik und Philosophie). Die San Ignacio, dem kurz zuvor heilig gesprochenen Stifter der Ge- sellschaft Jesu, geweihte Universität umfasste nur diese beiden Fa- kultäten, während die gleichfalls von den Jesuiten gestiftete Uni- versitäten in Santiago (Chile) — Universidad de San Felipe — und in Chuquisaca — Universidad de San Francisco Xavier — auch Rechtsfakultäten erhielten. Der Bischof von Tuceuman scheint einen sehr freien Gebrauch gemacht zu haben von dem Vorrechte, die akademischen Grade zn ertheilen. Eine königliche Verordnung befahl deshalb 1664, dass die Grade nur in Cördoba selbst und in aller Form verliehen werden dürften. Erst in diesem Jahre scheint sich die Universität formell constituirt zu haben; der Jesuit Andreas de Roda ar- beitete eine Constitution der Universität aus und am 1. Dezember 1664 wurde das erste Claustro — Versammlung von Rector und Professoren — abgehalten. Im Jahr 1668 gründeten die unermüdlichen Patres, mit Hülfe einer von Dr. Duarte de Quiroa gemachten Schenkung von 30,000 Thalern noch eine Schule in Cördoba, das C'olegio de Mon- serrat, welches immer in Beziehung zur Universität geblieben ist. Das alte Colleg San Francisco Xavier wurde dagegen, als man im Jahre 1700 den Bischofssitz nach Uördoba verlegte, bischöfliches Seminar unter dem Namen COolegiode Loreto. Beide Anstalten be- stehen, mit theilweise verändertem Character, noch heute neben der Universität. Die Grundlage des Studiums an der Universität war das Latei- nische; die Schüler sollten Gewandtheit der freien Rede in dieser Sprache erlangen und verfassten Compositionen in Prosa und Versen. Der Grammatik folgte das Studium der Scholastischen Philosophie, welche nach approbirten Büchern gelehrt wurde, und diesem das der Scholastischen und der Moral-Theologie. Das wichtigere Mit- tel der Erziehung war offenbar die eiserne Disciplin, welche in der Universität herrschte; doch schon dem berühmten Dekan Funes schien dieses Erziehungs-System nicht geeignet, physisch und mo- ralisch charaktervolle Staatsbürger heranzubilden, und eine andere Stimme äusserte sich: „Die amerikanischen Collegien waren niemals etwas Anderes, als geistliche Seminare, wo die Schüler ihre Zeit für alles Nützliche verloren und übermässigen religiösen Uebungen unterworfen wurden.“ 402 Im Juli 1767 wurden die Jesuiten aus allen spanischen Besitzungen vertrieben und ihre Güter confiseirt: die Universität Cördoba wurde vorläufig den Franziskanern übergeben, welche sie bis 1807 ver- walteten. Der liberale spanische Minister Aranda beabsichtigte nunmehr eine Reform des höheren Unterrichts, der den Händen der Ordens- Geistlichkeit entzogen werden sollte; die confiscirten Güter der Jesuiten sollten zu diesem Zwecke verwendet werden. Die spani- schen Universitäten und die Colonial-Behörden wurden aufgefordert, dieserhalb Vorschläge zu machen, woraufhin die alte Universität Salamanca sich in retogradem Sinne äusserte, während der Oabildo (Kapitel) von Buenos Aires liberalen Ansichten huldigte. — Man wollte in Buenos Aires, welche Stadt inzwischen Hauptstadt des neu errichteten Vice-Königreichs geworden war, eine Universität gründen, oder die von Cördoba dorthin überführen, und war bereits ein grosser Theil deren Bibliothek nach Buenos Aires gebracht worden, sowie auch die Druckerei der Jesuiten, die erste in den La Plata-Staaten; in Süd-Amerika hatte ausser dieser nur in Lima eine solche bestanden. Aber erst im Jahre 1783 wurde in Buenos Aires ein königliches Colleg (Lateinische Schule) ohne die Vor- rechte einer Universität gegründet. Die liberalen Neigungen in Spanien waren bald verflogen; der grosse Indianer-Aufstand unter Tupac-Amarü (1781) hatte über- dies zur Folge, dass Spanien die schnöden Grundsätze seiner Colonial- Politik verschärfte. Der Jesuit Iturri spricht von „drei Fakul- täten, auf welche der Unterricht der Amerikaner sich beschränken sollte und die man auf den Trümmern der amerikanischen Uni- versitäten zu errichten gedenke; diese drei Faculäten seien: Lesen, Schreiben und Rechnen. “ Die Universität von Cördoba fristete indessen ihr Dasein unter der Leitung der Franziskaner; die besseren Lehrer, die Jesuiten, waren fort und mit ihnen ein grosser Theil der Schüler. Die neue Constitution der Universität, von dem Tucumaner Bischof J. A. de San Alberto verfasst (1784), enthält kaum Reformen, nur dass auf Betreiben des Gouverneur’s von Cördoba, Sobremonte, das Studium des Rechts dem Namen nach eingeführt wurde. Durch königlichen Befehl vom 1. Dezember 1800 wurde jedoch die Uni- versität unter dem Namen Real Universidad de San Carlos y de Nuestra Senora de Monserrat neu organisirt und die Mitwirkung der Ordensgeistlichkeit ausgeschlossen. Die neue Universität um- fasste drei Fakultäten: Theologie, eiviles und kanonisches Recht und Philosophie, die erste mit vier, die zweite gleichfalls mit vier und die dritte mit fünf Professoren. Die Constitution sollte die der Universität Lima sein (vom Jahre 1735) und der Studienplan dem der Universität Salamanca von 1771 angepasst werden. Dieser königliche Befehl wurde aber erst 1807 vollstreckt. Rector war 405 damals P. Pantaleon Garcia, der dieses Amt schon seit 19 Jahren bekleidete; es stellte sich jedoch heraus, dass sein Anstellungs-Dekret niemals legal vollzogen worden war. Das Regiment der Francis- kaner scheint jedoch nicht sehr beliebt gewesen zu sein; wenigstens lassen tumultuarische, gegen den abgehenden Rector gerichtete Auf- tritte diess glauben. Gregorio Funes, Dekan der Domkirche, übernahm nun das Rectorat. Inzwischen hatte sich in Buenos Aires das Bedürfniss nach höhe- rem Unterricht entschiedener geltend gemacht; die Anwesenheit europäischer Gelehrter, wie der Commission für die Grenzberichti- gung mit Brasilien, die Bedürfnisse der Schifffahrt, der Landes- vermessung etc. hatten dazu angeregt: „Wir bedürfen nützlicher Kenntnisse statt all der überflüssigen Dinge, mit welchen ihr uns erzieht zu Pfaffen und Mönchen und schlechten Advocaten“, so liess sich die öffentliche Stimme vernehmen. Man errichtete Fachschu- len: eine Akademie für Mathematik und Ingenieur-Wesen und eine Zeichnen-Akademie wurden eröffnet, gingen aber bald wieder ein. Auch einige wissenschaftliche und literariche Gesellschaften hatten keine längere Existenz. Erst nach der Befreiung von Spanien wurde 1821 die Universität von Buenos Aires gegründet, in der neben Theologie, Rechts- wissenschaft und Medizin auch die Naturwissenschaften Aufnahme fanden. Die Universität zählte Bonpland, den berühmten Reise- genossen Humboldt’s, kurze Zeit unter ihren Professoren. Der Präsident Rivadavia hatte europäische Gelehrte, einen Mathema- tiker, Dr. Lanz, und einen Physiker, Dr. Carta, sowie wissen- schaftliche Apparate und Sammlungen kommen lassen. Die Thätig- keit der europäischen Gelehrten dauerte jedoch nicht länger als ein Jahr; Dr. Carta fand noch einen Nachfolger, dessen Amts- dauer drei Jahre betrug. In der folgenden wüsten Zeit der Re- gierung des Dictator’s Rosas scheinen diese Studien ganz vergessen worden zu sein und erst in neuester Zeit haben die Naturwissen- schaften an der Universität von Buenos Aires wieder Aufnahme gefunden und zwar eine glänzende, die für die Zukunft zu den besten Erwartungen berechtigt. In der säcularisirten Universität von Cördoba hatte sich, trotz Neu-Organisation, wesentlich nichts geändert. Funes arbeitete zwar 1832 einen neuen Studienplan aus, der jedoch wenig Neues brachte. Im Jahre 1858 dekretirte die damals in dem Städtchen Paranä re- sidirende Centralregierung der Conföderation eine neue Constitution für die Universidad mayor de San Carlos y Monserrat, die gleich- falls keine eingreifenden Reformen enthält. Die Untersuchungen einer Commission für Reforın des Unterrichtswesen’s, welche die neue Regierung der Argentinischen Republik einsetzte, hatte für die Universität Cördoba kaum einen anderen nennenswerthen Erfolg, als dass im Jahre 1864 das Colleg von Monserrat von der Uni- 404 versität getrennt und zum „National-Colleg“* (Gymnasium) gemacht wurde und die theologische Fakultät an das früher genannte Colleg von Loreto überging, die Universität mithin einfach eine Rechts- fakultät wurde. Es wurde zu Beginn dieses Kapitels die Behauptung aufgestellt, Argentinien seiin Bezug auf Unterrichtswesen der vorgeschrittenste aller südamerikanischen Staaten, und finden wir in dem Jahres- bericht des Unterrichts- Ministers (für 1874) eine auf offiziellen Angaben beruhende Vergleichung, die dies schlagend darthut; sie mag hier Platz finden. Schulbesuch in den drei ersten Staaten Südamerika’s. Argentinien Chile Brasilien Bevölkerung inel. Indianer.... 1836490 2039767 11780000 Kinder von 6 bis 16 Jahren..... 459122 509941 2945000 Anzahl der öffentlichen u. pri- vaten Elementar-Schulen.... 1830 1256 4593 Schüler der Elementar-Schulen 112223 80609 151416 Schüler der höheren Schulen u. Universitäten. ..ossersoneo RE 4980 3213 3642 Gesammtzahl der Schüler...... 117203 83812 155058 Gesammtzahl der keinen Unter- 1 richt geniessenden Kinder... 341919 426129 2789942 Verhältniss zwischen der Zahl der Schulen und der der Be- völkerung.....u.... sera... 1 pro 992.65 1 pro 1642.01 1 pro 2564.77 Verhältniss zwischen d. Zahl d. Schüler u. der d. Bevölkerung 1 pro 15.66 1 pro 24.33 1 pro 75.32 Jährliche Auslagen für öffentl. Unterricht in Pesos fuertes.. 2425259 1133354 2356738 Die Anzahl der Elementar-Schulen und der sie besuchenden Kinder in den einzelnen Provinzen des Argentiner Landes erhellt aus nachstehender Tabelle: 405 - EC OES 280% } .. > BERN . Berne etenensenensensreneontenee LOUBSLORALIH Jan7 uapnyaspuaqy USUSPUNALOA UALFOLTOH-JEUONEN USP JIuL Ip Ip uodonyazıaq You Ist uoluez Uasorg 69C#% 68% MT Tr TI —— ERHIELT] 156607 | ITST | SZ6OL| IHEET) 01% al f 616 ) “ USUIUIeSsNn7 ES680T | S6TZ e0r era! 7 & ; BieleleieteTer SV T ReeR “PUBTONONL, | 868587 | 6809 1 | 09M1 & Hl ” "odenues 21168 88907 c0l et dTejurs ı 76864 8999 911 SEFZSITTSUES 61809 VATaA 61 Se uenf ueg 88688 | CI6E 81 SE ESESSSBITER InLeT | 02888 6% SICH LOS RO E1159 9601 L8 “BZOopuaN 62809 | Elch 18 u rnlnt ILeWEr | OnLL 01% *soly au 820631 | 0806 087 tree SAJUALLION 806015 | 806% 001 er eTonxon 9661 70% 98 ee BdlpwIejen LOIE6E | 60888 198 “9 s9lIy souong PPx3 698T UOA SnSUAJ "P yoeu.SUnIEYJOAOT uogqeuy togeuy usyopoeN | uauopaeN | uoyapaeN | ans > uagopaew | aJyosıuıaN UOZUTAOLT yozıl SSETOS I9p [yezyuruesen) aamyag aop [yezyururesen zomyog uomyog aomyog uomyog JOUB uUOTny9g-YBALLT uopnyag PIUS O öglichen über ügen wir 1 k zu erm 16 igeren Ueberbl den Elementar- Unterricht (1874) im Argentiner Lande, fı he Zusammenstellung be 1SC inen noch vollständ tere statıst Um e eine wei 406 88797 &00FL S9TTL 09868 99751 00764 96768 16816 GI10G 69608 79606 18887 99809 9198 sonony 80:97 | soyuony SOBOT | soon 80801 us9wwesnz 919 T-ıeJuamoa]F GL96T GILT 1627 09681 6698 00291 68679 97.916 Gııg G6H6L 78897 L88LF rorgL 67188 ZUTAOId Op U99SOM -SAUOLLIOFU(] -TEJUSWUOTST 8999 16774 FLE8 00787 7999 00388 12388 99IF 00081 LPFOL 08897 0007 G96FE 81987 sopung sap Jonejstag FI 1871 191 IH 9TI G8l Jap [gez 7067 8T'6E 0358 10'373 16°17 er ll I9T'SI 66 FL LEI Ge vl E76 878 9T'8 96°9 UndOY]90ARL a oO pun AOJONYIS UITISIAZ od oıd oıd oıd oad od oıd oıd oıd d © - ssıu][oru.IoA JqarLıojun uauloy UOSSILUAS S7 8GE7 SIT Azaı GLOF 81,89 6184 LICH 96888 9198 8126 »04L 86801 800, 7664 anyas aıp uagonseq sy 18669 39877 EEF0L 77075 FOLGE 09898 P96LE 680071 SOgFL gIglE 80781 88187 OFF9L L8SEgL J9pury esryaıydjangag a ot BoIgurgyeg) .or]un00 "Knfnp erserserggrug ers ogerueg "*** Sorg oayust + UBUMONL “SoITy Bouong 000% “+glorg "++ SONUOLLION) “+ H0BZopuopL rg reegragl “tt H'SInT UBS EEE ENTE ch. 1: "U9ZUTAOLT 407 Es könnte scheinen, als ob die Bundesregierung in Bezug auf Gewährung von Beiträgen zu den Kosten des Elementar-Unterrichts nach eigenem Ermessen verfahre; doch ist dem nicht so und ist sie vielmehr an bestimmte Vorbedingungen dabei gebunden. Soz. B. hat die Bundesregierung zu den Herstellungskosten von Schullokalen den dritten Theil jener beizutragen, sowie der Nachweis geliefert wird, dass eine Provinzial- oder Gemeinde-Behörde oder ein Verein von Privaten über zwei Drittel der veranschlagten und genehmig- ten Bau-Summe verfügt. Ferner hat die Oentral-Regierung einer jeden Provinz, wo der Schulbesuch das Verhältniss von ein Schü- ler auf je zehn Bewohner erreicht, eine Jahresprämie von 10,000 Patacons zu entrichten, welche für Unterrichts-Zwecke zu verwen- den ist. Ein gutes Schulwesen hängt zum grossen Theil von dem Vor- handensein genügender tüchtiger Lehrkräfte ab, und grade in die- sem Bezuge machte sich bislang ein recht fühlbarer Mangel geltend, dem durch Heranziehen auswärtiger Lehrer thunlichst abgeholfen wurde, ohne jedoch ihn beseitigen zu können. Es gilt dies na- mentlich hinsichtlich des Elementar-Unterrichts, wo man sich ge- zwungen sah, häufig Personen das Lehramt anzuvertrauen, denen eine Fachbildung ganz und gar abging. Die Erkenntniss dieses Uebelstandes fiel leichter, als die Abhilfe, denn Lehrkräfte lassen sich nicht improvisiren. Wohl aber lassen sie sich heranbilden und damit ist man jetzt auf das Eifrigste beschäftigt. Zwei von der Nationalregierung abhängige Lehrer-Seminare bestehen — in den Städten Paranä und Tucuman — bereits seit einigen Jahren wie auch die Provinz Buenos Aires ähnliche Anstalten auf ihre Kosten unterhält. In seinen letztjährigen Sitzungen hat der Congress die Vermehrung solcher Institute auf Bundeskosten beschlossen und soll eine ganz besondere Sorgfalt auf das Heranziehen des weib- lichen Geschlechtes zum Lehreramte verwendet werden. Einige Provinzen haben bereits den obligatorischen Schulbesuch eingeführt, der freilich im hiesigen Lande nicht immer absolut sein kann; denn wo — wie hier in den entlegenen Gegenden — auf 10 Meilen in der Runde vielleicht nur sechs oder sieben schulpflich- tige Kinder wohnen, hat es seine eigenen Schwierigkeiten, alle Kinder zum Schulbesuche heranzuziehen. Auch hier wieder tritt uns das ungünstige Bevölkerungs-Dichtigkeits-Verhältniss, bezie- hentlich seine Rückwirkung auf den Volks-Unterricht, als den Fort- schritt hemmend entgegen, zugleich aber dokumentirt es den Eifer, mit welchem man im Argentiner Lande sich der Hebung der Volks- bildung widmet. Gegen so ungünstige Lokal-Verhältnisse wie hier, ist in kaum einem anderen Lande anzukämpfen und wenn trotz- dem Argentinien in diesem Bezuge die Führerschaft in Südamerika errungen hat, so darf es sich wahrlich zu einem solchem Siege Glück wünschen. 408 Es wurde schon die Behauptung aufgestellt, der hier statt fin- dende Massen-Zuzug europäischer Einwanderer wirke — statt för- dernd — entschieden hemmend auf die Verallgemeinerung des Schul- besuches, und findet man in unserer letzten Tabelle den sprechendsten Beweis dafür: Nach den Provinzen San Juan, San Luis und Men- doza gelangen’ europäische Einwanderer in kaum nennenswerther Anzahl und doch ist dorten der Schulbesuch ein überraschend grosser. Die Provinz Santa -Fe, der Hauptsitz der von europäischen Ein- wanderern bevölkerten Ackerbau-Oolonien, nimmt zwar auch in die- sem Bezuge eine hervorragende Stellung ein, aber sie hat sich erst in neuester Zeit auf dieselbe emporgearbeitet, Dank dem energi- schen Eingreifen ihrer Regierung, die unter Anderem den Schul- zwang einführte, der ja in den Ackerbau-Colonien, also bei eng zusammengedrängter Bevölkerung, von durchschlagender Wirkung sein musste; Ende 1869 genossen in der Provinz Santa-F& 4303 Kinder Schulunterricht, während unsere Tabelle für Ende 1874 deren bereits 10,898 nachweist. — Die Provinz Buenos Aires, sonst die reichste und vorgeschrittenste der Republik, nimmt in der be- treffenden Tabelle erst den siebenten Rang ein; von 120039 schul- pflichtigen Kindern besuchten nur 33,396 die Schule und stellt sich das Verhältniss zwischen Schulkindern und Bevölkerung wie 1 zu 14.92. Ein Fortschritt in dieser Beziehung seit 1869 (Volkszählung) lässt sich bis Ende 1874 kaum constatiren, denn zu jener Zeit gab es 28,363 Schulkinder —und für Ende 1872 gibt das an Data über- reiche, in jeder Hinsicht treffliche Werk von Dr. Faustino Jorge, Chef des Statistischen Büreau’s der Provinz Buenos Aires: „Registro Estadistico de la Provincia de Buenos Aires, ano 1872“, dem wir die meisten der die Provinz Buenos Aires betreffenden Angaben entnehmen, die Zahl der die Schule besuchenden Kinder auf 32,517 an, eine succesive Vermehrung, die wohl ausschliesslich der der Bevölkerung zugeschrieben werden muss. Heute aber ist eine so entschiedene Wendung der Sachlage zu verzeichnen, dass Buenos Aires, in Folge der mit der grössten Energie in die Hand genom- menen Regelung des Unterrichts- Wesens, nicht nur alle südame- rikanischen, sondern auch mehr als einen der europäischen Staaten weit hinter sich zurücklässt. Auch verdient noch betont zu wer- den, dass die Provinz einen Stolz darauf setzt, diese Erfolge aus- schliesslich ihren eigenen Kräften zu verdanken: sie nimmt, obgleich gesetzlich dazu berechtigt, die Beihilfe des Bundes prinzipiell nicht in Anspruch. Zu dem höheren Unterricht übergehend, finden wir auf den ersten Blick die Action der Centralregierung weit stärker ausgeprägt. In einer jeden der vierzehn Bundes-Provinzen unterhält die National- regierung ein sogenanntes Colegio Nacional, eine spezifisch Argen- tinische Institution, die mit den höheren Unterrichts - Anstalten anderer Länder Gemeinschaftliches hat, aber mit keiner ganz — w 409 weder in ihrer Organisation noch in dem Lehrplan — übereinstimmt. Sie dienen sowohl als Vorbereitungs-Anstalten für den Universitäts- Besuch — sind also in diesem Bezuge den deutschen Gymnasien ähnlich — als sie ihren Schülern auch technische Kenntnisse zu- gänglich machen, zu welchem Behufe übrigens mit einigen der Col- legien Spezial-Fach-Schulen verbunden sind. So bestehen neben den Collesien theoretisch - praktische Agronomische Schulen: in Salta, Mendoza und Tucuman und Bergbauschulen in Catamarca und San Juan. Der Lehr-Cursus der Collegien ist auf sechs Jahre bestimmt und sind sie. mit Lehrkräften gut versehen. Es gibt da- runter wirkliche Männer der Wissenschaft, die in der Gelehrten- Republik einen grossen Ruf geniessen, und kann nicht genug die Liberalität der Nationalregierung anerkannt werden, wenn es sich darum handelt, gediegene auswärtige Lehrkräfte für diese Anstalten zu gewinnen. Es muss überhaupt nochmals hervorgehoben werden, dass in allen die Volksbildung betreffenden Angelegenheiten, Re- gierung wie Volk Argentiniens vor keinem Opfer zurückscheuen. Wenn wir immer und immer wieder auf diese Thatsache zurück- kommen, so findet dieses seine Begründung in der ihr innewohnenden Wichtigkeit; sie verbürgt einen ununterbrochenen Fortschritt in diesem Zweige des öffentlichen Lebens und damit des Landes, denn: Wissenschaft ist zwar überall Macht, nirgends ist sie aber stärker, als in einem Lande wie das Hiesige, wo es sich darum handelt, die Naturschätze zu heben, also Kenntnissen und Wissenschaft praktische Anwendung zu geben. Ende 1874 wurden die vierzehn National -Collegien und die mit ihnen verbundenen Fachschulen von 1808 Schülern besucht, während die Landes-Universität Cördoba 129 Studenten zählte, so dass die Gesammtzahl der in National-Anstalten höheren Unterricht genies- senden Schüler, bez. Studenten sich auf 1937 belief. Provinzial- uhd Privat-Anstalten zählten 1548 Schüler und die Universität von Buenos Aires 1495 Studenten (inel. der die Vorbereitungs-Classen frequentirenden Schüler), mithin nahmen im Ganzen 4980 junge Leute Theil an dem höheren Unterricht in Staats- und Privat-Anstal- ten. Für die National-Collegien sind im Bugdet für 1876 554879 Pesos fuertes ausgeworfen (exel. 23435 Pesos fuertes für damit verbundene Abendschulen für Erwachsene). Weitere 9600 Pesos fuertes gehen für die an den Collegien von Tucuman und Con- cepcion del Uruguay bestehenden Rechts - Schulen; 69528 Pesos fuertes für die erwähnten drei agronomischen Schulen und 24000 Pesos fuertes für die beiden Bergbau-Schulen. Der von der Na- tional-Regierung zur Bestreitung der Kosten des Elementar-Unter- richts zu gewährende Beitrag ist für das genannte Jahr auf 493776 Pesos fuertes normirt und 86920 Pesos fuertes sind für die beiden Normal-Schulen in Paranä und Tucuman ausgeworfen, während gleichzeitig die nöthigen Fonds bewilligt sind für die neu zu schaf- 410 fenden Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare. Die Universität Cördoba figurirt mit 55960 Pesos fuertes im Ausgabe-Budget und die Stern- warte mit den damit verbundenenen meteorologischen Central-Büreau mit 31340 Pesos fuertes. Der Landes-Universität von Cördoba, deren Geschichte bis zum Jahr 1864 wir weiter oben verfolgten, sollte unter der Verwaltung des Herrn Sarmiento durch Gründung einer mit ihr in loser Ver- bindung stehenden „Nationalen Akademie der exacten Wissenschaf- ten“ neues Leben zugeführt werden. Der berühmte deutsche Ge- lehrte, Herr Dr. Hermann Burmeister, seit Jahren schon im Lande ansässig und wissenschaftlich thätig, erhielt den Auftrag, europäische Männer der Wissenschaft zu berufen, um an der Aka- demie, die jedoch in Wirklichkeit nichts anderes denn eine getrennte naturwissenschaftliche Fakultät sein sollte, zu wirken, welchem Auftrag genannter Forscher, dem die Direction der Akademie vor- behalten blieb, nachkam. Doch stellten sich bald Schwierigkeiten ein, welche Herrn Burmeister veranlassten, von der Direction der Akademie zurückzutreten, die daraufhin von dem jetzigen Unter- richtsminister, Dr. OÖ. Leguizamon, als naturwissenschaftliche Fa- kultät der Universität einverleibt wurde, wodurch dem Zwecke ihrer Gründung jedenfalls besser als in der erst geplanten Weise entsprochen wird. Die Cördoba-Universität zählt jetzt mithin zwei — eine Rechts- und eine naturwissenschaftliche — Fakultäten, denen, gemäss eines von der Deputirten-Kammer des Congresses gefassten Beschlusses, eine medizinische Fakultät zugesellt werden soll. Wir haben oben gesehen, dass die noch so junge Provinzial- Universitit von Buenos Aires eine Zeit lang gegen widrige Winde anzukämpfen hatte und in Folge dessen eine grössere wissenschaft- liche Bedeutung nicht erlangen konnte. Erfreulicher Weise ist auch in diesem Bezuge eine Wendung zum Besseren eingetreten, so dass nunmehr die Buenos Aires-Universität sämmtliche ähnliche Anstal- ten Südamerika’s weit überragt, ja sich in mehr als einer Beziehung mit den nordamerikanischen Hochschulen messen kann, wenn auch augenblicklich sie theilweise noch in einem Uebergangs- Stadium begriffen ist. Sie zählt jetzt fünf Fakultäten, und während an der Cördoba-Universität nur 14 Professoren thätig sind, hat die von Buenos Aires — dem Voranschlag für 1876 nach — deren 68 und. ist der von der Provinz zu gewährende Beitrag zu den Kosten auf 200,000 Pesos fuertes berechnet. — Der durchschnittlische Jahres- Gehalt eines Professors beträgt 2400 Pesos fuertes und da häufig eine Person mehrere Professuren inne hat, also den doppelten oder dreifachen Gehalt bezieht, so können die z. B. in Europa ständigen Klagen über schlechte Bezahlung des Lehrer -Personals wahrlich nieht auf hiesige Verhältnisse übertragen werden. Und nicht allein die Universitäts - Professoren werden mehr als anständig bezahlt: 411 alle Lehrer, selbst die der Elementarschulen, sind pekuniär gut bedacht und erfreuen sich einer geachteten gesellschaftlichen Stel- lung. Und nie lassen sich die Volks-Vertretungen zur Bewilligung von Pensionen bereitwilliger finden, als wenn es sich um einen verdienten Lehrer handelt. Rechnet man dazu noch — es mag hier wiederholt werden — dass, während sonst bei Besetzung der hohen Staatsämter politische Rücksichten maassgebend sind, die Leitung des Unterrichtswesens immer nur anerkannten Fach-Capa- zitäten anvertraut wird, dass unter der Administration des Generals Mitre Dr. Eduardo Costa Unterrichtsminister war (der freilich von den dazumal herrschenden politischen Verhältnissen — Paraguay- Krieg ete. — verhindert wurde, in seinem Fache Grösseres zu leis- ten) und Sarmiento — der „erste Schulmeister Argentinien’s“ — jetziger Chef des Schulwesens der Provinz Buenos Aires — der Nachfolger Mitre’s in der obersten Leitung des Staates wurde, während sein — Sarmiento’s — Unterrichts-Min‘ ster, Dr. Avella- neda, nach ihm den Präsidentenstuhl bestieg und Dr. ©. Legui- zamon das Portefeuille des öffentlichen Unterrichts übertrug, so wird man der Erkenntniss sich nicht verschliessen können, dass die Argentinische Nation die hoheWichtigkeit einer allgemeinen, gründ- lichen Volksbildung wohl begreift, dass der Eifer, mit dem man sich der Hebung des Unterrichts widmet, nicht mit einem Stroh- feuer verglichen werden darf, sondern dass er im Volksbewusstsein wurzelt und desshalb andauernd, erfolgreich sein muss. Es wurde schon mehrmals im Laufe dieses Werkes darauf hin- gewiesen, die Argentinische Nation sei zur Zeit beschäftigt, der Wissenschaft eine Heimstätte innerhalb ihrer Grenzen zu bereiten, und damit ausgesprochen, dass es unbillig wäre, die wissenschaft- lichen Anstalten dieses Landes in ihrer jetzigen Lage, also in ihrer Kindheit, mit denen eines alt-gesitteten Volkes zu vergleichen. Aber ganz arm anrein wissenschaftlichen Instituten ist Ar gentinien dennoch nicht, vielmehr besitzen wir deren zwei, die eines hohen Rufes geniessen in allen Theilen der gebildeten Welt. Da ist zuerst das Provinzial-Museum von Buenos Aires zu nennen, das unter der Leitung des Herrn Dr. Hermann Burmeister rasch grosse Bedeutung erlangt hat, die sich vorzugsweise auf seine reiche Samm- lung urweltlicher Thiere stützt. Neueren Ursprungs und von grösserer praktischer Wichtigkeit ist die unter der Verwaltung des Herrn Sarmiento gegr ündete National-Sternwarte in Cördoba, als deren Director von ihrer Errichtung an der in der wissenschaftlichen Welt hochgefeierte nordamerikanische Astronom Dr. B. A. Gould fungirt, dessen bald zu erwartendes Werk über die Ergebnisse seiner Beobachtungen 412 und Forschungen als eine Bereicherung dieses Faches anerkannt und aufgenommen werden wird. Mit der Sternwarte ist das Meteorologische Central-Büreau verbunden, ein noch in der Organisation begriffenes Institut, von dessen Wirken man sich viel versprechen darf. An wissenschaftlichen Vereinen fehlt es im Lande nicht, wenn sie auch eine über die Landesgrenzen hinaus reichende Bedeutung noch nicht erlangt haben. Es sind vorzugsweise die Studenten unserer Hochschulen, das „junge Argentinien“, die sich mit gros- sem Eifer zu solchen Vereinigungen zusammenthun. Als grössere, einflussreichere Corporationen sind namentlich zu nennen: die „Argentinische Wissenschaftliche Gesellschaft“, die, vor Kurzem erst gegründet, ihren Sitz in der Stadt Buenos Aires hat und die Pflege der technischen Wissenschaften zu ihrer Hauptauf- gabe macht, und die „Argentinische Zoologische Gesell- schaft“ in Cördoba, welcher der Professor der Zoologie an jener Universität, Herr Dr. Weyenbergh, als Präsident vorsteht. Die Bedeutung der Volks-Bibliotheken als einen sehr wesent- lichen Factor zur Hebung des Volks-Unterrichts hat man vor Jahren schon in Argentinien richtig erkannt. Zur Zeit bestehen, über das ganze Land zerstreut, mehr denn zweihundert solcher Anstalten, die ausnahmslos der Initiative von Privaten zu verdanken sind, deren Aufblühen aber zum grossen Theil dem ausgesprochensten Schutze zuzuschreiben ist, den die Centralregierung ihnen angedeihen lässt. So ist Letztere unter Anderem gesetzlich verpflichtet, zur Gründung neuer oder Erweiterung schon bestehender Volks-Biblio- theken eine gleich hohe Summe wie der zu diesem Zweck auf dem Wege der Subscription aufgebrachte Betrag beizusteuern. Um die Anschaffung von Büchern für die Volksbibliotheken zu erleichtern und überhaupt eine mehr einheitliche Leitung dieser Anstalten zu ermöglichen, besteht an dem Sitze der Bundesregierung eine Oentral- Commission der Volks-Bibliotheken, eine sich ausserordentlich gut bewährende Einrichtung. Die bedeutendste der Staats-, resp. Landes-Bibliotheken ist die „Oeffentliche Bibliothek von Buenos Aires“, die jetzt über 30,000 Bände zählen mag, denn Ende 1872 hatte sie einen Bestand von mehr denn 22,000 Bänden und seitdem hat ihr überaus eifriger und sachkundiger Leiter, Dr. Vicente Quesada, sich mit durch- schlagendem Erfolge der Hebung dieser Anstalt hingegeben. Sie ist ziemlich reich an, die ältere Geschichte der früheren spanischen Colonien betreffenden, Handschriften, darunter einige höchst inter- resante, die hoffentlich bald durch den Druck auch dem grösseren Publikum zugängig gemacht werden. — Weniger hervorragend ist die Universitäts-Bibliothek von Buenos Aires, wie auch der der Lan- des-Universität Cördoba eine eigentliche wissenschaftliche Bedeu- tung abgeht, obgleich auch sie in dem Universitäts-Archive einige 413 nicht uninteressante Handschriften enthält, denen z. B. unsere ge- schichtlichen Mittheilungen über die Entwicklung der Universität entstammen. — Dagegen verdient die mit dem Ministerium des Unterrichts verbundene National-Bibliothek — trotz ihres ganz neuerlichen Ursprungs — umsomehr Beachtung, als ihr die Auf- gabe gestellt ist, der Landesgeschichte vorzugsweise zu dienen. Artikel 1 des Grundgesetzes der Argentinischen Nation schreibt der Bundes - Regierung vor, den römisch-katholischen Cultus zu unterstützen, d. h. zu den Kosten seines Unterhalts beizutragen. während gleichzeitig unbedingte Religions-Freiheit gewährt wird, So ist denn in dem Ausgabe - Budget für 1876 für jenen Zweck eine Summe von etwa ein Viertel Million Pesos Fuertes ausgeworfen, d. h. kaum ein Prozent des Gesammt-Budgets, woraus allein schon sich ergiebt, dass der Klerus keinen Einfluss auf den Staat ausübt, denn sonst würde ja jene Summe gewiss weit beträchtlicher sein. An der Spitze der Argentinischen Kirche steht ein Erzbischof, zur Zeit Herr Dr. Federico Aneiros, mit dem Sitze in der Stadt Buenos Aires, während in den Städten Paranä, Cördoba, Salta und San Juan je ein Bischof residirt; das Gebiet der Republik ist mithin in 4 Bischofs- und ein Erzbischofs-Sprengel (letzterer um- fasst die Provinz Buenos Aires) eingetheilt. Bei der Besetzung der höchsten geistlichen Stellen nimmt der Congress Antheil; er, d. h. die Senatoren - Kammer, stellt eine Wahlliste von drei Per- sonen auf, von denen die Regierung eine auswählt und dem Pabste zum Vorschlag bringt. Ueberhaupt hat die Verfassung Bedacht genommen, das Recht des Staates der Kirche gegenüber wahrzu- nehmen, und ist Letzere hier in ihren Befugnissen weit mehr einge- schränkt, als in manchen Staaten Europa’s. Der gesetzlich garantirten freien und unbehinderten Ausübung eines jeden Glaubens-Bekenntnisses entspricht denn auch das Be- stehen verhältnissmässig zahlreicher ‚Kirchen von Akatholiken; so giebt es in der Stadt und Provinz Buenos Aires, wie auch in mehreren anderen Provinzen englische, Methodisten, deutsch-evan- gelische und selbst israelitische Gemeinden, mit ihren amtlich be- stallten und anerkannten Geistlichen, deren Amtshandlungen, als da sind: Trauungen, Taufen, etc., volle gesetzliche Gültigkeit inne- wohnt. Meist sind mit diesen Kirchengemeinden auch Schulen ver- bunden, in welchen der Religions-Unterricht dem Glaubensbekennt- nisse der resp. Gemeinde entsprechend ertheilt wird. Um darzuthun, dass die Handlungen der Regierung nicht sowohl aus Toleranz, als vielmehr aus der Anerkennung der Gleichberechtigung der ver- schiedenen Glaubensbekenntnisse entspringen, genügt wohl die Mit- theilung, dass in allen Fällen, wo eine akatholische Gemeinde zu 414 arm ist, um ihre Schulen entsprechend zu stillen und zu heben - wie z. B. in einigen der Ackerbau-Colonien — die Central-Regie- rung sich stets bereit erwiesen hat, ihnen die erforderliche Beihilfe angedeihen zu lassen. Schliesslich sei noch der Presse mit wenigen Worten gedacht. Pressfreiheit ist für Argentinien eine alt bewährte Errungenschaft, die hier bei Weitem nicht so oft missbraucht wird, wie in anderen Staaten, wo die Presse gleich uneingeschränkt ist, Ausschreitun- gen kommen natürlich auch hier vor, und darf man nicht erwarten, unsere Presse bewege sich in denselben engen Schranken, wie sie anderwärts von dem wachsamen Staatsanwalt und dem Spiessbür- gerthum gezogen werden. Wohl aber würde es leicht sein, den Beweis zu liefern, dass im Ganzen die hiesigen Zeitungen in diesem Bezuge sehr gut einen Vergleich aushalten können mit ihren Col- legen in gleich freien Staaten. Ausser den namentlich in der Hauptstadt zahlreich erscheinenden politischen Tagesblättern grössten Formates, giebt es auch eine An- zahl Fachblätter, die freilich hier gegen manche Schwierigkeiten anzukämpfen haben, deren Bestreben aber eben desshalb um so anerkennenswerther ist. Auch Zeitungen und Zeitschriften in frem- den Sprachen existiren hier mehrere, augenblicklich: zwei engli- sche, vier deutsche, eine französische und zwei italienische, und soll hier ferner noch erwähnt werden, dass die fremden Colonien, als deren Organe diese Blätter gelten, gleichzeitig sowohl gesellige wie wohlthätige Vereine unterhalten, wie denn überhaupt das Vereins- leben in den Städten ziemlich entwickelt ist. Kapitel XXII. Heer und Marine. ” Kaum sind 65 Jahre seit der Emaneipation Argentiniens von der spanischen Herrschaft verflossen, und schon hat der junge Freistaat in dieser — im Leben der Völker gewiss kurzen — Epo- che sich auch in militärischer Hinsicht einen wohlverdienten Ehren- Namen erworben. Bei den Einfällen der Engländer, in den Jahren 1806 und 1807, fanden die Creolen die erste Gelegenheit, ihre eigenen Kräfte und kriegerischen Eigenschaften kennen zu lernen: — besonders war es die heldenmüthige Vertheidigung der Stadt Buenos Aires, wel- che ihnen den Beweis lieferte, was improvisirte, von Enthusiasmus und patriotischen Gefühlen beseelte Soldaten selbst gegen die besten regulären Truppen zu leisten im Stande sind. Der bald darauf entbrennende Kampf um die politische Selbst- ständigkeit des Landes rief alle guten Patrioten zu den Waffen. In zahlreichen Schlachten und Gefechten gegen die tapferen, gut geschulten spanischen Truppen bedeckten sich die ersten Argen- tinischen Fahnen mit Ruhm, ja selbst jenseits der Cordilleren bis zum stolzen Lima musste ihnen für immer das stolze Banner der Eroberer weichen. Suipacha, Tucuman, Salta, Chacabuco, Maipd sind jedem Argentiner unvergessliche Siegesnamen, Vilcapujo, Ayouma und Cancha-Rayada Erinnerungen an die Unbeständigkeit der Sieges- göttin, welche sich nirgends dauernd an eine Fahne fesseln lässt. Als brillanteste Episode jenes schweren Kampfes ragt der kühne Zug San Martin’s über die Cordilleren hervor. Hannibal und Na- poleon überstiegen die Alpen und verdanken einen guten Theil ihres Ruhmes jenen stets mit Bewunderung erwähnten Kriegszü- gen; — San Martin, vom Geiste jener Helden beseelt und fest entschlossen, seine Brüder jenseits der Cordilleren von den sie hart drückenden spanischen Fesseln zu befreien, erstieg mit kaum *) Bearbeitet von Msjor F. Melchert. 416 4000 muthiger, opferwilliger, nur mit dem allernöthigsten Kriegs- material ausgerüsteter Patrioten den mächtigen, von ewigem Schnee bedeckten Gebirgskoloss Südamerikas — und erfocht nach einem 24-tägigen, mit ganz unglaublichen Schwierigkeiten verknüpften Marsch durch diese Gebirgswildniss, den glänzenden Sieg von Chacabuco über die ihm an Zahl und Waffen bei Weitem über- legenen Spanier. Diese Weaffenthat öffnete dem Argentinischen General die Thore der chilenischen Hauptstadt Santiago. Nur 24 Tage hatten genügt, die höchsten Berge der Welt zu überschrei- ten, einen Feldzug zu beenden und Chile zu befreien. Brown mit seinen improvisirten Geschwadern, secundirte zur See auf brillänte Weise die Operationen der Landheere. — Durch grösste Kühnheit und individuelle Tapferkeit wusste er seine nu- merische Unterlegenheit an Fahrzeugen und Personal auszuglei- chen und der jungen Argentinischen Flagge auch auf dem Welt- meer einen hohen Namen zu erringen. — Ein glänzender Sieg Alvear’s bei Ituzaingo über ein an Zahl bedeutend überlegenes brasilianisches Heer beschloss jene glorrei- che Kriegsepoche nationalen Characters, und innere, nicht minder heftige Parteikämpfe nahmen ihren Anfang. Aus ungenügender Kenntniss der hiesigen Verhältnisse in Europa hat man dieselben den südamerikanischen Ländern oft hart vor- geworfen, aber in jungen Freistaaten, welche mit einem Male sich selbst überlassen dastanden, war es: natürlich, wenn kühne, ehrgeizige Männer, die sich ja zum Theil als Offiziere im Befrei- ungskriege Ruf und zahlreichen Anhang erworben hatten, jetzt gleichzeitig nach der Herrschaft strebten. — Nach langen, bitteren Erfahrungen mussten aus diesen blutigen Streiten schliesslich die besseren Elemente des Volkes als Sieger hervorgehen. Erst 1865 kam es zu einem neuen Nationalkrieg gegen den Diktator von Paraguay. Abermals bewährten sich in diesem über 4 Jahre dauernden Feldzug die Tapferkeit und Ausdauer des Ar- gentinischen Soldaten. Nicht allein galt es, einen fanatischen, sein Land mit äusserster Zähigkeit vertheidigenden Gegner nieder- zuwerfen, sondern auch unendliche natürliche und künstliche Terrain- Hindernisse zu überwinden, und zwar an der Seite eines Verbün- deten, welcher zu Anfang des Feldzugs vollkommen kriegsungeübt war und sich überhaupt militärische Eigenschaften schwerer und langsamer aneignet, als die übrigen südamerikanischen Nationen. Man sieht aus diesen, in allgemeinen Umrissen angedeuteten militärischen Ereignissen Argentinien’s, dass seit den ersten Kämp- fen der Creolen gegen die Engländer, bis zur jüngsten Vergan- genheit die Waffen fast nie geruht haben. War es in National-, war es in Partei-Fragen, oder in Indianer- Kämpfen, an kriegerischer Praxis hat es den Argentinern wahrlich nicht gefehlt. Wenn man nun bedenkt, dass die Mehrzahl der 417 Soldaten aus Leuten besteht, welche von Jugend auf daran ge- wöhnt sind, Geist und Körper in den Anstrengungen, Entbehrungen und vielfachen Gefahren, mit welchen das Leben auf dem Lande verknüpft ist, zu stählen, so wird man uns gewiss beistimmen, wenn wir die Landeskinder als vortrefflliche, zu allem tüchtige Soldaten bezeichnen. In diesen natürlichen Eigenschaften, welche durch die im Her- zen des Volkes lebenden Erinnerungen an die glorreichen Thaten der Väter fortwährend gehoben werden, liegt der hohe Werth des gesammten hiesigen Männerpersonals für einen Nationalkrieg. Es gibt zwar in Organisation und wissenschaftlicher Ausbildung noch viele Lücken und Uebelstände, dieselben sind jedoch die natürliche Folge einer fast ununterbrochenen Thätigkeit im Felde. Trotzdem ist jedoch auch in dieser Hinsicht schon sehr viel ge- schehen, und rastlos arbeitet man fort, um aus dem guten, natür- lichen Material ein festes, der Neuzeit entsprechendes Gebäude zu errichten, welches allen kommenden Stürmen stolz die Stirn bieten könne. National-Garde und Linie. Nach den Landesgesetzen gehört jeder waffenfähige Argentiner vom siebenzehnten bis fünfundvierzigsten vollendeten Lebensjahr zur Nationalgarde, welche bei Mobilisation: in ein gleiches Ver- hältniss mit dem permanenten Linienheer tritt. Der Präsident der Republik ist Befehlshaber der gesammten Streitmacht zu Lande und zu Wasser. Derselbe besetzt die Offiziersstellen bis Oberst- lieutenant inclusive. Allehöheren Chargen werden auf seinen Vor- schlag vom National-Congress verliehen. Das Landheer besteht aus den permanenten Linientruppen und der Nationalgarde. Die Marine zertällt in Flotte und Marine-National-Garde zur Unter- stützung und Ergänzung derselben im Kriege. Erste Militärbehörde ist das Kriegs- und Marine-Ministerium, in welchem alle Angele- genheiten des Heeres und der Flotte erledigt werden. Administra- tion, Organisation sowie sämmtliche Dispositionen und Befehle im Frieden wie im Kriege gehen vom Kriegs- und Marine-Minister aus. Ihm zur Seite stehen die General-Commandos und General-In- spectionen für Heer und Flotte. Diese Behörden empfangen als vermittelnde Organe alle dienstlichen Angelegenheiteu der Trup- . pen-Commando’s und legen dieselben dem Kriegsminister zur Ent- scheidung vor. Das stehende Linienheer ist bestimmt, die Provinzial-Grenzen gegen Einfälle der Indianer zu vertheidigen, die nöthigen Garni- sonen an entfernten, wenig bevölkerten Punkten zu geben, die innere Ruhe aufrecht zu halten und, im Fall eines Krieges, dem als Nationalgarde bewaffneten Volke als Kern- und Modell-Trup- pe zu dienen. Dasselbe zählt gegenwärtig: 3 418 1 (reitendes) Feld-Artillerie-Regiment zu 400 Mann (eingetheilt in 4 Schwadronen und 8 Batterien) 2 Festungs-Artillerie- Abtheilungen „ur 200 (in 2 Compagnien) 11 leichte Infanterie-Bataillone SEEN (in 6 Compagnien) 12 leichte Cavallerie-Regimenter > FAHRT (in 4 Schwadronen) 1 Ingenieur-Corps (In Formatirn begriffen) 1 Abtheilung technischer Truppen (id.) „0 Diverse detachirte Linienpiquets 650, Als Provinzial-Truppen existiren: in Buenos Aires 1 leichtes Infanterie-Bataillon 500 Mann Santa-F6& 1 \ 5 200.2, „ Entre-Rios 1 * e 300:%, Ungetähr 3000 unterworfene Indianer dienen’als irreguläre Ca- vallerie in den verschiedenen Grenzsectionen. Es giebt ausserdem starke, permanente Cadres von Offizieren, (planas mayores), von denen ein Theil stets zum aktiven Dienst herangezogen werden kann, während ein anderer bei allgemeiner Mobilmachung zur Besetzung von höheren Commando-Stellen in den National-Garden-Corps oder zu anderen Dienst-Commissionen disponibel bleibt. Je nach der Categorie, welcher diese Offiziere in den Cadres angehören, emyfangen dieselben entweder vollen, halben oder Viertel-Gehalt, ohne Kostenzuschuss. Diejenigen der planıa mayor pasiva haben keinen Anspruch auf Gehalt, behalten jedoch ihre Anciennität bei. Das gesammte stehende Heer stellt sich wie folgt: ” o 28 2|s|2e|l’?®a F ad lssl 2|8| 2 12 Sleelsn ei: |s:I82| 2%) 3 |5:02| 2323| 8 a a - | selä Gadres.c..... en 31170 2 A 6| — Kriegsministerium u. zugehörige Behörden.......... RENHAN — | 4/10| 9|15| 1 7 4) — Artillerie u. Spezial-Corps ...... — |.2|. 2] 4/12 |.4| 20 15 ı 700 Infanterie. ......... oa larenn — | 4| 9|11| 66 | 22 | 132 77 | 5400 MEBDAHRME: aussah ee.) — | 3 | 12 | 12 | 73 | 24 | 144 | 160 | 4800 Grenz-Sectionen.. .... . —|—-/|3| 8/)20|12| 42 2656| — BRERR DR Sta an Reis —|—-| 2| 3/-|-—-| —| — == Nicht regimentirte Trupren....._— I! —- | - I — I|— || —| — 650 Irreguläre Cavallerie..... RE re —|1—-|1-|1-|-|-| | — | 3000 Zusammen .....| 9 | 43 |112 [115 |242 | 72 | 355 | 238 114550 ° 419 Die Nationalgarde besteht, wie bereits gesagt, aus allen waffen- fähigen Männern vom siebenzehnten bis fünfundvierzigsten Lebens- jahre, und ist nach der gegenwärtig im Werke befindlichen Neu- Organisation, auch im Frieden in Infanterie-, Cavallerie- und Artillerie-Corps eingetheilt. Die Offiziersstellen werden von den Provinzialregierungen besetzt. Alle brauchbaren Männer von 45 bis 60 Jahren bilden eine Reserve zu Garnisonsdiensten. Unter den Küsten- und Insel-Bewohnern, sowie unter den Matrosen der Handelsmarine wird die Nationalgarde für die Kriegsflotte recrutirt. In Folge der gegenwärtig in allen Provinzen Statt findenden Neu-Organisation der Nationalgarde fehlen uns genaue Zahlen ihrer jetzigen Gesammtstärke. Um Ungenauigkeiten zu vermeiden, führen wir dieselbe daher nach dem letzten öffentlichen Census an. Mit Berücksichtigung der gesetzlichen Ausnahmen ergeben sich für die 14 Provinzen folgende runde Zahlen, die als ein Mi- zimum zu betrachten sind: Aktive National-Garde Reserve Buenos Aires 45,000 25,000 Santa FE 16,000 3,500 Entre-Rios 20,000 5,000 Corrientes 17,000 5,000 Cördoba 30,000 7,000 San Luis 7,000 1,500 Santiago 23,000 5,000 Mendoza 9,000 2,500 San Juan 8,500 2,000 Rioja 7,000 1,500 Catamarca 14,000 2,500 Tucuman 18,000 3,000 Salta 15,000 3,000 Jujuy 6,600 1,500 Aktive National-Garde 256,000 mit 65,400 Mann Reserve, zusammen 304,000 Mann und mit den 15,136 Mann Linie: 319,136 Mann Truppen. Argentinien’s wirkliche Streitmacht besteht somit in seinen waf- fenfähigen Bürgern, welche von jeher im weitesten Sinne des Wor- tes als „Feldtruppen“ verwandt wurden und in allen Kämpfen an Tapferkeit und Ausdauer mit den regulären Linientruppen ge- wvetteifert haben. Die Argentinische Nationalgarde unterscheidet sich daher wesentlich von den in Europa existirenden Institutionen zleichen Namen’s und verdient eher den einer „Landwehr“. Nur die jungen, neu eingeschriebenen Leute kann man zum Theil als wirkliche Recruten bezeichnen; den anderen ist der strenge Militär- dienst aus den so häufig vorkommenden Mobilisationen für innere aınd äussere Kriege, vollkommen bekannt. Da ferner alle aus dem Linienheer ausscheidende Personen, mögen es Offiziere oder ge- 420 meine Soldaten sein, die Verpflichtung haben, sofort in die National- garde einzutreten, so ereignet es sich oft, dass man in diesem Corps zahlreichere Veteranen trifft, als in einer neugebildeten Linientruppe. Mit fester Ueberzeugung bezeichnen wir somit die hiesige National- Garde als eine tüchtige, kriegsgewohnte Truppe, wonach der volle Werth der angegebenen Zahlen zu: berechnen ist. Festungsvverke. Die Insel Martin Garcia, welche die Einfahrt in die Flüsse Pa- ranä und Uruguay beherrscht, ist mit permanenten Festungswerken versehen, an deren Vollendung gearbeitet wird. Aehnliche Anla- gen sollen zum Schutz des Marine-Arsenals in Zärate ausgeführt werden. Ausserdem sind für eine eventuelle schnelle Armirung der: Küste und der Flussufer mit schwerer Artillerie und Torpedo’s, im weitesten Sinne Vorbereitungen getroffen. Die Militärposten an den Grenzen sind nur mit leichten Feld- befestigungen versehen, vollkommen genügend, etwaige Indianer- Angriffe zurückzuweisen, sowie diese Positionen mit kleineren Gar- nisonen festzuhalten. Marine. Die Kriegsmarine Argentinien’s ist eine Neu-Formation der letzten Jahre, an deren Organisation eifrig fortgearbeitet wird. Zwar gab es in allen früheren Kriegen kleine Geschwader, indessen be- standen dieselben in der Regel aus gewöhnlichen, sogar mitunter, recht schlechten Handelsfahrzeugen, welche so gut als möglich für die Dauer des Krieges armirt wurden. Dessungeachtet haben jene Flotillen, namentlich zur Zeit der Befreiungskämpfe sehr rühm- liche, kühne Waffenthaten aufzuweisen. Die jetzigen Fahrzeuge sind grösstentheils neuesten System’s, sowohl in Bezug auf Construction als Bewaffnung. In geschickter Combination mit Strandbatterien und Torpedos dürfte ihre Zahl vollkommen zur Vertheidigung der eınem Angriff zu Wasser am meisten ausgesetzten Punkte ge- nügen. Es existiren gegenwärtig an Fahrzeugen: Zahl Schiffe Kanonen Tons Pferdekraft BIBRanzerschiite.: .....iseincaleie ninarets pinisleialenın 12 3,400 1,500 6 | Theilweise gepanzerte Kanonenboote.. 16 2,400 1,950 BinGrossere Dampfer, ....cn000eognmn.e.- - 30 2,500 2,520 6 | Kleinere te RE - 20 1,200 500 3 | Transport-Dampfer.......... Bee Be — 1,500 600 2 | Segelschiffe .....cssosrcer.. en 10 ? — 25 88 | 11,000 | 7,070 421 Die ausgezeienet organisirte Torpedo-Division verfügt ausser- dem über 3 Fahrzeuge von 700 Tons und 440 Pferdekraft. Das Personal der gesammten Kriegstlotte beläuft sich auf: 26 höhere Offiziere 48 Subaltern-Offiziere 43 Aspiranten 7 Commissäre 40 Maschinisten 900 Subaltern-Beamte, Unteroffziere u. Matrosen 2000 Mann Infanterie- rd Artillerie- ‚Soldaten Im Ganzen: 3064 Mann. An den verschiedenen See- und Flusshafen-Plätzen, auf den Wacht- und Leuchtschiffen, sowie auf anderen, hauptsächlich den Hafen-Autorititen von Buenos Aires gehörenden Fahrzeugen, be- findet sich ausserdem eine grosse Anzahl Offiziere und Matrosen in Dienst-Commissionen. Seit 1869 functionirt unter Leitung fähiger Offiziere uud tüchti- ger Professoren eine Marineschule an Bord des Dampfers „Gene- ral Brown“, in welcher in einem fünfjährigen theoretischen und praktischen Cursus junge Leute zu Offizieren herangebildet werden. Genanntes Institut wird fortan die wahre Pflanzschule für das See-Offiziers-Corps sein. Man ist gegenwärtig beschäftigt, eine andere Bildungs - Anstalt für die Flotten-Mannschaften zu errichten. Ueberhaupt bemüht man sich mit grösstem Eifer, die Marine in jeder Beziehung auf die den modernen Anforderungen entsprechende Höhe zu bringen. Zwischen den von der Nationalregierung mit Diplom versehenen Offizieren des Landheeres und der Marine besteht kein Rang-Un- terschied. Die für die Dauer eines Krieges ernannten Offiziere, sowie die der Nationalgarde erhalten zwar "ebenfalls Diplome, ran- giren jedoch unter den Ersteren. / Ergänzung des stehenden Heeres. Die Ergänzung der Mannschaften des stehenden Heeres geschieht im Allgemeinen durch Anwerbung. Zu diesem Zwecke gibt es an geeigneten Punkten Werbe-Büreaux, in denen die Leute, min- “ destens auf 4 Jahre, für eine bestimmte Summe engagirt werden. Einen Theil derselben empfangen sie bei Abschluss des Contracts, einen anderen während der Dienstzeit und den Rest nach Ablauf derselben. Können auf diese Weise die nöthigen Mannschaften nicht eingestellt werden, so werden die fehlenden durch Aushebung completirt, woran alle Provinzen je nach ihrer Bevölkerungszahl Theil zu nehmen haben. Sehr häufig kommt der freiwillige Eintritt in das Linienheer vor. 422 Bei besonders guter Aufführung und erwiesener Fähigkeit der be- treffenden Personen erfolgt gewöhnlich ein schnelleres Avancement. Engagirte Soldaten werden nach und nach Unteroffiziere und Sergeanten, gelangen aber nur in äusserst seltenen Fällen in den Offiziersstand. National-Militär-Collegium, Academie. Militär- Kirchen-Wesen, Sanitäts-Corps, etc. Das National-Militär-Collegium zur Erziehung und Ausbildung von Offizieren besteht seit 1869 und zählt 75 von der Regierung unterhaltene Zöglinge und 25 Pensionäre. Bedingungen des Eintritts sind: eine genügende Elementar- Bildung, ein Alter von wenigstens 11 Jahren, gute Gesundheit und robuste Körper-Constitution. Der vollständige Cursus dauert 5 Jahre, jedoch werden die Zöglinge schon nach den ersten 3 Jahr en, bei besonders gutem Examen, als Unterlieutenants zum Infanterie- und Cavallerie-Dienst zugelassen. Diejenigen, welche mit gleichem Resultat den fünfjährigen | Cursus beenden, können als Offiziere in das Artillerie-oder Ingenieur-Corps treten. Eine Academie der höheren Kriegswissenschaften für Offiziere existirt bis jetzt noch nicht, daher ein jeder fleissige, vorwärts- strebende Offizier in dieser Hinsicht ausschliesslich auf seine eige- nen Studien angewiesen ist. Zur Ausbildung der Mannschaften sind neuerdings Regiments- und Bataillons-Schulen projectirt worden. Der zu ertheilende Un- terricht soll rein elementarer Natur sein. Das Militär-Kirchen-Wesen befindet sich in den Händen von Geistlichen (mit Oberst- und Oberst-Lieutenants-Rang). Dieselben folgen der Armee in’s Feld. Das Sanitäts-Corps besteht im Frieden aus den für die Militär- Hospitäler der Städte und Grenz-Garnisonen erforderlichen Aerzten, Chirurgen und übrigen Beamten. Bei Ausbruch eines Krieges wer- den die Feld-Lazarethe besonders organisirt, sowie dem Medizinal- und Sanitäts- Wesen überhaupt die für derartige Fälle geeigneten Dimensionen gegeben. Militär-Gerichts-Organisation. An der Spitze des Militär-Gerichtswesens befindet sich ein Kriegs- Auditeur. Ein permanenter Fiscal bildet eine zweite Behörde. Zur Formirung von über Offiziere verhängten Kriegsgerichten können nur Generale und Obersten ernannt werden, während die- jenigen, welche über von Unteroffizieren und Soldaten begangenen Vergehen oder Verbrechen zu urtheilen haben, aus Hauptleuten, mit einem Stabsoffzier als Präses, bestehen. Der Präsident der 423 Republik hat das ausgesprochene Urtheil behufs Vollstreckung zu bestätigen. Er allein kann dasselbe mildern, oder den Verurtheil- ten begnadigen. Im Felde, doch nur unter ganz besonderen Um- ständen, darf ein abgekürztes Verfahren angewendet werden. Die Strafen für militärische Verbrechen bestehen für die Mannschaften in Gefängniss, Vermehrung der Dienstzeit und Tod durch Erschies- sen; für Offiziere und Unteroffiziere in Gefängniss, Degradation und Ausstossung aus dem Militärstand, oder Todesstrafe mit oder ohne Degradation. — Für die Nationalgarde unter Waffen ist das gerichtliche Verfahren in jeder Beziehung dem im Linienheere übli- chen gleich. Eine von der Regierung aus competenten Juristen und Militärs gebildete Commission beschäftigt sich zur Zeit mit Aus- arbeitung eines neuen Militär-Straf-Gesetzbuches. Bisher galten für Militär-Gerichts-Angelegenheiten die alten spanischen Ordonanzen und Militärgesetze, welche weder der jetzigen Zeit und noch we- niger den hiesigen Verhältnissen entsprechen. Die Disciplinarstra- fen sind im Allgemeinen die in den meisten regulären Heeren angewandten. Körperliche Züchtigungen fanden, wie ja auch in vielen europäischen Heeren, ebenfalls statt. Dieselben sind jedoch längst auf das Strengste verboten. Verwaltung, Verpflegung und Unterbringung des Eleeres: Den Haushalt des Heeres leiten die vom Kriegsministerium re- sortirenden Allgemeinen Kriegs- und Marine-Oommissarien, und besondere für Rechnungswesen und Controlle der Heeres-Angele- genheiten organisirte Büreaux. Die Verpflegung der Truppen wird stets durch Privat-Lieferan- ten besorgt, welche mit der Regierung auf bestimmte Zeit feste Contrakte abschliessen. Auf gleiche Weise findet der Ankauf der Remonte-Pferde für Cavallerie und Artillerie statt. Die Auszahlung der Gehalte an die Offiziere und der Löhnun- gen an die Mannschaften geschieht durch Commissarie- Beamten (comisarios pagadores).. — Bei den an entfernten Punkten statio- nirten Truppen kann dieselbe, der grossen Distancen und unvoll- kommenen Verbindungen wegen, unmöglich eine regelmässige sein. Aus diesen Gründen werden gewöhnlich bei einem Besuch des Commissärs mehrere rückständige Monate zusammen ausbezahlt. Eine wichtige Aufgabe der Kriegs- und Marine-Commissarien besteht in der Beschaffung und Depöts der Bekleidungs- und Aus- rüstungs-Gegenstände, wie aller übrigen Effecten des gesammten Landheeres und der Marine. Behufs Lieferung dieser Gegenstände werden in der Regel öffentliche Licitationen ausgeschrieben und die günstigste Offerte der Concurrenten unter Contrakt und Caution angenommen. Mitunter findet auch directer Ankauf gewisser Ar- tikel statt. 424 Eine besondere Repartition bechäftigt sich mit Anfertigung der Uniformstücke und Leibwäsche der Mannschaften, und verschafft - auf diese Weise Tausenden von ärmeren Leuten Arbeit. Das Budget des Kriegs- und Marine-Departements für 1876 beläuft sich auf fast 6 Millionen Pesos fuertes für das stehende Heer und die Marine. Bei Mobilmachung der Nationalgarde bewilligen die Kammern sofort die nöthigen ausserordentlichen Credite. Die Unterbringung der Truppen geschieht in den Städten in öffentlichen Kasernen oder in geigneten gemietheten Privatlocali- täten. An den Grenzen werden die zu Quartieren und sonstigen Zwecken erforderlichen Gebäude und Barraken von den Soldaten aus dazu gelieferten, oder an Ort und Stelle existirenden Materia- lien erbaut. Auf Märschen und schnellen Expeditionen im Grenz- dienst bivouaquiren die Truppen gewöhnlich unter freiem Himmel. Bei regulären Feldzügen oder längerem Verbleiben an einem Orte kommen jedoch Zelt- und Hüttenlager in Anwendung; letztere werden aus vorgefundenem Material errichtet. Versorgungs- und Pensions-Verhältnisse. Jede Person des Militärstandes, welche auf dem Schlachtfelde bleibt, sichert ihrer Familie den halben Gehalt des nächst höheren Grades. Alle im activen Dienste invalide gewordenen Offiziere und Soldaten empfangen halbes Gehalt auf Lebenszeit. Fünfundvierzig- jährige geleistete Dienste, bei denen die im Felde oder an der Grenzen zugebrachte Zeit als doppelt angerechnet wird, berechti- gen zur Pension. Waffen und Munition. In Folge der Vervollkommnung der Feuerwaffen musste auch die Argentinische Regierung das Heer mit einem besseren Infan- terie-Gewehr und moderner Artillerie versehen. Nach angestell- ten Vergleichen und sorgfältigen Prüfungen verschiedener Systeme entschied man sich für das Remington-Gewehr, als für hiesige Verhältnisse passendste Kriegswaffe.e Im Laufe des Jahres 1873 wurde dieselbe definitiv eingeführt und auch die 12 Cavallerie- Regimenter mit dem Carabiner gleichen Systems bewaffnet. Ein beinahe dreijähriger Gebrauch des Remington-Gewehres hat voll- kommen bestätigt, dass die Wahl dieser Präeisionswaffe mit Metall- patrone und einfachem solidem Mechanismus eine äusserst treffende en ist. — Die Infanterie der Nationalgarde führt die gleiche affe. In der Artillerie ist das leichte Krupp’sche Feldgeschütz in Ge- brauch; dasselbe hat sich auch hier bereits glänzend bewährt. Es gibt ausserdem noch Batterien von Gatling-Geschützen (Revolver- Kanonen). Die Positions-Artillerie besteht aus schweren Rodman- 425 und modifieirten Armstrong-Kanonen {Vorderlader von 20 und 25 Tons). Die Kriegsschiffe sind mit der vortreflichen Vavasseur- Kanone armirt. Der Artillerie-Park, sowie die Haupt-Waffen- und Pulver-Depöts befinden sich in der Stadt Buenos Aires. Im Artillerie-Park wer- den die Metall-Patronen für Gewehr und Carabiner und die Muni- tion für die Feld-Artillerie angefertigt, sowie sämmtliche Waffen- Reparaturen und vielfache andere Arbeiten ausgeführt. Die Giesserei und das pirotechnische Atelier bilden besondere Repartitionen dieses Etablissements. Das Schiesspulver wird bis jetzt noch vom Aus- lande bezogen, doch ist binnen Kurzem die Anlage einer grösseren Pulver-Mühle zu erwarten. Die Marine hat ihr Arsenal oberhalb der am Paranä de las Palmas gelegenen Stadt Zärate. Dasselbe ist noch unvollendet und wird in allen seinen Theilen nach den besten und neuesten Modellen ausgeführt. Kapitel XXIII. Indianer und Grenz-Vertheidigung.” (Mit Karten - Beigabe) Indianer von Patagonien. Die Indianer-Völker, welche dieses grosse, gegen 4,000 Quadrat- meilen (g eographische) umfassende Bundes-Territorium bewohnen, unterhalten mit der an einigen Küsten-Punkten etablirten eivilisir- ten Bevölkerung vollkommen friedliche Beziehungen. Bei Ausführung der in grösserem Maasstabe projectirten Coloni- sations-Unter nehmungen wird man ohne Zweifel derartige günstige Verhältnisse auf eine richtige Weise zu benutzen verstehen und versuchen, die noch ein unstätes Nomadenleben führenden Einge- borenen nach und nach gänzlich in den Bereich der Civilisation zu bringen. Man schätzt die gesammte indianische Bevölkerung Patagoniens und Feuerland’s auf 30,000 Seelen, welche in zahlreiche Tribus zersplittert sind. Hauptsächlichster Nahrungszweig dieser wilden Reiterhorden ist die Jagd. Diese Beschäftigung nöthigt dieselben zu fortwähren- den Streifzügen und veranlasst häufige Streitigkeiten, welche oft in blutige Kämpfe zwischen ganzen Tribus ausarten. Die Bewohner Feuerland’s leben fast ausschliesslich vom Fisch- fang. Sie unterhalten mit den Indianern des Festlandes Tausch- handel und passiren zu diesem Zweck in ihren leichten Canoes oft die Magallan-Strasse. Als bedeutendste Tribu der Patagonier stehen- die Tehuel-ches da. Man trifft ihre Zoldersas (Zeltlager) i in dem zwischen den Flüssen Chubut und Santa Cruz gelegenen Territorium, doch sind sie auch fleissige Besucher der unweit der Mündung des Rio Negro gelegenen Stadt Carmen de Patagones, Sitz der National-Militär- Autoritäten. *) Bearbeitet von Major F. Melchert. h 427 Bereits seit längerer Zeit sind die Tehuel-ches Verbündete der Letzteren in Folge eines formellen Friedens- und Freundschafts- Vertrages. Sie empfangen deshalb auch regelmässige Subsidien an Vieh, Lebensmitteln, Tabak, Kleidungsstücken u. s. w. Andere grössere Tribus bilden die vorzugsweise im nördlichen, inneren Theile Patagoniens sich authaltenden Che-he-ches und Molu-ches. An den östlichen Abhängen der Cordilleren, in der Umgegend des Chubut-Flusses, und südlich vom See Nahuel-haupi leben die Payu-ches und Tami-ches. Der Süden Patagoniens bis zur Magallan -Strasse ist der Jagd- Bezirk der Pilma-ches, Yakanah-ches und Che-huel-ches. Alle diese Indianer-Tribus unterscheiden sich von einander sehr wenig in Sprache, Charakter und Lebensweise, und wird es den sich in Patagonien niederlassenden Colonisten, bei gutem Willen und gerechtem Verfahren, nie schwer werden, freundschaftliche Be- ziehungen mit den Eingebornen zu unterhalten und durch ein gutes Beispiel sie nach und nach zu einer anderen, weniger rohen Lebensart zu bewegen. In Rücksicht auf diese friedlichen Verhältnisse mit den pata- gonischen Indianern, konnte die Garnison der Stadt Carmen de Patagones auf 150 Mann reduzirt werden. Dieses kleine Detachement genügt vollkommen, den Indianern zu imponiren, sowie der National-Fahne die ihr gebührende Ach- tung an diesem Hafenplatze zu sichern. 3 Die bereits zahlreichen Ansiedelungen an den fruchtbaren Ufern des Rio Negro haben eher Feindseligkeiten Seitens des Pampas- Indianern zu erwarten, als von den Patagoniern. Mit der in letzter Zeit erfolgten Vermehrung der Bevölkerung dieser Gegenden sind jedoch die Raub-Versuche der Eingebornen äusserst selten geworden, so dass die sich ganz besonders zur An- lage von Ackerbau-Colonien eignende Rio-Negro-Region als voll- kommen sicher gegen derartige Gefahren zu betrachten ist. Pampas-Indianer. Die indianische Bevölkerung der Pampa, oder des ungefähr 9000 geographische Quadratmeilen grossen Territorium’s, welches zwi- schen den Cordilleras, dem Rio Negro und den südlichen sowie westlichen Grenzen der Provinzen Mendoza, San Luis, Cördoba und Buenos Aires liegt, beläuft sich auf etwa 24,000 Seelen, von denen ein anschnlicher Theil bereits gänzlich der National-Regie- rung unterworfen ist und in verschiedenen Grenz-Sectionen Mili- tärdienste leistet. Die bedeutendsten Häuptlinge der noch unabhängigen Tribus unterhalten zwar beständig Friedens-Unterhandlungen mit der Re- 428 gierung, ihre Indianer unternehmen jedoch immer noch periodische Raubzüge nach den unweit der Grenz-Linie gelegenen Pastoral- Etablissements. Nach den verschiedenen Regionen der Pampa, in welchen sich die Indianer vorzugsweise aufhalten, lassen sich dieselben in vier Hauptgruppen eintheilen: ; Die erste, unter dem Häuptling Namun-curä stehende Tribus (Puel-ches) bewohnt das zwischen Salinas Grandes und weiter nördlich, und dem Rio Colorado gelegene Territorium. Ihre Krie- gerzahl beläuft sich, unter Hinzurechnung der Indianer der ver- bündeten Häuptlinge Catriel und Canumil, auf höchstens 3000, wird jedoch, besonders im Frühling und Herbst, durch die von der westlichen Seite der Cordilleren zum Besuch erscheinenden Araukanier bedeutend verstärkt. —- Freundschaft und Beutegier veranlassen diese wilden Gäste, an den Raubzügen nach den rei- chen Grenz-Regionen der Provinz Buenos Aires Theil zu nehmen. Die Ranquel-ches, unter ihrem Häuptling Rosas, zählen ungefähr 1000 streitbare Indianer ; sie wohnen in nordöstlicher Richtung des grossen sumpfigen See’s "Urre-Lauquen bis über Lebuco hinaus. San Luis und Cördoba waren früher die gewöhnlichen Objecte ihrer Einfälle. In Folge der in letzter Zeit abgeschlossenen Frie- dens-Verträge haben diese Indianer ihre Räubereien jedoch ganz unterlassen; eine gänzliche Unterwerfung derselben steht sogar binnen Kurzem zu erwarten. Im Süden der Provinz Mendoza, zwischen den Abhängen der Cordilleren und ‘dem Flusse Chali-Leu leben die etwa 1.200 Lan- zen starken Pehuen-ches. Auch diese Tribu unternimmt nur selten noch Raubzüge nach der benachbarten Provinz Mendoza. Ausser diesen 3 Gruppen gibt es noch ungefähr 300 Indianer verschiedener Tribus, welche Pincen als ihren Anführer anerken- nen und keine Gelegenheit zu Räubereien an den Grenzen von Buenos Aires unbenutzt vorübergehen lassen. Die erst neu formirte Tribu hat sich das zwischen Pie und und Rangquel-ches liegende Territorium zu ihrem Aufenthaltsort auserwählt. Die medanos von Choiquelo und Langhelo bezeichnen dasselbe genauer. Gewöhnlich findet man bei einer jeden der genannten Tribus, besonders bei den Indianern Pincen’s noch eine , Anzahl Christen, welche keineswegs aus besonderem Hang zum wilden Indianer- leben, sondern eher begangener Verbrechen wegen jene entfernten Zufluchtsorte aufgesucht haben. Gewiss wird es manchem Leser unbegreiflich scheinen, wie es den regulären Truppen noch nicht gelungen ist, diese an Zahl geringen Reiterschaaren, welche doch meistens nur Lanze, Messer und eine Wurfwaffe, bola perdida genannt, führen, entweder zum Gehorsam zu zwingen oder für immer davonzujagen. 429 Bei näherer Betrachtung dieser Verhältnisse wird man jedoch bald zu der Ueberzeugung gelangen, dass die gänzliche Beilegung der Indianerfrage in der Pampa nicht allein ernstliche Schwierig- keiten hat, sondern, bei dem jetzigen Grenz-V ertheidigungs-System, ‚der Indianer sogar entschieden im Vortheil bleibt. Vor Allem begünstigt die Wüste, in welcher Niemand besser als er orientirt ist, seine Bewegungen auf eine ganz besondere Art, ihm die volle Freiheit derselben gestattend. Seine leichten Reitertrupp’s ver- mögen sich, Dank dieser ausgedehnten Einöde, fast immer unbe- merkt der Grenzlinie zu nähern, um hier einen anderen Vortheil, den der schnellsten Bewegung, sei es zum Einfall, sei es zum Ver- schwinden, wenn sie entdeckt werden, auszunutzen. Das Erschei- nen der Indianer wirkt fast stets überraschend. In diesem Um- stand liest ein neuer Vortheil, welchen die wilde Horde ohne Zeit- verlust zum Aufbringen von Beute, ausschliesslicher Zweck ihrer Operationen, ausnutzt. Die Expeditionen der Truppen nach den Zolderias weiss der Indianer in der Regel ebenfalls für dieselben erfolglos zu machen. Auch hier steht ihm sein grosser Verbündeter, „die wüste Pampa,,, auf starke Weise zur Seite. Nie druchstreift er dieselbe, ohne mit scharfem, geübtem Auge auf den geringsten Gegenstand und jedes, ihm verdächtige Zeichen zu achten. Jede Terrain-Erhöhung wird zu einer längeren Rundschau benutzt und selbst ein einzelner Reiter am fernen Horizont dieses Grasmeeres erkannt. — So ist es natürlich, dass grössere, in das Innere der Pampa dringende Ezpeditionen schon auf meilenweite Entfernungen entdeckt wer- den und der Indianer-Tribu Zeit genug übrig bleibt, die Familie nebst dem wenigen Hab und Gut in sichere, weit abgelegene Ver- stecke zu bringen, um der Expedition die leeren Wohnstätten zu überlassen. Auf dem Rückmarsch derselben wird es der von Ferne beo- bachtende Indianer aber gewiss nicht versäumen, die Truppen auf alle mögliche Art und Weise zu belästigen. Zu diesem Zwecke bedient er sich geschickt angelegter Steppenbrände, — oder er versucht des Nachts die Pferde zu erschrecken und zum Durch- gehen zu bringen: kurz — er wird Alles aufbieten, seine über- legenen Gegner wenigstens in beständiger Unruhe und Allarm zu halten. Ein anderer Umstand, welcher jede Ueberraschung einer Indianer- Tribu in der Pampa fast zur Unmöglichkeit macht, besteht in den grossen, oft meilenweiten Entfernungen zwischen den einzel- nen, oft nur von einer einzigen Familie bewohnten Zoldos. Man kann daher höchstens die zunächst gelegenen Indianer-Wohnungen überfallen, wird es aber dem Rest der Tribu stets möglich machen, Jurch schnelle Flucht dem Tode oder der Gefangenschaft zu ent- ‚gehen. 430 Aus diesen, nur allgemein angedeuteten Gründen ist es daher- erklärlich, dass die völlige Unterwerfung der Pampas-Indianer ein noch zu lösendes Problem bleibt. Grenz-Vertheidigung. Die gegenwärtige Militärgrenze der Provinzen Mendoza, San Luis, Cördoba und Buenos Aires gegen die Pampa, beginnt am. Fusse der Cordilleren und bildet eine vielfach gebrochene, eirca. 300 spanische Meilen lange Linie bis zur Furt, an welcher der . von Bahia Blanca nach Patagones führende Weg den Rio Colorado überschreitet. Diese colossale Front zersällt in 9 verschiedene Sectionen. Com- mandeur einer jeden ist ein höherer, unter directem Befehl des. Kriegsministeriums stehender Stabsoffizier. Jeder Sections-Chef hält. das Gros seiner Truppen in einem leicht befestigten, mehr oder we- niger an einem centralen Punkt etablirten Lager concentrirt und sucht beide Flügel der langen Front durch in verschiedenen Zwi- schenräumen (2 bis 8 span. Meilen) errichtete, ebenfalls befestigte Observationspunkte zu decken. — Letztere enthalten nur schwache Besatzungen, werden von Subaltern-Offizieren befehligt und sind sämmtlich mit einer Signal-Kanone versehen. Auf gleiche Weise werden die rückwärtigen Verbindungslinien gesichert. Besonders wichtige Punkte der Linie sind. mit stärkeren Deta-- chements besetzt. Jeden Morgen nach Tagesanbruch, mitunter auch Nachmittags, wird das Zwischenterrain, theilweise auch das vor der Front lie- gende, recognoscirt. Finden sich auf dem Boden und am nieder- gerittenen Grase sichere Anzeichen, dass die Linie von einer, aus. den Spuren ungefähr zu beziffernden Reiterzahl durchbrochen ist, so gibt die Artillerie von einem Fort zum andern der Commandan- tur, sowie auch den Nachbar-Sectionen das Allarm-Signal. Die in den Observationsposten stationirten Piquets, welche in der Re- gel zu schwach sind, offensiv gegen grössere Indianer - Trupps zu verfahren, bleiben auf ihren Posten in defensiver Haltung, wäh- rend von der Commandatur ausrückende Truppen den Feind auf- zufinden und zu schlagen suchen, oder zu gleichem Zweck an ge- wissen Terrainpunkten, an denen man, aus Erfahrung, seinen Rück zug erwarten kann, Stellung nehmen. Ueber alle diese, gewöhnlich mit grösster Präcision ausgeführten: Maassregeln und Vorbereitungen ist natürlich Zeit vergangen (we- nigstens einige Stunden), — welche der Indianer benutzt hat, bis zu den ersten estancias zu gelangen, das Vieh zusammenzutreiben und wegzuführen. Der Rückzug mit dieser Beute nöthigt ihn aber zu langsamerer Bewegung, so dass die Grenztruppen in der Regel Gelegenheit finden, die Räuber anzugreifen, ihnen das gestohlene- 431 ‘Vieh grösstentheils wieder abzunehmen und sie mit mehr oder we- ‚ziger blutigen Resultaten bis in die weite Pampa hinein zu ver- folgen. Hierin besteht im Allgemeinen der grösste Erfolg, welchen das gegenwärtige Vertheidigungs-System, selbst bei grösster Wachsam- keit, zu liefern vermag. Gäübe es in der Pampa genügende atürlichen Hindernisse, wie Flüsse, oder Gebirgszüge mit bestimmten Pässen u. s. w., so könnte man die vollständige Sicherheit der Grenzregionen leicht ausführ- bar machen. Dergleichen Vertheidigungslinien existiren aber nur auf dem linken Flügel der gesammten Front — Grenze von Bahia Blanca und Costa Sud — und zum Theil in den Provinzen Cör- doba, San Luis und Mendoza (Rio Quinto-Atuel-Diamante), alles übrige Terrain der Linie ist freie, offene Pampa, welche kühne, ganz besonders gut berittene Trupps stets mit Leichtigkeit und ohne grosse Gefahr passiren werden. | Zur Unterstützung derjenigen Theile der Grenzlinie, welche grosse, unbewohnte Landstriche im Rücken haben — also mitten in der Wüste liegen — hat man es für gut befunden, innere Reserve- posten zu errichten, so dass dadurch in einigen Sectionen eine zweite, innere Linie entstanden ist.- Leider ist jedoch die Entfer- nung zwischen beiden Linien zu bedeutend, als dass es möglich wäre, bei einem grösseren Indianer-Einfall mit Sicherheit auf die combinirte Thätigkeit derselben rechnen zu können. Das jetzige Vertheidigungs-System, obschon in jeder Beziehung . vollkommener als in früheren Zeiten, ist also noch ein sehr unge- nügendes und wird die Indianerfrage, so lange es besteht im Ganzen wenig ändern, mögen auch die einzelnen Grenz-Chefs die grösste Intelligenz und Thätigkeit entfalten. Diese Ueberzeugung "besitzen Alle, welche diese so überaus wichtige Frage von der rich- tigen Seite aus anschauen. Seit längerer Zeit hegen die leitenden Militär-Behörden den Gedanken, dem Grenz-Vertheidigungs-System eine zweckmässigere Gestalt zu geben und die wenigen Tausend Pampas-Indianer gänzlich zu unterwerfen. Die beständigen äusseren und inneren Kriege nahmen jedoch ihre ganze Aufmerksamkeit und Thätigkeit in Anspruch. So konnte man sich der wichtigen Grenzfrage nicht gründlich widmen und musste sich begnügen, die Fehler des existirenden Systems so viel als möglich zu vermindern. Der jetzige Kriegsminister gewährt dieser Angelegenheit seine ganz besondere Sorgfalt und scheint fest entchlossen zu sein, einen bereits entworfenen, die günstigsten Resultate versprechenden Plan binnen Kurzem zur Ausführung zu bringen. Wahrscheinlich werden die guten, natürlichen Vertheidigungs- Jinien, in’s Besondere die mit steilen Ufern und bestimmten Fur- ten versehenen Flüsse, beibehalten und eine neue, bei Weitem 432 kürzere Front an desjentgän Stellen etablirt, welche, ihrer speziel- len natürlichen Lage wegen, den Indianern zur guten Conservation und Brauchbarkeit ihrer Pferde ganz unentbehrlich.sind, wie z. B. Carü-hu6, Laguna del Monte und andere ausgezeichnete Weide- gründe und permanente Gewässer. Werden, wie es wahrscheinlich in den ersten Monaten des Jah- res 1876 der Fall sein wird *), den Indianern die Positionen ent- rissen, in denen sie ihr Hauptelement, das Pferd, für die Streif- züge nach den jetzigen Grenzländereien präpariren, so werden dieselben entweder weiter im Innern von der Natur auf gleiche Art begünstigte Plätze aufsuchen müssen oder — und dies ist wahrscheinlicher — es endlich vorziehen, dem Beispiel vieler ihrer Stammesgenossen folgend, sich der National-Regierung für immer zu unterwerfen. Die neuen Grenz-Positionen sollen unter sich und mit dem Kriegsministerium telegraphische Verbindung erhalten, was zw sofortiger Mittheilung der Neuigkeiten und Vorfälle, sowie zur Befehlsertheilung von äusserster Wichtigkeit ist. Diese Arbeiten sind bereits begonnen und werden nächstens vollendet sein. Auch die bereits halbeivilirten Pampas-Indianer werden sich ge- wiss auf nützliche Weise an den bevorstehenden Operationen be-. theiligen. Die bedeutendsten Tribus derselben sind die Indianer des Häuptlings Coliqueo, welche zwischen den Städtchen Junin und Bra- gado und dem Grenzfort Triunfo wohnen und ein Contingent von 800. Lanzenreitern stellen können, sowie viele kleinere Indianergruppen von 100 bis 120 Lanzen jede, unter Befehl von Capitanejos oder Häuptlingen niederen Ranges. Letztere haben sich in den Um- gegenden verschiedener Grenzforts niedergelassen und leisten bereits. seit längerer Zeit active Militärdienste. Indianer des Gran Chaco. Die Vertheidigung der Grenzen der Provinzen Santa-Fe, Oör- doba, Santiago und Salta gegen die den Gran Chaco bewohnenden Indianer beansprucht ebenfalls noch grössere Truppentheile des. hiesigen stehenden Heeres. Der allgemeine Charakter des Terrains bildet hier einen schroffen Contrast mit dem der Pampa. Von der freien, offenen Ebene im weitesten Sinne des Wortes gelangen wir jetzt in ein mit dichtem Wald bewachsenes Terrain, welches viele Quadrat-Meilen umfas- sende, undurchdringliche, wasserarme Dickichte enthält. Andere, , in der Regel mit Palmenwald bestandene, nicht minder ausgedehnte. Regionen | bleiben durch das zur Regenzeit sich anstauende Wasser monatelang überschwemmt und schwer passirbar. — An den im Allgemeinen flachen Ufern der den Chaco durchlaufenden Flüsse *) Wurde im April 1876 verwirklicht. 433 Salado, Vermejo und Pilcomayo erreichen diese periodischen Ueber- schwemmungen noch grössere Dimensionen, so dass es nur sehr- wenige Uferpunkte gibt, welche bei hohem Wasserstande der Flüsse trocken bleiben. Das rechte Paranä- und Paraguay -Ufer hat stelien- weise dieselben Eigenschaften. Bei künftigen Anlagen von Colonien oder sonstigen festen Wohnsitzen am unmittelbaren Ufer die- ser Flüsse wird man sich daher auf einige bestimmte Punkte an- gewiesen sehen. Im Uebrigen bildet der von einem gesunden heissen Klima be- günstigste Chaco ein ausserordentlich fruchtbares, an Bau- und Nutz-Hölzern unendlich reiches Territorium, welches sich ganz vor- züglich für Ackerbau-Unternehmungen, Viehzucht und Ausbeutung der kostbaren Hölzer, im grössten Maasstabe, eignet. — Diese von der rauhen Pampa gänzlich verschiedenen Natur-Ver- hältnisse des Gran Chaco mussten auch den ihm angehörenden Be- wobnern einen anderen Charakter verleihen. Wir finden desshalb- in diesen Wäldern nirgends jene unbändigen, unermüdlichen Rei- ter, wie sie Patagonien und die Pampas enthalten, sondern eine Unzahl kleinerer, mitunter aus wenigen Familien bestehende Indianer- Tribus, welche ihre elenden Schilfhütten bald in den Wäldern, bald an den Ufern der Gewässer aufschlagen, je nachdem sie sich ihren Lebensunterhalt durch Jagd, Fischfang oder Auflesen der zahl- reichen Waldfrüchte zu verschaffen suchen. Sobald diese Tribus in nähere Berührung mit civilisirten Leuten kommen, haben sie sich denselben gewöhnlich nach kurzem Widerstand untergeordnet. Daher befindet sich bereits ein grosser Theil der ungefähr 45,000: Köpfe starken indianischen Bevölkerung dieses reichen Territoriums im friedlicher Beziehung mit den Coloniston desselben und den Bewohnern der anliegenden Provinzen. Ihre Lebensweise, Sitten und Gebräuche haben diese Naturkinder jedoch wenig geändert; sie sind in dieser Hinsicht fast noch ganz dieselben, welche die. Spanier bei Entdeckung dieser Gegenden vorfanden. Die der Stadt Corrientes gegenüber gelegenen Wälder befinden sich seit langer Zeit einer regelmässigen Ausbeutung unterworfen. Man trifft hier viele Indianer, welche in bester Harmonie mit den Arbeitern dieser zahlreichen Etablissements leben. Sie gehören den Stämmen der Chunipies, Vilelas und Tobas an und unterhalten auch ziemlich lebhafte Handelsbeziehungen mit dem linken Paranä- Ufer, besonders mit der Stadt Corrientes. Felle, Wachs, lebende Thiere, ja selbt Fourage für die Pferde bringen sie in ihren zer- brechlichen Cano&s über den mächtigen Strom, zum Verkauf,oder Austausch gegen andere, ihnen nöthige Gegenstände. — Zur Frucht- Erndte-Zeit findet man Hunderte dieser beinahe nackten, kupfer-. farbenen Tagelöhner in den Orangen- und Citronen-Wäldern mit Pflücken der Früchte beschäftigt. In den saladeros bedient man sich ihrer ebentalls zu verschiedenen Verrichtungen. 28 434 Aehnliche Beziehungen bestehen in den flussabwärts gelegenen Städten Empedrado, Bella Vista und Goya. Dieselben erreichen jedoch einen grösseren Maasstab in den Provinzen Salta und Jujuy. Bereits seit längerer Zeit haben hier die Chiriguanos ihre Wohn- sitze genommen. Diese Tribu unterscheidet sich wesentlich von allen übrigen Chaco-Indianern; sie ist denselben in Allem weit voraus und bildet ein arbeitsames, nützliches Volk, dessen äusseres Aussehen allein schon einen günstigen Eindruck macht und mit dem ihrer Nachbarn, den schmutzigen, nakten Matacos eontrastirt. Die Erndte des Zuckerrohres in den Plantagen von Campo Santo, San Isidro, Ledesma etc. wird fast nur von diesen Indianern be- sorgt. Ohne diese billigen Arme würden die Plantagenbesitzer und Zuckerfabrikanten sicherlich weniger gute Resultate erzielen. Nach Beendigung dieser Arbeiten kehren die Indianer-Familien wieder in ihre, oft 120 und mehr spanische Meilen entfernten Wäl- der zurück, um dort den Rest des Jahres in ihrer gewöhnlichen Lebensweise zu verbringen. Andere Mataco-Tribus, welche die Umgegenden der Colonie Rivadavia am Vermejo und der Militär- Stationen bewohnen, sind nicht allein als vollkommen unterworfen zu betrachten, sondern sie haben zum grossen Theil feste Wohn- plätze angenommen und beschäftigen sich mit Arbeiten verschiedener Art. Unter allen diesen Tribus zeichnet sich ganz besonders die des alten, früher mächtigen Häuptlings Granadeso durch ihre Freund- schaft und treue Anhänglichkeit an die christliche Bevölkerung der Grenzen von Salta aus. Wenden wir uns zu dem an den Rio Salado und die Provinz Santa-Fe stossenden Theil des Chaco, so treffen wir auch hier viele gänzlich unterworfene Indianer; andere, z. B. die Reste der einst starken Tribu der .Abipones, haben auf ihr elendes Nomaden- leben längst verzichtet und sich unter den hier zahlreich vorhan- denen Ackerbau-Colonien niedergelassen. Nur die das Innere des Chaco bewohnenden Tobas, Mocovies oder Montarazas brechen von Zeit zu Zeit noch aus ihren Waldverstecken hervor, es ver- suchend, die nächsten estancias, Ackerbau-Etablissements oder die Hütten der Holzschläger zu überfallen. — Sehr zahlreich ist erst- genannte Tribu; sie hält den centralen Theil des Chaco vom rech- ten Vermejo-Ufer bis zum Pilcomayo und darüber hinaus besetzt. Nie unterlassen es die Tobas, den ihr Gebiet Betretenden anzu- greifen; überhaupt sind sie kriegerischer Natur und tapferer als alle anderen Indianerstäimme des Chaco. Letztere fürchten daher die Tobas und nicht ohne Grund. In den häufigen blutigen Kämp- fen zwischen den verschiedenen Tribus haben dieselben stets ihre Ueberlegenheit bewiesen. Viele derselben besitzen auch bereits Feuerwaffen und bedienen sich ihrer mit grosser Geschicklichkeit. ‚Sonst sind sie wie alle Chaco-Indianer ausgezeichnete Bogenschützen, oder führen die kurze Lanze und Keulen aus eisenhartem Holze. 435 Die Mehrzahl dieser Indianer besitzt gar keine, oder nur eine ge- ringe Anzahl Pferde und unternimmt daher die Märsche, Jagden und Kriegszüge zu Fuss. Eine schnelle Bewegung zu Pferde ist in diesen Wald-Dikichten oder an den mit dichten, mannshohen . Gräsern bewachsenen Stellen auch fast unmöglich, so dass im Chaco das Pferd und Maulthier nur als ein bequemes Transportmittel anzusehen ist. Aus diesem Grunde verlieren die Indianer auch keine Gelegenheit, sich dergleichen Thiere — auf ehrliche oder un- ehrliche Weise — zu verschaffen, werden jedoch nur sehr mittel- mässige Reiter. Grenz-Vertheidignng. Die zur Vertheidigung der Grenzen von Santa-Fe, Cördoba und Santiago im Chaco befindlichen Truppen halten eine Linie besetzt, welche, an der Mündung des Flüsschens Rey in den Paranä be- ginnend, in fast gerader, westlicher Richtung bis zum Rio Salado läuft. Von hier aus bezeichnet der Lauf dieses Flusses die wei- tere Vertheidigungslinie bis über den Bracho hinaus. Die gesammte Linie zerfällt in drei Haupt-Sectionen und bildet, wie in der Pam- pa, eine Kette von grösseren und kleineren befestigten Posten. — Zum directen Schutz der Colonien sind rückwärts dieser Linie noch Truppen-Detachements stationirt. Um die Grenz-Departements der Provinzen Salta und Jujuy gegen. etwaige Angriffe der zwischen Vermejo und Pilcomayo sich auf- haltenden Indianer zu sichern, hält die Nationalregierung auch hier- ein grösseres Truppenkorps detachirt. Die Commandantur dieser entfernten, isolirt gelegenen Section ist Pueblo Dragones.. Von diesem Cenlralpunkte aus sind sowohl nach dem Pilcomayo zu, als auch nach den Pässen des Vermejo und seiner Nebenflüsse Tenco und Yegua quemada, sowie nach anderen geeigneten Punkten be- festigte Wachtposten vorgeschoben. Diese Maassregeln, im Verein mit häufigen kleinen Expeditionen und Streifzügen sind mit dem besten Erfolg gekrönt worden und haben die noch feindlich gesinn- ten Indianer weit in die Urwälder zurückgescheucht. Die völlige Sicherheit jener Grenze ist somit eine Thatsache. Vorstehende Netizen über die Chaco-Indianer deuten gewiss genügend an, dass es nur einer Anzahl von an passenden Punkten angelegten, von Anfang an nicht zu schwach bevölkerten Colonien bedarf, um die Eingebornen ohne Ausnahme zu unterwerfen und in ein nützliches, billiges Arbeiter-Element umzuwandeln. Als ge- eignetstes Terrain zur Ausführung dieser Idee bezeichnen wir die durch die periodischen Ueberschwemmungen besonders fruchtbaren Ufer des Vermejo. Die reguläre Dampfschifffahrt ist auf diesem. Flusse bereits eine Thatsache. Das Land eignet sich trefflich zum. 436 Bau der Baumwolle, — die wild im Ohaco wächst — des Zucker- rohres, Reis, Tabak und vieler anderer Cultur-Pflanzen. Uner- schöpfliche Reichthümer an Holzarten würden die Oolonisten in den prächtigen Wäldern finden. Kurz, in jeder Beziehung erwartet den sich hier Niederlassenden eine sichere Zukunft. — Schliesslich steht zu erwarten, dass die Regierung den alten, in früheren Zeiten bestehenden, ungefähr paralell mit dem Vermejo laufenden Landweg vom Paranı — Corrientes gegenüber — nach der Colonie Rivadavia, resp. nach Salta, Jujuy und Bolivien, wie- der herstellt und dadurch dem starken Vieh-Export nach jenen Provinzen und Bolivien eine neue, kürzere Handelsstrasse Öfinet. Mit Ausführung dieses, bereits seit längerer Zeit projectirten Land- weges würde den am Vermejo etablirten Colonien somit der grosse Vortheil einer doppelten Verbindung zu Gute kommen. Zur Pampas-Karte Ein grosser Theil der Pampa ist noch sehr wenig bekannt. Ge- nauere Karten dieses Territorium’s bleiben daher der Zukunft vor- behalten. Bei den schnellen militärischen Expeditionen, welche mitunter in das Innere der Pampa drangen, konnten gründliche Studien und Observationen nicht Statt finden. Kaum war es auf diesen flüchtigen Ritten möglich, den allgemeinen Anblick und Charakter des Terrains zu croquiren, die ungefähre geographische Lage einiger Punkte zu finden, sowie annähernd die Entfernungen und gegenseitigen Positionen der übrigen zu bestimmen. Die Kenntniss des von noch ungebändigten Indianeren bewohnten Theils der Pampa beruht im Allgemeinen nur auf Aussagen von befreundeten Eingebornen, oder von anderen, in der Regel wenig gebildeten Leuten, welche als Gefangene, oder aus anderen Grün- den längere Zeit in jenen Gegenden verweilten. Derartige Quellen sind natürlicher Weise wenig zuverlässig und enthalten namentlich zahlreiche Fehler in der Schätzung der Entfernungen. — Bei den sogenannten Vagueanos (Führer, Terrainkundige) "fallen dieselben gewöhnlich zu gross, bei den Indianern stets viel zu klein aus. Auch in den Namen- Angaben herrscht wenig Uebereinstimmung, was häufige Verwechslungen der verschiedenen Orte zur Folge hat. Genauere Vermessungen der an die Pampa stossenden Provinzial- "Territorien sind einzig und allein in der Provinz Buenos Aires unternommen worden. Das Registro gräfico der Letzteren, sowie neuerdings die Studien der sich der Militärgrenze nähernden Eisen- bahnen stehen somit als einzige Arbeiten da, welche Ansprüche auf grössere Genauigkeit machen können und gute Anhaltspunkte für die in letzter Zeit auf der Grenze selbst ausgeführten Aufnahmen ‚geliefert haben. Der jetzige Vertheidigungscordon, sowie das ihm zunächst ge- 437 lesene Terrain wurden 1871—1872 von mir und dem Militär-In- genieur Wysowsky im Auftrage des Kriegsministeriums aufge- nommen. Eine erst kürzlich in jenen Gegenden ausgeführte Dienst-Com- mission gab Verfasser Gelegenheit, einen grossen Theil jener Ar- beiten zu revisiren und zu berichtieen, sowie ausserdem die Lage vieler, inzwischen neu errichteter Militärposten festzustellen, wess- halb die angegebene Grenzlinie als genau anzunehmen ist. Das Traject von Fort San Martin am Sauce Corte und Fort Lavalle am Sanquilcö nach Carü-hue, Puan bis über Salinas Gran- des hinaus ist nach Berichten der ausgeführten Militär-Expeditionen, namentlich aber nach den Beschreibungen des Missionärs Salvain, welcher erst kürzlich die Indianer hesuchte, angegeben. Letzterer gelangte bis zum See von Chil-hug, an dessen Ufern der Häupt- lins Namun Curä seinen Wohnsitz hat. Dem zwischen Fort San Cärlos, Laguna del Monte und Salinas Grandes liegenden Theil der Pampa liest bezüglich seiner Dar- stellung, als einzige Quelle, die Terrain-Beschreibung einer im Jahr 1810 von Oberst Garcia geführten Expedition zu Grunde. Dieselbe ging von dem damaligen Grenzfort Guardia Lujan, der heutigen Stadt und Eisenbahn-Station Mercedes aus, leidet aber, wie sich durch spätere Beobachtungen ergeben hat, an Ungenauig- keiten in den Längenberechnungen, welche im Allgemeinen zu weit nach Westen gerathen sind. Auf diese Fehler ist bei Construction der Karte so weit als möglich Rücksicht genommen worden. Das vom Fort Paz sich westlich erstreckende Territorium war fast gänzlich unbekannt, bis Oberst Lagos im Jahre 1871 eine Ex- pedition gegen die Indianer des Häuptlings Pingen unternahm und dieselben in ihren Zolderias (Zeltlager) überfiel. Im Auftrage des Kriessministers wohnte Verfasser dieser höchst interessanten Expe- dition behufs Terrain-Studien bei, so dass der besagte Theil der Pampa nach eigenen Arbeiten dargestellt ist, unter Hinzufügung neuer, inzwischen unternommener Explorationen der anliegenden Gegenden. Ebenso stützt sich die Darstellung der zwischen Rio Cuarto und Rio Quinto, sowie der zwischen Melincu& und Fort Gainza und südöstlich gelegenenen Regionen entweder auf eigene Observationen oder auf Studien des früheren Chefs jener Grenz- Section, Oberst Mansilla, welcher sogar bis zu den Zolderias des Hiuptlings Rosas vorging. Ein grosser Theil der Namen, mit de- nen die einzelnen Orte jener Gegenden bezeichnet sind, stammt von dem genannten Offizier her. Andere 'Terrainstriche, z. B. vom for- tın (Grenzfort) Loreto, der alten Grenzlinie, bis zum heutigen Fort Gainza, wurden auf von Verfasser selbst "geführten Expeditionen und Recognosceirungen zum ersten Male mit Namen versehen. Andere Arbeiten haben in jenem Theile der Pampa weder früher noch später Statt gefunden. 438 Nach den Zolderias der Ranquel-ches wurde vor einiger Zeit eine Expedition unternommen, welche von der Stadt Mercedes am obe- ren Quinto ausging und bis Guadä, unweit des Chadi-leobü oder Rio Salado gelangte. Die offiziellen Berichte über genannte Ex- pedition haben das nöthige Material zur Angabe jenes Theils der Pampa geliefert. Ebenso wurde bei Darstellung jener Regionen auf die Marschroute von San Luis de la Cruz Rücksicht genommen. Dieser chilenische Offizier reiste von den Cordilleren mitten durch die Pampa bis nach Melincue. Sehr interessante Notizen über das Gebiet der Ranquel-ches und Pehuen-ches gibt Avendano, welcher beinahe neun Jahre als Ge- fangener unter den Indianern lebte. Die Manuscripte dieser nie publizirten Beschreibungen befinden sich in den Händen des Ver- fassers und haben werthvolles Material geliefert. Ueber den richtigen Lauf der Flüsse Atuel und Chadi-Leobu oder Salado, sowie über das unter dem Namen Urre-Lauquen be- zeichnete Ende des Letzteren weiss man noch äusserst wenig. Wahr- scheinlich ist dasselbe eine grosse, mit Schilf und Rohr bedeckte, je nach der Jahreszeit wasserreiche, an vielen Stellen sumpfige Nie- derung, ähnlich der „Amarga“, in welcher der Rio Quinto und der Arroyo von Santa Catalina sich verlaufen. In Vorstehendem sind die hauptsächlichsten Materialien ange- führt, welche der beigegebenen Karte zu Grunde liegen. Neue Terrain-Recognoseirungen stehen in Folge des beabsichtig- ten Vorschiebens der Grenzlinie für die nächsten Monate bevor, so dass man bald eine vollständigere Kenntniss der für Viehzucht und Ackerbau so überaus wichtigen Pampa erhalten wird. KapitelXXIV. Einwanderung und Golonisation. Seit 1857, dem Jahre, bis zu welchem einigermaassen sorgfältig aufgenommene statistische Erhebungen zurückreichen, bis Ende 1875 sind in Argentinien seewärts eingewandert 449353 Personen, aämlich: P8HT au... 4931 1898. 2.000. 4638 1 Ko) 41835 18605... 5656 oo 6301 1802.....% 6716 1868... 10408 E64, a... 11682 1865: kuss 11767 1:866;;..:.4.% 15696 SO wresetare 17046 1E68 Le u 29234 1869 092): 37934 1810..2%. 39967 BE. 20930 EST2,.28.4.. 37037 STB. 4.0 16332 1874...... 68277 18H. am. 42066 Vom Jahre 1870 an liegen genauere Aufnahmen vor, denen nach- stehende Tabelle entnommen ist: 440 Natioralitzten 1870 | 1871 1875 | 1870-75 Italiener ..........- A ASBOEHEABBE 14045 | 8170 | 1476) | 26278 9130 | 26296 DPANICT EN 2 Ha seele era 3388 | 2554 | 4411 | 9185 4036 | 31846 Franzosen. 00. ee Aeer 2396 | 1988 | 4602 | 7431 2633 | 4704 Enolaender... vorn 453 694 968 | 1588 12838 6027 SCHWEIZET. 1. „mare sie a ante Meere 499 435 623 | 1649 376 4261 DEULSCHEz „2... Bann ea 148 155 269 796 ; 354 211% BORLIDIESEN so omtae onen near .| 119 157 151 210 213 107 957 Oesterreicher. „2.0220 0s0sc... elde 67 50 62 127 93 599 BeIGIeräa. ee B 27 22 36 38 309 Diverse und nicht spezifieirte....| 2941 396 982 477 5491 Direct gelandet....| 24803 | 14521 | 26208 | 48382 | 40674 | 18532 | 172500 Via Montevideo ....| 15884 | 6309 | 10829 | 27%0 | 27603 | 23534 | 112109 — Zusammen....| 39967 | 20930 | 37037 | 76332 | 68277 | 42066 | 284609 Es handelt sich, wie bemerkt, in vorstehenden Zusammenstellun” gen nur um die in den Häfen der Republik gelandeten Einwanderer» als welche man hier die Passagiere dritter Classe, resp. des Vor- derdecks ansieht, die landwärts zugezogenen, z. B. aus Bolivien und Chile, deren Anzahl in den Andes-Provinzen durchaus nicht unbedeutend ist, sind nicht inbegriffen. Ueberhaupt ist die statis- tische Aufnahme nicht immer genau, denn in unseren Häfen be- steht keine dem New-Yorker „Castle-Garden“ ähnliche Anstalt, und ist mithin eine Controle der Einwanderung, wenn nicht ganz un- möglich, so doch mit beträchtlichen Schwierigkeiten verbunden, die nicht immer überwunden werden können. Zur Zeit beruhen die Erhebungen über zuziehende Einwanderer fast ausschliesslich auf den dessfallsigen Angaben der betreffenden Schiffsführer. Wenn daher unter den als via Montevideo gelandeten Einwanderern manche mit unterlaufen mögen, welche eigentliche Einwanderer nicht sind, denn zwischen Montevideo und Buenos Aires besteht ein recht reger Personen-Verkehr, so ist es anderwärts zweifellos, dass hier mehr directe Einwanderer landen, als in den Listen angegeben werden. Betreffs der Einwanderung via Montevideo ist noch zu bemerken, dass manche der von europäischen Häfen mit Einwan- derern nach der Argentinischen Republik abgehenden Schiffe einen Argentinischen Hafen nicht berühren, also ihre für hier bestimmten Passagiere in Montevideo überschiffen. So ist dies der Fall mit den Dampfschiffen nach der Westküste, von denen besonders die Liverpool - Westküsten - Linie immer auf allen ihren — früher vier- 441 jetzt zweimal monatlichen — Fahrten einige Hundert Einwanderer für Buenos Aires mitbringt, die zum grösseren Theile der spani- schen oder französischen Nationalität angehören, wie auch die italien- sche mitunter stark dabei vertreten ist. Da nun die über Montevideo nach hier gelangenden Einwanderer unter denen sich ferner manche frühere brasilianischen Colonisten befinden, nicht nach ihrer Nationalität classifizirt werden, ist unsere Tabelle in diesem Bezuge nicht erschöpfend: sie giebt eben nur die Nationalität der direct gelandeten Einwanderer an. Argentinien steht also hinsichtlich der Anzahl der ihm jährlich zuströmenden Einwanderer nur den Vereinigten Staaten Nordameri- ka’s nach, eine Thatsache, die zu dem Glauben berechtigen sollte, es werde von hier aus eine energische Propaganda im Auslande zu Gunsten der Einwanderung nach hier unterhalten, der sich eine fürsorg- liche Land-Gesetzgebung im Innern anschlösse. Doch wäre eine solche Annahme eine durchaus irrige, denn, obgleich die Regierung eine An- zahl gut besoldeter amtlicher Einwanderungsagentenin Europa unter- hält, denen die Verpflichtung obliegt, die Aufmerksamkeit der Aus- wanderungslustigen auf die Vortheile zu lenken, welche ihnen das hiesige Land bietet, so ist doch deren: Agitation in vielen Fällen eine so zahme, dass von Hundert hier landenden Einwanderern wohl kaum einer vor seiner Abreise Kenntniss hatte von der Existenz dieser Agenten *).. Auch die Land-Gesetzgebung liess Manches zu wünschen übrig; die grossen Strecken für Colonisation geeigneter Staatsländereien waren nicht vermessen, und musste daher, sollte eine Ansiedelung auf denselben gegründet werden, für jeden ein- zelnen Fall ein Spezial-Gesetz zu Stande gebracht werden. Zwar erwiesen sich Regierung und Gesetzgebung in solchen Fällen immer be- reitwillig, aber die Sache war doch zeitraubendund vor Allem wurde dadurch eine spontane Colonisation verhindert: die Ansiedler waren vielmehr immer gezwungen, in eine mehr oder minder grosse Ab- hängigkeit von Privat-Unternehmern zu treten. In dem Einwandsrungs- und Colonisationswesen eine Wendung herbeizuführen, erkannte die jetzige Administration als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, und liess sie denn auch dem Congress in seiner Sitzungsperiode von 1875 eine sehr in’s Einzelne gehende dessfallsige Vorlage zukommen, die von dem einen der Congress- häuser noch in demselben Jahre genehmigt wurde und deren An- nahme im Prinzipe auch von der anderen Kammer, dem Senate, als zweifellos angesehen werden darf, wenn auch einige mehr oder weniger wesentliche Modificationen dürften eingeführt werden. War *) Zu Anfang des Jahres 1876 liess die Argentinische Regierung alle bisher in Europa unterhaltenen Einwanderungs-Agenturen eingehen, und ist zur Zeit noch nicht zu erkennen, ob diese Aufhebung eine bleibende sein, oder ob sie nur als die Vorbereitung zu einer allerdings täglich mehr geboten erscheinen- den Reorganisation anzusehen ist. 442 somit die die colonisirende Einwanderung so nahe berührende Land- Gesetzgebung bis in die neueste Zeit eine unvollständige, so muss. anderseits hervorgehoben werden, dass man dem landendan Ein- wanderer mit einer Fürsorge begegnet, wie sie in keinem anderen Lande angetroffen wird. Es besteht zu diesem Zwecke in der Stadt Buenos Aires eine Central-Einwanderungs-Behörde, die früher von einer Commission mit einem besoldeten Secretair verwaltet wurde, jetzt aber in ein General-Commissariat umgestaltet ist. Mit dieser Behörde sind als Unter-Abtheilungen verbunden: 1) in allen Pro- vinzial-Hauptstädten und sonstigen für die Colonisation wichtigen Ortschaften Einwanderungs -Commissionen oder Sub-Commissionen ; 9) ein Oentral-Arbeits-Nachweisungs-Büreau und 3) eine Einwande- rer-Herberge. In letzterer wird allen Einwanderern, die solches. wünschen, freie Kost und Logis für einige Tage nach ihrer Lan- dung zu Theil. Die Landung selbst, die in Buenos Aires viele Kosten verursacht, weil ein Hafen nicht vorhanden ist, die grossen See- schiffe mithin meilenweit von der Stadt entfernt auf offener Rhede ankern müssen, kann gleichfalls kostenlos für die Einwanderer er- folgen, wenn sie solches dem sofort nach Ankunft des sie trans- portirenden Schiffes an Bord kommenden Landungsbeamten der Einwanderungsbehörde mittheilen, woraufhin derselbe verpflichtet ist, den Einwanderern für sie und ihr Gepäck gültige Freibillets für die kleinen Landungsdampfer zu behändigen. Einmal an Land, können die Einwanderer hingehen, wohin sie wollen; in ihrem In- teresse aber liegt es, sich nach der geräumigen Einwanderer-Her- berge zu begeben, wo.ihnen, wie bereits erwähnt, Logis und eine sehr kräftige, reichliche Kost für 5 & 8 Tage gratis und ohne ir- gend welche Gegenleistung gewährt wird. Der Einwanderer bleibt — und das kann nicht oft genug hervorgehoben werden — immer und zu allen Zeiten sein eigener, unbeschränkter Herr: er kann die Herberge schon nach Stunden wieder verlassen, oder dableiben, bis seine Zeit abgelaufen ist, sich dann — falls er ein Unterkom- men noch nicht gefunden haben sollte — in der Stadt eine andere zeitweilige Herberge suchen oder aber, was ihm sehr anzurathen ist, Gebrauch machen von der ferneren Begünstigung, die allen neu gelandeten Einwanderern auf ihr Ansuchen zu Theil wird, auf Regierungs-Kosten nach irgend einer nach seinem freien Ermessen zu bestimmenden Gegend im Innern des Landes sich wenden. Das Einwandernngs-Commissariat steht ihm bei der Wahl des Reiseziels mit Rath zur Hand, was spezielle Aufgabe des amtlichen Nach- weisungs-Büreau’s ist, aber auf Rathgeben hat sich auch seine Thätig- keit in dieser Beziehung zu beschränken: es darf in keiner Weise bestimmend einwirken auf die Entschlüsse des Einwanderers, dem auch hierin die volle, absolute Freiheit des Handelns gewahrt wird. Da in anderen Ländern man den Einwanderern auch ähnliche, wenn gleich nicht so weit gehende Begünstigungen anbietet, dabei jedoch 445 ihnen die Verpflichtung auferlegt, den Betrag der dadurch der Be- hörde erwachsenden Kosten später zurückzuerstatten, es sich mithin nur um Vorschüsse handelt, so wird es nicht überflüssig sein, wenn hier nochmals bemerkt wird, dass alle diese hier aufgezählten Vor- theile, welche dem Einwanderer von der Argentinischen Regierung zugewendet werden, von ihm keinerlei Gegenleistungen erheischen: die freie Landung, die freie Wohnung und Beköstigung, die freie Nachweisung einer Stelle oder sonstige Beschäftigung, die freie Reise nach irgend einem Punkte des grossen Landes, alles und je- des ist ein einfaches und bedingungsloses Geschenk, das Argentinien dem seine fruchtbaren Gefilde zur zweiten Heimat wählenden Einwan- derer macht. Und nicht auf die neu ankommenden Einwanderer allein beschränkt sich diese weitgehende Fürsorge, das Arbeits-Nachwei- sungs-Büreau weist vielmehr Jedem, mag er eben gelandet oder schon lange im Lande ansässig sein, — für Arbeitgeber und Arbeit- nehmer — unentgeldlich Beschäftigung nach, wie auch die Behörde, wenn es sich darum haudelt, schon längere Zeit ansässigen Perso- nen, dienach dem Innern des Landes wollen, um dorten sich einer produktiven Beschäftigung zu widmen, nie ihren Beistand durch Gewährung freier Reise versagt. Wenn daher die Passagepreise von den meisten europäischen Häfen nach hier höher sind, als nach Nordamerika, so stellt sich schliesslich die Reise bis zu dem Ansie- delungsplatz dennoch dem nach Argentinien kommenden Einwan- derer bedeutend billiger, als denen, welche sich nach den Verei- nigten Staaten wenden, denn mit der Ankunft im Hafen von Bue- nos Aires hören für Erstere alle weiteren Reisekosten auf, während den nach dem Innnern Nordamerikas ziehenden Einwanderern in ‚den meisten Fällen aus ihrem und ihres Gepäckes Transport von dem Landungshafen nach dem Bestimmungsziele grosse Auslagen erwachsen, deren Höhe nicht nur die Differenz zwischen den Kosten der Seereise immer weit aufwiegt, sondern in vielen Fällen auch noch ein Capital verschlinst, das hier für die ersten Einrichtungs- kosten ausreichen würde. Die Einwanderungs - Commissionen und Sub - Commissionen im Innern des Landes sind die lokalen Vertreter des General-Comissariats; sie haben in ihrem Distrikte die Einwanderung zu fördern und das Interesse der Einwanderer, sowohl Privaten wie Behörden gegen- über in jeder Weise zu wahren. Besonders auch ist es ihre Pflicht, die strenge Erfüllung der Seitens der Arbeitsgeber resp. Land- Eigenthümer zu Gunsten der Einwanderer eingegangenen Verbind- lichkeiten zu überwachen, übernaupt Letzteren in der ersten Zeit nach ihrer Ankunft, wo sie mit den betreffenden Verhältnissen noch unbekannt sind, mit Rath und That an die Hand zn gehen. Schliess- lich sind sie die Agenten der Oentral-Behörde in Bezug auf die Internirung der Einwanderer, so zwar, dass alle auf Staatskosten nach dem Innern beförderten Einwanderer immer an die betreffende 444 Commission gerichtet werden und die der Zwischen-Stationen sie zu empfangen, zu beherbergen und zu beköstigen haben, bis ihre Reise fortgesetzt werden kann. Gerade diese Aufgabe der Oentral-Einwanderungs-Behörde und aller ihrer Unterabtheilungen: die Internirung der Einwanderer in das Innere, wo man sie so sehr bedarf, zu veranlassen, ist zweifel- los eine hochwichtige. Wenn man bedenkt, dass in den letzten 20 Jahren Argentinien wohl eine halbe Million Einwanderer zuge- zogen sind, und dass von diesen 500,000 Zuzüglern gewiss 350,000 arbeitsfähige Männer waren — denn durchschnittlich drei Viertel der gesammten Einwanderung gehören dem männlichen Geschlechte an — so muss man sich füclich wundern, dass das Land keine grösseren Vortheile aus diesem enormen Zufluss von Arbeitskräften gezogen hat. Damit soll nun nicht gesagt sein, die Opfer, welche Argentinien bisher für Einwanderungszwecke gebracht hat, seien nicht überreichlich gedeckt durch den dadurch herbeigeführten Auf- schwung des Landes; so bedeutend aber auch die wirklich erlang- ten Vortheile sein mögen, man hätte doch mehr erwarten dürfen von der Gewinnung so vieler Arbeitskräfte. Es ist wahr, unser Handel hat sehr beträchtlich zugenommen und in Folge dessen die Staatseinnahmen, wie es auch nachweisbar ist, dass diese Vermeh- rung auf die der Einwanderung zurückgeführt werden muss. Leider hat aber die bisherige Einwanderung vorzugsweise den Consum vermehrt, die Einfuhr fremdländischer Waaren sehr in die Höhe geschraubt, während der Export ihr wenig oder gar Nichts ver- dankt. Und das Land hat denn doch vorzugsweise eine Vermeh- rung der Produktion nöthig. Wohl 90 3 der Einwanderer blie- ben in der Stadt Buenos Aires und den anderen Küstenstädten, zu deren Aufschwung mächtig beitragend, während sie selbst sich gut dabei standen, und da die Einwanderung in ihrer Majorität sich ans dem Proletariat europäischer Städte rekrutirte, so war es doppelt begreiflich, dass sie einer produktiven Thätigkeit, einer Bestellung des Bodens oder Ausnutzung der Naturreichthümer sich nicht widmen wollte. Der Einwanderer zog den leichter erschei- nenden Erwerb in den Städten vor, er steigerte so deren Verbrauch, ohne direct die Produktion zu beeinflussen, und zudem wollte er nicht Wurzel fassen in dem Argentinischen Lande: hatte er sich genug erspart, um sich damit in der alten Heimat eine sorgenfreie Existenz bereiten zu können, so wandte er sich derselben wieder zu, dem Lande, zu dessen ökonomischem Aufblühen er nur indireet beigetragen hatte, nicht nur seine Arbeitskraft, sondern auch das ausschliesslich der Steigerung der Consumtion abgerungene Er- sparte entziehend. Einen Uebelstand, und dazu einen recht schweren, involvirten solche Zustände jedenfalls, dessen Erkennen den Versuch zur Ab- hilfe nach sich zog. Desshalb lässt man es sich so angelegen sein, 445 die Einwanderer zu interniren, oder was dasselbe ist, sie in die Lage zu bringen, produktiv thätig zu sein. Es sind in dieser Be- ziehung in neuester Zeit ganz erfreuliche Erfolge erzielt worden, die freilich zum grossen Theile dem Umstande zugeschrieben wer- den müssen, dass zur Zeit in unseren Handelsstädten ein zeitwei- liger Stillstand eingetreten, Beschäftigung den fort und fort zu- strömenden Einwanderern mithin seltener und weniger lohnend sich darbietet. Um jedoch das Uebel mit der Wurzel auszurotten, muss Bedacht darauf genommen werden, dem Lande eine andere, wir wollen nicht sagen bessere, wohl aber seinen eigentlichen Be- dürfnissen mehr entsprechende Einwanderung zu sichern: also Acker- bauer nach hier zu bringen. Dass einer solchen Einwanderung hier stets ein sehr gutes Fortkommen sicher ist, dafür lassen sich nicht nur theorethische Belege beibringen, schlagender noch be- weist’ dies die blühende Lage der Ackerbau -Colonien, welche in einigen Theilen des Landes bestehen. Ein einsichtsvoller Auswanderer wird sich bei dem Verlassen der Heimat nicht mit der thörichten Hoffnung tragen, in dem neuen Lande die Hände in den Taschen halten zu können und sie nur dann gebrauchen zu müssen, wenn er Lust fühlt, die ihm in den Schoss fallende Schätze aufzuheben: auch hier fliegen keine gebratenen Tauben dem Landmann in den Mund. Vielmehr hat er sich im Beginn mancherlei Entbehrungen auszusetzen, er muss hart und ausdauernd arbeiten, dafür aber lacht ihm nicht nur die Hoffnung, er hat die absolute Gewissheit, dass er und seine Kinder die Früchte seines Fleisses überrreichlich erndten werden. Die Schwie- rigkeiten des Anfangs hängen zum grossen Theile von den Ver- hältnissen des Anfängers selbst ab: hat derselbe praktische Kennt- nisse vom Landbau, besitzt er in seiner Familie, unter seinen Kindern oder Geschwistern genügende Arbeitskräfte, ist er mäs- sig und ausdauernd und ist er endlich mit einigen Geldmitteln ausgerüstet, so fällt ihm natürlich alles viel leichter als einem mittellos einwandernden Stadtproletarier, der nie einen Pflug oder eine Hacke in der Hand hatte. Dieser muss dann Lehrgeld be- zahlen, eine Lehrzeit durchmachen, wie dies ja allerorts der Fall sein würde, und darf behauptet werden, dass die schwere Zeit des Anfangs hier schneller und leichter überwunden wird, als in an- deren Ländern. Iu allen Fällen aber wird ein tüchtiger und, in der ersten Zeit wenigstens, genügsamer Arbeiter des Erfolges sicher sein; in wenigen Jahren, oft schon nach der ersten Erndte sieht er sich im Besitze eines Capitals, das er vielleicht nie in seiner alten Heimat würde errungen haben. Das spricht sich recht deutlich in der Thatsache aus, dass während aus den Städten zu Zeiten eine mehr oder minder grosse Rückwanderung stattfindet, von den Colonien zwar auch Jahr für oO . Jahr Ansiedler nach der alten Heimat reisen, nicht aber um dorten 446 zu bleiben, sondern um Verwandte und Freunde zu holen. Dess- halb sieht man hier einen jeden tüchtigen eingewanderten Acker- bauer als den besten Einwanderer-Agent an: er zieht immer eine mehr oder minder grosse Anzahl Freunde nach sich, und giebt es z. B. Colonisten in den älteren Ansiedelungen, welche Dutzende von Familien aus ihrer alten Heimat zur Einwanderung in Argen- tinien bewogen haben. Mehr aber noch würde die Anziehungskraft solcher Colonien sich bewähren, wären sie aus gleichartigeren Be- völkerungs-Elementen zuzammengesetzt. Die Provinz Santa-F& ist in Bezug auf Ackerbau-Oolonien die vorgeschrittenste. Es bestehen dorten deren einige dreissig, von denen die älteste, Esperanza, in der Nähe der Stadt Santa-Fe&, kaum 20 Jahre hinter sich hat, trotzdem aber schon eine ganze Anzahl Töchter-Niederlassungen zählt. Bedeutender noch als Esperanza ist die Colonie San Cärlos, von Schweizer-Einwanderern gegründet, deren Bevölkerung heute aber überwiegend italienischen Ursprungs ist. Anch diese und ihre zahlreichen Zweig- und Schwester-Nieder- lassungen liegen in der Nähe der Stadt Santa-Fe, von wo sich die Ansiedelungen stetig nach Norden zu ausdehnen und so denin dem Chaco-Gebiete neuerlich gegründeten die Hand reichen. Im Süden derselben Provinz, in der Nähe der bedeutenden Stadt Rosario, wurde die Colonisation von der „Argentinischen Central-Eisenbahn- Gesellschaft“ begonnen, der ein breiter Streifen Landes der ganzen Bahnlinie entlang zu eigen ist. Ihr schlossen sich andere Privat- Unternehmer an, so dass heute die Provinz Santa-F€e kaum noch einen grösseren Bezirk aufweist, in welchem nicht Ackerbau-Colonien sich befinden, deren Bedeutung schon allein dadurch ermessen wer- den kann, dass man ihrer Weizen-Erndte vom letzten Jahre einen Werth von zwei Millionen Pesos fuertes zuspricht. Es mögen hier einige statistische Angaben über die zu Anfang des Jahres 1874 be- tehenden Akerbau-Colonien in der Provinz Santa-F& folgen: 447 Revölkerung und Areal der Santa-Fe-Colonien. Gründungs- Flechen- | Bebautes Namen der Golonien Bevelkerung! irhalt Land, Jahr in cuadras | cuadras SHETANIZa Se ee lerne 1356 1759 9945 1915 |] SaNWWarlosı as este lenken 1858 2110 | 19950 6582 8 DAN GErONIMORT EN see: 1858 726 3872 1441 8 Er alype ee LE .. 1864 436 | 1280 134 || Hielsectans a. eu Sander. 1865 550 6400 1098 9 Baliormian use seen 1866 Si | 5267 272 1 EA Ne RAS RR 1867 323 1200 500 15 Wayastacllo) ee dee. 1867 122 1938 100 3 KOrOdINa re era ssen ini 1867 203 252 218 # FE NA A 1867 88 485 164 |) Hraseumastrereen ee lates.ee 1868 353 3580 4101 a el. 1868 370 | 4000 | 16000 |i BIS a er aeisrane Aare 1868 14 900 101 Eiimnoldte- ecke 1369 835 8880 2325 |i ER ER TATEN 1869 375 2128 662 14 En A ee RE 1869 64 720 413 to En. 1869 a 629 300 8 BAlEHNSenN Neues. 1869 22 480 a Branek. ee ae ren. 1870 364 4560 1774 SAHERSUSEN IE nee eene- 1570 813 8400 2342 | ° EN EEE OR 1870 1684 6229 2992 |N Kanada de Gomer. ..n 3... 22... 1870 319 1895 720 TESESWIATIN: ee nee 157 890 3197 2364 N DaHHelara a. een 1870 691 5664 3927 |r BERENa Eee ans 1870 216 1835 48 |i Near users. 1570 417 2525 607 18 Napvamlallass a. SM. 1871 6 180 144 0 BArCataTal ee ertafe sieteteie.ee 1871 386 12820 1485 | ET VO RE ER rer NE LAUT 4871 95 1000 380 EI RS 1871 160 2000 500 8 SEN ee N een 1872 202 1980 500 SIBBEDAND- 4... 1 ae aan: 1872 236 225 142 TOSAmImEeNn!. ee nes eriee 15510 | 119647 | 37635 448 Erndte-Statistik der Santa-Fe-Colonien (*) Namen der Colonien ESDPLADZA. sonen Sean SanpGarlossiua seen San GeroniMmO.........» BNadalIpe. mes were: HEINeRIA, Senne eertare Bayaslakbusessiensnoeene GayastacilO.....n0unu 00. CorDudina. oem nee Eeancesa aan Inline ot NEL AN SARER DI Ba er a ee Branokn Nenn BANADUBUR.. nase Bernstall.eme ce. Gandelarie:2........0%2 Germania Da Kuretrernenteeter ...... 1994 47283 5159 1163 13127 10709 1264 80 1908|. 469 OU ? 4927 1500 ? 7594 3243 620 200 ? A247 12127 9864 2139 19260 12000 3911 1000 ? 11025 2015 5000 2183 358 125799 Fanegas E x 2 S = U .: lea. (de) a je>] > 2 s6| 1656| 3 Hzamılan 281) 239 247 8 67) 10 1mı| 226 _ 8| 55 s54| 3483 50), 36) 150) 200] 40u u 160] 100 270) 155 — | 7| 40) — 60) 1800 I 2) ? p) I % 61] — 97 74 50) — 1001 — ? ? 2 ? D 1418| 250] — 235) 214 3 A| 19| 44 8 31 — U — 201 A106 — 100 ? ? ? ” 2 — | 2%] — 600) 4 un 130| — _ _ 3 72] — | 2200| 64 Ai 3U] — 20] 180 —-| — | — 918] 406 1051 80) 17] 3000| 1500 200 Aland 135 2 50| 501 — 213] 106 ? ? 2 ? % 90) 300] — 270) 250 E= hl — a _ 40) 60 100) 100 _ 43) — 83 10 7) —-|I— 450) — 1196| 2293| 379 10848] 9159 I 1 1 4 | Tabak (arrobas) aus en: = = = 5 Fi = 112380 3432 132355 11290 38123 174 30 = 4000| — 2233| — 100000 4 5 5000| 60 u98| — 15229| — 2000| 300 2870| 10 2900| 20 300) er 1000| — soll! 67 56009! 700 138700) 100 55 — 600| A101 601000 35000 1750| — 160001 — 100) ? 1500000 — soo — 5000) 200 3837) — 3215| — PTEBAl DEE Te SE u ——— *) Im Jahr 1874 fieldie Erndte durchweg unter mittelmässig aus und |) in einigen Colonien gestaltete sie sich zu einer ausgesprochenen Misserndte. Wermögensstand der Santa-Fe - Colonien, (1874) *) Namen der Colonien Esperanza........... SAME BAINIOS en Terrassen San Gerönimo......- Gmadalupesre......... Helvenias er DaIMDENTARES eselete plate Gayasid.ern oo. aneeere KAyaskacllO nee ee ner Corondina...... are BRANGESa care e e ajafeosı- TasaRunasceeadeeen BIRD erstattet GANOULKEE 2elene Saga ERDo ea ene eenfateile San Justo ...... as BalanSehsn see BIONGKe se nserezenee San Agustin.......-. Berustadt........see Canada Gom£22....... JEsUSMarla .cH222000- Candelarida.....r.--., Se GerMamllar.. ces Kleiandrann.eece >. Nneza Halar.ueceac. Garraranal.. +... 3 Hausen... saaisesaree OLODOEREN estate de SaRABEDaNOs ee Zusammen..... Landwerlh 191457 303750 60040 60470 35700 910C 30500 2.180 1890) 49) ANARA 70000 240 111000 50400 5379 6000 480 83490 163060 87092 45830 109260 143u00 25200 21060 7000 4032 0 28550 39000 37600 4800 2.09474 Gebaeulich- keiten 461578 232000 40095 67500 7320 7840 15000 23076 10995 1588 15950 16000 60 15905 13475 15% 5000 35 11280 52700 165115 15840 73860 13160) 38130 25000 4000 58800 18210 30000 13336 13350 1642918 Werth der stehenden Frucht | 35 oe I 00 - rPruouJm 124536 Erndtewertl 18826 153240 8258 11578 3375 6900 2245 14 1580 12726 5200 25403 36597 560 40714 10278 4087 3189 3300 25104 62203 66593 16563 150165 130397 17358 20803 ? 71101 6470 20599 12010 315) 391042 Viehstand 191170 101621 ASAR25 24508 6l1äl 12738 57122 61752 9252 21178 Aral 22300 150" 48801 ga 5142 3595 3700 RAA28 63360 41026 17867 286 ;6 4569) 51146 273lu 1425 170U8 7065 589 10147 20811 1134435 in Pesos ‚Geraeth- schaften 177537 309150 46794 22580 17815 5614 17897 14540 10030 4118 19024 3uS6 1 2450 58185 15110 5360 2160 530 31225 77267 132730 41400 63040 11.6980 63380 68620 1240 37053 3295 16140 9040 AATE 1120450 bestand Baum- n [4 r I [SV } © >) nn UI IT OIREIN 091 =) 0 18 13 2 0 - or 121528 449 fuertes Gesammt- werth 1050497 9|1179682 269990 187147 137624 A274 145107 130992 62523 35336 12250% 77320 5435 230876 95296 22125 20412 9969 180294 437856 505725 140°26 4AAS6 7A 507336 199908 167488 |j 13968 635047 69810 15701%& 84190 46870 7635992 *), Diesem Totalbetrag sind zuzuzählen: 30 Prozent für Mehrwerth des Lan- des und der Gebäulichkeiten mit 1.153,017 Ps. ftes., Baarvermögen der Colonis- ten mit 1,500,000 Ps. ftes. und Betriebs-Capital der auf den Colonien bestehen- den Geschäftshäuser, industriellen Anlagen etc. mit 2,000,000 Ps. ftes., so dass also die Totalsumme sich auf 12,288,409 Pesos fuertes beläuft, von welcher Summe gewiss nicht 10 Prozent von den Colonisten von Aussen zugeführt wurden; dieselben haben also volle 11 Millionen Pesos fuertes verdient. 29 450 Fast gleichzeitig mit der Provinz Santa-F& begann die von Entre- Rios die Colonisation, doch trat dorten bald in den desfallsigen Bemühungen ein Stillstand ein. Es wurden rasch hintereinander zwei Colonien gegründet, die von San Jose in der Nähe desUruguay- flusses, und Yilla Urquiza, am Paranä-Strom etwas oberhalb der Stadt Paranä gelegen, welche beide sich eines gedeihlichen Fort- kommens erfreuen, besonders die erstgenannte, die heute zu den reichsten in der ganzen Republik gehört. Doch waren sie an und für sich nicht kräftig genug, um von sich selbst aus genügende Anziehungskraft auszuüben auf Zuzügler. Jetzt aber hat die Re- gierung jener so aussergewöhnlich für die Colonisation geeigneten Provinz die Wichtigkeit” ihrer Aufgabe begriffen, und wide sich mit anerkennenswerthem Eifer deren Lösung. Ländereien, so gün- stig gelegen, wie sie eben nur jene Provinz bietet, sind ausgemessen und der Z uzug von Ackerbau-Familien bereits gesicheit. Auch in Corrientes lässt man es sich jetzt angelesen sein, die Ackerbau treibende Einwanderung heranzu.iehen, und wenn man die Boden- und celimatologischen Verhältnisse dieser Provinz in Be- tracht zieht, kann man nur ein günstiges Prognosticon allen dorten von tüchtigen Elementen gebildeten” Ansiedelungen stellen. Hat doch der schon mehrfach erwähnte nordamerikanische Marine- -Offizier, Lieutenant Page, der jene Gegenden nicht nur besuchte, sondern auch untersuchte, bei allen Gelegenheiten in seinem offiziellen Be- richte seiner Bewunderung Worte verliehen über die Fruchtbarkeit des Bodens und es dabei nie versäumt, auf die grossartige Zukunft hinzuweisen, welche diesem Lande harrt, sobald eine tüchtige Ein- wanderung ihm wird. In der Provinz Cördoba widmet man gleichfalls der Colonisation eine erfreuliche Aufmerksamkeit, wie überhaupt in allen Provinzen der Wunsch: das Ziel einer soliden Einwanderung zu werden, gleich rege ist. Die Provinz Buenos Aires, welche doch den grössten Prozentsatz der ankommenden Einwanderer aufnimmt, hat bisherin Colonisations- sachen wenig gethan, wohl, weil hier günstig gelegene Ländereien bereits verhältnissmässig hoch im Preise stehen und daher Privat- Colonisations-Unternehmern nicht mehr solche grosse Vortheile ver- sprechen, wie in den anderen Theilen des Landes. Von eigentlichen Colonien in Buenos Aires kann nur die Schweizer ansiedelune bei dem. Städtchen Baradero genannt werden, die bereits zu hohem Wohlstand gelangt ist. Von den neuerlich im Innern der Provinz, d. h. in der Pam- pa gegründeten Niederlassungen, von denen Concordia diebedeutend- ste, lässt sich noch nicht viel sagen, und die vielgenannte, ausschliess- lich von Einwanderern aus der englischen Insel Wales besiedelte Colonie Chubut, ganz im Süden gelegen, wird als ein Nationalbesitz- thum angesehen und hängt mithin nur von der Oentralregierung ab, die ihr eine so kräftige Fürsorge angedeihen lässt, wie sie in der 451 Geschichte der staatlichen Colonisation wohl einzig dasteht. — Hat mithin in der Provinz Buenos Aires die Colonisation noch keine srössere Bedeutung erlangt, so erkennt man doch daselbst die’ Vor- theile, welche ein gut angelegte und richtig durchgeführte Coloni- sation und somit eine grössere Parcellirung des Grund- Eigenthums nach sich ziehen würde, und da, aus dem schon angegebenen Gr unde, von Privat- Unternehmern hier weniger erwartet werden darf als in den anderen Provinzen, hat die Regierung von Buenos Aires ein Colonisations-Projeet aufgestellt, in welchem — für jetzt — die Gründung von 12 Modell-Colonien an den dazu geeignetsten Punk- ten vorgeschlagen wird. Im Laufe dieses Jahres (1876) dürfte diese in jeder Hinsicht vortrefiliche Regierungs - Vorlage zum Gesetz erhoben werden. Wie schon bemerkt, schreckt die Bundesregierung vor keinen Kosten zurück, um die in dem Hafen von Buenos Aires landenden und sich da — meist zuihrem eigenen Nachtheile — festsetzenden Einwanderer zu interniren. Das Gesetz lest der Oentral-Regie- rung jedoch auch noch eine andere Verpflichtung auf: sie soll die ihr direct unterstehenden sehr ausgedehrten Bundes - Territorien bevölkern, bez. durch Einwanderer colonisiren lassen. Obgleich nun diese viele Tausende von Geviertmeilen umfassenden Ländereien nicht, wie dies anderwärts der Fall ist, tief im Innern des Landes und somit ganz vom Verkehr abgeschlossen liegen, sie vielmehr sich — wie Patagonien — an das Weltmeer anlehnen, oder — wie der Chaco und Misiones — von mächtigen Flüssen begrenzt und von schiftbaren Strömen durchzogen werden, so glaubt doch die Regierung dem Umstande Rechnung tragen zu müssen dass jene Ländereien noch unbevölkert sind, was sie bewogen hat, in ihrem mehrfach schon erwähnten General -Colonisationsproject ganz besondere Vortheile allen Ansiedlern, welche sich auf den dorten zu gründenden Colonien niederlassen würden, zu sichern. Die Hauptbedingungenjener Regierungsvorlage sind: Vorschuss des gan- zen Passagepreises von einem europäischen Hafen nach hier; Schen- kung von 100 Hectaren Land an jede der ersten 100 Ackerbau- familien, die sich in einer jeden der zur Ansiedelung vermessenen Sectionen niederlassen; Landverkauf zum Preise von 2 Pesos fuer- tes pro Hectare, zahlbar in 10 Jahesraten vom dritten Jahr an gerechnet und ohne Zinszuschlag; Vorschuss von Lebensmitteln für mindestens ein Jahr; Vorschuss von Arbeits- und Zuchtthieren, von Sämereien, Ackerbau-Geräthschaften, Haus, kurz von Allem, dessen eine Ackerbaufamilie bedarf. Der Totalbetrag der Vor- schüsse, exclusive des Kaufpreises für das Land, soll Eintausend Pesos fuertes pro Familie nicht überschreiten und ist — olıne Zins- zuschlag — und diein Naturalien gewährten Vorschüsse zum Kosten- preise berechnet — in fünf Jahresraten, vom Ende des dritten Jahres an laufend, zurückzuzahlen. Ferner soll gewährt werden: Steuer- 452 freiheit für zehn Jahre und schliesslich: nach dem sechsten Jahr des Bestehens einer Ansiedelung eine Prämie von 10 Pesos fuertes. für je Tausend von den Colonisten gepflanzte, mindestens zwei Jahr: alte Bäume. ’ Es ist noch zu bemerken, dass jene Regierungsvorlage zwar hauptsächlich die Begünstigung einer Ackerbau treibenden Einwan- derung im Auge hat, da ja eine solche den Bedürfnissen des Landes am meisten entspricht; gleichzeitig aber liegt es in der Absicht der Regierung und wird in der Vorlage ausgesprochen, auch Hand- werkern, kurz: jedem soliden Einwanderer die hilfreiche Hand bei seiner Uebersiedelung nach hier zu bieten, denn auch für solche Arbeitskräfte hat Argentinien eine beiderseitig vortheilhafte Ver- wendung, wie dies ja in früheren Kapiteln dieses Buches nachge- wiesen wurde. Bis jetzt besteht die eigentliche Einwanderung ausschliesslich aus Europäern; Versuche, den so fleissigen und genügsamen Chinesen heranzuziehen, wurden noch nicht angestellt. Bei der schon ziem- lich starken Mischung der Bevölkerung könnte es allerdings von Einigen für nicht rathsam erachtet werden, auch noch die mongo- lische Race an der Zusammensetzung der Bevölkerung Theil nehmen zu lassen; aber es unterliegt doch keiner Frage, dass der uner- müdliche Chinese, z. B. in unseren Minendistrikten, bei allen grös- seren industriellen Anlagen etc. ein überaus brauchbarer Arbeiter sein würde, wie denn überhaupt die Beschaffung billiger Arbeits- kräfte von höchster Wichtigkeit für das Land, namentlich in ge- werblicher Beziehung ist. Und da der europäischen Einwanderung die Aufgabe zufällt, selbstproduzirend thätig zu sein, sollten die sekundären Kräfte, die Hilfsarbeiter von anderswo herangezogen werden: von dem übervölkerten China. — Ein Versuch in dieser Richtung wäre jedenfalls wünschenswerth. KapitelXXV. Die Arsentinischen Provinzen und National-Territorien. Im dritten Kapitel dieses Buches wurden bereits die Schwierig- keiten hervorgehoben, welche sich einer genauen Angabe des Flächeninhaltes des Argentiner-Landes entgegenstellen. Es wurde an jener Stelle auf die beträchtlichen Unterschiede hingewiesen zwischen den Angaben des Uensus, die durch Congressbeschluss amtlich angenommen sind, und denen in dem neuesten Werke des Herrn Professor Dr. Burmeister enthaltenen. Letztere beruhen auf vom genannten Forscher angestellter Karten -Messung und beziffern das Gesammt-Areal der Argentinischen Republik auf 45,392 deutsche geographische Quadratmeilen (15 auf den Grad, resp. 1 geographische Meile=17,420 Kilometer). Sie stimmen jedoch nicht überein mit den Ergebnissen der im Jahre 1873 in der rühmlichst be- kannten geographischen Anstalt von Perthes in Gotha vorgenommenen planometrischen Messungen, die sich den Census-Angaben insofern weit mehr nähern, als sie ein Gesammt-Areal von 57,144 deutschen geographischen Quadratmeilen, mithin 12,000 geographische Meilen mehr als Dr. Burmeister erzielen, welche Differenz jedoch fast ganz den Bundes-Territorien zu Gute kommt: das Areal der Provinzen wird zum grösseren Theile niedriger angegeben. Bei dieser von Fach- männern vorgenommenen Arbeit gelangten alle bekannten wissen- schaftlichen Hilfsmittel zur Verwendung, ihr Ergebniss verdient also Beachtung, was uns berechtigt, es in der Folge mitanzugeben. Jedoch beschränkt sich diese seine relative Zuverlässigkeit — von einer absoluten kann, weil eine Landes-V ermessung noch nicht statt- fand, überhaupt nicht die Rede sein — nur auf das Gesammt- Ergebniss, auf das von den Argentinischen Landesgrenzen umschlos- sene Areal, der Flächeninhalt der einzelnen Provinzen und Bundes- 454 Territorien kann durch ein solches Verfahren nicht ermittelt werden, denn die interprovinzialen Grenzen, wie sie die Karten verzeichnen, sind nur in den wenigsten Fällen endeültig festgestellt und gesetzlich anerkannt. Beinahe eine jede der vierzehn Provinzen erhebt viel- mehr Ansprüche auf Gebietstheile, die von einer oder selbst meh- reren anderen als ihr Eigenthum angesehen werden, und diese, seit Jahren schwebenden interprovinzialen Grenzfragen "können nur von dem National-Congress geschlichtet werden, dem das Grundgesetz der Argentinischen Nation ausdrücklich die Feststellung der Gren- zen einer jeden Provinz vorschreibt, wodurch denn "sleichzeitig auch die Bundes-Territorien würden abgegr enzt werden. So schwie- rig nun auch die Lösung dieser ungemein verwickelten inneren Grenz-Fragen sein mag, der Congress wird sich doch nicht mehr länger der Erkenntniss verschliessen können, dass eine Ordnung derselben dringend geboten ist. Es werden dabei freilich provin- ziale Empfindlichkeiten zu verletzen sein — denn Alle können doch nicht Recht behalten — gewiss aber wird sich eine Vereinbarung ermöglichen lassen, die, auf Billigkeit fussend, Annahme bei allen Betheiligten findet. Vielleicht wird man zu dem Auswege seine Zuflucht nehmen, diejenigen Gebiete, über deren Besitzsrecht eine Verständigung nicht zu erzielen ist, für Bundes -Eigenthum zu er- klären. — Diese kurze Erörterung musste vorausgeschickt werden, um die schon an einer früheren Stelle (Kapitel III.) ausgesprochene und hier wiederholte Verwahrung zu begründen, dass die in der Folge niederzulegenden Angaben über den Flächen-Inhalt der einzelnen Glieder des Bundes nur als conditionelle anzusehen sind. 3. Die vierzehn Argentinisehen Bundes-Provinzen. I. Provinz Buenos Aires. Die Provinz Buenos Aires ist die wichtigste und vorgeschrittenste aller 14 Bundes - Staaten, mit einer Bevölkerung von jetzt etwa 750,000 Seelen. Im Norden von dem sich in den Paranä ergies- senden Arroyo del Medio, dann von dem Paranä und schliesslich von dem La Plata, im Osten vom Atlantischen Ocean begrenzt, hat sie eine offene, sich stetsfort weiter hinaus verschiebende W est- grenze, wie auch die sie von dem Bundes-Territorium Patagonien trennende Südgrenze noch nicht festgestellt ist. Dr. Burmeister spricht ihr ein Areal von 4300 (die "Perthes’sche planometrische Messung 3698) deutsche geogr aphische Meilen zu, während der Census von 1869 es auf 215, 264 211,320 3) Quadrat- Kilometer angiebt. Nach Erhebungen des Chefs des Statistischen Büreau’s der Provinz, Dr. Faustino Jorge, umfasst das besiedelte Areal, d. h. das 455 innerhalb der bisherigen IndianerGrenze gelegene, etwa 7150 hiesige Quadrat-Leguas. Eingetheiltist die Provinz in drei Gerichts-Sprengel und 70 Land-Distrikte, welch’ letzteren je ein Friedensrichter als lokale Autorität vorsteht. Die Hauptstadt Buenos Aires — unter 58° 21’ 25” W.L. von Greenwich und 34° 36’ 35’’ 8. Br. — von Pedro de Mendoza im Jahre 1535 gegründet, dann von den Spa- niern aufgegeben, bis Juan de Garay im Jahre 1580 sie von Neuem anleste, bildet einen Bezirk für sich; in ihr residirt der Gouver- neur, dem zwei Minister zur Seite stehen, wie auch die Pro- vinzial-Vertretung — aus der Kammer der Senatoren ünd der der Deputirten bestehend — daselbst ihre Sitzungen abhält. Ausser- dem ist die Stadt der zur Zeit provisorische Sitz der höchsten Bundes- Behörden. Es ist eine mächtig anwachsende Stadt mit einer Be- völkerung von wohl an 300,000 Seelen, der wichtigste Handelsplatz Südamerika’s. Ihre Bauart ist diein Südamerika fast ausschliesslich herrschende: die Strassen schneiden sich alle rechtwinkelig, die Häuser, von gerinzer Höhe, meist nur aus einem Stockwerke beste- hend, haben eine schmale Front nach der Strasse, dabei aber eine so beträchtliche Tiefe, dass sie bis zu (rei oder vier grössere Hof- räume umschliessen, was den Zutritt von Licht und Luft in die Wohn- und Schlafzimmer in hohem Grade befördert. Kirchen zählt die Stadt zwanzig, wie auch viele Öffentliche Gebäude, doch kön- nen nur die in neuester Zeit errichteten Anspruch auf architectoni- schen Werth erheben. Vier grössere Theater legen Zeugniss ab von der Kunstliebe der Bevölkerung. — Ausser Buenos Aires besitzt die Provinz noch eine ganze Anzahl allerdings weit minder bedeutender Städte, von denen wir San Nicolas, Pergamino, Lujan, Mercedes, Chivilcoy, Lobos, Chascomus, Dolores, Las Flores, Azul und Carmen de Patagones nennen, und mehr denn hundert grössere und kleinere Flecken und Ortschaften. Der Haupterwerbszweig der Bevölkerung bildet die Viehzucht und damit verbundene Industriezweige; in neuerer Zeit hat man auch dem Ackerbau sich mehr zugewendet und wenn derselbe zur Zeit noch keine grosse Ausbreitung erlangt hat, so lassen sich doch sehr beträchtliche Fortschritte in dieser Beziehung auf den ersten Blick erkennen. Ende 1875 befanden sich in nur 37 Distrikten in Cultur: 11887 cuadras mit Mais 11792 T m N\leizen 5423 R „ Luzerne 2207 = „ Kartoffeln 1229 x „ Gerste 243 a » Bohnen 182 s „ süssen Kartoffeln (ca.) 100 5 » Weinreben 99 x „ Erbsen bestellt 456 u. 8. w.; die alle Städte und Ortschaften umgebenden, zum Theil sehr ausgedehnten Gemüsegärten sind nicht mit -gezählt. Es muss hier noch ganz speziell hervorgehoben werden, dass — entgegen- gesetzt der ganz neuerdings wieder aufgestellten Behauptung: der Weinbau könne in dieser, wiein den anderen drei Küstenprovinzen nicht betrieben werden — selbst in den südlichsten Theilen von 3uenos Aires, bei Patagones und Bahia Blanca, also in den relativ dlazu am wenigsten geeigneten Distrikten, einerasch aufblühende Reb- Cultur im Schwunge ist. *) An Staatsländereien besitzt die Provinz innerhalb der alten In- dianergrenze etwa 2500 Quadrat-Leguas, die zur Zeit eiuen Werth von 12 Millionen Pesos fuertes repräsentiren mögen. Die Innere und Aeussere Staatsschuld bezifferte sich Ende 1875 auf 32 Millionen Pesos fuertes, wovon jedoch 9,400,000 für Rech- nung des Bundes giengen. II. Provinz Santa-Fe. Die Nordgrenze von Buenos Aires, der Arroyo del Medio und dessen Verlängerungslinie bildet zugleich die Südgrenze von Santa Fe, welche Provinz sich in einem schmalen Streifen dem Paranä entlang ziehend, in ihrem Norden an das Bundes-Territorium „El Gran Chaco“ stösst, von welchem sie das in den Paranä mündende Flüsschen El Rey und das dem Salado zufliessende Las Viporas trennen; im Osten bildet der majestätische Paranä ihre Grenze, während sie im Westen durch keine natürliche Scheidungslinie von den Provinzen Cördoba und Santiago del Estero getrennt ist. Ihren Flächeninhalt gibt der Volkszählungsbericht auf 117,259 (113,350) Quadrat-Kilometer, Dr. Burmeister auf 1500 und die Perthes’schen Messungen auf 1764 deutsche geographische Quadrat-Meilen an. Mitte September belief sich ihre Bevölkerung auf 89,117 Seelen, eine Zahl, die heute auf 150,000 angewachsen sein dürfte. In vier Departamente eingetheilt, besitzt sie nur zwei Städte von Bedeutung: die Hauptstadt Santa-F&, 1527 gegründet, unter 60° 40’ W.L. v. Greenw. und 31° 39’ S. Br., und die weit volksreichere und als zweiter Handelsplatz Argentinien’s auch jenseits des Meeres wohlbekannte Stadt Rosario, im Jahr 1730 angelegt. Dagegen ist diese Provinz die vorgeschrittenste von allen in Bezug auf Colo- nisation und sind es ihre zahlreichen Ackerbau-Colonien, welchen sie vorzugsweise ihr rasches Aufblühen und die ihr von allen Schwester-Provinzen zuerkannte politische Bedeutung verdankt. Wie allen anderen Provinzen, steht ihr ein aus Volkswahl hervor-. gegangener Gouverneur vor; die Volksvertretung ist auch hier in zwei Kammern getheilt. — *, Siehe darüber die Abhandlung des Herrn G.Claraz in Napp’s „La Plata Monatsschrift”, 1876, Nro. 1. und folgende. “ 457 Die Viehzucht, vor Kurzem noch, so zu sagen, der einzige Er- werbszweig der Bevölkerung, hat mit der Gründung der Ackerbau- Colonien an vielen Orten dem Feldbau den Platz räumen müssen, ist aber immer noch von Bedeutung. Im Süden offene Pampa, tritt nördlich der Hauptstadt Waldung mehr hervor und ist daher ihr Thier- und Pfilanzenleben ein weit mannigfaltigeres, denn das der Provinz Buenos Aires. Den Berichten ihres Ackerbau-Inspectors zufolge befanden sich im Jahr 1875 etwa 33,000 OCuadras unter Cultur, ‚ nämlich: 21259 mit Weizen 9815 Mais 4450 „ Luzerne 7197 „ Kartoffeln 563 „ Bohnen 388 { süssen Kartoffeln 152%, Gerste 81 „ Erbsen 58 „ Erdnuss (Mani) 45 Tabak — u. s. w. ‘ Nahezu die Hälfte der ganzen Oberfläche der Provinz ist Fiscal- Land (1554 von 3560 DLeguas), als dessen niedrigsten Preis das Gesetz die Summe von 1000 Pesos fuertes bestimmt, zu welchem jedoch kein Land mehr erworben werden kann, denn gleichen Schritt mit der Colonisation hielt die Werthsteigerung des Grund- besitzes. III. Provinz Entre-Rios. Für spontane Colonisation, d. h. für Niederlassung nicht ganz unbemittelt hier einwandernder Ackerbauer ist die Provinz Entre- Rios die geeignetste von allen vierzehn Argentinischen Provinzen, ja, es dürfte schwer sein, auf der ganzen weiten Erde ein anderes Land ausfindig zu machen, das für diesen Zweck mehr zu empfehlen wäre. Sie geniesst ein herrliches, äusserst gesundes Clima und ihr reich bewässerter, welliger, sehr fruchtbarer, streckenweise mit prächtigen Waldungen geschmückter Boden verspricht seinem fleissigen Besteller vollwichtigen Lohn. Dazu kommt noch ihre vorzügliche Lage, die eine so leichte, billige und sichere Communi- cation erlaubt, wie sie anderwärts nicht angetroffen wird: in der ganzen Provinz gibt es keinen Ort, der mehr denn fünfzehn Weg- stunden von dem Ufer eines mächtigen Flusses entfernt wäre. Alle Culturen der gemässigten Zone: Weizen, Mais und Gerste, Raps und Tabak, Hopfen-, Wein- und Obstbau etc. müssen hier die glän- zendsten Resultate abwerfen. Einmal die rationelle Colonisation mit Energie in Angriff genommen, wird dieselbe rasche Fortschritte wachen, und eben auf dieser Erkenntniss beruht das von allen 458 competenten Personen abgegebene Urtheil, welches dieser Provinz für eine nahe Zukunft die Hegemonie im Argentinischen Bundes- Staate zuspricht. Im Norden trennen die Flüsschen Guaiquirarö und Mocoreto Entre-Rios von der Provinz Corrientes, im Osten scheidet sie der mächtige Uruguay von dem Freistaate gleichen Namens, im Westen und Süden bildet der Paranä ihre Grenze. So rings von Flüssen eingeschlossen ist sie ein wahres Land „zwischen Flüssen“, daher ihr Name. — Ihr in 15 Departemente getheiltes Areal gibt der Census auf 113,789 (111,6425) DKilometer und Dr. Burmeister auf 1400 deutsche geographische DMeilen an, während die Perthes- schen Messungen nur 1216 deutsche geographische DMeilen aus- weisen. Bei der allgemeinen Volkszählung betrug ihre vorzugs- weise mit Viehzucht sich beschäftigende Bevölkerung 134,271 See- len, heute wird dieselbe mit 180,000 zu beziffern sein. Die so aussergewöhnlich günstige Lage der Provinz an zwei der grössten Flüsse der Erde hat in verhältnissmässig kurzer Zeit eine ganze Anzahl blühender Städte in’s Leben gerufen, so: Concepcion del Uruguay, Concordia, Villa Colon (Hafenstadt der Colonie San Jose), Gualeguay, Gualeguaychü, Nogoya, Victoria, La Paz und Paranä 5$ letztgenannte war eine Zeitlang der Sitz der Bundesregierung. Regierungssitz der Provinz ist die im Jahre 1778 gegründete Stadt Concepeion del Uruguay, annähernd unter 58° 14’ W.L. v. Greenw. u. 33° 50° 8. Br. gelegen. Obgleich die Provinz dem Feldbau so unvergleichliche Vortheile bietet, steht derselbe doch noch auf einer niedrigen Stufe, sowohl in Bezug auf Ausdehnung, als auf Betriebsverfahren. Nur in vier ihrer Departamente findet Boden-Cultur statt, die sich jedoch nur auf etwa 8000 Cuadras erstreckt, von denen bestellt waren: 3300 mit Mais 3030 „ Weizen 939 „ Kartofleln 290 „ Gerste 165 ,„ süssen Kartoffeln 124 „ Bohnen 5l „ Erbsen 80 „ Erdnuss 50 „ Mandioca 20 „ Tabak »„ Weinreben. Din grosser Theil der Ländereien sind Staatseigenthum. deren genaue Ausdehnung die jetzt im Gange befindlichen Erhebungen feststellen sollen. Der Preis des Landes ist auch hier, wie ja in der ganzen Republik, ein sehr niedriger. IV. Provinz Corrientes. Den nördlichen Theil des aus ihr und der Provinz Entre-Rio® bestehenden Argentinischen Mesopotamiens bildet die Provin? Corrientes, ein gleichfalls überreich von der Natur bedachter Staat» mit äusserst fruchtbarem, reich bewässertem Boden. Ihrer nörd- licheren Lage verdankt sie ein subtropisches Klima; die Ueppigkeit ihrer Vegetation wetteifert mit der der an sie grenzenden Repu- blik Paraguay. Auch diese Provinz ist fast ganz von Flüssen ein- geschlossen; im Nordosten trennt sie der Aguapey-Fluss und dessen gedachte Verlängerung bis zum Paranä von dem alten Jesuiten- reiche der Misiones (welches Gebiet sie übrigens für sich in An- spruch nimmt, während es gemeiniglich als Bundes - Territorium betrachtet wird); im Norden und Westen bildet der Paranä und im Osten der Uruguay ihre Grenzen; südlich scheiden sie von Entre-Rios die Grenzflüsschen Guaiquiraro und Mocoreto, von denen der erste in den Paranä, der andere in den Uruguay sich ergiesst. Ihr Flächeninhalt ist nach dem Census 125,265 (123,661) DKilom., nach Burmeister 1500 und nach Perthes 1054 deutsche geograph. DMeilen. Eingetheilt wird die Provinz in 22 Distrikte, deren Ge- sammtbevölkerung auf 180,000 Seelen anzunehmen ist. Die Vieh- zucht steht oben an in den Berufsthätigkeiten der Correntiner, die jedoch auch eine ziemlich ausgedehnte „Forstwirthschaft“ (im hie- sigen Sinne des Wortes, also Waldzerstörung) betreiben, denn prachtsvolle Wälder der kostbarsten Nutzhölzer bedecken einen grossen Theil des Bodens. Ueber die Ausdehnung der Fiscallän- dereien liegen keine neueren Angaben vor, man weiss nur, dass sie eine sehr beträchtliche ist. Neben der vorherrschenden Viehzucht ist der Ackerbau-Betrieb unbedeutend, verdient insofern jedoch Beachtung, als er einige werthvolle suptropische Produkte umschliesst. In 12 der 22 Distrikte waren in Bestellung: 2444 Cuadras mit Mais 759 is »„ Mandioca 742 ” Sauabak 403 5 „ süssen Kartoffeln 245 2 „ Erdnuss 182 5 „ Bohnen 151 & „ Zuckerrohr 58 Baumwolle — ete.etc. Dagegen ist die Obstzucht sehr beträchtlich, wenn sie auch jetzt sich hauptsächlich nur auf die Apfelsine beschränkt, eine Frucht, welche in ungeheuren Mengen von Üorrientes nach Buenos Aires und Montevideo ausgeführt wird. Unter den Waldbäumen gibt es viele, die sehr wohlschmeckende Früchte tragen, und dürfte die fei- nere Obstzucht in dieser Provinz mit der Zeit zu einem Haupt- erwerbszweige sich ausbilden. 460 Zu den wichtigsten Städten der Provinz gehören: Corrientes, unter 58° 22° 50°” W. L. v. Greenw. u. 27° 27’ 30° 8. Br., Regie- rungssitz, gegründet im Jahre 1588, Goya, Esquina, Bella Vista, /. Empedrado, Monte Caseros, Mercedes und Paso de los Libres. V. Provinz Cördoba. Cördoba, die erste der inneren Provinzen, hat einen Flächen- Inhalt von 217019 (216267) DKilom. (Census), resp.: 3225 (Burm.) oder 2614 (Perthes) deutsche geogr. DMeilen und eine Bevölkerung, die sich seit der Volkszählung (210,508) auf 280,000 Seelen geho- ben haben wird. Im Norden von den Provinzen Santiago und Catamarca, im Westen von Catamarca, Rioja und San Luis, im Osten von Santa-F& und Buenos Aires eingeschlossen, erstreckt sie sich südlich bis zur eigentlichen Pampa und entbehrt somit nach allen Richtungen hin fester, natürlicher Grenzen. Obgleich auch diese Provinz ausgedehnte, gutes Weideland bietende und somit zur Viehzucht sehr geeignete Ebenen besitzt, stellt sie doch nicht ein ununterbrochenes Flachland dar; vielmehr tritt uns in ihr die erste massige Gebirgsgegend der Argentinischen Republik in der Sierra de Cördoba entgegen. Diese grössere Verschiedenheit der Boden-Configuration bedingt eine gewisse Mannigfaltigkeit der Er- werbsthätigkeit der Bewohner. Es wird hier, neben der Viehzucht und dem Ackerbau, ein ganz ergiebiger Bergbau auf Kupfer und Silber betrieben, wie auch die Obstzucht einige Bedeutung erlangt hat, allerdings noch lange nicht die, welche ihrer in der Zukunft harrt. Die sonnigen, streckenweis gut bewässerten Abhänge der aus drei parallel verlaufenden Zügen sich zusammensetzenden Sierra laden zum Weinbau im Grossen ein, während die Thäler in den flachen Ausläufern mit ihrem milden, constanten Clima der Seiden- raupenzucht grosse Vortheile bieten. Die Provinz ist auf weite Strecken — und nicht nur in den Gebirgsgegenden — gut bewal- det, wenn auch ihre Wälder weder an Ausdehnung noch durch den Nutzwerth ihrer Bestandtheile mit denen anderer Provinzen sich messen können. Im Allgemeinen ist das Clima sehr tıocken, und da die künstliche Bewässerung, obgleich schon seit Jahrhunder- ten eingeführt, weder regelrecht angewendet wird noch entsprechend ausgebaut ist, konnte sich der Feldbau bisher nicht zu einer rechten Blüthe entwickeln. Es sollen Ende 1875 in 9 ihrer 22 Departemente sich nicht ganz 11,000 Cuadras unter Cultur befunden haben; davon waren bestellt: mit Mais: LE ae 3860 Cuadras Weizen. ?.!.:.6%3 3400 4 .,. Buzerna. un 2650 5 STEhaK ee 604 \ ES 461 mit Bohnen u. Erbsen 70 Cuadras BEnGerstele nn ...ces 6 5 Seirdnuss® ls... -..- 6 & Weinr en ah { 4 In Cördoba macht sich bereits ein ver änderter Betrieb der Vieh- zucht stellenweis bemerkbar, eine Abweichung von der in den Küstenprovinzen befolgten Methode, die, jemehr man in das Innere vorgeht und sich den Andes nähert, desto stärker hervortritt. Es wird nämlich künstlicher Futterbau betrieben (Stallfütterung findet man nirgends), um das Vieh zu mästen. Auch gesellt sich hier die Ziegenzucht, der man in den vier Küstenprovinzen nicht ob- Jiest, dazu. Die Stadt Cördoba unter 64° 10’ 2°” W.L.v. Greenwich u. 31° 24’ S. Br. — im Jahr 1573 gegründet, ist Sitz der Provinzial- Regierung; sie gilt als die, ‚Gelehr tenstadt e "des Landes; die National- Universität, die zweitälteste ganz Süd-Amerika’s, befindet sich da- seibst, wie "auch die Nationale Sternwarte und das Meteorologische Landes- Centralbüreau. — Ausser Cördoba besitzt die Provinz nur noch Rio Cuarto als Stadt von Bedeutung; an Flecken und Ort- schaften fehlt es ihr jedoch nicht. Eingetheilt ist die Provinz in 22 Departemente, die in 118 Bezirke (pedanias) zerfallen. VI. Provinz Santiago del Estero. . Diese Provinz, deren Flächeninhalt auf 108,933 (108,6923) OKilm» {Burm. 1720, Perthes’sche Messung 1436 deutsche geogr. DMeilen) angegeben wird — während sie Ansprüche aufein dreimal grösseres Gebiet erhebt — ist eine der ärmeren Provinzen der Republik. Ein nicht unbeträchtlicher Theil ihres Gebietes gehört zu der we- niger fruchtbaren „Monte-Formation“ und da auch grosse Salinas (Salzwüsten) von ihren Grenzen umschlossen resp. durchschnitten werden, haben ihre Bewohner mit manchen, in anderen Provinzen unbekannten Schwierigkeiten zu kämpfen. Eine rationelle Benutzung des durchaus nicht zu spärlich zugemessenen befruchtenden Elements, des Wassers, würde jedoch Wunder bewirken und sehr ausgedehnte, jetzt theils sumpfige, theils sandige Striche in die ergiebigsten Frucht- felder verwandeln. — Ein grosser Theil der Provinz ist Staats- Eigenthum, und der Landpreis ein so geringer, dass man die Quadrat- Legua zu 100 Pesos fuertes kaufen kann. Bei der Volkszählung hatte Santiago eine Bevölkerung 132,898 Seelen und kann deren Zunahme seit dem Jahre 1869 auf einige vierzig Tausend angenommen werden, so dass die Provinz heute etwa 175,000 Bewohner haben mag, die sich durch Viehzucht, Feldbau und Hausindustrie ernähren. Nach amtlichen Ausweisen sollen Ende 1875 nur 3400 Cuadras unter Cultur sich befunden haben, nämlich: 462 1665 mit Mais 1495 „ Weizen 342 „ Luzerne 11 ,„ Zuckerrohr bestellt; jedoch sind diese Angaben offenbar zu niedrig gegriffen So ist z. B. der Zuckerbau ziemlich entwickelt, mehr aber noc der Futterbau, auch Rebeultur wird in einigen Distrikten mit folg betrieben. Der Obstbau ist nicht unbedeutend, und aus Wäldern, dem „Monte“, weiss der Santiageio mancherlei Vorth zu ziehen: die Algarroba- und die Tuna - Frucht bilden —/roh und in ihren verschiedenen Zubereitungen — in ganzen Distrikten einen wichtigen Theil der Nahrung für Menschen und Vieh. Berühmt im ganzen Lande sind die Frauen dieser Provinz wegen ihrer emsigen Thätigkeit am Webstuhle. Im Ganzen jedoch findet man wenig Wohlstand bei der Bevölkerung. Hier dürfte sich der Gross- Industrie ein besonders günstiges Feld bieten, da die Arbeitskräfte nicht nur billig sind, sondern auch die Arbeiter durch die allent- halben mehr oder weniger entwickelte, allerdings sehr empirische Hausindustrie an industrielle Thätigkeit gewöhnt sind. Die, Theile der Provinz durchschneidende Eisenbahnlinie Cördoba -Tucuman und die sicherlich bald erfolgende Correction des Salado -Flusses, wodurch derselbe bis tief in die Provinz schiftbar werden würde, werden eine leichte Verbindung mit den Hafenplätzen herstellen ; an sehr werthvollem Rohmaterial mannigfaltiger Beschaffenheit herrscht Ueberfluss, die Grundbedingungen für das Aufblühen der Industrie sind mithin vorhanden. Die Provinz grenzt südlich an Cördoba, östlich an das Chaco- Territorium, nördlich stösst sie an Tucuman und Salta und westlich an Catamarca. Regierungssitz der Provinz ist die im Jahre 1553 gegründete gleichnamige Stadt, unter 64° 22° 15°’ W.L. v. Greenw. und 27° 46’ 20°” S Br., das einzige Bevölkerungs -Centrum von einiger Bedeutung. Eingetheilt wird die Provinz in 18 Departe- mente, die wiederum in Unterabtheilungen zerfallen. VII. Provinz San Luis. Oestlich von Cördoba, nordöstlich von San Juan, nördlich von La Rioja und westlich von Mendoza begrenzt, hat diese Provinz eine nach Süden hin offene Grenze gegen die Pampa. Ihre Bevöl- kerung wird etwa 70,000 Seelen betragen (bei der Volkszählung 53,294) und ihre Ausdehnung giebt der Censusbericht auf 126,890 (125,772) DKilom. (Burm. auf 1075 und di: P.’schen Mess. auf 1102 d. geogr. DM.) an. Der Regierungssitz San Luis, 66° 15’ 40°” W,L. v. Greenw. u. 33° 25’ 45” S.Br. gelegen, wurde im Jahre 1597 gegründet und ist ausser dem Garnisonsort Villa Mercedes, bis wohin zur Zeit die von Villa Maria ausgehende Andinische 463 Bahn reicht, das einzige Städtchen der in 8 Departemente einge- theilten Provinz. Viehzucht ist vorherrschend, aber auch der Be- stellung des Bodens schenkt man einige Aufmerksamkeit und wer- den namentlich sehr ausgedehnte Luzerne -Felder unterhalten, zu dem Zwecke, Vieh für den Export nach der Küste des pazifischen Oceans zu mästen. Nach Berichteu ihres Ackerbau-Inspectors wur- len Ende 1875 etwas über 10,000 Cuadras bestellt und zwar: 4560 mit Mais 3595 „ Luzerne 1740 „ Weizen 98 „ Gerste 58 „ Weinreben 36 „ Bohnen 14 ,„ Kartoffeln 322, habak! woraus ersichtlich ist, dass sie sich für die Cultur aller Produkte der gemässigten Zone eignet. Ihr Hauptreichthum jedoch liegt in den in ihrem Gebirge, der Sierra de San Luis, verborgenen Schät- zen an edlen Metallen. Besonders wird auf Gold gebaut und giebt es in den verschiedenen Distrikten des Gebirges eine ganze Anzahl Bergwerke, die sich mit der Förderung des kostbaren Metalles be- fassen. Ausserdem wird auch Kupfer gewonnen, wie überhaupt diese Sierra in bergmännicher Hinsicht ausserordentlich interessant ist *). Wenn zur Zeit die Minen-Industrie in San Luis noch nicht die glänzenden Resultate abwirft, (lie man in Anbetracht der ausser- ordentlichen Reichthümer der Sierra erwarten dürfte, so ist die Ursache hievon vorzugsweise in lokalen, leicht abzuhelfenden Ver- hältnissen zu suchen. Neben dem Bergbau ist dem Viehhandel und den damit verbundenen Nebenzweigen eine grosse Bedeutung zuzu- erkennen. San Luis ist nämlich eine Hauptetappe für die von den Küstenprovinzen nach den chilenischen Märkten bestimmten Vieh- Transporte. VIIl. Provinz Mendoza. Nördlich von der Provinz San Juan, östlich von San Luis und südlich von dem Pampa-Territorium eingeschlossen, bildet ihre Westgrenze zugleich die auf dem westlichen Kamm der COordillere entlang laufende Landesgrenze gegen Chile. Der Flächen-Inhalt der Provinz beträgt nach dem Oensus 155,745 (155,275) DKilom., nach Dr’ Burmeister 1720 und nach den in Gotha vorgenommenen planometrischen Messungen 1602 deutsche geogr. DMeilen, welches ausgedehnte Areal an den Tagen der Volkszählung nur 65,413 *) Siehe darüber: H. E. Av& Lallemant in Napp’s „La Plata Monatsschrift‘* Jahrgänge 1873, 74 und 75. 464 Bewohner zählte , eine Zahl, die heute auf 90,000 gestiegen seim dürfte. Ausser der im Jahr 1559 gegründeten und nach dem Erd- beben von 1861 neu erbauten Hauptstadt Mendoza (68° 45’ 39° W.L. v. Greenw. u. 32° 53° 5” 8. Br.) besitzt die Provinz kein andere Stadt, denn Lujan, San Vicente, San Rafael ete. könne nur als Flecken betrachtet werden. Eingetheilt ist die Provi in 12 Departemente. In 11 dieser Departemente sollen sich (Ende 1874) 7968 Cuadras unter Cultur befunden haben, eine offenlar viel zu niedrige Angabe, denn in Mendoza wird — Dank fer mehr verallgemeinerten, wenn auch lange noch nicht ganz sich- gemässen Benutzung der zahlreichen von den Cordilleren komnen- den Flüsse, Ströme und Bäche zu Bewässerungs-Zwecken — eine soweit ganz schwunghafte Ackerwirthschaft betrieben. Jener An- gabe nach vertheilte sich das bebaute Feld auf: | 4763 Cuadras bestellt mit Weizen 1582 3 x „ Mais 680 » e. „ Luzerne 543 a: x „ Weeinreben 137 e * „ Kartoffeln 130 e 2 „ Bohnen 121 Gerste. Was die Annahme eines bei der Aufnahme dieser Data vorge- fallenen groben Irrthums bestärken muss, ist die geringe Ausdeh- nung, welche den Luzernefeldern zugesprochen wird, da notorischer Weise gerade diese Cultur sehr ztark in Mendoza betrieben wird. Das nach Chile bestimmte Vieh muss, soll es anders in einem brauch- baren Zustande auf den Markt ankommen, vor dem äusserst an- strengenden Marsch über die Anden eine längere Zeit hindurch sehr reichliches nahrhaftes Futter erhalten, zu welchem Zwecke man ihm Weidegang auf eingehegten Luzernefeldern gestattet, und da Jahr aus, Jahr ein über 50,000 Stück Hornvieh, der Pferde und Maulesel nicht zu gedenken, von und über Mendoza, das durch den Uspallata-Pass in relativ leichter Communication mit der West- Küste steht, nach Chile getrieben werden, ist es einleuchtend, dass die oben angegebene Ausdehnung der Kleefelder weit hinter der wirklichen zurückbleibt. Alle anderen Angaben über in Cultur befindliche Felder sind gleichfalls ungenau, so z. B. sollen blos 543 Cuadras mit der Rebe bepflanzt sein, während doch gerade in dieser Provinz die Reb-Cultur mit am schwunghaftesten betrieben wird. Die Rebe, von welcher hier eine ganze Anzahl Varietäten vorkommen, wird hier gepflanzt sowohl um aus der Frucht einen gehaltreichen angenehmen Wein, der von Kennern den besseren Burgunder-Classen nahe gestellt wird, zu bereiten, wobei allerdings die empirische Bereitungs - Methode der Güte des Produktes oft Eintrag thut, als auch zum Zwecke der Rosinen - Bereitung, die hier, wie überhaupt im Lande, leider auch auf ganz unrationelle 465 Weise stattfindet. Ausser den Trauben-Rosinen bringt Mendoza noch sonstige getrocknete Früchte, namentlich vorzügliche Pürsiche und Feigen, dann auch Oliven (getrocknet und gesalzen) und Wall- nüsse in den Handel, und verdient ferner die streckenweise im Grossen betriebene Anpflanzung der italienischen Pappel, die sich. sehr gut rentirt, einer speziellen Erwähnung. Die massigen Gebirge, welche den westlichen Theil der Provinz einnehmen, sind reich an Erzen, doch wird bis jetzt der Bergbau daselbst nur lässig betrieben, eine reiche Zukunft kann ihm indessen prognostizirt werden. Die gewonnenen Erze bringt der Mendoziner- Bergmann nach den nahegelegenen chilenischen Hüttenwerken, wo sie verschmolzen und dann als chilenisches Produkt nach Europa verschickt werden. Ueberhaupt unterhält Mendoza einen regen Verkehr mit Chile und hat in Folge dessen sein Handel sich stark entwickelt. IX. Provinz San Juan. *) Diese wie die zwei vorhergehenden Provinzen wurden von dem jetzigen Chile aus besiedelt, mit welcher spanischen Besitzung sie vor Errichtung des Vice-Königreiches von La Plata administrativ als deren „Cuyo“- Provinz verbunden waren; heute noch führen San Luis, Mendoza und San Juan collectiv den Namen: Cuyo- Provinzen. Im Süden wird das Gebiet von San Juan von dem der Provinz Mendoza, im Norden und Nordosten von Rioja und im Osten von San Luis abgeschlossen; westlich grenzt San Juan an Chile. In San Juan tritt der Gebirgs-Charakter weit schärfer‘ hervor als in Mendoza; auch ist die Minen-Industrie entwickelter. Vorzüglich wird auf Gold und Silber gebaut, und dürfte in nächster Zeit schon die Gewinnung von Steinkohlen, von welchem unschätz- baren Material sich aller Wahrscheinlichkeit nach sehr mächtige Lager innerhalb ihrer Grenzen befinden, den dortigen Bergbau zu. einer ungeahnten Entwickelung bringen. Aber auch die Acker- wirthschaft ist von einiger Bedeutung, da es die San Juaninos verstehen, die zahlreichen, den Bergen entströmenden Gewässer bestens zu benutzen. Es sollen sich Ende 1875 36,659 Cuadras unter Cultur befunden haben, während doch in dem Igarzäbal’schen Werke für 1871 bereits 44,507 cultivirte Cuadras nachgewiesen werden und seitdem der Ackerbau stetig zugenommen hat. Von jenen 36,659 Cuadras war über zwei Drittel mit Luzerne bestellt, nämlich 26,205 Cuadras (in Mendoza, wo der Futterbau sicherlich in gleich grosser Ausdehnung betrieben wird, werden nur 680 Cuadras an- gegeben), dann: *) Das preisgekrönte Werk des Herın Rafael Segundo Igarzäbal „La Provincia de San Juan en la Esposicion de Cordoba“, Buenos Aires 1873, ent- hält eine sehr eingehende Beschreibung der Provinz. 30 466 6525 mit Weizen 2021 „ Mais 1216 „ Weinreben 193 „ Bohnen 157 ,„ Gerste 120°, "Tabak 110 ,„ Lein (2) 64 „ Baumwolle 32 „ Kartoffeln 15 „ Erdnuss — etc. Die Reb - Cultur ist relativ bedeutend, doch legt man sich in San Juan weniger auf die Weinbereitung; dagegen gelangen die Traubenrosinen dieser Provinz, die von vorzüglicher Güte sind, in grossen Mengen zur Versendung, wie auch getrocknete Pfirsiche mit und ohne Stein, Feigen etc. Wie Mendoza, unterhält auch San Juan einen lebhaften Ein- und Ausfuhr-Handel mit Chile, letzteren vorzugsweise mit Schlacht- vieh, Pferden und Mauleseln. Die Hauptstadt gleichen Namens, das einzige städtische Gemein- wesen der Provinz, im Jahre 1561 gegründet, liegt 68° 35’ 30° W.L. v. Greenw. u. 31° 32° 31°” S.Br. Der Gesammt-Flächen- Inhalt der Provinz wird auf 103,998 (102,481%) DKilom., bezie- hentlich 1612, resp. 1566 deutsche geogr. DMeilen angegeben, welches Areal von etwa 95,000 Menschen (bei der Volkszählung 60,319) bewohnt wird. X. Provinz La Rioja. Im Jahre 1591 gründeten die Spanier in einer von einem Oal- chaqui-Stamme gut bevölkerten Gegend die unter 67° 1’ 16” W.L. v.Greenw. u. 29° 18’ 15’ S. Br. gelegene Stadt Rioja, Haupt- stadt des jetzigen Bundes-Staates gleichen Namens, dessen Bevöl- kerung der Census — wohl zu niedrig — auf 48,746 Seelen an- giebt; man ist berechtigt, diese Zahl um die Hälfte zu erhöhen, so dass wir eine derzeitige Bevölkerung von 70 & 75,000 Seelen erhalten. Ihr Areal soll 110,786 (108,6923) DKilometer umfassen, Dr. Burmeister weist ihr eins von 1500 und die P.’schen Messun- gen von 1629 deutschen geogr. IMeilen zu. Ausser der Stadt Rioja sind Villa Argentina oder Chilecito, Famatina und Guandacal als die bedeutendsten Ortschaften zu nennen. Rioja wird von San Juan, San Luis, Mendoza, Chile, Cörboba und Catamarca begrenzt. Ihr Erzreichthum wird in Kapitel IX, auf das wir hier verwei- sen, eingehend geschildert. Auch Wein- und Obstzucht sind von Bedeutung und mag hier erwähnt werden, dass im Jahre 1875 das Departament Chilecito nahezu 700,000 Liter sehr gehaltreichen Wein 467 produzirt hat. Es befanden sich in ihren neun Departements 10,000 Cuadras unter Cultur; von diesen waren bebaut: 3885 mit Weinreben 2707 „ Weizen 2550 „ Mais 750 ,„ Luzerne 150 „ Bohnen 73 ,„ Gerste 5 „ Baumwolle XI. Provinz Catamarca. *) Südlich an La Rioja und Üördoba, westlich an Chile, nördlich an Salta und Bolivien und östlich an Santiago und Tucuman eren- zend, wird der Flächen-Inhalt dieser Provinz auf 242,309 (240,769 i) OKilom., beziehentlich auf 1940 und 1984 deutche geographische OMeilen angegeben. Ihre Einwohnerzahl betrug bei der Volks- zählung 79,962 Seelen und dürfte jetzt auf rund 115,000 gestiegen sein. Regierungssitz ist die im Jahr 1680 gegründete Stadt Cata- marca unter 65° 54’ 44°’ W.L. v. Greenw. u. 28°28’ S. Br. gelegen. Ausser ihr verdienen noch genannt zu werden als volkreichere Centra: Tinogasta, Fuerte de Andalgalä und Belen. — In dieser, wie in der angrenzenden Provinz Tucuman besteht eine recht lukrative Alpen-Wirthschaft — freilich nur in wenigen Gegenden —; auch wird in einigen ihrer Departemente dem Acker- bau erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet. Namentlich hat in der letzten Zeit der Weinbau an Bedeutung zugenommen und werden heute in dem Departemente Andalgalä Weine gewonnen, die an Güte den in anderen Theilen der Republik produzirten mindestens gleichkommen. In 13 ihrer Disirikte befanden sich — nach dem Bericht des betreffenden Landwirthschaftlichen Inspectors — etwa 8000 Cuadras unter Cultur, nämlich 4339 mit Luzerne 2311 „ Weizen 1121 ,„ Mais 239 „ Bohnen 67 ,„ Gerste bestellt. Die Ausdehnung der Weinberge ist nicht angegeben, wie denn überhaupt der grösste Theil der verzeichneten Angaben der land- wirthschaftlichen Inspectoren sehr lückenhaft ist. Immerhin aber er- möglichen sie eine annähernde Vorstellung der Lage des Feldbaus in den verschiedenen Provinzen, aus welchem Grunde ihnen in diesem *) Das empfehlenswerthe Werk von Dr. Federico Espeche: „La Provineia de Catamarca”, Buenos Aires 1875 gibt interessante Aufschlüsse über diese Pro- vinz, dessgleichen eine längere Abhandlung des Herrn F. Schickendantz in Napp’s „La Plata Monatsschrift”, Jahrgang 1875. 468 Käpitel Platz eingeräumt wurde. Der Bergbau wird in Catamarea schwunghaft betrieben, und bestehen daselbst Berg- und Hütten- Werke, deren sachgemässe Leitung und Betrieb kaum etwas zu wünschen übrig lassen dürften. Kupfer wird zur Zeit am meisten gefördert, doch sind auch eine grosse Anzahl Silbergänge bekannt und an Eisenerzen sind einige Bergdistrikte besonders reich. Der Mannigfaltigkeit und dem hohen Gehalt der Erzgänge entspricht aller- dings zur Zeit noch nicht die Ausbeute; es fehlt eben hier, wie in allen Minendistrikten der Republik, an Betriebs-Capital und ferner hemmen der schwierige Transport und in Folge dessen die enorme Theuerung der Frachten den Aufschwung des Bergbaus. — Als charakteristisch für einige Theile der Provinz ist noch die Verfertigung der feinsten Vicuüa-Gewebe zu verzeichnen, womit sich in einigen Distrikten, besonders in dem von Andalgalä, die Frauen beschäftigen; ein Damen-Umschlagstuch von echter Vicuna wird mit 100 bis 250 Pesos fuertes bezahlt. XI. Provinz Tucuman. *) Im Westen und Süden von Catamarca, im Osten von Santiago und im Norden von Salta umschlossen, liegt der Stolz des Argentiner- Landes, sein Garten: die Provinz Tucuman, deren landschaftliche Schönheiten Herrn Professor Dr. Lorentz bewogen haben, die von ihr gebildete pflanzengeographische Region mit dem Namen „Parklandschaft“ zu bezeichnen (Kapitel VII. Tucuman ist der Ausdehnung nach die kleinste der Argentinischen Provinzen, ihr Flicheninhalt wird von dem Census auf 62,259 (62,110) DKilom., von Dr. Burmeister auf 750 und den Perthes’schen Messungen nach gar nur auf 566 deutsche geographische DMeilen angegeben. Da- gegen ist sie verhältnissmässig dicht bevölkert; der Census weist ihr in diesem Bezuge den zweithöchsten Rang an, während sie den anderen aufgeführten Angaben nach die erste Stelle einnimmt. Sie hatte bei der Volkszählung 108,953 Einwohner und wird jetzt deren 150,000 zählen. Fiscalländer giebt es in dieser Provinz nicht, alles Land ist in Privatbesitz und ist — im Verhältniss — gut eultivirt, d. h. es befindet sich in Tucuman ein grösserer Prozent- satz des Bodens in Cultur, als in irgend einer anderen Provinz. Ihr Ackerbau-Inspector beziffert das bestellte Land auf etwa 24,000 Cuadras, nämlich: *) Eine ausführliche Beschreibung dieser Provinz findet man in dem inte- u des Herm Arsenio Granilla „Provincia de Tucuman”, Tu- cuman 1 469 9846 Cuadras mit Mais 6945 ni »„ Weizen 1736 “ „ Reis oT. e „ Luzerne 1212 S „ Zwuckerrohr 902 x „ Gerste 474 7 ‚ Tabak 149 5 „ Bohnen 83 hs „ Erbsen 73 N „ Erdnuss St Kartoffeln — etc. Die Viehzucht ist eleichfalls sehr bedeutend, und wird, wie bereits in dem vorhergehenden Abschnitt erwähnt, etwas Älpen- wirthschaft betrieben, der man, unter Anderem, die weit berühm- ten Tafı -Käse verdankt. Der Obstbau wird zwar nicht gerade vernachlässigt, sollte aber, bei den herrschenden, so ausseror dentlich günstigen elimatischen- und Boden- -Verhältnissen, von weit grösserem Belang sein; eine spezielle Industrie hat er noch nicht in’s Leben gerufen, wenngleich die von den Tucumaner-Frauen bereiteten Con- fitüren als ganz vorzüglich zu bezeichnen sind. — Mit der in der aller- nächsten Zeit (Juli 1876) zu erwartenden Vollendung der ganzen Bahnstrecke Cördoba-Tucuman wird den Produkten dieser Provinz der Küstenmarkt eigentlich erst erschlossen und steht zu erwarten, dass sich dann eine sehr lebhafte Industrie daselbst entwickeln werde. Jetzt schon ist die Fabrikation von Sohlleder, Zucker und Branntwein und die Produktion von Reis und Tabak ganz ansehn- lich, wie auch einer regelrechten Forstwirthschaft Gedeihen nicht fehlen würde. — Bergbau wird bis jetzt fast nicht betrieben; die Menschen finden in Tucuman auf so leichte und angenehme Art ihr reichliches Auskommen, dass sie noch nicht an die beschwer- liche Arbeit, die im Erdenschos verborgenen Schätze zu heben, gedacht haben. — Der Regierungsitz der in 10 Departemente getheilten Provinz Tucuman ist die im Jahr 1565 gegründete, resp. 1685 an ihrer jetzigen Stelle — 65° 17’ 20” W. L. v. Greenw. u. 26° 50’ 2’’S. Br. — neu angelegte Stadt gleichen Namens, das einzige städtische Gemeinwesen der Provinz. XIII. Provinz Salta. Auch Salta ist von der Natur reichlich bedacht, wenigstens in seinem grössten Theile; einige wüste Striche kommen allerdings vor, dafür aber stehen andere Gegenden der Provinz an Fruchtbarkeit des Bodens, reichlicher Bewässerung und lieblichem Clima selbst Tueuman nicht nach, was doch viel sagen will. Ueber den Feld- bau von vier ihrer 21 Departemente liegen Angaben vor, nach 470 welchen 10500 Cuadras bebaut wurden. Mais nimmt die erste Stelle dabei ein mit 7077 Cuadras, dann folgen: : Luzerne mit 1692 Cuadras Weizen „. 1062 Reben leg Zuckerrohr „ 172 5 Kartoffeln „ 1954 “ Bohnen 5 62 5 Gerste ® 44 5 Mandioca „ 20 B Tabak 5 47 5 Erbsen 5 12 " Erdnuss x 6 „ ; und ist nicht zu vergessen, dass diese Angaben nur für ein Fünftel aller Departemente gelten. Der Wein von Cafayate geniesst eines hohen Rufes, dessgleichen die Erzeugnisse der Obstzucht, in welcher Beziehung der Distrikt Oran ganz besonders hervorragt. Die Gegend von Oran eignet sich überhaupt vortrefflich für den Anbau tropi-: scher Erzeugnisse. Die hier wachsende Banana soll die von Bra- silien übertreffen, auch ein, dem brasilianischen weit vorzuziehender Caff& produzirt werden. Eine brillante Zukunft ist diesem Theile von Salta gewiss, sobald die Beschifftung des in den Paraguay -Fluss fallenden und somit mit dem Parana und dem Meere in Verbin- dung stehenden Vermejo durch Wegräumung der Hindernisse, wel- che sie jetzt noch im oberen Laufe des Flusses erschweren, in dessen ganzer Ausdehnung ermöglicht wird. Und nicht nur Oran allein würde durch eine solche — mit geringen Kosten zu ver- wirklichenden — Correction, resp. Canalisirung zur schnellen und kräftigen Blüthe gebracht werden, die ganze Provinz, wie auch Jujuy und selbst Tucuman würden die grössten Vortheile ziehen aus der Eröffnung des oberen Theiles dieser Wasserstrasse, welche ihren Erzeugnissen billige Abfuhr verschaffen und Salta zum Stapel- platze der erz- und produktenreichen Republik Bolivien erheben würde, mit welchem Lande die Provinz jetzt schon eiuen ziemlich bedeutenden Verkehr unterhält. Im Westen stösst das Gebiet der Provinz Salta an Bolivien, im Süden an Tucuman und Catamarca; im Osten hat sie eine offene Grenze gegen das Chaco-Territorium, resp. gegen Gebiete, über welche die Provinz Santiago del Estero Besitzrechte beansprucht, und nördlich grenzt sie an Jujuy. Ihr Areal giebt der Census zu 155,847 (155,275) DKilometer an, während die anderen Angaben es auf 2050, resp. 1529 deutsche geographische DMeilen beziffern. Im Jahre 1869 zählte sie 88,933 Bewohner, heute dürfte deren Zahl auf 130,000 gestiegen sein. Ausser ihrer Hauptstadt Salta besitzt die Provinz keine andere Stadt, da Oran diese Bezeichnung nicht zukommt. Die Stadt Salta — 65° 31’ 7’ W.L. v. Greenw. u, 24° 47’ 20°” S.Br. — wurde im Jahr 1582 gegründet. en, u 471 Ein Bestandtheil dieser Provinz bildete früher die jetzige boli- vianische Provinz Tarija, deren eigenmächtige Lostrennung von dem Argentiner-Lande niemals als zu Recht bestehend anerkannt worden ist (Siehe Kapitel III). XIV. Provinz JuJuy. Die letzte und minder bevölkertste Provinz Argentiniens ist J ujuy, denn zur Zeit der Volkszählung hatte sie nur 40,379 Bewohner und wird selbst heute nicht viel über 50,000 besitzen. Dabei ist sie keineswegs von geringer Ausdehnung; der Census spricht ihr 93,905 (93,195) DKilom. zu, Burmeister berechnet das Areal auf 1000 d. geogr. DM., während die in der Perthes’schen Anstalt vorgenom- menen planometrischen Messungen 1132 DMeilen ergeben. Zu diesem ungünstigen Dichtigkeits-Verhältniss der Bevölkerung trägt sowohl der Umstand bei, dass ein grosser Theil der westlichen Hälfte der Provinz an Unfruchtbarkeit leidet, als auch ihre isolirte Lage ganz in der oberen Ecke der Republik. Von dem atlantischen Ocean trennt sie ein ungeheurer Landstrich und den Weg nach dem viel näher gelegenen Ufer des stillen Oceans machen himmelanstrebende Berge mit steilen Kluften und Klippen und, mehr noch, zu pas- sirende Wüsten äusserst beschwerlich. Die Tucuman-Bahn und deren projectirte Verlängerung bis nach der Hauptstadt dieser Provinz, besonders aber die Schiffbarmachung des oberen Theiles des Vermejo, resp. des Rio Grande de Jujuy-Flusses (der Haupt- quellfluss des Vermejo) werden Jujuy um so mächtiger heben, als die Provinz eine sehr arbeitsame, industrielle Bevölkerung besitzt, wie dies zur Genüge ihr durchaus nicht unbedeutender Export nach Bolivien darthut, der nicht nur aus Landesprodukten, sondern auch aus mancherlei Industrie-Erzeugnissen besteht. Dem — offenbar sehr lückenhaften — Bericht des Ackerbau-In- spectors der Provinz (der z. B. der Reispflanzungen gar keine Er- wähnung thut) nach, befanden sich 3000 Cuadras unter Cultur, nämlich: 830 bestellt mit Weizen 821 3 „ Mais 540 hr „ Luzerne 315 2 „ Zuckerrohr >11 R „ Gerste 129 ; „ Kartoffeln 51 f „ Bohnen 25 5 » Mandioca 13 A „ Tabak 8 » „ süssen Kartoffeln 6 x „ Erdnuss 5 h: „ Baumwolle 4 1 „ Caffe 1 & » Weinreben 472 Die Provinz — von Salta und Bolivien eingeschlossen — wird in 13 Departemente eingetheilt. Sie besitzt zwei Städtchen, jedes mit etwas über 3000 Einwohner: Ledesma und der Regierungssitz Jujuy, gelegen 65° 20° 39°” W.L. v. Greenw. u. 24° 10’ 59’ 8. Br., welche Stadt im Jahr 1592 gegründet wurde. 2. Bundes-Territorien. Es hat seine eigenen Schwierigkeiten, über Landstriche zu be- richten, die an Ausdehnung manches mächtige europäische Reich übertreffen, deren Erforschung aber noch der Zukunft — hoffent- lich einer recht baldigen — vorbehalten bleibt. Es fehlt zwar nicht an Schilderungen über das eine oder das andere der Argentinischen Bundes - Territorien, aber ihre Lückenhaftigkeit ist der geringste Fehler dieser Beschreibungen, und da dieses Buch nicht dazu dienen soll, offenbar irrigen Angaben zu einer grösseren Verbreitung zu verhelfen, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf Mittheilung solcher Data über unsere Territorien zu beschränken, die Anspruch auf eine grössere Glaubwürdigkeit machen können. I. Patagonien. Ueber diese ausgedehnteste aller Argentinischen Besitzungen können wir verhältnissmässig ausführlicher berichten, Dank der Güte der Herren Dr. Heusser und Claraz, unbestritten die gründ- lichsten Kenner Patagoniens, auf deren Mittheilungen schon mehr- fach Bezug genommen wurde in diesem Buche. Das Besitzrecht auf einen Theil des südlichen Patagonien’s versucht — wie bereits Kapitel III. erwähnt — Chile Argentinien streitig zu machen, und verweisen wir hinsichtlich der Rechtsfrage auch an dieser Stelle nochmals auf das treflliche Werk des Herrn Dr. Quesada: „Pata- goniay las tierras australes“, in welchem die Nichtigkeit der An- sprüche Chile’s überzeugend dargelegt wird. Sehr verschieden sind die Angaben über den Flächeninhalt dieser Ländermasse, denn während der Argentinische Census ihn zu 1,086,925 DKilometer. angiebt, spricht Herr Dr. Burmeister, trotzdem er die Grenze gegen Buenos Aires sehr weit nach Norden verlegt, nur von 8000 d. geogr. DMeilen. Die in dem Perthes’schen Etablissement vorgegenom- mene planometrische Messung ergab dagegen ein Areal von 17,700 d. g. DM., also mehr als doppelt so viel wie die von Burmeister, und die Herren Heusser und Claraz berechnen es auf mindestens 12,800 d. g. DMeilen. Ueber die Grenzen sagen diese Herren in den uns freundlichst zur Verfügung gestellten Notizen: „Jedermann B) 473 versteht unter Patagonien das Dreieck, mit dem der amerikanische Continent im Süden endigt, das aber im Westen nicht durch den stillen Ocean selbst, sondern durch die mit dessen Küste in fast gerader Richtung parallel laufende Cordillera de los Andes begrenzt wird; wenige aber geben sich Rechenschaft, wie weit dieses Dreieck sich nach Norden erstrekt, wie und wo dort die Grenzen mit den Pampas verlaufen. Nur die geologischen Verhältnisse geben uns eine auf natürliche Verhältnisse gegründete Grenze: bekanntlich liest auf dem Aestuar der tertiären Patagonischen Formation das Diluvium der Pampas-Formation auf; jene umgiebt diese im Süden, Westen und Norden. Nun aber ist die Grenze der Formation im Westen leider wenig bekannt und es würde ausserdem auf Grund dieser geologischen Verhältnisse Patagorien sehr weit nach Norden vor- rücken (nach D’Orbigny und Stelzner (Kapitel VI) tritt die Pata- gonische Formation sehr schön bei Paranä in Entre-Rios auf). Man ist demnach gezwungen, eine willkührliche Grenze anzunehmen. Der zur Provinz Buenos Aires gehörende Distrikt Patagones beginnt beim Colorado-Fluss, welchen Fluss D’Orbigny und Dar- win als Grenze Patagoniens betrachten; jedoch mit Unrecht, denn der Colorado kann nicht in seinem ganzen Laufe als Nordgrenze Patagoniens angenommen werden, da derselbe, wenn man ihn von der Mündung aus verfolgt, nach kurzem Lauf von Westen nach Osten so stark nach Norden umbiegt, dass damit die ganze Pro- vinz Mendoza zu Patagonien fallen würde. Unserer Ansicht nach wäre die Grenze der Patagonischen und der Pampas-Formation nach Bahia Blanca, vielleicht selbst noch weiter nordwärts zu ver- legen. “ In diesem — d.h. einschliesslich des politisch zu Buenos Aires gehörendem Distrikt — mindestens 12,800 deutsche geogr. DMeileaı grossen Gebiete sind heute kaum 4000 christliche Bewohner ansässig; doch durchstreifen es zahlreiche Indianer-Stämme, über deren Kopf- zahl genauere Angaben selbstverständlich nicht beizubringen sind; der Census schätzt sie auf etwa 30,000. Die grösseren Ansiede- lungen sind auf zwei Punkte beschränkt: den Rio Negro und den Rio Chubut. Das Rio Negro-Thal ist bis etwa 25 Leguas aufwärts seiner Mündung bevölkert, aber eben nur das Thal selbst, denn in einer grösseren Entfernung als zwei Leguas vom Fluss — nach Süden oder Norden — ist kaum eine einzige Ansiedelung zu finden. Die administrativ zu Buenos Aires gehörende Ortschaft Carmen de Patagones liest 7 Leguas oberhalb der Mündung des Rio Negro auf dessen nördlichem Ufer. Seit Kurzem hat sich auch auf der anderen Seite des Flusses eine fast ebenso grosse Ansiedelung gebildet. An der Meeresküste entlang ziehen sich bis zur Bucht San Blas, etwa Hälfte Wegs zwischen dem Negro- und Colorado-Fluss, verzeinzelte Niederlassungen hin. Am Rio Colorado findet sich heute — mit Ausnahme eines kleinen, schwach 474 besetzten Grenzforts — keine einzige bleibende Niederlassung, wohl aber durchstreifen dieses Thal kleine Trupps Jäger, die sich mit der Jagd auf Strausse und Guanacos beschäftigen. Die Be- wohner von Carmen de Patagones — nach dem Census 2567 Köpfe — ziehen ihren Erwerb theils aus dem Handel mit den Indianern, die Strauss-Federn und -Bälge, Guanaco- und sonstige Felle, auch auf eigenthümliche Weise verfertigte Teppiche, die sogenannten @rutllangos aus Bälgen und Fellen zum Verkauf brin- gen, theils aus dem Betrieb kleiner Ackerwirthschaften und Vieh- zuchtetablissements; in letzter Zeit hat auch der Weinbau sich eingebürgert und verspricht, da Misserndten nicht vorkommen, mit der Zeit einen grossen Aufschwung zu nehmen. — Die zweite grössere christliche, heute etwa 700 Bewohner zählende Ansiedelung, die im Jahr 1865 von englischen Walisern gegründete Colonie Chubut am gleichnamigen Fluss, fristet ein nicht eben blühendes Dasein durch ganz ähnliche Beschäftigung ihrer Bewohner, mehr aber fast noch mit Hilfe des thatkräftigen Beistandes, welchen ihr die Nationalregierung angedeihen lässt. Auf der grossen Strecke vom Chubut bis zur Magallans - Strasse, wo Chile widerrechtlich die Niederlassung Punta-Arenas gegründet hat, findet man nur noch zwei, an der Mündung des Santa Cruz gelegene Ansiedelungen, die des im Lande wohlbekannten und eines gerechten Ansehens genies- senden Argentinischen Küstenfahrers, Herrn Luis Piedra Buena, dessen auch Musters in seinem Buche ausführlich gelenkt, und die eines unternehmenden Franzosen, Herr Rougaud. Ausser den vier obengenannten Flüssen besitzt Patagonien noch einen anderen, den Rio Deseado, der gleich jenen seinen Ursprung in den Öordilleren nimmt und den atlantischen Ocean erreicht. Die etwa 175 deutsche geogr. Meilen, gleich eirca 245 Argentinische Leguas lange Strecke vom Rio Negro bis zur Magallans-Strasse wird mithin nur von vier Flüssen durchzogen, auf je 61} Leguas kommt also nur ein Fluss, eine Wasser-Armuth, die noch durch das Fehlen ständiger, d.h. immer Wasser enthaltenden Lagunen vermehrt wird. Ueber die fallende Regenmenge liegen keine Pata- gonien betreffende Aufnahmen vor; es ist jedoch erwiesen, dass je südlicher von Buenos Aires, desto weniger atmosphärische Nieder- schläge stattfinden: in Bahia Blanca regnet es weniger als in der Stadt Buenos Aires, in Patagonien weniger als in Bahia Blanca. Dieser Wassermangel macht das Reisen an der Küste ausserordent- lich beschwerlich, welchem Umstande es zugeschrieben werden muss, dass jene Küste noch eine „terra incognita“ ist. Selbst die Indianer meiden dieses Gebiet; auf ihren periodischen Streifzügen nach den Küsten-Niederlassungen am Chubut und Colorado ziehen sie an dem Ostabhange der Cordilleren entlang bis sie zu dem betreffenden Flusse gelangen, dessen Lauf sie dann verfolgen; ja, sie gehen den einen Fluss hinauf bis zu den Cordilleren, diesen 475 entlang bis zu dem anderrn Fluss und kommen an dessen Ufer wieder herab, Im Kapitel VII wurde erwähnt, dass Patagonien im grossen Ganzen eine Ebene bilde, ähnlich der der Pampa, dass dieselbe aber von vielen „Bajos“ (T'hälern, Vertiefungen) durchzogen werde, wesshalb für das ebene Tafelland der Name Hochebene oder Hoch- land gerechtfertist sei. Auf dieser Hochebene bauen sich eine Menge kleinere Gebirge auf, theils — namentlich in der südlichen Spitze — Ausläufer und Verzweigungen der Cordilleren, theils aber selbstständige Erhebungen, wie z. B. die Sierra de San An- _ tonio, die sich unter dem 42° S. Br. unmittelbar von der Küste aus erhebtund aus reinem Porphyr besteht. In dieser Breite, zwischen dem Hafen von San Antonio (41°S. Br.) und der eben gedachten Sierra gleichen Namens erheben sich noch andere Gebirgszüge in so geringer Entfernung, dass sie bei klarem Wetter in verschwom- menen Umrissen von der Küste aus wahrgenommen werden. Wahr- scheinlich werden dieselben jüngere Eruptions-Gesteine enthalten, wenigstens findet man vom Rio Negro nach Süden vordringend — je weiter nach Süden desto häufiger — auf dem Boden Stücke von Magnet-Eisenstein, von Basalten, Bimsteinen: kurz Spuren von neueren eruptiven Gesteinen, entsprechend den von Dr. Stelzner (Kapitel VI) bei den insularen Gebirgen erwähnten „nach Östen ausschäumenden Vorposten der gewaltigen Eruptions-Gebiete“. In jenem die Geologie des Argentiner-Landes behandelnden Kapitel wird gesagt: „Die Tertiär-Formation bei Paranä bestehe aus wechsel- lagernden Schichten von losem Sand, Sandstein, Kalkstein und Mergeln, welche insgesammt zahllose charakteristische Petrefa cten in prachtvollem Erhaltungszustande umschliessen, und sich überall auch in der Patagonischen Tertiär-Formation von Bahia Blanca bis Punta Arenas finden sollen.“ Was den petrographischen Charakter dieser lezteren betrifft, so sind loser Sand und Sandstein vorherr- schend, während Kalkstein und Mergel zurücktreten, und in Be- zug auf Petrefacten theilen uns die Herren Dr. Heusser und Claraz mit, dass es ihnen bis jetzt trotz dem eifrigsten und jahre- langem Suchen und Forschen noch nicht gelungen ist, zwischen Bahia Blanca und Chubut auch nur eine charakteristische Verstei- nerung der Tertiär-Formation zu Gesichte zu bekommen. Auch andere Sammler, so der mehrfaeh schon erwähnte Herr Piedra- buena, der bereits manche interessante naturhistorische Gegen- stände aus Patagonien nach Buenos Aires gebracht hat, und die lange die südlichen Indianerstämme auf ihren Wanderungen be- gleitenden Missionäre Schmidt und Hunziker sind in diesem Bezuge nicht glücklicher gewesen. Musters erwähnt auch keiner solcher Petrefacten; ob Herr Pablo Moreno, der ganz neuerlich von einer kühnen Reise durch Patagonien bis zu den Cordilleren zurückkehrte, solche Funde gemacht hat, ist, da die Ergebnisse 476 seiner Forschungen noch nicht veröffentlicht sind, zur Zeit noch nicht zu sagen. Dagegen ist als wissenschaftlich höchst interessant das Vorkommen von Diamanten in Patagonien zu erwähnen. Unter verschie- denen Gesteinsarten (Quarzstücken und neueren eruptiven Gestei- nen, Basalten, Bimsteinen, Magnet-Eisensteinen, ganz ähnlich den zwischen Rio Negro und Chubut vorkommenden), die von Herrn Piedra-Buena nach Buenos Aires geschickt wurden und den Herren Heusser und Claraz zu Gesichte kamen, wurden von den- selben zwei Diamanten erkannt, einer ganz deutlich mit Oktaeder- Flächen, die, wie es beim Diamanten so häufig vorkommt, etwas abgerundet waren *). Wenn hier keine Mistification vorliegt, etwa um den Diamanten von den bekannten Diamanten-Feldern Süd- Afrikas oder auch Brasiliens Argentinisches Bürgerrecht zu erschlei- chen, — und das glauben die Herren Heusser und Claraz nicht, da sie den Herrn Piedra-Buena persönlich als einen zuverlässigen Mann kennen, der ihres Wissens blos die Patagonische Küste be- fahren und keine Reise weder nach Afrika noch Brasilien gemacht hat — so wäre die wahre Lagerstätte dieser Diamanten ohne Zweifel im Patagonischen Sandstein zu suchen. Den genannten Herren Heusser und Claraz war dieser Fund nicht so unerwartet, als die Nachricht davon manchen Lesern dieses Buches sein mag, indem jenen Herren, schon bei ihren ersten Reisen durch die Pampas von Buenos Aires und durch Patagonien eine gewisse Aehnlich- keitin der ganzen physikalischen Gestaltung und im petrographi-. schen Charakter dieses Landes mit Brasilien auffiel, wonach, das unfruchtbare, hochgelegene Tafelland Patagoniens der ebenfalls weniger fruchtbaren und hochgelegenen Ebene der sogenannten „Chapadas“ Brasiliens (Heimath der Diamanten) und die mit Pata- gonien angrenzenden fruchtbaren Pampas, der mit den Chapadas angrenzenden fruchtbaren Wald-Region des Küstengebirges ent- sprechen würde **). Allerdings ist die petrographische Zusammen- *) Die Verantwortlichkeit für diese Angabe überlassen wir ganz den Herren- Heusser und Claraz, wollen aber hier nicht unerwähnt lassen, dass die genannten Herren spezielle Studien über die wahren Lagerstätten der Diamanten in Brasi- lien gemacht und das Resultat ihrer Forschungen veröffentlicht haben in der Zeitschrift der „Deutschen Geologischen Gesellschaft”, Berlin, Jahrg. 1859. **) Ein Vergleich der fast waldlosen Pampas mit der Wald-Region des Küsten- Gebirges Brasiliens mag auffallen ; hier handelt es sich nur um den petrographi- schen Charakter beider; Aufgabe des Botanikers ist es, dem Mangel an Wäldern in den Pampas nachzuforschen, der übrigens vielleicht gerade in jenem Vergleich seine Erklärung findet, aus dem, wenn er richtig, das ee Alter der Pampas folgt. Mit jenem Vergleich stimmt auch vollständig, was Herr Stelzner in Kapitel VI sagt, dass das Hauptmaterial zur Bildung der Pampas-Formation aus den Gneiss- und Granit-Regionen Brasiliens herrühre, wobei er zugleich hin- weist auf die höchst energische Zersetzung der alten krystallinischen Gesteine zu sandigem Lehm, die so schön in der Gegend von Rio de Janeiro und in der Provinz Minas Geraes beobachtet werden kınn. Unter dem Eindruck dieser 477 setzung des Bodens der Chapadas viel reicher und mannigfaltiser als diejenige Patagoniens, aber unter den Gesteinsarten jener fin- det sich eine, der Itacolumit-Schiefer, der, ein reiner Sandstein, so unfruchtbar ist, wie der Patagoniens und aus dem durch Spreng- Arbeit die Diamanten gewonnen werden. Sollte das Vorkommen von Diamanten in der Patagonischen Formation sich durch weitere Funde bestätigen, so wäre damit das Vorkommen derselben über eine weite Strecke des Argentinischen Landes hin wahrscheinlich. Wie schon gesagt, ist die Grenze der Patagonischen Tertiär-Forma- tion noch sehr wenig bekannt, und wenn obiger Vergleich der Patagonischen Vegetation mit den Chapadas wirklich Grund hat, so wird wohl die in Kapitel VII offen gelassene Frage, ob nicht die Monte-Formation und die Patagonische Formation (im botani- schen Sinne) zu einer einzigen zu vereinen seien, mit „Ja“ beant- wortet werden müssen, und in diesem Falle wird man wohl nicht irren, wenn man die Grenzen der Patagonischen und der Pampas- Formation (im geologischen Sinne) mehr oder weniger dem Auf- treten von Busch- und Waldland nach suhct. Absichtlich ist Eingangs dieses Abschnittes über die Diamanten in Patagonien gesagt, dass der Fund dieser ersten Diamanten wissenschaftlich von Interesse sei; absichtlich ist nicht von praktischem Interesse, nicht von grossen Reichthümern gesprochen worden, die den ersten Diamantensuchern in Aussicht stehen. In - der That möchte, wer auf diese erste Notiz hin, und bevor reich- liches Vorkommen von Diamanten in Patagonien durch weitere Funde bestätigt wird, auf’s Diamantensuchen in jenen Wildnissen sich werfen würde, bloss Zeit und Geld verlieren; und wer es dennoch versuchen wollte, dem ist in Erinnerung zu bringen, dass selbst in den reichsten Diamanten-Distrikten Brasiliens diejenigen Leute, die Mais und andere Lebensmittel für die Diamantensucher pflanzen, durchschnittlich reicher sind, als die Diamantensucher selbst. Schon in Kapitel VII wurde der Unterschied von Vegetation und Fruchtbarkeit der Pampas und Patagoniens erwähnt und soll hier blos noch der Schluss aus jenen botanischen Betrachtungen gezogen werden, und der ist folgender: Für Agrieultur und somit für menschliche Ansiedelungen und Colonisation in Patagonien, so- weit es bis jetzt bekannt ist, ist nur der Alluvialboden der Nie- derungen und Flussthäler geeignet und unter diesen ist hauptsäch- energischen Zersetzung der Gesteine im tropischen Clima waren die Herren Heusser und Claraz aus Brasilien nach Buenos Aires gekommen und in der er- wähnten Abhandlung über die wahre Lagerstätte der Diamanten, pag. 466, heisst es wörtlich : „Die grosse Verbreitung der Pseudomorphosen sowie der Umstand, dass fast alle Mineralien Pseudomorphosen eingehen, erscheint uns mehr als alles andere für einen fortdauernden chemischen Zersetzungs-Prozess auch der Schiefer im grossen Ganzen zu sprechen.“ 478 lich das Thal des Rio Negro von Bedeutung, weil es fast von den Quellen aus eine ziemliche Breite und grosse Fruchtbarkeit hat. Dort oben finden sich die berühmten Wälder von Nadel- hölzern und Apfelbäumen nebst anderen Herrlichkeiten und weiter unten wird dem ganzen, im Durchschnitt wohl 1 bis 13 Stunden breiten Thal Feuchtigkeit und damit Fruchtbarkeit durch den star- ken Fluss und seine fast regelmässigen Ueberschwemmungen ge- sichert. Der Rio Colorado dagegen schlängelt sich bis nahe an der Küste (12 bis 15 Leguas weit davon entfernt) nicht durch ein Thal, son- dern er bildet eine blose Rinne im Patagonischen Hochlande. Von da an, wo die Thalbildang beginnt, erweitert sich das Thal immer mehr bis zur Küste hin, und es ist die Fruchtbarkeit des- selben grösser und alle Vegetation viel üppiger, als in irgend einem anderen Thal Patagoniens, aber bei der geringen Längen-Ausdehnung lässt es sich eben nicht mit dem Thal des Rio Negro an Bedeu- tung vergleichen. Auch das Thal des Rio Chubut verdient, ähnlich wie beim Rio Colorado, den Namen eines Thales erst nahe an der Mündung, weiter oben ist dasselbe eine blose Rinne im Hochland. Zu dem kommt noch, dass die Thalmündung beim Chubut lange nicht so fruchtbar ist, als die des Colorado, sondern, wie viele dieser Pata- gonischen Niederungen, ziemlich salzig. Ist also das von der Colonie der Waliser bereits in Besitz genommene Land von ziemlich unter- geordneter Natur und eine weitere Ausdehnung der Colonie, wenig- stens im grösseren Maasstab, nicht gut möglich, so ist wohl unsere Behauptung gerechtfertigt, die Colonie Chubut werde nie zu rechter Blüthe kommen. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass den Colonisten von der Buenos Aires Regierung angeboten wurde, sie kostenfrei auf weit besserem Lande anzusiedeln, welches Anerbieten die Colonisten, die mit ihrem Lose ganz zufrieden scheinen, ablehnten. Rio Deseado und Rio Santa Cruz zeigen ganz ähnliche, bei nach Süden hin trockenerem Clima und grösserer Unfruchtbarkeit, nur noch ungünstigere Verhältnisse. Man darf also wohl ohne Uebertreibung behaupten, dass in dem ganzen Gebiete Patagoniens — so weit es bis jetzt bekannt ist *) — europäische Einwanderung und Colonien vor der Hand blos im Thale des Rio Negro möglich sind. Dasselbe bietet, bei seinem für europäische Culturen (besonders Wein und Weizen) sehr geeigneten Boden und Clima viel Verlockendes für die euro- päische Einwanderung. Endlich wäre noch als nationalökonomisch wichtig zu erwähnen, *) Von dem schönen aber an Umfang geringen Lande an der Mündung des Colorado ist sogar der grössere Theil bereits in Privatbesitz übergegangen. 479 dass der Fisch- und Robbenfang (zum Zwecke der Fettgewinnung) an der ganzen Küste und dier Guano-Gewinnung auf den Inseln sachverständigen, mit den nöthigen Mitteln ausgerüsteten Unter- nehmern sicheren und grossen Gewinn versprechen. Auch die Ge- winnung des Salzes aus einigen grossen in der Nähe der Küste gelegenen See’n, resp. Lagunen mit der Zeit eine schwung- hafıe Industrie und einen beträchtlichen Handel in’s Leben er Ueber Feuerland, Argentinien gehörend und gewöhnlich als Bestandtheil des Gebictes Pata 'gonien angesehen, liegen zu wenig zuverlässliche Angaben vor, als dass wir hesen südlichsten Theil von Argentinien hier näher heschreiben könnten. Wir dürfen jedoch diesen Abschnitt uicht schliessen, ohne — trotz der schon mehrfach ausgesprochenen Verwahrung betreffs der Genauigkeit der beigegebenen Generalkarte — einen auffallenden Irrthum derselben hiermit speziell zu berichtigen: Auf der Karte wird nämlich die Argentinische Grenze in der Magallans-Strasse ausserhalb der Halbinsel Braunschweig ge- zogen, während doch jener Landstrich zu Argentinien gehört. Zwar beabsichtigte vor längerer Zeit schon Chile, daselbst eine Nieder- lassung zu gründen, doch legte Argentinien gegen diesen Eingriff in seine Rechte sofort energischen Protest ein. Wenn also auf unserer Karte die Halbinsel Braunschweig als ausserhalb der Ar- gentinischen Grenzen gelegen gezeichnet wird, so ist dies ein Irr- thum, der seine Erklärung in der Hast findet, mit welcher das ganze vorliegende Buch hergestellt werden musste: Für die Zeichnung der Karte konnten nur vierzig Tage bewillist werden; es war also effectiv keine Zeit vorhanden, in den Archiven Nachfor- schungen über die Grenzen etc. anzustellen, und das mehrfach eitirte Werk des Herrn Dr. Quesada war zu jener Zeit noch nicht erschienen. Zum Territorium Patagonien gehören die Malwinen oder Falk- lands-Inseln, welche England seit 1833 widerrechtlich besetzt hält. Das Recht Argentiniens auf diese Inselgruppe stützt sich nicht nur auf sein Erbrecht als Nachfolger Spaniens, es hatte auch die Inseln im factischen Besitz, als am 3. Januar 1833 das englische Kriegsschiff Clio die englische Flagge in Puerto Ruiz, auch Puerto Soledad genannt, aufhisste und die dortigen Argentinischen Be- hörden vertrieb. Zwar ist zu erwähnen, dass England schon wäh- rend der spanischen Herrschaft Ansprüche auf die Falklands-Inseln erhob, deren Nichtigkeit es aber selbst zugab dadurch, dass, als Spanien Protest einlegte gegen eine in England vorbereitete Ex- pedition nach diesen Inseln, dieselbe unterblieb. Dann, als das heutige Argentinien seine Unabhängigkeit erkämpft und das Besitz- recht über die früher unter spanischer Herrschaft stehenden Län- dereien angetreten hatte, pahm England keinen Anstand, den jungen Freistaat in aller Form anzuerkennen, ohne seine angeb- 450 lichen Rechte auf die Falklands-Inseln zu wahren. Von den Ver- ‚einigten Staaten Nordamerika’s wurde sogar das Besitzrecht Argen- tiniens auf ] jene Inseln ausdrücklich anerkannt, denn ein zwischen der Argentinischen Behörde auf den Mal und nordamerikani- schen Robbenschlä gern ausgebrochener Contliet fand durch diplo- ; matische Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen seine Erledigung, woraus sich doch klar ergiebt, dass die Washingtoner- Regierung die Argentinische als Par tei ansah und anerkannte. Ohne vorhergehende N otifieation und sich lediglich auf einen Befehl des Commandirenden der in den südamerikanischen Gewässern statio- nirten engl. Flotte stützend, nahm die Clio Besitz von dem Argen- tinischen Eigenthum , wohl wissend, dass der durch innere Wirren beschäftigte junge Freistaat nicht in der Lage war, Gewalt mit Gewalt zu vergelten. Die Argentinische Regierung musste sich mit einem in aller Form Rechtes erhobenen Protest begnügen, der sofort dem englischen Vertreter in Buenos Aires zugestellt und einige Monate später von dem Argentinischen Gesandten in London bei der dortigen Regierung wiederholt wurde. Hat dieser Schritt auch keine prakt tische Folgen nach sich gezogen, so wurde doch durch ihn das gute Argentinische Itecht gewahrt, "und heute noch, wie damals, sind die M: lwi inen- — oder Falklande? — Inseln Argen- tinisches Eigenthum, das England sich widerrechtlich angemaasst hat und besetzt hält *). El. Pampas - Territorium. Weniger noch als Patagonien ist die Aussen-Pampa bekannt, jener grosse Landstrich , der sich westlich der Provinz Buenos Aires bis zu den Anden erstreckt und in welchen sich die Süd- grenzen der Provinzen Cördoba, San Luis und Mendoza verlaufen. Der Census gibt sein Areal auf 496,880 DKilometer an, Dr. Bur- meister dagegen auf 6000 deutsche geogr. DMeilen, während die Perthes’schen Messungen 9032 deutsche geogr. DMeilen erzielten. Es ist jedoch zu bemerken, dass vor Feststellung der Scheidungs- linien der an dieses Territorium grenzenden Provinzen jeder Be- rechnung seiner Ausdehnnng die sichere Grundlage abgeht. — Ueber den Bodencharakter der Pampa weiss man nur Allgemeines und nicht eben Günstiges, wenngleich der Umstand, dass die sie besiedelnden Iudianerstänıme zum grösseren Theil feste Wohnsitze haben, auf das Vorhandensein sich für Viehzucht und wohl auch Ackerbau gut eig- nender Distrikte schliessen lässt, wenn es auch feststeht, dass grössere Strecken dieses Territoriums unfruchtbare Stein- und Salz -Wüsten sind. In späteren Zeiten, wenn die Republik dichter bevölkert und mithin Land gesuchter sein wird, wird sicherlich auch die Pampa *) Siehe: Quesada ,„Za Patagsnia y las tierras australes“. i 3 4 1 ; 481 der Cultur botmässig gemacht werden und die jetzt sich plan- und nutzlos in Salz-See’n und Niederungen verlierenden, den Cordilleren und deren Ausläufern entstammenden zahlreiche Gewässer in corrigirten und in künstlichen Betten grossen, jetzt wüsten Land- strichen Fruchtbarkeit und Segen zuführen. Für die nächste Zeit wird man sich auf die Anlage künstlicher Oasen zu beschränken haben, um solchergestalt der vorschreitenden Cultur auf ihrem Marsche in die Wüste Etappen, Stützpunkte zu bereiten, eine durchaus nicht schwierige und dazu wenige Kosten erheischende Auf- gabe, denn nirgendswo würde die Anlage artesischer Brunnen leich- ter zu bewerkstelligen sein, als in diesen ausgedehnten Ebenen, die stellenweis beträchtliche unterirdische Wasserbecken nur dünn über- decken; an vielen Stellen der Pampa stösst man schon einige Fuss unter der Oberfläche auf reichliches Grundwasser. Auf unserer General-Karte ist das Pampa-Territorium in mehrere Unterabtheilungen getrennt, welcher Eintheilung der von einer von dem National-Senat eingesetzten Spezial-Commission erstattete Be- richt zur Grundlage dient; factisch existiren die Territorien Limai, Chubut, Rio Negro etc. noch nicht. Die wenigen Data über Indianer-Bevölkerung etc. dieses grossen Flachlandes wolle man in Kapitel XXIII nachschlagen, während die beigegebene treffliche Spezialkarte, die erste, welche überhaupt von dieser „terra incognita“ veröffentlicht wird, dem Leser es ermög- licht, sich eine Vorstellung von der Bodenconfiguration der Aussen- Pampa zu machen. III. &ran Chaco. Das vom Paranä bis nach Bolivien sich erstreckende, im Osten vom Paraguay-Fluss von der Republik Paraguay getrennte Flach- land ist, nicht nur seiner Ausdehnung wegen, sondern auch in Folge seines überaus fruchtbaren Bodens und seines Reichthums an Pro- dukten aller Art, wohl das wichtigste Bundes - Territorium Argen- tiniens. Sein Areal wird von dem Census auf 621,000 DKilom. angegeben, Herr Burmeister reduzirt es jedoch auf 5400 deutsche geogr. DMeilen, während die ofterwähnte planometrische Messung 6500 deutsche geogr. DMeilen ergiebt. Doch ist auch bei diesem Territorium zu bemerken, dass das Gebiet der angrenzenden Pro- vinzen noch nicht in bestimmter Weise abgegrenzt ist von dem seinen, eine genaue Angabe seines Flächen-Inhalts mithin unthunlich erscheint. Der Vermejo theilt das Chaco-Gebiet in zwei fast gleiche Hälften, den Chaco Austral (südlicher) und den Chaco Boreal (nördlicher). Letzterer, sich bis zum 20° 8. Br. erstreckend, stösst im Norden an die bolivianische Provinz Chiquitas; östlich begrenzt ihn der Paraguay und südlich der Vermejo; im Westen vereint er sich 3 482 mit Gebieten der zur Zeit mit Bolivien verbundenen Provinz Tarija und des zu Salta gehörenden Departements Oran. Diese so sehr ausgedehnte Ländermasse wird von einem direet der Argentinischen Bundesregierung unterstellten Gouverneur verwaltet, dessen Sitz in dem Flecken Villa Oceidental ist, und hat in neuester Zeit ihre Colonisation ganz erhebliche Fortschritte gemacht, wenn sie auch vorläufig sich nur auf die Umgebung von Villa Oceidental beschrän- ken musste, da das Innere des Territoriums noch unerforscht ist. Doch widmet die Argentinische Regierung der ihr obliegenden Aufgabe, jene fruchtbaren Gefilde der Cultur zu erschliessen, eine ganz besondere Aufmerksamkeit: unausgesetzt werden mit dem besten Erfolge Expeditionen nach dem Innern zu dem Zwecke unter- nommen, dessen unbotmässigen Indianerhorden die Ueberzeugung bei- zubringen, dass sie nicht länger mehr die Herren jener Gefilde seien, wie auch um die Topographie des Landes zu studiren und so seiner systematischen Erforschung den Weg zu bereiten. Auch sind bereits die Vorstudien für eine Villa Occidental mit der Stadt Corrientes vereinenden Fahrstrasse beendet, wie ferner neuerlich das Project einer Eisenbahn quer durch den Chaco nach Bolivien wieder aufgenommen wurde *). Der Chaco Boreal stellt eine, etwa 400 Fuss über den Meeresspiegel sich erhebende, ununterbrochene streckenweise Ueberschwemmungen ausgesetzte Ebene dar, die theils mit prächtiger Waldung geschmückt ist, theils vorzügliches W eide- land der Viehzucht bietet. Ihr tropisches, sehr gesundes Klima mässigen die besonders im Frühjahr, Herbst und Winter häufigen Regenfälle. Der mit einer bis zu 5 Fuss dicken Humusschicht bedeckte Boden, dessen Unterlage eine stellenweis sehr stark eisen- schüssige „Tosca“ bildet, eignet sich vorzüglich für den Anbau von Zuckerrohr, Tabak, Reis, Baumwolle, Safran, Kaffe, Mani, etc., wie auch die feinere Obstzucht hier brillante Resultate abwirft. Versuche, den Weinbau dort zu betreiben, sind noch zu neueren Datums, als dass sich jetzt schon ein bestimmtes Urtheil fällen liesse; jedoch scheint es kaum einem Zweifel zu unterliegen, dass auch hier der Weinbau herrliche Früchte tragen würde, denn die wenigen geptlanzten Reben zeigten ein sehr schnelles Wachsthum und produzirten sehr saftreiche, süsse Trauben in grosser Menge. Die Hauptflüsse des Chaco Boreal sind der ihn vom Chaco Austral scheidende Vermejo und der Pilcomayo, der dem Potosi umgeben- den Gebirgszug entspringt und nach einem 600 Seemeilen langen Laufe durch den nördlichen Chaco sich der paraguayischen Haupt- stadt Asuncion gegenüber in einem grossen Delta in den Paraguay- Fluss ergiesst. Es herrscht die auf gewichtige Gründe sich stützende Annahme, der Pilcomayo sei bis in das bolivianische Gebiet hin *) Die Anregung ging von Herrn E. A. Hopkinsaus, ein in diesen Ländern wohlbekannter unternehmender Nordamerikaner. 485 schiffbar, eine Vermuthung, die durch eine neuerlich von den Argentinischen Behörden vorgenommene Untersuchung bestärkt wird; es wurde nämlich der Fluss 60 Seemeilen hinauf befahren und dabei eine fast constante Tiefe des Fahrwassers von 30 Fuss und eine Strömung von 4 Seemeilen in der Stunde beobachtet, was, da der Fluss weder auf seinem unteren noch auf seinem er Laufe ein irgendwie nennenswerthes Gefäll hat, auf eine sehr be- trächtliche constante Wassermenge schliessen lässt. Auf Grund dieser Vorstudien soll nun eine von den Argentinischen Behörden gut ausgerüstete Expedition abgehen, um den ganzen Lauf des Flusses zu untersuchen, wobei sich herausstellen dürfte, dass der Fluss bis hoch hinauf der Beschiffung keine weiteren Schwierie- keiten entgegenstellt, als die im Laufe der Jahrhunderte an einigen Stellen aufgehäuften Baumleichen, deren Abschwemmung ohne srosse Mühe wird bewerkstellist werden können. Weniger bedeu- tend als der Pileomayo ist der Confuso-Fluss, den Manche, so Martin de Moussy, als einen Mündungsfluss des Pilcomayo an- sehen, ohne dass bis jetzt die Berechtigung dieser Annahme erwie- sen wäre. Die Mündung des Confuso befindet sich ganz in der Nähe — südlich — von Villa Occidental, und hat der sehr ener- gische Gouverneur, Oberst Uriburu, mehrere Expeditionen den Fluss hinauf abgeordnet, die dreissig Leguas weit vordrangen, ohne jedoch feststellen zu können, ob der Confuso sich weiter oberhalb wirklich von dem Pilcomayo abzweigt, oder ob er ein selbststän- diger Fluss ist. Etwa 30,000 Indianer, in viele einzelne sich meist gegenseitig bekriegende Stämme zerfallend, hausen in dem unerforschten Innern des Chaco Boreal, während die in der Umgebung von Villa Ocei- dental angesiedelte christliche Bevölkerung auf etwa 3000 zu be- ziffern ist. Es ist dies — in Anbetracht der ungeheuren Aus- dehnung des echt winzige Zahl, aber es darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass erst seit ganz Kurzem Argentinien die Colonisation in Angriff genommen hat. Früher maasste sich Paraguay eine immer bestrittene, weil wider- rechtliche Oberhoheit über den grösseren Theil dieses Gebietes an, und erst nach der Besiegung des Alleinherrschers jenes Landes, Lopez II., errichtete Argentinien in Villa Occidental — annähernd unter 37° 30°’ W.L. v. Greenw. u. 25° 10° S. Br. gelegen — das dazumal etwa ein Dutzend Ansiedler zählte, eine numerisch schwa- che Garnison. Die Civilverwaltung ist noch weit neueren Ursprungs und erst von deren Einsetzung an datirt der Zuzug von Colonisten. Früher hatte Lopez I. von Paraguay wohl den Versuch gemacht, europäische Colonisten anzuziehen und wurde selbst eine „Neu- Bordeaux“ genannte Colonie mit französischen Einwanderern ge- gründet, die jedoch, in Folge des tyrannischen Verfahrens der Paraguay-Behörden, nach sehr kurzer Dauer elendiglich zu Grunde 484 ging. Als Argentinien seine ihm lange vorenthaltenen Rechte antrat, fand es effectiv keine civilisirte Bevölkerung vor, während heute Villa Oceidental sich in einen rasch aufblühenden Flecken, der bereits seine eigene Zeitung besitzt, verwandelt hat, mit über 1000 Bewohnern. Ausserdem wurden noch zwei andere Ortschaften: Nuevo San Marino und El Piquete, mit jetzt je 100 Einwohnern, angelegt, und blühende Ackerbau- und Viehzucht-Gehöfte mehren sich täglich. Auch grössere industrielle Anlagen sind entstanden, namentlich solche, welche sich mit der Ausbeutung der an den werthvollsten Nutzhölzern überreichen Wälder beschäftigen. — Kurz, die wohlthätigen Folgen, welche die Argentinische Verwaltung nach sich zog, berechtigen nicht nur zu den weitgehendsten Hoff- nungen in diesem Bezuge, sie müssen vielmehr geradezu als eine vollgiltise Bürgschaft bezeichnet werden, dass unter ihr der reiche Chaco Boreal nicht mehr nutzlos für die Menschheit bleiben, son- dern zu derem Wohlergehen in entsprechender Weise beitragen werde. Der Chaco Austral oder südlicher Chaco wird im Norden vom Vermejo, im Osten vom Paranä, im Süden von der Provinz Santa- Fe, im Westen vom Saladofluss und im Nordwesten von Salta und den östlichen Abhängen der Sierras del Alumbre und Santa- Barbara (Provinz Jujuy) abgeschlossen, so ein Dreieck bildend. Diese Hälfte des Gran Chaco, gleichfalls eine vollkommene niedrige Ebene darstellend, ist kaum weniger reichlich von der Natur ausge- stattet, als der Chaco Boreal; sie ist zudem von grösserer, weil näher liegender Bedeutung für die Republik, denn hier sind die Stamm-Niederlassungen zu gründen, von denen aus nicht nur der nördliche Chaco, sondern auch Theile der angrenzenden Provinzen werden für die Cultur erobert werden. Sich in einer ziemlichen Ausdehnung an das westliche Ufer des Paranä — der Provinz Corrientes gegenüber — anlehnend, ist es in der That kaum zu begreifen, dass erst in neuester Zeit die Colonisation des Chaco Austral in Angriff genommen wurde, da besser für solche Zwecke geeignete Punkte keines der anderen Bundes - Territorien bietet. Recht bezeichnend in dieser Beziehung ist eine Aeusserung eines vor Jahren schon verstorbenen hochgestellten Argentinischen Beam- ten, der bereits unter der spanischen Herrschaft in den Staatsdienst getreten war und in seiner Jugend mehrfach Gelegenheit hatte, die Küstenstrecken des Chaco zu bereisen, und die lautete: „Unsere Väter waren doch rechte Dummköpfe, dass sie ihre Niederlassungen oft an ganz ungeeigneten Stellen gründeten und so grosse Vortheile bietende Gegenden wie die des Chaco am Paranä und Vermejo im Besitz der Indianer liessen!“ Wie gesagt, erst in neuester Zeit hat man mit der rationellen Colonisirung des südlichen Chaco begonnen, denn, wenn auch früher schon einige Versuche gemacht wurden, dorten Ackerbau-Nieder- 485 lassungen mit europäischen Einwanderern zu gründen, so entbehr- ten sie doch von Anfang an die Grundbedingungen eines gedeih- lichen Aufschwungs. Es handelte sich nur um Privat-Spekulationen, deren Unternehmer, denen zudem ausnahmslos die erforderlichen Mittel abgingen, um sie durchzuführen, keinen anderen Zweck ver- folgten, als sich durch die vom Gesetz vorgeschriebene Besiedelung in den Besitz grösserer Landstriche zu setzen. Das Gedeihen des Ansiedlers kümmerte sie wenig, die Einwanderer waren ihnen nur Mittel zum Zweck. Kein Wunder, dass solche Unternehmungen ein klägliches Ende fanden, wohl aber darf es als ein Ausnahms- fall bezeichnet werden, dass keiner von den in ihren Hoffnungen so sehr getäuschten Colonisten je Klage über das Land, über die Fruchtbarkeit des Bodens der betreffenden Niederlassung erhob; alle waren vielmehr darüber einig, bei einer sachgemässen Leitung würden sie rasch zur hohen Blüthe gelangt sein. Gestützt auf diese Thathsachen, darf man volles Vertrauen auf die jetzt unmittelbar vom Staate in Angriff genommene Colonisation jener Ländereien setzen und sich der begründeten Hoffnung hingeben, die jetzige Generation werde die von ihren Vorvätern begangenen Fehler und Unterlassungssünden ausmerzen, indem sie der Cultur ungeheure Landstriche botmässig macht, die dem sie besiedelnden Menschen Vortheile ohne Zahl bieten. Unter der spanischen Herrschaft hatte man mit einigem Erfolge versucht, die numerisch schwache Bevölkerung des Chaco durch sogenannte „Misiones“, d. h. durch geistliche Niederlassungen in der Wildniss für die Civilisation zu gewinnen, wie auch zu jener Zeit die effectiven Grenzen der anstossenden Provinzen zum Theil beträchtlich weiter in das Innere reichten, als heute. Der Unab- hängigkeitskrieg und die sich ihm anschliessenden inneren Wirren nahmen jedoch alle Kräfte — oder richtiger alles Interesse — der Argentiner zu sehr in Anspruch, als dass sie die von den Spaniern erzielten Resultate weiter hätten verfolgen können; ja, sie sahen sich selbst gezwungen, bei dem nunmehr agressiven Vorgehen der wilden Bewohner des Chaco, zurückzuweichen und denselben Ge- biete einzuräumen, die bis dahin in ihrem unbestrittenen Besitze sich befunden hatten: die Indianer machten die Vorstädte der Hauptstadt Santa-F@ unsicher! Mit der Anlage der Colonie Espe- ranza trat eine Wendung ein; die Colonisten hatten zwar in der ersten Zeit auf der Hut zu sein gegen die diebischen Nachbarn, aber der Sieg des Pfluges konnte nicht zweifelhaft bleiben: immer weiter zog er seine Furchen, immer neue Colonien entstanden und rückten gegen den Norden, also gegen den Chaco vor, so dass, noch bevor die Regierung ihre Grenzlinie weiter ausdehnte, der Pflug ihr hunderte von Quadratleguas besten Landes zurückerobert hatte. Heute ist die Grenze der Provinz Santa-F& gegen den Chaco an dem Flüsschen El Rey definitiv etablirt, und bereits blühen 486 Colonien daselbst, deren bedeutendste den recht bezeichnenden Na- men: „Reconquista“ — „Zurückeroberung“* — führt. Die Pro- vinz Corrientes ihrerseits versuchte auch, freilich mit weniger güns- tigem Erfolge, in neuerer Zeit 'Theile des Chaco für die Civilisation zu gewinnen, 'wobei sie das spanische System der Gründung geist- licher Niederlassungen in Anwendung bringen wollte und wohl aus diesem Grunde ihr Vorhaben nicht durchzusetzen vermochte. Gegenüber — auf dem anderen Ufer des Paranä — der volksreichen Stadt Corrrientes dehnt sich die Wildniss aus, und viele Indianer- horden haben sich dorten angesiedelt, die einen lebhaften Verkehr mit der Stadt unterhalten, sie namentlich mit Brennholz und Grün- futter etc. versehen, also der Civilisation jedenfalls zugänglicher sind, als ihre räuberischen Stammesgenossen auf der Santa-F6-Grenze. Desshalb beschloss die Correntiner-Regierung, an den Ufern eines in den Paranä sich ergiessenden Flüsschens eine Mission zu grün- den; es wurde eine Kapelle gebaut und einem Franciskaner-Kloster in der Stadt Corrientes zur Verfügung gestellt, — doch erwies sich schon bald nach der Gründung das Unternehmen als ein gänzlich verfehltes. Der Indianer von heute ist nicht geneigt, in die Fuss- tapfen seiner Vorfahren zu treten und geistlicher Herren getreuer Vasall zu werden. Das zeigen auch die in dem saltenschen (Pro- vinz Salta) Theile des Chaco unterhaltenen zwei Missionen, trotz- dem deren Geistliche mit lobenswerthem Eifer sich ihrer Aufgabe widmen. Irrig aber würde es sein, aus diesen Verhältnissen aut eine gänzliche Unzugänglichkeit dieser Indianer für die Civilisation zu schliessen. Vielmehr muss als erwiesen betrachtet werden, dass gerade bei den Indianern des Chaco ernstliche, aber auch nach- haltige Versuche, sie zu sesshaften, nützlichen Bewohnern des Landes zu machen, auf den besten Erfolg würden rechnen können. Dass die Stämme von der Küste des Paranä bereits einen geschäft-- lichen Verkehr mit ihren christlichen Nachbarn unterhalten, wurde bereits erwähnt, und bleibt noch zuzufügen, dass die Zuckerrohr- plantagen von Salta und J ujuy so zu sagen auf indianische Arbeiter angewiesen sind. Ganze Tribus kommen zur Erntezeit aus der Wildniss und verdingen sich auf den Plantagen, wo sie — behan- delt man sie richtig — soweit fleissige und auch zuverlässliche Ar- beiter abgeben. Nach Beendigung der Arbeit ziehen sie in ihre Wildniss wieder zurück, doch hat man in letzter Zeit constatirt, dass mehr und mehr Familien sich in grösserer Nähe ihrer Arbeits- plätze fest niederlassen und ein sesshafteres Leben führen. Der Chaco-Indianer ist also keineswegs culturunfähig, wenn es auch bezweifelt werden darf, geistliche “Missionen allein würden ausrei- chen, ihn definitiv für die Civilisation zu gewinnen. Der Zahl nach sind die wilden Bewohner des Chaco Austral schwach; man beziffert sie auf nur 15,000. Sie zerfallen in viele sich meist recht gründlich hassende Stämme, treiben im Durchschnitt 487 zwar auch etwas Viehzucht, aber die dichten Urwälder, die grosse Strecken des Gebietes bedecken, liessen es nicht zu, dass sie, wie ihre Pampasbrüder, sich zu einem Reitervolk ausbildeten. Dagegen bieten ihnen die vielen Dickichte und sumpfigen Stellen, die nur von Wegekundigen passirt werden können, Verstecke, in welchen sie Schutz finden vor der Verfolgung der Grenz-Soldaten nach ihren Raubzügen, die jedoch immer nur von kleinen Trupps unter- nommen werden und an Bedeutung nicht verglichen werden können mit denen der Pampas-Indianer. Neben den prächtigen Urwäldern besitzt auch der Chaco Austral vorzügliche Weidegründe und wirft die Viehzucht, namentlich die des Hornviehs, Resultate ab, welche die der Viehzucht-Etablisse- ments in den Küsten-Provinzen weit übertreffen. Die Ausdehnung des Gebietes bedingt selbstverständlich eine Verschiedenheit in der Boden-Beschaffenheit, und, obgleich von dem Innern des Chaco nur ganz schmale Striche längs den Ufern des Vermejo bekannt sind und selbst diese nur oberflächlich, weiss man doch, dass daselbst sowohl sumpfige als auch dürre Strecken vorkommen. Die sich in den Paranä ergiessende, zum Theile schiffbare Flüsschen sollen nicht weit in das Innere reichen, dagegen sind grosse La- gunen — theils Süss- theils Salz-Wasser — häufig. In den Ufer- gegenden, die für’s Erste vorzugsweise Bedeutung haben, da von hier aus die Erforschung und spätere Colonisation des ganzen Ge- 'bietes zu beginnen hat, finden dieselben Culturen wie in der Pro- vinz Üorrientes vorzügliches Gedeihen, denen selbstverständlich noch manche einzuführende zuzugesellen wären. Gegen Salta zu ist das Territorium für rein tropische Produkte besonders geeignet, nament- lich soll der Bau der Indigo-Staude, die daselbst wild vorkommt, glänzende Resultate versprechen. Auch die Oultur des Safrans dürfte mit der Zeit sich zu einer bedeutenden Entwickelung auf- schwingen: angestellte Versuche haben eine Ernte von zwei Centner Blumen pro Cuadra ergeben. Der Cochenille-Oaectus ist stellenweise ungemein häufig und mit dem werthvollen Insekte bedeckt. — Es ist, mit einem Worte, ein gesegnetes Gebiet, das aber heute — wenn wir von den jüngst angelegten Colonien absehen — dem Lande keinen anderen Nutzen einbringt, als diean dem Ufer des Paranä, übrigens ziemlich schwunghaft betriebene Holzschlägerei. Aber schon in wenigen Jahren wird sich dies geändert haben und Tau- sende von fleissigen und zufriedenen Ackerbauern jenem Boden reiche Ernten abgewinnen. — Als wissenschaftlich interessant ist noch zu erwähnen, dass vor langer Zeit riesige Blöcke Meteoreisen in dem Chaco niedergiengen, leider aber tief im Innern desselben, aus welchem Grunde eine gründliche Untersuchung noch nicht vorliegt. Im Volksmunde ne die betreffende Gegend „Campo del Cielo“ oder „Himmels- fe d“. 488 AV. Misiones-Territorium. Dieses Territorium bildet den auf Argentiniens Erbschaft ge- fallenen Thieil des früheren Jesuiten-Reiches, jener wunderbaren Schöpfung der zähen Ausdauer, mit welcher die Gesellschaft Jesu ihre Zwecke verfolgt. Ein geschichtlicher Rückblick auf das Ent- stehen, die Ausbreitung und den Verfall der Misiones würde uns zu weit abführen, zudenı fehlt es ja nicht an eingehenden diesen Gegenstand behandelnden Schriften, aus denen jeder unbefangen urtheilende Leser die Ueberzeugung gewinnen muss, die plötzliche Entfernung der Jesuiten aus ihrem Staate, denn einen solchen bilde- ten die Misiones, könne zwar dem Staatsinteresse der spanischen Regierung entsprochen haben, für die zunächst betroffene Bevölke- rung aber sei sie gleichbedeutend gewesen mit — wenn nicht gerade- zu Untergang — doch einem solchen Rückschritt, dass heute noch die Frage als offen zu betrachten ist, ob sie sich je wieder von diesem Schlage werde erholen können, d. h., ihre geringen Ueber- bleibsel, denn die ganze indianische Bevölkerung der Missionen, die Ende des XVIII. Jahrhunderts, also 30 Jahre nach der Ver- treibung der Jesuiten, noch aus etwa 30,000 Köpfen bestand, ist heute auf höchstens 3000 zusammengeschmolzen, welche zudem eine nationale Gemeinschaft nicht mehr aufweisen, sondern mehr oder weniger mit den Bewohnern der angrenzenden correntinischen Distrikte sich verschmolzen hahen. — Das die nordöstliche Ecke der Republik bildende Territorium besitzt nach dem Census ein Areal von 62,100 DKilometer, Dr. Burmeister berechnet es auf 700 deutsche geogr. DMeilen, die Perthes’sche planometrische Messung ergab dagegen deren 1114. Begrenzt wird das Territorium im Süden von der Provinz Corrientes (die Besitzansprüche darauf erhebt), im Norden und Östen von brasilianischem Gebiete und im Westen von der Republik Paraguay, von welcher es der Paranä trennt. Es ist ein reich bewässertes, theils hügliges, theils bergiges Land, mit grossen, breiten Ebenen und ausgedehnten lieblichen Thälern, mit einem Worte: die Jesuiten, denen niemand scharfen Blick und richtiges Erkenntniss absprechen wird, hatten es zu ihrem Lieblingssitz erkoren, zum Centrum ihrer Herrschaft in der neuen Welt. An Fruchtbarkeit werden die Mis- sionen von keinem anderen Theile Amerikas, ja man darf wohl sagen der ganzen Erde übertroffen, wenige Gegenden dürft:n selbst in diesem Bezuge einen Vergleich mit ihm aushalten können. Das Clima ist zwar warm, aber doch nicht übermässig heiss, vielmehr erlaubt es selbst dem Nord-Europäer Arbeit im freien Feld. Durch die dieses Bundesgebiet von allen Seiten umgebenden schiffbaren. Flüsse, hat es vor manchem anderen subtropischen Lande den Vor- theil sicherer und billiger Verbindungen mit Weltmärkten voraus. Statt die einzelnen Culturen zu verzeichnen, die. in den Missio- nen sichere Erträge abwerfen, ist es kürzer und dabei nicht weni- 489 ger zutreffend zu sagen: alle intertropische Produkte können da- selbst in vorzüglicher Güte gewonnen werden; Zucker und Caffee, Baumwolle und Tabak, Mandioca, Reis, Mais, Weizen, Bohnen, Kartoffeln etc. etc. lohnen den wenigen Ansiedlern, die sich bis jetzt mit ihrem Anbau in jenen gesegneten Gegenden beschäftigen, in hohem Grade die auf die Bestellung der Felder verwendete geringe Sorgfalt. Die feinere Obstzucht wird in einer nahen Zukunft zu grosser Bedeutung sich aufschwingen und auch dem Weinbau bieten die sonnigen Gehänge so grosse Vortheile , dass bei einer ratio- nellen Cultur und sachgemässen Behandlung des Produktes bril- lante Ergebnisse in Aussicht gestellt werden dürfen. — Ein anderer landwirthschaftlicher Industriezweig, der in den Missionen sich bestens rentiren wird, ist die Seidenraupenzucht. Unter den Waldbäumen, welche in den Missionen überraschend gut gedeihen, verdient der den im -Lande so beliebten Mate- oder Paraguay-Thee liefernde eine spezielle Erwähnung; er bildet in der Nähe des Uruguay-Flusses ausgedehnte Wälder, die zu einer ziem- lich. beträchtlichen Industrie, deren Hauptsitz die Ortschaft San Javier ist, Veranlassung geben. Auch ist, wie schon an vorher- gehenden Stellen erwähnt, das Missionen-Territorium sehr reich an den werthvollsten Nutzhölzern, in welchem Bezuge sich besonders die am Paranä gelegenen Distrikte auszeichnen; es giebt daselbst unter anderen grosse Wälder von Cedern und Palisander-Bäumen. Die Colonisation dieses Gebietes wird nun wohl auch seitens der Bundesregierung in Angriff genommen werden und wahrlich gross- artig werden die Erfolge sein; bieten doch die Missionen Alles, was der Ansiedler nur wünschen kann: sehr fruchtbaren Boden, liebliches, ungewöhnlich gesundes Clima, Wasser- und Holzreich- thum, sicheren Absatz der gewonnenen Produkte und schliesslich — in den das Gebiet einschliessenden Flüssen — gute und billige Verkehrswege. Ein weiteres sehr wichtiges Moment — und: zwar nicht nur in Beziehung auf die Colonisation des Missionengebietes, sondern in gleicher Weise auf die aller Bundes-Territorien — liegt in dem ausgesprochenen und theilweise schon bethätigten Entschluss der Nationalregierung: die Colonisation selbst in die Hand zu neh- men, das heisst also, die Colonisten vor Ausbeutung zu sichern, denn gerade, um die neuen Ansiedler vor jeder Benachtheiligung zu schützen, ihnen das Produkt ihres Fleisses in seinem ganzen "Umfange zu erhalten, will die Bundesregierung des Argentiner- Landes die Colonisation ihrer Bundes-Territorien nicht von Privat- Unternehmern oder Speculanten bewerkstelligen lassen. Sehluss. Der Druck des vorliegenden Buches war bereits so weit vorge- ‚schritten, dass die in der Botschaft, mit welcher der Präsident der Republik am 6 May 1876 die Sitzungs-Periode des Argentini- ‚schen Congresses eröffnete, enthaltene sehr interessante Data nicht mehr in den betreffenden Kapiteln zur Verwerthung gelangen konnten, wesshalb jenes Dokument — im Auszug — hier Platz finden und so das Buch abschliessen mag. — Bei dieser Gelegenheit haben wir die Nachsicht des Lesers zu erbitten für die Satzfehler und Irrthümer, welche ihm an einigen Stellen aufstossen werden und die — zum grossen Theil wenigstens — ihre relative Entschuldigung in dem für die Fertigstellung des gleichzeitig in vier Sprachen erscheinenden Buches ausserordentlich knapp zugemessenen Zeitraum und in gewissen technischen Schwie- sigkeiten finden dürften. Botschaft des Praesidenten Avellaneda. Meine Herren Senatoren und Deputirte: Als Sie Ihre vorjährigen Sitzungen schlossen, erfreute sich das Land der Segnungen des Friedens und in derselben glücklichen Lage befindet sich unsere Republik beim Wiederbeginn Ihrer ver- fassungsmässigen Funktionen, deren Ausübung diesesmal Ihre be- sondere Aufmerksamkeit erheischt, wie Sie ersehen werden aus dem Bericht über die Lage des Landes, welchen ich Ihnen hier- mit erstatte: Innere Politik. — Dasselbe auf Billigkeit und Nachsicht be- ruhende Verfahren, dessen sich meine Regierung nach Besiegung des Aufstandes vom September 1874 befleissigte, und dem Sie später durch Erlass eines Amnestie-Gesetzes Ihre Zustimmung ga- ben, hat auch in dem letztverflossenen Zeitraum der Regierung als Norm gedient. Mit Ausnahme der Befehlshaber von Truppen, welche sich dem Aufstande angeschlossen und so die Militär-Gesetze 491 verletzt hatten, ist jedem Betheilisten an jener Revolution die Rückkehr ins Vaterland unbehindert gestattet, und selbst für jene Militärchefs hebe ich hiermit, kraft meiner Befugnisse, die Ver- bannung auf und spreche sie von jeder Strafe frei, falls sie dies nachsuchen und schriftlich die gesetzmässigen Behörden der Nation anerkennen. Ueber die innere Lage der Provinz Buenos Aires habe ich noch einige Worte zuzufügen. Es giebt in dieser Provinz eine starke Partei, die sich jeder Betheiligung an dem öffentlichen Leben ent- hält und deren Pressorgane fast den bewaffneten Aufstand pre- digen. Diese Zustände sind nicht normal; das Bestehen einer Opposition ist gestattet, aber sie darf die ihr vom Gesetze gezogenen Schran- ken nicht überschreiten. Andererseits ist das Vorhandensein von sich von dem Gemeindeleben systematisch fernhaltenden Parteien durchaus unberechtigt und erfordert eine gesunde Politik, solche Zustände zu beseitigen. Es gereicht mir daher zu besonderer Freude, darauf hinzielende Schritte der Provinzialregierung verzeichnen und ‚ie Hoffnung aussprechen zu können, dass der Erfolg sie krönen werde. — Woahlgesetz. — Der Hohe Congress hat sich durch Neuwahlen ergänzt und eine neue Legislativ-Periode wird mit dieser Sitzung eröffnet. Ich glaube — und halte es für meine Pflicht, dies aus- zusprechen — dass damit die beste Gelegenheit geboten wird, das Wahlgesetz zu reformiren, um jeder politischen Fraction des Volkes die Betheiligung an dem öffentlichen Leben nicht nur zu ermög- lichen, sondern auch zu garantiren. Zu diesem Zwecke dürfte die Annahme einer tief eingreifenden Modification des jetzigen Wahl- gesetzes zu empfehlen sein und zwar in der Weise, dass, während jetzt eine jede Provinz einen einzigen Wahlbezirk bildet, man die Provinzen in so viele Distrikte theile, als sie Deputirte in den Congress senden. Dann wäre auch noch durch eingehende Regle- mentation das bei der Prüfung der Wahldiplome von der Kammer zu beobachtende Verfahren festzustellen, damit die Annahme oder Anullirung einer jeden Wahl Partei-Rücksichten entzogen werde, “denn, wir dürfen es nicht vergessen, ohne Sicherstellung der ab- soluten Gerechtiskeit bei den Wahlen wird die repräsentative Staats- form stets ein blosses Schattenbild bleiben. ..... In der Folge versucht der Präsident die Nothwendigkeit dar- zustellen, den Bundes-Behörden, beziehentlich Bundes -Gerichten Befugnisse zu gewähren, gegen die Presse einzuschreiten, wenn diese zur Auflehnung hetze. Auswärtige Beziebungen. — Der Präsident betont, dass die Republik sich in Friede und Freundschaft mit allen Staaten be- fände. Es sei der definitive Friedensschluss mit Paraguay unter- zeichnet worden und mit Chile würden die Verhandlungen über die Patagonische Frage demnächst wieder aufgenommen werden; 492 Chile habe einen neuen Vertreter bei der hiesigen Regierung er- nannt und da dieser Schritt sich an von da gemachten sehr fried- fertigen Eröffnungen anschliesse, sei aller Grund zur Hoffnung auf einen billigen Ausgleich vorhanden. Der Freundschafts- und Handels- Vertrag mit Perit wurde ratifieirt, mit England ein Post-Vertrag abgeschlosseu; Verhandlungen über einen solchen seien mit Italien im Gange. — Einwanderung. — Im Jahre landeten in unseren Häfen 42,066 Einwanderer, eine um ein Drittel geringere Zahl als die von 1874. Freilich lässt sich in allen andern, der Auswanderung zum Ziele dienenden Ländern gleichfalls eine bedeutende Verminderung der Einwanderung nachweisen, aber wir würden uns einer absichtlichen Täuschung hingeben, wollten wir als einzigen Grund jener Ver- minderung allgemeine Ursachen annehmen, denn die Auswanderung von Arbeitskräften und Capitalien wird nicht vom Zufalle beein- flusst, sie gehorcht vielmehr ganz bestimmten Gesetzen. Der Ein- wanderer verlangt von dem I.ande, in welchem er seine zweite Hei- mat aufschlägt, Sicherheit der öffentlichen Verhältnisse; er meidet mithin Länder, in welchen Aufruhr und Bürgerkrieg herrschen. Dann auch verlangt er Leichtigkeit in dem Erwerb von Grundbesitz, und wir, die wir die Herren unermesslicher brach liegender Ländereien sind, haben es bis jetzt nicht verstanden , diese Bedingung zu erfüllen. Die Auswanderung verfolgt mit Vorliebe einen schon betretenen Weg, und ist es unumgänglich nöthig, unbedeutende Hindernisse, die eine solche Bahn verschliessen, zu beseitigen. Bis jetzt haben wir noch nichts gethan, dem mannhaften und arbeitsamen euro- päischen Nordländer den Weg zu uns zu erleichtern, ihm mindestens es zu ermöglichen, zu dem Preise, den seine Reise nach Nord- amerika kostet, nach den Häfen von Buenos Aires oder Rosario zu gelangen. Es ist also erforderlich, das Versäumte nachzuholen und zwar ohne weiteren Zeitverlust. Diesen Zweck verfolgte das Ihnen im vorigen Jahre unterbreitete Colonisations-Gesetz. Ich kann diesen Abschnitt nicht schliessen, ohne vorher noch einige andere Punkte zu berühren. Wir können dem Einwanderer kostenlos Ländereien geben, da wir dieselben besitzen; aber wenn wir ihm bei dem beschwerlichen Anfang nützlich sein, ihn aus Nord- europa mit Passage - Vergütung bringen wollen, müssen wir auch baare Auslagen machen. Sind nun solche vereinbar mit dem an- genommenen und weiter auszudehnenden Sparsamkeits-System? — Darüber möchte ich Ihnen meine Ansicht mittheilen: TVebersteigt unsere Einfuhr die Ausfuhr, so haben wir zu sparen, um ehrlich von dem Unsrigen zu leben und nicht in Saus und Braus mit frem- dem Geld. Sparen wir also, aber vermehren wir auch möglichst rasch die Ausfuhr, d. h. die Produktion, um solchergestalt das Gleichgewicht zwischen Ein- und Ausfuhr herzustellen, und da bei uns der Einwanderer der mächtigste Factor der Produktion und 493 des Capitals ist, so können wir nur durch die Einwanderung jenes Ziel erreichen. Sparen wir in allen Zweigen der Verwaltung, aber lasst uns nicht vor Auslagen zurückschrecken, zu dem Zwecke den in unserem Lande mündenden Einwanderungsstrom zu verstärken. Ich will nicht die grossartigen Erfolge, welche Preussen im vorigen Jahrhundert und Californien zu unserer Zeit durch die Einwanderung erzielte, erwähnen, giebt uns doch unser eigenes Land selbst einen recht sprechenden Beleg des Nutzens der Einwanderung an die Hand: Erst im Jahr 1870 gelangten die in der Provinz Santa#Fe& gegründeten Ackerbau-Colonien zu einiger Bedeutung; sie produ- zirten in jenem Jahre 170,000 Centner Weizen, im Jahre 1875 dagegen 750,000 Centner, und während in dem erst gedachten Jahr keine nennenswerthe Ausfuhr ihrer Produkte stattfand, erreichte sie 1875 den Werth von 1,350,000 Pesos fuertes. — Ich habe zwar Ihnen über die Verminderung der Einwanderung berichten müssen, gleichzeitig aber kann ich die erfreuliche Thatsache zu Ihrer Kennt- niss bringen, dass, während früher fast die ganze Einwanderung sich in der Stadt Buenos Aires niederliess, im Jahr 1875 nicht weniger als 9823 Zuzügler in das Innere des Landes sich internirten. Finanzielle Lage. — Wir befinden uns unter dem Drucke einer Krisis, wie solche zu allen Zeiten und in allen Ländern sich periodisch geltend machen. Wenn wir unsere Handels-Statistik zu Rathe ziehen, erfahren wir, dass unsere Einfuhr im Jahre 1875 sich auf 55,775,627 Pesos fuertes belief, während sie im Vorjahre 55,961,177 Pesos fuertes betrug; die Verminderung ist also kaum nennenswerth. Die vom Jahre 1871 übertrifft sie um 12% Millionen und die von 1870 um mehr als 8 Millionen Pesos fuertes. Dagegen hat die Ausfuhr des Jahres 1875 die bis jetzt höchste Summe er- reicht, sie repräsentirte einen Werth von 50,331,400 Pesos fuertes, steht also der Einfuhr um nur 5,434,227 Pesos fuertes nach, ein ausserordentlich günstiges Verhältniss, das zudem noch in einem vortheilhafteren Licht erscheint, wenn man in Betracht zieht, dass der Angabe des Werthes der Ausfuhr der hiesige, sehr niedrig valorirte Platzwerth zu Grunde liegt. In runden Zahlen führten wir aus: 29 Millionen im Jahre 1870, 26 R ee keine 45 E Se 45 E en ST 43 c az und: 50 R EN KEN Oo Staats-Einnahmen und Ausgaben. — Im Jahre 1875 er- zielte die Nation eine Einnahme von 17,206,859 Pesos fuertes, also 675,859 Pesos fuertes mehr als im Vorjahr. Der Ausgabe-Etat für 1875 war mit 21,4283,790 Pesos fuertes votirt, während die ordent- lichen Ausgaben nur 17,428,790 Pesos fuertes betrugen, mithin Ein- nahmen und Ausgaben sich fast aufwiegen. Die ausserordentlichen 494 Ausgaben wurden vorzugsweise durch Eisenbahnbauten und andere öffentliche Anlagen verursacht, welche Kosten aus Spezialfonds be- stritten wurden, und durch Zahlung der von der vorhergehenden Administration verordneten Anschaffung von Kriegsschiffen ete. — Der Ihnen in den nächsten Tagen zugehende Staatshaushalts-Etat für 1877 enthält sehr beträchtliche Reductionen und wird Ihnen der Finanz-Minister ein Project vorlegen, betreffend die Tilgung der schwebenden Schuld, verursacht von den aus früheren Finanz- jahren stammenden Defizits. Ferner werden Sie in dem Jahres- bericht des Finanz-Ministers Erläuterungen finden über die Schwie- rigkeiten, welche sich der Ausführung des im letzten Jahre angenommenen Münz - Gesetzes entgegenstellen, die aber beseitigt werden müssen, denn das Land bedarf dringend einer Regelung seines Münz-Systems. Eisenbahnen. — Trotz der Krisis schreitet der Ausbau unseres Eisenbahn-Netzes rüstig vorwärts. In den letzten 12 Monaten sind mehr Schienen gelegt worden als in irgend einem früheren gleich grossen Zeitraum. Im October vergangenen Jahres wurde die — heute Andes-, morgen transandinisch genannte — Bahn bis nach Villa Mercedes in San Luis eröffnet; ihre Ausdehnung beträgt jetzt 275 Kilometer und ist sie ausschliessliches Staats-Eigenthum. Die Cördoba-Tucuman-Bahn — gleichfalls Staatsbahn — wird noch vor Schluss Ihrer diesjährigen Sitzungen beendet sein; die Primer- Entre-Riano-Bahn wurde gänzlich umgebaut und die Buenos-Aires- Campana-Bahn, 76 Kilometer lang, ist dieser Tage dem Verkehr übergeben worden. Auch die Provinz Buenos Aires hat ununter- brochen an der Vermehrung und Ausdehnung ihrer Schienengeleise gearbeitet, während die Einnahmen der „Argentinischen Central- Bahn“ (Rosario-Cördoba) im Jahre 1875 nicht nur den Betrag der Zinsengarantie deckten, sondern einen Ueberschuss von 160,000 Pesos fuertes ergaben, welche dem Staats-Schatze zu Gute kamen. Oeffentlicher Unterricht; Präliminar-Ausstellung. — Nach den im Unterrichts-Ministerium zusammengestellten Data existirten im Jahr 1875 über 80 öffentliche Schulen mehr denn 1874. Die Normalschule in Tucuman wurde eröffnet und die von Paranä ertheilte die ersten Diplome an in ihr ausgebildete Lehrer. Ueber 5000 Studenten frequentirten die National-Collegien und Normal- Schulen; trotzdem ist der Fortschritt im Unterrichts-Wesen noch langsam und bleibt noch viel zu thun übrig. — Am 12. Dezember vergangenen Jahres wurde die Präliminar- Austellung der für Philadelphia bestimmten Produkte eröffnet, die ihren Besuchern es ermöglichte, sich eine Vorstellung zu machen von dem Reichthum unseres Landes. Ausser diesem ausserordentlich günstigen Resultate, haben wir dem betreffendem Comite noch zwei andere Werke von bleibendem Werthe zu verdanken: eine Karte der Republik, die vollständigste und genaueste aller bis 495 jetzt veröffentlichten, und das demnächst in vier Sprachen erschei- nende Buch: „Die Argentinische Republik“. Heer und Grenzen. — Die Neu-Organisation des stehenden Hee- res kann als beendet bezeichnet werden. Heute zählt es 8000 M., zum weitaus grössten Theile Landeskinder. Gleichfalls ergab die Be- setzung einer neuen, weit in’s Innere der Pampa vorgeschobenen Indianer- Grenzlinie sehr befriedigende Resultate: über 2000 Quadrat- Leguas Land wurden erworben und zugleich die Vertheidigung der Grenzen gegen die Indianer-Einfälle Vereinfacht und verstärkt. Rum: Schluss lässt sich der Präsident über die Angriffe aus, welchen unser Credit auf der Londoner-Börse in der letzten Zeit ausgesetzt war. Er erinnert daran, dass die Provinz Buenos Aires, noch bevor die Republik constituirt war, aus freien Stücken ein im Jahre 1824 in London aufsenommenes, seitdem völlig werth- los gewordenes Anlehen nicht nur anerkannte, sondern sich geradezu weigerte, irgend welches Arrangement einzugehen, das die Inhaber schädigen könnte, obgleich dieselben Verzichtleistung auf die seit Jahren verfallenen Zinsen anboten; die rückständigen Zinsen, die rückständige Amortisation wurden auf Heller und Pfennig bezahlt. Ein Volk, sagt Dr. Avellaneda, das solche fast einzig dastehende Beweise seiner Ehrenhaftiskeit gegeben habe, dürfe man nicht mit niedrigen Verdächtigungen besudeln wollen, die zudem voll- ständig unbegründet seien, denn, wenn die äussere Schuld Ende Dezember 1875 43 Millionen Pesos fuertes betragen habe, einschliess- lichvon noch nicht emitirten 1; Millionen Pfund Sterling, so werde diese Summe mehr als gedeckt durch den Werth der Staatsbahnen etc. Das Arsentinische Volk könne in Fragen der inneren Politik in sich auf das heftigste bekämpfende Parteien getheilt sein, wo aber seine Ehre in’s Spiel käme, sei es einig und ungetheilt. Zwei Millionen Argentiner würden sich bereitwillig und ohne Murren Noth und Elend unterwerfen ‚„ wenn dies erforderlich sein sollte, die von ihnen als Volk eingegangenen Verpflichtungen treu und ehrlich zu erfüllen. — — — — | | ’ i I : \ { h ! j { a eg nennen nn ann nn Zusätze und Berichtigungen zu Kapitel VI. Während der Correktur der Uebersetzungen ins spanische und englische ergaben sich noch einige Bemerkungen, welche der Ver- fasser jenen einfügen konnte und der deutschen Ausgabe hier nachträgt. Seite Zeile 89 | 18—20 v. 89 807: 94 Is Sr: 94 10 94 | 27—29 v. 95 DIVE 99 | 18 v. | 99, 4 v. | 108 | 4 v. 108 | ıv 120 | 20: u. OÖ. Statt: „welche — sollen“ ist zu lesen: „mit wenigen wei- ter unten zu erwähnenden Ausnahmen. “ Statt: Buschwald lese: Buschland. und anderen Orten steht in Folge eines nicht auszurot- tenden Druckfehler’s: Duvana statt Duvazwa. ist einzufügen: (Herr Claraz bezeichnet auch brieflich eine Colletia-Art (?insidiosa) als einen Haupt- bestandtheil des Patagonischen Buschlandes, welches dasselbe stellenweise allein zusammensetzt. Der V.) „Es — vermuthen“ ist ein Zusatz des Verfassers und ge- hört nicht dem Texte der Herren H.u. C. an. istnach „trennen“ einzusetzen: Weiter südlich bildet der Atlantische Ocean die Westgrenze, wenn nicht viel- leicht dessen gleich zu erwähnenden Uferwaldungen der Mesopotamischen Formation zuzuzählen sind.“ ist nach „Ventana“ einzusetzen: „nach schriftlichen Mit- theilungen des Herrn Claraz ist dieser Curmamoel oder, wie dieser Herr schreibt Cura-mamuel, Col- letia eruciata. | ist nach „Montes grandes“ einzufügen: Statt als eine Enclave der Pampa könnte man diese Uferwaldun- gen vielleicht richtiger als eine Fortsetzung der Me- sopotamischen Formation ansehn. Da nach dem We- nigen, was bekannt ist, die Republik Uruguay, we- nigstens grösstentheils, ebenfalls zu dieser gehören dürfte, würden sie mit derselben in einer fast unmit- telbaren, blos durch den La Plata-Strom unterbro- chenen Verbindung stehen. Die Waldungen dieser Formation sind Uferwaldungen, was die Analogie erhöht, und die aus jenen Waldungen erwähnten Baumarten sind denselben mit der Mesopotamischen Formation gemeinsam. ; nach „Zwecken“ ist einzufügen: Sein Populärname ist Barba de tigre, nach „Ufergebüsch“ ist einzufügen: „Vielleicht ist aber letztere Colletia eine andere Art (insidiosa). Sie heisst hier Espina Cruz. | statt Tabacillo lese : Tabaquillo, I L L L L L L L L L L — — — — Seite Zeile 122 1220: 122 | 16—17 v. 0. 122 18 v. o. 187 GW :0, / 139 Evo 18 v. 0. 140 8 vo 144 INT us 146 | 15° 92 0, | 146 2I wen. 147 | 12 0, | 28 Dezember 1875. Ber, j J > nach „Santo“ einzufügen: mit dem von Salta. die Stelle „den — Eigenthümlichkeiten“ zu streichen. nach „werden“ einzufügen: Der breite Boden der letzt- genannten Thäler ist durch eine niedere Sierra in 2 Thäler geschieden, von denen sich das von Salta an den Hauptzug der Cordilleren, das von Campo Santo an die Sierra de Lumbrera anlehnt. Letzteres, wie das Thal des San Francisco zeigt die Chacoformation mitihren Bougainvillaea-Büschen und anderen Eigenthümlichkeiten; das Thal von Salta dagegen dürfte trotz mancher subtropischer Bestandtheile der Monte-Formalion zu zurechnen sein, um so mehr, als früher der Boden mit Algarrobenwald bestanden ge- wesen sein soll, der freilich jeizt ausgerottet ist. Die erwhänte kleine Sierra zeigiö an ihrem Osthange üp-, pigen subtropischen Wald, der Osthang der Cor- dillere über Salta wenigstens in den Schluchten. statt suboillosa lese: subvillosa. statt phragmatoides lese: phragmitoides, statt zurückbleibt lese: zurückbleiben. statt Region lese: Waldung. statt bei lese: bis. nach „können, ist einzuschalten: Nach den unvollstän- dig entwickelten und noch nicht genau untersuch- ten Exemplaren, die wir sammeln konnten, scheint es eine Thymelaeacee zu sein. zu „Küste“ ist zu bemerken, dass dies ein „Argentinis- mus“ und das Ufer des Paraguay resp. Paranä ge- meint ist. Dass unmittelbar an der Einmündung der Chacoflüsse, am Ostufer des Parana und Para- guay wieder üppige Waldung mit subtropischen Be- standtheilen auftreten soll, wurde schon erwähnt. nach „Unterholz“ ist einzufügen: Ein weiteres eigen- . thümliches Gewächs des Uhaco, das auch in die sub- tropische Formation eingeht, ist der Chaguar, eine stachlige, schönblühende Bromeliacee, welche den Waldboden oft in grosser Häufigkeit bewohnt. Ihre Fasern dienendenIndianern zu Fäden, Stricken | und Geflechten,z. B.zu ihren Tragsäcken und Netzen, besonders aber zu ihren Panzerhemden, die, ange- feuchtet, für Pfeile undurchdringlich sein sollen. Die Knollen dieser Pflanze werden ferner von den In- dianern gegessen, und ihre Früchte sollen ihnen ein scharfes Gewürz, scharfer als der Aji geben. Dr. L: alu Bet 3 st ee = Cerro Ouutquerin m = Oreromaneo ib; Barriz®. foren = glerralito nn | : Hell m Pan dn A "Hirdunvcolorado > u 4 € ne ne a FR era ı Pay pe Falı Se Oraquoe“ S u aa Wnllhernme a a Auıca Mituida „5; 5 £ : | 2, a Ru an \=) w. er ® | > A . oO e > 1 ] z | % GES | Carta tnpografien e DE LA PAMPA YDE LA LINEA DE DEFENSA | = ©. n (actual y proyectada “ = CONTRA LOS INDIOS u. - . << a [e} S ET ur D e <= Gumpo (oystruula purorden. del 320 Senur Hinistro de Guerra.y Marina, Coronel os 2 DB «löune DEDIAIONOATSTUG, ugun losmgresmalrialty habajas propios ® a [2 L Nor | 2 o Dieiembre 1977. el S“ Mayor DE ,L.Melchert. 53 COMITE CENTRAL ARGENTINO ——— para la — a EXPOSICION DE FILADELFIA Ze 70%, g= Meinzup, u u. B. 2% Cerro del Gundal E Hüllereo Vareln E r en = = “ uno Dir, u manga antiod Pe =, d. Gin, @ /Zorro colgado FB Hula atorudg " Plledano de Guzman he u RE pe sel as Ires Layımas on £ - Viyilaneers Conesa. & I ME Tremineo‘ Rolanalauguese, WZag.del Go — (Gehkurslnuguen Tonentrili Huancanalanggy |, - Fe == f 2 I. Cerro Nevado aloe 2 Carla ve el nma 1a Er don. MM arikuineul 5, Gualhue Pinzen Gen 1. ee - Ouemii Quemal (bel ) Ste Aare Du N I lid Mapıı a = 12 lalekoche, + Eafehihue Paz = GEL rnichihuc Tiiera + Medid’ Acha Mar chugudla Trüunfos T Jet ENDE - ron | 2" oBrızucda 9 de ‚ulioe — Söuerura Pilgarrobos Flineng Lay, wlan caquee Ram Carlos Eilerta 2 zur vll HAAR m = ned ar Faitlangu ef ee De N Pergunmnoa Nojns - Tunin @Chacabneo Gral depalo alag.d apa Geeigee Juter hun - “Lay d.Iospator BT Sarianlo t 2,600,000 Hilo metros — Legwas de soooys —pärreciles Zara Se Ant? dArsmo u Gilesg Mercedesg> Nuvarro® “25 de Mayo ee an) 3aC, ESPLICACIONES ea —— Eee VE Linea. de fronlera actual. Linea nueva proredada (omandancıa de scexton. Iuerle. _ Eorlin. ea Tostas Militares- aa Toldos de Indios somehdos. Ferrotarril en esplohucion id. id. en construceion id. id. proveclado (obutics prebiminnree hrckas)) larrelera. Caminos nlersartbs de oploranioner vespediaones. Zagunas de agun polable. I delaonalsel Salına Jaguel o pose Hedano.- lomada Canadones. Tereno bay on bunos ‚pastos, inurdadeen. la olacion de lluvea LZitogr de ALDERTO JARSCH, Florida I0#, Buenos .lires " Grabado por Gert Stiller, VIAS TERRESTRES DE GOMTNICACTON DE IA REPUÜBLICA ÄRGENTINA. EL PR ah [0.0 Pa RBeferencias. — Cauduos Terro-Qanriles cur Öxplotaciert sur ÜSustireewu Coreedidoo Decrsladon P Moyeclades - Teleygrafos cu aplotaciou est eu Pioyestadus I He Serlatrartg yATourmente fee 2 Titoge de ALD LANSCH, Fiorda 177 Buenos Aires. COMITE CENTRAL ARGENTINO BUENOS AIRES Esposicion de Filadelfia r > Setiermbre 1875. Mapa fitogeosrafico do la parte Norwesto deln |REPÜBLICA ARSENTINA ae : = sen 5 „«Alante dellsıc. „Montes scrranas del Monte Arhustos alyinas _ Montes delOoste Puna [ | ComıtE CENTRAL ÄRGENTINO i Esposicion de Filadelfia _ Nelnın.de Gopirpo N hl | | 1 | A ıl Ti Ttogr.de Alb.Larsch, Florida 164, D#Aires ans 4 BahiaBlanon geografico fapa fitog = N dela REPÜBLIGA ARGENTINA | Formacon: puraguara. «2. Zimites politics subtropica del. Chaco ‚Region. de los montes antareticos de los-Andes tropicos ComıTE CENTRAL ÄRGENTINO Esposicion de Filadelfia. Titogr de Alb.Larseh,Florida 177 Bucnas Aires,