DIE BORSTENWÜRMER (ANNELIDA CHAETOPODA) NACH SYSTEMATISCHEN UND ANATOMISCHEN UNTERSUl 'HINGEN DARGESTELLT VOX ERNST EHLERS, M. D., PRIVATDOCENT UND PROSECTOR AM ANATOMISCHEN INSTITUT ZU GÖTTINGEN . ERSTER BAND. MIT XXIV TAFELN. , LEIPZIG, VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. 1864—1868. I n h a 1 1. Seite Vorrede v— xx EjlUleiTllDgi Begrenzung und Gliederung des Wurmtypus I — 14 Die Borstemvürmer 15 Allgemeine Organisation 15 — 16 Äussere Körperform 15 Die Körperwandung und ihre Anhänge IG Die Leibeshöhle und ihre Flüssigkeit 24 Der Verdauungstractus 25 Das Gefässsystem 28 Das Nervensystem und die Sinnesorgane 31 Die Gesehlechtsapparate 34 Die Lebensverhältnisse 46 Classification der Borstenwiirmer 52 Ordo I. Nereidea 5$ Amphinomea 64 — 80 Euphrosyne S. 64. Euphr. racemosa S. 67. Ohrysopetalea 80 — 92 Chrysopetalum — Chr. fragile S. 81. Aphroditea 92—135 Polynoina S. 94. Polynoe spinifera S. 95. Pol. pellucida S. 105. — Sigalionina S. 119. Sigalion — S. limicola S. 120. Phyllodocea 135—170 Phyllodoce — Ph. lamelligera (Johnst.) S. 139. Ph. vittata S. 150. Ph. lugens S. 154. — Eulalia — Eul. virens S. 159. Eul. volucris S. 165. Eul. obtecta S. 169. — Eteone — Et. pterophora S. 173. Alciopea 170 — 181 Alciope S. 176. — Liocape S. 181. Hesionea 181 — 2o2 Orseis — O. pulla S. 188. — Podarke — P. albocincta S. 190. P. virideseens S. 194. P. agilis S. 197. — Periboea — P. longocirrata S. 199. Syllidea 203—268 Procome S.221. Gnathosyllis. Odontosyllis. Pterosyllis. Syllis S. 222. S. fiu- mensis'S. 225. S. Krohnii S. 234. S. pellucida S. 239. S. sexoculata S. 241. S. scabra S. 244. Anhang zur Gattung Syllis S. 248. — Sylline S. 250. Microsyllis. Exotokas. Exogone. Isosyllis S. 251. Oophylax. Sphaerosyllis — Sph. Claparegii S. 252. Cystonereis. Amblyosyllis S. 255. Myrianida. Eucerastes. Proceraea — Pr. picta S. 256. Autolytus S. 263. Heterosyllis. Eurvsvllis — Eur. tuberculata S. 264. K / VORREDE. ,,1'ie Entstehung dieser Arbeit, deren erste Abtheilung hier vorliegt, sehreibt sich von einem Aufenthalte in Fiume her, wo der Verfasser im Jahre 1862 von Anfang Mai bis Ende August seine Aufmerksamkeit den Bewohnern des Meeres schenken konnte. Excursionen mit einem Schleppnetze, für dessen Benutzung ich der Güte des Herrn Prof. Lorenz in Wien zu Dank verpflichtet bin, lieferten reiches Material zu zoologischen Untersuchungen, welche frei- lebende Nematoden, Nemertinen und Anneliden umfassten. — Die Geschlechts- verhältnisse der Anneliden verlangten Berücksichtigung, und zu dem Ende wur- den gerade diese Thiere mit Vorliebe untersucht. Vor allem musste darauf Rück- sicht genommen werden, die Thiere lebend zu untersuchen, da Erfahrung gelehrt hatte, dass viele Verhältnisse des anatomischen Baues an Exemplaren, welche in Weingeist gelegen hatten, nicht mehr zu ergründen waren. Besonders günstig erwies sich hier eine Methode für die Untersuchung grösserer Thiere, Avelche für die anatomische Zergliederung mit Messer und Scheere doch noch zu klein waren. Sie bestand darin, die Thiere durch einen nicht starken aber anhaltenden Druck allmählig zu pressen, abzuplatten und damit durchsichtiger zu machen, ohne dass die Thiere dabei abstarben. Es war das nicht schwer zu erreichen durch grössere und kleinere Platten von Deckglas, welche je nach der Grösse des Thieres gewählt wurden ; während der allmählig zunehmenden Compression EHLERS, Borstenwürmer. vi Vorrede. des Thieres konnten die Beobachtungen unter dem Mikroskope auch mit stär- keren Vergrösserungen angestellt werden, und auf diese Weise glückte es manche Einzelheiten der inneren Organisation des Wurmkörpers, zumal die Segmental- organe aufzufinden. — Bei der' Verarbeitung des an der Meeresküste gesammelten Stoffes konnte der Verfasser nicht umhin, das in der Literatur angehäufte Mate- rial eingehender zu berücksichtigen, denn durch manche der gemachten Beob- achtungen Hessen sich Mittheilungen früherer Forscher anders deuten und neu verwerthen. Dabei erhoben sich mannigfache Bedenken gegen die systematische Vertheilung und Anordnung dieser Würmer, und so wurde zugleich der Versuch gemacht, zumal in denjenigen Theilen, wo eigene Anschauung ein Urtheil ge- stattete, die Systematik des vorhandenen Materials zu prüfen und nach Bedürf- niss umzugestalten. — Damit erhielt die Arbeit eine Ausdehnung, welche über die ursprünglichen Grenzen hinausging." Mit dieser Bemerkung Hess ich in der Mitte des August 1S64 die erste Abtheilung dieses Werkes (pag. 1 — 268, Taf. I — XI) in die Oeffentliehkeit treten. Die nun erscheinende zweite Abtheilung, welche die Familien der Eunicea, Lyeoridea, Nephthydea und Glycerea behandelt und damit die Ordnung der Nereidea zum Abschluss bringt, weicht im Aeusseren wie im Innern nicht un- wesentlich von der ersten ab. Erzeugt wurde diese Ungleichartigkeit vor allem dadurch, dass mir zur Untersuchung ein reicheres und anders beschaffenes Mate- rial vorlag, wie jenes welches in der ersten Abtheilung verarbeitet wurde. Denn während dort die Untersuchung wesentlich auf die Beobachtung der lebenden Thiere gerichtet war, und nur ausnahmsweise zur Ergänzung Würmer mitersucht wurden, welche in Weingeist aufbewahrt Avaren, standen mir jetzt ansehnliche Sammlungen zu Gebot, welche eine grössere Reihe von Arten in zahlreichen gut in Weingeist conservirten Exemplaren besassen. Damit trat nun aber die Aufgabe an mich heran, diese Objecte mit den Mitteln, welche die anatomische Technik bietet, zu untersuchen , so dass im Anschluss an die Beobachtungen , welche an der Meeresküste über die lebenden Thiere gemacht waren, nun eine möglichst Vorrede. Vi] durchgeführte anatomische Untersuchung die Grundlage der Arbeit abgab. Neben der längst geübten Methode, die in der Körpei'höhle enthaltenen Organe durch Spalten oder Abtragen der Leibeswand frei zu legen, erwies es sich als besonders günstig, die in meist wässerigem Weingeist aufbewahrten Thiere durch Einlegen in absoluten Alcohol zu erhärten, dann mit Längs- und Querschnitten zu zerlegen und auf den so erhaltenen Schnittflächen die Form und Lage der Organe zu unter- suchen; oder aber die einzelnen Eingeweide isolirt der gleichen Behandlung zu unterwerfen. An feinen in dieser Weise erhaltenen Durchschnitten, die dann je nach Bedürfniss mit Carminlösung gefärbt, oder ungefärbt in den bekannten Weisen mit Kanadabalsam, Kreosot, und Glycerin behandelt, oder dem Einflüsse der sonst bei der mikroskopischen Untersuchung gebrauchten Reagentien ausgesetzt wurden, war in vielen Fällen der feinere Bau des Gewebes der einzelnen Organe zu unter- suchen. Wenn es auch zweifellos ist, dass in dieser Weise viele hier einschlägige Verhältnisse mit Leichtigkeit erkannt werden können, so müssen sich doch die Resultate dieser histologischen Untersuchungen den Vorwurf gefallen lassen, dass sie lückenhaft seien, da che Sicherstellung fehlt, welche in erster und letzter In- stanz nur die Anschauung des durch keinerlei Eingriffe veränderten Thierleibes giebt. — Handelt es sich nicht um die Erkennung histologischer Verhältnisse, so ist es gar oft zu empfehlen, den anzufertigenden Schnittstücken eine etwas grös- sere Dicke zu lassen; man verhütet dadurch leichter das Auseinanderfallen neben- einanderliegender Organe, erhält eine bessere Uebersicht, und kann leicht mit scharfen Nadeln weitere Präparationen vornehmen. — Für die Erkennung der Form von festeren Chitintheilen, wie der Kiefer und Borsten, ist oft eine Isolirung derselben AvünschensAverth ; ich habe dieselbe am besten dadurch erreicht, dass ich die betreffenden Stücke in einem stark wasserhaltigen Weingeiste langsam maceriren liess, dabei lösen sich die Chitinhäute von ihrer Unterlage und bleiben untereinander im Zusammenhange ; es führt diese Methode allerdings langsamer aber sicherer zum Ziele, als wenn man durch Alkalien die dagegen resistenten Chi- tinhäute von den anhaftenden Geweben befreit. — Die Untersuchung der für die VIII Vorrede. Systematik so wichtigen Ruder lässt sieh am leichtesten ausführen, indem man mit einer feinen Scheere das Ruder und den Abschnitt der Seitenwand des Kör- pers, auf welchem es sitzt, ausschneidet; sind dieThierc so klein, dass diese Ope- ration unter dem einfachen Mikroskope nicht mehr auszuführen ist, so pflege ich mittels zweier Querschnitte durch den ganzen Körper den Rudertragenden Theil herauszulösen; in beiden Fällen ist es leicht sich die vordere und hintere Fläche des Ruders zur Ansicht zu bringen, was in vielen Fällen von Wichtigkeit ist. — Das waren che Mittel, durch welche ich mir eine möglichst umfassende Kenntniss vom Bau der hier abzuhandelnden Thiere zu verschaffen suchte, und es erweiterten sich in manchen Punkten meine Anschauungen viel über das hinaus , was ich in der ersten Abtheilung über den Bau dieser Thiere im Allgemeinen gesagt hatte. Ton wesentlichem Einfluss auf die ganze Gestaltung dieses Theiles meiner Arbeit war ferner, abgesehen von einigen kleineren Aufsätzen, eine Reihe von umfassenden Untersuchungen, welche in der Zeit veröffentlicht wurden, die zwischen dem Erscheinen der ersten und zweiten Abtheilung dieses Buches liegt. Es sind das zuerst Claparede's Glanures zootomiques parmiles Annelides (Memoires de la Societe de Physiquc et d'Histoire naturelle de Geneve. T. XVII 2me partie. 1864), welche sobald nach dem Erscheinen der ersten Abtheilung dieses Buches veröffentlicht wurden, dass der Verfasser die von mir erhaltenen Resultate nicht [mehr berücksichtigen konnte; da sie aber einen Theil der auch von mir unter- suchten Anneliden behandeln, so werde ich weiter unten darauf zurückkommen. Johnston's Catalogue of the british non-parasitical Worms (London 1S65) welcher nach dem Tode des Verfassers mit einem Supplement vom Dr. Baird veröffentlicht wurde, enthält im Wesentlichen eine Zusammenfassung der früher von Johnston einzeln publicirten Aufsätze, die durch Nachträge und Berichtigungen erweitert sind ; es war mir dieses Werk in manchen Fällen für die Erkenntniss der Arten von Wichtigkeit, doch möchte sein Hauptwerth wohl darin liegen, dass es eine usammenstcllung der an den Küsten Englands gefundenen Anne- liden bringt. Vorrede. ix In den „Suites a Buffon" veröffentlichte Quatrefages seine die Anneliden und Gephyreen umfassende Histoire des Anneies (2 T. Paris 1865); hervorge- gangen ans den ausgezeichneten Untersuchungen, durch welche der Verfasser früher unsere Kenntniss vom Bau dieser Thicre bereicherte, bringt das Werk ausser diesen eine Anzahl neuer Thatsachen ; zu bedauern ist es aber, dass einerseits in vielen Fällen die Beschreibung der neuen Arten so unzureichend ist, dass danach eine Wiedererkennung kaum möglich ist, zumal da die wenigsten von diesen ab- gebildet wurden; und dass andererseits (he bereits von früheren Autoren be- schriebenen Arten nur in soweit berücksichtigt sind als sie, allerdings mit kurzen Diagnosen verschen, aufgezählt werden, nicht aber mit den vom Verfasser neu creirten Arten verglichen, und was in vielen Fällen leicht möglich war, zusammen- gezogen werden; dadurch wächst die Zahl der hier aufgeführten Arten zu be- trächtlicher Grösse ; in gleicher Weise ist aber auch eine oft sehr verwickelte Synonymie entstanden, nach deren Klärung die Zahl der wirklich zu trennenden Arten eine weit geringere wird. — Die in der systematischen Anordnung aus- gesprochenen Anschauungen vermag ich nicht zu theilen, und bin durch sie in keiner Weise veranlasst, die von mir eingehaltene Anordnung zu ändern. — Von grösster Wichtigkeit für meine Arbeit waren die von zwei ausge- zeichneten scandina vischen Forschern, Kinberg und Malmgren, mittlerweile, zum Theil nur in vorläufigen Mittheilungen veröffentlichten, Untersuchungen. Kin- berg (Annulata nova. Öfversigt af K. Vetenskaps - Akademiens Förhandlingar 1864 No. 10. 1865 No. 2. 4. 1866. No. 4. 9.) machte che von ihm bei der Welt- umsegelung der Fregatte Eugenie gesammelten Anneliden, soweit sie von ihm in den früheren Arbeiten noch nicht behandelt waren, in kurzen Diagnosen bekannt, und stellt die Fortsetzung seiner von zahlreichen Abbildungen begleiteten Be- arbeitung dieser Thiere für den zoologischen Theil dieser Beisebeschrcibung in Aussicht; diese Arbeit ist dadurch von grösster Wichtigkeit, dass sie eine reiche Fidle neuer Formen zu unserer Kenntniss bringt, vor allem aber auch dadurch, dass sie für unsere bis jetzt sehr unvollkommene Erkenntniss der geographischen *L x Vonidf. Verbreitung der Anneliden ein reiches Material bringt. Kixberg hat diese Fülle neuer Arten zugleich benutzt, um eine neue systematische Eintheilung der Anne- liden danin auszuführen; und hier tritt in höchstem Grade das Bestreben her- vor, durch eine Zersplitterung der bisher angenommenen Gattungen und Auf- stellung zahlreicher neuer Gattungen das umfangreiche Material zu gliedern; leider fehlen dabei oft die Angaben, wie die vor ihm beschriebenen Arten zu diesen neuen Gattungen [stehen. Ich habe in vielen Fällen mich nicht von der Notwendigkeit überzeugen können, diese zahlreichen Gattungen anzuerkennen ; und weiche bei der systematischen Behandlung der von mir hier bearbeiteten Familien sehr oft von Kixbegr's Auffassung ab, so dass ich nicht nur dessen neue Gattungen aufgebe, sondern auch die Eintheilungsprineipien, worauf sie beruhen, nicht annehme; dass aber die Uebersicht über eine grössere Reihe verschiedener Formen, wie wir sie den KiXBERG'schen Untersuchungen verdanken, auf meine Arbeiten einen grossen Einfluss ausgeübt hat, hebe ich gerne hervor. In engeren Grenzen halten sich die Arbeiten Malmgrex's (Nordiska Hafs- Annulater. Ofvcrsigt af K. Vetenskaps Akademiens Förhandlingar 1S65 No. 1 pag. 51. No. 2 pag. 181. No. 5 pag. 355. ' — Annulata polychaeta. Helsingfors 1867); sie sind aber für die Kenntniss der die nordatlantischen Meere be- wohnenden Borstenwürmer von grosser Bedeutung, da diese in Wort und Bild trefflich dargestellt sind ; zugleich sind die älteren Beschreibungen dieser Thiere in der Weise berücksichtigt, dass die oft schwierige Synonymie klar dargelegt wird ; für die Feststellung mancher Arten, so Avie für die Kunde von deren geogra- phischer Verbreitung habe ich aus diesen Arbeiten viele Belehrung erhalten. Wenn ich dankbar anerkennen liiuss, wie sehr ich in meinen eignen Unter- suchungen durch diese in den letzten Jahren erschienenen Werke gefördert bin, so habe ich hier auch der Unterstützungen zu gedenken, durch welche allein es möglich wurde, meine Arbeit in dieser Weise durchzuführen. Hier erwähne ich zuerst der zuvorkommenden Güte, mit welcher Herr Professor Heller in Inns- bruck bald nach dem Erscheinen der ersten Abtheilung dieses Buches mir aus Vorrede. w eignem Antriebe eine von ihm zusammengebrachte ansehnliche Sammlung von Anneliden ans dem adriatischen Meere zur Benutzung anvertraute ; da ich hier- durch nicht nur die von mir selbst lebend beobachteten, sondern überdies eine Anzahl anderer Arten in zahlreichen Exemplaren zur Untersuchung erhielt, so bot mir das eine erwünschte Gelegenheit meiner Arbeit eine grössere Ausdehnung zu geben. — Mit grösster Bereitwilligkeit stellte mir ferner mein Freund Pro- fessor Keferstein die Anneliden zur Verfügimg, welche das seiner Obhut anver- traute zoologische Museum der Universität Göttingen enthält. Seiner Freund- schaft verdanke ich ferner che Bearbeitung einer reichen und vortrefflich conser- virten Sammlung von Borstenwürmern, welche durch die ausgezeichnete Freigebig- keit des Herrn L. Agassiz uns aus den Schätzen des Museum of comparative Zoology in Cambridge (Massachusets) zur Bearbeitung anvertraut wurde ; leider war beim Eintreffen dieser Sammlung die Familie der Eunicecn von mir bereits bearbeitet und im Druck vollendet, so dass ich nur für die Familien der Lyco- rideen, Nephtbydeen und Glycercen das schätzbare Material verwenden konnte. — Andere Mittheilungen von Anneliden verdanke ich den Herren Professoren W.Peters in Berlin, E.Mecznikoff in Petersburg, V. Hensen in Kiel, Dr. Hasse in Würzburg, Dr. Metzger in Norden und Dr. Selenka in Göttingen. — Die Benutzung einzelner mir sonst nicht zugänglicher Werke verschafften mir Herr Professor 0. Th. v. Siebold in München, S. Loven in Stockholm und mein Ver- leger, Herr Dr. W. Engelmann in Leipzig. — Ihnen allen meinen herzlichsten Dank. Göttingen 15. October lSfiS. Eine Anzahl von Erfahrungen, welche ich bei Bearbeitung der zweiten Abtheilung dieses Buches gemacht habe, so Avie die Rücksicht auf die mittlerweile erschienene Literatur nöthigen mich Verbesserungen und Nachträge hier anzufügen , wobei ich auf die laufende Seitenzahl verweise. Pg. 16. Die Körperwandung. Die Chitincuticula der Körperwand ist wohl immer aus Schichten zusammengesetzt, welche eine Zeichnung von feinen Linien zeigen, xii Vorrede. deren Richtungen in den verschiedenen Schichten sich kreuzen. Sie ist von Porencanälen durchsetzt , durch welche wahrscheinlich das Secret einer in der Körperwand eingebetteten Drüsenschicht entleert wird. — Die Dicke der Körperwand wird in vielen Fällen durch ein besonderes Fasergewebe verstärkt, welches ich als subcuticulare Faserschicht bezeichne. Es besteht aus parallel verlaufenden senkrecht zur Fläche der C'hitinhaut stehenden Fasern, oder aus solchen, die im Allgemeinen die gleiche Richtung besitzen, aber mehr oder minder netzförmig unter einander verstrickt sind ; vermuthlich gehört es in den Kreis der Binde- substanzen ; in welchem Yerhältniss es zu der eigentlichen Matrix der C'hitinhaut steht, kann ich nicht entscheiden. Eine besonders grosse Entwicklung erreicht dieses Gewebe in Begleitung des Nervensystems, und bildet in den Fählern, Palpen und ('irren, in welchen eine terminale Nervenausbreitung stattfindet, ein stützendes Fasergerüst; in dieser "Weise gedeutet tritt das Gewebe, welches den Binnenraum der Elytren von Polynoe füllt und zwi- schen welchem die letzten Nervenzweige sich verbreiten pg. 109), in Uebereinstimmung mit dem gleichen Fasergewebe, welches ich ausführlich aus den C 'irren, Fühlern und Palpen von Nereis geschildert habe. Die Borsten sind eine Fortsetzung der äusseren C'hitinhaut und mit dieser von der der gleichen Matrix erzeugt ; die von mir (päg. 20 erwähnte Scheide, welche die Enden der Borsten umhüllt, ist eine Einstülpung von der äusseren Haut her; die Zusammenzie- hungen , welche an ihr stattfinden , werden nur durch die hier inserirenden , die Borsten bewegenden Muskeln erzeugt. (Vergl. meine erste Mittheilung: lieber che Bildung der Borsten und Ruderfortsätze; in Nachrichten von d. k. Ges. d. Wissensch. und d. G. A. Uni- versität zu Göttingen. No. 14. August 16. 1865.) — Fast gleichzeitig brachte Leydig (lieber Phreoryctes Menkeanus in M. Schultze, Archiv für mikroskopische Anatomie Bd. I. 1865. pg. 256.) eine ähnliche Darstellung des Bildungsvorganges der Borsten. Es tritt mit dieser Auffassung das Ruder der Anneliden in einen noch schärferen Gegensatz zu den Glied- maassen der Articulaten. Die Musculatur der Körperwand besteht aus Fasern, von denen die nach aussen gelegenen im Allgemeinen ringförmig, die nach innen darauf lagernden mit der Eängsaxe des Körpers parallel laufen. Wenn Schneider (Monographie der Nematoden. 1866. pg. 327.) angiebt, dass bei den gegliederten Chaetopoden die Ringfaserschicht den Leib ohne Unter- brechung umkreise, so muss ich dem in dieser Allgemeinheit hingestellten Satze wider- sprechen und darauf hinweisen, wie bei den Glycereen auf der dorsalen und ventralen Fläche ein medianes Feld von Fasern, die in dieser Richtung laufen, frei bleibt; und dass bei den Nephthydeen eigentliche Ringfasern ganz fehlen und durch Muskelfasern ersetzt werden , welche gerade aufsteigend die Bauchfläche mit der Rückenfläche verbinden ; ich bezeichne sie daher als dorsoventrale Faserzüge, und möchte hervorheben, dass dadurch Muskelbalken entstehen, welche an che Sagittalmuskeln erinnern, die nach Schneider charakteristisch für die Platyelminthen sein sollen ; es ermahnt das zur Vorsicht , die syste- matische Eintheilung der Würmer nicht allein auf die Anordnung der Hautmusculatur zu bauen. — Die längslaufenden Muskeln bilden in den hier untersuchten Familien in der Regel 4 gesonderte Bänder ; doch dass auch dies nicht ausnahmslos ist, zeigt der Fall von Vorrede. xm Goniada, wo die dorsalen Längsmuskeln zu einem Bande verschmelzen. — Was die Histo- logie der Musculatur betrifft, so bin ich der Meinung, dass diese nicht nur nach den Muskeln der Körperwandung zu beurtheilen ist, sondern auch nach den Muskellagen, welche sich am \ erdauungstractus , an den Gelassen und in den Dissepimenten rindet. Danach ist das letzte Element eine platte bandartige Faser, wie ich sie pg. 18 beschrieben habe; die Breite dieser Faser kann innerhalb desselben Thieres an verschiedenen Orten beträchtlich schwan- ken; am breitesten pflegt sie in den Längsmuskelbändern der Körperwand, am schmälsten auf der Darmwand oder an den Gelassen zu sein. Da, wo die Muskelfasern in grösserer Menge auftreten, vereinigen sie sich zu Bündeln oder Blättern, welche durch ein intersti- tielles Gewebe zusammengehalten werden ; so erscheinen sie dann in den Längsmuskel- bändern, oder in noch auffallenderer Weise in den stark musculösen Abschnitten des Rüs- sels. Die ScHNEiDER'sche Auffassung (Monographie der Nematoden, pg. 329.), dass wie bei den Polymyariern unter den Nematoden die Muskelfasern in sogenannten Muskelzellen vereinigt seien . kann ich nicht theilen , da ihr das Auftreten isolirter Muskelfasern und ein Verhalten, wie es die Papillarmuskeln am Rüssel von N<']jht/u/s (pg. 604) zeigen, wenig entspricht. Pg. 24. Die Leibeshöhle wird zunächst begrenzt von einer Membran, welche che freie Oberfläche der Muskeln und vermuthlich aller Eingeweide bekleidet. Man kann diese Haut . welche im Wesentlichen auch die Dissepimente bildet , mit einem Peritonäum ver- gleichen, doch habe ich bis jetzt den Namen nicht dafür verwenden mögen, da mir die volle Bedeutung der Membran sowohl in ihrem Verhalten zur Musculatur, deren grössere Abthei- lungen sie nach Art eines Sarkolemmes bekleidet , wie in ihrer Beziehung zur Bildung der Geschlechtsproducte noch nicht ganz klar ist. Es ist von Bedeutung, dass die anscheinend structurlose Haut in vielen Fällen deutlich erkennbare Zellen oder Kerne besitzt. Pg. 25. Für die Abschnitte, welche im Verdauungstractus den Rüssel bilden, habe ich in der zweiten Hälfte des Buches eine etwas andere Bezeichnung gewählt, und un- terscheide eine Rüsselröhre, welche am ausgestülpten Rüssel die Oberfläche bildet, von dem Kiefersack oder Kieferträger ; da ich die Benennung »Magen« für diesen letzteren Abschnitt unpassend finde. — Ueber die Bedeutung des Gewebes, welches in der Wand des eigent- lichen Darmes sich tindet, und das ich (pg. 20) als Belegmasse erwähnte, bin ich zu keinem Resultate gelangt ; ich fand bei Cirrobranchia, Ne^hthys und Goniada in ihm grosse zellen- artige Körper, welche ich anfänglich für parasitische Einlagerungen hielt, später aber, bewogen durch ihr regelmässiges Vorkommen, flu- integrirende Bestandtheile der Darmwand ansehen musste, ohne über ihre Bedeutung Sicherheit zu erhalten. Was den Bau der Gefäss wände betrifft (pg. 30), so kann ich jetzt mit Bestimmt- heit angeben, dass die contractilen Abschnitte der Gefässe ringförmige Muskelfasern besitzen, welche mir bei der Untersuchung der lebenden Thiere entgangen waren. Man kann darnach arterielle und venöse Gefässstrecken unterscheiden ; in den venösen Stämmen lagert auf einer structurlosen Intima eine kernhaltige Adventitia , in den arteriellen Gefässen schiebt sich zwischen diese eine dünnere oder dickere Lage von ringförmigen Muskelfasern. Wie die Wand der Capillarverzweigungen gestaltet ist, bleibt noch zu untersuchen. Zu gleichen Ehlers, Borsten würmer. xiv Vorrede. Anschauungen ist bei Pkreoryctes Menkeanus Leydig (M. Schultze, Archiv für mikroskop. Anatomie. Bd. I. pg. 278. gelangt: Eberth's mit Anwendung von Lösung des salpetersauren Silbers gemachten Untersuchungen (Leber den Bau und die Entwicklung der Blutcapillaren. 2. Abhandl. Würzburger naturwissenschaftl. Zeitschrift. Bd. VI. Hft. 2. pg. 106.) ergeben etwas abweichende Resultate : es sollen danach die Gefasse der Würmer, wie jene der Wir- belthiere aus Zellen hervorgehen. Aber während hier die einzelnen Zellen auch bei erwach- senen Thieren persistieren, haben sie dort einige ihrer Eigenschaften verloren und sich in kernlose Plättchen umgebildet. Bei der Bearbeitung des Nervensyst eines habe ich jetzt das früher von mir nicht gesehene Rüsselnervensystem (pg. 32), welches Qlatrefages zuerst beschrieb, gleichfalls auf- gefunden, und freue mich in den hauptsächlichsten Punkten die Angaben dieses ausgezeichne- ten Forschers bestätigen zu können ; nur bei den Euniceen hat mir aus Mangel an günstigem Materiale die Darstellung dieser Nervenausbreitung nicht in gleicherweise gelingen wollen. — Was den feineren Bau der C'entralorgane des Nervensystemes betrifft, so habe ich, Levdig's Vorgange folgend, das Gewebe, Avelches im Bauchstrange wie im Hirn den Kern bildet, als »Punktsubstanz« bezeichnet ; es ist der Hauptsache nach überall ein äusserst feinfaseriges Gewebe, in welchem, s*o weit ich gesehen habe, nirgends gröbere Nervenfasern enthalten sind : in ihm Avurzeln die gleich feinen Fibrillen, welche die austretenden Nerven und die Schlundcommissuren zusammensetzten. Im Bauchstrange sind die beiden Stämme der Punkt - Substanz von einem Gewebe umhüllt, welches aus etwas gröberen, eng verflochtenen Fasern bestellt, und das auf seiner Aussenfläche die straffe, als Neurilemm bezeichnete Hülle trägt. In den Nervenknoten lagern sich in dieses Gewebe die Ganglienzellen ein , die wohl nir- gends fehlen, wo ein Nerv von den Centralorganen abgeht. — Bei allen in der zweiten Abtheilung dieses Buches beschriebenen Familien enthält der Bauchstrang C'anäle, welche ich als Axencanäle bezeichne, deren Zahl und Lagerung in den einzelnen Familien eine ungleiche ist: ich zweifle nicht, dass sich diese Canäle bei allen Anneliden finden werden. Es sind offenbar dieselben, welche Claparede zuerst bei limicolen Oligochaeten und bei Capiteüa beschrieben hat (pg. 32), über deren Bedeutung wir aber zur Zeit nichts erfahren haben. Da meine Untersuchungen über diese Theile des Bauchstranges nur an Thieren gemacht sind, welche in Weingeist gehärtet waren, so kann auch ich über die Bedeutung der im Querschnitt durchaus als C'anäle erscheinenden Gebilde kein Urtheil abgeben, will aber darauf hinweisen, ob es sich hier nicht etwa um die gleichen Gegenstände handelt. welche Leydig (Vom Bau des thierischen Körpers. Bd. I. Erste Hälfte. lsi>4. pg. 154. aus dem Bauchmark der Lumbricinen als »riesige dunkelrandige Nervenfasern« beschrieben hat. — Wegen des Baues des Hirnes verweise ich auf die einzelnen betreffenden Abschnitte ; seinen Kern bildet die »Punktsubstanz«, in welcher die Fasern der Schlundcommissuren und die vom Hirn abgehenden Nerven wurzeln : - auf seiner Oberfläche liegen Ganglienzellen oder auch kernartige Körper, welche ich bei Nereis als »Nervenkörner« bezeichnet habe. Was die Geschlecht s a p parate betrifft , so halte ich im Allgemeinen an meinen (pg. 34 f.) ausgesprochenen Ansichten fest. Claparede (De la structure des Annelides. Archives des Sciences de la Bibliotheque universelle. Geneve. Septembre 18(57. ) hat neuer- Vorrede. xv dings die Mittheilung gemacht, dass die Geschlechtsproducte sich auf Kosten einer den Ge- lassen angehörenden Lage von Kernen entwickeln und die Gefässe scheidenartig umhüllen. Damit stimmt die Beobachtung überein. welche Kowalewsky über die Entwicklung der Eier bei Sternaspis gemacht hat Entwicklungsgeschichte der Rippenquallen. Memoires de l'Academie imperiale des sciences de St. Petersbourg. Ser. VII. T. X. No. 4. 186(3. pg. VI.). Es stellt das scheinbar im Widerspruch mit meiner Angabe, nach welcher die Geschlechts- producte auf der Innenfläche der Korperwand und auf den Dissepimenten entstehen. Ich glaube, es lassen sich diese widerstreitenden Angaben leicht vereinen ; nach den Beobach- tungen, welche ich bis jetzt gemacht habe, ist in vielen Fällen unzweifelhaft die frei in die Kürperhöhle sehende Oberfläche der Sitz für die Entwicklung der Geschlechtsproducte; das Gewebe aber, von welchem diese Entwicklung ausgeht, ist, wie ich jetzt hinzufüge, jene Membran, welche die in die Körperhöhle sehenden Flächen bekleidet und die Disse- pimente bildet ; ich glaube sogar bei Glycera erkannt zu haben, dass die in dieser Membran eingebetteten Zellen durch Wucherung die ersten Keime für die Geschlechtsproducte bilden. Dass die Gefässe nicht überall an der Bildung der Eier oder des Samens Theil nehmen, bedarf mit Hinweis auf die gefässlosen Glyeereen keines weiteren Nachweises; ebenso unzweifelhaft ist es aber auch, dass bei der Anhäufung von reifenden Geschlechtsproducten, wie sie zum Beispiel auf den Dissepimenten der Euniceen stattfindet, das Bhitgefässsystem bei diesem Vorgange betheiligt ist, indem zahlreiche Gefässe in die angehäuften Massen hineinwuchern , so dass hier eine reiche Blutzufuhr und damit vermuthlich besonders gün- stige Ernährungs Verhältnisse geschaffen werden. "Wenn aber behauptet wird, dass die Eier sich auf der Wand der Blutgefässe entwickeln, so halte ich, in der Voraussetzung, dass bei diesen Thieren überall das gleiche Gewebe die Matrix für die Geschlechtsproducte bildet, vorläufig an der Ansicht fest, dass es nicht speeifische Elemente der Gefässwandung sind, aus denen die Geschlechtsproducte sich entwickeln . sondern dass diese Gefässe von der erwähnten Membran bekleidet sind, aus deren zelligen Theilen sich, wie in den übrigen Fällen, die Eier entwickeln. Die Fälle, in denen die Eier im Innern des mütterlichen Körpers dieser Anneliden sich weiter entwickeln, sind so wenig bekannt geworden, dass ich an dieser Stelle gern die sehr wichtige Beobachtung über eine lebendig gebärende SylMs mittheile, welche ich Herrn Dr. A. Krohx verdanke, und die die Verdienste dieses Naturforschers um unsere Kenntniss der Geschlechtsverhältnisse bei den Syllideen aufs neue steigert. Krohx fand im Frühjahre 1867 häufig, im Laufe dieses Jahres seltener am Eingange des Hafens von Nizza eine Syllis, welche er als $. vivipara bezeichnet ; sie ähnelt im Habitus und Grösse gar sehr der S. pro- lifera (Krohx) , und scheint sich von dieser nur durch die Form des Endgliedes der zusam- mengesetzten Borsten zu unterscheiden , welches bei HeS~ LEIPZIG, VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. 1864. Druck von Breitkopf und Häitol in Leipzig. Inhalt. riilllPitlin^,'. Begrenzung und Gliederung des Wurmtypus Seite 1 — 14 Die Borstemv ärmer 15 Allgemeine Organisation 15 — 46 Äussere Körperform 15 Die Körperwandung und ihre Anhänge 16 Die Leibeshöhle und ihre Flüssigkeit 24 Der Verdauungstractus 25 Das Gefässsystem 28 Das Nervensystem und die Sinnesorgane 31 Die Geschlechtsapparate 34 Die Lebensverhältnisse 46 Classification der IJorstenwiirnier 52 Ordo I. Nereidea ss Amphinomea 64 — 80 Euphrosyne S. 64. Euphr. racemosa S. 67. Chrysopetalea SO — 92 Chrysopetalum — Chr. fragile S. Sl . Aphroditea 92 — 135 Polynoina S. 94. Polynoe spinifera S. 95. Pol. pellucida S. 105. — Sigalionina S. 119. Sigalion — S. limicola S. 120. Phyllodocea 135 — 176 Phyllodoce — Ph. lamelligera (Johnst.) S. 139. Ph. vittata S. 150. Ph. lugens S. 154. — Eulalia — Eul. virens S. 159. Eni. volucris S. 165. Eul. obteeta S. 169. — Eteone — Et. pterophora S. 173. Alciopea 176 — 1S1 Alciope S. 170. — Liocape S. 181. ty Inhalt. Seite Hesionea 181-202 Orseis — O. pulla S. 18S. — Podarke — P. albocincta S. 100. P. viridescens S. 194. P. agilis S. 197. — Periboea — P. longocirrata S. 199. Syllidea 203-2GS Procome S. 221. Gnathosyllis. Odontosyllis. Pterosyllis. Syllis S. 222. S. fiu- mensis S. 225. S. Krohnii S. 234. S. pellucida S. 239. S. sexoculata S. 241 . S. scabra S. 244. Anhang zur Gattung Syllis S. 248. — Sylline S. 250. Microsyllis. Exotokas. Exogone. Isosyllis S. 251. Oophylax. Sphaerosyllis Sph. Claparedii S. 252. Cystonereis. Amblyosyllis S. 255. Myrianida. Eucerastes. Proceraea — Pr. picta S. 256. Autolytus S. 263. Heterosyllis. Eurysyllis — Eur. tuberculata S. 264. EINLEITUNG. Begrenzung und Gliederung des W nrintj uns. £>ei den Anschauungen, welche über die systematische Eintheilung des Thierreiches vor- übergehend auftauchten, oder einen festeren Fuss fassten und an Boden gewannen , haben sich bis auf unsere Tage stets Schwierigkeiten herausgestellt, in welcher Weise die Thiere, welche wir schlechthin als Würmer bezeichnen, gemeinsam zu begrenzen und im Systeme einzureihen seien. Wir haben in den systematischen Versuchen, welche in dieser Richtung gemacht sind, theils das Mäass für den zeitweiligen Standpunct der zoologischen Wissenschaft, theils sehen wir in ihnen ein Bild, wie sich dieser Standpunct in der individuellen Anschauung einzelner oder einer Anzahl Naturforscher aussprach. Dass in der uns jetzt chaotisch erscheinenden Anhäufung verschiedenartigster Thiere, wie sie im LiNNE'ischen Systeme die Abtheilung Vermes umschloss, die Würmer im engeren Sinne mit wenig Glück theils zu der Ordnung der Mollusca, theils zu den Testacea gebracht, und zusam- mengehörige Formen dadurch von einander getrennt waren, hatte bereits 1706 Pallas1) ausge- sprochen. Er befürwortete, da er erkannte, wie unwesentlich die Anwesenheit eines starren Ge- häuses für systematische Zwecke sei, die Vereinigung der Aphroditea und Nereidea, welche bis dahin bei den Mollusken standen, mit den zu den Testacea gerechneten Serpulen und Amphitri- ten, um aus ihnen eine Ordnung zu bilden, welcher man die Gattungen Luinbricus, Sanguisuga, Ascaris und Taenia hinzufügen könne. Diese Ordnung sollte den Übergang zu den Zoophyten machen. Clvier'2) hat 1798 in dem ersten Entwürfe, in welchem er seine Anschauung über eine neue Eintheilung des Thierreiches niederlegte, diesen Wink befolgt , und indem er in der sechsten 1) Pallas, Miscellanea Zoologien. Hagae I76G. 4. VIII pg. 72. IX pg. (13. X pg. 139. 2) G. Ci'vikr, Tableau elementaire de I'histoire nalurelle des animaux. Paris. An VI. (1708) 8. Li vre VII. pg. 439. Ehlers. 1 2 Einleitung. der grossen Abtheilongen die Insecten und Würmer neben einander stellt, vereinigt er die damals bekannten Würmer, und lässt auf sie die Zoophyten folgen. Damit erhielt der Name der Würmer, welcher im Linnei'schen Systeme fast alle wirbellosen Tliiere umfasst halte, eine Beschränkung auf einen weit engeren Kreis, und hatte nur Geltung für eine Ordnung, welche Cuvier schon damals, wie das von spateren Zoologen wieder aufgenommen wurde, nach der Anwesenheit oder dem Mangel von Borsten in zwei Gruppen zerlegte. — Zweifel an der Richtigkeit dieser Zusammen- stellung scheinen bei Cuvier schon früh aufgestiegen zu sein, denn schon zwei Jahr spater1 trennt er in einer Classification der Würmer, welche nun zwischen den Weichthieren und den Krusten- thieren ihren Platz erhalten haben , den grössten Theil der parasitisch lebenden Würmer ab ; er bezeichnet sie als den Würmern ahnliche Thiere, und wagt wegen der geringen Kenntniss ihres Baues nicht zu entscheiden, ob sie zur Classe der Würmer gehören, oder eine den Zoophyten verwandle bilden müssen. Hier liegen bereits die Keime zu den Ansichten, welche Cuvier spater über die Stellung der Würmer entwickelte. Zweierlei mag dabei von Bedeutung gewesen sein. Zunächst lernte Cuvier2) Würmer kennen, die ein Gefässsystem mit rothem Blut besitzen, und fasste sie, auf das gefärbte Blut ein grosses Gewicht legend, danach zusammen als Vers ä sang roitge. Dann war in Deutschland Budolpiii's :s) berühmte Arbeit Enlozoorum historia erschienen, die das vorhandene Material ordnend und bereichernd insofern von grosser Bedeutung war, als hier zuerst alle parasitisch lebenden Würmer als eine zusammengehörige Classe aufgestellt werden. Damit wurde ein Eintheilungsprincip gutgeheissen, welches schon Lamarck4) befolgt hatte, als er I 800 die Würmer in Vers externes und intestines theilte. — So war der Standpunct der Wissenschaft, als Cuvier :>) 1812 die wirbellosen, seit Lamarck nur durch ein negatives Merkmal vereinten Thiere in grosse Abtheilungen gliedernd seine älteren Ansichten über die Stellung der Würmer fallen liess, und dafür eine Anordnung gab, von der wir jetzt sagen müssen, dass sie einen Rückschritt in der systematischen Vertheilung der Würmer beurkunde. Die Einheit der Würmer, wie sie zu- erst als solche neben den Insecten gestanden hatte, war damit gelöst. Nach dem Vorgange von Lamarck trennte Cuvier seine rothblütigen Würmer, für die er den von Lamarck ') I 809 eingeführten Namen »Annelides« adoptirte, ganz ab, und stellte sie an die Spitze der von ihm vereinigten Glie- dertbiere, während alle übrigen Würmer nun definitiv bei den Zoophyten untergebracht wurden- Diese Eintheilung erschien ungeachtet des dagegen bereits erhobenen Widerspruches in voller Ausführung zuerst 1817 in der ersten Ausgabe des Begne animal. 1) G. Cuvier, Lerons d'anatomie comparee. T. I. Paris an VIII. 8. Sixieme tableau. 2) G. Cuvier, Sur les vers qui ont le sang rouge. Bulletin des sciences par la sociele philomatique. Paris 1811. T. III. No. 64. pg. 121. (Messidor. an 10) PI. VII. ■'!) C. A. Rudolphi , Entozoorum sive vermium intestinalem historia naturalis. Vol. I. Amstelodami 1808. 8. pg. 193. 194. 4) Lamark, Systeme des animaux sans vertebres. Paris an IX. 1 8 0 t . 8. pg. 3 20. 321. 33 1. 5) G. Cuvier, Sur an nouveau rapprochemeVt a etablir entre les classes qui composent le regne animal. Annales du Museum d'histoire naturelle. T. 19. Paris 1812. 4. pg. 73. — Nouveau bulletin des sciences par la sociele philomatique de Paris. T. III. (T Annec. Paris 1813. No. 64. pg. 201. 202. 6) Lamarck, Philosophie zoologique. T. I. Paris 1809. 8. pg. 279. 313. Begrenzung und Gliederung des Wurmtypus. 3 Es konnte nicht ausbleiben, dass man von anderer Seite gegen eine solche Zersplitterung der Würmer auftrat, und so war es bereits 1815 noch vor dem Erscheinen des Regne animal Blaiwii.le1), welcher alle Würmer vereinigte und sie als Setipodes und Apodes zu seinen Ento- mozoaires oder Arlicules ä appendices hinzunahm, welche die dritte Unterabtheilung seines zwei- ten die Invertebraten umfassenden Typus ausmachen; die Apodes enthalten dabei die Sangsues und Entozoaires, die Setipodes alle übrigen Annelides. Von der Zeit an machen sich zwei Bestrebungen geltend, welche beide darauf hinaus- laufen, eine den natürlichen Verhaltnissen mehr entsprechende Stellung der Würmer zu erreichen. — Dass die Classe der Entozoen Thiere von sehr ungleicher Gestaltung vereinige, darüber muss- ten die Zweifel schwinden , je mehr die ins Einzelne gehende Forschung dem bereits Bekannten neue Thatsachen hinzufügte. Rvdolphi2) selbst änderte schon 1 819 seine Meinung, wonach die Eingeweidewürmer eine besondere Classe bilden sollten, und erklärte, dass er diese Thiere, welche nur den Aufenthaltsort gemein hatten, nicht mehr als selbständige Thierclasse betrachte, sondern sie nur in der Weise zusammenfasse, wie man die Flora oder Fauna einer Gegend ge- meinsam abhandle. Aber es hat lange Zeit gebraucht, bis man dieser Ansicht sich anschloss, und trotz der schlagenden Gründe, mit welchen bereits 1827 der geistvolle K. E. v. Baer3) gegen die Selbständigkeit einer Classe der Eingeweidewürmer zu Felde zog, haben erst in den neuesten systematischen Werken diese Thiere aufgehört, als besondere Abtheilung zu liguriren. Mit dem Aufgeben dieser Classe musste eine nafurgemässere Verbindung der Helminthen mit den frei lebenden Würmern Hand in Hand gehen , und liess sich für kleinere Gruppen auch ohne Schwierigkeit durchführen. Fasste man nun aber, wie es Cuvier in seinem ersten Entwürfe gethan hatte, alle Würmer zu einer Gesammtheit zusammen, so entstand die Frage, wie diese unter den grösseren Abtheilungen des Thierreiches, besonders wie sie seit Cuvier mehr und mehr allgemein angenommen wurden, unterzubringen sei. Die Bedenken, welche Cumer gehabt hatte, von den Würmern nur allein die Ringelwürmer dem Typus der Gliederthiere, alle übrigen aber den Zoophyten anzuschliessen, sind gewiss nicht ohne Berechtigung. Blainx ille 4) hat sich über diese Bedenken weggesetzt, und alle Würmer seinen Enlomozoaires angeschlossen, und damit im Grunde nur dem CuviER'schen Typus der Gliederthiere einen grösseren Umfang gegeben. — Zu gleichen Resultaten gelangt auch K. E. v. Baer5), indem er den CuviER'schen Typus der Glieder- thiere analysirt; das Vorherrschen der Längsdimension ist für ihn der allgemeinste Charakter die- ses Typus, und indem er von »lebendigen Fäden« ausgeht, worunter er die einfachsten Vibrionen 1) Blainvillg, Prodrome d'une nouvelle distribution du regne animal. Bulletin des sciences par la societe philomatique de Paris. Ännee 1816. Paris, pg. 105 (Druckfehler für pg. 113). 2) C. A. Rudolphi, Entozoorura Synopsis. Berolini 18 19. 8. pg. 57 4. 3 K. E. v. Baer, Beiträge zur Kenntniss der niederen Thiere. Nova Acta physico-medica Acad. C. L. C. Natur. Curiosorum. T. XIII. Pars II. Bonn. 1827. pg. 725 u. 734. 4) Blunvii.le a. a. 0. 5) K. E.v. Baer, Beiträge zur Kenntniss der niederen Thiere. Nova Acta Nat. Cur. T. XIII. P. II. p. 748. 4 Einleitung. unter dem Namen Lineola bezeichnet wissen will, führt er eine Entwicklungsreihe auf, vermittelst welcher er durch die Würmer zu den ausgeprägtesten Gliederthieren gelangt In gleicher Weise verfuhren die besten Systematiker , und liessen die Würmer im Zusammenhange mit dem Typus der Gliederthiere. Als sich aber mit der wachsenden Kenntniss der Einzelformen herausstellte, dass im Kreise der wirbellosen Thiere mehr als die drei von Cevier aufgefundenen Organisationsplane enthalten seien, und dass nur der Typus der Mollusken, wenn man die Cirripedien davon ausschloss, eine natürliche Begrenzuni; besitze, während der Typus der Zoophyten uanz aufzulösen sei; ging das Streben der Zoologen dahin, auch den Würmern, welche meist schon durch den Habitus ihre Zu- sammengehörigkeit kundgaben, eine abgesonderte Stellung anzuweisen. Zu dem Typus der Glie- derthiere im CuMEit'schen Sinne den ganzen Kreis der Würmer hinzuziehen, schien nicht wohl ausfülubar. denn die Segmentbildung war nur bei einer kleineren Gruppe dieser Thiere anzutref- fen . und auch da in nicht ganz übereinstimmender Weise mit den Arthropoden, und allein das Vorherrschen der Längsdimension konnte nicht ausreichen, Thiere, {\ie in ihrem anatomischen Bau eine durchwegs verschiedene Anlage verneinen, zu einer grossen Einheit zusammenzufassen. Mit demselben Rechte, wie man eine Annelide wegen der Segmentirung des gestreckten Körpers zu den Gliederthieren zählen wollte, kann man auch die Gattung Chiton von den Mollusken zu den Arthropoden hinüberführen. Daher hallen die Versuche, sämmlliche Würmer zu einer grossen Abtheilung zu vereini- gen, welche einen selbständigen Typus repräsentirte, volle Berechtigung. Heben wir aus der Zahl der zoologischen Handbücher, welche den Slandpunct ihrer Zeit kennzeichnen, einige heraus, so finden wir das bereits 1845 angedeutet bei Graveniiorst *) und Bertiiold2), dann bei v. Susbold ■- und weiter entwickelt bei R. Leuckart4!, dem dann die meisten späteren Autoren [Vogt5), Gegen- baur6), Carus7)] sich angeschlossen haben, während es auch der entgegengesetzten Richtung, welche in den Typus der Gliederthiere die Würmer mit aufnehmen wollte, an Vertheidigern nicht gefehlt hat [Bubmeisteb8)]. — Was vielleicht der allgemeineren Annahme einer solchen zum selb- ständigen Typus erhobenen Vereinigung der Würmer entgegengestanden hat, das ist der Mangel eines durchgreifenden Merkmales, welcher sich auf alle Würmer in Anwendung bringen liesse. Ein solches fand sich weder in der äusseren Körpergestalt, die so mannichfach variirt, noch konnte es im Bau der einzelnen Organsysteme gefunden werden, welcher in vielfacher Weise nach durch- aus verschiedener Anlage durchgeführt ist. Wenn sich auch in den der Ernährung oder der Fort- 1) GRAVENiiortsT, Das Thierreieh nach seinen Verwandtschaften und Übergängen. Breslau 1845. p. 43. 2) Bertiioi.ü, Lehrbuch der Zoologie. Göttin gen 1845. p. 440. 3) v. Sikuold und StANNIUS, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie Till. I. Berlin IS48. pg. 4. 4) R. Leuckakt, über die Morphologie der wirbellosen Thiere. Braunschweig 1848. 8. pg. 49. 5) C. Vogt, Zoologische Briefe Bd. I. 1851. 8. pg. 169. 6) Geuenbaih. Grundzüge der vergleichenden Anatomie. 1859. 8. pg. 134. 7) Peters, Carcs, Gkbstaeckeu, Handbuch der Zoologie. Bd. II. 1863. pg. i :' i . 8) Burmeisteh, Zoonomische Briefe. 1856. 8. Theil IL pg. 173. Begrenzung und Gliederung des Wurmtypus. 5 pflanzung dienenden Apparaten, oder im Nervensysteme, Übereinstimmungen zeigten, welche grössere oder kleinere Reihen von Würmern zu vereinigen gestatteten, so erhielt man auf diese Weise wohl die Möglichkeit grössere Abtheilungen abzugrenzen, aber es führten die Untersuchun- gen dieser Theile nie dahin, in ihnen ein gemeinsames Merkmal zu finden, durch welches die ein- zelnen Abtheilungen zu einem Ganzen verbunden wurden. Alle Versuche die wesentliche Eigen- thümlichkeit des Wurmtypus im Bau der Würmer aufzufinden, waren erfolglos. Da war es eine der letzten Arbeiten von .I.Miller, in welcher uns der Schlüssel zur Lö- sung dieser Aufgabe gegeben wurde. In dem kurzen Aufsatze '): »Geschichtliche und kritische Be- merkungen über Zoophyten und Strahlthiere«, welcher die Fülle der Gelehrsamkeit und die Scharfe ih's kritischen Blickes verräth, wie sie auf gleichen Gebieten neben Miller wohl nur Civiek be- sessen, weist er. auf das Beispiel der Holothurien hindeutend, zunächst die Ansieht zurück, als könne die Wurmform allein ein Princip zu Verbindungen sein; und indem er dann die Bedeutung der »Beweimn^sor^ane als bindende Unterschiede« hervorhebt, stellt er als das Wesentliche im Wurmtypus hin. »dass die Bewegungsorgane hauptsachlich in einer allgemeinen subcutanen Mus- culatur bestehen, ohne die besonderen fleischigen Organe der Mollusken (Fuss, Arme, Flossen), ohne die Gliederl'üsse der Arthropoden, ohne die ambulacralen Röhren der Echinodermen, ohne die Rhizopodie der Polythalamien.« — So viel ich sehe ist dieser bedeutende Fingerzeig, den J.Miller hier gegeben hat, von keinem Autor später berücksichtigt, und doch dürfte zur Zeit sich kein an- deres Kennzeichen auffinden lassen, welches . indem es zugleich die Eigenthümlichkeit des gan- zen Typus heraushebt, nach der einen Seite hin die Abgrenzung gegen die Gliederthiere, an welche die Ringelwürmer durch Körperscimientirung und höchste Ausbildung der Beweiuingsorgane er- innern, scharf giebt, nach der anderen Seite auch die Scheidewand zwischen den fusslosen Holo- thurien, welche durchaus wurm förmig erscheinen , und den Sipnnculiden zu errichten gestattet. Will man die Eigenthümlichkeit des Wurmtypus vollständig aussprechen, so bedarf es zu dem wesentlichen von J. Miller aufgestellten Kennzeichen nur noch des Zusatzes, der für die Unter- scheidung von den genannten Holothurien wesentlich ist, dass der Bau der Würmer ein rein bila- teraler ist. Ich würde danach den Typus der Würmer in folgender Weise zu charakterisiren glauben : Würmer sind skelet lose, bilateral gebaute Thiere, deren Körperwan- dung ein selbständiger die gesammten Eingeweide bergender Haut- schlauch ist, welcher im Wesentlichen aus einer Cutis und darunter gelegenen Muskelschicht besteht, und als hauptsächliches Werkzeug der Bewegung dient. Sehen wir das als die allgemeinste Umgrenzung des Wurmtypus an, innerhalb dessen nun die freieste Entwicklung der einzelnen Organsysteme alleStufen der Ausbildung durchlaufen kann, I) Müller's Archiv für Anatomie, Physiologie u. wissensch. Medicin. Jahrg. 18ö8. pg. '.Mi. 6 Einleitung. so gewinnen wir daran zugleich ein Criterium. welche von denjenigen Thier formen, deren Bezie- hung zu den Würmern bis jetzt fraglich erschien, ausgeschlossen oder aufgenommen werden müssen. Dass die Gregarinen , wie das von einigen Systematikern geschehen ist, und noch weni- ger die Infusorien, wie Diesin»; ') wollte, nicht zu den Würmern gerechnet werden können, brauche ich wohl kaum zu erwähnen; sie finden ihre Stellung im Kreise der Protozoen. — - Ebenso kön- nen wir die Ansicht Hitxley's2) übergehen, der die Echinodermen zu den Würmern rechnen will. Sie dürfte kaum einen Yertheidiger finden. So lange die Charakteristik des Wurmtypus fehlte, war es bequem, hier Thier- formen einzureihen, welche sonst in keinen anderen Kreis passen wollten. So erging es mit den Rotatorien, welche von Wiegmann 3) , Milne Edwards 4) , v. Siebold5), R. Leickart ' . C. A^ocT7) zu den Würmern gerechnet wurden. Allerdings kommen in der Organisation dieser Thiere bestimmte Apparate vor, welche entweder einer respiratorischen oder exere- torischen Thatigkeit vorstehen sollen, und die mit ihren flimmernden inneren Mündungen eine Ähnlichkeit mit Canalsystemen, wie sie bei den Würmern hantig sind , nicht verkennen lassen. Allein die Anwesenheit eines einzelnen Organes bedingt nicht das Wesen des Typus, und so wenig die Synapten wegen ihrer mit gleichen Flimmermündungen versehenen inneren Respira- tionsorganc zu den Würmern zu rechnen sind, ebensowenig können wir die Rotatorien dahin ziehen, welche nach der Beschaffenheit ihres Haulorganes sich davon entfernen, und wegen ihrer bedeutungsvollen Raderorgane eine besondere systematische Stellung zu verlangen scheinen. Ob man sie ohne weiteres zu den Gliederthieren zahlen darf, wie das Bcrmeister5), Leydig0) und Gegenrair1") wollen, scheint mir fraglich, und ich muss Cards und Gerstaecker ") beistimmen, wenn sie die systematische Stellung dieser Thiere ^ls eine zur Zeit noch offne Frage behandeln, und sie daher als kleine gesonderte Anhangsgruppe der Gliederthiere ansehen. — Damit soll aber 1) C. M. Diesing, Systema Helraintbum. Vol. I. 1850. — Conspectus omnium helmintlnim. 2) Huxley, An Account of Researehes inlo tlie Anatomy of the Hydrostatic Acalephae. Report of the 21. Meeting of the british Association for the advancement of Science, held at Ipswich July 1851. London 1852. Transactions of the sections pg. 79. 80. 3) Wiegmann und Ruthe, Handbuch der Zoologie. Berlin 1832. 8. pg. 500. 4) Milne Edwards, Recherches zoologiques. Annales des sciences naturelles. Ser. III. Zoolog. Tome 3. 1845. pg. 150. 5) v. Siebold und Stanmis, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. Th. 1. 1848. pg. 4. G) R. Leuckart, Über die Morphologie und die Verwandtschaftsverhältnisse der wirbellosen Thiere. 1848. pg. 74. 7) C. Vogt, Einige Worte über d. systematische Stellung der Räderthierchen. Zeilschrift f. Wissenschaft 1. Zoologie Bd. VII: 1856. pg. 193. 8) H. BüRMEisTEit, Handbuch der Naturgeschichte. Berlin 1837. 8. pg. 547. Bubmeister, Noch einige Worte über die systematische Stellung der Räderthiere. Zeitschrift für Wissen- schaft!. Zoologie Bd. VIII pg. 152. 9) Leydig, Ober den Bau und die systematische Stellung der Riiderthiere. Zeitschrift für Wissenschaft). Zoologie. Bd. VI. 1855. pg. 107. 10) Gegenbaur, Grundzüge der vergleichenden Anatomie. 1859. pg. 194. 11) Peters, Carcs, Gebstaecker, Handbuch der Zoologie. Bd. IL 1803. pg. 415. Begrenzung und Gliederung des Wurmlypus. 7 nicht über die Stellung der Gattungen Ichthydium und Chaetonotus (Ehrbg.), denen M. Schiltze1) noch TurbaneHa angeschlossen hat, und wohin vielleicht auch Echinoderes2) gehört, entschieden sein. Man zahlt sie nur mit Unrecht den Rotatorien bei, ich weiss nicht ob bei ihnen unter dein Chitinpanzer eine Muscularis liegt, möchte aber nach den Haarborsten bei Turbanella, und der Organisation des Verdäuungstractus bei allen vermuthen, dass sie eine kleine gesonderte Wurin- abtheilung bilden, welche sich am besten den Nematoden anschliesst. R. Leückart3) hat auch die Bryozoen den Würmern anschliessen wollen; ich kann aus nahe liegenden Gründen diese Auffassung nicht theilen. will aber bekennen, dass mir diese Thiere ebensowenig zum Kreise der Mollusken zu gehören scheinen. Die Brachipoden, welche Steenstrip'), und Chitonen, welche Milne Edwards"') zu den Würmern rechnen will, sind jedenfalls Angehörige des Typus der Mollusken. — Die von Steen- strip (a. a. 0.) an die Serpulaceen angeschlossenen Cyathophyllen gehören ebensowenig zu den Würmern. Zu den Wurmern gehören dagegen unbedingt die wenigen, unter einander wesentlich abweichenden Formen der Gephyreen ; sie schliessen sich durch den Bau ihres Hautschlauches völlig dem Typus der Würmer an. Die ihnen in der Form am nächsten kommenden Synapten scheiden sich durch den allerdings versteckten radiären Bau und die Einlagerung von Kalkkörpern in die sonst nach dem Wurmtypus gebaute Haut, während einzelne Gephyreen in der Entwick- lung von bestimmten Organen an diese Formen der Echinodermen erinnern. Wenn die Ansichten der Zoologen über das, was zum Typus der Würmer gehöre, weit auseinandergehen, so sind die Wege, auf denen man eine Gliederung dieses Typus zu erreichen gesucht, nicht weniger von einander abweichend. Nach den seit Clvier und K. E. v. Baer in der zoologischen Systematik angenommenen Principien bezeichnet man die nächste Unterabtheilung des Typus als Classe, und vereinigt darin jene Formen, welche in der Ausbildung der einzelnen Organsysteme die meiste Übereinstimmung zeigen. Eine einseitige Berücksichtigung ausschliess- lich der äusseren Formen, wie das neuerdings Diesing gethan hat, der alle von ihm zu einer Classe 1) M. Schultze, Über Chaetonotus und Ichthydium (Ehrenberg) und eine neue verwandte Galtung Turba- nella. Müller's Archiv. Jahrg. 1883. p. 241. Tal'. VF. 2) cfr. F. Dujahdix, Observation« zoologiques I. Sur im petit animal marin. l'Echinodere : Annales des sciences naturelles Ser. III. Tome XV. p. I öS . — Claparede, Untersuchungen über Anatomie und Entwicklung wir- belloser Thiere. 1863. Fol. pg. 90 Taf. XVI. Fig. 7 — 16. 3) R. Leitkart, Über die Morphologie a. a. 0. 7 1. 4) Oversigt over det kongelige danske Videnskabernes Selskabs Forhandlinger og det Medlemmers Arbei- der i Aaret 1848. No. 7. 8. pg. 86. 5) cfr. LTnstitut. 1851. pg. 376. — Association brilannique pour l'avajucem. d. sc. XXI. seance tenue ä Ipswich 1851 . — In dem englischen Report dieses Meeting vermisse ich diese Angabe. 8 Einleihmg. vereinigten Würmer nach dem Vorhandensein oder Fehlen der Borsten in zwei Unterclassen, LI 1 Achaethelmintha und Chaethelmintha theiftj eis VerFahren; welches bereits von Ciyieu ') in An- wendung gebracht und vielfach Nachahmung g 'unden hat. kann dabei ebensowenig zum Ziele fuhren, als die Verwerthung eines einzelnen Organsystemes, wie Qiatrefages2) und ^ anBenfdes1) mit Rücksicht auf die Geschlechtsverhaltnisse monöcische und diöcische' Formen unterscheiden, von denen der Erstere dann nach dem Bau des Nervensystemes noch zwei einander parallel gehende Reihen errichtet. Systeme lassen sich allerdings auf solche Weise aufstellen, allein eine nafurgemässe Vereinigung der zusammengehörenden Formen ist damit nicht zu erreichen. Mit den Versuchen, "welche in neuerer Zeit von verschiedenen Seiten gemacht sind, die Würmer systematisch zu gliedern, stimmen meine Anschauungen insofern überein, als man darin stets von dem Grundsatze ausgegangen zu sein scheint, nicht nach einzelnen Anhaltspuncten, sondern nach der Übereinstimmung, welche in dem Gesaimntbilde der Organisation einzelner Gruppen heraustritt, die Gassen des Wurmtypus aufzustellen. Allein in allen diesen Versuchen liegt nach meinem Dafürhalten die schwache Seite dieser systematischen Eintheilungen darin, dass die Hauptgruppen, welche man aufgestellt hat. sich auf Verhallnisse stützen, die nur einen untergeordneten Werth besitzen; man erreicht auf diese Weise allerdings die Aufstellung von nur wenigen Gruppen mit grossem Umfange, allein es bleibt nicht aus, dass dabei Abteilungen in eine Gruppe zusammengezwängt werden, deren Ähnlichkeiten unter einander weit geringer sind als ihre Verschiedenheiten. Zum Theil ist in diesen Eintheilungen Gewicht auf die äussere Kör- perform gelegt, wie das Birmeister4) gethan hat. der zunächst zwei grosse Gruppen aufstellt: »vorzugsweis flache oder nachrunde Würmer« und »vorzugsweis drehrunde Würmer«, die durch die Anwesenheit oder das Fehlen einer Gliederung und der Bewegungsorgane naher bezeichnet werden. In gleicher Weise hat auch Vogt"'), demselben Principe folgend, den Kreis der Würmer nach der äusseren Körpergestalt in vier grössere Gassen getheilt: Plattwürmer(Platyelmia), Rund- würmer (Nematelmia), Räderthiere (Rotatoria) und Ringelwürmer (Anneüda). Im Allgemeinen sind Gegenrair11) und Guus7] dieser VoG-r'schen Classification gefolgt, nur entfernen sie die Rotatorien ganz aus dem Kreise, und Ersterer schiebt dafür als eine den übrigen gleichwertige Ordnung die Oesthelmin t lies, von R. Leickart *) zuerst als Chaetognathi als selbständige Gruppe aufge- stellt, Letzterer die Gephyrea Qtrfgs.) und Chaetognatha (R. Leick.) ein. — Nach anderen 1) Cuvieii, Tableati etemeiitaine a. a. 0. 1800. pg. 626'. 2) L'Institut. Sect.I. Tome XVII. 1849. — Soc. phihimati^ue'Extrailsiiledifs des proces-verbaux1! p. 267. 3) van Beneden, Lettre relative ä l'histoire des ver's (jestöides — Annales des sciences naturelles Ser. III. Zoolog. T. XV. 1851. pg. 324. 4) Burmeister, Zoonomiscbe Briefe a. a. 0. Bd. II. pg. 205. 5) Vogt, Zoologische Briefe a. a. O. Bd. I. pg. 17 1. 6) Gegenbadr, Grundzüge der vergleichenden Anatomie a. a. 0. pg. (37. 7) Petrus, C.afus. Gerstaecker, Handbuch der Zoologie Bd. II. a. a. O. pg. 427. 8) H. Leickart, Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der wirbellosen Thiere während der Jahre 1848—1653. Archiv für Naturgeschichte Bd. 30. 1854. II. pg. 307. Begrenzung und Gliederung des Wurmtypus. 9 Principion hatte Leuckart ') ebenfalls vier Abtheilungen aufgestellt: Anenteiati, Apodes (später ii Piatodes2) genannt) , Ciliali mul Annelides, und darin die verschiedenen Formen zu vereinigen gesucht. Es lasst sich allerdings nicht in Abret' stellen, dass derartige Eintheilungen durchführbar sind, und noch in verschiedener Weise, z. B. je nachdem die Thiere eine Körperhohle oder einen parenchymatösen Körper besitzen, sich wiederholen lassen; aber es bleibt zu bedenken, ob die so entstandenen Gruppen den Werth einer Classe haben, wenn wir mit diesem Worte die nächste Unterabiheilung des Typus bezeichnen. Wir können aus dem Kreise der Wirbelthiere die Gassen der Säugethiere und Vögel zusammenfassen, und sie als warmblütige Thiere den übrigen Gassen dieses Tvpus, die wir dann als kaltblütige Thiere bezeichnen, gegenüberstellen: allein nach dem bisherigen Gebrauche werden wir solche Zusammenstellungen nicht als Glieder eines Systemes an- sehen, da die hf here oder niedere Temperatur der Blutflüssigkeit gegenüber den Organisalions- verhältnissen, welche für die Eintheilung des Wirbelthierlypus maassgebend sind, in syste- matischer Beziehung werthlos erscheint. — Wären unsere Kenntnisse von den Organisationsver- hallnissen der wirbellosen Thiere und im besonderen Falle der Würmer in gleicher Weise ausge- dehnt wie bei den Wirbelthieren , so würden wir weniger schwankend sein, welche Principien wir bei der Classification des Wurmtxpus in Anwendung bringen sollen. Unter den jetzigen Ver- haltnissen ist es nicht das allgemeine Urtheil der Zoologen, welches hier entscheidet, sondern das individuelle jedes Einzelnen, welches mit wachsender Detailkenntniss sich modificiren und refor- miren lassen muss. So kann ich in den erwähnten Eintheilungen keine naturgemässe Zerlegung des Wurmtypus in Gassen erkennen, sondern sehe darin eine nur mehr oder weniger glücklich ausgeführte Vereinigung einzelner Gassen zu grösseren Abiheilungen, welche keinen anderen Werlh haben, als den praktischen eine leichtere Übersicht über das ganze Gebiet zu erhalten. Eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den einzelnen Gassen, wie ich sie auffasse, will ich damit durchaus nicht in Abrede stellen , es sind das Verhältnisse, wie wir sie unter den Wir- belthieren, bei den Amphibien und Reptilien finden, die wir doch auch als gesonderte Gassen jetzt wohl allgemein auffassen. Manches halte ich vielleicht nach Gassen getrennt auseinander, was man lieber vereinigt sähe ; und vereinige anderes, was besser getrennt bliebe. Darüber mag die kommende Zeit entscheiden. Ich gelte meine Eintheilung hier, ohne Rücksicht auf einzelne Formen zu nehmen, deren Stellung zu dieser oder jener Classe schwankend erscheinen kann. Sie enthalt acht Gassen, deren Umfang durch den gewählten Namen hinlänglich angedeutet wird. Classe I. Cestoda (Rdd.). Classe II. Acanthocephala (Rld.). I) R. Ledgrabt, Über die Morphologie a. a. 0. pg. 68—77. ■> Lkuckart, Bericht etc. Archiv für Naturgeschichte Bd. 20. 1 8 ö i . pg. 30" Ehlers, Borstenwürmer. -10 Einteilung. Gasse III. Trematoda (Rid.). Classe IV. Turbellaria Ehrrrg. s. str. Classe V. Nemertina M. Schultze. Classe VI. Nematoda Run. Classe VII. Gephyrea Qtrfgs. Classe VIII. Annelida Sav. Dass zwischen den drei ersten Classen verwandtschaftliche Beziehungen aufgefunden werden können, ist von jeher anerkannt ; so wollte R. Leickart ') die Cestoden und Acanthoeepha- len, da beiden ein Verdauungstractus fehlt, zu einer Classe der Anenteraten vereinigen, wie vor ihm Burmeister-) gethan hatte, der beide zusammen, spater mit Anschluss der Gregarinen, zu seinen Helminthes vereinte. Andererseits hat man die Aeanthocephalen in Beziehung gebracht zu den Nematoden (Vogt, Gegenbair, Carus), indem man dabei die äussere Gestalt ins Auge fasste, oder indem man wie Leickart :i) durch die Gordiaceen , deren Larven den Aeanthocephalen glei- chen sollen, den Anschluss zu erreichen suchte. — Ähnlichkeiten, in der äusseren Form wenig- stens, lassen sich auch zwischen den Trematoden und Cestoden einerseits, andererseits zwischen den Turbellarien herausfinden; jede der Classen trügt aber in ihrem anatomischen Baue ein so eigenthümliches Gepräge, dass mir eine nähere Vereinigung unpassend scheint. Auf die Bezie- hungen, welche man zwischen den Trematoden und Hirudineen, welche ich bei der Classe der Anneliden lasse, hat finden wollen, komme ich später noch zurück. — Die vierte und fünfte meiner Classen waren von Ehri.nberg l) (mit den hier völlig fremd- artigen Gordiaceen und Naidinen) zu seinen Turbellarien vereinigt; gemeinsam haben sie nichts als eine Bekleidung der ganzen Körperfläche mit Cilien, und darin vermag ich, zumal da Flinimer- haare auf der Körperoberfläche auch bei anderen Würmern vorkommen, so wenig ein charakteri- stisches Merkmal zu finden als in der Querstreifung der Muskelfaser oder dem Chitingehalt der Körperdecken. Nach dem Vorgange v. Siebold's trenne ich daher die Nemertina ganz von den Turbellarien, welche nun eine eigene Classe bilden, die aus den Rhabdocoela und Dendrocoela (Eiirbg.) sich zusammensetzt, v. Siebold "') schloss die Nemertinen den Anneliden an, allein eine Segnientirung des Körpers, worauf sich diese Vereinigung stützte, ist kaum vorhanden, wenn man nicht die hinter einander zwischen den Darmaussackungen eingebetteten Säckchen, in denen sich die Geschlechtsproducte bilden, dafür ansehen will. Der grosse über dem Darm gelegene Rüssel, der Bau des Verdauungstractus und des Nervensystems, die niedrige Ausbildung der Geschlechts- 1) R. Leuckaut, Über die Morphologie und Verwandtschaftsverhältnisse niederer Thiere. Braunschweig 1848. 8. pg. 68. 2) Burmeisteii, Handbuch der Naturgeschichte. Berlin 1837. p.524. — Zoonomische Briefe a. a. 0. p. 205. 3) Leickart, Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der niederen Thiere während der Jahre 1818—1853. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 20. 1854. II. p. 307. 4) Hejipbicii et Eiiiienberg, Symholae physicae. Animalia evertebrata. Berolini 1831. Fol. Phytozoa turbellaria. 5) v. Siebold und Stanmis, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. Theil I. Berol. 1848. 8. pg. 186. Begrenzimg und Gliederung des Wurmtypus. II Apparate haben für mich so viel des Eigenthümlichen , dass ich in diesen Thieren eine eigene; Classe reprasenlirt sehe. Die Classe der Nematoden ist eine sehr natürlich begrenzte, welche in anderen Eintei- lungen meist die Grundlage für die Gruppe der Rundwürmer gebildet hat. Eine Unterabtheilung bilden in ihr die Gordiaceen, welche trotz der besonderen Verhaltnisse des Nahrungscanales und der parenchymatösen Körperhöhle wahre Nematoden sind. Ich rechne zu dieser Classe auch un- bedingt die Gattung Sagitta, und glaube nicht, dass sich diese Thierform in ihrem Bau so weit von den übrigen Gliedern dieser Classe entfernt, dass man dafür eine eigene Classe [Chaetognathi (R.Leuck.), Oestelminthes (Ggbb.)] aufzustellen nölhig hat. Denn was den Besatz der Körperwan- dung mit feinen borstenartigen Haaren betrifft, so finden sich diese bei den meisten der frei im Meere lebenden Nematoden wieder, wahrend auch die flossenartige Erweiterung an den Seiten des Körpers nicht als charakteristisches Merkmal gelten kann , da einmal nach Örsted ') Sagitten ohne solche Flossen vorkommen, und dann bei dem von Claparede-) beschriebenen Genus Chae- tosoma. welches seiner ganzen Organisation nach eine wahre Nematode ist, sich in ähnlicher Weise flossenarlige Fortsatze der Körperwand wiederfinden. Die als Kiefer bezeichneten Anhänge des Mundes sind allerdings eigentümlich, doch finden sich dafür Analoga in der Zahnbewaffnung, welche bei manchen Nematoden im Eingange des Verdauungstractus steht; der Darm bietet, abgesehen von den Mesenterialfalten, welche ihn halten, keinen Unterschied von Bedeutung. — Dass Sagitta Zwitter ist, scheint mir von geringer Bedeutung, da wir den Hermaphroditismus, wenn auch in anderer Form, von anderen Nematoden kennen.3) Der Bau des weiblichen Ge- schlechtsapparates ist nach demselben Plane wie bei anderen Nematoden gebaut, insofern ihm die blind endende Röhre zu Grunde liegt. Durchgreifende Unterschiede aus dem Bau des Nerven- systemes herleiten zu wollen, ist nicht thunlich, da uns dasselbe bei den Nematoden zum gröss- ten Theile noch unbekannt ist. Die Classe der Gephyrea (Qtrfgs.) erinnert in manchen ihrer Formen (Sipunculidea und Eehiuridea) an die fusslosen Holothurien, von denen sie aber durch das Fehlen aller radiären Anordnung und der Kalkgebilde in der Haut wesentlich abweicht , in anderen (Sternaspis) wie- der an die borstentragenden Anneliden. Die Ausbildung einer geraumigen Leibeshöhle, in der die Eingeweide enthalten sind, hat hier unter allen Würmern den höchsten Grad erreicht. Noch sind die einzelnen hierhergehörenden Thiere nicht ausreichend genug untersucht, um nach dem anato- mischen Bau eine durchgreifende Gruppirung innerhalb der Classe mit Sicherheit durchzuführen. 1) A. S. Örsted, Et Bidrag til al besvare det Spörgsmaal, hvilken Plads Slaeglen Sagilta bor indtage i Syslemet. — VideaskabeHge Meddelser da den naturliistoriske Forening i Kjöbenhavn für Aarne I 849 og I 850. p.26. 2) Cupahede, Untersuchungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte wirbelloser Thiere. 1863. Fol. g. 88. Taf. XVIII. Fig. 2 — 3. 3) cfr. Schneider. Über eine Nematodenlarve und gewisse Verschiedenheiten in den Geschlechtsorganen der Nematoden. Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie. Bd. X. 1860. pg. 176. 2* 12 Einleitung. Die letzte Classe der Anneliden fasse ich in dem Umfange , wie es Sayicny ' in seiner Bearbeitung der Anneliden und etwas anders Ciyier2) und Lamarck3] gelhan haben; sie enthalt also neben den borstentragenden Ringehvilrmem auch die Diseophoren oder Egel. Es ergeben sich daraus zwei grosse Unterablheilungen dieser Classe, die als wesentliches Merkmal gemein haben, dass an ihrem Körper eine Ringbildung deutlich ausgesprochen ist , welche nicht bloss an der Oberflache der Körperwand zu Tage tritt, sondern auch bei einem Theil der Eingeweide wieder erscheint, so dass jeder Körperabschnitl von einzelnen Organsystemen einen gleichen Antheil erhalt. Seit Blainville '} haben eine Anzahl namhafter Zoologen von den RingeUvürmem die Hirudinei abgetrennt und zu den Trematoden versetzt, eine Vereinigung, welche mir aus ana- tomischen Gründen sehr widerstrebt. Was diese Gassen gemein haben, beschrankt sich im We- sentlichen auf die Saugnapfe, und vielleicht liesse sich hinzufügen, dass die bindegewebige Masse, welche bei Hirudineen den Baum zwischen den Eingeweiden und der Korperwand erfüllt, an den parenchymatösen Körper der Tremaloden erinnert. Allein im Bau des Verdauungslractus. des Gefass- und Nervensystemes weichen die Hirudineen ganz von den Trematoden ab und sind wahre Hingelwürmer, indem diese Organe deutlich eine Gliederung nach Segmenlen zeigen. Den Hermaphroditismus theilen sie mit einer grossen Zahl von Ringelwürmern, der Bau der Genitalien zeigt zum Theil eine deutliche Gliederung; und schliesslich finden wir hei ihnen in der Leibes- höhle die gleichen Organe , welche eine Communicalion des Binnenraumes des Körpers mit der Aussenwelt herstellen, und die wir als Segmenlalorgane bei allen Anneliden in einzelnen oder in allen Körperabschnitten antreffen. Ob übrigens alle Würmer (ich erinnere an Malacobdella Blainv.), welche den Hirudineen beigesellt werden , mit Becht dort ihren Platz finden , so dass die angeführten Eigentümlichkeiten auch bei ihnen nachzuweisen sind , will ich nicht entscheiden ; vielleicht würden sich weniger Stimmen gegen die Vereinigung der Egel mit den Ringelwürmern aussprechen, wenn man einzelne solcher zweifelhaften Formen aus dem Verbände der ersteren ausschiede. Noch habe ich hier der Gattung Peripalus zu gedenken, deren systematische Stellung mir noch keineswegs gesichert zu sein scheint. Von ihrem Entdecker Guldings) zu den Mollusken ge- zahlt, haben sich nach genauerer Untersuchung die meisten Autoren dafür erklärt, dass das Thier zu den Wurmern gehöre, den borstentragenden Anneliden Onychophora Gr.' oder den Hirudi- neen mehr verwandt. Was für einen solchen Anschluss des räthselhaften Thieres an die Würmer sprechen würde, das ist die Vereinigung der Körperhaut mit einem Muskelstratum ; übrigens ist 1) .1. C. Savigny, Systeme des Annelides, p. 5. Descriplion de I'Egypte. Histoire naturelle. T.I. Paris 1809. 2) G. Cuvier, Le regne animal distribue d' apres son Organisation. T. II. Paris 18 17. pg. 515. 3) de Lamauck, Histoire natureile des auiniaux sans vertebres. T. V. Paris 1818. pg. 27 i. 4) Blainville, Prodrome d'une nouvelle Classification du regne animal. 18 16. a. a. 0. p. 123. 5) Guildikg, An account ofa new genus of Mollusca. The zoological Journal Vol. 2. London 1826. p. 143. PI. XIV. — Die im Folgenden gemachten anatomischen Angaben entlehne ich der Arbeit von Ghube, Über den Bau \ou Peripatus Eihvardsii — Müller's Archiv 18 53. pg. 322. Begrenzung und Gliederung des Wurmtypus. I .'5 mir kein Wurm bekannt , bei dem diese Muscularis eine solche Mächtigkeit und fünffache Schich- tung erreichte. Peripatus mit den Anneliden zu vereinigen, da/u bietet der sonstige anatomische Bau wenig Anhaltspüncte und wohl nur durch die Trennung des Körpers in Ringe ist ein solcher Vorgang zu rechtfertigen. — Es sind mehrfach Versuche gemacht, dem Thiere eine andere Stel- lung im Systeme zuzuweisen. Bihmeisti r ') sieht in ihm eine Übergangsform von den Anneliden zu den Myriapoden. besonders zu den Julinen, und ahnliches muss dem Entdecker vorgeschwebt haben, da er das Thier nach dem Habitus Peripatus juliformis nannte. Sciimarda2), der das leitende Thier in Ecuador beobachtete, hat gleichfalls Zweifel geäussert , ob Peripatus nicht ebensogut bei den Myriapoden stehen könne. Wiewohl ich nach eigener Anschauung ein Urtheil über dieses Thier mir nicht habe bilden können, so will ich doch eine Ansicht über dessen Verwandtschaftsverhältnisse, wie sie sich mir nach den bekannt gewordenen Thatsachen aufgedrängt hat. nicht zurückhalten. Man rechnet jetzt allgemein zur Classe der Arachniden eine kleine Gruppe von Thieren. die unter dem Namen der Tardigrada bekannt sind'). Mit ihnen stimmt in manchen Puncten der Organisation Peripatus überein. Bei beiden ist der Körper wurmförniig, in Ringel zerfallen, deren Zahl bei den Tardigraden allerdings nur eine geringe bleibt, bei Peripatus auf 30 steigt; und der einzelne Ring trägt jederseits einen kegelförmigen Fortsatz, an dessen Ende hornartige Klauen angebracht sind. Diese Segmenlirung ist aber hier wie dort nur eine äusserliche, die sich nicht auf die Eingeweide — höchstens mit Ausnahme des Nervensystemes — erstreckt. Die zwei Anhänge am Kopftheil, welche man bei Peripatus als Fühler bezeichnet, finden sich in gleicher Zahl, nur kürzer, auch bei der Galtung Milnesium (Doyere) wieder. Die Hautdecken umschliessen eine gemeinsame Körper- höhlung, welche sich in die Basen der Fussstummel hinein erstreckt. Bei Peripatus liegt unter der derben Haut eine gewaltige Muskelschicht; bei den Tardigraden finden sich hier gleichfalls von Segment zu Segment ziehend Muskelbänder, welche rein subcutan sind; daneben kommen aller- dings noch freie die Körperhöhle balkenartig durchsetzende Muskelstränge vor. — Sehen wir die Eingeweide an, so ist der Anfang des Verdauungstractus bei Peripatus wie bei den Tardigraden ein ansehnlicher Schlundkopf, der bei dem Ersteren vorgestülpt werden kann und Kiefer trägt, bei den Letzleren gleichfalls ausstülpbar mit einem Zahnapparat bewaffnet ist. Auf ihn folgt bei den Tardigraden ein fast die ganze Leibeshöhle füllender Darm, der durch blindsackartige Aus- stülpungen ein traubiges Ansehen erhält; die Wandungen dieser Blindsäcke sind drüsiger Natur. Bei Peripatus ist allerdings der Darm ein cylindrisches Rohr, aber dessen Wände sind nach Grcbe gleichfalls durch eine sehr ansehnliche drüsige Schicht verdickt. Das Nervensystem beider zeigt 1) BunMEisTF.il, Zoonomische Briefe. Leipzig 1856. S. Bd. II. pg. 310.325. 2) Schmabda, Neue wirbellose Thiere. Leipzig l 8 :j 9 . i. Bd. I. Erste Hälfte pg. XV. 3) Über die liier angezogenen anatomischen Verhältnisse ffr. Doyere, Memoire sur les taidigrades. Annales des sciences naturelles Ser. 2. Zool. XIV. 1840. p^ 2G9. PI. I 2 — 19 und XVII. pg. 103. — Kaif.mann, Über die Entwicklung und systematische Stellung der Tardigraden. Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd. III. 1851. pg. 220. Taf. VI. Fig. 1 — 20. 1 4 Einleitung. wenigstens die t bereinstimmung , dass das Bauchmark aus zwei neben einander verlaufenden und in Ganglien zusammentreffenden Langsstrangen besteht. Bei beiden Thierformen finden sich in Verbindung mit dem Hirn Augenflecke. — Ein Gefasssystem ist von den Tardigraden nicht be- kannt, von Peripatus beschreibt Giube gefassarlige Canale, deren Verhalten zu einem Gefasssystem aber zweifelhaft ist. — Unter allen Arachniden zeichnen sich die Tardigraden dadurch aus, dass sie Zwitter sind; das Ovarium und die Hodenschlauche münden in den zur Cloake umgestalteten Endtheil des Darms. Hermaphroditisch scheint auch Peripatus zu sein; ein mit Sicherheit erkann- tes Ovarium mundet aber mit besonderer Öffnung vor dem After auf der Bauchseite, wahrend die Schlauche, welche man für Hoden hält, am ersten Fusspaare sich nach aussen öffnen, eine Bildung die von dem Verhalten, wie es bei den Würmern gewöhnlich ist, sehr abweicht. Bei Peripatus entwickeln sich die Eier innerhalb des mütterlichen Organismus, und das ausschlüpfende Junge gleicht dann völlig dem Erwachsenen, dessen volle Zahl an Körperringen es bereits besitzt. Bei den Tardigraden erfolgt die Entwicklung der Eier erst wenn sie gelegt sind, aber auch hier ver- lasst das Junge völlig ausgebildet das Ei. So lassen sich im Bau der Thiere eine Anzahl von Ähn- lichkeiten auffinden, während die Unterschiede vielleicht geringen Werth haben. Auch die Lebens- weise zeigt Übereinstimmendes, denn wie die Tardigraden ist Peripatus ein träges, langsam sich bewegendes Thier, das seinen Wohnplatz an feuchten Orten aufschlagt. — Sollte sich, was ich hier in Kürze habe andeuten wollen, die Zusammengehörigkeit dieser Thiere herausstellen, was durch neue Untersuchungen noch zu beweisen bliebe, so würde die Frage zu erörtern sein, ob man sie dann zu den Würmern oder zu den Arthropoden stellen soll. Nach dem Verhallen der Körperwandung neige ich mich sehr der Ansicht zu, dass diese Thierformen zum Typus der Wür- mer gehören; jedenfalls müssen sie aber innerhalb desselben eine eigene Classe bilden, und kön- nen in Rücksicht auf den ganz abweichenden Bau nicht bei den Anneliden untergebracht werden. Die Borsteiiwürmer. Amielida chaetopoda. Die Classe der Ringelwürmer umfasst ausser den durch den Besitz von Haftorganen ausgezeich- neten Egeln Annelida discophora) eine grosse Anzahl von Würmern , die durch den Besitz von wahren Borsten äusserlich gekennzeichnet sind. Ihr anatomischer Bau zeigt zahlreiche Anhalts- puncte, in welchen die Zusammengehörigkeit der Borstenwürmer mit den Egeln durch allmähliche Übergänge oder unmittelbar sich herausstellt. In den Kreis der Untersuchungen, aufweiche diese Arbeit sich stützt, sind aber die Egel nicht mit hineingezogen, und deshalb beschranke ich mich darauf, im Folgenden nur von den borstentragenden RingeKviirmern zu handeln. — Ich schicke eine allgemeine Darstellung des Baues dieser Thiere voran, und knüpfe daran einen Entwurf, der die systematischen Grundlagen enthält, denen ich im weiteren Verlaufe folgen werde. — Wenn ich in der vorangehenden Uebersicht der anatomischen Verhältnisse dieser Thiere die einzelnen Arbeiten meiner Vorgänger nicht erwähne, so geschieht das nur aus praktischen Rücksichten, um der Uebersichtlichkeit des enggeformten Bildes durch die Anführung des grossen in der Literatur zerstreuten Materiales keinen Abbruch zu thun. Ich bin mir wohlbewusst, wieviel ich selbst diesen Arbeiten verdanke, die bei der speciellen Darstellung ihre Berücksichtigung finden sollen. Das Bild, welches ich hier in Umrissen entwerfe, beruht im Ganzen und Grossen auf eigenen An- schauungen, nur da, wo diese fehlten und ich aus fremden Quellen schöpfen musste, glaubte ich mich verpflichtet, diese namhaft machen zu müssen. Allgemeine Organisation der Borstenwürmer. Äussere Körperform. Der Körper der mit Borsten ausgerüsteten Anneliden ist nach seiner allgemeinen Form betrachtet ein röhrenförmiger an beiden Enden geschlossener Schlauch, in dessen Innern, der gemeinsamen Körperhöhle, die Eingeweide liegen; es sind das der Verdauungstractus, das Gefass- und Nervensystem , Geschlechtsapparate und Organe, durchweiche die Leibeshöhle in Verbin- dung mit dem das Thier umgebenden Medium tritt; in einzelnen Fällen kommen zu diesen Einge- weiden noch selbständige Drüsen hinzu. I g Die Borstenwürmer. Annelida chaeiopoda. An diesem schlauchförmigen Körper tritt eine Gliederung auf, durch welche derselbe in eine Anzahl hintereinandergelegener, gleichwertiger Abschnitte, Segmente, zerfallt; zunächst ist diese am deutlichsten in der Körperwandung ausgesprochen, welche in der regulärsten Form ihrer ganzen Längsausdehnung nach durch Einschnürungen in Ringe zerlegt wird, die mit gleichen Süsseren Anhangen versehen sind ; doch kann diese Ringbildung durch Einschnürungen am ganzen Körper oder an einem Theile desselben verwischt werden, dann deutet die in regelmässigen Ab- standen erfolgende Wiederholung äusserer Anhänge der Körperwand die sonst undeutliche Ring- gliederung an. Von den Segmenten, in welche der Körper dadurch zerfallt, erhalten eins oder einige der vorderen eine besondere Auszeichnung, indem der vorderste Theil des Nervensvstemes. das Hirn, in ihm enthalten, und der Eingang in den Verdauungstractus , der Mund, auf seiner Bauchfläche angebracht ist. Dieser als Kopflappen bezeichnete Anfangstheil des Körpers trägt in vielen Fallen, einerlei ob es ein vollständig abgesetztes Stück, oder vom übrigen Körper nicht getrennt ist, eigene Anhänge, die sich fast immer als Modifikationen bestimmter Segmentalanhange deuten lassen, in anderen aber auch als dem Kopflappen eigen zukommende Organe anzusehen sind. — Dass dieser ganze Kopftheil mit seinen Anhängen in den übrigen Körper zurückgezogen werden kann, ist ein wohl nur bei Siphonostoma beobachtetes Vorkommen. — Das Körper- ende, auf dem die Afteröffnung steht, ist weniger vor den einzelnen Abschnitten ausgezeichnet, und meistens als ein modificirtes Segment sofort zu erkennen. Die Segmentirung des Körpers ist aber nicht bloss auf der Oberfläche ausgesprochen, sondern erstreckt sich auch bei den verschiedenen Formen in höherem oder geringerem Grade auf die Körpereingevveide. Dass keines der im Körper enthaltenen Organsysteme von der Gliederung getroffen würde, kommt nicht vor; doch stellen sich insofern grosse Extreme heraus, als bei denjenigen Ringelwürmern, wo die Segmentirung am vollständigsten durchgeführt ist (Nereis, Eunice, Syllis;. alle Systeme darin einbegriffen sind, wahrend da, wo diese Gliederung im Innern verloren zu gehen scheint, z. B. Pectinaria, stets noch wenigstens das Nervensystem den zu- sammengesetzten Bau zeigt. — Bei der vollkommensten Durchführung der Segmentirung ist jeder Körperring sowohl nach seiner äusseren Gestaltung, wie nach dem inneren Gehalt an Organen dem anderen \öllig gleich. I)ii> Körperwaiulung unsl ihre Anhänge. Die Haut, welche als selbständiges Organ, das hauptsächlich die Bewegungen des Thieres vermittelt, insofern die wesentlichen Körperformen bedingt, als alle Anhänge zum bei weitem grössten Theile von ihr gebildet werden, besteht aus den beiden histologisch verschie- denen Schichten , welche bei allen Würmern die äusseren Bedeckungen zusammensetzen : der äusseren Cutis und der daruntergelegenen Muskelschicht. Die Oberhaut besteht wohl ohne Ausnahme bei allen borstentragenden Anneliden aus einer Substanz, welche zu den Chitinbil- Die Körperwandung und ihre Anhänge. 1 "7 düngen gehört.1) Von dem Chitinpanzer der Krehse weicht diese chitinige Oberhaut der Würmer durch das Fehlen von Kalkeinlagerungen ab (vielleicht mit alleiniger Ausnahme des Deckels bei Serpulä] von den Chitindecken der meisten ausgebildeten Insecten durch geringere Mächtigkeit und Harte. Stets ist die Chitinhaut der Würmer dünn, zumal im Vergleich zur subcutanen Mus- culatur, weich und biegsam; sparsam nur, und höchstens unter stärkeren Vergrösserungen zu Tage tretend finden sich auf ihrer freien Oberflache regelmässige Sculpturen , welche sonst auf starren Chitinmassen gern gebildet werden; Faltungen dagegen, wie sie durch Contractionszu- stände der Muskelhaut entstehen müssen, sind nicht selten, und je nach den Zusammenziehungen der Muskelschichten wechselnd. — Das Vorkommen von Flimmerhaaren bedarf, da es auf Hauten dieser Beschaffenheit selten ist, einer besonderen Erwähnung; Cilien finden sich bei zahl- reichen Würmern häufiger an den Seitenwandungen der Segmente und des Kopflappen, seltener auf der Rücken- und Bauchflache; sie stehen büschelweise, zu Haufen gruppirt, oder in grösserer Flachenausdehnung; auch die Segmentalanhange sind bisweilen damit besetzt, am häufigsten aber ist ihr Vorkommen an diesen, wenn eine Blutgefässverbreitung in deren Innern uns eine Berech- tigung giebt, solche Anhänge als Kiemen zu bezeichnen. Es ist mir an solchen Stellen, wo die Oberhaut Cilien trägt, nie gelungen, als Träger dieser Wimperhaare selbständige Zellen aufzu- finden , die Cilien scheinen immer unmittelbar der Chitindecke aufzusitzen. Die früher ausge- sprochene Vermuthung, es möchten Flimmerhaare nur bei jungen Thieren vorkommen, und als Reste aus einem Larvenstadium sich erhalten haben, ist unbegründet. Cilien kommen auf der Oberfläche erwachsener Anneliden häufig vor. — Dass am After und an den äusseren Mün- dungen der Segmentalorgane Cilien stehen, schliesst sich hier an. — Was den feineren Bau der Chitinhaut betrifft, so gewinnt man nur da, wo die Haut eine grössere Dicke besitzt, die An- schauung einer Schichtenbildung innerhalb dieser Chitindecken; in den meisten Fällen erscheint die Haut auf dem Querschnitt als eine helle, homogene Masse. Nach allem, was wir bis jetzt über die Bildung von Chitingeweben wissen, sind diese das Ausscheidungsproduct einer unter den jüngsten Schichtungen des Chitins gelegenen Matrix, der entweder von Zellen gebildeten oder aus einer feinkörnigen Masse bestehenden Subcuti- cular schicht. Bei Chitindecken von der Feinheit, wie sie bei den Würmern meist vorkommen, hält es oft schwer, die Subcuticularschicht zur Anschauung zu bringen. Nach meinen Erfahrungen über dieses Gewebe, welche allerdings nicht die Ausdehnung haben, dass sie eine allgemeinere Gel- I) Unsere Kenntniss dieser Gruppe von Geweben ist noch so unvollkommen, dass eine Sonderung in einzelne Gewebsformen, die sieh auf morphologische und chemische Eigentümlichkeiten stützt, zur Zeit sich noch nicht ausführen lässt. Die Entscheidung, ob zumal inembranöse Gebilde aus Chitin bestehen oder nicht, fällt man jetzt meistens nach dem Schichtenbau und der Widerstandsfähigkeit gegen Alkalien. Beides sind Kennzeichen von ungenügendem Werthe; so werden jüngere Schichten einer Chilincuticula nicht selten von kochenden Alkalien an- gegriffen, während die alteren oberen völlig widerstehen. Ich vermuthe, dass bei allen Würmern die Oberhaut von demselben Gewebe gebildet wird, das zum Kreise des Chitins gehörig ist, wenn es auch chemisch davon abweicht. Ehlers, Borstenwürmev. 3 I 'S Die Borstenwürmer. Aiinulida chaelopoda. fang beanspruchen könnten, ist es bei den Würmern nicht eine Schicht von selbständigen Zellen, sondern nur eine dünne Lage feinkörniger Masse, welche man als Erzeugerin der Chitindecken ansehen kann, das häufigste Vorkommen; vereinzelt kommen Zellen vor in der Masse eingebettet oder auch zu kleinen Gruppen vereinigt. — Unter der Chitindecke und zunächst unter deren Matrix liegt aufs innigste damit verbunden, die Muskelhaut, vermittelst welcher das Thier seine Bewegungen ausführt. Sie besteht selbst auf der geringsten Stufe der Ausbildung aus zwei ver- schiedenen Schichten, von denen die äussere zunächst unter der Chitinhaut gelegene aus kreis- förmig verlaufenden Fasern besteht, wahrend die darauffolgende innere von Fasern zusammen- gesetzt ist, welche mit der Längsaxe des Körpers parallel laufen. Es fehlen mir über die weitere Anordnung dieser Faserzüge alle Kenntnisse; zumal darüber, wie weil die einzelnen Muskelban- der sich erstrecken; ich bezweifle aber, dass, so wenig wie Fasern vorkommen, welche vom Kopf- bis zum Leibesende ununterbrochen verlaufen, es Fasern giebt. welche ganz ringförmig an der Körperwand hinziehen. — - Von diesen Muskelschichten können sich einzelne Bündel ab- lösen, und zu selbständigen Muskeln werden , die wir besonders als wirksam für die Bewegung der Fussstummel kennen. — Die Entwicklung der Muskelschichten ist eine sehr verschieden starke, und bedingt vor allem die grössere oder geringere Festigkeit des ganzen Wurmkörpers. Die weichwandigen und dünnhäutigen Terebellaceen bilden hier vielleicht das äusserste Extrem, zumal diejenigen von ihnen (Polycirrus), bei denen der vordere Körpertheil gewaltig anschwellen kann ; da bilden dann die Muskelschichten keine zusammenhängende Lage mehr, sondern die ein- zelnen Bündel weichen bei diesen Anschwellungen auseinander, und erscheinen dann in einer gitterförmigen Anordnung, so dass die Lücken des Gitters nur von der gedehnten Oberhaut gedeckt sind Die derbwandigen Nereiden und Euniceen zeigen die reichere Entwicklung der Musculatur zu gleichmässigen Schichten; während mir eine noch grössere Entwicklung der Musculatur aber beschränkt auf die Seitentheile des Körpers von Euphrosyne bekannt ist, wo die mittleren Theile der Rückten- und Bauchfläche die gewöhnlichen Schichten tragen, in den Seitentheilen dagegen von der Bauch- zur Rückenfläche aufsteigende Muskelzüge den grössten Raum einnehmen. Ueber die Histologie der Muskelfaser kann ich dem Bekannten nicht Neues hinzufügen ; es sind platte, meist zu Bündeln verklebte Fasern, die entweder homogen und mit vereinzelten Kernen besetzt erscheinen; oder eine Scheidung in eine körnige Axen- und eine homogene Rand- schicht erkennen lassen. — Nebensächlich in der Zusammensetzung der Körperwand sind die Pigmente, welche die Färbung der Oberfläche hervorbringen. In den meisten Fällen sind es kleine Körnchen , die nebeneinander gehäuft in den unteren Theilen der Chitinhaut eingelagert sind; seltener beob- achtete ich , dass aus den Gruppirungen dieser Pigmentkürnchen zellähnliche Figuren hervor- gingen. Doch fehlten auch solche Bilder nicht, in denen die Pigmentkörner zu polygonalen Häufchen zusammengedrängt waren, die dann um so mehr das Bild einer mit Pigmentmolekeln erfüllten Zelle veranlassten, als aus der Mitte des dunkelfarbigen Pigmentfleckes ein heller Kern hervorschimmerte. Die Körperwandung und ihre Anhänge. 19 Als eine zweimal (bei Euniceen und Terebellaceen) beobachtete Bildung erwähne ich hier das Vorkommen von kleinen Platten auf der Oberhaut, welche von einem Canal in schräger Richtung durchbohrt werden; ich halle sie für die Decken drüsiger Apparate, deren Secrete durch den Canal entleert werden. Das Nähere darüber muss ich auf den speciellen Theil verweisen. Manche auf die Oberfläche beschränkte Anhänge , wie die mannichfaltig geformten Haut- fortsätze bei Siphonostomum oder der Filz auf dem Rücken von Aphrodite sind wahrscheinlich reine Chitinbildungen. Auf der Oberfläche dieser Körperwandung sind bei allen hierher zu ziehenden Thieren, wenn wir Tomopteris vorläufig als einen Wurm zweifelhafter Stellung unberücksichtigt lassen, die Borsten eingepflanzt, welche für diese ganze Abtheilung der Ringelwürmer charakteristisch sind. Neben den Borsten entwickeln sich dann stets als Fortsetzungen der Körperwandung ver- schiedenartig gestaltete Anhänge, so dass man von der anhangslosen glatten Körperoberfläche der Lumbricincn bis zu den vielästigen Ruderfortsätzen der Aphroditeen und Nereiden, oder den reich entwickeilen Kiemenanhängen der Amphinomeen eine Stufenreihe der stets mannichfaltiger sich gestaltenden Körperwandung erhält. Die Borsten aller Anneliden, deren Formenreichthum , so wichtig für die Unterschei- dung der Arien und grösseren Abtheilungen, uns hier nicht interessirt, sind offenbar aus dem gleichen Chitingewebe gebildet, welches den Stoff der Körperwandung darstellt. Im allgemeinen ist die chitinige Masse, aus welcher ausschliesslich die Borsten bestehen, derber und dichter, als die der Hautdecken, und vermuthlich auch von grösserer Widerstandsfähigkeit gegen Reagentien. Einen geschichteten Bau wird man in dickeren Borsten leicht erkennen , während mir das bei Haar- borsten nicht hat gelingen wollen. Die meisten Borsten scheinen solide zu sein, doch kommen auch Borsten vor, bei denen man sich leicht von der Anwesenheit eines centralen Canales überzeugt. (Euphrosyne). Nicht selten tragen die Borsten Färbungen, und dann ist es entweder eine die ganze Dicke gleichmässig durchsetzende, von der gelblichen bis zur schwarzen alle Nuancen durch- laufende Farbe, die dem Chitine anzuhängen scheint; oder der Farbstoff liegt wie ein Überzug auf der Oberfläche der Borste (z. B. Aphrodite, Sigalion). Was die S t el 1 ung der B o r s t en zur Körperwand betrifft, so ist ein wesentlicher Unterschied von den borstenähnlichen Haaren, wie sie auf der Körperoberfläche vieler Nematoden als ein- fache Verlängerungen der Haut stehen, darin begründet, dass alle diese Borsten nicht Fort- setzungen der chitinigen Oberhaut sind , sondern in der Dicke der gesammlen Haut meist soweit daiinstecken, dass ihre basalen Enden diese noch durchsetzen und in die Körperhöhle hineinragen. Wohl alle Borsten, unter welcher Form sie immer auftreten mosen, sind bewesune;sfähi». und zwar in der Mehrzahl der Fälle durch einen selbständigen Muskelapparat, der sich an die in der Haut steckenden Enden der Borsten einerseits, andererseits an die Längsfaserschicht der Körperwand inserirt. — Sind die Borsten zahlreich vorhanden und in der Weise angeordnet. dass sie als ein gemeinsames Bündel manniehfaltige Bewegungen ausführen, ausgestreckt und ein- 20 Die Borstenwürmer. Annelida chaetopoda. gezogen, gespreitzt und zusammengelegt, nach den verschiedensten Richtungen gewendet werden sollen, so ist wohl immer das gesammte die Haut durchsetzende und in die Leiheshöhle hinein- ragende Ende des Borstenbiimlels zusammengefasst um eine starke meist kegelförmig zugespitzte Nadel (Acicula) und von einer hellen, scheinbar structurlosen Gewebsmasse wie von einer Scheide umschlossen. Die Insertion der von der inneren Muskelhaut kommenden, die Bewegungen aus- führenden Muskelbänder findet dann an der Spitze dieser Scheide statt ; eine gleichzeitige Con- traction aller Muskelbänder treibt das Borstenbünde] nach aussen, ein einseitiger Zug einzelner dieser Muskel führt die dem entsprechende Bewegung aus, welche mannichfaltigen Combinationen unterworfen werden kann. — Die Acicula, welche dem ganzen Borstenbündel Halt giebt und daher ganz passend Stütznadel genannt wird , ragt mit ihrem dicken Ende stets weiter als die Enden der Borsten gegen die Leibeshöhle hinein, hier haftet an ihr die Scheide, welche alle Borstenenden umhüllt, hier inseriren sich die bewegenden Muskeln an die Scheide, und so werden durch sie die meisten der Bewegungen des Borst.enbündels vermittelt. Die Stutznadel ist stets derbe und fest, gebildet aus einer Chitinmasse, die meist deutliche Schichtungen zeigt, und von glassartigem Aussehen, oder von einer Farbe, die vom hellen Gelb bis zum dunklen, meist gegen die Spitze zu am tiefsten gesättigten Schwarz alle Uebergänge durchläuft. Zu welcher Classe das Gewebe gehört , welches scheidenartig das Ende aller Borsten umhüllt, kann ich nicht angeben ; eine bestimmte Structur habe ich nicht daran wahrgenommen, seine Consistenz erschien mir immer weich; allein ich vermulhe, dass es ein contractiles Gewebe ist, und dass Zusammenziehungen, welche in dieser mantelartigen Scheide stattfinden, die ge- spreitzten oder fächerförmig ausgebreiteten Borsten zusammendrücken'. Meist erfolgen solche Be- wegungen zugleich mit dem Hervorschieben des ganzen Borstenbündel, was dann, wenn es in die Ruhelage zurückkehrt, auch wieder die fächerförmige Ausbreitung annimmt. Das ist die höchste Stufe der Ausbildung, welche die Borstenbündel erreichen, und auf welcher sie bei den Bewegungen der Thiere thätig mit eingreifen können. Dem entsprechend finden wir Borstenbündel in solcher Ausbildung nur bei den frei sich bewegenden und umher- schweifenden Würmern, mögen sie kriechen oder schwimmen; bei den Würmern dagegen, welche derbe Röhren bewohnen und diese nicht verlassen, verkümmern die Muskeln, welche die Bele- gungen der Borsten ausführen, vielleicht ganz, wie das am auffälligsten bei den Reihen der Haken- borslen am Hinterleibe der Serpulaarlen heraustritt. Das Vorkommen der Borsten ist auf bestimmte Stellen an der Oberfläche der Körper- wand beschränkt. Als solche sind vor allen die Seitenflächen der Segmente zu nennen : doch ist die Ausdehnung hier keine ganz beschränkte, das beweisen die allerdings vereinzelten Fälle, in denen Borsten über die ganzen Seitentheile bis weit auf die Rücken- und Bauchlläche hinauf sich er- strecken (Euphrosyne, Myxicola), oder diejenigen, wo die Einpflanzungen der Borstenbündel einer Segmenthälfte der Medianlinie der Rücken- und Bauchfläche so sehr genähert sind, dass der eigentliche seitliche Umfang des Körpers keine Borsten mehr trägt (Capitella). — Die Borsten Die Körperwandimg und Hur Anhänge. 21 stehen dabei meistens in bestimmter Gruppirung auf der Oberfläche des Körpers, entweder eine grössere oder geringere Zahl Bündel bildend, oder zu längslaufenden Kämmen geordnet. Die Zahl solcher Gruppen, in denen sich die Borsten vereinigen, ist je nach den Gattungen eine ver- schiedene, dürfte jedoch vier auf einer Segmenthälfte wohl nicht überschreiten. — In einer Gruppe sind meistens nur Borsten von gleicher Form vereinigt, Ausnahmen finden sich aber auch hier (Rückenborsten bei Euphrosyne) ; desto häufiger ist es dagegen, dass die Gruppen, welche auf der Oberfläche derselben Segmenthälfte stehen , aus verschieden gestalteten Borsten zusammen- gesetzt werden. Dann ist es häufig, dass in den Segmenten verschiedener Körperabschnilte ver- schieden geformte Borsten auftreten, und der vordere Körperlheil sich hierdurch vom hinteren unterscheidet ; oder es wechselt, wenn an den einzelnen Segmenten Borstenbündel verschiedener Beschaffenheit übereinander standen, deren gegenseitige Stellung zu einander, so dass dasjenige Bündel, welches im vorderen Abschnitte des Wurmkörpers der Rückenfläche naher und damit über dem andern stand, im hinteren Körperabschnitte der Bauchfläche naher und nun unter die- sem steht (Borstenwechsel [Grube] bei den Serpulaceen). — Nur selten kommt es vor, dass ein einziges Segment mit Borsten ausgestattet ist, welche von allen anderen abweichen (Lencodore). Das Verhalten der Körperwandimg an denjenigen Stellen , wo die Borsten hervortreten, ist ein sehr verschiedenes. In keiner Weise alterirt zeigt sich die Körperwandimg bei allen Lum- bricinen, indem hier die Borsten der unverändert gebliebenen Hautoberfläche eingepflanzt sind, vereinzelt findet sich dies Verhalten auch sonst bei den Ruckenborsten von Euphrosyne. In der bei weitem grösseren Zahl der Fälle erführt aber die Körperwandung an der Einfügungsstelle der Borsten eine Veränderung, die da, wo die Borsten als Werkzeuge der Bewegung erscheinen, zu Bildungen führt, welche diese Thätigkeit wesentlich unlerstützen. So entstehen die Fuss Stum- mel oder Ruderfortsätze der Segmente. Ist es, wie bei den Röhrenbewohnern, auf eine solche Thätigkeit nicht abgesehen, so sitzen die Borsten, als Kämme kurzer Hakenborsten, auf wulstartigen, meist bandförmig an der Seitenwand des Segmentes laufenden Verdickungen, die zu einer höheren Entwicklungsstufe gelangen, wenn die den Borstenkamm tragende Wulst auf der Höhe einer von der Körperwand abstehenden Falte sitzt, und so eine Flosse gebildet wird (Tere- bellacea, Serpulacea). Die als Bündel austretenden Borsten sind meist von Vortreibungen der Körperwand um- geben, welche in der geringsten Ausbildung als niedrige Höcker erscheinen, völlig entwickelt da- gegen mehrästige mit mannichfachen Anhangen ausgerüstete Ruder sind," welche die Breite des Segmentes an Grösse übertreffen können. Vom niedrigen Borstenhöcker bis zum ausgebihletsten Ruder sind diese Seitenanhänge des Segmentes Fortsetzungen der Körperwand, die einen mit der gemeinsamen Körperhöhle frei communicirenden Binnenraum besitzen. Sie enthalten die Enden eines oder mehrer Borstenbünde] mit den Apparaten, welche zu deren Bewegung angebracht sind ; ausserdem aber erstrecken sich in die grösseren Ruderhöhlen nicht selten Theile der Einge- weide hinein, deren Platz sonst auf die Leibeshöhlc beschränkt ist, zumal sind hier die Geschlechts- 22 Die Borstenwürmer. Annelida chaetopoda. apparate zu nennen. — Die Ruderfortsätze, im -wesentlichen als Entwicklung der Körperwand zu Bewegungsorganen zu betrachten, bieten die mannichlältigslen, für die Systematik wichtigen Abweichungen, je nachdem sie ein oder mehrere Borstenbündel enthalten und in ebensoviel Äste zerfallen, oder mit Anhängen, die an den Austrittstellen der Borstenbündel als Lippen oder sonst auf der Oberfläche als Papillen befestigt sind. Von den Anhangsorganen, v\elche am häufigsten die Buderfortsätze begleiten und für die Lebensverrichtungen des Thieres von Wichtigkeit zu sein scheinen, sind besonders die C irren hervorzuheben. Sie fehlen völlig, wenn es nicht zur Bildung eines Ruderfortsatzes kommt (Lum- hricinen und Verwandte), oder wenn deren Bildung eine sehr geringfügige ist (z. B. Clymene). — Nach ihrer Anheftung an der Körperwand trennen wir die Cirren in Bücken- und Bauch- eirren, nur selten (Euphrosyne) treten noch andere überzählige Cirren hinzu. Der Rückencii rus scheint allgemein eine grössere Bedeutung zu haben, da sein Vorkommen ein constanteres ist, als das des meist kleineren, häufig auch fehlenden Bauchcirrus. — In der Stellung zum Ruder- fortsatz ist der Bauchcirrus mehr mit diesem verbunden und entspringt fast immer von dessen unteren Umfange, während der Bückencirrus sehr häufig als eine selbständige Bildung der Körper- wand getrennt vom Ruderfortsalz über diesem steht. — Die Form der Cirren, welche am Riicken- cirrus meist am vollendetsten ausgeprägt ist, wechselt sehr; in seiner Grundform tritt der Cir- rus als ein gestrecktes Anhangsgebilde auf, das am entwickeltesten ganz fadenförmig erscheint, dann aber durch spindelförmige und schlank kegelförmige Gestalten bis in die Blattform oder niedrige Kugelform hinübergeht. Fadenförmige Cirren, welche die lebhaftesten und mannichfal- tigsten Bewegungen ausführen können, sind entweder gegliedert und im Innern durch Querwände gekammert (Sijllis), oder völlig ungegliedert; bei den kegelförmigen ist meist ein gesondertes Wurzelstiick vorhanden, welches den eigentlichen Cirrus trägt. Die Blattform der Rücken- cirren findet sich bei den Alciopeen und noch entwickelter bei den Phyllodoceen; sie führt end- lich hinüber zu der Schuppenform . und in dieser Weise treten die Cirren dann bei den Aphro- diteen auf, wo sie mit dem Namen Elytren bezeichnet weiden. Diejenige Form der Cirren, wo diese als Kugeln oder Knöpfe nur wenig über die Oberfläche des Körpers hervorragen, ist weniger verbreitet, und repräsentirt den niedrigsten Entwicklungsgrad dieser Anhänge (Ephesia,Eurysyllis). — Ob sich für die functionelle Bedeutung dieser Anhänge gemeinsame Gesichtspuncte finden lassen, ist mir sehr zweifelhaft, da in der anatomischen Zusammensetzung grosse Differenzen zu bestehen scheinen. Alle Cirren sind Hautgebilde, an deren Autbau sich nicht nur der chitinige, sondern wohl auch der musculöse Theil der Haut betheiligt ; dafür spricht schon ihre meist bedeutende Beweglichkeit. Für Organe, die für die Bewegung der Thiere von grosser Bedeutung sind, kann ich aber die Cirren nicht halten, wenn sie auch etwas dabei thälig sein mögen. Bei einzelnen Wurmgattungen ist dagegen ein Zusammenhang dieser Organe mit dem Nervensystem nachgewiesen, indem in die Axe der Cirren ein be- deutendes Nervenstämmchen hineintritt und endet , und so dürfte man in vielen Fällen sie als Die Körperwandung und ihre Anhänge. '2'i Apparate, die dem Tastsinne dienen, in Anspruch nehmen. Allein bei anderen ist bis jetzt nichts von nervösen Elementen in den Girren beobachtet, und man darf daher diese Bedeutung nicht auf alle Anhänge ausdehnen, die wir ihrer Form nach Cirren nennen. Die gekammerten Girren, in denen, wie bei Syllis, an der Innenflache der Wand kernartige Körper liegen, dienen vielleicht ganz anderen Zwecken, und von den blattförmigen Riickencirren der Phyllodoceen vermuthe ich, dass sie mit eigenen in ihre Dicke eingebetteten Schläuchen als Drüsen funetioniren. Diese Be- merkungen können aber nur für die entwickelteren Riickencirren gelten, und erleiden keine all- gemeinere Anwendung für die immer mehr rudimentären Baucheirren. Neben den Cirren finden sich bei einer Anzahl von Würmern Anhangsgebilde an den Segmenten, welchen man den Namen »Kiemen« gegeben hat. Gerechtfertigt ist eine solche Be- nennung nur da, wo in die Axe dieser Anhänge ein besonderes Blutgefäss hineintritt, oder wo das als Kieme bezeichnete Organ einen Hohlraum besitzt , welcher der in der Leibeshöhle circu- lirenden Flüssigkeit einen freien Zutritt gestattet. Dass diese Organe oft. mit Cilien besetzt sind, habe ich bereits erwähnt; gebildet werden sie, wie die Cirren, von Fortsetzungen der Körper- wandung, an der die Chitinmembran wie die Muskelfasern sich betheiligen. Ihre Form ist eine sehr mannichfaltige : fadenförmig, kämm- oder geweihartig, verästelt, büschel- und quastenför- mig; oft nur klein, dünn und gestreckt, dann wieder sehr gross und mächtig. In die Höhlung des Ruderfortsatzes zurückziehbar, sind sie bei Ghjccra. Ihre Bedeutung scheint mir , besonders in systematischer Hinsicht, oft überschätzt zu sein, da sie häufig bei den Arten der gleichen Gat- tung fehlen oder vorhanden sind. Diese erwähnten Anhangsgebilde der Körperwandung, wie sie an den einzelnen Seg- menten auftreten, finden sich in meist modificirter Form am Vordertheile des Körpers wieder, zumal wenn es zur Bildung eines gesonderten Kopflappen gekommen ist. In wenigen Fällen nur behalten die Seitenwände aller Segmente bis zum vordersten ihre Anhänge in gleicher Beschaffen- heit, so dass nur das Auftreten einer Mundöffnung die Anwesenheit eines als Kopf fungirenden Abschnittes kund giebt, der durch neu hinzutretende Apparate noch mehr gekennzeichnet wird [Euphrosyne). Meistens gehen an dem als Kopf zu bezeichnenden Theile die Borsten und die mit ihnen verbundenen Höcker oder sonstigen Forlsätze verloren, wofür dann neue Organe auftreten, welche nach dem Plane der Cirren oder Kiemen gebaut sind. Wir nennen die ersten Fühler und Palpen, und erkennen fast immer ohne Schwierigkeit, dass sie mit den Cirren desselben Thieres ihrem Baue nach übereinstimmen, vermuthlich auch die gleiche Function haben ; doch können sie in höherem Grade entwickelt sein, wenn die Cirren selbst rudi- mentär geblieben sind. Auf ihre meist der Stellung entnommene Terminologie brauche ich nicht einzugehen. — Was die Kiemen anbelangt, so sind gerade diese Organe vorzugsweise gern am Köpft heile angebracht, und hier in besonderer Fülle entwickelt. Die ganze Gruppe der Würmer, welche man als Kopfkiemer bezeichnet hat, dient dafür als Beispiel. 2i Die Borstenwürtner. Annelida chaetopoda. Dass der Kopftlieil des Wurmkörpers am häufigsten, doch keineswegs ausschliesslich, mit Augen versehen ist, werde ich noch zu erwähnen haben. In ungleich geringerem Grade, und bei weitem seltener, ist das Körperende mit Anhängen versehen, welche man dann A ft er c irren nennt, und damit als den Cirren irleichwertl)ia;e Organe kennzeichnet. Seltener finden sich hier blattförmige Papillen und nur ausnahmsweise Anhange von grösserer Ausdehnung (Peciinaria). Die Leibcshölile und ihre Flüssigkeit. Die Körperwandung umschliesst einen Hohlraum, der durch die ganze Länge des Wurm- leibes sich erstreckt. In ihm liegen frei oder an die Körperwandung angeheftet die Eingeweide, umspült von einer Flüssigkeit, welche in vielen Fällen eigenthümliche Körperchen enthält. Die Segmentirung des Körpers tritt auch hier hervor, indem bei den meisten Würmern laden- oder membranartige Verbindungen von der Innenfläche der Körperwand an das dem Vo- lumen nach bedeutendste Eingeweide, den Darm, hinantreten. Nur in wenigen Fällen scheinen diese Verbindungen, welche man Dissepimente nennt, ganz zu fehlen; sonst finden sich alle Übergänge von dünnen Fäden bis zu breiteren Membranen. Dadurch zerfällt die Leibeshöhle in eine Anzahl hintereinander gelegener Kammern, die je nach der Ausdehnung der Segmente mehr oder weniger frei miteinander in Verbindung stehen. Dass die Dissepimente diese Kammern der Leibeshöhle ganz von einander abschliessen, kommt wohl nicht vor. Die Flüssigkeit, welche in der Leibeshöhle die Eingeweide umspült, und die ich als Lei- bes flüssigkeit bezeichne, kann daher durch den ganzen Binnenraum des Körpers circuliren. Es ist, soweit unsere Kenntniss bis jetzt reicht, eine stets farblose, leicht flüssige Materie, in der man sehr häufig mikroskopische Körperchen suspendirt findet. Die Form dieser Körperchen ist eine sehr wechselnde, es sind Kügelchen, oder platte, runde Scheiben, auch von spindelförmiger oder länglich gestreckter Form, bisweilen ganz von dem Aussehen einer Zelle, indem das Körper- chen ein kleineres enthält, welches völlig einem Zellenkern gleicht. In den meisten Fällen sind sie farblos, nur seilen, wie bei Glycera einzeln gelb, in Masse roth gefärbt. Sie treiben vereinzelt in der Leibesflüssigkeit umher, oder ballen sich zu klumpigen Massen zusammen, und werden so, je nach den Contractionen der Körperwand oder den Bewegungen der Eingeweide, hin und herge- worfen ; bisweilen hat es sogar den Anschein , als folgten ihre Bewegungen in der Leibesflüssig- keit regelmässigen Strömungen. Dann findet man sie aber auch festliegend, als ob sie der Körper- wand oder den Eingeweiden anklebten. — Mir scheint es zur Zeit noch fraglich, ob diese körperlichen Elemente in der Leibesflüssigkeit überhaupt ein constantes Vorkommen haben, oder ob sie nicht vielleicht an bestimmte Zeiten im Leben des Wurmes gebunden sind , und zu an- deren Zeilen verloren gehen. Ich habe wenigstens oft in Würmern, bei denen mir sonst das Vorkommen solcher Körper bekannt war, zur Zeit der höchsten Geschlechtsreife ver- gebens nach ihnen gesucht. Doch bin ich über diese Frage, und über das etwaige Schicksal der Die Leibeshöhle uml ihre Flüssigkeit. ZÜ Körper nicht ins Reine gekommen. — Was die Bedeutung der Körperchen und Leibesflüssigkeit überhaupt betrifft, so muss ich in Betreff der Ersteren die früher aufgestellte Behauptung zurück- weisen, als seien sie die Keime, aus denen sich die Geschlechtsproducte entwickelten; das freie Vorkommen von Eiern und Samen, die in der Leibesflüssigkeit schwimmend getroffen wurden, mag dazu Veranlassung gegeben haben — .Man hat die Leibesflüssigkeit auch wohl als Blut be- zeichnet, welches entweder besonders die Respiration oder die Ernährung besorgen soll, allein es ist das nicht zulässig, da bei Würmern mit geschlossenem Gefasssystem neben dem in den Ge- fässen kreisenden Blute, die Leibesflüssigkeit mit ihren morphologischen Elementen sich vorfindet [Eunice, Nereis). Ob zwischen diesen beiden Flüssigkeiten irgend welche Wechselbeziehungen stattfinden, wissen wir durchaus nicht. — Zweierlei Ansichten über das Wesen dieses Stoffes, den wir nicht bloss bei den borstentragenden Anneliden, sondern ganz ähnlich auch bei den Ge- phyreen finden, haben sich mir aufgedrängt. Die weniger wahrscheinliche ist die, dass wir in dieser Flüssigkeit eine Substanz vor uns haben, die einen Excretionsstoff darstelle, der in der Körperhöhle aufgespeichert wird, um zu Zeiten durch die Öffnungen, vermittelst derer die Leibes- höhle mit dem umgebenden Medium in Verbindung steht, entleert zu werden. — Anderenfalls möchte ich diese Flüssigkeit als eine Gewebsmasse ansehen, die dazu bestimmt ist, die Füllung der Körperhöhle zu besorgen, und die weichen muss. wenn andere Stolle, die reifenden Ge- schlechtsproducte, den Raum der Körperhöhle in Anspruch nehmen. Nach dieser Ansicht vertritt dann die Leibesflüssigkeit das lockere Bindegewebe, welches bei Hirudineen den Raum zwischen Körperwand und Eingeweiden erfüllt. Es ist dabei zugleich ein Gewebe, welches, so weit es Räume erfüllt, an den Fettkörper der Insecten erinnert, mit dem es vielleicht auch darin über- einstimmt, dass es sich mit seinen Körperchen als ein Rest aus einem früheren Jugendzustande erhalten hat, bei vollständiger Geschlechtsreife aber mehr und mehr an geformten Elementen ein- büssen kann. — Eine nicht unwichtige Rolle spielt es übrigens jedenfalls im Organismus der Würmer, und wirkt passiv mit bei dem Herausslülpen des Rüssels vieler Anneliden, indem es, durch Contractionen der Körpeiwand im vorderen Theile der Leibeshöhle angehäuft, dabei einen solchen Druck auf den eingezogenen Rüssel ausübt, dass dieser nach aussen hervorgestülpt wird. (Vergleiche darüber Plajllodoce). Der Verdamiiisstractiis. Der Verdauungstractus ist nach seiner einfachsten Anlage ein röhrenförmiger Schlauch, der in der Längsaxe des Körpers, nur von den Dissepimenten gehalten, frei durch die Leibeshöhle von der am vorderen Ende des Körpers gelegenen Eingangsöffnung, dem Mund, bis zu der am Körperende gelegenen Ausführungsöffnung, dem After, zieht. — Die Lage der Mund- öffnung am Vordertheile des Körpers ist schwankend, indem sie fast ganz terminal, oder auf die Bauchfliche gerückt sein kann; jenachdem betheiligen sich ein oder mehrere Segmente an der Bildung der diese Mundöffnung umgebenden Wandungen. Die Form der Mundöffnung ist Eil LEDS, Borsten würmer. 4 26 Die Borstenwürmer. Annelida chaetopoda. bald ein der Quere oder der Länge nach stehender Spalt, bald auch ein weiter trichterförmiger Schlundeingang; in ihrer unmittelbaren Umgebung bilden die betheiligten, hier oft verschmolzenen Segmente wulstige Auftreibungen , die man bisweilen als Ober- und Unterlippe trennen kann, oder ebene vor der Mundöffnung gelegene Platten, oder endlich auch glatte Rander, welche bei geschlossenem Munde kaum die Anwesenheit einer Öffnung erkennen lassen. — Der After ist in der bei weitem grösseren Mehrzahl der Falle rein terminal auf die Endfläche des letzten Körper- segmentes versetzt; nur in wenigen Ausnahmen ist er rückenständig Notopygos u. a.) am Korper- ende angebracht; Borstenwürmer, bei denen die Afteröffnung auf der Bauch- und Rückenfläche gegen den Kopftheil nach vorn gerückt wäre, wie bei den Gephyreen, sind bis jetzt nicht bekannt. Die Liinge des ganzen Verdauungscanales kommt in den meisten Fällen der Körperlänge gleich, und der Darmtractus läuft dann als gestrecktes Rohr vom Mund bis zum After. Allein bei einer Anzahl von Würmern ist der Darm doch auch länger als der Körper und macht dalier, um in der Körperhöhle Platz zu finden, mehrere Windungen. (Aphrodite, Euphrosyne, Pectinaria, Siphonostomum) . Der Darmcanal bleibt entweder in seiner ganzen Länge von annähernd gleicher Be- schaffenheit, oder der vordere Theil verändert sich, und wird vor allen durch eine Verdickung und derbere Consistenz seiner Wände zu einem Abschnitte umgestaltet , der mehr befähigt er- scheint, Nahrungsstoffe zu ergreifen und aufzunehmen. — In den Fällen, wo der Darm dünn häutig erscheint, mag es nun der ganze Tractus, oder nur der grössere hintere Abschnitt sein, zeigt er fast immer in regelmässigen Abständen wiederkehrende Einschnürungen, welche den Segmenlalabschnitten entsprechen. Gehen diese Einschnürungen am Darm von der Peripherie weit gegen die centrale Längsaxe vor, so zerfällt dadurch das Darmrohr in ebensoviel Kammern, die nur durch das enge eingeschnürte Darmstück mit einander in Verbindung stehen Syllis . Bei Würmern von grösserer Breite können, wenn die Einschnürungen tief gehen, die Seitentheile der so enstandenen Kammern das Ansehen von sack- oder taschenartigen Ausstülpungen erhalten (Polynoe, Eurysyllis) , die bisweilen durch secundäre Ausstülpungen bedeutend erweitert werden (Aphrodite). — In den Einschnürungen inseriren meistens die Dissepimente. Dünnwandige Darmtheile haben oft- eine intensive, meist rothe, gelbe oder braune Färbung. Ihre äussere Oberfläche ist meist glatt, während es auf der innern zu grösseren Faltenerhebungen kommen kann. — Das dünnwandige Darmrohr besteht aus einer äusserst feinen Cuticula, welche vielleicht mit den äusseren Chitinhüllen durch Mund- und Afteröffnung in unmittelbarer Verbin- dung steht, und aus einer nach aussen darauf liegenden Muskelhaut, die wohl meistens aus Ring- und Längsfaserschichten besteht. Zu diesen Grundgeweben kommt fast allgemein ein Beleg der Darmwand mit einer aus Körnchen zusammengesetzten Masse, welche der Träger der oft inten- siven Färbung der Darmwandung ist. Diese Belegmasse zeigt in vielen Fällen, doch nicht immer, und, wie es mir scheint, seihst bei Individuen dergleichen Species wechselnd, eine Zusammensetzung aus meist polygonalen. Der Verdauungsbaclus. il platten, kernhaltigen Zellen ; da, wo sich in der Masse weder Zellgrenzen noch Kerne unterschei- den lassen, diese vielmehr als eine gleichmässig aus Körnchen bestehende Schicht erscheint, ist vielleicht ein Zustand vorhergegangen, wo die Körnchen in Zellen zusammengehalten und in ihnen gebildet waren. — Man hat dieser Belegniasse die Function eines bei der Verdauung thätigen Apparates zugeschrieben, und die Zellen geradezu »Leberzellen« genannt; mir ist bis jetzt kein Factum bekannt, wenn man nicht die Verbindung mit dem Darm als solches ansieht, worauf sich eine solche Ansicht stützen könnte. — Die innere Darmoberfläche trägt häufig, zumal in ihrem letzten Abschnitte, einen sehr lebhaft wimpernden Besatz von Cilien. Ob diese Flimmeruüg auf der Oberfläche des Enddarmes lediglich auf die Fortschaffung der Kothniassen berechnet ist, oder ob man dem Darme nicht auch noch eine andere Function beilegen darf, die mit der Anwesenheit von Flimmerhaaren in Einklang stände, will ich nicht entscheiden ; aber auch nicht unerwähnt lassen, dass man bei solchen Wür- mern, deren Enddarm flimmert, nicht selten wellenförmige Contractionen des Darmrohres beob- achtet, die vom After gegen die Mundöffnung hin verlaufen, wie Schluckbewegungen erscheinen, und in mir den Eindruck hervorriefen, als könnte dabei wohl von aussen Wasser in den Darm aufgenommen werden, was auf eine respiratorische Thätigkeit der inneren Darmoberfläche, wie sie von anderen Thieren bekannt ist, hindeuten würde. Der vordere Abschnitt des Darmrohres ist wohl immer in etwas vor dem übrigen Darme ausgezeichnet, wenn auch nur dadurch, dass er als ein nicht eingeschnürtes dünnwandiges und farbloses Rohr von dem meist weiteren , gekammerten und farbigen Theile sich absetzt und so zum gesonderten 0 sophagus wird (Terebellacea und Verwandte). Kommt es an einer Stelle dieses Ösophagus zur Ausbildung einer stärkeren Muskelschicht, so erhalten wir damit ein bald als Schlundkopf oder Magen bezeichnetes Organ, welches für die Vorbereitung der aufgenom- menen Nahrungsstoffe zur Verdauung von Bedeutung erscheint [Enchytraeus , Nais u. a.). — Von dieser einfachen Form entwickelt sich ein zusammengesetzterer Apparat durch grössere Ausdeh- nung der mit Muskelmasse belegten Strecken des Ösophagus, durch Festwerden eines Theiles, in dem sich starre Röhren formende Cuticularbildungen einschieben (Syllideen) durch weiche Pa- pillen, die in einzelnen Kränzen stehen oder grössere Strecken besetzen, durch hinzukommende DrUsenschläuche, welche in der dickeren Wandung eingebettet sind, und endlich durch das Auf- treten von beweglichen Kiefern, welche entweder gezähnelte platte Gebilde sind (Euniceen), oder hohle Kegel formen, in deren Lumen die Muskelmasse sich hineinsenkt (Aphroditeen, Nereideen). — ■ Ist der Ösophagus zu einer solchen Vervollkommnung gediehen, so ist wohl immer ihm die Fähigkeit verliehen, aus der Mundöffnung hervorzutreten; wir bezeichnen" ihn dann als Rüssel, und kennen ihn als ein für die Nahrungsaufnahme, vielleicht auch als Waffe wichtiges Organ. Die Fähigkeit, als Rüssel hervorgeschoben zu werden, kommt aber nicht allein demjenigen Ösopha- gus zu. welcher durch Gewebsverdickungen fest geworden ist; es wird auch ein weichwandiger Rüssel vorgeschoben als ringförmiger oder kugeliger Wulst [Cirratulus, Capüella u. a.) , oder es 28 Die Borsienwürmer. Annelida chaetopoda. stülpt sich fasl zungenförmig nur eine Wand i\v* Ösophagus aus der Mundöffnung heraus [Sipho- nostomum, Polyophthalmus). Von selbständigen Anhangsdrüsen des Darmes, welche ein bei der Verdauung wirksames Secret in den Darm ergössen, ist mir Nichts mit Sicherheit festgestelltes bekannt geworden : wohl aher seheinen Aussackungen des Darmrohres als Drüsen functioniren zu können. Das (iefässsysteni. Das Gefä sss\ stem ist bei den Borstenwürmern nicht nur in weiter Verbreitung, son- dern auch in hoher Ausbildung vorhanden. Nur bei wenigen dieser Würmer (Glycera, Polycirrus) hat man bis jetzt trotz der darauf hinausgehenden Untersuchungen ein Blufgefässsystem nicht ge- funden; allein die Schwierigkeiten, Blutgefässe, in denen farblose Flüssigkeit kreist, aufzufinden, sind bisweilen äusserst gross, und das glückliche Gelingen oft von Zufälligkeiten abhängig, dass ich gegen die Richtigkeit dieser negativen Resultate, die für das Fehlen dieses Systemes sprechen, noch einige Bedenken hege. Das Bhitgefasssystem nimmt hier seiner Entwicklung nach eine höhere Stufe ein als bei den Arthropoden, in sofern es gegenüber dem lacunalen Systeme dieser Thiere als ein vollständig geschlossenes erscheint, dessen Inhalt nicht über die abgegrenzten Bahnen hinaus in die Körper- höhle eintreten kann. Die Blutflüssigkeit kreist daher und zwar in beständig gleicher Richtung gel lieben durch Zusammenziehungen der Gefasswande, welche über grössere Strecken oder an vereinzelten Orten regelmassig wiederkehrend erfolgen. Danach lassen sich im Gefässsysteme unlerscheiden : centrale Apparat e, in denen der Hauptslrom kreist , und peripherische, in denen kleinere Ströme abgeleitet und vertheilt werden. Diese peripherischen Theile bilden dann Einschaltungen zwischen den grösseren centralen Abschnitten. Die active Thäligkeit der Gefasswande, wodurch das Blut in Bewegung gesetzt wird , haftet nur an einem Theile der cen- tralen Apparate; die hier erzeugte Blutwelle schreitet vor-, veranlasst eine passive Erweiterung der peripherischen Theile und kehrt durch sie zum Centrum zurück. Als die einfachste Form der centralen Apparate haben wir die Gefässe in Form cylindrischer Röhren, welche in der Medianebene durch die Lange des Körpers verlaufen, das eine der Rückenfläche genähert und über dem Darme, das andere der Bauchflache näher und unter dem Darme gelegen, und mit einander am Kopf- und Schwanzende in Verbindung stehen. In der Regel ist von diesen Längsgefässstämmen der obere, das Rückengefäss, Träger der activen Contractionen , und treibt, indem es vom Körperende gegen den Kopf hin allmählich vorrückend sich zusammenzieht, das Blut in dieser Richtung vorwärts und zugleich seitwärts in die periphe- rischen Theile hinüber, von wo es dann in den Bauclmefässstamm aufgenommen wird, um in diesem gegen das Körperende zurückzufliessen und dort wieder in das Rückengefäss überzutreten. Das ist das Grundschema des centralen Gefässsystemes für alle Borstenwürmer, welche gleichmässig segmentirt sind, ohne besondere Kiemenanhänge zu tragen; es kann dadurch variirt Das Gefässsystem. 29 werden, dass sieb die Zahl der Längsstämme vermehrl, und erleidet bei den Borstenwürmern mit grossem vorstülpbaren Rüssel fast immer Modifikationen , welche daraufhinauslaufen, eine Beein- trächtigung des Kreislaufes zu verhindern, welche durch die mit dem Ausstrecken des Bussel» verbundenen Form- und Grösseveränderungen des Körpers eintreten könnte. Eine wesentliche Modifikation des centralen Gefässapparates tritt auf, wenn die Fähigkeil sich zu contrahiren, nicht mehr über die ganze Längsausdehnung des Rückenstammes verbreitet, sondern auf einen bestimmten Punct beschränkt ist. Es bildet sieh damit ein selbständiges, rhyth- misch sich zusammenziehendes Organ aus, das wohl ausnahmslos auf der Bückenseite des Thieres gelegen ist, und die Bezeichnung eines Herzen verdient. Wir linden es hauptsächlich dort, wo am Körper besondere Respirationsorgane, Kiemen, angebracht sind, für deren Speisung mit Blut ein kräftig wirkender Apparat in nicht zu grosser Entfernung nö'thig zu sein scheint. Das Biicken- gefäss ist dabei nicht verschwunden, sondern nur verringert, und meist ohne selbständige Bewe- gungsfähigkeit; das Herz erscheint als eine in der vorderen Körperhälfte gelegene bulbusartige oder kurz schlauchförmige Anschwellung, von der meist besonders mächtige Zweige zu den Kie- men abgehen , während die vordere zwischen dem Kopf und Herzen gelegene Abtheilung des Bückengefässes fortbesteht, aber verkümmert erscheint. Auch liier pflegt sich das Blut in dem auf der Bauchseite gelegenen Längsslamme wieder zu sammeln , und aus ihm am Körperende in das Bückengefäss zurückzutreten. — Ich halte diese beiden Bildungen für die Hauptgrundformen , welche vielfällige Ab- weichungen zulassen. Die mannichfalligsten Abänderungen können da eintreten, wo ein selb- ständiges Herz thätig ist. und bestehen vor allem darin, dass die Längsgefässstämme der Bauch- und Bückenseite ganz verschwinden , und der Hauptslamm des Gefässsystemes , dessen vorderer Anhang das Herz ist, sich ganz an den Darm anschliesst ; bei unvollständig ausgeprägter Segmen- liriing des Körpers erreicht diese scheinbare Unregelmässigkeit ihren höchsten Grad bei Pecti- naria, wo der bedeutendste Gefässstamm fast alle Windungen des in Schlingen gelegten Darm- rohres mit macht. Die peripherischen Apparate erreichen, wenn wir vorläufig die Verbreitung in den Kiemen ausser Acht lassen, ihre hauptsächliche Entfaltung in der Körperwandung und deren Fort- setzungen, und auf der Oberfläche des Darmrohres. Bei den gleichmässig segmentirlen Würmern gliedert sich auch das Gefässsystem in gleichwerthige Abschnitte ; es tritt hier vom Bückengefäss in jedem Segmente jederseils ein Gefäss lateralwärts gegen die Seitenwände des Körpers, und bildet in den Ausstülpungen der Körperwand, seien es niedrige Fusshöcker oder grosse Buderfort- sätze, mehr oder weniger ausgedehnte Schlingen, deren zweiter Schenkel auf der Bauchfläche des Wurmes gegen den Bauchgefässstamm zurückläuft. So entsieht in jedem Segmente ein aus zwei Hälften zusammengesetzter Kreislauf, der zwischen dem Bücken- und Bauchgefäss einge- schaltet isl. Von hier aus findet in manchen Fällen die Speisung eines reichen in der Haut liegen- den Capillarnetzes statt, indem von den Gefässschlingen im Buderfortsatze feinere schlingenför- ;{ Körpers sieli sammeln, aus dem dann das Blut in die centralen Tlieile zurückkehrt Eu- niceen). Bei manchen Euniceen finden wir in diesen Kreislauf eine besondere Vorkehrung einge- schoben . indem das für den Kreislauf im Ander und Capillarsystem der Haut bestimmte Blut vom Rückengefäss zunächst in blind endende Anhange einlrilt, die dadurch bulbillenartig anschwellen, und von hier aus erst in seinen Bezirk hinübertritt. Der zweite periphere Verbreitungsbezirk hegt an der Oberfläche des Darmrohres ; zu ihr tritt das Blut meist , indem es durch kleine Aste vom contractilen Gefässstamm abgeleitet und. auf der Aussenflüche des Darmes in ein oft reiches Capillarnetz ergossen wird, um aus diesen auf verschiedenen Wegen zum centralen Apparate zurückgeführt zu werden. Die Theile des Darm- rohres, welche als Rüssel vorgeschoben werden können, erhalten dabei meist besondere Einrich- tungen; in der Regel sind die zuführenden Äste von grösserer Lange und liegen bei eingezogenem Rüssel schlingenförmig gebogen, oder es kommt wie bei Nereis zu Bildung von Wundernetzen, die zeitweilig eine grössere Menge von Blut aufspeichern können. Sollen von den Centralapparaten aus im peripheren Kreislaufe Kiemen gespeist werden, so findet, wenn die Kiemen auf den einzelnen Segmenten in der Form von cirrusähnlichen An- hängen vorkommen (Euniceen), kaum ein Abw eichen vom regelmässigen Kreislauf statt, sondern so wie in den Ruderfortsatz tritt auch in die Kieme eine Gefassschlinge mit zu- und abführendem Schenkel. — Wie bei Anwesenheit grösserer Kiemen die centralen Apparate verändert werden, habe ich erwähnt; der Kreislauf dieser Kiemen, der meist sehr in den Vordergrund tritt, da auf einem kleinen Räume eine grosse Menge Blut angehäuft wird, ist insofern ein verschiedener, als das eine Mal, in den Endtheilen der Kieme, wo eine möglichste Ausbreitung des Blutes stattfin- den soll, die hineintretenden Gefässe schlingenförmig umbiegen, und das durch den einen Schen- kel der Schlinge hineingefühlte Blut durch den andern wieder abläuft, das andere Mal aber in der Axe der meist unverästelten Kiemenanhänge ein blind endender Hohlraum besteht, in welchen das Blut aus den Gefässen hineingetrieben wird Die Körperwand sowohl wie der Darm können bei der Anwesenheit des Kiemenkreislaufes vollständige Gefässverbreitungen besitzen, die mit den direct von den Kiemen kommenden Gefässen, oder mit eigenen Längsslämmen in Verbindung stehen. Was den Bau der Gefäss wände betrifft, so habe ich an den contractilen Längsstäm- men vergebens nach einer Muskellage gesucht. Die Wände bestanden aus einer structurlosen, hellen Membran , an der in Abständen von einander Kerne eingelagert waren; bei Nereis allein fand ich an der Wandung des contractilen Rückengefässes grössere Zellen mit sternförmigen Aus- läufern, die einen Kern und ein bei auffallendem Lichte weiss erscheinendes Pigment enthielten, und keineswegs musculös zu sein schienen. — Die herzförmigen Verdickungen im Gefässsysteme besitzen allerdings meist eine stärkere Wandung, doch wollte es mir bei lebenden Thieren nicht gelingen, Muskelfasern daran zu entdecken. — liier die einzelnen Gefässe im capillaren Kreislauf Das Gefässsyslem. — Das Nervensystem und die Sinnesorgane. Sl will ich noch bemerken, dass es mir, zumal bei den in der Körperwandung eingebetteten, nicht hat gelingen wollen , selbständige Wandungen wahrzunehmen ; diese bluteanale werden nur so lange sichtbar, als eine Blutwelle durch sie hindurchgeht, unmittelbar nachher sinken sie zur völ- ligen Urisichtbarkeit zusammen. Ich habe sehr oft den Eindruck gehabt . als seien die Räume, in denen das Blut hier kreist, mit einer selbständigen Wand nicht versehen, sondern gleichsam in das Gewebe der Körperwandung hineingegraben, wie bestimmte Bahnen, die unter dem jedes- maligen Andrangen lies Blutes sich öffneten. Das Blut, welches hier im Gefasssysteme circulirt, ist eine dünne Flüssigkeit, die nur wenige und unbedeutende, oder auch gar keine Körperchen enthalt. Sie ist in vielen Fallen völlig farblos, sonst gelb, roth oder grün; die Färbung des Blutes scheint übrigens von geringer Bedeu- tung zu sein und kann bei den Species derselben Gattung wechseln. — Welche Bedeutung das in den Gefassen kreisende Blut hat, ist durch Experimente bis jetzt nicht ermittelt. Da wo wir das Blut in einer solchen Verbreitung in den Gefassen finden, dass eine möglichst grosse Gelegen- heit zur Berührung des das Thier umgebenden Medium und des Blutes untereinander geboten wird, sei es nun in den Kiemen oder auf den Flachen der Körperwandung und des Darmes; können wir der Analogie nach vermuthen, dass hier ein Austausch von gewissen Stoffen, die in diesen beiden Theilen enthalten sind, und damit eine Art Respiration stattfindet. — Das Nervensystem iiml die Sinnesorgane. Das Nervensystem besteht durchgehend aus dem auf der Bauchseile des Thieres ge- legenen Nervenstrange und dem im vordersten Körperlheile über und vor dem Schlünde gele- genen Hirn. — Der Nervenstrang der Bauchseite, dasjenige Organ des Wurmkörpers, welches am stetigsten die Segmentirung zur Schau tragt , wird seiner ursprünglichen Anlage nach aus einer Kette von Ganglien gebildet, welche durch längslaufende Stränge mit einander in Verbin- dung stehen. In jedem Segmente liegt in der ausgeprägtesten Form ein allseitig abgegrenzter Nervenknoten, der mit denjenigen der nächsten Segmente durch die Längscommissuren verbun- den ist , und von seinem lateralwarts gerichteten Umfange diejenigen Nervenäste absendet, welche zur Innervirung des einen Segmentes erforderlich sind. — Allein diese Bildung kann ver- wischt werden, sodass die einzelnen Ganglien nicht mehr in allseitiger Abgrenzung erscheinen, sondern nur als oft kaum merkliche Anschwellung des längslaufenden Bauchstranges. Auf diese Weise kann die Zusammensetzung des Nervensystemes aus einzelnen Nervencentren ausserlich undeutlich werden, allein es behält doch jedes Segment seinen als Centrum anzusehenden Ab- schnitt des Nervensystemes und es kommt nie zu einer solchen Bildung , wie bei den Insecten, dass durch Verschmelzen der eineinen Nervenknoten eine gemeinsame Centralmasse auf der Bauchseite entsteht, mit welcher die Segmentirung dieses Systemes aufgegeben wird. Wie sich die Segmentirung des Wurmkörpers im Bauchstrange ausspricht, so findet auch der bilaterale Bau hier seinen Ausdruck. Die Ganglien sowohl wie die Längscommissuren sind ursprünglich aus zwei paarigen Hälften zusammengesetzt. An den Commissuren geht diese paa- :5-> Die liorstenwürmer. Annelida chaelopoda. rige Bildung wohl nur ausnahmsweise verloren, denn da, wo der Strang als ein einfacher er- scheint, ist es meist wohl nur eine äussere Hülle, welche wie eine Scheide die paarig angeordne- ten enganeinander liegenden Längsstamme umschliesst ; den äussersten Gegensatz davon bilden die Fälle, wo die Längscommissuren zwei durch einen grösseren Abstand von einander getrennte Stränge sind. Dagegen tritt bei den Ganglien die auch sonst häufig wiederkehrende Erscheinung ein, dass zwei in der Medianebene des Körpers gelegene ursprünglich paarig angelegte Organe zu einem unpaaren verschmelzen ; es ist dieser Fall viel häufiger, als der , dass in den Ganglien- anscbwellungen die Doppelbildung erhalten bleibt. — Der eigenthümliche Bau des Nervensyste- mes, wo nach Claparede ') bei den limicolen Oligochaeten (Clap.) und Capitella ein Axencanal die ganze Länge des Bauchnervenstranges durchsetzen soll, ist wohl nur eine scheinbare Aus- nahme von dem sonst als Regel anzusehenden Verhalten, dass der Bauchstrang der Borstenwür- mer paarig gebaut ist ; vielleicht ergiebt eine nochmalige Untersuchung des Nervensystems dieser Würmer auch hier die ursprünglich paarige Anlage. — Die Seitenzweige, welche vom Bauchstrange abgehen, sind stets symmetrisch gestellt. Das Hirn, welches im Kopfende des Wurmes gelegen mit dem Bauchstrange durch zwei den Schlund umfassende Äste zusammenhängt, ist ein unpaarer Nervenknoten, im Bau mit den Ganglien der Bauchkette übereinstimmend, der seine ursprüngliche paarige Zusammensetzung häufig durch einen medianen Einschnitt, wodurch zwei seitliche Hälften gebildet werden, zu er- kennen giebt. Neben diesen Hauptcentren des Nervensystemes sind nun bei einer Anzahl von Würmern bald paarig bald unpaar geordnete Ganglien bekannt geworden, welche meist im vorderen Ab- schnitte des Körpers gelegen als ein Eingeweidenervensystem gedeutet werden, wie es bei den Insecten sich wiederfindet. Aus eigner Anschauung kann ich über diese Verhältnisse nicht ur- theilen, da ich solche Apparate, wie sie von Qiatrefages2 in ausgedehntem Maasse beobachtet wurden, nicht habe auffinden können. Was den Bau des Hirnes und des Bauchstranges anbetrifft, so dürfte sich als allgemein gültiges Verhalten herausstellen, dass man an ihnen stets zwei Schichten zu unterscheiden hat, von denen die innere Markschicht die rein nervösen Elemente in Form von Fasern oder körniger Masse enthält, die äussere nur den Werth einer einhüllenden Scheide besitzt, welche aus einer- Membran oder zellähnlichen Körpern gebildet wird. Nach Leydig's3) Untersuchungen kommen bei Würmern in der umhüllenden Scheide des Nervensytemes Muskelfasern vor, welche vielleicht eine weitere Verbreituns; besitzen. — 1) cfr. Clapakede, Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte wirbelloser Thiere- Leip- zig 1863. pag. 27. Früher hat Claparede (Recherches anatom. sur les Oligochetes a. a. 0. pg 19) hier einen Axenstrang beschrieben. 2) Qdatrepages, Sur le Systeme nerveux des Annelides. Annales des sciences naturelles. Ser. 3. Zool. T. 2. 1844. pg. 8t — 10 4. T. 14. 1850. pg. 329. 3) Levdiü , Über das Nervensystem d<-r Anneliden. Reichert und Du Bois-Reymond, Archiv für Anato- mie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin. Jahrg. 1862. pag. 90. Das Nervensystem und die Sinnesorgane. 33 Der Hauptverbreitungsbezirk, den die vom Hirn oder der Ganglienkette abgehenden Äste haben, ist in der Körperwandung zu suchen; die Innervation der Eingeweide ist so gut wie un- bekannt. Sehen wir zunächst von Gesichts- und Gehörapparaten ab, so haben wir evidente Nervenendigungen in den Rückencirren und Fühlern am Kopflappen, und zwar hat es liier den Anschein, als ob die nervöse Markschicht in diesen Organen frei zu Tage treten kann, oder mit einem Besatz feiner Härchen endet (Polynoe, Nereis, Glycera). Allein es scheint, wenn man die Bewegungen lebender Thiere beobachtet, dass an manchen anderen Puncten der Körper- liaut, in denen eine Nervenendigung noch nicht nachgewiesen ist, der Sitz einer besonderen Tast- empfindung sei, ich erinnere nur an die tastenden Bewegungen der sehr dehnbaren Kopffühler bei den Terebellaceen. Auch für bestimmte in regelmässiger Vertheilung in die Körperwandung eingebettete Gebilde bei Enchytraeus ist von Bichholz ') die Bedeutung von Tastapparaten ver- muthungsweise ausgesprochen, ohne dass ihr Zusammenhang mit dem Nervensystem nachge- wiesen ist. Von den Apparaten, welche offenbar der Sinneswahrnehmung dienen, erwähne ich zu- nächst die Augen. Als solche betrachtet man herkömmlicher Weise die auf einen Fleck concen- trirte Anhäufung einer Pigment masse. Es ist das gerechtfertigt, weil in den meisten Fällen inner- halb dieses Pigmenthaufen ein heller für Lichtbrechung befähigter Körper mit meist stark ge- wölbter Oberfläche, den man dann als Linse bezeichnet, eingebettet ist; das Vorkommen solcher Linsen ist wenig constanl, man findet sie bisweilen auf demselben Thiere nur an einer Seite, oder i;anz fehlend, während sie bei anderen Individuen derselben Art vorhanden ist. — Seltener sind die Augen so gebaut, dass der centrale Theil des Pigmenthaufen wie eine Pupille dunkel gefärbt ist, und wallartig von einer helleren Masse rings umgeben wird (Nereis). Die am höchsten orga- nisirten Augen besitzt die Gattung Alciope. — Die Stellung der Augen ist sehr mannich- faltig; am häufigsten sind sie auf der Oberfläche des Kopf lappens angebracht, und dann entweder in die Hirnmasse eingesenkt oder mit kurzen Nervenstämmen mit dieser verbunden. — Dann treffen wir Augen am Körperende (Fabriciu) und in regelmässiger Wiederholung jederseits auf den einzelnen Segmenten (Myxicola, Polyophthalmus), vermuthlich immer in directem Zusammen- hange mit dem Nervensystem. Ganz auf die Körperanhänge versetzt stehen Augen auf den Kie- menfäden einiger Saifc'//aarten und einer TerebelMorm, bei den Ersteren noch dadurch ausge- zeichnet, dass eine grössere Anzahl von Linsen in einem ausgedehnteren Pigmenthaufen eingebettet liegt. — Bemerken will ich noch, dass nach meinen Erfahrungen kein anderes Organ so vielfältig zu variiren scheint als gerade die Augen, überzählige oder ungleich stark entwickelte Augen habe ich mehrere Mal beobachtet. Ein weit beschränkteres Vorkommen scheinen bei den Borsienwürmern diejenigen Appa- rate zu haben, in welche wir, nach der Analogie mit anderen Thieren, eine Wahrnehmung des I) Bichholz, Beitrüge zur Anatomie der Gattung Enchytraeus. Schriften der kgl. physikalisch-ökono- mischen Gesellschaft zu Königsberg. Jahrgang III. 1862. Königsb. 1863. i. pag. 93. Ehlers, Borßtemvürmer. 5 34 Die Borstenwürmer. Annelida chactopoda. Schalles zu versetzen berechtigt sind; vielleicht hat aber die verstecktere Lage, welche diese Apparate haben, ihr Auffinden bei einer grösseren Zahl dieser Würmer beeinträchtigt. Wahre Otoli thenblasen finden sich bei Arenicola, Fabriaa und einer Sabellaarl; sie stimmen darin über- ein, dass sie paarig im Vorderende des Thieres in der Nahe der Verbindungsaste zwischen Hirn und Bauchstrang, wie es scheint, an der Körperwand befestigt sind. Nach Meissner1) sollen die Gehörblasen bei Arenicola durch eine röhrenartige Verbindung mit der Körperwand in Verbindung stehen, und so ein schallleitender Apparat gebildet werden. Die Blasen enthalten nach meinen Beobachtungen an zwei Arten von Fabricia und einer Sabella einen grossen Otolithen oder ein Häafchen weit kleinerer; sie sind in standiger schwingender Bewegung, doch konnte ich keine Cilien auffinden, welche diese Bewegung ausfuhren. Das Verhalten des Nervensystemes zu diesen Gehörblasen ist unbekannt. Die Geschlechtsapparate.*) Ihren Geschlechtsverhaltnissen nach zerfallen die Borstenwürmer in Zwitter und ge- trenn tgeschlech t liehe Thiere. Zwittrig sind alle Lumbricinen und einzelne Serpulaceen (Protula, Spirorbis), bei allen übrigen Borstenwürmern sind, so weit es bis jetzt bekannt ist, die Geschlechter getrennt. Die Entwicklung der Geschlechtsproducte erfolgt nicht, wie man früher be- hauptet hat, aus einem in der Leibeshöhle gelagerten Blastem, sondern findet an bestimmten Puncten in der Leibeshöhle statt, und ist hier an Organe gebunden, welche entweder zu allen Zeiten deutlich vorhanden sind, oder nur zur Zeit der geschlechtlichen Thatigkeit sich ausbilden. Stets entleeren diese Organe ihren gereiften oder der Reife entgegengehenden Inhalt in die Lei- beshöhle, so dass zu einer Zeit die Eier oder der Same in der Leibesflüssigkeit umhertreiben. Neben diesen keimbereitenden Organen finden sich stets Apparate, welche die Auf- gabe haben, die Geschlechtsproducte aus der Leibeshöhle in sich aufzunehmen und nach er- folgter Reife nach aussen zu entleeren. Es sind das Organe, welche an der Körperwand be- festigt sind , und stets eine gegen die Leibeshöhle gerichtete Oeffnung zur Aufnahme der Ge- schlechtsproducte, und eine nach aussen mündende zur Entleerung derselben besitzen. — In ihrem Vorkommen vielleicht nur auf die zwittrigen Lumbricinen beschrankt sind die- jenigen Apparate, deren Function bei der Begattung eine Rolle spielt , sei es, dass sie eine engere Vereinigung der beiden zur Copulation gehenden Thiere , und die sichere Überführung des entleerten Samen von einem Thiere zum anderen bewerkstelligen (Gürtel einzelner Lumbri- 1) Henle und Pfeifer, Zeitschrift für rationelle Medicin. Drille Reihe, Bd. F. 1857, pg. 635, Annierk. 2) Die Angaben über die Geschlechtsapparate der zwittrigen Lumbricinen (Otigochaeten) stuften sich be- sonders auf die Arbeiten \on Hering zur Anatomie und Physiologie der Generationsueikzeuge des Regenwurms, Zeitschrift für -wissenschaftliche Zoologie, Bd. VMI. 1857, pg. 400, Taf. XVIII und Claparede, Recherches anato- miques sur les Oligochctes. Geneve 1862. (Extraits des Memoires de la Societe de Phys. et d'Hist. nat. de Geneve t. XVI, :>. partie. Die Geschlechlsapparate. 35 einen), oder dass sie bestimmt sind, die ergossene Samenflüssigkeil aufzunehmen und bis zur Be- fruchtung der Eier zu bewahren (Receplacula seminis). — Sehen wir von diesen Organen zunächst diejenigen an , deren Aufgabe es ist, die Keime der Geschlechtsproducte zu bereiten , so treffen wir hier auf beträchtliche Unterschiede in Rück- sicht auf die Zahl und die Vertheilung im Körper. Die zwittrigen Lumbricinen stehen hier allen andern Borstenwürmern als eine scharf begrenzte Gruppe gegenüber. Eierstöcke und Hoden, im gleichen Körper vereinigt, sind nur in beschränkter Zahl und gesondert von einander stets an denselben Puncten innerhalb bestimmter Segmente vorhanden. — Bei den übrigen Borstenwür- mern scheint die Bildung nicht so genau an einzelne bestimmte Segmente gebunden zu sein. Wohl zeigen sich auch hier Unterschiede, sodass die Vertheilung der keimbereitenden Organe im Körper nicht eine regellose zu sein scheint, indem bei allen Würmern, deren vordere Körperab- iheilung eine besondere Ausbildung erfahren hat, die Geschlechtsproducte ausschliesslich in dieser ihre Entstehung zu finden scheinen, während bei den gleichmässig gegliederten Würmern die Production von Eiern oder Samen bald in fast allen Segmenten gleichzeitig stattfinden kann, bald auf einen Körpertheil von nicht genauer Begrenzung beschränkt bleibt, ohne dass damit den übrigen Segmenten die Fähigkeit gleiche Stoffe zu erzeugen abginge. Nach ihrer Form und Bildung stehen die producirenden Organe auf einer sehr niederen Entwicklungsstufe. Alle Modifikationen, welche bei der Bereitung der Geschlechtsproducte statt- finden, werden sich auf die Grundform zurückführen lassen , dass die^mnere Oberfläche der Kör- perwand und der Dissepimente an bestimmten Stellen die Keime als eine zusammengehaltene Masse entwickelt. Als einfachste Bildung stelle ich diejenige voran, wo die Keime, aus denen Eier oder Samen sich entwickeln, auf einen abgegrenzten Raum beschränkt an der inneren Ober- fläche der Körperwandung befestigt sind. Es scheint als ob die in einem solchen Haufen ver- einigten Keimstoffe nicht einmal immer von einer Membran umhüllt sind, sondern nur aneinander haften, vielleicht durch einen Kitt zusammengehalten. Überzieht eine Membran als abschliessende Umhüllung die angehäuften Keimstoffe, so erhalten wir damit die Form, über die die Bildung der Ovarien oder Hoden nicht hinausgeht : das ist die Form eines Sackes, an dessen Wandungen die Keimstoffe sich entwickeln. Die Unterschiede, welche hier auftreten, beruhen darin, dass diese allseitig geschlossenen Säcke auf der niedersten Entwicklungsstufe zum grössten Theile mit der Körperwand verwachsen und nach deren Fläche ausgebreitet sind; während sie völlig ausgebildet nur an einem beschränk- ten Puncte mit der Körperwand in Verbindung bleiben, so dass das ganze sackartige Organ von da herab frei in die Leibeshöhle hineinhängt. Kommt es dabei zur Bildung von mehreren neben einander hängenden Säcken, so bilden sich fast traubenförmige Ovarien. — Nur so lange als die Keime noch nicht gereift sind, erhalten sich diese Organe ; dehnt ihr wachsender und an Umfang zunehmender Inhalt die Wand des Sackes aufs äusserste, so zerreisst dieser und entleert seinen ganzen Inhalt oder den jedesmal am weitesten in der Reife vorgerückten Theil in die Kürper- 5* 36 Die Borsienwürmer. Annelida chaelopoda. höhle. Die freigewordenen Gesehlechtsproducte sind dabei fast immer noch weit von der voll- endeten Reife entfernt. Es müssen in der Leibeshöhle und ihrer Flüssigkeit oder in den ausfüh- renden Apparaten die Bedingungen vorhanden sein , die weitere Ausbildung der Eier und des Samen zu begünstigen; denn wenn die Ovarien oder Hoden ihren unfertigen Inhalt entleeren, so sind häufig einzelne der Keime in der Reife den übrigen weit voraus, sie haben durch ihre Grösse die Wandung der producirenden Organe gesprengt, und damit die Entleerung auch der ganz un- fertigen Keimstoffe veranlasst, welche nun in der Leibeshöhle die weitere Ausbildung noch er- fahren sollen. Die Eier erscheinen, nach meinen Erfahrungen gleich in den frühesten Ständen ihrer Entwicklung mit allen wesentlichen Attributen des Eies ausgestattet. Ein grosses helles Keim- bläschen, welches den scheinbar soliden Keimfleck umschliesst, ist von Dotter umgeben, welcher als zähflüssige Masse erscheint, in der kleine fettglänzende Körnchen suspendirt sind. Von einer Eihaut, welche den Dotter nach aussen begrenzte, habe ich nichts gesehen. So lange die Eier im Ovarium zusammengehalten sind, wachsen sie, wie es scheint, nur durch Vermehrung der Dotter- masse; wie sie an Grösse zunehmen, üben sie aufeinander einen Druck aus, der ihre Form man- nichfach durch Abplattungen verändert, dann auf die Wand des Ovarium, welche durch gesteiger- ten Druck schliesslich gesprengt wird. Die Eier treiben dann in der Leibeshöhle umher, und können da, wo ihnen nicht ausgedehntere Dissepimente den Weg versperren , in der Leibesflüs- sigkeit schwimmend die gajize Ausdehnung der Körperhöhle durchwandern. Man sieht bei diesem Umhertreiben , dass sie aus einer weichen , jedem Drucke nachgebenden Masse bestehen ; denn das Ei, welches frei in der Leibesflüssigkeit schwimmend eine reine Kugelgestalt besitzt, plattet sich durch jeden Druck, den es von der Körperwandung, oder vom Darme aus erfährt, scheiben- förmig und polygonal ab, oder dehnt sich, wenn es durch den Strom der Leibesflüssigkeit gegen enge Lücken getrieben wird, wie sie an Dissepimenten sich finden , zu langgezogenen , stabför- migen Figuren, und wird so durch Öffnungen hindurchgedrängt, welche bedeutend enger sind als der Durchmesser des nicht gedrückten Eies. In Folge dieser Leichtigkeit, jedem Drucke fol- gend die Form zu ändern, trifft man häufig die Eier an Orten, wo man sie nicht erwartete, so unter der äusseren Umhüllungshaut des ausgestülpten Rüssels bei Pliyllodoce; daraus erklärt sich auch, wie die Eier durch die oft engen inneren Öffnungen der als Ausfuhrungsgänge functioniren- den Organe in deren Höhlung hineinzutreten vermögen. Die Eier entwickeln sich weiter durch Vermehrung der Dottermasse, und zwar der kör- nigen Elemente darin. Mit ihrer Massenzunahme tritt dann die oft intensive, gelbe, rothe, blaue, grüne Färbung der Eier ein, welche ausschliesslich am Dotter haftet, und da wo Eier in Haufen zusammenliegen, das Thier selbst gefärbt erscheinen lassen. Mit dieser Entwicklung der Ditter- masse wächst das Ei zugleich, und verliert dann in vielen Fällen — ob immer, will ich nicht ent- scheiden — seinen Keimfleck, der danach für die embryonale Entwicklung von keiner Bedeutung zu sein scheint. Das Keimbläschen erscheinl dann nach wie vor als grosser heller Körper, ohne Die Gesehlechtsapparate. 37 ilass der verschwundene Keimfleck eine Spur seines Daseins hinterlassen hat ; allein die Anhäufung der Dotterinasse verbirgt zuletzt oft das Keimbläschen, und das Ei muss gepresst werden, wenn man sich von der Anwesenheit des Keimbläschen überzeugen will. Diese Entwicklung des Eies kann in der Leibesflüssigkeit , oder auch innerhalb der Aus- führungsgange erfolgen; für die Eier aber, welche noch in der Leibesflüssigkeit umhertreiben , ist es, nach meinen Erfahrungen, charakteristisch, dass sie eine histologisch differente Eihaut an der Oberfläche des Dotters noch nicht erkennen lassen. — Erst innerhalb der Ausführungsgange wird, vermuthlich bei allen diesen Würmern, die Reife der Eier durch Bildung einer Eihaut zum Abschluss gebracht, und so besteht das völlig gereifte Ei, aus einem feinkörnigen, oft farbigen Dotier, der von einer Eihaut umschlossen wird und im Innern ein Keimbläschen enthält. Die morphologischen Elemente des Samen erscheinen in ihren jüngsten Formen als grosse kernhaltige Zellen. Die Entwicklung dieser Zellen zu Spermatozoiden scheint bei den Borstenwürmern allgemein so zu verlaufen, dass die Mutlerzelle eine Reihe von Furehungsstadien durchmacht, wobei der Kern verschwindet, und die Oberfläche der grossen Zelle meist ein maul- beerförmiges Ansehen erhält. Dann wachsen die fadenförmigen Theile der Spermatozoiden rings aus der Peripherie der Zelle hervor, so dass ihre Oberfläche von starr abstehenden Haaren besetzt ist, oder diese Haare zu einem Büschel vereint als ein schopfartiger Anhang erscheinen. Die ein- zelnen Fäden lösen sich ab von dem Multerboden, dem sie entsprossen sind, und erscheinen als reife Spermatozoiden; und bei dem allmählichen Abfallen der Samenfäden verkleinert sich bestän- dig die ursprüngliche Zelle, welche den Kern der vereinigten Samenfadenmasse bildete , und ver- schwindet, indem ihre ganze Substanz zu Spermatozoiden umgestaltet erscheint. — - Dieser Vor- gang findet zum bei weitem grösseren Theile innerhalb der Leibesflüssigkeit, oder im Innern der Ausführungsgänge statt , da die ursprünglichen Zellen meist eher den Hoden verlassen , als das Hervorwachsen der Spermatozoiden beginnt. Die Form der reifen Spermatozoiden ist bei allen Borstenwürmern die eines gestreckten Faden, an dessen vorderem Ende ein verdickter Kopf angebracht ist. Der Same erscheint in Menge vereinigt meistens weiss, bisweilen farbig, dann scheinen aber nicht die Spermatozoiden Träger des Farbstoffes zu sein, sondern es treiben zwischen ihnen Kügelchen von fettai tigern An- sehen, welche die Färbung veranlassen. Die ausführenden Apparate der Borstenwürmer sind zum Theil schon lange be- kannt, und entweder als Drüsen (Seilendrüsen) oder auch nach dem zeitweiligen Inhalte als Ho- den und Eierstücke beschrieben. Es sind Organe, welche sich bei allen Ringelwürmern finden, aber nicht bei allen die Aufgabe haben die gereiften Geschlechtsproducte zu entleeren. Wir Gnden nämlich sowohl bei den Hirudineen wie bei allen borstentragenden Anneliden im Innern des Kör- pers und zwar stets paarig an der inneren Oberfläche aller oder nur bestimmter einzelner Seg- mente Organe befestigt, welche im völlig ausgebildeten Thiere während des ganzen Lebens vor- handen sind, bei einigen aber zur Zeit der Reife (h'v Geschlechtsproducte eine vorübergehend ge- 38 Die Borstenloürmer. Annelida chaetopoda. steigerte Entwicklung und Thätigkeit erfahren. Diese Organe, für welche sich seit der Arbeit von Williams'), die neben zahlreichen Fehlern sowohl in Rücksicht auf die Function wie auf den Bau dieser Apparate das unbestrittene Verdienst hat. auf die allgemeine Verbreitung aufmerksam ge- macht zu haben, der nicht ganz passende Name »Segmentalorgane« eingebürgert hat, stim- men, wenn sie auch verschiedenen Thatigkeiten dienen, alle darin überein, dass es einen Hohlraum bergende Gebilde sind, welche mit einer inneren in die Leibeshöhle sich öffnenden Mündung den Eintritt des Inhaltes der Leibeshöhle in ihren Binnenraum ermöglichen, mit einer äusseren Mün- dung die Körperwand durchbohren, und einen Verkehr zwischen ihrem Inhalt und damit auch dem Inhalte der Leibeshöhle einerseits, anderseits dem umgebenden Medium gestatten, in wel- chem das Thier lebt. Morphologisch diesem allgemeinen Verhalten nach völlig übereinstimmend gebildet, ist ihre Function abhangig von dem Entwicklungsgrade, welchen die Geschlechtsapparate einnehmen. Bei der niedersten Stufe der Ausbildung des Genitalsystemes müssen die Segmentalorgane zur Brunstzeit die Rolle von Ausführungsgangen übernehmen, während sie bei der vollkommensten Ausbildung dieses Syslemes gar nicht in den Kreis der geschlechtlichen Thätigkeit gezogen wer- den. Zwischen beiden Extremen liegen vermittelnde Übergänge. Auf der höchsten Stufe der Ausbildung ihrer Geschlechtsorgane stehen die Hirudinea. Eier und Samen entwickeln sich in den stets geschlossenen Eierstöcken und Hoden und gelangen durch Ausführungsgänge, die mit diesen in stetem unmittelbaren Zusammenhange sind, nach aus- sen. Daneben birgt der Körper der Egel in regelmässig nach der Segmentbildung sich wieder- holender Lagerung oder auch in weit beschränkterer Zahl Segmentalorgane, als solche gekenn- zeichnet durch die innere und äussere Mündung, welche durch das oft verwickelte Organ hin- durch den Weg aus der Leibeshöhle nach aussen gestatten. Man schreibt diesen Apparaten, die ihrem Bau nach ganz den Segmentalorganen der übrigen Anneliden entsprechen, eine exereto- rische oder respiratorische Thätigkeit zu. Mit der geschlechtlichen Thätigkeit stehen sie zu keiner Zeit in Zusammenhang. An diese schliessen sich zunächst von den Borstenwürmern die Lumbricina an, wie durch die hermaphroditische Bildung so auch durch die Stellung, welche die Segmentalorgane einneh- men. Allein innerhalb der Gruppe der Lumbricinen gestalten sich zwei Kreise, jenachdem die Segmentalorgane für die geschlechtliche Thätigkeit gar nicht in Anspruch genommen werden, oder in wesentlich veränderter Form ihren Antheil daran haben. Als Repräsentant der ersten Gruppe (Oligocheles terricoles Clap.) kann Lumbricus gelten. Im unveränderlichen Abstände vom Kopfende bringen in bestimmten Segmenten Eierstöcke und Hoden ihre Producte zur Reife, und entleeren sie durch Bersten; in gleichmässig fest bestimmten I ) Williams, Report on the british Annelida. Report of llie 2 I Meeting of (he british Association for the ad vancement of science helft at Ipsw ich in Jury 1851. Lond. 1852. 8. pg. 159 und Researches on the Structure and Homology of the Reproductive Organs of the Annelids. Philosophical Transactions of the royal Society of Lon- don for the year 1858. Vol. I 18. Lond. 1859. 1. pag. 93. PI. VI. VII. VIII. Die Geschlechtsapparate. 39 Segmenten liegen Organe, welche die Weiterführung dieser Producte besorgen, röhrenförmige Schläuche, die mit einer trichterförmigen inneren Mündung die Eier und den Samen aufnehmen und durch äussere Mündungen nach aussen hin absetzen. Ihrer Form nach sind diese Ei- und Samenleiter den Segmentaloreanen analog, allein die Analogie lässt sich nicht willig durchführen, weil in allen Segmenten des Körpers, und also auch in denen, welche diese ausführenden Canäle bergen, wahre Segmentalorgane vorkommen, geschlungen röhrenförmige Canäle, welche eine innere und eine äussere Mundung besitzen, und ihrer Gestalt wegen als »Schleifencanäle« bezeich- net sind. Auch hier nehmen also die eigentlichen Segmentalorgane nicht Theil an der Geschlechts- thätigkeit. Die zweite Gruppe (Olirjochctcs limicoles Clap.) zeigt uns ein Absteigen zu jener Form, wo die Segmentalorgane allein die Rolle der Ausführungsgänge übernehmen. Die Segmentalorgane finden sich auch hier in allen Segmenten in Form von Canälen mit aus- und einführender Mün- dung. Allein in bestimmten Segmenten haben diese Canäle eine besondere Entwicklung gefun- den, zeichnen sich durch ihre Grösse und Ausdehnung, sowie durch eine höhere Entfaltung ihrer Mündungen aus, und sind nun functionell zu wahren Ausführungsgiingen umgewandelt, durch welche Eier und Samen hinausbefördert werden. Von diesem Verhältnisse der Segmenlalorgane bei den Lumbricinen führt ein weiterer Schritt zu der einfachsten Gestaltung, welche diese Apparate bei allen übrigen Borstenwürmern erhalten. Abgesehen von der Mannichfaltigkeit der Form und Verthcilung im Körper stimmen in diesem grossen Kreise verschiedenartigster Wurmformen die Segmentalorgane darin überein, dass sie zur Brunstzeit die Rolle der Ausführungsgänge im Geschlechtsapparate übernehmen, sobald in den sie bergenden Segmenten die Geschlechtsproducte sich anhäufen, ohne von vorn herein durch besondere Ausbildung ausgezeichnet und dazu bestimmt zu sein. Dass die Grundform des Segmentalorganes, welche auf dieser Entwicklungsreihe man- nichfaltig erweitert wird, die beiderseits geöffnete Röhre ist, geht aus dem Gesagten hervor; bei den in Kürze zu erw ähnenden Formgestaltungen , welche sie je nach ihrer Thätigkeit annimmt, finden wir in dreifacher Weise Vorkehrungen getroffen, welche die beabsichtigte Thätigkeit des Organes unterstützen können. Für den Verkehr der zwischen dem Inhalt der Leibeshöhle und der Aussenwelt in der einen oder anderen Richtung stattfinden soll, dienen in sehr vielen Fällen Flim- merhaare, welche an den beiden Mündungen und im Innern des Organes stehen; aus der Rich- tung, welcher die Bewegung der Flimmerhaare folgt, einen allgemeinen Schluss auf die Thätigkeit der Segmentalorgane ziehen zu wollen, ist nicht möglich, da die Richtung der Wimperimg bei einigen Thieren von innen nach aussen, bei anderen von aussen nach innen , und bei noch ande- ren endlich von beiden Mündungen her gegen das Innere des Organes gerichtet ist. — Segmen- talorgane denen die Flimmerhaare fehlen, zeigen dafür häufiger eine Contractilität ihrei Wandung, sodass die ein- und ausfuhrenden Mündungen sich weit öffnen und wieder schliessen; eine Thä- tigkeit, die für die Befähigung spricht, dass die Organe Stoffe aufnehmen und entleeren können. — 40 Die Borstenwürmer . Annclida chaetopoda. Nach einer anderen Richtung hin verwendbar scheinen diejenigen Erweiterungen des Segmental- organes zu sein, wo drüsige Bildungen sich hinzugesellen, mögen sie nun als selbständige An- hangsgebilde auftreten, als Verdickungen einer Strecke der Wandung erscheinen oder als gemein- same Masse den ganzen Canal umhüllen. In den Fällen, wo die Segmentalorgane nicht als Aus- führungsgänge der Geschlechtsproducle thätig sind , wird man wegen dieses drüsigen Apparates dem ganzen Segmentalorgane gern eine excretorische Thatigkeit zuschreiben, wahrend da, wo sie die Eier und den Samen in sich aufnehmen und eine Zeit lang bergen, man annehmen kann, dass von den drüsigen Theilen Stolle geliefert werden, die für die völlige Reife der Geschlechts- producte nöthig sind. Gehen wir die oben skizzirle Entwicklungsreihe der Ausfuhrungsapparate und Segmen- talorgane mit Rücksicht auf deren Form noch einmal durch, so finden wir bei Lumbricus die Seg- mentalorgane als Schleifencanäle völlig entwickelt paarig in den Segmenten liegend. Von der äusseren Mündung führt ein dickerer Canal ins Innere der Segmenthöhlung und geht in einen dünnwandigen, in Windungen geschlungenen Canal über, der aus einem Abschnitt mit verdickter drüsiger Wandung und aus einem hellwandigen Theile besteht, sich an das vordere Dissepiment des Segmentes begiebt, und dort mit trichterförmiger flimmernder Mündung in die Leibeshöhle hineinragt. Das ganze Organ bildet eine compacte von Gefiissschlingen umsponnene Masse. — Die Ausführungsgange der männlichen Zeugungsstoffe sind zwei paarig geordnete durch mehrere Segmente laufende Canale, die durch das Zusammentreten von zwei Anfangsstücken entstehen, welche aus den die Hoden einhaltenden Segmenten kommen. Der Samenleiter jeder Seite hat mithin eine äussere und zwei innere Mündungen. Schon dadurch unterscheidet er sich wesent- lich vom Segmenlaloigan; dazu kommt, dass die inneren Mündungen nicht eigentlich in die Lei- beshöhle sich öffnen, sondern in einen sackartig abgegrenzten Raum, in welchem der Hoden liegt, und in den die gereiften Samenelemente entleert werden. Samenleiter und Hoden sind also aller- dings nicht in unmittelbarer Berührung mit einander, und entsprechen damit dem Verhalten, was für die Genitalapparate aller Borstenwürmer Gültigkeit hat. aber ihre Vereinigung ist hier doch inniger als bei allen anderen Würmern , insofern ein innerhalb des Segmentes begrenzter Raum die innere Mündung des Samenleiters, wie den Hoden umschliesst. — Die Canale, welche die gereiften Eier zum Körper hinausführen sollen, sind paarig; ihre inneren Mündungen sind trich- terförmig und an den Dissepimenten desjenigen Segmentes, in welches die Eier von den Ovarien aus entleert werden, so angebracht, dass sie leicht von der trichterförmigen Öffnung aufgenommen werden können. — Zur Ergänzung des Genitalapparates gehören die Samenblasen, welche den bei der wechselseitigen Begattung vom anderen Thiere entleerten Samen aufnehmen, und die hier gleichfalls unabhängig von den Segmentalorganen dastehen; und die als Gürtel bezeichnete Ver- dickung einzelner im Bereich der Genitalapparate angebrachter Segmente, welche bei der Copu- lation von Wichtigkeit ist. Die zweite Gruppe der Lumbricinen (Oligoclieles limicoles Clap.) zeigt uns in mannichfal- Die Gesclileclilsappurate. il tigen Combinalionen die zu wahren Geschlechtsapparaten umgewandelten Segmentalorgane ein- zelner Segmente neben den in ursprünglicher Form erhaltenen, wie .sie sich in der Mehrzahl der Segmente vorfinden. Allein es sind die Untersuchungen darüber noch keineswegs als abgeschlos- sen anzusehen, und manche Einzelheiten, worüber die Ansichten der verschiedenen Untersucher auseinandergehen, bedürfen noch der Bestätigung. — Das unveränderte Segmentalorgan ist hier ein meist vielfach gewundener Gang, der seine innere, trichterförmig erweiterte und flimmernde Mündung am Dissepimente so befestigt hat, dass sie in das vorhergehende Segment hineinsieht. Die äussere Mündung ist punctförmig auf der Oberflache der Körperwandung. Einzelne zellige Körper in zusammenhangenden Gruppen oder grössere Anhäufungen von zelligem Gewebe um- geben die Windungen des Canales, der ganz in eine solche Masse eingebettet erscheinen kann; es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Belegmasse des Segmentalorganes drüsiger Natur ist. — Eier und Samen werden nun in bestimmten Segmenten, in denen sich derartige Seg- mentalorgane nicht finden, von Canalsj steinen aufgenommen und nach aussen geleitet. Diese Ei- und Samenleiter sind als die umgewandelten Segmentalorgane anzusehen; ihre Bildungsweise ist aber eine nach den Arten verschiedene. — Die Aufgabe, den Samen und die Eier nach aussen zu entleeren, kann entweder einem einzigen Organe zufallen, oder es finden sich dafür gesonderte Apparate. Den ersten Fall treffen wir nach Claparede bei Tubifex und Limnodrilus (Clap.) , den zweiten bei Lumbriculus (Ga.) , Stylodrilus (Clap.), Trichodrilus (Clap.) , Enchytraeus (Heme). — Sind die Ausführungsgänge vereinigt, so spielt dabei seiner Ausdehnung nach der Samenleiter eine grössere Rolle. Er beginnt im Innern des Körpers auf dem Dissepimente seines Segmentes mit einer grossen , flimmernden Trichtermündimg, setzt sich in einen mehi\oder minder langen und dünnen Gang fort, der in der Nahe der äussern Mündung ein grösseres Lumen erhält, und als Atrium bis zu dem meist mit besonderer Musculatur ausgestatteten und etwas vorstülpbaren Endtheile verläuft, auf dem die äussere Mündung angebracht ist. Nahe vor dem Anfange t\o> Atrium mündet in den engen Canal des Samenleiters ein grosser sackartiger Anhang von zwei- felhafter Bedeutung, den Claparede als Vesicula seminalis bezeichnet. Für die Ausführung der Eier wird eine Röhre in Anspruch genommen, welche das Atrium des Samenleiters scheidenartig um- hüllt, nahe an der Vesicula seminalis mit ringförmiger Eingangsöfi'nung in die Leibeshöhle sieht, und gleichfalls ringförmig das vorstülpbare Ende des Samenleiters umgebend hier nach aussen mündet. Der Eileiter wäre danach eine Röhre, in welche als zweite Röhre das ausführende Ende des Samenleiters hineingeschoben wäre. Die Liiereinstimmung der Segmentalorgane mit diesen Ausführungsgangen ist gross in Rücksicht auf die bei beiden vorkommende trichterförmige innere Mündung und den ersten Abschnitt des Canales; die ausmündenden Theile sind dagegen beim Segmentalorgane einfach, bei den Ausführungsgängen nach den zu leistenden Thäligkeiten weiter entwickelt. Werden die Eier und Samen nicht von gemeinsamen Gängen nach aussen entleert, so haben wir, falls Claparede's Angaben sich bestätigen, die einfachste Vorkehrung zur Ausführung Ehlers, Borstenwürmer. 0 42 Die Borstenwürmer. Avnelida chaetopoda. der Eier bei Enchytraeus , wo Poren, welche die Körperwandung durchsetzen, dazu dienen sollen. Sonst bilden sich Lumbriculus, Stylodrilus, Trichodrilus in bestimmten Segmenten kurze nach dem Typus der Segmentalorgane gebaute Eileiter. Canäle, welche mit weiter Mündung amDisse- pimente beginnen, auf kürzestem Wege zur Körperwandung gehen, und diese durchbohren. Die Samenleiter sind, da sie nur eine Function zu erfüllen haben, bei diesen Thieren ein- lacher gebaut als bei den eben erwähnten, und es tritt in Folge dessen die Analogie mit den Seg- mentalorganen deutlicher hervor. Nur eine Complicalion entsteht und zwar dadurch, dass die beiden in aufeinanderfolgenden Segmenten liegenden Ausführungsgänge sich mit ihrem Endtheile vereinigen, und auf diese Weise, wie bei Lumbricus , für eine äussere Mündung zwei innere vor- handen sind. Diese innern Mündungen sind grosse auf den Dissepimenten gelegene Flimmert lich- ter, von denen dünne Canäle abgehen, welche sich zu einem gemeinsamen Atrium vereinigen, und hier einen ansehnlichen Beleg drüsiger Masse haben. Die Analogie mit den Segmentalorganen tritt in den übereinstimmenden inneren Trichtermündungen, den gewundenen Canälen. und der drüsigen Belegmasse vor der äusseren Mündung deutlich heraus. Samenblasen. Reccplacula seminis, die bei der Wechselbegattung den Samen aufnehmen, finden sich auch in dieser ganzen Gruppe in bestimmten Segmenten, denen sonst die regelmässig gebauten Segmentalorgane fehlen. Es sind einfache Blindsäcke mit nur einer äussern Mündung: wenn wir in ihnen, da sie sich an dem Platze der Segmentalorgane finden, diesen analoge Bil- dungen erkennen, so müssen wir sie als auf einer niederen Ausbildungsstufe stehend betrachten, da sie mit nur einer äusseren Mündung sich am meisten vom ursprünglichen Plane der Segmen- talorgane entfernen. Bei den übrigen Borstenwürmern, welche also mit Ausnahme der wenigen bezeichneten Formen alle getrennten Geschlechtes sind, übernehmen die Segmentalorgane, ohne durch beson- dere dauernd \ orhandene Umbildungen besonders ausgezeichnet zu sein . die Rolle der ausfüh- renden Apparate. — Diese Organe sind beständig im Wurmkörper vorhanden, oft aber ausser der Brunstzeit schwierig aufzufinden. — Was ihre Yerlheilung im Körper betrifft, so kommen sie bei denjenigen getrenntgeschlechtlichen Anneliden, deren Körper in vollkommen gleicuwerthige Seg- mente zerfällt, durch die ganze Länge des Körpers in allen Segmenten, oder mit Ausnahme weni- ger vorderer und letzter Segmente, paarig vor (Nereis, Syllis u. a.j. Ist aber die Segmentirung keine durchgehend vollgültige, so sind die Segmentalorgane meist in beschränkter Zahl und nur in bestimmten Segmenten vorhanden (Terebellacea). — Die Lagerung der Organe ist sehr ver- schieden an der inneren Oberfläche der Körperwand, doch kann man als Regel aufstellen, dass ihre äussere Mündung neben dem Austritt der Borsten angebracht ist ; sie findet sich daher ent- weder am Ruder selbst, oder an dessen Basis , neben dem Fusshöcker , oder in den abweichend- sten Fällen auf der Rückenfläche {Euphrosyne und selbst in deren Medianlinie (Myxicola), wenn eben die Borsten sich so weit ausdehnen. Wohl immer liegen beide Mündungen des Segmental- organes innerhalb ein und desselben Segmentraumes, bisweilen unmittelbar nebeneinander, oder Die Geschlechtsapparate. 13 weit entfernt, Dagegen braucht das Organ seihst nicht auf den Raum eines Segmentes beschrankt zu bleiben, sondern erstreckt sich oft durch zwei oder mehrere Segmente hindurch. Die Form der Organe, so wechselnd sie ist, lasst sich immer leicht auf die Grundform einer an beiden Enden offenen Röhre zurückführen. So finden wir das Segmentalorgan bei Syllis und Lysidice, wo diese einfachste Bildung nur durch den im Innern angebrachten Besatz mit Flimmerhaaren vervollständigt wird. — Der Bau wird verwickelter, wenn der röhrenförmige Ganal zu einem Knäuel von Schlingen zusammengewickelt wird, wo dann die Mündungen im weiteren Abstände von dem verknäuelten Körper auf den Endstücken der Röhren, oder unmittel- bar am Knäuel selbst angebracht sein können [Proceraea (n. gen.), Lycoridea, Ariciea]. — Eine weil verbreitete Form des Segmentalorganes erhalt man, wenn die einfache Röhre so geknickt wird, dass eine zweischenklig oder Uförmig gebogene daraus entsteht. Die beiden Schenkel dieser gebogenen Röhre können dabei entweder unmittelbar aneinander liegen, so zwar, dass die innere Eingangsöffnung hart an der ausseien Mündung gelegen ist, oder es sind die beiden Schenkel von einander entfernt und durch einen bald grösseren, bald kleineren Abstand getrennt, so dass die beiden Mündungen auseinander gerückt sind. In manchen Fallen sind beide Schenkel dieses Segmentalorganes einander gleich, häufiger aber ist es, dass sie verschiedenartig gebaut erschei- nen: die grössten Unterschiede pflegen dann an den Mündungen ausgeprägt zu sein, wahrend an der Knickungsstelle ein allmählicher Übergang staltfindet. Am häufigsten unterscheiden sich die beiden Schenkel in der Weise, dass die Wände des einen, und zwar des die Eingangsöffnung tra- genden, dicker sind, als die des ausführenden Schenkel, und hier sieht man dann nicht selten die Verdickung der Wand durch Elemente hervorgebracht, welche allem Anschein nach drüsiger Natur sind. Ist das Segmentalorgan, wie es bei dieser Form häufig vorkommt, durch Pigmentein- lagerung gefärbt, so ist die Wandung des inneren Schenkels stets stärker gefärbt, und es erfolgt, je naher der ausführenden Mündung, eine um so grössere Abnahme der Färbung. — Häufig ver- misst man gerade bei dem so gestalteten Segmentalorgane den Besatz mit Flimmerhaaren, dafür aber tritt hier deutlicher als bei anderen die Contractilität der Wandungen hervor, und man sieht ohne Mühe die klaffenden und schliessenden Bewegungen der äusseren Mündung. — Diese Form scheint bei den meisten Würmern vorzukommen, deren Kopfende mit Kiemen ausgerüstet ist; ich selbst sah sie bei Terebella, Polycirrus, Terebellides , Sabellides, Sabella, Sip/ionostomum, Pecti- naria und Euphrosyne; sie ist aber noch von manchen anderen Würmern, meist ohne ihrer Bedeutung nach erkannt zu sein, beschrieben. In sehr vielen erreichen diese Organe eine ansehn- liche Grösse, und erstrecken sich durch mehrere Segmente hindurch weit in die Körperhöhle hin- ein; dann pflegen sie aber nur in beschränkter Zahl und allein in den vorderen Segmenten des Körpers vorzukommen (Terebellacea . — Die letzte mir bekannt gewordene Form des Segmentalorganes, die am meisten von der einfachen Röhrenbildung abweicht , findet sich bei den elytrentragenden Borstenwürmern. Der mittlere Theil des Segmentalorganes ist hier zu einem sackförmigen Behälter erweitert, dessen 6* 44 Die Borstenwürmer. Amielida chaetopoda. dicke Wandungen deutliche Contractilitäl zeigen: in den Sack hinein führt ein kurzer Gang, des- sen Ende die flimmernde innere Mündung trägt; ans dem Sacke hinaus führ! im einfachsten Fülle ein kurzer Gang zu der äusseren Mündung Sigalion . oder es sehen statt eines Ganges deren mehrere nach verschiedenen Richtungen gegen die Körperoberfläche, und enden liier mit mehre- ren äusseren Mündungen Polynoe . Diese Organe keinen regelmässig in allen ausgebildeten Seg- menten wieder und haben ihren Platz in der Höhlung der grossen Ruderfortsatze. Ob im männlichen und weiblichen Thiere die Segmentalorgane stets die gleiche Bildung haben, will ich nicht entscheiden. Bei Myxicola beobachtete ich an verschiedenen Individuen eine ungleiche Bildung l\q^ Segmenlalorganes. indem es einmal in Form eines knauel förmigen Körpers erschien, der an einem langen Ausführungsgange hing, das andere Mal die Gestalt einer zwei- schenklis; cebo^enen Röhre hatte. Doch fehlt mir die sichere Entscheidung darüber, ob dies wirk- lieh sexuelle Unterschiede gewesen sind. Die Form der Segmentalorgane kann sich zur Zeit der Geschlechtsthätigkeil verändern, vielleicht durch gesteigertes Waehsthum der Wandungen, jedenfalls durch passive Ausdehnung. welche durch die Anhäufung von Eiern oder Samen im Binnenraume des Organes veranlasst wird. Diese Ausdehnung kann einen solchen Grad erreichen, dass die beiden Segmentalorgane eines Segmentes, wenn sie mit Geschlechtsproducten im höchsten Maasse geladen sind, den gan- zen Segmentalraum anfüllen. In diesen Fallen ist die Erkennung des Segmentalorganes oft schwie- rig, und nur durch das Auffinden <]^v ein- oder ausführenden Mündungen zu ermöglichen. (Ver- gleiche hierüber S;/llis. Wenn ich diesen Organen die Function zuschreibe, dass sie, wie die entsprechenden Apparate der Lumbricinen, die Aufgabe haben, die gereiften Geschlechtsproducte nach aussen zu führen, und nicht, wie Williams1 wollte, der den Bau dieser Organe ganz verkannte und ihnen zwei äussere Öffnungen fälschlich beilegte, die Bildung der Keime für Ei und Samen übernehmen ; so stutze ich mich zunächst auf die Beobachtung, dass Eier und Samen ihre Bildungsstätte ander inneren Oberflache der Körperwandung haben, dann auf die Beobachtung, dass reifende Ge- schlechtsproducte von den Segmentalorganen aufgenommen wurden bei Syllis , dass an der Stelle, wo die äusseren Mündungen liegen, Eier und Samen heraustreten, ein Vorgang, der schon lange von vielen Autoreu gesehen worden ist. und endlich darauf, dass man die Segmentalorgane bald leer, und die Geschlechtsproducte in der Leibeshöhle, bald mit Eiern und Samen gefüllt ge- funden hat, wahrend diese in der Leibeshöhle fehlten. — Ich vermuthe, dass die Geschlechtspro- ducte, wenigstens die Eier, wahrend ihres Aufenthaltes in den Segmentalorganen eine Verände- rung erfahren. Es fällt nämlich auf. dass die Eier, welche in der Leibeshöhle treiben, eine Eihaut oft nicht erkennen lassen, dass diese aber stets vorhanden ist. wenn sie aus dem Segmentalorgan hervortreten. Dann legen die Weibchen mancher dieser Würmer die Eier in zusammenhängenden I) Williams, Report on llie british Annelida a. a. 0. und Resenrches on llie Slructure and Ilomolopy of the Reproduktive Organs of Um Anneiids. a. a. 0. Dir Geschlechtsapparale. IS Gruppen oder kitten sie einzeln auf ihre Körperoberfläche. Und so entstand mir der Gedanke, ob nicht zumal da, wo die Wunde des Segmentalorganes drüsig verdickt erscheinen, die Secretion eines Stoffes stattfinde, der zur Bildung einer Eischale oder eines Kittes verwendet werde. Es fragt sieh, ob man den Segmentälorganen dieser Borstenwürmer noch andere Functio- nen beilegen darf. Wir wissen aus einer leider nur kurzen Mittheilung von E. Hering ' . dass die weiblichen Thiere der Gattung Alciope zwei Receptacala seminis besitzen, welche in den gleich auf den Kopf folgenden Segmenten angebracht sind. Es scheint durchaus, als seien dies, wie beiden Oligochetes limicoles (Clap.) , umgeWandete Segmentalorgane. — Es ist mir nicht ge- lungen bei anderen Würmern gleiche Vorkehrungen zur Aufnahme des Samen zu finden, und doch muss bei manchen, die wie Eunice nach Koch2) lebendige Junge gebären, die Befruchtung der Eier innerhalb des mütterlichen Organismus stattfinden. Es scheint mir daher nicht unwahrscheinlich, dass die äussere Mündung des Segmentalorganes auch befähigt ist. bei der Begattung, wenn eine solche stattfindet, den Samen aufzunehmen, so dass die Eier innerhalb i\e-i Seümentalorcanes oder der Leibeshöhle, vielleicht vor der Bildung einer Eischale, mit den Samenelementen in Berührung kommen und befruchtet werden. Doch hat diese nieine Meinung nur den Werth einer Hypothese, welche ich durch keinerlei directe Beob- achtung stützen kann. Liier die Thatigkeit der Segmentalorgane ausserhalb der Brunstzeit fehlen mir alle An- haltspuncte. Man muss daran festhallen, dass diese Apparate immer einen Verkehr zwischen der Leihesflüssigkeil und der Aussenwelt ermöglichen; ob nun aber von innen nach aussen etwas ab- gegeben, oder von aussen nach innen etwas aufgenommen wird, das lässt sich aus dem Bau der Organe nicht herleiten. Danach zu urtheilen, können die Apparate ebensowohl exeretorische wie respiratorische sein. In den Fallen, wo wir das Segmentalorgan von drüsigen Massen umgeben linden, wird man eher geneigt sein, an eine exeretorische Thatigkeit zu denken. In einer besonderen Beziehung zum Geschlechtsapparate scheint nach den wenigen Be- obachtungen, die wir darüber besitzen, der Deckel bei den Serpulaarten zu stehen. Pagensteciier3) fand bei Spirorbis, dass sich im Stiele des Deckels, der dabei sackartig erweitert wird, ein Brut- raum bilde, in dem die Eier angehäuft liegen; in welcher Weise die Eier dahin gelangen, ist nicht aufgeklärt. Etwas ahnliches hat C. Vogt1) beobachtet, der ebenfalls bei einer Spirorbis vorn am Kopfe aus einer glasartig durchsichtigen Röhre, die bereits entwickelten, mit einem Wimperkranze ausgestatteten Larven hervorquellen sah. I) Hering, De Alcioparum parlibus genitalibus organisque exeretoriis. Diss. inaugur, Lipsiae 1860. pg. 9. i) II. Koch, Einige Wotle zur Entwicklungsgeschichte von Eunice. Neue Denkschriften der allgemeinen schweizer. Gesellschaft Bd. VIII. Neuenburg I8i7. 3) Pagensteciieb, Untersuchungen über niedere Seelhiere aus Celle. II. Abth. Entwicklungsgeschichte 1 Brutpflege von Spirorbis spirillum. Zeitsch. für wiss. Zoologie, ßd. XII. 1863. pg. 192. Tal'. XXXVHI. Fig. I a. I c. I) C. Vogt. Nord-Fahrt. Frankfurt 1863. 8. pg. 26. 46 Die Borsienwürmer. Annelida chaelopoda. Am Schlüsse der Darstellung der Geschlechtsapparate und ihrer Functionen sei hier auch noch erwähnt, dass im Kreise der Würmer neben der geschlechtlichen Fortpflanzung auch eine ungeschlechtliche vorkommt, und zwar bei Thieren aus ganz verschiedenen Abtheilungen der Borsten Würmer. Die Erscheinung ist lange bekannt von den Naisartea, dann verbreite! bei den Syllideen, ausserdem unter den Serpulaceen beobachtet bei Protula von Hixiey und Claparede und Filograua von Sars) und schliesslich auch von mir bei Ch/mene gesehen. Die Fortpflanzungs- weise gehört in das Bereich der Knospenbildung und fallt wahrscheinlich unter die Kategorie des Generationswechsel, es lassen sich wenigstens einige der beobachteten Vorgänge in dieser Weise deuten. Die Knospung findet stets am Hinlerleibe des Wurmes statt, so zwar dass das knospende Thiei' in die Längsaxe des Mutterthieres zu liegen kommt. Unterschiede treten in der Weise her- aus, dass entweder nur ein Kopf sich neubildet und mit den letzten Körpersegmenten des Mutter- thieres selbständig wird, oder dass alle Segmente, welche das junge Thier zusammensetzen sol- len, neu gebildet werden. Die durch Knospung entstandenen Thiere sind Träger thv Gesehlechts- producte; diese sind nun aber entweder bereits ausgebildet vorhanden in den fertigen Segmenten des Stammthieres, welche durch das Hinzutreten eines Kopflappen selbständig werden, oder sie werden erst in den neu sich bildenden Segmenten bereitet. Es scheint mir als ob in manchen Fallen die Knospenbildung ausbleiben kann, und die Geschlechtsproducte dann unmittelbar vom Stammthiere entleert werden ; welche Verhältnisse aber für die Knospenbildung begünstigend einwirken, ist mir nicht klar geworden. (Vergleiche Si/Ilis. Selbständige Drüsen. Wenn man die Segmentalorgane als Apparate auffasst , die im Dienste der Geschlechts- thätigkeit stehen, so verringert sich die Zahl derjenigen Drüsen, welche eine besondere Leistung zu erfüllen haben, um ein wesentliches, denn früher zog man die genannten Organe, da wo sie durch ihre Grösse kenntlich waren, als Seitendrüsen mit in diesen Kreis. — Drüsen, welche nicht in der Körperwandung eingebettet sind und ihr Secret nach aussen entleeren, kommen in den Huderfortsätzen von JVera's vor als knäuelartig gewundene Schläuche. Dann sind hier zu er- wähnen zwei grosse Drüsenapparate, welche bei vielen Serpulaceen am Vorderende auf der Rückenfläche münden. Diese Drüsen scheinen Stolle zu liefern, welche zum Aufbau der Röhren benutzt weiden, in denen die Thiere leben. Endlich findet sich bei den Terebellaceen und einigen Verwandten auf der Bauchseite im Innern des Vorderkörpers eine grosse drüsige Masse, von der ich nicht sicher weiss, welche Bedeutung sie hat. und ob sie nach aussen mündet. Die Lebensverhältnisse. Die Wohnorte der Borsienwürmer1) sind \or allem im Wasser zu suchen: dann im schlam- migen oder moorigen Grunde und schliesslich im durchfeuchteten Erdboden Trockne Localitäten t) Vergleiche hierüber: Grube, Mittheilungen über die Aufenthaltsorte der Anneliden. Amtlicher Bericht über die 3ö. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Königsberg 1860. Königsberg 186t. i. pg. 7s. Die Lebensverhältnisse. 47 bieten den Würmern nicht die zum Unterhalt des Lehens nöthigen Bedingungen, und können die Lumbricinen, welche das schlammige oder feuchte Erdreich bewohnen, hei dessen Austrocknung sich nicht in passende Orte zurückziehen, so sterben sie hei dem Trockenwerden ihrer Wohnorte ab. — Bewohner des süssen Wasser sind nur wenige Borstenwürmer (Naiden), die bei weitem grössere Mehrzahl findet ihren Wohnsitz im Meere. Einzelne Formen mögen sich da auch im brackischen Wasser vorfinden, im allgemeinen ist aber das mit süssem Wasser möglichst wenig gemischte Seewasser das am meisten zusagende. — Wenn die meisten Borstenwürmer wahrend eines kürzer oder länger dauernden Larvenlehens frei im Meerwasser herumschwärmen , so sind sie als ausgebildete Thiere mehr oder weniger fest an den Boden des Meeres gebunden , sei es, dass sie in selbst gebauten Röhren einen festen Standort sicli geschaffen haben . oder kriechend auf dem Grunde des Meeres sich herumtreiben. Frei im Meere schwimmend verbringen nur wenige Borstenwürmer ihr Leben, dahin gehören vor allen die Alciopeen, welche oft in Menge mit dem Netze des Zoologen von der Oberfliiche des Meeres aufgenommen werden, und die wunderbare Tomopteris.; beide Thiere sind bis jetzt, so viel mir bekannt , nur frei schwimmend beobachtet. Zeitweilig scheinen auch andere dieser Würmer den Meeresboden zu verlassen und an die Oberfläche des Meeres hinaufzusteigen, wovon wir nach Rathke's ') Beobachtungen an Lyco- ris lobulata ein Beispiel haben, die zur Nachtzeit an seichten Uferstellen in Menge an der Oberflache umherschvvamm. Zu Schwimmbewegungen befähigt scheint die grössere Zahl der Borstenwürmer zusein, wenn wir die plumperen Formen der Amphinomeen und Aphroditeen, sowie die stets sesshaften Röhrenbewohner ausnehmen; allein die Fortbewegung geschieht bei vielen gewiss ausschliesslich kriechend, und nur zur Aushülfe werden Schwimmbewegungen gemacht. So können Würmer, die für gewöhnlich am Boden kriechen, sich eine Zeit lang schwimmend im Wasser an der Oberfläche treibend erhalten, wenn sie durch irgend eine Veranlassung vom Grunde in die Höhe geführt sind und so bei pelagischer Fischerei in das Netz gerathen; man wird aber darum noch nicht diesen Thieren ein Umhertreiben im offenen Meere zuschreiben. Wenn Amphinomeen mit Fucusbänken auf hohem Meere gefunden werden, so ist das ein durch Zufällig- keiten veranlasster (reibender Aufenthaltsort, der den Thieren zur Wohnune dient. Der Meeresboden ist der Wohnsitz der meisten Borstenwürmer, je nach seiner Be- schaffenheit siedeln sich auf ihm die verschiedenen Formen an und bei einiger Erfahrung wird man. wenn das Terrain, auf dem das Schleppnetz ausgeworfen werden soll, bekannt ist. voraus- sagen können, welche Wurmformen unter der Ausbeute im Netze hauptsachlich vertreten sein werden. Im allgemeinen sagt der schlammige Meeresgrund den frei herumstreifenden Würmern weniger zu, er wird mehr von den Röhren- oder Gehäusbauenden in Anspruch genommen ; fester sandiger Grund, noch mehr aber steiniger oder kiesiger mit reicher Tang- und Algenvegetation besetzter Meeresboden ist für die meisten nicht sesshaften Borstenwürmer der liebste Aufenthalt, I) H. Rathke, Zur Fauna der Krym. Memoires präsentes par divers savants ä l'Academie des sciences de St. Petersbourg. T. III. Petersb. 1836. i. pg. 418. 48 Die Borstemoürmer. Annelida chaetopoda. dieal aber auch zahlreichen Röhrenbewohnern zum Wohnort. — In grössere Tiefen steigen wohl nur wenige von ihnen hinab [Serpulacea , die Mehrzahl bildet einen Haupttbeil der Littoralfauna und da, wo hohe Find) und Ebbe wechselt, wird der Sammler in den zurückbleibenden Tüm- peln, unter Steinen oder zwischen den Pflanzen des frei werdenden Ebbestrandes meisl eine reiche Ausbeute haben. Man hat, selbst für systematische Zwecke, einen Unterschied darin finden wollen, dass die Würmer sich Gehäuse bauen und in diesen anrgleichen Orte wohnhaft bleiben, oder dass sie an keinen Ort gebunden nach Belieben ihre. Aufenthaltsorte wechseln. [Anneüdes errantes und Annelides tubicoles oh sedentaires Arn. et M. Edw.) Allein diese Gegensätze sind nicht so schroff, sondern werden durch stufenweise Übergänge vermittelt. Borsten würmer, die wie die Serpula- arten sich starre Gehäuse aus Kalk bald einzeln, bald massig zusammengeballt bauen, oder leder- artige Röhren sich bereiten wie Sabclla und- Chaetopterus , sind an ihren Wohnplatz gefesselt und verlassen ihn nicht ohne Noth, je nach Bedürfniss wird mit dem Wachsthum des einzelnen Thieres oder der Colonie das Haus erweitert. Das gleiche gilt wohl von den oft aus verschiedensten Stoffen zusammengesetzten Röhren der Terebellaarten und von den kugeligen aus Thon geformten Gehäusen, in denen Maldane glebifex (Gr.) lebt1). Andere, wie Myxicola, deren gemeinsame an Pflanzen oder Steine geklebte Wohnungen gallertartige Klumpen sind, in denen jedes einzelne Thier seine eigene röhrenartige Höhle besitzt, verlassen, wenigstens wenn man sie in Gläsern aufbewahrt, ihre Behausung zeitweilig, ziehen sich aber, wenn sie beunruhigt werden, wie in einen Zufluchtsort dahin zurück, und finden den Rückweg dadurch , dass sie durch einen schlei- migen Faden mit ihrem Wohnorte stets in Verbindung bleiben. Noch andere endlich , wie Pecti- naria, bauen sieh Häuser, indem sie Sandkörnchen zu Röhren zusammenkitten, und kriechen da- mit herum, wie die Schnecke mit ihrem Hause, im weichen Schlammboden Furchen ziehend, die an die Spuren erinnern, welche die Wege der kriechenden Muscheln zurücklassen. — Die ein- fachste Form der Wohnung ist die, wo das Thier sieh Röhren grabt in die Erde, wie Lumbricm in den Schlamm, wie Tubifex, oder in den Sandboden der Meeresküste wie Arenieola, oder auch in festere Massen, wie die Dodecaeeria concharum (Oersted)2) in Muschelschalen. Aber die Neigung und die Befähigung Röhren zu bauen kommt auch Thieren zu, welche man sonst als wahre Repräsentanten der Annelides errantes anzusehen pflegt. In Gläsern aufbe- wahrt bauen viele Nereiden dünnhäutige oft lang ausgedehnte Röhren, die aus einem an Spinne- webe erinnernden Stoff bestehen, meist unmittelbar unter dem Wasserspiegel an die Glasswand; ähnliches weiss man von den Eunicea, Phyllodocea, Amphinome- und Polynoearten , und ich glaube, dass viele dieser Borstenwürmer die Schlupfwinkel, in denen sie leben, mit einem ähn- lichen Material auskleiden. — Derartige Zufluchtsstätten finden diese frei lebenden Borstenwür- mer in durchlöcherten Gesteinen, verlassenen Conchylienschalen, in dem Gewirre verschlungener 1) Grube, Ein Ausflug nach Triest und dein Quarnero. Beil. 1861. 8. pag. 46. 2) Örsted, Annulatorum danicorum c-onspectus. Fase. I. Hafniae 1843. pag. ii. Die Lebensverhältnisse. 49 Tange und Algen oder in deren durch fressenen Stämmen. In diesen und ähnlichen Sachen, wie sie das Schleppnetz vom Grunde des Meeres heraufbringt, darf man heim Zertrümmern und Zer- brechen der steinigen oder pflanzlichen Massen fast immer auf reiche Beute hoffen. Oft sind es lance cewundene Canäle. welche Steine oder die derberen Algenstämme durchsetzen , in denen der Wurm lebt, Canäle, die nur so gross sind, dass sie gerade dem Körper des Wurmes Platz lassen; in diesen Fällen hat es mir sehr oft erscheinen wollen, als seien solche Gange (zumal von Euniceen) selbst angefertigt, allein ich habe nie darüber Gewissheit gewinnen können. Borsienwürmer, die als Parasiten in anderen Thieren ihren Wohnort aufschlügen, sind mit Sicherheit nicht bekannt. Denn wenn die weiche Körpermasse einiger Spongien, wie man das bisweilen findet, von verschiedenen Würmern durchwühlt wird, so sehe ich darin keinen Pa- rasitismus. — Die Ambulacralrinnen mancher Seesterne beherbergen zuweilen , wie ich das aus eigner Anschauung von Neapel her kenne, Borstenwürmer, unter denen besonders Polynoe, klei- nere Hesioneen und Syllideen zu nennen sind; allein allem Anscheine nach wählen diese Wür- mer die Ambulacralrinne nur als zufällig gefundenen bequemen Zufluchtsort. Am meisten entspricht der parasitischen Lebensweise das Vorkommen von Nais vermicularis in der Kiemenhöhle und Niere von Süsswasser-Schnecken, welches K. E. v. Baer ') beschreibt, doch ist der Parasitismus hier vielleicht nur ein zufälliger und vorübergehender, indem die Thiere mit dem eintretenden Wasser in diese Höhlung hineingerathen und von dort weiter vorgedrungen sind. Die Stoffe, welche den Borstenwürmern zur Nahrung dienen, sind theils animalischer, iheils vegetabilischer Natur. Vermuthlich leben die meisten jener Formen, welche Grube als Ra- pacia zusammengefasst hat, von thierischen Stoffen; es dürfte das wenigstens für alle jene frei herumstreifenden Borstenwürmer gelten, deren Schlund mit derben Wandungen oder mit Kiefern ausgestattet ist. Schmarda'-) lässt die Aphinomeen von kleineren Weichthieren sich nähren und an weichen Schwämmen weiden, die auf den gemeinsam bewohnten Korallenriffen sitzen. Weiche Spongien scheinen auch nach meinen Beobachtungen ein gern gewähltes Futter für die Raub- anneliden zu sein. Doch zweifle ich nicht, dass Nereiden und Euniceen sich auch an derbere animalische Kost begeben, und abgestorbene Thiere zernagen. Dass Würmer aus diesem Kreise selbst Thiere derselben Art verzehren, habe ich an Polynoe beobachtet, die in der Gefangenschaft die im gleichen Glase mit aufbewahrten Genossen annagten und verzehrten. Die sesshaften Borstenwürmer und diejenigen, deren Schlund keine besondere Ausrüstung zeigt, leben wahrscheinlich mehr von vegetabilischer Nahrung. Der Inhalt des Darmcanales dieser Röhrenwürmer , welche Grlbe danach Limivora nennt, besteht meist aus einer schlammigen Masse, zerfallenen Stoffen, denen ihre Abstammung nicht mehr anzusehen ist, und die ich ihren Hauptbestandteilen nach für Pflanzenmoder halte. Doch mögen auch hier Spongien viel mit als I) K.E.v. Baer, Beiträge zur Kennlniss der niederen Thiere. Verhandlungen d. kais. Leop. Carol. Aka- demie. Bd. XIII. Ablh. ■>. 1827. a. a. 0. pg. 6H. i Scumaiida, Neue wirbellose Thiere. I. II. a. a O. pg. 135. KHI.ERS, Koistenwürmer. öO Die Borsienwürmer. Annelida ckaetopoda. Nahrung dienen. — Diejenigen dieser Würmer, welche ihren Wohnort nicht verlassen, werden sich ihre Nahrung durch die oft sehr weit ausdehnbaren Fühler herbeiholen, oder durch Strömun- gen, welche sie durch die Flimmerbewegung ihrer Kopfkiemen erzeugen, der Mundöffnung zu- führen. — Für Lumbricus ist es festgestellt, dass er von Pflanzenstofl'en sich nährt, vermuthlich thun die verwandten Lumbricinen und Naiden das Gleiche. Polyophtlialmus ist jedenfalls Pflanzen- fresser, sein Darminhalt besteht oft zum grossen Theil aus verschluckten kleineren Algen. Fast alle Borstenwürmer scheinen im hohen Grade die Fähigkeit zu besitzen , verloren gegangene Theile neu zu bilden. Der weiche Körper ist leicht verletzlich, das Körperende bricht ab, oder die vielfach geformten Anhange gehen verloren. Das Leben des Thieres scheint bei solchen Verletzungen, wenn nicht gar zu grosse Theile verloren gehen, nicht gefährdet zu wer- den. Reisst das Körperende ab, so geht damit allerdings auch meist etwas Leibesflüssigkeit und Blut verloren, aller es schliesst sich sehr rasch die Körperhöhle, wie es scheint durch Zusammen- schnüren der Wandmusculatür, die Bruchstelle erscheint als wulstiger Stumpf, an dem man nach kurzer Zeit neugebildete kleine Segmente hervorwachsen sieht. Solche Borstenwürmer mit neu- gebildetem Körperende findet man häufig. — Noch leichter scheinen verloren gegangene Körper- anhänge ersetzt zu werden, die durch Vortreibungen auf der Oberfläche neu sich bilden. Über die geschlechtliche Thätigkeit der Borstenwürmer wissen wir bis jetzt nur wenig. Nach den Erfahrungen, welche ich theils aus den Mittheilungen Anderer, theils aus eigenen Beobachtungen gesammelt habe, scheint gesichert zu sein, dass nur zu gewissen Jahreszeiten die Geschlechtsapparale funclioniren, wählend der übrigen Zeit unthätig sind. Es ist aber bis jetzt die Aufmerksamkeit zu wenig auf diesen Punct gerichtet gewesen, und es lässt sich daher weder für die einzelnen Gattungen ein bestimmter Zeitraum als Brunstzeit feststellen, noch entscheiden, ob etwa die gleiche Species, wenn sie unter weit getrennten Breitegraden, und damit unter ver- schiedenen Temperatureinflüssen lebt, auch in verschiedenen Zeiträumen die Geschlechtsproducte entwickelt. — Auffallend ist es mir gewesen , und offenbar auch bereits von anderen Zoologen beobachtet, dass die Borstenwürmer sehr oft ihre geschlechtliche Thätigkeit beginnen, ehe der Körper seine volle Grösse erlangt hat. Alan findet aus den verschiedensten Gattungen Thiere dergleichen Art von sehr ungleicher Grösse, mit völlig entwickelten Gcschlechtsproducten. Danach darf man als sicher annehmen, dass der einzelne Wurm nicht Einmal im Leben, wie das bei vielen Insecten der Fall ist, für Nachkommenschaft sorgt, sondern dass diese Thätigkeit sich zu verschiedent- lichen Malen in bestimmten Zeitabschnitten wiederholt. Eine wahre Begattung kennen wir mit Sicherheit nur bei Lumbricus, und dürfen sie bei allen verwandten Zwitterwürmern, welche Receptacula seminis tragen, voraussetzen. Eine Selbstbefruchtung kommt bei diesen Zwittern wohl nie vor, sondern es wird stets eine gegensei- tige Befruchtung stattfinden müssen. Vielleicht findet aber auch bei allen nicht sesshaften Borsten- würmern eine Vereinigung der Geschlechter zur Vollziehung der Begattung statt , während bei den an ihre Gehäuse gebundenen Thieren die Eier und der Samen wahrscheinlich nur nach aussen Die Lebensverhältnisse. 5 I entleert werden, und die Befruchtung der Eier damit dem Zufall überlassen bleibt, um so eher aber erfolgen kann, als diese Thiere meistens gesellig nebeneinander wohnen. Weniges nur ist uns bekannt über die Art, wie die Eier abgesetzt werden ; aber daraus geht hervor, dass man eine Brutpflege diesen Würmern nicht absprechen darf. Dahin rechne ich nicht den Fall, dass Lumbricus seine befruchteten Eier in grössere Kapseln verschlossen absetzt, sondern ich habe hier diejenigen Falle im Auge, wo das mütterliche Thier die gelegten Eier bis zu ihrer Entwick- lung mit sich herumtragt. So wissen wir aus den Beobachtungen von Saus1), dass das Weibchen von Poli/noe cirrata die sämmtlichen Eier zu einer gemeinsamen Masse verklebt auf der Rücken- flache unter den Elytren mit sich führt, und das Gleiche ist von manchen Syllideen bekann!, welche ihre Eier vereinzelt an der Körperoberflache angekittet tragen. Bei den Serpulaceen wer- den die Eier an die Mündung der Gehäuse abgesetzt, oder in dem oben erwähnten Brutraume des Deckels bewahrt. — Allein bei sehr vielen Anneliden werden die Eier doch auch ohne irgend welche zum Schutze dienende Vorkehrung nach aussen entleert. Als einen Wurm , dessen Eier sich im mütterlichen Körper entwickeln und der daher lebendige Junge gebärt, hat Koch2) Eunice beschrieben, so viel mir bekannt, bis jetzt als ein- ziges Beispiel. Für die Entwicklung der Eier stellt sich wohl als allgemein güllig heraus, dass der gesammte Dotter zum Aufbau des jungen Thieres verwandt wird , nachdem er ganz in die Furchungsvorgange hineingezogen ist. In den meisten Füllen erscheint der junge Wurm dann als Larve , die durch den Besitz von Wimperkränzen ausgezeichnet ist , allein es kommen hier manche Ausnahmen vor (Liimbricina) , und es ist das Material über die Entwicklungsgeschichte der Borstenwürmer noch nicht so reich, dass wir für die einzelnen Gruppen die charakteristischen Eigenthümlichkeiten der Jugendformen daraus entnehmen können. Der ungeschlechtlichen Fortpflanzung haben wir bereits oben gedacht; sie steht offenbar in Zusammenhang mit der Befähigung der Würmer, am Körper neue Theile zum Ersatz verloren gegangener hervorwachsen zu lassen. Als eine seit lange schon bekannte Eigenthümlichkeit einiger im Meere lebender Anneli- den ist hier noch die Fähigkeit zu nennen, ein phosphorescirendes Licht zu verbreiten. Die älte- ren Beschreibungen3) leuchtender Meerwürmer sind meistens nicht ausreichend, um die Arten danach zu bestimmen; in den meisten Fällen sind Polynoe- und SyUisarten die Träger dieses Lichtes gewesen; ein besonders starkes Licht verbreitet, wie Grube4) bereits erwähnt hat, Pohj- cirrtis (turanliaciis (Gr.); so viel ich beobachten konnte, sind es bei diesem Wurme nicht einzelne 1) Saks, Zur Entwicklung der Anneliden Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. II. 1845. I. pg. II. 2) Koch, Zur Entwicklung von Eunice a. a. 0. 3) Die älteren Angaben über leuchtende Borstenwürmer finden sich zusammengestellt bei Eiirekberü, Das Leuchten des Meeres. Abhandlungen der köuigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1834. Physikalisch-mathematische Klasse, pg. 410. i) Grube, Ausflug nach Triest a. a 0. pg. 79. '62 Die Borstenwiirmer. Annelida chaelopoda. Orte, von denen das Lieht ausgeht, sondern die ganze Körperoberfläche , und zumal die dichten Kiemenbüschel leuchten. Zum Schluss will ich liier noch erwähnen, dass die Borlenwürmer viel von parasitisch lebenden Thieren bewohnt werden. Unter dem Darminhalt und in den Segmentalorganen, seltener wohl frei in der Leibeshöhle kommen sehr häufig Gregarinen mannichfaltiger Gestaltung vor. Nematoden leben und entwickeln sich als wahre Parasiten in den Schleifencanälen von Litmbricus. oder werden im schlammigen Darminhalte der Limivoren gefunden, hier aber vielleicht als zu- fallig mit verschluckt. — Auf der Körperoberfläche schmarotzen nicht selten Vorticellencolonien. von Trematoden Cyclalella annelidicola (van Ben. et Hesse)1), von parasitischen Krebsen Tere- bellicola reptans Saus auf einer Terebella, Sabelliphilus elongatus Saus auf Sobelin Sarsii (Kröyer), Ckonephilus dispar Saus auf Clioue papulosa ., Sabellacheres gracilis auf Myxicola Sarsii2), und Ne~ reicolu ovala Kef.1*) auf Nerßis Beancoudraijii (Aid. et M. Enw.); von Bryozoen Loxosoma singu- lare (Kef.) ') auf Capilella rubicunda. Classification der Borstenwürmer. Die Ergebnisse, zu denen die Systematiker bei den Untersuchungen über die Classifica- tion der Borstenwürmer gekommen sind, mussten je nach den Gesichtspuncten , welche als die leitenden angesehen wurden, verschieden ausfallen. Sie stimmen alle darin überein, dass einige wenige grössere Abtheilungen aufgestellt wurden, welche dann nach den Grundlagen, von denen man ausging, verschiedene Bezeichnungen erhielten. Diese Abtheilungen sind meistens nach der Hauptmasse der Gattungen, welche sie enthalten, gleich; die Unterschiede treten darin hervor, wie man die Formen, über welche man zweifelhaft war, verschieden unterbrachte, und welchen Werth man den einzelnen Abtheilungen beilegte. In der Mehrzahl der Fälle hat man zunächst die äussere Körperform der Borstenwürmer ins Auge gefasst, und danach die leicht sich ergebenden grösseren Abtheilungen herausgefunden, in zweiter Linie sind dann oft die Lebensverhältnisse berücksichtigt und die weitere Classification je nach der Art der Wohnorte oder der Nahrung ausgeführt. ■ — Als der eigentliche Begründer eines Systemes der Anneliden, welches mit einigen Erweiterungen noch jetzt mir als das beste erscheint, ist Savigny ■"■) zu nennen. Sein System ist ein natürliches, welches sich nicht auf Einzelhei- ten in der Organisation der Würmer stützt, sondern nach einer Anzahl wesentlich übereinstimmender 1) v. Beneden et Hesse, Recherehes sur les Bdellodes ou Hirudinees el les Trematodes marins. Mein, presente ä l'Academie royale de Belgique 8". 1862. Bruxelles 1863. 4. pg. 82. PI. VII. Fig. 12—13. 2) Saus, Forhandlingar i Videnskabs-Selskabel i Christ iania. Aar I8(i0. Chrisliania 1861. 8. pg. 138—143. 3) Kefekstein, Über einen neuen Schmarotzerkrebs (Nereicola ovata Kbp.J von einer Annelide. Zeit- schrift für wissenschaftl. Zoologie Bd. XII. 1863. pg. 46 1. 4) Keferstein, Über Loxosoma singulare. Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie Bd. XII. I863.pag. 13 1. 8 Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 5. Classification der Borstenwürmer. 53 Püncte die verwandten Formen in Gruppen vereinigt. Er stellt vier Ordnungen auf, welche in zwei Abtheilungen enthalten sind. Die Ordnungen benennt er nach den Thieron, welche als M-ittelpunct einer solchen Gruppe zu betrachten sind: Annelides nereideae, serpuleae, lumbricineae, hirudineae; sie bilden, je nachdem die hierher gehörenden Würmer Borsten haben oder nicht, zwei nicht weiter benannte Abtheilungen; die drei ersten Ordnungen werden damit enger zusammengefasst der vierten gegenübergestellt. Die Charaktere, wonach Savignv die drei ersten, uns hier interes- sirenden Ordnungen trennt, sind entlehnt : der Form und Einfügung der Borsten, der Anwesen- heit oder dem Mangel eines mit Augen und Fühlern ausgestatteten Kopflappen und der Ausbil- dung des vorderen Theiles des Verdauungstractus zu einem vorstülpbaren Rüssel. Es war ein wesentlicher Fortschritt, dass Savigny, gestützt auf eine ins Einzelne gehende Untersuchung des Wurmkörpers, diese drei Puncte für die Classification der Borstenwürmer in Anwendung brachte, und damit ganz neue Gesichtspunete eröffnete. Man war seit lange gewohnt gewesen, die Würmer zu classificiren nach dem Vorhanden- sein und Fehlen von Anhangen, in denen die Respiration stattfinden sollte, und danach, ob die Thiere in Röhren wohnten oder frei lebten. Diesen bereits in Lamarck's Systeme des animaux sans vertebres ') angewandten Grundsätzen trat Savigny mit seinen neuen Anschauungen entgegen, aber sie sollten nicht sobald allgemeine Anerkennung finden. — Cuvier und Lamarck nahmen die SAViGNY'sche Eintheilung nicht unbedingt an. Im Regne animal hielt Cuvier2) an den alten Grundsätzen noch fest, und vertheilte nach der Stellung der Kie- men und nach den Wohnplatzen die Würmer in drei Ordnungen : Tubicoles, Dorsibranches, Abranches. Lamarck') dagegen berücksichtigt die durch Savigny gewonnenen Resultate, und verwendet ähnliche Eintheilungsgründe; er gelangt aber dadurch zu einer anderen, keineswegs besseren Vertheilung, indem er drei Ordnungen aufstellt: Annelides njiodes, A. antennees, A. sedenlaires. — In diesen Systemen fallen der Hauptmasse nach die A. tubicoles (Cuv.) und sedenlaires (Lam.) zusammen mit den A. serpuleae (Sav.); die A. dorsibranches (Cuv.) und antennees (Lam.) mit den A. nereideae (Sav.). Die A. abranches (Cuv.) stimmen, wenn von ihnen einige gar nicht dahingehörende For- men ausgeschlossen werden, mit den A. apodes (Lam.) überein, indem beide die Hirudineen, Lum- bricinen und einzelne borstentragende Gephyreen (Thalassema , Echiurus) vereinigen. Diese Ver- einigung ist im SAViGNY'schen System glücklich vermieden, die A. lumbricinae (Sav.) bilden eine Ordnung für sich , in der allerdings die hier fremden Echiuriden der Borsten wegen mit aufge- nommen sind, und sind ganz getrennt von den A. hirudineae (Sav.); damit wird zugleich die engere Zusammengehörigkeit aller borstentragenden Anneliden gegenüber den Hirudineen her- vorgehoben. 1) Lamarck, Systeme des animaux sans vertebres. Paris an IX. (801. pg. 3i\. 2) Cuvier, Le regne animal 1817. T. II. pg. 516. 3\ Lamarck, Histoire naturelle des animaux sans verlebres. T. V. Paris. Juillet 1818. 8. pg. 286. 54 Die llorslemrünner. Annelida chaetopoda. Ungefähr zu der gleichen Zeit (18 IG) entwickelte BlainvilIe ' eise andere systematische Eintheilung, die darum Beachtung verdient, v\eil in ihr ein Princip zur Durchführung kam. welches bis dahin für die Classification der Borstenwürmer noch nicht verwandt war. In dem Untertypus der Entomozoaires oder Arlicules u Appendices nahmen die Wurmer, zerlegt in S4tipo- des und Apodes, die beiden letzten Stellen ein. Da die Apodes neben den Eingeweidewürmern Entozoaires noch die Egel enthielten, welche also damit von dem Verbände mit den übrigen fliiigelwürmern getrennt wurden; so konnten alle übrigen Würmer, die durch den Besitz von Borsten ausgezeichnet waren , in einer gemeinsamen Abtheilung vereinigt werden. Blainville nannte diese Classe anfänglich Setipodes, änderte aber diesen Namen, da es eine vox hybrida war. in Chaetopodes, und führte damit die Bezeichnung ein, die von da an für die Borstenwürmer all- gemeine Anwendung gefunden hat. Zur weiteren Classification der Chaetopoden hatte nun Blain- ville die Gleichförmigkeit oder Ungleichformigkeit der einzelnen Segmente, welche den Körper zusammensetzen, ins Auge gefasst, und unterschied danach drei Ordnungen: Heteromenens, Sub- heteromeriens und Homomeriens, oder wie er sie spater nannte Helerocriciens , Paromocricicns und Homocriciens. Allein da das Princip zu einseitig verfolgt war, so wurden in diesen Ordnungen, die weder mit den SAViGNv'schen, noch mit den Ci'viEit'schen und LAJiARCK'schen Gruppen über- einstimmten, Thiere zusammengestellt, die gar keine Übereinstimmung aufzuweisen hatten. Die Homocriciens, bei denen der Körper aus gleichförmigen Segmenten zusammengesetzt war, ent- hielten die Annelides nereideae und lumbricinae Sav., die Helerocriciens stimmten am meisten mit den gut begrenzten An. serpuleae Sav. überein, enthielten ausserdem noch die Gattungen Spio und Polydore, welche Samgny zu seinen Nereideae rechnen wollte. Die Paromocriciens endlich waren nur für Clymene und Arenicola aufgestellt. — Bi ainyille's System und damit auch die An- zahl neuer Namen, welche darin eingeführt wurden, sind mit Recht unberücksichtigt geblieben; das Princip aber, von dem er ausging, wird bei allen Classificationsversuchen der Borstenwürmer Beachtung verdienen. Die spateren Systematiker haben ihren Eintheilungen keine neuen Grundlagen gegeben; im Allgemeinen werden die Gruppen in dem Umfange von Samgny und Clmer aufrecht gehallen, erweitert oder beschrankt, oder auch eine neue hinzugefügt, je nachdem die Kenntniss der ein- zelnen Thiere sich erweiterte. So hatte Latreille2), auf die Bedeutung der Kiemen fussend und damit von den CuviER'schen Grundlagen ausgehend vier Ordnungen aufgestellt : Enlerobranclics. Mesobranches, Nolobranches, Cephalobranches, Audoiin und Milne Edwards3" verwerfen in ihren für die Kenntniss der Borstenwürmer 1) Blainville, Prodrome dune nouvelle Classification a. a. 0. und Ait. Vers. "Üictionnaire des sciences naturelles. T. LVII. Paris 1828. 8. pg. 365. ■ i) Latreille's natürliche Familien des Thierreiches. A. d. Franz. übersetzt von Dr. A. A. Bertiiold. Weimar 18 27. 8. pg. 82 i. 3) Audouin et Milne Edwards, Reclierches pour servir a l'histoire naturelle de la France. Tome II. Anne- lides. Paris 1834. 8. pg. 18. Classification der Borsteniviirmer. •">•> so wichtigen Untersuchungen der Litoralfauna Frankreichs die einseitige auf die Beschaffenheit der Kiemen sieh stützende Eintheilung, da diese Organe eine sein- ungleiche Ausbildung erfahren, und bei nah verwandten Würmern abwesend oder vorhanden sein können. Die von Savigny, Ci vier und Bi.aiwii.le angenommenen Grundlagen des Systemes machen sie auch zu den ihrigen, erweitern aber den Kreis der Organe, welche hier zu berücksichtigen sind, indem sie ausser den starren Anhangsgebilden, den Borsten, den ganzen Complex der weichen Anhänge, das sind also die Borstenhöcker oder Ruder und deren Fortsatze, sowie die Fühler und sonstigen Anhange des Kopflappen, der Form und Stellung nach für systematische Zwecke verwerthen. Die vier Ord- nungen, welche sie, ohne von ihren Vorgangern wesentlich abzuweichen, auf diese Weise errich- ten, bezeichnen sie als Annelides erranles, lubicoles ou sedentaires, terricoles, und A. suceuses. ÖnsTED1) hat spater die drei ersten Ordnungen in gleicherweise aufgefasst, und sie Mari- colae, Titbicolae, Terricolae genannt; das System ist nur bis zur Classification der Maricolae wei- ter ausgeführt, hier aber in einer Weise, welche volle Berücksichtigung verdient. Die letzte systematische Bearbeitung der Anneliden im SAviGNv'schen Sinne, wodurch eine andere Zusammenstellung der Gattungen erzielt wurde, hat Guide-) in einer Arbeit geliefert, die für alle spateren Autoren darum von grossem Werthe bleiben wird , weil in ihr das bis dahin in der Literatur zum Theil sehr zerstreut angehäufte Material zusammengefasst wird. Grube stellt fünf Ordnungen auf : Appendiculata polychaeta, Gymnocopa, Onychophora, Oligochaeta und Disco- phora. Uns interessiren hier nur die vier ersten Ordnungen, weil wir die Egel ganz ausser Acht lassen. In der Ordnung der Appendiculata polychaeta vereinigt Grube, indem er nach dem Vor- gange von Audouin und Milne Edwards auf die weichen Anhänge des Körpers Gewicht legt, alle »diejenigen Anneliden, welche neben seitlichen Borstenbündeln oder Borstenkammen am Rücken- oder Kopflheil allerlei weiche Anhange, bald nur Läppchen, bald Blatter, Faden oder zusammen- gesetztere Organe tragen ; die Borsten stehen (ausser zuweilen an den Körperenden) mindestens zu je 8, in der Begel jedoch weit zahlreicher beisammen.« — Diesen Polychaeten steht die Ord- nung der Oligochaeta gegenüber, welche als seitliche Bewegungsorgane nur wenige, meist zu je 2 bis 8 beisammensitzende, aus kaum bemerkbaren Höckerchen hervortretende Borsten besitzen, die nie von Cirren, Lippenblattern oder Kiemen begleitet sind. Zwischen diese beiden Ordnun- gen ist nun die Ordnung der Gymnocopa und Onychophora eingeschoben. Beide Ordnungen sind von Grube zuerst aufgestellt, und zwar für nur je eine Gattung, die Gymnocopa errichtete er für die Gattung Tomopleris, den eigentümlichen Wurm, welcher durch den Mangel aller Borsten in den sonst hoch entwickelten Bewegungsorganen einzig dasteht; die Onychophora enthalten nur die Gattung Peripatus, über deren Verhältniss zu den Würmern ich meine Ansicht (pag. 12) be- reits entwickelt habe. — Die Appendiculata polychaeta und Oligochaeta sind also die hauptsäch- I A. S. Öbsted , Annulatorum danicorum conspectus. Fase. I Maricolae. Hafniae 1843. pg. 2. 5 Grube, Die Familien der Anneliden. Berlin 1851. 8. 50 Die Borstenwürmer. Annelida chaetopoda. liehen Ordnungen, welelie Grube aufstellt. Die Oligochaeten sind eine gut begrenzte, und jetzt fast alleemein angenommene Ordnung; sie umfasst die zwittrigen Lumbricina, deren Geschlechtsorgane nur in einzelnen Segmenten eine besondere Entwicklung erhalten. Die Appendiculata polychaeta, worunter alle im Meere lebenden Borstenwürmer begriffen sind, enthalten in einer, wie mir scheint, nicht glücklichen Vereinigung die Annelides nereideae und serpuleae S.w.) , und damit schon we- sentlich voneinander abweichende Formen. Giube selbst hat diese Unterschiede hervorgehoben, indem er die Ordnung in zwei Unterabtheilungen zerlegt, welche er Rapacia, Rauhanneliden und Limivora, Schlammfresser nennt, und welche fast den SAviGNv'schen Nereideen und Serpu- leen entsprechen. Allein nach meinem Dafürhalten ist in beiden Unterabtheilungen wieder manches vereinigt, welches wohl besser auseinander gehalten würde. — Das Giu;BE'sche System ist vielfach angenommen oder unbedeutend modificirt. So hat zuletzt Carus ') die Gymnocopa (Gr.) als Unterabtheilung der Appendiculata pohjehaeta aufge- führt, und eine neue Ordnung Haloscolecina errichtet, deren Angehörige sich aber wohl in die übrigen Ordnungen einreihen lassen. Von diesen Systemen ist nach meiner Anschauung das von Savigny gegebene dasjenige, welches sich noch immer am meisten zur Annahme empfiehlt. Denn einmal treten die haupt- sächlichen Grundformen , welche doch bei allen anderen Systemen wieder massgebend gewiesen sind, hier am deutlichsten heraus; und dann ist ein System, welches, wie dieses, die Gattungen um eine charakteristische Form zu Gruppen vereint, am leichtesten zu erweitern, sei es, dass man neuaufgefundene Formen den alten anreihen kann, oder dass man durch genauere Erkennt- nis oder umfassende Bereicherung des vorhandenen Materiales sich veranlasst sieht , eine An- zahl von Formen auszuscheiden und um einen neuen Mittelpunct zu gruppiren. Dass die SAviGM'schen Ordnungen der Annelides nereideae, serpuleae und lumbricinae letztere selbstverständlich mit Ausschluss der Echiuriden) drei wesentlich von einander verschie- dene Grundformen der Borstenwürmer repräsenliren, unterliegt keinem Zweifel. Allein sie sind nicht ausreichend, alle Gattungen in sich aufzunehmen; und bei den Versuchen, die jetzt be- kannten Würmer in diese drei Ordnungen zu vertheilen, wird man stets auf eine Reihe von Formen stossen, die naturgemass sich wieder den A. nereideae noch serpuleae, am wenigsten den lumbri- cinae anschliessen lassen. Diese Rücksicht hat mich bewogen, an den von Savigny aufgestellten drei Ordnungen, doch nicht ganz in dem ursprünglichen Umfange, festzuhalten , und eine vierte hinzuzufügen, in welcher sich die sonst nicht zu vertheilenden Galtungen unterbringen lassen. Ich theile daher die borstentragenden Anneliden in vier Ordnungen, Ordo I Nereiden, Ordo II Ariciea, Ordo III Serpulea, Ordo IV Lumbricina, l1 Peters, Carus, Gerstaecker. Handbuch der Zoologie. Bd. II. 1863 pg. 446 f. Classification der Bors lerne ärmer. 57 deren genauere Begrenzung ich auf den speciellen Theil verschiebe; bemerkt sei nur, dass die Ordnung iler Ariciea am meisten mit den Chaetopoda terricolina der dritten, um einige Gattungen vermehrten Section von Örsted's Maricolae übereinstimmt , und Formen vereinigt, welche von den verschiedenen Autoren bald zu den Nereiden, bald zu den Serpulen gerechnet wurden. Wenn ich hier, abweichend von dem Brauche, der sonst in der Systematik befolgt wird, die Benennung der Ordnungen nach dem Namen einer hervorragenden Gattung bilde, so geschieht das aus dem Grunde, weil ich die SAViGNv'schen Bezeichnungen erhalten, und damit andeuten möchte, dass ich nur eine Erweiterung des SAvioVschen Systemes habe versuchen wollen. Ehlers, B< rstcnwftrmcr. Ordo I. Neroidea. Körper derb, häufig mit Farben und Zeichnungen oder Melallglanz geschmückt, aus gleichmässig gebauten Segmenten zusammengesetzt; Vorderende mit getrenntem Kopf- lappen oder einem stellvertretenden selbständigen Gebilde, mit Augen und eigenen An- hängen versehen. Seilen der Segmente in gleichmässiger Weise zu Ruderfortsätzen aus- gebildet, welche meist mannichfaltige Anhänge, und stets ein oder mehrere bewegliche Borstenbündel tragen ; Borsten einfach oder zusammengesetzt. Letztes Segment mit Aftercirren. — Im Anfange des Darmrohres ein mit derber Wandung versehener Abschnitt, welcher als Bussel ausgestülpt werden kann. Diese Ordnung, für welche ich die von Savigny gewühlte Bezeichnung wieder einführe, entspricht ihrem Umfange nach den beiden ersten Unterabtheilungen von Örstedt's Maricolae, Chaetopoda trematodina und Ch. vera, oder der Abtheilung der Rapacia von Grube's Appendiculala polyckaeta, wenn die zehnte Familie der Aricica daraus entfernt wird. Ich fasse hier also alle diejenigen Würmer zusammen, an deren meist derbem oft gefärb- tem und gezeichnetem oder metallisch glänzendem Körper die Segmentirung in der Weise gleich- massig durchgeführt ist, dass ein jeder Körperring dem anderen nach den äusseren Anhangen und dem im Innern liegenden Antheil von Eingeweiden annähernd gleichkommt; so dass am ganzen Körper kein grösserer Abschnitt durch ihm eigen zukommende Apparate hervorgehoben wird. Der Vordertheil ist bei den am regelmassigsten ausgebildeten Thieren dieser Ordnung ein selbständiger Kopflappen, Träger von Augen, Fühlern und Palpen ; er kann an Bedeutung verlie- ren, oder durch ein eigenthümliches Gebilde, die Carunkel der Amphinomeen , vertreten werden, behält aber stets seine Selbständigkeit; bei den meisten hierher zu zählenden Gattungen sind die zunächst auf den Kopf folgenden Segmente in etwas abweichender Weise verschieden von den übrigen gestallet. Im Bau der Segmente kommt es in dieser Ordnung zu der höchsten Entwicklung der seitlichen Fortsätze, welche zu Bewegungsorganen von grosser Bedeutung erhoben werden. Am meisten weicht ihre Gestaltung von dem normalen Verhalten bei den Amphinomeen ab, wo die Onlo I. Nereidea. 59 ganzen Seitentheile der Segmente zu borstentragenden Rudern umgewandelt erscheinen, ohne in vorspringende Fortsatze geschieden zu werden. Sonst entfaltet sich dieser seitliche Segmentalfort- satz von einem wenig vorspringenden Höcker bis zum vielästigen Ruderfortsatz, in gleicherweise schwankt die Ausbildung der nur selten ganz fehlenden Ruderanhange von einem rudimentär blei- benden Rückencirrus bis zu zahlreichen verschieden gestalteten Anhangsgebilden wie Cirren, Kiemen, Papillen und Lippen. Die Borsten treten aus den Ruderfortsätzen stets in beweglichen Bündeln aus, die meist von einer Acicula gestützt sind; die einzelne Borste ist einfach oder zusammenge- setzt, Kamme von Hakenborsten kommen nicht vor. Das Endstück des Körpers erhalt seinen Abschluss durch ein mit eigenen Anhängen aus- gestattetes Aftersegment. Eins der gewichtigsten Merkmale, wodurch die ganze Ordnung zusammengehalten wird, entlehne ich dann dem Bau des vordersten Abschnittes des Verdauungstractus. Hier ist stets ein grösserer oder kleiner Theil mit einer derben Wand ausgerüstet und damit fest geworden, und dieses Stück wird durch die Mundöffnung als Rüssel hervorgestreckt, indem es die zwischen ihm und der Mundöffnung gelegene dünnwandige Rüsselröhre hervordrängt, umstülpt und über sich zieht. Bei hoher Ausbildung treten in diesem dickwandigen Theile Kiefer auf, welche dann bei ausgestrecktem Rüssel auf dessen vorderen Ende entblösst werden und so in Thatigkeit tre- ten können. Die Übereinstimmung in den übrigen Organsystemen ist weniger gross. Das Gefasssystem ist in seinen centralen Apparaten aus längslaufenden contractilen Stämmen zusammengesetzt, ohne ein besonders ausgebildetes Herz, die Rückengefässe treiben die Blutwelle von hinten nach vorn, die Bauchstamme fuhren sie in entgegengesetzter Richtung zurück ; in den peripheren Ap- paraten kommt es oft zur Bildung ausgedehnter capillarer Netze. Vermisst wird das Gefasssystem ganz bei Glycera. Im Nervensystem ist der Bauchstrang doppelt, ganz getrennt oder zu einem aus zwei Hälften bestehenden Strang durch eine gemeinsame Umhüllung vereinigt; die Ganglien mehr oder weniger deutlich abgegrenzt. Qlatreiages hat bei einigen ein grosses Eingeweidenervensystem gefunden. Die Segmentalorgane, der Form nach verschieden, liegen in allen völlig ausgebildeten Segmenten; die Entwicklung der Geschlechtsproducte scheint ebenfalls in allen Segmenten vor sich gehen zu können, vielleicht bisweilen mit Ausnahme der ersten etwas abweichend gestalte- ten, oder der letzten unvollkommen entwickelten. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Theilung und Knospung ist von den Syllideen bekannt. Sammtliche Würmer dieser Ordnung sind getrennten Geschlechtes, wenn nicht vielleicht Alciope eine Aunahme macht. Alle hierher gehörenden Würmer sind Bewohner des Meeres, wo sie zum Theil frei leben, zum Theil auch Röhren bauen, in welchen sie aber wahrscheinlich nur zeitweilig wohnen. Die Alciopeen allein werden stets frei schwimmend getroffen. — Alle Gattungen scheinen vorwiegend Küstenbewohner zu sein, und es zu vermeiden in grössere Tiefen hinabzusteigen. Ausschliesslich 60 Ordo I. Nercidea schlammiger, der Vegetation entbehrender Grund sagt wohl nur wenigen zu. Ihre Nahrung besieht wahrscheinlich allgemein aus animalischer Kost . welche sich die mit Kiefer bewaffneten mit deren Hülfe zu verschaffen wissen. Die aus der Vereinigung einzelner Gattungen hervorgehenden Familien, welche diese Ordnung zusammensetzen, sind folgende: AmphinOmea S.w. . Chrysopetälea. Aphroditea ;S.\\ . s. str . Plnllodocea (Gr. s. Str. . Alciopea. Hesionea (Gr.). Syllidea (Gr.). Eunicea (Gh.). Lyeoridea (Gr.). Nephthydea Qu Glycerea (Gr.). Die Anfang- und Endglieder in dieser Reihe enthalten diejenigen Formen . welche am meisten von der typischen Gestaltung abweichen. Wie diese für sich Gelegenheit bieten kleinere Gruppen aufzustellen, so lassen sich auch bei den übrigen Familien Kennzeichen auffinden, welche eine grössere oder geringere Verwandtschaft andeuten, und danach wohl eine Zusammenfassung in kleinere Kreise gestatten würden. Die Amphinomeen bilden eine gesonderte Gruppe wegen der eigenthümlichen Gestal- tung des vorderen Körpertheiles , es ist nicht ein einfacher segmentartig geformter Kopf läppen vorhanden, auf dessen Bauchseite der Mund angebracht ist, sondern eine grössere Zahl von Seg- menten bildet die Umgebung des Mundeinganges und ist meistens auf der Rückenseite durch ein eigenthümliches Gebilde, die Carunkel, ausgezeichnet. Alle Mundsegmente sind wie die übrigen Segmente des Körpers mit Borsten , oft auch mit Cirren und Kiemen versehen. Die Ausbildung der Ruder kann gering sein, insofern sie nicht freie Fortsetzungen der Seitenwand der Segmente sind; dann treten die Borsten, unter denen als eigenthiimliche Formen die zweizinkigen sich aus- zeichnen, aus der Rückenfläche der Segmente, bisweilen über den Girren, heraus. In reichem Maasse findet hier die Ausbildung büschel- oder quastenförmiger Anhänge statt, die wir als Kie- men auffassen. Für die Einreihung der Amphinomeen in diese Ordnung ist vor allem die Bildung eines fleischigen Magens im vorderen Theile des Verdauungstractus maassgebend, der wahrschein- lich bei allen als Rüssel herausgeschoben werden kann. Die Chrysopeta leen , wie ich die zweite Familie bezeichne, sind den folgenden Aphrodileen verwandt. Ihr auffallendstes Kennzeichen sind Kamine von Plattborsten, welche auf der Rückenflache der Segmente stehen; diese Bildung erinnert an die ähnliche Verkeilung der Ordo I. Nereiden. (j I Borsten bei dei\ Amphinomeen. Mit ihnen beginnt die Reihe derjenigen Familien, welche einen deutlich abgesetzten Kopflappen und hinter diesem ein oder mehrere Segmente besitzen, welche durch eigene Anhänge, Fühlercirren, ausgezeichnet sind. — Der mit Kiefern ausgerüstete Magen der Crysopetalcen und die grossen Aussackungen des Darmcanales weisen auf ihre Verwandt- schaft zu den Aphroditeen. Die Aphroditeen zeichnen sich vor allem durch die eigenthümliche Umformung aus. welche an bestimmten Segmenten mit den Rtickencirren vor sich geht. Diese sind zu plattenarti- gen Anhangen, Elytren, umgewandelt, und dann in regelmassiger Anordnung so vertheilt, dass ein elytrentragendes Segment stets mit einem Segmente abwechselt, an dem eine solche Umformung des Cirrus nicht stattgefunden hat. Diese abwechselnde Verlheilung von Cirren und Elytren findet entweder über die ganze Langsausdehnung des Körpers statt, oder sie ist auf die vordere Kör- perhalfle beschrankt, wahrend auf der hinteren Hälfte nur die eine Form der Anhange sich vor- findet. Der Kopflappen mit Augen, Fühlern und Palpen ist stets selbständig, hinter ihm folgt ein fühlercirrenlragendes Segment, — Im vorderen Abschnitte des Darmrohres steht ein musculöser, oft sehr grosser, mit Kiefern ausgerüsteter Magen, welcher vorstülpbar ist. — Man hat die Aphro- diteen häufig neben die Amphinomeen gestellt, und Örste» ') hat sogar beide vereinigt in einer Unterabiheilung Chaelopnda tremalodina. Ich hahe dafür keinerlei Anhaltspuncte auffinden können, und wenn einzelne Gattungen der Aphroditeen durch gedrungenen und plumpen Bau an die Amphinomeen erinnern so leiten die langgestreckten Formen eben so gut zu den folgenden Fa- milien hinüber. Sieht man nun in den Elytren nichts anderes als flachenhaft ausgehreitete Cirren, so wird die Übereinstimmung mit den Familien, welche ich hier folgen lasse, noch grösser, und die Amphinomeen scheinen dann kaum mit ihnen in verwandtschaftlichen Beziehungen, sondern als eine isolirte Gruppe dazustehen. Die flachenhafte Ausbreitung der Cirren erreicht ihren höchsten Grad bei den Phyllo- doeeen, und bleibt hier nicht auf die Rückencirren einiger Segmente beschrankt, sondern tritt sowohl an den Rückencirren wie auch oft an den Baucheirren aller Segmente hervor, mit Aus- nahme einiger weniger vorderer, welche auf den ganz abgesetzten, mit Augen und Fühleranhan- gen ausgestalteten Kopflappen folgen, und Fühlercirren tragen. Der Körper ist meist lang und schlank, aus zahlreichen Segmenten zusammengesetzt, und etwas abgep'atlet, — Aus der Mund- öllnung wird ein sehr grosser, kieferloser, aussen oft mit Papillen bekleideter Rüssel ausgeworfen, welcher aus einer langen häutigen Rüsselröhre, und dem gleichfalls gestreckten derbwandigen Magen besteht. Die Alciopeen, welche man sonst zu den Phyllodoceen rechnete, möchte ich als selb- ständige Familie hingestellt wissen. Die Cirren sind blattartig und erinnern ganz an die Phyllodo- ceen, aber der glashelle, drehrunde und nur aus verhaltnissmässig wenig Segmenten bestehende 1) Örstkd. Annubilorum liaitieorurac onspectus ;i. a. 0 pg. t i . 62 Ordo I. Nereidea. Körper, vor allein aber der Kopflappen mit seinen mächtigen und hoehorganisirten Augen geben diesen Thieren ein so eigentümliches Gepräge, dass ich sie von den Phyllodoeeen abtrenne; im Bau des Verdauungstractus stimmen sie wieder mit diesen überein. Charakteristisch ist auch die Le- bensweise dieser Thiere, insofern sie zu allen Zeiten frei schwimmend im Meere zu leben scheinen. Die Hesioneen, welche Grube an die Phyllodoeeen anschloss, sind ihnen auch nach dem Bau des Rüssels verwandt; der fleischige Magen ist in gleicher Weise geformt, erhalt aber durch Kiefer, welche bei einigen hierher gehörenden Thieren in ihm auftreten, eine besondere Ausbildung; die häutige Rüsselröhre zwischen der Mundöffnung und dem Magen ist stets nur kurz, und dadurch von dem gleichen Organe der Phyllodoeeen unterschieden. Die blattförmigen Cirren werden hier an den sonst ähnlich gestalteten Segmenten durch gestreckte cylindrische oder spindelförmige Anhänge vertreten. Der deutlich abgesetzte Kopflappen trägt Augen, und allein Fühler oder Fühler und Palpen , wonach eine Scheidung in zwei Gruppen angedeutet wird ; die auf ihn folgenden Segmente haben Fühlercirren. — Die Syllideen bieten für die Systematik insofern eine Schwierigkeit, als in einer Spe- cies oft zwei verschiedene Formen auftreten, von denen die eine aus dem Ei sich entwickelt hat, die andere, ein Abkömmling von dieser, durch Knospung entstanden ist. Ich habe für die syste- matische Vertheilung nur die vollkommenere Form, welche sich aus dem Ei entwickelt hat. in Betracht gezogen. — Das wesentlichste Merkmal giebt hier wieder die Bildung des Schlundes; es folgt auf eine kurze dünnwandige Rüsselröhre ein längeres cylindrisches Rohr, welches durch Auflagerung einer Cuticularschichl im Innern starr wird, und bisweilen einen einfachen Zahn oder ein Paar Kiefer enthält. Daran schliesst sich ein dickwandiger cylindrischer Darmtheil, dessen äussere Oberfläche regelmässig durch ringförmig verlaufende Punctreihen gezeichnet ist; dieses Aussehen wird durch wandständige Drüsen veranlasst, und ich bezeichne den Theil daher als Drüsenmagen. Der deutlich segmentirte Körper ist meist gestreckt; die Segmente haben nur nie- drige Ruder mit gestrecktem Rucken- und Bauchcirrus. Der abgesetzte Kopflappen, welcher Augen traut, bietet, wie bei den Hesioneen, in der Verschiedenheit seiner Anhänge Veranlassung zwei Reihen von Gattungen aufzustellen, je nachdem er nur Fühler oder Fühler und Palpen trägt. Die Euniceen sind besonders gekennzeichnet durch die Form einer aus mehreren Stücken zusammengesetzten SchlundbewalTnung. über und hinter einander liegender Kieferstücke, welche beim Heraustreten des derben musculösen Rüssels auf dessen vorderem Ende stehen. Der Kopf läppen ist deutlich abgesetzt, und trägt Fühler; die Segmente hinter ihm mit Fühlercirren oder nackt, stets abweichend von den übrigen Segmenten. Die seitlichen Fortsätze der Seg- mente sind sehr verschieden entwickelt; die Cirren können ganz verkümmern, während auf der höchsten Stufe der Ausbildung neben den Cirren einfach fadenförmige oder verästelte Kiemen stehen. Der ganze Körper ist meist gestreckt, aus zahlreichen Segmenten zusammengesetzt, und drehrund. Die Lycorideen besitzen einen nur kurzen vorstülpbaren Rüssel, in welchem der flei- Onlo I. Nereidea. 63 schige Magen zwei hakenförmige gezähnelte Kiefer trögt, während vor ihm an der Wandung der Rüsselröhre in verschiedener Vertheilung Kieferspilzehen befestigt sind. Der Kopflappen ist deut- lich abgesetzt, mit Fühleranhängen und Augen, das nächste Segment tragt Fühlercirren. Die seil- lichen Fortsatze der Segmente sind ansehnliche Ruder mit Rücken- und Baucheirren, oft auch mit zahlreichen anderen Anhangen. Die Nephthydeen tragen in dem musculösen Abschnitt des kurzen vorstülpbaren Rüs- sels kranzförmig gestellte Papillen und kleine einzeln oder in Reihen angeordnete Kieferspitzen. Der Kopflappen ist klein, mit winzigen Fühlern versehen. Die seitlichen Fortsatze der Segmente sind ansehnliche Ruder mit unbedeutenden Girren, aber oft grossen lappenförmigen Anhangen. Die Glycereen weichen von allen Familien durch die Gestalt des Kopflappen ab, der kegelförmig verlängert und meist geringelt ist; die an ihm vorkommenden Fühler sind klein. Hinter dem Kopf läppen folgt kein von den übrigen wesentlich unterschiedenes Segment. Die zahlreichen Segmente zerfallen oft wieder in Ringel. Die seillichen Fortsatze sind kurze Ruder mit unbedeu- tenden Cirren, bisweilen mit Kiemen versehen. Der grosse keulenförmige, oft im vorderen dünn- wandigen Theile mit Papillen besetzte Rüssel tragt in dem musculösen Magen vier starke Kiefer, ausserdem bisweilen noch Kieferspitzen. Aus dieser Übersicht geht hervor, dass meine Eintheilung der Annelida nereidea in Fami- lien am meisten mit der Classification übereinstimmt , welche Grube mit seiner Unterabtheilung Rapacia vorgenommen hat. Es fehlt unter den von mir aufgeführten Familien diejenige der Amytidea, welche meistens Thiere enthalt, die durch Knospung an Syllideen entstanden sind, und welche ich daher eingezogen habe, und die Familie der Ariciea, die ich zur Ordnung der Ariciea stelle. Neu hinzugekommen sind die Chrysopetalea, welche bei den Aphroditea standen, und die Alciopea und Hesionea, welche mit den Phyllodoceen vereinigt waren. Die veränderte Reihenfolge, in welcher ich die Familien aufführe, zeigt eine etwas andere Auffassung der verwandtschaftlichen Verhältnisse. Wollte man diese Familien noch weiter in Gruppen vereinigen, so würde ich vor- schlagen, die Amphinomeen gesondert zu lassen , von den Chrysopetaleen bis zu den Lycorideen alle Familien zu vereinigen, und zuletzt die Nephthydeen vielleicht an die Glycereen anzuschliessen; wie mir scheint, würde aber durch solche Versuche, die sich noch anderweitig modificiren Hessen, etwa indem man die Chrysopetaleen und Aphroditeen, — die Phyllodoceen, Alciopeen, Hesioneen und Syllideen, und endlich die Euniceen und Lycorideen an einander anschlösse, nichts Erheb- liches gewonnen werden. <;i Ordo I. Nereidea Amphinomea (Sav.). Die Mundöffnung ist auf die Bauchfläche gerückt und von mehreren gleichmässig gebauten Segmenten umgeben. Der Ropflappen ist wenig deutlich begrenzt, oder auf der Ruckenfläche durch eine über mehrere Segmente gehende Carunkel vertreten. Zu der Familie der Amphinomeen zahlt man die durch den Besitz einer Kopfcarunkel aus- gezeichneten Galtungen ('.hinein S.w. , Notopygos (Gr.), Lirione (Kinb.\ Amphinome (Brug.), Hermo- drce(KiNB.), Enrythoe (Kisb ), Euphrosyne (Sav.), und die der Carunkel entbehrenden Spinther (Johnst.), Arislenia (Sav.), Hipponoe Aid. et Edw.) , Loplwnota (Costa), Zothea (Risse. . Didymobranchus 'Schmarda) ; doch sind zumal die letzleren noch keineswegs so genau bekannt , dass ihre systema- tische Stellung als gesichert zu betrachten wäre. Die meisten der hierher gehörigen Würmer sind plump gebaut, besitzen einen derben, aus nur wenigen Segmenten bestehenden Körper, der oft mit bunten oder schillernden Farben geschmückt ist. Ihre hauptsächliche Verbreitung finden sie in den tropischen Meeren, nur wenige Gattungen gehen über diesen Bezirk hinaus und bürgern sich in den europäischen Meeren ein. Zu diesen gehört die Gattung Euphrosyne, von der ich eine Art genauer untersuchen konnte; meine Mittheilungen beschränken sich daher auf diese Gattung, als auf den einzigen Vertreter der Amphinomeen. Eine Trennung der Gattung Euphrosyne von den Amphinomeen. wie dasKixBERG1 gewollt hat, scheint mir ungerechtfertigt, und ich stimme Sars2 bei. wenn er die Amphinomeen mit den Euphrosynen in Einer Familie vereinigt lässt. Euphrosyne (Sav.). Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 63. Körper kurz gedrungen von ovalem Umriss. Mundöffnung ganz auf die ßauchfläche gerückt von mehreren Segmenten umgehen; in der Medianlinie der vorderen Segmente auf der Riiekenfliiche eine seitlich zusammengedrückte Carunkel ; Augen auf der Rücken- und Bauchffiche ; ein oder mehrere Fühleranliänge. Segmente alle in gleicher Weise mit Borsten und Anhängen ausgerüstet; wem'" von einander aetrennt; freie Ruderforlsätze fehlen : über die Seitenlheile der Rückenfläche der Segmente sind Borsten verbreitet, ein Borstenhündel auf der Bauchflache; zwei oder dreiCirren, meist büschelförmige oder unverästelle Kiemen auf der Bückenfliiche der Segmentalseilen ; Borsten zweizinkig. Von der Gattung Euphrosyne sind bis jetzt neun Arten bekannt gemacht, denen ich noch Eine hinzufüge. Manche von diesen werden vielleicht wieder eingezogen werden müssen, da nicht alle Beschreibungen hinlänglich genau sind, und die Ansichten über die Merkmale, welche für den Artcharakter innerhalb dieser Gattung wesentliche Bedeutung haben, sehr verschieden gewesen I Ki.NBERG. Nya släglen och arler of Annelider. Öfversigt af konel. Velensknps-Akademiens Förhandlingar 1857. Stockholm 1858. 8. pg. I -4 2) Suis. Förhandlingar i Vjdenskabs-Selskabet i Christiania. Aar 1860. Christiania 1861. 8. p. 37. Farn. Amphinomea. Gen. Euphrosyne. (j.:i zu sein scheinen. Die Form des vorderen Körpertheiles, zumal der Carunkel und Fühleranhünge, dann die Zahl und Bildung der Kiemen und der Girren, so wie deren Stellung gegeneinander, und endlich die Verkeilung und Gestalt der Borsten sind wohl die hauptsachlichen Puncte, worauf bei der Feststellung der Arten Gewicht zu legen ist. Ich habe es versucht in folgender Tabelle eine Übersicht über die bekannten Species zu geben, so weit die vorliegenden Beschreibungen die Anhaltspuncte dazu an die Hand gaben. A. Seitentheile der Segmente mit Cirren und Kiemen. I. Alle Kiemen verästelt. 1) niil 12 Kiemenstämmen jederseits auf den Segmenten. Etiphr polybranchia Schmarda (Neue wirbellose Thiere. I. II. 1861. pg. 136. Taf. XXXIII. Fig. 261 — 287). Carunkel mit 7 Fühlern bis zum 8. Segmente reichend. Zwei Rückencirren an der Basis des ersten und letzten Kiemenstanimes ; ein Bauchcirrus; Kiemen- stämme mehrfach verästelt mit Endknospen. Borsten zweizinkig, nicht ge- sägt; und kürzere kleinere mit blattartigen Fortsätzen. — 50 Segmente; 44m,n I., 12 """ br. — Cap der guten Hoffnung. 2) mit 11 Kiemenstämmen. Euphr capensis Kinberg (Nya slägten och arter af Annelider. Öfversigt af kongl. Ve- tenskaps Akademiens Förhandlingar. Fjortonde Argängen 1857. Stockh. 1858. pg. 14). Carunkel über 8 Segmente, mit gelapptem Rande, vorn halbkugelig, gleichsam einen kleinen Tentakel bildend; zwei Augen auf der Rücken-, zwei auf der Bauchseite. Kiemen verästelt, an der Spitze erweitert, die äusseren klein . Borsten der Rückenseite mit glatten, der Bauchseite mit gesägten Zinken. — 57 Segmente, 43""" I., 1 l",m br. — Cap der guten Hoffnung. A nm. Sollte sich herausstellen, dass E. polybranchia und E. capensis synonym sind, so muss der KiNBERG'sche Name als der ältere behalten werden. 3) mit 8 — 9 Kiemenstämmen. Euphr. foliosa Audoujn et Milne Edwards (Annales des sciences naturelles. T. XXVIII. p. 20 1. pl. IX. fig 1—14). Carunkel über 5 Segmente, davor ein fadenförmiger Fühler. Kiemen reich ver- ästelt mit grossen Endknospen, der mittlere Cirrus zwischen dem 4. und 5. Kiemenstamme. Borsten länger als die Kiemen, neben den Kiemen und auf der Bauchseite austretend mit glatten und gesägten Ästen. — 35 Seg- mente. 1 fr. " lang. — Franz. Küste am Canal. 4) mit 7 Kiemenstämmen. a) Borsten der Rückenfläche auf ein am medianen Ende der Kiemenreihe austretendes Bündel beschränkt. Euphr. laureatä Savigny (Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 63. PI. II. Fig. 1). Carunkel über 4 Segmente, davor ein fadenförmiger Fühler, 2 Augen auf der Rückenseite. Kiemen vielfach verästelt, länger als die Borsten; der mittlere Cirrus zwischen dem 2. und 3. Kiemenstamme. Borsten alle gleich, zwei- zinkig, der abgehende Zahn kurz. — 39 Segmente, 2'/2 fr." I., 10 fr.'" br. — Rothes Meer. 9 F. III. Eli s. Borsten wurmer. 66 Ordo 1. Xereidea. b) Borsten der Rückenfläche neben allen oder neben den fünf bis sechs medianen Kiemen- siämmen austretend. a) Kienienslämnie wenig veriistelt; Borsten einander gleich, langer als die Kiemen : auf der Ruckenflache neben den 5 — 6 ersten Kiemenstämmen. Euphr. myrtosa Savigsy (Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 64. PI. II. Fig. 2). Carunkel bis ans fünfte Segment reichend, davor ein fadenförmiger Fühler; Kiemen kurz und dick, wenig verästelt, ohne Endknospen (?) ; der mittlere Cirrus zwischen dem 2. und 3. Kiemenstamme. Borsten der Rückenfliiche neben den 5 ersten Kiemenstammen. — 36 Segmente 10 — 12 fr. '" lang. — Rothes Meer. Euphr. mediterranea Grube (Beschreibung neuer oder wenig gekannter Anneliden. Sechster Beitrag. Archiv f. Naturgeschichte Jahrg. 29. 1863. I. pg. 38. Taf. IV. Fig. 2). Vielleicht nur Varietät von E. myrtosa Sav.? Carunkel bis ans fünfte Segment, davor ein unpaarer fadenförmiger und zwei kurze kolbige Fühler; Kiemen kurz und dick, wenig verästelt ohne Endknospen, der mittlere Cirrus zwi- schen dem 2. und 3. Kiemenstamme; Borsten gleich, auf der Rückenfläche neben den 6 ersten Kiemenstämmen. — 32 Segmente, 15mm 1., 6mm br. — Quarnero, Villa franca. ß) Kiemenstämnie stark verästelt, Borsten ungleich , wenig länger als die Kiemen , auf der Rückenfläche neben allen Kiemen. Euphr. racemosa n. sp. Carunkel bis auf das 4. Segment, davor ein unpaarer fadenförmiger und zwei kleine keulenförmige , am vordersten Rande stehende Fühler ; 2 Augen auf der Rücken-, 2 auf der Bauchfläche; Kiemen reich verästelt mit grossen Endknospen; der mittlere Cirrus zwischen dem 2. und 3. Kiemenstamme: Borsten der Rückenfläche neben allen Kiemen, mit glatten und gesägten Zinken, die der Bauchfläche mit glatten Zinken. Rückenfläcbe der Segmente mit 3 dreieckigen Flecken. — 23 Segmente, 3™m 1., 2""" br. — Quarnero. 5) mit 5 (bis 6) Kiemen. Euphr. armadillo Sars (Beretning om en in Sommern 1849 foretagen zoologisk Reise i Lofolen og Finmarken. Nyt Magazin for Naturvidenskabernes. Udgives af den physiographiske Forening i Christiania. Sjetle Bind. Christ. 1851. 8. pg. 211. — Forhandlingar i Videnskabs-Selskabet i Christiania. Aar 1860. Christ. 1861. 8. pg. 55). Carunkel bis zum 5. Segment reichend, davor ein kürzerer zweigliedriger, spitz kegelförmiger Fühler und zwei kurze Fühler am vorderen Rande des Knpf- lappen, zwei Augen auf der Rücken-, zwei auf der Bauchfläche. Fünf (sel- ten 6) 4 — 5mal gelheilte Kiemen mit kegelförmig zugespitzten Endästen; zwei Cirren auf der Rückenfläche, einer auf der Bauchfläche ; Rorslen mit zwei ungleichen Zinken; die Zinken der Rückenborsten gesägt, die der Bauchfläche glatt. — 19 Segmente, 8mral., 21/,rambr. — Manger bei Reigen. II. Einzelne Kiemen verästelt. Euphr. boreaÜS Örsted (Annulata dorsibranchiata. Kjöbenhavn 1843. 4. pg. 18. Tab. II. Fig. 23 — 27). Sars (Forhandlingar i Videnskabs-Selskabet i Christiania. Aar 1860. pg. 56). Farn. Amphinomea. Gen Euphrosyne. 07 Carunkel bis auf das 5. Segment reichend, vor ihr ein Fühler mit verdicklein Wurzel- und fadenförmigem Endglied ; zwei Augen nuf der Rückenseite. 9 — 10 Kiemen, die meisten dreigelheill , andere zweitheilig und ungetheilt. — Borsten der Rückenflache verschieden, bei aHen die Zinken gesägt. — 26—27 Segmente, 10'" lang. — Grönland, Troms». Anm. Die Beschreitungen von Sars und Ursted, die sich sonst ergänzen, weichen in einigen Punclen von einander ab, die Unterschiede sind vielleicht durch ver- schiedene Allers- und Ausbildungsstufen veranlasst ; nach Örsted's Angaben ist ein Rückencirrus nicht vorhanden, falls nicht die als ungetheilt beschrie- benen Kiemen Rückencirren sind; Sars giebt keine Aufklärung über das Ver- hä'ltniss der Kiemen und Girren. Seitentheile der Segmente nur mit Cirren. Euphr. cirrata Sars iForhandJingari Videnskabs-SelskabeliChristiania. Aar 1860. p. 50). Carunkel kaum das 1. Segment erreichend, vor ihm ein unpaarer zweigliedriger spitz kegelförmiger Fühler: am vorderen Rande des Kopflappen zwei kleine Fühler und zwei fühlerförmige Palpen ; zwei Augen auf der Rucken-, zwei auf der Bauchfläche. Von den Cirren der Rückenfläche ist der mediane bis zur Rasis zweitheilig, der laterale, wie der Bauchcirrus fadenförmig. Bor- sten zweizinkig ; auf der Ruckenfläche ist der längere Zinken innen kaum . gesägt, Borsten der Bauchfläche mit innen deutlich gesägten längeren Zin- ken. — 15 Segmente 7mm 1., 2mm br. — Manger bei Bergen. Hiiplirosyiic raccniosa n. sp. Körper von fast ovalem Urnriss, nach hinten etwas mehr als nach vorn verjüngt, lebhaft rolh, aus 23 Segmenten bestehend. Carunkel bis auf die Mitte des vierten Seg- mentes reichend; vor ihrem vorderen Bande ein unpaarer fadenförmiger Fühler von der Länge der Carunkelhöhe , am vordersten Bande des Kopftheiles zwei kleine kolbige Füh- ler. Zwei schwarze kegelförmig zugespitzte Augen auf der Ruckenfläche an dem vorderen Theile der Carunkel tief eingefügt, zwei dreieckige einander genäherte Augenflecke auf der Bauchseite des ersten Segmentes. — Der freie Mittelstreifen aller Segmente mit drei drei- eckigen Flecken gezeichnet. — Sieben Kiemenslämme reich verästelt mit grossen End- knospen. Cirren gleich, kürzer als die Kiemen: der überzählige Cirrus zwischen dem 2. und 3. Kiemenstamme. — Borsten der Bückenseite in einer Reihe neben den Kiemensläm- men austretend, von zweierlei Form: mit geschweiften Zinken , deren einander zuge- wandte Flächen gesägt sind, und mit geraden glatten Zinken. Borsten der Bauchseile in einem Ründel austretend, alle mit geraden glatten Zinken. Am Körperende zwei kurze plattenarlige Aftercirren. — 3mm 1., 2""" br. — ■ Quarnero. Die Körpergestalt dieses Wurmes ist die der Gattung eigenthümliche, sie weicht unter allen Amphinomeen am meisten von der eigentlichen Wurmform ab. Kurz, dick und gedrungen ist der Körper zu bezeichnen, dessen Urnriss ein längliches Oval darstellt ; die Verhaltnisse der Lange und Breite schwanken , jenachdem das Thier ungestört kriechend sich ausdehnt, oder be- unruhigt sich zusammenzieht, damit kurzer und breiter wird. Meine Messung ergab eine Länge von :i'"" und eine Breite von nicht ganz 2""n; die Zahl der Segmente betrug 23. Die Unterseite ist bei dem ruhig kriechenden Thiere eine völlig platte . die Rückenfläche dagegen stark convex gewölbt. G8 Ordo 1. Nvreidea. Man bedarf keiner Vergrösserung , um selbst an dem kleinen Körper zu unterscheiden, dass auf der Rucken fläche die beiden abfallenden Flankentheile einen eigentümlichen Besatz haben, der eine bürstenartig emporstarrende Masse bildet, in der am lebenden Thiere keinerlei Abschnitte sichtbar sind. In der Mittellinie des Körpers bleibt nur ungefähr ein Drittel der ganzen Körperbreite von diesem Bürstenbesatze frei, scheinbar rinnenartig vertieft, da die Seitentheile durch den emporragenden Besatz höher sind, und von beiden Seiten den glatten Rückentheil wall- artig umgeben. Dieser Besatz wird von den Verästelungen der sogenannten Kiemen gebildet, über deren Enden die starren Borsten herausragen ; bei geeigneter Behandlung des Thieres kann man unterscheiden; dass diese ganze Besatzmasse aus einzelnen Bürstenkämmen besteht, welche auf der Rückenfläche der Segmente stehen. (Taf. I. Fig. 1.) Die Färbung des Thieres ist glänzend, wie bei allen Verwandten, ein intensives Roth, zwischen orange und zinnoberfarben ; die Ruckenfläche zeigt eine regelmässige Zeichnung, indem jedes Segment auf dem freien Mittelstreifen drei Flecke von mattem Aussehen und dreieckiger Gestalt trägt, von denen das hintere Dreieck genau in der Medianlinie steht, und seine Spitze nach vorn wendet, während am vorderen Rande eines jeden Segmentes unmittelbar am Rande des Bürstenbesatzes je ein Dreieck steht, dessen Spitze nach hinten sieht. Farbe wie Zeichnung sind an dem in Spiritus aufbewahrten Thiere völlig geschwunden, die Färbung ist nur ein schmutziges Weiss. Über die Zusammensetzung des ganzen Körpers aus einzelnen Segmenten, und über deren Beschaffenheit gewährt die Betrachtung der Bauchseite einen besseren Aufschluss als die Ansicht der Rückenseite. Man sieht bei der Ansicht von oben allerdings , dass ein eigentlicher Kopflappen, wie er sonst in Form eines veränderten Segmentes das vordere Ende des Körpers bildet, fehlt, dass statt seiner über die Mitte der ersten vier Segmente eine von den Seiten her com- primirte Erhebung, die Carunkel, läuft. Im übrigen ist der Kiemen- und Borstenbesatz einer Er- kennung der Segmentabschnitte hier meistens hinderlich. — Sieht man das Thier von der Bauch- seite an. (Taf. I. Fig. 2), so hat man eine platte Fläche von fast ovalem Umriss vor sich, deren grösster Längsdurchmesser mit der von vorn nach hinten durch den Thierkörper gelegten Axe zusammenfällt, während der grösste Breitendurchmesser etwas vor der Mitte der Länge des Thieres liegt. Diese Bauchfläche ist durch feine über die Breite laufende Furchen gefeldert, und durch eine in der Medianlinie laufende Furche in zwei seitliche Hälften setheilt. So entstehen die Bauchplatten der einzelnen Segmente, je zwei in der Mittellinie gelrennte, aber unmittelbar an einander stossende, fast rechteckige Platten. Im vorderen Theile des Körpers wird die Regel- mässigkeit unterbrochen, denn hier schiebt sich entsprechend der auf der Rückenseile stehenden Carunkel in der Medianlinie die Mundo ffnung und eine vor ihr liegende besondere Bildung ein, wodurch die Bauchplatten der ersten fünf Segmente auseinander gehalten werden. Das Ver- halten der Bauchplatten ist in mancher Beziehung für die Bildung der Segmente maassgebend. Danach haben die meisten Segmente eine fast gleiche Ausdehnung nach der Länge des Thieres. Farn. Amphihomea. Gen. Buphrosyne. 69 nur die letzten werden etwas kürzer; ungleich bedeutender ist der Unterschied in der Breite. Die grösste Segmentalbreite liegt wenig vor der Mitte der Körperlange, etwa am zehnten Seg- mente. Dieses sowie die zunächst daran anstossenden Segmente ist je nach dem Grade der Aus- dehnung des Thieres sechs bis acht Mal breiter als lang. Nach vorn nimmt die Breite der Seg- mente zwar ab, aber doch nicht bedeutend; während nach hinten zu die Breitenabnahme sehr wesentlich ist ; so dass der Körper am hinteren Theile sich stärker zuspitzt als am vorderen, wo er mehr stumpf abgerundet ist. — Mit der Almahme der Breite ändert sich die Richtung, welche sowohl die Bauchplatten, wie die kiemenbesetzten Flankentheile der Körperabschnitte zu der Längsaxe des Thieres haben. In den breitesten Segmenten stehen diese Theile rechtwinklig gegen die Längsaxe, und diese Stellung behalten alle zunächst nach hinten folgenden, bis im hinteren Drittel des Körpers, bei meinem Exemplare am 16. Segmente zuerst, dieser Winkel etwas kleiner wird, indem die Segmentseiten nicht mehr gerade nach aussen, sondern nach hinten und aussen gerichtet sind; doch wird die Abweichung vom rechten Winkel nicht gross. Anders ist es mit der Richtung der Bauchplatten und der damit correspondirenden Segmentaltheile im vorderen Körper- driltel; hier erfolgt die Abweichung von der rechtwinkligen Stellung dadurch, dass die genannten Theile sich nach vorn und aus'sen wenden , sie wird so bedeutend , dass die Bauchplatten, nach rückwärts gegen die Medianlinie verlängert gedacht, nicht nur mit dieser, sondern auch mit der jedesmal correspondirenden Platte der Gegenseite einen nach vorn offenen spitzen Winkel bilden: die Richtung der Bauchplatten des ersten Segmentes ist nur um wenig vom parallelen Laufe mit der Medianlinie abweichend. Die Bildung des vorderen Körpertheiles verlangt eine genauere Darstellung, welche die Rucken- wie die Bauchfläche gleichmässig zu berücksichtigen hat. Auf der Rückenfläche der ersten vier Segmente erhebt sich auf dem von dem Bürstenbesatze freigelassenen Mittelraume die den meisten Amphinomeen zukommende Carunkel (Taf. I.Fig. 3). Es ist das ein lappenförmiges Gebilde, welches gerade aufgerichtet steht, oder auch wohl seinen oberen freien Rand nach der einen oder anderen Seite hin umlegt. Die Basis dieser Carunkel bedeckt eine unregelmässig eiför- mige, mit der Zuspitzung nach vorn gewandle Fläche. Von dieser Grundfläche erhebt sich die Carunkel von beiden Seiten her so eomprimirt, dass ihre Seitenflächen in einer schmalen oberen Firste zusammenstossen Diese Firste steigt von hinten allmählich auf zum Gipfel der Carunkel, welcher über der hinteren Grenze des ersten Segmentes liegt, von da fällt die Firste plötzlich mit steiler Richtung gegen den Vorderrand des ersten Segmentes ab. Die Medianebene, welche man sich von der Firste der Carunkel nach der Basis gelegt denkt, stellt also ein ungleichseitiges Drei- eck dar, dessen Basis auf der Medianlinie der ersten vier Segmente liegt, während ihr gegenüber der grösste Dreieckwinkel in der Carunkel durch die Spitze derselben repräsentirt , der längere der beiden Dreieckschenkel durch den hinteren aufsteigenden Theil der Firsle, und der kleinere Schenkel durch den vorderen steil abfallenden Theil dargestellt wird. Das würde eine schema- lische Darstellung von der Form der Carunkel geben; nur ist der höchste Gipfel der Carunkel zu 7ii Qrdo I. Nereidea. einer gerundeten Spitze verdickt, und die ganze zur Firste zusammengedrückte Masse der Carun- kel erscheint mehr als lappenartiges denn als festes Gebilde. Wie die meisten Euphrosynen trägt dieser Wurm vor der vorderen abfallenden Carunkel- fläche einen unpaaren Fühler von cylindrischer Form, der an der Basis der Carunkel ent- springt, und vor ihr gerade aufrecht gleich hoch emporragt. Unter dem Gipfel der Carunkel ist hinter dem Ursprünge des Fühlers in ihrer Seitenwand jederseits ein dunkelschwarzer, stumpf kegelförmiger Körper eingebettet, der mit seiner Spitze an der abfallenden Carunkelfläche vorn hervorsieht, mit dem übrigen Theile tief in die Substanz der Carunkel eingebettet ist. Er erscheint als eine Pigmentanhäufung, die man bei den Anneliden als Augen anzusehen gewohnt ist. Vor dem steil abfallenden Vorderrande der Carunkel und der Fühlerbasis schiebt sich zwischen den Seitenlhcilen des ersten Segmentes ein platter Streifen nach vorn gegen das Vor- derende des Thieres, und schlagt sich, wenn er dieses erreicht hat, mit abgerundeter Vorderkante nach unten auf die Bauchflache des Thieres. Hier findet man dann, begrenzt von den Bauchplat- ten des ersten Segmentes dasselbe Gebilde als platten schmalen Streifen wieder, der nach hinten durch die gleich zu erwähnenden Platten vor der MundölTnung begTenzt wird. Es unterliegt wohl keinem Zweifel , dass beide auf der Rücken- wie auf der Bauchseile als Streifen erscheinenden Gebilde nur die obere und untere Fläche eines wahrscheinlich soliden Körpers sind, der in verti- caler Richtung von oben nach unten die Dicke des ersten Segmentes durchsetzt, und nichts ande- res ist als der vordere Ausläufer der Carunkel , welcher hier auch auf der Bauchseite zu Tage tritt. Man findet nämlich (Taf. I. Fig. 4) auf der Bauchseile ungefähr in der Mitte des platten Streifen zwei dunkelschwarze Flecke von dreieckiger Gestalt, welche in der Medianlinie fast an einander stossen, sieht, dass sie Körpern angehören, welche in das Innere ihres Trägers hinein- dringen, und kommt bald zu der Überzeugung, dass man es hier mit Au gen flecken zu thun hat. welche vielleicht Fortsätze von den dunklen Pigmenthaufen sind, die als Augen auf der Ruckenfläche in die basalen Seitentheile der Carunkel tief eingelassen waren. — Den vorderen Rand dieses abgeplatteten Carunkelfortsatzes habe ich mit kleinen Wimper haaren besetzt ge- funden, die in lebhafter Bewegung waren; es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass auch die Bauchfläche dieses Gebildes flimmert, und ich den Wimperbesatz oben nur am freien Rande, wo er am leichtesten zu sehen ist, beobachtet habe. Wenn die Deutung der Carunkel als Analogon eines Kopflappen durch die Anwesenheit augenähnlicher Körper an Wahrscheinlichkeil gewinnt, so findet sich dafür noch eine neue Stütze durch das Auftreten zweier paariger, allerdings nur rudimentärer Fühler (Taf. I. Fig. 4). Diese, die mir am besten bei der Betrachtung von unten zur Ansicht kamen, entspringen am Vorder- rande des platten Carunkelfortsatzes, wo Rücken- und Bauchfläche in einander übergehen, so dass sie die ganze Breite des platten Streifen zwischen sich haben. Es sind kleine, fast knopfarlig zu nennende Vorsprünge, die mit dünner Basis an der Carunkel eingelenkt sind, und sich keulenartig Farn. Ampliiiwmca. Gen Euphrosyne. 1 1 erweitern. Ihre Oberfläche ist mit kurzen aber vereinzelt siehenden Härchen beselzt. Unter einer derben Cuticula enthalt ihr Inneres eine aus Körnchen bestehende Masse. Zu den Theilen, welche sich auf der Bauchseite zwischen die Biiuchplatten der eisten Segmente einschieben, gehört zuletzt der Mund und seine Umgebung. Die Mundöffnung selbst wird von den Seitentheilen des 3. bis 5. Segmentes seitlich begrenzt; vor ihr liefen Gebilde, welche vielleicht bei allen Euphrosynen gefunden werden. Es sind zwei Platten, die doppelt so lang als breit sind, und einen schwach nierenfurmigen Umriss annehmen können. Sie stossen in der Mittellinie mit den Randern fast unmittelbar an einander; nach vorn grenzen sie an den hinteren Rand der unteren Carunkelflache; an ihre lateralen Kanten stossen die Bauchplalten des ersten und zweiten Segmentes; hinten schliesst sich an sie die Mundöffnung an. Die nach unten sehende Flüche dieser Platten, die man als eine getheille Oberlippe bezeichnen kann, ist eben, und durch einen dichten Besatz von kurzen Flimmer haaren ausgezeichnet; sie liegt nicht im Niveau der sie umgebenden Theile, sondern ragt über diese etwas nach unten vor. — Nach meinem Dafür- halten haben diese beiden nierenförmigen Platten nichts mit der Carunkel zu thun, sondern sind selbständige Bildungen , welche zur Umgebung der Mundöffnung gehören. In den mir bekannt gewordenen Abbildungen findet sich eine solche zweitheilige Oberlippe bei Euphrosyne myrtosa, borealis, und in der Beschreibung ist ihrer noch bei Euphr. mediterranea gedacht; schildförmig, und daher wohl einfach soll sie bei Euphr. polybranchia sein. Die Mundöffnung war in meinem Thiere ein langslaufender Spalt in der Medianlinie des 3. bis 5. Segmentes, dessen laterale Rander von einer gradlinigen wallarligen Erhöhung umgeben sind. Eine eigentliche Unterlippe, wie sie Schmarda von seiner Euphr. polybranchia erwähnt, oder eine hintere aufgewulstete Einfassung, wie sie Savigny von Euphr. laureala und myrtosa abbildet, habe ich hier nicht gefunden. Die Körpersegmenle sind vom fünften ab, wo die Theilnahme der Segmente an der Bildung der Carunkel und Mundöffnung aufhört, einander völlig gleich gebildet. Jedes Segment stellt einen Körperring dar, dessen Bauchflache eine fast plane Ebene bildet, wahrend die Rücken- flache sich hoch convex wölbt. An den Seitentheilen des Segmentes ist kein besonders abgesetz- ter Ruderfortsatz mit eigner Höhlung angebracht, sondern die ganzen Seitenlheile des Segmental- ringes selbst sind so umgestaltet, dass sie die Functionen übernehmen , welche sonst den Ruder- fortsätzen zukommen. Hat man aus der Reihe der Körpersegmente einen Ring herausgeschnitten, so sieht man, dass nur im centralgelegenen Theile eine Leibeshöhle vom kreisförmigen Umfange auf dem Querschnitte vorhanden ist, welche die Eingeweide birgt, während die seitlichen Theile von Gewebsmassen so weit ausgefüllt sind, als auf dem Rücken der Bürstenbesatz steht. Diese gefüllten Seitentheile, welche die centrale Leibeshöhle begrenzen, sind es also, welche die Ruder- fortsatze vertreten. (Taf. I. Fig. 5.) Der Bürstenbesatz, welchen dieser stark nach der Bauchfläche hin abfallende Flan- kentheil auf seiner Rückenfläche trägt, setzt sich aus Cirren, Kiemen und Borsten zusammen. 1 z Ordo I. Nereidea. Diese bilden einen zusammenhangenden Kamm, dev über die Segmentseite zielit, ohne dass Ab- grenzungen darin vorhanden sind. Die Reihe der Kiemen ist auf der Ruckenflache wie nach der Bauchfläche hin durch einen Cirrus begrenzt, von denen der Bauchcirrus unter einem kleinen seitlich vorspringenden Höcker steht, der wie eine kleine Ruderlippe die Scheide zwischen Rücken- und Bauchflache zu bilden scheint. Ausser den zwei Cirren rechnet man zu ihnen noch einen dritten, der zwischen den Kiemen, und in unserem Falle zwischen dem zweiten und dritten Kie- menstammchen steht. — Die Borsten stehen in einer Reihe entlang den ganzen Seitenabhang des Segmentes und ragen über die Kiemen starr heraus. Ohne eine Abgrenzung ziehen sie bis zum Bauchcirrus und dem Höckerchen liier hinunter, und dann tritt auf der Bauchflache unter diesem Vorsprunge, den ich deshalb als Ruderlippe bezeichnete , noch ein dicht zusammengefasstes Bün- del gleichgeformter Borsten hervor. (Taf. I. Fig. 5.) Die an den Enden der Kiemenreihen stehenden Cirren sind cylindrische, fadenförmige Organe, die sich durch ihre Form von denen der Euphr. laureala, myrtosa, foliosa und poly- branchia unterscheiden , denn bei diesen allen haben sie eine verdickte Basis und spitzen sich pfriemförmig zu. Mehr übereinstimmend mit denen von Euphr. mediterranea und borealis zeich- nen sie sich am lebenden Thiere durch grosse Beweglichkeit aus ; ich sah die Rüeken- cirren fast immer hin und hergeschlagen und mannichfach gekrümmt. Sie sind die längsten aller Cirren, bisweilen so lang als die Kiemen; ihre Haltung ist nicht wie die der Kiemen aufrecht, sondern sie liegen meist flach auf der freien Rückenfläche. Die Baucheirren sind etwas kleiner. Unter stärkerer Vergrösserung (Taf. 1 Fig. 8) erscheinen diese fadenförmigen Or- gane auffallend hell und durchsichtig; ihr Inneres scheint hohl zu sein und eine feinkörnige Masse zu bergen. Die Haut ist dünn, auf der Oberfläche von einem gleichmässig dichten Besatz langer Cilien ringsum bekleidet; diese lebhaft wimpernden Haare sind so lang als die Dickendurchmesser des Cirrus, denn ich fand an einem 0,024""" dicken Bauchcirrus den Cilienbesatz von gleicher Länge. — - Was den sogenannten überzähligen Cirrus betrifft, der bei dieser Species zwischen dem zweiten und dritten Kiemenstämmchen von der Rückenfläche entspringt, so ist das ein über- einstimmend gebauter cylindrischer Fortsalz, der mit seinem freien Ende unter der Oberfläche der sich verästelnden Kiemenzweige verborgen bleibt. Die Organe, welche man Kiemen nennt, sind es, die vorwiegend den eigenthümlichen Bürstenbesatz auf den abfallenden Seitentheilen der Rückenfläche bilden. Ihre nach oben ge- richtete büschelartige Ausbreitung erschwert die Erkennung ihres Baues, zumal bei Thieren, die so klein sind, wie das mir zu Gebot stehende. Ich fertigte mir deshalb Querschnitte des Körpers an, durch welche ein ganzes Segment aus der Verbindung mit den übrigen gelöst wurde (Taf. I. Fig. 5). An solchen Segmenten sieht man, dass unter den dichten Endigungen der Kiemen in fast gleichmässigen Abständen voneinander sieben cylindrische Stämmchen, die Träger der Kiemen- enden, stehen. Das gerade aufwärts gerichtete Stämmchen, dessen Länge auf einem der mittleren Farn. Amphinomea. Gen. Euphrosyne. 73 Segmente bei der am weitesten medianwärts stehenden Kieme 0, 108""". dessen Dicke 0,0'; """ mass, theilt sieh bald in zwei gleich starke Aste, aus denen durch fortgesetzte dichotomische Theilung ein Büschel von Verzweigungen hervorgeht, welche nach allen Richtungen hin sich aus- breiten, vorwiegend aber nach oben streben. Die Höhe der ganzen Kieme, von der Bückenfläche bis zur Spitze des Büschels, war 0,378""". So hat man bei der Ansicht von oben dicht in einander gedrängte gabelförmig getheille Endzweige, von denen jeder mit einer Verdickung abschliesst, die einen spindelförmigen, am Ende stark zugespitzten Körper darstellt, den ich wegen seiner Form als Knospe bezeichne. Am ausgebildetesten sind diese Kiemen offenbar an allen Segmenten aus der Mitte des Körpers, und hier scheinen die medianwärtsslehenden eine etwas reichere Entfal- tung zu haben als die auf den Randtheilen der Segmente. An einem reich entwickelten Kiemen- büschel, den ich auf seinem Stammchen isolirt vor mir hatte, zahlte ich über zwanzig in den ver- schiedensten Ebenen liegende Knospen. Eine solch reiche Verästelung der Kiemen kommt bei der Mehrzahl der Euphrosynen vor (Euphr. laureata, myrtosa, foliosa, polybranchia), auffallend arm erscheint dagegen die Kieme bei Euphr. mediterranea Gr., wo Gribe dies Verhalten auch im Texte erwähnt, und bei Euphr. borealis (Örst.); verästelte Kiemen fehlen ganz bei Euphr. cirrala (Sabs). — Auf den vorderen und hinteren Segmenten ist die Zahl der Kiemenstammchen vielleicht geringer, da die Breite des ganzen Besatzes geringer ist ; die Verästelung in der Endausbreitung ist jedenfalls ärmer. Was die histologischen Eigenschaften der Kieme betrifft, so ist, so viel ich gesehen habe, diese zunächst eine Fortsetzung der allgemeinen Körperbedeckung. Bei Anwendung stärkerer Vergrösserung bemerkt man dann, dass der Kiemenstamm ringsum auf seiner Oberfläche einen gleichmässigen Besatz von kurzen Flimmerhaaren trägt. (Taf. I. Fig. 6). Ich habe nicht gesehen, dass der Besatz sich auf die Verästelungen fortsetzte, und am wenigsten, dass die Endknospen, welche ich am lebenden Thiere darauf hin untersuchte, Flimmerhaare trugen, wie das bei den grossen Knospen an den Kiemen der Euphr. polybranchia nach Schmarda der Fall ist. — Unter der Haut des Kiemenstammes sieht man auf deren Innenfläche deutliche, ringförmig verlaufende, schmale Muskelfasern, wie es scheint, in einfacher Schicht. Ich vermuthe, dass sich auch der Länge nach verlaufende Fasern sicherer werden nachweisen lassen, als es mir gelungen ist ; es schien mir, als ob aus dem Körperinnern Längsfasern mit in den Kiemenstamm hineinträten. Jedenfalls ist dieser Tlieil der Kieme bewegungsfähig , ich sah ihn sich dehnen, verkürzen, und nach verschiedenen Richtungen hin beugen. Wie weit sich diese Fähigkeit auch auf die Veräste- ungen erstreckt, und wie weit man in diese hinein die Muskelfasern verfolgen kann, weiss ich nicht. — Die Endtheile der Kiemenäste zeigten im Innern Elemente, welche ich im Stamme nicht gesehen habe. Die Knospe ist der Endlheil jedes letzten Kiemenzweiglein, durch grössere Dicke als dieses vor ihm ausgezeichnet; ihre Länge betrug in einem Falle 0,08 1 mm. Die Wandung ist hier dünn und durchscheinend ; man sieht daher in ihrem Innern zellenartige Körper meist eckig, sonst von mannichfacher Form und ungefähr 0,0108""" gross, wandständig an der inneren ElILEUs. Borstenwümier. 10 74 Ordo I. Nereidea. Oberfläche liegen fTaf. I. Fig 7). Ähnliche Gebilde liegen weniger deutlich im Innern der vorher- gehenden Endverzweigungen. Nur Schmarda hat bei seiner Euphr. polybranchia die Kiemen mi- kroskopisch untersucht und ahnliche Gebilde in ihnen gefunden ; ihr Vorkommen möchte daher wohl noch weiter verbreitet sein. Schmarda ist es auch, der in die Axe der Kiemen Blutgefässe aus der Leibeshöhle hat eintreten sehen und verfolgt hat; dadurch wird die Benennung »Kiemen« gerechtfertigt. Doch möchte ich fast verinuthen, dass diesen Organen noch eine andere Function zukommt, die von ihnen vielleicht mit Hülfe der genannten zellartigen Körper vollzogen wird. Das Thier ist nämlich im Leben von einer dünnen Schicht, einer glashellen Schleimmasse, be- deckt, und es schien mir nicht unwahrscheinlich, dass der Sitz der Absonderung dieses Schleimes in den Endknospen zu suchen sei. Immerhin würde diese Aufgabe wohl aber nur als eine neben- sächliche anzusehen sein, und die Anwesenheit von Blutgefässen in ihnen, sowie die Analogie mit den Kiemenfortsätzen anderer Amphiuomeen lassen über ihre wesentliche Bedeutung keinen Zweifel. Von den Gebilden der Rückenoberflache bleiben mir jetzt noch die Borsten zu schil- dern (Taf. I. Fig. 9, 10, 11). Neben den Kiemenstammchen ragen sie spiessig hervor, über die Kiemenbüschel noch hinausstarrend, nicht ohne eine regelmässige Vertheilung, sondern in einer den Kiemenstammchen parallelen Reihe. Ihre Verbreitung hier auf der Rückenfläche neben den Kiemen ist eine nach den Species verschiedene. Bei Euphr. laureata (Sav.) sind sie median- wärts auf einen Bezirk beschränkt, der nicht über die beiden ersten Kiemenstammchen hinaus- reicht; bei allen andern greifen sie weiter lateralwärts ; bei Euphr myrtosa ist der Raum der beiden äussersten Kiemenstammchen, bei E. foliosa (Aun.etEow.), mediterranea (Gr.) und borealis (Örst.) nur der des letzten Kiemenstammchen frei gelassen; bei Euphr. polybranchia (Schm.) stehen zwischen allen Kiemen Borsten. Dieser schliesst sich in diesem Puncte auch die von mir beobachtete Art an ; doch muss ich hinzusetzen , dass ich nicht auf allen Segmenten die Borsten in der ganzen Ausdehnung des Kiemenbesatzes bis zu der Ruderlippe habe hinabziehen sehen, sondern bisweilen auch den Bereich. des letzten Kiemenstammchen frei gefunden habe. — An der Ruderlippe treten nun die Borsten, wie bei anderen Anneliden, mehr zu einem Bündel ver- einigt heraus, seitwärts in der gleichen Ebene mit der Bauchfläche ausgestreckt; je weiter ventral die Borsten dieses Bündels hervortreten, um so kürzer sind sie. — Die Borsten sind alle einfach, mit zweizinkiger Spitze; nach dem Bau dieser Zinkenspitze treten aber zwei verschiedene For- men auf. Alle Borsten, welche bündeiförmig an dem Höcker nahe der Bauchfläche austreten, so wie ein Theil der zwischen den Kiemen stehenden, stimmen in der Form überein. Die schlanke, glashelle Borste theilt sich am Ende in zwei glatte Zinkenspitzen, von denen die eine Spitze, welche als Forlsetzung des Hauptborstenstieles erscheint, gerade gestreckt . oder nur schwach ge- krümmt, und fast dreimal so lang (0,07 4°""' als die andere ist; diese kürzere Spitze geht an der Gabelungsstelle wie ein gerader 0,022""" langer Dorn divergirend ab (Taf. I. Fig I 1). Die zweite Borstenform, welche nur auf der Rückenfläche zwischen den Kiemen steht, ist gleichfalls schlank. Farn. Amphinomca. den. Euphrosyne. 7-'i glashell und zweizinkig; an der Gabelungsstelle ist sie aber geschweift, und geht in zwei Spitzen auseinander, von denen die grössere 0,0SS",m lange kaum um die Hälfte die andere 0,044""" lange überragt. Beide Zinkenspitzen divergiren nur wenig, und die grössere biegt dann in der Höhe des Ende der kürzeren plötzlich divergent nach aussen. Das auffallendste ist nun, dass beide Zinkenspitzen auf den Flachen, welche sie einander zukehren, sägeförmig eingekerbt sind, wie die Einschnitte auf einem Feilenblatte; der abweichende Endtheil der grösseren Borste ist dann aber wieder glatt. Im allgemeinen stimmt diese Form mit der gleichfalls gekerbten von Euphr. foüosa (Ai'D. et M. Edw.); doch divergiren bei dieser beide Zinken mehr und der grössere ist bis zu seiner Spitze gekerbt ; in ahnlicher Weise scheinen auch bestimmte Borsten von Euphr. arma- dillo (Sabs), cirrala (Saks), borealis (Übst.) sageartig gezahnelt zu sein. — Die Borsten sind allem Anscheine nach hohl, und der Canal erstreckt sich bis in die Spitze jeder Zinke. Was die Höh- lung enthält, kann ich nicht angeben, Sciimarda fand im Innern der Borsten seiner Euphr. poly- branchia eine goldgelbe Flüssigkeit. Vergebens habe ich im Innern des Körpers nach einer Acicula gesucht, denn ich hatte geglaubt, eine solche wenigstens an den ventralen Borsten , die auch im Innern des Körpers ein dichtes Bündel bilden, zu finden ; doch waren meine Bemühungen vergebens. Dagegen fand ich unter dem borsten- und kiementragenden Theile eine eigentümliche Anordnung der Muscula- tur. Auf den Querschnitten (Taf. I. Fig. 5) sah ich das Innere dieser Seitentheile ganz von Muskelfasern erfüllt, wahrend an den übrigen Abschnitten des Segmentalringes Muskeln nur als quer- und längslaufende Schicht unter der Körperwand lagen. In dieser die Seitentheile ausfüllen- den Muskelmasse fiel mir die Anordnung zumeist auf: starke Muskelbalken zogen von der Bauch- flache aufwärts durch den Binnenraum gegen die innere Oberfläche der Rückenwand dieses Thei- les; ehe sie diese erreichen entfaltet sich der Muskelbalken zu divergirenden Fasern, die dann radienartig gegen ihre Insertionsstellen an dieser Fläche hinziehen. Dazwischen hinein ragen die Wurzeltheile der Borsten, vielleicht in Beziehung zu dieser Musculatur tretend ; und in das Innere der Kiemenstämme sieht man aus dem Gewirr der Muskelfasern helle Züge treten, viel- leicht Gefässe, die von Muskelfasern begleitet in die Axe des Stammes eintreten. Der Abschluss des Körperendes wird durch zwei auf der Endfläche des letzten Segmen- tes befestigte Aftercirren vollendet (Taf. I. Fig. 2). So bezeichne ich die beiden analen An- hänge, welche in ihrer Form mit den Cirren, die die Segmente auf ihrer Bückenfläche tragen, allerdings gar keine Ähnlichkeit haben. Es sind vielmehr zwei runde scheibenförmige Körper, die von einem kurzen dicken Stiele getragen werden, im Ganzen etwa von der Länge des letzten Segmentes. Bei der Ansicht von der Rüekenfiäche verstecken sie sich oft unter dem Kiemenbe- satze des letzten Segmentes und kommen daher besser bei der Betrachtung der Bauchfläche zu Gesicht. — Ich kenne solche Aftercirren nur aus den Abbildungen der Euphr. laureata, myriosa und foliosa, glaube aber, dass sie wohl allen zukommen und nur übersehen sind. Die Eingeweide, welche die Körperhöhle birgt, untersuchte ich am lebenden liiere, 10* 7(3 Ordu I. Nereidea. mit Hülfe der allmählich einwirkenden Compression , welche das Thier durchsichtig machte, ohne es absterben zu lassen. Von ihnen ist der Verdauungstractus Taf II. Fig. I), nach dem Räume, welchen er ausfüllt, das ansehnlichste. Hinter der Mundöffnung, welche, wie erwähnt, \om dritten bis zum fünften Segment in der .Medianlinie der Bauchfläche als Spalt verlauft, liegt durch eine ganz kurze dünnhäutige Rüsselröhre mit dem Rande der Mundöffnung verbunden, ein fast den ganzen Mittelraum der Segmentalhöhlung einnehmender Magen, welcher vom fünften bis ins zehnte Segment hinein- reicht. Dieser Theil des Darmcanales ist ein rein c\ limbischer Körper von hellgelber, glänzend durchscheinender Färbung, dessen Längsdurcbmesser nur um ein Drittel den der Dicke übertrifft; vor den übrigen Theilen des Darmtractus zeichnet er sich durch das derbe Ansehen aus , welches ihm die sehr dicke. Magenwand verleiht. An seinem vorderen Ende, fast unmittelbar hinter der Mundöffnung, umgiebt seinen Eingang ein Kranz länglicher, an der Spitze abgerundeter Papillen, welches die vordersten Ausläufer der Magenwand sind; das hintere Ende erscheint stumpf abge- stutzt. Die Wandung des Magens ist sehr dick, sie hat die erwähnte hellgelb durchscheinende Färbung; nahe hinter dem Vorderende zeigt die Oberfläche ringförmig laufende feine Furchen, die bis zum hinteren Ende sich fortsetzend der Fläche das Ansehen geben, als sei sie aus hinter- einandergelegenen hreiten Bändern zusammengesetzt, und welche ich für eine stark entwickelte Ringmusculatur halte, die den grössten Theil der Wanddicke ausmacht, Durch Pressen wurde der Magen so durchsichtig, dass auf seiner inneren Oberfläche ungefähr in der Mitte der Länge deutlich ein ringförmiger Streifen erkannt wurde, der mit meist reihenweis geordneten kegelför- migen Körperchen von nur (1,0 I04mm Höhe besetzt war. Ob diese kleinen Vorspränge die Bedeu- tung von Zähnchen hatten und eine Magenbesvaffnung andeuteten, oder ob sie nicht eher die ■ö Function von Drüsen übernehmen , habe ich nicht entscheiden können. — Dass ein solch derber Darmtheil im Anfange des ganzen Tractus liegt, wissen wir aus den Abbildungen von Eupkr. laureata, myrtosa und folinsa. wo er aus der Mundöffnung vorgestülpt ist; besser noch zeigt das die von Sciimarda gelieferte Anatomie seiner Euphr. polybranchia. Was in den Zeichnungen der französischen Forscher auffällt, und was auch aus der von Scbmarba gegebenen Beschreibuni: hervorgeht, ist, dass der vordere Theil des ausgestülpten Rüssels starke Längskerben tragen soll. Bei meinem Thiere halte ich solche nicht gesehen, dagegen den Kranz von Papillen gefunden, der sonst von keiner anderen Species erwähnt ist, Sciimarda beschreibt dann von seiner Euphmsyne im ersten Drittel des Magen eine Bewaffnung mit schwarzen hornartigen Zähnen und dahinter helle, gelbe, viereckige Vorsprünge, deren Analoga ollenbar in dem bei meiner Art auf einen schmalen ringförmigen Streifen beschränkten kleinen Kegelchen zn suchen sind. An diesen dickwandigen Magen schliesst sich in unmittelbarer Fortsetzung ein häutiger Darmtheil von dergleichen hellgelben, durchscheinenden Färbung. Er verläuft nach rückwärts bis ans vierzehnte Segment, indem er sich schwach kegelförmig verjüngt, wobei seine Wand in Falten gelegt zu sein scheint, welche alle die Richtung nach hinten und medianwärts haben. Am Farn, Amphinomea. Gen. Euphrosyne. 77 vierzehnten Segmente schlügt sich dieses Darmstüek, welches zunächst unter der Rückenoher- lläche liegt, gegen die Bauchseite hin um, und steigt als dünnerer Canal nach vorn bis zum hin- teren Ende des dickwandigen Magens. Hier erfolgt eine neue Umbiegung nach unten und hinten, und damit zugleich der Übergang in einen weiten Dannabschnitt, der fast bis ins Ende der Kür- perhöhlung, bis ins zweiundzwanzigste Segment, nach hinten reicht. Dieser Daimtheil ist dünn- wandig, ausgezeichnet durch seine gelbe Färbung, welche von einem auf der inneren Oberfläche liegenden Zellbeleg herstammt. Er behalt vom Anfang bis zu Ende fast dieselbe dem Magen gleiche Breite, bekommt aber einen Zuwachs seiner Capaeität dadurch, dass an seinen Seitentheilen die Wandung in taschenförmige Aussackungen vorgetrieben ist, von denen die grössten noch dazu ein etwas kolbig erweitertes Ende haben. Diese Aussackungen sind sehr ungleich; wahrend ich auf der einen Seite fünf ansehnliche Vortreibungen sah, waren von den gegenüberstehen- den nur eine gleichgross, die anderen fünf nur niedrige abgerundete Ausbuchtungen. Es schein! mir daher nicht unwahrscheinlich, dass diese Darmtaschen nicht constant sind , sondern ein nach dem Füllungs- und Contractionszustande wechselndes Verhalten haben. — Die Bildung eines mit Aussackungen versehenen Darmtheiles erinnert an das gleiche Verhalten, welches der Darm der Aphrodileen zeigt; und kann für die Stellung der Thiere im System einen Fingerzeig geben. Dieser Darmtheil, wie wohl bis ins Ende der Körperhöhle reichend, tragt doch nicht die After- öffnung. Aus seiner unteren Fläche geht ein heller, dünner Enddarm hervor, läuft anfangs nach vorn fast bis zur Höhe des hinteren Magenendes, und biegt dort um, um nun mit einem gleich dünnen rucklaufenden Darmschenkel zu der am Körperende liegenden Afteröffnung zu gelangen. Eine Vergleichung mit der Anatomie , welche Scn.MAitDA von Euphr. polybranchia ge- liefert hat, ergiebt einige bemerkenswerthe Unterschiede. Es folgt dort am hinteren Ende des Magen, wie es sich aus der Abbildung ergiebt, ein krausenartig gefaltetes Stück, über dessen Be- deutung der Text keine Erläuterung verschafft. Daran schliesst sich, unvermittelt durch ein nach vorn rücklaufendes Stück, der weite Darm, welcher einen in Gruppen vertheilten Zellbeleg besilzt, und im hinleren Theile unregelmässig gestellte kurze Ausstülpungen von Kegelform auf seiner Oberfläche trägt, dadurch an die taschenförmigen Aussackungen erinnernd, wie ich sie beschrieb. Dieses Darmsfück reicht nun nicht bis ins letzte Ende der Körperhöhlung; aber es endet wie bei meiner Species damit, dass sich ein Enddarm daran schliesst, der auf der Bauchseite zuerst ein Stuck nach vorn läuft, und dann mit einem rücklaufenden Schenkel zum After fuhrt; nur ist die- ser zweischenklige Enddarm relativ bedeutend kürzer, als wie in dem von mir beobachteten Thiere. Im allgemeinen herrscht also Übereinstimmung : auf den dickwandigen Magen folgt ein weiter mit Aussackungen besetzter und Zellbeleg tragender Darm , von dem ein dünner doppel- läufiger Enddarm zum After führt. Über die Bildung der Geschlecht sproduete und deren Form kann ich keinen Aus- schluss geben, da in der Leibeshöhle nichts davon zu entdecken war. Wohl aber konnte ich die 78 Ordo I. Nereidea. Segmentalorgane untersuchen, deren Form mich überraschte, da sie von derjenigen, wie sie mir von Polynoe bekannt war, welche man als verwandte Thierform anzusehen gewohnt ist, ganz- lich abweicht. Die Segmentalorgane finden sich fast in allen Korperringen, denn ich sah sie ohne Unterbrechung bis im zwanzigsten Segmente. Sie liegen dort paarweise in jedem zunächst unter der Rückenoberfläche, mit ihrer äusseren Mündung am medianen Rande des Kiemenbesatzes. Jedes dieser Organe ist eine langgestreckte zweischenklige Röhre, die vom Aufhängepunct an der äusseren Mündung sich unter der Rückenwand nach hinten wendet und wohl zwei oder drei Seg- mente durchzieht. Die beiden Röhrenschenkel haben, ihre Endstücke ausgenommen, eine fast gleichmässige Dicke, die am grössten hinler den beiden Mündungen ist: ich fand sie hier als 0,054'"'"; sie sind zu einander so gelagert, dass sie gerade über einander liegen, und zwar der die äussere Mündung tragende Schenkel zunächst der Ruckenfläche, und gerade darunter, vielleicht der ganzen Länge nach mit ihm verwachsen, der zweite Schenkel mit der inneren Mündung. Reide Schenkel, der ausführende wie der einführende , sind im übrigen wesentlich von einander verschieden. Von der äusseren, am Rande des Kiemenbesatzes stehenden kreisförmigen Mündung, die einen Durchmesser von 0,0328""" hatte, geht der obere ausführende Schenkel als farblose, äusserst dünnwandige, cylindrische Röhre nach hinten und wird dabei ein wenig schmäler. Am hinteren Ende biegt sie um, und so entsteht der nun von hier nach vorn laufende untere, einfüh- rende Schenkel, der sich wieder gleichmässig etwas erweitert, nun aber dickwandig, und von schwach orangefarbenen Zellen pigmentirt wird ; seine Wand erreicht die grösste Dicke am vor- deren Ende, welches etwas zugespitzt und stärker gefärbt ist, frei in die Rauchhöhle sieht, und hier eine innere Mündung von 0,0108""" Durchmesser hat. Weder an den Mündungen noch im Lichten der Röhre habe ich Flimmerung gesehen. Diese Form des Segmentalorganes bei diesem Wurme zu finden, überraschte mich, da ich sie bei Würmern, die sonst keine Ähnlich- keiten im Bau zeigten, wie bei Clymene, den Terebellaceen. und einigen Serpulaceen, lratte kennen lernen. Schmarda hat bei seiner Art Segmentalorgane nicht beschrieben, dafür sind seine Mitthei- lungen über den Ort, wo die Geschlechtsproducte gebildet werden, beachtenswerth. In dünnhäu- tigen gewundenen, oft langen Schläuchen, in deren Axe ein Blutgefäss läuft, sollen sich die Eier entwickeln, und diese Schläuche sich zu grösseren Ausführungsgängen vereinigen, die neben dem After oder oben an den innersten Kiemen münden. Ob sich diese letztere Angabe von der Bil- dung wahrer Oviducte, welche ich bis jetzt als Ausnahmbildung unter den polychaelen Anneliden bezweifeln möchte, bei erneuerter Untersuchung bestätigen wird , ist abzuwarten. Die Bildung der Eier in langen Schläuchen erinnert au die Eibildung bei Aphrodite, wie sie zuerst von Pallas ' und von G. R. Treviranis- vermuthet und geschildert wurde; und in den Mündungen der Ovi- 1) Pallas, Miscellanea zoologica pg. 90. i) G. R. Treviranus, Zeitschrift für die Physiologie, herausgegeben von F. Tiedemann, G. R. Treviranus und I.. Cii. Treviranus. Bd. TU. 1829. 4. pg. 165. Tab. XII. Fig. II". 17. 18. Funi. Amphinomea. Gen. Euphrosyne. 7!) duete »an den innersten Kiemen« möchten vielleicht die äusseren Öffnungen gefüllter Segmental- organe zu suchen sein. Von einem Blutgefässsystem habe ich nur schwache Andeutungen gesehen; das Blut scheint völlig farblos zu sein und daher die Blutgefässe nur schwer sichtbar. Euphr. polybranchia hat rothes Blut, und von dieser hat Schmarda ein vollständiges Blutgefässsystem beobachtet, das aus drei Bauchstammen, von denen der unpaare Wundernetze am Darm bildet, und aus zwei Biickenstämmen besteht, welche in jedem Segment einen starken Querasl abgeben und von da aus die Kiemen speisen. Vom Nervensystem kenne ich nur den Bauchstrang, der ohne besondere Ganglienan- schwellungen zu machen, eine Breite von 0,1 I""" hatte; hinter dem Munde gabelt er sich, und wird so in Verbindung mit dem Hirn treten. Über dessen Form bin ich im Unklaren ; ich ver- muthe, dass es wenigstens zum Theil die Carunkel mit füllt. Ein eigenes Ganglion, Gentium eines Eingeweidenervensystemes, will Schmarda auf der Bückenwand des Magens gefunden haben. Ich erhielt das Thier, welches mir zu dieser Untersuchung diente, Ende Juli vom Ein- gange der Bucht von Martinsica bei Fiume. In der Glasschale kroch es auf dem Boden schwer- fällig und träge umher, die Bewegung ähnelte einem langsamen Gleiten. Wurde es durch Berüh- rung beunruhigt, so krümmte es sich nach Art einer Assel zusammen, oder bog plötzlich die bei- den Körperenden rasch nach oben; dabei contrahirte es sich, und verlor an Länge, die beim ruhigen Fortbewegen am grössten war. Zum Schwimmen war es unfähig ; wurde es vom Boden in das Wasser hinauf entführt, so sank es wieder zu Boden, wobei es höchstens nach der einen oder anderen Fläche hin sich krümmte. — Die Schleimabsonderung des Thieres habe ich erwähnt. — Ich habe lange geschwankt, ob ich das Thier als selbständige neue Species einführen oder einer der bekannten zuzählen sollte. Dann wäre nur die Wahl zwischen der Euphr. myrtosa (Sav. und Euphr. mediterranen (Gr.); Thiere, von denen es noch zu entscheiden ist, ob sie nur Varietäten oder gute Species sind. Es liegt nahe, dass ich ein gleiches Thier, wie die, welche Giu;re aus dem Quarnero untersuchte, vor mir habe, aber es finden sich doch Unterschiede von der Beschreibung, welche Ghube giebt, und es wäre nicht unmöglich, dass Grube selbst zwei verschiedene Formen gehabt hat, denn er giebt an, dass während bei den meisten Thieren die Endzweige der Kiemen einfach gewesen, bei einem sie in Blättchen ausgelaufen seien. Ich stelle daher vorläufig noch eine neue Species auf, und überlasse künftigen Untersuchern die Entscheidung, ob sie haltbar oder nicht besser zusammen mit der Euphr. mediterranen (Gr.) an Euphr. myrtosa anzuschliessen sei. Wodurch sich meine Art von den übrigen unterscheidet, ist, abgesehen von der geringen Grösse und Segmentzahl und der wenig bedeutenden Zeichnung der Bückenfläche, die Form der Kiemen und der Borsten. Bei Euphr. myrtosa audmediterranea gehen vom Kiemenstamme nur wenige Äste aus, wäh- rend bei meiner Art jede Kieme ein sehr dichtes Büschel bildet, deren letzte Enden die auffallen- den Knospen sind, wie sie Euphr. foliosa (Aid. et M. Edw.) zeigt. Auf die Vertheilung der Bor- 80 Ordo I. Nereiden. sten, welche auf der Rückenfläche stehen, will ich wenig Gewicht legen, da sie, soviel ich gese- hen, verschieden weit nach der Bauchfläche hinziehen; dagegen scheint mir bedeutsam, dass zwei verschieden geformte Borsten vorkommen, denn es ist nicht anzunehmen, dass dies bei Euphr. fnliosa wieder vorkommende Verhalten von Grvbe bei Euphr. medüerranea übersehen sein sollte. Die beiden kleinen Fühler am Vorderrande, die Gribe bei Euphr. medüerranea beschreibt, kommen. wie er selbst bemerkt, vielleicht allen Euphrosynen zu ; das gleiche gilt wohl von den Aftercirren, welche Gribe nicht erwähnt, und von dem Höcker an der Seitenwand der Segmente, welche ich als Ruderlippe ansprach. — Von Euphr. foliosa (Aid. et M. Edw.), mit der meine Art sonst viel übereinstimmt, unterscheidet sie die verschiedene Stellung des überzähligen Citrus, der bei jener zwischen dem vierten und fünften Kiemenslämmchen steht. Chrysopetalea nov. fani. Xqvoos b, Gold, ntrukov 16, Blatt. Kopflappen deutlich abgesetzt mit Augen und Fühleranhängen; das folgende Segment mit Fühlercirren ; die Segmente mit gleichmassigen Anhängen ausgestaltet; auf dem Rücken jedes Segmentes Paleen. A. Körper kurz, mit wenig Segmenten. (i) Das Ruder unter dem Paleenfächer hat nur ein Borstenbündel. «) Kopflappen mit drei Fühlern und zwei Palpen. Erstes Segment jederseits mit vier Fühlercirren. Chrysopetalum n. gen. Chr. fragile n. sp. ?Chr. debile. Palmyra debilis Gribe. (Beschreibung neuer oder wenig gekannter Anneliden. Archiv für Naturgeschichte. Jahrgang 21. 1855. I. pg. 90. Taf. III. Fig. 3, 4, 5.) ß) Kopflappen mit drei Fühlern. Erstes Segment mit zwei Fühlercirren jederseits. Paleanotus Schmarda. Paleanolus chrysolepis Schmarda. (Neue wirbellose Thiere a.a.O. p. 163. Taf.XXXVlI. Fig. 326— 329.) b) Das Ruder unter dem Paleenfächer hat zwei Borstenbündel. ? Palmyra Savigny. Palmyra aurifera Savigny. (Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 16.) B. Körper gestreckt mit zahlreichen Segmenten. Ruder zweiästig. Bhawania Schm. Bhawania myrialepis Schm. (Neue wirbellose Thiere I. II. a. a. O. pg. 164. Fig. 323—325.) Farn. Ckrysopelalea. Gen. Chrysopelahm 81 ClirvMt|)H;ihim n. gen. Körper aus wenig Segmenten zusammengesetzt, kurz, fast gleich breit. Die gleich— massig ausgestatteten Segmente tragen jederseils auf dem Rucken einen Fächer von Pa- leen ; Ruder mit einem Borstenbündel ; Kopflappen mit drei Fühlern und zwei Palpen; erstes Segment, mit vier Fühlercirren jederseits. (1irvso(>f1;il(im fragile n. sp. Kopflappen mit vier Augen; der unpaare Fühler kürzer als die paarigen, auf keinem Basalstücke sitzenden ungegliederten , Palpen gleichmässig dick gedrungen ; auf dein ersten von oben nicht sichtbaren Segmente vier Fühlercirren jederseits, von denen je zwei auf einem Basalstücke stehen. Ruder mit Rücken- und Bauchcirrus; und gegen 20 zusam- mengesetzten Borsten, deren Endanhang eine fein gezahnelte Schneide hat. Paleenfächer sich dachziegüll'brmig deckend, die Mitte des Rücken frei lassend; goldglänzend. — 34 Segmente 5mm lang — Quartiere Mir kam in Fiume gar nicht selten ein kleiner Wurm unter die Hände, der durch die fächerartig ausgebreiteten glänzenden Paleen sich gleich als Angehöriger einer besonderen Gruppe auswies. Es gelang mir von seinem äusseren, weniger vom inneren Bau ein ziemlich vollständi- ges Bild zu erhalten, da ich das, was ich bei der Untersuchung des lebenden Thieres übersehen hatte, an den in einer Mischung von Glyceiin und Seewasser eingeschlossenen Thieren glücklich ergänzen konnte. Der Wurm, der zuerst die Aufmerksamkeit durch einen schwach goldgelben Schimmer auf siel) lenkt, ist ein plattes gestrecktes Thier, und ohne Vergrösserung immer kenntlich durch den vom Kopf bis zum After fast ganz gleichen , im Verhältniss zur Länge nicht unbedeutenden Breitendurchmesser. Sucht man ihn mit Hülfe einer feinen Pipette aus dem Wasser auf den Ob- jeetträger zu übertragen, so erfährt man bald, dass man mit grosser Behutsamkeit und Vorsicht zu Werke gehen muss, denn bei einer unvorsichtigen Berührung zerbricht der Körper sofort in oft viele Stucke. Daher mag es kommen, dass man so oft verstümmelte Exemplare erhält. Ein voll- ständig erhaltenes, geschlechtsreifes Thier war 5""" lang und mit den Ruderfortsätzen I """ breit ; ich zählte an ihm hinter dem Kopfe 33 borstentiagende Segmente, von denen die letzten unter dem Vergrösserungsglase etwas andere Dimensionen als die vorhergehenden zeigten. Am Kopfe zeigten sich verschiedene nach vorn gerichtete Fortsätze, während die Ruckenfläche und die seit- lichen Ruderfortsätze fast ganz von den Paleen verdeckt waren. Die Farbe der Thieres war ein helles , durchscheinendes Gelb , die auf dem Rücken ausgebreiteten Paleen hatten einen starken Goldglanz. Der Kopflappen (Taf. II. Fig. 3; ist eine ovale Scheibe, mit platter Unterseite und massig kissenartig gewölbter Oberseite ; der grösste Durchmesser des Ovals steht rechtwinklig zur Längsaxe des Thieres und übertrifft den Längsdurchmesser um ein Drittel. — Auf der oberen Fläche des Kopflappen stehen vier rolhbraune Augen, runde Pigmentflecke, in denen ich keinen lichtbrechenden Körper fand ; sie sind in Form eines Rechteckes angeordnet, zwei ein wenig klei- Khlkiis. Boifitenwürmer. 1 1 82 Ordo I. Nereidea. nere stehen nahe am vorderen Rande, die beiden anderen in gerader Linie hinter ihnen am hin- teren Rande des Kopflappen; der Abstand beider Augenpaare von einander ist fast doppelt so gross als der der einzelnen Augen jedes Paares untereinander. Von der Flache des Kopflappen entspringen wie bei Polynoe fünf Fortsätze, drei Fühler und zwei Palpen« Die Fühler sind ein nnpaarer und zwei paarige. Der unpaare Fühler, welcher leicht zu übersehen ist, entspringt in der Medianlinie der Oberfläche des Kopflappen etwas vor seiner Mitte. Es ist das ein kurzes, fast stummeiförmig zu nennendes Gebilde, welches wenn es nach vorn hin auf den Kopflappen niedergelegt wird, kaum über dessen vorderen Rand hin- ausragt. Gegen die Flache des Kopflappen ist es nicht abgesetzt, sondern erscheint wie eine kegelförmig sich zuspitzende Vortreibung, die kaum den Namen eines Fühlers verdient. Ich glaubte lange einen verstümmelten Fühler vor mir zu haben; allein die Gleichförmigkeit, mit wel- cher dieser Anhang auftritt, und zumal seine völlig unverletzt aussehende Zuspitzung belehrten mich eines Besseren; dass es nicht etwa das basale Stück sein könne, von dem der eigentliche Fühler abgebrochen, dafür spricht der Umstand, dass die übrigen Fühler ohne Basalstück entsprin- gen. — Die paarigen Fühler entspringen noch von der Oberflache des Kopflappen, aber unmittel- bar an dessen vorderem Rande vor den vorderen Augen. Ohne ein gesondertes Basalstück gehen sie mit etwas anschwellendem Anfangstheile vom Kopflappen ab, und verschmalern sich ungefähr in der Mitte ihrer Lange ziemlich rasch zu dem dünnen, fast fadenförmigen Endtheile. Ihre Lange übertrifft um etwas den Langsdurchmesser des Kopflappen. Die Fortsatze, welche ich Palpen nannte, entspringen von der Unterflache des Kopf läp- pen nahe hinter dem vorderen Rande. Es sind das dicke gedrungene, nach vorn nur wenig schmaler werdende Glieder, welche fast so weit als die paarigen Fühler nach vorn hinausragen. An ihrem Ursprünge sind sie so breit , dass sie , in der Medianebene nur wenig von einander ge- trennt, beinahe die ganze Breite der Unterflache des Kopflappen hinter dem Yorderrande einneh- men. Nach vorn verschmalern sie sich nicht viel und enden mit breit abgestumpfter Flache, deren laterale Kante oft etwas nach aussen erweitert ist. Von den glatten Fühlern unterscheiden sie sich, abgesehen von ihrer plumpen Form, noch durch die queren Furchen, womit ihre Oberflache gerunzelt ist. Jederseits neben dem Kopflappen ragen vier nach vorn gestreckte Fortsatze hervor, die wie die unpaaren Fühler geformt sind und nach vorn so weit wie diese hinaus reichen Taf. IL Fig. 3). Es sind das Fühlercirren , welche zu je zwei auf einem basalen Stücke entspringen, so dass von jeder Basis ein dorsaler und ein ventraler Fühlercirrus abgeht. Die vier Wurzelstucke dieser acht Fühlercirren sind cylindrische Fortsatze von der Lange des Kopf läppen, sie gehen von der Seitenwand des ersten Segmentes ab. als Fortsatze, die neben der Mundöffnung entspringen, und stehen so neben einander, dass der am weitesten nach aussen gewandte höher als der andere liegt. Auf der Rückenflache dieses oberen der seitlichen Fortsatze steht ein kleines Bündel jener als Pa leen bezeichneten Borsten . die weiter unten ausführlicher beschrieben werden; es sind Farn. Chrijsopetalea. Gen. Ghrysopetalum. 83 wohl nicht mehr als acht solcher Borsten, die sich fächerförmig ausbreiten, abweichend von den Paleen der folgenden Segmente nach vorn gerichtet sind, und mit den grössten, welche der Me- dianlinie am meisten genähert sind, gewölbt über die obere Flache des Kopfkippen hinüberragen. — Der eigentliche Körper dieses ersten Segmentes, welches seitlich die vier Paar Fühlercirren trägt, ist von oben her nicht sichtbar; hier stösst der hintere Rand des Kopf läppen fast unmittel- bar an den Vorderrand des zweiten Segmentes. Die Ansicht des Thieres von der Bauchseite her zeigt, dass das erste Segment vorwiegend dazu dient, den Eingang in den Schlund zu umgeben ; und nur undeutlich vom nächsten Segment gesondert ist. Die Segmente, welche nun folgen, sind durchaus gleichförmig gebaut. Diese Gleich- förmigkeit erstreckt sich für den bei weitem grössten Theil auch auf die Grössenverhältnisse. Jedes Segment ist ein nur kurzer Körperabschnitt mit platter Bauchflache und gering gewölbter Rücken- tlache; seine Breite ist viermal so gross al&die Lange. Die einzelnen Segmente sind an den Sei- ten nicht vorgewölbt und daher wenig gegen einander abgesetzt ; nur die Ruder und deren An- hange zeichnen sofort das Gebiet eines Segmentes aus. An den letzten Körpersegmenten tritt darin eine geringe Abweichung ein; die Segmente sind weniger breit, und verhältnissmässig lan- ger, vor allem aber zugleich deutlicher von einander abgesetzt, so dass der Endtheil des Körpers nicht bloss eine geringe Verjüngung, sondern auch eine deutlichere Gliederung erkennen lässt. An den Segmenten nimmt die höchst eigenthümliche Verlheilung der Borsten und ihre Stellung zum Ruder unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. An den Seilen tragt jedes Segment ein ansehnliches Ruder, das mit Ausnahme weniger vorderer auch nach vorn gerichteter, gerade seitwärts ausgestreckt ist , und zwar an allen Segmenten in einer der Segmentbreite gleichkom- menden Ausdehnung. Das Ruder trägt in gewöhnlicher Weise ein Borstenbündel, so wie einen Bauch- und Rückencirrus. Die Eigenthümlichkeit nun besteht darin, dass über der Ruderbasis und somit auch über dem Rückencirrus noch ein zweites Borstenbündel steht, eben jene schon er- wähnten, facherartig ausgebreiteten Paleen (Taf. II. Fig. 4). Aus einer niedrigen aber breiten rundlichen Hervortreibung der Ruckenfläche unmittelbar über der Abgangsstelle des Ruders treten diese Borsten aus, und legen sich gleich so fächerartig übereinander, dass die Linie ihrer Endspitzen einen von der Mitte des Segmentes bis auf oder über das Ruder hinaus reichenden Bogen beschreibt. Fasst man den Borstenlacher als ein Gan- zes, so hat man eine nach hinten erweiterte und in diesem Theile gewölbte Decke, welche mit ihrer unteren concaven Fläche den grössten Theil des Segmentes und des Ruderfortsatzes deckt. Zugleich greift jeder Fächer so weit auf das folgende Segment hinüber, dass seine hinteren Enden über den Anfangstheil des hier austretenden Fächers lagern; während meistens ausserdem die beiden Fächer eines jeden Segmentes auch noch mit ihren medianwärts gekehrten Theilen etwas sich überlagern. So erinnert die Ausbreitung der Fächer an die sich dachziegelartig deckenden Rückenschuppen der Aphroditeen. Aber auch nur die Lagerung weist auf diese Gebilde hin, in allen übrigen Stücken erscheint der Paleenfächer als ein wahres Borstenbündel. Die Zahl der lt* 84 Ordo I. Nereiden. in einem Fächer siehenden Borsten beträgt auf den bei weitem meisten Segmenten ungefähr zwanzig; von diesen sind die mittleren jedesmal die grösslen, nach beiden Seiten des Fächers hin treten Kleinere auf. Von der allgemeinen Regel, dass alle diese Borsten nach hinten gerichtet sind, machen die schon erwähnten des ersten Segmentes und auch einzelne des zweiten eine Aus- nahme und sind nach vorn gewandt. — Die einzelne Borste (Taf. II. Fig. 5) erinnert , abgesehen von der Grösse, in ihrer Form an die Schuppen, wie sie sich auf den Flügeln der Schmetterlinge finden. Mit einem ganz kurzen, dünn zugespitzten Stiele sind sie in der Haut ihres Trägers ein- gepflanzt, dieses Wurzelstück schwillt kolbig an, bleibt aber eine solide Masse, die gerade aus der Oberfläche des Rückens hervorragt. Nun breitet sich die Borste plattenartig aus, wird allmählich breiter um am Ende plötzlich sich zuzuspitzen und so eine spateiförmige Gestalt zu gewinnen. Dieser plattenartig erweiterte Theil der Borste ist in zwei Ebenen gebogen. Zunächst vom ver- dickten Stiele sind die Ränder der Platte so aufgebogen, dass die Borste hier eine seichte, nach oben offene Rinne bildet, dabei ist aber der eine Rand in geringerem Maasse aufgebogen als der andere. Gegen die Spitze hin werden mit der zunehmenden Breite diese aufgebogenen Ränder niedriger, die Rinne damit seichter. Nun erfolgt allmählich eine Krümmung der Fläche nach, die am stärksten im breitesten Theile der platten Borste ist; die Convexilät dieser Krümmung sieht nach oben, die Concavität wölbt sich über der Rückenfläche des Segmentes, und zumal ist die Spilze meist ziemlich jäh nach unten gebogen. — Eine eigentümliche Sculptur in der Fläche der Borste macht besonders die Ähnlichkeit mit der Schmetterlingsschuppe aus. Von der Spitze der Palee gehen fünf schmale Linien aus, die fast wie feine Röhren aussehen; sie divergiren an- fänglich und ziehen dann in gleichen Abständen von einander über die Fläche gegen die Ver- dickung des Wurzelstückes. Die langgezogenen Felder, welche durch sie auf der Fläche der Borste begrenzt werden, sind von feinen dicht gestellten Queilinien gestrichelt. Am verdickten Theile des WurzelstUckes fehlen die längslaufenden Linien, dieser hat eine Sculptur als lägen auf ihm kleine quergestellte Höckerchen in der Fortsetzung der feinen Querstrichelung auf den Längsfeldern der Fläche. Der dünne cylindrische Anfangstheil des Wurzelstückes ist glatt. Noch ist zu erwähnen, dass die aufgebogenen Ränder der platten Borste zu kleinen scharfen Zähnen ausgeschnitten sind. — Unter starker Vergrösserung erscheint die Substanz der Borste glashell, durchsichtig, ihre Consistenz ist hart und spröde, unter Druck leicht brüchig. Ohne oder mit nur schwacher Ver- grösserung haben die Borsten eine gelbliche, goldglänzende Farbe. Diegrössten von ihnen waren 0,27mra lang und an der breitesten Stelle 0,02l6",ra breit.— Dass wir es in diesen Gebilden offen- bar mit wahren Borsten zu thun haben, an denen nur die Form und die Einpflanzung über dem Rückencirrus so auffallende Abweichungen darbieten, geht zur Genüge daraus hervor, dass in der Erhebung des Rückens, in welcher die Wurzeltheile dieser Borsten stecken, eine normal gebaute hellgelbe Acicula liegt, die um gut ein Drittheil kleiner ist als die in der Axe des Ruders gelegene ') 1) Die Form dieser Platlhorsten erinnerte mich auch an die Abbildung, weichet. Müller von den allerding« Fnw. Chrysopetalea. Gen. Clvhjsopetalum . 85 Das Ruder ist ein cylindriseher Fortsalz, an dessen freiem Ende die Ruckenflache zu einer kegelförmigen Lippe ausgezogen ist. Unter dieser Lippe tritt aus der Spitze des Ruders ein aus zwanzig Borsten bestehendes Bündel hervor, das in der Lange des Ruders selbst seitlich hin- ausgestreckt ist. Die feinen langen Borsten sind zusammengesetzt (Taf. II. Fig. 7); an der aus- gefallenen Borste maass ich die Lange des Stieles als 0,0918""" lang, den Anhang 0,054mra. Dieser Borstenanhang hat die Form, wie sie bei den SvIIideen die häufige ist; ein mcssei förmiges End- stück, dessen Schneide mit feinen haarartigen Zahnchen besetzt ist, articulirt mit kurzem Stiel in dem zweizinkig eingeschnittenen Ende seines Tragers. Der Trager ist ein feiner dünner Stab, auf dessen äusserer Hälfte eine nur bei starker Vergrößerung wahrnehmbare Querstrichelung steht, welche sich in die grössere der beiden Zinken, in welche die Spitze ausgeschnitten ist, nicht aber in die kürzere fortsetzt. In derAxe des Ruders liegt eine grosse helle Acicula, deren Spitze bis an das Ende der kegelförmigen Ruderlippe reicht, wahrend der Anfang über das Ruder hinaus, in den Segmental- raum hineinragt. Von der Rückenflache dieses Ruderfortsatzes entspringt an allen Segmenten ein Rücken- cirrus (Taf. IL Fig. 6), dessen Spitze über das Ruder fast bis zum Ende des Rorstenbündels geht. Auf einem grossen basalen Gliede von cylindriseher Form steht der eigentliche, den unpaa- ren Fühlern gleiche Cirrus, ein am Anfangstheile angeschwollenes, gegen die Spitze fadenförmig verdünntes Glied. Am Ende des basalen Stückes finde ich in seinem Inneren ein Packet zusammengewun- dener heller Schläuche, deren einzelner Durchmesser 0,00Gmm breit war. Ich kenne ihre Bedeu- tung nicht, vermuthe aber, dass sie die Function von Hautdrüsen haben Der Bauchcirrus, welcher kaum so weit als das Ruder selbst vorspringt, hat die gleiche Form wie der Riickencirrus, doch steht er ohne Vermittelung eines Basalstückes auf der Bauch- fläche des Ruders, etwas lateralvvärts von dessen Abgange vom Segmente. Bei einem Exemplare fand ich bei Betrachtung der Bauchseite, dass an der Basis des Ruders unter der Haut ein rothgelber Fleck lag, dessen eigentliches Wesen mir fremd blieb. Von den Segmenten, welche das wenig dünnere Ende des Körpers bilden, habe ich be- reits erwähnt, dass sie kleiner, und etwas stärker gegen einander abgesetzt sind. Das After- segment ist kurz, ihm fehlte ein Ruder während es noch einen kleinen Paleenfächer trug; zwei den Rückencirren gleiche Aftercirren ragten nach hinten. Der Verdauungstr actus beginnt an der Mundöffnung, welche auf der Bauchseite hinter dem Kopf läppen liegt, einer grossen Öffnung, wallartig von den Theilen des ersten und zwei- ten Segmentes umgeben. Es folgt darauf im Innern des Körpers ein dünnhäutiger Rüssel, der aller Analogie nach vorgestülpt werden kann, so dass der dahinterliegende grosse Magen mit. kolbigen Borsten des noch immer räthselhaften Thieres Mitraria geliefert hat. (Über verschiedene Formen vonSeetliie- ren. Müller's Arclm . Jahrg. I 854. pg.88. Taf.VI.) Vielleicht giebt das einen Anhallepunct für die Deutung desThieres. 86 Ordo I. Nereidea. seinem Vordertheil frei herausragt. Der Rüssel reicht bis an das fünfte Segment, dort schliesst sich der Magen an, der den Körperraum bis ins zehnte Segment hinein anfüllt. Es ist das ein mächtiger birnförmiger Körper, der seine Zuspitzung nach vorn wendet und nach hinten stark keulenförmig anschwillt, so dass er hier fast so breit als lang ist (Taf. II. Fig. 8). Sein Längs- durchmesser war 0,5""", seine Farbe hellgelb. Im vorderen Theile ist die Magenwand nur dünn, sie nimmt aber, je weiter nach hinten, um so mehr an Dicke zu, bis sie im hinteren Theile des ganzen Organes eine sehr bedeutende Mächtigkeit erreicht hat. Diese Dicke beruht auf der Ent- wicklung einer dicken Muskellage, deren einzelne Fasern von den Seiten her so untereinander verwebt sind, dass sie von aussen und vorn nach hinten und innen, von einer Seite zur anderen ziehend, sich unter spitzen Winkeln kreuzen. — Die innere Oberflache des Magens tragt einen Beleih von Körpern, die ich für einzellige Drüsenschlauche halte. Es sind ovale helle Ge- bilde, zum Theil mit deutlichem Zellenkern. Im Fundus des Magens liegen dicht gedrängt an der Wand die kleinsten, in welchen sich kein deutlicher Kern fand ; vor ihnen kommt dann eine Zone, welche von den grössten zusammengesetzt wird, wahrend unmittelbar hinter dem Eingange wie- der kleinere liefen. Alle sind sie so gelagert, dass sie mit ihrer Längsrichtung nach vorn und in das Lumen des Magens hinein streben ; am meisten tritt das an den grössten der mittleren Zone hervor, welche einen längsten Durchmesser von 0,0432ra'" haben. — So ausgestattet ist die Wand des Magens, welcher nun in seiner Höhlung noch zwei grosse wandständige Kiefer trägt. Die Kiefer sind gleich geformt, aber verschieden gelagert, indem der linke Kiefer auf der Innenfläche der unteren, der rechte Kiefer aber auf derjenigen der oberen Magenwand angeheftet ist. Jeder Kiefer ist ein solider Körper, von gelber Farbe, offenbar aus derbem Chitin bestehend: er ist ein im hintern Theile breiter, nach vorn scharf stiletartig zugespitzter Stachel von 0,3""" Länge, der mit einer mehr als die Hälfte seiner Länge einnehmenden, aber nur schmalen Platte an der Magen- wand befestigt ist, während die ins Lumen des Magens sehende Fläche zu einer breiten aber seichten Furche vertieft ist. Da wo der Kiefer angeheftet ist, fehlen auf der Magemvand die Drii- senschläuche. Die einzige Bewegung, welche die Magenbewafmung machen kann, besteht wohl nur darin, dass ihre stiletartigen Spitzen durch Contractionen des Magens und zumal des Magengrundes an der vorderen Öffnung hervorgetrieben werden; ich habe sie wenigstens einmal über den Eingang des Magens herausgeschoben gefunden. Eigentliche Kaubewegungen können sie wohl nicht machen ; ich möchte, ihnen eher die Function zuschreiben, ein zur Beute bestimm- tes Thier zu verwunden, und vielleicht spielen dabei die Schläuche, welche die Magenwand aus- kleiden, die Rolle eines gifterzeugenden Apparates . indem sie ein Secret in die Rinne der Kiefer hinein entleeren, welches beim Eindringen der Kieferspitzen in das ergriffene Thier hiniibergeflösst dessen Tod veranlasst. Diese vorgetragene Ansicht ist vorläufig nur eine Hypothese, bei der vor- ausgesetzt ist. dass dieser Wurm wie die Polynoinen und zahlreiche pol vchaete Anneliden Fleisch- fresser sei: mir wurde sie annehmbar, weil ich in ihr die beste Erklärung für die Form der Kiefer und die Anwesenheit der Drüsenschläuche fand. Farn Chi"ysopetalea. Gen. Chrysopelalum. 87 Vom zehnten Segment an beginnt der braune Darm, der in den einzelnen Segmenten wie bei Pylnoe zu Aussackungen von der Breite des Segmentes ausgedehnt ist . seine Farbe ist braungell). Bei einem Thiere fand ich den Darm hiervon abweichend gebaut, insofern in den ein- zelnen Segmenten der Darm nur massig erweitert, keineswegs aber zu Taschen ausgesackt war. Vielleicht sind das nur zeitweilige Unterschiede, die durch Contractilität der Darmwand oder durch den Füllungsgrad des Darmrohres veranlasst weiden. Der Wurm besitzt ein vollständiges Gefasss y stem , dessen Verfolgung nicht schwierig ist, da das in ihm circulirende Blut schön grün gefärbt ist. Körperchen habe ich in der grünen Blutflüssigkeit nicht wahrgenommen. Diese Blutflüssigkeit findet sich auch bei der wohl nahe stehenden, nur dem Namen nach bekannten Palmyra obscura (Fn. Müller).1) Was ich vom Gefasssystem gesehen, ist einfach : die Blutwelle geht von hinten nach vorn in einem unter der Bückenwand über dem Darm liegenden Längsstamm. Dieses Hauplgefäss gabelt sich am hinteren Bande des Magen, und schickt diese seine Äste neben dem Magen nach vorn. Beide Aste treten auf der Bauchflache des Thieres unmittelbar hinter dem hinteren Bande des Kopflappen zu einer Schlinge zusammen, welche quer über die Bauchfläche des ersten Seg- mentes lauft. Von dieser Schlinge geht in der Medianlinie des Körpers ein zweites Hauptgefäss aus, der auf der Bauchfläche liegende Längsstamm, in welchem das gegen den Kopf hingetriebene Blut wieder zurück gegen das Körperende geführt wird. In jedem Segmente geht seitwärts vom Bückengefässe ein Zweig zum Ruder und verästelt sich hier in dessen Innerem; wahrscheinlich wird diess ins Ruder geführte Blut durch einen entsprechenden Zweig auf der Bauchseite wieder in das Bauchgefäss abgeleitet. Vom Nervensystem kenneich nur das den Kopflappen ausfüllende Hirn, auf dem die vier Augen unmittelbar aufzusitzen scheinen und den Bauchnervenstrang, der aus zwei dicht an- einanderliegenden Strängen besteht, die in den einzelnen Segmenten in nur sehr unbedeutendem Maasse zu Ganglien anschwellen. Die Entwicklung der Geschlech tsproduete fällt in die Sommerzeit, denn ich erhielt die ersten geschlechtsreifen , aber nur weiblichen Thiere im Juli. Man erkennt die Weibchen, welche mit voller Eiertracht gehen, zunächst an der veränderten Leibesfärbung , indem die roth- violetten Dottermassen der Eier durch die Körperwand durchleuchten, und dann an der etwas grösseren Ausdehnung der die Eier bergenden Segmente. Ich fand die Eier in allen Segmenten des Wurmes, völlig reif aber nur in den letzten. So enthielten in einem besonderen Falle die letzten achtzehn Körperabschnitte in der Höhlung ihres Buders zusammengepackt und eng gegen- einander gepresst, die Eier als eine gemeinsame Masse. Diese reifen Eier hatten einen Durch- messer von 0,035""", ihre Dottermasse, umgeben von der Eihaut, war körnig, schön rothviolett und enthielt ein helles Keimbläschen von 0,027""" Grösse. In den vorderen Segmenten lagen nun I; Fn. Müller, Einiges über die Annelidenfauna der Insel Sanla Catharina an der brasilianischen Küste. Archiv f. Naturgesch. Jahrg. ii. i 8 ö 8 . I. pg. >\i. HS Onlu 1. Nereidea. die Eier unreif in verschiedenen Eutwicklungszuständen. Die jüngsten Formen waren hell und ungefärbt, doch war bereits die Dotiermasse in Körnchen um das Keimbläschen herumgelagert ; ihre Grösse war 0,027"""; sie lagen nicht im Ruder, sondern waren in kleinen Säckchen einge- schlossen, welche von der Innenfläche der Bauchwand in den Raum des Segmentes hineinragten. In einigen dieser Segmente lagen ausserdem im Hohlraum der Ruder vereinzelt und lose Eier, welche offenbar der Reife näher gerückt waren, da ihre Dottermasse bereits sich zu färben ange- fangen hatte. Da sie lose herumtrieben, so waren sie wohl nicht dort entstanden, sondern von den Eisäcken entleert und in die Ruderhöhlung hineingetrieben. — Ob sie nun bereits von einem Segmentalorgane aufgenommen waren, kann ich nicht angeben, denn ich habe diese Organe nicht gesehen. Dennoch zweifle ich nicht, dass diese Organe in der Höhlung des Ruders liegen, und dass die Einlassen, welche in den hinteren Segmenten die Ruderhöhlung anfüllten, von der Wand eines Segmentalorganes umschlossen waren. Es traten nämlich an diesen Segmenten die Eier durch eine auf der Rückenfläche des Ruders, nicht weit von dessen Basis entfernle Öffnung aus, und diese halte ich nach der analogen Bildung bei den Aphrodileen für die äussere Mündung des Segmentalorganes. Ich beobachtete den Vorgang des Heraustrelens der Eier an einem auf dem Objectträger liegenden nicht gedrückten Wurme. Langsam schob sich aus der erwähnten Öffnung das je vorliegende Ei in der Weise hervor, dass zuerst ein Stück der häutigen Eischale in Fallen nach aussen gedrängt wurde; so lag die Eihaut nun zum Theil als leerer Sack ausser- halb des Körpers, und dann floss in diesen die körnige Dottermasse hinüber, das Keimbläschen trat hinüber, der anfangs leere Sack füllte sich mehr und mehr, zerrte dabei gleichzeitig die Ei- schale in grösserer Ausdehnung nach aussen, und zuletzt war die ganze Dottermasse ausserhalb des Körpers, und es zog sich nur noch ein kleines faltiges Stück der Eihaut aus der Öffnung her- vor. Im ersten Augenblicke nach dem Austritte hatle das nun frei liegende Ei eine noch verzerrte Form und theilweise faltige Oberfläche; es veränderte sich aber im Seewasser liegend sofort, nahm Kugelform an und erhielt eine völlig gleichmässig gespannte Oberfläche Taf. II. Fig. 9). Der Wurm war nicht selten an der Küste bei Martinsica; er fand sich meist in den Glass- chalen unter den Trümmern zerrissener und zerbrochener Aleen. Seine Bewegungen waren dort s k^u, kjv^iiiv^ LfVjyn.miiii;L rasch, er kroch ohne Schlängelungen des Körpers; Schwimmbewegungen habe ich nicht an ihm beobachtet; wurde er durch eine Strömung im Wasser vom Boden der Glassschale in die Höhe geführt, so sank er meist unter Hin- und Herschlagen des Körpers rasch wieder zu Boden. Über die Stellung dieses Thieres zu den bis jetzt bekannten Würmern . deren Rücken Paleenfächer trägt, habe ich einiges zu erörtern. Das zuerst beschriebene hierher gehörende Thier ist die Palmyra aurifera S.w.)1). Aidoitn et Mil>e Edwards -V die das Exemplar, welches Savigny 1) Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. pas. (6. 2) Audouin et Milive Edwards, Recherches pour servir ä l'histoire naturelle du liüoral de la France. Tome II, A.tinelides. Premiere Partie. Paris 1834. 8. pg. 110. PI. II. A. Fig. i — 6. Farn. Chrysopetalea. den. Chrysopetalum . 89 vorgelegen halte, wieder untersuchten, geben aufs neue eine kurze Beschreibung davon. In beiden Darstellungen ist ein Charakter hervorgehoben, der für die ganze Stellung des Thieres im S\stem von Entscheidung ist, und den ich bei dein von mir beobachteten Thiere nicht auffinden kann. Die Palmyra aurifera soll nämlich, wie die Aphroditeen, ungleich ausgestattete Ruder haben. so dass Ruder mit und ohne Rückencirren bis zum fünfundzwanzigsten Segment regelmassig alterniren Das würde einen durchgreifenden Unterschied zwischen den paleentragenden Anne- liden ausmachen, so dass Palmyra und die gleichgebauten Paleentrager sich enger an die Aphro- diteen schlössen; aus meiner oben gegebenen Beschreibung geht hervor, dass der von mir beob- achtete Wurm an allen Rudern gleichmassig gebildete Rückencirren trögt. Weitere Unterschiede zwischen beiden Thieren bestehen darin, dass Palmyra anders geformte Kopfanhange besitzt, als Chrysopetalum; dieser Unterschied ist unwesentlich, denn beide Thiere stimmen darin überein, dass sie einen unpaaren und zwei paarige, von Aldoun und Milne Edwards allerdings nicht wie- dergesehene und daher wahrscheinlich verlorengegangene Fühler haben, ausserdem zwei grosse von Savigny antennes exlerieures genannte Anhange, dieselben, welche ich als Palpen bezeichnete. Die Ausrüstung des Kopfes ist also im wesentlichen gleich, nur sind bei Palmyra die paarigen Fühler kleiner als der unpaare, verhalten sich also umgekehrt als bei Chrysopetalum , dann be- sitzen alle Fühler einen kurzen dünnen Endanhang; die Palpen haben eine gleiche Stellung, sind bei beiden in ihrer Form von den Fühlern verschieden, nur bei Palmyra lang zugespitzt, bei Chry- sopetalum kurz, gedrungen und stumpf. Ausserdem hat Palmyra nur zwei, meine Art aber vier Augen auf dem Kopflappen. — Einen weiteren Unterschied machen die Fühlercirren des ersten Segmentes aus; die französischen Forscher geben ihrem Thiere deren jederseits nur zwei, wah- rend ich bei meinem Thiere jederseits vier fand ; Übereinstimmung herrscht darin, dass das erste Segment einige Paleen tragt. Noch ein wesentlicher Unterschied liegt im Bau des einzelnen Ru- ders, da Palmyra unter dem Paleenfächer an der Basis des Rückencirrus ein kleines Borstenbün- del tragt, welches meiner Art fehlt. Die verschiedengeformten Rücken und Baucheirren bei beiden Thieren bieten ein Unterscheidungsmerkmal von geringerer Bedeutung. Ein , wie ich glaube, nur scheinbarer Unterschied liegt in der Form der Borsten , welche bei Palmyra einfach mit zweizinkiger Spitze sein sollen, doch lässt die von Aidoiin und Milne Edwards gegebene Zeichnung vermuthen, dass diese Borsten nur verstümmelt sind, und dass aus dem zweizinkigen Ende der messerförmige Anhang ausgefallen ist. Lange Zeit blieb die Palmyra aurifera der einzig bekannte paleentragende Wurm, bis Grube1) 1855 aus dem Meere bei Villafranca unter dem Namen Palmyra debilis einen von ihm gefundenen aber verstümmelten Wurm beschrieb, dem die gleiche Ausstattung der Ruckenfläche I) Grübe, Beschreibung neuer oder wenig gekannter Anneliden. Arch. für Naturgesch. Jahrgang 2 1 1855. I. pag. 90. Taf. III. Fig. 3. 4. 5. Ehleks, BorstemvürnKi . 1*2 90 Ordo I. Nereiden. mit Plattborsten zukommt. Dieses Thier stellt in mancher Beziehung zwischen dem Wurme der französischen Autoren und dem meinigen. Leider erhalten wir über den wichtigsten Punct, oh die Rückencirren an allen Segmenten oder alternirend auftreten, keinen Aufschlags, da an dem nur mittelmassig erhaltenen Exemplare die Mehrzahl der Rückencirren fehlte. Mit meinem Thiere stimmt die Palmyra debilis überein in der Bildung der Ruder, indem auch ihr das obere kleine unter dem Paleenfiicher stehende Borstenbündel fehlt ; auch der Kopflappen ist, abgesehen davon, dass er nicht vier, sondern wie Palmyra aurifera nur zwei auf der Mitte der Oberfläche stehende Augen hat, wie bei Chrysopetalum fragile ausgestattet ; ich deute nämlich, indem ich mich an die Abbildung halte, seine Anhänge anders als Grire, der sie für verstümmelt halt; halte den unpaaren Fühler für unverletzt und die beiden vom Beschreiber für Basalstücke unterer Fühler gehaltenen dicken Fortsatze für Palpen. Auf die Weise stellt sich in diesem wichtigen Puncte die Übereinstimmung der GiuBE'schen und meiner Art heraus. Aber eine grössere Abweichung zeigt das erste Segment, denn dieses hat nach Ghibe jederseits, wie bei Palmyra aurifera, nur zwei Fühlercirren. Endlich soll der Magen bei Palmyra debilis, gerade umgekehrt wie bei meiner Art, vorn keulenförmig sein und nach hinten spitz zulaufen, im übrigen in den gleichen Segmenten liegen. — Im allgemeinen ist die Ähnlichkeit zwischen beiden Thieren, wie mir das zumal aus Giube's Zeichnung entgegentritt, immer eine so grosse, dass ich eine generische Trennung beider Thiere nicht für geboten erachte, vielmehr meine, dass sich manche Schwierigkeiten heben lassen, wenn man berücksichtigt, dass Gribe ein schlecht erhaltenes Exemplar beschrieb; und dass, so gut wie eine Menge von Rückencirren fehlten auch wohl zwei Fühlercirren des ersten Segmentes verloren gegangen sein konnten. Dann bliebe nur ein Unterschied in der Zahl der Augen, der, wenn wirklich begründet, doch höchstens nur eine Trennung in zwei Species gestatten würde: auffallend bleibt aber immer noch die umgekehrte Lage des Magens. Nahe lag mir der Gedanke, eine gleiche Kritik auch auf die Palmyra aurifera anzuwenden. Sollte nicht vielleicht das alteinirende Auftreten der Rückencirren auf einem theilweisen Fehlen derselben beruhen, so dass diese von ihrem Basalslücke abgebrochen und dieses cirrenlose Wurzelglied nun für eine unverletzte Bildung gehalten sein? Eine solche Annahme wird plausibel, wenn man bedenkt, dass das Thier, von dem die Beschreibung genommen wurde, als Milne Ed- wards und Audouin es sahen, nicht unverletzt war, denn diese Forscher vermissten ja bereits die unpaaren Fühler, und bilden Borsten ab, von denen es wahrscheinlich ist, dass sie verstümmelt sind. Dass die Palmyra aurifera. auch wenn man den Charakter der abwechselnd auftretenden Rückencirren beseitigen wollte, immer noch als gesonderte Species zu betrachten sei, dafür spricht die Anwesenheit eines Borslenbündels unter dem Paleenfächer. Schmarda1) hat zwei neue Gallungen Paleanotus und Bhawania aufgestellt, bei denen die Anwesenheit von Paleen es rechtfertigt, dass er sie zu den Palmyraceen stellt. Aber Schmarda I) Schmarda, Neue wirbellose Thiere. I. 11. 1861. a. a. 0. Paleanotus pg. 163. Taf. XXXVII. Fig. 326 bis 329. Bhawania pg. 16 4. Taf. XXXVI. Fig. 323 — 325. Farn Chrysopetalea. Gen. Chrysopetalum. 91 hat in den Familiencharakter der Palmyraceen als Merkmal mit aufgenommen, dass Bückencirren und Tuberkel alterniren sollen, und das widerspricht der Beschreibung, welche er von beiden Gattungen giebt. Er sagt von Paleanotus wörtlich: »Die Fussstummeln aller Segmente sind gleich. Auf ihrem oberen Theile sitzt auf allen ein Cirrus«, und aus seiner Beschreibung von Bhawania entnehme ich auch für diese Gattung das gleiche Verhallen. Beide Gattungen gehören aber offen- bar in diesen Kreis, und zumal gleicht Paleanotus was Habitus und Segmentzahl anbetrifft, sehr den von Grube und mir beobachteten Thieren, weniger nahe steht die durch Grösse und Zahl ihrer Segmente — es sind deren 220 — ausgezeichnete Bhawania, doch verweisen die den Bücken ganz deckenden Paleenfacher sie ohne Zweifel hierher. Für die Mehrzahl der beobachte- ten mil l'aleen ausgestatteten Gattungen1) fallt also das ursprünglich den Aphroditeen gehörige Merkmal der alternirenden Bückencirren fort, und es bestärkt das die Zweifel, welche man gegen die Beschreibung der Palmyra erheben könnte. Auf keinem Fall ist eine engere systematische Verbindung der Aphroditeen mit den paleentragenden Anneliden gerechtfertigt, und wenn die Aphroditeen eine Gruppe bilden, welche in den den Bücken deckenden Elytren ein gemeinsames Kennzeichen besitzt, so steht ihnen gleichwertig die Familie der Paleenträger gegenüber, charak- terisirt durch den Besitz der den Bücken deckenden Plattborsten. Aidoun und Milne Edwards scheinen der Ansicht gewesen zu sein, dass die von Bisso2) aufgestellte Gattung Eumolphe in die Nähe ihrer Gattung Palmyra gehöre, ich kann die Ansicht nicht theilen, da in der Beschreibung selbst kein Anhaltspunct dafür zu finden ist und ich zumal darin die Erwähnung von Gebilden , welche man für Plattborsten halten könnte, vermisse. Die Gattung wird, da ihr Bückenschuppen zugeschrieben werden, wohl bei den Aphroditeen zu lassen sein. Gestützt auf meine oben angeführten Gründe habe ich die paleentragenden Anneliden in eine Familie vereinigt, welche ich Chrysopetalea nenne. Ob sie ganz mit der KiNBERG'schen Familie der Palmyraceen zusammenfallt, wird sich erst durch weitere Untersuchungen herausstellen, welche, aufzuklaren haben, ob auch bei paleentragenden Anneliden ein gleiches Gesetz über die alternirende Stellung der Bückencirren wie bei den Aphroditeen vorkommt oder nicht. Paleen- tragende Würmer, welche in dieser Beziehung sich den Aphroditeen anschlössen, würden zu den Palmyraceen zu rechnen sein. Augenblicklich zweifle ich sehr, dass man solche Würmer auffinden wird; ich habe aber mit Absicht den Namen Palmyraceen vermieden, weil gerade die Anneliden- gattung, von welcher der Name entlehnt ist, möglicherweise nach diesem Plane gebaut sein könnte, und dann den Mittelpunct einer besonderen Gruppe bilden würde, welche zwischen den 1) Zu erwähnen sind hier nocli zwei von Fr. Müller genannte aber nicht beschriebene Palmyraarien der brasilianischen Annelidenfauna, für welche ausdrücklich hervorgehoben wird, das* alle Segmente gleich ausgestattet sind und Bückencirren tragen. (Archh für Naturgeschichte. Jahrg. 2i. I8H.S. I. pg. 212.1 2) Risso, Histoire naturelle des prinzipales produetions de l'Europe meridionale. Tome IV. Paris 1826. 8 . pg i I ö . 12* 92 Ordo 1. Nereidea. Chrvsopetaleen und Aphrocliteen einen Übergang vermittelte. Wahrscheinlich ist es mir aller- dings, dass auch Palmyra sich ganz den übrigen Paleenträgern anschliesst und nur unvollständig bekannt ist. Ich habe sie deshalb in der oben vorangestellten systematischen Übersicht mit einem Fragezeichen als zweifelhaft aufgenommen. Im Systeme würde ich dieser Familie einen Platz zwischen den Aphinomeen und Aphro- diteen einräumen; und zwar in Rücksicht auf die Einpflanzung der Paleen auf der Rückcnflache der Segmente. Ich sehe darin ein analoges Verhältniss zu dem, wie bei den Euphrosyneen an gleicher Stelle die Zinkenborsten hervortreten. Der Bau des Darmtractus gehört dann mehr dein Kreise der Aphroditeen an. Aphroditea (Sav. s. str.). Kopflappen mit Augen und Fühleranhängen, das nächste Segment mit Fühlercirren und oll mit borsten. Alle Segmente oder nur die des vorderen Körpertheiles in der Weise ungleich ausgestattet, dass abwechselnd die einen Eljlren tragen, die anderen nicht. Unter den polychaeten Anneliden sind wenige Familien durch ihre äusseren anatomischen Kennzeichen so gut abgegrenzt, wie die der Aphroditeen, wenn wir zu ihnen nur diejenigen Thiere rechnen, deren Rückenfläche mit eigenthümlichen schuppenartigen Anhängen, wie sie in dieser Form bei keiner anderen Annelide vorkommen, versehen ist. Allein die zuerst von Sa- yigny1) aufgestellte Familie der Aphroditeen ist nicht allein auf die Anwesenheit von Rücken- schuppen begründet, und alle späteren Systematiker haben , wie mir scheint, mit Unrecht eine Wurmform, die keine Elytren trägt, den Aphroditeen angeschlossen. Sayigny hatte in diese Familie drei Gattungen: Palmyra, Halithea, Polynoe aufgenommen, und zwischen ihnen eine vereinende Übereinstimmung darin gefunden, dass in bestimmter Reihenfolge die Fortsätze an den Rudern. Rückeneirren oder Kiemen, abwechselnd fehlen oder vorhanden sein sollten. Als Aidolin und Milne Edwards2) an die Bearbeitung der Anneliden gingen, fanden sie ein so weit angewachsenes Material, dass sie die Aphroditeen in drei Tribus theilten: Aphrodi- siens ordinaires, Aphrodis. vermiformes und Aphrodis. uns. — Die beiden ersten Tribus stimmen überein durch das Vorhandensein von Rückenschuppen; in der letzten Tribus steht nur die eine Gattung, Palmyra, bei welcher der Rücken nicht von Elytren, sondern von eigentümlich geform- ter Plattborsten gedeckt ist. Alle späteren Autoren lassen diese Galtung in Verbindung mit den Aphroditeen, selbst Kinberg3), der in ihr den Vertreter einer besonderen Gruppe sieht, welche er als Palmyraceen bezeichnet. Den nächsten Schritt thut dann Sciwarda4, indem er die Palmyra- 1) Savigny. Systeme des Annelides, a. a. 0. pg 11. 2) Audoüin et Milne Edwards, Classification des Annelides et Üescriplion de Celles qui habitent los cötes de la France. Annales des sciences naturelles. T. l't . Paris 183:!. pg. 387 — 447. 3) Ki.nberg, Konsliga Fregatten Eugenies Resa omkring Jorden. Vetenskapliga Jakltagelser. Zoologi I Stockholm 1857. 4. pg. I . i) Schmarda. Neue wirbellose Thiere. a. a. 0. I. lt. pg. 16?. Fnm. Aphroditen. 93 ceen, welche er im Sinne von Kinberg auffasst , ganz von den Aphroditeen trennt und sie als eine besondere Familie aufstellt. Ich muss Schmarda völlig beistimmen, wenn er die Palmyraceen ganz von den Aphrodi- teen ausscheidet, kann mich aber nicht damit einverstanden erklären, wenn er den \on Kinberg aufgestellten Familiencharakter adoptirt. Meine Grunde dafür und meine Ansicht über die Stellung der paleentragenden Anneliden habe ich bei der vorhergehenden Familie der Chrysopetaleen ent- wickelt. So bleibt dann für die Aphroditeen als hauptsächliches Merkmal die Anwesenheil von Rückenschuppen. Kinberg hat nun die elytrentragenden Anneliden weiter zu gliedern versucht, gestützt auf ein reiches Material und eingehende Einzeluntersuchungen. Nach Ausscheidung der Palmyraceen, welche in dieser systematischen Gliederung die letzte Stelle einnehmen, zerfallt er die Familie Aphroditea (Sav.) in sechs weitere Familien, wohl besser gesagt Gruppen oder Unter- familien : Aphroditacea, Ipliiouea, Polynoina, Acoetea, Sigaliovina, Pholoidea. Ich unterfange mich nicht, über den Werth dieser Eintheihmg, welche mir in vielen Puncten vortrefflich erscheint, ab- zuurtheilen, da man, ohne ein gleiches Material, wie Kinberg, zu haben, wohl nicht dazu im Stande ist. Nur eins möchte ich hervorheben, worin mir ein Fehler zu liegen scheint, den zuerst Avdoiin und Milne Edwards bei der Charakterisirung der Aphrodisiens vermiformes begangen haben, und der von allen spateren Autoren durch Aufnahme desselben gut geheissen ist. Es betrifft das Verhält- niss, in dem die Elytren und Rückencirren zu einander stehen. Bekanntlich herrscht ein eigen- thiimliches Gesetz in der Anordnung dieser Organe in der Art, dass in den meisten Fällen die Elytren mit Rückencirren alternirend an den Segmenten vorkommen. Die Elytre ist nichts anderes als ein durch flächenhafte Ausbreitung modificirter Rückencirrus; ihre Zusammengehörigkeit kün- digt sich, wie das weiter unten dargelegt ist, durch die Anwesenheit gleicher anatomischer Ele- mente an : in beiden findet eine je nach dem Wesen des Gliedanhanges verschiedene Nervenver- breitung und Endigung statt. Aus diesem Grunde ist es nicht wohl denkbar, dass Elytren und Rückencirren zugleich an demselben Segmente vorkommen; die Ruder tragen entweder eins von beiden Organen oder keines. Nun sollten die Aphrodisiens vermiformes (Aid. et M. Eow.) davon eine Ausnahme machen, und an bestimmten Segmenten Rückencirren und Elytren zugleich tragen. Diese von den französischen Autoren gemachte Angabe ging in alle systematischen Ein- teilungen über, Grube1) charakterisirt in der Weise die Gattung Sigalion, Kinberg so seine Familie Sigalionina. Da mir Gelegenheit wurde, Sigalion zu untersuchen, so konnte ich dieses Missver- hältniss aufklären: diese Würmer machen keine Ausnahme von dem für alle elytrentragenden Anneliden gültigen Gesetz; ich werde an der betreffenden Stelle zeigen, dass nur falsche Deutung eines neben dem Träger der Elytre stehenden Fortsatzes, der nichts mit einem Rückencirrus zu thun hat, und nur fälschlich dafür erklärt wurde, diese scheinbare Ausnahme von der Regel ver- I Ghibe, Die Familien der Anneliden, a. ,i. 0. pg. 119. 94 Ordo 1. Nereidea. anlasst hat. Hemilepidia (Schm.)1) und Conconia (Schm.)2) sollen ebenfalls an allen Segmenten aeben den Elytren faden förmige Rtickencirren haben; doch schon der Abbildung nach vermuthe ich. dass diese für Rtickencirren ausgegebenen Gebilde dies nicht sind, und entweder ahnliche Anhange, wie bei Sigalion, oder papillenarlige Fortsätze, wie sie sich bei den Sigalioniden auch sonst finden. Für die wenigen Aphroditeen, welche ich untersucht habe, sind von mir bei der Benen- nung die von Kimseug aufgestellten Gattungsnamen nicht benutzt, sondern die alteren bekannten, die einen weiteren Kreis umfassen. Ich thue das nicht weil ich an der Vollgültigkeit der Kinbekg' sehen Gattungen zweifle, sondern weil ich einem künftigen Monographien dieser Familie, der das bekannte von Kinberg leider nicht berücksichtigte Material in das System einreihen will, nicht vorgreifen möchte; ich hoffe, dass wenn ich auch einen viel umfassenden alten Gattungsnamen in Anwendung bringe, die Speciesbeschreibung doch zu einer späteren Wiedererkennung aus- reicht. Systematische Untersuchungen lagen mir gerade bei dieser Familie ferner, wo ich nur den Wunsch hatte, in etwas die anatomische Kenntniss zu erweitern. Polynoina Kinbebg). Pohnoae s i m p I i ce s [Sä \ . . Unter den Pohjnoe&riea, welche auf dem mit reicher Vegetation geschmückten steinigen Meeresgrunde an der Küste bei Fiume leben, machte ich zwei der kleineren Formen zum Gegen- stand meiner Untersuchungen, ohne mich vorläufig um ihre Artrechte zu kümmern. Sind auch beide nicht ganz vollständig durchforscht, so dürfte doch manche Lücke, welche in der Kenntniss des einen Thieres gehlieben, durch einschlagende Beobachtungen am anderen Thiere wenigstens so weit ausgefüllt sein, dass die Eigentümlichkeiten des anatomischen Verhaltens, soweit sie der Gattung zukommen, daraus erkannt werden können. Meine Mittheilungen über den Verdauungstractus stimmen mit dem, was man bereits über diese Organe von anderen Poh/nocavlen weiss, überein. — Dagegen erweitert sich die Kenntniss von den Geschlechtsverhaltnissen, und zumal die Segmentalorgane zeigen einen so auffallenden Bau. wie er mir bei keiner anderen Annelide l>is jetzt vorgekommen ist. Die Form des Segmentalorganes ist die eines Sackes mit contractilen Wanden, der vom Ruder in den Elytrenti äger oder die Basis des Rückencirrus hineinragt ; ein kurzer Hals, an dessen freiem Ende die innere Öffnung sitzt, führt in den Hohlraum des Sackes, wahrend eine Anzahl cylindrischer kurzer Gange von ihm abgehen, die Körperwand durchbohren, und mit ebensoviel äusseren Öffnungen die Communication nach aussen herstellen. (Die Mehrzahl der äusseren Öffnungen ist übrigens vielleicht nur der Species eigen . — Die Bildung der Ge- schlechtsproducte geht in kleinen Sacken auf der inneren Bauchwandfläche vor. I) Scbharda, Neue wirbellose Thiere I n. a. a. 0. pg. 149. i) SciniAtiiiA. a. a. 0. pg. 150. Fam. Aphroditea Polynoina. Gen. Polynoe. !).'> Williams ') hat von Polynoe semisquamata die Segmentalorgane in durchaus abweichender Weise dargestellt: nach ihm soll eine äussere Öffnung, die an derselben Stelle zu liegen scheint, wo ich die innere sah, mit kurzem Halse in einen etwas erweiterten, im Innern in doppelläufiger Richtung flimmernden Theil führen, an dessen im Ruder liegenden Ende sich ein veriisteltes Canalsystem anschliesst, welches im Lumen seiner Verzweigungen die Geschlechtsproducte er- zeugt. Dies Verhalten, welches für Polynoe, Pholoe, Sigalion und Aphrodite gültig sein soll, ist dem Beschreiber selbst durch das Abweichen von der gewöhnlichen Form auffallend gewesen ; ich zweifle nicht, dass Williams die Segmentalorgane nur unvollständig, die Bildungsstätte der Geschlechtsproducte überhaupt gar nicht gesehen hat. — Das Segmentalorgan von Polynoe reiht sich nach meinen Untersuchungen trotz seiner Eigenthümlichkeiten recht gut den gleichen Or- ganen anderer Anneliden an. Noch eine Mittheilung über die Lebensweise möchte ich hier machen. Nach einer Beob- achtung an Polynoe squamala (Bast.) ist diese und wohl alle verwandten Arten fleischfressend. Ich hatte mehrere Exemplare der genannten Species abgesondert in einem Glase mit Seewasser zur Seite gesetzt, und war erstaunt eines Morgens zu sehen, wie eins von diesen Thieren damit beschäftigt war, den Körper eines andern zu verzehren. Bereits war an verschiedenen Stellen ein ansehnlicher Theil davon abgenagt, was, da keine anderen Thiere mit in dem Glase waren, von diesem gethan sein musste. Ich traf nur eins der Thiere beim Frass. Wie unbeweglich sass es da; der grosse Rüssel war ganz vorgestülpt und prall anzusehen; sein vorderes Ende war in die angefressenen Theile hineingesenkt, doch konnte ich weder eine Thatigkeit der Kiefer noch Schhickbewegungen wahrnehmen. Polynoe (Antinoe, [Kinb.j) spiiiifrra n. sp. Körper kurz, wenig gestreckt ; 36 Segmente, 7mra lang. Kopf läppen vorn tief einge- schnitten, die Vorderecken in abgerundete Spitzen ausgezogen; 2 Augen an seinem vor- deren und 2 nahe am hinteren Rande; der unpaare Fühler im Ausschnitte des Kopf läp- pen austretend, über doppelt so lang als dieser, auf der ersten Hälfte von Stäbchen rauh besetzt, paarige Fühler fast kürzer als der Kopflappen, neben und unter dem Wurzelgliede des unpaaren entspringend, ihr Anfangtheil rauh mit Stäbchen besetzt. Palpen so lang als der unpaare Fühler, glatt, ohne Stäbchenbesatz. Erstes Segment von oben nicht i) Williams, Researches on Ihe strueture and homology of the reproduclive Organs of the Annelids. Phi- losophical Transactions of the royal society of London. For (he year 1858. Vol. U«. London 1859. 4. pg- 135. PI. VIII. Fig. 27. — Die Segmentalorgane von Aphrodite aculeata sollen nach Williams Angabe (a. a. O. pg. 13 4. PI. VIII. Fig. 26, 28) ganz gleich gebaut sein. Eine äussere Öffnung führt danach in den flimmernden Sack, an dessen entgegengeselzlein Ende sich ein Netzwerk von Fasern anschliesst ; in diese verlegt der englische Zootom die Bildung der Geschlechtsproducte. Allein das stimmt wenig mit den Angaben überein, welche Pallas (Miscella- nen zoologica. pg 90. Tab. Vit), G. R. Treviranus (Fr. Tiedemann , G. R. Treviranus und L A. Treviranüs, Zeilschrift für Physiologie. Bd. III. (829. 4. pg. 163. Tab. XII. Fig. 14'". Fig. 17, 18) und Grube (Zur Anatomie und Physiologie der Kiemeiiwürmer a. a. 0. pg. 59) über den gleichen Gegenstand gemacht haben ; in den Abbildun- gen, welche Trevirams giebt. erkennt man deutlich das Segmentalorgan, anders gebaut, als wie bei Williams an- gegeben. Es ist aller Grund zu der Annahme vorhanden, dass Williams sich geirrt hat, und dass Bildung und Ent- wicklung der Eier, sowie im allgemeinen der Bau der Segmentalorgane der gleiche ist, wie bei den Polynomen. 9G Ordo I. Nereidea. sichtbar, mit einem oberen längeren und einem unteren kürzeren mit Stäbchen besetzten Fühlercirrus, zwischen beiden eine Borste. 15 Elytrenpaare am 2., i., 5., 7. . . Segmente, dachziegelförmig den Rucken ganz deckend; Elytren nierenförmig, ihr Rand ohne An- hänge, neben dem vorderen und seitlichen Rande ein Gürtel warzenförmiger Erhebungen. — Riickencirren so lang als die Segmente breit, spitz auslaufend, am Wurzeltheil mit Stäbchen besetzt. Ruder zweiäslig, der obere Ast nur höckerartig mit dicken, stabarti- üen, bis zur Endspitze gesägten Borsten, unterer Ast kegelförmig zugespitzt, mit einem Bündel glasheller Borsten, welche vor der doppelhakigen Spitze gezähnell sind. Bauch- cirrus von der Mille des unteren Astes entspringend, von Stäbchen rauh ; hinter ihm eine niedrige Papille: Aftersegment mit zwei grossen rauhen Aftercirren. — Färbung der Elytren, grauviolelt mit verwaschenen, oder scharf begrenzten dunkleren Flecken, hinter dem Kopflappen auf dem Rücken des Korpers eine weisse Querbinde. — Quarnero. Die eine der von mir genauer untersuchten Polyiiocarien hat den allen verwandten For- men gemeinsamen Habitus. Ein Körper von derbem festen Aussehen, dessen grösste Breite in der Mitte liegt, ohne dass die am Vorderende auftretende Verjüngung diese Dimension bedeutend verringerte, wahrend das Leibesende schon mehr sich verschmälert, ist von oben her durch die Rückenschuppen, welche sich dachziegelförmig decken, so weit verdeckt, dass vorn und an den Seiten nur die längeren Fühler und Riickencirren so wie die äussersten Enden der Borsten her- vorragen. Auf der vorderen Hälfte ist die Rückenflache in der Mittellinie kielförmig erhaben, und die beiden seitlichen Hälften fallen schwach dachförmig ab, auf der hinteren Hälfte fehlt diese Bildung und es ist hier die Rückenfläche nur massig gewölbt. Sieht man das Thier von der Bauchseite her, so erscheint der ganze Körper wie in einer langen Schale liegend, die von den Elytren gebildet wird. Die Gliederung in Segmente fällt dabei sofort auf, da diese von ihren ge- rundeten Seiten her deutlich voneinander getrennt sind, und ausserdem durch die von oben nicht sichtbaren, dennoch grossen Ruderfortsätze mit ihren Cirren und ansehnlichen Borstenbündeln stark gekennzeichnet werden. Auch hier ist im vorderen Theile die Bauchfläche, wenn auch nicht gekielt, doch stark gerundet gewölbt, während nach hinten zu die Wölbung mehr und mehr der Abplattung weicht. Die Färbung der Oberseite, welche in den Elytren ihren Sitz hat, ist individuellen Schwankungen unterworfen ; in un regelmässiger Vertheilung bedeckt ein grauvioletter Farbstoff fein verspritzt, oder in verwaschenen Flecken, die dann von dunkleren, scharf abgegrenzten unter- brochen sind, bald mehr bald minder stark die sonst fast farblose Oberfläche; fast immer auf der vorderen Körperhälfle vorwiegend, gegen das Ende hin matt und allmählich sich verlierend. Un- mittelbar hinter dem Kopfe, dessen Augen als vier dunkle Flecken durch die Elytren durchschei- nen, liegt in der Haut des Rückens eine ziemlich breite quere Binde von matt weisser Farbe, gegen die gefleckte Oberfläche scharf abstechend. Das grösste der untersuchten Exemplare, durch Anwesenheit von Eiern in der Leibes- höhle seine Geschlechtsreife anzeigend, war 7""" lang und an der breitesten Stelle 2,5'"'" breit, Farn. Aphroditea Polynoina. Gen. Polynoe. 97 sein Körper hatte 36 Segmente; bei einem 6",m langen und nur l""n breiten Thiere zahlte ich nur 34 Segmente. Bei allen war aber die Zahl der Elytrenpaare constant 15. Der Kopflappen (Taf. III. Fig. 3) ist von oben gesehen eine annähernd viereckige Platte , deren grösste Breite am hinteren Bande liegt und den Längsdurchmesser in der Median- linie fast um ein Drittel übertrifft. Die hinteren seillichen Ecken des Kopflappen sind stumpf ab- gerundet. Die beiden Seitenränder convergiren nach vorn, und enden an den vorderen seitlichen Ecken, die wie abgestumpfte Spitzen nach vorn hin ausgezogen sind. Zwischen ihnen liegt die vordere Kante ; sie ist durch einen Ausschnitt, der in der Medianlinie am tiefsten ist und hier sich noch in einer Furche fortsetzt, die den Kopf läppen in zwei Theile zu spalten scheint, so einge- schnitten, dass sie einen nach vorn offenen, stumpfen Winkel bildet, in Folge dessen scheinen die beiden vorgezogenen seitlichen Ecken nur desto stärker vorzuspringen. — Die Oberfläche des so begrenzten Kopf läppen ist flach, kissenarlig gewölbt, von weissgelber Farbe mit schwachem Glanz. Es stehen auf ihr vier schwarze Augen. Die hinteren sind kugelige Pigmentanhäufungen nahe am hintern Bande, ungefähr in der Mitte zwischen der Medianlinie und den seitlichen hin- teren Ecken jederseits. Die vorderen Augen erscheinen mit ovalem Umriss, sie sind weiter von- einander entfernt, und stehen hinter den vorderen ausgezogenen Ecken hart am Seitenrande. Lichtbrechende Körper habe ich in keiner dieser Pigmentanhäufungen gesehen. Der Band des Kopflappen zeigt eine zu besprechende Eigenthiimlichkeit an seinem vorderen Umfange. Seine oberflächlichen Schichten bestehen nämlich aus einer festen glasar- tigen Masse, die nichts anderes als ein sehr dichtes Chitingewebe ist, wie man aus sehr feinen concentrisch laufenden Linien in ihr, den Grenzen der einzelnen Ablagerungsschichten, schlies- sen darf. Am stärksten entwickelt ist diese Bildung auf den Spitzen 'der abgerundeten vorgezo- genen Vorderecken des Kopflappen, die ganz daraus gebildet sind. Der Glanz und die stärkere Lichtbrechung, welche dieser völlig durchsichtigen Masse eigen ist, treten zumal an diesen Vor- derecken hervor und geben ihnen ein besonderes Ansehen ; Kinberg hat diese eigenthümliche Ge- staltung des Kopflappen bei mehreren Polynoinen beobachtet und sie als Gattungsmerkmal für seine Gattung Antinoe verwandt. Der Kopflappen trägt fünf langgestreckte Anhänge, drei Fühler und zwei Palpen (Taf. III. Fig. 2, 3). Von den Fühlern ist der mittlere unpaare (Tentaculum, Kinb.) der längste. Er ent- springt von der unteren Fläche des Kopflappen, tritt in dessen Ausschnitte hervor, und ist gerade nach vorn gestreckt ; seine Länge übertrifft die des Kopf läppen um mehr als das doppelte. Die beiden seitlichen Fühler (Anlennae, Kinb.) entspringen unter dem Ursprungstheile des unpaaren nebeneinander ; von oben ist der Ursprung verdeckt durch den Basaltheil des unpaaren Fühlers, von unten her durch die Palpen. Sie sind miteinander divergirend nach aussen und vorn ge- richtet; ihre Länge erreicht nicht die Hälfte der des unpaaren. Im Bau stimmen sonst alle drei Ehlehs, Borstenwürmer. 13 98 Ordo 1. Nereidea. Fühler überein. Alle haben ein kurzes cylindrisches Ursprungstitck von fast gleicher Länge, dessen Oberfläche unregelmässige kurze, querlaufende Furchen zeigt. Von diesem Basal- theile geht der ungegliederte Fühler aus. Am mittleren unpaaren Fühler ist es ein anfangs gleich dickes und rein cylindrisches Glied, welches etwas vor der Mitte der ganzen Lange sich plötzlich verdünnt, und in eine lange, aber gleich dünn bleibende Spitze ausgeht. An dem seitlichen Fühler schwillt das Glied, welches vom basalen Stücke entspringt, gegen seine Mitte allmählich an, verschmälert sich wieder etwas, und endet dann ebenfalls, in- dem es sich zu einer ziemlich langen Spitze plötzlich verjüngt. An allen Fühlern ist die Ober- fläche der Endspitze glatt, wahrend der dickere Anfangstheil ringsum mit kurzen Stäbchen, wie sie sich an den Rückencirren wieder finden und dort beschrieben werden, besetzt ist, und daher eine stachlige Oberfläche besitzt. Die Palpen sind Anhänge von der Länge des unpaaren Fühler. Sie entspringen von der Unterseite des Kopf läppen unter der Insertion der paarigen Fühler ; von da gehen sie mit ziem- lich gleichbleibender Breite, ohne irgend eine Gliederung oder Abschnitt nach vorn und aussen, meistens in der Weise gekrümmt, dass sie einen convexenRand gegen die Medianlinie, einen coneaven laleralwärts wenden. Im geringen Abstände von ihrer Endspitze erfahren sie plötzlich eineVerschmä- lerung, doch nur an der nach aussen stehenden Seite, als sei hierein Stück forlgeschnilten, während der nach innen gewandte Umfang in gleicher Linie fortläuft. Es giebtdas den Palpen ein sehr cha- rakteristisches Ansehen. Ein Querschnitt dieser Organe würde an keiner Stelle kreisförmig sein, denn die Palpen weichen von der Cylinderform durch eine von oben nach unten erfolgende Ab- plattung ab; die medianwärts gerichtete Seite ist ausserdem etwas stärker zugeschärft als die laleralwärts sehende, wenigstens in dem unteren Theile, und es würde ein hierher gelegter Quer- schnitt eine Fläche von eiförmigem Umriss zeigen, deren spitzeres Ende gegen die Medianlinie ge- wandt ist. An der Spitze der Palpen tritt aber eine mehr cylindrische oder conische Form ein. Unterscheiden sich die Palpen schon durch diesen Bau von den Fühlern, so wird der Unterschied noch auffallender durch das verschiedene Aussehen der Oberfläche beider Organe. Den Palpen fehlt völlig der Besatz mit den kurzen Stäbchen, ihre Oberfläche ist dagegen von flachen Furchen mit ringförmiger Richtung eingenommen, welche jedoch nie ganz um die Palpenoberfläche her- umgehen. Die Abstände der einzelnen Furchen voneinander können durch Contiaction des Gliedes verringert werden, die Furchen rücken einander näher und werden tiefer, und nur in dem Falle erscheint die Oberfläche kraus, während sie für gewöhnlich eine vollkommene Glätte besitzt, welche durch die seichten Furchen kaum unterbrochen wird. — Die Bewegungen, welche diese Organe machen, sind geringer als die der durch ihre gegliederte Einlenkung gefügigeren Fühler; die Hauptbewegung, welche ich an den Palpen beobachtete, war eine Annäherung ihrer Endtheile gegen einander. Dagegen scheinen die Palpen leichter als die Fühler abgeworfen zu werden, da ich sie bei mehreren meiner Thiere vermisste. Fam. Apkrodilea Polynoina. Gen. Polynoe. 99 Die Schilderung der unteren Flüche des Kopf läppen lässt sich nicht gut geben, ohne dass man zugleich das Bild, welches die Bauchflache der nächstfolgenden Segmente gewahrt, mit hinzunimmt ; denn alle vereinigen sich, um die Umgebung des Einganges in den Verdauungstrac- tus zu bilden. Bei einer Betrachtung der Unterseite des Wurmes sieht man, dass ungefähr auf der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Segmente die ansehnlich weite Mundöffnung liegt. Sie wird nach hinten von der durch keine deutliche Linie voneinander getrennten Masse des zweiten und dritten Segmentes begrenzt ; diese bilden zusammen eine hoch gewölbte Flache, welche am zweiten Segmente am breitesten , eben so breit als die übrigen Körpersegmente, ist ; nach vorn sich kegelförmig verschmälert und an der Mundöffnung endet, indem es diese seitlich und hinten mit einem höhern Rande umfasst, der durch Einschnitte, wie mit stumpf abgerundeten Papillen besetzt erscheint. Wenn so nach hinten die Umgebung des Mundes wallartig gewölbt erscheint, so liegt vor ihr eine Ebene, die untere Flache des Kopf läppen, welche gerade in den Schlund hineinführt. Der Urnriss dieser Flache ist fast dreieckig, die Spitze des Dreiecks liegt in der Medianlinie und sieht nach vorn, der Kopflappen schliesst hier mit einer abgerundeten kegel- förmigen Erweiterung (Taf. III. Fig. 2). Dieser Vorsprung ist von einer stärkeren Chitinablagerung gebildet, die durch gelblichen Glanz und glasartiges Ansehen sich auszeichnet; nach den Seiten hin verliert sich diese Chitinbildung allmählich, um in die allgemeine Hautbedeckung überzugehen. Auf der Spitze des Vorsprunges ist in seine glasige Chitinmasse eine kleine längliche, fast spalt- artige Grube eingeschnitten, welche länger als der Vorsprung selbst ist, und daher noch ein Stück weit auf die Unterfläche des Kopf läppen sich fortsetzt; die Grube ist ziemlich tief und von allen Seiten scharf umrandet. Das constante Vorkommen dieser Aushöhlung auf dem Kopflappen lässt vermuthen, dass es nicht ohne physiologische Bedeutung ist, und man wird zunächst geneigt sein, in diese Grube den Sitz einer Sinneswahrnehmung zu verlegen; vielleicht gelingt es später, was mir nicht glückte, einen Zusammenhang zwischen dem im Kopflappen gelegenen Hirn und dieser Grube nachzuweisen. — Der übrige Haupttheil der unteren Fläche des Kopflappen ver- tieft sich von den gewölbten Seitenrändern her gegen die Mitte und nach hinten hin, und bildet so eine breite, allmählich tiefer werdende Rinne, welche in den Schlund hineinfuhrt. Von den Seiten her ziehen mehr oder weniger tiefe, dem Kopflappen eingegrabene Furchen nach hinten und medianwärts, und führen in diese Binne, und damit in die Höhlung des eingezogenen Rüssels. Das erste Segment, von den übrigen durch den Mangel eines ausgebildeten Ruder- fortsatzes unterschieden, ist von oben her, auch wenn man die deckenden Rückenschuppen ent- fernt hat, nicht sichtbar, da es vom Kopf lappen überlagert wird (Taf. III. Fig. 3). Seine seitlichen Fortsätze treten neben dem hinteren Theile des Kopflappen nach vorn und seitwärts heraus, und auch bei einer Ansicht von unten her sind diese Anhänge die einzigen Anzeichen des Segmentes, dessen Körper selbst ohne vom Kopflappen und den folgenden Segmenten durch Abgrenzungen auf der Oberfläche getrennt zu sein , mit in die Masse, welche die Umgebung des Schlundein- ganges bildet, hineingezogen ist. Diese seitlichen Fortsätze des ersten Segmentes sind zwei 13* 100 Ordo J. Nereiden. Fühlercirren von ungleicher Länge; der dorsale ist der längere und übertrifft den ventralen fast um ein Drittel, er kommt dem un paaren Fühler an Lange gleich. Beide Fühlercirren ent- springen in gleicher Höhe mit dem Schlundeingange von den Seiten des Körpers, jeder mit einem kurzen cylindrischen Basalstücke, dessen Oberfläche durch ringförmig laufende Furchen quer ge- runzelt ist. Daran schliesst sich dann der eigentliche im Bau mit den Fühlern wie Rückencirren übereinstimmende Fühlercirrus : ein ungegliederter, cylindrischer oder in der Mitte etwas ange- schwollener Fortsatz, der auf seiner Oberfläche mit kurzen Spilzchen rauh besetzt ist, und dann plötzlich sich zu einer lang ausgezogenen nackten und glatten Endspitze verschmachtigt. Dem Segmente fehlt allerdings ein eigentliches Ruder, doch nicht alle Bewaffnung mit Borsten; denn ich fand stets zwischen den beiden basalen Stücken der Fühlercirren eine einzelne, aber ansehn- liche Borste hervorragen, von der Form, welche an den übrigen Segmenten das Bündel des oberen Ruderastes zusammensetzen. Dass auch andere nahverwandte Arten am ersten Seg- mente Borsten zwischen den Fühlercirren tragen, sehe ich an den von Kinbkrg1) abgebildeten Würmern Antinne pulcliella Kinb. und Aiitinoe microps Kimi. Die folgenden Segmente sind nur kurze Körperabschnitte, welche in der Mitte des Körpers ihre grössten Dimensionen haben, und hier drei- bis viermal so breit als lang sind; im vorderen Körpertheile verlieren sie wenig von dieser Ausdehnung, wahrend die letzten Segmente des Körpers kleiner werden, die Breite um wenig mehr als das Doppelte die Lange übertrifft, und der Körper auf diese Weise sich zuspitzt. Die einzelnen Segmente sind mit Ausnahme der drei ersten, welche auf der Bauchflache verschmolzen erscheinen, völlig von einander durch eine tiefe Furche getrennt. An den Seiten der Segmente stehen die grossen zweiästigen Ruder, die an allen vor- deren und mittleren Segmenten seitwärts, am Kürperende aber auch nach hinten gerichtet sind. Die Grösse dieser Fortsatze bleibt an den mittleren Kürperabschnitten kaum hinter der halben Segmentbreite zurück, wahrend am letzten Drittel des Körpers die Ruder nicht gleichniassig mit den Segmenten an Grösse abnehmen, und daher hier wohl die Grösse einer ganzen Segmentbreite besitzen. Der Unterschied zwischen den einzelnen Rudern beruht nur darin, ob sie einen Rückencir- rus oder eine Elytre tragen; letztere kommen am %., 4., 5., 7.u. s.w. Segmente vor. — Die Ruder sind vor allem in der Richtung von vorn nach hinten und umgekehrt beweglich; sie werden mit dieser Bewegung zumal beim Kriechen des Wurmes verwandt. Das Ruder besteht aus zwei sehr ungleichen borstenführenden Ästen. An der Abgangs- stelle vom Körper ist das Ruder ein einziger gemeinsamer Fortsatz von cylindrischer Form, des- sen von oben nach unten und von vorn nach hinten gehende Durchmesser mit den entsprechen- den des Segmentes fast gleich sind. Gleich hinter der Abgangsstelle erhebt sich dann auf der Rückenfläche der obere Ast des Ruders wie ein fast halbkugelig abgerundeter Vorsprung, durch I) Fregatten Eugenies Resa omkring Jorden a. a. 0. Zoologi. Anulaler Tat. VI. 29 B, 30 B. Farn. Aphroditen Polynoina. Gen. Polynoe. 101 dessen Anwesenheit der Diekendurehmesser des ganzen Ruders hier ein ansehnlicher bleibt. Der untere Ruderast setzt sich dagegen noch eine Strecke lateralwärts fort; er hat nun einen rein cylindrischen Umfang, verliert diesen aber, indem er rasch sich verjüngt, um in einen an der Spitze abgestumpften Kegel auszulaufen. Es trennt also kein eigentlicher Einschnitt die beiden Ruder- äste von einander, sondern der obere Ast erscheint nur als ein dicker höckerartiger Aufsatz auf dem Anfangstheile des unteren Astes. Reide Aste haben im Inneren eine hellgelbe Acicula. Aus dem oberen Ruderaste treten nicht wie gewöhnlich in ein Bündel zusammengefasst, sondern mehr von einander getrennt, Borsten heraus, deren Zahl bei grösster Entwicklung an den mittleren Segmenten bis auf 20 gehen kann. Sie sind meist stark aufwärts gerichtet, und fast nach allen Richtungen hin ausge- spreitet. Die Borsten sind kurz und dick, ungegliedert; sind sie ganz aus dem Ruder herausge- fallen, so erscheinen sie als kurze schwach gebogene Stäbe, die, soweit sie im Ruder steckten, etwas dünner sind und eine glatte Oberfläche haben. Der grössere hervorragende Theil ist dage- gen meist etwas dicker, schwach gebogen, und trägt auf der einen Seite seines Umfanges bis zur Spitze tiefe und breite Zahneinschnitte, wie die Einschnitte auf einem Feilenblatte. Diese Borsten sind meist stark pigmentirt, und dann von dunkler Färbung; nicht selten liegt ein violettes Pigment in dickeren Flecken vertheilt auf ihrer Oberfläche (Taf. III. Fig. 6). An der Spitze des unteren Ruderastes tritt ein Borstenbündel aus , welches weit hervor- geschoben werden kann. Im Innern des Ruders sind die Wurzeln der Borsten um eine Acicula durch eine Art von musculöser Scheide vereinigt, beim Heraustreten gehen die einzelnen dann etwas divergent auseinander. Die höchste von mir beobachtete Anzahl dieser Borsten in einem Bündel war zwanzig. Die einzelne Borste ist hellgelb, fast farblos, dabei glasartig durchsichtig; sie ist ungegliedert, ihr freies Ende ist etwas gebogen, verdickt sich und endet mit einer schwach gebogenen, zweizähnigen Spitze. Dieser Theil , der ganz dem Endanhange gegliederter Borsten entspricht, ist dadurch ausgezeichnet, dass seine eine Fläche tief hohlkehlartig gefurcht ist, und dass die beiden scharfen Ränder, welche die Furche seitwärts begrenzen, mit spitzen Zähnchen besetzt sind, so dass die Borste hier im Profil gezähnelt erscheint. Die Furche findet an der Spitze ihren Abschluss dadurch, dasjs die beiden gezähnten Ränder zusammentreten, und das von zwei hinler einanderslehenden Zähnen abgeschlossene Ende bilden, womit die ganze Borste ausläuft. Dieses Borstenbündel wird vom Ruderast aus vorgeschoben und zurückgezogen, eine Bewegung, welche ich in dem Maasse an dem Borslenbündei des oberen Ruderastes nie wahrgenommen habe. Auf der Ruckenfläche des Ruders steht auf der Grenze gegen das Segment hin je eine Rückenschuppe oder ein Rückencirrus. — Die Elytre wird von der geradabgestutzten Endfläche eines niedrigen cylindrischen Fortsatzes, des Elytrenträgers, gelragen, mit dem sie meist in inniger Verbindung steht, so dass beim lebensfrischen Thiere geringe Eingriffe die Elytre nicht zum Abfallen bringen. Sie ist eine grosse, nur gering gewölbte Schuppe von annä- hernd nierenförmigem Umriss. Der grösste Durchmesser dieser Schuppe fällt mit dem Breiten- 102 Ordo 1. Nereiden. durchmesser des Körpers zusammen, sein .Maximum war ungefähr I""". Jede Schuppe greift me- dianwiirts über die Mittellinie hinaus und damit über oder unter die ihr entsprechende des glei- chen Segmentes; nach hinten bedeckt sie dachziegelartig den vorderen Rand der jedesmal nächsten Ruckenschuppe und lateralwiirts ragt sie so weit, dass sie stets die Ruder, bisweilen auch deren Borsten bedeckt, wahrend die Rückeneirren unter ihr hervorragen. Der Ausschnitt im Rande der Elytrc, welcher ihr den nierenförmigen Umriss verschallt, liegt nahe der Mittellinie des Körpers und sieht nach hinten. Jede Elytre deckt in der Längsrichtung etwas mehr als zwei Seg- mente. — Der Rand der Elytre ist weder gefranset noch sonst mit Anhängen besetzt. Die Ober- fläche ist glatt, bis auf einen dem vorderen und seitlichen Rande parallel laufenden Gürtel, der mit niedrigen, warzenförmigen Vorsprüngen besetzt ist, die eine kreisförmige Grundfläche von 0,027""" Durchmesser haben. Die Elytren sind undurchsichtig und verdecken daher alles unter ihnen gelegene vollständig. Die Undurchsichtigkeit stammt theils von ihrer Dicke her, theils von dem Pigmente, welches die Elytren grauviolett färbt, bald in mannichfachen Puncten und Flecken, bald in verwaschener Ausbreitung. — Die Elytre wird von zwei Platten, einer oberen und einer unteren, zusammengesetzt. Die warzenförmigen Erhabenheiten auf dem vorderen Theil der Rücken- schuppe sind nur eine Bildung der oberen Platte, welche hierin dieser Weise vorgetrieben ist. Zwi- schen beiden Platten der Ruckenschuppe und zunächst an der oberen liegt der Farbstoff; eine einfache Schicht von kleinen polygonalen Zellen von 0,0 I G'"m Durchmesser enthält das körnige Pigment in grös- serer oder geringerer Menge und bewirkt dadurch eine mehr oder minder grosse Intensität der Farbe. Ausserdem findet zwischen beiden Platten die Ausbreitung des vom Elytrenträger her ein- tretenden Nerven statt, der sich in gleicherweise verästelt und zum Theil an den warzenförmigen Vorsprüngen endigt, wie das an der zunächst beschriebenen Species vollständiger untersucht werden konnte. Der R ückencir r us, welcher, ausgenommen am 4. und S.Segmente, wo zwei Elytren aufeinander folgen, alternirend mit den Elytren an den Segmenten auftritt, entspringt an der glei- chen Stelle wie dieser. Sein Ursprungstheil ist ein kurzer Cylinder, ein Analogon des Elytrenträ- gers. Von diesem geht der meist cylindrische Cirrus ab, verjüngt sich in der Mitte seiner Länge rasch auf ungefähr ein Drittel seiner Dicke, und endet so mit lang ausgezogener Endspitze. Die- ser End theil hat eine glatte Oberfläche, während der dickere Anfangstheil, wie die Fühler und Fühlercirren in derselben Ausdehnung, mit kleinen Stäbchen rauh stachelig besetzt ist. Die Stäb- chen sind ganz regellos über die Oberfläche vertheilt; es sind kleine, helle, scharf contourirte Cylin- der mit geradabgestutztem, meist aber etwas rundlich angeschwollenem Ende. Keferstein1) und CLAPAREDE-y, welche beide dieselben Gebilde untersuchten, ersterer bei einer unbestimmten Polynoe, l) Kefrrsteix, Untersuchungen über nieilere Seethiere. Zeitschrift für Wissenschaft!. Zoologie. Bd. XII. 1863. pg. 99. Tal'. IX. 30. 31. ;') Clapareue, Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgescli. wirbelloser Tiüere. a.a.O. pg. 60. Fitm Aphrodilea Polynoina. Gen. Polijitoc. lO.'i letzterer bei Pohjnoc impar (Johnst.), lassen aus dieser Endfläche ein Büschel kleiner Ilaare her- austreten, und halten das fllr besondere Vorkehrungen, mit welchen Nerven endigen; solche Haare fehlten bei meiner Species auf der Spitze der Stäbchen; doch möchte ich darum eine Beziehung dieser Gebilde zum Nervensysteme nicht in Abrede stellen. — Die ganze Lange des Rückencirrus kommt der vollen Segmentbreite gleich, oder übertrifft sie noch etwas; stets ragen die Rücken- cirren weit über den Rand der Elytren heraus. Auf der Unterseite des Ruders entspringt ungefähr auf der Mitte des unteren Astes der kurze Baucheirr us, der nur wenig über die Spitze des Ruders seitlich hervorragt; es ist ein ungegliederter, kegelförmig zugespitzter Fortsatz, dessen ganze Oberflache von vereinzelt stehen- den Stäbchen, wie der Rückencirrus, stachlig besetzt ist. — Etwas hinter dem Ursprünge des ßaucheirrus steht auf dem unteren Umfange des Ruders ein niedriger papillena r tiger Vor- sprung, der mit einer Reihe feiner, ziemlich langer Haare besetzt ist (Taf. III. Fig. 6). Das Aftersegment (Taf. III. Fig. 4) hat ein so ausgerüstetes Ruder, wie eben beschrie- ben, nicht ; seine Form ist fast cubisch ; es tragt auf der Endflache zwei grosse Aftercirren, welche mit ihren Basaltheilen einander berühren, und dann gegen die Spitze hin allmählich kegelförmig sich zuspitzen. Ihre Oberflache ist mit Ausnahme der Endspitze von den bekannten Stabchen be- setzt. Die Länge der Aftercirren ist grösser als die der Rückencirren, und stimmt ungefähr mit der des unpaaren Fühler überein ; sie kommt dem Längsdurchmesser der letzten sieben Segmente zusammengenommen gleich. Im Innern des Körpers nimmt der Verdauungstractus den meisten Raum ein. Von der oben beschriebenen Mundöffnung führt zunächst eine vorstülpbare Rüssel röhre bis ins Innere des 6. Segmentes; dort beginnt ein bis ins 15. Segment reichender dickwandiger Darm- Iheil, der Magen, hinter dessen Eingang auf der Innenfläche jederseits zwei hellgelbe gestreckte schnabelartige Kiefer stehen, deren Form ich leider nicht genau verzeichnet habe. Die dicke Wand dieses Darmabsclmittes besteht aus einer ansehnlichen ringförmig laufenden Musculatur. Auf den Magen folgt der bis zum Körperende gleich gebaute Darm, der die bei der Mehrzahl der rückenschuppentragenden Anneliden vorkommende Bildung zeigt, dass sich in jedem Seg- mente jederseits eine grosse laschenartige Aussackung, die am Ende oft noch kolbig erweitert ist, von dem in der Längsaxe liegenden Darm bis an die Basis der Ruder erstreckt. Dass das Ende dieser Darmtaschen gabelig getheilt sein kann, ist eine Varietät, die ich bei diesem Wurme einmal an der eisten Darmaussackung hinter dem Magen beobachtet habe. Die Farbe des Darmes war gelb; der quere Durchmesser des centralen Darmrohres war 0,27'"'", der Durchmesser der Darm- taschen von vorn nach hinten war 0,081 — 0, 108""". Den Bau der Segmentalorgane konnte ich bei dieser Species nicht erkennen, unzwei- felhaft werden sie aber wohl nur in Punclen von untergeordneter Bedeutung von dem Verhalten abweichen, wie es bei der nächsten Species beschrieben ist. Unter den mir vorgekommenen Thie- ren war ein Exemplar von 6rara Länge, ein geschlechtsreifes Weibchen. Es enthielt vom 9. bis 1 0 i Ordo I. Nereidea . zum "2G. Segmente Anhäufungen von Eiern, die von einer Membran eingehüllt auf der Bauchseite des Körpers bis nahe an die Medianlinie einerseits, und bis in die Mitte der Höhlung des Ruders andererseits sich erstreckten; im Ruder lag der Wurzellheil des Borstenbündels vom unteren Ruder- aste ein Stück weit über diesem Eierpackete. (Taf. III. Fig. 6). Die Eier waren farblos, der körnige Dotter hell, er enthielt ein grosses Keimbläschen, in welchem ich keinen Keimfleck bemerkte; ihre ur- sprüngliche Kugelform war dadurch verändert, dass sie gegeneinander gepresst, und daher man- nichfach abgeplattet waren; der Durchmesser der grössten Eier betrug 0,004""". — Die Eier, welche ich hier beobachtete, lagen wohl an ihrer ursprünglichen Bildungsstätte; dass sie noch unreif waren, dafür spricht ihre Farblosigkeit, und der Umstand, dass ich noch keine deutlich ab- gesetzte Eihaut an ihnen sehen konnte. Wären sie bereits im Segmentalorgan abgelagert gewe- sen, so würden sie wohl mehr auf der Bückenfliiche des Ruders und in dessen oberen Aste gela- gert gewesen sein, dort wenigstens liegt bei der zweiten Polynoearl das Segmentalorgan; die Hülle, welche den Eierhaufen einschloss, ist daher wohl nicht die Wand des Segmentalorganes, sondern die feine Haut eines sackförmigen Ovarium, welche bersten muss, um die Eier in die Leibeshöhle zu entleeren. Der Bauchstrang des Nervensystemes besteht aus zwei unmittelbar nebeneinander liegenden Stammen, die nur unbedeutend in den Segmenten zu Ganglien anschwellen; die Breite war 0,33"""; auf der Bauchseite der verschmolzenen Segmente, welche die Mundöffnung umge- ben, ungefähr in der Höhe des dritten Ruders, gabelt er sich und schickt die beiden Stämme zum Hirn im Kopf läppen. — Das Thier war an der Küste bei Fiume häufig auf steinigem und algenbewachsenem Mee- resgrunde. Geschlechtsreife Thiere fanden sich zu Ende Juni. Was die Stellung dieses Wurmes im System betrifft, und zumal sein Verhältniss zu den von Kinberg aufgestellten Gattungen, so gehört er in die Gattung Antinoe (Kinb.). Dahin verweist ihn die Form des Kopflappen, der in der Mitte eingeschnitten und zu jeder Seite mit einem vor- springenden Tuberkel ausgestattet ist, so wie der Ursprung der seitlichen Fühler unter der Basis des unpaaren mittleren. — Er stimmt in gar manchen Punclen mit der Poli/noe cirrata (Müll.) überein, allein wenn ich mich an die Beschreibung und Abbildung halle, welche Örsted') von dieser Art gegeben hat, so ergeben sich doch eine Anzahl Abweichungen, die ich nicht für unwesentlich halten kann. Bei der Pol. cirrata haben alle Fühler und Cirren eine glatte Ober- fläche, schwellen vor der Spitze noch einmal an, und sind mit Binden gezeichnet. Bei meiner Art sind diese Anhangsgebilde durch den Besatz mit Stäbchen auf ihrer ersten dickeren Hälfte ausge- zeichnet, und haben weder eine Anschwellung noch Bindenzeichnung. Die Palpen sind bei Pol. cirrata länger, bei Pol. spinifera kürzer als der unpaare Fühler. Das erste Segment trägt bei Pol. cirrata zwei gleichlange Fühlercirren, bei Pol. spinifera zwei Fühlercirren von ungleicher Länge und 1) Örsted, Grönlands Annulata dorsibranchiata. a. a. 0. pg. 14. Taf. I. Fig. I. 5. 6. fl. 14. 15. Farn. Aphroditen Polynoina, Gen. Polynoe. Iü."> zwischen ihnen eine Borste. — An den Rudern tritt noch ein wesentlicher Unterschied darin her- vor, dass bei Pol. cirrala eine fadenförmige Papille hinler dem Bauchcirrus steht, bei meiner Art aber nur ein ganz niederer Vorsprung. Das zusammengehalten veranlasst mich, die Art aus dem Quarnero für eine von der Pol. cirrala verschiedene zu halten. Polynoe pellurida n. sp. Körper kurz gedrungen, von durchscheinend hellem Anseilen, mit geringer Pigmenl- bestäubung. 22 Segmente, 7 — 9""" lang. Oberfläche des Kopflappen trapezförmig, der schmalere Vorderrand seicht eingeschnitten, die Vorderecken stumpf gerundet; 4 trapez- förmig gestellte Augen auf der hinleren Hälfte, die vorderen weiter von einander entfernt als die hinteren ; der unpaare Fühler unter dem Ausschnitte des Kopflappen hervortre- tend, die seillichen Fühler neben seinem Wurzelgliede an der Unterfläche des Kopflappen entspringend, auf der ersten Hälfte von Stäbchen rauh besetzt. Palpen an den Hinter- ecken des Kopflappen auf dessen Unterfläche entspringend, so weit reichend als die seit- lichen Fühler, glatt, ohne Stäbchenbesatz. Erstes Segment von oben kaum sichtbar, jederseits mit einem oberen längeren und unteren, etwas kürzeren Fühlercirrus, deren erste Hälfte mit Stäbchen besetzt ist. 10 Elylrenpaare , welche den Rücken fast völlig decken, am 2., 4., 5., 7. . . . Segment. Elytren kreisförmig oder oval, durchsichtig, mit feinen Knötchen unregelmässig auf der Oberfläche und am Rande besetzt. — Rückencir- ren doppelt so lang als die Segmente breit, spitz auslaufend, an der dickeren Wurzel- hälfle mit Stäbchen besetzt. Ruder zweiästig, der obere Ast kurz kegelförmig, mit dicken Borsten , welche vor der Spitze mit einer Reihe von Zahneinschnitten besetzt sind; un- terer Ast kegelförmig zugespitzt, mit einem Bündel heller Borsten, welche vor dem messeiförmig gestalteten Ende einen Dorn tragen , und eine mit feinen Zähnen besetzte Schneide haben. — Bauchcirrus vom unteren Aste entspringend, mit glatter Oberfläche. — Aftersegmenlmit zwei langen, in ihrer Mitte verdickten Aftercirren. — Quarnero. Die zweite der von mir untersuchten /'o/z/Hoearten fand sich häufig unter der Ausbeute, die mir das auf steinigem und mit Algen besetztem Meeresgründe ausgeworfene Schleppnetz her- aufbrachte. Wenn trotzdem in der Beschreibung, die ich hier liefere, Lücken bleiben, so findet das zum grösslen Theil seine Erklärung darin, dass unter allen Thieren, so viele ich deren auch von dieser Species erhielt, nicht eines gewesen, welches vollständig unverletzt gewesen wäre. Mir ist keine andere Annelide bekannt geworden, welche so leicht den Verlust von Cirren und Elytren wie von ganzen Kürperstücken zu erfahren scheint, keine aber auch, die das Verlorene mit gleicher Leichtigkeit reproducirt. Meine Beschreibung ist daher nach Einzelbeobachtungen an verschiedenen Individuen zusammengesetzt. Auf der anderen Seite hat aber der Untersucher ge- rade in diesem Thiere ein sehr willkommenes Object für die Erforschung mancher Verhältnisse, da keine Pigmentirung die Körperwände undurchsichtig macht, und die wenn auch weichen und leicht zerstörbaren Theile dafür so durchscheinend sind, dass manche sonst schwerer wahrnehm- bare Eigenthümlichkeit des Baues ohne Mühe zu erkennen ist. Die Form des Thieres ist kurz gedrungen, denn der Körper ist kaum zwei und einhalb Ehlers, Borstenwürmer. 14 106 Ordo l. Nereidea. Mal so lang als breit. Die auffallende Helle des ganzen Körpers, der kaum von einigen verstaub- ten Pigmentablagerungen gefärbt ist, verleiht ihm ein fast gallertartiges Aussehen, allein durch das Gefühl überzeugt man sich bald, dass der Körper trotzdem eine ziemlich derbe Consislenz besitzt. An den Körperseiten ragen die ansehnlichen Ruder weit vor, und deuten dem ohne Vergrösse- rungsglas das Thier Beschauenden die Segmentirung des Körpers an. Leicht entziehen sich die Elytren dem Blick, und werden wegen ihrer Durchsichtigkeit übersehen, selbst da wo sie in grös- serer Zahl völlig ausgebildet vorhanden sind. Die Zahl der Segmente bestimmte ich nach einem Thier , bei dem die Anwesenheit der Aftercirren eine unverstümmelte Lange anzeigte, auf 21, das Thier war 7""n lang und 3""" breit. Ein anderes Exemplar von gleicher Grösse hatte 15 ausgebildete Körperabschnitte , woran sich dann noch 7 in der Regeneration begriffen anschlössen (Taf. III. Fig. 7 . Dass die Species eine grössere Lange erreichen kann, zeigte mir ein Thier, welches bei Fehlen des Körperendes 20 Seg- mente besass und eine Lange von 9mm, eine Breite von 3,5mra hatte. — Die Zahl der Elytrenpaare konnte ich durch directe Zahlung bei keinem Exemplare bestimmen, da ich nie ein Thier mit allen Elytren gesehen habe. Da aber die Stellung der Elytren die gleiche ist wie bei allen Polynoinen, nämlich am 2., 4., 5., 7., 9. u. s. w. Segmente, wie man das an den sich neubildenden Elytren oder deren Tragern sehen kann, und ich bei dem unverletzten Thiere mit 2 I Segmenten noch am 19. Segmente die Andeutung einer Rückenschuppe sah, so ergiebt sich daraus ihre Zahl als 10. Der Kopflappen hat von oben gesehen ungefähr die Form eines Trapezes. Seine grösste Breite liegt am hinteren Bande, von da convergiren die Seitenränder gegeneinander; der vordere Band, dessen Breite kaum grösser ist als die halbe Breite des hinteren Randes, ist in der Mitte seicht eingeschnitten, woher es kommt, dass die abgerundeten Vorderecken als schwache Vorsprünge erscheinen. Die obere Fläche des Kopf läppen ist nur schwach gewölbt, glatt und farblos; stärkere Chitinablagerungen an bestimmten Stellen, wie bei der vorigen Art, habeich nicht daran gesehen. Der Längsdurchmesser des Kopflappen bleibt nicht viel hinter seiner gröss- ten Breitenausdehnung zurück. Contractionen können die Formen und Dimensionen etwas verändern. Auf der hinteren Hälfte der Oberfläche des Kopflappen stehen 4 dunkle Augen flecke so im Trapez geordnet, dass die vorderen grösseren weiter von einander entfernt sind, als die nahe hinter ihnen stehenden kleineren. In den meisten Fällen schienen diese Augen nur kugelige Anhäufungen von Pigment zu sein, nur bei einem Thiere sah ich deutlich aus jedem der vorderen Augen einen nach seitwärts gewandten, stark convex gewölbten, hellen lichtbrechenden Körper hervorragen. Der Kopflappen ist Träger von drei Fühlern und zwei Palpen (Taf III. Fig. 8). Die drei Fühler treten unter dem Vorderrande des Kopflappen heraus. Den unpaaren Fühler Tvnlu- iithtm. Kinb.) habe ich nie vollständig .erhalten gesehen; er entspringt mit einem cylindrischen Basalstücke, welches über den medianen Einschnitt des vorderen Kopflappenrandes herausragt. Farn. Aphroditea Polynoina. Gen. Polynoe. 107 Nach allen analogen Bildungen schliesse ich, dass dieser unpaare nicht nur wie immer im Bau, sondern in diesem Falle auch an Lange den paarigen gleich gewesen sein wird. — Die paarigen seitlichen Fühler (Antennae, Kinb.) entspringen auf der Unterseite des Kopflappen, nahe hin- ter dessen Vorderrande neben dem Basalstücke des unpaaren Fühler; sie treten in der Richtung nach vorn und seitwärts heraus und ragen um die doppelte Lange des Kopflappen hervor. Ihre Basen sind vom Kopflappen verdeckt ; der Fühler selbst ist ein cylindrischer, ungegliederter Fort- satz, der sich eine Strecke weit vor seinem Ende plötzlich verjüngt, um mit lang ausgezogener Spitze zu enden. Diese Spitze ist glatt, wahrend der dickere cylindrische Theil des Fühlers durch den Besatz mit kleinen Stabchen auf seiner Oberfläche rauh stachlig ist. Die Bildung, wie ich sie weiter unten von den Rückencirren beschrieben habe, dürfte auch wohl diesen Fühlern wie den noch zu nennenden Fiihlercirren des ersten Segmentes zukommen. Die Palpen (Taf. III. Fig. 8) sind zwei grosse Fortsatze, welche auf der unteren Flache des Kopflappen unter dessen hinteren Ecken entspringen, gleich seitlich hervortreten, und eben- soweit als die seitlichen Fühler nach vorn hin vorragen. Es sind Anhange , die von oben nach unten etwas plattgedrückt sind, ungefähr den Durchmesser der Fühler haben oder noch etwas übertreffen, und in gleicher Breite verharren, bis sie ungefähr im letzten Drittel sich rasch ver- schmälert! und so zugespitzt enden. Sie zeichnen sich vor den Fühlern wesentlich durch den Mangel des Stabchenbesatzes aus, ihre Oberflache ist vielmehr glatt , oder doch nur von kurzen unregelmassig querlaufenden Furchen seicht eingeschnitten. Auf der Unterseite des Kopflappen habe ich eine vorgezogene Spitze wie bei der vorigen Art nicht bemerkt. Das erste Segment ist von oben her nicht, oder höchstens als schmaler Saum sicht- bar; es unterscheidet sich von allen anderen Segmenten durch den Mangel eines Borsten enthal- tenden Ruders. Dafür gehen jederseits zwei grosse Fühlercirren ab nach vorn und seitwärts gewendet. Der dorsale Fühlercirrus ist der grössere, er übertrifft den ventralen, allerdings nur wenig, an Lange ; er ragt meist noch etwas weiter nach vorn als die seitlichen Fühler. Jeder Fühlercirrus hat ein cyhndrisches , flach quergefurchtes Basalstück ; darauf folgt , nach Art der Rückencirren, das cylindrische, mit Stabchen rauh besetzte Mittelstück, und dann das an der Ober- fläche glatte, stark verdünnte Endstück. Von den Körperringen, welche nach dem ersten Segmente folgen, sind die nächsten etwas kürzer, als die entwickeltesten aus der Körpermitte, ihre Breite übertrifft dort um wenig mehr als das Doppelte die Lange; alle sind deutlich von einander getrennt. Bei den Thieren, welche ich sah, bestand das Endstück des Körpers stets aus weniger entwickelten Segmenten, und erschien als ein Anhang, der durch Neubildung entstanden, ein verlorengegangenes Stück ersetzen musste, fast immer scharf abgegrenzt von den vorhergehenden Körperringen (Taf. III. Fig. 7). Die Ruckenflache der Segmente ist in der Mitte wenig convex gewölbt. Die Haut zeigt der Breite nach über das Segment laufende Furchen, welche parallel mit dem vorderen und hin- 14* 108 Ordo I. Nereide«. teren Sejjmentrande ziehen. Die Grundfarbe ist ein mattes durchscheinendes Weiss mit geringem Glänze; in feinen Pünctchen und Stäubchen liegt darauf, unregelmässig verlheilt, ein dunkeles. meist violett scheinendes Pigment, welches an der hinleren Grenze des Segmentes nahe dem Sei- tenrande bisweilen als kleiner Fleck angehäuft ist. Die Ruder sind grosse zweiästige Fortsätze, welche bei völliger Entwicklung in der Aus- dehnung der ganzen Segmentalbreite gerade seitwärts vom Körper weggestreckt sind, und nur an den letzten Segmenten eine mehr nach hinten gewandte Richtung haben. Das ungetheilt von der Seitenfläche des Segmentes abgehende Ruder spaltet sich gleich in einen oberen und einen unteren Ast. Der untere Ruderast ist der bei weitem grössere und er- scheint als gerade Fortführung des ganzen Ruders , an dem der obere Ast dann nur als Anhang auftritt. Dieser untere Ast verjüngt sich allmählich gegen die Spitze, und endet mit einem oberen spitz kegelförmigen Endstück, unter dem, wie unter einer Lippe das Borstenbündel austritt. Der obere Ruderast erreicht kaum die Hälfte der Länge des unteren Astes, auf dessen Rückenfläche er sich als kleiner spitzer Kegel erhebt. Beide Äste enthalten eine Acicula, die je einem Borsten- bündel im Innern des Astes als Stutznadel dient. Die Borsten des oberen Astes treten nicht in ein Bündel zusammengefasst hervor, sondern gleich mehr auseinander gespreitzt und vereinzelt. Es sind starre helle ungegliederte Nadeln, deren freies Ende sich plötzlich zuspitzt, dabei gebogen ist und in dieser 0, 1 7mm langen Ausdehnung auf der einen Seite eine Reihe von weit getrennten breiten Zähnen trägt, deren ich bis 1 0 zählte (Taf. III. Fig. 1 2). Die Richtung dieser Borsten ist meist stark nach aufwärts gewandt. Das Borstenbündel, welches an der Spitze des unteren Ruderastes als ein gemeinsames austritt, ist in der gleichen Richtung wie das Ruder seitlich fort- gestreckt, ohne dass seine Borsten viel auseinanderwichen. Die einzelnen Borsten sind ungeglie- dert, sie laufen in ein fast messerartiges, 0,194""" langes Endstück aus, das ohne Einlenkung fest mit dem Wurzelstucke der Borste verbunden ist. Vor dem Ansatz dieses messerförmigen End- theiles trägt die Borste einen einzelnen stärkeren Dorn. Das Ende selbst läuft in eine schwach hakenförmig gekrümmte Spitze aus; seine Schneide ist in feine breite Zähne zerschlitzt (Taf. III. Fig. 13). Auf der Grenze zwischen Segment und Ruderbasis erhebt sich von der Rückenfläche je nach dem Segmente der Rückencirrus oder die Elytre. Der Träger der Elytre ist ein ansehnlicher Kegel mit abgestutzter Endfläche, auf welcher die Rückenschuppe befestigt ist; seine Länge übertrifft meist die des oberen Ruderasles, der daher bei der Betrachtung von oben von ihm verdeckt wird. Seine Richtung geht schräg nach oben. Die Oberfläche ist mit Ausnahme von kurzen queren Runzeln oder Furchen , die aber viel- leicht nur durch Contraction entstehen, völlig glatt. An einigen Stellen sieht man auf ihr Rosetten von langen Flimmerhaaren, welche die Ausmündung des Segmentalorganes anzeigen, und auf die ich zurückkommen werde. Die Elytre selbst ist eine kreisrunde oder ovale platte Scheibe, äusserst dünn, farblos Farn. Aphroditen Pohjnoina. Gen. Polynoe. 100 und so glassartig durchsichtig, dass alle Theile , über welchen sie liegt, deutlich durchscheinen. Ihre Anheftungsstelle auf dem Elytrenträger liegt im Centrum der Scheibe, und sieht man von oben darauf, so erscheint einem beim ersten Anblick die Verbindungsfläche als kreisförmige Öff- nung. Die grössten Elytren, für welche das eben Gesagte gilt und die ich als völlig ausgewachsen ansehe, halten einen Flachendurchmesser von lram; sie deckten der Lance nach drei Seemente lateralwärts die Ruder, doch ragten die Spitzen der Borsten und der grössere Theil der Rücken- cirren darunter hervor, medianwärts reichten sie theilweise bis auf die Mittellinie des Rücken; und da wo alle Elytren vorhanden sind, wird der Rücken wohl völlig, oder doch nur mit Aus- nahme eines ganz unbedeutenden Mittelstreifen gedeckt sein, und die Elytren selbst werden dann dachziegelförmig übereinander greifen. Die sonst glatte Oberflache ist mit kleinen, meistens trüb weisslich aussehenden Knötchen in scheinbar regelloser Vertheilung besetzt. — Jede einzelne Elytre ist als eine flachenhaft aus- gebreitete Hautduplicatur anzusehen, bestehend aus einem oberen und unteren scheibenförmigen Blatte, die an den Rändern der Schuppe zusammenhängen und an ihren einander zugewandten Flachen durch einen nur sehr geringen Zwischenraum von einander getrennt sind. Untersucht man unter dem Mikroskope die Rückenschuppe in der Weise, dass man allmählich mit der Focal- einstellung durch deren ganze Dicke hindurchgeht, so findet man auf den einander zugewandten Flachen der beiden B lütter die Zeichnung einer regelmassig polygonalen Feklereintheilung, ein Bild wie man es häufig unter den Cuticularbildungen des Chilingewebes findet, und als subeuti- culare Zellenlage, oder die Abdrücke solcher Zellen deutet. Diese einzelnen von scharfen Linien begrenzten, meist fünf- oder sechseckigen kleinen Felder hatten einen grössten Durchmesser von 0,037'nm; ob sie nun Zellen oder nur Zeilabdrücke waren, konnte ich nicht bestimmen, da ich aber nie in dem Räume eines Feldes einen Zellenkern wahrnahm, so ist es mir wahrscheinlich, dass diese Zeichnung nur als Abdruck einer Zellenlage sich erhalten hat, deren Ausscheidungsproduct das Blatt der Rückenschuppe war. — Kam ich mit der Focaleinstellung des Mikroskopes von oben her unter diese gefelderte Zeichnung, so tauchten im Gesichtsfelde kleine Pünctchen auf, welche eine regelmassige Anordnung zu haben schienen , da sie meist auf kleineren runden Flächen in Reihen hintereinander geordnet standen, welche wie von einem centralen Puncle radienartig nach allen Seiten hin ausstrahlten. Eine von solchen Punctreihen gezeichnete Fläche grenzte dann mit ihrer Peripherie an eine ganz gleich gezeichnete Nachbarstelle (Taf. IV. Fig. 2). Senkte man den locus des Mikroskopes, so verschwanden diese Punctreihen alsbald , und es trat dafür die Felde- rung auf der Innenfläche des unleren Elytrenblattes hervor. Ich kann von diesem Bilde der Punct- reihen keine sichere Deutung geben, es hat mir scheinen wollen, als seien es ganz kurze Fäd- ehen, welche durch den winzigen Binnenraum der Elytre hindurch von deren unteren Platte zur oberen gingen. Vielleicht füllt ein derartiges Gewebe den Raum zwischen beiden Platten aus. — Zwischen den beiden Platten der Elytre findet nun ausserdem die Verbreit 11112: und Endigung eines Nerven statt. Sieht man von oben her durch die helle Riickenschuppe auf die Endfläche 1 | () Ordo I. Xcrciilca. ihres Trägers, so findet man gerade in deren Milte den Austritt eines Nervenastes, der bis dahin in der Axe des Tragers der Elytre verläuft. Unmittelbar an der Anheftungsstelle der Elytre an diesem Trüger erfolgt eine Verästelung dieses Stammes, dessen Querschnitt hier am Eintritt in die Elvtre eine Breite von 0,0185'"'" hat. Die ersten Aste, in die sich der eintretende Nerv auflöst. sind noch so stark, dass sie zwei Contouren erkennen lassen; es erfolgt aber fast gleich nach ihrem Abgange eine sich mehrfach wiederholende dichotomische Theilung. woraus Nervenfaden von der Feinheit hervorgehen, dass man sie nur als einfache Linien verfolgen kann(Taf.IV. Fig. 2 . Auf diese Weise verbreitet sich der Nerv mit seinen terminalen Verzweigungen über eine grosse Flache, und geht man nun diesen letzten feinen Endzweigen nach, so sieht man den einzelnen an einen der Knöpfe treten, mit denen die Oberflache der Elytre besetzt ist, und dort endigen. Von diesen Knöpfen, in denen also der Sitz einer Nervenendigung ist, ist eine ziemlich grosse Anzahl über die Oberfläche der Riickenschuppe regellos vertheilt, am zahlreichsten finden sie sich aber immer am Rande der Schuppe. Die bei weitem grösste Zahl von ihnen ist eine sehr kleine knopf- förmige, oder am Ende keulenförmig verdickte Hervortreibung auf der Oberfläche des oberen Blattes der Elytre, deren durchschnittliche Höhe nur 0,007""" beträgt; im Innern enthalten sie eine winzige Höhlung, bis in welche hinein man den Nerv bisweilen verfolgen kann, ohne hier eine besondere Endigungsweise wahrzunehmen. Neben diesen zahlreichen kleinen Knöpfen kom- men nun auf jeder Elytre meistens am Rande oder in dessen unmittelbarer Nähe noch einige we- nige, nach meiner Zählung bis vier Anhänge vor, deren Höhe ich auf 0,074ram bestimmte ;Taf. IV. Fiar. 1.2). Diese Gebilde haben eine Glockenform, und sind ebenfalls nur eine in dieser Gestalt vor- getriebene Ausstülpung der oberen Platte der Elytre; auf dem Scheitel der Glocke erhebt sich bisweilen noch ein kleiner Aufsatz völlig den kleinen Knöpfen auf der Fläche der Elytre gleich. Diese glockenförmigen Knöpfe sind hohl, und enthalten in ihrem Innern eine feinkörnige gelbliche Masse ; bis in diese hinein konnte ich die äusserst feine Nervenfaser verfolgen , dann verlor sie sich in der körnigen Inhaltsmasse. Zwischen den kleinen Knöpfen und den glockenförmigen kom- men Übergänge vor; glockenförmige, die kaum ein Drittel der Höhe der grossen, sonst aber den gleichen Inhalt wie jene besitzen, und kleine, welche doppelt so gross als die gewöhnliche Form, und an der Basis wie am Ende kugelig angeschwollen sind. Vereinzelt habe ich auch beobachtet, dass kleine Knöpfchen nicht über das Niveau der oberen Elytrenfläche hervorragten, sondern im Innern unter der oberen Platte der Elytre zu liegen schienen. — Diese eigenlhümliche Art der Nervenendigung scheint sich bei den Elytren aller schuppentragenden Anneliden zu wiederholen, und die mannichfach geformten Anhänge der Elytren, wie sie als Fransen, Knöpfe, Kegelchen etc. theils auf der Fläche, theils am Rande auftreten, haben wahrscheinlich stets die gleiche Bedeutung für die Endigung von Nervenästen wie hier. Da die Elytren so äusserst leicht verloren gehen, aber wie es scheint, auch ebenso rasch ersetzt werden , so beobachtet man oft solche, die in der Neubildung mehr oder weniger weit vorgerückt sind. Der Elytrenträger, welcher seine Elylre verloren hat, erscheint meist stark Farn. Aphroditea Polynoina. Gen. Polynoe. I I I qucrgerunzell ; die Endflache, auf welcher die Elylre befestigt war . ist nun an den Rändern gewilistet, und im Centrura lief eingezogen, als ob dort ein Canal ins Innere führe. In den jüng- sten Entwicklungszuständen der neu sich bildenden Elytre, welche mir vorgekommen sind, er- schien diese wie ein kleines, dickes Blatt, das als unmittelbare Fortsetzung der Wand des Elvtren- tragers auf diesen aufsass und aussah, als ob es in der Weise entstanden sei, dass die cylindrisehe Wand des Elytrentrager an der Endfläche von den Seiten her plötzlich zur platten Scheibe zu- sammengepresst und nun blattförmig ausgewachsen sei. Dieses kleine, anfangs dicke, opak und wenig durchsichtige Blatt legt sich gleich anfangs horizontal, dehnt sich dabei aber nur median- warts gegen das Segment hin aus (Taf. III. Fig. 9). Bei fortschreitendem Wachsthum und dabei eintretender grösserer Flächenausdehnung erweitern sich dann die beiden Platten der Elytre nach allen Seiten, bis sie die kreisförmige oder ovale Scheibe bilden, in deren Centrum ungefähr die Anheftuugsstelle am Träger liegt. Jüngere Elytren in dem Stadium, dass schon deutlich die runde Scheibenform heraustrat, hallen eine trüb weissliche mit dichten Granulationen besetzte Oberfläche. Es ergab sich , dass diese Granulationen die ersten Anlagen der Knüpfe waren, in denen die Nerven endigen ; breitet sich die Ruckenschuppe mit fortschreitendem Wachsthum der Flache nach aus, so rücken die hier dicht stehenden kleinen Erhebungen weiter auseinander, gleichzeitig mit der flächenhaften Ausbreitung wird die Elytre dünner, und zuletzt stehen diesel- ben Kürperchen, die der opaken Scheibe das körnige Ansehen verleihen, auf der glashellen Fläche in weiten Zwischenräumen voneinander getrennt. Leider habe ich versäumt, die histologische Entwicklung der die Schuppe zusammensetzenden Theile zu verfolgen, und damit über das Wesen der zellenartigen Zeichnung auf der Innenfläche der Schuppenblätter, sowie über die Regeneration der Nerven Aufklärung zu geben. Die alternirend mit den Elytren auftretenden Rücken cirren sind schlanke Fortsätze, welche doppelt so lang als die Segmente breit sind; bei der gewöhnlichen Haltung sind sie gerade seitwärts fortgestreckt (Taf. III. Fig. 8). Mit den Elytren haben sie die gleiche Hinfälligkeit und rasche Neubildung gemein. — Der Rückencirrus besteht aus einem grossen Basalstücke und dem eigentlichen Körper des Cirrus. Das Basalstück, das Analogon des Elytrenträgers, entspringt auf der Grenze von Segment und Ruderbasis, hat ungefähr die Länge des oberen Ruderastes, und ist ein cylindrischer Fortsatz, der durch oft tiefe Querfurchen unregelmäseig einge- schnürt ist. Erträgt den eigentlichen Rückencirrus, der, wenn schon ungegliedert, doch zwei verschieden gestaltete Abschnitte erkennen lässt: das cylindiische oder auch wohl in seiner Mitte etwas dünnere Anfangstück mit einer von kleinen Stäbchen rauh besetzten Oberfläche, und das völlig glalte plötzlich zu einer langen Spitze dünn ausgezogene Endstück. Dieser Theil, welcher also die Ruckenschuppe repräsentirt, gestattet wegen seiner Durchsichtigkeit eine genauere Unter- suchung. In der Längsaxe des durch den Stäbchenbesatz rauhen Theiles sieht man einen cylin- drischen Strang verlaufen, der aus der Mitte des basalen Stückes in ihn hinüber! ritt und offen- bar ein Nervenast ist. Auf der lateralen Grenze dieses rauhen Stückes schwillt der Strang | | 2 Qrdo I. Nereiden. plötzlich kolbig an, und ist liier durch Auflagerung eines feinkörnigen Pigmentes dunkel gefärbt. Nach dieser Anschwellung verschmälert er sich plötzlich und tritt als das dünne Endstück des Rüokencirrus hervor. Nach den Bildern, die ich gesellen habe, inuss ich vernmthen, das der Nerv hier im Endstücke des Riickencirrus ohne Hülle frei zu Tage tritt, denn die Wand des rauhen Anfangstückes, welche bis zur Anschwellung des Nerven diesen wie eine Scheide umgeben hatte, schien hier plötzlich wie mit einem scharfen Rande zu enden, und den bis dahin eingeschlossenen Nerven frei austreten zu lassen. Bei den Kopffühlern von Nereis hat zuerst Keferstein' eine ganz ähnliche Bildung beschrieben, doch ist die Nervenmasse, welche dort auch central verläuft, bei ihrem Austritte am Ende des Fühlers noch von einer feinen Haut bekleidet, welche nur an einzelnen Stellen, wo diese Hülle durchlöchert ist , frei zu Tage tritt. Ich habe bei den Cirren dieser Polyurie eine solche umhüllende feine Haut, die man als Fortsetzung der Wand des Cirrus ansehen kann, nicht gesehen, und inuss daher glauben, dass die Nervenmasse hier frei zu Tage liegt. — Bei der nahen Verwandtschaft, in der doch offenbar Rückencirren und Elytren zu ein- ander stehen, musste man erwarten, dass die Stäbchen, welche die Oberfläche des Anfangstheiles vom Riickencirrus besetzen, analoge Bildungen, wie die Knöpfchen auf den Elytren, und für die Endigung von Nerven besonders geeignete Vorkehrungen seien. In diesem Sinne waren sie auch von Keferstein2) und Claparede3) bereits gedeutet. Allein meine Bemühungen in dieser Richtung ergaben mir hier nicht mit Sicherheit ein bestätigendes Resultat. Die Stäbchen haben eine Länge von 0,0 1 8mm, sind cylindrisch, oft aber an der Spitze zu einer kleinen knopfförmigen Verdickung angeschwollen; auch hier, wie bei der vorigen Species, vermisste ich auf der Spitze das Büschel von Haaren, welche Keferstein und Claparede bei ihrer Species fanden. Ich kann in diesem Stäbchenbesatz nichts anderes sehen, als das, wofür Grube4), der ihm wohl zuerst bei Polynoe squamata Aufmerksamkeit schenkte, ihn ausgab; die Stäbchen sind Verlängerungen der allge- meinen chitinösen Körperbedeckung. Einen Zusammenhang zwischen ihnen und dem central im Cirrus verlaufenden Nerven nachzuweisen, etwa in der Weise, dass von der Oberfläche des letz- teren Nervenfäden in die Stäbchen hineinträten, ist mir am lebenden Thiere nicht gelungen. Ich habe dann noch den Versuch gemacht, an Glycerinpräparaten die Angaben der beiden genannten Naturforscher zu bestätigen; allein was ich sah, beschränkte sich darauf, dass allerdings in der Axe des einzelnen Stäbchen ein äusserst zarter Strang einer feinkörnigen Masse verläuft; ich konnte aber nicht erkennen, dass diese mit dem centralen Nerven zusammenhängt, sondern sie schien mir nur eine Fortsetzung der Subcuticularschicht zu sein, welche wie unter allen Chitin- häuten so auch hier unter dem Chitingewebe der Körperwand liegt. So geeignet nun also auch diese Stäbchen für eine Nervenendigung zu sein scheinen, und so annehmbar eine solche Ver- I) Keferstein, Untersuchungen, a. a. 0. pg. 99. Taf. VIII. Fig. 11, 12. i) Keferstein, u. a. 0. pg. 99. Taf. IX. Fig. 30, 31. 3) Claparede, a a. 0. pg. 60. i) Grube, Zur Anatomie und Physiologie der Kiemenwürmer, a. a. 0. pg. 60. Farn. Aphroditen Polynoina. Gen. Polynoe. I 13 muthung noch durch das Verhalten der offenbar ähnlich gebauten Knöpfe auf den Elytren gemacht wird; so wage ich doch nicht, mich ohne weiteres der Auffassung anzuschliessen, wonach man in den Stäbchen die Apparate einer Sinneswahrnehmung sehen kann, und muss dies wenigstens so lange in Zweifel ziehen, bis neue Untersuchungen einen abschliessenden Entscheid bringen. — In der gleichen Weise, wie hier der Ruckencirrus geschildert ist, sind auch die schon beschrie- benen Fühler und Fühlereirren gebaut, in deren Langsaxe ebenfalls ein Nervenast verlauft. An- ders verhalten sich die Palpen, und die gleich zu erwähnenden Bauch- und Aftercirren. Die Riickencirren werden sehr leicht abgestossen, und es erfolgt dann die Trennung vom Körper da, wo sie auf dem Basalstücke aufsitzen. Dieses habe ich nie verloren gehen sehen. Isl der Ruckencirrus abgefallen, so ragt über die Endfläche des Basalstückes aus deren Centrum ein fast kugeliger Vorsprung von hellem Aussehen hervor: das ist das abgerissene Ende der cen- tralen Nervenmasse, die aus der Bruchfläche in dieser Form gleichsam hervorquillt. Die Regene- ration sah ich nun in der Weise vorgehen, dass auf dem Basalstücke zunächst ein gleich dicker kugeliger Endknopf hervorgewachsen war, auf dessen Scheitel ein kleines zugespitztes Körper- chen stand. Das ist das Anfangsstadium des neu sich bildenden Ruckencirrus; der weitere von mir beobachtete Vorgang bestand darin, dass die kugelige Form zu einer cylindrischen mit ver- jüngter Endspilze umgewandelt wurde. Die Oberfläche war, wenn der junge Ruckencirrus bereits langer als das Basalstück war, noch immer gleichmassig glatt, im Innern scheinbar eine homogene Masse. Danach darf man erwarten , dass die Diflerenzirung in einen stachlig rauhen und glatten zugespitzten Endlheil den Schluss des Entwicklungsvorganges bildet. Der Bauchci rrus entspringt auf der Bauchflache des unteren Ruderastes eines jeden Segmentes, ein wenig über die Mitte des Astes gegen die Spitze zu hinausgerückt; es ist ein un- gegliederter, bis zur Spitze gleichmässig verjüngter kegelförmiger Fortsatz, der ohne Basalstück unmittelbar vom Ruderaste abgeht und wenig über seine Spitze vorragt. Nur der Bauchcirrus des zweiten Segmentes macht davon eine. Ausnahme, indem er grösser ist als alle anderen und ein Stück weit über das Ruder vorragt. In seinem Innern habe ich keinen central verlaufenden Ner- ven bemerkt; an den Glycerinpräparaten sehe ich in der Axe das Lumen ausfüllend und fast bis zur Spitze reichend, eine feinkörnige Masse, die unmittelbar unter der hellen Chitinmembran lie- gende Subcuticularschicht. Die Oberfläche der Baucheirren ist glatt. Dergestalt waren die Ruder an allen Segmenten mit Ausnahme des ersten die Fühler- eirren tragenden und des letzten ruderlosen Afterseümentes ausgerüstet. Bei dem in vollständiger Länge erhaltenen Thiere waren die letzten Segmente kleiner und dem entsprechend die Ruder- anhänge zum Theil unentwickelter, zum Theil in den ersten Stadien der Entwicklung. Das After segment (Taf. III. Fig. 9) war so lang als die beiden vorhergehenden zu- sammengenommen, rüder- und borstenlos, trug dafür auf seiner Endfläche zwei grosse After- cirren, Fortsätze, die länger waren als die Gesammllänge der letzten fünf Segmente. Sie waren von oben nach unten etwas aligeplattet : entsprangen mit schmaler Anheftung, verbreiterten EHI.BUS, l'...!>t iiwuntii r. 1 ■' 1 | 4 Ordo I. Nereiilea. sich dann in der Mitte ihrer Lange fast um das Doppelte, um mit zugespitztem Ende aus- zulaufen. Die Mundöffnung liegt auf der Bauchfläche hinter dem Kopflappen, umgehen vom eisten und zweiten Segmente. Sie führt in einen geräumigen Rüssel, der mehr oder weniger stark geschlangelt bis ins Ende des vierten Segmentes reicht. Seine Wandung ist dünn, in Längsfalten gelegt und tragt, wie das an den in Glycerin aufbewahrten Thieren besonders deutlich hervor- tritt, auf seiner Innenfläche eine Chitinauskleidung, die eine Sculptur von parallel der Länge nach verlaufenden Furchen trägt. Diese Chitinauskleidung ist die unmittelbare Fortsetzung der Körper- bedeckung, und bildet, wenn der Rüssel zum Frass ausgeworfen wird, dessen äussere Oberfläche. Auf der hinteren Grenze des vierten Segmentes beginnt der bis ins zehnte Segment reichende Magen, dessen Totallänge 2""" betrug (Taf. III. Fig. 5). Es ist ein derber im allge- meinen birnförmiger Körper von hellgelber, durchscheinend glänzender Färbung: dessen äussere Oberfläche mit Ausnahme des vordersten Theiles von feinen in gleichen Abständen ringsum lau- fenden Linien so gezeichnet ist, class Bänder von 0,06""" Breite umhergelegt zu sein scheinen. Ich halte diese Zeichnung für den Ausdruck einer starken Ringmusculatur, welche hier aussen auf der dicken Wand des Magens liegt. Der grösste quere Durchmesser des birn förmigen Magens liegt hinter dem nach vorn gerichteten Ende, von da verjüngt er sich stark nach hinten ; die Dicke des vorderen Theiles scheint nach Contractionszuständen zu wechseln , bisweilen ist sie so be- deutend, dass die Körperoberfläche des Thieres dadurch buckeiförmig ausgedehnt wird. Der vordere Eingang in den Magen ist von einem Kranze niederer abgestumpfter Papillen umgeben. Gleich hinter ihm stehen im Innern des Magens zwei Kieferpaare, die bei vorgestülptem Rüssel zwischen dem nun die vordere Spitze des Verdauungstractus bildenden Papillenkranze her- vortreten. Auf jeder Seite des Magens liegen zwei verschieden geformte Kiefer übereinander (Taf. III. Fig. 10, 11). Im Ruhezustande sind selbst die Spitzen der Kiefer in taschenförmige Vertiefun- gen der Magenwand zurückgezogen, sodass die Kieferpaare beider Seiten dann mit ihren Spitzen weiter voneinander abstehen als mit ihren Wurzelstücken; bei den Bewegungen werden vermuth- lich beide Kieferpaare zugleich gegen die Medianebene des Körpers und gegeneinander gezogen, in- dem sie sich in einer horizontalen Ebene bewegen, und treten debei aus den Taschen hervor, um ineinander zu greifen. Nun liegen aber auf jeder Seite die Kiefer so übereinander, dass diejenige Form, welche auf der rechten Seite zunächst der Ruckenfläche sich befindet, auf der linken Seite der Bauchfläche zunächst liegt ; werden die Kieferpaare also einander genähert, so berühren sich auf der Rückenseite wie auf der Bauchseite aber unmittelbar übereinander die Spitzen zweier ungleich gebauten Kiefer. Die grösste Länge aller Kiefer beträgt 0,5"""; alle sind es hohle zahn- artige Gebilde, welche von hellgelben durchsichtigen Chitinplatten zusammengefügt sind. Diese Platten sind im Wurzeltheile, wo sie den Eingang in die Höhlung des Kiefers umgeben, am dünn- sten, und zeigen hier eine concentrische Streifung, vielleicht eine Andeutung ihrer Schichtenbil- Fam. Aphroditea Polynoina. Gen. Polynoe. I 15 dun-; die Spitze der Kiefer ist braunlich und scheint aus einer dickeren, soliden Chitinmasse zu bestellen. Die Musculatur, welche die Kiefer bewegt, habe ich in ihrer Anordnung nicht erkennen können ; es scheint, als ob auch in den Hohlraum der Kiefer hinein das Muskelgewebe sich fort- setzt und an deren inneren Wandflache zum Theil inserirt. — Der Kiefer, welcher auf der linken Seite der Magenwand — rechts im mikroskopischen Bilde (Taf. III. Fig. 11) — der Rückenflache zunächst liegt, ist ein aus zwei ungleich grossen Stücken zusammengesetztes Gebilde, welches nur in seinem vorderen Drittel eine rings begrenzte Höhlung hat, indem das kleinere Stück, welches diesen Hohlraum im vorderen Theile nach aussen hin begrenzt, im hinteren Theile des Kiefers fehlt , und der Kiefer hier also nur eine kahnförmige, von den Wunden des grösseren Stückes begrenzte, lateralwärts aber ungedeckte Höhlung hat. Dies kleinere Kieferstück, welches also die allseitige Begrenzung der Kieferhöhlung so vervollständigt, dass nur von hinten her ein Zugang zu ihr frei bleibt, gleicht dem stark gewölbten Oberkiefer eines Vogel- schnabels, mit dem es die scharfe Zuspitzung und eine hier nach aussen sehende Firste theilt; an seinem hinteren Theile kommt aber ein Ansatzstück hinzu, welches plattenförmig lateral- wärts ausgezogen ist, und wie ein zur Muskelinsertion dienender Fortsatz aussieht. Das grössere medianwärts gerichtete Stück stösst mit den Rändern des schnabelartigen, in einer nach oben und unten gewandten Firste zusammen; es ist fast wie ein die Form des ganzen Vogelschnabels ergänzender Unterkiefer gebaut , nur dass es bedeutend weiter als das klei- nere Stück nach hinten reicht und von der Sitze her zu einer etwas concaven, nach hinten mit der Dicke des Kiefers an Breite zunehmenden Fläche, einer Kaufläche, wie man sie nennen könnte, abgeplattet ist, die von allen Seiten mit scharfen Kanten von den Wänden dieses Stückes begrenzt ist, Diese Kaufläche ist in der Ruhelage der Kiefer mit ihrem unteren Theile der Me- dianlinie mehr genähert als unter der Spitze des Kiefers, daher von hinten nach aussen und vorn geneigt; sie nimmt fast die vorderen zwei Drittel des Kiefers ein, während im letzten Drittel die Kieferwand in der Weise gerade nach hinten fortgeführt ist, dass sie eine medianwärts stark con- vex gebogene Platte bildet, die eine tiefe, lateralwärts offene Rinne von drei Seiten her umfasst, — Diesem Kiefer gegenüber, auf der rechten Seite näher der Rückenfläche, auf der linken näher der Bauchfläche , steht die -zweite Kieferform (Taf. III. Fig. 101 Es ist das ein in der ganzen Längsausdehnung hohler, gegen die Medianebene sanft gebogener Körper, dem die Form einer dreiseiligen Pyramide zu Grunde liegt. Die eine der drei Flächen liegt dem schnabelförmigen Kiefer an, die ihr gegenüberstehende Kante sieht daher links im Thiere nach unten , rechts nach oben; die gegen die Medianebene gewandte Fläche ist nach hinten etwas verlängert und gerun- det erweitert, An der Basis der Pyramide ist der Eingang in den Hohlraum dieses Kiefers. Die Abbildung, welche ich von dem Chitingerüsle der Magenbewaffnimg gegeben habe, möge die Lücken, welche in der Beschreibung geblieben sind, ergänzen, und eine Vorstellung von der Form wie der Stellung der Kiefer gegeneinander seben. An den Magen schliesst sich der Darm, von dessen Anfangstheile ich bemerken will, 15* | | (1 Ordo l. Nereidea. dass er nicht gleich zu den sackförmigen, die Breite des Segmentes einnehmenden Darmtaschen erweitert, sondern anfangs nur massig eingeschnürt ist; in einem Falle schlug er sich sogar als leerer, zusammengefallener Schlauch mit einer Umbiegung ein kurzes Stück weit am Magen nach vorn. Weiterhin in den Segmenten waren die Darmaussackungen vorhanden, wie ich sie \on der vorhergehenden Species beschrieben habe. Im Endtheil des Körpers war der Darm wie- der ein einfacher cylindrischer Schlauch ohne Taschen und Einschnürungen. Mir drängte sich auch hier die Frage auf, oh vielleicht die Darmaussackungen, wie sie bei den Aphroditeen vorkommen, mit Contractionszuständen des Darmes schwinden oder doch bedeutend verkleinert werden können; die bei Chrysopetahim gemachten Beobachtungen schienen dafür zu sprechen. Die Organe, welche der geschlechtlichen Thatigkeit dienen, zu erforschen, wurde mir bei dieser Species durch die Durchsichtigkeit der Körperwandungen wesentlich erleichtert. Ich fand Thiere mit und ohne Geschlechtsproducte in der Leibeshöhle, leider aber nur Weibchen; da, wo die Eier fehlten oder in den ersten Entwicklur.gsstadien waren, konnte ich ohne Mühe die Seg- mentalorganL' beobachten, die bei völliger Beife der Einlassen von diesen verdeckt werden. Segmentalorgan e habe ich vom zweiten Segmente an in allen völlig ausgebildeten Segmenten gesehen. Ihre Lage haben sie im Hohlräume des Elytrentragers und des Basalstückes des Bückencirrus. und ragen von da in den Segmentalraum unter die Haut der Bückenflache hinein. Der wesentlichste und grösste Theil des Segmentalorganes (Taf. IV. Fig. 3) ist ein fast die ganze Höhlung des Elytrentragers oder Basalstückes des Rückend rrus einnehmender Sack, dessen Wand in sehr unregelmässiger Weise zu halbkugeliggeformten Ausbuchtungen vorgewölbt ist. Ich maass als grösste Längsausdehnung dieses Sackes 0,öömm bei einem Dickendurchmesser von ().:{""". Dieser Sack setzt sich in den Raum des Segmentes hinein mit einer cylindrisch ausgezo- genen Verdünnung, dem Halse des Segmentalorganes, fort, und auf dem Ende dieses Halses, der unter der Bückenwand des Körpers liegt, steht umgeben von einem etwas aufgewulsteten Baude die innere Öffnung des Segmentalorganes, an dessen Eingange hier ein Kranz von kurzen Wimperhaaren in lebhaft rädernder Bewegung ist. Der Durchmesser dieser inneren Öffnung be- trug in einem Falle 0,027""", in einem andern 0,1 I""", Unterschiede, welche vielleicht auf Bech- nung eines wechselnden Contractionszustandes zu schieben sind ; die Dicke der die Öffnung um- gebenden etwas wulstigen Wand war in dem ersten Falle 0, I08'n,n. Durch diese innere Öffnung und den Hals gelangt man in das Innere des Sackes; von da nach aussen führen mehrere Wege. Ich habe bereits erwähnt, dass auf der Oberflache des Elytrentragers Wimperroselten in verschie- dener Anordnung vertheilt -seien, das gleiche gilt vom Basalstücke des Bückencirrus. Diese Wimperrosetten stehen um kreisförmige Öffnungen, die äusseren Mündungen des Segmen- talorganes; denn cylindrische Bohren gehen von der Oberfläche des Sackes ab zur Wand des sie bergenden Gliedes, durchbohren diese und münden dann an den mit den Wimperroselten ausge- zeichneten Öffnungen. Ich habe bis zu sechs solcher äusserer Mündungen des Segmentalorganes Farn. Aphroditen Polynoina. Gen. Polynoe. 1 17 an einem Elytrenträger gesehen. Der quere Durchmesser dieser Öffnungen betrug 0.027"'". Die Wimperroselte , welche ihren Umfang sSurol, und am leichtesten zur Auffindung leitet, ist ein Kran/, von sehr langen, einzeilig stehenden Cilien, die sehr lebhafte Schwingungen machen; die Grösse von 0,0216""", welche ich für die Länge der Cilien einer Rosette bestimmte, wird oft noch beträchtlich von ihnen überschritten. Als Eigentümlichkeit betrachtete ich, dass an einigen dieser langen Cilien ungefähr in deren Mitte eine kleine hellaussehende Verdickung sass. Die Wand des Segmentalorganes ist ziemlich dick, zumal im Halse; in den vorderen Körperringen war sie meist hell und farblos, in den hinteren bekommt sie dagegen im Sacke selbst eine gelbe Pigmentirung, indem hier auf ihrer Innenflache so gefärbte Kugeln einer körni- gen Masse von 0,0 2 I 6""" Durchmesser aufgelagert sind: die Wand des Halses wie der Ausfüh- rungsgange war auch hier farblos und hell. Eine wichtige Erscheinung beobachtete ich an dem Sacke, das ist seine Contractilität, welche vielleicht durch Elemente musculöser Natur, die der Wand eingebettet sind, veranlasst wird. Ich beobachtete zu wiederholten Malen, während das ganze Ruder bewegungslos dalag, dass die Wand des Segmentalorganes sich langsam von der Körperwand entfernte, und der ganze Sack sich allmählich zusammenzog. Ob solche Verän- derungen auch am Halse und an den Ausfuhrungsgängen stattfinden, konnte ich durch directe Beobachtung nicht entscheiden, mir schien dafür zu sprechen der schon erwähnte Grössenunter- schied der inneren Mündung des Segmentalorganes, und die einmal gemachte Wahrnehmung, dass eine äussere Mündung, wie auf einem kurzen Cylinder, etwas über die Oberfläche des Ely- trenträgers vorgetrieben war. — In einem Falle bestand der Inhalt der Segmentalorgane aus blasenähnlichen Körpern von 0,012 — 0,024""" Grösse, die fettartige Körnchen enthielten; sie bil- deten an der Innenfläche des Sackes eine ungleichmassig vertheilte Masse, die bei auffallendem Lichte weiss aussah. Dieselbe Masse lag im zweiten Segmente vor der inneren Öffnung des Seg- mentalorganes, von deren Cilien hin und hergeworfen; an einer anderen Stelle sah ich denselben Stoff zur äusseren Öffnung hinaustreten. Über die Bedeutung dieser Masse weiss ich nichts an- zugeben, vielleicht war es ein im Zerfall begriffenes Gewebe, denn das Thier, welches fast alle Elytren und Cirren verloren hatte, war offenbar im Absterben. Bei einem Weibchen fand ich vom zehnten Segmente an alle Ruder der folgenden völlig entwickelten Körperringe bis gegen die Spitze von Eiern angefüllt, die dicht gedrängt gegenein- ander gepackt eine Masse bildeten , neben welcher kein anderes Organ zu erkennen war. Aus dem dunklen Dotter dieser Eier war meistens nicht einmal das Keimbläschen herauszufinden. Dasselbe Thier zeigte in den sechs vorhergehenden Segmenten dieselben Geschlechtsproducte auf einer früheren Entwicklungsstufe und am ursprünglichen Bildungsorte. In diesen Segmenten lag im Binnenraume vor dem Eingange in die Ruderhöhlung unmittelbar auf der inneren Oberfläche der Bauchwand ein dünnhäutiger Sack, dessen Innenwand mit Eiern besetzt war. Diese Eier waren offenbar noch von der Reife entfernt; sie lagen nicht so gedrängt nebeneinander, dass sie sich gegenseitig abplatteten, sondern waren runde, etwas scheibenförmige Körper; ihr Aussehen 1 1 8 Ordo I. Nireidea. war hell und farblos; ein grosses Keimbläschen, in dessen Mitte ein deutlicher Keimfleck lag, wurde von einem hellen Dotterhofe umgeben, dadurch wesentlich von den reifen Eiern abwei- chend, da bei allen Annelideneiern, die ich im Zustande völliger Reife gesehen habe, von einem Keimflecke nichts zu sehen war, oft selbst, wie auch hier, das Keimbläschen vom Dotter verdeckt wurde. Die Bildungsstätte der Eier ist hier also deutlich der Binnenraum dieses dünnhäutigen auf der Bauchfläche gelegenen Sackes. Dass dieser mit dem Segmentalorgane in keinem Zusammen- hang steht, und letzteres also mit der Bildung der Geschlechtsproducte nichts zu thun hat, war gerade in diesen Segmenten klar zu sehen, denn unter der Ruckenfläche des Ruders lag leer das Segmentalorgan deutlich getrennt von dem Eisacke auf der Bauchfläche. Wenn aber vom zehnten Segmente an die reifen Eier in der Höhlung des Ruders zusammengepackt lagen, so zweifle ich nicht , dass sie hier bereits vom Segmentalorgane aufgenommen waren und in dessen Innerem lagen, und dass die Wände des Organes selbst durch die von der Anhäufung der Eier veranlasste starke Ausdehnung an die Wände des Ruders so angedruckt waren, dass sie in Folge dessen übersehen wurden. Dass das Segmentalorgan die Bolle hat. die ausserhalb seines Binnenraumes entstandenen Eier nach aussen zu befördern, geht aus den schönen Beobachtungen von Sars1) über die Brut- pflege und Eientwicklung bei Poh/noe cirrata hervor. Sars lässt die Eier hier aus dem Hohlraum der Ruder durch kleine Öffnungen auf der Ruckenfläche heraustreten, und kennzeichnet damit hinlänglich die äusseren Mündungen des Segmentalorganes. Ob diese nun bei allen Polynoeavlen in mehrfacher Zahl vorkommen, oder ob dies eine Eigenthiimlichkeit der Species ist, wird später zu entscheiden sein. Der Austritt der Eier auf der Bückenfläche des Ruderfortsalzes erleichtert deren Ansammlung unter den Elytren, wo sie nach Sars' Entdeckung in zähem Schleim einge- hüllt von der Mutter getragen werden, bis die Embryonen aus ihnen hervorschwärmen. Das Nervensystem dieser Polynoe besteht aus dem den Kopflappen fast ausfüllenden vorn zweilappig eingeschnittenen Hirn und dem Bauchstrange, der sich im dritten Segmente gabelt, um mit zwei Stämmen zum Hirn hinanzutreten. Am Bauch sträng fiel mir die Abwe- senheit von Ganglienanschwellungen auf, der Strang behielt in seiner ganzen Länge die gleiche Dicke; in jedem Segmente sah ich von ihm nur Einen aber ansehnlichen Seitenzweig abgehen. Unter stärkerer Vergrösserung (Taf. II. Fig. 10) erkannte man, dass der Bauchstrang, dessen ganze Breite 0,26""" war, aus einer centralen Masse und einer peripheren Umhüllungsschicht zu- sammengesetzt sei. In der Längsaxe lagen fast unmittelbar nebeneinander, doch durch keine que- ren Commissuren vereinigt, zwei Stränge, aus einer feinfaserigen Masse bestehend; beide Stränge waren von einer gemeinsamen Scheide umschlossen, welche die periphere Schicht bildete und wohl nur ein Neurilemm darstellt ; diese Schicht war aus dicht gedrängt liegenden zellenartigen Körperchen zusammengesetzt. Die Dicke jedes einzelnen centralen Stranges war 0,074'"", die l) Saiis. Zur Entwicklung der Anneliden. Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. II. 1845. I. pg. 13. Film. Aphrod. Polynoina G. Polynoe. — Sigalionwa. 119 r der gemeinsamen Umhiilhmgsschieht 0,Oö(J""". Die Seitenzweige, welche vom Bauchstrange ab- gehen, waren im wesentlichen eine Fortsetzung des centralen Faserstranges, dessen Dicke ich gleich nach seiner Abgangsstelle 0,0414""" bestimmte; doch auch die periphere Schicht sendet eine Masse mit aus, die in einer allerdings nur sehr dünnen Lage neurilemmartig den Nerven um- hüllt; weit konnte ich diese Umhüllungsschicht nicht verfolgen, bin daher ungewiss darüber, wann sie völlig verloren geht. In den Nervenasten der Rückencirren und Elytren habe ich nur die cen- trale Masse gesehen. Das Thier fand sich an der Küste bei Martinsica unter Algen und Steinen. In den Gla- sern zeichnete es sich vor anderen Polynoe<\r[en durch die raschen und lebhaften Bewegungen aus. mit denen es auf dem Boden umherkroch; schwimmend habe ich es nie beobachtet. Ge- schlechtsreife Thiere fand ich im' Juni und Juli. Von den Polynomen, deren Beschreibung mir bekannt geworden ist, ähnelt diese Species am meisten einem von Dalyell >) unter dem Namen Aphrodita velox beschriebenen und abgebil- deten Wurme, der völlig durchsichtig ist, und ebenfalls nur zehn Ruckenschuppen trägt. Die ge- gebene Beschreibung ist aber zu kurz, um die Identität beider Species zu sichern. Dalyell ist ge- neigt seine Art für den Jugendzustand einer bekannten doch unbestimmbaren Polynoe zu halten. Die Anwesenheit von Eiern bei dem von mir beobachteten Thiere widerlegt diese Meinung, und ich halte es daher für eine neue vollgültige Species. Unter den von Kinberg aufgestellten Gattungen der Polynomen ist keine, welche so cha- rakterisirt wäre, dass man diese Species ihr zurechnen könnte. Es liegt die Hauptschwierigkeit in der geringen Anzahl von Elytren, wie sie sich bei keiner der KiMiERo'schen Gattungen vorfin- det. Die Bildung des Kopflappen und seiner Anhänge würde das Thier in die Gattung Hermadion verweisen, allein die hierher gehörigen Polynoinen haben 15 Elytrenpaare und einen langge- streckten Körper. Sigalionina (Kinberg). [Aphrodisiens vermiformes (Aid. et M. Edw.).] Kinberg'-) hat die Aphroditeen, deren vorderer Körpertheil nur an den alternirenden Ru- dern Elytren trägt, während der hintere Theil sie an allen hat, unter dem Namen Sigalionina ver- einigt, und diese dann weiter in vier Gattungen: Sthenelais, Sigalion (Aid. et M. Edw.), Leanira, Psawmolyce vertheilt. Es hat sich bei dieser Eintheilung, so viel ich sehe, ein Fehler eingeschli- chen, insofern Kinberg die Galtung Sigalion (Aud. et M. Edw.) nach der ersten Beschreibung der 1) Dalyell, The powers of the crealor displayed in the creation Volume II. London 1853. i. pg. 169 PI. XXIV. Fig. 13. 2) Kinberg, Nya slägten och arler af Annelide''. Üfversigt af kongl. Velenskaps. Akarlcmiens Förhandlin gar. Arg. 12. 1853. Nr. 9 u. 10. pg. 387. — Fregatten Eugeniens Iiesa. Zoologi II pg. 26. 120 Ordo I Nereidea. * franzosischen Autoren ') charakterisirt , und als ihren Typus das Sigalion Mathildae (Aid. et M. Enw. hinstellt. Es scheint Kinberg entgangen zu sein, dass Miine Edwards2) spater die erste Beschreibung des Sigalion Mutluldae vervollständigt, damals hatte zur Untersuchung ein verstüm- meltes Exemplar gedient, die spätere Abbildung, welche Milke Edwards dann in der illustrirten Ausgabe des Regne animal giebt, zeigt uns am vollständigen Exemplare einen unpaaren Fühler, wie er sich bei allen Arten der Gattung Sthenelais Kinb.) findet. Danach winde das Sigalion Ma- thildae mit grösserem Rechte als Typus der Gattung Sthenelais dienen, und dieser Name daher dem alteren der französischen Autoren weichen müssen ; während für die Speeies, welche Kixberg als Sigalion Edwardsi bezeichnet, und welcher der unpaare Fühler fehlt, ein neuer Gattungsname zu schaden wäre. Für meine Zwecke reicht es aus, die Gattung Sigalion in dem weiteren Sinne aufrecht zu halten, wie es Grube3) gethan hat. Die Gattungsdiagnose würde heissen: Sigalion. Langgestreckte Aphrodileen , welche im vorderen Körperlheile an den alternirend stehenden Rudern, am hinteren an allen Rudern Elytren halten. Wahre Rückencirren fehlen ganz oder stellen nur auf den el\ treulosen Rudern. Sigalion limicola n. sp. Korper gestreckt , nach hinten verschmälert, die Rückenfliiche im vorderen Theile mit Winkelbinden gezeichnet. 1 28 Segmente, 57™,m lang. Kopflappen oval, mit langem un- paaren Fühler, über dessen Rasis zwei schuppenartige Fortsätze. Zwei Augen. Erstes Segment mit Fühlercirren, sichelförmigen, lang gefransten Anhängen, sehr grossem Bauchcirrus und einem Borstenbündel. Ruder zweiästig; Elytren am 2., i., ö., 7.... 25. Segment, von da an allen Segmenten: den Rücken ganz deckend, Rand mit verschie- den gestalteten Spitzen, oder tief zweilappig eingeschnitten. Wahre Rückencirren feh- len ; neben dem Elytrenlräger oder an seiner Stelle ein sichelförmiger Rückenanhang mit langem bärtigen Haarbesatz: Ruderäste mit langen Papillen besetzt. Borstenbündel des oberen Astes meist goldgelb: die borsten einfach, sehr lang, vierkantig, eine Seile sägezahnartig eingekerbt; Borsten des unleren Astes in zwei Bündel austretend, zusam- mengesetzt, mit längerem oder kürzerem gczahnellen Endanhang. — Aftersegment stumpf kegelförmig mit zwei langen Aftercirren. — Quarnero. Der Körper des Wurmes ist schmal und lang gestreckt, die von den Elytren gedeckte Rückenfläche abgeplattet; zahlreiche Segmente setzen den langen Körper zusammen, und wenn das unbewaffnete Auge deren Abgrenzungen nicht zu entdecken vermag, so verralhen sie sich durch die Ruderfortsätze, welche zu beiden Seiten am Körper entlang frei hervorragen, und die I) Audovin et Mii.nb Edwards, Classification des Ahnelides et Descriplion de Celles qui babitent les cöles de la France. Annales des sciences naturelles. T. 27. Paris I8.')2. pg. 44t. i) G. CcviF.n, Le regne animal. Ed. aecompaguee de planches gravees. Annelides |jar Milne Edwards. PI. 20. Fig. I (siehe Erklärung zu Fig. la.) 3) Grube, Die Familien der Anneliden a. a. 0. pg. I 19. Farn. Aphroditen Sigalionina. Gen. Sigalion. 121 starrend von langen, zum Theil glänzenden Borsten und mit fingerförmigen Papillen ausgerüstet, durch die dünnen Elytren, von denen sie eingehüllt sind, durchschimmern (Taf. IV. Fig. 4). Der vordere Theil des Körpers ist nicht allein durch die fadenförmigen Anhänge ausge- zeichnet, mit denen der Kopf und das erste Segment ausgerüstet sind, sondern füllt theils durch etwas ansehnlichere Breite als der sich allmählich verschmälernde Hintertheil auf, theils durch eine hervorstechende Zeichnimg, denn die ersten zwölf Elytrenpaare sind in der Weise gefärbt, dass ehensoviele gelbbraune Binden gebildet werden, welche von den Seiten des Körpers gegen die Mittellinie und nach vorn convergirend je die Zeichnung eines Winkels bilden, dessen Öffnung nach hinten gerichtet ist. Die zweite und dritte dieser winklig gebogenen Binden sind einander mehr als alle übrigen genähert, in Folge der bald zu erwähnenden Anordnung der beiden Elytren- paare, welche sie tragen. An dem durch diese Zeichnung geschmückten Körpertheile bemerkt schon das unbewaffnete Auge einen weiteren Unterschied von dem übrigen Endtheile des Kör- pers, das ist die Anordnung der Elytren, welche hier nicht so gedrängt als alle folgenden zu ste- hen scheinen. So gewinnt der Beschauer, so lange er nicht zum Vergrösserungsglase greift, von dem Thiere den Eindruck eines schlanken, mit ansehnlichen seitlichen Fortsätzen ausgestatteten Wurmes, dessen vorderster Theil durch Eigenthümlichkeiten vor dem weit längeren Endtheile sich auszeichnet. Zwei Exemplare standen mir für eine genauere Untersuchung zu Gebot , an Grösse we- sentlich verschieden, sonst völlig übereinstimmend. Das eine hatte gegen 60 Segmente und (nach der Aufbewahrung in Weingeist) eine Länge von 15"""; das zweite war grösser, zählte 128 Seg- mente und war lebend gemessen 57""" lang, und mit den Rudern ungefähr 3""" breit, doch kam von dieser Breite nur 1"'m auf die eigentliche Breite der Segmente, der Zuwachs entstand durch die ansehnlichen Ruder. Von oben her gesehen war das Vorderende des Thierkörpers durch den Kopflappen be- grenzt, über dessen Rand weithinaus Fühler, Cirren und Rorsten ragten. Von der Bauchseite aus war vom Kopflappen nichts zu sehen; ihn verdeckte das erste Segment, auf welchem der Kopf- lappen ruht; nach hinten lag der geräumige Eingang in den Schlund; zu beiden Seiten ragten, nach vorn gestreckt, neben den Seiten des Kopflappen zunächst die Ruderanhänge des ersten Segmentes. Kopflappen und erstes Segment erscheinen in so enger Zusammengehörigkeit, dass auch ihre Beschreibung nicht wohl zu trennen ist. Hinter diesem Körperabschnitt folgt die grosse Reihe der Segmente, darin übereinstim- mend, dass ihre von den Elytren gedeckte Bückenfläche abgeplattet ist, während die Bauchfläche zumal im vorderen Theile stark gewölbt ist. Die Dimensionen der Segmente sind ungleich ; ihre grösste Breite liegt in den vorderen und mittleren, wo sie drei bis viermal so breit als lang sind, während nach hinten zu mit der allgemeinen Verschmälerung des Körpers das Verhältniss der Länge zur Breite sich so ändert, dass die Segmente nur doppelt so breit als lang sind. Es ist die- EHLKKS, Borstenwürmer. 16 122 Onlo I. Nereidea. ses Verhältniss recht augenfällig an der Stellung der Ruder zu einander, die an den vorderen Segmenten einander bedeutend näher gerückt sind, als das an den hinteren der Fall ist. Die ungleichmassige Vertheilung der Elytren wurde bereits erwähnt ; sie ist für den gan- zen Kreis der hierher gehörenden Thiere kennzeichnend. Die Elytrenpaare finden sich am 2., 4., 5., 7., 9, und allen übrigen unpaaren Segmenten bis zum 25; von da ab tragt jedes Segment Eh Iren. Bis auf den Mangel der Elytren stimmen die mit den elytrentragenden abwechselnden Segmente in allen Einzelheiten des Baues mit jenen überein. So weit diese ungleiche Ausstattung der Segmente reicht, ist der Rücken des Thieres mit der beschriebenen Bindenzeichnung, deren Sitz in den Elytren liegt, geschmückt; dass die zweite und dritte dieser Binden einander näher rucken als die übrigen, findet seine Erklärung darin, dass sie auf dem Elytrenpaare des 4. und 5. Segmentes angebracht sind, und also nicht wie die folgenden durch den Raum eines dazwi- schenliegenden Segmentes getrennt werden. — Die Zahl der Elytrenpaare ist keine für die Spe- cies constante, wie man das für einige verwandte Arten der Gattung Polynoe (Sav.) erkannt hat; nach der Anzahl der Segmente ist sie Schwankungen unterworfen ; ob in allen Fällen vom 25. Segment an die Reihe der mit Elytren ausgestatteten Segmente ununterbrochen ist, oder ob diese Grenze sich nach hinten, etwa zum 27. Segment wie bei anderen Arten von Sigalion verschieben kann, mag ich, da mir nur zwei , an Grösse allerdings sehr verschiedene Thiere vorlagen, nicht entscheiden. Die Einzelbeschreibung der Körperabschnitte hat füglich mit dem ausgezeichneten Kopf- ende zu beginnen. Von den Elytren des zweiten Segmentes von jeder Seite bis zur Mittellinie und über den vorderen und hinteren Rand hinaus gedeckt scheint die obere Fläche des Kopf- lappen hinlänglich deutlich durch diese hellen Decken hindurch um seine Einzelheiten erkennen zu lassen (Taf. IV. Fig. ö . Es ist eine Platte von ovaler Form, deren grösster Durchmesser, der der Breite, um ein Drittel den kürzeren Längsdurchmesser übertrifft. Die grösste Abrundung zei- gen die seitlichen Ränder, Vorder- und Hinterrand weichen nur wenig von der geraden Linie ab ; ersterer ist ganzrandig. überragt von den vom Kopflappen und ersten Segmente kommenden An- hängen ; letzterer liegt genau auf der Grenzlinie zwischen dem ersten und zweiten Segmente. — Die obere Fläche dieser ovalen Platte, welche den Kopflappen vorstellt, ist nur wenig kissenartig gewölbt ; von einer unteren Fläche kann nicht die Rede sein ; da sie dem ersten Segmente auf- liegt und mit ihm verwachsen ist. bekommt man sie nicht zu sehen. — Die Rückenfläche des Kopf- lappen zeigt zunächst auf der durch nur wenige braune Fleckchen unterbrochenen, sonst matt weiss gefärbten Fläche eine durch zwei braune Binden hervorgerufene Zeichnung, indem jede dieser braunen Binden in gleichem Abstände von der Mittellinie vom vorderen gegen den hinteren Kopflappenrand in der Weise gekrümmt verläuft, dass die concave Krümmung beider lateralwärts nach aussen, die convexe dagegen medianwärts und gegen einander gerichtet ist. So entsteht eine Figur von dem Aussehen eines H, dessen paarige Schenkel beiderseits nach innen convex gehogen sind, während der Verbindungsstrich fehlt. Farn. Aphroditen Sigalionma. Gen. Sigalion. 123 In dein Räume, welcher auf der oberen Fläche des Kopflappen nahe dem vorderen Rande durch das Auseinanderweichen der farbigen Binden frei gelassen ist, entspringt der einzige grosse Stirsrfühler. Sein Grundstuck ist ein cylindrischer Körper, ungefähr von der halben Lange des Kopflappen. Darauf steht das völlig ungegliederte, glatte Endstuck, welches an seinem Ursprungs- theile von der Dicke des Grundstückes, sich durch allmähliches Anschwellen etwas verdickt, um gleich darauf mit rasch erfolgender Verjüngung in einer lang ausgezogenen Spitze zu enden. Der ganze Fühler ist so lang, dass er nach hinten zurückgelegt bis auf das fünfte Segment reichen würde. — Neben der Einpflanzungsstelle des unpaaren Fühlers etw as hinler dem vorderen Rande des Kopflappen, und auf dem vordersten Theile des Raumes, welcher jederseits von der braunen Längsbinde und dem seitlichen Rande des Kopflappen begrenzt wird, ist die Ursprungstelle eines auffallend geformten Anhanges. Eine blattartige Schuppe, fast sichelähnlich gekrümmt, ist hier mit schmaler Kante dem Kopflappen aufgeheftet, die obere und untere Flache sind vollkom- men platt, der laterale Rand com ex, der mediane concav gebogen ; so verbreitert sich die Schuppe, um mit gerad abgestutztem Rande, der nach vorn und medianwarts gerichtet ist, zu enden. Das Gebilde liegt dem Kopflappen nicht platl an, sondern ragt unter spitzem Winkel von diesem ab- gehend starr frei nach oben ; dabei lagert die gegen die Mittellinie gerichtete Ecke des vorderen und medianen Randes etwas über dem Grundstücke des Stirnfühlers. Eine Linie, welche man von der Anheftungsstelle der Schuppe zum entferntesten Puncte des gegenüberstehenden Randes gezogen denkt, ist etwas langer als der halbe Kopflappen; die grösste Breite der Schuppe am freien Ende misst ungefähr die Hälfte dieser Länge (Taf. IV. Fig. $). — Dass mit diesen schup- penförmigen Anhängen Bewegungen ausgeführt werden, habe ich nicht beobachtet, und bezweifle es auch, da mir die Art der Anheftung das nicht zu gestatten scheint. Die plattenartige Ausbrei- tung der Organe erinnerte mich an die Elytren , und rief in mir die Vermuthung wach, dass diese Anhänge vielleicht als rudimentär entwickelte Elytren zu fassen sein, eine Vermuthung, welche allerdings nur durch die blattartige Form und keine wesentliche Übereinstimmung gestützt wurde. Verglichen mit den Anhängen wie sie sich bei anderen Sigaliomrteo neben dem Basal- stücke des unpaaren Fühlers finden, stellt es sich heraus, dass dies die gleichen Organe sind, welche von anderen Autoren als Fühler bezeichnet werden ; ich niüsste sie danach paarige seit- liche Fühler nennen, wenn schon die Form mir wenig dafür zu sprechen scheint. Hinter der Basis dieser Schuppe steht auf der vorderen Hälfte des Kopflappen nach aus- sen von dem braunen Lüngsbande jederseits ein rundes schwarzes Auge, eine fast gar nicht vorspringende Pigmentanhäufung, in der ein lichtbrechender Körper umsonst gesucht wurde. Die Ansicht von oben zeigt sowohl vor als neben dem Kopflappen eine Anzahl cirren- ähnliche Anhänge hervorragen, deren Ursprung, weil vom Kopf läppen bedeckt, nicht sichtbar ist; nur die Ansicht von der Bauchfläche her giebt hier den gewünschten Aufschluss; sie zeigt zu- gleich das von oben her verdeckte erste Segment (Taf. IV. Fig. 6). — Was Einem bei dieser Be- trachtung sofort auffüllt, ist der mächtige trichterförmige Eingang in den Schlund. Nach hin- iü* 124 Ordo I. Nereidea. ten bildet der in flaehe Einkerbungen eingeschnittene vordere Rand des hochgewölbten zweiten Segmentes die Umfassung, während auf der weniger gewölbten Bauchflache des ersten Segmen- tes eine mediane Furche am vorderen Theile weit und ausgedehnt, nach hinten zu von de« wul- stig sich erhebenden Seilentheilen umgeben und mehr und mehr zu einer tiefen Rinne verengt in den weiten Rüssel hineinfuhrt. Seichtere Furchungen, deren Lauf sowohl von dem flacheren Vor- dertheile wie von den wulstigeren Seitenwandungen in den Schlund hineinführen, zeichnen die Bauchfläche dieses Segmentes noch mehr aus. Nur der vordere Rand, der fast genau mit dem Vorderrande des Kopflappen zusammenfallt, ist glatt; hier wo das Segment den geringsten Durch- messer von oben nach unten hat, ist der mittlere Theil des Kopflappenrandes von keinem An- hangstheile besetzt; über die ganzrandige Kante ragen vom Kopflappen der grosse Stirnfühler und der vordere Rand der schuppen förmigen Anhänge heraus. Von den Seitentheilen dieses Segmentes entspringen Ruderfortsatze, wesentlich von denen verschieden . welche von den Seiten der übrigen Segmente hervorragen ; denn während das eigentliche Ruder selbst geringer entwickelt ist als die der folgenden Körperringe, sind seine cir- renförmigen Anhange, die nicht alle auf dem Ruder, sondern vom Segmente selbst ihren Ursprung nehmen, in ungleich höherem Grade ausgebildet. Das Ruder ist ein dicker cylindrischer Ast, fast gerade nach vorn hinausgestreckt, dessen vorderes Ende etwas weiter hinausreicht als das Grundstück des unpaaren Stirnfühlers. Auf seiner vorderen Spitze tritt ein stattliches Borsten- bündel hervor, dessen Richtung im ganzen gegen die Mittellinie des Körpers geht, welche hier durch den unpaaren Stirnfühler dargestellt wird, so dass also die Borstenbündel jeder Seite gegen diesen hin convergiren. Die am meisten lateralwarts austretenden Borsten sind die längsten, sie reichen fast so weit nach vorn als die Spitze des unpaaren Stirnfühlers; sie sind schön geschwun- gen und weniger stark gegen den Stirnfühler geneigt als die mehr gegen die Mittellinie hin aus- tretenden; diese nehmen je weiter medianwarts sie vortreten um so mehr an Länge ab; dabei convergiren sie in stets höherem Grade gegen die Mittellinie, so dass das ganze Bündel eine fächerartige Ausspreitung dieser Borsten zeigt (Taf. IV. Fig. 5). in ihrer Form stimmen diese Bor- sten mit denen des oberen Astes der übrigen Segmente überein; sie sind linear, nicht zusam- mengesetzt, gegen die Spitze fein haarförmig auslaufend; von vierkantiger Form ist ihre eine Fläche sägezahnartig eingeschnitten; die Farbe zumal der grösseren ist ein glänzendes Goldgelb. Hinter der Austrittsstelle dieses Borstenbündels entspringt von der Rückenfläche des Ru- ders, so dass er höher als das Borstenbündel liegt, ein kurzer ungegliederter Cirrus, der an seiner Basis dick angeschwollen ist und dann plötzlich zu einem weit schmäleren zugespitzten Endstück sich verengt. Seine Richtung ist meist die des Borstenbündels, also convergent gegen die Mittellinie, doch wurde er auch bei den Bewegungen nach auswärts geschlagen. Seine Spitze ragte kaum so weit nach vorn, dass sie bis zur Hälfte des unpaaren Stirnfühlers hinanreichte Taf. IV. Fig. 5, 6). — Stattlicher ist ein zweiter Cirrus, der tiefer als der Austritt des Borsten- bündels von derSpitze des Ruders seinen Ursprung nimmt, und daher von oben gesehen zum Theil Faul. Aphroditea Sigalionina. Gen. Sigalion. 12a von den Borsten gedeckt wird. Es ist ein schlanker ungegliederter Anhang mit glatter Oberfläche, im Urspningstheile ungefähr so dick als der gleiche Theil des Slirnfühlers, gegen die Spitze hin allmählich sich verjüngend. Nach vorn ragt er so weit vor, dass seine Spitze fast in gleicher Linie mit der des Stirnfühlers fallt. Auf seiner unteren Flüche entspringt vom basalen Endstücke ein schlanker kegelförmig sich zuspitzender Anhang mit glatter Oberfläche, der ungefähr von der hal- ben Lange des ihn tragenden Cirrus und kaum von dessen halber Dicke ist. Ich betrachte ihn als der Reihe von papillenförmigen Gebilden ähnlicher Form angehörig, welche wir an den Ruder- äslen der folgenden Segmente finden werden (Taf. IV. Fig. 6). Da wo der Ruderfortsatz von der Seitenwand des ersten Segmentes abgeht , entspringt von seiner Bauchfliiche der mächtigste aller langgestreckten Anhange des ganzen Körpers (Taf. IV. Fig. G). Der Anfangstheil dieses grossen Bauche irrus [Citrus bnccalis (Kinb.)] ist ein cylindri- sches Grundstück, dessen Dimensionen wenig hinter denen des ersten Ruders zurückbleiben. Von dessen Ende geht nun das lange ungegliederte und völlig glatte Endstück weiter. Anfangs so dick als das basale Stück, von dem es ausgeht, verjüngt es sich allmählich kegelförmig gegen das Ende, wo es in eine Spitze ausläuft; seine Länge übertrifft die des unpaaren Stirnfühlers reichlich um ein Drittel . und zurückgelegt reicht es bis zum Ende des 7. Segmentes. Dieser Cirrus wird vom Thicre nach vorn wie nach hinten hinausgeschlagen, meistenteils war er allerdings so getragen, dass er auf der Bauchfläche unter den Rudern der ersten Segmente nach hinten gerichtet lag, und am dritten oder vierten Segmente seitlich unter den Buderfortsälzen hervortrat. Ausser diesen Anhängen habe ich nun noch eines eigentbümlichen Organes zu erwähnen, das wir , wenn auch in etwas veränderter Form und Stellung, an den übrigen Körperringen wie- derfinden. Vom vorderen Rande des ersten Segmentes entspringt jederseits in einigem Abstände von der Mittellinie näher der Bauch- als der Ruckenfläche ein in der Weise gebogener Körper, dass beide zusammen wie die Löffel einer geöffneten Zange aussehen. Seine vordere Spitze reicht nach vorn hin nicht ganz bis zur Mitte des unpaaren Stirnfühlers, durch die Krümmung unterschei- det man an ihm eine nach der Mittellinie stehende concav gekrümmte , und eine lateralwärts ge- richtete convex gebogene Fläche. Die letztere ist von oben nach unten stark gewölbt und abge- rundet ; die nach der Mittellinie gerichtete Fläche ist ausserdem von einer tiefen über die ganze Länge laufenden Furche so eingenommen, dass sie auch in dieser Richtung concav ausgehöhlt er- scheint. Auf den beiden diese hohlkehlartige Furche begrenzenden Rändern, wie in der Furche selbst, steht ein dichter Besatz von langen braunen Haaren , die über die Ränder der Furche weit hervorragen und diese Fläche wie bärtig erscheinen lassen. Der zwischen den Ursprüngen beider Anhänge liegende Baum des vorderen Randes des ersten Segmentes ist mit ganz ähnlichen Haa- ren besetzt. Von den Dimensionen der Segmente ist bereits die Rede gewesen. Sie alle sind wenig von einander abgesetzt, um so deutlicher bezeichnen die grossen Ruderfortsätze das Gebiet des einzelnen Segmentes. Die Rückenfläche ist bei allen ziemlich abgeflacht, die Bauchfläche dagegen | :>(> Onlo I. Neieidea. stark convex gewölbt, und am meisten in den vorderen Segmenten , wo dadurch der grössere Raum für den ausgedehnteren Anfangtheil des Darmrohres gewonnen wird ; doch bleibt bis zum Aftersegment die Bauchfläche stark gewölbt — Sehen wir von den Dimensionen und dem Felden der Elytre an der oben erwähnten Reihe der vorderen Segmente ab , so sind sie alle in gleicher Weise ausgerüstet. Das zweite Segment zeigt eine geringfügige Abweichung in der Stellung des Bauchcirrus , die wir unten erwähnen werden. Die Ruder fort Sätze und deren Anhänge sind es, die eine eingehende Beschreibung verlangen. Die Grösse der Ruder steht in Beziehung zu der Grösse der Segmente, sie nehmen mit diesen gegen das Körperende hin an Grösse ab; im allgemeinen sind sie seitwärts so weit hei ausgestreckt, dass sie der Breite des Segmentes gleichkommen oder sie noch etwas übertreffen ; an dem grösseren mir vorliegenden Exemplare beträgt diese Ausdehnung I""". War das erste Ruder fast gerade nach vorn gerichtet, so behalten die der nächst folgenden Segmente diese Richtung bei, nur allmählich tritt eine Abweichung davon ein, bis am Anfang des zweiten Drilt- theils der Körperlänge die Ruder lateralwärts unter rechtem Winkel vom Körper abgehen. An den letzten Körpersegmenten sind diese Fortsätze wieder mehr nach rückwärts gewendet , doch ist der Winkel , den diese hier mit der Längsaxe des Körpers bilden , nicht so klein , als an den vordersten Segmenten, und wegen der Kürze der Ruder wenig auffallend. Das Ruder (Taf. V. Fig. 2) ist durch einen tiefen, bis fast zur Basis gehenden Einschnitt in einen oberen und unteren Ast getheilt; jeder enthält eine Acicula, der obere ein, der untere zwei Borstenbündel. Der obere Ast trägt mit Ausnahme der mehrerwähnten Segmente die Elytre auf einem kurzen Fortsatze, und an dessen Basis einen Anhang, den ich als sichelförmigen Ruckenanhang bezeichnen will. Der untere Ruderast trägt den Bauchcirrus und medianwärts von diesem eine niedrige Papille. Beide Äste tragen ausserdem an verschiedenen Stellen schlanke fingerförmige Papillen. Nach dieser vorausgeschickten Aufzählung der einzelnen Theile am Ruder gehe ich zur Schilderung der Einzelheiten über. Von den beiden Ästen des Ruders ist der obere der kürzere , doch ist der Unterschied nur gering. Der obere Ast ist im allgemeinen von cylindrischer Form , das freie Ende ist abge- stutzt und trägt langgestreckte Papillen von ungleicher Länge; in meiner nach dem lebenden Thiere gemachten Zeichnung habe ich hier drei Papillen gezeichnet, von denen die mittlere die längste ist, doch scheinen diese Anhänge sowohl in ihrer Form, wie der Zahl nach mannichfachen Schwankungen unterworfen zu sein, die ohne eine gewisse Regelnlässigkeit stattfinden. Das Gleiche gilt wohl für alle ähnlichen Anhänge der Ruderäste. Diese Papillen sind nicht solide, sondern besitzen eine centrale Höhlung. — Etwas medianwärts vom Ende dieses Ruderastes ist die Rückenfläche zu einer ganz niedrigen Erhebung erweitert, auf deren abgeflachter Endfläche längere und dünne Papillen von rein cylindrischer Form stehen; an dem abgebildeten Ruder ebenfalls drei. — Diese flache Erhebung bildet mit der weiter vorgeschobenen Endspilze des Farn. Aphroditen Sigalionina. Gen. Sigalion. 127 Ruderastes eine niedrige thalförmige Vertiefung, ilie man als einen von zwei Lippen begrenzten Einschnitt aof der Rückenflache betrachten kann. Hier tritt das Borstenbündel des oberen Ruderastes heraus. Zahlreiche Borsten in ein Bündel vereinigt ragen weit heraus, nicht ganz verdeckt von der das Ruder einhüllenden Elytra. Eine grosse hellgelbe A c i c u 1 a , die im Inneren des Ruderastes dessen ganze Längsausdehnung bis zur abgeflachten papillentragendeü Endfläche durchsetzt, giebt dem Borstenbündel eine Stütze. Von ihr treten die Borsten unter spitzem Winkel ab, dabei die Spitze der Acicula frei lassend; oft sind die Anfangstheile der Borsten spiralig um die Acicula mit einem oder einem halben Umgang gewunden. — Die Form der Borsten ist die gleiche, welche wir aus dem Raderfortsatz des ersten Segmentes kennen (Taf. V. Fig. G). Ungegliederte lange, sich fein zuspitzende Borsten, annähernd vierkantig, auf der einen Flache sägezahnartig gekerbt, so sind sie in allen Segmenten beschaffen. In dem Ruder des ersten Seg- mentes sind diese Borsten sehr entwickelt , die Zähnelung ist stark und tief, die Farbe war gold- gelb; um so auffallender ist der Unterschied mit den gleichen Borsten des zweiten Segmentes: sie sind in allen Theilen schwächer entwickelt, die Zähnelung ist weit weniger deutlich, die gelbe Farbe fehlt, sie scheinen farblos und durchsichtig. Von da erfolgt an den folgenden Segmenten der Übergang zu der geschilderten entwickelteren Form ziemlich rasch Erwähnen will ich noch, dass die gelbe Färbung der Borsten nur in deren äusseren Schichten sitzt, oder als ein körniger Überzug auf ihnen liegt ; ihre Substanz muss spröde sein , da sie sehr leicht brechen. Der untere Rüde rast ragt als der längere seitwärts etwas weiter vor; bei einer Ansicht des Thieres von oben sieht man daher meist nur diese seine Spitze, der übrige Theil ist durch den oberen Ast verdeckt ; umgekehrt verdeckt bei der Ansicht von unten der untere den oberen Ast. — Die im basalen Theile cylindrische Form des unteren Astes wird am Endtheile durch Erweiterungen aufgehoben; auf derBauchfläche verbreitert sich der Ast zu einem nach abwärts sehenden, drei- eckigen abgeflachten Anhange, während darüber auf der Rückenfläche die äusserste Spitze einen kegelförmigen Aufsatz trägt, so dass man fast von einer oberen spitzen und einer unteren stumpfen Lippe sprechen kann. Auch hier kommen papillenartige Anhänge vor. Auf dem vorderen Umfange des Ruderastes, etwas tiefer als der kegelförmige Endaufsatz, steht eine dicke, abgerundete Papille und trägt auf ihrem vorderen Umfange eine gleichlange, aber dünne cylindrische Papille, derenlnhalt eine körnig krümlige Masse von drüsiger Beschaffenheit zu sein schien. — Auch auf der Bauchseite des Ruderastes an der dreieckigen Erweiterung oder unteren stumpfen Lippe stand eine cylindrische Papille. Von diesen Papillen gilt in Bezug auf Variirung dasselbe, wie von den Papillen des oberen Ruderastes. In der Axe des Ruderastes liegt eine grosse hellfarbige Acicula, deren Spitze in das Ende der spitzen oberen Lippe hineinragt, als ob sie diesen conischen Aufsatz vor sich herge- trieben habe. Von dem hinteren Theile der Acicula, so dass der vordere Theil in ziemlicher Aus- dehnung frei bleibt, gehen divergirend zwei Borstenbündel ab, die sich mit den Wurzel- theilen ihrer Borsten um sie schlingen. Das eine Borstenbündel geht nach vorn und tritt unter 128 Ordo I. Nereiden. der kugeligen Papille aus; das andere nach hinten gerichtete tritt unter der stumpfen Erweiterung der unteren Lippe vor. Beide haben zahlreiche und im Bau übereinstimmende Borsten. Die Borsten stehen an Länge denen des oberen Ruderastes nicht nach, ihre Farbe ist an den meisten Segmenten hell durchscheinend, doch finden sich in der Mitte des Körpers Ruder, in denen auch diese Rorsten eine goldgelbe Färbung haben. Die Form der Borsten in ein und demselben Bündel ist eine ungleiche, bedingt, wie ich überzeugt bin, durch den ungleichen Zustand der Entwicke- lung (Taf. V. Fig. 5). Alle Borsten sind zusammengesetzt, bestehend aus einem Stabe, der an seinem Ende den an der Spitze hakenförmig gebogenen Endanhang trägt. Man findet wohl in jedem Bündel einzelne Borsten, die sich durch Kürze und Dicke und damit durch plumpere Form auszeichnen. Der gedrungene Stab tragt hier an seinem Ende den nur kurzen Anhang, der auf der ganzen Endfläche mit breiter Basis eingelenkt ist, so dass nur eine Linie den Zusammenhang beider Stucke anzeigt. Der Endanhang lauft in eine kurze, wenig gekrümmte Spitze aus; es ist ein kahnförmig ausgehöhlter Körper, an dem man den scharten Rücken, den Kiel, in dem die seit- lichen Wände zusammentreffen, und die gegenüberstehende Fläche unterscheidet, welche in der Weise nach Art einer Hohlkehle vertieft ist, dass die hohle Furche an der Gelenkstelle am breite- sten und tiefsten ist, gegen die Spitze hin durch Convergenz der Ränder schmäler und zugleich seichter wird ; in dieser Form ist die Länge des ganzen Endanhanges ungefähr dreimal so gross, als die Breite an der Einlenkungsstelle. — Ständen diese Borsten unvermittelt ohne Übergangs- formen neben den längsten Borsten des Bündels, so würde man in ihnen zwei verschiedene Gebilde sehen; die Übergangsformen zeigen, dass kurze und lange Borsten mit ihrem verschie- denen Äusseren nur die Endpuncte einer Entwickelungsreihe sind. Verlängerung und dem ent- sprechende Abnahme des Dickendurchmessers fuhren die Veränderung herbei. Bei dem Stabe der Borste wird dadurch nur eine schlankere und gestrecktere Form veranlasst ; der Endanhang zeigt neu hinzutretende Eigenthiimlichkeiten. Mit der Vergrüsserung in der Längsausdehnung scheint, wie der ganze Anhang, so auch die hohlkehlartige Furche schmäler zu werden, die sie begrenzenden Ränder an Convergenz gegeneinander abzunehmen; bei sehr lang ausgezogenem Endanhang laufen im Anfangstheile diese Ränder fast parallel. Zudem treten an diesen Rändern in bestimmten Abständen von einander kleine, aber im Contour scharf markirte zahnartige Ein- schnitte auf, von denen je zwei sich gegenüberstehende durch eine feine, in der Tiefe der Hohl- kehle laufende Linie verbunden sind. Der Anhang erscheint dann wie aus einzelnen abgesetzten Gliedern zusammengesetzt, deren Zahl mit der Länge des Anhanges zunimmt; hält man den Gedanken fest , dass diese Rorsten sich aus den zuerst beschriebenen kürzeren herausbilden , so drängt. sich die Vorstellung auf, als sei der Endanhang durch Nachschübe, welche von der Ein- lenkungsstelle her erfolgen, in die Länge gewachsen, die ursprüngliche Hakenspitze dabei immer weiter hinausgeschoben, und die Grenze eines jeden neuen Nachschubes durch zwei gegenüber- stehende Zähne auf den Rändern markirt. Ich will nicht behaupten, dass die Entwickelung in der That so vor sich gehe, da ich keine dahin deutende Beobachtung gemacht habe; die Formen, Fiuii. Aphroditen Sigalionina Gen. Sigalion. 129 welche den allmählichen Übergang von den kurzen zu den langest reckten ausmachen, bilden nur eine morphologische Entwicklungsreihe. — An den längsten Borsten ist der Endanhang oft so lang, als der ihn tragende Stab; die Spitze dabei, wenn auch sehr fein ausgezogen, immer ein kleiner, schwach gekrümmter Haken; die Zahneinschnitte auf den Rundem sehr dunkel con- tourirt. so dass man mit schwacher Vergrösserung an diesen, die als dunkle Puncte auf der glashellen Borste erscheinen, deren Ausdehnung erkennt. — Diese Borsten scheinen weniger spröde, als die gesagten des oberen Ruderastes; sie geben, wenn sie gebogen werden , leicht nach, oft scheinbar, als ob der Endanhang eine den Zahneinschnitten entsprechende Gelenk- gliederung hatte. — In den meisten Bündeln sind diese Borsten farblos, von glashellem Aus- sehen ; dass auch sie die goldgelbe Färbung der Borsten des oberen Astes annehmen , habe ich erwähnt ; diese ist dann am intensivesten in den kürzesten Borsten. Von den Anhangen der Ruder beschreibe ich zunächst die Elytren und ihre An- heftung. Ihre Vertheilung am Körper ist erwähnt. Auf der Rückenfläche des oberen Ruderastes erhebt sich ganz nahe an der Abgangsstelle vom Körper der Träger der Elytra (Taf. V. Fig. 2, 7). Es ist das ein niedriger dicker Fortsatz, eine Vorstülpung der Wand des Ruderastes, meistentheils nicht cylindrisch , sondern mit seitlichen ungleichen Flachen, welche in scharfen Kanten zusammenstossen. An der Basis einer dieser Flachen , welche nach hinten und seitwärts sieht , liegt die äussere Mündung des Segmental- organes, und hier beobachtete ich an den mittleren Körpersegmenten einzelne dünne und lange, fest fadenförmige papillenartige Anhänge; ich zählte drei, doch zweifle ich nicht, dass, variabel wie diese Gebilde sind, sie noch in grösserer Zahl und reicherer Entwicklung vorkommen mögen. — Die obere Fläche des Elytrenträgers ist flach und dient in ihrer ganzen Ausdehnung der Elytra zur Anheftung. Die Elytra ist eine dünne, fast überall durchsichtige, kreisförmige oder ovale Scheibe, welche schalenförmig gewölbt ist, so dass die concav gebogene Fläche nach unten, die convexe nach oben sieht. Der grösste Durchmesser beträgt 1,5 — 2""". Die Form der Elytren ist nach den Körpergegenden verschieden. Auf den Segmenten des vorderen Körperdrittels, und zumal da, wo nur die alternirenden Segmente Elytren tragen, ist ihre Gestalt am meisten scheiben- förmig; die Anheftung an den Elytrenträger fällt in das Centrum der kreisförmigen Scheibe, deren Wölbung hier am höchsten ist. Der gegen die Medianlinie gerichtete Rand , welcher mit dem der gegenüberstehenden Elytra zusammenstösst, oder etwas über ihn hinausgreift, ist ohne Anhänge oder Einschnitte. Der laterale Theil dagegen, welcher vorn am Körper die Ruder von meist zwei Segmenten verdeckt, schlagt sich an den Seitenwänden des Körpers und der Ruderfortsätze nach abwärts und umhüllt diese wie mit einer Decke; dabei ist er theils zu lappigen Anhängen erweitert, theils in tiefere Falten eingeschlagen. Dieser laterale Theil trägt ausserdem eine An- zahl kleinerer, der Form wie der Zahl nach wechselnder Anhänge. Bald sind es spitze oder abgerundete Fortsätze, auch kurze, am Ende gabelig eingeschnittene Läppchen, welche sich von Ehlers. Borstenwürmer. 17 130 Ordo I. Nereidea. der Oberfläche der Elytre erhoben, da wo diese sieh zur Umhüllung nach unlen umschlagt ; bald ahnliche Gebilde, welche am Rande der Elytre selbst stehen und dann nieist durch ungleich liefe Einschnitte erzeugt werden (Taf. V. Fig. 4). Uebersieht man das von den Elytren gedeckte Vorderende unseres Wurmes, so fallen einem sofort die beiden seitlichen Rander mit dein Schmucke dieser verschiedengestaltigen , meist doch zackigen Anhange in die Augen. — Die charakteristische Riickenzeichnung des Thieres hat, wie erwähnt, in diesen vorderen Elytren ihren Sitz und wird durch ein feinkörniges, gelbbraunes Pigment veranlasst, welches, wie es scheint ohne in Zellen eingeschlossen zu sein, vor Allem die centrale Flache der Elytra einnimmt und nach den Seiten hin wie verwaschen ziemlich rasch verschwindet. Etwas anders gestaltet sich die Form der Elytren da, wo sie auf jedem Segmente stehen. Die Gesanmitform nähert sich weil mehr dem Oval; die Ebtra soll hier nur ein Segment und dessen Ruder decken, zu dem Ende liegt ein bei weitem grösster Theil auf dem Ruder und hüllt dieses so ein, dass ein Theil auf der vorderen Flache des Ruders, ein weit grösserer aber auf der hinteren Flache sich nach unten schlägt und so wie mit einer Decke das Ruder umgiebt. Das vordere Ende des Ruders, an dem die grossen Borstenbündel hervortreten, ist nur von den Seiten her, so weit es der Austritt der Borsten gestattet, eingehüllt; von oben bildet der laterale Rand der Elytra eine Decke und zeigt hier eine besondere Form. Ein tiefer Einschnitt (heilt vom Rande her dieses laterale Stück der Elytra in zwei grosse Lappen, in einen vorderen und einen hinteren. Beide Lappen sind in der Weise gerundet erweitert , dass der vordere nach hinten , der hintere nach vorn weiter vorragt , und sie beide mit diesen Erweiterungen übereinandergreifen. Diese Erweiterungen gehen nun medianwärts nicht so weit, als der die Lappen trennende Einschnitt, und so bleibt hier ein Loch, das von allen Seiten vom Rande der Elytra umgeben ist, indem late- ralwärts die übereinanderliegenden Lappenerweiterungen es umgrenzen. Als ich diese Bildung der Elytren auf den hinteren Segmenten des Wurmes stets wiederkehrend zum ersten Male sah, wurde ich an die Form der Malerpalette erinnert, an welcher das den Daumen aufnehmende Loch den hier rings vom Elytrenrande umschlossenen Theil des Einschnittes darstellt (Taf. V. Fig. 3). — Übrigens kommen auch an den Randtheilen dieser Elytren ähnliche Anhänge wie an den vorderen vor. Die Bildung der Elytren ist wohl ganz wie bei Polynoe eine Hautduplicatur. Aus der An- satzfläche sah ich aus dem Träger der Elytra einen Fortsatz zwischen die beiden Platten der Elytra treten, der hier sogleich nach allen Richtungen Äste ausschickte, die sich mit meist dicho- tomischer Theilung weit verbreiteten. Ich halte das. nach meinen Beobachtungen an Polynoe, für einen Nerven mit seiner Ausbreitung; vielleicht sind die vielfach geformten Anhänge vorzugs- weise für Nervenendigung verwandte Stellen. Dass die Elytren mit dem Kleinerwerden der Segmente gegen das Ende des Körpers hin an Grösse ebenfalls abnehmen, ist selbstverständlich. Bemerken will ich noch, dass die Anheftune der Elytren auf dem Träger an allen Segmenten eine ziemlich feste ist; man darf die Elytren mit Fant. Aphroditen Sigalionina. Gen. Sigalion. 131 der Nadel in die Höhe heben und selbst nach oben hin umschlagen, ohne ein sofortiges Ab- fallen befürchten zu müssen. An der Basis des Elytrentragers entspringt von der Ruckenflache des oberen Ruderastes oder, wie es einige Mal schien, vom Grunde des Elytrentragers selbst der sichelförmige Rücken- anhang des Ruders (Taf. V. Fig. 2, 7). Es ist das ein Körper, der in seiner ganzen Länge gleich- breit ungefähr fünf bis sechs Mal langer als breit ist und an dem freien Ende stumpf abgerundet oder in eine kurze Spitze auslauft. Man unterscheidet an ihm zwei Hauptflachen; die nach oben sehende ist der ganzen Lange nach convex gewölbt oder selbst schwach kielförmig erhaben, mit völlig glatter Oberfläche; die nach unten gerichtete Fläche ist mehr oder weniger tief kahn förmig ausgehöhlt und trägt hier einen dichten Besatz von langen bräunlichen Haaren, die weit hervor- ragen und dem Organ ein gehärtetes Ansehen geben. — Der ganze Anhang bleibt ungefähr um ein Drittel hinter der Länge des oberen Ruderastes zurück, er ist meist sichelförmig gebogen und hängt dann über den hinteren Rand des Ruders nach abwärts, doch ist er bevvegungsfähig und kann nach aufwärts gekrümmt werden, wobei dann seine sichelförmige Haltung durch Streckung ausgeglichen wird. — Dieser Rückenanhang steht auf allen Segmenten; da wo die Elvtra fehlt, entspringt er unmittelbar vor der Ruckenfläche des oberen Ruderastes. Seine Form wie der bäilige Haarbesatz zeigt, dass es derselbe Körper ist, wie die zangenförmig gegeneinander ge- bogenen und nach vorn hinausragenden bärtigen Anhänge des ersten Segmentes. In den Abbildungen, welche von Sigalion und verwandten Thieren geliefert sind , finde ich auf der Ruckenfläche des oberen Ruderastes einen durchaus ähnlich gebauten Anhang ge- zeichnet, welcher dann als Rückencirrus bezeichnet ist. Ich habe diese Benennung absichtlich vermieden, denn ich kann in diesem Anhang kein Analogon des Rückencirrus sehen.1) Der Rückencirrus wird repräsentirt durch die Elvtra; der Nerv, welcher sonst bei Polynoe als Axe im Rückencirrus verläuft, findet in der flächenhaften Ausbreitung der Elvtra Gelegenheit zur Aus- breitung und Endigung. Mit diesen Organen kann der Ruckenanhang nicht identificirt werden, dagegen spricht seine Stellung, sowie Form und der grosse Besatz mit Haaren, denen jedenfalls eine besondere Bedeutung zukommt. Ich vermuthe, dass dieser Anhang in einer Beziehung zu den Geschlechtsorganen steht; unmittelbar neben seiner Anheftungsstelle mündet nämlich das Segmentalorgan, und darüber steht nun die bärtige Rinne des Ruckenanhangs, als sollte sie unter "- *-J ' o c 7 dem Schutz ihrer Haare ein- oder austretende Gebilde des Segmentalorganes geleiten. Ich habe, in der That in dieser Furche helle ovale Körper liegen sehen, wie sie sich ganz ähnlich im Innern des Segmentalorganes wieder fanden , und gerade diese Beobachtung führte mich auf die ausge- sprochene Vermuthung. Es lohnt sich daher wohl, auch an anderen Würmern diejenigen Anhänge, welche zugleich mit den Elytren auf dem Ruder stehen und von den Autoren als Rückencirren I) Williams, der diesen Anhang, wenn auch wohl nicht ganz naturgetreu, \on der Sigalion Boa (Johjvst.) abbildet, sieht darin ein Respirationsorgan. (Report on the British Annelida a. a. 0. pag. 201. PI. ö. Fig. 20.) 17* 132 Onlo 1. Nereidea. bezeichnet sind, von diesem Gesichtspuncte aus zu untersuchen ; vielleicht haben die gefransten Schalen an den Rudern des Sigalion Idunae (Raiiike) eine ahnliche Beziehung. Der Baucheirr us verdient dagegen nach seiner Eorm wie Stellung seinen Namen mit Recht. Lassen wir das zweite hierin etwas abweichende Segment ausser Acht, so steht auf der Bauchfläche des unteren Ruderastes lateralwärls über die Mitte der Länge hinausgeruckt ein kurzes cylindrisches Wurzelstück, und aus diesem tritt der schlanke kegelförmig zugespitzte Bauchcirrus hervor, dessen Oberfläche völlig glatt ist. Die ganze Länge des Bauchcirrus beträgt wenig mehr als die Hälfte der Länge des ihn tragenden Ruderastes. Seine Richtung ist meist nach abwärts und hinten, die Bewegungsfähigkeit veranlasst aber auch Veränderungen dieser Haltung. Medianwärts vom Ursprünge des Bauchcirrus nahe an der Abgangsstelle des Ruders vom Segmente sieht auf der Bauchfläche des unteren Ruderastes eine kleine knopfartig vorspringende Papille. Ihre Basis, mit der sie angewachsen, ist kleiner als ihre frei nach unten ragende End- ausbreitung; im lebenden Thiere war sie hell, erschien wie von vorn nach hinten comprimirt, so dass ihr freier Rand wie eine Schneide aussah; dabei zeigte sie eine von der Basis zum freien Umfang gehende radienartige Streifung, wie von Furchen oder eingebetteten Stäbchen (Taf. IV. Fig. G). An den in Weingeist aufbewahrten Thieren erscheint ihr Ende jetzt kugelig abgerundet, ihr Ansehen ist trüb und dunkel, als enthielte sie eine feinkörnige Masse. Das zweite Segment zeigt in diesen Theilen ein abweichendes Verhalten. Zunächst fehlt die eben besprochene Papille; an ihrer Stelle, also viel weiter medianwärts als an den übrigen Segmenten, entspringt der Bauchcirrus, seiner Form nach mit den übrigen übereinstimmend, aber an Grösse sie übertreffend, da seine Länge der des ihn tragenden Ruderastes gleich kommt. Das Aftersegment (Taf. V. Fig. I) ist von allen anderen durch das Fehlen des Ruder- fortsatzes verschieden, seine Form ist die eines stumpfen Kegels mit abgeschnittener Spitze. Im Centrum der so gebildeten Endfläche steht die Afteröffnung ; auf den Seitenflächen des Segmen- tes ziehen der Länge nach parallele Furchen, welche gegen die Afteröffnung hin gerichtet sind. Das Segment trägt zwei sehr lange cylindrische am Ende zugespitzte Aftereirren mit glatter Oberfläche ; die Länge der Cirren ist so gross, dass sie nach vorn hinaufgeschlagen über die letz- ten zehn Körpersegmente wegragen. Der Eingang in den Verdau angst ractus wird in der oben beschriebenen Weise von der unteren Fläche des ersten und dem gekerbten Vorderrande der Bauchseile des zweiten Seg- mentes begrenzt. Er führt in einen cylindrischen gestreckten Rüssel, der bis ins I I. Segment reicht, und in dessen Wand vor allem eine Schicht von Längsmuskelfasern hervortritt. — An ihn schliesst sich ein derber hellglänzend gefärbter Magen, der bis ins 20. Segment hineinragt. Seine Form ist die eines C\ linders, der auf seiner nach vorn sehenden Fläche einen kurzen kegelförmig verjüngten Aufsatz trägt. Die Wand des Rüssels setzt sich dort an die Wand des Magens, wo dieser seine volle Cylinderform hat, die kegelförmige Spitze ragt dann ein Stück weit in das Lumen des Rüssels hinein. Auf dem Mantelumfang dieses frei vorragenden Magen- Farn. Aphroditen Sigalionina. Gen. Sigalion. 133 theiles sieht zwischen diesem und der Rüsselwand ein Kranz von blattförmigen an der Spitze ab- gerundeten Papillen, welche bis zum Ursprünge von einander getrennt, und mit ihren Enden nach aussen concav gebogen sind. Erfolgt eine Ausstülpung des Hassels, welche ich allerdings nicht beobachte! habe, die aber sicher wie bei Polynoe und anderen Aphroditeen stattfindet, so wird auf der Spitze des ausgeworfenen Rüssels dieser Papillenkranz die äusserste Umgrenzung bilden, aus deren Centrum der kegelförmige Anfangslheil des Magens hervorragt (Taf. IV. Fig. 7). — Das helle Aussehen des Magens stammt von der farblosen aber dicken Wand, an welcher breite parallele Bänder, welche ringförmig die Oberfläche umgeben, die Anwesenheit einer starken Ring- muskelschicht erkennen lassen. Der Zutritt in die Höhlung dieses Darmlheiles geschieht von der Spitze des kegelförmigen Anfangstheiles her, welche dadurch in zwei Lippen getheilt wird, vermittelst eines nur engen Canals. Im Hohlraum des c\ limbischen Theiles stehen ganz vorn, wie es scheint in Vertiefungen in der Wanddicke, zwei hellgelbe aus Chitin gebildete Kiefer einander gegenüber. Es sind hohle Körper, annähernd von der Form einer dreiseitigen Pyramide, dabei aber mit schwacher Krümmung gegen die Mittellinie gebogen, sodass sie dem Endl heile des Oberkiefer mancher starkschnäbeliger Vögel gleichen. Nach aussen ist der eine convex gekrümmte Rand ge- richtet, nach innen und gegeneinander sehen die Spitzen und die eine der drei seitlichen Flächen, welche etwas vertieft ist, und von den beiden andern mit spitzen Zahneinschnitten bewaffneten Kanten begrenzt wird (Taf. IV. Fig. 7). In den Hohlraum des Kiefers dringt die Muskelmasse, welche seine Bewegungen auszufuhren hat. Das Vorkommen von nur einem Kieferpaare ist cha- rakteristisch, und auch die einfachere Form der Kiefer, welchen alle seitlichen Fortsatze fehlen, unterscheidet diese von der Schlundbewaffnung bei Polynoe, und bildet eine Übergangsform zu den Kiefern, wie sie sich bei Nereis linden. Im zwanzigsten Segmente beginnt der in seiner ganzen Lange gleichförmige Darm. Das Darmstück eines jeden Segmentalraumes ist durch Einschnürungen auf den Grenzen der Segmente abgesetzt, und der Darm auf diese Weise gekammert. Aber man vermisst an diesen Darmaltschnitten die seitlichen Aussackungen, welche sonst bei den elytrentragenden Würmern dem Verdauiingstraclus die eigentümliche Gestaltung verleihen. — Die Farbe des gekammerten Darmes ist im lebenden Thiere braun. Über den Bau des Gefässsystemes, das ein farbloses an Körperchen armes Blut zu ent- halten scheint, kann ich keine näheren Angaben machen. Der Bauchstrang des Nervensystem.es gabelt sich auf der Grenze vom zweiten und dritten Segment, um den Schlundring zu bilden und in dem im Kopflappen liegenden Hirn wieder zusammenzutreffen. Von dem Nerveneintritt und Ausbreitung in den Elytren ist die Rede gewesen. Die der geschlechtlichen Thätigkeit dienenden Organe finden sich in dem Binnenraume der Segmente da, wo die Körperhöhle sich in die Ruder hinein fortsetzt. Sesnientalorsane liegen mit Ausnahme des letzten in allen Segmenten, am ausgebil- I 34 Onlo I. Nereiden. detesten in Jen mittleren und hinteren Segmenten. Ihr Platz ist unter der Haut der Rückenfläche am Eingange in den Hohlraum des Ruders. Das ausgebildete Segmenlalorgan ist ein sackartiger Behalter von unregelmässiger Form, als dessen grösslen Durchmesser ich 0,28""" fand. Von ihm geht ein ganz kurzer verschmälerter Gang an der inneren Rückenflache des Ruders zur Basis des Elytrenträgers, durchbohrt dessen Wand, und bildet so die äu ssere Mündu ng, durch welche vom inneren Räume des Segmen- talorganes her eine Verbindung nach aussen stattfindet. An der medianwärts gekehrten Umgren- zung des Sackes, welche meistens etwas auf den oberen Umfang des Darmes hinaufgreift, ist das Segmentalorgan zipfelförmig ausgezogen, und tragt hier auf der der Rückenseite zugewandten Ausbreitung eine abgeplattete Flüche von der Form einer Mandel, in deren Mitte eine kreisför- mige ovale Öffnung mit einem Durchmesser von 0,024""" steht. Das ist die innere Mündung des Segmenlalorganes, deren Rand mit einem Kranze von ganz kurzen Flimmerhaaren besetzt ist, die eine lebhaft rädernde Bewegung ausführen. Die Wand des Segmentalorganes war an den entwickeltesten Organen gelb pigmentirt und schwarz gezeichnet durch eine Pigmentanhäufung, die in kurzen Querwülsten auf der inneren Wandflache zu liegen schien. Die unregelmässigen Ausbuchtungen und Faltungen in der Wand des Organes erinnerten an die Form, wie ich sie bei Polynoe beschrieb, und machten es nicht unwahrscheinlich, dass auch hier Contractionen der Wände des Sackes und damit des ganzen Organes eintreten. — Der Inhalt des Sackes war nicht deutlich zu erkennen: in den in den mitt- leren Körperabschnitten liegenden Segmentalorganen waren es kugelige Körper von einem kör- nigen Aussehen. In der Höhlung der Ruderbasis liegen an der Wand der Bauchseite in den vorderen und hinteren Segmenten Körper, in denen ich die Bildungsstätte der Geschleehtsproducte vermuthe. Man findet hier ein Gebilde, in welchem von einem centralen Puncte aus nach allen Seiten helle schlauchförmige Körper abgehen, die eine birnförmige Gestall haben, mit ihren zugespitzten En- den im Centrum zusammenhängen, und das kolbige Ende gegen die Peripherie des Ganzen wenden. (Taf. V. Fig. 9). Der Längsdurchmesser einzelner solcher Schläuche mass 0,06""", das von ihnen zusammengesetzte Wesen hatte 0,134""" im Durchmesser. Andere Segmente zeigten an ganz derselben Stelle in der Ruderbasis einen abweichend geformten Körper, den ich für einen weiteren Entwicklungszustand des eben beschriebenen halte (Taf. V. Fig. 10). Es war ein kugeliger Körper von 0,17""" Durchmesser, dessen Oberfläche unregelmässig rundliche Vorsprünge darbietend ein maulbeerförniiges Äussere hatte. Ihn bildete eine Anhäufung von kleineren unregelmässig geformten Körpern, denen die Kugelform zu Grunde lag; ihr Aussehen war hell farblos, und aus manchen schimmerte ein Gebilde ganz wie ein Zellen- kern gestaltet hervor. Nach meinem Dafürhalten ist der so zusammengesetzte Körper aus einer weiteren Entwicklung der schlauchförmigen Körper hervorgegangen, und die einzelnen zellen- artigen Wesen sind die Anfangszustände, aus denen die Geschleehtsproducte heranreifen. Mich Fam. Aphroditen, Sigalion. Farn. PhyUfdocea. I 35 bestärkte in dieser Ansicht die Beobachtung, dass in den noch nicht pigülentnlen , daher wohl als unfertig zu betrachtenden Seginenlalorganen der vorderen Körperabschnitte ganz gleiche helle Kugeln, wie sie den maulbeerförmigen Körper zusammensetzten, gefunden wurden; und diese Wahrnehmung in Verbindung mit der Beobachtung von den in den pigmentirten Segmentalorga- nen liegenden körnigen Kugeln liessen mich vermuthen, diese Körper möchten die frühesten Ent- wicklungszustande der Spermatozoen, die zusammenhangenden hellen Schläuche dann Hoden sein. Spatere Beobachter mögen den Werth dieser Hypothese entscheiden. Ich erhielt die Thiere am 13. Juli aus dem schwarzen, übelriechenden Schlamm vom Grunde des Hafens von Fiume. ein Fundort, der mich überraschte, da die an dieser Küste häufi- gen Poii/nnearten stets den mit Vegetation und Felsfragmenten bedeckten festen Meeresboden zum Wohnort wählen, schlammige Gründe aber zu vermeiden pflegen. Auch dürfte Sigalion Ihm- coln wohl nur auf der Oberflache des Schlammbodens leben, und nicht in dessen Tiefe, wie die wahren schlammbewohnenden Anneliden hineindringen. Denn die damit verbundene Fähigkeit Bohren zu bauen, scheint ihm zu fehlen, wenigstens zeigte das im Glase aufbewahrte Thier da- von keine Spur. Es kroch vielmehr behende und mit den wurmartigen Schlängelungen, wie man sie von den gedrungenen Polynoearten nicht kennt , dagegen gern an den nach dem Nereiden- typus gebauten Würmern sieht, in dem GefSsse nach allen Bichtungen umher, durch Habitus und Bewegungen anzeigend, dass es unter den elytrentragenden Anneliden der Vertreter einer eigen- thümlichen Gruppe sei. Phyllodocea (Grube s. str.). Körper gestreckt , meist aus zahlreichen Segmenten zusammengesetzt. Kopflappen nur mit Fühlern und Augenflecken ; die zwei oder drei nächsten Segmente mit Fühler- cirreu, mit oder ohne Ruder. Die übrigen Segmente gleich, Ruder unbedeutend mit zu- sammengesetzten Horsten; Rücken- und Bauchcirrus blattförmig. — Rüssel aus einer langen, meist papillentragenden dünnhäutigen Rüsselröhre, und gestrecktem dickwandi- gen Magen bestehend. Die Familie der Phyllodoceen in dem Umfange, wie sie zuerst von Grube') aufgestellt wurde, umfasst zwei Beihen von Gattungen, welche nach dem Vorgange von Schmarda2) und Carls3) wohl besser in zwei getrennte Familien untergebracht werden. Der Familie der Phyllo- doceen fallen dann alle jene Gattungen zu, welche durch die blattartige Erweiterung ihrer Cirren zusammengehören, und in diesem äusserlichen Kennzeichen sich an die Gruppe der Aphroditeen 1i Grube, Familien der Anneliden, a. a. 0. p:.'. 54 u. pg. 128 2 Schmarda, Neue wirbellose Thiere a. a. 0. I. n. pg 81. :f Peters, Carüs und Gerstaecker, Handbuch der Zoologie. Bd. H. I8G3. 8. pg. i'i" 136 , Ordo I. Nereidea. anschliessen, während die übrigen Gattungen besser zu der anderen Familie der Hesioneen per- einigt werden, die dann ein Übergangsglied zu den Syllideen bietet. Als Merkmale der Phyllodoceen in dem Sinne, ■wie ich die Familie begrenzt wissen möchte, gehört also zunächst, dass die Girren der Ruder blattartig gestaltet sind, und dass von dieser Bildung stets zwei oder drei der auf den Kopflappen folgenden Segmente eine Ausnahme machen und allein mit gestreckten Fühlercirren oder am zweiten und dritten Segmente unter den Fühlercirren auch mit Rudern ausgestattet sind. IM i t diesem Hauptmerkmale zusammen fallt die Organisation des Darmeanales. von tlem die beiden ersten Abschnitte. Rüsselröhre und Magen, in der Weise als ein grosser Rüssel vorstülpbar sind, dass der Magen im vorderen Theile der aus- geworfenen und dabei umgestülpten Rüsselröhre liegt. Der blattförmige Cirrus wurde, auch von Schmarda als Kennzeichen seiner Phyllodoceen aufgefasst, doch ziehe ich die Grenzen der Familie durch das dem Verdauungstractus entlehnte Merkmal noch enger. — Zwei Gattungen scheinen mir aber weniger gut zu den übrigen zu passen: Lopadorhynchus (Gr.) und Alciope Aid. et Edw.). Die Gattung Lopadorhynchus, von Giube aufgestellt und nur kurz charakterisirt , weicht von den Phyllodoceen durch ihren kurzen, schüsseiförmig ausgebreileten Rüssel ab, und könnte dadurch Sich eher an die Hesioneen anschliessen, wiewohl mir auch da eine solche Form- des Rüs- sels kaum vorzukommen scheint; ausserdem bieten aber die seitlichen Fortsätze der Segmente so eigenthümliche Form, dass es mir gerathen scheint, ein Urtheil über die definitive systematische Stellung dieses Wurmes zu suspendiren1). — Die Alciopeen, welche sowohl von Schmarda wie von Carus bei den Phyllodoceen gelassen werden , möchte ich ganz aus diesem Verbände lösen. Diese Würmer, die mir im Hafen von Messina oft und zahlreich zu Gesicht gekommen und dort bekannt geworden sind, scheiden sich durch den Gesammthabitus des dicken drehrunden Körpers, durch den mit hochorganisirten Augen ausgerüsteten Kopf, und die verhältnissmässig kleinen Ru- derforlsätze, dann auch durch ihre Lebensweise, da sie rein pelagisch und nur frei im Meere schwimmend vorzukommen scheinen, von allen anderen Würmern als eine eigene Familie aus, deren Verbreitung auch im Mittelmeere keine weite zu sein scheint, und von denen vielleicht an- dere Zugehörige in wärmeren Meeren gleichfalls pelagisch zu finden sein werden. Auf diese Weise kehrt die Familie wieder in die Grenzen zurück, in welche sie von Örsted -; beschränkt war. Eine zweite Frage ist es, ob sich die Vertheilung in die Gattungen, welche Öiisted von Savigw aufnahm oder neu aufstellte, auch fürder wird halten lassen. Meiner Meinung nach thut man gut sie festzuhalten, und von den bequemen Merkmalen, die dem Bau der 1) Wenn man allerdings einen Wurm, rlen Schmarda Neue wirbellose Thiere n. a. 0. I. u. pg. 88. T. XXIX. Fig. i'ii) unter dem Namen Lepadorhynchus erythrophyllus abbildet, zu der GRUBE'schen Gattung Lopa- dorhynchus rechnet, so gehör! diese Gattung zu den Phyllodoceen , denn das von Schmarda abgebildete Thier zeigt keinen Charakter, der eine Abtrennung \on den Phyllodoceen rechtfertigt, allein eben so wenig ein Merkmal, wonach es zu Ghube's Galtung Lopadorhynchus gehören könnte. Wie Schmarda den keulenförmigen ttüssel als schüssel- förmig bezeichnen kann, ist mir unerklärlich, von der eigentümlichen Bildung der Ruder, welche Grobe' s Gattung auszeichnet, zeigt Schmarda's Wurm keine Spur. - Örsted, Annulalorum danicorum conspeclus. Fase. I. Hafniae 1843. pg. ä5. Fams l'/u/llodocra. 137 Ruder, je nachdem sie ein- oder zweiästig sind, der Zahl der Fühler und Fühlereirren nicht abzu- gehen. — Zu den vier Galtungen, welche Örsted in seiner Dixposüiö generum aufführte, hat Schmarda l) noch eine, Maerophyllum, hinzugebracht, die er als ein Subgenus zu Phyllodoce rech- net. Wenn aber die dahin gerechneten Würmer, die nach der Abbildung sich durch einen breiten in zahlreiche schmale Segmente gegliederten Körper auszeichnen , nach Schmabda's Angabe nur zwei Tentakel haben, so dürfte das nach der jetzigen Anschauung die Aufstellung eines neuen Genus völlig rechtfertigen; allein Sciiviauda zieht zu Macrophyllum auch Thiere mit vier Fühlern und dadurch geht der wesentliche Unterschied von Plußlodoce verloren. Man müsste dann Macro- phyllum splendem (Schm.) mit zwei Fühlern als eigene Gattung bestehen lassen, Macrophyllum leit- eopterum (Senn.) aber zu Phyllodoce ziehen. Vielleicht gewinnt man für die Classification der Plnllodoceen neue Anhalt spuaete, wenn man den Bau der beiden ersten Darmabschnitte mit ins Auge fasst. Ich selbst habe darüber kein Urlheil gewinnen können, da das Material, welches ich darauf untersucht habe, zu geringfügig ist. Dass der Bau des Rüssels und zumal die Ausdehnung, in welcher seine Oberfläche mit Papillen besetzt isl. für die Begrenzung der Species vonWerlh ist, davon habe ich mich überzeugt; in wie weit aber die verschiedene Form des Magens eine Berechtiguni; giebt, daraufhin bei anwachsen- dem Material die ahnlichen Formen in Gruppen zu scheiden, wird die Zukunft lehren. Dass solche Unterschiede bei Würmern, welche in den Kennzeichen, die man jetzt für wesentlich ansieht, übereinstimmen, in auffallender Weise vorkommen, zeigt die Tafel VII, wo ich Phyllodoceen, welche nach der Fünfzahl ihrer Fühler zu Eulalia gehören, und deren auffallend verschieden ge- formte Mägen abgebildet habe. Bei allen Phyllodoceen ist der Kopf eine gesonderte Platte mit Fühlern und Au^enflecken. Die an ihn sich anschliessenden zwei oder drei Segmente tragen stets gestreckte Fühlereirren, bisweilen auch Borsten oder Ruder mit Borsten und Baucheirren ; das erste dieser Segmente ist häufig auf der Ruckenflache nicht sichtbar. Die übrigen Segmente meist nur durch die Segmen- talfurche getrennt, tragen ein deutlich fortjiestrecktes Ruder mit einem oder zwei Borstenbündeln. Die Borsten treten meist in geringer Zahl fächerförmig aus, sind zusammengesetzt, und können bisweilen durch ihre Form für die Artunterscheidung wichtig werden. Die blattförmig erweiter- ten Cirren sind durch die Mannichfalti^keit der Form und Grösse für die Systematik von Bedeu- tung. An allen diesen flachenhaft ausgebreiteten Organen, welche ich gesehen habe, zeigt sich eine eigentümliche, auf den meisten Abbildungen wiederkehrende Sculptur, indem Furchen oder Riffe meist von der Mitte aus gegen die Seitenr'ander hin ziehen. Von der Ansicht in allen der- artigen flachenhaft ausgebreiteten Organen ohne weiteres Kiemen zu sehen, ist man wohl zurück- gekommen. Williams2) wollte noch die blattförmigen Cirren der Phyllodoceen als solche angese- t) Schmarda, Neue wirbellose Thiere. a. a. 0. I. U. pg. 82. i Williams, Heporl on t he british Aniielida a. a. U. pg. 198. Ehlers, BorstenwQriner. IS 138 Ordo J. Nerädea. hen wissen, und nach seiner Ansieht sollte die furchenartige Zeichnung von Räumen herrühren, in denen die Leibesflüssigkeit circulire. Die Ansicht ist falsch. Claparede '), dem diese Bildung der Cirren aufgefallen war, hat uns eine Mittheilung gemacht, die über die Bedeutung der Anhäinge neues Licht verbreitet; nach ihm rührt die furchenartige Zeichnung von spindelförmigen, selten kugeligen Zellen her, welche kleine Stäbchen enthalten; da Claparede die Zellen bersten und den Inhalt hervorschleudern sah, so möchte er in ihnen ein Analogon von Nesselzellen anderer Thiere sehen. — Nach meinen Beobachtungen, wobei mir ein Vorschleudern des Inhaltes nie zu Gesicht kam, glaubte ich in den Gebilden, welche den Cirren das gefurchte Ansehen geben, einfache Drusenschläuche vor mir zu haben, und hierhin hauptsächlich die Thätigkeit versetzen zu dürfen, welche den oft massenhaft producirten Schleim erzeugt, der die Thiere einhüllt. Vielleicht lassen sich Claparede's und meine Ansicht ohne Zwang vereinigen, wenn man annehmen darf, dass Cla- parede strotzend gefüllte Drüsen vor sich gehabt hat, die unter dem Druck des Deckglases platz- ten und mit dem Secrete zum Theil selbst herausgeschleudert wurden. — Die Bauch- und After- cirren sind in gleicher Weise gebaut. Der Darm zerfällt in drei Abschnitte: die dünnhäutige, meist mit Papillen besetzte Rüsselröhre, den dickwandigen, verschieden gestalteten Magen , und das weite meist gefärbte Darmrohr. Die beiden ersten Theile werden als Rüssel ausgestülpt, indem sich unter dem An- drängen der Leibesflüssigkeit der Magen in die Rüsselröhre hineinschiebt. Das Gefasssystem ist in geschlossenen Längsstämmen vorhanden, doch konnte ich deren Lauf nicht erkennen. Es enthält ein farbloses Blut ohne Körperchen. Das Nervensystem besteht aus dem Hirn , welches im hinteren Theile des Kopflappen liegt, und die Augen, Pigmentflecken ohne Linsen, unmittelbar zu tragen scheint, und aus der Ganglienkette auf der Bauchseite, in der die Ganglien durch zwei getrennte Nervenstränge ver- bunden sind, mit vielleicht constanter Ausnahme der Ganglien der ersten Segmente, welche sich unmittelbar berühren. Die Geschlechtsapparate kenne ich nicht ; ich vermuthe, dass die Segmentalorgane in den hohlen Trägern der Rückencirren oder in der Ruderbasis liegen. Dafür spricht die kurze Notiz von Hixley 2), dass bei Phyllodoce viridis kurze mit Cilien versehene Canälchen auf der Bauch- fläche der Ruderbasen äusserlich münden. Die hierher gehörenden Thiere bewegen sich rasch und meist mit vielfachen Schlängelun- gen kriechend ; ihre blattartigen Cirren können auch Schwimmbewegungen gestatten und unter- stützen, doch werden sie freiwillig wohl wenig dazu verwandt. — Ich vermuthe, dass alle Phyl- lodoceen vorwiegend von animalischen Stoffen sich nähren. 1) Claparede, Untersuchungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte wirbelloser Thiere. 1863. Fol. pg. 55. Taf. XI. Fig. 19—20. 2) Huxley, Lectures on general natural history. Lecture VI. The medical times and gazette. New Series. Vol. 13 (Old ser. Vol. 34). London 1856. July 26. pg. 79. Farn. Phyllodocea. Gen. Phyllodoce. 139 Phyllodoce (Sav.). Savigny, Systeme des Annelides pg. 13 u. pg. 42. Körper gestreckt, meist abgeplattet, aus zahlreichen Segmenten bestehend; Kopf mit vier Fühlern: die beiden ersten Segmente mit vier Paar Fühlercirren und oft mit rudi- mentärem Ruder; die übrigen Segmente gleichförmig, mit einfachem Ruder, fächerför- migem Bündel zusammengesetzter Borsten, blattförmigen Rücken- und Bauchcirrus. Phyllodoce Ininclli^cra (Johnston). Johnston, Miscellanea zoologica. Annais o'f natural history. Vol. IV. 1840. pg. 225. PI. VI. Fig. I— G. Körper langgestreckt, bräunlich gelb, metallglänzend; Segmente im vorderen Kör- pertheile kürzer und breiter als im hinteren. Kopflappen birnförmig am hinteren Bande schwach ausgeschnitten; i kurze Fühler hinter den Vorderecken. Erstes Segment von oben wenig sichtbar mit 3 gestreckten Fühlercirren ; zweites Segment mit gestrecktem Fühlercirrus und rudimentärem Bauchcirrus. Ruder einfach mit kurzen Lippen, Borsten zusammengesetzt, der Stab mit wenigen kurzen Zähnchen vor dem Gelenkende, Anhang mit gezähnelter Schneide. Rückencirren auf grossem kegelförmigen Höcker sitzend, breit blattförmig, schief lanzetllich. Bauchcirren kürzer als das Buder, schief lanzettlich. Zwei fadenförmige Aftercirren. Rüssel nur im Anfangstheile jederseits mit 6 Papillenreihen besetzt, am Eingang zum Magen ein Kranz von 16 Papillen. — Quarnero. Plii/Ilodoce lamelligera (Johnst.), welche von Johnston l) an den englischen Küsten gefun- den wurde, kommt auch an der Küste bei Fiume häufig vor , und konnte daher von mir genauer untersucht werden. — Der schlanke langgestreckte, bald geschlängelte, bald knaulförmig ver- wickelte Körper dieses schönen Thieres hat, wie das aus der vorliegenden Beschreibung her- vorgeht, eine sehr veränderliche Grösse. Joiinston giebt seine Lange als 1 4 engl. Zoll an; neben solchen Exemplaren erscheinen die von mir gemessenen Würmer als Zwerge ; denn das grösste geschlechtsreife Weibchen, welches ich gemessen habe, war 65""" lang und 4""" breit. Die Zahl der Segmente steht in Abhängigkeit zur Lange des Thieres; ich zahlte bei meinem 65ra,n langen Thiere 220 Segmente. — Bei den von Johinston gemessenen Thieren ist das Geschlecht unberück- sichtigt geblieben ; ich möchte das hervorheben, da sich vielleicht ein sexueller Unterschied in der Weise herausstellen würde, dass die Weibchen grössere Verhältnisse erlangen als die kleineren Männchen. Mir war es wenigstens auffallend, bei einem Männchen, dessen Körperhöhle von rei- fem Samen strotzte, eine Länge von nur 30""" bei einer Zahl von 80 Segmenten zu finden. Die Farbe des Thieres nennt Johnston dunkel olivenfarben mit bläulichem oder grünlichen metallisch glänzendem Schimmer oft begrenzt gegen die Ränder des Segmentes. Die von mir ge- sehenen Thiere waren im Leben alle bräunlich gelb mit starkem Metallschimmer ; reife Weibchen l) .Iohnston, Miscellanea zoologica a. a. 0. pg. iiö. 18; 1 40 Ordo I. Nereidea. erhielten einen mehr grünlichen Ton. wenn Eier in der Leibeshöhle angehäuft waren, und die grün gefärbten Dollermassen durch die Hautdecken hindurch schienen. Die in Weingeist aufbe- wahrten Thiere haben die lebhafte Farbe verloren, und sehen meist hell schmutzig bräunlich, oder auch weisslich aus, der Metallglanz aber hat sich, wenn auch in verringertem Maasse, bei ihnen erhalten. An diesen tritt die Begrenzung der Färbung gegen die Ränder des Segmentes deut- lich hervor. Der schlanke Wurmkörper ist im bei weitem grössten Theile gleich breit, nur gegen das Schwänzende hin verschmälert er sich etwas. Dabei ist er von oben nach unlen etwas plattge- drückt, so dass die Bauchseite fast platt, die Rückenseite nur massig gewölbt ist. Die einzelnen Körperringe sind an den Seiten des Körpers wenig von einander abgesetzt, immerhin aber, zumal auf der Rückenseite, durch tiefere Furchen gesondert; am Schwanztheile tritt aber eine etwas deut- lichere Segmentgliederung ein. Zu demGesammthabitus tragen die erweiterten Cirren sehr wesent- lich bei, indem sie den Körperseiten ein blättriges Ansehen geben, mögen sie nun vertical gestellt und seitwärts fortgestreckt in grösseren Abständen von einander entfernt sein, oder in einer mehr hori- zontalen Lage nach hinten gerichtet und zum Theil sich dachziegelförmig deckend getragen werden. Der Kopflappen (Taf. VI. Fig. 1) ist eine Platte von birnförmigem Umriss, die in ihrem hinteren Theile am breitesten sich nach vorn bis auf die Hälfte verschmälert. Der hintere Rand, welcher also doppelt so breit ist als der gerade abgestutzte vordere, ist in der Mitte mehr oder weniger tief ausgeschnitten, eine leicht zu übersehende Bildung, die ich in den Figuren des eng- lischen Zoologen vermisse. Die seitlichen nach vorn convergirenden Ränder stossen mit dem Vorder- wie Hinterrande fast rechtwinklig zusammen , und daher bezeichnet Johnston die Form des Kopfes als viereckig, doch sind alle Winkel sanft abgerundet. — Der mediane Längsdurch- messer ist um ein Drittel länger als der grösste Querdurchmesser; er erreicht fast die Länge der nächsten fünf Segmente zusammen. Abbildungen, wie sie von Johnston (PI. VI. Fig. 2. 3) gege- ben werden, stellen einen aufs äusserste contrahirten Kopflappen dar, oder sind nach Thieren entworfen, welche in Weingeist geschrumpft sind. — Die obere Fläche des Kopflappen ist im hinteren breiten Theile polsterartig gewölbt, fällt nach vorn hin etwas ab, bleibt aber immer ge- wölbt, die untere Fläche ist platt. Auf der höchsten Wölbung des Kopflappen erscheint die Me- dianlinie oft seicht furchenartig eingedrückt, so dass zu jeder Seite die Oberfläche zu einem quer- ovalen Polster vorgewölbt zu sein scheint, welche zusammen eine brillenfürmige Figur bilden. Stärker als am lebenden Thiere tritt diese Bildung an den in Weingeist aufbewahrten hervor, wo sie durch Schrumpfung noch begünstigt wurde; sie verdankt ihre Entstellung der Form des hier dicht unter der Oberfläche liegenden Hirnes. — Auf der Kuppe dieser beiden getrennten Polster steht ein durch Grösse, mehr noch durch tiefschvvarze Färbung auffallendes Auge; eine Pigment- anhäufung, deren meist querovale Form je nach dem Contractionszustande des Kopflappen wech- seln kann; einen lichtbrechenden Körper habe ich in ihr nicht gefunden. Vom vordersten Theile der Seitenländer, unmittelbar hinter den Ecken des Vorderrandes, Farn. Phylhdocea. Gen. Phyllodoce. 141 entspringen von der unteren Flüche des Kopflappen jederseits zwei ungegliederte lineare Füh- ler, die kürzer als der Kopflappen seihst sind. In ihrer gewöhnlichen Haltung sind sie nach vorn und etwas seitwärts starr ausgestreckt; ihre Bewegungen waren, so weit ich gesehen, nur unbedeutend. Die Lage des ganzen Kopflappen ist für gewöhnlich die, dass seine Oberfläche mit der der ganzen Rückenflache in einer Ebene liegt. Wird aber aus der Mundöffnung, welche auf der Baiichfläche unter dein Hinterrande des Kopf läppen liegt, der machtige Bussel ausgeworfen, so hebt dieser den Kopflappen in die Höhe, sein vorderer Band ragt dann am weitesten nach oben, und seine Oberflache bildet mit der Bückenflache des Thieres einen stumpfen Winkel. Die lange Beihe der Körpersegmente besteht, mit Ausnahme der beiden ersten be- sonders ausgestatteten Abschnitte, aus völlig gleichmassig gebauten Gliedern. Für sie gilt im all- gemeinen, dass in der grösseren vorderen Körperhälfte das einzelne Segment fast viermal so breit als lang ist, dass die Trennung von den Nachbai Segmenten weniger an den schwach abgerunde- ten Seiten als auf der Bücken- und Bauchfläche durch eine ziemlich tiefe Ringfurche hervortritt, und dass endlich jedes Segment einen auf der Rückenfläche etwas weniger als auf der Bauch- fläche abgeplatteten Ring darstellt. In der hinteren Körperhälfte, wo der Körper im Ganzen nicht bloss schmaler, sondern auch etwas platter wird, nehmen die Dimensionen der Segmente in der Weise allmählich ab, dass das Segment kaum doppelt so breit als lang ist, gleichzeitig auch stär- ker geschieden von den benachbarten heraustritt. Auf der bräunlichgelben metallglänzenden Ruckenfläche eines jeden Segmentes gehen parallel dem hinteren Rande und der tiefen Segmentalgrenze zwei feine eingegrabene Linien über die ganze Breite des Segmentes, auffallend durch die Schärfe ihrer Begrenzung und die Begel- mässigkeit, mit der sie auftreten. Die Seiten der Segmente, mit Ausnahme der beiden ersten und des Aftersegmentes tra- gen ein borsten führendes zweilippiges Buder mit blattförmigem Bücken- und Bauchcirrus. Dann sah ich bei einem eiertragenden Weibchen an den Segmentseiten einzelnstehende Haufen von kurzen Wimperhaaren mit einer Ausdehnung von ungefähr 0,03""", die man wohl nicht als Über- bleibsel aus dem Jugendzustande des Wurmes ansehen darf. Von den abweichend geformten Segmenten ist das erste (Taf. VI. Fig. I) auf den Kopf- lappen folgende ein schmaler Bing, der bei gerade gehaltenem Kopflappen von oben her nur we- nig sichtbar ist, bei vorgestrecktem Bussel und aufwärts gebogenem Kopflappen aber fast ganz verdeckt wird. An einem lebend beobachteten Thiere war sein hinterer Band in der Mitte etwas zahnförmig erweitert und passle genau in einen dem entsprechenden Ausschnitt im Vorderrande des zweiten Segmentes. — Dieses schmale Segment ist der Träger von drei schlanken und dün- nen, linearen F ühl er ci rren , die von seinem Seitenrande, jeder mit kurzem cylindrischen Ba- salgliede, übereinander entspringen. Der der Bückenfläche am nächsten gelegene ist von diesen der grösste ; die beiden unteren sind weniger an Länge verschieden , und wenig länger oder kür- 1 i'2 Orclo I. Nereiden. zer als der Kopflappen, zu dessen Seile» sie nach vorn hinaus gerichtet sind. Der obere dieser drei Girren ist dagegen doppelt so lang als die unteren, wird meist nach rückwärts gewandt selbst auf der Rückenfläche des Körpers liegend getragen und reichte dann bis ans achte Segment. — Ich habe bei dem G5""" langen Weibchen notirt, dass das basale Glied dieser Fühlercirren flim- merte, kann aber nicht angeben, ob das eine stets vorkommende Erscheinung ist. Das zweite Körpersegment kommt in seiner Form und Grösse den nächsten gleich. An seinen Seiten trägt es zunächst der Rückenflache einen mit denen des ersten Segmentes überein- stimmenden Fühlercirrus, der meist nach hinten gelegt getragen wird, und wenig kürzer als der grösste Fühlercirrus des vorhergehenden Segmentes ist. Unter ihm steht ein kurzer, fast rudimentärer Rauch cirrus, der etwas blattartig erweitert, damit an die Form der übrigen Cirren erinnert. — Diese Anhange der beiden ersten Körperringe sind übereinstimmend modifi- cirte Segmentalanhänge, die von Johnston richtig erkannt, aber in falscher Anordnung beschrieben sind, insofern sie alle auf einem den übrigen Körperabschnitten gleich grossen Segmente ange- bracht sein sollen. Es scheint, dass von diesem Zoologen das versteckte erste Segment, der Tra- ger von drei Fühlercirren jederseits, übersehen worden ist, und er daher das ollen sichtbare zweite Segment als Rasis aller Fühlercirren annimmt; eine Vertheilung, wie sie wohl bei keiner Phi/llo- doce vorkommen möchte. Die wesentlichen Unterschiede , wodurch sich alle übrigen Segmente von diesen beiden ersten unterscheiden, liegen also in der Form der seitlichen Anhange. Das Ruder , welches vom Seitentheile des Segmentes entspringt, ist ein cylindrischer, am freien Ende nur wenig dünnerer Fortsatz, der hier durch einen Einschnitt in eine grössere obere und kleinere untere stumpfe Lippe geschieden ist, zwischen denen in regelmassig fächerförmiger Ausbreitung ein Rorstenbündel her- vortritt (Taf. VI. Fig. 5). Die Zahl der Rorsten in einem Riindel betrug 18, mag aber wohl noch darüber hinausgehen. Es sind schlanke zusammengesetzte Rorsten von glashellem Aussehen; der Stab ist, da wo er den Endanhang trägt, ganz unbedeutend verdickt, und schräg abgestutzt; vor seinem Ende stehen an dem einen Rande wenige (ich zählte vier) nur bei stärkerer Yergrös- serung sichtbare dornartige Spitzen hintereinander. Der Endanhang ist in der ganzen Ausdehnung der abgestutzten Fläche eingefügt, ein dünnes anfangs breites Blatt, welches in eine äusserst feine Spitze ausläuft ; man unterscheidet an ihm, wie an einer Messerklinge, eine dickere Kante, den Rücken, und eine scharfe, schneidenartige Kante; die letztere ist mit Ausnahme einer kleinen Strecke an der Einfügungsstelle in der ganzen Länge mit ganz kurzen haarartigen Zähnchen säge- artig besetzt (Taf. VI. Fig. 3). Ich lege auf die Form der Rorsten Gewicht, da diese für die Fest- stellung der Art, und zumal zur Unterscheidung von der nahe verwandten Pkyllodoce laminosa (Aud. et Edw.) einen Anhaltspunct giebt. In der Axe des Ruders liegt eine helle Acicula von der gewöhnlichen Form, um welche die Anfangsstucke der fächerartig austretenden Rorsten vereinigt sind. Über der Rasis des Ruders entspringt von der Seite des Segmentes ein kegelförmig sich Farn. Phyllodocea. Gen. Phyllodoce. 143 verjüngender Fortsatz , der im Innern eine mit der gemeinsamen Körperhöhle communicirende Höhlung hat und wie eine Hervorstülpung der Körperwand erscheint; seine Wand ist oft im regel- mässig gefaltet. Dies ist das grosse Wurzelglied des blaltartigen Bückencirrus, der auf der Spitze des kegelförmigen Basalstückes und daher nur in beschrankter Ausdehnung angeheftet ist (Taf. VI. Fig. 4). Die Form des Rückencirrus hat man als unregelmässig herzförmig bezeichnet, ein vielleicht nicht ganz glücklich gewählter Ausdruck. Der Rückencirrus ist ein Blatt, welches von der Spitze seines Trägers mit einem etwas stielartig verdickten Stücke entspringt, dann zu der Blattform sich ausbreitet, und von der ungefähr in der Mitte liegenden grössten Breite sich lanzettförmig gegen das Ende hin zuspitzt. Diese Form ist aber in soweit unregelmässig, dass eine von der Spitze gegen den Ursprungstheil gelegte Linie das Blatt in zwei ungleiche Haltten theilt; denn während der nach vorn gewandte Rand des Cirrus vom Ursprung bis zur Spitze eine ziemlich gleichmässig geschwungene Linie beschreibt, baucht sich der hintere Rand erst kurz vor der Mitte plötzlich hervor, um dann weniger steil gegen die Spitze hinzuziehen. Es tritt diese Ungleichheit der beiden Blattränder dadurch noch stärker hervor, dass der Rückencirrus seiner Fläche nach in der Weise concav gebogen ist, dass die beiden Ränder nach unten geschlagen sind, und zwar der hintere meist stärker als der vordere. Hat man den Rückencirrus von seinem Trä- ger abgelöst vor sich , so gleicht sich diese Wölbung leicht aus ; dann sieht man aber, dass das Blatt an seiner Einlenkungsstelle fast halbmondförmig ausgeschnitten, und mit diesem Bande so auf der Spitze des Trägers angeheftet ist, dass die abwärtsgebogenen Blattränder hier eine nach unten sehende Rinne umfassen, die gegen die Spitze des Blattes hinten breit ausläuft. Der hintere diese Rinne begrenzende Band ist nun auf seiner Unterfläche mit einer Beihe langer und starker Wimperhaare besetzt, die gegen die breiteste Stelle des Blattes hinziehen, und wie ein bärti- ger Saum erscheinen. Ich zweifle nicht, dass diese Wimperhaare bestimmt sind, bei irgend einem hier vorgehenden Acte der Geschlechtsthätigkeit eine Bolle zu spielen. — Die Sculptur der Rücken- cirren ist ähnlich wie bei allen Verwandten. Die Oberfläche erscheint in der Weise geriffelt, dass vom centralen Theile des Blattes aus radiär nach den Seiten eine dichte furchenartige Streifung geht ; nach meinem Dafürhalten Drüsen , welche den reichlichen Schleim des Thieres absondern. Damit stimmt wohl überein. was Williams ') abbildet , wenn aber dieser Forscher in den Riffen Canäle sieht, in denen die Leibesflüssigkeit circulirt, so kann ich ihm darin nicht beistimmen, und glaube, dass dieser Behauptung eine irrige Beobachtung zu Grunde liegt. — Erwähnen will ich noch, dass die eben gegebene Beschreibung nur für diejenigen Rückencirren passt, welche ich für die am vollständigsten entwickelten halte; Abweichungen davon sind nicht selten, und wohl nur Stadien einer weniger vollendeten Ausbildung. — Die Art, wie diese Rückencirren getragen wer- den, ist bei ihrer nicht geringen Bewegungsfähigkeit eine verschiedene. Sie weiden in horizon- taler Lage nach hinten gerichtet und decken dann kaum die Seiten der Segmente, verhüllen aber I) Williams.. Report on the british Annelida. a. a. 0. pg. 190. PI. 4. Fig. 15. 144 Ordo 1. Nereidea. meist \on oben her das Ruder, und greifen dachziegelartig mit ihren Spitzen auf den Anfangstheil des nächsten Cirrus hinüber. Oder sie sind seitlich gerade fortgeslreckt, und können dann dabei in eine solche verticale Stellang gerichtet werden, dass sie den nach hinten sehenden Umfang des Ruders wie ein darum geschlagenes Blatt umgeben. — Ihre Farbe war die allgemeine des gan- zen Körpers, an den in Weingeist aufbewahrten Thieren ist sie fast weiss geworden. — Was die Grösse des ganzen Rückencirrus betrifft, so ist diese betrachtlich grösser als das unter ihm ste- hende Ruder; von der Mitte des Körpers ab ist die Ausdehnung von der Wurzel des Basalstückes bis zur Spitze des Blattes ungefähr der Breite des Segmentes gleich ; das Blatt selbst ist von der Anheftungsstelle bis zur Spitze ungefähr um ein Drittel langer als der Träger, und fast doppelt so lang als an der grössten Flächenausdehnung breit. Der Bauch cirrus (Taf.VI.Fig. 5), im allgemeinen von gleicher Form, ist in allen Bezie- hungen kleiner; er entspringt ohne einen besonderen Trager vom unteren Ruderumfang nahe an dessen Abgangsstelle mit einem platten Anfangsstücke, das sich nur wenig ausbreitet, um die volle Flachenausdehnung zu erhalten; seine Spitze ragt kaum über das Ende des Ruders hinaus. Er scheint nur unbedeutender Bewegungen fähig zu sein, und steht in einer Mittelstellung zwischen der Horizontal- und Verticallage nach unten und hinten gerichtet vom Ruder ab. Das Aftersegment (Taf. VI. Fig. 2) ist am Ende fast halbkugelig abgerundet, und tragt an seinen Seiten kein Ruder und keine Cirren. Von seiner Endfläche gehen statt dessen zwei fadenförmige, und darin mit den Fühlercirren übereinstimmende lange Aftercirren ab, deren Länge ungefähr der der fünf letzten Segmente zusammen gleichkommt. Auf der Endfläche liegt zwischen diesen Cirren der After. Der Ve rd auungslractus beginnt an der auf der Unterseite des ersten Segmentes liegenden Mundöffnung mit der Rüsselröhre, die im eingezogenen Zustande bei einem Thiere von 1 02 Segmenten bis ins 1 1 . Segment reichte, an sie schliesst sich der Magen , hier bis ins 2 1 . Seg- ment gehend, und dann folgt, die Leibeshöhle bis zum After durchsetzend, der Darm. Rüsselröhre und Magen bieten ein verschiedenes x\ussehen, je nachdem sie eingezogen oder ausgestülpt sind. Im eingezogenen Zustande erscheint der erste Abschnitt des Rüssels als eine dünnwandige Röhre, auf deren Innenfläche hinter der Mundöffnung eine Strecke weit Papillen stehen, deren Anordnung man besser erkennt, wenn die Ausstülpung erfolgt ist. An seinem hinteren Ende schliesst sich der dickwandige und derbe Magen an , durch dessen Vorgehen das völlige Aus- werfen dieser beiden ersten Theile des Darmtractus erfolgt. Dieser Act ist, so viel ich gesehen habe, nicht durch eine eigene Musculatur bewerkstelligt , sondern erfolgt, unter Contraction der Leibeswandung durch das Andrängen des in der Leibeshöhle befindlichen Inhaltes. Der Magen wird dabei nach vorn geschoben, er drängt den Endtheil der Rüsselröhre nach vorn zur Mundöff- nung hinaus, und diese stülpt sich um, wie man einen Handschuhfmger umwendet, so dass die Wandfläche, welche am eingezogenen Rüsselrohre die innere war, nun zur äusseren wird. Wie die Rüsselröhre sich umstülpend nach aussen vordrängt, folgt ihr der derbere Magen nach und zieht, in- Fam. Phyllodocea. Gen. Phyllodoce. 145 dem er in das Lumen der nun umgewandten Rüsselröhre weiter vordringt, diese so über sieh, dass sie ihn wie eine Scheide umschliesst, wobei zuletzt auch das mit Papillen besetzte Anfangs- stiick aus der Mundöffnung herausgezogen wird. Dieser ganze Act des Rüsselaustrittes erfolgt aber nicht allmählich, sondern, wenn ich es gesehen habe, stets ruckweise mit einem Male, als würde dieser ganze Darmabschnitt durch einen Stoss vorgetrieben. Beim Rückziehen des Rüssels tritt die zuerst austretende und am weitesten vorragende Spitze auch zuerst wieder zurück und zieht die sich nun wieder zum vorigen Zustande umwendende Rüsselröhre nach sich in die Körper- höhle zurück, wobei dann den Beschluss des ganzen Vorganges das Zurücktreten des mit Papillen besetzten Theiles bildet, der beim Auswerfen des Rüssels zuletzt heraustrat. — Ist der den Magen umhüllende Rüssel ausgeworfen, so ragt dieser als ein machtiges, unter verschiedener Form auf- tretendes Gebilde weit über den durch ihn aufwärts gebogenen Kopflappen nach vorn hinaus (Taf. VI. Fig. 1). Bei dem 65""" langen Exemplare betrug die Länge des ganz ausgeworfenen Rüssels 7"'m, seine Breite '1,5'"'". Die Form des ausgeworfenen Theiles ist verschieden sowohl nach dem Verhallen des Rüssels wie des Magens. Liegt die Riisselröhre dem Magen eng an, ein Fall, den ich nicht beobachtet habe , so würde seine Form ein gleichmässig cylindrische sein ; die Form eines Kegels, dessen Basis am freien Ende des Rüssels liegt, erhält sie, wenn, wie ich das mehr- fach beobachtete . die an der Spitze gelegene Eingangsöffnung in den Magen sich weit öffnet und damit den Gesammtumfang hier wesentlich erweitert. Keulenarlig kann das ausgeworfene Stück werden, wenn von der Leibeshöhle her deren Inhalt sich in den Raum zwischen Rüsselröhre und Magenwand drängt, erstere von der letzteren abhebt und nun durch Anhäufung anschwellen macht; denn mit dem Vorstülpen der Rüsselröhre entsteht vor der Mundöffnung noch eine sack- artige Erweiterung der Leibeshöhle , in welche so gut wie der Magen auch die den Magen um- spülende Flüssigkeit und die in ihr treibenden Körper hinüberströmen können. Es gewährt daher bei Thieren , deren Leibeshöhle treibende Geschleehtsproducte birgt, ein auf den ersten Anblick überraschendes Bild , unter der äusseren Haut des ausgeworfenen Rüssels die grünen Eier oder weisse Samenmassen schwimmend oder fest angehäuft zu sehen. Das vorgetriebene Darmrohr lässt am leichtesten die Verhältnisse der Rüsselröhre über- sehen (Taf. VI. Fig. I). Die vordere Spitze des ganzen ausgeworfenen Theiles krönt ein Kranz von IG Papillen, die den Eingang des Magens da umgeben, wo sich an ihn die Rüsselröhre ansetzt. Die Wand der Rüsselröhre ist von da ab zunächst eine dünne durchsichtige Membran, welche den von ihr umhüllten Magen durchscheinen lässt; auf ihrer Oberfläche laufen Streifen mit ringförmiger Richtung, im übrigen aber unregelmässig, die ich nur für Falten glaube ansehen zu müssen. Der der Mundöffnung zunächst liegende Theil der Rüsselröhre, welcher ungefähr ein Drittel der ganzen RüsselUinge ausmacht, hat eine derbere Wandung, die durch den Besatz mit Papillen, welche am ausgeworfenen Rüssel nach aussen, am eingezogenen nach innen gerichtet sind, vor dem übrigen ausgezeichnet ist. Diese Papillen sind solide Auswüchse der Rüsselwand, die regelmässig in Reihen hintereinander geordnet und ziemlich steil nach vorn und aussen ge- Ehlehs, Borstenwürmer. 19 -146 Ordo I. Nereidea. pichtet sind. Ihre Länge betrug bei dem grössten von mir darauf untersuchten Wurme 0.081""". Diese Papillenreihen nehmen nicht den ganzen Umfang des Rüssels ein, sondern stehen zu je sechs Reihen nur an den Seiten, so dass auf der Oberfläche wie auf der unteren Flache des Rüsselumfanges ein gleich breiter Streifen freigelassen wird. Johnston beschreibt in Überein- stimmung mit mir vom Anfangstheile des Rüssels zwölf Papillenreihen, und aus einer seiner Ab- bildungen Fig. 2) geht hervor, dass diese gleichfalls auf die Seitentheile beschränkt waren, den mittleren Theil der oberen Fläche aber nicht besetzen. Der Magen ist ein dickwaudiger derber üarmtheil von hellgelblicher, durchscheinender Färbung; er hat, und zumal bei den Thieren, welche durch Aufbewahren in Weingeist noch ge- schrumpft sind, die Form einer gleichmässig dicken, achtkantigen Säule, aber wohl nur dann, wenn er ganz geschlossen ist. Dehnt sich die Eingangsöffnung in den Magen aus, so dass dieser trichterförmig sich erweitert, so tritt das Achtkantige im Umfange des Rüssels zurück. — Um diesen Eingang steht der schon erwähnte Kranz von IG Papillen, Körpern von einer blattartigen dreieckigen Form , die bei contrahirtem Magen den Abschluss des Magens vervollkommnen, in- dem sie sich sehliessend über die Eingangsöffnung legen. ■ — Die derbe Festigkeit des Magens wird durch die starke Musculatur seiner Wandung veranlasst. Zu äusserst auf der Magenwand liegt eine dicke, ringförmig laufende Muskellage, und auf deren inneren Fläche eine längslaufende Musculatur, nicht aber als continuirlich das Lumen umgebende Lage, sondern in einzelne, durch gleich grosse Abstände voneinander getrennte Längsbänder verlheilt. Ich zählte zehn solcher in das Lumen des Magens vorragender Muskelleisten, und zwischen ihnen ebensoviele Zwischen- räume, welche breiter waren, als die Leisten selbst. Diese zwischen den inneren Muskelsireiren freigelassenen Längsbänder waren mit einem einschichtigen Releg von Zellen ausgekleidet, welche rundlich, von hellem Ansehen und mit deutlichem Kern und Kernkorperchen ausgestaltet waren; die Grösse der einzelnen Zellen betrug 0,027 """, ihr Kern war 0,01 " "' und das Kernkorperchen 0,005 """ gross. Vermuthlich spielen diese grossen Zellen eine Rolle bei der Verdauung, vielleicht als secernirende Drüsenschläuche. An den Magen schliesst sich nun der bräunliche, dünnwandige Darm, der in jedem Segmente packetartig erweitert ist, ausserdem wohl etwas geschlängelt und gebogen verläuft, und wie ich bei dem 65'"" langen Wurme sah, eine rücklaufende Schlinge bildet, welche hier den Raum vom 30. bis 32. Segmente einnahm; solche Vorkehrungen erscheinen nöthig, wenn beim Auswerfen des Rüssels der Darm nicht hemmen oder nicht gezerrt werden soll. An oder in der dünnen Dannwand , darüber konnte ich indem einen Falle, wo ich es beobachtete , zu keiner sicheren Entscheidung kommen, lagen lang ausgezogen spindelförmige, helle Körper, mannich- fallig geknickt oder knieförmig gebogen, von mir in meinen Notizen als Schläuche bezeichnet. Ihre Grösse war verschieden, ich fand eine Länge von 0,096""" und 0,024""" Rreile. Dass sie nichts der Darmwand als eigen Angehöriges, sondern fremdartige Körper, vielleicht parasitischer Natur sind, scheint mir daraus hervorzugehen, dass sie an den verschiedenen Stellen des Darmes Farn. P/iyllodocea. Gen. Phyllodoce. I W in sehr wechselnder Anzahl vorkommen. Ich dachte zunächst, die bei Würmern so häufig para- sitisch vorkommenden Gregarinen vor mir zu haben, konnte diese Meinung aber durch nichts aus dem Baue der Körper stützen, da ich in ihnen ein kernartiges Gebilde nicht linden konnte, wah- rend sonst ihre Form wohl an die Gregarinen erinnert, welche Claparede1] gerade aus dem Darm einer Phyllodoce beschreibt und abbildet. Pas Thier besitzt ein geschlossenes Gefäss System, allein dessen Erkennuni; ist schwierig, da das in ihm circulirende Blut völlig farblos ist, und soviel ich gesehen habe, keine Körperchen enthalt. Ich habe vom Gefässsyslem mit Sicherheit nur das unpaare Riiekengefäss unter der Rückenfläehe der Körperwand erkennen können, welches bei dem 65""" langen Wurme eine Breite von 0,00""" hatte. Das Nervensystem besteht aus dem im Kopflappen liegenden, aus zwei Hälften ge- bildeten Hirn und dem Bauchstrange. Letzterer setzt sich aus den in jedem Segmente liegenden, scheibenförmigen Ganglien von 0,1"'" Flächendurchmesser zusammen, welche untereinander durch zwei, im weiten Absland voneinander entfernte Nervenstränge verbunden sind, deren jeder eine Dicke von 0,02 — 0,036mm halte; (]pr Abstand der Nervenstrange von einander war ungefähr so gross, als die Dicke jedes einzelnen Stranges. Ob die Ganglien des ersten und zweiten Segmen- tes sich unmittelbar berühren, wie bei der nächsten Art, kann ich nicht angeben. Diese Phyllodoce hat mir in beiden Geschlechtern vorgelegen, häufiger waren die weib- lichen Thiere, so dass auch hier, wie oft bei den Würmern, Männchen in geringerer Zahl vor- handen zu sein scheinen. Dass die Männchen wahrscheinlich stets kleiner sind als die Weibchen, habe ich bereits angeführt. — Über die Geschlechtsapparate kann ich leider weniger miltheilen, als ich wünschte, da ich die Segmentalorgane nicht gefunden habe. Die Grösse der Thiere und auch ihre starke Schleimabsonderung stand einer mit Glück durchzuführenden Compression, wie sie zur Auffindung; der Segmenfaloriume mir immer am günstigsten war, enteeaen; nach meinem Dafürhalten wird man die Organe im Eingang oder in der Höhlung selbst des basalen Stückes des Rückencirrus zu suchen haben, die äussere Öffnung liegt vielleicht unter dem blattartigen Rückeneirrus. da wo dessen hinterer Rand den bärtigen Saum grosser Wimperhaare trägt. Bei den Weibchen, welche geschlechtsreif waren, lagen Eier der verschiedensten Ent- w icklungszustände theils frei schwimmend in der Leibeshöhle, wo sie mit der sonst körperchenlosen Leibesflüssigkeit weit hin- und hergetrieben wurden bis in das äusserste Ende des vorgesliilplen Rüssels, theils fest und unbeweglich in Form einer Eitraube in der Höhlung des Basalstückes vom Rückencirrus. Ob der letztgenannte Ort nun der Ausgangspunct der Entwicklung sei, oder ob die Eier hier von den Wandungen eines Segmentalorganes festgehalten werden, muss ich unent- schieden lassen. Die treibenden Eier waren kugelförmig, so lange sie nicht gedrückt wurden; ) Claparede, Recherches anatomiques sur les Annelides, Turbellaries , Opalines et Gregarines. Geneve 1861. i. (Extr. des Memoires de Ia Societe de Physique et d'Histoire naturelle de Geneve) p§. 90. PI. 4. Fig. 5. I 48 Ordo 1. Nereidea. gepresst heim Treiben in der Leibeshohle nahmen sie die verschiedensten Formen an, leicht nach- gebend beim Drucke und ebenso leicht zur alten Form zurückkehrend. Der körnige Dotter erschien dabei als zähflüssige Masse, an dem eine Dotterhaul nicht zu erkennen war, seine Farbe war schön grün und schimmerte, wo Eier angehäuft lagen, durch die Körperwand hindurch. In der Dotlermasse eingebettet lag ein helles Keimbläschen, dessen Dimensionen mit Zunahme der Dottermasse wachsen; die grössten Eier von 0, 1 """ Duchmesser hatten ein 0,048""" grosses Keim- bläschen, während bei Eiern von 0,05""" Grösse das Keimbläschen nur 0,01 \mm gross war. Den Samen der Männchen fand ich in allen Segmenten in der Höhlung der Ruder wie der Cirrenbasalstücke , dann frei in der Leibeshöhle und gleichfalls zwischen Rüssel und Magen- wand des vorgestülpten Darmrohres. Der Samen trat hier in zusammengeballten, zäh flüssigen Massen von opak weisser Farbe auf, die von den dicht gedrängt liegenden Samenfäden gebildet waren. Der einzelne Samenfaden hatte einen fast kugeligen, oder ganz schwach birnföiinigen Kopf von glänzendem Aussehen und scharfen Contouren, mit einem Durchmesser von 0,004mm; daran schloss sich ein sehr langer, äusserst feiner Schwanzfaden (Taf. VI. Fig. 6). Bewegungen der einzelnen Fäden habe ich in diesen zusammengeballten Samenmassen nicht gesehen. Was die Lebensweise des Wurmes anbetrifft, so war es mir auffallend, ihn an der Küste bei Fiume von sehr verschiedenen Localitäten zu erhallen. Ich fand ihn am Porto di Lazaretto unter Grünalgen, wo die Ausbeute an Anneliden sonst geringer war, dann zahlreich bei Martin- sica auf dem steinigen , reichbewachsenen Meeresboden, und schliesslich erhielt ich ihn zu meiner Verwunderung auch aus dem Schlamme vom Grunde des Hafens zu Fiume. Dass auch an der englischen Küste sein Verbreitungsbezirk ein weiter ist, geht aus den kurzen Angaben Johnston's hervor, wonach er am Ebbestrande, häufiger aber in grösseren Tiefen vorkommt, aus denen er mit den Nelzen der Fischer heraufgebracht wird. — Das Thier ist in seinen Bewegungen äusserst gewandt und rasch, es kriecht ebenso rasch schlängelnd am Boden, wie es sich schwimmend er- hallen kann , wenn es vom Boden emporgehoben ist ; selten sieht man es ganz ausgestreckt, meist ist es gewunden oder auch knäuelartig aufgewickelt. Hebt man es mit dem Glasstabe aus dem Wasser, so wickelt es sich, wenn man es günstig gefasst hat, mit verwirrten Schlingen um diesen, und von der Oberfläche des belebten Knäuels tropft dann eine wasserhelle, dünnschlei- mige Flüssigkeit, das Schleimsecret des Thieres mit dem Wasser gemischt in Menge herab. Auf dem Objectträger ist es wegen der kraftvollen und gewandten Bewegungen schwer festzuhalten, am leichtesten gelingt es mit Hülfe einer grösseren Deckplatte, wenn erst Ermattung eintritt. Dann erfolgt, zumal wenn auf der Glasplatte nur wenig Wasser steht, plötzlich und ruckweise das Ausstülpen des grossen Rüssels, der eben so schnell wieder zurückgezogen wird, und meist dauert diese Wechselbewegung im Vorstülpen und Einziehen des eisten Darmstückes, bis die grössere Ermattung das langsam eintretende Absterben ankündigt. Fast immer findet gleichzeitig eine reichlichere Secretion eines glashellen Schleimes statt , die dem Thiere das Gleiten zwischen den Glasplatten erleichtert. Thiere, welche lebenskräftig in Weingeist geworfen werden, rollen Farn. PhyllodoGea. Gen. Phyllodoce. I 40 sich meist mit dem grössten Tlieile ihres Körpers knäuelförmig zusammen. Weder dabei, noch heim derben Anfassen oder Druck habe ich Zerbrechungen oder Theilungen des Wurmkörpers gesehen, wie sie bei vielen anderen Anneliden, die Untersuchung erschwerend, eintreten. Für die Zeit, wann die Geschlechtsproducte reifen, kann ich nur angeben, dass sich trächtige Weibchen wahrend der ganzen Dauer meines Aufenthaltes in Fiume, also vom Mai bis zum August, fanden; Männchen dagegen, die geschlechtsreif waren , erhielt ich vielleicht zufällig nur zu Ende Juli. Grube1) bat die Phyllodoce lamelligera (Johnst.) als synonym mit der Pli. laminosa (Sav.)-) aufgeführt, und ich selbst habe lange an der Identität der beiden, jedenfalls nahe ver- wandten Arten festgehalten. Allein es stellen sich bei genauerer Nachforschung einzelne Züge heraus, die mir gewichtig genug erscheinen, beide Arten vorläufig getrennt nebeneinanderbe- stehen zu lassen. Der Habitus beider Würmer ist offenbar der gleiche; die Farbe scheint ver- schieden zu sein, da Pli. laminosa schön grün, Ph. lamelligera olivenbraun oder ölgrün sein soll; doch dürften sich diese Farbentöne vielleicht nur als die Endpuncte einer Varietätenreihe ansehen lassen. In allen Girren herrscht Uebereinstimmung, denn wenn Acdobin und M. Edwards von der Pli. laminosa angeben, dass alle Fühlercirren auf dem mit den übrigen Segmenten gleich grossen ersten Segmente stehen, so glaube ich, dass sie darin, wie Johnston bei seiner Pli. la- melligera irren, und das kurze erste Segment übersehen haben. Ein Unterschied tritt dagegen in der Form der Borsten heraus, wodurch sich die von mir beobachtete Art von der Ph. laminosa (Sav.) unterscheidet; Audouin und Milne Edwards geben davon eine umständliche Beschreibung, wonach der Endanhang der Borste mit einem rücklaufenden, im Ruhezustände verdeckten Dorn ausgerüstet ist, eine Bildung, wie sie der von mir als Ph. lamelligera (Johnst. gedeuteten Art völlig abgeht. Ich wurde auf die Bedeutung dieses Unterschiedes erst aufmerksam, als ich las, dass der treffliche Rathke ') gerade diese Borstenbildung, wie sie die französischen Forscher be- schreiben, an Exemplaren, welche er bei Molde in Norwegen fand, bestätigen konnte. — Als zweites wesentliches Merkmal, welches einerseits die Trennung der Ph. laminosa (Sav.) von Ph. lamcllir/cra (Johnst.) begründet, andererseits die Zusammengehörigkeit des von mir beob- achteten Wurmes mit der Ph. lamelligera darthut, betrachte ich die Anordnung der Papillen am vorderen Rüsseltheile. Bei Ph. lamelligera stehen sie geordnet zu je sechs Reihen am seitlichen Rüsselumfange, Rücken- und Bauchfläche frei lassend; bei Ph. laminosa (Sav.) bedecken solche Papillen unregelmässig vertheilt den ganzen Umfang des vorderen Rüsseltheiles und lassen am ausgestreckten Rüssel vor dem Kopflappen nur ein kleines Stück des oberen Umfanges frei. — 1) Grübe , Die Familien der Anneliden a. a. 0. pg. 55. 2) Audouin et Milne Edwards, Recherches pour servir ä l'histoire naturelle du littoral de la France a. a. 0. pg. 22 2. PI. V. A. Fig. I —8. 3) Ratiike, Beitrüge zur Fauna Norwegens. (Besond. Abdr. aus den Verhandlungen der Kaiserl. Leonol- dinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher) . Breslau 18 43. 4. pg. 169. fäO Ordo 1. Nereidea. In wiefern diese Unterschiede, welche ich als stichhaltig für die Trennung der beiden Arien be- trachte, es wirklich sind, müssen spätere Untersucher, denen ein grösseres Material von ver- schiedenen Fundorten zur Verfügung steht, entscheiden. Plivllodocc vittata. n. sp. Körper gestreckt , weiss, quer braungebändert; Kopflappen birnförmig, mit 2 Au- gen .nif dem hintern Theile. I Fühler an den Vorderecken; erstes Segment gross, den Kopflappen aufnehmend, jederseits 3 Fühlercirren , von denen der obere der längste, zweites Segment kürzer mit Uinuein Fühlercirrus, unter dem ein borstenlragendes Ruder mit ßnucheirrus steht. Ruder einfach, zweilippig; Dorsten mit verdicktem und dornlra- gendem Gelenkcnde, Anhang mit ganzrandiger Schneide. Rückencirren i:ross. dachzie- gelförmig liegend ; unregelmässig herzförmig mit breiter Basis; Bauchcirrus so lang als diis Huder, schief lanzettlich; zwei blattförmige ovale Aftercirren. — Rüssel im Anfangs- stllcke mit Papillen rauh besetzt; um den Mageneingang 8 szanz seichte lappenarlige Pa- pillen. — Qunrnero. Diese Art erhielt, ich in mehreren Exemplaren bei Netzzügen im Hafen von Fiume. Es ist eine langgestreckte Pltylloiloce , die sich durch die Zeichnung ihrer Rückentlache von anderen unterscheidet. Der schlanke Körper (Taf. VI. Fig. 7), der in der Mitte etwas breiter wird, als er am Kopfende ist. um liegen das Schwanzende hin sich zuzuspitzen, und an den Grenzen der Segmente keine Unterbrechung durch Einschnürungen zeigt, ist auf der von den blattförmigen Girren nicht verdeckten Rückenfläche auf weissem Grunde braun quergebändert. während die Bauchseite gleichmässig weiss, bisweilen mit röthlichem Tone gefärbt ist. Die Bindenzeichnung des Rückens scheint sich auf die Blätteranhänge der Seiten fortzusetzen, da jede der weissen Rückencirren einen gleich braungefärbten Fleck auf der Mitte ihrer Fläche trägt. Die Thiere, welche ich erhielt, waren fast gleichmässig gross; ein Individuum, dessen Körper aus 123 Seg- menten bestand, war 17mm lang und mit den Anhängen I""" breit. Der Kopflappen (Taf. VI. Fig. 8) hat im allgemeinen die F-wm eines an der Spitze stumpf abgerundeten Kegels, und ist eine Strecke vor dem Vorderende von einer eanz seichten breiten Ringfurche schwach eingeschnürt. Die obere Fläche ist zumal am hinteren Theile ziemlich stark gewölbt die untere Fläche etwas mehr abgeplattet. Die Länge des Kopflappens kommt der der beiden nächsten Segmente zusammengenommen gleich, und ist so gross wie der Dicken- durchmesser an seinem hinteren Theile, wo er die Breite des ersten Segmentes hat. Zwei grosse, dunkelrothbraune Augen von ovaler Form, die in der Längsrichtung des Kopflappen stehen, ungefähr ein Viertel der Kopflappenlänge haben und vorspringend gewölbte dichte Pigmentanhäufungen ohne lichtbrechenden Körper sind, finden sich auf dem hintersten Kopflappenstücke bis an die Seitenränder hinausgerückt, und daher durch einen grossen Zwischen- raum voneinander getrennt. An der Spitze des Kopflappen stehen an den gerundeten Vorderecken jederseits zwei Farn. Phyllodocea. Gen. Phyllodoce. löl weisse Kopffühler übereinander; sie haben die Länge des Kopflappen, und eine kegelförmige Gestall, indem sie von ihrem etwas dickeren Anfangstheile gegen das Ende hin sich gleichmassig zuspitzen. Die Bewegungen, welche sie machen, sind nieht ausgedehnt; ich sah vor allem die unteren nach hinten und und unten sich biegen. Der Kopf läppen, der für gewöhnlich in gleicher Ebene mit dem Körper liegt, wird auf- wärts gehoben, wenn sich aus der unter seiner hinteren Grenze auf der Bauchfläche li nden Mundöffnung der grosse Rüssel hervorschiebt; doch nehmen an dieser Abweichung von der Nor- mallage meist auch die ersten Segmente Theil. Die einzelnen Segmente, welche den Körper zusammensetzen, haben eine platte Bauchflache und eine nur massig gewölbte Bücken fläche. Die Seitentheile treten nicht vor, so «lass liier die Abgrenzung der Segmente gegeneinander wenig deutlich ist. dafür ist die Furche auf der Rücken- und Bauchflache, welche die Segmente (rennt, so tief, dass sich hier die Gliede- rung des Körpers deutlich ausspricht. Alle Segmente, wenn wir das erste ausnehmen, sind be- deutend breiter als lang; im vorderen Körpertheile ist das einzelne Segment dreimal so breit als lang; gegen die .Mitte nehmen diese Verhaltnisse etwas, doch nur unbedeutend zu, bis dann nahe am Schwanzende eine rasche Grössenabnahme der einzelnen Segmente sowohl in Länge wie Breite erfolgt, und nur das Aftersegment sich durch grössere Länge von den vorhergehenden schmalen auszeichnet. Die Bindenzeichnung der Bückenfläche kommt dadurch zu Stande, dass hier über jedes Segment auf der Mitte oder der hinteren Hälfte ein breites, braunes Band läuft, in den vorderen und mittleren Segmenten eine ziemlich dichte Pigmentanhäufung in den hinteren Segmenten mehr zerstreut und zu Flecken aufgelöst. Von der regelmässigen Ausstattung der an den Segmentalseiten stehenden zweiüppigen Ruder mit blattförmigem Rücken- und Bauchcirrus, machen die beiden ersten wie das Afterses- ment eine Ausnahme. Das erste Segment ist, ganz abweichend von dem Verhalten bei anderen Phyllodoce- arten, wo es wegen seiner Verstecktheit kaum zu Gesicht kommt, etwas grösser als alle anderen Segmente in der ganzen Beihe des Körpers. Sein vorderer Theil scheint bauchig erweitert zu sein, und von dem Bande geht der Kopflappen in der Weise ab, dass man glaubt, er stecke ein Stück weit in diesem bauchigen Theile des Segmentes, oder könne dahinein gezogen werden. Auf der hinteren Hälfte dieses ersten Segmentes gehen von den Seiten jederseits drei Fühler- cirren ab, welche so übereinander stehen, dass der grösste, der zurückgelegt bis ans fünfte Segment reicht, näher der Bückenfläche eingefügt ist, als die beiden um die Hälfte kürzeren, unter ihm stehenden, welche nach vorn bis zur Hälfte des vorderen Kopflappenrandes reichen. Die Fühlercirren sind durch Vermittlung eines cylindrischen kurzen Wurzelgliedes eingefugt, gehen von diesem mit gleicher Dicke ab, und verjüngen sich gleichmässig kegelförmig bis zur Spitze. Ihre Farbe ist weiss. Diese Anhänge sind beweglicher als die Fühler; die unteren waren meist nach vorn und seitwärts, der obere mehr nach hinten gerichtet. 152 Ordo I. Nereidea. Das zweite Segment, in Form den übrigen folgenden gleich, aber etwas kürzer als diese, trügt an den Seiten ein borstenfahrendes Ruder mit Bauchcirrus, geformt wie die Ruder- fortsätze der übrigen Segmente, darüber steht statt des blattförmigen Riickencirrus ein schlanker Fortsalz, der sich ganz wie der längere Fühlercirrus des ersten Segmentes verhalt, und wie dieser nach rückwärts gerichtet bis ans fünfte Segment reicht. An den folgenden Segmenten ist das meist vom Rückencirrus bedeckte Ruder ein deut- lich vorspringender, schwach kegelförmiger Fortsatz, der an seiner Spitze ziemlich tief in zwei Lippen eingeschnitten ist, von denen die obere etwas weiter vorragt als die untere Taf. VI. Fig. 10). Zwischen den beiden Lippen tritt ein in der Richtung von oben nach unten fächerförmig gespreitetes Borstenbündel aus, welches ungefähr zehn Borsten enthält. Die einzelne Borste ist zusammengesetzt, der Stab ist da, wo der Endanhang eingefügt ist, knotenförmig verdickt und zu zwei spitzen Dornen ausgezogen, zwischen denen der lange messerförmige Endanhang eingelenkt ist; dieser, der in eine äusserst feine Spitze ausläuft, hat eine verdickte Rückenkante, und eine nicht gezähnelte Schneide; sein eingelenktes Anfangsstück ist schmäler als das knotig verdickte Ende des Stabes. Die Farbe der ganzen Borsten ist tief weingelb, mit mattem Glänze (Taf. VI. Fig. 12). Im Innern des Ruders liegt eine grosse gelbe Acicula (Taf. VI. Fig. 12), die über die Höhlung des Ruders hinaus, noch etwas in die Körperhöhle hineinragt. Ungefähr in ihrer Mitte lehnt sich an sie der Fächer der gelben Borsten. Der Rückencirrus ist ein breites Blatt, dessen Form, wenn er abgelöst vor uns liest, dem Dreieck am nächsten kommt; dessen Basis dann die halbmondförmig ausserandete Kante ist, mit welcher der Cirrus über dem Abgange des Ruders an der Seile des Segmentes in breiter Ausdehnung angeheftet ist (Taf. VI. Fig. 11). Die etwas gerundet erweiterten Ränder des Blattes sind ungleich gross, die Spitze des Blattes, in der sie zusammenstossen, liegt nicht über der Mitte der Basis. Eine von der Spitze senkrecht zur Basis gezogene Linie, welche das Blatt in zwei sehr ungleich grosse Hälften theilen würde, ist fast so lang, als die grösste Breitenaus- dehnung des Blattes. Der Rückencirrus ist so gewölbt, dass er mit seiner concaven Fläche das Ruder deckt; auf der Rückenfläche steht in der Mitte ein brauner Fleck; gegen die Seitenränder hin strahlen die dicht stehenden Riffe der Sculptur aus. — Die Rückencirren habe ich nie in an- derer Haltung gesehen, als dass sie an den Seiten des Körpers mit ihrer Fläche schräg abwärts geneigt die Spitze nach aussen und hinten wandten. Der einzelne Rückencirrus greift dabei von seiner Anheftung aus fast bis zur hinteren Grenze des folgenden Segmentes, und damit auf den nächsten Rückencirrus hinüber, so dass die Blätter sich dachziegelartig decken. Bei den in Wein- geist aufbewahrten Thieren sind die Rückencirren etwas mehr seitwärts abgespreitzt. Der Bauchcirrus ist ein längliches, schief verzogenes zugespitztes Blatt, das mit einem etwas schmäleren Anfangstheile unter dem Abgange des Ruders an der Bauchfläche des Farn. Phyllodocea. Gen. Phyllodoce. 153 Segmentes angeheftet ist. Seine Spitze ragt nicht soweit als die des Ruders; seine Flache ist wie die des Rückencirrus geriffelt sculptirt. (Taft VI. Fig. 10). Das Aftersegment (Taf VI. Fig. 9), welches den zugespitzten Körper beendet, ist so breit, wie die vorhergehenden, aber so lang als die drei letzten Segmente zusammen. Es hat keine Ruder mit Anhängen, dafür stehen an den Endecken zwei Aftercirren als zwei Blatter von langovaler Gestalt, deren geriffelte Oberfläche die Verwandtschaft mit den Girren der übrigen Segmente bekundet. Diese Aftercirren sind fast doppelt so lang als das Aftersegment, und fast dreimal so lang als breit. Der Verdauungst ractus ist in seinen allgemeinen Verhältnissen gestaltet, wie ich es bei der Phyllodoce lamelligera (Joiinst.) beschrieben habe, ich brauche daher das Verhältniss des Magens zur Rüsselröhre, und die Rolle beider beim Auswerfen des Rüssels nicht zu wiederholen, und beschränke mich auf die der Species zukommenden Eigenthümlichkeiteu. Die Rüsselröhre liegt im eingezogenen Zustande von der Mundöffnung auf der hin- teren Grenze des Kopflappen in Windungen hin und hergeschlagen, bis ins dreizehnte Segment. Wird der Rüssel ausgeworfen, so bildet er einen grossen, nach seinem Ende hin keulenför- mig verdickten Körper, der bei dem IG""" langen Thiere eine Lange von 2,5""" halte. Die dünn- wandige Rüsselröhre , welche nun den ausgetriebenen Magen bauschig eingeschnürt wie eine weite Scheide umgiebt, hat im vorderen Theile ein körniges Aussehen , als ob auf ihrer Wand gruppenweise vertheilt kleine Anhaufungen von Körnchen (Zellen?) lägen. Ihr Anfangsstuck ist ungefähr auf ein Viertel der ganzen Länge besetzt mit ganz kurzen, kegelförmig zugespitzten Pa- pillen, welche über den ganzen Umfang dieses Rüsselstiickes dicht gedrängt und ohne regel- massige Anordnung verbreitet sind, und dem Rüssel hier unter nicht hinlänglich starker Vergrös- serung ein chagrinarlig rauhes Ansehen geben. Der derbe und dickwandige Magen von gelber Farbe halte im vorgestülpten Zustande eine trichterförmig offen stehende Eingangsöffnung, um welche ein Kreis von acht ganz niedrigen läppen förmigen Papillen stand (Taf. VI. Fig. 13). Die Form des Magens war vierkantig; die Kantentraten scharf heraus, die gleichbreiten Flachen erschienen schwach ausgehöhlt. In der der- ben Wand liegt nach aussen eine 0, 1 lmm dicke, ringförmige Muskelschicht, darunter Längsmuskeln, von denen ich aber nicht angeben kann, ob sie in Bänder gesondert sind: zu innerst auf der Muskelhaut ist die innere Magenoberfläche von einer Lage feinkörniger Zellen von O.OOÖi"1" Grösse bekleidet. — Ist der Rüssel und damit auch der Magen nicht ausgestülpt, so nimmt er in der Körperhöhle den Raum vom 13. bis zum 21. Segmente ein. Auf den Magen folgt der gelbbraune Darm, der regelmässig auf den Grenzen der Seg- mente eingeschnürt ist. Von den Centralorganen des Nervensyslemes liegt das Hirn im hintern Theile des Kopf- lappen als ein Körper von dreieckiger Form, dessen Basis nach vorn gerichtet ist, und an dessen Ecken hier die Augen anstossen, während die Spitze nach hinten sieht. Zwei ansehnliche Stränge Ehlers, Boraten würm er, -0 154 Onlo I. Nereidea. gehen zur Bauchseite, umfassen dabei den Schlund, und treten zu dem ersten Ganglion der Bauchkette, welches als ein das Hirn an Grösse fast um mehr als das Doppelte übertretrender scheibenförmiger und polsterartig gewölbter Körper auf der Bauchseite des ersten Segmentes liegt. An seinen hinteren Rand stösst unmittelbar das um ein Drittel kleinere Bauchganglion des zweiten Segmentes, und daran reiht sich dann, nun aber durch zwei weit voneinander geson- derte Strange verbunden, die Reihe der Ganglien, welche je in einem Segmente auf der Bauch- seite liegen: runde scheibenförmige gewölbte Körper mit einem Flächendurchmesser von 0,182"""; die Strange, wodurch sie unter einander in Verbindung traten, waren 0.0 48""" breit. (Taf. VI. Fig. 14). Das Gefasssystem habe ich nicht beobachtet. Ebensowenig kann ich über die Geschlechts- verhältnisse Mittheilungen machen; es fanden sich in den gesehenen Thieren weder Eier noch Samen. Ich habe diese Phyllodoce allein in dem Schlamme gefunden, welcher auf dem Grunde des Hafen von Fiume lagerte. Sie waren in ihren Bewegungen rasch und lebhaft, wie alle Phyl- lodoceen ; rollten sich aber weniger stark ein, als die Ph. lamelligera that. Die Secernirung eines glasigen Schleimes fand auch bei ihnen ziemlich ergiebig statt. Grube 'j hat von Fiume eine, wie es scheint, ahnlich gezeichnete Phyllodoce albo-vittata beschrieben; die Beschreibung ist zu kurz, um daraus abnehmen zu können, ob die Unterschiede welche sich in Färbung, wie in der Beschaffenheit der Segmentalanhänge herauszustellen schei- nen, wesentlich sind; ich betrachte, bis wir eine genauere Kenntniss von der Phyllodoce albo- vittata erhalten, meine Art als eine davon verschiedene. Der Hauptunterschied dürfte in der Form des ersten Segmentes liegen, welches Guibk als »vix distinguendum« nennt, wahrend es bei den von mir beobachteten Thieren durch seine Grösse sich auszeichnet. Phyllodoce lugens n. sp. Körper kurz gedrungen; dunkel olivenbraun oder grün, Spitzen der Füblercirren und Rüekencirren mit schneeweissern Fleck. Kopflappen fast oval mit abgestutztem Hin- terrande, 2 Augen auf dem hinteren Theile, i pfriem förmige Fühler an den Vorderecken. Erstes Segment mit den Übrigen gleichbreit, jederseits mit 3 Füblercirren, von denen der oberste der längste, und mit Borsten zwischen den beiden unteren : zweites Segment mit einem Füblercirrus, unter dem ein Ruder mit Borsten und Bauchcirrus; Ruder ein- fach, zweilippig, Borsten zusammengesetzt, Gelenkende verdickt, Anhang mit ganzran- diger Schneide. Rückencirrus herzförmig mit breiter Basis, gross zumal an den hinteren Segmenten, Bauchcirrus kurz quer herzförmig: Aflercirren gross blattförmig. — Rüssel- röhre nur in dem an den Magen grenzenden Theil mit Papillen besetzt. — Quarnero. Diese Phyllodoce, welche bei Fiume nicht selten zu sein scheint, zeichnet sich durch die Färbung, mehr noch durch die Form ihres Körpers aus. Gewohnt in den Phyllodoceen Thiere von 1) Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Fünfter Beitrag. Arch. für Natur- gesetz Jahrgang 26. 18G0. I. pag. 84. Farn. Phyllodocea . Gen. Phyllodoce. 155 schlankem Habitus und grosser Segmentzahl zu sehen, wird man überrascht, wenn man an die- sem dunkelfarbigen, kurzen und gedrungenen Wurme alle Merkmale findet, die ihn zur Gattung Phyllodoce hinweisen. — Von den Thieren, welche ich gemessen habe, war das kleinste 3 """lang, nicht ganz I""" breit und halte 28 Segmente; das grösste geschlechtsreife aus 3S Körpersegmen- ten bestehend, war G""" lang und I""" breit; ein Yerhältniss der Lange zur Breite, wie man es in dieser Gattung zu sehen nicht erwartet. Der kurze gedrungene Habitus des kleinen Wurmes wird aber vorzüglich noch dadurch bedingt, dass die Breite fast in der ganzen Lange des Körpers die gleiche bleibt, nur wenige Segmente am Körperende erfahren eine allmählich erfolgende Ver- schmälerung (Taf. YI. Fig. 15). — Das ganze Thier ist dunkel gefärbt, die Farbe ist entweder schwarzbraun oder tief olivengrün, ohne besonderen Glanz; benutzt man die Lupe, so findet man auf diesem dunkeln Grunde grell hervorstehende weisse Flecke, die an den Spitzen der Rüeken- und Fühlereirren ihren Sitz haben, dem unbewaffneten Auge aber entgehen. Der Kopflappen (Taf. III. Fig. 16) ist eine fast ovale Scheibe mit stark polsterartig ge- wölbter Oberfläche. Der hintere Rand, welcher an das erste Segment stösst, ist gerade abgestutzt, und doppelt so breit als der schwach gerundete Vorderrand. Der Längsdurchmesser des Kopf lappens, ungefähr so gross als der der drei folgenden Segmente zusammen, übertrifft um etwas die grösste Breite, welche dicht vor dem hinteren Rande entsprechend der höchsten Wölbung der Oberfläche gelegen ist. Thiere, die in Weingeist gelegen haben, bieten einen durch Schrumpfung in seiner Form ganz veränderten Kopf läppen dar; er war bei meinen Exemplaren auf Kosten des Längs- durchmessers bedeutend breiter, fast queroval geworden. Die Unterseite des Kopflappens ist platt. Die Seitenränder des Kopflappens fand ich bei einem der kleineren Exemplare mit einem Wim- perstreifen besetzt. — Auf der breitesten Steile des Kopflappens, ungefähr auf der Mitte seiner hinteren Hälfte, stehen fast unmittelbar am Seitenrande, voneinander getrennt durch die zwischen ihnen gelegene höchste Wölbung der Oberfläche, die beiden längsovalen dunkelfarbigen Augen, convexe Pigmenthaufen ohne Linsen. — Von den gerundeten Vorderecken entspringen jederseits zwei Fühler übereinander, der obere etwas kürzer als der untere, welcher den Längsdurchmes- ser des Kopflappens um ein geringes übertrifft. Die Fühler haben einen kolbig verdickten An- fangstheil, der gegen das Ende ziemlich plötzlich zur Spitze ausgezogen ist. Ich habe sie nur nach vorn und seitwärts gerichtet gesehen. Die Segmente, deren Zahl mit der Grösse des Körpers eine wechselnde ist, sind im vorderen Theile des Körpers ungefähr drei mal so breit als lang, gegen die Mitte zu wachsen ihre Grössenverhältnisse nur wenig, um dann am Körperende eine entschiedenere, doch nur auf wenig Segmente ausgedehnle Abnahme zu erfahren. Die Unterseite der Segmente ist platt, die Ober- seite nur massig gewölbt; an den Körperseiten sind sie wenig von einander abgesetzt, da ihre rudertragenden Seiten nicht erweitert sind ; nur eine ziemlich scharfe Segmentalfmche trennt sie von einander. Bei allen zeigt die Haut der Ruckenfläche unter starker Vergrösserung eine beson- dere Sculptur, hervorgerufen durch kleine Grübchen, welche dicht nebeneinander stehen. — Das 20 * \ 56 Ordo I. Nereidea. erste und zweite, sowie das Aftersegment ausgenommen, welche besonders zu betrachten sind, haben alle die gleiche Ausstattung eines Ruders mit blattförmig erweitertem Rücken- und Bauchcirrus. Die beiden ersten Segmente sind an Grösse von den folgenden nicht verschieden, nur durch ihre veränderten seitlichen Anhänge ausgezeichnet Taf. III. Fig. 16). Das erste Segment, welches also von oben ganz sichtbar ist und mit scharfem Rande vom Kopflappen abgrenzt, tragt jederseits drei Fühlercirren. Alle drei entspringen mit einem gesonderten Wurzelgliede, wel- ches eine kurze cylindrische Form hat. Zwei von diesen, die mehr nach der Bauchflache hin ent- springen, sind gleiche und den Fühlern ahnlich geformte Fortsätze, die an ihrer Wurzel kolbig ver- dickt, gegen das Ende hin in eine Spitze ausgezogen sind. Diese beiden Fühlercirren sind unge- fähr so lang als der Kopflappen und für gewöhnlich nach vorn und seitlich weggestreckt. Als besondere Auszeichnung, die mir von anderen Phyllodocearlen nicht bekannt geworden ist, fiel mir auf. dass zwischen ihren Basalstücken ein kleines Borstenbündel heraustritt, dessen Bor- sten mit denen an den übrigen Segmenten übereinstimmen. — Höher als diese beiden kurzen Fühlercirren entspringt, auf die Rückenfläche der Segmentseiten hinaufgerückt, ein dritter Fiihler- cirrus, der fast doppelt so lang ist als die unter ihm stehenden. Auch er hat ein kurzes cylindri- sches Basalstück, von dem er in gleicher Dicke ausgeht, dann aber gegen die Mitte hin verbreitert er sich, und wird zugleich flächenhaft abgeplattet, die Verwandtschaft zu den blattförmigen Rückencirren der übrigen Segmente andeutend; und endet mit einer kurzen Zuspitzung. Diesen grösseren und beweglichen Fühlercirrus sah ich nach verschiedenen Richtungen hin sich wenden, und häufig an ihm leichte Knickungen und Faltungen entstehen und sich wieder ausgleichen. Das zweite Segment trügt an den Seiten ein Ruder mit Bauchcirrus, welches gebaut ist wie wir es an allen folgenden Segmenten finden; statt des blaüartigen Fühlercirrus entspringt aber über ihm mit cylindrischem Basalgliede ein im Wurzeltheile kolbig geschwollener Fühlercir- rus, in seiner Form mit. den unteren Fühlercirren des ersten Segmentes übereinstimmend, aber etwas langer als diese. Alle erwähnten Fühlercirren halten die gleiche dunkle Färbung wie der ganze Körper, aber auf der Spitze eines jeden stand meist ein schneeweisser Fleck in verschie- dener Begrenzung und Ausdehnung. Das Ruder, welches an den Seiten der Segmente steht, ist ein im Innern eine Acicula bergender kegelförmiger Fortsatz, dessen Spitze durch einen seichten Einschnitt in eine untere stumpfe und eine obere etwas längere und zugespitzte Lippe getheilt ist. Zwischen den Lippen tritt das Borstenbündel heraus, dessen acht bis zehn Borsten in fächerförmiger Ausbreitung in der Verticalebene stehen. Die farblosen durchsichtigen Borsten sind kurz, zusammengesetzt. Der Stab, welcher nur wenig über das Ende des Ruders hervorragt, ist am Gelenkende kugelig verdickt, und trägt hier den messerförmigen, in eine feine Spitze auslaufenden Endanhang mit ver- dicktem Rücken und ganzrandiger Schneide (Taf. VI. Fig. 20 . Der Rückencirrus steht über der Ruderbasis auf einer niedrigen conischen Hervortrei- Farn. P/iyllodacea. Gen. Phyllodoce. 157 Innig. Es ist ein nur massig hohl gebogenes Blatt von fast herzförmiger Gestalt . das mit breiter Kante auf dem Trager eingefügt ist. Seine Oberfläche ist mit kurzen, gegen die Seitenränder di- vergirenden Furchen geriffelt (Ta f. VI. Fig. 18). Über die Körpermilte hinaus nehmen diese Rücken- cirren etwas an Flächenausdehnung zu, seine beiden freien Rander sind dann gerundet ausge- zackt, so dass die äussere Hälfte in der Form Ähnlichkeit mit einem Eichenblatte erhält (Taf. VI. Fig. 18a). An den kleinsten Segmenten des Körperendes werden auch die Rückeneirren kleiner und erscheinen hier zuletzt als kleine ovale, nur wenig zugespitzte Blättchen. — Am lebenden Thiere lagen die Rückeneirren nach hinten gerichtet, mit seitlich abwärts geneigter Fläche dem Körper an, Hessen die ganze Rückenfläche unbedeckt, und reichten über das nächste Segment hinaus, in- dem jeder sich dachziegelartig über den Anfangstheil des folgenden Rückencirrus legte. Bei den in Weingeist getödteten Thieren sind alle Rückeneirren vom Körper abgespreitzt. Die Farbe dieser Cirrenblätter ist die allgemeine Körperfarbe, die bei meinen in Spiritus aufbewahrten Thieren un- ter starker Yergrösserung zu braunen Klürnpchen angehäuft erscheint. An der Spitze des Rücken- cirrus stand ein im Leben des Thieres sehr hervorstechender schneeweisser Fleck. Auf der Bauchfläche des Thieres steht unter der Ruderbasis der Bauchcirrus, ein dunkles Blatt von schwach herzförmiger oder langovaler Form, dessen Fläche schwach gefurcht erschien (Taf. VI. Fig. 19). Der Bauchcirrus ragt nur wenig über das Ende des Ruders hinaus; auch er wird mit der Grössenabnahme der Segmente gegen das Körperende kleiner. Das Aftersegment, welches etwas länger ist als die vorangehenden Segmente, hat kein Ruder an den Seiten. Es trägt auf seiner Endfläche zwei grosse blattförmige Aftercirren, deren Insertionen fast die ganze Fläche einnehmen und nur eine kurze mediane Strecke frei las- sen. Diese blattförmigen Aftercirren von der gleichen dunklen Farbe wie der ganze Körper und mit gefurchter Fläche, sind länger als das Aftersegment, und als ihre grösste Rreite an der An- heftungsstelle. Ihre Form ist unregelmässig herzförmig, mit etwas in die Länge gezogener Spitze Taf. VI. Fig. 17). Der Verdauungstractus besteht ausder hellenRüsselröhre und demMagen, die jeden- falls in gleicher Weise wie bei anderen Phyllodoeeen ausgestülpt worden können, weicheich aber nur im eingezogenen Zustande im Innern der Körperhöhle habe beobachten können, und aus dem braunen Darm. Ich habe leider versäumt, mir genau aufzuzeichnen, welche Segmente die beiden ersten Darmabschnitte enthalten; doch schätze ich, nach meinen angestellten Berechnungen, dass die hintere Grenze des Magens und der Übergang zum Darm im 7. oder S.Segmente liegen muss. Von der unter dem hinteren Theile des Kopflappens liegenden Mundöffnung führt die Rüsselrohre zuerst als gestreckter dünnwandiger Schlauch ins Innere des Körpers. Dann ver- dickt sich diese Röhre, liegt, meist zwei Schlängelungen machend, in der Körperhöhle, und ist, wenn gerade gestreckt, fast dreimal so lang als das erste schmälere Stück. Dieser hintere geschlän- gelte Theil hat eine etwas dickere Wand als das vordere Stück und ist dicht besetzt mit Papillen, de- ren Form, da ich den Rüssel nicht ausgestreckt sah, mir unbekannt geblieben ist, die aber nicht klein 1 bS Ordo 1. NereiJea. sein können, da ihre Basen 0,01 I""" Flächendurchmesser halten. Aus dieser nur am eingezoge- nen Rüssel gesehenen Papillenstellung ergiebt sieh, dass, wenn der Rüssel ausgestreckt wird, seine Oberfläche vom vorderen Ende an mit Papillen besetzt erscheinen muss; eine Anordnung, wie wir sie bei den vorhin beschriebenen Phyllodoceaiien nicht gefunden haben (Taf. VI. Fig. 21). An den papillentragenden Theil der Rüsselröhre schjiesst sieh der derbe hellfarbige Ma- gen an, der langgestreckt von vorn nach hinten sich nur wenig verschmälert (Taf. VI. Fig. 21). Bei dem 0""" langen Thiere war seine Lange 0,33""", seine grösste Dicke 0.I7""". Seine derbe Wand, deren Dicke ich auf 0,029""" schätzte, bestand zum grössten Theil aus einer starken Lage ringförmig laufender Muskelfasern, die einzeln eine Breite von 0,005mm hatte. Ob auf der inneren Flüche dieser Muskelschicht noch Längsfasern vorkommen , kann ich nicht angeben. Dagegen ist diese innere Oberflache des Magens ganz bekleidet von einer Lage grosser Zellen, welche 0, 0 II"" maassen. Papillen, wie sie bei anderen Phyllodoceen am Eingang in den Magen stehen, habe ich hier nicht gefunden oder übersehen. An den Magen schliesst sich ein nach den Segmenten eingeschnürter brauner Darm; den Übergang vermittelt ein kurzer und schmaler dünnwandiger Canal von heller Farbe, der, vom Magenende nach vorn umbiegend, eine kleine rücklaufende Schlinge macht, und sich dann zum braunen Darm erweitert. Das Gefass- und Nervensystem ist mir unbekannt geblieben. Von Geschlechtsverhaltnissen kann ich nur das Wenige mittheilen, welches ich an einem 6""" langen eiertragenden Weibchen beobachtete. — Vom Übergänge der Rüsselrühre zum Magen lagen jederseits neben dem Darm dicht gehäufte Massen von Eiern, welche bis in die Höhlung des Ruders und des Tragers des Rückencirrus hineindrängten, und den Körper dehnten, so dass er hier eine etwas grössere Breite hatte. Die Eier, welche aneinandergepresst sich gegenseitig in mannichfaltiger Weise abplatteten, hatten eine schön grüne Farbe; diese haftete dem körnigen Dotter an, welcher ein grosses helles Keimbläschen und in diesem einen Keimfleck umschloss. In den grössten Eiern von 0,17"'"' war das Keimbläschen 0,06""" gross. Ich bekam dieses trächtige Weibchen im Anfang Juni. Diese Thiere fanden sich häufiger, wenn ich die von der Küste bei Martinsica mitgebrach- ten Algen zerzupfte. Dann liefen die kleinen dunklen Würmer behende, aber ohne jene Schlän- gelungen, welche die grösseren Arten dieser Gattung machen, auf dem Boden meiner Schalen umher. Schwimmend habe ich sie nie gesehen ; wurden sie vom Boden aufgehoben, so sanken sie rasch zu Boden, höchstens krümmte sich der Körper dabei hin und her. Farn. PhyUodovea. Gen. Eulalia. I 59 Etil ali a Sav. Örsted. Sayigny, Systeme des Annelides pg. 45. Örsted, Grönlands Annulata dorsibranchiata 1843. pg. 35. Körper gestreckt, ; 1 1 > u o [ » I ; 1 1 1 e t , Kopflappen mit 5 Fühlern, die ersten Segmente mit i Paar Fühlercirren und zum Tlieil mit Rudern; die folgenden Segmente gleichförmig mit einästigem Ruder, fächerförmigem Bündel zusammengesetzter Borsten, blattförmigem Rücken- und Bauchcirrus. Aftersegmenl mit zwei Aftercirren. lailalia virens n. sp. Körper lang gestreckt, platt, in der Mitte nur wenig breiter, als am Vorder- und Hinterende. Kopflappen lang birnförmig, vorn abgestutzt, der unpaare Fühler auf der hinteren Hälfte entspringend, wenig länger als die 4 vorderen an den Vorderecken; 2 Augen. Erstes Segment mit einem Fühlercirrus jederseils, zweites mit zweien, von denen der obere, auf der Rückenfläche entspringende länger als alle anderen, drittes Segment mit Fühlercirrus, Ruder und Bauchcirrus. — Segmente dreimal so breit als lang. Ruder kurz cylindrisch . seicht zweilippig; Borsten hell mit verdicktem Gelenkende, Anhang mit ganzer Schneide. Rückencirren wenig schief lanzettförmig, klein, nicht dachziegel- artig sich deckend, Baucheirren an der Basis des Ruders entspringend, so lang als das Ruder, schief Ian/.etilich. Zwei blattförmige Aftercirren. Rüssel sehr lang, fast ganz mit Papillen besetzt, um den Mageneingang IS Papillen. — Quarnero. In meinen Tagebüchern linde ich zweimal Zeichnungen und Abbildungen eines kleinen hierher gehörenden Wurmes, den ich dann in einem vollständig gut erhaltenen Exemplare auch unter meinen mikroskopischen Präparaten mit heimgebracht habe. In den meisten Puncten passen meine Beobachtungen gut zu den Beschreibungen jener Würmer, welche Guide1) als Synonyme der »grünen Nereide« des 0. F. Miller auffuhrt; in Einzelheiten aber ergeben sich Abweichun- gen. Ich halte es daher für gerechtfertigt, meine Beobachtungen in einer eingehenden Darstellung dessen, was ich gesehen habe, zusammenzufassen. Der Wurm lag mir in ungleich grossen und wahrscheinlich jugendlichen Exemplaren vor; das grösste von diesen war 7""" lang, kaum 0.5""" breit, und aus 54 Segmenten zusammengesetzt; ein kleineres von 4S Segmenten war nur 4""" lang. Dem unbewaffneten Auge erschien das Thier als ein schlankes fadenförmiges Wesen von durchscheinend grüner Färbung; kaum verbreiterte sich in seinem mittleren Theile der Körper, dessen Kopfende durch einzelne längere Fädchen sich auszeichnete, während an den Seiten des Körpers entlang in regelmässigen Abständen von ein- ander die Ruder und ihre Anhänge als kleine spitzige Fortsätze vorsprangen (Taf. VII. Fig. I). Der Kopflappen hat eine birnförmige Gestalt (Taf. VII. Fig. 2). Sein Längsdurchmes- ser, ungefähr dem der drei nächsten Segmente zusammen gleich, ist um ein Drittel grösser als der grösste Breitendurchmesser, welcher etwas vor der hinteren Abgrenzung des Kopflappens )) Grube, Die Familien der Anneliden, a. a. 0. pg. 56. 160 Ordo 1. Nereidea. gegen das erste Segment liegt. Die Zuspitzung des Kopflappens nach vorn ist so gross, dass der gerade abgestutzte Vorderrand nicht ganz halb so breit ist als seine grösste Breite im hinteren Theile. Die Oberfläche ist massig stark gewölbt, am höchsten auf der hinteren Hälfte, von wo dann nach vorn ein allmählicher Abfall staltfindet. — Auf dieser hinteren Hälfte stehen etwas vom hinteren Rande, und von der Mittellinie ebensoweit als von den Seitenrändern entfernt zwei lan?- ovale dunkelrothbraune Augen, auf einer Fläche, welche meistens von denContouren des darun- terliegenden und durchscheinenden Hirnes markirt wird. — Etwas nach vorn vor diesem Augen- paare entspringt in der Medianlinie von der gewölbten Oberfläche der unpaare Fühler, der in seiner basalen Hälfte schwach kolbig verdickt, von da allmählich sich zuspitzt. Dieser Fühler, der nach vorn gelegt kaum über den Vorderrand des Kopflappens hinausragt, wird vom lebenden Thiere meist ziemlich steil aufrecht getragen; eine Rückwärtsbewegung habe ich nie an ihm ge- sellen. An den Vorderecken des Kopflappens stehen je zwei gleichgrosse Fühler übereinander, die ganze Breite des Vorderrandes freilassend; ihre Form ist wie die des unpaaren von der dicke- ren Grundhälfte gegen das Ende hin zugespitzt. An den Kopflappen schliesst sich die an Zahl wechselnde Segmentreihe, deren drei erste Glieder durch abweichend geformte Anhänge ausgezeichnet sind. — Alle Segmente wie ihre Anhänge sind grün durchscheinend gefärbt, diese Färbung rührt von kleinen Körnchen her, welche überall dicht in der Haut eingebettet liegen. Die Rückenfläche ist nur wenig mehr gewölbt als die platte Bauchfläche, der ganze Körper erscheint daher platt. Die einzelnen Segmente sind an den Seiten gar nicht von einander abgesetzt, so dass die Linie, welche die Flanken begrenzt, ohne alle Unterbrechung verläuft. Die Trennung der Segmente macht eine ziemlich scharfe Segmental- furche, doch erkennt das unbewaffnete Auge die Gliederung des Körpers am leichtesten an den kurzen sperrig abstehenden seitlichen Fortsätzen. Was die Grösse betrifft, so sind alle Segmente fast dreimal so breit als lang; dieses Verhältniss bleibt in der ganzen Körperlänge das gleiche. während gegen die Körpermitte die Dimensionen allmählich etwas zunehmen, um wieder so weit abzunehmen, dass das Schwanzende mit dem Kopfende gleiche Breite hat. Von den drei ersten Segmenten (Taf. VII. Fig. 2), welche wegen ihrer besonderen An- hänge eine gesonderte Betrachtung fordern, ist das erste mir dadurch autfällig geworden, dass es das eine Mal von oben her völlig sichtbar, das andere Mal bis auf ein kurzes Stück verdeckt war. Da man aber das Verhalten des ersten Segmentes in dieser Hinsicht gern berücksichtigt, so möchte ich diese am lebenden Thiere gemachte Beobachtung hervorgehoben wissen. Das völlig sichtbare Segment war vom Kopflappen weniger abgesetzt, als die Segmente sonst untereinan- der; eine ringförmige Einschnürung ohne scharfe Segmentalgrenze deutele die Trennung beider an, die unter einander enger verbunden zu sein schienen, als sonst die Segmente unter sich. — Da, wo das Segment nur zum kleinen Theil sichtbar war, schien der Kopflappen mit seinem hin- teren Theile auf ihm zu lagern, das Segment selbst auf seine Unterfläche nach vorn gezogen zu sein. Ich zweifle nicht, dass dieses Verhalten des ersten Segmentes zum Kopf läppen ein wech- Farn. Phyllodöcea. den. Eulalia. I (i I selndes i.st. abhängig vom Dehnungszustande des ganzen Körpers, und zumal von der Lagerung und dem Verhalten des vorstülpbaren Rüssels, der durch die vom ersten Segmente umfasste Mundöffnung ausgestossen wird. An den Seiten dieses Segmentes steht auf kurzem cylindrischen Basalstücke ein Fühlercirrus, der in seinem Anfangstheile etwas geschwollen ist, und dann sich zur Spitze verjüngt; er übertrifft den Kopflappen etwas an Länge. Das z wei te Segment tragt jederseits zwei Fühle reinen übereinander. Der obere ist der längere; er entspringt, auf die Rückenfläche des Segmentes hinaufgerückt, mit kurzem cylindrischen Basalstück, und ist ein in seiner ersten Hälfte verdickter, von da spitz ausgezogener Fortsatz, der fast dreimal so lang als das Segment breit ist. Der unter ihm entspringende Fühler- cirrus bat ganz die gleiche Form und ist nur ungefähr um ein Drittel kürzer (Taf. VII. Fig. 2). Das dritte Segment trägt an den Seiten ein vollständig mit Borsten und Bauehcirrus ausgerüstetes Ruder, wie es allen folgenden Segmenten zukommt; es zeichnet sich dadurch aus, dass statt des blattförmigen Rückencirrus über dem Ruder ein Fühlercirrus entspringt, der wie die der beiden ersten Segmente gestaltet, und von der Länge des unteren am zweiten Segmente oder wenig länger als dieser ist. — Diese Fühlercirren sind meist alle gerade seitwärts fort gestreckt, nur der erste nimmt häufiger seine Richtung nach vorn. Von den übrigen Segmenten sind noch die Ruder und deren Anhänge zu schildern. Diese seitlichen Fortsätze sind alle soweit von einander getrennt, dass keins das andere berührt, und stehen gespreitzt mit der Richtung nach hinten vom Körper ab. Im vorderen Theile sind sie klein und wachsen dann gleichmässig mit zunehmender Grösse der Segmente, um eben so auch wieder abzunehmen. — Das Ruder (Taf. VII. Fig. 5) ist ein nur kurzer, vom Rückencirrus ganz bedeckter cylindrischer Fortsatz, dessen Ende in zwei gleich grosse stumpfe Lippen eingekerbt ist. Zwischen diesen Lippen tritt ein Bündel von 7 — 9 Borsten hervor, die sich sehr regelmässig fächerförmig in der Verticalebene ausbreiten. Die kurzen zusammengesetzten Borsten sind farb- los hell; an dem etwas knopfartig verdickten Ende des Stabes ist der kurze und sehr durch- scheinende Endanhang eingelenkt, messerförmig scharf zugespitzt , mit ganzrandiger Schneide. (Taf. VII. Fig. 4). Im Innern des Ruders liegt eine helle Acicula. — Über der Ruderbasis ent- springt von der Seite des Segmentes der Rückencirrus; auf einem kurzen cylindrischen oder kegelförmigen Fortsatz sitzt der blattartige Cirrus, dessen Form zwischen breit lanzettförmig und herzförmig schwankt; fast immer ist das Blatt so über das Ruder herumgebogen, dass es noch schmäler zu sein scheint, als es platt ausgebreitet wirklich ist. Der Rückencirrus ist von der Spitze zur Basis gemessen fast dreimal so lang als das Ruder und ungefähr von der halben Breite des ihn tragenden Segmentes. Auf der Bauchfläche entspringt an der Ruderbasis der Bauehcirrus, ein langovales Blättchen, welches nicht über das Ruderende hinausragt (Taf. VII. Fig. 5). Das Aftersegment ist nicht grösser als die vorhergehenden verkürzten Segmente, aber ohne Ruder; es trägt dafür auf den Endecken zwei grosse blattförmige Aftercirren. die Eh LEU», Borstx-nwürmer. - ' 162 Ordn I. Nereidea. fast von der Lange der letzten vier Segmente zusammen sind. Ihre Form ist unregelmässig herz- förmig, docli scheinen auch hier Formschwankimgen stattzufinden (Taf. VII. Fi:.'. .'! . Die Mund Öffnung, welche unter dem hinteren Theile des Kopf läppen liegt, wird von den Theilen des ersten Segmentes wallartig umsehen. Von ihr fuhrt eine sehr lange Rüssel - röhre in die Körperhöhle, und nimmt hier den Raum der ersten 16 Segmente, also fast ein Drittel des Körpers ein (Taf. VII. Fig. 2). Da die Röhre langer ist als der gesammle Längsdurch- messer der sie bergenden Segmente, so ist sie in Windungen hin und her gelegt. Hinter der Mundöffnung ist sie ungefähr in der Länge eines Segmentes ein dünnwandiger längsgefalteter Schlauch; von da ah ist dann ihre im eingezogenen Zustande innere Oberfläche der ganzen Aus- dehnung nach dicht mit Papillen besetzt, deren Form ich nicht kenne, da ich den Rüssel nicht ausgestreckt sah. Die Wand, welche diese Papillen trägt, enthalt längslaufende Muskelfasern. Im 17. Segmente beginnt der derbe hellwandige Magen nach vorne scharf hegrenzt. nach hinten allmählich den Charakter des Darmes annehmend (Taf. VIL Fig. 2). Vom IT. bis zum 22. Segment hat der Magen die gleiche cylindrische, langgestreckte Form. Um seine Ein- gangsöffnung steht ein Kranz von 18 Papillen, welche dicht neben einander stehend blattför- mig sind und eine flach abgerundete freie Spitze haben. Die Wand des ersten Magentheiles i>t derb und besteht zu äusserst aus einer dicken musculösen Ringfaserschicht, auf der nach innen zu Ründeln geordnete Längsmuskeln folgen. Die innere Oberfläche bekleidet eine Lage kernhal- tiger Zellen. Im 22. Segment ändert sich das Aussehen des Magens, indem die äussere Ring- musculatur verschwindet, und der Magen nun, während er trichterförmig sich verjüngt, eine häutige Wand bekommt, welche in Längsfalten gelegt ist, und den Zellenbeleg des vorhergehen- den Magentheiles nicht besitzt. Dieser in der Farbe mit dem Magen übereinstimmende Theil, der den Übergang zum Darm bildet, geht noch bis zum 23. Segment, biegt dann nach vorn um und bildet eine rücklaufende Schlinge, deren vordere Umschlagstelle im 20. Segmente liegt. Der von da an rücklaufende Schenkel geht allmählich in den Darm über, der im 2lj. Segmente die völlige Form erhält, und dann, gelbbraun gefärbt, in den übrigen Segmenten eingeschnürt verläuft. — Was mir an diesem Darmtractus besonders auffällt, ist die überwiegende Länge der Rüsselröhre; danach muss, wenn die Ausstülpung erfolgt, und am vorderen Ende der umgewandten Riissel- röhre der Papillenkranz vorragt, nicht blos der ganze Magen, sondern auch ein Theil des Darmes mit in den ausgeworfenen Rüssel hineingezogen sein. Ein Gefässsystem ist vorhanden, die Vertheilung der Stämme konnte ich aber, da in ihnen ein wasserklares Blut circulirt, nicht verfolgen. Das Hirn liegt im hinteren Drittel des Kopflappen und ist durch einen tiefen Einschnitt im Vorderrande fast ganz in zwei halbkugelige Hälften getheilt. Die Ganglien der Bauchkette sind runde Scheiben von 0,08i'nm Flächendurchmesser, die untereinander durch zwei Längsstämme verbunden sind, die in einem verhältnissmässig kleinen Abstände voneinander laufen. Farn. Phyllodootfa. Gen. Eulalia. 103 Geschlechtsreife Thiere habe ich nicht gefunden, ebensowenig Organe für die geschlecht- liche Thätigkeit. Ich fand den Wurm zuerst neben der Mündung des Fiumare. dann auch, aber nie häufig an der Küste bei Martinsica. Seine Bewegungen sind rasch, er kriecht schlangelnd, und man sieht dabei die ganze Reihe der Ruder in steter Bewegung; aus eigenem Antriebe schwimmend habe ich ihn nicht beobachtet. Ob die Würmer, welche von verschiedenen Autoren unter dem Namen Phyllodoce oder Eulalia viridis beschrieben sind, und welche Alle auf die »grüne Nereide«, die 0. F. Miller1) von Grünland erhielt, zurückgeführt werden, wirklich identisch sind, ist eine nicht leicht zu ent- scheidende Frage. Johnston2) hat zuerst die von Aidoitn und Milne Edwards'3) beschriebene Phyllodoce clavigera mit hierher gezogen und ihm stimmen darin die meisten spateren Au- toren bei4). Zunächst ist dabei zu bemerken, dassdie Beschreibung und Abbildung, welche Miller von seiner »grünen Nereide« giebt, wenig zu den Thieren passt, welche die späteren Autoren hierher ziehen. Der Kopf tragt nicht fünf, sondern nur vier Fühler, an den Seiten stehen nur drei PaarFüh- lercirren, und die Ruder werden als zweiästig und mit zwei Borstenbündeln versehen beschrieben und abgebildet. Zugegeben nun auch, dass die MiLLER'sehe Beschreibung fehlerhaft ist, und wir sie nach den spateren Beschreibungen von Örsted und Leickart, welche Thiere von der grönlan- dischen Küste zur Untersuchung hatten, und nach der von Joiinston gelieferten zu erganzen haben, oder besser, dass wir diese Beschreibungen zum Ausgangspunct der Yergleichungen wählen, welche mit den bekannt gewordenen Thieren anzustellen sind, so ergeben sich immer noch gewichtige Unter- schiede für die Phyllodoce clavigem Aid. et M. Edw.). Und diese liegen zunächst im Bau des Rüssels, der bei der Phyllodoce clavigera im ausgestülpten Zustande nur auf der vorderen Abthei- lung Papillen trägt, bei der Phyllodoce viridis, welche Johnston beschreibt aber ganz mit Papillen besetzt zu sein scheint. In diesem Puncte stimmen die Thiere, welche ich beobachtete, mit der Phyllodoce viridis (Johnst.) überein, und weichen von der Phyllodoce clavigera ab. Die Form der Ruder ist bei den von Örsted und Aldoitn und Milne Edwards abgebildeten Thieren nicht die gleiche. Bei Örsted ist die eine der Endlippen zweilappig, bei dem Thiere der französischen Au- toren werden beide als ganzrandig gezeichnet; die Borsten haben nach Örsted's Angabe einen 1) Otto Fridricii Müller, Von Würmern des süssen und salzigen Wassers. Kopenhagen. 1 T ~ I . i. pg. 162. Tab. XI. 2) Johnsto.n, Miscellanea Zoologien. Annais of natural history. Vol. IV. Lond. 1840. pg. 228. PI. Vf. Fig. 11-15. .'. Audouin el Milne Edwaiids, Recherclies pour servir ä l'histoire naturelle du littoral de la France. Paris 18.34. pg. 426. PI. V A. Fig. 9—13. 4) cfr. Örsted, Annulatorum danicorum Conspectus. Fase. I. 1843. pg. 27. Grönlands Annulata dorsi- branchiata. 1843. pg. 37. — Leickart. Zur Kenntniss der Fauna von Island. Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. lö. 1849. I. pg. i()2. — Grube, Die Familien der Anneliden, a. a. 0. pg. 56. 21* 1Gi Ordo I. Nereidea. Etidanhang mit gezähnelter Schneide, der von den übrigen Schriftstellern nicht erwähnt wird. Endlich weichen die Zeichnungen von Johnston und Örsted wieder darin ab, dass bei dein erste- ren das erste Segment des Thieres zwei Paar Fühlercirren trägt und das zweite nur ein Paar, wahrend wohl richtiger Örsted dem ersten Segmente ein Paar zuschreibt, und dem zweiten zwei. So lassen sich aus den vorliegenden Darstellungen kleine Abweichungen herauslesen, die die Zusammengehörigkeit beider Arten zweifelhaft erscheinen lassen. Es war mir für die Feststellung der bei Fiume beobachteten Art aber wünschenswerth, über die Dignität der Species von Eni. viridis, wie sie jetzt aufgefasst wird. Anhaltspuncte zu er- halten; und ich sah mir deshalb die hierher gehörigen Thiere an, welche das Göttinger Museum enthalt. Zwei Glaser boten mir Material; das eine mit der Etiquette »Plnjllodocc clavigera? (M. Edw.) Helgoland.«, das andere bezeichnet »Phyllodoce clavigera Aid. et Enw. Island.« Dass man mit Recht den Inhalt beider Glaser zu der Ph. clavigera (Aid. et Edw.) gezo- gen hatte, lehrte ein Blick auf den ausgestülpten Rüssel einiger Thiere, der ganz in der von den Franzosen beschriebenen Weise nur im vonleren Theile mit Papillen besetzt war. Im übrigen gehörte der Inhalt beider Ghiser verschiedenen Alten an, wie sich gleich in der ver- schiedenen Form der Ruder aussprach. Die Würmer von Helgoland hatten sehr lange und spitz kegelförmige Ruder, die im hinteren Körpertheile länger waren als die Segmentbreite, das Ruderende war in zwei ansehnliche zugespitzte Lippen zerschnitten; die Rückencirren waren blattartig, von der Breite des Segmentes, und ungefähr wie ein Lindenblatt geformt, sie deckten sich dachziegelförmig; der Bauchcirrus war dagegen ein nur kleines ovales Blattchen, welches über die Mitte des Ruders hinaus gegen das Vorderende gerückt war. Nach der Form der Rückencirren passte diese Art zu Eulalia sanguinea Örst. Die von Island stammenden Würmer hatten wesentlich kürzere, cylindrische Ruder mit stumpfem zweilippigem Ende, der Rücken- cirrus, der über ihrer Basis auf einem Höcker stand, war dagegen schmal und lang lanzettför- mig. — Ich führe das nur als Beweis an, dass eine genaue Untersuchung, welche über aus- reichendes Material zu verfügen hat, wahrscheinlich mehrere nah verwandte Arten hier unter- scheiden wird. Die Arten der Gattung Eulalia, welche Örsted '; aufgestellt hat, sind so kurz charaklerisirt, dass es schwer fallen wird, danach Unterscheidungen zu machen; denn dass das erste Paar der Fühlercirren bei Eni. pusilla, fusca und bcornis an der Basis des Kopfes angeheftet sein soll, worunter wohl nur zu verstehen ist, dass das erste Segment von oben nicht sichtbar ist, scheint mir ein wenig verlässlicher Charakter. Gribe2) hat in dem Verzeichniss der im Quarnero von ihm gefundenen Würmer auch eine Eulalia viridis Sav.? aufgeführt, und durch das Fragezeichen seine Unsicherheit hinlänglich kund- gegeben. Ob er nun den gleichen Wurm, wie ich, vor sich gehabt, ist natürlich nicht zu entscheiden ; ich halte es für besser, dasThier, welches ich oben beschrieben, vorlaufig als eigene Art hinzustellen. 1) Örsted, Annulatorum danicörum Conspeclus. Fase. I. 181'!. pg. ■>! . i.' Gni'BE, Ein Ausflug nach Triest und dem Quarnero. 1861. 8. pg. 127. Farn. Phyil&doeea. Gen. Eulalia. 165 Iliilalia voliicris n. sp. Körper schlank, abgeplattet, grünlichweiss braun bestäubt, grösste Breite vor der Mitte. Segmente des vorderen Theiles sehr viel breiter und kürzer als im hinteren Theile. Kopflappen eiförmig; ögleichlange fadenförmige Fühler, der unpaare auf dessen vorderen Hälfte, die paarigen hinter den Vorderecken von der Unterseite entspringend. 2 Augen und dahinter 2 quere Pigmentflecke. Erstes Segment von oben nicht sichtbar, jederseits mit langem Fühlercirrus : zweites Segment mit dem grössten gestreckten Fühlercirrus jederseits und darunter mit grossem, blattförmigem, schief lanzettlichem Bauchcirrus, drittes Segment mit kürzerem , gestreckten Fühlercirrus und blattförmigem Bauchcirrus wie an den folgenden Segmenten. Ruder der folgenden Segmente gestreckt, mit spitzer oberer und stumpfer unterer Lippe, die zusammengesetzten Borsten haarartig fein. Rückencirren gross, die Seiten des Körpers dachziegelförmig deckend, schief lanzett- förmig und spitz ausgezogen, Haucheirren vor der Ruderbasis, wenig länger als das Ruder, blattförmig schief verzogen. — Zwei lang gestreckte blattförmige Aftercirren. — Rüsselröhre lang, vom Magen an nach vorn mit Papillen besetzt; .Magen kurz kelchför- mig. sein Eingang mit 40 alternirend ungleich grossen Papillen. Fast zu Ende meines Aufenthaltes in Fiume erhielt ich diese schöne Art in nur einem Exemplare und entwarf danach die folgende Beschreibung. Das schlanke Thier war 12""" lang und mit den Anhangen fast 1,5"'"' breit; sein Körper bestand aus 68 Segmenten. Das Vorderende des Thieres war etwas breiter als das verschmälerte Schwanzende, die grösste Breite lag vor der Mitte des Körpers, nicht weit vom Kopfende ent- fernt (Taf. VII. Fig. 6). Die Farbe war grünlichweiss, von äusserst feinen braunen Pigmentfleck- chen bestäubt. Der Kopflappen (Taf. VII. Fig. 7) ist eiförmig mit massig stark gewölbter Oberfläche, sein Längsdurchmesser, der dem der fünf nächstfolgenden Segmente zusammen gleichkommt, ist um ein Drittel grösser als der grösste Querdurchmesser am hinteren Rande. Während dieser Hinterrand fast gerade abgeschnitten ist, läuft das Vorderende in eine sanft abgerundete Zu- spitzung aus. Die Oberfläche des Kopflappens trägt auf ihrem hinteren Drittel ganz nahe den Seiten- rändern zwei längsovale schwarze Augen, gewölbte Pigmentanhäufungen ohne Linsen. Un- mittelbar hinter diesen steht noch je ein schwarzer Augenfleck, als ein querer Strich ungefähr von der Breite des vor ihm stehenden Auges, doch vermuthe ich, dass dieser Fleck ein wenig constantes Vorkommen habe und zu den bei Anneliden nicht selten vorkommenden überzähligen Augenbildungen gehören wird. Der unpaare Fühler entspringt von der Oberfläche des Kopflappens in der Median- linie etwas vor der Mitte , und also weit von dem vorderen Augenrande ; es ist ein weissfarbiger, schlank zugespitzter, fast fadenförmiger Fortsatz ungefähr von der Länge des Kopflappens. Die vier paarigen Fühler treten etwas hinter der Spitze des Kopflappens an dessen Seitenrändern hervor; sie sind mit ihrem Ursprünge stark gegen die Unterseite des Kopflappens hinabgerückt und stehen hier übereinander. Ihre Form ist die gleiche fadenförmige wie die des unpaaren 166 Ordo I. Nereidea. Fühlers, «loch sind sie etwas kürzer als dieser, so dass alle Fühler nach vorn gelegt ungefähr gleich weit hinausreichen. Von den Segmenten, welche den Körper zusammensetzen, verlangen die drei ersten wegen der abweichend geformten Seitenanhänge eine besondere Darstellung. Sonst bilden alle Segmente, die auf der Ruckenfläche nur wenig gewölbte Körpermasse, deren Seiten durch keine von den Segmentheyrenzungen herrührende Einschnitte unterbrochen und fast geradlinig ver- laufen; die Segmentiiung des Körpers deuten auf Rücken- und Bauchfläche die wenig tiefen Grenzfurchen zwischen den Körperringen an. Die Rückenfläche ist von den grossen blattförmigen Rückencirren völlig frei gelassen, diese bedecken schuppenartig aufeinander liegend nur die seitlichen Ränder und deren Fortsätze. In den Segmenten der verschiedenen Regionen des Körpers kommen nun beträchtliche Unterschiede in den Grössenverhältnissen vor. Die zunächst auf den Kopf läppen folgenden Segmente sind Körperringe, deren Breite das Sechsfache ihrer Lange beträgt, so dass die Segmentgrenzen hier nahe aneinander gerückt sind. Allmählich gegen die Mitte hin ändert sich das Verhältniss, indem die Segmente länger werden, wobei die Breite eine kurze Strecke hinter dem Kopfe ihr Maximum erreicht; gegen das Körperende hin wird diese Umwandlung der Verhältnisse auffälliger, da die Segmente an Breite verlieren und an Länge eher gew innen ; so haben dann die Glieder, welche das Schwanzende bilden . eine Länge, die fast das Dreifache eines am Kopfende gelegenen Segmentes beträgt, während sie fast um die Hälfte schmäler geworden sind; die Breite eines solchen Segmentes vom Leibesende beträgt da- her kaum das Doppelte seiner Länge. ■ — Die braune staubartige Färbung der Rückenhaut rührt von kleinen eingelagerten Pigmentkörnchen her. — An den Seiten der Segmente standen kleine Büschel wimpernder Cilien. Die drei ersten Segmente sind durch ihre Anhänge ausgezeichnet, indem das erste nur einen Fühlercirrus, die beiden folgenden ausser dem Fühlercirrus auch blattförmige Baucheirren trauen 'Taf. VII. Fie. 7). — Das erste Sesment ist von oben nicht sichtbar, sondern eanz durch den Kopflappen verdeckt; sein Fühlercirrus tritt daher an den Hinterecken des Kopflappens seitwärts hervor, steht auf einem cylindrischen Wurzelgliede und geht von diesem in gleicher Dicke ab, um gegen das Ende hin spitz zuzulaufen; er ist länger als der Kopflappen und reicht wohl noch über dessen Fühlerspitzen hinaus. Das zweite Segment, an dessen Vorderrand der Kopf läppen anstösst, trägt den gross ten der Fühl ercirren, der auf den Seiten seiner Rückenfläche mit einem kurzen Wurzelgliede ent- springt, von da ab allmählich dünner wird und so das Doppelte der Länge des ersten Fühlercirrus erreicht, so dass er nach rückwärts geschlagen mit seiner Spitze bis auf das 1 4. Segment hinauf- reicht. Unter diesem Fühlercirrus steht ein grosser b lattförmiger Bauchcirrus, der doppell so gross ist als die Baucheirren aller anderen Segmente, und in seiner Form mit den noch zu be- schreibenden Rückencirren übereinstimmt. Dieses Segment ist also in hervorragender Weise vor den übrigen durch die Grösse seiner Anhänge ausgezeichnet. Farn. Phyllodocea. Gen. Eidtilia. 167 Die Anhange des dritten Segmentes bestehen aus einem Fühlercirrus, der wie die der beiden vorhergehenden Segmente gestaltet, aber betrachtlich kürzer als der des zweiten Segmentes ist. Unter ihm steht ein kleiner 1> lattförmiger Bauchcirrus wie an den folgenden Körperabschnitten. Die seitlichen Anhänge der folgenden Segmente bestehen aus einem Ruder mit blattför- migem Rücken- und Bauchcirrus (Taf. VII. Fig. 9). Das Ruder ist ein gestreckter cylindrischer Fortsatz der Seitenwand und trägt an seinem freien Ende eine obere zugespitzte und eine kürzere stumpfe untere Lippe. Zwischen beide tritt ein Bündel von Borsten, deren Zahl gegen 1 5 beträgt. Die Borsten, welche nicht so regelmässig fächerförmig wie bei anderen Phyllodoceen geordnet sind, zeichnen sich durch ihre haarartige Feinheit aus. Auf dem nicht verdickten Ende des schlanken Stabes, der so schräg abgestutzt ist, dass die eine Ecke fast dornartig vorspringt, ist ein sehr feiner und spitzer Endanhang mit ganzrandiger, messerförmiger Schneide eingeheftet. — Im Innern des Ruders liegt eine helle und dünne, aber sehr lange Acicula. Die Rücke ncirren, welche im Leben nach hinten gestreckt getragen werden, liegen dabei dicht dachziegelförmig übereinander. Da sie beträchtlich länger sind als ihre zugehörigen Segmente, so ragen sie seitwärts am Körper über mehrere Segmenllängen fort, im Vordertheile des Thieres geht das bis auf vier Segmente, während sie am Ende kaum über drei wegragen. Der Rückencirrus sitzt über der Ruderbasis auf einem kurzen, kegelförmigen Stummel und hat die Form eines etwas schief lanzettförmigen und spitz ausgezogenen Blattes, dessen Ausdehnung von der Spitze bis zum Anheftungspunct grösser ist, als die Breite des ihn tragenden Segmentes, und über doppelt so gross als die grösste Breite des Blattes, welche in der vorderen Hälfte gele- gen ist. Dieser Cirrus, der mehr als doppelt so gross denn das Ruder ist, verdeckt dieses und das austretende Borstenbündel vollständig. Seine Fläche zeigt in ausgezeichneter Weise die von der Mitte gegen die Seitenränder hin gerichtete Furchung Taf. VII. Fig. 9). — Auf der Bauch- seite des Ruders entspringt nahe der Altgangsstelle der Bauchcirrus, ein Blatt, welches mit breiter Basis angeheftet ist, und dessen nach unten und hinten abstehender Rand stark geschweift verläuft, wodurch die sonst lanzettförmige Gestalt des Blattes modificirt wird. Dieser Cirrus ragt mit seiner Spitze kaum über die Ruderlippen hinaus ; seine Fläche ist von der Anheftungsstelle gegen den geschweiften Rand hin gefurcht (Taf. VII. Fig. 9). Das After segment (Taf. VII. Fig. 8) ist kürzer als die vorangehenden Segmente und am Ende sanft abgerundet; seinen Seitenflächen fehlt der Ruderfortsatz, dafür trägt die Endfläche zwei unmittelbar nebeneinander stehende Aftercirren, Blätter von langgestreckter Lanzett- form , die fast viermal so lang als breit sind und ungefähr die Länge der letzten fünf Segmente zusammengenommen erreichen; die geriffelte Sculptur der Flächen theilen sie mit den Rudercirren. Der Eingang zum Verdauungstr actus liegt unter dem hinteren Theile des Kopflappens, vom ersten Segmente umgeben. Eine dicke, in Windungen hin und her gelegteRüsselröhre führt in das Innere der Körperhöhle und füllt den Raum der ersten 21 Segmente, also fast ein Drittel der 168 Ordo I. Nereidea. ganzen Anzahl. So viel ich an dem eingezogenen Rüssel habe erkennen können, ist ihre ganze Ober- fläche mit Papillen, wie es schien von spitzer Form, besetzt. Die Wand, welche die Papillen trägt, ist dünnhäutig. Der Rüssel wird, wenn ergänz ausgestülpt ist und dabei seine Windungen streckt, wohl kaum hinter der halben Körperlänge zurückbleiben. — Um so auffallender ist im Gegensatz zu dieser langen Rüsselröhre der daran sich schliessende klagen, welcher den Raum von nur vier Segmenten, vom 2\. bis zum 2'6., erfüllt. Dieser nur 0.G48""" lange, derbe, hell- gelb gefärbte Darmabschnitt hat eine Kelchform, indem die Eingangsöffnung weit und kreisförmig ist, und der Körper des Magens sich von da nach hinten zu kegelförmig verschmälert. Um die 0.27""" weite Eingangsöffnung stehen gegen 40 niedrige, stumpf gerundete Papillen von un- gleicher Hohe, so dass immer eine längere mit einer um die Hälfte kürzeren abwechselt. Von dem Einschnitte zwischen je zwei Papillen verfolgt man auf der inneren Wandfläche eine rück- wärts gegen den Kelchgrund laufende und allmählich sich verlierende Furche. Es sind das Langs- rinnen, welche die in der Wand zu innerst laufende Längsmusculatur gegen die Eingangsöffnung hin in ebensoviele Längsbänder theilen. Den äusseren Umfang der Magenwand bildet eine nicht eben mächtige Ringmuskellage. Bei diesem bedeutenden Grössenunterschiede zwischen Rüssel und Magen wird also, wenn der Magen in der Spitze des ausgestülpten und dann aussen mit Papillen besetzten Rüssels liegt, nur der kleinste Theil von ihm erfüllt und an der Spitze verdickt sein ; der bei weitem grössere Anfangstheil des Rüssels birgt dann den Darm und wird vermuth- lich schmaler und zusammengefallen erscheinen. Am hinteren Magenende schliesst sich unmittelbar der Darm an, der etwas gewunden und nach Segmenten eingeschnürt ist. Über die Beschaffenheit der übrigen Eingeweide fehlen mir Beobachtungen. Ich erhielt das Thier einmal an der Küste bei Martinsica. Unter den Thieren. die ich der Beschreibung nach kenne, stimmt diese Art zunächst mit PIi. [Eulalia) macroceros (Gh.) überein. Die kurze Beschreibung, welche Grube1) nach einem in Weingeist gelegenen und nicht vollständig erhaltenen Exemplare entworfen hat, lasst nicht entscheiden, ob beide Arten vielleicht identisch sind. Nach der Abbildung zu schliessen ist der Bau des Kopflappens, welcher bei Eulalia macroceros zwei grosse Augen von Nierenform tragt, und der Rücken- wie Baucheirren ein verschiedener; dann habe ich bei meinem Thiere nicht ge- sehen, dass die Segmente durch eine quere Furche getheilt sind. Verwandt sind beide Arten, denn der beiden zukommende grosse blattartige Bauchcirrus des zweiten Segmentes ist etwas so Eigentümliches, dass ich den Zweifeln, welche gegen die Verschiedenheit beider Thiere erhoben werden können, ihre volle Berechtigung zugestehe. Nur habe ich mich nicht entschliessen kön- nen, die unvollständige Beschreibung von Grube dem von mir beobachteten Thiere anzupassen, und belege daher meine Art mit einem besonderen Namen. I) Gni'BE , Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Fünfter Beitrag. Archiv für Natur- geschichte. Jahr-. 26. 1860. I. pg. 89. Taf. III. Fig. 4. Farn. Phyllodocea. Gen. Eulalia. 169 Eulalia obtccta n. sp. Körper massig gedrungen, in der Mitte am breitesten, nach vorn und hinten verschmä- lert, Rückenfläche ganz von den Rückeneirren bedeckt, grünlich durchscheinend. Kopf- lappen breit eiförmig : 2 Augen: Fühler doppelt so lang als der Kopflappen, im Anfangs- theile kolbig: unpaarer Fühler zwischen den Augen, paarige Fühler hinter der Spitze von der Unterfläche entspringend. Vier Fühlercirren an den beiden ersten Segmenten . der obere des zweiten Segmentes bei weitem länger als die Uhrigen ; erstes Segment von oben nicht sichtbar. Ruder cylindrisch, Borsten sehr dünn, Endanhang mit ganzrandiger Schneide; Rückencirrus sehr gross, fast halbkreisförmig, Rauchcirrus auf einem Höcker nicht weit vom Ruderende, abgerundet, das Ruder umhüllend. Zwei blattförmige After- cirren, Rüssel ganz mit Papillen besetzt, Magen aus zwei Abschnitten bestehend. Dieser Wurm, der sich auf den ersten Blick von seinen Verwandten dadurch auszeichnet, dass die blattförmigen Rückeneirren seine ganze Rückenfläche bedecken, gehört zu den Phyllodo- ceen mit gedrungenem Habitus. Das Vorderende, dem unbewaflheten Auge durch zwei grosse dunkle Augenflecke und fadenförmige Anhange kenntlich, ist wie das Hinterende, jedoch in etwas längerer Ausdehnung zugespitzt; die grösste Körperbreite liegt in der Mitte (Taf. VII. Fig. 11). Das aus 4ö Segmenten bestehende Thier war 6""" lang und ohne gedrückt zu sein \mm breit; Druck giebt dem Thiere sofort ein breiteres Ansehen, nicht sowohl weil es dadurch gepresst und damit breiter wird, als weil die Rückeneirren von der Ruckenflache sich ablegen und seitwärts gestreckt den Körper breiter erscheinen lassen. — Die Farbe des Thieres war durchscheinend hell grünlich ; mit Ausnahme des vorderen Viertels sah man der Länge nach über den Rücken einen röthlichen Streifen verlaufen , der nicht eigentlich der Körperfarbe angehörte, sondern von dem durchscheinenden Darmcanal veranlasst war. Der Kopflappen (Taf. VII. Fig. 12 ist eine an der Oberfläche polsterartig gewölbte Platte von breit eiförmiger Gestalt; der hintere Rand ist gerade abgestutzt, die Seitenränder sind rundlich erweitert und laufen nach vorn in eine Spitze zusammen. Die grösste Breite liegt unge- fähr auf der halben Länge und ist nur wenig kürzer als der Längsdurchmesser ; dieser ist unge- fähr so lang als die folgenden drei Segmente zusammen. — Auf der hinteren Hälfte des Kopf- lappens stehen nahe am Seitenrande zwei längsovale dunkele Augen; gewölbte Pigmenthaufen ohne Linsen, deren grösster Durchmesser ungefähr ein Viertel vom Längsdurchmesser des Kopfes beträgt. — Zwischen dem vorderen Umfange dieses Augenpaares entspringt von der Medianlinie auf der Oberfläche des Kopflappens der unpaare Fühler, der in seiner Anfangshälfte schwach kolbig verdickt, und dann in eine lange Endspitze ausgezogen ist; seine Länge beträgt etwas mehr als das Doppelte der Kopflappenlänge. Die übrigen Fühler entspringen zu je zwei hinter der Spitze des Kopflappens nahe vor dessen Mitte am Seitenrande so übereinander, dass der eine der Bauchfläche näher gerückt ist als der andere. Sie sind von gleicher Länge, halb so lang als der unpaare Fühler, in ihrer ersten Hälfte kolbig und dann spitz auslaufend. Die Fühler sind be- weglich, zumal wurden die seitlichen sowohl nach vorn als nach hinten lebhaft hin und her geschlagen. Ehlers, Borstenwürmer. 22 170 Ordo I. Nereiden. Die Art, in welcher der Körper gegliedert ist. und seine Verhältnisse, erkennt man am besten bei einer Ansicht der Bauchseite, da auf der Rückenseite vieles durch die Decke der Rüeken- cirren verborgen wird. Die ersten zwei Segmente, welche sich an den Kopflappen anschliessen, sind durch die Form ihrer Anhange geschieden von den übrigen. Sie eröffnen die Reihe der Seg- mente, die ohne an den Seiten von einander getrennt zu sein, wohl aber durch scharfe Furchen, zumal auf der Bauchseite, nach hinten rasch an Breite zunehmen, so dass die seitlichen Contouren des Körpers anfangs zwei nach hinten divergirende Linien darstellen ; nur am Kürperende erfolgt dann wieder rasch die Abnahme der Breite. So sind die ersten Segmente schmäler als die grösste Breite des Kopflappens, gleich dessen hinterem Rande; ihre Breite ist dabei kaum doppelt so gross als die Länge. Die Grüssenzunahme erfolgt in beiden Dimensionen, doch wiegt die Breite vor, und ein Segment aus der Körpermitte ist dreimal so breit als lang. Dass die Abnahme der Segmente am Körperende nicht bloss in der Breite , sondern auch in der Länge erfolgt, zeigen auf der Rückenfläche die dachziegelförmig gelagerten Rückencirren, deren hintere Ränder einander sehr nahe gerückt sind. — - Die Riickenfläche ist unter den Cirren nur wenig gewölbt : die Bauchfläche platt, die Flächen der einzelnen Segmente erscheinen hier fast als scharf begrenzte Felder. Hinter dem Kopfe und zu seinen Seiten ragen vier Paar Fühler cirren, welche die Anhänge der beiden ersten Segmente sind, und sich auf diese so verdieilen, dass jedem zwei Paare zukommen. Alle Fiihlercirren entspringen von einem cylindrischenWurzelgliede mit schwach kolbig verdicktem Anfange und laufen dann in eine lange Endspitze aus. — Das erste Segment, von oben gar nicht sichtbar, ist nur ein Wulst, der unter dem Kopflappen die Mundöffnung um- giebt, vom nächsten Segmente nur undeutlich geschieden; seine Fühlercirren, die an den Seiten übereinander entspringen, sind kleiner als die beiden folgenden Paare, so gross, dass sie nach vorn gelegt, ein Stück weit über das vordere Kopflappenende hinausragen. Das zweite Segment, das erste, welches von oben gesehen hinter dem Kopf läppen er- scheint, ist nicht breiter als dessen Hinterrand und etwa halb so lang als das folgende Segment. Von seinen übereinanderstehenden Fühlercirren ist der obere der bei weitem längere ; er ist drei- mal so lang als die ersten Fühlercirren, und so reicht seine lang ausgezogene Spitze nach rück- wärts gelegt bis auf das 13. Segment. Der unter ihm stehende Fühlercirrus, beträchtlich grösser als die des ersten Segmentes, ist um ein Drittel kürzer als der obere Taf. VII. Fig. 12). — Alle Fühlercirren werden lebhaft bewegt, die vorderen jedoch mehr nach vorn gerichtet, während die beiden grösseren nach hinten geschlagen werden. Die Ruder der einzelnen Segmente sind ansehnliche cylindrische Fortsätze, die von oben her durch den blattförmigen Rückencirrus vollständig , von unten durch den Bauchcirrus zum Theil verhüllt werden. An den vorderen Segmenten sind die Fortsätze kleiner, als an den grös- seren mittleren Segmenten, gegen das Körperende nehmen sie, verglichen mit den Segmenten nur wenig an Grösse ab. Die Richtung aller Ruder ging nach hinten. An der Ruderspitze tritt das Borstenbündel aus, in welchem ich bis zu 18 Borsten zählte. Diese treten stark fächerförmig Farn. Pln/Ilodocca. Grit. Eulalia. 171 in der Verticalebene ausgebreitet hervor, sind sehr lang und dünn, glasshell, und haben auf dem kaum verdickten Gelenkende des Stabes den bekannten spitzigen Messeranhang mit ganzrandiger Schneide (Taf. VII. Fig. 16). Im Innern des Ruders, von dessen Spitze bis in den Hohlraum des Segmentes hineinragend liegt die lange, feine und farblose Acicula. Über der Ruderbasis steht auf einem hockerartigen Fortsatze der grosse blattförmige Rückencirrus. Hat man diesen abgelöst unter dem Deckglase, so erscheint er in Form eines fast halbkreisförmigen Blattes, dessen der breiten Anheftungsstelle gegenüberstehenden Kanten zu einer geringen Spitze zusammenlaufen (Taf. VII. Fig. 14). Das Blatt ist stets so stark gewölbt nach unten gebogen, dass es mir nicht, gelang unter dem Deckglase es platt auszubreiten. Sieht man diese Rückencirren , wie sie, auf der Rückenfliiche liegend, dachziegelförmig einander und den ganzen Thierkörper bedecken, so tritt wegen der Krümmung die halbkreisförmige Fieur zu- rück und man glaubt Blatter ungefähr von der Form eines Lindenblattes zu sehen. Mit Ausnahme des ersten Rückencirrus liegen alle folgenden so übereinander, dass ihre Spitzen nach aussen und hinten gerichtet sind. Der erste Rückencirrus wurde dagegen fast immer aufwärts gerichtet ge- tragen, und war so nach der Medianlinie hin auf die Rückenfläche umgebogen, dass seine Spitze medianwärts oder stark nach vorn, und die sonst nach der Bauchflöehe gewandte Fläche nach aufwärts gerichtet war. Durch diese Umbiegimg war tlie der Anheftungsstelle zunächst liegende Fläche lief einyefaltet, so dass das Blatt von oben gesehen ganz herzförmig aussah (Taf. VII. Fig. 12). Von allen folgenden Rückencirren habe ich eine solche Zurückbiegung nie gesehen. Unter dem Druck des Deckglases traten die Rückencirren zur Seite und entblössten die Rücken- flache. Die Grösse des Blattes vom Anheftungspuncte bis zur Spitze kam der Segmentbreite fast gleich, in seiner gewöhnlichen Lage deckte es drei Segmente. Am kleinsten waren diese Cirren auf den vorderen Segmenten, nahmen gegen die Körpermitte an Grösse zu . verkleinerten sich aber kaum mit den kürzeren Segmenten des Schwanzendes, und überlagerten sich daher hier dichter als an den anderen Körperregionen. Die Fläche des Blattes zeigte Riffe, welche von der Basis gegen die Seitenränder liefen, dazwischen rundliche oder ovale Körper, die offenbar die gleiche, vermuthlich drüsige Bedeutung halten wie die Riffe. Auf der Bauchfläche des Ruders steht auf einem kleinen Höcker der Bauchcirrus, ein Blatt von oval rundlicher Form und kaum halb so gross als der Rückencirrus; ich habe es am lebenden Thiere immer in der Weise der Fläche nach gekrümmt gesehen, dass es das Ruderende und das austretende Borstenbündel zum grössten Theil von unten und hinten her umhüllte (Taf. VII. Fig. I 5). Das kleine ruderlose Aftersegment trägt an der Endfläche zwei blattartige Aftercir- ren, welche einander an der Anheftungsstelle genähert sind, und eine ovale am Ende schwach zugespitzte Form haben Taf. VII. Fig. 13). Der Verdauungst ractus bietet einige Eigenthümlichkeiten. Unter dem hinteren Ende des Kopflappens liegt die Mundöffnung, von dem winzigen ersten nur hier sichtbaren Körper- 172 Ordo I. Nervi den. ringe umgeben. Sie führt in die Rüsselröhre, die. ohne gewunden zu sein, fast gestreckt durch den Raum der ersten 1 0 Segmente lauft (Taf. VII. Fig. 1 7). Sie ist ein dünnwandiges Rohr. das. wenn eingezogen, auf seiner inneren Oberfläche mit grossen Papillen besetzt ist. — Im zehnten Seg- mente schliesst sich daran ein Darmtheil von anderer Beschaffenheit : die dünne Wand der Rüssel- röhre macht einer dicken und festen Wandung Platz, der geräumige Binnenraum der Rüsselröhre einem geringen Lumen, das vom Eingang her trichterförmig nach hinten sich verkleinert. Die dicke Wand dieses Abschnittes ist gelblich, musculös. und zwar laufen zu äusserst Ringmuskelfasern : die innere Oberfläche hat längslaufende Streifen, wie es schien Längsfurchen, und trägt am Eingange, da wo die Papillen der Rüsselröhre enden , dicht gedrängt liegende zellenartige Körperchen, die weiterhin nur vereinzelt auf der Oberfläche verstreut sind. Dieses dickwandige Darmstück lief von der Längsaxe etwas seitwärts abgedrängt, bis ans 13. Segment, knickte hier fast rechtwinklig um, lag quer über dem Darm und stieg allmählich nach vorn bis auf die hintere Grenze des I I . Segmentes zurück. Hier schloss sich ein anders gebautes Darmstück an, das bis ins 10. Segment nach vorn zurücklief, dort wo das Ende der Rüsselröhre war, jäh umknickte, und nun neben dem nach vorn laufenden Theil noch im Räume des 11. und einem Theile des 12. Segmentes lag. Dieses Darmstück hat wieder eine dünnere Wandung und weiteres Lumen, und geht so plötzlich ohne allmählichen Übergang aus dem engen dickwandigen Rohre hervor; seine innere Oberfläche ist dicht mit feinen ringförmig laufenden Falten besetzt (Taf. VII. Fig. 17). — Wir haben hier also statt des in seiner Länge gleichförmigen Magens anderer Phyllodoceen einen eigentümlichen, aus zwei in Form und Bau verschiedenen Theilen zusammengesetzten Darmabschnitt, den ich am lieb- sten ganz als Magen bezeichnen möchte. Ich kann leider nicht angeben, wie sich bei Ausstül- pung des Rüssels der erste Abschnitt verhält, doch vermuthe ich. seiner derben Wandung wegen. dass er, wenn der Rüssel ausgestreckt wird, sich nicht mit umstülpt, sondern von der Rüsselröhre umhüllt, den vordersten Theil desselben anfüllt. - — Der Darm, welcher sich im 12. Segmente an den Magen anschliesst, ist ein dünnwandiges weites Rohr, welches gestreckt durch die Seg- mente verläuft, ohne eigentliche Einschnürungen auf den Segmentalgrenzen, dafür aber mit un- regelmässigen querlaufenden Faltungen. Er ist besonders augenfällig durch eine tief roth- gelbe Farbe. Das Gefässsystem wurde nicht beobachtet. Vom Nervensystem erkannte ich, dass das Hirn aus zwei fast halbkugeligen, in der Me- dianlinie weit verbundenen Massen besteht, die fast die ganze hintere Hälfte des Kopflappens ein- nehmen, und denen die Augen unmittelbar aufzusitzen scheinen. In der Ganglienkette auf der Bauchseite sind die Ganglien der drei ersten Segmente die grössten, und berühren sich unmittel- bar; vom 4. Segmente an sind es getrennte runde Scheiben, welche untereinander durch zwei getrennte Nervenstränge verbunden sind. Das untersuchte Thier war ein eiertragendes Weibchen. In der hinteren Körperhälfte lagen in der Höhlung der Ruder neben der Acicula und dem Boistenbündel helle färb- Farn. Phyllodoeea. Gen. Eulalia. Eleone. 173 lose Eier, deren Dotter ein Keimbläschen ohne Keimfleck umschloss ; die Eier maassen 0,0216—0,054""". Ich erhielt diese Art in nur einem Exemplare im Anfang Juli an der Küste hei Martinsica. Seine Bewegungen waren wie die aller Phyllodoeeen ein rasches Kriechen. An der Oherfläche des Körpers machte sich die reichliche Seeretion eines farblosen Schleimes bemerklich. Eteone (Sav.) Örsted. Savigny, Systeme des Annelides pg. 46. Örsted, Grönlands Annulata dorsihranchiata. 1843. pg. 33. Körper gestreckt, Kopf mit vier Fühlern: zwei Paar FÜhlercirren ; Segmente gleich- formig mit einästigem Ruder. Rückencirren klein blattförmig, mit ihrer Basis unmittelbar der Rüekenlläche angeheftet, wenig grösser als die gleichgebauten Bauclicirren ; zwei blattförmige Aftercirren. Etcoiic pterophora n. sp. Körper gestreckt, Segmente wenig breiter als lang, in der Mitte des Körpers am längsten; Kopflappen lang birnförmig, zwei Augen am Hinlerrande, vier kurze Fühler an den Vorderecken. Erstes Segment wenig vom Kopf läppen getrennt, etwas kleiner als das zweite, jederseits mit einem kurzen gestreckten Fühlercirrus, zweites Segment jeder- seits mit einem gestreckten Fühlercirrus, darunter ein Ruder mit Borsten und blattför- migem Bauclicirrus. — Anhänge der Segmente kurz, Ruder mit zugespitzter oberer Lippe, Borsten dünn, mit massig verdicktem Gelenkende und ganzrandiger Schneide des Endanhanges, Rückencirrus breit dreieckig, wenig länger als das Ruder, seitlich kurz vorragend, Bauchcirrus kleiner , gleichgeformt. Zwei blattförmige Aftercirren und da- zwischen ein cylindrischer Endstummel. — Rüssel lang mit kleinen Papillen besetzt; Eingang in den Magen von 12 Papillen umstellt. — Quarnero. Zur Gattung Eteone gehört ein kleiner fadenförmiger Wurm , den ich zweimal zur Unter- suchung bekam. Der schlanke, grünlich gefärbte Körper bestand bei einer Länge von 5,5""" aus 38 Segmenten, in der ganzen Länge war keine bemerkenswerthe Verbreiterung des Körpers wahrnehmbar; die sonst kaum auffallende Segmentirung des Körpers wurde nur durch die seit- lich vorspringenden kurzen Ruder und Ruderanhänge kenntlich gemacht. Der Kopflappen des Wurmes (Taf. VI. Fig. 22) war lang birnförmig gestreckt, so dass der Längendurchmesser um ein Drittel grösser war als die unmittelbar vor dem Hinterrande lie- gende grösste Breite; die Zuspitzung des Kopflappens endet vorn mit stumpfer Abrundung, die ungefähr ein Drittel so breit als der Hinterrand ist. Die Oberfläche ist zumal auf der hinteren Hälfte stark gewölbt, eine feine, in die Medianlinie laufende Furche theilt scheinbar den ganzen Kopflappen in zwei seitliche Hälften. — Auf dem hinteren Rande des Kopflappens, da wo dieser an das erste Segment anstösst, stehen der Medianlinie näher als den seitlichen Rändern zwei 17i Ordo 1. Nereidea. runde oder schwach querovale schwarze Augen; die auf dem hinteren Umfange des hier durch die Haut durchscheinenden Hirnes sitzen. — An seinem Vorderende tragt der Kopflappen jeder- seits ein Paar übereinander stehender Fühler, welche durch die Breite der vonleren Abrundung von einander getrennt sind. Es sind kurze, pfriemförmige Fortsatze, etwas länger als ein Drittel der Kopflappenlänge und ohne ein Wurzelglied so vom Kopf läppen entspringend . dass der obere Fühler vom Seitenrande, der untere von der Unterfläche abgeht. Von den Segmenten, welche hinler dem Kopflappen den Körper zusammensetzen, sind die beiden ersten durch besondere Anhange ausgezeichnet. Alle Segmente haben eine fast vier- eckige Rücken- und Bauchfläche: die Rückenfläche ist nur wenig mehr gewölbt als die Bauchfläche, die Seitenflächen sind nicht vorspringend gerundet, sondern völlig abgeplattet, so dass die Form des Segmentes annähernd cubisch wird. Die Begrenzung der Segmente gegeneinander tritt durch seichte Einschnürungen an den Seiten und durch die Segmentfurchen der Rücken- und Bauch- fläche hervor. — In der vorderen Körperhälfte sind die Segmente kaum um ein Drittel breiter als lang, die Segmente der Körpermitte sind die längsten, so dass diese Dimension fast die Breite überwiegt; am Körperende werden sie wieder kurz, so dass die Breite, welche stets ziemlich die gleiche bleibt . hier das Doppelle der Länge erreicht. Die grünliche Färbung der Haut rührt von kleinen . in ihr eingebetteten Körnchen her. Das erste Segment, etwas kürzer als das folgende, ist vom Kopflappen nur wenig deutlich durch eine über die Rückenfläche laufende Querfurche getrennt und erscheint bisweilen fast als ein zum Kopflappen gehörendes Stück (Taf. VI. Fig. 22). Es trägt an den Seiten kein Ruder, wie alle folgenden, sondern jederseits einen dünnen, pfriemenförmigen Fühlercirrus, der von der Seite nahe der Rückenfläche ohne ein Basalglied entspringt, nicht völlig so lang als der Kopflappen ist und nach seitwärts und vorn neben dem Kopflappen bis ungefähr auf dessen halbe Länge vorragt. Das zweite Segment, in seiner Form mit den folgenden übereinstimmend, trägt an den Seiten ein borstenführendes Ruder und einen Bauchcirrus , wie die folgenden ; weicht von ihnen dadurch ab, dass statt des blattförmigen Rückencirrus über der Ruderbasis von der Riickenfläche des Segmentes mit ziemlich breitem Ansätze doch ohne gesondertes Wurzelglied ein dünner pfriemförmiger Fühlercirrus abgeht, der mit dem des ersten Segmentes in Form und Grösse übereinstimmt. Die Ruder, welche an den folgenden Segmenten stehen, sind mit ihren Cirren nur kleine Anhänge, welche an der Seilenwand mit ihrem Ursprungstheile wenig mehr als ein Drittel der Fläche einnehmen, mit ihren Spitzen seitwärts kaum um die halbe Segmentbreite vorragen und dadurch an der Segmentreihe als nur kurze, in Abständen von einander getrennte Fortsätze er- scheinen. Das Ruder selbst hat eine kegelartige Form und trägt am Ende eine etwas längere zu- gespitzte obere, und kaum bemerkbare untere Lippe. Zwischen diesen tritt ein fächerförmig ausgebreitetes Bündel von 6 bis 7 Borsten hervor, die fein und dünn, auf dem massig verdick- Farn. Phyllodocea. Gen. Eleone. 175 teil, aber sehr schräg abgestutzten und ausgezogenen Gelenkende t\eä Stabes einen langen, spitzi- gen Messeranhang mit ganzrandiger Schneide tragen (Taf. VI. Fig. 24 ; im Innern des Ruders liegt eine feine Acicula. — (bei- der Ruderbasis entspringt von der Rückenfläche des Körpers selbst, ohne auf einem Höcker zu sitzen, mit breiter Basis der blattförmige kurze Rüeken- cirrus als ein breit lanzettförmig zugespitztes Blatt, welches von der Spitze zur Basis nur wenig langer als das Ruder und an seiner Anheftung nicht breiter als die Ruderbasis ist. Das nicht ge- krümmte Blatt, welches das Ruder nicht verdeckt, wird im Leben nicht auf das Ruder niederge- legt, sondern ragt flügelartig nach aufwärts, an den ersten Segmenten nach vorn, weiter rück- wärts am Körper mit der Spitze nach hinten gerichtet. — Auf der Bauchseite entspringt hier, aber von der Ruderbasis selbst, ein ganz ahnlich geformter, blattartiger Bauch cirrus, der nur wenig über das Ruderende vorragt und nach unten und hinten gerichtet vom Ruder absteht. — Die Ruder sind in gleicher Weise bis zum Aftersegment ausgestattet , nur an den letzten Körper- ringen in allen Theilen kleiner. Das Aftersegment Taf. VI. Fig. 23) ist ein ganz kurzes, stumpf gerundet endendes Glied ohne Ruder, welches au seinen nach hinten gewandten Seitenflächen zwei blattartige Aftercirren von lang ovaler Form trügt, die seitwärts flügelartrg wegragen, fast so lang als das vorletzte und Aftersegment zusammen. Von der Mitte der Endfläche, welche zwischen den beiden Aftercirren frei bleibt, tritt ein dünner cylindrischer Fortsatz gerade nach hinten gerichtet al) , zu dessen Seiten einzelne längere Wimperhaare stehen. Den ersten Abschnitt des Verdauungstractus bildet die Rüssel röhre, welche als eine dünnwandige, unregelmässig quer gefaltete Röhre im Räume der ersten zehn Segmente liegt, und ausgestülpt eine rauhe, stachlige Oberfläche zeigt, was von den dicht gestellten Papillen her- rührt, die die innere Oberfläche der eingezogenen Rüsselröhre dicht besetzen. An sie schliesst sich der hellfarbige Magen mit dicker Wandung an (Taf. VI. Fig. 25). Dieser, ein cylindrischer Körper von 0,3mm Länge und 0, I8mm Dicke, der im Hohlraum der nächsten drei Segmente bis an die vordere Grenze des I 4. gelagert ist, trägt um seine Eingangsöffnung einen Kranz von 12 blattförmigen, stumpf abgerundeten niedrigen Papillen. Aufseiner dicken Wand liegt zu äusserst eine Ringfaserschicht in einer Mächtigkeit von 0,037mni; seine innere Oberfläche ist von längs lau- fenden Wülsten bekleidet, und auf diesen liegen reihenweise hintereinander kernhaltige Zellen von 0,007mm Grösse, welche aber, wie mir schien, nicht die ganze innere Oberfläche bekleiden, sondern auf bandförmige Längsstreifen, vielleicht- die Zwischenräume der Längswülste, beschränkt sind. — An den Magen schliesst sich das weite Darmrohr, welches unregelmässig gewunden und wulstig quergefaltet die folgenden Segmente durchsetzt. Vom Bau der sonstigen Eingeweide der Leibeshöhle ist mir nichts bekannt geworden. Ich erhielt das Thier einige Male am Porto di Lazaretto bei Fiume, wo das Schlepp- netz mir nur Grünalgen heraufbrachte. Von den Arten der Gattung Eleone, die mir sonst aus Abbildungen oder nach Beschrei- 176 Ordo. I. Nereidea. bungen bekannt geworden sind, unterscheidet sich diese Art dadurch, dass die Fiililercirren auf zwei Segmente vertheilt sind, und dass unter dem zweiten dieser Fortsätze ein borstentragendes Ruder mit blattförmigem Bauchcirrus steht. Alciopea. Körper glasshell , mehr oder weniger gestreckt, dreh rund. Kopflappen deutlich ab- gesetzt, mit zwei grossen, halbkugelig vorspringenden, hochorganisirten Augen und Fühlern, welche kaum langer als der Kopf läppen sind. — Die Segmente hinter dem Kopflappen ohne borstentrageodes Ruder mit Fuhlercirren. — Ruder klein, einästig mit einer Acicula und einem Bündel zusammengesetzter Borsten. Alle Cirren blattförmig, oder wenigstens ein Theil blattartig erweitert. — Ein vorstülpbarer Rüssel aus einer dünn- häutigen Rüsselröhre und einem dickwandigen Magen bestehend, dessen Eingang Papillen umgeben , von denen zwei eine grössere Länge erreichen. Alciopo Aid. et M. Edyv.). Audoüin et Mi l>- e Edwards, Classification des Anne li des et Description de Celles qui habitent les cötes de la France. Annales des sciences naturelles T. XXIX. 1833. pg. 236. Synon: Torrea Qlatref ages, (Etudes sur les types inferieures de l'Embran- chement des Anneies. Annales des sciences naturelles, Ser. 3. Zoolog. T. XIII. 1850. pg. 34.). Körper meist gedrungen, aus nicht sehr zahlreichen Segmenten zusammengesetzt, Kopflappen mit 5 kurzen Fühlern, die nächsten auf den Kopflappen folgenden Segmente tragen Fühlercirren und Rudimente von Ruderfortsätzen. Ruder klein, einästig, Borsten zusammengesetzt: Rücken- und Baucheirren blattartig. Aftersegment mit Aflercirren. Ale Reynaudü Audouin et Milne Edwards (Annales des sciences naturelles. T. XXIX. p. 238. pl. XV. fig. 6— 11.). Ale EdwardsÜ Knonx Zoologische und anatomische Bemerkungen über die Alciopen. Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. 11. 1845. I. pg. 172 [Ale. Reynaudü Arn. et M. Edv.J. Taf. VI. Fig. 1—6; und Krohx, Nachträge zu den Aufsätzen über Tiedemannia , Octopodoteuthis und Alciopa. Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. 13. 1847. I. pg. 39. — Naiades Cantrainii Delle Chiaje, Memorie sulle storia e nolomia deglianimali senza vertebre del regno diNa- poli. Figure. 4. Napoli 1822. Tav. LXXXII. fig. 14. 18. 21 [nach Krohn];. Ale Candida Delle Coiaje (Animali invertebrati della Sicilia citeriore. T. 3. pg. 98'). — Krohn (Zoolog, und anatom. Bemerkungen über die Alciopeen, Archiv für Naturgeschichte. Jahrgang 11. 1843. I. pg. I74. Taf. VI. Fig. 7—9). 1 Ich gebe dies Citat nach Knons. da ich das Werk, die zweite Ausgabe von Delle Chiaje's Memorie sulia storia e notomia deeli animali senza vertebre, nicht habe einsehen können. Farn. Alciopea. Gen. Alciope. 177 Ale Iepidota Krohn (Zoolog, und anatom. Bemerkungen über die Alciopeen, Archiv für Natur- geschichte. Jahrg. 11. 1845. I. pg. 175. Taf. VI. Fig. 10—13). Kaum mehr als dem Namen nach sind bekannt : Ale. KrohnÜ, Vittata , BartelsÜ Hering (De Alcioparum parlibus genitalibus, organisque exere- toiiis. Üissert. inaugur. Lipsiae 1860. 8. pg. 4). Die charakteristischeste Eigenthümlichkeit ') dieser Borstenwürmer, welche sich dem Be- schauer sofort aufdrangt, ist die Durchsichtigkeit des Körpers, welche so gross sein kann, dass man das im Wasser schwimmende Thier durchaus nicht sehen würde, wenn nicht die braun ge- färbten Körper an den Ruderfortsätzen oder die grossen dunklen Augen es verriethen. Diese Durchsichtigkeit hat ihren hauptsachlichen Sitz in der Körperwandung , trotzdem dass diese und zumal die Muskelhaut eine ansehnliche Dicke besitzt; die Eingeweide sind daher nicht schwer zu erkennen. Der dicke drehrunde Körper, dessen Form wenig zum Kriechen, um so besser aber für Schwimmbewegungen geeignet erscheint, setzt sich aus meist nicht sehr zahlreichen Segmenten zusammen, welche wenig von einander abgegrenzt sind und verhältnissmassig kleine Anhänge tragen. So erscheint der Körper auf den ersten Anblick fast als ein glasheller, ungegliederter, an beiden Enden kaum verjüngter Cylinder, dessen Umfang jederseits mit den kleinen Ruder- fortsätzen ausgerüstet ist, während das Vorderende in hervorstechender Weise sich durch das grosse Augenpaar auszeichnet. Der Kopflappen ist allerdings deutlich abgesetzt, aber in der Regel nur klein und an Grösse weit hinter den Segmenten aus der Mitte des Körpers zurückstehend. Er trägt vier paarige und einen unpaaren Fühler, welche eine spindelförmige oder cylindrische Form haben und nur selten länger sind als der Kopflappen; der unpaare entspringt wohl immer von der Ruckenfläche, die paarigen dagegen von der Bauchfläche des Kopflappeus, bisweilen unmittelbar neben der hier gelegenen Mundöffnung. In diesen Pimcten stimmt, wenn man von der Grösse absieht, der Kopf- lappen der Alciopeen und seine Fühler mit den weit grösseren gleichen Organen der Phyllodo- ceen überein. — Aber ein grosser Unterschied liegt in den Augen, welche bei den Phyllodoceen auf der niedrigsten Stufe der Ausbildung stehen, da sie nicht einmal Linsen tragen, bei den Al- ciopeen dagegen so hoch wie bei keinem anderen Wurme organisirt sind. Was wir über den Bau dieser grossen, halbkugelig vorspringenden Augen wissen, verdanken wir vor allem den Arbeiten von Krohn2) und Leydig:j). Daraus geht hervor, dass das Auge, welches durch ganz 1) Die allgemeine Darstellung, welche ich vom Bau dieser Thiere gebe, fusst zum Theil auf eigenen An- schauungen, da mir im Frühjahr 18G0 diese Thieie in Messina oll zu Gesicht kamen, dann aber auf den Arbeilen von Krohn [Zoologische und anatomische Bemerkungen über die Alciopeen a. a. 0.) , und von Hering (De Alciopa- rum partibus genitalibus. Diss. inaug. Lipsiae 1860.). 2) Kroh.n, Über den Bau der Augen einer vielleicht zu den Phyllodoceen gehörenden Annelide. Froriep's Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Bd. 14. 1810. No. 305. pg. 288. — Neue Notizen Bd. 25. 1843. No 531 . pg. 42 — und Zoologische und anatomische Bemerkungen a. a. O. pg. 179. 3) Leydig, Lehrbuch der Histologie. Frankfurt 1857. 8. pg. 250. Ehlers, Borstenwürmer. 23 178 Ordo I. NereidieU. kurze Nervenslärome mit dem Hirn in Verbindung sieht, ganz von der äusseren Körperhaut über- zogen, dann aber zunächst von einer eigenen Membran umschlossen ist, an der man einen Theil als Sclerotien und einen mehr gewölbten als Cornea unterscheiden kann. Zunächst unter der Cornea liegt eine grosse, concentrische Schichtungen zeigende Linse. Unter der Sclero- tica findet sich eine Pigmentlage, welche mit Ausnahme des hintersten Abschnittes, wo sich der Nerv verbreitet, die ganze innere Oberfläche dieser Sclera bekleidet. Die Ausbreitung des die Augenhaut durchbrechenden Sehnerven besteht aus einer Lage von körniger und fein- streifiger Substanz; zwischen ihr, der Linse, und der Cornea, vom Pigmente bedeckt, erheben sich stabartige Fasern, von denen seeundare Stabchen mit der Richtung gegen die Augen- axe abgehen. Diese Stabchen scheinen den grössten Theil des Bulbus anzufüllen, doch findet sich nach Krohn's Angabe hier auch noch Glaskörper. Ob diese Gebilde wahre Stäbchen, oder seeundäre Ausstülpungen einer in Falten gelegten Membran sind, ist zur Zeit noch unentschieden. Die Segmente, welche zunächst auf dem Kopflappen folgen, weichen wie bei den Phyl- lodoceen durch den Mangel eines borstentragenden Ruders von den übrigen Segmenten ab, und besitzen dafür Fühlercirren, unter denen nach Hering's1: Angabe auch Rudimente von Ruder- fortsätzen sich finden. Die ausgebildeten Körpersegmente besitzen ein kleines einfaches Ruder, aus dem gestützt von einer Acicula ein Bündel zusammengesetzter Borsten hervortritt. Der Rücken- und Bauchcirrus sind blattförmig ausgebreitet, meistenteils aber im Verhältniss zur Grösse des Segmentes klein, nur bei Alciope lepidola (Kr.) werden die Rückencirren , wie auch die Ruder und Fühleranhänge grösser, und lagern dachziegelförmig auf der Rückenfläche, welche sie fast ganz bedecken ; in dieser Form erinnern sie um so mehr an die Cirren der Phyllodoceen. Was die Bildung dieser blattförmigen Cirren anbetrifft , so besitzen sie ganz wie die gleichen Ruderanhänge der Phyllodoceen eine geriffelte Oberfläche, die wohl durch denselben Bau veran- lasst wird. — In der Haut der Segmente finden sich Grübchen, welches die Ausmündungen schleimabsondernder Drüsen sein sollen. Das After segment ist durch den Besitz von Aftercirren ausgezeichnet. Im Verdauungstractus treten einzelne Abweichungen von demjenigen der Phyllo- doceen heraus. Die Rüsselröhre ist nur kurz und trägt keine Papillen, weicht damit von dem gleichen Darmabschnitte der eben erwähnten nah verwandten Würmer ab. Der Magen ist da- gegen sehr ähnlich gestaltet: ein derbwandiges, gestrecktes Rohr, mit äusserer Muskelschicht, nach innen vorspringenden Längsfalten und einem Beleg von grossen Epithelzellen ; sein Eingang ist von einem Kranze von Papillen, wie bei den Phyllodoceen. umstellt ; nur kommt als abweichende Bildung hinzu, dass zwei dieser Papillen eine ausgezeichnete Länge erreichen, und daher als »Fangorgane«, wenn der Bussel ausgestülpt wird, weit vorragen. — Der daran sich anschliessende Theil des Nahrungsrohres ist ein nach den Segmenten tief zu Kammern eingeschnürter Darm. t) E. Hering, De Alcioparum partibus genitalibus. a. a. 0. pg. 10. Fam. Alciopeä Gen. Alciope. 179 Vom G efässsy stein wissen wir durch Krohn, dass ein Rücken- und Bauchstamm vor- banden ist. in welchem ein farbloses Blut circulirt. Das Nervensystem stimmt wieder mit dem der Pliyllodoceen überein: das Hirn im Kopflappen ist aus zwei durch eine grosse Querbrücke verbundenen Hälften zusammengesetzt; durch zwei den Schlund umfassende Nervenstränge tritt es mit dem Bauchnervenstrange zusam- men, der aus einer Reihe scharf begrenzter Ganglien besteht, welche durch zwei voneinander weit getrennte Längscommissuren verbunden sind. Das erste Ganglion in dieser Kette ist nach Krohn's Angabe das grösste; nach meinem Dafürhalten rührt diese Vergrösserung daher, dass wie bei den Pliyllodoceen, die Ganglien der ersten Segmente zu einer Masse verschmolzen sind. Was die Geschlecht s verhalt nisse der Alciopeen betrifft, so war nach den Anga- ben von Krohn und Hering nicht daran zu zweifeln, dass diese Thiere wie alle übrigen Würmer aus der Ordnung der Nereiden getrennten Geschlechtes seien , denn beide Forscher sprechen sich unbedingt dafür aus. Dagegen hat Keferstein1) eine Mittheilung gemacht, wonach es scheint, als ob Alciope Zwitter sei; Keferstein bildet nämlich Eier und Sperinatozoen innerhalb eines und desselben Segmentalraumes ab. Dann würde Alciope als eine höchst eigentümliche Ausnahme unter diesen Borstenwürmern dastehen; ich kann deshalb meine Zweifel an der Richtigkeit der KEFERSTEiN'schen Darstellung nicht zurückhalten, und glaube, dass eine nochmalige Untersuchung des Gegenstandes die bestimmten Angaben der ersten Autoren bestätigen wird. Es wäre nicht unmöglich, dass das, was Keferstein als Eier abbildet, die grossen Mutterzellen sind, aus denen sich die Sperinatozoen entwickeln, denn wir wissen durch eine Beobachtung von Quat'refages 2) gerade von Alciope, dass die Spermatozoiden aus grossen Körpern hervorgehen, welche einen Furchungsprocess durchlaufen, um dann in die Samenelemente sich aufzulösen. Die Geschlecht sprod ucte entstehen wahrscheinlich an der inneren Oberfläche der Körperwand, lösen sich aber frühzeitig ab, und fallen dann in die Leibeshöhle, in welcher sie dann treibend zur Beobachtung kommen. Die S egment alorgane sind von Hering aufgefunden, und von ihm als Ausführungs- gänge der Geschlechtsproducte gedeutet. Sie liegen zum Theil in den pigmentirten Anhäufungen hinter dem Ruderfortsatze, welche bei einigen Arten als eine längslaufende Reihe dunkler Puncte an den Seiten des Körpers stehen. Aus der Beschreibung, welche Hering giebt, geht hervor, dass das Organ aus einem blindsackförmigen Schlauche mit ein- und ausführendem Gange besteht. Die innere Mündung ist trichterförmig mit verdicktem Saume und Cilien besetzt, liegt unmittelbar oder in einiger Entfernung neben dem vorderen Ende des Mittelstückes; der ausführende Gang ist fadenförmig, und mündet auf der Bauchseite des nächsten Segmentes. Das Segmentalorgan 1) Keferstein, Einige Bemerkungen über Tomopteris. Reichert und Du Bois-Reymond, Archiv für Anato- mie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin. Jahrg. 1861. pag. 368. Taf, IX. Fig. 7. o. t. 2) Quatrefages , Note sur le developpement des spermatozoides chez la Torrea vitrea. Annales des sci- ences naturelles. Ser. 4. Zool. T. II. 1854. pg. 1 ö 2. PI. 4. Fig. 10 — 21. 23* I SO Onlo I. Xereidea. ist contractu, im Innern mit Cilien besetzt, die nach aussen flimmern. Hering fand in dem mitt- leren Schlauchstück hei den Mannchen nur reifen Samen, während dessen unreife Elemente in der Leiheshöhle lagen, und schliesst mit Recht, dass der Same aus der Leibeshöhle durch die trichterförmige Öffnung aufgenommen werde; bei den Weihchen enthielt das Segmentalorgan Eier, welche durch die äussere Mündung entleert wurden, doch konnte Hering hier die innere Mündung nicht finden. Hering hebt hervor, dass diese Bildung, wo das Segmentalorgan ein mitt- leres Schlauchstuck besass, welches die Geschlechtsproducte enthielt, nur in den Segmenten aus der Mitte des Körpers, wo Geschlechtsproducte gebildet sind, anzutreffen sei; dass in den vor- deren und hinteren Segmenten der erwachsenen Thiere oder in allen Segmenten der jungen das Segmentalorgan eine Samenblase, wie er das den Samen enthaltende Mittelstück nennt, nicht be- sitze, sondern nur aus einer trichterförmigen inneren Mündung und einem Ausführungsgange be- stehe, und dass dieses einfachere Organ den Excretionsorganen anderer Borstenwürmer ent- spreche. Nach meinen Beobachtungen, zumal an Si/llis, deute ich die von Hering gemachten Beobachtungen etwas anders; das Segmentalorgan ist so lange, wie in den Segmenten die ge- schlechtliche Thatigkeit ruht, ein einfacher Gang mit einer ein- und einer ausführenden Mündung. Beginnt aber mit der Reife der Geschlechtsproducte die Thatigkeit des Organes, so dehnt sich dessen mittlerer Theil, den Hering als Schlauch lutrieuliis) oder bei den Mannchen als Samenblase bezeichnet, durch die Aufnahme der Geschlechtsproducte aus, und verleiht so dem ganzen Or- gane eine andere Gestaltung. Von diesem Gesichtspuncte aus erklärt sich auch, wesshalb die Ab- bildung, welche Keferstein von dem Segmentalorgan einer Alciope gegeben hat, so wenig mit der HERiNG'schen Beschreibung übereinstimmt ; Keferstein bildet das unthatige Organ ab, welches noch in keinem Theile durch aufgenommene Eier oder Samen ausgedehnt ist ; in der Abbildung fehlt dalier das schlauchförmige Mittelstück, welches Hering beschrieben hat. Die weiblichen befruchteten Thiere besitzen ausserdem nach Hering's Angaben hinter dem Kopfe zwei (Ale. Edwardsii, Candida) oder vier (Ale. viltata, Krohnii) reeeptacula seminis, braune Anhänge, die mit reifem Samen gefüllt sind. Diese sind hohl und sollen aus der Umwand- lung eines Segmentalfortsatzes hervorgegangen sein, so dass entweder der Rückencirrus oder der Bauchcirrus, oder beide zusammen dazu verwandt sind. Bei Alciope lepidota fehlen solche Vor- kehrungen, dafür ist am vierten, bisweilen am fünften und vielleicht auch an anderen Segmenten der Same zwischen der Ruderbasis und dem Bauchcirrus so angebracht, dass durch seine An- häufung diese beiden Theile mit einander verklebt sind. Die Alciopeen sind vor allen Würmern durch ihren Aufenthalt im offenen Meere ausge- zeichnet, wo man sie fast immer schwimmend antrifft. Bei Neapel und Messina erhält man sie so bei pelagischer Fischerei mit dem feinen Netze sehr oft von der Oberfläche des Meeres, und hat Gelegenheit, ihre gewandten Schwimmbewe- gungen selbst in kleinen Gefässen kennen zu lernen. — Nach meinen Beobachtungen nähren sich die Thiere von animalischer Kost. Farn. Alciopea. Gen. Liocape. — Farn. Hesionea. ISI Liocapc1) (Costa). Costa, Ann u ario del mu seo zoologico del la r. universitä di Napoli. Anno I. Napoli 1862. i. pg. 185. Körper gestreckt, nach vorn und hinten verschmälert, aus zahlreichen Segmenten zusammengesetzt. Kopflappen nur mit zwei Fühlern. Fühlercirren fehlen , das auf dem Kopflappen folgende Segment trägt ein borstenloses, umgestaltetes Ruder. Ruder der Segmente einfach, im hinleren Körperlheile grösser; Rückencirren auf den vorderen klei- neren Rudern cylindrisch, auf den hintern blattartig eiförmig ; zwei Aftercirren. Liocapc vcrtcbralis (Costa). Costa, Annuario del museo zoologico. a. a. 0. pg. 185. Aus der kurzen Beschreibung, welche Aciulle Costa von diesen Würmern gegeben hat, geht hervor, dass wir darin wahre Angehörige der Familie der Alciopeen vor uns haben. Der aus 1 60 Segmenten bestehende Körper ist glashell, und macht sich nur durch die grossen Augen und die schwarzen Puncte an den Seiten des Körpers kenntlich, ganz wie bei Alciope ; übereinstimmend ist auch der Rüssel gestaltet, da am Eingange des Magens ein Kranz von Pa- pillen steht, von denen zwei eine grössere Lange erreichen. Die geringe Zahl der Fühler und das angegebene Fehlen aller Fühlercirren ist für die Gattung charakteristisch; das umgewandelte borstenlose Ruder des ersten Segmentes ist vielleicht eine Bildung, welche an die receplacula se- minis der weiblichen A/c?o^earten erinnert. Costa erhielt aus dem Meere bei Neapel zwei Exemplare. Hesionea. Körper kurz abgeplattet, aus wenig Segmenten bestehend, oft mit Farben und querer Rindenzeichnung geschmückt. — Kopflappen deutlich, nurmit Fühlern oder mit Fühlern und Palpen, und vier Augen: die auf ihm folgenden Segmente mit grossen Fühlercirren. Ru- derfortsätze gross, einäslig oder mit einem zweiten kleineren oberen Aste; Rorsten zu- sammengesetzt und Haarbürsten. Rücken- und Raucheirren gestreckt. Aftersegment mit seitlichen Fortsätzen und Aftercirren oder Rndpapillen. — Vorstülpbarer Rüssel aus kurzer glatter Rüsselröhre und derbwandigem Magen , dessen Eingang Papillen trügt oder nicht. Als Gribe 2) in seiner Classification der Anneliden die Hesioneen mit den Phyllodoceen zu einer Familie vereinigte, führte er nur drei Gattungen Castalia (Sav.), Psamathe (Johnst.), und Hesione Sav.1) an, ungewiss ob die zu den Gattungen Castalia und Psamathe gerechneten Thiere 1) Anagramm von Alciope! 2) Grube, Familien der Anneliden a. a. 0. pg. 58. -182 Ordo I. Nereiden. wirklich generisch verschieden, oder ob sie nach Örsted's1) Ansicht zusammenzuziehen seien. Der Kreis erhielt einen neuen Zuwachs als Gribe2) die Galtung Oseydromus bekannt machte, dem die von Saus' beschriebene Gattung Ophiodromus wohl nahe verwandt ist; auch die von Griue4j aufgestellte Gattung Pisione ziehe ich hierher. Schmarda5) erhob dann unter dem Namen Hesionida den die verwandten Thiere einschliessenden Kreis zu einer selbständigen Fa- milie, die er mit Recht als eine Übergangsform von den Syllideen zu den Phyllodoceen zwischen beide einschaltete. Seine Beobachtungen vergrösserten das bis dahin bekannte Material um mehr als das Doppelte, und sind besonders dadurch werthvoll , dass sie einen ungekannten Formen- reichthum auch in dieser Familie darlegten. Mit der systematischen Verarbeitung des zusammen- gebrachten Materiales scheint mir Sciijiakda das Rechte nicht getroffen zu haben, denn seine Gat- tung Cirrosyllis, zu der er dann auch die Gattungen Psamalhe (Joiinst.j und//«//mef/e(RATiikE , zieht, deren Namen nach den Gesetzen der Priorität fallen mussten. enthält so sehr unter einander abwei- chende, und selbst mit der für die Gattung.aufgestellten Diagnose nicht übereinstimmende Thiere. dass sie in ihrem ursprünglichen Umfange nicht aufrecht zu erhalten ist. Aus diesem Grunde hat auch bereits Carls") der Gattung Cirrosyllis eine andere Begrenzung gegeben. So weit meine Erfahrungen reichen, welche theils der Literatur entnommen sind, theils auf Beobachtungen lebender Thiere beruhen, herrscht im Habitus, sowie im anatomischen Bau aller hierher gehörenden Würmer eine grosse Übereinstimmung. Der Korper ist im Verhältniss zu der geringen Länge breit, und erscheint daher gedrungen; die Zahl seiner Segmente ist in Übereinstimmung damit nur eine geringe. Weit verbreitet scheint in dieser Familie eine lebhafte Färbung und eine regelmässig auf den Segmenten wiederkehrende Zeichnung zu sein, wobei epier über die Rückenfläche laufende Bänder den mannichfach wechselnden Zeichnungen wohl immer zu Grunde liegen. Ein deutlich abgesetzter Kopflappen trägt auf seiner Oberfläche zwei Paar, meist mit Linsen ausgestatteter Augen. Aufseiner vorderen Hälfte sind gestreckte Anhänge befestigt, de- ren Beschaffenheit für die systematische Vertheilung der Thiere von Bedeutung ist. Nicht blos nach der Zahl dieser Anhänge, welche bis auf fünf wachsen kann, lassen sich unterscheidende Merkmale aufstellen, sondern zumal nach ihrem gleichen oder ungleichen Bau. Entweder sind nämlich alle Anhänge gleichmässig geformt, 'ungegliederte, oder nur mit einem kurzen Wurzel- gliede entspringende oft fadenförmige Fortsätze, für welche der Name Fühler anwendbar ist; oder zwei dieser Anhänge, welche von der Unterseite des Kopflappen entspringen, weichen in 1) Örsted, Conspectus Annulatorum danicorum. a. a. 0. pg. 23. 2) Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Archiv für Naturgeschichte. 1855. 0. I. pg. 98. cfr. Annulata Örstediana. a. a. 0. pg. 17 3. 3) Sars, Forhandlingar i Videnskabs-Selskabet i Christiania. Aar 1860. 8. Christ. 1861. pg. 87. 4) Grube, Annulata Örstediana. a. a. 0. pg. 174. 5) Schmarda, Neue wirbellose Thiere. I. n. 1861. a. a. 0. pg. ~ö. ti Petebs, Carus, Gerstaecker. Handbuch der Zoologie. Bit. II. 1863. a. a. 0. pg. 438. Fam. Hesionca. I 83 ihrer Form von den übrigen dadurch ab, dass sie dicker und deutlich gegliedert sind, und heissen dann Palpen; es sind das Anhänge des Kopf läppen, welche wir in dieser Modifikation bei denPhyl- lodoceen nicht kennen, wohl aber in ähnlicher Weise bei Äphroditeen, Syllideenund Nereiden finden. Auf den Kopflappen folgen stets ein oder mehrere Segmente, welche von der grossen Mehrzahl der Körperringe durch den Mangel eines Ruders abweichen, und dafür an den Seiten Fühle rc irren tragen, Anhange von oft bedeutender Lange, welche ihrer Form nach sowohl mit den Kopffühlern wie mit den Rückencirren der folgenden Segmente übereinstimmen. Die Zahl der Segmente, welche mit Fühlercirren ausgestattet ist, und damit auch die Zahl dieser selbst, ist nach den Gattungen eine wechselnde, soviel mir bekannt, sind nie mehr als die drei ersten Segmente mit Fühlercirren ausgerüstet; von diesen ist das erste oft von oben her nicht sichtbar, indem es ganz auf die Unterflache des Kopflappen hinuntergezogen ist. — Die übrigen Körpersegmente tragen an den Seiten ein Ruder mit Rücken- und ßauch- cirrus. Das Ruder zeichnet sich durch seine Grösse aus; es ist ein- oder zweiästig, und danach mit einem oder zwei ßorstenbündeln ausgestattet. Immer ist der ventrale Ast der bei weitem bedeutendere, er trägt lange zusammengesetzte Borsten, deren messerförmiger meist spitzer End- anhang mit kleinem Stiele eingelenkt ist. Gegen ihn erscheint der obere dorsale Ast unbedeutend, und ist oft nur rudimentär, so dass er dann als ein tuberkelartiger Vorsprung am Wurzelgliede des Rückencirrus sich erhebt. Die aus ihm hervortretenden Borsten sind lange Haarborsten, selbst nur ein einzelner oder zwei kurze Stacheln. Als die niedrigste Bildungsstufe sehe ich den Fall an, wenn, wie bei Psamathe cirrala (Kef.), im Basalgliede des Rückencirrus nur eine kleine Aci- cula. ohne Borsten, liegt1). — Diese Bildung eines oberen rudimentären Ruderastes erinnert durchaus an einzelne For- men der Syllideen, wo über der Ruderbasis aus einer kleinen Erhebung ein Büschel von Haar- borsten herausragt. Wir wissen, dass bei den durch Theilung entstandenen Geschlechtsthieren der Syllideen gerade solche Bildungen die Regel zu sein scheinen, und est ist daher wohl zu be- rücksichtigen, ob nicht vielleicht ähnliche Vorgänge bei den Hesioneen eine Rolle spielen. Der Rückencirrus ist ein meist ansehnlich langer und fadenförmiger Fortsatz, der ent- weder von der Ruderbasis oder mehr gegen die Spitze des Ruders hin entspringt, gegliedert und ungegliedert sein kann. — Der Bauchcirrus ähnelt ihm in allen Stücken und ist nur kleiner. Das Aftersegment trägt meist zwei nach dem Typus der Rückencirren geformte Aft er c irren, ausserdem aber häufig noch an den Seiten rudimentäre Ruderfortsätze. Der Verdauungstractus dieser Thiere schliesst sich, so weit ich ihn habe kennen ernen, dem der Phyllodoceen an. Es führt von der unter dem hinteren Theile des Kopflappen gelegenen Mundöffnung eine nur kurze dünnhäutige Rüsselröhre durch wenige Segmente zu einem grossen, durch starke Ringmuskelfasern dicken cylindrischen Darmabschnitt, der oft Ins 1) Claparede, Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte, a. a. 0. pg. 5ü.-Taf. XIV. Fig. 2. F. 1 84 Ordo I. Nereidea. über das erste Drittel der Körperlänge hinaus den Raum der Segmente füllt. Ich nenne dieses Stück Magen, um damit zugleich die Beziehung zu dem verwandten Darmtheil der Phyllodoceen auszudrücken. Wie hei diesen Würmern, so wird auch hier der Magen, indem er die Rüssel- röhre umstülpt und über sich zieht, zur Mundölmung vorgetrieben, soweit als es die immer kurze dünnhäutige Röhre gestattet. Am ausgeworfenen Rüssel ist nun bei einigen Formen die Eingangs- öffnung in den Magen von einem Papillenkranze umstellt, bei anderen nackt, und bietet so einen systematisch zu vervverthenden Unterschied. Wir wissen durch Örsted1}, dass seine Caslalia punctata zwei kleine und feine Kiefer besitzt; den Ort ihrer Einfügung hat noch Niemand genauer angegeben. Ob man auf ihre Anwesenheit ein Gewicht für die Systematik legen soll. ist. so lange nur dieser eine Fall bekannt ist. wohl schwer zu entscheiden. — An den Magen schliesst sich der dünnwandige gewundene oder nach Segmenten eingeschnürte Darm, der bis zum endstan- digen After die Leibeshöhle durchsetzt. Über das Gefässsystem eines dieser Familie angehörenden Wurmes mit rothem Blute. Psamathe cirrata (Kef.), besitzen wir Beobachtungen von Keferstein und Claparede, die aber in wesentlichen Puncten voneinander abweichen. Nach Claparede's 2) Angaben hat das Thier einen Rückengefässstamm, welcher seitlich in die Ruderfortsatze je einen Ast sendet, der unter dem Wurzelgliede des Rückencirrus eine sinusartige Erweiterung besitzt, in der Spitze des Ruders schlingenförmig umbiegt, und mit einem abführenden Schenkel zu den Gefassstämmen auf der Bauchseite sich wendet. Es sind das zwei längslaufende Stämme, die durch quere Anastomosen in der Weise untereinander in Verbindung stehen, dass um jeden Nervenknoten in der Ganglien- kette eine vordere und eine hintere Verbindungsbrücke herumgeht, und das einzelne Ganglion daher inselförmig von Blutgefässen umgeben ist. Im vorderen Körpertheile stehen die Stämme der Rucken- und Bauchfläche durch mehrere Schlingen mit einander in Verbindung. Ausserdem findet sich ein unteres Darmgefäss, ein reiches Gefässnetz in der Wand des hinteren Darmstückes und Blutgefässe, doch giebt Claparede nicht an, woher diese gespeist werden. — Keferstein's3) Angaben über das Gefässsystem desselben Thieres weichen hiervon erheblich ab. Danach ist das contractile Rückengefäss in den vorderen Segmenten herzartig erweitert, und steht mit den paa- rigen Gefassstämmen auf der Bauchseite nur vorn und hinten in Verbindung ; von ihm gehen Gefässe ab, welche ein Netz in der Körperhaut speisen. Aus den Bauchgefässen kommen dagegen Gefässe, welche in den Ruderfortsätzen sich gabeln, hier Schlingen und Gefässnelze bilden und mit den entsprechenden Asten des nächstvorderen und hinteren Seitengefässes in Verbindung treten. Dann entspringen vorn im Körper aus den Bauchgefässen zwei Äste, die jederseits am Darm entlang laufen , am \ 1 . Segment wahrscheinlich zusammentreten und den \) ÜnsTED, Conspeclus Anmilaiorum danicorum. a. a. 0. pg. 23. PI. IV. 65. 2) Claparede, Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte, a. a. 0. pg. 56. ■i, Kkferstein, Untersuchungen über niedere Seethiere. Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. XII. 1862. 0. pg. 108. Farn. Hesionea. I 85 medianen Stamm bilden, welcher von hier an auf der Bauchseite des Darmes verläuft ; mit diesem medianen Stamme tritt auch ein Zweig aus dem Seitengefässe von den Ruderfortsätzen her in Verbindung. — Die Verschiedenheiten dieser beiden Beschreibungen sind bedeutend, und erst eine nochmalige Untersuchung wird entscheiden, auf wessen Seite das Recht ist. Was die herz- arlige Anschwellung im vorderen Theile der Rückengefässe betrifft, welche Keferstein erwähnt, so glaube ich, dass diese auch sonst bei Hesioneen vorkommt und von Claparede übersehen ist. Ich stütze mich dabei auf eine Beobachtung, welche ich im October I 859 in Neapel an einer He- sionee machte, deren Artbestimmung mir aus Mangel einiger systematisch werthvoller Kennzeichen jetzt nicht möglich ist. — Das Blut, welches hier in den Gefassen kreiste, war roth und jede Blutwelle Hess daher ein Stück des Gefässsystemes übersehen. Unter der Haut der RückenfUirln lief wellenförmig geschlängelt ein Rückenstamm, welcher in jedem Segmente jederseits zum Ru- der bis in dessen Spitze einen Ast absandte, der hier eine Schlinge bildete und dann abwärts zur Bauchfläche lief, wahrscheinlich um dort sein Blut in einen Bauchstamm zu entleeren ; ein ähn- licher, doch schwächerer Seitenast ging auf der Grenze zwischen je zwei Segmenten vom Riicken- stanime ab und zog unter der Haut gegen die Bauchflache. Im vorderen Drittel des Körpers (ich kann leider die Zahl des Segmentes nicht angeben) wandte sich das Rückengefass von der Medianlinie gegen die rechte Seite und verdickte sich zu einem kleinen Bulbus, der starke Con- tractionen machte, und daher in meinen Notizen als Herz bezeichnet ist. Ob von da gegen die Bauchfläche Seitenstamme abgegeben wurden, weiss ich nicht; ich sah von der Anschwellung aus nur einen feinen Gefässstamm anfänglich an der rechten Körperseite, kurz hinter dem Kopf läppen aber wieder zur Medianlinie einlenkend, gegen das vordere Körperende hinziehen. — Vielleicht steht diese Einrichtung in Beziehung zu dem vorstülpbaren Rüssel der Hesionear\en, wie auch bei an- deren Würmern der sonst gleichmassige Gefässstamm sein Verhalten dort ändert, wodurch das Vorstülpen eines Rüssels die Raumverhaltnisse in der Leibeshöhle plötzlich umgestaltet werden. Das Blut der Hesioneen ist nach dem, was bis jetzt darüber bekannt, farblos oder roth. Vom Nervensystem kann ich keine genauere Mittheilungen machen, als dass es aus dem Hirn und dem Bauchnervenstrange besieht, der aus einzelnen scheibenförmigen , wie es scheint durch doppelte Langscomnrissuren verbundenen Ganglien zusammengesetzt ist. Die Geschlechtsverhältnisse der Hesioneen kennen wir sehr unvollständig; nach dem. was mir darüber bekannt geworden, zweifle ich nicht, dass sie darin von dem Verhalten der nächsten Verwandten nicht abweichen werden. Claparede ') giebt von Psamalhe cirrata (Kef.) an, dass sich Zoospermien und Eier an der Rückenwand und zwar dicht am Ursprünge der Fussstummeln bilden. Bei Opliiothnmus vittalus (Srs) fand Sars '-) Leibeshöhle und Ruder angefüllt von zahlrei- 1) Claparede, Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte a. a. 0. pg. 36. 2) Sars, Forbandlingar i Videnskabs-Selskabet a. a. 0. pg. 87. Ehlers, Borstenwürmer. 24 186 Ordo I. Nereideü. chen Eiern, »las Gleiche fand ich hei Podarke viridescens ; Schmarda ' giebt von seiner Cirrosyllis didymocera an, dass »im Seitentheile eines jeden Rinkes ein lappiger Eierstock liegt, der mit einem kurzen Ausführungsgange sich an der Basis der Fussstummeln nach aussen öffnet.« Nach meinem Dafürhalten hat Schmarda hier eiergefbilte Segmentalorgane vor sich gehabt, und ist in dieser Be- ziehung seine Mittheilung von Interesse. — Das Gleiche gilt von Hesione proctochona Schm.), wo nach demselben Forscher vom 6. Ringe an die Generationsorgane in den Seitentheilen liegen, und die Ausführiingsgange sich auf der Bauchseite zu befinden scheinen. Die. wenigen bis jetzt bekannt gewordenen Gattungen sind, was die Systematik anbetrifft, einigermaassen in Verwirrung. Es gilt das besonders von den Gattungen Psamathe Johnst.), Halimede Rathke) und Castalia (Sav.). Die beiden ersten Namen konnten nicht beibehalten wer- den, da sie bereits anderweitig vergeben waren; der Versuch von Schmarda, sie zusammen mit anderen Arten in seiner Gattung Cirrosyllis zu verschmelzen, ist als misslungen zu bezeichnen, und der Vorschlag von Carls, den Namen Cirrosyllis für Psamathe Johnst. und Halimede Rathke) allein zu verwenden, kann unberücksichtigt bleiben, nachdem Sars der Gattung Castalia (Sav.) mit Zugrundelegung der als typisch anzusehenden Art Castalia punctata (Nereis) (0. F. Miller) eine etwas veränderte Fassung gegeben, und darin sowohl die Halimede venusta Rathke wie Psamathe fusca Johnst.) aufgenommen hat. Es lassen sich allerdings Bedenken dagegen erheben, ob man gut thut, Thiere, deren Rüssel Kiefer tragt, in einer Gattung mit solchen zu vereinen, denen diese Bewaffnung fehlt, und ob man die Zahl der Fühlercirren für von geringer Bedeutung halten darf, wie das beides von Sars geschehen ist; allein trotzdem scheint mir vorläufig bei geringem Mate- riale die Auffassung von Sars sich sehr zu empfehlen, um so mehr, da wir wissen, dass bei Syllis der im Rüssel stehende Zahn vorhanden ist oder fehlt , ohne dass sonst erhebliche Unterschiede daneben auftreten. — Vielleicht wird man in diesen Kreis auch die Gattung Myriana Sav. - auf- nehmen müssen, denn dafür scheint mir die Bildung der Segmentalfortsatze, des Kopfes und des Rüssels zu sprechen; um aber eine Entscheidung darüber zu treffen, muss das Thier noch einmal genauer darauf untersucht werden. Die besten Anhaltspuncte für die Scheidung der Arten in Gattungen gewinnt man wohl, wenn man von der Beschaffenheit der Anhange des Kopflappens ausgeht, dann die dem Kopflap- pen folgenden Segmente berücksichtigt, welche statt eines borstenführenden Ruders Fühlercirren tragen, den Rüssel je nachdem er nackt oder mit einem Kranze von Papillen besetzt ist, und zu- letzt die Form der Ruder, die darum weniger gut verwendbar ist, weil vom zweiastigen Ruder durch Verkümmerung des oberen Astes zum tuberkelartigen Vorsprung ein allmählicher Übergang zum einfachen Ruder stattfindet. 1) Schmarda, Neue wirbellose Thiere. I. u. a. a. 0. pg. 77. 2) Savigmv, Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 40. Farn. Hcsionea. 187 Die folgende Übersichtstabelle ist ein Versuch die bekannten Gattungen danach zu ordnen. A. Kopf läppen nur mit Fühlern. I. Vier Fühler. 1) Hinter dem Kopflappen mehrere Fühlercirren ohne Ruder. Hesione Savigny. (Systeme des Annelides a. a. 0. 1809. pg. 12. 39.) 2) Das erste und zweite Segment mit rudimentärem Ruder, Rüssel mit 4 grossen Kielern. Pisione Giube. (Annulata Ürstediana a. a. 0. 1837. p. 174.) II. Fünf Fühler. 1) Nur das erste Segment jederseits mit einem Paar Fühlercirren. Orseis n. g. 2) Die drei ersten Segmente jederseils mit Fühlercirren. Podarke n. g. 3) Die vier ersten Segmente jederseits mit einem Paar Fühlercirren. OxydromUS Giube. (Annulata ürstediana a. a. O. 18Ö7. pg. 173. ;Arch. f. Natur- gesetz 1835. a. a. 0. I. pg. 98].] B. Kopflappen mit Fühlern und Palpen. I. Palpen zweigliedrig. 1) Ruder mit zwei fast gleich grossen Asten, drei Fühler. Ophiodromus S.uts. (Forhandlingar i Videnskabs-Selskabet i Christiania. Aar 1860. Christ. 1861. pg. 87.) 2 Ruder mit nur einem oder einem zweiten oberen tuberkelförmigen Aste ; zwei Fühler. Castalia (Sav.) Sars. (Forhandlingar i Videnskabs-Selskabet i Christiania pg. 88.) II. Palpen dreigliedrig, länger als die 2 Fühler. Erstes Segment jederseils mit drei, zweites und driltes Segment jederseits mit zwei Fühlercirren. Periboea n. g. Wenn ich hier die Gattung Oxydromm (Gr.) in dieser Weise mit aufgeführt habe, so be- darf das noch einer Erläuterung. Grube ') hat, als er die Gattung aufstellte, in die Diagnose auf- genommen, dass das Mundsegment jederseits vier Fühlercirren trage, in der dabei gegebenen Ab- bildung hat dieses Segment jederseits aber nur zwei , und dann würde die Gattung wahrschein- lich mit meiner Orsei.s zusammenfallen. Später hat Gribe2) aber noch zwei andere Würmer, Oxy- dromm longisetis und flaeeidus mit hinzugezogen, die an den vier ersten Segmenten je ein Paar Fühlercirren tragen, und ich habe nun, wie das auch von Cards3) geschehen, dieses als Merkmal für die Gattung mit aufgenommen. Wie der Widerspruch in der von Gribe gegebenen Abbildung und Beschreibung zu lösen ist, wird anderweitig zu entscheiden sein. 1 ) Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Are!), f. Naturgesch. I 8b5. a. a. 0. p.98. i) Grube, Annulata Ürstediana a. a. 0. pg. 172. H3. 3) Peters, Carus, Gerstaecker. Handbuch d. Zoologie a. a. 0. pg. 438. 24* 188 Ordo 1. Nerädea. Die von Schmarda1] beschriebenen Würmer habe ich unberücksichtigt gelassen, da die Beschreibung in manchen Puncten nicht ausreicht. Hesione proctochona Si hm.) ist nach dem gan- zen Habitus jedenfalls eine Hesione, wenn auch der Kopflappen die ihm sonst zukommenden vier Fühler in der Abbildung nicht zeigt. Vielleicht gehört auch Cirrosyllis pieta Schm. dieser Gruppe der Hesioneen an. — Cirrosyllis didymocera (Schm.), deren Kopflappen fünf Fühler und keine Palpen zu tragen scheint , ist auch nach dem ganzen Körperbau eine Hesionee, welche in die Nähe der Gattung Podarke gehört; ich würde sie ganz dazu ziehen, wenn nicht die jederseits hinter dem Kopflappen stehenden Fühlercirren von einem Segmente zu kommen schienen. — Über die Stel- lung von Cirrosyllis vittala Schm.) bin ich im Zweifel, ob sie zu den Hesioneen. wohin sie der Habitus und die Bildung der Ruder verweist, oder zu den Syllideen zu rechnen sei, denen sie jedenfalls durch die lappenförmigen Anhange, welche unter dem Vorderrande des Kopflappens hervorragen, sich annähert; immer aber bleibt die Anordnung der vom Kopflappen entsprin- genden Fühler eine grosse Eigenthümlichkeit. Cirrosyllis ceylanica Schm. und Cirrosyllis incerta Schm. , welche letztere nur nach einem verstümmelten Exemplare beschrieben ist, kann ich im Systeme nicht unterbringen. Cirrosyllis tuberculata (Schm.) scheint mir zu den Syllideen zu gehören. Orseis n. gen. 'Oqorji'g, Name einer Nymphe. Korper kurz gedrungen, aus wenigen, deutlich gesonderten Segmenten bestehend. Kopflappen mit 5 Fühlern und i Augen. Erstes Segment jederseits mit i Fühlercirren. Segmente mit einästigem Ruder, ungegliedertem Rücken- und Bauchcirrus. — Aftersc;:- ment mit seitlichen Stummeln und terminalen Aftercirren. Vorderende des ausgestreck- ten Rüssels mit einem Kranze spitzer Papillen. Orseis pulla n. sp. Kopflappen fast oval; drei gleich grosse vom Vorderrande des Kopflappens entsprin- gende etwas kürzer als die beiden von der Unterflache entspringenden. Erstes Segment von oben sichtbar, kaum halb so lang als die folgenden. Rückencirren ungegliedert, der des zweiten Segmentes am längsten. Einüslige Ruder, gegen das Körperende grössere Borsten, lang und dünn, mit spitzigem langen Endanhang. — Quamero. An der Wand eines Glases, in dem ich Algen bewahrte, die von der Küste bei Mai tinsica mitgebracht waren, sah ich diesen Wurm . der wie ein kleines weisses Pünctchen rasch hin und her kroch. Unter dem Mikroskope konnte kein Zweifel sein, dass hier ein ganz junges Thier vor- lag, welches aber doch schon so weit ausgebildet war, dass alle charakteristischen Merkmale vor- handen zu sein schienen. Nach ihm wurde die folgende Beschreibung entworfen. Der Körper des farblos weiss erscheinenden Thieres war kurz, wie das der Habitus aller I) Scbhaboa, Neue wirbellose Thiere I. n. a. a. 0. pg. 76. Tal'. XXVIlt. Farn. Hesionea. Gen. Qrseis. 189 Hesioneen ist ; seine ganze Länge betrug 1.02""". seine Breite, die Anhänge mit eingeschlossen, 0.6""". Hinter dem Kopflappen folgten I I völlig ausgebildete und deutlich von einander getrennte Segmente mit grossen seilliehen Fortsätzen (Taf. VIII. Fig. I . Der Kopflappen selbst war eine fast quer ovale Scheibe, deren grösste Breite, welche gut das Doppelte der Lange betrug, ungefähr in der Mitte lag. Auf der schwach gewölbten Ober- fläche standen fast gleich weit vorn Vorder- wie vom Hinterrande entfernt 2 Paar rothbrauner Augen, dergestalt im Trapez geordnet, dass je ein Paar dicht am Seitenrande stand, das grös- sere Auge vorn und etwas mehr nach aussen als das dicht dahinter stehende, der Mittellinie nur wenig naher gerückte kleinere. In den Augen des vorderen Paares fand sich deutlich ein stark convex vorspringender lichtbrechender Körper. Der Kopflappen trug fünf Fühler, welche alle fast spindelförmig waren. Drei von ihnen entsprangen ohne ein Wurzelglied fast unmittelbar am Vorderrande von der Oberfläche, der eine unpaare in der Mittellinie, die beiden anderen nur wenig nach aussen von ihm. Diese drei waren von gleicher Länge, nicht ganz so gross als der Kopflappen lang. Die beiden anderen Fühler ent- sprangen von der Bauchfläche des Kopflappens neben dem hier liegenden Eingang in den Ver- dauungstractus ; sie waren grösser als die drei oberen Fühler, so dass sie, wiewohl weiter rück- wärts entspringend, mit ihren Spitzen doch eben so weit nach vorn reichten. Das Segment, welches auf den Kopflappen folgte, das einzige, an dem statt der Ruder Fühlercirren standen, war von oben als ein nur schmaler Ring sichtbar, kaum ein Drittel so lang, aber völlig so breit als die folgenden Segmente. Jederseits trug es ein Paar Fühlercirren, von denen jeder mit einem basalen Gliede entsprang, dann etwas kolbig sich verdickte und zu- letzt dünn auslief. Der obere von ihnen war etwas länger als der untere, um ein Drittel länger als das Segment breit. Die folgenden Segmente sind gleichmässig mit einem borstentragenden Ruder, Rücken- und Bauchcirrus ausgerüstet. Die mittleren des Körpers sind etwas grösser als die vorderen und hinteren, bei allen beträgt die Breite nicht ganz das Dreifache der Lunge. Das Ruder, welches in der hinteren Hälfte des Körpers seine grösste Ausdehnung erreichte, welche 0.24""" betrug, ist ein stumpfer Kegel, in dessen Innern eine feine Acicula liegt, an dessen Spitze ein aus nur wenig Borsten bestehendes Bündel hervortritt. Die Borsten sind fast haarartig dünn, lang und völlig farblos, sie sind zusammengesetzt, so dass auf dem steil abgestutzten, nicht verdickten Gelenk- ende mit kurzem Stiele ein feiner, lang zugespitzter messerförmiger Anhang eingefügt ist. — Über der Ruderbasis entspringt mit cylindrischem Wnrzelgliede der ungegliederte, im Anfangstheile verdickte, dann spitz ausgezogene Rückencirrus, der nicht ganz so lang als das Segment breit ist. — Von der Bauchfläche des Ruders entspringt der Bauchcirrus, ein kurzer im Ur- sprungstheile schwach kolbiger Fortsatz, welcher kaum so weit reicht als das Ende des Borstenbündels. Das Afterseament ist ein kurzes Glied, an dessen Seitenwandung je ein stummelför- 190 Ordo 1. Nereidea. miger Anhang befestig! ist, der etwas über des Segmentes Endfläche hinausragt. Auf dieser ist zu jeder Seite ein cylindrischer starrer Faden , der Aftercirrus, angebracht, der etwas länger ist als die beiden letzten Segmente zusammen. Von den Eingeweiden habe ich nur den Darmcanal gesehen. Gleich hinter der Mundöff- nung, die auf der Unterseite des Kopflappens gelegen ist, fand sich der Anfang des cylindrischen Darmstückes, den ich als Magen ansehe. Eine kurze Rüsselröhre ist wahrscheinlich vorhanden, von mir aber übersehen. Ich sah wie der Anfang des Magens aus der Mundöffnung ein wenig hervorgestreckt wurde, und bemerkte dann auf seinem Vorderstücke einen Kranz spitzer Papil- len von 0,2""" Länge, welche mir bei eingezogenem Rüssel entgangen waren. Dieser cylindrische Magen hatte eine sehr derbe Wand, welche deutlich der Hauptmasse nach aus Ringfasermuskeln bestand; sein Lumen war sehr eng, und vielleicht von einer besonderen Cuticula umgeben. Der Magen reichte bis ins i. Segment. — Dort schloss sich ein dünnwandiger, schlauchartig weiter Darm an, der vereinzelte unregelmässige Einschnürungen hatte, und gegen die Afteröll'nung hin sich allmählich verjüngte. Dass dieses Thier ein junges war, welches jedenfalls seine volle Grösse nicht erreicht hatte, schien mir nach der farblosen und weichen Körperwandung unzweifelhaft ; doch beobach- tete ich nirgends auf der Körperoberfläche einen Resatz von Flimmerhaaren, wie er sich sonst bei jungen Würmern als Überbleibsel eines Larvenzustandes erhalten soll. Ich habe es gewagt, für dieses nicht ausgewachsene Thier ein neues Genus zu errichten, da mir besonders auffällt, dass nur das erste Segment mit Fühlercirren ausgestattet ist, und ich glaube, dass bei fortschreitendein Wachsthum nicht die Zahl der nur mit Fühlercirren versehenen Segmente zunehmen wird, son- dern dass, wenn eine Vergrüsserung des Körpers durch neue Segmente stattfindet, die hinzukom- menden wie die Mehrzahl mit Ruder, Rücken- und Bauchcirrus ausgerüstet sein werden. Podnrkc n. gen. üoddQxt] ij , Die Schnelle, Name einer Danaide. Körper gedrungen, aus wenig Segmenten bestehend, nieist mit Querbinden ge- zeichnet. — Kopf lappen mit fünf Fühlern und vier im Trapez stehenden Augen. Die drei ersten Segmente ohne borstentragendes Ruder, mit Fühlercirren. Ruder der folgenden Segmente gross einästig oder mit einem zweiten oberen, tuberkelförmigen Aste; Borsten des unteren Astes zusammengesetzt mit spitzigem, messerförmigem Anhange, die des oberen Tuberkel einfach, haarförmig. Rückencirrus mit Basalglied, sonst ungegliedert : Bauchcirrus stets viel kürzer. Aftersegment mit seitlichen Anhängen und Aftercirren oder Papillen. Am ausgestreckten Rüssel kein Papillenkranz. Podarkc albociucta n. sp. Körper kurz gedrungen; die Ruckenfläche dreier Segmente weiss, die der übrigen mit einer ovalen und zvsei queren Binden. Kopf läppen in der hinleren Hälfte stark er- Fam. Hesionea. Gen. Podarke. 191 weitert, der Vorderrand ausgeschnitten', mit vier im Trapez stehenden Augen; der un- paare Fühler im Ausschnitte des Vorderrandes kleiner als die von den Vorderecken ent- springenden seitlichen; die von der Unterseite des Kopflappens mit Wurzelgliede ent- springenden Fühler am grössten. — Die drei ersten, jederseits 2 Fühlercirren tragenden Segmente alle von oben sichtbar und wenig schmäler als die folgenden. — Ruder gross, der ventrale Ast mit zugespitzter oberer Lippe und zusammengesetzten Borsten mit spitz messerförmigem Anhang, der obere Ast ein tuberkelartiger Vorsprung am Wurzelgliede des Rückencirrus mit wenigen Haarborsten. Rückencirrus mit grossem Wurzelgliede, ungegliedert, Bauchcirrus kurz. Aftersegment mit seitliehen Stummelfortsätzen und ter- minalen kegelförmigen Aftercirren. — Quarnero. Der Körper dieses kleinen Winnies ist kurz, breit und ziemlich platt; vom Kopfende bis über die Mitte hinaus behält er fast die gleiche Breite und spitzt sich nur gegen das Schwanzende hin etwas zu. Die mit den fadenförmigen Anhangen besetzten Seiten des Körpers erhalten unge- fähr auf der hinteren Grenze des ersten Drittels dadurch ein verändertes Aussehen, dass die Seitentheile der Segmente stark seitlich sich verlängern und ihre Ruder daher sehr vorspringend erscheinen; diese starke, durch Einschnürung zwischen den Segmenten hervorgerufene Abgren- zung von einander, und die damit sehr deutlich hervortretende Segmentirung des Körpers erhalt sich bis zum Schwanzende. — Besonders auffallend ist die Färbung des Körpers; das lebende Thier erschien dem unbewaffneten Auge im allgemeinen grün gefärbt , da die spater zu erwäh- nende Zeichnung der Segmente sich erst unter stärkeren Vergrösserungen herausstellt; aber auf diesem grünen Grunde lagen an einzelnen Stellen schneeweisse sattelförmige Querbänder. Es ergab sich, dass die Oberfläche des Kopfes, sowie der Rücken des 8., 12. und 17. Segmentes in so auffallender Weise gezeichnet waren; weniger hervorstechend ist eine weisse Längsbinde, welche auf der Rtickenfläche der drei ersten Segmente vom Kopflappen her die Zeichnung in der Medianlinie unterbricht (Taf. VIII. Fig. 2). Das Thier war omra lang, mit seinen Anhängen gemessen fast 2mm breit und bestand aus 30 Segmenten. Der Kopflappen (Taf. VIII. Fig. 3) ist eine auf der Oberfläche polsterartig gewölbte Platte, für deren Form man als Grundlage das Trapez ansehen kann. — Die hintere Hälfte dieser Platte ist dadurch fast um ein Drittel breiter als die vordere Hälfte, dass ihre Seiten stark gerundet erweitert sind. Die hintere Kante des Kopflappens ist gerade abgestutzt oder seicht ausgerandet, während der Vorderrand, der nur halb so breit ist als der hintere, in der Mitte tief eingeschnitten ist, sodass dessen Seitentheile abgerundete Vorsprünge bilden. — An den gerundet erweiterten Seitenrändern der hinteren Hälfte stand ein dichter Saum kurzer, lebhaft wimpernder Härchen. Die Farbe des Kopflappens war ein mattes Weiss. Auf der Oberfläche dieses Kopf lappens stehen auf der hinteren breiteren Hälfte vier rothe Augen so trapezförmig geordnet, dass die vorderen grösseren den Seitenrändern näher sind als die etwas von ihnen entfernt dahinter stehenden kleineren. Die Augen des vorderen Paares waren halbkugelförmig und trugen auf den nach vorn gerichteten abgestutzten Flächen je eine grosse, stark 192 Ortin I. Nereidea. convex gewölbte Linse. Die hinteren Augen waren kleine kreisförmige Pigmentflecke ohne licht- brechenden Körper. Der Kopf läppen ist Trager von fünf Fühlern, welche alle mehr von seiner unteren Flüche entspringen. Der unpaare Fühler ist der kleinste von allen, kaum länger als der Kopf- lappen selbst; er ist spindelförmig und tritt aus dem Einschnitte im Yorderrande des Kopflappens heraus, ohne ein besonderes Wurzelglied entspringend. — Von den gerundeten Vorderecken ent- springt, etwas auf die Bauchfliiche gerückt, jederseits ein in der Form mit dem unpaaren überein- stimmender Fühler, der länger als dieser und doppelt so lang als der Kopflappen ist. — Hinter diesen entspringt vom Seitenrande der vorderen Hälfte je ein Fühler mit kurzem cylindrischen Wurzelgliede , auf dem ein an der Basis kolbiger, gegen das Ende zugespitzter Fühler sitzt, der von allen Kopffühlern der grösste ist und so weit wie die übrigen nach vorne vorragt. Die Segmente, welche den Körper zusammensetzen, sind fast in dessen ganzer Länge gleichbreit , so dass ihre Breite ungefähr das Dreifache der Länge beträgt , nur am Schwanzende verlieren sie an Breite, so dass der Körper hier sich zuspitzt. — Die Bauchfläche ist platt, die Rückenflache nur wenig gewölbt ; im vorderen Körperdrittel sind die Seitentheile schwach ge- rundet erweitert, von da ab treten sie fast kegelförmig hervor, so dass die Segmentirung des Körpers, sonst durch seichtere Segmentalfurchen bezeichnet, hier deutlicher heraustritt. Eine besondere Zeichnung auf der Rückenfläche unterscheidet diese von der gleichmässig grünlich gefärbten Bauchfläche. Auf dem vorderen grösseren Theile der Rückenfläche des Seg- mentes umgrenzt eine grüne Binde einen querovalen Raum von der mattweissen Färbung, welche die Grundfarbe der ganzen Fläche ist , und in diesem Ovale läuft in der Richtung des grössten Durehmessers eine allseitig begrenzte grüne Querbinde. Eine gleich verlaufende grüne Binde zieht zwischen dem hinteren Umfange des Ovales und der Segmentalfurche , mit letzterer parallel quer über die ganze Breite des Segmentes und setzt sich auf den oberen Umfang des Ruders fort, dieses erhält ausserdem vom Seitentheile des Segmentes und der grünen Einfassung des Ovales zwei grüne Binden, so dass darauf im Ganzen drei Binden hinübertreten und verlöschen. Auf den vorderen drei Segmenten ist diese quere Bindenzeichnung vom Kopflappen her durch einen breiten, weissen Längsstreifen in der Medianlinie unterbrochen (Taf. VIII. Fig. 3); das 7., 12. und 18. Segment ist ganz weiss, und auf dem letzten Segmente ist wiederum die Mitte weiss. Die drei ersten Segmente sind durch besondere Anhänge und den Mangel eines borstentragenden Ruders ausgezeichnet, stimmen sonst in Form und Grösse mit den nächstfol- genden überein. Sie tragen jederseits zwei ungegliederte Fühler c irren, welche mit cylindri- schen Wurzelgliedern vom Seitentheile des Segmentes entspringen, und von denen der obere immer der grössere ist. Im Ganzen sind also auf diesem Abschnitt des Körpers 6 Paar Fühler- cirren befestigt (Taf. VIII. Fig. 3). Die Fühlercirren des ersten Segmentes sind die kleinsten, ihre Länge beträgt kaum mehr als die Breite des Segmentes. Die des zweiten Segmentes sind die längsten, und zumal ist hier der obere Fühlercirrus fast doppelt so lang als die übrigen. Am Farn. Hesionea. Gen. Podgrke. 193 dritten Segmente endlich stehen Fühlercirren , welche mit denen des ersten Segmentes fast über- einstimmen. Von da ab tragen alle Segmente ein ansehnliches, borstenführendes Ruder (Tat. VIII. Fig. 5) mit Rücken- und Bauchcirrus. Von vorn nach hinten nehmen die Ruder an Grösse zu, und sind dann in einer Ausdehnung, welche die Breite des Segmentes übertrifft, seillich fortge- streckt. Das Hauptstück des Ruders ist ein fast cylindrischer Fortsatz, der an seinem Ende zu einer spitz kegelförmigen oberen Lippe ausgezogen ist. Unter ihr tritt das Rorstenbündel aus, welches aus bis 20 Borsten besteht. Die Borsten, welche weit über das Ende des Ruders hin- ausragen, sind glasshell, zusammengesetzt: auf dem sehr schräg abgestutzten Gelenktheile ist mit schmaler Einlenkung ein schmaler und sehr spitz auslaufender, messerförmiger Endanhang mit ganzrandiger Schneide eingefugt. — Im Innern des Ruders liegt eine lange Acicula, welche einer- seits bis in die Spitze der Lippe, andererseits weit in die Körperhöhle hineinragt. — Über diesem stattlichen borstenführenden Ruder findet sich an allen Segmenten an der Unterseite des basalen Gliedes des Rückencirrus ein kurzer tuberkelartiger Vorsprung, der wenige lange einfache Haarborsten tragt. An den vorderen Segmenten war dieser Vorsprung äusserst klein, weiter nach hinten wurde er grösser und damit selbständiger, blieb immer aber so unbedeutend zum Wurzelgliede des Rückencirrus, dass man in ihm kaum einen zweiten Ruderast erkennen kann. Die Borsten, welche aus ihm heraustreten, sind haarartig fein und glasshell ; im Innern liegt eine äusserst feine Acicula, welche sich von den austretenden Borsten wenig unterscheidet. Seine Bildung erinnerte durchaus an den Höcker, welcher bei einigen Syllideen zur Zeit der vollen Ge- schlechtsreife über der Ruderbasis sich erhebt und Haarborsten trägt; es kann deshalb fraglich erscheinen, ob das Vorkommen ein constantes ist, oder vielleicht nur sich bei bestimmten Formen dieser Species entwickelt. Der Rückencirrus entspringt über der Ruderbasis von der Seitenwand des Segmentes mit einem grossen , kegelförmig verjüngten Basalgliede, dessen ich eben gedachte, da sich an seinem unteren Umfange der haarborstenführende Fortsatz entwickelt. Dieses Wurzelglied. wel- ches seitwärts so weit als das Ruder sich erstreckt, trägt auf der Spitze den langgestreckten, ungegliederten Cirrus, der gegen sein Ende sich gleichmässig verdünnt, eine wechselnde Lance hat und doppelt so lang werden kann, als das Segment breit ist: seine Farbe war matt weiss. Unterhalb der Ruderbasis entspringt mit dickem, cylindrischen Wurzelgliede der ungegliederte, an seinem Anfangstheile meist etwas kolbige Bauchcirrus, der seitwärts noch ein Stück weit über die Spitze der Ruderlippe hinausragt. Den Schluss des etwas verschmälerten Körpers bildet das Aftersegment, welches wenig mehr als doppelt so breit denn lang ist; an seinen Seiten steht je ein ruderähnlicher Stum- mel, doch ohne Borsten undCirren; dafür trägt die Endfläche zwei der Medianlinie genäherte Aftercirren, Anhänge, welche ungefähr dreimal so lang als ihr Segment sind, und lange kegel- förmige mit der Basis aufsitzende Körper darstellen (Taf. VIII. Fig. 4). Ehlers . Btirstenwurmei". 2-'» 194 Ordo I. Ncreidea. Von den Eingeweiden dieses Thieres kenne ich nur den Verdauungstractus. Die Mund- öflhung liegt auf der hinteren Grenze des Kopflappens auf der Bauchseite. Gleich hinter ihr be- ginnt ein dickwandiger cylindrischer Darmtheil, der mit der Mundöffnung vielleicht durch eine dünnhäutige Röhre zusammenhangt. Dieser cylindrische Theil, welchen ich für das Analogon des Magens bei den Phyllodoceen halte, reicht nach hinten bis ins 9. Segment. Er kann zur Mund- ötfnung ausgestülpt werden und zeigte in dem Falle eine glatte, von keinen Papillen besetzte Oberflache. — Im 9. Segment schloss ein dünnhäutiges Darmstück sich an ihn , machte einen kurzen, nach vorn gerichteten Umschlag und lief dann als dünnhäutiger Darm durch die ganze übrige Körperlänge, nach den Segmenten gering eingeschnürt. Der Wurm lebte im Schlammboden des Hafens von Fiume. Seine Bewegungen waren ein rasches Kriechen, wobei der kurze gedrungene Körper keine Schlängelung machte, sondern geradlinig vorrückte. In Zeichnung und Färbung steht diesem Thiere auffallend nahe der von Grabe1) im Meeresschlamme und unter Pflanzen bei Triest und Villa franca gefundene Oxydinnitis fascialus. Namentlich waren auch bei diesem einzelne, auf der Rückenfläche schneeweiss gefärbte Segmente hervorstechend, während die Figuren, welche auf den Uhrigen Körperringen durch Querbinden erzeugt werden, eine gewisse Ähnlichkeit bei beiden Thieren zeigten. Poilarkt viridesceus n. sp. Körper kurz, Rückenfläche grün, weiss queigebändert, in der Mittellinie ein Längs- streif zerstreuten weissen Pigmentes. Kopl'lappen trapezförmig nach vorn verschmälert, Vorderrand tief ausgeschnitten . mit 4 im Trapez stehenden Augen; der unpaare Fühler etwas kleiner als die beiden auf den Vordererken stehenden, die von der Unterfläche des Kopilappens kommenden Fühler kaum länger. Die drei ersten Segmente mit je 2 Fühler- eirren jederseits, alle von oben sichtbar, wenig kürzer als die folgenden. Ruder gross, kegelförmig einästig, Dorsten zusammengesetzt, mit spitzigem messerförmigen Endan- hang; Rückencirren auf grossem Wurzelgliede, lang, ungegliedert, Bauchcirrus doppelt so lang als das Ruder. — Aftersegmenl jederseits mit einem seitlichen Cirrus auf grossem Wurzelgliede, und einem Kranz von sechs lappenartigen Endpapillen. — Quarnero. Dieser Wurm ist dem eben vorher beschriebenen , was die gesammte Form des Körpers und die Vertheilung der Fühler und Girren betrifft, auffallend ähnlich. Der Körper ist gleichfalls kurz, breit und abgeplattet; und wird nur gegen das Schwanzende hin etwas schmäler, so dass hier eine geringe Zuspitzung erfolgt. Die Segmentirung des Körpers tritt deutlich an den Seiten durch die stark vorspringenden Ruder heraus. — Die Gesainmtfarbe war gelbgrün; weisse Quer- binden auf den Segmenten, die übrigens erst bei passender Vergrösserung sichtbar werden, be- wirken eine regelmässige Zeichnung, welche in der Medianlinie dadurch unterbrochen wird, dass i) Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden Archiv für Nuturgeschichte. Jahrgang 2 I . 185ü. I. pg. Ordo I. Nereideä. Die erste Mittheilung eines solchen Falles machte im Jahre 1845 ühsted1). Er beobach- tete von einer kleinen Syllidee, welche er unter dem Namen Exogone naidina beschrieb, zwei ver- schiedene Formen. Die eine von diesen trug an allen Körperringen vom neunten an neben dem aus zusammengesetzten Borsten bestehenden Bündel das aus langen haarförmigen Borsten ge- bildete; Örsted nennt die Form mannlich, weil er in ihr Spermatozoen fand; ob mit Recht, mag ich nicht entscheiden, denn das Körperchen, welches er als Spermatozoide abbildet, dürfte schwer- lich ein solches sein. — Als Weibchen dazu beschreibt er ein zweites Thier, dem die langen haar- förmigen Borsten fehlen , dessen Geschlecht er nach den von ihm als Eier gedeuteten Korpern beurtheilt. Es herrscht in Orsted's Angaben einige Verwirrung, und Pagensteciier bemerkt mit Recht, dass die Begriffe Ei und Embryo nicht streng auseinander gehalten sind. Pagensteciier will also die Körper, welche an der Bauchflache des der langen Haarborsten entbehrenden Thie- res haften , als knospende Embryonen angesehen wissen,- allein er unterschätzt dabei die von Örsted gemachte Angabe, wonach auch im Innern der nur ein Borstenbündel führenden Thier- form Eier liegen. Aus den Abbildungen, welche Örsted von der Entwicklung der an der Bauch- flache haftenden Eier giebt, lässt sich nichts entnehmen, wodurch man diesen Körpern die Ei- natur absprechen und sie zu Knospen stempeln könnte. Im besten Falle wird man also die Kör- per, welche Örsted in der Leibeshöhle gefunden hat, alsEier erklären müssen, über diejenigen aber, welche an der Bauchfläche haften, eine Entscheidung, ob Eier oder Knospen, nicht fallen können. Weit klarer liegt die Sache in den Mittheilungen, welche Kolliker- über gleiche Ent- wicklungsvorgange I8i6 gemacht hat. Hier werden drei Syllideen beschrieben, welche alle nach dem Baue ihres Verdauungstractus als Ammenform zu deuten waren. Die erste von ihnen, welche Kolliker Exogone Oerstedii nennt, ist unzweifelhaft ein Weib- chen, ausgezeichnet durch das Bündel von langen Haarborsten an den mittleren 16 Segmenten. Diese Form tragt ihre Eier, die sich in allen Puncten als solche kundgeben, auf der Bauchfläche angeheftet, wo sie ihre Entwicklung durchlaufen. — Die beiden anderen Thiere, Exogone cirrata Köll.) und Cyslonerm Edwardsii(KöLi.), trugen ebenfalls an der Bauchfläche Körper, welche die zum Embryo sich entwickelnden Eier waren. Hier kann von einer Entwicklung dieser Embryo- nen als Knospen nicht die Rede sein. Nun kommt als wesentliches Moment hinzu, dass diesen Thieren an den eiert ragenden Segmenten das Bündel von Haarborsten fehlt, welches hier der einzige Unterschied zwischen Ammenform und Geschlechtsthier sein soll. Cystonereis hat nach Kölliker's Beschreibung Fussruder »mit Hakenborsten und einem Stachel«, Exogone cirrata »lange Hakenborsten und statt der Haarbürsten ein langer einfacher Stachel«. Dieser Stachel ist wohl I) OtisTRD, Über die Entwicklung der Jungen bei einer Annelide und über die äusseren Unterschiede zwi- schen beiden Geschlechtern. Archh für Naturgeschichte. Jahrg. M. IN in. pg. in. Taf. II. 1) Einige Worle zur Entwicklungsgeschichte von Euniee von Heinrich Koch in Triest mil einem Nach- worte Mm A. Kolliker in Zürich, pg. I '<■ Nene Denkschriften der allgemeinen schweizer. Gesellschaft. Bd. VIII. Neuenbürg I 8 i 7 . Fant. Syllidea. •£ I ,'{ nichts anderes als die Acicula des Ruders, welche bisweilen frei aus der Spitze des Ruders vor- ragt. — An diesen Fallen kann also Pagensteciier's Deutung keine Stütze linden. In chronologischer Reihenfolge habe ich hier eine kurze, von Pagenstecher nicht berück- sichtigte Notiz von Dcjakmj?1) zu erwähnen (1851). Er beschreibt unter dem Namen Exogone pusilla eine nach ihrem Verdauungstractus als Amme zu bezeichnende Syllis. welche vom l4.Seg- mente an auf der Bauchseite der nächsten 15 Körperringe gestielte Eier tragt. Alle Segmente haben nur ein einfaches Bündel zusammengesetzter Borsten. Der Fall stimmt daher mit den bei- den zuletzt erwähnten von Kolliker am meisten überein. Zuletzt reiht sich hieran noch eine Mittheilung von Krohn2) über eine kleine Syllis, welche er pulligera nennt. Diejenigen Weibchen, welche in der Leibeshöhle Eier trugen, zeigten das charakteristische zweite Bündel von Haarborsten in den meisten Fallen. Die weitere Entwicklung der Eier erfolgt nach Krohn auf der Rückenseite der Mutter, wo sie dem oberen Cirrus fest an- sitzen; die Eihiille soll dabei geraume Zeit vor vollendeter Ausbildung der Jungen abgestreift werden, die sich entwickelnden Jungen nackt zu Tage liegen. — Pagenstecher glaubt hier zwei Generationen annehmen zu dürfen: eine geschlechtliche mit den Eiern in der Leibeshöhle und dem zweiten Bündel von Haarborsten, und eine ungeschlechtliche ohne dieses Bündel, welche die Jungen als Knospen auf der Rückenflache erzeugt und tragt. Dass aber derjenigen Form, welche die Jungen auf dem Rücken tragt, dies zweite Bündel überall fehlt, hat Krohn nicht angegeben, er spricht nur die Vermuthung aus, dass die Weibchen wahrend der ersten Zeit der Brutpflege ihre Haarhorsten regelmassig zu verlieren scheinen ; es verdient angemerkt zu werden, dass Krohn die Haarborsten auch nicht immer bei Weibchen, deren Leibeshöhle Eier enthielt , gesehen hat; er sagt nur. dass er sich »meist« von ihrer Anwesenheit bei diesen Individuen habe überzeugen können. Wenn Krohn, wie das Pagensteciier anführt, sagt, dass die Haarborsten bei denen, welche die Eier bereits am Bauche tragen, vermisst werden, so gilt das nicht von der Syllis pulligera (Krohn). die ihre Eier auf dem Rücken trägt, sondern von der ÖRSTED'schen Exogone naidina, welche Krohn hier vor Augen hatte. Es scheint mir gewagt, die Beobachtungen eines Naturforschers, wie Krohn ist. der ausserdem die eigentümlichen Generationsverhiiltnisse an- derer Syllideen und die dort waltende Bedeutung der Haarborsten bereits kannte, in der Weise benutzen zu wollen, wie Pagensteciier es thut. Von Wichtigkeit will mir auch die Angabe von Clapakede1; scheinen, der Exogone Kefer- slemii, eine verwandle Form, von der wir allerdings nicht wissen, ob sie Junge mit sich tragt, mit Eiern beobachtete und von einem Haarborstenbündel nichts erwähnt. Fassen wir noch einmal das vorliegende Material zusammen, so erhalten wir das Ergeb- 1) Felix Dojardin, Note sur une Annelide (Exogone pusilla) qui porte ä la fois ses oeufs et ses spermato- zokles. Annales des sciences naturelles. Ser. 3. Zool. T. XV. I8ÖI. pg. 298. Taf. 5. Fig. 9. (0. 2) Krohn, Über Syllis pulligera. Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. 18. 1832. I. pg. :'■">!. Taf. X. .{) Clapauede, Beobachtungen über Anatomie und Entwicklung wirbelloser Thiere a. a. 0. pg. 43. 214 Ordo 1. Nereidea. niss, dass eine sichere Beobachtung über die Neubildung einer zweiten Generation durch laterale Knospung durchaus nicht vorhanden ist. Unzweifelhaft ist, dass geoerisch verschiedene Syllideen nicht blos in der Leibeshühle, sondern auch auf der Körperoberfläche [Exogone Oerstedii Koll.), Exogone gemmifera (Pgnstr.)] Eier tragen bei gleichzeitiger Anwesenheit eines zweiten Bündels von Haarborsten. Pagenstecher's Auffassung, wonach Embryonen, die sich auf der Oberfläche einer Syllidee angeheftet finden, welche keine Haarborstenbündel tragt, Knospen sein sollen, widerstrei- tet die Beobachtung Kolliker's an Exogone cirrata (Köll.) und Cystonereis Edwardsii Koll.;. wo deutliche Eier an Thieren ohne Haarborsten angeheftet sind; und auch Claparede's Beobachtung einer Exogone mit Eiern im Innern und ohne Haarborslen fügt sich schlecht dieser Theorie. Das Fehlen oder Vorhandensein der Haarbürsten ist also keineswegs genügend, um einen Schluss au die Natur der etwaigen anhangenden Entwicklungszustände, ob Knospe oder aus dem Ei hervor- gegangener Embryo, zu gestatten, und ebensowenig oh Amme oder Geschlechtsthier. Eine genaue Verfolgung der ersten Entwicklungsvorgange muss hier den Entscheid liefern. Für die PAGENSTECiiER'sche Deutung der jungen Thiere als Knospen scheint der Umstand zu spre- chen, dass man an ihnen keine Eihaut bemerkt; nach Khoiin soll aber die Eihaut bereits ver- schwunden sein, wenn das junge Thier noch keine Spur einer Segmentirung zeigt. Es wäre möglich, dass die Eier überhaupt eine deutliche Eihaut nie besessen hätten, und dUss der Kitt, welcher anfangs das Ei an das Mutterthier befestigte, sehr bald nur den nackten Embryo hielte. Wenn ich mich daher der PAGENSTECiiEit'schen Deutung nicht anschliesse und in dem, was er für Knospen hält, nur zu Embryonen entwickelte Eier sehe, so fallen für mich dabei noch fol- gende Puncte ins Gewicht. Der geringsle ist der, dass bei den gleichen Thieren Eier und Em- bryonen (Knospen Pagenstecher's) an derselben Stelle vorkommen. — Dann stimmen die an den der Haarborsten entbehrenden Thieren neu sich entwickelnden jungen vollständig mit dem Mutter- thiere überein, und haben wie dieses nur das Bündel der zusammengesetzten Borsten: ein grosser Abstand von der sonstigen ungeschlechtlichen Fortpflanzung der Syllideen, wo Amme und Knospe stets ansehnlich differiren. Der Einwand, dass die Knospe hier unabhängig vom Mutterthiere sei und ihren- Verdauungstractus selbständig formire, ohne Darmtheile des Mutterthieres aufzuneh- men, ist Auiolylus gegenüber nicht stichhaltig, wo sich ja auch die ganze Knospe der Länge nach ausbildet und dabei ebenso leicht einen Darmtractus ähnlich dem des Stammtliieres bilden könnte. — Zuletzt kann ich überhaupt in dem mit Bussel und Drüsenmagen ausgestatteten und als Ammenform bezeichneten Thiere kein geschlechtsloses Thier erkennen. Wir haben gesehen, wie gerade die Ammenform es ist, die im Innern ihrer Segmente die Eier producirt, bisweilen selbst nach aussen absetzt. Ich bin um so geneigter, die Junge tragenden Thiere als Geschlechtspro- ducte bereitende anzusehen, weil in ihren Segmenten, wie Pagensteciier selbst beschreibt und abbildet, jene Segmentalorgane vorkommen, die in genauester Beziehung zur geschlechtlichen Thätigkeit stehen. Meiner Meinung nach hat Pagenstecher bei allen seinen Exemplaren dieselbe Generation Farn. Syllidea. 215 vor sich gehabt; nur haben ihm zwischen den Eiern, welche die mit Haarborsten ausgestatteten Thiere tragen, und den fast zur Reife gediehenen Jungen, welche auf dem Rücken des einen nur zu- sammengesetzte Borsten tragenden Thieres sassen, die dazwischen liegenden Entwicklungsphasen gefehlt. Ich stimme daher gegen Pagknstecheb allen früheren Beobachtern bei, die diesen Thieren eine Brutpflege zuschreiben. Das weibliche Thier, mit Rüssel und Drüsenmagen ausgestattet, ent- wickelt zur Brunstzeit nicht nur die Eier, sondern auch ein zweites Bündel von Haarborsten, wie das die zur Quertheilung sich vorbereitende Syllis Ihut. Die Eier werden dann gelegt und gleich einzeln auf der Bauch- oder Rückenflache durch einen Kitt befestigt, ein analoger Vorgang bietet sich bei Sacconereis , wo die Eier von einem Secret wie in einem Sacke auf der Bauchflache einge- schlossen sind. Wahrend die Eier sich dann zu Embryonen entwickeln, gehen die nur lose ein- gefügten Haarborsten wieder verloren, möglicherweise werden sie durch die heranwachsenden Jungen selbst abgestossen. Das ist das Bild, welches ich mir von diesem Vorgange mache; sollte ich irren und die PAGENSTECHER'sche Anschauung sich bestätigen, so wäre das für die Biologie unserer Thiere von hoher Wichtigkeit , die Systematik würde dagegen nicht erschwert, da die zusammengehörigen Formen nur so geringe Unterschiede aufweisen, dass sie leicht als zu derselben Species gehörend zu erkennen sind. Ich schliesse hieran noch einige Mittheilungen über die Entwicklung der Ge- sell lech tsp i od uete. Für diejenigen Thiere, welche sich wie Syllis durch Quertheilung vervielfältigen, erfolgt die Bildung der Eier und des Samens noch in den Segmenten der Ammen- form; für die wie Autolylus sich entwickelnden Formen möchte ich das nicht als bestimmt aus- sprechen; dass die Knospen noch im Zusammenhange mit dem Mutterthiere die Geschlechtspro- duete entwickeln, steht fest, dass dies hier aber auch in den Segmenten der mit Schlundröhre und Drüsenmagen ausgestatteten Form zuweilen vorgeht , scheint mir nach den Beobachtungen an Proceraea n. gen. sehr wahrscheinlich. Nur für die ersten Formen haben daher die aus mei- nen Beobachtungen abgeleiteten allgemeinen Aussprüche Gültigkeit. Die Entwicklung der Geschlcchtsproducte erfolgt in den meisten Fallen nur innerhalb der Segmente der hinteren Körperabtheilung, in selteneren Fallen (Kkoh> i ') gleichzeitig in fast allen Segmenten des Thieres. Die Eier entwickeln sich an der inneren Oberfläche der Körperwand, die Spermatozoen aus einem unter der Basis des Rückencirrus gelegenen Haufen von Zellen. Die reifenden Geschlechtsproducte fallen frei in das Innere der Leibeshöhle und werden von den in allen Segmenten gelegenen Segmentalorganen aufgenommen. Diese Organe sind im Zustande der Buhe äusserst feine, innen wimpernde Röhren mit einer unter der Basis derFuss- höcker gelegenen äusseren, und einer in Mitte des Segmentes mündenden inneren Öffnung. Zur Brunstzeit entwickeln sich die Organe zu sackartigen Behältern, welche durch Aufnahme der Ge- il Kiioiin , Über die Erscheinungen bei der Fortpflanzung von Syllis prolifeni und Autolvtus prolifer Arch. f. Naturg. Jahrg. 18. 1852. pg. 72. "21 1; Ordo I. Nerädea. schlechtsproducte durch die innen» Öffnung bis zur gänzlichen Anlülhmg des Segmentalraumes ausgedehnt weiden. Die Entleerung der Eier und des Samens erfolgt durch die äussere Öffnung (\p> Segmentalorganes. Mit der Keife der Geschlechtsproducte fal 1 1 eine lebhaftere Färbung des Thieres an den diese enthaltenden Segmenten zusammen, hei den Weihchen durch die gefärbte Dottermasse der Eier, hei den Mannchen durch die gleichzeitige Entwicklung eines farbigen Stoffes. Einzelne Beobachtungen verschiedener namhafter Zoologen bestätigen meine Angaben, oder erhalten dadurch eine veränderte Deutung. In der illustrirten Ausgabe von Cdvier's Regne animal bildet Milke Edwards *) die Ruder von Syllis maculosa M. Edw. ab und zeichnet unter der Basis des Rtickencirrus eine Anhäufung von Körperchen; er nennt es ein drüsenartiges Or- gan, welches in der Leiheshöhle liegt und nach aussen durch eine Öffnung communicirt, es scheint ihm ein Ovarium zu sein. — Ich halte die Anhäufung unter der Basis des Cirrus nach Aussehen und Lage für Entwicklungszellen von Spermatozoen ; die nach aussen fühlende, in der Zeichnung aber nicht angegebene Öffnung ist wohl die äussere Mündung eines Segmentalorganes. Die Mittheilung von Krohn2), dass die weihlichen Abkömmlinge des Autnlytas prolifer sich ihrer Eier unter häufigen Contractionen des ganzen Leibes durch besondere Öffnungen an den Basen der Fussstummeln entledigen, führt uns den Vorgang vor, wie der Inhalt der Seg- mentalorgane durch deren äussere Mündung ausgeleert wird, und ist dadurch von besonderem Interesse. Nachdem Qiatrefages '■'■) die gefüllten Segmentalorgane einer Syllis abgebildet und als Hoden bezeichnet, Hlxley4) und E. Hering5) sie als wimmernde Canäle gesehen und Letzterer sie genauer beschrieben hat; liefert Keferstein") von ihnen eine Abbildung und Beschreibung. Er fand das Segmentalorgan bei seiner Syllis oblonga als einen sackförmig erweiterten Behälter, in den von jeder Seite ein feiner Gang führte; und hat offenbar das Organ in seiner Thätigkeit und im Beginn der Erweiterung vor Augen gehabt, während Hering sie im ruhenden Zustande beob- achtete. Die Bildung der Eier an der Wand der Fussstummel beobachtete Keferstein7 bei Syllis divaricata (Kef.j und hebt hervor, wohl im Gegensatz gegen die WiLLiAMs'schen Ansichten, dass die Segmentalorgane mit der Bildung der Geschlechtsproducte nichts zu thun haben: das Yerhältniss, in dem sie zu diesen stehen, erkannte er aber nicht. 1) G. Cijvier, Le regne animal. Edition accompagne ile plancbes gravees. Annelides par Milne Edwards. Paris 1849. 8. PI. 15. Fig. I. c. 2) KnoHN, Über die Erscheinungen etc. a. a. 0. pg. "I. 3) Qiatrefages, Memoire sur la generalion alternante de Syllis. Annal. d. scienc. naturelles. Ser. i. Zool. T. II. a?a. 0. pg. 148. Taf. IV. Fig. 4. g. i IIixley, Lectures on general natural bistory. Lect. VI. The tnedical Times and (iazette New Ser. Vol 13 (Old Ser. Vol. 34). London 4856. pg. 79. 5) E. Hering, De Alcioparum partibus genitalibus a. a. 0. pg. 8. 0) Kkferstein. Untersuchungen über niedere Seethiere. Beiträge zur Kennlniss einiger Anneliden Zeitschr. f. wissenscbftl. Zoologie Bd. XII. 186.3. pg. III. Taf. IV. Fig. tl. 1 Keferstein a. a. Ü. pg. I I 1. Fig. Hi. Farn. Syllidea. 217 Es verdient Erwähnung, dass auch Pagenstecher *) das Vorhandensein von sackförmigen Segmentalorganen bei Exogone gemmifera (Pgnst.) ähnlich wie Quatrefages sali und diese mit ab- l)ildet; die Bedeutung der Organe blieb ihm fremd. Endlich ist noch eine Angabe von Claparede2 zu berücksichtigen. Er fand, dass bei der Si/llis armoricana (Clprd.) die letzten sieben Segmente von Eiermassen fast völlig angefüllt waren, die, nach seiner Darstellung, in zwei neben dem After mündenden Schlauchen eingeschlossen sein sollten. Mir selbst haben nicht selten ähnliche Bilder vorgelegen, wie sie entstehen, wenn die stark gefüllten Segmentalorgane den Baum in den einzelnen Segmenten völlig einnehmen: dann stossen die Eiermassen benachbarter Segmente so unmittelbar an einander, dass man nur mit Mühe im Innern die Abgrenzung zwischen den Segmenten einigermassen auffinden kann. Von den Wandungen der Segmentalorgane selbst ist dann nichts wahrzunehmen. I ber die Lebensweise der Syllideen ist wenig zu sagen. Die kleinen, schnell beweg- lichen Thiere scheinen in allen Breiten vorzukommen, wo sie als Mitglieder der Litoralfauna zwi- schen der Vegetation oder auf dem steinigen Boden des Meergrundes kriechend und schwimmend sich herumtreiben; Schlammboden scheint ihnen weniger zuzusagen. Dass sie Bohren bauen, habe ich an den von mir beobachteten Arten allerdings nicht wahrgenommen, zweifle aber nicht daran. — Über ihre Nahrungsstoffe habe icli mir keinen Aufschluss verschaffen können; der fein- körnige Inhalt des Darmcanals, zwischen dem sich wohl ölartige Tropfen fanden, Hess nicht mehr erkennen, ob er pflanzlichen oder thierischen Ursprunges sei. — Sexuelle Unterschiede mehr oder minder bedeutend sind nicht selten und sind bei der systematischen Bearbeitung nicht ausser Acht zu lassen. Von der Brutpflege, die sich unter den Anneliden in verschiedener Form mehr- fach wiederfindet, haben wir geredet; die Eier werden bis zu ihrer Entwicklung einzeln oder ge- meinsam auf der Körperoberfläche durch einen Kitt angeheftet herumgetragen. Die Entwicklung scheint sich danach zu vereinfachen , indem das junge Thier ohne einen schwärmenden Larven- zustand und Metamorphose durchzumachen , sich gleich zur fertigen Wurmform aus dem Ei entwickelt. Unter den Syllideen finden sich einige entschiedene Leuchtthiere. Die Fähigkeit, im Dunkeln ein phosphorescirendes Licht auszustrahlen, besitzt Syllis fulgurans (Aid. et M. Edwards'), und von SylKs pulligera (Kr.) wissen wir durch Kroiin4), dass beide Geschlechter in der Dunkel- heit beim raschen .Umherschwimmen ein schönes grünes Licht hervorbringen. Bei der sv stema tischen Eintheilung Unit man nach meinem Dafürhalten gut, sich 1) Pagenstecher, Über Exogone gemmifera. Zeitschr. f. wiss. Zool. a. a. 0. p^. i~ i . Taf. X.W. Fig. 2 p. XXVI. Fig. 2a. 2) Clapaiiede, Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte wirbelloser Thiere. a. a. 0. pag. 39. 3; Audouin et M. Edwahds, Classification des Annelides. Annales des sciences naturelles. T. XXIX. 1833. pag. 229. 4) Khoiin. Über Syüis pulligera. a. a. 0. |>^. 232. Ehlers, Borstenwftrmer. 218 Ordo I. Nereuka. nur an die anatomischen Charaktere, sei es im ausseien oder inneren Bau, zu halten. Man hat Versuche gemacht, die Art der Fortpflanzung der Aufstellung eines Systemes zu Grunde zu legen, oder sie wenigstens bei der Aufstellung von Gattungen mit heranzuziehen. Suimahha ' gründete seine darum unhaltbare Eintheilung darauf, Gm he- nahm als Characteristieum für Syllis das Fehlen einer Quertheilung des Korpers an, Köllikek3) das Herumtragen der Eier für Cystonereis als wesentlich. Es sind das wenig stichhaltige Merkmale, welche man für die Systematik lieber völlig unbeachtet lassen soll. Ich habe oben meine Gründe auseinandergesetzt, weshalb ich nur die mit Schlundröhre und Drüsenmagen versehenen Thiere, die also in manchen Fallen die Ammenform repräsentiren, zur Durchführung einer systematischen Anordnung wähle. Wesentlich auf die äusseren Formen dieser Thiere basire ich nun eine weitere Trennung. Das Merkmal, wonach alle bis jetzt bekannten Syllideen sich leicht in zwei grosse Gruppen auseinanderlegen, entlehne ich nach Grübe's Vorgange dem Bau des Kopflappens. Je nachdem über seinen vorderen Band polsterförmige getrennte oder ungetrennte Organe, die Palpen Kopfpolster) hervorragen, oder diese fehlen, so dass der vordere Band des Kopflappens die vordere Grenze des ganzen Thieres bildet, unterscheide ich Syllideen mit Palpen und ohne solche. Bis- weilen scheint die Abgrenzung der Palpen gegen den Kopf lappen undeutlich zu werden und nur eine Furche beide Theile voneinander zu trennen; dann ist das Kennzeichen, zumal wenn die Palpen zu einem verschmolzen sind , leicht zu übersehen , und so ist es Gribe ' gegangen mit Exoyone und Cystonereis , welche er daher an unrechter Stelle seinem Systeme einreiht. Bei den Syllideen ohne vorragende Palpen finden sich auf der Unterfläche des Kopflappens bisweilen Andeutungen dieser Organe; so liegen bei Eiirysyllis hier zwei quadratische Platten, und bei Autolytus theilt wenigstens eine Furche die untere Fläche des Kopflappens in zwei Hälften. — Ich vermuthe, dass diese Organe bei der Aufnahme von Nahrungsstoffen eine Bolle mit spielen, und daher, wie sie mir für die Systematik von Bedeutung, so auch für den Organismus des Thieres nicht un- wesentlich sind. Die Syllideen mit vorspringenden Palpen zerfallen dann in zwei Gruppen nach dem Bau ihres ersten, auf den Kopflappen folgenden Segmentes. Dieses Segment ist entweder von allen übrigen Körpersegmenten verschieden durch das Fehlen eines mit Borsten ausgerüsteten Buders, und bietet dann nach der Anwesenheit und Zahl sonstiger Anhänge Anhaltspuncle für weitere Unterscheidungen. Oder das Segment ist in nichts von den übrigen Segmenten des Körpers verschieden. 1) Schmabda , Neue wirbellose Thiere a. a. 0. p;--. 68. 2) Grübe, Familien der Annetiden a. a. 0. pg. 132. 3 Küllikkb. Nachwort, a. a. 0. pg. 2 1. i Gm m: . a. a ü. pg. I :i >. Farn. Syllidea. 2 I '•* Bei den Syllideen ohne vorragende Palpen sind die Anhänge der Segmente von Bedeu- tung für die Bildung der letzten Abtheilungen. Eine übersichtliche Tabelle erläutert am besten die weitere Eintheilung. Man wird darauf einzelne zu den Syllideen oder Amytideen gerechnete Genera vermissen. Ich lasse sie unbeachtet, weil sie zu wenig bekannt sind, oder weil ich sie als Thiere betrachte, die durch ungeschlecht- liche Fortpflanzung entstanden sind, und deren Stammthier noch aufzusuchen ist. Die Gattungs- namen Polyboslrichus (Örsted1), Diploceraea (Grübe2), Sacconereis (M. Müller3) fallen fort, da sie bereits von Khoiin und dann von A. Agassiz als Synonyme von Autolylits (Gm dk) bezeichnet worden sind, welcher Name vordem bereits 1838 von Brandt ') einer Schirmqualle gegebenen Namen Polybostrichiis den Vorzug hat. Tetraglme und Pseudosyllis (Grube), von dem Entdecker Grübe5) als Geschlechtsthier und Ammenform erkannt, fallen mit Syllis zusammen ; aus demselben Grunde wird man Joida (Johnst.11) und Trichosyllis (Sciimarda7) vermissen, die Zusammengehörig- keit des ersteren Thieres mit Syllis ist gewiss, und Cur Trichosyllis bezweifle ich kaum das Gleiche. Vielleicht gilt dasselbe von Pholocharis (Ehrenberg s). — Polynice (Sav.9) [iVieras bijrons 0. F. Müller]. Ainytis (Sav.1) [JWras prisnialica 0. F. Miller] gehören wohl in die Nahe von Aulolytus (Gr.); Macrochaeta (Gr.111) [Vrt/sr*] clavicornis (Sars) schliesst sich vielleicht hier an, doch deuten die Haarborsten, welche vom 8. bis 22. an den Segmenten stehen, auch auf eine geschlechtliche Form. Leickart") hat die Vermuthung ausgesprochen, dass auch Nerilla (0. Schmidt) zu den Syllideen gehöre; da nun der letzte Beobachter, Claparede 12), das Thier als geschlechtsreif dar- stellt, so könnte man, da zugleich in den Rudern zwei Borstenbündel stehen, daran denken, hier die geschlechtliche, durch Knospung entstandene Form einer Syllidee zu haben; allein es lassen sich Bedenken dagegen erheben , da beide Borstenbünde] nach Claparede aus Haarborsten beste- hen, und der Zeichnung nach beiden eine Acicula fehlt, solche Gestaltung der seillichen Segmen- lalforf Sätze aber in der ganzen Ordnung der Nereidea nicht vorkommt, dagegen für Würmer aus lj ÖrsTE», Grönlands Aquulata dorsibranchiata. 1843. a. a. 0. p£. 30. 2 Grube, Familien der Anneliden a. a. 0. p. 312. 3) 51. 51ülleh, Über Sacconereis helgolandica. Miiller's Archiv. I85S. pg. 13. 4 Brandt, Remarques sur quelques moditications dans l'arrangemenl de l'ordre des Acalephes discophores ou ombrellileres. Bulletin scienlifique publie par l'Acadtmie imperiale des sciences de St. Petersbourg. T. I. Xo. 2i. (23 der. 1 8 3 ö 1 . pg. 19 0. (Polybostricha.) .'>) Grube, Beschreibung neuer oder wenig-bekannter Anneliden. Sechster Beitrag. Archiv für Naturge- schichte. Jahrg. 29. 1863. I. pg. 43. G Johnston, Miscellüiiea zoologica. Annais of natural history Vol. IV. IS'it). pg. 23 t. 7) Schmarüa , Neue wirbellose Thiere a. a, 0. I. n. |>i;. 73. 8] Ehrenberg, Dns Leuchten des .Meeres. Abhandl. der königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Mathemal. physikalische Classe. Aus dem Jahre 1834. pg. 547. 9 Savigny , Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 4ti. 10) Grübe, Familien der Anneliden a. a. 0. pg. 64. Ilj Leickart. Bericht über die Leistungen der niederen Thiere während der Jahre 1848 — 1853. Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. 20. 1854. II. pg. 327. I i) Claparede, Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte a. a. 0. pg 48. 220 Onlo I. Nereidea. der Ordnung der Lumbricina charakteristisch ist; auch der Darmtractus weicht von dem der ge- schlechtliehen Syllideen ab. Einige Thiere haben in der folgenden Übersicht eine Aufnahme gefunden, und es sind zum Theil auf sie neue Genera begründet, ohne dass eine ganz ausreichende Darstellung zumal des inneren Baues von den Beschreibein gegeben war. Mich bestimmten in den Fallen meistens ausgezeichnete äussere Merkmale, deren Werth in systematischer Beziehung bis jetzt übersehen war. Diese zu würdigen und ans Licht zu stellen, holl'te ich zu erreichen, wenn ich den, ob- gleich nicht vollständig bekannten Thieren im Systeme wenigstens einen Platz anwies. A. Syllideen mit Palpen. I. Erstes Segment ohne Borsten. 1) Erstes Segment mit mehr als zwei Fühlercirren jederseits. Procome n. gen. 2) Erstes Segment mit zwei Fühlercirren jederseits. a) Im Rüssel zwei Kiefer. Gnathosyllis Schmabda). I> Am Eingänge i\er Schlundröhre zwei Querreihen /anmutiger Verdickungen: Pal- lien verwachsen. Odontosyllis Ci.prd.). c) Am Eingnnge der sehr langen Schlundröhre vier Zähne; am hinteren Rande des Kopflappens 2 flügelartige Fortsiitze. Pterosyllis (C.lprd.). dj Am Eingange der Schlundröhre nur weiche Papillen, Bewaffnung höchstens ein Zahn. a) Palpen ganz oder zum Theil getrennt; Baucheirren vorhanden. Syllis Sav. . ß) Palpen verwachsen, Baucheirren fehlen. Sylline (Gr.). 3) Erstes Segment mit einem Fühle rcirrus jederseits, Baucheirren fehlen. a) Zwei Stirnlühler. Microsyllis (Clpbd). ])) Drei Stirnlühler. ExotokaS n. gen. 1) Erstes Segment ohne Fühlercirren, Baucheirren vorhanden. Exogone [Örsted] . II. Erstes Segment mit Borsten. 1) Drei Sl irnfühle r. ISOSyllis n. gen. 2) Vier St irnfühler. Oophylax n. gen. 3) Fünf Stirn f ü h I e r. Sphaerosyllis Clprj).). 4) Acht Stirn füll I er. Cystonereis Köll.). Farn. Syllidea. Gen. Proeome. 221 B. Syllideen ohne Palpen. I. An allen Segmenten verlängerte Cirren. 1) Ci r re n I a d c n fö rm i g. Amblyosyllis (Gr.). 2) Cirren keulenförmig verdick!. a) Mit drei Stirnfühlern. Myriauida (M. Edw:). b) Mit vier Stirnfühlern. Eucerastes n. gen. II. >"ur «lie eisten Segmente mit verlängerten Cirren. 1) Erstes, zweites und d ritt es Segm en t mit verlängerten Cirren. Proceraea n. gen. 2) Erstes und zweites Segment mit verlängerten Cirren. Autolytus (Gr.). 3) Nur das zweite Segment mit verlängerten Cirren. Heterosyllis (Clprd.). III. Alle Segmente ohne verlängerte Cirren. Eurysyllis d. gen. A. Syllideen mit Palpen. A. I. Das erste Segment ohne borstenführendes Ruder. A. I. I) Das erste Segment mit mehr als zwei Fühlercirren jederseils. Procouii' d. gen. noi vorn, xoutj !j Haar. Körper gestreckt, wenig abgeplattet: Kopflappen mit 2 abgerundeten Palpen, drei Stirnfühlern. Acht Paar verlängerte Fühlercirren an den ersten Segmenten. Ruder stark vorspringend, mit gegliedertem kurzen Rückencirrus, und ungegliedertem stummeiförmi- gen Bauchcirrus ; zahlreiche zusammengesetzte Borsten in einem Bündel. l'roconic »olycera. Syllis polycera Schmarda, Neue wirbellose Thiere. Bd. I. Zweite Hälfte. 1861. pg. 72. Taf. XXVIII. Fig. 219. Dieser von Schmahda beschriebene Wurm kann nicht wohl zur Gattung Syllis (S.w.) ge- rechnet werden. Die acht Paar Fühlercirren, welche an den ersten Segmenten stehen, veranlass- ten mich für ihn ein neues Genus zu errichten. Soviel die Abbildung erkennen lasst, ist das erste Seement von oben nicht sichtbar, und Inist drei Paar Fühlercirren; am zweiten und dritten wie am ersten fehlen die Ruder, das zweite trügt drei, und das dritte zwei Paar verlängerte Fühler- cirren ausser einem Rückencirrus, wie er an allen übrigen Segmenten vorkommt, von Schmahda Kieme genannt. — 25""" lang, 3""" breit : 84 Segmettte: Farbe röthlich; i Augen im Rechteck auf ■lii Orio I. Nereidea. dem Kopflappen stehend: im Ruder gegen 20 Borsten mit stark gekrümmtem, zweizähnigem End- haken. — Vorgebirge der guten Hoffnung, in der Tafelbai. Schmabda.' A. I. 2) Das erste Segment mit zwei Fühlercirren jederseits. A. I. 2. a) Im Rüssel zwei Kiefer. («lliltllOSVllis (SCHMARDA . Die Gattung ist durch die beiden im Rüssel stehenden zweizähnigen Kiefer hinlänglich charakterisirt. Nur eine Art Gnathosyllis diplodonta Schmarda Neue wirbellose Thiere. Bd. 1. Zweite Hälfte. 1861. pg. 69. Taf. XXVIII. Fig. 220). A. I. 2. b) Am Eingange der Schlundröhre zwei Querreihen zahnartiger Verdickungen, Palpen verwachsen. (Moiitosvllis (Clprd. . Odontosyllis gibba Cj.w\vhei>k (Untersuchungen über Anatomie und Entwicklung wir- belloser Thiere. 1863. pg. 17. Taf; XII. 7— 8). A. I. 2. e) Am Eingänge der sehr langen Schlundröhre vier Zahne, am hinteren Hände des Kopflappens zwei llügelarlige Fortsätze. Ptcrosyllis Clprd.). PterosylUs formosa Ci.aparede Untersuchungen über Anatomie und Entwicklung, a. a. 0. 1863. pg. 46. Taf. XIII. Fig. 30-34 . A. I. 2. d) Am Eingange der Schlundrühre nur weiche Papillen, Bewaffnung höchstens ein Zahn. A. I. 2. d. et Palpen ganz oder zum Theil gelrennt : Baucheirren vorhanden. SyJlis i'Say. char. einend. . Körper gestreckt, meist platt gedrückt; Kopflappen mit zwei wenigstens zum Theil getrennten Palpen: drei Stirnfühler. Erstes Segment jederseits mit zwei Fühlercirren ohne Borsien; Buder einästig mit Bücken- und Bauchcirrus ; Schlundröhre am Eingänge meist vnn weichen Papillen umstellt, Bewaffnung fehlt oder nur ein Zahn an der Wand der Bohre. Ich reihe hier eine Aufzählung der mir aus der Literatur bekannt gewordenen Arten an; es ist ein Versuch, nach äusserlichen Kennzeichen deren grosse Zahl in wenige Gruppen zu brin- gen. Viele sind nur ungenügend bekannt oder mangelhaft beschrieben; vor einer eingehenderen Kritik, welche sich auf die Untersuchung der Originalexemplare stützen könnte, werden gewiss eine nicht unbedeutende Anzahl von Arten als Synonyme erscheinen. Ich möchte darauf aufmerk- sam machen, dass man zunächst zu berücksichtigen hat, ob die Speciesbeschreibung von lebenden T liieren oder von Weingeistexemplaren entlehnt ist. denn durch die Schrumpfung, welche der Weingeist an dem weichen Wurmkörper hervorruft, kann sowohl die Stellung der Augen zu ein- ander, wie auch die Form der einzelnen Glieder an den Fühlern und Girren verändert werden. Auf beide Puncto ist aber Gewicht seiest; ich mochte sie erst in zweiter Linie selten lassen ; da- Farn. SylMen. Gen. Syllis. 223 gegen die Verhallnisse der Scblundröhre und des Drüsenmagens, dann auch die Form der Girren, und der in den Rudern stehenden Borsten als werthvoll für die Species betrachten. Färbung und Zeichnung, meistens allerdings nur auf dem vorderen Körpertheile vorhanden, können wohl gute Anhaltspuncte gewähren, doch wollen einige wie die häufiger wiederkehrenden braunen Querbin- den auf dem Rücken der Segmente, nur mit Berücksichtigung der Yariiruni; benutzt sein. Die Besehreibuni; der von mir bei Fiume beobachteten Arten gebe ich am Schlüsse Schlanke Tliiere mit fadenförmigen gegliederten Rückencirren. I) S. monilaris Savisny (Systeme des Annelides). 2i S. comuta Rathke [Beiträge zur Fauna Norwegens. Nova Acta Naturae Curiosor. Tom. XX. Ablh. I. Breslau 1843. pg. 164. Taf. VII. Fig. 12). 3) S. armillaris ÖitsTED Annulat. Danic. Gonspeclus. Fasel. Maricolae. 1843. pg.24. pl.I. pl. VI. Fig. 90. 94. Ml:' . 0. F. Müller (Nereis armillaris. Von Würmern des süssen und salzigen Wassers etc. pg. 150. Tal,. IX). Johnstox (Miscellanea zoologica. Annais and Magazin of natural history. Vol. XV. 1845. IM. IX. Fig. I. 2. 2. h). i S tigrina Rathke (Beitrüge zur Fauna Norwegens, a. a. 0. p. 165. Taf. VII. Fig. 9—1 I). 3) S. brachycirris Grube Annulata Örstediana. Videnskabelige Meddelser fra den naturhistoriske Forening i Kjöberjhavn for Aaret 1857. pg. 179). 6) S- latifrons Grübe (Annulata Örstediana a. a. 0. p. 178). 7) S- lussinensis Grube (Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Archiv f. Naturgesch. Jahrg. 29. 1863. I. pg. 46. Taf. IV. Fig. 9). 8) S. ftllgurans [Duges] Audouin et Milne Edwards (Classification des Annelides et Description de celles qui habitent les cötes de la France. Annales des sciences naturelles. T. XXIX. 1833. pg. 229). 9) S vittata Grube (Aclinien, Echinodermen und Würmer des adriatischen und Mittelmeeres. Königsberg 1840. pg. 77). I'1 S- gracilis Grube Aclinien, Echinodermen etc. 1840. a. a. 0. pg. 77). I I S prolifera Krohn (Über die Erscheinungen bei der Fortpflanzung von Syllis prolifera und Autolytus prolil'er. Archiv f. Naturgesch. Jahrg. 18. 1852. pg. 67). 12) S. flssipara Krohn (a. a. 0. 1852. pg. 68. Note). 13 S- Krohnii n. sp. 1 1) S. hyalina Grübe 'Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Sechster Beitrag. Arcb. f. Naturg. Jahrg. 29. 1863. I. pg. 55. Taf. IV. Fig. 8). 13 S pellucida n. sp. 16) S- Digrieims Grube (Beschreibung etc. SechslerBeilrag. I 863. a. a. 0. I. pg. 47. Taf. IV. Fig. 10). 17) S. variegata Grube (Beschreibung etc. Fünfter Beitrag. 1860. a.a.O. I. pg. 85. Taf. III. Fig. 6). 18 S. Zebra Grube (Beschreibung etc. Fünfter Beitrag. 1860. a. a. 0. I. pg. 86. Taf. III. Fig. 7). 19; S. breviarticulata Grube (Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 179). äO) S rubra Grube (Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 180). 21) S. obscura Grube (Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 181). 22 S. Streptocephala Grube (Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 181). 23) S- zonata Grube 'Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 182). 21) S. valida Grube [Annulata Örstediana a. a. (). pg. 183). 224 Ordo I. Nereiäea. 25) S. longosegmentata i;iu;be (Annulata örstediana a. a. <>. pg. 184). 26] S- oblonga Keferstein (Untersuchungen über niedere Seelbiere. Zeitschr.f. wissenscli. Zoolog. Bd. XII. 1863. pg. 109. Taf. IX. Fig. 37—44). 27) S- divaricata Keferstein [Untersuchungen a. a. 0. p. III. Taf. IX. Fig. S-5— iT . 28) S. macroura Schmarda (Neue wirbellose Thiere I. n. 1861. p. 70). 29) S. lineata Schmarda fXeue wirbellose Thiere a. a. 0. p. 71). 30) S- tethycola delle Chiaje (Memorie sulla storia e nolomia degli animali senza vertebre. Vol. IV. pg. 175. Tab. LXVI. Fig. 5. 8. 12 . 31) S. pulligera Krohn (ÜberSyllispulligera. Archiv f. Naturg. Jahrg. IS. 1852. I. p. 251. Taf.X . 32 S. (Syllides) longocirrata Örsted (Fortegnelse over D\r samlede i Chrisliauiafjord ved Drobak. Naturhistorisk Tidsskrift af II. Kroyer. Anden Raekkes ferste Bind I84i — I8'i5. pg. DIN. Taf. IV. Fig. 2a. b. . 33) S. ttlbifex Gosse (Xotes on some new or lillle-known Marine Animals. Fascis II. Annais and Magazin of natural history. Ser. II. Vol. IG. Lond. IH.i.'i. pg. 31). Kurze Thiere mit gedrungenen gegliederten Rüekencirren. 34) S. brachychaeta Schmarda (Neue wirbellose Thiere a. a. 0. pg. Tu . 35) S- brevis Schmarda (Neue wirbellose Thiere a. a. 0. pg. 71). 30) S- crassicornis Schmarda (Neue wirbellose Thiere a. a. 0. pg. 72). 37) S- closterubranchia Schmarda Neue wirbellose Thiere a. a. 0. pg. 7:' . 38) S. brevipennis [Pseudosyllis brevipennis] Grure (Beschreibung etc. Sechsler Beitrag. 1863. a. a. 0. I. pag. 43. T. IV. Fig. '■>. Tetraglene rosen Gr. (eben da) ist das sich ablö- sende Thier). 39) S. SCabra n. spec. Thiere mit ungegliederten Rüekencirren. 40) S. pusilla Dujardin (Note sur une Annelide [Exogone pusilla]. Annales des sciences naturelles. Ser. 3. Zoologie. T. XV. 1851. pg. 2 beide gegliedert ; 2 längere gegliederte, I unpaarer ungegliederter Aftercirrus. Segmente mit braunen Querbinden. — Eingang in ilie Schlundröhre mit S grossen Papillen, da- hinter ein Zahn; Schlundröhre bis ins (>. Segment, Drüsenmagen bis ins 10. Segment reichend. — Quarnero. Der Körper dieser Syllis ist langgestreckt, fast linear; das vordere Ende im Leben un- merklich dicker als das hintere ; an den in Weingeist aufbewahrten Exemplaren tritt diese Ver- dickung des vorderen Körpertheiles in Folge der allgemeinen Schrumpfung etwas stärker hervor. — Der Gesammthabitus des Thieres erhalt durch die weiter unten beschriebenen keulenförmigen Rückencirren ein eigentümliches Gepräge, welches auch dem unbewaffneten Auge, zumal bei lebenden Thieren, die Species sofort erkennen lässt (Taf.X.Fig. I). Das grösste meiner Exemplare war 23'"'" lang, und hatte 95 Segmente; ein kleineres 16""" langes hatte ungefähr 85 Segmente. Der Kopflappen (Taf. X. Fig. 2) ist sechseckig zu nennen; seine grösste Breite, die den Längsdurchmesser fast übertrifft, liegt in der Hälfte seiner Länge, wo er nach beiden Seilen in eine stumpfe Spitze erweitert ist. Von da ist er nach vorn wie nach hinten verschmälert. Die vordere Kante hat in ihrer Mitte einen Ausschnitt; die hintere Kante ist fast gerade abgestutzt. — Auf der wenig gewölbten Oberfläche stehen vier rothe Augen im Trapez auf der grössten Breite des Kopflappens. Die vorderen sind grösser und tragen je eine grosse stark vorspringende, nach vorn und aussen gerichtete Linse; sie stehen hart am Rande der grössten seitlichen Erweiterung; die hinteren sind etwas kleiner, stehen unmittelbar hinter den vorderen, aber etwas der Mittel- linie genähert. Zwei grosse Palpen treten vom vorderen Rande des Kopflappens hervor; sie entsprin- gen mit breiter Basis, deren Ausdehnung von der seitlichen Erweiterung des Kopflappens bis zum Ausschnitt in der vorderen Kante sich erstreckt. Die Form der Palpen ist dreieckig; doch erfolgt die Verjüngung gegen die Spitze von der Basis ab nicht gleichmässig, sondern im Anfang der vorderen Hälfte plötzlich. — Beide Palpen sind in ihrer ganzen Länge völlig von einander getrennt; die medialen Ränder der hinteren Hälfte berühren sich fast, die vorderen plötzlich ver- jungten sind von einander getrennt, convergiren aber zangenartig mit ihren Endspilzen gegen einander. Von der vorderen Spitze schlägt sich eine Längswulst mit der Richtung nach hinten auf ihre untere Fläche. — Die Palpen sind ungefähr um ein Drittel länger als an ihrer Basis breit; ihr längster Durchmesser ist grösser als der des Kopflappens. — Die Oberfläche dieser Tlieile war mit einem Besätze von kurzen Flimmerhaaren ausgestattet. — Das Thier bewegt diese Organe im Leben so, dass die vorderen dünneren Enden wie die Löffel einer Zange gegeneinander geschla- gen werden. Von den drei Kopffühlern entspringen die beiden seillichen vorderen über der Basis der Palpen von der Mitte der nach vorn gerichteten seillichen Kanten des Kopflappens ; der un- paare dagegen auf dessen oberer Fläche in der Mittellinie ungefähr in einer Linie mit den hinte- ren Augen. Alle sind in ihrer ganzen Länge fast ideiclunässig dick, gegen die Spilze nur wenig 236 Ordo 1. Nereidea. verdünnt; sie sind in der Weise geringelt, dass gleichmässige Abschnitte von gleichem Längen- wie Breitendurchmesser entstehen. — Die paarigen vorderen Fühler sind etwas über doppelt so lang als die Palpen; der unpaare übertrifft die paarigen noch an Dicke wie Lange, und ragt über sie hinaus. Das erste Segment (Tat'.X. Fig. 2) ist deutlich vom Kopflappen getrennt; es ist schma- ler als die folgenden, kaum so breit als der Kopf lappen an seiner breitesten Stelle, und nicht ganz dreimal so breit als lang. Auf jeder Seite stehen zwei lange Fühleroirren, von denen der eine der Rucken-, der andere der Bauchseite angehört. Sie sind schlank cylindrisch, langer als die Kopffühler, welche von ihnen oft etwas überragt werden. Die Ringelung ist deutlich und ent- spricht ganz der von den Kopffiihlern gegebenen Beschreibung. Die zunächst folgenden Kör per Segmente sind ungefähr dreimal so breit als lang; es erfolgt aber gegen das Leibesende hin eine wenn auch nur geringe Abnahme der Breite. — Über die Mitte jedes Segmentes läuft der Quere nach eine braune Binde, am lebhaftesten gefärbt auf den vorderen Segmenten, weniger stark und oft gänzlich verwischt auf den hinteren. Die Ruder an den Seiten der Segmente sind deutlich vorgestreckt, und zweilippig ; im Innern liegt eine einfache Acicula. Zwischen den kurzen Lippen des Ruders tritt fächerförmig ausgebreitet ein Bündel von Borsten heraus, von denen ich nicht mehr als sieben in einem Ruder zählte. An den zusammengesetzten Borsten (Taf. X. Fig. 4) ist der messerförmige Endtheil kurz mit einfacher, nicht gezähneller Schneide und wenig gebogener Spitze; das diesen Anhang tra- gende Endstück ist verdickt und in einen stumpfen Fortsatz ausgezogen. Der Bauchcirrus des Ruders ist lang kegelförmig ungegliedert. Über der Basis des Ruders sitzen auf der Rückenseite der Segmente die Rück encirren, welche für diese Species eine besondere Eigenthümlichkeit darbieten. Die Riickencirren treten nämlich in zwei Formen auf, welche in den von mir beobachteten Thieren fast ganz regelmässig alternirend vorkamen. Die Form der einen war dieselbe einfach cvlindrische und eerineelte, wie sie auf dem ersten Segmente stehen. Daneben finden sich ansehnlich grössere, die gegen das Ende keulenförmig anschwellen. Solche verdickte Riickencirren standen in den genauer darauf angese- henen Fällen auf dem 2., 4., 6., 8. Segmente u. s. f., während auf den dazwischen gelegenen Segmenten die einfachere Form vorhanden war. Die keulenförmige Anschwellung dieser Riicken- cirren erfolgt von der Basis ab allmählich, bis sie kurz vor dem Ende ihr Maximum erreicht hat und gegen die Spitze hin dann rasch sich verjüngt (Taf. X. Fig. 2). In dem basalen Theile sind diese Riickencirren gegliedert wie die übrigen; allein dort wo die Verdickung zu wachsen be- ginnt, werden die durch die Ringelung abgegrenzten Glieder kürzer, und dadurch mehr scheiben- artig, wobei zugleich die Ringelung tiefer einschneidet und so die einzelnen Glieder stärker pro- miniren lässt. Bei dem grösslen Exemplare waren an dem ersten keulenförmigen Rückencirrus, der auf dem zweiten Segmente steht, GO Glieder durch Ringelung voneinander abgegrenzt; die folgen- den Riickencirren waren etwas kürzer, hatten aber noch über 40 abgegrenzte Glieder. — Diese so Farn. Syllidea. Gen. Syllis. 237 gestalteten Rückencirren sind dein Beobachter um so auffallender, als gerade an den verdickten Theilen ein bei auffallendem Lichte weisses Pigment abgelagert ist, und gegen den sonst braunlich scheinenden Citrus stark absticht. — Alle Rückencirren wurden von den kriechenden Thieren lebhaft bewegt ; in diesem Spiel der Rückencirren schienen aber die keulenförmigen be- sonders gern sich in Kreisen und Spiralen aufzurollen. Diese langen kräftigen, durch ihre helle Fiirbung ausgezeichneten Organe Hessen das Thier leicht von ahnlich aussehenden Syllisarten unterscheiden, wenn es über den Boden meiner Glasschalen hinzog. Die gegebene Darstellung passt aber vollständig nur auf die Segmente der vorderen Kör- porhälfte, gegen das Körperende hin werden zumal die Rückencirren meist unbedeutender. Das After segment (Taf. X. Fig. 3) ist kurz cylindrisch; es tragt zwei lange, den ein- fachen Rückencirren gleiche Aftercirren, und dazwischen einen ganz kurzen, dünnen cylindri- schen Fortsatz, der ungegliedert ist, und als Cirrus gedeutet werden kann, welcher den unge- gliederten Baucheirren entspricht. Der erste Abschnitt des Verdauungstractus (Taf. X. Fig. 2) ist die bis ins zweite Segment reichende dünnhäutige Rüsselröhre. Daran schliesst sich die mit der starken Chitincuticula ausgekleidete kurze Schlundröhre, welche vom 2. bis ins 6. Segment reicht. Ihre Eingangs- öffnung ist von acht grossen Papillen umstellt von dreieckig blattartiger Form, die nicht ganz bis zur Basis getrennt, sondern hier mit einander verschmolzen sind; ihre Länge ist so gross, dass sie die ganze Ausdehnung des zweiten Segmentes einnehmen. — Gegen das Ende der vorderen lliilfte der Schlundröhre, bei nicht vorgeschobenem Rüssel im 4. Segmente, steht an der Wand in eine Nische eingelassen, eine grosse Bohrspitze fast von der Form einer Spitzkugel, die wenig kürzer ist als das Segment lang. Ihre braunliche Farbe und ihr glänzendes Aussehen geben zu erkennen, dass sie wie die ganze innere Auskleidung dieser Röhre aus Chitin besteht. Der Drüsen m agen, welcher nun folgt, hat die Lange von vier Segmenten, ergeht vom 6. bis zum Ende des 10. Segmentes; seine Form ist rein cylindrisch; die Oberfläche zeigt die allen Syllisarten zukommende Zeichnung von den in Ringen regelmässig angeordneten dun- klen runden Figuren, die ich als die blinden Endtheile der in der Wanddicke dieses Darmtheiles stehenden Drüsenschläuche gedeutet habe. Auf ihn folgt die Länge des 1 I . Segmentes einnehmend ein gleich dickes Darmstück, des- sen dünne Wand in Längsfalten derart zusammengelegt ist, dass diese sich in der Längsaxe mit ihrer freien Oberfläche berühren; dieser Theil hat daher für gewöhnlich kein Lumen, sondern ist geschlossen. Auf der Grenze zum 12. Segmente fand der Übergang zu einem ansehnlich weiteren Theile statt, welcher birnförmig war, mit seinem dickeren vorderen Abschnitte den Raum des 12. Seg- mentes einnahm, während der sich stark verjüngende hintere Abschnitt durch das 13. Segment hindurch über dessen hintere Grenze in den Anfang des 1 i. hineinragte. Dieser Theil, gleichfalls dünnwandig aber ungefaltet, erschien als ein sackartiger Behälter; in seinen vorderen Theile war ■>:\S Onlo 1. Nereiden. das Endstück des vorbeigehenden faltigen Darnies ein wenig hineingestülpt. Die Färbung der Wand war braun, das Aussehen körnig; auf der inneren Oberfläche stand eine Bekleidung von kurzen Fliininerhaaren. Abweichend von dem gewöhnlichen Bau des Übergangstheiles vom Drü- senmagen zum gekammerten Darm ist dieser hier also in zwei von einander verschiedene hinter einander liegende Abschnitte getheilt; denn die Yermulhung, dass der hintere birn förmige Ab- schnitt nur durch eine zeitweilige Ausdehnung der Längsfalten, welche der erste Abschnitt hat, entstanden sei , scheint wegen der nur dem zweiten Abschnitte zukommenden braunen Färbung wenig wahrscheinlich. Neben diesen Darmstücken liegt auf jeder Seile eine grosse Anhangsdrüse, ein nach vorn und hinten zugespitzter sackartiger Schlauch, der mit seiner medialen Flache dem Darme un- mittelbar anliegt, und vermuthlich auf der Grenze zwischen dem gefalteten und birnförmigen Theil in ihn einmündet. Die Drüse erstreckte sich vom 9. bis ins 13. Segment; ihre Farbe war blassgrau, schwach glänzend; eine feinere Structur konnte ich nicht erkennen; zahlreiche kurze Linien auf der Oberfläche glaube ich für kurze Falten einer titnica proprio halten zu müssen. Vom I 3. Segment beginnt nun der den ganzen übrigen Körper durchziehende, nach Seg- menten gekammerte Darm von brauner Farbe, dessen innere Oberfläche mit Cilien besetzt ist. — Schwache Dissepimente treten von der Körperwandung an ihn. In jedem Segmente sah ich auf jeder Seite des Darmes an der Körperwandung einen äus- serst feinen, innen flimmernden Canal, der von der hinteren Grenze des Segmentes kam. Es ge- lang mir aber nicht diesen Canal, der offenbar das Segmentalorgan war, weiter zu verfolgen, und ich kann daher über dessen Mündungen keine Mittheilungen machen. Von dieser Art erhielt ich mehrere Stücke aus den Algen , welche das Schleppnetz nahe am Strande in der kleinen Bucht von Zurkowa heraufbrachle. Sie bewegten sich auf dem Boden meiner Glasschalen mit Schlängelungen kriechend ; und fielen durch ihre Bückencirren und den dadurch veranlassten eigenen Habitus auf. Kolbig angeschwollene Fühler und Fühlercirren hat auch die von Örsted1) beschriebene Syllis [Syllides) lonfjocirrata (Örst.); sie unterscheidet sich von unserer Species durch die Form des Kopflappens und der Palpen , dann dadurch, dass bei ihr Fühler und Fühlercirren des ersten Segmentes, nicht aber die Bückencirren an den übrigen keulenförmig verdickt sind. ÖRSTEn hat geglaubt in den kolbigen Fühlern einen Anhaltspunct für Aufstellung eines neuen Genus Syllides zu finden ; ich halte diese Abweichung von der gewöhnlichen Form der Fühler und Cirren für zu unbedeutend, und halte das Thier für eine wahre Syllis. da im äusseren wie im inneren Bau alle wesentlichen Eigenthümlichkeiten dieser Gattung vorhanden sind. Nahe verwandt scheint dagegen Syllis fissipara (Kuohn) zu sein, von der Krohn eine übereinstimmende Zeichnung von braunen Querbinden erwähnt, dann abwechselnd gestellte längere und kürzere, an der Spitze 1) ÖnsTED, Forlegneise over Dvr. — II. Kroyer Naturhislorisk Tidsskrift. Anden Raekkes forste Bind. Kjobenhavn (844— 1845. 8. pg. 408. PI. V. pg. i a, b. Farn. Syltidea. Gen.Syllis. 239 weiss gefärbte Fühler und Cirren. Doch erwähnt Kroiin nichts von kolbigen Fühlern, und ich slelle deswegen die von mir beobachtete Art als eine selbständige hin, die ich mit dem Namen des hochverdienten Naturforschers schmücken möchte. Syllis pclliiciria n. sp. Kopfliippen quer mit '( Augen, Palpen wenig länger, ganz getrennt, aneinander lie- gend. Fühler, Fühlercirren und RUckencirren etwas gedrungen, gegliedert; Rückencirren kaum so lang als die Segmente breit; 2 längere gegliederte, I kurzer ungegliederter Afler- cirrus. Eingang der Schlundröhre mit einem Kranze ganz niedriger Papillen, kein Zahn im Rüssel; Schlundröhre bis ins 10. Segment, Drüsenmagen bis ins I f>. reichend. — Quarnero. Der Körper dieser Art, die mir nur einmal zur Untersuchung kam, ist von schlankem Habitus; die Färbung war rothgelb. Die Lunge des Thieres, welches aus 94 Segmenten bestand, war I 3""". die Breite mit Einschluss der Ruder ungefähr 1 mm. Der Kopflappen ist im allgemeinen quer oval, doppelt so breit als lang. Der vordere Rand ist schwach ausgeschnitten, bedeutend schmaler als der gerade abgestutzte hintere Rand; die Seiten sind gerundet erweitert (Taf. X. Fig. 9). Auf der hinteren Hälfte seiner Oberfläche stehen vier Augen im Trapez, die vorderen bedeutend weiter auseinander als die in einiger Entfernung von ihnen stehenden hinteren. Linsen habe ich an den Augen nicht gesehen. Von der Unterseite treten am vorderen Rande zwei Palpen hervor, die an ihrer Basis zusammen etwas schmäler sind als die grösste Breite des Kopflappens; ihr frei vorragender Theil ist fast um ein Drittel länger als der Kopflappen. Ihre Form ist eine stumpf conische. Mit ihren medianen Rändern liegen sie der ganzen Länge nach unmittelbar an einander, sind aber bis zur Basis völlig von einander getrennt. Die drei Stirnfühler sind länger als Kopf läppen und Palpen zusammen. Der unpaare ist der längste, beinahe doppelt so lang als diese beiden Theile zusammen; er entspringt fast zwi- schen den hinteren Augen. Die paarigen entspringen über den vortretenden Palpen neben der vorderen Kante des Kopflappens. Alle sind in scharf von einander abgesetzte Glieder und dem entsprechende Kammern im Innern getheilt, die ungefähr so lang als dick sind; bei den paarigen Stirnfühlern waren aber die basalen Glieder bedeutend dicker als lang. Der mittlere Slirnfühler hatte 14, die seitlichen 13 Glieder. Das erste Segment war kürzer als die darauffolgenden, ebensobreit als diese, und etwas breiter als der Kopflappen; seine Breite war ungefähr das Vierfache der Länge. — An den Seiten war es in einen kurzen cylindrischen Fortsatz erweitert und trug auf diesem zwei in ihrem Bau den Stirnfühlern entsprechende Fühlercirren, von denen der der Rückenseite entspre- chende der längere, fast länger als der mittlere Stirnfühler, der der Bauchseite etwas kürzer war. Am oberen zählte ich 18 Glieder Taf. X. Fig. 9). -240 Ordo I Nerädea. Die folgenden Segmente sind, abgesehen von einigen letzten Segmenten, gleichmassig gebildet, ungefähr dreimal so breit als lang. Auf der Haut ihrer Rückenfläche sieht man unter starker Yergrösserung eine eigentümliche Structur: feine riffartig erhabene Leistchen laufen parallel unter einander ungefähr um ihre eigene Dicke von einander abstehend quer über die Oberfläche und enthalten ein gelbes Pigment in unterbrochenen Linien eingebettet, welches dem Thiere die rothgelbe Gesammtfarbe verleiht (Taf. X. Fig. 11). An jeder Seite steht das kurze cylindrische Ruder, dessen abgerundete Spitze ganz schwach zweilippig eingekerbt ist, und ein Bündel von mehr als 10 Borsten, die im Innern um eine helle Äcieula gruppirt sind, austreten lässt. — Die Borsten sind zusammengesetzt: der basale Stab ist an seinem schräg abgestutzten Ende nur wenig verdickt, der mit dünnem Stiele eingelenkte messerförmige Endtheil hat eine ganzrandige, nicht zerschlitzte Kante, die Spitze ist als kleiner Haken etwas schärfer markirt (Taf. X. Fig. 10). Über der Basis des Ruders steht auf einem kurzen sich kegelförmig verjüngenden Fort- satz der Rückencirrus, ein wie die Stirnfühler gegliederter gleichmässig dicker Anhang, der bei nicht constanter Länge durchschnittlich so lang wie das Segment breit, oder der Länge dreier Segmente gleich ist; ich zählte 9 — 14 Glieder daran. — Unter dem Ruder steht ein cylindri- scher ungegliederter Bauchcirrus, der kaum dem Ruder an Länge gleichkommt; seine Höh- lung schien von körniger Masse gefüllt zu sein. Einige der letzten Segmente vor dem Aftersegment waren allmählich verschmälert, und zugleich verkürzt, das vorletzte Segment viermal so breit als lang. ■ — Die Anhänge fehlten an keinem, waren aber schwächer entwickelt. Das Aftersegment (Taf. X. Fig. 6) war länger als die vorhergehenden; es verjüngte sich gegen seine gerade abgestutzte Endfläche. An seinen abgeschrägten Kanten stand der ven- tralen Fläche genähert je ein ansehnlicher Aftercirrus, der an Länge die Rückencirren übertraf und dem grösseren Fuhlercirrus gleichkam: er war in gleicher Weise gegliedert, und ich zählte an ihm 16 Glieder. — Zwischen den beiden seitlichen Aftercirren stand auf der abgestutzten Endfläche, von der dorsalen Seite entspringend, ein kurzer cylindrischer ungegliederter Fortsatz von der Länge des Aftersegmentes selbst. Zu seiner Seite trug das Segment ihm fast gleich lange Haare. Der Mund des Thieres liegt auf der Unterseite etwas vor dem hinteren Rande des Kopf- lappens; an ihn schliesst sich eine kurze häutige Rüsselröhre. Im 2. Segment beginnt die durch die Chitincuticula ausgezeichnete Schi und röhre, vor deren hier gelegenem Eingange ein Kranz von ungefähr 1 5 ganz kurzen, abgerundeten Papillen steht. — Die gewöhnliche Bewaff- nung des Rüssels mit einer Bohrspitze fehlt. Die Schlundrühre halte ein etwas körniges Ansehen. Der Drüsenmagen mit seinem charakteristischen Ansehen lag vom 10. bis ins 15. Seg- ment hinein, sein Dickendurchmesser betrug 0,33 5""", die Dicke seiner Wände 0, I35mm; die Breite einer Zone auf der die 0,0108""" grossen dunklen Flecke, die peripheren Enden der Driisenlumina Farn. Syllidea. Gen. Si/llia. 241 war 0,027""". Auf dem vordersten Theile dieses Darmabschnittes fehlte dies Ansehen, an dessen Stelle war eine querlaufende feine Streifung wie von feiner Faltenbildung getreten. Das gleiche Aus- sehen bot auch der unmittelbar hinter der letzten Drüsenzone folgende Theil, den ich seiner dicken Wandung wegen noch als Theil des Drüsenmagens ansehe. Er verjüngte sich kegelförmig, und ragte mit abgerundeter Spitze hinein in den nur kurzen Übergangstheil zum gekammerten Darm. Dieser Übergangstheil trug an jeder Seite eine Anhangsdrüse, die vom 16. Segment an sich bis zum Ende des 18. erstreckte; sie hatte die gewöhnliche Schlauchform mit den vorde- ren und hinteren zugespitzten Enden. Man unterschied an ihr deutlich eine äussere hmica pro- prio, auf deren innerer Oberfläche kleine cylindrische Zellen so gelagert waren, dass sie alle ge- gen den Anheftungspunct der Drüse hin strebten. Im 18. Segment begann der wie gewöhnlich gekammerte gelbe Darm. Das Thier war ein Weibchen: vom 70. Segment an bis zum 90. lagen in der Korperhöhle Eier, in dieser Ausdehnung war der Körper dadurch verdickt. Die Eier waren blau violett, die cxössten massen 0,037 — 0,044'"'"; sie las;en neben dem treiben Darm, in dessen Einschnürungen einerseits, wie anderseits in die Höhlung des Ruders hinein sie sich erstreckten. Das einzige weibliche und geschlechtsreife Thier erhielt ich am I . Juli bei Zurkowa. Diese. Art stimmt in manchen Punclen mit der von Grube1) charakterisirten Syllis varie- gata (Gr.); doch fehlt meiner Art zunächst die eigenthümliche brillenförmige Zeichnung auf der Riickenfläche der Segmente, dann sind die Palpen meiner Art völlig getrennt, bei S.variegala an der Basis verwachsen. Der Kopflappen der GRiiBE'schen Art hat eine durchaus andere Form, und ist der Beschreibung nach zusammen mit den Palpen grösser als bei der von mir be- schriebenen. Auf die Grösse und Gliederzahl der Fühler und Cirren lege ich kein Gewicht. Leider erwähnt Grube nichts von den Aftercirren und vom Bau des Verdauungsrohres. Viel näher steht sie dagegen der Syllis hyalina (Gr.); und vielleicht habe ich nur ein kleineres Exemplar vor Augen gehabt. Abweichend gebaut sind die Fühler und Rückencirren, die bei S. hyalina perlschnur- förmig sind, wenn die GRiBE'sche Zeichnung , worauf dies stark hervortritt , nicht nach einem in Weingeist geschrumpften Thiere gemacht ist. Sonstige Differenzen liegen in der Länge des Drü- senmagens, der vom 10. bei S. hyalina bis ins 19., bei S. jiellucida bis ins IG. Segment reicht. Von Bedeutung für meine S.pelliicida erachte ich den Mangel des Zahnes in der Schlundröhre und die kurzen, ihren Eingang umstellenden Papillen. Darüber macht Gribe keine Angaben. Syllis scxociilata n. sp. Kopflappen mit sechsAugen, Palpen gross, ganz getrennt, zangenförmig divergirend. Fühler, Filhlercirren und Rückencirren lang fadenförmig, gegliedert. 2 gegliederte lange und 1 ungegliederter kurzer Aftercirrus. Ruder mit 2 Bündeln verschiedengestalleter I) Gbube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Fünfter Beitrag. Archiv für Naturge- schichte. Jahrg. 20. Berlin 1860. I. pg. 85. Taf. III. Fig. 6. Ehleks, Boretenwürmer. ■{ j 242 Ordo I. Nerädea. Borslen. — Die am Eingang mit X Papillen umstellte, und dahinter mit einem Zahne be- waffnete Schlundröhre, reicht bis ins 10., der Drilsenmagen bis ins 13. Segment. — Quarnero. Die hier zu beschreibende Art gehört in die Gruppe derjenigen, welche einen langen und dünnen, last linearen, aus zahlreichen Segmenten zusammengesetzten Körper haben. Zwei Exem- plare kamen mir unter die Hände, von denen das erste, dessen Körperauhänge meist abgerissen oder verstümmelt waren. 4(5 Segmente hatte (leider habe ich die ganze Lange zu messen ver- säumt), das zweite vollständig erhaltene 85 Segmente und eine Lange von 1 I""". Beide waren geschlechtsreife Weibchen. — Die Farbe war eine grünliche, der Körper hell durchscheinend. Der Kopflappen (Taf. X. Fig. 5) ist im allgemeinen oval, breiter als lang, so dass der Längsdurchmesser ungefähr um ein Drittel kleiner ist als der Breitendurchmesser. Die grösste Breite hat der Kopf läppen durch die gerundet erweiterten Seiten; nach vorn hin verschmälert er sich am stärksten ; es ist daher die vordere seicht ausgerandete Kante nur ungefähr halb so breit als die hintere. Auf der schwach gewölbten Oberfläche des Kopflappens stehen drei Paar Augen. Zwei Paare, die auf der hinteren Hälfte stehen , haben die bei Syllis gewöhnliche Anordnung im Trapez : die vorderen grösseren stehen weiter auseinander als die hier weit nach hinten gerück- ten kleineren. — Zu diesen kommt nun hinzu ein drittes Paar viel kleinerer, fast punetförmiger Augen, die ganz vorn auf dem Kopflappen hinter den Ecken der vorderen Kante stehen in glei- chem Abstände von einander als die hintersten Augen. Bei dem einen Exemplare hatten die bei- den mittleren Augen kleine halbkugelig vorspringende Linsen, die nach vorn und seitwärts ge- richtet waren, und eins der hinteren Augen eine kleine halbkugelige, nach hinten sehende Linse. Die Palpen sind grosse lappige Gebilde , die auf der Unterseite des Kopf lappens ent- springen, und dort zusammen nicht ganz die Breite des Kopflappens haben. Sie sind in ihrer ganzen Länge von einander getrennt, verjüngen sich nach vorn kegelförmig und haben hier auf ihrer nach unten und medianwärts sehenden Fläche eine löffelartige Aushöhlung. Die vorderen verjüngten Hälften stehen etwas mehr von einander entfernt als die basalen Theile. — Die Palpen ragen um anderthalb Längen des Kopf lappens über dessen vorderen Band hervor; zusammen mit dem Kopflappen waren sie ungefähr so lang als die vier ersten Segmente (Taf. X. Fig. 5). Von den drei Stirn füh lern war der mittlere unpaare bedeutend länger als die seit- lichen , doppelt so lang als Palpen und Kopflappen zusammen ; sein Ursprung stand in der Mitte zwischen den beiden mittleren Augen. — Die seitlichen Stirnfühler waren länger als Pal- pen und Kopflappen zusammen; sie entsprangen etwas hinter und zur Seite von den vorder- sten punetförmigen Augen. — Alle drei Stirnfühler waren dünn fadenförmig und in kurze Ab- schnitte gegliedert. Am mittleren Stirnfühler zählte ich gegen 30 Glieder. Das erste Segment ist fast breiter als der Kopflappen, dreimal so breit als lang, bei dem einen Exemplare war der vordere Band in der Mitte zu einer kleinen Spitze vorgezogen. — Farn. Syliidca. Gen. Syllis. 2i3 An den Seiten stehen zwei lange dünne Fühler einen ; der obere ist der längere, fast so lang als der mittlere Stirnfühler; der untere ist nur wenig kürzer. Ihr Bau stimmt mit dem der Rücken- cirren überein. Die folgenden Segmente sind an Breite dem ersten gleich, meist aber etwas länger als dieses ; alle sind nur schwach von einander getrennt. — Auf dem ersten bis dritten Segmente läuft quer über die Mitte der Rückenfläche ein bei auffallendem Lichte weissliches Band. Unter starker Vergrösserung löst sich dieses in eine Zone von kreisförmigen Körnerhaufen auf, die dicht gedrängt neben einander unter der Oberhaut stehen (Taf. X. Fig. 8). Auf den nächsten Segmen- ten stehen diese Massen nicht mehr zu einem Streifen vereinigt, sondern vereinzelt, doch steht über der Basis der Ruder noch ein dichter Haufen. Hier bleibt er am längsten, wenn sonst auf den Segmenten die quere Zone schon ganz verschwunden ist. An den Seiten des Segmentes steht ein deutlich vorgestrecktes, schwach kegelförmig an der Spitze abgestumpftes und seicht zweilippig eingeschnittenes Ruder, an dessen Basis ich in dem einen Falle Wimperrosetten sah. Aus seiner Spitze treten zwei Bündel verschieden- artiger Borsten heraus. Beide Formen von Borsten sind zusammengesetzte (Taf. X. Fig. 7). In dem einen Bündel stehen nur drei, die sich durch grössere Länge vor den übrigen auszeich- nen ; das Ende des Stabes ist kaum merklich verdickt und trägt auf der schräg abgestutzten End- fläche ein langes , in eine feine Spitze ausgezogenes spiessförmiges Anhangsstuck, welches wie gewöhnlich nur mit kurzem Fortsatz auf dem Stabe eingelenkt ist. Diese Borsten sind meist in ihrer ganzen Länge sanft gekrümmt. — Die Borsten des zweiten Bündels sind von der bei Syllis gewöhnlichen Form : der am Ende verdickte und schräg abgestutzte Stab trägt hier eingelenkt einen kurzen messerförmigen Anhang mit ganzrandiger Schneide und einem stärkeren Endhaken. Von diesen stehen 10 Borsten und darüber im Bündel, sie sind kürzer als die zuerst beschriebe- nen, dabei aber meist dicker und stärker. — Bei dem einen Exemplare habe ich ein etwas anders gestaltetes Endstück gezeichnet: es hatte mehr die Form einer Lanzenspitze und war an -der Spitze zweizinkig; es sind das Varietäten einer ungleichen Ausbildung derselben Borstenform. Eber der Basis des Ruders steht ein schlanker, lang aber undeutlich gegliederter Rücken cir.ru s, der zwei bis dreimal so lang ist als die Segmente breit sind. Der Bauchcirrus ist ungegliedert, pfriemlich und etwas länger als das Buder. Das After segment trägt zwei lange gegliederte seitliche Aftercirren und dazwischen einen kurzen, ungegliederten medianen. Der Mund liegt auf der Unterseite des Kopflappens; die von da abgehende dünnhäutige Rüsselröhre reicht bis ins zweite Segment. Hier beginnt die Schlundröhre, welche an ihrer Einganjisöffnung von acht grossen, an der Spitze gerundeten blattartigen Papillen umstellt ist. Dahinter steht in einer Aushöhlung der Cuticula im 3. und i. Segmente die kegelförmig zu- gespitzte Bohrspitze. Die Schlundröhre reicht bis ins 10. Segment, Vom 10. bis 13. Segment liegt dann hinter ihr der Drüsenmagen, auf ihn folgt der Ü be rgangst heil mit den 31» 244 Ordo I. Nereidea. grossen Anhangsdrüsen zur Seite, und dann der grüne gekammerte Darm (Taf. X. Fig. 5). Beide Thiere, welche ich erhielt, waren eiertragende Weibchen; die Brunstzeit be- stimmt sich danach als Juni und Juli. Bei dem ersten Thiere von 4G Segmenten lagen vom 23. Segmente an die Eier in Packeten von der Wurzel der Ruder bis an den Darm und in dessen Einschnürungen hinein. Gleich nachdem ich das Deckglas aufgelegt hatte, fand ich nun neben der Spitze des Ruders Eier frei aussen im Wasser liegen ; von Zerreissungen war dabei nichts zu sehen. Ich zweifle nicht, dass diese Eier durch den Druck des Deckglases aus der äusseren Öff- nung des Segmentalorganes, wie ich es von einer anderen Syllisart beschrieb, herausgetreten ist. Ob die Wimperrosette an der Basis des Ruders damit im Zusammenhang steht, konnte ich nicht entscheiden. — Bei dem zweiten Weibchen finde ich in meinen Notizen nur angegeben, dass die hinteren zwei Drittel des Wurmes von Eiern gefüllt gewesen seien. Beide Thiere erhielt ich an der Küste vor Martinsica zwischen Algen. SjIIis scabra n. sp. Körper gedrungen: die Oberfläche rauh von Körnchen in der Haut, die seitlichen Ränder gekerbt. Kopflappen vorn am breitesten, mit vier Augen, kurz gegliederten dicken Fühlern und zwei getrennten eiförmigen Palpen. Erstes Segment auf der Rücken- fliiche buckelartig gewölbt. Fühlercirren und Rückencirren kurz und dick, deutlich und kurz gegliedert. Bauchcirren stummeiförmig. Aftercirren kurz kegelförmig. — Die Schlundröhre, am Eingang von Papillen umstellt, ohne Zahn, reicht vom 4. bis ins 12., der Drüsenmagen von da bis ins 14. Segment. — Quarnero. Der Habitus dieses, zu den kurzen Syllideen gehörenden Wurmes ist gedrungen. Dem unbewaffneten Auge, welches die kleinen Anhänge nicht scharf zu unterscheiden vermag, er- scheint das Thier daher als eine nicht zu dieser Gruppe gehörende Form , und wer das kurze, verhältnissmässig und anscheinend in der ganzen Länge gleich breite Thier sieht, wie es ziemlich rasch kriechend dahingleitet , ohne die Schlängelungen und die in lebhafter Bewegung spielenden Cirren , womit sich die schlanken Syllisarten in schöner Weise sofort zu erkennen geben, der ver- muthet nicht in ihm einen Verwandten dieser Thiere zu finden. Die Zahl der Segmente ist dem entsprechend eine geringe; ich zählte 39 völlig ausge- bildete, wozu dann noch am Körperende vier in ihren Anhängen weniger entwickelte kommen ; die Länge dieses Thieres war 3,o""", die grösste Breite 0,44""" ohne die Anhänge. Der Körper ist vorn schmäler als in der Mitte und am Ende; allein ohne Vergrösserungsglas fällt das kaum auf, da die seitlichen Anhänge an den vorderen Segmenten länger sind als in der Mitte des Körpers, so dass die geringere Breite des vorderen Körpertheiles gegen den mittleren und hinteren durch grössere Länge seiner Anhänge ausgeglichen wird. — Die Farbe des Thieres war gelb glänzend, der Glanz rührt von kleinen Körpern her, welche auf der Rückenseite des Kopflappens und der Segmente in der Haut liegen. Farn. Syllidea. Gen. Syllis. 245 Der Kopflappcn Taf. XI. Fig. I) liaf von oben gesehen im allgemeinen die Form eines Trapezes, an dem die grössere der parallelen Seiten von der vorderen Kante gebildet ist. Nun ist aber diese vordere Kante in der Mitte ein wenig nach vorn vorgerundet, die Ecken sind ab- gestumpft und die beiden seitlichen Kanten in der hinteren Hälfte schwach ausgeschweift, wo- durch dann um so mehr die grössere Breite des vordersten Theiles des Kopflappens heraustritt. Die vordere Kante ist um ein Drittel breiter als die hintere; die hier liegende grösste Breite iU's Kopflappens ist das Doppelte der ganzen Länge. Auf der hinteren Hälfte ist die Oberfläche gewölbl . fällt dann etwas gegen die Seiten ab, stärker gegen die vordere Kante hin, so dass die vordere Hälfte fast zugeschärft erscheint. Die in der Haut des Kopflappens eingebetteten Körper- chen geben dieser ein rauhes Ansehen, da sie als kleine zugespitzte Rauhigkeiten etwas über die Oberfläche herausragen; aus den gleichen Ursachen sind die Bänder, zumal der vordere, nicht glatt, sondern erscheinen wie schwach und unregelmässig eingekerbt. Auf der vorderen Hälfte des Kopflappens stehen vier rothe Augen im Trapez: zwei vordere grössere nahe am seitlichen Bande und dicht hinter den vorderen Ecken, und unmittelbar hinter diesen, aber einander mehr genähert zwei kleinere; diese kleinen hinteren Augen stehen ausserdem wesentlich höher als die vorderen, zu deren deutlicher Einstellung man den Tubus des Mikroskopes senken muss, wenn man vorher die hinteren sich zur Ansicht gebracht hatte. Der nach vorn stark abschüssige Kopflappen bedingt wohl diese ungleich hohe Augenstellung. Über den vorderen Kopflappenrand ragen zwei Palpen hervor. Es sind das platte blatt- förmige Organe von eiförmigem Umriss; das mehr zugespitzte Ende sieht frei nach vom, wäh- rend das etwas stumpfere Ende mit einem nur sehr schmalen Stücke sich dicht hinter dein vor- deren Bande auf der Unterfläche des Kopflappens anheftet. Beide Palpen sind völlig frei, und so weit von einander getrennt, dass auch an ihrer breitesten Stelle, die über den Band des Kopflappens bereits vorsieht, ein ansehnlicher Abstand beider von einander besteht. Ihr ganzer Längsdurchmesser übertrifft etwas den Breitendurchmesser und ist etwas kürzer als der Längs- durchmesser des Kopflappens. Drei kurze Stirnfühler stehen fast in einer Linie dicht hinter dem vorderen Bande des Kopflappens , der unpaare mittlere etwas mehr nach vorn als die beiden seitlichen , alle drei noch vor den vorderen Augen. Der mittlere ist der längste, er ist doppelt so lang als der Kopflappen die seitlichen sind kürzer, aber immer noch länger als dieser. Die Form der Fühler ist plump, in ihrer ganzen Länge gleichmässig dick; sie sind enggegliedert, ihre Glieder fast dreimal so breit als lang; das Endglied ist stumpf abgerundet, das basale Glied an seiner Anheftungsstelle nur dünn . von da kegelförmig bis zur vollen Fühlerdicke erweitert. Der mittlere unpaare Stirnfühler hatte sieben, die seitlichen sechs Glieder. Das erste Segment (Taf. XL Fig. I) zeigt eine stark gewölbte Bückenfläche, die sich fast wie ein Polster mit hinterem gerade abgestutzten und vorderem stark convexen Bande er- hebt. Es ist etwas schmäler als die hinlere Kante des Kopflappens und ungefähr halb so lang als 2iG Orde 1. Nereidea. dieser; die untere, nicht gewölbte Fläche ist etwas breiter. Dicht nebeneinander in der Haut ein- gelagerte Körperchen, die ihre kegelförmigen Spitzchen nach vorn und seitwärts richten, geben der gewölbten Rückenflache ein körnig rauhes Ansehen und ragen zumal über die vorderen und seitlichen Rander als kleine Höcker heraus. — Auf einem cvlindrischen Fortsatze der Seitenfläche tragt dieses Segment zwei Fühler cir reo; einen dorsalen von der Spitze und einen ventralen von der unteren Flache entspringenden. Beide sind nach vorn und seitwärts gerichtet ; wie die Stirnfühler und Rückencirren der folgenden Segmente kurz und dick, fast doppelt so lang als die gewölbte Kuppe des ersten Segmentes breit, und langer als der grösste Stirnfühler. Der dorsale Rückencirrus ist langer als der ventrale; er hat S kurze Glieder, der ventrale nur 6, die Glieder sind fast doppelt so breit als lang, das Endglied etwas langer, an der Spitze abgerundet. Mit den hierauf folgenden Segmenten verbreitert sich der Körper allmählich, bis er ungefähr am achten Segment seine volle Breite erlangt hat. Alle Segmente sind bedeutend breiter als lana: schon das zweite ist fast dreimal so breit als lane, und mit zunehmender Breite werden die Segmente bis über viermal so breit als lang. Die Rückenflache aller Segmente ist gewölbt, doch nicht in so bedeutendem Maasse als beim ersten, die Bauchfläche ist dagegen platt. — In der Haut liegen dicht gedrangt ahnliche Körperchen wie auf dem Kopflappen und ersten Seg^ mente, doch sind sie hier vom dritten Segment angefangen nicht mehr zugespitzt, sondern kugelig und stark glänzend; die grössten maassen 0,0108""". Die Ränder der Segmente, zumal die seitlichen, waren an allen anregelmässig gekerbt. An den Seiten tragt das Segment einen cvlindrischen Fortsatz, dessen Haut die gleichen Körperchen enthalt, auf seiner Spitze steht der kurze Rückencirrus und verdeckt von oben her fast völlig das darunter stehende Ruder. Im Bau gleichen die Rückencirren den Anhangen des ersten Segmentes; die höchste Zahl ihrer Glieder ist acht, weniger als fünf habe ich nicht daran gesehen. Sind sie an den vorderen Segmenten so lang oder doch nur wenig kürzer als diese breit, so werden sie gegen die Mitte des Körpers zu so kurz, dass sie kaum halb so lang als die Segmente hier breit sind. Auch die Form der einzelnen Glieder des Rückencirrus ändert sich in der Weise, dass jedes an seiner basalen Fläche schmäler als an seiner Endfläche ist, und daher die vorderen Ecken des einzelnen Gliedes seitlich weiter vorragen als das zunächst darauf eingepflanzte folgende Glied. Es ist mir diese Form, wobei die einzelnen Glieder stark von ein- ander abgesetzt erscheinen , zumal gegen das Körperende hin aufgefallen (Taf. XI. Fig. 2). — Die Rückencirren sind meist gerade seitlich weggestreckt; starke Bewegungen habe ich nicht da- mit ausfuhren sehen. Unter dem Rückencirrus und seinem Träger steht ein kleines kegelförmiges Ruder, aus dessen Spitze ein Bündel von Borsten austritt, das an den vorderen Segmenten etwas ärmer, gegen die Mitte des Körpers hin reicher ist und hier ungefähr I 5 Borsten enthält. — Die Borsten sind zusammengesetzt; das Anhangsstuck ist messerförmig, mit ganzer Schneide, aber nur sehr klein; es steht wie gewöhnlich mit kurzem Stäbchen auf der schräg abgestutzten Endfläche des Farn. Syllidea. Gen. Syllis. 247 liier etwas verdickten Stieles (Taf. XI. Fig. 3). — Im Innern des Ruders liegt, wie es schien der unleren Flache naher, eine grosse hell gelbliche Acicula von schlank kegelförmiger Gestalt. Die Baucheirren sind kurze conische Stummelfortsatze, welche kaum über das Ende des Ruders hinausragen und fast das Ansehen einer unteren Ruderlippe haben. Von diesem Verhalten weichen die letzten vier Körpersegmente ab; hier trat plötzlich eine Abnahme der Breite ein , so dass sich das Körperende rasch verjüngte. Die einzelnen Seg- mente waren undeutlich voneinander getrennt ; in der Rückenhaut fehlten die glänzenden Körper- chen. Die Ruderfortsatze an den Seiten waren klein, hatten aber Borsten, darüber stand ein kurzer, an der Spitze etwas dünnerer Rückencirrus nur undeutlich gegliedert. Das Aftersegment ist kurz, ohne Ruderfortsatz und Rückencirren ; ein Einschnitt in der Mittellinie bezeichnet die Stelle des Afters. Jederseits steht auf der Endfläche ein kurzer, kegelförmiger, ungegliederter Anhang, der Aftercirrus (Taf. XI. Fig. 2). Der Ver daunngstr actus hat den für Syllis charakteristischen Bau. Von der Mund- öll'nung, die auf der Unterseite zwischen Kopf läppen und erstem Segment steht, führt eine dünn- wandige Rüssel röhre bis ins 4. Segment. Im vierten Segmente beginnt die durch ihre Chitin- cuticula starr gewordene Schlundröhre, um deren Eingang hier ein Papillenkranz steht; leider fehlt es mir an Angaben über die Form und Zahl der Papillen. — Eine Rüsselbewaffnung fehlt. Im 12. Segmente schliesst sich daran der kurze, nur bis ins H.Segment reichende Drü- senmagen, in dessen dicker Wand die eingebetteten Drüsen die bekannte Zeichnung hervor- rufen. Dieser Theil ist etwas breiter als lang, an einem Glycerinpräparate misst er 0,189°"" in der Lange und 0,21 6mm in der Breite; in seiner ganzen Lange ist er gleich dick. Unmittelbar an ihn schliesst sich der gekammerte Darm; ein Übergangsstück mit An- hangdrüsen wie sonst bei Syllis habe ich nicht gesehen. Vom Nervensystem kann ich nach einem in Glycerin aufbewahrten Thiere nur so viel angeben, dass in jedem Segmente ein aus zwei Hälften verschmolzenes Ganglion liegt. Ich erhielt das Thier auf einer Schleppnetzexcursion bei Zurkowa. Grcbe l) hat unter dem Namen Pseudosyllis brevipennis die kurze Beschreibung eines Wur- mes aus dem Quarnero gegeben, der in vielen Puncten mit dieser Art übereinstimmt. Was mich trotz der Übereinstimmung beider Thiere an Grösse, an Form der Fühler und Cirren, sowie Pal- pen, trotz der Ähnlichkeit der Kopf läppen bestimmt, bis auf weiteres meine Art als eine von der GuuBE'schen verschiedene hinzustellen , ist zunächst die Gesammtform . indem die Pseudosyllis am vorderen Körperende nicht verschmälert ist ; dann sollen dort die Palpen sich berühren , während sie bei meiner Art völlig von einander entfernt sind. Pseudosyllis hat ausserdem nach der Be- schreibung am ersten Segment einen Ruderfortsatz, den ich allerdings in der Abbildung, wo es 1) Giube. Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Sechster Beitrag. Arch. für Natur- geschichte. 29. Jahrgang 1863. I. pag. 43. Taf. IV. Fig. 5. 248 Ordo. I. Ncreidea. zwei Fühlercirren trägt, vermisse; danach würde der Gm HE'sche Wurm gar nicht zu der Gattung Syllis gehören. Die Zahl der Borsten ist bei jener geringer; dass ich bei meiner Art an keinem Segmente ein zweites Bündel langer einfacher Haarborsten gesehen habe, wie sie bei Pseudosyllis sich finden, würde keinen Unterschied ausmachen , da die Pseudosyllis , welche Gribk sah, im Begriff war, durch Knospung ein neues Thier zu bilden, und wir von anderen Syllideen wissen, dass zu dieser Zeit die Entwicklung eines zweiten Bündels von Haarborsten stattfindet. — Grube würde auch wohl die eigentümliche Hautsculptur erwähn» haben, wenn ihm Syllis scabra vor- gelegen hatte; leider hat er über den Verdauungstractus seiner Pseudosyllis gar keine Mittheilun- gen gemacht, so dass es unsicher bleibt, ob dieser als Mutterthier der GnoE'schen Tetragleiie rosea doppelt interessante Wurm wirklich zur Gattung Syllis gehört, worauf die meisten äusseren Charaktere hinweisen. Anhang zur Gattimg Syllis. Ein kleiner Wurm, den ich am IG. Juni an der Küste von Martinsica fischte, verdiente meine Aufmerksamkeit , da ich in ihm das durch Ablösung entstandene Geschlechtsthier einer unbekannten SyUisaxt zu haben glaubte. Zu der Vermuthung veranlasst mich die Beschaffenheit der Segmentalanhänge , denn mit Ausnahme des ersten auf den Kopflappen folgenden Segmentes tragen alle übrigen Ruder ausser den bei Syllis üblichen zusammengesetzten Borsten noch ein zweites Bündel langer, haarförmiger Borsten. — Bei dem Interesse, welches diese geschlecht- lichen Formen für sich in Anspruch nehmen, wird eine kurze Beschreibung dieses Thieres am Platze sein , auch wenn das Stammthier mir leider unbekannt geblieben ist. Das Thier war 2""" lang und ungefähr 0,5,,im breit, und bestand ohne den Kopf läppen aus 20 Segmenten. Seine Farbe war lebhaft roth. wie ich es von den Ammenformen der Syllis /in- mensis kannte, welche die mannlichen Geschlechtsproducte bereiten; dabei war das Thier aber, darin von Syllis abweichend, vollkommen undurchsichtig. Der Kopflappen und das erste Segment (Taf. XII. Fig. 3) bedürfen einer beson- deren Schilderung wegen ihres von den übrigen gleichgebauten Segmenten abweichenden Ver- haltens. Beide zusammen haben ungefähr die Länge des zweiten Segmentes. Der Kopflappen ist eine wenig gewölbte Scheibe, deren hinterer, an das erste Segment stossender Rand gerade abgestutzt ist, während der nach vorn und seitwärts sehende übrige Theil eine gleichmässige der- artige Rundung hat, dass die ganze Form des Kopflappens ein Oval darstellt, dessen nach hinten an das Segment grenzender Umfang gerade abgestutzt ist. Der grösste Breitendurchmesser liegt ungefähr in der Mitte der Länge, und hier ist der Kopf läppen fast um ein Drittel breiter als lang. Auf der Oberfläche des Kopflappens stehen auf dem hinteren Theile der Scheibe zwei grosse runde Augen von dunklem Ansehen ohne Linse; sie stehen in dem Winkel, welchen der Farn. Syllidea. Gen. Si/Ilis. 249 gerade abgestutzte Hinterrand des Kopflappens mit dem Seitenrande bildet, und stossen damit an die vordere Kante des ersten Segmentes. — Vom vorderen Umfange des Kopflappens am Übergange zum Seitenrande entspringt je ein Fühler, kaum so lang als der Kopf läppen, aus drei Gliedern bestehend, von denen das mittlere das kürzeste ist; der i^anze Fühler ist mit kurzen, einzeln stehenden Härchen besetzt. — Näher der Mittellinie entspringen von der unteren Fläche des Kopflappens, nicht weit hinter dem vorderen Rande zwei paarige, ungegliederte Organe, die am Ursprungstheile schmal sind, gegen das freie Ende hin sich kolbig verdicken und in der Weise gekrümmt sind , dass sie ihre concave Seite gegen die Mittellinie und gegen einander wenden. Auch diese Organe , die man ihrer Lage nach als Palpen bezeichnen kann , sind mit einzeln ste- henden kurzen Haaren besetzt. Das erste Segment, wie alle folgenden an der Oberseite nur schwach gewölbt, ist un- gefähr halb so lang als breit. An jeder Seite trägt es ein deutlich vorgestrecktes Ruder, an dessen Spitze ein Bündel von gegen 10 zusammengesetzten Borsten austritt. Die Borste besteht aus dem am Gelenkende verdickten und schräg abgestutzten Stabe, auf dem mit schmaler Einfügung ein messerförmiger Endanhang articulirt , dessen Schneide ganzrandig und dessen Spitze zu keinem Haken ausgezogen ist. Im Innern des Ruders sammeln sich die Borsten um eine hellü;elbliche Acicula, welche hier im ersten Segment besonders lang ist und fast bis in die Nähe der Mittellinie des Körpers reicht. Sie wurde erst sichtbar, als das Thier mit Glycerin auf- gehellt war. Über dem Ruder entspringt vom Segmente selbst ein dünner fadenförmiger Rücken- e irr us, der nicht ganz so lang als das Segment breit ist und aus weniger als zehn Gliedern besteht. — Von der Unterseite des Ruders entspringt der ungegliederte Baucheirr us, der kegelförmig sich verjüngt und nicht länger als das Ruder ist. Die folgenden Segmente sind nicht viel breiter als lang, gegen das Körperende nehmen sie etwas an Grösse ab. Die Ruder, welche an ihren Seiten stehen, haben dieselben um eine Acicula geordneten Hakenborsten, den gleichen Bauchcirrus und Rückencirrus, der von der Breite der Segmente und wohl darüber ist, und bis aus zehn Gliedern besetzt. Allein an den Rudern dieser Segmente stellt nun unter der Basis des Rückencirrus auf dem medialen Theile der oberen Ruderfläche ein niedriger Vorsprung, und aus dessen Spitze tritt ein Bündel äusserst feiner, ge- rade gestreckter Haarborsten aus, welche ungefähr die Länge der Rückencirren haben. Die Borsten scheinen nur locker in der Haut zu stecken, eine Acicula, welche diesem Haarborsten- bündel als Stütznadel dienen könnte, fehlt (Taf. XII. Fig. 5). Das After segment (Taf. XII. Fig. 4) ist schmal ohne Ruder, es trägt zwei, den Rücken- cirren an Länge gleichkommende, gegliederte Aftercirren. Von der inneren Organisation konnte ich am lebenden Thiere nichts wahrnehmen ; nach Einschluss in Glycerin ist das Thier durchsichtiger geworden und man sieht in der Mitte eines jeden Segmentalraumes ein rothes rundliches Paket, das ich als Abschnitt des Darmcanales anspreche. EHLEks, Borstenwürmer. 3- 250 Ordo J. Nereidea. Über die verwandtschaftlichen Beziehungen des Thieres ist nicht viel zu sagen. Die Form der Segmente und ihrer seitlichen Anhange deutet auf Syllis ; allein der Kopf läppen stimmt nicht mit der Bildung desjenigen überein, wie ihn der Abkömmling der Syllis proMfera Kroiin) oder der Syllis ftumcnsis, noch derjenige der Syllis brevipennis {Tetraglem rosea), zeigt. Denn alle diese haben 4 Augen auf dem Kopflappen. Allein diese Abkömmlinge der verschiedenen SyllisarWn weichen unter einander ebensosehr von einander ab. als das hier beschriebene Thier von ihnen. Dagegen passt die Form des Kopfes, mit Fühlern, Palpen und Augen, abgesehen von den weniger gegliederten Fühlcranhangen, sehr gut zu den Abbildungen, welche Qiatrefages ') vom Vorder- teile der an Syllis monilaris (Sav.-) knospenden Jungen geliefert hat, und das ist offenbar die am nächsten verwandte Form. — In manchen Puncten herrscht auch Übereinstimmung zwischen der Joida macrophtlialma (Johnst.)2) und dem von mir beobachteten Thiere: allein wieder ist es der Kopf läppen, der beide von einander trennt, darin allerdings kommen sie überein, dass beide nur zwei Augen haben, allein Joida besitzt drei gegliederte Stirnfühler und nichts, was den Pal- pen analog wäre, wahrend unser Wurm zwei fühler- und zwei palpenähnliche Anhange hat. Bei Joida soll ausserdem das Bündel Haarborsten das untere sein. — Von den drei ersterwähnten Thieren kennen wir durch Beobachtung ihre Zusammengehörigkeit mit Syllis, von Joida ist be- reits dasselbe vermuthet, und ich zweifle keinen Augenblick, dass auch der hier beschriebene Wurm Abkömmling einer Syllis ist. — Einen systematischen Namen dem von mir beobachteten Thiere beizulegen, habe ich ab- sichtlich vermieden, um die Synonymie, die durch das Nebeneinandervorkommen der geschlecht- lichen und ungeschlechtlichen Formen gar leicht entsteht, nicht unnöthig zu vergrössern. Hoffent- lich wird das Stammthier dieser geschlechtlichen Syllis bald bekannt sein. A. I. 2. d. ß. Palpen verwachsen. Baucheirren fehlen. Svlliue (Grube). Sylline mbropunetata Grube .Beschreibung elc: Fünfler Beitrag. ISßO. a.a.O. pg. 87. Tat. III. Fig. 8). Gribe hat diese Gattung auf die Verschmelzung der Palpen und den Mangel der Bauch- cirren gegründet; in die Artdiagnose ist mit aufgenommen, dass Fühler, Fühlercirren und Rücken- cirren ungegliedert seien. Von diesen Merkmalen scheint mir die Abwesenheit der Baucheirren das bedeutendste zu sein; Verwachsungen der Palpen in mehr oder minder hohem Grade finden sich auch bei Syllis; das gleiche gilt von der fehlenden Gliederung der Körperanhänge. In der Tafelerklärung steht irrthümlich statt Sylline mbropunetata — lonyocirrata ; der Name muss weichen, um so mehr, da es eine Syllis lonyocirrata (Örst.) giebt. i) Qiatrefages, Sur la generation alternanle de Syllis. a. a. 0. PI. 4. Fig. 6. 7. 2) Johnston, Miscellanea zoologica. Annais of natural liistory or Magazine of Zoology. Bolany and Geo- logy. Vol. IV. 1840. pg. 231. Fig. 5. Farn. Syllidea. Gen. Mierosyllis, Exotokas, Exogone, Isosyllis. 2ö\ A. I. 3. Das erste Segment mit einem Fühlercirrus jederseits, Baucheirren fehlen. A. I. 3. a) Zwei Stirnfühler. Mierosyllis (Claparede . Kopflappen mit verschmolzenen Palpen, und zwei Stirnfühlern; erstes Segment mit einem Fühlercirrus jederseits : Baucheirren fehlen. Mierosyllis brevicirrata Claparede (Untersuchungen über Anatomie und Entwicklungs- gesetz a. a. 0. pg. 42. Taf. XII. Fig. 1,2). A. I. 3. 6) Drei Stirnfühler. Exotokas n. gen. fffta aussen, roxcle, /) Gebarende. Kopflappen mit verschmolzenen Palpen und drei Stirnfühlern; erstes Segment ohne Borsten mit einem Fühlercirrus jederseits, Baucheirren fehlen. 1) Exotokas Kefersteinii. Exogone Kefersteinii Claparede (Untersuchungen über Anatomie und Entwicklungs- gesetz 1863. a. a. 0. pg. 42. Taf. XII. Fig. 3—6). 2) Exotokas gemmifera. Exogone yemmifera Pagenstecher (Untersuchungen über niedere Seethiere aus Cette. Zeilschrift für wiss. Zoologie. Bd. XII. 1863. a.a.O. pg. 267. Taf. XXV. XXVI). (Die von Pagenstecher a. a. 0. pg. 280 erwähnte Exogone Martinsi gehört nicht hierher, sondern ist vermuthlich eine echte Syllis; die Beschreibung ist ungenügend). A. I. 4. Das erste Seament ohne Fühlercirren, Baucheirren vorhanden. "ö Exogone (Örsted). Kopflappen mit Palpen, erstes Segment ohne Borsten und Fühlercirren: an den Bil- dern Bücken- und Baucheirren. Exogone naidina Örsted (Über die Entwicklung der Jungen bei einer Annelide. Ar- chiv für Naturgeschichte. Jahrg. 11. 1845. pg. 20. Taf. 2). Exogone longiseta Gosse (Notes on some new or little-known Marine Animals. Fase. II. Annais and Magazine of natural history. Ser. II. Vol. 16. London 1853. pg. 32. PI. IV. Fig. 15—21). Ich stelle dies von Gosse als Syllis longiseta beschriebene Thier hierher, trotzdem dass Gosse den Kopflappen als ungelappt bezeichnet, damit das Fehlen von Palpen ausspricht. Allein ich verrnuthe, dass wie bei Exogone naidina die Palpen verschmolzen und nur bei der Ansicht von unten her als solche erkennbar sind. Meiner Ansicht nach ist das Thier das gleiche wie Örsted's Exogone naidina. A. II. Das erste Segment mit Borsten. A. II. I) Drei Stirnfühler. Isosyllis n. gen. hog gleich, Syllis. Schlanke Thiere, Kopflappen mit vorspringenden Palpen, 3 Stirnfühlern und Augen: erstes Segment mit einem borstenführenden Ruder, von den übrigen Segmenten nicht verschieden; Rücken- und Baucheirren. 32* 252 Ordo I. Nereidea. Diese neue Galtung errichte ich für zwei mir bekannt gewordene Species, welche im Habitus durchaus Syllis gleichen, aber durch die Beschaffenheit des ersten Segmentes davon ge- trennt werden. t ) Isosyllis maculosa. Si/Ui* maculosa M. Edwards (Cuvier, Regne animal. Ed. 3. accompagnee de planches gravees. Annelides par M. Edwards. PI. 15. Fig. 1). 2) Isosyllis armoricana. Syllis armoricana Claparede (Untersuchungen über Anatomie und Entwicklungsge- schichte. 1863. a. a. 0. pg. 39. Taf. XIII. Fig. 21—23, 25—27). A. II. 2) Vier Slirnfühler. Oophylax n. gen. ciöv, rö Ei. tfuXai;, ij Wächterin. Kopflappen mit vorspringenden, verschmolzenen oder theilweis getrennten Palpen ; vier paarig geordneten Stirnfühlern und Augen, erstes Segment mit borstenführendem Ruder von den Übrigen nicht verschieden; Rucken- und Raucheirren. 1) Oophylax Örstedii. Exoyone Örstedii Kölliker (Nachwort zu: Einige Worte zur Entwicklungsgeschichte von Eunice von H. Kocb. pg. 15. Taf. 3. Fig. I). 2) Oophylax cirrata. Exogone cirrata Kölliker (Nachwort, a. a. 0. pg. 22. Taf. 3. Fig. 3). A. II. 3) Fünf Stirnfühler. Sphaerosyllis (Claparede char. emend.). Kopflappen mit vorspringenden Palpen , fünf Stirnfühlern und Augen ; erstes Seg- ment , wie die übrigen mit Rücken- und Rauchcirrus. 1) Sphaerosyllis hystrix Claparede (Untersuch, über Anatomie und Entwicklungsgeschichte. 1863. a. a. 0. pg. 45. Taf. XIII. Fig. 36. 37). Anm. Die zweite von Claparede a. a. 0. pg. 45. Taf. XIII. Fi:.'. 38 angeführte Art Sphaerosyllis erinaceus Clprd. , soll nur durch die Form der Kopflappen und Zahl der Augen difleriren; allein in der Zeichnung tragt der Kopflap- pen nur drei Stirnfühler, wovon im Texte nichts erwähnt; die Stellung des Thieres bleibt mir daher noch zweifelhaft. 2) Sphaerosyllis Claparedii n. sp. Sphaerosyllis Claparedii n. sp. KörperoberPÜiche glatt, Kopflappen breiter als lang, mit zwei grossen Palpen, die völlig getrennt sind, aber mit den medianen Kanten an einander liegen: i rothe Augen, 4 paarige, I unpaarer kurzer Slirnfühler mit kolbig erweiterter Basis. Rückencirren kaum so lang als das Huder, an der Basis verdickt; Baucheirren cylindrisch ungegliedert. Zwei längere Aftercirren am borstenlosen Analsegment. Eingang der Schlundröhre von 8 grossen weichen Papillen umstellt, in ihr ein Zahn; Schlundröhre reicht bis ins 5. Seg- ment, Drüsenmagen im 5. und 6. Segment. Fat». Si/lliilea Gen. Sphaerosyllis . 253 Zur Galtung Sphaerosyllis (Cli-rd.) ziehe ich ein Würmchen, das ich unter meiner Aus- beute am Porto di Lazaretto bei Fiume erhielt. Das Thier war 2mm lang und mit den Anhangen 0,4 breit, von heller durchscheinender Färbung; den Kopf läppen ungerechnet hatte es 25 Seg- mente. Etwas plattgedrückt erinnerte es mit dem schlanken Habitus und der raschen kriechenden Fortbewegung durchaus an die Syllideen. Der Kopflappen war doppelt so breit als lang, sein vorderer und hinterer Rand ge- rade abgestutzt, der vordere um ein geringes schmaler als der hintere ; die Seiten schwach ge- rundet erweitert (Taf. IX. Fig. 10). Auf dem hinteren Theile der wenig gewölbten Oberfläche standen vier rothe Augen im Trapez, das vordere und hintere jeder Seite einander sehr nahe, und die hintern einander nur wenig mehr genähert als die vorderen. Die vorderen Augen waren herzförmig, ihre breitere Endfläche nach vorn und seitwärts gerichtet und hier mit einer halbkugelig gewölbten hellen Linse ; der grösste Durchmesser des ganzen Auges war 0,022"™, der Durchmesser der Linse 0,0074""". — Die hinteren Augen waren rundliche rothe Pigmentflecke von 0,048""" Durchmesser (Taf. IX. Fig. 13). Zwei Palpen, ihrer ganzen Länge nach voneinander getrennt, aber mit den medianen Rändern einander anliegend, treten in der Breite der vorderen Kante des Kopf lappens vor diesem hervor; ihre Länge ist der des Kopflappens gleich, ihre Form dreieckig mit abgerundeter vor- derer Spitze. Auf der Oberfläche des Kopflappens stehen fünf Stirnfühler, eine für das Genus cha- rakteristische Anzahl. Zwei vordere stehen genau an den vorderen Ecken des Kopflappens; von den drei hinteren, die fast in einer Linie auf der Mitte des Kopf lappens stehen, entspringt der un- paare mittlere zwischen den beiden vorderen Augen, die beiden seitlichen hart am Rande des hier schwach seitlich erweiterten Kopflappens. Alle Stirnfühler sind nur klein; die grössten sind die auf den vorderen Ecken, stehenden (0,036mm lang), ungefähr halb so lang als der Kopflappen, etwas kleiner (0,0 3mm) sind die hinteren seitlichen. Die Form ist für alle gleich: sie sind unge- gliedert, die basale Hälfte ist kugelig verdickt, und trägt ein fast gleich langes cylindrisches, oder auch etwas knopfartig verdicktes Endstück. Das Segment, welches auf den Kopf läppen folgt, ist nicht wie bei SyUis durch zwei Fuhlercirren und das Fehlen des Ruders ausgezeichnet, sondern vollkommen gleich allen folgen- den Körpersegmenten. Die Segmente sind doppelt so breit als lang, und ebenso breit als der Kopf läppen ; ihre Seiten sind schwach rundlich erweitert, wodurch die Abgrenzung der einzelnen Segmente gegen einander schärfer heraustritt. Das einzelne Segment trägt jederseits ein wenig vorspringendes, kegelförmiges Ruder, aus dessen ungetheilter Spitze sechs zusammengesetzte Borsten mit messerförmigem Endtheil hervorragen; die Länge dieser Borsten betrug 0,\\mm. — Über der Basis der Ruder stand auf 254 Ordo I. Nereiden: der Rückenfläche des Segmentes der kleine, dem Ruder kaum gleich lange Rückenci rrus. SeineForm war meist die der Stirnfiihler, ungegliedert mit kugelig verdicktem Basal- und kurzem cylindrisehen Endtheil; auf den ersten Segmenten war aber die Spitze bisweilen nocb als kleiner kugeliger Endknopf abgeschnürt. — Der B auch ci rrus, von der Basis des Ruders entspringend war cylindrisch, ungegliedert, und so lang als das Ruder (Taf. IX. Fig. \ 2). Noch muss ich eines eigentümlichen Organes auf der Rückenflache Erwähnung thun, von dem ich leider nicht angeben kann, ob es allen Segmenten zukommt. Medianwärts vom Rückencirrus sass hier ein plattes blattartiges Gebilde von dreieckiger Form, welches mit seiner grössten Seite als Basis an der Körperhaut angeheftet war, sonst frei vom Körper lateralwärts nach aussen gerichtet abstand. Dem Aussehen nach schien es ein derbes und solides Gefüge zu haben, seine Oberflache war gestrichelt von feinen Linien, die von der Basis gegen die Spitze und Seiten divergirend gerichtet waren (Taf. IX. Fig. 12). — Die Deutung dieses Blattes ist mir völlig unbekannt. Das Aftersegment ist deutlich gesondert, ohne Ruder und Borsten; gegen das Ende verschmälert es sich, und trägt auf den Ecken der abgestutzten Endflüche zwei grosse After- cirren; diese sind ungegliedert, an ihrer Basis ein wenig angeschwollen, gegen die Spitze dün- ner werdend; ihre Lange übertrifft die des Aftersegmentes um die Hälfte, es sind somit die läng- sten Anhänge, welche am Körper vorkommen (Taf. IX. Fig. 11). Der Eingang in den Verdauungscanal (Taf. IX. Fig. 10) liegt unter dem Kopflappen. Vom Munde bis gegen die Mitte des ersten Segmentes reicht die Rüsselröhre. In der Mitle des ersten Segmentes beginnt dann die Cuticularauskleidung, welche die Schlundröhre bildet; ihr vorderer Eingang ist von acht grossen lappigen, an der Spitze abgerundeten Papillen um- stellt, die gegen die scharf contourirte Cuticula der Schlundröhre blass erscheinen, und fast bis zur Basis von einander getrennt erscheinen. — Ungefähr auf der Grenze des ersten und zweiten Segmentes steht in einer Nische der Cuticula eine starke kegelförmig zugespitzte Bohrspilze, die in ihrem Grundtheile mit der Wandung der Nische verwachsen ist. — Im 5. und 6. Segmente liegt der Drüsenmagen, der für gewöhnlich ungefähr um ein Drittel länger als breit ist, durch Contraction aber auf Kosten der Länge um so viel breiter wer- den kann, dass der Längs- und Breitendurchmesser fast gleich sind. Die Farbe war ein helles Grau mit einigem Glanz, die in Querreihen stehenden Flecke dunkel. — Nach hinten verjüngt sich der Drüsenmagen kegelförmig, und ragt mit seiner in zwei Lippen getheilten Spitze hinein in den gekammerten Darm. Dieser Darm, der den übrigen Theil des Körpers durchzieht, ist, wie gewöhnlich, durch Einschnürungen in längliche cylindrische Abschnitte getheilt; die Einschnürungen fielen aber nicht mit den Segmentgrenzen zusammen, so dass eine Darmabtheilung zwei Segmenten ange- hörte. Die Farbe des Darmes war hellgelblich; die ziemlich dicke Wand hatte ein feinkörniges Aussehen. Im Innern findet sich Flimmerung, und ich glaube, dass helle, kugelige Zellen von Farn. Syllidea. Gen. Sphaerosyüis, Gyslonereis, Amblyosyllis. *235 0,0 122 — 0,0 1 4-8""" Durchmesser, die aussen lange Cilien, im Innern eine Anzahl kleiner Kürner besassen, unter welcher Form sie durch den Druck eines aufgelegten Deckglases zum After hin- ausget rieben wurden, die innere wümpernde Auskleidung des Darmes zusammensetzen. Von der inneren Oberfläche der Körperwand gingen von den hinteren Segmentgrenzen ab zarte Muskelbänder, an denen hier und da ein einzelner Kern anheftete, als Dissepimente zur Darmoberfläche (Taf. IX. Fig. 12). Gefunden wurde im Mai ein Exemplar unter den Grünalgen nahe der Küste bei Porto di Lazaretto. Sphaerosyllis hystrix (Clprd.) steht dieser Art offenbar nahe, unterscheidet sich aber durch grössere und anders geformte Palpen , welche in der Mittellinie miteinander verschmolzen sind ; auch fehlten meiner Art die kleinen Höcker auf der Körperoberfläche. A. II. i) Acht Stirnfühler. Cystoncreis (Kölliker char. emend.). Kopflappen mit vorspringenden Palpen, acht Stirnfühlern und Augen , erstes Seg- ment wie die uhrigen mit Rücken- und Bauchcirrus. Cystonereis Edwardsii Kölliker (Nachwort a. a. 0. pg. 21. Taf. 3. Fig. 5). B. Syllideen ohne vorspringende Palpen. B. 1. An allen Segmenten verlängerte Cirren. B. I. I) Cirren fadenförmig. Aiiiblyosyllis (Grube char. emend.). Kopf läppen ohne vorspringende Palpen, mit drei Stirnfühlern und Augen; erstes Segment fast mit dem Kopf läppen verschmolzen, jederseits mit zwei fadenförmigen Fühlercirren , ohne Ruder; Segmente mit Ruder, fadenförmigem langen Rilckencirrus und kürzerem Bauchcirrus. 1) Amblyosyllis rhombeata Grube (Annulata ürstediana a. a. O. pg. 186). 2) Amblyosyllis lineata Grübe (Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Sechster Beitrag. 1863. I. pg. 48. Taf. V. Fig. 1). Anmerkung. Die Diagnose hat eine von der ursprünglichen etwas abweichende Passung erhalten; ich legte dabei die zuletzt beschriebene A. lineata zu Grunde, welche nach GRiiiii's An- gabe am ersten Segmente zwei Fühlercirren hat, während von A rhombeata nur einer erwähnt ist; vielleicht war die letztere Art nur in verstümmelten Exemplaren zur Untersuchung gekommen. Sollten beide Species durch die Zahl der Fühlercirren verschieden sein , so durfte das wohl zu einer generischen Trennung berechtigen. Den Unterschied in der Zahl der Augen, bei A. rhombeata zwei, bei A lineata vier, halte ich für unbedeutend. 256 Ordo I. Nereiden: B. I. 2) Cirren keulenförmig verdickt. B. I. 2. a) Mit drei Slirnfühlern. Myrianida (Milne Edwards char. einend.). Kopflappen ohne Palpen mit drei keulenförmig erweiterten Stirnfühlern und Augen; erstes Segment mit zwei Paar verdickten FUhlercirren ; Segmente mit Ruder und keulen- förmigem Ruckencirrus, Baucheirren fehlen. Myrianida fasciata Milne Edwards (Reeherches zoologiques faites pendant un voyage sur les cötes de la Sicilie. Annales des sciences naturelles. Ser. III. Zoologie. Tome III. 1845. pg. 170. pg. 180. PI. 9. Fig. 63—68). B. I. 2. b) Mit vier Slirnfühlern. Eucorastes n. gen. tv gut, xiQuOTrjs, gehörnt. Kopf läppen ohne Palpen mit vier an der Spitze kaum verdickten Fühlern: erstes Seement ohne FUhlercirren mit Ruder, vom 3. Seizmente ab an allen Rudern ein ee"en die Spitze verdickter Ruckencirrus und kurzer Bauchcirrus. Eucerastes clavigera. Myrianida clavigera Schmarda (Neue wirbellose Thiere. Bd. I. n. 1861. a. a. 0. pg. 73. Taf. XXV11I. Fig. 222). Die Stellung dieses von Schmarda den Syllideen zugetheilten Thieres ist vielleicht nicht berechtigt; erst die Kenntniss des inneren Baues muss darüber entscheiden, ob es nicht einer anderen Familie zuzuzahlen ist. B. II. Nur die ersten Segmente mit verlängerten Cirren. B. II. I) Erstes, zweites und drittes Segment mit verlängerten Cirren. Proccraca n. gen. 7T(/d vorn, xegaCa, »/ Hörn. Kopf läppen ohne Palpen , auf der Unterseite durch eine Furche in der Mittellinie getheilt ; drei lange FUhler, erstes Segment ohne Ruder mit zwei langen FUhlercirren; am 2. und 3. Segment über dem Ruder ein langer Ruckencirrus; an den übrigen Seg- menten über dem Ruder ein kurzer, meist blattartig plattgedrückter Ruckencirrus; Baucheirren fehlen. Proceraea »ieta n. sp. Kopf läppen rundlich mit vier grossen Augen; Stirnfühler lang, nicht gegliedert, un- regelmässig gerunzelt. Die ersten Segmente schmal , seitlich compriniirl fast zu einer oberen Firste; FUhlercirren und Rückencirren des zweiten und dritten Segmentes lang, ungegliedert, gerunzelt; die der übrigen Segmente blaltartig. Oberfläche dunkel gefärbt, mit hellerer, längslaufender Zeichnung, Unterseite abstechend hell. Rüssel länger als die Segmente zusammen, in welchen er liegt; am Eingang der Schlundröhre ein Kranz von häutigen Papillen, der freie Rand zu convergirenden Zähnen ausgeschnitten, Drüsenmagen vom 8. bis H . Segment. — Quarnero. Farn. Syllidea. Gen. Preceraea. 257 Der Wurm, dessen Beschreibung ich hier liefere, ist ein schlankes, dünnes, fast fadenför- miges Thier; nur das vordere Körperende ist auf eine kurze Strecke in wenig auffallendem Grade dicker als der gleichmassig dicke (ihrige Körper (Taf. XI. Fig. 8). Der Kopf und die vorderen Segmente tragen lange, meist braun gefärbte Anhange , die in lebhafter Bewegung gekrümmt und hin und her geschlagen werden; sie fallen um so mehr in die Augen, als von den Seiten des langen Thierkörpers nur unbedeutende kurze Anhänge vorragen, die als rundliche Vorsprunge der einzelnen Segmente im vorderen und mittleren Theile weiter von einander entfernt sind, als im hinteren Theile, wo sie bei geringerer Länge der Segmente einander näher rücken. — Kriecht das Thier, wobei es schlängelnde Bewegungen macht, so sind die langen Fäden an den vorderen Köi'perabschnitten in beständiger Thätigkeit, bald wie tastend nach allen Richtungen hin ausge- streckt, bald sich zurückziehend und fast knaulartig aufrollend. Leicht erkennt man auch ohne Vergrösserungsglas schon daran die Gattung. • Eigenthiimliche Färbung und Zeichnung sind ein anderes Merkmal. Sie fehlen wohl nie. variiren aber sehr in den einzelnen Individuen. Bei einem stark und völlig ausgefärbten Exemplare war die Grundfarbe der Rückenfläche grünlichgrau , mit feiner parallellaufender weisser Längs- strichelung; auf den vordersten Segmenten, deren Ruckenfläche , wie weiter unten beschrieben, zu einer abgeplatteten Firste erhoben ist, schärfte sich diese Grundfarbe keilförmig gegen den Kopf hin zu. An den Kanten der Ruckenfläche begrenzte jederseits ein schwarzer Längsstreif, me- dianwärts von einem schmäleren weissen gesäumt, die grünlich -graue Fläche, beide stiessen auf dem vorderen Theile des ersten Segmentes an der Spitze der keilförmigen Zuschärfung zusam- men. In der Mittellinie unterbrach dann noch ein weisser, über die ganze Körperlänge laufen- der Längsstreif die Grundfarbe; an den Grenzen einiger der vorderen Segmente waren feine weisse Querbinden. — Die Oberfläche des Kopfes war dagegen weiss, die auf ihr stehenden Augen schwarz. Stirnfühler und Fühlercirren waren braun. — Gegen diese charakteristisch ge- zeichnete Oberseite stach um so schärfer die Bauchfläche des Thieres ab, die gleichmässig hell weisslich gefärbt war. In weniger ausgezeichneten Fällen war die Rückenfläche schön braun gefärbt, in der Mittellinie zog sich dadurch ein scharf begrenztes weisses Längsband, während weniger bedeu- tende weisse Längsstreifen an den Kanten der Ruckenfläche die braune Färbung einfassten. — Die Bauchfläche war gleichmässig weiss ohne Färbung. Eine dritte Form ist diejenige, wo die gleichmässig gelb gefärbte Rückenfläche an den Kanten von einem braunen Längsstreifen eingefasst wird , wobei die Stirnfühler und Cirren des zweiten Segmentes braun, die des ersten und dritten Segmentes nur an der Spitze braun, sonst weiss waren. Die unverletzten Thiere, welche ich gesehen, hatten annähernd gleiche Grösse; ein Exemplar von lGmm Länge und 0,6""" Breite hatte 81 Segmente, ein anderes, I5'nn langes hatte 70 Segmente. Ehlers, Borstenwürmer. ^^ 238 Ordo I. Nereidea. Der Kopflappen (Taf. XI. Fig. 9. Taf. XII. Fig. I, 2) ist eine rundliche Scheibe, deren untere Flüche platt, deren obere im hinteren Theile in der Mitte gewölbt gegen den vorderen Rand hin .stark abschüssig ist. Er ist kaum merklich breiter als lang; seine grösste Breite liegt vor der Mitte, von da wölbt sich der vordere Rand mit geringer Convexität nach vorn, während nach hinten hin die seitlichen Rander gegeneinander convergiren bis zu den Ecken des hinteren Randes, der gerade abgestutzt und fast nur halb so breit ist als der grösste Breitendurchmesser des Kopflappens. In einem Falle fand ich den vorderen Rand mit langen Cilien besetzt. Die obere Fläche des Kopflappens trägt vier dunkelbraune oder schwarze Augen, welche im Trapez stehen, die vorderen weiter auseinander als die unmittelbar hinter ihnen ste- henden hinteren. Dies hintere Augenpaar steht auf der Höhe der Wölbung, das vordere schon auf dem abschüssigen Theile, hinüberragend auf die vordere Hälfte des Kopflappens; so steht das hintere Augenpaar höher und über dem vorderen, und beide können dann auf den ersten Blick als verschmolzen scheinen. — Die Form der Augen ist keine beständige : ich habe vordere und hintere Augen kugelförmig gesehen, und nur in den vorderen eine nach vorn und aussen gerichtete Linse; im anderen Falle trugen alle Augen grosse Linsen; die vorderen halten eine abgestutzte, nach vorn und aussen sehende Endfläche, auf welcher der lichtbrechende Körper stand, die hin- teren waren wenig kleiner, kurz birnförmig, ihr verdickter Theil war nach hinten und aussen ge- richtet und trug hier die in gleicher Richtung stehende Linse (Taf. XII. Fi™. 1). Der Kopf lappen trägt drei grosse Fühler, zwei seitliche kürzere und einen längeren, unpaaren mittleren. Der unpaare Stirnfühler entspringt in der Mittellinie des Kopflappens, unge- fähr in einer Ebene mit dem vorderen Rande der hinteren Augen ; bisweilen rückt der Ursprungs- punet weiter nach vorn, so dass er zwischen den vorderen Augen liegt, nie aber kommt er mit den Ursprüngen der seitlichen Stirnfahler in eine Linie. ■ — Diese entspringen stets vor dem vor- deren Augenpaare nahe am vorderen Rande des hier abschüssigen Kopflappens. Alle Stirnfühler sind dünne cylindrische Fäden; sie sind nicht, wie die gleichen Organe bei Syllis, gegliedert und in Kammern getheilt, sondern von dicht aneinander stehenden unregelmässigen Einschnürungen und Kerben quer gerunzelt. — Der mittlere ist etwas dicker und doppelt so lang als die seit- lichen ; er reichte in einem Falle zurückgeschlagen bis zum zehnten Segmente. Die Farbe der Fühler war braun. Palpen fehlen. Dagegen zeigt die Unterfläche des Kopflappens die Eigenthümlichkeil. dass eine mediane Furche diese ganze Fläche in zwei Hälften theilt (Taf. XII. Fig. 2); es scheint mir damit die niedrigste Entwicklung der Palpen angedeutet zu sein, welche uleichsam ganz auf die Unterseite des Kopflappens beschränkt und völlig mit ihr verschmolzen sind. Die bei Eurysyllis beschriebene Form, wo zwei Platten auf der unteren Kopf lappenfläche diese Organe repräsen- tiren , ist der nächste Schritt in der weiteren Entwicklung. In der Reihe der Segmente sind die drei oder vier zunächst auf den Kopflappen folgen- den, welche je weiter nach hinten um so breiter werden, gemeinsam dadurch ausgezeichnet, dass Farn. Syllidea. Gen. Proceraea. iö9 ihre Rücken fläche von den Seiten her derart comprimirl ist, dass sie eine nacli hinten an Breite zunehmende Längsfirste bildet, mit abgeplatteter oberer Endfläche. Am deutlichsten ausgeprägt ist diese Bildung am ersten und zweiten Segmente; von da ab verwischt sie sich mehr und geht allmählich in die wenig gewölbte breite Rückenflache des übrigen Körpers über. Nicht wenig trägt oft zum stärkeren Heraustreten dieser Bildung die Färbung bei, wenn die dunkle Seilenein- fassung der Grundfarbe des Rückens sich auf den seitlichen oberen Kanten dieser Firste bis zum Kopflappen hinzieht. Unter stärkeren Vergrösserungen zeigt die Haut der Ruckenflächen an allen Segmenten eine sehr unregelmässige Sculptur, als seien hier verschiedenartig geformte Körperchen in ihr eingebettet (Taf. XI. Fig. II). Das erste Segment ist an seinem vorderen Rande nicht breiter als der hintere Kopf- lappenrand, von dem es ringsum deutlich abgesetzt ist; nach hinten findet eine allmähliche Ver- breiterung statt. Das Segment ist vor den übrigen ausgezeichnet durch den Mangel eines borsten- tragenden Ruderfortsatzes, und durch zwei seitliche Fühlercirren, einen dorsalen und einen ventralen. Der dorsale Fühlercirrus ist der längere, er ist so lang oder etwas länger als die seit- lichen Stirnfühler; der ventrale Fühlercirrus ist kaum halb so lang. Beide sind fadenförmig, unge- gliedert, und wie die Stirnfühler unregelmässig quer gerunzelt und gekerbt, mit einzelnen Haaren besetzt. Ihre Farbe war in der ganzen Ausdehnung oder nur an der Spitze braun. Alle folgenden Segmen te haben an der Seite ein borstentragendes Ruder, darüber einen Rückencirrus. Abgesehen von wenigen der vorderen Segmente ist die Segmentbreite nicht ganz das Dreifache der Länge; doch ändert sich dies Verhältniss etwas bei den 30 — 40 letzten Seg- menten, da diese kürzer ohne im gleichen Verhältniss schmäler zu werden. — Die einzelnen Seg- mente sind deutlich von einander abgesetzt, ihre Seiten schwach gerundet erweitert; die Bauch- fläche ist platt, die Rückenfläche nur wenig gewölbt. Das zweite und dritte Segment sind vor den übrigen durch grössere Rückeneir- ren ausgezeichnet. Über dem Ruder des zweiten Segmentes steht ein Rückencirrus, der an Länge dem unpaaren Stirnfühler gleichkommt oder ihn übertrifft. Kürzer, ungefähr dem seitlichen Stirn- fühler an Länge gleich, ist der Rückencirrus des dritten Segmentes. Beide sind wie die Stirnfühler fadenförmig, ungegliedert, quer gerunzelt; die Farbe des grösseren war braun, die des kleineren gleichfalls ganz oder doch an der Spitze. In einem Falle sah ich diese Rückencirren mit einzelnen, abstehenden Haaren besetzt (Taf. XL Fig. 9). An den übrigen Segmenten sind die Rückencirren bedeutend kürzer; sie werden wohl je kaum so lang als das Segment breit ist. Diese Organe sind dann nicht fadenförmig, sondern meist plattgedrückt und selbst blattförmig mehr oder weniger breit und an dem Ende zugespitzt oder abgerundet. In ihrem Innern sieht man kleine Körner eingebettet. Bisweilen habe ich auf ihrer Oberfläche vereinzelte Haare beobachtet. Diese Rückencirren finden sich an allen Segmenten und treten bisweilen gerade an den letzten auffallend hervor (Taf. XL Fig. 1 3). 33* 260 Orclo I. Nereidea. Die Ruder an den Seitenflächen der Segmente sind deutlich vortretende, kurze und gleichmassig dicke Fortsatze ^Taf. XI. Fig. 12). An ihrem Ende ist ein Einschnitt, wodurch dieses in zwei gleich lange, stumpf abgerundete Lippen getheilt wird. Zwischen beiden Lippen tritt in horizontaler Ebene fächerförmig ausgebreitet ein Bündel von Borsten hervor, die meist so lang als das Ruder selbst darüber hinausragen. In den meisten Fallen waren sechs Borsten in einem Bündel. Diese sind zusammengesetzt : auf der schräg abgestutzten Endflache des verdickten Stiel- endes steht fast nur mit einer Spitze eingelenkt ein nur 0,007 4mm langes Anhangsstück, dessen Form Schwankungen unterworfen ist; es hat annähernd die Messerform, mit zweizinkiger Spitze und ausgeschweifter ganzrandiger Schneide (Taf. XL Fig. 1 4). Im Innern des Ruders liegt eine helle Acicula , um welche die Enden der Borsten vereinigt sind. Borsten und Acicula ragen aber aus der Höhlung des Ruders noch in die Leibes- höhle ein Stück weit hinein. Muskelbänder, welche von der inneren Fläche der Körperwan- dung wie Radien gegen das innere dickere Endstück der Acicula gespannt und hier befestigt sind, bewegen durch ihre einseitigen Contractionen mit der Acicula das Ruder seitwärts, oder treiben gemeinsam wirkend die Acicula und damit das Borstenbündel nach aussen. Ein Bauchcirrus fehlt dem Ruder. Das Aftersegment ist kurz, nach hinten abgerundet. Es trägt an den Seiten zwei schmale platte Aftercirren, die über doppelt so lang als das Segment sind; sonst von ähnlicher Beschaffenheit wie die Rückencirren. Ein Ruderfortsatz mit Borsten fehlt diesem Segmente (Taf. XI. Fig. 1 0). Der Eingang in den Verdauungstractus liegt auf der Unterseite des ersten Segmentes. Er führt in die Rüssel röhre, welche als dünnwandiger, sich in Längsfalten zusammenlegender Schlauch sich bis in die Mitte des dritten Segmentes erstreckt. Auf ihrer inneren Oberfläche sah ich, einmal sehr deutlich, einen Besatz von ovalen zellenartigen Körpern, deren Durchmesser 0,0074 — 0,01 1",m betrug. Was diese Körper seien, konnte ich mit völliger Sicherheit nicht ent- scheiden, zweifle aber nicht, dass es Papillen sind, welche, wie bei den Phyllodoceen, bei vorge- schobenem Rüssel die äussere Oberfläche der Rüsselröhre bekleiden. Daran schliesst sich die Schlundröhre mit ihrer Cuticularauskleidung ; da diese länger ist als die sie bergenden Segmente zusammen, so erleidet sie in ihrem hinteren Theile eine Knickung, macht entweder im 7. Segment eine Umbiegung, um erst ungefähr eine Segmentlänge nach vorn und dann umschlagend nach hinten zu laufen, oder bildet eine Schlinge, indem ihr nach vorn zurücklaufender Theil den abwärtssteigenden im 7. oder G. Segmente kreuzt und dann erst zum Drüsenmagen gelangt. Vor dem Eingange der Schlundröhre steht ein Kranz von acht niedrigen und breiten, an der Spitze breit abgerundeten häutigen Papillen. — Ihre innere Oberfläche ist mit einer scharf contourirten Cuticula (von 0,0092""" Dicke) ausgekleidet; am vorderen Eingange ist der Rand dieser Cuticula so eingeschnitten, dass etwa 10 kleine Zähne, welche schräg nach vorn und gegen Farn. Syllidea. den. Proceraea. 261 die centrale Langsaxe convergiren, die Eingangsöffnung umgehen und verkleinern. — In einem Falle sah ich nach aussen auf der Cuticula zunächst eine dünne Lage feinkörniger Masse (Subcu- ticularschicht), und dann eine Schicht von ringförmig das Rohr umfassenden Muskelfasern, nach aussen davon noch eine Haut, welche gelbes Pigment enthielt. Der Drüsenmagen, welcher von der zweiten Haltte des achten Segmentes bis zum elften sich erstreckt, hat eine fast völlig cylindrische Form; er ist doppelt so lang als dick, und maass bei einem I6"n" langen Thiere lmi" in der Lange und 0,5""" im Dickendurchmesser. — Von aussen betrachtet zeigt dieser Darmtheil die bei allen verwandten Formen wiederkehrende Form: unter einer hellen, anscheinend homogenen oberflächlichen Schicht gehen in regelmassigen Ab- stünden Reihen dunkler runder Flecke um den ganzen Umfang. Die Deutung dieses Rüdes erhielt ich beim Zerdrücken des Organes. Da zeigte es sich, dass die ganze Wand von 0,074""" langen und 0,0185""" breiten Körpern zusammengesetzt sei, welche ihrer Länge nach unmittelbar neben einander gelagert und von der Peripherie des Drüsenmagens gegen die centrale Axe hin radien- artig in der Weise gerichtet waren, dass die Langsaxe des einzelnen Körpers gerade die Wand- dicke des Darmlheiles ausmachte. Der einzelne Körper hatte die Form einer cylindrischen oder seitlich abgeplatteten Säule; eine helle peripherische Schicht umgab als eine Wand von homogener Substanz (von ca. 0,0037""" Durchmesser) eine dunkle in der Langsaxe gelegene Masse, welche aus kleinen fettartig glänzenden Körnchen bestand, und sich auf Zusatz von Essigsäure löste. Dieser dunkle Inhalt hatte auf dem einen Ende einen Querschnitt, der nicht viel kleiner, als der des ganzen Körpers, und also von einer nur dünnen Wandschicht umgeben war. gegen das andere Ende verkleinerte er sich, während die helle Wandschicht an Dicke gewann, so dass die Gesammtform der körnigen inneren Masse annähernd die Form einer Flasche mit langem Halse einnahm. Ich fasse das ganze Gebilde als Drüse, die in der Wand dieses auffallend gezeichneten Darmstückes eingebettet ist ; der dunkle Drüseninhalt von der hellen Wand umgeben scheint nach aussen hin als runder dunkler Fleck durch, und da die einzelnen Drüsen nahezu gleiche Durch- messer haben, so stehen diese Flecke in gleich grossen Abständen von einander entfernt. Der Ring von dunklen Flecken , welchen man auf der Oberfläche des Drüsenmagens sieht , entspricht daher mit seiner hellen Regrenzung einer ringförmigen Zone von den in der Wand eingebetteten, radiär gegen die Langsaxe gerichteten Drüsen (Taf. XL Fig. 15, 16). An den Drüsenmagen schliesst sich unmittelbar der durch Einschnürungen entsprechend den Segmenten in Abschnitte getheilte Darm, von brauner Farbe. Er ist von schwachen Disse- pimenten gehalten. — Auf der inneren Oberfläche flimmert die Darmwand. — In einem Falle fand ich im Lumen des Darmes blasse Fetttropfen und kugelige helle Zellen von 0,022""" Durch- messer mit einem dunklen 0,0 1 48mr" grossen Fetttropfen im Innern. Ein Gefässsystem ist vorhanden, allein seine Wände sind so zart und das Blut ausser- dem völlig farblos, dass es mir nur gelang, das Vorhandensein von Gefässen festzustellen, nicht aber deren Lage und Verlauf zu bestimmen. 202 Ordn I. Nereidea. Von den Theilen des Geschlechtsapparates erwähne ich zuerst das Segmental- organ; leider sind meine Betrachtungen darüber lückenhaft. Durchsucht man die Höhlung des Ruders, so findet man in ihr zwischen der Acicuia und dem Borstenbündel einerseits und anderer- seits der Rückenwand des Ruders einen Knäuel von 0,037 — 0,055™"° Durchmesser, der aus den eng verschlungenen Windungen eines röhrenförmigen Canales besteht. Es hat mir nie gelingen wollen, den mannichfachen Schleifen und Schlingen so nachzugehen, dass ich die ganze Länge der Röhre hätte verfolgen können; der Knäuel ist zu dick, die Windungen sind zu eng und zu sehr übereinander geschoben und gelagert, als dass ich durch Wechsel der Focaleinstellung den Mikroskopes diesen meinen Zweck erreicht hätte , ich zweifle aber nicht , dass der ganze Knäuel aus einem einzigen Gange gebildet wird. Stets wickelt sich aus der verknäuelten Masse eine Schlinge los, die mit mehr oder weniger reichen Windungen unter der Rückenwand gegen die Mittellinie hin so weit vordringt, dass ein grosser Theil des Endstückes auf dem Darme ruht. — Die Dicke der einzelnen Schlingen beträgt 0,0074""". — Vom hinteren Umfange des Knäuels sieht man gegen die nach hinten und etwas nach oben stehende Wand der Ruderbasis einen wenig geschlängelten cylindrischen Gang von gleicher Dicke wie die Canalschlingen gehen, und hier mit kreisrunder, stark flimmernder Öffnung nach aussen münden. Ich halte das für die äussere Öff- nung des Segmentalorganes, und den von ihr entspringenden Canal für den Anfangstheil des wei- terhin verschlungenen und verwirrten Röhrenganges; leider habe ich eine innere Öffnung nicht gesehen, zweifle aber nicht, dass sie bei günstigen Individuen und genauer Durchsuchung wird aufgefunden werden (Taf. XI. Fig. 17). Ausser diesem Segmentalorgan birgt die Höhlung des Segmentes und der Ruderbasis noch andere Körper, deren Besprechung ich hier einen Platz einräume. Lag das Segmentalorgan der Rückenfläche des Körpers nahe, so haben wir diese Theile auf der ventralen Fläche aufzu- suchen. Hier hängen von der Wand der Ruderbasis frei in die Körperhöhle hinein ein oder meh- rere Säckchen von birnförmiger Figur, welche mit dem halsartig verschmälerten Theile an der Wand befestigt, mit dem kolbig verdickten Ende frei sind. Sie liegen zwischen der Bauchwand und dem Ende des Borstenbündels, welches sie zugleich mit dem Segmentalorgan bei der Ansicht von unten her verdecken. Sie bestehen aus einer äusserst zarten structurlosen Membran, welche eine feinkörnige grauröthliche Masse einschliesst. Ihr Längendurchmesser von der Spitze des Halses bis zur Kuppe des verdickten Endes betrug 0,1 (So""", ihr grösster Dickendurchmesser 0,07 4—0.092""". In meinen Notizen habe ich gleich beim ersten Auffinden diese Säcke als Hoden bezeich- net, und wenn ich auch in ihnen weder Spermatozoen, noch Körper, die man als deren jüngere Entwicklungsstadien betrachten könnte, mit Sicherheit nachgewiesen habe, so möchte ich doch die Meinung, dass in diesen Säcken die Entwicklung der Samenelemente vorgehe, so lange festhalten, bis ein anderes Verhalten nachgewiesen wird. Was mich noch darin bestärkte, hier die männlichen Geschlechtstheile vor Augen zu haben, war die Beobachtung, dass in einem Falle, wo Farn. Syllidea. Gen. Proeeruea, Autolytus. 263 ich diese Säcke deutlich entwickelt fand, der Raum zwischen Darm und Körperwand offenbar von einer hier befindlichen Flüssigkeit schon roth gefärbt Mar. Es erinnerte das durchaus an den Befund bei Sijllis fmmensis, wo bei der Entwicklung der Spermatozoen sich die Höhle der Seg- mente mit rother Flüssigkeit anfüllte. Dass die Thiere in dieser Form zur Geschlechtsreife gelangen, dafür habe ich den Beweis an Weibchen, die mit Eiern gefüllt waren. Die Eier lagen in Paketen von0,054 — 0. OS I """Durch- messer zusammengefasst in dem Räume zwischen dem Darmcanal und der Korperwand. Leider habe ich versäumt aufzuzeichnen, ob in allen Segmenten. Ich erhielt von dieser Art mehrfach Exemplare bei Netzzügen auf dem mit reicher Algen- vegetation besetzten Meeresboden an der Küste bei Martinsiea. Dies mit Eiern gefüllte Weibchen fand ich am 9. Juli. B. II. 2] Erstes und zweites Segment mit verlängerten Girren. Autolytus (GmnE char. emend.). Kopflappen ohne Palpen, mit drei Fühlern und Augen; erstes Segment ohne Ruder mit zweiFühlercirren : nur am zweiten Segment über dem Ruder ein verlangerterRücken- cirrus, Raucheirren fehlen. Anm. Ich adoptire den GRUBE'sehen Gattungsnamen, wiewohl nicht in allen Puncten eine Übereinstimmung herrscht; Grube hat das Genus zuerst 1850 ohne Dia- gnose aufgestellt für die von 0. F. Müller und Johnston abgebildeten identi- schen Thiere , legt ihnen aber in der Übersichtstabelle einen Bauchcirrus zu, den ich in den Abbildungen nicht finde. Später beschreibt er (Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. 21. 1855. pg. 105) unter demselben Namen einen andern Wurm, der aber wegen der Anwesenheit von Palpen nicht hierherzuziehen ist, und mir eine Syllis zu sein seheint, welche in die Abtheilung der mit ungegliederten Rückencirren ausgestatteten Arten gehört. 1) Autolytus piotifer Gribe (Die Familien der Anneliden. Archiv f. Naturgeschichte. Jahrg. 16. 1850. I. p. 340.). Nereis prolifera O. F. Müller (Zoolog, danic. Vol. II. 1788. pg. 15. Tab. LH. Fig. 5. 6. 7). Syllis prolifera Johnston (Miscellanea zoologica. Annais and magazine of natural history. Vol. 15. 1845. pg. 146. Tab. IX. Fig. 3. 4. 4h. 4s. 4t.). SXereis corniculata O. F.Miller (Zoolog, danic. a. a. O. Vol. II. pg. 15. Fig. I —4). Diploceraea corniculata Grube (Familien der Anneliden a. a. 0. pg. 312). Crithidia thalassina Gosse (Notes on some new or little-known Marine Animals. Fascic. III. Annais and Magazine of natural history. Ser. II. Vol. 16. Fond. 1855. pg. 308). Polybostrichus Müllerii Keferstein (Untersuchungen, a. a. 0. Zeitschr. f. wis- sensch. Zoologie. Bd. XII. pg. 113. Fig. 1 — 5 und a. a. O. pg. 468). $Saccimereis kelgolandica M. Miller (Über Sacconereis helgoUmdica. Müller's Archiv. Jahrg. 1855. pg. 13). 2) Autolytus longosetosus A. Ag.vssiz (On altemale Generation, a. a. 0. pg. 21). & Polybostrichus longosetosus Örsted (Grönlands Annulata dorsibranchiata. 1843. pg. 30. Fig. 6-'. 67. 71). 264 Ordo l. Nvreidea. Polybostrichus longosetosus Keferstein 'Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd. XII. pg. 408. Taf. XLII. Fig. 5— II). 3) Autolytus Schultzii A. Agassiz (On allernate Generation of Annelids. a.a.O. p. 21). Sacconereis Schultzii 3. Miller. (Über den allgemeinen Plan in der Entwicklung der Echinodermen. Berl. 1853. 4. pg. 7.). 4) Autolytus cornutus A. Agassiz (On alternate Generation a. a. 0. pg. 21.). B. II. 3) Nur das zweite Segment mit verlängerten Cirren. Heterosyllis (Claparede char. emend.). Kopflappen ohne Palpen, mit drei Fühlern und Augen; erstes Segment mit zwei kur- zen Fühlercirren jederseits, ohne Ruder; Rückencirrus des zweiten Segmentes verlän- gert; Ruder der übrigen Segmente mit kurzem bandartigen Rücken- und Bauchcirrus. Heterosyllis braehiata Claparede (Untersuchungen über Anatomie und Entwick- lungsgeschichte, a. a. 0. pg. 44. Taf. XIII. Fig. 35). Anm. Claparede selbst bezeichnet das Thier, dem die Beschreibung entnommen ist, als unreif, es muss sich demnach zeigen, ob bei alteren Thieren das Verhallen der Cirren das gleiche ist. B. 111. Alle Segmente ohne lange Cirren. Eiirysyllis n. gen. tvovs breit — Syllis. Kopflappen gross, bedeckt von oben her das erste Segment, ohne vorspringende Pal- pen; am Vorderrande drei fühlerartige Anhänge, vier Augen. Erstes Segment von oben gedeckt ohne Ruder mit zwei Fühlercirren jederseits. Diese wie die Rückencirren der fol- genden Segmente bestehen aus einem basalen Theile und kugeligem Endstück. Eiirysyllis tubcrculata n. sp. Körper gedrungen breit; auf dem gewölbten Rücken stehen vier Reihen knopfartiger Erhabenheiten, je vier der Quere nach auf einem Segment. Schlundröhre bis ins 8., Drii- senniagen bis ins 10. Segment reichend. — Quarnero. Der Wurm, dessen Beschreibung ich hier liefere, erinnert in seiner äusseren Gestalt nur sehr wenig an eine Syllidee, wohin ihn dagegen der innere Bau zu stellen weist. Es ist ein kur- zes, breites Thierchen , das seiner ganzen Länge nach fast völlig gleich breit ist, nur am äus- sersten Körperende eine geringe Verschmalerung erfahrt. Kurze Segmente setzen den Körper zu- sammen; bei einem 3,5""" langen Thiere zahlte ich 56 Segmente, bei einem geschlechtsreifen Weibchen von 2'"'" Länge und 0,3""n Breite 40 Segmente. — Die Farbe des Thieres war, soweit die rothe Farbe des Darmes nicht durchschien, ein helles Grau. — Die Bewegung des Thieres war ein ziemlich rasches Dahingleiten, ohne dass der Körper dabei irgend erheblich gekrümmt wurde. Der Kopflappen Taf. XI. Fig. 4) ist ein ansehnlich grosses Gebilde. Seine obere Fläche hat eine fast quadratische Form, wenn man von zwei an den vorderen Ecken stehenden Erwei- Farn. Syllidea. Gen. Eitrysijllis. 265 terungen und den hinteren abgerundeten Ecken absieht. Diese Flache ist nur wenig gewölbt ; ihr Längendurchmesser etwas schmaler als der quere Durchmesser. — Die Erweiterungen, welche an den vorderen Ecken stehen, sind platte blattartige Vorsprünge von annähernd dreieckiger Form, deren Spitze nach vorn und seitwärts gerichtet ist. Ihre Oberfläche hat eine vor den übri- gen Theilen ausgezeichnete Sculptur: eine feine Striehelung, die von der breiten Basis gegen die Spitze und Seiten gerichtet ist. Zwischen diesen beiden Vorsprüngen liegt die vordere Kante des Kopflappens, die durch drei Anhange ausgezeichnet ist. Von diesen steht der eine gerade in der Mitte, die beiden anderen zu seiner Seite an der Basis nur durch einen kleinen Zwischenraum getrennt. Alle drei haben gleiche Form, nur dass der mittlere um ein geringes grösser ist. Es sind blattförmige, auf der Ober- und Unterflache schwach gewölbte Körper, deren Umriss fast quadratisch sein würde, wenn nicht die Seite, mit der sie an der vorderen Kopf lappenkante angeheftet sind, zu einem kurzen schmaleren Stiel ausgezogen wäre. Die nach vorn sehenden Kanten sind breit und ge- rade abgestutzt, die medianwärts sehenden der beiden seitlichen Anhange berühren fast die ent- sprechenden Seiten des mittleren; durch die Verjüngung in ihrem basalen Theile sind die Anhange hier durch einen grösseren Baum von einander getrennt. — In der Haut dieser Anhange liegen kleine glanzende Körner, wie sie sonst am Kopflappen nicht vorkommen. Gerade diese Körner, sowie auch die Form der Anhänge, wie wir beides in ähnlicher Weise bei den Bückencirren wie- derfinden werden, veranlassen mich . diese Gebilde als Analoga der Fühler anderer Syllideen aufzufassen; und ich sehe in ihnen einen unpaaren und zwei seitliche Fühler, deren Insertion in eine Linie geruckt ist. — Dass sie zu den Erweiterungen an den vorderen Ecken des Kopflap- pens keine Beziehung haben, geht aus der verschiedenen Hautsculptur hervor; solche Erweite- rungen finden sich auch bei anderen Syllideen am Kopf läppen , wenn sie auch meist nicht in so hervorstechender Weise gerade an die vorderen Ecken gesetzt sind. Auf der Oberflache des Kopflappens bleiben uns noch die Augen übrig zu betrachten. Es sind vier rothe grosse Augen, die zu einander so gestellt sind, dass sie die Ecken eines Becht- ecks bestimmen. — Die zwei vorderen Augen stehen ungefähr auf der Ansatzlinie der seitlichen Erweiterimgendes Kopf lappens; es sind fast kugelige Körper, die eine stark convex vorspringende Linse tragen, welche nach vorn und seitwärts gerichtet ist. — Die beiden hinteren Augen gleich- weit von einander entfernt als die vorderen stehen auf dem vorderen Theile der hinteren Kopf- lappenhälfte nahe am Bande; es sind kegelförmige rothe Körper, deren Spitze nach vorn gerich- tet ist, während die Basis nach hinten sieht und eine stark vorspringende Linse trägt. Diese hinte- ren Augen sind in der Längsrichtung grösser als die vorderen, imDickendurchmesser an der dick- sten Stelle diesen ungefähr gleich. Auf der unteren Fläche des Kopf lappens (Taf. XL Fig. 5) liegen auf der vorderen Hälfte zwei ansehnliche viereckige Platten, welche sich in der Mittellinie mit ihren medianen Seiten der ganzen Länge nach fast berühren. Die Platten scheinen in der ganzen Ausdehnung ihrer oberen Fläche mit der Unterseite des Kopflappens verschmolzen zu sein; zusammen sind sie fast so breit Ehleks, Borste 34 2672 Tafelerklärung. Tafel II. Fig. I, 2. Eiiplirosvnc raccmosa n. sp. "Fig. 1. Der Darmcanal , durch Compression des Thieres sichtbar gemacht; in seiner natürlichen Lage von oben gesehen. Auf den dickwandigen Magen mit dem Papillenkranze am Ein- gange und der Zone kegelförmiger Körperchen im Innern, folgt ein dünnwandiger heller Theil , welcher über dem dunklen, mit Aussackungen versehenen Darme lagert, eine nach vorn gerichtete Umbiegung macht, und so in diesen Darmabsclmitt übergeht. Auf der Unterseite des ausgesackten Darmtheiles geht ein schwach durchscheinender Enddarm zuerst nach vorn, biegt auf der hinteren Magengrenze um, und läuft rückwärts zum After. Vergr. 30. Fig. 2. Das Segmentalorgan vom Rücken her gesehen; die weite Mündung ist die äussere, neben dem medianen Kiemenstamme gelegen, von da führt der dünnwandige Schenkel in den Körper des Thieres , schlägt nach unten um , und geht in den dickwandigeren , unter ihr gelegenen Schenkel über, welcher die innere Mündung trägt. Vergr. 370. Fig. 3 — 9. C!ir\so|M'l;i!i!iii fragile n. gen. a. sp. Vordertheil von oben gesehen. Vergr. 30. Schematische Darstellung des Ruderfortsatzes und des Paleenfächers. Eine Palee schräg von oben gesehen. Vergr. 330. Ein Rücke ncirrus comprimirt; im Endtheile des Wurzelgliedes liegen verknäuelte Schläuche (Drüsen?,. Vergr. 100. Endstück einer Borste aus dem Ruder. Vergr. 520. Magen mit den sich gegenüberstehenden stiletförmigen Kiefern und dem inneren Beleg einzelliger Drüsenschläuche; und Anfang des ausgesackten Darmes. Vergr. 30. Fig. 9. Ein aus der äusseren Mündung des Segmentalorgan.es ausgetretenes Ei, welches noch etwas verzogen ist. Vergr. 3S0. Fig. 10. Polynoc pellucida n. sp. Fig. 10. Ein Stück des Bauchnervenstranges wo ohne Anschwellung desselben der Hauptseitenast abgeht; die centrale Masse besteht aus zwei, durch einen unbedeutenden Zwischenraum getrennten Strängen , welche von einer gemeinsamen Umhüllung von zellartigen Kör- pern umfasst sind; in den Anfangstheil des Nerven setzen sich die centrale, wie periphere Masse fort. Vergr 100. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. G. Fig. 7. Fig. 8. ' s. ■ /'< Taj ' 7// V )■-■ TtTT f«£ // 7,*^- :' t A7 // .' J3J& ' ' / J ? ' o / -; S \\ i 5 Ol • ^ \ \ \ tm /:'/ ' r / V i :> 10 ' >- m ' ■ T ■/„, ■ 1/ ir, i'i l \ // '" J \ I'I ■ ■ 10 /,"/ /fi \ ' ■' ',' ■ $ / 70 /.', T £ // /2 *G %. •\ 3 4 V .**' I I' /# — -J/J • // —' • £/,/,rj M ■Mi^v #* •--,:> Farn. Eunicea. 269 Eimicea. (Grube char. auct. Körper meist langgestreckt und aus zahlreichen Segmenten zusammengesetzt, Kopf- lappen deutlich abgesetzt ohne Anhange oder mit Fühlern und Palpen, oder Nackenwül- sten, meist mit Augen. Das erste oder die beiden* ersten Segmente ohne Ruder, mit Fühlercirren oder nackt. Ruder meist ein- oder zvveiästig, ohne Anhänge, oder mit Lippen, Bauch- und Rückencirren und Kiemen; mit zusammengesetzten und einfachen oder nur mit einfachen Borsten. 4 Aftercirren unter der Afteröffnung. Im Anfangstheile des Verdauungstractus liegt auf der Rückenfläche des die Kiefer enthaltenden Kiefer- sackes das Schlundrohr. Der vorschiebbare Kieferapparat besteht aus einem von meh- reren Stücken zusammengesetzten Oberkiefer und dem aus zwei Platten bestehenden unter dem ersten gelegenen Unterkiefer. Die Familie der Euniceen, welche ich in dem weiten Umfange der ursprünglichen Savig- NY'schen Begrenzung auffasse, besitzt wie kaum eine andere Familie der Borstenwürmer eine Mannigfaltigkeit von Formen, unter denen der erste Anblick die grössten Verschiedenheiten auf- findet, während ein genaueres Eingehen nur eine mehr oder weniger reiche Entwicklung gleicher Grundanlagen in der äusseren Gestaltung, in den inneren Organsystemen aber grosse Überein- stimmung des Baues darlegt. — Die Glieder dieser Familie, unter denen sich die grössten bis jetzt bekannt gewordenen Borstenwürmer befinden, sind fast alle schlanke und lang gestreckte Thiere, deren aus meist sehr zahlreichen Segmenten zusammengesetzter Körper auf der Rücken- fläche hoch gewölbt ist und. abgesehen von unbedeutenden Verschmälerungen gegen das Kopf- und Schwänzende hin in der ganzen Länge eine annähernd gleiche Dicke besitzt. Die Gliederung in Segmente wird , da tiefe Segmentalabschnürungen fast durchgehend fehlen , nur da deutlicher hervorgehoben, wo die Segmentalanhänge eine grössere Ausbildung erreicht haben. — Die Fär- bung der Körperoberfläche ist weniger durch grelle Farbentöne, als durch starken Metallglanz ausgezeichnet; als Regel ist anzusehen, dass die Bauchlläche heller und matter, bisweilen scharf gegen die Rückenfläche abgesetzt gefärbt ist. Da wo Zeichnungen auf den Segmenten vor- kommen, sind diese vorwiegend in Form querer Binden angeordnet. Eine mehrfach in dieser Familie vorkommende Farbenvertheilung besteht darin , dass einzelne Segmente nahe hinter dem Kopflappen in hervorstechender Weise farblos sind und so einen weissen Ring bilden. Ehlers , Borstenwürmer. 35 270 Ordo I. Nereidea. Der Kopflappen, stets deotlich von den nächsten Segmenten abgesetzt, ragt in der Regel weit über den Mund und dessen Umgebung hervor; nur selten ist er tief in das erste Seg- ment hineingezogen (Diopatra, Aglaurides). Er ist nackt bei gleichzeitiger geringer Entwicklung der Segmentalanhange, oder trägt Fühler und Palpen. Die echten Fühler stehen auf dem hin- teren Theile der Oberfläche, dazu kommen bisweilen (Onuphis, Diopalra) am Vorderrande zwei kleinere Stummel fühler. Die Palpen, immer von der Unterfläche des Kopflappens ausgehend, sind auf der niedersten Entwicklungsstufe Polster, welche nur wenig über die Kopflappenfläche vorspringen (Eunice), werden dann gestielt (Diopatra, Onuphis), und bilden in höchster Ausbildung grosse fühlerartige Anhänge (Staurocephalus). In vielen Fällen trägt die Nackengegend des Kopflappens eigenthümliche Anhänge, Na- ckenwülste, welche unter dem Vorderrande des ersten Segmentes versteckt liegen, oder ein- gezogen werden können, zum Theil mit Wimpern besetzt, und wegen ihres Zusammenhanges mit dem Hirn als Sinnesorgane zu betrachten sind. Vermuthlich werden diese Organe noch in weiterer Verbreitung nachgewiesen als sie bis jetzt bekannt sind; [Lumbriconereis, Ninoe chilensis [Kbg.] , Arabella quadrislriata [Gr.], Slaurocephalus), — Die nicht immer vorhandenen Augen auf dem Kopflappen sind Pigmenlhaufen ohne lichtbrechende Körper. — Auf den Kopflappen folgen seltener ein häufiger zwei Segmente ohne R uder fortsät ze. Sind zwei solcher Segmente vorhanden, so trägt das hintere zwei von der Rückenfläche entsprin- gende, mit den Fühlern übereinstimmende, Fühlercirren; seltener finden sich diese, wenn nur ein ruderloses Segment vorhanden ist (Diopalra). Auf der Rauchfläche bildet entweder der Vorder- rand des ersten Segmentes die Begrenzung des Mundeinganges, oder es ist das erste Segment hier nicht ringförmig geschlossen, und es schiebt sich ein Fortsatz des zweiten so weit nach vorn, dass dieses hier zum Theil den Mundeingang umgiebt (Lumbriconereis). Die folgenden Segmente sind, wenn nicht Kiemen auftreten, an demselben Thiere fast immer mit gleichmässigen Anhängen ausgerüstet; nur in seltenen Fällen sind die Ruderfortsätze verschiedener Körperregionen ungleich entwickelt. — Wie die Anhänge des Kopflappens ungleich gebildet sind, so herrscht auch, meist damit übereinstimmend, in der Entwicklung der Ruder- fortsätze eine weit auseinandergehende Gestaltenfülle. Die Ruder selbst sind in den meisten Fällen kurz und einfach, bisweilen am Ende mit lappenförmigen Anhängen (z. B. Onuphis), selten (Slaurocephalus) zweiästig. Bei der niedersten Ausbildung fehlen dem Ruderfortsatz sowohl Bauch- wie Rückencirren, oder werden durch zungenförmige Verlängerungen am freien Ruder- ende vertreten. Der Rückencirrus wird fadenförmig, seltener blattförmig (Oenone und Ver- wandte), der Bauchcirrus bleibt stummeiförmig. Treten bei grösserer Entfaltung der Ruder- fortsätze Kiemen auf, so stehen diese fast immer auf dem Wurzeltheile des Rückencirrus; sie sind einfach fadenförmig, oder es stehen die Kiemenfäden einzeilig an einem Stamm, oder spiralig um denselben herum und bilden dann bisweilen einen dichten Schopf, oder die einzelnen Fäden Farn. Ennicea. 271 entspringen endlich büschelförmig neben einander. Sie sind stets auf eine mehr oder minder grosse Anzahl von Segmenten beschränkt, und auf den ersten und letzten dieser meist weniger vollkommen ausgebildet. Die Borsten treten in nie mehr als zwei, oft nur in einem Bündel aus. Sind zwei Borstenbündel vorhanden, so ist das obere aus einfachen langen spitzen und gesäumten Borsten zusammengesetzt, neben denen fast immer zarte meisselförmig verbreiterte austreten; zu diesem Bündel gehören gerade Stütznadeln. Im unteren Bündel sind die Borsten zusammengesetzt, mit einem meist doppelhakigen und an der Schneide gedeckten kurzen Endgliede; ihre zugehörigen Stütznadeln sind in der Regel etwas gekrümmt und enden hakenförmig. — Ist nur ein Borsten- bündel vorhanden, so besteht dies aus einfachen Borsten; daneben können die zusammenge- setzten Borsten des unteren Bündels durch Stütznadeln mit Hakenspitzen vertreten werden (Dio- patra). Das Gleiche findet statt bei jungen Thieren oder in neu gebildeten Segmenten, wo statt der normal vorhandenen zusammengesetzten Borsten einfache stütznadelartige mit Hakenspitze auftreten. Fast bei allen Euniceen liegen dünne einfache Borsten im Innern der Segmente und ragen mit ihren Spitzen in den Grundtheil des Rückencirrus ; sie scheinen an die Segmentalorgane ge- bunden zu sein, und bilden sich wahrscheinlich von diesen aus, die mit einer Einstülpung der äusseren Chitindecken im Zusammenhang stehen. Das Aftersegment ist stets ruderlos; auf der Endfläche, unter der Afteröffhung stehen 2 Paar Aftercirren , welche meist in Übereinstimmung mit den Rückencirren gebaut sind. Die Körperwandung, durch deren Ausstülpungen alle diese Segmentalanhänge ge- bildet werden , hat eine starke Chitincuticula, welche (vielleicht allgemein) besonders auf der Rückenfläche der Segmente von feinen Porencanälen durchsetzt ist. Bisweilen liegt eine Drüsen- schicht so unter derCuticula, dass man in diesen Poren die Ausführungsgänge derselben zu haben glaubt. — Die subcutane Musculatur besteht aus der gleichförmig ausgebreiteten Ringfaser- schicht, und aus vier starken längslaufenden Muskelsträngen, welche in der Medianlinie der Rückenfläche hart an einander stossen, auf der Bauchfläche den Raum für den Nervenstrang, und an den Seitenwänden Längsfelder frei lassen, auf denen die basalen Enden der Borstenbündel in die Leibeshöhle hineinragen. Im vorderen Körpertheile verschmächtigen sich diese Muskelbän- der, so weit hier der Raum der Leibeshöhle durch den umfangreichen Anfangstheil des Verdau- ungstractus in Anspruch genommen wird, und enden am Vorderrande des ersten Segmentes. — Zur Bewegung der einzelnen Ruder dienen kleine gesonderte Muskelsysteme, welche sich von der subcutanen Muskellage ablösen und an die eingestülpten Enden der Borstenbündel anheften. Die Leibeshöhle wird durch Dissepimente, in der Medianebene vom Darm zur Innen- fläche der Bauch- und Ruckenseite gehend, in eine rechte und linke Hälfte zerlegt, mit Aus- nahme des vordersten Theiles, in welchem die Mundmasse liegt; andere Dissepimente in den Ver- as* 272 Ordo I. Nereidea. ticalebenen von den Grenzen der Segmente zum Darm gespannt, zerlegen die Leibeshöhle in Kammern, zwischen denen aber wohl immer eine Communication bestehen bleibt. Die Dissepi- mente sind mehr oder weniger breite Membranen. Es scheint als ob Fortsetzungen von ihnen, feine Häute, sowohl die innere Oberfläche der Muskelstränge als auch die äussere Wandfläche des Darmes, wie eine Art Peritonaeum , bekleiden. Der Bau des Verdauungstractus besitzt bei allen zu der Familie der Euniceen gehö- renden Thieren eine Übereinstimmung, welche um so auffallender ist, je mehr die äusseren Formen dieser Anneliden unter einander verschieden sind. Das Wesentliche, welches hier in Betracht kommt, ist im Baue des Anfangtheiles des Darmrohres ausgesprochen. Unmittelbar hinter der Mundöffnung liegt eine dicke den Raum einiger Segmente einnehmende Mundmasse, welche aus dem dickwandigen Behälter des Kieferapparates, dem Kiefersack, und dem darauf liegenden vorn in ihm einmündenden Schi und röhre zusammengesetzt ist. Bei manchen Gat- tungen sieht man die vorderen Enden dieser Mundmasse in Form von Polstern aus der Mund- öffnung hervorragen (Lumbriconereis, Stauroccphalus). — Die Masse, welche den Kieferapparat einschliesst, ist ein nach hinten blind endender Sack, dessen innere Wandfläche durch eine von der Mundöffnung aus hineintretende Chitinhaut bekleidet wird. An bestimmten Stellen verdickt sich auf Falten oder Vorsprüngen der Wand- oberfläche diese Chitinauskleidung zu festen Massen und bildet so die beiden Haupttheile des Kie- ferapparates: den aus zwei symmetrischen Stücken bestehenden Unterkiefer, und die beiden aus mehreren hinter einander gelegenen meist ungleich gestalteten Stücken gebildeten Hälften des Oberkiefers. Die Festigkeit der chitinigen Kieferstücke ist nach dem Alter der Thiere, und nach der Art verschieden , danach wechselt die Farbe vom hellen Gelb zum Schwarz. Sehr oft wird die dickere Chitinmasse der Kieferstücke durch Ablagerung von kohlensaurem Kalk erhärtet , der das ganze Gewebe durchsetzt . oder wie eine darüber gegossene Masse auf der Oberfläche , zu- mal der schneidenden Ränder lagert; im letzteren Falle zeichnen sich die besonders stark ver- kalkten Theile durch ein glasartiges oder emailleweisses Ansehen aus. Der Unterkiefer wird, wenn der ganze Apparat gebraucht werden soll , nur wenig aus der Mundöffnung hervorgescho- ben , und seine beiden Stücke verändern ihre Lage gegen einander nicht ; der Oberkiefer dagegen wird dann zum bei weitem grössten Theile hervorgeschoben, seine einzelnen Stücke verändern ihre Lage gegen einander mehr oder weniger, und werden in horizontaler Ebene bewegt. Alle diese Bewegungen werden durch die derbe Muskellage bewirkt, welche die Dicke der Wandung des Kieferbehälters ausmacht. Die Anordnung ihrer Fasern ist je nach der Form der Kiefer eine verschiedene; doch lassen sie sich immer in zwei Gruppen zerlegen, von denen die eine dem Unter- die andere dem Oberkiefer angehört. In beiden sind im Allgemeinen die Fasern halbring- oder spangenförmig angeordnet, mit den Enden an der Chitinhaut haftend, welche sich zu den Kieferstücken verdickt. — Wenn durch die Contractionen dieser Muskelspangen der Kieferapparat hervorgeschoben und auseinandergelegt ist, so erfolgt die Herstellung der Farn. Eunicea. 273 Ruhelage durch breite Muskelbänder, die sich von den dorsalen Muskelbändern der Körperwand an die oberen und seitlichen Theile des Kiefersackes begeben. Die Form des Unterkiefers, der auf dem Boden des Kiefersackes liegt, ist am wenig- sten Abweichungen unterworfen ; jede seiner Hälften ist ein nach vorn sich erweiterndes platten- oder stabförmiges Stück, dessen hinlerer Theil der Muskelmasse zum Ansatz dient, wahrend das verbreiterte Vorderende frei ist. Die Verschiedenheiten bei den einzelnen Gattungen beruhen theils in der ungleichen Grösse, zumal im Verhaltniss zu der Lange des Oberkiefers, theils in einer mehr oder minder bedeutenden Verbreiterung des Vorderstückes , welches entweder dick, keulenförmig wird , oder platt und dünn eine Schaufelgeslalt annimmt. — Viel mannichfaltiger entwickeln sich die einzelnen Stücke in den Hälften des Oberkiefers. Sehen wir von dem allge- mein gültigen Verhalten ab. dass alle Theile des Oberkiefers nur Verdickungen einer Chitinhaut auf Fallen und Vorsprüngen sind, welche von den seitlichen Wanden des Kiefersackes in dessen Lumen hineinragen , so bekommen wir eine Reihe von Formen , in welcher sich nach der Stel- lung und Gestaltung der einzelnen Kieferstücke zwei auch für die Systematik verwerthbare Gruppen herausstellen , zwischen denen durch einzelne Zwischenglieder ein Übergang vermittelt ist. In der einen Gruppe {Eunicea labidognatha) sind die vorstülpbaren einzelnen Stücke jeder Oberkieferhälfte sehr ungleich gestaltet und so gestellt, dass in der Ruhelage die beiden grösse- ren Stücke in einer nischenförmigen Vertiefung der Wand stehen , und um ihre Enden die kleineren Stücke auf dem Vorderrande der Nische im Halbkreise angeordnet sind. In der anderen Gruppe (Eunicea prionognatha) sind die vorstülpbaren Kieferstücke in jeder Oberkieferhälfte mehr oder weniger gleichartig geformt, und stehen auf Längswülsten hinter einander. Um eine leich- tere Beschreibung zu erzielen, habe ich den einzelnen Kieferstücken eine besondere Bezeichnung gegeben, die besonders in der ersten Gruppe wünschenswerth zu sein schien. Bei allen Euniceen liegt am weitesten nach hinten in jeder Oberkieferhälfte ein platten- oder stabförmiges Stück, dem der Gegenseite in der Medianlinie der ganzen Länge nach oder nur auf eine Strecke weit bis zu unmittelbarer Berührung genähert, welches beim Heraustreten der Kiefer nicht mit aus der Mundöffnung hervordringt. Diese Stücke nenne ich, da sie die vor ihnen gelegenen Kiefertheile zu stutzen scheinen, »Träger«. Sie verkümmern nur selten (Slauroccphalus) zu unbedeutenden kurzen Stäbchen. — Bei den Thieren der ersten Gruppe mit ungleichförmig gebildeten Oberkie- ferstücken steht auf der vorderen Endfläche der Träger, oft scheinbar wie auf einer Gelenkfläche, selten wirklich fest verbunden, je ein Stück, dessen Form hinlänglich durch den Namen der »Zange«, den ich dafür wähle, bezeichnet ist. Darauf folgen weiter nach vorn jederseits die von mir als »Zahn« bezeichneten Stücke; sie umgreifen an ihrem hinteren breiteren Ende wie mit zwei Schenkeln darauf reitend, den Grundtheil der Zange, deren Endhaken auf ihrer oberen Fläche ruht, wenden ihre sägearlig gekerbten Schneiden gegen einander und sind mit den Spitzen nach vorn gerichtet. Zange und Zahn sind im isolirten Zustande derbe Hohlgebilde, an deren wandständiger Fläche im hinteren Theile eine grosse meist dreieckige Öffnung einem Portsatze der Wandfläche 274 Ordo I. Nereidea. und damit der Matrix des Chitins den Eintritt in den Hohlraum gestattet, der dadurch ausgefüllt wird, wie die Form von einem Gussstücke. Beide entspringen von der Seitenwand des Kiefer- sackes mit einer Basis, die dem Umfange dieser Eingangsöffnung entspricht, und liegen mit ihren freien Theilen wie in einer Nische der Wand. — Zu diesen ihrer Grösse nach hauptsachlichen Stücken des Oberkiefers kommen nun kleinere, die auf den Rändern der Nische liegen und so nach vorn die Enden der Zange und des Zahns im Bogen umgeben. Sie haben im Allgemeinen die Form von Platten, welche stärker oder schwächer gewölbt sind, und ich unterscheide, je nachdem sie mit scharfer, gesägter Kante in das Lumen des Kiefersackes vorragen, oder nur platt der Wandung aufliegen, die erstere Form als »Sägeplatten«, die zweite als uReibplatten«. Bei den Thieren mit gleichförmigen Oberkieferstücken ist die Lagerung aller einzelnen Theile hintereinander das Wesentlichste, welches durch den Wegfall grösserer Kieferstücke wie Zahn und Zange bedingt wird. Die Stücke liegen ein- oder mehrreihig hintereinander, entweder alle übereinstimmend oder doch nach dem gleichen Plane gebaut, oder die einzelnen Stücke zweier Reihen derselben Kieferhälfte sind ungleich. In den meisten Fällen sind die Einzelstücke kleine Hohlgebilde mit sägezähnigen Kanten , die in ihrem Bau am meisten an die Gestalt des Zahnes in der ersten Gruppe erinnern, ich nenne sie Kieferzähne. Als einfachste Bildung findet sich neben der Reihe solcher Kieferzähne eine parallelgehende Reihe einfacher Reibplatten. — Die Bildungen, welche ich als Übergangsformen von einer Gruppe zur anderen auffasse, bestehen darin, dass das an die Träger sich anschliessende Stück grösser ist als die folgenden, mit zangen- förmigen Haken ausläuft, dabei aber an der Kante des Grundtheiles sägeartig gezähnelt ist, und dass mehr oder minder geringe Unterschiede in der Form der einzelnen Stücke erscheinen. Die Gruppirung in längslaufende Reihen spricht dafür diese Formen der zweiten Gruppe anzuschliessen. Auf solche Weise wird also der Raum des Kieferbehälters von unten her durch den Unterkiefer, von den beiden Seiten her durch die Theile des Oberkiefers begrenzt und beengt: seine obere Wand, im hinteren Theile durch Muskeln vollständig geschlossen, ist vorne von einem Längsspalt getheilt, durch welchen das Schlundrohr in den Kiefersack einmündet uud die Binnen- räume beider Theile mit einander in Verbindung stehen. Das Schlund röhr ist cylindrisch, meist beträchtlich, selten nur wenig schmäler als der Kiefersack, auf dessen Rückenfläche es ruht. Mit ihm ist es in einer ungleich grossen Aus- dehnung verbunden , je nachdem die Communication zwischen beiden durch einen längeren oder kürzeren Schlitz hergestellt ist. Die Länge des Rohres im Verhältniss zum Kiefersack schwankt ebenfalls, entweder ist es nur so lang wie dieser, oder es ragt noch eine Strecke weit über das Ende des Sackes hinaus. Die Wände des Schlundrohres sind zumal im vorderen Theile stark durch Häufung von Muskelfasern ; ihre innere Oberfläche ist mit hohen Falten , zwischen denen bisweilen liefe taschenförmige Einziehungen stehen, besetzt, oder auch mit mehr papillenartigen Vorsprüngen ; gegen das Ende des Schlundrohrs erfolgt darin meist ein allmählicher Übergang zu der Beschaffenheit des nächsten Darmabschnittes. Farn. Eunicea. 275 Nur in wenigen Fällen ist zwischen das Ende des Schlundrohres und den eigentlichen Darm noch ein besonderer starkwandiger Abschnitt eingeschoben (Diopalra neapolilana, Eunice limosa). Meist erfolgt vom Schlundrohre mehr oder weniger plötzlich der Übergang in den eigentlichen Darm. Das Darm röhr ist durch Einschnürungen in Kammern zerlegt, so dass die grösste Ausweitung der einzelnen Darmabschnürung mit den Segmentgrenzen zusammenfallt. Dabei ist häufig der ganze Darm schwach schraubenförmig gedreht. Die Darmwand besitzt wohl allge- mein zu äusserst einen zweischichtigen Beleg von längs nnd ringförmiglaufenden Muskelfasern. Auf der inneren Oberfläche stehen feine Fältchen oder gröbere Vorsprünge, meist mit der Längsaxe des Darmes parallel. Eine dem Darme eigenthümliche Färbung, die man bisweilen findet, scheint in der Dicke der Darmwand ihren Sitz zu haben. — Der After steht immer terminal auf der Endfläche des Aftersegmentes, oft nahe der Rückenfläche. Die eigenthümliche Gestaltung, welche der Anfangtheil des Verdauungsrohres in dieser Familie annimmt, fordert zu einer Vergleichung auf, in wie weit sich dieser Bau von demjenigen unterscheidet, den wir sonst in der Ordnung der Nereiden antreffen. Bei allen hierhergehörenden Anneliden wird das Anfangsstück des Darmrohres als Rüssel aus der Mundöffnung hervorgeschoben. Bei den Euniceen ist dieses Stück so kurz, dass von einem eigentlichen Rüssel keine Rede sein kann. Während sonst der durch Verdickung seiner Wände ausgezeichnete Abschnitt im Anfangstheile des Darmrohres einerseits mit der Mundöffnung durch einen dünnwandigen Abschnitt, die Riisselröhre, zusammenhängt, und beim Vorstülpen des Rüssels in diese hineingeschoben wird , andererseits aber selbst wieder einen continuirlichen Abschnitt des ganzen Darmcanales ausmacht, so dass durch seine Höhlung alle in den Darm einge- führten Stoffe hindurchgehen müssen ; bildet hier der dickwandige Abschnitt einen Blindsack, der nach vorn unmittelbar an die Mundöffnung stösst, und in seinem hinteren Theile keinen Zutritt in das Darmrohr gestattet. Es fehlt mithin die eigentliche Rüsselröhre. Deren Analogon bei den Euniceen sehe ich in dem Schlundrohre, welches auf der Rückenfläche des Kiefersackes ruht, und im vorderen Theile die Höhlung dieses Sackes von oben her abschliessen muss. Danach würde der Kiefersack den Magen der übrigen Nereiden repräsentiren, der an das vordere Ende der Rüsselröhre gerückt ist, und hier eine zum Theil mit dem ganzen Darmrohre zusammen- hängende Höhlung besitzt, während sein hinterer Abschnitt, in Folge der grossen Muskelent- wicklung zur Bewegung des Kieferapparates, gleichsam aus dem Zusammenhange mit dem Darmrohre herausgeschoben und als ein musculöser Wulst unter die Rüsselröhre gelagert wird. Das Gefässsystem erreicht bei den Thieren dieser Familie eine sehr hohe Entwick- lung. Die centralen Apparate bestehen aus Längsstämmen, welche unter und über dem Darme den Körper der Länge nach durchziehen , und zwar über dem Darme zwei zu beiden Seiten des verticalen Dissepimentes gelegene oder ein vom Dissepimente eingeschlossener, unter dem Darme wohl immer nur ein Längsstamm. Die contractilen Ruckenstämme besitzen stets 276 Ordo I. Nereidea. einen Beleg von ringförmigen Muskelfasern auf der Aussenfläche. In jedem Segmente geben die Hauptstämme gegen die Ruderfortsatze hin einen Hauptast, und diese vermitteln innerhalb eines jeden Segmentes einen Austausch zwischen den Blutströmen der dorsalen und ventralen Stamme. Tragen die Ruderfortsätze Kiemen, so werden diese von hier aus in engen Capil- largefässen mit dem Blute gespeist. Ein Abfluss erfolgt von den im Ruder zusammentreffenden Ästen in mehr oder minder zahlreiche meist gestreckt verlaufende Hautgefässe, welche von den seitlichen Segmentanhängen ausgehen und in der Mittellinie der Rückenfläche sich meist unmittelbar in die dorsalen Hauptstämme entleeren , auf der Bauchfläche dagegen wohl immer schlingen- förmige Anastomosen bilden, deren Enden unter dem Bauchnervenstrange gelegen sind. Eine weit verbreitete, wenn nicht allgemein vorkommende Eigenlhümlichkeit besteht darin, dass an den Ästen, welche vom ventralen Hauptstamme zum Ruderfortsatze gehen, contractile An- hänge, Bulbillen, meist schlingenförmige Ausstülpungen des Astes angebracht sind, welche durch eine besonders starke Musculatur ihrer Wandung ausgezeichnet sind. Von den Eingeweiden erhält der Darm ein oft sehr dichtes Gefässnetz. — Im vorderen Körperabschnitte wird diese Anordnung des Gefässsystemes durch das Auftreten der umfangreichen Mundmasse in der Weise verändert, dass die Hauptstämme an Bedeutung verlieren, und nicht mehr in jedem Segmente ihre seitlichen Äste in gleicherweise abgeben: die zu den Ruderfortsätzen gehenden Äste des Bauch- stammes entspringen dann fast unmittelbar hinter einander, da wo das Ende des Kiefersackes gelegen ist und gehen in längerem oder kürzerem Verlaufe nach vorn. Sind zwei Rücken- stämme vorhanden , so verschmelzen diese hier zu einem. Ausserdem erhält die äussere Fläche des Kiefersackes jederseits ein aus grossen Stämmen bestehendes Gefässnetz. — Die Richtung des in den Hauplstämmen kreisenden Blutes ist in der Regel in den dorsalen Stämmen von hinten nach vorn , in den ventralen von vorn nach hinten ; innerhalb eines jeden Segmentes findet ein vielleicht nicht ganz vollständiger Kreislauf statt, bei dem die contractilen Anhänge eine wesent- liche Rolle spielen. Unter dem Andringen einer Blutwelle vom ventralen Stamme füllen sich diese Anhänge, treiben das Blut durch ihre Contraction gegen die Ruderfortsätze, und erfüllen so die Aufgabe eines sich rhythmisch contrahirenden und blutbewegenden Apparates. Durch die Ver- bindungsäste vom Ruder zu den dorsalen Stämmen, erhalten diese von hier aus, so wie sie nach einer Contraction entleert sind, neuen Blutzufluss. Aber auch von den dorsalen Stämmen scheinen bisweilen Blutwellen gegen die Ruderfortsätze vorzudringen, so dass, falls beide Strömungen gegen einander gerichtet sind , nur ein Abfluss in die Gefässe der Haut möglich ist. Wie vielleicht bei allen Anneliden finden auch hier Unregelmässigkeiten im Kreislaufe statt, jedenfalls wird aber durch die contractilen Anhänge der Gefässe die seitliche Stromablenkung in den einzelnen Seg- menten sehr begünstigt. Das in den Gefässen circulirende Blut scheint ganz frei von geformten Elementen zu sein. Seine Farbe ist meist roth, seltener grün ; bemerkenswerth ist es , dass bei Individuen ein und derselben Species das Blut bisweilen die eine, bisweilen die andere Färbung zu haben Farn. Eunicea. 277 scheint. Sehr auffallend ist die Eigenschaft des Blutes nach dem Tode feste Gerinnsel zu bilden, die an den in Weingeist aufbewahrten Thieren häufig eine vollständige Injection des Gefäss- systems darstellen, und dadurch dessen Untersuchung wesentlich erleichtern. Die fest geworde- nen Blutmassen sind dann sehr hart, und scheinen oft ein ganz krystallinisches Gefüge zu haben, sie finden sich wenigstens bisweilen in blättrigen oder scholligen, auch regelmässig gesplitterten Massen , die ein solches Ansehen verleihen. Im Nervensysteme sind die oft pigmentirten Ganglien des Bauchstranges durch zwei kurze, in gemeinsamer Hülle enganeinanderliegende Längscommissuren verbunden; von Jedem Ganglion gehen seitwärts Äste ab, die bei den Cirrentragenden Formen sowohl in den Rücken- wie Bauchcirrus treten, und diese offenbar zu Tast werkzeugen ausrüsten. Ob der von mir beschrie- bene Axencanal des Bauchstranges allgemein verbreitet ist, bleibtnoch festzustellen. Das Hirn, mit dem Bauchstrange, durch die Schenkel eines Schluntlringes verbunden, füllt den grösseren Theil des Kopflappens und sendet in die Fühler Nerven, während die Palpen von einer grösseren nervösen Masse erfüllt werden, die man vielleicht mit grösserem Becht als Hirnlappen anzusehen hat. — Sind Augen vorhanden , so scheinen diese fast unmittelbar in die Hirnsubstanz einge- senkt zu sein. Bei einigen Gattungen ist ein mit dem Hirn zusammenhängendes und mit selbstän- digen Nervenknoten ausgerüstetes Eingeweidenervensystem beschrieben, welches den vordersten Theil des Venia uungstractus versorgt; es fehlt bis jetzt aber noch der histologische Nachweis, dass diese zum Theil als sehr complicirt dargestellten Apparate völlig nervöser Natur sind. Was die Generationsverhältnisse betrifft, so sind alle Eunieeen getrennten Ge- schlechtes. In vielen Gattungen scheint aber die Zahl der Weibchen die der ungleich seltener gefundenen Männchen zu übertreffen. Äussere Geschlechtsunterschiede von allgemeiner Geltung sind mir nicht bekannt geworden. Die Bildungsstätte der Geschlechtsproducte, welche man zur Zeit der Beife treibend in der Leibeshöhle findet, ist in vielen Gattungen noch nicht nachgewie- sen. Ich vermulhe, dass in den meisten die Bildung ihren Ausgang von bestimmten Puncten auf den Dissepimenten der Segmentgrenzen nimmt, unter dem Einflüsse der an diesen Stellen reicher entfalteten Blutgefässe. Nur bei wenigen Gattungen finden sich an den Dissepimenten angeheftet Ovarien, welche das Aussehen zusammengesetzter Drüsenschläuche haben [Cirrobranchia). — Die Eier haben oft eine derbe Schale und meist einen farbigen Dotter. ') Was die Beschaffenheit der Segmentalorgane betrifft, so muss ich auf den speciellen Theil verweisen ; im lebenden Thiere habe ich ein solches mit Sicherheit nur bei Lysidice erkannt ; es ist mir aber sehr wahrscheinlich, dass die dunkelpigmentirten Körper am Ursprünge des Rückeucirrus vieler Eunieeen Segmentalorgane sind. Wie es scheint, steht in den meisten Fällen mit diesen das kleine Borstenbündel in Verbindung, dessen Spitzen in die Wurzel des Rücken- cirrus hineinragen. 1) Die Beobachtung von Koch, wonach Eunice sanguinea lebendig gebärend ist, steht bis jetzt noch immer allein und unbestätigt; über die Tragweite dieser Beobachtung werde ich weiter unten nocti zu reden haben. Ehlers, Borstc-nwürmer. 36 278 Ordo I. Nereiden. Schliesslich habe ich noch eines Organes zu gedenken, welches bei sehr vielen, wenn nicht allen, Euniceen im unteren Theile der Ruderhöhle oder in deren Nähe innerhalb der Leibeshöhle gelegen ist. In sehr ungleicher Weise entwickelt ist das Gemeinsame an ihm stets, dass dünne schlauchartige Gebilde mehr oder weniger eng in Knäuel zusammengewickelt sind. Ich werde diese Körper als »Knäueldrüsen« bezeichnen, und hege davon die allerdings noch zu beweisende Vermuthung, dass von ihnen der Stoff geliefert werde, mit welchem diese Würmer ihre Röhren bauen. Die Vermuthung stützt sich darauf, dass grade bei Onupkis, welche wegen ihres Röhrenbaus ausgezeichnet ist, diese Knäueldrusen in grösster Entwicklung vorhanden sind. Allerdings habe ich keine Öffnungen aufgefunden, durch welche ein etwaiges Secret dieser Drüsen nach aussen gelangen könnte. Die Lebensverhältnisse der Euniceen sind nur zum Theil bekannt. Die kräftigen oft sehr grosse Dimensionen erreichenden Thiere sind fast in allen Meeren gefunden. Sie bewe- gen sich rasch und behende, kriechend und schwimmend. Die Fähigkeit Röhren zu bauen, welche als Wohnplätze und Zufluchtsorte dienen, kommt in der ganzen Ordnung der Nereiden bei ihnen am ausgezeichnetsten vor ; besonders bekannt sind in dieser Beziehung Onupkis und Diopatra. — Die Nahrung der Thiere ist unbekannt; falls sie nicht omnivor sind, so scheint die starke Ent- wicklung des Kieferapparates dafür zu sprechen , dass es wahre Raubthiere , die besten Vertreter der Rapacia, sind. — Verletzungen, selbst Verluste grösserer Körperslücke, werden von ihnen leicht ertragen, und das verlorene Körperende bildet sich rasch von neuem. Als Eigenthüm- lichkeit, welche ich in dieser Weise bis jetzt nur bei Euniceen gefunden habe, will ich erwäh- nen, dass oft grössere Strecken des Körpers entweder in der Mitte oder am Ende desselben schlaff und welk sind, als ob sie im Absterben begriffen wären. In vielen Fällen erfolgen solche Veränderungen des Siraffen Körpers wohl nach der Entleerung der Geschlechtsproducte aus den Segmenten; ich bin aber im Zweifel ob solche Erschlaffungen nicht auch durch Er- krankungen der betreffenden Theile veranlasst sind. Bei der grossen Verschiedenheit der äusseren Formen, welche in der Familie der Euniceen herrscht, ist es nicht zu verwundern, wenn zu wiederholten Malen Versuche gemacht sind, die Gattungen, welche nach dem inneren Bau eine enge Zusammengehörigkeit besassen , von einander, und zwar bisweilen sehr weit zu trennen. Als Savigny1) die Familie der Euniceen aufstellte, hatte er darin die Gattungen Eunice (Cuv.), Lysidice (Sav.), Aglaura (Sav.) und Oenone (Sav.) vereinigt, und damit ausgesprochen, dass die äusseren Formunterschiedc gegenüber der Übereinstimmung des inneren Baues systematisch nicht hoch anzuschlagen seien. Blainville , der in seinen Classificationsversuchen der Anneliden anfänglich diese Gattungen als Nereides mullidentees2) passend vereinigt hatte, kam später3) als er ausschliesslich die äussere Form des Körpers und die Beschaffenheit seiner Anhänge als maassgebend ansah, auf die grössten Irrwege, trennte in diesem völlig misslungenen Theile seines Systemes die zur Familie der Euniceen gehörenden 1) Savigny Systeme des Annglides a. a. 0. pag. 47 8] Dictionnaire des sciences naturelles. T. 34. 1825. Art. Nereide pag. 425. 3 Dictionnaire des sciences naturelles. T. 37. 1828. Art. Vers pag. 448 f. Farn. Eunicea. 279 Gattungen aufs weiteste von einander, und vereinigte sie mit anderen, welche zu ihnen in gar keiner ver- wandtschaftlichen Beziehung stehen. So wurden denn in der Ordnung der Homocricwns die Gattungen Lumbrinereis (Bl.), Oenone (Sav.) und Scoletoma (Bl.) in der vierten Familie Nereiscolecia mit Formen wie Cirrhatulus zusammengestellt, und sollten, wieder gewählte Familienname andeutet, einen Übergang zu den Lumbricinen bilden. Die übrigen Euniceen wurden in der dritten Familie Nereiden allerdings vereinigt ge- lassen, aber zusammen mit anderen Anneliden aus. den verschiedensten Familien, und diese ganze Gruppe ward dann nach der Beschaffenheit der Fühler in vier Sectionen getheilt : Zygocera, Az-ygocera, Microcera und Acera. Die zweite und dritte dieser Sectionen enthalten Euniceen, und zwar die Az-ygocera neben Syllideen die Galtungen Lysidice (Sav.) = Nereidice (Bl.) und Eunice (Cvv.) = Nereidonla (Bl ) ; die Microcera aber neben den Gattungen Ophelia (Sav.) und Aonia (Sav.) die Gattung Aglaura (Sav.). Diese höchst gezwungene und gegen alle natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse streitende Einteilung hat wohl niemals Beifall gefun- den, und mit ihr sind die meisten der von Blainville neu geschaffenen Gattungsnamen in Vergessenheit gerathen. — Die nächstfolgenden Systematiker auf diesem Felde, Audoun und Milne Edwards1) nahmen daher mit Becht die Familie der Euniceen wieder in dem Umfange auf, wie sie von Savigny begründet war. Da sie das Hauptgewicht auf die Ausbildung der Mundwerkzeuge legten, so mussten sie in diese Familie, wo nach ihren Worten die Ausbildung des Kauapparates ihr Maximum erreicht, zu den von Savigny aufge- zählten Gattungen nicht bloss ihre neuen an Eunice sich anlehnenden Galtungen Diopalra und Onuphis auf- nehmen, sondern auch die BLAWViLLE'sche Gattung Lumbrinereis, trotz dem dass bei ihr die Anhänge des Kopflappens und der Segmente auf ein Minimum reducirt sind. — Diese Auffassung erhielt sich, auch von Grlbe2) angenommen, ohne Widerrede, bis zunächst Schmarda3), nach Beobachtung einer grösseren Zahl neuer Formen, zur Familie der Euniceen nur die mit Kiemen versehenen Gallungen {Eunice, Diopatra, Onu- phis) rechnet, die kiemenlosen Gattungen, deren Zahl um einige vermehrt worden, in einer zweiten Familie der Lumbrinereida vereinigt. Im Grunde ist das nichts anderes, als dass er die zwei Abtheilungen, in welche die beiden französischen Zoologen nach der Abwesenheit oder dem Mangel der Kiemen die Familie der Euniceen zerlegten, zum Werlhe von Familien erhebt. — Qlatrefage.s_4j hat sich in seinen neuesten Systemen dieser Eintheilung angeschlossen. — Ich kann dieser Auffassung durchaus nicht beistimmen; denn wenn es auch auf der Hand liegt, dass die kiementragenden Euniceen in eine engere Gruppe sich zusammenfassen lassen, so darf man doch nicht vergessen, dass sich kiemenlose Euniceen (Lysidice) fin- den, welche im Bau der äusseren Anhänge wie der inneren Organe, und zumal des Kieferapparates ganz mit den erstgenannten übereinstimmen, und den Übergang machen zu denjenigen Gattungen, deren Kiefer noch den gleichen Bau besitzen, während die Anhänge der Segmente ganz rudimentär werden. So fasse ich5) daher die Familie der Euniceen in der alten Umgrenzung, nach welcher der Bau des Kieferapparates das gemeinsame Merkmal für alle Gattungen ist, und freue mich in diesem Puncte mit der Auffassung Kinberg's6) übereinzustimmen, wie solche in seiner neuesten Mittheilung über die Euniceen ausgesprochen ist. Unabhängig von einander haben wir beide versucht, diese umfangreiche Familie weiter zu zerlegen, und sind dabei, verschiedene Wege einschlagend, zu nicht ganz übereinstimmenden Resultaten gelangt. Kikberg legt seiner Eintheilung die Form des Unterkiefers (labium inferius) und der Träger im Oberkiefer zu Grunde, und scheidet je nachdem die beiden Hälften des Unterkiefers zusammengewachsen und länger oder 1) Addouin et Milne Edwards, Classification des Annelides. Annales des sciences naturelles. T. XXVIII. 1S33. pag. 205. 2) Grube, Familie der Anneliden a. a. 0. pag. 41. 1 24. 3) Schmarda, Neue wirbellose Thiere I. n. a. a. 0. pag. 114. 123. 4) Quairefages, Note sur la Classification des Annelides. Comptes rendus. tome LX. seance du 27 mars 1865. — Annales des sciences naturelles Zool. Ser. V. T. III. 1865. pag. 253 f. 5) Vergl. meine Mittheilung auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Hannover, 1865. Section für Zoologie am 22. September.- (Tageblatt No. 6. 23. September, pag. 90.) 6) Kinberg, Annulata nova. Öfversigt af kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar. 21 Argängen 1864. Stock- holm, 1865. 8. pag. 559. Der Aufsatz ist bereits am 15. Dec. 1864 der Akademie in Stockholm vorgelegt, der betreffende Band aber erst ein Jahr später erschienen. Ich konnte daher auf dessen Resultate bei der ersten Mittheilung über meine Eintheilungsprincipiea keine Rücksicht nehmen. 36* 280 Ordo I. Neieidea. kurzer als der Oberkiefer sind, und die Träger im Oberkiefer, welche er nicht als selbständige Kiefer- stucke sondern als Anhänge seines ersten Kieferpaares betrachtet, Platten (laminae) oder kurze und lange Stäbe (radices) sind, die ganze Familie in 4 Gruppen, unter welche dann die Gattungen in 10 Familien vertheilt sind. Ich kann auf diese Puncte kein so grosses Gewicht legen, denn ob die Unterkieferhälften mehr oder weniger nahe an einander liegen, scheint mir, da sie doch Bildungen ein und derselben Chitin- haut sind, und durch diese immer unmittelbar zusammenhängen, von keinem Belang, ebensowenig wie es das Verhältniss ihrer Länge zum Oberkiefer ist. Auch einem mehr formellen Puncte, der weitereu Ver- theilung in 10 Gruppen, welche wohl nicht passend mit dem Namen von Familien bezeichnet werden, kann ich keinen Beifall geben; denn wollte man in dieser Weise vorgehen, so liessen sich endlich vielleicht alle bis jetzt als Gattungen zusammengefassten Formen in kleinere Abtheilungen zerlegen und dann zum Werthe von Familien erheben. — Dass ich von meinem Standpunkte aus auch die neueste von Malmgren1) gegebene Eintheilung in die Familien Staurocephalidae, Lwmbrinereidae, Eunicidae nicht gutheissen kann, bedarf keiner weiteren Erörterung. Von dem gemeinsamen Kennzeichen der Euniceen ausgehend, dass ein aus vielen Stucken zusammengesetzter Kieferapparat in einem Sacke liegt, auf dessen Rückenfläche das Schlund- rohr verläuft, benutze ich nun die schon oben erwähnte ungleiche Form und Gruppirung der einzelnen Stücke des Oberkiefers , um danach zwei Gruppen zu sondern , welche ich als zangen- kiefrige (Eunicea labidognatha) , und sägekiefrige (Eunic. prionognatha) , bezeichnete. Ich ge- lange damit zur Aufstellung zweier immerhin künstlich abgegrenzter Gruppen, innerhalb derer sich kleinere Kreise aufstellen lassen, welche durch allmähliche Übergänge eine Entwicklungs- reihe sowohl der äusseren Formen, wie auch der Kieferbildung anzeigen. Unter Benutzung eines in der Literatur reichlich angesammelten Materiales mag folgende tabellarische Zusammen- stellung zunächst eine Übersicht der Gattungen geben, wie sich diese nach meinem Dafürhalten am naturgemässesten aneinander schliessen. Hier nicht mit aufgenommen sind die Gattungen Evonella (Stimps.) und Pliocera (Qtrig.), weil sie unzulänglich beschrieben sind. A. Die den Oberkiefer zusammensetzenden, vorschiebbaren Stücke ungleichartig: die auf die Träger folgenden Stücke, die ungezähnelte Zange und der Zahn, werden von den davor gelegenen kleineren Stücken im Halbkreise umgeben. — Ruder einästig mit mehreren Borsten- formen (Eunicea labidognatha.). I. Die beiden Hälften des Oberkiefers haben eine ungleiche Zahl von Kieferstücken,. in der linken Hälfte eins mehr als in der rechten. Kopflappen stets mit Fühlern. (Eun. labidogn. tenlaculala.) 1) 5 hintere und 2 vordere lange Fühler. Heptaceras (n. gen.). 2) 5 hintere lange , 2 vordere Stunimelfühler. a) 2 Fuhlercirren. Diopatra (Aid. & Edw.) . 1) Malmgren, Annaluta polychaelaSpetsbertiiae, Grönlandiae, tslandiae et Scandinaviae haetenus cognila. Helsing- fors. 1867. 8. pag. 62. 63. 64. Farn. Eunicea. 281 b) Fühlercirren fehlen. Onuphis (Aud. & Edw.) . 3) 5 Fühler, Kiemen vorhanden. a) 2 Fühlercirren. Eunice (Guv.). h) Fühlercirren fehlen. Marphysa (Qtrfg.). 4) 5 Fühler, keine Kiemen. Nicidion (Kinb.). 5) 3 Fühler. a) Kiemen vorhanden. Amphiro (Kinb.). b) Kiemen fehlen. Lysidice (Sav.). 6) \ Fühler. a) Mit Rückencirren. Nematonereis (Schm.). b) Ohne Rückencirren. Blainvillea (Qtrfg.) II. Die beiden Kieferhälften haben eine gleiche Zahl von Kieferstücken; Kopflappen ohne wahre Fühler (Em. labidogn. mida). 1) Mit Kiemen. Ninoe (Kinb.). 2) Ohne Kiemen.' Lumbrieonereis (Bl.). B. Die den Oberkiefer zusammensetzenden Stücke liegen in Reihen hintereinander, und sind mehr oder weniger gleichförmig gebildet. — Ruder einästig mit einer Borstenform, oder zwei- ästig mit 2 Borstenformen (Eunicea prionognatha). I. Ruder einästig mit einfachen Borsten (Eun. prionogn. monocopa). 1) Rückencirren verkümmert oder fehlend. a) Das erste Paar der Kieferzähne mit zangenförmigen Endhaken. a) Die zangenförmigen Kieferzähne gleich. f Alle Kieferzähne gleich. § 5 Paar Kieferzähne. Aracoda (Schm.). §§ 4 Paar Kieferzähne. Laranda (Kinb.). ff Die Kieferzähne des zweiten Paares ungleich. Arabella (Gr.). ß) Die zangenförmigen Kieferzähne ungleich. Larymna (Kinb.). b) Das erste Paar der Kieferzähne ohne zangenförmige Endhaken. «) Ruder mit verkümmerten Rückencirren. Notocirrus (Schm.). 282 Ord. I. Xereidea. ß) Ruder ohne Rückencirren. NotopsÜUS (mihi). 2) Rückencirren blattförmig. a) Träger im Oberkiefer lang, stnbförmig. a) Fühler fehlen. Oenone (Say.) ß) 3 Fühler. f Kopflappen vom ersten Segmente bedeckt. Aglaurides (mihi). 77 Kopflappen frei. § 2 Augen, vor den Triigern 5 Paar ungleicher gesägter Kieferzähne. Cirrobranchia (n. gen.) §§ 4 Augen, vor den Trägern 6 Paar Kieferzähne. Danymene (Krau.). b) Träger im Oberkiefer kurz, plaltenförmig. Lysarete (Kinb.). II. Ruder zsveiäslig mit einfachen und zusammengesetzten Borsten. [Eun. prionogn. dieopa.). Staurocephalus Gr.). Es ordnen sieh, wie aus dieser Zusammenstellung hervorgeht, die Gattungen der Euni- ceen zu 5 Gruppen. Unter den Euniceen mit Zange und Zahn im Oberkiefer stellt sich um die Gattung Eunice eine Reihe von Formen, die in der mehr oder minder reichen Ausbildung der Kopf- und Ruderanhänge von einander abweichen, in der Bildung des Kieferapparates aber bis auf geringe Einzelnheiten übereinstimmen. Neben ihnen bildet die Gattung Lumbriconereis den Repräsentanten einer zweiten Gruppe, welche durch den Mangel wahrer Fühler und geringe Ausbildung der Ruderanhänge auffällt. — In der zweiten grossen Abtheilung, in welcher die ein- zelnen Stücke der Oberkieferhälften weniger von einander verschieden sind und in Reihen geord- net liegen, theilt sich die ganze Gruppe, welche durch den Besitz von nur einer Borstenform eine Zusammengehörigkeit zu besitzen scheint, in zwei Kreise, von denen der eine durch den Mangel an Fühlern und entwickelten Cirren an die Lumbriconereiden sich anlehnt, während der zweite Kreis durch den Besitz grosser blattförmiger Rückencirren, denen zugleich die Function von Kiemen zukommt, als in sich geschlossen daneben steht. Beiden Kreisen ist es mit Aus- nahme der Gattung Lysarete (Kinb.) gemein, dass die Träger im Oberkiefer lang und stabförmig sind. — Ganz abgesondert durch besondere Ausbildung der Anhänge des Kopflappens, der Ruder und des Kieferapparates steht daneben nun, als kleine Gruppe, Staurocephalus. Wie die einzelnen Gruppen durch ungleiche Entwicklung der für unsere systematischen Betrachtungen wichtigen Körpertheile sich von einander sondern, so fehlt es hier doch auch nicht an auf- und absteigenden Stufen dieser Entwicklung, wodurch ein Übergang von der einen zur anderen Gruppe angebahnt wird. Von Diopatra mit den gestielten Palpen, den Stummel- und echten Fühlern, den Fühlercirren , und den mit Cirren und Kiemen ausgerüsteten Rudern geht Fam. Ettnicea. 283 eine ganze Entwicklungsreihe abwärts bis zu der nackten Lumbriconereis , indem einer dieser Anhange nach dem andern zurücktritt. — Die Formen der Borsten sind charakteristisch für die einzelnen Gruppen ; auch hier lassen sich , wenn auch weniger bedeutende Übergänge finden. In der ersten Gruppe finden wir drei verschieden geformte Borsten : im oberen Bündel meissel- förmige und einfache lineare, im unteren Bündel zusammengesetzte oder an deren Stall (Diopalra, Oiuijtliis), stütznadelförmige einfache geschweifte mit Endhaken. — In der zweiten Gruppe [Lumbriconereis), fehlen die meisselförmigen Borsten des oberen Bündels, während die zusammen- gesetzten des unteren Bündels entweder nur in den vorderen Körpersegmenten sich finden oder überall durch einfache geschweifte mit Haken endende vertreten sind. Es bleiben die einfachen Borsten und diese sind es, welche wir in den beiden folgenden Gruppen (mit Ausnahme von Larijmna) allein wiederfinden. In beiden Gruppen stellt sich in der Form der Borsten vielleicht allgemeiner der Unterschied heraus, dass bei den cirrenlosen Gattungen (wenigstens bei Aracoda, Arabella, Notocirrus) der Anfang des flossenartigen Saumes am Bande mit einzelnen wenigen Zähnchen besetzt ist, während diese bei den schlankeren Borsten der mit blattförmigen Rücken- cirren versehenen Gattungen fehlen. — Die letzte Gruppe (Staurocephalus) steht auch durch die Borster.form wieder abgesondert da. Die Kieferbildung zeigt uns in ähnlicher Weise vermittelnde Übergangsformen zunächst zwischen den beiden Hauptgruppen, den labidognathen und prionognathen Euniceen. Das her- vorstechendste Stück im Oberkiefer der erstgenannten Thiere, die Zange, ist bei den Gattungen Aracoda (Schm.), Laranda (Kinb.), Arabella (Gr), Larijmna (Kihb.) wenigstens insofern wieder- holt, als das erste Paar der Kieferzähne in einen zangen förmigen Endhaken ausläuft. Aber auch innerhalb dieser beiden grösseren Abtheilungen finden sich Bildungen, wodurch die Verschie- denheit im Bau des Kieferapparates sich ausgleicht. Für die um Lumbriconereis geordneten Gattungen ist das Vorhandensein von gekörnelten Platten im Oberkiefer charakteristisch; ähnliche Gebilde finden sich nur wieder im Oberkiefer der Gattung Nemalonereis (Schm.), die ihrerseits durch die Vermittlung der Form des Kieferapparales bei Lysidice (Sav.) sich an Eunice und deren nächste Verwandten anschliesst. — In ähnlicher Weise wird innerhalb der prionognathen Euni- ceen in der Bildungsweise der Oberkieferhälften eine Entwicklungsreihe hergestellt: denn wenn bei den cirrenlosen Gattungen in jeder Kieferhälfte nur eine Beihe gezähnelter Kieferstücke liegt, so finden sich bei den Gattungen mit blattförmigen Bückencirren jederseits zwei Reihen Kiefer- stücke, von denen die einen gezähnelt, die andern nur plattenförmig sind; entwickeln sich statt dieser Platten der zweiten Kieferreihen wahre gezähnelte Kieferstücke, so erhalten wir damit die Form der Oberkieferbildung, wie sie in ausgezeichneter Weise sich in der letzten Gruppe, bei Staurocephalus findet. 2S4 Ord. I. Nereideä. A. Eunicea labidognatha. A. 1. Eunicea labidognatha tentaculata. Heptaceras n. gen. ijiTti sieben, xiqas, ro Hörn. Kopflappen mit 5 hinteren und 2 vorderen fadenförmigen Fühlern, 2 Palpen. 2 Füli- lercirren. Kiemen schon vom ersten Ruder an, zuerst einfach fadenförmig, weiterhin mit spiralig gestellten Faden, Rückencirren blattförmig. Diese Gattung errichte ich für eine von Schmarda beschriebene und zu Diopatra gestellte Art, die sich durch eine höhere Ausbildung der Kopf- und Ruderanhänge auszeichnet. Die kurzen Stummelfühler am Vorderrande des Kopflappens von Diopatra sind hier in längere den 5 hinteren Fühlern gleiche Fäden verwandelt, die Palpen besitzen die gleiche Form. — In der Beschreibung der einzigen Art sollen die fadenförmigen Fühlercirren neben den Augen stehen, vermuthlich wie bei Diopatra am Vorderrande des ersten Segmentes. — Die Ruder, deren Form von den ver- schiedenen Körpertheilen nicht genauer bekannt ist, besitzen meissel förmige und einfache, breit gesäumte Borsten, daneben Stütznadeln mit Hakenenden. Die Rückencirren sind blattförmig er- weitert, die Baucheirren kurz und kegelförmig (ob an allen Segmenten?). Die schon an den ersten Segmenten, aber geringer entwickelt auftretenden Kiemen tragen spiralig geordnete Kie- menfäden. — Die Kiefer sind leider nicht genau genug bekannt, aus den unvollständigen Abbil- dungen geht hervor, dass im Oberkiefer Zahn und Zange stehen. Die einzige Art ist: Heptaceras phyllocirrum. Diopatra phyllocirra (Schmarda). Schmarda, Neue wirbellose Thiere, a. a. 0. I. n. pag. 13:5. Taf. XXXII. Fig. 261. Vaterland: Ceylon bei Trinkomalie und Belligamme. Diopatra (Aid. & Edw. char. emend.) Audouin & Mil>e Edwards, Classification des Annelides. Annales des sciences naturelles. T. XXVIII. 1 833. pag. 229. Kopflappen mit 5 schlanken Fühlern, 2 Stummelfühlern und 2 grossen kurzgestiel- ten Palpen; hinter ihm nur ein ruderloses Segment mit 2 Fühlercirren. Die ersten ruder- tragenden Segmente kiemeulos. Kiemen einfach oder zusammengesetzt, und dann mit spiralig um den Kiemenstamm geordneten Fäden. Oberkiefer mit Zange und Zahn, in der linken Hälfte eine Sägeplatte mehr als in der rechten. Diese Gattung ist auf das nächste mit der folgenden Gattung Onuphis (Aud. & Edw.) verwandt. Ich lege bei der Trennung beider kein Gewicht auf die Zahl und Stellung der Kiemenfäden, wie es Avdoun & Milxe Edwards und Kinrerg gethan haben, sondern halte mit Qiiatrefai;es die Anwesenheit oder das Fehlen der Fühlercirren für entscheidend. Es sind Farn. Eunicea. Gen. Diopalra. 285 zur Zeit 22 Arten beschrieben1), für die sich aus der grösseren oder geringeren Entwicklung der Kiemen , aus dem Verhalten der Wurzelglieder der Fühler zum Endgliede , aus der Länge und Gestalt der Rückencirren, so wie schliesslich aus der Kieferform Unterscheidungsmerkmale finden lassen. Das letzte, vielleicht sicherste Artkennzeichen ist leider von den wenigsten Autoren ge- nügend berücksichtigt. Diopatra iieapolitaua d. Ch. B. neapolitana delle Chiaje Descrizione e notomia, 1841 , a. a. 0. Tom. III. pg. 97. Tom. V. pg. 104. Tav. 97. fig. 9—12. Tav. 102. fig. 1—7. D. cuprea delle Chiaje Memorie sulle storie a. a. 0. Vol. II. 1825. pg. 393. 423. Tav. XXVII. 9— IG. XXVIII. (bis) 1—7. D. gallica Quatrefages Histoire naturelle des Anneies. T. I. 1865. pg. 338. PI. 17. Fig. 1—3. Körper im vordem Theile hoehgewölbt, im hinteren abgeplattet, vorne 'metallglän- zend, zum Theil mit Bindenzeichnung. Kopflappen tief in das erste Segment eingezogen. Fühler mit geringeltem Wurzelgliede, welches kürzer ist als das glatte Endglied : Stum- melfühler unmittelbar neben einander, spindelförmig; Palpen gross und quer, mit warzenförmiger Zuspitzung. — Fühlercirren kurz auf dem Vorderrande des ersten Seg- mentes. — Ruder mit meisselförmigen glashellen und einfachen gelben gesäumten Borsten, Europäische Meere. 1) D. neapolitana delle Chiaje (siehe ohen), Mittelmeer. 2) D. Baeri Grube, Actinien Echinodermen und Würmer a. a. 0. pg. 80, Mittelmeer. 3) D. Simplex Grube a. a. 0. pg. 82, Millelmeer. 4) D. longissima Grube, Familie der Anneliden pg. 43. 123. Mitleimeer. 5) D. eremita Audouin & M. Edwards, Classification Ann. d. sc. natur. T. XXVIII. pg. 2 2 5, französ. Küste. 6) D. Eschrichtii Örsted , Grönlands Annulata dorsibranchiata, pg. 20 fig. 33 — 41. 45. Grönland. Indische Meere und Südsee. 7) D. malabarensis Quatrefages, Histoire des Anneies I. pag. 3 46. Küste von Malabar. 8) D. paradoxa Quatrefages a. a. 0. pg. 347. Golf von Matastan. 9) D. amboinensis Audouin & M. Edwards, Classification a.a.O. Annal. d. sc. nat. T. XXVIII, pg. 229. Amboina. 10) D. uncinifera Quatrefages, Histoire des Anneies a. a. 0. pg. 342. Amboina. t I) D. Leuckarti Kinberg , Annulata nova a. a. 0. pg. 559. Oahu. 12) D. dentata Kinberg a.a.O. pg. 560. Sidney. 13) D. teres Ehl. (siehe oben) Sidney. Atlantisches Meer. 14) D. longicornis Kinberg a. a. 0. pg. 560. 40° 55' long, occident, 22° 33' lalit. austr. 15) D. brevi- cirris (Gr. Kr.) Grube, Annulata Örstediana pg. 55. Madeira. Ostliche Küste Amerikas. 16) D. cuprea Bosc, Histoire naturelle des vers T. I. Paris An X (1802). pg. 142. PI. V. Fig. I. 2. 3. 4. Bai von Charleslon. 17) D. brasiliensis Kinberg a. a. 0. pg. 559. Rio Janeiro. 18) D. viridis Kinberg a. a. 0. pg. 559. La Plata. 19) D. amoena Kinberg a. a. 0. pg. 559. La Plata. Westliche Küste Amerikas. 20) D. chilensis Quatrefages Histoire des Anneies I. 342. Chili. 21) D. splendidissima Kinberg a. a. 0. pg. 560. Guajaquil. 29) D. Rhizophorae (Gr. Ord.) Grube, Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 54. Realejo. Kiemen mit zahlreichen meist spiralig gestellten Fäden besitzen: 1. 2. 9. 10. M. 12. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. Kiemen mit wenigen kammförmig gestellten Fäden besitzen: 3. 4. 5. 6. 7. 8. 13. Grube (Familien der Anneliden a. a. 0. pg. 43) stellt zu Diopatra auch Nereis fasciata Bosc, Vers. Ed. II. T. I. pg. 166. pl. I i. Fig. 6. N. frontalis Bosc, Vers a. a. 0. pg. 165. pl. 12. Fig. 5. Ich habe die zweite Aus- gabe des Werkes von Bosc nicht gesehen. Ehlers, Borstenwürmer. 37 28 b" Ordo I. Nereiden. mit hakenendenden Stül /.nadeln. Rückencirren fadenförmig, an allen, Baucheirren nur an den vorderen Segmenten. Kiemen vom fiten Segmente an, grösser als die Rückencirren, pinsel- förmig, die Faden spiralig um einen dicken Stamm' gereiht; weiterhin an Grösse abneh- mend und in der Mitte des Körpers verschwindend. Auf der Bauchfläche unter den Rudern mit Ausnahme der ersten Segmente flache Polster. — Träger des Oberkiefers mit schalenförmiger Erweiterung und gezähnehem Ilinterrande. Zahn mit 7 Sägezähnen: unpaare Sägeplatte der linken Hälfte fi'/.ähnig; jederseits eine 7zähnige Sage- und eine Reibplatte. Unterkiefer am Rande der erweiterten Vorderstucke feingezähnelt. — Neapel. Der lange vielgliedrige Körper dieser Wurmer ist verhaltnissmässig dicker als es bei der Mehrzahl der Euniceen der Fall ist; die grösste Breite liegt nahe hinter dem Kopfende, bleibt lange die gleiche , nimmt dann aber gegen das Schwänzende hin ab. Die Rückenseite ist auf der grösseren Hälfte des vorderen Theiles stark gewölbt, wahrend die Bauchseite platter ist; eine Abplattung zeigt sich im hinteren Abschnitte des Körpers, weil hier allmählich die Convexität des Rückens sich mindert. — Die Gliederung in Segmente tritt durch die Anwesenheit scharfer und tiefer Segmentalfurchen, sowie durch die grossen Anhänge deutlich hervor. Gerade die letzteren verleihen dem Gesamintaussehen ein eigenthümliches Gepräge, und hier sind es besonders, ab- gesehen von den Fühlern, die Kiemen, welche plötzlich, nachdem sie an den dadurch kahl er- scheinenden ersten fünf Segmenten gefehlt haben, in vollster und grösster Entwicklung am 6ten Segmente auftreten, dann eine längere Reihe von Segmenten auszeichnen, und nun allmählich kleiner werden, bis sie in der Mitte des Körpers wieder verschwinden , so dass das Endstück des Körpers dieses wichtigen Schmuckes entbehrt. Nicht wenig trägt zur Vervollständigung des Gesammtbildes auch die Farbe bei, da die weisslichen oder hellgelben Kiemenbüsche und -Stämme stark gegen die dunklere Ruckenfläche contrastiren. Die vordersten kiemenlosen Segmente sind braun mit starkem Metallglanze; weiterhin wird die Färbung heller, nur über die Mittellinie der Rückenfläche verläuft der ganzen Länge nach ein scheinbar einfacher dunkler Streifen. Dieser wird auf den ersten der kiementragenden Segmente von je einem queren dunkelbraunen Fleck am Vorderrande zusammengesetzt, auf den folgenden ist er ein hellerer bräunlicher Längsstreif, der in der Mitte durch eine lichte quer über das Segment laufende Binde unterbrochen ist. In der hinteren Körperhälfte verwischt sich diese Zeichnung fast völlig, so dass nur eine etwas dunklere Längsbinde auf dem helleren Grunde schwach angedeutet ist. — Die platte Bauchfläche ist heller gefärbt als die Ruckenfläche aber gleichfalls metallglänzend; sie ist am schmälsten zwischen den Rudern der ersten fünf Segmente, welche weiter gegen sie hinabgerückt sind, verbreitet sich von da ab, da die Ruder nun näher der Ruckenfläche entspringen, und scheint aus drei Feldern zu be- stehen, da hier unter den Rudern flache, nach hinten schmaler werdende Polster stehen, die jederseits neben dem Mittelfelde ein seitliches etwas erhabenes Feld zu bilden scheinen. — Das grösste der beiden Exemplare, dessen letztes Schwanzende allerdings etwas verstümmelt war, maass I3,öcm, und war am zehnten Segment am breitesten, 1™ breit, während das letzte Ende nur 3""" breit war; ich zählte an ihm 144 Segmente. Farn. Eunicea. Gen. Diopatra. 287 Der Kopflappen (Taf. XII. Fig. 6.) ist vom nächstfolgenden Segmente so weit aufgenom- men, zumal von dessen Seitenrändern überlagert, dassnurein kleiner Theil von ihm sichtbar bleibt. Es ist das die stark nach abwärts geneigte Oberflache, die zum grössten Theil von den auf ihr entspringenden Fühlern bedeckt wird. Die Unterfläche ist völlig durch zwei grosse Palpen ein- genommen. Die Fühler sind fünf lange schlanke und zwei stummeiförmige. Die ersteren gleich- förmig gebauten bestehen aus einem grossen Wurzelgliede, dessen Länge fast ein Drittel oder mehr des ganzen Fühlers beträgt, und dem schlanken zugespitzten Endstücke. Das Wurzelglied dicker als der Endtheil, ist gleichmässig und tief geringelt, von dunkler Färbung mit starkem Metallglanze; das Endstück ist dagegen glatt, ungegliedert, und von hellerem matten Aussehen. Der unpaare und die mittleren seitlichen Fühler stehen fast auf einer Linie, die beiden äusseren sind etwas mehr nach vorn und abwärts auf der Kopflappenfläche gerückt; alle stossen mit ihren Ursprüngen fast unmittelbar an einander und begrenzen damit ein abwärts geneigtes halbmond- förmiges Stück der Fläche des Kopflappens, welches nach vorn durch den Ursprung der Stummel fühler begrenzt wird. Von diesen schlanken Fühlern ist der unpaare der längste, fast so lang als die ersten fünf Segmente, die mittleren seitlichen sind wenig, die äusseren aber ziemlich bedeutend kürzer. — Die beiden Stummelfühler auf dem vorderen Kopflappenrande sind kürzer als der Kopf läppen, von spindelförmiger Gestalt und glatter etwas glänzender Oberfläche. An ihrem Ursprungstheile stossen beide so eng an einander, dass sie von gemeinsamer Basis zu kommen scheinen. — Die beiden Palpen (Taf. XII. Fig. 7) entspringen unmittelbar neben einander und über dem Schlundeingang mit zwei kurzen dicken Stielen und breiten sich dann zu grossen kissen- artig gewölbten querstehenden Polstern aus; auf ihrer höchsten Wölbung tragen sie einen kleinen zugespitzten Vorsprung, so dass diese polsterartige Endausbreitung in der Form einer Weiberbrust mit draufstehender Warze ähnelt. Die Palpen sind breiter als der Kopflappen und ragen daher seitwärts soweit hervor, dass sie nicht bloss den Kopflappen sondern auch die Seitenränder des ersten Segmentes überlagern. Ihre freie Oberfläche ist schwach netzförmig gerunzelt und mit Ausnahme der warzenförmigen Spitze dunkel metallglänzend, diese sowie die Unterseite und die Stiele sind hell, matt weisslich oder gelblich. Ausser diesen Anhängen trägt der Kopflappen zwei Augen, schwachgewölbte kreisrunde Pigmentanhäufungen, die an den Weingeistexemplaren weisslich aussehen. Sie sitzen hinter dem unpaaren und mittleren äusseren Fühler unmittelbar auf der Fläche des Kopflappens1). Das erste Segment, welches an Länge die folgenden kaum übertrifft, an Breite mit ihnen übereinstimmt, ist auf der Ruckenfläche stark gewölbt; der vordere Band, unter dem der Kopf- lappen geborgen ist, erweitert sich am seillichen Umfang des Segmentes nach vorn und scheint I) dei.le Chiaje (Memorie a. a. 0. Vol. II. pg. 394. 424), der die wahren Augen nicht gesehen hat , ist jedenfalls im Irrthum , wenn er kugelige weisse Augen beschreibt, die über dem Munde von eigenen sehr beweg- lichen Tentakeln getragen würden (oculi pedicellati) ; ob damit die Palpen oder die Stummelfühler gemeint sind, lässt sich nicht entscheiden. 37* 28S Ortlo I. Nereidea. dadurch jederseits ausgerandet zu sein. Hart an ihm entspringen von der Rückenfläche des Segmentes auf der Höhe der mittleren Fühler die Fühlercirren , zwei kurze ungegliederte fast spindelförmige Anhange , welche kaum länger sind als das Segment selbst. Die Seitenflachen des Segmentes sind abgerundet, nackt und ohne Ruder. — Auf der Bauchfläche (Taf. Ä'II. Fig. 7. 8) ist dieses erste Segment zu einer Art Unterlippe umgestaltet, welche die Mundöffnung seitlich und hin- ten umgiebt; es tritt hier wallartig über die Fläche des übrigen Körpers heraus, am stärksten mit seinem vorderen freien Rande, und scheint, da es nur durch eine schmale Brücke mit dem Hückentheile des Segmentes in Verbindung bleibt, fast wie eine aufgesetzte selbständige Bildung. — Die folgenden rudertragenden Segmente sind durch tiefe Furchen von einander abgesetzt; ihre Breite übertrifft stets die Länge annähernd um das Vier- bis Fünffache, ein Verhällniss, welches auch an den kleineren Gliedern des Schwanzendes sich erhält. Es treten aber an ihnen Unterschiede hervor, welche besonders durch die ungleiche Ausbildung der Ruder und deren Anhänge veranlasst sind. — Die ersten vier rudertragenden Segmente zeichnen sich durch stärkere Wölbung des einfarbig dunkleren Rückens, voi allem aber durch die Gestalt ihrer seitlichen Anhänge aus. Die Ruder, welche an diesen Segmenten näher der Bauchfläche stehen als an den folgenden, sind kegelförmig sich verjüngende Fortsätze Taf. XII. Fig. 9), welche ungefähr um ein Drittel der Segmentbreite vorragen, meist mit der Richtung abwärts und nach vorn. Auf der Spitze des kegel- förmigen Ruders stehen zwei Lippen, zwischen denen das Borstenbündel heraustritt. Von diesen ist die nach vorn gewandte Lippe ein kurzer, stumpf abgerundeter Lappen, während nach hinten eine längere zungenförmig und spitz ausgezogene Lippe sieht. Auf dem basalen Rudertheile entspringt von der Rückenfläche desselben der Rückencirrus , ein ungegliederter und glatter, pfriemförmiger Fortsalz , der kaum die Länge des Ruders erreicht. Der Bauchcirrus ist an diesen Segmenten ein ganz ähnlich gestalteter und nur wenig kürzerer Fortsatz, der unmittelbar an der Ruderbasis vom ventralen Umfange entspringt. — Vom sechsten Segmente ab ändert sich plötzlich das ganze Aussehen, hauptsächlich durch das Auftreten der grossen Kiemen (Taf. XII. Fig. 1 0). Die Rückenfläche bekommt statt der dunklen gleichförmigen Farbe die oben erwähnte hellere Färbung und Zeichnung. Das Ruder behält anfänglich die gleiche Form mit den beiden nach vorn und hinten gewandten End- lippen. Allmählich aber wird es niedriger und breiter, mehr stumpf kegelförmig, die kleinere der Lippen geht verloren und nur die grössere bleibt , verändert aber ihre Stellung und ist gegen die Bauchfläche gewandt, so dass das Borstenbündel über ihr austritt (Taf. XII. Fig. 11). — Über dem Ruder steht der gleichgeformte Rückencirrus, erscheint aber als ein Anhängsel der Kieme, die am Gten Segmente gleich in voller Grösse auftritt. Kiemen fanden sich bei dem grössten Exemplare von hier bis zum Soten Segmente, fehlten am 5Cten, während das 57te als letzte Andeutung nochmal einen einfachen Faden trug. Sie sind im Allgemeinen so gebaut, dass um den Kiemenstamm in einer linksgewundenen (laeotropen) Spirale die schlanken dünnen Kiemenfäden entspringen. Anfänglich sind die Kiemen gleich gross, beträchtlich länger als der Farn. Eunicca. Gen. Diopatra. 289 Rückencirrus und ungefähr so lang als das Thier breit ist; ihr Stamm ist bedeutend dicker als der Rückencirrus, sein Grundlheil im unteren Drittel nackt, dann erst entspringen an ihm die Kiemen- faden in spiraliger Anheftung, gegen die Spitze hin dichter an einander gedrängt, und so bilden sie das federbusch förmige oder, wenn sie auf einander liegen, pinselförmige Aussehen des ganzen Organes l). — Die Kiemen nehmen nach hinten sowohl an Grösse wie an Zahl der Kiemcnfäden ab; doch bleibt stets deren spiralige Anordnung; die letzte Kieme am 55ten Segment war etwas langer als der Rückencirrus, an dem dünnen Stamme standen in einer noch deutlichen Spirale sechs Kiemenfäden (Taf. XII. Fig. II). Als einfachste rudimentäre oder in der Entwicklung begriffene Kieme sehe ich einen einfachen dünnen Faden an, welcher am 57sten Segment über dem Rückencirrus entsprang. Der Rauchcirrus verkümmert allmählich, am 6ten Segmente war er ein stumpfer Höcker, derauf der Rauchflache unter dem Ruder stand; an den nächsten Segmenten ist es ein kleiner Fortsatz, der kürzer als das Ruder ist, an dessen Wurzel naher dem vorderen Umfange steht und allmählich mit ihm zu verschmelzen scheint; vom 18len Segmente ab fehlt er ganz. — Vom 7ten Segmente ab steht unter dem Ruder auf der Bauchflache jederseils ein flaches Polster; anfanglich so breit, dass sie in der Mittellinie nur ein schmales Feld frei lassen, werden sie, fast im Verhältniss zu der Abnahme der Kiemengrösse, schmaler, erhalten sich aber auch an den hinteren kiemenlosen Segmenten. — Die Form der Ruder an den hinteren kiemenlosen Segmenten erfahrt keine weitere Veränderung; das Ruder ist ein breiter niedriger Kegel mit nur einer gegen die Bauchflache gewandten Lippe, über welcher das Borstenbündel austritt; der Rückencirrus besteht überall als schlanker Faden; Baucheirren fehlen. Die Borsten haben in allen Rudern die gleiche Form, dagegen walten in der Vertheilung und Zahl Unterschiede ob. Aus dem ersten Ruder tritt kein Bündel von Borsten heraus, dafür liegt in dessen Innern eine grössere Zahl von stütznadelartigen Borsten. Aus den folgenden Rudern tritt ein Borstenbündel heraus, stets fächerförmig gespreilzt ; anfanglich nur aus wenigen, dann aber aus sehr zahlreichen Borsten bestehend. Da wo zwei Lippen auf der Ruderspitze stehen, tritt das Bündel zwischen diesen heraus; bei einer Lippe liegt es über derselben. Die hauptsächlichen Borsten haben meist eine sehr ungleiche Grösse bei gleicher Form, sie sind unge- gliedert, auf dem Anfangstheile quer gerippt und in ihrem spitz auslaufenden Endtheile jederseits mit einem Flossensaume versehen, der in scharfe Zähnchen zerschnitten ist ; ihre Farbe ist ein tiefes Goldgelb (Taf. XII. Fig 12. 13). Daneben finden sich die äusserst zarten farblosen blassen Borsten mit meisselförmiger Hndausbreitung, welche hier in wenige lange und breite, sehr blasse Kammzähne zerschnitten ist (Taf. XII. Fig. 1 4). Gesondert von diesem Borstenbündel treten, mit Ausnahme der Segmente des vorderen Körpertheiles, aus dem Ruder und zwar unterhalb der grösseren Lippe auf dem gegen die Bauchfläche gerichteten Umfange in einigem Abstände von einander die Spitzen 1) dei.le Chiaje (a. a. 0. pg. 394) giebt an, dass die unteren Kiemenfüden grün, die oberen roth seien: sollte diese ungleiche Färbung vielleicht durch eine ungleiche Vertheilung des Blutes verursacht sein , so dass das Blut in dünner Vertheilung grün, in grosser Menge roth erschiene? 200 Ordo I. Nereiden. • zweier grosser Stutznadeln hervor. Die Richtung dieser Nadeln innerhalb des Ruders bildet mit der des Borstenbündels einen spitzen Winkel; die Nadeln sind grösser und breiter als die Borsten, von gleicher dunkelgelber Färbung; ihre dicke Chitinmasse scheint eine Höhlung zu umfassen, ihre Oberfläche ist vor dem Ende mit scharfen schräg laufenden Linien gezeichnet; sie laufen in einen grossen spitzigen Doppelhaken aus, um dessen grössere Spitze sich mantelartig ein vom Schaft ausgehendes dünnes Chitinblättehen schlägt (Taf. XII. Fig. 1 5). — Hier ist auch zu erwähnen, dass der Riickencirrus ein Borstenbündel umschliesst, das aus feinen gestreckten farblosen Borsten besteht, deren Wurzeltheile in die Leibeshöhle hineinragen. Die Aftercirren waren an meinen Exemplaren verstümmelt; es ist zu erwarten, dass auch hier die für die Euniceen typische Vierzahl sich findet. Das Anfangsstück des Verdauungstractus, der Kiefersack mit dem auf ihm liegenden Schlundrohre, lag im Bereiche der fünf ersten kiemenlosen Segmente. Der Kiefersack (Taf. XII. Fig. 16. 17. 18), welcher an der Mundöffnung auf der Bauchseite in den Rand der Unterlippe, auf der Rückenseite in die Palpenstiele überging, war kurz und dick, in seinem hinteren Theile auf der Bauchfläche birnförmig zusammengedrückt; er war 5mra lang und 3,5m breit. Der Verlauf seiner Muskelfasern scheint im Allgemeinen mit dem bei Eunice übereinzustimmen ; mit Ausnahme eines mittleren, unter dem Schlundrohre gelegenen Abschnittes auf der Rückenfläche , wo der Faser- verlauf longitudinal war, hatte die oberflächliche Muskellage im Allgemeinen eine ringförmige Anordnung, die im vorderen Theile allerdings dadurch unterbrochen war, dass die Faserbündel auf der Rückenfläche allseitig gegen die longitudinale Schicht sich wendeten, und an deren Grenze umbiegend in das Innere des Schlundkopfes traten, während auf der Bauchfläche eine gleiche Störung hervorgerufen war, da hier die Fasern an der Stelle, wo der Unterkiefer oberflächlich lag, an dessen Seiten gleichfalls in den Schlundkopf hineindrängen. Dadurch wurden auf dem vorderen Abschnitte der Bauchfläche zwei vorspringende bogenförmige Wülste stärker hervor- gehoben. So weit ich den Faserverlauf verfolgen konnte, begeben sich die in das Innere tretenden Muskelzüge der Rücken- wie der Bauchfläche zu den einzelnen Kieferstücken, an deren Bewegung sie danach Theil nehmen müssten. In gleicher Weise schienen sich auch die zunächst darunter gelegenen Fasern zu verhalten. — Von Muskelbändern , die an den Kiefersack treten , habe ich nur zwei von der subcutanen Musculatur kommende gesehen , welche sich an dessen vordersten Rande am ventralen und seitlichen Umfange inserirten. Die Kiefer, welche in die Höhlung des Kiefersackes hinein vorspringen, sind dunkelbraun, stark glänzend. Im Oberkiefer (Taf. XII. Fig. 20) zeichnen, sich die Träger durch ihre Kürze aus; sie haben eine nach oben und mit der Spitze nach hinten gewandte Fläche, an deren äussere Kante sich ein flugeiförmiges seitlich erweitertes und hinten mit einigen Zahnausschnitten ver- sehenes Blatt anheftet; dadurch wird in diesem Theile die Breite der Träger fast grösser als deren Länge. Es schliessen sich daran die Zangen, deren Grundstücke etwas breiter sind als die Vorder- enden der Träser, auf ihrer aufwärts sehenden Fläche einen rundlichen nach vorn seicht aus- Farn. Eunicea. Gen. Diopatra. 291 laufenden Höcker wie bei Eunice tragen, und dann ohne besonderen Absatz allmählich in die schlanken Zangenstücke auslaufen. Unter jeder Zange liegt ein zweischenkliger Zahn, dessen Schneide sieben kraftige Zahneinschnitte besitzt. In der linken Oberkieferhälfte liegt eine Sage- platte, deren sechszähniger Rand längs der Schneide des Zahnes in den Kiefersack hinein- ragt; in der rechten Hälfte fehlt dieses Stück. Zu jeder Kieferhälfte gehören dann noch zwei Platten; die grössere liegt kappeiförmig an der Spitze des ganzen Kauapparates, ist an den Rän- dern dunkel, in der Mitte heller gefärbt, und reicht medianvvärts mit einem siebenzähnigen Rande fast bis zur Mitte der Zahnschneide, während die kleinere nach aussen von ihr als eine schalen- förmige Reibplatte gelegen ist. Der Unterkiefer (Taf. XII. Fig. 19) besteht aus zwei dunkelfar- bigen Stucken, die auf ihrem vorderen stark erweiterten und in der Medianlinie sich berührenden Abschnitte eine schräg abgestutzte Fläche mit fein gezähneltem Rande tragen und hier jederseits allmählich in die gemeinsame Chitincutieula übergehen, während ihre hinleren Enden spitz aus- laufen und divergirend schwach bogenförmig geschweift sind. Der ganze Unterkiefer ist ver- hältnissmässig klein und kürzer als der Oberkiefer. Auf der Rückenfläche des Kiefersackes lagert, wenig schmäler als dieser, das hellfarbige und nur schwachwandige Schlundrohr 'Taf. XII. Fig. 17); es hat über der Mitte des Kiefersackes seine grösste Rreite, ist über dessen Ende ziemlich stark eingeschnürt, und geht dann plötzlich in eine fast kugelige Erweiterung über. Diese, die hinter dem Ende des Kiefersackes gelegen ist, kommt an Breite fast der Breite des Kiefersackes gleich, ist hellfarbig und erscheint wie von breiten längslaufenden Furchen cannelirt: ein Bild, was durch die eigentümliche AusrUslung der inneren Wandoberfläche veranlasst wird. Gegen den an diese kugelige Erweiterung sich anschliessenden Darm ist sie durch eine tiefe Einschnürung abgesetzt. Schneidet man dieses Schlundrohr auf (Taf. XII. Fig. 18), so sieht man, dass die Communication zwischen ihm und dem Binnenraume des Kiefer- sackes durch einen kurzen Längsspalt vermittelt wird, durch welchen dann auch die Chitinaus- kleidung auf die innere Wandobeifläche des Rohres hiniiberlritt. Auf ihr stehen im vorderen Theile und zumal auf der Rückenfläche in ziemlich regelmässigen Absländen kurze längslaufende Furchen, welche durch quere verbunden sind, so dass die Fläche dadurch ziemlich regelmässig ge- feldert wird. Die Furchen verschwinden nach hinten, und statt der zierlichen Felderung erheben sich von der inneren Wandoberfläche vier mächtige Längswülste , die in dem kugelig erweiterten Abschnitte der Schlundröhre ihre grösste Höhe erreichen, und diesem Theile das schon von aussenher auffällige Ansehen verleihen. Die Wulste, von derbem und festem Aussehen, sitzen mit breiter Basis auf und schärfen sich dachförmig zu einer längslaufenden Firste zu ; ihre beiden abfallenden Flächen, deren Cliitinbedeckung deutlich dem unbewaffneten Auge kenntlich ist, sjnd mit seichten quer ansteigenden Furchen unregelmässig bedeckt. Diese Wulste sind so hoch , dass sie im ge- schlossenen Rohre sich gegenseitig fast berühren, und so zwischen sich tiefe Rinnen zum Durch- tritt der Nahrungsstoffe lassen. Am Übergang zum Darm, wo der erweiterte Theil des Schlund- rohres gegen diesen durch die tiefe Einschnürung abgesetzt ist, enden die Wulste plötzlich scharf 292 Ordo I. Nereidea. abgeschnitten und bilden damit die Grenze zwischen diesen beiden Theilen des Verdauungsrohres. Einem so ausgezeichneten Apparat darf man wohl die Function beilegen, die von den Kiefern ergriffenen und in das Schlundrohr geführten Nahrungsstoffe vor ihrem Übertritt in den eigentlich verdauenden Dann noch einmal zu zerkleinern, vielleicht in der Weise, dass die gegen einander gewandten Flächen der Wülste das zwischen ihnen Durchpassirende reibend zermahlen. Der Darm bietet keine Besonderheiten: er ist in den Segmenten ziemlich regelmässig eingeschnürt, braun oder grünlich gefärbt ; seine Wand massig dick; seine innere Oberfläche dicht mit kurzen längslaufenden Fällchen besetzt. Das Gefässsy stem scheint ganz wie bei Eunice gebildet zu sein: zwei über dem Darm gelegene stark geschlängelle Längsstämme, die im vorderen Körpertheil zusammentreten, und ein einfacher Längsstamm unter dem Darme geben je einen Hauptast gegen die Seiten der Segmente; an dem vom Bauchstamme kommenden Aste hängen die Bulbillen. Die weiteren Verhältnisse habe ich aus Mangel an geeignetem Material nicht untersuchen können. Vom Nervensystem erfüllt das Hirn den grösslen Theil des Kopflappens und setzt sich in die Palpen hinein fort; die Ganglien der Bauchkette sind sehr gross, die Längscommissuren zwischen den einzelnen daher äusserst kurz ; so weit ich gesehen habe tragen diese Ganglien keine Decke von Pigment. Über die Geschlechtsorgane kann ich nichts berichten. Grosse birnförmige weisslich graue Säcke, welche in der Höhlung der Ruder lagen und an deren Wand befestigt zu sein schienen, sind offenbar die von mir als Knaul drüsen bezeichneten Organe, welche hier wie bei Onuphis gestaltet sind. Die beiden mir vorliegenden Exemplare aus dem göttinger Museum stammen aus Neapel, wo sie Keferstein und mir von dem Fischer gebracht wurden; die Thiere staken damals in grossen Röhren, in deren Wandung die verschiedenartigsten Stoffe, zumal Pflanzenlheile, verarbeitet waren. — - Ich zweifle nicht dieselbe Art vor mir zu haben, welche von delle Chiaje zuerst als Ner. cnprea, später als D. neapolituna beschrieben und abgebildet ist. Seine Zeichnung enthält allerdings manches, welches dieser Annahme entgegenzustehen scheint, sie ist aber offenbar in den Einzelheilen wenig naturgetreu und genau. D. gallica Qtr. weicht nach der Beschreibung und Abbildung, welche Quatrefages davon geliefert hat, in keinem Puncte von dieser Art ab ; ich habe sie daher als synonym aufgeführt. Diop. Baeri (Gr.)1) von Palermo ist nahe verwandt, trägt aber schon am 2ten und 3ten Segmente Kiemen, und unterscheidet sich dadurch wesentlich. \) Grube, Actinien Echinodermen und Würmer a. a. 0. pg. 80. Fig. 10. Farn. Eunicea. Gen. Diopatra. 293 Diopatra tercs n. sp. Körper langgestreckt, gleichmässig breit. Kopflappon klein. Fühler mit geringelten Wurzelgliedern, welche so lang oder langer sind als die glatten Endglieder; Stummel- fühler unmittelbar neben einander, dick, fast kugelig, kürzer als die Basalglieder der Fühler, Palpen quer mit glatter Oberfläche. Vorderrand des ersten Segmentes in der Mitte mit einer Verlängerung, jederseits daneben ein ganz kurzer Fühlercirrus. Die nächsten 3 Segmente dreimal so breit als lana, mit srossen nach vorn gerichteten kiemen- losen Rudern, mit fadenförmigen Rücken- und Raucheirren und derben geraden Nadeln; die übrigen Segmente sehr kurz , etwa 10mal breiter als lang, Ruder niedrig mit blalt- artig schief herzförmig erweiterten Rückencirren. Kiemen mit dickem an derRasis gerin- geltem Stamm und wenigen einzeilig stehenden Fäden; Raucheirren fehlen vom 10ten Segment, von da ab ein grosses queres Polster unter dem Ruder, einfache spitze breit- gesäumte, und äusserst feine meisselförmige Rorsten , derbe Aciculae mit schwachem Ilakenende. Träger des Oberkiefers kurz und breit, in der äusseren hinteren Hälfte schalenförmig, Zange wenig gekrümmt, Zahn rechts mit 6, links mit 5 Sägezähnen, un- paare Sägeplatte 7zähnig, paarige Sägeplatten mit links 6, rechts 7 Zähnen, jederseits eine kleine Reibplatte. Hälften des Unterkiefers lang stabförmig mit weisser zahnloser Endplatte. — Sidney. Diese Art, welche ich mit keiner der beschriebenen identificiren kann, befindet sich in einem leider nicht unverletzten Exemplare im göttinger Museum. Sie war zusammen mit Eunice aphroditois (Pall.) aus Sidney eingesandt. Das.Thier, dem der hintere Theil des Körpers fehlte, war 35cra lang, 1cm dick und besass 270 Segmente; ob das verloren gegangene Körperstück eine grosse oder geringe Lange besessen hat, war nicht zu ermessen. Dieser lang gestreckte Körper erhielt dadurch ein besonderes Ge- präge, dass er in seiner ganzen Länge gleichmässig dick, auf der Rückenfläche fast nicht stärker gewölbt war als auf der Bauchfläche , dabei aus sehr kurzen Segmenten bestand , die durch nur schwache Furchen von einander getrennt waren ; mit Ausnahme der ersten 6 Segmente, deren nach vorn gerichtete Ruder weit vorragten, trugen die übrigen nur kurze Ruder mit schwach entwickelten Kiemen in der ganzen Länge des Körpers, so dass auch dadurch in die Gleichförmig- keit der Körperoberflächa keine stark ausgesprochene Gliederung hineingetragen wurde. Die vermuthlich ausgeblichene Farbe des Thieres war gelblichbraun mit stark irisirendem Glänze. Der Kopflappen ist sehr klein, seine dorsale Fläche fast senkrecht geneigt und zum bei weitem grössten Theil durch die Ursprünge der Fühler verdeckt. Von den 5 Fühlern ist der unpaare der längste, und reicht zurückgelegt bis auf das 3te Segment, die äussern sind die kürze- sten ; doch ist der Grössenunterschied zwischen allen ein nur geringer. Die Fiihlerbasen sind fast cyl indrisch , geringeil, dicker und etwas länger als die glatten spitz kegelförmigen Fühlerenden. Die Stummel fühl er am Vorderrande des Kopflappens sind dick, fast kugelig, kürzer aber breiter als die Fühlerbasen. Die Palpen sind breite querstehende Polster mit einer gleichmässig ebenen Oberfläche. — Augen habe ich nicht gesehen. Ehlers, Borstenwürmer. 38 2) seine E. violacea (oder eine aufs nächste ver- wandte Art) im adriatischen Meere gefunden ; ihr käme also der gleiche Kosmopolitismus zu, den Quatrefages seiner E. Roussaei zuschreibt. Eine Vergleichung der beiden amerikanischen Formen unter einander und mit den europäischen wird zu entscheiden haben, ob es sich um die gleiche Art mit äusserst weitem Ver- breitungskreise handelt. Die Arten dieser Gruppe , welche an den europäischen Küsten vorkommen, sind die nächstfolgende E. maxima Qtrf. von Neapel, dann E. Laurillardi Qtrf. von Nizza und die mit dieser vennuthlich identische Nereidonte gigantea (Blainv.) 7), von welcher in der Faune francaise nur eine Abbil- dung, keine Beschreibung gegeben ist. — Der Name »gigantea«. ist zum mindesten für vier verschiedene t) Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 49. 2) Regne animal. Ed. aecompagnee de Planen. Annelides. PI. 10. 3) Cuvier, Le regne animal. Nouvelle Edit. T. III. 1830. pg. 199. 200. 4) Quatrefages, Histoire des Anneies T. I. a. a. O. pg. 309. PI. 10. 5) Grube, Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 55. 6) Grube, Ausflug nach Triest a. a. 0. pg. 6t. 127. 7) Blainville, Faune francaise. Chetopodes Nereides PI. 14. Ehlers, Borstcmvüriner. 0 4 3 1 0 Ord. I. Xereidea. Arten verwendet, wie aus folgender synonymischer Zusammenstellung hervorgeht: E. aphroditois 1'all.) = E. gigantea (Cuv.) Sav. E. violacea Gr. = ? E. Roussaei Qtrfg. = E. gigantea (Cuv. . E. Laurillardi Qtrfg. = ? Nereidonte gigantea Blai.nville Faune francaise Chetop. Nereides PI. I i. E. maxima Qtrfg.) = /;'. gigantea delle Chiaje. Eunice maxima Qtrfg. Eunice maxima Quatrefages, Histoire des Anneies. 1865. T. I. pg. 330. N er eis gigantea delle Chiaje, Memorie sulla storia e notomia degli animali. Vol. II. Napol. 1825. pg. 389. 424. Tav. XXVII. Fig. 1—8. Eunice gigantea delle Chiaje, Descrizione e notomia degli animali inverte- brati della Sicilia citeriore. Napoli 1 84 1 . Tom. III. pg. 93. Tom. V. pg. 100. Tav. 91. Fig. 6— I I. Tav. 97. Fig. 1—7. Tav. 142. Fig. 7. 9. 13. Kopflappen mit 5 kurzen glatten Fühlern, Palpen mit kleinem medianen Polster und grossem lateralen Lappen : 2 Augen. Die beiden ruderloscn Segmente durch eine feine Linie ringsum völlig getrennt, das zweite halb so lang als das erste mit 2 kurzen glatten Fühlercirren. Ruder mit glattem Rücken- und slummelföTmigem Bauchcirrus ; meissel- förmige und einfach gesäumte, jederseits fein quergestrichelte Borsten im oberen und zu- sammengesetzte mit doppelhakigem Endgliede und kaum schraffirlen Schaflende im un- teren Borstenbündel; zwei gerade und eine gekrümmte hakenförmig endende dunkle Stütznadel. — Im Oberkiefer der Zahn links mit i, rechts mit 5 Sagezähnen , die un- paare Sägeplatte mit 5, die paarige links mit 2, rechts mit 7 wenig scharfen Sägezähnen. 2 Beibplatten jederseits. lTnterkiefer lang stabförmig mit weisser Endplalte. — Neapel. Delle Chiaje hat unter dem Namen Eun. gigantea eine durch ihre Grösse hervorragende Art aus dem Meere von Neapel beschrieben, welche ihm nach seiner Angabe nur einmal gebracht war. Es mussle von vornherein unwahrscheinlich erscheinen, dass dieses Thier mit der Eun. gigantea (Cuv.), aphroditois (Pall.) identisch sei, und so war es mir höchst erwünscht, eine im göttinger Museum aufbewahrle, aus Neapel stammende und durch ihre Grösse auffallende Art, die höchst wahrscheinlich mit der von delle Chiaje beschriebenen zusammenfallt, uniersuchen zu können. Es ergab sich daraus, dass bei Neapel eine Form vorkommt, welche mit E. aphroditois (Pall.) aufs nächste verwandt ist, und nur in wenigen, allerdings durchgreifenden Puncten von dieser sich unterscheidet. Das Exemplar war leider verstümmelt, I6cm lang, l,3cm breit, hatte 76 Segmente und eine wahrscheinlich verblichene hellgraue Farbe. Der Kopflappen (Taf. XV. Fig. 30) mit seinen Anhängen ist ganz wie bei E. aphroditois. Die beiden folgenden ruderlosen Segmente sind dadurch vor der indischen Art ausgezeichnet, dass das zweite, welches zwei kurze Rückencirren tragt, durch eine allerdings nur feine linienförmi^e, aber ringsum gehende Furche vom ersten Segment völlig getrennt ist. Das erste Segment ist drei mal so lang als das zweite und wohl doppelt so lang als die folgenden rudertragenden. — Diese stimmen in der Form des Ruders , des Bauch- und Rückencirrus mit denen der vorhergehenden Farn. Eunicea. Gen. Eunice. 311 Art überein (Taf. XV. Fig. 31). Die gleichgestaltete Kieme fand sich reehterseits zuerst am 13ten, links am I Ken Segmente, klein, mit wenigen Fäden, erreicht aber bald die volle Grösse wie bei E. aphroditois. Einen Unterschied bieten die Borsten und Stütznadeln; die einfachen schlanken gesäumten Borsten des oberen Bündels sind auf jeder Fläche des Endtheiles fein quer gestrichelt (Taf. XV. Fig. 33), die daneben stehenden meisselförmigen sind breiter als bei E. aphroditois und an der Schneide mit längeren Haaren besetzt (Taf. XV. Fig. 32). An den zusammengesetzten Borsten des unleren Bündels fehlt am Schaftende die stark schraffirte Stelle, an deren Statt nur einige seichte Linien eingegraben sind (Taf. XV. Fig. 34). Statt der drei vereinigten Stütznadeln im Ruder von E. aphroditois finden sich hier zwei dem oberen Borstenbündel angehörende starke gerade dunkel gefärbte Nadeln, und eine nach abwärts unter spitzem Winkel von diesen ab- gehende schwächere braune Nadel, welche dem unteren Borstenbündel angehört, gekrümmt war und mit einer Hakenspitze endete. Die Kiefer zeigten fast völlige Übereinstimmung, ein kaum erwähnenswerther Unterschied bestand darin, dass das weisse Endstück bei dieser Art etwas kleiner als bei der vorhergehenden und am Rand deutlicher und gröber gezähnelt war. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dnss die von delle Chtaje beschriebene Art mit meiner zusammen- fallt. Dem steht allerdings entgegen, dass delle Chiaje von seiner Art sagt »capite bilobo«; allein nach Fig. 7 auf Tav. 1 12 scheinen die Palpen getheilt zu sein. Ferner beschreibt er k Fühlercirren, von denen rechts 3, links einer stehen soll: das ist offenbar eine Missbildung, welche bei diesen grösseren Euniceen nicht selten zu sein scheint; Quatrefages hat ahnliches bei E. aphroditois beobachtet. Das wahre Verhält- niss zeigt die eben citirte Figur. — Nach der Abbildung der Kiefer auf Taf. 97, die vom Oberkiefer ein offenbar wenig treues Bild liefert, stimmt die charakteristische Form des Unterkiefers ganz mit derjenigen meines Excmplares überein. — Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass es noch zu untersuchen bleibt, in wie weit die Eun. violacea (Gr. Örd.), welche Grube im adriatischen Meere und Quatrefages bei St. Jean de Luze [E. Roussaei) fand, mit dieser Form übereinstimmt. Eun. Laurillardi (Qtrfg.), welche gleichfalls gelheilte Palpen besitzt, unterscheidet sich durch geringelte Fühler und durch das Auftreten der Kiemen am :iten (?) Segmente. Quatrefages hat den Namen gigantea durch maxima ersetzt, und ich folge ihm darin, um die Verwirrung, welche an den Namen gigantea sieh knüpft, möglichst zu beseitigen. Zweite Gruppe. Die nach oben gewandte Fläche der Palpen ist ungelheilt: Kiemen kamm- förmig, an den vorderen Segmenten beginnend. ') t) Zu dieser Gruppe gehören die folgenden Arten, welche ich zunächst nach ihren Fundorten zusam- menstelle. Europäische Meere. 1) E. Harassii Aud. et M. Edwards (siehe oben). Englische und französische Küsten, Mittelmeer = var. ? E. annulicornis Johnston, Catalogue a. a. 0. pg. 121. woher? = var.? E. torquata Quatrefages, Histoire des Anneies. T. I. 1863. pg. 3 12. St. Jean de Luze. 2) E. rubrocincta mihi (siehe oben). Adriatisches Meer. 3) E. limosa mihi (siehe oben). Adriatisches Meer, 4) E. gallica Savigny, Systeme des Annelides. 1820. a. a. 0. pg. 50. Westliche Küsten Frankreichs. 5) E. hispamca Savigny a. a. 0. pg. 51. Spanische Küste. 6) E. minuta Grube, Familien der Anneliden. 1854. a. a. 0. pg. 44. 123. 7) E. Rissoi Quatrefages, Histoire des Anneies a. a. 0. pg. 315. Marseille. 8) E. heterocheta Quatrefages a. a. 0. pg. 314. Guettary. 9) E. norvegica Linne (siehe oben). Nordsee. l\ oi lies Meer. 10) E. antennata Savigny, Systeme des Annelides. 1820. a. a. 0. pg. 50. (I) E. Bottae Quatrefages, Histoire des Anneies a. a. 0. pg. 320. 40 * 312 Ordo I. Nereiden. Euuicc Harassii Audouin & Milne Eduards. AcnoiiN et Milne Edwards, Classification des Annelides. Annales d. scienc. natur. 1833. T. XXVIII. pg. 215. T. XXVII. PI. XI. Fig. 5. 6. 7. 10. II.— Grire , Zur Anatomie und Physiologie der Kiemenwürmer. 1838. pg. 35. Küste von Mozambique. 12) E. afra Peteiis, Über die Gattung Bdella etc. Monatsberichte der Berliner Academie. 1854. pg. 607. Archiv f. Nalurgesch. Jahrg. "21. 1855. I. pg. 39. 13) E. punctata Petehs a. a. 0. Cap der guten Hoffnung. 1 i) E. capensis Scumarda, Neue wirbellose Tliiere. I. n. 1861. pg. 126. Indisches Meer. 15) E. indica Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg. 562. Fretum Bangka. Stilles Meer. (6) E. tentaculata Kinberg, Annulata nova. 1865. a. a. 0. pg. 562. 107° ( 0' longit. oriental. 2° 30' lat. austr. 17) E. havaica Kinberg a. a. 0. pg. 562. Ins. Oahu juxta Honolulu. 18) E. paeifica Kinberg a. a. 0. pg. 562. Tahiti et Eimeo. (9) E. tahitana Kinberg a. a. 0. pg. 562. Tahiti et Eimeo. 20) E. longinqua Kinberg a. a. 0. pg. 563. Ins. Foua. 2 1) E. arenosa Kinberg a. a. 0. pg. 563. juxta urbem Papieti ins. Tahiti. 22) E. gracilis Grube, Beschreibung neuer Anneliden. Verhandlungen der k. k. zoolog.-botan. Gesellsch. in Wien. Jhrg. 1866. pg. 174. Taiti. 23) E. Frauenfeldi Gr., a. a. 0. pg. 175. St. Pauls Insel. Australien und Neu -Seeland. 24) E. latieeps (mihi) = tentaculata Ouatrefages, Histoire des Anneies a. a. 0. pg. 3)7. Port Western. (Der Name, bereits von Kinberg einer Eunice gegeben, musste geändert werden.) 25) E. ttuoya Quatrefages, Histoire des Anneies. pg. 318. Neu-Holland. 26) E. Gaimardi Qlatrefac.es, Histoire des Anneies. pg. 321. Neu-Seeland. 27) E. australis Ouatrefages, Histoire des Anneies. pg. 32 1. Xeu-Seeland. Amerikanische Küsten. Südamerika, westliche Küste: 28) E. splendida (Gr. Kr.) Grube, Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 58. Valparaiso. 29) E. Pelamidis Ouatrefages, Histoire des Anneies a. a. 0. pg. 322. Payta. — Östliche Küste: 30) E. prayensis Kinberg, Annulata nova a. a. 0. pg. 563. Praya grande Rio Janeiro. 31) E. atlantica Kinberg a. a. 0. pg. 563. Ostium fl. La Plata. 32) E. brasiliensis Kinberg a. a. 0. pg. 563. Pernambucco. Mittelamerika: 33) E. rubra (Gr. Örd.) Grube, Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 59. St. Thomas. 34) E. pellucida Kinberg a. a. 0. pg. 562. St. Thomas. 35) E. Lucei (Gn. Örd.) Grube. Annulata Örstediana. pg. 57. St. Thomas. 36) E. binominata Ouatrefages, Histoire des Anneies. pg. 327. = E. punctata (Gr. Öru.) Grube, Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 59. Nordamerika, östliche Küste: 37) E. Örstedü Stimpson, Synopsis of the marine invertebrata of Grand Manan. Washington. January 1853. (Smithson. Contribut. j pg. 3 1. Fundy Bai Duck Island. 38) E. Vivida Stimpson a. a. 0. pg. 35. Fundy Bai. Nach der Beschaffenheit der Fühler, Fühlercirren und Cirren gruppiren sich diese Arten in folgender Weise; die Zahlen verweisen auf die obenstehenden Nummern der Speeies. Fühler und Fühlercirren deutlich gegliedert : I. 10. 12. 13. 17. 19. 20. 2 2. 2 4. 27. 28. 31. 32. 33. 3 4. 35. Fühler und Füh- lercirren lang und undeutlich gegliedert: 2. 9. 16. 18. 21. 25. 26. 36. Fühler gegliedert, Fühlercirren ungegliedert: II. 29. Fühler und Fühlercirren glatt: 3. 4. 5. 6. 7. 8. 14. 15. 23. 30. 37. 38. — Das Aultreten der ersten Kieme geschieht in folgender Weise: die erste Kieme am 5ten Segm. bei: I. 2. 3. 4. 5. 7. 9. 15. 21. 24. 29. 30. 31. 37. 38; am 6len Segm. bei: 19. 33: am 7ten bei: II. 17. 20. 22. 26. 28. 35; am 8ten Segm. bei: 10. 16. 27. 34: am 9ten Segm. bei: 23; am I7ten Segm. bei: 12. 13; am I8ten Segm. bei: 18; am 20sten Segm. bei: 14. 15. Bei diesen Angaben ist das erste rudertragende Seg- ment als drittes gezahlt; es können sich Ungenauigkeiten dort eingeschlichen haben, wo nicht zu ersehen war, ob der betreffende Autor die ruderlosen Segmenle als I oder 2 Körperringe gezählt habe. Von 6. 8. 3 2. 3 6 ist über das Auftreten der erslen Kieme nichts bekannt. Erwähnt mögen hier weiden die eigentümlich gestalteten aber wahrscheinlich falsch dargestellten Eunice sanguinea delle Chiaje, Descrizione e notomia a. a. 0. pg. 94. Tav. 103. Fig. 9. 10. E. zonata delle Chi.ue a. a. 0. pg. 94. Tav. 103. Fig. 6. 7. 8. E. Bertoloni delle Chiaje a. a. 0. pg. 9i. Tav. 95. Fig. 12. 13. 14. (Scheint nach den Abbildungen eher eine Eunice als Diopatra zu sein, der sie Grube anreihen will.) Fum. Eunicea. Gen. Eunice. 313 Die Familien der Kiemenwürme r. 1851. pg. ii. I23. Claparede, Glanures zoologiques a. a. 0. I8üi. pg. IIS. PI. II. Fig 5. John- ston, A Catalogue of the british n on parasitical Worms a. a. 0. 1865. pg. 132. Qi atrefages, Histoire des Anneies I. a. a. 0. pg. 307. Leodice fasciata Risso, Histoire natur. des principales pro ductions de l'Eu- rope in eridionale. T. IV. 1826. pg. 421. Leodice punctata Risso a. a. 0. ? Eunice annulicornis Johnston, A catalogue a. a. 0. pg. 131. ? Eunice torquata Qu atrefag es, Histoire des Anneies. I. a a. 0. pg. 311. Körper oben hoch gewölbt, am hinteren Theile gegen das Schwänzende verjüngt; glänzend rolhhraun gefärbt, meist mit einem breiten weissen Ringe am Vorderende und wenig cnnstanten schmalen weissen Querbinden auf dem Vorderrande der Segmente. — Füliler kurz und scharfgegliedert, hellfarbig mit braunen Ringen am Grunde der einzelnen Glieder. — Auf der unleren Palpenfläche ist durch eine scharfe Furche ein kleines vor- deres dreieckiges Feld abgetrennt. Von den ruderlosen Segmenten ist das erste über doppelt so lang als das zweite, zwei kurze, lang gegliederte, fein braun geringelte Fühlor- cirren tragende. — Ruder mit fadenförmigem, lang und scharf gegliedertem, braun ge- ringeltem Rücken-, und stummeiförmigem an der Basis verdickten Bauchcirrus; im oberen Borstenbündel meisselförmige, fein und lang zerschlitzte, und einfache gesäumte Borsten, zwei gerade schwarze Slütznadeln ; im unteren Bündel zusammengesetzte Borsten mit schrafßrtem Schaftende und doppelhakigem Endgliede, eine gekrümmte hakenförmig endende schwarze Stütznadel. Kiemen treten zuerst am oten Segment einfach auf, er- halten bis zu 12 Fäden, die an einem dünnen Stamme einzeilig stehen, und fehlen nur den letzten 20 — 30 Segmenten. Aftersegment mit zwei oberen langen, lang gegliederten und zwei kurzen stummeiförmigen Aftercirren. — Im Oberkiefer der Zahn links mit 5, rechts mit 6 Sägezähnen, die unpaare Sägeplatte mit 7, die paarige links mit 3, rechts mit 8 Sägezähnen: jederseits 2 ungleich grosse schalenförmige Reibplatten. Unlerkiefer- stücke mit scharf abgesetzter weisser, dreizähniger Endplatte. E. Harassii, die bereits von Grme ') anatomisch untersucht wurde, ist auch für mich Gegenstand einer genaueren Untersuchung geworden, da sie die grösste der Euniceen war, von der ich eine beträchtliche Zahl in Weingeist gut erhaltener Exemplare besass. Die Resultate, zu denen ich in Betreff der Anatomie dieses Thieres gelangt bin , theils durch Behandlung mit Gly- cerin. mit und ohne Zusatz von Essigsaure , und durch kurze Maceration in Kalilösung, theils durch die Untersuchung feiner in Carminlösung gefärbter und in Camidabalsam eingeschlossener Längs- und Querschnitte der in absolutem Alkohol gehärteten Würmer, gebe ich hier möglichst vollständig, da sie für den ganzen Kreis der labidognalhen Euniceen eine allgemeine Gültigkeit haben dürften. Der schlanke Körper des Wurmes ist am Vorderende unmittelbar hinter dem Kopfe am dicksten, verschmälert sich allmählich gegen das bedeutend dünnere Schwanzende; Rücken- und i) Giuue, Zur Anatomie und Physiologie der Kiemenwürmer a. a. 0. pg. 35. 314 Ordo I. Nereidea. Seitenflächen sind so stark gewölbt, dass der Querschnitt eine Kreisflache sein würde, wenn nicht die Bauchflache, zumal im vorderen Abschnitte, stark abgeplattet wäre. Auf ihr verläuft an Wein- geistexemplaren in der Medianlinie eine Furche, entsprechend dem hier auf der inneren Wand- fläche gelegenen Bauchstrange des Nervensystems. Die Segmeutgliederung ist deutlich, ohne durch tiefe Segmentfurchen und Einschnitte gehoben zu sein. An den Seiten nahe der Bauch- fläche steht die Reihe der Ruder, von denen die vordersten, einander genähert, ganz auf der Bauchfläche stehen , so dass beide Ruderreihen hier gegen die Medianlinie hin convergiren ; die Kiemen sind am reichsten entwickelt kurz hinter dem Kopflappen, lagern hier mit ihren Fäden meist nach vorn gerichtet übereinander, reichen aber an den Seitenwänden des Körpers selbst hier nur so weit, dass die Rückenwölbung von ihnen unbedeckt bleibt. Diese reichste augen- fällige Kiemenausbildung ist aber nur über einen verhältnissmässig kurzen Körperabschnitt vor- handen; schon lange vor der Körpermitte ist die Zahl der Kiemenfäden geringer geworden, und wenn auch mit Ausnahme des letzten kurzen Körpertheiles Kiemenfäden an den Segmenlen noch stehen, so tragen sie hier doch nur wenig zur Vollendung des Gesammtbildes bei. Fühler und Girren sind kurz und gedrungen , sie bieten in ihrer Gliederung und Färbung ein Kennzeichen, woran die Art leicht ohne vergrössernde Gläser zu erkennen ist. Die Färbung ist charakteristisch, aber vielfachen Abänderungen unterworfen. Ein bald mehr bald weniger dunkles Kupfer- oder Roth- braun mit starkem Metallglanz, tiefer auf der Rückenfläche, etwas heller auf der Bauchtläche ist die Grundfarbe; davon sticht eine breite weisse Querbinde in einigem Abstände hinter dem Kopfe scharf ab. Die Ausdehnung dieser Binde, sowie die Zahl der Segmente, auf welchen sie steht, ist schwankend. Grube bezeichnet das ite , zuweilen auch 4te, 5te und 6te Segment als weiss, Claparede giebt die hinteren Hälften des 3ten und zugleich des 6ten Segmentes als weiss an; unter den von mir darauf untersuchten Thieren war zweimal das Cle Segment, einmal nur dessen hinlere. Hälfte weiss, je einmal das 4te , 5te und öte zugleich, und das 5te und die hintere Hälfte (\r^< Gien weiss; in einem Falle fehlte die weisse Binde ganz. Die übrigen Segmente waren bei sehr vielen Thieren einfarbig; Grube und CLAPArtEDE geben auch hier feine weisse Querbinden an; ich fand am häufigsten bei stark gefärbten Exemplaren unmittelbar hinter dem Vorderrande der Segmente eine feine weisse Querbinde, die in der Medianlinie der Rückenfläche und an den Seiten- flächen über der Ruderbasis zu einem grösseren mattweissen Fleck erweitert war. Gegen diese dunkle Hauptfärbung des Körpers heben sich die weisslichen Ruder und Kiemen, besonders aber die Fühler und Cirren ab, welche an den einzelnen Gliedern feine braune Ringbinden tragen. — Die Grösse der Thiere steht, wie das auch Grube angegeben hat, dessen Angaben mit meinen Beobachtungen ziemlich übereinstimmen, zu der Zahl der Segmente in keinem bestimmten Ver- hältniss ; ein Exemplar von 1 GO""" Länge und 6""n grösster Dicke hatte 195 Segmente, ein zweites von 120""" Länge und 4,5mm Breite hatte 180 Segmente. Der Kopflappen (Taf. XIII. Fig. 15) ist eine auf der Rückenfläche nur massig gewölbte Scheibe, deren hinterer Rand, der mehr oder minder weit vom ersten Segmente überragt wird, Faui. Eunicea. Gen. Eitnice. 315 halbkreisförmig gerundet ist. wahrend der freie Vorderrand in der Medianlinie eingeschnitten und zweilappig erscheint , da er von den hier vorragenden Palpen eingenommen ist. Seine untere Fläche ist durch die gleichen Organe völlig verdeckt. Auf der Oberfläche stehen 5 fadenförmige gegliederte Fühler so im Halbkreise, dass der unpaare mittlere in der Medianlinie am weitesten rückwärts, die paarigen weiter nach vorn und gegen den Seitenrand hinrücken. Der unpaare Fühler ist wohl immer der grösste und meistgliedrige ; die äussersten pflegen bei geringster Lange die wenigsten Glieder zu haben. Im übrigen schwanken die Fühler an Lange und Gliederzahl nicht nur hei verschiedenen Individuen, sondern auf der rechten und linken Seite desselben Thieres; so waren bei einem Thiere, dessen ünpaarer Fühler li Glieder hatte, der mittlere und äussere Fühler der einen Kopfhälfte aus 13 und 8, die der anderen aus nur I I und 7 Gliedern zusammengesetzt. Die Unterschiede, welche man an diesen Theilen bei verschiedenen Exem- plaren beobachtet, sind so gross, dass beispielsweise bei einem grossen Thiere (I90mm lang) der mittlere Fühler aus 7 Gliedern bestand, 2.5m,n lang war und zurückgelegt bis an das Ende des 3ten Segmentes reichte, während bei einem zweiten kleineren Thiere dieser Fühler 15 Glieder besass, 5'""1 lang war und bis auf die Mitte des 6ten Segmentes zurückreichte. Die einzelnen Glieder sind durch tiefe Einschnürungen von einander getrennt; das Grundglied . an der Basis verjüngt, ist das längste, alle folgenden sind in der Regel gleich gross unter einander, so breit oder selbst breiter als lang: doch kommen auch in dieser Hinsicht Abweichungen vor, entweder dass die Glieder gegen die Fühlerspitze hin an Länge zunehmen, oder dass, wie das bei längeren Fühlern zu sein pflegt, alle einzelnen Glieder gestreckter sind. — Auf der Bauchfläche des Kopf- lappens stehen die Palpen, zwei stark gewölbte Polster, die durch einen tiefen Einschnitt von einander getrennt den Vorderrand des Kopflappens einnehmen, der dadurch zweilappig er- scheint. Die abwärts gerichtete Wölbung der Palpen ist kurz hinter dem Vorderrande am stärk- sten, fällt nach vorn plötzlich, nach hinten gegen die Mundöffnung allmählich ab. Auf der polster- artig gewölbten nach unten sehenden Fläche ist durch eine Furche ein kleines dreieckiges Stück abgetrennt (Taf. XIV. Fig. 1). Es ist von oben her in der Regel nicht sichtbar, bisweilen jedoch in dem Falle, wenn bei hervorgeschobenen Kiefern die Palpen stark nach oben gehoben werden. Die freie untere Palpenfläche ist auf beiden getrennten Stücken hell, bisweilen weiss gefärbt. — Zwei Augen, kreisförmige schwarze Pigmenthaufen, stehen je eins nach aussen und hinten von der Ursprungsslelle des mittleren paarigen Fühlers. Von den beiden ersten ruderlosen Segmenten ist das erste das grösste von allen, und so lang als die beiden folgenden zusammen . fast rein cylindrisch . da es auf der Bauchfläche von der weiterhin auftretenden Abplattung nicht betroffen ist. Sein vorderer Rand überlagert oben den Kopf läppen bald mehr bald weniger weit, selbst bis über den Ursprung der Fühler hinaus, erweitert sich an den Seiten etwas nach vorn, und umgiebt auf der Baiichfläche, bisweilen in der Mitte schwach ausgerandet. den Eingang in den Schlund , hier mit schwachen Furchen be- setzt, welche in die Mundöflnung hineinlaufen. — Vom zweiten Segment trennt es eine ring- 3 | 6 Ordo. I. Nereiden. förmige sehr seichte Segmentfurche , welche, bisweilen nur als eingerissene Linie erscheinend, kaum eine Trennung der beiden Glieder auszumachen scheint. Dies zweite Segment ist ein kurzer Cylinderabschnitt des Körpers; seine Länge beträgt höchstens ein Drittel von der des vorangehenden. Auf der Rückenfläche stehen unmittelbar an seinem Vorderrande in gerader Linie hinter den Augen die beiden gegliederten Fühlerc irren; die grössten, welche ich sah, reichten nach vorn nie über den Vorderrand des ersten Segmentes hinaus; die Zahl ihrer Glieder schwankte zwischen 4 und 7 , im Allgemeinen waren diese stets etwas länger als die Glied- abschnitte der Fühler (Taf. XIII. Fig. 1 5). Die rudertragenden Segmente sind an den in Weingeist aufbewahrten Exemplaren 4 bis 5 mal so breit als lang ; an einzelnen Thieren finden sich aber Körperabschnitte von grös- serer oder kleinerer Ausdehnung, welche schlaff und welk sind , und an diesen betragt dann die Breite des Segmentes nur das Zwei- bis Dreifache seiner Länge. Das Verhältniss dieser beiden Dimensionen bleibt ungefähr das gleiche, auch bei dem Kleinerwerden der einzelnen Körper- abschnitte gegen das Hinterende. — Die seitlichen Anhänge der Segmente, die mit Ausnahme der fünf ersten, welche gegen und auf die Bauchlläche hinrücken, gleich hoch stehen, der Bauch- fläche viel näher als der Rückenfläche , bestehen überall aus dem Ruder mit seinen Stütznadeln und Borsten, einem Rücken- und einem Bauchcirrus; vom 5ten Segmente an kommen hierzu Kiemen , die vor dem Schwanzende wieder verschwinden und hier an einer grösseren Reihe von Segmenten fehlen. — Das Ruder (Taf. XIV. Fig. 5) ist ein kurzer kegelförmiger Vorsprung mit abgestumpfter Spitze. Bei vollständiger Ausbildung umschliesst es zwei Borstenbündel, von denen das obere 2 Stutznadeln, feine meisselförmige und gegen 20 einfache Borsten, das unlere nur eine Stütznadel und gegen 20 zusammengesetzte Borsten enthält. Die Slütznadeln (Taf. XIV. Fig. 8) sind tief schwarz, nur gegen ihre Basis hin heller; diejenigen des oberen Bündels liegen fast unmittelbar neben einander, sind gerade nadeiförmig zugespitzt, grösser als die des zweiten Bündels, und reichen daher mitsammt der gemeinsamen taschenartig eingestülpten Scheide der Chitinhaut, auf welcher sie selbst wie die Borsten entstehen, weiter in den Segmentraum hinein als die Acicula des unteren Bündels. Diese ist kürzer und gegen die Spitze hin stark ge- bogen ; ihre Scheide, auf der die zusammengesetzten Borsten stehen , ist weniger tief eingestülpt, sie selbst tritt mit ihrer Spitze in einem grösseren Abstände von den beiden oberen Stütznadeln aus der Ruderspitze heraus, da sie in der Regel zu diesen unter einem spitzen Winkel gelagert j^t. — Die einfachen Borsten des oberen Bündels (Taf. XIV. Fig. I 3) liegen eng zusammen ; sie sind farblos oder schwach gelblich, nadeiförmig zugespitzt , vor der Spitze eine lange Strecke jederseits mit schmalem Flügelsaume und in dieser Ausdehnung schwach gekrümmt. Sie sind länger als die Borsten des unteren Bündels und ragen über diese hinaus. Die jüngsten Formen, welche man neben ihren Basen auf der Fläche der Scheide findet, sind äusserst kurze einfache Spitzen. — Neben diesen Borsten treten nicht sehr weit über die Ruderspitze, meist um den Umfang des Bündels gelagert, die meisselförmigcn Borsten aus. Es sind äusserst feine, glashelle Farn. Eunieea. Gen. Eunice. 317 Schafte, die an dem freien Ende sieh plötzlich zu einer meissel förmigen Platte verbreitern; der Rand derselben ist in lange sehr feine Haare zerschlitzt , auf der Platte selbst stehen feine längs- laufende Furchen ; die Reihe der Randhaare wird jederseits durch ein stärkeres begrenzt, von denen das eine stets grösser ist als das gegenüberstehende (Taf. XIV. Fig. I 4). — Im unteren Bündel liegen die zusammengesetzten Borsten gleichfalls eng an einander; sie sind meist gelb gefärbt. Ihr Schaft erweitert sich etwas vor dem schräg abgestutzten Ende und trägt hier auf den beiden Flachen eine kleine durch dichte Furchen schraflirte Stelle; auf der abgeschrägten Endflache sitzt das messerfönnige kurze Endglied, mit einem Doppelhaken an der Spitze und jederseits von einem feinen Blatte längs der ganzen Schneide gedeckt (Taf. XIV. Fig. I I. 12). In den jüngsten Entwicklungsstadien trifft man von diesen Borsten nur das Endglied als kleinen stumpfen Haken (Taf. XIV. Fig. 9); wenn dieses seine Form fast erreicht hat, wachst neben und unter ihm der Schaft als stumpfe Spitze hervor, und steht mit dem Endglied gleich durch eine feine Lamelle in Verbindung, welche sich spater als das die Schneide deckende Blatt erhalt (Taf. XIV. Fig. 10\ Durch Längenwachsthum des Schaftes, der bald an seinem breiteren Ende die Schraffirung zeigt, wird die Borste allmählich über die Spitze des Ruders herausgehoben. — Abweichungen von diesem Verhalten finden sich darin, dass man im oberen Borstenbündel statt zwei drei Stütznadeln findet, oder , was häufiger vorzukommen scheint , dass im unteren Bündel eine grosse gebogene Stütznadel fehlt. Beides erklärt sich, wenn man berücksichtigt , dass wie die Borsten so auch die Stütznadcln verloren gehen , um von neuen nachwachsenden ersetzt zu werden. — Regelmassig sind die Ruder der ersten Segmente an Grösse wie BorstenbewatTnung unbedeutender ; das Ruder am dritten Segmente tritt meist kaum zwischen den Cirren hervor, seine Stütznadeln sind wenig gefärbt, seine Borsten kurz und wenig zahlreich. — Bei jungen Thieren erscheinen neben oder statt der zusammengesetzten unteren Borsten nur stütznadelförmige Borsten, die an der Spitze in einen Doppelhaken auslaufen. — Die Rückencirren entspringen über der Ruderbasis vom Segmente, schlanke gegen die Spitze etwas verjüngte Faden, die aus deutlich getrennten, aber im Gegensatz zu den Fühlern lang gestreckten, oft ungleich grossen Gliedern zusammengesetzt sind; ihre Lunge und Gliederzahl schwankt, am häufigsten zahlte ich 5 Glieder, die geringste Zahl war 3, die höchste 7. Im Wurzelgliede liegen die Spitzen eines aus der Körperhöhle hinein- ragenden ßorstenbündels , dessen Borsten, bis 7 an der Zahl, schlank nadeiförmig ausgezogen, geschweift und an der Spitze meist hakenförmig umgebogen sind. — Die Baucheirren bestehen an der Mehrzahl der Segmente aus einem dicken fast kugelig geschwollenen Wurzelgliede, auf dem ein kleineres stummeiförmiges aufsitzt; sie ragen über die Spitze des Ruders hinaus. An den ersten Segmenten fehlt das verdickte Wurzelglied , der ganze Cirrus erscheint als ein aufwärts gekrümmter gegen die Spitze verjüngter Fortsatz. — Die Kiemen entspringen auf dem Wurzel- gliede des Rückencirrus ; sie besteben aus einem Stamm, von dessen einer Seite der Länge nach über einander die Kiemenfäden entspringen. Die erste Kieme steht regelmässig auf dem Rücken- cirrus des 5ten Segmentes, die letzte ist an kein bestimmtes Segment gebunden, sondern steht Ehlers, Borstenwürmer. 41 3 1 8 Ordo I. Nereidea. bald näher bald ferner vom Aftersegmente ; bei zweien meiner grössten Exemplare waren einmal die letzten 27 , das anderemal die letzten 30 Segmente kiemenlos. Von ihrem ersten Auftreten an nehmen die Kiemen rasch an Grösse und Zahl der Fäden zu , so dass der Höhepuncl bald er- reicht ist; dann erfolgt allmählich wieder die Abnahme. Die Kieme des 5ten Segmentes ist mei- stens nur zwei-, seltener dreizinkig; die höchste Zahl der Kiemenfaden, welche ich zahlte, war 12 — Grube giebt 1 3 an — und fand sich schon am Uten Segmente; an den folgenden Seg- menten sinkt die Zahl allmählich, und nicht so regelmässig, dass nicht noch hin und wieder eine Kieme mit grösserer Zahl von Kiemenfäden zwischen weniger reichen aufträte, bis zuletzt die Kieme auf ein einziges Stämmchen ohne Kiemenfäden reducirt ist. Mit der Zahl der Fäden wächst auch die Grösse des ganzen Organes: die einzelnen Fäden sind wenig dünner als der Stamm, der am tiefsten stehende Faden ist der längste, gegen die Spitze hin nehmen die Fäden an Länge ab. Die Farbe der Kiemen ist mattweiss oder schwach röthlich; schon bei schwacher Vergrösserung sieht man ihre Blutgefässe durchschimmern. An den Weingeistexemplaren standen alle aufrecht, die Fäden wie die ganze Kieme etwas nach vorn geneigt; vielleicht besitzen im Leben auch sie, was ich bei der folgenden Art beobachtete, auf ihrer Oberfläche einen Besatz von Flimmerhaaren. — Über der Ruderbasis schimmert neben dem Ursprung des Riickencirrus ein dunkelpigmentirter Körper durch, auf dessen Beschaffenheit ich weiter unten zurückkomme. Das Aftersegment (Taf. XIII. Fig. 16) ist etwas grösser als die unmittelbar voran- gehenden, ohne Ruder; es trägt an seiner Endfläche unterhalb der Afteröffnung, welche wulstig verdickte Ränder besitzt, 2 Paar Aftercirren, nicht 2 einzelne, wie Grube angegeben hat. Die beiden des oberen Paares sind 3 bis 4 mal so lang als die des unteren, und kommen an Länge den längsten Fühlern gleich. Alle sind gegliedert und gefärbt nach Art der Rückencirren , an den oberen zählte ich 8 und 9 Glieder, an den unteren nur drei. Die Körperwandung trägt nach aussen die alles bekleidende Chitincuticula, welche durch rückwärts gerichtete Falteneinstülpungen die Segmente trennenden Furchen bildet. Sie ist auf der Bauch- und Rückenlläche am stärksten, an Fühlern, Palpen, Girren und Kiemen bedeutend verfeinert. Die Cuticula zeigt deutlichen Schichtenbau und, von der Fläche gesehen, feine sich kreuzende Strichlagen; ihre untere Fläche ist mit einem weitmaschigen unregelmässigen Netz von Falten besetzt, besonders deutlich nach Behandlung mit Kali. Auf der Bauch- und Rücken- fläche waren in der abgelösten Chitinhaut kleine rautenförmige Spaltöffnungen zu entdecken, die Öffnungen von Porencanälen, welche, auf Dickendurchschnilten der Cuticula sichtbar, diese äussere Decke durchsetzen (Taf. XV. Fig. 3). Vielleicht sind dies, wie bei Cinobranchia , die Ausfüh- rungsgänge einer subcutanen Drüsenmasse. Die Subcuticularschicht , Matrix des Chitins, ist fein- körnig, sie enthält sehr kleine mit Carmin sich färbende Kerne, die an manchen Stellen slabförmig erscheinen, alle durch nur geringe Zwischenräume von einander getrennt. — Von der sub- cutanen Musculatur ist die äussere ringförmige Lage schwach. Die Längsfasern bilden eine 15 bis 20 mal stärkere Lage; sie sind zu 4 grossen Bändern vereinigt, von denen die ventralen bedeutend Farn. Eunicea. Gen. Eunice. 319 schmaler aber dicker sind als die dorsalen ; die ventralen Bänder lassen in der Medianlinie zwi- schen sich Platz für das Nervensystem, wahrend die dorsalen in der Medianlinie fast unmittelbar an einander stossen. Alle Muskelb.inder werden im vorderen Körpertheile, so weit hier der Kiefer- sack liegt, zu platten Bandern verschmachtigt, und enden, indem sich die dorsalen an den Rand der Falte anheften, mit welchem die Haut des Kopflappens in die des ersten Segmentes übergeht, die ventralen im Vorderrande, des ersten Segmentes am Eingange in die Mundöffnung befestigen. Diese Bander sind von langen über mehrere Segmente reichenden Muskelfasern zusammengesetzt, so dass an der ausserlichen Körpergliederung die Musculatur keinen Theil nimmt. Es verdient das hervorgehoben zu werden , weil an macerirten Thieren diese Muskelbander oft ganz regelmässig in Abschnitte zerbrochen sind, die mit den Segmenten übereinstimmen. Dieses Zerbrechen der Musculatur erfolgt dann gleichzeitig mit einem Ausgleichen der die Segmentalfurchen bildenden Falten der Cuticula. Zwischen dem ventralen und dorsalen Bande jeder Körperhälfte bleibt ein leeres Feld , in welches die von der Oberfläche herkommenden Einstülpungen der Haut stehen, welche das obere und untere Borstenbündel der Ruder tragen. An jede dieser Einstülpungen gehen von allen Seiten Muskelfasern , die von der Wandmusculatur entspringen und an die ein- wärts siehende Spitze der Einstülpung sich anheften, da wo nach aussen die Stütznadeln ent- springen; diese Fasern führen, indem sie auf den Boden der Borsten und Stütznadeln einwirken, alle Bewegungen an diesen aus. Hiezu kommen noch Fasern, welche aus dem Räume zwischen den ventralen Muskelbändern entspringen, die Leibeshöhle quer über dieseMuskelbänder weg durch- setzen und an der Innenfläche der Ruder inseriren. Zur Bewegung der Kiemen dient offenbar ein kleines Bündel Muskelfasern, welches von der gemeinsamen Muskelmasse sich ablöst und in den Grundlheil des Kiemenstammes tritt, wohl nie über den Abgang des ersten Faden hinaus. — An den Muskelfasern traten nach längerer Behandlung mit Essigsäure längsovale Kerne hervor. Der Verdau ungstractus beginnt unmittelbar hinter der Mundöffnung mit der derben Mundmasse, die aus dem übereinanderliegenden Schlundrohr und Kiefersack besteht. Innerhall) der drei ersten Körpersegmente sind beide Theile zu einem gemeinsamen Ganzen vereinigt ; auf der Grenze vom 3ten zum 4ten Segment trennt sich der Ösophagus vom Kiefersacke, so dass jeder Theil seinen besonderen Hohlraum besitzt ; der Kiefersack reicht dann nach rückwärts bis ins 6te Segment, und bis dahin liegt auf ihm das Schlundrohr, welches jenseits des Endes Cw> Kiefersackes allmählich in den eigentlichen Darm übergeht. Schlundrohr und Kiefersack sind durch kurze Fasern, welche brückenartig von der Oberfläche des einen zum andern gehen, mit einander verbunden. An den seitlichen Umfang des hinteren Theiles der Mundmasse heftet sich jederseits eine breite Muskelplatte, welche von dem dorsalen Muskelbande jeder Seite ausgeht und als Retractor der Mundmasse bezeichnet werden kann. Der Kiefersack (Taf. XIV. Fig. 16) ist am dicksten im Vordertheile und verjüngt sich allmählich nach hinten, sowohl in der Höhe wie in der Breite, bis er stumpf abgerundet endel. Von aussen betrachtet zeigt seine fast ebene Bauchfläche drei durch Anordnung der Musculatur 41 * 320 Ordo I. Nereidea. unterschiedene Zonen. Auf der ersten '£/') hinter der Eingangsöffnung gelegenen schimmert, von nur schwachen querlaufenden Muskeln gedeckt, die Chitinplatte des Unterkiefers vor, der hier zu Tage tritt. Dahinter folgt die zweite Zone (U2), ein vorspringender durch Glanz und helle Färbung ausgezeichneter Wulst, der aus dicht liegenden querlaufenden Muskelbinden besteht; gegen diesen scharf abgesetzt nimmt die dritte Zone (0:!) das Ende des Kiefersackes ein, weniger gewölbt und dunkler gefärbt als die vorangehende. — Jederseits wird diese untere Flache des Kiefersackes durch einen längslaufenden Wulst der Seilenflache begrenzt, der durch eine Furche (F) von der Bauchfläche gesondert ist. Neben der ersten Zone ist er flach, und erweitert sich aufwärts zu einer Muskelbinde, deren querlaufende Fasern auf der Rückenfläche die Decke der ganzen Mund- masse vor Abgang des Schlundrohres bilden (O1). Neben der Mitlelzone der Bauchfläche ist der längslaufende Wulst der Seitenfläche am schärfsten gesondert; seine Abgrenzung gegen die Rücken- fläche ist nur eine scheinbare, bedingt durch die Furche, welche durch das dem Kiefersacke hier eng aufliegende Schlundrohr gebildet wird. Hebt man das Schlundrohr vom Kiefersacke ab, so sieht man, dass die querlaufenden Fasern dieses seitlichen Umfanges auf der Rückenfläche von jeder Seite her gegen die Mittellinie, zugleich mit steiler Richtung nach vorn hin, zusammen- laufen, und hier in der etwas vertieften Mittellinie zusammenstossend in die Tiefe gehen. Gegen das Ende des Kiefersackes ist dieser seilliche Theil der Musculatur von der dritten Zone der Bauchfläche nicht deutlich gesondert; die querlaufenden Fasern der Bauchfläche gehen unmittelbar in ihn über und setzen sich auf die Rückenfläche unter dem Schlundrohre fori, indem sie, wie die davor liegenden, rings vom hinteren Umfange des Kiefersackes gegen die Mitte der Rückenfläche hin convergiren. — Die Rückenfläche des Kiefersackes zeigt daher vor dem Abgange des Schlund- rohres eine äussere Lage querlaufender Fasern, hinter und unter diesem Rohre Fasern, welche Iheils von den seitlichen Bändern, theils vom hintern Umfange her gegen die Mitte hin zusammen- laufen, und hier in einer der Länge nach eingedrückten Furche in die Tiefe sich einsenken. Die Oberfläche des Kiefersackes ist von einer dünnen Haut bekleidet, durch welche die Züge der oberflächlichen Musculatur durchscheinen. Der Kiefersack umschliesst den ganzen Kieferapparat. Dieser besteht aus den ge- sonderten Gruppen des Unter- und Oberkiefers, von denen der letztere ans je zwei gleichförmigen Trägern, Zangen und Zähnen besteht, zu denen auf jeder Seite eine grosse und eine kleinere Reibplatte , links zwei, rechts nur eine Sägeplatle kommen. Durch die Einschiebung dieser Fress- werkzeuge wird der blindsackartige Hohlraum des ganzen Kieferbehälters in besonderer Weise umgestaltet. Während die beiden Stücke des Unterkiefers, im Innern des Kiefersackes auf dessen Bauchfläche liegend und fast dessen ganze Länge durchsetzend, eine nach hinten schwach an- steigende Ebene bilden, springen an den Seitenflächen von gemeinsamer Basis jederseits die übereinanderliegenden Kieferfalten vor, auf deren freien in das Lumen hineinragenden Flächen die Stücke des Oberkiefers sitzen. Diese Vorsprünge theilen die Höhle des Kiefersackes in zwei übereinandergelegene Räume. Der untere isl der bei weitem grössere , denn er erstreckt sich Farn. Eunicea. Gen. Eünice. 3*21 nach hinten so weil als der Unterkiefer, der mit seiner freien Fläche in seiner ganzen Lange den Boden bildet, und da im vorderen Abschnitte die sich berührenden Spitzen der Oberkieferslücke, weiter nach hinten aber ein Theil der Musculatur, welche an diese Kiefertheile geht, seine Decke bilden, so erhalt dieser Raum die Form einer blind endenden spitz zulaufenden Tasche. Der obere Raum, welcher über den freien Theilen der Oberkieferstücke liegt, hat kaum die Hälfte dieser Längsausdehnung, da er nach hinten durch die Musculatur des Oberkiefers begrenzt wird; nach oben bildet gleich hinter der Mundöffnung die gemeinsame obere Wand der Mundmasse seine Decke; dann aber folgt hier die längslaufende in der Medianlinie stellende Spaltöffnung, durch welche der Raum des Kiefersackes gerade über den zusammenliegenden Spitzen der beiden Oberkieferhälften mit der Lichtung des Schlundrohres in Verbindung steht. — Dieser gesammte Rinnenraum des Kiefersackes ist von einer Chitinhaut ausgekleidet, welche durch die Mundöffnung, in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Chitin der Körperwand, in ihn hineintritt, durch Ver- dickung auf dem Roden des Kiefersackes und auf den Kieferfalten die Formen der einzelnen Kieferstucke bildet und durch die Schlundspalte weiter hiniibertrill in das Schlundrohr. In Folge dessen stehen alle Kieferstücke durch eine feine Chitinhaut unter einander in Verbindung ; und wenn man, wie das bei etwas macerirten Thieren leicht auszuführen ist, die Auskleidung des Kiefersackes im Zusammenhang von der Wandung ablöst, so erhält man einen Blindsack, an des- sen Innenfläche die Kieferstücke anhängen. Unter dieser Chitinhaut liegt als Matrix die feinkörnige Subcuticularschicht , unter den derben Chitinmassen der Kieferslücke in grösserer Anhäufung. Nach meinem Refunde an einem Exemplare können die Kiefer wie andere Chitinbildungen ab- geworfen werden , dann aber nicht einzeln sondern wahrscheinlich der ganze Apparat ziemlich gleichmassig ; und von der Matrix des Chitins erfolgt durch erneute Ausscheidung die Neubildung einer jungen Schlundbewaffnung. So wenigstens muss ich meinen Fund deuten, wo bei einer sehr grossen Eunice Härassii aus der Mundöffnung nicht die dunklen Kieferspitzen, sondern weisse weiche Wulste hervorragten (Taf. XIV. Fig. 2), und wo bei der Zergliederung sich im Innern des Kiefersackes vollständige Vorsprünge fanden , welche den Formen der Zangen und Zähne fast gleich kamen, aber ebenfalls weich und weiss waren. Alle diese Wulste und Vorsprünge waren von einem feinen irisirenden Chitinhäutchen bekleidet, und nichts anderes als die Kieferfalten, welche nach dem Verlust der ausgebildeten erhärteten Kieferstücke im Anfang einer Neubildung derselben standen. Die beiden gleichgeformten Hälften des Unterkiefers (Taf. XIV. Fig. 18) sind in ihrem hinteren Theile stabförmig, anfänglich prismatisch , dann breiter und abgeplattet, und erweitern sich nach vorn zu breiten spateiförmigen Platten, deren zugeschärfter Vorderrand in nicht ganz regelmässiger Weise mit wenigen, meist drei grösseren Zähnen besetzt ist; sie sind mit Ausnahme des vorderen Theiles, welcher glänzend emailleweiss ist, tief dunkel gefärbt. Die vorderen Plat- tenlheile stossen in der Medianlinie an einander, während die stabförmigen Enden, je weiter nach hinten um so mehr, auseinanderweichen. — Die einzelnen Stücke des Oberkiefers (Taf. XIV. Fig. 17), 32 2 Ordo 1. Nereidea. welche ein zusammengehörendes System ausmachen, bilden seitwärts und nach unten die Be- grenzung des oberen Abschnitts des Kiefersackraumes. welcher wie der untere nach hinten blind taschenförmig endet. Auf dem Boden dieser blinden Tasche ruhen die Trager, deren mediane Kanten der Lange nach an einander liegen. Als Basis aller übrigen Stücke dienen die beiden Seitenwände dieses Raumes. Sie sind in Form einer Nische derart ausgehöhlt, dass deren Bänder als scharfe über einander gelegene Kanten in den Binnenraum vorragen , und vorn zusammen- treffend die Wölbung der Nische mit einer frei vorspringenden Kuppe abschliessen. Die Nische ist im hinteren Theile fast ganz flach, sie gewinnt nach vorn an Tiefe dadurch, dass ihre Ränder weiter hervorspringen. Dies gilt zumal von der unteren Nischenkante, die von der frei vorragenden Kuppe her als scharfer Rand eines vorspringenden Blattes viel weiter nach hinten verläuft als der obere kürzere und niedrigere Band. Dies untere scharf vorspringende Blatt macht die Haupt- scheidewand zwischen dem obern und untern Abschnitt der Kiefersackhöhle. Der Grund der Nische dient zur Aufnahme der vorderen freien Theile der Zange und des Zahnes, welche im hinteren Theile des Nischengrundes wandständig entspringen; während die Bänder und die ab- schliessende Kuppe der Nische die Reib- und Sägeplatte tragen. — Die Träger sind viereckige im hinteren Theile schwach schalenartig gehöhlte Platten mit abgerundeten Ecken, länger als breit ; mit einer freien oberen und einer unteren der Matrix in der ganzen Ausdehnung auf- liegenden Fläche. An ihren Vorderrand stossen unmittelbar die Zangen, so dass es scheint, da beide Stücke Abschnitte derselben Chitinhaut sind, als seien sie unter einander durch ein Gelenk verbunden. An den Zangen unterscheidet man einen Grundtheil , mit welchem das ganze Stück an der Nischenwand befestigt und das schlanke gekrümmte frei vorragende Endstück. Das blosse Chitingerüst der Zange, wie man es durch Kalibehandlung erhält, ist ein hohles Gebilde, dessen Wanddicke am stärksten an den Zangenenden ist. Der Grundtheil, welcher am Hinterrande breiter ist als der Träger, hat eine freie obere Fläche, auf welcher nahe der medialen und hinteren Kante ein abgerundeter nach vorn auslaufender Höcker steht; auf der hinteren, der Wand des Kiefer- sackes anliegenden Fläche ist in der festen Chitinmasse vom hinteren Rande her ein unregelmässig dreieckiger Einschnitt, durch welchen der Vorsprung der Kiefersackwandung und damit die Ma- trix des Chitin in den Hohlraum der Zange eintritt, während an den Rändern des Einschnittes die gemeinsame Chitinhaut mit der derben Zangenwand zusammenhängt. Die Zange ist daher nur mit diesem Theile ihres Grundstückes im Kiefersack befestigt. Der Vorderrand des Grundstücks verjüngt sich allmählich und läuft in das schlanke gekrümmte Endstück aus, welches nach der Spitze zu dünner werdend in seiner ganzen Länge undeutlich dreikantig ist. Fast bis in die Spitze setzt sich der Hohlraum fort, in dem die chitinbildende Masse liegt. In der Ruhelage stossen die Zangen fast unmittelbar mit den medialen Kanten der Grundstücke an einander; die Endstücke liegen in der Tiefe der Nische über dem Zahne, erreichen dessen vorderes Ende und convergiren hier gegen einander. — Der Zahn, ein Hohlgebilde, dessen unregelmässiger Form die Pyramide zu Grunde liegt, füllt fast die ganze Höhlung der Nische. Er entspringt mit seiner Basis im Fam. Eunicea. Gen. Eunice. 323 Nischengrunde vor dem Grundtheile der Zange. Diese Basis ist am abgelösten Zahne eine weile unregelmässig begrenzte Öffnung, der Eingang in die Zahnhöhle. Die der Wand fies Kiefersackes anliegende Fläche des Zahnes trägt eine von der Spitze gegen die Basis laufende stumpfe Firste, von wo nach beiden Seiten hin eine Abdachung geht; vom hinleren Bande her ist diese Fläche eingeschnitten und so die Eingangsöffnung in die Zahnhöhlung erweitert; so ist der Zahn nicht bloss mit der Basis sondern auch mit einem Theile dieser Fläche an die Wand befestigt. Die freie Fläche, welche innerhalb der Kiefersackhöhle aufwärts sieht und auf welcher das freie Zangen- ende ruht, ist schalenförmig von einer Seite zur andern gehöhlt; der hintere Band ist tief halb- mondförmig ausgeschnitten , und dadurch erhält diese Fläche zwei rückwärtsgehende Schenkel, von denen der mediane der längere ist. In diesen tiefen Ausschnitt passt ziemlich genau der ent- sprechende Theil des Zangenstuckes hinein, und so scheint der Zahn mit diesen beiden Schenkeln über die Zange hinausgreifend auf dieser zu reiten. Diese concave Fläche stösst mit der gegen- überstehenden convexen nach aussen in einem stumpf abgerundeten Bande, dem Zahnrücken, zusammen, medianwärls in einer scharfen Kante, der Zahnschneide, welche links mit 5, rechts mit 6 scharfen sägeartig stehenden Zahneinschnitlen besetzt ist. Die Spitze des ganzen Zahnes ist der vorderste Sägezahn der Schneide. In alle Zähne der Schneide treten vom gemeinsamen Hohlräume her die weichen Theile der Wandfläche ein. Beide Zähne berühren sich bei eingezo- genem Kieferapparat aufs engste mit ihren Schneiden, und bilden dadurch den grössten Theil der unvollständigen Scheidewand, welche im Kiefersacke einen unteren und oberen Baum sondert. Da die Zähne nur mit ihrer Basis und einem kleinen Theil der wandständigen Fläche angewachsen sind, so ist der eigentliche Zahnkörper fast ganz frei. — Vor diesen beiden Stücken des Oberkiefers liegen jederseits die Beib- und Sägeplatten, Verdickungen der Chitinhaut auf der Kuppe und den Bändern der Nische. Die Kuppe der Nische trägt zunächst den Spitzen des Zahnes und der Zange eine Sägeplatte, welche wie die Kuppe gewölbt und deren in der Buhelage nach hinten und oben sehender freier Band links mit 3, rechts mit 8 Sägezähnen besetzt ist. Derjenige Theil dieser Platte, welcher auf der eigentlichen Kuppe der Nische liegt, ist tief schwarz gefärbt, und erscheint daher als ein selbständiges von dem gesägten Bandtheile abgesetztes Platlenstück , während in der That nur die dunkle Färbung eine so scharfe Begrenzung hat. In beiden Oberkieferhälften liegen nach aussen und hinten vom Bande der paarigen Sägeplatte zwei kleine Beibplatten, welche auf dem oberen Nischenrande stehen , der hinter ihnen rasch sich verliert. Diese kleinen Platten sind schalenartig gewölbt, die vordere grössere dreieckig, mit der Spitze zahnartig vorspringend, die hintere kaum halb so grosse fast viereckig. In der linken Oberkieferhälfte kommt nun eine Sägeplatte hinzu, welche in der rechten fehlt. Es ist eine schalenförmige Platte, welche von der Nischenkuppe her auf dem vorderen Theile der unteren Nischenkante sitzt . und wie diese Kante an der ganzen Länge der Zahnschneide entlang läuft, so umwölbt diese Platte die Spitze und den vordersten Theil der Schneide des Zahnes. Der freie Band dieser unpaaren Platte ist mit Ausnahme :}2i Ordo I. Nereideä. seines hintersten Abschnittes von 7 kleinen Sägezähnen eingenommen. Wenn Guure'^ sagt, class diese Sägeplatte in der rechten Halde des Oberkiefers nicht ganz fehle, sondern an ihrer Stelle hier ein schmaler schwarzer Stiel liege, oder dass hier die Kau- oder Schneidefläche desselben nicht entwickelt sei, so ist diese Auffassung doch nur theihveise richtig; denn das, was Gribe als Stiel bezeichnet, ist der mit Chitin belegte scharfe Rand der Nische, welcher in der linken Hälfte zur Basis der unpaaren Sägeplatte benutzt ist. — Wird der gesammte Kieferapparat aus der Mundötlhung hervorgeschohen, so ändert sich etwas die Lage der einzelnen Stücke gegen einander; der Unterkiefer tritt nur wenig mit seinem gezähnten Vorderrande heraus; über ihm liegen zu- nächst der Zahn und die Zange, beide frei und weit hervorragend; in wagerechter Richtung gepen einander beweglich können sie so weit von einander gespreitzt werden, dass sie nach auswärts sich auf den seitlichen Umfang des Mundeinganges legen. Zugleich mit ihnen werden die Ränder der Nische hervorgeschoben, und ihre Kieferplatten mit frei vorragenden Scheiden umgeben jeder- seits im Halbkreise die Ansalztheile der beiden grössten Kieferstücke. Die Träger des Oberkiefers kommen bei diesem Acte nie mit zu Tage. Die Musculatur (Taf. XIII. Fig. 17. 18. 19.20), durch welche die Bewegungen der Kiefer- stücke hervorgebracht werden, wird trotz ihres nicht einfachen Baues versländlich, wenn man von der Vorstellung ausgeht, dass die innere Chitinauskleidung des Kieferbehälters mit den einzelnen Kiefertheilen einen Sack bildet, und dass auf den Aussenwänden dieses Sackes die Muskeln in zwei gesonderten Systemen gelagert sind, von denen eines dem Unterkiefer (t/), das andere dem Oberkiefer (0) angehört. Beide Muskelgruppen sind völlig von einander gesondert, und von einer Membran, einer Fascie, scheidenartig umschlossen. Diese Haut ist die gleiche, welche die Oberfläche des ganzen Kiefersackes deckt; sie tritt sowohl von der Bauch- wie von der Riickenfläche her in die Längs- furche, welche die Bauchfläche begrenzt, und heftet sich in der Tiefe dieser Furche wie ein liga- mentum intermitsculare an die Chitinhaut des Kiefersackes, wo diese sich zum Unterkiefer verdickt. Sie ist dadurch besonders bedeutungsvoll, weil ein Theil ihrer Fläche, und zwar derjenige, welcher innerhalb der Furche der Chitinauskleidung des Kiefersackes zunächst liegt, den Fasern beider Muskelgruppen zum Ursprung dient. Im Innern der Muskelmassen sind die Fasern fast immer zu grösseren oder kleineren Platten gruppirt, so dass man auf Querschnitten oder beim Eindringen mit einer Nadel immer ein blättriges Gefüge wahrnimmt. — Die Unterkiefermusculatur ist ausschliesslich auf die Bauchfläche des Kiefersackes beschränkt und bildet hier die erste und zweite Zone. Die Oberfläche beider Zonen zeigt nur querlaufende Muskelbänder, die von der einen Furche zur anderen hinübergehen. In der Tiefe jeder Furche liegen die Anheftungspuncte dieser Fasern auf der Wand der Fascie. In der ersten Zone sind die Muskelzüge schwach und, wie mir es scheint, rein quer von einer Furche zur anderen verlaufend. Gegen die zweite Zone hin nimmt diese Muskellage an Mächtigkeit zu, bis sie in der zweiten Zone selbst den derben I Gribe. Zur Anatomie u. Physiologie der Kiememviirmer a. a. 0. pg. 39. Farn. Eunicea. Gen. Eitnice. 325 hellfarbigen Muskelwulst bildet. Der Verlauf der Fasern ändert sich mit zunehmender Starke der Muskelmasse. Die Fasern der Oberflache laufen quer von einer Furche zur andern; in der Masse selbst aber biegen die aus der Furche kommenden Fasern bei ihrem queren Verlaufe aufwärts gegen den Boden der Kiefersackhöhle , dabei kreuzen sich die aus jeder Furche kommenden Fa- sern und heften sich an die Chitinlage des Kiefersackbodens, um so weiter von ihrem Ursprünge entfernt, je näher sie der Aussenfläche des Kiefersackes gelegen sind. Daher zeigt die Fläche eines Schnittes, welcher der Länge nach durch den medianen Theil des Kiefersackes gelegt ist, in der Unterkiefermusculatur zunächst der Aussenfläche Faserbündel im Querschnitt, unter dem Chitinboden dagegen den Längsschnitt dieser Fasern. Deren Anheftung an die Chitinplatte er- folgt, wie das gleiche Bild lehrt, bei Ruhelage des Kiefers der Art, dass die vorderen Faserbündel mit der Richtung nach vorn, die hinteren mit der Richtung nach hinten zu ihren Ansalzstellen aufsteigen. — Die Oberkiefermusculatur nimmt ausser den Seilentheilen und der Rückenfläche auch die dritte Zone auf der Bauchfläche des Kiefersackes ein. Ihre Fasern entspringen auf der inneren Fläche des Fascienblattes, welches vom Rücken her zu der Chitinhaut des Kiefersackes geht; sie treten dann aus den seitlichen Furchen hervor, und aus derjenigen, welche die zweite Zone der Bauchfläche von der dritten trennt. Alle wenden sich auf die Rückenfläche des Kiefer- sackes. Die oberflächlichen laufen von den Seiten her gegen einander, von hinten her nach vorn auf die Mittellinie zu, und senken sich hier in die Tiefe, um an der Wand des Sackes, soweit an ihm die Oberkieferstücke stehen, zu inseriren. In den tieferen Lagen ändert sich die Richtung allmählich so, dass die Fasern hier mehr und mehr von hinten nach vorn laufen. Die grösste Menge der Fasern kommt dadurch von hinten her, und von diesen gehen die meisten so, dass sie unter die Träger und den Grund der Nische treten , in welchem Zange und Zahn entspringen. Durch diese Anordnung zerfällt die Musculatur des Oberkiefers in zwei symmetrische Hälften, und diese Trennung ist äusserlich auf der Rückenfläche durch einen längslaufenden tiefen Spalt ange- deutet, welcher unter dem Schlundrohre fast bis zur Spitze des Kiefersackes die jederseitigen Muskelfasern von einander sondert. Dieser Spalt erweitert sich nach vorn, unmittelbar hinter dem Abgange des Schlundrohres, zu einer breiteren Grube, welche über dem Endstücke der Träger gelegen ist. In diese Grube treten Muskelbänder, welche von der unteren Fläche des Schlund- rohres entspringen , von vorn nach hinten laufen und an der über den Trägern gelegenen Chitin- wand inseriren. (Bei anderen Euniceen , z. B. Diopatra [Taf. XII. Fig. 18], sind diese Muskeln sehr viel stärker entwickelt als hier.} — Vor dem Abgange des Ösophagus liegt auf der Rücken- fläche noch eine querlaufende Muskelbinde (O1), welche die Decke über den gemeinsamen Ein- gangsraum der Mundmasse bildet. — Die Thätigkeit dieser Muskeln bewirkt das Ausstülpen des Kieferapparates, und zwar, nach meiner Anschauung, in folgender Weise. Die Fasern der Unlei- kiefermusculalur treffen bei ihren Contraclionen auf dem Boden des Kiefersackes auf eine feste Platte, den Unterkiefer, welcher ihrem Zuge, so weit er lateralwärts wirkt, Widerstand, so weil er von hinten nach vorne geht, Folge leistet. Entsprechend der Anordnung der Fasern kann die EüLEtts , Bors temv (inner. 4 -) 326 Ordo I. Nereiden. Wirkung des Zuges von hinten nach vorn nur eine geringe sein, und so treffen wir denn auch in dem ausgestülpten Kieferapparat den Unterkiefer nur wenig hervorgeschoben. Die Contractionen dieser grossen Muskelmasse des Unterkiefers scheinen mir als zweite und wesentliche Aufgabe zu haben, die Fascie des Kiefersackes gegen den Unterkiefer hin zu spannen, und so für die Thätig- keit der übrigen Muskelfasern, denen sie antagonistisch wirken, einen festen Punct zu schaffen. Die Fasern der Oberkiefermusculatur laufen zum Theil annähernd ringförmig an den Seitenwan- dungen des Kiefersackes , zum Theil um das Ende desselben herum in der Richtung von hinten nach vorn; sie inseriren an Theilen, welche nachgiebig sind und ihrem Zuge folgen. Ihre Zusam- menziehungen werden daher die Seitenwände des Sackes lateralwärts ziehen, den Grund des Sackes zugleich nach vorne drängen. Die letztere Thätigkeit wird durch die längslaufenden Fa- sern auf der Rückenfläche des Sackes unterstützt, deren Contractionen die Träger des Oberkiefers nach vorn ziehen. So wird der Oberkiefer nach vorn geschoben, seine einzelnen Stücke, mit Ausnahme der festliegenden Träger, treten aus der Mundöffming hervor, und wie unter dem Zuge der Fasern die seitlichen Wandungen des Kiefersackes, auf denen die beweglichen Kieferstücke stehen, nach jeder Seite gezogen werden, weichen die Kieferplatten seitwärts, Zahn und Zange, mit dem Grunde des Sackes hervorgeschoben , folgen dem gleichen nach hinten und seitwärts wirkenden Zuge und weichen klaffend auseinander. Bewegungen, welche in dieser Weise aus- geführt werden, müssen gleichzeitig an allen Theilen des Oberkiefers erfolgen, da die Muskel- fasern sich nicht an den Grund einzelner Kieferstücke, sondern an die gesammte Wandung heften, auf welcher diese stehen. Ob vielleicht, wenn die Ausstülpung erfolgt ist, der Zahn und die Zange einzeln bewegt werden können, durch selbständige Thätigkeit von einzelnen Faserbündeln innerhalb der ganzen Muskelmasse , müssen anderweitige Beobachtungen lehren. — Der ganze Kiefersack verändert bei diesem Vorgange seine Lage nur wenig, und unterscheidet sich dadurch von dem Verhalten des gleichen Darmtheiles anderer Anneliden, wo er, wie bei den Phyllodoceen, durch eine lange Rüsselröhre aus der Mundöffnung hervorgeschoben wird. Dagegen wird seine Form etwas anders, denn bei der Contraction, durch welche das Herausstülpen der Kiefer ge- schieht, wird unter Zunahme des Dickendurchmessers seine Länge verkürzt. Dabei weiden die Muskelzüge, welche von der Oberfläche des Kiefersackes an die innere Fläche der Körperwand gehen , gedehnt ; und deren Aufgabe ist. es vermuthlich , den Kiefersack und damit die Kiefer wieder in die Ruhelage zurückzuführen, dadurch, dass sie, sobald die Contraction der musculösen Kiefersackwand nachlässt, sich auf ihre frühere Länge zusammenziehen. Die quere Muskellage vor dem Abgange des Ösophagus erweitert, wenn sie sich contrahirt, den vorderen Raum der Mundmasse und kann somit eine Erleichterung für den Austritt der Kiefer gewähren. Das Schlundrohr (S) ist an seiner Abgangstelle vom Kiefersacke fast so breit als dieser, und verschmälert sich nur allmählich nach hinten. Seine Einmündung in den gemeinsamen Mund- raum ist längsspal (förmig; sie wird jederseits und nach vorn von einem lappenförmigen Wuls begleitet, welcher frei abwärts in den Raum des Kiefersackes hineinrag!, und vielleicht bei den Farn. Eunicea. Gen. Eunice. Sil Ausdehnungen , welche bei der Vorwärtsbewegung der Kiefer stattfinden , verstrichen wird. Die Wand des Schlundrohres ist derb musculös ; die Richtung der Muskelfasern schien mir grössten- theils von der auch hier die Oberfläche bildenden Fascie gegen das chitinige Rohr zu laufen. Das Lumen des Schlundrohres ist im Anfangstheile am grössten und nimmt nach hinten ab. Die innere Oberfläche des Rohres trügt faltenartige Vorsprünge, und durch diese wird im vordersten Theile jederseits eine liefe taschenartige Einsenkung hervorgebracht ; weiterhin sind die Falten im Allgemeinen längslaufend, und nur darin verschieden, dass sie eine ungleiche Höhe besitzen. Diese Faltung der inneren Oberfläche ist in manchen Fällen auch von aussen bemerkbar an mehr oder minder tiefen furchenarligen Einsenkungen von der Oberfläche her. Vermuthlich werden diese Falten bei den Bewegungen der Kiefer, welche auf den Anfangstheil des Schlundrohres von Einfluss sein müssen, durch Dehnung ausgeglichen. Zu innerst ist das Schlundrohr von einer feinen Chitincuticula, einer Forlsetzung aus dem Kiefersacke, ausgekleidet; darauf lagert nach aussen die starke Muskelschicht. Über das Ende des Kiefersackes hinaus behält das Schlundrohr noch durch mehrere Segmente hindurch denselben Charakter, und ist durch die weisse Farbe seiner derben Wandung vor dem dunkelfarbigen Darm ausgezeichnet. Der Übergang in diesen ist ein allmählicher. Der Darm ist ein Rohr, dessen Lumen in der Richtung von oben nach unten grösser ist als von einer Seite zur andern. Durch tiefe Einschnürungen der Seitenflächen zerfällt es in eine Reihe hinter einander gelegener Kammern ; die Einschnürung liegt in der Mitte eines jeden Seg- mentes, die weiteste seitliche Ausbuchtung fällt mit den Segmentgrenzen zusammen. Eine Darm- kammer liegt daher immer in den benachbarten Hälften zweier Segmente. Seine Farbe ist gelb- lichbraun bis braunschwarz. Auf der inneren Darmfläche erheben sich , durch schmale Furchen von einander getrennt, fallenartige Vorsprünge, welche parallel unter einander in der Längsrich- tung verlaufen, von Strecke zu Strecke aber unterbrochen sind. Die nicht unbeträchtliche Dicke der Darmwand wird von einer eigenthiimlichen Masse gebildet, welche unter starken Vergrösse- rungen feinkörnig erscheint, und dabei aussieht, als sei sie aus eng an einander liegenden feinsten Stäbchen gebildet, welche senkrecht zur Oberfläche ständen. Ich habe an den in Weingeist auf- bewahrten Thieren Zellabgrenzungen innerhalb dieser Masse nicht gesehen. Diese Masse erscheint in dünnen Lagen gelblich, in stärkeren dunkelfarbiger; der Farbestoff war zumeist in den peri- pheren Schichten eingebettet. Die innere Oberfläche ist von einer äusserst feinen Cuticula bedeckt ; oft jedoch habe ich diese vermisst und sah das eigentliche Parenchym der Darmwand frei liegen. — Die äussere Oberfläche ist gleichfalls von einer feinen Haut bedeckt; diese ist Träger der Capillar- nelze, welche auf der Darmwand liegen; an ihr heften sich die Dissepimente an und gehen offenbar darin über. Auf der Aussenfläche dieser Membran liegen zwei Lagen feiner Muskelfasern, welche sich unter spitzem Winkel kreuzen. Die Dissepimente sind feine Membranen, welche auf den Segmentgrenzen als Scheide- wände zwischen den Segmentalräumen von der inneren Oberfläche der dorsalen und ventralen 4-2" 328 Ordo I. Nereidea. Längsmuskelbänder zum Darm gespannt sind und an ihm sich auf der Höhe der einzelnen Kam- nierausbauchung anheften. Zwischen diesen beiden in der Verticalebene stehenden Scheidewänden bleibt eine Lücke, durch welche die einzelnen Segmenträume in Verbindung slehen. Das obere Dissepinient, entsprechend der grösseren Breite des dorsalen Muskelbandes, reicht über die Mitte der Höhe hinaus nach abwärts und ist grösser als das von unten aufsteigende. Beide enden ein- ander gegenüber mit freiem Rande. Sie entspringen an den Muskelbändern aus der structurlosen Haut hervor, welche diese bekleidet, und gehen am Darm in dessen Wandung über; mir scheinen diese Membranen structurlos zu sein. Sie erhalten eine besondere Bedeutung, da sie die Träger der Blutgefässe sind, welche von den Hauptstämmen zum Ruder gehen, und da an ihnen die Entwicklung der Geschlechtsproducte beginnt. In den Segmenten, welche die Mundmasse um- geben , fehlen sie. — Ausser diesen queren Scheidewänden heftet sich an den oberen Darm- umfang in dessen ganzer Länge eine senkrecht gespannte kurze Membran, welche aus dem Räume zwischen den beiden dorsalen Muskelbändern in der Medianlinie der Rückenfläche hervorgeht. Diese Haut trennt also die Körperhöhle in eine rechte und linke Hälfte. Eine gleiche steigt von der Medianlinie der Bauchflache aufwärts gegen den Darm. Das B I utgefässsyst em ist nach meinen Untersuchungen etwas anders gestaltet als Gribe es beschrieben hat (Taf. XIV. Fig. 28). Mit Ausnahme des vordersten Körpertheiles, in welchem neben der umfangreichen Mundmasse eine andere Anordnung der Hauptstämme nöthig wird, besitzt der übrige Körper drei Hauptlängsstämme: zwei Rückengefässe neben einander über dem Darm, einen Stamm an der Unterfläche des Darmes über der Ganglienkette. — Die beiden Rückengefässe verlaufen hart an einander durch das längslaufende Dissepinient von einander ge- trennt. Sie besitzen auf der äusseren Fläche eine einfache Lage ringförmiger Muskelfasern. An den in Weingeist aufbewahrten Thieren waren sie mehr oder minder stark mit festgewordener Blutmasse gefüllt, und erschienen wie aus einzelnen Gliedern zusammengesetzt, da der Blut- pfropf in ihnen auf den Segmentgrenzen und damit scheinbar auch der Zusammenhang des Gefäss- stamnies hier unterbrochen war. Die stärkste Blutanhäufung lag jedesmal am vorderen Ende eines solchen Gefässabschnittes. Hier auf der vorderen Segmentgrenze entspringt -aus jedem Rackenstamm ein Hauptast, welcher neben dem Dissepimente über die freie Fläche des dorsalen Muskelbandes hinweg zum Ruder läuft, kleinere Zweige an die Muskeln der Borstenbündel giebt, mit dem Endtheil aber in das Ruder und, wo sie vorhanden, in die Kieme hineintritt. — Schwä- chere Zweige entspringen aus jedem Rückenstamme, so viel ich sehe ausschliesslich aus dem me- dianen Umfange des Gefässes, gelangen an die längslaufende Scheidewand und treten an dieser aufwärts an die Körperwandung, wo zwischen Muskel- und Chitinhaut weitmaschige Gefässnetze liegen, und abwärts zum Darm. Der Hauptgefässstamm der Bauchseite ist in seiner ganzen Länge einfach, an Dicke den beiden Rückenstämmen gleich, er liegt genau in der Medianlinie unter dem Darme auf dem Nervenstrange. In jedem Segmente giebt er nahe an dessen hinterer Grenze nach beiden Farn. Ennicca. Gen. Eunice. 329 Seiten gegen das Ruder hin zwei Aste, die gemeinsam aus ihm entspringen, aber sofort sieh theilen. Der eine dieser Aste verlauft am Dissepiment über den ventralen Muskelsträng zum Ruder und zur Kieme, und bildet hier zusammen mit dem vom Rückengefasse kommenden ein capillares Gefässnelz, durch welches das Blut der Hauptstamme von einem zum andern gelangt, und dabei beim Durchgang durch die Kieme vermulhlich eine Art Respiration erfahrt. Am Ur- sprünge des ventralen Seitenastes ist eine Vorkehrung angebracht , welche man nach ihrem Bau und ihrer Verrichtung als ein Herz bezeichnen kann '). Gleich hinter dem Ursprünge bildet das erwähnte Gefäss eine kleine Schlinge, indem es mit einem zuführenden Schenkel plötzlich um- biegend von seinem Laufe abweicht und in die Leibeshöhle hineinragt, dann vom Gipfel der Schlinge mit einem abführenden Schenkel zurücklauft bis zu dem Punct, wo die Abweichung stattfindet, und erst dann in den ursprünglichen Lauf wieder einlenkt (Taf. XIV. Fig. 26); dabei sind bisweilen die beiden Schenkel umeinandergeschlungen, als sei die Schlinge einmal um ihre Axe gedreht. Das ganze Gebilde erscheint auf dem ersten Blick oder bei nicht ausreichender Ver- grösserung, da die beiden Schenkel eng aneinander liegen, als ein einziges dem Gefass anhangendes Säckchen, und zwar um so mehr, wenn im Gipfel der Schlinge ein Blutpfropf steckt, der diesen dann auf Kosten der Schenkel bedeutend ausdehnt. So bildet auch Grube es ab. Wenn man unter stärkeren Vergrösserungen den Bau dieses Apparates untersucht, so macht sich dieser schlingenförmig gedrehte und frei hervorspringende Gefässabschnitt auch durch histologische Eigenthümlichkeiten bemerkbar. Die Wand des Seitenasles erscheint, wenigstens an Weingeist- präparaten, structurlos und dünn, der schlingenförmige Anhang besitzt dagegen eine auffallend derbe Wand, und in ihr erkennt man dicht gedrängte ringförmig um das Lumen verlaufende kernhaltige Fasern, welche ohne Zweifel Muskelfasern sind (Taf. XIV. Fig. 27). Ich erhielt davon die besten Bilder, wenn ich solche Gefässanhange, die gar nicht oder nur wenig bluterfüllt waren, mit Gly- cerin und Essigsäure behandelte; bei Anwesenheit eines grossen Blutpfropfes, welcher allerdings das ganze Organ sehr kenntlich macht, wird die Erkennung der Wandstructur sehr erschwert. — Die Contractilität dieser Gefässschlingen steht offenbar mit der Beschaffenheit der Wandungen in Übereinstimmung; und die Lage dieser mit Muskelfasern belegten Gefässstrecke zu den Rudern und Kiemen berechtigt wohl zu dem Schlüsse, dass innerhalb eines Segmentes der Strom des Kreislaufes von den ventralen Gefässen durch die Kieme gegen den Ruckenstamm gerichtet sei. — In den kiementragenden Segmenten kommen der zu- und abführende Kiemenast. wie man danach die Endstücke der Gefässe der Bauch- und Rückenfläche nennen kann, einander nahe, und treten, fast unmittelbar neben einander liegend, in die Axe des Kiemenslammes; hier verlaufen sie in gleichem Abstände neben einander, geben in die einzelnen Kiemenfäden je einen Ast, die in I) delle Chiaje zeichnet hier \on verwandten Arten einen blind endenden Anhang, Grube bemerkt da- gegen mit Recht, dass diese Anhänge nicht blind enden, sondern dass aus ihnen derselbe Zweig sich fortsetze, und M. Edwards bezeichnet schliesslich dieselben Organe bei Marphysa sanguinea als contractu und liefert die genaueste Beschreibung. 330 Ordo I. Nereidea. der Spitze des Fadens schlingenförmig in einander übergehen , verlieren dadurch allmählich an Starke bis sie in der Kiemenspitze selbst zusammentreffen. Neben diesen Endanastomosen in den einzelnen Kiemenfaden wird die Verbindung der beiden Kiemengefiisse durch zahlreiche äusserst feine 0,005""" dicke Canäle hergestellt; diese entspringen an beiden Seiten des Kiemenastes eng hinter einander, verlaufen unmittelbar unter der Haut der Kieme quer zum anderen Gefasse und bilden so zwei Reihen im Halbkreis gespannter bogenförmiger Verbindungsbrücken zwischen den in der Axe der Kiemenfaden gelegenen ab- und zuführenden Gefässen (Taf. XIV. Fig. 29). Grube1) hat diese Gefasse zuerst gesehen, sie als »zwei dunkle Reihen von Querzweigen« beschrieben, und halt sie für Gefasse; Claparede bestätigt diese Angabe. So leicht es nun auch ist, diese Ver- bindungscanale selbst aufzudecken, so schwer fallt es dagegen festzustellen, ob diese feinsten Blutwege eine eigene Wand besilzen oder wandungslos sind; mir hat es immer den Eindruck ge- macht, zumal wenn ich am Rande eines Kiemenfadens den scheinbaren Querschnitt dieser Canäle scharf im Focus einstellte, als sei das dann kreisförmig erscheinende Lumen von einer besonderen feinen Membran umgeben, die sich vom Gewebe der Kiemenwand unterscheide. Zwischen den über und unter dem Darm gelegenen Gefässstämmen findet ausser dieser Communication in den Rudern oder Kiemen eine zweite Verbindung statt durch eine Gefässaus- breitung auf der Darmwand. Vom Stamme unterhalb des Darmes geht der oben erwähnte neben dem Kiemengefäss entspringende Zweig unmittelbar an die Darmwand und verästelt sich auf ihr, und aus diesem Netze fuhren die feinen Zweige, welche ich bereits oben erwähnte, zurück in die Rückenstämme, in welche sie am medialen Umfange einmünden. Über die Form der Gefässver- theilung auf der Darmwand fehlen mir genauere Kenntnisse, da ich nur stellenweise diese Gefasse auffinden konnte; jedenfalls sind die Gefasse hier nicht so zahlreich und weit als auf dem Darme der Cirrobranchia parthcnopeia (vergl. unten) wenn auch ihre Anordnung eine gleiche sein mag. Aus dem Bauchgefässe unter dem Darme stammen zuletzt noch eine Anzahl kleinerer Äste, welche sich auf dem hinteren Dissepimente des Segmentes verbreiten. Die Mehrzahl von diesen entspringt dem ventralen Seitengefässe auf dessen Wege zum Ruderfortsatz, ob auch un- mittelbar vom Hauptstamme Äste kommen kann ich nicht entscheiden. Diese Gefasse auf der Innenfläche des Dissepiinentes stehen sicher in Beziehung zu der Entwicklung der Geschlechts- producte, welche hier ihren Ausgang nimmt. Damit stimmt die GRiBE'sche Angabe überein, dass innerhalb der Ovarien deutliche Gefässverzweigungen vorhanden seien. Wie es scheint sind auch hier, wie bei Cirrobranchia parthcnopeia , einzelne Gefasse welche blind enden, und gerade diese treten zwischen die sich entwickelnden Eimassen. Die Capillaren der Körperwand, welche zwischen den Fasern der äusseren ringförmigen Muskelschicht liegen, nehmen ihren Ursprung aus den Gefässverbreitungen, welche an der Basis des Ruders und der Borstenbündel durch den Zusammenfluss der von dem Rücken- und Bauchgefäss 1) Grübe, Zur Anatomie der Kiemenwürmer a. a. 0. pg. 36. Fam. Eumcea. Gen. Ennice. 33 I kommenden Zweige hervorgehen. Sie verdienen nach ihrer Grösse nicht den Namen von Capillaren, den man ihnen nach ihrer Verbreitung wohl beilegen möchte, denn sie sind fast fünfmal so dick (0,024ram) als die Capillaren in den Kiemen. Diese Gefässe gehen von der Ruderbasis aus, ver- ästeln sich nur wenig und ziehen dann fast geradlinig und parallel zu einander um den seitlichen Umfang des Segmentes gegen die Medianlinie der Bauch- und Rückenfläche; dabei gabelt sich bisweilen ein solches Gefäss, um bald darauf wieder zu einem einzigen zusammenzutreten und so einen langgezogenen Inselraum zu umgeben; im Allgemeinen sind aber abgehende Seitenzweige selten. Alle diese Gefässe senken sich, an der Medianlinie angekommen, gegen die Körperhöhle, um in die Rückenstamme über dem Darm einzumünden, oder auf der Bauchfläche, wie es scheint, schlingenförmig umzubiegen. Das vas nervoso - ventrale , welches nach Gribe's Angaben ausser dem ventralen Haupt- stamme auf dem Nervenstrange liegen soll, ist kein Gefäss, sondern die dicke Pigmentlage, welche den Bauchstrang bedeckt; die zarten Zweige, welche aus ihm hervortreten sollen, sind die vom Nervenknoten abgehenden und am Ursprungstheile von Pigmentkörnchen gefärbten Nerven. Im vorderen Körpertheile erleidet das Gefässsystem durch die Einschiebung.der den Kör- perraum beengenden Schlundmasse eine wesentliche Umgestaltung. Die Resultate meiner Zer- gliederungen weichen in Betreff dieses Punctes von der GitunE'schen Darstellung ab, stimmen da- gegen mit der von Milne Edwards gegebenen allerdings für Marphysa sanguinea geltenden Beschrei- bung fast überein. Was zunächst die Längsstämme betrifft, so vereinigen sich die beiden über dem Darm gelegenen Stämme zu einem einzigen , der in der Medianlinie unter der Rückenwand die Gefässe der Körperwand von beiden Seiten her aufnimmt. Der unter dem Darm gelegene Stamm löset sich unter dem Ende der Schlundmasse fast völlig auf, indem er die dicht hinter einander entspringenden Zweige für die Ruderfortsätze der den Schlundkopf einschliessenden Segmente, und zwei starke Äste für die Muskelmasse des Kiefersackes und des Ösophagus ab- giebt. Nur ein sehr viel dünneres Gefäss läuft in seiner Fortsetzung in der ventralen Medianlinie, anfangs auf dem Nervenstrange gegen das vordere Körperende. Die Zweige, welche vom Bauchstamme zu den Ruderfortsätzen der vorderen Segmente gehen, treten bisweilen gleich nach ihrem Ursprünge durch einzelne quere Gefässbrücken unter einander in Verbindung, die in der Regel so kurz sind, dass es scheint, als seien zwei unmittelbar neben einander liegende Gefässe auf eine kurze Strecke zu einem zusammengeflossen. Die Rich- tung dieser Zweige, welche die ventralen Seitenzweige der hinteren Segmente vertreten, ist um so weniger divergirend von der Medianlinie, als sie für vordere Segmente bestimmt sind, vor allem, da deren Ruderfortsätze weiter auf die Bauchfläche hinabgerückt sind als an den hinteren Segmenten. — Die von der Ruderbasis dieser Segmente ausgehende Gefässvertheilung an der Körperwand verhält sich wie an allen übrigen Segmenten, mit der alleinigen Ausnahme, dass nur ein einfacher Ruckenstamm diese Gefässe aufnimmt. Der starke Ast, welcher jederseits von dem Bauchstamm an den Schlundkopf geht, ent- 332 Ordo I. Nereidea. springt hinter dem Kiefersackende, tritt am Schlundrohre aufwärts und nach vorn, und lauft hier in der Furche zwischen Kiefersack und Schlundrohr, überbrückt von den kurzen Muskelbändern, welche diese beiden Stücke zusammenhalten. Bei seinem Eintritte in diese Furche giebt dieser Haupt- ast zwei gleichfalls nach vorn laufende Zweige ab, von denen dereine an der Wand des Schlundrohres, der andere auf dem seitlichen Längswulste des Kiefersackes gelegen ist. Von beiden Zweigen her dringen kleine Gefässe zwischen die Muskelmassen des Schlundrohres und Kiefersackes, wie auch in gleicher Weise der in der Furche zwischen beiden gelegene Hauptast kleine Zweige, zumal an die Rückenfläche des Kiefersackes, abgiebt ; es scheint, dass diese intermusculärenGefässenetzartig unter einander und vielleicht auch mit denen der Gegenseite verbunden sind. Die Gefässe, welche aussen auf der Wand des Schlundrohres und Kiefersackes liegen, laufen im vorderen Theile der Mundmasse nahe über einander und treten dann durch kurze breite Anastomosen mehrfach mit einander in Verbindung, so dass sie ein Netz mit langgestreckten Maschen bilden, an dessen Bildung sich noch ein Zweig betheiligt, welcher da, wo das Sehlundrohr vom Kiefersack sich abtrennt, von dem in der Furche laufenden Hauptaste kommt. In diesem Netze sind die Gefässabschnitte, welche die Netzmaschen bilden , meist breiter als die Maschenräume , und es scheint bei dem groben Caliber der ana- stomosirenden Gefässe das Netz dazu bestimmt zu sein ein Blutreservoir zu bilden, wenn die intermusculären Gefässe der Mumlmasse durch Muskelcontractionen zusammengedrückt werden. Nach vorn endet das Netz , indem seine Gefässe wie in einem Wundernetze zu einem einzigen nicht grossen Zweige zusammentreten, der dann am Vordertheile des Kiefersackes nach vorn und oben zum Kopflappen sich wendet. — ■ Der in der Furche laufende Hauptast schlägt sich auf der Grenze des ersten und zweiten Segmentes plötzlich am Schhmdkopfe nach abwärts, und ga- belt sich ungefähr auf der halben Körperhöhe in zwei fast gleich grosse Zweige, von denen der eine an der Wand des Schlundkopfes weiter nach aufwärts und vorn in gleicher Richtung mit dem vom Gefässnetz ausgehenden Zweige verläuft, während der andere vom Schlundkopf ab und an die Innenfläche der Körperwand tritt, hier einen schwächeren Zweig nach aufwärts sendet, welcher in das zweite Segment tritt und dessen oberen Umfang speist, mit seinem grösseren End- aste aber gegen die Bauchfläche des ersten Segmentes läuft und in dessen hinterem Theile an der Gefässnetzbildung auf der Wand dieses Segmentes Theil nimmt Taf. XIV. Fig. 28). Wie nun ein Theil des Blutes, welches im Hauptaste des Schlundkopfes fliesst, an die Wandung des hinteren Theiles des ersten und des zweiten Segmentes abgegeben wird, so wird weiterhin die gesammte in den Gefässen hier circulirende Blutmasse an die Körperwand abgegeben , denn sowohl der aus dem Gefässnetze hervorgehende Zw eis;, wie der in «leicher Rieht uns; laufende Endzweig des Hauptastes treten im vorderen Ende des ersten Segmentes gegen dessen Wand, und speisen hier mit ihrem Inhalte ein reiches Netz , welches am Vorderende dieses Segmentes vielfach sich verästelt und dann in den Kopflappen hinein zahlreiche feine Gefässe schickt, welche auf der Unterfläche des Hirnes so wie auf der Innenfläche der die Palpen füllenden Nervenmasse ein dichtes engmaschiges Netz bilden. Im ersten Segmente ist dieses aus dünnen Gefässen e;e- Fum. Eunicea. Gen. Eunice. 333 bildete Netz am dichtesten am Vorderrande, besonders auf den wulstartigen Rändern, mit denen die Wand hier den Mundeingang umgiebt ; gegen das zweite Segment hin, wo auf der Bauchfläche die Zweige vom ersten Hauptaste des Schlundkopfes hinzutreten, ist das Netz bedeutend weit- maschiger. Das Stammchen , woraus der vordere Theil dieses Netzes seinen Ursprung nimmt, tritt ungefähr auf der halben Höhe des Segmentum langes nahe an dessen Vorderrande an die innere Wandfläche und löst sich durch fortgesetzte dichotomische Theilungen in das Netz auf, welches dann durch quere Verbindungsgefässe eine grössere Verbreitung erhält. Die feinsten Zweige dieser Gefässausbreitung liegen unmittelbar unter der Chitindecke und geben ihren Abfluss zuletzt in einen von der Bauchfläche aufsteigenden feinen Ast, welcher die Verbindung mit dem unpaaren Stamme der Rückenseite vermittelt. Die wesentlichen Abweichungen , welche das Ge- fässsystem in den beiden ersten Segmenten erleidet, lassen sich also darauf zurückführen, dass hier die Körperwand nicht durch besondere Aste gespeist wird, welche sonst von den Rudern aus ihre Verbreitung nehmen, sondern dass dieselben Äste, welche das Blut dem Verdauungs- rohre zuführen, weiterhin auch die Körperwand speisen, und dadurch ein Netz bilden, in welchem alle Hauptstämme des Körpers ihr Ende finden. Das Blut, welches in diesen Gefässen circulirt. ist roth und besitzt in hohem Grade die Eigenschaft, in den in Weingeist aufbewahrten Thieren feste Gerinnsel zu bilden und die Gefässe wie eine Injectionsmasse zu füllen. — Es circulirt in den Hauptstämmen des Rückens vom Schwänzende gegen das Kopfende und im Bauchstamme in umgekehrter Richtung. Wichtiger ist der Kreislauf innerhalb der einzelnen Segmente, wo die rhythmischen Zusammenziehungen der contractilen Schlingen an den ventralen Seitenästen es durch die Kiemen und in die Capillaren der Körperwand treiben und ausserdem eine ansehnliche Blutmenge durch die Gefässe der Darm- wand rieselt. Das Nervensystem setzt sich aus dem Bauchstrange, den Schlundcommissuren und dem Hirn zusammen, den Centren, von denen die peripheren Äste für die Anhänge der Segmente und des Kopflappens, sowie für eine besondere zum grössten Theile noch unbekannte Nerven- ausbreitung am Anfangstheile des Verdauungstractus. Der Bauchstrang zeichnet sich in dieser wie in den meisten verwandten Arten durch eine dunkle Pigmentirung aus, welche fast bis zur Spaltung in die Schlundcommissuren vorhanden ist. Er liegt in dem von aussen als seichte Längsfurche zu erkennenden medianen Felde zwi- schen den ventralen Muskelbändern auf der ringförmigen subcutanen Muskellage. Seine Nerven- knoten, die durch besonders starke Pigmentirung auffallen , erscheinen von oben gesehen als längliche Anschwellungen, sind länger als breit, nicht ganz so lang als die halbe Segmentlänge und liegen in der vorderen Hälfte ihres Segmentes unmittelbar hinter der Segmentgrenze. Von ihrem seitlichen Umfange treten jederseits drei Nerven ab, und da auf deren Wurzeln meist kleine Pigmentmassen abgelagert sind, so erscheint dem unbewaffneten Auge jeder Nervenknoten unter der vollen Pigmentlage an den Seiten unregelmässig gezackt. — Die Längsstämme, welche die Ehlers, Borsten Würmer. i3 334 Ordo I. Nereiden. Nerventnoten unter einander verbinden, stellen sich als ein einziger Strang dar, welcher jenen an Dicke nicht viel nachgiebt. Auch sie sind von Pigment bedeckt, aber in geringerem Maasse als die Nervenknoten, und meist nur braun gefärbt. Seitliche Nerven habe ich von ihnen nicht abtreten sehen. Eine genauere Kenntniss des Bauchstranges suchte ich auf Querschnitten zu erlangen, welche rechtwinklig zur Langsaxe stehen. An solchen Präparaten ergiebt sich, dass der ßauch- slrang besteht : aus dem eigentlich nervösen Kern, aus einem von diesem umschlossenen Central- canal, aus der Pigmentlage und aus einem äusseren Neurilemm. Das Neurilemm ist eine ziemlich derbe Membran, in welcher Längsfasern liegen, welche ich für musculös halte, da ihr Aussehen mit den einzelnen Muskelfasern, welche vom medianen Bauchfelde her an die Ruderbasis gehen, übereinstimmt; viele dieser letztern Fasern schienen sogar von der Fläche des Neurilemms zu entspringen. In welchem Zuhammenhang das Neurilemm mit der Körperwand sieht, konnte ich nicht erkennen. — Zunächst unter dieser Hülle liegt das Pigment auf den Nervenknoten in einer solchen Dicke, dass es oft eine grössere Mächtigkeit besitzt als die eigentlich nervöse Substanz (Taf. XIII. Fig. 21). Es bildet über den Nervenknoten eine Kappe, welche in grösster Dicke die dorsale Fläche derselben, weniger stark die Seiten- flächen bedeckt, und auf der ventralen der Körperwand aufliegenden Fläche fehlt. Dieses Pig- ment ist eine Anhäufung kleiner meist rundlicher Körnchen von wechselnder Grösse, die eine bald hellere bald dunklere gelbbraune Färbung und einen besonders starken Glanz besitzen. Zerreisst man beim Präpariren unter Wasser das äussere Neurilemm eines Nervenknoten, so trei- ben die Pigmentmolekeln hervor, ohne irgend einen Zusammenhang unter einander zu zeigen ; nach Zellen, in denen die Pigmentkörner enthalten oder entstanden sein könnten, habe ich ver- gebens gesucht. Vielleicht steht dieses Pigment aber in einer Beziehung zu den Ganglienzellen, denen es aufliegt. — An Durchschnittsstücken lassen sich das äussere Neurilemm und Pigment leicht entfernen, so dass der nervöse Kern völlig freigelegt wird (Taf. XIV. Fig. 24. 25). In diesem ist der Masse nach die feinkörnige »Punctsubstanz« das bedeutendste Element; zunächst auf ihr lagert eine Faserschicht und diese trägt dann einen Beleg von Ganglienzellen. Die Punctsubstanz Hess eine weitere Structur nicht erkennen, sie erschien, wie gewöhnlich, als Anhäufung kleinster eng verbundener Körnchen, zwischen denen, zumal gegen die Peripherie, äusserst feine Fädchen eingeflochten waren. Die auf ihr lagernde Faserschicht wurzelt wahrscheinlich mit ihren Fasern in der Punctsubstanz ; die Fasern sind äusserst fein, matt glänzend, und erscheinen meist als kurze Bruchstücke, deren Längsrichtung den Flächen der Punctsubstanz parallel liegt. Die Faserschicht ist auf der dorsalen Fläche des Nervenknotens am mächtigsten. — Die Ganglienzellen (Taf. XIV. Fig. 25), welche über der Faserschicht liegen, sind am stärksten an den Seitenflächen des Nerven- knotens, zumal an den Abgangsstellen der Nerven angehäuft ; die einzelne Zelle ist 0,018"™ gross, platt, meist rund oder unregelmässig vieleckig, eine Zellmembran war nicht deutlich zu erkennen, der Zellinhalt war körni«? krümelis; und umeab einen hellen erossen Kern. — Innerhalb des aus Farn. Eunicea. Gen. Eunice. 335 diesen Elementen zusammengesetzten Nervenknotens sieht man auf den senkrechten Querschnitt- flachen scheinbare Scheidewände von der Bauchflache her durch ihn hindurch gegen die pigment- bedeckte Rückenflache aufsteigen und in seinem Innern fachartige Räume abgrenzen (Taf. XIV. Fig. 24). An dickeren mit Glycerin durchsichtig gemachten Querschnitten finden sich mehrere — bis zu fünf — solcher Fachräume; an möglichst feinen Querschnitten verschwindet das täu- schende Bild. Das was als Scheidewand erschien, erweist sich nun als ein von unten nach oben durch die Dicke des Nervenknotens aufsteigender Faserstrang, in dessen Axe oft ein etwas dickerer glänzender Faden liegt, der rings von feinen in der gleichen Richtung laufenden Fasern umgeben ist. Gegen die Bauchfläche verfolgt man den Strang bis in die Nähe der Faserschicht, welche die Punctsubslanz deckt; seine einzelnen Fasern stimmen mit den Fasern dieser Schicht ziemlich überein, doch habe ich nicht entscheiden können, ob zwischen diesen durchsetzenden Strängen und der Faserschicht ein Zusammenhang besteht, oder ob die Stränge innerhalb dieser Punct- substanz wurzeln. An der Rückenfläche des Nervenknotens tritt der Strang aus der Punctsub- stanz hervor, durchbricht die Faserschicht, von welcher ihn neue Fasern begleiten, und entzog sich innerhalb der Pigmentdecke der weiteren Verfolgung (Taf. XIV. Fig. 25). Welche Bedeutung diese Stränge haben, weiss ich nicht; nach dem Aussehen zu urlheilen möchte ich sie für die Wurzeln von Nerven halten ; allein ihre Richtung ist mir befremdlich, da wir bis jetzt keine Nerven kennen, die von der dorsalen Fläche des Nervenknotens abgehen und möglicherweise an die Darmwand treten. Eine zweite Ansicht ist die, dass diese Stränge mit dem Neurilemm zusammen- hängen, bindegewebiger Natur sind und eine Scheidung im Innern der Nervencentra vollziehen. — Der Centralcanal (Taf. XIV. Fig. 24) ist ein cylindrisches Rohr mit 0,lmm weitem Lumen und einer dünnen selbständigen Wand. Er liegt in der unteren Hälfte der Nervenknoten ausserhalb der Punctsubstanz, welche ihn von oben her wie mit zwei Schenkeln seitlich umfasst, aber überall von ihm durch Fasersubstanz geschieden ist. Ob den unteren Umfang des Canales die Faser- schicht oder allein das Neurilemm umgiebt, konnte ich nicht entscheiden. Ich hielt diesen Central- canal anfänglich für ein Blutgefäss, da ich aber nie weder Blut in ihm noch einen Zusammenhang mit den übrigen Blutgefässen fand, so muss ich diese Annahme verwerfen, zumal in Rücksicht auf das Vorkommen ähnlicher Canäle bei Nereis und Nephlhys. Die Längsstämme des Bauchstranges, welehe die Nervenknoten unter einander ver- binden, liegen so nahe an einander, dass sie ohne starke Vergrösserung als einfacher Strang erscheinen. Auch ist eine solche Auffassung nicht zu verwerfen, da das äussere Neurilemm beide zusammen einschliesst. Die Pigmentirung entsteht durch die gleichen Pigmentmolekeln, welche auf den Nervenknoten liegen ; hier bilden sie allerdings eine nur dünne Schicht, sind bis- weilen sogar völlig vereinzelt, so dass durch sie nur eine hellbräunliche Färbung entsteht. — Die Stämme selbst bestehen aus zarten Längsfasern und dazwischen eingestreuten feinen Körn- chen ; auf ihrer Oberfläche habe ich in einschichtiger Lage Ganglienzellen gesehen , kann aber 43* 33ü Ordo I. Nereiden. nicht angeben, ob sich diese auf der ganzen Länge der Stämme oder nur in der Fortsetzung der Nervenknoten vorfinden. Die Nerven, welche von dem seitlichen Umfange der Nervenknoten ausgehen, treten unter die ventralen Muskelbänder und verlaufen hier lateralwärts gegen die Ruder. Sie nehmen ihren Ursprung aus der Faserschicht des Nervenknotens und durchsetzen die Lage der Ganglien- zellen, welche an ihrem Austritt meist etwas verdickt ist. Die Nerven bestehen aus sehr dünnen Fasern, zwischen denen äusserst feine Körner liegen, und werden von einer Fortsetzung des Neurilemmes des Bauchstranges umhüllt; auf ihren Ursprungstheil greift auch bald mehr bald weniger weit die Pigmentlage des Nervenknotens hinüber. — Der eine der Nerven tritt in den Rückencirrus hinein und verläuft in dessen Axe als ein feinfaseriger Strang; in den einzelnen Gliedern erhält er ringsum einen mantelförmigen Beleg von kleinen Zellen , welche den Ganglien- zellen des Nervenknotens in einigen Puncten ähneln, aber nicht identisch mit diesen sind. An den Einschnürungen zwischen zwei Gliedern des Cirrus vermisse ich diesen Zellbeleg ; hier liegt die feine Fasermasse der Nerven unmittelbar unter der Cirruswand. In welchem Verhältniss die Zellen zu den Fasern der Nerven stehen und wie diese letzteren endigen, habe ich nicht erkannt. — Auch im Innern des Bauchcirrus liegt eine feinkörnige und faserige Masse, welche wie Nerven- substanz aussieht; es ist mir aber der Nachweis nicht gelungen, welcher Nerv die Verbindung mit dem Bauchstrange herstellt. Der Bauchstrang theilt sich, nachdem seine vorderen Anschwellungen allmählich farbloser geworden sind, auf der hinteren Grenze des zweiten Segmentes in die beiden Schlundcom- missuren; so habe ich es bei allen Präparationen gesehen im Widerspruch mit Grxbe's Angabe, wonach diese Theilung im 4ten Segmente stattfinden soll. — Auf der vorderen Hälfte des 3ten Segmentes liegt der erste Knoten des Bauchstranges, und von dessen Vorderecken geht jederseits ein Schenkel ab, welcher, auf der Körperwand gelegen, um die Mundmasse herum zum Hirn geht und den Schlundring bildet. Grube beschreibt und zeichnet eine brückenartige Verbindung zwi- schen den Ursprungstheilen dieser beiden Schenkel; ich habe sie nicht auffinden können. Die beiden Schenkel des Schlundringes sind bandartig platt, jederseits von einem feinen Gefässe der Länge nach begleitet. Von jedem Schenkel geht gleich nach seinem Ursprünge vom Nerven- knoten ein schwächerer Nerv seitwärts , und läuft , so viel ich gesehen habe, zu den Fühlercirren. Weiterhin entspringen zwei Fäden, welche vermuthlich die Musculatur des Schlundkopfes inner- viren. Beide Schenkel treten an die Unterseite des Hirnes und senken sich nahe am seitlichen und vorderen Rande in dessen Masse ein. Die Schenkel des Schlundringes sind wie die Längs- commissuren des Bauchstranges gebildet und wahrscheinlich unmittelbare Fortsetzungen derselben. Ich habe an den herausgelösten Schlundcommissuren an einzelnen Stellen einen Beleg von Ganglienzellen gesehen, und glaube dass diese den Abgangsstellen der seitlichen Äste entsprechen. Das Hirn (Taf. XV. Fig. I), welches den hinteren Theil des Kopflappens erfüllt, ist eine Platte, deren Unterfläche une;etheilt und eben, während die Oberfläche in der Medianebene durch Farn. Eunicea. Gen. Eitnice. 337 eine von vorn nach hinten seichter werdende Furche eingeschnitten und von hier nach beiden Seiten hin polsterähnlich gewölbt ist. Nach hinten ist die Platte halbmondförmig gerundet und folgt genau der Begrenzung des Kopflappens, welcher mit diesem seinem hinleren Theile in das erste Segment eingezogen ist. Der vordere Rand des Hirnes ist, so weit von ihm nicht die Ner- venmasse der Palpen entspringt, gerade abgestutzt oder schwach ausgerandet. Die Wölbung jeder Hälfte der überflache steigt von hinten sanft an und ist kurz vor dem vorderen Rande am höchsten, fallt medianwärts nach der theilenden Furche hin steiler ab als nach dem lateralen Rande. Die obere Hirnflache ist unmittelbar von der Kopflappenhaut bedeckt; die untere sieht in den Hohlraum des Kopflappens , der nach unten von dem queren Muskelbande der Schlundmasse abgeschlossen wird. Diese untere Flache ist von einer Membran bekleidet, auf welcher ein reiches engmaschiges Gefässnelz und eine Musculatur liegt, welche nach hinten mit der subcutanen Körpermusculalur zusammenhangt, nach vorn und oben Fasern an die innere Wandflache des Kopflappens und der Palpen abgiebt. Vom Hirn entspringen Ausläufer, welche in die Fühler und Palpen gehen, ausserdem zwei rückwärts an den Anfang des Darmcanals tretende Äste. Die Ur- sprünge der Fühlernerven entsprechen genau der Stellung der Fühler zum Kopf läppen, und da die Haut des Kopflappens und somit die Ursprünge der Fühler unmittelbar auf der Hirnoberfläche liegen, so treten die Fühlernerven unmittelbar vom Hirn in die Axe der Fühler; der Nerv für den unpaaren Fühler steht dabei mit seinem Ursprünge in dem medianen Einschnitte der Hirnober- fläche. Die in die Palpen eintretenden Hirnfortsätze sind zwei starke Stämme, welche vom Vor- derrande des Hirnes nahe der Medianlinie und von einander nur durch einen leicht ausgerandeten Zwischenraum getrennt entspringen. Legt man durch Abnahme der Haut mit dem Hirne zugleich die Oberfläche der Palpen frei, so sieht man wie die letzteren an den bezeichneten Stellen mit dem Hirne in -Verbindung stehen, und erkennt, dass es zwei vom Vorderrand des Hirnes etwas aufsteigende Platten sind, deren äussere Fläche unmittelbar unter der Haut liest und der Wölbung der Palpen folgt, während die innere in den Hohlraum des Kopflappens sehende Fläche schalen- förmig concav gewölbt ist. — Zwischen dem Ursprünge der Palpennerven gehen von der Unter- fläche des Hirnes nahe dem Vorderrande zwei dünne Stämme ab, welche hart an einander ver- laufend sich zur Musculatur der Mundmasse begeben. — So viel ich gesehen habe, sind dies alle vom Hirn ausgehende Fortsätze. Grube spricht noch von »überaus kurzen Augennerven — man kann sie nur Erhabenheiten des Gehirns nennen« — wogegen ich einwenden muss, dass eigent- liche Augennerven nicht vorhanden sind, es sitzt vielmehr die Pigmentmasse des Auges der Hirn- substanz unmittelbar auf. Den Hirn bau suchte ich, soweit als möglich, durch die Untersuchung von Querschnitten zu erkennen. Wie bei den Nervenknoten des Bauchstranges bildet hier die Punctsubstanz den Kern des Hirnes und ahmt in ihrer Ausbreitung die Gesammtform des Hirnes nach. Sie ist all- seitig von anderen nervösen Elementen bedeckt, am schwächsten auf der Unterfläche des Hirnes. Hier treten jederseits die Schenkel des Schlundringes an die Punctsubslanz hinan und dringen 338 Ordo I. Nereidea. mit ihren Faserzügen in sie hinein. Zunächst auf der Punctsubstanz lagert, besonders stark auf den gewölbten dorsalen Flachen des Hirnes, eine dichte Schicht grosser glänzender meist viel- eckieer Kerngebilde (von 0.007""" Durchmesser), zwischen welchen feine Faden verflochten waren. In welcher Verbindung diese Kerne und Fasern unter einander stehen , konnte ich mit Sicherheit nicht entscheiden. Sehr oft sah ich an zerzupften Präparaten isolirte Kerne mit daran hangenden Fasern, ohne jedoch die Ueberzeugung gewinnen zu können, dass die Fasern aus den Kernen hervorgingen (Taf. XIV. Fig. 23). — Ganglienzellen habe ich neben diesen Kernen nicht gefunden; vielleicht sind meine Untersuchungen in diesem Puncle lückenhaft, und es liegen auf der Punctsubstanz auch Ganglienzellen, aber nur in beschrankter Ausdehnung, wie am Gehirne von Nereis. — Zwischen dieser Kernlage und der Chitinhaut des Kopflappens liegt eine Gewebs- masse, von der ich nicht sicher bin ob sie nervös ist. Ich fand die Lage der Kerne nach aussen nicht scharf abgegrenzt, sondern auf ihr eine dichte faserige Masse. Die Fasern dieses Gewebes stiegen von der Kernschicht senkrecht auf gegen die Innenflache der Kopflappenhaut ; sie schienen zwischen den Kernen hervorzutreten, und gewannen, in dichteren Massen vereinigt, ein regel- mässig streifiges Ansehen, wohl auch als seien die Fasern zu einzelnen stabförmigen Bündeln zusammengefasst; unter der Innenflache der Kopflappenhaut scheinen diese Bündel dann gerade abgestutzt zu enden. Dies Gewebe auf der Oberfläche des Hirnes kommt in ahnlicher Weise unter der Haut der Palpen und Fühler vor, und ist, allem Anscheine nach, an die nervöse Substanz gebunden; ob es selbst aber zum Nervengewebe gehört, oder in die Classe der bindegewebigen Stoffe, und eine Umhüllungshaut bildet, kann ich nicht entscheiden. Die Ausläufer, welche vom Hirn in die Fühler treten, sind, wie die Nerven der Cirren, ein aus feinsten Nervenfasern bestehender Strang, welcher in der Punctsubstanz des Hirnes wurzelt (Taf. XV. Fig. 2, N). Um diesen faserigen Axenstrang des Fühlers lagert dicht gedrängt eine ähnliche Kernmasse wie auf der Punctsubstanz des Hirnes (Taf. XV. Fig. 2, K) ; allein an den Gliedeinschnürungen der Fühler schien dieser Kernbeleg nicht vorhanden zu sein. Zwischen diesen Kernen und der Haut des Fühlers liegt das gleiche Fasergewebe wie unter der Haut. welche die Hirnoberfläche deckt; hier ging die Bichtung der Faserung von den Kernen radiär gegen die Peripherie der Fühler (Taf. XV. Fig. 2, F). Die Chitindecke der Fühler war an keiner Stelle besonders verdünnt und zeigte auch sonst keine für eine besondere Sinneswahrnehmung berechnete Einrichtung. — In das Wurzelstück der Fühler treten aus der subcutanen Musculatur des Kopflappeus Muskelfasern, die ich weiterhin im Fühler nicht habe verfolgen können. Die Masse , welche vom Hirn her in die Palpen eintritt , ist so eigentümlich gestaltet, dass man sie lieber als verlängerte Hirnbestandtheile denn als Nerven ansehen möchte (Taf. XIV. Fig. 20. 21). Da wo diese Masse vom Hirn abtritt bilden nicht Nervenfasern , sondern Punct- substanz, im unmittelbaren Zusammenhang mit derjenigen des Hirnes, ihren Stamm; doch reicht diese Punctsubstanz nur auf eine ganz kurze Strecke in den Ursprung der Palpenmasse hinein. Auf der Punctsubstanz lagert, gleichfalls in unmittelbarer Fortsetzung vom Hirn her, die Masse Fam. Eunicea. Gen. Eunice. 339 der Kerne und über dieser das Fasergewebe, welches unter der Haut des Kopflappens über dem Hirne liegt. Dieses Fasergewebe verbreitet sich hier als eine starke Lage unter der ganzen freien Oberflache der Palpen, auf welcher die Chitinhaut, im Vergleich zu derjenigen anderer Körper- strecken auffallend verdünnt ist und daher die Palpenmasse hier weisslieh durchschimmern lässt. Diese Fasermasse ist hier deutlich grobfaseriger als die eigentlichen Nervenfasern, und scheint sich zu grösseren stabförmigen Bündeln zu vereinen, welche unmittelbar an einander liegend mit meist etwas verbreiterten Enden an die Haut sich ansetzen ; feine Körner liegen staubartig vertheilt zwischen den Fasern , und vereinzelt finden sich zerstreut dazwischen kleine längliche Kerne (Taf. XV. Fig. 22). Gerade dies letztere macht mich zweifelhaft, ob diese Fasersubstanz nicht bindegewebig sei und nur als Trager der letzten mir entgangenen Nervenausbreitung diene. — Die in den Binnenraum des Kopflappens hineinsehende Palpenflache ist von einer Membran be- kleidet, und auf dieser liegen wie auf der Unterflache des Hirnes Blutgefässnetze; die Membran dient ausserdem Muskelfasern zum Ansatz, welche von der Unterflache des hinteren Hirnabschnittes entspringen und frei durch den Hohlraum des Kopflappens ziehen (Taf. XIV. Fig. 21). Griue hat in diesem Wurme ein besonderes vom Hirn ausgehendes Nervensystem für den Schlund beschrieben. Meine Bemühungen, ein solches aufzufinden und es einer histologischen Prüfung zu unterwerfen, sind vergebens gewesen; denn ich bin nicht weiter gekommen als die oben erwähnten Stamme zu sehen, welche von dem Vorderrand des Hirnes zwischen den Palpen- nerven entspringen. Ich verfolgte sie nur eine Strecke weit jederseits neben der Medianebene im Innern des queren Muskelbandes, welches am Eingange in die Mundmasse die gemeinsame obere Decke bildet, und überzeugte mich auf Querschnitten, dass es wahre Nerven seien, da sie ganz aus den feinsten Nervenfasern zusammengesetzt waren. Eine weitere Verfolgung derselben ausserhalb der Muskelmasse zur Seite des Schlundrohres gelang mir nicht. Grube schildert, dass zwei von denselben Orten zur Oberseite des Schlundes gehende Nervenfaden sich zu einem ge- meinsamen Knoten vereinigen, dann wieder trennen und über den Anfang des Ösophagus an beiden Seiten herablaufen. An der Unterseite des Schlundrohres begegnen sie sich wieder, geben an den Kiefersack einen aus ihrer Verbindung entstehenden Zweig ab , um längs den Seiten des Ösophagus ihren Lauf fortzusetzen. Ich glaube dass die Nervenausbreilung an der Schlundmasse eine neue zugleich histologische Prüfung verlangt, welche auch die von den Schlundcommissuren ausgehenden Nerven zu berücksichtigen hat. (Über die Angaben von Qiatrekages über ein com- plicirtes Eingeweidenervensystem bei Morph, sanguinea vergl. unten meine Bemerkungen.) Die Augen sind fast kegelförmige, mit der Spitze in die Hirnmasse eingesenkte Pigmenthaufen, deren oft etwas ausgehöhlte Basis unmittelbar unter der Kopflappenhaut liegt. Das Pigment, aus welchem sie bestehen, ist äusserst feinkörnig, tiefschwarz. Am Umfang des Auges ist es nicht scharf abgegrenzt gegen die Hirnmasse, sondern löst sich fein staubartig von dem dichten Kerne ab (Taf. XIV. Fig. 1 9) und dringt nach allen Seiten in die Hirnsubstanz ein. Diese gehört hier der peripheren Faserschicht an, und so scheint dann das Pigment in feinsten 340 Ordo I. Nereiden. Längsstreifen in die Lücken der Fasern einzudringen. Ob innerhalb des Kernes der Pigment- masse die Elemente der peripheren Hirnschicht noch eine besondere Gestaltung erhalten, kann ich nicht angeben ; man sieht allerdings bei Längsschnitten durch das Auge, dass im Innern des Pig- mentkernes stäbchenförmige oder grobfaserige Gebilde von allen Seiten gegen die bisweilen napf- artig vertiefte Oberfläche gerichtet sind und bis an sie hinantreten, doch schienen mir diese Körper nichts Specifisches zu besitzen, sondern Elemente der äusseren Fasermasse zu sein, wie sie in den Fühlern und Palpen sich findet. Im Vergleich mit dem Auge von Nereis wäre hier eine sehr niedrige Ausbildung vorhanden, wenn nicht eine Untersuchung besserer Objecte auch noch hier specifische Nervenendigungen nachweist. Was die Geschlechts Verhältnisse anbetrifft, so muss ich auch für diese Art her- vorheben, dass männliche Thiere im Verhällniss zu der Anzahl der Weibchen nur selten vorzu- kommen scheinen. Die zahlreichen Exemplare, welche ich untersuchte, waren alle weiblich, und mir ist kein Thier unter die Hände gekommen, welches durch den Besitz von Samen sich als männlich erwiesen hätte. — Bei den geschlechtsreifen Weibchen liegen die Eier frei in der Leibeshöhle, nur selten jedoch in den vorderen Segmenten. Die grössten Eier, deren Durch- messer 0,062"™ maass, waren kugelig , von bräunlicher Farbe und bestanden aus einer derben Schale und der eigentlichen Dottermasse. Die Eischale, deren Dicke ich als 0,0054™'" bestimmte, ist eine homogene chitinähnliche Membran von gelblich durchscheinender Färbung. Die Dotter- masse, von schwach grünlicher Färbung, bestand aus dicht gehäuften, etwas fettglänzenden rundlichen Körnchen; es ist mir bei diesen reifsten Eiern nicht gelungen, in ihr ein Keimbläschen nachzuweisen; bei starkem Druck oder bei Behandlung mit durchsichtig machenden Stoffen er- schien wohl innerhalb der Einlasse ein hellerer Fleck, doch nicht so scharf begrenzt, um ihn als ein Keimbläschen deuten zu können. Jüngeren Eiern fehlte die dicke Eischale ; der ungefärbte Dotter, vielleicht nicht immer von einer Haut umschlossen, bestand aus einer viel feinkörnigeren Masse, in welcher mit Sicherheit ein Keimbläschen und auch Keimfleck erkannt wurde. — Vor der Beife sind die Eier zu Haufen zusammengeballt, und diese sind von Grube beschrieben und mit Becht als Ovarien gedeutet. Die unreifen Eiermassen, die dann durch eine Haut zusammen- gehalten werden , sind sackförmige Gebilde von mannigfacher Gestaltung und weisser Färbung. Sie haben ihre Anheftung auf der Membran, welche die hintere Scheidewand der Segmente bildet und welche durch den Beichthum an grösseren Gefässen ausgezeichnet ist. Von der vorderen Fläche dieses Dissepimentes geht die Entwicklung der Eier aus und vermuthlich steht deren Beichthum an Gefässen damit in Zusammenhang. Soweit ich nach Untersuchung an Weingeist- exemplaren urlheilen darf, sind die jüngsten Zustände der Eier hier Anhäufungen einer körnigen Masse um einen Kern ; diese scheinen mir auf dieser Fläche des Dissepimentes bereits von einer gemeinsamen feinen Membran überdeckt zu sein, welche sie, bei fortschreitender Grössenzunahme und Vermehrung der Eier, sackförmig ausdehnen, bis endlich die reifsten Eier durch Zerreissen des so entstandenen Eisackes frei werden. Bei Anwesenheit völlig reifer Eier innerhalb der Farn. Eunicea. Gen. Eunice. 341 Segmente findet man nicht selten am Dissepimente Reste dieser Membran , in welcher die Eier tiefe Eindrücke hinterlassen haben, so dass ein solches membranöses Stück gleichsam mit einzelnen kleinen napfförmigen Aussackungen versehen ist, in denen je ein gereiftes Ei gelegen hat. — Bei diesem Vorgange der Eientwicklung, wie ich ihn nach einer Anzahl von Einzelbeobachtungen mir vorstelle , ist mir die Bildung der Eischale noch unverständlich , am wahrscheinlichsten scheint es, dass die Eischale während des Wachsthumes des Eies von der Dottermasse selbst abgeson- dert wird. An dieser Stelle habe ich noch von den Segmentalorganen zu handeln. Als solche bezeichne ich jene dunkel pigmentirten Körper, welche als dunkle Flecken an der Basis der Rückencirren durch die Haut durchschimmern, und in denen Grube männliche Organe, Claparedk anfänglich Sehorgane gefunden zu haben glaubte. Das gesammte Gebilde besteht aus dem pigmentirten Körper, dem Ausführungsgange und dem bereits erwähnten Borstenbündel, welches in das Innere der Rückencirren hineinragt. Es findet sich in allen rudertragenden Seg- menten, ist aber in den vorderen und hinteren nicht so ausgebildet wie in der Mitte des Körpers. Der durch seine dunkle Färbung sofort auffallende Körper des Organes liegt unmittelbar unter der Körperwandung, wo diese von der Rückenfläche her sich zum Ruder erweitert; hier, wo seitwärts neben dem unteren Rande des dorsalen Muskelbandes ein Raum gebildet wird, durch welchen die von der Ruderbasis zu den Borstenbündeln ziehenden Muskelfasern gespannt sind, ist über den Enden der Borstenbündel das Organ an der Rückenwand befestigt. Von aussen ge- sehen zeigt es sich daher hart über dem Ursprünge des Rückencirrus als ein meist kreisrunder Fleck, gegen den eine Falte in der Körperwand gerichtet ist (vergl. Taf. XV. Fig. 10). Die Form des eigentlichen Körpers ist, von wenig erheblichen Abänderungen abgesehen, im Allgemeinen birnfürmig, so dass der zunächst unter der Haut liegende Theil mehr oder minder stark kugel- förmig angeschwollen ist und in die Leibeshöhle hinein zu einer Zuspitzung ausgezogen wird (Taf. XIV. Fig. I 5). Nicht selten jedoch sieht man an dem Körper auch hücker- oder lappenartige Ausbuchtungen und Vorsprünge. Die Grössenverhältnisse eines solchen Körpers, welche als Durchschnittszahlen gelten können, waren 0,44mm für die grösste Länge und 0,2,um für die Breite. Am Umfange des Körpers erkennt man bei günstigen Präparaten eine helle feine Haut, welche allem Anscheine nach Chitin ist. Eine Organisation im Innern war nicht zu erkennen, da unmittel- bar unter der äusseren Wand eine Pigmentmasse, die das ganze Innere zu durchsetzen scheint, alles bedeckt. Das Pigment besieht aus kleinen glänzenden braunen Körnchen, wie dasjenige auf den Nervenknoten des Bauchstranges. Von dem verdickten Ende des Körpers und zwar von der nach oben gewandten Fläche geht ein dünnwandiges farbloses Rohr aus der äusseren Wand des Organes hervor, dessen Auffindung mir nur dann leicht gelang, wenn Pigmentkörnchen , gleich- sam von der ganzen Masse abgesprengt, in ihm lagen. Das Rohr, anfänglich cylindrisch, zieht unter der Leibeswand gegen die Basis des Rückencirrus, wird dabei dünnwandig und erweitert sich trichterförmig, bis es unmittelbar unter dem Ursprünge des Rückencirrus an einer quer- Khlehs, Borstenwürnier. 44 342 Ordo I. Nereiden. stehenden Spaltöffnung endet. Dieses Kohr ist offenbar ein Ausfuhrungsgang. Auf der naeh abwiirts gewandten Fläche des oberen dickeren Endes glaube ich, bei günstiger Profillagerung, eine Eingangsöffnung gesehen zu haben, als einen Spalt, welchen die äussere Hülle wie mit zwei Lippen unigiebt. — Das Borstenbündel des Segmentalorganes, dessen ich bei der Be- schreibung des Bückencirrus bereits gedachte, liegt auf der unteren Fläche des pigmentirten Körpers. Wenn man von den freien Spitzen her, welche im Innern des Cirrus hakenförmig a;e- krümmt enden, diese Borsten gegen den Körper des Segmentalorganes hin verfolgt , so sieht man sie an dessen unterer Fläche sich anlegen und über das zugespitzte Ende hinausragen ; hier bilden ihre dickeren Endtheile dann ein eng zusammenliegendes Bündel, welches von einer hellen chitin- artig aussehenden Haut umhüllt ist; diese ist offenbar eine Fortsetzung der Chitinwand des Seg- mentalorganes, und ich zweifle nicht, dass an ihr diese Borsten in ähnlicher Weise entstehen, wie die Borsten des Ruders von der eingestülpten Chitindecke der gemeinsamen Leibesdecke. Von den Borsten des Ruders unterscheiden sich die Borsten des Segmentalorganes ausser durch die Form und die innere Lage auch durch grosse Biegsamkeit, so dass sie, ohne zu brechen, bei den Bewegungen des Rückencirrus in jeder Weise gekrümmt werden können. — Das Segmental- organ, wie ich es hier beschrieben, möchte ich als eine von der Leibeswand ausgehende, viel- leicht durch Einstülpung entstandene Bildung ansehen. Ob es seinen Namen mit Becht verdient, bleibt noch zu entscheiden; mich leitete zunächst die Analogie mit den ähnlich pigmentirten Seg- mentalorganen bei Alciopc. Besitzt das Organ hier wirklich eine spaltförmige Eingangsöffnung, so würde es in seiner äusseren Form mit dem Segmentalorgan von Nereds übereinstimmen, allein dieses liegt nicht unter der Ruckenfläche sondern auf der Bauchfläche. Vielleicht ist es auch mit den Theilen, die ich gesehen habe, nicht vollständig, und es können mir wesentliche Abschnitte entgangen sein, da meine Untersuchung darüber ganz auf Weingeistexemplare beschränkt war. Dass das Organ die von mir den Segmentalorganen überhaupt zugeschriebene Aufgabe erfüllt, die Geschlechtsproducte aus den Segmenten nach aussen zu befördern, wird durch eine Mit- theilung Ghubk's wahrscheinlich, der die Eier äusserlich an den Kiemen fand und deshalb ver- muthet, »dass sie durch einen Gang in der Nähe des Borslenbündels aus der Leibeshöhle ins Freie gelangen«. Im unteren Theile der Ruderhöhle liegt , allein in dieser Art sehr viel kleiner und unbe- deutender als in anderen, der Körper, welchen ich seines Aussehens wegen als Knäueldrüse bezeichnet habe. In einzelnen Fällen war er schwach pigmenlirt. Seiner Lage nach erinnert er an die Segmentalorgane von Nereis; ich habe aber weder eine Eingangs- noch AusgangsöfFnung daran finden können. Eunice Harassü hat es mit vielen Verwandten gemein, bei derberen Berührungen zu verbrechen und auf diese Weise das Schwänzende zu verlieren. Das verloren gegangene Stück ersetzt sich, wie es scheint, in kurzer Zeit; doch wird wohl nur selten die Körperform so weit wiederhergestellt, dass man nicht an dem etwas plumperen und nicht so schlank auslaufenden Schwanzende die stattgehabte Verletzung und Herstellung erkennen könnte. Wie bei anderen Borstenwünnern zieht sich im Beginn der Heilung das Fam. Eunicca. Gen. Eunice. 343 Glied, an welchem die Trennung stattgefunden hat, so zusammen, dass die Bruchflache in der Mitte trichter- förmig eingezogen wird, und hier die Öffnung des Darmrohres steht: die Hautdecke der Körperwand folgt diesem Zuge und erhalt dabei Furchen, welche von dem vertieften Mittelpuncte der Endfläche radienförmig gegen den Rand laufen. An dem so vernarbten stumpfen Körperende erfolgt nun von dem eingezogenen Mittelpuncte aus die Neubildung, zuerst eines kleinen zapfenförmigen Stückes, das durch gleichzeitiges Wachsthum von der Wand des Körpers und des Darmrohres hervorgetrieben wird. Körper- und Darm- wand dieses kleinen Ersatzstückes, auf dessen Endspitze der neue After steht, liegen anfänglich unmittelbar aufeinander; über die weitere Bildung der Leibeshöhle und der Eingeweide fehlt mir die nölhige Beobach- tung. Sehr bald treten auf der Aussenflache der Körperwand als feine Bingfurchen die Grenzen der neuen Segmente auf, und gleichzeitig entwickeln sich als kleine Vorsprünge die seilliehen Segmentalanhänge. Ob bei der Gliederung des neuen Stückes gleich die volie Segmenlzahl angelegt wird, oder ob, was vielleicht wahrscheinlicher ist, auch hier die Zahl der Segmente durch allmähliche Neubildung mit dem Wachsthum des ganzen Stückes zunimmt, weiss ich nicht; immer aber sind die der alten Bruchstelle zunächst gelegenen neuen Glieder in allen Stücken am weitesten ausgebildet. An einem solchen nougebildeten Endstücke (Taf. XIV. Fig. 3. 4) von 2mm Länge, das sich von seinem Anfang bis zum Ende gleichmassig verschmälerte, vor der Endfläche aber, auf welcher der After stand, fast knopfartig verdickt war, zählte ich 12 durch Furchen getrennte Segmente, von denen die 8 ersten an den Seiten die Anfänge der Ruderbildung zeigten, am wei- testen vorgerückt an den ersten dieser Segmente. Das knopfartige Afterende war rings von tiefen Furchen gekerbt, seine Bauchfläche war fein quer gefurcht, als ständen die Grenzen neu hervorwachsender Seg- mente hier eng aneinander. Unter der weiten Afteröffnung standen zv\ei gegliederte Aftercirren , welche kaum um ein Drittel kürzer waren als das ganze neugebildete Stück. Von diesen war der rechte Aftercirrus insofern monströs, als vor seinem Ende eine kleine Spitze entsprang und das Ende dieses Cirrus dadurch gabelförmig wurde. — Die an den Seiten der Segmente hervorwachsenden Fortsätze sind zwei über ein- ander stehende kurze Spitzen, von denen die obere spindelförmig und zugespitzt endet, während die untere mehr cylindrisch ist und stumpf abgerundet ausläuft. Bei massigem Druck wichen beide auseinander (Taf. XIV. Fig. 6), und dicht über dem unleren Fortsatze erschienen in der Dicke der Körperwand die jungen Stütznadeln und daneben in der Tiefe kleine spitze Häkchen, die hervorwachsenden Borsten. Auf Durch- schnitten (Taf. XIV. Fig. 7) erkannte ich wie unmittelbar über dem unleren stumpfen Fortsatze eine taschen- förmige Einziehung in die Tiefe ging, und dass von der Wand dieser Tasche, als eine Bildung der Subcuti- cularschicht, die jungen Stütznadeln und Borsten hervorwuchsen. Nach diesen Erfahrungen deute ich die beiden hervorgesprossten Spitzen des seillichen Segmentumfanges als Bücken- und Bauchcirrus, während das Ruder selbst, in seiner frühesten Anlage eine taschenförmige Einziehung bildend, noch nicht über die Körperoberfläche hervorragt und erst mit dem fortschreitenden Wachsthum der Borsten heraustreten wird. Zugleich erhellt daraus, dass die Aciculae früher ihre Ausbildung erreichen als die Borsten. E. Harassii ist sowohl an der Südkiiste Englands (Johnston) wie an der französischen Küsle des Canals (Audolim und M. Edwards) häufig gefunden. Vermuthlich wird sie auch an allen nördlichen Küslen des Mittelmeeres verbreitet sein. Im adriatischen Meere ist sie an den quarnerischen Inseln eine der am meisten vorkommenden Arten; der südlichste Punct, von dem ich Exemplare dieser Art gesehen habe, ist die Insel Lagusta (Heller) an der dalmatinischen Küste. — Nach den Angaben von Audocin und Milne' Edwards bewohnt sie sandige Röhren, welche sie selbst zu bauen scheint, und schwimmt mit raschen wellenförmigen Bewegungen. I) Vergl. meine Mittheilung: Über die Bildimg der Borsten und Ruderfortsätze bei den Borstenwiirmern. Nachrichten von der k. Ges. d. Wissenschaft und d. (1. A. Universität zu Göttingen. Nr. ( i. August t6. 1 865. ' 344 Onlo I. Nereidea. Unter den Synonymen habe ich oben die Leodice fasctata (Risso) und L. punctata (Bisso) aufgeführl, und /weiilc nicht, dass unter beiden Namen nur Farbenvarietäten dieser Art aufgeführt sind; ich habe des- halb den Namen der französischen Zoologen beibehalten, wiewohl die von Risso gegebenen Namen die älteren sind. E. annulicornis iJohnst.) und torquata (Qtrfg.) gehören wahrscheinlich ebenfalls hierher; doch soll die erste Kieme bei beiden schon am 3ten Segmente stehen; bei E. torquata sollen ausserdem die Zähne des Oberkiefers 2 bis 3 kleine und i bis 5 grössere Sägezähne besitzen. Emiice rubrociucta n. sp. Körper oben hoch gewölbt, gegen das Schwanzende verjüngt, im Leben hellfarbig mit drei rothbraunen Querbinden auf der Rückenfläche eines jeden Segmentes. Kopf- lappen mit fünf mehr oder weniger langen fadenförmigen Fühlern, die undeutlich lang oder nicht gegliedert sind; auf der unteren Palpenfläche ist ein kleines dreieckiges Feld oft wenig deutlich abgetrennt. Das erste der ruderlosen Segmente ist doppelt so lang als das zweite, zwei schlanke undeutlich oder nicht gegliederte Fühlercirren tragende. Ruder mit fadenförmigem, meist glattem selten undeutlich gegliedertem Rücken- und stummel- förmigem an der Rasis verdicktem Rauchcirrus; im obern Rorstenbündel nieisselförmige und einfache gesäumte Horsten, zwei gerade Stutznadeln : im unteren Ründel zusammen- gesetzte Horsten mit schraffirlem Schaflende und doppelhakigem Endgliede, eine ge- krümmte Slütznadel mit Endhaken. Kiemen treten zuerst am oten Segmente auf, erhalten bis zu 8 Fäden, die an einem dünnen Stamme einzeilig stehen, und fehlen nur den letzten 20 Segmenten. Aftersegment mit zwei oberen langen undeutlich gegliederten und zwei kurzen stummeiförmigen unteren Aftercirren. — Im Oberkiefer der Zahn links mit 6, rechts mit 7 Sägezähnen, die unpaare Sägeplatte mit 7, die paarige links mit 3, rechts mit 8 Sägezähnen; jederseits 2 ungleich grosse Reibplatten. L'nterkieferstücke mit nicht deutlich abgesetzter und schwach dreizähniger Endplatte. — Quarnero. Der Körperbau dieser Art stimmt so sehr mit demjenigen von Euniee Harassii Liberein, dass ich in der Beschreibung dieses Thieres nur kurz die Hauplpuncte zu erwähnen brauche. Im Habitus völlig mit Euniee Harassii übereinstimmend (Taf. XV. Fig. 4. 5), erreicht diese Art, nach den zahlreichen mir vorliegenden Exemplaren, doch nie die Grösse derselben und unterscheidet sich, zumal wahrend des Lebens, beständig durch die Färbung. Ein Exemplar, welches ich zu den grösseren rechnen muss, welche mir vorgekommen sind, war lebend 69m"' lang, 3mm breit und hatte 100 Segmente; ein Weingeistexemplar von 45mm Länge und 3,omm Breite hatte 106 Seg- menle; das ungleiche Verhältnis* zwischen Grösse und Segmentzahl bei diesen beiden Thieren ist durch die Schrumpfung im Weingeist zu erklaren. Ein junges Thier maass lebend 8mm in der Lange und hatte 40 Segmente. Am leBenden Thiere war die etwas abgeplattete Bauchflache weiss, die hochgewölbte Rückenflache mit braunen Querbinden gezeichnet, so dass auf jedem Segmente drei solche Binden stehen, von denen die hinterste am tiefsten gefärbt ist; Fühler und Citren sind einfarbig weiss. Bei den in Weingeist aufbewahrten Thieren ist die Bindenzeichnung völlig; geschwunden, und die Körperoberflache hat jetzt, wahrscheinlich nach dem geringeren oder grösseren Concenliationsgrade des verwandten Weingeistes, bald ein hell perlgraues, bald Farn. Emiicca. Gen. Eunice. 345 ein bräunlichgelbes Aussehen mit schwach irisirendem Glänze, wogegen die helleren mattweissen Ruderfortsätze, Fühler und Cirren sich abheben. Der Kopf läppen ist in der Regel farblos, bis auf einen nur wahrend des Lebens zu sehenden schmalen braunen Querstreifen auf dem hinteren Rande, der nur bei vorgestrecktem Kopfe sichtbar wird, sonst mit unter den Vorderrand des ersten Segmentes eingezogen ist. Die fünf Fühler, Palpen und Augen stehen wie bei Eunice Harassii. Die Fühler unterscheiden sich aber von den kurz gegliederten Fühlern dieser Art dadurch, dass sie völlig ungegliedert sind, oder doch höchstens nur eine unvollständige Gliederung zeigen ; sie variiren , zumal der unpaare me- diane, bedeutend an Länge, so dass dieser mediane Fühler zurückgelegt bisweilen kaum bis ans dritte Segment, in anderen Fällen über das fünfte Segment hinausreicht. Sind die Fühler kurz, so sind sie fast immer auch ungegliedert, während bei den längeren eine quere Ringelung und als deren höchste Ausbildung eine unregelmässige Gliederung eintritt, die Gliederabschnitte sind dann aber meist lang gestreckt und von ungleicher Länge. — Die Palpen sind meist wie bei Eunice Harassii zweitheilig, so dass vom oberen Theile durch eine quere Furche ein kleines drei- eckiges Polster von der Hauptmasse abgetrennt ist. Die beiden ersten ruderlosen Segmente sind durch eine feine Ringfurche völlig von ein- ander getrennt; das erste verschmälert sich etwas gegen den Kopf läppen hin; es ist fast dreimal so lang als das zweite. Dieses trägt am vorderen Rande nahe der Medianlinie die beiden Fühler- cirren, welche völlig ungegliedert sind, in der Regel bis auf den Kopflappen hinaufreichen. An den ersten rudertragenden Segmenten sind die Ruderfortsätze auf die Bauchfläche gerückt, treten aber bald an den seitlichen Umfang und verharren dann in gleicher Höhe. Der Ruderfortsalz (Taf. XV. Fig. 10) besteht aus dem kurzen Ruder mit zwei Borstenbündeln, dem Rücken - und Bauchcirrus und, vom 5ten Segmente an, der Kieme , die in einem geringeren oder grösseren Abstände vom Körperende an den Segmenten wieder fehlt. — Die Libereinstim- mung des Ruders mit demjenigen von Eun. Harassii ist fast vollständig in den Borsten; die des oberen Bündels sind einfach, gesäumt und fein zugespitzt (Taf. XV. Fig. 12), daneben stehen die zarten, meissel förmigen (Taf. XV. Fig. 11); die Borsten des unteren Bündels tragen auf dem vor- dem verbreiterten Ende schraffirlen Schafte ein kurzes doppelhakiges Endglied von 0,054mm Länge (Taf. XV. Fig. 13)1). Nur die Stütznadeln sind bei beiden Arten darin verschieden, dass sowohl die zwei geraden des oberen Borslenbündels, wie die gekrümmte des unteren (Taf. XV. Fig. I 4) stets nur hellgelb gefärbt sind, nie tief schwarz wie bei Eun. Harassii. Der Rückencirrus ist bei dieser Art stets ungegliedert, höchstens in Abständen un- deutlich quer geringelt; in seinem Grundtheil liegen die Spitzen der zu dem Segmentalorgane gehörenden feinen Borsten; dieses schimmert als runder oder auch nierenförmiger schwarzer t) Auch hierin machen sich Altersunterschiede geltend : an dem jungen Thiere von 8mm Länge waren alle Borsten viel kleiner, das Endglied der zusammengesetzten war nur 0,027mm lang. ;H6 Ordo I. Nereiden. Fleck über der Basis des Rückencirrus durch die Haut durch. — Der Bauchcirrus ist an sei- nem Grunde dick geschwollen und trägt ein stumnielförmiges Endstück, welches ein wenig über das Ruder hinausragt; bei nicht ganz ausgewachsenen Thieren ist aber dieser Cirrus an den hin- teren Segmenten weniger geschwollen am Grunde, wird dadurch fast fadenförmig und pflegt dann etwas länger zu sein. Die Kiemen entspringen vom Grunde des Rückencirrus zuerst am 5ten Segmente, und hier bei ausgewachsenen Thieren gleich mit 3 Kiemenfäden ; die höchste Zahl der Fäden betrug 8 ; bei meinem grössten Exemplare von 120 Segmenten hatten die letzten 20 Segmente keine Kieme mehr, während eine lange Reihe der vorangehenden Segmente nur einen winzigen Kiemenfaden trug; bei kleineren Thieren vermisste ich die Kiemen an den letzten 40 bis 50 Segmenten. Bei dem 8mm langen Jungen stand die erste Kieme allerdings auch am 5ten Segment, war aber wie an den nächsten Segmenten nur einfädig, und erst weiterhin traten einzelne zweifädige Kiemen auf. Die Kiemen sind länger als die Rückencirren , reichen aber doch nur wenig über die Seiten- flächen auf den Rücken des Thieres hinauf. Der Stamm und die Fäden sind ringsum mit kurzen Wimperhaaren besetzt. Das ruderlose Aftersegment ist länger als die unmittelbar vorhergehenden, die Um- randung der endständigen Afteröffnung ist meist wulstig; die Aftercirren stehen unter dem After, zwei längere undeutlich oder gar nicht gegliederte Fäden , und darunter zwei sehr viel kleinere und darum leicht zu übersehende fadenförmige Stummel. Die inneren Theile unseres Wurmes sind mit Ausnahme des Kieferapparates denen xonEwi. Harassii so ähnlich gebaut, dass das von diesen Gesagte hier durchgehend seine Anwendung findet (Taf. XV. Fig. 6. 9). Die im Kiefersacke, der bis ins 5te Segment reicht, enthaltenen Fresswerkzeuge unterscheiden sich nur wenig durch Färbung und Zahl der Sägezähnchen von denen bei E. Harassii. Im Oberkiefer (Taf. XV. Fig. 7) sind die Träger hellgelb, nur an den Kanten braun gesäumt; die Zangen bräunlich, die Zähne hellgelb, nur die auf der linken Seite mit 6, auf der rechten mit 7 Einschnitten gesägte Schneide bräunlich ; vor diesen Stücken liegen links zwei, rechts eine hell- farbige Sägeplatte, von denen die paarigen sich nach vorn in eine dreieckige dunkelbraune Platte fortsetzen; die unpaare besitzt 7, die paarige links 3, rechts 8 Sägezähnchen ; in jeder Kieferhälfle befinden sich ausserdem zwei kleine Reibplatten, von denen die äussere kleinere wenig deutlich ist. — Die Hälften des Unterkiefers (Taf. XV. Fig. 8) sind wie bei Eun. Harassii gestaltet, nur ist der Vorderrand mit drei schwächeren Zähnen besetzt und ist die Färbung hier über den ganzen Unterkiefer gleichmässig hellgelb. Die Segmentalorgane scheinen hier auf dem hellen Körper besonders deutlich als dunkle Flecken hervor. Die Knäucldrüsen im unteren Theile der Ruderhöhlung waren grösser als bei Eun. Harassii (Taf. XV. Fig. 10). Diese Art ist mir von der Gattung Eunice in Fiume am häufigsten vorgekommen, fast überall, wo an der Küste felsiger und bewachsener Grund war; besonders häufig war sie zwischen , Farn. Eunicea. Gen. Eunice. 347 den holzigen Stämmen der Cystociren zu finden. Herr Prof. Heller fand sie bei Lesina, Curzola und Lagosta, so dass sie im adriatischen Meere weil verbleitet ist. Alle von mir auf das Ge- schlecht untersuchten Thiere waren Weibchen. Ich halte erwartet diese Art unter den beschriebenen zu finden, kann sie aber mit keiner derselben identifieiren. Anfänglich glaubte ich nur eine Varietät der Eun. Harassü vor mir zu haben, allein die an- gegebenen Merkmale lassen sie leicht davon unterscheiden. — Grube ') führt unter seiner Ausbeute aus dem Quarnero von mehreren Puncten eine Eunice vittatu (delle Chiaje) an ; ich vermulhete, dass er diese Art vor sich gehabt habe, allein weder die Abbildung noch die dürftige Beschreibung, welche delle Chiaje2) von dieser Eun. vittata liefert, geben mir einen Anhaltspunct, diese neapolitanische gleichgefärbte Form, welche an allen Segmenten reiche Kiemen trägt, und darin mit der Eun. antennata (Sav.) überein- stimmt, als identisch mit der meinigen anzusehen. Von der Eun. antennata (Sav.) ist meine Art bestimmt durch die Form der Fühler unterschieden, die bei jener stark und kurz gegliedert sind; stimmt dagegen, abgesehen von der Färbung, mit der Eun. gallica (Sav.) überein; denn dass bei dieser die Kiemen, wie aus der sehr kurzen Beschreibung hervorgeht, erst am 6ten Segmente und dann als einfache Fäden auftreten, ist vielleicht nur auf die Jugend des von Savigny untersuchten Exemplares zurückzuführen. Gegenüber diesen unzulänglich und daher unkenntlich beschriebenen Arten halte ich mich für berechtigt, die von mir beobachteten Thiere als eine eigene Art unter selbständigem Namen aufzuführen, und muss die Entschei- dung, ob Eun. gallica (Sav.), vielleicht auch Eun. vittata (d. Ch.), zu derselben Art gehören, Anderen überlassen. Eunice norwegica L. Nereis norvegica Linne, Systema naturae. Ed. XII. T. 1. 1766. pg. 1086. LeoJiee norwegica Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 51. Eunice norwegica L. Ö r s t e d , F o r t e g n e 1 s e o v e r D y r. K r 0 y e r's N a t u r h i s t o r i s k Tidskrift. Anden Raekkes I Bind. 1844 — 1845. pg. 406. PI. V. Fig. 13. 14. 15. — Grube, Familien der Anneliden a. a. 0. pg. 44. 123. — Johnston, Catalogue a. a. 0. pg. 131. Nereis pennata 0. F. Müller, Zoolog, dan. prodrom. 1766. 2630. Zoolog, danica. Vol. I. 1787. Tab. XIX. 1—3. Nereis pinnata 0. F. Müller, Zool. dan. Prodr. 2629. Zoolog, dan. a. a. 0. Tab. XIX. 4—7. Körper hoch gewölbt , gegen das Schwänzende verjüngt, glänzend hell gelbbraun gefärbt. Kopflappen mit fünf langen ganz undeutlich gegliederten Fühlern und zwei Palpen mit ungeteilter Oberfläche. Das erste der ruderlosen Segmente doppelt so lang als das zweite, zwei glatte Fühlercirren tragende. Ruder mit fadenförmigem glattem Rücken- cirrus und an der Basis verdicktem pfriemförmigom Bauchcirrus ; im oberen Borstenbündel meisselförmige und einfache gesäumte Borsten mit zwei geraden Stütznadeln, im unteren zusammengesetzte mit schraffirtem Schaftende und doppelhakigem Endgliede und einer gekrümmten Stütznadel mit Doppelhaken. Kiemen vom öten Segmente bis zum 40sten, anfangs fadenförmig, dann mit mehreren einzeilig gestellten Fäden an einem dünnen 1) Grube, Die Insel Lussin a. a. 0. pg.79. 2) dei.le Chiaje, Memorie a. a. 0. Vol. IV. pg I7fi. (95. 206. Tav. LXIV. Pig. 12. 13. U. .348 Ordo 1. Nereidea. Stamme. Aftersegment mit zwei oberen längeren und zwei unteren kürzeren Aftercirren. Im Oberkiefer der Zahn links mit 6, rechts mit 7 Sägezähnen; die unpaare Sägeplatte mit 8, die paarige links mit 3, rechts mit 10 Sägezähnen, jederseits zwei ungleich grosse Reibplatten. Stücke des Unterkiefers mit deutlich abgesetzter weisser Endplatte, deren Vorderrand mit drei Zahneinschnitten besetzt ist. — Nordsee ; norwegische und eng- lische Küsten. Diese Art ist von Örsted so genau beschrieben, dass nur Weniges nachzutragen bleibt. Sie. ist mit der voranstehenden aufs nächste verwandt und im Gesammthabitus durchaus überein- stimmend. — Am Kopf lappen sind die fünf schlanken Fühler ganz undeutlich und ungleich ge- gliedert; die Palpenoberfläche ist, abweichend von der bei E. rubrocincla, ungetheilt. Von den zwei ersten Segmenten ist das zweite nur halb so lang als das erste , es tragt zwei kurze unge- gliederte Fühlercirren. Die Ruder sind fast von der gleichen Bildung wie in der vorhergehenden Art, nur die Baucheirren etwas länger. Die Kiemen beginnen als einfache Fäden am 5ten Seg- mente und enden schon am 40sten, so dass eine grössere Reihe kiemenloser Segmente das Ende des Körpers bildet; an den von mir untersuchten Exemplaren stieg die Zahl ihrer Fäden bis auf 8. Thiere, deren Kiemen nur drei Fäden entwickeln (Ncreis pinnata 0. F. Miller), sind nach Örsted's Vermuthung die männlichen ; meine Exemplare mit reicheren Kiemen gaben sich durch die An- wesenheit von Eiern als Weibchen zu erkennen. — Aftersegment und Aftercirren sind wie bei E. rubrocincla. — Im Kieferapparat sind einzelne Unterschiede zwischen den beiden verwandten Arten ; der Oberkiefer ist hell gefärbt wie bei der anderen Art , der Zahn in ihm hat wie dort 6 und 7 Sägezälme, die Sägeplatten aber hier einige Zähnchen mehr, denn die unpaare hat 8, die paarige links 3, rechts 10 Zähne. Von den beiden schalenförmigen Reibplatten jeder Seite ist die äussere so unbedeutend dass sie nur schwer an den etwas dunkleren Rändern erkannt wird. Der Unterkiefer ähnelt mehr dem Unterkiefer der E. Ilarassii (Aid. et M. Edw.) als dem der E. rubrocincla, denn hier stehen scharf abgesetzte emailleweisse Platten mit stark dreizähnigem Vorderrande auf den dunkelfarbigen schwach gekrümmten hinteren Theilen. Diese Form vertritt offenbar die E. rubrocincla des Mittelmeeres in der Nordsee, wo sie an den norwegischen (Bergen [Sars] , Dröbak [0. F. Mullkr, Öhsted] ) und englischen Küsten (Joh>ston; häufig zu sein scheint. Die ^n mir untersuchten Thiere waren vom Prof. Kefersiein bei Bergen gesammelt. Eunice limosa n. sp. Körper oben hoch gewölbt, gegen das Schwanzende stark verjüngt, im Leben matt- weiss, jedes Segment mit zwei braunen Querbinden. Kopflappen mit fünf langen faden- förmigen glatten Fühlern, zwei Palpen mit ungelheilter Oberfläche. Das erste der ruder- losen Segmente doppelt so lang als das zweite, zwei glatte Fühlercirren tragende. Ruder mit schlankem glattem Rücken- und kurzem an der Basis verdicktem Bauchcirrus : im oberen Borstenbündel meisselförmige und einfache gesäumte Borsten, zwei gerade Stütz— nadeln; im unteren Bündel zusammengesetzte Borste. i, deren doppelhakiges Endglied mit kleinen haarförmigen Zäbnchen auf jeder Fläche besetzt ist, zwei oder drei gekrümmte Farn. Eunicea. Gen. Eunice. 349 Stütznatleln mit zwei- oder dreifachem Endhaken. Kiemen nur in der vorderen Körper- hälfte vom 5ten bis zum 36sten Segment, bedeutend länger als der Rückencirrus, mit bis zu 12 langen dünnen Fäden, die einzeilig an dem dünnen Stamme stehen. Zwei schlanke obere und zwei kürzere untere Aftercirren. — Im Oberkiefer der Zahn links mit 9, rechts mit 10 Sägezähnen, die unpaare Sägeplatte mit 7, die paarige links mit 6, rechts mit lü Sägezähnen; Unterkieferhälften nach hinten stark verschmälert, mit wenig deutlich ab- gesetzter und am Rande kaum gezähnelter Endplatte. — Quarnero. Diese Würmer sahen im Leben, so lange keine Vergrösserung angewendet wurde, milch- vveiss aus, hatten völlig den Habitus der vorhergehenden Euniceen, zeichneten sich aber durch die grosse Kiemenentwicklung im vorderen Körperdrittel sofort als eigene Art aus. Der Körper, dessen grösste Breite in einigem Abstände hinter dem Kopflappen liegt, verschmälert sich bald und gleichmiissig bis zu dem viel dünneren Körperende (Taf. XV. Fig. 1 6). Die vier von mir gefun- denen Exemplare waren fast von gleicher Grösse; im Leben gemessen war eins 32mm lang 2m'" breit an der dicksten Stelle und hatte 85 Segmente, wahrend ein zweites von 36inm Lange nur 81 Segmente besass. Ein von Herrn Heller mir gesandtes Exemplar war dagegen 65ml" lang und hatte 1 06 Segmente. Der Kopflappen (Taf. XV. Fig. 15), welcher tief, meist bis an die Augen in das erste Segment zurückgezogen war, ist eine massig gewölbte nach vorn abfallende Platte, wo die hier wenig vorspringenden Palpen seinen Vorderrand seicht eingeschnitten erscheinen lassen. Er tragt fünf schlanke fadenförmige Fühler, welche nicht gegliedert sondern unregelmässig geringelt oder nur quer gerunzelt sind. Der unpaare in der Medianlinie stehende Kühler ist der längste, er reichte zurückgelegt bis auf das 6te Segment; von den weiter nach vorn entspringenden seillichen Fühlern sind die mittleren bis zum 4ten Segment reichenden noch etwas langer als die beiden vordersten und aussersten. Die Palpen sind zwei kissenartige ungetheilte Polster, welche die ganze Unterfläche des Kopflappens einnehmen, in der Medianlinie durch eine tiefe Längsfurche geschieden. Die Augen stehen hinler dem Ursprünge der mittleren Fühler, längso\ale Pigment- flecke von brauner Färbung. Die beiden ersten Segmente sind ruderlos. Das erste, doppelt so lang als das zweite und auch länger als alle übrigen, ist im vorderen Theile last eingeschnürt verschmälert. Das zweite von diesem, durch eine seichte Ringfurche getrennt, ist kürzer als die nächstfolgenden, aber gleich breit; es trägt zwei nicht weit von der Mittellinie der Rückenfläche nahe dem Vorderrande ent- springende Fühlercirren , welche ungegliedert sind, nach vorn von dem dickeren Ursprungs- theile aus sich zuspitzen, und so lang sind, dass sie bis auf die Grenze des Kopflappens reichen (Taf. XV. Fig. 1 6). Die folgenden rudertragenden Segmente sind auf der Rückenfläche hochgewölbt , auf der Bauchfläche massig abgeplattet, gegen das Körperende werden sie kleiner, doch bleibt das Ver- hältniss dasselbe, wonach ihre Breite das Dreifache der Länge beträgt. Auf der Ruckenfläche eines jeden Segmentes sieben auf dem weissen Grunde zwei hellbraune Querbinden, die bei den F.hleus, Borstenwürmer. 45 350 Ordo 1. Nereiden. in Weingeist conservirten Thieren erloschen sind: auf der Bauchfläche zeigt ein schwarzer Fleck in der Medianlinie die Pigmentirung des Nervenknotens an. Alle Segmente tragen einen zwei Borstenbündel führenden Ruderforlsatz mit Rücken- und Bauchcirrus; am äten Segmente kommt dazu die erste Kieme , am 30sten , bei einem zweiten Exemplare am 3 ästen Segmente steht die letzte. Das Ruder (Taf. XV. Fig. 17) ist ein kurzer stumpf abgestutzter Kegelfortsatz, welches an den ersten Segmenten auf die Bauchfläche gegen die Mittellinie gerückt ist , weiterhin vom seitlichen Umfang des Segmentes entspringt. Bemerkenswerth erschien mir am freien Rande des Ruders ein kleiner Lappen, der zungenförmig neben den Stütznadeln des oberen Borstenbündels vorsprang. — Das obere Borstenbündel besteht aus einer ansehnlichen Zahl einfacher, heller, spitz ausgezogener Borsten mit schmalen Flügelsäumen und aus zwei starken gelblichen geraden Stütznadeln. Das untere Bündel, ärmer an Zahl, enthält die zusammengesetzten Borsten , wo auf dem verbreiterten Schaftende das doppelzahnige Endstück von 0,0432'™ Länge sitzt, an dem die feinen Deckblätter beider Flächen in eine kurze über den Endhaken hinausragende Spitze auslaufen und jederseits mit einigen kleinen haarförmigen Zähnchen besetzt sind (Taf. XV. Fig. 1 8) ; dieses Bündel besitzt zwei oder drei Stutznadeln, welche unter spitzem Winkel zu denen des oberen liegen, schwach am Endtheile gebogen sind und hier mit einem kräftigen Doppelhaken enden, der von beiden Flächen durch ein dünnes vom Stiel ausgehendes Blatt gedeckt wird. In vielen Fällen steht über dem Doppelhaken noch ein kleineres spitzes Zähnchen, so dass dann die Stütznadel mit einem dreifachen Haken ausläuft (Taf. XV. Fig. 1 9). Der Rückencirrus ist ungegliedert, fadenförmig; er entspringt über der Ruderbasis und erreicht kaum die Länge einer Segmenlbreite; in seinem Anfangstheil liegen die Enden eines aus feinen Haarborsten bestehenden Bündels. — Der Bauchcirrus besteht aus einem dicken, dem Ruderfortsatz an Grösse oft fast gleichkommenden Ursprungstheile, das in ein kleines stummei- förmiges Endstück ausgeht. Die Kiemen treten gleich am oten Segmente, dem ersten kiementragenden, in grosser Ausbildung auf; sie sind länger als der Rückencirrus , reichen meist über zwei Segmente und zeichnen sich durch Grösse und Schlankheit der Kiemenfäden aus, von denen die untersten die längsten sind. Die erste Kieme hatte sechs Kiemenl'äden; diese Zahl wuchs schnell bis auf zehn, und beharrte lange, bis gegen das 30ste Segment rasch eine Abnahme der Kiemenfäden erfolgte und die letzte, am 3 Osten oder 32sten Segment stehende Kieme nur vier Kiemenfäden besass. Da- gegen war an dem erwähnten grossen Exemplare die erste Kieme ein einfacher Faden , die Zahl der Fäden wuchs dann aber rasch bis auf 12; die letzte Kieme mit 5 Fäden stand am 36sten Segmente. Alle Kiemen entspringen vom oberen Umfang des Rückencirrus, unmittelbar an dessen Ursprung. Die Oberfläche sowohl des Stammes wie der Fäden war mit einem dichten Besatz äusserst feiner 0,0108""" lauger Flimmerhaare bekleidet, — Die Beobachtung, dass über der Fam. Eunicca. Gen. Eunice. 351 Wurzel des letzten Kiemenfadens bisweilen noch ein kleiner Vorsprung steht, zeigt, dass das Wachsthum der Kieme durch Hervorsprossen neuer Faden am Kiemenende erfolgt. Das Aftersegment ist langer als die unmittelbar vorhergehenden, es endet stumpf ab- gerundet, auf seiner Endflache steht der After. Über und unter ihm entspringt je ein Paar After- cirren. Die von dem Rande der Rückenflache kommenden Cirren sind schlanke wie die Rücken- cirren gebaute aber längere Fäden, die die Lange der letzten acht Segmente zusammen besitzen; die bauchständigen Aftercirren sind kurze steife Fäden, die kaum ein Sechstel der Länge der über ihnen stehenden besitzen. Der innere Rau dieser Art stimmt im Allgemeinen mit dem von Eunice Harassii geschil- derten überein; die einzelnen Abweichungen, welche ich beobachtete, sollen daher nur kurz an- gegeben werden. Im Verdauungstractus zeichnet sich der vorderste Abschnitt durch eine ansehnliche Vergrösserung des Schlundrohres aus. Von der Mundüfl'nung , welche unter dem hinteren Rande des Kopflappens von der Wand des ersten Segmentes umgeben ist , gehl ins Innere die aus dem Kiefersack und dem Schlundrohre bestehende Mundmasse. Der ziemlich schlanke Kiefer sack, dessen dicke Muskelwand in gleicher Weise wie bei Eunice Harassii gebaut zu sein scheint, er- streckt sich bis ins 4te Segment. Der Kieferapparat in seinem Innern ist aus hellfarbigen gelblichen Chitinstücken zusammengesetzt. Der Oberkiefer (Taf. XV. Fig. 21) besteht aus den beiden kurzen plattenförmigen Trägern, an deren Vorderrande das Chitin in einer dünnen Lage schwarz gefärbt erscheint, den beiden Zangen, die da wo sie auf die Träger stossen gleichfalls fein schwarz gerandet sind; aus den zwei wie gewöhnlich geformten Zähnen, deren Schneide mit links 9, rechts mit 10 kleinen Sägezähnen besetzt ist, und linkerseits aus einer unpaaren Säge- platte, deren mit 7 Zähnchen besetzter Rand weit an der Zahnschneide hinuntergreift, und einer paarigen Sägeplatte mit 6 Zähnchen , rechts mit einer paarigen 1 0zahnigen Platte. Reibplatten habe ich nicht gesehen. — Die beiden Stücke des Unterkiefers (Taf. XV. Fig. 22), ungefähr so lang als der ganze Oberkiefer, laufen nach hinten schwach gekrümmt stabförmig aus, während sie vorn zu schau felförmigen Platten erweitert sind, deren Vorderrand von aussen nach innen schräg abgestutzt und mit kleinen Zahnkerben besetzt ist. Das Sc hl und röhr (Taf. XV. Fig. 20) liegt anfänglich auf der Mittellinie des Kiefer- sackes, setzt sich aber über dessen hinteres Ende fort als ein cylindrisches Rohr, welches gelblich gefärbt ist, mehrere starke Schlängelungen macht und damit bis in das 10le Segment hineinreicht. Die Wand dieses Rohres ist auffallend dick und besteht vor allem aus einer starken Schicht ring- förmiger Muskelfasern; auf der inneren Oberfläche stehen kurze faltenförmige Erhebungen, die bei dem lebenden Thiere die Vorstellung erzeugten, als sei die Wand hier mit Papillen besetzt. Im 10ten Segmente geht aus diesem dünnen Rohre ein dickerer Abschnitt hervor, welcher fast gestreckt ist und so bis in das 1 4te Segment reicht ; er hat die gleiche Färbung und dieselbe starke Ringmusculatur der dicken Wand, ist aber unregelmässig der Länge nach gefaltet; man *5* 352 Ordo I. Nereiden. ist wohl kaum berechtigt, diesen hinteren weiteren Theil des Schlundrohres als einen besonderen Abschnitt im Verdauungslractus zu bezeichnen. Im 14ten Segment schliesst sich nun an das Schlundrohr der in Kammern eingeschnürte Darm an. Das Gefasssy stem zeigt die gleiche Vertheilung wie bei Eunice Harassii. Unter dem Darme liegt ein Hiiuptslamm, an dessen zu den Kiemen gehenden Seitenzweigen je ein sich regel- mässig zusammenziehender Anhang hangt, über dem Darme liegen zwei Stamme, von denen ein Kiemenast abgeht. Die Gefassvertheilung in den Kiemen ist ganz wie sie oben geschildert wurde. Die Gefasse der Haut senken sich auf der Rückenfläche in die oberen Stämme, auf der Bauch- fläche scheinen sie Schlingen zu bilden. Im vorderen Körpertheile vereinigen sich die beiden Ruckenstämme bereits im 1 4ten Segmente zu einem einzigen Stamm, also da wo statt des gekam- merten Darmes das Ende des Schlundrohres liegt ; im übrigen scheint die veränderte Gefäss- anordnung ganz die gleiche wie bei Eunice Harassii zu sein. Im Nervensysteme sind die Nervenknoten des Bauschstranges durch unmittelbar an einander liegende Längsstränge unter einander verbunden und von Pigment bedeckt , wenigstens in den hinteren zwei Drittheilen des Körpers, wo die Pigmenthaufen eine Reihe schwarzer durch- scheinender Flecke bilden. Rücken- und Baucheirren enthalten im Innern Nerven. Das Hirn füllt den Kopflappen und die Palpen und giebt Nerven in die Fühler. Von den Organen, welche in der Ruderhöhlung zu liegen pflegen, sind die Borsten, deren Enden in den Rückencirrus gehen, leicht zu finden. Bei einem Thiere sah ich auch dunkel pig- mentirte flaschenförmige Körper, die an die Segmentalorgane der E. Harassii erinnerten; sie fanden sich aber -nur in der hinteren Körperhälfte. — Ansehnlich entwickelt waren dagegen die Körper, welche ich als Knäueldrüsen bezeichnet habe. Sie füllten oft als unregelmässig gelappte Massen den grösseren Theil der Ruderhöhlung unter und zum Theil auch über den Enden der Borslenbündel aus (Taf. XV. Fig. 17), und bestanden aus deutlichen, aber aufs engste in einander verschlungenen Windungen schlauchförmiger Canäle. die von einer gemeinsamen feinen Membran umschlossen waren. Von den Lebensverhältnissen dieser Thiere kann ich nur erzählen, dass ich die schnell beweglichen Exemplare aus schwarzem Schlamm vom Grunde des Hafens von Fiume erhielt; die einzigen £W»'cc-Arten , welche ich überhaupt auf solchem Schlammboden getroffen habe. Heller fand diese Art bei Lagosta. Sie wird durch die glatten Fühler, die ungetheilte Palpenfläche und die Beschränkung der reichen Kiemen auf die Vorderhälfte des Körpers, sowie endlich an den reich- gezähnelten Kieferstiicken leicht zu erkennen sein. Nach ihrem Vorkommen auf Schlammboden bezeichne ich sie als liwosa. Farn. Eunicea. Gen. Eunice. 353 Dritte Gruppe. Die nach oben gewandte Flache der Palpen ist unget heilt. Kiemen fehlen an den Segmenten des vorderen Körperabschnittes und treten erst weiter hinten als unbedeutende, wohl selten mehr als dreifädige Anhange auf '). Eunice siciliensis Grube. Eunice siciliensis Grube, Actinicn, Echinodermen und Würmer. 1840. a. a. 0. pg. 83. — Die Familien der Anneliden a. a. 0. pg. 44. 123. — Die Insel Lussin a. a. 0. 1864. pg. 79. Eunice adriatica Schmarda, Neue wirbellose Thiere. I. u. 1861. pg. 124. tab. XXXII. flg. 257. Eunice Taenia Claparede, Glanures zoologiques parmi les Annelides a. a. 0. 1864. pg. 120. PI. IV. Fig. II. ? Nereidonta Paretti Blainville, Art. Vers. Dictionnaire des sciences n;ttu- r eil es. T. 57. 1828. pg. 476. Körper lang gestreckt und fast gleichmässig dick, aus zahlreichen kurzen Segmenten zusammengesetzt. Kopflappen mit fünf kurzen ungegliederten Fühlern und zwei Palpen mit ungetheilter Fläche. Das erste der beiden ruderlosen Segmente über doppelt so lang als das zweite, welches zwei kurze glatte Fühlercirren tragt. Die Ruder und ihre Anhänge klein, im oberen Bündel einfache, im unteren zusammengesetzte Borsten mit langgestrecktem doppelhnkigem Endgliede, dessen Flächen mit einer Reihe haarartiger Zähnchen besetzt sind ; 1 bis 3 dunkle fast gerade Slütznadeln. Rückencirrus kurz faden- förmig, Bauchcirrus mit polsterförmig verdickter Basis und kurz stummeiförmiger Spitze. Kiemen treten erst an den Segmenten des mittleren Körpertheiles auf, einfache Fäden, die im hinteren Körperlheil länger sind als die Rückencirren. Aftersegment mit 4 kurzen an Länge nicht sehr verschiedenen Aftercirrcn. Zahn im Oberkiefer mit 2 grossen Säge- zähnen, die Platten klein, die unpaare ungezähnelt, die paarigen an der Spitze gelegenen kaum gezähnelt; jederseits eine kleine Reibplatte. Die Unterkieferhälften derb, im hin- teren Theile zugespitzt, im vorderen sind die lateralen Ränder stark aufwärts gebogen, so dass das heraustretende Stück des Unterkiefers tief schaufeiförmig wird. — Mittelmeer. Eunice siciliensis ist eine so eigenthümliehe Form, dass sie trotz der Kürze der Beschrei- bungen, welche wir bis jetzt über sie besitzen, nicht leicht verkannt werden kann. Mir lag durch die Güte des Herrn Prof. Heller eine grössere Anzahl von Thieren dieser Art vor, welche an verschiedenen Puncten des adriatischen Meeres gesammelt waren. Bei diesen allen, welche nicht 1) Zu dieser Gruppe gehören: E. siciliensis Grube (siehe oben). E. ebranchiata Quatrefages, Histoire des Anneies. I. pg. 316. Palermo. {Gehört vielleicht hierher; das allein untersuchte Vorderende von 430 Seg- menten besass keine Kiemen.) E. filamentosa (Gr. Öbd.) Grube, Annulata Örstediana. 1856. a. a. 0. pg. 56. St. Croix. E. cariboea (Gr. Örd.) Grube a. a. 0. pg. 57. St. Croix. E. Simplex Petebs, Über die Gattung Bdella. Archiv f. Naturgesch. Jahrg. 21. 1 8 55. I. pg. 40. Mossambique. (Die Stellung dieser Art an diesem Platze ist ungewiss, da das einzige untersuchte Exemplar am 12 Osten Segmente, bis wohin keine Kiemen vorhanden waren, abgerissen war; ich stelle es wegen der Kürze der Segmente hierher.) E. (Lysidice) multicirrata Claparede , Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte a. a. 0. pg. 60. Taf. XIV. Fig. 23 — 26, von der gleichfalls nur ein kiemen- loses Vorderende untersucht wurde , könnte hierher gezogen werden , wenn dagegen nicht der bedeutungsvolle Mangel der Fühlercirren spräche, der aus der Abbildung hervorgeht. 354 Ordo I. Nereiden. nur durch ihre Körpergrösse sehr von einander abwichen, sondern auch in manchen Einzelheiten des Baues bemerkenswerthe Varietäten zeigten , war für den Gesammthabitus zunächst charak- teristisch . dass der oft sehr lange Körper fast in seiner ganzen Langsausdehnung die gleiche Breite besass, ausgenommen am Körperende, an welchem die letzten Segmente plötzlich verdünnt waren, und am Kopfende, welches durch eine Verdickung des ersten Segmentes (Taf. XVI. Fig. 1 ), zumal bei grossen Thieren durch seine grössere Breite auffiel. Dann ist die grosse Kürze der Segmente in der vorderen Körperhälfte sehr auffallend; diese erscheint daher, besonders wenn noch der Weingeist eine stärkere Schrumpfung veranlasst hat, dicht quer geringelt. In der hinteren Körperhälfte habe ich nie die Segmentfurchen einander so nahe rücken sehen ; dagegen finde ich hier bei sehr vielen Exemplaren auf dem hinteren Theile dieser längeren Segmente je einen ringförmig laufenden Wulst , und da dieser meist heller gefärbt ist , so hat diese hintere Hälfte des Körpers oft das Ansehen, als sei sie in gleichmässigen Abständen von wulstigen Beifen umgürtet. Zur Vervollständigung des Gesammtbildes gehört es, dass die seitlichen Segment- anhänge, zumal bei grösseren Thieren, weniger bei jüngeren, sehr klein und besonders die Kiemen verkümmert sind; der Körper daher auf den ersten Anblick kaum einer Eunice anzugehören scheint. — Die Farbe eines lebenden von mir in Fiume beobachteten Thieres war weiss, mit schwachem röthlichem Schimmer ; die in Weingeist aufbewahrten Thiere sind heller oder dunkler schmutzig gelbbraun ; auf der Bauchfläche pflegen die queren Polster der Baucheirren heller zu sein als die Grundfarbe , so dass hier ein dunkles mittleres Längsfeld von zwei helleren Rand- theilen umgeben ist. Bei einzelnen Exemplaren fand sich eine von dieser völlig abweichende Färbung , die aber stets auf den hinteren Körpertheil beschränkt blieb , nie auf den vorderen überzugehen scheint. Die Färbung war bei diesen schön spangrün, und da, wo auf den hinteren Segmenten die oben erwähnten ringförmigen Wülste standen, waren diese heller, so dass an jedem Segmente auf einen tief saftgrünen Abschnitt ein lichterer spangrüner folgte. Diese Färbung hängt vielleicht mit der Anwesenheit von Geschlechtsproducten zusammen, wenigstens fand ich in einem Falle in den grünen Segmenten gleichgefärbte Eier. — Die Thiere erreichen eine sehr ansehnliche Grösse, wie ich das von Thieren weiss, denen leider die offenbar grösste Strecke der Körperlänge fehlte; so maass ein 7mm dickes Vordertheil \ 50mm in der Länge und bestand aus 227 Segmenten; im Vergleich mit anderen Exemplaren ist es mir wahrscheinlich, dass es einem Wurme von 40tm Länge angehört. Ein vollständig erhaltenes Exemplar, wie man es selten findet, da in der Regel der Körper beim Ergreifen des lebenden Thieres zu zerbrechen scheint, war 1 1 4mm lang, 2D"n dick und hatte 354 Segmente. Der Kopflappen ist klein, bisweilen tief in das erste Segment eingezogen (Taf. XVI. Fig. 1). Aufseiner gewölbten oberen Fläche stehen nahe dem hinteren Rande fünf Fühler, der unpaare mittlere am weitesten nach hinten, die seitlichen je weiter nach aussen um so mehr nach vorn. Die Fühler sind immer ungegliedert fadenförmig; der unpaare ist etwas länger als die beiden äusseren nur wenig an Länge verschiedenen. Die Länge der Fühler überhaupt ist sehr Fam. Euiücea. Gen. Eunice. 355 ungleich; an den grüssten Thieren, welche mir vorlagen, waren sie kaum so lang als das erste Segment und ragten nur wenig über den Vorderrand des Kopflappens : an kleineren Thieren waren sie bisweilen verhältnissrnässig bedeutend länger, so dass sie nach hinten zurückgelegt über mehrere Segmente bis zum fünften reichten. — Auf der Unterseile des Kopflappens stehen zwei einfache niedrig gewölbte Palpen, die am Vorderrande des Kopflappens unmittelbar in diesen übergehen; infolge dessen erscheint der Vorderrand des Kopflappens in der Mitte tief eingeschnitten. — Zwei dunkle Pigmenthaufen, Augen, stehen auf der oberen Kopf lappenfläche jederseits hinter dem Ursprünge der beiden äusseren Fühler. Das erste und zweite Segment sind ruderlos, völlig von einander getrennt und auf der Bauchfläche fast eben so stark als auf der Ruckenfläche gewölbt. Das erste ist das grösste von allen, es ist in der Regel etwas verdickt und fällt daher durch grössere Breite vor den übrigen auf; es ist mehr als doppelt so lang als das zweite. Dieses, nur wenig länger als die folgenden, trägt zwei Fühlercirren, welche auf der Rückenfläche ungefähr in gleichem Abstände vom Vorder- wie vom Hinterrande entspringen ; es sind ungegliederte Fäden, die bei meinen grösseren Thieren so kurz waren, dass sie kaum über die hintere Hälfte des ersten Segmentes hinausragten (Taf. XVI. Fig. I); bei kleineren Thieren waren sie etwas länger. An allen folgenden Segmenten ist im Gegensatz zu der hoch gewölbten Ruckenfläche die Bauchfläche platt und in der Regel in der Medianlinie der Länge nach mit einer seichten Furche ver- sehen. Die einzelnen Segmente sind durch scharfe aber nicht tiefe Furchen von einander getrennt. Im vorderen Körperdrittel ist das einzelne Segment sehr breit im Verhältniss zur Länge; ich habe an einzelnen allerdings in Weingeist geschrumpften Exemplaren die Segmente dieser Gegend 7 bis S mal so breit als lang gesehen. Im hinteren Körpertheile hat die Segmentbreite etwa das Zwei- bis Dreifache der Länge; es kommt dabei allerdings in Betracht, dass dieser Körpertheil in den meisten Fällen schlaff' und weich erscheint , die Segmente daher leichter der Länge nach gedehnt werden können als in dem festeren Vordertheile. Immer aber bleibt das ungleiche Verhältniss zwischen der Breite und Länge des Segmentes in den verschiedenen Körpertheilen auffallend, und das kurzgegliederte Vordertheil lässt leicht diese Art erkennen. — ■ Von der oben erwähnten Wulstbildung, die auf den hinteren Segmenten bei manchen Exemplaren beobachtet wird, kann ich nur sagen, dass es aussieht als sei die Haut hier zu einem solchen Ringwulste zusammen- geschoben ; das häufige Vorkommen bei sonst gut conservirten Thieren spricht gegen die Ver- muthung, dass die Bildung erst nach dem Tode des Thieres entstanden sei. Die Ruderfortsätze stehen an den vorderen Segmenten, einander genähert, auf der Bauchfläche (Taf.XVI. Fig.2), weiterhin tief unten am seitlichen Umfange. Das Ruder') (Taf.X VI. Fig.ü) I) Die Abbildungen, welche Cl aparede von den Ruderfortsätzen seiner mit Eun. siciliensis identischen Eun. Taenia giebt, stimmen bis auf einzelne Abweichungen mit dem \on mir gesehenen Verhallen überein. In der Fig. Hu ist die mit c bezeichnete papüle ctigitiforme die Stummel förmige Verlängerung der Ruderspitze, die ich aber nie so weit von der Spitze entfernt gesehen habe ; in der Fig. t I y ist wohl nur irrthümlich der Ursprung der Kieme auf die Körperoberfläche statt auf die Basis des Rückencirrus versetzt. 3 56 Ordo 1. Nereidea. ist ein niedriger kegelförmiger Höcker, über dessen abgestutzte Endflache eine kleine stummei- förmige Verlängerung vom oberen Umfange her vorragt. Zwei Borstenbündel treten aus ihm hervor. Die Borsten des oberen Bündels, meist weniger zahlreich als die des unteren, sind ein- fache an der Spitze geschweifte und hier der Länge nach schmal gesäumte farblose Borsten. Die Borsten des unteren Bündels, deren Zahl eine sehr ansehnliche wird, sind zusammengesetzte (Taf. XVI. Fig. 7); das verbreiterte Ende des Stabes ist schraffirt, so dass der Band der längeren Kante dadurch schwach gezähnelt erscheint; das Endglied ist bei verschiedenen Thieren von un- gleicher Länge, so dass es bei den grösseren schlanker, bei kleineren kürzer und gedrungener scheint. Es hat die gewöhnliche Form , von der Seite gedeckt mit einem Doppelhaken an der Spitze, ist aber dadurch ausgezeichnet, dass das feine Deckblättchen jeder Seite mit einer Reihe feiner Haarzähne besetzt ist. — Zu diesen Borsten gehören zwei dunkelbraune fast gerade, nur an der äussersten Spitze schwach gebogene starke Stütznadeln ; ich halte die Zahl zwei für die nor- male, und glaube, dass da wo sich nur eine oder, was viel seltener ist, mehr als zwei Stütznadeln in den Rudern finden, die fehlende abgeworfen oder die überzählige neu gebildet und zum Ersatz für eine abzuwerfende bestimmt ist. — Der Bückencirrus ist ein kurzer ungegliederter Faden, bisweilen kaum länger als das Ruder, in anderen Fällen drei- bis viermal so lang. Er entspringt von der Rückenfläche der Ruderbasis. In sein Anfangsstück ragen , doch nicht so weit als bei anderen Arten, die Spitzen zweier kurzer gerader im Innnern gelegener Borsten hinein. — Vom Rückencirrus, und zwar von dessen Wurzeltheile, entspringt an den Segmenten der hinteren Körperhälfte mit Ausnahme des Schwanztheiles die Kieme (Taf. XV. Fig. 6). Die Zahl der kiemenlosen Segmente des vorderen Körperabschnittes ist eine bei verschiedenen Thieren sehr ungleiche; die erste Kieme ist daher an kein der Zahl nach bestimmtes Segment gebunden, son- dern rückt um so weiter nach hinten, je grösser das Thier ist. Ebenso schwankend ist die Anzahl der kiemenlosen Segmente am Körperende. Bei dem Wurme mit 354 Segmenten stand die erste Kieme am 96sten Segmente, von da an allen bis auf die letzten 25 Segmente. Bei einem klei- neren Exemplare fand sich dagegen die erste Kieme, in Übereinstimmung mit Gribe's Angabe, bereits am H ästen, während bei dem grössten Wurme die erste Kieme erst am '249sten Segmente stand, also mehr übereinstimmend mit dem von Clapabede bei der identischen Euiiice Taenia be- schriebenen Verhalten. — Die Kieme ist ein einfacher dünner Faden, der durch die gleiche Ge- fässverbreitung in seinem Innern, zwei Längsstämme, die an der Spitze der Kieme in einander übergehen und durch quere Gefüsshalbringe in ihrer Längsausdehnung unter einander in Verbin- dung stehen, die Zusammengehörigkeit mit den reichen Kiemen anderer Eunice- Arten verräth. Die ersten Kiemen sind kaum so lang, selbst kürzer als die Bückencirren , denen sie aufsitzen; weiterhin aber werden sie bedeutend länger als die Cirren , und diese erscheinen dann bis- weilen als kurze fadenförmige Anhänge am unteren Umfange des Kiemenursprunges. — Die Baucheirren der ersten Ruder sind kurze zugespitzte Fäden, die mit einem etwas dickeren Anfangsslücke von der Bauclifläche entspringen und wenig über die Spitze des Ruders hinaus- Farn. Eunicea. Gen. Eunice. 357 ragen. An den folgenden Segmenten erreichen sie ihre völlige Ausbildung, die sie mit Aus- nahme am Körperende überall behalten, dadurch, dass ihr Anfangsstück zu einem queren Polstor sich vergrössert , welches eine Strecke weit gegen die Medianlinie hin auf die Bauchflache hinaufgreift, mit der Unterseite der Ruderbasis verwachsen ist und an seinem lateralen Ende die Spitze des Cirrus als ein kurzes stummeiförmiges Fadchen trägt (Taf. XVI. Fig. 6). Diese polster- förmigen grossen Anfangsstiicke der Baucheirren sind an den kurzen Segmenten der vorderen Körperhalfte im Durchmesser von vom nach hinten wenig kleiner als diese, erstrecken sich der Breite nach so weit über die Bauchllache der Segmente, dass sie bei grösster Entwicklung jeder- seits fast ein Drittel derselben einnehmen. Da sie ausserdem stark gewölbt und meist heller ge- färbt sind als die übrige Bauchflache, so verleihen sie der Unterseite des Körpers ein besonders charakteristisches Ansehen (Taf. XVI. Fig. 2). Das Aftersegment trägt keine Ruder, an seiner Endflache stehen vier Aftercirren, von denen die oberen langer sind als die unteren, doch ist der Grössenunterschied nicht bedeutend. Die anatomischen Verhallnisse des inneren Baues stimmen im Allgemeinen mil denjenigen der Eunice Harassii überein ; deshalb hebe ich nur Einiges hervor, was der Species eigenthümlich ist oder des besonderen Verhaltens wegen erwähnt zu werden verdient. Am Anfange des Verda u ungs tractus liegt die ansehnliche aus Kiefersack und Schlund- rohr gebildete Mundmasse, die bis ins 6te Segment reicht. — Die Kiefer sind einfacher gebildet als bei andern E unke- Arien , besonders ausgezeichnet durch die Einfachheit der Plaltenslücke im Oberkiefer und durch die Gestall des Unterkiefers. Im Oberkiefer(Taf.XVI.Fig. 4) sind die Träger nach hinten zugespitzt und, abstechend von dem schwarzen Zangen- und Zahnstücke, ganz hell- farbig. Die Zange hat ein grosses Grundstück ; der Zahn ist auf der Schneide mit zwei grossen Ein- schnitten versehen. In jeder Kieferhälfte liegt, am meisten nach vorn, eine kleine derbe Sägeplatte, deren Rand keine oder sehr undeutliche Zähnelungen besitzt. In der linken Hälfte liegt eine unpaare, auf der Schneide nicht gezähnelte Platte, die am Zahn kaum bis zum ersten Einschnitt reicht; sie wird in der rechten Hälfte durch einen braun gesäumten Chitinrand der unteren Nischenkante vertreten. In jeder Hälfte liegt ausserdem eine kleine schalenförmige Reibplatte (Taf. XVI. Fig. 4 a, 4 b). Der Unterkiefer (Taf. XVI. Fig. 5), länger als der Oberkiefer, besteht aus zwei Platten, welche nach hinten stark verschmälert sind; im vorderen verbreiterten Theile, mit dem sie in der Medianlinie zusammenstossen, sind ihre lateralen Ränder so stark aufwärts gebogen, dass beide Kieferhälften zusammen hier eine breite tiefe Rinne bilden, deren schneidende Ränder, welche keine grösseren Sägezähne besitzen, in Form eines Hohlmeissels aus der Mundöllnung hervor- gehoben werden (Taf. XVI. Fig. 2. 3). In ihrem hinteren schmäleren Theile sind diese Kieler hell braungelb, nach vorn werden sie dunkler, der ganze Vorderrand aher ist in breiter Ausdehnung emailleweiss. Das Seh I ii n droh r ist im Anfange auf der inneren Oberfläche mil hohen unregelmässigen Falten besetzt , zwischen denen tiefe fast sackartige Einziehungen stehen. Gegen die Mitte des Ehlers, Eorstenwünner. 46 3 öS Onh 1. Nereidea. Rohres hin gehen daraus niedrigere der Lange nach verlaufende Falten und Furchen hervor fTaf. XV. Fig. 3). — Der Übergang in den gekanimerten Darm erfolgt gleich hinter dem Ende des Kiefersackes ohne Einschiebung eines besonderen Darmabschniües. Das Gefäss- und Nervensystem habe ich nicht eingehender untersucht, da es keine wesentliche Abweichung von dem bei Eunice Harassii geschilderten Verhalten zu besitzen schien. Von Geschlechlsproducten kenne ich nur Eier, die sich innerhalb der Leibeshöhle an den grün gefärbten Körperstrecken fanden. Sie hatten 0,OI58'nm im Durchmesser, waren kugelig oder mannigfach gegen einander abgeplattet und besassen eine derbe helle Eischale und eine grobkörnige tief spangrün gefärbte Dotiermasse. — In der Raderbasis fand sich an der gleichen Stelle, wo bei Eunice Harassii das Segmentalorgan liegt, aber in weit grösserer Ausdehnung eine braunschwarze Masse, welche die Borstenbündel umlagerte und mehr oder weniger weit in die Leibeshöhle hineinragte (Taf. XVI. Fig. 6). Es gelang mir nicht, diese Masse zu entwirren, nur so viel habe ich gesehen, dass in ihr Schläuche und gewundene Canäle enthalten sind; des- halb vermulhe ich, dass diese ganze Masse zu einem Segmentalorgane gehört. Die Art, bei Fiume von mir auf bewachsenem festen Meeresgrunde gefunden, ist im Mittelmeere stark verbreitet; Pirano (Helleb) , Cherso, Lussin (Grube), Lesina, Curzola (Heller), Lissa (Schmabda), Port Vendres (Clapabede), Palermo (Grube). Wohl in Folge eines sehr sinnentstellenden Druckfehlers, der sich in die erste Beschreibung, welche Grube1) von diesem Thiere gab, eingeschlichen hatte, und der erst viele Jahre nachher verbessert wurde, ist es gekommen, dass die Eun. siciliensis (Gb.) von mehreren Schriftstellern unter verschiedenen Namen beschrieben ist. Zunächst gilt das von der Eunice adriatica (Sciimabda). welche Grube bereits selbst als sy- nonym mit seiner Eun siciliensis bezeichnet hat2). Dann rechne ich unbedingt hierher auch Eunice Taeniu (Clprd.)3), da ich in der Beschreibung und Abbildung des Thieres keinen wesentlichen Unterschied finde. Das gleiche gilt von der von Blainville 4) erwähnten Nereidonta Paretti von der genuesischen Küste, die durch Kürze und grosse Anzahl der Segmente, sowie durch Kleinheit der Anhänge ausgezeichnet sein soll; es würde nach den Gesetzen der Priorität dieser Name vor dem GRUBE'schen den Vorzug verdienen, wenn Blainville seine damals neue Art mit einer kennzeichnenden Diagnose versehen hätte. — Eunice ebranchiata (Qtrfg ) von Palermo, die vielleicht hierher gehört, da das untersuchte Thier bis zum 430sten Segment, von wo ab der übrige Körpertheil fehlte, keine Kiemen trug, ähnelt nach der Beschreibung auffallend der E. siciliensis, allein der Zahn des Oberkiefers soll 8 bis 10 Sägezähne besitzen. 1) Grube, Actinien , Echinodermen und Würmer a. a. 0. pg. 83 sagt: »Bis zum 5ten Segment giebt es gar keine Kiemenfäden, mit ihm treten einfädige Kiemen auf, mit dem 85slen, in einem anderen Exemplar mit dem 95sten, zweifädige.« Er verbessert diese Angaben dahin (Die Insel Lussin und ihre Meeresfauna, Breslau 1864. 8. pg. 79), dass es statt 5tem Segment »85slem« heissen, dass die Worte »mit dem 85sten« ganz fehlen sollten. 2) Schmarda, Neue wirbellose Thiere a. a. 0. I. ii, pg. 124. tab. XXXII. fig. 257. — Grube, Die Insel Lussin a. a. 0. 3) Claparedb, Glanures zoologiques parmi les Annelides (Tire des Memoires de la Societe de Physique et d'Histoire naturelle de Geneve. tome XVII. 2me partie.) 1864. 4. pg. 120. PI. IV. Fig. II. 4) Art. Vers. Dictionnaire des sciences naturelles. T. LVII. 1828. pg. 476. Farn. Etmicea. Gen. Marphysa. 359 Marphysa Qtrfgs. Qcatbefages, Note sur l;i Classification des vers. Comptes rendus del'Aca- demiedes sciences. Tom. LX. 27. Mars 1 8(3,'). Histoirp des Anneies. T. I. a. a. 0. pg. 331. Leodicae Marphysae Savignv, Systeme des Annölides a.a.O. pg. 51. Nausicaa Km bebt., An nulat a nova a. a. 0. pg. 563. Naüphanta Kinberg, Ann ul ata nova a. a. 0. pg. 564. Kopflappen mit fünf Fühlern und zwei polsterformigen die Unterseite und den Vorderrand des Kopflappens einnehmenden Palpen; das zweite der beiden ruderlosen Segmente ohne Fühlercirren. Ruder mit Rücken- und Bauchcirrus, einem oberen aus meisselförmigen und einfachen , und einem unteren aus zusammengesetzten Borsten be- stehendem Bündel: Kiemen einfach oder mit mehreren von einem kurzem Stamm ent- springenden Fäden an einer mehr oder minder grossen Reihe von Segmenten, 4 After- cirren. — Oberkiefer mit Zahn und Zange, in der linken Hülfle eine Platte mehr als in der rechten. Diese Gattung unterscheidet sich von der voranstellenden Eunice wesentlich durch das Fehlen der Fühlercirren. Aber auch die seitlichen Segmentfortscitze besitzen einen charakteristi- schen Habitus, der ihnen zunächst durch die Kürze der ungegliederten Rückencirren verliehen wird, dann durch den Bau der Kiemen, die da, wo sie mehrfädig sind, nieist einen so kurzen Stamm be- sitzen, dass er neben den langen Faden zurücktritt und damit zugleich das kammförmige Aussehen, welches diese Organe bei Eunice besitzen, trotz der gleichen Anordnung der Kiemenfäden ver- wischt wird. Eine Anzahl der hierher gehörenden Arten ist ausserdem durch die Form des End- gliedes der zusammengesetzten Borsten ausgezeichnet, welches spitz messeiförmig auslauft und nicht mit einer Hakenspitze endet. — Kinbehg hat die hierher gehörenden Arten in zwei Gattungen vertheilt: Naüphanta mit kanimförmigen und Nausicaa mit fadenförmigen Kiemen; ich halte diesen Unterschied in der Form der Kiemen für viel zu gering, um darauf hin neue Galtungen aufzu- stellen; wollte man in gleicher Weise mit den übrigen kiementragenden Gattungen der Euniceen verfahren, so würde sich deren Zahl vermutlich noch mehr vergrössern '). Europäische Meere. i) M. sanguinea Montagu (siehe oben). 2) M. (Eun.) Belli Audoiin et M. Edwards, Classification Ann. d. scienc. natur. T. XXVIII. pg. 223. XXVII. PI. XI. t — 4. 8. 9. Englische und französische Küsten. 3) ? M. (E.) Grunewaldi Hisso, Histoire natur. des prineipaleS produetions de l'Europe meridionale. T. IV. 1826. pg. 422. Mittelmeer. Afrikanische K ü st e n . 4) M. mossambica Peters, Arch. f. Nalurgesch. Jhrg. 2t. ISoö. pg. 40. Mossambiqun bis Mossimboa. 8) M. haemasona Qiätrefages, Histoire des Anneies. T. 1. pg. 334. Table-Bay. Indisches Meer und Südsee. 61 M. (Eun.) teretiuscula Sciuiarda, Neue wirbellose Thiere. I. it. a a. 0. pg. I 29. Ceylon. 7) M. (Naü- phanta) corallina Kinberg, Amuilata nova a. a. 0. pg. 564. Honolulu. 8) M. (Naüphanta) novae Hollandiae Kin- 360 Ordo I. Nereiden. Harphysa sanguinea Montagu. Nereis sanguinea Montagc, Descriptions of several new or rare Animals. Transactions of the Linnean Society of London. T. XI. 1815. pg. 20. tah. III. fig. I. Leodice opalina Savigny, Systeme des Annelides a.a.O. pg. 51. Nereidonta sanguinea Blainville, Art. Vers. Dictionnaire des sciences natu- relles. T. 57. 1828. pg. 477. Atlas: Vers et Zoophytes Chetopodes. PI. (15.) Fig. 2. Eunice sanguinea Audouin et Milne Edwards, Classification a. a. 0. Annales des sciences naturelles. T. XXVIII. pg. 220. — Grube, Familie der Anneliden, pg. 44. 123. — Johnston, Catalogue a. a. 0. pg. 134. Marphysa sanguinea Qlatrefages, Histoire des Anneies. T. I. a. a. 0. pg. 331. Körper lang gestreckt, aus zahlreichen kurzen Segmenten zusammengesetzt. Kopf- lappen mit 5 kurzen ungegliederten Fühlern, 2 Palpen und 2 Augen. Das erste Segment über doppelt so lang als das zweite nackte. Ruder mit 2 Borstenbündeln; im oberen meisselförmige und einfache schwach gesäumte Borsten und 2 gerade Stüt/.nadeln, im unteren Bündel Borsten mit langem spitz messerförmigem Endanhang und starker Acicula mit Doppelhaken am Ende. Rückencirren ungegliedert, kaum länger als das Buder, Baucheirren stumpfe Höcker. Kiemen zuerst am 21sten Segment einfach fadenförmig, weiterhin mit bis 7 langen Fäden, welche einzeilig an einem ganz kurzen Stamme ent- springen. Im Oberkiefer die Träger kurz, Zangen schlank, Zähne mit 3 Sägezähnen, un- paare Sägeplatte mit 6, paarige rechts mit 6, links mit 3 Zähnen. Unterkiefer lang ge- streckt mit kurzer ungezähnelter Endplatte. — Europäische Meere. Marphysa sanguinea ist zu wiederholten Malen Gegenstand von Untersuchungen gewesen, die ein besonderes Interesse in Anspruch nehmen dürfen. Die äusseren Formen des Thieres sind im Allgemeinen so genau beschrieben, dass ich nur Weniges hinzuzufügen brauche; meine An- berg a. a. O. Sidney. 9) M. (Eun.) depressa Schmarda, Neue wirbellose Thiere a. a. 0. pg. 127. Neu-Seeland, Hafen von Auckland. Amerikanische Küsten. Westliche: I 0) M. (Eun.) aenea (Blanch.) Gay, Historica fisica y politica de Chile. Zoologia. Tom. III. Paris 1849. pg. 19. Atlas Anillados No. I. Fig. 4. Küste von Cliiloe = M. Gayi Quatrefages, Histoire des Anneies, pg. 335. Chile. I I) M. peruviana Quatrefages a. a. 0. pg. 336. Lima, 12) M. (Nausicaa) striata Kinberg, An- nulata nova a. a. 0. pg. 565. Insel St. Jose bei Panama. Östliche: 13; M. (Eun.) hamata Scumarda, Neue wirbellose Thiere a. a. 0. pg. 125. Jamaica. 14) M. (?) (Eun.) macrochaeta Schmarda a. a. 0. pg. 126. Jamaica. 15) M. Leidii Quatrefages, Histoire a. a. 0. pg. 337. = sanguinea Leidi. Rhode-Island und New-Yersey. Nach der Form der Borsten lassen sich diese Arten in folgende Gruppen vertheilen : Im unteren Borsten- bündel stehen I) Borsten mit spitz messerförmigem Endgliede: 1. 2. 4. 6. 8. 15. (?) — 2) Borsten mit doppel hakigem und spitz messerförmigem Endgliede: 9. — 3) Borsten mit doppel- hakigem Endgliede: 7. 10. lt. 12. 13. 14. — Ganz zweifelhaft ist die Stellung von Eunice quadrioculata (Ord.) Grube, Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 60 aus Puntarenas mit 5 Fühlern, 4 Augen, ohne Fühlercirren und ohne Kiemen (?). Fani. Eunicea. Gen. Marphysa. 3GI gaben sind nach einom Exemplare dieser Art entworfen, welches sieli im göttinger Museum befindet. — Der Körper ist nicht so hoch gewölbt als bei den Arten von Eunice, sondern er- scheint eher etwas abgeplattet; er ist am vorderen Ende anbedeutend, stärker dagegen am hin- leren Körperabschnitte verjungt. Die einzelnen Segmente sind auffallend kurz, was wesentlich zum Gesammtbilde beitragt, welches durch die langen Kiemenfiiden. welche an den mittleren Segmenten stehen, vervollständigt wird. Der Kopflappen tragt ö ungegliederte Fühler, von denen der längste mittlere kaum so lang ist als das erste Segment. Nach aussen vom Ursprünge der mittleren Fühler steht je ein dunkler Augenfleck. Die Palpen sind zwei grosse stark nach vorn gewölbte Polster, durch welche der Kopflappen von vorn her tief eingeschnitten erscheint. Das erste der beiden anhanglosen Segmente, welches auf der Bauchfläche die Mund- öffnung umgiebt, ist über doppelt so lang als das zweite; beide sind durch eine scharfe Ringfurche völlig von einander getrennt. Die ersten der rudertragenden Segmente sind so lang als das zweite anhanglose, bald aber werden sie bedeutend kürzer und sind in dem breitesten Mittelstucke des Körpers äus- serst schmale Ringe, gegen das Körperende hin erhalten sie wieder eine etwas grössere Länge. — Die Ruder (Taf. XVI. Fig. 8), welche an den ersten Segmenten nicht so tief gegen die Bauch- fläche hinabrücken, als dies bei den meisten Arten der Gattung Eunice der Fall ist, sind kurze stumpf kegelförmige Fortsätze mit einem oberen Borslenbündel, weichesaus breit meisselförmigen an der Schneide grob zerschlitzten (Taf. XVI. Fig. 9) und einfachen schwach gesäumten Borsten besteht, die um 2 gerade Stutznadeln gruppirt sind, und mit einem unteren Bündel, dessen zu- sammengesetzte Borsten auf dem nur wenig erweiterten Schaftende einen langen spitz messer- förmigen Endanhang tragen (Taf. XVI. Fig. 9), dessen Flächen bisweilen an der Schneide entlang mit einer Reihe feiner haarförmiger Zähnchen besetzt sind. Zu diesem Bündel zusammengesetzter Borsten gehört eine gekrümmte Stütznadel mit starkem Doppelhaken am Ende. — Die Rücken- cirren sind kurze ungegliederte Anhänge, die kaum über die Ruderspitze hervorragen; ein Bündel feiner Borsten liegt mit seinen Spitzen in ihrem Wurzeltheile. Die Baucheirren sind stumpf abgerundete Polster, welche an der Ruderbasis ziemlich stark über die Bauchfläche hervor- ragen. Die Kiemen treten an meinem Exemplare zuerst am üMsten und am 23sten Segmente als kleine eher höcker- als fadenförmige Fortsätze auf, und entwickeln sich dann rasch zur voll- kommenen Form ; in dieser bestehen sie aus 7 schlanken fast gleich langen Fäden , welche ein- zeilig unmittelbar hinter einander von einem kurzen Stamme entspringen ; diese Anordnung der einzelnen Fäden lässt die ganze Kieme mehr büschel- als kammförmig erscheinen. Die Kiemen nehmen allmählich an Zahl der Fäden ab. An welchem Segment die letzte steht, kann ich nicht angeben, da das Körperende des mir vorliegenden Exemplares fehlte. Die innere Organisation stimmt im Allgemeinen mit dem von Eun. Harassii beschriebenen Verhalten überein. Ich hebe vom Verdauungstractus die Form des bis jetzt nur von Montagc und .'362 Onhi I. Nereiden. da nicht genau genug beschriebenen Kieferapparates heraus. Der Kiefersack und das Schlund- rohr scheinen mir in ganz gleicher Weise wie bei E. Harassii gebaut zu sein. Die Stücke des (8mi" langen) Oberkiefers sind braun gefärbt (Taf. XVI. Fig. 1 0) , die Trager sind kurze am late- ralen Rande schalenförmig gehöhlte Platten. Die Zangen sind schlank ausgezogen, auf der oberen Fläche des Grundtheiles steht ein länglicher Höcker und eine tiefere Furche daneben. Die Zahne sind wie gewöhnlich schalenförmig gegen die Spitze gewölbt, ihre Schneide ist nur im vorderen Theile mit drei Sägezahnen besetzt; in der linken Kieferhälfte liegt eine unpaare Sägeplatte mit Gzähnigem Rande. Die paarigen Sägeplatten sind nach vorn zu einer kuppenartigen in der Mitte dunkel gefärbten Platte erweitert, die linksseitige trägt auf dem freien Rande 3, die rechtsseitige 6 Sägezähne, von denen die drei äusseren grösser sind als die inneren. In jeder Kieferhälfte liegt ausserdem nach aussen eine kleine schalenförmige Reibplatte. — Der Unterkiefer (Taf. XVI. Fig. II) ist etwas länger als der Oberkiefer (I ln,m lang;; seine platten stabartigen Hälften sind von hinten nach vorn gleichmässig erweitert ; sie tragen auf dem Vorderende je eine weisse schwach ausgehöhlte Platte mit undeutlich concentrischer Streifung. Die Ränder dieser scharf abgesetzten Endplatle sind bräunlich gefärbt, ohne grössere Zähnelungen. Das Gefässsyslem dieser Art ist von M. Edwards1) untersucht, und es geht aus seiner Reschreibung die Übereinstimmung der Gefässanordnung mit der bei Eun. Harassii hervor. So weit ich diese Verhältnisse habe nachuntersuchen können, kann ich die Angaben auch für diese Art bestätigen. Der Hauptstamm auf der Bauchseite giebt jederseits in jedem Segmente gegen die Ruder und den Darm einen Ast, und dieser trägt die contractile Schlinge, welche den Kreis- lauf innerhalb eines jeden Segmentes regelt. In den zunächst hinter der Mundmasse gelegenen Segmenten sind diese Schlingen am grössten , wie das in der Abbildung von M. Fdwards dar- gestellt ist. Über dem Darm liegen, getrennt durch das vertical stehende längslaufende Dissepi- ment, die beiden Hauplrückenstämme, welche sich zu einem einzigen über der Mundmasse ge- legenen vereinigen. Der von M. Edwards bezeichnete Gefässring, welcher unmittelbar hinter dem Kiefersack den Anfang des Darmes umfasst, wird von den seitlichen Gefässen gebildet, welche, wie in jedem Segmente so auch hier, seitwärts zur Körperwandung gehen. Die Anord- nung der Gefässe an der Mundmasse scheint ähnlich wie bei E. Harassii zu sein ; zwischen Kiefer- sack und Schlundrohr laufen einige grössere, zum Theil mit einander anastomosirende Gefässe, welche an beide Theile der Mundmasse zahlreiche kleine, Gefässe abgeben. — Die Gefäss- vertheilung in den Kiemen ist wie bei E. Harassii. Die Capillaren der Ruckenfläche bildet M. Ed- wards als ein reiches Netz ab, welches in einen unpaaren subcutanen Stamm einmündet. Darüber kann ich aus eigner Anschauung nicht urtheilen. i Mii.ne Edwards . Recherches pour servir a I'histoire Hfl la cii-culation du saug chez les Annelide.s. Annal. de* scieuc. naturell. Ser. 2. T. 10. 1838. pg. 204. PI. 12. Fig. 2. — Cop. in Regne animal. Ed. ae- comp. de Plancli. PI. I a. Farn. Eunicea. Gen. Marphysa. 363 Das Nervensystem dieser Art, ist für Quatrefages ') Gegenstand der Untersuchung ge- wesen, in welcher derselbe die Existenz eines grossen gerade hier sehr entwickelten Kingeweide- nervensystemes nachgewiesen hat. Ich bin vergebens sowohl bei dieser Art als auch bei den grösseren Arten der Gattung Eunice bemüht gewesen, den Befund von Quatrefages zu bestätigen, und dabei zu der Überzeugung gekommen, dass in einigen Puncten sich jedenfalls Irrthümer ein- geschlichen haben, und dass, bevor nicht durch mikroskopische Untersuchungen die von Quatre- fages zum Nervensystem gezogenen Theile als nervös erkannt sind, ein Zweifel an die Existenz eines solch complicirten Nervensystemes berechtigt ist. Beim näheren Eingehen auf die Quatrefages' sehen Angaben will ich nur Einiges hervorheben, welches mir falsch zu sein scheint. So ist mir zunächst die Zahl und Verthrilung der von den Bauch- ganglien ausgehenden Äste zweifelhaft, ich vermisse besonders darin die Fäden, welche in die Rücken- und Baiichcirren eintreten, und habe nie im Innern der Ruder ein Ganglion getroffen, welches dem in der Fig. 1 mit 3 bezeichneten entspräche. Die beiden den Schlund umfassenden Nervenstämme treten auch hier wahrscheinlich nicht an den Rand, wie es gezeichnet ist, sondern an die untere Fläche des Hirnes. Das Hirn selbst ist nach meinem Dafürhalten im Allgemeinen richtig; dann sehe ich in den beiden vorderen grossen mit a bezeichneten Lappen diejenigen Theile, welche die Palpen erfüllen. Dagegen existiren sicher- lich nicht die von den vorderen Rändern kommenden reich verästelten Nerven (d, e in Fig. 1), sondern das was dafür gehalten und als solches gezeichnet ist, sind vielleicht die zahlreichen Blutgefässe und Muskel- fäden, welche an die innere Fläche der Hirnmasse sich ansetzen und die bei der Freilegung des Hirnes an dessen Vorderrande hängen. Ungenau muss auch die Angabe sein, dass die mit /"bezeichneten, von der Oberfläche des Hirns ausgehenden Fäden Fühler und Augennerven seien. Derartige Augennerven giebt es nicht, denn die Pigmentmassen des Auges sitzen dem Gehirn fast unmittelbar auf, und so könnte höchstens der eine dieser Fäden ein Nerv für die äussersten Fühler sein, während die Nerven für die drei anderen Fühler nicht angegeben sind. Was nun das eigentliche, die Mundmasse umgebende Nervensystem mit seinen zahl- reichen Schlingenbildungen betrifft, so habe ich nie etwas dergleichen auffinden können. An denselben Stellen, wo nach Quatrefages diese Nerven verlaufen sollen, finde ich nur die ansehnlichen ganz ähnliche Schlingen bildenden Blutgefässe, welche an der ganzen Mundmasse zum Theil zwischen Schlundrohr und Kiefersack gelegen sind. Ich kann mich daher der Vermuthung nicht erwehren, dass hier ein grosser Theil der als Nerven beschriebenen Fäden in Wahrheit nur Blutgefässe sind. Die Existenz eines vom Hirn zum Anfang des Verdauungstraclus gehenden Nervensystemes soll damit nicht in Abrede gestellt sein: jeden- falls wird ein solches aber nicht in der von Quatrefages beschriebenen Form gefunden werden. Im oberen Theile der Ruderhöhlung liegt, wie bei E. Harassü, ein dunkel pigmentirter Körper, der nach aussen an der Wurzel des Rückencirrus durchschimmert, und den ich auch hier als Segmentalorgan anspreche (Taf. XVI. Fig. 8). Er ist nicht einfach, sondern aus mehreren, meist 2 oder 3, kolbig geschwollenen Lappen zusammengesetzt; eine feine Membran umschloss bei allen die dunkelbraune Pigmentmasse. Mit ihm hing das aus feinen glashellen Borsten be- stehende Bünde! zusammen, dessen Spitzen unter der Wurzel des Rückencirrus lagen. — Ob in der unteren Ruderhälfte eine Knaueldrüse liege, konnte ich aus Mangel an nöthigem Material nicht entscheiden. I) Oi'atiiefages , Sur le Systeme des annelides. Annales des sciences naturelles. Zool. Ser. III. T. 2. 1844. pg. 81. PI. I. Fig. I. 364 Ordo I. Nereiden. Es ist liier der Orl , um die KocH'sche Beobachtung '), wonach Marphysa sanguinea lebendig gebärend sein soll , einer näheren Betrachtung zu unterwerfen. Koch sah aus dem verstümmelten Leibesende einer M. sanguinea bei heftigen Contrnctionen des Thieres einen kleinen fadenförmigen Wurm hervortreten, der die gleiche Kopfform wie die Gattung Lumbriconereis (Bl.) besass. Beim Aufschneiden der Marphysa von hinten her fanden sich die einzelnen Segmentnlriiume neben dem Darme gefüllt von jungen Würmern auf allen Stadien der Entwicklung, von dem '/10 Linie messenden nur in einigen Exemplaren vorhandenen Embryonen bis zu ausgebildeten 2 Zoll langen und über 100 Segmente besitzenden Thieren. Koch hielt diese Würmer im Innern der Segmentalräume für die Jungen der Marphysa, welche, wie das die grössten der aufgefundenen Insassen der Leibeshöhle bewiesen, ein Stadium zu durchlaufen hatten, in welchem sie wie Lumbriconereis geformt wären. M. sanguinea wäre danach lebendig gebärend, und zwar nach Koch's Ansicht in der Weise, dass das Mutterthier sein Hinterlheil verliere und aus den so geöllheten Segmenträumen die Jungen hervor- kröchen. Es setzt diese Annahme zunächst voraus, dass die Eier des weiblichen Thieres im Innern des Körpers befruchtet würden, oder dass sie sich ohne befruchtet zu sein entwickelten. Beides wäre zur Zeil unter den zunächst verwandten Formen ohne Analogon. — Sehen wir uns, um in dieser Frage zu einer Entscheidung zu gelangen, die am weitesten entwickelten Jungen an, Thiere von 2 Zoll Länge und mit mehr als 100 Segmenten, so zeigen die Abbildungen uns Formen, welche von Eunice und Marphysa weit entfernt und durch das Fehlen aller Anhänge am Kopflappen und an den Budern ausgezeichnet sind. Die von Koch vorausgesetzte Annahme, dass diese Thiere in weiterem Wachsthum durch Entwicklung der Körperanhänge die Form des vermeintlichen Mutterthieres annehmen würden, ist ganz unzulässig, denn es ist einmal nicht abzusehen, wie der so charakteristisch geformte grosse Kopflappen, so wie die Ruderfort- sätze der jungen Thiere in die andere Form sich umwandeln sollten, und zweitens nicht wahrscheinlich, dass Thiere von 2 Zoll Länge und mit mehr als 100 Segmenten noch nicht die charakteristischen Körper- anhänge besitzen sollten, da es bekannt ist, dass die Arten von Eunice, lange bevor sie diese Grösse erreichen, nicht nur die Fühler und Girren sondern auch die stets zuletzt erscheinenden Kiemen besitzen. An eine Formwandlung dieser Würmer ist also nicht zu denken, und es handelt sich nun darum, zu welcher Gat- tung die Thiere zu rechnen seien. Diese Entscheidung mit Sicherheit zu fällen ist nicht wohl möglich. Wegen der vorhandenen Augen und wegen der in Fig. 8 und 8 a gezeichneten, nach hinten lang ausgezogenen Kieferstücke glaubte ich anfänglich eine Art der Gattung Arabella zu erkennen; dagegen spricht aber die Anwesenheit von zusammengesetzten Borsten im Ruder, und diese weisen auf eine der Gattung Lumbriconereis verwandte Form hin. Leider vermissen wir eine genauere Darstellung des Kieferapparates, wonach die Entscheidung sofort zu fällen wäre, dagegen scheint die Fig. 8 d für die Galtung Lumbriconereis zu sprechen, da hier unter dem Dinierende des Kopflappens Organe angedeutet sind, welche ganz das Aussehen der für diese Gattung charakteristischen Mundpolster besitzen. Ich nehme daher keinen Anstand diese Thiere als Lumbriconereiden zu bezeichnen, von denen wir wissen dass es bestimmt abgegrenzte Arten sind, die sich auf dem gewöhnlichen geschlechtlichen Wege fortpflanzen. Allerdings kennen wir bis jetzt aus dem Mittel- meere keine Lumbriconereis mit Augenflecken, allein diese Organe können höchstens ein Artkennzeichen ab- geben, für die generische Verwandtschaft sind sie ohne Bedeutung. — Sind nun diese Thiere in Wahrheil Abkömmlinge der M. sanguinea, so würden wir, Koch's Anschauung festgehalten, hier eine Art der Fort- pflanzung haben , die vielleicht ein Analogon fände in der Weise, wie die frei lebenden geschlechtlichen Rhabdilisformen von parasitisch lebenden Nematoden erzeugt werden. Wäre diese Art der Fortpflanzung das regelmässige Verhalten bei M. sanguinea, so isl es auffallend, dass bis jetzt noch von keiner Seite eine Bestätigung gekommen ist, da doch das Thier von einer Anzahl namhafter Zoologen untersucht und an den französischen und englischen Küsten keine Seltenheit ist. Ehe man also, um die KocH'sche Beobachtung aufzuklären, zu einer solchen Deutung der Verhältnisse seine Zuflucht nimmt, bietet sich eine andere näher liegende Erklärungsweise, durch welche die Verhältnisse des Aussergewöhnlichen entkleidet werden und auf ungezwungene Weise sich auflösen. L'nd das ist die Annahme, dass es sich hier nur einfach um I) Koch, Einige Worte zur Entwicklungsgeschichte von Eunice. Neue Denkschriften der allgemeinen schweizer. Gesellschaft. Bd. VIII. Neuenbürg 18 47. Fant. Eunicea. Gen. Nicidion. 365 Parasitismus handle. Zieht man die von Koch erwähnten Umstände in Betracht, so ist dieser Annahme die Verletzung des Körperendes, wodurch die Körperhöhle geöffnet und dem Eindringen von Parasiten die beste Gelegenheit gegeben wird, jedenfalls sehr günstig. Hier können, vielleicht zufällig, Lumbriconereiden sich in das verstümmelte Körperende, welches in der Regel schlaff und welk zu sein pflegt, eingebohrt und ihre Eier abgesetzt haben; das Leben der Marphysa wurde dadurch nicht gefährdet, denn das Thier lebte ja sogar in der Gefangenschaft weiter, während Koch den Körper stückweise für seine Untersuchung abschnitt. Innerhalb der Segmentalräume entwickelten sich also ungestört die fremden Eier, und so fand Koch hier junge Lumbriconereiden und hielt sie für Junge der Marphysa. Aus Koch's Mittheilungen geht nicht hervor, in welcher Weise die verschiedenen Entwicklungsstufen der jungen Thiere im Körper der M. sanyuinea ver- theill waren, wir wissen nichts über deren Anzahl; nur zwei Würmer fand er von zwei Zoll Länge, von denen der eine aus dem Hinterende der Marphysa hervorkroch. Es bleibt durchaus unbewiesen , ob sich diese beiden grösseren wirklich hier entwickelt haben, oder ob sie nicht von aussen her hineingedrungen sind. Mit Rücksicht auf die Grösse dieser Thiere ist das letztere wahrscheinlicher, zum mindesten eben so wahrscheinlich als das erstere. Und angenommen, es sei der Zutritt in die Körperhöhle nicht einem einzigen Wurme, sondern mehreren gestaltet gewesen, die zu verschiedenen Zeiten ihre Eier hier absetzen konnten, so erklärt sich damit die ungleiche Entwicklung der einzelnen Thiere. — In welcher Weise nun auch die endliche Entscheidung über diesen Punct durch neue Beobachtung ausfallen möge, so wird sie sicherlich nicht den Schluss, welchen Koch aus seinen Beobachtungen zog, gutheissen können, dass Lum- brtconereis (Bl.) und Lysidice (Sav.) nur Durchgangsforrnen seien in der Entwicklung der Individuen aus den Arten der Gattung Marphysa (Eunice). Diese Art gehört zu denjenigen Borstenwürmern, welche an den europäischen Küsten weit verbreitet sind. Im Canal wurde sie an den Südküsten Englands (Johnston) und an den gegenüberliegenden französischen Küsten, dann an der Westküste Frankreichs und endlich im Mittelmeere (Aid. et M. Edwards) so wie im adrialischen Meere gefunden. Leidi führt die Art unter der Fauna von Rhode Island und New-Yersey an; er scheint aber eine andere Form als die europaische vor sich gehabt zu haben, und Quatrkfages trennt mit Recht diese amerikanische Art als 37. Leidii von der M. sanguinea ab. Nicidion Kinberg. Kinberg, Annulata nova. Öfversigt af kongl. Vetenskaps Akademiens För- handlingar. 21.Ärgang. 1864. Stockholm 1865. pg. 564. Kopflappen mit 5 Fühlern, 2 polsterförmigen Palpen. Zwei ruderlose Segmente mit ?rcirren. Kiemen fehlen. Einfache gesäumte um hälften mit einer ungleichen Zahl von Kieferstücken. Fühlercirren. Kiemen fehlen. Einfache gesäumte und zusammengesetzte Borsten. Kiefer Kinberg hat diese neue Gattung für drei Arten aus dem stillen Meere (Ar. longicirrata, cineta, gal- lapagensis) aufgestellt. Sie ist offenbar nahe verwandt mit Eunice, unterscheidet sich aber von dieser durch den Mangel von Kiemen. Es müsste zu dieser Gattung auch die von mir als muthmasslich nahe Verwandte der Eun. siciliensis (Gr.) aufgeführte Eun. simplex (Peters) gerechnet werden, wenn sich, woran ich vor- läufig noch zweifle, bei der Untersuchung vollständiger Thiere ein wirklicher Mangel von Kiemenfäden er- geben sollte. Die dort gleichfalls erwähnte Eun. [Lysidice) cirrata (Clprd.) könnte wegen der vielleicht feh- lenden Kiemen ebenfalls hier eingereiht werden, wenn bei ihr nicht auch die Fühlercirren mangelten. — Nach meinen Erfahrungen an Eun. siciliensis (Gr.) halte ich es überhaupt für ungerechtfertigt, bei Thieren. Ehlers, Borstenwürmer. 4 7 366 Ordo I. Nereidea. welche durch die FUnfzahl der Fühler an Eunice erinnern, den Mangel der Kiemen anzunehmen, so lange nicht ganz vollständig erhaltene Exemplare der Untersuchung unterworfen wurden. Jedenfalls bilden die Formen, welche sich um Eun. sicüiensis (Gr.) ordnen, das Übergangsglied von den kiementragenden Euniceen zu den Arten dieser Gattung, welcher die Kiemen fehlen sollen. Amphiro (Kinberg). Kinberg, Annulata nova. Öfversigt af kongl. Vetenskaps Akademien För- handlingar. 21. Ärgang. I864. Stockholm 1 865. pg. 565. Kopflappen mit 3 Fühlern und 2 polsterförmigen Palpen. Zwei ruderlose Segmente. Ruder mit Rücken- und Raucheirren, einfachen und zusammengesetzten Rorsten ; Kiemen vorhanden. Oberkieferhäiften mit ungleicher Zahl von Kieferstücken. Eine eigenthümlicbe durch den Resitz von Kiemen bei nur drei Fühlern des Kopflappens aus- gezeichnete Form , welche offenbar am nächsten der kiemenlosen Lysidice verwandt ist. — Nur eine Art Amphiro atlantica Kinb.i von der Mündung des La Plata. Lysidice (Sav.) '). Savigny, Systeme des AnneMides a. a. 0. I 820. pg. 13. 52. Nereidice Blainville , Art. Vers. D ictionn. des scienc. natur. T. 57. 1828. pg. 474. Kopf läppen mit 3 Fühlern und 2 polsterförmigen Palpen; zwei ruderlose Segmente. Ruder mit Rücken- und Raucheirren, einfachen und zusammengesetzten Rorsten, ohne Kiemen. Oberkieferhäiften mit unsicher Zahl von Kieferstücken2). Lysidice Ainetta Aidoun et Milne Edwards. Au do iin et M il ne Edwards, Classification des Annelides. Annales des seien- ces natur. 1833. T. XXVIII. pg. 235. T. XXVII. pl. 12. fig. 1—8.*— Cuvier, Le Regne animal. Ed. aecomp. d. Planches. Annelides par Milne Edwards. PI. II. Fig. I. I a. — Kei-erstein, Untersuchungen. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XII. 1863. pg. 101. Taf. IX. Fig. 10—16. — Johnston, Catalogue a. a. Ü. 1865. pg. 140. 1) Die von manchen Auloren befolgteSchreibwei.se dieses Namens : Lycidice, entspricht weder der in der ersten Folio-Ausgabe der Description de lEgypte innegehaltenen Orthographie noch dein griechischen Eigen- namen Avaidixrj, 2) Zu dieser Gattung gehören: L. Ninetta Aud. et M. Edw. (vergl. oben die Synonyme). ? L. Valentina Savigny, Systeme des Annelides, pg. 53. Mittelmeer. ? L. Olympia Savigny a. a. 0. pg. 53. var. L. galathina a. a. 0. pg. 54. Atlant. Ocean. L. braehycera Sciimarda , Neue wirbell. Thiere a. a. 0. pg. 12 1. Fig. 255. Ja- maika. L. robusta Stimpson, Description of some of the new Marine Invertebrata Proceedings of the Academy of na- tural sciences of Philadelphia. Vol. ". 1855. pg. 391. Kinberg, Annulata nova a. a. 0. pg. ö6(i. ? Sidney. Farn. Eunicea. Gen. Lysidice. 367 L. rufa Gosse, Annais and Magazin of natur. histor. ser. 2. t. XII. 1833. pg. 385. L. punctata Grube, Beschreibung . . Archiv für Naturgesch. Jahrg. 21 . 1855. pg. 95. L. Mahagoni Claparede, Glanures zooloniiques. 1865. a. a. 0. pg. 116. PI. 2. Fig. 4. L. torqua taQv\TREFAGES,Risto'\re des Anneies. T. I. 1865. pg. 376. PI. 9. Fig. 19.20. ? Leodice triantennala Risso, Histoire naturelle des principales produc- tions de l'Europe meridionale. T. IV. 1826. pg. 422. Körper hoch gewölbt, meist rolh gefärbt mit weissen Tüpfeln , oft einige der ersten Segmente ringförmig weiss gefärbt. Kopf läppen mit drei Fühlern , welche höchstens so lang als der Kopf läppen sind, und zwei polsterförmigen Palpen; von den beiden ersten anhanglosen Segmenten ist das erste mehr oder weniger länger als das zweite. Das obere Borstenbündel des Ruders besteht aus einfachen breit gesäumten und feinen meissel- förmigen Borsten mit geraden Stutznadeln , das des unteren aus zusammengesetzten mit hakenförmig endenden Stütznadeln. Rückencirren kurz, wenig über das Ruder vorragend, Baucheirren quer polsterförmig mit stumpfer Spitze. 4 fadenförmige Aftercirren, von denen das obere Paar länser als das unlere. — Zahn im Oberkiefer mit vier erossen Sägezähnen, unpaare wie paarige Sägeplatten vierzähnig. Unterkiefer vorn verbreitert mit tief schwarzer Längsfirste. — Europäische Meere. L. brevicornis Kinberg a. a. 0. Sidney. L. pectinifera Kinberg a. a. 0. Honolulu. L. natalensis Kinberg a. a. 0. P. Natal. L. atra Schmarda , Neue wirbell. Thiere a. a. 0. pg. <22. L. lunae Kinbebg a. a. 0. Singapore. L. (Palolo) viridis Gray. Macdonald, On the exlem Anatomy and natural hislory of the Genus of Annelida named Palolo by the Samoans and Tonguese and Mbalolo by the Fijians. The Transactions of the Linnean Society of London. Vol. XXIII. P. III. Lond. 1858. pg. 237. Tab. XLI. Der Palolo- Wurm , der einzige , so weit bis jetzt bekannt, den Mensehen als Speise dienende Borsteuwurm, ist jedenfalls, wie aus der angeführten Arbeit Macdonald's hervorgeht, eine Ly$idice-A.rl ; Gray halte nach den kopflosen Bruchstücken, in welchen das Thier fast immer zu uns kommt, eine neue Gattung (Palolo) dafür aufgestellt, aber sehr mit Unrecht. Der Güte des Herrn Mecznikoff verdanke ich einige Stücke dieses Wurmes, an denen ich mich überzeugen konnte, dass die Ruder nach dem Typus von Lysidice gebaut seien. Herr Mecznikoff macht mich zugleich auf die auch von Macdonald (a. a. 0. Fig. 6) ab- gebildeten dunklen Flecke aufmerksam, von denen je einer in der Medianlinie der Rückenfläche der hinteren Seg- mente steht; sie seien wie Augen gebaut, denn umgeben von Pigment liege hinler einer verdickten Scheibe der Oberhaut ein liclitbrechender Körper. Eine genauere Untersuchung lehrte mich Folgendes : Von der Fläche ge- sehen (Taf. XVI. Fig. 17) erscheint ein solcher Fleck als eine rund scheibenförmige nach aussen nicht scharf be- grenzte Pigmentanhäufung von 0,1 4 8mm Durchmesser , in deren Centrum eine farblos helle 0,0518""" im Durch- messer haltende Scheibe liegt. Unter stärkerer Veigrosserung zeigt dieser helle centrale Theil eine mosaikartig aus ziemlich regelmässig polygonalen Feldern zusammengesetzte Fläche; die Felder maassen durchschnittlich 0,007imm im Durchmesser und hatten meistens in der Mitte eine punclförmig kleine Kreisfigur. Auf Profilansichlen (Taf. XVI. Fig. (8) erschien an dieser Stelle die sonst feine Chitinhaut der Rückenfläche ansehnlich verdickt, so weil sie hier eine kreisförmige Scheibe bildete. Dahinter lag eine helle annähernd cylindrische Masse, deren der Leibeshfihle zugewandtes Ende von dem Pigment umhüllt war; sie bestand aus einer Anzahl säulenförmiger Stücke, deren Zwischenräume durch feine dunklere Streifen bezeichnet waren. Die mosaikartige Zeichnung auf der Flächenansicht wird durch diese Säulen hervorgebracht, da jedes Feldchen des Mosaiks die unter der verdickten Chitindecke ge- legene Endfläche einer solchen Säule ist. Wahrscheinlich ist jedes dieser Säulchen seiner Länge nach von einem feinen Canal durchbohrt, dessen Ollnung auf der Endfläche dann als kleine Kreisligur erscheint; dafür spricht auch eine dunkle Längslinie, welche ich bei genauer Einstellung durch die Länge der Säule laufen sah. Ob die auf den Säulenenden aufliegende dickere Chitinscheibe auch durchbohrt war, konnte ich nicht sicher erkennen, wiewohl ich einzelne die Dicke der Scheibe durchsetzende etwas dunklere Linien wahrnahm. Ein feinkörniges schwarzes Pig- ment umhüllte die zusammenliegende Säulenmasse, mit Ausnahme deren äusserer Endstücke. — Danach halte ich diese Gebilde für eine besondere Form von Drüsenausführungsgängen , entsprechend den Porencanälchen der Haul bei Eunice, oder den durchbohrten Plättchen bei Lumbrieonereis . Ein unter der Haul liegender längslaufender Streifen feinkörniger Masse ist vielleicht ein Überbleibsel der an lebenden oder wenigstens besser erhaltenen Thieren aufzu- suchenden Drüsenmasse. 47" 368 Ordo I. Nereidea. Lysidice Ninetta (Aid. et Edw.), mehrfach und wegen kleiner Variirungen unter ver- schiedenen Namen beschrieben, ist in der ganzen Körperlange mit Ausnahme des Schwanzendes fast gleich dick, auf der Rückenflache hoch gewölbt, auf der Bauchflache abgeplattet; der Körper erscheint gegenüber den Arten von Eunice auffallend kahl , da an den abgerundeten Seiten der Segmente nur kurze wenig vorragende Forlsatze stehen. Die Färbung ist eine sehr wechselnde. Am vollkommensten und vielleicht auch am häufigsten ist diejenige, wo die Ruckenfläche der Segmente auf rothbraunem metallglänzendem Grunde weiss getüpfelt ist, mit Ausnahme des vierten und der vorderen Hälfte des fünften Segmentes, welche wie die Bauchfläche einfarbig weiss sind; wo gleichzeitig die Oberfläche des Kopflappens rothbraun ist mit Ausnahme eines halbmond- förmigen Feldes auf dem hinteren Theile, auf welchem die Fühler, bisweilen auch die Augen stehen (Taf. XVI. Fig. 12). Alle Körperanhänge pflegen dabei heller zu sein. In solcher Voll- kommenheit ist aber meistens nur der vordere Körpertheil gezeichnet. — Durch grössere oder geringere Ausbreitung der Grundfarbe entstehen nun mannigfache Abweichungen : die Tüpfelung der Segmente geht verloren und die Grundfarbe herrscht allein vor; die auf dem 4ten Segment stehende weisse Binde rückt, wie bei Eunice Harassii, auf ein anderes Segment oder geht ver- loren; der Kopflappen endlich verliert sein weisses Feld, indem die rothbraune Farbe die ganze Oberfläche einnimmt oder der ganze Kopflappen hellfarbig wird. — In manchen Fällen ist der hintere Körpertheil, wahrscheinlich unter dem Einflüsse derEntwicklung von Geschlechtsproducten, schmutzig grün gefärbt und dann oft auffallend schlaff. Bei einem lebenden Thiere von 23mm Länge zählte ich 65 Segmente. Bei Thieren, welche im gleichen Weingeist aufbewahrt waren, fand ich folgende Zahlen: 8""n lang, 0,5mm breit, 60 Segmente — 23mm lang, l,5ram breit, 112 Segmente — 90,nm lang, 3™ breit, 170 Segmente. Der Kopflappen ist auf der Oberfläche massig gewölbt, nach vorn etwas verbreitert; sein vorderer Rand erscheint bald gleichmässig convex gerundet , bald mehr oder weniger tief in der Mitte eingeschnitten, je nachdem die Palpen vorgeschoben oder auf die Unterfläche des Kopf- lappens zurückgezogen sind. Die Palpen sind kissenartige nicht sehr stark gewölbte Polster, welche, durch eine Längsfurche getrennt, die ganze Unterfläche des Kopflappens einnehmen. Auf dem hinteren Theile des Kopflappens, unmittelbar vor dem Vorderrande des ersten Seg- mentes, stehen in einer Reihe drei Fühler, deren Länge etwas schwankt, so dass die grössten bis zum Vorderrand des Kopflappens reichen. In der Regel pflegt der mittlere Fühler etwas länger zu sein als die beiden seitlichen. Die Fühler sind ungegliedert, spindelförmig, entweder mit glatter oder quer geringelter Oberfläche. Jederseits neben dem äusseren Fühler steht ein grosses kreis- oder nierenförmig erscheinendes dunkelbraunes Auge ohne Linse (Taf. XVI. Fig. 12). Die beiden zunächst auf den Kopflappen folgenden Segmente sind anhanglos; das erste, welches mit seinem Vorderrand oben den Kopflappen aufnimmt, unten den Eingang zum Schlund bildet, ist etwas länger als das zweite; bisweilen trifft man, offenbar wechselnd nach Farn. Eunicea. Gm. Lysidice. 369 den Contractionsverhältnissen , das erste nur um wenig, in anderen Fallen beinahe um ein Drittel langer als das zweite. An Breite sind beide unter einander und von den folgenden kaum ver- schieden. Dit hochgewölbten rudertragenden Segmente sind im Leben kaum dreimal so breit als lang; ihre Seiten sind abgerundet, ihre Abgrenzungen gegen einander scharfe Furchen. Das Ruder (Taf. XVI. Fig. 15), welches nahe der abgeplatteten Bauchfläche vom Seitenuml'ange ent- springt, ist ein kurzer stumpfer Höcker, an dessen Spitze zwei Borstenbündel über einander aus- treten. Die Borsten des oberen Bündels sind gelb, einfach, an dem etwas gekrümmten scharf zugespitzten Endtheil jederseits mit breitem Flügelsaume. Unter starken Vergrösserungen er- schien der Rand dieses Saumes bisweilen ganz schwach gezahne.lt. Mit diesen Borsten treten, meist am oberen Umfange des Bündels, kürzere glashelle und äusserst zarte meisselförmige aus, deren breite Schneide mit kurzen haarähnlichen Zahnen besetzt ist. Zu diesem Bündel gehören in der Regel zwei gerade starke Stutznadeln, deren Farbe vom tiefsten Schwarz bis zum lichten Gelb wechselt, unabhängig von der Grösse und damit auch dem Alter des Thieres. — Das untere Borstenbündel besteht aus gelben dicht an einander liegenden kürzeren zusammengesetzten Bor- sten; das Endstück des Schaftes ist verbreitert, etwas gekrümmt und auf beiden Flächen schraf- firt; das eingelenkte Endglied läuft in einen Doppelhaken aus, seine Flächen sind jederseits von einem feinen Blatte gedeckt. Die zwei Stutznadeln dieses Bündels, welche unter spitzem Winkel zu denen des oberen nach abwärts gehen, sind schwach gekrümmt und enden mit einem kräftigen gedeckten Haken. Ihre Farbe ist meist bräunlich gelb , sie erreicht wohl nie das dunkle Schwarz der oberen Aciculae. — Bei beiden Borstenbündeln findet man häufig nur eine, selten aber mehr als zwei Stütznadeln, von denen dann die überzähligen als neu gebildete anzusehen und oft auch als solche zu erkennen sind. — Der Rückencirrus entspringt an der Ruderbasis; ein kurzer un- gegliederter kegelförmiger Fortsatz, der nicht weit über das Ruderende hinausragt. Der Bauch- c irr us ist an den vorderen Segmenten ein kurzer stumpfer Fortsatz von ungefähr Ruderlänge; weiterhin besteht er aus einem der Ruderbasis eng anliegenden polsterartigen Wulste, auf dessen Ende eine kleine stummeiförmige Spitze steht. Das Aftersegment (Taf. XVI. Fig. 12) ist schmäler aber länger als die unmittelbar vorangehenden Körperglieder, fast cylindrisch, ohne Ruderfortsatz. Seine Oberfläche ist von einigen längslaufenden Furchen gekerbt, welche in die Afteröffnung fuhren. Der After steht terminal auf der abgestutzten Endfläche dieses Segmentes. Unter ihm entspringen jederseits zwei After- cirren; das obere Paar, fast noch zur Seite der Afteröffnung stehend, bilden zwei ungegliederte Fäden, die nur selten so lang als die letzten drei bis vier Segmente zusammen werden; das untere ganz von der Bauchfläche kommende Paar besteht aus zwei viel kürzeren stummelartigen Fäden. Der innere Bau zeigt im Ganzen die gleiche Anordnung wie bei Eunicc. In der Körper- wand ung, deren Musculatur nichts von dem dort geschilderten Allgemeinverhalten abweichendes 370 Ordo I. Nereiden. zei»t bemerkte ich am lebenden Thiere unter der Oberhaut der Rückenfläche eines jeden Seg- mentes eine quer über die Mitte verlaufende Zone von hellen Drüsenschläuchen. Die Breite dieses ganzen Drüsenstreifens war 0,27ram, die einzelnen Schläuche maassen 0,032imm. Das Secret dieser Drüsen, welches durch feine Porencanäle in der Chitinhaut abfliesst, ist der helle Schleim, den die Thiere in reichlicher Menge entleeren können. Der Eingang zum Verdauungscanal liegt unter dem Hintertheile des Kopflappens, vom ersten Segmente umrandet. Der derbe Kiefersack, dessen Musculatur den gleichen Faser- verlauf wie bei Eunice zu haben scheint, reicht bis ins 5te Segment. Der Oberkiefer (Taf. XVI. Fig. 1 3) in ihm pflegt bei älteren Thieren tief schwarz , bei jüngeren bräunlich oder hellgelb mit einzelnen dunkleren Stellen gefärbt zu sein. Die Träger sind dreieckige Platten , deren Spitzen nach hinten sehen ; sie scheinen mit den Zähnen enger als gewöhnlich verbunden zu sein . und diese Vereinigungslinie ist am frühesten, wenn alle anderen Stücke des Oberkiefers noch fast farblos sind, tief dunkel gefärbt. An den Zangen ist das Grundstück länger als bei den Eunice- Arten, das zangenförmige Ende gleichgeformt. Die Zähne sind auf der Schneide zu vier stumpfen Sägezähnen eingekerbt. Die Platten sind in beiden Oberkieferhälften fast gleich: jederseits an der Spitze liegt eine grosse in der Mitte dunkelschwarze gewölbte Platte, deren nach oben ge- wandter Rand breit hell gefärbt und an der kleinen Kante mit vier kleinen Zähnen besetzt ist, während der gleichfalls hellfarbige untere Rand ungezähnelt weit nach hinten zurückreicht. Neben jeder liegt eine kleine Reibplatte, in deren Fortsetzung die gemeinsame Chitinbekleidung noch eine Strecke weit dunkel gefärbt ist. In der linken Kieferhälfte, deren paarige Sägeplatte etwas kleiner ist als die entsprechende der rechten Hälfte, liegt die unpaare Kiefer platte , dunkel gefärbt bis auf den helleren vierzähnigen Rand (Taf. XVI. Fig. 13. 13«). — Die beiden Hälften des Unterkiefers (Taf. XVI. Fig. 14) stossen nur im vordersten Theile an einander. Ihr hinterer Theil ist stielförmig zugespitzt; er erweitert sich nach vorn sehr bedeutend zu schaufeiförmigen Platten, deren seitliche Ränder aufwärts gebogen sind. Von der Innenfläche gesehen erscheint dieser aufgebogene Rand durch seine starke Färbung als ein nach hinten verlaufender scharf ab- gegrenzter tief schwarzer Streif auf dem gemeinsamen hellen Grunde, der sonst unter stärkeren Vergrösserungen nur feine, Schichtungen andeutende Streifungen zeigt. Das Schi und röhr auf der Ruckenfläche des Kiefersackes setzt sich über dessen Ende hinaus noch durch einige Segmente hin als dünnes Rohr fort und geht dann allmählich in den dickeren Darm über. Dieser ist durch Einschnürungen gekammert, auf den Segmentgrenzen von Dissepimenlen gehalten und, zumal im hinteren Theile, schwach schraubenförmig gewunden; seine Färbung war bräunlich, in einigen Fällen in der hinteren Hälfte grün. Im Gefässsystem besteht ein wesentlicher Unterschied von Eunice darin, dass über dem Darme nur ein Hauptstamm gelegen ist, der durch die ganze Länge des Thieres bis zum Kopflappen läuft. Unter dem Darme liegt der einfache Bauchstamm. der am Kiefersack in ähn- licher Weise wie bei Eunice sich gabelt. Vom Rückengefäss wie vom Bauchgefäss geht je ein Farn. Eunicea. Gen. Lysidice. 37 f starker Ast zum Rader, unter dessen Haut beide in netzförmigen Schlingen zusammentreffen. An den vom Bauchstamine kommenden Ästen hangt, hart an der Darmwand gelegen, die rhythmisch sich zusammenziehende Bulbille, eine Gefässschlinge mit starkem Muskelbeleg. — Die Darm- wandung wird vom Rückengefäss zum Bauchgefass hin mit Blut gespeist. Unter der Haut ver- laufen Capillaren, und zwar auf der Rückenseite, von der Ruderbasis aufwärts steigend, jederseits drei bis vier feine Gefässe fast parallel mit einander, hin und wieder durch quere Äste anastomo- sirend ; in der Mittellinie der Rückenflache münden diese Capillaren in einen gemeinsamen feinen bisweilen geschlangelten Längsstamm, der an der vorderen und hinteren Segmentgrenze sich ab- wärts in die Tiefe senkte; ich konnte nicht entscheiden, ob er dort in den Rückenstamm ein- mündete oder, die Segmentgrenze mit einer Schlinge überschreitend, seinen Lauf fortsetzte. — Die Farbe des Blutes war roth. Vom Nervensystem habe ich zu wenig beobachtet: das was ich sah, stimmte mit dem Verhalten bei Eunice überein. Was die Geschlechts Verhältnisse betrifft:, so beobachtete ich am lebenden Thiere Segmentalorgane, welche durch die Einfachheit ihrer Bildung vor denen der nahverwandten Formen ausgezeichnet waren. Bei einem 30mm langen Thiere, dessen Hinterende abgerissen war, fanden sich diese Organe in allen Segmenten, als ich durch allmählich einwirkenden Druck eines grossen Deckglases die Ruder in gerader Richtung von oben nach unten abplattete (Taf. XVI. Fig. 16). Unter der Haut der Rückenfläche und an diese angeheftet, so dass sie an allen Bewe- gungen Theil nahm , liegt im vorderen Theile der Ruderbasis beim Übergange in die Rücken- wandung eine einfache cylindrische Röhre , welche ungefähr über dem hinteren Ende der im Ruhestand liegenden Stütznadel des oberen Borstenbündels eine in die Leibeshöhle mündende Öffnung besitzt, von da nach vorn verläuft und mit einer nach der Lage des Ruders mehr oder minder steilen Umbiegung an dessen Basis geht und hier am vorderen Umfange mit einer kreis- förmigen Öffnung nach aussen mündet. Die Röhre, welche in ihrer ganzen Länge zwischen den beiden Mündungen den gleichen Durchmesser, 0,021 6mm, besitzt, hat eine dünne Wandung, auf deren Innenfläche ein dichter Besatz stark flimmernder Härchen steht; die Richtung der Flimmer- bewegung geht von der äusseren Mündung nach innen in die Leibeshöhle hinein. In den Höhlungen der Ruder lagen ausserdem über den Enden der Borstenbündel an der Rückenwandung befestigt, kugelförmige Säcke, von 0,08 lmm Durchmesser, welche in den vorderen und hinteren Segmenten zellenartige gegen einander abgeplattete Körper, in den Seg- menten der Körpermitte deutliche grosse Zellen von 0,0296"™ Durchmesser mit 0,0074""" grossen Kernen enthielten. Ich hielt diese Organe anfänglich für Geschlechtsdrüsen, vielleicht Ovarien. Ich finde diese Säcke auch in den in Weingeist aufbewahrten Thieren wieder, und erkenne deut- lich eine feine äussere Wand, auf deren Innenfläche die grossen hellen kernhaltigen Zellen sitzen, bin auch hier zu keiner Entscheidung über das Wesen dieser Körper gekommen. — Ich mache 372 . Ordo I. Nereidea. darauf aufmerksam, dass, so viel ich gesehen habe, hei diesen Thieren die Borsten fehlen, welche bei anderen Euniceen in die Basen der Rückencirren hineinragen. Eier trieben von sehr verschiedener Grösse in den Segmenträumen, oft zusammengeklebt, und an einander abgeplattet; dabei hängen oft kleine unreife mit viel grösseren reifen zusammen. An den jüngsten Eiern war schon eine Schale , ihre Dottermasse war feinkörnig ; bei den reiferen wurde die Eihaut dicker, der Dotter grosskörniger. Die grössten Eier hatten 0.102mm im Durchmesser. Im unteren Theile der Ruderhöhle finde ich die als Knäueldrüsen hezeichneten Gebilde, welche fast das Aussehen eng verschlungener Gefasse besitzen und an welche stets grössere Ge- fässstämme hinantreten. Ihre Bedeutung ist mir unbekannt. Die von mir beobachteten Thiere lebten bei Fiume besonders häufig zwischen Cysto- ciren, aus deren Stämmen sie beim Zerbrechen mit hervorkamen. Ob sie die Gänge in den zähen holzigen Theilen, aus denen sie oft hervorgezogen wurden, selbst verfertigen, konnte ich nicht feststellen. Die Thiere sind äusserst zerbrechlich und vertragen leicht den Verlust grosser Körpertheile. Auch unter ihnen fand ich oft Exemplare, deren Hinlerende in grösserer oder klei- nerer Ausdehnung welk und dabei meist anders, häufig schmutzig grün gefärbt war ; die einzelnen schlaffen Segmente waren dann als seien sie durch einen Zug in der Längsrichtung ausgedehnt und von einander gezerrt. Sind das vielleicht Thiere, welche Samen oder Eier entleert haben ? Diese Art scheint eine weite Verbreitung zu haben; ich vermuthe, dass alle aus dem Mittelmeere und von den Küsten des Canals beschriebenen Formen zu der einen Art Lysidice Ni- netta (Aud. et Edw.) gehören. Die von den verschiedenen Autoren für ihre neuen Arten ange- gebenen Unterschiede in der Färbung sind für die Begründung neuer Arten nicht stichhaltig, son- dern bezeichnen nur Varietäten: das gleiche gilt von den Angaben, ob der Vorderrand des Kopf- lappens abgerundet oder in der Mitte eingekerbt sei; vergleicht man eine grössere Anzahl von Thieren, so wird man darin ganz allmähliche Übergänge von einer Form zur anderen finden und den Wechsel dieses Kennzeichens durch eine grössere oder geringere Ausdehnung der Palpen er- klären können. Von den Arten , welche nach der durch Audouin und W. Edwards gegebenen Beschreibung und Abbildung der Lysidice Ninetta neu aufgestellt sind, ziehe ich zunächst die Lysidice rufet (Gosse) ein, denn in der Beschreibung derselben findet sich nichts, was die Aufstellung einer neuen Art rechtfertigt; wenn das 4te Segment, welches wie oft weiss gefärbt, verdickt sein, und die vor ihm gelegenen bei Zusammenziehung wie ein Kragen scheidenförmig überziehen soll , so ist das wohl nur als eine aussergewöhnlich starke, nur auf diesen Theil beschränkte Gontraction anzusehen, die von keinerlei Bedeutung ist. — Lysidice punctata (Gr.) ist bereits mit Hecht von Keferstei.n •) mit Lys. Ninetta vereinigt; der von Gribe angeführte Unterschied, dass der Sichelanhang der Borsten bei L. Ninetta dreiziihnig, bei L. punctata nur zweizähnig sei, fällt fort, so wie man gleichmässig bei beiden ausser dem Doppelhaken am Ende die untere Spitze des Anhanges als dritten Zahn ansieht. — Lysidice Mahagoni (Clprd.J , welche sich nur durch Färbung und ganzrandigen i] Kefeiistein. Untersuchungen. Ztschr. f. wiss. Zool. Bd. XII. 1863. a. a. 0. pg. 101. Farn. Eunicea. Gen. Nemalonereis. 373 Kopf läppen unterscheidet, so wie Lys. torquata (Qtrfg.), von der d;is Gleiche gilt, sind ebenfalls nur als Varietät anzuführen. — Weniger leicht ist die Entscheidung zu fallen, wie die von Savigny') beschriebenen Arten der Gattung Lysidice zu L. Ninetta stehen. Die im Miltelmeere vorkommende Lys. Valentina (Sav.) ist sehr wahrscheinlich identisch mit Ninetta , denn die Angaben des Textes, dass der Kopf läppen vorn ab- gerundet, das erste Segment kaum länger als das zweite sei, geben keine erheblichen Unterschiede: das Thier soll die Farbe und den Glanz von Perlmutter besitzen, und danach könnte es sich um ein unausgefärbles Exemplar handeln. Die von den Küsten des Oceans erwähnten Formen Lysidice olympia (Sav.) und galathina (Sav.), von denen Savig.w selbst vennuthet, dass sie zusammengehören, tragen, als auffallende Eigentüm- lichkeit, hinter dem mittleren Fühler einen warzenartigen Höcker. Dieses Gebilde gehört allem Anscheine nach in den Kreis der flimmernden Nackenwülste, die bei anderen Euniceen beobachtet sind, und über deren fragliche Bedeutung ich oben bereits gesprochen habe. Der Grösse und Segmentzahl nach zu schliessen scheinen beide Formen nur junge Thiere zu sein. Schliesslich mag noch erwähnt sein, dass die Angaben, welche Risso2) von seiner Leodice trian- tennata macht, dafür sprechen, dass dieser Wurm gleichfalls mit Lysidice Ninetta zusammenfällt; man muss dann allerdings annehmen, dass Risso diese Art irrthUmlich mit den Fühlercirren tragenden zusammen- gestellt hat; jedenfalls gehört das Thier seiner drei Fühler wegen nicht zu der Gattung Leodice (Sav.) = Eunice (Cuv.). Ich habe dem Namen Lys. Ninetta (Aud. et Edw.), als den ältesten der mit einer ausreichenden Beschreibung versehen war, vor den übrigen den Vorzug gegeben. — Lysidice parthenopeia (n. Ch.) gehört durchaus nicht in diese Gattung, ich stelle sie als Cirrobvanchia unter die prionognathen Euniceen (s. unten) . Lysidice communis*) (d. Ch.) ist eine junge Pohjnoe. IVematoiiereis (Schmarda).4) Schmarda, Neue wirbellose Thiere. I. h. 1861. pg. 119. Taf. XXXII. Fig. 254. Kopflappen mit einem Fühler ; zwei ruderlose Segmente. Ruder mit Rücken- und Bauchcirrus, einfachen und zusammengesetzten Borsten. Oberkieferhälften mit ungleicher Zahl von Kieferstücken. Guide hatte, als er die erste hierher gehörende Art N. (Lumbricon.) unicornis beschrieb, bemerkt, dass diese von ihm nur vorlaufig unter die Lumbriconereis gestellte Art bei vorgeschrit- tener Kenntniss der Ringelvvürmer ein eignes Genus bilden dürfte. Schmarda hat das ausgeführt und für die nur einen Fühler tragenden Euniceen die Gattung Ncmatonereis errichtet. Nach meinen Untersuchungen an der unten beschriebenen Art bietet diese Form, wie in der Verminderung der Körperanhange so auch im Bau des Kieferapparates, einzelne Puncte, welche den Übergang zu den Lumbriconereiden anbahnen. Die beiden Hälften des Oberkiefers sind allerdings noch ungleich, 1) Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. pg. 53. 54. 2) Risso, Hi-.toire naturelle des principales produetions de l'Europe meridionale. T. IV. Paris 18 26. 8. pg. 42 2. 3) delle Cbiaje, Descrizione e nolomia a. a. 0. T. III. [ig. 104. Tav. 103. Fig. I. 4) Hierher gehören: I) Nematon. (Lumbricon.) unicornis Giube, Actinien, Echinodermen und Würmer a. a. Ü. pg. 80. Mittelmeer. = N. Grübet Qiatrefages, Histoire des Anneies. I. pg. 373. 2) Nem. oculata mihi isiehe oben). Adrialisches Meer. 3) Nem. contorta Quatrefages, Histoire des Anneies. 1805. Explicalion des Planches. pg. 13. PI. 8. Fig. 24 — 27. Chausey. 4) Nem. (Lumbricon.) pectinifera Qlatrefagks, Magasin de Zoologie, 1843. pg. 6. PI. 2. Fig. 3 — 8. Hist. des Anneies. pg. 372. Chausey. 5 Nemat. annulicornis = X. unicornis Schmarda, Neue wirbellose Thiere. I. n. pg. I 10. Fig. 254. Der Name muss dem alteren GRiBE'schen weichen. Ehlsrs, Borstenwürmer. 48 374 Ordo I. Neveidea. da in der linken Kieferhälfte die unpaare Sägeplatte vorhanden ist; aber im Zusammenhang mit den Sägeplatten bekleidet den unteren Rand der Kiefernische eine schwach bräunlich gefärbte Chitinhaut, welche fein chagrinartig gekörnelt ist, wie wir das an den Reibplatten der Lumbrico- iicrcis wiederfinden. Auf der anderen Seite erinnert die Form des Zahns und die Bildung des Unterkiefers mit stark aufwärts gehogenen lateralen Rändern sehr an die Gattung Lysidice. Nciuaionereis oculata n. sp. Körper gleichmässig dick: Kopf läppen vorn abgerundet , mit einem ungegliederten an der Basis verdickten Fühler und 4 Augen, von denen die grösseren am Hinterrande stehenden etwas weiter von einander entfernt sind als die kleineren dem Yorderrande nahe stehenden. Die beiden ersten ruderlosen Segmente gleich gross. Die Ruder ent- halten ein oberes Borstenbündel aus feinsten breit meisselförmigen und einfachen breit gesäumten Borsten mit starker Badeiförmiger Acicula, und ein unteres Bündel, dessen zu- sammengesetzte Borsten auf dem etwas erweiterten und schraffirten Schaftende ein dop- pelhakiges Endglied tragen, mit 2 gekrümmten Stütznadeln mit doppelten gedeckten Endhaken. Rückencirrus aus einem kurzen Wurzelgliede und einem längeren ungeglie- derten Endstücke bestehend, so wie der stummeiförmige Bauchcirrus an allen Rudern. 4 kurze Aftercirren, von denen das obere Paar länger ist als das untere. Im Oberkiefer der Zahn rechts mit 5, links mit i stumpfen Sägezähnen, die paarige Sägeplatte links mit 4, rechts mit 6, dieunpaare mit 4 Sägezähnen ; jederseits eine kleine Reibplatte. Die Hälften des Unterkiefers vorn breit erweitert mit stark aufgebogenen lateralen Rändern. — Quarnero. Das einzige Exemplar , nach welchem diese Beschreibung entworfen ist , war ein kleiner fadenförmiger Wurm von 60 Segmenten, 7imn lang und 0,27""" breit, weisslich durchscheinend gefärbt, offenbar ein junges Thier, an dem aber bereits alle wesentlichen Kennzeichen vorhanden waren. Der Kopflappen (Taf. XVI. Fig. 19) ist eine nach vorn etwas erweiterte und gleich- massig abgerundete Platte, die, im hinteren Theile gewölbt und dick, nach vorn abfällt und dünner wird; er ist fast so lang als die beiden folgenden Segmente zusammen. Aufseiner oberen Flache entspringt in der Medianlinie unmittelbar vor dem Rande des ersten Segmentes der einzige Fühler, welcher, etwas länger als der Kopflappen selbst, im unteren Theile schwach kolbi.y verdickt, gegen das Ende hin zugespitzt ist und im Leben gerade aufwärts gerichtet getragen wurde. Ferner stehen auf dieser Fläche vier Augen, rothbraune Pigmenthaufen; die hinteren grösseren jederseits in einigem Abstände von dem Ursprünge des Fühlers auf der höchsten Wöl- bung des hinteren Kopflappentheiles, die vorderen kleineren fast punctförmigen, näher an einander als die hinteren, nahe am Vorderrande. Auf der unteren Kopflappenfläche habe ich keine mediane Furche gefunden, wodurch zwei Palpen angedeutet sein könnten. Die beiden ersten Segmente sind anhanglos, völlig von einander getrennt, gleich gross und fast cylindrisch; der Vorderrand des ersten umgiebt auf der Bauchfläche die Mund- üffnuny. Farn. Eunicea. Gen. Nematonereis. 37,r> Von den rudertragenden Segmenten sind die vorderen nicht ganz einmal so breil als lang, die mittleren werden länger als breit, wahrend die Segmente des Körperendes sich wieder verkürzen. Die Rückenfläche ist hoch gewölbt, die Bauchfläche abgeplattet. Die Ruder entspringen tief am seitlichen Umfange ; sie besitzen überall nur einen Rücken- und einen Bauch- cirrus. Das eigentliche Ruder ist ein kurzer abgestumpfter Kegel, dessen oberer Randumfang ganz schwach lippenartig erweitert ist. Seine Borsten (Taf. XVI. Fig. 20) treten in zwei Bündeln aus. Im oberen Bündel stehen wenige einfache, vor der haarfeinen Spilze blattförmig erweiterte und gekrümmte Borsten, daneben meist nur eine sehr zarte meisselförmige, deren breit dreieckige Enderweiterung an der Schneide mit kurzen Haaren besetzt ist; zu diesem Bündel gehört eine einfache gerade Stütznadel. Das untere Bündel besteht aus zusammengesetzten Borsten; deren Schaft ist vor dem verbreiterten Ende stark gebogen, jederseits hier mit einem dunkleren Flecke, und trägt auf der schräg abgestutzten Endfläche ein kurzes Endglied mit stark doppelhakiger Spitze. Hierzu gehören zwei, bisweilen auch nur eine derbe stark gebogene und mit einem gros- sen gedeckten Doppelhaken endende Stütznadel, die ich aber erst vom zehnten Ruder ab ge- funden habe. Auf dem oberen Umfang der Ruderbasis steht der kleine fadenförmige Rücken- cirrus, der nicht viel langer als das Ruder selbst ist, aus einem kurzen Wurzelgliede und einem gleich dicken aber längeren Endstücke besteht. Ich vermisste in ihm die Borsten, welche bei den meisten anderen Euniceen sich finden. Vom unteren Umfange des Ruders springt als ein kurzer fast stummeiförmiger Fortsatz der Baucheirr us kaum über das Ruderende hervor. Die Ruder an den letzten Segmenten hatten nur ganz wenige Borsten und viel kürzere Rücken- und Bauch- eirren als die des Vorderendes. Das Aftersegment (Taf. XVI. Fig. 19) ist länger als die unmittelbar vorhergehenden und etwas verdickt, trägt keinen Ruderfortsatz, auf der Endfläche aber 4 Aftercirren. von denen das obere Paar fast noch einmal so lang ist als das untere. Von den Eingeweiden kenne ich nur den des Kieferapparates wegen wichtigen Ver- dau ungs tractus. Die Mundmasse besteht aus Schlundrohr und Kiefersack. Letzterer scheint, was die Anordnung der Muskelfasern betrifft, mit dem von Eiinice übereinzustimmen; er reicht bis ins öte Segment. Die Kiefer waren im lebenden thiere bei Compression nicht ganz deut- lich zu sehen, da sie zum grössten Theil aus hellfarbigen Chitinplatten bestehen, wurden aber durch Behandlung des ganzen Thieres mit Glycerin und Essigsäure völlig deutlich. Der Ober- kiefer (Taf. XVI. Fig. 21) stimmt am meisten mit dem von Lysidice überein. Die Träger sind dreieckige Platten , am vorderen und medialen Rande schwarz gefärbt ; Zangen und Zahne hell- farbig, nur wenig von denen der Lysidice abweichend geformt; die Zahnschneide links mit 4, rechts mit 5 grösseren Einschnitten. In jeder Kieferhälfte liegt am weitesten nach vorn eine Sägeplatle, die nach vorn in eine scharf abgesetzte tiefschwarze dreieckige und gewölbte Chitin- platte ausgeht, während das die feinen Zähne tragende Stück ganz farblos und durchsichtig ist. Ich zählte an der linken Sägeplatte 4, an der rechten 6 nur schwer wahrzunehmende Zähnchen. 376 Ordo I. Nereidea. Nach aussen von diesen liegt eine kleine dreieckige Reibplatte. In der linken Kieferhälfte kommt eine unpaare Sägeplatte hinzu, die in der Ruhelage auf dem unteren Nischenrande längs der Schneide des Zahnes hinabsteigt. Sie trägt 4 kleine Zähne. In beiden Kieferhälften ist ausserdem die gemeinsame Chitinbekleidung des unteren Nischenrandes bräunlich gefärbt und mit äusserst feinen chagrinartigen Körnchen besetzt. Die Unterkiefer (Taf. XVI. Fig. 22) laufen nach hinten in schmale Stäbe aus, sind nach vorn schaufelartig erweitert, der Vorderrand ist jederseits mit drei Zahneinschnitten besetzt, der laterale Rand aufgebogen und ähnlich wie bei Lysidice dunkel gefärbt. Sie sind etwas länger als die Oberkiefer. Das Schi und röhr geht jenseits des Kiefer- sackes erst nach längerem Verlauf allmählich in den Darm über, der die bekannten Einschnürungen zeigt, braunschwarz gefärbt war und im lebenden Thiere durch die Körperwand durchschimmerte. Das Thier fand sich unter Meerespflanzen von Martinsica; es kroch rasch und lebhaft schlängelnd auf dem Boden der Glasschale. Von der Gm'BE'schen Art unterscheidet sich die Nematonerets oculata durch den Besitz von 4 Augen und durch die Mckencirren an allen Rudern: von der ScHMARDA'schen Art ausser durch die 4 Augen auch durch den ungegliederten Fühler, da bei dieser der Fühler gegliedert ist. Die Darstellung, welche Schmarda von dem Kieferbau seiner Art giebt, ist so wenig genau, dass die Abweichungen von dem von mir beobach- teten Verhalten keine Berücksichtigung verdienen. Am nächsten scheint mit meiner Art die Nemat. contorta (Qtrfg.) verwandt zu sein; doch sind nach den Abbildungen, welche wir bis jetzt allein davon besitzen, einzelne unterscheidende Merkmale dem Bau der Kiefer und des Schwanzendes , so wie dem nur 2 Augen tragenden Kopflappen zu entnehmen. Blainvillea (Qtrfgs.) Quatrefages, Histoire des Anneies. T. I. ISGö. pg. 370. Kopflappen mit einem Fühler und zwei Augen. Ruder ohne Cirren mit einfachen und zusammengesetzten Borsten. Diese von Quatrefages für zwei Arten (Bl. filum und elongata [Qtrfgs.]) errichtete Gattung unter- scheidet sich von der vorangehenden , wie es scheint, nur durch die cirrenlosen Ruder. Die Artbeschrei- bungen sind zu ungenau, um mit Sicherheit weitere Anhaltspuncte für eine genauere Erkenntniss zu liefern. — Der Name Blainvillia ist von Robineau-Desvoidy ') in ein und derselben Arbeit für zwei verschiedene Dipterengattungen — fllr eine Anthomyzine und für eine Oscinine — verwandt ; da aber meines Wissens beide Gattungen nicht anerkannt sind, so habe ich hier den Namen Blainvillea nicht andern wollen. 1) Robineai-Desvoidv. Essai sur les Myodaires. Paris 1830. pg. "ili. 817. Farn. Eunicea. Gen. Ninoe. Lumbriconereis. 377 A. II. Eunicea labiriognatha nuda. Niuoc KlNBERG. Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg. 566. Kopflappen kegelförmig ohne oder mit höckerartigen Nackenanhängen ; zwei ruder- lose Segmente; Ruder an einer Anzahl von Segmenten mit Kiemen, zwei Borstenformen. Oberkiefer mit Zange und Zahn ('?), in beiden Hälften eine gleiche Zahl von Kieferstücken. Diese Gattung kenne ich nur aus der kurzen KiNBERc'schen Beschreibung. Daraus geht offenbar hervor, dass sie für Thiere errichtet ist, die bei grosser Übereinstimmung mit den Lumbriconereiden mehr- fadige Kiemen an den vorderen Körpersegmenten tragen. Es ist das für mich ein Beweis, dass die An- wesenheit von Kiemen in systematischer Beziehung von keiner grossen Wichtigkeit ist ; denn wie sich Euniceen finden mit 5 und 3 Fühlern, die einmal Kiemen tragen [Eunice, Amphiro [Kinb.]), das andere mal nicht (M- cidion [Kinb.], Lysidice [Sav.]), so treffen wir hier labidognathe Euniceen mit grösster Verkümmerung der Körperanhange, sowohl kie ment ragend (Ninoe) wie kiemenlos {Lumbriconereis). Die Kiemen sind übrigens endständig und erinnern dadurch an die Ruderlippen von Lumbriconereis , welche bei einer ansehnlichen Gefässverbreitung im Innern vielleicht auch die Function von Kiemen vollziehen. Die Verwandtschaft dieser Gattung mit Lumbriconereis spricht sich im Bau des Kiefers und der Borsten aus. — Unter den drei Arten besitzt die eine (N. chilensis [Kinb.]) zwei höckerförmige Nackenanhänge, welche den beiden andern (A\ bra- siliensis, oculata [Kinb.] ) fehlen. Es sind das Unterschiede, wegen welcher die Gattung Zygolobus (Gr.) von Lumbriconereis (Bl.) abgetrennt ist; so wenig wie das nach meinen Erfahrungen gerechtfertigt ist, eben so wenig wird man auch hier nach diesem Kennzeichen eine neue Galtung aufstellen wollen. Lumbriconereis (Bl.) char. emend. Lumbrinereis Blainville, Dictionnaire des sciences naturelles. T. LVII. 1828. Art. Vers. pg. 486. Aldoiin et Milne Edwards, Classification des Annelides. Annales des scienc. naturelles. T. XXVIII. 1 833. pg. 238. Quatrefages, Histoire des Anneies. T. I. a. a. 0. pg. 359. Lumbri- conereis Grube, Familie der Anneliden a. a. 0. 1851. pg. 45. 124. Scoletoma Blainville, Dict. des sc. natur. Art. Vers. a. a. 0. pg. 492. Zygolobtis Grube, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Ar- chiv f. Naturgeschichte. Jahrg. 29. 1863. I. pg. 40. Claparede, Glanures zootomiques parmi les Annelides. 1865. a. a. 0. pg. 113. PI. IV. Fig. 3—5. Aracoda ex parte Schmarda, Neue wirbell. Thiere. I. u. pg. 115. Notocirrus ex parte Schmarda, Neue wirbell. Thiere. I. h. pg. 116. Eranno Kinberg, Annulata nova. 1865. a. a. 0. pg. 567. Kopflappen mehr oder minder kegelförmig, ohne Fühler und Palpen, mit Nacken- wülsten, welche hervorragen oder verborgen sind. Zwei ruderlose Segmente, von denen das erste auf der Bauchfläche durch einen Fortsatz des zweiten unterbrochen ist; in der 378 Ordo I. Nereiden. Mundöffnung 2 Mundpolster. Ruder am Ende mit lippenarligen Verlängerungen, einfachen gesäumten und zusammengesetzten Borsten, welche in den hinteren Segmenten, bei jün- geren Thieren in allen, durch einfache Hakenborsten vertreten werden. 4 Aftercirren. Die Hälften des Oberkiefers gleichförmig gebaut; der Zahn mit Flügelforlsatz, die Platten gekörnelt; die Unterkieferhälften, medianwärts an einander gelegen, im hinteren Theile verschmälert, mit geraden Aussenrändern, im vorderen tief schaufelartig erweitert. Die von Blainvilxe aufgestellte Gattung Lumbrinereis , oder, wie Grube richtiger schreibt, Lumbriconereis, vertritt in der Familie der Euniceen einen Formenkreis, der von den echten Euni- ceen hinüberführt zu den prionognathen. Fühler und Cirren sind verschwunden und machen eigenthümlichen Bildungen des Kopflappens und der Ruder Platz; der Oberkiefer besitzt Zange und Zahn, die charakteristischen Stücke des Oberkiefers, der labidognathen Euniceen, aber seine beiden Hälften sind gleichmassig gebildet, und durch die Entwicklung eines Flügelfortsatzes schliesst sich das als Zahn bezeichnete Kieferstück den eigentümlich gestalteten Sageplatten an, die an die Kieferstucke der prionognathen Euniceen erinnern. Mehr oder minder ausgedehnte Verdickungen in der Chitinauskleidung des Kiefersackes, mit scharfen vorspringenden Körnchen besetzt , gestalten sich hier zu Reibplatten , wahrend bei Nemalonereis eine ähnlich gekörnelte Strecke der Chitinhaut noch nicht als selbständige Kieferplatte bezeichnet werden konnte. — Anstatt der Fühler tragt der Kopflappen da, wo seine Hautdecke in die Rückenhaut des ersten Segmentes übergeht, zwei Wülste, welche vom Vorderrande des ersten Segmentes bedeckt sind und nur theilweise hervortreten können , oder sich zu etwas längeren , meist stumpf knopfartig endenden Fortsätzen erweitern. Diese Nackenwülste sind von Anhangen des Gehirnes erfüllt, mit einer nur schwachen Chitinhaut bekleidet und jedenfalls Sinnesorgane. Nach ihrer Bildung und Stellung kann man sie nicht als Fühler ansehen. Ob diese Wulste mehr oder weniger her- vorragen ist nach meinem Dafürhalten als Artcriterium unzulässig, zumal bei der Untersuchung nicht lebender Thiere. An etwas macerirten Weingeistexemplaren gelingt es oft leicht , diese Nackenwülste durch Druck hervorzutreiben. Drei Nackenwulste sind bei L. Virgini (Kbg.) und L. borealis (Kbg.) angegeben; ich glaube, dass der mittlere nur eine Vortreibung der Haut und kein Hirnanhang ist. Die Ruder der Segmente besitzen keine Cirren ; dafür ist das freie Ruderende zu einer oder zwei Ruderlippen verlängert, die durch die Entfaltung eines engen Blutgefässnetzes unmit- telbar unter der Haut vielleicht als Kiemen functioniren. Die Borsten treten nicht in zwei ge- sonderten Bündeln aus, sondern es liegen in der Regel beide Borstenformen neben einander, ein- fache gesäumte oben, und darunter, meist von ein oder zwei gesäumten begleitet, zusammen- gesetzte, die bei jungen Thieren in allen, bei alteren in der grösseren Zahl der hinteren Segmente durch einfache mit einem Haken endende Borsten vertreten werden. Zu diesen Eigenthümlich- keiten, welche sich bei den übrigen labidognathen Euniceen nicht so finden , kommt nun eine vielleicht ausschliesslich auf Lumbriconereis beschränkte Form des Mundeinganges hinzu: das erste Segment ist auf der Bauchfläche nicht zum Ringe geschlossen, sondern durch einen Fortsatz Fam. Eunicea. Gen. Lumbriconereis. 379 des zweiten Segmentes unterbrochen, welcher hier den Abschluss des Mundeinganges vervoll- ständigt. Aus der Mundöffnung selbst ragen die vorderen Enden der obern Wand der Mundmasse [jolsterförmig als Mundwülste hervor; da sie unter dem Kopf läppen gelegen sind, so könnte man sie für Palpen halten, so lange man ihren Zusammenhang mit dem Verdauungstraclus nicht er- kannt hat. Übrigens sieht man solche Mundwülste, nur nicht aus dem Munde polsterförmig her- vorragend, auch bei anderen Euniceen (Diopatra), wenn der Mundeingang klafft und die Mund- masse etwas nach vorn gerückt ist. Auch der Bau der inneren Organe besitzt eigenthümliche Bildungen, dahin gehört die nach vorn gehende röhrenförmige Verlängerung der Mundmasse, die einfachere Bildung der cen- tralen Gefässstämme, da nicht zwei, sondern nur ein dorsaler Längsstamm vorhanden ist, und die Bildung des Nervensystems, in welchem der einfache Bauchstrang nur zu unbedeutenden Nerven- knoten sich verdickt, das Hirn aber ausser den erwähnten grossen Anhängen, welche die Nacken- wülste füllen . jederseits gegen die untere Fläche des Kopflappens polsterartige Ausläufer sendet, welche zunächst mit den Hirnfortsätzen, die in die Palpen von Eunicc eintreten, verglichen werden können. Diese Gattung besitzt zahlreiche in allen Meeren verbreitete Arten von grösster Gleich- mässigkeit der äusseren Form. Die Artunterschiede sind wohl immer am constantesten in der Form der einzelnen Kieferslücke ausgesprochen, in zweiter Linie kommt die Buderbildung, zumal die Länge und die Stellung der Buderlippen , dann die Gestalt und Vertheilung der Borsten in Betracht. Auf die Bildung des Kopflappens ist weniger Werth zu legen , da seine Gestalt nach den Contractionszuständen wechselt; dagegen wird die grössere oder geringere Entwicklung der Nackenwülste Unterschiede erkennen lassen. Ob die Mundbildung gute Merkmale zur Artunter- scheidung liefert, muss ich dahingestellt sein lassen, auf die Grössenverhältnisse der Segmente ist kaum ein Gewicht zu legen, noch weniger aber auf die Färbung '). I) Es sind bis jetzt zahlreiche dieser Gattung angehörende Arten beschrieben, allein die wenigsten in der Art, dass eine Wiedererkennung möglich wäre. Ich bin überzeugt, dass eine auf Untersuchung der Originalexem- plare gestützte Kritik die Zahl der von den europaischen Küsten beschriebenen Arten wesentlich verringern würde ; vor Allem werden die neuerdings von Qlatrefages (Hist. des Anneies. T. I.), ohne Berücksichtigung der bereits bekannten, aufgestellten und völlig unzureichend beschriebenen Arten einer genauen Nachuntersuchung bedürfen. — Das folgende, nach den Fundorten zusammengestellte Verzeichniss kann unter solchen Verhältnissen nur als eine Aufzählung des in der Literatur vorhandenen Materials angesehen werden. Europäische Meere. Nordsee: 1) L. fragilis 0. F. Müller (siehe oben). 2) L. futilis Ki.nberg a. a. 0. 2° 27' long. or. 53" i7 ' lat. bor. — CanaTiind französische Westk ü ste : 3) L. d'Orbignyi Audouin et M. Edwards, Classification in Ann. des scienc. natur. XXVIH. 1833. pg. 240. T. XXVII. PI. XII. Fig. 9—12. Franz. Küste, 4) L. Latreillii Aud. et M. Edwards, Classification a. a. 0. pg. 242. PI. XII. Fig. 13 — 15. S) L. tingens Keferstein (siehe oben). St. Vast. 6) L. contorta Qlatref., llistoire des Anneies. 1865. T. I. pg. 359. Guettary. 7) L. gigantea Qi atref. a. a. 0. pg. 360. Brehat. 8) L. humilis Qlatrefages a. a. 0. pg. 36 1. Franz. Westküste. 9) L. obscura Qlatrefages a. a. 0. pg. 362. Franz. Westküste. 10) L. fallax Qlatrefages a. a. 0. pg. 362. Franz. Westküste. I I) L. dubia Quatrefages a. a. 0. pg. 363. Franz. Westküste. 12) L. vasco Qiatrefac.es a. a. 0. pg. 364. Guettary. — Mittelmeer: 13) L. Nardonis Grube (siehe oben). Adriat. Meer. 14) L. coccinea Re.mer (siehe oben;. Adriat. 380 Ordo I. Nereidea. Ich habe mit Lumbriconereis die von Grube aufgestellte Gattung Zijgolobus wieder vereinigt, da ich die kurzen vom Vorderrande des ersten Segmentes ausgehenden und dem Kopflappen aufliegenden Blättchen, deren Anwesenheit für diese Gattung charakteristisch sein soll, fürnichts anderes halte als verlängerte Nacken- wülste. Sie finden sich in gleicherweise bei Lumbric. d' Orbignyi (Aud . et M. Edw.). Will man die Gattung Zj/^o- lobus aufrecht hallen, so inuss man den Unterschied von Lumbriconereis damit bezeichnen, dass bei Zygolo- bus diese Nackenanhänge verlängert sind und hervorragen, bei Lumbriconereis kurz und verborgen sind; an Übergängen zwischen beiden Bildungen wird es nicht fehlen, wie denn Lumbr. futilis (Kinb.) zwei verlän- gerte quer stehende Höcker und L. atlantica (Kinb.) zwei quere Läppchen auf dem Kopflappen trägt. Jeden- falls sind die von Ci.aparede zu Zygolobus gezogenen Arten, Zyg. Edwardsi (Clpd.) und Zyg. Grubianus (Clpd.) wahre Lumbriconereis, denn die Nackenwülste in dieser Form sind bei allen Lumbriconereis, welche ich ge- sehen habe, vorhanden; und selbst in dem Falle, dass sich Würmer fänden, denen diese Gehirnanhänge fehlten, die aber im übrigen Bau mit Lumbriconereis übereinstimmen , würde ich Bedenken tragen eine neue Gattung zu errichten. — Was für Zygolobus (Gr.) gilt, gilt in gleicherweise für die Gattung Er anno (Kinb.), welche ebenfalls durch den Besitz zweier knopfartiger Fühler ausgezeichnet ist; Kinberg scheint die Gattung Zygolobus (Gr.) übersehen zu haben, da er sie in keiner Weise berücksichtigt und die gleichen hauptsäch- lichen Zeichen, welche Zygolobus kenntlich machen, als diagnostisches Merkmal für Eranno (Kinb.; verwendet. Meer. 15) L. breviceps Ehl. (siehe oben). Neapel. 16) L. gracilis EnL. (siehe oben). A*driat. Meer. 17 L. (Zy- golobus) Laurentiana Grube, Beschreibung, in Archiv f. Naturg. Jhrg. 29. 1863. pg. 40. Taf. IV. Fig. 3. Adriat. Meer. 18; L. (Zygolobus) Grubiana Claparede, Glanures zootomiques parmi les Annelides. 1865. pg. 115. PI. 4. Fig. 4. Port-Yendres. Indisches Meer und Südsee. 19) L. (Nereis) ebranchiata Pallas, Nova Acta Petropolitana. T. II. pg. 231. 1788. Tab. V. Fig. 8 — 10. Marc indicum = ? L. Pallasü Blainville, Diction. des scienc. natur. T. 57. Art. Vers. PI. 20. Fig. 1 . 20) L. (No- tocir.) trigonocephalus Sciimarda. Neue wirbellose Thiere. I. u. pg. 118. Ceylon. 21) L. indica Kinberg, Annulata nova a. a. O. pg. 569. Fretum Bangka. 22) L. havaica Kinbebg a. a. O. pg. 569. Honolulu. 23) L. mirabilis Kinberg a. a. 0. pg. 568. Port Jackson bei Sidney. 24) L. Jacksoni Kinberg a. a. 0. pg. 569. Port Jackson. 25) L. (Notocirr.) brevicirrus Sciimarda, Neue wirbellose Thiere a. a. 0. pg. I 17. Port Jackson. 26) L. (Notocirr.) sphaerocephalus Sciimarda, Neue wirbellose Thiere a. a. 0. pg. 116. Auckland, Neu-Seeland. Afrikanische Küste. 27) L. Dübeni Kinberg a. a. 0. pg. 570. Mossambique. 28) L. cavifrons Grübe, Beschreibung neuer An- neliden. Verhandlungen d. k. k. zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1866. pg. 175. Cap. 29) L. (Noto- cirr.) tetraurus Sciimarda, Neue wirbellose Thiere a. a. 0. I. II. pg. 1 17. Cap (und Chili'?). Atlantisches Meer. 30) L. madeirensis Kinberg a. a. 0. pg. 569. Madeira Funchal. 31) L. funchalensis Kinberg a. a. 0. pg. 5 69. Madeira. Amerikanische Küsten. Östliche Küste: 32) L. magalhaensis Kinberg a. a. ü. pg. 568. Magelhaens-Sirasse. 33) L. (Eranno) bifrons Kinberg a. a. 0. pg. 567. Cap Virginis, Patagonien. 34) L. Virgini Kinberg a. a. 0. pg. 568. Cap Vir- ginis, Patagonien. 35) L. atlantica Kinberg a. a. 0. pg. 568. Mündung des La Plata. 3 6) L. quinquedentata Kin- berg a. a. 0. pg. 568. Mündung des La Plata. 37) L. oceanica Kinberg a. a. 0. pg. 570. Mündung des La Plata. 38) L. brasiliensis Grube, Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 159. ? Kinberg a. a. 0. pg. 570. Rio Janeiro. — West liehe Küste: 39) L. obtusa Kinberg a. a. 0. pg. 569. Valparaiso. 40) L. chilensis Kinbebg a.a.O. pg.569. Valparaiso. 41) L. (Aracoda) heterochaeta Sciimarda, Neue wirbellose Thiere. I. u. pg. 116. Valparaiso. 42) L. Sarsi Kinrerg a. a. 0. pg. 569. Guayaquil. L. (Notocirr.) tetraurus Sciimarda, Neue wirbellose Thiere. I. n. pg. 117. Chili (und Cap der guten Hoffnung? siehe oben 29). Nicht mit aufgeführt sind: L. scolopendrina Blainville, Dictionn. des scienc. natur. T. 57. Art. Vers, pg. 486. PI. 20. Fig. 2. L. splendida Blainville, Art. Vers. a. a. 0. = Nereis lumbricalis Blainville, Dictionn. d. scienc. natur. T. 34. pg. 455. Atlas Vers. PI. 20. Fig. 1, weil von beiden das Vaterland unbekannt ist. — L. longissima (Gr. Kr.) Grube, Annulata Örstediana a. a. 0. pg. 158, halte ich für eine der Gattung Arabella nahe- stehende, vermuthlich prionognathe Eunicee. Kinberg theill die von ihm beschriebenen Arten in zwei Gruppen , je nachdem die erste Sägeplatte zwei oder eine Zahnspitze trägt : danach vertheilen sich diese Arten in folgender Weise. Erste Sageplalle mit zwei Zahn- spitzen: 2. 3. 5. 13. 14. 15. 18. 23. 30. 32. 36; — mit einer Zahnspitze: 1. 16. 21. 22. 24. 27. 31. 37. 3 8. 39. 4 0. 4 2. Farn. Eunicea. Gen. Lumbriconereis. 3 81 Lumbriconercis \anlonis (im be. Grube, Actinien, Echinodermen und Würmer. 1840. pg 79. Kopflappen kegelförmig, ohne verlängerte Nackenwülste ; Mundpolster gross. Rücken- Hache des ersten Segmentes länger als die des zweiten. Ruder mit einer kurzen nach unten und hinten gerichteten Ruderlippe, einfache spitze gesäumte Rorsten in den Seg- menten der vorderen Körperhälfte ; zusammengesetzte mit schmal gesäumten Schaftende und langem am Ende mit unbedeutenden Hakenzähnen versehenem Endgliede in den Seg- menten des vorderen Körperdrittels: einfache hakenförmige Rorsten, deren starker End- haken auf der äusseren Kante mit mehreren grossen Zähnen besetzt ist, in den übrigen Segmenten: i gleich grosse dicke Aftercirren. Im Oberkiefer die Zahnschneide links mit 5, rechts mit 6 Sägezähnen, die erste Sägeplatte mit zwei, die zweite mit einer Zahn- spitze; eine knopfarlig gewölbte und eine schmal bandartige zum Wurzeltheil der Zange laufende gekörnelte Reibplatte. Unterkiefer im hinteren Theil schmal, vorn schaufelarlig und hohl gewölbt, erweitert mit zahnlosem Vorderrande, hinter dem eine quere Reihe dunkler nach hinten ausgezogener Flecke. — Adriatisches Meer. Der Körper dieses Wurmes ist fast drehrund, mit nur geringer Abplattung der Bauch- flache, am Vorderende kaum, gegen das Schwanzende hin allmählich und wenig verdünnt (Taf. XVI. Fig. 23). Die Gliederung in Segmente tritt weniger durch die Trennungsfurchen der Segmente als durch deren kurze Ruderfortsätze hervor. Die Farbe der Thiere war im Leben hell fleisch- farben bis zu einem dunkleren Gelbbraun ; je dunkler die Farbe, um so starker war der metallische und irisirende Schimmer darauf. Im Leben hatten junge Thiere von 9mm Länge und 0,36'"m Breile 45 Segmente, grössere von 29mm Länge 80 Segmente, von 60mm Länge 116 Segmente. Die Form des Kop flappens (Taf. XVI. Fig. 24 — 26) ist je nach dem Dehnungszustande wechselnd , das Vorderende ist stärker ausgezogen oder abgerundet , so dass der Kopflappen selbst mehr oder minder spitz eiförmig erscheint. Die Oberfläche ist auf der hinteren Hälfte am stärksten gewölbt, nach den Seiten und der Spitze hin gleichmässig abfallend , die Unterfläche ist nur wenig gewölbt, doch nie ganz eben. Die grösste Breite, mit der der ersten Segmente über- einstimmend, liegt in der hinteren Hälfte; die Länge, von der Spitze bis zum Ursprung ist etwas grösser als die der beiden ersten Segmente zusammen. — Der Kopflappen ist auf der Rücken- fläche bald mehr bald weniger tief in das erste Segment hineingezogen, denn dieses überlagert mit der Hautfalte, welche seinen Vorderrand bildet, bis zur ansteigenden Wölbung der Oberfläche des Kopflappens ein ebenes Stück , das man als einen ins erste Segment eingezogenen Halstheil bezeichnen könnte (Taf. XVII. Fig. I). Bei jungen, in Glyeerin gelegten und dadurch durchsich- tiger gemachten Thieren sah ich auf diesem Theile zwei in der Medianlinie eng an einander unter der Haut liegende rundliche Körper, die durch stärkeren Glanz vor den übrigen Geweben hervor- traten. Diese Gebilde erinnerten an die von Claparede bei seiner Lwnbric. Edwardsi (L. tingens Ref.) aufgefundenen Nackenwülste. Ich hatte sie am lebenden Thiere nie über den Vorderrand des ersten Segmentes hervortreten sehen . vielleicht weil ich nicht , wie Claparede , sie mit einem Kiilers, Borstenwürmer. 49 382 Ordo I. Nereidea. stärkeren Druck hervorgetrieben halte, und musste zur Präparation an Weingeistexemplaren schreiten. Auf dem freigelegten halsförmigen Übergangstheile vom Kopflappen zum ersten Seg- ment steht in der Mitte eine kleine dreieckige , mit der Spitze nach hinten gerichtete Erhebung, jederseits neben dieser Spitze ist die Haut stark eingezogen , und hebt man die Körperdecke des ersten Segmentes fort, so sieht man, dass von der Umschlagsstelle des halsförmigen Theiles zum Vorderrand des ersten Segmentes zwei fast kugelige Körper in den Binnenraum des ersten Seg- mentes unter der Rückenhaut frei hineinspringen (vergl. Taf. XVII. Fig. 2. 3). Es sind zwei An- hänge des Hirns, die fast allseitig von einer feinen Chitinhaut bekleidet und so gelagert sind, dass sie ihrer Anlage nach als vorspringende Wülste hinter dem Kopflappen frei werden können. Ob das bei dieser Art im Leben erfolgt, möchte ich bezweifeln; bei anderen Arten treten dagegen diese Nackenwülste deutlich heraus. Eine genauere Schilderung ihres Baues gebe ich unten bei der Besprechung des Nervensystemes. Die beiden anhanglosen Segmente sind auf der Rückenfläche durch eine seichte Furche getrennt, und es erscheint hier das erste etwas länger als das zweite (Taf. XVI. Fig. 24). Bei einer Ansicht von der Seiten- oder Bauchfläche bemerkt man, dass das erste Segment keinen geschlossenen Ring bildet, sondern auf der Bauchfläche durch einen nach vorn gehenden Fortsatz des zweiten Segmentes unterbrochen ist (Taf. XVI. Fig. 25. 26). Dieser meist etwas vorgewölbte Fortsatz begrenzt den Mundeingang ; sein freier Rand ist regelmässig gekerbt, und von den Kerben setzen sich Furchen , die nach hinten seichter werden , fast bis zum Hinterrand des zweiten Seg- mentes fort. Dies so gewölbte und gefurchte, bis zum Mundeingang verlängerte Stück erhält dadurch fast das Aussehen einer selbständigen Lippenbildung. Aus der Mundöffnung ragen, der Unterfläche des Kopflappens in dessen hinterem Theile anliegend, zwei in der Medianlinie an einander stossende kissenartig gewölbte Polster, Mund- p ölst er, hervor; die vorderen in dieser Weise vorstehenden Enden der oberen Wand des Anfangsstückes vom Verdauungstractus (Taf. XVI. Fig. 25. 26. Taf. XVII. Fig. I). Die folgenden rüder tragen den Segmente sind bis auf einen Unterschied in den Borsten gleichgebaut. Sie sind durchschnittlich dreimal so breit als lang, am breitesten in der Mitte des Körpers, durch tiefe Furchen von einander getrennt, auf der Rückenfläche hoch ge- wölbt, auf der Bauchfläche wenig abgeplattet. — Die Ruder stehen an allen Segmenten in gleicher Höhe, tief am seitlichen Umfange. Es sind kurze fast cylindrisehe Fortsätze, welche an dem ab- gestumpften Ende eine nach unten und hinten gewandte fingerförmige Lippe tragen. Über dieser treten die Borsten aus (Taf. XVI. Fig. 26 o), einfache und zusammengesetzte so vereinigt, dass man nicht eigentlich von zwei gesonderten Bündeln reden kann. Die Vertheilung der Borsten ist eine verschiedene nach der Grösse, und damit nach dem Alter des Thieres. Bei ausgewachsenen Thieren finden sich in den Rudern der vorderen Körpersegmente einfache und zusammengesetzte Borsten; die einfachen sind gelb, länger als die zusammengesetzten, am spitz auslaufenden End- theil breit gesäumt, der Saum meist schräg gestrichelt, und die Borste da wo der Saum beginnt Farn. Eunicea. Gen. Lumbriconereis. 383 »tark gebogen ; sie stehen immer über den zusammengesetzten. In den Segmenten der hinteren Körperhälfte fehlen sie meist völlig; bei einem Thiere von 116 Segmenten war das SOste Seg- ment das letzte der Reihe, in welcher die einfachen Borsten in allen Segmenten waren, und auch dieses hatte nur eine solche Borste ; nur vereinzelt fanden sich darüber hinaus noch Ruder mit beiden Borsienformen. Die zusammengesetzten Borsten, meist weniger gefärbt, besitzen an dem wenig breiteren Schaflende ein helles Saumblatt , welches in das Deckblatt des Endanhanges übergeht ; der Endanhang ist in den ausgebildetesten Formen schlank messerförmig , die von einem Blatte gedeckte Schneide ist vor dem schwach doppelhakigen Ende tief ausgeschnitten ; allein an den Segmenten ein und desselben Thieres, noch mehr aber bei Thieren von ungleicher Grösse, finden sich hierin Unterschiede, die im Wesentlichen darauf hinauslaufen, dass die Grösse des End- anhanges wechselt und an dem kleineren Endanhange der Ausschnitt vor der Spitze verhältniss- mässig grösser, die Spitze selbst stärkere Haken besitzt und der Stiel des ganzen Endgliedes, mit welchem es auf dem Schaftende eingelenkt ist, länger ist. Diese zusammengesetzten Borsten werden bei grösseren Thieren in den hinteren zwei Dritteln der Körperlänge, bei kleineren Thieren in allen Segmeuten durch einfache gelbgefärbte Borsten vertreten, welche gegen die Spitze hin gekrümmt, jederseits von einem Blatte gedeckt sind und mit einem starken spitzigen Haken enden, dessen äusserste Kante mit einer Reihe kleiner spitzer Zähne besetzt ist. Diese einfachen Haken- borsten treten bei grösseren Thieren allmählich an die Stelle der zusammengesetzten, so dass an- fänglich die Ruder zusammengesetzte und einfache Hakenborsten neben den einfachen spitzen be- sitzen. Bei jungen Thieren, welchen die zusammengesetzten Borsten ganz fehlen, steht in den Rudern der letzten Segmente oft nur je eine einfache Hakenborste. Das After segment, ohne Ruderfortsätze, trägt auf seiner Endfläche, etwas unterhalb der Afteröffnung, 4 Aftercirren , welche am Grunde etwas verdickt sind und spitz auslaufen: die beiden oberen sind länger als die unteren (Taf. XVI. Fig. 24). Die Haut, welche an den Segmentgrenzen Falten bildet, die sich dachziegelförmig auf das vorangehende Segment legen, zeigte mir am lebenden Thiere einige Besonderheiten. Über die Ruckenfläche des Segmentes läuft in der Chitinhaut quer eine mittlere Zone mit kleinen (0,OI08mm) rundlichen stärker glänzenden Platten, die in unregelmässigen Abständen von einander vertheilt sind (Taf. XVII. Fig. 4). Jedes Plättchen war von einem feinen Canale in schräger Rich- tung durchbohrt , so dass die äussere Öffnung des Canals oft auf dem einen , die innere auf dem anderen Ende der Platte stand. Es ist das eine besondere Modification der Porencanäle, welche bei Eunice die Chitincuticula durchsetzen. Unter dieser mit den durchbohrten Plättchen ver- sehenen Chitindecke lag eine Schicht dicht gedrängter, fast gleich grosser blasser Zellen, von denen ich nicht genau erkennen konnte, ob sie kernhaltig seien. Ich halte diese Zelllage für Hautdrüsen, welche durch die durchbohrten Plättchen ihr Secret, einen farblosen glashellen Schleim, nach aussen entleereu. Jederseits neben dieser drüsenhaltigen Mittelzone des Segmentes trug die Haut auf der vorderen und hinteren Zone der Segmentoberfläche feine eingerissene schräg «9* 384 Ordo I. Nereiden. von vorn nach hinten und aussen laufende Furchen , welche durch ein schwaches, vom Furchen- grunde aufsteigendes Riff der Lange nach getheilt waren. — Die Musculatur ist ganz wie bei Eunice angeordnet ; die vier Längsbänder sind verhältnissmassig sehr stark. Der Verdauungstr actus unterscheidet sich von dem bei Eunice und anderen Ver- wandten beobachteten Bau dadurch, dass hinter der Mundöffnung nicht gleich die Schlundmasse liegt, sondern ein kurzes Rohr, das Analogon einer Rüsselröhre bei anderen Nereideen (Taf. XVII. Fig. 1). Es durchzieht die beiden ersten Segmente, und ist offenbar nichts anderes als nur eine Verlängerung der Mundmasse nach vorn, denn seine obere Wand ist dick musculös, unmittelbar aus der gemeinsamen Muskelmasse hervorgehend; seine untere Wand ist dünn und in grosse Falten gelegt, so dass sie bei einer Vorwärtsbewegung des Kiefersackes sich dehnen und der Be- wegung Freiheit geben kann. An der Mundöffnung ragt die obere Wand mit zwei abgerundeten Enden heraus, das sind die Mundpolster; die dünnere untere Wand biegt um und setzt sich in die Körperhaut der Bauchfläche, zunächst des lippenartigen Vorsprungs des zweiten Segmentes fort. — Die Mundmasse im engeren Sinne, das heisst der eigentliche kiefertragende Theil und das Schlundrohr, füllen den Raum des 3ten bis lOten Segmentes. Der Bau ihrer Wandung, und im Besonderen die Anordnung der Musculatur, stimmt im Allgemeinen mit dem von Eunice überein; die Kiefer dagegen sind abweichend gestaltet. In beiden Hälften des Oberkiefers (Taf. XVI. Fig. 27) liegt eine gleiche Zahl von Kieferstücken. Die Träger liegen mit ihren medianen geraden Kanten hart an einander; sie bestehen scheinbar aus zwei durch eine Furche gesonderten Stücken. Das hintere läuft spitzig aus und ist hier mehr oder weniger deutlich mit kleinen Zahneindrücken auf dem lateralen Randtheile besetzt; das vordere kleinere ist dagegen nach vorn erweitert und seine Fläche ist schwach kissenartig gewölbt. Zange und Zahn sind in jeder Kieferhälfte in sofern anders als bei Eunice gelagert, als die Nische hier sehr flach ist, als Endstück der Zange nicht auf der Fläche des Zahnes lagert, sondern dieser mit einem Flügelfortsatz auf den unteren Nischen- rand hinübergreift und seine Schneide wie seine Flächen fast in einer Verticalebene aufwärts wendet. Die Zange ist wie gewöhnlich gestaltet, der schlanke Endhaken wendet aber in der Ruhelage seine Spitze aufwärts. Der Zahn unterscheidet sich von dem gleichen Kieferstück bei den echten Euniceen durch den bereits erwähnten Flügelfortsatz, der als eine dunkle kürzere Platte aus der ebenen, sonst abwärts, hier medianwärls gerichteten Zahnfläche hervorgeht und auf den unteren Nischenrand hinübergreift (Taf. XVI. Fig. 28). Die Zahnfläche, welche bei Eunice aufwärts sieht, ist hier gleichfalls, zumal im vorderen Theile, schalenarlig gewölbt, sieht aber nicht aufwärts, sondern bei der aufrechten Stellung der Zahnschneide laleralwärls. Die Schneide, welche nach hinten hin in einen schenkelartigen Fortsatz ausgezogen ist, trägt in der linken Kiefer- hälfte 5, in der rechten G Sägezähne. Durch den Flügelfortsatz schliesst sich der Zahn seiner Form nach an die zwei Platten an, welche vor ihm liegen und die man als die Analoga der Sägeplatten bei Eunice betrachten muss (Taf. XVI. Fig. 28). Beide Platten, eng an einander liegend, bestehen aus einem dunkel gefärbten Abschnitte, welcher, wie die Wölbung der Wandung, der er ganz Fam. Eunicea. Gen. Lumbriconereis. 38ä aufliegt, gekrümmt ist und aus einem helleren frei vortretenden Schneidenstücke. In der ersten Platte ist die Spitze dieser freien Theile zu zwei Zahnchen eingeschnitten, die zweite vorderste Platte endet mit einer Zahnspitze. Zu diesen Stücken des Oberkiefers kommen zwei Reibplatten hinzu, welche als plattenförmige Verdickungen der gemeinsamen Chitinauskleidung anzusehen, aber dadurch besonders ausgezeichnet sind, dass ihre Oberflache mit kleinen vieleckigen Erhaben- heiten dicht gekörnelt ist (Taf. XVI. Fig. 29). Sie bedingen nach dem Grade ihrer Färbung und ihrem grösseren oder geringeren Abstände von einander die Farbe der ganzen Reibplatte; stehen sie sehr dicht neben einander, so bekommt man sie meist nur an den Rändern der Platte zu Ge- sicht. Die erste Reibplatte, in gleicher Linie mit den Spitzen der Sägeplatten, aber höher als diese an der Wand des Kiefersackes stehend , ist klein und springt wie ein stumpfes Knöpfchen hervor. Die zweite, welche auf dem flachen oberen Rande der Kiefernische liegt, ist bandförmig gestreckt, beginnt mit einer helleren schwach schalenförmig gewölbten Verbreiterung und läuft dann all- mählich dunkler werdend, als ein schmaler Streifen bis unmittelbar zu der Stelle, wo der End- haken der Zange von dem Grundstücke frei hervortritt. Es erscheint daher diese bandförmige Platte als ein dunkler stabförmiger Fortsatz, der vom Zangengrundtheile entspringt und nach aussen gerichtet ist. Isolirungen der einzelnen Stücke zeigen, dass eine wirkliche Verbindung zwischen beiden Stücken nicht besteht. Der Unterkiefer (Taf. XVI. Fig. 30) besteht aus zwei hellfarbigen Stücken, die in der Medianlinie so zusammenstossen, dass sie gegen die Rauchfläche hin eine Firste , nach oben eine Rinne bilden. Die hinteren Theile sind schmale lang gestreckte Platten , am Ende jede so zuge- spitzt, dass sie hier unter einem einspringenden Winkel aus einander treten. Der vordere Theil ist breit erweitert, und beide bilden hier eine tief gewölbte Schaufel, deren von beiden Seiten gegen die Medianlinie hin abgestutzter Vorderrand eine nicht regelmässig wellige Contour ohne irgend einen Zahneinschnitt besitzt ; hinter dem Rande steht eine quere Reihe dunkler Puncte , die gefärbten Enden feiner RilTbildungen, welche dem concentrischen Schichtenbau dieser Platten entsprechen. Der Darm, welcher gleich hinter dem Ende des Kiefersackes aus dem Schlundrohre hervorgeht, ist ein cylindrisches Rohr, welches nicht wie sonst segmentweise eingeschnürt, son- dern in Windungen hin und her gelegt ist, besonders eng im vorderen Körpertheile. Heraus- genommen zeigt seine Oberfläche abwechselnde hellere und dunklere Längsstreifen, ein Rild, welches durch die längslaufenden Falten der inneren Oberfläche erzeugt wird. — Der Afler steht terminal etwas höher als die Aftercirren. Die Dissepimente sind: ein längslaufendes, von der Innenfläche der Rückenwand zum oberen Darmuinfang, und quere von den Segmentgrenzen zum Darm gehende. Das Gefässsystem besteht aus zwei Hauptlängsstämmen, dem Rückenstamm, der geradlinig über dem Darme läuft, und dem Rauchstamme, der unter dem Darme liegt, mit starken Schlängelungen von einer Seite zur andern. Beide Hauptstämme tragen eine Schicht ringförmiger 386 Ordo I. Nereiden. Muskelfasern und im Innern eine längsstreifige, wahrscheinlich in dieser Richtung gefaltete feine Membran ; ob das äussere lockere Gewebe, welches noch auf der Muskelschicht liegt, zum Gefäss gehört, oder zu dem Dissepimente, kann ich nicht entscheiden. — Am Bauchstamme hängen in jedem Segmente zwei Bulbillen. Ich habe nicht mit Sicherheit entscheiden können, ob diese im gefüllten Zustande als Blindsäcke erscheinenden Anhänge von zwei eng an einander liegenden Schenkeln einer Schlinge gebildet werden, oder ob sie, wie es am lebenden Thiere den Anschein hatte, blind endende Anhänge sind. Leer erscheinen sie im Leben als blinde Schläuche (von 0,027""" Dicke) mit einer (0,006mm) dicken hellen Wand, in der, nach dem Bilde des optischen Durchschnittes, dicht gedrängt kernartige Körper lagen (Taf. XVII. Fig. 5). Muskelfasern erkannte ich während des Lebens des Thieres nicht in der Wanddicke; ich vermuthe aber, dass die er- wähnten Kerne den Muskelfasern angehören, welche an diesen Gebilden bei der Einwirkung von Essigsäure deutlich werden. Unter dem Andrängen der Blutwelle füllt sich die Bulbille sack- ähnlich und wird durch die plötzliche Ausdehnung von der Darmwand, an der sie anliegt, fort- geschleudert; durch eine Contraclion wird das in ihr aufgesammelte Blut ausgetrieben; sie nimmt die Schlauchlbrm wieder an, um von der nächsten Blutwelle das Gleiche zu erfahren. Das aus der Bulbille getriebene Blut fliesst durch einen Ast gegen das Ruder, tritt in eine bis in das Ende der Lippe reichende Gefässschlinge, deren zweiter Schenkel seinen Ausgang vom Hauptstamm der Rückenfläche nimmt. Zugleich tritt aber das Blut von der Umgebung des Ruders in Capillar- gefässe unter der Haut der Rucken- und Bauchfläche über. Auf der Ruckenfläche bilden diese Capillaren ein Netz, dessen einzelne Ästchen zu einem grösseren Stamm zusammentreten, der mit dem dorsalen Hauptlängsstamme zusammenhängt. Die Capillaren der Bauchfläche waren spärlicher und schienen blind geschlossene Schlingen zu bilden, welche von jeder Seile bis gegen die Medianlinie reichten. Wenn mir hier nicht, vielleicht verdeckt durch das Nervensystem, eine Verbindung mit dem ventralen Hauptstamme entgangen ist, so würde also das Blut hier in blinde Schlingen getrieben, aus denen es in den Zwischenräumen der Pulsationen wieder zurückfliessen könnte. — Zum Darme gehen vom dorsalen Hauptstamme gerade abwärts steigend sehr zahl- reiche kleine Gefässe; ihre Verbreitung in der Darmwand und weiteren Verlauf kenne ich nicht. — Die Modification, welche diese Anordnung der Gefässe neben der Mundmasse erleidet, konnte ich am lebenden Thiere nicht ganz verfolgen, nach unvollkommenen Beobachtungen an Weingeist- exemplaren ist sie ähnlich wie bei Eunice. Das Blut war roth ; es floss bei den langsam sich wiederholenden Zusammenziehungen des Rückenstammes in ihm von hinten nach vorn, im Bauchstamme von vorn nach hinten. So viel ich erkennen konnte stehen die Pulsationen der Bulbillen in keiner Abhängigkeit zu den Con- tractionen der Längsstämme. Allein der Druck, dem ich die Thiere unterwarf, um diese Verhält- nisse zu beobachten, kann hier für die Regelmässigkeit dieser Vorgänge von ungünstigem Einfluss gewesen sein. Fam. Eunicea. Gen. Lumbriconereis. 387 Im Nervensystem bot mir der Bauchstrang nichts besonders Bemerkenswerthes. Seine Ganglien sind nur sehr unbedeutende Verdickungen an dem einfach erscheinenden Strange. Unter der äusseren Umhüllung, dem Neurilemm, lag eine Schicht von Zellen und unter dieser die Fasermasse; Pigmentablagerungen fehlten völlig. — Das Hirn, welches uneefähr das hintere Drittel des Kopflappenraumes einnimmt, ist eine breite Platte, deren gewölbte Oberfläche durch eine mediane Furche in zwei gleiche Polster getheilt ist. Dass von ihm Nerven gegen die Spitze des Kopflappens hingingen , konnte ich nicht erkennen ; dagegen hatte ich auf Längsschnitten durch den Kopflappen ein Bild, wonach vom Hirne jederseits ein lappenartiger Forlsatz zum hin- teren Theile der unleren Fläche des Kopflappens träte und hier sich polsterförmig unter der Kürperhaut ausbreite (Taf. XVII. Fig. 1. 2). — Eine ganz eigentümliche Bildung sind die beiden Anhänge, welche vom Hinterrande des Hirns ausgehen und die ich oben bereits als Nackenwülste beschrieben habe. Diese Körper (Taf. XVII. Fig. 2), welche wie mit einem dünnen Stiele dem Hirne anhängen, sind wenig länger als breit (0,44mm lang, ö,39mm breit), allseitig gleichmässig abgerundet; ihre Farbe war ein helles Braungelb, mit Ausnahme des hinteren abgerundeten freien Endes, welches auf der unteren Fläche ziemlich weit braun gefärbt war. Die Oberfläche erscheint glatt und glänzend , da sie fast völlig von Chitin bekleidet ist. Es schlägt sich nämlich auf dem hinteren Rande des von mir als Halstheil bezeichneten Stückes, da wo die Falte zum ersten Seg- ment sich erhebt, die Chitinhaut nach innen, bekleidet mit einem Blatte fast ringsum die Ober- fläche dieser Hirnanhänge und kehrt mit dem anderen Blatte zur gemeinsamen Körperdecke zurück. Beide Blätter, welche eng auf einander liegen, bilden gleichsam eine durch Einstülpung ent- standene tiefe Tasche mit engem Eingange, und gelingt es, das obere der beiden Blätter aufzu- heben, so tritt aus dem Grunde der Tasche scheinbar ein vorspringender Wulst hervor, das vordere Stück dieses Hirnanhanges ; das Gleiche muss erfolgen , so lange der Eingang in diese Tasche nicht zu eng ist, wenn man den Vorderrand des ersten Segmentes stark zurückzieht, und damit auch einen Theil der oberen Wand der Tasche. Die Substanz , welche diese kugelförmigen An- hänge bildet, besteht, so viel ich gesehen habe, aus den Elementen, welche auch im Hirne vor- kommen, kleinen Zellen oder Kernen eingelagert in feinkörnige Masse ; zumeist gegen die Peripherie unter der dünnen Chitinhaut treten ähnliche fein stäbchenartige Fasern auf, wie ich sie unter der Palpenoberfläche von Eiinice beschrieben habe. Die Pigmentmasse, welche den dunklen Fleck am Ende des Körpers auf der Unterseite bildet, ist feinkörnig und geht eine Strecke weit von der Oberfläche in das Innere hinein. Bedeutungsvoll ist die Angabe Claparede's, dass die gleichen Organe, von ihm bei L. tirujens Kef. (L. Edwardsi) beobachtet, auf der Oberfläche mit Flimmer- haaren besetzt gewesen seien. Dass es sich hier um ein Werkzeug der Sinneswahrnehmung handle, ist nach allem sehr wahrscheinlich, wenn es auch nicht näher bestimmbar ist, welcher Art solche Wahrnehmung sein könne. Die eigentliche Bildungsweise und Stellung dieser Organe weist zugleich die Ansicht ab, dass hier die Analoga von Fühlern zu suchen seien. 388 Ordo I. Nereidea. Die Organe und Producte der geschlechtlichen Thätigkeit sind mir unbekannt; im Innern der Ruder liegen allerdings Massen, welche wahrscheinlich dazu gehören, ich konnte aber an dem Materiale, welches mir zu Gebote stand, deren Bau nicht erkennen. Ich fand diese Art bei Fiume am häufigsten auf steinigem und bewachsenem Meeres- grunde, nahe der Küste ; am meisten zwischen und in den holzartigen Stämmen der Meerpflanzen, welche von ihnen durchbohrt zu sein schienen. Ihre Bewegungen waren ein rasches Kriechen mit lebhaften Schlängelungen ; eigentliche Schwimmbewegungen habe ich sie nicht ausführen sehen. Ausserhalb des Wassers sonderten sie in reichlicher Menge einen farblosen dünnflüssigen Schleim ab. Von allen Euniceen sind sie vielleicht am leichtesten zerreiss- und zerbrechbar; ausgewachsene unverletzte Exemplare erhält man bei dem Sammeln mit dem Schleppnetze nur selten, Thiere mit neugebildetem Schwanzende kommen häufiger vor. Auch hier beobachtete ich bisweilen Thiere, deren Körper streckenweis weich, wie verfault, oder auch holzartig eingetrocknet war, Folgezustände von Verletzungen und Quetschungen. Ich bezeichne die Art als Lumbricon. Nardonis (Gr.) , da sie nach dem mir vorliegenden Mate- riale aus dein adriatischen Meere dort weit verbreitet ist, und Grube diese seine Art dort am häufigsten ge- funden hat. Die GRiBE'sche Beschreibung ist bei der Gleichförmigkeit im Äusseren der Arten nicht genau genug, um danach eine sichere Bestimmung machen zu können. — Zu dieser Art oder zu der folgenden gehört vermuthlich auch die L. (Zygolobus) Laurentiana (Gr.), deren Beschreibung nach einem Thiere mit hervorgetretenen Nackenwülsten gemacht ist. Lumbriconcreis breviceps mihi. Lumbricus fragilis delle Chi a je, Memoire sulla storia e notomia a. a. 0. Vol. II. 18*25. pg. 409. 428. Tav. XXVIII. Fig. 8—20. Lumbrinereis fragilis delle Chiaje, Descrizione e notomia a. a. 0. 1841. T. III. pg. 83. Tav. 96. Fig. 8—11. 14—20. Der L. Nardonis sehr ähnlich: der Kopflappen ist kurz, stumpf kegelförmig, das erste Segment wenig länger als das zweite. Im Oberkiefer die Zahnschneiden jederseits mit 5 Sägezähnen, von denen der erste sehr klein ist; die erste Sägeplatte mit 2 Zähnen. Unterkiefer vorn mit einer hufeisenförmigen braunen Endplatte. — Neapel. Diese Art ähnelt im Habitus sehr der L. Nardonis, doch ist ihr Körper etwas plumper und am Kopfende weniger verdünnt. Über die Grössenverhältnisse kann ich keine bestimmte Angaben machen, da mir nur verslümmelte Exemplare zur Verfügung standen; danach zu urtheilen, er- reicht diese Art beträchtlich grössere Dimensionen als sie mir bei L. Nardonis vorgekommen sind. Die Farbe der in Weingeist aufbewahrten Thiere war gelb bräunlich, stark irisirend. Der Kopflappen ist stumpf kegelförmig, kürzer als die beiden ersten Segmente; bei den etwas macerirten Thieren sprangen auf Druck in der Nackengegend zwei unmittelbar neben einander stehende rundliche Nackenwülste hervor, die sonst verdeckt waren. — Die Mund- polster sind klein. Fum. Eunicca. Gen. Lumbriconereis. 389 Das erste Segment ist etwas länger als das zweite; dieses ist auf dem lippenartigen Fortsatze vom Mundrande her mit vier Furchen gezeichnet. Die Ruder sind am ganzen Körper klein, die nach unten und hinten gerichtete Lippe überall kurz. Bis zum 42sten Ruder fand ich einfache spitze und hakenförmige Borsten, von da ab nur die letzteren ; zusammengesetzte Hakenborsten fand ich bei den von mir untersuchten Exemplaren nicht. Die Form der Borsten war der von L. Nardonis sehr ähnlich. An dem spitz auslaufenden Schwanzende trug das kurze ruderlose Aftersegment vier gleichlange kegelförmige Cirren, die länger waren als das Segment selbst. Der schwarze Oberkiefer stimmt fast völlig mit dem von L. Nardonis überein, nur trugen die Zahnschneiden jederseits 5 Sägezähne, von denen der eiste sehr klein war. Der Unterkiefer hat zwei fast der ganzen Länge nach an einander liegende hellfarbige Endstäbe, und eine braune Endplatte von der Form eines Hufeisens mit deutlich concentrischen Streifungen. Die Würmer, nach welchen diese Beschreibung entworfen wurde, fanden sich im göt- tinger Museum und stammen aus Neapel. Als synonym habe ich die Lumbr. fragilis (d. Ch.) aufgeführt ; dazu veranlasst wurde ich wesentlich durch die Abbildung des Unterkiefers, welche delle Chiaje gegeben hat; die übrigen auf diese Art bezüg- lichen Zeichnungen bieten in ihrer Unzulänglichkeit und bei der grossen Formengleichheit der verschiedenen Arten keinen sicheren Anhaltepunet. Der Name fragilis musste geändert werden, denn diese neapolitanische Art ist sicherlich nicht identisch mit der L. fragilis (0. F. Müller) aus der Nordsee. Von der sehr nahe verwandten L. Nardonis ist die Unterscheidung mit Sicherheit nur durch die Differenzen der Kieferbildung zu machen. Liiiiibricouercis rocciuea (Remer). Renier, Prospetto della Classe dei Vermi. p. XIX. 1804. (Ist mir unbekannt geblieben.) — Osservazioni postume di Zoologia adriatica. Venezia 1 847. Fol. pg. 29. Tav. X. ? Lumbricus coccineus delle Chiaje, Memorie sulla storia e notomia. Vol. III. 1828. pg. 170. 178. Tav. XLII. Fig. 3. 10. 15. — Descrizione e no- tomia degli animali invertebrati. Tom. III. 1841. pg. 83. Tav. 9G. Fig. 3. 10. 15. Körper im Vorderende am breitesten, im Leben glänzend rothgelb; Kopfhippen fast kugelig, Mundpolster gross; erstes Segment wenig länger als das zweite. Ruder mit einer kurzen nach hinten und unten gerichteten Lippe, Borsten ähnlich denen von L. Nardonis; 4 kurze fast blattförmige Aftercirren. Im Oberkiefer die Zahnschneide links mit 5, rechts mit 7 Zähnen, die erste Sägeplatte mit zwei, die zweite mit einer Zahnspitze; die Reib- platten wie bei L. Nardonis; der Unterkiefer ebenfalls ähnlich demjenigen dieser Art. — Adriatisches Meer. Diese Art unterscheidet sich von L. Nardonis. mit der ich sie häufig zusammen gefunden habe , sofort durch einen anderen Habitus. Der Körper ist am Kopfende am breitesten und Ehlers, ßorstenwürmer. 50 390 Ordo I. Nereiden. verschmälert sich allmählich bis gegen das dünne Schwanzende. Remer's Abbildung hebt das treffend hervor. Die Rückenfläche ist wie bei den anderen Arten hoch gewölbt, die ßauchfläche müssig abgeplattet. Die Farbe des lebenden Thieres war in dem ausgezeichnetsten Falle glänzend gelbroth, an den in Weingeist aufbewahrten Thieren bleicht sie sehr rasch aus. Ein lebendes junges Thicr von 9mm Länge und 0,3mm grösster Breite hatte 45 Segmente, ein anderes erwach- senes, in Weingeist aufbewahrtes Exemplar, dessen mittlerer Körperabschnitt allerdings erschlafft war, hatte bei einer Länge von 60mm 1 32 Segmente. Der Kopflappen (Taf. XVII. Fig. 3) bietet ein ausgezeichnetes Erkennungszeichen; er ist fast kugelig, nur auf der ventralen Fläche etwas abgeplattet. Die Mundpolster sind an- sehnlich gross. Von den beiden ersten ruderlosen Segmenten ist das erste ungefähr um ein Drittel länger als das zweite; der lippenartige Fortsatz des zweiten auf der Bauchfläche ist vom Mund- rande her mit vier Längsfurchen eingeschnitten. Die folgenden Segmente sind an Länge einander fast gleich und nehmen allmälig an Breite ab. Die Ruder sind an den ersten Segmenten etwas kürzer als gegen die Körpermitte hin, wo sie grösser werden. Es sind niedrige Höcker mit einer Lippe, welche ventralwärls und nach hinten gewandt ist. Diese Lippe ist an den ersten Rudern nur kurz , erreicht weiterhin die Länge des Ruders und nimmt nach hinten wieder ab. Beim erwachsenen Thiere standen einfache spitze breit gesäumte Borsten von goldgelber Farbe in den ersten 40 Rudern; neben diesen zusammengesetzte Borsten mit Hakenspitze bis zum 20sten Ruder, von da ab in allen folgenden Rudern einfache Hakenborsten, fast überall, besonders aber am Körperende, in nur geringer Zahl. Bei dem jungen Thiere fehlten die zusammengesetzten Borsten ganz , die spitzen gesäumten standen bis zum 17ten Ruder, daneben und darüber hinaus nur einfache Hakenborsten. Das Endglied der zusammengesetzten Borsten ist kürzer als bei L. Nardonis, der Endhaken klein, mit wenigen Zähnchen auf der äusseren Kante ; der Endhaken der einfachen Borsten war bei den erwachsenen Thieren stark, mit mehreren Zähnen auf den geraden äusseren Kanten; bei dem jungen Thiere war der Endhaken dieser Borsten beträchtlich geringer. — Das Aftersegment war kurz, ruderlos, auf der Endfläche standen 4 kurze, gleich lange, bei dem jungen Thiere fast blattförmige Aftercirren. In der Haut liegen dicht gedrängt kleine glänzende Kügelchen, am Kopf läppen auf der dorsalen wie ventralen Fläche, auf der Rückenfläche der Segmente besonders zahlreich in einer breiten, quer über die Mitte laufenden Zone; die Aftercirren waren besonders reichlich damit ausgestattet. Die übrige Organisation stimmt mit der von L. Nardonis überein; ich hebe deshalb nur die für die Systematik wichtigen Besonderheiten im Kieferapparate hervor. Träger und Zange bieten nichts Besonderes; der linke Zahn trägt auf der Schneide 5 Sägezähne, der rechte 7 ; die erste Sägeplatte hat zwei Zahnspitzen, die zweite eine; die plattenförmige und die bandartige Farn. Eunicea. Gen. Lumbriconereis. 391 Reibplatte sind wie bei L. Nardonis gestaltet. Der Unterkiefer stimmt in seiner Form ebenfalls mit dem von L. Nardonis überein. Die Art findet sich bei Fiume häufig auf steinigem und stark bewachsenem Meeresgrunde nahe der Küste. Dass dieser Wurm die L. coccinea (Ren.) ist, scheint mir unzweifelhaft ; Grube l) erwähnt die gleiche Art unter der Ausheule bei der Insel Lussin. Vermuthlicb gehört hierher auch der Lumbricus coccineus (d. Ch.) ; wenn ich ihn unter den Synonymen mit ? aufgeführt habe, so geschah das deshalb, weil delle Ghiaje an den Rudern Cirren abbildet und im Texte erwähnt ; vielleicht ist aber nur die Ruderlippe von ihm als Cirrus aufgefasst und dargestellt. In Betracht könnten hier noch gezogen werden L. faUax und vasco, welche Qiatrefages2) neu aufgestellt hat, denn beide haben einen gerundeten Kopflappen; die weitere Be- schreibung ist aber so unzureichend, dass danach keine Entscheidung gefällt werden kann. Luiuhricoiiereis tingens (Keferstein). Keferstein, Untersuchungen über niedere Seethiere. Zeitschrift f. wissensch. Zoolog. Bd. XII. 1862. pg. 102. Taf. IX. Fig. 1—9. Lumbric. Edwardsi Claparede, Beobachtungen über Anatomie und Entwick- lungsgeschichte. 1863. pg. 58. Taf. XIV. Fig. 1 4— 22. Zij golobus Edwardsi Claparede, Glanures zootomiques parmi les Annelides. 1864. pg. 114. Kopflappen kegelförmig, ohne verlängerte Nackenwülste; Mundpolster gross. Rückenfläche des ersten Segmentes noch einmal so lang als die des zweiten. Ruder mit einer nach unten und hinten gewandten cylindrischen Lippe ; einfache spitze gesäumte Borsten nur in den vorderen (24) Segmenten; zusammengesetzte mit schmal gesäumtem Schaftende und langem messerförmigem , am Ende mit einem grösseren und darüber einigen kleinen Zähnen versehenen gedeckten Endgliede in den vorderen (27) Rudern; einfach hakenförmige Borsten, deren starker Endhaken auf der äusseren Kante nur un- bedeutende Zähnchen trägt, in den übrigen Budern; 4 Aftercirren. Im Oberkiefer die Zahnschneiden mit 5 Zähnen, die erste Sägeplatte mit 2, die zweite mit einer Zahnspitze, eine breite viereckige und eine schmal bandförmige zum Wurzeltheil der Zange laufende gekörnte Beibplatte. Unterkiefer im hintern Theile massig verschmälert, mit braunen Winkellinien, vorn schaufelartig und hohl gewölbt, sein Vorderrand jederseits median- wärts mit einem spitzen Zahn, neben dem lateralen einige dunkle auf die Fläche ziehende Streifen. — Canal. St. Vast. Die von Keferstein unter dem Namen Lumbr. tingens von St. Vast beschriebene Art konnte ich in den Originalexemplaren nachuntersuchen, und dabei feststellen, dass die Lumbr. Edwardsi (Clap.) von dem gleichen Fundorte mit ihr identisch ist. \) GniBE, Die Insel Lussin a. a. 0. pg. 80. 2) QiiATREFAGES. Hisloire des Anneies. I. a. a. 0. pg. 362. 364. 50* 392 Ordo J. Nereidea. Die Art ähnelt im Habitus der L. Nardonis, ist aber nach den mir vorliegenden Exem- plaren etwas schlanker als diese. Bei Weingeistexemplaren fand ich bei 64mm Lange und 1,5mm Breite 165 Segmente, bei 30™" Lange 134 Segmente. Der Kopflappen ist kegelförmig, mit abgerundeter Spitze, so lang oder etwas länger als die beiden ersten anhanglosen Segmente. — Auf der Grenze zum ersten Segment, von dessen Vorderrande bedeckt und daher von Kefer- stein übersehen, liegen zwei kugelige Nackenwiilste, welche Claparede am lebenden Thiere vorragend fand, durch starken Druck weiter heraustrieb und feststellte, dass sich auf ihrem me- dialen Umfange Cilien befinden. Ich fand diese Organe durch Präparation tief in die Leibeshöhle zurückgezogen und konnte auch den von Claparede angegebenen braunen Pigmentstreifen an ihrem Hinterrande erkennen. Von den ruderlosen Segmenten ist das erste fast doppelt so lang als das zweite; dieses greift, was in Claparede' s Zeichnung nicht ausgedrückt ist, mit einem am Vorderrande ge- kerbten Fortsatze bis an die Mundöffnung. Die Ruder der folgenden Segmente sind, kurz am Ende mit einer nach unten und hinten gerichteten fingerförmig verlängerten Lippe versehen , über welcher die Borsten austreten. Die oberen Borsten sind einfach geschweift, breit gesäumt, sie verschwinden, nach meiner Zählung, am 2lsten Segment, nach Keferstein's Angabe am 24sten: Schwankungen, die wohl von der Grösse der untersuchten Thiere abhängen; die unteren Borsten sind in den vorderen 25 Rudern zusammengesetzt, in den hinteren einfach mit Endhaken. Daraus erklären sich die abweichenden Angaben von Keferstein und Claparede, da ersterer nur die einfachen hakenförmigen, letzterer die zusammengesetzten beschrieb. Bei voller Ausbildung ist das erweiterte Schaftende nur schmal gesäumt, das Endglied lang messerförmig , gedeckt, vor der Spitze ausgeschnitten und mit einem stärkeren Haken endend, über dem einige viel schwächere sägezahnartige stehen (Taf. XVII. Fig. 13). Die einfachen diese vertretenden Borsten haben einen starken Endhaken, auf dessen vorderer Kante unbedeutende Sägezähne stehen (Taf. XVII. Fig. 14). Das After segment hat 4 kurze an der Basis verdickte Aftercirren. Beide erwähnte Zoologen beschreiben aus der Haut dieses Thieres gelbe Körner, welche auf den Segmenten einen mittleren Gürtel bilden. Nach Claparede sind diese Körner birnförmig und tragen auf der breiteren nach aussen gerichteten Endfläche ein Grübchen; vielleicht finden sich auch hier durchbohrte Plättchen wie in der Haut von Lumbr. Nardonis. Die Kiefer sind von beiden Autoren ziemlich übereinstimmend und genau dargestellt. Der Oberkiefer (Taf. XVII. Fig. 11) ist gebaut wie bei L. Nardonis: die Träger im hinteren Theile zugespitzt, im vorderen verbreitert ; die Zangen mit grossem Grundtheile und massig ge- bogenen Haken, die Zähne mit lateralwärts sehender gewölbter Fläche und fünfzähniger Schneide ; die erste der Sägeplatten zweizähnig , die davorgelegene einzähnig , ihre aufliegenden Platten- theile dicht gekörnelt , schwarz ; nach aussen eine fast viereckige wenig gewölbte hellbraune ge- körnelte Reibplatte in der Höhe der Sägeplatten, und eine bandartig nach hinten dunkler werdende Farn. Eunicea. Gen. Lumbriconereis. 393 und zum Grundtheile der Zange zurücklaufende gleichfalls gekörnelte Reibplatte. — Der Unter- kiefer (Taf. XVII. Fig. 12) ist anders gestaltet als der von L. Nardonis; die in der Medianlinie in einer Firste zusammenstossenden Hälften sind im hinleren Theile nicht so sehr verschmälert, mit dunkleren queren Linien gezeichnet, welche in der Medianlinie von jeder Hälfte her unter einem nach hinten offenen Winkel zusammenstossen , und in gleicher Weise am Hinterende aus- geschnitten. Der vordere schaufeiförmig erweiterte und tief gewölbte Theil tragt an dem Vorder- rande, welcher von aussen nach innen gegen die Medianlinie schräg abgestutzt ist, einen medianen scharf spitzigen Zahn , und lateralwärts noch zwei weniger deutliche. Der laterale Randtheil der Fläche ist mit mehreren dunklen Streifen besetzt. Keferstein's Angaben über das Gefässsystem sind , in sofern sie von dem von mir bei L. Nardonis angegebenen Verhalten abweichen, unrichtig. Seitengefässe neben dem Darme, wo- durch die Zahl der Längsstämme auf vier steigen soll, sind nach meinen Untersuchungen nicht vorhanden, wahrscheinlich haben die Bulbillen der ventralen Seilenäste zu einer solchen falschen Darstellung Veranlassung gegeben. Liiuibricoiicreis gracilis n. sp. Körper fast fadenförmig. Kopflappen stumpf eiförmig, ohne verlängerte Nacken- anhänge, Mundpolster klein, wenig vorragend. Rüekenfläche der beiden anhanglosen Segmente gleich lang. Ruder mit zwei Lippen auf der Endfläche, die untere länger als die obere, in der vorderen Körperhälfte kurz, in der hinteren verlängert; einfache spitze gesäumte Borsten in den vorderen (40) Rudern , zusammengesetzte mit breit gesäumtem Schaftende und kurzem messerförmigen am Ende mit mehreren kleinen Zähnen ver- sehenem gedeckten Endgliede in den vorderen (15) Rudern, in den hinleren einfache Rorsten am Ende mit mehreren über einander stehenden starken Zähnen. Im Oberkiefer die Zahnschneiden mit 4 Sägezähnen , beide Sägeplatten mit einer Zahnspitze , eine ge- körnelte Reibplatte in der Höhe der Sägeplalte , eine kurze mit genetzter Oberfläche neben dem Wurzelstücke der Zange. Unterkiefer glashell, im hinteren Theil schmal, im vorderen breit und tief schaufeiförmig, der Vorderrand jederseits medianwärts mit einem spitzen Zahne, nach aussen davon mit zwei undeutlichen, neben dem Aussenrande auf der Fläche drei dunkle Streifen. — Quarnero. Unter den von mir bei Fiume gesammelten Exemplaren der Lumbr. Nardonis (Gr.) fand sich eine Art , die durch einen gestreckteren dünneren Körper vor den übrigen sich auszeichnete und bei der genaueren Untersuchung als eine selbständige Art erkannt wurde. Da der Bau der inneren und äusseren Theile im Wesentlichen mit L. Nardonis übereinstimmt, so beschränke ich mich darauf, nur auf die charakteristischen Formverhältnisse und Abweichungen aufmerksam zu machen. Der Körper ist im oberen Theile etwas breiter als in der hinteren Hälfte, schlank, fast fadenförmig (Taf. XVII. Fig. 6) ; seine Farbe an dem in Weingeist aufbewahrten Thiere ein schwach metallschimmerndes helles Grau. Bei einer Länge von 53mm und einer Breite von nicht 394 Ordo I. Nereiden. ganz 1m"' zählte ich I78 Segmente; die Zahlen sind aber unvollständig, da das Schwanzende des Thieres fehlte. Der Kopflappen ist stumpf eiförmig, wenig länger als an der breitesten Stelle breit, so lang als die drei folgenden Segmente zusammen. Durch Präparation verschaffte ich mir die An- sicht der vom Hirn ausgehenden Nackenwülste, welche eng an einander liegen. — Aus der Mundöffnung ragen nur wenig zwei kleine flache Mundpolster hervor. Die beiden ersten anhanglosen Segmente sind durch die seichte Furche nur auf der Rückenfläche ganz von einander getrennt. Auf der Bauchfläche tritt der Fortsatz des zweiten Segmentes an die Mundöffnung, und dessen Rand ist hier mit vier Einkerbungen und kurzen von dort ausgehenden Furchen besetzt. Auf der Rückenfläche zeigen beide Segmente gleiche Dimen- sionen, sie sind hier vier mal so breit als lang. Die rudertragenden Segmente, welche anfangs nur um ein Geringes länger sind als die beiden ersten, nehmen gegen die Körpermilte hin bedeutend an Länge zu, so dass die Segmentbreite kaum das Doppelte der Länge beträgt. Die Ruder (Taf. XVII. Fig. 7) unterscheiden diese Art sehr wesentlich von der L. Nardonis. An den vorderen Segmenten sind sie kurz und dick, am Ende mit einer längeren nach hinten und unten gerichteten, und einer kürzeren kaum vorspringenden oberen Lippe. Gegen das Körperende hin wachsen die Ruder, werden schlanker und laufen mit zwei finger- förmigen Lippen aus, von denen bei normaler Stellung die untere länger ist als die obere; allein bei den ziemlich freien Bewegungen der Ruder wird dieses Lageverhältniss oft wesentlich ver- ändert. Vielleicht fungiren die Ruderlippen als Kiemen , denn es läuft in ihnen unmittelbar unter der Haut schlingenförmig ein starkes Gefäss, von dem feine Äste abgehen und ein enges Gefässnetz bilden. — Die Borsten (Taf. XVII. Fig. 9) zeigen geringfügige Unterschiede von denen bei L. Nardonis. Die zusammengesetzten Borsten, welche in den ersten 13 Rudern standen, tragen auf dem breit gesäumten Schaftende einen lang gestielten Endanhang , über dessen Hakenspitze noch einige schwache Zähnchen stehen. Die einfachen hakenförmigen Borsten, welche die zu- sammengesetzten in den übrigen Segmenten vertreten, sind vor der Spitze tief ausgeschnitten und tragen auf dem Endstücke mehrere über einander stehende spitze Hakenzähne. Die einfachen Borsten, welche meist alle über den zusammengesetzten stehen , sind nur in den ersten 40 Ru- dern, an dem spitz auslaufenden Endstücke breit gesäumt und mit diesem gegen den Schaftanhang fast winklig gebogen. Alle Borsten waren mehr oder weniger tief goldgelb ; am zahlreichsten waren sie im 3ten bis 7ten Ruder ; als höchste Zahl fand ich hier 5 einfache und 5 zusammengesetzte. Das Ende des Körpers war abgerissen, doch glaube ich, dass nicht viele Segmente fehlten. Auf dem letzten stand ein zweilippiger Vorsprung, den ich nach der Bildung bei nahverwandten Thieren nicht für ein Aftersegment, sondern als einen durch Verstümmelung entstandenen Anhang auffasse. Der Kiefersack ist in den beiden ersten Segmenten gleichfalls röhrenförmig verlängert. Die Form der in ihm liegenden Kiefer (Taf. XVII. Fig. 10) ist charakteristisch. — Die Farn. Eunicea. Gen. Lumbriconereis. 395 dunklen Träger laufen hinten spitz aus und sind im vorderen Theile nach vorn erweitert. Die Zangen sind heller, der Endhaken geht unmittelbar aus dem basalen Stücke hervor. Die Zähne tragen auf der nach oben sehenden Schneide 4 Sägezähne. In beiden vor ihnen lie- genden Platten ist das frei vortretende Stück nur mit einer Endspitze versehen und klein ; die aufliegenden Plattenstücke, zumal der vorderen Platte, sind sehr gross, dicht gekörnelt; die ganzen Platten sind dunkelschwarz (Taf. XVII. Fig. 1 0 a). Nach aussen von ihnen liegt eine wenig gewölbte, hellbraune und weitläufig gekörnelte Reibplatte. Es fehlt die lange bandförmige Reibplalte, welche bei L. Nardonis vom Grundstücke der Zange auszugehen scheint, dafür findet sich ein kleines dünnes Plattenstück neben dem Anfange des Zangenhakens, welches allseitig ganz allmälig in die gemeinsame Chitinauskleidung des Kiefersackes übergeht und durch ein eigenthümliches netzartiges Ansehen der Fläche ausgezeichnet ist. — Der Unterkiefer ist glas- artig hell ; die hinteren Theile seiner unmittelbar an einander liegenden Hälften schmal stabartig, die vorderen breit schaufeiförmig erweitert und tief gewölbt, der gegen die Mittellinie hin schräg abgeschnittene Vorderrand trägt jederseits uiedianwärts einen spitzig scharfen Zahn , weiter nach aussen zwei kleine undeutlichere Zahnspitzen. Auf der Fläche verlaufen parallel mit dem lateralen Rande drei schwarze Streifen, entsprechend den feinen concenlrischen Linien, welche den Schichtenbau des ganzen Gebildes anzeigen. Das einzige Exemplar dieser Art stammt von Fiume. Ich kenne keine Lumbriconereis, mit der man es identificiren könnte, und bezeichne sie daher als neue Art mit dem Namen L. gracilis. Liuiibriconcrcis fragilis 0. F. Miller. Lumbricus fragilis 0. F. Müller, Zoolog, danic. prospect. 2611. Zoologia danica Vol. I. 1788. pg. 22. T. XXII. Fig. 1—3. Lumbrinereis fragilis Örsted, Conspectus Annulator. danicor. Fase. I. pg. 15. Fig. xylogr. 1.2. — Malmgren, Annulata polychaeta a. a. 0. pg. 63. Tab. XIV. Fig. 83. Lumbriconereis borealis Kinberg, Annulata nova Öfvers. af K. Vet.-Akad. Förh. 1864. No. 10. pg. 568. Kopflappen spitz kegelförmig, länger als die beiden folgenden Segmente, ohne ver- längerte Nackenwülste, Mundpolster klein. Rückeufläche des ersten Segmentes kaum langer als die des zweiten. Ruder mit einer nach abwärts gewandten cylindrischen kurzen Lippe ; in den ersten (22) Rudern nur einfache spitze breit gesäumte Borsten, dann bis gegen die Körpermilte (100 Ruder) nebenden spitzen, einfache hakenförmige dunkelfarbige Borsten, deren kleiner Endhaken auf der äusseren Kante einige kurze Zähnchen trägt; in der hinteren Körperhälfle nur. diese letzte Borstenform. Im Oberkiefer der rechte Zahn mit 6 , der linke mit 5 Sägezähnen . die erste Sägeplatte sehr klein, mit 396 Ordo I. Nereidea, einer undeutlichen Zahnspitze, die zweite mit sein- grossem Flügelfortsatz und einer Zahn- spitze; eine breite fast viereckige und eine schmal bandförmige zum Wurzeltheil der Zange laufende Reibplatte , zwischen dem Wurzelstück der Zange und der Basis des Zahnes eine kleine braunliche Platte. Unterkiefer mit zwei nach hinten stark divergirenden und spitz ausgezogenen Stäben und einer nur kurzen Endplatte, die jederseits medianwärts stark abgeschrägt ist und einen zahnlosen Vorderrand hat; hellfarbig, mit Ausnahme einiger dunkler Flecke am Vorderrande. — Nordmeer. Unter dem Namen Lumbriconereis fragilis erhielt das göttinger Museum von Herrn Malmgren den Wurm, nach welchem diese Beschreibung entworfen ist. — Der 110mm lange und aus 240 Segmenten bestehende Körper ist schlank, gegen das Kopf- und Schwanzende hin beträchtlich verdünnt; die einzelnen Segmente sind kurz, ihre Ruder treten nur wenig an den Seitenflachen hervor, sind aber durch die dunkelfarbenen Borsten auffallend. Die Färbung des Körpers ist ein helles Grau mit sehr starkem Metallglanze. Der Kopflappen ist spitz kegelförmig, auf der ventralen Fläche etwas abgeplattet; Nackenwulste ragten nicht hervor. Die Mundpolster sind klein, nur massig heraustretend. Das erste und zweite ruderlose Segment haben die regelmassige Bildung , der lippenartige Fortsatz des zweiten tragt vier vom Rande herlaufende Furchen. Das erste Segment ist auf der Rücken- fläche kaum etwas länger als das zweite, dieses mit den folgenden an Länge gleich. Die Körpersegmente nehmen von vorn nach hinten rasch an Breite zu, bis sie in der Körpermitte fast die doppelte Breite der ersten Segmente erreichen ; gegen das Körperende hin erfolgt die Breitenabnahme sehr viel allmäliger. doch werden die letzten Segmente schmäler als es die ersten sind. Alle Segmente sind durch feine scharfe Furchen deutlich von einander gesondert, auf der dorsalen Fläche hoch gewölbt, auf der ventralen massig abgeplattet. Die Ruderfortsätze nehmen gleichfalls gegen die Körpermitte hin an Grösse zu, in der vorderen Körperhälfte sind sie durchweg nach vorn gerichtet. Sie bestehen aus dem niedrigen Höcker, von dessen Ende eine nach unten und hinten gerichtete cylindrische Lippe abgeht, deren relative Grösse in der ganzen Körperlänge die gleiche ist. Über der Lippe treten die Borsten hervor; in den ersten 22 Rudern sind dies tiefgelb gefärbte einfache spitz auslaufende und breit gesäumte Borsten, welche fächerförmig gespreilzt sind ; am 23sten Ruder treten die ersten einfachen Borsten mit einem gedeckten hakenförmigen Ende auf; der Haken ist kurz, wie der Haken der zusammen- gesetzten Borsten von L. Nardonis , aber mit einigen haarartigen Zähnen auf der äusseren Kante. Diese Borsten sind anfänglich spärlich und stehen zwischen den spitzen gesäumten. Die Zahl der erstem nimmt dann allmählich zu , die der letzteren ab , und zugleich damit werden diese dünner und farblos. Vom I OOsten Ruder ab fand ich nur einfache Hakenborsten ; diese erscheinen nie so zahlreich als die gesäumten Borsten in den vorderen Rudern; ihre Zahl sinkt bald auf 2 oder 1 herab. Die Farbe der Borsten ist ein dunkles Goldgelb oder Braun. (Zusammengesetzte Borsten habe ich an diesem einzigen Exemplare nicht gefunden, ihr Fehlen ist jedoch vielleicht nur individuell.) Fain. Eitnicea. Gen. Aracoda. 397 Am Aflersegmen t habe ich keine verlängerten Citren gesehen, und konnte nicht mit Sicherheit entscheiden, oh die Aftercirreu, wie es den Anschein hatte, zu kurzen Lappen verküm- mert seien. Von der Rüsselbewaffnung ist der Oberkiefer dunkel schwarz gefärbt. Träger, Zange und Zahn haben keine besondere Bildung, die Schneide des rechten Zahnes trug 6, die des linken 5 Sägezahne, in beiden war das vorderste Zahnchen nur ein kleines schwer wahrzunehmendes Höckerchen. Von den Sägeplatten, welche vor Zange und Zahn gelegen sind, war die erste eine äusserst kleine Platte, die eine wenig deutliche Spitze besass, die zweite war um sehr viel grösser, zumal durch den weit ausgedehnten Flügelfortsatz, die Zahnspitze stark und kräftig. In der Höhe mit -der Sägeplatte nach aussen von ihnen liegt eine massig gewölbte dünnere Platte und an diese schliesst sich die nach rückwärts gegen die Zangenbasis laufende bandartige Platte. Zwischen der Basis des Zahnes und dem Grundstücke der Zange ist die Chitinhaut zu einer kleinen braunen, ringsum nicht scharf begrenzten Platte verdickt, ähnlich der gleichen von L. gracilis (Taf. XVII. Fig. 10). — Der Unterkiefer ist hellfarbig; seine hinteren stabartigen Theile laufen in zwei stark divergirende Spitzen aus; die vordere Endplatte ist kürzer als in der Regel, mit weniger concentrischen Streifungen: der Vorderrand läuft von den Aussenecken schräg meclian- wärls und nach hinten, er ist fast glatt, ohne besondere Zähne ; an den Aussenecken stehen einige dunkelfarbige Flecke. Der Fundort des untersuchten Thieres war Spitzbergen. Malmgren hat für diese Art aus dem nordischen Meere mit Recht den Mri.LER'schen Namen beibe- halten, da sowohl die von 0. F. Miller wie von Örsted gegebenen Abbildungen mit dem vorliegenden .Wurme übereinstimmen. L. borealis (Kbg.) von den norwegischen Küsten wird von Malmgren als synonym aufgeführt, Kinberg giebt allerdings die Zahnsehneiden seiner Art als 4zähnig an; dass der Kopflappen drei unbedeutende Höcker im Nacken tragen soll, ist nach meinen Anschauungen über die Nackenwülste irre- levant. L. futilis (Kbg.) aus dem Nordmeere scheint sich durch einen längeren Kopf läppen auszuzeichnen; für eine genauere Beurlheilung fehlen bis jetzt die Angaben über den Kieferbau. B. Eunicea prionognatha. B. I. Eunicea prionognatha inonocopa. Aracoda (Schmarda char. emend.) Schjiarda, Neue wirbellose Thiere. 1. n. 1861. pg. 115. Kinberg, Annulata nova a. a. 0. pg. 572. Kopf läppen nackt: 2 anhanglose Segmente. Ruder der folgenden ohne Rücken- und RaucVirren , mit einfachen Borsten, deren breiter Saum am Anfange mit einzelnen Zähnchen besetzt ist. Im Oberkiefer die Träger lang stnhförmig, davor 5 Paar Kiefer- stücke; die gegenüberstehenden Kieferzähne gleich , das erste Paar der Kieferzähne mit zangenförmigen Endhaken und gesägter Kante des Wurzeltheiles. Unterkiefer kürzer als der Oberkiefer, seine Hälften vorn beilförmig erweitert. Ehlers, Borstenwürmer. 51 398 • Ordo I. Nereidea. Diese von Schmarda neu aufgestellte Gattung enthält zwei völlig ungleiche Thiere, von denen nur die Aracoda caerulea (Schm.) in dieser Gattung verbleiben kann, während die andere Form [A. helerochaeta (Sr.HM.)] zu den Lumbriconereiden zu rechnen ist. Kinberg. der die Gattung Aracoda in ähnlicher Weise auf- fasst, hat sie um zwei Arten bereichert [Aracoda capensis und A. virginis (Ki.nb.)]. Die Diagnose der Gattung ist etwas anders von mir hingestellt als von Kinberg. Über einen Punct bin ich nicht im Klaren. Schmarda erwähnt bei der Arac. caerulea Mundlappen, welche ganz oder zum grö'ssten Theil vom Kopf lappen gedeckt sind; offenbar sollen das die gleichen Gebilde sein, welche in seiner Fig. 253 am Kopfende als Vorsprünge gezeichnet sind: Kinberg erwähnt davon nichts; es fragt sich, ob diese Gebilde Palpen oder, was mir wahrscheinlicher ist, Hundwülste wie bei Lumbriconereis sind. Das und der völlige Mangel der Rücken- cirren wäre das charakteristischste Unterscheidungsmerkmal dieser Gattung von der Galtung Arabella, der sie in den meisten übrigen Puncten so nahe verwandt ist, dass man beide Gattungen vielleicht besser zu- sammenzöge. La ran da Kinberg. Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg. 573. Kopf läppen nackt, ganzrandig: zwei ruderlose Segmente. Ruder mit abgerundeter Lippe und einfachen gesäumten Dorsten. Im Oberkiefer die Träger lang, davor 4 Paar Kieferslücke, die gegenüberstehenden gleich, die des ersten Paares im mittleren Theile gezähnelt mit Endhaken, die des zweiten klein gezähnelt, des dritten und vierten gleich, hakenförmig. Unterkiefer kürzer als der Oberkiefer, die getrennten Hälften dick am Vor- derrande gerundet, nach hinten zugespitzt. Kinberg hat diese Gattung von den verwandten abgesondert, weil die Hälften des Unterkiefers ge- trennt sind; für mich eine unwesentliche Eigenschaft. Charakteristischer scheint mir die Bildung des Ober- kiefers. Zwei Arten -Lar. gracilis (Kbg.) von Rio Janeiro und Lar. sulcata (Kbg.) aus dem stillen Meere Guajaquii. Arabella Grube char. auct. Gribe, Die Familien der Anneliden. 1851. pg. 45. Kopflappen nackt, zwei anhanglose Segmente. Ruder zweilippig mit längerer, nach unten und hinten gelegener Lippe, mit Stütznadeln und wenigen einfachen Borsten, die mit einem am Grunde gezähnelten Saume versehen sind. Rückencirrus ganz rudimentär. Oberkiefer mit 2 langen Trägern und i Paar Kieferstücken, von denen die des ersten Paares am (Irundstücke gezähnelt sind und in einen zangenförmigen Endhaken ausgehen, die des zweiten ungleich gebildet und wie die folgenden aus einer Platte mit grossen Zähnen und einem Flügelforlsatze bestehen. Unterkiefer kürzer als der Oberkiefer, aus zwei in der \ orderen Hälfte stark erweiterten Stücken zusammengesetzt. Die Vermuthung, welche Gribe ausgesprochen hat, dass seine Lumbriconereis quadri- striata, zu der er als Synonym die Oenone maculala (M. Edw.) rechnet, eine eigene Gattung oder Untergattung werden müsse, finde ich durchaus bestätigt, und nehme deshalb den damals von ihm vorgeschlagenen Gattungsnamen Arabella mit der voranstellenden Diagnose auf. Die hierher gehörenden Thiere mit dem Habitus von Lumbriconereis , von der sie beim ersten Anblick durch die wie gewöhnlich gestaltete, allein vom ersten Segmente umrandete Mundöffnung und durch Farn. Eunieea. Gen. Arabella. 399 die einfachen Borsten unterschieden werden, besitzen vermuthlich alle einen rudimentären, und daher übersehenen Riickencirrus auf der Basis des Ruders. Sie stimmen darin unter den ver- wandten Formen mit der Gattung Nolocirrus (Schmarda) überein, welche daneben allerdings auch einen kleinen Bauchcirrus besitzt, durchgreifender aber durch die Kieferform unterschieden ist, da bei ihr die Stücke des ersten an die langen Trager sich anschliessenden Oberkieferpaares ohne den charakteristischen Enclhaken sind, welcher bei Arabella noch an die Kieferform der labidogna- then Euniceen erinnert1). Arabella quadristriata Grube:. Grube, Actinien, Echinodermen und Würmer. 1840. pg. 79. Körper schlank, im Vorderlheile dünner als im mittleren und hinteren Körperlhcile, auf dem vorderen Drittel mit i längslaufenden Reihen dunkler Flecken. Kopflappen birn- förniig, ohne Anhänge, vor dem Hinterrande auf der Rückenfläche mit 4 in einer Quer- reihe stehenden schwarzen Augenflecken. Die zwei ersten Segmente zusammen kaum so lang als der Kopfkippen, ohne Ruder. Die Ruderfortsätze zweilippig, die nach unten und hinten gewandle zungenförmige Lippe grösser als die ohere, das Ruder und seine untere Lippe nehmen gegen das Körperende an Grösse zu ; nur wenige einfache gesäumte Hor- sten, der Anfang des Saumes mit kleinen Zahnchen , 2 Stütznadeln; auf der Ruderhasis ein rudimentärer Rückencirrus mit feinen Horsten im Innern. — Aftersegment mit lap- penförmigem Anhang. — Mittelmeer. • Dieser Wurm, im Habitus ganz einer Lumbriconereis gleichend, ist fast cylindrisch bis auf eine schwache Abplattung der Bauchfläche ; im vorderen Drittel des Körpers verschmälert sich der Dickendurchmesser allmälig und unbedeutend gegen den kleinen Kopflappen hin ; am Schwanzende sind nur wenige Segmente plötzlich stark verschmälert. Das Thier, welches haupt- sächlich dieser Beschreibung zu Grunde liegt, besass 178 Segmente, war, in Weingeist ge- schrumpft, 5ömm lang und in der Mitte des Körpers 2mm dick. Seine Farbe war ein lichtes Grau, starker Metallglanz lag darüber; auf der Rückenfläche des vorderen Körperdrittels verliefen, nach hinten an Deutlichkeit abnehmend, 4 dunkle Linien, die unter stärkerer Vergrösserung sich in Reihen getrennter Flecke auflösten. — Im göttinger Museum fanden sich zwei als Lumbriconereis bezeichnete Würmer, die offenbar zu dieser Art gehörten, sich aber durch ihre Grösse auszeich- neten. Das eine Exemplar mit regenerirtem Schwanzende war 57 cm lang, ohne die Ruder 5mm breit und halte 506 Segmente, das andere war verletzt, zeigte aber ähnliche Dimensionen. Beiden Thieren fehlte die Rückenzeichnung, doch war die Farbe überhaupt ausgeblichen. 1) Die hierher gehörigen Arten sind: Arab. (Lumbricon.) quadristriata Gruhe , Actinien, Würmer und Echinodermen. 1840. a. a. 0. pg. 79. Familien der Anneliden pg. 45. 124 ; Arab. (Oenone) maculata M. Edwards, Le regne animal Ed. aecompagn. de Planch. 1849. Annelides PI. 11 . fig. 4 ; Arab. (Lumbrin.) Saint Hilaire delle Chiaje, Memorie a. a. 0. Vol. III. 1828. pg. 170. 178. Tav. XLII. fig. 4. II. 16; Arab. (Lumbrinereis) tricolor Johnston, A Caialogue of the british non parasitical Worms. 1865. pg. 142. — ? Arab. (Lumbriconereis) longissima (Gr. Kn.) Grube, Annulala Oerstediana. 1857. pg. 158. — Vergl. über diese Arten weiter unten pg. 405. 51* 400 Ordo I. Xtreitlea. Der Kopflappen (Taf. XVII. Fig. 15. I 6. 17) war fast birn förmig, auf der Bauchfläche stark abgeplattet, auf der Riickenflache so gewölbt, dass die stärkste Wölbung unmittelbar vor der Einfügung in das erste Segment gelegen war, und von da gegen die Spitze hin abfiel. Nach hinten war er in allen Richtungen stark verjüngt und erhielt dadurch einen halsartigen Thcil, mit dem er in das erste Segment eingefügt war. Die Länge des Kopflappens war um weniges grös- ser als die der beiden ersten Segmente zusammen; seine grösste, vor der halsförmigen Verengung gelegene Breite, stimmte mit der des nächsten Segmentes überein. — Auf der Riickenflache des Kopflappens hinter der höchsten Wölbung auf der abfallenden Fläche des Halstheiles standen 4 runde schwarze Augenflecke in einer Querreihe (Taf. XVII. Fig. 13). Diesen gegenüber auf der Bauchfläche stand unmittelbar neben der Medianlinie jederseits ein etwas dunklerer ovaler Fleck, der das Aussehen hatte als sei hier eine kleine Platte in die Hautoberfläche eingelassen (Taf. XVII. Fig. 16). Die Deutung dieses Gebildes ist mir unbekannt. Ci.aparede1) erwähnt, dass er bei dieser Art hinter dem medianen Augenpaare zwei flimmernde Wulste gesehen habe. Bei meinem Exemplare konnte ich derartige Bildungen im Nacken nicht auffinden, vielleicht sind sie elien nur im Leben wahrzunehmen. Die beiden folgenden Segmente sind vor den übrigen durch Mangel der Ruderfort- sätze ausgezeichnet. — Das erste, etwas schmäler und kürzer als das folgende, ist auf der Rücken- fläche nur massig gewölbt, und fällt gegen den Halstheil des Kopflappen hin ziemlich steil ab; seine Seiten sind einfach abgerundet, die Bauchfläche ist platt , * in der Medianlinie durch eine längslaufende Furche getheilt; der Vorderrand, der die Mundöflhung nach hinten umfängt, ist ein wenig ausgeschnitten, ohne dass für die Begrenzung des Mundes hier weitere Veränderungen an- gebracht sind. An dem grösseren Thiere verliefen vom Mundrande her 4 Längsfurchen über die ventrale Segmentfläche. Der hintere Segmentrand ist eine nicht tiefe Furche, die das erste vom zweiten Segmente scheidet. Die Rückenfläche dieses Segmentes ist ohne jene Flecken, welche auf den nächstfolgenden dem Körper die erwähnte Zeichnung verleihen. — Das zweite Segment ist ein ringförmiger Körperabschnitt, der nicht ganz dreimal so lang als breit ist; die Wölbung der Rucken- und die Abplattung der Bauchfläche hat er mit allen übrigen Segmenten gemein, ebenso mit denen des ersten Körperdrittels die Zeichnung auf der Ruckenfläche. Diese besteht aus einer längslaufenden blasseren Binde jederseits neben der Medianlinie, einer Anhäufung von dunklem Pigment, welches in der Mitte des Segmentes meist ganz verwischt, an den Segment- furchen am stärksten angehäuft ist, und aus je einem grösseren und beträchtlich dunkleren Pig- mentfleck, der lateralwärts von diesen Längsstreifen an der vorderen Grenze eines jeden Segmen- tes angebracht ist (Taf. XVII. Fig. I 5). Die folgenden rudertragenden Segmente nehmen zunächst an Breite zu, bis sie ungefähr in der Mitte des Körpers etwas über dreimal so breit als lang sind ; dann verlieren sie t) Claparede, Glanures zootomiques a. a. 0. pg. 116. PI. 4. fig. 5. Fani. Eunicea. Gen. Arabella. 401 an Lange, die Segment furchen und die Ruderfortsätze rücken näher an einander, und es erreicht dann die Breite des Segmentes fast das Fünffache der Länge. Die wenigen letzten Segmente, mit denen der Körper plötzlich sich zuspitzt, nehmen gleich massig in allen Dimensionen ab. Die Ruder fortsätze (Taf. XVII. Fig. 21) entspringen am seitlichen Umfange der Seg- mente als kurze schwach kegelförmige Fortsätze, die an der Spitze in zwei ungleiche Lippen aus- gehen. Die obere etwas nach vorn gewandte Lippe ist kurz und stumpf abgerundet; die untere Lippe, welche nach unten und hinten sieht, ragt zungenförmig weit über die obere hinaus. Die Ruder und ihre Lippen sind auf den ersten Segmenten am kleinsten , und erreichen ihre grösste Ausdehnung in der hinteren Körperhälfte; nur auf den letzten kleineren Segmenten nehmen sie wieder an Grösse ab. — Zwei starke weingelbe gerade Stütznadeln reichen weit in die Körper- höhlung hinein und liegen mit ihren Spitzen in der oberen Ruderlippe. Zwischen beiden Lippen tritt das Borstenbündel hervor, welches nicht über 8 Borsten enthält. Die glashellen oder schwach gelblichen Borsten sind alle einfach; der Schaft läuft in eine unter stumpfem Winkel ab- gebogene feine Spitze aus, die jederseits breit flügelartig gesäumt ist; dieser helle Flügelsaum trügt, nur unter starker Vergrösserung erkennbar, auf den Anfangstheilen seiner Ränder 4 — 5 kleine scharfe Zahneinschnitle; weiterhin ist er fein quergestrichelt (Taf. XVII. Fig. 22). — Auf dem oberen Umfange der Ruderwurzel steht ein sehr kleiner Vorsprung, der fast schuppenartig auf dem Ruder aufliegt. Es ist das ein rudimentärer Rückencirrus, denn in ihm liegen die Enden zweier feiner gestreckter farbloser Borsten, die, wie in den Rückencirren anderer Euni- ceen, als ein kleines selbständiges Borstenbünde], in die Körperhöhle hinein reichen, hier ihre besondere Chitinscheide und Musculatur besitzen1) (Taf. XVII. Fig. 21). Stark vergrössert zeigte dieser Rückencirrus auf dem nach hinten sehenden Umfange, ungefähr da wo die Spitzen der Borsten in ihm lagen, das Bild einer fast punetförmigen Oeffnung. Ob diese in das Innere des Körpers führe, und etwa in Beziehung zum Geschlechtsapparate, oder nur zu dem Borstenbündel stehe , habe ich nicht entscheiden können. Das Aftersegmenl ist kurz und schmal, ohne Ruderfortsatz; es trug einen von der Rückenfläche ausgehenden lappenförmigen Anhang, dessen Rand schwach eingekerbt war. Ich halte ihn für eine verschmolzenen Aftercirren entsprechende Bildung (Taf. XVII. Fig. 15). Die Musculatur der Körperwand bestand wie gewöhnlich aus den eigentlich subcutanen Fasern und den 4 Längsmuskelbändern der Bauch- und Rückenfläche (Taf. XVII. Fig. 21). Der Verdauungstractus beginnt an der Mundöffnung, die unter dem hinteren Theile des Kopflappens vom Rande des ersten Segmentes umfasst, die einfachste Bildung besitzt. Sein f) Bei A. [Lumbrinereis] tricolor Joiinst. würde nach der Abbildung der Bau des Buders ganz in i 1 dem von mir beschriebenen übereinstimmen, wenn niclil die längere Ruderlippe als die obere bezeichnet, und der von mir als Bückencirrus bezeichnete Fortsatz in der Beschreibung auf die Bauchfläche versetzt würde. Ich vermuthe aber bestimmt, dass diese Angaben irrlhümlich sind, und dass die Abbildungen eine treue Ansicht der Ruder von oben her sehen. 402 Ordo I. Nereidea. Anfangsstück ist die aus Kielersack und Schlundrohr bestehende Mundmasse, die in allen Exem- plaren bis ins \ 1te Segment reichte, bei dem kleinen Thier 4""" lang und l"im breit war (Taf. XVII. Fig. 18). Der Kiefer sack, durch seine schlanke Form ausgezeichnet, war fast rein cylindrisch, nur am hinteren Ende schwach verjüngt. Die seitlichen Flächen trugen in regelmässigen Abstan- den seichte Eindrücke, vielleicht nur in Folge eines Druckes, den bei dem Schrumpfen in Wein- geist die einzelnen Segmente auf die Wand des Schlundkopfes geübt haben mochten. An den Seitentheilen der hinteren Hälfte entsprangen musculöse Bander, welche nach vorn an die innere Fläche der Körperwand gingen. — Die äusseren Muskelschichten der derben Wand liefen ring- förmig, Abgrenzung zu grösseren Massen konnte ich nicht in ihnen wahrnehmen. Die dunkelfarbigen Kiefer schimmerten durch die Wand hindurch, besonders der Unter- kiefer, völlig deutlich nach Durchtränkung mit Glycerin auch der Oberkiefer. Im eingezogenen Zustande liegen diese Kiefer nicht allein über, sondern auch vor einander. Denn der Unterkiefer lagert innerhalb der Höhlung des Kiefersackes in dessen vorderer Hälfte, ein Stück weit hinter dessen Vorderende beginnend und die Mitte kaum erreichend, während der Oberkiefer durch die ganze hintere Hälfte sich erstreckt, und nach vorn hin über die Mitte hinaus noch über den hin- teren Enden des Unterkiefers liegt. — Beide Kiefer werden durch Verdickungen der Chitinhaut gebildet, welche von der Mundöffnung her den Kiefersack auskleidet und in das Schlundrohr übergeht. — Der Oberkiefer (Taf. XVII. Fig. 19), bei dem kleineren Exemplare im ganzen •2,7 4"1"1 lang, besteht aus 10 paarigen Stücken, welche einander gegenüber auf der inneren Ober- fläche der Seiten wände stehen. Seine grosse Länge erhält er durch die Träger, welche über doppelfso lang (1,89mm) sind als die vor ihnen gelegenen einzelnen Stücke zusammen (0,85 mm). Die Träger sind 2 dünne, fast fadenförmig auslaufende dunkelbraune Stäbe, die eng an einander liegen und bis in das hintere Ende des Kiefersackes reichen. Im vorderen Theile verbreitern sie sich anfänglich ein wenig, werden aber noch einmal auf kurze Strecke schmal stabförmig und gehen dann in zwei breitere dreieckige Platten aus, deren rückwärts sehende Kanten eine ganz schwache Zähnelung besitzen. An die Träger schliessen sich 4 Paar Zähne an, jederseits eine Reihe bildend. Das den Trägern zunächst stehende erste Paar erinnert in seiner Form zu- meist an die Zangenslücke im Kieferapparatc der labidognathen Euniceen. Das einzelne Stück, an Grösse die folgenden weit übertreffend, läuft von einem grossen und breiten Grundtheile, mit dem es der Wandung des Kiefersackes aufsitzt, in einen schlanken hakenförmig gekrümmlen End- theil aus, der in den Raum des Kiefersackes hineinragt. An diesem Hakenstücke ist die median- wärts gewandte Fläche hohlkehlenartig ausgetieft und geht so mit zwei scharfen Rändern in den medialen Umfang des Grundtheiles über; an diesem ist dann die bauchwärts sehende Kante scharf sägeförmig gezähnt und trägt bei dem kleinen Exemplare fünf nach hinten gerichtete kleine Zähne, während ich bei den grösseren Thieren deren 8 zählte, von denen die 3 hinteren aller- dings auch nur klein waren. In der rechten Kieferhälfte war dieses Stück etwas länger als linker- Farn. Eunicea. Gen. Arabella. 403 seits, der Haken schlanker und starker an der Spitze gekrümmt. — In den folgenden Kiefer- Stücken tritt die Uebereinstimmung im Bau deutlicher hervor; an allen haben wir eine mit Säge- zähnen besetzte Platte, deren Rand in die Hohle des Sackes frei hineinragt, und einen damit ver- bundenen Flügelfortsatz , der plattenförmig der inneren Wandoberfläche aufliegt und an ihr abwärts gegen die Bauchfläche hinabsteigt. An dem zweiten Kieferstucke in dieser ganzen Reihe ist die Sägeplatle verhältnissmässig am grössten, schalenartig gewölbt, der freie Rand mit einer Reihe nicht grosser Zahneinschnitte, deren Spitzen rückwärts sehen, besetzt, der Flügelfortsatz ist dagegen klein und greift mit seinem dreieckig erweiterten Ende nicht sehr weit abwärts. In beiden Hälften lagert der Endhaken des ersten Stückes mit seiner Spitze über der Sageplatte ; rechterseils ist aber dieses Stück fast mal so gross als links, der Grössenzuwachs betrifft hier aber wesentlich die Platte . deren Sägerand weit unter dem ersten Stücke nach hinten verläuft, wäh- rend der Flügelfortsatz dagegen verkümmert erscheint. Die längere rechte Zahnschneide hat 14, die linke nur 7 Sägezähne. — Im dritten und vierten Paare sind die Stücke jederseits gleich ge- bildet. Das dritte Paar trägt am freien Rande der in die Schlundhöhle hineinragenden Platte 6 grosse spitze Zähne, von denen der oberste der längste und am stärksten gekrümmte ist; der Flügelfortsatz beginnt schmal und verbreitert sich ansehnlich so wie er an der Wand abwärts steigt. Im letzten Kieferstucke ist die Sägeplatte durch tiefe Einschnitte vom freien Rande her fast ganz in schlanke Zähne zerlegt, die je weiter abwärts um so kleiner werden; der höchste dieser Zähne, zugleich der längste und am meisten gekrümmte, ist fast selbständig, da er an der Basis kaum mit der gemeinsamen Platte zusammenhängt; ich zählte rechts 7, links nur 6 solcher Zähne. Mit der Platte verbunden ist der Flügelfortsatz, der schmal an ihrem unteren Theile entspringt, nach abwärts aber fast so breit wie die Platte selbst, dabei aber dünner wird und dem ent- sprechend aus der fast schwarzen Farbe in ein helleres Braun übergeht. Neben diesen gezähnel- ten Kieferstücken lag in den grösseren Thieren eine Reihe von 3 fast zusammenhängenden schma- len bandförmigen Platten, entsprechend den gleichen Platten be.i Cirrobranchia (vgl. Taf. XVII. Fig. 33;; in dem kleineren Thiere waren diese Platten noch nicht so weit ausgebildet; nur bei genauerem Nachsuchen fand ich die erste Anlage derselben in schwachen, gelbbräunlich gefärb- ten Verdickungen der Chitinwand. — Der Unterkiefer (Taf. XVII. Fig. 20) besteht aus zwei gleichförmigen, 0,792 mm langen Stücken, welche einen vorderen breiteren, und einen hinteren schmalen stielartigen Abschnitt besitzen , die erweiterten Vordertheile stossen zum grossen Theil in der Medianlinie fast unmittelbar an einander und weichen nur am Vorderende etwas ausein- ander. Der ganze Unterkiefer ist tief schwarz und besieht aus derber Chitinmasse. Der Hohlraum des Kiefersackes ist nur in dessen vorderer Hälfte geräumig; seine ventrale Innenfläche, auf welcher der Unterkiefer ruht, ist fast eben; die Seitenwände dagegen sind von der Mundöffnung an zu mehreren hinter einander gelegenen Wülsten erhoben, auf deren hinteren die gezähnten Stücke des Oberkiefers stehen. Nach hinten verschmälert sich der Hohlraum dann plötzlich zu einem nur nach vorn offenen engen Canal. in dem ausser den dünnen Trägern nur 404 Ordo I Nereidea. noch eine halb so lauge-, spitz auslaufende und bräunlich gefärbte Falte der Chitinauskleidung Platz hat. Der geräumigere Vorderraum des Kiefersaekes ist nach oben durch einen langen Spalt, der über alle Zahnstücke des Oberkiefers sich erstreckt, mit dem Hohlraum des Schlundrohres in Verbindung gesetzt. So weit dieses mit dem Kiefersacke communicirt , erscheinen seine Wände als Fortsetzungen desselben ; auf der hinteren Hälfte ist es dagegen ein ringsgeschlossenes Rohr, welches halb so breit als der Kiefersack, und auf dessen Rückenflache platt aufgedrückt liegt. Aus ihm geht als ein dünnes, unregelmässig schraubenförmig gewundenes Rohr der Darm hervor, der, gestreckt ohne Einschnürungen, vom I I ten Segmente ab den Körper durch- setzt. Die dünne Darmwand war auf der Innenflache zu ringförmig verlaufenden Wülsten erho- ben, zwischen denen schmälere Furchen standen. Eine feine Cuticula bekleidete die innere Darm- fläche, unter ihr zeigte sich eine netzartige Zeichnung und Kerne in den Maschen des Netzes, beides offenbar einer Lage von Zellen angehörig; nach aussen davon lag eine Schicht .Muskel- fasern mit ringförmiger Anordnung. — Der After steht terminal unter dem Endanhange des letz- ten Segmentes. — Von den Segmentgrenzen gehen Dissepimente zur Darmwand, die stärksten von der Medianlinie der Rückenfläche, schwächere von den Seitenwänden her. Im Gefässsysteme fand ich zwei Hauptstämme. Über dem Darm und eingeschlossen von den senkrecht absteigenden Dissepimenlen läuft gestreckt das Rückengefäss mit engem Lu- men und einer dicken Wandung, die aus dichtliegenden ringförmigen Muskelfasern besteht (Taf. XVII. Fig. 21. 23 vd). — Unter dem Darm liegt auf der Bauchfläche der Körperwand stark hin und her geschlängelt ein gleich dickes Gefäss, durch tief rothe, von der fest gewordenen Blut- masse stammende Färbung und durch dünne, nicht musculöse Wandung ausgezeichnet (»»). In jedem Segmente geht von ihm jederseits ein Ast ab, der die einfachste Form einer Bulbille bildet, indem er hart an der Darmwandung mit der Richtung nach vorn eine langgestreckte Schlinge bildet, deren auf- und absteigender, nahe an einander liegender Schenkel mit einer dicken Lage kreisförmiger Muskelfasern bekleidet wird. Die Länge dieser musculösen Schlingen, gemes- sen vom Anfang des aufsteigenden Schenkels bis zum Gipfel der Schlinge, betrug 0,39 — 0,44mi". Der absteigende Schenkel setzt sich in ein dünnwandiges Gefäss fort, welches seitwärts gegen die Ruder verläuft (Taf. XVII. Fig. 23. 24 c). An den Basen der Borstenbündel bilden sich dich- tere Verzweigungen ; ein Ast tritt in das Ruder, verläuft bis in die Spitze der unteren Lippe, dabei mit regelmässig abtretenden Ästen hier unter der Haut ein weitmaschiges Netz bildend ; kehrt mit Schlingenbildung aus der unteren Lippe zurück und zieht durch die obere in die gemeinsame Körperhöhle hinein. Von da läuft er über die innere Oberfläche der dorsalen Muskelbänder zum Rückenstamme, so dass Rücken- und Bauchstamm durch einen Kreislauf im Ruder in Verbindung stehen. — Zwischen der Haut und der Musculalur liegen gleichfalls Gefässe. — Am Kiefersacke fand ich mehrere längslaufende Stämme, es gelang mir aber nicht, ihre Vertheilung im Zusammen- hang mit den Hauptstämmen nachzuweisen. Farn. Eunicea. Gen. Larymna. 405 Vom Nervensystem habe ich nur den aus grossen Ganglien und eng aneinanderliegen- den Langscommissuren bestehenden Bauchstrang gesehen. Von Geschlechtsorganen oder deren Producten war nichts zu finden. Das Thier war an manchen Körperstellen noch mit Schlamm bedeckt, der an den Borsten hangen geblieben war; man darf daraus auf die Beschaffenheit des Wohnplatzes schliessen. Der Fundort des kleineren Wurmes war Lesina, die grösseren Thiere stammten aus Neapel. Ich habe diesen Wurm als Arab. quadristriata (Gr.) bezeichnet, da Grube seine erste Angabe, wonach der Wurm nur zwei Augen haben sollte, später1) veränderte und vier Augen erwähnte. In Grübe's Beschreibung ist der rudimentäre Rückencirrus nicht erwähnt, ich habe darauf hin keine neue Art creiren wollen, in der Vermuthung, dass dieser kleine Anhang auch bei dem GRUBE'schen Wurme vorhanden gewe- sen, aber übersehen ist. ■ — Arabella (Oenone) maculata (M. Edwards) 2) ist von Grube als identisch mit Ar. quadristriata bezeichnet , ich vermag dem nicht unbedingt beizustimmen, denn in der Abbildung fehlen dem Thiere die Augen, und ich bezweifle, dass diese leicht wahrnehmbaren dunklen Flecke übersehen sein sollten, wie es vielleicht mit den ebenfalls nicht gezeichneten Rückencirren der Fall ist. Die Abbildung des Oberkiefers zeigt, dass wir es hier mit einer wahren Arabella zu thun haben. Nicht ganz so sicher bin ich in diesem Puncte wegen der Arab. tricolor (Johnst.) 3), welche den rudimentären Rückencirrus und 2 Augen besitzt; die Stücke des Oberkiefers, der nur zum Theil gezeichnet ist, scheinen abweichend geformt zu sein; doch ist darüber bei der Uligenauigkeit der Abbildung keine Entscheidung zu treffen. — Die Einrei- hung der Lumbriconereis longissima (Gr. Kr.) 4) an diesen Ort ist viel zweifelhafter; jedenfalls ist nach der über die Borsten gemachten Angabe diese Art keine Lumbriconereis, sondern gehört sehr wahrscheinlich in diesen Kreis der prionognathen Euniceen. Unter den von delle Chiaje beschriebenen Würmern gehört sehr wahrscheinlich zu dieser Gattung Lumbrinereis Saint-Hilaibe, wenn nicht vielleicht selbst mit der Art identisch. Die beiden Augen auf dem Kopf läppen, sowie die aus 4 längslaufenden Fleckenreihen gebildete Zeichnung der Ruckenfläche machten mich darauf aufmerksam und meine Vermuthung wurde durch die kurze Beschreibung der Kiefer bestärkt. Immerhin ist aber die Entscheidung über die Artidenlität nicht mit Sicherheit zu fällen, ich behalte daher den GRUBE'schen Namen bei, führe aber als eine species inquirenda diesen Wurm von der neapolitanischen Küste unter Arabella mit auf. Lamuna Kinberg. Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg. 562. Kopf läppen nackt, ganzrandig, 2 ruderlose Segmente. Ruder mit endständigem Rücken- und Bauchcirrus ('?), einfachen Borsten. Im Oberkiefer die Träger lang, davor 4 Paar Kieferstücke, von denen die des ersten unter einander ungleich sind, gezähnelt und mit einem Endhaken auslaufen. Diese von Kinberg für eine Art [Lar. cirrosa [Kbg.]) begründete Gattung scheint durch die Form der Borsten von den nächstverwandten Verwandten etwas abzuweichen; Kinberg nennt sie ttstyliformes et obtusae, apice bifido«, vielleicht sind darunter aber nur die Aciculae verstanden. Ferner soll die Gattung durch endständige Bücken- und Baucheirren ausgezeichnet sein, Anhänge, die man mit grösserem Recht vielleicht als obere und- untere Ruderlippe bezeichnen würde. 1) Grube, Actinien. Würmer u. Echinodenn. a. a. 0. pg. 79. Familien der Anneliden pg. 124. 2) Le regne animal. Ed. aecompagne de PI. PI. \\. fig. 4. 3) Joiinston, Catalogue a. a. 0. pg. \'ii. 4) Grube, Annulata Oerstediana pg. 158. Ehlers, Borstenwilvmer. 52 40G Ordo I. Nereiden. Notocirrus Schharda cliar. emend. Sciimarda, Neue wirbellose Thiere I. n. 1861. pg. 116. — Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg. 572. Kopflappen nackt ganzrandig. Ruder mit höckerartigem verkümmertem Rücken- und Bauchcirrus, einfachen Borsten mit einem am Grunde spärlich gezähnelten Flügelsaume. Im Oberkiefer die Träger lang, davor i Paar Kieferstücke, von denen die des ersten Paares gleichförmig, gezähnelt und ohne grösseren Endhaken, die des zweiten ungleich sind. Von den Arten, welche Schmarda zu Notocirrus gezogen hat, kann nur eine, Not. chilensis (Schji.i als ausgezeichnete , in diese Gruppe gehörende Form als Typus dieser Gattung angesehen werden. Die übrigen gehören nach der Form der Kiefer und Borsten zu Lumbriconereis oder in dieser nächst verwandte Gattungen. Notocirrus ist übrigens durch den Besitz eines rudimentären Bückencirrus, durch die Form der Borsten und die ungleiche Ausbildung der Stücke des zweiten Kieferpaares nah verwandt mit Arabella, unterscheidet sich von dieser durch die Stücke des ersten Kieferpaares, welche keinen Endhaken besitzen und durch den warzenförmigen Bauchcirrus. Die von Schmarda gezeichnete Borste (b) mit eingeschnittener Spitze ist eine Stülznadel, so dass dadurch das für diesen ganzen Kreis gemeinsame Vorkommen von allein einfachen, spitzen Borsten keine Ausnahme erleidet. Ar. margarit.aceus (Quatrefages, Histoire des Anneies T. I. pg. 368) aus Lima ist wohl mit Unrecht hierhergestellt; doch Iässt sich bei der ungenügenden Be- schreibung des Thieres , welches ich für eine Lumbriconereis halle, dessen systematische Stellung nicht bestimmen. \otopsilus (mihi). ywTos , ö Rücken , i/'/^oj nackt. Lais Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg. 572. Kopflappen nackt, Ruder ohne Girren mit einfachen gesäumten Borsten. Im Ober- kiefer lange Träger, davor i Paar Kieferstücke , von denen die Stücke des ersten Paares nicht in einen Endhaken auslaufen. Diese Gattung wurde von Kinberg unter dem Namen Lais für eine Art (Not. [L.] acutus) aufgestellt; der Name musste fallen, weil de Filippi ') damit schon früher eine Milbengattung bezeichnet hat, und ich bringe für ihn den obenslehenden in Vorschlag. Die Gattung scheint aufs nächste mit Notocirrus verwandt zu sein. Evoiiella (Stimpson). Stimpson, Synopsis of the marine Invertebrata of Grand Manan. Smithsonian Contributions to knowledge. VI. 1854. pg. 34. Kopflappen am Vorderrande mit zwei lappenförmigen Anhängen, zwei Augen, ohne Fühler; die auf ihn folgenden Segmente ohneBuder; Ruder zweilippig mit einem Bündel einfacher Borsten. Rückencirren kurz kegelförmig, über ihnen ein warzenförmiger Fort- satz. Kiefer — '.' I) de Filippi, Lais nuovo genere de Gammasini Arehivio per la Zoologia, l'Anatomia e la Fisiologia Vol. I. (861. pg. 211. Farn. Eunicea. Gm. Oenone. 407 Die Einreibung dieser Gattung, welche ich ans Mangel an ausreichender Kenntniss des Thieres in der Übersichlstabelle nicht, aufgenommen habe, an dieser Stelle kann nur eine provisorische sein, insofern die wenigen Kenntnisse, welche wir vom äusseren Bau des Thieres haben, dafür zusprechen scheinen. Erst die Untersuchung des Kieferapparates, sowie eine genauere Kunde vom Bau der Ruder und der Borsten wird das wahre Verwandtschaftsverhältniss herausstellen. Oenone Sayigny. Savigky, Systeme des Annelides a. a. 0. 1820. pg. 14. 55. Andromache Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg. 571. Kopflappen ohne Fühler ganzrandig, auf der Unlerfläche 2 Mundpolsler. Ein ruder- loses Segment. Buder zweilippig mit einfachen gesäumten Borsten und blattförmigem Rückencirrus. Im Oberkiefer zwei lange, hinten fein stabförmige, vorn erweiterte Träger: davor in der rechten Hälfte 4 nach vorn kleiner werdende gezähnelle Kieferstücke und 3 Reibplatten, links S gezähnelte Kieferstücke und 4 Reibplatten; Unterkiefer kurz, die beiden Hälften im vorderen Theile breit erweitert, sich berührend. Diese Diagnose ist nach den ausgezeichneten Abbildungen und der kurzen Beschreibung entwor- fen, welche wir Savigny1) von der Oenone lucida (Sav.) verdanken. Kinberg2) nennt den Kopf läppen mit Unrecht zweilappig, denn die beiden Anhänge unter dem Kopf läppen, welche ihn offenbar zu dieser Bezeich- nung veranlassten, gehören nicht diesem, sondern dem Mundeingange an, und sind wahrscheinlich ähnliche Bildungen als die Mundpolster bei Lumbriconereis. — Für die von Schmarda beschriebene Oenone diphijllidia :!j hat Kinberg eine neue Gattung Andromache4) aufgestellt, die ich nicht anerkennen kann und daher als syno- nym aufführe, da die wesentlichsten Merkmale, worauf die Gattung begründet, nur einer falschen Deutung der ScHMARBA'schen Darstellung ihre Entstehung verdanken. Kinberg legt seiner Andromache »tentacula bina« bei, während Schmarda in der Diagnose der Gattung Oenone »tentacula duo minima (v. nulla?)« und in der Artdiagnose »tentacula duo fronlalia minima« erwähnt, und wie immer unter diesen Stirnfühlern Palpen versteht, in der Abbildung dann auch zwei über den Vorderrand des Kopf lappens hervorragende Polster zeichnet, welche ich in der gleichen Weise wie die Anhänge bei Oenone lucida (Sav.) als Mundpolster deute, so dass hierin beide Arten Oen. lucida (Sav.) und diphijllidia (Schm.) übereinstimmen. Für Oenone diphijlli- dia (Sciim.) sind 10 Kieferstücke angegeben, und von Kinberg als unterscheidendes Merkmal seiner Gattung Andromache von Oenone verwandt; vergleicht man aller die Abbildung der Oberkieferstücke bei Oen. lucida und diphyllidia (Sav. a. a. 0. Fig. 3. 5. Schmarda a. a. 0. Fig. xylogr. OK.), so wird man in beiden auf der linken Kieferhälfte 5, auf der rechten aber nur 4 Kieferslücke finden, und zwar das erste der rechten Hälfte wie aus zweien verschmolzen. Diese beiden von Kinberg hervorgehobenen Puncle fallen also fort, und damit fällt auch die Gattung Andromache. Ein Unterschied, von Kinberg nicht hervorgehoben und jedenfalls nur ein scheinbarer, durch ungenaue Zeichnung veranlasst, besteht zwischen den beiden Arten darin, dass bei Oen. diphyllidia die ersten 3 Segmente keine Ruder besitzen (cfr. Schmarda Fig. 256), wäh- rend bei Oen. lucida nur das erste Segment ruderlos ist; da ich hier einen Zeichnungsfehler um so mehr vermuthe, als drei anhangslose Segmente hinter dem Kopf läppen in dieser ganzen Familie sonst nicht vor- kommen, und eine solche Eigenthümlichkeit wohl auch von Schmarda im Text hervorgehoben sein würde, so kann ich auch darin keinen Grund für die Creirung einer neuen Gattung finden. Quatrefages (Histoire des Anneies T. I. pg. 375) hat sehr mit Unrecht die Lumbrinereis Orbignyi \) Savigny a. a. 0. pg. 55. 56. — Histoire de I'Egypte. Atlas Zoolog. Annelides PI. V. fig. 3. 2) Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg. 57 1. 3) Schmarda, Neue wirbellose Thiere I. II. pg. 120. Taf. XXXH. Fig. 256. 4) Kinberg, Annulata nova a. a. 0. pg. 57t. 5?* 408 Ordo I. Nereidea. (Aud. et M. Emv.) zur Gattung Oenone gestellt. Die Anwesenheit der beiden vorragenden Nackenwülste hat ihn vielleicht dazu veranlasst ; ich habe oben nachgewiesen, dass diese Anhänge des Kopf lappens gerade für die Lumbriconereis- Arten charakteristisch sind. Aglaurirfcs (mihi). Aglaura, Savigny, Systeme des Annelides 1820. pg. 13. 54. Kopf läppen mit 3 kurzen Fühlern; die beiden folgenden Segmente ohne Ruder, das erste nach vorn über den Kopflappen mit zwei Lappen erweitert. Zwei ruderlose Seg- mente. Ruder zweilippig, nach hinten grösser werdend, mit einfachen Horsten, Rücken- cirren blattförmig. Im Oberkiefer 2 dünne, nach vorn verbreiterte Träger, links 5 Kie- ferzähne und i Reibplatten, rechts i Kieferzähne und 3 Reibplatten; Unterkiefer kurz, die gleichförmigen Hälften nach vorn knopfartig verdickt. Für diese von Savigny aufgestellte Gattung, deren vorangestellte Diagnose ebenfalls sich nur auf die SAviGNv'schen Abbildungen und Beschreibung der Agl. fulgida (Sav.) ') stützt, wurde die Wahl eines neuen Namens nöthig, da der Name Aglaura bereits 1809 von Peron und Lesueur2) für eine Qualle ver- wandt war. Die Gattung, durch die Anwesenheit dreier Fühler und den Bau der Buder sowie des Kiefer- apparates der folgenden Gattung Cirrobranchia nahe stehend, unterscheidet sich von dieser durch den eigentümlichen Bau des ersten ruderlosen Segmentes, dessen Vorderrand über den Kopf läppen vorragt und hier zwei Lappen (Nackenwülste) trägt. — Es ist nur eine Art bekannt, Aglaurides fulgida (Sav.). Cirrobranchia n. gen. Kopflappen frei, mit drei kurzen, vor dem Hinterrande in einer Querreihe stehenden Fühlern und jederseits davon mit einem dunklen Augenfleck ; erstes und zweites Seg- ment ohne Ruder. Ruder zweilippig, die untere Lippe etwas grösser als die obere; nur einfache gesäumte Borsten. Rückencimis blattförmig, mit kurzem Stiele entspringend. Unter dem Ruder auf der Bauchfläche ein Höcker mit einem Loche auf der Spitze. After- segment mit 4 Aflercirren. — Oberkiefer mit 2 langen schlanken Trägern, davor 5 Paar ungleichförmiger gesägter Kieferstücke, links i, rechts 3 Reibplatten, Unterkiefer aus zwei derben, nach vorn verdickten fast gleichförmigen Stücken bestehend. Cirrobranchia parthenopcia. Lysidice parthenopeia delle Chiaje, Memorie sulle storia e notomia a. a. 0. 1828. Vol. III. pg. 175. Grube, Familien der Anneliden a. a. 0. pg. 45. Körper gestreckt, in der Mitte am breitesten, nach hinten zu abgeplattet. Kopf läp- pen klein, mit drei kurzen ungegliederten, spindelförmigen Fühlern. Das erste der beiden ruderlosen Segmente deckt mit einem Vorsprunge den hinteren Theil des Kopflappens auf der Bauchseile. Die rudertragenden Segmente viel breiter als lang; die zweilippigen Ruder in der Mitte des Körpers am grössten : im Borstenbünde] nur einfache gesäumte gelbe Borsten, unter denen zwei längere durch dichte Schraffirung des gesäumten End- 1) Savigny a. a. 0. pg. 54. Atl. Zoolog. Annelides PI. V. flg. 2. 2) Annales du Museum d'histoire naturelle. Paris 1809. Tom. XIV. pg. 354. Farn. Eunicea. Gen. Cirrobranchia. 409 Stückes ausgezeichnet sind. Rückencirrus ein lanzettförmiges Blatt auf kurzem Stiele, an den grössten Segmenten so lang als die halbe Segmentbreite, mit einem grossen Bün- del einlacher, scharf zugespitzter dünner Borsten im Innern; 4 kurze zugespitzte After- cirren. — Die Träger im Oberkiefer zweigliedrig; links o nach vorn an Grösse abneh- mende gezähnte Kieferstücke und 4 Reibplatten, rechts 5 von den linksseitigen etwas abweichende, nach vorn kleiner werdende Kieferstucke, von denen das erste kleiner ist als das zweite grösste, und -3 Reibplatten. — Miltelmeer. Unter den Anneliden des zoologischen Museum in Göttingen fand sich anter dem Namen Lysidice pärthenopeia (delle Chiaje) ein wohlerhaltener Wurm, dessen Untersuchung mir durch die Gute meines Freundes Herrn Prof. Keferstein geslattet wurde; Bruchstücke eines zweiten Exemplares, die sich unter den Vorrathen des Museum fanden und von mir als hierher gehörend erkannt wurden, Hessen eine ausgedehntere Untersuchung zu. So gelang es mir in einigen Puncten die Angaben helle Chiaje's '), der allein eine genauere Darstellung von dem Bau dieses Thieres gegeben hat, zu vervollkommnen. Dabei ergab sich, dass bis jetzt dein Thiere im Systeme eine durchaus falsche Stellung gegeben war; der Wurm kann keinesfalls zur Gattung Lysidice gerech- net werden, sondern ist im Kreise der Euniceae prionognathae der bis jetzt einzige Repräsentant einer neuen Gattung, für welche ich, mit Rücksicht auf den Bau der Rückencirren, den Namen Cirrobranchia in Anwendung bringe. Cirrobranchia pärthenopeia gehurt zu clen grösseren Anneliden, welche in den europäischen Meeren leben; das unverletzte Exemplar, welches ich untersuchte, hatte eine Länge von 53cm. Dieser lange Wurmkörper ist am breitesten in der Mitte und hier auf eine grosse Strecke gleich breit, verschmälert sich alluiälig und darum nur wenig auffallend gegen den Kopf hin, spitzt sich dagegen am Schwanzende ziemlich plötzlich und stark zu; so sank die Breite von der grössten, lcm betragenden Ausdehnung in der Körpermitte auf nicht volle 5mm Breite unmittelbar hinler dem Kopflappen, während das Aftersegment in dieser Dimension nicht einmal ganz 2mm maass. Eine Abplattung des Körpers von oben nach unten, wie sie in der Familie der Euniceen so be- deutend nur selten vorkommt, macht sich besonders gegen das Schwanzende hin geltend und ist für den Habitus des ganzen Thieres von wesentlicher Bedeutung. Scharfe Segmentfurchen in ge- ringen Abständen von einander gliedern den Körper in zahlreiche kurze, aber breite Segmente; ich zählte deren 405, von denen, mit Ausnahme der beiden ersten nackten und des letzten After- segmentes, alle übrigen gleiche und durch den blattförmigen Rückencirrus höchst ausgezeichnete Ruder tragen, delle Chiaje nennt die Farbe des lebenden Thieres, abgesehen von einer schwärz- lichen Einfassung der Rückencirren, gelb; das im Weingeist bewahrte Thier ist schmutzig bräun- lich, au den Rückencirren weisslich, zeichnet sich aber durch äusserst starkes Irisiren der äusse- ren Chitindecken in hohem Grade aus. I) delle Chiaje, Älemorie a. a. 0. Vol. III. pg. 164. 173. Vol. IV. pg. 174. Tav. XLIV. fig. 2— II. i 1 0 Onln I. Nereidea . Der Kopflappen 'Taf. XVII. Fig. 25. 27) ist im VerhSltniss zur Länge des Körpers und zur Breite der Segmente sehr klein. Von oben gesehen erscheint er kaum länger und nicht so breit als die beiden nächsten Segmente ; ist hier stark kugelig gewölbt und hat einen nach vorn birn förmig zugespitzten Umriss. Von der Bauchfläche her ist von ihm nur ein kleiner vorderer Abschnitt sichtbar, da der grössere hintere Theil durch eine Verlängerung des ersten Segmentes verdeckt ist; hier ist er platt und vor dem ersten Segmente am Eingange in den Schlund schwach concav ausgehöhlt. — Auf der Rückenfläche des Kopflappens stehen an dessen hinterem Rande hart ander Grenze des ersten Segmentes drei Fühler, von denen der mittlere in der Median- linie, die beiden anderen jederseits unmittelbar neben ihm stehen. Es sind spindelförmige, unge- gliederte Fortsätze, von denen der mittlere etwas länger ist als die beiden seitlichen, aber doch so kurz, dass er zurückgelegt nicht ganz den Hinterrand des zweiten Segmentes erreicht. In der Zeichnung, welche delle Ciiiaje von ihnen giebt, sind sie rückwärts gerichtet; die gleiche Haltung halten sie auch an meinem Exemplare, nur lagen sie hier in einem seichten Eindrucke auf der Rückenfläche der beiden nächsten Segmente, der dem Anscheine nach nicht erst am todten Thiere durch Druck entstanden war. — Jederseits nach aussen von diesen Fühlern steht auf der schon abfallenden Wölbung des Kopflappens ein Auge als ein kreisförmiger, kaum vorspringender dun- kel farbiger Pigmentha u fen . Es folgen auf den Kopflappen zwei anhanglose Segmente, die von einander durch eine nur seichte Furche getrennt sind. Das vordere von ihnen ist auf der Bauchfläche zu der schon erwähnten Verlängerung ausgezogen, die den hinteren Theil des Kopflappens von unten her deckt. Dieses Stück, welches man als eine Art von Unterlippe ansehen kann, bildet mit einem nach vorn convexen Rande die hintere und seitliche Begrenzung der Mundöffnung. Es ist durch » längslaufende Furchen, die seinen vorderen Rand kerben und bis zur Grenze des zweiten Seg- mentes laufen, als eine eigenthümliche Bildung vor den Abschnitten der anderen Segmente aus- gezeichnet. — Das zweite Segment war in meinem Exemplare auffällig durch eine Bildung, welche ich für abnorm halte (Taf. XVII. Fig. 26). Aufseiner rechten Hälfte lief auf dem seitlichen Umfange bis auf die Mitte der Bauchfläche eine Furche, schnürte hier einen keilförmigen Theil dieses Gliedes segmentartig ab, und umgrenzte ausserdem beim Zusammenstossen mit der hinte- ren Grenze des zweiten Segmentes auf der Mitte der Bauchfläche fast inselförmig ein kleines rau- tenförmiges Feld. Diese Bildung, die den Eindruck hervorbrachte, als sei rechlerseits zwischen das letzte anhanglose und erste nidertragende Segment ein keilförmig zugeschärftes Stück ein- geschoben, ist wohl als eine unvollkommene regelwidrige Segmentabschniirung anzusehen. Die folgenden rudertragenden Segmente sind durch scharfe Segment furchen von einander getrennt, an den Seiten abgerundet, ihre Ruckenfläche ist massig gewölbt, die Bauch- lläche fast plan; es sind kurze, aber breite Körperglieder, bei denen der Breitendurchmesser zu- mal in der Mitte des Körpers das Fünf- bis Sechsfache der Länge erreicht. Am seitlichen Um- fange der Segmente steht je ein mit blattförmigem Ruckenanhange versehenes Ruder, dessen Fant. Eunicea. Gen. Cirrobranchia. 4M Basis gegen die Bauchfläche hin durch eine Furche abgegrenzt ist. Das Ruder (Taf. XVIII. Fig. 27), dessen Grösse mit der Zu- und Abnahme der Segmentbreite in den verschiedenen Kör- perregionen steigt und fallt, entspringt als solides cylindrisches Stück, wird dann aber gleich von der Spitze her durch einen tiefen Einschnitt in zwei ungleiche Lippen gespalten, zwischen denen die Borsten austreten. Hier, wo die Lippen abgehen, ist das Ruder dicker als am Ursprünge, und beide Lippen verlieren allmalig diese Breite gegen ihr Ende hin. Von den Lippen ist die untere gegen die BauchfUiche gewandte am Grunde breiter und fast um ein Drittel langer als die obere, gegen die Spitze verschmälert und abgeplattet ; die obere kürzere an der Spitze rundlich abgestumpft. — Die Borsten, welche im Grunde zwischen den Lippen heraustreten, meist in facheiförmiger Ausbreitung, sind einfach, glashell, schlank und spitz ausgezogen; die Mehrzahl ist an dem lang nadeiförmig ausgezogenen Endtheile des Schaftes mit einem einfachen Blatte jederseits gesäumt. Daneben finden sich aber in jedem Borsten- bündel einige, in der Regel zwei, die durch grössere Länge und schwach goldgelbe Färbung vor den übrigen sich auszeichnen, ihr Schaflende ist gleichfalls gesäumt, doch ist, wie man bei stärkeren Vergrösserungen sieht, dieser Flossensaum vom Rande her mit zahnartigen, gegen den Schaft und nach rückwärts verlaufenden Verdickungen besetzt, und der Schaft selbst, ent- sprechend diesen Abschnitten auf dem Saume in Felder getheilt, auf denen eine feine Längsstriche- lung zu bemerken ist. Ich bin geneigt diese abweichend geformten Borsten für Aciculae zu halten, die sonst im Borstenbündel nicht vorhanden sind (Taf. XVIII. Fig. 28). Vom basalen Theile des Ruders entspringt auf der Rückenfläche ein blattförmiger Rücken- cirrus (Taf. XVIII. Fig. 27), der auf den ersten und letzten Segmenten unbedeutend und wenig grösser als das Ruder ist, in der Mitte des Körpers dagegen ansehnlich gross, fast so lang als die halbe Segmentbreite wird, wobei seine Länge das Sechs- bis Achtfache der eignen Breite erreicht. Das Ursprungsstück dieses charakteristischen Anhanges ist kurz cyhndrisch, und aus ihm geht plötzlich das schwach lanzettförmige oder zungenförmige Blatt hervor, dessen grössere Breite durch eine plötzlich vorspringende Erweiterung des lateralwärts sehenden Randes erreicht wird. Die Lage der Blätter war an meinem Thiere so, dass sie die eine Fläche nach oben, die andere nach unten, die Spitze dabei meist nach hinten und aussen zu wandten. — Das Blatt wird in seiner ganzen Ausdehnung von einem Hohlraum durchsetzt, der mit dem Segmentalraum in Ver- bindung steht, es treten daher die gereiften Eier aus diesem in das Innere des Blattes hinein. Unter der feinen Chitinhaut, welche die Oberfläche der Blattwände bildet, lagert eine feinkörnige Substanz und Muskelfasern, die der subcutanen Musculatur entsprechen. In ihr liegt das äusserst feine Capillargefässnetz, dessen Ursprung aus zwei Hauptgefässstämmen und Ausbreitung unten genauer geschildert ist. — Ein ansehnliches Borstenbündel, welches in die Ruderhöhlung gleich weit zurückreicht als das zwischen den Ruderlippen austretende, schickt mit einer starken Krümmung seine Spitzen durch die Axe des cylindrischen Anfangstückes bis fast in die Mitte des Blattes. Die Borsten, bis 7 an der Zahl, sind einfach, schlank, am Anfang dick, dann fein nadel- 412 Ordo I. Nereiden. förmig zugespitzt. Sie liegen, von einer gemeinsamen Hülle zusammengefasst, der inneren Ober- fläche der einen Blattwandung an. — Dieses eigentümliche Organ, welches ich Riickencirrus genannt habe, ist seiner Ausrüstung nach mehr als ein Cirrus, denn es vereinigt in sich eine capillare Blutgefässverbrcitung, wie wir sie sonst bei den Euniceen in den Kiemen finden, mit dem eigentümlichen Borstenbündel, durch welches der Rückencirrus dieser Thiere fast allgemein ausgezeichnet ist. Kieme und Rückencirrus sind also hier in einem einzigen Anhang repräsentirt und gleichsam verschmolzen. Auf die Anwesenheit einer solchen Gefässverbreitung dürfte aber in diesem Falle nicht zu grosses Gewicht zu legen sein, da überall unter der Körperwandung sich Gefasse in gleichem Maasse verbreiten ; und so lange daher das Verhalten des Nerven in diesem Blatte nicht bekannt ist, lasse ich mich durch Form und Stellung desselben leiten, für dieses die Bezeichnung »Rückencirrus« zu wählen. Ein Bauchcirrus fehlt dem Ruderfortsatze; dafür erhebt sich an der Stelle, wo das Ruder gegen die ßauchfläche abgegrenzt ist, ein stumpfer kegelförmiger Höcker, auf dessen Spitze eine runde Öffnung (fovea orale delle Ciiiaje) angebracht ist (Taf. XVII. Fig. 3 I). Ob diese Öffnung einem Canale angehört, der in die Leibeshöhle führt, oder ob sie blind endet, habe ich nicht ent- scheiden können ; zwar gelangte ich mit feinen Sonden leicht und zu wiederholten Malen in den Segmentraum, erhielt aber immer dabei den Eindruck, als habe die Sonde in dem etwas mor- schen Gewebe sich falsche Wege gebahnt. Das Aftersegment ist ein wenig langer als die unmittelbar vorhergehenden Segmente; statt der Ruderfortsätze trägt es auf seiner Endfläche vier Aftercirren, die wohl wegen ihrer Kleinheit von delle Ciiiaje übersehen sind. Die Aftercirren stehen paarweise jederseits überein- ander, ohne in der Medianlinie zusammenzustossen; es sind gleich grosse Anhänge, die mit dicker und breiter Basis der Endfläche des Aftersegmentes aufsitzen und von da kegelförmig sich zu- spitzen, gleichzeitig aber auch fast blattförmig von oben nach unten abgeplattet werden (Taf. XVII. Fig. 29. 30). Die Hautdecke ist eine dünne Chitincuticula, ihre äussere Fläche ist glatt, ihre innere, der Matrix und Muskelschicht aufliegende, zeigte mir oft kleine Fältchen, die, sich kreuzend, regelmässige rautenförmige Felder begrenzten. Unter starker Vergrösserung sieht man in der Chitinhaut zwei Systeme von äusserst feinen, gedrängt an einander liegenden Streifen, die recht- winklig gekreuzt über einander liegen. Diese feine Streifung giebt vielleicht zu dem starken Iri- siren der Haut Veranlassung. An vielen Stellen war die Chitinhaut von äusserst feinen Löchern durchbohrt, die in grossen Abständen von einander ziemlich regellos vertheill waren, dellic Chiaje (a. a. 0. Vol. IV. pg. 175) berichtet, dass kurz vor dem Tode der Wurm auf seiner Oberfläche einen schwärzlichen Saft ausgeschwitzt habe, der das Product einer unter der Epidermis gelege- nen Schicht kleiner Drüsenbläschen sei. Die Poren gestatten wohl diesem Saft den Austritt. Für Rudimente der Drüsenschicht halte ich eine oft zu Klümpchen angehäufte körnige Masse, Farn. Eunicea. Gen. Cirrobranchia. 413 welche beim Abziehen der Chitinhaut von den Segmenten an der unteren Hautfläche in der Ausdehnung einer querverlaufenden Zone hängen blieb. Was die Musculatur anbetrifft, so ist diese wie überall aus der ringförmigen sub- cutanen Faserschicht, aus den Muskelziigen des Ruders und aus den vier längslaufenden Mus- kelbändern zusammengesetzt. Von den letzleren sind die dorsalen wesentlich breiter, als die ventralen, stossen in der Medianlinie des Rückens an einander, und reichen auf der Seiten- wand bis über die Mitte der Höhe gegen die Rauchflache hinab, so dass sie der Einpflan- zung der Ruder nahe kommen. Die viel schmäleren aber im Querschnitte dickeren ventralen Ränder lassen in der Medianlinie das Feld für den Rauchstrang zwischen sich frei, und reichen laleralwärts nicht über die Rauchfläche hinaus, wo ihre Grenze durch den unter dem Ruder siehenden Höcker bezeichnet wird. Die lateralen Randtheile dieser ventralen Muskelbänder sind zugeschärft, und aufwärts gebogen an den mittleren Theil angelehnt; das zeigt beson- ders deutlich der Querschnitt. In den Muskelbändern der Rauch- wie der Rückenfläche sind die Fasern durch blattartige aufrechlstehende Sepia geschieden und zu grösseren Rändeln unter- einander vereinigt. Der Verdauungstrac tus beginnt unmittelbar hinter der Mundöffnung mit der Schlundmasse, welche aus dem Kiefersacke und dem darauf liegenden Schlundrohre besteht. Der Kiefersack (Taf. XVII. Fig. 32) ist ein langgestreckter Muskelschlauch, dessen grösste Breite, die nicht ganz ein Drittel der Länge belrägt, in der vorderen Hälfte liegt, von da er- folgt gegen das Mundende eine nur geringe, gegen das blinde Ende hin eine bedeutendere Breitenabnahme; er erstreckte sich in dem untersuchten Thiere bis ins achte Segment, und halte eine Länge von 5,5 mm eine Breite von nicht ganz 2mra. Leider war der Erhaltungs- zustand nicht derart, dass die Anordnung der Muskelfasern in der Wandung sich hätte fest- stellen lassen, nur so viel war zu erkennen, dass die oberflächlichsten Lagen einen cirkelför- migen Verlauf nahmen. Reim Aufschneiden des Kiefersackes vom Rücken her eröffnet man eine in dessen vorderem Drittel gelegene Höhlung, von deren Wandung jederseits vielzähnige Kiefer mit ihren freien Spitzen in das Lumen hineinragen. Um den ganzen Kieferapparal freizulegen, bedarf es aber ein Aufschneiden des ganzen Sackes, und dann ergiebt sich, dass von der Mund- höhle her eine starke Chitincuticula die ganze innere Oberfläche des Kiefersackes auskleidet, hier durch partielle Verdickungen den Kieferapparal bildet, und dann in das Schlundrohr hinübergeht. Es gelang mir leicht diese ganze Chitinhaut im Zusammenhange mit dem von ihr gebildeten Kiefer herauszulösen, und so auszubreiten, dass die einzelnen Stücke des vielgliederigen Oberkiefers durch die Chitinhaut, deren integrirende Theile sie sind, zusammengehalten werden. So zeigt es die Abbildung (Taf. XVII. Fig. 33). Der ganze Kieferapparat besieht aus dem derben aber nur kurzen Unterkiefer, und dem weit längeren schlanken und zierlichen Oberkiefer. Reide Theile haben dunkelbraune bis tief- schwarze Färbung, starken Glanz und ein derbes Aussehen. Der Oberkiefer (Taf. XVII. Fig. 33) Ehlers, Borstenwürmer. 53 i | i Onln I. Nereidea. hat zwei Abteilungen, deren hintere aus zwei schlanken Tragern, deren vordere aus einer Reihe von Sägezähnen und Reibplatten jederseits zusammengesetzt ist. Die Träger im Oberkiefer, welche fast zwei Drittel i\ev ganzen Kieferlänge ausmachen und von der obenerwähnten grösseren Höhle im Kiefersacke nach hinten fast durch die ganze Längsarisdehnung des Muskelschlauches sich er- strecken, sind zweigliedrige Chilinstäbe von 3mra Länge. Ihre vorderen Stücke haben nur ein Viertel der Länge der hinteren Stücke, sind gleichmässig dick, fast cylindrisch, und schwach convex gegen einander gekrümmt. Die hinteren Stücke sind in ihrem vorderen Abschnitte keu- lenförmig verdickt, verjüngen sich nach hinten fast fadenförmig, weichen dabei mit leichten Krümmungen vom geradgestreckten Verlauf ab. und enden mit einer kurzen hakenförmigen medianwärts gekehrten Umbiegung. Die beiden Hälften der vorderen Abtheilung des Oberkiefers sind nicht ganz überein- stimmend; in jeder liegen 5 gezähnte Kieferstucke, in der rechten 4, in der linken nur 3 Reib- platten. Die gezähnelten Stücke, welche im Allgemeinen nach vorne hin kleiner werden, sind untereinander an Grösse und an Zahl der Zahneinschnitte verschieden, so zwar dass auch die in den beiden Kieferhälften einander entsprechenden Stücke ungleich sind. Das erste Kieferstück der linken Hälfte, das grösste seiner Reihe, hat 10 Zähne, die folgenden kleinerwerdenden 8, 6, 5 und das vorderste nur einen Zahn. In der rechten Kieferhälfte ist nicht das erste sondern das zweite Kieferstück das längste, und daher besitzt das erste, welches zum Theil auf dem zweiten liegt nur 7, das zweite aber 12 Zähne, die beiden folgenden 7 und 6, das letzte Stück nur 1 Zahn. — Diese gesägten Kieferstücke, alle nach dem gleichen Typus nur in verschiedener Entwickelung gebaut, sind Hohlgebilde, welche in der Weise auf dem Rande einer Falte rittlings aufsitzen, dass sie diese mit einer nach aufwärts und einer nach abwärts sehenden Platte uni- fassen. Beide Platten stossen zusammen in der freien Schneide des ganzen Kieferstückes welche die Zahneinschnitte trägt. Diejenige Platte, welche nach aufwärts sieht, ist tief schalenförmig ausgehöhlt, so dass sie von ihrem starken lateralen Rande, der nach vorn in den grössten vor- deren Zahn der Schneide, nach rückwärts in einen kurzen nach hinten und lateralwärts gerich- teten Fortsatz übergeht, gegen den gezähnelten Rand der Schneide hin stark abfällt. Die abwärts stehende Platte ist durchaus eben, in ihrem lateralen Theile zu einem gerundeten Flügelförtsatz erweitert, der immer kürzer ist als die Länge der Schneide. Am grössten ist die Schneide des zweiten Kieferstückes in der recljten Hälfte, welche weit nach hinten verlängert ist, so dass sie fast hinter der ganzen Schneide des ersten Stückes herläuft. Die Zähne, welche auf der Schneide der Kieferstücke stehen, sind Vortreibungen von dem gemeinsamen Hohlräume her, der vor- derste Zahn der Schneide ist immer am grössten und am stärksten hakenförmig gekrümmt, nach hinten nehmen die folgenden Zähne sehr an Grösse ab. — Die Reibplalten, einfache Verdickungen in der chitinigen Auskleidung des Kiefersackes, sind schalenförmig nach unten concav gewölbt; ihre Färbung ist heller als die der Sägezähne. — Unter der vorderen Abtheilung des Oberkiefers liegt auf der ventralen Innenfläche des Kie- Farn. Eunicea. Gen. Cirrohnuicliiti. 41 '■'■> fersackes der Unterkiefer (Taf. XVII. Fig. 34), aus zwei getrennten Hälften bestehend, die so lang als die Zahnreihen des Oberkiefers sind (2mm). Jede Hälfte von derber tiefschwarzer Chitin- masse gebildet ist keil- oder besser nageiförmig, indem auf dem hinteren spitz zugeschnittenen Theile kopfförmig ein erweitertes Endstück schräg aufsitzt, dessen gewölbte Vorderfläche frei ist, und wohl, wie bei allen Euniceen, aus der Mundöffnung hervorgeschoben werden kann. Das Schi und röhr auf der Rückenflache des Kiefersackes mündet gerade über den Zahnreihen des Oberkiefers durch einen spallförmigen Schlitz in diesen. Es ist ein zartwandiges zusammengefallenes Rohr, das. in meinem Exemplar wenigstens, wesentlich aus der vom Kie- fersack kommenden Chitinhaut gebildet wird, auf deren Süsserer Flache spärliche Muskelfasern meist längs laufend, weniger ringförmig gelagert waren. Dieses Rohr, am Ursprünge schmal, erweitert sich so. dass es auf dem mittleren Stücke des Kiefersackes seine grösste Breite hat. und zieht sich dann trichterförmig zu einem dünnen cylindrischen Rohre zusammen, welches über den Hinlerrand des Kiefersackes hinaus anfangs schwach korkzieherförmig gewunden, dann gestreckt verläuft, und allmählich in den eigentlichen Darm übergeht. belle Chiaje ') beschreibt und bildet zwei lange cylindrische Körper ab, welche neben dem Schlundrohre verlaufen, in den Kiesersack einmünden und gelbliche Drüsen (glandulette giälliccie) enthalten sollen. Er beschreibt aus ihnen kleine Bläschen, und es ist ihm zweifelhaft, ob es Ova- rien oder Speicheldrüsen seien. Von solchen Drüsen habe ich in dem untersuchten Exemplare nichts gefunden, möglicherweise waren sie während des langen Aufbewahrens zerstört. Allein ich erkläre mir nicht, wie diese langen Schläuche in dem durch die Dissepimente so völlig ge- kammerlen Leibesraume Platz finden; und vermuthe, dass infolge einer etwas misslungenen Präparation zwei der longitudinalen Muskelbänder zusammen mit den unten zu erwähnenden drüsenartigen Organen der Segmenträume abgelöst wurden und so eine Täuschung und Ver- wechselung mit Drüsen veranlassten. Der Uebergang vom Schlundrohr in den Darm ist ein so allmäliger, dass sich eine ana- tomische Abgrenzung zwischen beiden nicht angeben lässt. Wie das in der Zeichnung von dei.le Chiaje ausgedrückt ist, bleibt das Darmrohr auf eine lange Strecke rein cylindrisch, nur allmäh- lich an Durchmesser zunehmend. Dann aber treten an dem erweiterten Rohre Einschnürungen auf, und es zerfällt der eigentliche Darm dadurch in eine Reihe gleichmässiger Kammern. Jede solche Darmkammer, die Aussackung zwischen zwei tiefen Einschnürungen, hat ihre grösste Aus- dehnung auf der Grenze zwischen zwei Segmenten ; sie ist allseitig geschlossen bis auf die spalt- förmige Ein- und Ausgangsöffnung, welche in der vorderen und hinteren Wand vertical in der Medianebene gestellt sind (Taf. XVII. Fig. 31). Durch diese Öffnungen stehen die einzelnen Kam- mern da, wo sie äusserlich durch Einschnürungen zum grössten Theile gegen einander abgegrenzt sind, unter einander durch sehr verengte Darmstücke in Verbindung. — Die Dannwand ist \) a. a. 0. pg. 1 65. 53' 416 Ordo I. Nerciilcii. dünnhäutig; auf ihrer äusseren Flache liegen zwei sich kreuzende Muskelschichten übereinander, jede aus einer einfachen Lage feiner Fasern bestehend, von denen die äusseren ringförmig die inneren longitudinal verlaufen. — Auf der inneren Oberfläche stand, in meinen Thieren nur theil- weise erhalten, ein gelblich weisser Beleg feinkörniger Masse, kleine erhabene Streifen mit seich- ten Furchen dazwischen bildend. Unter starker Vergrösserung erschien die Masse, wie aus eng- aneinander liegenden körnigen Stäbchen zusammengesetzt. — Darunter fanden sich haufenweise vertheilt Zellen, die durch ihre zwischen 0,025 — 0,05omm schwankende Grösse auffielen (Taf. XVIII. Fig. 29); eine lichte feinkörnige Substanz umschloss einen 0,022 mm grossen hellen Kern und ein 0,007 mm grosses Kernkörperchen und war nach aussen durch eine Membran abgegrenzt. Das ganze Gebilde war häufig von einem röhrenförmigen dünnwandigen Schlauche umgeben (Taf. XVIII. Fig. 29 a), und gerade diese Bildung zusammen mit der ungleichen Grösse der Körper, machte es mir sehr wahrscheinlich dass es sich hier um Parasiten oder Eier von Parasiten handele, welche auf der Darmwand abgesetzt seien. — Ein äusserst reiches Netz grosser Blutgefässe, deren An- ordnung unten beschrieben ist, vollendet die Ausrüstung der Darmvvand. Der After liegt terminal auf der Endfläche des letzten Segmentes zwischen den vier Aflercirren. Zwischen der innern Fläche der Körperwand und dem Darmrohre sind Membranen ge- spannt, welche die gemeinsame Leibeshöhle in fast völlig gelrennte Abschnitte zerlegen, zugleich den Darm halten und als Träger der grösseren Gefässstämme benutzt werden. Zwei Membranen in der Medianebene ausgespannt gehen durch die ganze Länge des Körpers; die obere entspringt von der Körperwand aus dem geringen Zwischenräume der beiden dorsalen Muskelbänder und inserirt in der gleichen Ebene auf der Mittellinie des oberen Darmumfanges; die untere Membran geht von der Mitte der unteren Darmfläche senkrecht abwärts auf den Nervenstrang, an dessen Umhüllung sie sich anheftet. Beide Bänder scheiden also die Körperhöhlung in eine rechte und linke Hälfte (Taf. XVII. Fig. 31.) — Rechtwinklig zu ihnen stehen die Dissepimente, structuilose zarte Membranen, welche auf der Grenze der Segmente von der Innenfläche der Körperwand und der longitudinalen Muskelbänder entspringen und sich auf der Höhe der ausgebauchten Wand der Darmkammern inseriren. Durch diese Membranen wird also die Leibeshöhle in Segmenträume zerlegt, welche, so weit ich gesehen habe, unter einander nur wenig communiciren können, und die in eine rechte und linke nicht in Zusammenhang stehende Hälfte zerlegt sind. Diese abge- schlossenen Segmenträume haben ihre grösste Ausdehnung in transversaler Richtung, denn hier gewinnen sie Raum durch die Einschnürung der Darmvvand. Das Gefässsystem, ausgezeichnet durch eine reiche periphere Entwickelung, ist von helle Chiaje bereits geschildert. Ich habe versucht, die Angaben dieses fast immer zuverlässigen Zootomen zu bestätigen, allein es ist mir nicht gelungen alles in der Weise, wie es von ihm be- schrieben, wieder aufzufinden. Die Differenzen betreffen das Verhalten der centralen Apparate; helle Chiaje beschreibt zwei längslaufende Hauptgefässe, ein über dem Darme (Aorta), und ein Farn. Eunicea. Gen. Cirrobranehia. 417 unter diesem gelegenes [Vena cava) und beide sollen jederseits von einem parallel laufenden klei- neren Gefässe begleitet sein ; diese letzteren konnte ich nicht wieder auffinden und zweifle sehr an ihrer Existenz. Die beiden Hauptstamme des Gefiisssystemes liegen in der Medianebene über und unter dein Darmcanale eingeschlossen von der verticalstehenden Membran, die von der Körperwand zum Darme geht. Beide sind ansehnliche dickwandige Gefässe, das obere etwas machtiger als das untere. In jedem Segmentraume geben beide Längsstamme jederseits Neben- stämme ab, die an dem Dissepimente zur Körperwand verlaufen, um das Ruder mit dem gefass- reichen Rückencirrus, wie die ganze Oberfläche des Körpers zu speisen. Vom dorsalen Stamme steigt abwärts an der senkrechten Membran ein schmächtigeres Gefäss zum Darm auf die scharfe Kante der Darmkammer, an der sich das Dissepiment anheftet, und verläuft hart an diesem um den Umfang des Darmes zur Bauchfläche, wobei es Aeste abgiebt, aus denen ein dichtes Capillarnetz hervorgeht. Nach delle Ciiiaje's Angaben befinden sich an der Abgangsstelle der seitlichen Äste blinde Anhänge, Herzen, wie er sie bezeichnen will. Solche Gebilde, Bul- hillen, wie sie bei den Euniceen häufig vorkommen, habe ich mit Sicherheit an dem seillichen Aste des ventralen Stammes gesehen. An dem dorsalen Gefässstamme sah ich in einigem Ab- stände von der Eintrittsstelle in den Segmentraum dunkelgefärbte Massen jederseits, die aus einer Anhäufung geronnenen Blutes bestanden, wie es die meisten Strecken der Gefässe erfüllt. So viel ich aber erkennen konnte, handelte es sich hier nicht um eine Bulbille, sondern um eine einfache Erweiterung an der Abgangsstelle des Gefässes. — Die auf den Ästen des Bauch- stammes hängenden Bulbillen sind birnförmige Körper von 0,6 "im Länge und grösster, 0,38 mm betragender Breite, welche mit ihrem dünnen Ende an dem Gefässe befestigt sind, welches auf dem Dissepiment zur Körperwand läuft, und deren dickeres abgerundetes Ende frei in den Segmentraum hineinragt. Nach einer Behandlung mit Essigsäure und Glycerin konnte ich an diesen Bulbillen eine äussere Wand unterscheiden , welche aus einer starken Lage ringförmig laufender Muskelfasern gebildet war. Im Innern fand ich nie einen Blutpfropf, sondern erhielt stets das Bild, als sei ein Canal schlingenförmig mehrfach hin und hergelegt, und als seien diese verknäuelten Schlingen von der gemeinsamen musculösen Wand zusammengehalten, eine Bildung, die also weit complicirter sein würde, als die contractilen Gefässverdickungen bei Eunice. Der Nebenstamm, welcher in jedem Segmente aus dem dorsalen Längsstamme entspringt, geht bis zum unteren Rande des Rückenmuskelbandes und giebt hier nach aufwärts einen Ast, welcher auf der inneren Oberfläche des dorsalen Muskelbandes medianwärts läuft und in ziemlich regelmässigen Abständen nach vorn und hinten Zweige absendet, welche bis an die Segment- grenzen gehen, und die Rückenseite der Körpervvand mit Blut versehen. Nach Abgabe dieses Astes löst sich der Stamm in eine grössere Zahl von Zweigen und tritt mit diesen an die ßorsten- bündel des Ruders und Rückencirrus, so wie an deren Musculatur. — Vom ventralen Längs- stamme geht ein Nebenstamm ab, an dessen Wurzel die Bulbille liegt; dieser Stamm zerfällt sofort in zwei Aeste, die übereinander gegen die Ruderbasis hinziehen. An beiden Ästen ent- 4 IS Ordo I. Nereidea. wickelt sich der Länge nach von der Flache des Dissepimentes, wie unten beschrieben wird, das Ovarium, und reichlich treten zwischen dessen Läppchen feinste Gefassenden. Der untere der beiden Äste gelangt so bis dort an die Körperwand, wo aussen die kegelförmige Erhöhung mit dem Loche auf der Spitze steht, und löst sich in ein dichtes Büschel von Gefässen auf. Von diesen gehen Zweige aus, welche zwischen den ventralen Muskelbändern und der Körperwand parallel unter einander gegen die Medianlinie verlaufen. Der obere der Äste erhebt sich steiler aufwärts, giebt bisweilen frühzeitig einen oder mehrere ansehnliche Nebenzweige ab, die alle in der Rich- tung des Hauptastes laufen, und versorgt mit diesen und mit seiner Endverästelung in gleicher Weise wie die Enden des dorsalen Nebenstammes das Ruder in allen Theilen mit reichen Gefäss- netzen. — Die periphere Ausbreitung auf der Körperwand geschieht also auf Rucken- und Bauchfläche durch kleinere Äste, deren Hauptrichtung medianwärts geht; auf jeder Fläche erfolgt in der Medianlinie fast ein Zusammenstoss; auf der Bauchfläche konnte ich einen me- dianen capillaren Stamm nicht finden, sah dagegen, dass jederseits neben dem Nervenstrange kleine Gefässe von der Medianlinie der Bauchfläche aufwärts an der verticalen Scheidewand emporsteigen, paarig je zwei, fast wie zwei Schenkel den Bauchstrang umfassend. Das sind Gefässe. welche wieder mit dem ventralen Hauptgefässstamme zusammentreten. Auch unter der Haut der Ruckenfläche sehe ich die Gefässe nicht zu einem Längsstamme zusammen- treten. wie es scheint, steigen sie von hier als kleine Gefässe abwärts zum Hauptrücken- stamme. — Das reichste Gefässnetz entfallet sich aber an der Körperwand auf dem Ruder und Rückencirrus. Unter der Haut des Ruders verlaufen ringförmig in geringem Abslande von ein- ander um dessen Umfang kleinere Gefässe, die nur wenig unter einander anastomosiren. — In dem Hohlräume des Rückencirrus finden sich zwei grössere Stämmchen, ein aus- und ein- führendes; sie laufen übereinander an den inneren Wandungen, das eine auf der oberen, das andere auf der unteren Blattfläche, und treten in der Blattspitze durch eine Anzahl schlingenförmiger Endäste zusammen. Zwischen diesen beiden Stämmchen bestehen zahlreiche Verbindungen, denn von dem einen gehen jederseits in geringen Zwischenräumen von ein- ander kleinere Gefässe ab, verlaufen gestreckt gegen den Blattrand, biegen hier scharf um auf die andere Wand des Blattes, und treten hier mit dem gleichen Verlaufe, mit welchem sie ent- sprangen, zu dem auf dieser Blattfläche gelegenen Stämmchen. Diese Gefässbrücken zwischen den beiden Stämmchen verlaufen in der grösseren ersten Hälfte des Blattes, wie sie unter rech- tem Winkel von dem einen Stämmchen kommen und zum andern gehen, so auch rechtwinklig zur grössten Blattachse, im Allgemeinen parallel unter einander, selten nur durch abgezweigte Äste anastomosirend. Wo aber das Blatt zur Spitze sich zuschärft, und die Stämmchen schlingen- förmig zusammentreten, ändert sich die Richtung der verbindenden Gefässchen, und wie sie um den Blattrand zu erreichen unter immer spitzeren Winkeln zu den Stämmchen gestellt werden, nähert sich ihre Richtung mehr der Längsachse des Blattes, zugleich aber wird auch die Regel- mässigkeit des Laufes wesentlich beeinträchtigt, zumal durch Aullösung in mehrere Äste und Farn. Eunicea. Gen. Cirrobranchia. 419 Anastomosen unter einander. Das Blut, welches durch diese Verbindungsaste von einem Stamm- chen zum andern geleitet wird, erhalt weitere Gelegenheit zu einer äusserst weiten Verbreitung auf den Blattflachen des Rüekencirrus durch ein Netz feinster Capillaren (Taf. XVIII. Fig. 30), dessen enge meist viereckige Maschen fast unmittelbar unter der Chitincutieula in der hier gele- genen körnigen Substanz eingebettet sind. Das Caliber der beiden Hauptstammchen betrug in den entwickeltesten Rückencirren 0,037""*, die davon abgehenden Äste hatten eine Dicke von 0,0074""" und standen durchschnittlich um 0,02""" von einander ab; die feinsten Capillaren, die in diesen Zwischenräumen das Maschenwerk bildeten, waren dagegen kaum 0,003 """ dick. Reicher noch, als auf der Körperwandung, entfaltet sich das Gefässsystem auf der Darm- wand. Vom dorsalen Hauptlängsstamme tritt jederseits an der verticalen Scheidewand ein kurzer Gefässstamm zur Firste der Darmausweitung und verlauft auf ihr abwärts. Von ihm entspringt ein dichtes Gefassnetz, die Darmwand umspinnend ; ein kleines Stainmchen, welches aus diesem Netze hervorzugehen scheint, führt abwärts vom Darm zu dem oberen der Nebenaste, welcher vom ventralen Hauptstamme zur Ruderbasis geht und mündet in diesen seitwärts vom Anhef- tun^spuncte der Bulbille. Kann also das Blut auf diese Weise aus dem einen längslaufemlen Hauptstamme zum andern hinübertreten, so passirt es das Netz auf der Darmwand und überrie- selt hier in weitester Verlheilung eine grosse Fläche. Das Caliber der Gefässe, welche die Darm- wand umspinnen, ist so gross, dass das unbewaffnete Auge die Umstrickung mit den braunen Gefässen sofort erkennt; der Raum, den die Gefässe auf der Darmwand einnehmen ist eben so gross, wenn nicht grösser als der von ihnen freigelassene ; die Maschen des Netzes, welche die äusserst zahlreichen, ganz regellosen Anastomosen der Darmgefässe bilden, sind sehr oft bedeu- tend schmäler als die Gefässe selbst. Ein einzelner Stamm ist in dem Maschenwerke nicht zu verfolgen; engere und weitere Äste stossen zusammen, bisweilen erfolgen ziemlich plötzlich Er- weiterungen eines schmächtigen oder jähe Einschnürungen eines mächtigeren Gefässes. Die grösste Breite, welche ich an den Gefässen dieses Netzes beobachtete, betrug 0,074 mm; solche Abschnitte in diesen Gefässen sind demnach noch einmal so breit als die Stämmchen im Rüeken- cirrus. Nach delle Chiaje's j) Angabe sollen diese Gefässe der Darmwand an ihren Enden zahl- reiche kugelige Erweiterungen tragen, von denen er auch eine allerdings nur schematisch zu nennende Abbildung giebt ; von derartigen blasenförmigen Gefässendigungen habe ich bei meinen Untersuchungen nichts aufgefunden. Leider kann ich über das Verhalten des Gefässsystemes im vordersten Körperabschnitte keine Angaben machen, vermuthlich erfährt es ähnliche Umgestaltungen, wie sie bei anderen Euniceen durch das Auftreten der derben Mundmasse herbeigeführt werden; auch delle Ciiiaje schweigt über diesen Punct. — Was die Circulation des Blutes betrifft, so ist unzweifelhaft, dass im Rückengefässe, das wohl darum auch von delle Ciiiaje »Aorta« genannt wird, die Blutwelle 1) a. a. O. pg. 165. Tav. XLIV. Fig. H, 420 Ordo I. Nereidea. von vorn nach hinten getrieben wird, dass von hier aus das Blut durch das Gefassnetz der Darm- wand in den Bauchgefässstamm [»Vena cava« d. Ch.) getrieben wird, vielleicht um einen Respira- tionsprocess zu erfahren, und dass andererseits durch die Bulbillen die Speisung der Körperwand erfolgt, wobei ein Theil des Blutes durch das enge Capillarnetz des Rückencirrus getrieben wird. Über die Geschlechtsverhältnisse habe ich einige Mittheilungen zu machen; leider beziehen sie sich nur auf das weibliche Thier. Bei den Querschnitten, die ich durch den Körper legte, zeigten sich die so eröffneten Segmenträume angefüllt von Eiern. Lose und frei, mit starker Eihaut und körnigem Dotter, lagen reife Eier in der oberen Hälfte des Segmentraumes. In der unteren Hälfte flottirte zum Theil festgehalten eine gelbliche traubenförmige Masse (Taf. XVII. FL'. 31), die den Raum zwischen dem Darme und ventralen Muskelbande erfüllte und meist die Enden der Borstenbündel und deren Musculatur umgab ; herausgelöst und flottirend erschien sie aus Körnern und frei endenden Fädchen zusammengesetzt, die um einen grösseren Stamm grup- pirt waren. Dieser drüsenartig erscheinende Körper, der von helle Ciiiaje1) als »mm corpo ginn- duloso gialliccio« bezeichnet wird, ist nach meiner Überzeugung das Ovarium. Der Körper ist mit einem Theile auf der vorderen Fläche des Dissepimentes angewachsen, und zwar da, wo an diesem ein ansehnliches Gefäss gegen die Basis des Ruders verlauft ; an dem herauspräparirten Ovarium erscheint dieses Gefäss dann als der Stamm oder Drüsenausführungsgang, um den sich die übrigen Elemente anordnen. Die Körnchen erscheinen unter dem Mikroskope als Eier auf ver- schiedenen Entwickelungsstadien, von den im Segmentraume frei liegenden meist durch die Ab- wesenheit einer stärkeren Eihaut unterschieden. Immer ist eine grössere oder kleinere Anzahl ver- einigt zu einer kleinen traubenförmigen Gruppe, an der man eine feine die Eier umhüllende Mem- bran erkennen kann. Die Anhäufung dieser kleinen Eiertrauben macht die Hauptmasse des ganzen Gebildes aus, das also eine traubenförmige Drüse ohne Ausführungsgang vorstellt. Zwischen den einzelnen Läppchen drängen sich nun überall fadenförmige Enden heraus, die über die Oberfläche des Ganzen hervorragen und dem Ovarium ein zottiges Aussehen verleihen. Diese blindendenden Fäden, in denen ich zuerst Drüsenschläuche zu sehen glaubte, sind Blutgefässe; dafür muss ich sie halten, da viele die festgewordene gelbe Blutmasse enthielten, während allerdings in andern, wo diese bröcklig zerfallen war, der körnige Inhalt das Ansehen von Drüsenschläuchen erzeugte. Auffallend sind immerhin solche blind endende Blutgefässe, ich glaube aber, so weit das an derar- tigen Weingeistexemplaren möglich ist, mich versichert zu haben, dass diese blinden Endigungen nicht durch Zerreissungen künstlich erzeugt sind. Das Ovarium wäre danach eine traubenförmige Drüse, die den Gefässen entlang auf dem Dissepimente sitzt, und durch blinde Gefässchen reichlich mit Blut gespeist werden kann. Die Eier werden, so wie sie völlig gereift sind, wahrscheinlich durch Dehiscenz der Drüsenwand frei, und fallen dann in den Hohlraum des Segmentes. — Bei Oenone diphyllidia (Schm.) ist das Ovarium nach Sc.hmarda's Angabe offenbar in ganz gleicher Weise I) a. a. 0. pg. 1 66. Farn. Euuicea. Gen. Damjmene. 421 gebaut: zwei kleine traubenförmige Drüsen sollen mit einem gemeinsamen Ausführungsgange an der Ruderbasis ausmünden (?). Von Segmentalorganen war nichts aufzufinden ; meine Erwartung in der auf dem Höcker unter dem Ruder stehenden Vertiefung die äussere Mündung eines solchen Organes zu finden, blieb unerfüllt ; Untersuchungen wohlerhaltener, womöglich lebender Thiere müssen den Nach- weis liefern, auf welchen Wegen die Geschlechtsproducte entleert werden. Ich muss hier das Vorkommen eines Pigmentes erwähnen, welches ich hauptsächlich in der Umgebung von Ge- lassen , besonders reichlich aber an den Wurzeln der Rorstenbündel am Eingange in das Ruder und hinter dem kegelförmigen Höcker an dessen Basis gefunden habe. Es waren kleine schwarze Pigmentkörner, untermischt mit gleichgrossen, farblosen und stark lichtbrechenden Körnchen, die häufen- oder streifenweise, ohne dass ich eine Regelmässigkeil in der Anordnung wahrnehmen konnte, durch den Körper vertheilt waren, bisweilen schienen sie in äusserst zarten Schläuchen enthalten zu sein. Dem Aussehen nach stimmte dieses Pigment mit jenem überein, welches bei Eunice die Segmentalorgane füllt. Vielleicht haben wir also auch hier die analogen Organe zu suchen. Vom Nervensystem konnte ich nur erkennen, dass die Nervenknoten des Bauch- stranges unbedeutende Erweiterungen des scheinbar einfachen Stranges waren, der sie verband. Dieser Strang ist nach den Bildern des Querschnittes cylindrisch, bis auf eine längslaufende schwach furchenartige Vertiefung auf der ventralen Fläche. Eine weitere Gliederung innerhalb der nervösen Substanz, sowie die histologische Beschaffenheit derselben war nicht zu erkennen. Das von mir untersuchte Exemplar stammte, laut der Eticpiette unter welcher es in der Sammlung stand, aus Neapel. Dort hatte auch delle Chiaje das seinige im August ausserhalb des Hafens erhalten. Das Thier schwitzte nach seinen Angaben (Vol. IV. pg. 175), wenn es ge- jagt sich lange bewegte und kurz nach dem Tode einen rothbraunen Saft aus, der die Hände so intensiv färbte, dass trotz hänfiger Waschungen die Farbe erst nach 3 — i Tagen schwand. Etwas ähnliches ist unter den Euniceen von der Lumbriconereis tingens (Kef.) bekannt. \) a ii y in en e Kinberg. Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1863. pg. 571. Kopf läppen ganzrandig mit drei kurzen Fühlern, i Augen: ruderlose Segmente zu- sammenfliessend. Ruder mit einfachen gesäumten Borsten, blattförmigen Rückencirren. Oberkiefer mit 2 langen Trägern, und davor 6 Paar Kieferstücke. Es ist nur eine Art, D. fouensis (Kbg.) bekannt, die -Gattung ist offenbar sehr nahe mit Cirrobran- chia verwandt, unterscheidet sich aber nach Ki.nbehg's Angaben dadurch, dass sie 12 Kieferstücke vor den Tragern besitzt. Ehlers. Borstenvvürmer. 54 422 Ordo I. Nereiden. Lvsarete Kinberg. Kinberg, Aunulata nova 1 863. pg. 570. Kopf läppen mit 3 fadenförmigen Fühlern. 4 Augen: 2 ruderlose Segmente. Ruder mit einfachen gesäumten Borsten, Rückencirren blattförmig. Oberkiefer mit 2 kurzen plattenartigen Trägern, davor 10 Kieferstücke, von denen das erste mit Endhaken (?) ausläuft und am Grunde gezähnelt ist. Die Stellung dieser Gattung an diesem Orte ist vielleicht unrichtig, denn die Bildung des Kieler- apparates bezeugt durch die Form der Träger dein Anschein nach eine Verwandtschaft mit den Lumbricone- reiden, während die Ruderbildung und die einfache Borstenform dafür spricht, die Gattung an diese Gruppe anzuschliessen. Es handelt sieh offenbar um eine Übergangsform, welche uns zeigt, dass die vom Syste- matiker abgesteckten Grenzen der einzelnen Gruppen in der Familie der Euniceen nur künstliche der au- genblicklichen Kenntniss und dem Bedürfnisse angepasste sind. — Nur eine Arl Lysar. bfasiliensis (Kbg.) Plioceras Qiatrefages. Qiatrefages, Hi s t o i i' e t! es Anne 1 e s. T. I. 1865. pg. 380. Kopflappen mit 5 Fühlern, zum Theil unter das erste Segment zurückziehbar. Ru- der mit 2 Cirren und einfachen, Borsten. Diese Gattung ist von Oiatrefages mit der angegebenen Diagnose aufgestellt; er rechnet dazu zwei Arten PI. euniciformis (Qtrf.) und Eunice multidrrata (Clprd.i. Die letztere Art muss jedenfalls aus- geschieden werden: sie gehört durchaus nicht in den Kreis der prionognathen Euniceen, sondern ist sehr wahrscheinlich eine wahre Eunice. PL euniciformis besitzt dagegen die blattähnlichen Cirren und einfa- chen Borsten, wie die voranstehenden Formen, unterscheidet sich von diesen aber durch den Besitz von 5 Fühlern. Leider ist der Kieferapparat so unvollständig beschrieben, dass man nur vermuthen kann, die Gattung ordne sich auch danach diesem Kreise ein. Nur eine sorgfältigere Untersuchung wird die Ver- wandtschaftsverhältnisse dieser Galluns herausstellen. It. II. Eunicea prioiiognatha dicopa. Stauroccphaliis Gruse, char. auct. Gm he, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Archiv f. Naturgesch. Jahrg. 2 1 . 1855. I. pg. 07. — Beschreibung. Fünfter Beitrag. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 26. 1860. I. pg. 78. Anisoceras Grube, Annttlata Örstediana. Videnskabel. Meddels. fra d. naturhist. Fore- ning i Kjöbenhavn for Aaret 1856. pg. 60. Prionognathus Keferstein, Untersuchungen über niedere Seethjere. Zeitschrift f. wiss. Zoolog. Bd. XII: 1863. pg. 99. Kopflappen mit zwei gegliederten Fühlern und zwei von der Seilen- und Unterfläche entspringenden Palpen, mit Augen; zwei ruderlose Segmente. Ruder lang, am Ende zweiästig: der obere Ast mit einfachen sesäüten. der untere mit zusammensesetzten Farn. Eitnicca. Gen. Slaurocephalus. 423 Borston. Rückcncirren ungegliedert, aber mit einem kurzen abgesetzten Endstücke; Baucheirren vom Ruder entspringend, kürzer und einfach. Aftersegment mit zwei kür- zeren und zwei längeren Aftercirren. Die Oberkieferhälften aus zwei Reihen zahlreicher Kieferstücke bestehend; die Hälften des Unterkiefers im hinteren stabförmigen Theile divergirend, vorne nach aussen erweitert. Diese Gattung enthalt eine Anzahl von Arten, welche in ihren äusseren Formen am wei- testen sich von der Bildung der Euniceen entfernen. Schon im Habitus tritt eine solche Abwei- chung hervor, denn keine andere Eunicee besitzt einen Körper, der gleich stark nach hinten und vorn verjungt ist. Die Bildung des Kopflappens mit zwei gegliederten Fühlern und zwei von den Seitenflachen kommenden von mir als Palpen gedeuteten Anhangen, kommt sonst bei den Ver- wandten nicht vor; die Ruderfortsatze zeichnen sich durch ihre Grösse und die Spaltung des Endes in kurze Äste, durch Form und Stellung der Cirren aus, haben aber die Vertheilung der einfachen und zusammengesetzten Borsten so wie die im Innern des Rückencirrus liegenden Bor- sten mit den wahren Euniceen gemein. Die Anwesenheit zweier ruderloser Segmente, die Bil- dung des Mundeinganges mit Mundpolstern , und die 4 Aftercirren sind charakteristisch für die Euniceen. Retractile flimmernde Wülste auf der Grenze vom Kopflappen zum ersten Segment sind die Analoga der Nackenwülste, welche ich bei Lnmbriconereis beschrieben habe. Der An- fang des Verdauunsslractus weist die Gattung unbedingt zu den Euniceen: die Mundmasse be- steht aus dem übereinander gelagerten Kiefersack und Schlundrohr. Die Kieferbildung ist nach der Sonderung in Ober- und Unterkiefer nach dem Euniceenlypus gestaltet, in der Entwicklung der zweireihigen, vielstückigen Oberkieferhälften ist der dem Kieferbau der prionognalhen zu Grunde liegende Plan am weitesten ausgeführt; zwei Reihen von Kieferstücken übereinander kennen wir von Arabella, Oennne, Aglaurides, Cirrobranchia ; wenn aber bei diesen die eine Reihe nur aus Reibplatten bestand , so sind hier beide Reihen aus zahlreichen gezähnelten Stücken zu- sammengesetzt ; es greift die Bildung sägeartiger Schneiden sogar auf die Träger über , die zu langen Platten mit sägezähnigen Kanten umgewandelt sind. Die übrigen anatomischen Verhältnisse stimmen, so weit ich sie aus eigner Anschauung kenne, im Allgemeinen mit dem überein , was wir sonst vom Bau der Euniceen wissen. In der Musculatur der Körperwand macht sich ein Unterschied darin geltend, dass die longitudinalen Fasern Muskelbänder bilden , welche sehr viel schwächer sind als bei den übrigen Euniceen. Im Gefa'sssystem stehen die beiden Rückengefässe weiter als gewöhnlich von einander entfernt; viel- leicht fehlen die Bulbillen völlig, doch bedarf dieser Punct noch einer näheren Untersuchung. Wenn ich die beiden von Giube aufgestellten Gattungen Staiiroccphalus und Anisoceras vereinige, so geschieht das mit der vollen Überzeugung, dass sich bei den Arten, welche zu der einen und anderen Gattung gezogen sind , keinerlei Unterschiede finden , welche eine generische Trennung rechtfertigen können. Wenigstens vermag ich der ungleichen Länge der Fühler, oder der grösseren und geringeren Zahl von Kieferstücken, den einzigen Unterschieden, welche sich 51 + 424 Ordo I. Nereidea. als die wesentlichsten auffinden lassen, keine solche Bedeutung beilegen. Der Name Anisoceras musste dem alleren Namen Slaurocephalus um so eher weichen, als er bereits von Pictet1 früher für eine Ammoniten-Gattung verwandt war. — Dass die Gattung Prionognathus (Kef.) völlig mit Staiiroccphalus zusammenfallt , davon konnte ich mich durch die Untersuchung eines Original- exemplares überzeugen. — Die Zweifel, welche von Keferstein2) und Qiatrefages3) über die systematische Stellung der nun vereinigten Gattungen gehegt sind, fallen weg, denn nach der ganzen Organisation der Thiere lassen sich diese Formen nur an die Euniceen anschliessen. — Unter den Arten , welche bis jetzt aus den europaischen Meeren vom Mittelmeere, dem Canale und an der norwegischen Küste, von der Ostküste Amerikas, von Brasilien und Centralamerika her bekannt sind, scheint eine ziemlich bedeutende Einförmigkeit zu herrschen , so dass die we- sentlichen Unterschiede auf die Lange der Fühler und der Palpen, des Kopflappens und der seit- lichen Segmentfortsatze hinauslaufen. Vielleicht sondern sich zwei Gruppen, von denen die eine kurze Fühler und eine beschrankte Zahl von Kieferstücken {Slaurocephalus Gr.), die andere län- gere Fühler und zahlreiche Kieferstücke besitzt (Anisoceras Gr. s. str.)4). Staiiroceplinhis riibrovittatus Gr. Gribe, Beschreibung neuer oder wenig bekannter Anneliden. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 21. 1855. I. pg. 97. — Beschreibung etc. Fünfter Beitrag. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 26. 1860. I. pg. 78. — Ausflug nach Triest, a. a. 0. pg. 24. 140. Taf. I. Fig. 10. II. Körper am Kopftheile wenig, nach hinten stärker verschmälert, die platte Bauch- fläche einfarbig hellgelb, die wenig gewölbte Rückenflache mit kupfer- oder kirschrothen Querbinden. Kopflappen mit dem ersten Segmente durch ein einziehbares verschmäler- tes Halsstück verbunden, vorn halbkreisförmig abgerundet; 2 hintere kleine und 2 grössere vordere weiter von einander entfernte Augen. 2 Fühler mit i Gliedern, kürzer als der Kopflappen; 2 ungegliederte Palpen, länger als der Kopf läppen : neben dem Ualstheile zwei retraclile flimmernde Nackenwülste. Mundeingang mit zwei Polstern. Die beiden ersten Segmente anhanglos, das zweite kürzer als das erste; das dritte Segment mit einem rudimentären Ruder ohne Rückencirrus. Die folgenden Semilente stark von 1) Pictet, Traite de paleontologie 2,ne ed. t. It. t85i. pg. 705. 2) Keferstein, Untersuchungen. Ztschr. f. wissenseh. Zoolog. Bd. XII. 1862. pg. 101. 3} Quatrefages, Comples rendus. T. LX seance du 27 mars 1865. — ■ Annales des sciences nat. Zoolog. Ser. V. T. III. 1865. pg. 29 1. 4) Fühl er n ich t län ger a 1 s d e r Kop f la pp en : Staur. riibrovittatus Gr. (s. oben) . St. Loveni Kra- berg, Annulata nova a. a. O. 1865. pg. 574. St. erucaeformis Malmgren, Nordiska Hafs-Annulater. öfversigt af K. Veten sk. Akademiens Forhaudl. 1865. No. 2. pg. 184. Annulata polychaeta a. a. 0. pg. 62. Taf. VIII. fig. 50. Fühler länger als der Kopflappen: St. (Anisoceras) ruber (Gr. Ord.), Annulata Ürstediana 18S6. a.a.O. pg.'60. St. (Anisoceras) vittatus (Gr. ürd.), Annulata ürstediana a. a. 0. pg. 61. — ?Fu. Miller, Einiges zur Annelidenfauna der Insel St. Catharina. Arch. f. Naturgesch. Jahrg. 24. 1858. I. pg. 212. 213. Taf. VI. Fig. I. 2. St. (Anisoceras) bioculatus (Gr. Örd.), Annulata Ürstediana a.a.O. pg. 62. St. (Prionognathus) ciliatus (Keferstein) siehe oben. St. (Nereis) Rudolphii delle Chiaje, siehe oben. St. Grubei Kinbehg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg.574. — Nur dem Namen nach bekannt St. (Prionognathus) Boecki (Malmgren) Annulata polychaeta a.a.O.pg.62. Fain. Eunicea. Gen. Slaurocephalus. 425 einander getrennt : dreimal breiter als lang. Ruder in grösster Entwicklung so lang als die Segmente breit ; ihr oberer Ast etwas länger als der unlere mit zwei spitzen Lippen, einer langen Stütznadel und wenigen einfachen gezähnelten Borsten; der untere Ast mit zugespitzten Lippen, kurzer Acicula und zahlreichen zusammengesetzten Borsten, deren Endanhnng mit Doppelhaken endet. Riickencirrus cylindrisch mit abgesetztem Endgliede. Bauchcirrus von der Mille des Ruders entspringend dessen Spitze nicht erreichend : Af- tersegment ohne Ruder mit 2 kürzeren und 2 längeren ungegliederten Aftercirren. Die Reihen des Oberkiefers länger als der Unterkiefer; die obere Reihe mit einem grösse- ren Anfangsstücke und 18 — 21 einzelnen Kieferstücken , die untere mit 28 — 30 einzelnen Kieferstücken, im Anfang einzelne verschmolzene; alle Kieferstücke braun oder schwarz. Die Unterkieferhälften nach vorn wenig erweitert, ganz fein gezähnelt. — Adriatisches Meer. Die erste Beschreibung dieses Wurmes lieferte Gbibe im Jahre 1855 allerdings nacli einem unvollständigen Exemplare, so dass er in Besitz eines besseren hei Triest und aus dem Quarnero gesammelten Materials 1 860 eine vollständigere Darstellung zu geben sich veranlass! sah. und einzelne Mittheilungen über die Anatomie des Thieres machen konnte. Die von Gribe gemachten Beobachtungen konnte ich bei Untersuchung lebender Thiere in Fiume zum grossen Theil bestätigen, theils erhielt ich jedoch etwas andere Anschauungen oder wurde in den Stand gesetzt umfassendere und weiter gehende Angaben machen zu können. So halte ich es nicht für unnütz nach den GBiiBE'schen Arbeiten noch eine ausführliche Beschreibung folgen zu lassen, die sich leider wesentlich auf die äusseren Körperformen beschrankt und nur weniges über die ana- tomischen Verhaltnisse meldet. Von den drei Exemplaren, welche ich in Fiume untersuchte, waren im Leben gemessen das grössere aus 45 Segmenten bestehende I 4mm lang, während das kleinere nur zu 43 Segmen- ten ausgewachsene 13mm maas. Bei ihm zeigte eine unvollständige Ausfärbung die grössere Ju- gend an . während die Anwesenheit von Eiern bei dem ersten Exemplare auf ein vorgerückteres Alter hindeutete. Gbibe erwähnt eines Thieres von 70 Segmenten, welches im contrahirten Zu- stande nur 0,55 Z. (I4,8mm) maas. — Der Körper ist etwas abgeplattet, die Bauchfiäche fast eben, die Bückenfläche massig gewölbt. Das Vorderende des Körpers, mit Ausnahme des etwas verschmälerten Kopflheiles, ist am breitesten; iliese Dimension erhält sich bis über die Mitte des Körpers, nimmt aber gegen das Körperende hin deutlich ab, so dass hier eine allmähliche Zu- spitzung erfolgt. — Die Gliederung in Segmente ist scharf und deutlich; es tritt das weniger am Vorderende hervor, wo die einzelnen Segmente nicht so stark gegen einander abgesetzt sind, als in der Körpermitte, wo durch tiefere Einschnitte die Seitenflächen der Segmente stärker hervor- springen. Hervorgehoben wird diese Gliederung des Körpers noch durch die hohe Ausbildung der Btuler, welche fast um die Breite eines Segmentes von den Seitenflächen des Körpers vor- springen. — Farbe und Zeichnung, welche an den in Weingeist aufbewahrten fast ganz ver- schwinden, geben dem lebenden Thiere ein besonders kennzeichnendes Aussehen; an ausge- färbten Exemplaren ist die Bauchfläche matt weisslich gelb, während auf der Bückenfläche 126 Ordo I. Xereidea. kupfer- oder kirschrothe quere Bindenzeichnungen auf dem gleich gelben Grunde angebracht sind. Einlagerungen von Körnern ungleicher Grösse (0,01 I — 0.025 """), und meist bedeutender Licht- brechung geben der Körperoberfläche an manchen Stellen bei passender Vergrösserung noch ein besonderes Ansehen. Da ich in manchen dieser Körner ein glänzendes kernartiges Gebilde sah, so liegt die Vermuthung nahe , dass die Gebilde Hautdrüsen sind. Der Kopflappen (Taf. XVIII. Fig. 1) erscheint von oben gesehen als eine annähernd kreisförmige Scheibe, welche mit einem halsartig verengten hinteren Theile dem ersten Segmente eingefügt ist. Dieser schmälere Halstheil wird aber nur bei völliger Dehnung des Thieres sicht- bar, während er sonst zum grösseren Theile vom ersten Segmente aufgenommen ist. Die Ober- fläche des Kopflappens ist kissenartig gewölbt; auf dem hinteren Theile zeichnet sich eine fast viereckige etwas abgeplattete Stirnfläche durch glänzende Hautkörnchen aus, welche von einem Mittelpuncte aus radienartig gelagert sind und als spitze Höckerchen über die dadurch rauh erschei- nende Fläche wenig hervorragen. Von dieser Stirnfläche her fällt die Oberfläche des Kopflappens nach beiden Seiten, stärker noch nach vorn hin ab, während ihr hinterer Rand an den Halstheil grenzt. Dieser, schmäler als der vordere Theil des Kopflappens, ist in der Medianlinie zu einer mit. der Stirnfläche gleich hohen Firste erhoben , von welcher beiderseits die seitlichen Flächen dachförmig absteigen. Von der Stirnfläche her setzen sich die erwähnten Hautkörner unmittelbar über diese Firste hin fort. — Der Vorderrand des Kopflappens ist mit einzeln stehenden, kurzen und steifen Härchen besetzt, die ich an den übrigen Stellen desselben nicht wahrgenommen habe. — Die Unterfläche des Kopflappens ist in ihrem vorderen freien Theile platt, gleichmässig und dicht mit kleinen kugeligen Haulkörnern bedeckt. — Die grösste Breite des Kopflappens, welche ungefähr auf der halben Länge gelegen ist, kommt der halben Breite des ersten Segmentes gleich; der Halstheil erreicht aber kaum ein Drittel der Segmenlbreite. Die Länge des Kopflappens be- trägt ungefähr so viel als das erste Segment und die Hälfte des zweiten zusammen. — Die Grund- farbe des Kopflappens ist ein helles Gelb, welches auf der oberen Fläche dadurch beschränkt wird, dass der vordere ziemlich steil abfallende Theil bis zum Vorderrande hin schwach kupfer- oder kirschroth gefärbt ist. — Auf der Oberfläche des Kopflappens stehen zwei Paar braunschwarzer Augen, schwach gewölbte Pigmentanhäufungen von ovalem Umriss ohne lichtbrechende Kör- per, in Trapezstellung zu einander. Die hinteren sind kleiner als die vorderen, sie stehen auf der hinteren Hälfte des Kopflappens nicht weit vor dem Halstheile innerhalb des gckörnelten Stirn- feldes mit der grössten Axe von hinten und aussen nach vorn und gegen die Medianlinie gerich- tet. Die vorderen Augen sind fast mal so gross als die hinteren ; sie stehen auf der vorderen Kopflappenhälfte, an deren abfallenden Seitenlheilen. nahe dem Rande. — Die Fühler sind kürzer als der Kopf läppen, nur wenig länger als dessen grösste Breite; sie bestehen aus i deut- lich von einander getrennten Gliedern, von denen das erste im basalen Theile stark verdünnt, sonst so lang als die beiden folgenden Glieder ist; diese sind gedrungen, so breit als lang, wäh- rend das Endglied plötzlich kleiner wird . und sich kegelförmig zuspitzt. Die Oberfläche dieser Farn, Eunicea. Gen. Staurocephalus. 427 kurzen Fühler ist mit einzelstehenden kurzen Härchen besetzt; die ersten drei Glieder waren hellgelblieh, das letzte schwach röthlich gefärbt. Die Fühler entspringen von der Oberflache des Kopflappens, fast in gleichem Abstände vom vorderen und hinteren Auge, ungefähr neben der vorderen Ecke des Slirnfeldes. — Die Palpen sind ungegliederte derbe Anhänge des Kopflap- pens, welche meist gerade seitwärts hinausragen mit der Spitze etwas nach hinten gekrümmt, so dass eine convexe Fläche nach vorn, eine coneave nach hinten gewendet war. Sie sind in allen Dimensionen grösser als die Fühler, ihre Längsausdehnung übertrifft die Länge des Kopflappens, ihre grösste Dicke haben sie am basalen Theile, wo sie den Seitenflächen des Kopflappens an- geheftet sind, gegen das Ende hin nehmen sie allmälig aber nicht bedeutend an Dicke ab, und enden mit stumpf abgerundeter Spitze. Ihre vordere Fläche ist convex gewölbt, die dieser gegen- überstehende hintere lief furchenartig ausgehöhlt , am tiefsten und breitesten im basalen Theile, seichter und schmäler gegen die Spitze hin. Da beide Flächen in einem oberen und unteren schar- fen Rande zusammenstossen, so erhält die Palpe dadurch eine annähernd kahnförmige Gestalt. Die convexe Vorderfläche ist glatt, nur nahe den Rändern sind einzelne Hautkörnchen zerstreut ein- gelagert , und auf der Höhe der Wölbung stehen in unregelmässiger Verlheilung und grösseren Absländen von einander einzelne kurze und steife Härchen, ähnlich denjenigen am Vorderrande des Kopflappens. — Auf der coneaven Seite ist die Furche, besonders stark nahe dem unteren Rande, mit dicht gehäuften Hautkörnchen besetzt; und in ihrer ganzen Ausdehnung steht ein dichter Besalz kurzer lebhaft wimpernder Flimmerhaare. — Auf dem hinteren Abschnitt der un- teren Kopflappenfläche liegen die Mundpolster (Taf. XVIII, Fig. 2), zwei über die Fläche des Kopflappens vorragende Platten, deren freie, wenig gewölbte, nach unten sehende Flächen zu- sammen ein gleichschenkliges mit der Basis nach vorn gerichtetes Dreieck bilden , welches durch die mediane Trennungsfurche in die beiden freien Flächen der einzelnen Polster zerlegt wird. Die Polster sind hellgelb gefärbt , in ihrer Haut liegen an der freien Oberfläche dicht gedrängt die bekannten Körner. Die Mundpolster gehören dem Anfangstheile der Schlundmasse an , man sieht sie auseinanderweichen, so wie die Theile des Kauapparates hervortreten, während sie bei der Ruhelage der Kiefer den Mundeingang gleichsam schliessen. Auf dem Übergange vom Kopflappen zum ersten Segmente tritt jederseits neben dem Halstheile ein Nackenwulst hervor, wie ich diese Organe benennen möchte, um damit ihre Analogie mit den gleichbenannten Organen von Lumbriconereis anzudeuten. Im ausgestreckten Zustande erreicht dieser Wulst eine solche Länge , dass er neben dem Kopflappen sich fast bis zu dessen Mitte erstreckt, und seitwärts eine solche Ausdehnung erreicht, dass der Halstheil durch diese Anhänge breiter wird als der Kopflappen , und dem ersten Segmente fast gleich- kommt. Die aufwärts gewandte Fläche des Wulstes ist wenig gewölbt, fast eben; sie trägt einen Besatz von kurzen Flimmerhaaren , und an ihrem freien Rande in der Haut eingelagert die Kör- ner, welche hier spindelförmig und etwas grösser sind als an den übrigen Stellen. Die nach unten sehende Fläche des Wulstes trägt eine fast die ganze Breite und Länge einnehmende tiefe 428 Ordo 1. Nereidea. Rinne, welche allseitig von scharten Rändern begrenzt ist. Ich fand deren grösste Breite = 0,28mm. In der ganzen Ausdehnung dieser Rinne steht ein Besatz von lebhaft flimmernden Härchen. Die Anhänge sind in doppelter Weise beweglich ; einmal werden sie eingezogen , so dass sie , beson- ders wenn der Kopflappen zugleich etwas unter das erste Segment tritt, völlig verdeckt sind, und werden bis zur erwähnten Ausdehnung wieder vorgeschoben; dann aber kann auch, wäh- rend die Wülste vorgeschoben sind, die Rinne auf deren unterer Fläche geschlossen werden, da- durch dass ihre Ränder sich unmittelbar aufeinander legen. Regelmässig findet dies statt, wenn die ganzen Wülste eingezogen werden sollen. Das erste Segment ist breiter als der Kopf läppen , und auch ein wenig breiter als die zunächst darauffolgenden Körperabschnitte; die Breite beträgt etwas mehr als das Doppelte der Länge. Die vordere Kante der oberen Fläche trägt in der Medianlinie einen kleinen Fortsatz, wel- cher an die Firste des halsartigen Kopflappenlheiles grenzt; die seitlichen Flächen sind sanft ab- gerundet. Die Unterfläche ist nicht eben, da von den Seitenrändern her eine allmälige Erhe- bung gegen den Mundeingang hin stattfindet. An dessen Umfang trägt der Vorderrand unbedeu- tende Einkerbungen und seichte Furchen, welche von da aus auf das Segment hinaufziehen. Gegen das zweite Segment ist dieses durch eine ringsumgehende scharfe , aber nicht tief ein- schneidende Furche abgesetzt. — Die ganze Ruckenfläche dieses ersten Segmentes ist kupfer- oder kirschrolh, mit Ausnahme einer schmalen Querbinde, welche in der Mitte über die ganze Breite des Segmentes hinzieht, und eine gelbe, gegen das Roth scharf abstechende Färbung hat. Die Unterseite hat die gleiche weisslichgelbe Färbung, wie die Bauchfläche aller anderen Seg- mente; nur greift die rothe Färbung der Ruckenfläche über die Seitenflächen hinaus auch noch auf die Bauchfläche ein Stück weit hinüber, so dass deren Ränder röthlich aussehen, und die Fläche nicht so scharf abgesetzt weissgelb erscheint, als an den übrigen Segmenten. Das zweite Segment, anhangslos wie das erste, ist etwas schmäler und fast um ein Drittheil kürzer als dieses; seine Flächen sind alle weisslichgelb gefärbt, und nur auf der Rücken- fläche ist an der vorderen und hinteren Kante ein schmaler rothfarbiger, querlaufender Saum- streifen angebracht. So bildet die Färbung einen scharfen Contrast gegen das dunkelfarbige erste Segment. Das dritte Segment bildet den Übergang von den ruderlosen zu den alle Anhänge tragenden Segmenten. Seine Form weicht von derjenigen der zunächst folgenden Segmente nicht ab. An den beiden seillichen Flächen steht je ein kurzer Ruderfortsatz, der im Vergleich mit den vollständigen Rudern dieses Wurmes rudimentär zu nennen ist. Kaum um die halbe Seg- mentlänge springt dieser Fortsatz über die Seitenfläche hervor, und ist an seiner Spitze durch einen Einschnitt zweilippig getheilt. Hier tritt ein kleines Bündel zusammengesetzter Borsten aus. Ein Rückencirrus , wie er den übrigen Segmenten zukommt, fehlt ; doch ist ein Bauchcirrus als eylindrischer Anhang vorhanden , der kleiner ist als dies rudimentäre Ruder selbst. — Die Rückenfläche trägt auf gelbgefärbtem Grunde rothe Querbinden, deren Stellung etwas verschieden Farn. Eunicca. Gen. Staurocephalus. 429 ist von der an den folgenden Segmenten , da sie als ziemlich breite Bander ganz auf den vorde- ren und hinleren Randtheil des Segmentes angebracht sind. Die folgenden Segmente sind mit einem sehr entwickelten Ruder und mit Rüeken- und Bauchcirrus jederseits ausgestattet. Kleine Abweichungen in der Form machen sich an den einzelnen Körperabschnitten aus verschiedenen Regionen bemerkbar; wahrend nämlich die Seg- mente der vorderen Körperhälfte nur durch eine schwache Furche von einander gelrennt sind, ohne dass die seitlichen Flachen sich vorwölben und damit die Gliederung stärker hervortreten lassen . scheidet in der Mitte des Körpers ein tiefer Einschnitt je zwei Segmente von einander, und scheint um so tiefer zu sein, als die Flachen, welche den Ruderfortsatz tragen, stark gerun- det erweitert sind. Sonst ist gleichmiissig die Bauchfläche abgeplattet , der Rücken aber massig stark gewölbt. Alle Segmente sind breiter als lang, so dass die Ausdehnung der Breite ungefähr dreimal so gross ist als die Länge; die absolut grössten Dimensionen besitzen die Segmente des mittleren Körpertheiles, doch übertreffen sie darin die vorderen Segmente nicht bedeutend; eine wesentliche Abnahme der Grösse findet dafür aber gegen das Körperende hin statt. Von der ein- farbig hellgelben Bauchfläche unterscheidet sich die Ruckenfläche durch zwei kupfer- oder kirsch- rothe Binden, welche auf gleich hellgelbem Grunde quer über die Ruckenfläche laufen, und zwar die eine etwas vor der Mitte des Segmentes, die andere nahe vor dessen hinterer Kante. Die einzelnen Binden nehmen jede nicht ganz ein Viertheil der Segmentlänge ein. Die Ruder (Taf. XVIII. Fig. 3), welche an den Segmenten der Körpermitte ihre grössten Dimensionen erhalten, sind schlanke Fortsätze . welche bei höchster Entwicklung fast um die Breite des Segmentes vorspringen. Das Ruder, welches von der Seitenfläche des Segmentes als cylindrischer Fortsatz entspringt, spitzt sich anfangs schwach kegelförmig zu, und geht dann, durch einen ungefähr bis auf die Mitte reichenden Einschnitt gespalten, in zwei Äste auseinan- der. Die beiden Ruderäste liegen übereinander, der eine der Rücken-, der andere der Bauch- fläche näher, und divergiren nur wenig von einander; jeder Ast enthält im Inneren eine Acicula und lässt ein Bündel ungleich gebildeter Borsten austreten. Der obere Ruderast ist um ein weni- ges länger als der untere; er verschmälert sich da, wo er von dem gemeinsamen Stücke abgeht nur wenig, um dann zu enden, indem er in zwei plötzlich spitz kegelförmig ausgezogene Lippen zerfällt. An dem aufwärts gewandten Umfang dieses Astes beobachtete ich einen dichten Besatz von kurzen flimmernden Haaren. Die beiden Lippen dieses oberen Ruderastes sind in der Ruhe- lage hintereinander gelegen; zwischen ihnen tritt fächerförmig ausgebreitet ein Bündel langer heller eigen thümlich gestalteter Borsten hervor. Diese Borsten (Taf. XVIII. Fig. 4), von denen ich stets nur eine geringe Zahl gefunden habe, sind einfach linear, nur gegen die Spitze hin mit schwacher Krümmung; in ihrem Endtheile sind sie plattgedrückt und etwas breiter als in dem dickeren Anfangstheile; sie erhalten dadurch hier zwei Kanten , von denen die convexe eine Strecke weit, doch nie bis zum Ende, in kurze haarähnliche Zahnchen zerschlitzt ist; das Ende dieser Borsten war stets stumpf abgerundet. Diese Borsten stecken tief im Ruderaste, und grup- Ehlers, BorstenwürnK-r. 55 &30 Ordo I. Nereiden. piren sich hier um eine sehr lange hellfarbige Acicula, welche mit ihrem dickeren Anfangsstiicke in der Basis des Ruders liegt , und von da bis an den Abgang der Lippen des oberen Astes reicht. — Der untere Ruderast ist fast cylindrisch und lauft in eine einfache kurze kegelförmige Spitze aus. Unter dieser Spitze tritt ein fächerförmig ausgebreitetes Bündel von mehr als zwanzig Bor- sten hervor, welche gleichweit wie die Borsten des oberen Astes hervorgestreckt werden kön- nen. Diese Borsten sind zusammengesetzt, und in der Weise, wie bei den meisten Euniceen gestaltet; der schlanke, schwach gekrümmte Stab ist an seinem Ende verbreitert, und tragt hier auf schräg abgestutzter Endfläche den mit kurzem Stiele eingefügten messerförmigen Anhang: dieser ist schlank, und an seinem Ende mit einem stärker hervortretenden Doppelzahn versehen; jederseits neben der Schneide läuft ein äusserst feines Blatt . welches von der Spitze des Anhangs ausgeht, sich bis auf den Endthei! des Stabes fortsetzt, und so den ganzen Anhang von beiden Flächen her bedeckt. — Auch in diesem Ruderaste liegt eine helle Acicula. um welche die Bor- stenenden sich sammeln; doch ist diese Stütznadel ungefähr nur ein Drittel so lang als die des oberen Astes, und übertrifft daher die Längsausdehnung des unteren Astes nicht. Über der Basis des Ruders entspringt von der Seitenfläche des Segmentes der schlanke zweigliedrige Rückencirrus, welcher das Ruder so viel an Länge übertrifft, dass er ungefähr so weit als die vorgeschobenen Borstenbündel hinausreicht. Das Wurzelglied dieses Cirrus ist fast rein cylindrisch, und doppelt so lang als das Endglied; eine tiefe ringförmige Einschnürung trennt von ihm das kürzere Endglied, welches sich massig \erjüngt und in eine stumpf abgerun- dete Spitze ausläuft. Ersteres ist an seiner ganzen Oberfläche dicht mit kurzen Flimmerhaaren besetzt, während das Endglied, soviel ich gesehen habe, keine flimmernde Oberfläche zeigt. Von der Leibeshöhle her tritt in das Wurzelglied eine Blutgefässschlinge hinein, deren Ende fast bis zu dessen Mitte hinaufreicht. Hält man die Anwesenheit dieses Blutgefässes zusammen mit der Wimperbekleidung, so könnte man dem Wurzeltheile des Rückencirrus die Bedeutung einer Kieme zuschreiben. Der Bauchcirrus entspringt vom unteren Umfange des Ruders nahe an dessen Basis: er ist ein stummelartiger Anhang-von Kegelform, der wenig länger als das halbe Ruder ist. l) Den Schluss in der Reihe der Segmente macht das ruderlose Aftersegment (TäL XVIII. Fig. I), welches mit vier Aftercirren ausgerüstet ist. Diese Aftercirren sind ungegliedert, an ihrem Ursprungstheile schwach kolbig verdickt und dann in eine Spitze ausgezogen. Die beiden Paare sind von ungleicher Länge; diejenigen, welche näher der Rückenfläche fast unmittelbar neben- 1) In mehreren Puncten weicht diese Darstellung der Segmentalabhänge von der Beschreibung ab. welche Grube davon gegeben hat. Grube nennt die ltuder einästig mit zwei Züngelchen und erwähnt nur eine Acicula ; vermuthlich ist das, was Grube oberes und unteres Züngelchen (lingula) nennt, gleichbedeutend mit meinen Ruder- ästen, welche ich ebendeshalb als Ruderaste ansehe, weil in jedem eine Acicula vorhanden ist, welche ein Borsten- büudel stützt. Dass das obere Borstenbündel, wie Grube schreibt , zweierlei Borsten, stumpfe und spitze enthalten soll, vermag ich nicht zu sehen ; wohl aber können die stumpfen Borsten dieses Bündels, wenn sie von der schar- fen Kante gesehen werden , als spitzig erscheinen. Farn. Eunicea. Gen. Slaurocephalns. 431 einander und neben der Medianlinie entspringen , sind die kürzeren ; denn diejenigen , welche naher der Bauchfläche und durch einen grosseren Abstand von einander getrennl entspringen, sind viermal langer, und ragen weit nach hinten hinaus. Der Verdauungstractus, dessen Eingangsöffnung von dem gekerbten Rande des ersten Segmentes umgeben, und durch die unter dem Kopflappen vorragenden Mundpolster geschlossen ist, beginnt mit einer derben Mundmasse, welche bis ins 6. Segment hineinreicht. Ich finde unter meinen Aufzeichnungen über die am lebenden Thiere gemachten Beobachtungen die Bemerkung, dass in die innere Flache seiner Muskelwandung cylindrische Zellen eingebettet seien, von denen es mir fraglich erschien, ob sie als einzellige Drüsenschläuche anzusehen seien. — Die beiden grossen Abschnitte des Kieferapparates lagen im Leben übereinander, und sind an Lange wenig verschieden; der Unterkiefer, 0,8 1"1"1 lang, ist etwas kürzer als die Reihen des Oberkiefers, denn sein vorderes Ende lag im zweiten Segmente, wahrend das der Oberkiefer- reihen schon im ersten gelegen war, beide aber sich bis in das i. Segment hinein erstreckten. — Der Oberkiefer (Taf. XVIII. Fig. 5) besteht aus jederseits zwei übereinander liegenden Reihen eng aneinander geschlossener Kieferstücke , welche bei massigem Druck auseinander wi- chen, und eine dritte im hinteren Theile gedoppelte Reihe sehr viel kleinerer Stücke frei werden Hessen. Jede einzelne Reihe besteht aus hohlen Kieferstücken, welche auf dem Rande einer Falte, die sie mit zwei Flügelfortsätzen umfassen, rittlings aufsitzen, dabei in der Ruhelage die Spitzen nach hinten, eine Kante aufwärts, und die andere abwärts wenden. In der Ruhe liegen die ein- zelnen Stucke so eng an- und übereinander, dass sie eine geschlossene Masse zu bilden schei- nen; lateralwärts von ihnen zeigte sich im Leben eine an der ganzen Kieferreihe entlang laufende hellgelbe Platte , das ist der zunächst gelegene etwas verdickte Theil der äusserst feinen gemein- samen Chitinauskleidung des Kiefersackes , mit dem dann unmittelbar die stärkeren Chitinplatten der Flügelfortsätze und Zahntheile der Kieferstücke zusammenhängen. In dem von mir darauf untersuchten Thiere zählte ich in der oberen Reihe ausser dem lang gestreckten Anfangsstücke 18 einzelne Kieferstücke, während Grube 21 angiebt ; in der unteren Reihe fand ich 30 freie Kie- ferspitzen, von denen die hinteren allerdings verschmolzenen Kieferstücken angehörten. Grube zählte hier 28. Diese Schwankungen rühren jedenfalls von einer ungleichen Grösse der unter- suchten Thiere her; doch glaube ich nicht, dass diese Zahlen viel höher gefunden werden, und also immer um ein bedeutendes hinter den Zahlen bei den beiden folgenden Arten zurückbleiben werden. — Die obere Kieferreihe beginnt von hinten her mit einem langgestreckten schwar- zen Stücke, welches etwas mehr als ein Viertel der ganzen Länge dieser Reihe ausmacht. Es ist ein am vorderen Ende verdicktes nach hinten schmal und platt werdendes Blatt, welches mit einer mit Sägezähnen besetzten Schneide in den Hohlraum des Kiefersackes hineinragt (Taf. XVIII. Fig. 13). Die davor gelegenen Stücke sind alle nach dem gleichen Plane gebaut, nur sind sie die ersten etwas grösser und plumper als die folgenden, welche nach vorn hin gleichmässig abneh- mend kleiner werden; ihre Farbe ist ein tiefes durchscheinendes Braun. Wir unterscheiden daran 55* £.:}■> Ordo I. Nereiden. (Taf. XVIII. Fig. 9. 10; den hohlen Zahnkörper und die beiden den Eingang in diesen flankirenden Flogelfortsätze. Der Zahnkörper ist platt gedrückt, und nur massig gekrümmt ; er lauft in eine feine Spitze aus die nach hinten gerichtet ist, wendet die eine Kante, welche drei scharfspitzige Zahne trägt, nach vorn und abwärts, die andere mit zwei spitzen Zahnen bewehrte nach hinten und aufwärts. Von den Flügclfortsätzen liegt der obere in gleicher Flucht mit der nach oben und vorn gewandten Flache des Zahnkörpers, der untere dagegen, dessen Richtungslinie fast rechtwinklig auf die des oberen stösst , legt sich gegen die untere Flache des Zahnkörpers. Die Lange eines solchen Kieferstückes aus der Mitte der Reihe, gemessen von der Spitze des Zahnkörpers bis zum Hände des oberen Flügelfortsatzes war0,l2imra. die Breite des Flügelfortsatzes hier 0.0271""' . In der u nleren Kieferreihe liegt am weitesten nach hinten ein zugespitztes rinnenför- miges Stück , welches auf der freien Kante eine Anzahl von Zahnspitzen tragt . und offenbar als durch eine Verschmelzung mehrerer Kieferstücke entstanden zu betrachten ist, wobei dann die Flügelfortsatze den rinnenartig vertieften Theil zusammensetzen, welcher der Höhe der Falte auf- liegt, wahrend die Zahnstücke die gezahnelte Schneide bilden. Die Kieferslücke Taf. XVIII. Fig. 7. 8. II) nehmen weiter nach vorn an Grösse zu, sind in der Mitte der Kielerreihe am grössten. und werden gegen deren Vorderende hin beträchtlich kleiner. Ihre Färbung ist tiefbraun bis schwarz . und dem entsprechend sind ihre chitinigen Wände stärker als bei den Stücken in der oberen Kieferreihe. Das einzelne Kieferstüek Taf. XVIII. Fig. 7. 8) besteht wie bei denen der oberen Reihe aus dem Zahnkörper und den beiden Flügel fortsätzen. Der Zahnkörper ist aber hier bedeutend dicker, nicht platt gedrückt und stark hakenförmig gekrümmt. Nur seine eine Kante und zwar die abwärts gerichtete ist mit spitzigen Sägezähnen besetzt, deren ich an den ausge- bildetesten .'i zählte. Von den dünnen blattförmigen Flügelfortsätzen ist der untere länger als der obere, geht in die Fläche des Zahnkörpers über, deren Rand gezähnelt ist und liegt wie die Hauptaxe des Zahnkörpers lateralwärts und nach vorn gewandt ; während der obere Flügtlfort- satz. rechtwinklig zu diesem stehend, auf die ungezähnelte Kante des Zahnkörpers stösst. und nach aussen und hinten gerichtet ist. An den grössten dieser Kieferstücke betrug die Länge von der Spitze des Zahnkörpers bis zum Rande des unteren Flügelfortsatzes 0,125""". davon kommen 0,081""" auf die Länge des Zahnkörpers selbst; ebenso lang war die Linie, welche man bei einer Ansicht von oben her durch die Längsausdehnung des Flügelfortsatzes auf der Rückenfläche ge- gen die gegenüberliegende Kante des Zahnkörpers gezogen denkt. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kieferstücken dieser Reihe, abgesehen von den ungleichen Grössenverhältnissen. bestellen darin , dass die am weitesten nach hinten gelegenen Stücke derber und gedrungener sind, als die etwas schlankeren weiter nach vorn gelegenen. — Die Zähne, welche beim Aus- einanderdrücken der Kieferreihen, seitwärts von diesen zum Vorschein kommen, lagen in der Weise geordnet wie es die Abbildung (Taf. XVIII. Fig. 5) zeigt ; über ihre wahren Lageverhält- nisse kann ich nichts mittheilen. Die am meisten nach hinten gelegenen erscheinen in der einfach- sten Form unter der Gestalt kleiner, wenig gekrümmter Hohlkegel ohne Flügelfortsätze und Farn. Eunicea. Gen. Staurbcephalus. 433 Nebenzähne (Taf. XVIII. Fig. 12;. Dann fanden sich unter den isolirten Kieferslücken einzelne Schnabel förmige Zahne, bei denen zwei Aste unter spitzem Winkel in der Zahnspitze zusammen- sliessen, von denen der eine Ast mit kleinen Nebenzahnen versehen war (Taf. XVIII. Fig. 15 ; sie erinnerten demnach an die nur auf einer Kante gezähnelten Kieferstiicke der unteren Reihe. Diese und ähnliche rudimentäre Formen waren von massig dicken Chitinplatten gebildet und dem entsprechend von bräunlicher Färbung. — Ganz dünn, fast membranartig und daher auch farb- los und durchsichtig war die Chitinwand bei einer letzten Form von Zähnen, welche hier gefun- den wurden; sie stellten schlanke Hohlkegel mit weiter Eingangsöffnung dar, welche ausser der Hauptspitze jederseits einen, zwei oder drei Nebenzähnchen besassen. und damit an die Bildung der Kieferstücke der oberen Reihe erinnerten (Taf. XVIII. Fig. 1 4). Die beiden Hälften des Unterkiefers (Taf. XVIII. Fig. 6) sind langgestreckte, derbe, etwas unregelmässig geformte Platten, deren Voidertheile nur gering erweitert und am Vorder- rande ganz schwach gezähnelt sind. Beide Hälften sind völlig von einander getrennt , und tief schwarz gefärbt. Im sechsten Segmente, gleich hinter dem Ende des Kiefersackes beginnt der eigentliche Darm, welcher durch Einschnürungen gekammert, und im Leben von braungelber Farbe war. Über die sonstigen anatomischen Verhältnisse dieser Art kann ich nur weniges mittheilen. Nach Grube's1) Angabe besitzt der Wurm ein contractiles Bauchgefäss und zwei gleichfalls con- tractile Längsstämme, welche über der Basis der Ruder hinlaufen. Mir fehlen über die centralen Apparate eigne Anschauungen, dagegen habe ich im Inneren der Ruder, und in dem iangen Grundstücke der Rückencirren Blutgefässschlingen gesehen. — Grube giebt an , dass die Farbe des Blutes roth gewesen sei; allein die Blutflüssigkeit, weicheich in der Gefässschlinge des Rü- ckencirrus circuliren sah, war grün; und es fragt sich, ob diese abweichenden Angaben durch Dichroismus des Blutes veranlasst sind, oder ob ein solcher Farbenunterschied bei verschiedenen Exemplaren vielleicht in Abhängigkeit von den Ernährungsverhältnissen auftritt. — Über das Nervensystem dieser Art kann ich nichts berichten. Was die Geschlechtsverhältnisse betrifft, so lagen bei dem Thiere von 45 Seg- menten und I 4"'m Länge im Innern aller Segmente Eier, und zwar zunächst der Bauchfläche. Unter dem Deckglase traten, ohne dass ein besonderer Druck ausgeübt wurde, die Eier aus der Leibeshöhle hervor. Die Austrittstelle befand sich am vorderen Umfang der Ruderbasis, da wo das Ruder vom Segmente abgeht. Jedes Ei trat langsam hervor; zuerst schob sich ein Theil der Dotter- masse, und meistens zugleich damit das Keimbläschen nach aussen, begrenzt von einer zu grosser Feinheit ausgedehnten Eihaut ; nach dem Austritt des Keimbläschens floss der Rest der Dottermasse leicht nach, und zog dann den übrigen Theil der Eihaut in Fallen zusammengelegt als leeren Sack hinter sich her. Das unmittelbar nach dem Austreten mannigfach verzogene Ei (Taf. XVIII. I Grube, Beschreibung, Fünfter Beitrag. Areli. I'. Naturgesöh. J;ihrg. 2ti. 18.60. I. pg. 82. 434 Ordo I. Nereiden. Fig. 16) bekam im Seewasser, wie durch Quellung, sehr rasch die Kugelform, wurde prall, zeigte eine gleichmässig dicke Eihaut, und liess das Keimbläschen aus der dunklen Dottermasse gar nicht oder nur ganz schwach hervorschimmern. Die Dottermasse war ungefärbt, feinkörnig, in allen Eiern fand sich ein Keimbläschen , aber in keinem ein Keimfleck ; die Eihaut war derb und homogen. Die Grösse der Eier betrug 0,108 — 0, 1 35 ram im Durchmesser, das Keimbläschen war 0,027""" gross, die Eihaut bei den Eiern, welche ausserhalb des Körpers ihre volle Rundung er- halten hatten, 0,00ö4mm dick. Ich halte die Eier für reif, oder der Reife sehr nahe, weil der Keimfleck fehlte und eine so starke Eihaut zugegen war. Die Oeffnung , durch welche der Austritt der Eier erfolgte, und die sicher nicht durch Zerreissen entstanden war, wird die äussere iMün- dung eines hier aufzusuchenden Segmentalorganes gewesen sein. Ich erhielt die Thiere, welche ich untersuchte, im Anfang Juli mit Hülfe des Schlepp- netzes unter Meerespflanzen an der Küste bei Martinsizza. Es waren rasch bewegliche Thiere, die an ihrer Körperoberfläche, zumal während der Untersuchung unter dem Mikroskope, reich- lich einen dünnflüssigen farblosen Schleim absonderten . dessen Bereitungsstelle ich mit Sicherheit nicht feststellen konnte ; ich vermuthete. dass die in der Haut eingebetteten Körperchen vielleicht in einer Beziehung zu der Secretion dieses Schleimes ständen. Stauroce|ihalus ltu(J dicktem Hinderende, näher der Bauch- als der Rückenfläche, der als Übergangsstück bezeichnete Darmabschnitt hervorgeht. Beide Abschnitte des Rüssels, Rüsselröhre und Kieferträger, bilden ein engzusammen- gehöriges Ganzes, dessen Bau am verständlichsten wird, wenn man von der gemeinsamen Grund- lage ausgeht; das ist das Chitinrohr, welches von der Mundöffnung her eine unmittelbare Verbin- dung mit den hinter dem Rüssel gelegenen Darmabschnilten herstellt. An der Aussenwand dieses Rohres liegt die Muskelmasse, besonders voluminös auf der Chitinwand , welche den Kieferträger durchsetzt. — Dieses Rohr, welches sich bei etwas macerirten Thieren leicht aus der musculösen Umhüllungsmasse herausschälen lässt, zerfallt wie der ganze Rüssel in zwei nach Form und Be- deutung verschiedene Abschnitte. (Taf. XIX. Fig. 5). Der der Rüsselröhre angehörende Abschnitt ist cylindrisch und weit geräumig, der im Kieferträger gelegene viel enger; die freie Oberfläche des ersteren tritt beim Ausstülpen des Rüssels nach aussen; von ihr nehmen alle Kieferbildungen ihren Ausgang; die zweite Hälfte bleibt stets ein im Innern gelegenes Rohr, welches den Durchtritt der Nahrungsstoffe gestaltet, und welches durch die Entwicklung seiner der Aussenlläche anliegenden starken Wandinusculatur neben der Form dieses Abschnittes auch dessen Bedeutung für die Kie- ferbewegung erzeugt. — Das weite cy limbische Chitinrohr der Rüsselröhre wird entsprechend den beiden Abschnitten derselben (Taf. XIX. Fig. '6 po. pm.) durch eine liefe ringförmig laufende Falte gelheilt. In der Ruhelage des Rüssels bildet diese Falte eine tiefe ringförmige Tasche (Taf. XIX. Fig. 2), wird dagegen durch die Dehnung, welche die Rüsselröhre beim Ausstülpen des Rüs- sels erleidet, fast verstrichen (Taf, XIX. Fig. 3). Die Firste, welche diese Falte des Chitinrohres nach aussen wendet, hat eine besondere Bedeutung für die Anheflung einer Anzahl von Muskel- zügen. Auf diese Ringfalte stossen im oralen und maxillaren Abschnitte schwächere, im Allge- meinen mit der Längsaxe des Rüssels parallel verlaufende Falten, deren Anordnung keiner Be- schreibung bedarf, da es die gleichen Furchen sind, welche auf der Oberfläche des ausgestülpten Rüssels die einzelnen Felder von einander sondern; nur liegen diese Fallen öder Furchen im ein- gezogenen Rüssel enger aneinander und sind tiefer, als es der Fall ist an dem ausgestülpten Rüssel, dessen Oberfläche prall gespannt ist, so dass die Furchen verstreichen und seichter wer- den, der Absland zwischen ihnen aber grösser wird. Die Stellung der Kieferspitzen auf diesen Feldern bleibt im eingezogenen Rüssel natürlich die gleiche wie am ausgestülpten, abgesehen von den Veränderungen, welche durch die ungleiche Lagerung der Rüsselabsclinilte herbeigeführt wird. — Im maxillaren Abschnitte endet das Chitinrohr wie ein Sack, aus dessen Boden eine ver- tical in der Medianebene stehende Spaltöffnung hinüberführt in den zum Theil seitlich plattge- drückten Übergangstheil. Jederseits neben dieser Spaltöffnung liegt ein Theil der Bodenfläche des Sackes und von dieser nimmt jederseits der Kiefer seinen Ausgang, so dass die schneidende gezähnte Hälfte, welche bei der Ausstülpung des Rüssels frei wird, in der Ruhelage im sackför- migen Ende des maxillaren Rohres liegt; das grössere Endstück des Kiefers aber ausserhalb des Sackes gelegen ist und über dessen Endfläche hinaus jederseits neben dem Übergangstheile frei EiiLEiie , 13or6tenvvürmer. GO 470 Ordo I. Nereiden. hervorragt; dieser ausserhalb des Rohres liegende Kiefertheil dient den ihn bewegenden Muskeln zum Ansatz. Die Grenze zwischen dem Schneide- und dem Muskelstücke des Kiefers bildet also die hintere Wand des Sackes. (Taf. XJX. Fig. 5). Der Kiefer ist ein von derben Chitinwänden be- grenztes Hohlgebilde. Nehmen wir als Grundlage seiner Form eine dreiseitige Pyramide an, deren Basis durch die Eingangsöffnung in den Hohlraum dargestellt wird , dessen eine lateralwärls ge- wandte Flache dem Rücken, die gegenüberstehende Kante der Schneide des Kiefers entspricht, so erhalten wir annähernd genau seine wahre Gestalt durch eine zweifache Krümmung, die man in Kanten- und Flächenkrümmung zerlegen kann. Die Krümmung der Kante nach, durch welche der Kieferrücken convex wird, ist gegen die Spitze hin stärker als an der Basis; durch sie wird das freie Endstück hakenförmig medianwärts gekrümmt, so dass die Spitzen beider Kiefern gegen ein- ander gerichtet sind. Die Krümmung der Fläche Iässt sich am nächsten mit der Krümmung einer aufs Blatt gebogenen Scheere vergleichen; dabei ist die concav gekrümmte Fläche abwärts, die convexe aufwärts gewandt. Diese Flächenkrümmung ist nun aber in besonderer Weise dadurch complicirt, dass noch eine Wölbung vom Rücken des Kiefers zur Schneide geht, als wäre der Kiefer um seine Längsaxc torquirt; in Folge dessen hängt im vorderen Theile die Rückenkanle liefer abwärts als die aufwärts gerichtete Schneidekante. Diese schneidende Kante ist blattförmig erweitert und mit fünf Zahneinschnilten besetzt, deren letzter eine Strecke weit vor der haken- förmigen Endspitze, während der erste hart an der Grenze steht , wo die Wand der Rüsselröhre die Scheidung in einen inneren und äusseren Abschnitt macht. Die Länge dieses freien schneiden- den Kieferstuckes beträgt ungefähr nur ein Drittel der ganzen Kieferlänge; in dieser Ausdehnung ist der Kiefer, und zwar gegen die Spitze hin am stärksten gelbbraun bis schwarz gefärbt, wäh- rend der grössere hintere Abschnitt meist wenig gefärbt und hell durchscheinend ist. Taf. XIX. Fig. 8). Der Abschnitt des Chitinrohres, welcher den Kieferträger durchsetzt, ist etwas dünnwan- diger, als der vorangehende. Er ist in seinem oberen Theile seitlich so zusammengedrückt, dass er nach aufwärts eine scharfe Kante wendet; nahe dem ventralen Umfange dagegen seillich taschenförmig ausgesackt, und zwar je weiler nach hinten um so stärker. Besser als die Beschrei- bungen zeigen dies die Abbildungen (Fig. 9, 10, II auf Taf. XIX.) dreier hintereinanderliegender Durchschnittflächen. Die Musculatur, welche auf der Aussenwand des ganzen Chitinrohres lagert, zerfällt in eine wandsländige und eine mantelförmige. Die wandständige Musculatur, welche dem Chitinrohre unmittelbar aufliegt und nach aussen von der mantelförmigen überlagert wird, ist an der Rüsselröhre schwach; im oralen Abschnitte besteht sie aus einer einfachen Lage dünner Fa- sern, welche, unter verschiedenen Winkeln sich kreuzend, ringförmig das Rohr umfassen, im maxillaren Abschnitte wird sie ebenfalls aus Ringfasern zusammengesetzt, stärker besonders gegen den Kieferträger hin , in dessen Muskelmasse sie übergeht. Die wandständige Musculatur des Kieferträgers ist eine dichte Masse, welche dem ganzen Theile seine Form verleiht. Hat man die mantelförmige Musculatur entfernt, so bekommt man eine glatte Oberfläche zu Gesicht, die von Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 471 einer straffen, die Musculatur nach aussen abschliessenden Membran gebildet wird; ich bezeichne sie als Fascie des Kieferträgers. Auf dieser glatten Fläche zeigen sich schmale, gleichmassig ab- wechselnd hellere und dunklere Streifungen, welche auf der dorsalen Flache von der Medianlinie lim den Seitenumfang des Kieferträgers laufen, die vordem mit der Richtung nach vorn, die hinteren mit der Richtung nach hinten; auf der ventralen Fläche sieht man ein vorderes dreieckiges Feld mit der Spitze nach hinten gerichtet, auf welchem diese Streifen von vorn nach hinten laufen, während der hintere Theil dieser Fläche Streifungen zeigt, welche von den beiden Seiten des vorderen dreieckigen Feldes und der Medianlinie aus jederseils gegen einen etwas stärker glänzen- den Fleck nahe dem Seitenrande convert>ent zusammenlaufen. (Taf.XIX. Fig. 6. 7). Dieser Fleck entspricht dem hinteren Ende der in der Muskelmasse liegenden Kieferstücke. Die Slrei- fungen sind keineswegs der Ausdruck des Verlaufes der Muskelfasern, sondern entsprechen den Blättern, zu welchen die Muskelfasern vereinigt sind; das abwechselnd hell und dunkle Aussehen dieser Streifungen wird durch die ungleiche Richtung erzeugt, welche die Fasern selbst innerhalb der einzelnen Blätter haben. Von dem blättrigen Gefüge der Musculatur überzeugt man sich, wenn man die Fascie ablöst und mit einer Nadel in die Muskelmasse einzudringen versucht, oder grössere Theile derselben vorsichtig abhebt, Am leichtesten gelingt diese Ablösung, sobald der Kieferträger durch eine geringe Maceration etwas gelockert ist. Man sieht dann zugleich, dass die innere Fläche dieser Fascie zum grössten Theile den Muskelfasern zur Anheftung dient. Macht man verlicale rechtwinklig zur Längsaxe des Kieferlrägers stehende Querschnitte durch diesen, so zeigen die Durchschnittsflächen, dass die äussere Oberfläche des chitinigen Rohres und die freien Kieferenden andere Anheftungspuncte der Muskelfasern bilden. Je nach diesen Anheftungspunc- len ist der Verlauf der Fasern innerhalb des einen Blattes verschieden von denen des anderen. So viel ich gesehen habe, sind es besonders zwei Richtungen, in denen die Fasern verlaufen: die einen verlaufen von der Aussenfläche des chitinigen Rohres zu der inneren Fläche der Fascie, sie ziehen also von innen nach aussen, je nach ihrer Lage bald mehr bald weniger nach vorn oder hinten geneigt, und mehr oder weniger divergirend mit der Medianebene; die anderen Fasern finden ihre Anheftung am Kiefer, diese Fasern habe ich in der dorsalen Hälfte des Kieferträgers nur von der Innenfläche der Fascie entspringen und am äusseren Umfang des Kiefers inseriren gesehen; in der ventralen Hälfte kommen aber nicht nur von der Fascie, sondern auch vom Chilinrohre Fa- sern, welche zum Kiefer und zwar vorwiegend an dessen medianen Umfang, vielleicht auch in die Kieferhöhle hinein gehen. Nach diesem Verlauf der Fasern können wir die Wirksamkeit der ganzen Musculatur als eine doppelte ansehen ; die Fasern , welche zwischen der Fascie und dem Chitinröhre gespannt sind, werden durch ihre Contraction das Lumen des Rohres, vielleicht durch theilweises Verstreichen der taschenförmigen Ausstülpungen, erweitern, während die an den Kiefer sich heftenden Fasern je nach ihrem Angritlspunct diesen zu bewegen im Stande sind. Die mante (förmige Musculatur ist an beiden Abschnitten der Rüsselröhre ring- förmig; am Mundabschnitte liegt eine ringförmige Muskelmasse, welche mit der wandständigen 60* 47 2 Ordo I. Nercidea. Musculatur niclit verwachsen ist, einerseits von der Falte ausgeht, welche die beiden Abschnitte der Riisselröhre trennt, und andererseits etwa in der Höhe der Kieferspitzen dieses Anschnittes in dessen wandständige Musculatur übergeht. (Taf. XIX. Fig. 2. 3. Mo). Der Muskclmantel des inaxillaren Abschnittes (Fig. 2. 3. Mm) ist in jeder Richtung grösser als der ebenwähnte; er nimmt seinen Ausgang von der ebengenannten Trennungsfalle, umhüllt bei der Ruhelage des Rüssels den ganzen maxillaren Abschnitt der Rüsselröhre und reicht noch eine Strecke weit auf das Vorder- ende des Kieferträgers hinauf; hier ruht sein Hinterrand lose, ohne durch Verwachsung befestigt zu sein, auf der Fascie desselben. Dieser cylindrische Mantel ist am Ursprünge am dicksten und verdünnt sich nach hinten mit einer geringen Zuschärfung; seine Ringfasern sind zu gleichfalls ringförmigen Platten vereinigt, welche mit den Flachen nebeneinander stehen, und die eine Kante gegen die Rüsselröhre, die andere nach aussen wenden. Über die ausseien Kanten der Muskelblät- ter zieht sich eine gemeinsame Membran, welche von der als Ursprung dienenden Falte der Rüs- selröhre ihren Ausgang nimmt. — Über diesen starken Ringfasermantel hinweg laufen Fasern, welche einen longitudinalen Muskelmantel des Kieferträgers bilden; sie unterscheiden sich von den voran- gehenden Muskeln sowohl dadurch, dass sie schwächer sind und einen lockeren Zusammenhang haben, wie dadurch, dass sie aus längslaufenden Fasern bestehen. Die Fasern sind gerade und schräg verlaufende, alle haben den gleichen Ausgangspunct, die Fascie auf dem hinteren Theile des Kieferbehälters, und den gleichen Ansatzpunct, die Ringfalte , welche die Abschnitte der Riisselröhre von einander trennt; hier verweben sie sich zwischen die Fasern des maxillaren Muskelmantels. Die geraden Fasern liegen am eingezogenen Rüssel auf dem Mittel theile der Rücken- und Rauehlläche desselben, die schrägen gehen von den seillichen Theilen der Rücken- fläche aus, und wenden sich um die Seitenflächen des Kieferträgers herum gegen die Bauch- fläche. Die dorsalen Theile dieses längsfaserigen Mantels schienen mir stärker zu sein, als die der Seiten- und Rauchfläche angehörigen; überall liegen jedoch mehrere Faserlagen übereinander, und dann sind die oberflächlichsten stets die längsten, da sie weiter rückwärts entspringen, als die Fasern der tieferen Schichten. Von einem blätterigen Gefüge, wie bei dem Ringfasermanlel des maxillaren Abschnittes der Rüsselröhre finden sich hier keine Andeutungen ; alle Fasern liegen wenig dicht und so locker neben einander, dass sie bei nicht vorsichtiger Priiparalion zerbrechen und sich einzeln ablösen. (Taf. XIX. Fig. 2. 3. Ms. Fig. 7). Rei der Ausstülpung des Rüssels ändert sich das Lageverhältniss der wandständigen Mus- culatur insoweit, als die gesammte Rüssel wand eine Lageveränderung erfährt. (Taf. XIX. Fig. 3). Von den mantelförmigen Muskeln bleibt das Verhältniss des am Mundabschnitte liegenden zu diesem Theile der Riisselröhre das gleiche; verändert wird dagegen die Lage des Ringmuskels am maxillaren Abschnitte und die des längsfaserigen Muskelmantels. Denn indem der Kiefer- träger vorwärts geschoben in den maxillaren Abschnitt der Riisselröhre hineintritt und diese zu- nächst umstülpt, tritt er zu gleicher Zeit in das Innere dieses nur an der Ringfalte der Rüsselröhre befestigten Muskelmantels ; und wenn sich die völlige Ausstülpung des Rüssels vollzieht, wird Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 473 allerdings mit seiner Anhettungslinie auch dieser Mantel ausserhalb der Segmenlhöhlungen ge- lagert, aber in veränderter Lage zu den Abschnitten des Rüssels ; denn bei dem Hervorschieben des Rüssels nimmt er an der Umstülpung der Rüsselröhre, da er nur an einem Puncte an ihr be- festigt ist, keinen Antheil, so dass sein nicht angewachsener Randumfang in beiden Lagen nach hinten gewandt ist ; wohl aber ändert sich dabei die Lage des maxillaren Abschnittes , welchen er umgab; dieser wird bei Vollendung der Rüsselbewegung aus dem Mantel hervorgezogen, und seine Stelle nimmt im völlig ausgestreckten Rüssel der Kieferträger ein, so dass dieser Mus- kelmantel , welcher im Innern der Segmente mit seinem Hinterrande nur auf einen kleinen Theil des Kieferträgers hinaufgriff, jetzt, nach aussen gedeckt von der Wand des oralen Abschnittes, die hintere Hälfte des Kieferträgers ganz oder zum grössten Theile scheidenartig umfängt. — Der aus Längsfasern bestehende Mantel erhält durch die Ausstülpung des Rüssels eine völlig veränderte Lage ; in der Ruhelage sind seine Ursprungs- und Ansatzpuncte im grösstmöglichen Abstände von einander, seine Fasern daher gespannt; im ausgestülpten Zustande sind beide Puncte einan- der genähert, denn der ringförmige Ansatz auf der Scheidefalte der Rüsselröhre umfasst die Fläche des Kiefersackes, auf der die Fasern entspringen ; die grosse Annäherung der beiden Anheftungs- puncte des Mantels veranlasst daher in diesem eine Faltenbildung, und zwar muss diese Falte von den Anheftungspuncten aus in der Richtung nach hinten geschlagen werden , da der Ursprung dieser Mantelfasern mit der Aussenfläche des Kieferträgers im Innern des Ringmantels, ihr Ansatz auf der Wand der Rüsselröhre ausserhalb der Umfassung dieses Mantels gelagert ist; und so schlägt der längsfaserige Muskelmantel um den hinteren Rand dieses Ringmuskels herum eine Falte, und liegt, während er in der Streckung nur die äussere Fläche des Ringmantels bedeckt, jetzt zum Theil dessen äusserer, zum Theil dessen innerer Fläche an. An drei Stellen steht die Wand des Rüssels durch Muskeln mit der inneren Fläche der Körperwand in Verbindung: schwache Fasern entspringen im Vorderlheile des ersten Segmentes und inseriren sich da, wo die Wand der Rüsselröhre am Munde übergeht in die Wandung des Körpers ; von der Grenze des ersten und zweiten Segmentes geht unter der Form eines Dissepi- mentes von beiden Hälften der Körperwand eine dünne Muskelplatte an die Ringfalte, welche die Abschnitte der Rüsselröhre trennt (Taf. XIX. Fig. 2. 3.D.); von den dorsalen Längsmuskelbändern löst sich in der Ausdehnung vom 7. — 10. Segment jederseits ein starker platter Muskel, ver- schmälert sich nach vorn und inserirt auf der Rückenfläche des hintersten Theiles des Kieferträ- gers. (Taf. XIX. Fig. 2. 3, 4. /?.). Alle diese Muskeln sind schlaf!' so lange der Rüssel eingezogen ist, und werden durch die Ausstülpung desselben gespannt; die Thätigkeit der beiden ersten dient wohl wesentlich dazu, mit ihren Zusamnienziehungen das Lumen der Rüsselrühre zu erwei- tern, während der dritte starke Muskel offenbar die Aufgabe hat, als ein Retractor den ausge- stülpten Rüssel wieder einzuziehen. Der auf den Rüssel folgende Übergangs theil (Taf. XIX. Fig. 3. 4. 5. 6. V.) ist ein dünnwandiges, meist bräunlich gefärbtes cylindrisches Rohr, welches schmäler ist als die Darmab- 474 OrJo I. Nereiden. schnitte, die es verbindet; hei eingezogenem Rüssel ist es zusammengeschoben und geknickt oder gefallet, hei ausgestrecktem Rüssel straft* gespannt und gedehnt. Die innere Oberfläche ist mit stumpf abgerundeten Vorsprüngen besetzt, welche nach dem Dehnungszustande dieses Theiles als kurze kegelförmige Fortsätze oder als schwach convex gewölbte Felder erscheinen können ; fast immer scheint dieser Bau der Innenfläche auf der äusseren Oberfläche des Rohres als netz- artige Zeichnung durch. Der Anschluss an den Darm geschieht durch eine Einstülpung, so dass des Rohres Endtheil eine kurze Strecke in diesen hineingeschoben zu sein scheint. Das Rohr be- steht aus einer zu innerst gelegenen feinen Membran, der unmittelbaren Fortsetzung des Chitin- rohres vom Rüssel , auf diese folgt eine den Farbstoff enthaltende körnige Subcuticularschicht, und darauf eine Muskellage, welche aus einer Schicht Ringfasern und darüber einer Schicht Längsfasern besteht. Die Drüsen (Taf. XIX. Fig. 4. 5. C>. 7 GL), welche in diesen Übergangslheil münden, hängen unmittelbar hinter dem Kieferträger am seitlichen Umfange des Rohres frei in die Körper- höhle hinein, so dass ihre Enden zur Seite oder auch über und unter dem Darme liegen. Da sie contractu sind, so wechselt ihre Länge; ich habe am lebenden Thiere gefunden, dass sie bei ein- gezogenem Rüssel von dessen hinterem Ende bis zum Anfang des Darms reichten. Ihre Farbe war heller oder dunkler braun. Die Drüse ist ein platt zusammengedrückter, hinten blind enden- der Sack, dessen Wand von den Kanten her durch tiefe Einschnürungen in unregelmässigen , nie grossen Absländen hintereinander gegen das Innere eingestülpt ist. Die taschenföimigen Aus- sackungen, in welche so das Lumen der Drüse erweitert zu sein scheint, sind dunkler gefärbt, und machen den Eindruck kleiner Drüsenschläuclie, welche in den Binnenraum der ganzen Drüse, wie in einen gemeinsamen Drüsengang münden. Eine körnige braune Masse liegt auf der Innenfläche der Drüsenwand; wahre Drüsenzellen suchte ich darin vergebens; nach aussen ist die Wand von einer starken Muskellage bekleidet, die nach innen aus kreisförmigen, nach aussen aus längslaufenden Fasern besteht. Nach dieser ihrer Zusammensetzung kann man die ganze Drüse als eine Ausstülpung vom Übergangstheile her auffassen. Der eigentliche Darm ist ein ursprünglich cylindrischos Rohr, welches durch Einschnü- rungen in Kammern getheilt wird; jede Einschnürung liegt auf der halben Länge eines Segment- raumes, jede dadurch begrenzte Darmkammer liegt in den Nachbarhälften zweier Segmente, und hat ihre grösste seilliche Ausdehnung auf der Segmentgrenze selbst, wo sich die queren Disse- pimente an die Darmwand anheften. Der ganze Darm liegt der Rückenfläche des Körpers näher als der Bauchfläche; mit beiden ist er durch längslaufende Dissepimenle verbunden, von denen entsprechend der Lage das dorsale sehr viel niedriger ist als das ventrale. Seine Farbe war im Leben gelblich oder bräunlich, nach dem Aufbewahren in Weingeist bräunlich. Die innere Ober- fläche ist von kurzen, ziemlich hohen queren Falten eingenommen; unter starker Vergrösserung scheint das Gewebe auf dieser Innenfläche aus aufrecht stehenden körnigen FSdchen oder Stab- chen zu bestehen, die zu einer dichten Masse verschmolzen sind: darunter finde ich eine Lage Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 475 von Kernen. Dies Gewebe ist nach innen von einer feinen Cuticula begrenzt, welche ich nach längerem Aufbewahren in Weingeist oft vermissle. Auf derAussenfläche der Darmwand liegt eine dünne Lage ringförmiger Muskelfasern. Der Inhalt des Darmes war bei den meisten Exemplaren von N. cultrifera eine bräunlich gelbe, weiche Masse, die zum grösseren Theil aus pflanzlichen Stoffen bestand, deren charakteristische Zellenbildungen auch nach längerem Liegen in Weingeist sehr kenntlich erhalten waren. Überreste, aus denen auf eine Annahme animalischer Nahrung ge- schlossen werden könnte, habe ich hier im Darminhalt nur spärlich gefunden. Es waren eine Borste einer Polynome, einzelne Schalen von Foraminiferen und Nadeln von Spongien. Dass die iYcras-Arten aber auch animalische Nahrung aufnehmen , zeigte mir der Darminhalt einer N. pe- lagica , in welchem neben zahlreichen Überresten von Algen und Diatomeen der ganze Chitin- panzer eines Cirripeden lag; in den meisten Fällen wird eben die animalische Kost durch die Ver- dauung viel unkenntlicher gemacht werden, als die pflanzliche Nahrung. Von IS. fucata wird be- sonders das Verzehren des Teredo navalis berichtet.1) Nach den ausschliesslich dem Verdauuugslractus von Nereis gewidmeten Mittheilungen von Eyeiui. Home2) und R. Wagner3) gab Rathke •) die eingehendste Darstellung der hier in Frage kommenden Verhält- nisse, die ich fast durchgehends habe bestätigen können. Das Gefässsystem besteht in dem bei weitem grössten hinteren Körpertheile aus einem dorsalen und ventralen Längsstamm, und aus peripheren Ästen, welche in den einzelnen Segmen- ten eine Verbindung zwischen beiden Stämmen dadurch herstellen, dass sie auf der Wand des Kör- pers wie des Darmes in capillarer Verbreitung zusammentreten. Im vorderen Körpertheile wird diese in den Segmenten bestehende Anordnung wesentlich verändert, denn es werden zur Ver- bindung der beiden Längsstämme Vorkehrungen angebracht, deren Aufgabe es wahrscheinlich ist, trotz der Lageveränderungen, welche das Aus- und Einstülpen des Rüssels zur Folge hat, die ungestörte Fortdauer des Kreislaufes zu erhallen. Die Gefässe lassen sich, abgesehen von den Capillaren, nach ihrer Thätigkeit und dem entsprechenden Bau ihrer Wände in arterielle und venöse sondern. Arteriell sind der dorsale Längsstamm und das Anfangsstuck zweier Seitenäste des Bauchslammes, die zum Darm und zur Körperwand gehen ; venös alle übrigen Gefässe. Die arteriellen Gefässe sind contractu und er- zeugen durch ihre Zusammenziehungen die Bewegung der Blutflüssigkeit, die venösen Gefässe sind nur passiv dehnbar und befähigt die anströmende Blutmasse aufzunehmen. Was den Bau der Gefässwandung betrifft, so haben die Capillaren und feineren Gefässverästelungen, zwischen denen eine feste Grenze nicht zu ziehen ist, eine Zusammensetzung, welche derjenigen der venö- 1) cfr. Verslag over den Paalworm, uitgegeven door de Naluurkimdige Afdecling der Koninkl. Akademie van Wetenschapen. Amsterdam. 1800. pg. 18. 2) Eveuh. Home, Lectures on comparalive Analomy. Vol. 2. 18M. 4. Tab. 79. 3) Wagner , Zur Anatomie von Nereis. Isis Jahrg. 1834. pg. 132 — 133. 4) Rathke, De Bopyro a. a. 0. pg. 31 — 38. 47(5 Ordo I. Nereidea, seil Gefässe überhaupt gleich ist ; nur für die Capillaren auf der Darmwand bin ich von der Exi- stenz einer solchen selbständigen Gefässwandung nicht ganz überzeugt und halte es nicht für unmöglich, dass hier ein lacunärer Kreislauf stattfindet. Die Wand der venösen Gefässe besteht aus zwei verschiedenen Gewebschichten. (Taf. XVIII. Fig. 34). Das Lumen des Rohres umgiebt zunächst eine feine homogen erscheinende Mem- bran, die Intima, an der ich eine weitere Structur nicht aullinden konnte; auf ihrer Aussenfläche liegt ein Gewebe, welches aus Fasern und Zellen oder Zellenkernen besteht, und in seinem Aus- sehen mit ßbrillärem Bindegewebe übereinstimmt; man kann darin eine Adventilia sehen. Die zelligen Elemente sind platte, längsovale Scheiben mit einem grüssten Durchmesser von 0,0 10"""; sie bestehen aus einer hellen Substanz, in der sich höchstens einige körnige Anhäufungen linden; sie liegen in ziemlich gleichmassigen Abständen von einander platt auf der Wand des Gefässes. Die Fasermasse, welche diese zelligen Gebilde umgiebt. ist an kleineren Gelassen äusserst spär- lich, an grösseren, wie am Bauchstamme, bildet es eine zusammenhängende Membran, in der die Fasern, den Fibrillen des lockigen Bindegewebes nicht unähnlich, parallel unter einander und mit der Längsaxe des Gefässes laufen, oft fein wellig geschlängelt. Die Wand der arteriellen Ge- fässstrecke entsteht dadurch, dass sich auf eine Grundlage, die wie die Wand der Venen zusam- mengesetzt ist, ringförmige Muskelfasern lagern; diese Fasern, die homogen und meist glänzend erscheinen, sind bandartig platt, am Rückengefäss fand ich sie = 0,004""" breit; ich habe sie immer nur in einfacher Lage gesehen, doch liegen sie möglichst dicht; am dichtesten am Anfang der arteriellen Seitenäste des Bauchstammes, weniger dicht am Kiickengefäss; bemerken muss ich, dass ich häufig, so an den erwähnten ventralen Seitenzweigen, zahlreiche und meist kreis förmige Zellen oder Zellkerne gefunden habe, die mir mit den zelligen Elementen des Faserge- webes identisch zu sein schienen. — Zu dem Gefässsystem gehören plattenförmige Membranen, welche entweder einzelne Gefässzweige unter einander verbinden, oder wie die grossen Gefäss- platten am Rüssel, ein Feld für capillare Gefässverbreitung bieten. Diese Membranen sind nach meiner Anschauung eine Ausbreitung der Adventitia, wodurch benachbarte Gefässe untereinander verbunden werden; denn einmal gehen diese Membranen an den Gefässen in dieses äussere librilläre Gewebe über, und andererseits sind in ihnen dieselben zelligen Elemente und Fasern zu finden, nur sind die Fasern deutlicher zu festen Membranen verschmolzen, oder in diese ein- gebettet. Was das Verhältniss der Adventilia und Intima zu einander betrifft, so wäre zu unter- suchen, ob nicht die homogene Intima von der Adventitia aus etwa durch Abscheidung wie eine Cuticula gebildet wird. Bei der lebenden N. rubieunda fand ich auf dem äusseren Umfange des Riickengefässes plattenartige, 0,064 — 0,091""" grosse Zellen mit Ausläufern, welche einen deut- lichen Kern besassen und bei auffallendem Lichte weiss erschienen. Ihre Bedeutung kenne ich nicht. (Taf. XX. Fig. 4. 5). Der contractile und musculöse Rückengefäss stamm verläuft durch die ganze Länge des Körpers bis in den Kopf läppen ; er liegt auf der inneren Fläche der Bückenwand des Körpers Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 477 in dem Zwischenräume der dorsalen Muskelbänder , naher und inniger mit der Körperwand als mit der Dannwand verbunden. Der nicht contractile Bauchstamm reicht im vorderen Theile des Körpers nicht so weit als der Rückenstamm ,' da er sein Ende am Rüssel findet; er liegt, häufig von tler einen Seite zur andern geschlangelt, zwischen der unteren Flache des Darmes und dem Nervenstrange, fester mit ersterem als mit letzterem verbunden. Die peripheren Aste (cfr. das Schema Täf. XVIII. Fig. 31), welche die innerhalb der einzelnen Segmente sich regel- mässig und gleichförmig wiederholende Verbindung der HauptsUimme herstellen, sind folgende. Vom seitlichen Umfange des dorsalen Stammes gehen auf den vorderen Grenzen des Segmentes zwei venöse Äste ab. laufen, jederseits einer, quer über die Innenfläche des dorsalen Mus- kelbandes anfanglich am Dissepimente entlang, verlassen dies um sich gegen den Eingang des Ruders zu wenden und gehen mit zwei Ästen in das Capillarsx stein der Haut über, indem der eine Endast rücklaufig unter der Haut des Rückens gegen die Medianlinie zieht, der andere unter der Haut des oberen Züngelchen gegen dessen Spitze zieht. — Über den Ein- schnürungen des Darmes, also in der Mitte der Segmente, entspringt vom unteren Umfang des Rückenstammes ein Gefass, welches sich sofort gabelförmig theilt und mit je einem Aste zu jeder Hälfte des Darmes geht, in dessen Capillarnetze es eintritt. — Vom Bauch- slamme entspringt auf den hinleren Grenzen der Segmente jederseits ein Gefass, welches anfangs venös ist. Bald nach seinem Ursprünge theilt es sich gabelförmig in zwei Äste, von denen der eine quer über das ventrale Muskelband hinweg im hinteren Theile des Segmentes zur Seiten- fläche der Körperwand lauft, sich bald dichotomisch theilt und mit seinen Endzweigen in die Ge- fäsnetze auflöst , welche auf der Seitenwand desselben, zum Theil auch des nächstfolgenden Segmentes Körperwand und Ruder versorgen. Dieser Ast ist in seiner ganzen Lange venös. Der zweite Ast, welchen das vom Bauchstamm abgehende Gefass abgiebt, verläuft eine kurze Strecke nach aufwärts und vorn, und ist hier mit ringförmigen Muskelfasern belegt. Er theilt sich in zwei Äste, von denen der eine nach vorn auf- und seitwärts durch das Segment läuft bis an den late- ralen Rand des dorsalen Muskelbandes; hier theilt er sich in zwei Zweige, geht mit dem einen medianwärls unter die Haut der Rückenfläche und vervollständigt das Capillarnetz, welches zum Theil vom dorsalen Stamme her gebildet wurde, und tritt mit dem anderen Zweige in das Ruder, um zunäch>t in das Capillarnetz des oberen Züngelchen überzugehen, welches auch den zweiten Endzweig vom dorsalen Seitenaste aufgenommen hat. Dieser Ast ist über eine lange Strecke hin mit ringförmigen Muskelfasern belegt, — Der mit diesem gemeinsam entspringende Ast ist für die Darmwand bestimmt. Er ist, zumal in den vorderen Segmenten, in denen die Ausstülpung des Rüssels auch auf den gekammerten Darm eine Streckung ausüben kann, lang und daher in mehr oder weniger zahlreiche Schlingen gebogen ; seinen Lauf nimmt er aufwärts, legt sich dabei an die nach vorn gewandte Fläche des Dissepimentes. und indem er nun nahe der Darmwand nach oben läuft, giebt er unter fast rechtem Winkel eine Reihe dicht hintereinander gelegener kurzer Zweige ab, welche auf dem Dissepiment entlang an den Darm treten; mit Abgabe dieser Zweige Ehlers , Borstt'iiwürmer. 61 478 Ordo I. Nereidea. verliert der Ast an Dicke, his seine Endspitze über der halben Höhe des Darms als letzter Seiten- zweig sich selbst an die Darmwand anlegt. Dieses Gefäss ist von seinem Ursprünge ab eine längere oder kürzere Strecke weit musculös. Diese beiden arteriellen Seitenaste sind in der Regel durch eine feine Membran eine Strecke weit untereinander verbunden. — Vor dem Gefasse, welches diese beiden arteriellen und den einen venösen Ast abgiebt, entspringt in der Mitte des Segmentes vom oberen Umfange des ventralen Stammes ein dünner Zweig, welcher gerade aufwärts zum Darm steigt, sich gabelig theilt. sowie er die Darmwand erreicht hat, und in das Gefässnetz derselben übergeht. Ob dieser Ast arteriell oder venös ist, kann ich nicht mit Sicherheit entscheiden. — Die Verbreitung der feinen Gefasse und Capillaren auf der Körperwand umspinnt zunächst mit einem Maschenwerk die im Ruder steckenden Enden der Borstenbündel, und bildet unter der Haut der Rücken- und Bauchflache ein ziemlich regelmässiges, in der Subcuticularschicht liegendes Netz. Die Capillaren auf der Rückenfläche bilden ein bipolares Wundernetz , indem die Zweige, welche vom dorsalen und ventralen Seitenstamme hier unter die Haut treten, durch feine Quergefasse unter einander verbunden sind. Bei jungen Thieren , wo das Wundernetz klein und von nur wenig Capillaren zusammengesetzt ist, erscheint eben deshalb diese Bildung übersicht- lich (Taf. XVIII. Fig. 3G); bei grösseren Thieren nimmt das Netz an Zahl der Capillaren und Aus- dehnung zu. und bedeckt dabei den grösslen Theil der Rückenflache fast bis zur Medianlinie; dann aber tritt meistens die Grundform des bipolaren Wundernelzes nicht mehr so deutlich her- aus (Taf. XVIII. Fig. 35). Bei einem Wurme von I 6mm Länge wurde beispielsweise das Wunder- netz aus 6 Capillaren gebildet, bei einem Thiere von 34mm dagegen aus 18. In ähnlicher Weise stehen auch die beiden in das obere Züngelchen eintretenden Äste durch feine Quergefasse in Ver- bindung; und hier liegen dann bei grösseren Thieren die Massen der Spinndrüsen in den Maschen dieses Gefässnetzes. In den epitoken Formen liegen zwischen den Platten der häutigen Ruder- theile reiche Gefässentfaltungen ; in einzelnen Fällen war das untere Züngelchen fast ganz von dicht verknäuelten Gefässen erfüllt. — Die Capillaren der Bauchfläche gehen aus den Gefassver- breitungen im Ruder und an der Ruderbasis hervor, verlaufen gestreckt und durch nur spärliche Anastomosen unter einander verbunden gegen die Medianlinie , an der sie sich scheinbar in die Tiefe gegen den ventralen Hauplstamm senken , in der That aber wohl in schlingenförmiger Ver- einigung blind enden. — Die Capillaren, welche die Darmwand bekleiden, bilden ein gleichmässig dichtes Netz , dessen Maschen fast regelmässig quadratisch sind. Bei Messungen an einem Thiere von 34mm Länge fand ich diese Capillaren der Darmwand 0,012 — 0.018"™ stark, und den Durch- messer der von ihnen gebildeten Maschen = 0,06 — 0,096"™. Diese in den Segmenten gleichmässig wiederholte Gefässanordnung erreicht im vorderen Körperabschnitt ihr Ende da , wo der Anfang des eigentlichen Darmes gelegen ist; die Abwei- chungen, welche von da an auftreten, betreffen zum Theil die Äste, welche von den beiden Haupt- stümmen ausgehen; von grösserer Bedeutung sind aber noch die Gefässeinrichtungen , durch welche das Blut hindurchgetrieben wird, wenn es aus dem Endabschnitte des Rückengefässes in Farn. Lycoridea Gen. Nereis. 479 das Bauchgeföss hinübertritt, Der Rückengefassstamm setzt sich fort bis in den Kopf läppen, und giebt nach wie vor in allen Segmenten Seilenaste zur Körperwand (vielleicht auch abwärts zum Über- gangstheil des Dannrohres). Der Bauchgefässstamm erreicht sein Ende im 4. Segmente, oder ge- nauer Dach den Abschnitten des Verdauungstractus bestimmt, dem er, wie überall, so auch hier enger anliegt, am Hinterrand des cylindrischen Muskelmanlels des Rüssels (Taf. XIX. Fig. 6 v.v.); solange dieser nicht herausgestülpt ist, ist der Gefässstamm in Windungen hin- und hergelegt; an der Vor- wärtsbewegung des Rüssels nimmt erTheil, und wird dann, indem die Windungen sich ausgleichen, slraff gestreckt. Die von dieser Strecke des ventralen Gefässstammes abtretenden seitlichen Äste sind im Wesentlichen die gleichen, wie hei der normalen Segmentvertheilung; ein starker Ast ist für den Darm, ein anderer, von diesem ausgehender und am Ursprünge eine Strecke weit musculöser Ast für die Körperwand bestimmt. Der vorderste vom Bauchstamme kommende und für die Kör- perwand bestimmte Ast führt zum 4. Ruder. Die zu der Darmwand gehenden Äste nehmen in der Ruhelage des Rüssels alle die Richtung nach hinten und sind um so länger, je weiter nach vorn sie entspringen, zugleich stark geschlangelt, so dass sie beim Auswerfen des Rüssels und der Streckung des Übergangslheils nur gerade angespannt werden , ohne eine Dehnung zu erfahren. Sie alle, treten wie die entsprechenden Äste in den einzelnen Segmenten , aber ohne an Disse- pimente gebunden zu sein, über der halben Höhe des Darmrohres zum Theil an den eigentlichen Darm, zum Theil an das dehnbare Übergangsstück. In welcher Weise die Verbreitung der Gefässe auf dem Übergangsstück stattfindet , und ob auch die Drüsen von hier gespeist werden , habe ich nicht entscheiden können. — Abgesehen von dem Zusammenhang, welcher durch diese Äste hergestellt wird, treten die beiden Hauptstämme in eine unmittelbare Verbindung durch grössere Äste, indem der dorsale und ventrale Stamm sich in zwei Endäste auflöst, die jederseits in ein- ander übergehen, jeder Stamm aber vor dieser terminalen Spaltung noch zwei Äste abgiebt, die in gleicher Weise sich verbinden, so dass also zwischen Rücken- und Bauchstamm eine doppelte Communication hergestellt wird. Wären die Communicationsgefässe einfache Gefässröhren , so würden auf diese Weise zwei den Rüssel umfassende, zwischen Bauch und Rücken gespannte Gefässringe hergestellt sein ; dieser der ganzen Anordnung zu Grunde liegende Plan wird dadurch erweitert , dass in einen jeden dieser Ringe eine flächenhaft ausgebreitete Membran eingeschoben wird , auf der die von beiden Stämmen kommenden Äste sich zu einem Wundernetz ausbreiten und so in capillarer Verbreitung unter einander zusammentreten (cfr. Schema Taf. XVIII. Fig. 32. 33). Das Wundernetz fr. p.), in welchem die letzten durch Gabelung entstandenen Äste des dorsalen und ventralen Stammes zusammentreten, ist auf einem freien, nach hinten gerundet erweiterten häutigen Lappen ausgebreitet. Diese Hautlappen liegen auf dem seitlichen Umfange des Kiefer- trägers, sind allein mit ihrem Vorderrande an diesem befestigt und werden zum Theil vom Hin- terrande des ringförmigen Muskelmantels, ganz von dem längsfaserigen Muskelmanlel gedeckt und gegen den Kieferträger niedergedrückt ; beide Lappen sind durch einen schmalen brückenartigen Hautstreifen unter einander verbunden, der von ihren medialen Vorderecken ausgeht, unter dem 61* iNO Ordo I. Nereiden. freien Rande des Ringmantels über die Rücken fläche des Kieferträgers verläuft , und gleichfalls von j irrthüinlich die Spinndrüsen für Hoden erklärt; die Organe, welche er damals fürOvarien hielt, sind dagegen die Segmentalorgane. Er giebt deren Lage richtig an und vergleicht ihre Form ganz passend mit der einer Retorte. Zu der Deutung als Ovarien führt die Be- obachtung, dass bei hochträchtigen Weibchen einige dieser Organe geschwollen waren, von den übrigen sich durch die Färbung auszeichneten und Eier enthielten; diese Eier würden nach seiner Ansicht in die Körperhöhle fallen, hier reifen, und durch eine Öffnung, welche zwischen den Ruderästen gelegen sein soll, nach aussen entleert. Da der Austritt hier aber nur erfolgte, wenn der Wurm gepresst wurde, so hat wahr- scheinlich eine dadurch veranlasste Zerreissung der Korperwand an dieser Stelle Anlass zu einer Täu- schung gegeben; denn vergebens sucht man zwischen den Ruderäslen nach einer natürlichen Öffnung. — Die Darstellung, welche Williams2) von dem Segmenlalorgan einer Nereis gegeben hat, beruht jedenfalls auf fehlerhaften Beobachtungen. — Von Wichligkeil ist die Beobachtung von M. Schultze :i), dass bei N. dt- versicolor nicht Eier, sondern die bewimperten Jungen »aus kleinen Löchern an der Seite des Körpers unter den Fusshöckern hervorkamen«. Diese Löcher sind offenbar die äusseren Mündungen der Segmental- organe. Ferner aber geht daraus hervor, dass bei gewissen Nereis- Arten die Entwicklung der Eier zu Embryonen innerhalb des mütterlichen Körpers erfolgt , und dass danach auf eine Befruchtung der Eier im Innern des Körpers geschlossen werden darf. Hierbei spielen vermulhlich die Segmentalorgane des Weib- chens die Bolle, den Samen in die Leibeshühle zu den Eiern zu führen; wie ich oben erwähnte, erfolgt dies vielleicht eher, als die Eier die helle schalenartige Umhüllung erhallen, durch welche sie in der Begel bei den epitoken Weibchen ausgezeichnet sind. Wie lange die Embryonen ein Wimperkleid tragen, ist bis jetzt unbekannt; aus den Mittheilungen Milive Edwards4) wissen wir so viel, dass die Jungen der Aem's-Arten sehr früh alle Eigenthümlichkeiten der äusseren Form erhalten. Beobachtungen an einem Thiere , welches in seiner Entwicklung nicht vorgerückter war, als die jüngsten vonM. Edwards beobachteten Formen, geben über die Erkennung der Wachsthumsverhällnisse dieser Würmer manchen Anhallspunct. Ich theile sie hier im Anschlüsse mit, ohne über die Arlbestimmung des jungen Thieres eine Entscheidung zu treffen. Das Thier (Taf. XXI. Fig. 1) , welches ich am I. August in einem Glase auffand, das die von einer Excur- sion bei Fiume gemachte Ausbeute an Seethieren enthielt, erschien als ein weisses Pünctchen, das sich rasch an der Glaswand fortbewegte; es bestand aus 4 borslentragenden Segmenten, dem grossen Kopflappen und dem kurzen Aftersegment; war mit Fühlern und Aftercirren 0,354mm, ohne diese 0,256mm lang, bei einer grössten Breite von 0,08imm. Der Kopflappen ist eine ovale, vorn seicht ausgerandete , wenig ge- wölbte Platte, an dessen abgerundeten Vorderecken die kurzen, mit einzelnen starren Härchen besetzten Fühler stehen; die Palpen sind bei der Ansicht von oben völlig durch den Kopflappen verdeckt; sie ent- springen (Taf. XXI. Fig. 2) von dessen Unterfläche nahe dem Seitenrande, auf dem Übergange zum ersten Segment nnd bestehen aus dem Wurzelgliede und dem kurzen knopfförmigen , mit Härchen besetzten End- gliede. Auf der Oberfläche des Kopf lappens steht hinter jedem Fühler ein verhältnissmässig grosser dunkler Augenfleck von ovalem Umriss, in dessen Mitte ein heller, linsenähnlicher Körper sitzt. Nahe dem Hinter- rande des Kopf lappens stehen jederseits eng aneinander zwei sehr viel kleinere rundliche Augen von einem tiefblauvioletten Pigment gebildet. Nach ihrer Stellung und Bildung sind diese hinteren Augen, unter denen man die Anlage des Hirnes vermulhen darf, bleibende Organe, während die vorderen augenähnlichen Ge- bilde bei fortschreitendem Wachsthum offenbar verloren gehen und nur provisorische, dem Larvenstadium zukommende Organe sind. Jederseits neben dem Kopflappen entspringt vom Vorderrande des ersten Seg- mentes ein Fühlercirrus, bestehend aus einem kleinen Wurzelgliede und einem gestreckten, mit Härchen 1) Rathke , De Bopyro a. a. 0. pg. 39. 40. 2) Williams, Researches on the structure. Transact. of the royal Society a. a. 0. Vol. 1 48. 1859. pg. 154. 125. PI. VII. Fig. 14. 15. 3) M. Schultze, Über die Entwicklung von Arenicola piscatorum. Halle 1856. (Separatabdruck), pg. 2. (Abhandl. der naturf. Gesellsch. zu Halle. Bd. 3. 1855. pg. 214). 4) Milke Edwards, Recherches zoologiques. Annales des sciences naturelles. Ser. III. Zoolog. T. III. 1845. pg. 166. Ehlers, Borstelt Würmer. 64 502 Ordo I. Nereiden. besetzten Endstücke. Die Entwicklung der übrigen Fühlereirren (indet also erst in späterer Zeit statt, dann erfolgt auch die Bildung des ersten ruderlosen Segmentes, denn an Thieren auf dieser Entwicklungsstufe tragen alle Segmente Ruder und Borsten. Die Zahl der borstenlragenden Segmente war vier, von diesen sind die beiden mittleren am grössten und ausgebildetsten; ihre Ruder (Taf. XXI. Fig. 3) sind zweiästig, jeder Ast läuft mit zwei stumpf abgerundeten lippenartigen Enden aus, zwischen denen die feinen Borsten hervortreten, welche mit langem geradem, grätenförmigem Endgliede auslaufen (Taf. XXI. Fig. i) ; Borsten mit kurzem Sichelanhang fehlen ganz. Die Borstenbündel ragen weit in die Leibeshöhle hinein, mit ihrer Musculalur kegelförmige Einstülpungen bildend. Das Züngelchen des unteren Ruderastes und der Rauch- cirrus fehlen noch ; als erste Anlage des oberen Züngelchen betrachte ich den oberen lippenartigen Vor- sprung des oberen Ruderastes; die Rückencirren sind bereits vorhanden, sie entspringen vom dorsalen Um- fang der Ruderbasis. Das Aftersegment ist kurz, kegelförmig, ruderlos: an seinen Hinterecken stehen zwei lange mit Härchen besetzte Aflercirren. — Im Innern der Körperhöhle fand ich neben dem Darmtractus im 3. Segmente eine Anhäufung von stark fettglänzenden Kugeln , welche den Körpern der Leibesflüssigkeit erwachsener Nereiden völlig glichen. — Vom Verdauungstractus war der Kieferträger, nicht aber eine mit Kieferspitzen besetzte Rüsselröhre zu erkennen; es war eine dicke Masse, an deren Vorderende die deut- lich erkennbaren, mit wenigen Zahneinschnitten versehenen Kiefer standen. Hinter dem Kieferträger folgte ein anfänglich weiter Darm, welcher sich trichterförmig verdünnte und so zum After lief: von einem beson- deren L'bergangstheil mit Anhangsdrüsen war noch nichts gebildet. Das Gefässs\stem schien noch völlig zu fehlen. — Milxe Edwards halte aus seinen Reobachtuugen den Schluss gezogen, dass das Längenwachsthum der Thiere durch die Entwicklung neuer Segmente vor dem Aftersegment erfolge, und ich stimme ihm in dem Falle völlig bei, dass die Thiere bereits eine gewisse Grösse erreicht haben: dann erfolgt das Wacfas- thum wohl allgemein durch Segmentbildung am Afterende. Anders aber ist es offenbar bei ganz jungen Thieren, wie in diesem Falle; hier muss jedenfalls auch am Kopfende eine Segmentbildung erfolgen, und diese betrifft zunächst das ruderlose Segment, welches unmittelbar auf den Kopf läppen folgt; dass aber auch noch einige andere Segnientabschnilte, jedenfalls nicht viele, hier hervorwachsen oder durch Abschnü- rung selbständig werden, schliesse ich einmal daraus, dass bei meinem Thiere das Ruder des ersten Seg- mentes geringer entwickelt war als die der beiden folgenden, dann auch daraus, dass der Kieferträger innerhalb der beiden ersten Segmente lag; denn es ist mir wahrscheinlicher, dass bei der Bildung der Rüsselröhre zugleich neue vordere Segmente gebildet werden, und der Kieferträger stets innerhalb der gleichen Segmente und mit diesen zugleich weiter nach hinten rückt, als dass beim Wachsthum dieses Darmabschnittes derKieferlräger durch die Segmente hindurch nach hinten gedrängt wird. Dass eine solche Neubildung von Segmenten nur in beschränkter Zahl erfolgen kann, geht unmittelbar aus dieser Betrach- tung mit hervor; mit der Ausbildung des Rüssels ist das Vorderende des Thieres in seiner Segmentzahl jedenfalls auch fertig. Was die Lebensverhältnisse betrifft, so habe ich diese Art, wie fast alle anderen, vorwiegend häufig auf bewachsenem festen Meeresboden nahe derKüste gefunden, bald in Stein- höhlungen, bald zwischen den Stammen der Tange. In den Glasern blieben sie meist viele Tage lang am Leben; die jüngeren Thiere bauten dann fast unmittelbar unter dem Wasserspiegel dünne, durchsichtige Röhren oft von beträchtlicher Lange und so weit, dass ihr Körper genau das Lumen der Röhre erfüllte; das Gewebe der Röhre hatte das Aussehen von dichtem Spinngewebe; ich habe bereits bemerkt, dass ich es für ein Secret der Hautdrüsen halle. In diesen Röhren bewegten sich die Würmer, sobald sie gestört wurden, mit gleicher Behendigkeit vor- wie rückwärts; am Tage sassen sie jedoch meist still in ihnen; aus diesen ihren Schlupf- winkeln herausgetrieben, schwammen sie ziemlich gewandt durch das Wasser. Dass die epitoken Farn. Lycoridea. Gen. Neids. 503 Formen durch die Entwicklung ihrer Ruder zu ausgedehnleren Schwimmbewegungen befähigt werden, habe icli bereits oben angeführt. — Der Inhalt des Danncanales weist die Aufnahme von vegetabilischer wie pflanzlicher Nahrung nach. — Bemerkt mag noch werden, dass die Nereis- Arten einen weniger leicht zerbrechlichen Körper besitzen als andere Borstenvvürmer, z. B. Eu- niceen; wenigstens habe ich sie weniger häufig verstümmelt, und noch seltener mit neugebilde- ten Theilen gefunden. Die Art scheint im Mitlelmeere die weit verbreitetste und häufigste zu sein; so ist es der Fall bei Fiume, an den Quarnerischen Inseln (Heller) und an der neapolitanischen Küste (Grube). ferner an der Krym (Rathke) ; sie findet sich, wie es scheint, gleich häufig an den französischen und englischen Küsten; weiter nach Norden geht sie offenbar nicht, und ist meines Wissens an der deutschen, dänischen oder schwedischen Küste nicht gefunden. In Betreff der oben angeführten Synonymik habe ich hervorzuheben, dass icli diese GRtBE'sche Be- nennung, welche von einer ausreichenden Beschreibung begleitet war, um so lieber beibehalte , als der Name marrjaritacea von den englischen Zoologen für ganz verschiedene, theils langst beschriebene Arten in Anwendung gebracht war, so weit sich überhaupt nach den Beschreibungen dieser Arten die Thiere wie- dererkennen lassen. Die X. margaritacea , welche in der illustrirten Ausgabe des Regne animal abgebildet wurde, fallt, wie schon Grube angiebt, mit dessen cultrifera zusammen. N. Beaucoudraiji (Kef.) ist nach Vergleichung der Originalexemplare identisch mit Ar. cultrifera. Bei den übrigen angeführten Synonymen hat mich die in der Beschreibung derselben hervorgehobene gleiche Bewaffnung des Rüssels veranlasst, sie an dieser Stelle aufzunehmen, da wesentliche Differenzen bei keiner hervorgehoben waren. — Als die epitoke zu A'. cultrifera gehörende Form betrachte ich dieIycor/s/o6«/a/a(RATHKE),mit welcher die übrigen angeführten Namen jedenfalls synonym sind: denn sowohl die Beschreibung der nicht umgestalteten Ruder, wie beson- ders die der Kieferspitzen, zeigen die Übereinstimmung dieser Art mit der N. cultrifera. Rathke erwähnt auch, dass bei den jüngeren, selbst 2 Zoll langen Exemplaren alle Ruder gleich gebildet seien, er hatte also die atoken wie epitoken Formen vor sich. Nach seinen Angaben zeigen bei den epitoken Thieren von dem 21., 22. oder auch 23. Segmente an die Ruder die lappenförmigen Anhänge; diese Differenzen in der Zahl der unveränderten Segmente sind vermuthlich wie bei den anderen A'ere/s-Arten auf die beiden Geschlechter zu beziehen. X. floridana n. sp. Epitoke Form. Körper ziemlich schlank, 110 — 120 Segmente. Kopflappen kürzer als breit, Fühler kaum halb so lang als dieser am Ursprung getrennt, Palpen kurz, nicht über die Fühler hinausreichend; erstes Segment so lang als das folgende, alle Fühler- cirren über die Palpen hinausreichend, der längste bis auf das 1 1. Segment. Formwand- lung der Ruder beim $ plötzlich am 18. Buder auftretend, beim $ allmälig, zuerst am 21. Ruder. An den vorderen Rudern beide Äste massig getrennt; die Lippe des oberen kegelförmig länger als die beiden kurzen des unteren Astes, oberes Züngelchen kegel- förmig, so lang oder wenig länger als der obere Ast. unteres Züngelchen der ersten Ruder länger, der folgenden so lang als der unlere Ast, Borsten mit grätenförmigen und wenig gekrümmten sichelförmigen Anhängen ; Rückencirren wenig über das obere Züngelchen hinausreichend, an den ersten Rudern im basalen Theile stark verdickt; Baucheirren etwa halb so lang als das untere Züngelchen. An den Rudern des hinteren Körperabschniltes 64 *> 30 i Ordo I. Nereidea. ist die Lippe des oberen Astes häutig mit einem medianwärts gerichteten Lappen, die hintere Lippe ein sehr grosses kreisförmiges Blatt; das obere Züngelchen spitz kegelför- mig, das untere frei mit aufwärts gerichtetem Haken; an der Basis des beim H) spitz kegelförmig und ragt etwas weiter als die Lippe des oberen Astes heraus; das untere Ziingelchen ist stumpfer und ragt wenig oder gar nicht über den unteren Ast hinaus. Der Rücken- cirrus ist fadenförmig, entspringt auf dem Wurzeltheile des Ruders am Übergänge zur Lippe und ragt mit seiner halben Lange oder mehr über das Ziingelchen hinaus. Der Bauchcirrus entspringt ganz auf der Basis des Ruders und ist ein kurzer Faden, der nicht bis zur Spitze des unteren Ziingelchen reicht. (Taf. XXI. Fig. 22). — Die Ruder erfahren in der hinteren Körperhai fte eine allmälig eintretende Veränderung dadurch, dass sie höher und in ihren einzelnen Theilen ge- drungener werden; zumal der untere Ast wird dicker. (Taf. XXI. Fig. 23). Ein weilerer Unter- schied liegt in der Form der Sichelanhange der Borsten: diese sind in den vorderen Rudern schmal und lang gestreckt mit einer kleinen Endspitze (Taf. XXI. Fig. 24). in den hinteren Rudern werden sie breiter und kürzer und enden mit einer längeren Spitze; in dem ersten Falle stehen längs der Schneide kurze Haare, im zweiten sind diese wesentlich länger. (Taf. XXI. Fig. 25). Das ruderlose Aftersegment ist länger als das voranstehende; seine hintere Hälfte ist kegelförmig, auf der Oberfläche längs gefurcht und trägt am Ende die etwas aufwärts sehende Afteröffnung. Unter dieser stehen die beiden fadenförmigen Aftercirren, welche etwa die Länge der letzten G Segmente zusammen haben. Der ausgestreckte Rüssel (Taf. XXL Fig. 13) ragt weit über den Kopflappen hinaus. Seine beiden Abschnitte sind gleich lang. Der orale Abschnitt trägt auf dem dorsalen Umfange jederseits neben der Medianlinie ein Polster, auf diesem stand in dem einen Thiere eine quere Reihe von drei massig grossen Kieferspitzen, in dem anderen Thiere standen hinter dieser Quer- reihe noch drei kleinere Spitzen ; über den ventralen Umfang läuft eine Reihe einzelner Kiefer- spitzen, in dem ersten Exemplare waren es 5, in dem zweiten 10. Der maxillare Abschnitt hat auf dem dorsalen Umfange ein medianes leeres Feld ; daneben steht jederseits eine schwach ge- krümmte Doppelreihe von Kieferspilzen ; auf dem ventralen Umfange trägt das breite mediane Feld eine quere Gruppe kleiner Spitzen, die in unregelmässigen Reihen stehen; jederseits daneben steht ein dreieckiger Haufen grösserer Kieferspitzen. Diese Verhältnisse waren in beiden Thieren gleich. Die Kiefer sind schlank, massig gekrümmt, hellbraun; an der Schneide zählte ich 8 — 9 Zähne; die Spitze ist eine Strecke weit frei. Diese aloke Form lag mir in zwei Exemplaren vor, das eine war von Herrn Prof. Heller in Lesina, das andere in Curzola gefunden. Bei Fiume erhielt ich zwei atoke Weibchen und ein epitokes Männchen, die an Grösse verschieden waren, sonst aber zu einander zu gehören schienen. Männchen und Weibchen bekundeten die volle geschlechtliche Entwicklung durch die Reife der Eier und des Sa- mens. Die weibliche Form würde ich unbedenklich als zu der eben beschriebenen atoken Form gehörig ansprechen, das Männchen zeigt einige Differenzen, die mich darüber in Ungewissheit lassen. Ich gebe daher lieber von beiden eine gesonderte Beschreibung, und muss späteren Untersuchern die Entscheidung überlassen, ob diese epitoken Formen 66* 5 '20 Ordo I. Xcreidea. hierher gehören oder etwa zu einer anderen nahe verwandten , zur Zeit unbekann- ten Art. Von den Weibchen , deren Grössenverhältnisse übereinstimmen , ist nur das eine unver- letzt ; es maass im Leben 1 7mm und hatte 53 Segmente. Der Habitus ist im Allgemeinen der sleiche wie bei der beschriebenen atoken Form, nur wird der hintere Körperabschnitt durch die Entwicklung der Ruder etwas breiter; die Differenz tritt aber nicht plötzlich, sondern allmälig ein. Die Färbung war im Leben eine blaugraue, veranlasst durch die im Innern des Körpers dicht gehäuften, in dieser Weise gefärbten Eier; bei der Aufbewahrung in Weingeist sind die Eier entfärbt und die Rückenfläche des einen Thieres zeigt jetzt eine ähnliche braune Färbung wie in der atoken Form. Der Kopf läppen besitzt dieselbe Form wie oben beschrieben ; zumal das auffällig schmä- lere trapezförmige Vorderstück. Fühler und Palpen sind in gleicher Weise gebildet wie dort; am lebenden Thiere zeigte das Wurzelglied der Palpen etwas über der halben Höhe eine leichte ring- förmige Einschnürung. Die Augen sind sehr gross, die voreinanderstehenden berühren sich; die des vorderen Paares sind etwas weiter von einander entfernt als die des hinteren. (Taf. XXI. Fig. 1 1). Das erste ruderlose Segment ist etwas länger als das zweite; die Fühlercirren zeigen die gleichen Verhältnisse wie die oben beschriebenen; der obere des hinleren Paares ist der längste und reichte zurückgelegt bis zum 8. Segmente. Die Dimensionen der rudertragenden Segmente sind in der vorderen Körperhälfte so, dass ihre Rreite etwa das Drei- bis Vierfache der Länge beträgt, die Segmentgrenzen sind hier nur seichte Furchen. In der hinteren Körperabtheilung schneiden diese Grenzen an den Seiten tiefer in den Umfang des Körpers hinein, und während die Ruder grösser erscheinen , haben die Segmente nur etwa die doppelte Breite der Länge. Die Ruder der vorderen Körperabtheilung zeigen in den Ruderästen, deren Lippen und Zungelchen, sowie in den Borsten keine Formabweichungen von denen der atoken Form (Taf. XXI. Fig. 1 5) ; dagegen zeigt sich eine Verschiedenheit an den fünf ersten Rückencirren, denn diese sind hier im weiblichen Thiere in ihrem Wurzeltheile etwa bis auf die Hälfte ihrer Länge verdickt, während der Endtheil von da ab plötzlich verdünnt und zugespitzt ist, so dass er fast wie mit einer Knickung abgesetzt zu sein scheint (Taf. XXI. Fig. 14); vom 6. bis zum 17. Ruder fehlt diese Bildung; der Rückencirrus ist hier einfach fadenförmig. Die Baucheirren sind einfache, von der Ruderbasis entspringende Fäden wie in der atoken Form. — Mit dem 17. Ru- der beginnt die der epitoken Form eigentümliche Umwandlung der Ruder, welche allmälig ihre Höhe erreicht und in welcher die 5 letzten Ruder nicht mit einbegriffen sind. Die Ruder (Taf. XXI. Fig. 16. 17) liegen eng aneinander und sind nach hinten gerichtet; sie sind grösser und zumal höher als die vorderen; ihre beiden Äste liegen nicht unmittelbar aufeinander, sondern sind völlig von einander getrennt. Die Lippe des oberen Astes ist ein spitz auslaufendes dünnes Blatt; Fam. Lycoridea. Gen. Nereis. 521 am unteren Aste ist die hintere Lippe blattartig umgewandelt, an den ersten dieser Ruder jedoch nur wenig ausgedehnt, weiterhin aber grösser, so dass in dieser Entwicklung der Ruderast mit ihr fast so weit als die Spitze der oberen Lippe reicht; das Lippenblatt hat einen annähernd herzförmigen Umriss und sitzt mit breiter Rasis auf. In jedem Aste liegt eine Stütznadel, die mit der Vergrösserung des Ruders länger geworden ist; in den vorderen dieser Ruder traten an beiden Ästen die gleichen Borsten wie bei der atoken Form heraus; besonders übereinstimmend waren die kürzeren Sichelanhänge der Borsten des unteren Astes; in den mehr ausgebildeten standen in beiden Ästen die glashellen Borsten mit grossem messerförmigen Anhang, daneben jedoch auch die alten Borsten mit Gräten- und Sichelanhängen. Das obere Züngelchen hatte die schlanke kegelförmige Gestalt behalten ; das untere Zungelchen entsprang an der Wurzel des unteren Astes, war lang gestreckt, leicht gebogen und reichte so weit als die vordere Lippe dieses Astes. Der Rückencirrus war fadenförmig, er entsprang da, wo aus der Ruderbasis mit scharfem Absatz das obere Züngelchen hervorgeht; er ragte um seine halbe Länge über die Spitze des Züngelchens hinaus. Der Bauchcirrus entsprang eine Strecke weit unterhalb des unteren Astes, er war fadenförmig und reichte bis zur Spitze des unteren Züngelchens ; an seiner Basis stand ein kleiner aufwärts gerichteter und ein nur wenig grösserer abwärts gerichteter ovaler Lappen. — Die fünf letzten Segmente hatten eine solche Umwandlung nicht erfahren, waren im allgemei- nen schlank gestreckt, zeigten aber in den einzelnen Theilen keine besondere Abweichung von dem Verhalten der übrigen nicht veränderten Ruder. Das Aftersegment hatte wie in der atoken Form eine von der Afteröffnung aus längs- gefurchte Oberfläche |und zwei schlanke fadenförmige , von der Ventralfläche kommende After- cirren. Der Rüssel, seine Kieferspitzen und Kiefer sind wie in der atoken Form gestaltet. Die beiden Thiere erhielt ich im Juli an der Küste bei Marti nsica nahe Fiume vom steini- gen und reich bewachsenen Meeresboden. Das männliche epitoke Thier, welches vielleicht hierher gehört, war nur 10™" lang und bestand aus 41 Segmenten. Der Habitus des Körpers war durch die hohe Entwicklung der Ruder an den Segmenten der hinteren Körperhälfie ausgezeichnet, denn dadurch zerfällt der Körper in zwei differente Abschnitte. Der vordere Körpertheil war schmäler, seine Ruder standen von ein- ander getrennt und nach vorn gerichtet ; der hintere grössere Körpertheil war breiter , seine grossen Ruder lagen dicht aneinander und waren nach hinten gerichtet. Zwei dunkle Flecke am vorderen Körperende, die enganeinanderstehenden grossen Augen jeder Kopflappenseite, waren sehr auffällig. Das ganze Thier hatte keine weitere Zeichnung oder Färbung, erschien daher, weiss. Der Kopflappen war fast von der Form des weiblichen Thieres, nur erschien die vordere verschmälerte Hälfte fast noch etwas kürzer. Die Fühler ragten etwas über die Palpen hinaus ; diese waren sonst gleich geformt; das Wurzelglied hatte eine ähnliche Einschnürung, wie in den 52 i Ordo I. Nereidea. weiblichen Thieren. Die Augen waren sehr gross, fast halbkugelig gewölbt . tief schwarz; die voreinander stehenden lagen völlig aneinander. (Taf. XXI. Fig. 1 2). Das erste Segment war langer als die folgenden; die Fühlercirren stimmten mit denen der beschriebenen Weibchen und der atoken Form überein ; der hintere obere reichte bis zum 7. Segmente. Die Rudertragenden Segmente waren drei-, weiterhin am Körper zweimal so breit als lang. Die Ruder hatten vom 14. an grosse hautige Ruderlippen, und zwar trat diese Form gleich am 14. Ruder in voller Entwicklung auf. — Die ersten 13 in dieser Weise nicht veränderten Ruder stimmten in der Form der Lippen und Züngelchen mit denen der Weibchen und der atoken Form überein. (Taf. XXI. Fig. 1 9). An den ersten Rudern waren die Cirren ähnlich, aber stärker als bei dem Weibchen verändert, nur erstreckte sich diese Veränderung hier über die ersten 6 Ruder. Der Rückencirrus stand auf der Wurzel des Ruders, wo dieses mit einem starken Absatz in das schmälere Züngelchen überging; der Cirrus war breit blattförmig und spitzte sich plötzlich zu einem kurzen hakenförmig gekrümmten Ende zu. Der Bauchcirrus stand ganz auf der Ruder- b;isis auf einer kleinen Erhebung und war ebenfalls zu einem Blatte erweitert, dessen grösste Breite in seiner Mitte gelegen war. (Taf. XXI. Fig. 18). Vom 7. Ruder an hatten die Rücken- und Baucheirren die Fadenform wie an den entsprechenden Rudern des Weibchens. Im oberen Ruderaste standen Borsten mit grätenförmigem Anhang; im unteren neben diesen Borsten mit Sichelanhang. Der Sichelanhang war in den ersten Rudern gestreckt, aber kleiner als an den gleichen Borsten der Weihchen; weiterhin verkürzten sich die Anhänge in gleicher Weise wie dort. Vom 1 4. Segmente an sind die Ruder beträchtlich vergrössert. länger und höher gewor- den und nehmen mit ihrer Basis den ganzen Seitenumfang des Segmentes ein. (Taf. XXI. Fig. 20 . Die beiden Äste sind völlig von einander getrennt; die Lippe des oberen Astes ist ein häutiges, dreieckiges, mit breiter Basis aufsitzendes Blatt, welches seine grösste Kante abwärts wendet und mit seiner Spitze nicht weiter als das obere Züngelchen reicht; am unteren Aste ist die hintere Lippe ein sehr grosses, annähernd herzförmiges Blatt, welches seitwärts weiter als das obere Züngelchen*, auf- und abwärts weit über den Ruderast hinausragt; aus beiden Ästen treten aus- schliesslich sehr lange, glashelle, seidenglänzende Borsten mit grossen messerförmigen Anhängen fächerförmig gespreitzt hervor; in jedem Aste liegt eine lange Stütznadel. Das obere Züngelchen ist kurz, spitz kegelförmig; es geht mit einem starken Absätze aus der bedeutend höheren lang- gestreckten Ruderbasis hervor; das untere Züngelchen entspringt am unteren Aste, nahe dessen Basis, ist schlank gestreckt, so gekrümmt, dass es dem Aste parallel läuft, und reicht so weit als die vordere, nicht häutige Ruderlippe. Der Rückencirrus entspringt über dem oberen Züngelchen, wo dieses von der Ruderbasis abgesetzt ist; die obere Kante der Ruderbasis ist zu einem kurzen spitzen Zipfel ausgezogen, der über den Ursprung des Cirrus vorspringt; der Cirrus ist bis dicht vor seiner plötzlich verjüngten Endspitze gleichmässig dick: sein unterer Umfang ist mit einer Fain. Lyeqridea. Gen. Nereis. 523 Reibe von 0 warzenförmigen Höckern besetzt, von denen der letzte der grösste ist; der Cirrus reicht mit mehr als seiner Hälfte über die Spitze des oberen Züngelchens hinaus. Der Baucheil rus ist schlank fadenförmig, reicht so weit als das untere Züngelchen; er entspringt nicht weit unter dem Abgange des unteren Astes von der Ruderbasis; sein Wurzelstück ist von einem grossen Lappen umgeben, von dem ein kleines schmales Stück aufwärts, das sehr viel grössere, breit flügeiförmige Stück abwärts sieht. Das Aftersegment trägt einen Kranz von blattartigen, stumpf kegelförmigen Papillen; unter der Afteröffnung stehen zwei blattartige Verlängerungen und an diesen entspringen die fadenförmigen Aftercirren. Der Rüssel und seine Bewaffnung sind wie im Weibchen gestaltet. Ich erhielt das Thier aus Schlamm im Hafen von Fiume. Dass diese männlichen und weiblichen epiloken Thiere einer Art angehören , scheint mir unzwei- felhaft. Dass das Mannchen kleiner ist als das Weibchen , dass die Veränderungen der Ruder in der Reihe der Segmente früher und plötzlich eintreten, dass sie bedeutender sind als beim Weibchen, und dass der Rückencimis des Männchens warzenartige Anhänge", das Aftersegment einen Blätterkranz trägt: das alles sind Eigentümlichkeiten des männlichen Geschlechtes, die wir auch bei der epiloken Form der Ner. pela- gica kennen. Dass beim Männchen die Cirren der ersten Segmente blattartig erweitert sind, spricht eher für eine Zusammengehörigkeit als für eine Verschiedenheit des männlichen und weiblichen Thieres; denn auch bei dem letzteren werden ja die Rückencirren an einigen der ersten Segmente, wenn auch weniger be- deutend erweitert. Der Umstand, dass die Siehelanhänge der Borsten in den ersten Segmenten beim Männ- chen kleiner sind als beim Weibchen, ist vielleicht von Wichtigkeit; verliert aber an Bedeutung, wenn man die geringere Gesammtgrösse des Männchens in Betracht zieht. Die Übereinstimmung des BtisseN in beiden Geschlechtern spricht für deren Zusammengehörigkeil. Durch dieses Kennzeichen schliesst sich die epitoke Form auch an die atoke an. Die Differenzen zwischen beiden sind zunächst die viel überwiegende Grösse der von mir beobachteten atoken Thiere über die epitoken, und damit übereinstimmend die grössere Zahl \on Segmenten bei den ersten. Allerdings habe ich auch bei Ner. pelagica und Dumerilii atoke Thiere getroffen, welche grösser waren und mehr Segmente hatten als die zugehörigen epiloken; allein die Differenzen waren dort nicht so bedeutend, als sie es hier sind. Sollte die Zusammengehörigkeit der uns hier inleressirenden Tbiere als völlig begründet nachgewiesen werden, so würde ein ausgezeichnetes Beispiel dafür vorliegen, dass der Eintritt der höchsten Geschlechtsreife und die damit verbundene Weilerentwicklung der Körper- fonn eintreten kann, ohne dass die Thiere die Grösse und Segmeutzahl erreicht haben, welche wir an an- deren Exemplaren der gleichen Art finden; es würde das zugleich der Vermulhung Raum geben, dass nach der Entleerung der Geschlechtsproducte und der Rückkehr zur atoken Form noch eine Grössenzunahme des Körpers erfolgen könne. N. Costae Gr. Giube. Actinien, Echinodermen und Würmer. 1840. pg. 74. Körper schlank, rüthlieh: 70 — 80 Segmente. Kopf läppen so lang als breit, Fühler kürzer als dieser, am Ursprünge getrennt, Palpen schlank, bis zur Fühlerspilze reichend. Erstes Segment langer als das folgende; untere Fühlercirren bis zur Palpenspitze, der 524 Ordo I. Nereidca. längste obere bis an das 5. Segment reichend. Ruder gleichförmig, Äste wenig ausein- anderweichend , oberer Ast mit 2 Lippen, so lang wie der untere, Borsten mit gräten- und kurz sichelförmigen Anhangen : oberes Züngelchen spitz kegelförmig über den oberen Ast hinausreichend, unteres Züngelchen schlank, von der Länge des unteren Astes : Rücken- cirren fadenförmig, über das obere Züngelchen hinausreichend, Baucheirren von der Länge des unteren Züngelchens. Aftersegment kurz, einfach, 2 kurzeAftercirren. Rüssel gedrungen: Kieferspitzen : I fehlt . II Doppelreihe, IV dreieckiger Haufen, III kleiner, querer Haufen . V — VIII fehlen : Kiefer gross und stark gekrümmt mit 7 Zähnen. — Quarnero. Diese bis jetzt allein von Grube und nur kurz beschriebene Art ähnelt im Habilus sehr der Ner. cullrifera. Ihr auf der Riiekenfläche hoch gewölbter Körper ist vorn am breitesten und verschmälert sich gleichmassig abnehmend gegen das betrachtlich dünnere Schwanzende. Die von mir gefundenen Exemplare hatten im Leben eine gleichmassig gelbrothe oder blass- fleischfarbene Färbung, die auf der Riiekenfläche intensiver als auf der Bauchfläche war; Gribk erwähnt Exemplare, deren Segmente mit einem dunklen breiten Querstrich gezeichnet, und deren Ruder am oberen und unteren Rande schwarz waren; ich habe diese Zeichnung an einigen in Wein- geist aufbewahrten Thieren gleichfalls gesehen , vorwiegend aber auf dem hinteren Theile des Körpers. Bei einem Thiere von 62mm Länge fand ich 73, Grube bei einem 9,7C langen 82 Segmente. Der Kopflappen ist kurz und breit, in der hinteren Hälfte fast breiter als lang und verschmälert sich im dreieckig zugeschnittenen Vordertheile nur unbedeutend. Die Palpen sind wenig länger als der Kopf läppen, das Endstück ist deutlich vom dickeren Grundstücke abgesetzt. Die Fühler entspringen getrennt von einander auf dem Vorderrande, sind zugespitzt und um ein Drittel kürzer als der Kopf läppen; sie reichen nach vorn so weit als die Palpen. Die Augen stehen auf der hinteren Hälfte des Kopflappens, je zwei voreinander und hart am Seitenrande; die des vorderen Paares sind nach vorn schwach nierenförmig ausgerandet ; grösser und weiter von einander entfernt als die kleineren runden Augen des hinteren Paares. (Taf. XXII. Fig. 1). Das erste ruderlose Segment ist beträchtlich breiter als der Kopflappen und etwas breiter als das folgende, dessen Länge es fast um das Doppelte übertrifft. Seine neben dem Kopflappen vortretenden Fühlercirren sind feine weissliche Fäden mit kurzem Grundgliede. Die unteren kürzeren reichen wenig oder nicht über die Palpen nach vorn ; von den oberen längeren ist der vordere Fühlercirrus etwas kürzer als der hintere , welcher nach hinten gelegt bis an das fünfte Segment reicht. Die rudertragenden Segmente sind vorn am breitesten, dreimal breiter als lang, ein Ver- hältniss, welches auch an den schmäler werdenden hinteren Körperringen kaum sich ändert. Die Ruder (Taf. XXII. Fig. 3) sind kurz und etwas niedriger als die halbe Höhe des Segmentes. Die beiden Äste sind nicht tief von einander getrennt. Der obere Ast hat zwei Lippen , sie sind fast gleichlang, beide zugespitzt und etwas vor- und übereinander gelegen. Zwischen ihnen tritt ein Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 525 reiches Bündel von Borsten mit langem gratenförmigen Anhange hervor, zu ihm gehört eine dunkle Stütznadel. Die Lippen des unteren Astes sind gleichfalls spitz, liegen voreinander, die hintere Lippe ist aber langer als die vordere und ragt noch etwas weiter als die Lippen des obe- ren Astes hervor. Zwischen ihnen treten, wenig von einander gesondert, zwei Borstenbündel aus, ein oberes aus Borsten mit langen gratenförmigen und kurzen sichelförmigen Anhangen, und ein un- teres, fächerförmig gespreitztes aus nur wenigen Borsten mit kurzem Sichelanhang bestehend. Das sichelförmige Endglied der Borsten ist kurz mit schwachem Endhaken und wenig vorspringender Ecke am Anfang der Schneide; die Schneide ist mit sehr feinen Härchen besetzt (Taf. XXII. Fig. 4). Die Endglieder der langen Borsten nennt Grube glatt, allein bei starker Vergrösserung erscheint auch die Schneide der gratenförmigen Anhänge mit äusserst feinen Härchen besetzt. — Das obere Züngel- chen ist kegelförmig zugespitzt und ragt weiter hervor als die Ruderlippen ; das untere Züngel- chen ist nur wenig zugespitzt und ragt nicht über die längere hintere Lippe des unteren Ruder- astes hinaus. — Der Rückencirrus ist ein schlanker Faden, er entspringt vom oberen Umfang der Ruderbasis und reicht mit seiner Spitze an allen Segmenten über das obere Ziingelchen hin- aus. Der Baucheirr qs, ein feines Fädchen, entspringt medianwärts von der Wurzel des unteren Züngelchens vom unteren Ruderumfang; erreicht nur wenig über das unlere Ziingel- chen hinaus. Das Aftersegment ist kurz, etwas dicker als die unmittelbar vorhergehenden Seg- mente, auf der Oberfläche der Länge nach gefurcht. Auf seiner Endfläche stehen neben und etwas unter der terminalen Afleröffnung 2 kurze fadenförmige Aftercirren. Der Rüssel (Taf. XXII. Fig. 2) ist ziemlich lang und dick; sein oraler Abschnitt trägt keine Kieferspitzen; das dorsale Medianfeld des maxillaren Abschnittes ist leer, auf den lateralen Feldern steht je eine gekrümmte Doppelreihe; auf dem ventralen Medianfelde steht ein kleiner querer Haufen, und auf den lateralen Feldern je ein kleiner rundlicher oder dreieckiger Haufen; die Spitzen der ventralen Felder sind kleiner als die der dorsalen. Die Kiefer sind gross, stark gekrümmt, braun ; ihre Schneide ist bei grossen Thieren mit 7 stumpfen Zähnen besetzt, die stark gebogene Spitze nur am letzten Ende zahnlos. Das Thier ist an der Küste bei Fiume, wo der Meeresboden steinig und bewachsen ist. häufig; nach den Exemplaren in der HELLER'schen Sammlung ist es weit im Quarnero verbreitet. \. longissiina Johnston. Forma epitoka. Johnston, Miscellanea zoologica. Annais of nalur. history. Vol. V. 1810. pg. 178. Eunereis longissima Malmgren, Nordiska Hafs - Ann ulater. Üfvers. af. K. Vet. Akad. Förh. 1865. pg. 183. Annulata polychaeta. pg. 57. Ehleks, Horstenwürmer. g7 526 Ordo I. Nereitleä. Hcteronereis paradoxa Örsted, Grönlands Annula t a dorsibranchia ta. 1843. pg. 25. Fig. 50. 63. 64. 66. Forma atoka. N, regia Qiatrefages, Etudes sur lestypes infer ieures. Annales dessciences naturelles. Ser. III. Zoolog. T. 14. 1850. pg. 339. Hisloire des An- neies. I. 1865. pg. 511. N. edentictilala Qiatrefages, Histoire des Anneies. I. 1865. pg. 538. Körper lang, im vorderen Drittel am breitesten, perlgrau: 170 — 240 Segmente. Kopflappen langer als breit; Fühler halb so lang als dieser, am Ursprünge sich berüh- rend, Palpen dick, bis zur Fühlerspilze reichend ; erstes Segment fast doppelt so lang als das folgende, untere Fühlercirren reichen nicht so weit als die Palpen, der längere obere bis an das 3. Segment. Ruder gleichförmig; Äste getrennt , Lippe des oberen schlank und spitz , weit über die des unteren hinausragend , Borsten mit grätenförmigen und schmalen, wenig gekrümmten sichelförmigen Anhängen ; oberes Züngelchen schlank und spitz, nicht länger als die Lippe des oberen Astes, unteres Züngelchen zugespitzt über den unteren Ast hinausreichend; Rückencirren fadenförmig, wenig über das obere Züngel- chen hinausreichend, Baucheirren halb so lang als das untere Zungelchen. — Rüssel schlank, Kieferspitzen fehlen, Kiefer schlank, stark gekrümmt, mit 6 — 10 Zähnen. Epi- toke Form. """ lang bei einer grössten Breite von 4""" und hatte 74 Segmente; ein epitokes Männchen war 30""" lang, im vor- deren Köi'pertheile 3,5""", an den Segmenten mit höchst entwickelten lindern 4""" breit und hatte 80 Segmente; die mir vorliegenden epitoken Weibchen waren nichl unverletzt, dem Anscheine Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 537 nach besitzen sie keine sehr erlieblich veränderten Dimensionen, ein Weibchen, dessen Schwanz- ende in Neubildung begriffen , von 25""" Länge und der gleichen Breite wie das eben erwähnte Männchen, hatte 41 vollkommene Segmente, an welche sich 5 kleine radertragende und das Aftersegment anschlössen. Der Kopf läppen (Taf. XX. Fig. 81) ist wenig langer als im hinteren Theile breit, der trapezförmig zugeschnittene Vordertheil kürzer als dieser, der Vorderrand gerade abgestutzt. Die Fühler sind langer als der halbe Kopf läppen, entspringen an den Vorderecken desselben und sind in der Breite ihres eigenen Durchmessers hier von einander getrennt. Die Palpen sind gedrungen, kürzer als der Kopflappen, ragen nicht über die Spitzen der Fühler hinaus; ihr ßasal- glied ist kurz und fast gleichmassig dick, und oft von Pigmentflecken gefärbt; das knopfförmige Endglied im Verhältniss dazu gross. Die Augen stehen hart an den Randern der hinteren Kopf- lappenhälfte, die vorderen kaum merklich weiter auseinander als die hinteren; sie variiren bedeu- tend an Grösse, doch sind vielleicht alle hier auftretenden Unterschiede als Entwicklungsphasen heim Übergänge der aloken in die epiloke Form anzusehen. Bei den kleinsten Würmern , die ich gesehen, waren die Augen kreisrunde, wenig prominirende Pigmenthaufen, die vorderen von den hinteren um eine volle Augenbreite getrennt. In der epitoken Form sind dagegen die Augen sehr stark vorgewölbt, und so gross, dass die vorderen und hinteren einander berühren und zusam- men die ganze Länge des geraden Seitenrandes des Kopflappens einnehmen; auf der höchsten Kuppe dieser Augen steht eine kleine schwarze Pupille . welche ringsum von dem unter der Haut weit ausgedehnten dunkelbraunen Pigmentmantel umgeben ist. Zwischen diesen beiden extremen Bildungen liegt nun eine Reihe von Übergangsformen auch bei denjenigen Tliieren, welche noch durch kein Anzeichen verralhen, dass sie in die epitoke Form ein- treten werden. Das erste ruderlose Segment ist etwas schmäler und wenig länger als die zunächst folgenden Segmente; sein Vorderrand ist in der Mitte der Ruckenfläche gerundet nach vorn erweitert, oft so stark, dass er wie mit einem Zapfen auf den Kopflappen in den Raum zwischen den beiden hinteren Augen hinaufreicht; die Unterfläche ist stark gewölbt und von der Mund- öffnung her längsgefurcht. Die Fühlercirren sind schlanke, dünne Fäden; der obere des hin- leren Paares ist der längste, ich habe ihn zurückgelegt bis auf das 18. Segment reichen sehen, doch kommen hier bedeutende Längenunterschiede vor; der obere Fühlercirrus des vorderen Paares ist in der Regel nur halb so lang; noch kürzer sind die unteren Fühlercirren, reichen aber immer noch weit über dieEnden der Fühler hinaus. An allen sind die Basalglieder kurz cylindrisch. Unter den rudertragenden Segmenten kommen constante Differenzen vor, indem die Form der Ruder vom 2. — 6. Segmente etwas, die derjenigen am 7. — I I . Segmente bedeutend von der Form der folgenden abweicht. Die vorderen Segmente sind verhältnissmässig kürzer als die hinteren; ihre Breite beträgt ungefähr das Sechs- bis Siebenfache der Länge, während die Segmente weiterhin nur etwa 4mal so breit als lang sind. 538 Ordo 1. Nereidea. Die ersten vier Ruder sind kleiner als die folgenden und entspringen tiefer als diese an den Seitenflächen der Segmente; sie sind in der Regel etwas nach vorn gerichtet. Jedes Huder (Taf. XX. Fig. 24) ist tief in zwei Äste geschieden, welche hart übereinander liegen. Der obere Ast trägt eine lang- und spitzausgezogene Lippe; über ihr tritt ein reiches Borsten- bündel mit schwarzer Acicula aus. Der untere Ast geht in zwei vor einander liegende Lippen aus, zwischen denen die Borsten hervortreten; die hintere Lippe ist spitz ausge- zogen, solang als die des oberen Astes; die vordere ist um die Hälfte kürzer und weniger schlank; in ihr liegl die. Spitze der schwarzen Acicula. Die Borsten beider Äste sind gelb- lich und tragen alle einen gräten förmigen . längs der Schneide mit Härchen besetzten Anhang. Diejenigen Borsten des unteren Astes, welche an den anderen Rudern einen Sichelanhang haben, tragen hier einen kürzeren und breiteren gräten förmigen Anhang als die übrigen. Das obere Züngelchen ist vollständig vom oberen Ruderaste getrennt , schlank und so lang als die Lippe des oberen Ruderastes. Das untere Züngelchen ist gleichfalls von seinem Ruderaste getrennt. weniger schlank, stumpf abgerundet und ragt so weit als die vordere Lippe des unteren Astes heraus. Der Rückencirrus entspringt auf der Ruderbasis, ist fadenförmig, in seiner Wurzelhälfte dicker als im Endtheile; er ragt weiter als die grösste Lippe nach aussen. Der Bauchcirrus entspringt, gleichfalls von der Basis des Ruders, ist an der Wurzel etwas angeschwollen, läuft spitz aus und reicht nicht über das untere Züngelchen hinaus. — Am fünften bis zehnten Ruder ist die Form plötzlich eine ganz verschiedene (Taf. XX. Fig. 25); die sonst spitzen und schlanken Lippen und Züngelchen sind wie durch eine Einlagerung kurz, dick und stumpf geworden, ragen gleichweit vor und zeichnen sich durch eine matt weisse Färbung aus. Die Ruder sind höher als die vorangehenden, berühren einander fast mit ihren Flächen und sind gerad seitwärts gerichtet. Die beiden Ruderäste sind kaum von einander getrennt und jeder eben so eng mit dem Züngel- chen vereinigt. Der obere Ruderast trägt eine dicke, stumpf kegelförmige oder fast kugelige Lippe, über welcher das Bündel von Borsten mit grälenförmigem Anhang austritt. Die Spitze der Acicula liegt am oberen Umfange der Lippenbasis. Der untere Ast ist gleichsam durch die Aus- dehnung des oberen zusammengedrückt, er besitzt nur eine schmale zugespitzte Lippe, die so weit wie die des oberen Astes vorragt; vor dieser Lippe treten die Borsten meist in zwei Bün- deln aus und verdecken die eigentliche Lippe sehr; die Borsten haben grätenförmige und sichelförmige Anhänge, deren Spitze einen Haken bildet, und die längs der Schneide mit einzelnen grossen Haaren besetzt sind. Die Acicula reicht bis in die Spitze der Lippe. Das obere Züngelchen ist dick und stumpf abgerundet, nicht länger als die Lippe des oberen Astes und ganz ähnlich wie diese geformt. Das untere Züngelchen ist dicker und kürzer als das obere, mit halb- kugelig gerundetem Ende, es reicht nicht ganz so weit als die Ruderlippen nach vorn. Der Rückencirrus entspringt nicht weit entfernt vom Ende des Züngelchens, etwa auf der halben Länge des Ruders; er ist fadenförmig, gegen die Spitze verdünnt. Der Bauchcirrus entspringt von der Ruderbasis, ein kleiner zugespitzter Faden, der nicht über die halbe Ruderlänge hinausreichl. Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 539 — Vom II. Ruder an sind in der aloken Form die folgenden Ruder nach dem gleichen Plane gebaut, es treten nur allmülig graduelle Unterschiede ein, insofern die einzelnen Theile der Ruder je weiter nach hinten um so gestreckter werden. (Tai". XX. Fig. 26). Die Ruder sind hier am grösslen . stehen mit grosser Basis auf dem seitlichen Umfange der Segmente und sind durch die tieferen Einschnitte der Segmentfurchen in grösseren Abständen von einander gehalten. Die beiden Aste des Ruders, sind völlig von einander getrennt, ihr Abstand nimmt an den hinleren Rudern ullmälüj; zu, die Richtung beider Äste, durch die Stutznadel bezeichnet, ist mehr oder minder stark divergent. Der obere Ast ist schlank und gestreckt; seine unlere Lippe spitz kegel förmig; von ihrer Basis erhebt sich da, wo die Spitze der Acicula liegt, ein kleiner , kaum als kippe zu bezeichnender Höcker . die Einziehung der Chitinhaut andeutend. Hier tritt über der Hauptlippe das Bündel der Borsten mit griitenförmigen Anhangen aus. Der untere Ast ist an den \onleren dieser Ruder stumpf kegelförmig , an den hinteren schlanker, stets kürzer als der obere Ast; er läuft in zwei kurze, vor einander liegende, wenig zugespitzte Lippen aus, von denen die hintere die Spitze der Stütznadel enthält. Zwischen den Lippen treten die Borsten meist in zwei Bündeln aus; und entweder sind in beiden Bündeln die Anhänge gräten- und sichelförmig, oder im oberen sind nur gräten förmige, im unteren nur sichelförmige Anhänge. (Taf. XX. Fig. 85/. Das obere Züngelchen ist völlig vom Ruderast getrennt, geht von der Ruderbasis aus und reicht so weit als der obere Ast; es ist von vorn nach hinten zusammengedrückt, von spitz dreieckigem Umriss, dessen obere scharfe Kante im Wurzeltheile mehr oder minder stark bauchig gerundet ist. In diesem Theile liegen die beiden dunkel pigmentirten knäuelförmigen Hautdrusen, welche zusammen mit einer dritten vor der Ruderbasis auf dem Segmente gelegenen, die eigen- thümliche Zeichnung ausmachen. Das untere Züngelchen erscheint dem oberen gegenüber vielmehr als ein Anhang des Raderastes, der etwa auf der Mitte des unteren Ruderunifanges entspringt, und seitwärts nicht so weit als der untere Ast vorragt; es ist ein massig dicker, an der Spitze abgerundeter oder schwach zugespitzter Fortsatz. Der Rückencirrus entspringt auf der schallen oberen Kante des oberen Zürigelchens, wo dieses von dem breiteren Grundtheile aus sich plötz- lich zuspitzt; er ist ein schlanker Faden, der weit über das Züngelchen hinausreichl. Der Bauch- cirrus entspringt ganz von der Ruderbasis, ist ein kurzer zugespitzter Faden . der kaum die halbe Ruderlänge erreicht. In der epitoken Form sind die Veränderungen, welche die Ruder erleiden, im weiblichen Geschlecht bedeutend geringer als im männlichen; beim Weibchen nur auf die hinteren Körper- segmenle beschränkt, beim Männchen auch an den vorderen Segmenten vorhanden. Beim Weib- chen ist das 21. Ruder das erste, an welchem die Vergrösserung auftritt, indem an der Wurzel des Bauchcirrus häutige Anhänge erscheinen ; aber erst vom 23. Ruder ab sind alle Anhänge aus- gebildet, erreichen allerdings erst weiterhin ihre volle Grösse. (Taf.XX. Fig. 33). Die Ruder liegen eng aneinander, mit der Richtung nach vorn; sie sind seitlich compriinirt und es geht von ihrem oberen Rande eine scharfe kammartige, nach vorn geneigte Hautfalte auf die Rückenfläche der 540 Ordo I. Nereide*. Segmente* von der nur ein schmaler mittlerer Streifen nicht eingenommen wird. Die Ruderaste sind durch einen grossen Abstand von einander getrennt. Am oberen Ast ist die Lippe in ein mehr oder minder gestrecktes Blatt von fast herzförmiger Gestalt umgewandelt, welches dem ganzen unteren Umfange dieses Astes mit breiter Basis aufsitzt: die Borsten treten vor und über ihm aus. Am unteren Aste ist die hintere Lippe blattförmig geworden, mit breit herz- oder fast halbkreisförmigem Umriss; sie steht auf der Spilze und zum Theil auf dem oberen Umfang des Astes; die vordere Lippe ist rudimentär, wird durch die Spitze der Acicula gestreckt. Das Borstenbündel tritt vor der blattförmigen Lippe aus. Das obere Züngelchen bleibt schlank zuge- spitzt, wird aber blättartig dünn; es ist weniger vom Ruderaste getrennt, liegt aber etwas weiter zurück als dieser. Das untere Züngelchen entspringt auf der Wurzelhälfte des unteren Ruderastes, ist gleich danach knieförmig gebogen, und zeigt oft einen kleinen, aufwärts gegen den Ruderast gewandten hakenförmigen Höcker. Der Rückencirrus entspringt an der gleichen Stelle, ist lang fadenförmig; hinter seinem Ursprünge steht aufrecht ein kleines, fast halbkreisförmiges Läppchen. Der Bauchcirrus entspringt in einem nicht unbedeutenden Abstände hinter der Wurzel des unteren Ruderastes; seine Basis, die auf der niedrigsten Entwicklungsstufe geschwollen ist, wird in voller Ausbildung lappenförmig erweitert, so dass ein grosses ei- oder halbmondförmiges Blat! abwärts, ein in zwei ungleich grosse Lappen getheiltes Blatt aufwärts sich wendet. Die Borsten, welche aus diesen Rudern austraten, waren nur in wenigen Segmenten ausschliesslich von der charakteristischen, glasartig hellen Form mit messerartigem Anhange, dann aber sehr zahlreich und fächerförmig gespreilzt; in der grösseren Zahl der Segmente standen neben diesen Messer- borsten die der atoken Form angehörenden mit gräten- und sichelförmigen Anhängen. Ein ungleich hoher Entwicklungszustand der einzelnen Ruder wird damit ausgesprochen. Bei einem Weibchen . welches auf dem Übergange von der atoken zur epiloken Form stand, fanden sich folgende Verhältnisse. Das Thier war 30'""1 lang und hatte 81 Segmente; der Habitus war der der atoken Form ; an den hinteren Segmenten waren allerdings tiefe Einschnitte, aber noch keine kammarlige Hautfalten. Mit der Loupe erkannte man an den Rudern der hinteren Körperhälfle die Anfänge der Umwandlung zu der eben geschilderten Form. Die erste Andeutung dazu fand ich am 23. Segmente; hier war die Basis des Bauchcirrus verdickt und unter stärkerer Vergrösserung zeigte sich an ihm eine kleine, abwärts gerichtete verdünnte und zugeschärfte Kante (Taf. XX. Fig. 27); weiterhin an den Rudern wurde diese Zuschärfung grösser, bis etwa am 30. Segmente deutlich zwei kleine Lappen an der verdickten Wurzel des Bauchcirrus standen, der eine aufwärts, der andere abwärts gerichtet. Etwa vom 40. Segmente erschien anfänglich klein, weiterhin etwas grösser, das hinter der Wurzel des Rückencirrus stehende Blättchen. Zu einer häutigen Lippenbildung kam es nicht; doch war die hintere Lippe des unteren Astes, welche bei voller Entwicklung blattartig wird, an den ersten dieser Segmente verlängert, ragte über die vordere hinaus, an den folgenden Segmenten auch verdünnt und streifig gezeichnet, wie das im höheren Grade die vollständigen Lippenblätter sind. (Taf. XX. Fig. 28). Die Borsten waren von Farn. Lyeoriiiea. den. NeTeis. 54 1 der gewöhnlichen Form, aber nur spärlich ; vielleicht ist es nur Zufall, dass ich gerade hier in dem oberen Aste eines Ruders statt einer drei eng aneinander liegende Slülznadeln fand. In der epitoken männlichen Form weicht der Habitus von dem des epitoken Weibchens dadurch etwas ab , dass schon vom 6. Segmente an tiefere Einschnitte die Körperglieder trennen , und dass bereits vom 1 8. Ruder an Hautkämme von der oberen Kante des Ruders auf die Rückenfläche gehen. Die ersten vier Ruder mit ihren schlanken Lippen und Züngelchen sind in der epitoken Form durch die Bildung der Girren ausgezeichnet. (Taf. XX. Fig. 29); der lUickencirrus ist in seinem grösseren basalen Theile bedeutend verbreitert und blattartig platte gedrückt ; sein zugespitzter Endtheil geht jäh daraus hervor; der Bauchcirrus ist gleichfalls bedeu- tend verdickt, seine grösste Breite liegt in seiner Mitte, an der Basis ist er etwas eingezogen, an der Spitze plötzlich verdünnt. — Die folgenden Segmente mit den kugelig abgerundeten Lippen und Züngelchen (Taf. XX. Fig. 30) sind wie in der atoken Form. Dann treten ganz allmälig die Veränderungen auf, welche die Ruder des hinleren Körperabschniltes auszeichnen. Ich traf sie deutlich ausgesprochen zuerst am 16. Ruder: die hintere Lippe des unteren Ruderastes, der dem oberen noch enge anlag, war vergrössert , der Bauchcirrus hatte eine verdickte Basis und der Rückencirrus die ihm von hier eigenlhümliche Gestalt: hinter seiner Basis stand kaum erkennbar das kleine Läppchen (Taf. XX. Fig. 31). Nun dehnen sich an den folgenden Segmenten, während die Ruder von einander rücken und der Bauchcirrus von ihnen abgeht, die Lippen der Ruderäste, es wachsen die häutigen Lappen an der Basis der Girren, die Borsten mit messerartigem Anhang (Taf. XX. Fig. 36) treten auf und am 26. Ruder fand ich die entwickelte Form fast ganz so, wie bei der weiblichen epitoken Form, nur durch kleine, das Männchen auszeichnende Unterschiede davon abweichend. (Taf. XX. Fig. 32). Diese Unterschiede liegen in den Cirren: der Rückencirrus zerfällt in zwei deutlich abgesetzte, fast gleich grosse Stücke; das Wurzelstück ist gleichmässig dick, fast cylindrisch, das Endstück ist sehr viel dünner, spitz fadenförmig und geht durch eine plötzliche Einschnürung aus dem Wurzelslück hervor; der ventrale Umfang des dickeren Wurzel- stückes ist mit einer Reihe warzenartiger Vorsprünge besetzt. Am letzten Körperabschnilte halten übrigens die Riickencirren diese Form nicht, sondern waren schlank fadenförmig, gleichmässig zugespitzt. Der Bauchcirrus trägt gleichfalls auf dem dickeren Wurzelstücke, dessen Basis von den beschriebenen Blättern umwachsen ist, ein plötzlich ganz spitz ausgezogenes Endstück; in den letzten Segmenten ist auch er, wie der Rückencirrus, gleichmässig gegen die Spitze verdünnt. Das Aftersegment ist luderlos, kurz: auf seiner Rückenfläche steht die weite trich- terförmige Afteröffnung, welche von einem regelmässig gefurchten Wulste umgeben ist, In der epitoken Form ist dieser Wulst höher, fast kegelförmig geworden, die Furchen der Oberfläche schneiden die Basis des Kegels am Rande so ein, dass sie dadurch wie von einem Kranze kleiner Läppchen umgeben ist, Ventralwärts stehen an dieser Umwallung der Afteröffnung zwei kleine dreieckige Platten, welche in der Medianlinie aneinander slossen; an diesen entspringen von der Ehlers, Borsten« iirmer. 69 542 Ordn I. Nereidca. Bauchfiäche die langen fadenförmigen Aftercirren, welche in der atoken Form so lang als die letzten 14 Segmente zusammen waren. Taf. XX. Fig. 21. 23). Der Rüssel (Taf. XX. Fig. 22) ist kurz und dick; ausgestreckt ragt er nur wenig über den Kopflappen hervor; eingezogen füllt er den Raum der ersten 5 Segmente. Der orale Ab- schnitt ist wenig langer als der maxillare; auf seinem dorsalen Umfange stehen auf 2 kleinen Polstern neben der Medianlinie 2 kleine Haufen hell braunlicher Kieferspitzen, die so klein sind. class sie unter der Loupe als kleine Granulationen erscheinen, unter starken Vergrösserungen zu ri'ihenweise geordneten, äusserst feinen spitzen Zahnchen sich auflösen. Auf dem ventralen Um- fange steht hart an der Grenze zum maxillaren Abschnitt ein Kranz von 6 weit von einander getrennten und scharf begrenzten bräunlichen Haufen, deren jeder aus 2 — 3 Reihen ebenso feiner Kieferspitzen besteht. Der dorsale Umfang des maxillaren Abschnittes ist nackt; auf dem ventra- len steht ein medianer und zwei laterale Haufen von breit dreieckigem Umriss. von denen jeder aus 6 — 7 Reihen dieser kleinsten Kieferspitzen besteht. In einem Falle beobachtete ich auf dem dorsalen Umfange zwei braunliche Flecke, die scheinbar Haufen von Kieferspitzen waren, aber unter dem Mikroskope sich als leicht abstreifbare körnige Auflagerungen der Chitinhaut erwiesen. — Die Kiefer (Taf. XX. Fig. 37) sind kurz und breit, stark auf der Flache gewölbt; sie ragen nicht weit über die Endflache des Rüssels heraus, und sind am freien Theile heller oder dunkler braun gefärbt; ihre Schneide tragt 4 oder 5 Zahne, und meist am Grunde noch ein bis zwei undeut- liche Zahneinschnitte; die Spitze ist scharf abgesetzt. Die zahlreichen von mir untersuchten Exemplare waren von Herrn Heiler an den Inseln des Quarnero gesammelt. Sie passlen völlig zu den Beschreibungen, welche wir von den Thieren der N. Dumrrilii besitzen, die an den französischen, englischen, dänischen und scandinavischen Küsten gefunden wurden. Die Art ist mithin dem Mitlelmeere und der Nordsee gemeinsam. N. Agassizi n. sp. Körper schlank, nahe hinter dem Kopf läppen am breitesten, rothgclb : I 00 Segmente. Kopflappen breiter als lang, Fühler wenig kürzer als dieser, am Ursprünge getrennt; Palpen gross und dick, mit grossem Endglied, über die Fühler hinausragend. Erstes Segment fast doppelt so lang als das zweite, Fühlercirren lang, alle über die Palpen hin- ausreichend, der längste bis zum II. Segment. Die ersten 4 Huder mit spitzen Züngel- chen und Lippen; an den i — '■> folgenden sind die Enden der gleichweit vorragenden Züngelchen und der Lippe des oberen Astes kugelig geschwollen: die Lippe des unteren Astes fast verdrückt . sehr schmal ; an allen übrigen Rudern sind die Äste ge- spreitzt, die Lippen des oberen Astes doppelt so lang als die beiden gleich kurzen des unteren; das obere Züngelchen schlank kegelförmig, langer als die Lippe des oberen Astes, das untere Züngelchen so lang als der unlere Ast; Borsten mit graten- und kurz- sichelförmigen Anhängen, im oberen Aste I oder 2 stärkere nadeiförmige. Rückencirren im Grundlheile verdickt, stets länger als das obere Züngelehen , Bauchcirrus so lang als das untere. — Rüssel kurz. Kieferspitzen klein: 1 II fehlen: IV dreieckiger, 111 rundlicher Fam. Lycoridea. Gen. Nereis. 5 4. '5 Haufen aus kammforinigen Reihen; V fehlt, VI quere zweireihige Haufen, VII VIII eine Reihe von 6 scharf getrennten kleinen zweireihigen Haufen hart an der Grenze des maxilla- ren Abschnittes, Kiefer kurz und breit mit 6 — 7 Zähnen. — Epitoke Form. S scharf abgesetzter hinterer Körpertheil; die ersten 7 Rüekencirren und die 3 ersten Baucheirren im basalen Theile stark verdickt; vom 22. Ruder an plötzliche Formwandlung ; die Lippe des oberen Astes häutig, die hintere Lippe des unteren Astes zu einem grossen Lippen- blatte verwandelt; oberes ZUngelchen unverändert, unteres frei, mit grossem, aufwärts gewandtem Zapfen; hinter der Basis des warzigen Rückencirrus ein kleiner Lappen, am Ursprünge des Baiichcirrus ein sehr grosser dreiteiliger Lappen. — Aftersegment kurz schüsselförmig , mit einem Kranz von Papillen und 2 Läppchen am Ursprünge der After- cirreri. — Gull' of Georgia, Mendocino, Californien. Diese Art, von welcher mir ein atokes Weibchen und ein epitokes Mannchen vorliegt, ist sehr nahe mit N. Dumerilii verwandt. Der Körper ist schlank, etwa vom 3. — 8. Segmente am breitesten, von da nach beiden Seiten hin verschmälert; in der epiloken mannlichen Form wird die Gesammtbreite des Körpers durch die Entwicklung der Ruder plötzlich von 3mm auf 5mm erhöht. Die Rückenflache ist nur in den breiteren vorderen Segmenten starker gewölbt, weiterhin flach, besonders auffällig in dem hinteren Theile der epiloken Form. Die Segmentirung ist scharf aus- geprägt , die Einschnitte an den Seiten des Körpers zwischen den stark vorspringenden Rudern tief. Bei dem epitoken Männchen erfolgt die Umwandlung der Ruder ohne Zwischenstufen plötz- lich am 22. Ruder; von da ab ist der hintere Körpertheil seitwärts tief eingeschnitten und auf den Seilentheilen der Rückenfläche der Segmente mit Hautkämmen versehen. — Die Farbe der Thiere ist ein glänzendes Rothgelb, welches am gesättigtsten auf der Rückenfläche der vorderen Seg- mente ist. Das epitoke Männchen war 40mm lang und hatte 100 Segmente, das Weibchen, dem das Schwänzende fehlte, hatte bei einer Länge von 36mra 33 Segmente. Der Kopf läppen ist breiter als lang, seine Länge etwas grösser als die des ersten Segmentes; sein stark verjüngter Vordertheil kaum so lang als der hintere breite. Die Fühler sind nicht ganz so lang als der Kopf lappen . sie entspringen an den Ecken des schmalen Vorder- randes, durch einen kleinen Zwischenraum von einander getrennt. Die Palpen sind kurz und dick, ihr Wurzelglied reicht bis zur Spitze der Fühler, ihr Endglied ist fast halb so lang als das Wurzelglied, an der Spitze schwach zugespitzt. Die Augen stehen im Trapez auf der hinteren Hälfte des Kopflappens, die vorderen etwas weiter auseinander als die hinteren; in der atoken Form waren die vorderen und hinteren von einander getrennt und zeigten grosse Pupillen; in der epiloken Form waren sie stark vergrössert, so dass sie hochgewölbt die Kopflappenfläche über- ragten, und die vorderen und hinteren aneinander stiessen. Das erste Segment ist fast doppelt so lang als das folgende; sein Vorderrand ist in der Mitte der Ruckenfläche zu einem Vorsprunge erweitert, welcher zwischen dem hinteren Augenpaare auf den Kopflappen übergreift. Die Fühlercirren sind lang und schlank, mit verhält- nissmässig grossen Wurzelgliedern; der obere des hinteren Paares reicht nach hinten bis zum 69* 544 Orde I. Nereidea. 14. Segment, der vor ihm stehende ist kaum um ein Drittel kürzer, die beiden unteren reichen über die Palpen hinaus. Von den rüder trag enden Segmenten sind die ersten kürzer als die folgenden, ömal so breit als lang, weiterhin werden sie langer und sind dann nur etwa dreimal breiter als lang. Sehr viel breiter und kurzer erscheinen in der epitoken Form die Segmente mit den umge- wandelten Rudern. Die Ruder treten, abgesehen von den Formwandlungen der Epitokie, in drei ver- schiedenen Gestalten auf: die ersten vier haben zusammenliegende Äste mit spitzen Lippen und Züngelchen und sind nach vorn gerichtet; vom 5. bis zum II. Ruder ragen sie gerade seitwärts vor und fallen durch die kugelig endenden Züngelchen und Lippen auf; von da an sind die Ruder weiler von einander entfernt, ihre Äste gespreitzt und wie die Züngelchen zugespitzt. — Von den 4 ersten Rudern sind die beiden ersten unvollständig, insofern die Ruderaste verschmolzen sind ; am 3. hat der obere Ast eine schlanke zugespitzte Lippe, der untere eine hinlere gleichgeformte und fast ebenso lange und eine sehr viel kürzere vordere Lippe; aus beiden Ästen treten Borsten mit grätenföj'migen Anhangen aus, die Grätenanhänge der Borsten des unteren Astes, an denen sonst Sichelanhänge zu stehen pflegen , sind breiter und kürzer als die anderen und an der Schneide mit Haaren besetzt, wahrend jene hier gezahnelt sind. Das obere Züngelchen ist schlank zugespitzt und ragt etwas über die Lippe des oberen Astes hinaus; das untere Züngelchen ist gleichfalls zugespitzt, ragt aber nur so weit als die kurze vordere Lippe des unteren Astes. Der Rückencirrus steht etwa auf der halben Lange der oberen Ruderkante, wo diese mit jähem Abfall in das Züngelchen übergeht; er ist an seiner Basis dick, verjüngt sich allmälig gegen die Spitze und ragt etwa mit seiner halben Länge über das obere Zungelchen hinaus ; der Bauch- cirrus entspringt auf der Ruderbasis und ist ein schlanker Faden, der fast bis zur Spitze des unteren Züngelchens reicht. — An dem 5. bis 11. Ruder sind die Lippen des oberen Astes und das obere wie untere Züngelchen am Ende kugelig verdickt, weissgefärbt, gleich gross und ragen gleichweit vor; der untere Ast ist gleichsam verdrückt, so dass man seine dünne spitze Lippe kaum unter der kugeligen Lippe des oberen Astes wahrnimmt, wenn nicht sein Borstenbündel die Stelle anzeigte. Die Borsten des oberen Astes haben Grätenanhänge , deren Schneide mit Zahneindrücken und Haaren besetzt ist ; die des unteren Astes haben zum Theil die gleichen Grätenanhänge, zum Theil kurze Sichelanhänge mit langhaariger Schneide. Der Rückencirrus ent- springt nahe vor dem Kugelende des oberen Züngelchen ; an Form und Länge gleicht er denen der ersten Ruder; der Bauchcirrus ist ein kurzer Faden, der von der Ruderbasis entspringt und die Spitze des unteren Züngelchens kaum erreicht. — Vom I I. Ruder ab erfolgt rasch der Übergang zu derjenigen Form, welche alle folgenden Ruder tragen. Die Ruder sind höher, ihre Äste von einander gespreitzt; der obere Ast hat eine schlanke zugespitzte Lippe, über deren Basis das Borstenbündel austritt; die Borsten haben die zuletzt erwähnten Grätenanhänge; mit ihnen treten eine oder zwei stärkere, gelb, gegen die Spitze braun oder schwarz gefärbte nadelartige Borsten Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 34-5 aus, die mit einem starken Doppelliaken, ähnlich tlen Hakenborsten der Lumbriconereiden enden, deren Schaft aber bis nahe an das Ende längslaufende Linien und quere Schraffirung zeigt, die offenbar einem Hohlraum im Innern der Borsten entsprechen. (Taf.XXHI. Fig. 1). Diese Borsten, die ich in keiner anderen Ne-reis-Arl gefunden habe, sind keine Slütznadeln, denn eine solche findet sich in nor- maler Weise daneben. Der untere Ast endet mit zwei kurzen zugespitzten Lippen, welche die halbe Lange der oberen Lippe nicht erreichen, zwischen ihnen treten Borsten mit graten- und sichelförmigen Anhangen aus; die letzleren sind kürzer als in den vorderen Rudern und meist gelb oder braun- lich gefärbt. Das obere Züngelchen spitzt sich stark zu, ist divergent vom oberen Ruderaste aut wärts gerichtet und ragt über diesen hinaus, von der Ruderbasis ist es weniger scharf abgesetzt; wo es aus ihr hervorgeht , unter dem Ursprünge der Ruckencirren pflegen zwei knauelförmige dunkle Hautdrüsen zu liegen. Das untere Zungelchen ist stumpf abgerundet und ragt so weit als die Lippen des unteren Astes. Rücken- und Baucheirrus sind etwas schlanker als die der voran- gehenden Ruder; der Rückencirrus steht auf dem Ursprünge des oberen Züngelchens, der Bauch- eirrus auf der Ruderbasis. Die Veränderungen an den Rudern des epitoken Mannchens treten wie bei N. Dumerilii auch an den ersten Segmenten ein, durch Umformung der Girren. Der Rückencirrus der ersten sieben Ruder besteht aus einem grossen und dicken Wurzeltheile, auf dem die Spitze des Cirrus scharf abgesetzt wie ein kleines Fädchen steht; in gleicherweise sind die Baucheirren der ersten 3 Ruder umgeformt. Die übrigen Verhaltnisse der Ruder sind bis zum 22. völlig übereinstimmend mit denen der atoken Form. — Von da ab sind die Ruder plötzlich in allen Richtungen ver- grössert, von vorn nach hinten flach gedrückt; die Ruderbasis greift mit einer kammartigen Haut- falte hoch auf die Rückenflache der Segmente; die Ruderäste stehen weit auseinander; die Lippe des oberen Astes ist zu einem massig grossen Blatte erweitert, das mit breiter Basis dem unteren Umfange des Astes aufsitzt, mit einer scharfen Spitze weiter als das obere Züngelchen hinausragt und gegen die Körperwand hin stumpf abgerundet erweitert ist. Am unteren Aste ist die hintere Lippe zu einem grossen scheibenförmigen, fast kreisrunden Blatte ausgedehnt. In beiden Ästen stehen glashelle Borsten mit messerförmigen Anhängen, deren Schneide gezähnelt ist. Das obere Zungelchen ist klein, zugespitzt, hinter dem Ursprünge des Rückencirrus steht ein kleiner auf- rechter, fast ovaler Hautlappen; das untere Züngelchen ist sehr vergrössert, frei und fast so weit als der obere Ast vorragend ; gleich nach seinem Ursprünge geht von ihm aufwärts gegen den unteren Umfang des unteren Astes ein hakenförmiger Vorsprung ab. Der Rückencirrus ist sehr verlängert und ragt weit über den oberen Ast hinaus; in seiner lateralen Hälfte trägt er am unteren Umfange I I grosse knopfförmig vorspringende Warzen, die, je weiter gegen die Spitze, um so grösser werden ; die Spitze selbst ist plötzlich fadenförmig verdünnt. Der Baucheirrus ist ein langer, schlanker Faden, der weiter als das untere Züngelchen hinausreicht; an seinem Ur- sprünge stehen zwei dorsal- und ein ventralwärts gewandter Lappen ; die dorsalen sind schmal zungenförmig, ungleich lang, der ventrale ist sehr gross, lateral- und medianwärts in 546 Ordo I. Nereidea. einen hakenförmig gekrümmten Zipfel auslaufend. Tief unter dem Ursprung des Bauchcirrus steht noch ein kleiner knopfartiger Mucker. Das Aftersegment der epitoken Form ist kurz und breit Schüssel förmig mit einem dichten mehrzelligen Kranz von Papillen besetzt; unter der Afteröffnung stehen zwei grössere Blättchen, wohl wie in anderen Arten den Ursprung der Aftercirren andeutend; diese selbst fehlten. Der Rüssel ist kurz, seine Kieferspitzen haben die Stellung und dichte kammförmige Anordnung in Reihen mit denen der N. Dumerilii überein. doch sind sie etwas grösser und leicht als einzelne Zahnchen zu erkennen. Auf dem dorsalen Umfang des oralen Abschnittes stehen 2 hohe Polster mit 2 Reihen kleiner kammförmiger Spitzen; um den ventralen Umfang stehen nahe der vorderen Grenze sechs scharf abgegrenzte lineare quere Haufen, jeder gebildet von zwei Reihen kammförmiger Spitzen. Der dorsale Umfang des maxillaren Abschnittes ist nackt, auf dem ventralen Umfange steht ein medianer kleiner Haufen, und lateralwärts daneben ein grosser halb- mondförmiger Haufen von je 6 Reihen kammförmiger Spitzen. — Die Kiefer sind dunkelbraun, kurz und breit, stark gekrümmt; die Schneide mit 6 oder 7 Zähnen besetzt, die Spitze auf eine grössere Strecke ganz zahnlos oder mit einigen kaum zu erkennenden Zahneindrücken. Das atoke Thier wurde im Gulf of Georgia, das epitoke bei Mendocino in Californien von Herrn A. Agassi z gefunden; ihm zu Ehren habe ich die Art benannt. IV. fucata (Sav.). Lycoris fucata Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. 1820. pg. 31. N. fucata Blainville, Art. Nereide. Diction. d. sc. natur. T. 34. 1825. pg. 431. Aidouis etMiuE Edwards, Classification. Annales des sciences natur. T. XXIX. 1833. pg. 210. Johns ton, Miscellanea zoolog. Annais of nat. bist. Vol. V. 1840. pg. 175. Q v atrefaues, Histoire des Anneies. I. I865. pg. 547. Nereilepas fucata Blainville. Art. Vers. Diction. d. sc. natur. T. 57. 1828. pg. 469. Johnston, Catalogue 1 S65. pg. 158. Malhuren, Annulata polychaeta. 1867. pg. 53. Nereis bilineata Johnston, Miscellanea zoolog. Annais of nat. hist. Vol. III. 1839. pg. 295. PI. VI. Fig. 4. N. imbecillis Johnston, Catalogue 1865. pg. 156. (excl. syn. Gribe, teste Malh- gren, Annul. polych. pg. 53). ? N. viridis Johnston, Miscell. zoolog. Annais of nat. hist. Vol. V. 1840. pg. 171. Quatrefaues, Histoire I. 1865. pg. 359. (reclius 539.) excl. syn. ; Farn. Lycoridea. Gen. Nereisi 547 Forma epi toca. Nereis podophylla Aüdouin ei M. Edwards, Annales des sciencos naturelles. T. XXIX. 1833. pg. 21 I. PI. XV. Fig. 13. ?'N. margaritacea Johnston, Miscellanea zoologica. Annais of natural history. Vol. III. 1839. pg.294. PI. VI. Fig. 3. (Heleronereis) Catalogue. 1 86-J. pg. 166. tN. renalis Johnston, Miscellanea zoologica. Annais of natural history. Vol. V. IS40. pg. 176. Catalogue 1865. pg. 163. Heleronereis glaueopis Malmgren. Nordiska Ha fs - Annulater. Öfvers. af. Kong. Vet. Akad. Förh. 1865. pg. 110. Tab. XI. 16. 1 6 A. Annulata polychaeta. 1867. pg. 60. Tab. IV. Fig. 26. 27. ?Die faserige Nereide O.F.Miller. Von Würmern. 1771. pg. 144. Tab. VIII. Körper nach hinten verschmälert; röthlich mit weissen Flecken, 60 — 70 Segmente. Knpflappen breiter als lang, Fühler so lang als dieser, am Ursprünge sich berührend, 1 alpen dick, nicht so weit als die Fühler reichend. Erstes Segment doppelt so lang als das folgende, die unteren Fühlercirren reichen nicht über die Fühler hinaus, der längste obere bis auf das 5. Segment. Ruder nach hinten an Länge zunehmend, Aste wenig ge-r trennt, kegelförmige Lippe des oberen Astes wenig über die längere des unteren Astes hinausreichend; oberes Züngelchen kegelförmig, an den vorderen Rudern nicht, an den hinteren wenig über die Lippe des oberen Astes hinausreichend, sein dorsaler Rand in den vorderen Rudern kaum, in den hinteren stark convex erhaben, unteres Züngelchen einfach kegelförmig, so lang als der untere Ast; Borsten mit grätenförmigen und sichel- förmigen Anhängen. Rückencirren fadenförmig, weit über das Ruder hinausreichend, Baucheirren auf einem Höcker der Ruderbasis nicht ganz so lang als das untere Züngel- chen. Rüssel stark, Kieferspitzen : I fehlt (oder einzelne) . II Doppelreihe, IV bogenför- miger Haufen, III querer schwacher Haufen; V fehlt, VI unregclmässige Querreihe , VII VIII quere Binde mit unregelmässig gestellten grösseren Spitzen in der vorderen Reihe und dicht gedrängten kleinen dahinter. Kiefer stark mit 7 Zähnen. (Epitoke Form. Beim 5 die ersten 17, beim <£ die ersten 20 Ruder unverändert). — Nordsee. Der Körper dieser Art verschmälert sich von vorn nach hinten gleichmässig und ziemlich stark, ist im vorderen Theile auf der Rückenfläche massig gewölbt im hinteren abgeplattet; die Ruderfortsätze nehmen von vorn nach hinten an Grösse zu und treten daher im hinteren Körper- theile bedeutend weiter heraus. Die Segmentgliederung ist nirgends eine tief einschneidende. Die Farbe der lebenden Thiere war röthlich glänzend; auf der Rückenfläche der hinteren Körper- hälfte verlief jederseits neben der Medianlinie ein schneeweisser Längsstreif, der sich aus einzelnen weissen Flecken auf den Segmenten zusammensetzte. In Weingeist verbleicht die Farbe sehr rasch, und der Körper ist dann gleichförmig hell perlgrau. Die mir vorliegenden Thiere hatten offenbar ihre volle Grösse nicht erreicht; ein Thier von 17mm Länge hatte 70, ein zweites von 25mm Länge 62 Segmente. Der Kopflappen (Taf. XXI. Fig. 41) ist breiter als lang, etwa so lang als das folgende 548 Ordo l. Nereidea. Seement, vorn so weit verschmälert, dass der Vorderrand hall) so breit als der Hinterrand ist. Die Fühler sind so lang als der Kapflappen, wenig schlank, entspringen unmittelbar neben ein- ander und nehmen die ganze Breite des Vorderrandes ein. Die Palpen haben ein dickes walzen- förmiges Wurzelglied und ein grosses, fast kugeliges Endglied, sie reichen nicht ganz so weit, als die Spitzen der Fühler. Die Augen stehen nahe voreinander, die vorderen sind betrachtlich grösser als die hinteren. Das erste ruderlose Segment ist etwa doppelt so lang als das nächste, hinter dem Vorder- rande bisweilen schwach eingeschnürt. Die Fühlercirren sind kurze, einfache Faden, von denen die unteren nicht, der vordere obere nur wenig über die Palpen hinausragt; der hintere obere reicht über die Spitzen der Fühler und nach hinten gelegt bis aufs 5. Segment. Die folgenden Segmente sind durchschnittlich etwa dreimal so breit als lang; sie ver- schmälern sich gleichmässig von vorn nach hinten und werden dabei ein wenig gestreckter. Die Ruder, welche im vorderen Korperlheile etwa nur einem Drittel der Segmentbreite gleich- kommen, werden nach hinten durch Streckung ihrer Basis so lang, dass sie fast so lang werden als ihr Segment breit ist. Sie sind gleichförmig gebaut. (Taf. XXI. Fig. 43. 44). Beide Ruderaste liegen hart übereinander, der obere ist überall etwas länger als der untere; der obere Ast hat eine kegelförmige Lippe, über welcher die Borsten hervortreten; der untere hat zwei Lippen, zwischen welchen das Borstenbündel austritt ; die hintere ist kegelförmig zugespitzt und länger als die vordere abgestumpfte. Die Borsten des oberen Astes haben in der vorderen Kör- perhälfte ausschliesslich grätenförmige Anhänge, in der hinteren Körperhälfte fanden sich hierauch gelbe Borsten mit Sichelanhängen ; die Borsten des unteren Astes haben gräten- und sichelför- mige Anhänge ; die Sichelanhänge sind in den vorderen Segmenten etwas schlanker als in den hinteren; längs der Schneide läuft eine Reihe von kurzen Haaren; in jedem Aste liegt eine Aci- cula. Das obere Züngelchen ragt stets über den oberen Ast hinaus ; in den hinteren Segmenten wird der obere Rand des Ruders stark convex und setzt sich durch eine liefe Einziehung von der Ruderbasis ab. (Taf. XXI. Fig. 44;. Das untere Züngelchen ist ein stumpf abgerundeter Fortsatz von der Länge des unteren Ruderastes. Der Rückencirrus ist ein Faden, welcher etwa mit seiner halben Länge über die Spitze des oberen Züngelchens hinausragt; er entspringt nach aussen vor dem convexen oberen Rande. Der Bauchcirrus ist ein kurzer Faden, welcher von der Basis des Ruders entspringt und nicht bis zur Spitze des unteren Züngelchens reicht. Das Aftersegment (Taf. XXL Fig. 41) ist verdickt, etwa so lang als die beiden vorher- gehenden Segmente zusammen; der Rand der Afteröffnung ist tief eingekerbt. Die Aftercirren sind etwa so lang als die vier letzten Segmente zusammen. Der Rüssel (Taf. XXI. Fig. 42) hat auf dem dorsalen Umfange des oralen Abschnittes jederseits neben der Medianlinie ein Polster mit wenigen Kieferspitzen, welche meist in einer kurzen Querreihe stehen, um den ventralen Umfang läuft ein Band von Kieferspitzen, in welchem nach vorn vereinzelt grosse, dahinter unregelmässig und dicht gehäuft sehr viel kleinere Spitzen Fam. Lycoridea. Gen. Nereis. 549 stehen. Das dorsale mediane Feld des maxillaren Abschnittes ist leer, jederseits daneben steht eine gekrümmte Doppelreihe von Kieferspitzen; auf dem ventralen medianen Felde steht ein querer Haufen von grösseren und kleineren Kieferspitzen; jederseits ein lateraler halbmondför- miger grösserer. Die Kiefer sind braun, tragen an der Schneide, mit Ausnahme der kurzen Spitze, 7 Zahne. Die von mir untersuchten Thiere fand ich in Göttingen auf Austern, welche aus der Nordsee stammten. Hier scheint sie weit verbreitet und überall nicht selten zu sein. Ich habe auf diese Thiere den Namen fucata bezogen, mit Rücksicht auf die Besehreibungen, welche Johnstobj und Malmgren von so benannten Thieren gegeben haben. Es finden sich aber an meinen Exem- plaren einige Abweichungen, die ich hervorheben will, ungewiss, ob diese Differenzen nur Varietäten einer Art bezeichnen, oder ob unter dem gleichenNamen etwa zwei nahe verwandte Formen beschrieben sind. Mit den voiiJühnston beschriebenen Thieren haben die von mir beobachteten die Färbung gemein, die Ruderbil- dung ist die gleiche, aber die Kiefer sollen nur i oder 5 Zähne haben. Die Beschreibung, welche Malmgren liefert, passt in allen Puncten, mit Ausnahme des Rüssels, auf meine Thiere. Malmgren zeichnet auf dem medianen Dorsalfelde des maxillaren Rüsselabschnittes 2 hintereinander stehende Kieferspitzen, die bei allen meinen Thieren fehlten, und sagt, dass die Kieferschneide 13 — 16 Zähne habe. Die Differenzen von 5 bis zu 7 und bis zu 1 6 Kieferzähnen , welche in den Angaben von Johnston , mir und Malmgren liegen, erklären sich vielleicht aus der ungleichen Grösse und ungleichemAlter der untersuchten Thiere ; jedenfalls waren die mir vorliegenden kleiner als die von Malmgren untersuchten. Die Differenz in der Rüsselbewaff- nung, wonach das dorsale Mittelfeld des maxillaren Abschnittes leer oder mit einzelnen Kieferspitzen besetzt ist, schlage ich nicht hoch an, da gerade diese Kieferspitzen auch bei anderen Arten bisweilen fehlen. Aus der Synonymik der atoken Form hebe ich nur die N. viridis (.Iohnst.) hervor; aus den Re- schreibungen .Iohnston's ist, wie ich schon oben bemerkt habe, nicht zu erkennen, welche Art ihm vorge- legen hat, wohl aber glaube ich, dass diejenigen Thiere , welche Quatrefages unter diesem Namen be- schreibt, eher zu der N. fucata zu rechnen sind. — Unter den Thieren, welche ich als epitoke Formen hier- her ziehen möchte, erwähne ich zuerst die N. podop'hylla, bei deren Beschreibung Audouin und Milne Edwards bereits bemerkten, dass die Anhänge des vorderen Körpertheiles in keinem wesentlichen Puncte von denen der N. fucata sich unterscheiden, doch bestehen zwischen den übrigen von mir hierher gezoge- nen Thieren und dieser Form Unterschiede in der Zahl der vorderen nicht veränderten Segmente: vielleicht ist das Thier, welches hier zur Beschreibung vorgelegen hat, ein noch nicht völlig entwickeltes, dafür scheint wenigstens die Form des abgebildeten Ruders zu sprechen. Von der N. margaritacea (.Iohnst.) ver- muthet Johnston selbst, dass sie mit der N. podophytla identisch sei und ich habe kein Redenken gefunden, wie jene so auch diese hier aufzuführen. Ar. renalis (.Iohnst.) ist mehrfach, wenn auch mit Zweifel als synonym der Heteron. grandifolia == pelagica angeführt; die Abbildimg des 11. Ruders, welche Johnston giebt , ent- spricht aber vielmehr dem Ruder der N. fucata als dem der N. pelagica. und ich glaube mit grösserem Rechte diese Art hier aufführen zu dürfen. — Schliesslich ist die Heteron. glaueopis (Mgrn.) durch die Bil- dung des vorderen Körpertheiles und des Rüssels so nahe mit der X. fucata verwandt, dass ich auch darin deren epitoke Form zu sehen glaube; die in der Diagnose über die Zahl der vorderen unveränderten Ruder gemachten Angaben sind daher der Beschreibung, welche Malmgren von der H. glaueopis gegeben hat , entlehnt. i\. flavipes n. sp. Körper schlank, gelblich grau; 70 — 90 Segmente. Kopflappen länger als breit: Fühler länger als dieser, am Ursprünge fast sich berührend, Palpen gross, aber kürzer als die Fühler: erstes Segment doppelt so lang als das folgende, sein Hinterrand in der Ehlers , Borstenwürmer. 70 550 Ordo 1. Nereidea. Milte der Ruckenfläche nach hinten schwach gerundel erweitert, Fühlercirren schlank, länger als die Palpen, der längste bis an das 5. Segment reichend. Rudier im hinteren Körpertheile beträchtlich verlängert, in allen die Aste eng aneinander, die kegelförmige Lippe des oberen Astes so lang als die des unteren; oberes Züngelchen in dem vorderen Ruder länger als der obere Ast, sein oberer Rand wenig gewölbt, in den hinteren Rudern so lang als der obere Ast, mit stark convexem Rückenrande: unteres Züngelchen schlank, so lang als der untere Ast : borsten mit grätenförmigen Anhängen und mit sichelförmigen, welche in den vorderen Rudern gestreckt, in den hinteren kurz sind. Riickencirren sehr lang fadenförmig, Raucheirren etwas länger als das untere Züngelchen. Aftersegment schwach kegelförmig , längs gefurcht. Rüssel lang, Kieferspitzen : I 2 hintereinander, II IV Doppelreihe, III fehlt: V fehlt, VI Haufen von unregelmässigen Doppelreihen, VII VIII quere Rinde aus einer von grossen einzelstehenden Spitzen gebildeten Vorderreihe und einer dichten Anhäufung viel kleinerer dahinter. Kiefer schlank , mit I I Zähnen. — Quarriero. Der Körper ist schlank, lang gestreckt, fast gleichmässig breit, wenig gewölbt; die Ruder nehmen von vorn nach hinten an Länge zu, ragen daher in der hinteren Körperhälfte weiter vor und stehen hier auch näher aneinander. Die Farbe der in Weingeist aufbewahrten Thiere war gelblich grau. Ein Thier von iOmra Länge hatte 88, ein zweites von 26ram Länge 75 Segmente. Der Kopflappen 'Taf. XXI. Fig. 26) ist schlank, etwas länger als breit, nicht so lang als die beiden ersten Segmente zusammen; seine vordere, nur massig verschmälerte trapezförmige Hälfte ist etwa so lang als die hintere. Die Fühler stehen neben der Medianlinie des Vorder- randes hart aneinander, sie sind schlanke, dünne Fäden, länger als der Kopf läppen und ragen weit über die Palpen hinaus. Die Palpen haben ein dickes Wurzelglied, welches über den Vor- derrand des Kopflappens hinausragt und vor seinem Ende leicht eingeschnürt ist; das Endglied ist gross, lang gestreckt. Die Augen stehen nahe dem Seitenrande weit von einander entfernt, die vorderen wenig mehr von einander als die hinteren, alle haben deutliche Pupillen. Das erste ruderlose Segment ist so lang als die beiden folgenden zusammen , fast cylin- drisch, hinter dem Vorderrande leicht eingeschnürt, sein Hinterrand auf der dorsalen Fläche nach hinten erweitert. Die Fühlercirren sind schlanke, dünne Fäden; die oberen des hinteren Paares reichen mit ihrer halben Länge über die Fühlerspitzen hinaus, zurückgelegt bis an den Vorderrand des 5. Segmentes; die übrigen reichen bis zum Ende der Palpen oder etwas darüber hinaus. Die folgenden rudertragenden Segmente sind sehr gleichförmig, etwa viermal so breit als lang, nur am Schwanzende werden sie kürzer, und hier erscheinen die einander näher stehenden Ruder wie aneinander gedrängt. Die Ruder der vorderen Segmente sind kurz, nehmen aber rasch an Länge zu, so dass sie an den hinteren Segmenten fast so lang werden, als diese breit sind; während sie im vorderen Körpertheile gerade seitwärts oder etwas nach vorn gerichtet sind, wenden sich die gestreckten hinteren stark nach rückwärts. Die Ruder zeigen Differenzen, welche in einer allmälig auftretenden Formveränderung des oberen Züngelchens und in einer Grössenzunahme der hinteren Ruder bestehen. Die Vergrösserung erfolgt dadurch, dass die Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 551 Riulerbasis sich streckt; von der verlängerten Ruderbasis setzen sich die Ruderäste und Züngel- chen mit einer Einschnürung ab. (Taf. XXI. Fig. 28. 29. 30). Die beiden Äste liegen überall hart aneinander ; an den vorderen Segmenten ragt der obere Ast weiter vor als der untere, an den hinteren sind die Äste gleichlang. Der obere Ast hat ein kegelförmiges Züngelchen, über welchem die Borsten mit grätenförmigen Anhängen austreten; der untere Ast hat zwei voreinanderliegende Lippen, von denen die vordere zugespitzt, die hinlere abgerundet ist; zwischen ihnen treten die Borsten mit gräten- und sichelförmigen Anhängen aus. Der Sichelanhang der Borsten ist in den vorderen Segmenten länger als in den hinteren ; hier wird zugleich der Endhaken grösser und starker; längs der Schneide steht an allen ein dichter Bart feinerund langer Haare. In jedem Ruderaste liegt eine Stütznadel, die mit der Streckung der Ruder an Länge zunimmt. Das obere Züngelchen geht in eine kegelförmige Spitze aus, welche an den vorderen Segmenten ziemlich weit, an den hinteren nur wenig über die Lippe des oberen Astes hinausragt. An den vorderen Segmenten ist der obere Rand dieses Züngelchens fast gerade, weiter nach hinten wird er mehr und mehr convex, bis er in der Reihe der letzten Segmente stark bogenförmig gewölbt vorspringt und dann mit einer tiefen Einschnürung von der Ruderbasis abgesetzt ist. Das untere Zungelchen ist ein einfacher, wenig zugespitzter Lappen , welcher an den ersten Segmenten über den kurzen unteren Ruderast vorragt, weiterhin aber nur so weit als dieser reicht. Die Rückencirren sind lange dünne Fäden, welche von der Wölbung des oberen Züngelchens da entspringen, wo diese gegen die Spitze hin abfällt; sie ragen stets mit dem grössten Theil ihrer Länge über das Ruder hinaus, werden an den hinteren Segmenten beträchtlich länger und kommen hier fast der Breite des Segmentes gleich. Die Baucheirren entspringen dicht hinter den unteren Züngelchen , an den gestreckten hinteren Rudern , etwa auf deren halber Länge ; es sind dünne Fäden , welche nur wenig über das untere Züngelchen vorragen. — An den Rudern der hinteren Körperhälfte sind die oberen Züngelchen und die Lippen der oberen Ruderäste braungelb gefärbt von grossen Haut- drüsen in ihrem Innern; diese Drüsen bestehen aus einem dichten Knäuel, von dem gestreckte und parallel zu einander verlaufende Röhren, offenbar die Ausführungsgänge, gegen die Ober- fläche der Spitzen der erwähnten Theile ziehen. Das Aftersegment ist nur wenig kegelförmig verjüngt, länger als das vorangehende Segment; seine Oberfläche längsgefurcht. Unter der Afteröffnung stehen zwei schlanke After- cirren, welche so lang sind als die letzten 8 Segmente zusammen. Der Rüssel (Taf. XXI. Fig. 27) ist so lang, dass er den Raum der eisten 7 Segmente einnimmt. Auf dem dorsalen Umfang des oralen Abschnittes steht jederseits neben der Median- linie ein Polster mit einem Haufen von wenigen Kieferspitzen, welche unregelmässig in zwei Reihen vertheilt sind; um den ventralen Umfang läuft ein Band von Kieferspitzen, von diesen sind die vorderen gross und bilden eine Reihe, welche weit um die Seitenflächen hinaufreicht; dahinter stehen sehr viel kleinere unregelmässig vertheilte. Der maxillare Abschnitt des Rüssels hat auf der Dorsalfläche ein medianes Feld, auf welchem 2 Kieferspitzen hintereinander stehen ; jeder- 70* Ö52 Ordö I. Nereidea. seits daneben steht eine gekrümmte Doppelreihe grösserer Spitzen, das mediane Feld des ven- tralen Umfanges ist leer, auf den lateralen Feldern stehen gleiche Doppelreihen wie auf den ent- sprechenden dorsalen Feldern. Die Kiefer sind schlank und dünn, wenig gekrümmt; auf ihrer Schneide stehen I I Zahne ; die Spitze ist ungezähnelt. Die mir vorliegenden Thiere sind von Herrn Heller in Lesina gesammelt. \. acuiiiinata n. sp. Körper nach hinten verschmälert ; weingelb; 73 Segmente. Kopflappen kaum so lang als lireit, Fühler kürzer als tlessen halbe Länge, am Ursprünge weil von einander getrennt, Palpen dick, so weit als die Fühler reichend. Erstes Segment wenig länger als die folgenden, von den Fühlercirren reicht nur der längste über die Palpen hinaus, nach hinten bis auf das 5. Segment. Ruder nach hinten bedeutend an Grösse zunehmend , die Äste der hinteren Ruder sehr schlank und stark divergirend , der obere Ast mit zwei Lippen, wenig länger als der untere : Borsten mit grätenförmigen und schmalen, lang- gestreckten geraden sichelförmigen Anhängen; oberes Züngelehen kegelförmig, an den hinteren Rudern lang gestreckt, über den oberen Ast hinausragend, scharf von der Ru- derbasis abgesetzt: unteres Züngelchen an den vorderen Rudern dick, an den hinteren klein, kürzer als der untere Ast ; Rückencirren fadenförmig über das Züngelchen weit hinausragend, Baucheirren kurz fadenförmig. Aftersegment einfach, länger als das vor- hergehende; zwei kurze Aftercirren. Rüssel gedrungen, Kieferspilzen: I rundlicher Hau- fen, II bogenförmige Reihen. IV Haufen, III Haufen, von queren Reihen gebildet: V — VIII breite ringförmige mehrreihige Binde. Kiefer stark hakenförmig gebogen, schlank und hellfarbig, mit 12 Zähnen. — Neapel. Der Körper dieser Art hat seine grösste Breite am Kopfende und verschmälert sich von da bis zum Schwanzende sehr bedeutend, er ist auf der Rückenflache wenig gewölbt, auf der Bauchfläche platt. Für den Habitus sind die sehr grossen Ruderfortsätze charakteristisch, die nach hinten, während die Segmente an Grösse abnehmen, in gleicherweise zunehmen, so dass die Seiten des Körpers tief eingeschnitten erscheinen. Die Farbe der in Weingeist aufbewahrten Thiere war weingelb. Ein unverletztes Thier \on 31 """Länge hatte 73 Segmente. Der Kopflappen Taf. XXII. Fig. 23 ist so lang als etwa die 3 nächsten Segmente zusammen, kaum so lang als breit, im Vordertheile wenig verschmälert; der gerade Vorderrand hat nicht ganz die halbe Breite des Hinterrandes. Die Fühler sind kürzer als die halbe Kopf- lappenlänge, und entspringen weit getrennt von einander; die Palpen haben ein dickes plumpes Wurzelglied und ein kleines knopfförmiges Endglied, welches etwa bis zur Höhe der Fühlerspitzen hinausreicht. Die Augen sind massig gross; die vorderen querovalen stehen weiter auseinander als die hinteren kreisrunden ; alle haben eine ansehnliche Pupille. Das erste ruderlose Segment ist wenig länger, aber breiter als alle folgenden. Die Füh- lercirren sind kurze Fäden; der obere des hinteren Paares ist der längste, reicht nach hinten bis auf das 5. Segment; die übrigen reichen kaum bis zur Palpenspitze. Fant. Lycoridea. Gen. Nereis 553 Die rudert ragenden Segmente sind im Vordertheile des Körpers breit und kurz, 4 — ömal breiler als lang, allmälig nehmen sie aber an Breite ab und an Lange zu, bis sie am Körperende fast so lang als breit sind. Die Gesanimtbreite des Körpers wird aber dadurch nicht in gleichem Maasse verändert, da die Ruderfortsätze um fast ebensoviel an Ausdehnung gewinnen als die Segmente an Breite abnehmen und während die ersten Ruderfortsätze kaum ein Drittel der Breite des Segmentes haben, sind die hinteren Ruder länger als die Segmente breit. — Die Form der R u der (Taf.XXII. Fig.25. 26. 27) unterliegt bei dieser allmäligen Grössenzunahme geringen Verände- rungen. Die beiden Ruderäste sind völlig von einander getrennt, je mehr die Ruder an Grösse zunehmen, um so gestreckter weiden die Aste und um so mehr divergiren sie; der obere Ast endet in zwei fast gleichlange Lippen, die übereinander liegen und mehr oder weniger spitz kegelförmig sind; der untere Ast reicht fast ebensoweit als der obere, seine beiden voreinander liegenden Lippen sind im vorderen Körpertheile stumpf abgerundet, im hinteren spitzt sich die vordere Lippe zu. Die Borsten des oberen Ruderastes haben nur grätenförmige Anhänge, im unteren Aste stehen neben solchen auch Borsten mit Sichelanhängen ; diese Sichelanhänge 'Taf. XXII. Fig. 28) sind gerade, schmal und lang gestreckt, ihre Spitze ist ein ganz kurz.er abgesetzter Haken; längs der geraden Schneide läuft eine Reihe feiner und kurzer Haare. Die Stütznadeln sind schlank und zumal in den hinteren Rudern sehr lang. — Das obere Züngelchen verändert in der Reihe der Ruder seine Form am meisten ; es ist anfänglich ein kegelförmig zugespitzter Fortsatz, der nicht weit über den oberen Ruderast hinausragt; weiter nach hinten gewinnt es an Grösse, sein oberer Rand baucht sich stärker aus, und das ganze Züngelchen setzt sich mit einer scharfen Einziehung von der gestreckten Ruderbasis ab; alle Züngelchen besitzen reiche Gefässausbrei- tungen und grosse Hautdrüsen. Das untere Zungelchen ist ein sehr viel kleinerer, einfach zu- gespitzter Fortsatz, der nie über den unteren Ruderast hinausragt. Der Rückencirrus ist ein ein- facher Faden, der überall an der höchsten Erhebung des oberen Züngelchens entspringt; er ragt zuerst etwa mit seiner halben Länge über die Spitze des Züngelchens hinaus, weiterhin aber mit mehr als Zweidrittel derselben. Der Bauchcirrus ist ein kurzer Faden, der weit hinter der Wurzel des Züngelchens vom unteren Ruderumfang entspringt und nie über die halbe Länge des Züngelchens hinausreicht. Das fast cylindrische , sehr schmale Aftersegment ist etwa doppelt so lang als das unmittelbar vorhergehende; seine Oberfläche ist längsgefurcht. Unter der einfachen Afteröffnung stehen zwei kurze Aftercirren. Der Rüssel 'Taf. XXII. Fig. 24) ist kurz und gedrungen. Um den ganzen Umfang des oralen Abschnittes läuft ein breites Band dicht gedrängter Kieferspitzen , von denen die vorder- sten etwas grösser sind als die dahinter stehenden. Auf dem dorsalen Umfange des maxillaren Abschnittes steht ein medianer unregelmässig begrenzter, und jederseits ein lateraler halbmond- förmiger Haufen von Kieferspitzen; auf dem ventralen Umfange steht ein medianer querer Haufen von kleinen Kieferspitzen, die ziemlich regelmässig in Reihen geordnet sind, daneben jederseits 554 Ordo 1. ÜSereidea. ein unregelmäßiger Haufen von etwas grösseren Kieferspitzen. — Die Kiefer sind schlank, an der Spitze stark gekrümmt; an der Basis hellgelb, gegen die Spitze hin dunkelbraun; die Schneide ist, mit Ausnahme der glatten Spitze, mit 12 kleinen scharfen Zähnen besetzt. Der Fundort der drei mir vorliegenden, im göttinger Museum aufbewahrten Thiere ist Neapel, wo sie von Herrn Mecznikoff gesammelt waren. N. diversicolor (0. F. Mlller). Die bunte Nereide 0. F. Müller, Von Würmern. 1771. pg, 104. Nereis diversicolor 0. F. Miller, Prodromus zoolog. dan. 1776. pg.217. Örsted, Annulat. danic. Consp. 1843. pg. 23. Fig. 66. 68. 73. Qlatrefages, Histoire I. 1865. pg. 508. Hediste diversicolor Malmgren, Annulata polychaeta. 1807. pg. 49. Tab. IV. Fig. 28. AT. brevimanus Johnston, Miscellan. zoolog. Annais of nat. history. Vol. V. 1840. pg. 170. — Catalogue 1865. pg. 147. N.Sarsii H. Rathke, Beiträge zur Fauna Norwegens Verhandl. d. K. Leop. Carol. Akad. d. Naturf. Bd. XX. Abth. I. 1843. pg. 161. Tab. VIII. Fig. 6—8. N. depressa Frey und Leuckart, Beiträge zur Kenntniss wirbell. Thiere. 1847. pg. 156. Tab. II. Fig. 10. 12. Körper im Vordertheil stark verdickt: braun mit zwei dunkleren Längsbinden. 90 — 100 Segmente. Kopflappen breiter als lang, Fühler kaum einem Drittel von dessen Lange gleich, am Ursprünge getrennt , Palpen kurz und dick , nicht über die Fühler hin — ausreichend. Erstes Segment kaum länger als das folgende, Fühlercirren kurz, der längste obere reicht wpnig über die Fühler hinaus. Ruder gleichförmig , die Äste der vorderen eng aneinander, der hinteren etwas divergent: oberer Ast mit 2 Lippen, wenig über den unteren hinausragend; oberes Züngelchen platt dreieckig, mit der Spitze über den oberen Ast hinausreichend, unteres Züngelclien kürzer als der untere Ast: Borsten mit grätenformigen und schmalen langgestreckten sichelförmigen Anhängen. Rückencirrus fadenförmig, klein, nie bis zur Spitze des oberen Züngelchens reichend. Bauchcirrus noch kürzer. Aftersegment einfach, kurz kegelförmig. Rüssel dick; Kieferspitzen: I fehlt oder 2 hintereinander, II bogige Doppelreihen IV bogenförmiger, III querer Haufen; V fehlt, VI kleine doppelreihige Querhaufen, VII VIII breite quere Rinde. Kiefer mit N Zähnen. — Ost— und Nordsee. Der Körper ist im Vorderende auf eine kurze Strecke fast geschwollen verdickt; die grösste Breite liegt etwa am 8. Segmente, von dort erfolgt eine geringe Verschmälerung gegen den Kopf, eine sehr beträchtliche gegen das Schwanzende. Die Riickenfläche ist fast so stark ab- geplattet als die Bauchfläche. Für das Gesammtbild ist es bedeutungsvoll, dass die Ruder mit Farn. Li/coridea. Gen. Nereis. 555 der Verschnjälerung des Körpers an Grösse zunehmen und daher die Seiten des hinteren Körper- abschnittes auf den Segmentgrenzen tief eingeschnitten erscheinen. — Die Färbung der Rücken- flache ist ein helleres oder dunkleres Braungelb oder Rostbraun mit metallischem Glanz; fast bei allen mir vorliegenden Exemplaren laufen über die Rückenflache des vorderen Körperdrittels der Lange nach zwei breite dunkelbraune, nach hinten allmalig verlöschende Streifen, welche von dem oft gleichmassig so gefärbten Kopflappen ausgehen , und auf den ersten Segmenten ausein- ander weichen. Die Bauchfläche ist fast immer farblos weiss. — Ein Thier von 80mm Länge hatte 94 , ein zweites von 85ram Länge 99 Segmente. Der Kopf läppen (Taf. XXII. Fig. 5) ist breiter als lang, etwas länger als das nächste Segment; sein verschmälerter Vordertheil ist um mehr als die Hälfte kürzer als der breite Hinter- t heil . An den Ecken des geraden Vorderrandes stehen, um die Breite des Randes von einander entfernt, die Fühler, dicke kurzeFäden, welche kaum einDrittel der Kopflappenlänge erreichen. Die Palpen haben ein dickes kurzes Wurzelglied und ein sehr kleines knopfförmiges Endglied, mit welchem sie kaum bis an die Fühlerspitzen hinanreichen. Von den Augen sind die beiden vorderen grösser und stehen weiter auseinander als die dicht dahinter und einander näher stehenden kleineren. Das erste ruderlose Segment ist wenig länger als die zunächst folgenden. Von den Füh- lercirren reichen nur die oberen des hinteren Paares bis zur Spitze der Fühler oder etwas darüber hinaus, rückwärts gelegt bis auf den Anfang des 3. Segmentes. Die rudertragenden Segmente erreichen ihre grösste Breite etwa am 8. Segmente, sie sind dann 4 — ömal breiter als lang; von da verschmälern sich die Segmeute, bis die des Körper- endes etwa so breit als lang sind. Die Ruder (Taf. XXII. Fig. 7. 8) sind überall ansehnlich gross, ragen weit und meist gerade seitwärts gestreckt über den seitlichen Körperumfang hinaus; während sie im vorderen Körpertheile ungefähr so lang sind wie ein Drittel der Segmentbreite, werden sie an den hinteren verschmälerten Segmenten länger als deren Breite. Die Ruder sind gleichförmig gebaut, ändern aber ihre Form im hinteren Körpertheile dadurch, dass, während in der grösseren Zahl der vor- deren Segmente die Ruderäste hart aufeinander liegen, diese in den hinteren Segmenten stärker von einander entfernt und auseinander gespreitzt sind. (Taf. XXII. Fig. 7). Beide Ruderäste ragen etwa gleichweit vor; der obere Ast geht mit zwei conischen Lippen aus, von denen die obere, zumal an den hinteren Segmenten , kürzer ist als die untere ; die zwischen ihnen austretenden Borsten haben grätenförmige Anhänge; der untere Ast endet gleichfalls mit 2 kurzen, gleichlangen, abge- rundeten Lippen, welche vor einander liegen und zwischen welchen die Borsten mit gräten- und sichelförmigen Anhängen austreten. Die Sichelanhänge (Taf. XXII. Fig. 9) sind schmal, lang und gerade gestreckt, ohne besonders starken Endhaken; längs der Schneide läuft eine Reihe feiner und kurzer Haare. Das obere Züngelchen hat die Form eines breitdreieckigen Blattes, welches mit der Grössenzunahme der Ruder an den hinteren Segmenten gleichmässig wächst; es ragt mit 556 Ordo I. Nereiden. seiner Spitze wenig über die Lippen des oberen Astes hinaus; bei einigen weiblichen Thieren sah ich an ihm eine schwache, gegen die Ränder des Blattes gerichtete Streifung, die entfernt an die ahnliche Bildung erinnerte, welche sich an den hautigen Ruderlippen epitoker iVere/s-Arten findet ; in diesen Thieren waren die Eier allerdings grösser als in anderen, doch zeigte sich keine weitere Ausdehnung einer epitoken Formwandlung. Das untere Züngelchen ist an den vordersten Seg- menten ein stumpf abgerundeter Fortsatz, der so weit als der untere Ruderast hervorragt; an den hinteren Segmenten wird es kürzer und spitzt sich starker zu. Der Rückencirrus ist ein kleines Fadchen . welches am oberen Ruderrande da entspringt, wo die Ruderbasis in das Züngelchen übergeht; es reicht nie bis zur Spitze des Züngelchens. im übrigen differirt seine Lange nicht unbeträchtlich. Der Bauchcirrus, ein ebenso kurzer oder noch kürzerer Faden, entspringt ganz von der Ruderbasis und reicht kaum bis zur halben Ruderlange. Das Aftersegment (Taf. XXII. Fig. 5), welches oft tief braun gefärbt war, ist so lang als die beiden vorhergehenden Segmente, auf der Oberfläche längsgefurcht, an der Afteröffnung mit einigen stärkeren Einschnitten. Unter dem After stehen die beiden Afterchren, welche ge- trennt von einander entspringen und so lang werden können, dass sie die Länge der letzten G Segmente zusammen erreichen. Der Rüssel (Taf. XXII. Fig. 6) ist massig lang, gedrungen. Auf dem dorsalen Umfang des oralen Abschnittes steht jederseits neben der Medianlinie ein Polster, welches 5 — 7 Kiefer- spitzen meist in 2 Querreihen hintereinander trägt. Um den ventralen Umfang verläuft eine Binde von zahlreichen, nicht regelmässig gestellten Kieferspitzen. Auf dem dorsalen medianen Felde des maxillaren Abschnittes stehen 2 einzelne Kieferspitzen hintereinander, welche ich in einzelnen Fällen vermisste ; lateral wärts steht jederseits eine gekrümmte Doppelreihe oder ein unregel- mässiger Haufen von Kieferspitzen. Auf dem ventralen Umfange steht ein medianer grosser Haufen von Kieferspitzen, welcher fast zusammenstösst mit einem lateralen Haufen jederseits. — Die Kiefer sind heller oder dunkler braun, ziemlich stark gekrümmt, ihre Schneide ist bis zur Spitze mit 8 Zähnen besetzt. Die Art ist in der Ost- und Nordsee weit verbreitet; die von mir untersuchten Exemplare stammten von Helgoland (R. Leickart), Norderney (Metzger) und von Kiel (Hensen), in der Ost- see findet sie sich noch bei Greifswald, dann an den dänischen, skandinavischen und englischen Küsten; wie weit sie nach Norden und Süden geht, ist noch nicht festgestellt. Die Thiere sind Küstenbewohner, welche auch im wenig salzigen Wasser ausdauern , daher ihre weite Verbrei- tung in der Ostsee. Herrn Dr. Metzger in Norden verdanke ich die Mittheilung, dass, wenn im Sommer dem Meereswasser der Zutritt in die friesischen Moore geöffnet wird, diese Art damit weit hinein ins Land zieht und hier ausdauert, bis durch die Regengüsse im Herbst das Moor- wasser versüsst wird ; wenn dann in den Mooren der Salzgehalt unmerklich geworden ist, liegen die abgestorbenen Thiere auf dem Boden des süssen Wassers. Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 557 Betreffs der oben angeführten Synonymik stimme ich mit den von Malmgren darüber gemachten Angaben überein, nur ziehe ich auch die N. brevimanus (Johnst.) unbedingt hierher, denn meine Exemplare zeigen dasselbe, was Jounston von der Färbung derThiere und dem Bau des Ruders besehreibt und abbildet. Wir kennen von dieser Art bis jetzt keine besonders ausgezeichnete epitoke Form, es ist mir aber wahr- scheinlich, dass wie bei A". virens die Umwandlungen der epitoken Form unbedeutend sind , so auch hier keine grosse Formveranderungen erfolgen; möglicherweise sind die Differenzen, welche ich nicht selten in der Grösse der oberen Zllngelchen und in dem Spreitzungssrade der Buderaste beobachtete, auf solche Veränderungen zurückzuführen. IS. proccra n. sp. Körper nach vorn und hinten verschmälert, gelb. Kopflappen etwas länger als breit: Fühler langer als dessen Hälfte, am Ursprünge sich berührend, Palpen kurz und dick, die Spitze der Fühler nicht erreichend. Erstes Segment doppelt so lang als das folgende; alle Fühlercirren länger als die Palpen, der längste obere bis auf das 8. Segment rei- chend. Buder von vorn nach hinten beträchtlich an Grösse zunehmend : in den vorderen Rudern liegen die Äste hart aufeinander, die kegelförmige Lippe des oberen ragt wenig über die des unteren Astes hervor, das obere Züngelehen ist kurz kegelförmig, nicht länger als die obere Lippe, das untere Züngelchen stumpf, so lang als der unlere Ast : in den hinteren Rudern sind die Äste weit von einander getrennt und der obere Ast tritt stärker heraus, seine Lippe spitzt sich zu und ragt weiter hervor als die des unleren Astes; das obere Züngelchen wird zu einem viel grösseren dreieckigen Blatte, dessen Spitze weit über den oberen Ast hinausreicht, das unlere Züngel- chen spitzt sich zu und überragt den unteren Ast; die Rückencirren sind fadenförmig, ragen an den vorderen Rudern über das obere Züngelchen hinaus, an den hinleren Ru- dern bis zu dessen Spitze, der Bauchcirrus ist stets ein kleiner, auf einem Vorsprunge der Ruderbasis stehender Faden. Die Borsten haben grätenförmige und sichelförmige An- hänge, welch letztere in den vorderen Rudern gestreckt, in den hinteren kurz und stark gekrümmt sind; im oberen Aste der hinteren Ruder stehen ausserdem noch einige derbere Rorsten mit kurzer Nadelspilze. Rüssel schlank gestreckt; Kieferspitzen schwer wahr- nehmbar, sehr klein und wenig gefärbt : I fehlt, II einfache Bogenreihe, IV Bogenhaufen, III 2 quere Reihen; V fehlt, VI unregelmässige Haufen, VII V11I breite, unregelmässige Binde; Kiefer schlank, dunkelbraun mit 9 Zähnen. — Gulf of Georgia. Der Körper ist lang gestreckt, von seiner Mitte aus gegen das Kopf- und Schwanzende hin verschmälert, die Rückenflache wenig gewölbt; im Vordertheile sind die Ruder klein, die Seg- mentfurchen seicht, weiterhin treten die Ruder starker hervor und die Segment furchen machen an dem Seitenumfange des Körpers tiefe Einschnitte. Die Farbe war hellgelb, in der Mitte des Kör- pers etwas tiefer und röthlich. Das einzige Exemplar, dem das Schwanzende fehlte, hatte bei einer Lange von 125mm 179 Segmente, seine grösste Breite betrug 4mm. Der Kopflappen ist etwas langer als breit, doppelt so lang als das erste Segment; seine Vorderhalfte stark verschmälert und langer als die hintere. Die Fühler stehen an den Ecken des Vorderrandes , berühren sich in der Medianlinie und sind länger als der halbe Kopf- lappen. Die Palpen haben ein kurzes dickes Wurzelglied und ein grosses kugeliges Endglied, Ehlehs , Borstenwürnier. 71 858 Ordo I. Nereiden. welches nicht bis zur Fühlerspitze reicht. Die Augen sind klein, die vorderen stehen so weit von einander entfernt als die hinteren. Das erste Segment ist so lang die beiden folgenden zusammen. Von den Fü liier- en'ren reicht der obere des hinteren Paares bis auf das 8. Segment, der vor ihm stehende ist etwa um ein Drittel kürzer, die unteren reichen wenig über das Ende der Palpen hinaus. Die rudertragend en Segmente sind vorn schmaler und bedeutend kürzer als weiterhin; die Breite der ersten Segmente ist etwa achtmal grösser als deren Lange; die Segmente der Körpermitte sind nur dreimal so breit als lang. Die. Ruder sind anfanglich klein und stehen tief am seitlichen Umfang der Segmente, weiterhin werden sie so gross, dass sie fast ein Drittel der ganzen Körperbreite ausmachen. Dabei verändert sich allmalig ihre Form. An den vorderen Rudern liegen die beiden Äste hart aufeinander; der obere Ast hat eine schwach zugespitzte Lippe, welche so weit wie das obere Züngelchen vorragt; der untere Ast hat zwei gleichlange Lippen , eine vordere zugespitzte und eine hintere abgerundete und reicht mit ihnen nicht so weit als der obere Ast; über der Lippe des oberen Astes treten Borsten mit Grätenanhängen, zwischen denen des unteren Astes Borsten mit Grälen- und Sichelanhängen aus; letztere sind schlank, ziemlich schmal und an der Schneide mit langen Fbiaren besetzt. Das obere Züngelchen ist ein kurzer ziemlich stumpfer Lappen, der so weit als der obere Ast vorspringt; das untere fast gleich geformte Züngelchen reicht bis zur Spitze des unleren Astes. Der Rückencirrus entspringt auf der halben Länge der oberen Ruderkante, wo diese mit starkem Absätze in das Züngelchen über- geht; es ist ein an der Basis etwas dickerer Faden, der wenig über das obere Züngelchen hin- ausreicht. Der Bauchcirrus steht auf einem Höcker der Ruderbasis, ist ein dünner Faden und reicht etwas über die halbe Länge der unteren Kuderkante hinaus. Die Veränderungen, welche die Ruder erfahren, bestehen ausser der allgemeinen Vergrösserung, in einem stärkeren Ausein- andervveichen der beiden Ruderäste und einer ansehnlichen Vergrösserung des oberen Züngel- chens. Dieses wächst zu einem dreieckigen Blatte aus, dessen Spitze weit über die etwas stärker zugespitzte Lippe des oberen Astes hinausreicht; auf seiner oberen Kante steht, von der Spitze weiter entfernt als von der Basis, ilev Rückencirrus, ein dünner Faden, der über die Spitze des Züngelchens nicht hinausreicht. Im oberen Aste der hinteren Rüder stehen 1 — 3 starke, tief wein- gelbe Borsten mit einem scharf zugespitztenEndanhang (Taf. XXIII. Fig. 2). Der untere Ast scheint im Verhältniss zum oberen Theil des Ruders verkürzt, da er bedeutend weiter überragt wird als an den vorderen Segmenten; die Sichelanhänge seiner Borsten sind kleiner, verhältnissmässig breiter und stärker gekrümmt, an der Schneide mit kürzeren Haaren besetzt. Das untere Züngel- chen ist schlanker als vorhin und ragt über die Lippen des unteren Astes hinaus. Der Bauch- cirrus ist nicht wesentlich verändert. Der Rüssel ist lang und schlank; scheinbar ohne Kieferspitzen, die hellfarbig und so klein sind, dass man sie nur mit starker Loupe auffindet. Auf dem dorsalen Umfange des oralen Ab- Farn. Lyeoridea. Gen. Nefeis. 559 Schnittes stehen zwei Polster mit 7 — 8 Spitzen, um den ventralen Umfang läuft, eine Binde von unregelmässig vertheilten Spitzen. Das dorsale Medianfeld des maxillaren Abschnittes ist leer, jederseits daneben sieht eine einfache schwach gekrümmte Reihe \on Spitzen; auf dem ventralen Medianfelde stehen 7 Spitzen in zwei Querreihen, jederseits daneben steht ein schwacher halb- mondförmiger Haufen. Die Kiefer sind schlank, massig stark gekrümmt, braun, gegen die Spitze schwarz, die Schneide ist mit Ausnahme der kurzen Spitze mit 9 abgestutzten Zähnen besetzt. Der Fundort des Thieres war der Gulf of Georgia (A. Agassiz). Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich diese Art neben N. diversicolor stelle, da die Bildung der hinteren Ruder durchaus an diese erinnert, die Stellung der. Kieferspitzen fast die gleiche ist ; bei iV. diversicolor ist der Unterschied der vorderen und hinteren Huder weniger bedeutend als hier, damit und durch die Bildung des langgestreckten Sichelanhanges der Borsten schliefst sich N. diversicolor enger als diese Art an die N. virens an. N. virens Sars. Sars, Beskrivelser og Jag ttagelser. 1835. pg. 58. Tab. 10. Fig. 27. Aliita vir ens Kin rerg, Annula ta no va.Öfvers. af k. Vet.-Akad. Förh. I 865. pg. 172. Malmgren. Nordiska Ha fs- A nnulater Öfvers. af k. Vet.-Akad. Förh. 1865. pg. 183. Annulata pölycha eta. 1 867. pg. 56. Tab. III. f. 19. N.. grandis W. Stimpson, Synopsis of the marine In ve rtebrala of Grand Manan. January I853. (Smitiison. Institut.), pg. 34. Fig. 24. N. Yankiana Quatrefages, Histoire des Anneies. T. I. pg. 553. PI. 17. Fig. 7. 8. Körper langgestreckt, im vorderen Drittel am breitesten: bis 170 Segmente. Kopflappen länger als breit, Fühler kaum halb so lang als dieser, am Ursprünge zusam— menstossend, Palpen über die Fühler hinausragend; erstes Segment doppelt so lang als das folgende, sein Vorderrand in derMitte schwach nach vorn gerundeter weitert : die un- teren Fühlercirren kürzer als die Palpen, die oberen langer, der längste bis auf das 5. Seg- ment reichend. Ruder gleichförmig ; die Aste an den vorderen Segmenten weniger von einander getrennt als an den hinteren ; oberer Ast mit zw ei Lippen, deren grössere kegel- förmig, in den vorderen Rudern so lang als die Lippen des unleren, in den hinteren Seg- menten länger als diese: hintere Lippe des unteren Astes spitz kegelförmig, länger als die vordere schwach zweilappige: Borsten mit grätenförmigen und langen schmalen Sichel- anhängen; oberes Züngelchen, mit Ausnahme an den ersten (8) Rudern, ein breit herz- förmiges, die ganze Ruderbasis einnehmendes, weit über die Lippen hinausragendes Blatt, unteres Züngelchen schlank kegelförmig, so lang als der untere Ast; Ruekencirrus ein kurzer Faden, welcher vor der halben Länge der oberen Kante des oberen Züngelchens entspringt und nicht so weil als der obere Ruderast reicht: Bauchcirrus kürzer als der Ruekencirrus, von der Rasis des Ruders entspringend. Aftersegment lang kegelförmig, längsgefurcht, 2 schlanke Aflercirren. — Rüssel schlank; Kieferspitzen dunkel : I I oder 2 hintereinander, II IV unregelmässige Bogenreihe, III quere Doppelreihe; V I oder 2, VI I oder wenige unregelmässige, VII VIII unregelmässige Querreihe. Kiefer stark gekrümmt, schwarz, mit 1 0 Zähnen. — E pi loke Form. Veränderung der Ruder in beiden Geschlech- tern allmälig auftretend, wenig bedeutend: das obere Züngelchen stark vergrössert. aber 7t * 560 Ordü I. Nereidea. nicht hautartie ; hintere Lippe des unteren Asles schwach haulig ausgedehnt ; Wurzel des verlängerten Bauchcirrus verdickt mit kleinen Qüeelartigen Lappen. Aftersegment mit einem Päpillenkranz. — Europäische und ostamerikanische Küsten des Nordmeeres. Der Körper ist sclilank gestreckt, im vorderen Drittel am breitesten, gegen den Kopf- lappen hin wenig, gegen das Schwänzende hin allmälig und bedeutend zugespitzt. Die Rücken- fläche ist im vorderen Theile stark gewölbt, wird nach hinten hin platter, die Bauchflache ist platt. Die Gliederung in Segmente ist scharf, die seillichen Einschnitte zwischen den Segmenten werden in den epitoken Formen bei der Vergrösserung der Ruder und bei der Bildung von stumpfen Hautkämmen auf der Rückenflache der Segmente sehr tief. Die breiten blattförmigen Züngelchen , welche in den epitoken Formen eine bedeutende Grösse erreichen , geben dem Thiere ein besonders charakteristisches Aussehen. Die Farbe war röthlich weiss, heller oder dunkler gelbbraun, und bei dem grössten Thiere grau bleifarben. — Eins der grössten unver- letzten atoken Thiere war 260""" lang, an der breitesten Stelle ohne die Ruder 1 0""" milden Rudern 18""" breit und hatte 173 Segmente; ein epilokes Mannchen war I 8ömm lang, an der breitesten Stelle ohne die Ruder 8""", mit den Rudern I9'nm breit und hatte 137 Segmente. Welche Dimensionen die Thiere erreichen, zeigte ein epitokes Weibchen, dessen hinterer Körper- theil fehlte; bei einer Länge von 23ö""" halte es 112 Segmente, seine grösste Körperbreite betrug ohne die Ruder 15'"'", mit denselben 32mra. Thiere, welche ich für noch nicht ausge- wachsen halte, da vor dem Aftersegmente sehr kleine Segmente standen, maassen mit 90 Seg- menten 85mm, mit 104 Segmenten 100""". Der Kopflappen (Taf.XXII. Fig. 29) ist lang gestreckt, so lang oder langer als das erste Segment, im Vordertheile nur wenig verschmälert. Auf dem Vorderrande stehen, sich unmittelbar berührend, 2 Fühler, kaum so lang als der halbe Kopflappen. Die Palpen haben ein walzenförmiges Wurzelglied, welches über die Spitze der Fühler hinausragt, und ein kleines knopfförmiges Endglied. Die Augen stellen auf der hinteren Hälfte des Kopflappens, die vor- deren weiter auseinander als die hinteren; in der epitoken Form sind die Augen so vergrössert, dass die vorderen und hinleren aneinanderstossen ; sie zeigen dann eine grosse Pupille. Das erste ruderlose Segment ist über doppelt so lang als die folgenden; der Vorderrand der Dorsalfläche ist in der Mitte, wo er auf den Kopflappen greift, nach vorn schwach gerundet erweitert; daneben jederseits ausgebuchtet. Die Oberfläche dieses Segmentes ist dicht und unregelmässig netzartig gefurcht. Die Fühlercirren sind schlank und dünn; der obere Fiih- lercirrus des hinteren Paares reicht nach hinten bis auf das ö. Segment, nach vorn weit über die Palpen hinaus; der vor ihm stehende ist etwa halb so lang, und reicht noch über die Palpen hinaus ; die beiden unteren Fühlercirren reichen nicht so weit als diese. Die folgenden Segmente nehmen anfänglich- an Breite zu, etwa von der Mitte des Körpers an wieder ab; sie sind in der atoken Form drei- bis viermal breiter als lang; in der epitoken Form erscheinen sie noch etwas kürzer. Mit der epitoken Formwandlung treten liefere Farn. Lycoridea. (ich. Nereis. 561 Segmentaleinschnitte und niedere breit dreieckig auf die Rückenfliiche gehende Hautfalten auf, welche in der Regel heller gefärbt sind als der mittlere Theil der Rückenflache der Segmente. Beim Mannchen sind diese Bildungen scharfer ausgeprägt als beim Weibchen. — Die Ruder der atoken Form (Tat. XXII. Fig. 31) sind an allen Segmenten gleichförmig gebaut; die der ersten Segmente sind verhältnissmässig kleiner als die folgenden, in den mittleren Körpersegmenten ist die Gesammtlange des Ruders von der Basis bis zur Spitze des Züngelchens etwa der ganzen Segmentbreite gleich. In den ersten Rudern liegen die beiden Äste eng aufeinander, weiterhin sind sie mehr voneinander getrennt. Der obere Ast lauft mit zwei übereinanderliegenden Lippen aus, hinter deren Basis das Borstenbündel hervortritt; die untere der Lippen ist gross, schief herzförmig, zugespitzt, die obere ein kleines kegelförmiges Lappchen; die Borsten dieses Astes ragen weit vor, sind meist gelb oder braunlich, und haben alle lange Gratenanhange. Der untere Ast endet mit zwei voreinanderliegenden Lippen, von denen die hintere abgeplattet, ist, spitz kegelförmig auslauft und über die vordere Lippe hinausragt; diese ist an der Spitze durch einen Einschnitt in zwei stumpf abgerundete Lappen eingeschnitten. An den vorderen Segmenten ragt die hintere Lippe dieses Astes über die grosse Lippe des oberen Astes hinaus, mit dem Grösser- werden der Ruder und der Trennung der Äste voneinander reicht sie etwa nur bis zur halben Lange dieser Lippe. Die braunlichen meist in mehreren Bündeln austretenden Borsten haben zum Theil die gleichen Gratenanhange wie die des oberen Astes, theils Sichelanhange, welche schmal und so lang sind, dass sie die Lange der kürzeren Gratenanhange erreichen, mit einem sehr kleinen Haken endigen, und längs der ganzen Schneide mit kurzen Haaren besetzt sind; diese Borsten mit langen Sichelanhangen habe ich aber nur in den vorderen Segmenten gefunden. Das obere Züngelchen ist an den beiden ersten Segmenten ein stumpfer kegelartiger Fort- satz, der nicht so lang ist als der obere Ast, vom dritten Segment an wird es langer, und etwa vom 8. an ist es blattförmig. In entwickelter Form ist es ein breit herzförmiges Blatt, welches mit seiner breiten Basis so vom Ruder entspringt, dass der obere Ast zum Theil vor ihm gelegen ist; es ist schon an den vorderen Rudern, wenn auch kleiner als weiterhin, schon so gross, dass seine Ausdehnung fast der des ganzen übrigen Rudertheiles gleichkommt ; in grösster Entfaltung ist der Durchmesser von der Basis zur Spitze der Breite der Basis gleich, und etwa gleich einem Drittel der Breite des Segmentes ohne Ruder. Der obere Rand ist vor seiner halben Lange leicht eingeschnitten und tragt hier den Bückencirrus. An dieser Stelle zeigen sich bisweilen ein oder zwei dunkle Flecke, in anderen Fallen war das Blatt schwarzlich bestaubt. Das untere Züngelchen ist ein von der Ruderbasis entspringender, schwach kegelförmig zugespitzter Lappen, welcher parallel dem unteren Rande des unteren Astes lauft und so weit als dessen grösste Lippe vor- springt. Der Rückencirrus ist ein kurzer einfacher Faden, an der erwähnten Stelle vom oberen Rande des Züngelchens entspringend und dessen Spitze bei weitem nicht erreichend. Nur an den ersten Segmenten, so lange die Züngelchen unentwickelt sind, ist der Cirrus gross, und ragt selbst über die Spitze des Züngelchens hinaus; mit dem W'achstlium des Züngelchens tritt er 562 Onlo I. Nereiden. mehr und mehr zurück. Der Bauchcirrus ist ein eben so kurzer einfacher Faden, der auf der Ruderbasis beim Uebergang zum Segment entspringt. — Die Veränderungen, welche die Ruder in der epitoken Form erfahren (Taf.XXII. Fig. 32), sind, abgesehen von den Grössenverände- rungen, wenig bedeutend, und in beiden Geschlechtern fast gleich; sie treten allmalig auf und waren etwa vom 35. Segment an völlig ausgeprägt. Die Gesammtlange des Ruders ist dann grösser, die Trennung der beiden Äste voneinander vollständiger; der obere Ast verändert sich ausser einer grösseren Streckung nicht; am unteren Aste erweitert sich die hintere Lippe nach auf- wärts zu einem kleinen häutigen Blatte, ohne dass seine Spitze weiter vorragt als in der atoken Form. In beiden Ästen treten glashelle Borsten mit messerförmigen spitz auslaufenden Anhängen auf, beim Männchen bilden sie grosse fächerförmige Bündel, in denen die Borsten der atoken Form nur spärlich vorkommen ; beim Weibchen erhalten sich diese Borsten in grosser Zahl und zwischen ihnen treten die Borsten mit Messeranhängen auf. Das obere Züngelchen nimmt sehr an Grösse zu, und erreicht das Dreifache der Ausdehnung, welche es in der atoken Form hatte ; das untere Zungelchen bleibt unverändert, ebenso der Rückencirrus. Der Bauchcirrus sitzt auf einem starken halbkugelförmigen Vorsprunge, und hat an seiner Basis zwei kleine lappenartige Erweiterungen. Das oft dunkelbraun gefärbte Aftersegment ist in der atoken Form kegelförmig, länger als die vorangehenden Segmente, seine Oberfläche längsgefurcht; es trägt unter der Afteröffnung zwei schlanke Aftercirren etwa von der Länge der 6 — 7 vorangehenden Segmente. In der epitoken Form verkürzt sich das Segment, indem es zugleich dicker wird, und trägt an seiner Basis einen dichten Kranz von kurzen Papillen. Der Rüssel (Taf.XXII. Fig. 30) ragt ausgestreckt weit über den Kopflappen hinaus. Die Anordnung seiner Kieferspitzen variirt etwas. Auf dem dorsalen Medianfelde des oralen Ab- schnittes steht eine einzelne Kieferspitze, daneben jederseits ein Polster, auf dessen Höhe eine einzelne Spitze steht, oder einige unregelmässig verlheilte. Um den ventralen Umfang läuft eine Binde von Kieferspitzen, die unregelmässig und weitläufig vertheilt sind, selten in mehr als zwei undeutlichen Reihen stehen. Auf dem dorsalen Felde des maxillaren Abschnittes steht eine Kieferspitze (einmal fand ich hier zwei hintereinander): daneben jederseits eine unregelmässige und aus wenig Spitzen bestehende Doppelreihe; auf dem ventralen Medianfelde steht ein querer Haufen, und jederseits daneben eine bogenförmig gekrümmte Doppelreihe. — Die Kiefer sind tief schwarz, stark gekrümmt, an dem herausgeschobenen Theile zählt man 5 — G Zähne, die ganze Schneide des herausgerissenen Kiefers hat meistens 1 0 Zähne ; die Spitze der Schneide ist auf eine kurze Strecke ungezähnelt. Diese Art ist nach den sehr zahlreichen mir vorliegenden Exemplaren des Museum in Cambridge (Mass.) an der Ostküste Nordamerika's weit verbreitet und überall häufig; der nörd- lichste Fundort für diese Exemplare ist die Chedabucko-Bay auf Nova Scotia, der südlichste die Insel Nantucket. — An den europäischen Küsten (England, Norwegen) kommt sie gleichfalls vor, scheint hier aber seltener zu sein. Mir liegen Exemplare vor, welche von W. Stimpson an der Fant. Lycoridea. Gen. Nerris. Ö63 englischen Küste gesammelt sind ; sie bleiben an Grösse hinter den nordamerikanischen Thieren zurück, stimmen aber sonst völlig mit diesen überein. Ich bezeichne diese Thiere als Ar. virens, da in den Beschreibungen, welche Saks und Malmgren von dieser Art gegeben haben, keine erheblichen Abweichungen enthalten sind. In der M*LMGREW'schen Abbildung ragen allerdings die Fühler über die Enden der Palpen hinaus: diese Differenz ist aber zu geringfügig, lim an die Aufstellung einer neuen Art denken zu können. N. grandis (Stijips.) und Yankiana (Qtrfgs.) sind jedenfalls synonym. Diese Art ist demnach an den oslamerikanischen und europaischen Küsten des Nordmeeres verbreitet, wie die A\ pelagica. Die folgende Art, Ar. Brandt/, von den gegenüber- liegenden Küsten Asiens und Amerika's ist ihr so nahe verwandt, dass wir nur die Variation einer Grund- form haben, welche circunipolar im Nordmeere verbreitet ist. N. Brandt! (Mgrn.). Aliita Brandti Malmgren, Nordiska Hafs -An nulat e r. Öfvers. af. K. Vet. - Akad. Förbandl. 1865. No. 2. pg. 183. 184. Nereis virens Grlhe, Middendorfs Reise in den äusserst en Norden und Osten Sibiriens. Bd. II. Zoolog. Tb. I. St. Petersb. 1851. pg. 6. Taf.1. Fig. 2. 4. 3.G. N. foliata Baird. Joiin Keast Lord. The naturalist in Vancouver Island and british Columbia. Vol. II. 1 860. 8. pg. 347. Der N. virens sehr ähnlich: unterschieden durch die gleichlangen Lippen des unteren Astes, und stärkeren Endhaken der Sichelborsten; Kieferspitzen hellblond : I 2 hintereinander, II IV bogige Doppelreihe, 111 mehrreihiger querer Haufen; V zwei hinter- einander, VI kleiner Haufen, VII VIII Doppelreihe; Kiefer schwarz, stark gekrümmt, mit 6 — 8 Zähnen. — San Matico, Californien, Gulf of Georgia, Vancouver, Meer von Ochotzk. Diese Art ist der voranstehenden im Habitus, so wie in den Einzelheiten so ahnlich, dass ich mich darauf beschranke, nur die abweichenden Puncte hervorzuheben. Ein Thier von 1 8 5 m m Lange halte 166 Segmente, ein anderes epitoker Form von 52cm Lange und 1,8c,n grösster Breile hatte 230 Segmente. Her Kopflappen isl kürzer und breiler als in IV. grandis, kürzer als das erste Segment; die Fühler sind kurz und dick, überragt vom Wurzelglied der grossen Palpen. Das erste Segment ist nicht ganz doppelt so lang als das zweite ; sein Vorderrand über den Kopflappen hinaus starker gerundet erweitert als in N. grandis; die nelzartig gefurchte Oberfläche und die Fühlercirren wie bei dieser. Die folgenden Segmente kurz, 4 — 5mal breiter als lang. Die Ruder, übereinstimmend gebaut mit denen von N. grandis, unterscheiden sich dadurch, dass die Lippen des unteren Astes gleich lang sind, die hintere nicht über die vordere hinausreicht; der Endhaken der langen Sichelanhange war etwas starker, die Schneide der gralenförmigen Anhange mit gröberen Haaren besetzt. In der grossen atoken Form waren die blattförmigen Züngelchen im Verhältniss kleiner als bei N. grandis. oGi Ordo I. Nereidea. Das Aftersegmenl und die Aftercirren stimmten völlie: überein. Die Kieferspitzen des Rüssels waren bei allen Exemplaren durch eine auffallend helle, blonde Färbung ausgezeichnet. Auf dem dorsalen Medianfelde des oralen Abschnittes stehen 2 Spitzen hintereinander, daneben jederseits ein Polster mit i — 5 Spitzen; um den ventralen Umfang läuft ein breites Band massig dicht stehender Kieferspitzen. Auf dem dorsalen medianen Felde des maxillaren Abschnittes stehen 2 Kieferspitzen hintereinander, jederseits daneben eine schwache Doppelreihe ; auf dem ventralen Medianfelde steht ein querer Haufen, und jederseits daneben eine gebogene Doppelreihe von Kieferspitzen: die Kiefer sind schwarz, stark gekrümmt, an der entblössten Schneide zählte ich 6 — 8 Zähne. Der Fundort der mir vorliegenden von A. Agassiz gesammelten Exemplare war San Matico in Californien und der Gulf of Georgia; Middendorf fand sie im Meere von Ochotzk. Lord an der Insel Vancouver. Malmgrem hat für die vun Grube als A'. virens beschriebene Art aus dem Meere von Ochotzk den Namen Brandti vorgeschlagen, ich acceptire denselben auch für die mir vorliegenden Thiere. Gribe's Abbildung zeigt ein epilokes Thier. Ich habe unbedenklich die mir erst während des Druckes bekannt gewordene Ar. foliata (Baiud) von Vancouver hierher als synonym gezogen. \. lamellosa n. sp. Korper nach hinten stark verschmälert, dunkel erzfarben ; gegen 90 Segmente. Kopflappen kaum länger als breit, Fühler etwas länger als dessen Hälfte, am Ursprünge getrennt; Palpen plump, etwas über die Fühler hinausreichend: erstes Segment nicht länger als die folgenden, Fühlercirren kurz, nur der längste obere bis zur Fühlerspitze reichend. Ruder ungleich durch die starke Entwickelung der oberen Züngelchen im . hinteren Körperlheile ; Äste wenig von einander getrennt, der obere mit zwei Lippen wenig über die des unteren hinausreichend, Borsten mit grätenförmigen und breiten ge- krümmten sichelförmigen Anhängen; oberes Züngelchen der vorderen Ruder kegel- förmig, weiterhin stark vergrössert blattartig, lang herzförmig, mit schmaler Anheftung aufsitzend, der obere Rand vor der kurzen Spitze jäh abgestutzt: untere Züngelchen spitz kegelförmig, so lang oder etwas länger als der unlere Ast : Büekencirren der vor- deren Ruder lang fadenförmig, der hinteren sehr kurz, stets etwas über die Spitze des Züngelchens hinausreichend , Baucheirren kürzer als das untere Züngelchen. Rüssel kurz, Kieferspitzen stark: 12 hintereinander, II IV bogenförmige Doppelreihe, III 4 im queren Viereck stehende: V 3 quer stehende, weit nach hinten gerückte, VI runde Haufen, VII VIII zwei quere Binden, die vordere aus isolirten grösseren, die hintere aus dichter stehenden kleineren Spitzen. Kiefer schlank, wenig gekrümmt mit 12 Zähnen. — Lagosta, adrialisches Meer. Der Körper ist vorn am breitesten, verschmälert sich ideichmässig und stark gegen das Körperende hin, wo er kaum ein Viertel der vorderen Breite besitzt; seine Rückenfläche ist vorn hoch gewölbt, plattet sich aber je weiter nach hinten umso stärker ab; die Bauchfläche ist überall platt. Die. Form der Ruderfortsätze verleiht dieser Art den charakteristischen Habitus, inso- fern sie an den vorderen Segmenten im Verhällniss zur Körperbreite nur kurz sind, nach hinten aber durch dieEntwickelung der Züngelchen an Grösse gewinnen, da diese allmälig blattförmig und Farn. Lijcoridea. Gen. Nereis. 565 so gross werden, dass sie die Flanken des hinteren Körperabschnittes bedeckend diesem das Ansehen einer Phyllodoce verleihen. Die Färbung der Rückenfläche ist dunkelbraun, erzfarben, mit starkem Metallschimmer, die der Bauchfläche wenig heller; die Ruderfortsätze sind dagegen heller gelbbraun gefärbt. — Dem Exemplar, nach dem diese Beschreibung entworfen, fehlten eine vermulhlich nur kleine Anzahl von Segmenten am Schwänzende; es hatte bei einer Länge von 60,,,m 85 Segmente. DerKopflap pen (Taf. XXII. Fig.10)ist kaum länger als hinten breit, nicht ganz so hing als die zunächst folgenden 3 Segmente zusammen; seine vordere trapezförmige Hälfte ist länger als die hintere; der Vorderrand schwach gerundet, etwa halb so breit als der Hinterrand. Die Fiih ler stehen nahe den Ecken des Vorderrandes, durch einen Zwischenraum von einander getrennt; sie sind etwas länger als die halbe Länge des Kopflappens. Die Palpen sind plump, ragen über die Spitze der Fühler vor; ihr Wurzelglied ist dick, gegen das Ende hin wenig verdünnt; ihr Endglied ist fast kugelig knopfförmig. Die Augen sind massig gross, die vorderen und hinteren jeder Seite stehen einander nahe, die vorderen sind ziemlich beträchtlich mehr von einander entfernt als die hinteren. Das erste ruderlose Segment ist nicht länger als die folgenden kurzen; nach vorne hin an den Seiten etwas gerundet erweitert, auf der Bauchfläche zu einer Art die Mundöffnung um- gebenden Unterlippe umgestaltet, welche wulstig vorspringt, annähernd dreieckigen Umriss hat, und auf der Fläche mit mehreren von derMundötfhung ausgehenden Furchen gerieft ist 'Taf. XXII. Fig. I I). Die Fühle reirren sind kurze und dünne Fäden, die auf einem kleinen Wurzelgliede stehen; der obere des hinteren Paares ist der längste, er reicht zurückgelegt bis auf das 4. Seg- ment und nach vorn etwa so weit als die Spitzen der Fühler, die übrigen sind kleiner, und es erreichen die unteren nicht den Vorderrand des Kopflappens. Die 3 — 4 zunächst folgenden Körperringe sind sehr kurz, wohl sechsmal so breit als lang, die nächsten nehmen allmälig an Länge zu; etwa vom 15. Segmente an erfolgt nun aber eine bedeutende Breitenabnahme, so dass im hinteren Körpertheile die Segmente kaum dreimal so breit als lang sind. Die vorderen kurzen Körperringe sind nur durch seichte Furchen von einander getrennt ; im hinteren Körpertheile schneiden die Segmentfurchen von den Seitenflächen her tiefer ein. — Die Ruderfortsätze (Taf. XXII. Fig. 13 — 16) sind gleichförmig gebaut; aber bei der Grössenzunahme. welche die Züngelchen erfahren, werden die übrigen Theile des Ruders mehr und mehr verkleinert, so dass das eigentliche Ruder der hinteren Segmente fast nur als ein unbedeutender Anhang des Züngelchens erscheint. Die Ruderäste sind durch einen geringen Ab- stand von einander geschieden, nur etwa an den letzten 20 Segmenten liegen dieÄste unmittelbar aufeinander. Der obere Ast ist an den vorderen Segmenten kürzer als weiterhin, wo er gestreckter wird ; er endet mit zwei übereinanderliegenden spitz kegelförmigen Lippen, von denen die untere die längere ist; diese untere Lippe wird an den hinteren Segmenten schlanker und spitzer; die obere wird dem entsprechend kleiner, bis sie an den letzten sehr verkleinerten Ruderästen völlig Ehlers, Borstenwürmer. 72 560 Ordo I. Nereiden. fehlt. Die Borsten treten zwischen den Lippen aus; in den vorderen Segmenten sind es nur Borsten mit grätenförmigen Anhängen , in den hinteren Segmenten kommen auch Borsten mit Sichelanhangen vor; eine tief schwarze Acicula reicht mit ihrer Spitze nicht über die Basis der unteren Lippe hinaus. Der untere Ruderast reicht kaum halb so weit als der obere; auch er wird au den hinteren Segmenten etwas schlanker als an den vorderen; er gehl in zwei vor einanderliegende Lippen aus, die an Lange wenig verschieden sind, von denen die vordere stumpf, die hintere kegelförmig zugespitzt ist. Zwischen den Lippen treten Borsten mit gräten- und sichelförmigen Anhangen aus ; eine schwarze Acicula reicht nur bis in du- Basis der vorderen Lippe. Der gräten förmige Anhang ist schmal und spitz, längs der Schneide mit feinen kurzen Härchen besetzt ; der sichelförmige Anhang ist gross und breit, endet mit einer grossen wenig gebogenen Endspitze, und tragt längs dem geraden Theil der Schneide eine Reihe grosser Haare (Taf. XXII. Fig. 17). — Das obere Züngelchen ist an den Segmenten der vorderm Körperhalfle ein spitz kegelförmiger Fortsatz, der etwas über den oberen Ruderast hinausragt; an den ersten Segmenten ist der obere Rand des Ruders hinler der freien Spitze des Züngelchens gerade (Taf. XXII. Fig. 13); bald aber wölbt er sich mehr und mehr (Fig. 14), und es leitet sich damit der Übergang zu der Form ein, welche die Züngelchen der hinteren Kurperhälfte besitzen. Diese sind völlig blattförmig (Fig. 15. 16), und besitzen einen im Allgemeinen birnfürmigen Um- riss; ihr oberer Rand ist nahe vor der Spitze rechtwinklig abgestutzt, und bildet so einen scharfen Absatz gegen die kurzeEndspitze des ganzen Blattes, welche aus dem unteren Rande hervorgeht; das Blatt sitzt mit breiter Basis dem oberen Rande des Ruders auf, und vergleicht man die Formen der Züngelchen aus den verschiedenen Körperregionen, so gewinnt man die Ansicht, welche noch durch das Verhalten der Rückencirren gestützt wird , dass bei den grösseren Züngelchen der gesammte obere Ruderrand in diese aufgenommen ist; dass der Anfang dazu angedeutet wird durch die Wölbung, welche an den vorderen Rudern hinter der freien Spitze des Züngelchens steht; und dass endlich die kleine Spitze der hinteren blattförmigen Züngel- chen der ganzen freien Spitze der Züngelchen der vorderen Segmente analog ist. Die grössten dieser Züngelchen sind, von der Basis bis zur Spitze gemessen, länger als die Breite ihres Segmentes; sie ragen weit über das Ruder hinaus und indem sie sich schuppenförmig überein- ander legen, verdecken sie hei einer Ansicht von oben völlig die Ruderfortsatze. — Das untere Zungelchen ist ein spitz kegelförmiger Fortsatz, der über die Lippen des unteren Ruderastes hinausragt; seine Form ändert sich nicht, nur seine Grösse nimmt gleichmassig mit der der übrigen Rudertheile ab. — Der Rückencirrus ist überall ein ungegliederter Faden, der wenig über die Spitze des oberen Züngelchens hinausragt; er entspringt auf dem oberen Rande des Ruders da, wo dieser in den Rand der Spitze des Züngelchens übergeht; rückt also mit dem Grösserwerden der Züngelchen mehr und mehr gegen deren Spitze, und steht an den blatt- förmigen Züngelchen da, wo der obere Rand plötzlich rechtwinklig abgeschnitten ist; dabei wird der Rückencirrus kleiner, dass er zuletzt nur ein kurzes Fadehen ist. welches wenig über die Farn. Lycondea Gen. Nereis. 567 Spitze des Züngelchens hinausragt. Der Bauchcirrus, ein einfacher Faden, entspringt von der Ruderbasis, eine Strecke weit hinler der Wurzel des unteren Züngelchens, über dessen Spitze er nie hinausreicht ; er ist relativ und absolut an den vorderen Segmenten grösser als an den hinteren; an den ersten Rudern ist sein Wurzeltheil fast kugelig verdickt. Das Aftersegment fehlte dem von mir untersuchten Thiere. Der Rüssel (Taf. XXII. Fig. 12) ragt weit über den Kopflappen vor; er hatte eine blaugraue Färbung. Auf dem dorsalen Umfange des oralen Abschnittes steht jederseits neben der Medianlinie ein Polster und auf diesem eine kreisförmige Gruppe von etwa 12 grossen Kieferspitzen ; hinter diesen Polstern läuft eine Reihe vereinzelter kleinerer Kieferspilzen über den dorsalen Umfang; von diesen steht eine genau in der Medianlinie am weitesten nach hinten, jederseits neben ihr etwas weiter nach vorn je eine einzelne; die übrigen, welche am seitlichen Umfange des Rüsselabschnittes allmälig auf die Bauchfläche treten, stehen ungefähr mit dem hinteren Rande der erwähnten Polster in gleicher Höhe; alle wenden ihre Spitze nach hinten. Um den ventralen Umfang des oralen Rüsselabschnittes läuft im Ansehluss an die eben erwähnten eine Doppelreihe von Kieferspitzen, von denen die vorderen grösser sind und vereinzelter stehen, als die hart dahinterstehenden kleineren und dichter gedrängten ; weiter nach vorn läuft eine ein- fache Reihe grosser nach vorn gewandter Kieferspitzen parallel mit dieser Doppelreihe. Auf dem dorsalen Umfange des maxillaren Abschnittes stehen auf dem medianen Felde zwei Kiefer- spitzen hintereinander; auf dem lateralen Felde jederseits eine schwach gekrümmte Doppelreihe; das mediane Feld der ventralen Fläche trägt 4 einzelne Kieferspitzen, so gestellt, dass sie ein quer verzogenes Viereck begrenzen ; die lateralen Felder tragen, wie die entsprechenden dor- salen, eine bogenförmige Doppelreihe von Kieferspitzen. — Die Kiefer sind schwach, hellbraun, schlank und wenig gekrümmt; die Schneide der ganz herausgelösten Kiefer trägt 12 an der Spitze gerad abgestutzte Zähne, von denen der erste und letzte sehr klein sind; die Spitze des Kiefers ist etwa auf ein Viertel der ganzen Länge glattrandig ohne Zähne. Das einzige Thier war von Herrn Prof. Hellen bei Lagosta gefunden. Diese Art ist offenbar sehr nahe verwandt mit der N. Marionis (Aud. & M. Edw.). Wenn ich Anstand nehme beide Arten zu vereinigen, so geschieht das, weil nach den Beschreibungen und Abbil- dungen die Palpen, Fühler und Fühlercirren der N. Marionis etwas andere Dimensionen besitzen als in meiner Art, weil die blattförmigen Züngelehen mit dem fast rudimentären Rückencirrus anders geformt erscheinen, und weil schliesslich die Kiefer der Ar. Marionis 15 — I G kleine Zähne haben, welche auf der ganzen Schneide mit Einschluss der gekrümmten Endspitze stehen: die Anordnung der Kieferspitzen bei A". Marionis ist nicht bekannt. V limbata n. sp. Körper vorn am breitesten, nach hinten wenig verschmälert, die Mitte der Rücken- fläche dunkelbraun, die Seitentheile weiss. 140 Segmente. Kopflappen länger als breit, Fühler kürzer als dessen halbe Länge, am Ursprünge sich berührend, Palpen 72* 36 K Ordo I. Nereidea. etwas über die Fühler hinausreichend; erstes Segment so lang als das folgende, untere Fühlercirren kurz, von den oberen ist der hintere sehr viel länger, reicht bis an das i. Segment. Hintere Ruder von den vorderen durch die Entwicklung der grossen Züngelchen unterschieden. Äste der vorderen Huder eng aufeinander, der hinleren stärker getrennt ; oberer Ast mit zwei Lippen etwas iilier die des unteren hinausreichend : Borsten mit gräten förmigen, und kurzen, breiten fast geraden sichelförmigen Anhängen: obere Züngelchen der vorderen Ruder kegelförmig wenig über den oberen Ast hinaus- reichend; an den hinteren Rudern stark vergrössert blattartig, breit herzförmig mit breiter Basis aufsitzend, ihr Rand oft schwarz gesäumt: untere Züngelchen an den vorderen Rudern länger, an den hinteren kürzer als der untere Ast: Rückencirren kurz faden- förmig, nicht über die Spitze des Züngelchens hinausreichend: Baucheirren kürzer als das untere Züngelchen. Aftersegment einfach, kurz. Rüssel massig lang: Kieferspitzeh stark: 1 zwei hintereinander, II bogenförmige Doppelreihe, IV Haufen. III querer Haufen ; V zerstreute, VI Haufen, VII VIII quere mehrreihige Binde oderV — VIII ringförmige Binde. Kiefer schlank, bernsteingelb mit (J— 10 Zähnen. — Ostküsle von Nordamerika. Der Körper ist hinter dem Kopf läppen am breitesten, gegen das Schwänzende hin allmälig und nicht viel verschmälert, da die geringere Breite der Segmente durch die zunehmende Grösse der Ruder und zumal der Züngelchen ausgeglichen wird ; die Rückenflache ist im vorderen Theile massig gewölbt, weiterhin ziemlich stark abgeplattet. Sehr kennzeichnend ist die Färbung: vom Kopflappen her, der bald mehr, bald weniger braun gefärbt war. lauft über die Rückenflache der ersten 13 — 20 Segmente ein breiter rothbrauner Streif, welcher etwa ein Drittel der Segment- breite einnimmt und scharf gegen die farblosen weissen Flankentheile und Ruder der Segmente abgesetzt ist ; weiter hinaus verschmälert sich dieses braune Längsband zu einem schmalen in der Medianlinie weiterlaufenden Streifen; an den hinteren Segmenten sind dann die grossen blatt- förmigen Züngelchen in hervorstechender Weise schwarz gesäumt; doch kamen auch Exemplare vor, welche diese Zeichnung nicht trugen. — Ein Exemplar von 50mm Lange halte 93 Segmente, ein zweites von ö3ram Länge hatte 92 Segmente; ein Thier von 190mm Lange hatte dagegen 1 40 Segmente. Der Kopflappen ist langer als breit, so lang als die beiden ersten Segmente zusammen; seine vordere Hälfte stark zugespitzt; die Fühler stehen unmittelbar aneinander, sind kürzer als die halbe Lange des Kopflappens; die Palpen haben ein bis zur Fühlerspitze reichendes walzenförmiges Basalglied, und ein kurzes knopfförmiges Endglied. Die Augen auf der hinteren Hälfte des Kopflappens sind massig gross, die vorderen weiter von einander entfernt als die hinteren. Das erste ruderlose Segment ist so lang als das zweite; von den Fühlercirren ist der obere des hinteren Paares der längste, reicht rückwärtsgelegt bis ans 4. oder 5. Segment ; der vor ihm stehende reicht etwas über das Ende der Palpen hinaus, die beiden unteren nicht so weit als diese. Die folgenden Segmente sind durchschnittlich dreimal so breit als lang. Die Ruder der vorderen sind kurz, etwa einem Fünftel der Segmentbreite gleich; allmälig nehmen sie an Grösse Farn. Lycotidea. Gen. Nereis. 569 zu, und es entwickelt sich besonders das obere Züngelchen; etwa vom 30. bis 35. Ruder an tritt dieses starker hervor; an den hinteren Segmenten sind dann durch das Wachsthum der Züngelchen die Ruder grösser als die Rreite der Segmente. Mit der Grössenzunahme der Ruder werden zugleich die Furchen zwischen den Segmenten, besonders am seitlichen hörperumfange tiefer. In den vorderen Rudern, deren Züngelchen nicht vergrössert sind, liegen beide Aste unmittelbar übereinander; der obere Ast reicht etwas weiter nach aussen als der untere, er endet mit zwei kegelförmigen Lippen, von denen die obere etwas kürzer ist als die untere; seine Borsten haben grätenförmige Anhange; der untere Ast hat eine hintere zugespitzte, und eine vordere etwas kürzere und stumpfere Lippe, zwischen beiden treten gelbe Borsten mit gräten- und sichelförmigen Anhangen aus; die Sichelanhänge sind kurz und breit, gerade, ihre Spitze eine starker kaum gekrümmter Dorn , ihre Schneide mit grossen Haaren besetzt. Das obere Züngelchen ist hier ein dreieckiger Lappen, der weiter vorragt als die Ruderäste; das untere Züiigelchen ist stumpf kegelförmig und ragt wenig über den unteren Ast hinaus. Der Rückencirrus ist ein kurzer Faden, welcher etwa auf der halben Länge der oberen Ruderkante entspringt und nicht über die Spitze der oberen Züngelchen hinausragt; der Bauchcirrus ent- springt an der Ruderbasis auf einem kleinen höckerartigen Vorsprunge, und reicht kaum bis zur halben Länge der unteren Ruderkanle. — Die Veränderungen, welche dieRuder allmälig erfahren bis zu ihrer vollen Ausbildung an den hinteren Segmenten, bestehen zunächst darin, dass die beiden Ruderäste auseinanderweichen; am oberen Ruderaste tritt die obere Lippe zurück, während die untere an Grösse zunimmt; am unteren Aste wird die hintere Lippe länger und am Ende zweilappig; die Sichelanhänge, der Borsten werden etwas gestreckter; das untere Züngelchen wird freier und etwas mehr zugespitzt; der Bauchcirrus bleibt fast unverändert. Dagegen wird das obere Züngelchen , indem es die ganze obere Ruderkante in sich aufnimmt, zu einem spitz herzförmigen Blatte, welches mit breiter Basis aufsitzt, und auf seiner oberen Kante in einem Einschnitte nicht weit von der Spitze den kurzen Rückencirrus trägt, welcher bis zur Spitze des Blattes reicht; diese blattförmigen Züngelchen legen sich an den Seiten des Körpers mit den Spitzen nach hinten dachziegelförmig übereinander ; das einzelne Blatt reicht dann mit seiner Spitze bis auf die Hälfte des nächsten Segmentes und auch wohl etwas darüber hinaus. Bei den meisten Thieren waren diese Züngelchen breit schwarz gesäumt durch kurze Hautdrüsen, welche in regelmässigen Abständen von einander von der Kante des Blattes radiär auf die Fläche zogen. Das Aftersegment ist kurz, die fadenförmigen Aftercirren etwa so lang ;ils die letzten 5 — 6 Segmente zusammen. Der Rüssel ähnelt sehr dem der N. succinea (Lkt.). Auf dem dorsalen Umfange des oralen Abschnittes stehen unregelmässig einige mediane Kieferspitzen, jederseits daneben ein Polster mit 7 — 8 Spitzen ; um den ventralen Umfang läuft eine breite Binde von Kieferspitzen, welche in 3 nicht regelmässigen Reihen geordnet sind, und von denen die der vorderen Reihe 570 Onlo I. Nereidea. etwas grösser sind als die hinteren. Bisweilen greift diese Binde so weit auf die dorsale Fläche, dass deren Kieferspitzen damit im Zusammenhange und so eine ununterbrochene Ringbinde ent- steht. Auf dem dorsalen Medianfelde des maxillaren Abschnittes stehen 3 grosse Kieferspitzen hintereinander; jederseits daneben eine gekrümmte Doppelreihe; auf dem Medianfelde des ven- tralen Umfanges steht ein querer aus 3 Reihen gebildeter Haufen, und jederseits daneben ein grösserer dreieckiger Haufen. Alle Spitzen sind hellbraun. Die Kiefer sind lichtgelbbraun, bernsteinfarben, schlank, massig gekrümmt, ihre Schneide trägt 9 — 10 Zähne; ihre freie Spitze ist nur kurz. Die untersuchten dem Museum in Cambridge (Mass.) gehörigen Exemplare stammten von Massachusets Bay, Boston Harbour, New-York Bay und Charleston. X. succiuca (R. Leuckart). Frey und Leuckart, Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere. Braunschweig 1847. 4. pg. 154. Körper vorn am breitesten, nach hinton stark verschmälert, bräunlich, 68 Segmente. [Topflappen länger als breit, Fühler einem Viertel von dessen Länge gleich, am Ur- sprünge einander genähert, Palpen gross über die Fühler hinausreichend. Erstes Seg- ment länger als das folgende, von den Fühlercirren reicht nur der längere obere über die Fühlerspitzen hinaus. Hintere Ruder von den vorderen durch die vergrosserten ZUngelchen unterschieden. Äste der vorderen Ruder eng aufeinander, der hinteren stärker von einander getrennt ; der obere Ast in den vorderen Rudern mit zwei grossen Lippen, so weit als die des unteren vorragend, in den hinteren Rudern mit nur einer grossen Lippe über die des unteren weil hinausreichend, Borsten mit grätenförmigen und schwach gekrümmten schmalen sichelförmigen Anhängen ; oberes ZUngelchen der vor- deren Ruder kegelförmig, der hinteren stark verlängert, abgeplattet, fast lanzettförmig mit scharf abgesetzter Spitze: unteres ZUngelchen so lang als der untere Ast. Riicken- cirrus fadenförmig, an den hinteren Rudern kurz, stets nur wenig über tue Spitze des Züngelchens hinausreichend; Raucheirren kürzer als das untere Züngelchen. Afterseg- ment kurz und breit. — Rüssel ziemlich lang: Kieferspitzen stark : I 3 hintereinander, II bogenförmige Doppelreihe, IV unregelmässiger. 111 grosser querer Haufen ; V I oder 2, VI Haufen, VII VIII quere Doppelreihe. Kiefer schlank, gelb, mit 8 — 9 Zähnen. — Nordsee. Der Körper dieser Art ist plump, im Vordertheile am breitesten, von da gleichmässig verschmälert bis zu dem nur ein Drittel so breiten Schwanzende. Die Ruder sind anfänglich kurz und gedrungen, stehen weit von einander gerade seitlich ab; gegen das Körperende hin werden sie länger und schlanker, sind nach hinten gewandt und liegen an den Seiten der Körpers schuppenförmig über einander. Die Rückenfläche war bräunlich mit einem Stich ins Violette gefärbt, am stärksten an den vorderen Segmenten, wo die tiefste Färbung undeutlich als quere Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 571 Binde begrenzt war. Die Bauchfläche war farblos, weisslich. — Das grösste mir vorliegende Exemplar war 80""" lang und hatte G8 Segmente. Der Kopf läppen (Taf. XXII. Fig. 18) ist länger als breit; die vordere trapezförmige Hälfte nach vorn stark verschmälert, so lang als die hintere ; der Vorderrand ist gerade abge- stutzt, nur ein Viertel so breit als die grösste Breite der hinteren Hälfte. Die Fühler sind sehr kurz, haben etwa nur ein Viertel der ganzen Kopflappenlänge; ihre Ursprünge sind durch einen kleinen Zwischenraum von einander getrennt. Die Palpen sind gross, und ragen über die Spitzen der Fühler hinaus; ihr Wurzelglied ist länglich walzenförmig, ihr Endglied knopfartig. Die Augen stehen weit von einander, die vorderen etwas mehr von einander ab als die hinteren: an allen war eine deutliche Pupille. Das erste Segment ist etwas länger als das folgende; die Fühlercirren sind kurz, ein- fach fadenförmig; die unteren reichen kaum über die Enden der Palpen hinaus, von den oberen sind die hinleren die längsten, reichen zurückgelegt bis an das 4. Segment. Die rudertragenden Segmente sind vom am Körper drei- bis viermal so breit als lang, mit der Abnahme der Breite gegen das Körperende ändert sich dieses Verhältniss, so dass die hinteren Segmente kaum doppelt so breit als lang sind. Die Segmentalfurchen sind überall seicht. — Die Ruder sind an den vorderen Segmenten (Taf. XXII. Fig. 20) nur kurz, kommen kaum einem Drittel der Segmentbreite gleich und ragen gerade seitwärts vom Körper ab, weiter- hin gewinnen sie durch Vergrösserung der Züngelchen an Länge, bis sie an den letzten 20 Seg- menten etwa eben so lang werden, als die Segmente breit sind, und nehmen nun die Richtung nach hinten, indem sie zugleich wie Dachziegel sich aufeinander legen. Damit, ändert sich auch die Form der Ruder. Anfänglich bestehen die Ruder aus zwei eng übereinanderliegenden Asten ; der obere etwas weiter als der untere reichende Ast läuft mit zwei kegelförmigen Lippen aus, von denen die obere, vor welcher das Borstenbündel austritt, etwas weiter nach vorn liegt als die untere ein wenig längere. Der untere Ast endet mit zwei fast gleich langen Lippen, die vor einander liegen; die vordere Lippe ist stumpf, die hintere schwach zugespitzt; sie reichen nicht ganz so weit seitwärts hinaus als die Lippen des oberen Astes. Das obere Züngelchen ist an diesen Rudern dick kegelförmig, seine Spitze ragt nur wenig über den oheren Ast hinaus; das untere Züngelchen ist etwas gestreckter, ebenfalls kegelförmig, und reicht so weit als die Lippen des unteren Astes. Der Rückencirrus ist fadenförmig, entspringt da, wo das Züngelchen von der Ruderbasis abgeht, und reicht wenig weiter als dieses hinaus. Der Bauchcirrus ist ein kurzer zugespitzter Faden, der weit unter der Wurzel des unteren Züngelchens von der Ruderbasis ent- springt, und kaum bis an diese sich erstreckt. Die Veränderungen, welche allmälig mit den Rudern vorgehen, erreichen ihr Maximum an den letzten 20 Segmenten (Taf. XXII. Fig. 21). Die Ruderäste, welche hier im Verhältniss zum oberen Züngelchen klein werden, trennen sich etwas mehr von einander, und der obere Ast reicht mehr als doppelt so weit über den unteren hervor. Der obere Ruderast verliert allmälig die eine obere Lippe, die zu einem kleinen Höcker £ 57 2 Ordo I. Nereidea. reducirl wird, wahrend die andere lang gestreckt vorragt. Der untere Ruderast wird sehr kurz, behalt aber seine beiden Lippen. Das obere Züngelchen streckt sich mehr und mehr und wird zuletzt ein von vorn nach hinten blattförmig plattgedrückter schmaler Fortsatz mit jäh schräg abgestutzter Spitze, der weit über die Lippe des oberen Ruderastes hinausragt und den Seiten- flächen des Körpers anliegend über das nächste Segment hinaus nach hinten reicht. Das untere Züngelchen behält im Ganzen seine Form, reicht so weit als der untere Ruderast und wird mit diesem gleichmässig kleiner. Der Rückencirrus nimmt an Länge ab , und rückt zugleich mit seinem Ursprünge mehr und mehr von der Ruderbasis ab weiter gegen die Spitze des Züngel- chens, bis er ein kurzer Faden ist, der nicht weit von der Spitze des gestreckten Züngelchens entspringt und wenig über diese hinausragt. Der Bauchcirrus verkleinert sich im Verhältniss zu dem Kleinerwerden des Ruders, behält sonst die gleichen Formen. — Die Borsten, welche aus dem oberen Ruderaste hervortreten, haben grätenförmige längs der Schneide mit feinen Härchen besetzte Anhänge; die des unteren Astes sind zum Theil die gleichen, theils haben sie sichel- förmige, schmale langgestreckte in eine fast gerade Spitze auslaufende Anhänge, welche längs der Schneide mit einer Reihe feiner Haare besetzt sind (Taf. XXII. Fig. 22). In jedem Aste liegt eine schwarze Acicula. Das Aftersegment ist kurz und breit, die Afteröffnung von einem wulstigen Rande umgeben; von der ventralen Fläche entspringen, durch die ganze Breite des Segmentes getrennt, die beiden kurzen fadenförmigen Aftercirren. Der Rüssel ragt ausgestreckt weit über den Kopflappen hinaus. Der dorsale Umfang des oralen Abschnittes trägt zwei durch eine mediane Furche getrennte Polster, auf jedem von diesen steht ein Haufen von 7 — 12 schwarzen Kieferspitzen; in der medianen Furche stehen in gleicher Höhe mit diesen Haufen oder etwas vor denselben ein oder zwei einzelne Kieferspitzen; um den ventralen Umfang dieses Rüsselabschnittes läuft eine breite oft aus mehreren Reihen bestehende Binde schwarzer Kieferspitzen ; von diesen sind die in den vorderen Reihen stehenden am grössten. Der maxillare Abschnitt trägt auf dem medianen Felde des dorsalen Umfanges drei hintereinanderstehende Kieferspitzen, lateral wärts je eine gekrümmte Doppelreihe; auf dem medianen Felde des ventralen Umfanges steht ein grosser querer viereckiger Haufen grosser Kieferspitzen, lateralwärts daneben ein kleinerer dreieckiger. Die Kiefer sind gelb, gross, massig gekrümmt; ihre Schneide trägt 8 — 9 Zähne. Diese Art ist bis jetzt nur an der deutschen Nordseeküste gefunden. Leixkart giebt an, sie sei bei Helgoland selten, sehr häufig dagegen bei Cuxhaven; mir liegen ausser den Leuckart'- schen Originalexemplaren des göttinger Museums andere vor, welche von Dr. Metzger auf Norderney gesammelt waren. Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 573 i\. ve\illo$a Gr. Gribe, Middendorff Reise in den äussersten Norden und Osten Sibiriens. Bd. II. Zoologie Th. I. 1851. pg. 4. Tal'. II. Fig. I. 5. 6. Forma e p i t o c a. N. arctica Grube, Middendorff Reise a. a. 0. pg. 11. Taf. I. Fig. 7. Heteronereis Middendorffii Malmgren, Nordiska Ha fs-An nulater. Öfversigt af K. Vet.-Akad. Förhandlingar. 1865. No. I. pg. 109. Körper im Vorderende am breitesten, nach hinien verschmälert; bräunlich oder blaugrün; I18 Segmente. Kopflappen länger als breit, Fühler kürzer als dieser, am Ursprünge weit getrennt, Palpen gross, weit über die Fühler hinausreichend : erstes Seg- ment doppell so lang als die folgenden. Fllhlercirren kurz, nur der liingste obere reicht über die Palpen hinaus. Hintere Ruder von den vorderen durch die vergrösserten Züngelchen unterschieden Ruderäsle eng aneinander: oberer Ast mit einer stumpf kegelförmigen Lippe weil über die des unteren hinausreichend, Borsten mit gräten- förmigen und kurz sichelförmigen Anhängen ; obere Züngelehen an den vorderen Rudern stumpf kegelförmig, wenig über den oberen Ast hinausreichend, an den hinleren Rudern stark vergrössert, blattartig lang gestreckt; untere Züngelchen stumpf gerundet, so lang als der unlere Ast : Rückencirren fadenförmig, stets über das Züngelchen hinausreichend. an den hinteren Rudern fast terminal in einem Ausschnitte stehend ; Baucheirren so lang als der untere Ast. Aftersegment kegelförmig, längssefurcht. Rüssel ziemlieh lang, Kieferspitzen: 1 •'{ hintereinander, II IV bogige Haufen, III rundlicher Haufen von kleineren Spitzen: V fehlt, VI Haufen aus 2 kurzen Querreihen, VII VIII breite dichte Querbinde. Kiefer braun, stark gekrümmt mit 7 Zahnen. — EpitokeForm. J vhmi 21. Ruder an allmälige Umwandlung; in den ausgebildeten Rudern sind die Äste weit getrennt, die Lippe des oberen Astes vergrössert, die hintere Lippe des unteren Astes ein grosses häutiges Blatt : der obere Rand des oberen Züngelchen stark convex zu einem Lappen gewölbt, das untere Züngelchen frei, an der Rasis des Bauchcirrus ein ungleich zweigeteilter Lappen. — Westküste Nordamerika' s. Der Körper hat nahe hinter dem Kopflappen seine grösste Breite und verschmälert sich von da ab gleichmassig, die Breitenabnahme trifft aber nur die Segmente selbst, welche am Schwanzende kaum % der Breite der ersten Segmente haben, wahrend die Gesammtbreite des Körpers durch die Vergrösserung der hinteren Huder wenig verringert erscheint. Die Rücken- flache ist im Vorderlheile hoch gewölbt, gegen das Schwanzende hin abgeplattet. Für den Habitus sind die blattförmigen Züngelehen charakteristisch, welche den beiden hinteren Dritt- theilen des Körpers das Aussehen einer Phyllodoce verleihen. Der Habitus der epitoken weib- lichen Form unterscheidet sich durch eine geringe allmälig auftretende Breitenzunahme an den veränderten Segmenten, und in höherem Grade durch die hellfarbigen Hautkamme, welche von den Rudern auf die Ruckenflache der Segmente hinaufziehen. — Die Färbung der mir vorliegen- den Thiere ist eine sehr verschiedene; einzelne Thiere waren hellröthlich, andere auf der Hückenfläche braun schwach kupferfarbig, auf der Bauchfläche weiss, noch andere hellfarbig mit leicht blaugrünem Anflug, und schliesslich hatte eine Anzahl von Thieren eine tief blaugrüne EHLBRS , Borste mviirmer. 73 57 i- Ordo I. Nereide«. Färbung auf der Bückenfläche, während die Spitzen der Ruder und die Bauchfläche weiss, das Schwanzende bei einigen Thieren bräunlich gefärbt war. — Das epitoke Weibchen hatte diese blaugrüne Färbung, nur waren die veränderten Ruder des hinteren Körperabschnittes und die von ihnen ausgehenden Hautkämme farblos weiss, und scharf gegen die Körperfarbe abstechend. Die Messungen ergaben mir folgende Zahlen: 90rara lang, vorn 5mm breit, 99 Segmente; 1 80mm lang, vorn I 0""" breit, I 02 Segmente. Das epitoke Weibchen war I 05""" lang, vom 6mm, im An- fange des hinteren veränderten Theiles mit den Rudern I0",ra breit, und hatte IIS Segmente. Der Kopflappen ist länger als im hinteren Theile breit, etwa so lang als das erste Segment ; sein vorderer Abschnitt ist nur wenig verschmälert, etwa so lang als der hintere. An den Ecken des breiten Vorderrandes stehen, von einander getrennt, die Fühler, welche nicht so lang als der Kopflappen sind. Die Palpen sind gross und dick, ihr Wurzelglied ragt weiter hinaus als die Fühler, ihr Endglied ist klein, knopfförmig. Die Augen sind in der atoken Form klein, weit von einander getrennt, die vorderen, etwas kleineren, stehen einander näher als die hinteren. In der epitoken Form sind die Augen stark convex und so vergrössert, dass das vordere und hintere Auge jeder Hälfte sich berühren. Das erste ruderlose Segment ist doppelt so lang als die folgenden. Die Fühler cirren sind kurze Fäden, der obere des hinteren Paares ist der längste, reicht nach hinten bis auf die Mitte des zweiten Segmentes, nach \orn wenig über die Palpen hinaus; der obere des zweiten Paares ist etwas kürzer; die unteren Fühlercirren reichen kaum bis zum Vorderrande des Kopf- lappens. Die folgenden Segmente, welche, wie erwähnt, allmälig an Breite sehr bedeutend abnehmen, sind durchschnittlich etwa dreimal so breit als lang; die Segmentgrenzen sind scharf; besonders stark tritt die Abgrenzung der Segmente gegeneinander in den erweiterten Körper- abschnitten der epitoken Form hervor, wo zugleich durch die Hautkämme und die vergrösserten Ruder die Segmente breiter erscheinen als in der atoken Form. — Die Ruder der atoken Form sind an den vorderen Segmenten kurz und stumpf, ragen nur wenig hervor; weiter nach hinten werden sie grösser, erhalten aber erst durch die Fntwickelung des oberen Züngelchens zur Blatt- form ihre volle Ausbildung. Diese Blattform des oberen Züngelchens tritt ungefähr vom 25. Seg- mente ab deutlicher hervor; in seiner vollen Ausbildung im hinteren Körpertheile reicht es dann über drei Segmente weg. Die vorderen Ruder ragen seitwärts und ein uenig nach vorn, die Ruder mit blattförmigen Züngelchen wenden sich nach hinten. — Das kurze Ruder dervorderen Segmente (Taf. XXIII. Fig 3) besteht aus zwei unmittelbar aufeinanderlegenden Ästen, von denen der obere etwas länger ist als der unlere. Der obere Ast endet mit einer kurzen abgerundeten Lippe, über deren Basis ein Bündel von Borsten mit gräten förmigen Anhängen austritt. Der untere Ast endet mit 2 gleichlangen kurz zugespitzten Lippen, zwischen welchen Borsten mit gräten- und sichel- förmigen Anhängen austreten. In jedem Aste liegt eine schwarze Acicula; die Borsten haben eine lief weingelbe oder braune Farbe, der Sichelanhang ist kurz gedrungen, mit wenigen grossen Farn. Lycoridea. Gen. Nereis. 5/5 Haaren an der Schneide; der gräten förmige Anhang ist langgestreckt und äusserst fein ausge- zogen, seine Schneide ist am Grundtheile mit Zahneinschnitten besetzt, welche gegen die Spitze hin bald kleiner werden und verschwinden. Das obere Züngelchen dieser Ruder ist ein stumpf abgerundeter oder schwach zugespitzter Lappen, welcher so weil als der obere Ruderast oder kaum über diesen hinausragt. Das untere Ziingelchen ist ein dicker stumpf abgerundeter Lappen, welcher etwas über die Lippen des unteren Astes hervorragt. Der Rückencirrus entspringt hier- auf der halben Lange des oberen Huderrandes, wo das Ziingelchen mit einem Absatz von der Ruderbasis abgeht; er ist so lang oder auch länger als das ganze Huder und reicht weit über das Ziingelchen hinaus. Der Bauchcirrus entspringt von der Ruderbasis und ragt nicht über das unlere Züngelchen vor. — Die Veränderungen, welche die Ruder der hinteren Segmente allmälig erfahren, beschränken sich, was die Ruderäste, das unlere Züngelchen und den Bauchcirrus betrifft, darauf, dass alle diese Theile an der allgemeinen Vergrösserung theilnehmen, sich etwas strecken und von einander trennen; zwischen den wenigen Borsten des oberen Astes treten dann auch solche mit sichelförmigen Anhängen auf. Die Hauplveränderung trifft das obere Ziingelchen. welches sich mehr und mehr streckt, von vorn nach hinten abplattet, und so zu einem schmalen Blatte auswächst, welches vier bis fünf mal so lang als breit ist; sein unterer Rand ist geradlinig, sein oberer desgleichen oder schwach convex; an seinem Ende ist ein Ausschnitt, und aus diesem entspringt der fadenförmige Rückencirrus, welcher beim Aus- wachsen des Züngelchens allmälig von der Ruderbasis ab in die Höhe gehoben wird '). Die Ecke des Züngelchens unter der Insertion des Rückencirrus ist stets weisslich gefärbt; hier endet ein Nerv, welcher vom Nerven des Rückencirrus bei dessen Durchtritt durch das Ziingelchen kurz vor dem Eintritt in den Cirrus abgegeben wird (Taf. XXIII. Fig. 4). Die Umwandlung, welche die Ruder der weiblichen epitoken Form erleiden, tritt zuerst am 27. Ruder auf, wo sich unter dem Bauchcirrus ein kleiner Höcker zeigt; die weitere Aus- bildung der einzelnen Rudertheile, zugleich mit der Bildung der Hautkämme auf der Ruckenfläche der Segmente erfolgt rasch; etwa vom 32. Ruder an ist die völlige Entwicklung erreicht. Die Ruder werden beträchtlich grösser, platten sich von vorn nach hinten ab, und werden gleichzeitig höher; die beiden weiter ausgestreckten Ruderäste sind durch einen weiten Abstand von einander gelrennt. Die Lippe des oberen Astes wird eine spitz ausgezogene, gegen den Körper abge- rundet vorspringende häutige Platte, über welcher ein grosses Bündel von glashellen Borsten mit messerförmigen Anhängen austritt; am unteren langgestreckten Ast wird die hintere Lippe zu einem breit herzförmigen grossen Hautblatte, vor welchem ein Bündel von glashellen Messer- borsten, untermischt mit den gelben Borsten der atoken Form austritt. Das obere Züngelchen, an diesen Segmenten auch in der atoken Form bereits stark gestreckt, verändert seine Form I) Die Länge des Züngelchens variirl etwas; am längsten waren diejenigen, an denen beide Ränder geradlinig waren ; die Convexitäl des oberen Randes schein! den ersten Übergang zur Epilokie anzudeuten. 73* 576 Ordo I. Nereidea. dadurch, dass der obere Rand sich stark convex wölbt, und in dieser Erweiterung hautartig dünn wird1). Die Ecke, welche unter der Einpflanzung des Riickencirrus steht, wird spitz ausge- zogen. Das untere Züngelchen wächst zu einem schlank birnförmigen, an der Basis verdünnten Lappen aus, welcher ganz vom Ruderasle getrennt ist und so weit reicht als das nicht häutig veränderte Ende des Ruderastes. Der Riickencirrus erleidet keine Formveränderung; derBauch- cirrus erhält an der Basis zwei Lappen, von denen der obere schmal und stark sichelförmig gekrümmt ist, während der untere ein grosses halbmondförmig gerundetes Rlatt darstellt (Taf. XXIII. Fig. 5). Das Aftersegment ist kegelförmig zugespitzt, länger als das vorangehende Segment, und oft durch besondere Färbung ausgezeichnet; seine Oberfläche war in der atoken Form schwach, in der epiloken stärker längsgefurcht. Unter der Afteröffnung stehen unmittelbar an einander 2 Aftercirren von der Länge der o — 6 letzten Segmente zusammen. Der Rüssel ragt ausgestreckt weit über den Kopflappen hinaus. Auf dem dorsalen Um- fange des oralen Abschnittes steht jederseits ein Polster mit 7 — 8 grossen Kieferspitzen in zwei Reihen oder auch wohl kreisförmig gestellt; um den ventralen Umfang läuft weit an den Seiten hinaufgreifend eine breite Binde kleiner Kieferspitzen, von denen die vorderen etwas grösser sind als die hinteren. Auf dem dorsalen medianen Felde des maxillaren Abschnittes stehen drei kleine Kieferspitzen in einer Reihe hintereinander; jederseits daneben steht ein gekrümmter Streifen von grossen dunkelfarbigen Kieferspitzen; auf dem medianen ventralen Felde sieht ein grosser Haufen kleiner unregelmässig zerstreuter Kieferspitzen, und jederseits daneben ein grosser fast halbmondförmiger Haufen von ebenso grossen Kieferspitzen wie die entsprechenden dorsalen. Die Kiefer sind derb, stark gekrümmt, dunkelbraun oder schwarz; ihre Schneide trägt 7 abge- stutzte Zähne, die Spitze ist auf eine längere Strecke ungezähnell. Der Fundort der von mir untersuchten Thiere war die Westküste Nordamerika^ : Men- docino, Crescent City, San IMatico in Californien und der Gulfof Georgia ; die von Grube unter- suchten Thiere stammten aus dem nördlicher gelegenen Sitcha und aus dem ochotischen Meere. Ich habe auf diese Thiere den von Grube gegebenen Namen x^exillosa angewandt, denn seine Be- schreibung und Abbildung (Taf. II. Fig.l) passt fast vollständig auf die mir vorliegenden Exemplare; eine Differenz besieht darin, dass bei einigen der GRUBE'schen Exemplare der längste Fühlercirrus bis zum 4. Segment reichte, und dass die Kiefer nur 3 Zähne haben sollen. Ich habe die Vermulhung, dass die vouGruke als arctica bezeichneten, von Malmghen zu Heteronereis Middendorffii\ims,etaaften Thiere die epitoken Formen der ^V. vexillosa sind, und zwar ist offenbar das kleinere der von Grube erwähnten Thiere das Männchen, das grössere das Weibchen ; dagegen spricht, dass dir Kopflappen und Fühlercirren länger sind als in meinem Exemplare, denn der Kopflappen soll so lang als die i nächsten Segmente, die Fühlercirren so lang als die 7 ersten Segmente sein. Vielleicht sind aber diese Angaben nach einem Exemplare mit ausgestrecktem Rüssel gemacht, bei dem dann, wie immer, die ersten Segmente stark zusammengedrängt l) Diese Umbildung entspricht dem kleinen Haullappen, welcher bei anderen epitoken Nereisarten hinter dem Riickencirrus sieht. Farn. Lycoridea. Gen. Geratocephale. Gen. Dendronereis. 577 sind. Sonst müsste man annehmen, dass Grube zwei verwandte Arten in seiner N. vexillosa zusammen- geworfen habe, eine mit längeren Fühlercirren aus dem (idiotischen Meere, zu dem dann seine N. aretica als epitoke Form gehurt, und eine mit kürzeren Fühlercirren aus Sitchn, die nach der Abbildung jedenfalls mit den von mir beschriebenen Thieren identisch ist. Ceratoceuhale (Mgrn.). Malmgren, Annulata polychaeta. 1867. pg. 60. Kopflappen vorn lief eingeschnitten, mit 2 Fühlern und 2 Palpen; erstes Segment ruderlos jederseits mit i Fühlcrcirren, linder zweiästig; ohne oberes, nur mit einem unteren Züngelchen ; Rückencirrcn fadenförmig an der Basis plattgedrückt; Baucheirren gedoppelt. Rüssel mit häutig weichen Papillen und 2 Kiefern. Diese ausgezeichnete von Malmgren aufgefundene Gattung gewährt dadurch ein besonderes In- teresse, als sie eine Zwischenform zwischen der Gattung Nereis und der sonst isolirt stehenden Dendronereis bildet. Mit der letzteren hat sie die Bildung des Kopflappens gemein, welche von der bei Nereis stets vor- kommenden etwas abweicht. Im Bau der Ruder ist das Fehlen eines oberen Züngelchens bedeutungsvoll; es bleibt aber zu erwägen und verdient eine neue Untersuchung, ob nicht der basale platt zusammenge- drückte Theil des Rückencirrus einem oberen Züngelchen entspricht, auf welchem ein endständiger Cirrus steht; dann würde sich ein Anschluss an meine letzte Gruppe der Galtung Nereis herausstellen; in der Gattung Dendronereis ist an den mittleren Segmenten der Basaltheil des Rückencirrus ebenfalls platt ge- drückt, ausserdem aber durch die anhängenden Fäden ausgezeichnet. Als unteres Züngelchen an den Rudern der Geratocephale betrachte ich den schlanken Fortsatz, welchen Malmgren unterhalb der Lippe des unteren Astes zeichnet. Der Bauchcirrus ist nach Malmgren' s Angabe doppelt; es bleibt aber noch zu ent- scheiden, ob beide Fäden wahre Ciiren sind mit Nerven im Innern, oder ob nicht etwa der eine Faden einen ähnliehen Anhang des Bauchcirrus darstellt, wie die Fäden an den gefiederten Rückencirren der Den- dronereis. Die Borsten mit grätenförmigen Anhängen gleichen völlig den Borsten von Dendronereis. Der Rüssel trägt keine harten Kieferspitzen, und stimmt darin mit dem von Dendronereis überein, wohl aber weiche Papillen, wie sieKiNBERG seinerGatlung Leonnates beilegt, über deren Verhältniss zu Nereis ich nicht entscheiden kann. Die Form der Kiefer stimmt in auffälliger Weise mit der von Dendronereis überein. Nur eine Art C. Loveni (Mgrn.) von der scandinavischen Küste. Dendronereis (Peters). Peters, Über die Gattung B de IIa (Sav.) und die in Mossambique beobach- teten Anneliden. Bericht über die Verhandl. der k. preuss. Akademie der Wissenscb. z u Berlin. Aus dem Jahre 1 854. November. pg. 612. — Archiv f. Naturgeschichte. Jahrg. 21. I. 1855. pg. 40. Kopflappen vorn tief eingeschnitten, mit 2 Fühlern und 2 Palpen; erstes Segment ruderlos, jederseits mit i Fühlercirren. Ruder zweiästig, ohne besondere Züngelehen am oberen und unteren Rande, die Ruder des vorderen und mittleren Körpertheiles mit entwickelleren und zahlreicheren Lippen als die des hinteren, jeder Ast mit Borsten, welche nur grätenförmige Anhänge tragen; Rücken- und Bauchcirren der vorderen und hinteren Ruder einfach, Rückencirren der mittleren Ruder gefiedert. Rüssel ohneKiefer- spitzen mit 2 Kiefern. 578 Ordo I. Nemdea. Demlroiiereis arborifera (Peters). Peters. Über die Gattung Bdella a. a. 0. Körper nahe hinler dem Kopflappen am breitesten, wenig schlank. Kopflappen länger als breit, vorn lief eingeschnitten : Fühler kurz, durch den Einschnitt des Kopf- lappens am Ursprünge gelrennt, Palpen mit zweigliedrigem Wurzelglied, so lang als die Fühler: erstes Segment kurz ; der längste der Fühlercirren reicht bis zum 6. Segment, die unteren nicht über die Palpen hinaus. Die ersten 22 Ruder kurz und dick, jeder Ast mit mehreren Lippen, die folgenden Huder niedriger und schlanker mit weniger ausge- bildeten Lippen ; alle Borsten mit gratenl'örmigm Anhängen, deren Schneide mit grösseren Ilaaren besetzt ist: die Rückencirren vom 9. bis 22. Ruder gefiedert, mit kurzer nackter Spitze, die übrigen Rücken-, sowie alle Baucheirren einfach. Rüssel ohne Kieferspitzen, Kiefer schlank, hellfarbig, mit I •"> Zähnen. — Querimba. Durch die Güte des Herrn Prof. Peters in Berlin, der mir das von ihm bei Querimba in Mozambique gesammelte einzige Exemplar seiner Dendronereis arborifera zur Untersuchung iiber- liess. bin ich in den Stand gesetzt, die im Kreise der Lycorideen bis jetzt allein stehenden Form- verhältnisse dieser Gattung etwas genauer darzustellen. Das in Weingeist aufbewahrte Thier war im vorderen Körperlheile fest und wohl erhalten, wahrend der hintere Abschnitt, von dem das Afterende abgerissen war, schlaff und weich erschien. Die Gesammllange des Wurmes betrug so 37mm, seine grösste Breite 3mm, ich zählte an ihm 48 Segmente; wahrschein- lich wird die Segmentzahl eines unverletzten Thieres nicht sehr viel grösser sein. Der Körper ist am Kopfende etwas schmaler als in den folgenden Segmenten, erreicht bald seine grösste auf das vordere Körperdrittel beschrankte Breite, und nimmt nach hinten allmälig , fast um die Hälfte ab. Die Rückenfläche ist in der vorderen Körperhälfte hoch gewölbt, wird nach hinten platter. Die Färbung im vorderen Körperabschnitte war dunkel erzfarben mit blaulichem Metall- schimmer, an den hinteren Segmenten fahl schmutzigbräunlich; Ruder und Cirren waren überall hellfarbiger als der Körper. — Die vorderen Segmente sind kurz, drei bis vier mal breiter als lang, und durch Furchen, welche zumal an den Seitenflächen tief einschneiden scharf von ein- ander gesondert; durch allmäligen Übergang vermittelt erscheinen die Segmente der schmäleren, hier allerdings schlauen Körperhälfte nur zwei- bis dreimal breiter als lang, und durch nur massig tiefe Segmentfurchen geschieden. — Die Bildung der Ruderfortsätze, ungleich in den verschiedenen Körperregionen, giebt diesen ein besonderes Gepräge, und besonders verleihen die buschigen Rückencirren der mittleren Segmente, welche die Rückenfläche fast völlig überlagern und verdecken, dem Gesammthabitus ein sehr kennzeichnendes Aussehen. Der platte Kopf läppen (Taf. XXII. Fig. 33) ist am Hinterrande am breitesten, nach vorn allmälig um fast mehr als die Hälfte verschmälert. Der Vorderrand ist in der Medianlinie tief eingeschnitten, und dieser Einschnitt setzt sich nach hinten in einer Furche fort, welche erst auf der Sclieitelfläche zwischen den Augen erlischt. Von den Ecken der vorderen Kante, durch Farn. Lycoridea. Gen. Dendronereis. 579 deren Einschnitt von einander getrennt, entspringen die kurzen kegelförmigen Fühler, welche kaum die halbe Lange des Kopf lappens erreichen. Von den Seitenflächen der vorderen Kopflappen- hälfte treten die Palpe n hervor, kurze, derbe Fortsatze, mit einem zweiringeligen ßasalgliede und kleinem conischen Endknopfe, welcher kaum so weit als die Spitzen der Fühler hervorragt. Auf der hinteren Hälfte der Oberfläche des Kopflappens , welche hier am stärksten gewölbt ist, stehen die vier Augen, die beiden des vorderen Paares so weit von einander entfernt als die des hinteren. Das ersle Segment, welches unter seinem Vorderrande den hinteren Theil des Kopf- lappens birgt, ist ein äusserst kurzer Ring, der auf der Bauchfläche den Mundeingang bildet. An seinen Seitenflächen, auf dem Übergange zum Kopflappen stehen jederseits 2 Paar Fühler- cirren; der obere Fühlercirrus des hinteren Paares ist der längste, er reicht zurückgelegt bis ans 6. Segment, der vor ihm stehende ist kürzer, und die beiden unteren sind so kurz, dass sie nach vorn gestreckt nicht so weit als die Endknöpfe der Palpen reichen. Alle Fühlercirren bestehen aus einem kurzen Wurzelgliede, und dem gedrungenen, ungegliederten Endfaden. An den folgenden Segmenten sind, abesehen von den erwähnten Unterschieden, andere durchgreifende in der Gestaltung der Ruder ausgesprochen. Gemeinsam ist allen Ruderfort- sätzen, dass sie aus zwei mehr oder weniger geslrennten Ästen bestehen, dass in jedem Aste eine Stütznadel und ein Bündel von gleichförmigen Borsten steckt, die aus einem feinen Schafte und einem in dessen Gabelende eingelenkten sehr feinen und spitzen an der Schneide mit langen Haarzähnen beselzten grätenförmigen Endgliede bestehen (Taf. XXII. Fig. 41); und dass schliesslich überall ein die Form allerdings sehr wechselnder Rückencirrus und ein mehr gleich- förmig bleibender Bauchcirrus vorhanden ist. — Am 2. bis 10. Segment sind die Ruder kurz und dick, stehen tief an der Seitenwand des Körpers und ragen nur wenig hervor ; vom I I . bis 22. Segment sind die rasch zur reichsten Entvvickelung entfalteten gefiederten Rückencirren bezeichnend, während von da ab mit plötzlichem Wechsel die vereinfachten Ruder schlanker werden, und mit ihren weitragenden Borstenbündeln lateralwärts weit hinausreichen. Die vorderen acht Ruderpaare bestehen aus einem kurzen, dunkler als der übrige Körper gefärbten Fortsatze, von dessen Endfläche die heller gefärbten gleichlangen Ruderäste ausgehen (Taf. XXII. Fig. 34. 35). Diese sind völlig von einander getrennt, und eine Furche, welche über die hintere Fache des gemeinsamen Grundstückes verläuft, deutet hier die Fortsetzung der Tren- nung an. Der obere Ruderast läuft mit zwei gleichlangen kegelförmigen Spitzen aus, welche übereinander stehen, und zu diesen kommt ein sehr viel kürzerer gleichfalls spitz kegelförmiger Fortsatz, welcher auf der Hinterfläche des Ruderastes entspringt. Zwischen diesem kürzeren und dem unteren der beiden längeren Fortsätze liegt eine Einziehung der Haut, und hier tritt das unbedeutende Boistenbündel hervor. Alle drei Fortsätze sind wohl als Lippen zu bezeich- nen. Der untere Ruderast läuft mit seiner nach vorn gewandten Fläche in ein Blatt aus, welches am Rande in vier lippenartige kegelförmige Spitzen eingeschnitten ist. Hinter diesem Blatte und * 580 Ordo I. Nereidea. in der Ansicht von vorn her zum grössten Theile verdeckt, treten aus zwei liefen durch eine Art Zunge von einander geschiedenen und umrandeten Öffnungen zwei ansehnliche Borstenbünde] hervor; und zugleich mit dem oberen Bündel noch ein kleiner sehr versteckter lippenartiger Fortsatz, Ein selbständiges unteres Zungelchen fehlt auch diesem Aste, vielleicht ist der untere Abschnitt des den Borstenaustritt deckenden Blattes morphologisch als ein solches aufzufassen. — Von der Basis des oberen Astes entspringt der Riickencirrus, ein ungegliederter kegelförmig zu- gespitzter dicker Faden, der nur wenig über die Ruderlippen hinausragt. Der Bauchcirrus ist ahnlich geformt aber dünner; er entspringt da, wo der gemeinsame Basaltheil des Ruders vom Körper abgeht, und reicht nicht weiter als das Ruderende. — Das 9. und 10. Ruder deicht fast völlig den voranstehenden, bildet aber dadurch einen Übergang zu den folgenden , dass an der Wurzel des Riickencirrus wenige kurze seitliche Fadchen stehen. Die Reihe der Ruder vom 1 I. bis zum 22. hat die höchste Enlwickelung erreicht, sowohl in der Form der Ruderäste wie in der Ausbildung des gefiederten Rückencirrus (Taf. XXII. Fig. 36. 37. 38). Das Ruder gewinnt in der Reihe von vorn nach hinten an Lange, so dass die hinteren seitlich etwas weiter hinausragen als die vorderen, verliert aber dabei in der Richtung von oben nach unten an Höhe. Indem es also schlanker wird, tritt zugleich eine schärfere Tren- nung der beiden Ruderäsle auf, die zumal auf der hinteren Flache tiefer in den gemeinsamen Grundlheil einschneidet. — Der obere Ast läuft mit den gleichen Fortsätzen aus wie in den 8 ersten Rudern; anfänglich sind diese an Grösse wenig von einander verschieden (Taf. XXII. Fig. 38), weiterhin in dieser Reihe ändert sich aber das Verhällniss in der Weise, dass der oberste Fortsalz fast fadenförmig wird, während von den beiden Lippen, zwischen denen das Borsten- bündel hervortritt , die nach vorn gewandte fast dreimal so lang wird, als die unbedeutende zweite, welche nach hinten gewandt ist (Taf. XXII. Fig. 36. 37). Der untere Ast behält anfäng- lich (Fig. 38) fast die gleiche Gestaltung als in den voranstehenden Rudern; weiterhin aber (Fig. 36. 37) bilden sich seine Lippen in der Weise aus, dass nur auf dem vorderen Umfange zwei grössere spitz kegelförmige stehen, während auf dem Rande des nach hinten gewandten Umfanges ein an der Kante in I Zipfel zerschnittenes Blatt steht, welches offenbar einer Ver- schmelzung der kleiner gewordenen Lippen seine Entstehung verdankt. Zwischen diesem Rlatte und den beiden grossen Lippen tritt das Rorstenbiindel hervor. — Die Rückencirren sind an diesen Segmenten am grössten, und dicht gefiedert; sie bedecken, wenn sie medianwärts gelegt werden, die Rückenfläche des Körpers fast vollständig. Der Rückencirrus entspringt vom oberen Umfange des geineinsamen Ruderstückes, hart am Abgange des oberen Ruderastes; sein Stamm ist platt, am Grunde breit, läuft dann aber in eine mehr oder weniger lange fadenförmige Spitze aus; an beiden Kanten des platten Stammes entspringen dicht gedrängt die einfachen, seltener an der Spitze gegabelten fadenförmigen Fiedern; die ersten treten in geringem Abstände vom Ursprünge des Cirrus auf, und sind die längsten, gegen die Spitze hin werden sie beträchtlich Farn. Lycoridea. Gen. Detidronereis. 581 kleiner; die fadenförmige Spitze des ganzen Cirrus ist bald mehr bald weniger weit von diesen Anhangen frei. So viel ich habe erkennen können, vertritt dieser gefiederte Cirrus zum Theil eine Kieme; denn in den feinen cylindrisehen Fiedern scheinen zwei Blutgefässe zu verlaufen, ahnlich den grösseren Stammen in den Kiem faden von Eunice. Andererseits aber enthielt die nackte fadenförmige Spitze des ganzen Cirrus dem Ansehen nach offenbar das Endstück eines Nerven, so dass dadurch, im Hinblick auf die Verhaltnisse bei Nereis, die Bezeichnung dieses An- hanges als Cirrus gerechtfertigt wird; wobei die Ansicht nicht abzuweisen ist. dass der die Faden tragende Abschnitt mit der Gefässausbreitung in denselben einem oberen Züngelchen ent- spricht, welches einen terminalen Rückencirrus, die nackte Spitze, trägt. — Der Bauchcirrus ist ein am Ursprünge etwas verdickter, dann allmälig sich zuspitzender Fortsatz, der am unteren Umfange des Ruders nahe der gemeinsamen Körperwand entspringt, und nicht ganz die Ruder- lange erreicht. Mit dem 23. Ruder, dem ersten, dessen Cirrus wieder ungefiedert ist, beginnt eine Ver- einfachung der Ruderform; die Ruder nehmen dabei an Höhe ab, werden aber gestreckter und ragen seitwärts um so weiter vor als ihre Borslenbündel lang herausstehen. Es fehlt an diesen Rudern die deutliche Trennung des gemeinsamen Grundstückes von den Endasten. — Anfanglich lauft der obere Ruderast spitz kegelförmig zu, und endet mit drei kleinen ungleich langen Spitzen, den verkümmerten Ruderlippen (Taf. XXII. Fig. 40): weiterhin verschwinden auch diese und es bleibt der obere Ruderast ein schlanker kegelförmig zugespitzter Fortsatz (Taf. XXII. Fig. 39). Der untere Ruderast, welcher anfänglich eine ähnliche, wenn auch etwas weniger ausgebildete Lippen- bildung als in den vorangehenden Segmenten besitzt, vereinfacht sich zu einem Fortsatze, der an Form und Grösse dem oberen Aste fast gleich wird, nur behält er zwei deutlich von einander getrennte zugespitzte Endlippen. Der einfache Rückencirrus nimmt allmälig an Länge ab, so dass er an den einfachsten Rudern kaum über die Spitze des oberen Astes hinausragt. Der Bauchcirrus. der ganz am Wurzeltheile des Ruders sitzt, wird zu einem ganz kurzen unbedeutenden Fädchen. Über die Bildung des Aftersegmentes kann ich leider keine Mittheilung machen, da es diesem einzigen Exemplare fehlte. Von den Eingeweiden bekam ich nur den aus der Körperhöhle herausgelösten und auf- geschnittenen Rüssel zu Gesicht. Daran konnte ich feststellen, dass die Rüsselröhre und der Kieferträger ganz wie bei Nereis gebaut war. Beide Abtheilungen der Rüsselröhre trugen keine Kieferspitzen. Die beiden Kiefer (Taf. XXII. Fig. 42) waren gekrümmt, wie ich es von N. cultrifera beschrieben habe ; zugleich aber schlank und schmal , sehr dünnwandig und daher durch- scheinend hellgelb; die lange Schneide mit 15 Zähnen besetzt, die nur eine kurze Spitze frei Hessen; die ganze Länge des Kiefers betrug 1,l3mm. Das einzige bis jetzt bekannte Thier wurde von Herrn Prof. Peters bei Querimba an der Küste von Mozambique gefunden. Ehlrrs, Borsten Würmer. 74 582 Ordo I. Nereiden. Nephthydea. (Grube.) Körper gestreckt, vierkantig , aus zahlreichen Segmenten zusammengesetzt , deren Rückenfläche ein medianes und zwei laterale Felder zeigt. Kopflappen wenig vorragend mit 2 oder 4 kleinen Fühlern. Erstes Segment jederseits mit zwei rudimentären Borsten- höckern und Fühlercirren. Ruder mit zwei weit von einander abstehenden Ästen, jeder Ast mit hantigen Lippen, der obere mit Kieme und kleinem Rückencirrus, der untere mit ßauchcirrus; Borsten in jedem Aste in zwei Bündeln, die des vorderen quer gerippt, die des hinteren mit blattförmigen Zähnchen besetzt. Ein, selten zwei Aftercirren. Bussel aus einer mit Papillen besetzten Rüsselröhre und einem Kieferträger bestehend, dessen Eingangsöffnung mit zwei Gabelpapillen tragenden Lippen umgeben ist, und hinter welcher im Innern zwei kleine Kiefer stehen. Die Familie der Nephthydea enthalt Thiere, deren Körperbildung eine so grosse Überein- stimmung zeigt, dass bis jetzt in ihr nur wenige Gattungen aufgestellt worden sind. Daneben besitzt aber diese so gleichförmige Organisation derartige Eigentümlichkeiten , dass sich diese Familie an keine der übrigen in der Ordnung der Nereidea unmittelbar anschliessen lässt, während sie gleichzeitig das Interesse des vergleichenden Zoologen dadurch in Anspruch nimmt , dass in ihr Einzelheiten enthalten sind, welche sich in ganz ahnlicher Weise in den verschiedensten Familien der Nereidea wiederfinden. Ich will in Kürze diese Beziehungen der Nephthydeen zu den übrigen Familien hervorheben und verweise wegen einer umfassenden allgemeinen Darstel- lung der Organisation dieser Thiere auf die Beschreibung der N. caeca. Die Körperform der meist schanken , aber nicht sehr langen Thiere kann man als vier- kantig bezeichnen , da sich die hohen Seilenflächen des Körpers ziemlich scharf gegen die wenig gewölbte Rücken- und Bauchflache absetzen; dadurch unterscheidet sie sich von dem Habitus der mehr drehrunden oder abgeplatteten Form der übrigen Familien. Auf der Rückenflache des Kör- pers unterscheidet man ein medianes Längsfeld von zwei parallelen lateralen Feldern; und da diese lateralen Felder Muskeln decken, welche der Analogie nach zu der Musculatur der Ruder zu rechnen sind , so erinnert diese sonst nicht wiederkehrende Bildung an die Organisation der Amphinomeen, insofern auch bei diesen auf den lateralen Abschnitten der Rückenflache des Kör- pers Anhänge stehen, welche wir sonst als Theile des Ruders aufzufassen gewohnt sind. Der kleine Kopflappen, welcher nur wenig über das Vorderende des Körpers hinaus- reicht, läuft nach hinten in eine Spitze aus, mit welcher er auf der Rückenfläche der ersten Seg- mente lagert; ein Verhalten, welches sich bei den Amphinomeen wiederfindet. Es stehen an ihm ein vorderes und ein hinteres Fühlerpaar, die gleichförmig gebaut sind, und von demselben Nerven versorgt werden; danach ist eine Unterscheidung in Palpen und Fühler, wie sie Kinberg macht, nicht zulässig. Selten 'Portelia Qtrfg. Kbg.) sind nur zwei Fühler vorhanden '). — Am hinteren 1) Wenn Schmarda (Neue wirbellose Thiere I. II. pg. 89) seiner A'. poiyphara 6 Fühler beilegt, so hat er wahrscheinlich die grösseren Fühlercirren mit Fühlern verwechselt. Farn. Nephlhydea. 583 Theile der Seiten rander des Kopflappens steht je ein stark lichtbrechendes linsenförmiges Körper- chen, welches einem Auge entspricht. Hinter dem Mundeingange liegt ein grosses längsgefurch- tes Polster, eine Lippenbildung, welche mir in solcher Ausdehnung in der Ordnung der Nereiden nicht weiter bekannt geworden ist. Die vordersten Segmente des Körpers tragen Ruder, welche die völlige Entwicklung der folgenden noch nicht besitzen. Dass auch das erste Segment Ruder mit Borsten besitzt, findet sich in solcher Ausbildung nur bei den Amphinomeen; wenn aber diesen Thieren die Fiihler- cirren , durch welche in den übrigen Familien der Nereiden , mit Ausschluss der Glycereen , das erste Segment ausgezeichnet ist. fehlen, so entbehren die Nephlhydeen dieser nicht; denn es ist mir zweifellos, dass man die cirrusähnlichen Anhänge, welche sich am Ruder des ersten Seg- mentes der Nephlhydeen oft auffallend stark entwickelt finden, als Fühlercirren bezeichnen muss. Es liegt hier offenbar eine Uebergangsbildung vor. welche von der Form des ersten Segmentes der Amphinomeen zu dem ruderlosen , aber mit Fühlercirren versehenen ersten Segment der übrigen Familien hinüberleilet . so dass jene Gattungen der Aphroditeen und Syllideen, welche neben den Fühlercirren des ersten Segmentes Borsten tragen, das letzte Verbindungsglied bilden. Die Form der völlig entwickeilen Ruder ist eine höchst eigenthümliche. Das Ruder ist zweiäslig, die beiden Aste sind aber durch einen grossen Abstand von einander getrennt ; letzteres findet sich in ähnlicher Weise bei den Amphinomeen. denen aber eine so grosse Entwicklung von Ruder- ästen fremd ist. Jeder Ruderast besitzt eine Acicula und zwei Borstenbündel. Die Spitze derAcicula liegt in dem freien Ende des Ruderastes, welches von vorn nach hinten zusammengedrückt ist, und eine bald mehr bald minder scharfe Firste bildet; diese ist einfach geradrandig ist oder durch einen oft tiefen Einschnitt, in welchem dann die Spitze der Acicula liegt, in Lappen gethcilt. Vor und hinter dieser verlicalen Firste des Ruderastes liegt an der Basis derselben ein von oben nach unten laufender linearer Spalt; aus diesem treten die Borsten hervor, und bilden, durch die Firste von einander geschieden, ein vorderes und ein hinteres Bündel, welches in verticaler Rich- tung fächerförmig gespreitzt aus einer einfachen Reihe von Borsten besteht; die Borsten sind in beiden Ästen gleich, die vorderen quer gerippt, die hinteren auf der einen Fläche mit kleinen zer- schlitzten Plätlchen besetzt. Die Borsten sowohl wie die Aciculae sind nicht hohl, sondern solide; ihre Chitinmasse ist sehr zu faserigem Zersplittern geneigt, und verstümmeile Borsten gehen daher an den Bruchenden leicht besenförmis; in Fasern auseinander. Die Form der Borsten erin- nert an die der Aphroditeen. — Hinter dem hinteren Borsienbündel verlängert sich die Haut des Ruderastes zu einem bald mehr bald minder grossen Bialte; seltener findet sich ein ähnlicher stets viel geringerer Fortsatz auch vor dem vorderen Borsienbündel, so dass die Borsten . wenn beide Blätter vorhanden sind, zwischen diesen und der Ruderfirste hervortreten. Ich bezeichne diese Blätter als Ruderlippen, die nie ganz fehlende hintere Lippe ist durch ihre Form bedeutungs- voll für die Erkennung der Art, auf die unbedeutende oder oft fehlende vordere Lippe ist weniger Wertb zu legen; charakteristisch sind auch die Lappen der Ruderfirste. Die Ruderlippen 74» 384 Ordo I. Nereidea. finden ihr Analogem bei den Lycorideen und zwar in den baaligen Lippenblötlern der epiloken yereis- Arten ; sie haben nichts gemein mit den Elytren der Polynoinen . denn diese sind umge- wandelte Rückencirren, wie die blattförmigen Rückencirren der Phyllodoceen. — Am oberen Aste entspringen neben und aus der unteren Ecke der Firste zwei Anhange: der Rückencirrus und die Kieme. Der Rückencirrus ist in den meisten Fällen klein, fadenförmig, an der Wurzel blattartig erweitert oder auch ganz blattähnlich; ich bezeichne ihn als Rückencirrus , weil er in ausgeprägter Form, wie bei N. cirrosa, ganz die gewöhnliche Fadenform der Cirren besitzt, und weil in seinem Innern offenbar ein Nerv verläuft1). Die Kieme ist meistens ein grosser, sichelför- mig gekrümmter Anhang, der stets einen dichten Bart sehr langer Wimperhaare trägt. Die Bezeichnung der Kieme wähle ich wegen der gleichzeitigen Anwesenheit dieser Wimperhaare neben einer bedeutenden Blutgefässverbreitung im Innern. Ein dieser Kieme ganz ähnliches Ge- bilde, welches gleichfalls neben dem Rückencirrus, aber nicht an der Spitze, sondern ander Wurzel des oberen Ruderastes entspringt, findet sich bei den Sigalioninen; ich habe es (pg. 131) als »sichelförmigen Rückenanhang« bezeichnet. — Der untere einfachere Ruderast trägt keine Kieme; an ihm steht auf dem ventralen Umfange gegen die Körperwand hin der Bauchcirrus, welcher mit dem der Lycorideen am meisten übereinstimmt. Das Aftersegment ist wulstig umrandet und trägt auf dem Rande der Bauchfläche meistens einen unpaaren Aftercirrus, selten zwei (Portelia)2}. Von dea Eigentümlichkeiten des inneren Baues ist zunächst das Verhalten der Körper- musculatur zu erwähnen, die neben den gewöhnlichen dorsalen und ventralen Muskelbändern durch die Abwesenheit einer ringförmigen Faserschicht, und die Entwicklung sehr starker Mus- kelbalken, welche die Seitenfläche der Körperhöhle einnehmen, ausgezeichnet ist. Von der Bauch- fläche aufsteigende membranöse Dissepimente theilen die Leibeshöhle nur unvollkommen in Kam- mern, und starke musculöse Bänder verbinden die Körperwand mit dem Darm. — Der Ver- dauungstractus beginnt mit einem grossen, aus Rüsselröhre und Kieferträger bestehenden Rüs- sel, der eine eigenthUmlicheMusculatur besitzt. Am ausgestreckten Rüssel ist die vertical stehende Eingangsöffnung von zwei gabelige Endpapillen tragenden Lippen umgeben ; darin gleicht der Rüssel demderAphroditeen, nur sind hier die Endpapillen einfach und die Eingangsöffnung steht quer. Die Überfläche des ausgestreckten Rüssels trägt reihenweis geordnete Papillen, wie sie in ähnlicher Weise bei den Phyllodoceen vorkommen. Hinler dem Eingange des Rüssels stehen auf 1) Der Anhang des oberen Asles, welchen Addouin und Milne Edwards als Rückencirrus bezeichnen, ist ein Lappen , welcher der vorderen Lippe angehört. 2) Zwei Aftercirren sind zu wiederholten Malen beschrieben oder abgebildet . doch vermulhe ich , dass sich in mehreren Fällen hier Irrthümer eingeschlichen haben ; dahin rechne ich die Dan-lelhmg der N. ciliala in der Zoologia danica. der N. caeca von Ü. Fabriciis, der N. scolopendroides von delle Chiaje. Vielleicht hat das unge- wöhnliche Vorkommen eines einzigen Aftercirrus zu einer solchen Verbesserung der Natur Veranlassung gegeben ; oder sollte in Ausnahmetallen der Aflercirrus doppelt vorkommen, wie ich einmal eine Verdoppelung eines Fühlers gesehen habe ? Farn. Nephthydea. 585 der. inneren Wand zwei Kiefer, wie bei den Sigalioninen. — Der Darm ist gekammert , durch die besonders starke Entwicklung longitudinaler Muskelbänder ausgezeichnet. Die centralen Apparate des Gefässsystem s bestehen aus einem dorsalen und ventralen longitudinalen Stamme, welche dem Darme anliegen, und zwei den Bauchstrang des Nerven- systems begleitenden Längsstämmen ; im vorderen Körpertheile treten diese Stämme in einer Weise zusammen, die in manchen Puncten an das Verhalten der gleichen Organe bei den Lyco- rideen erinnert, wenn man von deren Gefässplatten absieht. Die Bewegung des Blutes in diesen Längsstämmen scheint nur von einem Puncte aus unterhalten zu werden, durch eine herzartige stark musculöse Verdickung, welche der dorsale Stamm dort besitzt, wo er auf der Grenze von Riissel zum Darm die innige Vereinigung mit dem letzteren verlässt. — Die Gefässausbreilung in den einzelnen Segmenten und der Kreislauf in diesen bleibt noch zu untersuchen. Das Nervensystem besteht aus dem einfachen Bauchstranee, welcher zu Nervenknoten siel) verdickt, die in den vorderen Segmenten sich unmittelbar berühren. Sein mit der hinteren Spitze des Mundpolsters zusammenfallendes Vorderende giebt nach jeder Seite einen einfachen Schenkel des Schlundringes, von dem die Wurzeln des Riisselnervensystemes ausgehen. Das Hirn ist ein ansehnlicher, die hintere Hälfte des Kopflappens füllender Knoten, dessen Hinterrand eigen- thümliche, bisweilen durch mehrere Segmente sich erstreckende Hirnanhänge trägt. Von den Vorderecken des Hirns entspringen da, wo die Schenkel des Schlundringes hinantreten, die Füh- lernerven, jederseits ein Stamm, welcher die Fühler jeder Kopflappenhälfte versorgt. Wie die gleichartige Bildung, so spricht auch die Innervirung von einer gemeinsamen Wurzel aus dafür, diese Anhänge des Kopflappens als Fühler zu bezeichnen ; der Ursprung der Fühlernerven ent- spricht dem der Palpennerven bei Nereis. Die Thiere sind getrennten Geschlechtes. Die keimbereitenden Geschlechtsorgane lie- gen unter der Form einer zusammengesetzten Drüse auf der Bauchfläche des Körpers neben dem lateralen Rande der ventralen Muskelbänder. — Die Segmentalorgane habe ich nicht erkannt. Über die Lebensverhältnisse der Nephthydeen fehlen mir eigene Anschauungen; nach den Angaben der meisten Autoren ist ein sandiger oder nicht zu fester Meeresgrund der den Thieren am meisten zusagende Aufenthaltsort; Audouin und Milne Edwards haben anschaulich dargestellt, wie die Thiere in einen solchen Boden sich rasch mit Hülfe des Rüssels einzugraben wissen. Die Gattung Nephthys wurde von Cuvier ') errichtet, der anfanglich in sie neben die N. ciliata (0. F. Muller) eine Anzahl anderer nicht verwandter Würmer einreihte ; spater als Typus der Gattung die N. Hombergi ansah. Savigny2) versah die Gattung mit einer genauen Diagnose, nahm sie unter seine Annelida nereidea auf und stellte sie in der Familie II Section I neben Lycoris (Nereis) ; er verkannte aber die von 0. Fabrichjs gut beschriebene N. caeca, und statt sie mit in die Gattung Nephthys einzureihen, schlug er für 1) Cuvier, Le regne animal. T. IV. Paris 1817. pg. 173. — Nouvelle Edit. T. III. (830. pg. 203. 2) Savigny, Systeme a. a. 0. 1820. pg. (2.34. 586 Ordo I. Nereiden. sie die Aufstellung einer neuen Gattung Aonis vor, ohne die verwandtschaftliehen Verhältnisse derselben zu bestimmen ') . Blainville, der bei seinen systematischen Versuchen die aufgestellten Gattungen ohne strenge Kritik aufnahm, hielt beide Gattungen scharf auseinander, Nephthys steht anfänglich2] in der Section C. der Ner. unidentees , Aonis in der Section E. ; später3) bildet Nephthys mit Hesione, Aricia und Glycera in der Familie Nereiden die Section IV Acern, Aonis aber mit Ophelin und Aglaura die Section III Microcera. — Audouin und Milne Edwards4) bilden aus den Gattungen Nephthys, Glycern und Goniada denTribus der Ne'- reidiens non tentacules ; in der Zusammenstellung der Gattungen bildet Nephthys dabei den Übergang von Phyllodoce zu den beiden andern erwähnten Gattungen. Die gleiche Anschauung findet sich in Örsted's5) Arbeiten wieder. — Grube8] errichtete dann für die zu jener Zeit einzig bekannte Gattung Nephthys die Familie der Nephthydea. Die späteren Autoren haben diese Familie als eine selbständige anerkannt, mit Ausnahme von Gariis7) , welcher die Nephthyden unter Verkennung ihrer charakteristischen Merkmale mit den Lyeoridea zusammen in eine Familie Nereiden stellt. Nur über die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Familie zu den übrigen gehen die Ansichten auseinander, so weit sich dieses in der Zusammenstellung der Familien in einer Reihe ausspricht. Grube schob die Nephthyden zwischen die Lyeoriden und Phyllodocen ein, und meint, dass sie sich den letzleren am ersten würden anreihen lassen; ihm folgte Johnstom s) ; Quatre- fages9) scheint mir weniger glücklich gehandelt zuhaben, indem er die Familie zwischen die Amphino- miens und Neriniens stellt: Malmgren 10) endlich schliesst sie den Sigalionidea an und lässt auf sie die Phyl- lodocen folgen. — Ich habe oben dargethan , wie sich in der Bildung der Nephthydeen Anklänge an die der Amphinomeen, Aphroditeen, Phyllodoceen und Lycorideen finden; allein diejenigen Charaktere, welche einer dieser Familien entlehnt sein könnten, sind mit anderen derartig vermischt, dass sich ungezwungen an keine derselben ein unmittelbarer Anschluss ergiebt. Die Zahl der Gattungen wurde von Quatrefages ") und Kinberg ,2) vermehrt. Unter diesen ist die Gattung Diplobrnnchus von Quatrefages nach den Abbildungen aufgestellt, welche inO.F. Müller^ Zoologia danica (Vol. III. pl. 89) von der 'N. cilinta gegeben sind. Ichhabe bei der Darstellung dieser Art gezeigt, wie wenig zuverlässig gerade diese Abbildungen sind, und halte mich für berechtigt, diese Gattung ganz ausser Acht zu lassen. — Die Gattungen Aglnophnmus (Kinb.) und Aglnopheme (Kinb.) sind wegen geringer Formenunterschiede der Kiefer von Nephthys abgetrennt; die Kiefer der Gattung Aglnophnmus , von der Kiivberg nur ein obendrein kopfloses Thier gesehen hat, sind quer spindelförmig, nicht gekrümmt; und die Kiefer der Gattung Aglnopheme sollen sich von denen bei Nephthys durch drei erweiterte Wurzeln unter- scheiden. Ich halte diese Abweichungen für zu geringfügig, um neue Gallungen darauf hin zu creiren, und ziehe die beiden Arten dieser Gattungen daher lieber zu Nephthys. — Anders verhält es sich mit der Gattung Portelia (Qtrfg.), welche nur zwei Fühler und zwei Aftercirren besitzen soll ; ich möchte diese Gattung allerdings mit einigen unten angeführten Einschränkungen aufrecht erhalten. Die Familie der Nephthydeen zerfällt demnach in zwei Gattungen : 1) Savigny a. a. 0. pg. 45. 2) Dictionnaire des sciences natur. Art. Nereide. T. 34. 1825. pg. 438. pg. 451. 3) Dict. des sc. natur. Art. Vers. T. 57. 1828. pg. 479. 483. 4) Audouin & Milne Edwards, Classification. Annal. des sc. natur. T. 29. 1833. pg. 202. 5) Örsted, Grönlands Annulata dorsibranchiata. 1843. pg. 41. ■ — Annulatorum danicorum Conspectus. 1843. pg. 32. 6) Grube, Familien der Anneliden. 1851. pg. 52. 128. 7) Peters, Carus und Gerstacker, Handbuch d. Zoologie. Bd. II. 1863. pg. 437. 8) Johnston, Catalogue of the british non parasitical Worms. 1865. pg. 167. 9) Quatrefages , Histoire des Anneies. T. I. 1865. pg. 413. 10) Malmgren, Annulata polychaeta. 1867. pg. 17. 11) Quatrefages, Histoire a. a. 0. pg. 431. 433. 12) Kinberg, Annulata nova. Öfvers. af K. Vet.-Akad. Förh. 1865. No. 4. pg. 239. Farn. Nephlhijdea. Gen. Nephthys. 587 A. Kopflappen mit 4 Fühlern; ein Aftercirrus Nephthys (Cuv.). B. Kopflappen mit 2 Fühlern; zwei Aflercirren Portelia (Qthfgs.). Nephthys (Cuv). Civier, Le regne animal. T. IV. 1817. pg. 173. — Nouvelle Ed. T. III. 1830. pg. 203. — Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. 1820. pg. 12. 34. Aonis Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. 1820. pg. 45. — Blainville, Dic- tion. d. scienc. natur. Art. Nereide. T. 34. 1825. pg. 4. Art. Vers. T. 57. 1828. pg. 479. Diplobranchus Qu atrefages, Note sur la Classification des Anneies. Comptes rendus. T. LX. 1865. söance du 27 Mai 1865. Histoire a. a. O. I. 1865. pg. 433. Aglaophamus Kinberg, Annulata nova. Öfvers. af K. Vet. Akad. Förhandl. 1865. pg. 239. Ag laop kerne Kinberg, Annulata nova a. a. 0. 1865. pg. 240. Kopflappen mit i Fühlern, erstes Segment mit zwei Fiihlercirren, ein Aftercirrus. Für die Charakterisirung und Erkennung der einzelnen Arten ist in erster Linie der Bau des Ruders zu berücksichtigen . und zwar sind es die Form der hinteren und die Beschaffenheit der vorderen Lippe, dann die Bildung der Firste, welche hier voranstehen, daneben der Abstand der Äste von einander, die Form und Grösse der Kieme und der Cirren , und zuletzt die Bildung der Borsten. Am Rüssel bietet die Zahl der Papillenreihen , und die Zahl der in jeder Längsreihe stehenden Papillen, sowie die Anwesenheit oder das Fehlen von Einzelpapillen gute Merkmale; weniger brauchbar, weil meistens übereinstimmend ist die Zahl derEndpapillen und die Form der Kiefer. Wesentliche, wenn auch weniger auffällige Differenzen bieten ferner die Form des Kopf- lappens und seiner Fühler , die Grösse und Bildung der Fühlercirren , sowie die Ausdehnung der den Mundeingang umgebenden Theile; doch sind hierbei die Veränderungen in Rücksicht zu nehmen, welche durch das Ausstülpen des Rüssels hervorgerufen werden. Die Zahl derjenigen ersten Segmente, deren Ruder noch nicht völlig ausgebildet sind, scheint mir in derselben Art constant zu sein, nicht aber diejenige der letzten Segmente mit rudimentären Rudern. Die bis jetzt bekannt gewordenen Arten habe ich nach der Form der hinteren Ruderlippe zusam- menzustellen versucht, da diese in den meisten Beschreibungen berücksichtigt ist; Gruppirungen von syste- matischer Bedeutung lassen sich darauf nicht aufbauen; ein (?) bedeutet, dass die Stellung der Art an diesem Platze unsicher ist. 588 Ordo 1. Nereidea. Die hintere Lippe beider Ruderäsle an allen Segmenten lang: 1; AT. caeca (0 . Fabr.) s. unten. 2) JV. bucera (n. sp.) s. unten. 3) JV. imbricata (Gr. Kr.) Grube, Annulata Örstediana. Videnskabel. Meddel. fra den naturh. Forening i Kjöbenhavn. 1857. pg. 168. Valparaiso. = ? Kiivberg, Annulata nova Öfvers. af k. Vetensk. Akad. Förh. 1863. No. 4. pg. 239. — 4) N. macroura Schmarda, Neue wirbell. Thiere. I. n. pg. 91. Neu-Seeland. 5) (?) JV. polyphara Schmarda a. a. 0. pg. 89. T. XXX. Fig. 237. Chile. G) (?) JV. praetiosa Kiyberg a. a. 0. La Plata. 7) (?) AT. virginis Kinberg a. a. 0. Ins. Büket. Magalhans-Str. Die hintere Lippe des unteren Astes an allen Segmenten lang : 8) JV. Hombergii (Acd. & M. Edw.) siehe unten. 9) JV. cirrosa (n. sp.) siehe unten. 10) (?) JV. bononensis Quatrefages, Annal. d. sc. nat. Ser. 3. Zool. T. 14. pg. 352. Histoire des Anneies 1. a. a. 0. pg. 425. Boul ogne. 11) N. Dussumieri Quatrefages, Histoire I. a. a. 0. pg. 426. Malabar. Die hintereLippe beider Äste aber nur an den vorderen Segmenten lang: 12) JV. discors (n. sp.) siehe unten. Die hintere Lippe beider Äste an allen Segmenten kurz: 13) Ar. ciliata (0 . F . Miller) siehe unten. 14) N.picta (n. sp.) siehe unten. 15) JV. longisetosa Örsted, Grönlands Annulata dorsibranchiata. pg. 45. Malmgren, Nordiska Hafs-Annulater. Öfvers. af. k. Vet. Akad. Forhandl. 1865. No. 1. pg. 106. Taf. XII. Fig. 20. Annulata polychaeta. pg. 39. Grönland, Spitzbergen, Finmar- ken. 16) JV. incisa Malmgren , Nordiska Hafs-Annulater. a. a. 0. pg. 105. Tab. XII. Fig. 21. Annulata polychaeta pg. 18. Norweg. Küste. 17) JV. nudipes (n. sp.) siehe unten. 18) Ar. Cuvieri Quatrefages, Histoire I. a. a. 0. pg. 421. (siehe unten die synonymischen Bemerkungen zu JV. Hombergii (Aun. &M. Edw.) Französ. Küste. 19) JV. longipes Stimpson, Description of some new marine Invertebrata. Proceedings of the Academy of natural science of Philadelphia. Vol. VII. No. X. July 1855. pg. 392. Botany Bay Australien. 20) JV. glossophylla Schmarda , Neue wirbell. Thiere. I. n. a. a. 0. pg. 90. Chile. 21) (?) JV. [Aglaopheme] jiwenalis Kinberg a. a. 0. pg. 240. Rio de Janeiro. 22) (?) N. (Aglaophamus) lyrata Kinberg a. a. 0. pg. 240. Fret. Bangka. Nur dem Namen nach sind bekannt: Ar. margaritacca Sars, Mus. Berolin. Grube, Familien der Anneliden, pg. 54. 128. Ar. lact.ea Malmgren, Annulata polychaeta. pg. 18. Unkenntlich beschrieben: A". scolopendroides delle Chiaje, Memorie a. a. 0. Vol. II. pg. 401. Tav. XXVIII. Fig. 8. 13. 27. Descri- zione e notomia. Vol. III. pg. 99. Tav. 102. Fig. 8. 23. 24. 26. JV. {Nereis) lineata. N. margaritacea (= ? AT. caeca 0. Fabr.) Dalyell , The powers of the creator. Vol. IL Lond. 1853. pg. 146. PI. XXI. Fig. 4—10. IV. caeca (0. Fabricius). Nereis caeca 0. Fabricius, Fauna gr oenlandica. 1780. pg. 304. Skrifter af Na- turhistorie Selskabet. 5. Bind. 1. Hfl. Kjöbenhavn 1799. pg. 185. Tab. IV. Fig. 24—29. Nephlhys caeca Örsted, Grönlands Annulata dorsibranchiata. 1843. pg. 41. Tab. VI. Fig. 73. 74. 77. 79— 86. Grübe, Familien der Anneliden. 1851 . pg. 53. 128. Johnston, Catalogue 1865. pg. 167. Malmgren, Nor- diska Hafs-Annulater. 1865. pg. 104. Tab. XII. Fig. 18. Annulata polychaeta. 1867. pg. 18. Farn. Nephthydea. Gen. Nephlhys. 589 Aonis caeca Savigny, Systeme des Annelides a. a. 0. 1820. pg. 45. Blainville, Diction. des sciences natur. T. 34. 1825. Art. Nereide, pg. 451. T. 57. 1828. Art. Vers. pg. 482. Portelia caeca Q uatrefag ks, Histoirel. 1865. pg. 433. Nephlhys margarilacea Johnston, Loudon's Magazin of natural history. Vol. VIII. 1835. pg. 341. Fig. 33. Quat hefages, Histoire I. 1865. pg. 423. Nephlys Oerstedii Qlatrefag es, Histoire I. 1865. pg. 427. '( N. ingens Stimpson, Synopsis ofthe marine Iuvertebrata of Grand Manan. 1853. (Smithson. Institu.j. pg. 33. Körper wenig schlank, nach hinten verschmälert; 130 — 136 Segmente. Kopflappen fünfeckig, langer als breit, Fühler gleich gross, n.ihe aneinander. Fühlercirren klein. Ab- stand der Ruderäste kaum so gross als deren Dicke : oberer Ast mit lief eingeschnittener zweilappiger Firste, grosser gerundet herzförmiger hinterer und verkümmerter vorderer Lippe, blattförmigem Cirrus und grosser Kieme: unterer Ast mit tief eingeschnittener zweilappiger Firste, etwas grösserer und mehr gestreckter hinterer, und verkümmerter vorderer Lippe und kegelförmigem kurzen Bauchcirrus. Borsten der hinteren Reihe langer als die Lippen, gelb, mit zerschlitzten Plättehen besetzt: Borsten der vorderen Reihe kürzer als die Lippe, auf dem letzten Drittel quer gerippt. — Rüssel mit 22 Langs- reihen von je i — 5 Papillen, die übrige Fläche gekörnelt; die Lippen mit je 10 ga- beligen Endpapillen. — Europäische und amerikanische Küsten des nord-allantischen Meeres: Gulf of Georgia. Der Körper dieser Art ist gegen das Kopfende hin nur wenig verschmälert, während das Schwanzende über eine längere Reihe von Segmenten hin sich verdünnt und spitz ausläuft; seine grosste Breite liegt im vorderen Theile und bleibt bis über die halbe Länge hinaus unver- ändert. Die Seitenflächen des Körpers sind hoch, die Rückenfläche darüber hinaus ziemlich stark gewölbt, die Bauchfläche plan. Die ganze Körperhöhe beträgt zwei Drittel der Segmentbreite. Das mediane Feld der Rückenfläche ist gegen den Kopf lappen hin sehr stark, gegen das Schwanz- ende hin nur unbedeutend verschmälert; in seiner grössten Ausdehnung im mittleren Körpertheile übertrifft seine Breite um das Doppelte die eines jeden Seilenfekles. Die Segmentgrenzen treten nur auf den dorsalen Randfeldern stark hervor, auf dem Medianfelde, wie auf der ganzen Bauch- fläche erscheinen sie als feine, seicht eingerissene Linien. Die Ruder sind, abgesehen von der Grössenabnahme am vorderen und hinteren Körpertheile, gleichförmig und stehen in gleichmässi- gen Abständen von einander. Die Farbe der Thiere war perlgrau oder hellbräunlichgelb, das mediane Feld der Bauchfläche dunkler, das dorsale Medianfeld glänzend und meist irisirend. Bei den grössten Exemplaren zählte ich bei einer Körperlänge von 125'"™ 133 Segmente, bei 135mm Länge 130 und 136 Segmente. Die grösste Körperbreite der längsten Thiere betrug mit den Ru- dern 1 1mm, ohne die Ruder 7mm . von denen 4m'" auf das dorsale Mittelfeld kamen. Der Kopflappen (Taf. XXIII. Fig. 10j, der, so lange der Rüssel nicht ausgeschoben ist, frei hervorragt, ist eine lang gestreckte fünfeckige Platte; seine Seitenränder sind einander Kiilehs, Borstenwürmer. 75 590 Ordo I. Nereidea. parallel und langer als der fast gerade abgestutzte Vorderrand; sein kleinerer hinterer Theil, dessen Ränder unter spitzem Winkel zusammenstossen. und dadurch die nach hinten gerichtete fünfte Ecke der Platte bilden, ruht auf dem ersten Segmente. Der Langendurchmesser vom Vor- derrand der Platte bis zu der hinteren Ecke ist doppelt so gross als die Breite des von den paral- lelen Seitenrändern begrenzten Theiles. Der Kopflappen nimmt von hinten nach vorn an Dicke ab , so dass er gegen den Vorderrand stark zugeschärft wird ; seine obere Fläche zeigt nur im hinteren Theile eine geringe Wölbung. — An den Vorderecken des Kopflappens stehen die vor- deren, und nahe dahinter vor der halben Länge des Kopflappens, aber von dessen Unterfläche entspringend, die hinteren Fühler; beide an der Basis etwas verdickt, gegen die Spitze kegelförmig verjüngt, und gleich gross, nicht so lang als die halbe Breite des Kopflappens. — An der Übergangsstelle der parallelen Seitenränder zu den hinteren convergirenden Rändern steht auf der Seitenfläche des Kopf lappens, da. wo dieser bereits auf dem ersten Segmente ruht, jederseits ein halbkugeliger kleiner Vorsprung . durch die starke Lichtbrechung seiner Chilinwand ausge- zeichnet, das linsenförmige Körperchen. Die Segmente des Körpers stimmen darin übereil), dass sie alle an den Seitenflächen zweiästige Borsten führende Fortsätze tragen ; unterscheiden sich aber dadurch, dass an den drei ersten und an den letzten Segmenten diese Ruder in ihrer Ausbildung hinter denen der übrigen Segmente zurückbleiben, und dass die Bauchfläche der fünf ersten Segmente von den Gebilden, welche die Mundöffnung umgeben, zum Theil eingenommen ist. — Die Segmente des mittleren Körpertheiles sind fünf- bis sechsmal breiter als lang, die ersten und letzten Segmente sind ver- hältnissmässig etwas kürzer; die Breite des ersten Segmentes beträgt ein Fünftheil von der der mittleren Körpersegmente. Der geräumige M u ndeingang wird nach vorne überragt vom Kopflappen, seitwärts im Bereiche des ersten Segmentes gedeckt durch zwei Lippenblätter und nach hinten begrenzt durch den vonleren Rand eines Mundpolsters. Die Unterfläche des Kopflappens liegt in einer Ebene mit der oberen Schlundwand; sie wird bei der Ansicht von unten her zum grössten Theile verdeckt durch die seitlichen Lippenblatter. Es sind dies zwei längsovale dünne Hautblätter, von denen jedes auf dem seitlichen Theile der Bauchfläche des ersten Segmentes in dessen ganzer Länge angeheftet ist , von hier aus frei in der Horizontalebene vorragt , so dass zwischen ihm und der Unterfläche des Kopflappens und ersten Segmentes ein Spielraum bleibt, und so lange der Rüssel nicht ausgestülpt ist. so weit medianwärls sich erstreckt, dass die freien gerun- deten Bänder beider Blätter in der Medianlinie sich fast berühren; bei der Ausstülpung des Bus- sels werden diese Lippenblätter lateralwärts verdrängt und zum grösseren Theile verstrichen. Auf der Grenze vom ersten zum zweiten Segmente wird dieser von den Lippenblättern gedeckte Mundeingang durch den Vorderrand eines über die Bauchfläche vorspringenden Mundpolsters ab- geschlossen. Dieses Polster hat den Umriss eines langgestreckten, gleichschenkligen Dreiecks, dessen Basis auf der Vordergrenze des zweiten Segmentes liegt, dessen Spitze in die Medianlinie Favi. Nephlhydea. Gen. Nephlhys. 591 auf der hinteren Grenze des fünften Segmentes fallt. Dieses Polster ist derart gewölbt, dass seine freie Flache höher liegt als die übrigen Theile der Bauehfläche: und auf dieser Wölbung, welche durch etwas hellere Färbung und stärkeren Glanz ausgezeichnet ist, laufen von der Spitze und den seit- lichen Rändern j^egen die Basis und darüber hinaus in den Mundeingane; feine, scharf eingegra- bene Linien, so dass sie dadurch in eine Anzahl bald mehr, bald weniger regelmässiger schmaler längslaufender Felder zerlegt wird. Durch die Ausstülpung des Rüssels wird die Form desMund- polsters nur insofern verändert, als die vorderen Segmente überhaupt aufKosten ihrer Lange ver- breitert werden. — Das erste Segment, dessen dorsales Mittelfeld fast ganz von dem hinteren Theile des Kopflappens eingenommen ist, wahrend die Bauchflache durch die seitlichen Lippen des Mundes verdeckt wird, tragt auf der Seitenflache ein rudimentäres zweiästiges Ruder. (Taf. XXIII. Fig. \ •> . Die übereinander liegenden Ruderäste sind durch einen geringen Abstand von einander ge- schieden: der obere Ast besteht aus einem niedrigen eylindrischen Höcker mit gerad abgestutzter Endfläche, an deren Rande ringsum die Borsten hervortreten: der untere Ast wird von einer horizontal liegenden Hautplatte gebildet, welche fast so lang als das Segment ist, und ihren leicht gerundeten freien , in der Richtung von vorn nach hinten verlaufenden Hand lateralwarts wendet . am vorderen Theile dieser Platte erhebt sich ein ganz niedriger Höcker, aus welchem ein kleines Borstenbündel hervorragt. Die Borsten und deren Stütznadeln stimmen mit denen der folgenden Ruder überein. Jeder dieser Äste tragt einen fadenförmigen Anhang, welcher im basa- len Theile verdickt ist und in eine Spitze ausläuft; seine Form gleicht somit am meisten derjenigen der Fühler, deren Grösse er nur wenig übertrifft. Der Anhang des oberen Astes steht auf dessen nach hinten gerichtetem Umfange, nahe unter dem freien Rande; während am unteren Aste dieser Fortsatz ganz auf den vorderen Umfang des borstentragenden Höckers gerückt ist. Ich bezeichne diese Anhänge der unentwickelten Ruderäste als Fühlercirren, da sie in ihrer Form den Fühlern gleichend, im Vei hältniss zum Ruder eine solche Grösse besitzen , dass sie dadurch vor den Cirren der Ruder an den folgenden Segmenten sich auszeichnen. Ist der Rüssel nicht ausge- streckt, so sieht man den unteren Fühlercirrus meistens neben dem Rande des Kopflappens hervor- ragen, während der obere versteckt liegt; ist aber der Rüssel hervorgeschoben, so ist damit zu- gleich die Seitenfläche des ersten Segmentes aufwärts gehoben, und die Ruderäste mit ihren Borsten und Anhängen sind nun aufwärts gewandt. Die Ruder des 2. und 3. Segmentes (Taf. XXIII. Fig. 13. 14) bilden den Übergang von dem unentwickelten Ruder des ersten Segmentes zu der ausgebildeten Form, wie sie vom 4. Segmente ab an den folgenden Rudern auftritt. Das Ruder dieser beiden Segmente besteht aus zwei durch einen Zwischenraum geschiedenen, übereinander stehenden Ästen, beide seitwärts vorspringend, der obere mit geringer Neigung nach aufwärts, der untere nach abwärts gewandt. Die gleichlangen Ruderäste sitzen mit breiter Basis auf derSeitenfläche des Segmentes fast anein- anderstossend, verjüngen sich schwach kegelförmig bis zu der gerade abgestutzten gleichförmigen 75* 592 Ördol. Nereidea. Endfläche; der Umfang des einzelnen Astes ist mehr oder weniger tief, im Allgemeinen ringför- mig gefurcht. Vom oberen Aste entspringen an dem nach hinten gewandten Theile des oberen Randes zwei von einander gelrennte Lappen, von denen der obere oval gerundet und breiter ist als der unter ihm stehende, dreieckig zugespitzte; von dem gleichen Theile des oberen freien Randes entspringt auch am unteren Ruderaste ein längsovaler, etwas längerer Lappen; diese häu- tigen Verlängerungen am Rande des Ruders sind Ruderlippen, welche im Vergleich mit den- selben Anhängen der folgenden Ruder die niedere Entwicklungsstufe derselben darstellen. Vom unteren Umfang des unteren Ruderastes entspringt ein ßauchcirrus, welcher in seiner basalen Hälfte verdickt ist. spitz ausläuft, und kürzer ist als die Lippe dieses Astes. Die Borsten dieser Ruder treten in zwei Reihen aus, welche an dem kreisförmigen Rande der Endfläche des Ruders entlang gegeneinander laufen; ihre Form ist die gleiche wie die der folgenden Ruder. Lin dunkler Fleck im Centrum der Endfläche eines jeden Ruderastes bezeichnet die Spitze der hier liegenden Stutznadel. Mit dem 4. Segment beginnt die Reihe der Ruder, welche völlig ausgebildet sind; nur die Ruder der letzten Körpersegmente besitzen eine geringere Entwicklung. Die grössten Ruder (Taf. XXIII. Fig. 20) aus der Mitte des Körpers sind, von der Basis zur Spitze der Lippe des un- teren Ruderastes gemessen, so lang als die halbe Breite des Segmentes und ebenso gross in der Richtung von oben nach unten. Die beiden Äste stehen gerade übereinander, in einem Abstände, welcher der Dicke des einzelnen Ruderastes gleich kommt. Jeder Ast ist in der Richtung von vorn nach hinten schwach zusammengedrückt und endet mit einer vertikal stehenden Firste, welche durch einen tiefen Einschnitt in zwei lappen- artige Hälften zerlegt ist; in diesem Einschnitte liegt die Spitze der Acicula. Vor und hinter der Firste treten in einzeiliger, von oben nach unten laufender Reihe die linearen einfachen Borsten in einem fächerförmigen Bündel aus; sie sind in beiden Ruderästen gleich geformt. Die Borsten des vorderen Bündels sind weniger zahlreich als die des hinleren, tiefer gelb gefärbt und be- trächtlich kurzer als diese, sie ragen nur wenig über die Endfirste des Ruders hinaus. Die ein- zelne Borste fTaf. XXIII. Fig. 15. 16, 17) ist vierkantig, äusserst fein pfriemförmig zugespitzt; die eine ihrer Flächen ist auf dem letzten Drittel ihrer Länge mit tiefen queren Furchen feilen- artig gekerbt; die so gebildeten Zähne sind nicht scharf, sondern gleichmässig abgerundet. Die Borsten des hinteren Bündels (Taf. XXIII. Fig. 18. 19) sind zahlreich, an Länge untereinander etwas verschieden, so dass die mittleren länger als die oberen und unteren sind, und an Länge die noch zu erwähnenden Ruderlippen übertreffen; sie sind glasartig schwach gefärbt, und je länger um so mehr geschwungen; auch sie sind vierkantig und laufen in eine feine Spitze aus; ihre eine Fläche ist etwa von der halben Länge ab bis zur Spitze mit einer Reihe feiner Blätter besetzt, deren jedes die Breite der Borsienfläche einnimmt, seinen freien Rand gegen die Borsten- spitze wendet und damit schuppenartig auf dem vor ihm stehenden Blältchen liegt; von seinem freien Rande her ist jedes dieser schuppenförmigen Blättchen haarförmig zerschlitzt. Diese schup- Farn. Nep'hthydea. Gen. Nephlhys. 593 penförmigen Blattchen gehen sehr leicht völlig oder auf grössere Strecken verloren und dann erscheinen diese vierkantigen Borsten einfach nackt. — Die Borsten sind in ihrer ganzen Aus- dehnung solide, ihre Chitinmasse besitzt aber eine grosse Neigung zu zersplittern oder zu zer- fasern, sobald die Borsten gequetscht oder torquirt werden ; so entstehen die häufig vorkommen- den verstümmelten Borsten mit einem breit besenai tig zerfaserten Ende. — Die Stütznadel eines jeden Astes ist stark, gelbbraun und lauft in eine sehr scharfe Spitze aus. — Der hintere Umfang eines jeden Ruderastes verlängert sich zu einem grossen häutigen Blatte, der Ruderlippe, welche parallel der Endfirste des Ruderastes steht, aber in allen Bichlungen seiner Fläche diese übertrifft; zwischen der Endfirste und dem Ursprünge der Ruderlippe bleibt die tiefe Furche, in welcher die Borsten des hinteren Bündels austreten. Die Lippe des oberen Astes ist an ihrer Basis am breitesten und spitzt sich derart zu, dass sie einen fast herzförmigen Umriss erhält. Die Lippe des unteren Astes ist länger, aber schmäler als die des oberen ; ihre grössle Breite liegt etwa auf der halben Länge, ihr Umriss ist fast eiförmig. Beide Lippen sind länger als ihre Ruderäste; sie treten durch ihre Grösse und weissliche Färbung stark hervor und verleihen dem Habitus des Thieres das eigenthümliche Gepräge. Am Ende des oberen Buderastes entspringen von dessen unterem Umfange der Rückencirrus und die Kieme. Der Rückencirrus ist ein kleines herzförmiges Blatt, welches neben dem unteren Rande der Lippe hervorragt. Die Kieme entspringt median wärls unmittelbar neben dem Cirrus, und geht aus dem unteren Rande der Ruderfirste hervor; sie ist ein stark sichelförmig gekrümmter Anhang, der von seiner Wurzel bis zur Spitze sich gleichmässig verjüngt und dabei einen mehr ovalen als kreis- förmigen Querschnitt besitzt ; die abwärts gerichtete Ecke seines Wurzelstuckes ist in geringem Grade zapfenförmig verlängert und ragt fast so weit als die Spitze des Cirrus ; seine Oberfläche trägt 4 längslaufende Furchen, von denen je zwei und zwei zusammen ein schmäleres Feld begrenzen, aus diesen Furchen treten sehr lange Wimperhaare hervor, und diese paarweis geordneten Längs- reihen grosser Haare geben der Kieme das Aussehen , als ob ihre eine Fläche von einem dichten bärtigen Haarbesatz von beiden Seiten beschattet würde; die Oberfläche der Kieme ist sonst bald mehr bald minder stark quer oder ringförmig gefurcht. Die Kieme füllt den Raum zwischen den beiden Ruderästen, indem ihr Anfangsstück sich an den unteren Umfang des oberen Astes, ihr Endstück sich an die Wand zwischen den beiden Ästen hart anlegt, ihre Spitze noch auf den unteren Ast hinüberreicht. — Vom unteren Umfang des unteren Astes entspringt dicht neben dem Abgange der Lippe auf einer quer gerunzelten Basis der Ba uch cirrus, ein ziemlich dicker, kegelförmig zugespitzter Fortsatz, welcher seit- und niederwärts gerichtet ist, und nicht über die Firste des unteren Ruderastes hinausreicht. — Am Hinterende des Körpers verkümmern die Bil- der durch eine Abnahme der Grösse in allen einzelnen Theilen, das letzte besteht nur aus zwei übereinander stehenden sehr kleinen Höckern mit Borsten. Die Zahl der hinteren Segmente, deren Ruder verkümmern, und der Grad dieser Verkümmerung ist individuell sehr verschieden. Das Aftersegment (Taf. XXIII. Fig. 11) läuft mit einem ringförmigen Wulste aus. 594 Ordo I. Nereidea. welcher so lang aber etwas breiler ist als das letzte rudertragende Segment. Auf der Endflache dieses mit Längsfurchen bedeckten Wulstes steht die grosse Afteröffnung : unter ihr . von der B;iuchfläche ausgehend, ragt eine zapfenförmige Verlängerung vor, und von dieser entspringt der unpaare Aft erci rrus. ein Faden, welcher an seinem Ursprünge die Breite seines Trägers hat, und allmalig zu einer feinen Spitze ausläuft ; seine Länge ist eine ungleiche, erreicht oft die der letzten zehn Segmente zusammen. Die Körperwand wird aus der Chitinhaut und deren Matrix, sowie einer besonders stark entwickelten Wandmusculatur gebildet. Die eigentliche Chitinhaut ist wie gewöhnlich ge- schichtet, die einzelnen Schichten zeigen feine Linien, deren Richtungen in den verschiedenen Schichten sich kreuzen. Porencanäle stehen in weiten Absländen von einander, sind weit und nach beiden Flächen der Chitincuticula hin trichterförmig geöffnet, während der mittlere Abschnitt des Canales im Innern der Cuticula verengt ist. — Die Subcuticulai Schicht ist im Vergleich mit der bei Eunice und Nereis vorkommenden stark entwickelt; es ist eine dunklere, meist bräunlich selb gefärbte Masse, in welcher zwischen eine feinkörnige Grundsubstanz feine Fasern, wie es scheint, netzartig unter einander verbunden eingeflochten sind. An Präparaten, welche mit Car- olin imbibirt waren, zeigten sich ofl sehr dicht gedrängte rundliche Kerne. Unter dieser körnigen Masse liegt an manchen Stellen, die Dicke der Körperwand verstärkend, ein Fasergewebe, dessen Fasern meist senkrecht gegen die Fläche der Körperwand stehen, dabei aber mehr oder minder netzförmig unter einander verstrickt sind ; dahin gehören Theile der Wand des Kopf lappens , das dreieckige Mundpolster, die Seitentheile der Bauchfläche neben den ventralen Muskelbändern am Eingange in das Ruder, und die Ruderlippen. Kerne habe ich zwischen diesen Fasermassen, auch nach der Einwirkung von Essigsäure nicht gesehen; das Gewebe hellt sich dabei wohl etwas auf, quillt aber nicht in der Weise, dass man es ohne weiteres als Bindegewebe bezeichnen könnte; doch ist es diesem sonst am ähnlichsten. Wenn, wie bei A7. picta die Körperwand durch Pigmente gefärbt ist, so liegen deren Molekeln in der Subcuticularschicht. Die Musculatur (Taf. XXIII. Fig. 22) der Körperwand unterscheidet sich in wesent- lichen Puncten von derjenigen, welche bei Eunice und Nereis auftritt. Als besondere Eigentüm- lichkeit ist hier das Fehlen der subcutanen Ringfaserschicht hervorzuheben. Die longitudinalen Muskelfasern bilden zwei dorsale und zwei ventrale Längsmuskelbänder; der Länge nach er- strecken sich diese Bänder über die ganze Innenfläche der Körperwand; ihre Breitenausdehnung ist auf der äusseren Oberfläche des Körpers zu erkennen , denn es nehmen die dorsalen Bän- der den Raum des glänzenden Medianfeldes der Ruckenfläche ein und werden wie dieses in den ersten Segmenten stark verschmälert; die ventralen Bänder entsprechen den beiden Längsfeldern, welche auf der Bauchfläche, durch die mediane Furche getrennt, verlaufen. Die dorsalen Bänder lie- gen mit ihren medianen Kanten unmittelbar aneinander, doch ohne zu verschmelzen; die ventralen Bänder sind in der Medianebene durch den zwischen sie eingeschobenen Bauchstrang des Ner- vensystems getrennt. Die dorsalen Bänder verbreitern sich in den ersten Segmenten . an ihrem Farn. Nephthydea. Gen. Nephthys. 595 lateralen Rande sondern sich breite Bündel, welche weiter abwärts gegen die Baiichfläche sich wenden: die gesammte Fasermasse inserirt in der Falte, mit welcher die Körperwand in die Wand der Rüsselröhre übergeht. Die ventralen Bander laufen an der Kante des drei- eckigen .Mundpolsters entlang und werden dabei beträchtlich verschmälert. — Neben dem lateralen Rande dieser Längsmuskelbändei entspringen von der Körperwand starke Züge von Muskelfasern, welche die einen auf-, die andern abwärts steigen, mit schräg laleralwärts gerichtetem Laufe sich kreuzen und sich zum Theil an die gegenüberliegende Körperfläche, zum Theil in dem Räume zwischen den beiden Ruderästen anheften. Ihre grosse M;tsse erfüllt fast völlig die seitlichen Theile der Segmenträume ; zumal diejenigen Abschnitte, welche neben den lateralen Rändern der Längsmuskelbänder bestehen. Diese dorso-ventralen Muskel- balken verursachen zum Theil das Bild . welches die Rückenfläche des Körpers darbietet, denn die Seitenfelder, welche in jedem Segmente neben dem Medianfelde liegen, bezeichnen den Ursprung der von hier aus abwärts gehenden Muskelmassen , und das geriefle oder höckerige Aussehen, welches die Körperoberfläche dieser Abschnitte besitzt, wird eben durch den Ursprung dieser Faserbündel erzeugt; die von der ventralen Fläche aufwärts gehenden Fasern verursachen ein ähnliches, nur weniger ausgeprägtes Bild, da ihre Masse bedeutend geringer ist. Im Vergleich mit der Musculatur, wie sie bei den voranstellenden Familien sich findet, repräsentiren diese Massen zum Theil jene Fasern, welche im Umkreise des Rudereinganges von der subcutanen Musculatur sich ab- lösen und in das Ruder sowie an die Borstenbündel treten; hält man diesen Vergleich fest, so würde man die Seitenfelder der Segmente als Theile der Ruderbasis aufzufassen haben. — In jedem Segmente entspringen auf der Oberfläche des Bauchstranges sehr starke quere Muskel- bänder von einer besonderen, den Bauchstrang deckenden Membran; sie gehen unter einem stumpfen Winkel auseinander, laufen über die ventralen Muskelbänder weg frei durch die Leibes- höhle, breiten sich dabei fächerförmig aus und inseriren an der Wand der Ruder und demjenigen Theile, welcher zwischen beiden Ästen gelegen ist. In den fünf ersten Segmenten entspringen diese .Muskelbalken über den Schenkeln des Schlundringes; sie bleiben somit immer an das Ner- vensystem gebunden. Die Muskelfasern, aus welchen diese Massen gebildet werden, sind überall gleich geformt. Es sind platte, bandartige Fasern, deren Breite ziemlich bedeutend schwankt. Isolirte Stücke dieser Fasern waren bisweilen korkzieherförmig gedreht; auch beobach- tete ich an ihnen das Bild einer Querstreifung, welches durch eine sehr feine Kräuselung und Faltung erzeugt ward. An jeder Faser unterscheidet man eine Mark- und eine Rinden- schicht. Die Markschicht, welche in der Axe der hier etwas dickeren Faser Hegt, besteht io den in Weingeist aufbewahrten Thieren aus feinen Körnern , welche in einer homogenen Sub- stanz eingebettet zu liegen scheinen; sie wird von der Rindenschicht umgeben, welche nach beiden Rändern der bandartigen Faser hin sich zuschärft; die Substanz dieser Rindenschicht ist glasartig hell, homogen zwar, doch leicht zersplitternd oder faserig zerfallend. Durchschnittlich 59 fi Ordo I. Nereidea. betrügt die Breite der Markschicht ein Drittel der ganzen Faserbreite, so dass jederseits ein Drittel auf die Breite der Rindenschicht kommt. Es gelang mir nicht Fasern in ihrer ganzen Länge zu isoliren, und ich kann daher nicht angeben, ob die Markschicht die ganze Lange der Faser durch- zieht oder ob die Enden jeder Faser nur aus Rindenschicht bestehen , was nach dem Verhalten der spater zu schildernden Muskeln am Rüssel nicht unwahrscheinlich ist. Mit Essigsäure behan- delt, zumal gekocht, quellen die Muskelfasern sehr stark auf, wie es scheint, besonders in der Rindenschicht; die körnige Markschicht verschwindet dabei fast völlig; Kerne habe ich auch dann nicht gesehen — In den queren und dorsoventralen Muskelbalken liegen diese Fasern ein- fach unmittelbar nebeneinander. Die dorsaien und ventralen Muskelbänder zeigen auf Quer- schnitten ein blättriges Gefüge derart, dass durch die ganze Dicke dieser Bänder, von ihrer freien Oberfläche bis zu der Anheftung auf der Subcuticularschicht, Spalten gehen, welche blattartige Abtheilungen erzeugen, die aber nicht so scharf von einander gesondert sind, dass nicht von Strecke zu Strecke zwei Nachbarblätter untereinander in Verbindung träten. In diesen Blättern liegen die längslaufenden Muskelfasern übereinander aufgeschichtet, so zwar, dass jede Faser die eine Kante aufwärts, die andere abwärts wendet. Ich habe mich nicht davon überzeugen können, dass diese Blätterdurchgänge innerhalb der Muskelbänder durch ein besonderes Gewebe, etwa Membranen, veranlasst seien; feine, mit den Muskelfasern parallel verlaufende Fäden beobachtet man nicht selten auf Querschnitten , welche sich unter dem Druck des Deckglases- umgelegt haben; mir schienen aber solche Fäden abgesplitterte Theile von der Rindenschicht der Muskel- fasern zu sein. Von den Modificationen, welche die Körperwand an bestimmten Stellen erfährt, erwähne ich liier zuerst den Bau des Kopflappens. Sehen wir von den nervösen Theilen ab. welche im Innern des Kopflappens ihren Platz finden, so setzt sich derselbe aus der Chitinhaut, einem be- sonders stark entwickelten Fasergewebe und aus einer Musculatur zusammen Die Chitinhaut ist dünn und ruht zunächst auf der körnigen gelblich gefärbten Subculicularschicht. An sie schliesst sich das Fasergewebe an. Dieses erreicht der Masse nach seine grösste Entwicklung im vorderen zugeschärften Kopflappentheile , welchen es solide macht , indem es hier die obere und untere Fläche desselben verbindet ; von dieser füllenden Masse geht nach hinten in den Kopf läppen hin- ein eine vertikal stehende, die obere und untere Fläche verbindende Scheidewand, deren Längs- ausdehnung fast bis zum Vorderrand des Hirns reicht. Diese Masse ist opak und besteht aus äusserst feinen Fasern, welche parallel mit einander verlaufen, in der Scheidewand senkrecht, in den Seitentheilen des Kopflappens schräg nach auf- und abwärts. Die an den Seilenrändern des hinteren Kopflappentheiles stehenden linsenartigen Körper werden von einer Gewebsmasse erfüllt, welche durch eine auffallende Durchsichtigkeit sich auszeichnet und die ich nur von dieser Stelle her kenne: auf Durchschnitten erscheint diese helle Gewebemasse der linsenförmigen Körper von feinen dunkleren Linien durchsetzt, welche senkrecht gegen die Oberfläche stehen. Ich weiss nicht, ob diese Linien Fasern sind oder die Grenzen von Stäbchen- oder säulenartigen Theilen, aus Farn. Nephthydea. Gen. Nephthys. 597 denen die ganze Masse zusammengesetzt ist; für das letztere spricht die Beobachtung, dass die Fläche derCuticula, an welche sich diese Masse anlagert, wie von kleinen polygonalen oder rund- lichen Eindrücken gezeichnet ist; ich weiss ebensowenig, ob dies Gewebe eine Modification der eigentlichen Subcuticularschicht oder des Fasergewebes bildet, oder ob sie dem Gewebe des Hirns, welchem sie unmittelbar aufsitzt, zuzurechnen ist. — Zwischen der so gebauten Wand des Kopf- lappens und seiner nervösen Theile liegt nun der sehr beschränkte Binnenraum, welcher von Mus- kelbalken durchzogen wird. Diese Muskeln bilden unler dem Hirn eine Platte dadurch, dass Faser- züge von dem einen Bande des Kopflappens zum andern ziehen, und unter sehr kleinem Winkel sich kreuzen und so verflechten. DerBinnenraum vordem Hirne wird von sehr viel stärkeren Mus- kelbalken erfüllt, welche von den Seitenrändern der ventralen Fläche in schräger Bichtung auf- wärts zu den gegenüberliegenden Bändern der dorsalen Flache steigen , dabei in der Mitte des Kopflappens sich kreuzen. In dem Theile des Kopflappens, welcher durch die Scheidewand des Fasergewebes in zwei Hälften get heilt wird, liegt in jeder derselben eine Anzahl von Muskelbün- deln, welche, von dem Septum ausgehend, nach vorn und gegen die Seitenränder gerichtet sind; diese Muskelbalken bilden eine Scheide, in welcher die Fühlernerven verlaufen, und enden an dem Ursprünge der Fühler und in deren Nähe an den Kopflappenrändern. Das dreieckige Polster hinter dem Mundeingange besteht aus der in starker Wölbung vorspringenden Chitinhaut, deren innere schalenförmige Fläche durch einwärts gehende Falten in breite longitudinale Furchen zerlegt und durch eine Bandfalte gegen die übrige Bauchfläche abgegrenzt ist. Von der Anordnung dieser Falten giebt die Ansicht der Oberfläche eine genügende Anschauung, da die scharf eingerissenen Linien des Polsters den Falten entsprechen. Unter der Chitincuticula liegt die Subcuticularschicht in massig dicker Lage. Nach innen lagert auf dieser eine dicke Schicht querer, zu Bündeln vereinigter Muskelfasern, welche an den Randfalten inse- riren und die Furchen überbrücken ; und über dieser queren Muskelmasse laufen longitudinale Fasern, welche von den Randfalten entspringen, und in der Umschlagfalte, mit welcher dieChitin- wand des Körpers in die der Rüsselröhre übergeht, endigen, indem sie an die wandständige Mus- culatur der letzteren anstossen. Von dem Verhalten dieses Polsters zu dem Nervensysteme wird weiter unten die Rede sein. Die seitlichen Lippen des Mundeinganges sind Duplicaluren der Chitinhaut, ihre freien Ränder bestehen aus einer soliden Chitinplatte. — Das gleiche gilt von dem Blatte , auf welchem der untere Fühlercirrus sitzt. — Im Ruder selbst stellt, so viel ich habe erkennen können, die Acicula sowie ein jedes Borstenbündel eine selbständige, durch Einstülpung der Chitinhaut auf dieser entstandene Bildung dar. Die basalen Enden der in einer Beihe austretenden vorderen und hinteren Borsten convergiren im Innern des Astes und sind zu je einem Bündel vereinigt, zwischen den Enden beider Bündel liegt die viel weiter ins Innere ragende Stütznadel , ohne mit diesen besonders verbunden zu sein. Da wo die Spitze der Acicula in der Firste des Buderastes liegt, ist die Chitinhaut auffallend stark verdickt, ich vermuthe, dass von hier aus die Einstülpung, Ehlers , Borstenwürmer. 76 598 Ordo 1. Nereidea. durch welche die Acicula entstanden ist. ihren Ausgangspunct nimmt. — Die Lippen des Astes und die haotartig dünnen Lappen der Firste bestehen aus einer Duplicatur der Chitinhaut, deren beide Blatter durch eine dünne Schicht von Fasergewebe zusammengehalten werden; bei der mikroskopischen Untersuchung trifft man unter der dünnen Chilinhaut einer Lippe zunächst die Zeichnung von feinen Puncten oder kurzen Linien; diese Puncte sind die an der Chitinhaut inse- rirenden Buden feiner kurzer Faden, welche beide Chitinplatten mit einander verbinden, dabei auch netzartig anastomosiren, und so das geringe Lumen der Hautduplicatur mit einem lockeren, schwammartigen Gerüst von Fasermasse erfüllen. Innerhalb dieser Masse sieht man bei Flächen- ansichten des Blattes helle Linien, welche fast mäandrisch verlaufen und zwischen den Pünctchen bald grössere, bald kleinere felderartige Abschnitte begrenzen: gegen die Wurzel der Lippe hin sehen diese feinen Linien in breitere über und das Ganze machte den Eindruck, als ob in die lockere Fasermasse Canäle eingegraben wären, welche von der Anheftung der Lippe aus gegen deren Rand liefen, dabei unter häufigen Theilungen feiner würden und netzartig in Verbindung träten. In der basalen Hälfte der Lippe liegen Netze von Blutgefässen, deren Caliber bedeutender ist als das dieser feinen Canäle; ich habe mir keine Gewissheit verschaffen können, ob diese Canäle mit den Blutgefässen zusammenhängen und etwa ein capillares Blutgefässnetz darstellen; Blut habe ich auch da, wo die Gefässe im Grundtheile der Lippe gefüllt waren, in denCanälen nie gefunden; allein dieser negative Befund durfte, da ich lebende Thiere nicht untersuchte, in der Entscheidung über die Bedeutung der Canäle von keinem Belang sein, da von anderen Autoren die Ruderlippe mit Bestimmtheit als gefässhaltig bezeichnet ist. Mir hatte sich sonst die Vermuthung aufgedrängt, es möchten die Canäle mit der Körperhöhle in Verbindung stehen und sich von hier aus mit Lei- besflüssigkeit füllen, besonders deshalb, weil ich häufiger in der basalen Hälfte der hinteren Lippe Massen traf, welche bei auffallendem Licht opak weiss waren und aus Anhäufungen kleiner kör- niger Kugeln bestanden, welche da, wo sie weniger gehäuft waren, in den Anfängen dieses Ca- nalsystemes zu liegen schienen, und nicht wie Elemente des Blutes, sondern wieBestandtheile der Leibesflüssigkeit aussahen. — In das Innere des Lippenblattes treten vom Ruder her Muskel- bündel ein, deren Fasern fast baumartig auseinanderweichen, und noch im Grundtheile der Lippe an deren Wand sich heften. — Die Kieme ist ein bis zur Spitze hohler Anhang, dessen mit der Körperhöhle in Verbindung stehender Binnenraun) von grossen Blutgefässschlingen erfüllt wird. Diese Höhlung umgiebt eine dicke Wand , welche zu äusserst eine sehr feine Chitincuticula mit den i Reihen langer Wimperhaare und unter dieser das die Waoddicke bildende mehrerwähnte Fasergewebe trägt, dessen Fasein hier sehr fein und äusserst dicht mit einander verschmolzen sind; auf der in die Kiemenhöhle sehenden Oberfläche dieser Wand liegt eine einfache Schicht schmaler bandartiger straffer Fasern, wahrscheinlich die Enden von Muskelfasern , welche von der Ruderhöhlung aus eintreten. Die Musculatur des Ruders ist eine sehr complicirte. An der Wand des Zwischenraumes der beiden Äste liegen Fasern, welche wohl den dorsoventralen Bal- ken angehören und deren Richtung besitzen: im Innern der Äste liegen Faserzüge, welche im Farn. Nephlhydea Gen. Nephlhys. 599 Zusammenhang mit diesen dorsoventralen Muskeln stehen und unter der Wand des Ruderastes theils parallel mit dessen Langsame, theils mehr ringförmig verlaufen. Von dieser Muskelschicht aus treten die erwähnten Fasern in die hintere Lippe, und von einem Faserzuge, welcher unter und parallel mit der Firste des Astes läuft, in die Kieme; an das Ende der Acicula heften sich Fasern, welche rings von der Ruderwand entspringen und radiär zur Stütznadel gehen. Über den feineren Bau der Korperwand und ihrer Anhänge sind bis jetzt nur wenig Angaben ge- macht. Dass die Muskelfasern einen körnigen Axensirang besitzen , hat Claparede 'j erwähnt. Grube2) hebt das Fehlen von Ringfasern hervor, doch ist nur seine Angabe, dass statt der Quermuskelsehicht der Leibeswand in der Mitte des Rückens und Bauches eine Membran sei, unverstandlich geblieben. Eine genauere Beschreibung der Kiemen hat zuerst Quatrefages'1) gegeben, sie widerspricht nieinen Beobachtungen im wesentlichen darin, dass nur 2 Reihen von Cilien vorhanden sein sollen. Nach Schmar- da4) trägt die Kieme Flimmerepithel, ich möchte vermuthen . dass hier aus der Anwesenheit von Flimmer- haaren gleich der Schluss auf die Anwesenheit eines Flimmerepithels gemacht ist: meines Wissens ist kein Fall bekannt, dass isolirte, Flimmerhaare tragendeZellen auf derOberfläche einer Annelide gefunden wären. — Die hintere Lippe ist nach der nur kur/.en Angabe von Milne Edwards5) gefässhaltig , und dem würde auch die Abbildung entsprechen, in welcher delle Chiaje 5) eine Blutgefässausbreitung in den Lippen zeich- net; schliesslich spricht Schmarda7) von einer »schönen dendritischen Gefässverzweigung« in der hinteren Lippe des unleren Astes seiner N. polyphara. — Es mag hier noch eine andere Angabe Schmarda's8) erwähnt werden, wonach die Oberfläche der hinteren Lippe des unteren Astes von N. macroura »aus pflasterförmi- gem Epithel mit /fellkörnern besteht.« Sollten das nicht eher chitinogene Zellen unter einer oberflächlichen Cuticula sein? Die der Körperhöhle zugewandte Oberflache der ventralen und dorsalen Längsmuskelbän- der ist von einer feinen, so viel ich gesehen habe, slructurlosen Membran bekleidet; wie weit dieselbe auf die übrige Musculatur und auf die Eingeweide sich erstreckt, kann ich nicht angeben. Die Körperhöhle wird entsprechend den Segmenten auf eine allerdings nur unvollkommene Weise gekammert. Es geschieht dies durch Scheidewände, die ich als wahre und falsche Disse- pimente unterscheiden möchte. Die wahren Dissepimente sind Membranen, welche auf den Seg- mentgrenzen von der Innenflache der Rauchwand und der unteren Theile der Seiten wände des Körpers ausgehen, vertical gespannt sind und mit einem freien, etwas verdickten Rande unter dem Darme von einer Seitenwand zur anderen ziehen. Sie scheiden mithin den unter dem Darme gelegenen Theil der Körperhöhle in eine Anzahl nach oben offener Kammern. Diese Dissepimente finden 1 ) Claparede , Sur la structure des Annelides. Tire des Archives des sciences de la bibliotheque univer- selle. Seplembre. 18 67. pg. 19. 2) Grube, Familien der Anneliden a. a. 0. pg. 53. 3) Quatrefages, Types inferieures. Annales des sciences naiur. Ser. III. Zoolog. T. XIV. pg. 291 PI. 5. Fig. 6. 4) Schmarda , Neue wirbellose Thiere I. II. a. a. 0. pg. 89. 5) Milne Edwards, Hecherches. . Annales d. scienc. nat. Ser. II. Zool. T. X. pg. 212. 6) deli.e Chiaje, Memorie a. a. 0. Tav. XXVIII. (bis) Fig. 27. 7) Schmarda a. a. 0. pg. 90. 8) Schmarda a. a. 0. pg. 91. 76* 600 Ordo J. Nereidea. sich aber nur in dem hinteren Körpertheile, im vorderen fehlen sie. Das Dissepiment, welches als eine einfache Membran erscheint, ist wahrscheinlich eine Duplicatur, welche von der die ventralen Mus- kelbänder bekleidenden Haut ausgeht. In dieser Membran liegen vereinzelte querlaufende Muskel- fasern; der dickere Rand wird von einer strangförmigen Anhäufung solcher Fasern gebildet. — Als falsche Dissepimente bezeichne ich musculöse Faserzüge, welche den Darm mit der Körper- wand verbinden. Sie entspringen an der Seitenwand des Körpers auf den Segmentgrenzen als breite, platte bandartige Faseizüge, welche in dem Räume zwischen Darm und Körpeiwand ver- licale Septa bilden, dann zum oberen und unteren Umfang des Darmes sich wenden, horizontal sich ausbreiten , und nun , in mehrere schmalere divergirende Rander zerspalten . mit den longi- tudinalen Muskelfasern sich verflechten, welche über den oberen und unteren Darmumfang ver- laufen. — Longitudinale Dissepimente zwischen Darm und Körperwand fehlen. Hier ist schliesslich eines eigenthümlichen Randapparates zu gedenken, dessen Redeu- tung ich nicht kenne. Auf der Innenfläche der Bauchwand läuft in der Medianebene über dem Bauchstrange des Nervensvstemes ein schmales, flach aufliegendes Rand . von welchem in der Mitte eines jeden Segmentes auf der Wölbung der Nervenknoten unter spitzem Winkel jederseits zwei gleiche Bänder zur Seitenwand des Körpers gehen, das eine nach vorn, das andere nach hinten. Diese Ränder bilden in jedem Segmente einen auf der Bauchfläche liegenden sechsstrah- ligen Stern, der mit dem des Nachbarsegmentes durch das längslaufende Band zusammenhängt. (Taf. XXIII. Fig. 33). Der Kreuzungspunct dieser sternförmigen Ränder ist auf dem Nervenknoten befestigt, die Enden der lateralen Ränder sind, so viel ich gesehen habe, an die Körpeiwand ge- heftet. Am vorderen Ende lies Rauchstranges theilt sich das längslaufende Rand, begleitet nun die Schenkel des Schlumlringes. und giebt nur lateralwärts zur Körperwand Seitenbänder ab. Alle diese Ränder zeichnen sich durch einen starken seidenartigen Glanz aus ; unter stärkerer Vergrösserung zeigen sie ein eigenthüniliches Aussehen, erscheinen wie gewirkt oder als wären zwei oder mehrere Fasern regelmässig zu einem plattgedrückten Strange verflochten. Ich bin weder über die Redeutung dieser Ränder noch über deren Verhältniss zu den übrigen Theilen der Körperwand zum Abschluss gekommen. Die Leibesflüssigkeit enthält zahlreiche kleine kugelige Körper, die nach dem Auf- bewahren in Weingeist, in welchem Zustande ich sie allein kenne, als helle Bläschen mit einem körnigen Inhalte erscheinen. Der Verda uungstract us besieht aus Rüssel und Darm. Der Rüssel (Taf. XXIII. Fig. 24. 25. 26) zerfällt in zwei Abschnitte: Rüsselröhre und Kieferträger. Im ausgestreckten Zustande, wo die Rüsselröhre den letzteren umhüllt, hat der Rüssel etwa ein Achtel bis ein Zehntel der ganzen Körperlänge; seine Form ist dann schwankend: cylindrisch , am Ende aufge- trieben, dass er kolbig erscheint, oder auch an der Wurzel am dicksten, dass er fast urnenförmig aussieht. Er läuft mit zwei Lippen aus welche vertical stehen, schwach convex nach aussen ge- wollt sind und zwischen sich den vertical spaltlörmigen Rüsseleingang einschliessen. Jede Lippe Farn. Nephthy den. Gen. Nephthys. »HM endet in 10 Papillen; diese sind gabelig in zwei Endzinken getheilt , und so entstehen zwei Reihen von schlanken, spitz kegelförmigen Zinken, welche jederseits den Eingang in den Rüssel umgeben; die Grösse der Papillen ist ungleich, die längsten stehen in der Mitte der Lippe, von da nehmen sie gegen das obere und untere Ende der Lippe gleichmässig an Lange ab. so dass die oberste und unterste dieser Lippenpapillen kaum die halbe Länge der mittleren besitzt, und die Linie, welche die Spitzen dieser Papillen beschreiben, eine halbmond- förmige ist. Von den beiden Zinken, in welche jede Papille ausgeht, ist die median wärt s stehende kleiner als die laterale; es verdeckt daher die äussere Reihe dieser Zinken völlig die innere. Da, wo in der Medianlinie der ventralen und dorsalen Fläche die beiden Lippen zusammenstossen. steht eine ganz niedrige, kegelförmig zugespitzte , aber nicht gabelig getheille Papille. — Hinter diesen scharf abgesetzten Endlippen ist die Oberfläche des Rüssels über eine kurze Strecke nackt, dann folgt ein Gürtel, welcher mit regelmässigen Längsreihen von Papillen besetzt ist und hinter diesem ist der weit grössere Anfangstheil des Rüssels papillenlos. Die Papillen tragende Ober- fläche des Rüssels beträgt kaum ein Viertel der ganzen Rüssellänge; die Papillen sind fadenförmig zugespitzt, sie stehen in 22 Längsreihen, von denen jede aus 4 — ö Papillen zusammengesetzt ist. Der Abstand der Reihen von einander ist grösser als die Dicke der einzelnen Papille ; nur die medianen Reihen der dorsalen und ventralen Fläche convergiren nach vorn, und beginnen meist mit einer gemeinsamen Papille. In diesen Reihen sind die vordersten Papillen die längsten , etwa so lang als die grösslen Zinken der Lippenpapillen, aber dünner als diese, die hintersten Papillen sind dagegen um die Hälfte kürzer. — Die keine Papillen tragende Oberfläche des Rüssels er- scheint chagrinartig mit Körnchen besetzt; dies Aussehen verursachen kleine schuppenförmige Höcker, welche in massig grossen Abständen wenig regelmässig die Fläche bedecken. Ist der Rüssel eingezogen, so liegt die Rüsselröhre innerhalb der ersten 1 4 Segmente, das hintere Ende des Kieferträgers im 23. Segment. Die R Ussel röhre, welche in diesem Zustande von den später zu beschreibenden Papillarmuskeln des Rüssels rings umgeben wird, nimmt einen möglichst kleinen Raum dadurch ein. dass ihre eng aufeinanderliegenden Wandungen theils längslaufende, theils ringförmige Falten schlagen. Sie wird von einer starken, mit Porencanälen versehenen Chi- tincuticula gebildet, unter welcher eine körnige und faserige Subcuticularschicht liegt; auf dieser lagern ringförmige Muskelfasern in geringerMachtigkeit. Die Papillen, wekhein Reihen auf der Rüs- selröhre stehen, sind kegelförmige Ausstülpungen der Chitinhaut und deren Matrix, in welche von den Nerven des Rüssels feine Nervenfäden hineinliefen: in den Papillen nimmt die Dicke der Chitin- haut gegen die Spitze hin bedeutend ab. das Gewebe der Subcuticularschicht ist deutlich faserig und ähnelt sehr dein Bindegewebe; der Nerv verläuft in der Axe der Papille und geht büschel- förmig ausstrahlend mit seinen Fasern an die Chitinwand; dem Aussehen nach findet hierein ähnliches Verhalten statt, wie in den Fühlern und Cirren bei Nereis. Der Kieferträger erscheint auf den ersten Blick als ein derbes cylindrisches Gebilde, welches an Länge der eingezogenen Rüsselröhre gleichkommt, an Dicke sie fast um das Doppelte 602 Ordo I. Nereidea. übertrifft. Die Form .seines Vorder- und Hinterendes sind durch darauf liegende Muskeln verdeckt; der freie mittlere Theil weicht von der cylindrischen Form dadurch ab, dass vier längslaufende tiefe Furchen seinen Umfang in eben so viele gleichbreite Wulste zerlegen , von denen je einer lateralwärts. die anderen je dorsal- und ventralwärts gewandt sind; die Oberflache glänzt stark und ist mit schmalen, abwechselnd hell und dunkel erscheinenden ringförmigen Streifen gebän- dert; ein Bild, welches durch das Gefüge der Wandmusculatur erzeugt wird. Das Vorderende, an welchem der Zusammenhang mit der Rüsselröhre stattfindet . bilden die beiden Endpapillen tragenden Lippen, die in der Verlängerung der lateralen Wulste liegen: das Hinterende spitzt sich plötzlich stark zu und ist mit einem spitz kegelförmigen zweilippigen Ausläufer in den Anfang des eigentlichen Darmes eingeschoben. — Öffnet man den Kieferträger, so zeigt sich, dass eine dicke Wand ein Lumen umgiebt , welches ihn geradlinig von vorn nach hinten durchsetzt , im ersten Fünftel seiner Länge eine andere Form hat als in dem ganzen folgenden hinteren Abschnitte. In diesem verläuft ein centralgelegenes Lumen, von welchem nach oben und unten wie nach jeder Seite hin taschenförmige Erweiterungen in die vier Wülste hineingehen, welche auf der Oberfläche des Kieferträgers gesondert sind, man erhall daher auf Schnittflächen, welche rechtwinklig zur Längsaxe dieses Russellheiles stehen, von diesem Lumen das Bild eines gleichschenkligen Kreuzes (Taf. XXIII. Fig. 27). Das Lumen des vorderen Theiles ist geräumiger, entsprechend der Form der Lippen des Vorderendes gleichmässig nach den Seiten erweitert; die spaltförmigen Räume im Innern der lateralen Wulste enden an der hinteren Grenze des vorderen weiteren Binnenraumes an einer querlaufenden taschenartigen Einziehung der inneren Wandfläche . und hier auf dem Übergange des geräumigeren Vordertheils in den engeren Hinlertheil , am Anfange des Binnen- raumes der seitlichen Wülste steht in dieser queren Einziehung wie in einer Nische jederseits ein Kiefer, eine heller oder dunkler braune dreiseitige Hohlpyramide, welche gegen die Spitze hin eine nur geringe zahnartige Krümmung besitzt. Die dicke Wand des Kieferträgers besteht aus der zu innerst liegenden Chitinhaut mit einer mächtigen Subcuticularschicht, aus einerstarken Wandmusculatur und aus einer Membran, einer Fas- cie, welche die Muskelmasse nach aussen bekleidet. — Die Endl ippen, welche auf dem Übergange von der Rüsselröhre zum Kieferträger stehen, haben eine von den übrigen Theilen abweichende Gestal- tung; sie sind aufzufassen als eine in das Lumen der Rüsselröhre hineinragende Falte, welche die Chi- tinhaut der Rüsselröhre bei ihrem Übergange in den Kiefertrager bildet ; auf der halhmondförmigen Kante diesei Falte stehen als hohle Ausstülpungen die gabeligen Lippenpapillen Taf. XXIII. Fig. 23). Die beiden Blätter dieser Falte begrenzen einen taschenförmigen, der Gestalt der Lippe entsprechen- den Hohlraum, welcher ausser den später zu schildernden Nerven undGefässen von Muskelfasern er- füllt ist, welche theils die beiden Blätter der Tasche unter einander verbinden, theils und zwar in zwei Strängen ringförmig verlaufen. Dasjenige Blatt derFalte, welches den Übergang zur Rüsselröhre bildet, ragt nach aussen so weit vor, dass es mit der Aussenfläche der Wand des Kieferträgers in einer Flucht liegt; auf seiner dem Binnenraum der Tasche zugewandten Fläche liegt eine dicke Muskel- Farn. Neplilhydea. Gen. Nephthys. 603 platte, deren Faserzüge unter einander verflochten in Ebenen liegen, welche der Flache parallel sind. Die gabeligen Papillen sind wie die Papillen der Rüsselwand gebaut, unter der gegen die Spitze sich verdünnenden Chitincuticula umhüllt ein faseriges Gewebe den in der Axe verlau- fenden Nerven. — Die Chitinhaut, welche die Innenflache des Kieferträgers bekleidet, isl eine glashelle dicke Chitincuticula; in den Kiefern ist sie zu spröden, dunkelgelb oder braun gefärb- ten Platten verdickt. In kleinen gleichmassigen Abstanden ist sie von Öffnungen durchbrochen, in welchen eigentümliche, in das subeuticulare Gewebe eingebettete Gebilde münden. Dieses subeuticulare Gewebe erreicht eine beträchtliche Dicke, unter einer 0,01 Nmm machtigen Cuticula fand ich es 0,096mm dick. Es wird aus feinen Fasern zusammengesetzt, welche auf das engste mit einander verschmolzen sind . senkrecht gegen die Fläche der Chitinhaut stehen und nach aussen gegen die Muskelmasse scharf abgegrenzt sind; mir schien die Länge der einzelnen Fasern übereinstimmend zu sein mit der Mächtigkeit der ganzen Schicht. Dem Aussehen nach darf man dieses Gewebe wohl in die Reihe des Bindegewebes stellen. - — Die Fasern dieses Gewebes weichen auseinander, um allseitig die an den Öffnungen der Chitincuticula hängenden Gebilde zu umgeben, welche ich als flaschenförmige Körper bezeichnen will Taf. XXIII. Fig. 28). Ihre Form entspricht nämlich einer dickbäuchigen Flasche mit kurzem Halse ; mit diesem zugespitzten Theile hängen sie an der Chitinhaut, während der fast kugelige Körper in dem subeuticularen Fa- sergewebe eingebettet liegt. Die Länge eines solchen flaschenföimigen Körpers betrug 0,085 mm, während die grössle Breite 0,063""" war Ihr Aussehen war farblos, durchscheinend hell; meist fand sich auf ihrer Wand eine Zeichnung, als ob im Innern zellähnliche Körper von polygonaler Form eng aneinander gepressl lägen; in einzelnen Fällen sah ich in ihnen auch kleine, das Licht stark brechende Körperchen, die ich für Zellkerne gehalten hätte, wenn ihre Anordnung regel- mässiger gewesen wäre. Nach der Form und der Lage unter den Öffnungen der Chitinhaut wird man am meisten geneigt sein , die flaschenförmigen Körper für Drüsen zu erklären . die ihr Secret durch die Poren der Chilinhaut entleeren; sie entsprechen dann den wandständigen Drüsen im Rüssel derSyllideen. — Die Musculatur, deren Dicke in dem Kieferträger, von dem ich oben die Mächtigkeit der Chitincuticula und subeuticularen Schicht angegeben habe, 1,1 6mm betrug, besteht aus gleichstarken, regelmässig abwechselnden Schichten, in welchen die einzelnen Fasern einen ungleichen Verlauf haben. Die Fasern der einen Schicht verlaufen im Allgemeinen radiär, ihre Anheftungspuncte liegen auf der äusseren Fläche der subeuticularen Schicht und auf der inneren Fläche der Fascie des Kieferträgers; die Fasern der daran stossenden Schicht verlaufen um den Umfang des Kieferträgers, und mithin im Allgemeinen kreisförmig, wenn man von den Abwei- chungen, die durch die Längsfurchen auf der Oberfläche des Kieferträgers erzeugt werden, ab- sieht. Auf Schnillflächen, welche durch die Längsaxe des Kieferträgers gelegt sind, werden die Fasern, welche die subeuticulare Schicht mit der Fascie verbinden, im Längsschnitt erscheinen, die das Lumen umgebenden Fasern dagegen im Querschnitt erscheinen. Diese Schichten von Muskelfasern mit ungleichem Verlaufe finden sich gleichförmig in der ganzen Länge 604 Ordo I. Nereiden. des Kieferträgers, nur sind in dessen vorderem Theile die radiären Faserschichten nicht wie in den ilbrigen Theilen rechtwinklig zur Längsaxe gestellt, sondern ziehen bei ihrem Verlauf von aussen nach innen zugleich etwas nach vorn. Der Umstand, dass auf der Innenfläche der Fascie die Fasern der einen Sehich! entspringen und also ihre Enden nach aussen richten , während in der nächsten Schicht die Fasern ihrer Länge nach unter der Fascie verlaufen, erzeugt das gebändelte Ansehen des Kieferträgers. Wenn man, was allerdings zweifelhaft ist. eine gesonderte Thätigkeit der einzelnen Schichten annehmen darf, so würden die ringförmigen F;isern bei ihren Contractio- nen den Kieferträger einschnüren, die radiären dagegen vielleicht sein Lumen erweitern. Faserzüge, welche eine besondere Bewegung der Kiefer verursachen könnten, habe ich nicht gefunden. — Die Fascie. welche die Muskelmasse nach aussen umhüllt, ist eine straffe structurlose Membran. Auf der Aussenfläche der Fascie entspringen und inseriren Muskeln, welche man in zwei Gruppen sondern kann, je nachdem sie von einem Abschnitt des Verdauungstractus zum andern gehen, oder den Rüssel mit der Innenfläche der Köi perwand verbinden. (Taf. XXIII. Fig. 25.26). — Auf dem vorderen Theile der lateralen Wülste des Kieferträgers entspringen zwei dreieckige Muskelplatl en, und inseriren auf dem vorderen längeren Blatte der taschenförmigen Falte, welche die Endlippen des Kieferträgers bildet (M. /.) ; die Spitze dieser dreieckigen Platten heftet auf der Fascie des Kieferträgers ; ihr vorderer Rand, mit welchem sie inseriren, ist halbmondförmig ausge- schnitten; an den Ansatzstellen stossen beide Platten in der Medianlinie des ventralen wie dor- salen Rüsselumfanges aneinander. Diese Muskeln sind nur an ihren Insertionspuncten mit der Rüsselwand fest verbunden, und liegen daher hohl über dem Vorderende des Kieferlrägers; ihre Fasern haben ausschliesslich longiludinalen Verlauf. Contractionen dieser Mnskelblätter werden die Lippen des Rüssels nach aussen ziehen und somit den Eingang in den Rüssel öffnen. — Am hinteren Ende des Kieferträgers inseriren auf dessen Fascie Muskeln . welche von der Oberfläche des Darmes entspringen. Es sind dies zunächst auf der Rauchlläche zwei grosse breite Muskel- bänder (M.v.], Retractoren des Rüssels, welche über das hintere Viertel des Kieferträgers hin- übergreifen und mit zugespitzten Enden auf dem ventralen Wulste des Kieferträgers inseriren ; ihr Ur- sprung wird bei der Darstellung des Darmes beschrieben ; sie liegen hohl über der Vereinigungsstelle des Rüssels mit dem Darme und verdecken einige kurze schmale Muskeln, welche diese beiden Theile verbinden. Solche kurze Muskeln vereinigen auch auf der Ruckenfläche Darm und Rüssel, und zwar sind es hier zwei mediane kurze schmale Muskeln, welche mit fadenförmiger Sehne an den Sei- tentheilen des dorsalen Wulstes sich anheften, und zwei mehr als doppell so breite und lange, welche auf der Fläche des lateralen Wulstes sich anheften. Diese Muskeln gehen aus der Musculatur der Darmwand hervor und verdecken das zugespitzte Endstück des Kieferträgers, sowie dessen Zu- sammenhang mit dem Darme. — Die Verbindung zwischen Rüssel und Körperwand stellen 12 Muskeln her, welche ich Papil larmuskeln nenne (M. p.) , da ihre Form an die gleichnamigen Muskeln im Herzen der Säugethiere erinnert. Die Muskeln entspringen an dem vorderen halb- mondförmigen Bande der dreieckigen Muskelplatte, welche den Übergang vom Kieferträger zur Farn. Nephlhydea. Gen. Nephthys. 605 Riisselröhre deckt ; und inseriren innerhalb der 2 bis 3 ersten Segmente auf der Fascie der Kör- permusculatur. Der einzelne Muskel besteht aus einem Muskelbauche und einer Sehne; doch kommt es nicht selten vor. dass zwei Muskelbauche verschmelzen und dann einen gemeinsamen Bauch für zwei Sehnen bilden. Der Muskelbauch ist breit und platt und zwar von seinem Ursprünge an; nur die medianen dorsalen Muskeln weichen in dieser Species davon ab, denn ihre Bäuche sind am Ursprünge zugespitzt und haben eine lang spindelförmige Gestall. Die Oberflache der Muskelbauche ist oft sehr regelmässig dicht quer gestreift; dieses Bild entsteht durch eine feine Kräuselung der den Muskelbauch bildenden Fasern. Die Sehne ist fadenförmig, dünn glänzend, fast immer etwas kürzer als der Muskelbauch und kaum ein Achtel so breit als dieser; der Über- gang vom Muskelbauch zur Sehne ist ein plötzlicher. — Die Muskelbauche bestehen aus den über- all gleichgeformten Fasern mit körniger Markschicht ; die sehr viel dünnere Sehne besteht aus einer Anhäufung feiner Längsfasern, am Übergang in den Muskelbauch steht jede einzelne Sehnenfaser mit mehreren Muskelfasern in Zusammenhang und es scheint, als ob die Sehne dadurch entstände, dass die einzelnen Fasern des Muskelbauches hier unter Verlust der Marksubstanz plötzlich sich verschmälerten und die übrigbleibende Rindenschicht die Fasern der Sehne bilde. — Die Ober- fläche der einzelnen Papillarmuskeln ist von einer feinen strukturlosen Membran bekleidet. — Von der ventralen Fläche des Kieferträgers und zwar von den lateralen Wülsten, da, wo die ventralen Muskelbänder des Darmes inseriren, gehen zwei schmale, bandartig platte Muskelbänder aus, welche unter dem eingezogenen Rüssel nach vorn verlaufen und sich an der Innenfläche der Bauchwandung der ersten Segmente anheften. — Die Wirkung dieser Muskeln beim Aus- stülpen des Rüssels kann eine solche sein, dass sowohl die Papillarmuskeln wie die schma- len ventralen Muskelbänder durch ihre Contraclionen das Vorderende des Kieferträeers gegen die Mundöffnung hinziehen; allein die völlige Ausstülpung des Rüssels kann durch sie nicht be- wirkt werden, sondern erfolgt wohl nur unter dem Andrängen der durch Zusammenziehungen der Körperwand nach vorn getriebenen Leibesflüssigkeit. Für das Einziehen des ausgestülpten Rüssels sind der Lage und Anordnung nach die Muskelbänder bestimmt, welche auf der ven- tralen Flüche des Darmes liegen und am Kieferträger inseriren. Der Darm ist unmittelbar hinter dem Rüssel ein cylindrisches Rohr, welches an Höhe und Breite etwas kleiner ist als der Kieferträger; bald aber weitet sich dieses Rohr und dann treten die anfänglich kaum bemerkbaren Einschnürungen auf, durch welche das Darmrohr in Kammern zerlegt wird. Jede solche ringförmige, nur massig tiefe Einschnürung liegt in der Mitte eines Segmenlraumes; jede Darmkammer, welche doppelt so breit als lang ist, liegt in der hin- teren und vorderen Hälfte zweier aneinander stossender Segmente. Auf der inneren Oberfläche der Darmwandung läuft in der Medianlinie des ventralen Umfanges eine Furche, von welcher unter rechtem Winkel ringförmige Furchen in geringen Abständen von einander ausgehen; im übrigen ist diese Fläche glatt. — Die Darmwand besteht aus einer zu innerst gelegenen feinen Cuticula; darunter lagert, die Dicke der Darmwand bildend, ein feinkörniges Gewebe mit einer Ehle&s, Rorstenwürmer. 77 606 Ordo I. Nereidea. Streifung, als sei es aus Fasern zusammengesetzt, die rechtwinklig zur Cuticula ständen1); die Siussere Oberfläche der Darmwand bedeckt zuletzt, abgesehen von denBlutgefässverzweigungen, eine besonders entwickelte Muskellage. Diese besteht aus einer einfachen schwachen Ringfaser- schicht und aus Längsfasern, welche nach aussen auf diesen lagern und beschränkt auf den me- dianen Theil der dorsalen und ventralen Fläche des Darmes hier Bänder bilden, welche nur locker mit der Darmwand in Verbindung stehen, die Hauptstämme des Gefässsystemes decken und den von der Körperwand zum Darm gehenden musculösen Dissepimenten zum Ansatz dienen , indem deren Fasern sich mit diesen Längsmuskelbändern verflechten. Das Muskelband, welches in dieser Weise auf der dorsalen Fläche des Darmrohres verläuft Taf. XXIII. Fig. 29) , ist unpaar und be- steht aus einer Anhäufuug von Fasern , welche nur locker unter einander verbunden sind ; die musculösen Dissepimente treten breit an dasselbe hinan und schaffen dadurch wenig scharf be- grenzte laterale Ränder. Auf der ventralen Fläche des Darmes (Taf. XXIII. Fig. 30) verläuft ein durchaus ähnliches Muskelband, und im hinteren Körpertheile inseriren an ihm die musculösen Dissepimente. Allein im 62. Segmente lösen sich aus diesem lockeren Faserzuge zwei feine Fä- den, verlaufen anfänglich fast mit gleicher Dicke nach vorn, ohne mit der Darmwand in feste Ver- bindung zu treten, verbreitern sich dann so, dass sie zwei derb und fest erscheinende platte Mus- keln werden, die in der Medianlinie, ohne verwachsen zu sein, unmittelbar aneinander liegen und zusammen fast zwei Drittel von der Breite des Darmrohres besitzen. Dies sind die Muskeln, welche am Kieferträger inseriren, und denen ich die Rolle vonRetractoren des Rüssels zuschreibe. An ihnen inseriren die musculösen Dissepimente und es scheint, als ob die hinteren fadenförmigen Wurzeln dieser Muskeln durch die Beimischung von Fasern der Dissepimente allmälig die sehr viel bedeutendere Breite und Dicke erhielten. Über den Bau des Verdauungstractus von Nephthys finden sich Angaben von delle Chiaje2), Milne Edwards3), Örsted4), Williams5) und Quatrefages6). Aus der kurzen Beschreibung, welche delle Chiaje giebt, geht hervor, dass er eine im allgemeinen richtige Vorstellung vom Bau dieser Theile besass, so er- wähnt er besonders die Papillarmuskeln. Die Abbildung, welche M. Edwards bei Gelegenheit der Darstel- lung des Gefässsystemes gegeben hat, ist in Bezug auf die Verhältnisse des Bussels entschieden falsch: Williams' Angaben sind ganz unzulänglich, er bezeichnet sogar den Bussel als kieferlos. Die beste Darstel- lung von dem Bau des Bussels hat jedenfalls Örsted in seiner Abbildung und den wenigen Zeilen gegeben, welche diese erklären; die wesentlichen Theile sind hier angedeutet, und es ist keine geradezu falsche An- 1) In diesem Gewebe fanden sich zahlreich lang ovale Körper eingebettet, welche aus einer grobkörnigen .Masse bestanden, die von einer deutlichen Membran umschlossen war; ich halte sie für parasitische Gebilde, wie die zellen'ahnlichen Körper aus der Darmwand von Cirrobranchia. 2) delle Chiaje, Memorie sulla storia a. a. 0. Vol. II. pg. 40'2. Tav. XXVIII. [bis1 Fig. 24. 3) Milne Edwards, Recherches pour servir ä l'histoire de la circulation du sang chez les annelides. Annal. d. scienc. nat. Ser. II. Zool. T. 10. PI. 12. Fig. 3. 3a. 4) Örsted, Grönlands Annalata dorsibranchiata. pg. 43. Tav. VI. Fig. 73. 5) Williams, Report on the british Annelida. Report of the 21. Meeting of the british association for the advancement of science helt at Ipswich 1851. pg. 235. 6) Quatrefages, Histoire I. a. a. O. pg. 415. 416. Farn. Nephthydea. Gen. Nephthys. 607 gäbe gemacht. Die viel lungere Beschreibung, welche Quatrefages geliefert hat, ist weniger klar als ÖR- sted's Darstellung und erweitert die Kenntnisse von diesen Theilen in kaum nennenswerther Weise. Das Gefässsy stein kenne ich nur nach Untersuchungen an Thieren, welche in Wein- geist aufbewahrt sind ; es sind daher meine Angaben über die feineren Gefässverzweigungen lücken- haft. Die centralen Apparate bestehen aus 4 Langsstammen , welche innerhalb der Seg- mente, die den eingezogenen Rüssel bergen, zum Theil anders angeordnet sind als in dem übrigen Körperlheile; sie stehen im vorderen Körpertheile und im Aftersegmente in unmittelbarem Zusam- menhange und treten in den einzelnen Segmenten durch Gefässausbreitungen auf der Körper- und Darmwand mit einander in Verbindung. Die 4 Längsstamme sind ein dorsaler und ein ventraler Stamm, welche dem Darmrohre unmittelbar anliegen, und zwei auf der Bauchflache der Körper- wand liegende Stamme, welche am Bauchstrange des Nervensystemes entlang laufen. DieGefäss- stamme, welche am Darmrohre liegen, werden von den Langsmuskelbandern desselben verdeckt, da sie zwischen diesen und der Wand des Darmes verlaufen. Von dem dorsalen Stamme ent- springt in der Mitte der Segmente jederseils ein Zweig, welcher unter dem longitudinalen Muskel- bande heraus an das musculöse Dissepiment tritt, an diesem seitwärts läuft und noch über dem Darmrohre sich gabelig in zwei Äste theilt, von denen der eine zwischen den Fasern des Disse- pimentes abwärts zum Darme sich wendet, und hier ein weitmaschiges Gefässnetz bildet, der andere das Dissepiment verlassend zur Körperwand zieht und in den oberen Theil des Ruders eintritt. — Der ventrale, am Darm gelegene Stamm (Fig. 30. V. v.) steht mit dem Gefässnetze auf der Darmwand durch kurze Zweige in Verbindung und giebt unter der Mitte jeder Darmkammer nach beiden Seiten hin einen Zweig ab, welcher zwischen den starken Muskelbändern des Darmes hervortritt, und an den musculösen Dissepimenten zur Seitenwand des Körpers und in das Ru- der zieht. — Die paarigen, neben dem Bauchstrange des Nervensystemes verlaufenden Stämme liegen tief im Grunde zwischen diesem und den medialen Rändern der ventralen Muskelbänder, unter den queren Muskelbalken, welche von der Hülle des Bauchstranges entspringen; sie sind unregelmässig wellig geschlängelt und gebogen; am vorderen Rande eines jeden Nervenknoten bilden sie eine diesem eng anliegende, steil aufwärts gerichtete Schlinge, deren einen Schenkel ich fast immer blutleer gefunden habe, während in dem anderen ein Pfropf von fest gewordenem Blute stak. Unmittelbar vor dieser Schlinge entspringt von jedem dieser Stämme ein Seitenast, welcher quer über das ventrale Muskelband hinweg gegen den Rudereingang verläuft und hier in dem Räume zwischen dem lateralen Rande des erwähnten Muskelbandes und dem unteren Theile der seitlichen Körperwand in ein Convolut grosser Gefässschlingen übergeht, welche mit den Gefässen im Ruder zusammenhängen und jedenfalls zu der hier befindlichen Bildungsstätte der Geschlechtsproducte in Beziehung stehen. Von der Gefässaus breit ung anf der Körperwand habe ich nur so viel erkannt, dass der vom dorsalen Stamme kommende Ast in der Höhe des oberen Ruderastes sich gabelt und einen Zweig in diesen hinein giebt; von ihm stammen die in mehrfachen Schlingen 608 Ordo I. Nereidea. zusammengelegten grossen Blutgefässe, welche den Hohlraum der Kieme erfüllen. Der andere Zweig geht abwärts und steht vermutlich in unmittelbarem Zusammenhang mit einem dichten Convolute von Gefässen, welche längs der Körperwand in dem Zwischenraum der beiden Ruder- aste angehäuft sind und die mit den Gefässen der Kieme und der beiden Ruderäste, sowie mit dem Gefässknäuel auf den Seitentheilen der Bauchwand in Verbindung stehen. In welcher Weise diese grossen Blutgefässausbreitungen von den Längsstämmen her gespeist werden . kann ich um so weniger angeben, als es mir nicht gelungen ist. an ihnen Strecken aufzufinden, deren Wand durch Auflagerung einer Ringfaserschicht ein arterielles Gepräge im Gegensatz zu venösen Ge- fässabschnitten erhalten hätte. Im vorderen Körpertheile sind die am Darme verlaufenden Hauptstämme weniger fest mit diesem verbunden, so dass die Verschiebung des Rüssels ohne eine erhebliche Dehnung der Gefässe erfolgen kann. (Taf. XXIII. Fig. 25. 26. 34. Schema) Der dorsale Stamm (V.d) tritt andern Übergange des Darmes zum Kieferträger unter dem längslaufenden Muskelbande hervor und er- weitert sich hier zu einem ansehnlichen Bulbus, einem Herzen, dessen Wand durch eine aufge- lagerte ringförmige Muskelschicht ansehnlich verdickt wird. Aus dem Bulbus geht ein dünnerer nach vorn verlaufender Stamm hervor, welcher das Darmrohr verlässt und unter der Rückenfläche der Körperwand, in dem engen Zwischenräume der dorsalen Muskelbänder liegt ; so viel ich gesehen habe, entspringen diesem Gefässabschnitte keine Seitenzweige: dagegen sind die seitlichen Asle, welche auf der zunächst hinler dem Bulbus gelegenen Strecke des dorsalen Stammes, nahe an einander entspringen, lang geschlängelt, und verlaufen nach vorn, um die vorderen Körperseg- mente zu versorgen. Das Vorderende dieses Stammes liegt im Kopflappen auf der unteren Fläche des Hirns und theilt sich hier gabelig in zwei rücklaufende Äste. Von diesen gabelt sich jeder Ast nach kurzem Verlauf wieder und es gehen die einen dieser Zweige abwärts zur Bauchfläche in die neben dem Bauchstrange laufenden Stämme über, während die anderen Zweige über der Rüsselröhre zwischen den dorsalen Papillarmuskeln locker nach rückwärts ziehen und am hinteren Ende der Rüsselröhre unter die Muskeln treten, welche letztere mit dem Kieferträger verbinden und hier mit den Endzweigen des ventralen Stammes anastomosiren. Der ventrale am Darm liegende Stamm wird mit der Insertion der ventralen Darmmuskelbänder am Kieferträger frei und verläuft auf dem ventralen Wulste desselben bis zum hinteren Ende der Rüsselröhre. Hier gabelt sich dieser Stamm, tritt mit beiden Ästen unter die Muskeln, welche Rüsselröhre und Kieferträger verbinden und kommt zu dem schon erwähnten Übergangsstücke , welches die Ver- bindung des dorsalen und ventralen Hauptstammes herstellt, Dies ist ein Gefässring , welcher das Übergangsstück von der Rüsselröhre zum Kieferträger umfasst, nicht aber als einfacher Ring, sondern in eine Anzahl grosser Schlingen geknickt, welche einen nicht unbedeutenden Theil des laschenförmigen Raumes zwischen den beiden Blättern der Endlippen des Rüssels einnehmen. (Taf. XXIII. Fig. 23. V.). Die neben dem Bauchstrange des Nervensystemes verlaufenden Stämme begleiten den- Farn. Ncphtlujdea. Gen. Nephthys. 609 selben bis zu seinem Vorderende und wenden sich dann mit den Schenkeln des Schlundringes an der Seitenwand des Körpers aufwärts, um durch den oben erwähnten ersten Endzweig des dor- salen Stammes mit diesem zu anastomosiren. ') Das Blut ist unter der Einwirkung des Weingeistes zu gelben festen Massen geron- nen, in denen Blutkörper nicht mehr zu entdecken waren. Seine Fortbewegung wird vermuthlich hauptsachlich durch die stark musculöse bulbusähnliche Anschwellung des dorsalen Stammes ver- ursacht. Übei' das Gefässsystem von Nephthys halte delle Chiaje2) Angaben gemacht, welche die Verhält- nisse desselben nur zumTheil richtig wieder erkennen lassen. Ungleich genauer ist die Darstellung, welche Milive Edwards :1) von der Anordnung der Hauptstämme geliefert hat, nur vermisst man darin die Schilde- rung des Zusammenhanges derselben. — Über die Frage, ob die Lippen der Ruderaste gefässhaltig sind, hahe ich bereits oben geredet. — Die Kiemengefiisse sind verschieden beschrieben: Schmarda4) giebt eine grosse zweischenklige Gefassschlinge an, Qiiatrefages5) ein /.um Hohlraum der Kieme sehr grosses Geläss, dessen Wand kaum als eine selbständige zu erkennen sei, während ich hier Convolute von Gefässschlingen sehe. Zuletzt sei hier Schmarda's*') Mittheilung gedacht, dass der Rüssel der Nephthys von den vielen Blut- gefässen roth sei: danach scheinen ausser dem grossen Gefässringe noch andere Blutgefässe hier vorzu- kommen, welche ich nicht gesehen habe. — Er erwähnt auch die Anwesenheit von deutlichen Blut- körperchen. Das Nervensystem besteht aus dem Bauchstrange, dem Schlundringe, dem Hirn und einem Rüsselnervensysteme. Der Bauchstrang liegt in der Medianlinie der Bauchfläche zwischen den ventralen Längsmuskelbändern. Längsschnitte durch denselben zeigten mir, dass er in den einzel- nen Segmenten zwischen je zwei Nervenknoten bei gleicher Breite zwei oder drei buckeiförmige Erhe- bungen seines oberen Umfanges besitzt, die fast als secundäre Nervenknoten erscheinen. Die Nervenknoten , zu welchen der Strang anschwillt , sind kürzer aber doppelt so breit als die sie verbindenden Längscommissuren , ihre obere freie Fläche ist so stark convex gewölbt, dass auf ihrer halben Länge fast eine querlaufende Firste sich bildet, ihre Unterfläche, mit welcher sie auf der Körperwand ruhen, ist plan. Die vorderen Nervenknoten werden grösser und rücken damit so nahe aneinander, dass die Längscommissuren des Bauchstranges geschwunden zu sein und die einzelnen Knoten sich unmittelbar zu berühren scheinen ; die grösseren ersten Nervenknoten unter- scheiden sich auch durch ihre eckige, fast cubische Form von denen der hinteren Segmente; die ersten 5 oder 6 sind ausserdem dadurch ausgezeichnet , dass sie von einer querlaufenden Furche 1) Als Varietät habe ich einmal den Fall gesehen, dass das Endstück des einen dieser paarigen Stämme in den dorsalen Stamm unmittelbar überging, eine Strecke weit hinter dessen gabeliger Endtheilung; während der andere Stamm in normaler Weise anaslomosirte. 2) delle Chiaje, Memorie a. a. 0. Vol. II. pg. 402. '. Milne Edwards, Recherches. Annales d. scienc. nat. Ser. II. Zool. T. tO. pg. 2 11. 4) Schmarda. Neue wirbellose Thiere I. u. pg. 89. 5) Quatrefages, Etudes. Annales d. scienc. nat. Ser. III. Zool. T. 14. pg. 292. 6; Schmarda a. a. 0. 6 1 0 Ordo I. Nereidea. auf ihrer halben Länge tief eingeschnitten sind. Etwa vom 1 5. Nervenknoten an rücken die fol- genden weiter auseinander. — Die Nerven, welche vom Bauchstrange ausgehen, scheinen nur von den Nervenknoten zu kommen ; ich habe ihren Lauf nicht verfolgen können , finde aber im Innern des von mir als Rückencirrus bezeichneten Ruderanhanges und im Bauchcirrus eine Sub- stanz , welche ich nach der mikroskopischen Untersuchung unbedingt als Nerv in Anspruch nehme. — Das vordere Ende des Bauchstranges liegt im G. Segmente, oder allgemeiner bezeich- net hinter der Endspitze des dreieckigen Mundpolsters auf der Bauchfläche. Es wird von einem gleichbreiten, aber kaum halb so langen Nervenknoten, wie die folgenden sind, gebildet. Von den beiden Vorderecken desselben entspringen die Schlundcom miss u ren , jederseits ein platter fast bandartiger Nerv, welcher an dem lateralen Rande der Hautfalte, die die Seitenränder des dreieckigen Mundpolsters bildet , nach vorn verläuft , im ersten Segmente in der Basis des den unteren Fühlercirrus tragenden Blattes liegt und so zum Kopflappen gelangt und in diesem an die Vorderecken des Hirnes hinangeht. An den medialen Kanten eines jeden Schenkels des Schlund- ringes entspringen Nervenfäden, welche in die Furchen des dreieckigen Mundpolsters eintreten und in ihnen zwischen der queren Muskellage und der Subcuticularschicht zur Übergangsstelle der Körperwand in die Rüsselröhre laufen. Es sind dies die Wurzeln des Rüsselnervensystemes: über ihre Zahl bin ich in Ungewissheit ; sicher kommen von jedem Schenkel zwei Fäden, allein auf feinen Durchschnitten des Mundpolsters schienen in mehr als zwei Furchen jeder Hälfte Ner- venfäden zu liegen. Im ersten Segmente sind die Endlheile der Schlundringschenkel etwas ver- dickt und geben von hier Nervenfäden in die Fühlercirren. Ob von den lateralen Kanten der Schlundcommissuren auch Nervenfäden entspringen, welche die Ruder der vorderen Segmente versm-gen, oder ob an diese Nerven vom Bauchstrange treten, konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen. Das Hirn (Taf. XXIII. Fig. 31) im engeren Sinne, füllt die hintere Hälfte des Kopf- lappens aus. während zwei hintere Anhänge unter derRückenllüche der 5 ersten Segmente liegen, und die zu den Fühlern gehenden Nerven im Innern des Kopf lappens an dessen Seitenrändern ver- laufen. Das Hirn ist so lang als am Vorderrande breit, nach hinten etwa um ein Drittel verschmälert; sein Dickendurchmesser nicht viel kleiner als die Breite des hinteren Randes ; die ventrale Fläche ist plan, die dorsale schwach kissenartig gewölbt, von hinten nach vorn ansteigend; die vordere Fläche ist convex, die Seitenflächen fallen fast gerade ab, die hintere Fläche ist von dem Ursprünge der Hirnanhänge eingenommen. Die Oberfläche des Hirns ist bräunlich gelb gefärbt. Die dorsale Fläche liegt unmittelbar unter der Haut des Kopflappens , dessen höchste Wölbung mit dem Vor- derrande des Hirnes zusammenfällt; auf der ventralen Hirnfläche liegt das Vorderende des dor- salen Gefässstammes, dessen Fndgabelung nahe hinter dem Vorderrande des Hirnes erfolgt ; und unter ihr spann! sich die oben erwähnte musculöse Platte. Die Hirnanhänge sind zwei cylindrische in der Medianlinie in ihrer ganzen Länge sich berührende Stränge ; sie gehen am Hinterrande des Hirnes von dessen dorsaler Fläche aus. sind doppelt so lang als das Hirn selbst und zusammen Farn. Neplithydea. Gen. Nephthys. 61 t etwas breiter als dessen Hinterrand. Einmal fand ich, dass der eine dieser Stränge fast um ein Viertel langer war als der andere, und über diesen nach hinten hinausragte. Bei einem der grösseren Thiere war das Hirn lmm, die Anhange 2ram lang. Ihre Farbe ist matt weiss und sticht dadurch sehr von der gelben Farbe des Hirns ah. Sie liegen auf der abwärts sehenden Fläche der dorsalen Muskelbünder an der Rückenwand der ersten fünf Segmente. — Von den oberen Vorderecken des Hirns entspringt jederseits ein Nerv da, wo die Schlundcommissuren in das Hirn hinübertreten . so dass man zweifeln kann, ob die Fasern dieser Nerven alle vom Hirn ausgehen, oder nicht zum Theil von den Enden des Schlundringes. Die Wurzel dieses Nerven ist breit; der Nerv selbst wird aber rasch zu einem cylindrischen Strange, welcher beträchtlich dünner ist als die Dicke des Hirns; er verläuft an den Seitenrändern des Kopflappens und verdickt sich in dessen vorderer Hälfte zu einem fast kolbigen Ende. Diese Endanschwellung ist die gemeinsame Wurzel für die Nervenmasse , welche von deren lateralen Umfange aus in den vorderen und hinteren Fühler jeder Seite hineintritt. Beide Fühlernerven nähern sich im Vordertheile des Kopf- lappens mit dem medialen Umfange ihrer verdickten Enden; der Raum, welcher hier zwischen ihnen bleibt, ist so viel ich gesehen habe, nicht von Nervensubstanz erfüllt, welche wie eine Brücke beide Fühler verbände, sondern von der oben beschriebenen Musculatur und dem fase- rigen Septum. Das Rüsseln ervens ystem besteht aus einem Ringe, welcher den Übergang von der Rüsselröhre zum Kieferträger umfasst und einerseits aus longitudinalen Nerven , welche auf der Wand der Rüsselröhre verlaufend zu den von der Schlundcommissur stammenden Nerven fuhren, anderseits aus zwei grossen Nervenschlingen, welche, vom Nervenringe rückwärts ziehend, unter der Musculatur des Kieferträgers liegen. Die Untersuchung dieser Nerven machte ich theils durch vorsichtiges Abheben der Muskelfasern von der Aussenfläche der ausgebreiteten Rüsselwand, theils und mit besseren Resultaten an Durchschnitten durch die ganze Wanddicke des Rüssels. — Der Nervenring ist ein Faden mit kreisförmigem Durchschnitt und nach meinen Präparationen von überall gleicher Dicke; er liegt in dem Grunde der Tasche, welche von der Wand der End- lippen des Rüssels gebildet wird, unmittelbar unter den Abgangsstellen der terminalen Gabelpa- pillen (Taf. XXIII. Fig. 23 iV.); da diese Papillen im Innern Nervenmasse besitzen, so darf man wohl annehmen, dass von dem Nervenringe, welcher so unmittelbar unter dem Ursprünge der Papillen hinzieht, je ein Nervenfaden in diese eintritt: ich habe diese Verbindung durch Präparation nicht frei gelegt, wüsste aber keinen anderen Ursprung, von dem diese Nerven ausgehen könnten. Den Nervenring begleitet ein ebenso dicker Muskelfaden, welcher seinem hinteren Umfange unmittel- bar anliegt, in einigem Abstände von diesem, aber getrennt durch Muskelfasern, welche die beiden Wände der Rüssellippen verbinden, verläuft ein ganz ähnlicher ringförmiger Muskelfaden. 'Fig. 23 M.) — Die Verbindungsfäden zwischen dem Nervenringe und dem Schenkel der Schlundcom- missuren sind feine Fäden, welche im subeuticularen Gewebe der Rüsselröhre verlaufen; über ihre Zahl bin ich zu keinem Abschluss gekommen ; ohne Zweifel stammen wohl von ihnen die 612 Ordo I. Nereidea. Nerven, welche im Innern der Rüsselpapillen sich finden. — Von jeder Hälfte des Nervenringes, welche in den Taschen der Rüssellippen liegen, gehen zwei platte Nervenfaden aus, welche an Breite die Verbindungsfäden mit dem Schlundringe übertreffen; sie verlaufen parallel zu einander unter der starken Wandmusculatur der lateralen Wülste des Kieferträgers, ziehen über die Kiefer weit hinaus nach hinten und gehen ineinander über, indem sie zu einer Schlinge zusammentreten. Es ist mir nicht gelungen, von dieser Schlinge feinere Nerven entspringen zu sehen; ich halte dies aber nach der Analogie mit den gleichen Theilen bei Nereis für wahrscheinlich. Über den feineren Bau der einzelnen Abschnitte des Nervensystemes ergaben meine Untersuchungen folgende, wie ich glaube, nicht vollständige Resultate. Der Bauchstrang besteht aus zwei verschiedenen Gewebsmassen, welche ich als Mark- und Rindenschicht bezeichnen will. (Taf. XXIII. Fig. 32). Die Markschicht bildet zwei durch die Länge des Bauchstranges völlig getrennt verlaufende, fast cylindrische Stränge, welche in den Nervenknoten die gleiche Dicke haben wie in den Längscommissuren : ihre Farbe ist weiss; sie sind rings umgeben und von ein- ander getrennt durch das Gewebe der Rindenschicht, welches durch eine gelbe Farbe ausgezeich- net wird Die Stränge der Markschicht enthalten in ihrer unleren Hälfte, hart an dem sie Irennen- den Seplum der Rindenschicht zwei auf Querdurchschnitten nie vermisste Axencanäle . welche von einer eigenen faserigen Wandung begrenzt und von dem Gewebe der Markschicht gesondert werden; das Lumen der Axencanäle erschien auf dem Querschnitt kreisförmig, bisweilen war allerdings der obere Umfang nach oben schwach ausgezogen. Auch hier habe ich einen Inhalt der Canäle nie gesehen und enthalte mich aller Deutung. Über den Axencanälen in der oberen Hälfte der Markstränge sah ich auf den Querschnitten des Bauchstranges fast immer eine Anzahl kleiner kreisförmiger oder ovaler Lücken, die nur selten in beiden Marksträngen desselben Quer- schnittes völlig übereinstimmten, auf verschiedenen Querschnitten ungleiche Anordnung und Grösse besassen. Was diese Lücken seien, habe ich nicht enträthselt; dass sie zufällig durch das Herausfallen grösserer Gewebstiicke aus der Grundsubstanz entstanden sind, dagegen spricht ihr regelmässiges Vorkommen auch auf dickeren Querschnitten ; dass sie die Lumina von kleineren Canälen seien, welche etwa mit dem Axencanäle in Verbindung stehen, glaubte ich nach der Schärfe ihrer Begrenzung annehmen zu dürfen , und weil ich bisweilen eine solche Lücke unmittelbar an der Wand desAxencanales traf; allein ich habe eine sichere Bestätieune; dieser Annahme nie eefunden. Die Masse der Markschicht kann ich wie früher als »Punctsubstanz« bezeichnen; doch tritt in ihr auf Längsschnitten deutlich eine sehr feine longitudinale Faserung hervor, wählend der Querschnitt Pünctchen zeigt, in welchen man Durchschnitte feinster Fasern sehen könnte, untermischt mit anderen Fasern, welche offenbar eine netzförmige Verstrickung besitzen. — Die Rindenschicht umgiebt die Markstränge ringsum, doch so, dass sie an den Seitenflächen nur in einer dünnen Lage, auf der ventralen und dorsalen Fläche dagegen in vielbedeutendererMächtigkeit liegt. Die Anschwel- lung des Bauchstranges zu Nervenknoten entsteht dadurch, dass in ihnen diese Rindenschicht zumal auf der dorsalen Fläche bedeutend an Masse gewinnt. Das Gewebe der Rindenschicht besteht aus Farn. Nepkthydeü. Gen. Nephlhys-. 613 Fasern, welche bedeutend gröber als die der Markschicht und überall netzartig unter einander verflochten sind. In dem Septum. welches die beiden Markstrange trennt, lassen sich die Fasern dieses Gewebes von der dorsalen Oberflache des Bauchstranges bis zur ventralen Flüche hindurch als eine selbständige Masse verfolgen; in der Rindenschicht, welche die ventrale Flache deckt, scheinen die Fasern von diesem Septum nach jeder Seite hin auszustrahlen und eng aneinander liegend langausgezogene Maschen zu bilden. Die Fasern der die Seitenflächen deckenden Rin- denschicht laufen vorwiegend von oben nach unten. Am verwirrtesten ist die Anordnung der Fasern in dem dorsalen Theile der Rindenschicht, welcher durch das erwähnte Septum gleichfalls in zwei Hälften geschieden ist; es scheinen hier, nach den Bildern der Querschnitte zu urtheilen, nesterartige Abgrenzungen von Fasermassen vorzukommen und derartige in der Gesammtmasse des Fasergewirres deutlicher hervortretende Knäuel habe ich zumal an den oberen Kanten des Bauchstranges gesehen. In den Zwischenräumen der Faserziige liegt feinkörnige Masse, und zwischen dieser sah ich oft etwas grössere, schwach fettartig glanzende Körner, deren Anhäufung vermuthlich der ganzen Rindenschicht die gelbe Farbe verleiht. An den Nervenknoten habe ich vergebens nach einer gesonderten Schicht von Ganglienzellen gesucht; dagegen fanden sich in grösseren Maschen derRindenschichtfasern engumschlossene kleine kreisförmig oder oval erschei- nende Zellen mit deutlichem Kern; ich glaubte anfanglich , dass diese nur Kern und Kernkör- perchen von Ganglienzellen seien, deren Zellenleib verloren gegangen wäre: da ich aber stets von ihnen die gleichen Bilder erhielt und nie Zellen fand, welche in einem Protoplasma Kern und Kern- körper besassen, so glaube ich, dass diese kleinen Zellen eine allerdings vor. dem gewöhnlichen Ver- halten abweichende Form von Ganglienzellen darstellen. — Die Oberflache des ganzen Bauch- stranges ist von einer derben structurlosen Hülle, dem Neurilemm, umschlossen; auf ihm ent- springen die Bündel der queren Muskelbalken und haften die Knotenpuncte der sternförmigen Bander. Fortsetzungen von ihm umhüllen auch die Schenkel des Schlundringes. Die vom Bauchstrange ausgehenden Nerven, die Schenkel des Schlundringes und die Faden des Rüsselnervensystemes bestehen ausschliesslich aus feinsten Nervenfasern; wenigstens habe ich im letzteren keine Ganglienzellen gefunden, doch bedarf in Hinblick auf die Verhältnisse bei Nereis dieser Punct wohl einer neuen Untersuchung. — Das Hirn ist wie die Nerven- knoten des Bauchstranges aus einer gelb gefärbten Rindenschicht und aus einer weissen Markschicht zusammengesetzt. Die Rindenschicht mit ihren groben, netzartig verflochtenen Fasern und kleinen eingeschlossenen Ganglienzellen deckt ringsum den von der Markschicht ge- bildeten Kern. Am Hirn der N. picta habe ich neben den vorderen und hinteren Ecken der Ober- fläche je eine Anhäufung kleiner, doch deutlich erkennbarer Ganglienzellen gefunden, welche innerhalb der Rindenschicht lagen. Auf senkrechten Durchschnittflächen des Hirns habe ich wahr- nehmen können, dass die den Kern des Hirns bildende Marksubstanz durch eine mediane vertikal ziehende Faserschicht in zwei Hälften geschieden wird. Andere Faserungen habe ich hier im Hirn nicht beobachtet. Ehlers , Borstenwürmer. 78 (J | 4 Oi dn I. Nereidea. Die Fülilernerven bestehen nur aus feinsten Nervenfasern, deren Ursprünge mir entgangen sind. Die hinteren Hirnanhange deuten schon durch ihre weisse Farbe den Mangel der Rinden- schicht an; sie bestehen aus einer Masse feinster longitudinaler Fasern, welche denen der Mark- schicht gleichen; auf ihrer Oberfläche liegt aber eine Schicht deutlicher Ganglienzellen, zwischen welchen sich Auslaufer (\ev centralen Markschicht einschieben. Diese Ganglienzellen übertreffen die kleinen Zellen aus der Rindenschicht des Bauchstranges um mehr als das Doppelte; es sind, wie es scheint, platte Körper von kreisförmigem Umriss, welche innerhalb eines feinkörnigen Protoplasma einen grossen Kern mit kleinem, glänzendem Kernkörperchen tragen. Für die Deu- tung der Hirnanhange ist die Anwesenheit einer peripheren Schicht von Ganglienzellen entschei- dend; fehlten sie, so würde ich diese Gebilde den Nackenwülsten der Euniceen anreihen; da sie aber nicht so gelagert sind, dass sie wie jene durch ein Hervortreten mit der Aussenwelt in Be- rührung kommen können, so weist gerade die Anwesenheit der dem Hirn sonst fehlenden grossen Ganglienzellen daraufhin, dass diese Anhange als Abschnitte des nervösen Centralorganes aufzu- fassen sind. — Das Hirn , seine Anhange und die Fülilernerven sind von einem dem des Bauch- stranges ähnlichen Neurilemm umhüllt; nur heften sich hier nirgends Muskelfasern an dasselbe. Hier habe ich schliesslich augenähnlicher Gebilde zu gedenken, die ich bei JV. pictu fast immer, bei JV. caeca nur in einem Falle fand, sonst in dieser Art vermisste. Es sind kleine längs- ovale dunkelbraune Pigmentanhäufungen, welche in der Rindenschicht des Hirnes, und zwar in der hinteren Hälfte nahe dem Rande eingebettet sind. Ihre Lage schien mit den linsenähnlichen Körperchen auf der Oberfläche des Kopflappens zu correspondiren, und wenn man des auffallend hellen Gewebes gedenkt, welches diese Körper erfüllt, so liegt die Vermuthung nahe, dass diese Pigmentflecke in Beziehung zu den linsenförmigen Körpern stehen, in der Art, dass die Pigment- anhätifung den nervösen Theilen des lichtempfindenden Apparates angehört, dessen optischer Theil durch diese linsenförmigen Körper dargestellt wird. Beachtenswerth mag es bleiben, dass bei N. caeca wenigstens die Pigmentinasse häufig fehlt. Eine Untersuchung über das Nervensystem von Nephthys hat Quatrefages ') geliefert. Seine schö- nen Ergebnisse stimmen aber nicht überall mit den meinigen überein, und ich hebe die wesentlichen Diffe- renzen hervor. Die Angabe, dass die Nervenknoten des Bauchstranges fast unmittelbar verschmolzen seien, gilt nach meinen Präparationen nur für die ersten Knoten. Ein hufeisenförmiges Ganglion, in welches der zum Ruder gehende Nerv endet und von dem feine Fasern in das Ruder eintreten, habe ich nicht gesehen; ebensowenig wie die sehr feinen Fasern, welche von den Nervenknoten divergent in die Muskeln dringen sollen. DerBauchstrang soll von einer fibrösen Scheide umgeben sein, welche sich nach beiden Seiten in ein doppeltes, am unteren Rand des Rudereinganges inserirendes Blatt fortsetzt; es könnten darunter die sternför- migen Bünder verstanden sein, nur habe ich diese nie in Verbindung mit Nerven gesehen, wie es nach Quatre- fages' Angaben derFall sein mllsste. — Quatrefages' Angaben über die Schlundcommissuren stimmen mit den meinigen überein: seine Bedenken, die Endanschwelhingen derSchlundcommissuren denen bei Nereis gleich i) Quatrefages, Eludes. Annales des sciences nalur. Ser. Ilf. Zool. T. 14. pg. 352 — 357. PI. 9. Fig. 5. 3. Farn. Nephthydea. Gen. Nephthys. 61 ;> zustellen, fallen fort, sowie man die Anhänge des ersten Segmentes bei Nephthys als Fühlercirren auffasst: dadurch wird die Übereinstimmung mit A'ererä vollständig, denn in beiden Füllen gehen von den Endi heilen der Schlundringschenkel Nerven in Fühlercirren, und nicht, wie Qiatrefages es hier auffasst, in Ruder. — Die Beschreibung des Riisselnervensystemes ist mit solcher Bestimmtheit, die Abbildung desselben in so sicher abgeschlossener Weise ausgeführt, dass ich meine Bedenken über die reiche Verästelung der längslaufen- den Fasern zurückhalte; dagegen muss ich hervorheben , dass Qlatrefages einen dreifachen Nervenring abbildet, während ich nur einen einfachen gesehen halte, welcher von zwei gleichfalls ringförmig laufenden Muskelbalken begleitet war; bei einer Präparation von der Fläche her bekam ich von diesen ringförmigen Strängen ganz ähnliche Ansichten, wie sie Quatrefages' Abbildung zeigt; das Mikroskop erwies aber immer nur den einen dieser Ringe als nervös. — Was die Darstellung des Hirnes betrifft, so weiche ich darin völlig von Qiatrefages ab. Zunächst erwähnt er die hinteren Hirnanhänge nicht. Nach ihm soll dagegen das Hirn in zwei deutlich geschiedene Theile zerlegt sein, von denen der hintere in der hinteren Kopflap- penhälfte das auch von mir als solches betrachtete eigentliche Hirn ist; der vordere Theil dagegen, welcher aus drei Massen jederseits und einer siebenten medianen Verbindungsmasse bestehen und durch kurze Stiele mit dem Hirn zusammenhängen soll, ist nach meinem Dafürhalten nur durch eine unvollständige Präparation erzeugt. Die erwähnten Stiele, welche das eigentliche Hirn mit dieser vorderen Hirnmasse verbinden, sind die Fühlernerven; die vordere Masse selbst besteht aus denEndtheilen dieser Nerven, welche durch das den vor- deren Theil des Kopflappens füllende Fasergewebe vereinigt und aus diesem nicht herauspräparirt sind. Diese Deutung der QiATREFAGEs'schen Angaben scheint mir um so mehr berechtigt, als nach meiner Auffas- sung der Verhältnisse der Hirnbau von Nephthys dem der Übrigen Familien sich völlig anschliesst und nicht als ein ganz abweichender isolirt dasteht. Was schliesslich die Augen betrifft, so ist zu erwähnen, dass Qiatrefages in dem Pigment der- selben bei jungen Thieren Linsen gesehen hat. Die Gen era t ionsorga ne der getrennt geschlechtlichen Thiere liegen auf der Bauch- flache des Körpers neben dem lateralen Hantle der ventralen Muskelbänder. Hier, wo man an- sehnliche Convolute grosser Gefässschlingen findet, sind auf der Innenfläche der Körperwand drüsenarlige Massen angeheftet, welche den Ovarien der Cirrobranchia am ähnlichsten sind. Kleine hlindsackförmige Läppchen von birn förmiger Geslall, deren mehrere sich an einer gemeinsamen kurzen stiel förmigen Anheftung zusammen gruppiren, bilden eine stumpf eiförmige Masse, deren abgerundetes Ende in die Körperhöhle hineinragt, wahrend das zugespitzte lateralvvärts gewendet an der Körperwand befestigt ist. In den einzelnen Läppchen entwickeln sich die Eier, die jüng- sten derselben erschienen als Zellen, welche auf der Innenfläche der strukturlosen Wand des Läppchens hafteten ; in den grösseren ist die Doltermasse feinkörnig gelb, sie enthalt ein kreis- förmiges Keimbläschen und in diesem den stark lichtbrechenden Keimfleck ; an diesen noch im Innern des Ovarium liegenden Eiern habe ich eine bestimmte, die Dotiermasse begrenzende Ei- haut nicht erkennen können. Bei einer Grösse des Keimlleckes von 0,0074""", des Keimbläschens von 0,022"™ fand ich den Durchmesser dieser Eier von 0,0407— 0,0592 ram. Völlig reife, frei im Innern der Körperhöhle liegende Eier habe ich nicht gefunden. — Bei einer Anzahl von Thieren der AT. Hömbergii (Aid. & M. Edw.), welche sich durch bedeutend geringere Grösse von den Weibchen der gleichen Art unterscheiden, hatte diese Drüsenmasse die gleiche Form; nur war der Inhalt der Schlauche ein anderer; er erschien als eine Anhäufung von körnigen, etwa 0,018Smm grossen Küselchen, die ich als Entwickelungsstadien der Spermatozoiden ansehe. ü I (j Ordo I. Nereidea. Frei in der Körperhöhle lagen daneben 0,005mm grosse, stark lichtbrechende kugelige oder schwach birn förmig ausgezogene Körperchen, von denen einige einen äusserst feinen fadenför- migen Anhang besassen und daran als Spermatozoiden zu erkennen waren. Nicht selten waren diese kleinen Köpfchen der Samenfaden von etwas körniger Masse unigeben, welche offenbar mit derjenigen der in den Drüsenschläuchen liegenden Kügelchen übereinstimmte; und die damit den Ort ihrer Entstehung andeuteten. — Hie im Habitus so übereinstimmenden Eierstöcke und Hoden haben als gemeinsamen Ausgangspunct ihrer Entwicklung wohl die Membran, welche die innere Körperwand bekleidet; dass auch hier eine Gefässenlwicklung sich findet, zeigt wohl auf eine grosse Zufuhr von ernährender Flüssigkeit hin. Segmentalorgane aufzufinden ist mir nicht ge- lungen; vermuthlich sind sie versteckt unter den Massen der Geschlechtsorgane und der hier liegenden Gefassknauel . wenigstens habe ich hier oft Anhäufungen einer feinkörnigen Substanz gefunden, deren Bau und Bedeutung ich nicht erkannte. Die Art ist in der Nordsee, an der schwedischen Küste, in Finmarken Malmgren), an den englischen Küsten (cfr. Johnsion) und im Canal bei St. Vast (Qi atrefages) gefunden, dagegen noch nicht an den deutschen und danischen Küslen und an denen der Ostsee ; häufig scheint sie an den grönländischen Küsten zu sein, von wo die ersten Exemplare durch Fabricius bekannt ge- macht wurden. Sie findet sich ferner nach den zahlreichen Exemplaren des Museums zu Cam- bridge (Mass.). welche mir vorliegen, an der Ostküste Nord-Amerikas (Massachusels Bay, Nahaut, Kastport, Boston), und ich habe zuletzt zu erwähnen, dass zwei Exemplare von der Westküste Nord-Amerikas, im Gulf of Georgia von Agassiz gesammelt, in keiner Weise sich von den Exem- plaren der Ostküste Nord-Amerikas, der grönländischen und englischen Küste, mit denen ich sie vergleichen konnte, unterschieden; danach erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass diese Art auf der nördlichen Hälfte der Erde circumpolar verbreitet ist. Die südlichste Grenze an den euro- päischen Küslen bildet wahrscheinlich der Canal ; es ist jedenfalls das Vorkommen dieser Art im Millelmeere bis jetzt nicht bekannt geworden. Zu der Synonymik dieser Art ist, nachdem Johnston selbst seine N. margaritacea als identisch mit .V. caeca bezeichnet hat, nur des ganz verfehlten Versuches zu gedenken, den Qcatrefages gemacht hat, aus der ersten Beschreibung und Abbildung, die Fabricils von dieser Art geliefert hat, herauszulesen, dass diese zu seiner Gattung Portelia gezogen werden müsse, und dass nun obendrein für die von Örsted be- schriebene Art ein neuer Name nolhwendig geworden sei. Wie Qcatrefages dazu kommt, nach der guten Beschreibung in derFauna groenlandica dieser Art nur zwei Fühler zuzulegen, verstehe ich nicht; denn ich deute die Worte; »Caput. .. antice utrinque angulalum, ubi tentaculaS brevissima« so, dass an jeder Vorderecke des Kopflappens zwei Fühler stehen; hält man ferner die Beschreibung der Ruder in derFauna groenlandica und die später von Fabricius gegebenen Abbildungen der Ruder zusammen, so ist es wohl unzweifelhaft, dass Ürsted im vollen Rechte war. seine von Grönland erhaltenen Thiere als identisch mit der N. caeca Fabr.) anzuseilen. Es bleibt allein des Fabricius Erwähnung und Abbildung von zwei Aftercirren übrig, statt eines unpaaren; ich brauche aber in Betreff dessen wohl nur auf ürsted's Worte zu verweisen, dass man wohl kaum zu weit gehe, wenn man den einen dieser Aftercirren auf Rechnung einer Unachtsamkeit schreibe. Die N. caeca (Fabr.) besitzt weder die Eigentümlichkeiten, welche der Gattung Portelia zukom- men sollen, noch ist sie von der von Örsted beschriebenen verschieden, so dass eine neue Benennung ein Farn. Nephlhydea. Gen. Nephlhys. 617 Fehler war. — Über die N. ingens (Stimps. ) wage ich bei der Dürftigkeil der gegebenen Beschreibung keine Entscheidung zu treffen; sie soll der N.caeca ahnlich sein, die angeführten Unterschiede, durch welche sie von dieser abweicht, sind ohne Bedeutung. N. biiccra n. sp. Körper ziemlich schlank, 106 Segmente. Kopflappen so lang als breit, vordere Fühler liinger als dessen halbe Breite, hinlere Fühler kaum halb so lang als die vorderen, um die halbe Kopflappenlänge von ihnen entfernt; unterer Fühlercirrus weit vorragend, von der Lange des vorderen Fühlers, oberer kurz stummelförmig. Abstand der beiden Ruderäste kaum so gross als deren Dicke; oberer Ast mit einfacher, schräg nach aussen und unten abgestutzter Firste, ovaler, an den hinleren Rudern kleiner werdender hinterer Lippe und einfacher niedriger vorderer Lippe, mit einem an der Basis flügelartig erwei- terten, fadenförmig auslaufenden, ziemlich langen Cirrus und schlanker, schwach spira- lig gedrehter Kieme ; untererAst mit einfacher nach unten und medianwärts abgeschrägter Firste, ganz niedriger vorderer Lippe und einer grossen, schief herzförmigen über den oberen Ast hinausragenden hinteren Lippe, mit einfachem Bauehcirrus ; Borsten in beiden Reihen zahlreich und lang, bräunlich; die hinteren glatt, die vorderen fast in der halben Länge quer gerippt. — Am Rüssel 22 Längsreihen von 4 — 5 schlanken Papillen, davor eine lange dorsale Einzelpapille ; jede Lippe mit II grossen gabelig gelheilten End- papillen. — Massachusets Bay. Diese Art, welche ich nur in einem Exemplare gesehen hübe, ähnelt im Habitus der N. cirrosa. Der Körper ist etwa am 6. Segmente am breitesten, verschmälert sich auf der kurzen Strecke bis zum Kopf kippen fast um die Hälfle und nimmt nach hinten nur allmalig ab, bis das Schwänzende kaum ein Drittel der grössten Breite besitzt. Die Ruckenflache ist besonders im .Medianfelde stark gewölbt; dieses ist auf dem ersten Segmente fast so breit als der hintere Kopf- lappentheil, erreicht seine grösste Breite an der breitesten Körperstelle und nimmt nach hinten gleichmassig mit der allgemeinen Verschmälerung an Breite ab. Für den Habitus ist es charak- teristisch, dass im hinteren Körpertheile die segmentale Gliederung viel schärfer als im vorderen ist und die Ruder hier weit hervorragen. Die Farbe des Thieres war braunlich gelb; auf der Bauchflache war das ventrale Mittelfeld, auf welchem der Bauchstrang ruht, sehr viel dunkler gefärbt. Das Thier bestand aus 108 Segmenten, war 100mra lang und an den breitesten Stellen mit den Rudern Gmm, ohne diese 4,6mm breit, wovon auf das dorsale Medianfeld 3,omra kommen, während im hinleren Körpertheile die Gesammtbreite von 5mm nach Abzug der Ruder auf 2,5""' sinkt und hiervon auf das dorsale Mittelfeld 1mui kommt. Die Körperhöhe ist der hulben Seg- mentbreite gleich. Der weit vorspringende Kopflappen (Taf. XXIII. Fig. 8j war so breit als lang, wenig deutlich fünfeckig, da alle Ecken abgerundet waren; die hintere Ecke erreichte die hintere Grenze des ersten Segmentes nicht. Seine obere Fläche war wenig gewölbt, seine vordere Hälfte sehr dünn und durchscheinend; der breite Vorderrand nach vorn convex gerundet. Die vorderen — 20. Seg- mente, verschmälert sich von da ab gegen den Kopflappen nur wenig, nach hinten bald ziemlich bedeutend bis zu dem spitz auslaufenden Schwanzende. Auf der gewölbten Rückenfläclie ist das Medianfeld der ersten Segmente stark verschmälert, verbreitert sich dann so, class es die Seitenfelder an Breite übertrifft. Die Gliederung ist im vorderen Körpertheile schwach, im hinteren schmäleren Abschnitte stark und auch auf der Dorsalfläche ausgeprägt; sie wird durch die weit vorspringen- den, aber nahe aneinander stehenden Ruder noch stärker hervorgehoben. Die Farbe der Thiere war perlgrau oder gelbgrau, das dorsale Medianfeld irisirte stark blaugrün. Eins der grösseren Exemplare von 1 33 Segmenten war I30mm lang, seine grössle Breite betrug 6, 5mm , ohne die Ruder 5""", die des dorsalen Medianfeldes 2,6 mm. Der Kopflappen (Taf, XXIII. Fig. 7) ist fünfeckig, länger als breit, etwa so lang als das 2. und 3. Segment zusammen; der Vorderrand ist gerade abgestutzt, die Seitenränder sind schwach gerundet erweitert; die hintere Ecke erreicht fast das 2. Segment. Die vorderen Fühler stehen an den Ecken des Vorderrandes , sind kürzer als die halbe Breite desselben; die hinteren Fühler, etwa um ein Drittel der Kopf lappenlänge von den vorderen entfernt, sind grösser als diese, fast spindelförmig. An den vorderen Ecken der convergirenden Ränder steht jederseits ein kleines halbkugeliges, stark Iichlbrechendes Knötchen. Die seitlichen Lippen am Mundeingange nehmen nur das erste Segment ein; das dreieckige Polster ist kurz, sein hinteres abgestutztes Ende fällt auf die hintere Grenze d.es i. Segmentes. Die Segmente sind im vorderen Körpertheile 7mal breiter als lang, mit ihrer Verschmä- lerung ändert sich dieses Verhältniss derart , dass die Breite nur noch das Dreifache der Länge beträgt. Am ersten Segmente ist der untere Fühlercirrus ein kegelförmiger Fortsalz ungefähr von der Grösse der vorderen Fühler, er steht an einem. massig grossen Blatte und hat ein Farn. Nephlhydea. Gen, Nephthys. 021 ansehnliches Borstenbündel neben sich. Der obere Fühlercirrus steht neben dem rudimentären, ein ähnliches Borstenbiindel tragenden oberen Ruderaste als ein kleiner blattarliger Fortsatz. Die Ruder (Taf. XXIII. Fig. 42) sind vom 4. Segmente an vollständig. An den vorderen Segmenten ist die Länge ihrer frei vortretenden Äste etwa nur gleich einem Sechstel der Seg- menlbreite, während sie an den hinteren Segmenten zwei Drittel derselben erreicht. Der Ab- stand der beiden Ruderäste von einander ist grösser als der Dickendurchmesser des oberen Astes; der untere Ast ragt beträchtlich weiter nach aussen vor als der obere. Die schräg von oben nach unten und lateralwärts laufende Firste des oberen Asles ist einfach; die Stelle, an welcher in ihr die Spitze der Acicula liegt, ist bei grossen Thieren dunkel gefärbt durch eine besonders stark verdickte Stelle der Chitinhaut. Vor dem Austritt des vorderen Borstenbündels erhebt sich eine vordere Lippe, welche man als zweilappig bezeichnen muss, da sie aus zwei dünnhäutigen Blättchen besteht, von denen das eine neben der oberen, das andere neben der unleren Ecke der Firste sich erhebt. Die hinlere Lippe, welche nur wenig über die Firste hervorragt, ist neben dem oberen Umfang des Astes am höchsten, stark convex gerandet, fällt dann nach unten und lateralwärts schräg ab, reicht aber noch über die untere Ecke der Firste und die vordere Lippe hinaus. Rückencirrus und Kieme entspringen gemeinsam. Der Cirrus ist ein einfacher Faden, welcher kaum über die Kiemenwurzel hinausreicht. Die Kieme ist gross, doch füllt sie den Raum zwischen den Ästen nicht aus; sie ist meist so stark gekrümmt, dass ihr sehr zugespitztes Ende die Wurzel berührt oder ihr sehr nahe kommt ; der Höcker der Kiemen- wurzel springt stark vor. — Der untere Ast wendet die einfache Firste fast ganz nach abwärts ; ihr höchster Punct, hinter welchem die Spitze der Acicula liegt, ist dunkelfarbig und besteht aus einer Chitinverdickung. Auch hier findet sich eine zweilappige vordere Lippe, gebildet von einem kleinen oberen und unteren Blättchen neben den Ecken der Firste. Die hintere Lippe isl ein langovales Blatt, welches länger als der Ruderast, und über doppelt so lang als breit ist; ihr oberer Rand geht neben der oberen Ecke der Firste aus, ihr unlerer verläuft entlang dem unleren Umfange des Astes. DerBauchcirrus ist ein an der hautartigen Basis breiter, kurz stummeiförmig auslaufender Fortsatz. — Die Borsten fallen durch ihre bald mehr bald minder dunkle, oft tief rauchbraune Farbe auf ; die des vorderen Bündels sind kurz, ihre Spitze ist nur auf eine kleine Strecke quer gerippt; die hinteren sind fein und schlank, ragen weil über die hintere Lippe des oberen Astes, wenig über die des unteren hinaus; sie sind schwach gekrümmt, mit nur kleinen Plättchen auf einer kurzen Strecke besetzt; daneben finden sich ganz glatte Borsten. — Bei einigen wohl erhaltenen Exemplaren waren die Ruder der letzten Segmente nur wenig verringert. Das Aftersegment ist kaum so lang, als das vorangehende, längsgefurcht; der von einem Zapfen der Bauchfläche entspringende Aftercirrus hat die Länge der 7 letzten Segmente zusammen. Der Rüssel (Taf. XXIII. Fig. 7) hat ausgestreckt die Länge der ersten 18 Segmente; bei zwei grossen Exemplaren , deren Borsten durch sehr dunkle Färbung auffielen, war seine Ehlers, Bnrstrnwürmcr. 79 022 Onlo I. Nereidea. Oberfläche zum bei weitem grösslen Tlieile blauschwarz gefärbt. Die Endlippen tragen 20 gabe- lige Papillen. Der Papillenkranz am Vordertheile ist kurz, er beslehl aus 22 Längsreiben; in jetler Reiheslehen hintereinander zwei grössere und dahinter eine , selten zwei oder drei sehr viel kleinere Papillen, die vorderen Papillen sind kegelförmig, an ihrer Basis breit und oft blattförmig platt; die hinleren stehen unregelmässig , nehmen rasch an Grösse ab und sind oft nur kleine Höcker. Die beiden medianen Reihen des dorsalen Umfanges convergiren und bestehen aus auf- fallend viel kleineren Papillen; die auf der Mitte des ventralen Umfanges stehenden sind oft weniger deutlich in Längsreihen geordnet. Vor den medianen dorsalen Reihen steht eine schlanke fadenförmige Einzel papille, welche meistens nicht ganz die Endlippen erreicht; eine entsprechende ventrale Einzelpapille fehlt. Die Flache hinter dem Papillenkranze zeigt eine schwache unregel- miissige LaDgsfurchung. Die Kiefer sind hell gelbbraun mit kurzer Spitze. Die von mir untersuchten Thiere waren an der englischen Küste (W. Stihpson), in der Strandregion der Insel Juist, sowie auf Norderney (Dr. Meizger) und bei Neapel gefunden. Ist meine Auffassung der Synonymie richtig, so findet sich diese Art ferner an den fran- zösischen, danischen und schwedischen Küsten, ohne, wie es scheint, weit nach Norden ver- breitet zu sein. Die Synonymik dieser Art ist in grosser Verwirrung, lässt sich aber niil Hülfe der verschiedenen jetzt vorliegenden Beschreibungen in der Weise losen, wie ich es oben angegeben habe. Ich nehme als Ausgnngspunct dieser kritischen Untersuchung die Beschreibung, welche Aidolin und Milne Edwards von ihrer N.Hombergii gaben und welche durch die spatere Beschreibung, die Qlatrefages nach einem von diesen beiden Zoologen selbst gesammelten Exemplare lieferte, in manchen Puncten vervollständigt wird. Diese erste Beschreibung hat offenbar dadurch, dass in ihr am oberen Buderaste e,in grosser Anhang als Cirrus bezeichnet und dargestellt wird , zu Missverständnissen geführt: Guide trennt daraufhin in einer Zusam- menstellung der Arten die AT. Hombergii wegen des Besitzes eines Rückencirrus am oberen Buderaste von allen anderen. Nun ist aber dieser als Cirrus gedeutele Anhang jedenfalls nichts anderes als der hier stark entwickelte und isolirt stehende obere Lappen der vorderen Lippe, und nur seine Bezeichnung als Cirrus kann verführen, etwas anderes darin zu sehen. Bei einer richtigen Deutung dieses Anhanges stimmt dann der Bau des Ruders in allen Einzelheiten recht gut mit demjenigen überein, welchen ich an den mir vor- liegenden Exemplaren finde, und es stellt sich in der Ruderform als besonders charakteristisch heraus: in erster Linie die Form der längsovalen hinleren Lippe des unteren Astes, welche die des oberen an Grösse übertrifft und weiter als diese hervorragt; dann, wie ich hinzufüge, die zweilappige vordere Lippe des oberen Astes, der Abstand der Ruderäste von einander, welcher grösser als die Dicke der Äste ist und von der stark sichelförmig gekrümmten Kieme nicht ganz erfüllt wird, und zuletzt, ein leicht bemerkbares Kennzei- chen, die bald mehr bald minder dunkle Färbung der Borsten; letztere haben die gewöhnliche Beschaffen- heit, denn die »ßayonetteborsten« , welche von den französischen Zoologen abgebildet werden, sind wohl nur durch Bruch entstanden. — In der Beschreibung des Rüssels, wie sie die französischen Zoologen gaben, heisst es, dass aus der Mitte einer Krone von ziemlich langen Papillen eine doppelte, gleichfalls mit Papillen besetzte Lippe sich erhebe; die Abbildungen , welche hierzu gegeben werden, bringen über die Zahlver- hältnisse der Papillen keine Aufklarung und sollen, wie es fast scheint, nur die Papillen derRüssellippen dar- stellen. Quatrkfages berichtet, dass der Papillenkranz des Rüssels eine Doppelreihe sei, die von mir unter- suchten Thiere zeigten alle zwei Kreise von grösseren Papillen, doch standen hinter diesen immer noch einige kleinere und meist weniger regelmässige Papillen : diese Differenz zwischen den vonQuATREFAGEs und mir gemachten Beobachtungen möchte ich aber nicht hoch anschlagen. Schliesslich stimmen die Farn. Ncplillu/dca. Gen. Nephlhys. (>2.'i von nur gesehenen Thiere an Grösse und Zahl der Segmente mit denen überein, welche Aujdouin und Milne Edwards gesehen haben: so dass ich sicher bin, meine Thiere, ohne zu irren, als N. Hombergii (Am. & M. Edw.) bezeichnen zu können. Unter den Synonymen führe ich zuerst die N. assimüis (Örst.) an, und bin über das Zusammenfallen derselben mit A7. Hombergii (Add.&M.Edw.J nicht zweifelhaft, wie Malmgren, der die Vereinigung der beiden Arten mit einem '? begleitet; die Diagnosen und Abbildungen der Ruder, welche Örsted und Malmgren von ihrer N. assimüis gegeben haben, lassen sich in allen wesentlichen Punc- ten auf die AT. Hombergii beziehen; Malmgren hat leider stets die hintere Flüche der Ruder abgebildet und deshalb weniger deutlich die Form der vorderen Lippe und der Firste der Ruderäste gezeigt. Die von .Johnston beschriebene N. longisetosa soll nach Malmgren, der die Originalexemplare ge- sehen hat, mit der N. Hombergii zusammenfallen oder eine neue Art bilden: ich glaube das erstere, da JonNSTON's Beschreibung der Ruder und das Hervorheben der dunklen Farbe der Borsten mir dafür zu sprechen scheinen. Wenn Johnston diese Thiere als Ar. longisetosa (Örst.) bezeichnet, so ist er dazu offenbar durch die Abbildung des Ruders in Fig. 75 der Tafel VI. von Örsted's Grönlands Annulata dorsibranehiata veranlasst. Diese Abbildung zeigt in der Thal am meisten die Verhältnisse, welche wir bei der N. Hombergi finden, stimmt aber weder mit der Diagnose überein, welche Örsted von seiner A7. longosetosa giebt, noch mit der Abbildung und Diagnose, welche Malmgren von dieser Art geliefert hat. Ich vermuthe, dass Örsted hier in einen Irrthum verfallen ist und unter dem Namen der N. longosetosa nicht ein Ruder dieser Art, son- dern das der N. Hombergi abgebildet hat, und dass Johnston nach dieser Abbildung seine Art als N. longi- setosa bezeichnet hat, wahrend er die N. Hombergi vor sich hatte. — Schliesslich habe ich unter die Syno- nyme auch die N. neapolitana (Gr.) aufgenommen; mir liegt eine Anzahl von Exemplaren aus Neapel vor, bei denen ich keinen Unterschied von der A7. Hombergi aufzufinden vermag. Die Unterschiede, durch welche Grube die N. neapolitana von der N. Hombergi (Cuv.) trennen will, sind, wenn man von der Be- schreibung Audouin's und Milne Edwards' ausgeht, nicht stichhaltig; und zum Überfluss bezeichnet Grube selbst seine N. neapolitana als synonym mit der N. assimüis (Örst.). Diese N. Hombergi (Aud. & M. Enw.) fällt nun aber, wie es scheint, nicht mit derjenigen Art zusammen, welche Cuvier mit diesem Namen bezeichnete, wenigstens lassen sich die verschiedenen An- gaben darüber schwer vereinigen, und es ist wohl am wahrscheinlichsten, dass unter dem gleichen Namen mehrere Arten vereinigt sind, deren Wiedererkennung jetzt fast unmöglich zu sein scheint. Die erste Beschreibung dieser iXephthys Hombergi giebt Savigny, doch so, dass man aus ihr keinen bestimmten Anhaltspunct für die Feststellung der Art gewinnen kann. Dann folgen, die Verwirrung stei- gernd, die Darstellungen von Blainville , welcher anfänglich neben der N. Hombergi (Cuv.), welche er offenbar ganz nach Savigny's Angaben schildert, eine zweite Art, N. splendida = A'. clava (Leach) unter- scheidet, aus deren Beschreibung hervorzuheben ist, dass die Firste des Ruderastes zweilappig, die Spitze der Acicula durch einen schwarzen Punct in dem Einschnitt zwischen den beiden Lappen bezeichnet ist. Später hat Blainville beide Arten unter dem Namen der N, Hombergi vereinigt ; dann aber giebt er in dem Atlas zu dem Dictionnaire des sciences naturelles eine Abbildung, die deshalb Berücksichtigung verdient, weil Cuvier selbst sie für seine N. Hombergi citirt. Danach sind die Ruder gleichförmig gebaut, und fehlt dem unteren Aste die längsovale Lippe; ausserdem stehen in den Längsreihen des Rüssels 4 — 5 Papil- len, also mehr als bei N. Hombergi (Aud. & M. Edw.). Zuletzt hat nun Quatrefages das Originalexem- plar der N. Hombergii (Cuv.), welches von Homberg an Cuvier gesandt war, einer Untersuchung unterwor- fen und beschreibt diese Art unter dem Namen Ar. Cuvieri. Danach wäre der Kopflappen sechseckig, wie es von Savigny und Blainville angegeben war; das obere Ruder soll sich von dem der N. Hombergii (Aud. & M. Edw.) durch eine kürzere Lippe unterscheiden, und auch die Lippe des unteren Astes wird als kurz beschrieben. Wesentlich ist die Angabe, dass der Papillenkranz des Bussels aus einer einzigen ringförmi- gen Reihe von sehr kleinenPapillen bestehe, allein dieAngabe ist nicht völlig zuverlässig, denn Quatrefages bemerkt dazu, dass es bei eingezogenem Bussel, wie er sich in diesem Exemplare finde, schwer sei, über diese Einzelheiten ein für dieVergleichung ausreichendes Unheil zu fällen; übrigens ist dabei zu bemerken, dass auch Grube angiebt, seine AT. neapolitana unterscheide sich von der AT. Hombergi dadurch, dass bei der ersleren der vordere Theil des Rüssels mit mehreren Kreisen von Fühlfäden, bei letzlerer nur mil einem 79* 624 OrJo I. Xereidva. umgeben sei. Ich halte die Quatrefages' sehe Darstellung für ungeeignet , zu entscheiden, ob diese Art, welche nach dem Bau ihrer Ruder sich von N. Hombergii (Aun. & M.Edw.) unterscheidet, eine neue Art ist oder ob sie nicht mit einer bereits beschriebenen zusammenfällt ; neu würde sie sein, wenn es sich bestä- tigen sollte, dass die Papillen nur einen einfachen Ring am Rüssel bildeten, denn das ist meines Wissens bei keiner anderen Art beobachtet. Bei dieser Unsicherheit über die von Cuvier mit dem Namen Hombergi belegte Art behalte ich den Namen in dem Sinne von Audouin und Milne Edwards bei, beschränkt mit der oben gegebenen Synonymie. X. cirrosa n. sp. Körper schlank und schmal; 95 Segmente. Kopflappen siebeneckig, länger als breit; hintere Fühler etwas grösser als die vorderen; unterer Fühlercirrus schlank, weit vorragend, oberer ganz kurz. Ruderäste durch einen Zwischenraum von einander getrennt, der grösser als die Dicke des Astes; oberer Ast mit schwach zweilappiger Firste, niedriger vorderer Lippe und kurzer, nach oben gegen die Körperwand an Aus- dehnung abnehmender hinterer Lippe; mit langem fadenförmigen Cirrus und grosser schlanker, sichelförmig gekrümmter Kieme; unterer Ast mit ungetheilter Firste, verküm- merter vorderer Lippe und breit herzförmiger, weiter als der obere Ast hinausreichender hinterer Lippe, mit kurzem zugespitzten Bauchcirrus. Borsten zahlreich und lang, hintere mit feinen Blättchen besetzt und glatt, vordere im Endtheile quer gerippt. Bussel mit 22 Längsreihen zu je 6 langen Papillen, von denen die vordersten dorsalen medianen zwei- zinkig sind, mit einer schlanken dorsalen Einzelpapille; der übrige Theil der Fläche mit kurzen, unregelmässig in Reihen gestellten höckerartigen Papillen; die Lippen mit je 10 gabeligen Endpapillen. — Englische Küste. Der Körper dieser mir in 2 Exemplaren vorliegenden Art ist schmal und schlank; im vor- deren grösseren Theile gleichbreit, nur wenig gegen das Schwänzende hin verschmälert. Auf der schwach gewölbten Rückenfläche ist das mediane Feld vom Kopflappen an sehr allmälig ver- breitert. Die Gliederung des Körpers tritt in dessen hinterem Theile stärker hervor , als im vor- deren ; während im vorderen Körperdrittel die Ruder eng aneinander stehen, sind sie in den hinteren Abschnitten durch liefere Segmenlgrenzen mehr von einander entfernt und treten weiler hervor. — Die Färbung der in Weingeist aufbewahrlen Thiere war ein gleichförmiges schmutziges Braimgelb, mit starker Irisirung des dorsalen Mittelfeldes. Das grössere der Thiere halte bei 53mra Länge 95 Segmente, seine grösste Breite betrug mit den Rudern 4mm, ohne dieselben 2m"\ das dorsale Mittelfeld war an der gleichen Stelle 1mm breit; die Höhe des Körpers betrug wenig mehr als die Hälfte der Segmentbreite. Der Kopflappen war (bei ausgestrecktem Rüssel) länger als breit; seine gleichmässig schwach kissenartig gewölbte Oberfläche war siebeneckig, dadurch dass die Vordereckeu des gewöhnlich fünfeckigen Kopflappens schräg abgestutzt waren. Sein Vorderrand v\ar in Folge dessen fast um ein Drittel schmäler als der mittlere Theil ; die hintere Ecke reichte eben auf das zweite Segment. Die vorderen Fühler sind kleine kegelförmige Fortsätze, kaum so lang als ein Drittel des vorderen Kopflappenrandes, sie stehen auf der Mitte der vorderen abgeschrägten Farn. Nephlhydea Gen. Nephlhys. 625 Ränder desselben ; nahe hinter ihnen entspringen von der Unterfläche des Kopflappens die hin- teren Fühler, Faden, welche die vorderen Fühler an Grösse übertreffen und so weit als diese oder auch etwas darüber hinausreichen. An den hinleren Ecken der parallelen Kopflappenränder steht jederseits ein kleiner kugeliger, stark lichtbrechender Höcker. Der Mund ein gang ist von den beiden seitlichen Lippen umgeben und von dem Vor- derrande des gerieften Polsters, dessen abgestutztes Hinterende mit der Grenze des 5. und 6. Segmentes zusammenfallt. Die Segmente sind vorne am Körper fünfmal breiter als lang, dies Verhiiltniss ändert sich in der Weise, dass in der hinteren Körperhalfle die Segmente nicht ganz viermal breiter als lang sind. Die vorderen kurzen Segmente sind wenig von einander geschieden; die Segmentfurchen ziehen nicht oder in kaum merklicher Weise über das dorsale Medianfeld ; die hinteren Segmente sind durch Furchen von einander getrennt, welche an den Seitenflächen lief einschneiden und als scharfe Rinnen die Bauch- und Ruckenfläche vollständig gliedern. Das erste Segment trägt an den rudimentären borstenführenden Rudern die Fühler- c irren, von denen der untere ein Faden ist, welcher den hinteren Fühler an Länge übertrifft und seitlich neben dem Kopf läppen weit hervorragt, während der obere ein kaum erkennbares Knötchen ist. Die Ruder (Taf. XXIII. Fig. 37. .38) sind vom 4. Segmente an völlig ausgebildet. Die hinleren unterscheiden sich von den vorderen zunächst dadurch , dass sie weiter von einander getrennt sind und stärker hervorragen, denn während die vorderen Ruder etwa einem Viertel der Seeimentbreile gleich kommen, erreichen diese fast die Hälfte derselben, werden aber niedriger als jene; dann tritt ein weiterer Unterschied darin hervor, dass der Cirrus des oberen Asles an den hinteren Rudern sich ansehnlich verlängert. Die frei vorragenden Tlieile beider Ruderäste sind kurz, der untere ist etwas länger als der obere; beide sind durch einen Zwischen- raum von einander gelrennt, der nicht viel grösser ist als die Dicke des oberen Astes. Die Firsle des oberen Astes ist an den vorderen Rudern schwach zweilappig, an den hinteren einfach; vor ihr steht eine ganz niedrige vordere Lippe, welche neben der oberen Fcke der Firsle sich zu einem kleinen rundlichen Lappen erweitert; die hintere Lippe ist an den vorderen Rudern kürzer als der Ast, sie zieht, an Höhe abnehmend, andern oberen Umfang desselben entlang gegen die Körperwand ; an den hinteren Rudern ist sie verhällnissmässig grösser und stärker convex gerandet. Rückencirrus und Kieme entspringen gemeinsam. Der Cirrus ist fadenförmig, an den vorderen Rudern so kurz, dass er kaum so weit als die Ruderlippe vorraet; seine Länse wächst allmälia;, bis er an den hinleren Rudern ein dünner Faden ist, der fast die Länge der Kieme erreicht und abwärts hängend den unleren Ruderast berührt Die Kieme ist schlank, wenig sichelförmig gekrümmt, füllt an den vorderen Rudern den Zwischen- raum der beiden Äste und reicht an den hinteren nach abwärts über diesen hinaus; der Höcker an ihrem freien Wurzelslücke ist klein, abgerundet. — Der unlere Ast hat eine ungelappte, drei- 026 Ordo 1. Nereiden. eckig zugeschnittene Firste; seine Ruderlippe ist so lang als der Ast, grösser und weiter vor- ragend als die des oberen Astes, es ist ein nahezu herzförmiges Blatt, welches von der breiten Basis bis zur freien Spitze den gleichen oder einen wenig kleineren Durchmesser h;it als an seiner breitesten, etwa in der Mitte gelegenen Stelle. Der Bauchcirrus ist ein Faden, welcher nicht ganz so lang als der untere Ast ist; er entspringt von dem unteren Umfange desselben, welcher als eine hautartig dünne, von der Ruderfirste ausgehende Kante erscheint. — Die Borsten sind in beiden Ästen gleich ; sie sind zahlreich und ragen weit über die Lippen hinaus ; die des vorderen Bündels sind im Endtheile quer gerippt, die des hinteren auf der einen Flache mit sehr feinen haarförmig zerschlitzten Plattchen besetzt; neben diesen finden sich viel feinere glatte. Das letzte Segment trug jederseits ein vollständiges Ruder. Das Aftersegment ist so lang als das vorangehende; von seiner Baucliflache kommt ein breit dreieckiger Lappen, auf dessen Spitze der Aflercirrus steht, der fadenförmig dünn und so lang als die letzten 2 Segmente zusammen war. Der Rüssel (Taf. XXIII. Fig. 6) ist schlank gestreckt, in dem Thiere, dessen Dimensionen oben angegeben, war er 6""" hing und nicht ganz 2""n dick. Die grossen Endlippen tragen 10 gabelige Papillen; zwischen ihnen steht je eine dorsale und ventrale ganz niedrig stumpf abge- rundete einfache Papille. Der Umfang des Rüssels tragt 22 Papillenreihen ; in jeder Heihe stehen etwa 6 grosse Papillen, zu welchen sich gegen die Mundöffnung hin weniger regelmassig gereiht und weitläufiger stehend kürzere gesellen ; so ist der vordere Abschnitt des ausgestülpten Rüssels von einem dichten Papillenkranze umgeben, während sein hinterer Theil sehr viel kürzere, in grossen Abständen von einander gereihte trägt. Die vorderen Papillen sind fadenförmig, schlank zugespitzt, die ersten jeder Reihe etwas länger als die folgenden; in den beiden medianen Reihen der Dorsalfläche ist die erste Papille durch einen kurzen Auswuchs zweizinkig. Vor dem Papil- lenkranze steht auf dem dorsalen Umfange eine unpaare, einzelne langfadenförmige Papille, welche an Länge und Dicke die übrigen um mehr als das Doppelle übertrifft. — Die Kiefer waren braunschwarz, an der Basis breit, mit niedriger, wenig vorragender Spitze. Laut Ausweis der sie begleitenden Etiquelte waren die Thiere von W. Stimpson in England gesammelt. Die Art weicht durch die Bildung der Cirren und der Rüsselpapillen von allen beschriebenen ab. \. discors n. sp. Körper ziemlich plump; \\\ Segmente. Kopflnppen fünfeckig, länger als breit. Fühler gleichgross, kaum so lang als die halbe Breite des Kopflappens. FUhlercirren von der Form und Grösse der Fühler. Ruder der vorderen und hinteren Segmente ungleich; an den vorderen Rudern ist der Abstand der Äste kaum grösser als deren Dicke, der obere Ast mit dicker zweilappiger Firste, ohne vordere Lippe, mit einer grossen, breit ei- förmigen hinteren Lippe, mit kegelförmigem kurzen Cirrus und plumper, kurzer, sichelförmig Farn. Nephthydea. Gen. Nephthys. 627 gekrümmter Kieme, der untere Ast mit einfacher Firste, langeiförmiger, über den oberen Ast hinausreichender hinterer Lippe und massig schlankem Bauchcirrus ; an den hinteren Rudern ist der Abstand der beiden Aste über doppelt so gross als ihre Dicke, oberer Ast mit einfacher stumpfer Firste und einer kleinen, aufwärts gerichteten rundlichen hinteren Lippe, mit kegelförmigem Cirrus und nur höckerartiger Kieme, unterer Ast mit einfacher Firste und ganz rudimentärer, kaum über diese hinausreichender hinterer Lippe, mit kurzem, einfachen Bauchcirrus. Borsten überall gleich dünn und wenig zahlreich, die hinteren mit zerschlitzten Plättchen besetzt, die vorderen gerippt. Am Bussel 22 Längs- reihen von 3 — 5 kurz fadenförmigen Papillen , die übrige Fläche feinkörnig; die Lippen mit 22 gabelig getheilten Endpapilien. — Eastport. Der ziemlich plumpe Körper dieser Art ist nahe hinler dem Kopf läppen am breitesten und verschmälert sich in den hinteren drei Vierteln seiner Lange allmalig bis zu dem zugespitzten Schwänzende. Auf der wenig gewölbten Rückenfläche ist das Mittelfeld scharf von den Seiten- feldern abgesetzt, unmittelbar hinter dem Kopf läppen stark verschmälert, in der Mitte des Körpers breiter als die Seilenfelder. Die Seitenflächen des Körpers sind hoch und bieten für die Erken- nung der Art ein besonderes Kennzeichen darin , dass der Zwischenraum zwischen den beiden Ruderästen an den hinteren Rudern beträchtlich grösser wird als er es an den vorderen ist, während die Äste selbst kleiner werden. Die Segmentirung des Körpers ist gleichmässig. Die Farbe der in Weingeist aufbewahrten Thiere war hell bräunlich gelb, das dorsale Mittelfeld hatte bei passender Beleuchtung einen starken, grünlich blauen Schimmer. Eins der grösseren Thiere von I II Segmenten war 11ämra lang, die grössle Breite des vorderen Körpertheiles betrug, die Ruder eingeschlossen, I lmra, ohne diese 9mra, davon kamen 5mni auf das Mittelfeld. Die Höhe des Körpers kam fast der Segmenlbreite gleich. Der Kopf läppen ist fünfeckig, länger als breit, nach vorn wenig verdünnt und ziemlich gleichmässig, aber schwachauf der ganzen Oberfläche gewölbt, die hintere Ecke reicht bis ans dritte Segment. Die Fühler sind gleich gross, kaum so lang als die halbe Breite des vorderen Kopflappenrandes, kurz spindelförmig; die vorderen stehen an den Vorderecken, die hinteren nahe dahinter auf der Unterfläche, neben den Seitenrändern des Kopflappens. Der Mund ein gang ist von den seillichen, dem ersten Segmente angehörenden Lippen und dem Vorderrancle des dreieckigen längsgerieften Polsters umgeben, dessen hintere Spitze auf die Grenze des 5. und 6. Segmentes fällt. Die Segmente des vorderen Körpertheiles sind kürzer als die des hinteren, sich etwas verschmälernden Abschnittes, so dass die vorderen etwa 5mal, die hinteren 4mal breiter als lang sind. Dieser geringe Unterschied erfolgt sehr allmalig, er ist von einer etwas schärferen Trennung der Segmente von einander begleitet. Die Ruder der ersten 3 Segmente sind unvollständig und wie bei N. caeca gestaltet. Die F ühlercirren des ersten Segmentes haben die Form und Grösse der Fühler. An dem 4. Segmente tritt die Kieme auf und von da an erhalten die Ruder ihre volle Entwicklung, indem sie langsam an Grösse und Ausbildung der einzelnen Theile zunehmen 628 Onln I. Nefeidea. Allein etwa vom 60. Segmente an erfolgt eine Veränderung der Ruderform, durch welche die vorderen und hinteren Ruder von einander unterschieden weiden. In dem ausgebildeten Ruder des vor- deren Körpertheiles (Taf. XXIII. Fig. 39) treten die Aste mit ihren grossen Anhangen weit an den Seitenflächen des Korpers hervor, werden aber nicht so lang, dass sie der Breite eines dorsalen Seilenfehles der Segmente gleich kommen. Beide Aste sind etwa um die Dicke des oberen Astes von einander getrennt. Der obere Ast endet mit einer zweilappigen Firsie, deren unterer Lappen starker gerundet und kleiner ist als der obere. Die hintere Ruderlippe ist kurz eiförmig, länger als der Ruderast, reicht nach hinten gelegt wenig über den Vorderrand des folgenden Segmentes. Eine vordere Ruderlippe fehlt. Die Borsten sind dünn und wenig zahlreich; die vorderen reichen kaum über die Ruderfirste, die hinteren nicht oder nur wenig über den Rand der Lippe hinaus ; die vorderen sind gekerbt, die hinteren mit zerschützten Plältchen besetzt. Von der unleren Ecke derRuderfirsle entspringen zusammen der Riiekencirrus und die Kieme. Der Cirrus ist dick und kurz, kegelförmig zugespitzt. Die sichelförmig gekrümmte Kieme, welche den Raum zwischen den Ruderästen nicht ausfüllt, besteht aus einem dicken plumpen Wurzeltheile und einem abwärts hängenden kürzeren, plötzlich zugespitzten End?tücke. Der untere Ast reicht mit seiner ein- fach abgerundeten Firste nicht weiter als der obere, wohl aber ist seine Ruderlippe länger, ge- streckt eiförmig . und reicht nach hinten gelegt bis auf die Mille des folgenden Segmentes. Die Borsten sind denen des oberen Astes gleich. Der Baucheirrus ist ein einfacher, auf der Ruder- basis entspringender Faden von der Lange des unteren Astes. — Im hinteren Körpertheile wer- den beide Ruderäste kurze Höcker und rücken so weit von einander ab, dass der Raum zwischen ihnen doppelt so gross als die Dicke des oberen Astes ist (Taf. XXIII. Fig. 40); das ganze Ruder gewinnt dadurch bedeutend an Höhe. Der obere Ast hat eine einfache Firste, seine hintere Lippe ist ein kleiner, seitwärts und etwas aufwärts gerichteter rundlicher Lappen, welcher an die Körperwand gedrückt, den Rand des eigenen Segmentes nicht erreichen würde. Der Cirrus dieses Astes, ist nicht in gleicherweise verkleinert, dick und kurz kegelförmig. Die mit ihm entspringende Kieme ist nur wenig länger, ein abwärts hängender, stumpf gerundeter Höcker. Der untere Asl hat im Allgemeinen die gleiche Form wie an den vorderen Segmenten , nur ist er in gleicher Weise wie der obere verkleinert ; seine hintere Lippe ist dick und ragt nur sehr wenig über die einfache Firsie hinaus ; der Austritt des hinteren Borstenbündels bezeichnet die Trennungslinie zwischen der Lippe und der Firste, die sonst fast ineinander übergehen. Diese Verkümmerung der Lippen im Verein mit dem grossen Abslande der Äste von einander lässt diese Ruder so kahl erscheinen. Der Baucheirrus ist kleiner als an den vorderen Rudern, hat aber sonst die gleiche Form. Die Borsten sind nicht verändert; nur ragen die hinteren weiter als an den vorderen Ru- dern über die kurzen Ruderlippen hinaus. Die Ruder der beiden letzten Segmente sind völlig verkümmert. Das Aftersegment ist ringförmig, so lang als das vorhergehende, tief längsgefurcht; von seiner ventralen Fläche unter der terminalen Afteröffnung entspringt ein kurzer Zapfen Farn. Nephlhydea. Gen. Nephlliys. 629 und auf ihm steht der unpaare Aftercirrus, der so lang als die 3 bis 4 vorangehenden Seg- mente zusammen ist. Der Rüssel gleicht dem von Ar. caeca sehr. Völlig ausgestreckt ist. er so lang als die 1 (> ersten Segmente zusammen. Seine Endlippen tragen 22 gabelig gelheilte Endpapillen. Der Pa- pillenkranz, welcher den vorderen Theil der Oberfläche etwa in einem Viertel seiner ganzen Länge bedeckt, besteht aus 22 Längsreihen von 3 bis 5 an Grösse kaum verschiedenen Papillen. Die dorsalen und ventralen medianen Reihen convergiren nach vorn. Die Papillen sind kurz, an der Rasis breit, kegelförmig zugespitzt. Ihre Wurzel, sowie der Bezirk, in welchem sie stehen, ist oft schwärzlich bestäubt. Die übrige Oberfläche des Rüssels erscheint feinkörnig chagrinirt , da sie mit ganz kleinen flachen und schuppenförmigen Papillen in weiten Abständen bedeckt ist. Die Kiefer sind braun mit ansehnlicher, stark gekrümmter Spitze. Die mir vorliegenden Thiere waren bei Eastport gesammelt; sie gehörten dem Museum in Cambridge (Mass.). N. ciliata (Müll.) H. Rathke. H. Rathke, Beiträge zur Fauna Norwegens. 1843. pg. 170. (Verhandl. d. k. Leo- pold. Carolin. Akademie der Naturforsch. Bd. XX. Abth. I.) Grube, Familien der Anneliden. 1851. pg. 53. Qiatrefages, Histoire I. 1865. pg. 429. Malmgren, Nordiska Hafs-Ann ulate r a. a. 0. 1865. pg. 104. Tab. XII. Fig. 17. Annulata polychaeta. 1867. pg. 17. Nereis ciliata 0. F. Miller, Zoologia danica. Vol. III. pg. 17. Tab.LXXXIX. Fig. 1 — 4. Nephlhys borealis Örsted, Annulatorum danicor. Conspectus. 1843. pg. 32. Grönlands Annulata dorsibrancliiata. Tab. VI. Fig. 78. Quatre- fages, Histoire I. pg. 429. Diplobranchus cilialus Quatrefages, Histoire I. pg. 434. Körper massig schlank, 90 — 132 Segmente; Kopf läppen fünfeckig, länger als breit, Fühler gleich gross , kleiner als die halbe Breite des Kopflappens, um ein Drittel von dessen Länge von einander entfernt ; Fühlercirren von Grösse und Form der Fühler. Abstand der Ruderüste etwa so gross als deren Dicke; oberer Ast mit einer tief einge- schnittenen zweilappigen Firste, niedriger vorderer Lippe, und einer neben dem oberen Lappen der Firste sich erhebenden und diese nur wenig überragenden hinteren Lippe, mit schlankem fadenförmigen Cirrus und grosser sichelförmig gekrümmter Kieme; unterer Ast mit einer eingeschnittenen zweilappigen Firste, mit schief ovaler, weiter als der obere Ast vorragender hinlerer Lippe, niedriger einfacher vorderer Lippe und kurzem kegelförmigen Bauchcirrus ; hinlere Borsten zahlreich, lang, auf der einen Fläche mit ansehnlich grossen, haarförmig zerschlitzten Plättchen besetzt. — Rüssel mit 22 Längs- reihen von 4 — 5 schlank kegelförmigen Papillen und einer dorsalen und ventralen Einzel- papille; jede Lippe mit 10 gabeligen Endpapillen. — Europäische und amerikanische Küsten des nordatlantischen Meeres, der Nord- und Ostsee. Ehi.eks, Borsteinvürmer. 80 030 Ordo I. Nereidea. Der ziemlich schlanke Körper dieser Art hat seine grösste Breite etwa auf der hinteren Grenze des ersten Fünftels seiner Lange, i.>t gegen den Kopflappen hin nur wenig verschmälert, am Körperende allmalig um mehr als die Hälfte. Auf der massig gewölbten Ruckenfläche ist das mediane Feld unmittelbar hinter dem Kopflappen aufs ausserste verschmälert, erreicht aber bald seine \olle Breite und nimmt nach hinten gleichmassig mit der Segmenlbreite ab. Die Segmen- tirung ist im vorderen Körpertheile schwacher als im hinteren ; hier tritt die Gliederung um so starker hervor, als auch die Ruder langer werden. Die Färbung aller in Weingeist aufbewahrten fhiere war ein gleichmassiges helles gelbliches Grau. Ein vollständig erhaltenes Exemplar von 00 Segmenten war 50""" lang, ein anderes von 132 Segmenten 64ram lang, dies letztere an der breitesten Stelle mit den Rudern 4,nm , ohne dieselben 3'"'" breit, wovon l,5mm auf das Rückenfeld kamen. Mir liegen andere, leider verstümmelte Thiere vor, welche mehr als das Doppelte dieser Dimensionen besitzen. Der Kopflappen ist fünfeckig, länger als breit, so lang als das 2., 3. und die Hälfte des 4. Segmentes zusammen; seine Oberfläche ist gleichmässig kissenartig gewölbt, sein Vorder- rand gerade abgestutzt, seine hintere Ecke fällt auf die hintere Grenze des ersten Segmentes. Die Fühler sind gleich, kleiner als die halbe Breite des vorderen Kopfhippenrandes; die vorderen stehen an dessen Ecken, die hinteren entspringen etwa um ein Drittel der Kopflappenlänge von diesen entfernt von der Unterfläche des Kopflappens hart am Seitenrande. Am Mundeingange reichen die seillichen Lippen bis auf das zweite Segment; das Hinterende des dreieckigen, tief gefurchten Polsters reicht bis zum Vorderrande des 6. Seg- mentes. Die Segmente im vorderen Körpertheile sind G — 7mal breiter als lang, mit der Ver- schmälerung des Körpers gewinnen sie an Länge und sind dann 3mal breiter als lang: zugleich werden die Segmentgrenzen von vorn nach hinten tiefer, so dass die Furchen der hinteren Seg- mente zwischen die Seiten fehler einschneiden und über die ganze Rücken- und Bauchfläche hinziehen. Das erste Segment hat zwei Fühlercirren, welche untereinander und mit den Fühlern gleich gross sind; neben dem oberen steht ein ansehnliches Borslenbündel, neben dem unleren ein kleines; der Hautlappen des unteren Cirrus ist schmal und ragt kaum hervor. Die Ruder sind vom 4. Segmente an völlig entwickelt. An den vorderen Segmenten haben sie kaumein Siebentel der Segmenlbreite, werden aber allmalig so lang, dass sie fast der halben Segmenlbreite gleich kommen und die Seitenfelder an Breite übertreffen. Die Ruderäste sind durch einen Abstand, welcher etwa der Dicke des oberen Astes gleichkommt, von einander geschieden; der untere Ast ragt etwas weiter vor als der obere. Der obere Ast hat eine Firste, welche zu zwei dünnhäutigen gerundeten Lappen eingeschnitten ist ; in dem Einschnitt liegt die Spitze der Acicula. Vor dem Austritt des vorderen Borstenbündels erhebt sich als eine dünne niedrige Hautfalte die vordere Lippe. Die hintere Ruderlippe ist kürzer als der Ast; sie ist ein Farn. Nepkthydeh. Gen. Nephthijs. G.'il dünnhäutiges Blatt, welches etwa in gleicher Höhemil dem Einschnitt der'Ruderfirste entspringt, con- vex gerundet vorragt und am oberen Umlange des Huderastes niedrig gegen den Körper hin aus- lauft. Der C irr us entspringt vom unteren Rande des unteren Lappens der Huderfirste, es ist ein schlanker Faden, welcher abwärts durch die Hälfte des Zwischenraumes der Ruderaste reicht. Die Kieme, medianwärts neben ihm entspringend, ist so gross, dass sie mit ihrer sichelförmigen Krümmung den Raum zwischen den Ruderästen füllt; ihr Wurzelhöcker ist ein nicht grosser gerundeter Vorsprung. Am unteren Aste ist die Firste gleichfalls durch einen Einschnitt, in wel- chem die Spitze der Acicula liegt, in zwei fast gleich grosse Lappen getheilt; die Ruderlippe, kürzer als der Ast und nur wenig, aber weiter als die des oberen Astes vorragend, ist ein schief ovales Blatt, dessen Spitze etwa in gleicher Höhe mit dem oberen Rande des Astes liegt und das an seinem oberen Rande beim Übergang auf den oberen Umfang des Astes einen kleinen Einschnitt trügt; die vordere Lippe läuft etwa von diesem Einschnitte ab als ein niedriges Blatt bis zur Höhe des Einschnittes der Firste; der Bauchcirrus entspringt auf einem dünnen Vorsprunge der Ruderbasis, und ist ein kegelförmiger Fortsatz, welcher die Länge des unteren Astes nicht erreicht. In beiden Asten sind die Borsten der vorderen Reihe fein und kurz , im Endtheile quer gerippt; die hinteren Borsten sind zahlreicher und dicker und ragen mit ihrer halben Länge über die Lippen hinaus; ihre eine Fläche ist mit leicht erkennbaren zerschlitzten Plättchen besetzt. Die letzten 3 oder 4 Segmente haben unvollständig entwickelte Ruder. Das After segment ist länger als das vorhergehende, trägt am Ende den ringförmigen Wulst, von dessen Bauchfläche der den Aftercirrus tragende Zapfen ausgeht. Der Cirrus hat die Länge der letzten 6 — 7 Segmente. Der ausgestreckte Rüssel hat die Länge der ersten 20 — 22 Segmente; jede seiner grossen Endlippen trägt 10 gabelige Papillen, deren äussere Zinken stärker zugespitzt und länger als die inneren sind; wo die beiden Lippen in derMedianobene zusammenstossen steht ein niedri- ger stumpfer Höcker. Der Papillenkranz am Vorderende besieht aus 22 Längsreihen , in jeder Reihe stehen 4 — 5 schlank kegelförmige Papillen, von denen die vorderen fast doppelt so lang als die hinteren sind; vor dem Kranze steht in der Medianlinie der dorsalen und ventralen Fläche je eine schlanke fadenförmige Einzelpapille ; die dorsale ist länger als die ventrale, sie reicht auf die Endlippen hinauf, während letztere nur bis an diese hinanreicht. Die Kiefer sind braun, von der gewöhnlichen Form, an der Spitze schwach gekrümmt. Die mir vorliegenden Exemplare aus der Kieler Bucht, von der englischen Küste und von der Ostküsle Nordamerikas ^Edgartown) stimmen völlig überein. Da Malmgrkn ausserdem ihr Vorkommen an den Küsten Scandinaviens, Spitzbergens, Islands und Grönlands angiebt, so ergiebt sich daraus ihre weite Verbreitung an allen Küsten des nordallantischen Meeres. Betreffs der Synonymik schliesse ich mich, anders urtheilend als Quatrefages, der Ansicht von Grube und Malmgres an, nach welcher die N. borealis (ürst.) mit N. ciliala zusammenfällt; ich habe aller- dings dunkelgefürbte Exemplare dieser Art, aufweiche die Bezeichnung der Ar. borealis passen würde, 80* 632 Ordo I. Nereiden. nicht gesellen, glaube aber, rlass die Färbung einen Artunlerschied um so weniger bedingt, als die Örsted- schen Abbildungen der Ruder seiner N. bor ealis ganz gut zuN.ciliata passen. Ob die in derZoologia danica anf Taf. 89 dargestellte Art völlig identisch mit dieser ist, wird wohl schwerlich zu entscheiden sein; auf die L'nzuverlässigkeit der Abbildungen hat schon Hathke hingewiesen; es wurde die Tafel 89 nach Müllers Tode aus hinterlassenen Zeichnungen von Abildgaard zusammengestellt und möglicherweise gehören daher die in Fig. 3 und i abgebildeten Segmente und Ruder gar nicht zu der in Fig. 1 und 2 kenntlich gezeich- neten Nephthys. Die Fig. 1 giebt dem Thiere zwei Aftercirren, und im Text werden setae binae caudales erwähnt, allein weiterhin steht die Bemerkung, dass dem Thiere dieAftercirren gefehlt und dafür zu Seiten des Afters zwei Papillen gestanden hätten. Unter diesen sind aber wohl offenbar die rudimentären Ruder des letzten Segmentes gemeint, und eine falsche Deutung dieser Fortsätze mag die Veranlassung gegeben haben, in der Zeichnung zwei lange Aftercirren auszuführen, und das wiederum kann die Angabe von zwei Aftercirren im Text hervorgerufen haben. Auf alle Fälle ist es durchaus verwerflich, ohne weitere Kritik auf diese Abbildungen hin eine neue Gattung, Diplobranchus , creiren zu wollen, wie es Quatrefages sethan hat. \. pieta n. sp. Körper massig schlank, auf der ganzen Ruckenfläche oder nur im vorderen Thcilc derselben mit dunklen Bindenzeichnungen: 115 — 138 Segmente. Kopflappen fünfeckig, gerundet, kaum länger als breit. Fühler fast gleich, kaum so lang als ein Drittel der Kopflappenbreite, durch die halbe Länge des Kopflappens von einander gelrennt; unterer Fühlercirrus schlank, länger als die Fühler, weit vorragend, oberer kurz stummeiförmig; Abstand der Ruderäste von einander etwas grösser als ihre Dicke; oberer Ast mit seicht •eingeschnittener, schwach zweilappiger Firste, ohne vordere Lippe, mit wenig vorspringen- der, convex gerundeter hinterer Lippe, mit kurzem, an der Basis blattförmig erweitertem Cirrus und grosser sichelförmig gekrümmter Kieme : unterer Ast mit seicht eingeschnit- tener, kaum gelappter Firste, mit schief dreieckiger hinterer Lippe und kegelförmigem Bauchcirrus. Die hinteren Borsten lang, vor der Reihe der zerschlitzten Plättchen mit einigen grossen dornartigen Zähnen ; vordere Borsten kurz , auf dem Endtheile quer ge- rippt. — Rüssel mit 22 Längsreihen von 3 — 5 kegelförmigen Papillen , einer dorsalen und ventralen Einzelpapille; jede Lippe mit 10 gabeligen Endpapillen. — Ostküste. Nord- Amerikas. Diese Art ähnelt im Habitus am meisten der N. ciliala, wird aber von dieser sofort durch die Färbung und Zeichnung des vorderen Körpertheiles unterschieden. Die grösste Körperbreite liegt etwa am 16. Segment; nach vorn erfolgt eine rasche, fast bis auf die Hälfte sinkende Brei- lenabnahme, nach hinten langsam eine Verschmälerung, wodurch das Schwanzende um mehr als die Hälfte der grossten Breite verliert. Auf der meist stark gewölbten Bückenfläche ist das Me- dianfeld hinter dem Kopflappen nur wenig verschmälert und besitzt weiterhin eine ansehnliche, die Seitenfelder weit übertreffende Breite. Die Körperhöhe beträgt zwei Drittel der Segmentbreite. Die Gliederung des Körpers tritt stärker hervor, im vorderen Körpertheil gehoben durch die Zeichnung der Rückenfläche, im hinteren durch tiefere Segmenteinschnitte und grössere Ruder. — Die Färbung war bei allen mir vorliegenden Exemplaren über eine bald grössere, bald kleinere Farn. Nephtliydea. Gen. Nephtliys. G33 Zahl vorderer Segmente ausgedehnt und immer auf die Rückenfläche beschränkt, die Bauchflache trug gleichmassig die Grundfarbe, nur war wie bei anderen Arten das den Bauchstrang tragende mediane Feld dunkler gefärbt. Am auffallendsten war Färbung und Zeichnung eines kleinen männlichen?) Exemplares; hier war die gelbe Grundfarbe im scharfen Contrast durch dunkle Querbinden unterbrochen, welche auf dem Medianfelde die zusammenstossenden Grenzen zweier Segmente als ein breites Band färbten, auf den Grenzen der Seitenfelder plötzlich verschmälert als feine Querlinien sich fortsetzten. Weniger auffallend ist das häufigste Vorkommen , wobei der vordere Körpertheil bei nicht ganz grossen Exemplaren dem unbewaffneten Auge schwarz oder tiefblau violett bestäubt erscheint; in dem Falle war die Grundfarbe des Körpers ein bald helleres bald dunkleres Perlgrau; auf dem Medianfelde waren dann die Ränder gegen die Seitenfelder und die vorderen und hinteren Segmentgrenzen jederseits bis an die Medianlinie breit und lief dunkel pigmenlirt; Querbinden entstanden durch die Unterbrechung in der Medianlinie nicht, häufig aber wurde das ungefärbte Feld der Rückenfläche noch dadurch eingeschränkt, dass von der Binde der vorderen Segmenlgrenze jederseits neben der Medianlinie ein gleich dunkler Längswisch über die vordere Hälfte des Segmentes lief. Die Seitenfelder waren daneben mit wenig regelmässigen dunkelfarbigen Längsbinden gezeichnet. (Taf. XXIII. Fig. 9). Diese häufigste Form der Zeich- nung variirte, je nach dem Grade ihrer Ausbildung, sehr mannigfach. Das grösMe von mir gemes- sene Thier war 30Ümm lang und besass 138 Segmente, ein kleineres von 125"'m Länge hatte 123 Segmente und bei einem Thiere von 47""" Länge fand ich \ 1 5 Segmente. Bei dem letzten , am besten conservirlen Exemplare betrug die grösste Breite 4mm , ohne Ruder 2,5mra, die des Mittel- feldes an der gleichen Stelle 2""". Der Kopflappen ist eine wenig gewölbte Scheibe, die durch dieAbrundung der Ecken nur undeutlich fünfeckig ist; seine Länge ist kaum grösser als die Breite; sein Vorderrand nach vorn gerundet erweitert, in der Mitte bisweilen schwach eingeschnitten, die Hinterecke reicht nicht ganz bis zum Vorderrande des zweiten Segmentes. Die Fühler stehen an den Seitenrän- dern des Kopflappens, die vorderen nahe hinter den Vorderecken, die hinteren von diesen etwa um die halbe Länge des Kopflappens entfernt und mehr auf die Unterfläche desselben gerückt ; die vorderen Fühler sind etwas grösser als die hinteren , so lang als ein Drittel der Breite des vor- deren Kopflappenrandes. Die seillichen Lippen des Mundei nganges greifen auf das zweite Segment hinüber; das stark gefurchte dreieckige Polster erstreckt sich von der hinteren Hälfte des 2. Segmentes bis auf die des 5ten. Die Segmente im vorderen Körpertheile sind ümal breiter, im hinteren nur 3mal breiter als lang; die Segmentgrenzen schneiden im hinleren Theile tiefer ein und gliedern auch die Rucken- und Bauchfläche. Von den Fühle rc irren des ersten Segmentes ist der untere schlank fadenförmig, länger als die Fühler, sitzt an einem breiten Blatte und ragt mit diesem weit hervor, die ihn begleitenden G34 Oräo I. Nereiden. Borsten sind nui spärlich; der untere Fiililereirrus ist ein viel kürzerer Faden, welcher meist unter dem kurzen borstentragenden Ruderfortsatze versteckt liegt. Die Ruder sind vom 4. Segmente an vollständig; sie nehmen von vorn nach hinten in der Weise an Länge zu, dass, während die vorderen kaum einem Viertel der Segmentbreite gleichkommen, die hinteren die Hälfte derselben erreichen. Der Abstand beider Ruderäste von einander ist etwas grösser als die Dicke des oberen Astes; der untere Ast ist wenig länger als der obere. Die Firste des oberen Astes ist schwach zweilappig, in dem niedrigen Einschnitte der- selben liegt die Spitze der Acicula. Die hintere Ruderlippe , kaum so lang als das Ruder, geht neben der unleren Ecke der Ruderfirste aus und läuft als ein schmales Blatt nur wenig über das Ruder hinausragend gleichmässig gerundet gegen die Körperfläche. Von einer vorderen Lippe kann kaum die Rede sein. Der Cirrus ist ein kurzer Faden, welcher nicht viel über die Kiemenwurzel hinausreicht, an seinem Grundlheile steht ein lateralwärts gewandtes grosses, bis- weilen fingerförmig verlängertes Blatt. Die Kieme ist gross sichelförmig gekrümmt, und füllt fast ganz den Zwischenraum der Ruderäste; ihr Wurzelhöcker springt deutlich hervor. — Die Firste des unteren Astes ist schräg medianwärts und nach unten abgestutzt, fast ungelappt. Die hintere Ruderlippe ist ein fast dreieckiges, schief nach oben zugespitztes Blatt, kürzer als der Ast, aber weiter als die obere Lippe hinausreichend; sie geht vom oberen Umfang des Ruderastes, nahe an der oberen Ecke der Ruderfirste aus und spitzt sich rasch zu, so dass ihre am weitesten hinaus- ragende Spilze in gleicher Höhe mit dem Ausgangspuncte liegt; der untere Rand der Lippe fallt parallel mit der Ruderfirsle medianwärts ab und zieht am unteren Ruderumfange entlang. Eine ganz seichte vordere Lippe lässt sich neben dem oberen Theil der Firste unterscheiden. — Der Bauchcii rus ist ein kurzer kegelförmiger Vorsprung, welcher auf einer häutigen Kante der Ruderbasis sitzt. — Die Borsten sind in beiden Asten gleich und haben zusammenstehend eine bräunliche Farbe. Die des vorderen Bündels sind nicht zahlreich, kurz, auf dem Endtheile quer gerippt. Die des hinteren Bündels sind viel zahlreicher und so lang, dass sie mit mehr als ihrer halben Länge über die Lippen hinausreichen; ihre Endhälfte ist winklig gegen das Anfangsstück des Schaftes gebogen und auf der einen Fläche mit zerschlitzten Plättchen besetzt; vor dieser Plättchenreihe stehen in ziemlich grossen Abständen von einander 4 — 5 dornartige Zähne, welche etwa so lang als i]ei Dickendurchmesser der Borste sind. (Taf. XXIII. Fig. 35). Die letzten 5 — -6 Segmente tragen ganz rudimentäre Ruder. Das Aftersegment etwas länger als das vorangehende, trägt auf dem terminalen Ring- wulste einen kleinen, von der Ventralfläche kommenden Zapfen und auf diesem den Aftercirrus, der die Länge der letzten 7 — 8 Segmente zusammen besitzt. Der Rüssel nimmt eingezogen den Raum der ersten 20 Segmente ein, von denen die ersten 9 die Rüsselröhre umgehen. Ausgestreckt ist seine Länge gleich der der ersten 1 4 — 1 b° Segmente. Seine Endlippen tragen 20 gabelige Papillen. Der Papillenkranz seiner Oberfläche besteht aus 22 Längsreihen zu je 3 — 5 einzelnen Papillen. Diese sind kurz kegelförmig, die vor- Farn. Nephlltydea. Gen. Nephlhys. 035 deren jeder Reihe viel länger als die hinteren. Vor dem Papillenkranze steht in der Medianlinie des dorsalen und ventralen Riisselumfanges je eine schlankere Einzelpapille, welche grösser ist als die gereihten Papillen; die dorsale Einzelpapille ist länger als die ventrale; erstere reicht bis an die Endlippen , letztere bei weitem nicht. — Die Kiefer sind von der gewöhnlichen Form, braun. Alle mir vorliegenden Exemplare stammen von der Ostkiiste Nord-Amerikas (Vinegard Sound, Nahaut, Nantucket, Charleston). Ich war anfänglich schwankend , ob diese Art nicht mit der N. borealis (Örst.) von Grünland zu- sammenfiele, da Örsted ') deren Vorderlhe.il violett bräunlich bezeichnet ; allein die Form des von Örsted abgebildeten Ruders stimmt nicht mit der Rudelbildung der N. picta überein, und Grube's Ansicht, die N. borealis (Örst.) als synonym mit AT. ciliata zusammenzustellen, scheint mir richtiger. Eher wäre es mög- lich, dass die von Stimpson2) erwähnte N. borealis mit dieser neuen Art zusammenfiele. Am sichersten und raschesten wird die N. picta un der Form der Borsten des hinteren Bündels erkannt werden. \. niulijK'N n. sp. Körper massig gestreckt; 80 Segmente. Kopflappen fünfeckig, länger als breit, hin- lere Fühler etwas grösser als die nahe davorstehenden vorderen; unterer Fühlercirrus so lang als die vorderen Fühler , wenig vorragend , oberer Fühlercirrus kleiner blatlartig. Ruderäste durch einen Zwischenraum von einander getrennt , welcher fast doppelt so gross ist als die Dicke des unteren Astes; oberer Ast mit lief zweilappiger Firste, ver- kümmerter vorderer und schmaler, kaum über die Firste hinausreichender hinterer Lippe, mit schlankem fadenförmigen Cirrus und kurzer, dicker, sichelförmig gekrümmter, etwa ein Drittel des Zwischenraumes der Aste einnehmender Kieme ; unterer Ast mit zweithei- liger Firste, einer hinteren, über die Firste nicht hervorragenden Lippe und schlank kegelförmigem Bauchcirrus ; vordere Borsten kurz, quer gerippt, hintere schlank ge- krümmt mit feinen Plättchen besetzt. — Rüssel mit 22 Längsreihen zu je 4 — 5 schlank kegelförmigen Papillen, dahinter von kleinen Schuppen fein gekörnell ; Endlippen mit je 10 gabeligen Papillen. — Bergen. Ich habe von dieser Art nur 2 Exemplare zur Untersuchung gehabt. Der Korper besitzt seine grösste Breite auf der hinteren Grenze des vorderen Drilleis der Körperlänge, verschmälert sich wenig nach vorn, bedeutender nach hinten. Das Mittelfeld der Rückenfläehe ist auf den ersten Segmenten nicht viel verschmälert; in voller Breite übertrifft es nur wenig die Seitenfelder. Die Gliederung des Körpers ist im ersten Drittel weniger stark, als in dem übrigen Körpertheile, an welchem die Ruder weiter hervorragen und die allerdings nicht tief einschneidenden Segment- grenzen auch über die ganze Ruckenfläche laufen. Für den Gesammthabitus ist der weite Ab- stand der Ruderäste von einander und die sehr geringe Ausbildung der Ruderlippen von wesent- 1) Örsted, Annulatorum danicor. conspectus. pg. 32. 2) Stimpson, Synopsis of the marine Invertebrata of Grand Manan a. a. 0. pg. 33. 63G Ordo I. Nereulea, lichetn Einfluss. Die Farbe der Thiere war maltvveiss, ohne irisirenden Schimmer. Das grössere der beiden Thiere hatte 80 Segmenle und war 35mm lang, an der breitesten Körperstelle mit den Rudern 2,5mm breit, ohne diese 2rara, das dorsale Medianfeld nahm davon nicht ganz 1,5mm ein. Der Kopflappen ist fünfeckig, langer als breit; der hinlere Theil mit den convergiren- den Randern nicht viel kürzer als der vordere; dieOberfläche ist im hinteren Theile stark gewölbt, füllt nach vorn stark ab. Der Vorderrand ist gerade , die hintere Ecke fallt fast auf das zweite Segment. Die vorderen Fühler stehen an den Ecken des Vorderrandes, ihre Lange ist kleiner als dessen halbe Breite; die hinteren Fühler stehen nahe hinter ihnen und sind etwas grösser als die vorderen. Die seillichen Lippen des Mundeinganges nehmen das erste Segment ein, das stark gefurchte dreieckige Polster reicht bis an das G. Segment. Die Segmente sind im vorderen Körpertheile 4 — ömal breiter als lang; wie sich der Körper verschmälert, ändert sich dieses Verhällniss derart, dass die hinteren Segmente nur dop- pelt so breit als lang sind. Die schärfere Trennung der Segmente von einander trat bei dem grösseren Exemplare vom 37. Segmente an bedeutend stärker hervor. Von den Fühle reirre n des ersten Segmentes ist der untere etwa so gross als der vor- dere Fühler, ragt aber nur wenig vor; das Blatt an seiner Basis ist sehr schmal. Der obere Füh- lercirrus ist kleiner blattartig; er steht an dem rudimentären oberen Aste neben einer kleinen hinteren Ruderlippe; neben jedem Fühlercirrus tritt ein Borstenbündel aus. Die Ruder (Taf. XXIII. Fig. 41) welche vom 4. Segmente an völlig ausgebildet sind, treten an den vorderen Rudern nur so weit vor, dass sie einem Achtel der Segmentbreite gleich kommen , an den hinteren Segmenten werden sie länger und erreichen hier in ihren frei vor- springenden Theilen fast die Hälfte der Breite des Segmentes. Beide Ruderäsle sind kurz, der untere etwas länger als der obere. Ihr Abstand von einander ist fast doppelt so gross, als die Dicke des oberen Astes. Die Firste des oberen Astes ist durch einen breiten Ausschnitt, in wel- chem die Spitze der Acicula liegt, in zwei Lappen zertheilt ; der unlere Lappen ist stark convex gerundet und ragt weiter vor als der obere, welcher länger, aber niediiger und weniger stark convex ist. Die hintere Ruderlippe ist ein niedriges Blatt, welches neben dem unleren Lappen der Firste sich erhebt und mit einem schwach convexen Rande am oberen Umfang des Astes gegen die Körperwand läuft; es tritt kaum weiter hervor als der untere Lappen der Firste. Der Rücken- cirrus entspringt an der unleren Ecke der Firste, es ist ein schlank kegelförmiger Forlsalz, der .über die Wurzel der Kieme hinausragt. Die Kieme ist kurz und dick, gegen die Spitze wenig ver- dünnt, sehr stark sichelförmig gekrümmt; herabhängend nimmt sie etwa nur ein Drittel des Ab- standes der beiden Ruderäste ein. — Der untere Ast ist länger als der obere, stark abwärts geneigt; seine Firste ist durch einen liefen und breiten Einschnitt in zwei Lappen getheilt, welche fast gleich gross sind, und von denen der obere nur wenig mehr gerundet ist als der unlere. Die hintere Lippe ist ein längs der ganzen Firsle verlaufendes, wenig convex gerandetes Blatt, welches Farn. Nephthydea. Gen. Portelia. 637 so kurz ist, dass es über die Lappen der Firste nicht hinausreicht. Der Bauchcirrus steht auf einem fast halbkugeligen Vorsprunge des ventralen Unifanges des Astes und ist ein schlank kegel- förmiger Fortsatz , der so weit als der untere Lappen der Firste vorragt. Die Borsten sind in beiden Ästen gleich, farblos. Die des vorderen Bündels sind spärlich und reichen wenig über die Firste hinaus ; ihr spitzes Endstück ist quer gerippt. Die hinteren Borsten sind zahlreicher, schlank, geschwungen, und reichen weit über die hinteren Lippen hinaus; ihre eine Fläche ist von da ab, wo die Borste sich krümmt , eine Strecke weit mit zerschlitzten Plätlchen besetzt. Die letzten beiden Buder sind nur rudimentär. Das längsgefurehte Aftersegment hat die Länge der beiden voranstellenden zusam- men ; die Afteröffnung ist von einem Bingwulste umgeben ; der Aftercirrus ist kurz und dick, etwa so lang als die 3 letzten Segmente zusammen. Der Bussel ist kurz; seine Endlippen tragen 20 gabelige Papillen. Der Papillenkranz des vorderen Umtanges besteht aus 22 Längsreihen; jede Beihe aus 4 — 5 Papillen. Die ein- zelnen Papillen sind schlank kegelförmig, die vorderen etwas länger als die hinteren. Einzel- papillen der dorsalen und ventralen Fläche habe ich nicht gesehen. Der hintere Theil derBüssel- oberfläche erscheint fein gekörnell; es stehen hier kleine schuppenförmige Papillen, in weiten Abständen und unregelmässig vertheilt wie bei A7. ciliata. Die Kiefer sind hellbraun, stark zuge- spitzt, aber wenig gekrümmt. Die Thiere wurden von Prof. Keferstein bei Bergen gefunden. Ich kann diese Art mit keiner der bekannten idenlificiren. Die Huder erinnern an die von Malmgren abgebildeten Buder seiner N. incisa; diese Art hat aber einen Bussel, dessen Papillen kaum sichtbar sind, während bei meiner Art der Papillenkranz gross und dicht ist. Fortelia (Qtrfgs.). Qlatrefages, Note sur la Classification des Annelides. Comptes rendus des seances de l'Academie des Sciences. Tome LX seance du 27 mars 1 8(55. — Histoire des Anneies I. 1865. pg. 431. — ? Portelia Ki Mir. im,. Annulata nova. Öfvers. af. k. Vetensk. Akad. Förhand - ling. 1865. No. 4. pg. 240. Kopfkippen mit zwei Fühlern, zwei Aflereirren. Die in der Diagnose enthaltenen Kennzeichen berechtigen zu der Aufstellung dieser neuen Gattung; Qlatrefages beschreibt eine Art Porte!, rosea , welche hierher gehört. Dagegen kann ich mich nicht ent- schlicsseu, die N. cueco (Fabricius) hier anzureihen aus Gründen, welche ich bereits oben entwickelt habe. Wohl aber würde , falls die Angaben darüber zuverlässig sind, die A'. polyphara (Sc.hm.) hierhergehören; Sciimarda legt dieser Art f> Fühler zu, aber aus seiner Abbildung geht hervor, dass die hinteren 4 Fühler Fühlercirren des ersten Segmentes sind: falls Schmarda nicht etwa zwei unter dem Kopflappen versteckte Fühler übersehen hat, besässe demnach diese Art die für die Gattung Portelia charakteristische Zahl; Ehlers , Bcirstenwurmer. 81 638 Ordo I. Nereidea. ausserdem sind in der Abbildung i Aftercirren gezeichnet: und wenn ich darauf auch weniger Gewicht legen möchte, so ist es auffallend, dass diese Art, wie die Porlei. rosea, nur 12 Längsreihen von Papillen am Rüssel hahen soll. — Kinberg charakterisirt ganz kurz eine Portelia Quatrefagesi, welche gleichfalls nur 2 Fühler besitzt, lässt es aber unentschieden, ob diese ganz in die Gattung Portelia hineingehört: er be- richtet nichts über die Aftercirren und erwähnt die Anwesenheit zweier Kiefer, wahrend Qiatrefages bei seiner Portelia rosea keine Kiefer finden konnte. Grlycerea (Grube). Körper schlank, fast drehrund, aus zahlreichen Segmenten zusammengesetzt. Kopf läppen lang kegelförmig, geringelt mit i kleinen Fühlern an der Spitze. Segmente mehr oder minder stark geringelt; Ruder ein- oder zweiästig; zwei Aftercirren. Rüssel weit vorstülpbar mit starken Kiefern bewehrt. Die Familie der Glycereen umfasst zwei Formenkreise, welche bei vielen hervorragenden Verschiedenheiten doch in so wesentlichen Eigentümlichkeiten übereinstimmen , dass ich eine diesen Kreisen entsprechende Trennung in zwei Familien nicht gutheissen kann, sondern lieber die zumal gegen die benachbarten Familien gut abgegrenzte Familie einheitlich erhalte, in der Meinung, dass die auftretenden Verschiedenheiten sich als ungleiche Entwicklungsstufen einer gemeinsamen Grundform auffassen lassen, oder dass, nach moderner Ausdrucksweise , beide Formenkreise ihre Entstehung von einem zunächst gemeinsamen Ursprünge herleiten. Alle hierher gehörenden Thiere besitzen einen langgestreckten, sehr hoch gewölbten, fast drehrunden Körper, der sich stets aus einer grösseren Anzahl von Segmenten zusammensetzt, deren Zahl bei den verschiedenen Arten sehr ungleich ist, innerhalb einer Art aber nicht bedeu- tend zu schwanken scheint. Lebhafte Farben oder regelmässige Zeichnungen kommen selten vor, in den meisten Fällen ist die Körperoberflache gleichmässig und wenig auffallend gefärbt. Sehr charakteristisch und beiden Gruppen gemeinsam ist die Form des spitz kegelförmigen, durch Ringelung gegliederten Kopflappens, der auf seiner Spitze vier kleine Fühler, auf seiner Basis vielleicht nicht immer) zwei retractile Palpen trägt. Das Grundstück des Kopflappens deckt von oben und durch schmale Fortsätze auch von den Seiten her den Mundeingang , der auf der Bauchfläche durch eine kurze längsgefurchte Lippe begrenzt wird, anderen Bildung meist die ersten Segmente theilnehmen. Die Körpersegmente sind durch eine Ringfurche entweder vollständig (Ghjcera) oder be- schränkt auf Rücken- und .Bauchfläche {Geniada) in zwei scharf abgesetzte Ringel zerlegt; nur selten (Gl. capitata) findet sich die Andeutung einer dritten Ringfurche. Von diesen Ringeln trägt der hintere den Ruderfortsatz. — Die Ruder finden sich an allen Segmenten, sind aber unvoll- ständig an dem ersten oder den ersten beiden auf den Kopflappen folgenden Körpersegmenten entwickelt, und während in den übrigen Familien der Nereiden diese Segmente Fühlercirren Fiui). Glycßrm 639 tragen, so fehlen in dieser Familie diesen unvollständigen Rudern gerade normal gebildete Rücken - cirren, als deren Vertreter wir die Fiihlercirren anzusehen gewohnt sind. Die ausgebildeten linder sind an allen Segmenten entweder gleichförmig gestaltet (Gli/cera) oder die vordere Kör- perhafte besitzt einfacher gestaltete Ruder als die hintere (fioniada), und in diesem Falle steht das Auftreten der reicher entwickelten Ruder offenbar zu der Länge des ausstülpbaren Rüssels in Beziehung, so zwar, dass diejenigen Segmente, welche einen wenig beweglichen Darm ein- schliessen, die reicher entfalteten Ruder tragen. Bei denjenigen Thieren, deren Segmente gleich- massige Ruder besitzen, sind diese eiaästig (Hemipodus) oder ihrer Anlage nach zweiästig (Gfycera), insofern sie zwei mit je einer Stütznadel versehene Bündel ungleich gestalteter Borsten enthalten, von denen die oberen einfach, die unteren zusammengesetzt mit grätenförmigem Endanhang sind ; ist diese Ruderform völlig entwickelt, so giebt sich die Anwesenheit zweier Ruderaste auch durch die Zahl der Ruderlippen kund, indem ein jedes Bündel zwischen einer vorderen und hin- teren Lippe austritt; auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe ist diese Bildung durch die Ver- schmelzung der beiden hinteren Lippen zu einer einzigen verwischt, und nur die beiden un- gleichen Borstenbündel deuten die Zweiasligkeit des Ruders an. Diese Ruder tragen am ven- tralen Umfange einen Ratichcirrus, welcher in seiner Form sich meistens an diejenige der vorderen Ruderlippen anschliesst, während der Rückencirrus, zu einem meist kleinen und knopf- artigen Fortsatze verkümmert, in geringerem oder grösserem Abstände von der Ruderbasis, an der Seitenwand des Segmentes steht. Diese Ruder tragen ferner, so lange sie nicht von der ein- fachsten Bildung sind, einen als Kieme bezeichneten aus- und einstülpbaren Anhang, der in seiner Form eine nach den verschiedenen Arten sehr ungleiche Entwicklung besitzt. — Vergleichen wir hiermit die Ruder des zweiten Formkreises (Goniada), so trelfen wir in denjenigen der vorderen Körpersegmente eine Form, welche in der Ausbildung niedriger steht als die oben geschilderten, da diese Ruder, im Besitz nur eines Borstenbiindels, dessen zusammengesetzte Borsten dem un- teren Borstenbündel der vorangehenden Form entsprechen, als einästig erscheinen, allerdings in ihren beiden hinteren Lippen und dem Bauchcirrus mit der beschriebenen Form überein- stimmen , durch eine einfache vordere Lippe aber und durch einen grösseren schwach blattförmigen, auf der Ruderbasis stehenden Rückencirrus von ihr abweichen. Von dieser Form, welche die niederste Bildungsstufe darstellt, entwickelt sich nun meist plötzlich an den hinteren Körpersegmenten der hierher gehörenden Thiere die am höchsten stehende Ruderform; denn indem sich der Rückencirrus von der Basis des einästigen Ruders ent- fernt, entsteht zugleich an seinem unteren Umfange ein ansehnlicher Forlsatz, der neben einer Stütznadel ein Bündel einfach linearer Borsten trägt und sich damit dem oberen Ruderaste des ersten Formenkreises gleichstellt; das Ruder besteht dann aus zwei weitgetrennten Asten ; der obere Ast mit einfach linearen Borsten trägt nur eine Lippe, welche der vorderen Lippe des oberen Astes im Ruder des ersten Formenkreises (Glijccra) entspricht , während die dazu gehörende hin- tere Lippe, von Anfang an vorhanden, als die obere hintere Lippe des unteren Astes mit den 81* 640 Ordo I. Xereidea. zusammengesetzten Borsten erseheint. Eine besonders hohe Entwicklung erreicht in diesen Ru- dern der blattförmig sich erweiternde Rückencirrus. Das Aftersegment trägt überall unter der Afterüflhung zwei fadenförmige Aftercirren. Die Körperwand besteht aus der wie immer geformten Chitincuticula mit Poren- canälen und einem darunter gelegenen Fasergewebe, in welchem eine reiche Drüsenschicht ein- gebettet zu sein scheint. Die Wandmusculatur besteht aus ringförmig laufenden Fasern , welche aber einen medianen Abschnitt der dorsalen und ventralen Körperflache frei lassen , und aus den dorsalen und ventralen Langsmuskelbändern, von denen die ersteren nur unmittelbar aneinander sich legen (Glycera) oder, zusammen verschmelzend, ein gemeinsames Band bilden (Goniada). Die quer von der ventralen Medianlinie zum Ruder laufenden Muskelbalken und die die Stutznadel bewegenden Fasern sind gleichförmig, wenn auch in ungleich starker Entwicklung vorhanden. — Übereinstimmend ist in beiden Formenkreisen der Bau des eigenthümlich gestalteten Kopflappens, der seiner Länge nach von einer verticalen Spalte, welche mit der Leibeshöhle communicirt, durchsetzt wird und unter seinem seillichen Umfange eine dicke Lage von Fasergewebe trägt, in welchem zwei slarke Nervenstämme zur Kopflappenspitze laufen. — Die innere Oberfläche der Körperwand und vermuthlich die Flächen aller in die Leibeshöhle hineinsehenden Organe sind von einer Membran bekleidet , welche die nach der Entwicklung des Darmtractus sehr ungleich gestalteten Dissepimente bildet und den Sitz für die Entwicklung der Geschlechtsproducte bietet. Die Körperhöhle ist von der Leibesflüssigkeit erfüllt, welche sehr reich an zellartigen Körpern ist , die bei Glycera wenigstens) in Menge roth gefärbt sind. Der Bau des Verdauungstractus bietet Differenzen , welche von Einfluss auf die ganze Körperbildung sind. In beiden Formenkreisen zerfällt das Nahrungsrohr in den ausstülpbaren Rüssel und den eigentlichen Darm. Der Rüssel besteht aus der Rüsselröhre und dem dickwan- digen Kieferträgor, dessen hinterer Abschnitt den Übergang zum eigentlichen Darm vermittelt. Die Rüsselröhre ist in beiden Gruppen gleichgebaut, sie trägt auf ihrer Oberfläche kleine Papillen, deren Form für die einzelnen Arten charakteristische Merkmale gewähren; in einzelnen Fällen (Goniadae sp.) stehen auf ihr auch Kieferspitzen, welche die Form eines Winkelhakens besitzen. Am Übergange von der Riisselröhre zum Kieferträger umgiebt den Eingang des letzteren ein Kranz von Endpapillen , welche 'bei Goniada und einzelnen Arten der Gattung Glycera) lappen- ähnliche Vorsprünge bilden, oder zu kaum bemerkbaren Knötchen reducirt sind. — Der Kiefer- träger scheidet durch seinen ungleichen Bau die beiden Gruppen; in dem einen Falle (Glycera) verdickt sich sein Vorderende durch das Auftreten von vier grossen Drüsen, welche hinter ebenso viel gleichgestalteten Kiefern gelegen sind, die am ausgestreckten Rüssel auf dessen Endfläche stehen, zwei zu Seiten des dorsalen und zwei zu Seiten des ventralen Umfanges; in dem anderen Falle (Goniada) ist der Kieferträger ein in seiner ganzen Länge gleich dickes Rohr, ohne besondere Drüsen, und mit zwei grossen mehrzähnigen Hauptkiefern und einer sehr verschiedenen Anzahl Farn. Glyeereä. 04 1 sehr viel kleinerer Nebenkiefer; diese Kiefer stehen im Innern des Kieferlrägers, die Haupt- kiefer auf den Seitenwandungen der ventralen Hälfte, die Nebenkiefer vor ihnen im Kreise hinter der Eingangsöffnung. Die vier Kiefer der Glycera und die beiden Hauptkiefer von Goniada scheinen auf den ersten Blick sehr ungleiche Formen zu besitzen, und doch lässt sich recht wohl der viel- zähnige Kiefer von Goniada auf die einfachere Kieferform \on Glycera zurückführen, wenn man in der letzteren die concave Schneidetische des Zahnes sich erweitert und ihre Kante mit Nebenzahnen versehen denkt; dann findet man auch in dem vielzahnigen Kiefer ohne Schwierigkeit die Theile heraus, welche den einfachen Kiefer zusammensetzen : Zahn, Basis und Flügelfortsatz. — Gehen wir von der einfachsten cylindrischen Form des Kiefer! rügers (bei Goniada) aus, so zerfällt der- selbe in einen vorderen Abschnitt mit einem engen zu drei Rinnen erweiterten Lumen und in einen weiteren hinteren, welcher den Übergang zum Darm bildet, mit zottigen Vorsprüngen be- setzt ist und kleine wandständige Drüsen besitzt ; beide Abschnitte sind scharf von einander ge- trennt; im hinleren tragt die Wand ringförmige und über diesen eine starke Lage längslaufender Muskelfasern ; im vorderen Abschnitte werden die ringförmigen Fasern durch Muskelblütter mit alternirend kreisförmig und radiür laufenden Fasern vertreten, während die üusseren Längsfasern sich sehr verdünnen. In dem Kieferträger dagegen, welcher die grossen Drüsen besitzt, entwickelt sich zunächst um diese eine besondere starke Wülste bildende Musculatur, welche die Kiefer bewegt und dasSecret derDrüsen hervorzutreiben im Stande ist ; dann wirkt die Vierzahl derDrüsen und Kiefer modificirend auf die Form des Lumens im Kieferträger; eine scharfe Abgrenzung zwischen vorderem und hinterem Abschnitte in diesem Kieferträger fehlt, wohl aber besitzt der hintere Theil desselben auf seiner inneren Oberfläche gleiche zottenähnliche VorsprUnge und oft vier wand- ständige Drüsenhaufen , welche die bei der ersten Form über die Fläche zerstreuten, hier ent- sprechend der Vierzahl der Kiefer zu eben so viel Haufen vereinigten Drüsen vorstellen. Die Wand dieses Kieferträgers ist, mit Ausnahme des Theiles, an welchem die Kieferdrüsen hängen, wie in der ersten Form gestaltet; nur sondert sich die längslaufende Musculatur auf dem hinteren Theile des Kieferträgers zu vier breiten Bändern, welche sich von der Aussenfläche <\es Kiefer- trägers ablösen und sich an den Wülsten der Kieferdrüsen wieder inseriren; derjenige Theil des Kieferträgers, welcher keine festaufliegende Längsmusculatur besitzt, kann dann eine nach hinten gehende Invagination bilden, die im eingezogenen Rüssel vorhanden ist, bei der Ausstülpung desselben verstrichen wird. Dadurch wird der Kieferträger in der Ruhelage des Rüssels nicht unbedeutend verkürzt. — In der Form des ausgestülpten Rüssels macht sich die Differenz in der Bildung des Kieferträgers bedeutend geltend ; da wo die Kieferdrüsen fehlen, ist der Rüssel cylin- drisch, während das durch diese Drüsen verdickte Vorderende des Kieferträgers dem ausgestülp- ten Rüssel ein meist keulenförmiges Ansehen giebt. — Der eigentliche Darm ist in beiden Gruppen von übereinstimmendem Bau, aber die Art, wie er mit der Körperwand in Verbindung steht, ist eine ungleiche; bei den Thieren, welche Kieferdrüsen besitzen, liegt der Darm locker in der Leibeshöhle und wird nur durch lange und schmale Bänder, welche von der Medianlinie der 0 '\-> Ordo I. Nermdea. Rückenfläche zum oberen Darmumfange gehen, so gehalten, dass zumal seinem vorderen Ab- schnitte viel Spielraum bleibt; dagegen wird der Darm bei denjenigen Thieren . welche keine Kieferdrüsen besitzen, von Dissepimenten. welche die einzelnen Segmenträume fast völlig von einander trennen, sehr fest in Lage gehalten. Diese ungleiche Befestigung des Darmes scheint in doppelter Beziehung zu dem Acte des Aus- und Einstülpens des Rüssels zu stehen, insofern das einemal die langen Bänder den Darm viel weniger festhalten als die straffen Dissepimente. und daher beim Ausstülpen des grossen keulenförmigen Rüssels von Seiten des beweglichen Darmes kein Widerstand geleistet wird: dann aber auch in soweit, als bei denjenigen Thieren. deren Leibeshöhle nicht durch Dissepimente gekamniert ist , in dieser die Leibesflüssigkeit ungehindert nach vorn gedrängt werden kann, um das durch die Drüsenwülste verdickte Vorderende des Kieferträgers zur Mundöffnung hinauszutreiben, während bei dem schlanken, keine Kieferwülste tragenden Kieferträger dieser Vorgang viel leichter von Statten geht und offenbar von der in den vorderen Segmenten enthaltenen Leibesflüssigkeit allein geleistet werden kann . so dass ein rasches Zuströmen aus dem hinteren Körpertheile weniger nöthig erscheint, die Dissepimente also ohne Nachtheil den Verkehr zwischen den einzelnen Segmenträumen einschränken dürfen. Hier mag noch einmal darauf hingewiesen werden, dass in diesem zweiten Formenkreise die Ruder, welche an den Seg- menten stehen, deren Räume durch Dissepimente nicht von einander geschieden, einfach sind, selbst einfacher noch als die Ruder in dem ersten Kreise, während zugleich mit den Disse- pimenten , welche den Darm innerhalb der Segmente festlegen . deren Ruder eine höhere Ausbil- dung erreichen. Für die weitere Organisation beider Gruppen ist der Mangel eines Blutgefäss- systemes von gleich grosser Bedeutung. Das Nervensystem ist von Goniada nicht hinreichend genug bekannt, um eine durch- greifende Vergleichung mit Glycera zuzulassen. Übereinstimmend gebaut scheinen der Bauch- strang, die Schlundcommissuren und das Hirn zu sein; das Rüsselnervensystem besteht in bei- den Formen aus langen an der Rüsselröhre verlaufenden Nervenfäden, welche von den Schenkeln des Schlundringes ausgehen und an einem Nervenringe enden, welcher am Eingange des Kiefer- trägers unter dem Kranze der mehr oder weniger entwickelten Endpapillen liegt. Da wo die längslaufenden Nervenfäden auf diesen Ring stossen, stehen sie mit einer Anhäufung von Gang- lienzellen in Verbindung, welche sich entweder unmittelbar an sie anlegen (Goniada) oder in vier dünnwandigen Lappen, welche die Rüsselröhre umgeben, eingeschlossen sind und durch kurze Zweige mit den längslaufenden Fäden in Verbindung stehen (Glycera) ; da diese zweite Form bei denjenigen Thieren vorkommt , bei welchen die Riisselröhre durch die Wülste der Kieferdrüsen während des Ausstülpens des Rüssels stark ausgedehnt wird , so scheint durch diese Verlegung der Ganglienzellen in gesonderte , frei vorragende Lappen eine Vorkehrung getroffen zu sein. wodurch diese Zellen vor einer übermässigen Dehnung während der Rüsselbewegung gesichert Fan». Ghjcerea. 643 sind, was bei den Thieren mit gleichmässig dickem Kieferträger weniger nothwendig zu. sein scheint. Die geschlecht liehen A p parate sind mir nur aus der Gattung Glycera bekannt, so- dass ich eine Vergleichung beider Gruppen in Bezug auf diesen Punct unterlassen muss ; ich zweifle jedoch , dass hier sich erhebliche Differenzen herausstellen werden. Über die Lebensverhältnisse der Thiere ist wenig bekannt. Sie wohnen in röhrenför- migen Gängen, welche sie mit Hülfe des Rüssels in den Meeresboden graben, und zwar scheint den meisten ein nicht zu fester oder sandiger Boden zuzusagen. Ich vermuthe, dass bei dem Bau dieser Röhren ihnen das schleimige Secret zu Statten kommt, welches wenigstens bei einigen Arten reichlich von der Körperoberfläche abgesondert wird. — Thiere. welche man ge- fangen in Gläsern hält, rollen ihren Körper gern in engen Kreisen oder spiraligen Win- dungen ein. Was die Nahrung der Gattung Glycera anbetrifft, so wissen wir durch die Mittheilung von Schmarda, dass die Gl. ovigera ihre Beute belauert oder auch verfolgt, und kleinere Thiere mit ihrem Rüssel schnell tödtet, wie ich vermuthe, durch das wohl als Gift wirkende , beim Bewegen der Kiefer ausströmende Secret der Kieferdrüsen ; danach sind die Thiere, wie die übrigen Nereiden, auf animalische Kost hingewiesen. — Die Zeit der höchsten Geschlechtsreife muss von wesentlichem Einfluss auf das ganze Leben der Thiere sein, da ich in dem unten erwähnten Falle, bei der Massenentwicklung der Eier, fast alle Organe des Körpers stark atrophirt fand. Die Gattung Glycera ist von Sayigny1) errichtet, und da er der Meinung war, dass seine Gl. uni- cornis keine Kiefer besitze , so erhielt die Gattung im Systeme neben Aricia, Ophelia, Hesione und Myriana, welche die zweite durch den Mangel der Kiefer gekennzeichnete Section der Familie der Nereides bilden, eine den natürlichen Verhältnissen wenig angepasste Stellung. In ähnliche Irrthümer verfiel Bl.uwille2), welcher anfangs für Glycera und die Gattung Proboscidea [Lesceur) , die mit Cirratulus zusammenzufallen scheint, unter den Nereides prnboseidees öu hon dentees die Abtheilung G errichtete, für welche der ge- ringelte Kopflappen und, da er die Fühler übersah, das Fehlen dieser Organe charakteristisch sein sollte; später stellte er, in gleichem [rrthume befangen, die Gattung Glycera in die Section IV Acera der Familie Nereides, wo sie mit Hesione, Aricia und Nephthys zusammenstand. — Audouin und Milne Edwards3) brachten die erste genaue Kenntniss vom äusseren Bau der Glycera, stellten neben ihr als verwandte Form die Gat- tung Goniada auf und brachten beide zusammen mit Nephthys als Nereidiens non tentacules in die zweite Tribus der Nereidiens. — Auch hier hat Grube 4), indem er für die Gattungen Glycera und Goniada die Fa- milie der Ghjcerea errichtete, die systematische Auffassung wesentlich gefördert, und wenn fast alle seine Nachfolger diese Familie in seinem Sinne angenommen haben, so geben sich nur Ober die verwandtschaft- lichen Beziehungen dieser Familie in den späteren systematischen Werken verschiedene Ansichten kund. So werden die Ghjcerea, welche bei Grübe und in gleicher Anordnung bei Johnston5), zwischen den Phyllo- 1) Savigny, Systeme des Annelides a. a. Ü. pg. 12. pg. 36. 2) Blainville . Dictionnaire des sciences naturelles. T. 34. 1825. Art. Nereides. pg. 451. — T. 57. 1 828. Art. Vers p. 484. 3) Audouin et Milne Edwards, Classification. Annales des scienc. natur. T. 29. (833. pg. 260. 4) Grube, Familien der Anneliden. 1851. pg. 59. 5) Johnston, Catalogue. 1865. a. a. 0. pg. 184. 644 Ordo I. Nereidea. docea und Syliidea stehen, von Schmarda 1) zwischen Nephthydea und Lycoridea, von Carls2; zwischen Nereidea und Phyllodocea, und von Qiatrefages3] am Ende der Nereides errantes zwischen Phyllodocea und Poh/ophlhalmea gestellt. Kinberg4) trennt dann die Familie in Goniadea und Glycerea und lässt beide an der gleichen Stelle, wo sie von Grube untergebracht waren, während Malmgren5), die Spaltung der Fa- milie adoptirend, sie den Euniceen anschliesst, so dass sie in der Reihe der Gattungen, welche die Ord- nung der Nereiden bilden, am Ende stehen, und auf sie die Ariciea folgen. Aus meinen oben gegebenen Erläuterungen ergiebt sich, weshalb ich die Familie der Glycerea einheitlich zusammenhalte. Was deren Stellung zu den übrigen Familien der Nereiden betrifft, so glaube ich, dass sie sowohl wie die Familie der Nephthydeen eine sehr abgesonderte Stel- lung einnehmen muss. Wenn sich zu irgend einer Familie nähere Beziehungen herausstellen, so sind das die Phyllodoceen. die in der Form des Kopflappens und seiner Fühler, in der Bil- dung des Russeis, und mit Goniada in der Blattform der Rückencirren am ersten Vergleichungs- puncte darbieten. — Es sind in der Neuzeit innerhalb der Familie eine Anzahl neuer Gattungen aufgestellt, zu deren Annahme ich mich nicht habe entschliessen mögen; ich zerlege, um die beiden Formkreise der Glycerea schärfer hervorzuheben , die Familie in zwei Gruppen ; vielleicht wird es später nothwendig erscheinen, die Zahl der Gattungen in diesen Gruppen zu vermehren. A. Rüssel mit 4 gleichen, grosse Anhangsdrüsen tragenden Kiefern ; Ruder an allen Seg- menten gleichförmig. Glycerea tetraynatha. 1) Ruder einästig, mit nur einem Bündel zusammengesetzter Borsten und einer Stiitznadel. Hemipodns (Qtrfg.j. 2) Ruder mit 2 mehr oder minder stark verschmolzenen Ästen, 2 Borsten- bündel mit je einer Stütznadel. Glycera (Sav.). B. Rüssel mit mehreren ungleich geformten, keine Anhangsdrüsen besitzenden Kiefern; Ruder der vorderen und hinteren Körperhälfte ungleich. Glycerea polyqnatha. Goniada (Am. et M. Edw.). i) Schmarda, Neue wirbellose Thiere. I. u. 186). pg. 9?. 2) Handbuch der Zoologie. Bd. II. 1863. pg. 437. 3) Quatrefages, Histoire des Anneles. T. II. 1862. pg. 162. 4) Kinberg, Annulata nova. Öfversigt af k. Vet.-Akad. Förh. Arg. 22. tS6ö. No. 4. pg 544. 5) JMalmgren , Annulala polycbaeta. 1867. p. 68. Fam. Glycerca. Gen. Hemipodus. Glycera, 645 Glycerea tetragnatha. llaiii|>oitz kegel- förmig: Segmente zweiringelig ; Ruder im vorderen Körpertheile kurz, im hinteren lang, mit zwei kurzen abgerundeten hinteren Lippen, und zwei gleich langen lanzettförmigen vorderen, mit grosser dorsaler sackartiger Kieme . mit kegelförmig zugespitztem Bauch- cirrus : Rückencirrus nahe über der Ruderbasis. Rüssel kurz keulenförmig ; seine Pa- pillen meist klein, birnförmig, dazwischen spärlicher grössere, \lick keulenförmige; Flügelfortsatz rles Kiefers eine breit dreieckige Platte mit Ausläufer. — Neapel. Fam. GlyCtwea. Gen. Glycera. 659 Der lange und schlanke Körper dieser Art ist etwa am hinteren Ende des ersten Drittels am breitesten , von da gegen den Kopilappen fast um die Haltte, nach hinten aber bald sehr viel starker verschmälert , so dass das Körperende fast fadenförmig erseheint ; dabei ist er auf der Rückenfläche im vorderen Theile sehr hoch, geringer im hinteren Theile gewölbt. Die Ringelung ist gleichförmig; die Ruder stehen in massigen Abständen von einander und werden gegen das Schwanzende hin langer. — Die Farbe war weiss. Ein in Weingeist aufbewahrtes Thier von •>0C" Lange und 4mm grösster Breite hatte 246 Segmente; ich habe ein lebendes Thier gemessen, welches 38,5°'" lang und an der breitesten Stelle ohne die Ruder 4mT", mit denselben 6'"m breit war. Der Kopflappen ist sehr schlank und spitz kegelförmig, so lang als die II ersten Segmente, sein Grundstück besitzt nur ein Fünftel der ganzen Länge, das sehr schlanke und spitze kegelförmige Endstück hat 15 Ringel. Die 4 Fühler sind gleich, so lang als die beiden ersten Ringel zusammen. Die Palpen waren tief eingezogen und schienen sehr klein zu sein. Die den Mundeingang umgebende Lippe der Bauchflache wurde von den beiden ersten Segmenten gebildet. Die Segmente sind zweiringelig, die Ringel gleich gross. An der breitesten Körperstelle sind die Segmente fünfmal, weiter gegen den Kopflappen hin. in Folge der Breilenabnahme , vier mal breiter als lang; im hinteren Körpertheile sind sie nur doppelt so breit als lang. Die beiden ersten Ruder sind sein- klein und unvollständig, sie haben keine Rückencirren. Die fertigen Huder sind in der vorderen Körperhälfte verbältnissmässig kurz, wenig länger als hoch, und erreichen etwa ein Viertel der Segmentbreite; weiterhin werden sie gestreckter, fast dreimal länger als hoch , und erreichen in der Länge mehr als die Hälfte der Segmentbreite. Die kurzen vorderen Ruder sind von vorn nach hinten plattgedrückt und laufen in zwei getrennte Äste aus, deren Lippen gleich gestaltet sind ; die vordere Lippe eines jeden Astes ist lang gestreckt, schwach lanzettförmig zugespitzt; die beiden hinteren Lippen sind stumpf abgerundete dicke Fortsätze, welche kaum ein Drittel der vorderen Lippen erreichen. An den gestreckteren Rudern der hinteren Körperhälfte werden die vorderen Lippen schlanker und stärker zugespitzt, zugleich wird dann die obere von ihnen etwas länger als die untere; die hinteren Lippen bleiben ähnlich höckerartige, nur noch niedrigere Fortsätze. Das obere Borstenbündel hat wenige einfache lineare Borsten; das untere Bündel hat zusammengesetzte Borsten, deren Schaflende tief eingeschnitten ist; zwischen den beiden nicht ganz gleich langen Zinken ist der massig breite grätenförmige An- hang mit lang zugespitztem Gelenkende eingefügt; er trägt längs der Schneide einen von kurzen Härchen gezähnelten Saum. — Am lebenden Thiere beobachtete ich auf dem oberen Ruderrande eine aus- und einstülpbare Kieme , welche als helle durchscheinende höckerartige oder kugelig abgerundete Blase, an Höhe dem Ruder gleich, hervortrat. Bei einem in Weingeist erhärteten Thiere waren diese Kiemen völlig ins Ruder eingezogen, und der obere Umfang des Ruders erschien an dieser Stelle sehr dünnwandig. Dagegen traf ich bei mehreren in Weingeist macerirten Exemplaren, die im Göttinger Museum aufbewahrt waren, diese Kiemen als beuteiförmige, fast 600 Ordo I. Nerridea. kugelige Anhänge an der gleichen Stelle und in gleicher Grösse wie am lebenden Thiere. Hier fehlten sie den ersten 22 Rudern ; wie weit sie an den hinteren Segmenten gehen, weiss ich nicht. — Der Bauchcirrus ist an den vorderen Rudern am Ursprünge dick geschwollen , mit kurz kegel- förmiger Spitze, welche wenig über die hinteren Lippen hinausragt; an den hinteren Rudern ist er gestreckter, spitzer und ragt etwas weiter hinaus. — Der Rückencirrus ist an den vorderen Rudern ein Faden, welcher etwa zwei mal so lang als dick ist, weiterhin ist er kürzer und endet knopfartig; er steht nahe über der Ruderbasis, tief am Seitenumfange des hinteren Segmentringels. Das Aftersegment ist kaum langer als das vorangehende, es trägt 2 kurze Aftercirren, welche etwa so lang als die beiden letzten Segmente zusammen sind. Der ausgestreckte Rüssel ist keulenförmig, im Verhältniss zur Körperlänge kurz, bei dem lebenden 385mm langen Thiere 25nim lang, 7mm breit. Die Papillen seiner Oberfläche sind der Mehrzahl nach birnförmig, mit dem stumpfen Ende aufsitzend, und schwach blattförmig (0,059mm lang), dazwischen stehen spärlicher grössere keulenförmig oder fast kugelig verdickte (0,07 4mn lange, 0,048mm breite). Hinter den Kiefern stand am ausgestreckten Rüssel des lebenden Thieres ein Kranz kleiner knötchenartiger Papillen. Die schwarzen Kiefer haben einen wenig gekrümm- ten Zahn, eine breite Basis und einen kurzen, breit dreieckigen Flügelfortsatz mit langem geradem Ausläufer. Die Thiere fanden sich in Neapel seltener zwischen den dort häufiger vorkommenden Thieren der Gl. convoluta. Im Göttinger Museum wurden aus älterer Zeit mehrere als Gl. Romrii (Aid. & Edw.) bezeichnete, gleichfalls aus Neapel stammende Exemplare aufbewahrt. Die Art ist mit keiner bis jetzt beschriebenen zu identificiren; von der bei Neapel vorkommenden Gl. sifonostoma (n. Ch.) unterscheidet sie sich sofort durch die sehr grosse Anzahl der Segmente, welche von delle Chtaje wohl nicht übersehen sein würden; eher würde sie mit der Gl. fallax (Qtrfg.) aus St. Vast zusammenfallen, allein die Form des von Qi atrefages ') abgebildeten sehr gestreckten Ruders, sowie des ganzen Thieres, spricht nicht dafür, während die gegebene Beschreibung keine Entscheidung zulüsst. Gl. alba (H. Rathke ), H. Rathke, Beiträge zur Fauna Norwegens (Acta Acad. Caes. Leopold. Carol. Nat. Cur. Vol. XX. P. I.) 1843. pg. 173. Tab. IX. Fig. 9. — Öbsted. An- nulatorum danicorum Conspectus 1843. pg. 33. PI. I. Fig. 24. PI. VII. Fig. 103. 105. 110. — Qiatrefages, Histoire IL pg. 186.— Malmgren, Annulata polychaeta. 1867. pg. 69. Tab. XIV. Fig. 82. Gl. danica Qi atrefages, Histoire IL pg. 187. t) Quatrefages, fctudes sur les types inferieures. Annales des scienc. natur. Ser. III. Zool. T. 4 i. 1 850. pg. 295. PI.V. Fig. 7. — Histoire II. pg. 184. PI. i. Fig. 2. PI. 9. Fig t8 Farn. Glycerea. Gen. Glycera. 661 Körper nach hinten stark verdünnt, gegen 100 Segmente: Kopflappen spitz kegel- förmig; Segmente zweiringelig; Ruder im vorderen Körpertheile kurz, im hinteren lang, mit zwei gleichlangen vorderen, spitz kegelförmigen, einer ebenso gestalteten oberen hinteren und einer viel kürzeren stumpfen unteren hinteren Lippe, mit einer den ersten und letzten 12 Rudern fehlenden dorsalen, einfach fadenförmigen Kieme und spitz kegel- förmigem Bauchcirrus ; Rückencirrus dicht über der Ruderbasis. Rüssel gross keulen- förmig mit schlanken, am Ende schräg abgestutzten Papillen; Flügelfortsatz des Kiefers eine dreieckige Platte mit kurzem Ausläufer. — Nordsee. Der hochgewölble Körper ist, zumal hei eingezogenem Rüssel, im vorderen Drittel bei weilein am dicksten, wenig gegen den Kopflappen hin, sehr beträchtlich dagegen in der hinleren Körperhafte bis zum spitz auslaufenden Schwanzende verdünnt. Seine Gliederung und Ringelung ist gleichmassig stark; die Ruder des vorderen breiteren Körpertheiles sind beträchtlich kürzer als die hinteren schlank gestreckten; die durchscheinenden feinen Kiemenfaden sind ziemlich auf- fallend. Die Farbe der Thiere war in den meisten Fallen weiss, nur selten bräunlich. Das grösste mir vorliegende Thier ist 70mm lang;, im Vorderende 4""" breit, nach hinten rasch auf l,5ram ver- dünnt bis es ganz fadenförmig endet; es hatte 99 Segmente, doch fehlten einige, jedenfalls nur wenige, am Schwanzende; ein anderes Exemplar von 46min Länge und 3mm grösster Breite hatte 97 Segmente. Der Kopflappen ist sehr spitz kegelförmig, das undeutlich geringelte Grundstück nimmt etwas mehr als ein Drittel der ganzen Länge ein; am spitz kegelförmigen Endstück zählte ich 8 scharf getrennte Ringel. Die vier Fühler sind kaum länger als der letzte Ringel ; die scheinbar wie gewöhnlich gestalteten Palpen waren ganz eingezogen. Der Mundeingang wird auf der Bauchseite von einer den beiden ersten Segmenten angehörenden Lippe begrenzt. Die Segmente sind zweiringelig, der hintere ruderlragende Ringel dem vorderen gleich; auf der Rückenfläche läuft eine feine Medianlinie, auf der BauchHäche ist ein medianes schmales Feld nur schwach von zwei Seitenfeldern abgegrenzt; die Segmentfurchen und Ringel gehen ringsum. Im vorderen breiteren Körperdriltel sind die Segmente etwa fünfmal breiter als lang, nach hinten werden sie nicht nur schmäler sondern gleichzeitig etwas länger, so dass sie nur doppelt so breit als lang sind. Von den Rudern sind die der beiden ersten Segmente sehr klein und unvollständig; ihnen sowie dem dritten und vierten Ruder fehlt der Rückencirrus. Die ausgebildeten Ruder difleriren wesentlich an Grösse ; an den vorderen Segmenten sind sie etwa um die Hälfte länger als hoch und erreichen in ihrer seillichen Längsausdehnung kaum ein Sechstel der Segmentbreite, während die Ruder der hinteren Segmente wohl doppelt so lang als die der vorderen werden, dreimal länger als hoch sind, und um die Breite des Segmentes sich seitwärts erstrecken. Das Ruder ist von vorn nach hinten platt gedrückt, die vorderen mehr als die hinteren. Sein Wurzelstück ist zumal an den vorderen Rudern von Furchen ringförmig umzogen, welche zumal Kuleus, Borßteuwürmer. £4 662 Ordo 1. Nereiden. auf der oberen und unteren Kante tief einschneiden . so dass sie in der Profilansicht wie mit Höckern besetzt erscheint. Die beiden im Huder verschmolzenen Äste sind in ihren Lippen völlig getrennt; der obere Ast lauft mit einer vorderen und hinleren Lippe aus, welche gleichlang, an der Basis dick und dann kegelförmig scharf zugespitzt sind; von den Lippen des unteren Astes ist die vordere wie die oberen Lippen geformt , nur wenig kurzer als diese , die hintere Lippe reicht dagegen kaum halb so weit als die vor ihr stehende und ist mehr oder minder stark abgerundet. An den Rudern der verschiedenen Körperregionen wechselt die Form der Lippen insofern, als diese an den vorderen Hudern kürzer und gedrungener, an den hinteren schlanker und gestreckter sind. Das obere Borstenbündel besteht aus einfach linearen , das untere aus zusammengesetzten Borsten ; bei den letzleren sind die Zinken des Einschnittes am Schaflende nicht ganz gleich lang ; der grätenförmige Endanhang ist schlank gleichmassig zugespitzt . längs der Schneide fein gezahnelt ; sein Gelenkstück lang zapfenförmig. Zu jedem Bündel gehört eine schlanke Stütznadel — Die Huder tragen, mit Ausnahme der ersten und der letzten zwölf, auf der hinteren Fläche unmittelbar unter der oberen Kante eine dünnwandige, fadenförmige, schlauch- artige Kieme, welche unmittelbar hinter der Basis der oberen Lippen entspringt, an den ersten Hudern, an welchen sie auftritt, nur ein kurzer, höckerartiger Vorsprung ist, bald aber so lang wird, dass ihre Spitze über die Lippen seitwärts hinausragt. — In gleicher Höhe mit den unteren Lippen erhebt sich am unteren Umfange des Ruders der wie die vorderen Lippen spitz kegel- förmig gestaltete Bauchcirrus, welcher kaum bis zur halben Lange der Lippen hinausreicht. — Der Rückencirrus ist knopfförmig und sitzt unmittelbar über der Ruderbasis am hinteren Seg- mentringel. Das keg ,örmige Aftersegment tragt zwei kleine fadenförmige Aftercirren. Der ausgestreckte Rüssel ist dick keulenförmig, im Verhaltniss zum Körper gross; bei 40 "im Körperlänge I 0 """ lang; seine Oberfläche ist im oralen Theile dichter als weiterhin mit kleinen Papillen von zweifacher Form besetzt: die meisten Papillen sind kleine (0,055mm hohe), schlank kegelförmige, meist unter der Endfläche eingeschnürte Fortsätze mit einer schräg ab- gestutzten Endfläche, auf welcher eine hufeisenförmige mit zwei Spitzen auslaufende (0,02 ,nra lange) Platte liegt; daneben linden sich viel spärlicher gleich hohe Papillen, welche bedeutend breiter und blattähnlich oder keulenartig gestaltet sind; vielleicht entsteht diese zweite Form durch irgend einen Vorgang, etwa eine Ausdehnung aus der ersten. — An den vier schwarzen Kiefern ist der Zahn nur wenig gekrümmt; der Flügelforlsatz, eine breit dreieckige, wenig gewölbte Platte, deren eine Ecke zu einem stabartigen Fortsalz ausgezogen ist, welcher kaum so lang als die Platte selbst ist. Die von mir untersuchten Thiere stammten aus Bergen. Es ist eine Art, welche, so weit bis jetzt bekannt ist, nicht über die norwegische Küste hinaus nach Norden verbreitet ist; sie ist wenigstens in Spitzbergen, Island und Grönland nicht beachtet; kommt aber wohl an allen Nordseeküsten vor, welche den geeigneten Meeresboden besitzen. Farn. Glyccrea. Gen. Ghjcera. 663 Die von mir untersuchten Thiere stimmten völlig mit der Beschreibuni; und den Abbildungen uber- ein, welche Örsted und Malimgren von dieser Art gegeben haben : in der von Hatiike mitgelheilten Zeich- nung des Ruders der Gl. alba tritt das Verhalten der unteren hinteren Lippe nicht ganz deutlich hervor; doch habe ich, so wenig wie Malmgren , Hedenken, diese Art hierherzustellen. Malmgren1) hat ferner von einer neuen Art, Gl. Goesi , Abbildungen der Huder mitgetheill ; danach scheint es, als ob diese Art Ruder besitzt, welche in) hinteren .Körpertheile die Gestalt der Ruder der Gl. alba besitzen , im vorderen dagegen an die Form erinnern, welche sich bei Gl. unicornis und Meckelii linden, und die ferner viel besser zu der von Rathke gelieferten Zeichnung passen. Leider fehlt dazu die Beschreibung. Sollte hier noch eine Mittelform zwischen beiden sonst differirenden Arten vorkommen, oder kann das Ruder in der Form seiner Lippen in dieser Weise differiren? (.1. roiivoliita Ki i . Kefkrstein, Untersuchungen über niedere Seethiere. Zeitschr. für wissensch. Zoologie. Bd. XII. 1862. pg. 106. Tat'. IX. Fig. 28. 29. Gl. fallax Claparede, Beobachtungen über Anatomie und Entwickelungs- geschichte wirbelloser Thiere. Leipzig 1863. pg. 54. Taf. XV. Fig. 14. 15. Gl. retractilis Quatrefages, Histoire des Anneies T. II. pg. 1 86. ? Gl. branchialis Quatrefages, Histoire II. pg. 182. ? Gl. (Lumbricus) sip honostoma delle Ciiiaje. Memorie sulla storia e notomia. Vol. II. 1825. pg. 413. 428. Tav. XXVIII. Fig. 21—24. - - Deserizione e notomia. Vol. III. pg. 84. Tav. 102. Fig. 21—24. Körper schlank, 120 — 130 Segmente; Kopflappen spitz kegelförmig; Segmente zwei- ringelig; Ruder am hinteren Körpertheil wenig langer als im vorderen; mit zwei fast gleich langen, schwach und stumpf kegelförmigen vorderen Lippen, einer ebenso ge- stalteten oberen hinteren und einer viel kürzeren stumpfen unteren hinteren Lippe, mit einer den ersten 15 und den letzten 7 oder 8 hinteren Rudern fehlenden dorsalen faden- förmigen langen Kieme, mit stumpf kegelförmigem Bauchcirrus; Riickencirrus nahe über der Ruderbasis. Rüssel kurz keulenförmig, seine Papillen kurz mit schräg abgestutzter Endfläche; Flügelfortsatz der Kiefer eine dreieckige Platte mit langem Ausläufer. — Canal , Mittelmeer. Diese der Gl. alba sehr nahe siehende Art unterscheidet sich im Habitus dadurch von ihr, dass sie im Vordertheile weniger dick und gegen das Schwänzende hin weniger verschmälert ist, so dass der Körper minder gestreckt erscheint; ausserdem sind die Ruder des hinteren Körper- theiles bei dieser Art viel weniger verlängert als bei Gl. alba. Die Farbe der im Weingeist auf- bewahrten Thiere war gelblichweiss ; ein von Hrn. Dr. Selenka beobachtetes Thier war im Le- ben rothviolett gefärbt gewesen, durch den Eintluss von Weingeist dunkelgelblicligrau gewor- I) Malmgren, Annulata polyehaela a. a. 0. pg. 11. Taf. XIV. Fig. 81. 84* 664 OrJo 1. Nereidea. den. Ein in Weingeist aufbewahrtes Thier von 50 """ Länge und 2mm grösster Breite hatte 135 Segmente, ein anderes von 65,nm Länge halte 125 Segmente. Der Kopflappen ist schlank und spitz kegelförmig; das zweimal undeutlich geringelte Grundstück hat wenii^ mehr als ein Viertel der ganzen Länge: das scharf von ihm abgesetzte kegelförmige Endstück besteht aus 14 kurzen Ringen. Die vier Fühler sind ziemlich gross, langer als der letzte Ringel. Die Palpen stehen nahe dem Seilenumfange vor der halben Länge lies Grundstückes. Bei der Bildung der den Mundei ngang auf der Bauchseile umgebenden Lippe sind die beiden ersten Segmente betheiligt. Die Segmente sind zweiringelig, die beiden Ringel gleich lang; im vorderen Körpertheile ist das einzelne Segment sechsmal breiter als lang, im hinteren wird dieBreile auf das Vierfache der Länge beschränkt. Die beiden ersten Ruder sind unvollständig und haben keinen Rückencirrus. Die fol- genden Ruder (Taf. XXIV. Fig. 29) sind gleichmässig gebaut und verändern sich an den hinteren Segmenten nur wenig durch eine geringe Streckung ; die vorderen kommen in ihrer seitlichen Längsausdehnung einem Sechstel der Segmentbreite gleich und sind etwa um die Hälfte länger als hoch; die hinteren erreichen ein Viertel der Segmenlausdehnung und sind doppelt so lang als hoch. Sie stehen alle gleichmässig tief am hinteren Segmentringel; ihr Wurzeltheil ist von vorn nach hinten plattgedrückt, von tiefen Furchen eingeschnürt. Die vordere und hintere obere Lippe sind schwach kegelförmig mit abgerundeter Spitze, gleich lang; die. vordere untere Lippe ist wie die obere gestallet und so lang als diese, die hintere untere Lippe ist breit und stumpf abgerundet und reicht nicht bis zur halben Länge der vor ihr stehenden. Zwischen den oberen Lippen tritt ein Bündel von wenigen einfachen Borsten aus; das untere Bündel besteht aus zusammengesetzten Borsten, deren etwas erweitertes Schaftende wenig tief eingeschnitten ist, deren grätenförmige Anhänge in ihrer ersten Hälfte fast gleich breit und dann plötzlich faden- förmig zugespitzt, längs der Schneide kaum erkennbar gezähnelt sind, und ein ganz kurzes und stumpfes Gelenkstück haben. Jedes Borsienbündel besitzt eine einfache Slülznadel — Die Kieme sah ich zuerst am 1 6. Ruder auftreten, als einen dem oberen Rande des Ruders nahe hinter dem Ursprünge der oberen Lippen aufsitzenden, an seiner dünnen Wand erkennbaren Höcker; sie entwickelt sich rasch an den folgenden Rudern und wird in grösster Ausdehnung ein fadenför- miger Schlauch, der mit mehr als seiner halben Länge über die Lippen hinausragt; sie fehlte am Schwänzende nur den letzten 7 oder 8 Rudern. — Der Bauchcirrus ist ein an der Basis verdickter, stumpf kegelförmiger Fortsatz, welcher so weit als die längsten Lippen vorragt; sein Ursprung nimmt auf dem unteren Raderumfange dessen äussere Hälfte ein. — Der knopfförmige Rücken- cirrus sitzt nahe über der Raderbasis an der Seitenvvand des Segmentes. Die Ruder etwa der letzten zwanzig Segmente sind stärker gestreckt und haben länger zugespitzte Lippen und Baucheirren. Farn. Glycerea. Gen. Glycera. 665 Das Aftersegment ist langer als das vorangehende; sein die Afteröffnung tragender End- theil ist ein ringartiger Wulst, an dem auf der Bauchfläche zwei kurze im Basaltheil verdickte Aftercirren stehen. Der ausgestreckte Rüssel ist kurz keulenförmig, bei 50"ITn Körperlänge 7""" lang. Seine Oberfläche ist dicht mit Papillen besetzt; dies sind kurze (0,037 mm) kegelförmige Fortsatze (Taf. XXIV. Fig. 30), welche mit der abgestutzten Kegelspitze auf der Rüsselvvand sitzen , und deren schräg abgeschnittene Basis eine am Rande verdickte spitz eiförmige Chitinplatte tragt. An den Kiefern ist der Zahn wenig gekrümmt; die Basis breit, der Flügelfortsatz eine gewölbte dreieckige Platte, deren eine Ecke zu einem Fortsatz ausgezogen ist, welcher länger als sie selbst ist. Die Thiere wurden von Prof. Kefehsteim und mir häufig bei Neapel gefunden; ich erhielt ferner ein von Herrn Dr. Selenka in St. Malo gefundenes Exemplar. Diese Art, welche die Gl. alba im Mittelmeere vertritt, kommt also auch im Canale vor, und hier wäre es von Interesse, zu erfahren, ob diese beiden nahe verwandten Arten am letzteren Orte neben einander vor- kommen, oder ob und wo die Grenzen ihrer Verbreitungsbezirke sich von einander sondern. Gl. convoluta ist so nahe mit Gl. alba verwandt, dass ich sie anfänglich nur für eine Varietät der- selben hielt. Allein eine Vergleichung mehrerer Exemplare von beiden Arten ergab die Constanz der unter- scheidenden Merkmale, und so ist es wohl besser, vorläufig beide Formen von einander getrennt zu halten; vielleicht liefert eine genauere Erforschung der europäischen Küsten noch Zwischenformen, welche beide mit einander vereinen. Die Unterschiede liegen besonders in der Form der Lippen der sonst gleich- massig gestalteten Ruder: denn Lippen und Baucheirren sind bei Gl. convoluta stumpf, bei Gl. alba sehr spitz kegelförmig; dann in der ungleichen Form der Grälenanhänge, welche bei GL convoluta breiter als bei Gl. alba sind; in der Form der die Büsseloberfläche deckenden Papillen, welche bei Gl. alba schlank, bei Gl. convoluta kurz, übrigens beide nach dem gleichen Habitus gebaut sind: die Kieme der Gl. convoluta scheint ferner im Verhällniss zum Ruder stets länger als bei Gl. alba zu sein; ob die ungleiche Zahl der Kopflappenringel von Bedeutung ist, scheint mir fraglich, denn denken wir uns diese Ringel der Gl. alba durch eine seeundäre Ringfurche halbirl, so erhalten wir fast übereinstimmende Zahlen. Schliesslich liegt ein Unterschied im ganzen Habitus der Thiere, ausgeprägt durch ungleiche Grössenverhältnisse der Seg- mente und der Ruder, und zuletzt besteht eine gering anzuschlagende Differenz in der Zahl der Segmente. — Dass die Gl. fallax (Clprd.), welche Quatrefages als Gl. retractilis mit Recht von seiner Gl. fallax ge- schieden hat, mit der Gl. convoluta zusammenfällt, bezweifle ich nicht, seildem mir von Hrn. Dr. Selenka ein in St. Malo gefundenes Thier der letzteren Art niitgetheilt wurde, zugleich mit der Notiz , dass dieses Tliier den Kopflappen , wie es Claparede von seiner Gl. fallax beschrieben hat, in den Körper einziehe ; die unvollständige Beschreibung, welche Claparede von seiner Art gegeben hat, lässt sich dann auch recht wohl auf die Gl. convoluta (Kef.) anwenden. — Die Gl. branchialis (Qtrf.) zeigt, so weit aus der dürftigen Beschreibung hervorgeht, nur Differenzen in der Zahl der Segmente und Kopfringel, und ob diese von Be- deutung sind, mag ich nicht entscheiden. — Vielleicht ist diese Art identisch mit der Gl. sifonasloma, welche delle Ciiiaje von der neapolitanischen Küste beschrieben hat; allein dessen Beschreibung ist eine so wenig zuverlässige, dass es gerecht erscheint, den Namen, welcher mit der ersten kennzeichnenden Beschreibung gegeben wurde, beizubehalten; delle Ciiiaje selbst war der Meinung, seine Art gehöre zu Gl. Meckclii. 666 Ordo I. Nereidea. Gl. uiiicornis (Sav.). Savigny, Systeme d es A nnelides. 1 820. pg. 37. — Ai -doiin et M. Edwards, Clas- sification. Annales des sciences naturelles. T. XXIX. 1833. pg. 265. T. XXVII. PI. XIV. Fig. 13. QuatrefagEs, Histoirell. pg. I69. Körper schlank, nach hinten wenig verschmälert, 424 Segmente; Kopflappen kurz kegelförmig; Segmente zweiringelig ; Ruder lang mit zwei vorderen gleich langen schlanken und zwei hinteren kürzeren kegelförmigen Lippen, mit einer, den ersten 23 und den letzten i Rudern fehlenden, dorsale« zweizinkigen Kieme, stark zugespitztem Bauehcirrus ; Riickencirrus nahe über der Ruderbasis. Rüssel lang, Papillen klein blatt- förmig, mit spärlicheren kolbigen untermischt; Flügelforlsatz der Kiefer eine dreieckige Platte mit langem Ausläufer. — Mittelmeer. Der Körper dieser Art ist im vorderen Drittel nur wenig breiter als in der übrigen Länge, so dass er, abgesehen von einer geringen Verschmälerung am Kopfende und der Zuspitzung des Schwanzendes fast gleich breit erscheint, Er ist fein und gleichmassig geringelt und durch die weit vorspringenden, in massigen Abständen von einander stehenden Ruder ausgezeichnet. Die Farbe des lebenden Thieres war weiss, doch schimmerte die rothe Farbe der in Haufen zusammen- liegenden Körper der Leibesfliissigkeit durch ; die in Weingeist aufbewahrten Thiere sind heller oder dunkler braungelb geworden und besitzen einen ziemlich starken Metallglanz; bei demeinen Exemplare waren die Rückencirren und die Spitzen der Ruder sehr viel dunkler als der übrige Körper gefärbt. Ein völlig erhaltenes lebendes Thier war 27mm lang, an der breitesten Stelle mit den Rudern 2,5'"™ breit und hatte 1 24 Segmente; ähnliche Dimensionen zeigten zwei andere Thiere, denen aber das Schwanzende fehlte. Der Kopflappen ist kurz kegelförmig, am lebenden Thiere zählte ich an ihm vom Mundeingange ab 13 Ringel, die wieder undeutlich geringelt waren; an dem im Weingeist auf- bewahrten Thiere ist diese Gliederung sehr undeutlich geworden, doch unterscheideich noch deutlich vier breilere Ringe, welche das Grundstück des Kopflappens zusammensetzen, und 9 den kurzen, schnell zugespitzten Endkegel bildende Ringe, an denen jetzt eine weitere Gliederung nicht mehr zu sehen ist. Die 4 Fühler sind kurze, lang ei- oder schwach birnförmige Blattchen; die beiden Palpen stehen auf dem hinteren Theile des Kopf lappens ziemlich hoch auf dessen oberer Fläche; sie bestanden aus zwei kurzen Wurzelgliedern und dem wenig hervorragenden Endknopfe; am Weingeistexemplare waren sie völlig eingezogen, doch noch zu erkennen. Den Mund ein gang umgiebt auf der Bauchfläche eine nur dem ersten Segmente angehörende Lippe. Die Segmente sind zweiringelig, der hintere rudertragende Ringel so lang ais der vordere; im vorderen Körperlheile ist das einzelne Segment etwa 5 — 6 mal breiter als lang; im Farn. Gh/cerea. Gen. Glycera. 667 hinteren wird es etwas schmäler, zugleich aber langer, so dass es nur zweimal so breit als lang ist. Von den Rudern ist das erste sehr klein, unvollständig, besitzt aber einen Rückencirrus. Die folgenden Ruder (Taf.XXIV. Fig. 35), die rasch zur vollen Grösse gelangen, sind schlank und gestreckt ; an den vorderen Segmenten kommt ihre seitliche Längsausdehnung einem Drittel der Segmentbreite, an den hinteren der vollen Segmentbreite gleich. Sie stehen tief am Seitenumfang des hinteren Segmentringels , den sie nur in geringer Ausdehnung bedecken ; sie sind von vorn nach hinten wenig plattgedrückt, ihre Länge übertrifft um das Drei- bis Vierfache die Höhe. Von dieser Länge kommt mehr als die Hälfte auf die schlanke, durch seichte Furchen geringelte Rasis; sie läuft am Ende in vier kegelförmige Lippen aus, von welchen je zwei und zwei einem oberen und einem unteren Aste angehören, so zwar, dass die vorderen Lippen beider Äste ein- ander gleich, schlank kegelförmig und etwas mehr als ein Drittel des ganzen Ruders lang sind ; während die ebenfalls gleichgeformten hinteren Lippen etwa halb so lang als die vorderen, und weniger schlank kegelförmig sind. Die Borsten des oberen Astes sind einfach linear, wenig zahl- reich; zu ihnen gehört eine einfache Stütznadel; die gleichfalls um eine einfache Stütznadel ver- einigten Borsten des unteren Astes sind zusammengesetzt; ihr Schaftende läuft mit zwei schlan- ken Zinken aus, zwischen denen ein schmaler und kurzer grätenförmiger Anhang eingefügt ist. — Auf der vorderen Fläche der Ruderbasis, etwa auf deren halber Länge steht die aus- und einzieh- bare Kieme, welche am 24. Ruder zuerst auftritt und nur den letzten 5 Rudern fehlt; an den in Weingeist aufbewahrten Exemplaren ist sie in sehr ungleicher Weise aus den Rudern hervor- gestreckt. In voller Ausdehnung besitzt die helle schlauchartige Kieme zwei fadenförmige Zinken, von denen der eine seitwärts über die Spitzen der vorderen Lippen hinausreicht, der andere, welcher unmittelbar an der Basis des ersten hervortritt, meist um ein geringes kürzer ist und seitwärts am Ruder herabhängt. Am lebenden Thiere war das Spiel der sich aus- und einstülpen- den Kiemen ein sehr wechselndes und lebhaftes. — Der ßauchcirrus entspringt auf der äusseren Hälfte der Ruderbasis und ist ein kegelförmig zugespitzter Fortsatz, welcher so weit als die hin- teren Lippen vorragt. — Der kleine Rückencirrus steht unmittelbar über der Ruderbasis; er besteht aus einem Wurzelgliede, aus welchem, wie aus einer Scheide, das knopfförmige , mit Härchen besetzte Endglied hervorragt. Das schlanke Aftersegment, welches länger ist als das vorangehende Segment, trägt unter der Afteröffnung 2 Aftercirren, welche im basalen Theile verdickt, gegen das Ende schlank zugespitzt sind; sie haben etwa die Länge der zwei bis drei letzten Segmente. Den Rüssel habe ich nicht völlig ausgestülpt gesehen; er wird in diesem Zustande etwa ein Drittel der Körperlänge erreichen, da die eingezogene Rösselröhre bis ins 40. Segment reichte. Die Papillen der letzteren sind klein, von doppelter Form; die meisten birnförmig, mit dem stumpfen Ende aufsitzend (0,03 — 0,05mm lang, 0,0 I"1"1 breit), dazwischen stehen vereinzelter dick keulenförmige oder fast kuyelige (0,044mm lang, 0,037mm breit). Vor den Kiefern steht ein (JON Ordo I. Nereiden. Kranz grösserer, stumpf abgerundeter Endpapillen. Die vier kleinen schwarzen Kiefer haben einen wenig gekrümmten Zahn, breite Basis und einen grossen Fitigelfortsalz, der aus einer massig gewölbten breitdreieekigen Platte bestellt, deren eine Kante in einen stabförrnigen Aus- laufer ausgeht, welcher langer ist als sie selbst. Ich erhielt die Thiere in Fiume aus dem Schlamme des Hafens und auf dem sandigen, unbewachsenen Boden des Porto di Lazaretto. Wenn ich für dieses Thier die Bezeichnung uhicornis (Sav.) in Anwendung bringe, so geschieht das, weil die Beschreibung Sayigny's auf diese Art völlig passt, mit Ausnahme der jedenfalls fehlerhaften, von Qoatrefages allerdings wiederholten Angabe, dass der Rüssel kieferlos sei; wahrscheinlich ist aber bei dem einzigen Exemplare, welches den französischen Zoologen zur Untersuchung gedient hat, der Rüssel nicht völlig ausgestülpt gewesen, wie er es bei meinen Thieren gleichfalls nicht ist, und man hat unter- lassen, die in der Leibeshöhle verborgenen Kiefer aufzusuchen. — Gl Meckelii (Aüd.&Edw.), von der auch Grube eine Beschreibung geliefert hat, ist eine jedenfalls nahe verwandte Art, die sich aber durch die viel grössere Zahl der Segmente, und wenn die Gesammtabbildung von Aunoum und M. Edwards zutreffend ist, durch die gedrungenere dickere Korperform und den kürzeren Rüssel von dieser Art unterscheidet. Gl. anierirana (Leidv). Leidy, C ontributions towards a knowledge of the Marine invertebrata Fauna of the coasts of Rhode Island and New Jersey. Journal ofthe Academy of Natural Sciences of Philadelphia. II. Ser. Vol. 3. P. 2. 1855. pg. 1 47. PI. XI. Fig. 49. 50. Körper lang und schlank, 220 Segmente; Kopflappen kurz, Segmente zweiringelig, Ruder massig lang, mit 4 kegelförmigen Lippen , von denen die hinteren etwas kürzer als die vorderen und jede obere meist kürzer als die untere ist, mit einer, den ersten 25 und den letzten 12 Rudern fehlenden, verästelten Kieme und scharf zugespitztem Bauchcirrus; Rückencirrus nahe über der Ruderbasis. Rüssel schlank mit kleinen blatt- artigen kegelförmigen Papillen, Flügelfortsatz der Kiefer eine dreieckige Platte mit langein Auslaufer. — Ostküste Nordamerika' s. Der lange und schlanke, auf der Bückenflache hochgewölbte Körper hat im vorderen Körpertheile die gleiche im Verhältniss zur Länge geringe Breite, verschmälert sich nach hinten allmälig und läuft mit zugespitztem Schwanzende aus. Die Gliederung des Körpers in Segmente tritt nicht stärker als dieBingelung der letzleren heraus; in der Medianlinie der Bückenfläche ver- läuft eine feine Längslinie, auf der Bauchfläche begrenzen zwei stärker vorspringende Seitenfelder das gleichbreite Medianfeld; alle drei sind gleichstark gefurcht. Die Ruder mit ihren langen Borsten treten weit hervor und sind durch die buschigen Kiemen ausgezeichnet. Die Farbe der Thiere war hell gelbbraun. Ein vollständig erhaltenes, theilweis alter etwas schlaffes Weingeist- exemplar war 2lcm lang, ohne die Ruder in der grössten Breite 4,mn breit und halte 220 Segmente. l'nm. Gbycered. den. Glycera. 669 Der kurze Kopfla ppen hat ein wenig deutlich geringeltes Grundstück und ein aus 10 Ringeln zusammengesetztes kegelförmiges Endstück ; seine Länge ist hei ausgestrecktem Rüssel der der ersten 10 — I I Segmente gleich. Die vier Fühler sind sehr kurz und plump; die kleinen Palpen standen völlig eingezogen am Seilenumfange des Grundstückes auf dem Übergang zum kegelförmigen Endtheile. Der Mundeingang wird auf der Bauchseite von einer Lippe begrenzt, an deren Bil- dung die beiden ersten Segmente theilnehmen. Die Segmente sind zweiringelig, der hintere Ringel trägt das Ruder; die Ringfurche, welche ebenso tief als die Segmentgrenze ist, geht in gleicher Tiefe über das mediane und die dorsalen Felder der Bauchfläche. Die Segmente des vorderen Körpertheiles sind etwa fünfmal breiler als lang; mit der Breitenabnahme in der hinteren Körperhälfte werden die Segmente zugleich etwas länger, so class sie hier dreimal breiter als lang sind. Von den Rudern sind die beiden ersten unentwickelt und besitzen keinen Rückencirrus. Sie stehen wie alle folgenden tief am Seiten umfange des hinteren Segmentringels. Die Ruder der vorderen Segmente ragen nur soweit hervor, dass sie einem Drittel der Segmentbreite gleich kommen , während die der hinteren Segmente in der Länge etwa die Hälfte der Segmentbreite erreichen ; die vorderen Ruder sind dem entsprechend im Ganzen und in den einzelnen Theilen plumper als die schlankeren und mit spitzeren Lippen versehenen hinteren Ruder, so zwar, dass die vorderen nicht halb so lang als hoch, die hinteren dagegen dreimal länger als hoch sind (Taf. XXIII. Fig. &3- — 45). Das von vorn nach hinten etwas zusammengepresste Ruder besieht aus zwei bis auf die Lippen mit einander verschmolzenen Ästen; jeder dieser übereinanderliegenden Äste läuft, mit einer vorderen und einer hinteren Lippe aus, zwischen denen die Borsten austreten; die obere und untere vordere Lippe sind kegelförmig zugespitzt in den hinleren Rudern besonders schlank ausgezogen und gleich lang, während in den vorderen Rudern die obere Lippe etwas kürzer als die untere ist; die hinteren Ruderlippen haben dieselbe Form als die vorderen, doch sind sie stets kürzer als die vordere untere. Das obere Borstenbündel besteht aus einfachen linearen Borsten, das untere Bündel besteht aus viel zahlreicheren und sehr langen zusammengesetzten Borslen, deren Schaflende zwischen zwei gleichlangen Zinken einen sehr schlanken , schmalen Grälenanhang trägt. Jedes Borslenbündel hat eine lange schlanke Stütznadel. — Die Ruder, mit Ausnahme der ersten 25 und der letzten 12, tragen grosse buschige Kiemen, welche vollkommen im Innern des Ruders verborgen werden können. Die Kieme steht auf der Ruderbasis, nahe an deren Ursprung vom Segmente und zwar ganz auf der vorderen Fläche derselben. Die vollständig ausgebildete Kieme, wie sie an den ersten und letzten der kiementragenden Ruder noch nicht auftritt, besteht in voller Entfaltung aus einem dicken Stamme, welcher durch gabelige Theilung in vier Äste zerfallt und jeder dieser Äste läuft mit drei eylindrischen Fäden aus; der ganze Kiemenbusch reicht dann an der Seitenfläche des Ruders weit über dessen oberen Umfang hinaus und etwa bis auf die halbe Länge der Lippen. — Am unteren Umfange des Ruders entspringt etwa Ehlbhs, Borstenwürmer. 55 670 Ordo I. Nereiden. auf dessen halber Lauge der dein Ruder eng anliegende Baucheirrus, welcher an den vorderen Rudern kurz und dick, an den hinteren schlank und spitz kegelförmig ist; er reicht nie über die halbe Länge der Lippen hinaus. Der kurze knopfförmige Riickencirrus sitzt unmittelbar über der Ruderbasis an der Seilenwand des hinteren Segmentringels. Das After segment ist kegelförmig, langer als das vorangehende; unter der Afteröff- nung stehen auf einer kleinen iappenartigen Verlängerung die beiden dicken fadenförmigen After- cirren von der Länge der letzten fünf Segmente. Der ausgestreckte Rüssel ist schlank kegelförmig, am Ende nur wenig verdickt; seine Länge betrug bei 21 om Körperlänge 30""". Die Oberfläche war von kleinen kegelförmigen, etwas blattarlig zusammengedrückten Papillen bedeckt. Der Flügelfortsalz der schwarzen, wie gewöhn- lich geformten Kiefer war eine breit dreieckige, concav gewölbte Platte, deren eine Ecke lang slabförmig verlängert war. Die beiden mir vorliegenden Thiere waren bei Charleston (Süd-Carolina) und bei Som- rnerset Pount (New-Jersey) gefunden. Trotz der unvollkommenen Besehreibung, welche I.eidy von seiner GL americana gegeben h;it, trage ich kein Beilenken, den Namen für diese Thiere zu verwenden, und bemerke nur, dass Leidy offen- bar Thiere mit unvollständig ausgestreckten Kiemen vor sich gehabt und danach die Abbildungen der Ruder gegeben hat. (■I. ilibram liiala n. sp. Körper lang gestreckt, gegen 300 Segmehle. Kopflappen spitz kegelförmig; Seg- mente zweiringelig. Huder kurz, mit zwei vorderen gleichen, spitz kegelförmigen, und einer hinteren oberen stumpfen, linieren spitz kegelförmigen und längeren Lippe . mit dorsalen, vom 17. Ruder an, und ventralen, vom II. Ruder an vorhandenen, den letzten 18 Rudern fehlenden, schlauch- oder blattförmigen Kiemen; mit dickem, kegel- förmigem Baucheirrus; Riickencirrus in kleinem Abstände von der Ruderbasis. Rüssel kurz, dick keulenförmig, mit kleinen eiförmigen Papillen; Flügelforlsatz des Ruders aus einer Platte und einem stabfönnigen Fortsatz bestehend. — üstküste Nordamerika^. Der Körper dieser Art ist lang gestreckt; er erreicht nahe hinter dem Kopflappen seine groöste Breite, welche er im eisten Drittel seiner Länge behält, während der hintere Abschnitt etwas verschmälert ist. bis das Aflerende sich plötzlich zuspitzt. Dabei ist er fast drehrnnd. da nur die BaiichflSche eine geringe Abplattung besitzt, sein Querschnitt ist daher fast kreisförmig. Sein Umfang ist dicht geringelt, denn jedes der kurzen Segmente wird durch eine Ringfurche, welche an Schärfe und Tiefe den Segment furchen nicht nachsteht, in zwei Hälften zerlegt; diese Ringelung ist, da die Länge der Segmente nach hinten zunimmt, im vorderen Körperlheile dichter als im hinteren; und dem entsprechend sind die Ruder, welche lief an der Seitenwand des Körpers in gleicher Höhe stehen, im vorderen Körperlheile einander mehr als im hinteren Farn. Ghjcerea. Gen. ßlycera. 071 genähert. — Die Farbe der in Weingeist aufbewahrten Thiere schwankte vom weisslichen Gelb bis ins dunkel Braungelbe, war auf Rucken- und Baiichfläche gleichförmig , ohne Zeichnung, bis- weilen schwach glänzend. Die Thiere erreichen ansehnliche Grössen : ein stark contrahirles Exemplar, dem einige, jedenfalls nur wenige Segmente am Afterende fehlten, waren 2IOmm lang, ohne Ruder im Vordertheile 8,5mm breit und hatte .'300 Segmente; ein anderes von I55mm Länge, 4. 5mm grössler Breite, hatte 310 Segmente; und schliesslich fand ich an einem schlaffen Körper bei 240rara Länge 197 Segmente. Der Kopflappen (Taf. XXIV. Fig. I) ist spitz kegelförmig, so lang als die ersten 8 Seg- mente und als an seiner Basis breit. Er zerfällt in einen breiten basalen und spitz kegelförmigen terminalen Theil. Letzterer ist durch -rharfe Furchen in 12 oder 13 Ringel zerlegt, diese Ringel sind gleich lang, die vordersten schärfer von einander gesondert als die hinteren, deren Tren- nungsfurchen nicht immer rings um die Oberfläche gehen; der basale Theil ist schwach vom eisten ludertragenden Segmente getrennt und auf seiner dorsalen Fläche durch eine wenig ausgeprägte Furche undeutlich in zwei ringförmige Thcile geschieden. Das breite Basalstuck, dessen Länge etwa ein Drittel des ganzen Kopi'lappens ausmacht, deckt von oben die Muniloll'nung. während in seiner Fortsetzung das geringelte terminale Stuck über diese frei hinausragt. Auf der Spitze des terminalen Stückes stehen 4 gleiche Fühler, welche kaum so lang als die beiden vorderen Ringel zusammen sind; sie sind so vertheilt, dass zwei dorsale und zwei ventrale in gleichen Abständen von einander die Spitze des letzten Ringels umgeben. Auf der hinteren Hälfte des basalen Theils steht auf dem Übergange der Rückenfläche zum seitlichen Umfange je eine Palpe, ein kurzer, kaum über die Körperlläche vorragender zweigliedriger Fortsatz, der aus einem Wurzelgliede und einem Endknopfe besteht. Der Mundeingang (Taf. XXIV. Fig. I), welcher von ölten durch den Kopflappen gedeckt wird, ist seitwärts und nach hinten von Theilen umgeben, zu deren Bildung die drei ersten Kürpersegmente beitragen. Nach hinten begrenzt die Mundöffnung ein hochgewölbtes, durch längslaufende Furchen gefeldertes Polster, welches die Bauchflache der ersten drei Seg- mente einnimmt; seitlich und vor diesem Polster ragen in die Mundöffnung zwei Wülste hinein; auf ihnen ziehen Furchen, welche in die Mundöllnung hineinfuhren. Auf dem seitlichen Umfange dieser ganzen Bildung, die man als Lippe bezeichnen kann, laufen die Furchen, welche die drei eisten rudertragenden Segmente von einander trennen. Die im wesentlichen gleichförmig gestalteten Segmente des Körpers nehmen von vorn nach hinten an Länge zu; im vorderen Körpertheile ist das einzelne Segment etwa fünfmal breiter, im hinteren Körpertheile dagegen nur dreimal breiler als lang, ein Verhällniss, welches nicht allein durch Verschmälerung der hinteren Segmente, sondern auch durch einen absoluten Längenzuwachs erzielt wird. Jedes der vollkommenen Segmente besteht aus zwei gleichgrossen Ringen, welche durch eine liefe Furche von einander getrennt sind; diese Trennung erstreckt sich über den ganzen Körperumfang mit Ausnahme eines medianen Feldes der Bauchflache, über 85* 672 Ordo I. Nereidea. welches die Segmentgrenzen , nicht aber die Halbirungsfurchen der Segmente hinwegziehen; meistens sind dann die Theile der Bauchfläche, welche dieses mediane Feld begrenzen, schwach polsterförmig erhoben. Die vordersten Körpersegmente sind nicht zweiringelig, sondern unge- iheilt, erst vom 5. Segmente ab tritt diese Ringel ung ein. — Die Furchen, welche die einzelnen Segmente von einander trennen, sind ringsum gleichförmig schart, und schneiden an den Flan- ken des Körpers nicht tiefer als an dem übrigen Umfange ein; dies Verhaltniss ist es hauptsäch- lich, welches die Segmentgrenzen nicht starker als die Ringfurchen hervortreten lasst , und damit dem Körper das gleichförmig geringelte Aussehen verleiht. Die Hu der stehen tief am seitlichen Umfange nahe über der Bauchflache auf dem hinteren Ringe des Segmentes; ihre Basis, welche ringsum scharf begrenzt ist, ist nicht so aus- gedehnt als die Lange dieses Ringes und so entstehen zwischen den einzelnen Rudern Zwischen- räume, welche die halbe Laiige eines Segmentes etwas übertreffen. Die Richtung der Ruder ist in der Ruhelage gerade seitwärts. Von vorn nach hinten nehmen die Ruder an Lange zu. so dass die hinteren um ein Drittel die Länge der vorderen übertreffen, und während die vorderen etwa so lang als ein Fünftel der Breite ihres Segmentes sind, erreichen die hinteren ein Drittel ihrer Segmentbreite. Die Ruder der zwei ersten Segmente (Taf. XXIV. Fig. 3) sind kaum halb so gross als die völlig entwickelten, und unvollständig ausgebildet; der einfache cylindrische Vorsprung lauft mit einer etwas plattgedrückten, spitz dreieckigen Lippe aus, während von seinem unteren Umfange ein kürzerer konischer Fortsatz ausgeht, den ich für dasAnalogon der Baueheil ren an den ührigen Rudern ansehe. In der Ruderlippe liegt die Spitze einer schwach gekrümmten Acicula, und auf dieser stutzen sich zwei Borstenbündel . von denen das eine zwischen dem Bauchcirrus und der Lippe, das andere am olieren Umfang nahe der Basis des Ruderastes hervortritt; in jedem Bündel stehen die zusammengesetzten Borsten wie in den folgenden Rudern. Der Rückencirrus fehlt an diesen beiden ersten Rudern. Vom dritten Ruder an sind die folgenden zweiästig, mit Rücken- und Baucheirren ver- sehen; am I I . Ruder tritt zuerst die ventrale Kieme, am 17. Ruder auch die dorsale auf, so dass erst von da ab die Ruder ihre völlige Entwicklung besitzen. Den letzten 18 Rudern fehlen die Kiemen wieder. Die sehr viel kleiner werdenden Ruder der letzten Segmente behalten sonst alle Einzelheiten, mit Ausnahme des letzten rudimentären. — Das Ruder (Taf. XXIV. Fig. 4. 5) ent- springt von der Körperwand mit einem cylindrischen, von tieferen und seichteren Ringfurchen umschnürten Wurzelstücke, und von diesem gehen die beiden eng aufeinanderliegenden Äste ab. von denen jeder mit zwei voreinanderliegenden Lippen ausläuft. Diese Aste mit den längsten Lippen sind etwas länger als das Wurzelstück. Am oberen und unteren Aste sind die vorderen Lippen gleich lang und ragen über die hinteren Lippen hervor; sie laufen kegelförmig zu ; es ist aber in den vorderen Rudern ihr Endstuck stumpfer als in den hinteren, in welchen es sehr spitz Farn. Glycerea. Gen. Glycera. 673 kegelförmig ausgeht. Die hintere Lippe des oberen Astes ist kurz und stumpf eiförmig abgerundet; die des unteren Astes ist etwas länger, endet spitz kegelförmig und ist im basalen Theile auf dem ventralen Umfange bauchig ausgeladen. In jedem Aste liegt eine hellgelbe schlanke und spitze Stütznadel , deren Spitze in die hintere Lippe , deren Wurzel weit in die Körperhöhle hineinragt. Zu jeder Stütznadel gehört ein Borstenbündel, welches zwischen den Lippen eines jeden Astes hervortritt. Die Borsten sind dünn, schlank, glashell und solide. Im oberen Aste stehen nur ein- fache lineare, spitz auslaufende Borsten, im unteren Ast stehen zusammengesetzte Borsten (Tat*. XXIV. Fig. (}), deren Schaft gleichmässig dick ist bis auf das ganz gering verdickte Ende, in welchem ein seichter bmischnitt zur Aufnahme des Anhanges steht; dies Ende scheint gabelförmig ausgeschnit- ten zu sein, ist aber in der Thal ringsum von einem feinen, am Rande leicht gezälmelten Chitin- plattchen umgeben. Der Anhang ist gräten förmig, schmal und in eine lange feine Spitze aus- gezogen, seine Schneide von einem feinen, kaum vorspringenden Hautchen der Länge nach gesäumt, sein Gelenkende zu einem nur kurzen zapfenartigen Vorsprunge verlängert. — Vom Winkelstück des Ruders und zwar auf dessen nach vorn gewandter Flache tritl nahe unter dem oberen Umfange die dorsale, nahe über dem unteren die ventrale Kieme hervor. Beides sind hohle Schlauche, welche durch ihre helle Färbung auffallen und unter stärkerer Vergrösserung ein eigentümliches Aussehen durch dicht gedrängte, feine und scharfe, ringförmig laufende Linien zeigen. Die dorsale Kieme ist ein fingerförmiger Anhang, welcher nur an den eisten Segmenten nicht, sonst ziemlich weit über die vordere Lippe des oberen Astes hinausragt. Die ventrale Kieme ist stets grösser als die dorsale , anfänglich fast cylindrisch oder am Lnde schwach kolbig erweitert, in ganzer Entwicklung aber ein lang eiförmiges oder auch halbmondförmiges, aufwärts gekrümmtes Blatt, welches mit einer schmalen stielförmigen Anheftung dem Wurzelstücke des Ruders aufsitzt; sie ragt meistens weit über die Lippen des unteren Astes hinaus. — Vom unteren Umfang der Buderwurzel hinter der ventralen Kieme entspringt mit dicker Basis und läuft spitz kegelförmig aus ein Fortsalz , den ich seiner Form und Stellung nach als Bauchcirrus be- zeichne: seitwärts reicht er kaum bis zur halben Länge der hinteren Lippe des unleren Astes. — Der Rückencirrus ist ein kleiner knopfartiger, kugelig abgerundeter Vorsprung, welcher mit kurzer stielförmiger Wurzel auf der Seitenwand des Körpers fast unmittelbar über der Ruder- basis steht. Das Aftersegment ist ein kurzer abgestumpfter Kegel, der nicht länger als das vor- letzteSegment ist. Aufseiner Endfläche steht die Afteröflhung und unter ihr entspringen von der Bauchlläche aus unmittelbar aneinander zwei Altercirren, Fäden von der Länge der letzten 7 — 8 Segmente, welche von einem verdickten Grundtheile aus schlank und spitz auslaufen. Die Körperwand besteht aus der Chilinhaut, der Subcuticularschicht und der wand- ständigen Musculatur. Die Chitinhaut ist durchweg dünn, wie gewöhnlich aus Schichten gebildet, welche eine äusserst feine in den verschiedenen Schichten ungleich laufende Streifung besitzen. Besonders auffallend sind die dicht aneinanderstehenden, sehr feinen Porencanäle, welche die 074 Ordo I. Nereiden Dicke dieser Membran durchsetzen. — Die Subcuticularschicht erscheint als ein aus feinsten Fäden dicht verfilztes und von feinkörniger Masse durchsetztes Gewebe, auf welchem ich unmittel- bar unter der Chitinhaut eine dünne Schicht feinkörniger Substanz, und an Stellen, wo diese sehr dünn war, wie in den Kiemen und Papillen des Rüssels kleine, platte kreisförmige Zellen mit punclförmigem Kern traf. In dem Fasergewebe liegen an den meisten Stellen der Körperwand in geringen Abstanden von einander stark lichtbrechende längsovale Kerne , welche mit ihrer grössten Axe senkrecht gegen die Oberfläche gerichtet sind. Ich glaube, dass diese Kerne einer Drüsenschicht der Haut angehören, von welcher durch die Porencanale hindurch der dünn- flüssige Schleim abgesondert wird, welcher von der Körperfläche einer lebend aus dem Wasser gehobenen Gli/cera abtropft, in Weingeist gerinnt und den Körper der Thiere dann oft mit einer ziemlich derben hautartigen Hülle umgiebt. Die Wandmusculalur besteht aus einer ringförmigen Schicht und aus zwei dorsalen und ven- tralen Langsmuskelbändern (Taf. XXIV. Fig. 1 8). Die ringförmige M uskelschicht verdient diese Bezeichnung nicht völlig, da sie auf der Rücken- und ßauchfläclie unterbrochen ist und nur an der Seiten wand des Körpers ringförmig unter der Körperwand liegt. Hie so von spangen förmigen Muskel- zügen gebildeten rinnenförmigen Schichten jeder Körperhälfte, in welche sowohl dieSegmentfurchen wie die Ringfurchen eines jeden Segmentes einschneiden, sind auf der Rückenfläche nur durch einen geringen Abstand in der Medianlinie von einander getrennt, auf der Bauchfläche dagegen so weit, dass hierein medianes Feld fast von einem Drittel der Körperbreite freibleibt; es ist dies das Feld. welches auf der Aussentläche des Körp rs sichtbar ist, begrenzt von Wülsten, welche die Enden der Ringmuskelfasern bezeichnen. Beide Muskelschichten sind an ihrem oberen und unteren Ramie keilförmig gegen die Medianlinie hin zugeschärft, erreichen aber rasch ihre völlige bedeutende Dicke. — Die Längsmus kel hä nder nehmen mit ihrer Breite fast die ganze Ausdehnung der Körperwand ein, zwischen den dorsalen und ventralen bleibt auf jeder Seite nur ein kleines Feld frei, aufweichen) die Ruder stehen; die dorsalen Ränder berühren sich fast unmittelbar, die ven- tralen sind durch die Breite des schmalen Nervenbauchstranges , welcher zwischen ihnen liegt, von einander getrennt. Die ventralen Längsbänder ruhen daher nur zum Theil auf der ringför- migen Miisculalur. mit ihrer medianen Hälfte unmittelbar auf der Subcuticularschicht. Sie sind schmäler als die dorsalen Ränder und erstrecken sich seitwärts wenig über die Bauchfläche hin- aus bis zum unteren Umfange der tief an der Seitenwand des Körpers stehenden Ruder. Die dor- salen Bänder reichen dagegen von der Medianlinie abwärts bis zum oberen Ruderumfang, ver- lieren hier an Dicke, und. indem sie sich keilförmig zuschalten, lösen sich ihre Randtheile, die fast ein Drittel der ganzen Breite erreichen, von der Körperwand und ragen frei in die Leibeshöhle hinein, so weit, dass sie die tief in diese hineinreichenden Stütznadeln der Ruder und die Seg- mentalorgane zum grössten Theil von oben her verdecken und mit ihren zugeschärften Rändern unter dem Darmrohre liegen. — Von diesen Langsmuskelbändern enden die ventralen am hinleren und lateralen Umfange der die Mundölliiung auf der Bauchseite umgebenden Lippe; die dorsalen Fbm. Glycered. Gen. Giycera. 675 treten in den Kopf läppen ein. ziehen über die obere Hirnfläche fori und enden am kegelförmigen Endtheile; dadurch sipd sie im Stande, durch ihre Contraction den Kopflappen in das vordere Körperende hineinzuziehen, wie das von Gl. cotivoluta (Kef.) beobachtest ist. Quere Muskelbalken sind nur sehr gering entwickelt; es ist in jedem Segmente ein dünner Faden, welcher in der Medianlinie der Bauchflache entspringt und am hinteren Unifang des Ruder- einganges sich anheftet. Im Kopflappen ist das Verhalten der Körperwand ein anderes im basalen als im ter- minalen Theil. Im basalen Theile (Taf. XXIV. Fig. 23. 2k) liegt das Hirn unmittelbar den dor- salen Längsbändern an, unter ihm lauft quer eine dünne Muskelplatte, welche die Decke eines Hohlraumes bildet, der nur durch eine kleine Öffnung unter dem hinteren Ende des Hirnes mit der gemeinsamen Körperhöhle communicirt; die ventrale Wand dieses Kopflappentheils ist dünn und trägt eine einfache dünne Schicht ringförmig laufender Muskelfasern: von ihr gehen quere Muskelbalken aufwärts frei durch den Hinnenraum (\es Kopflappens und heften sich theils an die musculöse unter dem Hirn liegende Platte, theils an die dorsale Wandung. — Das kegelförmige End- stück des Kopflappens (Taf. XXIV. Fig. 2o) ist der Lange nach von einem verticalen Spaltraume durchzogen, die Dicke der diesen umgebenden Wand wird wesentlich von Fasergewebe erzeugt, welches hier für die Fühlernerven eine Hülle bildet ; unter der äusseren Chitinwand liegt, nach der Ringelung gegliedert, eine ringförmige Muskellage und unter dieser eine schwache längslaufende. Die den Spaltraum zunächst begrenzende Wandfläche wird von der später zu erwähnenden gemeinsamen Membran bekleidet und unter dieser laufen Muskelfasern gerade aufwärts von der Bauchfläche zur Rückenfläche; sie sind offenbar Fortsetzungen der freien Muskelbalken im hinteren Kopflappentheile. Die Ruder sind durch Ausstülpungen der Körperwand gebildete Fortsätze, in deren geräumigem Hohlräume völlig frei die Enden der Borstenbündel und deren Stütznadeln liegen. In ihrer Wand verdünnt sich gegen die Spitzen hin die Chitincuticula zu einem sehr feinen Häutchen. Die Subculiculaisehiehl ist am oberen und unteren Hände des basalen Ruderlheils und in den Spitzen der Lippen auffallend verdickt; das Fasergewebe in ihm tritt stärker hervor; und beson- ders gross sind die oben erwähnten Drüsenkerne unter der Cuticula; nach innen auf diesem Sub- cuticulargewebe liegt eine einfache Schicht von Muskelfasern, welche aus der Bingfaserschichl des Köipers entspringt, am unteren und oberen Umfange des Ruders in dieses hineintritt und im basalen Theile sich so ausbreitet, dass seine Fasern mit mehr oder minder steilem Verlauf gegen die Lippen sich wenden, in deren Spitzen keine Fasern mehr liegen. In den Cirren ist die Wand wie in den Lippen gebaut; in die Basis des Bauchcirrus tritt ein Faserbünilel ein, welches gegen die Spitze gerichtet ist, aber wenig über den basalen Theil hinausreicht. — Hie Kiemen sind dünnwandige Schläuche, in deren Wand unter der massig dicken Chitincuticula eine sehr dünne und helle Lage des sehr feinfaserigen Gewebes liegt, welches durch den Mangel der Drüsenkerne von der Subcuticularscliicht der übrigen Körperwand 676 Ordo f. Nereidea. abweicht, dagegen deutlich die bereits oben erwähnten kleinen kernhaltigen Zellen zeigt Die Chitinhaut besitzt in ziemlich regelmässigen weiten Abständen spiralig um den Umfang verlautende Furchen, deren Bedeutung wohl darin liegt, die zusammenfallende und in die Ruderhöhlung zurücktretende Kieme in bestimmte Falten zu legen. Die innere Oberfläche des Kiemenschlauches trägt eine sehr gleichförmige Schicht feiner ringförmiger Fasern, welche ich, obwohl sie viel schmäler sind als die übrigen Muskelfasern, doch als solche bezeichnen möchte. Zur Ausstülpung und zum Einziehen der wohl auch in dieser Art relraclilen Kiemen ist ein besonderer Muskelapparal nicht vorhanden; am lebenden Thiere beobachtet man leicht, wie dies wechselnde Spiel der Kiemen unter dem gesteigerten oder nachlassenden Anströmen der Leibesflüssigkeit zu Stande kommt. Die Borsten eines jeden Bündels sind um ihre Stutznadel gruppirt, reichen aber kaum halb so weit als diese in die Leibeshöhle hinein. Beide Borstenbändel mit ihren Aciculae sind innerhalb des Ruders zunächst von einem Gewebe umhüllt, welches offenbar der ursprünglich durch eine von aussen her erfolgte Einstülpung entstandene Boden ist, auf welchem sich die Borsten und Stütznadeln entwickeln. Beide sind im fertigen Zustande in der Regel solide Chitin- Gebilde, nur in einzelnen Fällen habe ich in ihrer Axe eine längere oder kürzere spaltförmige Lücke gesehen. — An die weit in die Leibeshöhle hineinragenden Enden der Stütznadeln heftet sich der, Muskelapparat, welcher sie und damit das ganze Borstenbündel bewegt. Es sind eine Anzahl langer, schmal bandartiger Muskeln , welche in ungleichen Entfernungen rings um den Eingang in die Ruderhöhlung aus der ringförmigen Musculatur sich ablösen; die längeren von ihnen entspringen hart an den Segmentgrenzen. — An dem Anheftungspuncte dieser Muskeln, dem Ende der längeren Stütznadel, welche dem unteren Borstenbündel angehört, ist quer ein meist eylindrischer Wulst befestigt, dessen Bedeutung mir unbekannt geblieben ist. Er wird von einem offenbar weichen Gewebe gebildet, welches nach aussen durch die gleich zu erwähnende Membran abgeschlossen ist und vielleicht nur aus einer Verdickung derselben hervorgeht; in man- chen Fällen schien dagegen die eigentliche Substanz dieses Wulstes" aus Zellen zusammengesetzt zu sein, in anderen hatte sie ein wenig bestimmtes feinkörniges Aussehen. Die in die Körperhöhle hineinsehende Oberfläche der beschriebenen Körperwand und vielleicht aller Organe wird von einer Membran überzogen, die bald mehr bald minder fest tliesen Theilen aufliegt. Sie bekleidet fest anliegend die freien Flächen der ringförmigen Musculatur und der Längsmuskelbänder und umschliesst zumal die frei vorspringenden Kandtheile der dorsalen Bänder; ich finde eine durchaus ähnlich aussehende Membran als äussere Umhüllung der Enden der Borstenbündel und besonders locker auf den Muskeln, welche diese bewegen ; und zweifle nicht, dass sie eine unmittelbare Fortsetzung der zuerst erwähnten ist. Von dieser Membran werden die Dissep i mente gebildet, verlicale zwischen den Seitenwänden des Körpers gespannte Scheide- wände, welche sich auf den Segmenlgrenzen von der Bauchfläche erheben, nach aufwärts nicht bis zur halben Körperhöhe hinaufreichen, so dass ihr freier, meist etwas verdickter Rand unter dem Darmrohre liegt. In diesen Dissepimenten liegen bald mehr bald weniger dicht querlaufende Farn. Glycerea. Gen. Glycerä. 077 Muskelfasern. — Diese Membran besitzt eine platte, freie Oberfläche und unter dieser liegt ein faseriges Gewebe, dessen einzelne sehr feine Fädeben netzartig in Verbindung treten , zum Tlieil bedeckt von feinen zerstreut liegenden Kornern. Zwischen den Maschen dieses Gewebes sind ganz vereinzelt und spärlich kleine rundliche oder ovale Kerne eingebettet ; in manchen Fallen, zu- mal da, wo die Membran locker liegt oder dicker ist, finden sich in ihr ziemlich grosse blasige Räume. Das Verhalten der Membran zu den Geschlechtsorganen werde ich später zu schildern haben. Ich habe liier zu erwähnen', dass nach Williams1) das Innere der Kiemen mit Cilien ausgestattet ist, und dass Ci.Ai'ARfcm:2) nicht nur diese Organe, sondern ringsum die Leibeshöhle mit Flimmercilien be- setzt gefunden hat, welche alsp auf der die Leiheshöhle auskleidenden Membran ihren Sitz haben müssen; mir selbst ist, so oft ich auch im lebenden Thiere die Strömungen der Leibesflüssigkeit beobachtete, die Anwesenheil dieser Flimmerhaare entgangen: und eben so wenig habe ich sie bei Untersuchungen der in Weingeist, conservirten Thiere auffinden können; es bedarf jedenfalls neuer Untersuchungen über das histo- logische Verhallen dieser Cilien zu der Unterlage, auf welcher sie slehen. Die Lei besflüssi g keif war bei allen Arten, welche ich lebend untersuchte, farblos, enthielt aber die oft beschriebenen Körperchen, welche, in Menge zusammenliegend, eine rothe Farbe besassen. Im Innern der Leibeshöhle treiben die Körperchen lebhaft hin und her, und wenn unter dem Andringen der Leibesflüssigkeit die Kiemen ausgestülpt sind . so geht in ihnen mit einer gewissen Regelmassigkeit eine Strömung, welche diese Körperchen mit sich führt , aus der Leibeshühle von der Rückenfläche des Körpers her auf der oberen Fläche der Kiemenwand gegen die Kiemenspitze, um auf der entgegenstehenden Fläche rückläufig zur Bauchfläche der Körperhühle zurückzuführen. Es ist mir nicht gelungen, eine Vorkehrung zu entdecken, welche diese Strömung regelt. Während sonst die Körperchen in der Leibesflüssigkeit des lebenden Thieres ziemlich gleichmassig vertheilt zu sein pflegen , habe ich häufiger einen von ihnen roth gefärbten Streifen in der Medianlinie der bauch- und Rückenfläche gesehen , der völlig die An- wesenheit von Blutgefässen vortäuschte; in ähnlicher Weise, aber seltener, bildeten sie auf dem Hirne eine rothe Schicht. Bleibt die aus der Leibeshöhle herausgenommene Flüssigkeit ruhig stehen, so sinken die Körperchen zu Boden und bilden klumpige Massen von tiefrother Farbe, über welchen klar und farblos die Flüssigkeit steht, ohne irgend eine augenfällige Veränderung zu zeigen. Bei Thieren, welche in Weingeist aufbewahrt sind, findet man die Körper der Leibes- flüssigkeit in ähnlicher Weise zusammengehäuft. Die Körperchen sind platte, meist kreisförmige Scheiben mit einem deutlichen Kern, bei der lebenden Gl. unicornis hatten sie 0,016 — 0,027""" im Durchmesser, bei Gl. dibranchiata massen sie nach der Einwirkung des Weingeistes 0,024'"'". der Kern 0,007""". Das einzelne Körperchen hat eine grünlichgelbe Farbe, nur die Anhäufung von mehreren erscheint roth. Seine Flächen scheinen eine gewisse Klebrigkeit zu besitzen, durch I) Williams, Report on the british Annelida. Keport of the 2 1 Meeting of tlie british Association for tlie advancemeiit of science held at Ipswich in .luty 1851. London 1852. pg. 1 69. 172. 1) Ci.ai'aiikdi: , Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte wirbelloser Thiere a.a.O. pS. 54. — De la strueture des Annelides. (Tire des Archives des sciences de ja bibKotheque universelle de Genese. Se'ptembre I8G7). pg. 23. I', ii ii' iis , Borsten würmer. Sti 67 8 Ordn I. Nereiden. welche das Anhaften an den Organen und das Zusammenballen zu grösseren Haufen begünstigt wird. Nach der Aufbewahrung in Weingeist sind die Körperchen entfärbt, und wenn sie, wie im ausgestülpten Rüssel , in grossen Massen zusammenliegen, so besitzen sie eine hellere oder dunk- lere schmutzig graugelbe Farbe. Der Verdauungstrac t us besteht aus dem frei beweglichen Rüssel und dem Darm, welcher durch lange schmale Bänder gehalten wird, die von der Medianlinie der inneren Rücken- tlache ausgehen und sich an dem oberen Darmumfang inseriren. Der ausgestreckte Rüssel schwillt gegen sein Ende keulenförmig an und übertrifft die Körperbreite fast um das Doppelte; bei einem Thiere von I20mm Länge war er 13,5""" lang und am Vorderende 6""" dick; im All- gemeinen erreicht seine Länge die der ersten 26 — 30 Segmente. Seine Oberfläche ist mit Aus- nahme eines kurzen vorderen Abschnittes und der vorderen Endfläche sammetarlig rauh, da sie dicht mit eiförmigen 0,088 "'"' langen Papillen besetzt, ist (Taf. XXIV. Fig. 17); es verlaufen auf ihr in gleichen Abständen von einander I 8 hellfarbige schmale Längsstreifen, welche durchschim- mernden Nervenfäden entsprechen. Auf der Endfläche des Rüssels stehen central die Spalten der Eingangsöffnung, welche ein griechisches Kreuz bilden und um diese herum, gleichweit von ein- ander entfernt, die hakenförmigen Endtheile der vier schwarzen Kiefer, je zwei auf dem dorsalen und auf dem ventralen Umfange , so dass Verbindungslinien zwischen den correspondirenden Kiefern ein gleichschenkliges Kreuz bilden. Jeder Kiefer sitzt auf einem hellfarbigen Polster, deren dreieckig zugeschnittene Spitzen im centralen Theile der Eingangsöffnung zusammenstossen; diese Polster entsprechen den vorderen Flächen der weiter unten beschriebenen Wülste, in wel- chen die Kieferdrüsen liegen. Sie werden gegen den Rand der Fläche hin durch dunkelfarbigere Wulste von einander geschieden, welche der Wandmusculatur des Kieferträgers angehören. Nach aussen von diesen Polstern stehen auf dem Rande der Endfläche 2 concentrische Kreise von je 12 kleinen knopfförmigen Papillen, so dass in dem Räume zwischen je zwei Kiefern etwa 3 — i Papillen stehen: in anderen Fällen bildeten diese Papillen nur einen einfachen Ring und waren wulstartiger und grösser, als seien mehrere zu einer zusammengeflossen. Der Rüssel besteht aus einer Rüsselröhre und einem Kieferträger, der durch den Besitz grosser Kieferdrüsen eine weitere Gliederung erfahrt. Bei einem Thiere von I7ö'"m Länge war an dem eingezogenen Rüssel, in welchem der Kieferträger dann hinler der Rüsselröhre liegt, die letztere II""", der erstere 10""" lang (Taf. XXIV. Fig. 7). Im eingezogenen Zustande ist die Rüsselröhre ein dickwandiges Rohr, welches schmäler als die grösste Breite des Kieferträgers erscheint. Sie besteht aus einer Chitinhaut, einer sehr starken Subcuticularschichl , in welcher die Nerven des Rüsselsyslemes eingebettet sind, aus einer längslaufenden und einer ringförmigen Muskelschicht, und aus einer Fascie, welche die der Körpernöhle zugewandte Oberfläche bekleidet. Die Chitinhaut , welche auf ihrer Oberfläche die eiförmigen Papillen trägt, wird im ausgestreckten Rüssel straff gespannt, so dass die Papillen von einander rücken, und schlägt im eingezogenen Rüssel feine ringförmige Fallen, welche eng Farn. Glycerea. Gen. Glycera. 679 aneinander stehen, und auf ihrer Firste die Papillen tragen. In den Papillen, welche von Ausstül- pungen der Chitinhaut gebildet werden, verdünnt sich diese aufs äusserste, sie besitzt hier feine Falten, welche, ahnlich wie an den Kiemen, als Spirallinien erscheinen, die den Umfang der Pa- pille umfassen, seltener sich zu scharf vorspringenden Leisten erheben. Unter der Chitinhaut liegt eine geringe Schicht feinkörniger Substanz , welche in den Papillen dann einen engen Hohlraum zu umgeben scheint, und mit dieser Schicht steht eine starke Lage von Fasergewebe in Verbin- dung, welches durch seine eigentümliche Anordnung die längslaufende Muskelschicht gliedert, und dadurch die 18 Längslinien, welche auf der Oberfläche des ausgestreckten Rüssels zu Tage treten, erzeugt. Es treten nämlich von der der Musculatur zugewandten Fläche der Faserschicht Ausläufer in Form von scharf vorspringenden Leisten radiär gegen die äussere Ringfaserschicht, durchbrechen dabei die längslaufenden Muskeln und bilden so IS bald mehr, bald minder tiefe Furchen, in welche die in ebensoviele Stränge geschiedenen Längsmuskelfasern eingebettet sind. Da, wo die leistenförmigen Ausläufer zwischen die Muskelfasern einschneiden, liegen die später noch zu erwähnenden Nerven. Nach aussen wird diese gegliederte Längsmusculatur von der gleichförmigen nicht dicken Schicht der Ringfasern gedeckt , und diese von der äussersten struc- turlosen Fascie bekleidet. Von dieser Anordnung giebt die Querschnittfläche der eingezogenen Rüsselröhre die beste Anschauung (Taf. XXIV. Fig. 1 I). Wird die Rüsselröhre bei der Ausstül- pung des Rüssels durch den hineingeschobenen Kieferträger und die andrängende Leibesflüssig- keit ausgedehnt , so verdünnt die Wand sich beträchtlich , indem die gefaltete Chitinhaut straf! gespannt wird, die tiefen Furchen des Fasergewebes verstreichen und die längslaufenden Mus- kelfasern in diesen verstrichenen Furchen eine gleichmässige, dünn ausgebreitete Lage bilden; die stärkste Dehnung erleiden dabei die Ringfasermuskeln und deren Fascie. An einer Stelle des Querschnittes der nicht ausgedehnten Rüsselröhre ergab die Messung der einzelnen Schichten fol- gende Zahlen: Chitinciiticula = 0,0iS""", faserige Subcuticularschicht = 0.122""", Tiefe der von dieser gebildeten Furchen und die Mächtigkeit der darin liegenden Längsmusculatur = 0,55 """, Ringfaserschicht == 0,06""", Fascie == 0,024""". Der Kieferträger ist ein Rohr, welches durch die ungleiche Entwicklung seiner Wan- dung in mehrere beim eingezogenen Rüssel hintereinander liegende Abschnitte zerfällt. Der vordere Abschnitt dieses Rohres wird durch die Kiefer und die mit diesen zusammenhängenden Drüsen und Muskeln am auffallendsten umgestaltet und zerfällt in ein dünnwandiges vorderes Übergangsstück und den dahinter gelegenen , durch 4 Wulste ausgezeichneten Kieferdrüsentheil. — Das Übergangsstück ist die unmittelbare Fortsetzung der Rüsselröhre, von der es sich scharf durch den Mangel an Papillen unterscheidet ; wie die Rüsselröhre bildet es einen Theil der Oberfläche des ausgestülpten Rüssels, nämlich den vordersten nackten Abschnitt derselben. In diesem Zu- stande ist seine Wand straff gespannt , sie trägt die beiden conceutrischen Kreise der höcker- artigen niedrigen Papillen und zeigt eine Anzahl feiner Linien , welche den Falten entsprechen, die bei der Einstülpung des Rüssels entstehen Dann wird nämlich der Übergangstheil eng zu- 86* 680 Onlii I. Nweidea. sauomengesehobeo , die beiden rlöckerreihen sind bis zur Berührung einander genähert und die den Kiefern zunächst stehenden sind stark wulstig aufgetrieben. — Auf der in die Leibesbohle seilenden Fläche dieses Abschnittes stehen 4 halbmondförmige, weit vorspringende dünnhäutige Lappen, welche etwa auf der halben Länge des Übergangstheiles einen Hing bilden, der die Grenze zwischen der Musculatur der Rüsselröhre und des Kieferträgers angiebt und im ausgestreckten lüissel fast unmittelbar hinter der Vorderfläche desselben von der Innenfläche des Übergangs- theiles gegen die Kieferwülste gerichtet ist, und so ein allerdings unvollständiges Diaphragma bil- det. (Taf. XXIV. Fig. 7. 9. 10/.). -- Der Kieferdrüsen theil tritt bei der Ausstülpung des Rüssels in der Hegel nicht hervor, seine Wandung umgiebt hier nur die Eingangsöffnung des ausgestülp- ten Rüssels. Seine Aussentläche trägt 4 längslaufende Wülste, welche im vorderen Theile zu einer gemeinsamen Masse zusammentreten, in den hinteren zwei Dritteln ihrer Länge aber aus- einanderweichen, so ilass hier die Wand des Rohres, auf welcher sie liegen, zu Tage tritt. Die gemeinsame vordere Masse geht ohne scharfe Grenzlinie in den Übergangs theil über; eine Ab- grenzung inachen die Kiefer, welche auf den vorderen Enden der 4 Wülste stehen. Der hinter diesen Wülsten gelegene Abschnitt des Kieferträgers ist ein gleichförmiges Rohr, welches dadurch in zwei scheinbar verschiedene Abschnitte zerlallt, dass der vordere Theil desselben eine Strecke weit in den hinteren weiteren Theil hineingeschoben ist; und es tritt dieser Unterschied beider Theile in der Ruhelage um so stärker hervor, als von dein vorderen Rande der Falle, welche durch diese Invagination erzeugt wird, 4 breite platte Muskelbänder ausgehen, welche den freien Abschnitt des vorderen invaginirten Theiles rings unihüllen und nach vorn auf die Wülste des Kieferdrüscntheiles übergehen. (Fig. 7. 1 0»/ /.) Im ausgestülpten Rüssel ist der Unterschied zwischen diesen Kieferträgertheilen verschwunden, da beider Dehnung, die dann erfolgt, das vordere invaginirle Stück aus dem hinteren hervorgezogen ist und beide Stücke ein ununterbrochenes Rohr bilden, dessen Oberfläche die erwähnten Muskelbänder eng anliegen. (Fig. 9). — Der Über- gang am hinteren Ende des Kieferträgers zum Darm ist ein sehr allmäliger. Die Wand des Rohres, welches in den Abschnitten des Kieferträgeis die Grundlage bildet, ist im Übergangstheile nicht dicker als die der Rüsselröhre, wird im Kieferdrüsentheile zu einer feinen Haut, welche gegen die Leibeshöhte durch den Anbau der Kieferdrüsen verdeckt wird, gewinnt aber, sobald sie zwischen den Drüsenwülsten frei zu Tage tritt, durch die Entwicklung einer starken wandständigen Muskellage rasch und beträchtlich an Dicke und verliert davon gegen das Ende des Kieferträgers hin nur wenig, bis sie zuletzt in die Wand des eigentlichen Darmes übergeht. (Taf. XXIV. Fig. 10). Das von ihr begrenzte. Lumen des Rohres ist im Übergangstheile weit, im vorderen Abschnitte i\e^ Kieferdrüsentheiles durch die einspringenden Wülste beschränkt Taf. XXIV. Fig. 9). Sobald die Wand des Kieferträgers sich verdickt, nimmt sein Lumen , ent- sprechend den 4 Wülsten, eine bestimmte Form an, so zwar, dass der centrale Binnenraum sich zu 4 rinnenartigen Vertiefungen ausweitet. Das zeigt sich am schärfsten auf einem Querschnitt aus dem hinteren Abschnitte des Kieferträgers (Tat. XXIV. Fig. 14). Weiter ist das Lumen selbst- Farn, Gtyc&rea. Gen. Glyvera. 681 verständlich da, wo und so lange die'Invagihalion stattfindet; und in dem noch zwischen den Wülsten liegenden vorderen Abs chnitte (Tai'. XXIV. Fig. 13). — Die innere Oberfläche des Kiefer- trägers ist in dem vorderen Thejle glatt; erhalt dann Furchen, bis weiter hinten allmälig sich der Übergang zum Dann durch zottige Vorsprünge einleitet, dann schon, wenn die Wanddicke noch eine beträchtliche ist . Die Wand (\os Kieferträgefs baut sich aus denselben Bestandlheilen auf, welche die Rüsselröhre bilden, und zwar sind davon dieChitinhaut der inneren Oberfläche mit den von ihnen gebildeten Kielern und deren Subctilicularschicht , sowie die äussere Fascie unmittelbare Fort- setzungen von der Hüsselröhre her: die Musculalur erhalt eine andere Anordnung, und als neu treten die Drüsenapparale hinzu , deren Einschaltung auf die Formirung der ganzen Wand von Wichligkeil ist. (Taf. XXIV. Fig. 10 Schema). Die Chitinhaut des Übergangstheiles verfeinert sich von der Rüsselröhre her allmälig so. dass sie auf den concentrisch stehenden höckerähnlichen Papillen und au! dem dünnwandigen Abschnitte des Kiefer drüsentheiles äusserst fein ist, weiter hinein in den Kieferträger aber die gleiche und noch etwas bedeutendere Dicke erhalt, als in der Rüsselröhre. DieSubcuticularschichl wird nur auf dem dünnwandigen Abschnitt des Kieferdrüsentheiles ansehnlich verdünnt, so dass sie als eine ganz geringe Schicht feinkörniger Substanz erscheint; vor ihm, in dem Übergangs- theile, hat sie etwa die gleiche Mächtigkeit wie in der Riisselröhre und bildet zum grössten Theil die Höcker der beiden eoncentrischen Reihen; hinter demselben erreicht sie, sobald die Wand des Kicfei tragers eine grössere wandständige Musculatur erhalt, gleichfalls eine viel ansehnlichere Dicke. — Von der Chitinhaut aus sind die Kiefer gebildet und stehen mit ihr in unmittelbarem Zusammenhang. Die Chilinmasse erscheint hier in derben Platten von tief schwarzer Färbung. Der einzelne Kiefer (Taf XXIV. Fig. 15. IG) besteht aus dem frei hervorragenden hakenförmigen Endstück, und aus zwei Wurzeln, welche sich der Oberfläche des Kielerträgers anlegen und zum Theil in die Wand desselben eindringen; an ihren Rändern findet der unmittelbare Zusammen- hang mit der übrigen Chitincuticula statt. Die grössere einfache dieser Wurzeln geht unmittelbar aus der einen Wandlliiche des Endhakens hervor und ich bezeichne sie als die Kieferbasis; die andere zweitheilige Wurzel liegt nicht in unmittelbarer Fortsetzung einer der Flächen des End- hakens und ist in der Weise mit ihm verbunden, dass sie geringe Beweglichkeit, besitzt; ich nenne sie den Flügelfoitsatz. Bei der natürlichen Stellung der Kiefer wenden die dorsalen und ventralen Kiefer die Basen medianwärts, die Flügelforlsätze lateralwärls. so dass auf dem oberen und unteren Umfange des Kieferträgers die Basen, auf dem seitlichen die Flügelfortsatze gegen einander gerichtet sind. Das frei vortretende hakenförmige Endstück des Kiefers länft spitz zu, ist seitlich stark zusammengedrückt, und dabei in doppelter Weise gekrümmt; die stärkste Krüm- mung, welche ich die Kanlenkrüminung nennen will, giebt ihm die Hakenform , eine zweite, weniger stark hervortretende Flächenkrümmung giebt ihm eine schraubenförmige Drehung, so dass die Hakenspitze in einer anderen Ebene liegt als seine Wurzel. Die convex gekrümmte, 682 Orda I. Nereidea. nach aussen gewandte Kante des Kieferhakens, der Rücken ist abgerundet; auf dem coneaven. der Eingangsöffnung dos Kieferträgers zugewandten Unifange läuft der Lange nach eine scharfe Kante, die Schneide des Kiefers, welche am Grunde des Hakens, wo dieser über die Wand des Kieferträgers sich erhebt, zu einem kleinen , scharf vorspringenden Zahnfortsatz sich erweitert. Zwischen Schneide und Rücken liegt auf dem median wärts sehenden Umfange die breiteste Flache lies Kieferhakens, welche concav gehöhlt ist, starker am Grunde als gegen die Spitze hin; wah- rend die gegenüberliegende, lateral wärts gewandte Flache schwach convex ist. Der Haken ist nicht hohl, sondern aus einer festen Chitinmasse gebildet. Die Basis ist eine Chitinplatte, welche die unmittelbare Fortsetzung des Kückens und der coneaven Fläche des Hakens darstellt , mit der letzteren aber nicht in einer Ebene verläuft, sondern einen stumpfen Winkel mit ihr bildet; da sie die Rundung des Hakenrückens wiederholt, so erscheint sie am ausgelösten Kiefer als eine gekrümmte Platte, welche mit ihrer coneaven Fläche auf der Wand des Kieferträgers ruht und iheils hier, theils an den freien Rändern Muskelfasern zum Ansatz dient. Die schwach convexe Fläche des Kieferhakens ist nicht in solcher Weise verlängert, sondern endet scharfrandig; von ihr geht dagegen unter fast rechtem Winkel der Flügelfortsatz aus, eine Platte, welche in allen Dimensionen kleiner als die Basis ist; da, wo sie sich an den Kieferhaken anlegt, ist sie schmal, verbreitert sich dann und zerfällt durch einen tiefen Einschnitt , welcher von ihrem freien Rande bis nahe zu ihrem Anheflungspuncte am Kiefer dringt, in zwei ungleichmässige Stücke, von welchen das der Eingangsöffnung des Kieferträgers zunächst gelegene plallenförmig und schwach kissenartig gewölbt, das andere etwas länger und schmal stabförmig ist. Die Ränder beider Wurzeln gehen in die gemeinsame Chitincuticula über, doch ist diese zwischen den einander zuge- wandten Rändern des plattenförmigen Flügeltheiles und der Basis auf einer Strecke, welche am ausgestülpten Rüssel, zwischen der Eingangsöffnung und dem Grunde des Kieferhakens liegt, straffer und fester als sonst , und indem sie diese beiden Wurzeln verbindet und einen Hohlraum abschliesst , erweitert sich dadurch die Basis des ganzen Kiefers und es wächst die Ähnlichkeit desselben mit den Kiefern von Nercis und Nephthys, indem er einer Hohlpyramide mit weiter Ein- gangsöffnung und gekrümmter Spitze ähnlicher wird. — Ein Kiefer, dessen Haken, so weit er frei vorspringt, geradlinig bis zur Spitze gemessen, I """ lang war, hatte eine gleich lange Basis, während der Flügelfortsatz in seiner grössten Ausdehnung wenig mehr als 0,5""" lang war. In dem Winkel, welchen der Flügelfortsatz mit dem Rückentheile des Kieferhakens bildet, mündet unmittelbar am Grunde desselben auf der Oberfläche des Kieferträgers die Kieferdrüse (Taf. XXIV. Fig. 16). Sie erstreckt sich von hier ausserhalb des Rohres, welches im Kiefer- träger die Grundlage bildet, und indem sich um sie eine eigene Musculatur lagert, wird sie von der Aussenwand des Rohres mehr und mehr entfernt und liegt in dem dadurch gebildeten Drüsen- wulste hart unter der von der Fascie bekleideten Oberfläche (Taf. XXIV. Fig. \3gL). Die Drüse besteht aus einem Drüsenkörper und einem Ausfuhrungsgange, welche beide durch ihre malt- weisse Farbe scharf von der gelben Musculatur abstechen. Der Drüsenkörper ., welcher etwas Farn. Glycerea Gen. Glycora 683 mehr als zwei Drittel der ganzen Länge der Drüse einnimmt, ist selten cylmdrisch I meistens von den Seiten her in der Weise abgeplattet; dass er gegen die Aussentlache des ihn nnischliessenden Wulstes eine mehr oder minder schalte, gegen das Rohr des Kieferträgers eine abgerundete Kante wendet; die Breite dieses platten Körpers ist mit Ausnahme des etwas verschmälerten abgerun- deten Endes überall last die gleiche. Der Ausführungsgang geht durch eine plötzliche Zusammen- ziehung des Körpers aus diesem hervor und ist ein dünner, cylindrischer Faden, welcher rings von Muskeln umgeben wird. An einer frei präparirten Drüse, welche an einem Kiefer hing, der von der Basis bis zur Spitze in gerader Linie 2""" lang war, war der Drüsenkörper 2,ö""" lang und 0,85""" breit, der Alisführungsgang I """ lang und 0,108""" breit; das Verh<niss der Drüse zum Kiefer ist aber nicht genau damit wiedergegeben , da der Weingeist die weichen Drüsen- theile hatte einschrumpfen lassen. Bei der Untersuchung lebender, durch Druck abgeplatteter Gkjcera- Arten (Taf. XXIV. Fig. 8) war der Ausführungsgang kaum zu erkennen, der Drüsen- körper dagegen sehr deutlich; er zeigte unter einer äusseren Wand sehr dicht gedrängte und scharf conlourirle kreisförmige Gebilde, die scheinbar einer Lage von Zellen angehörten. Der Querschnitt der gehärteten Drüse ergab aber, dass durch die Länge des Drüsenkörpers ein cen- traler Canal verläuft, von welchem dicht aneinander gedrängt, ringsum radiär cylindrische Schläuche gegen den äusseren Umfang der Drüse verliefen; die zellenähnliche Zeichnung auf der Oberfläche war durch die blinden Enden dieser Drusenschläuche erzeugt. Durch Zerzupfen liessen sich diese Schläuche isoliren und zeigten dann eine Breite von 0,019 — 0,0'26mm. Das Lumen des Centralcanals war von einer äusserst feinen Membran ausgekleidet, und Forlsetzungen von dieser bildeten die Wandungen der radiären Drüsenschläuche, deren kreisförmige Öffnungen dicht nebeneinander in den Centralcanal mündeten. Die Drüsenschläuche waren von feinen, stark fettglänzenden Körnern gefüllt, deren Anhäufung die Drüse ihr matlweisses Aussehen ver- dankt; die gleiche Masse füllte den Centralcanal und den Ausführungsgang. Nach aussen war die Drüse von einem feinfaserigen Gewebe umhüllt. — Der Ausführungsgang besteht aus der Mem- bran, welche den Centralcanal bildet, und darauflagert nach aussen eine geringe Schicht eines Gewebes, in dessen feinkörniger und faseriger Masse ich keine besondere Slructur erkennen konnte. Nach meiner Anschauung ist die ganze Drüse als eine Einstülpung anzusehen, welche von der Chitinhaut des Kieferträgers ihren Ausgang nimmt und von welcher die Drüsenschläuche seeundäre Ausstülpungen darstellen; danach wäre sie den freien Anhangsdrüsen am Kieferträger von Nereis gleichzustellen Eine spätere Untersuchung wird darauf Rücksicht nehmen müssen, ob in den Drüsenschläuchen sich eine besondere Zelllage findet, welche die. fettartige Körner- masse, die ich für das Drüsensecret halle, ausscheidet. Bei drei von mir lebend untersuchten Arten der Galtung Glycera fand ich in der Wand des hinteren Abschnittes des Kieferträgers 4 kreisförmige oder ovale Drüsenh au fen . welche ganz wie die Kieferdrüsen und genau hinter diesen gestellt waren. Da ihre Substanz das gleiche Ansehen wie die der Kieferdrüsen zeigte, so vermulhe ich, dass sie aus ähnlichen Drüsenschläuchen I 684 Ordo I. Nereiden. zusammengesetzt sind ; im Centrum der einzelnen Drüse war ein von diesen Sehlauchen nicht einge- nommener Raum* welcher dem Cenlralcanal und dessen Mündung in den Binnenraum des Kieferträ- gers zu entsprechen scheint. Bei einer Gl. tesselata (Gn.) von 14""" Lange, bei welcher der Körper der Kieferdrüse 0,83 """ lang war, halte der Längsdurchmesser dieser ovalen Drüsenhaufen 0,22 ","1 (Taf. XXIV. Fig. 8). — Ich habe diese Drüsen bei der Gl. dibrdnehiata, an welcher die übrigen Untersuchungen gemacht wurden, nicht gefunden, glaube aber, dass es beiden in Weingeist aufbewahrten Thieren schwierig ist. in der undurchsichtigen dicken Wand des Kieferträgers diese kleinen isolirten Drüsenhaufen aufzufinden, und dass mein negatives Efgebniss in diesem Falle noch kein sicherer Beweis für die Abwesenheit dieser Drüsen ist. Die Musculatur des Kieferträgers lässt sich in drei Gruppen zerlegen : auf dem Abschnitt, welcher an die Rüsselröhre anstösst, findet sich eine Fortsetzung der Musculatur derselben; weiterhin tritt die eigentlich wandständige Musculatur auf, welche von der Mitte des Kiefer- drüsenlheiles ab die Dicke der Wand des Kieferträgers erzeugt, und zu welcher die vier breiten Muskelbänder gehören, die im eingezogenen Bussel von dem Bande der Invaginationsfalte zu den Drüsenwülsten laufen; und als dritte besondere Gruppe kommt hierzu die Musculatur, welche in den Drüsenwülsten die Kieferdrüsen umgiebt und theils in dem Übergangsstücke des Kiefer- trägers, theils an den Kiefern selbst inserirt und deren Bewegungen ausführt (Taf. XXIV. Fig. 10 Schema). — Auf dem Übergangstheile des Kieferträgers setzt sich die längslaufende und ring- förmige Muskelschicht der Büsselröhre bis zu der Linie fort, welche auf der Aussenflächc durch die vier freien Hauthippen gekennzeichnet wird. In der ganzen sich hieran anschliessenden Länge des Kieferträgers liegt unter der Chitinhaut und deren Subcuticularschicht die eigentlich wandständige Musculatur ; sie besteht in dem vorderen Theile, dessen chitinige Wandung sehr dünn ist, aus einer einfachen ringförmigen Schicht, in welcher die Fasern, zum Theil durch Lücken von einander getrennt, ringförmige Bänder bilden. — Im Kieferdrüsentheile gewinnt sie, wie die subcutieulare Schicht, an Mächtigkeit, doch in ungleicher Welse, indem auf denjenigen Strecken des Rohres, welche nicht von den Kieferwülsten bedeckt sind, diese Verdickung weiter nach vorn erfolgt, als unter diesen Wülsten. Die Oberfläche des freien Kieferdrüsentheiles und die längslaufenden Schnittflächen innerhalb seiner ver- stärkten Musculatur erscheinen von gleichbreiten , abwechselnd helleren und dunkleren Streifen gebändelt. Jeder Streifen entspricht einer ringförmigen Scheibe von Muskelfasern, welche das Rohr des Kieferträgers umgiebt; zwei aneinanderstossende Scheiben haben aber eine un- gleiche Faserung, denn die Muskelfasern der einen Scheibe verlaufen ringförmig, während die der anderen radiär von der äusseren Fascie zur subcuticularen Schicht ziehen. Hie Höhe dieser Scheiben ist an den verschiedenen Stellen des Kieferträgers ungleich , entsprechend der an- gleichen Wanddicke des Kieferträgers, welche fast ganz von ihr gebildet wird. Im hinteren Theile des Kieferträgers lagert nach aussen auf dieser Musculatur eine gleichmässige dicke Lage longitudinaler Muskelfasern. Diese lösen sich weiter nach vorn von ihrer Unterlage ab und bil- Fnni. (Ih/rcri'ii. Gen. Gh/cera. <»S ."> don dann, in vier gleichbreite platte Bänder zerfallend, jene Muskeln, welche, manlelförmig den Kiefertraeer umsehend, an den Driisenwülsten sich anheften. Sie haben wohl die Aufgabe beim Zurücktreten des ausgestülpten Rüssels durch Contraction die Invagination des hinteren Theiles des Kieferträgers zu leiten. — Die Musculalur innerhalb der Drüsenwülste (Taf. XXIV. Fig. 10. 13) umhüllt die Drüse so, dass der hintere Theil ihres Körpers excen Irisch , nahe unter der Ausscn- flSohe des Wulstes liegt , wahrend der obere Theil und der Ausführungsgang ringsum von ihr umschlossen werden; sie besieht aus längslaufenden und ringförmigen Fasern, welche am vor- deren Ende der Kieferwülste aus diesen hervortreten und theils an der Wand des Übergangs- stückes. theils an den Wurzeln des Kiefers enden. Die längslaufende. Musculalur. deren Masse die ringförmige bei weitem übertrifft . hat ein blätteriges Gefüge und zerfällt im Inneren des Drüsenwulstes in zwei Hälften, welche dem Anscheine nach durch ein radiär von der Kieferdrüse zur Wand des Kieferträgers gespanntes Septum von einander geschieden werden; ob die Blätter, zu welchen sich die einzelnen Fasern zusammenlegen, von Membranen umschlossen sind, habe ich nicht bestimmen können (Fig. 1 3 ml.). Diese Fasern entspringen im blinden Ende und an den Seiten- wänden des Kieferwulstes von der inneren Fläche der Fascie, welche, wie ein Sack gestaltet, den Kieferwulst umhüllt: die am weitesten nach hinten im Grunde des Sackes entspringenden ver- laufen steil von hinten nach vorn; je weiter nach vorn dann die Fasern von den Seitenwänden ihren Ursprung nehmen . um so stärker neigen sie sich gegen die Längsaxe des Kieferträgers. In ihrem Laufe nach vorn liegt diese Muskelmasse zwischen der von der ringförmigen Musculalur umfassten Kieferdrüse und der Wand des Kiefer! rägers völlig frei und in keiner Verbindung mit den ringför- migen Fasern ; beim Austritte aus dem Drüsenwulste breiten sich die Fasern unter der dünnen Wand- strecke des Übergangslheiles aus, liegen zwischen den Kieferwurzeln und der Eingangsöffnung in den Kieferträger und inseriren theils an den Rändern der Kieferbasis und des Flügelfortsatzes, welche der Eingangsöffnung zugewandt sind, theils an der Chitinhaut, welche die unmittelbare Forl- selzungdieserKieferlheile bildet. Die ringförmige Musculalur ist ebenfalls, doch in viel geringerem Grade, von blätterigem Gefiige ; sie besieht aus zwei spangenförmigen Hälften, welche die Drüse ringsum einschliessen. Die Muskelfasern darin entspringen aufder inneren Fläche deräusseren Fascie und /.war desjenigen Theiles . welcher die äussersle Wölbung des Drüsenwulstes abschliesst; ihre Insertion scheint an dem Septum, welches von der Drüse ausgehl, oder an einer feinen Membran zu liegen, welche die Oberfläche dieser Muskelmasse umschliessl. Der Verlauf der Fasern ist im Allgemeinen ringförmig, doch mit der Einschränkung, dass in je zwei benachbarten Muskelblättern die Fasern des einen vom Ursprünge aus aufwärts, die des anderen abwärts verlaufen mit einer Nei- gung, die im Allgemeinen um so steiler ist, je weiter nach vorn diese Fasern im Drüsenwulste lie- gen (Fig. 1 0. 1 3,h»c). Dieser so gebildete cylindrische Muskelmanlei umhüllt den Drüsenkörper und in gleicher Weise den Ausführungsgang. Er setzt sich über das vordere Ende des Drüsenwulstes hinaus fort, wird aber nun wesentlich dadurch modificirt, dass in ihn die Wurzeln tles Kiefers eindringen, den Lauf seiner Fasern unterbrechen und für diese neue Ansalzpuncte gewähren. Ehlers, BorfltejawUrmer. S7 686 Onlo I Nereiden. Die Fasern, welche in diesem Abschnitte von der inneren Flache der Fascie entspringen* stossen bei ihrem Verlauf auf die gegen den äusseren Umfang des Kieferträgers gewandten Rander der Kieferwurzeln und inseriren sich hier; dies sind Fasern, welche nach vorn mit ihren Ursprüngen die Wand des Ühergangslheilcs bis zu der Linie einnehmen, an welcher die der Rüsselröhre eigene Musculatur endigt. Jene Fasern, welche im Kieferwulste die gegen das Rohr des Kiefer- trägers gewandte Drüsenfläche umgaben, sind hier durch Fasern vertreten, welche die gleiche Lage zum Ausführungsgang der Drüse einnehmen, von der Innenfläche der Fascie entspringen, medianwärts vor dem Ausfiihrungsgange vorbeiziehen und sich an den ihren Ursprüngen gegen- überliegenden Flachen und Kanten der Kieferwurzeln inseriren. iheils aber auch zwischen den beiden Kieferwurzeln selbst ausgespannt sind. Von diesen Fasern inserirt die grösste Menge auf der concaven Flache der Kieferbasis. Der Ausfuhrungsgang der Drüse bleibt bis zu seiner Mündung von diesen beiden Muskelgruppen umschlossen. (Taf. XXIV. Fig. 12). — Die Thätigkeit. welche die Muskeln des Drüsenwulstes ausüben, ist eine doppelte, insofern sie das einemal auf den Kiefer, das andere mal auf die Drüse wirkt. Die längslaufenden Muskelfasern, welche an den gegen die Ein- gangsöffnung gerichteten Randein der Kieferwurzeln inseriren, ziehen bei ihren Contractionen den Kieferhaken gegen dieseöffnung und machen damit die zum Ergreifen und Fassen nöthige Bewegung ; zugleich aber heben sieden ganzen Grund des Kieferdrüsenwulstes, verkürzen denselben und können so einen Druck auf die Drüse ausüben, durch welchen deren Secret entleert wird. Die ringförmige Musculatur im Innern des Drüsenwulstes presst bei ihren Contractionen den Drüsenkörper zusam- men; in ihrer nach vorn gehenden Forlsetzung ziehen diejenigen Fasern, welche von der äusseren Fascie an den nach aussen gerichteten Umfang der Kieferwurzeln gehen, den Kiefer nach aussen, und sind Antagonisten der längslaufenden Muskelfasern. Diejenigen Fasern dagegen, welche zwischen den beiden Wurzeln des Kiefers liegen , werden bei ihrer Contraetion den Flügel gegen die Basis des Kielers bewegen und bewahren dadurch den Ausfuhrungsgang der Drüse vor einer Quetschung zwischen den ihn umschliesscnden Fasermassen. So werden die Kiefer durch die langslaufenden Muskeln nach innen, durch die ringförmigen nach aussen geschlagen und bewirken zugleich bei diesen Bewegungen einen Ausfluss des Drüsensecreles. Die Fascie, welche die Oberfläche aller dieser Theile bekleidet , ist eine straffe glanzende Membran, welche mit der Musculatur durch eine dünne Schicht feinkörniger Substanz in Verbin- dung steht. Sie bildet durch eine Duplicatur die 4 Lappen, welche auf dem Übergangsstücke des Rüssels stehen; diese Lappen besitzen daher auf beiden Flächen die feine straffe Membran, in ihrer Dicke liegt ein Fasergewebe, welches mit dem Subcuticulargewebe der Riisselröhre dem Aussehen nach iibereinslimmt . und offenbar auch mit diesem zusammenhängt. Dieses Gewebe, welches wie die Lappen selbst von der Basis gegen den freien Rand hin an Dicke abnimmt, isl in Strände gesondert, welche netzförmig verstrickt sind; in den dadurch entstandenen Maschen liegen Ganglienzellen, aufweiche ich bei Besprechung des Biisselnervensystemes zurück- komme. Farn. Ghjcerea. Gen. Glycera. 6N7 Aus dem hinteren Abschnitte des Kieferträgers gehl ohne scharfe Abgrenzung allmälig der Darin hervor. Dieser isl anfänglich ein cylindrisches dickwandiges Rohr, welches, solange als der lUissel eingezogen ist, beträchtlich dünner erscheint, als das Endstück des Riefe i'trägers, wah- rend im ausgestreckten Rüssel, wenn dieses Stück gedehnt ist. zwischen diesem und dem Anfang tles Darmes umsoweniger eine scharfe Abgrenzung zu ziehen ist, als auch die Oberfläche des letzleren durch die dicke Muskellage ein almliches Aussehen erhalt. Weiterhin verliert dieWaud des Darmes an Dicke, und mit dem Auftreten einer dünnen Wandung erhalt der Darm unregelmassige, nicht immer mit der Segmentirung des Körpers zusammenfallende Einschnürungen und eine matlweisse oder gelbliche Färbung. Die innere Oberfläche des Darmes trägt weil in das Lumen hinein vor- springende Falten, welche in der Weise unterbrochen sind, dass bald grössere, bald kleinere, im Allgemeinen kegelförmig zugespitzte Vorsprünge entstehen, welche wie Zotten oder Papillen diese innere Darmflache rauh erscheinen lassen. — Zuinnerst, auf der Darmwand liegt eine äusserst feine Culiculu und unter dieser ein Gewebe, welches durch seine grössere Anhäufung die erwähnten, Papillen ahnlichen Vorsprünge bildet. Es besteht aus feinen körnig erscheinenden Fäden, welche meist senkrecht zur Oberfläche stehen; in ihm lagen , meist zu spindelförmigen oder ovalen Haufen zusammengedrängt, kleine gelbe, das Licht stark brechende Kügelchen. deren Vorkommen und Vertheilung ganz regellos war. Ich muss es dahingestellt sein lassen, in welcher Beziehung diese Körnerhaufen zu den grossen Zellen stehen, die sich in der Darmwand von Goniada linden. — Nach aussen darauf lagert die Musculatur. Sie geht aus der Musculatur des Kieferträgers hervor, indem dessen blättrig geschichtete innere Muskellage allmälig von einer ein- fachen Hingfaserschicht vertreten wird, auf welcher nach aussen eine starke Längsläserschichl liegt. Beide Schichten nehmen dann an Dicke ab, bis die Musculatur der dünnen Darmwand auf das äusserste reducirt ist , aber auch hier noch in eine innere Schicht von kreisförmigen und in eine äussere von längslaufenden Fasern zerfällt. Auf der Medianlinie des dorsalen Umfanges bil- den die längslaufenden Fasern ein breites starkes Band, auf der ganzen übrigen Darmoberfläche sind es in grossen Abständen von einander parallel verlaufende schmale Stränge. Unter diesen ziehen, gleichfalls durch ansehnliche Zwischenräume geschieden, die ebenso schmalen Stränge der ringförmigen Muskelfasern, welche in das dorsale Muskelband des Darmes übergehen und hier ihr Ausgang und Ende haben. Dadurch entsteht auf der Darmwand ein regelmässiges Gitterwerk von Fasersträngen, denn indem die longiludinalen und ringförmigen Stränge sich kreuzen, bilden sie fast quadratische Maschen von einer so grossen Ausdehnung, dass der bei weitem grösste Theil der Darmoberfläche von Muskelfasern nicht bedeckt ist. — Die Musculatur wird nach aussen von einer feinen Haut, der Fortsetzung von derFascie des Kieferträgers gedeckt; ich sah auf ihrer inneren Fläche auf den muskelfreien Stellen kleine rundliche Zellen unregelmässig zerstreut, von denen ich nicht entscheiden konnte , ob sie dieser Haut oder dem Fasergewebe der Darmwand angehörten. — Die Muskelbänder, welche von der Rückenwand des Körpers aus dem Zwischen- räume der dorsalen Längsmuskelbänder hervor und zum Darme gehen, sind über dessen Anfangs- 87 " 688 Ordo I. Nereide*. theile sei lang, dass bei dem Auswerfen iU'* Rüssels der ganze vordere Theil des Darmes unbe- hindert der Bewegung Fotgen und vorrücken kann, wahrend sie in der hinteren Körperhalfte, in welcher der Einfluss dieses Vorganges auf den Dann weniger gross ist, beträchtlich kürzer sind. Die Muskel fasern dieser Hander gehen in das erwähnte breilere dorsale Langsfuuskelband des Darmes über; sie sind nach aussen von einer Haut bekleidet, welche einen Zusammenhang /.wischen der die Innenfläche der Korperwand und die Ausscnllache des Darini obres bekleidenden Membran herstellt. Die erste Beschreibung des Vcrdauutigslraclus hat helle (1hia.ii;1 geizeben'; es werden darin die beiden Muskelschichten der Itüsselmhrc , die Kieler und deren Muskeln, die Drüsenwülslc, sowie der Darm und die diesen hallenden Muskclbünder kurz, aber kenntlich erwähnt. Dann lieferte Örsted2 eine kurze und gute Darstellung der äusseren Können dieses Eingeweides, worin zuerst die Kieferdrüsen , und /war als Speicheldrüsen, erwähnt werden. Dahinter bleibt sowohl die Beschreibung wie die luidliche Dar- stellung., welche Williams j gegeben hat, weil zurück. — Keii:hsiei\ ') beschreibt die Form der Kiefer- drüse und ihre Lage zum Kiefer, sowie die i Drüsenhaufen im hinleren Theile des Kieferlrägers. Zuletzt hat Quatrefaüks 5) die Schichten der Rüsselröhre und die Lage der Kielerdrüsen in ihren Wülsten richtig geschildert : dagegen giebl er fälschlich die Lage der Kiefer als zwischen den Drüsenwülsten gelegen an, und schildert das Verhältnis!, in welchem der Ausführungsgang der Drüse zum Kieler steht, in einer von meinen Beobachtungen durchaus abweichenden Weise ; allerdings sollen diese Untersuchungen an einem Thiere mit nur zwei kleinen durchsichtigen Kiefern gemacht sein, so dass es fast fraglich scheint , ob, falls hier nicht ein Irrihuni untergelaufen ist. es sich überhaupt um eine Glyceru handelt. Quatrefages beschreibt ferner Muskeln, welche in der Höhe der Kieferdrüsen die Küssclröhrc mit den Seilenwänden des Körpers verbinden sollen: es scheint, als oh er in diesem Lalle die sonst von keinem Autor erwähnten, an dieser Stelle gelegenen häutigen Lappen für durchrissene Muskeln angesehen hat. Ein Blutgefasssystem fehlt. Dieser Mangel eines lilulgefässsystcmcs ist zuerst von Grube.0) für GL Meckelü hervorgehoben; ich übergehe die wenigen früheren Angaben, in welchen Blutgefässe von Glucera beschrieben werden, und will nur hervorheben, dass in neuester Zeit Quatrefac.es ' noch einmal für die Lxistenz eines Blutgefass- s\ Sternes bei diesen Thicron aufgetreten ist und für einige Arten mit Bestimmtheit ein Rückciigcfäss und ein den Darm herleitendes liauchgefäss beschreibt. Allein er scheint anzunehmen , dass in diesen Gelassen Leibesllüssigkeit ci'rculire, und so ist er ohne Zweifel bei diesen Angaben derselben Täuschung wie die früheren Autoren verfallen, dass nämlich die Anhäufung und Strömung von rolhgefiirblen Körperchen der Leibesflüssigkeil zwischen den dorsalen Müskclbänderu und am Hauchst ränge des Ncrvensyslofncs ihm als Gcfässstäuunc erschienen sind. 1) delle Ciiia.ie, Memorie a. a. 0. Vol. IL pg. 5 13. 2) Örsted, Grönlands Annulala dorsibranchiaia. pg. 45. Tab. VII. Fig. 91. '.!-.'. .)) Williams, lteporl on Ihc british Annelids n. a. 0. p.n. 435. PI. M. Fig. 61. 4) Kefekstein, Untersuchungen über niedere Seelhiere. Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. Bd. 12. pg. i 05. IX. Fig. it. 5) Qlatrefages , llisloire IL a. a. 0. pg. 163 — 165. 0) Grube, Archiv für Nalurgeseh. .Ihrg. 21. 1855. I. pg. 103. 7) QüATnEFAGES, llisloire IL pg. 1f>7. Fiiiii. Gfycereä. Gen. Giycera. 689 Das Nervensystem besieht aus dem Bauchslrange, den Schluödcöniiuissureu, dem Hirn und deiii Rüsselnerveusysteni (Tat'. XXIV. I'ig.2ü Schema). Der Bauch Strang liegt in der .Medianlinie der ventralen Kürperwand zwischen deren Längsinuskelhändern. welche meistens über ihm sieh so eng aneinandei legen, dass er in der geöffneten Leibeshöhle von oben her nicht Sichtbar ist. Er ist ein einfacher, von den Seilen her plattgedrückter, von oben nach unten da- gegen hoher Faden , welcher im Ganzen seine Breite nur mit der Breitenänderung des ganzen Körpers wechselt, in den einzelnen Segmenten daher in nur sehr geringem Grade durch seitliche Ausdehnung, wesentlich dagegen durch einen Höhenzuwaclis zu den langgestreckten Nerven- Knoten sich erweitert. Der Nervenknoten liegt in dem hinteren Hinge des Segmentes und giebt seitwärts von seiner ventralen Flüche aus einen breiten und platten Nervenfaden ab. welcher unter dem Lähgsmuskelbande der' Bauchflache zum Ruder verlauft; andere Scitenzweige habe ich nicht gefunden. Auf den Segmentgrenzen geht vom oberen Umfange des Bauchstranges ein Faser- zug aufwärts zu den Dissepimenten, wodurch diese hier befestigt werden; dass damit Nerven vom Bauchstrange ausgehen , habe ich nicht beobachtet. Das vordere Ende des Bauchstranges fallt mit dem hinteren Rande der Lippe zusammen, welche den Mundeingang umgiebt; hier geht von jeder Vorderecke ein etwas abgeplatteter Strang ab, der Schenkel der Schlundcommissuren, läuft auf der Körperwand latef alwärts , hart au der Falte, welche die Begrenzung des erwähnten Lippenpolsters bildet, nach vorn und aufwärts zum Kopflappen, um in diesem an die Unlerfläche des Hirns zu treten; vor seinem Eintritt in dieses besitzt er eine kleine Anschwellung. Von jedem Schenkel geht, nahe dem Ursprünge vom Bauchstrange, ein Faden ab, welcher etwa um ein Drittel schmäler als dieser ist, wendet sich medianwärts und läuft an der inneren Fläche der Falle der Lippe des Mundeinganges, da, wo die Muskelfasern der Riisselröhrc sich anheften; so um- lässt dieser Nerv von jeder Seite her die Eingangsöffnung der Rüsselröhre und giebt die Fäden ali. welche das Rüsselnervensystem ausmachen. Ob beide Nerven zu einem Hinge zusammen- treten, habe ich nicht entscheiden können. Das Hirn (Taf. XXIV. Fig. 23, 24) liegt in dem basalen Theile des Kopflappens, unter dessen dorsaler Wand; hat über sich deren längslaufende Muskelfasern, unter sich und am hin- teren Umfange eine dünne, musculöse Platte, welche den geräumigen Binnenraum deckt, in wel- chen die Leibesflüssigkeit der Körperhöhle eintreten kann, vor sich theils die starke Wand, theils die von dieser begrenzte spaltförmige Höhlung des kegelförmigen Kopflappentheiles. Es ist ein Körper, dessen etwa auf der halben Länge gelegene grösste Breite den Längsdurchmesser etwas übertrifft; der gegen den Vorderrand nur wenig, in der hinteren Hälfte aber so stark verschmälert ist, dass der Hinlerrand kaum halb so breit als der Vorderrand ist; sein Dickendurchmesser von der dorsalen zur ventralen Fläche ist in der vorderen Hälfte fast so gross als der Längsdurch- messer, nimmt dann aber rasch nach hinten um mehr als zwei Drittel ab. Die obere Fläche des Hirns ist wenig und gleichmässig gewölbt; die untere Fläche ist durch eine tiefe Längsfurche in zwei gleich grosse, zumal im vorderen Theile stark convex gewölbte Hälften geschieden; diese 690 ördo I. Nereiden. Schciduug in zwei Hallten erstreckt sich auf die vordere uiul hintere Fläche des Hirns uiul es erscheinen daher hei der Ansicht von oben der vordere und hintere Rand in der Mille ausstandet; die Seilenflachen lallen fa.st gerade ah. Auf jeder Hälfte der vorderen Flache des Hirns sitzt ein fast kugeliger Anhang, dessen Durchmesser nicht völlig einem Drittel der Hirnlange, und etwa der halben Höhe dieser Fläche gleichkommt ; aus ihm gehen die Fiihlernei ven hervor, welche in dein kegelförmigen Kopflappentheile zur Spitze desselben laufen, laleralwarts in den einzelnen Hingen des Kopflappens seitliche Zweige zur Kürperwand abgeben und schliesslich in je einem Fühlerpaare enden. — Auf der halben Länge des Hirns entspringt von der Seitenfläche, nahe unter dein oberen Rande, ein dünnerer Nerv, welcher seit- und aufwärts in die Palpen eintritt. — An die Unterflache des Hirnes, ein wenig vor dem Ursprung der Palpen nerven, treten die Schi und- connnissuren und dringen nahe dem Hände in die Hirninasse ein.1) Das Rüsselnervensystem besteht aus 18 Faden, welche der Lange nach an der Rüsselröhre verlaufen, aus zwei ringförmigen Faden, welche auf dem Uberganystheilc von der Rüsselröhre zum Kiefertrager liegen und in welchen die längslaufenden Fäden enden, und aus einer flächenhaften gangliösen Nervenausbreitung in den vier hautigen Lappen des Kiefer trägers. Die US längslaufenden Nerven der Rüsselröhre sind bei nicht zu kleinen Thieren am ausgestreck- ten Rüssel ohne weitere Praparation zu erkennen, denn sie bilden die weisslieh schimmelnden Linien, welche besonders deutlich auf dem papillenfreicn Rüsselabschnitte hervortreten. Es ent- springen diese Nervenfäden unmittelbar aus jenem Stamme, welcher vom Schenkel des Schlund- ringes sich abzweigt, und liegen in gleichen Abstanden von einander in dem Fasergewebe der Subcuticulai schiebt unmittelbar an, zum Theil auch zwischen den longiludinalen Muskelbündeln. Ich vermuthete, dass von diesen langslaufenden Nerven feine Fädchen in die Papillen des Rüssels eintraten, es ist mir aber nicht gelungen, einen sicheren Reweis dafür zu finden, dass zwischen dem Fasergewebe, welches aus der gemeinsamen Subcuticularschicht in die Papille eintritt, Ner- ven enthalten sind. — Auf dem papillenlosen Eiullheile der Rüsselröhre (Tai'. XXIV. Fig. 28 Schema) treffen diese langslaufenden Nerven auf einen Xervenriny, dessen Lage durch die stumpfen höckerartigen Papillen angezeigt wird, welche am ausgestülpten Rüssel ausserhalb der Kiefer die Eingangsöffnung umgeben. Der Nerv enläden , welcher diesen Ring bildet , hat die gleiche Dicke wie die langslaufenden Fäden, nur an den Berührungssl eilen mit den letzteren ist er ein wenig verdickt. Diese Vereinigung der langslaufenden Nerven mit dem Ringe erfolgt unter je einer höckerarligen Papille fast unmittelbar unter der Cuticula, nur gedeckt von einer etwas stärkeren Anhäufung von Fasergewebe; danach ist es wahrscheinlich, dass diese Papillen besonders zu Sinneswahrnehmungen geeignet sind. Von den Vereinigungspunelen des Ringes mit den langs- laufenden Nerven gehen in der Fortsetzung der letzteren gleiche Faden weiter gegen die Ein- I) Ich will an dieser Stelle erwähnen , dass ich auf Längsschnitten durch den Kopflappen in dessen Hohl- räum unter dem Hirne zwei röhrenartige Stränge freiliegend gefunden habe (Taf. XXIV. Fig. 2 4), die mir bei an- deren Praparationen entgangen sind und für welche ich keine Deutung habe. Film (ih/i iti'ii Cii'ii. Gtycera. 091 gangsööhung des Kieiterträgers, verlaufen bei reihenförmig gestellten Höckerpap'fNen unter diesen und stossen nach kurzem Verlauf gegen einen zueilen conccnl tischen Ring, welcher auf der Höhe der Kiefer gelegen und insofern complicirter gebaut isl , als er an der Wurzel eines jeden Kiefers sich zu einem kleinen Ringe ausdehnt, welcher diese allseitig nmfasst, so dass vier die Kiefer- wurzeln umgebende unregelmässige und etwas verdickte Ringe entstehen, welche untereinander durch einen dünneren ringförmigen Faden zusammenhangen. Faden, welche von hier aus am Kieferträger weiter verlaufen , habe ich nicht gesehen. Als ein Anhang dieses Nervensyslemes erscheint die Ausbreitung desselben in den i hantigen Lappen der Rüsselröhre; kurz bevor die längslaufenden Nerven in den ersten der Ringe übertreten , geben sie mit einer Fortsetzung des Fasergewebes, in welchem sie eingebettet liegen, einen Zweig gegen die äussere Oberfläche der Rüsselrohre, welcher in die Basis der erwähnten Lappen eintritt und zwischen deren beiden Haut- platten in eine (lach ausgebreitete Lage von Ganglienzellen übertritt. Wie sich die 18 Nerven in diese Platten vertheilen, bleibt noch zu untersuchen; wie es mir schien, gehen in jede der Platten Äste von je i der Längsnerven, wahrend der in der Medianlinie des dorsalen und ventralen Um- fanges gelegene Nerv nicht mit in die Platte eintritt. Der Bauch sträng besteht aus zwei central gelegenen Stämmen, einer Rindensub- stanz, welche die Stamme allseilig umhiebt, und dem alles umhüllenden Neurilemm. Die centralen Stamme haben in den Nervenknoten wie in den zwischen diesen gelegenen Abschnitten des Bauchstranges die gleiche Mächtigkeil ; es sind seitlich abgeplattete cylindrischc Bander mit ova- lem Querschnitt, dessen grössler, senkrecht zur Bauchfläche stehender Durchmesser doppelt so gross isl als der Breitendurchmesser (Taf. XXIV. Fig. 27). Dorsal- und ventralwärts sind sie von einer beträchtlichen Anhäufung der Rindensubslanz gedeckt, an den Seitenflächen dagegen in nur sehr geringer Dicke; ein aufsteigendes Septum scheidet sie völlig von einander. Es Messen sich diese Stämme leicht aus der sie umhüllenden Rindensubstanz herauslösen . und sie zeigten sich dann als eine helle durchscheinende Masse, die aus feinsten längslaufenden Fasern zusammen- gesetzt war; nahe dem oberen Umfang der Stämme verlief in dieser Fasermasse ein gleichmässig breiter bandartiger Streifen von völlig homogenem Aussehen. Auf dem Querschnitte erschienen die feinen Fibrillen dieser centralen Stämme als Piinctchen, zwischen denen nun feine Stränge verliefen . welche theils grössere felderartige Gebiete zwischen diesen quer durchschnittenen Fibrillen begrenzten, theils als äusserst feine Fädchen sich in der Masse verloren. Danach be- stehen diese centralen Stämme aus einer dichten Anhäufung feinster längslaufender Fasern, zwischen welchen querlaufende Faserstränge und Fasern in netzförmiger Verstrickung zu grösse- ren und kleineren Maschen eingeflochten sind. Die auf der Längsansicht als bandartige Streifen erscheinenden Gebilde erweisen sich auf dem Querschnitt als Axencanäle und zwar liegen in jedem Längsstamme unter dem oberen Umfange und hart an dem gemeinsamen Septum drei Ca- näle, von denen der obere ein doppelt so grosses Lumen besitzt als die beiden anderen unmittel- bar unter ihm gelegenen ; dabei war es auffallend, dass bisweilen die Grösse dieser beiden unteren 092 Ordo I. Nei:eidea. Canäle in geringen Abständen nicht unbeträchtlich schwankte, während in anderen Fällen das Linnen in beiden durchaus gleich gross war. so dass es schien, als ob der Durchmesser dieser Canäle in ungleicher Weise an den verschiedenen Stellen wechseln könne, vielleicht durch eine auf einzelne Abschnitte beschränkte Contraction. Im Lumen der Canäle habe ich eine besondere Fidlungsmas.se nicht gefunden; ihre Wand war eine sehr feine, glatte und homogene Membran. Zweifelhaft ist es mir geblieben, ob ausser diesen enganeinanderliegenden Axencanälen noch ein vierter am äusseren Umfange der Längsstämme in gleicher Höhe mit den drei medianwärts gelegenen verläuft. — Die Rindenschicht, welche diese Längsstämme umschliesst , hat in Masse ein dunkles, oft gelbliches Aussehen; sie besteht aus Fasern, welche am oberen und unteren Um- läng des Bauchslranges ein dichtes Geflechl bilden und von denen die einzelnen beträchtlich dicker als die feinen Fibrillen der centralen Stämme sind: in diesem Fasergewirr liegt körnige Masse eingebettet, während ich Kerne oder Zellen darin vermisste. Eine bestimmt ausgesprochene Richtung besitzen die Fasern des Septum, sie steigen von unten gerade aufwärts, lassen sich besonders deutlich in den Nervenknoten bis zum oberen Umfange des Bauchstranges verfolgen und deuten so auch innerhalb der Rindenschicht eine paarige Scheidung an; unterhalb der cen- tralen Stämme weichen diese Fasern des Septum auseinander und ziehen seitwärts gegen die unteren Kanten des Bauchstranges. — In den Nervenknoten wird dies Verhältniss, zumal an der Abgangsstelle des seitlichen Nerven verändert. Der Nerv entspringt von der Unterfläche und in der Mitte des Nervenknotens; seine Fasermasse geht unmittelbar aus der Masse der centralen Stämme hervor; bei dem Durchtritt durch die Rindenschicht nehmen deren Fasern die Richtung des Nerven an. soviel ich aber gesehen habe, dringt keine dieser Fasern in den Nerven hinein, sondern begleiten nur seinen Faserzug wie eine Scheide bis zum Austritt aus dem Nervenknoten. Zugleich ist die Gesammtmasse der Rindenschicht ansehnlich vergrössert , zumal in demjenigen Theile, welcher über den centralen Stämmen liegt. — Ausschliesslich dem Nervenknoten zukom- mend und offenbar von Bedeutung für den austretenden Nerven ist die Laee der Ganglienzellen. Sie finden sich ausschliesslich in der unteren Hälfte des Nervenknotens in einer Schicht, welche zwischen der Rindenmas.se und den centralen Längsstämmen die letzteren bedeckt, dabei aber innerhalb des Septum weiter nach aufwärts reicht als an den lateralen Flächen der Nervenknoten. Der von den Längsstämmen austretende Nerv durchbricht diese Lage von Ganglienzellen, bevor er in die Rindenschicht eindringt. Die einzelnen schwach scheibenförmigen, kreisrunden Ganglien- zellen sind an Grösse nur wenig von einander verschieden; ihr Zellkörper besteh! aus einem kör- nigen Protoplasma mit grossem scheibenförmigen Kern und kleinem kugeligen Kernkörperchen. Sie werden von einer Hülle umschlossen, welche dem Umfang der Zelle eng anliegt; von ihr scheint ein Ausläufer auszugehen , welcher zwischen den benachbarten Ganglienzellen aufwärts verläuft; ob zu den Fasern der Rindenschicht oder den centralen Längsstämmen, konnte ich nicht erkennen, und ebensowenig einen Zusammenhang des Ausläufers mit dem eigentlichen Zellkörper entdecken. Fiiiii. Cili/trrt'ti. Qen. Gtyceia. lit):! Das Neurilemm, welches den Bauchstrang umschliesst, ist eine feine, plauzende Haut, in welcher in geringen Abstanden von einander feine ringförmige Fasern liegen, die nicht das Aus- sehen von Muskelfasern besitzen. Über den Zusammenhang des Neurilemms mit der die Kürpehöhlc umkleidenden Membran, und ob beide vielleicht identischsind, habe ich keine Entscheidung gefunden. Der vom Nervenknoten ausgehende seitliche Nerv besteht aus sehr feinen Fasern, welche in den centralen Längsstämmen wurzeln, und aus einer Hülle, welche eine Fortsetzung vom Neu- rilemm des Bauchstranges ist. Da der Nerv in seinem Laufe an Breite abnimmt, so ist es wahr- scheinlich, dass er einzelne Zweige vielleicht zur Musculalur des Körpers abgiebt. Es ist mir nicht gelungen, die volle Endausbreitung dieses Nerven zu erkennen; jedenfalls endigt ein Theil seiner Fasern im Innern des Rückencirras ; ob auch der Bauchcirrus eine Nervenendigung besitzt, ist mir zweifelhaft geblieben. — Der Bückencirrus erscheint bei den lebenden Thieren deutlich zweigliedrig . aus seinem an der Basis verdickten Wurzelgliede tritt ein etwas kolbiges knopfför- iniges Endstück hervor, so zwar, dass dies letztere bald mehr oder weniger weit in das Wurzel- glied wie in eine Scheide eingezogen werden kann (Taf.XXIV. Fig;35). Bei den inWeingeist aufbewahr- ten Thieren ist die Form des ganzen Bückencirrus meist dadurch umgestaltet, dass das Wurzelglied aufs Äussersle zurückgezogen und das Endglied übermässig entblösst ist. Dieses Endglied wird von dem Endslücke des Nerven erfüllt, der frei durch die Axe des Wurzelgliedes läuft. Die Chitin- liaul des Endknopfes ist beträchtlich verfeinert, und ihre Oberfläche war bei den Thieren. welche ich lebend untersuchte, mit kurzen starren Härchen weitläufig und unregelinJissig besetzt. Unter der Chitincuticula fehlen die von mir als drüsige Elemente bezeichneten Kerne nicht. Das Innere des Knopfes ist von dem Fasergewebe erfüllt , welches an den meisten Stellen die Dicke der Körper- wand verstärkt; zwischen ihm treten in ähnliche) Weise, wie ich es aus den Girren von Nereis beschrieben habe, die Fasern des Nerven an die Chitincuticula; dass dabei die einzelnen Härchen auf der Oberfläche einen besonderen Endapparat darstellen, habe ich nicht gesehen. Die Sehenkel des Scblundringes und die von ihnen sich abzweigenden Wurzeln des Btisselnervensystemes bestehen nur aus feinsten längslaufenden Fibrillen, welche von einer Fort- setzung des Neurilemms des Bauchstranges umschlossen sind. Die Anschwellung welche an dem vorderen Stücke der Schlundringschenkel nahe vor deren Eintritt in das Hirn liegt, wird von einer Anhäufung von Ganglienzellen gebildet, welche so an dem medialen Umfange eines jeden dieser Schenkel gelagert ist, dass seine Fasermasse daran vorbeizieht. Es entspricht diese Anschwel- lung völlig jener von welcher bei Nereis und Nep/tl/njs die Nerven der Fühlereirren entspringen; hier habe ich keinen Nervenursprung getrolfen. Das Hirn (Taf. XXIV. Fig. 23.24. 26) besteht aus dem eigentlich nervösen Kern, welcher von den Wurzeln aller hinantretenden Nervenfäden und von Ganglienzellen gebildet wird, und damit den centralen Stämmen des Bauchstranges entspricht, und aus einer ungleich vertheilten Rindenschicht, von welcher es mir zweifelhaft ist, ob sie der ebenso bezeichneten l-'asermasse des Bauchstranges entspricht. Sie wird vom Neurilemm des Hirns bedeckt. Die Bindenschicht besitzt Ehlers, Borgten würmer. 88 C>9i Onin 1. Nereiden. eine gelbliche Färbung und ist seihst in dünnen Schichten und nach Ihirchtränkung mit Glycerin wenig durchsichtig. Soviel ich gesehen habe, besteht sie wesentlich aus einer feinkörnigen Masse. Sie bedeckt die ganze Oberflache des Hirns, ihre grösste Mächtigkeit erreicht sie auf der Unter- flache der hinteren Hälfte, wo sie einen queren Balken bildet , der ziemlich weit in die Hirnmasse hinein vorspringt ; demnächst sind es die gerundet vorspringenden Vorderflachen und besonders deren untere Rander. wo diese Masse starker als an den übrigen Stellen aufgelagert ist. nie geringste Dicke besitzt diese Schicht neben den Ein- und Auszustellen der Nerven und ausser- dem auf der Unterfläche des Hirns, vor dem erwähnten queren Balken, wo die centrale Hirn- masse mit zwei kreisförmigen Stellen hell durchschimmert. Im Allgemeinen isl sonst die Dicke der Rindenschicht auf der oberen Flache des Hirns schwächer als auf der unteren; die auf der Vorderfläche sitzenden kugeligen Vorspränge, aus welchen die Fühlernerven hervorgehen, sind von einer gleichmässig dicken Schicht überzogen. — In der von dieser Rindenschicht gedeckten centra- len Masse des Hirnes bilden die ein- und austretenden Nervenfasern den innersten Kern, welcher von Ganglienzellen zum grössten Theil gedeckt wird. Die von den Schlundcommissuren stammenden Fa- sern bilden eine gemeinsame, die ganze Breite des Hirnes durchsetzende Platte, welche der unteren Hirnfläche näher als der oberen liegt. Über ihr und zum Theil von ihr ausgehend, sammeln sich im Inneren des Hirnes, convergirend gegen die Seitenränder. Fasern, welche zu einem cylindri- scheri Strange zusammentretend die Schicht der Ganglienzellen durchbrechen und als Palpen- nerven austreten. Die den Fühlernerven zukommenden Fasern sieht man in der vorderen Hälfte des Hirns als zwei weit von einander getrennte, höher als die Fasern der Palpennerven und Schlundringschenkel liegende Stränge zu den Austriltsslellen dieser Nerven ziehen; auf senk- rechten Dickendurchschnitten der hinteren Hirnhälfte sehe ich die kreisförmigen Querschnitte zweier in der Medianlinie sich berührenden Faserstränge, welche unmittelbar unter der Rinden- schicht von Ganglienzellen nicht gedeckt liegen; der Durchmesser dieser Strände stimmt mit dem der austretenden Fühlernerven überein. so dass ich hier die Anfänge dieser Nervenwurzeln zu haben glaube; dann würden die Fühlernerven in der hinteren Hirnhälfte unmittelbar nebenein- ander verlaufen, in der vorderen aber gegen die Austritlsstellen hin divergiren. — Die Ganglien- zellen auf der Oberfläche der Fasermasse bilden je zwei grosse Polster auf der öfteren und unteren llirnlläche. welche in der Medianlinie durch einen grösseren oder kleineren Zwischenraum von einander getrennt bleiben; auf den Seitenflächen des Hirns abwärts und aufwärts so weit reichen, bis sie zusanunenstossen. Sie werden in ausgedehnter Weise durch die aus dem Faserkerne des Hirnes heraustretenden Nervenstämme durchbrochen und ihre Zellen bekleiden dann ringsum die von der Hirnoberfläche abtretenden Nerven, ohne sie auf dem weiteren Verlaufe zu begleiten. I>ie Zellen selbst zeigen wesentliche Unterschiede nicht nur in der Grösse, sondern auch in der Form. Ein durchaus gleichmässiges Ansehen und gleiche Grösse besitzen die Ganglienzellen auf der oberen Hirnfläehe; sie erscheinen gegenüber denen der unteren Fläche von mittlerer Grösse, kreisförmig, bestehen aus dem Protoplasma, dem Kern und Kernkörper und werden von einer Farn, (ih/ccrcii. Gen. Gh/cera. 095 Hülle umgehen, welche wohl niehl als Zellmembran aufzufassen ist. Auf der unteren Hirnflache bilde! die Anhäufung der Ganglienzellen jene beiden Polster, welche durch die bis auf die Faser- inasse einschneidende Furche \<>n einander gelrennt sind. In jedem dieser Polster liegen ungleiche Zellen. Die höchste Wölbung des Polsters deckt neben der medianen Furche die grössten, einzeln liegenden Ganglienzellen, wahrend lateralwarts von diesen schwach birnförmige, um mehr als die Hallte kleinere Ganglienzellen sich traubenförmig gruppiren. Die grossen Ganglienzellen waren völlig kreisrund, der Zellkörper mit Kern und Kernkörpercheu war \on einer scheinbar aus Fasern bestehenden starken Hülle umgeben, welche der Oberfläche der Zelle jedoch nicht unmittelbar auflas, sondern ringsum von ihr durch einen ansehnlichen Abstand getrennt war. Ein ähnliches Verhallen zeigen die kleineren laleralwärls von diesen gelegenen Zellen ; der Zellkörper mit Kern und Kernkörper liegt ringsum frei in einer häutigen Umhüllung, diese ist aber an ihrem aufwärts sehenden Umfange spitz ausgezogen und erhält dadurch ein birn förmiges Aussehen, welches nicht so sehr den eigentlichen Zellkörper als diese Umhüllungshaut trifft. Diese zahlreichen Zellen sind dicht aneinander gedrängt und wenden ihre Zuspitzung zum Theil convergirend aufwärts gegen die Fasermasse, dadurch entsteht das Bild einer Traube, welche von den kurzgestielten Zellen zusammengesetzt wird. Ich halte diese Zellen, wie die erwähnten der Nervenknoten, für unipolar, kann aber nicht angeben, wohin die von der birnförmigen Zuspitzung etwa ausgehenden Fasern sich wenden; der Lage und Richtung nach sollte man vermulhen, dass sie den Fasern der Schtund- commissuren sich beimischten. Erwähnen will ich noch, dass ich über den stark vorspringenden Anhäufungen, welche diese Ganglienzellen bilden, das Neurilemm des Hirns nicht habe eng aul- liegen sehen, sondern stets in einem geringen Abslande davon entfernt, so dass ein von Fasern und Zellen nicht erfüllter Raum zwischen ihnen und der Hirnoberflache lag; ich sah dies Ver- halten auf senkrechten Durchschnittsflächen und vermag nicht zu entscheiden, wie weil die Er- härtung des Hirnes oder das durchdringende Messer an dieser Höhlenbildung möglicherweise betheiligt ist. Das Neurilemm des Hirns ist eine feine straffe Haut, an welche sich auf der unteren Hirn- lläche eine dünne Platte von Muskelfasern legt. Die Palpennerven zeigen ein den Nerven der Rüekencirren ganz ähnliches Verhallen, insofern sie durch ein . bei anderen Arten durch zwei retractile Wurzelglieder in ein knopfför- miges Endglied treten, dieses ausfüllen und zwischen dem Fasergewebe an der Haut enden; auf der Palpenoberfläche habe ich solche Härchen, wie sie die Rüekencirren besitzen, nicht gesehen. Da , wo der Faserstamm dieser Nerven in die Palpen eintritt , liegt an ihm unter der Haut ein Haufen von Ganglienzellen. Die Fühlernerven treten als ein ringsum begrenzter Faserstrang durch die vorderen kuge- ligen Hirnfortsätze, und aus deren vorderem Umfange als einfacher Stamm hervor. Diese kuge- ligen, die austretenden Fühlernerven umgebenden Körper werden bei Goniada durch eine Anhäu- fung von Ganglienzellen vertrelen, die an diesem Orte bei Glycera in gleicher Weise zu erkennen 88* {\\){\ Oriln I. Nereiden. mir nicht gelang. Sie verlaufen nun in den Hälften des kegelförmigen Kopflappentheiles rings umsehen von einer ansehnlichen Menge des Fasergewebes , welches unter der Chitincuticula die Dicke der Wand ausmacht ; von ihrem lateralen Umfange gehen sie in jedem Ringe des Kopf- lappens je einen Ast seitwärts an die Wand des Kopf lappens, die Ahgangsstelle dieser Neben- zweige ist durch eine Anhäufung von Ganglienzellen bezeichnet, in seinem Verlauf wird dieser Zweig von einer Schicht von Fasergewebe umhüllt; eine besondere Endigungsweise habe ich nicht erkannt, doch ist hervorzuheben, dass be\Gl. tesselata die Ringe des Kopflappens am seitlichen Umfange gerade dort ein Büschel dicht stehender feiner Haare tragen, wo dieEndigungsstelle dieser Nervenzweige liegen würden. Der Stamm des Fühlernerven verliert mit Abgabe dieser Seiten- zweige allmälig an Dicke und ist in der Spitze des Kopflappens beträchtlich verdünnt; seine Endi- gungen treten in je einen dorsalen und ventralen Fühler, welche hier auf der Kopflappenspitze als ein Paar zusammengehören. Bei einer lebenden Gl. tesselata (Gr.) sah ich auf der oberen Hirnfläche zwei bräunliche Augenflecke (Taf. XXIV. Fig. 2), die dem Anscheine nach aus Pigmenlkörnern bestanden, welche in der Hirnrinde eingelagert waren. Im Rüsseln er ven Systeme bestehen die längslaufenden Nerven und die beiden Ringe ausschliesslich aus sehr feinen, von einem Neurilemm zusammengefassten Nervenfasern; an den Knoten puneten der längslaufenden Fasern mit dem ersten Ringe vermischen sich die Fasern beider untereinander und soviel ich gesehen habe, gehen von den Längsnerven keineFasern in unmittel- barer Fortsetzung durch den ersten Ring hinüber, in den zweiten, sondern die Fasern der Verbin- dungsfäden beider Ringe wurzeln jederseits in diesen. Die Nervenfäden . welche in die häutigen Lappen eintreten, werden gleich nach ihrem Ursprünge durch eingeschobene Ganglienzellen aus- einander gedrängt: die Ganglienzellen zwischen den Blättern dieser Haütlappen liegen in einfacher Schicht und sind ringsum von Faserzügen umgeben , so dass sie gleichsam in den Maschen eines solchen Netzes von Faserbündeln liegen; ob aber diese Maschen bildenden Faserzüge sämmtlich nervöser Natur sind, ist mir sehr zweifelhaft; vielmehr glaube ich, dass die grössere Menge dieses Fasergewebes identisch mit demjenigen ist, welches unter der Chitincuticula der Rüsselröhre die Hülle der längslaufenden Nerven bildet. Das Nervensystem von Glycera ist zuerst von Quatrefages in zwei Arbeilen berücksichtigt In (Ipmi ersten Aufsatze 'i ist eine nicht ganz zutreffende Darstellung Her Schlundringschenkel und des Hirnes gegeben ', sowie hier vom Hirn ausgehende Wurzeln des RUsselhcrvciisyslemes dargestellt sind, die in der späteren Arbeit nicht wieder erwähnt weiden. Diese Dringt, eine Diu Stellung des Rüsselnervensv Siemes \eu Gl. albicans Q.), die in den Hauptsachen mit meinen Beobachtungen zusammenfällt darin aber ahweicbl, dass die IS l.angsncrven der Rilsselnihre nicht unmittelbar voll dem Schenkel des Schliindrinues , sondern von einem den Anfangstheil der Rüsselröhre umfassenden Nervenringe kommen, der mit jedem Schlund- I) Quatrkfages , Xnnales des sciences natur. Ser. :i. Zool. T. -'. I 8 i 4 . pg. 96. PI. I. Fig. 3. 5 QuATnEFAr.Es , Annales ries sciences nalur. Ser. 3. Zeel. T. It. 1850. pg. 358.359. PI. 9. Fig. 4. Farn. Glycerea. Gen. Glycera. G',)7 ritigschenkel durch i Fäden in Verbindung sieht : dass fernei' die Anhäufung der Ganglienzellen in den häutigen Lappen und die den Kieler umfassenden Abschnitte in dem zweiten der Endringe nicht berück- sichtigt sind. Hervorzuheben ist aus dieser Arbeit ferner, dass die Nervenknoten im Baiichstrange der Gl. fallcix (Q.) zweilappig, nur durch eine kleine mediane Brücke verbunden sein sollen. — Keferstein1) be- schreibt spater als Quatrefagbs das Hirn der Gl. lapidum (Q.) [capitata Kef.1 und erwähnt die Anschwel- lungen, welche die austretenden Fühlernerven umgeben; diese letzteren sind, wie bei Qiatrefages, ohne Berücksichtigung der seitlich abgehenden Zweige beschrieben ; dann wird von ihm das Verhalten des Nerven in den Palpen besprochen und angegeben, dass in dem Endknopfe die Nervenfasern in stabc neuartigen Korpeichen an der äusseren Haut enden sollen. Kefeustein giebt ferner an, dass die Oberfläche desBauch- cirrus von Gl. lapidum mit steilen Borsten besetzt sei. wodurch derselbe dem Rückencinrus ähnlich wird, so dass man hier eine Nervenausbreitung erwarten darf. Die Arlon der Galtung Glycera sind gel rennten Geschlechts. An drei weiblichen Thieren i\er Gl. capitata (Örd.) beobachtete ich einen eigentümlichen Eintluss, den die grosse Anhäufuni; von Eiern auf den Körper des Tltieres ausübt. Die Leibeshöhle war aufs iiusserste von Eiern gefüllt, welche theils in grösseren Paketen zusammen, theils locker, aber auf's dichteste neben einander lagen. Dazwischen fanden sich kürzere oder längere slrangarlige Gebilde von schwarzer Färbung, die aus einem feinkörnigen scheinbar im Zerfall begriffenen Gewebe bestanden. — Diese Massen haften offenbar einen nicht unbeträchtlichen Druck auf die Wandung des Körpers und Darmes ausgeübt und dadurch in der Musculatur dieser Theile eine Atrophie hervorgerufen, durch welche diese in auffallendstem Grade verringert war. Die longitttdinalen Muskelbänder der Körperwand waren zu feinen Platten verschmächtigt, welche leicht zu bandartigen Strängen aus- einanderfielen: die Körperwand war in Folge dessen ringsum gleichmassig dünn, und fast durchsichtig; der Bauchstrang des Nervensystemes, welcher sonst bei der Ansicht von der inneren Fläche her verdeckt ist, lag offen vor. Noch beträchtlicher war der Eintluss auf die Wand des Darmrohres ; dieses war zu einem feinen , äusserst leicht zerreissbaren Strange zusammen- geschrumpft, welcher wie eine Längsaxe durch die Eiermassen lief. Die Musculatur des Rüssels, und am auffallendsten die so starke Wandung des Kieferlrägers und der Kieferwülste war völlig dünn- häutig geworden und nach aussen schienen als eine schwarze Concretion die Kiefer durch, welche ganz eng ineinander geschoben waren. Der ganze Zustand des Darmrohres deutete darauf hin, dass während dieser Zeil der höchsten geschleehllichen Entwickclung die Nahrungsaufnahme unterbrochen sei. In diesem Falle erleidet also das Thier in seinem ganzen Körper die Vorgänge, welche bei den Svllideen nur in den hinteren selbständig werdenden Segmenten erfolsen oder bei den epitoken Ner-eis- Arten die Umgestaltung des Körpers hervorrufen; die Anhäufung der Eiermassen wirkl aber bei Glycera atrophisch, während sie in jenen Fällen zu Neubildungen an- regt. — Die Thiere, in welchen diese Veränderungen entstanden waren, boten zugleich Gelegen- heit . , die Bildungsstätten der Eier kennen zu lernen. An den Muskelbändern, welche die Be- wegungen der Stütznadel ausführen, sassen in dem einen dieser Thiere kleine weisse birnför- \) Keferstein, Untersuchungen. Zeitschi'. 1. wissensch. Zoolog. Bd. XII, 1 H 02. pg, 100. 106. Taf.IX. Fig. 17. (9. 20. £98 Ördo 1. Nmeidea. miuc Körper, welche zu einem Träubchen sich grupphten, dadurch daiss sie mit ihren dünnen Stielen unmittelbar neben einander oder auch von einem gemeinsamen Stiele entsprangen Tal. XXIV. Fig. ?() . Die Zahl der zu einer solchen Traube vereinigten birn förmigen Körper war sehr wechselnd, ich fand als höchste Zahl S. Au dem einzelnen Körper Tat. XXIV. Fig. 21) erscheint das Stielende, mit welchem er aufsitzt, haularlig. das verdickte Endstück dagegen weiss opak.; es wird von zwei hantigen, wie Hörner geformten, spitz auslaufenden Lappen überragt, zwischen deren Ursprüngen am Körper eine weile und tiefe Einziehung liegt, die etwa wie die Mündung eines Füllhornes gestaltet ist. Zwei differente, aber wohl im genetischen Verhallniss zu einander stehende Theile setzen den Körper zusammen; eine hautartige .Membran, welche die Fortsetzung der zunächst die Muskeln tiberziehenden und dann die übrige Körperhöhle ausklei- denden Haut ist, und eine auf dieser ruhende, dem Körper das weisse opake Aussehen \ei- leihende zellige Masse: der Keini Wulst. Die Membran, welche die Grundlage des Ganzen bildet, besitzt eine Zeichnung von feinen längslaufenden Linien , welche nicht von selbständigen Fasern, sondern von feinen Verdickungen oder Falten herzurühren scheint; dazwischen liegen parallel mit der Richtung dieser Linien langgezogene spindelförmige Zellen, welche etwa dreimal länger als breit sind, und in ihrer hellen durchscheinenden Substanz einzelne stark lichtbrechendc Körner besitzen. — Der Keimwulsl ist eine langgezogene cyhndrische, seltener am freien Ende kolbig ver- dickte Masse, welche auf der einen Fläche der Membran liegt, von welcher er nur ein kurzes Stück des slielförimgen Wurzeltheiles und die beiden hornartigen Ausläufer nicht bedeckt. Der Wulst ist selten gerade gestreckt , meist bogenförmig gekrümmt , und in diesem Falle ragt sein freies Ende zwischen die beiden Hörner hinein. Ei- besieht zum grössten Theile aus kleinen Zellen, welche bald leicht zu erkennen sind, bald in einer dunklen körnigen Masse versteckt liefen. Von dieser Grundsubstanz sondern sich meist schichlcnförmig ausgehreitet an dem freien Ende des Keimwulstes und längs der Membran, auf welcher er ruht, Zellen, deren verschiedene im Allgemeinen aber gleichmässig zunehmende Grösse zeigt, dass es sich um eine Entwieklungs- reihc handelt, deren Endpunct das fertige Ei ist; und wenn in den kleineren Zellen nur ein ein- facher Kern zu liegen scheint, so zeigen die grösseren in grobkörniger Dottermasse ein deutliches, äusserst feinkörniges Keimbläschen und einen stark glänzenden Keimfleck. Solche junge Eier, welche alle diese Theile bereits besitzen, liegen meistens in grösserer Zahl, durch kleine Abstände von einander geschieden, auf der Fläche der Membran; Eier dagegen, deren Grösse anzeigt, dass sie der vollen Reife nahe stehen, habe ich immer nur einzeln gefunden, sie liegen dann in der erwähnten taschenförmigen Einziehung, gleichsam im Grunde zwischen den beiden Hörnern, und über die eine Hälfte ihres Umfangs krümmt sich, das Ei umfassend, der dann stark gebogene Keimwulst. Aul die freie über die Membran sich erhebende Oberfläche des Keimwulstes geht von dieser eine sehr feine Fortsetzung über, deren Beschaffenheit ich wegen des unmittelbar an- liegenden Wulstes nicht genauer erkennen konnte. Dieser Übergang der Membran auf den Wulst wird am leichtesten durch die veränderte Richtung der spindelförmigen Zellen kenntlich, Funi. Gh/crrcn. Gen. Qlycern 099 diese aber liegen hier enger anein;uuler und .sind, je weiter sie auf den Händern des Wulsles zu beachten waren, weniger gestreckt und starker glänzend: auf der Höhe dos Wulstes fehlte diese Zellenform ganz. Es ist mir nach diesen Bildern wahrscheinlich , dass die erste Entwicklung des Keimwulstes ihren Ausgangspunot von den gehäuften spindelförmigen Zellen der Membran nimmt, die als eine Duplicatur vorgelrieben wird; dass in ihr der Wulst sich nur nach der einen Flache hin enlwickell und diesen Theil der Membran dabei aufs äusserst« ausdehnt; und dass nun die aus der Zellenmasse des Keimwulstes hervorwuehornden Eier auf dieser feinen Membran sich in gleichmassiger Schicht ausbreiten, und wenn sie im fortgesetzten Wachsthum einzeln ihre Grösse erreicht haben, die Membran sprengen und in die Körperhöhle lallen. Auf welche Weise dabei die hörnerartigen Zipfel entstehen, kann ich nicht angeben; möglicherweise dadurch. daSs der auf den Muskelbandern der Stiilznadel ompoi wuchernde Keimwulst durch sie mit der gemein- samen Membran so lange in Verbindung blieb, bis diese durch die gesteigerte Ausdehnung des Wulstes unterbrochen wurde und diese Zipfel durch einen Riss entstanden, indem sich das dicken1 Ende des Keimwulsles frei in die Leibeshöhle hinein erhob. — Ich füge diesen Angaben einige Messungen hinzu: ein mittelgrosser Eierstockschlauch von 0.240 """ ganzer Lange hatte ander breitesten Stelle des freien Endes 0.002""" im Durchmesser: in einem anderen Schlauche von 0,296.™™ ganzer Lange waren die sehr entwickelten hornartigen Zipfel 0,l.'Hi""" lang und vor der Endzuspilzung 0,0 I I""" breit; die Dicke des ziemlich gleichförmigen Keimwulstes betrug 0,0703""" : die kleinsten Zellen in ihm hatten 0,0074""" Durchmesser : die kleinsten Eier waren 0,0148""" gross mit einem Keimbläschen von 0,0074""" Durchmesser: das grösste Ei, welches ich im Ova- rium sah, halle 0.0962""" im Durchmesser, das Keimbläschen 0.0407""", derKeimfleck 0,0148""". Die spindelförmigen Zellen der Membran waren 0,011""" lang und 0,00.57 """ breit. Neben diesen traubenförmigen Eierschlauchen findet sich eine einfachere Form, welche in dem Thiere, das die traubenförmigen Ovarien auf den Muskelbandern deiAciculac trug, seilen vor- kam, häufig dagegen in anderen, welchedann die erste Form nicht besassen. Hier lagen auf der Ober- fläche der ventralen und dorsalen Längsmuskelbänder weisse, gleichmässig dicke Fäden ihrer ganzen Länge nach befestigt, bald gestreckt oder wenig geschlängelt, bald auch dichter verknäuelt : oder es ragten ähnliche weisse Fäden, nur an einem Ende befestigt, von der genannten Oberfläche frei in die Leibeshöhle hinein, theils einfach, theils auch schlingenförmig geknickt, mit einem gegen den Anheftungspunct zurücklaufenden Ende (Tat XXIV. Fig. 19). Diese Fäden, die man leicht mit Unbewaffnetem Auge erkennt, sind cylindrische Schläuche, welche von einer körnigen Masse oder von kleinen Zellen erfüllt sind, während auf der Oberfläche grössere liegen, die mit allen Eigenschaften junger Eier ausgestaltet sind. Sie stehen mit der gemeinsamen, die Körperhöhle auskleidenden Membran in solcher Verbindung, dass ihre Wand als eine unmittelbare Forlsetzung derselben anzusehen isl ; und ich halte sie für die gleichen Bildungen wie die Keimwülsle in den traubigen Eierschläuchen. Der Boden, auf welchem sie stehen, zeigt häufig in der Umgebung ihrer AnheftuJiBSStellen ein verändertes Aussehen; bisweilen liegl unler der gemeinsamen Mem- 700 Ördfi I. Nefeidea. fofan eine Lage zcllähnlichei Körper oder Kerne, welche rliucli eine Zellwucherung erzeugt zu sein scheinen ; in anderen Fallen finden sich hier stark lichtbrechende . unregelmässige , geformte Gebilde gehäuft, welche sich als zusammengefallene Membranen ausweisen und die ich für die entleerten, in der Rückbildung begriffenen Keimschlauche ansehe. — Die einfachste Form, unter welcher die Bildung der Eier erfolgt, ist die allerdings nur selten gesehene, dass unter der ge<- meinsamen Membran an einer wenig vorgetriebenen Stelle ein oder zwei weisse Körperchen lagen, die sich als fast reife Eier auswiesen, und in deren Umgebung mehr oder weniger deut- liche Zellen die jüngeren Stadien einer Eientwicklung darstellten. -- Alle diese Vorgänge lassen sich unter dem einen Gesichtspuncl zusammenfassen, dass von den Zellen, welche in der die KörpMiöhle bekleidenden Membran liegen, eine Wucherung ausgeht, welche je nach der Aus- dehnung, die sie erreicht, kleinere oder grössere Vortreibungen erzeugt und so bis zur Bildung von Keimwülslen führt, deren Form, je nach dem Orte ihres Vorkommens und ihrer Ausdeh- nung, mannigfach wechselt. — Die frei in der Leibeshöhle liegenden gereiften Eiei waren kugelig oder durch das Zusammenpressen gegen einander abgeplattet : ihn1 Dottermasse bestand aus fell- arligen Körnern: das Keimbläschen war stets sehr scharf gegen den Dotter abgegrenzt, von einer maltglänzenden , äusserst feinkörnigen Substanz gebildet; der stark lichtbrechende Keimfleck schien bisweilen eine Höhlung zu besitzen: eine homogene glänzende Eihaut umschloss die Dotler- kugel: die durchschnittliche Grösse dieser Eier betrug 0,125""", dabei hatte das Keimbläschen 0,0oT>""". der Keimfleck 0,014""" im Durchmesser. — Über die Form der männlichen keimbereitenden Organe habe ich keinen sicheren Auf- schluss erhalten. In einem Thiere der Gl.'dibränchiata, deren Leibesflüssigkeit nur die dieser gehörigen Körper besass , lag auf der Bauchfläche, nahe vor dem Eingange in die Ruderhöhlung, je ein im allgemeinen kugeliges oder auch schwach hirnförmiges Körperchen; welches auf der die Körperhöhle auskleidenden Membran befestigt war; der Durchmesser desselben betrug U.2S""". Nach aussen war diese Kugel von einer feinen Haut umschlossen, welche es an jene Membran anheftete und die offenbar eine Fortsetzung derselben war. Im Innern lagen in feinkörniger Sub- stanz eingebettet, kleine Zellen fast immer zu grösseren oder kleineren Haufen zusammengruppirl. bisweilen selbst mit dem Anscheine als seien derartige Gruppen selbständig und von einander getrennt und nur durch die gemeinsame äussere Hülle vereinigt. Die kleinen Zellen , deren Durchmesser ich auf 0,004'"'" schätzte, besassen ein körniges Protoplasma und darin einen kleinen, schwer wahrnehmbaren Kern; ob auch eine Zellmembran, konnte ich nicht erkennen. — Diese Gebilde sind vielleicht Hodenschläuche, die sich in ähnlicher Weise wie die Ovarien entwickeln: es ist, mir dies wahrscheinlicher, als die Annahme . dass es die ersten Entwicklungsformen von Eischläuchen seien, die in dieser Art unter etwas anderer Form auftreten könnten. Für den Be- weis fehlt mir der Nachweis von sich entwickelnden Spermatozoiden. — In Neapel beobachtete ich in der Leibeshöhle einer Gl. fbllicnlosa neben den Körperchen der Leibesflüssigkeit frei trei- bende Haufen kugeliger Zellen, welche einen Kern und in manchen Fällen einen feinkörnigen sehr Farn. Gh/crrrn Gm. Cli/rrra. 701 bewegliehen Inhalt besasson ; ich war damals geneigt, diese Zellen für die Entwicklungszeiten der Samenfaden anzusehen. Die Segm ental orga ne, welche mir bei der Untersuchung lebender Thiere entgangen waren, Hessen sich an den in Weingeist aufbewahrten Thioren leicht freilegen und aus der Kör- perhöhlo herausnehmen. Das einzelne Organ (Taf. XXIV. Fig. 22) besteht aus einem Körper und einem Ausführungsgange , ähnlich demjenigen von Nords. Der Körper ist ein von vorn nach hinten plattgedrücktes, fast blattartiges Gebilde von birnförmigem Umriss, in seiner gegen die Körperwand gerichteten Hälfte schmaler, als in der frei in die Leibeshöhle hineinragenden, welche kolbenförmig verdickt ist. Ob im Innern des Organes eine einfache Höhlung oder das Lumen eines mehrfach gewundenen Cnnales sich findet, muss ich unentschieden lassen. Auf der nach vorn in die Segmenthöhle sehenden Flache der lateralen verschmälerten Hälfte steht eine langgezogene spaltförmige Eingangsöffnung, von einem schmalen Wulste umsäumt. Auf der hin- teren Flüche entspringt etwa in der halben Lange des Organes und unmittelbar unler seiner oberen Kante der Ausführunesgang ; anfangs etwas gewunden, dann fast «erade gestreckt oder knieförmig gebogen, erhebt er sich über den Körper des Segmentalorganes, wird cylindrisch und verlauft auf- und lateralwärts zur Leibeswand. Seine äussere Mündung liegt in der Segmenf- grenze, etwa auf der halben Körperhöhe und ist hier bei grossen Thieren als eine kleine, punct- förmige Öffnung mit der Loupe zu finden. An einem Segmenlalorgan, dessen Lange 0,594 ™m betrug, war das kolbig verdickte Ende 0,286""", der Ausführungsgang 0.0K1 Im" breit. Körper und Ausführungsgang sind histologisch verschieden. Die Wand des Körpers besitzt in dem ver- dickten Theile ein Aussehen, als sei sie aus kleinen länglichen Zellen zusammengesetzt, während sie im vorderen Theile aus feinen verfilzten Fasern gebildet zu sein scheint; der Wulst, welcher die Eingangsöffnung umgiebt, tragt eine Zeichnung, als ob hier eine Lage grösserer cylindri- scher Zellen die Eingangsöffnung umgebe. Der Ursprung des Ausführungsganges unterscheidet sich durch eine oberflächlich liegende Schicht feiner, scharf contourirler und glänzender Fasern sehr auffällig von dem Gewebe, welches den Körper des Segmentalorganes bildet. Diese Fasern setzen sich auf den übrigen Theil des Ausführungsganges fort und umgeben diesen ringförmig : doch verliert sich das charakteristische Aussehen allmälig gegen die Mündung des Ausführungs- ganges hin, wie es scheint dadurch, dass die Dicke dieser Faserschicht mehr und mehr abnimmt. Ihrem Aussehen nach bezeichne ich diese Fasern als Muskelfasern, welche allerdings schmäler als die Fasern in der Wandmusculatur des Körpers und auch wohl als diejenigen sind, welche dem Verdanungslractus angehören. Die Dicke der Wand des Ausführungsganges wird von einem Ge- webegebildet, welches mit dem des Körpers übereinstimmt. Weder am Segmentalorgan, noch am Ausführungsgange desselben habe ich auf der Oberfläche eine Membran gesehen, welche als Fortsetzung der die übrige Körperhöhle bekleidenden Haut zu hetrachlen wäre, und bezweifle daher, dass sich diese Auskleidung auf das Segmenlalorgan erstreckt. Wenn ich an keiner Stelle Cilien gefunden habe, so dürfte das dem Umstände zuzuschreiben sein, dass ich das Organ nur Ehlers, BnrBtenwürnter. 89 702 Onlo 1. Nereiden. nach der längeren Einwirkung von Weingeist untersucht habe. Die Segmentalorgane finden sich in allen Segmenten des mittleren Körpertheiles, fehlen dagegen vielleicht in den vorderen und hinteren. Das einzelne Organ liegt unter dem frei in die Leibeshöhle vorspringenden Randlheile der dorsalen Muskelhander versteckt . so dass man in dem von oben geöffneten Wunnkörper eine Ansicht desselben erst dann erhalt, wenn man diese Musculalur abtragt; möglicherweise ist diese versteckte Lage auch ein Hinderniss. das Organ in dem lebenden, durch Druck abgeplatte- ten und durchsichtig gemachten Körper zu erkennen. Seine Lage innerhall) des einzelnen Segmentes ist so, dass es im vorderen Ringe desselhen hart an der in die Segmenthöhle hineinsehenden Flache desDissepimentes liegt, ohne mit dieser weiter verwachsen zu sein als da, wodasDissepiment in die die Muskelbänder bekleidende Haut übergeht. Hier ist das schmale Ende des Körpers angeheftet, wahrend der Ausführungsgang, meist dem Dissepimenle anliegend, etwas weiter nach aufwärts läuft und etwa in der Höhe des oberen Randes des Dissepimenles mit seinem Endtheile durch die wenig auseinandervveichenden Ringfasein der Wandmusculatur tritt und mit der äusseren Mün- dung die Leibeswand durchbricht. Der Körper des Segmentalorganes liegt also zum bei weilen grössten Theile frei in der Leibeshöhle, ist dabei in normaler Haltung so gestellt, dass er die eine scharfe Kante aufwärts, die andere abwärts wendet und mit seinem verdickten Ende etwa bis auf die halbe Länge des in der Segmenthöhlung liegenden Borstenbündels reicht. — In den oben erwähnten Weibchen, deren Leibeshöhle von Eiern dicht gedrängt erfüllt war, fand ich keine so geformten Segmentalorgane, wohl aber in jedem Segmente zwei compactere Eiermassen, welche möglicher Weise im Inneren eines durch sie ganz ausgedehnten Segmentalorganes lagen. — Er- wähnt mag noch werden, dass im Inneren einzelner Segmentalorgane, welche ich aus derLeibes- höhle herausgelöst hatte . Zellen lagen , welche sich in nichts von den Körperchen der Leihes- flüssigkeit unterschieden; es spräche das für meine Ansicht, dass das nicht geschlechtlich thätige Organ eine Verbindung der Leibesflüssigkeit mit dem Seewasser, in welchem das Thier lebt, ver- mitteln könnte. Die zahlreichen Exemplare dieser Art, welche mir aus dem Museum zu Cambridge (Mass.) vorliegen, waren in der Massachusels-Bay und an New-Jersey gesammelt. Glycerea polygnatha. <. ouiada (Audoun et M. Edwards). An do hin et Milne Edwards, Classification. Annales des sciences naturelles. T. XXIX. 1 833. pg. 266. Glycinde Fr. Miller, Einiges über die Annelidenfauna der Insel St. Calha- rina. Archiv f. Naturgesch. Jhrg. 24. 1858. I. pg. 214. Farn. Glycerea. Gen. Goniada. 703 Goniada, Lavhur is , Epieasle. Leonnatus Kinberg, Annulala nova. divers. af k. Vet. Akad. Forh. Arg, 22. 1805. No. 4. pg. 2*6. 247. Eone Malmgren. Nordiska Hals Annulater. Öfvers. af k. Vet. Akad. Förli. 1 865. No. 5. pg. 409. Kopflappen kegelförmig geringelt, mit 4 an der Spitze stehenden Fühlern; Segmente auf dein Medianfelde der Bauch- und Hüekenlläehe quer getheill. Huder im vorderen Korpcrabsehnittc einästig, mit zusammengesetzten Horsten, im hinteren sehr viel grösser mit zwei getrennten Asien, mit einfachen und zusammengesetzten Borsten; Rückencirren mehr oder minder stark Blattförmig; Bussel cylindrisch, mit zwei mehr/.ähnigen Haupt- kiefern und mehreren kleineren Nebenkiefern nahe hinter der Kingangsöffnung. Diese Gattung stimmt mit Glycera im Bau des Kopflappens und dem Mangel eines Ge- fässsystemes überein , unterscheidet sich durch die Huder. welche an den vorderen Segmenten einlach sind, an den hinteren zwei getrennte Äste besitzen, und durch den von Drüsenwülsten nicht verdickten mit mehreren ungleichen Kiefern bewaffneten Rüssel. Wegen der übrigen Orga- nisation verweise ich auf die folgende Darstellung der Gon. maculala; in wie weit diese mit der der übrigen Arten übereinstimmt , wird erst noch nachzuweisen sein ; die zweile von mir unter- suchte Art, G. eremita, zeigt, von den Unterschieden, welche die Art kennzeichnen, abgesehen, in der weiteren Organisation keine erheblichen Abweichungen. Von den übrigen bekannten Arten sind nur diejenigen Theile kurz beschrieben, welche für die Diagnose von Wichtigkeit waren, während der übrige Bau des Körpers unberücksichtigt geblieben ist. Ich habe die Gattung Goniada in einem weiteren Sinne aufgefassl , als es von Kinberg ') geschehen ist, der sie in vier Gattungen zerspalten hat, welche die Familie Goniadea (Kinb.) bilden ; und habe sowohl Gly- cinde (Fn. Müll.) wie Eone (Mlmgr.) mit hineingezogen. Die Differenzen, wodurch diese Gattungen von ein- ander abweichen, liegen in der Form und Zahl der Kieler; so lange aber, was bis jetzt nicht geschehen, grössere Abweichungen im Bau des übrigen Korpers nicht nachgewiesen werden, scheint mir eine Vereinigung der einzelnen Arten zu einer Galtung in gleicher Weise geboten zu sein, wie ich sie bei der Gattung Nereis in Vorschlag gebracht habe. Jedenfalls gewähren tue Verschiedenheiten der Kiefer Anhaltspuncte für eine Gruppirung der einzelnen Arten, die ich in folgender Weise zusammenstelle. Es ist das ein Versuch, der bei der ungenügenden Beschreibung der meisten Arten sehr gewagt erscheinen muss; besonders zweifel- haft bin ich über die Stellung der hier mit eingezogenen Gattung Glycinde, die vielleicht neben Goniada eine berechtigte Galtung bilden müsste. A. Die Oberfläche des Rüssels ohne Kieferspitzen. 2 Hauptkiefer und 20 Nebenkiefer. (G. Epicaste [Kinb.]. Eone Mlmgr.). Gon. [Epicaste) armata Kinberg (Annulata nova a. a. O. pg. 247). Cap. Virginis, Patagonien. Gon. (Eone) Nordmann i Malmgren (Nordiska Hals -Annelider a. a. ü. pg. 409. — Annulala polychaeta. pg. 69. Tab XI. Fig. 64.) Bohuslan. Ins. Koster. I) Kinreiig, Annulata nova a. a. O. pg. 246. — In der von Kinberg hier milgetheilten Übersicht hat sich ein Versehen eingeschlichen, insofern die Gattung Leonnatus nach Her Diagnose Kieferspitzen besitzen soll, während sie in der Übersichtstabelle unter den Gattungen ohne Kieferspitzen aufgeführt ist ; der Name dieser Gattung ist mit geringer Änderung, Leönnates, übrigens bereits einer von Kinberg unter rleuLycorirleen errichteten Gattung gegeben. 89* i. 7(Ji Oi du I. Nereidea, B. Die Oberfläche des Rüssels mit zwei Reihen. Kieferspitzen. I. '} Hauptkiefer, wenige Nebenkiefer [Gmiada s. str. Kimi.i Lueharis [Kinb. (*. muculata (Öhst.) siehe unlen. Nordsee. G. Virgini Kinbhku (a. a. 0. pg. 2 Rio Janeiro. G. felicissima Kinueri; [a. a. O. Funchal. Ins. St. Helen; G. (Lnckaris) crudelis Kinbebg (a. a. ().). Rio Janeiro. II. i Hauptkiefer, zahlreiche, einen Ring bildende Nebenkiefer I.r<»i>ibi:ri; (a.a.O. pg.247). Atlanlisehes Meer"; long, oeeid. 40° 55', latit. austr. 22° 30'. C. Oberfläche des Rüssels mit zwei Längsbinden zahlreicher Kieferspitzen, mit kleineren Zähnchen auf der Bauchfläche und zerstreuten Plättchen an den Seiten. Zwei Hauptkiefer und etwa 20 Nebenkiefer [Glycinde Fr. Müll.). Gon. [Glycinde) muHidens Fr. Müller (Archiv f. Naturgescfa. Jhrg. 24. l. Fig. 24. Dreiundzwanzigstes "o Tafel XIII. (Fig. 1—14. Oiiuphis tubicola. [O. F. Müll.]; Fig. 1 . Vorderende von der Rückenfläche. Vergr. 25. Fig. 2. Vorderende von der Bauchfläche: am Kopflappen die in der Ansicht von oben verdeckten Palpen : die Schneidestucke des Unterkiefers und die vorschiebbaren Theile des Oberkiefers sind ausge- streckt. Vergr. 25. Tafelerklärtmg. 73 1 Fig. 3. Hinterende des Thieres von der Rückenfläche. Vergr. 25. Fig. i. Verlicaler Querschnitt aus der hinteren Körperhalfte • er zeigt die Querschnitte der 4 Längsmuskel- bänder; den Darm und über diesem den Querschnitt der beiden dorsalen Gefässstämme ; in der ventralen .Medianlinie den Querschnitt des Bauchstranges; und vor den Enden der Borstenbünde] die Anhäufung der Knäueldrüsen. Vergr. 20. Fig. 5. Ende einer Borste. Vergr. 200. Fig. 6. Junge Borste. Vergr. 200. Fig. 7. Flachenansicht 1 , _, , „ „„,._„, . . i des Endstückes einer meissellörmieen Borste. Vergr. 300. Fig. 8. Halbe Profilansicht > D Fig. 9. Fig. 10. Fig. II. Junge Stutznadel. Vergr. 200. Fig. I i. Oberkiefer. Vergr. 25. Fig. 13. Unterkiefer. Vergr. 25. Fig. 14. Das blinde Ende eines Sackes der Knäueldrüsen mit den darin gelegenen Schlauchen. Vergr. 275. (Fig. 15—21. Euiiicc Harassii. [Aid. & M. Edw.]) Fie. lö. Vorderende ! Zwei Formen von Stütznadeln. Vergr. 200. , der Eun. Harassii , \»in Kücken. Vergr. 3. Fig. IG. Hinterende ) I ig. 17. Verlicaler Querschnitt durch den Körper nahe hinter dem Vorderrande des ersten Segmentes. Die dünne Körperwand umschliesst die gemeinsame Mundmasse und das über dieser gelegene Hirn (//) , welches mit dem hinleren Tlieile des Kopflappens unter dem Vorderrande des ersten Seg- mentes liegt, und von einer Duplicatur der Körperwand gedeckt wird; aus seiner Medianlinie erhebt sich die Wurzel des unpanren Fühleinerven. In der gemeinsamen Mundmasse ist das Schlundrohr noch nicht geschlossen, seine Wände (S) hängen in das gemeinsame Lumen hinein. Die Musculatur des Oberkiefers (O) ist durch eine Furche (F) von der des Unterkiefers gesondert. An der Wand der Oberkiefermusculatur liegen die quer durchschnittenen Endtheile der Zangen und der Zähne; die Wülste, welche über diesen und unter den Wänden des Schlundrohres in das Lumen hineinragen, sind diejenigen, welche auf ihren vorderen Enden die Säge- und Reibplatten tragen. Auf der Unterkiefermusculatur liegen die Hälften des Unterkiefers. Vergr. 8. Fiu. 18. Verlicaler Querschnitt desselben Körpers durch das dritte Segment ; am oberen Umfang ragen die Fühlercirren vor, an jeder Seite das erste Ruder. Auf der Innenfläche der Körperwand liegen die Querschnitte der vier Längsmuskelbänder. Kiefersack und Schlundrohr sind von einander geson- dert, haben aber noch einen gemeinsamen ßinnenraum. Das Schlundrohr (S) ist gefaltet, sein Lumen seillich weit ausgesackt. Die Musculatur des Oberkiefers rückt mit den inneren Flächen einander in der Medianlinie sehr nahe und trägt hier die flach aufliegenden dünnen Platten der Träger des Oberkiefers. Zwischen Oberkiefer- und Unterkiefermusculatur ein grösserer Hohl- raum. Bezeichnung wie in Fig. 17. Vergr. 8. Fig. 19. VerticalerQuerschnitt desselben Körpers durch das fünfte Segment ; an den Seiten des Körpers die Ruder, auf derlnnenflächederKörperwand die Querschnitte der vier Längsmuskelbänder. Schlund- rohr und Kiefersack sind völlig von einander getrennt. In der Musculatur des Oberkiefers sind Spalträume erzeugt durch die ungleiche Richtung der Muskelfasern, welche zu den im Querschnitt nicht mehr getroffenen, weiter nach vorn gelegenen Stücken des Oberkiefers gehen. Auf der Musculatur des Unterkiefers liegen die Querschnitte der hinteren slabförmigen Unterkiefertheile. ßezeichnung wie in Fig. 17. Vergr. S. Fig. 20. Verlicaler Längsdurchschnitt durch das Vorderende einer Eunice Harassii neben der Medianebene. In der Körperhöhle liegt die gemeinsame Masse des Schlundrohres (S) und des Kiefersackes (UO), deren Hohlräume durch den Schnitt geöffnet sind. Im geöffneten Kiefersacke sieht man Unter- und Ober- kiefer. Letzterer wird zum Theil durch einen in den Hohlraum des Kieferträgers hineinragenden 732 Tafelerklärung . Lappen verdeckt; es ist das jener Theil der Wand des Seblundrohres, welcher die Verbindungs- spalte zwischen Kiefersack und Schlundrohr seillich begrenzt; in dem dahinter gelegenen, auf dein Kiefersacke ruhenden Theile des Schlundrohres sieht man das geöffnete Lumen, die in der Wanddicke des Schlundrohres angegebenen Spähen entsprechen den seitlichen Aussackungen dieses Hohlraumes. Die Muskelmasse des Kiefersackes bildet auf der Bauchfläche desselben drei Zonen, von denen die erste dünnwandige (f/1), und die zweite mit blättrigem Gefüge [U2) der Musculatur des Unterkiefers, die dritte (O3) der des Oberkiefers angehört; zwischen IP und O3 erscheint als schmaler Spallraum das durch den Unterkiefer erzeugte blinde Ende des chitinigen Kiefersackes. O1 ist die unter dem Kopflappen gelegene quere .Muskelplatte, welche die Decke für den gemein- samen Binnenraum im vorderen Theile der Mundmasse bildet. Vergr. 8. Fig. 21. Yerticaler Querschnitt durch den unteren Theil einer Segmenthälfle mit dem Ruder; das ventrale Längsmuskelband und der untere Rand des dorsalen im Querschnitt; die vom Nervenstränge zum Ruder gehenden queren Muskelbalken , dazwischen Eier; der Querschnitt des Bauchstranges mit dem Axencanal und der Pigmentkappe; ein Theil der Darm wand mit den darauf stehenden Fur- chen; daneben liegt die von einem Blutpfropf gefüllte contraclile Gefässschlinae. Vergr. 10. Tafel XIV. (Eimice Harassii. [Aid. & M. Edw.]) Fig. 1. Ansicht der Mundötlhung mit halb ausgestreckten Kiefern, um die Stellung derselben und die zweitheiligen Palpen zu zeigen. Vergr. 4. Fig. 2. Ähnliche Ansicht eines Thieres , das statt der festen Kiefertheile nur weiche weisse Kieferwülste besass. Vergr. 4. Fig. 3. Neugebildetes Hiuterende, von der Bauchfläche. Vergr. 14. Fig. 4. Dasselbe mit den beiden vorangehenden Segmenten, von der Rückenfläche. Vergr. 4. Fig. 5. Ruder, von der hinteren Fläche gesehen. Vergr. 30. Fig. 6. Ein in der Bildung begriffenes Ruder von dem in Fig. 3 und 4 dargestellten Hinterende , durch Druck abgeplattet. Vergr. 150. Fig. 7. Durchschnitt durch dasselbe, die tasebenförmige Einziehung der äusseren Haut mit den darauf stehenden jungen Borsten und der Stütznadel. Vergr. 230. Fig. 8. Die beiden Borstenbündel eines Ruders nach Behandlung mit Kalilösung; die von der äusseren Chitinhaut ausgehende Einstülpung umhüllt die Enden der Stütznadeln und der zu ihnen gehören- den Borsten. Vergr. 50. Fig. 9. Jüngste Form des Endgliedes einer zusammengesetzten Borste. Vergr. 350. Fig. 10. Weiter vorgeschrittene Bildung; neben dem Endgliede und mit ihm durch eine Chitiulamelle ver- bunden steht das Ende des Borstenschaftes. Vergr. 350. Fig. 11. LFerlig ausgebildete, aber noch im Innern des Ruders verborgene Horste. Vergr. 350. Fig. 12. Endstück der zusammengesetzten Borste. Vergr. 325. Fig. 13. Endstück der einfachen Borste. Vergr. 325. Fig. 14. Endstück der meisselförmigen Borste. Vergr. 325. Fig. 15. Das dunkelpigmenlirte Segmentalorgan (?) mit den davon ausgehenden, in die Wurzel des Rücken- cirrus hineinreichenden linearen Borsten. Vergr. 72. Fig. 16. Kiefersack und Schlundrohr mit halb ausgeschobenen Kiefern, schräg von der ventralen Fläche gesehen. Bezeichnung wie Tal'. XIII. Fig. 17 — 20. Vergr. 8. Fig. 17. Oberkiefer. Vergr. 8. Tafelerklärwif). 733 Fig. 18. Unterkiefer* Vergr. 8. Fig. 19. Durchschnitt des Auges; es ist durch den Schnitt von der äusseren Chitinhaut abgelöst. Vergr. 98. Fig. 20. Verticaler Längsschnitt durch den Kopflappen hart neben der Medianebene, welche durch die Wurzel des unpaaren Fühlers angezeigt ist. H der Hirnkern, über welchem die Körnermasse lagert, die sich unmittelbar in die Palpen (/' fortsetzt. Der Raum zwischen Hirn und Palpe ist von auf- steigenden Muskelfasern erfüllt. <) die Muskelbinde, welche in der Mundmasse die Decke für den vorderen Theil des gemeinsamen Hohlraumes bildet. Über dem Kopflappen lagert die dünnwan- dige Falte, welche der Vorderrand des ersten Segmentes bildet; am Übergang derselben in die eigentliche Haut des Kopflappens inserirl das dorsale Längsmuskelband. Vergr. 18. Fig. 21. Verticaler Längsschnitt durch den Kopflappen hart am Seitenrande. Die Bezeichnung wie in Fig. 20. Aus der Hirnsuhstanz schimmert die Pigmentmasse des Auges hervor: der Raum vor dem Hirn und im Innern der Palpe ist von Muskelbündeln erfüllt; die dunkleren Puncte und Streifen zwischen den Muskelfasern in der Palpe sind längslaufende und ipier durchschnittene Blutgefässe. Vergr. 18. Fig. 22. Isolirte Ründel des Fasergewebes, welches unter der Oberfläche der Palpe liegt: das an die Chitin— cuticula grenzende Fnde der Fasern ist in der Zeichnung aufwärts gerichtet. Vergr; 220. Fig. 23. Kerne und Fasern von der Oberfläche des Hirns. Vergr. 650. Fig. 24. Verticaler Querschnitt durch einen Nervenknoten des Bauchstranges , von dem die Pigmentdecke bis auf wenige anhängende Korner entfernt ist. Man sieht den unpaaren Axencanal : die von Strängen durchzogene und von Rindenschicht umgebene Marksubslanz; die von der Oberfläche des Nervenknotens aufwärts gehenden Fasern und die anhängenden Pigmentmolekeln. Vergr. 90. Fig. 25. Die rechte Hälfte desselben Nervenknotens nach geringem Druck und stärker vergrössert, um die Schicht der Ganglienzellen zu zeigen. Vergr. 130. Fig. 26. Der schematisch gehaltene ventrale Gefässstamm mit den beiden ventralen Asten, an denen die contractile, in diesem Falle blutleere und daher hellfarbige Gefüssschlinge , das Herz, hängt; in der Zeichnung liegt die obere der Gefässschlingen so, dass man auf den einen Schenkel sieht und das ganze Bild daher als eine einfache Anschwellung erscheint , während in der unteren Schlinge beide Schenkel vorliegen und ungewöhnlich weit von einander abstehen; die knotige Anschwel- lung vor den Gefässschlingen ist durch einen Blutpfropf erzeugt. Vergr. 50. Fig. 27. Eine blutleere contractile Gefässschlinge ; der linke Schenkel liegt so, dass die Oberfläche seiner Wand und deren Musculatur im Focus steht, während im rechten Schenkel die innere Wandfläche eingestellt ist, auf der man längslaufende . vermuthlich von Fallungen der Intima herrührende Linien sieht. Vergr. 185. Fig. 28. Schema der Gefässverthe'ilung: rechts die Gelassverbreitung im Segmente, wie sie bei einer Seiten- ansicht des Wurmkörpers erscheinen würde: links die Gefässverbi eilung in den vorderen Seg- menten, wobei nur die eine Körperhälfte dargestellt ist. Fig. 29. Schema der Gefässverbreitung in den Kiemenfäden: die beiden zur Spitze des Fadens laufenden Gefässe stehen durch kurze brückenartige Zweige, von denen nur einige angegeben sind, in Verbindung. Tafel XV. (Fig. 1 — 3. Kiinic« Harassii.) Fig. 1 . Das Hirn nach Wegnahme der Haut mit den beiden von der Vorderfläche entspringenden Palpen, auf welchen die aus Fasergewebe bestehende Decke geblieben ist; von oben gesehen. Vergr. 12. Ehlers. Borstemviirmer. 93 Fig. i. Fig. 5. Fig. (i. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. 734 Tafelerklärung. Fig. 2. Ein Glied des Fühlers, der Länge nach angeschnitten. A" der in der Axe lautende Nervenstrang; K die diesen umgebende Körnerschicht; F das Fasergewebe unter der Chilinhaut. Vergr. 90. Fig. 3. Ein Stück der Ghitincöticula mit den Porencanälen und den feinen Liniensystemen, von der Flache. Vergr. 300. iTig. 4 — I 4. Einlief riihroeiucta.) Vorder- und Dinierende der Eunice rubrocineta; vom Rücken. Vergr. i. Vorderende derselben ; von der Bnuehfläche. Vergr. i. Kopflappen mit dem daranhängenden Eiefersack , Suhlundrohr und Anfang des Darmes; von der Seite gesehen; hinter dem Kopflappen ist die Haut des Vorderrandes vom ersten Segmente, und die in diesem endenden Vorderenden der dorsalen l.ängstnuskelbänder erhalten. Vergr. 7. Überkiefer. Vergr. 1 0. Unterkiefer. Vergr. 10. Verticaler Querschnitt durch den Körper. Die Leibeshöhle zwischen der Körperwand und den Längsmuskelbändern einerseits, der Oberfläche des Darmes andererseits ist von Eiern erfüllt: über dem Darm die Durchschnitte der dorsalen Gefässstämme, unter ihm der des ventralen Stam- mes und daneben die durchscheinenden contractilen Schlingen: in der Medianlinie der Bauchfläche der Bauchstrang des Nervens\ Sternes mit den davon ausgehenden queren Muskelbalken. Vergr. 15. Fig. 10. Ein Ruder; im oberen Theile der Ruderhöhlung das pigmentirte Segmentalorgan (?) , im unteren die Knäueldrüse. Vergr. 30. Fig. 1 1 . Endstück einer meisselförmigen Borste, von der concäven Fläche. Vergr. 350. Fig. 12. Endstück der einfachen Borste. Vergr. 350. Fig. 13. Endstück der zusammengesetzten Borste. Vergr. 350. Fig. 14. Acicula des unteren Borstenbündels. Vergr. 350. (Fig. 15 — 22. KiinicT liniosa.) Fig. 15. Vorder— und Hinterende der Eunice timosa, vom Rücken. Vergr. 15. Fig. 1(5. Eunice limosa; natürliche Grösse. Fig. 17. Ruder mit sehr ausgedehnter Knäueldrüse im Innern. Vergr. 20. Fig. 18. Endstück der zusammengesetzten Borste. Vergr. 390. Fig. 19. Endstück einer Acicula. Versr. 390. Fig. 20. Kopflappen, mit Kiefersack , dem etwas davon abgezogenen Schlundrohre und dem Anfange des Darmes. Vergr. 20. Fig. 21. Oberkiefer. Vergr. 45. Fig. 22. Unterkiefer. Vergr. i5. (Fig. 23—29. Ewiice aphroditois. [Pall.]) Fig. 23. Vorderende von Eunice aphroditois , vom Rücken; natürliche Grösse. Fig. 24. Ruder. Vergr. 5. Fig. 25. Endstück der meisselförmigen Borste. Vergr. 100. Fig. 26. Endstück der einfachen Borste. Vergr. 100. Fig. 27. Endstück der zusammengesetzten Borste. Vergr. 100. Fig. 28. Oberkiefer; die Säge- und Reibplatten ausgebreitet, oben in einer Ansicht von der inneren, unten von der äusseren Fläche. Vergr. 3. Fig. 29. Unterkiefer. Vergr. 3. (Fig. 30 — 34. Kuiiice mnvinia. [Qtrfg.]) Fig. 30. Vorderende der Eunice maxima vom Rücken: natürliche Grösse. Fig. 31. Ruder. Vergr. 5. Tafelerklärung. 735 Fig. 32. Endstück der meissel förmigen Borsten. Vergr. 100. Fig. 33. Endstück der einfachen Borsten. Vergr. 100. Fi». 34. Endstück der zusammengesetzten Borsten. Vergr. 1 00. Tafel XVI. (Fig. 1—7. Kiinice siciliciisis. [Gr.]) Fig. 1. Vorderende der Eunice siciliensis, vom Rücken. Vergr. 2,5. Fig. 2. Dasselbe von der Bauchflache mit vorgeschobenem Unterkiefer; dahinter die Bauchfläche dreier Segmente aus der .Mitte des Körpers. Vergr. 2,3. Fig. 3. Mundmasse mit etwas vorgeschobenen Kiefern ; das Schlundrohr ist der Länge nach aufgeschnitten. Vergr. 2,5. Fig. 4. Oberkiefer eines kleineren Thieres : 'ia die Kieferplatten von der inneren, 4b von der äusseren Fläche. Vergr. 13. Fig. 5. Unterkiefer dazu. Vergr. 13. Fig. ti. Verticaler Querschnitt durch die Seitenwand eines Segmentes aus dem hinteren Körpertheile mit darauf stehendem Ruder. Vergr. 0. Fig. 7. Endslück einer zusammengesetzten Borste. Vergr. 540. (Fig. 8 — 11. Marpkysa sangninea. [Mont.]) Fig. 8. Ruder. Vergr. 8. Fig. 9. Endstück der meisselförmigen und zusammengesetzten Rorste. Vergr. 400. Fig. 10. Oberkiefer. Vergr. 4. Fig. 1 1 . Unterkiefer. Vergr. 4. (Fig. 12—16. Lysidice Miietta. [Aid. & M. Edw.]) Fig. 12. Vortier- und Ilinterencle der Lysidice Ninetta, vom Rücken. Vergr. 6. Fig. 13. Oberkiefer. 13a die Säge- und Reibplatten stark auswärts gedreht. Vergr. 43. Fig. 14. Unterkiefer. Vergr. 43. Fig. 15. Ruder. Vergr. 25. Fig. 16. Seitentheil eines Segmentes des lebenden Thieres von oben her platt gedrückt; über der Stütz- nadel eine aus zelligen Körpern zusammengesetzte Kugel ; in geringem Abstände davon das ein- fach röhrenförmige Segmentalorgan. Vergr. 190. Fig. 17. Flächenansicht j F' 18 Pfil sieht i der dunklen Rückenflecke von Lysidice Viridis (Grayj. Vergr. 310. (Fig. 19 — 22. Ncinatoiiereis oculata.) Fig. 19. Vorder- und Hinterende vom Rücken. Vergr. 70. Fig. 20. Die im Ruder zusammenstehenden Stütznadeln und Borsten. Vergr. 385. Fig. 21. Oberkiefer. Vergr. 100. Fig. 22. Unterkiefer. Vergr. 100. (Fig. 23 — 30. liiuiihricoiicreis IVardonis. [Gr.]) Fig. 23. Lumbriconereis Nardonis. Natürliche Grösse. Fig. 24. Vorder- und Hinterende des Thieres, von der Rückenfläche. Vergr. 15. Fig. 25. Das Vorderende von der Bauchfläche. Vergr. 15. 93* 736 Taf'elerklärmg. Fig. 2ü. Seitenansicht desselben. Vergr. 15. Fig. 26*. Enden der Horsten und der Stutznadel. Vergr. 2I5. Fig. 27. Oberkiefer. Vergr. 25. Fig. 28. Zahn und Sägeplatten von der freien Flüche gesehen. Vergr. !0. Fig. 29. Eine frei präparirte Reibplatte, um die mit dunklen Körnern besetzte Fläche zu zeigen. Vergr. 150. Fig. 30. Unterkiefer. Vergr. 25. Tafel XVII. Fig. 1 . -2. Lumbriconereis \anlonis. [Gr.]) Fig. I. Verliealer Längsschnitt in der Medianehene durch den vorderen Körperlheil der Lumbriconereis Nardonis; der Kopflappen ist mit dem Hinterende unter dem Vorderrande des ersten Segmentes geborgen; in ihm der Durchschnitt des Hirnes; die Leibeshöhle ist erfüllt im vorderen Theile vom Kiefersack und Schlundrohr, dahinter von dem gewundenen Darm ; der vorderste Theil derMund- masse ist röhrenförmig gestreckt; im Kiefersack klafft etwas die Öffnung zwischen der Musculatur des Ober- und Unterkiefers ; aus der ersteren ragt die Schneide des Zahnes und einer Sägeplatte hervor. In den beiden ersten Segmenten liegt über dem röhrenförmigen Theile der Mundmasse eine starke quere -Muskelbinde. Die von der Körperwand zum Darm gehenden weissen Fäden ent- sprechen den Dissepimenten ; die weiss erscheinenden Körper zwischen Darm und der ventralen Körperfläche sind durchschnittene, von Blut erfüllte Gefässe. Vergr. 1 8. Fig. 2. Verticaler Längsschnitt desselben Theiles, parallel mit der .Medianebene. Der Schnitt trifft den Naekenwulst und zeigt dessen Lageverhältniss zum Kopflappen und zum ersten Segmente. Auf der Oberfläche der Oberkiefermusculatur des Kiefersackes liegen die vorderen plattenförmigen Stücke. Vergr. 18. (Fig. 3 — i. liiiiubrifoiicrcis cocciuea. [Ren.]) Fig. 3. Kopflappen vou Lumbriconereis coccinea mit den anhängenden Nackenvvülsten , über welchen die Chitinhaut lies ersten Segmentes liegt. Vergr. I i. Fig. 4. Durchbohrte Plättchen aus der Haut der dorsalen Körperwand mit der darunter liegenden Drüsen- schicht : aus dem lebenden Thiere. Vergr. 470. Fig. 5. Die contractile Bulbille des ventralen Seitenstammes leer, aus dem lebenden Thiere. Vergr. 370. (Fig. 6 — 10. Lumbriconereis gracilis.) Fig. 6. Lumbriconereis yrucilis; natürliche Grösse. Fig. 7. Vorderende und verstümmeltes. Hinlerende derselben. Vergr. 15. Fig. 8. Vorderende derselben, schräg von der ventralen Fläche. Vergr. 15. Fig. 9. Ende einer zusammengesetzten Borste und einer Stütznadel. Vergr. 310. Fig. 10. Ober- und Unterkiefer. Vergr. 39. I0a die isolirten Sägeplatten. Vergr. ISO. (Fig. II — I i. Lumbriconereis tingens. [Kbf.]) Fig. II. Oberkiefer. Vergr. 35. Fig. 12. Unterkiefer. Vergr. 35. Fig. 13. Endstück der zusammengesetzten Borsten. Vergr. 320. Fig. li. Endstück der einfachen Borste. Vergr. 320. (Fig. 15 — '24. Arabella quadristriata. [Gr.]) Fig. 15. Vorder- und Hinterende, vom Rücken gesehen. Vergr. 13. Fig. 16. Vorderende von der Bauchfläche. Vercr. 13. Tafelerklärung. 737 Fig. 17. Dasselbe von der Seite. Vergr. 13. Fig. IN. Kiefersack und Schi und röhr in Verbindung freigelegt; nach Durchtränkung mit Ghcerin schim- mern die Kieler durch und /eigen ihr gegenseitiges Lageverhältniss. Vergr. 12. Fig. 19. Der Oberkiefer, die äusseren Reibplatten sind nicht mit gezeichnet. Vergr. 18. Fig. 20. Unterkiefer. Vergr. 48. Fig. 21. Verticaler Querschnitt einer Segmenthälfte : am Ruder die Lippe mit der Gefässausbreitung, der rudimentäre Rückencirrus und die beiden in die Leibeshohle hineinragenden Borstenbündel ; vom Schnitt getroffen liegen vor die Längsmuskelbänder, der dünnwandige Darm, der dorsale Gefäss- stamm [vd), der ventrale [v v) , die contractile Bulbille (c), und ein Stück des zum Ruder führen- den Seitenastes; medianwärts vom ventralen Muskelbande der Querschnitt des Bauchstranges und die von hier zum Ruder gehenden filieren Muskelbalken. Vergr. 30. Fig. 22. Endstück einer Borste. Vergr. 310. Fig. 23. Ein Stück des Darmes plattgedrückt, so dass die Wülste der inneren Fläche durchschimmern, mit den Hauptgefässstämmen ; vv der ventrale Stamm mit den grossen Bulbillen c; vd der dorsale Stamm mit den Anfängen der an den Dissepimenlen verlaufenden Seitenäste. Vergr. 23. Fig. 24. Ein Abschnitt des ventralen Gefässstammes [vv) mit einer anhängenden, von der Kante gesehenen Bulbille (c), um die stark musculöse Wand derselben zu zeigen. Vergr. 90. (Fig. 25 — 34. firrohrancliia partlicnopcia. [d. Ch.]) Fig. 23. Ruckenfläche j Fig. 26. Bauchfläche ' des Vorderendes der Cirrobranchia parthenopeia. Vergr. 3. Fig. 27. Seitenfläche j Fig. 28. Bückenfläche zweier Segmente aus der Mille des Körpers. Vergr. 3. Fig. 29. Bückenfläche des Körperendes. Vergr. 3. Fig. 30. Aftersegment vom Bücken. Vergr. 28. Fig. 31. Verticaler Querschnitteines Segmentes aus der Körpermitte : unter den Budern der höckerartige Vorsprung mit der Grube : im Segmentraume die Querschnitte der Muskelbänder; der in der Ein- schnürung durchschnittene, von Dissepimenlen gehaltene Darm ; Durchschnitte der Gefässstämme und Seitenäste; Querschnitt des Bauchstranges; über den ventralen Muskelbändern jederseits die grossen Ovarien. Vergr. 3. Fig. 32. Der Kiefersack mit dem darauf liegenden Schlundrohre. Vergr. 6. Fig. 33. Der Oberkiefer mit einem Theile der den Kiefersack auskleidenden Chitinhaut, Vergr. 15. Fig. 34. Unterkiefer. Vergr. 13. Tafel XVIII. Fig. 1 — 16. Staiirocvplialus rulirovittatiis. [Gr.]) Fig. I . Vorderende des Stauroceph. ruhrovittatus mit ausgestrecktem Kopflappen und Nackenwülsten ; da- hinter das Aftersegment; vom Bücken. Vergr. 9. Kopflappen und erstes Segment von der Bauchfläche. Vergr. 9. Buder. Vergr. 45. Endstücke beider Borsienformen. Vergr. 300. Die eine Oberkieferhälfte; die Kieferstücke der einzelnen Reihen sind durch schwachen Druck etwas auseinander getrieben. Vergr. 90. Der Unterkiefer. Vergr. 90. Zwei Kieferstücke der unteren Beihe, von der aufwärts gewandten Fläche. Vergr. 25 i. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 3. Fig. 6. Fig. 7. • 738 Tafelerklärung. Fig. 8. Ein Kieferstück der unteren Reihe von der abwärts gewandten Fläche. Vergr. 254. Fig. 9. Zwei Kieferstücke der oberen Reihe von der aufwärts gewandten Fläche. Vergr. 254. Fig. 10. Ein Kieferstück der oberen Reihe von der abwärts gewandten Fläche. Vergr. 254. Fig. 11. Die hintersten Kieferstücke der unteren Reihe. Vergr. 254. Fig. 12. Das Ende der secundären Kieferreihe. Vergr. 254. Fig. 13. Das hinterste Stück der oberen Kieferreihe. Flächenansicht. Vergr. 254. Fig. 14. > „. ... t Durch Druck isolirte Kieferstücke der secundären Reihen. Verirr. .'-Vi. Fig. 15. ) Fig. 16. Ein Ei unmittelbar nach dein Austritt aus der Leibeshöhle, fallig verzogen und nach kurzer Zeit völlig kugelig. Vergr. 160. (Fig. 17 — 26. St;uii'o. R'üsselröhre, Kieferträger, Übergangstheil, und die vorderen Abschnitte des Darmes mit den Resten der Dissepimente von der Bauchfläche ; darauf liegt der ventrale Gefässstamm mit den von ihm ausgehenden Asten und in Verbindung mit den Wundernetzen ; rp hinteres , unter dem Muskel- mantel hervorgezogenes Wundernetz; ra vorderes Wundernetz. Vergr. 10. Fig. 7. Rüsselröhre und Kieferträger mit dem Anfange des Übergangstheiles ; der oberflächliche längslau- fende Muskelmantel ist auf der rechten Seite durchbrochen und das hintere Wundernetz (rp) her- vorgezogen; vd die vom Rückenstamme zu diesem führenden Gefässe ; R Rückzieher des Rüssels; Gl Anhangsdrüse. Vergr. 10. Fig. 8. Isolirter Kiefer; a vom Rücken, b von der Schneide, c von der concaven Fläche gesehen. Vergr. 16. Fig. 9. Verticaler Querschnitt durch den mittleren Theil des Kieferträgers. Vergr. 26. Fig. 10. Verticaler Querschnitt durch den vordersten Theil des Kieferlrägers ; der Kiefer liegt völlig frei; der Kieferlräger ist vom maxillaren Muskelmantel umgeben. Vergr. 26. Fig. 11. Verticaler Querschnitt durch den hintersten Theil desKieferträgers ; hinter den Kiefern. Vergr. 26. Fig. 12. Spitze eines Rückencirrus. Vergr. 920. Fig. 13. Verticaler Querschnitt durch das Wurzelglied der Palpe nahe hinter dem Vorderrande desselben, bei stark eingezogenem Endknopfe. P Endknopf der Palpe, der dunkle Theil entspricht der Ner- venausbreitung und dem Fasergewebe, er ist nach aussen von einer Ghitinhaut gedeckt; der cen- trale Theil (Mc) ist der im Palpenknopf endende Muskel; ß1 ß2 die invaginirte Wand des Wurzel- gliedes, mit ihren Muskelschichten ; GniautdrU.se. Vergr. 53. Fig. 14. Ein Stück des verticalen Querschnittes vom Endknopfe der Palpe, t das Fasergewebe, zwischen welchem die im Querschnitt feinkörnig erscheinenden Nervenstränge liegen. Mc der centrale Muskel; Mp die peripheren Muskelstränge. Vergr. 410. 740 Täfelerklärung. Fig. 15. Verticaler Durchschnitt durch das Wurzelglied der Palpe, die äussere Chilindecke und ein Theil ihrer Muskelfasern ist weggefallen. A" die Nervenstränge, welche eine fast geschlossene Rinne bilden, im Querschnitt, ein Theil von ihnen hat sich unigelegl ; Mc der von den Nerven umfasste centrale Muskel ; zwischen ihm und den Nerven liegt Pigment. Mo die ringförmigen , MI die mit diesen verflochtenen längslaufenden Muskeln der äusseren Wand des Wurzelgliedes. Vergr. «so. Fig. 16. Ein Stück des verticalen Querschnittes vom Fühler: man sieht die centralen von Fasergewebe umfassten Nerven, die Faserbündel , welche radiär zur äusseren Wand ziehen und in deren Ma- schen die vom centralen Stamm ausgehenden Nervenzweige. Vergr. :J>08. Fig. 17. Verticaler Querschnitt des Bauchstranges. Vergr. I00. Fig. 18. Verticaler Querschnitt des Nervenknotens. Vergr. 100. Fig. 19. Die Hälfte des verticalen Querschnittes durch das Hirn, wodurch der hintere Unifang des vorderen Auges mit abgeschnitten wurde. A" Schenkel des Schlundringes der Länge nach angeschnitten: darüber der Querschnitt des Palpennerven , und an ihm der den Nerven begleitende centrale Muskel (M) ; im Hirn die periphere Lage der Ganglienzellen {gl) und Nervenkörner (gr) ; der cen- trale Faserkern (C) , daneben der kreisförmige Querschnitt des aus mehreren Bündeln zusammen- gesetzten Fühlernerven: an dem auf einer Ausstrahlung des Hirnes sitzenden Auge ist / das die Hülle bildende Fasergewebe: im Auge sieht man den schwarz erscheinenden Abschnitt der Pig- mentschale, welche den hier herausgefallenen Augenkern umgiebl und auf der Durchschnittfläche die zelligen Theile der pigmentirten Retina. Vergr. 150. Fig. 20. Ein Stück der pigmentirten Retina, in den siebförmigen Öffnungen der Pigmentmasse liegen die hellen Körner. Verar. 220. Tafel XX. (Fig. 1 — 3. NiTcis rultrifera. [Gr.]) Fig. 1. Segmentalorgan: die spaltförmige j Eingangsöffnung am Körper desselben schimmert durch. Vergr. 280. Fig. 2. Sackförmiges Ovarium. Vergr. 172. Fig. 3. Körper der Leibesflüssigkeit. Vergr. 185. (Fig. 4—7. IVereis riihicimda. Fig. 4. Dorsaler Gefässslamm eines lebenden jungen Thieres, in der Wand liegen Kerne, auf ihr weiss pigmentirte platte Zellen. Vergr. 220. Fig. 5. Zwei weiss pigmentirte Zellen vom Umfang derselben Gefässwand. Vergr. 220. Fig. 6. Plättchen aus der Körperwand. Vergr. 110. Fig. 7. Auge mit radiär von der Pupille ausgehenden weissen Leistchen: Ansicht von oben und im Profil. Vergr. 60. Fig. 8. Schema des Auges. L der lichtbrechende Körper; R Retina, dahinter derNerv: M das umhüllende Fasergewebe unter der äusseren Körperwand. Fig. 9. Ausbreitung des Rüsselnervensystemes auf der Wand des maxillaren Abschnittes der Rüsselröhre und des Kieferträgers von N. diversicolor (O. F. Müll.). DieSubcuticularschichl des Chitinrohres ist durch Überosmiumsäure schwarz gefärbt: die Muskelfasern sind heruntergenommen, so dass die weissen Nervenjauf dunklem Grunde liegen. 9a die ventrale Hälfte des seitlichen Umfanges. 9b die dorsale Hälfte aufwärts gewandt. Vergr. 36. Fig. 10. Schema vom Nervensysteme des vorderen Körperabschnittes. Tafelerklärung. 741 (Fig. 11—20, Nereis |»ela Fig. II. Borste. Vergr. 350. Fic. 42. Kiefer. Vergr. 30. Tafel XXIII. Fig. 1. Borste aus dem oberen Ruderaste der Nereis Agassizi. Vergr. 230. Fig. 2. Borste aus dem oberen Aste der hinteren Ruder von Nereis proeera. Vergr. 210. (Fig. 3-5. Nereis vexillosa. [Gr.]) Fig. 3. Sechstes s Ruder der aloken Form. Vergr. 4 Fig. 4. Fünfundfunfzigstes Fig. 5. Vieruudvierzigstes Ruder des epitoken Weibchens. Vergr. 4. Fig. 6. Vorderende der Nephthys eilTOSa mit ausgestrecktem Rüssel. Vergr. 1,5. Fig. 7. Vorderende der Nephthys Hombergi (Aid. & M. Enw.) mit ausgestrecktem Rüssel. Vergr. 2,5. Fig. 8. Vorderende der Nephthys bucera von der Bauchfläche. Vergr. I 8. Fig. 9. Vorderende der Nephthys pieta. Vergr. 7. (Fig. 10—34. Nephthys caeca. [O. Fabr.]) Fig. 10. Vorderende der Nephthys caeca. Vergr. (5. Fig. 11. Hinterende von der Rückenfläche. Vergr. 6. Fig. 1 2. Erstes Ruder, hintere Fläche. Vergr. 8. Fig. 13. Drittes Ruder von der hinteren Fläche. Vergr. 12. Fig. 14. Dasselbe bei einer Ansicht auf die Enden der Ruderäsle. Vergr. 12. Fig. 15. Endstück einer Borste aus dem vorderen Bündel. Vergr. 220. Fig. 16. Ein Abschnitt der gerippten Fläche von der Kante gesehen. Vergr. 300. Fig. 17. Derselbe bei einer Flächenansicht. Vergr. 300. Fig. 18. Endstück einer Borste aus dein hinteren Bündel. Vergr. 140. Fig. 19. Ein Abschnitt der mit zerschlitzten Plättchen besetzten Fläche dieser Borste. Vergr. 300. Fig. 20. Dreiundsiebenzigstes Buder, vordere Fläche. Vergr. 12. Fig. 21. Querschnitt der Kieme, im Hohlräume die Gefässe, an den Seitenflächen je zwei Beihen von Haa- ren. Vergr. 50. Fig. 22. Verticaler Querschnitt durch den mittleren Körpertheil ; der Schnitt steht nicht rechtwinklig zur Medianebene, daher ist auf der linken Hälfte nur ein Theil des unteren Ruderastes von ihm ge- troffen. Vergr. 7. Fig. 25. Ventraler Fk. 26. Dorsaler Tafelerklärtmg. 745 Fig. 23. Horizontaler Längsschnitt durch das Übergangsstück von der Rüsselröhre zum Kieferträger. In dem Hohlraum der taschenformigen Ausstülpung, auf deren Kante die hier abgeschnittenen termi- nalen Gabelpapillen stehen, liegen der Ring des Rüsselnervensystemes (A7;, Schlingen des Gefäss- ringes (v) und ansehnliche Muskelinassen in). Vor diesem Theile liegt ein Stück der Rüsselröhre mit 2 Papillen, dahinter die dicke Wand des Kieferträgers mit der geschichteten Musculatur und der unter der inneren Chitinhaut gelegenen Subcuticularschicht, in welcher als helle Flecke die tlaschenförmigen Körper stehen. Mp Papillarmuskeln. Ml dreieckige Muskelplalte. Vergr. 25. Fig. 24. Verticaler Längsschnitt durch den vorderen Körpertheil mit halb ausgestrecktem Rüssel, mp einer der Papillarmuskeln. J Anfang des Darmes, mv ventrale Muskelbalken auf demselben. N Bauch- strang, c Hirn mit den Anhängen. Vergr. 3. Umfang des eingezogenen Rüssels und vorderen Darniabschniltes mit den Gefässen. mp die Papillarmuskeln, in l dreieckige Muskelplatten, mv ventrale vom Darm zum Kieferlräger gehende Muskelbänder. Am ventralen Umfange läuft auf dem medianen Wulste des Kieferträgers der ventrale Gefässstamm vv bis zur terminalen Gabelung; am dorsalen Umfang ist der Rückenstamm vd vor seiner bulbusartigen Anschwellung abgeschnitten, von vorn kommen die aus seiner Gabelung hervorgehenden rücklaufen- den Zweige vr zum Gefässringe, welcher unter den dreieckigen Muskelplatten (ml) in den Endlippen des Kieferträgers liegt. Vergr. 2,3. Fig. 27. Verticaler Querschnitt durch den hinteren Theil des Kieferträgers. Vergr. 4. Fig. 28. Längsschnitt aus der Wand des Kieferträgers; unter der Chitincuticula liegen im faserigen Sub- cuticularsewebe flaschenförmiee Körper: darunter die radiäre und ringförmige Wandmusculatur. Vergr. 155. _. ( Umfang eines Darniabschniltes mit den darauf liegendenMuskelbändern ; am ventralen FiLT 29 Dorsaler ; Umfange ist die eine Hälfte des zum Kieferträger sehenden Muskelbandes Im) fortge- Fi" 30 Ventraler - ( nominell und damit der von ihm gedeckte Gefässstamm (vv) freigelegt. Vergr. 7. Fig. 31. Kückenlläche des Hirns mit den unter der Rückenfläche der ersten Segmente gelegenen An- hängen; die Schlundcommissuren und nach vorn laufenden Fühlernerven sind kurz abgeschnitten. Vergr. 5. Fig. 32. Verticaler Querschnitt des Bauchstranges zwischen den ventralen Muskelbändern [mv); von seinem oberen Umfange entspringen die queren Muskelbalken (Mt) ; darunter liegen die Durch- schnitte der paarigen ventralen Stämme [vi). Vergr. 50. Fig. 33. Ein sternförmiges Band. Vergr. 40. Fig. 34. Schema der Lage der Hauptgefässstämme im vorderen Körpertheile zu einander; v d dorsaler, vv ventraler Stamm, vi die den Bauchstrang begleitenden Stämme. Fig. 35. Borste des hinteren Bündels vonNephthyspicta, das fadenförmige Ende ist weggelassen. Vergr. 360. Fig. 36. Ruder von Nepkthys ciliata (H. R.), vordere Fläche. Vergr. 10. Fia. 37. Dreiundzwaiiziizstes ) „ . ~T , ,, . , „... . ,. ,.. & . . . , . Ruder von Nephtnys CUTOSa, vordere Hache. Vergr. 25. Fi«. 38. Zweiundsiebenzisstes ' ■o Fig. 39. Zweiunddreississtes ) „ . XT , ,, ,. , „... . „ „ .,-.„. , Ruder von >eplithys discors; vordere Flache. Vergr. 6. Fig. 40. \ lerundsechszigsles ) Fig. 41. Ruder von Nepkthys nudipes; vordere Fläche. Vergr. 15. Fig. 42. Ruder von Nephthys Hombergi (Arn. & M. Edw.) ; vordere Fläche. Vergr. 10. (Fig. 43—46. Gljccra auiericana. [Leidy.]) Fig. 43. Einundvierzigstes Ruder mit fast völlig eingezogener Kieme ; vordere Fläche. Vergr. 28. Fig. 44. Einhundertzvveiundsechszigstes Ruder mit nicht ganz ausgestülpter Kieme: hintere Fläche. Vergr. 28. Fig. 45. Einhundertunddrittes Ruder mit ganz ausgestreckter Kieme; hintere Fläche. Vergr. 2s. Fig. 46. Papille von der Rüsselröhre. Vergr. 160. 7 4 ij Täfeletklärung. (Fig. 47 — 49. Glycera capitata. [Örd.]) Fia. 47. Fünfundvierzigstes Ruder, vordere Flache. Vergr. 14. Fig. 48. Fünfundzwanzigstes Ruder, hintere Fläche. Vergr. 14. Fig. 40. Papillen der Rüsselröhre. Vergr. 144. Tafel XXIY. Fig. 1. Vorderende der Olycera dibranchiata von der Bauchflache. Vergr. 12. Fig. 2. Kopflappen der tilycera tesselata (Gr.). von der Ruckenfläche. Vergr. 32. (Fig. 3—8. Glycera dibranchiata.) Fig. 3. Zweites | Fig. 4. Neunzehntes ] Ruder, hintere Fläche. Vergr. MI. Fig. 5. Einhundertzwölftes J Fig. 6. Zusammengesetzte Borste. Vergr. 140. Fig. 7. Rüssel und Anfang des Darmes, im eingezogenen Zustande aus der Leibeshöhle herausgenommen. / die Lappen mit Ganglienzellen; gl Drüsenwülste; ml die longitudinalen Muskelbänder. Vergr. 4. Fig. 8. Der ausgestülpte Rüssel durch einen horizontalen Längsschnitt gespalten: die ventrale Hälfte liegt vor, nachdem aus dem Binnenraum der Rüsselröhre die festen Massen der Körperchen der Leibes- flüssigkeit herausgenommen sind ; / die Lappen mit Ganglienzellen. Vergr. 4. Fi2. 9- Ende der Rüsselröhre und Kieferträger von Gl. tesselata (Grube), durch Compression des lebenden Thieres sichtbar gemacht, gl p die hinteren Drüsenhaufen. Vergr. 10. (Fig. 10—28. Gl. dibranchiata.} Fig. 10. Schematische Darstellung vom Bau der Rüsselwand. / Die Lappen mit den Ganglienzellen. A' die Durchschnitte der Nervenringe, gl der Drüsenwulst mit der Drüse im Innern, mc deren kreisför- mige Musculatur. mo die geschichtete Musculatur, ml die äussere longitudinale Musculatur des Kieferträgers. Fig. 11. Verlicaler Querschnitt durch die Rüsselröhre im eingezogenen Zustande. Vergr. 30. Fig. 12. Verlicaler Querschnitt durch die Wurzeln des Kiefers, um die Lage des Ausfuhrungsganges der Kiel'erdrüse und der zu den Muskeln desDrüsenwulsles gehörigen Fasern zu zeigen, von denen die longitudinalen im Querschnitt erscheinen. Vergr. 20. Fig. 13. Verticaler Querschnitt durch den Drüsentheil des Kieferträgers, gl Drüse, ml längslaufende, mc ringförmige Muskeln des Drüsenwulsles. Vergr. 40. Fig. 14. Verticaler Querschnitt durch den hinteren Abschnitt des Kieferträgers; kreuzförmiger Querschnitt des Lumen; blättrige Musculatur uud aussen die in 4 Rändern vertheilte äussere Längsmusculatur. Vergr. 40. Fig. 15. Der isolirte Kiefer, der Flügelfortsalz ist abwärts gewandt und ragt nur zumTheil hervor. Vergr. 10. Fig. 16. Kiefer mit der anhängenden Kieferdrüse, welche in dem Räume zwischen Rasis und Flügelforlsatz des Kiefers mündet. Vergr. 10. Fig. 17. Papille von der Wand der Rüsselröhre ; die Chitinbaut der letzteren zeigt eine Durchbohrung, durch welche das faserige Subcuticulargewebe in die Papille tritt: im Grunde der letzteren kleine helle Zellen. Vergr. 165. Fig. 18. Verticaler Querschnitt durch den hinteren Körpertheil auf einer segmentalen Ringfurche; die ring- förmige Musculatur fehlt auf den medianen Theilen der Bauch- und Rückenfläche; grosse Ausdeh- nung der dorsalen Längsmuskelbänder , deren frei vorspringenden Randtheile unter dem Darm liegen: die ventralen Längsmuskelbänder stossen über dem Bauchstrange zusammen. Vergr, 8. Tafelerklärung. 7 47 Fig. 19. Keimwülste von der inneren Oberfläche der ventralen Körperfläche, links ein aufrecht stehender, rechts ein liegender Keimwulst. Vergr. I i. Fig. 20. Drei gemeinsam auf den die Borstenbiindel bewegendenMuskeln aufsitzende Ovarien. Vergr. 95. Fig. 31. Zwei isolirte Ovarien daher; links im Profil mit einem zum Austritt reifen Ei, Vergr. 130; rechts die taschenformige Einziehung des häutigen Theiles schräg aufwärts wendend, in deren Grunde liegen eine Anzahl junger^Eier. Vergr. 258. Fig. 22. Das Segmentalorgan mit der die Eingangsöffnung tragenden Fläche aufwärts gewandt. Vergr. 85. Fig. 23. Verticaler Querschnitt durch den basalen Kopflappentheil; der Schnitt ist etwas schräg ausgefallen, hat auf der rechten Hälfte die Wurzel der Palpe gestreift, während er links vor derselben durch- geht. Das Hirn füllt den grössten Theil derKopflappenhöhlung, C Schlundcommissuren, P Palpen- nerven; auf der Unterfläche des Hirnes liegt eine dünne Muskelplatte: über dem Hirn der Quer- schnitt der dorsalen Längsmuskelbänder md; m tr sindquere, den Binnenraum des Kopflappens durchsetzende Muskelbalken. Vergr. 30. Fig. 24. Verticaler Längsschnitt durch die Medianebene des Kopflappens, dessen vorderer Theil fortgelas- sen ist. Das Hirn ruht auf der dünnwandigen Muskelplatte, an welcher ein Theil der queren Muskeln //( tr inseriren. Auf der Vorderfläche des Hirns steht die Anschwellung, aus welcher der Fühlernerv hervortritt. Dieser ist eine Strecke weit dadurch frei gelegt, dass ein Theil des Ge- webes, welches ihn einschliessl , aus dem Präparate entfernt wurde; man sieht den Abgang des ersten Seilenastes, md dorsales Längsmuskelband. x röhrenartige Stränge von unbekannter Be- deutung. Vergr. 23. Fig. 25. Verticaler Querschnitt durch das terminale Kopflappenstück; der spallförmige Hohlraum ist von dem Fasergewebe begrenzt, welches die Fühlernerven umhüllt. Vergr. 22. Fig. 26. Schematische Darstellung des vorderen Theiles des Nervensystemes; die Contouren des Kopf- lappens und der Palpen sind mit angegeben. Fig. 27. Verticaler Querschnitt durch einen Nervenknoten. Vergr. 86. Fig. 28. Schema des Endtheiles vom Rüsselnervensystem ; die beiden terminalen Ringe , die längslaufen- den Nerven und die vier Lappen der äusseren Rüsselwand sind auf einer mit der Endfläche des ausgestreckten Rüssel parallelen Ebene projicirt dargestellt. Fig. 29. Einundfunfzigstes Ruder der Gl. COlivoluta (Kef.) ; oben die hintere, unten die vordere Fläche. Vergr. 16. Fig. 30. Papillen der Rüsselröhre, rechts volle Ansicht der Endfläche, links Profilstellung. Vergr. 350. Fig. 31. Ruder der Gl. robusta; oben Vorderfläche des fünfundvierzigsten , unten hintere Fläche des ein- hundertachtundvierzigsten Ruders. Vergr. 10. Fig. 32. Papille der Rüsselröhre von demselben Thiere. Vergr. 125. Fig. 33. Dreissigstes Ruder der Gl. tesselata (Gr.), hintere Fläche. Vergr. 20. ; Fig. 34. Papille der Rüsselröhre, von demselben Thiere. Vergr. Mi. Fig. 35. Ruder der Gl.uilicorilis (Gr.) mit fast ganz eingezogener Kieme, vom lebenden Thiere, von oben gesehen, daneben die ganz ausgestülpte Kieme. Vergr. 58. (Fig. 36 — 48. (.oniada iiiaculata. [Örd.]) Fig. 36. Vorderende des Thieres mit ausgestrecktem Rüssel, die rechte Seitenfläche etwas aufwärts ge- dreht. Vergr. 1 1. Fig. 37. Dorsale Fläche der Segmente aus dem vorderen Körperabschnitte. Vergr. 15. Fig. 38. Dieselbe aus dem hinteren Körperabschnitte. Vergr. 15. Fig. 39. Verticaler Querschnitt des 113. Segmentes; die vordere Fläche der Ruder liegt vor. Vergr. 16. Fig. 40. Dreiundzwanzigstes Ruder; hintere Fläche. Vergr. 25. Fig. 41. Das Endstück der Rüsselröhre und der Anfang des Kieferträgers durch einen horizontalen Längs- schnitt zerlegt; links die ventrale, beim Schnitt etwas zerrissene, rechts die dorsale Hälfte. Vergr. 60. 7is TafelerkMnmg. Fi». 42. Verlicaler Längsschnitt durch den Anfang des Kieferträgers, hart an dem grosseren der gezähnelten Nebenkiefer, so dass die vor diesem stehende Papille vom Eingänge des Kieferträgers an der Basis angeschnitten ist. In der RUsselröhre sieht man die Chitinhaut mit einer der kleinen Papillen, die kernhaltige subcuticulare Faserschicht, welche gegen den Kieferträger hin eine Lage von Ganglien- zellen des Rüsselnervensystems umschliesst, sowie die innere längslaufende und äussere ringför- mige Muskelfaserschicht. In der Basis der Papille der Querschnitt des terminalen Nervenringes vom Rüsselnervensystem ; im Kieferträger die Seitenansicht des grosseren der gezähnelten Neben- kiefer und die blättrige Wandmüsculatur. Vergr. 150. Fie. 43. Der Hauptkiefer, links vom Rücken gesehen, rechts die ungezähnelte Fläche aufwärts wendend. Vergr. 155. Fig. 4 5. Grösserer paariger ).,,.., , , f ,. „.., , ,. ...„ ° \ Nebenkieler, von oben her aul die /.ahne gesehen, \ercr. 155. Fig. 45. Kleinerer unpaarer ) Fig. 46. Zweiwurzliger Nebenkiefer. Vergr. 100. Fis. 47. Kieferspitze der Rüsselröhre. Vergr. 66. Fi" 48. Vertiealer Querschnitt des Kiefertragers. Vergr. 16. (Fig. 49 — 51. doniada eremita. [Aid. & M. Edvv.]) Fig. 49. Haupt- und Nebenkiefer und die Papillen am Eingange der Rüsselröhre ; gezeichnet nach einem Präparat, welches dadurch gewonnen wurde, dass der-Kieferträger in der dorsalen Medianlinie geöffnet, die Chitincuticula mit Kiefern und Papillen abgelöst und ausgebreitet wurde. Vergr. 34. Fia. SO. Achtunddreissigstes j „. , , J Ruder, vordere Flache. Vergr. 10. Fig. 51. Siebenundsechsziastes ) Dracli von Bieitkopf und Hitrtei in Leipzig. /;,/■ .!//. - 1/ ws 5 •i/^ OB DTK BORSTENWÜRMER (ANNELIDA CHAETOPOBA) NACH SYSTEMATISCHEN UND ANATOMISCHEN UNTERSUCHUNGEN DARGESTELLT VON ERNST EHLERS, M D , I'IUVATDOCENT l NU l'UOSECTOK AM ANATOMISCHEN INSTITUTE 7.V GÖTTINGEX. /AVEITE ABTHEIIiHNG. SCHLUSS. (MIT TAFEL XII— XXIV.) LEIPZIG, VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. ■£ 1868. - — •" olien Meeres. Von Dr. Oscar Schmidt, Professor der Zoologie u. vergl. Anatomie all d. Universität zu Gratz. Mit sieben (illunt.) Kii|ifVrtafeln. Fol. 1S62. geb. 6 Thlr. 20 Ngr. Supplement hierzu. Mit 4 Kupfertafeln. Fol. 1864. HThlr. 21) Ngr. Neue wirbellose Thiere beobachtet und gesammelt auf einer Reise um die Erde in den Jahren 1853—57 von I. Band. 2 Hälften. Die Tiiruellartait und Uotatorien. f«l. geli. 35 fljlr. I. 1. Mit 15 color. Kupfertafeln und zahlreichen Figuren in Holzschnitt. 15 Thlr. I. 2. Mit 22 color. Kupfertafeln und mehreren hundert Figuren in Holzschnitt. 20 Thlr. Ueber die Darwinsche Schöpfimgstheorie. Ein am 13. Februar 1S64 in der Phys. Med. Gesellschaft von Würzbnrg gehaltener . Vortrag \ i Q A> Koliljgker» Prof. der Anatomie u. Physiologie in Wür/,burg. Abdr. aus d. Zeitschrift f. wissenschaftl. Zoologie XIV. Bd. sr. s. 1864. br. 3 Ntn\ Der Organismus der Infusionsthiere nach eigenen Forschungen in systematischer Reihenfolgt bearbeitet von ©p. ppitdHch] §te?tt» Prof. d. Zoologie a. d. Univ. Prag. I. -A.bth.eil. Allgemeiner Theil und Naturgeschichte der hypotriehen Infusionsthiere. Mit II Kupfertafeln, gr. Fol. geb. IG Thlr. Untersuchungen über Nematoden von , Dr. C. J. Eberth, Prosector an der zootomieehen Anstalt in Würz bürg. Mit 9 Kupfertafeln, gr. 4. J863. brosch. 4 Thlr. Die frei lebenden Copepoden. Mit besonderer Berücksichtigung der Fauna Deutschlands, der Nordsee und des Mittelmeerei von o. Prof. d. Zool. und Director des zool. Museums a. d. Univ. Marburg Mit 37 Tafeln, gr. 4. br. S Thlr. Beobachtungen über Anatomie und Entwicklungsgeschichte wirbelloser Thiere an der Küste von Normandie angestellt von Dr. A. Reue Edouard Clauarerie, Prof. der vergleichenden Anatomie an der Akademie zu Genf. Mit 18 Kupfertafeln, gr. 4. geb. 1 6 Thlr. Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere. Von Prof. Dr. Carl Gregfenbaur. Erstes Heft : Carpus und Tarsus. Mit 6 llthügr. Tafeln, gr. 4. 1864. br. 2 Thlr. 20 Ngr. Druck von Breitkouf und Härtel in Leiozier. ' ■ ■ ■ ■ ' : I ' ■ . .. . i ü ■ ! ■ - . ; ' ■.*■'* • •