un *“ * 1 g 1 De Wii 7 1 f ca a end N ram een . 1 Ark A pr 1 wa RAR (REN , er > FERN 9 edlen sun a; Pi 1 * may . nn oh bia 05 mr vu lg “2 n u uf A Ih Aging a W Be DE DS TR ie 1% en Winde sun eee ne nd 15 si N ET 170 Wrnaeſeg 935 * nn u Mete ds 1 . 2 2 u TIME 1 Aa ’ i . 5 . an 2 b * * 8 4 ö » A 4 vi 7 i 11 — N Re r 4 Ne } 1 . 4 . de nr 5 NER! 1 0 unt 32 DW 3 AR 1 r as 9 RE, * int eee . Inn * FR, u RE MR Muse N le: RER eite e aun N „ te W WA he e en 1 CN Die vollſtändigſte Uaturgeſchichte des In⸗ und Auslandes von H. G. Ludwig Reichenbach, Königl. Sächſ. Hofrathe, Ritter des K. S. Ordens für Verdienſt und Treue, Doctor der Philoſophie, Medicin und Chirurgie, Profeſſor der Naturgeſchichte, Directer des Königl. Sächſ. naturhiſtoriſchen Muſeums und des botaniſchen Gartens in Dresden u. ſ. w. Der Säugethiere erſter Band, enthält 22 Bogen und XXV Kupfertafeln mit 78 Abbildungen. Dresden und Leipzig, Erpedition der vollſtändigſten Naturgeſchichte. 184 6. Cetaceen „ Walthiere, nach den neueſten Entdeckungen monographiſch zuſammengeſtellt und durch 78 Abbildungen auf XXV: I — XXIV und II.). — Kupfertafeln erläutert von H. G. Ludwig Neichenbach. Die Anatomie hierzu mit LXV, Kupfertafeln wird beſonders ausgegeben. Dresden und Leipzig, Erpedition der vollſtändigſten Naturgeſchichte. 1846. | Er ms 6 r eee nee Ait kabel 0 ! 1. Ir 05 aa 4 40 7 5 „ * 1" Bun vn; Nee nf ge "78 Vorrede. Vorliegendes Werk hat einen doppelten Zweck: es ſoll theils denjenigen Leſer, welchem die darin behandelten Gegenſtände noch wenig bekannt ſind, gründlich über dieſelben belehren, theils ſoll es für den Natur— forſcher vom Fach als Repertorium dienen und ihm das in unzähligen und koſtbaren, großentheils ſchwer zugänglichen Werken Zerſtreute aus den überall gewiſſenhaft nachgewieſenen Quellen geſchöpft und zuſammen⸗ geſtellt und vorzüglich in den ſchnell folgenden Bänden mit ſo manchen noch nirgends abgebildeten oder neu nach der Natur beſchriebenen Ge— genſtänden vereinigt, vorführen. Schon ſeit langer Zeit hat ſich der Mangel eines ſolchen Werkes fühlbar gemacht, denn alle Verfaſſer der zahlreichen und verdienſtlichen Werke ähnlicher Art ſchreckten zurück vor dem Gedanken, die einzelnen Species, wenigſtens der höheren Thierclaſſen, möglichſt vollſtändig zu— ſammengeſtellt zu beſchreiben, und noch weniger fühlten ſie ſich im Stande, ſie abbilden zu können. Daher iſt es aber gekommen, daß wir eine Menge von Werken mit Gattungsrepräſentanten erhalten haben, wäh— rend die ganze Beziehung der Thier- und Pflanzenwelt auf das menſch— liche Leben auf der Kenntniß der Species beruht und der Leſer darum jene Werke in zu vielen Fällen unbefriedigt aus der Hand legen mußte. Bei den großen Schwierigkeiten, welche ſich der Ausführung eines ſolchen Unternehmens, wie das vorliegende iſt, in den Weg ſtellen, hat man auch dadurch von der Idee abzuſchrecken verſucht, daß man ſagte, ein ſolches Werk würde theuer werden. vI Vorrede. Meine vieljährigen Vorarbeiten und ſelbſtthätige Theilnahme an den Arbeiten meiner Künſtler, ſowie die Beachtung einer nützlichen Compen— dioſität, bei welcher jene gewöhnlich die Theuerung vorzüglich herbei— führende Raumverſchwendung vermieden wird, haben mich doch glücklich in den Stand geſetzt, durch den Erfolg zu beweiſen, daß das vorliegende Werk, wenn man die Maſſen ſeines Inhaltes vergleicht, mit allen ſeinen Species weit wohlfeiler wird, als manches Werk von weit beſchränkterem Inhalte. Das Urtheil des Sachkenners wird am beſten über den Werth meines Unternehmens ſelbſt entſcheiden, und man wird ſich überzeugen, daß hier nicht von einem willkürlich zuſammengeſtellten ſogenannten Atlas die Rede iſt, ſondern daß jeder Band ein in ſich abgeſchloſſenes monographiſches Ganzes enthält. Hiermit empfehle ich, dankbar für die freundliche Aufnahme, welche die anderen Bände bereits gefunden, das Unternehmen einer ferneren Theilnahme und bitte, wo ich den Erwartungen des Leſers minder ent— ſprach, den gutgemeinten Willen, die mir zu Gebote ſtehenden Samm— lungen und Bibliotheken zweckmäßig für Andere nützlich machen zu wollen, nicht zu verkennen. Nachträge und Verbeſſerungen ſollen von Zeit zu Zeit folgen. Der Verfaſſer. Haahyrnigur . Haken-Delphin Haken wal. Halfısk Halicore - Cetacea - Dugong u Aindicus. - tabernaculi . Halicorne . E Harlan's Delphin Haskerdinga, Gross . Heaviſide's Herbivora Getacea Heterodon Hyperoodon High -finned Whale Hirtfiſch Hnyding Hochſtirniger D Hofrungur Home's Delphin HösEmmor urn Hrafa-Keidus . . Hrafn Reidur Hran Hron Hualur . Humpback - Whales Hundfisk Hundfiskar Hunshval Huysen Hval . - gronlandsk Hvalfısk — Grönlands. Hvalfıskur . Hvalhund . Hval, Sommer Hvalur Hvidfisk Hvitfisk Hvüdfiske . Hyperoodon , Butskopf . - de Honfteur Honflorensis a of Honfleur elpbim . Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. I. Grampus . Regiſter nach der Seitenzahl. 169 101 /Jacobite 67 Leimadair . ee (1) ; 121\Jedinorogh morskoi . 36 Leiptenr 101 65/Illhvele . 360 Less whale 52 A indian walrus 144 Lesser Rorqual . 21 esse 1310 Leviathan Jobi . . . 49 144| - boliviensis „1310 Licorne de mer. 36 . 143] de Bolivie . 1310 Licorno marine . „ 386 144 Innuatu. \ 79|Löpare . . { 79 . 144 | Intermediate Dolphin 89|Lüghwal . . . . 36 1440 Jubartus ; 12 75 Junni 5/Makko-Kuzzira . . 54 4 Malayen:Delphin . . 118 87 Kalim 5 Manatee of the West Indies 157 132 Kamoi 2 79 Manati, kleiner 156 56|Kaselofisk . . ..41|Manatina . . 132 52 Kaskelot. 41. 52 Manato ; 156 68|Kaschelot . . ..., 410 Manatuns 156 79 Kazilot am 41 - americanus . 157 122 - kleeng d 52 = australis . . 156 1010 Keporkak „ e pborealis , 132 89 Kielſchwanz-Delphin . 78 - gigas 132 1010Kigutilik e 1137 12 Killeluak Kernetok 36 - Trich.Man austr. 157 28 Killer e e Manga eee 4 Kings Beluga. . 72 Marsouin 91 4 [King's Delphin 72 à mus eau arrondi 72 4 Kleene Kazilot 52 blanc 68 13/Kleenoog . 51 = tagene 8 . 101 inängiget e 51 8 de Paimpol , 7 gyı|Kleiner Cachelot .. 52 E D’Orbigny 77 410[ Kleiner Manati. .. . 156 - du Cap. 87 yı Kleiner Pottwal 52 = globiceps 72 4 Kleinſchnabel-Delphin .. 124 = Jacobite 67 4|Kleinfter Delphin .. 121 - Orgne . 79 4 Kobbeherre , 51 Marsuin | 4|Kogha . . 2.2... 68|Marsvün 91. 101 SIR „ e Maſtfiſch 52 790 Ko- Kuzira . . 8. 10|Mastvish . e 52 28 Kossalka . „ 79 Meereliihotit⸗ i BIN 4| Kreuztragender Delphin 90 Meerſchweinartiger Delph. 70 52 Kronen = Delphin . 126 Mereswynn 91 52 Merre Kalla 4 68 Lamantin °. .157|Miol mor. 4 54 _ d'Amerique 157 Mittler Delphin 98 55 = des Indes 144 Monoceros piscis . 36 56 Langhändiger Finnſiſch. 32 Monodon . . 36 56 Langſtirniger Delphin .. 121 - Andersonianus . 26 55 Large -toothed Dolphin 121 - microcephalus 36 Lead - coloured Dolphin . 109 —Monoceros 36 Leading whale 72 - Noarwhal 36 Walthiere. 22 170 Regiſter nach der Seitenzahl. Monodon spurius . 63 Orbigny's Delphin. . . 77 Platanista gangeticus . . 128 = unicornu 36 Orca . 79, 155 — du Gange . . 128 Morfarch . .» 4| - Plini . ° 99 Plattköpfiger Delphin .. 128 Morfll. » 4 Ore-svin 70 Plowun . . . 41 — Cyssredin A Org ue . 79 Plus petit des Danphins 121 Morhwch . . 101/Oxypterus . . 100 Porco marinho . . 91 Morskaja eben 68 — Mongitori 100 Porcus marinus . 79 Mor vil R 4/Oxyptere Rhinoceros 06 | Pörpes. . .. %. +. WIE u Morweh . . . 101 Pes 9¹ Morskaja Korova 132 Parmacitty Whale. . 49 Porpoise 91 - Swinja si An -w.lh 4 — Somumn Mouller 156 Pegebuey . . - 146 ese ene Mular 52. 67 Peis mular . 67 — of the Cap 87 Nierembergii , r 4 Birinet” 1200 EOS Muc mhara . . . 4 Pernetty's Delphin . 108 - Vith the round snout 72 Mysticete, finnbacked 11 Pesce buey : 136 | Porpuß...= VA ee - pike-headed 32] Petit (Gachelot . .. 2." STlotififh: SE. RINBE = unterjawed 5 Pezze Muger . 156 Potiwal, Trumpo .. 49 uterixj ros 4 Pfeilſchneller BE 111 Pottwalfiſc h... 41 uds rd As 4 , ?F . . R 4 Pottwal, gefurchter .. 53 Phocaena 5 91 — geradzähniger . 53 g 1 — bivittatus . 98 - fleinäugiger . 51 Naahval * 5 — communis 91 feiner: . TRUE Nagasn-Kuzira e lobiceps . 7 Vielhöder- .. 50 Naisa - goto ab, - grisea 77 Potfisk ur 41. 52 Namino ivo n — Homei .. 89|Potvisch . . , Te Naqua el Bahher 144 = Rondelein® 91|Potwal 2 2... Mal Narhval , 36 91 Pot Wal Fish 49 2 „„ E 0 d e Narwal . * 5 Physale edge 40 Potwal, großköpfiger . 4 Narwalına aut 36 physalus 40 walziger 40 Narwalus 8 — cylindricus 40 Puerco marin . . 9 Narwhal , » Ss len. microps B. 53 Narwhalus ee ans 36 püyseter . 0. 51. dfv 4 — microcephalus. 36 — Catodon x 52 RR vulgaris ER - cxlindricus - 40/Ranhwal . 9 * pech 85 — gibbosus . 49 Razorback 13. 16 a Sta h - macrocephalus 40. 41 Reg ey üs Nesarnak ' Jap - macrocephalus y. 49 Reinwardt's Delphin Nane: Neuſeeländiſcher Delphm 112 - mierops . . . 51 Rhinoceros Whale . . 100 Nisa A| orthodon 53 Riſſo's Delphin . .. 76 Nise a 51 — sulcatus . eee 91 Nookür 5 — Trumpo . 49 Rödkamm . 3 Nordkaper a — Tursio 92] Rör - Haas. Noso -Kuzira 28. 31 — polyeyphus . 50 Norqual de eee N Physetere microps . . 51 Rorqual à museau pointu 21 Oberzahn-Delphin 64 | Physetere orthodon 53 — du Cap 28 Ohonau- goto 72 Piket whale 21 - Great Northern 16 Oie de mer . 101 Pike headed . { Zi" I . ORezE Oki 1014 - Mysticete . 12|Rorqualus borealis 16 Opare . 79 Platanista K 128 - minor 21. 28 Erfte Ordnung. 1 Walthiere: Cetacea Cuv. Cete Lin. — Natantia Lid. Bruſtgliedmaßen floſſenartig, Naͤgel fehlen und beginnen erſt in der letzten Gattung; Schwanz horizontal platt und quer mondfoͤrmig oder zweiſpaltig. Hintergliedmaßen fehlen. Die Familie der Cetaceen oder Walthiere iſt eine der auffallendſten unter den Saͤugthieren, vorzuͤglich dadurch, daß ſie vom Baue der uͤbrigen Familien dieſer Claſſe im aͤußern Anſehen am allermeiſten abweicht. Wenn es wahr iſt, daß in der Natur gewiſſe Haupttypen in Beziehung auf aͤußere Geſtaltung, wie auf innern Bau zu Grunde liegen, und daß Wiederholungen des Niedern auf hoͤhern Stufen ſich aus— ſprechen, daß aber auch nur dieſe von der Natur ſelbſt gebotenen Momente, ein rein und wahrhaft natürliches Syſtem zu bieten vermögen, fo muß gewiß die Familie der Walthiere dieſe Wahrheit vorzuͤglich bekraͤftigen, da ſie augenſcheinlich die Form des Fiſchleibes auf der hoͤhern Stufe des Saͤugthiers ſo beſtimmt wiederholt, daß die Sprache des gemeinen Lebens dies ſchon durch die Benennungen: Wallfiſch, Finnfiſch, Pottfiſch u. ſ. w. ausdruͤckt. Sie muß aber auch zu Folge deſſen in einem natürlichen Syſteme, die niedrigſte und erſte Ordnung der Saͤugthiere, der erſten und niedrigſten Ordnung der Wirbelthiere, die ſie wiederholt, entſprechend entwickeln. Eigenthuͤmlich iſt alſo: der aͤußere Umriß, welcher dem Fiſchkoͤrper aͤhnlich iſt, die bedeutende erung der Gliedmaßen zu Floſſen und die Anweſenheit noch anderer Floſſen, beſonders auf dem Ruͤcken, ferner die auf einer ſehr niedrigen Entwickelungsſtufe verharrenden Zaͤhne, entweder als Barten bei den Walſiſchen mit Faſern wimperartig umgeben, oder zahlreiche wirkliche und tief eingekeilte Zaͤhne, aber meiſt alle von einer und derſelben Geſtaltung, und zwar von der der ſonſt bei den Saͤugthieren vorkommenden Eck- oder Spitzzaͤhne, das Verhaͤltniß alſo, welches ſchon bei den aͤchten Fiſchen und bei Schlangen und Crokodilen vorkommt, beſtimmt hier das Zahnſyſtem der Cetaceen, waͤhrend bei den hoͤher ſtehenden Familien der Saͤugthiere, eine Mannigfaltigkeit im Zahnbaue auftritt und ſich ſteigert, welche nir— gends in den uͤbrigen Reihen der Thierformen, wieder gleichartig vorkommt. Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 1 2 Walthiere. Walfiſch. Im innern Baue) fällt zuerſt wieder die große Verkuͤmmerung der Extremitaͤten auf, von denen die hinteren gaͤnzlich fehlen, an deren Stelle ſich eine Art von Fiſch— ſchwanz bildet, doch aber in horizontaler Lage, während bei den Fiſchen die Schwanz— floſſe in vertikaler Richtung erſcheint. Jene Hinterglieder ſind aber nur von außen angedeutet, waͤhrend im Innern gar keine Knochenanlage dafuͤr da iſt, außer einer Ga— belſpaltung am Ende der Wirbelſaͤule zu erweiterter Anlage der Muskeln, und jener horizontale Schwanz dient dem Thiere nur zum Balanciren in dem Elemente, welches von ihm bewohnt wird, er iſt fuͤr daſſelbe das wichtigſte und kraͤftigſte Bewegungs— organ. Die Vorderglieder ſind vorhanden, im innern wie eine Hand gebaut, nur an ihrem Urſprunge am Oberarme und Vorderarme verkuͤmmert, von außen dagegen auch die ganze Hand bis uͤber die Endſpitzen gleichfoͤrmig vom Felle uͤberzogen, und nur faͤhig als Ruder zu dienen. Eine andere merkwuͤrdige Verkuͤmmerung betrifft das Becken, welches nur durch drei kleine Knoͤchelchen angedeutet wird, die in weichen Theilen dicht um die Ge— ſchlechtsorgane herumgelagert haͤngen, und darum an den Skeletten gewoͤhnlich fehlen. Das mittlere unpaarige, ſymmetriſche Knoͤchelchen entſpricht hier den Schaambeinen, zwei Seitenknoͤchelchen ſind nur fadenfoͤrmig, deuten die Darmbeine an und ſind mit jenen Knoͤchelchen eingelenkt. Die Wirbelſaͤule unterbricht dagegen ihre Bildung nicht an der Stelle des Beckens, ſondern laͤuft ſich verduͤnnend aus wie bei Amphibien und Fiſchen. Man kann demnach ſagen, daß dieſe Thiere, in Hinſicht auf Beckenbildung, niedriger ſtehen als die meiſten Amphibien, und auch in dieſem Punkte die Organi— ſation der Fiſche wiederholen. Am Skelett iſt noch auffallend die Zahl der Wirbel, deren Bau und die Kuͤrze der Halswirbel, welche keine merkliche Seitenbewegung des Kopfes zulaſſen. Die Gelenkflaͤchen der Ruͤckenwirbel ſind groß und halten zwiſch ſich zwei Knochenſcheiben. Den Schwanz kann man von da an rechnen, wo die Dornfortſaͤtze beginnen. Wenn ſchon dies Alles fuͤr die niedrige Organiſation dieſer Thiere ſpricht, ſo kommt ihnen dennoch ein eigenthuͤmlicher Bau fuͤr Luftathmung zu, und ein Apparat zum Lebendiggebaͤren und zum Saͤugen ihrer Jungen, naͤmlich große, die Bruſthoͤhle erfüllende Lungen mit hoch in die Rachenhoͤhle vorragendem, pyramidalen Kehl: kopf und kleinem Kehldeckel uͤber die kleine Spalte des Kehlkopfs, welche hier eine Querſpalte iſt. Von den Saͤugorganen bemerkt man außen, ſehr weit nach hinten geſtellt, naͤmlich neben den Geſchlechtsorganen die beiden Euter, durch welche das meiſt einzelne Junge genaͤhrt wird. Den Bruſtkaſten bilden bei den Delphinen II — 12 paar Rippen, bei den Walfiſchen 12 — 15, die Pottfiſche haben deren 14, die See— kuͤhe 16, und bei dieſen erfuͤllen die Lungen ein Dritttheil der Koͤrperlaͤnge. Das Bruſtbein iſt bei allen kurz und beruͤhrt nur etwa 3 — 4 Rippen. Da dieſe Ge— ſchoͤpfe durch ihre Organiſation zum Luftathmen gezwungen ſind, ihr Hals aber nach Art deſſen der Fiſche unbeweglich iſt, ſie alſo dann, wenn ſie durch die Naſenloͤcher ) Die Abbildungen zur Anatomie der Cetaceen: Anatomie der Säuge- thiere I. find in ſieben und dreißig Tafeln zu gleicher Zeit mit den Cetaceen ſelbſt ausge- geben worden, ſo daß es hier nur einer Andeutung des Weſentlichſten bedarf, und dort der Bau der einzelnen Theile durch die Abbildungen beſſer erklärt wird. Walfiſch. * | Walthiere. 3 am Ende der Oberkinnlade athmen wollten, eine unnatuͤrliche perpendikulaͤre Stellung annehmen muͤßten, ſo findet ſich bei ihnen zu Vermeidung deſſen, eine Abaͤnderung in der Oeffnung der Reſpirationsorgane nach außen, naͤmlich auf dem hoͤchſten Con— tour des Kopfes, ſo daß die Thiere an der Oberflaͤche ſchwimmend mit der Atmosphaͤre in Verbindung bleiben, indem die Reſpirationsoͤffnung von dieſer beruͤhrt wird. Zu Bildung dieſer Oeffnung findet ſich ein eignes faſt vertikales Umbeugen des Keilbeines und Riechbeines, wobei die eigentlichen Naſenknochen bedeutend verkuͤmmert ſind. Der Kehlkopf dringt in dieſe hintern Nafenöffnungen ein und theilt bruͤckenartig den Schlund in zwei breite Seitenhaͤlften. Das Ausſtrahlen des Waſſers aus dieſen Oeff— nungen entſpricht indeſſen nicht dem Akte der Reſpiration, ſondern es folgt der De— glutition, indem das Thier nur athmen kann wenn es uͤber die Oberflaͤche des Waſ— ſers ſich erhebt, bei der Aufnahme der Nahrung im Waſſer aber allemal nach dem Oeffnen des Maules auch Waſſer mit aufgenommen, und dies jedesmal durch die hintere Naſenoͤffnung wieder ausgetrieben wird. Faber hat ſich uͤber dieſe Waſſer— geblaͤſe der Cetaceen ausfuͤhrlicher ausgeſprochen, und ſagt in Uebereinſtimmung mit andern Reiſenden im Norden, daß der Waſſerſtrahl bei den eigentlichen großen Wal— fiſchen ſich auf 16 bis 20 Fuß erhebt, bei den Delphinen auf 2 bis 3 Fuß. Die austreibende Kraft iſt hier ſo groß, daß dieſe Waſſerſtrahlen, auch wenn das Thier in einiger Entfernung unter der Oberflaͤche iſt, dennoch in das uͤberfließende Waſſer nicht unmittelbar einfließt, ſondern über daſſelbe ſich erhebt, ebenſo wie bei der Athmung der Fiſche durch Zuſammendruͤckung der Kehldeckel das eingeſchluckte Waſſer in einem Strome ausgepreßt wird. Es ſind bei den Cetaceen außer den Kreismuskeln des Pha— rynx, welche jenes kraͤftige Ausſtroͤmen zu veranlaſſen nicht allein im Stande fein würden, beſonders noch zwei mus£ulöfe Taſchen, unterwaͤrts mit Klappen, um den Ruͤckfluß des Waſſers nach der Kehle zu verhuͤten. Andere vergleichen die aus den Spritzloͤchern aufſteigende Subſtanz nur mit dem Hauch der Thiere, welcher in der kalten Atmosphaͤre gefriert und dadurch ſichtbar wird. Schon Scoresby ſagt, es ſei nicht Waſſer ſondern Luft. v. Bär fand den Schlundgaumenbogen (arcus pha- ryngopalatinus) ſo weit entwickelt, daß er den obern Theil des Schlundes ganz vom untern abſchließt (Bullet St. Petersb. I. 37.). Nicht alle Cetaceen bewohnen das Weltmeer. Zwei Delphinarten leben in Fluͤſſen, eine im Ganges, eine andere im Caſſiquiare und Orinoko. Eine Familie findet ſich im Laufe der Fluͤſſe Columbiens, und eine andere am Ausfluſſe der afrikanifchen Stroͤme. Die Duͤgongs gehoͤren dem aſiatiſchen Archipelagus von Malakka bis Neu— holland, das Borkenthier der Behringsſtraße. Die Delphine, Wall- und Pottfiſche gehen ſelten uͤber gewiſſe Grenzen hinaus, und die ſehr geringe Verbreitung mehrer Arten duͤrfte weniger in einer klimatiſchen Beſtimmung als in dem Vorhandenſein einer gewiſſen ihm entſprechenden Nahrung zu ſuchen ſein. Man kann die Cetaceen am naturgemaͤßeſten, wie bereits Cuvier gethan hat, in ſolche eintheilen, welche ihre Nahrung aus dem Thierreiche, und in ſolche, welche dieſelbe aus dem Pflanzenreiche nehmen. Will man beide Gruppen in Beziehung mit anderen ſetzen, ſo ergiebt ſich auch hier wieder — wie im Verhaͤltniß der Taucher und Pelikane zu den Enten und Gaͤnſen, oder in dem der Naubfäugethiere zu den Affen — daß die fleiſchfreſſenden niedriger organiſirt find, als die pflanzenfreſſenden, daß die Er 4 Walthiere. N 9 lfiſch. zu erſtern gehoͤrigen Wall- und Pott fiſche nebſt den Delphinen ſich den niedriger ſtehenden wahren Fiſchen und Amphibien im Bau der Zaͤhne und uͤbrigen Organe des Verdauungsſyſtemes naͤhern, die pflanzenfreſſenden dagegen als vorberei— tende Glieder fuͤr die Dickhaͤuter auftreten, vielleicht ſogar in einigen Verhaͤltniſſen nicht allein den Uebergang zu ihnen andeuten, ſondern mit dem Flußpferde ſich innig verbinden. Alle hier angedeuteten Verhaͤltniſſe werden ausfuͤhrlicher bei den einzelnen Arten beſprochen. Die Ordnung der Walthiere laͤßt ſich auf eine einfache Weiſe in vier Familien eintheilen: Naſenloͤcher naͤchſt dem Scheitel: im Oberkiefer Barten: Bartenwale, Balaenina. im Oberkiefer aͤußre Stoßzaͤhne: Narwale, Narwalina. wahre Zähne im Maule: Zahnwale, Delphinina. Naſenloͤſer vorn: im Maule Faſer- oder Schmelzzaͤhne: Seekühe, Manatina. Erſte Familie. Baardenwale, Balaenina. Im Kiefer anſtatt der Zaͤhne beiderſeits Baarden oder Barten: Fiſchbeinplatten welche kammartig geſtellt, am Innenrande borſtig bewimpert ſind. 5 Erſte Gattung. Balaenalm. Walfiſch, Bartenwal. Einzige Gattung, alſo durch die Kennzeichen der Familie beſtimmt. a. Balaena, eigentliche Walfiſche, ohne Rückenfloſſe. I. Balaena mysticetus Liss. Der grönländiſche Walſiſch. Taf. I. Fig. 1. Anatomie t. I. t. XXV. und XXIX. Strich. nöstızjrog für % To xjrog, paraıwe, doch ungewiß ob nicht andere Arten unter diefen Benennungen verftanden werden. — Lat. Balaena PIIN. Balaena britannica JuvenaL. — Franz. Baleine, baleine franche, baleine ‘de grande baic, de Groenland. — Engl. the Whale, the common whale. Angelſaͤchſ. Hron, hran, ranhwael. Gallikan. Muc mhara, Miol mor, Parn. Welſch. Morfarch, Morfil, Morfil Cyssredin. Corniſch: Morvil. — Hollaͤnd. Walvisch, groenlandsche Walvisch. Dän. Hvalfisk, Hval, @val, Gron- iandsk Hval, Slettbagen. Norweg. Halfısk, Sletbak. Islaͤnd. Hvalfiskur, Hvalur, Stökull, Slettbakr, Vatushalr. Schwed. Hvalfısk, Grönlands Hval- lisk, Hval. Altnordiſch: Hualur, Gross Haskerdinga. — Lett. Ta wifllee- lake siws, Eſthniſch: Wallaskalla in Reval. Merre Kalla Doͤrptiſch. Lapp⸗ 1 ” j 2 * 2 Walfiſch. * Walthiere. 5 8 land. Falen, Fala, Swales. Groͤnlaͤnd. Arbeck, Arbavir-Kscack. Kamtſchad. Daelm, Denn, Daig. Korjaͤk. Junni. Tſchuktſch. Reg-ev. Lammut. Kalim. — Hottentott. Tkakä. Kopf zum Dritttheil des ganzen Körpers, Maul weit, bogig, Kinnbacken gewoͤlbt, breiter als Kinnlade; Baarden ſehr groß, blaͤulichſchwarz, Spruͤtzloͤcher auf der Mitte des Kopfes, bogig; die fuͤnf hintern Halswirbel beweglich, RNippen jederſeits 13. — Länge 20 bis 70 Fuß. Er bewohnt die Meere von Groͤnland und der Davidſtraße, die Baffins- und Hudſonsbai, das Meer nordwaͤrts der Beringsſtraße und die nördliche Kuͤſte von Aſien. Ungeachtet ſeiner bedeutenden Groͤße — die Laͤnge haͤlt gewoͤhnlich zwiſchen 50 bis 60 Fuß — iſt der groͤnlaͤndiſche Walfiſch dennoch bei weitem nicht in dieſer Gat— tung die groͤßte Art, die wir vielmehr unter dem Namen des Roqual bald kennen lernen werden. Zu dieſer letztgenannten Art duͤrften auch alle diejenigen Beiſpiele aus der Vorzeit gehoͤren, welche einige Schriftſteller von ungewoͤhnlich großen Wal— fiſchen berichten. Die beſten Nachrichten uͤber dieſes Thier, denen wir folgen wollen, gab W. Scoresby in feinem Werke: An Account of the Arctic Regions. Edinbourgh 1820, oder W. Scoresby's Tagebuch einer Neife auf den Walfiſchfang, aus dem Engliſchen uͤberſetzt von Kries. Hamburg 1825. Er ſagt, er glaube, daß von 322 Walfiſchen, mit deren Fang er ſelbſt perſoͤnlich beſchaͤftigt war, nicht einer uͤber 60 Fuß lang geweſen ſei, einer der groͤßten die er jemals geſehen, war nur 58 Fuß lang. Ein ungewoͤhnlich großer, vor etwa zwanzig Jahren bei Spitzbergen gefangen, maß auch noch nicht 70 Fuß, und die groͤßte gemeſſene Laͤnge, war die von 67 Fuß, welche Gieſeke für den im Fruͤhling 1813 bei Goldhavn getoͤdteten Walfiſch an- giebt. Der Koͤrperumfang eines ausgewachſenen Walfiſches betraͤgt 30 bis 40 Fuß. Der offne Mund bietet einen Raum für ein bemanntes Boot eines Kauffahrteiſchiffs, denn derſelbe iſt 6—8 Fuß weit, 10 bis 12 Fuß hoch und 15 bis 16 Fuß lang, Die Bruſtglieder find 9 Fuß lang und 4 bis 5 Fuß breit. Der Schwanz 5 — 6 Fuß lang, aber 18 bis 26 Fuß in feiner Horizontallage breit. Die Augen find auf— fallend klein, wenig groͤßer als Ochſenaugen. Die Blaſeloͤcher oder eigentlichen Na— ſenloͤcher liegen etwa 16 Fuß vom Vordertheile des Kopfs auf dem Scheitel. Sie ſtoßen einen feuchten Dampf, den Hauch des Thiers mit Schleim vermiſcht aus, ſo⸗ bald das Thier ſich an der Oberflaͤche hält, unter Waſſer ſpruͤtzt es auch das durch das Maul aufgenommene Waſſer mit durch die Spruͤtzloͤcher aus. Ein Ausblaſen von wirklichem Waſſer, wie man es ſonſt allgemein annahm, ſpaͤter wieder leugnete, haͤlt Eſchricht am Ende ſeines Vortrags in den Forhandelingar 1842. 228, bei den Bardenwalen doch fuͤr moͤglich, da ſie den ſchon von Sandifort beſchriebenen ſtark muskuloͤſen Sack in der Gurgel befigen. Im Maule ſitzen an jeder Seite der Kinnlade die Baarden. Sie liegen mit ihren platten Seiten ziemlich dicht quer ne⸗ beneinander, ſenkrecht abwaͤrts gekehrt ein wenig ſichelartig gekruͤmmt, am Innenrande mehr ausgeſchweift und daſelbſt beſonders mit ſtarken Borſten bewimpert. Jede Reihe enthaͤlt mehr als 300 Baarden, die laͤngſten ziemlich in der Mitte, nach hinter- und vorwaͤrts nimmt die Laͤnge bis faſt auf nichts ab. Man findet die laͤngſten bis 13 hoͤchſt felten bis 15 Fuß, der größte Querdurchmeſſer 10 Zoll bis 1 Fuß. Der Ab: 6 Walthiere. Walfiſch. ſtand zwiſchen den Flaͤchen betraͤgt kaum uͤber einen halben Zoll. Die Zunge liegt ſchwerfaͤllig in der Kinnlade und laͤßt ſich nicht ausſtrecken. Am Vordertheile der Lippen ſtehen wenige kurze weiße Borſten und bilden den Bart. Die beiden Euter des Weibchens ſind bei dem lebenden Thiere wohl kaum mehr als ein paar Zoll lang, und ſondern eine aͤhnliche Milch ab, wie die anderer Saͤugthiere iſt. Nach dem Tode ſind die Euter zuruͤckgezogen. Die Oberflaͤche der Haut iſt kahl und glatt, wenigſtens nur zart gefurcht wie Waſſerlinien im Papier, die Farbe ſchwarz, unter— ſeits mehr oder weniger weiß. Aeltere Walfiſche ſind grau und weiß, auch einzelne Exemplare geſcheckt. Juͤngere ſind blaͤulichſchwarz und Saͤuglinge ſind nur blaͤulich oder blaͤulichgrau. Bei dem Erwachſenen iſt die Hautſchicht oder das Fell etwa ein Zoll dick, innerhalb deſſelben iſt das ganze Thier in gelblichweißen, gelben oder rothen Speck eingehuͤllt, deſſen Lage 8 bis 20 Zoll dick iſt. Die Zunge iſt weiches Fett, doch mit weniger Oel als ein gleichgroßes Stuͤck Speck. Eine eigentliche Stimme haben die Walfiſche nicht, nur ihr Blaſen waͤhrend des Athmens macht ein lautes Geraͤuſch. Der Dampf den ſie dabei ein paar Ellen hoch ausſtoßen, ſieht wie Rauch aus. Nach Verwundungen miſcht ſich wohl auch Blut damit, und beim Herannahen des Todes ergießt ſich aus den Blaſeloͤchern ein Blut— ſtrom. Im kraͤftigſten Schwimmen blaſen ſie auch am ſtaͤrkſten, ebenſo wenn man ſie aufregt und wenn ſie zum erſtenmale nach laͤngerem Aufenthalte in der Tiefe, em— porkommen. Sie blafen 4 bis 5 Mal in der Minute. Ihr Geſicht iſt ſcharf unter Waſſer, wo ſie ihres Gleichen aus großer Ferne bemerken, auf der Oberflaͤche ſollen ſie nicht weit ſehen koͤnnen. Der Gehoͤrſinn ſcheint ſtumpf, wenigſtens beachtet er das Aufſchreien der Menſchen nicht leicht, waͤhrend geringes Plaͤtſchern im Waſſer ihn aufmerkſam macht und verſcheucht. Der Wallfiſch iſt ſpecifiſch leichter als Seewaſſer und kann daher an der Ober— flaͤche mit ſeinem Scheitel und einem betraͤchtlichen Theile des Ruͤckens uͤber Waſſer bleiben, ohne die geringſte Anſtrengung oder Bewegung. Mit dem Schwanze ſteuert der Walfiſch im Waſſer vorwaͤrts, indem er damit auf- und abwaͤrts kraͤftig ſchlaͤgt. Die Floſſen oder Bruſtglieder haͤlt er dabei horizontal ausgeſtreckt und ſie ſcheinen ihm als Balancirſtangen zur Erhaltung des Gleichgewichts zu dienen, welches mit dem Tode augenblicklich verloren geht, wo er auf die Seite faͤllt. Der Bruſtfloſſen bedient ſich aber das Weibchen auch zum Schutze fuͤr das Junge und um die Richtung im Fortſchwimmen zu aͤndern. Ungeachtet ſeiner Plumpheit bewegt er ſich ſchnell und kann auf der Oberflaͤche ohne ſcheinbar ſich zu ruͤhren in wenigen Sekunden dem Be— reich ſeiner Verfolger entkommen. Gewoͤhnlich ſchwimmt er 4 Meilen in der Stunde. Bisweilen macht er faſt ſenkrechte Stellungen, dann kommt er wohl mit ſolcher Hef— tigkeit empor, daß er uͤber die Oberflaͤche heraustaucht, oder er ſtellt ſich auch an der Oberflaͤche kopfabwaͤrts und haͤlt den Schwanz frei empor in die Luft oder ſchlaͤgt mit ihm das Waſſer mit furchtbarer Gewalt. Davon ſchaͤumt das Meer und der Waſſer— dunſt erfuͤllt im weiten Umkreiſe die Luft. Die wogenden Kreiſe erweitern ſich in be— deutender Ferne und weithin hört man das Getoͤſe dieſer Manöver. Man ſpricht von 2 bis 3 Meilen. Gewoͤhnlich bleibt er 2 Minuten an der Oberflaͤche um 8 bis 9 Mal zu blaſen, dann taucht er unter und bleibt etwa 8 — 10 Minuten aus, auch wohl 15 bis 20, wenn er die Nahrung aufſucht. Man ſchließt aus der Wirbel— Walfiſch. Walthiere. 7 bewegung des Waſſers, daß er nicht ſehr tief hinabſteiget. Verwundet ſtuͤrzt er ſich aber in bedeutende Tiefen und ſo ſchnell, daß bisweilen Schaͤdel und Kinnladen durch Aufſtoßen zerbrechen. Man will auch ſchlafende Walfiſche bei ruhigem Wetter und zwiſchen dem Eiſe beobachtet haben. Die Paarung wurde gegen Ende des Som— mers beobachtet, und man trifft die Weibchen mit Jungen im Fruͤhlinge, ſo daß man vermuthet ſie werfen im Februar oder Maͤrz. Das einzige Junge ſoll 10 bis 14 Fuß lang geboren werden. Die Mutter leitet es ein Jahr lang oder laͤnger, bis ſeine Baarden erwachſen ſind und ihm erlauben ſeine Nahrung aus der See zu ent— nehmen. Der auffallendeſte Characterzug im Leben des Walfiſches iſt die Mutterliebe. Es wurde ſchon geſagt, daß die Mutter das Junge leitet und mit den Floſſen beſchuͤtzt. Dieſe zaͤrtliche Anhaͤnglichkeit an daſſelbe veranlaßt die Wallfiſchfaͤnger den Jungen, wenn auch dieſelben an ſich von geringem Werth ſind, nachzuſtellen, um dadurch die Mutter zu locken, ein Prinzip welches leider die Zahl dieſer Thiere ſo auffallend vermindert hat. Sobald das Junge verwundet iſt, verlaͤßt die Mutter daſſelbe nicht mehr, ſteigt mit ihm empor um zu athmen, treibt es zum Fortſchwimmen an, oder traͤgt es unter der Floſſe. Aus Angſt für das Junge fest fie dabei die Vorſicht für das eigne Leben bei Seite, führt wuͤthend gegen die Feinde und wird fo gewöhnlich ſelbſt getöbtet. Der Nutzen des Walfiſches wird vorzuͤglich durch ſeinen Speck und ſein Fiſch— bein beſtimmt. Fiſchbein giebt ein großer Wallfiſch bis zu 3360 Pfund. Fleiſch und Knochen laͤßt man zuruͤck, erſteres wird ein Fraß fuͤr eine Menge von Thieren, vom jungen Walfiſch ſieht es roth aus und vom Fett gereinigt und gebraten ſchmeckt es etwa wie derbes Rindfleiſch, vom Alten iſt es faſt ſchwarz und für Menſchen unge— nießbar. Von den Knochen nimmt man bisweilen die Kinnladen mit, die als Bal— kengewoͤlbe zu Erbauung von Hausthuͤren oder Zeltſtuͤtzen gebraucht werden. Die Be— wohner der Nordkuͤſten von Europa, Aſien und Amerika eſſen das Fleiſch der Jungen und die Eskimos trinken auch den Walfiſchthran mit Begierde. Die Haut eſſen ſie roh. Eingepoͤkelt und gekocht ſoll der Speck, auch der Schwanz gehoͤrig zubereitet, nicht uͤbel ſchmecken. Mehrere Bauchhaͤute werden zu Bereitung von Kleidern, und das eigentliche Bauchfell zu Fenſterſcheiben gebraucht, da es getrocknet glasartig durch— ſcheinend wird. Die Knochen verarbeitet man mit zu den Harpunen und Speeren oder zu Stuͤtzen der Zelte. Plinius ruͤhmt lib. XXXII. cap. 16. den Magenſaft, coagulum der Balaena, als Riechmittel im Todtenſchlaf, lethargus. Es bleibt indeſſen ungewiß, ob nicht bei den Alten unter Balaena ein Pottwall gemeint iſt, welcher ihnen allerdings bekannt war, obwohl man den Wallrath und Ambra nicht erwaͤhnt findet. Hierbei noch eine anatomiſche Bemerkung: Gluge ſagt im Bulletin de l’Acad. royale des Sciences et belles lettres de Bruxelles: V. 1838. 20. über die Endi— gung der Nerven in der Haut der Wale: die Oberhaut iſt bisweilen über zolldick, be— ſteht aus ſechseckigen, ziegelartig einander deckenden Zellen mit einem Kern, nicht groͤßer als bei andern Thieren. Hebt man dieſe Oberhaut auf, ſo zeigt ſich die Oberflaͤche der Lederhaut mit zahlloſen weißlichen Faͤden bedeckt, wie feine Haare ohne alle Elaſti— zitaͤt; ſie gehen ſenkrecht ein Stuͤck durch die Oberhaut. Blainville betrachtet ſie als Haare, andere als Ausfuͤhrungsgaͤnge, Breſchet als Nerven, was ganz eigen— thuͤmlich waͤre, da die Nerven nirgends auf eine ſolche Art endigen; auch iſt die 8 Walthiere. Walfiſch. Oberhaut oft faſt ſteinhart, ſo daß die Nerven nichts nuͤtzen wuͤrden. Sie beſtehen uͤbrigens nach Ehrenberg aus Kanaͤlen mit Kuͤgelchen angefuͤllt, was man auch bei einer 200maligen Vergroͤßerung deutlich wahrnehmen kann. Die Faͤden in der Oberhaut haben keine Spur von einem Kanal und ſind nur eine Verlaͤngerung der Lederhaut. 7 2. Balaena australis Desmovı. Der ſüdliche Walſiſch. Taf. I. Fig. 2. Taf. II. b. Fig. 2.b. Anatomie Taf. II. III. N Japan. Sebi-Kuzira und Ko-Kuzira. Engl. Whale of the southern Seas. Franz. La Baleine des mers australes, Baleine du Cap de la bonne Espérance. — B. japonica LXCür. B. antarctica Lesson. Kopf zum Viertheil des ganzen Koͤrpers, Maul ſehr weit, bogig, Kinn— backen von oben platt, ſchmaler als Kinnlade; Halswirbel verwachſen, Rippen jederſeits 15. — Länge 35 — 40 Fuß nach Scoresby, bis 50 Fuß nach Vergleich eines Schaͤdels von 13 Fuß und des uͤbrigen Skeletts von 34 Fuß nach Schlegel. Entſchieden kleiner als die groͤnlaͤndiſche Art, ſein Fiſchbein ſcheint verhaͤltnißmaͤßig laͤnger, bei etwa 40 Fuß Laͤnge des Thiers betraͤgt es 9 Fuß. Der Kopf iſt meiſt mit Balanen beſetzt. Die Bruſtglieder ſcheinen laͤnger und ſpitzer, waͤhrend die Schwanzlappen minder ausgezeichnet als bei voriger Art. Von ſeinem Ueberzuge ge— reinigt iſt er rein ſchwarz. Er iſt ziemlich verbreitet in der Suͤdſee, vom 350 S. B. aus, obwohl er auch zum Aequator aufſteigt und längs Südamerika hinjagt. D' O r— bigny ſagt, daß die Walfiſche im J. 1834 von dieſer Kuͤſte ziemlich verſchwanden. Sie ſcheinen aber noch andere Kuͤſten in Menge zu beſuchen, ſo findet man ſie in den Buchten von Terra del Fuego und an der Weſtkuͤſte Suͤdamerika's, auch rings um Neuholland, fo wie an der Kuͤſte von Südafrita, Im Monat Juni beſuchen fie das Vorgebirge der guten Hoffnung, vorzuͤglich die Weibchen um zu gebären, Delalande berichtet, daß ſich nur 2 — 3 Männchen unter 50 Weibchen finden, und die Fiſcher verſicherten, daß dies Verhaͤltniß ein bleibendes ſei. Der Fang iſt leichter. Nach Leſſon kommen dieſe Walfiſche nicht weit von der Kuͤſte vor, und werden waͤhrend der Ebbe gefangen. Er taucht, wenn er harpunirt iſt, ebenſo drei bis vier Mal unter wie der andere, kommt nach einigen Minuten wieder herauf und empfängt dann die toͤdtlichen Geſchoſſe. Der hier nach der Fauna japonica weit beſſer als von Desmoulins im Dictionaire classique abgebildete Walfiſch, iſt derſelbe, welcher von Zeit zu Zeit die Kuͤſten von Japan beſucht, wo er dann eine willkommene Beute wird, da man nicht nach ihm in entfernte Gegenden und nach dem Polarkreiſe zu ſchiffen braucht. Da es unmoͤglich iſt, ein ſo großes Thier ganz nach Europa zu ſchaffen, ſo kam H. v. Siebold auf den gluͤcklichen Einfall unter den Augen des Capitaͤns eines Wallfiſch— jagdſchiffs ein ſorgfaͤltig geformtes Modell aus Porzellan nach dem Thiere machen zu laſſen, und nach dieſem find die Abbildungen gefertigt. Das große Talent der japani⸗ ſchen Kuͤnſtler, in ihren Gemaͤlden und Skulpturen alle Thierarten mit einer Ge— nauigkeit und bewundernswuͤrdigen Vollendung nachzuahmen, dann die Leichtigkeit in . — — — rr — — ——— — Suͤdl. Walfiſch. Walthiere. 9 Japan die Walfiſche, die man, nachdem ſie naͤchſt den an der See gelegenen Haͤuſern harpunirt worden, zu beobachten, kam hierbei zu ba und ſpricht fuͤr die Richtig— keit des Modells. Vergleicht man dieſe Abbildungen mit denen des groͤnlaͤndiſchen Walfiſchs von Scoresby, ſo bemerkt man wohl auf den erſten Blick daß ſie verſchiedenen Arten gehören. Die japaniſche Art iſt die der füdlichen Meere, welche Delalande am Cap beobachtete und deren Skelett G. Cuvier in ſeinen Recherches unter dem Na— men Baleine du Cap beſchrieben hat. Mehrere Gruͤnde ſprechen dafuͤr. Erſtens tref— fen die Merkmale mit denen zuſammen die Delalande und Scores by gaben. Letzterer ſagt in ſeinem Account II. 529, daß der Kopf dieſer Art immer in weiß zieht und mit Balanen beſetzt iſt, Merkmale die auch dem japanifhen Exemplare zu— kommen, dagegen bei den gronlaͤndiſchen Walfiſchen, nach Scores by ſich nicht finden. Nach den Mittheilungen welche Delalande an Desmoulins machte, vergl. Dlet. class. II. 161, hat der Walfiſch vom Cap einen weit mehr plattgedruͤckten Kopf als der in den arktiſchen Meeren, ſeine Bruſtfinnen ſind laͤnger und laufen mehr in eine Spitze aus, die Schwanzlappen find durch einen tiefern Ausſchnitt ge— trennt und die Farbe iſt ein gleichfoͤrmiges Schwarz. Wir finden an unſerem Exem— plare alle Kennzeichen wieder, mit Ausnahme des letztern, welches uns zu unweſent— lich ſcheint, um die ſchwierige Frage der Gleichheit oder Verſchiedenheit zwiſchen beiden Arten entſcheiden zu koͤnnen, da uͤberdies Scoresby auch die Veraͤnderlichkeit der Farben und Zeichnung, bei beiden nachgewieſen hat. Auch ſcheint es, daß Desmoulins ſeine Beſchreibung wohl hauptſaͤchlich nach dem neugebornen Thiere, welches er pl. 140. Fig. 3. abbildete, gemacht hat. Fuͤr die Anſicht aber, daß unſer japaniſcher Walfiſch zu der Art des Suͤdmeers gehoͤrt, finden wir noch einen wichtigeren Grund im Baue des Kopfes, welcher unter manchen Verhaͤltniſſen von dem des nordiſchen Walfiſches ſich unterſcheidet. Beſonders auffallend iſt die große Breite in der Gegend der Augen, die Schnautze iſt weit dicker, und vor allem iſt der Rand des Kinnbacken gekruͤmmt, gegen die Augen hin ſtark nach unten und außen gebogen. Vergleicht man endlich die Schaͤdel beider Arten (vgl. unſere Tafeln der Anatomie), fo wird ſich zeigen, daß dieſe Kennzeichen eben durch den Schaͤdel fuͤr beide Arten bedingt werden. Der Umſtand endlich, daß mehrere Thiere, welche die ſuͤdliche Halbkugel bewohnen, bis zur japaniſchen Kuͤſte vordringen, traͤgt nicht wenig dazu bei, unſere Behauptung noch wahrſcheinlicher zu machen, und die Verſicherung zu beſtaͤtigen, daß der hier ab— gebildete Walfiſch der ſuͤdliche oder antarktiſche iſt. Vielleicht duͤrfte auch der Physa- lus von Kamtſchatka, den Karg in bei PALLAS Zoogr. I. 293 beſchreibt, und das Modell Nr. 6. von Chamiſſo in den N. Act. Acad. Leop. Carol. XII. I. hierher gehoͤren. Die oſteologiſchen Charaktere hat G. Cuvier trefflich auseinandergeſetzt, und ſie beſtaͤtigten ſich an dem Schaͤdel und dem Skelett des ſehr alten Exemplars, welche das niederlaͤndiſche Muſeum vom Vorgebirge der guten Hoffnung erhielt. Die aͤußern Merkmale waren bis jetzt noch ſehr wenig durch Scoresby und Delalande bekannt. Die mehrmals erwähnte Abbildung von Delalande, welche Desmoulins giebt, ift nach einem neugebornen Thiere und gewiß ſehr fluͤchtig entworfen, ſo daß man Pr. Cuvier Cetac, 391. nur beiſtimmen kann, wenn er ſagt fie ſei nur wenig getreu. Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. ’ 2 ni Ro 10 Walthiere. Suͤdl. Walfiſch. Waͤhrend Scores by die oben erwaͤhnte geringe Groͤße fuͤr den ſuͤdlichen Walfiſch angiebt, iſt zu bemerken, daß der 13 Fuß lange Schaͤdel im Leidener Muſeum doch einem Exemplare von 50 Fuß gehoͤrt haben muß, wenn das Verhaͤltniß des Kopfs daſſelbe wie im Mittelalter des Thiers verbleibt. An dem Skelett von 31 Fuß im Muſeum iſt der Schädel 74 Fuß lang. An der Abbildung maß der Kopf bis zu den Augen etwa den vierten Theil der ganzen Laͤnge. Dieſe Maaße mit den engli— ſchen, welche Scoresby nach 6 groͤnlaͤndiſchen Walfiſchen giebt (naͤmlich 5 zu 17, S zu 28, 16 zu 51, 15 zu 50, 19 zu 58 und 20 zu 52) beweiſen, daß bei die— ſer Art der Kopf einen weit groͤßern Raum einnimmt, als bei dem ſuͤdlichen Walfiſch. Indeſſen iſt doch auch nach Scores by das Laͤngenverhaͤltniß zwiſchen Kopf und Koͤrper bei den arktiſchen Walfiſchen etwas veraͤnderlich, ſo daß der Kopf bei einigen 0 bei andern kaum 359 der ganzen Laͤnge einnimmt, was alſo ungefähr 3 aus— macht. Dennoch moͤge dieſes letzte Verhaͤltniß die Unterſcheidung des groͤnlaͤndiſchen Walfiſches beſtimmen und der Anſatz von 4 Kopflänge für den ſuͤdlichen Walfiſch gelten. N Die Geſtalt des Kopfes iſt allerdings ſehr verſchieden. Sein Durchmeſſer von einem Auge zum andern iſt weit betraͤchtlicher, die Schnautze breiter und dicker, be— ſonders am Ende, und oben auf dem vorderen Dritttheile zeigt ſich eine ſtarke weiße Hervorragung. Die Grenzlinie am Oberrande des Kiefers iſt gegen das Ende der Schnautze etwas weniger gekruͤmmt als bei dem arktiſchen Walfiſch, hinterwaͤrts aber bildet ſich eine ſehr ſtarke Kruͤmmung und wendet ſich nach unten und außen, um ſich dann bis hinter das Auge zuruͤckzukruͤmmen. Die Linie der Kinnlade bietet auch eine verſchiedene Kruͤmmung dar, ihr horizontaler Theil iſt weit kuͤrzer als bei der nordi— ſchen Art, und nach vorn neigt ſie ſich unmerklich gegen das Ende der Kinnlade, ftatt daß fie bei dieſer Art kraͤftig aufſteigt. Die Baarden ſcheinen etwas kuͤrzer als bei dem groͤnlaͤndiſchen Walfiſche zu fein, wie auch Scoresby angiebt. Die Bruſt— floſſen aber laͤnger und mehr in eine Spitze auslaufend, die Schwanzfloſſen durch eine weniger tiefe Kerbe getrennt. Im Allgemeinen wuͤrde es ſchwer ſein, ein For— menverhaͤltniß zwiſchen beiden Arten feſtſtellen zu wollen, da die Individuen darin fo abweichend ſind, nachdem ihr Speck eine mehr oder minder ſtarke Entwickelung er— langt hat. Die Farben dagegen bieten auffallende Verſchiedenheiten dar. Das Weiß der Unterſeite nimmt hier einen ziemlich beſchraͤnkten Raum ein, von der Kehle bis zum After, und es erreicht an den Bauchſeiten nicht minder die Baſis der Bruſtfin— nen. Die Farbe ſcheint durch eine ziemlich regelmaͤßige Linie von der allgemeinen ſchwarzen Farbe ſcharf abgeſchnitten. Dann bemerkt man auch einen weißen Fleck uͤber dem Auge und einen andern uͤber der Schnautze. Bei dem nordiſchen Walfiſch dagegen ſind dieſe Flecke nicht vorhanden, und das Weiß, welches die ganze untere Haͤlfte des Thiers einnimt, verläuft ſich nach und nach in die ſchwarze Farbe der oberen Theile. Der japaniſche Name Sebi-Kuzira bedeutet Walfiſch mit trocknem Ruͤcken, man nannte dieſe Art ſo, weil ſie die Gewohnheit hat, an der Oberflaͤche ſo zu ſchwimmen, daß der Ruͤcken uͤber das Waſſer emporragt und nicht von ihm benetzt iſt. In Japan unterſcheidet man zwei Abarten von Sebi, von denen indeſſen die Japaner ſagen, daß die Unterſchiede derſelben in Bezug auf Geſtalt und Farbe nicht ſehr Suͤdl. Walfiſch. Walthiere. 11 merklich waͤren. Zufolge der Beſchreibungen der Japaner iſt die Farbe dieſes Wal— fiſches ſchwarz, aber ſein Bauch weiß und er hat einen weißen Fleck auf der Schnautze, ſo wie einen uͤber jedem Auge, die Lippen ſind weiß gerandet. Die Augen ſehr klein und bei den groͤßten Exemplaren nur 6 Zoll im Durchmeſſer, ſehr hervortretend, be— ſonders wenn das Thier den Mund geſchloſſen hat. Dieſe erſte Abart unterſcheidet derſelbe japaniſche Schriftſteller durch ſeinen Nacken mit Falten, von der zweiten, welche einen hoͤhern Ruͤcken hat, und deren Kinnlade ſo wie die Bruſtfinnen purpurroth ge— fleckt, wie mit Blumen uͤberſaͤet ſind. Die ſehr alten Exemplare halten 30 Metres Laͤnge und geben mehr als 60,000 Litres Thran. Man mag indeſſen an der Ge— nauigkeit dieſer Angabe zweifeln, denn man weiß, daß die eigentlichen Walfiſche nie uͤber 50 bis 60 Fuß lang werden, und daß nur die Finnfiſche eine Laͤnge von 80 — 100 Fuß erreichen. Die Japaner ziehen das Fleiſch und den Speck dieſes Walfiſches dem aller andern Walthiere vor, man genießt es gewoͤhnlich in Waſſer gekocht, und weder Fleiſch noch Speck haben einen unangenehmen Geſchmack. Der Ko-Kuzira, d. h. kleiner Walfiſch der Japaneſen, ſcheint nicht ſpecifiſch vom Sebi-Kuzira verſchieden. Man ſagt, daß er 20 Metres lang wird, und daß er auch keine Ruͤckenfinne hat. Sein Fleiſch iſt vortrefflich. Die japaniſchen Walfiſchfaͤnger haben eine eigene Methode dieſe Thiere zu meſſen. Wollen ſie das Maaß eines ei— gentlichen Walfiſches angeben, fo bezeichnen fie die Entfernung zwiſchen den Blaſe— loͤchern und den Schwanzfinnen, bei dem Finnfiſche dagegen die Entfernung zwiſchen den Blaſeloͤchern und der Ruͤckenfinne. Der Sebi gelangt demnach zufolge ihrer An— gabe zu einer Länge von etwa 50 Metres. Der Walfiſchfaͤnger behauptete ſelbſt deren von 30 Metres Laͤnge gefangen zu haben. b. Balaenoptera Lacep., Finufiſche. Eine Rückenfinne. aa. Vruſt faltenlos. 3. Balaena Physalus Lixx. Der Finnſiſch. Taf. II. Fig. 5. Groͤnl. Finfiske, Norweg. Gibbar, Rör-Hval? Tue Qual, Stor Hval. — Engl. The Gibbar, Finbacked mysticete. Franz. Baleine Gibbär, Ba- leinoptere Gibbar. Einzige Art dieſer Gruppe mit faltenlofer Bruſt. Dieſe Art iſt zuerſt in Martens Reise in Grönland und Spitzbergen 1675. t. Q. f. e. bekannt geworden, Bonnaterre, Lacepéde, Schreber, Brandt und Ratzeburg haben ſie kopirt. Indeſſen ſcheint es, daß dieſe Art nur ein unvoll— ſtaͤndig beobachteter Finnfiſch anderer Art iſt, da wahrſcheinlich nur die unterlaſſene Erwaͤhnung der Hautlaͤngsfalten der Bruſt die Annahme veranlaßt hat, daß derglei— chen gar nicht vorhanden waͤren. Wenigſtens hat ſeit jener Zeit Niemand einen fal— tenloſen Finnfiſch wieder geſehen, und jener von Martens beobachtete, hat ſchon wahrſcheinlich zu folgender Art gehoͤrt. Scoresby J. 481 beſchreibt ein in der Davis-⸗Straße todt gefundenes Exemplar, welches er als Balaena physalus auffuͤhrt, und berichtet, daß die Haut zwar unten glatt aber an den Seiten laͤngsrunzelig ge— faltet geweſen ſei. Martens ſelbſt berichtigt uͤbrigens noch ſeine Zeichnung dahin, daß die Ruͤckenfloſſe ebenſo weit nach hinten ſtehe, als bei B. boops. DE: 2 12 Walthiere. Keporkak. bb. Bruſt mit Längsfalten. 4. Balaena boops Lixw. ER I. Der rindsäugige Finnſiſch, Ke⸗ porkak. Taf. II. Fig. 4. Anatomie Taf. IV. Groͤnl. Keporkak. Islaͤnd. Hrafa-Keidus. Franz. Baleine A musean pointu Brıss. Baleinoptene Inbarte LaCkr. Engl. Pikeheaded Mysticete Suaw. — Balaena tripennis ete. Sz. Raı synops. pisc. Brıss. Jubar- tes KLEIN. Balaenoptera borealis Less. — Bonnar. Cet. t. 3. 2. SCHREB. t. 334. LaCer. II. t. 4. f. 1. Suaw. gen. bist. t. 227. Hunter obs. phil. Trans. 1787. t. 20. Bunz. Abb. n. 74. Fak. Dansk. Vid. Selsk. skript. 1809 — 10. 63. f. 1. Scoressy II. pl. 13. FR. Cuv. suit. Buff. Cet. pl. 20. Scuueser Abhdlg. I. p. 38. t. 6. Baarden ſchwarz, vorn in der Kinnlade ein offener Raum (ohne Baarden), Bruſt— finne oben ganz ſchwarz, unten ganz weiß. Fabr. Nach der Anſicht Anderer faͤllt alles was man B. boops nennt, mit dem Rorqual zuſammen, daher wir auf die Bemerkungen hinweiſen, welche bei dieſem gegeben werden, es wird ſich aber aus den= ſelben Bemerkungen ergeben, daß der treffliche Beobachter Dr. Eſchricht, mehrere Arten unterſcheidet. In der Sitzung der Zoological Society am 11. Febr. 1840 trug Mr. Yarrel folgende Mittheilungen von R. H. Sweeting Esg., uͤber den Rorqual, den er B. boops nannte, vor. Das Exemplar war an der hohen Waſſerſcheide bei Char— mouth, Dorſetſhire, Mittwochs den 5. Febr. 1840 früh geſtrandet. Seine ganze Länge betrug 44 Fuß, der Umfang 21 Fuß. Die Schwanzbreite 9 Fuß. Das Ge— wicht mochte ſich auf 20 bis 25 Tonnen belaufen. Die Kinnladen waten lang und dünn, aber nicht ſcharf, das Erde ſtumpf und gewoͤlbt, der Kinnbacken kuͤrzer und bei geſchloſſenem Maule von der Kinnlade aufgenommen, da dieſe 9 Zoll uͤber ihn vor— ſtand. Die Barten fanden ſich etwa zu 250 jederſeits im Kinnbacken, Gaumen und Zunge waren blaß nelkenroth, die Lippen nicht warzig. Oberſeite ſchwarz, Unterſeite weiß, Vorderbauch gefaltet. Die Naſen- oder Blaſeloͤcher waren zwei Laͤngsſpalten, deren vordere Enden einander beinahe beruͤhrten, waͤhrend ſie nach hinten bis zu drei Zoll auseinanderwichen und durch eine Furche getrennt wurden. Die Augenoͤffnung betrug 6 Zoll von einem Augenwinkel zum andern, die knoͤcherne Augenhoͤhle vom vordern Rande bis zum hintern hielt 8 Zoll, der Augapfel 7 Zoll, die Pupille war oval, die Iris nußbraun. Von Augenliedern, welche andere Schriftſteller den Walen zuſchreiben, war keine Spur. Vom Ende der Kinnlade bis zum Urſprung der Bruſt— floſſe 10° 9“, die Floſſe ſelbſt 5° 6“ lang und 18“ breit. Die Ruͤckenfloſſe klein, nur knorpelig, kegelfoͤrmig, am Grunde 18“ lang, hoch 12“, vom Schwanze 11“ weit entfernt. Die Specklage unter der Haut wechſelte von 3 bis 5 Zoll Dicke. Die Abbildung, welche S. 521 in Mr. Bell’s History of British Mammalia and Ceta- cea befindlich iſt, wird ſehr gut genannt. Das Skelett war 40 Fuß lang, der Kopf 10 Fuß. Wirbel zeigten ſich 60, naͤmlich 7 Hals-, 15 Ruͤcken-, 16 Lenden- und 15 Schwanzwirbel nebft 7 Schwanzknochen. Von den 14 Ribbenpaaren waren die erſten mit doppeltem Kopf und beruͤhrten die beiden erſten Ruͤckenwirbel, jede der uͤbrigen Rippen war nur einem einzelnen Wirbel eingelenkt und einkoͤpfig. Die Keporkak. Walthiere. 13 Ruͤckenwirbel uͤberſchritten demnach die Rippen um einen. Alle uͤbrige Einzelheiten uͤber das Skelett, die Bruſtfloſſen u. ſ. w., kam genau uͤberein mit den Angaben auf Dawhurſt's Abbildung und in deſſen Beſchreibung des Exemplars, welches bei Oſtende geſtrandet, nur war das gegenwaͤrtige in allen Theilen kleiner. In den Forhandlingar vid de skandinaviske Naturforskarnes tretje möte i Stockholm, 13 — 19 Juli 1842. Stockholm, Bagge 1843, theilt Dr. Eſchricht weitere Reſultate mit, über ſeine Unterſuchungen der Wale. Im September 1841 erhielt er die Nachricht, daß ein großer Finnfiſch an der nordweſtlichen Kuͤſte von Seeland geſtrandet ſei. Er reiſte noch denſelben Abend dahin, und fand ein Exemplar von 70“ Laͤnge und 16 Mann mit demſelben beſchaͤftigt, ſo daß die ſaͤmmtlichen Rippen der einen Seite bereits zerſchlagen waren. Unter den widrigen Umſtaͤnden wurde es nur moͤglich, einige Theile vom Thiere an das Muſeum zu Kopenhagen zu ſenden. — Der groͤnlaͤndiſche Walfiſch komme kaum jemals an die ſcandinaviſchen Kuͤſten, aber die Finnfiſche mit gefurchtem Vorderbauche nicht ſelten. Vom erſteren ſeie man jetzt ziemlich gewiß, daß in der Nordſee nur eine Art ſich befinde, eben die— fee groͤnlaͤndiſche Walfiſch, ein anderer kleiner lebe ausſchließlich in der füdlichen Halb: kugel. Von den gefurchten Finnfiſchen kommen wenigſtens 3 Arten im Norden vor, eine langhaͤndige, wohl dieſelbe, die man aus der ſuͤdlichen Halbkugel kennt, und wenigſtens zwei kurzhaͤndige, eine nur 23 — 28%, die andere, das größte bekannte Thier, bis gegen 100“ lang. — Den groͤnlaͤndiſchen, langhaͤndigen Walfiſch, Kepor— kak, hat Eſchricht mit den reichen Sendungen von Capitaͤn Holboͤll ſo vollſtaͤn— dig unterſuchen koͤnnen, daß ihm nicht nur faſt jeder Knochen, ſondern große Ein— geweide, und beſonders der ganze Darm bekannt geworden ſind. Nach dem Skelette zu urtheilen, ſcheint es die langhaͤndige Art vom Cap zu ſein, deren Skelett im Pariſer Muſeum vorhanden iſt, doch muß dies noch entſchieden werden. Die Ruͤckenfloſſe iſt ein gutes aͤußeres Unterſcheidungskennzeichen. Im Suͤdmeere unterſcheidet man die Humpback-Whales von den Razorbacks, und man hat Grund zu glauben, daß jene die langhaͤndigen find, nach Hol boͤll mit kuͤrzerer, dickerer und mit einem Hoͤcker verſehener Ruͤckenfinne, die Razorbacks aber groͤßere kurzhaͤndige gefurchte Finnfiſche, mit ſchmalerer, aber höherer und ſpitzigerer Ruͤckenfloſſe. Die kleinen groͤnlaͤndiſchen Finnfiſche heißen Tikagulik, d. h. mit einem Zeigefinger verſehen, weil ſie eine lange, krumme, ruͤckwaͤrts gebogene Ruͤckenfloſſe haben. Die Kamtſchadalen unterſcheiden ei: nen kleinen gefurchten Finnfiſch durch den ganz aͤhnlichen Namen Tschikagluk. Es deuten dieſe Erfahrungen auf ein ſehr wichtiges Unterſcheidungszeichen fuͤr die verſchie— denen Arten der Finnfiſche hin, und es wuͤrde gar ſehr wichtig ſein, von jedem zu beſtimmenden Wale Modelle von der Form der Ruͤckenfloſſe und genauere Angabe ih: rer Entfernung vom Kopfe, After und Schwanzende zu erhalten. Hr. Stifsamtmann Chriſtie hat ein ſolches Modell vom norwegiſchen Finnfiſche: Balaena rostrata F.? aus Papier mache, in der natürlichen Größe, welches Dr. Eſchricht als ſehr brauchbar erkannte. — Ein anderes Unterſcheidungsmerkmal glaubt Letzterer von den Schmarotzern entlehnen zu koͤnnen, welche die Walfiſche plagen. Unter dieſen zeichnen ſich gewiſſe Arten von Balanen oder Walfiſchpocken, aus der Familie der Cirrhipedien aus. Sie kommen nicht auf jeder Art von Walfiſchen vor. Schon Scores by erwaͤhnt, daß man ſie nie auf dem noͤrdlichen Glattruͤcken, dem groͤnlaͤndiſchen Walfiſche vorfinde, 14 Walthiere. Keporkak. waͤhrend ſie auf dem ſuͤdlichern ganz gewoͤhnlich ſind. Wollte man dieſe dem verſchie— denen Aufenthalte zuſchreiben, dann bleibt es wieder merkwuͤrdig, daß ſie ſich doch. wieder auf dem Keporkak finden, aber auf keinem andern gewöhnlichen Finnfiſche. Die Angabe iſt uͤberhaupt wichtig, denn ihr zufolge moͤchte man jeden gefurchten Finnfiſch in den noͤrdlichen Meeren, auf dem Balanen geſeſſen haͤtten, fuͤr einen langhaͤndigen erklaͤren duͤrfen. Die Groͤnlaͤnder behaupten auch, daß dieſe Balanen ſich immer auf dem langhaͤndigen Furchenfinnfiſche, — ſogar auf feinen noch ungebornen Jungen — finden. Letzteres zu glauben beduͤrfte es der zuverlaͤſſigſten Zeugen, aber es zeigt, daß jene Finnfiſche von ihnen ſchon in der fruͤheſten Jugend geplagt werden. Darnach koͤnnte man wohl auch ſchließen, daß jeder groͤnlaͤndiſche Finnfiſch, welcher keine Balanen trägt, nicht zu der langhaͤndigen Art gehören. — Aber auch ein Glatt— ruͤcken — aͤchte Balaena — hat Balanen, doch anderer Art. Die, welche Eſchricht als vom Keporkak herſtammend zu hunderten aus Groͤnland erhielt, waren ohne Ausnahme die hochbauchige Diadema balaenaris, und auf ihr allein findet ſich wies derum ſehr häufig ein anderer eigenthuͤmlicher Schmarotzer, der Langhals: Otion au- ritum. Die Balanen auf dem ſuͤdlichen Glattruͤcken gehoͤren dagegen alle zu der platten Coronula balaenaris, auf welcher ſich jener zweite Schmarotzer nicht vorfindet. Capitaͤn Soͤding brachte jene Coronula von im Suͤdmeere gefangenen Glattruͤcken zahlreich mit. Die Unterſcheidung der Schmarotzer zum Beſtimmen des Thiers, auf dem ſie leben, iſt ſehr wichtig, da wir wiſſen, daß man in der Regel von der Artver— ſchiedenheit jener auf die Artverſchiedenheit dieſer ſchließen kann. Die Balanen des langhaͤndigen Finnfiſches und des ſuͤdlichen Glattruͤcken find nicht alle nach Art und Gattung verſchieden, ſondern auch nach den Stellen des Thiers, an welchen ſie ſitzen. Die erſteren, wie ſchon Fabricius ſagt, auf den Floſſen, dem Schwanze und der Bruſt, die letzteren, nach Scoresby, auf dem Kopfe. Nur in einigen Faͤllen hat man früher ſchon auf dieſe Paraſiten geachtet. Chemnitz berichtet in den Schriften der Berl. Geſellſch. naturf. Freunde V. 463, daß ein daͤniſcher Schiffer zwiſchen Neufoundland und Island einen Nordkaper fing, deſſen Schnautze ganz mit weißen Pflaſtern beſetzt war, von dieſen wurden einige an Chemnitz gegeben, welcher ſie als Coronula beſtimmte. Das Thier war alſo der ſuͤdliche Glattruͤcken, und dieſer wäre demnach in jener Zeit zwiſchen Neufoundland und Island hinaufgegangen, fo wie ihn auch Scores by im atlantiſchen Meere an- traf. Es muß aber wichtig ſein, ob der Nordkaper uͤberhaupt daſſelbe Thier iſt. Cu— vier hat ihn gewiß mit Unrecht mit dem eigentlichen nordiſchen Glattruͤcken fuͤr ei— nerlei gehalten, denn die aͤltern Beſchreiber, z. B. Zorgdrager, unterſcheiden ihn auch darin von jenem, daß er ſich von Fiſchen und nicht bloß von kleinen Krebſen und Weichthieren naͤhre. Im „Koͤnigsſpiegel“ und andern alten hochnordiſchen Wer— ken werden mehrere Walfiſche, ſogar mit Schuppen erwaͤhnt. Alles leitet zu der An— nahme, daß der Glaͤttruͤcken des Suͤdmeeres wenigſtens früher nicht allein im atlan— tiſchen Meere gemein war, ſondern bis nach Island und dem Nordkap hinauf ging und daß er es war, welcher gewoͤhnlich „Nordkaper“ genannt wurde. — In den Philos. Transact. I. 13. wird ein regelmaͤßig jaͤhrlicher Fang von gefurchten Finnfi⸗ ſchen, mit langen Bruſtfinnen bei den bermudiſchen Inſeln erwaͤhnt. Beſchrieben wird die Art nicht, aber die Volksmeinung wird berichtet, daß die Thiere im Sommer Keporkak. Walthiere. 15 in die Bucht von Florida gehen und auf ihren Bruſtfloſſen und der Schwanzfloſſe eine große Menge von Balanen tragen, auf denen Seepflanzen wachſen. Dieſe Er— wähnung der Balanen beſtaͤtigt beſonders die Artuͤbereinſtimmung dieſer Thiere mit groͤnlaͤndiſchen, langhaͤndigen Finnfiſchen. In Ascanius icones rerum naturalium findet ſich eine mittelmaͤßige Abbildung von einem gefurchten Finnfiſche, zwar mit langen Bruſtfloſſen, ſonſt aber dem groͤnlaͤndiſchen Keporkak ſehr unaͤhnlich, ſo daß man noch eine andere Art langhaͤndige Furchenfinnfiſche annehmen koͤnnte. Balanen werden zwar nicht erwaͤhnt, aber weiterhin iſt eine abgebildet ohne Angabe ihres Fund— ortes. Sie iſt aber von der Art, welche der Keporkak trägt, hat auch das bezeich— nende Otion auritum auf ſich ſitzen. Sie haben alſo doch wohl jenem Finnfiſch an— gehoͤrt, wornach dieſer der groͤnlaͤndiſche, langhaͤndige ſein muͤßte. Als die daͤniſche Fregatte Bellona im J. 1840 bei Valparoiſo lag, fand ſich ein vollſtaͤndiges Skelett von einem geſtrandeten Wale, der nicht beſtimmt werden konnte. Dr. Kroͤyer brachte eine Balane mit, welche daneben gelegen, Dr. Eſchricht erkannte ſie fuͤr Diadema balaenaris, und erklaͤrte, daß das Skelett dem Keporkak ange— hoͤrt habe. Mit ziemlicher Gewißheit laͤßt ſich nun das Vorhandenſein von 2 großen und 2 kleinen Furchenfinnfiſchen im Norden behaupten. Von den kleinen kurzhaͤndigen Arten giebt es wenigſtens eine in Grönland: Balaena microcephala, welche verſchieden iſt von dem Bergenſchen Vaagehval: B. rostrata? und von dem großen giebt Eſchricht beſtimmt an, daß der im J. 1839 bei Seeland geſtrandete, nicht mit der gewoͤhnli— chen in Nordeuropa vorkommenden B. boops Auer. nicht Fan R. fondern mit der ei— nige Male an den Kuͤſten des Mittelmeeres geſtrandeten B. musculus uͤbereinſtimmte. Ueberhaupt iſt letztere Art gewiß nicht als im Mittelmeere zu Hauſe zu betrachten. Schon an und für ſich iſt es unwahrſcheinlich, daß eine fo große Art ihre Heimath in einem ſo kleinen und abgeſchloſſenen Meere haben ſollte, und man kann kaum denken, daß die Art mit dem groͤßten Theile ihrer Repraͤſentanten in demſelben leben ſollte, ohne öfter und zahlreicher geſehen zu werden. Wenn es alſo 4 kurzhaͤndige Furchenfinnfiſche im Norden giebt, ſo fragt ſich, ob dieſelben nicht auch zugleich in der ſuͤdlichen Halbkugel vorkommen, und dazu ſind keine andern Beweiſe vorhanden, als daß auch dort große und kleine Arten der genannten Finnfiſche beobachtet worden, und daß es der Analogie mit der langhaͤndigen Art zufolge, ganz wahrſcheinlich iſt, daß wenigſtens die groͤßern Arten von ihnen dieſelben ſein moͤgen, wie die im Norden. Vom langhaͤndigen Finnfiſche iſt es ziemlich entſchieden, und von dem kurzhaͤndigen iſt es wahrſcheinlich, daß ſie uͤber den ganzen Erdball verbreitet ſind. Der eine gegen— waͤrtig in der ſuͤdlichen Halbkugel vorkommende Glattruͤcken ſcheint fruͤher auch weiter nach Norden gegangen zu ſein, da er aber weit mehr verfolgt worden iſt, als die Finn— fiſche, auf die man uͤberhaupt faſt gar keine Jagd macht, ſo darf man ſich nicht wundern, wenn er ſich auf engere Grenzen, fo wie die Potwale beſchraͤnkt hat. Bei den Furchenfinnfiſchen entſteht die Frage: ob die in den antarktiſchen Meeren vorkommenden von den in den arktiſchen verſchieden ſind. Da ſie indeſſen auch in den Zwiſchenmeeren vorkommen, ſo verneint ſich die Frage. So iſt der langhaͤndige Finnfiſch nicht allein am Vorgebirge der guten Hoffnung und den bermudiſchen In— ſeln, ſondern auch bei Java, den japaniſchen Inſeln und Kamtſchatka angetroffen 16 Walthiere. Keporkak. worden. Man kommt dabei auf den Gedanken einer Wanderung dieſer Thiere aus der noͤrdlichen in die ſuͤdliche Halbkugel und umgekehrt nach dem Wechſel der Jahres— zeit. Dieſe Vermuthung liegt um ſo naͤher, als man uͤberhaupt regelmaͤßige Wan— derungen der Walfiſche kennt. Allerdings gruͤnden ſich dieſe Angaben nur auf die Ausſagen der Fiſcher. Die Wanderungen der Meerſchweine, D. phocaena und der Grindehvale: D. globiceps, ſind bekannt. Daß die glattruͤckigen Walfiſche bei der hoͤchſten Anſtrengung 7 — 8 Meilen weit in der Minute fortſchwimmen ſollten, kann hier freilich nicht in Anſchlag gebracht werden. Aber ebenſowenig kann auf der an— dern Seite der gewoͤhnliche ruhige Gang des Glattruͤckens von 4 Meilen in der Stunde zum Maaßſtabe fuͤr die Wanderung genommen werden, denn die Furchen— finnfifche find ungleich raſcher, und man giebt ihre Schnelligkeit auf 12 Meilen für die Stunde. Verfolgen ſie aber dabei, wie uͤberhaupt wandernde Thiere, einen faſt ſchnurgeraden Lauf, ſo klingt es kaum ungewoͤhnlich, wenn man annaͤhme, daß ge— wiſſe große Furchenfiſche in Zeit von 4 — 6 Wochen von einem Polarmeere bis zum andern gelangten. Der langhaͤndige Finnfiſch verlaͤßt die groͤnlaͤndiſchen Kuͤſten im October und November — in ſeltenen Faͤllen bleibt ein Exemplar im Winter — und kommt Ende April zuruͤck. Man muͤßte alſo erfahren wo ſie ſich vom Ende Novem— ber bis Maͤrz aufhalten. Nur jene Angabe vom regelmaͤßigen Fange dieſer Thiere auf den bermudiſchen Inſeln giebt Aufſchluß daruͤber. Der langhaͤndige Finnfiſch fin— det ſich dort im Maͤrz und bis zum Mai. So kurz vor ihrer Ankunft im Norden find ſie alſo — nicht in großen Schaaren — auf dem Wege zwiſchen Groͤnland und der Linie. Es iſt gewiß wahrſcheinlich, daß ſie ſich bei den Bermuden auf dem Wege vom Suͤden befinden, fo gut als alle Strandungen großer Furchenfinnfiſche an den europaͤiſchen Kuͤſten im Fruͤhlinge oder Herbſte geſchehen, alſo wahrſcheinlich waͤhrend ihrer Zuͤge nach Norden oder Suͤden. In der Zeitſchriſt „le Tems, 2. Juni 1839“ bemerkt Mr. Pluchonneau, ein Offizier eines Wallfiſchjagdſchiffs habe ihm folgenden Fall erzaͤhlt. Ein Walfiſch wurde von dem Capitaͤn Franck, welcher den Dreimaſter Auguſta von London be— fehligte, in der Davis-Straße verwundet. Die Leine zerriß und der Walfiſch nahm die Harpune mit ſich fort, auf dieſer war der Name des Harpuniers und des Schiffs eingegraben. Der Verluſt der Harpune und eines Theils der Leine wurde in das Schiffsjournal eingeſchrieben. Acht Tage nachher harpunirte der Sohn des Capitaͤn Franck, welcher ſich bei Spitzbergen mit dem Walfiſchfange beſchaͤftigt befand, den— ſelben Walfiſch und fing ihn. Die Identitaͤt des Thiers bewies ſich durch die in ihm ſteckende Harpune und die Bemerkungen in dem Journale beider Schiffe bewie— ſen, daß derſelbe Walfiſch eine Schwimmſtrecke von 2,400 Stunden in 8 Tagen zu— ruͤckgelegt hatte, wobei auf den Tag 300 Stunden kommen. 5. Balaena Musculus LIßX. Der Norqual. Taf. II. Fig. 3. Anatomie Taf. IV. V. Bei den Walfiſchfaͤngern: Razor-back und Finner. Engl. Great-Nor- thern Rorqual. Unterjawed Mysticete Snaw. Franz. Le Rorqual Cuv., Baleinoptere Rorqual LACE. Port. Assoprador, — Balaenoptera Rorqual LaCer, Rorqualus borealis Fr. Cuv. LESSON. — . - Rorqual. Walthiere. 17 Kinnlade breiter und laͤnger als der gegen das Ende ſpitzige mit Borſtenbuͤſchel baͤrtige Kiefer. Länge bis 110“ Nicht nur der groͤßte unter den Walen, ſondern uͤberhaupt das groͤßte aller leben— den Thiere. Der Kopf verhaͤlt ſich zur ganzen Laͤnge wie 1: 4. Der Wuchs iſt wie bei allen Finnfiſchen ſchlanker als bei den eigentlichen Walfiſchen, faſt walzig-ſpin— delfoͤrmig, das Fell duͤnner, mit ſeiner Unterlage nicht uͤber 6 Zoll. Bei dieſem Bau iſt er auch ſchneller, gewandter, ſein Benehmen unruhiger und kuͤhner, ſein Schnau— ben iſt ſtaͤrker, ſein Fiſchbein aber kuͤrzer und weniger werthvoll, weil daſſelbe, wie ſchon die Vergleichung der Abbildungen zeigt, vermoͤge der abweichenden Geſtalt des Kiefers, weit kuͤrzer iſt. Am groͤnlaͤndiſchen Walfiſch iſt daſſelbe relativ breiter und gekruͤmmter. Der dadurch gebildete Raum iſt nun mit den Baarden beſetzt, welche natuͤrlich bei jener Art weit laͤnger, bei letzterer weit kuͤrzer ſein muͤſſen, ſo daß hier die allerlaͤngſten Platten ſelten bis 1 Fuß meſſen. Mr. Knox giebt in feiner Beſchrei— bung jederſeits 314 Platten an, und deren mittlere Laͤnge zu 15 Zoll, worauf aber eine große Anzahl kleiner Platten folgen, welche am Ende ſo klein werden, daß ſie bis zu den bloßen Faſern hinſchwinden, ſo daß genau genommen wohl nicht weniger als 4000 bis 5000 geſonderte Platten angedeutet ſind. Friſch iſt dieſes Fiſchbein hoͤchſt elaſtiſch und weich, die Randfaſern ſind ſo geſchmeidig wie Menſchenhaare und bilden zuſammenwirkend einen feinen Seihapparat. Der hintere Gaumenbogen iſt fo breit, daß ein Mann hindurch kann, ſo groß iſt der Vorhof zu den Blaſeroͤhren und zur Gurgel. Im Allgemeinen iſt das Fiſchbein groͤber, der Schlund verhaͤltnißmaͤßig viel weiter, beides ein poſitiver Vortheil fuͤr den Rorqual, ſo daß ſein Fraß nicht bloß in den kleinen Weichthieren beſteht, von denen ſich der Walfiſch ernaͤhrt, ſondern auch aus groͤßern Mollusken und Fiſchen, wie Heringe, Schellfiſche, Kabeljau's, Lachſe u. ſ. w., was auch der Grund zu ſein ſcheint, daß dieſe großen Thiere die Zuͤge jener Fiſche verfolgen um ſie in ungemeſſener Anzahl zu verzehren. So berichtet Mr. Des— moulins, daß man 600 große Kabeljau's und eine unzaͤhlige Menge von Pilchards in ſeinem Magen fand. Die Bedeutung der Laͤngsfalten vorn an der Unterſeite iſt noch unklar. John Hunter beſchreibt ſie mit ſeiner gewohnten Genauigkeit und meint, daß fie dazu beitruͤgen, die Ausdehnbarkeit und Elaſtizitaͤt dieſer Theile zu er— halten, bekennt aber nicht zu wiſſen, warum dies ſo ſei. Die Falten ſind ziemlich parallel, fie beginnen ſogleich unter der Unterlippe und nehmen den Raum zwiſchen den beiden Kinnladenaͤſten, verlaufen uͤber die Gurgelgegend und bedecken die ganze Bruſt von einem Ende zum andern und noch daruͤber hinaus, indem ſie am Bauche endigen. Manchmal theilt ſich eine der Falten gegen ihr Ende in zwei. Sie ſind nach der Groͤße der Individuen von verſchiedener Weite, von einem halben bis zu zwei und drei Zoll. Außen haben ſie die Farbe der benachbarten Theile, innen ſind fie zarter, meiſt bloß weiß und bei einigen Arten ſchoͤn roth wie die Lippe. Pace: pede meint, es befinde ſich zwiſchen den Aeſten der Kinnlade eine große Blaſe, welche ſich unterhalb des Leibes hin ausdehne, das Thier koͤnne dieſelbe durch die Spruͤtz— loͤcher mit atmoſphaͤriſcher Luft füllen, wodurch fie einen Umfang von 10 bis 12 Fuß erhielte. Kurz er glaubte an eine Art von Schwimmblaſe, vermittelſt deren der Ror— qual ſich zur Oberfläche des Meeres erheben koͤnne, überhaupt ließe dieſelbe die außer— ordentliche Beweglichkeit, Schnelligkeit und Kraft deſſelben erklaͤren. Anatomiſche Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 72 u 18 Walthiere. Rorqual. Beobachtungen widerlegen indeſſen die Annahme einer ſolchen Blaſe, nur im todten Thiere bildet ſich durch Zerſetzung eine Auflockerung des Zellgewebes zwiſchen der Kinn— lade, welches ſich in ein Anſchwellen der unteren Theile des Koͤrpers fortſetzt. Quoy und Gaimard (Voyage p. 83) erzählen, daß ein Exemplar dieſer Art von den Matroſen ihres Schiffes getoͤdtet wurde. Noch am naͤchſten Tage war der Mund des Thiers geſchloſſen. Einen Tag nachher entſtand erſt die ſogenannte Schwimmblaſe und von da an ließ der Mund ſich nicht mehr ſchließen. Der Rorqual hat im Kiefer nicht den weiten kreisfoͤrmigen Raum, worin der groͤnlaͤndiſche Walfiſch ſeinen Fraß ſammelt, dafuͤr befindet ſich ein ſolcher Raum in der Kinnlade, und wenn ſich der ungeheure Rachen oͤffnet, ſo ſtroͤmt das Waſſer ein und die Falten geben ſich aus— einander und ſo bildet ſich eine große Hoͤhlung, worin ſich der Fraß ſammelt. Bei dem Schließen des Mundes ziehen ſich die Falten wieder zuſammen und treiben das Waſſer heraus, waͤhrend die Baarden die Fiſche, von denen das Thier lebt, zuruͤck— halten und zu einem angemeſſenen Biſſen vereinen. Dieſer Rorqual erreicht die ungeheure Laͤnge von 100 bis 110 Fuß. Sir A. Capel Broocke (Lapland 141) ſpricht von 120 Fuß, und einem Umfange von 30 bis 40 Fuß, alſo nicht ſtaͤrker als der groͤnlaͤndiſche Walfiſch. Scoresby bemerkt (Tuousoxs Ann, of Phil. VI. 314) man habe Exemplare von Schiffslaͤnge, d. i. 90 bis 110 Fuß geſehen, und man hat auch in der That mehr als einmal Exem— plare von 105 Fuß gemeſſen. Der Rumpf iſt nicht walzig, ſondern an der Seite zu— ſammengedruͤckt und uͤber dem Ruͤcken kantig. Der Kopf iſt verhaͤltnißmaͤßig zum groͤnländiſchen Walfiſch kleiner gegen den Rumpf gemeſſen, und der Schwanz in dem— ſelben Verhaͤltniß minder breit. Die Ruͤckenfinne iſt klein und ſteht dem Bauche ge— genuͤber, die Bruſtfinnen betraͤchtlich weit von den Lippenkanten entfernt und ſchlank, gerade und am Ende ſpitzig. Der Speck iſt gewoͤhnlich gegen 6 — 8 Zoll dick und giebt nicht uͤber 8 bis 10 Tonnen Thran. Die Farbe des Rorqual iſt blaͤulichſchwarz oder dunkel blaͤulichgrau, manchmal wie bei dem Saͤugling des groͤnlaͤndiſchen Walfiſch. Sein Blaſen iſt ſehr kraͤftig und wird bei Windſtille ſehr weit gehoͤrt. Obgleich dieſe Art bisweilen mit dem groͤnlaͤndiſchen Walfiſch verwechſelt wurde, ſo iſt ſie durch ihr Benehmen gaͤnzlich von ihm verſchieden. Selten liegt der Rorqual ruhig auf dem Waſſer wenn er blaͤßt, gewoͤhnlich ſchwimmt er in der Stunde 4 bis 5 Meilen weit, und wenn er hinabſteigt ſo haͤlt er ſehr ſelten ſeinen Schwanz ſo wie der groͤn— laͤndiſche Walfiſch gewoͤhnlich thut, in die Luft. Der Rorqual findet ſich in großer Anzahl in den arktiſchen Meeren, beſonders laͤngs der Kuͤſte auf dem Eiſe zwiſchen der Cherie Inſel und Nova Zembla naͤchſt Jan Mayen. Kaufleute von Archangel haben ihn oft für den Walfiſch gehalten. Er wird ſelten mitten unter Eis geſehen und der groͤnlaͤndiſche Wal ſcheint ihn zu vermeiden, die Walfiſchfaͤnger ſehen ihn deshalb ungern. Er hält ſich gewöhnlich im Bezirk von Spitzbergen in der Parallele von 70 bis 76°, aber im Sommer bei offe— ner See ruͤckt er vor bis zum SO N. B. Er durchſchwimmt bei der größten Schnel— ligkeit 12 Meilen in der Stunde. Er iſt deſſenungeachtet ein furchtſames Geſchoͤpf und geraͤth leicht in Rachſucht und Bosheit. Verfolgt man ihn dicht mit dem Boote, ſo fuͤrchtet er ſich wenig und nimmt kaum einen Vorſprung, aber nur um ihm um fo ſicherer durch Tauchen und Veränderung der Richtung zu entgehen. Sit er har— Rorqual. Walthiere. 19 punirt oder auf andere Weiſe verwundet, ſo wendet er alle ſeine Kraft an und ent— flieht pfeilſchnell. Daher darf man Martin Glauben beimeſſen, wenn er ſagt, daß die Mannſchaft eines kleinen Fahrzeugs ihre Harpune in einen Rorqual geworfen hatte, als derſelbe mit ſo außerordentlicher Schnelligkeit flohe, daß allgemeiner Schrecken die Leute aller Selbſtbeherrſchung beraubte und ſie das Tau abzuhauen unterließen, welches der Rorqual nun mit dem Fahrzeuge unter eine weite Eisbank hinabzog, ſo daß Alle umkamen. Dieſe große Schnelligkeit und Kraft macht dieſe Art fuͤr den Fang aͤußerſt gefaͤhrlich, und die geringe Menge von Thran iſt auch gar nicht der Muͤhe werth, ſolcher Gefahr ſich auszuſetzen. Wenn er getroffen iſt, ſo zieht er das ſchwere Boot meiſt unmittelbar aus dem Kreiſe des moͤglichen Beiſtandes und ſchwindet ſchnell aus dem Geſichtskreiſe des Bootes und Schiffes. Der Harpunirer muß nun das Seil ab— hauen und daſſelbe zum Opfer bringen, um ſich und die Mannſchaft der Gefahr zu entreißen. Manchmal, doch ſelten hat es geſchienen, daß ſie eine Neigung zeigten, gegen ihren Verfolger Vergeltungsrecht zu üben. La Cépéède ſagt, daß Maͤnnchen und Weibchen eine zärtliche Anhaͤnglichkeit gegeneinander an den Tag legten. Auch Du— hamel erzaͤhlt, daß im Jahre 1723 ein Paar erlegt wurden, welche immer beiſam— men ſchwammen und wahrſcheinlich gepaart waren. Das eine freibleibende Exemplar zeigte große Angſt um das andere Verwundete, ſchwamm dann gegen das Boot und mit einem einzigen Schlage feines Schwanzes toͤdtete es drei Mann und ſtuͤrzte die: ſelben ins Meer. Die beiden uͤbrig bleibenden gingen nun auf das Thier los und als das eine getoͤdtet war, ſtieß das andere klagende ſchreckliche Toͤne aus. Obgleich die eigentlichen Walfiſchfaͤnger alle Beruͤhrung mit dem Rorqual vermeiden, ſo iſt dies nicht ſo mit den Eingebornen der Polarkuͤſten, deren Beduͤrfniſſe ſie zu allem zwin— gen, was nur den geringſten Vortheil hoffen laͤßt, wobei auch oft die Umſtaͤnde ſie beguͤnſtigen. In Lappland (Brookes Lapland p. 141.) gewinnt man manchmal 15 Tonnen Thran von ihnen, an Werth 150 Pfund Sterling. Da der Rorqual gelegentlich, vielleicht gewoͤhnlich Heringe und andere Fiſche frißt, welche manchmal an die Flußmuͤndungen und eingeſchloſſene Buchten der Kuͤſten kom— men, wo ſie von dieſen Walen gierig verfolgt werden, ſo geſchieht es bisweilen, daß dergleichen Ungeheuer an ſolchen Orten durch die Ebbe uͤberraſcht werden und auf dem Strande liegen bleiben. Einen dergleichen Fall erzählte Sibbald in feiner Phalae- nologia von einem Exemplar, welches 48 Fuß lang zu Aberkorn im September 1692 ſtrandete. Die Fiſcher hatten daſſelbe ſeit 20 Jahren als einen kuͤhnen Verfolger der Fiſche gekannt, denn es trug ein beſonderes Zeichen an ſich, von einer Schußwunde ein Loch in der Ruͤckenfinne, weshalb ſie es gewoͤhnlich die Lochfinne genannt hatten. Sein Tod erregte endlich große Freude. Scoresby (Acc. Arctic, reg. I. 481.) erwähnt ein Exemplar von 105 Fuß, welches man in der Davis Straße todt fand, und Clarke (Travels to the Missouri by Captains Lewis and Clarke p. 422.) erzaͤhlt von einem Skelette am Columbia— fluſſe, welches auch 105 Fuß maß. Eins von 101 Fuß ſtrandete im J. 1750 auf den Baͤnken zu Humber, eines von 95 Fuß im J. 1827 bei Oſtende, eins von 84 Fuß, von Sibbald erwähnt, zu Boyne in Bannffſhire gegen Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts; eines von 83 Fuß zu North Berwick im J. 1831, beſchrieben von 3 * 20 Waltbiere. Norqual. Knor, eins von 82 Fuß in der Balta Bay in Shetland im J. 1817; eins von 74 Fuß zu Abereorn 1692, wie oben erwaͤhnt; zwei Exemplare von 70 Fuß, eines an der Kuͤſte von Cornwall 1797, das andere an der Weſtkuͤſte von Irland im J. 1825 eins von 63 Fuß kam im J. 1830 nach Beighton, ſ. Loudons Magaz. IV. 163; eins von 57 Fuß zu Rochefort 1727, ſ. Lesson Cetac. 345.; eins von 52 Fuß zu Eyemouth, Berwickſhire 1752; zwei Exemplare von 46 Fuß, eins zu Burnt— island 1690 nach Sibbald, eins 1761 nach Dr. Walker und erwähnt von Dr. Neil; eins von 43 Fuß bei Alloa 1808, Dr. Neil. Andere nicht gemeſſene oder kleinere Exemplare ſtrandeten an der Kuͤſte von Island, auf den weſtlichen Inſeln, den Orkneys, in den Thames, der Kuͤſte von Holland u. ſ. w. In Deutſchland iſt das Exemplar am Bekannteſten geworden, welches im Jahre 1827 zu Oſtende ſtrandete, weil fein Skelett von 95 Fuß Range in allen Hauptſtaͤdten gezeigt worden iſt. Das Exemplar war ein Weibchen und nach dieſem iſt unſere Abbildung gemacht worden. Ich ſahe dieſes Skelett, welches uͤberhaupt wohl das groͤßte Skelett, welches jemals gefertigt worden, ſein mag, bereits im J. 1828 in Bruͤſſel und im J. 1838 wurde es auch nach Dresden gebracht, und den groͤßten Theil des Sommers hier gezeigt. Auf dieſen Rorqual beziehen ſich die Schriften: Östeologische Beschreibung des Walls, von Fr. W. L. Suckow, Dr. med. etc, Mit fünf lithographirten Tafeln in Quertolio, aufgenommen und gezeichnet von Anton Wüstner, Mannheim bei Lamina. 1837, VI. u. 16 S. Quart. Ferner: Notice sur une Cetace echoue pres d’Ostende le 5 nov. 1827. par M. van Brena. Allgem. Konst en Letter Bode. 30. vor. 1827. p. 341. Feruss. Bull. 1828. Oct. n. 222. Notice sur un squelette de Baleinoptère expose à Bruxelles en Juin et Juillet 1828. par P. C. Wan der Linden. 8vo de 15, pag. Bruxelles 1828. impr. de Voglet. Ostéographie de la Baleine echouce à Pest du port d’Ostende, le 4. Nov. 1827. precelce d’une notice sur le découverte et la dissection de ce Cetace; par J. Dubar, chirurgien à Ostende. In 8vo av. 13. pl. lith. Bruxelles 1828. Der Kopf dieſes Skeletts iſt 22 Fuß lang, die Kinnlade 25 Fuß, die Ruͤckenwir⸗ belſaͤule 69 Fuß, Gewicht des Skeletts 35 Tonnen. Das Alter ſchaͤtzte Cuvier auf 900 bis 1000 Jahre. Fr. Cuvier und Rapp ſtimmen darin überein, daß ſie drei Arten Balaenop- tera anerkennen, und die von G. Cuvier bloß nach anatomiſchen Merkmalen auf: geſtellte B. antarctica aufnehmen. Aber anſtatt, daß Fr. Cuvier den im Mittel: meere vorkommenden Finnfiſch als eigene Art unter dem Namen Musculus auffuͤhrt, vereint Rapp ihn mit B. boops, ohne jedoch irgend einen Grund fuͤr feine Ab: weichung darin von Fr. Cuvier anzufuͤhren. Und waͤhrend Rapp die Abbildung bei Ascanius t. 26. zu B. boops als völlig ſicher bringt, ſagt Fr. Cuvier S. 310: „dieſe Abbildung gleicht einem Finnfiſche fo wenig, außer ruͤckſichtlich der Fal⸗ ten, daß wenn es wirklich die Abbildung eines Walfiſches in deſſen gewoͤhnlichem Zu: ſtande waͤre, das Thier kein Sun fein könnte, ſondern als Typus einer neuen Gattung betrachtet werden muͤßte.“ Vgl. Kröyer Tidskrift. II. 6. Von beſonderer Wichtigkeit bei dieſen Cetaceen iſt Sir John Sinclairs Bin: weiſung auf die Benutzung der ungeheueren Maſſen animaliſcher Subſtanz, welche die Rorqual. Walthiere. 21 gewohnlich gar nicht beachteten Knochen dieſer Thiere zulaſſen wurde, wenn man fie zur Düngung der Felder anwenden wollte. Mr. Will. Bell giebt darüber eine in: tereſſante Mittheilung im J. Bande des Quartery Journal of Agriculture, worin er ſich auch uͤber die Benutzung des Abganges von dem Walfiſchthrane verbreitet, den er mit Torfmoos in fetten Dünger, endlich in feine Dammerde verwandelt hatte. 6. Balaena rostrata ann. Schnabelwal, Entenſchnabel, Springer. Taf. III. Fig. 6. Anatomie Taf. VII. Franz. Baleinoptere a muscan pointu, B. acuto-rostrata LaCer. Le Rorqual à musean pointu Lesson, Engl. Beaked whale Sconessy ; Pike- headed Pens, Piket Whale Hunten, the lesser Rorqual, — Rorqualus mi- nor Knox — Die Landesnamen ſ. in der Beſchreibung. Barten weiß und ihre beiden Reihen laufen gerade bis zum Ende des Oberkiefers, wo ſie zuſammengehen; die Bruſtfinnen ſind gegen die Mitte weiß, ſowol an der obern, als der untern Flaͤche. Kroͤyer. Länge 23 — 26 Fuß, Farbe blaͤulichſchwarz, unten weißlich, an der aͤußern Seite der Bruſtfloſſen blaͤulichſchwarz, an der innern und der Spitze weiß, Bauchfalten weiß, bisweilen ſchwarz gefleckt. Die Furchen meiſt biuteoth. — Der laͤngliche Kopf beträgt den vierten Theil der Körperlänge, Der Kiefer iſt kuͤrzer, auch ſchmaler als die Kinnlade, verſchmaͤlert ſich nach vorn in eine ſchmale Schnautze, er iſt vorn eben, dann etwas gehoͤhlt, gegen die Mitte wieder eben und am hintern Theile in der Mitte zu den Spruͤtzloͤchern aufſteigend, an den Seiten ſehr abſchuͤſſig. Die Naſenſcheidewand zwiſchen den beiden Spruͤtzloͤchern iſt hinten breiter, die Oeffnungen etwas gekruͤmmt, am weiteſten vorn gegen die Stirn, am engſten gegen die Schnautze hin. Die Baarden find jederſeits zu 373 und 4 — 6 Linien von einander entfernt. Auf jeder Seite liegen mehrere, verſchieden lange Ordnungen derſelben, deren aͤußere aus größern beſtand, und deren innere kleinere Blatter enthielt; die vordern Baarden der aͤußern Reihe waren nur 1 Zoll lang und 2 Zoll breit und wurden dann in einem Zwiſchenraume von 54’ allmälig größer, bis ſie eine Laͤnge von 18 Zoll und eine Breite von 7 Zoll erreichten, dann nach dem Rachen hin wieder bedeutend abnahmen, fo daß die hinterſten nur wie 4 — 9 Linien lange Borſten erſchienen; die kleineren, innern Reihen 1 Zoll lang und 2 Lin, breit waren blaͤulich; der borſtenartig gefaſerte, vielfach untereinander verwirrte und ver— webte Theil des Gaumenrandes 7 bis 12 Zoll lang, ſchwaͤrzlichgrau. Kinnlade vorn und an beiden Seiten Über den Kiefer hervorragend. Bei geſchloſſenem Munde liegen die Maulraͤnder nicht dicht aneinander. Die Lippen find rund, nackt, glatt, ſehr feſt, auf der innern Flaͤche faſt hornartig, blaß gelblich. Die Zunge weich, ſchwammig, feſt, runzelig, an der Spitze rundlich, an Geſtalt und Farbe der Ochſenzunge nicht unähnlich, auf ihrer Mitte ein viereckiger, zungenfoͤrmiger, am vorbern Rande run: zeliger Lappen. Die Augen 2 Zoll 9 Lin,. lang und 14 Zoll hoch, dicht über und etwas vor dem Mundwinkel, mit dem hintern Augenwinkel etwas höher. Hornhaut faſt eirund, Pupille quer laͤnglich, Augenlider kurz, gleich, ohne Nickhaut. Der Kör: per iſt langgeſtreckt, faſt kegelfoͤrmig, ſehr glatt, nirgends aufgeſchwollen, überall pro: portionirt, an den Bruſtfloſſen am dickſten, von da an gegen ben Schwanz abneh— mend. Die zolltiefen Furchen und zollbteiten Falten beginnen an der Spitze und 22 Walthiere. Schnabelwal— den Raͤndern der Kinnlade und verlaufen bis zum Nabel. Die mittelſte iſt die laͤngſte, die ſeitlichen abnehmend kuͤrzer. Bruſtfloſſen klein, eilanzetlich, ihr Vorderrand dick und rund, der hintere leicht ausgebogen, am Ende ſpitz. Ruͤckenfloſſe ſehr feſt, faſt kegelfoͤrmig, mit ihrer Spitze nach hinten, Hinterrand ausgeſchnitten, von der Floſſe bis zum Schwanze eine Kielkante. Schwanzfloſſe halbmondfoͤrmig, durch Mittelkerbe etwas zweilappig, Vorderrand dick und rund, Hinterrand dünn und etwas buchtig. Die Spitzen etwas nach hinten gerichtet. Afteroͤffnung etwa 6 Zoll lang. Nabel fauſtgroß. Ruthenſpalte etwa 1 Zoll, Zitzenſpalten zur Seite und etwas vor der Schaamſpalte. Bereits die Gebrüder Knox ſetzten die Synonymie und Geſchichte dieſer Art aus: einander, als ihnen die Gelegenheit zu Theil wurde, ein im J. 1834 bei Queensferry, Frift of Forth geſtrandetes junges Exemplar, von 10 Fuß Länge, zu beobachten. Die Kehlhaut zeigte ſich, nachdem das Exemplar wie in ſchwimmender Lage aufge— hangen worden, ſackfoͤrmig und die Zunge vorn frei. Nach der Vergleichung von Knox ergeben ſich folgende Unterſchiede in der Wirbelzahl bei dieſer Art und dem großen Rorqual: Halswirbel, Rückenwirbel, übrige, Summe. B. museulust , , DT , B. rostrata NL en LAND. Hunter und Dr. Trail beobachteten von dieſer Art Exemplare von 17 Fuß Laͤnge, Zacepede erwähnt eines von Cherbourg 15 Fuß lang. Schon Fabricius erwaͤhnt, daß die faltige Unterſeite etwas roſaroͤthlich uͤberlaufen iſt. Er beſucht die felſigen Buchten von Groͤnland, beſonders im Sommer, auch die Kuͤſten von Island und Norwegen, zeigt ſich auch einzeln doch ſelten in niedern Breiten, ſo wie bei Greifswalde “). Leſſon gab in den Actes de la Soc. Linneenna de Bordeaux XII. 16. eine Beſchreibung des jungen Exemplars, welches im J. 1835 an den Ufern der Charente geftrandet war. W. Vrolik giebt in der Tidschrift for naturlyke Geschiedenis Band IV. 1837, anatomiſche Bemerkungen über den nordifhen Finnfiſch: Balaenoptera rostrata, welcher im Septbr. 1835 zu Wyk aan Zee geſtrandet iſt. Nach dem Allgemeene Konst en Letterbode 1836, ſtrandeten 1811 viermal Walfiſche. Sandifort Nieuwe Verhandelingen I. Class. van Instit. III. 233. 1827; dann bei Oſtende, ſ. Breda in Kunst en Letterbode 1827. n. 48; und im April 1826 bei Wyk aan Zee, dieſer kam in das Muſeum nach Leyden, daruͤber ſ. Sehlegel neue Verhdlg. III. p. 11. Viel mehr als uͤber das Skelett, die Luftroͤhre, das Auge und Ohr, wußte man nicht, deshalb ging Vrolik 1835 ſelbſt an den Strand und kaufte die Eingeweide. Das Exemplar war ein Weibchen und 56 Fuß lang. Alles mußte vor Ruͤckkehr unterſucht werden. Die Daͤrme liegen groͤßtentheils im Bauchfell, unmittel— bar unter der Haut, welche daſelbſt die bekannten Laͤngsfalten der Finnfiſche hat, vom ) Vergl. F. Rosenthal naturhistorische Bemerkungen über die Walle. Greifswalde 1827. — J. Rosenthal et Hornschuch epistola de Balaenopteris quibusdam. Gry- phiae 1825. 4. — Rudolphi in d. Abhandl, d. Acad. d. Wissenschaften zu Berlin. 1822. p. 27, — Matthies en ein Steindruck. Hamburg 1819. Schnabelwal. Walthiere. 23 Nabel aus dagegen bis zu den Weichen iſt die Unterſeite glatt, ohne Falten. Die Haut iſt ausdehnbar wie die Halshaut der Schlangen, je nachdem Maͤgen und Daͤrme leer oder gefuͤllt ſind. Ein Theil der Duͤnndaͤrme, ſo wie der Dickdarm liegt aber ganz in der Bauchhoͤhle unter den Muskeln, daher dieſe Stelle außen faltenlos ijt. Hunter beſchreibt in den Phil. Tranract. 1787, 405, die Lage der Daͤrme anders bei demſelben Thiere. Die Schwanzmuskeln ſind ſo groß, daß ſie nur Platz fuͤr den Dickdarm uͤbrig laſſen. Eine ſolche Ausdehnung dieſer Stelle, gleichſam Nabelbruch, findet ſich bei Balaena Mysticetus nicht, wie CAmrEr obs. sur la structure inte- rieure de plusieurs Cetaces Paris 1826, und J. A. BENNET Maatschappy te Haarlem V. 1809. t. 4. 5., verſichern, hier fehlen aber auch die Laͤngsfalten. Der Magen beſteht aus 3 Saͤcken, wie ihn Meckel beſchreibt, Hunter giebt deren 5 an. Der erſte iſt zur Aufbewahrung der Nahrung beſtimmt und ungeheuer groß, ſeine Schleimhaut hat große harte Falten, wie Saͤulen, welche ſich aber am Uebergange in den zweiten Magen, deſſen Schleimhaut ganz glatt iſt, verlieren. Er ſelbſt geht durch eine enge Oeffnung in den dritten Magen uͤber, faſt wie der Magenmund im Menſchen. Er iſt am kleinſten und glatt, beſitzt eine faſt 4 Zoll dicke Muskellage mit Laͤngs⸗ und Querfaſern, wie bei Wiederkaͤuern, umgeben. Doch duͤrften ſie we— gen Mangel geeigneter Zaͤhne wohl nicht widerkaͤuen koͤnnen. Breda fand in dem von Oſtende Ballen von Seegras: Zostera marina L., vergl. Renz. Abbild. 2. Deutschlands Flora 1. t. III. IV., fo wie die Haar-Ballen im Rindvieh. Solche Aehn— lichkeit findet ſich weniger in den Daͤrmen. Dee Dünndarm iſt ziemlich lang und reich an Windungen, die Muskelhaut ſehr dick, die Schleimhaut voll Querfalten, faſt wie bei dem Menſchen, ebenſo ſind die Flocken beſchaffen. Der Dickdarm weicht ab und iſt wie bei den Fiſchen, der Blinddarm unverhaͤltnißmaͤßig klein wie bei fleiſch— freſſenden Thieren, waͤhrend die Maͤgen und der Duͤnndarm mehr an die Wiederkaͤuer erinnern. Der ganze Dickdarm hat einen geringen Umfang wie bei den Fiſchen, auch ſetzen ſich die Darmfalten darin fort, wie das Spiralband bei den Haifiſchen, Rochen und Stören, fie vemehren alſo die Oberfläche und verzögern den Fortgang des Kothes. Die Schleimhaut des Duͤnndarms iſt flockig mit vielen Schleimblaͤschen, welche den Schleim aus vielen Oeffnungen herauslaſſen. Im Gekroͤs fand Vrolik ein blindes Anhaͤngſel von zelligem, ſchwammartigen Bau, woraus ſich viel weißlicher Saft druͤcken ließ; da, wo die Gekrösgefäße in den hohlen Rand der Darmmuͤndungen dringen, bemerkte Vrolik ein ſchwammartiges Gewebe wie Corpora cavernosa. Die Ath— mungswerkzeuge wichen ebenfalls ab. Sandifort hat ſie beſchrieben; es geht bekanntlich aus der Naſe eine pyramidenfoͤrmige Verlaͤngerung zum Kehlkopf, wodurch die Athmungsorgane von der Mundhoͤhle abgeſchloſſen werden. Vrolik vermuthete deshalb, der Kehlkopf muͤſſe unmittelbar hinter dem Zungenbeine liegen, dies iſt je— doch nicht der Fall, ſondern er liegt weit davon zwiſchen den Lungen wie bei Delphi- nus phocaena. Der Raum zwiſchen der erften Rippe und dem Winkel des Unter: kiefers iſt beim Finnfiſch von dem vordern Lungenlappen ausgefüllt. Erſt nach dem Wegſchneiden der Lungen ließ ſich der Kehlkopf mit großen Haken hervorziehen, da er außerordentlich groß iſt. Die Lungen ſind ſchwammartig, aber ſehr dicht. Auf der Oberflaͤche viele Oeffnungen, was ſich bei andern nicht findet. Mit der Hoͤhle des Kehlkopfs ſahe Vrolik den Sack verbunden, den Sandifort entdeckt, und mit 24 Walthiere. Schnabelwal. dem Waſſerausſpritzen in Verbindung gebracht hat, indem er dabei wie eine Druck— pumpe wirken ſollte, aber ſeine Kleinheit und ſeine ſchwache Muskelhaut laſſen dies nicht annehmen, er hat auch inwendig viele Schleimgruben, und iſt wohl nur eine Ausdehnung der Schleimhaut. Das wie bei dem Braunfiſch, halbmondfoͤrmige Herz war 3 Fuß breit, von der Spitze bis zur Lungenſchlagader 21 Fuß. Die Aorta 13 Zoll dick, die Lungenſchlagader 103 Zoll. Die linke Vorkammer iſt haͤutig, mit we— nig Muskelfaſern, die Muskelwaͤnde ſehr dick, in der rechten Kammer eine der Mus— kelſaͤulen 4 Zoll dick, das ovale Loch geſchloſſen. In den Schlagadern ließ ſich die mittlere Haut leicht in verſchiedene Lagen trennen, welche aus ganz herumlaufenden bloßen Faſern zu beſtehen ſchienen. Im Stamm der Vena mesaraica zeigten ſich Querfaſern. Der Fruchthalter war lang und feine Hörner hielten 23 Zoll, die Muͤn— dung mit Franzen faft wie bei dem Menſchen. Jederſeits find mit dem Fruchthalter zwei Koͤrper in Verbindung, deren Bedeutung noch zweifelhaft iſt. Der eine iſt mit dem oberſten Ende des Horns durch ein hautartiges Band vereint, iſt laͤnglich und zellig und ſcheint der Eierſtock zu ſein; der andere iſt mehr rund, groͤßer, liegt hoͤher oben und iſt mit dem breiten Mutterbande verbunden, er ſcheint auch aus Zellgewebe zu beſtehen. Einen Ausfuͤhrungsgang konnte Vrolik nicht entdecken. Anders iſt es bei dem Braunfiſche. Die Scheide wird durch freihaͤngende Querfalten ſehr erweitert. Seitwaͤrts ſind mit der aͤußern Oeffnung die knorpelartigen Beckenknochen durch Mus— kelfaſern verbunden. Die Beckenknochen find 0,14“ lang, walzig und haben eine Ver: laͤngerung nach innen, wie ein Schooßbein. Beim Braunfiſch finden ſich nur kleine, runde Knochen ohne Verlaͤngerung nach Innen. Jederſeits der Scheide liegt in der Haut eine Laͤngsfalte, welche in ſich die Zitze verbirgt. Sie hat Gemeinſchaft mit einer Knauldruͤſe, welche Vrolik für die Bruſtdruͤſe halt. Da das Exemplar nicht ſaͤugend war, ſo fanden ſich dieſe Theile wenig entwickelt. Die Harnblaſe war klein und birnfoͤrmig. Das Auge iſt ſehr klein, die Augenlider unbeweglich, es findet ſich keine Thraͤnendruͤſe und kein Thraͤnenkanal. Hinter der tunica conjunetiva befindet ſich ein druͤſiges Gewebe, die sclerotica iſt ſehr dick. Den Gehoͤrgang fand Vrolik ebenſowenig als Schlegel. An der Spitze der Schnautze fand Vrolik nicht den Borſtenbuͤſchel, den Breda erwaͤhnt “). j Kroͤyer ſpricht ſich in feiner Tidskrift II. 6. über B. rostrata aus. Er hatte Gelegenheit waͤhrend ſeines Aufenthaltes in Bergen-Stift im Junius das Gerippe eines Walfiſches zu unterſuchen, welcher ein Jahr vorher in Florvaag, eine kleine Meile von Bergen gefangen worden war. Dazu wurden noch waͤhrend ſeiner Anwe— ſenheit in Bergen 2 Walfiſche gefangen, der eine ein paar Meilen von der Stadt, er erhielt aber erſt Nachricht davon, nachdem das Thier zerhauen und weggebracht wor— den. Vom andern erhielt er am 8. Juli Nachricht, daß Bauern von Florwaag im Begriffe ſtaͤnden, denſelben zu fangen, der Bauer war zur Stadt gekommen um mit dem Muſeum in Bergen um den Ankauf des Skeletts zu handeln. Dieſe Nachricht hielt er indeſſen geheim, weil die Bauern fuͤrchteten, daß außerdem die Stadtbewoh— ner herbeiſtrömen und die Felder um die kleine Bucht, in welcher ſich der Walfiſch ) Es dürften dieſe Schnurren vielleicht nur dem Rorqual eigenthümlich fein, oder wenigſtens bei dieſer Art am allerlängſten vorkommen. Schnabelwal. Walthiere. 25 befand, niedertreten moͤchte. Kroͤyer ſuchte die ſeltene Gelegenheit, einen Walfiſch lebendig zu ſehen, zu benutzen, bekam aber ungluͤcklicherweiſe ein ſchlechtes Boot und ſchlechtes Bootsvolk, auch trat ſchlechtes Wetter und Platzregen ein, und die Fahrt ging ſo langſam, daß er in der Naͤhe von Florvaag erfuhr, daß der Walfiſch etwa eine halbe Stunde vorher auf den Grund gegangen ſei: alſo todt waͤre und, daß man ihn nicht eher wieder ſehen koͤnne, bis er vom Waſſer wieder emporgehoben werden wuͤrde. Kroͤyer mußte ſich begnuͤgen den Laͤrm und die Triumpfgeſaͤnge der Fiſcher anzuhoͤren, den Waag (die Bucht) zu beſchauen und die ringsum auf den Anhoͤhen verſammelten Menſchen zu betrachten, welche die Erzählung des Aſcanius, daß dort ein Walfiſchfang zum Volksfeſte werde, beftätigte. Um indeſſen doch eine Erfah— rung über die Wallfiſche zu machen, bat er einen Fiſcher welcher ein Stuͤck geſalze— nes Fleiſch von einem früher gefangenen Walfiſche verzehrte, um einen Biſſen, konnte aber, ungeachtet aller Lobpreiſungen der Fiſcher, denſelben nicht wohlſchmeckend finden. Weil Kroͤyer vermuthete, daß die Gasentbindung, welche nothwendig war, um den Walfiſch wieder heraufzubringen, vor Ablauf einiger Tage nicht erfolgen koͤnne, ſo erkundigte er ſich erſt wieder am 10. Juli vormittags nach dem todten Walfiſche. Hier fand er ſich wieder ſehr unangenehm getaͤuſcht, da man ihm ſagte, daß der Wal— fiſch an demſelben Tage ſehr fruͤh wieder zum Vorſchein gekommen, ſogleich aufs Trockne gebracht und ſein Skelett nach Bergen geſchafft und an das Muſeum verkauft worden ſei. Auch wurde bemerkt, daß zufolge der Erfahrung der Fiſcher ein zu Grunde geſunkener Walſiſch mit der dritten Fluth, alſo zwiſchen 30 und 36 Stun— den wieder emporkaͤme, was auch hier zugetroffen war. Obwohl die Hoffnung auf Unterſuchung des Walfiſches getaͤuſcht war, ſo boten ſich doch noch hinreichende Ma— terialien zum Beweiſe, daß B. rostrata eine eigene Art ſei, und nicht bloß, wie Fr. Cuvier und Rapp ſich geaͤußert haben, junge Individuen der B. boops be: zeichne. Es iſt naͤmlich völlig ausgemacht, daß B. boops eine Größe von mehr als 80 Fuß erreicht. Die beiden im Bergenſchen Muſeum aufbewahrten Skelette von B. rostrata, haben eine Laͤnge von 23 und von gegen 26 Fuß; beide waren aber von traͤchtigen Weibchen, und die Foͤtus, welche aus ihnen herausgeſchnitten worden, aus jedem naͤmlich eins, befinden ſich gleichfalls im Bergenſchen Muſeum. Hierdurch wird es wohl erwieſen, daß die noͤrdlichen Meere eine kleine Wall— fiſchart beſitzen, es muͤßte denn jemand glauben wollen, daß ein Saͤugthier, welches ſchon bei einer Laͤnge von einigen und 20 Fuß, fortpflanzungsfaͤhig iſt, noch im Stande ſei 3 bis 4 Mal ſo lang zu werden, was doch wohl einem Zoologen nicht ein— fallen wird. Hieraus folgt nun freilich noch nicht ganz ſicher, daß dieſe kleine Wal— fiſchart identiſch mit B. rostrata Fapr. ſei, denn man muß wenigſtens die Moͤglich— keit zugeben, daß die nordiſchen Meere zwei oder ſogar mehrere kleine Walfiſcharten beherbergen koͤnnen. Dagegen darf man den angegebenen Thatſachen zufolge, wohl behaupten, daß kein Grund dafür ſei, dieſe Art von Fabricius aus der Reihe der Walfiſcharten ſtreichen zu wollen. Die beſchriebene Art aber von der von Fabricius zu trennen, ſehen wir uns eben auch nicht berechtigt, wenn gleich ein Punkt ſeiner kurzen Beſchreibung, die Geſtalt der Bruſtfinnen, abweicht. Ein Foͤtus war 154 Zoll lang. — Kopf dick und groß im Verhaͤltniß zum Körper, die Stirn ſtark gewoͤlbt, gleichſam bucklicht; Mundoͤffnung ſehr groß, Schnautze langgeſtreckt zugeſpitzt, ziemlich Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 4 26 Walthiere. Schnabelwal. flach; innen nach den Augen zu ſtellt ſie ein gleichſchenkliges Dreieck vor. Nach der Wurzel der Schnautze zu, doch etwas vor den Augen, zeigen ſich die Naſenloͤcher wie zwei ſehr ſchmale Laͤngsſpalten, nach hinten auseinanderlaufend. Augen etwas elliptiſch, ziemlich groß und ſtark vorſtehend, dicht an den Mundwinkeln, gerade über denſelben, ſo, daß etwa der halbe Theil des Auges vor, der halbe hinter den Mund— winkeln ſich befindet. Unterkiefer breiter als Oberkiefer, von Barten keine Spur ), Zunge ſehr groß (doch nicht herausragend), fleiſchig und ſtark gewoͤlbt. Bruſt— finnen langgeſtreckt und ſehr zugeſpitzt; ihren vorderen Rand bilden zwei unter ſehr ſtumpfem Winkel zuſammenſtoßende gerade Linien, der Hinterrand zeigt erſt eine kurze Linie, dann einen langen Bogen, wodurch die ganze Finne einigermaßen halbmond— foͤrmig wird. Der Körper iſt bis gegen die Nüdenfinne faft walzig, an dieſer aber ſtark zuſammengedruͤckt, die Ruͤckenlinie dadurch kielfoͤrmig, der Hautkiel zieht ſich als Fortſetzung der Ruͤckenfinne bis voͤllig zur Schwanzfinne hin. Die Ruthe iſt kegel— foͤrmig zugeſpitzt, vorwaͤrts gekruͤmmt. Furchen an Bruſt und Bauch, ſo wie Oeff— nungen der Gehoͤrorgane waren am Foͤtus nicht zu finden. Die Gerippe der erwach— ſenen Weibchen halten 233 und 253 Fuß, Bruſtfinnen 30“ und 344“, Ruͤckenfinne 20“ und 15“ lang, 144 und 104” hoch; Schwanzfinne des erſten Exemplars von der Wurzel nach den Seiten lang 20“, lang in der Mitte 17, breit 7 **). Kopf: länge bis zum Hinterhauptsloche 643“ und 72”. Unterkieferaͤſte in gerader Linie 613 und 69“. Deren aͤußere Kruͤmmung 65“ am erſten Exemplar. Breite des Kopfs über dem Kinnbacken vor dem Stirnknochen 213”, über den Augenhoͤhlen 28”. Die Barten im Oberkiefer ſehen weißgelb aus, in ihrer Maſſe beiſammen faſt wie ein Stuͤck grober Filz. Sie bilden jederſeits im Oberkiefer eine etwas krumm gebogene Reihe, zu vorderſt laufen die beiden Reihen voͤllig in eine Spitze zuſammen, dann entfernen ſie ſich immer mehr von einander in der Richtung nach hinten aus, bis fie etwa 3 der ganzen Lange der Reihen erreicht haben, worauf ſie ſich wieder einander naͤhern, aber ſo, daß bei ihrem Ende noch ein kleiner Raum zwiſchen ihnen bleibt. Um eine Vorſtellung von dem offenen Raume zu erhalten, kann man ſich denſelben an der Unterflaͤche des Schaͤdels zwiſchen den beiden Bartenreihen als eine ſehr langgeſtreckte Lanzenſpitze denken. Jederſeits befanden ſich etwa 320 Barten. Die allerhinterſten ſind am kuͤrzeſten, aber von da nehmen ſie ſchnell an Laͤnge zu, die laͤngſten find nur etwa um ein Dritttheil der Reihenlaͤnge von der hinterſten entfernt; von da nehmen ſie wieder ſtufenweiſe bis zur Spitze des Oberkiefers ab, doch ſo, daß die vorderſten die hinterſten noch an Laͤnge uͤbertreffen. Der innere Rand der Barten iſt länger als der äußere. Die Faſern find Schweinsborſten aͤhnlich. Die Zwiſchen— kieferbeine gehen gerade bis zum hintern Ende der Naſenbeine, ſind erſt an der Schnautze ziemlich zugeſpitzt; darauf werden ſie etwas breiter, ſo daß ſie eine horizon— ) Nach Fr. Cuviers Üetac. discours prélimin. XXVIII. hat Geoffroy St. Hi— laire die überraſchende Entdeckung gemacht, bei dem Oeffnen des Zahnkanals der Oberkinn— lade eines Walfiſchfötus Zahnkeime zu finden, und Prof. Eſchricht hat am Fötus eines grönländiſchen Walfiſches daſſelbe beſtätigt. ) Die Schwanzfinne des zweiten Exemplar hatten die Fiſcher ſich vorbehalten und als Leckerbiſſen verzehrt. Schnabelwal. Walthiere. 27 tale Platte bilden, haben aber ſchon, ehe ſie ſich an die Seiten der Naſenbeine legen, die Geſtalt ſenkrechter Platten. Der Augapfel iſt flachgedruͤckt kuglich, das ſicht— bare Auge etwas elliptiſch. Die Wirbel in der Zahl von 48, naͤmlich 7 Hals-, 11 Ruͤcken⸗, 12 Lenden- und 18 Schwanzwirbel. Die Halswirbel ziemlich klein, beſon— ders kurz, doch alle deutlich getrennt. Der Atlas iſt verhaͤltnißmaͤßig groß, doch viel kleiner als der Drehwirbel. Seine Gelenkflaͤchen groß, eirund, mit dem ſchmalen Ende nach unten und innen, ſo daß es unten mit der Spitze der andern Gelenkflaͤche zuſammenſtoͤßt. Sein Dornfortſatz iſt kurz und ſpitzig, ſeine Querfortſaͤtze gehen hori— zontal aus und ſind kurz und dick, am Ende ſtumpf. Der Drehwirbel hat einen nur wenig entwickelten Zahn, ſein Dornfortſatz zeigt vorn an der Wurzel eine Ver— tiefung oder muſchelfoͤrmige Flaͤche, welche den Dornfortſatz des Atlas aufnimmt, am Ende aber nicht gegabelt iſt. Uebrigens ſind am Dreher der Dorn- und die Quer— fortſaͤtze weit größer als am Atlas, letztere nicht nur auswärts, ſondern auch ſtark zu— ruͤckgebogen. Die 4 folgenden Halswirbel ſind viel kleiner als beide obern, haben unbedeutende Dornfortſaͤtze, doch wie der Dreher, große duͤnne, ringfoͤrmige Querfort— ſaͤtze. Der ſiebente Halswirbel iſt wieder weit groͤßer, hat große Querfortſaͤtze, die aber nicht ringfoͤrmig ſind. Am erſten Ruͤckenwirbel iſt die groͤßte Breite des Querfortſatzes in der ſenkrechten Richtung, bei allen uͤbrigen in der horizontalen. Die Dornfortſaͤtze erreichen ihre größte Länge am 6. bis ten Lendenwirbel, die Querfortſaͤtze find am laͤngſten am 3. bis 6ten Lendenwirbel. An den 13 letzten Schwanzwirbeln find die Querfortſaͤtze verſchwunden; die 10 letzten Schwanzwirbel haben kleine Dornfortſaͤtze, weder oben noch unten und nehmen eine hoͤckerig viereckige oder faſt kugelrunde Ge— ſtalt an. Von den untern Dornfortſaͤtzen iſt der zweite der laͤngſte. Rippen ſind 10 Paare, von denen 6 Paare mit dem Wirbelkoͤrper, die uͤbrigen nur mit den Querfortſaͤtzen eingelenkt ſind. Bruſtbein klein, kreuzfoͤrmig, außen gewoͤlbt oder mit Spur eines Kiels. Der obere Theil oder Handgriff iſt ſehr kurz, breit, am Ende ab— gerundet, der hintere oder Schwertfortſatz lang und ſehr ſchmal. Die Seitenaͤſte an der Wurzel breit, laufen ſpitz aus und endigen ſtumpf, ſind uͤbrigens etwa von der Laͤnge des Handgriffs. Bruſtfinnen auf der obern und unteren Flaͤche nach der Wur— zel zu weiß, an der Spitze ſchwarz. Schulterplatte flach, ohne vorragenden Kamm, ſeine Gelenkflaͤchen eifoͤrmig, Ende aufwaͤrts gerichtet, ſpitziger. Akromion ſehr zu— ſammengedruͤckt, ſehr breit und flach; am breiteſten nach dem Ende hin, daſelbſt ſtumpf abgerundet, faſt abgeſtutzt. Der Rabenſchnabelfortſatz kuͤrzer und ſchmaler als das Akromion, zuſammengedruͤckt, doch weniger als dieſes, am Ende etwas geſtutzt. Speiche weit breiter als Ellenbogenbein, am Ende beide getrennt mit ziemlich ſtarken Raum zwiſchen ſich. Der Ellenbogenfortſatz erſtreckt ſich gegen die Handwurzel die aus 6 Knochen in 2 Reihen beſteht, 4 in der erſten, 2 in der zweiten. Sie ſind queroval, nur der kleine in der erſten Reihe am Ellenbogenrande iſt mehr kreisrund; alle ſind flachgedruͤckt, wie die 4 Knochen der Mittelhand, welche denen der Finger gleichen. Der Daumen und der letzte Finger haben jeder 3 Glieder, die beiden Zwi— ſchenfinger jeder 5, aber vielleicht koͤnnen hier einige fehlen. Die Beckenknochen, welche nach Ausſage der Fiſcher, dicht an der Seite der Geſchlechtsoͤffnung ſtehen, ſind lang— geſtreckt, ſchmal, flach, aber zugleich etwas Sformig gedreht oder gekruͤmmt. Zu den Synonymen koͤnnen wahrſcheinlich außer Fabricius auch Scores by 4 * 28 Walthiere. Schnabelwal. Arctic. reg. I. 485. t. XIII. f. 2. angeführt werden. Lacepedes Abbildung der B. rostrata gehoͤrt ſicher auch hierher. Kroͤyer moͤchte ferner glauben, daß die 3 bei Melchior den danske stats og Norges Pattedyr p. 264 erwähnten Wallfiſche, die man nicht in das Syſtem aufgenommen hat, hierher gehoͤrten, naͤmlich der an den norwegiſchen, islaͤndiſchen und faroͤiſchen Kuͤſten haͤufig vorkommende Sildehval, der islaͤndiſche Hraln Reidur und der norwegiſche Vaagehval oder Sommer hyal. Ein Weibchen des letztern im November 1826 getoͤdtet, trug noch ein Junges von 8“ 2“ Laͤnge bei ſich, welches beinahe ausgetragen war und noch in demſelben Monate oder jedenfalls im December zur Welt gekommen ſein wuͤrde. Man möchte annehmen, B. rostrata ſei die in den europaͤiſchen, beſonders nord— europaͤiſchen Meeren am allgemeinſten oder ziemlich häufig vorkommenden Walfifchart, und auch in Daͤnemaͤrk iſt ihr Vorkommen nicht ungewoͤhnlich, denn die Berichte, welche dann und wann in den Zeitungen von kleinen Walfiſchen ſchreiben, die irgend— wo, beſonders an der juͤtlaͤndiſchen Kuͤſte geſtrandet ſind, gehoͤren wohl immer hierher. Hier moͤge noch Platz finden, was Schlegel in der Fauna japonica p. 26 uͤber Balaenoptera aretica ſagt. Dieſer Finnfiſch heißt japaniſch Iwasi-Kuzira, und gehört unter die in Japan ſehr ſeltnen Arten. In einer japaniſchen Naturgeſchichte der Wale findet ſich Abbildung und Beſchreibung eines jungen Exemplars, welches am 6. Maͤrz 1760 an der Kuͤſte der Provinz Kii ſtrandete. Dieſes Exemplar 7.636 Metres lang, war ſchwarz, ſein Bauch weißlich und ſeine Seiten weißgefleckt. Es unterſchied ſich von andern Finnfiſchen durch kuͤrzere Bruſtfloſſen und kleinern Kopf, welcher zugleich ſchmaler, folglich ſpitziger war. Der japaniſche Schriftſteller meint, er moͤge ſich an das Ufer gefluͤchtet haben, um den Anfaͤllen der Sakamatas, d. h. der Blutskoͤpfe, Delphinus Orca, zu entgehen. Man weiß in der That durch die Beobachtungen von Steller, Tileſius u. a. Naturforſcher, daß letztere auf die Walfiſche Jagd machen. Die japaniſchen Schriftſteller erwaͤhnen auch noch eines Finnfiſches, den ſie Katsuwo— Kuzira nennen, weil er, wie fie ſagen, dem Thunfiſch aͤhnlich ſieht, den fie Katsuwo nennen, indeſſen ſind die Angaben in ihren Schriften ſo oberflaͤchlich, daß man dieſe Art unmöglich beſtimmen kann, die Übrigens von Balaenoptera aretica nicht verſchie— den zu ſein ſcheint. Sie geben die Laͤnge auf etwa 30 Fuß an, und die Art iſt zu allen Jahreszeiten im japaniſchen Meere beobachtet worden. 7. Balaena antarctica Scurre. Der Südpol Finnſiſch. Taf. II. b. Fig. 7. b. Anatomie Taf. VIII: B. Lalandii. Japan. Sato-Kuzira, Nagasu-Kuzira, Noso-Kuzira. — Batav. Bescop. Franz. La Baleinopfere des mers australes T. Scarke. Rorqual du Cap de b. Esp. Cuv. oss. Balaenoptera australis Lessons. Balaena Lalandii Fisch. Nach Schlegel auch Rorqualus minor RNox. Kopf hoͤckrig, von z der Körperlänge, Bruſtfinne % der Körperlänge, ſchwarz. Die hier nach der Fauna japonica t. XXX. gegebene Abbildung ließ Mr. Buͤr— ger nach einem an der Suͤdkuͤſte Japans gefangenen Exemplare an Ort und Stelle durch den Japaner Toioske fertigen. Vergleicht man dieſe Abbildung mit den be— reits bekannten, fo ergiebt ſich, daß fie nicht die Art aus den arktiſchen“) Meeren iſt, In der Fauna japonica p. 21 ſteht wohl durch Druckfehler „antiques“ ſtatt „aretiques“. * Suͤdpol-Finnfiſch. Walthiere. 29 ſondern im Gegentheil ſo große Aehnlichkeit mit dem von Rudolphi in den Ab— handlungen der Berliner Akademie 1829. S. 133, Taf. 5., unter dem Namen von Balaena longimana beſchriebenen, im November 1824 am Ausfluß der Elbe geſtrande— tem Finnfiſche darbietet, daß man kaum an der Gleichartigkeit beider zweifeln kann. Dieſer langhaͤndige Finnfiſch Rudolphi's iſt auch durch kein weſentliches Kennzei— chen von Cuviers Rorqual du Cap verſchieden, auf welchem ſich die Baleinoptere antarctique gründet. Rudolphi ſelbſt erkannte die nahe Verwandtſchaft welche zwi— ſchen ſeiner B. longimana und dem Rorqual du Cap von Cuvier beſteht; indeſſen wurde er verleitet, deren Artunterſchied durch den ſeltſamen Irrthum darzuthun, daß er Cuviers Beſchreibung ſeiner Baleine du Cap zum Rorqual du Cap zog. Daher bezieht auch Rudolphi S. 138 in ſeiner Abhandlung auf den Rorqual du Cap das was Cuvier oss. V. t. 378 von den Rippen der Baleine du Cap geſagt hat, denn er vermuthete wahrſcheinlich, daß ſich oss. p. 382 die Beſchreibung der Rippen des Rorqual befaͤnde, daß dieſe Beſchreibung mit feinen eigenen, an dem langhaͤndi— gen Finnfiſch angeſtellten Beobachtungen vollkommen uͤbereinſtimme, und da das von der verſchiedenen Rippenbildung entlehnte Kennzeichen allen Finnfiſchen zukoͤmmt, ſo kann es wohl zu deren Unterſcheidung von den eigentlichen Walfiſchen, aber nicht zu Beſtimmung der Arten unter ſich angewendet werden. Rudolphi begeht auch S. 139 noch einen andern Irrthum, indem er Cuv. oss. foss. pl. 26. fig. 23 als Bruſt⸗ glied des Rorqual vom Cap citirt, waͤhrend die Figur dieſen Theil vom eigentlichen Walfiſch vom Cap, wie ſich aus Cuv. oss. I. p. 380 ergiebt, darſtellt, während das von dem Rorqual unter no. 22. (vergl. oss. p. 383) ſich befindet. Fr. Cuvier beging einen aͤhnlichen Irrthum, indem er Cetacés p. 350 — 352 die Beſchreibung der Knochen des Cap-Walfiſches, die er aus den oss. V. II. p. 378 entlehnt hat, zu dem Rorqual vom Cap giebt. Schlegel hat bereits in feiner Abhandl. I. 43 dieſe Irrthuͤmer aufgeklaͤrt. Rudolphi wurde aber durch jene Irrthuͤmer von der richti— gen Anſicht uͤber ſeinen Gegenſtand ganz abgeleitet, denn da er die Beſchreibung des Cap⸗Walfiſches für die des Cap Rorqual nahm, fo mußte er freilich bei feinem lang— haͤndigen Finnfiſche Unterſchiede finden, und glaubte ſich darum berechtigt, eine neue Art zu beſtimmen. Es wird indeſſen hinreichen ſeine Beſchreibung und Abbildung vom langhaͤndigen Finnfiſche mit Cuvier's Rorqual vom Cap zu vergleichen, um ſich zu uͤberzeugen, daß die bei den Beſchreibungen zum Muſter dienenden Exemplare einer und derſelben Art angehoͤrten. Die Geſtalt des Schaͤdels, beſonders durch die große Breite zwiſchen den Augenhoͤhlen auffallend, iſt bei beiden dieſelbe. Die Vor— dergliedmaßen durch die beſondere Geſtalt der Schulterplatte ausgezeichnet, und die auf: fallend langen Finger bieten gleichfalls dieſelbe Uebereinſtimmung in Cuvier's und Rudolphi's Abbildungen dar. Beide Exemplare haben auch Rippen und Ruͤcken— und Lendenwirbel in gleicher Anzahl, ſogar die Zahl der Schwanzwirbel weicht kaum um 2 ab, eine Abweichung, welche weit weniger beachtenswerth iſt, als andere bei an— dern Exemplaren arktiſcher Finnfiſche, Delphine und der meiſten Cetaceen uͤberhaupt. Nach Beſtimmung der Identitaͤt des japaniſchen Finnfiſches, des Rorqual vom Cap bei Cuvier und des langhaͤndigen Finnfiſches bei Rudolphi, geht Schlegel zu Aufſtellung der Diagnoſe des arktiſchen Finnfiſches uͤber. Derſelbe hatte naͤmlich in den Mem. de I'Instit. roy. des Pays-Bas 1828 und in feinen Abhandl. I, und II. 30 Walthiere. Suͤdpol⸗Finnfiſch. zu beweiſen geſucht, daß man bis jetzt nur eine Art arktiſchen Finnfiſch annehmen koͤnne, zu welchem von ihm auch Cuvıer’s B. musculus de la Méditerranée gezo— gen wurde, deſſen Abweichungen in der Schaͤdelform Schlegel nur fuͤr individuell oder vom Alter abhaͤngig glaubt. Die arktiſche Art unterſcheidet ſich nach ſeiner An— ſicht immer durch ihre kurzen Bruſtfloſſen und den weniger großen Kopf, von der ant— arktiſchen Art. Dahin waͤren nun alle Exemplare aus dem Eismeere und der Nordſee zu rechnen. Beachtet man die von v. Chamiſſo in den N. Act. Act. Leop. Carol. XII. I. t. 16. f. 1. 2. t. 18. f. 4. abgebildeten Modelle, ſo ſcheint dieſe Art auch bei Kamtſchatka vorzukommen und in dem atlantiſchen Ocean bis zur Suͤdſpitze Ameri— ka's herabzuſteigen. Denn das an den Maluinen geſtrandete, von Quoy und Gai— mard beobachtete Exemplar gehoͤrt nach Angabe ſeiner Kennzeichen zu der erwaͤhnten Art und nicht zu der antarktiſchen, wie Leſſon und Fr. Cuvier vermuthen. Schle— gel gab von dieſer Art in feiner Abhandl. II. pl. 9. (unfere Taf. II. Fig. 4.) eine gute Abbildung. Prof. J. Müller nimmt im Archiv für Anatomie 1842. p. CCXXXVII. außer Schlegels beiden Arten noch zwei andere an, B. musculus und die kleine Art von den Kuͤſten Norwegens, welche Kroyer naturhist. Tidskr. II. 617. und Eſchricht in den Forhandl. anzeigen. Erſtere hatte aber Schlegel nicht uͤberſehen, und Muͤller entlehnt nur Kennzeichen fuͤr ſie von der Bildung der erſten Rippe und den Halswirbeln. Die kleine Art von den Kuͤſten Norwegens haͤlt Schlegel fuͤr noch zu wenig bekannt und ihre Kennzeichen fuͤr zu unbeſtimmt. Der ſuͤdliche Finnfiſch iſt in feinen Formen weit robufter und alle Theile feines Koͤrpers mehr entwickelt als bei der arktiſchen Art. Der Schaͤdel betraͤgt bei dieſem 44 der ganzen Laͤnge, bei dem antarktiſchen 34, alſo bis zu den Augen gemeſſen bei dem arktiſchen P, bei dem antarktiſchen, 3 der ganzen Körperlänge. Bei letzterer iſt der Kopf weit breiter zwiſchen den Augen, die Mundoͤffnung viel geraͤumiger, die Schnautze ſcheint dicker und iſt gewoͤhnlich ſo wie das Kinn und ein Theil der Kehle mit ziemlich vielen rundlichen Hoͤckern verſehen, deren Bedeutung zweifelhaft iſt, welche aber von mehren Naturforſchern beobachtet wurden, und ſich auch an Rudolphi's Exemplare an der Kinnlade wiederfinden. Die Furchen ſcheinen bei dieſer Art weit weniger zahlreich und viel breiter als bei der arktiſchen Art. Der Koͤrper erſcheint dicker und gedrungener. Die Ruͤckenfinne iſt nicht ſo weit von den Bruſtfinnen ent— fernt, aber ihre Geſtalt ſcheint wie bei dem arktiſchen Finnfiſch ziemlich veraͤnderlich, wie die Vergleichung von Schlegel's Figur mit der von Rudolphi beweiſt '). Die Schwanzfloſſe iſt breiter und ihre Lappen ſpitziger Die Bruſtfinnen zeichnen ſich durch ihre Laͤnge aus, und bieten im Verein mit den vom Kopfe hergenommenen Kennzeichen den beſten Unterſcheibungscharakter fuͤr dieſe Art. Bei Schlegel's Ex— emplar hielten fie etwa 4, bei dem Rudolphi's etwa 34 und bei dem von Steller und Merk % der ganzen Länge Dieſer Theil ſcheint aber nach den Individuen von ſehr verſchiedener Laͤnge zu ſein, und man kann um ſie zu beſtim— men, ein Mittelverhaͤltniß von 4 für den antarktifhen, und „5; für den arktiſchen Finnfifc annehmen. Was die Faͤrbung anbetrifft, fo ſcheinen beide zu variiren, fo daß bei der antarktiſchen Art das Schwarz der obern Theile ſich bis zum Bauche er— ) Wenn nicht eben dergleichen Abweichungen wirkliche Artverſchiedenheiten bedingen. Suͤdpol⸗Finnfiſch. Walthiere. 31 ſtreckt, welcher nur in weißgrau zieht, während bei der arktiſchen Art die ganze untere Haͤlfte des Koͤrpers reinweiß iſt. Die zahlreichen Ausbiegungen, welche ſich am Rande der Bruſtfinnen und der Schwanzfinne finden, ſowol an Schlegel's als an Ru— dolphi's Exemplare, ſind an den arktiſchen Finnfiſchen nicht beobachtet worden, ſo daß man ſie dort erwaͤhnen muß, obgleich auch ſie ſehr unregelmaͤßig ſind und wohl von zufaͤlligen Umſtaͤnden abhaͤngen und individuell ſein moͤgen. Auch die Unterſchiede am Skelett beider Arten ſind nicht weniger bemerkbar, als die an den aͤußern Theilen. Der Schaͤdel iſt, wie bereits erwaͤhnt, weit groͤßer bei der antarktiſchen Art, als bei der arktiſchen. Sein Querdurchmeſſer von einer Augen— hoͤhle zur andern iſt weit betraͤchtlicher, die Kinnlade weit robuſter und ein wenig ge— kruͤmmt. Die Rippen ſind bei derſelben Art weit dicker und laͤnger, die Wirbel weit kraͤftiger, ihr Koͤrper hoͤher und kuͤrzer, die Lendenwirbel ſcheinen weniger zahlreich, da deren nur 11 find, während der arktiſche Finnfiſch deren 14 bis 15 hat. Die Kno— chen der vordern Extremitaͤten zeigen auch ſehr verſchiedene Geſtalten. Bei der auſtra— liſchen Art hat die Schulterplatte kaum eine Spur von Akromion und vom Schna— belfortſatz, der Oberarm und die Vorderarmknochen find robuſter als bei der arktiſchen Art; die Finger endlich kaum drei Mal länger und werden von weit zahlreicheren, ſtaͤrkeren und laͤnglichen Knochen getragen. Dies wären die Kennzeichen dieſer Art, zu welcher man wahrſcheinlich noch mehrere bei andern Naturforſchern gegebene Be— ſchreibungen beziehen muß, z. B. die eines 88 Fuß langen Finnfiſches mit 26 Fuß langen Finnen von den Bermuden in den Philos. Trans. Nr. 1. p. 11; dann die ſchon erwähnten von Steller und Merk, das Modell Nr. 5. von v. Chamiffo, die Abbildung des kleinen ſchottiſchen Exemplars in der Naturalist-Librory vol. VI. pl. II. endlich wenigſtens zum Theil Balaena boops Faß R. Das Leydener Muſeum beſitzt davon einen unvollſtaͤndigen Schaͤdel, den Prof. Reinwardt von Java mit— brachte. Dieſe Art beſucht, nach Eſchrichts Beobachtungen, auch die Kuͤſten von Grönland. Die japanifhen Namen koͤnnen freilich die Geſchichte dieſer Thiere kaum aufklaͤren, auch darf man wohl den Meſſungen oder Maaßangeben der Japaner kaum trauen. Man findet indeſſen in den japaniſchen Naturgeſchichten drei Finnfiſche er— waͤhnt, die aber nach Schlegel's Vermuthungen alle zu Balaenoptera antarctica gehoͤren ſollen. Die Japaneſen nennen ſie Sato-Kuzira, Nagasu-Kuzira und Noso— Kuzira. Von der erſten Art ſagen ſie, ſie unterſcheide ſich von der zweiten durch ihre ſchwarze Farbe, eine laͤnglichere und abgerundete Schnautze und laͤngere Bruſt— floſſen. Bauch, Unterſeite und die Bruſtzlieder find aſchgrau und weißſtrahlig. Der Nagasu-Kuzira iſt weniger dunkel und ſeine Schnautze ſpitziger. Bei Beiden tritt die Kinnlade uͤber den Kiefer hervor, und der Bauch iſt ungefaͤhr zehnfaltig bei dem Na— gasu-Kuzira. Der Noso-Kuzira unterſcheidet ſich vom Sato-Kuzira nur dadurch, daß bei ihm Rüden und Vorderglieder mit weißen Flecken beſtreut find. Dieſe Finnfiſche ſind 30 bis 40 Metres lang, doch werden auch ſolche von halber Groͤße gefangen. Das Fleiſch dieſer Thiere hat einen weit weniger angenehmen Geſchmack als das der Baleine franche. Von einem alten Exemplare gewinnt man bis auf 10,000 Litres Thran, allein ihr Fiſchbein hat keinen Werth. Fuͤr Beinamen welche dieſe Thiere führen, geben die japaniſchen Naturgeſchichten folgende Nachrichten. Die Fiſcher nennen die Rückenfloſſe der Cetaceen uͤberhaupt biwa. Biwa iſt indeſſen eine Art 32 Walthiere. Suͤdpol-Finnfiſch— Lyra, ein Salteninſtrument deſſen ſich nur die Blinden bedienen, und welches fie ges woͤhnlich in einem Sacke auf dem Ruͤcken tragen. Daher kommt es nun, daß die japaniſchen Fiſcher dieſe Finnfiſche, weil fie eine Ruͤckenfloſſe oder biwa tragen, auch Sato, d. h. Blinde nennen. Nagazu dagegen heißt langleibig. Wir haben hier treulich Schlegel's Anſichten, welche er fuͤr obige Art auch in den Abhandl. a. d. Gebiete der Zoologie u, vergleich. Anatomie I. p. 43 wiederholt, über die erwähnten verwandten Arten referirt, und bitten diefe mit den Anſichten von Vrolik, Kroper und Eſchricht, die wir ebenſo mittheilen, ſelbſt vergleichen zu wollen. 8. Balaena longimana Ruporrm. Langhändiger Finnſiſch. Taf. III. Fig. 7. — Anatomie t. VI. Ro porn Abhandl. d. Berl. Acad. 1829. 133. t. I. — V. BRAND u. Rarzesung medic, Zoologie p. 122. Kinnlade länger als Kiefer, mit mehreren mit Borſten beſetzten Hoͤckern; Bruſt— floſſen von mehr als 1 Körperlänge, Vorder- und Hinterrand buchtig gekerbt; am Ende abgerundet. Laͤnge 43° rheiniſch. Kinnlade 12“ deren Breite 6“, Kiefer bis zum Auge 10°, Kieferbreite 8“, Rachenoͤffnung 87 laͤngſte Baarden 2“, Bruſtfloſſen 13% Ruͤckenfinne 4, von deren Anfang bis Schwanzende 14“, von der Ruthe bis dahin 12° 8%, Nabel bis dahin 17° 6“. Ruthe 4“, friſch 7“, Schwanzſpitzenabſtand 14“, Kopf kegelfoͤrmig, etwas über 1 der Körperlänge. Kiefer faſt gerade, niedrig, ſpitz endend mit mehr als 800 Baarden. Kinnlade breiter, vorn abgerundet, mit mehren halbkugelchen Hoͤkerchen, welche mit zolllangen Borſten beſetzt find, Augen dicht uͤber und hinter dem Mundwinkel, kleine Koͤrper kegelfoͤrmig, im Verhaͤltniß zum Kopf dick und kurz. Bruſtfloſſen ſehr lang, etwas ſchmal, am vordern oder untern gewoͤlb— ten Rande faſt der ganzen Länge nach buchtig-gekerbt, aber am obern oder hintern etwas gehoͤhltem Rande nur am letzten Dritttheil und der breiten abgerundeten Spitze etwas buchtig. Ruͤckenfinne uͤber der Nabelgegend, Oberrand gewoͤlbt, allmaͤlig auf— ſchuͤſſig, Spitze etwas abgebogen, ſtumpf; Hinterrand gerade, kuͤrzer, unmittelbar über der Ruthenſpalte. Von da an verlaͤuft eine Kielleiſte uͤber den Ruͤcken bis zwiſchen die Schwanzfinne hinaus, deren Vorderrand gewoͤlbt und etwas bogenruͤckenfoͤrmig, de— ren Hinterrand durch Kerbe getheilt und in jederſeits ſanft Sfoͤrmigen Doppelbogen buchtig ausgefreſſen. Die Bauchfurchen verlaufen von der Kinnlade, unter der zweiten Reihe von Hoͤckerchen beginnend, bis zum Nabel, alle parallel, die laͤngſte liegt in der Mittellinie der Unterſeite, jederſeits zehn ſtufenweiſe nach außen an Laͤnge abneh— mend. Nahe hinter dem After, in der Mittellinie des Koͤrpers, eine halbkugelfoͤrmige Hervorragung. Das von Rudolphi beſchriebene Exemplar war im Nov. 1824 an der Elbmuͤn⸗ dung bei Vogelſand geſtrandet, und auf einem Kahne nach Berlin zur Schau gebracht worden. Haude u. Speners Zeitung 1825, 2 April. Das Skelett kam in das Ber: liner zootomiſche Muſeum. Das Ausführlichfte über dieſen Wal, den Fr. Cuvier nicht gekannt hat, haben die oben angeführten Schriftſteller gegeben. Wie nach Schlegel's Anſicht, derſelde mit BB. antaretica zuſammenfaͤllt, iſt aus obigem Bericht von ihm ſelbſt zu erſehen, Ar * Langhaͤndiger Finnfiſch. Walthiere. 33 0 . die Kenntniß der Wale ift indeſſen heut zu Tage noch lange nicht genug durch Ver— gleichung hinreichender Exemplare begründet, um ſich ſchon jetzt für eine vereinigende oder trennende Anſicht zu entſcheiden, wozu überhaupt nur Beobachter im Vater— lande dieſer Thiere befaͤhigt ſein koͤnnen. Vergl. unten. Zweifelhafte Arten: Balaena glacialis KLEIx, Fisch. synops. 522; islandica BAIss, diirfte zu Balaena mysticetus gehören. Sehr zweifelhaft find: Balaena lunulata Lacer, Fisch. synops. 522. Balaena nodosa BoxxAT. Fisch. synops. 523. Balaena gibbosa Enxren, Fısen. synops. 525. Ebenſo aus der Abtheilung Balaenoptera : Balaena Quoyi Fıscn, 526. Balaena punctulata Drsman, Fıscn. 526. Balaena nigra Desmar. Fisch. 526. Balaena coerulescens Desmar. Fisch. 526. Balaena maculata Desman, Fıscn. 526. Balaena (Balaenoptera) Tschudii k. Tſchudi ſagt in feinem Verzeichniſſe der Fauna peruana, er habe eine neue Balaenoptera beobachtet, deren Kinnlade kaum über den Kiefer hervorragte, deren Kopf und Rüden aſchgraubraun, der Bauch weißlich war, die Floſſen am Ende weiß, eine weiße Binde zog ſich von den Augen bis auf die Mitte des Rumpfes. Die ganze Länge des Thieres betrug 38“. WIEGM. Archiv. 1844. 255. Ueber Structur des Fiſchbeines vergl. noch 1) RA VIX Anal. d. so, nat. V. 266 und Frorıers neue Notizen J. 3, dann 2) Joh. Hesse de ungularum, barbae ba- laenae, dentium Ornithorhynchi corneorum penitiori structura. Berlin 1839. — Frorıers neue Notizen 1840. XV. n. 309. S. 1. mit Abb. Wir koͤnnen nicht unterlaſſen, hier am Schluſſe der Walfiſche noch einige allge— meine Betrachtungen uͤber die Schwierigkeit der Beobachtung dieſer großen Thiere zu geben. So ſagt Schlegel in ſeinen Abhandl. I. S. 4 Folgendes: „Unterſuchungen dieſer Thiere koͤnnen nur an geſtrandeten ober in einzelnen feltenen Fällen an getoͤdteten und an flache, ſandige Meeresufer geſchleppten Individuen an— geſtellt werden. Daß vom Schiffe aus an einem getoͤdteten und in der See treiben— den Walfiſche dergleichen Unterſuchungen gar nicht oder nur ſehr unvollſtaͤndig ange ſtellt werden koͤnnen, iſt einleuchtend. Ohnehin würde auch auf einem Walfiſchfaͤnger, wie es die mißlungenen Verſuche des von Hunter eigens fuͤr dieſen Zweck ausge— ruͤſteten Chirurgen beweiſen, weder Zeit noch Platz zu finden fein, um ſolche Arbeiten vorzunehmen, und der Capitain wuͤrde ſich ohne eine Vergütung von vielleicht 1000 Gulden und daruͤber ſchwerlich dazu verſtehen, das Praͤpariren des Skelettes zu er— lauben und daſſelbe mitzunehmen, da die Dauer des Fanges kurz und daher die Zeit koſtbar iſt, die Schiffe aber ſchwach bemannt und nicht groß ſind. Da der groͤn— laͤndiſche Walfiſch an unſeren Kuͤſten nie vorkommt, fo iſt es aus den angeführten Gruͤnden kein Wunder, daß das Skelett dieſes Thieres in keiner Sammlung beſteht Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere, 5 34 Walthiere. und daß es trotz der groͤßeren Entfernung weit leichter iſt, ſich das Skelett der ſuͤd— lichen Art, die an den Kuͤſten Suͤd-Afrika's gefangen wird, zu verſchaffen, als das des groͤnlaͤndiſchen Walfiſches. Geſtrandete find gewoͤhnlich durch Stürme an Kuͤſten verſchlagen, ſie gerathen dann zwiſchen Sandbaͤnke, aus welchen ſie bei niedrigem Waſſerſtande nicht wieder herauskoͤnnen, und werden, ermattet, etweder durch die mit Ungeſtuͤm ſich brechenden Wellen an das Ufer geworfen, wo fie wie ein Schiff fürme lich ſtranden, oder, wenn ſie von Schiffern bemerkt werden, mit Tauen umſchlungen und ans Ufer geſchleppt. Zuweilen werden ſie, wie dies der Fall mit den in den Jahren 1826 und 1840 von uns unterſuchten Exemplaren war, todt auf offener See treibend getroffen und erſt ans Ufer geſchleppt, nachdem ſie ſchon längere Zeit nach ihrem Tode auf der See herumgeworfen worden waren. Das oft ſchon durch Stoͤße, Wunden, Raubthiere, Seevoͤgel u. ſ. w. auf mancherlei Weiſe verſtuͤmmelte Thier ſenkt ſich alsbald durch ſeine ungeheuere Koͤrperlaſt zur Haͤlfte in den Sand ein, und wenn es nicht waͤhrend einer Springfluth oder mit ſtarkem Seewind ſtran— dete und dann ſo hinauf an das Ufer geſchwemmt wurde, ſo wird es bei jeder wie— derkehrenden Fluth von den Wellen bedeckt und durch das darunter dringende und um daſſelbe ſich ſammelnde Waſſer immer tiefer in den leicht weichenden Sand begraben. Der Naturforſcher, den oft erſt einige Tage darauf die Zeitungen von dem Vorfalle benachrichtigen, und der bisweilen aus großer Entfernung die zeitraubende Reiſe nach dem Fundorte macht, kommt gewöhnlich zu ſpaͤt, um das Thier noch mit Muſe be: trachten zu koͤnnen. Von den taufend zu- und abſtroͤmenden Neugierigen ſuchen Viele durch Beſtechung der als Waͤchter angeſtellten Leute einen Theil des Thieres, gewoͤhnlich ein Stuͤck der Oberhaut, Speck oder einige Barten u. ſ. w. zu bekommen, um ſie als Reliquie mitzunehmen. Da man das Thier, um auch den entfernten Kaͤufern Zeit zu goͤnnen, gewoͤhnlich erſt mehrere Tage, oft ſelbſt eine Woche ſpaͤter verſteigern läßt, fo wird die früher durch mechanische Urſachen und durch Thiere an— gefangene Verſtuͤmmelung jetzt durch Menſchenhaͤnde vollendet; die inneren Organe und die unteren Theile des Thieres ſind indeſſen in Faͤulniß uͤbergegangen, die Unter— kiefer und Rippen vielleicht theilweiſe zerbrochen, das Thier widernatuͤrlich aufgeblaͤht, die Oberhaut abgeloͤſt, die Farbe hat Veraͤnderungen erlitten u. ſ. w. und das iſt es, was der Naturforſcher fuͤr die große Summe, welche der Ankauf dieſer Thiere erheiſcht, zu erwarten hat. Die wenigen, welche das Gluͤck hinlaͤnglich beguͤnſtigt hat, ein ſolches Ziel erreichen zu koͤnnen, machen nun noch obendrein die unangenehme Er— fahrung, daß der unermuͤdlichſte Eifer und die groͤßten Aufopferungen unzureichend ſind, die Hinderniſſe, welche die wiſſenſchaftliche Unterſuchung ſolcher Koloſſe mit ſich bringt, zu uͤberſteigen. Ebenſo ſehr von neugierigen Fragern, als von Wellen und Wind und, im ungluͤcklichen Falle, von Sturm und Regen bedraͤngt, kann man auf das, unaufhoͤrlich von Sand, Waſſer und Meeresſchaum bedeckte, unſtaͤt flatternde Papier nur fluͤchtige Skizzen entwerfen und entbehrt nicht ſelten der nothwendigſten Huͤlfsmittel, die von den oft ſtundenweit entfernten naͤchſten Fiſcherdoͤrfern und den noch entlegeneren naͤchſten Städten nicht ohne großen Zeitverluſt herbeigeſchafft werden koͤnnen. Dazu kommt nun noch, daß, wenn man zum erſten Male und zumal als angehender, ſich ſelbſt uͤberlaſſener Naturforſcher vor einem ſolchen Thiere ſteht, man nicht immer ſogleich die noͤthigen Mittel waͤhlt, um den vorgeſchriebenen Zweck ſchnell 1 DET Walthiere. 35 und vollkommen zu erreichen, wie es denn außerdem auch, um die Worte des aus— gezeichneten und erfahrenen Anatomen (Vrolik), der den an unſeren Kuͤſten im Jahre 1835 geſtrandeten Finnfiſch unterſuchte, zu wiederholen, ein ganz eigenes Gefuͤhl iſt, wenn man ſich, unter aͤhnlichen Umſtaͤnden, mit dem Skalpel in der Hand vor einem ſolchen, 50 und mehr Schuh langen, nicht von der Stelle zu bewegenden Koloß be— findet. Fuͤr ſolche Arbeiten werden daher bedeutende Mittel, viel Zeit, eine große Energie, ein vielverſuchtes Geruchsorgan erfordert; man muß ſich mit großen, bis an den Unterleib reichenden Fiſcherſtiefeln verſehen, um in den oft zu einer Gauche auf— geloͤſten Eingeweiden herumzuwaden, mehrere mit Seilen und großen Haken zum Feſt— halten bewaffnete Leute zu ſeiner Verfuͤgung haben u. ſ. w. Daß aber dennoch, ſelbſt unter den guͤnſtigſten Bedingungen, immer nur unvollkommene Arbeiten geliefert wer— den, liegt in der Unmoͤglichkeit, die Thiere ſogleich, nachdem ſie ans Ufer gebracht wurden, ohne Hinderniß unterſuchen zu koͤnnen. Um aber dieſen Zweck zu erreichen, muͤſſen die Regierungen das Vorrecht haben, das Thier auf der Stelle fuͤr einen durch Schaͤtzung beſtimmten Preis an ſich bringen zu koͤnnen und ſogleich einige er— fahrene Gelehrte, begleitet von Zeichnern, Gehuͤlfen und Arbeitsleuten, mit Zelten und allen noͤthigen Inſtrumenten verſehen, an Ort und Stelle ſchicken. Handelt es ſich aber darum, den Bau des grönländifhen Walfiſches genau kennen zu lernen, fo bleibt wohl kein anderes Mittel uͤbrig, als geradezu ein Schiff zu dieſem Zwecke aus— zuruͤſten und den öfonomifchen Zweck dem wiſſenſchaftlichen völlig unterzuordnen.“ Dieſe erfahrungsreichen, practiſchen Worte des verdienſtvollen Schlegel durften in unſerem practiſchen Buche nicht fehlen, ſie enthalten Belehrungen und Warnungen fuͤr Alle, denen das Gluͤck zu Theil wird, dergleichen Beobachtungen an großen Cetaceen machen zu koͤnnen. Sie bedingen aber auch die Wahrheit der Worte, welche wir in unſerer Synopsis Mammalium p. 1 bei Aufzaͤhlung der Walthiere ausſprachen: „Keine Ordnung des Thierreiches iſt in Hinſicht auf Unterſcheidung der Arten noch ſo ſehr in der Dunkelheit befangen, als die der Cetaceen. Die Moͤglichkeit, vollſtaͤndige Exemplare zu erhalten, auf eine angemeſſene Weiſe zu behandeln und zuzubereiten oder mehrere zu vergleichen, iſt, um nicht zu ſagen, niemals, doch hoͤchſt ſelten ge: geben. Aus dieſem Grunde wird man auch am Abſchluſſe des kommenden Jahrhun— derts, wenn daſſelbe den Naturforſchern nicht mehr Exemplare als das verfloſſene zur Unterſuchung bieten ſollte, ebenſowenig als heute beſtimmt behaupten koͤnnen: ob die von uns aufgeführten Arten vereint oder vermehrt werden muͤſſen.“ Eine Balaenoptera boops wurde von Sweeting im Mag. of nat. hist. 1840, 301 und Ann. of nat. hist. V. 72. VI. 301 beſchrieben und deren Maße angegeben. Das Thier war bei Charmouth geſtrandet und 44° lang, hatte im Umfange 21’, an Gewicht 20 — 25 Tonnen. Halswirbel 7, Ruͤckenwirbel 15, Lendenwirbel 16, Schwanzwirbel 15, Schwanzbeine 9, alſo 62 Wirbel. Zu St. Malo iſt vor einigen Tagen in der Bucht, welche zwiſchen beiden Theilen der Stadt liegt, ein Walfiſch (welche Art?) geſtrandet, wahrſcheinlich dadurch, daß er einen Zug Seebarſche, von denen ſeit einigen Tagen unſere Rhede voll iſt, ver— folgte. Dieſer Walfifh hat eine Länge von 24 Meter. Da ſeit 30 Jahren ein fol cher Fall zu St. Malo nur ein einziges Mal vorgekommen, ſo zieht dieſes Ereigniß eine Menge Neugieriger an den Strand, um dieſen Seekoloß zu ſehen. Einige 5 * 36 Walthiere. Narwal, Fiſcher, die heute Morgen den Fiſch im Gewaͤſſer der großen Bai gewahrten, hielten ihn für den Schiffsrumpf des geſtrandeten Kutters Harriet, der vor einigen Tagen auf den verborgenen Klippen in der Brandung der Inſel Chanſey geſunken iſt. Es ſcheint, der Walfiſch iſt in der heftigen Verfolgung in den Canal Routhouan gekommen, und da das Meer hier an einigen Tagen beſonders raſch faͤllt, ſo iſt derſelbe auf den Strand gerathen; bei ſeinem Streben, ſich wieder flott zu machen, hat er die Treppe des Molo zertruͤmmert und ſich ſo zwiſchen den Leuchtthurm und die Hafendammſpitze eingeklemmt. Ueber den Beſitz dieſes wichtigen Fanges ſtreiten ſich ſchon die Fiſcher und Douanen. (Leipziger Zeitung 1845 Nr. 148. Juni.) Walfiſchmilch. Der Walfiſchfahrer Chauvin ſah 9 Walfifye fangen, welche ihre Jungen ſaͤugten. Das Junge folgte beſtaͤndig der Mutter und noch als dieſe an das Schiff gebunden war, kreiſte es um ſie herum und eilte der Zitze zu, die es nach dem Loslaſſen immer bald wieder faßte, wobei es eine zur Seite der Mutter ſenkrechte Stellung einnimmt. Die Milch, welche ſich dann aus der Bruſtdruͤſe druͤcken ließ, brauchten die Schiffsleute zum Caffee. Siehe Instit. 118. — F. Deserr BexNFr narrative of a Waling voyage round the globe in the South Seaman „Tuscan“ during the years 1833, 1834 and 1836. London 1840. 2 vol. 8. Z welte Fami Lie, Narwale, Narwalina - Zwei Stoßzaͤhne im Kiefer, beide oder gewöhnlich nur einer oberhalb der Lippe herausragend. Zweite Gattung. Monodon Linx. Der Narwal. Ceratodon Brıss. — Diodon Srtork. — Narwalus LaAcerene. Einzige Gattung, durch die Kennzeichen der Familie beſtimmt. I. Monodon MWonoceros Lisx. Der Narwal. Tafel III. Figur 8 — 9. Anatomie Taf. IX. und XXIX. Groͤnl. Tauwar, Killelluak Kernetok. Daͤn. Narlıval, Entaenning, So&-Ken- hiörning Esene. Norweg. Narhval, Lüghval. Islaͤnd. Naahval. IIlhvele, Rödkamm. Schwed. Enhörning. Holl. Narwal, Eenhornvish. Ruſſ. Jedino- rogh morskol. Engl. the Narwhal, Sea unicorn, Unicorn Narwhal. Deutſch Ser: Einhorn, Einhornfiſch, Zweizahn, Meereinhorn, Einhorn Marr. Suaw. Franz. Le narwal, Licorne de mer. Ital. Liocorno marino. Span. Uni- cornio marino, Narwal. Portug. Unicornio marinho. — Monodon unicornu IL. Narwhalus vulgaris et microcephalus et Andersonianus Lacer. Monodon Narwhal Brums. M. microcephalus et Andersonianus Desmar. — Ceratodon Monodon Par. Monoceros piseis WILLUGHR. Narwal. Waltbiere.. 37 Eine Art, gegen 16 — 20 Fuß lang. Nordſee, beſonders zwifchen Grönland und Island. Zahn bis 10 Fuß lang horizontal vorſtehend, ſchraubenfoͤrmig. Unſer Ske— let iſt 10“ 5“, der Schädel 2/4, der Zahn 7754“ lang, ein anderer 8'lang, 8“ im Umfang. Faſt ſpindelfoͤrmig, der Kopf walzig, das Maul klein, Ruͤcken kielkantig, ohne Finne. Farbe ſchwarzgrau, weiß marmorirt, im Alter groͤßtentheils weiß und ſchwarz— grau marmorirt. Lacépeèede und Desmareſt unterſcheiden drei Arten, von denen die erſte groß— koͤpfige als ein 60 Fuß langes Thier mit großem, dickem Kopfe und 16 Fuß langem Zahne angegeben wird. Dieſe Art iſt lediglich ein Bild der Phantaſie. Narwhalus Andersonii ſoll glatte Zaͤhne haben, iſt ebenſowenig als Art begruͤndet. Die dritte Art, N. microcephalus LAckr. et DESMAR., beruht auf einer Zeichnung nach einem in Lincolnſhire bei Boſton gefangenen Thiere gefertigt; fie ſtellt daſſelbe und beſonders den Kopf ſehr duͤnn dar, doch iſt die Art darum nicht weniger eingebildet und es giebt nur eine. Findet ſich in Heerden im Eismeere, haͤufig bei Groͤnland, beſonders haͤufig in der Davis-Straße. Einzelne Exemplare kommen wohl bisweilen, doch hoͤchſt ſelten tief herab, wie z. B. jenes im Jahre 1736 am Ausfluß der Elbe gefangen, welches in Dresden gezeigt wurde. Zufällig kann ich den merkwuͤrdigen Anſchlagzettel aus jener Zeit mittheilen, welcher in Octav gedruckt alfo lautet: „Denen Liebhabern curieuſer Sachen wird hiemit eröffnet, daß vor weniger Zeit in ö Oſten-Strohm bey dem Flecken Neuhauß, im Hertzogthum Bremen gelegen, ein ſehr groſſes Waſſer-Einhorn attrappirt worden: Durch ſein fuͤrchterlich-grauſames Bruͤllen verrieth ſich daſſelbe, darauf man alle Mühe und Arbeit angewendet, ſolches habhafft zu werden. Es hat dieſes wunderns-wuͤrdige Waſſer-Geſchoͤpffe drey Haͤute uͤbereinander. Die unterſte ift über ein Finger dicke, die oberſte iſt weis, mit ſchoͤnen ſchwartzen Flecken, gleich einer Tyger-Haut. Das Gewichte dieſes Einhorns wird uͤber 1000. Pfund geſchaͤtzet. Die Laͤnge iſt bey 20. und die Dicke gegen 14. Fuß. Aus dem Kopffe zeiget ſich ein 6. Fuß und 2. Zoll lang ſehr wunderlich gefloch— tenes, wie ſchoͤnes Elffenbein, formirtes Horn. Der Schweif oder Schwantz gleichet einem Wallfiſch. Dergleichen verwunderliche Art iſt noch gar niemahls geſehen worden. Dahero auch die Hamburger und Leipziger gelehrten Zeitungen vor kurtzem eine ausfuͤhrliche Beſchreibung hiervon der curieuſen Welt mitgetheilet haben. Vor die genaue Beſichtigung geben Staͤndes-Perſonen nach Dero Belieben. Eine andere Perſon giebt 2 gr. Dreßen, den 25. Junj 1736. NB. Solches Einhorn iſt hoͤchſtens 4 Tage zu ſehen auf den Neymarck. Claas Mulder Tijdskrift voor naturl. Geschied. II. 65 — 109 ſpricht fi uͤber die Zaͤhne des Narwals aus. Er ſagt: die Stoßzaͤhne ſind nicht Vorder-, ſon— dern Eck- oder Hundszaͤhne, denn ihre Zahnfaͤcher werden nur allein vom Oberkiefer gebildet. In fruͤheſter Jugend find immer zwei Milchſtoßzaͤhne bei beiden Geſchlechtern 38 Walthiere. Narwal. vorhanden, wir wiſſen aber weder, wenn ſie zum Durchbruche kommen, noch wenn ſie ausfallen. Es wurde ein linker Milchſtoßzahn von einem ausgetragenen Foͤtus abgebildet, welcher nebſt dem rechten wohl den Kiefer, aber nicht die Oberlippe durch— brochen hatte. Er iſt naͤmlich kegelfoͤrmig, glatt, inwendig ganz hohl, ſeine Spitze knopffoͤrmig, uneben, quer gerunzelt, vielleicht ſolid. Ein anderer Zahn, von wel— chem der Verfaſſer vermuthet, daß er ein ausgewachſener Milchzahn ſei, iſt zur Haͤlfte hohl, ohne Schraubenfurchen, und hat nur Laͤngsfalten an der ſehr duͤnnen Baſis; daß ſie ſolid ausfallen ſollten, wie Home glaubt, haͤlt der Verfaſſer fuͤr unwahr— ſcheinlich. Auch der bleibende rechte, im Kiefer verborgene Stoßzahn, ſowie die ver— borgenen Stoßzaͤhne der Weibchen ſind ohne Schraubenfurchen, aber ſolid und ihre Spitze iſt oft etwas knopffoͤrmig. Daß dieſe ſoliden Zaͤhne nicht Milchzaͤhne ſind, wie Home annahm, ergiebt ſich aus der vor ihrer Spitze befindlichen kegelfoͤrmigen, mit ſchwammiger Knochenmaſſe faſt erfuͤllten Hoͤhle, welche fruͤher der Milchzahn inne hatte. Beim Weibchen brechen faſt nie beide oder einer der Stoßzaͤhne aus dem Kiefer hervor. Eine ſeltene Ausnahme macht der bekannte weibliche Kopf im Roͤding— ſchen Muſeum in Hamburg. Vei dem Maͤnnchen wachſen hoͤchſt ſelten beide, ge— woͤhnlich nur der linke zu anſehnlicher Laͤnge aus, waͤhrend der rechte im hinteren Theile der Zahnhoͤhle zuruͤckbleibt. Die Urſache dieſer Hemmung iſt unbekannt, denn daß nach Cuvier's Anſicht die Fuͤllung des rechten Zahnes daran ſchuld ſei, erklaͤrt wohl nichts, denn man muß dann fragen, warum nur dieſer Zahn ſich ausfuͤllt, was nur nach Kenntniß der pulpa zu beantworten iſt. Home fand bei ſehr jungen Exemplaren zwiſchen den Zahnfaͤchern der beiden Stoßzaͤhne zwei kleine Vorderzaͤhne. Mulder konnte dieſelben in ſeinen Exemplaren nicht finden, wohl aber fand er beim Foͤtus der erwachſenen Weibchen und Männchen jederſeits im Oberkiefer einen Bad: zahn. Dieſe ſind in einer nicht ſehr tiefen, ſehr oberflaͤchlichen Hoͤhle, nahe am Außenrande des Oberkiefers, bei erwachſenen rund, fallen leicht aus und ſind vom dicken Zahnfleiſche ganz uͤberdeckt, die des Foͤtus laͤnglich, mitten eingeſchnuͤrt. Der eigenliche Gebrauch dieſer Stoßzaͤhne iſt doch immer zweifelhaft, obwohl man ihnen mancherlei Benutzuag angedichtet hat. Mr. Scoresby, account 491, bemerkt, daß die glatte und polirte Spitze der uͤbrigens ſchraubenfoͤrmig gewundenen Zaͤhne darauf hindeute, daß die Thiere ſich deren bedienten, um duͤnnere Eiskruſten zu durch— ſtoßen, wenn ſie der Athmung wegen zur Oberflaͤche kommen muͤßten. In ſeinem „Journal of a voyage“ erzählt er Folgendes; Mein Vater ſendete mir den Inhalt aus dem Magen eines Narwal, den er wenige franzoͤſiſche Meilen weit weſtwaͤrts von uns getoͤdtet hatte, welcher ſehr ungewoͤhnlich war. Er beſtand naͤmlich aus meiſt halbverdaueten Fiſchen, nebſt anderen, von denen nur die Knochen verblieben waren. So fanden ſich eine Sepienſchale, ein Theil vom Ruͤckgrath eines Schellfiſches, wahr— ſcheinlich eine kleine Meerbutte und ein faſt ganzer Plattfiſch (skate). Letzterer war 2 Fuß 3 Zoll lang und 1 Fuß S Zoll breit. Er enthielt die Kopfknochen, das Ruͤck— grath und den Schwanz, die Seitenfloſſen und einen betraͤchtlichen Theil des Fleiſches. Hierbei ſchien es mir bemerkenswerth, daß der Narwal, ein Thier ohne Zaͤhne, mit kleinem Mund und ſteifen Lippen, im Stande fein ſollte, fo große Fiſche zu faſſen und zu verſchlucken, deren Breite ziemlich dreimal ſo groß war, als die des eigenen Mundes. Da aber das Thier, in dem dieſe Ueberbleibſel ſich fanden, ein Horn von * . Narwal. Walthiere. 39 7 Fuß Laͤnge trug, ſo vermuthe ich, daß dies Inſtrument dazu gebraucht wird, die Fiſche zu fangen, von welchen der Narwal ſich naͤhrt. Wahrſcheinlich iſt jener Platt— fiſch erſt mit dem Horne durchſtoßen und getoͤdtet worden, bevor er gefreſſen wurde; auf andere Weiſe koͤnnte man ſich die Verſchluckung dieſes großen Thieres nicht erklären, Die Augen ſind klein, die Augenhoͤhle oval, die Iris nußbraun, der Augapfel weiß. Scoresby giebt 7 Hals-, 12 Rüden» und 35 Lenden- und Schwanzwirbel an (vergl. Anatomie t. IX.), in Allem 54 Wirbel. Die Groͤnlaͤnder ſagen, daß der Narwal wandert. Er nimmt feinen Lieblingsaufenthalt zwiſchen den Eisfeldern des Nordpoles, in den Buchten von Grönland, der Davis- Straße und Island. An dieſen Orten iſt er manchmal ſehr haͤufig; ſieht man ſie ſuͤdlicher, ſo ſind ſie ſchon auf Abwege gerathen. Einzeln und von ihres Gleichen getrennt, kommen ſie dann wohl an die Kuͤſten Britanniens oder des Nordens von Europa. In den ſuͤdlichen Breiten iſt wohl nie einer gefunden worden und feine Heimath iſt zwiſchen dem 70° und 80° noͤrdl. Breite. Scores by erzähle: Oft ſahen wir eine Anzahl Narwals ſpielend um uns, manch— mal zu 15 bis 20 beiſammen; unter mehreren von dieſen hatte jeder ein langes Horn, fie waren aͤußerſt friedlich, erhoben oft ihre Hörner und kreuzten fie wie im Gefechte. Waͤhrend des Spieles ließen fie oft einen ungewöhnlichen Ton hören, er klang wie ein Gurgeln von Waſſer in der Kehle, es geſchah wahrſcheinlich, wenn ſie ihre Hoͤrner mit der Stirn und dem Maule außer dem Waſſer in Beruͤhrung brachten. Mehrere von ihnen zogen dem Schiffe nach und ſchienen von ihm als von einem Gegenſtande ihrer Neugierde angezogen zu werden. Da das Waſſer vollkommen durchſichtig war, ſah man, wie ſie nach dem Kiele hinabſchwammen und ziemlich lange um die Ruder verweilten. Der Narwal iſt ſchnell in ſeinen Bewegungen und thaͤtig, ohne andere Thiere anzugreifen. Er ſchwimmt pfeilſchnell. Wenn er an der Oberfläche athmet, nachdem er wiederholt kraͤftiger geblaſen hat, ſo liegt er oft mehrere Minuten lang bewegungs— los, ſo daß man nur Kopf und Rüden über dem Waſſer ſieht. Harpunirt, taucht er ebenſo, mit derſelben Schnelligkeit unter wie der Walfiſch, doch nicht auf fo große Tiefe, gewöhnlid 200 Faden tief, dann kommt er zur Oberflache zuruͤck und wird in einigen Minuten mit Lanzen erſtochen. Gieſeke berichtet, daß man ſie naͤchſt der Kuͤſte im haͤrteſten Winter truppweiſe beiſammen ſehe. Mitten in den Spalten der Eismaſſen in den Buchten von 70“ bis in den hoͤchſten Norden hinauf. Die Grön- laͤnder verfolgen ſie in ihren Eisſchlitten auf dem Eiſe, wohin ſie gewoͤhnlich kommen, um Athem zu holen, und toͤdten fie dann mit Harpunen oder Feuergewehr. Die Grönländer betrachten die Narwale als Vorlaͤufer der Walfiſche und ſobald man erſtere bemerkt, bereiten ſie ſich auf den Fang der letzteren vor, denn ihre Er— fahrung hat fie gelehrt, daß die Narwale ſich immer in der Nachbarſchaft der Wal— fiſche zeigen. Man glaubte, ſie gingen einer und derſelben Nahrung nach. Der den ganzen Körper umhuͤllende Speck liegt 2 bis 4 Zoll dick und giebt gegen eine halbe Tonne Thran, den man für ſehr fein hält. Die Grönländer benutzen auch Thran und Fleiſch als wohlſchmeckende Nahrungsmittel. Zu jener Zeit, als man den Urſprung der ſogenannten Einhoͤrner oder Narwal-Stoßzaͤhne noch nicht kannte und dieſelben ſeltener waren als heut zu Tage, hielt man ſie ſehr hoch und faſt un— * a Pr # 40 Walthiere. Narwal— bezahlbar. Aerzte, beſonders aber Charlatane, praͤparirten Geheimmittel daraus und wendeten ſie zu ihren Zauberkuren an. Aber auch als Elfenbein iſt das Horn höher geachtet als das vom Elephanten, denn es ſoll in allen feinen Eigenſchaften daſſelbe uͤbertreffen. Es iſt aͤußerſt dicht und hart und hat eine dauerhafte Weiße, ſo daß es nicht gelb wird, auch nimmt es eine ſehr gute Politur an. Im Schloſſe Roſenberg in Daͤnemark ſoll ſich ein koſtbarer Thron aus Narwalzahn befinden. Auch gegenwaͤrtig ſchaͤtzt man die Narwalzaͤhne noch als Elfenbein, waͤhrend ſie vormals als Arzneikoͤrper vorzuͤglich nach China und Japan verkauft wurden. Dergleichen Zaͤhne fanden ſich, wenigſtens vormals, Pallas Berichte zufolge an mehreren Orten in Sibirien, beſonders haͤufig an den Ufern der Tſchuktſchen und am Ausfluſſe der Chatanga, Anabara und des Olenek. Zu Meſſerſchmidt's Zeit wurde auch ein ſolcher Zahn am noͤrdlichen Ufer am Ausfluſſe der Lena gefunden. Zu Gmelin's Zeit wurde am Aitſchafluſſe ein aͤhnlicher Zahn ausgegraben, ſpaͤter kam noch einer von einer noͤrdlichen Inſel, dem heiligen Vorgebirge gegenuͤber. Oritte Fami i e. Zahnwale, Delphinina. Wahre, eingekeilte Zaͤhne in der Kinnlade und im Kiefer zugleich oder in einem von beiden. Dritte Gattung. Physeter Liıss. Der Pottwal). Zwei Zahnreihen nur in der Kinnlade. a. Physalus LackrEpk. Keine Rückenfinne, Sprützlöcher auf dem Scheitel. I. Physeter cylindricus Bovsar. Der walzige Pottwal. Taf. IV. Fig. 10. — Ph. macrocephalus LIx N. Physalus cylindricus TIEDEMANN. Franz. Physale cylindrique LAckr. Cachelot eylindrique DESMAR. Die unbeſtimmte Kenntniß der einzigen Art dieſer Gruppe a. beruht auf den Mit: theilungen von L. Anderson: Nachrichten von Island, Grönland und der Strasse Davis. Hamburg 1746. 8. 224. Das Thier war im Jahre 1738 im. Eiderftän- diſchen bei St. Peter geſtrandet und durch einen Schiffer abgebildet worden. Auch ſollen nach Anderſon die am Ausfluſſe der Elbe auf den Seebaͤnken bei Ritzebuͤttel geſtrandeten 17 Stuͤck von 40 bis 70 Fuß Laͤnge derſelben Art angehoͤrt haben. Die Moͤglichkeit der Exiſtenz des Thieres und mithin die Richtigkeit der Zeichnung laͤßt ſich durchaus nicht geradezu laͤugnen, da bei allen anderen verwandten Thieren die Spruͤtzloͤcher auch ſo weit hinten liegen, und da ein ſolcher Fehler in einer uͤbri— ) Pott als niederdeutſches Wort bedeutet: Topf, Pottfiſch alſo Fiſch mit topfförmigem Kopfe. ** Pottwal. Walthiere. 41 gens doch manche geringere Verhaͤltniſſe beachtenden Zeichnung nicht denkbar iſt, ja ſogar unter den durch v. Chamiſſo aus den Aleuten mitgebrachten Modellen dieſe Form ſich befindet, naͤmlich N. Act. Leop. Carol. XII. I. t. 19. f. 7: Agidagich oder Agdagjach. Aggadachgik bei Parras, ruſſ. Plavün.“ Ander ſon ſchreibt, er habe jederſeits in der Kinnlade 25 ſichelfoͤrmig gebogene, ſpitze Zaͤhne, welche fingerlang hervorragen und uͤber 2 Finger dick ſind. Einige Zaͤhne, welche Anderſon ſelbſt erhielt, waren 7“ 9““ lang und hatten unten 7“ Umfang. Außerdem wurde ihm geſagt, fie hätten noch 5 Zoll lange Backenzaͤhne (?) gehabt, die jedoch auch etwas halbmondfoͤrmig gekruͤmmt waren, aber in der Mitte 4“ 9 und oben 3“ Umfang, dabei mit mehreren ungleichen Spitzen und Uneben— heiten am Ende. Anderſon erwaͤhnt auch einen im Dec. 1720 an der Elbe bei Wiſchhaven geſtrandeten, 60 bis 70“ langen und 30 bis 40“ hohen Cachelot mit un— geheuerem Kopfe und beſonders unverhaͤltnißmaͤßigem Kiefer und kleiner Kinnlade mit 25 Zaͤhnen von 6— 7“ Länge und 8“ Umfang, die faſt eine Spanne weit von ein— ander entfernt waren und ſich etwas ſchief nach vorwaͤrts richteten, oben eine ziemlich breite Flaͤche hatten. b. Catodon Lack. Rückenfinne fehlt, Sprützloch am Oberrande der Schnautze. 2. Physeter macrocephalus Snaw. Der großköpfige Pottwal. Taf. IV. Fig. 11. Anatomie Taf. X. Deutſch: Pottfiſch, Kaſchelot, Pottwalſiſch, Trollfiſch, Wallrathfiſch, Ambra— fiſch. Holl. Potvisch, Kazilot. Dän, Potfisk, Kaskelot. Norweg. Troldhval, Hunshval, Suchval, Buchval, Bardhvalir. Schwed. Valratsfisk, Potfisk, Ka- selofisk, Engl. the great-headed Cachelot Grirr., the Spermaceti Whale, Spouting Whale Sırsaun. Franz. Grand Cachelot, Cachelot macrocephale. Ruſſ. Plewun, Wolk morskoi. Kamtſchad. Tschiigat. Cete admirabile Crus. Cete Clusii WILLU GIB. Catodon macrocephalus TIEDEN. Kopf etwa ein Dritttheil der ganzen Zange, Rachen klein, Kinnladenzähne jeder: ſeits 20 — 23 ruͤckwaͤrts und einwaͤrts gekruͤmmt, die 2 vorderſten und 4 hinterſten am kuͤrzeſten und ſpitzeſten. (Wegen der Kiefer- und Gaumenzaͤhne ſ. unten.) Der ſehr große Kopf iſt faſt viereckig, Scheitel etwas gewoͤlbt, vorn an der Stirn faſt ſenkrecht abſteigend, auf deren hoͤchſtem Theile eine anſehnliche Erhabenheit mit großem Spruͤtzloch, Unterraͤnder um die Kinnlade angebogen, dazwiſchen nur eine Laͤngsſpalte zu deren Aufnahme. Dieſe traͤgt die ſtarken kreiſelfoͤrmigen, kegelfoͤrmig, aber gekruͤmmt herausragenden, elfenbeinartigen, ſtumpflich abgerundeten Zaͤhne, die vorderen ſind mehr gekruͤmmt, kleiner und ſpitzer, Augen ſehr klein, neben den Bruſt— floſſen, ſchwaͤrzlich, rechtes Auge oft weit groͤßer, ſo daß man ſogar geglaubt hat, das linke diene gar nicht zum Sehen; Ohroͤffnung nur eine kleine, ſehr enge Spalte, Rachen klein, Zunge ſchmal und lang, wie die Kinnlade runzelig, blaͤulichroth, in— wendig dunkelroth und wenig beweglich. Der Kopf wird durch eine Querfurche vom Rumpfe getrennt, unter derſelben die Bruſtfloſſen (angeblich nur 16 Zoll lang), nicht eigentlich im Verhaͤltniß zur Groͤße des Thieres, laͤnglich eirund, nicht weit hinter und unter dem Mundwinkel eingelenkt. Der abgerundete, glatte Ruͤcken traͤgt einen Hoͤcker aus dichtem Zellgewebe, welches eine Falte bildet und die Stelle einer Ruͤcken— Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 6 42 Walthiere. Pottwal. finne vertritt, aber doch hinten ſteil abſchuͤſſig iſt. Man hat gefunden, daß bisweilen mehrere ſolche Fetthoͤcker, z. B. 3 vorkamen, welche ſich wellenartig erhoben. Nach hinten verduͤnnt ſich der Koͤrper in den Schwanz, deſſen Floſſe tief ausgekerbt iſt und 14 Fuß im Querdurchmeſſer haͤlt. Die Ruthe iſt durch ein Futteral geſchuͤtzt und die Euter befinden ſich in zwei tiefen Hautfalten unter dem Bauche. Die Specklage iſt uͤber 10 Zoll dick und das Fleiſch ſieht ſchwarzroth. Die aͤußere Farbe des Pott— wales iſt ſchwarzblaͤulich, uͤber dem Ruͤcken dunkler, nach den Seiten und unten immer heller, die Unterſeite bisweilen auch weißlich, ſowie die Umgebung der Augen. Die Oberhaut iſt ſo dicht und unempfindlich, daß gewoͤhnlich große Cirrhipeden ſich wie an einen Felſen anſetzen und daranwachſen. Coronula diadema, die Walfiſchpocke naͤmlich, kommt gruppenweiſe am Pottwal vor und bildet, von ferne geſehen, weiße Flecke. Leſſon ſagt Cetacés p. 307, er bemerke aber nebenbei, daß auch das Vor— kommen von zweiſchaligen, auſteraͤhnlichen Muſcheln auf dem Felle der Pottwale da— für ſpreche, daß fie keine kraͤftigen Bewegungen machen, wie er ſelbſt zu beobachten ſehr oft Gelegenheit gehabt habe. Am 11. April 1837 wurden M. De Bell Bennets Mittheilungen „on the Natural History of the Spermaceti Whale“ in der Zool. Soc. verleſen und finden ſich in den Proceedings 1837 p. 39 — 42. Es heißt da: Sie leben ſchaarenweiſe, meiſt halb erwachſene Männchen oder Weibchen mit ih: ren Jungen, unter dem Schutze eines und des anderen großen Maͤnnchens. Trifft man einen einzelnen an, ſo iſt es ein ſehr altes Maͤnnchen, wahrſcheinlich von ſeinen Cameraden vertrieben. Nach Bennets Beobachtungen beträgt die Geſchwindigkeit eines Cachelots im Schwimmen 8 — 10 engliſche, d. h. 11 deutſche Meilen in der Stunde, eines harpunirten aber 12 — 15 engliſche Meilen. Auf der Flucht bewegt er ſich regelmaͤßig und majeſtaͤtiſch, ſanft huͤpfend auf und nieder, der vordere und obere Theil des coloſſalen Kopfes kommt uͤber das Waſſer und oft auch ein Stück des Ruͤckens. Sie fliehen oft hinter einander wie Pferde, blaſen auch nicht ſelten alle zu gleicher Zeit. Beim Unterſinken nimmt er eine ſenkrechte Stellung und ſtreckt die Schwanzfinne in die Luft, wodurch er ſich von anderen Walen unterſcheidet. Außerdem laͤßt er ſich langſam fallen, wenn er etwa gleichguͤltig der Nahrung nach— ſchwimmt oder einem Boote ausweichen will. Ueber das Blaſen berichtet Bennet Folgendes: da das Maul immer im Waffer iſt, fo kann er nur durch die Naſen— loͤcher athmen und es hauchen dieſe deshalb Dunſt aus. Ein jedesmaliges Blaſen folgt nach 10 — 15 Secunden und ganz regelmäßig. Der Strahl ſteigt ſchief auf: und vorwaͤrts wie ein weißer dicker Nebel oder eine Wolke und beſteht aus vielen kleinen, zerſtreuten Tropfen verdichteten Dunſtes. Er ſtoͤßt den Strahl durch eine ununterbrochene Anſtrengung aus und derſelbe erhebt ſich ſelten höher als 6 — 8 Fuß, bleibt nur kurze Zeit in der Luft und iſt von einem ausdauernden, rauſchenden Tone begleitet, welcher etwa ſo klingt wie die maͤßige Brandung an einem glatten Strande. Bei jedem Ausſtoßen wird der Vordertheil des Kopfes hoͤher uͤber das Waſſer gehoben. Das Blaſen bricht weder ploͤtzlich ab, noch folgt demſelben ein ſo hoͤrbares Einathmen wie bei einigen anderen, weniger geſchaͤtzten Walen, z. B. bei dem Finnfiſche und anderen. Der Ton bei dem Blaſen des Cachelots hat etwas ſo Eigenthuͤmliches, daß ein geuͤbter Walfiſchfaͤnger die Naͤhe dieſes Wales durch Gehoͤr und Geſicht bei Tage * Pottwal. Walthiere. 43 und bei Nacht unterſcheidet. Obgleich die Naſenloͤcher auch die Beſtimmung haben moͤgen, das Maul von dem mit dem Futter aufgenommenen Waſſer zu befreien, ſo iſt es doch jetzt ziemlich entſchieden, daß das gewoͤhnliche Blaſen der Wale nichts Anderes iſt als ihr Athmen und daß die ausgeſtoßene Feuchtigkeit nur ihr Hauch iſt, mehr oder weniger in der kalten Atmosphaͤre verdichtet. Dies beweiſt ſchon die regel— maͤßige und beſtaͤndig gleichfoͤrmige Wiederholung des Blaſens und deſſen Ueberein— ſtimmung mit dem Rhytmus des Athmens, indem es nicht unterbrochen oder abge: aͤndert wird, wenn die Wale aufgeſchreckt durch das Meer ſchwimmen und ihr ge— ſchloſſenes Maul kein Waſſer aufnimmt, ſich auch ebenſo abgemeſſen und unverändert fortſetzt, wenn die Naſenloͤcher über das ruhige Meer erhoben find, als wenn fie von den unruhigen Wellen beſpuͤlt werden. Vernunftgemaͤß muß man annehmen, daß die Nothwendigkeit, das Waſſer auszuſtoßen, groͤßer ſein muͤßte, waͤhrend ſie in der Tiefe des Meeres ihre Nahrung verzehren, wo der Naſenkanal nicht alle aufgenommene Fluͤſſigkeit behalten koͤnnte, bis ſie wieder zur Atmoſphaͤre zuruͤckkehren, auch waͤre dieſer Verzug nicht noͤthig, weil das Ausſtoßen ebenſo gut unter dem Waſſer ſtatt— finden koͤnnte. Die Natur des Ausgeblaſenen iſt auch mehr mit einem duͤnnen Nebel und nicht mit einer Waſſermaſſe vergleichbar. Bennet meint, daß man ſich die deutlichſte Vorſtellung davon machen koͤnne, wenn man die Ausathmung der Land— thiere in kalter Temperatur betrachte; der einzige Unterſchied beſtehe nur in der Ge— raͤumigkeit der Lunge der Wale, wodurch das Athmen bei aller Temperatur ſichtbar wuͤrde, waͤhrend wir es bei den kleinen Landthieren nur in der Kaͤlte bemerken. Bei einem Kampfe mit dem Kachelot kommt es wohl vor, daß er unter die Mannſchaft blaͤſt und Diejenigen, welche dies getroffen, ſagen, der Hauch ſei ſtinkend und ſcharf. Schon Plinius erwaͤhnt dieſes Blaſen in die Schiffe, Olaus Magnus bildete es ab und v. Bär hat die Erſcheinung des Blaſens ohnlaͤngſt auf obige Weiſe er: klaͤrt. Da man ſich dieſem Wale außerhalb feines Geſichtskreiſes leicht nähern kann, ſo duͤrfte ſein Gehoͤr ſchwach ſein. Seine Haut iſt aber voller Nervenwaͤrzchen und erfegt jenen Mangel durch einen feinen Taſtſinn. Auch mögen die Thiere einander gegenſeitig durch das Waſſer auf betraͤchtliche Entfernung Eindruͤcke mittheilen, denn fuͤr die Walfiſchfaͤnger iſt es eine bekannte Thatſache, daß bei dem Angriffe eines Bootes diejenigen, welche meilenweit entfernt ſind, faſt augenblicklich durch ihr Be— nehmen anzeigen, daß ſie wiſſen, was vorgeht und daß ſie ſogleich herbeikommen, um ihren angegriffenen Cameraden zu helfen. Dieſes Mitwiſſen kann wohl durch nichts Anderes hervorgebracht werden, als etwa durch die Erſchuͤtterung des Waſſers. Das Naturell dieſer Thiere iſt wie das der meiſten in Heerden lebenden Landthiere, furcht— ſam bei dem entfernteſten Anſcheine von Gefahr. Wenn Faͤlle vorkommen, wo einer ein unbaͤndiges und kampfluſtiges Naturell zeigte, Boote angriff und mit Schwanz und Kinnbacken zerſchlug, ſo muß man dies eher einem individuellen als einem all— gemeinen Character zuſchreiben, wie dies auch von Pferden, Rindern und anderen pflanzenfreſſenden Thieren gilt. Ein Rudel Delphine kann eine Heerde Cachelots fo erſchtecken, daß dieſe fliehen. Kreuzen die Walfiſchjaͤger in einer ergiebigen Gegend, wo die Wale ſehr wachſam ſind, ſo nehmen ſie ſich in Acht, dieſelben nicht eher auf— merkſam zu machen, bis fie ihres Fanges ſicher find. Dieſer Wal giebt das Wittern einer Gefahr dadurch zu erkennen, daß er den Schwanz langſam von einer Seite zur 6 * * 41 Walthiere. Pottwal. anderen ſchwingt und ſich auf die Seite dreht, um die Geſichtsachſe nach oben zu richten. Verfolgt man ihre Heerde, ſo zeigt ſie zweierlei Arten von Schreck. Im geringeren Grade denken ſie nur an die Flucht, die ihnen oft gelingt, im hoͤheren Grade aber, bei Annaͤherung ihrer Feinde oder bei der Verwundung eines ihrer Ca— meraden, wird die Furcht ſo groß, daß ſie entweder bewegungslos und bebend unter einander liegen oder ganz verwirrte und unentſchloſſene Anſtrengungen zur Flucht machen, in welchem Falle die Boote alle Ausſicht auf guten Erfolg haben. Gewoͤhn— lich tritt letzterer Umſtand ein, wenn weibliche Individuen harpunirt ſind, dieſen ſtehen ſie wieder bei und bleiben lange Zeit um die verwundeten Cameraden herum, wird aber ein Maͤnnchen verwundet, ſo eilen gewoͤhnlich die anderen baldigſt davon. Wird einer ploͤtzlich uͤberfallen, ſo faͤngt er an, auch ehe er noch verwundet iſt, zu zittern und laͤßt die Excremente von ſich, welche halb fluͤſſig ſind, ſtinken und wie in Waſſer geſchuͤtteter Caffeeſatz ausſehen. Sie find ſehr fruchtbar, man findet ſaͤugende Junge zu allen Jahreszeiten, Bennet beobachtete deren im Januar, Februar, Mai, Juni, Juli, Auguſt, September und December. Man findet an ihnen nicht immer ſo wie bei Balaena mysticetus Lepaden und andere Paraſiten, wahrſcheinlich weil ſie tief im Waſſer wohnen, während letztere ſich nur auf dem Grunde aufhalten, den das Senkblei erreicht. Auch ſind ſie langſamer in ihren Bewegungen. Doch findet man bisweilen an den Lippen oder am Unterkiefer der Cachelots einen einzelnen Klumpen von Otion Cuvieri und einzelne kleine Onisei an der Haut, im Speck viele Blaſen eines Cysticercus. Thomas Beale. Demonstr. of Anat. to the Eelectie Soc. of London: a few observations on the natural history of the Sperm Whale, London 1835. 8. 383 mit einer Tafel, giebt folgende Nachrichten: Der Ruͤcken hat keine eigentliche Floſſe, nur einen Hocker, um den Rumpf gehen Spiralſtreifen herum, das Spruͤtzloch liegt ganz vorn oben auf dem Kopfe, daher der Hauch in einem Bogen vorwaͤrts ſpritzt, wie man es abbildete. Der Kopf iſt abge— ſtutzt und betraͤgt ein Drittheil vom Koͤrper, das zweite Dritttheil iſt walzig und an deſſen Ende wieder ein Hoͤcker; das letzte Dritttheil verdünnt ſich in den Schwanz, auf dem Ruͤckgrath eine Reihe kleiner Hoͤcker. Schwanzfloſſe 6 — 8“ lang, 12 — 14° breit. Bruſt und Bauch ſind ſchmaler als der Ruͤcken und hoͤckerlos. Kopf und Leib höher als breit. Das Spritzloch iſt einzeln, etwas links, 12“ lang und S foͤrmig. Es verengt ſich durch Muskeln. Rechts oben auf dem Kopfe liegt die, ziemlich den halben Kopf einnehmende Höhle mit fluͤſſigem Fette, welches im todten Thiere zu Wallrath gerinnt, der eine Tonne oder mehr als zehn große Barrel betragen kann. Unter der Hoͤhle vorn eine Maſſe elaſtiſchen Zellgewebes mit feinem Wallrath. Dieſe Maſſe heißt Junk, d. i. Leckerbiſſen, und die Wallrathhoͤhle ease, d. i. Fach. Das Maul iſt faſt ſo lang als der Kopf, die Kinnlade mit 42 kegelfoͤrmigen Zaͤhnen, welche in die Grube des Kiefers eingreifen, verduͤnnt ſich zu einer Spitze und ſteckt in der knorpeligen Oberlippe. Im Kiefer liegen bisweilen Spuren von Zaͤhnen. Die Zunge iſt klein, der Schlund ſo weit als der Rumpf eines Mannes. Die Augen klein, ſtehen hinter und etwas uͤber den Mundwinkel, das untere Augenlid iſt beweglicher. Nahe dahinter die Ohroͤffnung, nur fo weit wie Federkielsdicke. Dahinter und dar— unter die Bruſtfloſſen. * Pottwal. Walthiere. 45 Ein ausgewachſenes Männchen ift 84“ lang, Kopf 8—9 hoch, 5 — 60 breit, Rumpf 12 — 14 hoch, Umfang 36“, Bruſtfloſſe 6“ lang und 3“ breit. Der Kopf iſt wegen der Menge duͤnnfluͤſſigen Fettes in ſeiner Hoͤhle weit leichter als der Rumpf und der Wal ſtreckt ihn daher leicht aus dem Waſſer empor. Er ſcheint ſchaͤrfere Sinne zu haben als die Bartenwale. Der Gehoͤrgang iſt offen, bei dieſen durch eine Haut verſchloſſen. Beide ſehen gut. Die Haut iſt 3 — 3“ dick, darunter befindet ſich der Speck im Zellgewebe, an der Bruſt 14“, an anderen Theilen 8— 11” dick. Am Kopfe fehlt dieſe Fettlage, aus welcher ſich gleichfalls Wallrath gewinnen laͤßt. Seine Lebensart wurde noch wenig beobachtet. Seine Nahrung beſteht faſt ganz aus Sepia octopus, beſonders im hohen Meere, an der Kuͤſte verſchluckt er auch kleine Fiſche bis zur Groͤße maͤßiger Lachſe. Man begreift nicht, wie das ungeheuere Thier fo viele kleine fängt. Wahrſcheinlich halt er ſich in der Tiefe ruhig und laͤßt den Unterkiefer herabhaͤngen und die Beute in den Rachen hineinſtroͤmen. Gaumen, Zunge und Zaͤhne ſind glaͤnzendweiß und locken ſo vielleicht den Raub an. Darum werden auch bisweilen blinde, dennoch fette Wale gefangen, auch ſolche, bei denen die Kinnlade auf die Seite oder nach unten gebogen iſt, wie die Walfiſchjaͤger ſagen in Folge ihrer Kaͤmpfe, wobei ſie einander mit den Kinnladen packen. An den Weibchen findet man dieſes niemals. Die Kalmars oder Sepia octopus kann man auch mit einem Stuͤck glaͤnzenden Blei fangen, woran Angelhaken angebracht ſind, wie der Verfaſſer ſagt, daß man an der Kuͤſte von Peru dies wirklich mit Erfolg that. Verwundete Wale ſpeien unverſehrte Fiſche aus. Die Jungen koͤnnen wohl mit der Spitze des Maules nicht das Euter faſſen, weil da keine Lippen ſind, die erſt 2 Fuß dahinter beginnen. Er ſchwimmt leicht und ſchnell, ungeſtoͤrt unter der Waſſerflaͤche in der Stunde 3 — 4 englifhe Meilen, blos durch Rudern mit dem Schwanze. Der Hoͤcker ragt empor. So macht er wohl 7 Meilen. Wenn es ſchneller gehen ſoll, fo ſchlaͤgt er mit dem Schwanze auf und ab, der Kopf ſinkt dabei bald 8— 10’ unter, bald taucht er empor. Der Schlag des Schwanzes mit der Oberfläche iſt der ſtaͤrkere. So bewegt er ſich 10 — 12 Meilen weit und die Bruſtfloſſen thun dabei wenig. Um unterzuſinken ſchlaͤgt er damit nach oben und faͤllt dann ſchnell mit horizontalem Rumpf. Das Athmen geſchieht regelmäßig, wenn er in Ruhe iſt, wie ſich aus der Ferne unterſcheiden läßt, was bei den anderen Walen nicht fo iſt. Dabei liegt er gewoͤhnlich ſtill und der Hoͤcker ragt 2 — 3“ heraus. In regelmaͤßigen Zwiſchen— raͤumen kommt 40 — 50“ davor die Naſe heraus mit weißem buſchigen Strahl von kleinen Waſſertroͤpfchen, die in den Runzeln der Naſenloͤcher geweſen find oder fid) aus dem Hauche des Athems verdichten. Schon im Jahre 1826 ſprach v. Baͤr in der Iſis aus, daß die eigentlichen Walthiere nicht mit dem Munde aufgenommenes Waſſer durch die Naſenloͤcher ausſpritzten. Im Bullet. de l’Acad. de St. Petersbourg beſtaͤtigt er die Richtigkeit ſeiner Anſicht durch das Zeugniß von Luͤtke, Poſtels, Kittlitz, Reinike, Kebnikoff, ſowie durch die Bedeutung der Worte „blow‘, „Souffler“, blaſen welche ſich alle nur auf das Ausathmen beziehen koͤnnen. Der Strahl dauert 3 Secunden lang, iſt einfach und macht einen ſeitlichen Winkel von 135°. Vom Maſte aus kann man ihn 4—5 Meilen weit ſehen. Die Einathmung dauert eine Secunde ohne Geraͤuſch, das bei anderen ſehr laut iſt. Dann ſinkt die Naſe unter und kommt nach 6 Minuten wieder empor, dieſes wiederholt er 60 — 70 46 Walthiere. Pottwal. Mal, es dauert alſo 10 — Minuten. Dann ſinkt der Kopf langſam, der Schwanz kommt empor und das Thier ſinkt ſenkrecht unter. Unten bleibt er 70 — 80 Minuten. Auch die Jungen athmen ſehr ſchnell. Die Weibchen ſind meiſtens in Heerden bei— ſammen, fie bleiben nur 20 Minuten unten und athmen 30 — 40 Mal, alſo oͤfter als die Maͤnnchen, auch ſo die jungen Maͤnnchen. Wenn ſie geſtoͤrt werden, ſinken ſie in halber Athmung unter, kommen aber in der Naͤhe bald wieder empor, um die Athemzuͤge zu vollenden und ſinken dann ſchnell horizontal wieder, wodurch ein Wir— bel entſteht. Verfolgt man ſie, ſo ſtrecken ſie den Kopf ſchnell aus und ein und athmen dabei ſehr ſchnell und unterbrochen. Sie find ſehr furchtſam und machen verſchiedene Bewegungen, wenn ſich ein Boot naͤhert. Sie ſchwingen dann den Schwanz langſam hin und her. Sitzt eine Har— pune auf ihnen, ſo waͤlzen ſie ſich und wickeln bisweilen ein langes Stuͤck vom Tau um ſich herum. Bisweilen ſtellen ſie ſich ſenkrecht und ſtecken den Kopf weit heraus, daß er von fern wie ein ſchwarzer Felſen ausſieht und die Augen frei ſind. Auch liegen ſie manchmal auf dem Waſſer und ſchlagen mit dem Schwanze heftig darauf, fo daß es ſchaͤumt. Auch ſchon tief unten ſenkrecht ſtehend, thut er wohl einen Schlag ins Waſſer und ſchießt unter einem Winkel von 45° ſehr weit heraus. So kann man ihn 6 Meilen weit ſehen. Dies thut er mehr als 2— 3 Mal hinter einander; man glaubt, er thue dies, um ſich vom Ungeziefer zu befreien, welches auf feiner Haut ſitzt. Kleine Krebſe und Schellfiſche haͤngen oft ſtundenlang, auch nach ſeinem Tode noch an ihm, fo daß man fie abreißt. Vielleicht macht er auch jenes Mandeuver, um vor dem Schwertfiſch zu fliehen. Bei Vorkſhire fand man in einem geſtrandeten Pottwale ein ſolches Schwert ſtecken. Die Fiſcher ſagen, daß auch ein anderes Thier, der Dreſcher, Delphinus Orca, gemeinſchaftlich mit dem Schwertfiſche ihn verfolge. Der Walrathwal lebt nach Verſicherung der neueren Reiſenden in Heerden, die jungen Maͤnnchen fuͤr ſich und die Weibchen ebenfalls fuͤr ſich. Solche Heerden nennt man Schools oder Schoals und find deren 500 — 600 beiſammen, bei jeder weib— lichen Heerde 1— 3 alte Männchen (bulls ar school- masters), die andere vertrei— ben. Die Erwachſenen ziehen allein und ſind ſehr unvorſichtig, man kann eine Har— pune auf ſie werfen, ohne daß ſie ſich ruͤhren, andere Male beißen und ſchlagen ſie heftig um ſich. Sie gebaͤren zu jeder Jahreszeit ein, bisweilen zwei Junge. Man weiß nicht, wie lange fie traͤchtig find. Das Junge iſt nach Bennet 14“ lang, Guͤrtelumfang 6“. Die Weibchen find nur ein Viertheil oder ein Fuͤnftheil fo groß als die Maͤnnchen, nehmen ſich ihrer Jungen ſehr an und bleiben bei der Heerde auch im Kampfe, ſowie die Jungen. Die jungen Maͤnnchen ſind auch in großen Heerden beiſammen, ſie ſtehen aber den verwundeten nicht bei, doch ſind ſie ſehr vor— ſichtig und ſchwer anzugreifen. Halb erwachſen trennen ſie ſich. Alle koͤnnen bei Ge— fahr einander Zeichen geben, oft 4— 7 Meilen weit, doch iſt nicht bekannt, auf welche Weiſe. Ihre Nahrung beſteht aus Squid (Sepia octopus ) und an der Kuͤſte aus dem Rock-Cod (Mallotus villosus). Anderſon ſchildert aber die Kehle fo groß, daß ein Ochſe durchkommen koͤnnte und ſagt, man habe im Magen Ueberble ibſel von allerlei großen Thieren, Graͤthen und Gerippen wohl 7“ lang gefunden. Die ganze Laͤnge des Thieres betrug 583“, ber Bruſtkaſten war faſt rund, der Hals ſehr kurz, der Schaͤdel betrug etwas mehr als z, Breite der Bruſt 8° 83“, Laͤnge 7° 4“, Weite Pottwal. Walthiere. 47 vom Atlas zum Bruſtbein 2“ 9“, hinten vom letzten Ruͤckenwirbel zum Bruſtbein 5“ 8“¼., Der Schädel iſt keilfoͤrmig, 18° 4” lang, 8“ 4“ über die Jochbeine breit, in der Mitte des keilfoͤrmigen Stuͤckes 5“ 10%, der Gelenkkoͤpfe des Hinterhauptes 5563“. Vorn beginnt er mit einem duͤnnen Rande, ſteigt dann bis zum hinteren Viertheil aufwaͤrts, dann ſteiler und bildet da auswaͤrts eine duͤnne Wand, unter ihr eine große Hoͤhle zur Aufnahme der großen Maſſe des Junks, welche mit der Wallrathhoͤhle den ganzen oberen Theil des Kopfes einnimmt. Unter dem Boden der Junkhoͤhle, deren duͤnne Waͤnde den großen hinteren Theil des Schaͤdels bilden, liegt das Gehirn, 10“ lang, 14“ breit und 9“ hoch. Am Grunde des Schaͤdels liegt links an der Wurzel des Pflugſcharbeines das einzige hintere Naſenloch, lauft durch Junk und Wallrath und endigt an der Vorderecke des Kopfes. Das Loch iſt faſt rund und 84“ weit. Die Kinnlade iſt 16“ 10“ lang, ſchwach gebogen und enthaͤlt jederſeits 24 Zaͤhne; die Naht 10° 5“, Dicke der erwachſenen Kiefer hinten 1147, vorn 74, Kieferaͤſte 6° 5“, dabei 1“ 11“ hoch; Gelenkkoͤpfe ſenkrecht 11“ hoch, 73“ dick. Wirbel 44, nur durch ihre Koͤrper angelenkt, ohne hintere Gelenkflaͤche und keine verwachſen. Halswirbel auf 2 reducirt, Atlas 3“ 4“ breit, 1“ 73“ hoch, 63“ dick, zweiter Wirbel 2° 103“ breit, 1“ 113“ hoch und 94” dick, fein Stachelfortſatz kurz, Zahnfortſatz fehlt. (2) Ruͤckenwirbel 10, nach hinten dicker; Endwirbel 32, der letzte nur 12“ dick. Ruͤck— grathscanal vorn 8“ hoch, 10“ breit, am 7ten Ruͤckenwirbel 65 und 7“, am ten Endwirbel 44 und 3, am 20ſten von fingerdicker Weite, wo er endigt. Am IIten Endwirbel fangen die unteren Stachelfortſaͤtze an, durch eine Gabel eingelenkt. Deren find zehn. Der erſte 1“ 6“, der zweite 2“, die folgenden kürzer, der letzte nur 5“ lang. Das Becken beſteht nur aus zwei breiten Knochen, unten verwachſen, lang und breit 1“ 5“, dick 3“. Die Rippen find faſt rund, ſehr hart, erſte 4° 64” lang, zweite 5“ 64”, dritte 6“, vierte 6“ 43“, fünfte 64”, ſechſte 5° 11“, zehnte 4° 3“; Knorpel⸗ ſtuͤck der fünften Rippe 3. Das Bruſtbein beſteht aus drei Stuͤcken und dem Schwert— fortſatze, erſtes Stuͤck 2° 103” lang, 3“ 74” breit, es hat eine Oeffnung in der Mitte, dieſe ift 1“ 2“ lang und 44” breit, das zweite Stuͤck iſt 1“ 1“ lang, 11” breit, das dritte 1“ 54“ lang und 1’ 84” breit. Der Schwertfortſatz iſt 12” lang und 9“ breit, das ganze Bruſtbein haͤlt 6° 5“ in der Länge. Schluͤſſelbeine fehlen. Schulterplatte dreieckig, ohne Leiſte, oben 2’ 9“ breit, ihr Hals 10“, oben 3“ dick, Gelenkhoͤhle 9“ und 8“. Floſſen 4° 4“ lang, 1“ 10“ breit, Oberarm 1“ 73“, deſſen Kopf 94” dick, Schaft 62“, Speiche und Ellenbogenbein mit dem Oberarme ver: wachſen, I’ 1“ lang, Speiche 7“ breit, Ellenbogenbein 54”, beide 34” dick. Hands wurzelbeine 7, viereckig in gerader Querlinie, jedes 3“, das am Mittelfinger 5“ lang, 21” dick. Finger 5, die drei mittleren viergliederig, die beiden aͤußeren dreigliederig. An der Baſis der Ruthe ein loſer, walziger, etwas gekruͤmmter Knochen, 2“ 3“ lang, 54” dick. — Den Ambra haͤlt Th. Beale für den Koth des Pottfiſches, weil oft Sepienſchnaͤbel darin ſtecken. Nach Oken's Anſicht ſind die Ambramaſſen Gallen— ſteine. — Der Fang begann nach Norwood's Nachrichten in den Philosophical Transactious im Jahre 1667 an den Bermuden und dehnte ſich zur Zeit der fran— zoͤſiſchen Revolution bis zum Cap Horn aus. Im Jahre 1788 ſchickte der engliſche Kaufmann Enderby ein Schiff in die Suͤdſee, welches von den chileſiſchen Kuͤſten 139 Tonnen Walrath zuruͤckbrachte. Im Jahre 1791 kamen ſchon 1258 Tonnen 48 Walthiere. Pottwal. daher, jedes Schiff hatte 23 Mann. Im Jahre 1802 wurden Schiffe nach Neu⸗ ſeeland geſendet, 1803 nach den Molukken und China, 1819 ſchickte Colnet ein Schiff nach Japan, es brachte 346 Tonnen Wallrath, woruͤber ganz England er— ſtaunte. Seitdem iſt dieſe Fiſcherei die ergiebigſte. Im Jahre 1803 ſchickte Enderby ein Schiff zu den Sechellen, in demſelben Jahre gingen Schiffe nach Sidney, 1827 wurden 5552 Tonnen, im Jahre 1828 nur 3731 Tonnen eingefuͤhrt, 1829 deren 5558, 1830 aber nur 4792, 1831 7605, 1832 7165, 1833 6057 und 1834 6731. Damals waren 90 Schiffe von 300 — 400 Tonnen Laſt mit dem Wallrath beſchaͤf— tigt, die Reiſe dauerte 3 Jahre und 3 Monate. Im Jahre 1836 gewann man 7001 Tonne. Eine Tonne wiegt 20 Centner zu 112 Pfund, das Pfund zu 0,373 Kilogr. Vorkommen. An den Kuͤſten von Neuguinea, Neuſeeland, Neuholland, Nord— weſt⸗ und Oſtkuͤſte zwiſchen 25 und 34°, den Molukken, Timor, Japan, China, dem rothen Meer, perſiſchen Meerbuſen. An Peru vom Aequator bis 10° S., den Galopago-Inſeln, Chili bis 37° S., Californien. Obgleich fie überall zwiſchen dem 600 S. und N. vorkommen, ſo hat man doch noch keine im Mittelmeere, auch wohl nicht um Groͤnland geſehen, außer etwa in der Vorzeit. Zu Zeiten beſuchen ſie die noͤrdlichen Kuͤſten Amerikas und das noͤrdliche ſtille Meer. Manchmal ſah man ſie um Orkney und Shetland und ſo ſtrandeten ſie auch an Britanniens Kuͤſten. Nach Pennant z. B. ein großes Exemplar zu Norfolk (Th. Brown Zoology II. 500), eines von 52“ im Jahre 1689 zu Lime kilns in the Forth, vgl. S ib bald. Zwei andere, jedes von 54, im Jahre 1769 bei dem Dorfe Cramond in derſelben Frith und eines von 63° im Jahre 1756 weſtlich von Roß-ſhire, eines von 58“ an der Kuͤſte von Vorkfhire (ſ. Anderson Trans, of the Cambridge Phil. Soc. 1827), 17 Stuͤck an der Elbe im Jahre 1723, deren Hälfte Maͤnnchen, und 31 Stuͤck im Jahre 1784 an der Bucht von Andierne in Niederbritannien, ziemlich alle Weibchen (Fr. Cuv. Cet. 268. 271.) Meyen erwaͤhnt den Cachelot in feiner Reiſe I. 140 folgendermaßen. Er ſagt: ſie ſchwimmen beſtaͤndig in Reihen, ſo daß einer dem anderen folgt. Sie ſpritzen das Waſſer nicht fontainenartig in die Hoͤhe, ſondern ſchnauben es in einem ſehr dicken Strahle mit einem ſehr tiefen, dumpfen Tone vor ſich hin, da die Spritzoͤffnung links am vorderen und oberen Winkel des Kopfes und zwar ſo gebogen iſt, daß etwa zwei Dritttheile derſelben auf der vordere und ein Dritttheil auf der oberen Flaͤche muͤndet. Nach Ausſage des Capitain Stoͤver, eines erfahrenen Cachelotfaͤngers, be— traͤgt der Kopf bei Thieren von 90 Fuß Laͤnge gerade ein Dritttheil der Totallaͤnge. Der ſehnige Wallrathbehaͤlter iſt an ſeiner hinteren Befeſtigung gerade 18 Fuß hoch, am vorderen Schnautzenende ſitzt auch noch dicht auf dem Kiefer eine dreieckige, gegen 7 Tonnen faſſende Fettmaſſe. Sind die Fettmaſſen vom Schaͤdel getrennt, ſo ſinken die Knochen zu Boden. An keinem anderen Theile des Koͤrpers als am Kopfe wird Wallrath gefunden. Schon am 13. Dec. 1830 gab Richard Qwen (Proceed. IV. 1836. 127) Be⸗ richt über einige von Mr. J. Debell Vennet geſendete anatomiſche Beobachtungen uͤber den Pottwal. Er ſagt: die laͤngſten Maͤnnchen in der Suͤdſee ſind 60 Fuß, die ausgewachſenen Weibchen nur 28 und ſelten, faſt nie uͤber 35 Fuß. Bei jungen Maͤnnchen von 34 Fuß ſind die Zaͤhne vollkommen ausgebildet, aber nicht eher ſichtbar, Pottwal. Walthiere. 49 bis es 28 Fuß lang iſt. Im Kiefer ſind im Grunde der Vertiefungen, in welche die Kinnladenzaͤhne ſich eindruͤcken, bisweilen ſelbſt Zaͤhne. Sie ſind jedoch nur loſe einge— fügt, an 3 Zoll lang, ragen aber nur einen halben Zoll über das Zahnfleiſch hervor. Bennet fand deren zweimal jederſeits 8 Stuͤck. Sie kommen bei erwachſenen Thie— ren in beiden Geſchlechtern vor, bei Jungen treten ſie nicht ſichtbar hervor. Das Auge iſt klein, ſeine Spalte nur 2 Zoll lang, hat Lider, aber keine Wimpern oder Tarſal— knorpel. Der Augapfel iſt kaum groͤßer als der eines Ochſen, die Kriſtalllinſe voll— kommen kugelig, nicht groͤßer als die des Menſchen. Ein ſcheinbar reifer Foͤtus war 14 Fuß lang. Der Wallrath (Cetaceum, Sperma ceti) und der Ambra (ambra) find die Subſtanzen, um deren Gewinnung willen die Jagd auf die Pottwale in den ſuͤd— lichen Meeren ſtattfindet. Indeſſen bieten auch die einzelnen, in den nördlichen Ge— genden vorkommenden Pottwale dieſelben Producte. Der Wallrath findet ſich in den beſchriebenen großen Hoͤhlen oder Behaͤltern im Kopfe, wo ſich der reinſte in den engeſten und duͤnnſten Zellen vorfindet; er wird arzneilich und techniſch noch heute ge— braucht. Nach Atkins findet ſich uͤber den Teſtikeln, auf der Wurzel der Ruthe, 4 — 5 Fuß unter dem Nabel und 3 — 4“ über dem After ein ſackfoͤrmiger Körper, faſt von Geſtalt einer Ochſenblaſe, nur an dem Ende ſpitzer. Man ſieht an ihm zwei Canaͤle, wovon der eine ſich verdünnt und mitten durch die Ruthe läuft, waͤh— rend der andere, am entgegengeſetzten Ende befindlich, von den Nieren kommt. Bei deſſen Eroͤffnung zeigt ſich eine dunkel orangenfarbige Fluͤſſigkeit von Oeldicke, die noch ſtaͤrker als die in ihr ruhenden Amberkugeln riecht und ſowohl die Waͤnde der Blaſe als auch des Canales, der durch die Ruthe laͤuft, faͤrbt. Auch Boylſton, Philos. Trans. XXXIII. 193, ſpricht von einem blaſenfoͤrmigen Organe, das den Amber enthielte, in der Naͤhe der Geſchlechtsorgane liege, aber keine Ausfuͤhrungsgaͤnge beſitze. Mehrere Schriftſteller geben den Fundort des Amber im Magen oder Darm— canal in deſſen unterem Theile, ſelbſt Scoresby, beſonders im Maſtdarme an. Vergl. mehr hierüber in Brandt und Ratzeburg, med. Zoologie, 9I—111. Aber Amber (ambra grisea) findet ſich auch ſchwimmend an den Kuͤſten des indi— ſchen Archipelagus, beſonders von Formoſa, den Molukken, Braſilien, den Antillen und Madagascar. Vorzugsweiſe wird er von den Malayen, uͤberhaupt im Oriente verbraucht. 3. Physeter Trumpo Bossar. Der Trumpo⸗ Pottwal. Tafel 9 8 Fig. 12: Engl. Parmacitty Whale or Pot Wal Fish Dane. Sperma Ceti Whale Duprer Phil. Tr. XXXIII. Blunt-headed Catodon Rogerrs. Phil. Tr. LX. Holl. Englandsche Kazilot Hourr. Franz. Cachelot Trumpo BoxxAT. — Levia- than Jobi s. Cetus Jonae T. Hasarus. Brem. 1723. S. t. II. Thyseter gib- bosus SCHREB. CCCXXXVIII ex Pens. Dudleii Balaena KLEIN. Cetus No- vae Angliae bipinnis Brıss. Physeter macrocephalus ) LIN Xx. Catodon Trumpo TıEpDEm. Kopf faſt halbe Totallaͤnge. Kinnlade ein Dritttheil kürzer als Kiefer, jederſeits mit 23 auswaͤrts gerichteten Zähnen. Rachen groß. Koͤrper und Schwanz geſtreckt, Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 7 50 Walthiere. Pottwal. Bruſtfloſſen auffallend klein. Wenigſtens ein Ruͤckenhoͤcker den Geſchlechtsorganen gegenüber, außerdem Unebenheiten auf dem Hinterruͤcken. Laͤnge 547, Umfang hinter den Augen 30, Kinnlade 11 Kiefer um 5’ länger, deſſen Ende 9° hoch, ein Zahn 8” lang und 8“ im Umfang. Bruſtfinne 3“ breit 18“, vom Mundwinkel entfernt 5“, von der Ruthe bis zum After 57, vom After bis zur Schwanzſpalte 14“. Kopf unfoͤrmlich groß, laͤnglich, Querdurchſchnitt birnenförmig. Kiefer ſehr dick, vorn ſenkrecht geſtutzt, mit 18 Zahnhoͤhlen für die Unterzaͤhne verſehen. Auf der Hoͤhe des Maules das Spritzloch, von ſtarkem Schließmuskel umgeben, wenigſtens 1 Fuß im Durchmeſſer haltend. Kinnlade ſchmal und lang, jederſeits 23 auswärts gerichtete, hohle, weit geöffnete Zähne. Augen auf dem vorragenden Kopftheile. Rumpf faſt walzig, laͤnglich, in der Gegend der Bruſtfloſſen am dickſten, von da gegen den Schwanz verſchmaͤlert. Bruſtfloſſen kaum ps der ganzen Laͤnge, etwas eifoͤrmig. Schwanz wenig geſpalten, Abſchnitte lanzettlich, Hinterrand etwas wellig. Auf dem Ruͤcken ein anſehnlicher Hoͤcker, hinter ihm noch zwei kleinere. Ruthe ſtark eingeſcheidet. — Farbe glänzend ſchwarzgrau, unter dem Kopfe zu einem Dritttheil weiß. Oberhaut duͤnn und ſchluͤpfrig. Die Kenntniß der Art gruͤndet ſich auf einen mit Abbildung verſehenen Bericht von J. Robertſon in den Philos. Transact. LX. 1770. 321. t. 9. Auf denſelben bezieht ſich die angegebene Diagnoſe, die Maße und die Beſchreibung. Zweifelhaft gehoͤrt noch ein Pottwal hierher, welcher im Jahre 1741 bei Bajonne ſtrandete und deſſen Beſchreibung und Maße Despelette an de la Peyronie ſendete. Der Bericht findet ſich in der Hist, de l’Acad. roy. d. sc, 1741. Amsterd. 1747. 35. und das Thier war 49“ lang, ſein Kopf in demſelben Verhaͤltniß und der Hoͤcker 1“ hoch. Zaͤhne jederſeits 10. Einen anderen erwähnt Bourguet in den lettres philos. sur la formation des sels et des erystaux. Amsterd. 1729. 10. unter dem Namen Capidolio des Italiens. 48° lang, Kinnladenzaͤhne jederſeits 24. Kehle 4“ weit, Bruſtfloſſen 4° lang. Nahe am Schwanze nur 3° breit. Schwanz 17° breit. 4. Physeter polyeyphus Qvox Gaımmarn. Der Vielhöcker⸗Pott⸗ wal. Taf. V. Fig. 13. Franz. Cachelot bossele Q. G. Zool. de I'Uranie p. 76. pl. 12. Scheitel uͤber dem Auge bedeutend erhoͤht, Ruͤcken mit einem groͤßeren, etwas ausgekerbten Hoͤcker, vor und hinter dem mehrere kleinere befindlich. Leſſon ſagt in feinen Cetacés p. 301 Folgendes: Der Hoͤcker-Cachelot, den die Herren Quoy und Gaimard nach mehreren Skizzen eines Capitains auf einem Walfiſchjagdſchiffe abbilden, welche Abbildung wir dann im Atlas zur Weltumſegelung der Urania gegeben haben, ſoll ſich um die molukki— ſchen und tidoriennifchen Inſelgruppen im Aequatorialmeere aufhalten. Er zeichnet ſich nur durch eine große Anzahl von Hoͤckern laͤngs des Ruͤckens aus. Dieſes Kennzeichen koͤnnte aber zufaͤllig ſein und vielleicht von einer Ueberfüllung (plethore) des Ruͤckenkanales abhängen, welcher die cetine oder das Spermaceti ent— haͤlt, von dem die fettwachsartige Subſtanz ausgetreten ſein duͤrfte. Auch iſt es möglich, daß dieſe Hoͤcker durch Auftreibung des Zellgewebes entſtanden find, denn Pottwal. Walthiere. 51 man bemerkt, daß dieſer Umſtand bei dem Walfiſche und ſelbſt bei dem Pottwale ſtattfindet. Die Abbildung iſt mit keinen weiteren Erläuterungen verſehen und Leſ— ſon ſagt, daß man auch weiter nichts uͤber ihn wiſſe. o. Physeter Lachr. mit Rüdenfinne, 5. Physeter microps LISNV. Der kleinäugige Pottwal. Taf. V, Fig. 14. Holl. Kleenoog. Dan. und Norweg. Stamhyning, Kobbeherre. Engl. small- eyed Cachelot, the sharp- toothed whale. Franz. Le cachelot a dents en faueille, Cachelot microps BoN NAT. Physetere microps Lacer. Grönland. Tikagulik. Ruͤckenfinne, Kopf in den Kiefer abſchuͤſſig und zugeſpitzt, Kinnlade mit ſichelfoͤr— migen Zähnen, Laͤnge 52 — 53“. Schnautzenſpitze bis zu den Augen 12“. Der Autor dieſer Art iſt Sibbald, welcher fie in der Phalaenologia p. 33 fo beſtimmt: Balaena macrocephala mit einer dritten Floſſe auf dem Ruͤcken und ſichel— bogigen Zaͤhnen in der Kinnlade. Fabricius zog ſpaͤterhin dazu eine Kinnlade mit 22 ſichelbogigen, bis zur Spitze hohlen, faſt fingerlangen Zähnen, deren mittlere größer und deren vordere und hintere kleiner waren und kaum bis zum dritten elfenbeinweißen, zuſammengedruͤckten und kegelfoͤrmigen Theil hervorragte, mit ſcharfer nach innen und etwas zuruͤckgebogener Spitze, zwei Dritttheile waren verborgen, breiter, vorn und hinten zuſammengedruͤckt und beſonders an der Seite der Kehle gleichſam gerinnt. Er gründete anf dieſe Kinnlade feinen Physeter mierops, den Andluk der Groͤnlaͤnder. Dieſes Thier ſollte indeſſen nach dem Berichte der Groͤnlaͤnder auch im Kiefer Zaͤhne gehabt und zu den kleineren Arten gehoͤrt haben, war alſo wahtſcheinlich ein Delphin. Bonnaterre bildet Eneycl. pl. 8. f. 4. einen Zahn ab. Sibbald's oben erwaͤhntes Thier muß demnach fuͤr ſich allein betrachtet werden. Seine Abbildung: Balaena macrocephala t. I. wurde nun von Schreber t. CCCXXXIX. und dann von Bechstein, Naturgesch. des In- und Auslandes, 2tes Hundert t. 5. Nürnb. 1800 und Naturgesch. Deutschlands zweite Auflage I. t. XX. f. 2. copirt. Cuvier haͤlt das Thier fuͤr einen Delphin. Sibbald giebt indeſſen eine dieſen widerlegende Beſchreibung. Der Kopf haͤlt faſt die Haͤlfte der ganzen Laͤnge ohne den Schwanz, er iſt laͤnglichrund, oben etwas zuſammengedruͤckt. Der untere Theil des Kiefers uͤberragt etwa um 24° und der obere um faſt 5“ die Kinnlade. Dieſe iſt 10° lang, mit 42 ſichelfoͤrmigen, runden und etwas zuſammengedruͤckten, in der Mitte dickeren Zaͤhnen, die von da an abnehmen, oben in einem ſpitzen Kegel ſich nach innen wenden und unten gleichfalls ſich verduͤnnen. Die mittleren ſind groͤßer und ſchwer, die aͤußeren kleiner, einer der groͤßten war 9“ lang, der kleinſte 7“, alle mit großer Hoͤhlung. Die Kehle ſehr weit, die Augen verhaͤltnißmaͤßig ſehr klein. Ueber der knorpeligen Augenhoͤhle eine 9“ lange Hervorragung, etwas Über der Mitte der Schnautze das Spritzloch, welches zwei mit einem einzigen Deckel verfchloffene Gänge hatte. Bruſtfloſſe etwa 4“. Vom Kiefer bis zur Ruthe 20“ von dieſer zum After 3“ von da zum Schwanze 14, der Schwanz 9“ breit. Farbe ſchwarz. 7* bit N Walthiere. Pottwal. Sehr zweifelhafte Arten ſind folgende: 6. Physeter Catodon Lıss. Der kleine Pottwal. Groͤnl. Kigutilik. Daͤn. und Norweg. Svinehval, Kaskelot, Potfisk, Hvidfisk. Schwed. Hvitfisk. Holl. Kleene Kazilot. Engl. the less Whale, Round-headed whale PENN. Franz. le petit cachelot BoN NAT. — Kleiner Cachelot, Weißfiſch, Wittfiſch. — Balaena minor SiBB. Cachelot Svineval DESMAR. Catodon Svineval TiIipDEX. Sibbald ſagt in ſeiner Phalaenologia p. 24, daß er nur oberflaͤchliche Nach— richten erhielt, daß 102 Exemplare bei Kairſton geſtrandet waren, von denen die größten 4 Klaftern oder 24“ maßen, einige nur 3 oder 21 und ſogar nur 2 Klaftern lang waren. Kopf rund, Rachen klein, Kiefer platt. Die Spritzloͤcher ſollen nicht ſo wie bei anderen, ſondern nur Naſenloͤcher dageweſen ſein, zwei Bruſtfloſſen und ein Hoͤcker (asperitas) auf dem Ruͤcken. Pennant beſchreibt ihn Brit. Zool. III. 63. und bildet pl. VII. 22. Zaͤhne ab, welche Bonnat pl. 6. f. 4. copirt. Sie waren 14“ lang, am Ende ganz flach und concentriſch geringelt, an der Wurzel dünn, mit kleiner Oeffnung durchbohrt. Da nach Cuvier bei mehreren Delphinen die Oberzaͤhne früher ausfallen, kann auch hier eine Art dieſer Gattung vorgelegen haben. Fabricius fuͤhrt dann einen Physeter Catodon in der Fauna groenlandica p. 44 auf, indeſſen nur nach Zähnen mit ſchiefer, abgeſchliffener Flaͤche. Er zieht dazu den Ph. Tursio LIN N., der nicht dazu gehoͤrt. Vergl. Brandt und Ratzeburg, medic. Zool. S. 95. 7. Physeter Tursio Li. Der Maſtſiſch. Groͤnl. Pernak. Holl. Mastvish. Engl. the high-finned whale PENN. Franz. le cachelot a dents plattes. — Balaena macrocephala tripinnis Sıss. Phal. p. 43. Mular Nıereme. hist. nat. max. peregr. Antwerp. 1635. L. XI. c. 62. p-. 269. VALLISsNERI Act. Ac. Caes. Leop. III. Norimb. 1733. p. 1. t. 1. f. 1. Mular Nierembergii KLEIN. Mit aufrechter, ſpitzer Ruͤckenfloſſe, Zaͤhnen der Kinnlade, welche weniger gebogen und am Ende platt find. SıBs. Der Autor der Art, Sibbald, erhielt nur Nachrichten von Schiffern uͤber das Thier und Zaͤhne von 4— 5“, welche ziemlich ſolid und ſchwer waren, einige hatten am Grunde keine Hoͤhle oder nur eine kleine, erbſengroße Spalte; er bildet ſie Taf. 2. ab. Das Thier war ein Weibchen, die Schiffer hatten auch das Maͤnnchen von 24 Klafter Laͤnge geſehen, das war aber Alles, was ſie berichten konnten. Pennant erhielt noch größere Zaͤhne von 73° Lange und 9“ im Umfang, ſie waren ſeitlich mehr zuſammengedruͤckt, an der Spitze mehr ſtumpf als platt, Wurzel dünn, mit einer ſchmalen, aber 54“ tiefen Oeffnung. Der Mular von Vallisneri Act. Acad. Leop. Cor. III. Norimb. 1733. 4. p. 2. ob. 1. de pisce praegrandi Mular t. 1. f. 1. entſtand durch Nachrichten eines Un: genannten und die Abbildung iſt der von Sibbald nicht ganz unaͤhnlich; das Spritz— loch liegt aber näher dem Auge als der Schnautzenſpitze. Die Kinnlade zeigt jederfeits 14 ſehr niedrige, oben ſehr abgerundete Zaͤhne. Der Kopf betraͤgt etwa ein Dritt— theil der ganzen Laͤnge und der Kiefer iſt, beſonders vorn, nicht ſehr hoch und wenig Pottwal. Walthiere. 53 laͤnger als die Kinnlade. Die Ruͤckenfinne liegt gerade uͤber der Ruthe, welche nicht weit vom After entfernt iſt, nach hinten gerichtet, etwas dreieckig, ſehr hoch und ſpitzig, auch am Vorderrande ausgebogen. Der Mular Nieremberg's war 150 Spannen lang, bei Valencia geſtrandet; die Kiefer von 17“ Laͤnge bewahrt man in Escurial. Vergl. Brandt und Ratzeburg, medic. Zool. p. 96. S. Physeter orthodon Lacer. Der geradzähnige Pottwal. Franz. le physetere orthodon LAckr. cet. p. 236. — Cachelot trampo var. A, Bonnat, Phys. mierops var. B. LIN N. Gmer. Mit Ruͤckenfinne, Kopf faft halbe Totallaͤnge, Zähne in der Kinnlade, welche ſpitzig und Menſchenzaͤhnen nicht ganz unaͤhnlich ſein ſollen. Laͤnge 24 Metres. Die Muͤndung der beiden Spritzloͤcher ſteht auf dem hoͤchſten Punkte der Schnautze, das Auge fo klein als am groͤnlaͤndiſchen Walfiſch, aber feine Farbe gelblich und ſehr lebhaft glänzend. Kinnlade gegen 6 Metres lang, doch weit kuͤrzer und ſchmaler als der Kiefer, ſie traͤgt 52 ſtarke, gerade, ſpitzige Zaͤhne, jeder wiegt mehr als 1 Kilo— gramm. Jeder Zahn trifft in eine Hoͤhle des Kiefers, ſo daß die Kinnlade ſich dann vollſtaͤndig anſchließt. Der Rachen (la gueule) iſt verhaͤltnißmaͤßig nicht ſo groß als am groͤnlaͤndiſchen Walfiſch. Die Zunge iſt durch ihre ſehr lebhaft rothe Farbe auf— fallend, kurz und ſpitzig, aber der Schlund ſo groß, daß man im Magen ganze Hai— fiſche von mehr als 4 Metres Laͤnge findet. Dieſer Pottwal wuͤrde wohl noch kraͤf— tigere Feinde beſiegen koͤnnen, er ſcheint wirklich uͤber 33 Metres lang zu werden. Die Bruſtfloſſen find doch noch kuͤrzer als an Ph. microps, nur Metre lang. Der laͤngſte der 5 Finger hat 7 Glieder. Ein großer Hoͤcker erhebt ſich auf dem Vorder— theile des Ruͤckens in groͤßerer Entfernung von der Ruͤckenfloſſe. Das ſehr duͤnne Fell hat manchmal nicht 2 Centimetres Dicke. Das Fleiſch iſt aber ſo derb, daß es den Harpunen widerſteht und das Thier an den meiſten Stellen ſeiner Oberflaͤche beinahe unverwundbar macht. Die Farbe iſt gewoͤhnlich ſchwarz, doch zieht die Unterſeite in Weißlich. Lacépeède meint, daß dieſe Art alſo durch Farbe, Zähne, Ruͤckenhoͤcker, Kuͤrze der Bruſtfinnen, ſeine Dimenſionen und die Natur ſeiner Muskeln vom Ph. microps hinlaͤnglich verſchieden ſei. Man hatte einen im arktiſchen Eismeere gegen den 77° noͤrdl. Br. gefangen, welcher im Kopfe mehr als 50 Myriogramme Walls rath beſaß. — Hierbei iſt zu bemerken, daß Lacépede dieſe Art auf den Bericht von Anderson Island, „zweite Species der Cachelote“ p. 246 und Histoire des peches des Hollandois dans les mers du Nord, traduite par le Citoyen Dereste I. 173. gruͤndete. 9. Physeter sulcatus Desmar. Der gefurchte Pottwal. Franz. Cachelot sillonne DESsMAR. mammol. 526. Jederſeits am Unterkiefer 6 Falten. Kopf ein Dritttheil der Totallaͤnge. Spritz— loͤcher uͤber der aͤußerſten Mundoͤffnung. Ruͤckenfloſſe kegelfoͤrmig, nach hinten ge— kruͤmmt, uͤber den Bruſtfloſſen ſtehend, dieſen an Laͤnge gleich. Schwarz, Kiefern und Floſſen mit weiß. Dieſe japanifche Art iſt durch eine Zeichnung von Abel Remuſat bekannt ge: worden. Lacépede beſchrieb dieſelbe in feiner Abhandlung: Note sur des Cetaces 54 Walthiere. Pottwal. des mers voisines du Japon. Mein. du Museum IV. 467, fo daß man ſie fuͤr ſehr unterſchieden halten möchte. Das japanifhe Meer mag noch manches unbekannte enthalten. — Schlegel ſagt in der Fauna japonica nur folgendes ganz im Allge— meinen: „Man weiß, daß es nur eine Art Cachelot giebt, welcher man den Na— men des großkoͤpfigen gegeben hat. In Japan heißt er Makko-Kuzzira, allein die japaniſchen Walfiſchjaͤger unterſcheiden 3 Varitaͤten von Cachelots, die aber nur in der Groͤße verſchieden ſind. Die groͤßten meſſen 12 Hiro, d. i. 16,180 Metres, die kleinſten nur 6— 7 Hiro, d. i. 9,09 bis 10,605 Metres. Die japaniſchen Schrift: ſteller ſagen, daß ſeine graue Farbe oft in Roͤthlich zoͤge, daß ſie ſehr große Zaͤhne haben, wie Hoͤrner junger Ochſen und daß man ſie wie Elfenbein verarbeite, daß ihr Fleiſch nichts tauge, ſie aber eine große Maſſe beſſern Thran geben, als andere Ceta— ceen. Von dieſer Art kommt der graue Amber, der in Japan Ke fun heißt, d. i. Walfiſchkoth. Die Cachelots ziehen in Heerden, mehr oder weniger zahlreich. Vierte Gattung. \ Delphinus Lıss Der Delphin. Wahre Zaͤhne, meiſt in Kiefer und Kinnlade zugleich, bei Aodon auch zahnloſer Schnabel. — Sehr vielgeſtaltige Gattung, zerfaͤllt in: a. Hyperoodon Lackr. Zähne ſehr wenigzählig, im Alter ausgefallen, Kinnlade länger und breiter. Rückenfloſſe. — Große Thiere, welche ſich zunächſt an vorige Gattung an— ſchließen. — Heterodon, Diodon (nicht Linn.) und Hyperoodon Lesson, IJ. Delphinus bidens Snaw. Der Zweizahn. Taf. VI. Fig. 15. — Engl. Diodon Sowerbi Jan bixk. Franz. Diodon de Sowerby Lesson Üetac. 127. Delphinus Sowerbyi DE Braımv. Desm. Stirn gewoͤlbt, Hoͤrner des Spritzloches nach vorn gerichtet; Gaumen glatt, Ruͤcken— linie naͤchſt der Ruͤckenfinne kielfoͤrmig. Länge 16/, größter Umfang 11“. Wurde bei Brodie-Houſe, Elgingſhire gefangen und von Mr. Sowerby in feinen British Miscellany beſchrieben, dann in Jan. Nat. libr. VI. 192. pl. 12. Der Rumpf iſt beſonders in der Mitte dick und nimmt ſpindelfoͤrmig nach beiden Enden ab. Der Vorderkopf iſt nicht vorragend, ſondern mehr niedergedruͤckt und endigt in eine lange Schnautze. Sowerby bemerkt, daß die Kinnlade ſtumpf und laͤnger iſt als der Kiefer, mit zwei kurzen Seitenzaͤhnen verſehen, welche das Unter— ſcheidungsmerkmal dieſer Art ausmachen. Der Kiefer iſt ganz zahnlos, ſcharf, in die Kinnlade eingelegt und mit zwei Eindruͤcken zu Aufnahme der Zaͤhne. Das Auge ift ſehr klein und oval, das Spritzloch mondfoͤrmig, feine Hörner vorwärts, Bruſt— floſſen klein, die Ruͤckenfloſſe über dem Bauche, der Schwanz breit und ausgeſchweift. Die Farbe iſt oberſeits ſchwarz und unterſeits ziemlich weiß, uͤberall glaͤnzend glatt. Unmittelbar unter der Oberhaut zeigten ſich die Seiten vollſtaͤndig von wurmfoͤrmigen weißen Streifen nach allen Richtungen durchzogen, ſo daß dieſelben in geringer Ent— fernung, wie feine Einſchnitte ausſahen. Ueber das eigentliche Vaterland und die Sitten dieſer Art weiß man nichts. Ob dieſelbe mit einer der Folgenden zuſammen— Delphin: Hyperoodon, Walthiere. 55 fallen wird, muß kuͤnftige Beobachtung lehren. — In meiner Synops. Mammal p. 5. habe ich die Figur von Lacepede hier citirt, fie gehört eigentlich zu D. bidentatus Hunter. Vgl. Remerks on the Structure of the vertebrae in the species of Whale entitled Delphinus Diodon. By ROBERT J. GRAVES. M. D. M. R. J. A. Kings Professor of the Institutes of Medicine etc. Edinb. phil. Journ. Okt. — Dec. 1830. p. 59. 2. Delphinus Desmarestii Russo. Desmareſt's Delphin. Taf. VI. Fig. 16. — Franz. Dauphin de Desmarest, bei Nizza: souflur. Rısso hist. nat. des principales productions de l' Europe meridionale. III. p. 24. n. 59. pl. II. Fig. 3. Aſchgrau ſtahlfarbig, weiß geadert, Kopf kegelfoͤrmig, vorgeſtreckt, Kinnlade länger und zugeſpitzt, mit zwei kegelfoͤmigen Zähnen, Ruͤcken gekielt. Länge 15“. Der Entdecker Mr. Riſſo ſagt a. a. O. folgendes: Sein Koͤrper iſt groß und in der Mitte dick, nimmt gegen den Schwanz hin ab und bildet da einen langen Kiel, gegen den Bauch aber rundet er ſich ab. Der Kopf iſt nicht gewoͤlbt und in eine Schnautze verlängert, deren Kiefer kurz und zahnlos iſt, deſſen Kinnlade weit laͤnger, aufwaͤrtsgebogen und gegen ihr Ende mit zwei großen kegelfoͤrmigen Zaͤhnen beſetzt. Die Augen klein, oval, Iris blaͤulich, die Oeffnung der Spritzloͤcher groß, halbmondfoͤrmig, Bruſtfloſſen kurz, Ruͤckenfloſſen näher dem Schwanze als dem Kopfe, beinahe uͤber der Afteroͤffnung, die Scheide laͤnglich und im Umriß etwas wulſtig, die Schwanzfloſſe groß und ausgebuchtet, die Oberſeite des Koͤrpers und Schwanzes, von Farbe wie polirter Stahl, mit einer Menge weißer unregelmaͤßiger Linien und Strei— fen, der Bauch weißlich, Schlund inwendig blaulichſchwarz. Der Leib iſt an 5 Me— ter lang, die Zaͤhne 0,007 lang und 0,004 breit; das Gewicht betraͤgt etwa 80 My— riagrammen. Er zeigt ſich bei Nizza an der Oberflaͤche des Waſſers vom Maͤrz bis September. — Er gehört unſtreitig zu der Gruppe Heterodon und nähert ſich dem Delphinus diodon Hunter und LAcE EDE am meiſten, ſcheint auch von derſelben Groͤße zu ſein. Seine Kinnlade trägt gleichfalls nur 2 Zaͤhne gegen ihr Ende, allein bei Hunters Delphin iſt die Stirn gewoͤlbt und bei dem unſrigen eine flache Bucht, welche in derſelben Richtung in die lange Schnabelſchnautze uͤbergeht. Auch die Floſſen ſind verſchieden, indem die Bruſtfloſſen bei gegenwaͤrtiger Art ſpitzig ſind, die Ruͤcken— floſſe iſt bei jenen ſpitzig, bei dieſem ſtumpf. D. Diodon hat eine gleichfoͤrmig braun— ſchwarze Farbe, welche gegen den Bauch hin heller wird, auch iſt er ohne die dem unſrigen fo eigenthuͤmlichen weißen Linien. Riſſos Abbildung ſtellt ein Weibchen dar. — Schlegel meint Abhandl. I. 30. daß dieſe Art mit obiger und folgender zuſammenfiele. — Leſſon fügt Cetac. 126. hinzu, daß dieſe Art wahrſcheinlich eigent— lich in den Tiefen des mittellaͤndiſchen Meeres wohne. 3. Delphinus bidentatus Huster. Der Dögling. Taf. VI. Fig. 17. — Anatomie Taf. XI. Islaͤnd. Andhvalur, Andarnesia. Nebbehval Ponrtorrım. Engl. Flunders-head Dark. Bottle-nosed Whale Huxr. Hyperoodon of Honfleur. — Franz. le Dauphin a deux dents Box. D. Diodon LAckr. p. 309. pl. 13, Fig. 3. PHyperoodon Butskopf 56 Walthiere. Delphin: Hyperoodon. Lacer. p. 319. I’ Hyperoodon de Honfleur Less. p. 137. — Delphinus Butskopf BoN NAT. — D. Hyperoodon Desm. Fisch. syn. 515. D. Dalei Fisch. 514. Rarr. 44. Heterodon Hyperoodon et Hyp. honfloriensis LES Sox. Oben ſchwarzbraun, unten heller. Stirn hoch gewölbt. Kiefern ſchmal und zuge: ſpitzt. Ruͤckenfloſſe weit hinten. Laͤnge 20 bis 30 Fuß. Die neueſte Beſchreibung giebt Leſſon. Der Koͤrper iſt wie bei allen Delphinen ſpindelfoͤrmig, die groͤßte Dicke faͤllt um die Einfuͤgung der Bruſtfloſſen, von da nimmt er unmerklich, nach dem Schwanze hin, ſtark ab. Der Kopf iſt mehr hoch als breit, die Stirn ſehr aufgetrieben, abſchuͤſſig und in einen platten, am Ende abgerundeten kurzen Schnabel auslaufend. Das Spritzloch ſteht auf dem Scheitel uͤber den Augen und zeigt eine mondfoͤrmige Oeffnung, mit den Spitzen nach den Schwanzſeiten ge— richtet. Die Muͤndung des Spritzloches neigt ſich ſo, daß das Waſſer durch daſſelbe ſchief nach vorn getrieben wird, ſein Durchmeſſer iſt betraͤchtlich. Die Zunge haͤngt an der Kinnlade, iſt rauh, in ihrem Umriß gezaͤhnelt. Das Auge liegt auf der Mitte der Kopfhoͤhe, hoͤher als der Mundwinkel, es iſt gewoͤlbt, mit einer Art Augenlidern bedeckt und von einem klebrigen Wulſte von anderthalb Zoll Durchmeſſer umgeben. Die Bruſtfloſſen ſtehen am untern Theile der Bruſt und ſind verhaͤltnißmaͤßig ſehr klein; die Ruͤckenfloſſe weit naͤher dem Schwanze als dem Kopfe, zuruͤckgekruͤmmt und wenig entwickelt. Der Schwanz iſt in der Mitte ausgekerbt und in zwei ſehr breite Lappen getheilt. Das Fell bildet ſich aus einem dicken gelblichen Speck, mit einer duͤnnen und glatten Oberhaut überzogen, das Fleiſch darunter iſt ſehr roth, die allgemeine Farbe iſt ſchwarzbraun, geht aber an der Seite in das Weiß des Bauches uͤber. Die ge— woͤhnliche Laͤnge iſt 20 bis 25 Fuß, das Junge, welches Bauſſard beobachtete, war 121 Fuß lang, deſſen Mutter 234 Fuß. Die Geſchichte iſt folgende. Am 19. September 1788 wurden bei der kleinen Stadt Honfleur (Normandie, an der Suͤdſeite der Seine-Muͤndung) zwei Cetaceen ausge— worfen, ein Junges mit ſeiner Mutter, und ein Marine-Offizier Bauffard be— ſchrieb ſie im Maͤrzheft des Journal de Physique 1789, fuͤgte auch zwei mittelmaͤßige Abbildungen hinzu. Die Beſchreibung war nicht geeignet die Sache ganz klar zu machen, doch zeigte ſie, daß dieſe Thiere nicht zu einer bekannten Art gehoͤrten, und ſogar eine eigene Gattung zu bilden ſchienen. Das am meiſten chracteriſirende beſtand darin: anſtatt der Zaͤhne fanden ſich an der Flaͤche des Gaumen und im Umkereiſe des Kiefers kleine harte Punkte von 4 Linie Höhe bei dem Jungen, hoͤher bei dem alten Weibchen. — Vor Erſcheinung des Aufſatzes von Mr. Bauſſard hatte der berühmte engliſche Anatom Hunter in den Transactions philosophiques 1787 eine Cetacee unter dem Namen Delphinus bidentatus beſchrieben und abgebildet, deſſen Figur der Abbé Bonnaterre in der Eneyelop. meth. pl. 11. Fig. 3. ebenfo Lacépede unter dem Namen Dauphin diodon copirt haben. Desmareft brachte denſelben Delphin in ſeiner Mammalogie wieder unter dem Namen Delphinus Hunteri. Indeſſen erwähnt Hunter keine Gaumenzaͤhne, wie Bauſſard's Delphine dergleichen hatten, ſondern fand noch uͤberdies zwei ſtarke, kraͤftige Zaͤhne am Ende der Kinnlade, welche jene Thiere nach der Beſchreibung im Journal de Physique nicht hatten. Von hieran nahmen alle Naturforſcher zwei Arten an, und es entſpann ſich ein Wirrwarr bei Entwickelung ihrer Synonyme, denn ſie unterſcheidet ſich nur durch anatomiſche Merk— Delphin: Hyperoodon. Walthiere. 57 male, die man vielleicht ſchlecht beobachtet hatte, wenn ſie auch wirklich vorhanden, die Unterſcheidung bedingt haͤtten. Bonnaterre giebt den von Bauſſard be— obachteten Cetaceen in ſeiner Beſchreibung zwei wahre Kinnladenzaͤhne und Lacépéde, Illiger und Cuvier folgten ihm darin. Dieſe einfache Darlegung der Sache zeigt, wie man zwei durch die Organiſation ihres Gebiſſes ausgezeichnete Cetaceen trennen mußte, wenn man nicht vorausſetzte, daß Bauſſard ungenau unterſucht habe, oder wenn die beiden Exemplare zufaͤllig ihre Unterzaͤhne verloren gehabt, oder wenn dieſelben nicht aus deren Zahnfach herausgetreten waͤren, oder noch mehr, wenn Hun— ter die hornartigen Gaumenwarzen, die Bauffard angiebt, nicht bemerkt hatte. Es würde außerordentlich ſchwer geweſen fein, ein beſtimmtes Urtheil über die Gleich— heit der im Journal de Physique und der in den Transactions philomatiques be— ſchriebenen Cetaceen zu faͤllen, wenn nicht Cuvier bei dem Beſuche von Hunters Cabinet Gelegenheit gehabt haͤtte, den Schaͤdel und das Skelett zu unterſuchen, auf welches die Beſchreibung von Hunters Delphinus bidentatus ſich bezog, waͤhrend zugleich Cuviers tiefer und geuͤbter Blick in Bauſſards Abbildungen alle die Merk— male wieder auffand, welche ihm die unterſuchten Knochenſtuͤcke geboten. Ihm wurde hiernach die Identitaͤt von Hunters und von Bauſſards Delphine zur Ueber— zeugung; aber auch die Nothwendigkeit, ſie als eigene Gattung zu ſondern. Bonnaterre legte Bauſſards Delphin den falſchen Namen Butskopf bei, welcher anderen Ar— ten, beſonders dem D. Orca gehört. Lacépède bildete den Namen Hyperoodon d. h. Gaumenzahner. Illigar verwandelte dieſen Namen in ſeinem prodromus 1811 in Uranodon, mit derſelben Bedeutung. In der That hat keine andere Cetacee der— gleichen Gaumenzaͤhne und Niemand hat fie, außer dem Fregatte-Lieutenant Bauſ— ſard geſehen, ſo daß Anatomen die Sache in Zweifel zogen. Moͤgen nun dieſe Gaumenzaͤhne exiſtiren oder nicht, ſo hat man nunmehr beſſer begruͤndete Merkmale dieſe Cetaceen zu beſtimmen; denn ſchon die Schaͤdelform iſt ſo beſtimmt, daß ſie hinreicht, auch dieſe Gruppe mit keiner anderen, auch nicht dem aͤhnlichſten Aodon, verwechſeln zu laſſen. Letzterer hat nämlich eine faſt walzige Schnabelſchnautze, während die von Hyperoo- don platt iſt, und faſt wie bei den Delphinen geſtaltet. Auch die Richtung der Hoͤrner um die Blaſeloͤcher, iſt nicht bei beiden dieſelbe. Man koͤnnte nun Hyperoo don votzuͤglich durch 3 ſehr große Leiſten auf dem Hinterhaupte und dem Kiefer unterſcheiden, die ſich uͤber dem Schaͤdel erheben und durch tiefe Furchen getrennt ſind. Die beiden Zitzen ſind ſichtbar und liegen in den Weichen. Cuvier haͤlt die ſogenannten Gaumenzaͤhne für analog mit den hornartigen Hervorragungen der Gaumenhaut bei der Echidna und vielleicht fuͤr Spuren von Baarden. Zwei ſpitzige Zaͤhne am Ende der Kinnlade beſchreibt Hunter. Das Thier iſt ſehr ſelten. Man weiß nichts von ſeiner Lebensweiſe und ſeinen Sitten und die Kenntniß des Skelettes verdankt man nur Cuvier in feinen Re- cherches sur les ossemens fossiles V. I. pl. 324. ſ. unſere Anatomie Taf. XI. Cuvier zeichnete naͤmlich im Museum of Surgeons in London das Hunterſche Skelett von Hyperoodon und einen Schaͤdel deſſelben bei Adrien Camper. Er ſagt daruͤber folgendes. Der Kopf iſt ganz anders als ein Delphinkopf gebildet und moͤchte ſchon allein eine beſondere Gattung beſtimmen. Die Kieferknochen vorn ſpitzig, an der Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 8 58 a Walthiere. Delphin: Hyperoodon. Baſis der Schnautze breit erheben ſich an beiden Seitenraͤndern eine große vertikale Leiſte, welche oben gerundet iſt und nach vorn ſchief, noch ſteiler nach hinten, ziemlich uͤber dem hintern Augenhoͤhlenfortſatze, abfaͤllt. Noch weiter hinten, wo der Kieferknochen das Stirnbein noch weiter bedeckt, ſteigt es wieder vertikal mit ihm und und mit dem Hinterhauptsbeine empor, um hinten eine ſehr hohe und ſehr dicke Hinterhauptsquer— leiſte zu bilden. So finden ſich alſo hier drei Leiſten, die Hinterhauptsleiſte hinten und eine Kieferleiſte an jeder Seite, welche von erſterer durch eine breite und tiefe Aus— hoͤhlung getrennt ſind, unter ſich aber ſind ſie es in der ganzen Laͤnge des Kopfes; denn ſie naͤhern ſich oben nicht und bilden keine Woͤlbung, wie bei dem Ganges— delphin, ſondern nur eine Art von Seitenmauern. Die Zwiſchenkieferbeine, wie ge— woͤhnlich zwiſchen den Kieferbeinen befindlich, ſteigen mit ihnen bis zu den Naſenloͤchern, und an deren Seite verlaufend, erheben ſie ſich bis uͤber ſie, wobei ſie auch an Bildung der Hinterhauptsleiſte Theil nehmen. Die beiden Naſenbeine find ſehr un: gleich, oder ſo wie die Naſenloͤcher an der Vorderſeite der Hinterhauptsleiſte angefuͤgt und ſteigen bis zu deren Hoͤhen hinan. Uebrigens ſind die Knochenbildungen faſt die— ſelben wie bei dem Delphin. Der Jochfortſatz des Schlaͤfenbeins iſt dick, ohne fo lang zu ſein als bei dem Gangesdelphin. Die Augenhoͤhle iſt ſo weit als bei den gewaͤhnlichen Delphinen und graͤnzt ebenſo unten an dem duͤnnen Fortſatze des Joch— beins. Die Seitenbeine zeigen ſich nur wenig in der Schlaͤfengrube, welche ſelbſt ſich etwas nach der Hoͤhe ausdehnt. Unten iſt der Gaumen etwas kielfoͤrmig, was ihn dem der Walfiſche aͤhnlich macht, aber Seitenfurchen, wie bei dem gemeinen Delphin, kommen nicht vor. Die Fluͤgelfortſatze ziehen ſich in ſehr bedeutender Laͤnge an den hintern Naſenoͤffnungen hin und verdraͤngen daſelbſt den Antheil den die Gaumen— beine vorn nehmen. Der Hinterkopf iſt mehr hoch als breit. Die Kinnladenver: wachſung iſt nicht laͤnger als die der gewöhnlichen Delphine. Am Skelett fand Cuvier, ungeachtet es 21 Fuß lang war, noch alle Knochen knorpelkoͤpfig (Epiphyses). Er zaͤhlte 7 verwachſene Halswirbel, 28 andere Wirbel, von denen 9 Rippen trugen. Die 6 Gabelknochen begannen am 22ften, fo daß man 17 Schwanzwirbel annehmen kann. Die obern Stachelfortſaͤtze der Wirbel hoͤren mit dem untern Schwanzwirbel auf. Die fuͤnf erſten Rippen ſind allein in das Bruſtbein eingelenkt und jederſeits ſind noch vier frei. Das Bruſtbein beſteht aus 3 Knochen. An der Schulterplatte iſt der Spinalrand verhaͤltnißmaͤßig mehr ausgedehnt und mehr gerade als bei den Delphinen. Die Vorderkante iſt ſchaͤrfer, das Akeromion ein wenig nach unten ge— richtet und der Rabenſchnabelfortſatz ein wenig entgegengebogen. Ober- und Vorder— armknochen etwas weniger verkürzt als bei anderen Delphinen. Die Hand faſt ab— gerundet, doch waͤre es moͤglich, daß die Fingerglieder nicht gut zuſammengeſetzt waren. — Die beiden erwaͤhnten Exemplare, welche auf das ſandige Ufer bei Honfleur aus— geworfen wurden, ſtritten erſt gegen ihr Schickſal, bis die Fiſcher ſie bemerkten. Die Mutter bemuͤhte ſich vergeblich das junge Thier aus dieſer ungluͤcklichen Lage zu retten. Die Fiſcher zogen das junge Thier an das Land und verwundeten die Mutter heftig, welche, obwohl in verſtuͤmmeltem Zuſtande, dennoch ungeachtet aller Bemuͤhungen, die man anwendete ſie emporzuziehen, das hohe Meer wieder gewann. Am andern Tage indeſſen fand man ihren Leichnam drei Meilen von Honfleur am Strande. N Delphin: Hyperoodon. Walthiere. 59 Der Thran, den man gewann, wurde für 120 Franks verkauft. Mr. Bauffard erlitt durch ſeine Section des Leichnams eine Entzuͤndung und Aufaͤtzung ſeiner Haͤnde durch die Schaͤrfe des Thranes, deſſen Ausduͤnſtung ihm auch Entzuͤndung der Naſen— loͤcher, des Schlundes und der Kehle zuzog, was man vielleicht auch von einer ſchnell eingetretenen Faͤulniß einiger Eingeweide herleiten mag. Das Thier hat drei Magen, einen ſehr großen und zwei kleine, die Lungen ſind laͤnglich und endigen ſpitzig, das Herz iſt über 2 Fuß lang und breit. Bauſſard nahm folgende Maaße. Das Junge lang 12° 6“. Umfang 8“, Schnautze 5“. Spritzloch von der Schnautzen— ſpitze entfernt 1“ 11%. Ruͤckenfloſſe von der Schwanzfloffe entfernt 3° 6“. Schnau— zenſpitze vom Vorderende der Ruͤckenfloſſe 77 8“. Ruͤckenfloſſe lang 1“, hoch 7. Bruſtfloſſe lang 17 breit 7“. Schwanzfloſſe breit 372%. Altes Weibchen lang: 23° 6”, Umfang 15° 7”. Schnautzenſpitze bis Spritzloch 4 4“, Kopflaͤnge 17 4”, deſſen Umfang 8“ 7“, Höhe 1“ 4“, Breite 8“, Abſtand der Schnautzenſpitze an der Ruͤckenfloſſe 13° 6“, Ruͤckenfloſſe lang 2“ hoch 15“, Bruſtfloſſen lang 2“, breit 173“, Schwanzfloſſe breit 6“ 10“, Scheidenſpalte lang 1’ 3”, Zitzenfalten vom After 8“, Durchmeſſer der Zitzen 1“, Länge 6““. Hunters Thier vergleicht Bonnaterre ſehr treffend im Habitus mit dem Nesarnak. Es wurde oberhalb der Londoner Bruͤcke über die Themſe, im Jahre 1783 gefangen, es hielt 21 engliſche Fuß Laͤnge und Cuvier verglich das Skelett. Hunter beſaß noch einen Schaͤdel derſelben Art, welcher dreimal groͤßer war, ſo daß das Thier wenigſtens 30 bis 40“ lang werden muß. Leſſon ſagt, man habe dieſe Art nirgends anders als in der Manche beobachtet. Delphinus bidentatus Hunt. Hyperoodon Honflorensis BAussaRD und der Bottle -Head Wale von Dale werden durch W. Thomſon, welcher in den Annal. of nat. hist. IV. 375. V. 361. viele Bemerkungen giebt, und in Loudons Mag. of Nat. Sc. II. 221. wieder für einerlei genommen, während Jardine und Bell fie für verſchiedene Arten hielten. Dale's Exemplar fol das Männchen fein, die von Hunter und Bauſſard beſchriebenen Thiere, die Weibchen dazu, deshalb fein erſterer an der Schultergegend weit ſtaͤrker. Ein bei Hull geſtrandetes Exemplar ließ die beiden ſtarken Zaͤhne am Ende der Kinnlade erſt nach dem Skeletiren ſehen, da das Zahnfleiſch fie bedeckt hatte. Ein Hyperoodon ſtrandete neuerlich an der Kuͤſte von Corſica, Mr. Doumet berichtet darüber in der Revue zoologique 1842. 207. und fügt dem Berichte eine Contourzeichnung bei, ein anderer an der Kuͤſte Englands, woruͤber Bellingham Annal. of nat. hist. XI. 414. Nachrichten giebt. Auffallend iſt es, daß alle bekannten Strandungen von Schnabelwalfiſchen (Hyperoo— don) an den Kuͤſten der Nordſee am Michaelistage, die in der Oſtſee dagegen im November und December vorgekommen ſind, da doch dieſe Thiere faſt ausſchließlich von Dintenfiſchen leben. Prof. Eſchricht theilte in einer Zuſammenkunft der Koͤnigl. Daͤn. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften am 7. Jan. 1842 die Ergebniſſe der von ihm über den in den alten Beſchreibungen von Island, den Feroͤern und Norwegen unter den Namen Andar— nesia, Andvahlur, Dögling und Nebbehval vorkommenden Walfiſch angeſtellten Un: terſuchungen mit. Von einem bei Weſtmannd im Sept. 1841 geftrandeten Exemplare 8 * 60 Walthiere. Delphin: Hyperoodon. von 184 Fuß Länge waren ihm durch den Diſtrictarzt Haalland die wichtigſten Theile zu Beſtimmung der Art und zu Unterſuchung des inneren Baues geſendet worden. Er fand an denſelben beſtaͤtigt, was die engliſchen und franzoͤſichen Natur— forſcher an Hyperoodon beobachtet hatten, nicht nur die charakteriſtiſchen Knochenleiſten an den Oberkiefern, die 2 Zaͤhne vorn in der Kinnlade, hier noch im Zahnfleiſche verborgen, ſondern auch die von Bauſſard bemerkten kleinen harten Knoten am Gaumen, die ſpaͤter in Zweifel gezogen oder geleugnet worden ſind und endlich die ſehr merkwuͤrdigen anatomiſchen Verhaͤltniſſe der Verdauungsorgane, welche J. Hun— ter beſchrieben hat. Alle dieſe Thiere duͤrften alſo wohl eine Art ſein. Die jüngeren Hyperoodon find gewoͤhnlich ganz zahnlos, ältere haben nur zwei Zaͤhne vorn in der Kinnlade. Bei einzelnen hat man außer dieſen noch einige kleine Zaͤhne weiter nach hinten angetroffen und mit Grund angenommen, daß die Zahn— loſigkeit des Doͤglings vom fruͤhen Ausfallen herruͤhre. An den jetzt verglichenen Exemplaren fanden ſich auch einige, naͤmlich 5 Zaͤhnchen hinten in den Kinnladen, auf welche Haalland zuerſt aufmerkſam geworden war, aber bei naͤherer Unterſuchung des Zahnfleiſches entdeckte Prof. Eſchricht in dieſem eine vollſtaͤndige Zahnreihe und zwar in dem beider Kinnladen, doch nur in der hinteren Haͤlfte derſelben. Die lockere Befeſtigung und liegende Stellung der Zaͤhne ſchien dafuͤr zu ſprechen, daß ſie zum Theil gar nicht beſtimmt waͤren, auszubrechen. Es mag wenigſtens gewiß ſein, daß ſie doch ſehr ſpaͤt hervorkommen und nachher bald ausfallen, ſo daß bei allen Jungen unter 18“ Laͤnge die fehlenden Zaͤhne, welche man fuͤr ausgefallen haͤlt, wenigſtens hinten im Maule noch im Zahnfleiſche verborgen lagen. Die Zunge des Doͤglings iſt nicht frei. Die Zungenmuskeln ſetzen ſich ganz hinten zwiſchen den Seitenzweigen des Unterkiefers feſt, ohne die Schleimhaut in Form eines beweglichen Theiles vorzu— dringen. Die Verdauungsorgane verhielten ſich fo, wie fie Hunter, welcher über: haupt mehr Glauben verdient, als er gefunden, beſchrieben hat, beſchaffen. Der Doͤgling hat 9 beſtimmt geſonderte Magen, der erſte beſitzt die groͤßte aufloͤſende Kraft, obgleich er wie bei den Meerſchweinen nur eine Erweiterung der Speiſeroͤhre iſt, der zweite iſt der eigentliche Magen und die 7 folgenden find glatthaͤutig, unter einander nur an Groͤße verſchieden. Im erſten Magen fand Haalland zwei ganze Dinten— fiſche, eine Holothurie und ein Fiſchgerippe. In den uͤbrigen fand ſich von feſten Theilen nur eine ungeheuere Menge Schnaͤbel und Augenlinſen von Dintenfiſchen, wohl von tauſend Stuͤck, auch eine Menge eines eigenen, noch zweifelhaften Einge— weidewurmes. Da ſich von dieſen Schnaͤbeln und Augenlinſen keine im Darme be— fanden, ſo muß man annehmen, daß die vielen Magenraͤume dieſe Theile hindern, eher in den Darm zu gehen, bis ſie vollkommen aufgeloͤſt ſind; ebenſo wie die ſchmale, ſpitzige, ſchnabelfoͤrmige, ſo gut wie zahn- und zungenloſe Schnautze des Doͤglings dazu eingerichtet iſt, die Dintenfiſche einzeln aufzuſchnappen. Eudes-Des- long champs fagt in den Mem. de la Soc. Linneenne de Normandie 1842 und in J. Müll. Arch. 1843. CCLX, daß die rechte Hälfte des Magens 7 — 8 Abtheil— ungen enthaͤlt, welche durch Verdoppelung der Schleimhaut ſich bilden. Die Darm— ſchleimhaut iſt naͤmlich nach Hunter in ihrer ganzen Ausdehnung in große, tiefe Zellen gefaltet, deren Muͤndungen nach hinten gerichtet. Dieſe Form hatte Eſchricht fruͤher bei dem Keporkak (Balaenoptera boops) gefunden, waͤhrend? es bekannt iſt, & 7 * Delphin: Hyperoodon. Walthiere. 61 daß andere Bartenwale Laͤngsſpalten im Darme haben, wie die Meerſchweine, und, wie ſonderbar es auch iſt, daß eine Form der Darmſchleimhaut bei den Delphinen und einigen Bartenwalen, eine andere bei dem Döglinge (welcher doch den Delphinen ſo nahe kommt) und anderen Bartenwalen vorkommt, ſo iſt es doch wirklich ſo, denn auch hierin fand ſich Hunter's Angabe beſtaͤtigt. Das Sonderbare dabei erhoͤht noch die ſcheinbar außerordentliche Verſchiedenheit jener beiden Formen der Laͤngsſpalten und Zellen. Doch laͤßt ſich eine Uebergangsform am allerhinterſten Theile des Darmes im Doͤgling nachweiſen. Die Zellenform iſt da noch zu erkennen, die Zellen ſind aber groß, lang gezogen, nicht tief und werden offenbar von Falten gebildet, welche zu— naͤchſt des Afters faſt der Laͤnge nach liegen, dann bald in zwei Spiralen gedreht werden, die einander kreuzen, indem ein paar Falten links, ein paar rechts auf— ſteigen. Verfolgt man den Darm weiter von hinten nach vorn, ſo wird das Auf— ſteigen der Spiralen allmaͤlich weniger ſteil und die Falten werden hoͤher, die Zellen alſo mehr quer und tief. — Die Lympfgefaͤße am Darme und im Gekroͤſe waren wie bei anderen Cetaceen deutlich zu ſehen. Der Regiments-Wundarzt Ibſen ſpritzte dieſelben an ein paar Darmſtuͤcken ein, wodurch ein paar Prachtſtuͤcke von anato— miſchen Praͤparaten entſtanden, die der Geſellſchaft vorgelegt wurden. Die Lympf— gefaͤße ſind hier groͤßer als bei irgend einem bis jetzt betrachteten Thiere und am Darme in zwei Lagen geordnet. Eine liegt dicht unter der Bauchhaut und beſteht aus lauter ganz gleichen, längs verlaufenden Zweigen, welche, wenigſtens an der dem Gekroͤſe entgegengeſetzten Haͤlfte des Darmes, ſo dicht an einander liegen, daß ſie einen voll— ſtaͤndigen Ueberzug darſtellen, etwa wie bei Chelone Mydas. Die zweite Lage der Lympfgefaͤße des Darmes liegt tiefer und verzweigt ſich dendritiſch; ſie gehoͤrt wohl nur der Schleimflaͤche des Darmes. Beide Lagen verbinden ſich zu mehr oder minder großen Staͤmmen, welche ſich geſchlaͤngelt der Anheftung des Gekroͤſes naͤhern, indem ſie ſich auf ihrem Wege zu zwei und zwei in groͤßere Staͤmme vereinigen, endlich aber in die große Menge von Lympfdruͤſen an der Anheftungsſtelle des Gekroͤſes am Ruͤck— grathe treten. Ein nicht weniger merkwuͤrdiger anatomiſcher Gegenſtand iſt das Gehirn des Doͤg— lings, in Weingeiſt aufbewahrt. Es iſt im Umfange etwa dreimal groͤßer als ein Menſchengehirn und hat außerordentlich viele Windungen, aber keine Spur von Ge— ruchsnerven. Es iſt wie die Hirnſchale von vorn nach hinten ſtark zuſammengedruͤckt und ſo hoch, daß das kleine Gehirn den groͤßten Theil ſeiner Grundflaͤche einnimmt, die großen Halbkugeln aber durch ihre vordere und hintere Flaͤche zwei ungleich groͤßere Flaͤchen bilden, von denen jede, beſonders beim erſten Anſehen, fuͤr die obere Gehirn— fläche gehalten werden koͤnnte. Capitain Holboͤll hat nach Eſchricht's Mittheilung bei Monodon spurius F., dem Anarnak, zwei Zaͤhne im Unterkiefer entdeckt, daher ſcheint jeder Zweifel gehoben, daß auch jener ein Hyperoodon, vielleicht dieſelbe Art iſt. — Eſchricht gab dann eine Ueberſicht der Schickſale, welche die Kenntniß des Doͤgling erfahren hat. Er ſei von den aͤlteſten Zeiten her im Norden, beſonders wegen der heftig purgirenden Eigenſchaft ſeines Speckes bekannt geweſen, dann als Balaena rostrata in das Syſtem aufgenommen und von Otto Fabricius fuͤr einen kleinen Bartenwalfiſch, naͤmlich den Tikagulik der Groͤnlaͤnder, gehalten worden, ſo daß man ihn, als er lange nachher an den Kuͤſten von Frankreich und England beob— 62 Walthiere. Delphin: Hyperoodon. achtet worden, fuͤr ein ganz neues Thier gehalten habe. Jetzt zeigt ſich nun, daß es ein in den nordiſchen Meeren ſehr verbreiteter Delphin iſt, welcher um Michaelis an die Kuͤſten kommt, beſonders in gewiſſen Buchten auf Island und den Faroͤern, aber nie in großer Anzahl, ſonſt offene See hält und in der Tiefe nach Dintenfiſchen jagt. Dieſe Art wird zuerſt im Koͤnigsſpiegel („Kongspeilet‘‘), den man aus der Mitte des zwoͤlften Jahrhunderts datirt, unter dem Namen Andhvalur erwähnt, wie ihn die Islaͤnder noch jetzt nennen. Die Kuͤſtenbewohner characteriſiren ihn und den Svinhvalur beſonders durch die außerordentlich laxirende Eigenſchaft feines Speckes. Ein halbes Jahrtauſend ſpaͤter nennen ihn Bartholin im Jahre 1657 und Deyes 1673 Doͤgling. Auch da iſt die larirende Eigenſchaft feines Speckes die Haupt: ſache. De ves ſagt, er kaͤme an den Faroͤern nur bei Suderoͤ vor, hauptſaͤchlich in dem Quelboͤfford und zwar jaͤhrlich im Herbſte um Michaelis, zu welcher Zeit auch faſt alle Individuen gefangen worden ſind. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an wurde der Schnabelwalfiſch von den mehr ſyſtematiſchen Naturforſchern beſchrieben. Dale beobachtete 1730 ein Exemplar an der engliſchen Kuͤſte und nahm es fuͤr den Butzkopf oder Bottle -head der Seefahrer, welche Benennung aber den ſtumpfkoͤpfigen Delphinen, dem D. globiceps und leucas, gehört, von ihm aber Flounders-head uͤberſezt wurde. Klein ſtellte daſſelbe Exemplar als Balaena ore rostrato auf. Pont: oppidan erwähnte 1753 ein paar an Norwegen geſtrandete Schnabelwalfiſche unter dem Namen Nebbehval oder Balaena rostrata. Gunnerus erkannte im J. 1767 dieſen ſehr richtig für gleich mit dem Andhvalur oder Andarnesia der Islaͤnder und mit Dale's Bottle oder Flounders-head. Olafſen feste im Jahre 1772 den Doͤgling der Faroͤer und den Andarnesia dem Schnabelwalfiſche gleich und O. Fr. Muͤller ſtellte 1776 alle dieſe Synonymen nebſt einigen unrichtigen (Sandäta, Butz- Kopf) als Balaena rostrata mit Olafſen's Characteriſtik: minima, rostro longissi- mo et acutissimo auf. Bald folgte Verwirrung. Chemnitz erhielt 1779 mehrere Theile vom Schnabelwalfiſch und war ſo gluͤcklich, die vorn im Unterkiefer verborgenen Zähne zu entdecken, hielt aber faͤlſchlich die Unterkinnlade für die obere. O. Fab ri— cius traf in Groͤnland den wahren Schnabelwalfiſch an, vermuthete auch, daß er Muͤller's Balaena rostrata ſei. Er fügte naͤmlich vom Anarnak der Grönländer: Fleiſch und Speck purgiren außerordentlich, daher ruͤhre der groͤnlaͤndiſche Name, wel— cher eine Purganz bedeute, worin er dem Svinhvale und Andhvale nahe kaͤme. Er entdeckte an einem zerſchlagenen Kopfe ſo wie Chemnitz auch die 2 Zaͤhne und meinte wie dieſer, ſie ſaͤßen im Oberkiefer. So erhielt das, nach jenen beiden Merk— malen, dem purgirenden Speck und den beiden Zaͤhnen als Balaena rostrata beſchrie— bene Thier 1780 den Namen Monodon spurius FABR. Von Muͤller's Balaena rostrata hatte Niemand beſtimmt geſagt, daß ſie keine Barten habe. Man achtete damals bei den Walfiſchen nur auf Anweſenheit oder Mangel der Zaͤhne. Hiernach war der fuͤr zahnlos gehaltene Schnabelwalfiſch eine Balaena und Fabricius konnte keine Barten bei ihm vermuthen, welche Annahme auch Schon bei Pontoppidan's Abbildung ſchwinden mußte, da in den ſchmalen Kinnbacken keine Barte Platz hatte. Dennoch nahm Fabricius zweifelhafte Bärten an und machte nun jene Balaena minima, rostro longissimo et acutissimo zu B. vostrata. Die groͤnlaͤndiſchen kleinen Bartenwalfiſche: Tikagulik (wohl zwei Arten) # Delphin: Hyperoodon. Walthiere. 63 figurirten nunmehr unter dem Namen des Schnabelwalfiſches oder Doͤglings. Bei der großen Auctoritaͤt, deren ſich Fabricius als Fauniſt erfreuete, wurde nicht nur der Name Balaena rostrata, ſondern auch die Namen Andarnesia, Doͤgling und Schnabelwalfiſch auf die kleinen Bartenwalfiſche, ſelbſt auf Junge der größeren, kurz— haͤndigen Arten übertragen. Fabricius beging auch den Mißgriff, den Namen B. boops, mit welchem der an den europaͤiſchen Kuͤſten gemeinſte, große, kurzhaͤndige Furchenfinnfiſch bezeichnet wird, auf den langhaͤndigen Furchenfiſch anzuwenden, wel— cher damals ein neues Thier wurde, vermuthlich weil dieſer bei Groͤnland der gemeinſte war. In Folge des doppelten Mißgriffes wurde der Doͤgling als vermeintlicher kleiner, kurzhaͤndiger Bartenwalfiſch wechſelsweiſe als junger groͤnlaͤndiſcher, langhaͤndiger Walfiſch oder Junger eines vermeintlichen kurzhaͤndigen Bartenwalfiſches betrachtet. Cuvier machte auf die verſchiedene Bedeutung von B. rostrata aufmerkfam. Einige Zeit nach Er: ſcheinung der Fauna groenlandica gab Hunter 1787 eine ausgezeichnet gute ana— tomiſche Beſchreibung des Schnabelwalfiſches, den er für einen großen Delphinus Del- phis hielt. Spaͤter ſtellten einige dieſen und das von Dale beſchriebene Exemplar als Delphinus bidens oder Diodon auf. Der franzoͤſiſche Capitain Bauſſard hatte 1789 Gelegenheit, zwei Exemplare zu beobachten. Er beſchrieb ihren Zahnmangel und die Menge von etwa einer Linie hohen Hervorragungen am Gaumen. Eſchricht erklärt dieſe Beobachtung für vollkommen richtig, da er fie an aus Island erhaltenen Exemplaren beſtaͤtigt hat. Die Hervorragungen ſelbſt find Waͤrzchen, mit dem horn— artigen Ueberzuge des Gaumens bekleidet und in mehrere ſymmetriſche Gruppen ge— ordnet. Bauſſard fand aber die eigentlichen Zähne nicht und Lacépede ſchrieb dem Thiere deshalb im Jahre 1803 Gaumenzaͤhne zu, der Andarnesia erhielt nun den Namen Hyperoodon oder Ancylodon Irzıe, und obwohl dieſe Namen zu den unpaſſendſten des Thieres gehoͤren, ſo hat er doch den Namen Hyperoodon beibehalten und den Namen Balaena rostrata hat man der Art gelaſſen, auf welche er nur durch Ver— wechſelung, obwohl dem Gattungscharacter zufolge paſſender, uͤbertragen worden war. Für den Doͤgling giebt Eſchricht vorſchlagsweiſe den Namen: Chaenodelphinus und Haldeman in den Proceedings of the Acad. of Philadelphia 1842. 127. noch den Namen Hypodon. 4. Delphinus Anarnacus Desmar. Der Anarnak. Anarnak O. Faser, Monodon spurius BoNNAT. Ancylodon ILLIGAO. L’Anarnak groenlan- dois Lacer. et Lesson. — Deutſch: Hakenwal. Wurde von Fabricius in der Fauna groenlandica 32. als Monodon spurius aufgeführt und nicht wieder beobachtet. Er hatte zwei kleine, an der Spitze gekruͤmmte Zaͤhne vorn im Kiefer, das Spritzloch hat nur eine Oeffnung, der Koͤrper iſt laͤnglich, ganz nackt, gegen den Schwanz verduͤnnt, die Ruͤckenfloſſe wenig entwickelt, die 2 Zitzen in den Weichen. Der groͤnlaͤndiſche Name Anarnak, d. h. purgiren, bezieht ſich auf die purgirende Eigenſchaft des Speckes. Die Farbe iſt ſchwarz. Er lebt in der hohen See und kommt ſelten in die Buchten und Haͤfen. Vergleichen wir Alles, was fuͤr D. bidentatus geſagt worden iſt, ſo wird es wahr— ſcheinlich, daß auch dieſer Anarnak zu ihm gehört. S. oben Eſchricht's Kritik. “ 64 Walthiere. Delphin: Hyperoodon, 5. Delphinus epiodon Desmar. Der Oberzahn-Delphin. Epi- odon urganantus RArın, SCHMALTZ preeis de decouvertes et de somiologie. Körper laͤnglich, gegen den Schwanz verdünnt, Schnautze abgerundet, Kinnlade kuͤrzer als Kiefer, dieſe mit mehreren gleichen Zähnen verſehen, Kinnlade gaͤnzlich zahnlos. Ruͤckenfloſſe fehlt. An der Kuͤſte Siciliens unvollſtaͤndig beobachtet. b. Aodon Lesson, ſpindelförmig, mit Schnabel und Hals, Zähne und Gaumenzähne fehlen gänzlich. 6 Delphinus edentulus Scunzzg. Der zahnloſe Delphin. Taf. VI. Fig. 18. Engl. Bottle- nose, flonders- head whall DATE. The toothless Whale of Havre Jarn. Franz. Dauphin de Dale Braınv., l’Aodon de Dale Less. — Del- phinus Dalei BrAınv. Einzige Art mit den Kennzeichen dieſer Gruppe. 15“ lang, 7’ 6° im Umfang, Kopf 2“ 7“ lang. Spritzloch von der Schnautzenſpitze entfernt 2° 3“. Oeffnung deſſelben 3“. Auge 2“ im Durchmeſſer. Bruſtfloſſe 18“ lang, uͤber 6“ breit, von der Schnautzenſpitze entfernt 3“ 4“. Ruͤckenfloſſe von der Schnautzenſpitze 9“ 11“ entfernt, 11“ hoch. Schwanzfloſſe uͤber 3“ breit. Scheideſpalte uͤber 8“, vom After entfernt 1“. Die Ruͤckenlinie hebt ſich am meiſten gegen den Hinterkopf und die Ruͤckenmitte und von der Ruͤckenfloſſe aus tritt ſie kielfoͤrmig hervor, immer beſtimmter, je naͤher dem Schwanze. Zu deſſen Seiten erheben ſich Spuren von Kanten, aber minder hoch als die des Ruͤckens. Die Unterſeite iſt ſanft abgerundet. Die naͤchſt der Naſe aufgetriebene Stirne verlaͤngert ſich ſtark in einen abgerundeten, ſchmalen, geſtreckten Schnabel, einem Vogelſchnabel vollkommen aͤhnlich. Die Mundoͤffnung iſt bedeutend, von wenigſtens 2“ Durchmeſſer. Das halbmondfoͤrmige Spritzloch richtet ſeine Spitzen vorwaͤrts. Das obere Augenlid iſt ziemlich entwickelt, aber vom aͤußeren Ohre keine Spur, auch von keinem Gehoͤrgange. Die Zunge wurde nicht unterſucht. Die Bruſt— floſſen waren verhaͤltnißmaͤßig ſehr klein, ovallaͤnglich, am Hinterrande etwas abſchuͤſſig. Die Ruͤckenfloſſe ebenfalls ſehr klein, niedrig, dreieckig und am Ende zuruͤckgekruͤmmt. Die Schwanzfloſſe bildete zwei ſpitze Lappen. Die Scheidenſpalte war eine einfache Laͤngsſpalte, jederſeits daneben befand ſich die Falte mit einer Zitze. Die Oberhaut war durchaus glatt, Dr. Surira entdeckte indeſſen unter der Gurgel 4 parallele Spalten von 5 — 6“ Lange und 3 — 4“ größter Breite. Die Farbe war im Allge— meinen oberſeits dunkelgrau und zog nach unten in Weiß, wie bei den Cetaceeen uͤberhaupt hellglaͤnzend. Die Art ſcheint hoͤchſt ſelten zu ſein und von ihrer Lebensart weiß man noch gar nichts. Samuel Dale erwaͤhnt in ſeiner History and antiquities of Harvich and Po- vercourt London 1730. p. 412. t. 14. einen Delphin unter obigem Namen, welcher mit D. edentulus ScHreg, uͤbereinſtimmt. Vielleicht iſt er von einem oder dem an— deren der aͤlteren Schriftſteller auch unter ihrem Schnabelwalfiſche verſtanden worden. Cuvier hielt Dale's Delphin für einerlei mit Hyperoodon; wie auch Andere, außer Rapp, damit uͤbereinſtimmen, iſt aus Dem, was wir bei D. bidentatus geſagt ha— Delphin: Aodon. Walthiere. 65 ben, zu ſehen. Am 9. September 1825 wurde endlich wieder ein Delphin dieſer Art sur la plage de Saint- Adresse bei Havre ausgeworfen und für das Muſeum in Paris gekauft. Das Exemplar war auch bereits am Fundorte von Dr. Suriray, Mr. de Blainville und dem Sohne von Fr. Cuvier unterſucht worden und letzterer ſen— dete ſeinem Vater alle Notizen, welche er ſich daruͤber verſchafft hatte. Siehe Mr. Blain— ville's Beſchreibung: Note sur un Cetace échoué au Havre et sur un ver trouvé dans sa graisse, par M. H. de Blainville. Bullet, de la Soc. philomatique 1825. p. 139. Fr. Cuvier gab feine Beſchreibung nebft Abbildung (f. d. unſrige) in den Mammiferés vom Februar 1826. Es iſt nicht ganz entſchieden, daß dieſe Art mit der von Dale dieſelbe ſei. Dieſe Form von Cetaceen ſcheint einen Uebergang von den Delphinen zu den Walfiſchen zu machen; ihre Lebensweiſe muß eine ganz eigenthuͤmliche ſein, doch weiß man daruͤber noch gar nichts. — Die Naſen- und Stirnbeine bilden einen ungeheueren Vorſprung an der Stirne und hinter ihr einen tiefen Eindruck. Die Kieferbeine ſind ſchnabel— foͤrmig verlaͤngert, abgerundet und vom Kopfe nur durch eine Furche an der Baſis der Stirne, wie bei den Delphinen, getrennt. Der Kiefer iſt ein wenig kuͤrzer und ſchmaler als die Kinnlade und bildet inwendig laͤngs des Gaumens eine Seitenrinne, worin ſich der Zahnfleiſchrand des Kiefers hineinlegt, waͤhrend das ſeinige in einen Falz der Kinnlade paßt. Der Gaumen iſt nicht gerunzelt und der Kiefer ganz zahn— los. Die Wulſt des Spritzloches geht vorwärts. Mr. de Blainville konnte Kopf und Skelett nur ſchnell unterſuchen. Er ſagt daruͤber: das Knochenſyſtem der Wirbel— ſaͤule iſt wie bei allen Delphinen ſehr ſolid. Die Wirbel ſind wenig beweglich unter ſich, durch ein kurzes und dichtes Faſergewebe vereint, mit einer kleinen Menge Fett— maſſe, in der Mitte aber ſchleimig-gallertartige Subſtanz, 9 Ruͤcken-, 15 — 20 Schwanz: und 7 Halswirbel. Von den 9 Rippen articuliren 6 mit dem Bruſtbeine. Der Schaͤdel gleicht faſt vollkommen dem der Delphine, nur treten uͤber der Naſen— oͤffnung die Naſen- und Stirnbeine bedeutend vor, find etwas ſpitzig und vorgekruͤmmt, wodurch die Stirnbaſis aufgetrieben iſt und große Geruchstaſchen vorausſetzen laͤßt; hinter dieſer hohen Woͤlbung zeigte ſich ein ſehr bemerklicher Eindruck. Die knoͤchernen Naſenloͤcher waren nicht ganz ſymmetriſch, wie das in der Gattung oft vorkommt, das linke weit groͤßer und ein wenig vorgebogen. Die Eingeweide konnten nicht unter— ſucht werden, Dr. Suriray ſagt nur, der Darmcanal ſei lang und duͤnn geweſen und der Magen habe, wie bei den meiſten Delphinen, aus drei Taſchen beſtanden. Im Specklager fand Blainville eine Art Beutel, worin ein einem Monostoma aͤhnlicher lebendiger Wurm ſich befand, ſich unter ſehr veraͤnderlicher Geſtalt zuſammen— zog, bald kugelig, bald eifoͤrmig, bald wieder in der Mitte zuſammengeſchnuͤrt und knotig, mit Roͤhren vorn und einer Art von Schwanz hinten. Man fand dergleichen Beutel mehrere an verſchiedenen Stellen, auswendig wenig bemerkbar, inwendig glatt— wandig. e. Delphinapterus Laczr. Rückenfloſſe fehlt, aa. Delphinapterus: Der Glattrück⸗Delphin mit Schnabelſchnautze. 7. Delphinus leucorhamphus Pznox. Der Weißſchnabel⸗ Delphin. Abb. Taf. VIII. Fig. 19. — Anatomie Taf. XI. Reichenbach, Vollſtänd Naturgeſch. J. Walthiere, 9 66 Walthiere. Delphin: Delphinapterus. Franz. Dauphin à musean blanc, Dauphin de Peron Lackr. — Delphinus Peronii LAcer. 316. — Delphinapterus Peronii Lesson et GArnoT Coqu. DesmAr. mammal. 771e. Oberſeite ſchwaͤrzlichblau, Schnabelſchnautze, Unterſeite und Bruſtfloſſen ſcharf ab— geſetzt weiß, Kopf wenig gewoͤlbt, Kiefer eingedruͤckt, oben und unten jederſeits 38 — 42 Zähne. Laͤnge 5— 6“. Suͤdſee. Lacépeéde führt dieſe Art a. a. O. auf nach der bei dem Nationalmuſeum be— findlichen handſchriftlichen Nachricht des Bürgers Péron, eines der Naturforſcher bei der Entdeckungsreiſe des Capitain Baudin. Péron beſchrieb ihn ferner in der Hist. voy. terres Australes ed. 4. p. 217. In dieſer Handſchrift führt der Delphin obigen Namen, Lacépede taufte ihn aber nach franzoͤſiſcher Sitte ſogleich um. Péron berichtet, daß dieſe Delphine in großen Heerden im ſuͤdlichen Oceane vor— kommen, ſo daß er ſehr zahlreiche derſelben antraf, welche mit reißender Schnellig— keit in der Gegend des ſuͤdlichen Vorgebirges von van Diemens Land, alſo gegen den 44° ſuͤdl. Br. herumſchwammen. Cuvier erwähnt in feinen Ossemens fossiles V. 288 einen Schaͤdel dieſer Art, den Capitain Hauſſard, und eine Haut, welche Mr. Duſſumier, ein durch ſeine zahlreichen naturhiſtoriſchen Entdeckungen ruͤhmlich be— kannter Kaper zu Bordeaux, aufbewahrt hatte. Wahrſcheinlich wurden beide Objecte bei der Umſchiffung des Vorgebirges der guten Hoffnung geſammelt. Cuvier ſagt daruͤber Folgendes: die Schnabelſchnautze iſt ſtumpf, aber am Ende an den Raͤndern eingedruͤckt, ſo daß da eine Art Schnabel beginnt, die Bruſtfloſſen ſichelfoͤrmig, wie bei dem gewoͤhnlichen Delphin und Meerſchwein, die Schwanzfloſſe groß, an beiden Enden ſpitzig und in der Mitte ausgeſchnitten. Oberſeite dunkel ſchwarzblau, Schnabel und ganze Unterſeite nebſt Bruſtfloſſen, außer deren ſchwarzem Schneiderand, weiß. Ueberall ſchneiden die beiden Farben deutlich ab. Der Schaͤdel aͤhnelt ſehr dem des gewöhnlichen Delphin, noch mehr dem des D. dubius, doch iſt der Schnabel etwas platter und breiter. Länge 52“. — In der Voyage autour du monde de la Corvette la Coquille wird Folgendes berichtet: die hohen ſuͤdlichen Breiten ſind auch der Aufent— halt des Péron'ſchen Delphines, welcher die Umgebungen der Malouinen bis zur Bucht von Soledad hin beſucht. Dr. Quoy traf ihn durch 2 Breitegrade bei Neu-Guinea und wir mehrere Male unter 52° der ſuͤdl. Br., in der Nähe vom Cap Pillars, der magellaniſchen Meerenge gegenüber und durch 45°, als wir um Neuholland herum— fuhren. Mehrere Hunderte dieſer Delphine umgaben die Corvette, als wir am 12. Jan. 1823 in die Suͤdſee hineinfuhren. Wir konnten aber an dieſem Tage keinen erlangen, was jedoch ein andermal gelang, wo das von unſeren Matroſen harpunirte Exemplar uns in den Stand ſetzte, eine andere Vorſtellung von dieſer Art zu geben, als die iſt, welche von ihr andere Schriftſteller gegeben. Das Exemplar der Coquille hatte oben und unten jederſeits 39 duͤnne, ſpitzige, gegen die Spitze etwas gekruͤmmte Zähne und bot folgende Maße: Ganze Laͤnge 5° 8%, Umfang um die Genitalien 24“, um die Augen 27“, Schwanzbreite (faͤlſchlich „longueur““ bei Leſſon) 16%, von der Schnautzenſpitze bis zur Bruſtfloſſe 22“, vom Mundwinkel bis zum Auge 2“, vom Auge zur Bruſtfloſſe 9“ 6“, Mundſpalte 10“. Schwanzlaͤnge (hier ſteht zum zweiten Male und richtig „longueur“) 5“ 6“. Ruthe 8“, Auge 1%, After bis zum Schwanzende 16“ 6°, Afteroͤffnung 8“. Das Spritzloch ſteht mitten auf dem Kopfe Delphin: Delphinapterus. Walthiere. 67 zwiſchen den Augen. Das Leidener Muſeum erhielt den Schaͤdel vom Vorgebirge der guten Hoffnung. Vergl. Schlegel, Abhandl. I. 24. S.? Delphinus Senedetta Fıscn Der Senedetta-Delphin. Mular, Senedette Roxper. hist. d. poiss. I. lib. 16. cap. 10. ed. Lyon 1558. — Franz. Mular, Souffleur, Peis mular, Senedette. Ital. Capidolio. Griech. Physeter. — Delphinapterus Senedetta LAckr. 249. Nondelet begründet dieſe Art eigentlich nur auf unbeſtimmte Angaben und ver- wirrt wahrſcheinlich die Merkmale anderer Thiere, wie Cuvier meint vom Beluga, Orca und Physeter. Er ſoll groß fein, eine weite Kehle, oben jederſeits 9 und unten jederſeits wenigſtens 8 ſpitzige Zaͤhne haben. Das Spritzloch oͤffnet ſich ziemlich uͤber und zwiſchen den Augen, doch etwas naͤher nach der Schnautze zu, welche eckiger und ſpitzig iſt. Die Zunge iſt groß und fleiſchig. Der Koͤrper faͤllt zum Schwanze hin in einen ſehr langen Kegel ab, die Bruſtfloſſen ſind ſehr breit, die Ruͤckenfloſſe fehlt. Man ſah das Thier im Ocean und mittellaͤndiſchen Meere. Rondelet's Holzſchnitt ſcheint auf einen Pottwal zu deuten, wobei der Kuͤnſtler den Fetthoͤcker auf dem Ruͤcken vergeſſen und dafuͤr ſtarke Zaͤhne in den Kiefer geſetzt hat. Bei alten Autoren kom— men ja ſogar im Maule der Walfiſche tuͤchtige Hauzaͤhne vor. S.? Delphinus Commersonii Lacer. Commerſon's Delphin. Tursio corpore argenteo, extremitatibus nigricantibus CoMMERSoN manu- scrits addressces à Burron et remis par lui à LAcerene, Franz. le Dauphin de Commerson, le jacobite, le Marsouin - jacobite. Leſſon ſagt: wir fahen diefen Delphin mehrmals in der ungeheueren Bucht von Solidad bei den Malouinen, er iſt minder groß als das europaͤiſche Meerſchwein. Seine Schnautze iſt platt und vorgeſtreckt, die Farbe im Allgemeinen ſilberweiß, noch erhöht durch das tiefe Schwarz an der Spitze der Schnautze, am Rande der Bruft- und Schwanzfloſſen. Commerſon giebt an, daß er ihn während des Sommers der ſuͤdlichen Halbkugel und etwas vor der Sonnenwende glaͤnzend ſilberweiß geſehen und daß man ihn unter den ſchoͤnſten Bewohnern der Meere auszeichnen muͤſſe. Sie ſpielten um das Schiff, auf dem Commerſon ſich befand, und mit Vergnügen konnte man ſehen, wie ſie ſchnell voruͤberzogen oder ploͤtzlich und leicht ihre Evolutio— nen und Schwenkungen ausfuͤhrten. Commerſon beobachtete ſie auf der Reiſe um die Welt mit Bouginville an der Suͤdſpitze von Amerika. Sie ſcheinen ſich mitten in den Stuͤrmen um Cap Horn und in den ſo oft bewegten Meeren, welche Feuerland und Staatenland umſpuͤlen oder trennen und die Meerengen von Le Maire und Magellan bilden, aufzuhalten. Leſſon hält für wahrſcheinlich, daß Quoy und Gaimard dieſe Art meinen, wo fie in der Zoologie de l’expedition de I'Uranie p. 87 ſagen, ſie haͤtten einen halb weißen, halb ſchwarzen Delphin mit wenig ver— laͤngertem Schnabel um die Malaien geſehen, den M. Bérard toͤdtete, welcher aber ſogleich ſo tief hinabſank, daß ſie ihn nicht erhalten konnten. bb. Beluga, Belugen: mit abgeſtutztem Kopfe. 10. Delphinus leucas Parras. Der Beluga. Taf. VII. Fig. 20. — Anatomie Taf. XIII. Part, zoogr. ic, t. XXXII. ad p. 283. 9 * 08 Walthiere. Delphin: Beluga, Island. Witlisk Anpens. Groͤnl. Hvüdliske. Bei den engliſchen Walfiſchfaͤngern: White fish, Hirtfisch Sconksux. Ruſſ. Morskaja Bjelugha. Samojed. Wy- borka. Juraͤk. Koghe, Kogha. Oſtjak. Wisingh-Potlaengh. Kamtſchad. Sisch, weſtlich Seschüd oder Syhsyh. Koraͤk. Gittyhgit oder Siaeth. Kuril. Bestschurika. Engl. the sea-beluga, beluga, white whale. Holl. Witte dolphyn, Witvisch. Franz. le Dauphin blanc, Marsouin blanc, le Beluga des regions aretiques. Deutſch: weißer Delphin, Weißfiſch. — Balaena albicans KLEIN. Cetus albi- cans Brıss. Catodon albicans LAacer. Delph. albicans OTTO EAR. Bonn, Delphinapterus Beluga Lacer. Beluga glacialis Less. Gelblichweiß, Kopf hochgewoͤlbt und ganz abgeſtumpft, oben und unten jederſeits 9 dicke Bühne, Laͤnge 12 — 18 Fuß. Ausgezeichnet durch den plumpen Bau eines Grampus, von dieſem aber durch den Mangel der Ruͤckenfloſſe unterſchieden. Der Nordpol, von Eisbergen umguͤrtet, die ſich bei Einwirkung der Sonnenſtrahlen zum Theil abloͤſen und als ſchwimmende Eisinſeln auf dem Meere herumtreiben, weit ausgedehnte Diſtricte, in denen das Land— leben erloſchen iſt, naͤhren eine Menge großer Seethiere, unter ihnen dieſe Belugas. Ein großer Theil von ihnen wuͤrde zwar noch jetzt ſo wie vormals auch in den ge— maͤßigten Zonen ſich aufhalten, haͤtte nicht der Menſch ſie bis in jene Einoͤden ver— ſcheucht, wo fie groͤßtentheils ihr ſicheres Aſyl fanden. Der Beluga dagegen ſcheint fuͤr die Eisregion geboren und beſtimmt zu ſein. Der noͤrdliche atlantiſche Ocean, beſonders die Hudſonsbay und Davisſtraße, iſt ſein wahrer Aufenthalt, von da geht er dann in die Muͤndungen der großen Fluͤſſe. Dr. Steller traf ihn auch an der Kuͤſte Kamtſchatkas. Pallas ſagt: dieſe Art iſt häufig und ziemlich geſellig an allen Kuͤſten des arktiſchen Oceans und um die aͤußerſte Oſtkuͤſte Sibiriens, beſonders um die Muͤndungen der fiſchreichen Fluͤſſe, vorzuͤglich wo Salmo leueichthys lebt. Ueber den 56° ſuͤdlich kommt er nicht herab. Im ochotskiſchen und penshinenſiſchen Meer: bufen, bis zum Fluſſe Uth und der Mündung des Tigil, dann um die Mündung des Chatangue, der Lena, des Jeniſei, Ob und Petſchora haͤufig. Er verliert ſich ſelten und nur zufällig einzeln in die gemaͤßigte Zone, etwa an die Nordkuͤſte von Schottland und Deutſchland. Die Walfiſchfaͤnger harpuniren den Beluga nicht, weil ſie ſein rothes Fleiſch verachten und weil daſſelbe von einem faſt fluͤſſigen, gehaltloſen und ſo weichen Zellgewebe bedeckt iſt, daß die Harpune ohne Kraft hineindringt und deshalb ohne Widerſtand ſich wieder herauszieht. Dennoch iſt ihnen die Erſcheinung der Beluga's, als Vorlaͤufer der Walfiſche, erfreulich. Deſſenungeachtet kann der Be— luga benutzt werden. Der gute Beobachter Egede ſagt in ſeiner Beſchreibung von Grönland p. 55, der Hvüdfiske gehöre zu den Walfiſchen, denen er ſehr ähnlich wäre, Er habe keine Ruͤcken-, aber ein paar große Bruſtfloſſen und ſein Schwanz gleiche dem des Walfiſches. Er athme durch ſein Spritzloch und wuͤrfe durch daſſelbe das Waſſer wie der Walfiſch. Seine Farbe ſei gelblichweiß, er ſei 12 - 16 Fuß lang und außerordentlich fett. Sein Speck gebe einen Thran ſo vortrefflich wie Olivenoͤl, nach Anderſon 1— 2 Tonnen. Sein Fleiſch und Speck ſchmeckt, in Eſſig und Salz gelegt, nicht ſchlecht, ſo gut wie Schweinefleiſch, die Floſſen und der Schwanz gelten fuͤr Delicateſſen, wenn ſie marinirt ſind. Er iſt nicht furchtſam, man ſieht Delphin: Beluga. Walthiere. 69 oft eine Menge um die Schiffe im Meere. Die Grönländer jagen fie, weil fie ihnen ſehr nuͤtzlich ſind. Im Jahre 1815 fing man ein Exemplar zu Frith of Forth im Golfe von Edin— burg, es war 13“ 4“ engl. lang und hatte 9“ im Umfange. Mr. Sy me bildete es ab und Scores by gab die Abbildung heraus, die auch Leſſon und Jardine (vergl. unſere Taf. VII.) copirt haben. Man kannte das Thier damals unter dem Namen White Whale und vermuthete, es moͤge ſich bei Verfolgung der Lachſe oͤfter dort einfinden. Es wurde eine Zeit lang erfolglos verfolgt, bis die Lachsfiſcher es endlich mit Speeren und Feuergewehren erlegten. Mr. Bald zu Alloa kaufte es und uͤberſendete es an Prof. Jameſon, worauf es in das Royal Museum in Edinburg gelangte. Die Herren Drs. Barclay und Neil unterſuchten es, vergl. Transactions of Wernerian Society vol. III. t. 17. Dr. Neil fand den Bau hoͤchſt ſymmetriſch und vollkommen fuͤr eine reißend ſchnelle Bewegung im Waſſer geeignet. Der Umriß gleicht einem Doppelkegel, der vordere beträchtlich kuͤrzer als der hintere. Der Kopf iſt eigentlich klein und laͤnglich, aber auf dem Vorderhaupte ſitzt ein dickes, rundes Fleiſch- und Fettpolſter, der Rumpf iſt in der Gegend der Bruſtfloſſen am dickſten. Die Bruſtfloſſen breit, dick und oval. Der Schwanz kraͤftig, waͤhrend des Schwim— mens unterwaͤrts gebogen und treibt, wie Giſeke fagt, den Körper mit Pfeilesſchnelle vorwaͤrts. Junge Thiere ſind braungefleckt und zufaͤllig manchmal blaͤulich oder ſchiefer— grau; Scores by ſah oft gelbliche, welche in Orange zogen. Das ſtimmt auch mit Fabricius Angabe uͤberein, welcher ſagt, ſie waͤren weiß, bisweilen roth angelaufen. Das Gebiß wird verſchieden angegeben, je nachdem bereits Zaͤhne ausgefallen oder noch alle vorhanden ſind. Anderſon ſagt p. 150, er habe nach der allgemeinen Meinung der Fiſcher in Groͤnland keine Zaͤhne im Kiefer, in der Kinnlade aber jeder— ſeits deren 8. Dr. Neil fand 9 jederſeits oben und 6 jederſeits unten, Crantz 8 bis 9 oben und 6 unten, Cuvier 9 jederſeits oben und 9 unten. Ich finde, daß Pallas in ſeiner ausfuͤhrlichſten Beſchreibung dieſer Art ſagt, die Zahl ſei nicht ganz beſtimmt, naͤmlich oben jederſeits 9, unten aber 8—9, die oberen kegelfoͤrmig und ſpitzig, nach vorn gebogen, hinten ausgehoͤhlt, von den unteren die vorderen nach vorn, die hinteren nach hinten geneigt. Bei jungen Thieren ein oder ein Paar Zaͤhne in der Reihe weniger. Das Weſentliche im Bau iſt nach Schlegel, welcher im Leidener Muſeum das Skelett und mehrere Schaͤdel vor ſich hatte, folgendes: die 7 Halswirbel ſind alle frei und da ihr Koͤrper groͤßer als gewoͤhnlich iſt, ſo iſt auch der Hals überhaupt länger als bei anderen Cetaceen. Das Bruſtbein beſteht aus 3 im Alter verwachſenen Stuͤcken; 12 Rippen, wovon 4 an das Bruſtbein ſtoßen. Die erſte Rippe ſtoͤßt mit ihrem Kopfe an den Körper des ſiebenten Halswirbels und auf gleiche Weiſe verbinden ſich auch die acht folgenden Rippen mit dem Koͤrper der vor— hergehenden Wirbel. Nur den drei letzten Rippen fehlen die Koͤpfchen und ſie gehen daher blos an die Querfortſaͤtze der Wirbelkoͤrper; 9 Lenden- und 23 Schwanzwirbel. Die Quer» und Dornfortſaͤtze der Wirbel nicht ſehr ſtark entwickelt, die Phalangen kurz und geſpreizt. Eine hoͤchſt ſorgfaͤltige Beſchreibung fuͤr Anatomie giebt Pallas in der Zoogr. rosso -asiatica S. 274 — 283 und den Kehlkopf hat Neil ausfuͤhr— licher beſchrieben, was auch bei Jardine p. 207 nachzuleſen iſt. Ueber die Lebens— weiſe ſagt noch Pallas p. 274: fie werfen das Waſſer aus dem Spritzloche hoch aus, 70 Walthiere. Delphin: Beluga. die Muͤtter begleiten die Jungen, deren ſie im Fruͤhlinge zwei von braͤunlichgrauer Farbe gebaͤren, auch 14 Fuß lang fanden ſich noch ſolche von dieſer Farbe, ſpaͤter ſchwindet aber dieſelbe vom Bauche aus und wird durch das Weiß verdraͤngt. Wegen der Menge des dem Schweinefett aͤhnlichen Speckes wird er von den ruſſiſch-aſiatiſchen Fiſchervoͤlkern an den Flußmuͤndungen haͤufig in aufgeſtellten ſtarken Netzen gefangen und mit Speeren erſtochen. Man fängt fie auch an großen Angelhaken und das Fleiſch, obwohl es ſchwarz iſt, wird nicht verſchmaͤht. Die Felle der Belugas benutzen ſie ſelbſt zu Bereitung der Netze, ſchneiden dieſelben in Riemen und flechten ſie zu— ſammen. Die Samojeden bringen die Schaͤdel auf Stangen geſteckt zum Opfer. Pallas giebt auch die beſtimmteren Maße fuͤr ein Maͤnnchen, welches nach Ent— fernung der Eingeweide 1700 Pfund wog. Länge 11 Fuß, Umfang 6“ 10%, Kopf: laͤnge 1“ 4, Umfang 2“ 7“ 6. Höhe 1“ 1“, Spritzloch vom Auge 5“, deſſen Durchmeſſer 2“, Maulumfang 173“, Bruſtfloſſenlaͤnge 175, Breite faſt 11“, Schwanz: länge 1“ 3“, Breite 2° 6“, Dicke an der Baſis 8“, Ruthe 179“, Schaͤdel (it. sib. t. 4.) 1“ 10“ 4, 9. Delphinus phocaenoides Dussun. Der meerſchweinartige Delphin. Taf. IIb. Fig. 19b. Anatomie t. XII. als: Delphinapterus Melas Schues. Fn. jap. — Japan. Namino- iwo. Franz. le Delphinaptere noir. Ganz ſchwarz, Vorderkopf ſehr ſtumpf, Zähne jederſeits oben und unten 16 — 18, zuſammengedruͤckt, faſt ſpatelfoͤrmig, ſehr ſtumpf und ausgekerdt. Länge 4“. Kuͤſte von Japan. Cuvier erwähnt im Regne animal ed. 2. I. p. 291 den D. phocaenoides Dussum. vom Cap mit rundem Kopf und zuſammengedruͤckten, ſtumpfen Zähnen. Nach dieſer kurzen Beſtimmung, welche freilich auf den D. melas Schrks. paßt, iſt es allerdings nicht unwiderleglich entſchieden, daß beide ein und daſſelbe Thier ſind, auch ſcheint Duſſumier's Exemplar nicht nach Europa gekommen zu ſein. Schlegels ſchwarzer ruͤcken-floſſenloſer Delphin wurde von Bürger an der Kuͤſte von Japan beobachtet. Der Japaner Toioske fertigte unter feinen Augen die Abbildung nach dem lebendigen Thiere und die Fiſcher verficherten, dieſe Art finde ſich laͤngs der Küſten des Reichs und habe die Gewohnheit ſich im Schlamme der moraſtigen Stellen zu waͤlzen oder hineinzutauchen (s’enfoncer), Das Fell war verletzt und nur das Skelett aufbewahrt, wovon ebenfalls die wichtigſten Theile abge— bildet worden. Dies Exemplar war etwas uͤber 4 Fuß lang. Seine ganze Geſtalt erinnerte an das Meerſchwein, doch war es etwas ſchlanker (svelte), alſo minder dick, auch die Stirn hoͤher gewoͤlbt, die Bruſtfloſſen laͤnger geſpitzt, der Schwanz mehr laͤng— lich und die Lappen deſſelben groͤßer, ſpitziger und mehr ſeitlich ausgeſpreizt, die Farbe üderall ein dunkleres ſchwarz. Die Zaͤhne (vergl. Anatomie) oben und unten jederſeits 16 alſo 64, denen des Meerſchweins ſehr aͤhnlich, aber da ſie weniger zahlreich ſind, ſind ſie auch groͤßer und kraͤftiger, ihre Krone vollkommener von der Wurzel abgeſetzt, bildet einen breiteren, zuſammengedruͤckten Lappen, mit etwas halbkreisfoͤrmig abge— rundeten Seitenraͤndern, etwas viereckig abgeſtutzter Spitze und ſchwacher Kerbe in der Mitte, ſo daß die vollſtaͤndig entwickelte Zahnkrone umgekehrt herzfoͤrmig aus— ſieht. Die beiden letzten Zaͤhne haben dieſelbe Geſtalt, ſind aber etwas kleiner. Nach Delphin: Beluga. Walthiere. 71 vorn nehmen alle an Groͤße ab, ihre Krone wird unmerklich ſchmaͤler und die Kerbe ſchwindet, fo daß die 4 — 5 vorderſten, beſonders in der Kinnlade mehr meiſelfoͤrmig geſtellt ſind. Die beiden Vorderzaͤhne ſtehen im Zwiſchenkieferbeine, alle uͤbrigen im Kiefer ſelbſt. Auch der Schaͤdel iſt dem des Meerſchweins am aͤhnlichſten, nur kuͤrzer und breiter gebaut. Die Schnautze kuͤrzer und breiter, am Ende mehr abgerundet, Oberflaͤche ziemlich platt, ohne erhabene Firſte. Der Mittelſchaͤdel iſt verhaͤltnißmaͤßig laͤnger und breiter, viel mehr viereckig, die Gelenkflaͤchen am Hinterhaupte viel groͤßer und das Hinterhauptsloch geraͤumiger, die Aushoͤhlung in der Schaͤdelbaſis weit breiter, die beiden vom Fluͤgelfortſatze vorſpringenden Platten weit mehr entwickelt und die Hoͤhlen, die ſie bilden, weiter, die Kinnlade endlich kraͤftiger. Der Schaͤdel nimmt hier nur ein Sechstheil, bei dem Meerſchwein ein Fuͤnftheil der ganzen Laͤnge ein. Die Knochen des Skelettes ſind wenig von dem des Meerſchweins verſchieden, doch hat es einen Ruͤcken- und 1 bis 2 Schwanzwirbel weniger als bei dem Meerſchwein, anch zeigte ſich noch eine kleine Rippenſpur am ſiebenten Halswirbel. Von den ſieben Halswirbeln ſind die erſten zu einem ziemlich großen und dicken Stuͤcke verwachſen, und haben jederſeits ein großes Loch zum Durchgange der Gefäße und Nerven des Halſes. Der Dornfortſatz iſt ſehr breit und nach hinten gerichtet, durch eine tiefe Kerbe in zwei Spitzen getheilt. Der dritte Wirbel iſt duͤnn und zum Theil unter vorigen verborgen. Der vierte und fuͤnfte ſind duͤnn, wie der vorige, der ſechſte etwas ſtaͤrker und ſein Querfortſatz laͤnger. Der ſiebente endlich iſt doppelt ſo ſtark als der vorige, und ſein Querfortſatz eben ſo lang als der des erſten Ruͤckenwirbels. An die— ſen Fortſatz heftet ſich jederſeits durch ein ziemlich langes und wie bei den Rippen beſchaffenes Gelenk, ein kleiner platter kegelfoͤrmiger Knochen 4 — 5“ lang. Es iſt noch nicht zu ſagen, ob dieſer Knochen dem aͤhnlich, welcher bei dem Ai am neunten Halswirbel vorkommt, als eine Spur eines erſten Rippenpaares angeſehen werden darf; denn in dieſem Falle haͤtten wir nur 6 Halswirbel. Dreizehn paar Rippen ſind voll— kommen entwickelt. Die Knorpel der ſechs erſten Paare verknoͤchert, aber nur die drei vorderen Paare ſetzen ſich an den feſten Theil des Bruſtbeines, das vierte Paar ver— eint ſich mit den Knorpeln, welche aus den hintern Apophyſen des Bruſtbeines kommen. Die fuͤnfte bis achte fuͤgen ſich zwiſchen ſie mittels ihrer Knorpel, die mehr oder minder verknoͤchert ſind. Die uͤbrigen Rippen ſind frei und die letzte ſcheint ſogar wie bei dem Meerſchwein, nur in den weichen Theilen zu haͤngen, ohne den ent— ſprechenden Wirbel zu beruͤhren, den wir dennoch fuͤr den dreizehnten und letzten Ruͤckenwirbel annehmen. Der Lendenwirbel ſind vierzehn; Schwanzwirbel mit V. foͤr— migen untern Stachelfortſatze 29. Alle dieſe Wirbel aͤhneln denen vom Meerſchwein ſehr, aber ihre Fortſaͤtze ſind im allgemeinen breiter, die Stachelfortſaͤtze auch weniger hoch. Das Bruſtbein beſteht aus einem Stuͤcke, am beſchriebenen Exemplare in der Mitte durch eine Naht getrennt, die wahrſcheinlich im Alter, wie bei dem Meer— ſchweine, ſchwindet. Vorn iſt eine mondfoͤrmige Bucht, hinten eine ſchnelle Ver— ſchmaͤlerung, welche in zwei Apophyſen ausgeht. Die Knochen der vordern Glied— maßen bieten auch eine geringe Verſchiedenheit dar. Der Oberrand der Schulterplatte iſt viel weniger gerundet, der Oberam etwas laͤnger und die Vorderarmknochen breiter und etwas kraͤftiger. Das Exemplar ſchien im mittlern Alter, doch aber wohl ziemlich erwachſen. Die zwei Loͤcher ſeitlich im Stirnbein, in denen nur eine Haut ausge— 12 Waltbiere. Delphin: Beluga. fpannt war, fo wie die Naht im Bruſtbein dürfte dafür ſprechen. Der japanifche Name bedeutet Wellenfiſch, weil das Thier die Gewohnheit hat, fo wie die Delphine uͤberhaupt thun, von Zeit zu Zeit auf den Wogen hinabzugleiten. Sein Thran iſt vortrefflich. 10. Delphinus Kingii Gray. King's Delphin. D. Delphinapterus? Kingii Gray. Beluga Kingii Gray list. of Brit. Mus. 106. — Engl. King’s Beluga. Es exiſtirt von dieſer Art nur ein Schädel im brittiſchen Muſeum, welchen Capi— tain King von Neuholland mitbrachte. Derſelbe iſt dem von D. leucas fo ähnlich, daß Gray glaubt, das Thier dem er gehoͤrte, in deſſen Nachbarſchaft ſtellen zu muͤſſen. Der Schaͤdel iſt uͤber die Haͤlfte kuͤrzer, der Kiefer in der Naͤhe des Spritz— loches weit ſchmaͤler, die Hirnſchale mehr kuglich gewoͤlbt und das Spritzloch dem Schnabel naͤherliegend, Zähne find oben beiderſeits 9 bis 10 unten 9, klein, kegelfoͤrmig, zu— ruͤckgekruͤmmt. Spritzloch von der Schnautzenſpitze entfernt 8“, von der Spitze des Hinterhaupsbeines 5“, Spritzloch ſelbſt 13“ Laͤngsdurchmeſſer, 24” breit, Schaͤdel an den Fortſaͤtzen hinter der Augenhoͤhle breit 9“, an den aͤußern Flügeln des Schlaͤfen— beines breit 74“, Schaͤdelhoͤhe 84“, Schnabelbreite an der Baſis der Wange 5“. Vergl. Sur deux tetes osseuses de Dauphins appartenant à des especes probable- ment non decrites; par J. E. Gray. Philos. Magaz. and Annales of Philos. Nov. II. 1828. p. 375. D. Kingii et D. intermedius Gray non Harl. d. Grampus Gray. Butzköpfe: Rückenfloſſe, Stirn höchſt gewölbt und vorſtehend, keine Schnabelſchnautze, Kinnlade kürzer, Zähne walzig, gekrümmt. Globiceps Cuv. LESS OR. 11. Delphinus globiceps Cuv. Der Grindewal. Taf. VIII. Fig. 21. — Anatomie Taf. XIII. Skandinav. Grindewal, Butskopper. — Japan. Goto, drei Varietäten: Naisa- gotö, Siho-gotö und l’Ohonan-gotö. — Engl. the porpoise with the round snout, the leading whale, the Yyea-Sound or Ca'ing Whale, the deductor, the Butshead. — Franz. Marsouin a museau arrondi DUHAM. D. à tete ronde, souflur. Marsouin globiceps, le Globiceps, le Globicephale, le glo- bicephale conducteur. — Catodon Swinewal Lacer. Phocaena globiceps Lesson manuel. Delphinus globiceps Cuv, D. deductor ScokksBT. Globi- cephalus conductor Lesson. D. melas FLemming, Schwarz, unter der Gurgelgegend ein umgekehrt herzfoͤrmiger, weißer Fleck und ein Streif von da bis zum After, Zaͤhne oben und unten beiderſeits 9 — 13 (bis— weilen keine), Ruͤckenfloſſe wenig erhoͤht, hinten ausgeſchnitten, Bruſtfloſſen ſchmal. Laͤnge 18 bis 20“. Um Nordeuropa und Nordamerika auch im noͤrdlichen ſtillen Ocean. Ege de erwaͤhnt ihn zuerſt in feiner Beſchreibungvon Grönland S.75 unter dem Namen Butskopper, dann bildet ihn Duhamel nach einem bei Havre gefangenen Exemplar in feiner Histoire des Pèches trad. par. Bern. de Reste 3 vol. in 8. Paris 1801 auch pl. 9. F. 1. ab. Im Jahre 1806 befchrieb ihn Dr. Neil in einem Anhange zu ſeiner Tour through same of the Islands of Orkney and Shetland und drei Jahre ſpaͤter Dr. Trail (f. unten) als D. melas, endlich auch Cuvier Ann, du Delphin: Grampus. Walthiere. 73 mus. XIX. I. pl. I. Fig. 2. als Globiceps. Hierher gehören auch die Cetaceen von Paimpol, deren Geſchichte, ihrer Quelle nach, folgende iſt. Description des Cetaces echoues dans la baye de Paimpol; par Mr. G. Cuviıer (Etrait.) Nouv. Bullet. philom. 1812. Mai n. 56. Am 7. Januar bemerkten Fiſcher eine zahlreiche Truppe Cetaceen im Waſſer, welches bei dem Blaſen dieſer Thiere emporſpritzte. Ein ausgeworfenes Individuum aͤchtzte ſo, daß die andern herbeigezogen wurden und bis zu ſiebenzig Stuͤck auf den Strand gelangten. Sie ſchienen familienweiſe, die alten mit den Jungen zu ziehen. Letzterer waren 12, ſie ſchienen noch zu ſaugen, da die Bruͤſte der Mütter mit blaulicher Milch gefuͤllt waren. Die alten ſtießen lange ſtoͤhnende Toͤne aus, welche nicht aus dem Munde, ſondern aus den Blaſeloͤchern hervorgingen. Durch dieſe Oeffnungen athmeten ſie auch und zwiſchen jeder Athmung war keine lange Unterbrechung bemerkbar. Die Klappe am Eingange des Luftloches öffnete ſich dabei. Wollten ſie ſich bewegen, ſo geſchahe dies mit Huͤlfe des Schwanzes, den ſie gegen den Boden ſtemmten, fo konnten fie aber ihr Vordertheil 5— 6 Fuß hoch em— porheben. Sie hielten ſich im Waſſer vertikal. Nach 5 Tagen waren alle todt und in ihren Magen fand man nur Ueberbleibſel von Sepien und Meerbarben. Das groͤßte Maͤnnchen maß 6 Metres und hatte 2 im Umfang, es wog 2500 Kilogrammen. Das groͤßte Weibchen maß uͤber 7 Metres Laͤnge und hatte mehr als 3 im Umfang. Seine Bruſtfloſſen waren über 15 Metres lang. Die Jungen maßen etwa dritthalb Metres. Die Alten hatten 18 — 26 kegelfoͤrmige Zaͤhne in jeder Kinnlade, einige der Jungen hatten noch keine, andere zeigten deren 8 — 10, welche kaum das Zahnfleiſch durchbrochen hatten. Die Farbe Aller war grauſchwaͤrzlich mit etwas metalliſchen Schiller, es ſcheint, daß einige unter der Kehle einen weißen Querfleck hatten, welcher ſich unter dem Bauche hin erſt bandfoͤrmig verſchmaͤlert, bis zum After verlaͤngerte. Sie hatten im Allgemeinen die Geſtalt der Delphine (pl. I. Fig. 1. Contour), ſcheinen ſich indeſſen von allen andern Arten durch die Form des Kopfes zu unterſcheiden, wel— cher ſich in einen abgerundeten Vorſprung endigt, und dadurch, daß die Ruͤckenfloſſe wenig hoch im Vergleich mit den Bruſtfloſſen iſt, dieſe dagegen ſind lang und zuge— ſpitzt. Es ſcheint indeſſen, daß DUn MEI, traité des peches Ile partie 9. section. pl. Fig. 5. dieſe Art ſchon abgebildet hat. Eins von den Jungen wurde durch Mr. Lemaout geſendet und von Cuvier und Blainville ſecirt. Cuvier berichtete daruͤber folgendes. „Unter den Beobachtungen, welche die Splanchnologie darbietet, beeilt ſich M. Cuvier hier eine fruͤher ungenaue Anſicht zu berichtigen. Eine Hoͤhle, welche ſich an einem zerbrochenen und ſchlecht gehaltenen Delphinſchaͤdel zeigte, hatte derſelbe fuͤr eine Verbindung mit den Naſenloͤchern gehalten und geglaubt, daß ſie der Sitz des Geruches ſein koͤnne. Es hat ſich aber nur eine große Bucht gefunden, die wahrſcheinlich dazu dient, das Blut aufzunehmen, wenn das Thier lange unter dem Waſſer befindlich, ſeine Athmung unterbrechen muß. Jene Vermuthung uͤber den Sitz des Geruchsſinnes iſt alſo grundlos und man weiß daruͤber noch nichts gewiſſes. — In den Annal. du Mus. XX. theilt Cuvier die Delphine in die vier Gruppen: Delphinapteres, Marsouins, zu denen der hier beſchriebene D. globiceps (pl. I. f. I.) gehoͤrte, eigentliche Dauphins und Hyperoodons. Seine Geſelligkeit iſt groß, fie halten ſich in Heerden von Hunderten und Tauſen— den zuſammen, einige Alte ſollen dieſelben führen, daher auch Scores by fie mit Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 10 74 Walthiere. Delphin: Grampus. Schaafheerden vergleicht, woraus einige von den Namen ſich erklaͤren. Die Bewohner von Orkney und Shetland, welche auf das, was ihnen die See bietet, angewieſen find, kennen dieſe Eigenſchaft ſehr gut und wenden Alles an, um die Führer folder Heerden in ihre Buchten zu treiben, da ſie ſicher ſind, daß dann dieſe ſelbſt nach— folgen, denn viel Vorſicht zeigen dieſe Schwaͤrme nicht. Scoresby macht Angaben uͤber ihre Vermehrung, obwohl ſie wenig Inſtinct beſitzen, Gefahren zu entgehen. Er theilt Beobachtungen uͤber den eigentlich nur kleinen Diſtrict der Orkaden, Shet— land, die Faroͤer und Island mit. Es ſcheint, daß zuerſt von 1676 an ein Daͤne, Lucas Jacobſon Debes, in einer Beſchreibung der Faroͤer, Faeroae et Feroa reserata London 1676 in 12., die Fortſchritte berichtet, welche die Bewohner gemacht haben, um dieſe grinde-whale durch Fahrzeuge in ihre kleinen Buchten zu treiben, und verſichert, daß fie im Jahre 1664 nur an zwei Orten deren 1000 Stuͤck tödteten. Im Jahre 1748 naͤherten ſich 40 Stuͤck Torbay und man tödtete einen einzigen von 17“ Laͤnge. Im Jahre 1799 wurden etwa 200 von 8 — 20“ Länge bei Taeſta an der ſhetlaͤndiſchen Inſel Fetlar an das Land geworfen. Am 25. Febr. 1805 aber zog man 190 Stuͤck, deren 6 von 20 Fuß bei Bgea auf Unſt ans Land und am 19. Maͤrz deſſelben Jahres toͤdtete man 120 andere. Im Jahre 1806 ſtrandeten an der Orkney-Inſel Scalpa-Bay 92 Stück von 5 — 21 Fuß. In den drei letztgenannten Fällen fanden ſich viele Weibchen, welche ihre Jungen noch ſaͤugten, wenn fie ans Ufer kamen und bei denen, ſo lange ſie lebten, noch Milch aus den Zitzen floß. In den Wintern 1809 und 1810 kamen 1100 an die Kuͤſte von Hvalfiord auf Island und wurden gefangen. Im Winter 1814 führte man 150 Stuͤck auf die Shetlands— inſel Balta-Sound, wo man ſie toͤdtete. Dieſe Zahlen ſind immer unbedeutend gegen die ungeheuere Summe dieſer Thiere, welche man in den letzten Jahren an verſchie— denen Orten von Großbritannien und anderen nordiſchen Inſeln erlegt hat. Auch Lyngbye ſetzte durch Beſchreibung und Abbildung in einer Verſammlung der Koͤnigl. Daͤniſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften außer Zweifel, daß der ſogenannte Grindewalfiſch ein Delphin ſei und nannte ihn Delphinus Grinda, vergl. Det Kon- gelige danske Videnskabernes Selskabs naturvidenskabige og mathem. Afhandlingar. 1824. I. Er iſt für die Bewohner der Faroͤer von der größten Wichtigkeit, ihr Wohl: ſtand beruht groͤßtentheils auf dem mehr oder weniger ergiebigen Fange. Man trifft ihn beſtaͤndig in großen Heerden von 100 — 1000 Stuͤck. Im Sommer 1817 fing man 600 Grinder. Er wird 3 — 10 Ellen lang und findet ſich auch bei Island und den Orkney-Inſeln, wo er the caing whale genannt wird. — Hierher gehoͤrt auch: Lyngbye om Grindefangsten paa Faeröerne tilli gemed Bidrag til Grindens Naturhistorie in der Tidsskrift for Naturvidenskaberne 1825. Froriep’s N. No- tiz. 1825. Oct. 57. und in Beziehung auf Amerika: W. Sampson, Notice of a Cetaceous Animal supposed to be new to the american coast, in Sillyman’s Americ-Journ. of sc. and arts. 1835. XXIII. 301. Bovhvidehval iſt noch eine andere Delphinart bei den Faroͤern, welche fich theils durch eine aufrechte Ruͤckenfloſſe, theils durch einen ſchneeweißen Bauch und noch andere Eigenheiten unterſcheidet. Lyngbye ſah ihn nicht ſelbſt, vermuthet aber, daß er auch eine eigene Art ſei. Delphin: Grampus. Walthiere. f 75 Riſſo bildet diefen Delphin auch ab und befchreibt ihn in feiner Hist. nat. des ptine, prod. de l'Europe meridionale III. p. 23. als D. globiceps: D. à tete ronde, souflur. Er kommt in den Theil des mittellaͤndiſchen Meeres um Nizza jaͤhrlich im April und vorzuͤglich im Mai, doch ſelten an den Strand, und ſcheint nach dieſer kurzen Erſcheinung weiter zu ziehen. Er bildet das Thier ſehr ſchlank ab und ſagt auch, es habe einen ſehr langen Leib, ſpricht auch von Events, alfo zwei Spritzloͤchern, deren nur eines vorhanden iſt. Die Augen ſind ſehr klein, die Iris ſchmuzigweiß. Die Ruͤckenfloſſe iſt ſehr groß, ſtumpf und am Hinterrande in einem Winkel ausge: ſchnitten. Von der weißen Zeichnung auf der Unterſeite keine Spur. Auch Leſſon nimmt Anſtoß an dieſer Figur und bemerkt, daß ſie ſowohl als die Beſchreibung Ver— ſchiedenheiten darbiete. Das Vorhandenſein dieſer Art im nördlichen ſtillen Ocean wurde bereits durch Capitain Dela vitte beſtaͤtigt, welcher nach Proceed. 1833. 65. einen Schädel nach London ſendete. Im October 1827 wurde ein Exemplar bei Nagaſaki an den Strand geworfen, v. Siebold ließ daſſelbe durch Mr. de Villeneuve nach dem Leben zeichnen, ſ. Fn. jap. pl. 25., und brachte das Skelett mit nach Leiden. Das noch ſehr junge Exemplar war etwa 54° lang und wog 73 Kilogramme. Das Skelett zeigte gar keinen Unterſchied von mehreren dieſer Art, welche von im Jahre 1824 auf Zeeland geſtrandeten Exemplaren herruͤhrten; die unbedeutenden aͤußeren Unterſchiede ruͤhrten wohl von der Jugend des Exemplares her. Die Stirn etwas weniger auf— getrieben und die Bruſtfloſſen ein wenig breiter, letzteres wohl individuell. Die erſte Varietaͤt, welche die Japaner unterſchieden, iſt die in der En. japoniea abgebildete, die zweite ſieht purpurroth aus, hat einen weißen Fleck hinter der Ruͤckenfloſſe und die Kinnlade hat mehrere Falten. Die dritte ſoll eine viel weitere Kehle und breitere Schnautze haben, fie iſt ſchwarz. Sehr wahrſcheinlich eigene Arten. Delphinus melas Fremmise und TnAILL in Nicholson’s Journal of natural philosophy 1809. XXII. p. 1. pl. 3., dieſelbe Figur in Scoresby account II. pl. 13. f. 1. als D. deductor, iſt allerdings dieſelbe Art, wir geben indeſſen Taf. VIII. Fig. 22. die fpäter nach einem am 29. März 1842 an der Kuͤſte von Looſe— Island geſchoſſenen Exemplare gefertigte, von Jonathan Couch observations on a specimen of the Black or Leading Whale, Phocaena melas, taken on the coast of Cornwall in den Annals and Magaz. of Nat. Hist. 1842. IX. p. 371. pl. 6. mitgetheilte Abbildung, weil derſelbe dieſe fuͤr ganz naturgetreu haͤlt und namentlich wegen der Form der Floſſen die früheren Abbildungen tadelt; wir wiſſen nicht, ob dieſe Floſſenform individuell aͤndert. Das von Couch beſchriebene Exemplar bot folgende Maße: Laͤnge uͤber den Ruͤcken gemeſſen 224‘, in gerader Linie 20“. Schwanzbreite 4,9“, von der Baſis der Rücken— finne zur Bauchmitte, alſo halbe Rundung, 9° 8", Ruͤckenfinne an der Baſis lang 3° 5% Bruſtfloſſe 4 9%, in Form einem Schwalbenfluͤgel aͤhnlich. 12. Delphinus Harlani Fiscu. Harlan's Delphin. Taf. XII. Fig. 36. Delphinus intermedius Hartan: Description of a new species of Grampus (Delphinus Cuv.) inhabiting the coast of New Evgland, By Richard Har- 10* 76 Walthiere, Delphin: Grampus, lan M. D. Journ. of the Acad. of Nat. sc. of Phitad. VI. Cah. 2. p. 51. 1. 1829. 1 % Schwarzſchillernd; Bauchſeiten und Hals mit der Fortfegung des Weiß der Gur— gelgegend und des Bauches gezeichnet, unterſeits weißgeſcheckt; Schwanz zuſammen— gedruckt, vor der Schwanzfloſſe eng zuſammengeſchnuͤrt; 163% ſtaͤrkſter Umfang 107, Rachen 9“, Bruſtfloſſen 4, Ruͤckenfloſſe z der ganzen Länge. An der Kuͤſte von Neu-England. Oben einfarbig ſchwarz mit einem weißen Wiſchflecken unter der Gurgelgegend, welcher ſich als ſchmaler Streifen an der Bruſt zwiſchen die Bruſtfloſſen hinabzieht und in breiten Bandſtreifen am Bauche hin. Zaͤhne bis 20 in jedem Kiefer, klein, prismatiſch, leicht zuruͤckgebogen und 1“ aus dem Zahnfleiſche hervorragend. Kopf ſtumpf walzig, vorn faſt kugelig. Rumpf leicht zuſammengedruͤckt, meiſt kielfoͤrmig und unmittelbar vor der Endfloſſe zuſammengeſchnuͤrt. Das weibliche Exemplar wurde in Maſſachuſetts (harbour of Salem) im Monat September 1823 harpunirt. Dieſe Angaben, ſowie die Abbildung verdankt man dem zu Salem in Maſſachuſets verſtorbenen Dr. Charles Pickering. Dieſe Art, ſonſt in der Abtheilung Phocaena, iſt dem D. Grampus Hunt. und D. globiceps Cuv. aͤhnlich, doch von beiden beſonders durch die Einſchnuͤrung vor der Schwanzfloſſe, ſowie durch Geſtalt, Verhaͤltniſſe und beſondere Merkmale verſchieden. Die Ruͤckenfloſſe iſt vorzuͤglich klein, der Kopf iſt minder kugelig als bei D. globiceps, welcher uͤbrigens an der europaͤiſchen Kuͤſte lebt. 13. Delphinus Rissoanus Cuv. Niſſo's Delphin. Taf. VIII. Fig. 23. Franz. Dauphin-belier. Dauphin de Risso Cuv., Souflur, le Globicephale de Risso. Engl. the Globicephale of Risso. — Delphinus prior Auprov. D. aries Rısso. Globicephalus Rissoanus Lesson. Grau, mit weißen Linien durchzogen, unterſeits weiß. Kopf dick, Kinnlade kuͤrzer. Oben die Zaͤhne hinfaͤllig, unten jederſeits 5 kegelfoͤrmig gekruͤmmte Zaͤhne. Bruſt— floſſen lang, ſchmal. Laͤnge 9“. Mittellaͤndiſches Meer. Aldrovand führte ihn zwar auf, doch verdankt man dem kuͤrzlich verſtorbenen Mr. Riſſo erſt die genauere Kenntniß. Er ſendete im Jahre 1811 eine Abbildung an Cuvier und hatte die Art eigentlich D. aries Annal. Mus. XIX. pl. I. f. 3. genannt, weil er fie für den Meerhammel, den aries marinus von Aelian und Plinius hielt, indeſſen Cuvier nannte ihn nach ſeinem Entdecker und berichtete über ihn in der bereits angeführten Abhandlung: Rapport etc Ann. d. Mus. XIX. 1— 16. Riſſo ſelbſt giebt von ihm a. a. O. folgende Beſchreibung: Er ſcheint von ſo ſanfter Natur, wie die gemaͤßigte Zone, die er bewohnt, und naͤhert ſich nur zur Paarungszeit unſerer Kuͤſte. Er iſt lang, rund, nach vorn aufgetrieben, nach hinten merklich abnehmend, der Schwanz glatt, das Fell duͤnn, die Farbe grau, in Blaͤulich ziehend, von weißlichen, unregelmaͤßigen und ungleichen geraden und gebogenen Linien durchzogen; der Bauch iſt mattweiß; der Kopf iſt ſehr groß, die Schnautze abgerundet, in einen Bogen gewoͤlbt, ſtumpf, auf dem Nacken das Spritzloch, Maul weit bogen— foͤrmig, Kiefer nur mit Zahnfaͤchern und mehr vorgeſtreckt, fo daß er über die Kinn— Delphin: Grampus. Walthiere. 77 lade hinausragt, in welcher jederſeits 5 ſtarke, kegelfoͤrmige, ſpitzige, ein wenig gebo— gene, entfernte und ſtark in den Knochen des Kiefers ſich eindruͤckende Zaͤhne befind— lich; fie find ſolid, faſt gleich, gelblichweiß, mit glaͤnzendem Email überzogen. Der Schlund traͤgt ſtumpfe Hoͤckerchen, die Zunge iſt frei, an beiden Raͤndern glatt, die Augen oval, laͤnglich, ſehr klein, Iris goldfarbig; die Ruͤckenfloſſe hoch und aufrecht, ein ungleichſeitiges Dreieck, ziemlich in der Mitte des Ruͤckens. Die Bruſtfloſſen ſind groß, dick, ſchwaͤrzlich, die Schwanzfloſſen ſtark, durch einen Ausſchnitt in zwei große Lappen getheilt. — Wahrſcheinlich die beſte Abbildung gaben G. St. Hilaire und Fr. Cuvier in ihren Mammiferes. Livrais, 66. (f. unfere Taf. VIII. Fig. 23.) Neuerlich iſt wieder ein Exemplar bei Marſeille gefangen worden. (Iſis 1843. 414.) 14. Delphinus leucocephalus Lesson et Garxor. Der weiß: köpfige Delphin. Dieſe Art wird in der Zoologie zur voyage de la Coquille p. 184 erwähnt und wurde von den Verfaſſern nur im Oceane „prés des Archipels des Pomotons, dans la Mer Mauvaise“ geſehen, hatte einen kurzen, abgeſtutzten und mehr kegelfoͤrmigen Kopf als das Meerſchwein. Man ſah etwa ein Dutzend von 6“ Laͤnge. Die Rücken— floſſe war deutlich, ſchmal und zugeſpitzt. Die Farbe dunkelgrau, aber Kopf und Hals reinweiß. Sie blieben nur einen Augenblick längs dem Schiffe. 15. Delphinus fuscus Jaroıse Der braune Delphin. Leſſon erwaͤhnt dieſe Art ohne Namen, den Jardine p. 220 giebt, als einen einfarbig braunen Wal, doppelt ſo groß als das Meerſchwein, mit ganz abgeſtutztem Kopfe und hoher, ſichelfoͤrmiger Ruͤckenfloſſe. Leſſon und Garrot trafen ihn in der großen Meeresweite uͤber dem Wendekreiſe des Steinbockes zwiſchen den Freund— ſchafts-Inſeln und Neuholland. Ein engliſcher Walfiſchſchiffs-Capitain, welcher auf den Cachelotfang ging, verſicherte am Bord der Coquille, daß man dieſen Delphin black - fish nenne und er außerordentlich ſchnell ſei, man ſuche ihn aber doch zu fangen, denn er führe eine Subſtanz wie Wallrath bei ſich. 16. Delphinus griseus (D'OnELNTY) Cuv. D' Orbiguy's Delphin. Taf. IX. Fig. 25. — Anatomie Taf. XVI. Franz. Marsouin D’Orbigny Cuv., le Marsouin de Paimpol Less. Cet. 270. Engl. the porpoise griseus. — Phocaena grisea D'ORRBTENx. Schwarz, Unterfeite in gerader Linie abgefchnitten weiß, Kiefer länger als Kinn: lade, Zaͤhne kegelfoͤrmig (oben fehlend), unten 6 —8, Laͤnge 10“. Atlantiſches Meer. Der Kopf iſt ſtumpf und aufgetrieben, faſt wie bei dem Meerſchweine, die Ruͤcken— floſſe ziemlich mitten auf dem Ruͤcken mit ihrer Baſis, ſehr hoch, ſehr ſchmal geſpitzt, 15“, ihre Höhe 14“ und findet ſich oft verletzt oder fehlend. Die Bruſtfloſſe außer— ordentlich entwickelt, an der Einlenkung 1“ breit und bis 3“ lang. Die Farbe zieht in dunkel Blaͤulichſchwarz, unten weiß, hinter dem Auge aber kein weiße v Fl Der Name griseus bezog ſich auf eine Abbildung, welche in den Annales du Museum XIX. pl. 1. Fig. 1. copirt iſt. 78 Walthiere. Delphin: Grampus. Mit dem gewoͤhnlichen Meerſchweine verglichen, iſt der Schaͤdel hier an ſich ſchon groͤßer, aber auch breiter. Die Augenhoͤhlendecke tritt mehr vor, ihr Vorderlappen iſt verdickt und von der Schnautze durch einen tieferen Ausſchnitt getrennt. Die Zwiſchen— kiefer ſteigen bis zur Naſe heran und verdicken ſich vor und zur Seite der Naſenloͤcher, doch ohne daſelbſt eine durch eine Furche beſtimmte Erhoͤhung wie bei dem Meer— ſchweine zu bilden. Den Pflugſchaar ſieht man nicht im Gaumen. Die Halswirbel find verwachſen, Ruͤckenwirbel 12 und übrigens 42, zwölf Rippenpaare“, von denen 6 mit dem Wirbelkoͤrper einlenken. Der erſte Finger hat 2 Glieder, der zweite 8, der dritte 7, der vierte 2 und der fünfte 1. Das erſte Bruſtbeinſtuͤck hat kein Loch, aber das letzte iſt leicht ausgeſchnitten. Auch von dieſer Art ſtrandeten mehrere Exemplare bei Painpol und find mit in dem bei D. globiceps citirten Aufſatze erwaͤhnt. Mr. Dumenil ſendete das Ske— lett eines ſehr alten Exemplares von Breſt, daſſelbe war 11“ lang und hatte nur 4 ſehr abgenutzte Unterzaͤhne. Die drei anderen, welche im Jahre 1822 auf der Spitze de l’Aiguillon bei Rochefort ausgeworfen wurden, waren etwa 10“ lang, ein viertes nur 7’, dieſes hatte unten 8 bis zur Spitze erhaltene Zaͤhne, während die 6 oder 7 der drei erſten abgenutzt waren. Der Kiefer war bei allen zahnlos. — Wahrſcheinlich iſt dieſe Art nicht ſelten von den Bewohnern der Weſtkuͤſte Frankreichs fuͤr D. Orea gehalten worden. Sie wird nur bei Winterſtuͤrmen ans Land gewprfen, vorzuͤglich am Golf von Gascogne und des Cap Finiſterre kaͤmpfen ſie erfolglos gegen die Wellen. 17. Delphinus compressicauda Lrssox. Der Kielſchwanz⸗ Delphin. Taf. XII. Fig. 37. Franz. le Marsouin carene LESSON Cet. 272. Bleifarbig, unten weißlich, Bruſtfloſſen lang und zugeſpitzt, Kinnlade kuͤrzer, Zaͤhne oben jederſeits 22, unten 23, kegelfoͤrmig und gekruͤmmt, Schwanz beiderſeits mit Kiel, niedergedruͤckt (alſo: depressicauda!). — Länge 8“. Atlantiſches Meer faſt unter dem Aequator. 4“ füdl. Br. und 26° weſtl. Laͤnge. Kopf groß, rund und ſehr aufgetrieben, mit kurzer, ſtumpfer Schnautze, Kinnlade leicht verdeckt und etwas kuͤrzer als Kiefer. Weitere Maße ſind folgende: von der Schnautzenſpitze zur Ruͤckenfloſſe 3° 6“, von dort bis zum Auge 1“, Mundoͤffnung 10°, Bruſtfloſſen 104“, Schwanzfloſſe 176“, Scheidenfpalte 1’, vom After zum Schwanz: ende 2“ 6“, Kopfbreite über den Augen 1’, vom Ende des Rumpfes bis zum An— fange des Schwanzes 2“. — Beſonders characteriſtiſch iſt die dreieckige Ruͤckenfloſſe, ziemlich in der Mitte des Ruͤckens oder vielleicht ein wenig mehr gegen den Schwanz hin. Ihre Erhebung iſt mittelmäßig, ungefähr 1“, die Bruſtfloſſen ſehr tief eingelenkt, zuruͤckgekruͤmmt, ſchmal und am Ende ſehr ſpitzig. Die Schwanzfloſſe hat wenig Breite und iſt in der Mitte ausgeſchnitten. Die Ruthe iſt 14“ lang, an der Baſis ſtark und am Ende feinſpitzig. Der Hinterkoͤrper verduͤnnt ſich bedeutend gegen den Schwanz hin und jederſeits tritt eine kielartige Leiſte hervor, die in den Schwanz zieht; der Rumpf iſt rund und vorn ſehr maſſiv. Das Auge iſt ſehr klein und ein wenig uͤber dem Mundwinkel. Die Zaͤhne ſind oben in der Zahl von 44 und unten 46, alſo jederſeits 22 im Kiefer und 23 in der Kinnlade. Sie ſind kegelfoͤrmig, re— gelmäßig, zuruͤckgekruͤmmt und an der Spitze halb hakenfoͤrmig. Die innere Mund: Delphin: Grampus. Walthiere. 79 bekleidung iſt ſchwaͤrzlich. Die Farbe iſt oberſeits hellblaͤulich oder mehr bleifarbig, nimmt an den Seiten ab und geht nach unten in Weiß uͤber. Breite Narben an dem unterſuchten Exemplare zeigten, daß daſſelbe manchen Kampf beſtanden hatte. Das Zellgewebe war uͤberall 8“ bis 1“ dick. Leſſon ſah von dieſer Art nicht mehr als 2 —3 Exemplare, welche um die Coquille herumſchwammen, und nur eines wurde harpunirt und an Bord gezogen, wo das unter die Mannſchaft vertheilte Fleiſch dieſe erquickte. Indeſſen genießt ein nicht ſehr kraͤftiger Magen dies ſchwer verdauliche, thranige Fleiſch nicht ohne Nachtheil und manche Magenverderbniß und Diarrhoͤe war die Folge. Das Fleiſch war ſchwarz und ſehr mit Blut erfuͤllt. Der Magen hatte drei Abtheilungen, die erſte eifoͤrmig, unregelmaͤßig und mit ſehr weißer Schleimhaut ausgelegt, aber mit bedeutenden und zahlreichen Falten; die zweite, mit der erſten durch eine enge runde Oeffnung in Verbindung, war gleichfalls mit einer runzeligen, aber dunkelſchwaͤrzlichen Schleimhaut ausgekleidet; die dritte aufgetrieben, 8“ lang, von da begann der Duͤnndarm, innen von einer, mit vielen Klappen verſehenen Schleimhaut bedeckt, im Ganzen bildete derſelbe eine, von einer Stelle zur anderen zuſammengeſchnuͤrte Roͤhre von 56“ Laͤnge und erweiterte ſich endlich ein wenig am Uebergange zum Maſtdarm. Der Magen enthielt innerlich die Ueberbleibſel der halb— zerſetzten Nahrungsmittel, Sepien und fliegende Fiſche. Spulwuͤrmer hingen feſt an ſeinen Waͤnden. Die Nieren beſtanden aus kielfoͤrmigen Laͤppchen, welche nur ſchlaff zuſammenhingen, von haͤutigem Netze umgeben. Das Herz war groß, die Fleiſch— balken in den Ventrikeln waren ſehr kraͤftig. Die Lungen beſtanden nur aus zwei großen Lappen, von denen der rechte eine duͤnne Einfaltung zu der linken ſendete, unter welcher das Herz ganz verborgen lag. Das Parenchym dieſer Eingeweide war ziemlich feſt und dunkelroth. Die Ruthe war zugeſpitzt und lang, in einer tiefen Furche unter dem Bauche, aus welcher ſie heraustreten mußte. Dieſe Art hat einige Analogie mit D. feres BoxxAT. Cetologie p. 27. von den Kuͤſten der Provence, denn obgleich dieſer kaum kenntlich beſchrieben wird, ſo heißt es doch: die Höhe des Kopfes gleicht ziemlich der Breite, er iſt auf feiner Höhe aufge— trieben, verſchmaͤlert ſich mit einemmale nach vorn und endigt in ein kurzes und ab— gerundetes Kalbsmaul. 18. Delphinus Orca Faßn. Der Butskopf. Taf. IX. Fig. 26 und 27. — Anatomie Taf. XV. Groͤnl. Butskopper. Schwed. opare, löpare. Daͤn. Ore-svin, Tandhöye. Nor⸗ weg. spekhugger, Hvalhund, Springer. Island. Hnyding. Engl. the Gram- pus, Thrashers BRICKELL. Deutſch: Speckhacker, Schwertfiſch, Dreſcher, Sturm: fiſch, Nordkaper. Ruſſ. am oͤſtlichen Ocean: Kossatka, d. h. Sichler. Koraͤk. Innuatu. Kuril. Nookur und Dukulad. Kamtſchad. Dügaeth und Kamoi, nach Chamiſſo: Aguluch. Japan. Sadshi, nach v. Siebold: Sakamata-Kuzira, d. h. Saͤbeltraͤger; die Walfiſchfaͤnger nennen die ſehr alten Taka-mats. Franz. L’Orgue, le Marsouin Orgue, l'épaulard, Dauphin gladiateur, Dauphin Orgue, Ital. Orca. Span. Orca, ballena menor. Gallik. Candorca. Port. Orca. — Aries, Aries marinus Prın. Orca RoxvDELIET. Porcus marinus major CRANTZ, Delph, gladiator BoNNAT. D. Duhamelii Lacer. D. ventricosus SCHREB, 80 Walthiere. Delphin: Grampus. Schwarz, ein Fleck uͤber dem Auge, die Kinnlade, Bruſt, Bauch und Unterſeite der Schwanzfloſſe weiß, Nüdenfloffe ſehr hoch, ſpitzig, Zähne oben und unten jeder ſeits 11. Länge bis 25°. Nordſee. 4. Die neueſte und beſte Beſchreibung von Schlegel, Abhandl. II. 2. nach einem im November 1841 an den hollaͤndiſchen Kuͤſten, unterhalb des Dorfes Wyk op Zee geſtrandeten, 16“ langen Weibchen iſt folgende: das Thier ſchien erſt nach dem Stran— den geſtorben zu ſein und befand ſich in vortrefflichem Zuſtande, ſelbſt noch mit dem, den meiſten Cetaceen im Leben eigenthuͤmlichen Farbenglanze geſchmuͤckt. Eine Woche ſpaͤter, als der Delphin oͤffentlich verſteigert wurde, war er, wie es gewa ilich in ſolchen Faͤllen geht, durch das Eintreten der Faͤulniß, durch die Aufloͤſung der aͤußeren Haut und mancherlei Verſtuͤmmelungen hoͤchſt unanſehnlich geworden und die urſpruͤng⸗ lichen Farben kaum mehr zu erkennen. Wie immer fanden ſich am Tage der Ver— ſteigerung Speculanten aller Art ein, welche einander gegenfeitig zu überbieten ſuchten, und dies hatte zur Folge, daß dieſes Thier zu der bedeutenden Summe von 140 Fl. verkauft wurde, obgleich es ſpaͤter ſich zeigte, daß es kaum fuͤr 40 Fl. Thran lieferte. Nur mit Muͤhe konnte Schlegel ſich mit dem Kaͤufer verſtaͤndigen, gegen eine an— ſehnliche Verguͤtung das Skelett zu uͤberlaſſen, welches, in jeder Hinſicht vollſtaͤndig, jetzt im niederlaͤndiſchen Reichsmuſeum aufbewahrt wird. Die Vergleichung dieſes friſchen Exemplares zeigte, wie fehlerhaft die früheren Abbildungen find. Der blaͤulich— purpurne Streif hinter der Ruͤckenfloſſe war bis dahin noch nicht erwaͤhnt und der weiße Fleck uͤber den Augen, den die Alten mit Widderhoͤrnern verglichen und das Thier deshalb den Meerwidder nannten, nicht richtig wiedergegeben. Der Name Schwertfiſch bezieht ſich auch nicht auf die hohe Ruͤckenfloſſe, ſondern auf die Bruſtfloſſen, welche mit Schiffsſchwertern“) verglichen werden. — Geſtalt kraͤftig und gedrungen, Kopf und Mund verhaͤltnißmaͤßig klein, Stirn etwas gewoͤlbt, Gegend hinter dem Spritzloche ſanft gehoͤhlt. Von da hebt ſich der Ruͤcken ſtark auf— waͤrts, die Ruͤckenfloſſe ſteht auf der hoͤchſten Stelle, ungefaͤhr in der Mitte zwiſchen Mundwinkel und After, von da faͤllt der Ruͤcken etwas weniger ſteil ab und verlaͤuft endlich faſt geradlinig in den Schwanz. Die Bauchlinie laͤuft faſt ununterbrochen vom After bis zur Unterkieferſpalte ſanft gewoͤlbt fort und wird nur durch eine, an der unteren Seite des Halſes, dicht vor der vorderen Wurzel der Bruſtfloſſe befind— liche, ſeichte Einbiegung unterbrochen. Die Schwanzfloſſe iſt groß und außerordentlich kraͤftig, die Bruſtfloſſe groß, breit und nach unten ſtark abgerundet. Die Linien, welche die Seiten des Koͤrpers begrenzen, ziehen ſich in ununterbrochener, ſanfter Woͤlbung von der Kinnladenſpitze bis auf die Hälfte des Schwanzes hin, laufen aber von hier in faſt gerader Richtung bis zur Spitze des Schwanzes fort. Die Mund— ſpalte beträgt „45 des ganzen Thieres. Die Zaͤhne find hoch vom Zahnfleiſche um— ) Aus ſtarken Bretern, eiförmig, oben mit einem Loche, womit fie an einen an jeder Seite des Schiffes angebrachten Zapfen geſteckt werden können und ſich an demſelben herum— drehen laſſen. Sie werden beim Laviren gebraucht und alle kleineren Segelſchiffe ſind mit dergleichen verſehen. Jenachdem man rechts oder links fährt, legt ſich das Schiff auf die linke oder rechte Seite und wird dann jedesmal das an der niedrigen Seite befindliche Schwert niedergelaſſen. Der Widerſtand des niedergelaſſenen Schwertes verhindert, daß das Schiff nicht gar zu ſtark von der Diagonale, welche es durchſchneidet, abtreibt. Delphin: Grampus. Walthiere. 81 geben und werden hinten und vorn im Kiefer von den Kieferraͤndern oder Lippen über: ragt und verdeckt. Die Oberlippe greift uͤber die untere der ganzen Laͤnge nach und der Kinnladenrand legt ſich in eine, zwiſchen dem Zahnfleiſche und dem Lippenrand des Kiefers befindliche Laͤngsfurche, die Kinnlade ragt aber vorn ſo viel uͤber den Kie— fer, daß fie deſſen Spitze aufnimmt. Die untere Linie des Kieferrandes iſt nur kaum merklich ausgeſchweift, den groͤßten Theil der Laͤnge nach ſanft gewoͤlbt, ſie faͤllt hin— ten mit einer ſtarken Ausſchweifung zum Mundwinkel herab. Die Schnautze iſt vorn abgerundet und niedrig, ſteigt bald darauf mit einer ſanften Ausſchweifung aufwaͤrts, ſo daß, ohne irgend einen Abſatz, die ſchoͤne Woͤlbung der Stirne gebildet wird, hinter welcher die obere Umrißlinie des Kopfes faſt gerade bis an die Spritzloͤcher fortlaͤuft. Dieſe muͤnden, wie gewoͤhnlich bei den Delphinen, in eine gemeinſchaftliche Oeffnung, in Geſtalt eines mit den Hoͤrnern nach vorn gerichteten Halbmondes, etwas weiter hinten als die Augen. Dieſe liegen ein wenig hoͤher als der Mundwinkel, etwa ein Dritttheil der Laͤnge der Mundoͤffnung hinter jenem Puncte und ſind verhaͤltnißmaͤßig klein, bei dem beſchriebenen Exemplare kleiner als ein Menſchenauge, dieſem doch im Umriß aͤhnlich, der Augenrand aber ſchneidend und nicht mit Falten verſehen, ein vollkommen unbewegliches Augenlid. Die Pupille ſchwarz, die Regenbogenhaut braun. Von aͤußerer Ohroͤffnung war ſelbſt nach ſtundenlangem Suchen keine Spur zu ent— decken. Die Ruͤckenfloſſe iſt allerdings hoͤher als bei anderen Arten, erſcheint aber durch den hochgewoͤlbten Ruͤcken noch hoͤher und liegt dem After naͤher als der Schnautzen— ſpitze, oder zwiſchen Auge und After mitten inne. Bei geringerer Breite und wenn ſie ſich vorn an der Wurzel nicht nach vorn hin verlängerte, würde man ſie ſenſenfoͤrmig nennen koͤnnen. Die breite Grundlinie abgerechnet, iſt fie 4 höher als breit, fo hoch als die Bruſtfloſſen lang und hält etwa 3 der ganzen Länge. Der Umriß ihres vor— deren, wie bei allen Floſſen abgerundeten, dicken Randes bildet eine ſanfte Woͤlbung, der hintere, ſcharfe Rand iſt ſeicht ausgeſchweift, die Spitze etwas abgerundet. Hinter ihr faͤllt die Ruͤckenlinie abwaͤrts, von der Stelle uͤber dem After verlaͤuft ſie in die Schwanzlinie. Der Schwanz nimmt mit feiner Floſſe beinahe ein Dritttheil der gan— zen Laͤnge ein. Die oberen und unteren Linien deſſelben laufen faſt gerade, bis auf 3 der Laͤnge des Schwanzes fort, biegen ſich aber dann bogenfoͤrmig gegen die flachen Seiten der Schwanzfloſſe hin und endigen etwas vor dem tiefen Ausſchnitte derſelben. Gegen den After hin bildet die untere Linie des Schwanzes eine ſanfte Ausſchweifung. Der Schwanz iſt an der Wurzel beim After faſt ebenſo breit als hoch, laͤuft aber, von oben oder unten geſehen, bis zur Haͤlfte ſeiner Laͤnge ſtark verjuͤngt zu und wird dann ſo ſchmal, daß ſeine Breite nur ein Dritttheil ſeiner Hoͤhe betraͤgt. Der ſcharfe Kiel ſeiner oberen und unteren Linie erſtreckt ſich ebenfalls nur bis zur Haͤlfte der Länge des Schwanzes und hört da auf, wo der Schwanz ploͤtzlich an Dicke zunimmt. Die Schwanzfloſſe iſt außerordentlich groß und kraͤftig, ihre ganze Breite betraͤgt mehr als ein Viertel der ganzen Laͤnge des Thieres. Ihr Einſchnitt iſt ungewoͤhnlich tief und ausgerundet, wodurch der hintere Rand ihrer Lappen ſchoͤn Sfoͤrmig erſcheint. Die Bruſtfloſſen ſetzen ſich am Ende des erſten Fuͤnftheiles der ganzen Laͤnge, ziem— lich tief unten an, fie find etwa 3 der ganzen Laͤnge lang, am Anſatze am breiteften, etwa J ihrer Länge, gegen die ſehr abgerundete Spitze hin faſt um die Hälfte ſchmaͤler. Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. I. Walthiere. 11 82 Walthiere. Delphin: Grampus. Ihr Vorderrand durch Einbiegungen wenig gekruͤmmt, der Hinterrand gegen die Wurzel hin faſt halbkreisfoͤrmrg umgebogen und dieſe Linie verlaͤngert ſich ſelbſt auf beiden Flächen der Bruſtfloſſe, vom hinteren Einſchnitte derſelben, bis auf z ihrer Wurzel in Geſtalt einer Furche, welche ſo wie die kleinen Falten an der Wurzel zur Erleichterung der Floſſenbewegung dienen. Afterſpalte quer, 2“ breit. Scheidenoͤffnung nahe davor eine beinahe einen Fuß lange, dicklippige Laͤngsſpalte. Beiderſeits eine Zitze von laͤng— lichrundem Wulſte umgeben. Nabel unten in der Mitte des Bauches, eine kleine Laͤngsfurche, um ein Achttheil naͤher nach vorn als nach hinten gelegen. Hautober— flaͤche unmittelbar nach dem Tode herrlich glaͤnzendſchwarz, iriſirend, das Weiß wie Porzellan, doch im Schatten nicht mit blaͤulichem, ſondern gelblichem Tone. Wenige Tage nach dem Tode verlor ſich alles Schillern, die Oberhaut, naͤmlich mit Inbegriff der Schleimhaut, ſchaͤlte ſich durch Einfluß der Sonnenſtrahlen ab oder loͤſte ſich, von Seewaſſer fortwaͤhrend benetzt, in einen ſchleimigen Brei auf, der, von dem Farbe— ſtoff der Schleimhaut durchdrungen, eine ſchwarze oder weiße Farbe zeigte. Zunge laͤnglich, Seitenraͤnder ſcharf, vorn etwas zugeſpitzt, unten frei. Das Weiß zeigt ſich oberſeits uur als laͤnglicher Fleck hinter dem Auge, unten faͤngt es dicht hinter dem After an, umgiebt dieſen in Geſtalt eines ſtumpfen Winkels, laͤuft der Oeffnung der Geſchlechtstheile parallel als ein ziemlich breiter Streif nach vorn, erweitert ſich gegen— uͤber dem Vorderende der Scheide und beugt ſich bald darauf wieder ruͤckwaͤrts, um einen breiten weißen Streif zu bilden, der beide Seiten der hinterſten Theile des Rumpfes einnimmt und mit ſeiner breiten, abgerundeten Spitze bis auf die Seiten des Schwanzes ragt, alſo etwas hinter der Stelle, wo der After liegt, gegenuͤber. Nach vorn wird dieſer Streif etwas breiter, ſteigt aber alsbald ploͤtzlich, vorn durch eine S foͤrmige Linie begrenzt, abwärts, fo daß das Schwarz von beiden Seiten her nicht weit hinter dem Nabel ſo nahe zuſammentritt, daß am ſchmalſten Puncte das Weiß noch ſchmaͤler iſt als der weiße Streif, der die Geſchlechtstheile und den After umgiebt. Von jenem Puncte an erweitert ſich nach vorn das Weiß allmaͤlig, reicht beinahe bis zum hinteren Ausſchnitt der Bruſtfloſſe, wird wieder ein wenig ſchmaͤler, erweitert ſich aber vor der Bruſtfloſſe wiederum bedeutend, indem ſich die Grenzlinie dieſer Farbe zu beiden Seiten knapp um die vordere Wurzel der Bruſtfloſſe hinſchlaͤgt, in einer Bogenlinie ſchraͤg gegen den Mundwinkel aufſteigt und ſich als ein ſchmaler weißer Saum am Rande des Oberkiefers hinzieht. Hinter dem hinteren Ausſchnitte der Bruſtfloſſe befindet ſich auf jeder Seite der Bruſt, dem Weiß der Untertheile ſehr genaͤhert, ein kleiner laͤnglichrunder weißer Fleck. Die ganze Unterflaͤche der Schwanz— floſſe iſt mit Ausnahme des ſchwarzen Saumes, welcher ihren hinteren Rand um— giebt, weiß, und dieſe Farbe erſtreckt ſich auf die untere Haͤlfte des Schwanzes, hoͤrt aber noch vor der Stelle, wo ſich die vordere Wurzel der Schwanzfloſſe anſetzt, ploͤtz— lich auf, indem es winkelig auf den unteren Kiel des Schwanzes ſteigt und mit der ſchwarzen Farbe in einer unregelmaͤßig ausgezackten Linie zuſammenſtoͤßt. Der weiße Streif, welcher ſich uͤber und hinter dem Auge hinzieht, faͤngt dicht uͤber dem Auge und parallel der Hoͤhenachſe deſſelben an und erſtreckt ſich bis etwas hinter den Punct, welcher dem vorderen Wurzeltheile der Bruſtfloſſe gegenuͤber liegt. Am vorderen oberen Rande, wie ſchraͤg ausgeſchnitten, ſteigt dieſer Streif anfaͤnglich abwaͤrts und naͤhert ſich dem Weiß der Untertheile bedeutend, ſo daß er von demſelben nur durch einen Delphin: Grampus. Walthiere. 83 ſchmalen, ſchwarzen Verbindungsſtreif verknuͤpft wird. Sobald er die Haͤlfte ſeiner Laͤnge erreicht hat, wird er am breiteſten, ſo daß ſeine Breite beinahe ein Viertheil ſeiner Laͤnge betraͤgt, und ſteigt nun ein wenig, aber kaum merklich aufwaͤrts, um, allmälig ſchmaͤler werdend, nach hinten in eine abgerundete Spitze zu verlaufen. Dem: zufolge hat dieſer Fleck drei Raͤnder: einen vorderen, ſchraͤg nach oben und vorn ge— richteten, einen oberen, unvollkommen Sförmigen und einen unteren bogenfoͤrmigen. Der eigenthuͤmliche Ruͤckenſtreif faͤngt hinter der Ruͤckenfloſſe an und hat hier etwa die halbe Breite dieſer Floſſe an ihrer breiteſten Stelle. Er laͤuft von hier zu beiden Seiten des Ruͤckens, allmaͤlig breiter werdend, ſchraͤg nach vorn und etwas nach unten, biegt ſich mit ſeinem oberen und vorderen Rande, ſobald er das zweite Dritt— theil der Breite der Ruͤckenfloſſe erreicht hat, ploͤtzlich nach unten und laͤuft als ein ſehr ſchmaler ſichelfoͤrmiger, ein wenig nach unten gekruͤmmter Linienſtrich faſt parallel mit der Ruͤckenlinie, bis gegenuͤber dem vorderen Wurzelende der Ruͤckenfloſſe. Dieſer Streif iſt ſchmuzig blaͤulichpurpur und hat gegen die Mitte des Ruͤckens hin ein ſchieferartiges Anſehen. Alle uͤbrigen Theile ſchwarz, ſo alſo auch die ganze Ruͤcken— floſſe, beide Seiten der Bruſtfloſſen, ſowie die ganze obere Flaͤche der Schwanzfloſſe. Maße dieſes Schlegel'ſchen Exemplares: ganze Länge 16° 3“, von der Kinnladen— ſpitze bis zum After 11“ 3“, bis zum Nabel 7“ 2“, Kieferſpitze bis zum hinteren Ausſchnitte der Bruſtfloſſen 4 1“, bis zum hinteren Ende der Ruͤckenfloſſe 7° 5“, bis zum Auge 1’ 9%, bis zum Mundwinkel 1’ 4“, Länge der Scheidenfpalte 11“, Höhe der Ruͤckenfloſſe 1“ 11“, Länge der Bruſtfloſſe vom hinteren Ausſchnitte an 2“, Breite 1“ 5“, Breite der Schwanzfloſſe 4 7“, Tiefe des Einſchnittes 43“, Höhe des Körpers vom Auge 2“ 1”, an der vorderen Wurzel dee Bruſtfloſſen 2° 10“, am hin: teren Ausſchnitte derſelben 3“ 4“, an der vorderen Wurzel der Ruͤckenfloſſe 3° 9%, an der hinteren 3“ 7“, am After 1° 10%, Höhe des Schwanzes in der Mitte 1“ 7“, Dicke deſſelben 9“, Breite des weißen Streifes bei der Aftergegend 8“, das Weiß am Bauche, wo es am ſchmalſten iſt, 5“, Breite deſſelben am Nabel 94“, hinter den Bruſtfloſſen 1“ 7“, vor den Bruſtfloſſen 1’ 6“, Breite des ſchwarzen Streifes ſeitlich der Geſchlechtstheile 74“, Laͤnge dieſes Streifes 1“ 11“, Breite des weißen Streifes an den Seiten des Hintertheiles vom Rumpfe 10“, Laͤnge des weißen Augenflecken 1’ 9, Breite deſſelben 5“, Breite vom Schwarz zwiſchen dem Augenſtreif und dem Weiß des Bauches 24“. — Knochenbau: der Schädel ſtimmte ganz mit der Abbildung bei Cuvier oss. foss. V. II. 22. Fig. 3 und 4 (f. unfere Anatomie Taf. XV.) über: ein, nur fanden ſich die Zahnreihen 12zaͤhnig, die Zahnkronen an der Spitze mehr oder minder abgenutzt und einige ſtark angefreſſen. Wirbel find 52, von den 7 Hals: wirbeln die 2 erſten vollkommen erwachſen, der dritte mit dem zweiten nur an der Spitze der Dornfortſaͤtze, die uͤbrigen waren vollkommen frei. Wie gewoͤhnlich iſt der Atlas der groͤßte und ſtaͤrkſte von allen, er iſt mit einem großen, wagerechten, faſt rollfoͤrmigen Querfortfog verſehen. Der Querfortſatz des zweiten iſt klein, kegelfoͤrmig und ſtark nach hinten gerichtet. Die Querfortſaͤtze der uͤbrigen Halswirbel erſcheinen dagegen in Geſtalt ſenkrecht ſtehender Blaͤtter, die ein wenig nach vorn gerichtet ſind; der des ſiebenten Halswirbels iſt kleiner als die uͤbrigen und bildet eigentlich nur die Gelenkflaͤche, welche das Koͤpfchen der erſten Rippe aufnimmt, die Loͤcher fuͤr den Durchgang der Wirbelarterien ſind nur im zweiten und dritten Halswirbel geſchloſſen, 11 * 84 Walthiere. Delphin: Grampus. in den uͤbrigen Halswirbeln aber und ſelbſt auf der rechten Seite des dritten Wirbels nach außen offen, alſo nur durch einen halbmondfoͤrmigen, auf den letzten Halswirbeln ſich ſtark verflachenden Ausſchnitt angedeutet. Die Dornfortſaͤtze der drei erſten Hals— wirbel, beſonders die des Atlas, ſind ſtark entwickelt und bilden eine ziemlich hohe, thurmfoͤrmige, verjuͤngt zulaufende, etwas nach hinten gerichtete Spitze. Ruͤcken— wirbel und Rippenpaare ſind 11. Die Koͤrper der Ruͤckenwirbel nehmen nach hinten allmaͤlig an Dicke zu, in demſelben Verhaͤltniß nehmen auch ihre Dorn- und Quer— fortſaͤtze an Länge zu. Letztere find ſehr kraͤftig, ausgenommen die des letzten Ruͤcken— wirbels, welche, da ihre Gelenkflaͤche zur Aufnahme der letzten Rippe ſehr klein iſt, ſtark von oben nach unten abgeplattet erſcheinen und daher den Querfortſaͤtzen der Lendenwirbel vollkommen aͤhneln. Man kann, jenachdem man die Grenze der Lenden— und Schwanzwirbel da annimmt, wo die unteren loſen Dornfortſaͤtze anfangen, oder da, wo die, das Becken vorſtellenden Knochen befeſtigt ſind, 10 oder 13 Lendenwirbel und 24 oder 21 Schwanzwirbel annehmen. Erſtere Zaͤhlung iſt die gewoͤhnliche, weil es, da die Stellung des Beckens zu den Wirbeln nur an friſchen Exemplaren er— mittelt werden kann, kein ſicheres Kennzeichen giebt, die Schwanzwirbel von den Len— denwirbeln zu unterſcheiden. Bei D. orca ſind alle Schwanzwirbel hinter dem Becken an der Wurzel der Seitenfortſaͤtze mit einem Loche verſehen, bei den uͤbrigen Delphinen zeigt ſich daſſelbe oft erſt am öten oder 6ten Schwanzwirbel. Da ſich der After erſt hinter dem Becken oͤffnet, ſo iſt von jenen beiden Beſtimmungen der Schwanzwirbel vielleicht die letztere richtiger, denn hinter dem After beginnt doch eigentlich der Schwanz, obgleich die 3 erſten unteren Dornfortſaͤtze, wenigſtens bei D. orca, in der Bauchhoͤhle ſelbſt liegen. Da die meiſten Cetaceenſkelette in Sammlungen unvollſtaͤndig ſind oder man die Stelle, wo ſich das Becken mit den Wirbeln verbindet, nicht genau kennt, ſo iſt hier der aͤlteren Beſtimmung gefolgt, welche 10 Lendenwirbel zulaͤßt. Dieſe aͤhneln einander mehr als die uͤbrigen Wirbel, alle haben lange Quer- und hohe Dornfortſaͤtze, welche nur gegen die letzten Lendenwirbel hin etwas an Hoͤhe abnehmen und in demſelben Maße werden auch die Querfortſaͤtze etwas ſchmaͤler und kuͤrzer. Nimmt man nun als erſten Schwanzwirbel den, welcher mit dem erſten unteren Dornfortſatze verſehen iſt, fo beläuft ſich die Zahl der Schwanzwirbel auf 24, und der Wirbel, welcher mit ſeinem Querfortſatze den Beckenknochen gegenuͤber liegt, iſt dann als der dritte Schwanzwirbel zu betrachten. Der vierte Schwanzwirbel iſt wie alle folgenden an der Wurzel der Querfortſaͤtze mit einem ſenkrechten Loche verſehen. Dieſe Querfortſaͤtze werden nach hinten allmaͤlig kleiner, erſcheinen auf dem elften Schwanzwirbel nur noch in Geſtalt eines kleinen Hoͤckerchens und verſchwinden auf den folgenden durchaus. Die oberen Dornfortſaͤtze nehmen ebenfalls nach hinten nach und nach an Hoͤhe ab, aber ſie erſtrecken ſich bis auf den fuͤnfzehnten Wirbel, wo ſie ebenfalls nur noch als ein Hoͤckerchen erſcheinen, ſo daß auf dem ſechszehnten Wirbel keine Spur dieſer Hoͤcker mehr zu ſehen iſt. Hinter dieſem Wirbel werden die Schwanz— wirbel ploͤtzlich breit und niedergedruͤckt, nehmen dann bedeutend an Umfang ab und werden nach hinten immer kleiner, fo daß der letzte nur als eine kleine, verjuͤngt zus laufende Spitze erſcheint. Die, die unteren Dornfortſaͤtze vorſtellenden loſen Knochen ſind 14 an der Zahl. Von den zwei erſten beſteht jeder aus zwei Stuͤck. Dieſe Dornfortſaͤtze nehmen bis zum fuͤnften an Laͤnge zu; von da an werden ſie nach und Delphin: Grampus. Walthiere. 85 nach wieder kürzer, aber in demſelben Maße auch breiter. Das Bruſtbein beſteht aus drei Stuͤcken, von denen aber die zwei vorderſten miteinander verwachſen ſind. Von den 11 Rippenpaaren verbinden ſich die 5 erſten unmittelbar mit dem Bruſtbeine, das ſechſte ſtoͤßt hinter dem fünften an den ſchwertfoͤrmigen Knorpel: man kann alſo 6 Paar wahre und 5 Paar falſche Rippen annehmen. Nur die 7 erſten verbinden ſich ſowohl mit dem Koͤrper der Wirbel als mit deren Querfortſaͤtzen, die vier letzteren nur mit letzteren. Die beiden, das Becken vorſtellenden Knochen ſind wie gewoͤhnlich klein, ein wenig S foͤrmig gebogen und nach unten in ein kleines, plattgedruͤcktes Knoͤpfchen ausgehend. Den Benennungen iſt noch hinzuzufuͤgen, daß der normaͤnniſche Name Grampus durch die Worte Grand- poisson oder gras- poisson entftanden iſt und im Mittelalter Grapois hieß“). Anderſon nennt ihn auch Swordfish und in Amerika fuͤhrt er den Namen Killer. Der Lieblingsaufenthalt des Butskopf find die nördlichen Meere, an der Kuͤſte von Groͤnland, Spitzbergen und der Davis-Straße. Man ſieht ihn aber auch in großen Heerden in den Meeren und Buchten um Britannien, vielleicht zu allen Jahreszeiten. Oft kommt er in die Frith of Forth und nach Flemming geht er auf der Frith of Tay ziemlich ſo weit, als das Salzwaſſer reicht, meiſt zu jeder Fluthzeit im Juli und Auguſt, waͤhrend er die Lachſe verfolgt, deren er eine ungeheuere Menge verzehrt. Hunter erwaͤhnt, daß im Jahre 1759 ein Exemplar von 24 Fuß Laͤnge in der Themſe gefangen wurde, zwei im Jahre 1772, der eine 18, der andere 21“ lang, und im Jahre 1793 ein anderer von 31“ Laͤnge in demſelben Fluſſe; ein anderer, aus der Loire in demſelben Jahre erlangt, maß 18 Fuß. Einen bekam man bei der Lynn harbour im Jahre 1829, man entdeckte ihn durch ſeine Ruͤckenfloſſe, die uͤber das Waſſer emorragte. Er war unmittelbar auf eine ſeichte Stelle gerathen und wurde von den Bootsleuten angegriffen. Da ſie nicht gehoͤrig mit Gewehren verſehen waren, hatten ſie große Muͤhe, das Thier mit großen Meſſern und ſcharfen Ruderſtangen zu tödten. Das Aechzen und Stoͤhnen des armen Thieres im Todeskampfe wird als ſchrecklich beſchrieben und es vergoß dabei eine große Maſſe von Blut. Nachdem man es getoͤdtet hatte, fuhr man es auf dem Fluſſe nach der Stadt. Es hatte 21“ 3“ Laͤnge über den Ruͤcken gemeſſen und 19“ in gerader Linie. Die Baſis der Ruͤcken— finne hielt 24° und ihre Höhe 4. Die Schwanzbreite betrug 77. Man ſehe Lou- don’s Mag. IV. 338. Obwohl dieſe Thiere ebenſo vorfichtig als kuͤhn find, fo giebt es doch jetzt zahlreichere Beiſpiele von deren Fange. Es iſt entſchieden, daß ſie nicht ungewoͤhnlich im atlantiihen Ocean und im mittellaͤndiſchen Meere erſcheinen, fie ſollen ſich auch zufällig in allen Seeen zeigen, indeſſen iſt dies nicht ganz beſtaͤtigt. In einem japanifhen Buche über die Cetaceen findet ſich der Butskopf ſehr kenntlich abgebildet, die Beſchreibung iſt aber ungenau. Der Verfaſſer ſagt, daß dieſer Delphin gewoͤhnlich ſchwarz iſt, aber am Bauche, Ruͤcken, an den Seiten und Bruſtfloſſen weiß gefleckt. Augenlider und Lippen ſind hell purpurfarbig, letztere oft weiß gefleckt. Gewoͤhnlich haͤngen uͤber den Augen Balanen, welche gleichſam Augenlider bilden. ) Cuv. oss. foss. V. 281 meint auch, es könne der Name von „peis au Jard‘‘ (piscis ad lardum), wie man im Mittelalter alle Cetaceen nannte, herzuleiten ſein. su Waltbiere, Delphin; Gmmpun Die Junge iſt dunkel purpurtoth, der Kopf oben adgerundet und der Kiefer wie in eine Male zugeſpitzt, ader ohne Jahne (vergl. oden), während die kürzere und ſchmaleke Kinnlade mit Rüben verſehen Ih Ein anderer ſapantſcher Schriftſteller ſchreidt, daß diefe Ibtete ſich Ideen Jaͤhne zum gegenſeltigen Angriff dedienen. Ihr Fleiſch iſt ſchlecht und wird in Japan nicht gegeſſen, ader man gewinnt daraus keichlichen Thran. Dallas ſagt in der Zoogn rosso asigt, I. 288, daß der Butskepf im Afktichen Dean und im echolskiſchen Meere Diufig iſt, auch im Cismeere vorkommt. Er fügt auch von idm, daß er den Walftſch angreift und daß ſeine Nahrung in Fleiſch von Seehunden, großen Scholken und Rüben deſtebt und daß er das Waſſer aus feinen Apuptäiben dis 2 Ellen doch auswerſe. Wanks tbeilte an Lacépde den Bericht über den in der Tbdemſe ſtattgefundenen Fang eines D. Orea mit. Von drei Har; punen durchdohrt, riß er das Boot zweimal von Blackwall nach Greenwich und el mal dis nach Deptferdz mit dem Strome ſchwamm er 8 Meilen in der Stunde und lange Belt ungedindert von den Lanzenwunden, die man ihm deldrachte, ſodald er ſich auf der Oderſlache zeigte. Oo lange er ledte, wagte Niemand, ſich ibm zu naͤbern, jo furchtdar war ſeine Kraft. Man (dtete in endlich dem Greenwich⸗Hoſpital gegen: uͤder. Titeſtus derichtet in der Iſis 1885, 720, daß er dieſe Art daufig im ſtillen Ocegn id, Sie ſchwammen ſebr geſchwind je fünf und fünf neden einander, pro ceſſtonsartig in Coelonnen, mit einer Schwadron Husaren vergleichdar, Kopf und Schwanz dalten fie dadel nach unten gekraͤmmt, den Rücken aber mit der ſchwarzen Sichelſteſſe alle aus dem Waſſer erdoden. Die meiſten batten 10 12 Lange. Sie verfolgen die Walſiſche, laſſen fie, wenn fie einmal verwundet find, nicht wieder aus dem Geſichte, fallen von allen Seiten uder fie der und aͤngſtigen ſie ſo lange, dis fie ſterden oder ledendig auf den Strand laufen. Augemein ſchreiden die Beodachter den Butskoͤpfen einen fübe wilden und krieger⸗ iſchen Cdatgeter zu. Sebr gefräßig, verzehrt er auch eine Unzadl von Fiſchen in allen Großen, unter den großeren deſonders Stockſiſche, Heildutten, Plattſiſche und Meer⸗ dutten. Im Heißdunger ſel er Alles verfolgen und anfallen, auch kleinere Meer⸗ ſchweine und Oelpdine, denn Hunter fand ein Stuͤck Meerſchwein im Magen eines Cremplares, das er ſeeirte. Auch gegen die Seehunde fol er Krieg füben, indem er dieſelden an den Felſen oder auf dem Eiſe im Schlafe Aderfaͤllt oder mit feinen Floſſen fo weit als möglich in das Meer treidt, dis ſte idm zur Beute werden. Man flieht die Butskoͤpfe oft zu 8 8 Stuck deiſammen, wie ſie einander zur Luſt derumfagen und in dieſer Weiſe füllen fir allerdings den Walſiſch, nicht nur junge, ſondern auch jene alten Nieſen der Meerestiefe angeeifen. Mit ideen kraͤftigen Bühnen zerdeißen und zerreißen Sie deten Fleiſch, idre ſchnelle Bedendigkeit ſtedt im Gegenſaßg zu dem Gewichte des Walfiſches, idee Anzadl zu ſeiner Große, idte WE zu ſeiner Maſſe, ide Mud zu feiner Starke, und auf dieſe Weiſe ärgern und quälen fie den mächtigen Feind und dedecken ibn mit NAutigen Wunden. Man vergleicht idee Wutd mit der, welche man an manchen reden Fleiſcherdunden beobachten kann, wenn fie einen wilden Stier daͤndigen wollen. Einige faſſen den Schwanz und verdindern ihn, ſich den moͤrderiſchen Biſſen zu entziehen, andere nehmen den Angriff von vorn. Sie faſſen die Kippen und zerreißen fir, fir gelangen zur Zunge und ſteſſen fit und fo laſſen fie vom Kampfe nicht ad, dis fir den Feind ganzlich deſiegten. Fadrieſus nennt fie Delphin: Grampus, Walthlere. #7 deshalb die Walfiihenrannen. (Balaenarım tyranımı) und bas Volk aus bemſelhen (Hrunbe Whnle- Killers, Alle Schelftſteller über bie Cetaceen erwähnen bleſe blutigen (Gefechte ber Bursköpfe, 19. Delphinus Heavisidii Gran. Der fpiepfledige Delphin, Taf. X, Big. 20 und 30, — Anat. Taf. XVI. Kranz. Marsowin du Cap . Cuv, Engl. the propoise of the Cap ol good hope, Meavisides Grampus Gnar Brit, Mus, 106, — Grampus Heavisidi Gn pie, I. , 2, t, 2. l. 6. D. eapensis Dunsum, D. Dussumierii Vınom, D, hastatun et eephalorhyneus Vu, Cuv, D. tridens Bm, Körper aufgetrleben („oheno* fer), Stirn ſchlef, Bruflfloffe kurz und ſtumpf, Muckenfloſſe breleckig; unterfeits eine Binde, Streifen und Flecken weiß, übrigens ganz ſchwarz; Zähne klein, kegelfoͤrmig, jeberſelts oben und unten 25 26, Lange MW". Gmax spieil, I. p. 2. t. II. 1. 6. Um bas Vorgebirge ber guten Hoffnung, Gapit, Heaviside, im Muſeum be6 College of Burgeous, Die weiße Zelchnung ber Unterſelte beſteht in elner Duerbinbe vorn und In einem breleckigen Flecke hinter jeber Btuſtfloſſe, bann elner Laͤngslinle uber ben Bauch, welche unter ber Nüdenfloffe ſich in bel gleiche Sylzen thellt, bie mittlere (ent ſich fort, während ble ſeltlichen ſich (chief über bie Selten ziehen. Das Maul 6%, von dee Naſenſpitze bis zum Blaſeloch 64”, bis zu ben Bruſtfloſſen 12“, zu ber Nücken⸗ floffe 22“, bieſe haͤlt in der Baſis 74”, Ihe Vorberbogen 6“, Ihre Höhe 3)“, Bruſt⸗ floſſen auf dem Bogen 64”, an ber Baſis 2)“ blick. Schwanzbrelte 117, beſſen Länge 4“/, Bogen jebes Lappent 8“, ber groͤßte Umfang bes Leibes beträgt 283“. Mit dem von Gray beſchrlebenen und abgebilbeten Delphine kommt D. hastatus u. Cov. und RA, die Cetaccen &, 37 ſeht gut überein und feine Abbilbungen auf ber britten Tafel A. und B. (f. unſete Taf. X. Fig. 20 und 30) ſind weit beſſer und genauer gearbeitet, Selne Veſchrelbung iſt folgende: Schwarz, an ber Kehle eln weißer Schild; hinter ber Btuſtfloſſe ein zugeſpitzter welßer Fleck; am Bauche eine große weiße Stelle, welche brei Vetlaͤngerungen ruͤckwaͤrts ſchickt, und in bleſer weißen Stelle ein ſchwarzer Streif in ber Mittellinie bet Körpers. Die welhe Farbe überall ſcharf begrenzt. Der Oberklefer wenig kürzer als ber Unterkiefer. Die Zähne kegel⸗ förmig, oben 27, unten 25 jeberſelts. Von bieſem Delphin beſinbet ſich ein Exemplar im koͤnigl. Naturallen⸗ Cabinet in Stuttgart von 4/ 4“ Länge und bie anatomiſche Sammlung ber Univerfität Tübingen beſitzt einen Schäbel, Man verbankt bieſes ſeltene Stuck ber Frelgebigkelt bes Herrn v. Lubwlg auf bem Cap. Gray hat bleſe Act zuerſt beſchrleben nach einem Exem⸗ plate, welches vom Cap nach Lonbon gebracht wurde. Nun vergleicht ber Verfaſſer ben D. capensis Dussum, l Geoffroy St. Hilaire und Fr. Cuvler geben naͤmlich in den Mammilcres biefe von Duffumier in ber Rhede am Cap gefangene und von da mitgebrachte Art in Abbildung und Beſchreibung als Marsouin du Cap. Et berichtete, baß auch biefe Art, wie bie dem Meerſchweine verwandten Arten überhaupt, weniger ſchnell ſel als bie eigentlichen Delphine. Das Exemplar hatte oben jeberfeits 26 und unten jeber⸗ ſeits 23 Böhme, Im Renne animal aber nach G. Cuvier überall 28 Bahn. Die 88 Walthiere. Delphin: Grampus. Farbe war ganz ſchwarz, jederſeits nur ein weißer Fleck, den man doch auf der Ab— bildung nicht findet, folglich ſeine nicht beſtimmte Stelle nicht weiter angeben kann. Die ganze Laͤnge betrug 4°, die Höhe etwas mehr als die Dicke, anderthalb Fuͤnftheil der ganzen Laͤnge. Schnautze kurz, kegelfoͤrmig, ziemlich dick; der Rachen ſpaltet ſich bis unter die Augen und deſſen Abſtand von der Schnautzenſpitze gleicht einem und einem Dritttheil vom Sechstheil der ganzen Laͤnge (est six fois un tiers dans la longeur totale). Das Spritzloch ſteht hinter dem Auge, die Ruͤckenfloſſe etwas hin— ter der Mitte des Koͤrpers, ihre Grundlinie iſt um die Haͤlfte groͤßer als ihre Hoͤhe und betraͤgt ein Siebentheil der ganzen Laͤnge. Der Schwanzkiel iſt wenig erhaben, die Länge des Schwanzes iſt 4zmal in der Breite. Beide Lappen find nur durch eine einfache Spalte geſondert und wenig ausgebuchtet. Der Abſtand der Schnautzen— ſpitze von den Bruſtfloſſen betraͤgt ein Viertheil und deſſen Dritttheil von der ganzen Laͤnge. Dieſe find ſehr klein, z Körperlänge, ihre Höhe (d. h. Breite) noch nicht die halbe Laͤnge, am freien Ende abgerundet, ihr Vorderrand iſt gerade. Ganze Laͤnge gegen 4 Fuß. Rapp meint, daß dieſer Delphin ungeachtet des Mangels der weißen Zeichnung nicht von obiger Art verſchieden fein möge, Schlegel, Abhandl. I. 31, glaubt, daß dieſe Art wohl die Meerſchweine in der ſuͤdlichen Halbkugel vertreten und am Vorgebirge der guten Hoffnung haͤufig vorkommen moͤge, woher das Muſeum in Leiden mehrere vollſtaͤndige Haͤute, zwei Skelette und einige Schaͤdel erhielt, daher Schlegel nun auch letzteren abbildet (ſ. unſere Anatomie Taf. XVI). Das Skelett weicht in mancher Hinſicht vom gemeinen Braunfiſch oder Meerſchwein ab. Es findet ſich zwar die naͤmliche Zahl Wirbel, naͤmlich 7 Halswirbel, von denen die beiden erſten zuſammengewachſen ſind, 13 Ruͤckenwirbel und ebenſo viele Rippenpaare, 16 Lendenwirbel und 31 Schwanzwirbel. Alle Knochen find aber ſchwaͤcher gebaut und die Rippen kuͤrzer. Das Bruſtbein beſteht nicht aus einem, ſondern aus drei hinter einander liegenden Stüden. Die Schulterplatte iſt bedeutend größer und die Finger: knochen um die Haͤlfte kuͤrzer. Die gegenſeitigen Laͤngenverhaͤltniſſe des Kopfes und Rumpfes ſind ebenfalls verſchieden bei beiden genannten Arten. Bei D. phocaena nimmt der Schädel etwa 4 der ganzen Laͤnge, bei D. Heavisidii 4 ein. Der Schädel iſt daher bei letzterem verhaͤltnißmaͤßig groͤßer, beſonders durch die laͤngere Schnautze. Dieſer Theil iſt ferner an der Wurzel ſchmaͤler als bei D. phocaena, nimmt bei den hinteren Zaͤhnen ein wenig an Breite zu und laͤuft nach vorn allmaͤlig in eine kegel— foͤrmige Spitze aus, doch ſo, daß die Seitenraͤnder des Kiefers eine kaum merklich gekruͤmmte Linie bilden. Der Hinterhaupttheil des Schaͤdels iſt viel breiter als bei D. phocana, dagegen iſt die bei dieſer Art ſo ſtark entwickelte Stirnerhoͤhung bei D. Heavisidii ſehr flach und niedrig. Die Naſenbeine find wie bei jener Art ziemlich weit nach vorn geruͤckt, aber die Spriglöcher viel geraͤumiger. Die Zwiſchenkieferbeine uͤberlagern die Kieferbeine vollkommen und reichen mit ihrem hinteren Aſte faſt bis zu den Naſenbeinen hinauf, während jene Knochen bei D. phocaena ſchon auf dem hinteren Theile der Schnautze von den zwiſchen ihnen hervortretenden Oberkieferſtuͤcken auf die Seite gedrängt werden und das Spritzloch nur bis zur Hälfte begleiten. Ber: ner iſt der Schaͤdel vor den Augenhoͤhlen breiter, die tiefe Aushoͤhlung auf der unteren Flaͤche des Hinterhauptes weniger geraͤumig, der knoͤcherne Gaumen etwas gewoͤlbt Delphin: Grampus, Walthiere. 89 und fein hinterer Vorſprung ſchmaͤler und etwas höher als bei D. phocaena. End: lich iſt die Kinnlade viel ſchwaͤcher und bildet einen etwas ſpitzigen Winkel. Die Zaͤhne liegen wie bei D. phocaena in einer Rinne und es ſind daher, ebenſowenig als bei dieſer Art, durch eine Scheidewand abgeſonderte Zahnhöhlen vorhanden, indem ihre Grenze nur durch einen leichten Vorſprung angedeutet iſt. Die Zahl der Zaͤhne belaͤuft ſich etwa auf 27. Sie ſtehen nicht ganz ſo dicht wie bei D. phocaena und ſind auch nicht zuſammengedruͤckt; ihre Geſtalt naͤhert ſich daher mehr der der eigent— lichen Delphine, ſie ſind aber kuͤrzer, ſtaͤrker nach innen gekruͤmmt und weit weniger zugeſpitzt oder eigentlich in eine kegelfoͤrmige, mehr oder weniger abgeſtumpfte Spitze verlaufend. Das Thier iſt ſchwarz, mit weißer Bruſt und weißem Bauchfleck. Von letzterem verlaͤngert ſich ein Streif bis auf die Seiten des Schwanzes. 20. Delphinus Homei A. Surg. Home's Delphin. Phocaena Homei A. SmitH zool. Journ. 1829. n. XVI. 440. Bull. d. sc. nat. XVIII. 276. Delph. Homei Fisch. syn. add. 456. Oben reinſchwarz, Kopf- und Rumpfſeiten ſchwärzlich und weißgeſcheckt, Zähne oben jederſeits 40, unten 36. Hinterrand der Ruͤckenfloſſe ſichelfoͤrmig. Cap. Smuts mammal. capensia, Leiden 1832, hält dieſe Art für einerlei mit D. Hea- visidii, doch differirt Gebiß und Farbe zu ſehr, um dieſer Anſicht folgen zu koͤnnen. 21. Delphinus acutus Gnax. Der Spitz⸗Butskopf. Gaumenbein kielfoͤrmig; Schnabelſchnautze lang und verduͤnnt, ſpitzig, oben ge— woͤlbt, Mitte platt, mit tiefer Laͤngsfurche; Zaͤhne klein, ſchlank, jederſeits oben und unten 28 — 30. Gray beſchrieb als Grampus acutus nur den Schaͤdel, welcher ſich im Muſeum des Dr. Brokes in London befindet; er hielt 7“ Laͤnge, der Schnabel aber 8“, deſſen Breite an der Baſis 41“. Das Thier ſelbſt kennt man noch nicht. 22. Delphinus obscurus Gray. Der dunkle Delphin. Taf. XII. Fig. 38 und 39. Anatomie Taf. XIX. — Variet. Taf. XI. Fig. 32. Engl. the dusky Grampus Grax list of the Brit. Mus. 106. Franz. Dauphin obscur. Koͤrper im Umriß lanzettlich; Kopf abſchuͤſſig ſpitz, Floſſen mittelgroß, ſichelfoͤrmig; Hals und Bauch weißlich, von einer ſchwarzen Binde vom Mundwinkel zu den Bruſt— floſſen unterbrochen; hinten ein ſchiefer weißer Seitenſtreif, uͤbrigens ganz ſchwarz; Zähne klein, kegelfoͤrmig, jederſeits oben und unten 24 — 26. Laͤnge 7’ 3”. Cap. Gray giebt im Spieilegium I. p. 2 obige Diagnoſe nach einem Exemplare, wel: ches, vom Capitain Heaviſide vom Vorgebirge der guten Hoffnung mitgebracht, ſich im Muſeum des Collegue of Surgeons in London befindet. Er bildet t. II. Fig. 2. das junge, Fig. 3. das alte Thier (ſ. unſere Taf. XII. Fig. 38. und 39.) und Fig. 4. und 5. (. unſere Anatomie Taf. XIX.) den Schädel in verſchiedener Lage ab. Seine Beſchreibung iſt folgende: die Schnautze iſt fo lang als der Kopf, der Rumpf iſt hinten abgeplattet, an den Seiten abgerundet, die Floſſen ſchwarz. Bei einem jungen Exemplare in derſelben Sammlung ſind die Farben beſtimmter; Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 19 90 Walthiere. Delphin: Grampus. bei den Alten iſt der weiße Seitenſtreif nur in gewiſſen Richtungen ſichtbar, was man in der Abbildung nicht bemerken kann. Das größere Exemplar iſt 7“ 3“, fein größter Umfang 20“, von der Naſenſpitze bis zum Mundwinkel 10“, bis zum Blaſeloch 10, bis zur Ruͤckenfloſſe 313“, bis zur Bruſtfloſſe 18“. Die Ruͤckenfloſſe 10“ lang, ihr Bogen 13“, ihre Höhe 8“; Bruſtfloſſe im Bogen 13“ lang, an der Baſis 8“ breit; Schwanz 17“ breit, 6“ lang, jeder Bogen 12“. Das Junge iſt halb ſo groß und hat ziemlich dieſelben Verhaͤltniſſe, nur die Floſſen ſind laͤnger, was wohl von der Zubereitung herruͤhrt. Später bilden Quoy und Gaimard im Atlas zu der Voyage des Astrolabe pl. 28. f. 3. (ſ. unſere Taf. XI. Fig. 32.) einen Delphin ab, den ſie als Dauphin obscur bezeichnen und im Texte 1. p. 151. als Dauphin obscur variété folgendermaßen beſchreiben: Wir glauben, daß dieſer Delphin eine Abänderung von D. obscurus ift, die man den beiden von Gray beſchriebenen beifuͤgen muß. Seine Geſtalt iſt dieſelbe und er hat denſelben Urſprung, vom Vorgebirge der guten Hoffnung. Seine Unterſchiede be— ſtehen nur in Vertheilung der Farben. Hier iſt die Schnautze weiß und die beiden weißen Seitenſtreifen haben eine andere Lage. Der erwachſene wuͤrde nur an der Gurgel, am Bauche und am Schwanzkiele Weiß haben; allein ein wichtigerer Cha— racter, vielleicht abhaͤngig vom Alter, beſteht darin, daß unſer Exemplar weit laͤngere, mehr ſichelfoͤrmige Bruſtfloſſen hat und 27 Zaͤhne jederſeits oben. Ruͤcken und Stirn runden ſich bis gegen die Schnautze hin zu, dieſe iſt kurz und ſehr ſtumpf; die Kinn— backen ſind gleichlang, der Kiefer hat 27 und die Kinnlade 26 Zaͤhne jederſeits. Die Ruͤckenfloſſe iſt mittellang und etwas zugeſpitzt, die Bruſtfloſſen lang und ſichelfoͤrmig, die Schwanzfloſſe breit und etwas ausgeſchnitten. Schnautzenſpitze, Gurgelgegend, Wangen und Unterſeite des Bauches mehr oder minder graulichweiß, ein breites grau— lichweißes Band beginnt am Schwanze und zieht ſich nach vorn, theilt ſich in der Richtung gegen die Ruͤckenfloſſe in zwei Streifen. Die Oberlippe und die Mitte der Unterlippe, ſowie der ganze uͤbrige Koͤrper ſind ſchwarz. Das Exemplar wurde durch M. Jules Verreaup praͤparirt und im naturhiſtoriſchen Muſeum der Capſtadt auf— geſtellt, wo die Abbildung gefertigt wurde. Die weiteren Maße deſſelben find folgende: Laͤnge 5° 1“, von der Schnautzenſpitze zu den Bruſtfloſſen 2° 1“. Von der Mitte der Ruͤckenfloſſe bis zum Schwanz 3“. Schwanzbreite 1“ 2”. 23. Delphinus crueiger Qvoxr et Gamar». Der kreuztragende Delphin. Taf. XI. Fig. 33 und 34. Franz. Dauphin crueigère Quox et GAIx. Zool. de l’Uranie 87. pl. II. f. 3. 4 Less. Cetac. 236. Oben ſchwarz, Schnautze und Unterfeite weiß, hinter den Bruſtfloſſen ein breiter ſchwarzer Gürtel als Fortſetzung der Ruͤckenfaͤrbung. Quoy und Gaimard beobachteten dieſen Delphin in der großen Meeresſtrecke zwiſchen Neuholland und Cap Horn, unter 499 ſuͤdl. Breite. Die Ruͤckenfloſſe war ziemlich ſpitzig. Dieſe Art gehoͤrt noch unter die nur fluͤchtig beobachteten, welche weiter gepruͤft werden muͤſſen, obwohl ſie ausgezeichnet zu ſein ſcheint. Delphin: Phocaena. WWaltbiere. 91 e. Phocaena RONDELET. Meerſchweine oder Braunfiſche. Kopf faſt kugelig, in eine kurze abgerundete Schnautze ausgehend, Zähne ſpatelförmig. 24. Delphinus Phocaena Liss. Der Braunfifch. Tafel IX. Fig. 23 und 24. — Anatomie Taf. XIV. XXX. XXXI. XXXII. XXXIII. Groͤnl. Nisa. Norweg. Nise. Islaͤnd. Brunskop, Hundfiskar, Hnysen. Daͤn. Marsviin, Tumler. Schwed. Marsvin, Tumblare. Holl. Bruinvisch, Tonyn. Zee-vark, Engl. the porpoise. porpes, porpus, porpesse, the common por- poise, Sea Pore, Springwhal, Tumbler. Angelſ. Mereswyn. Franz. marsuin, marsouin, Dauphin Marsouin. Poln. Swinia Morska. Ruſſ. Morskaja Swinja. Canag. Manga. Ital. il porco marino. Span. Puerco marino, tursiou. Gallic. Arroaz, Golfino, Toulino. Portug. Porco marinho, roaz. — 1 pwzaıra Arıstot. Tursio PIIN. BELON. Phocaena Rondeletii GESN. WırLLuGHgY. Phocaena communis Less. — Delph. ventricosus Lacer, D. Orca var. Cuv. oss. D. Grampus var. Hunter. — Sus maris, cochon de mer. Schwarzbraun, unterſeits weißlich, Floſſen ſchwarz. Zaͤhne gerade, an der Spitze breiter, von außen und innen zuſammengeruͤckt, jederſeits oben und unten 23 — 25. Auf dem Schwanze oben eine Kielkante. Nordſee, Oſtſee, mittelländiſches und atlan— tiſches Meer. Laͤnge 3 — 5“. Alle Schriftſteller beginnen die Beſchreibung damit, daß dieſe Art die gemeinſte um Europa und deshalb die am beſten bekannte iſt. Man trifft ſie allerdings um ganz Europa herum, vorzuͤglich aber in den noͤrdlichen Gegenden und gern an den Muͤndungen großer Fluͤſſe. Die gewoͤhnlichſte Größe betraͤgt 3 — 4 Fuß, indeſſen kommen bisweilen Exemplare von 5“ vor und man fagt ſogar von 6— 8“. Die Neu: geborenen find nach Klein 20“ lang. Das Gewicht richtet ſich natuͤrlich nach der Groͤße und Cuvier berichtet, daß Mr. Candan zu Saint-Vallery ein Meerſchwein von angeblich taufend Pfund geſehen habe. Der Koͤrper iſt gaͤnzlich glatt und kahl, auch Augenwimpern fehlen. Die Ober— haut fühle ſich ſanft an und loͤſt ſich leicht ab. Das Maul hat keine eigentlichen Lippen, aber das Fell, immer glatt und ſchwarz, ſchlaͤgt ſich außerhalb des Zahn: fleiſches etwas um. Das Auge iſt klein, laͤngsgeſpalten und faſt in der Richtung der Mundſpalte befindlich. Die Augenlider ſind weich und wenig beweglich, ihre Innen— ſeite von Schleim uͤberzogen, aber es ſcheint nicht, daß dieſe Thiere Thraͤnen ver— gießen, denn ſie haben keine Thraͤnenpuncte. Die Iris iſt gelblich und die Pupille bildet ein umgekehrtes V. Die Ohroͤffnung iſt nicht größer als ein Nadelſtich, die Naſenoͤffnung zwiſchen den Augen mondfoͤrmig, die Hoͤhlung nach vorn gekehrt. Die Ruͤckenfloſſe, ſowie die Schwanzfloſſe koͤnnen ſich nicht in ſich ſelbſt bewegen und be: ſtehen aus Knorpel und faferigen Baͤndern, die in verſchiedener Richtung durchkreuzt ſind; die Ruͤckenfloſſe beſteht faſt nur aus Fett, ſie ſteht ungefaͤhr in der Mitte des Koͤrpers und iſt ziemlich regelmaͤßig dreieckig. Die Bruſtfloſſen ſind laͤnglich und am Ende ſtumpf. Die Schwanzfloſſe beſteht aus zwei großen Lappen, durch die Kerbe in der Mitte geſondert. Der Ruͤcken iſt vor der Ruͤckenfloſſe gerundet und hinter ihr, wo der Rumpf in den Schwanz abfällt, leicht kielkantig. Das Fleiſch iſt ſchwarz, von Blut ſtrotzend und mit haͤufigem Zellgewebe mehr als zolldick bedeckt, und ſehr 12 * 92 Walthiere. Delphin: Phocaena. weiß. Dieſe Maſſe zerfließt in der Hitze faſt ganz zu Thran, welcher dem vom Wal— fifch ſehr aͤhnlich iſt, aber feiner und darum geſchaͤtzter. Beide Geſchlechter find ſehr wenig verſchieden. Von der unter der Haut verborgenen Ruthe bemerkt man nur die kegelfoͤrmige Spitze, waͤhrend die des Delphin mehr einer platten Zunge aͤhnlich iſt. Die Teſtikeln liegen inwendig an einem Bande aufgehaͤngt, welches vom Bauch— felle entſteht, in deſſen Dicke die Saamenſchlag- und Blutadern ein Geflecht bilden. Der ableitende Canal (vas deferens) ift wie bei dem Elephanten bis zu feinem Ein: tritt in die Harnroͤhre um ſich ſelbſt geſchlungen. Man findet weder Saamenblaͤschen noch Cowperſche Druͤſe, aber die Vorſteherdruͤſe iſt ungeheuer groß. Die erſte Haͤlfte der Harnroͤhre macht mit der in der Ruthe enthaltenen einen Winkel von 40°, die Zellkoͤrper und ihre Muskeln heften ſich an kleine Knoͤchelchen, welche die Stelle des Beckens vertreten. Das Weibchen hat keine Nymphen, aber bemerkliche Clitoris, die Scheide iſt faſt klappenartig querfaltig, der Fruchthalter an der Mündung wenig ge: theilt. Das Weibchen traͤgt, wie Anderſon angiebt, 6 Monate. — Das Skelett bietet manches Eigenthuͤmliche dar. Die Kuͤrze der Schnautze, ſowie die Form der Zaͤhne ſind characteriſtiſch und dazu kommt noch ein Vorſprung, den die Zwiſchen— kieferbeine vor den Naſenloͤchern bilden, welche eine breite Furche oberhalb der Augen— hoͤhle trennt. Ein anderer Vorſprung hat die Form einer abgeſtutzten Pyramide, welche das Hinterhauptsbein oberhalb der Naſenbeine bildet, welche ein wenig gehoͤhlt und hoͤher als breit ſind; vor den Naſenloͤchern, uͤber dem Rande des Vorſprunges der Zwiſchenkieferbeine, erſcheint ein kleiner eckiger Theil der Kieferbeine. Die Zwiſchen— kieferbeine ſteigen nicht vom Außenrande der Naſenloͤcher bis zu den Nafenbeinen. Der Ausſchnitt, welcher den Vorderlappen der Augenhoͤhle und die Schnautze trennt, iſt nicht tief. Im Ganzen iſt die Unſymmetrie, die man bei den Cetaceen gewoͤhnlich findet, hier nicht fo bemerklich. Die 7 Halswirbel find dünn und verwachſen, Rippen 13 Paar, von denen 7 mit den Wirbelkoͤrpern zuſammenſtoßen. Ruͤckenwirbel ſind 14, Lenden-, Kreuz- und Schwanzwirbel 45. Letztere klein, zum Theil von der Schwanz— floſſe umwachſen. Das Blruſtbein verwaͤchſt zeitig, der erſte Knochen iſt von einem großen Loch durchbohrt und an den Rändern nicht eckig). — Der Verdauungsapparat hat 4 Magen, Hunter zaͤhlt deren bis 7. Der erſte iſt geraͤumiger, er gleicht einer großen ovalen Taſche und verbindet ſich mit dem zweiten durch eine Anſchwellung, an deren Ende zwei Verengerungen ſind, ſo daß man hier oft eine Magentaſche ange— nommen hat. Der zweite Magen iſt abgerundet, der dritte bildet eine zuruͤckgekruͤmmte Roͤhre und der vierte iſt kugelrund. Eine dicke ſammtartige Haut mit zahlreichen Falten uͤberzieht die Wand des erſten Magens. Der Pfoͤrtner ſelbſt iſt mit ſo ſtarken und vorſpringenden Falten verſehen, daß kein großer Koͤrper durchgehen koͤnnte. Die Faltung im zweiten Magen iſt gegittert, ſeine Waͤnde ſind aus einer Art gleichfoͤrm— iger Pulpe gebildet und die ihn auskleidende Schleimhaut iſt fein und glatt. Der dritte Magen iſt einfach haͤutig, die Schleimhaut mit unzaͤhligen kleinen Poren be— ) Da das kleine, aber inhaltreiche Buch: Rapp, die Cetaceen zoologiſch-anatomiſch dargeſtellt, Stuttgart und Tübingen 1837, wohl in den Händen Aller ſein dürfte, welche ſich für die Anatomie ſpeciell intereffiren, fo verweiſe ich dieſelben darauf und gebe hier erſt die Beobachtungen von Cuvier wieder, fo wie fie Leſſon in feinen Cetacés zuſam— mengeſtellt hat. Delphin: Phocaena. Walthiere. 93 deckt. Der vierte gleicht ſehr dem erſten. Dagegen nimmt v. Baͤr nur drei Magen an und halt Cuvier's vierten für den erweiterten Zwoͤlffingerdarm, welcher durch die Einmuͤndung des Gallenganges und die Vertheilung der Gefäße leicht kenntlich iſt. Dieſe Magen haben die Beſtimmung, die Nahrungsſtoffe ihren Zubereitungen zu un— terwerfen, denn ſo wie bei den Voͤgeln der Kropf das einzige verdauende Organ iſt, ſa moͤgen hier die 4 Abtheilungen auf die blos von den Zaͤhnen roh zerriſſene Nahrung zermalmend einwirken. Der Darmcanal nimmt bis zum After im Durchmeſſer ab, der Maſtdarm iſt daſelbſt außerordentlich duͤnn und Nichts deutet auf die dicken Daͤrme als der Blinddarm; die Laͤnge des Darmcanales ſoll elfmal die des ganzen Thieres ſein. Die Leber hat nur 2 Lappen und keine Gallenblaſe, die Milz iſt ſiebenfaͤltig und an Groͤße abnehmend. Die Nieren ohne Becken ſind in viele kleine, geſonderte Laͤppchen getheilt, v. Baͤr meint indeſſen, daß die Kelche in einen aͤſtigen Canal ver— wachſen waͤren, welcher nichts Anderes ſei als ein Becken von außergewoͤhnlicher Ge— ſtalt. Die Zunge iſt weich, breit, platt und an den Raͤndern gezaͤhnelt, die Luftroͤhre beſteht aus ganzen Ringen, der Kehlkopf öffnet ſich durch eine Spalte in die Speife: roͤhre, ein Zungenband iſt nicht da, der Kehldeckel unausgebildet. Das innere Gehoͤr— organ befindet ſich, wie bei den uͤbrigen Cetaceen, in einem eigenthuͤmlichen Knochen, welcher nicht, wie bei den uͤbrigen Saͤugethieren, zum Schaͤdel gehoͤrt, ſondern nur durch Baͤnder mit ihm zuſammenhaͤngt. Die euſtachiſche Trompete oͤffnet ſich ziemlich hoch in die Naſe, wahrſcheinlich wird da das Gehoͤr der Luftgeraͤuſche ausgeuͤbt. Mit ihr verbinden ſich auch die Geruchshoͤhlen und man koͤnnte bis auf einen gewiſſen Punct behaupten, daß das Meerſchwein durch die Naſe höre und durch das Ohr roͤche. Das Gehirn iſt groß, gewoͤlbt, aus vielen und tiefen Windungen beſtehend und hin— ten, wie bei den Menſchen und Affen, vom kleinen Gehirn verdeckt. Vergl. unſere Anatomie S. 7. v. Bär giebt im Bulletin de l'Acad. de St. Petersb. I. p. 26 Bemerkungen zur Anatomie von Delphinus Phocaena, uͤber Schaͤdel, Becken, Magen, Nieren und Milchdruͤſen, wobei die intereſſante Bemerkung, daß außer den langft bekannten Becken— knochen, welche die Sitzbeine find, noch ein faſeriges Becken vorhanden ſei und jene umhuͤlle. Er ſagt noch Folgendes: Die Muskeln zwar vereinfacht an Zahl, aber die vorhandenen deſto complicirter. Auch weder Intercoſtalmuskeln noch große Bruſtmuskeln. Cuvier's vierter Magen iſt blos ein Theil des Duodenum. Venen fo viel, daß der ganze Delphin wie durch einen Venenplerus erfüllt ſcheint. Uterus tief getheilt. Das aͤußere Ohr iſt nach Innen zuruͤckgezogen, blos die aͤußere Muſchel fehlt. Findet man doch die Ohrmuskeln. Stannius theilt in J. Müller’s Archiv für Anat. 1841. 379. ſehr ſorg— faͤltige Unterſuchungen mit über den Verlauf der Schlagadern. ö Richard Owen gab in der Verſammlung der Zoological-Society am 14. Juni 1842, George Gulliver's Esq. Beobachtungen Über die Muskelfaſern der Speiſe— roͤhre und des Herzens bei verſchiedenen Thieren, wobei erwaͤhnt wurde, daß an einem jungen, angeblich am 13. Juni 1842 aus der gefangenen Mutter gezogenen, 10 Pfd— 94 Walthiere. Delphin: Phocaena. ſchweren Jungen die Muskelfaſern vom Schlunde aus nicht weiter als 4 Zoll vom Magenende verfolgt worden ſeien. Profeſſor Eſchricht theilt folgende Beobachtungen mit: die Blutwaͤrme war etwa um 3° F. hoͤher als im Menſchen. Die Spritzloͤcher ſtießen nur Luft aus, jedem Einathmen folgte augenblicklich ein ſtarkes Ausathmen. Die Haut hatte einen ange— nehmen Nußkerngeſchmack, die Fettſchicht war im lebenden Thiere nicht fluͤſſig, ſon— dern feſt. Im Sterben ſtieß daſſelbe einen grunzenden Laut aus und aus ſeinen Augen floffen einige Tropfen einer zaͤhen Fluͤſſigkeit. Die Luftroͤhre war bei allen alteren Thieren dieſer Art beinahe voll von dem größeren und kleineren Strongylus, welche beide unter dem Namen Strongylus reflexus aufgefuͤhrt werden. Beide dieſer Eingeweidewürmer gebaͤren lebendige Junge und im zweihoͤrnigen Uterus der Weibchen kann man, wenigſtens im Fruͤhling, die ſtufenweiſe Entwickelung ihrer Brut ver— folgen. In den Eierſtoͤcken ſitzen die langen, ſchmalen Eier im Kranze um einen Mittelſtrang wie bei den Spulwuͤrmern, in den Eierleitern ſieht man ſchon die Ver: wandlung des Dotters in den Embryo, im Fruchthalter erfuͤllt dieſer ſchon das ganze Ei und liegt, wie in Schlangen, verborgen zuſammengerollt. Bei juͤngeren Meer— ſchweinen fanden ſich dieſe Wuͤrmer nicht in den Lungen, ſondern einzeln in den Blutgefaͤßen, bei neugeborenen Fruͤchten kamen ſie gar nicht vor. Zur Vergleichung wurden die Lungen von Balaenoptera boops und Delphinapterus albicans, doch ohne Auffindung von Eingeweidewuͤrmern unterſucht, waͤhrend Kroͤyer in den Luftroͤhren von Seehunden aus dem Sunde zahlreiche Strongyli auffand. Bei einem in Gegen— wart des Koͤnigs Friedrich III. anatomirten Meerſchweine fand ſchon Thomas Bartholinus jene Strongyli. — Von den vier Magen der Meerſchweine iſt nicht der vierte, ſondern der zweite der eigentliche Magen, deſſen Schleimhaut vorzuͤglich aus den Magenſaftdruͤſen zuſammengeſetzt iſt; der erſte iſt nur eine blinde Erweiterung der Speiſeroͤhre, doch finden ſich verſchluckte Fiſche in demſelben ſchon ſtark aufgelöft. Nicht ſelten enthalten die Magen nur Seetang. — Die zahlreichen Arterien- und Venennetze dieſer Thiere find anderwaͤrts umſtaͤndlich beſchrieben “). Hier werden nur beſonders die unerwarteten Reſultate uͤber die von mehreren Anatomen beſchriebenen Arteriengeflechte erwaͤhnt, welche die Bruſthoͤhle nach hinten zum Theil anfuͤllen und mit aͤhnlichen Geflechten in der Ruͤckgrathshoͤhle in Verbin— dung ſtehen. Sie find Wundernetze (retia mirabilia) zu nennen und bilden ſich nicht nur an der Verzweigung der Schlagadern, beſonders der Arteria intercostalis suprema, ſondern verbinden ſich wieder zu neuen Staͤmmen, welche man vormals nicht geſehen hat. Es find zwei Arterien, welche dem Ruͤckenmarke entlang laufen, nach dem Kopfe zu ſtets dicker werden und endlich durch die große Oeffnung des Na— ſenbeines gehen, um ſich am Gehirne ſelbſt zu verzweigen. Sie dürften den Spinal: arterien analog ſein. Es iſt allgemeine Regel, daß das Blut auf mehr oder weniger bedeutenden Umwegen zum Gehirn gefuͤhrt werden muͤſſe; bei den Delphinen findet dies im hoͤchſten Grade ſtatt und es konnte bei dieſen Thieren nicht wohl auf andere Weiſe ausgeführt werden, wegen des fo ſehr kurzen Halſes und der bedeutenden, dem ) Vergl. v. Bär und deſſen Darſtellung in unſerer Anatomie der Säugethiere J. Tafel XXXVI. Delphin: Phocaena. Waltbiere. 95 großen Gehirne nothwendigen Blutmaſſe. Die innere carotis ift bei den Meerſchweinen ſehr unbedeutend. Außer dem erwaͤhnten Pulsadernetze ſind noch viele andere an ver— ſchiedenen Stellen des Koͤrpers gefunden worden. — Ueber den Nutzen der bei tauchen— den Thieren laͤngſt bekannten Venenerweiterungen waͤhrend des Tauchens hat man verſchiedene Erklaͤrungen abgegeben. Indeſſen ſtimmen Alle darin uͤberein, daß das Blut in den Saͤcken zuruͤckgehalten werden kann, ſo lange das Athmen ausgeſetzt iſt. Burow hat auch in Müller’s Archiv 1838. 253. in Bezug auf einen Ringmuskel, den er am Eintritte der unteren Hohlader in das Zwerchfell bei Phoca litorea ent: deckte, dieſelbe Erklaͤrung gegeben. Zu einer neuen Erklaͤrung giebt aber die Ent— deckung Anlaß, daß jene Erweiterungen, beſonders bei den Seehunden, zunaͤchſt ihrer inneren Haut außerordentlich ſtarke Faſern enthalten, welche an den am meiſten er— weiterten Stellen ſich ungefähr wie die Fleiſchfaſern in den Herzohren verhalten, doch in den kleineren Zweigen, beſonders der Lebervenen, mehr regelmaͤßig kreisfoͤrmig ſind. Querſtreifen hatten dieſe Faſern nicht und ihre Natur als wahre Fleiſchfaſern iſt noch zweifelhaft. Da ſie ſich indeſſen jedenfalls zuſammenziehen duͤrften, ſo kann man auch ſicher annehmen, daß dieſe Erweiterungen der Venen nicht nur Blut aufnehmen, fo lange die Athmung gehemmt iſt, ſondern daß ſie auch durch Zuſammenziehung ihrer Faſern das zuruͤckgehaltene Blut kraͤftig in das Herz hineindruͤcken können, wenn die Athmung wieder beginnt und dadurch der Blutumlauf ſich erneuert. Dadurch erſt moͤchten dieſe Erweiterungen den weſentlichen Nutzen fuͤr die tauchenden Thiere aus— uͤben koͤnnen. Von anatomiſchen Arbeiten wollen wir nur einige nennen, theils exiſtiren noch mehrere beſondere, theils in den allgemeinen Werken von Albers, Carus, d' Alton, Rapp, Tiedemann, R. Wagner u. A. Quelques observations anatomiques sur le Marsouin peu avancé en age par le Dr. E. Eıchwarn. Mem. de l’Acad. imp. de Petersbourg. IX. p. 431. Ueber die Anatomie des Meerschweines von Prof. v. Baer in Königsberg. Isis 1826. 8. p. 807. Ueber die Nase der Cetaceen und vorzüglich die des Meerschweines von v. Baer. Isis 1826. 8. p. 811. Anatomie des Cetaces du genre Dauphin; par M. A. Jacos. Memoire accom- pagne de l’Anatomie d'un Marsouin; par Txsow. Dublin, philos. Journ, 1826. Febr. 45. Mai 192. Delphinus phocaena, Struct. intern. W. YArRELL zoolog. Journ. IV. 318. Description de l’appareil mammaire du Marsotin: Delphinus Phocaena; par M. Kunn. Feruss. Bull. 1830. n. 8. p. 322, Sur Pexistenee des moustaches chez les foetus de Dauphins et de Marsouins; par le Dr. Em. Rousseau, chef des travaux anatomiques au Museum du Jardin des Plantes. Annal. d. sc. nat. Nov. 1830. BRESCHET, hist. anatomique d'un Organ de nature vasculaire decouvert dans les Cetaces, Annales d. sc. nat. 1834. II. 376. Ueber das Gefäſssystem des Braunfisches von v. Baer. N. Act, Soc. Leop. Carol. XVII. 106. 96 Walthiere. Delphin: Phocaena. Das Meerſchwein lebt geſellig in bedeutend zahlreichen Heerden, deren Individuen oft in einer langen Reihe hinter einander ſchwimmen, wobei fie nur den Rüden empor: heben. In dieſer Weiſe zeigen ſich dem unkundigen Beobachter zahlreiche Bogen hinter einander bis in weite Entfernung und alle in ſteter Bewegung. Man iſt endlich neuerlich zu der Ueberzeugung gelangt, daß dieſes Phaͤnomen, welches mehrere, auch groͤßere Cetaceen darbieten, wenn nicht in allen, doch in den meiſten Faͤllen den An— laß zur Erzaͤhlung von rieſengroßen Meerſchlangen gegeben habe. Sie ſcheinen die Kuͤſten nicht zu verlaffen und nie trifft man fie im hohen Meere. In Verfolgung der Fiſche ziehen ſie in die Muͤndungen der Fluͤſſe hinein, im Allgemeinen uͤberſteigen ſie doch nicht leicht die Grenzlinie des ſalzigen und ſuͤßen Waſſers. Sehr oft ſah Leſſon Meerſchweine gegen den Strom der Charente bis uͤber Rochefort, 5 Meilen von der Muͤndung, hinaufſchwimmen. Bei ruhigem Meere, beſonders an ſchoͤnen Sommertagen, zur Paarungszeit, ſchnellen ſie ſich hoch uͤber die Flaͤche des Waſſers empor, machen reißende Spruͤnge und uͤben ſich in mancherlei Spielen. Die Maͤnn— chen kaͤmpfen auch um die Weibchen und ſind dann blind fuͤr alle Gefahr, ſo daß ſie an die Schiffe anrennen und am Ufer ſtranden ſollen. Das Weibchen liebt fein Junges fo zaͤrtlich wie alle Cetaceen und leitet es mit aller Sorgfalt ein Jahr, nach Ander— ſon ein halbes Jahr lang. In zehn Jahren ſoll es ausgewachſen ſein. Man hat es fuͤr wahrſcheinlich gehalten, daß die Meerſchweine beſtimme Zuͤge an— ſtellen oder wandern. Die Islaͤnder, welche die Thiere wegen ihrer Unvorſichtigkeit fuͤr blind halten, ſtellen ihre Netze im Juni. Anderſon glaubte gar, daß in dieſer Jahreszeit eine eigene Haut ihr Auge uͤberzoͤge und blind mache. Nach Otto Fa— bricius ſind ſie an den Kuͤſten von Groͤnland im Sommer am haͤufigſten und nur im Winter und in den erſten Monaten des Fruͤhlings trifft man ſie haͤufig an der Kuͤſte von Frankreich, wie ſchon Belon bemerkt hat. Vergl. de la pèche du Mar- souin aux iles Faeroer; par le pasteur H. Cur. LXNEBTE. Tidsskrift for Naturvidenskaberne, II. p. 204. Dr. Eſchricht ſagt in den Forhandlingar 1842, daß man ihm die zuverläſſigſten Nachrichten über ihre Züge von den Fangſtellen aus mitgetheilt habe. Dieſelben gehen naͤmlich regelmaͤßig jeden Fruͤhling in großer Menge in den Iſefjord, wogegen ſie ebenſo regelmaͤßig und in geringerer Menge jeden Herbſt vom Suͤden her in den klei— nen Belt kommen. Man kann dieſe Erfahrungen kaum anders erklaͤren als daß die Meerſchweine im Fruͤhling vom Kattegat aus in die Oſtſee kommen, ſich dabei in die nach Norden offenen Meeresbuchten verirren und im Herbſte wieder zuruͤckkehren. Wahrſcheinlich folgen fie dabei den Frühlings» und Herbſtheringen, aber ihr eigener Zug folgt doch auch der Jahreszeit. — Die hollaͤndiſchen Fiſcher glauben, das Meer— ſchwein komme bei Herannahen eines Sturmes auf die Oberflaͤche und dies ſei ein ſicheres Zeichen des Sturmes. Sie unterſcheiden marsouin france und ein kleineres marsouin onette. Der Name in Saintonge iſt: poureille. Die Nahrung des Meerſchweines beſteht aus Fiſchen, Heringen, Makrelen u. ſ. w., welche ſie in die Buchten und Flußmuͤndungen hineintreiben und unter großem Laͤrme freſſen. Man hält fie für große Feinde der Lachsfiſchereien, da fie die Lachſe, welche dabei oft mehrere Ellen hoch aus dem Waſſer ſpringen, mit bewundernswuͤrdiger Schnelligkeit und Geſchicklichkeit verfolgen. 4 Delphin: Phocaena. Walthiere. 97 Das Fleiſch des Meerſchweines paßt nicht zum Genuß fuͤr einen leckeren Gaumen, indeſſen ſoll es nach Leſſon's Verſicherung nicht ſo uͤbel ſein, als man es gewoͤhn— lich beſchreibt und die Strandvoͤlker genießen es gern und obgleich es ſchwarz, dicht, thranig, unverdaulich und von eigenthuͤmlichem Geruche iſt, ſo wiſſen ſie doch gute Gerichte daraus zu bereiten. Nach O. Fabricius ſchaͤtzen es die Groͤnlaͤnder ſehr und genießen den Thran mit großem Appetit. Auch in England wurde dies Fleiſch einſt ſehr geſchaͤtzt. Malcolm IV. uͤberließ dem Kloſter Dunfermling diejenigen, welche in deſſen Nachbarſchaft gefangen wurden und fuͤhrte dieſen Genuß auf den Tafeln der altengliſchen Großen zur Zeit der Koͤnigin Eliſabeth ein. Man ſpeiſte es mit einer Sauce von Brotkrumen und Eſſig. Auch wurde es weit ſpaͤter eine roͤ— miſchkatholiſche Faſtenſpeiſe, daher die Thiere im Fruͤhlinge allgemein verfolgt wurden. Schiffer mußten in Ermangelung friſcher Nahrung oft zu dieſer ihre Zuflucht nehmen. Capitain Col nett erzähle im Jahre 1793, daß er an der Kuͤſte von Mexico im ſtillen Meere Meerſchweine in Menge geſehen und mehrere von ihnen erlegt habe, deren Fleiſch man mit dem eingeſalzenen Schweinefleiſch zuſammenmiſchte und daraus ein gutes Gericht bereitete. Heutzutage lieben es die Europaͤer nicht mehr. — Der Braunfiſch ſcheint der bei Plinius lib. IX. cap. 9. Tursio genannte Delphin zu ſein. Apicius erwaͤhnt dieſe Tursiones in ſeinem Kochbuche und zeigt, wie man eine, unſeren Wuͤrſten aͤhnliche Speiſe aus dem Fleiſche dieſes Fiſches bereitet hat. Nach Brujerinus war der Braunfiſch vormals auch in Frankreich eine be— liebte Faſtenſpeiſe. In einigen Gegenden von Nordamerika wird die Haut des Meerſchweines ebenſo wie die des Beluga gegerbt und zur Anwendung geſchaͤtzt. Sie iſt erſt faſt fingerdick, wird aber durch die Bereitung immer dünner, bis fie etwas durchſcheinend wird, fo daß man ſie auch als gute Wagendecken gebraucht. 25. Delphinus Fitz - Royi Warznkousk. Fitz⸗Noy's Delphin. Taf. X. Fig. 28. Schwarz, unterſeits und von da aus mit 3 feitlich ſchief nach vorn gerichteten, weißen Binden, von denen die vordere durch das Auge verlaͤuft. Zaͤhne oben jeder— ſeits 28 und unten 27. Laͤnge über den Rüden 5° 4“. Kuͤſte von Patagonien, 42° 30“ ſuͤdl. Br. April. Waterhouſe giebt in der Zoolog. of the voyage of H. M. S. Beagle under the command of Capt. Frrz- Rox Mammal. Lond. 1838. p. 25. zu pl. 10. fol: gende Beſchreibung: Das reine Weiß der Unterſeite zieht am Uebergange in die obere Faͤrbung in Grau, Schnautzenſpitze, ein Ring um das Auge, Rand der Unterlippe und Schwanz— floſſen ſind ſchwarz, Ruͤcken- und Bruſtfloſſen dunkelgrau, ein breiter grauer Streif zieht ſich vom Mundwinkel zur Bruſtfloſſe, uͤber ihm zieht ſich ein weißer Streif durch das Auge und iſt uͤber dem Auge graulich ſchattirt. Zwei breite, tiefgraue Baͤnder ziehen ſich weiter hinten an den Seiten aufwaͤrts, ſchief nach vorn, und das letzte nach vorn und hinten. Iris dunkelbraun. Der Rumpf iſt vorn etwas niedergedruͤckt, hinten zuſammengedruͤckt, der Kopf kegelfoͤrmig, oberer Contour bogenfoͤrmig, Kinn— ladenlippe etwas unter der Kieferlippe hervorſtehend. Das Auge ſteht uͤber und hinter, Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. I, Walthiere. 13 10 98 Walthiere. Delphin: Phocaena. aber nahe dem Mundwinkel. Das Blaſeloch liegt in der Augenlinie, wenn man durch ſie einen Kreis um den Kopf zieht. Die Zaͤhne ſind leicht gebogen und kegel— foͤrmig. Entfernung von der Schnautzenſpitze zum After 3° 10“ 9%, zur Ruͤckenfloſſe 2.6“ 5, zur Bruſtfloſſe 1° 4“ 5“, zum Auge 9° 9%, zum Blaſeloch über die Kopfkruͤmmung 10“ 7, zum Mundwinkel 7“ 9. Laͤnge des Vorderrandes der Ruͤckenfloſſe 1’ 5“, deren Höhe 6“ 4. Länge des Vorderrandes der Bruſtfloſſe 1“ 2 8”, Breite der Schwanzfloſſe 1’ 4“ 5. Umfang vor der Ruͤckenfloſſe 3° 6, vor der Bruſtfloſſe 2° 8“ 2“, vor der Schwanzfloſſe 7“ 8. Umfang des Kopfes vor den Augen 2“. Mr. Darwin berichtete, daß dieſer Delphin, ein Weibchen, vom Schiffe Beagle aus in der Bay von St. Joſeph harpunirt worden, waͤhrend eine große Heerde dieſer Delphine oft um das Schiff herum ſpielte. Capitain Fitz-Roy fertigte die ſchoͤne Abbildung ſogleich nach Toͤdtung des Thieres. Waterhouſe benannte die Art nach dem Capitain und bemerkt (Beagle p. 26), daß fie in mancher Hinſicht dem D. su- pereiliosus der „Voyage de la Coquille“ nahe ſtuͤnde, doch beſaͤße dieſer nicht die dunkelgrauen Seitenbaͤnder, ebenſowenig den Streif durch das Auge zur Bruſtfloſſe. Die Unterlippe des D. superciliosus iſt in der Abbildung weiß, hier ſchwarz, den Abbildungen zufolge iſt nun aber vorzuͤglich ein bedeutender Unterſchied in der Ge— ſtaltung. Die hier gegebene Abbildung ſtimmt genau mit den Maßen, welche Mr. Darwin unmittelbar nach dem Fange des Thieres genommen, und iſt deshalb ganz correct. Wir vergleichen D. superciliosus auf unſerer Taf. XIII. Fig. 41. 26. Delphinus intermedius Gnax. Der mittle Delphin. Engl. the intermediate Dolphin, Grampus intermedius Gray list of brit. mus. 106. Schädel dem des D. griseus ſehr aͤhnlich, Zähne oben jederſeits 11, unten 10. Schaͤdellaͤnge 8“ 9“. Gray beſchrieb den Schädel in den Annal. of Philos. N. ser. 1827. n. 11. p. 376. Derſelbe hat die Zahl der Zähne wie D. Orca, unterſcheidet ſich aber durch kleinere Schlaͤfengruben, Breite der Schlaͤfennath und großen Raum, woran die Hinterhauptsmuskeln ſitzen. Von der Spitze des Blaſeloches bis zum Vorderrand des Hinterhauptsloches 6“, Blaſeloch ſelbſt 2“ lang, ebenſo breit, Breite des Schaͤdels vom Außenrande des Fortſatzes hinter der Augenhoͤhle bis zum gegenuͤber befindlichen 93% vom Flügel der Schlaͤfenbeine 8“, Hoͤhe des Schaͤdels 7“, Breite der Schnautze vom Anfange der Wangenbeine 4“, Länge der Schlaͤfengruben 34”, die Hinterhaupts⸗ muskeln ſetzen ſich 7“ breit an. 27. Delphinus bivittatus Less. Gars. Der zweibindige Del: phin. Taf. X. Fig. 31. Franz. le Dauphin a bandes. Engl. the striped Porpoise. — Phocaena bi- vittatus ARD. Oben ſchwarz, zwei breite Laͤngsſtreifen, von denen der obere das Auge einſchließt und beide auf der unteren Haͤlfte ſeitlich uͤber den ganzen Koͤrper verlaufen, nebſt den Bruſtfloſſen weiß, ein ſchwarzes Querband unterbricht den oberen Streif in der Mitte. Laͤnge 2“ 6“. Geſellig um Cap Horn. Delphin: Phocaena. Walthiere. 99 Leſſon ſagt Cetac. 237. von ihm: In den ſtuͤrmiſchen Meeren um Cap Horn, als wir nach den Malouinen ſteuerten, 140 Meilen von dieſen Inſeln, beobachteten wir eine Delphinart, welche auffallend von denen verſchieden war, welche Commer— fon und Dr. Quoy erwahnt haben. Dieſer bandirte Delphin folgte eine Zeit lang unſerem Schiffe iu einer großen Heerde, obwohl das Meer ſehr bewegt war. Oft ſchnellten ſie ſich uͤber die Hoͤhlungen zwiſchen den Wogen empor und ſchienen ſich uͤber den Widerſtand des aufgeregten Elementes zu freuen. — Bei einer Laͤnge von 2“ 6“ halten fie etwa 10“ in der Dicke. Sie find kurz gebaut, aber ſchlank in ihren Formen. Die Farbe und deren Vertheilung giebt ihm einige Analogie mit D. eru— eiger. Seine Schnautze iſt kurz und kegelfoͤrmig, er alſo wohl unter die Meerſchweine zu ſtellen, die Ruͤckenfloſſe mittelmaͤßig erhaben, ſchwarz, ſteht mitten auf dem Koͤrper. Die Schwanzfloſſe in der Mitte ausgekerbt, braun, die Bruſtfloſſen duͤnn, weiß, nur am Vorderrande ſchwaͤrzlich. Vergl. auch: Indication de quelques Cétacés nouveaux observes dans le voyage autour du monde de la corvette la Coquille; par R. P. Lesson. Ferrusac. Bull. Mars 1826. p. 373. — Delphinus bivittatus, super- ciliosus, leucocephalus. — lunatus, minimus, malayanus, maculatus. — Delphin- apterus Peronii. 28.? Delphinus Feres Bossar. Der Feres-Delphin. D. Feres Boxxar. Cetologie 27. 9. — Franz. le Dauphin Feres Lacer. 312. — Orca Plinii hist. nat, IX. 6? — D. Bonnaterrei TIE DEM. Einfarbig ſchwarz. Schnautze kurz und abgerundet; Kiefer und Kinnlade gleich lang, Zaͤhne jederſeits oben und unten 20, ungleich, eirund, abgerundet, ausgekerbt, zweilappig. Kuͤſte der Provence. Dieſe Art iſt allerdings ſchlecht und kaum kenntlich beſchrieben, indeſſen muß Fol⸗ gendes nach der Quelle beachtet werden. Die Hoͤhe des Kopfes gleicht ziemlich ſeiner Laͤnge, er iſt auf ſeiner Hoͤhe ſehr aufgetrieben und verduͤnnt ſich mit einem Male nach vorn, endigt dann in eine kurze und abgerundete Schnautze wie die eines Kalbes. Die Zaͤhne ſind von der Laͤnge einiger Linien und uͤber einen halben Zoll breit, oben abgerundet und durch eine Kerbe der ganzen Laͤnge nach wie in zwei Lappen getheilt. Es ſcheint, daß eine Heerde dieſer Feres am 22. Juni 1787 am Strande bei St. Tropez im Departement du Var von einem Schiffe, welches von Malta kam, beob— achtet worden. M. Lambert, Einwohner von St. Tropez, ſchrieb dies an den Abbe Turles, Moͤnch zu Frejus, und dieſer theilte Bonnaterre dieſe Nachricht mit. Der Capitain war vom Schiffe in ſeine Schaluppe geſtiegen und hatte ein Exemplar mit einem dreizinkigen Spieße angeſtochen. Die kraͤftige Bewegung des Thieres drohete Gefahr und die Mannſchaft kam zu Huͤlfe. Der Speer ging heraus und riß ein großes Stuͤck Fleiſch weg, der Delphin ſtieß einige Toͤne aus, die ganze Schaar der uͤbrigen ſammelte ſich um ihn und aͤchzte furchtbar, wovon Capitain und Matroſen erſchreckt wurden. Sie ſchwammen eiligſt gegen den Golf von Grimeau und ſtießen dort auf eine Menge Fiſcher, die ſie mit Aexten warfen, worauf die Ver— wundeten ſcharfe Klagetoͤne ausſtießen. Man toͤdtete angeblich an hundert Stuͤck und das Meer war von ihrem Blute getraͤnkt. Die Thiere waren ſehr fett und ihr Fleiſch roͤthlich, faſt wie Rindfleiſch. Niemand hat dieſe Art wiedergeſehen und die am beſten 13 * 100 Walthiere. Delphin: Phocaena. unterrichteten Naturforſcher nehmen an, ſie beruhe auf oberflaͤchlicher Anſchauung und gehoͤre nicht zu den wirklichen Arten. f. Oxypterus Rarın. Doppelfinner, (ſcheinbar?) mit zwei Rückenfloſſen. 29. Delphinus Mongitori Desmar. Der Spitzfloſſen⸗Delphin. Oxypterus Mongitori RarIxESSUE precis de somiologie p. 13. Rafinesque zaͤhlt ihn unter Neuigkeiten von der Kuͤſte Siciliens auf und ſagt von ihm weiter nichts, als daß er mit zwei Ruͤckenfloſſen verſehen ſei. Dieſe Notiz iſt nun überall aufgenommen worden (vergl. z. B. Desmar. mammal, 516. 769. Diet. sc. nat. XXXVIL 180. Rarr, Cetac. 45. Lesson 249. JAR DI NE 262.) und Leſſon meint, daß dadurch das Vorhandenſein dieſer Untergattung erwieſen ſei. Dagegen iſt Schlegel 's Bemerkung zu beachten, die wir bei folgender Art geben. 30. Delphinus Rhinoceros Quvor et Galunanp. Der Nashorn: Delphin. Taf. XI. Fig. 35. Franz. POxyptère Rhinoceros Less. 249. Engl. the Rlinoceros Whale. Die Verfaſſer der Zoologie de l’Uranie melden über ihn Folgendes: Als wir im October 1819 nach den Sandwichinſeln ſuͤdlich A la Nouvelle Galles ſteuerten, ſahen wir im 5° 28° noͤrdl. Br. viele Delphine in Heerden um unſer Schiff, wie fie ihre reißend ſchnellen Bewegungen ausfuͤhrten. Am Bord war alle Welt davon ſo uͤber— raſcht als wir, daß ſie auf der Stirn ein Horn oder eine nach hinten gekruͤmmte Floſſe trugen, welche der Ruͤckenfloſſe aͤhnlich war. Die Groͤße war etwa die doppelte des Meerſchweines und der Koͤrper oben bis an die Ruͤckenfloſſe ſchwarz und weiß ge— fleckt. Wir bemuͤheten uns, dieſe Delphine waͤhrend der ganzen Zeit, wo ſie uns begleiteten, zu beobachten, allein obgleich ſie oft ſo nahe kamen, daß ſie den Vorder— theil unſeres Schiffes beruͤhrten und den Ruͤcken uͤber dem Waſſer emporhielten, ſo war doch ihr Kopf fo eingetaucht, daß weder M. A rago noch wir ſelbſt unterſcheiden konnten, ob die Schnautze kurz oder ſchnabelartig verlaͤngert war, denn da ſie ſich nicht wie andere Delphine in die Hoͤhe ſchnellten, ſo konnten wir davon nichts ſehen. Hierbei iſt nun die Bemerkung zu beachten, welche Schlegel giebt, als er be— richtet, an den hollaͤndiſchen Kuͤſten drei Delphine, dem D. malayanus ähnlich, beob⸗ achtet zu haben. Er ſagt da Abhandl. I. 21: Es ſei hier beilaͤufig bemerkt, daß wir bei dieſen Delphinen, die uns uͤber eine Stunde lang im Geſicht blieben, wiederholt die ſonderbare, von mehreren Naturforſchern erwaͤhnte Erſcheinung beobachteten, welche Anlaß zur Gruͤndung der Gattung Oxypterus gegeben hat. Zuweilen, wenn dieſe Thiere mit der, den Delphinen eigenthuͤmlichen burzelnden Bewegung ſchwammen, ſchien es, als ob der Ruͤcken mit zwei weit von einander ſtehenden Floſſen verſehen waͤre. Die Taͤuſchung war ſo vollkommen, daß ſich meine drei Begleiter, obgleich alle in der Naturgeſchichte mehr oder weniger erfahren, erſt dann eines Beſſeren uͤber— zeugten, als wir, durch den erwaͤhnten Zufall, das eine dieſer Thiere faſt zu unſeren Füßen außer dem Waſſer beobachten konnten und nun ſahen, daß wie immer nur eine Ruͤckenfloſſe vorhanden war. Ich erklaͤre mir die erwaͤhnte Erſcheinung dadurch, daß der eine Lappen der Schwanzfloſſe beim Umburzeln zuweilen in die ſenkrechte Richtung kommt und es alsdann ſcheint, als ſeien zwei Ruͤckenfloſſen vorhanden. Die Wellen, Delphin: Oxypterus. Walthiere. 101 die Entfernung, die nur augenblickliche Dauer der Erſcheinung, dies Alles trug dazu bei, die Taͤuſchung vollkommen zu machen. g. Delphinus Prin. Bramv. Eigentliche Delphine, Schnabelſchnautze durch eine Furche abgeſetzt, Zähne walzig, ſpitzig, etwas gekrümmt. 31. Delphinus Delphis LI. Der eigentliche Delphin. Taf. XIII. Fig. 40. — Anat. Taf. XXII. XXX. XXXI. XXXII. und XXXIII. Altnorb. Hofrungur. Schwed. Delphinen. Daͤn. Marsvün. Norweg. Springer. Islaͤnd. Hösrung, Leipter, Haahyrnigur, Hundfisk. Hollaͤnd. Dolphyn. Engl. the dolphin, the common Dolphin, Goose of the Sea. Angelſ. Fugeles-wise. Galic. Leimadair. Welſch: Morhwch, Morwch. Franz. le Dauphin, le Dau- phin commun ou vulgaire, l’oie de mer, bec d'oye. Deutſch: Taumler, Tuͤmmler, Tummler, Springer. Poln. Delfin. Ruſſ. Worwon. Kamtſchadal. Tukaik. Curil. Oki. Canag. Angaigik. Ital. il dolfino. Span. el delphin, golfin. Port. o golphinho. Griech. 6 deApis und 6 ge. Schwarz, unten weißlich, Zähne oben und unten jederſeits 42 — 45, klein, ſpitzig, zuſammengedruͤckt, Kinnlade ſo lang als Kiefer. Laͤnge bis 8“. Mittellaͤndiſches und atlantiſches Meer. Gewoͤhnlich findet man die Exemplare 6 bis 7“ lang, man erwaͤhnt auch ſolche von 9 bis 10“. Die Schnabelſchnautze iſt gerade fo lang als der übrige Kopf und oberſeits in ſeiner Umgebung durch eine Furche bezeichnet. Die Bruſtfloſſen ſind mittelmaͤßig, ſichelfoͤrmig, die Ruͤckenfloſſe etwas uͤber der Mitte des Koͤrpers ſtehend, ziemlich ſpitzig und etwas hoch. Die mondfoͤrmige Schwanzfloſſe iſt in der Mitte ausgekerbt, die Endlappen ſtumpf und ziemlich kurz, ſie iſt leicht zuſammengedruͤckt an ihrer Baſis und oben und unten mit Kiel. Der Kopf iſt oben nicht aufgetrieben wie bei dem Meerſchweine, ſondern faͤllt nach und nach in den Schnabel ab, welcher an ſeiner Baſis weit breiter iſt als gegen ſein Ende. Kiefer und Kinnlade ſind gleich lang und tragen 42 — 47 kegelfoͤrmig ſchlanke, etwas nach innen gebogene, ſpitzige und gleich weit entfernte Zaͤhne. Nach Schlegel, Abhandl. I. 20, belaͤuft ſich die Zahl, wenn alle Zaͤhne vorhanden ſind, bis auf 50 und ſogar 53. Die Zaͤhne in der Mitte der Reihen ſind etwas ſtaͤrker als die vorn und hinten. Sie ſind ihm eine tuͤchtige Waffe. Das Blaſeloch auf der Hoͤhe des Kopfes zwiſchen den Augen bildet einen Mond, deſſen Hoͤrner ſich vorwaͤrts richten. Die Oberflaͤche der Haut iſt wie bei anderen Cetaceen glatt und glaͤnzend. Der Schaͤdel unterſcheidet ſich von dem aller uͤbrigen Delphine durch die tiefe Hohlkehle, welche auf jeder Seite der unteren Flaͤche des Kiefers nahe beim Zahnrande hinlaͤuft, wodurch in der Mitte des knoͤchernen Gaumens, den größten Theil feiner Laͤnge nach, eine erhabene Leiſte gebildet wird. Die Schnabelſchnautze ſelbſt iſt ſchmal und lang, der Kiefer ein wenig kuͤrzer als die Kinnlade, oben leicht gewoͤlbt, unten platt, die Parthie vor dem Blaſeloche etwas gehoͤhlt. Jederſeits vor der Augenhoͤhle befindet ſich ein ſtumpfer, niedergedruͤckter Lappen, aus dem Jochbeine gebildet, vom Kiefer bedeckt und vom uͤbrigen Theile des Schnabels durch einen wenig tiefen Aus— ſchnitt getrennt. Das Hinterhaupt iſt beinahe halbkugelig, die Schlaͤfengegend hat hinten eine vorſpringende und runde Ecke. Die Hoͤcker, welche die Naſenknochen 102 Walthiere. Delphin: Delphinus. bilden, ſind ein wenig breiter als lang. Von den 7 Halswirbeln ſind die 6 erſten ſehr duͤnn und der ſiebente allein etwas dicker. Man zaͤhlt 13 Ruͤcken- und 53 Len— den- und Schwanzwirbel, 13 Paar Rippen. Der Koͤrper der Wirbel iſt gerundet, nach dem Ruͤcken mehr zuſammengedruͤckt und mehr hoch, kuͤrzer an den Lendenwir— beln, welche gekielt werden. Das Bruſtbein beſteht aus 3 Knochen, der erſte iſt mit einem Loche verſehen; die Schulterplatte iſt faͤcherartig gerundet, der Oberarm iſt kurz und dick, ſein Kopf traͤgt vorn einen ſehr ſtarken Hoͤcker, Speiche und Ellenbogenbein ſind kurz und zuſammengedruͤckt, die Handwurzelknochen platt und eckig, ein ſpitziger Knochen iſt die einzige Spur vom Daumen an der Hand. Der erſte Finger hat 9, der zweite 7, der dritte 4 Glieder und der kleine Finger iſt nur ein kaum bemerkbarer Hoͤcker. Die Gabelknochen ſtehen dem 38ſten Wirbel gegenüber. Die Mitte des Gau— mens nimmt ein Laͤngsvorſpung ein, welcher ſich bis zur Spitze der Pyramide der hinteren Naſenoͤffnung ausdehnt, den Vorſprung begrenzt jederſeits eine Furche; der Pflugſchar iſt wenig ſichtbar. Die Nieren ſind wie bei allen aͤchten Cetaceen aus einer Menge von kleinen Laͤppchen zuſammengeſetzt. Das Gehirn iſt maſſig, ſehr entwickelt und gerundet. Die Augen ſind klein und mit Augenlidern verſehen, ihre Pupille hat eine herzfoͤrmige Geſtalt, die membrana Ruyschiana iſt lebhaft goldglaͤnzend. Das Ohr hat außen nur eine ſehr kleine Oeffnung, dennoch iſt das Gehoͤrorgan innerlich ſo ſehr entwickelt, daß man annehmen muß, der Delphin habe ein gutes Gehoͤr. Die Zunge iſt glatt, an den Raͤndern gefranſt und zeigt an der Wurzel Oeffnungen, deren Bedeutung man noch nicht kennt. Die Weibchen haben eine ſehr einfache Scheide und vier Zitzen am Bauche. Hunter zeigte bereits die Thraͤnendruͤſe an und Rapp beſchrieb ſie genauer. Sie umgiebt ringfoͤrmig den Augapfel, dem ſie an Dicke gleicht und beſteht aus zahlreichen roͤthlichen Koͤrnern, durch Zellgewebe vereint, doch findet ſich kein Thraͤnengang. Der Geruch ſcheint beſchraͤnkt. Auch Rapp fand keine Ge— ruchsnerven. Indeſſen ſind die Anatomen daruͤber uneinig, ob bei den Walen, ins— beſondere bei den Delphinen ein eigentlicher Geruchsnerv vorhanden ſei oder nicht. Aleſſandrini in den Nov. Commentar. Acad. scient. Instituti Boloniensis VI. 1844. 141. beſtaͤtigt das Vorhandenſein, zeigt aber, daß der Nerv gewoͤhnlich uͤber— ſehen worden iſt. Die Siebbeinplatte hatte nur ein einziges Loch und dieſes hatte vielleicht zum Durchgange eines Gefaͤßes gedient. Beitraͤge zur Anatomie des Delphines giebt auch Stannius im ersten Berichte von dem zootomisch- physiologischen Institute der Universität Rostock 1840, und über die Augennerven in J. Müller’s Archiv 1842. 378. — Bei dem Beginne des Jahres 1834 ſprach Geoffroy St. Hilaire den Zweifel aus, ob bei den Cetaceen die erſte Ernaͤhrung der Jungen wirklich durch Milch geſchehe, d. h. ob die in den Bruſtdruͤſen abgeſonderte Suͤbſtanz wirkliche Milch ſei. Nachdem indeſſen einige Delphine an der Kuͤſte der Bretagne ſtrandeten und deren Milch ſich als ſolche erwies, geſtand Geoffroy ein, daß die erſte Nahr— ung der Jungen wirkliche Milch ſei, beharrt indeſſen in der Anſicht, daß das Junge nicht ſelbſt ſauge, ſondern von der Mutter die Milch ihm eingefloͤßt werde. Schon fruͤher hatte auch Rapp in Meckel's Archiv 1830. 359. dieſe Anſicht ausgeſprochen und vermuthet, daß der uͤber die Druͤſe ausgebreitete Hautmuskel wahrſcheinlich zur Zuſammendruͤckung derſelben dienen moͤge. Die Zitzen der Delphine liegen, ſo lange Delphin: Delphinus. Walthiere. 103 das Thier nicht naͤhrt, in eine ſeitlich am Hinterbauche befindliche Furche zuruͤckge— zogen, wenn es aber naͤhrt, ſo iſt der Hof der Zitze leicht zu unterſcheiden und man bemerkt in deſſen Mitte die platte, in der Mitte mit Oeffnung verſehene Warze, in welche der behaͤlterartige Canal, welcher die Milchgefaͤße aufnimmt, ausmuͤndet, was Dumeril, Fr. Cuvier und Dumas bei den bei Maout geſtrandeten Delphinen beobachtet haben und im Instit. n. 48 ausführlicher berichten. Das Junge hielt ſich immer nahe an den Zitzen der Mutter. Dieſelben Beobachtungen berichtet auch Traill über Delphine, welche in der Scapay-Bay ſtrandeten in James Edinb. New philos. Journ. XVII. 177. Joh. Müller unterſuchte die Milchdruͤſe eines Delphines und fand, daß ſie einen zuſammengeſetzt druͤſigen Bau hatte. Vergl. ſein Archiv 1835. 44. Vergl. auch, was wir S. 36 gefagt haben. Sein Aufenthalt bezieht ſich allerdings vorzuͤglich auf die Meere um ganz Europa, wo man ihn häufiger in den ſuͤdlichen Gegenden trifft, indeſſen ſagt Schlegel, Ab- handl. 20, daß ſich dieſe Art auch in der ſuͤdlichen Halbkugel findet, indem an das Leidener Muſeum das Skelett eines D. Delphis von den Kuͤſten des Vorgebirges der guten Hoffnung gekommen iſt. Er iſt auch von den aͤlteſten Zeiten an bekannt. Vom Delphin erzaͤhlen die alten Schriftſteller ſo viel, daß ſich eine große Ab— handlung darüber ſchreiben ließe. Nach Xenophon's Verſicherung hatte man bei Moſynecos die Gewohnheit, Delphine einzuſalzen, auch bewahrte man das Fett der— ſelben auf, um es ſo zu gebrauchen, wie die Griechen ihr Oel benutzten. Plinius empfiehlt lib. XXXII. cap. 10. die Leber des Delphines als ein Mittel zu Unter— druͤckung der Anfaͤlle des Wechſelfiebers. Zur Heilung von Geſchwuͤren ſoll man nach lib. XXXII. cap. 7. die Leber in einem Topfe roͤſten und mit dem davon abfließenden oͤlartigen Fette dieſelben einreiben. Bei hyſteriſchen Anfaͤllen tauchte man Leinwandſtuͤcke in Delphinfett und verbrannte fie dann, wo der ſtarke Geruch als antispasmodicum wirkte. Bei ſchwerem Zahnen der Kinder vermiſchte man die Aſche von Delphinen mit Honig und beſtrich damit das Zahnfleiſch. | Wir übergehen gern alle jene, taufendfad in Unterhaltungsſchriften vervielfältigten Anekdoten und erwähnen nur, daß jene von den Alten geruͤhmte Anhaͤnglichkeit an den Menſchen, welche man den Delphinen zuſchrieb, auf einem Irrthume beruhete; ſie folgen den Schiffen nur als Raubthiere, um die weggeworfenen Abgaͤnge von Speiſen und dergl. als Nahrung zu gewinnen. Lange hat man auch geglaubt, daß die Muſik den Delphin ergoͤtze. Wahrſcheinlich kommt die Sage daher, weil die Sitte der Seeleute, wie beſonders und noch heutzutage in der Provence, ſie bei Annaͤherung von Heerden dieſer Thiere auf Pfeifen blaſen laͤßt, ohne welches Blaſen die Delphine ſich ebenſo gern in der Naͤhe der Fahrzeuge aufhalten wuͤrden. Die Beobachtung unſerer Zeit benimmt uns alſo jene illuſoriſche Vorliebe, welche die Alten fuͤr dieſe ſchlanken Raubthiere hegten, gaͤnzlich und nur ihre große Geſchwindigkeit zwingt uns Bewunderung ab. Der Delphin zieht in mehr oder minder zahlreichen Heerden ver— ſammelt ſeine Furchen im Meere und ſein reißend ſchnelles Dahinſchwimmen, ſeine mächtigen Spruͤnge, wie dieſelben unſere Seeleute taͤglich beobachten koͤnnen, haben ihm von Alters her einen gewiſſen Ruhm verſchafft. Indeſſen kommen dieſe Eigen— ſchaften auch allen kleinen Cetaceen zu. Die Nahrung der Delphine beſteht haupt— ſaͤchlich aus Sepien und Fiſchen, unter letzteren namentlich Sardellen und Heringe 104 Walthiere. Delphin: Delphinus. Ihr Fleiſch wird wenig geſchaͤtzt und iſt fuͤr verwoͤhnte Gaumen ekelhaft, fuͤr manche Strandvoͤlker dennoch als Nahrung beliebt, und Dr. Cajus, der beruͤhmte Begruͤnder des College zu Cambridge, erwaͤhnt, daß zu ſeiner Zeit ein Delphin als ein ſchick⸗ liches und werthvolles Geſchenk fuͤr den Duke of Norfolk galt, welcher dann Portio— nen davon an feine Freunde vertheilte. Das Fleiſch wurde gebraten und mit Braun— fiſchſauce genoſſen. Ueber Anwendung von Fett und Leber ſind oben Bemerkungen mitgetheilt worden. 32. Delphinus superciliosus Less. Der Augenbrauen: Del: phin. Taf. XIII. Fig. 41. — Anatomie Taf. XIX. Franz. Dauphin à sourcils Lxssox Cet. 238. Oben ſchieferfarbig, unten weiß, zwei breite unterbrochene, verwaſchene ſchwaͤrz— liche Binden jederſeits; Schnautze kurz und kegelfoͤrmig, Ruͤckenfloſſe mittelgroß und ſchwarz, Schwanzfloſſe in der Mitte ausgeſchnitten, Bruſtfloſſen dünn. Länge 4“ 2”. Um Cap Horn. Leſſon ſah dieſen Delphin nach Umſchiffung des Cap Horn im 45 und 43° ſuͤdl. Br. und Garnot tödtete einen waͤhrend feiner Fahrt von Port Jackſon, um auf dem engliſchen Fahrzeuge Castle-Forbes nach Frankreich zuruͤckzukehren; er be— ſchrieb dies Exemplar folgendermaßen: Die ganze Laͤnge betrug 4 Fuß 2 Zoll, der Kiefer hatte jederſeits 30 Zaͤhne, die Kinnlade deren jederſeits 29, die Schnautze war mittelmaͤßig lang und an der Stirn durch eine tiefe Furche geſondert; die Ruͤckenfloſſe ſtand ein wenig hinter der Mitte des Koͤrpers und endigte in einer ziemlich feinen Spitze; die Schwanzfloſſe, wie zwei Mondbogen, war in der Mitte ausgeſchnitten. Alle oberen Theile des Koͤrpers boten eine ſchwarzblau glänzende Farbe, die unteren, ſowie die Seiten waren ſilberglaͤnzend, die Bruſtfloſſen braun und befanden ſich in der weißen Stelle der Unterſeite des Körpers. Eine befondere Zeichnung dieſer Art beſteht in einem breiten weißen Strei— fen, welcher ſich uͤber dem Auge bis zur Stirn hinzieht, und einem aͤhnlichen Strei— fen, welcher an den Seiten naͤchſt des Schwanzes verlaͤuft. — Jardine bemerkt hierbei, daß es unmoͤglich iſt, ſich von der Schoͤnheit, dem Glanze und Farbenſchiller der lebendigen Delphine der ſuͤdlichen Halbkugel, insbeſondere der Aequatorialzone, eine deutliche Vorſtellung zu machen. Schlegel, Abhandl. I. 22, meint, daß auch D. obscurus Gray hierher gehöre, und daß dieſe Art auch am Vorgebirge der guten Hoffnung vorkomme, beweiſen die Beobachtungen des Dr. van Horſtock, welcher auch ein vollſtaͤndiges Skelett dieſer Art uͤberſchickte. Auch den D. Fitz-Royi moͤchte Schlegel mit D. supereiliosus vereinigen. Das Skelett des D. supereiliosus im Leidener Muſeum iſt 5“ thein. lang, der Schaͤdel 144“. Zahl und Geſtalt der Wirbel und ihrer Fortſaͤtze, der Rippen und des Bruſtbeines wie bei D. Delphis, doch vor dem erſten kleinen V Knochen noch zwei aͤhnliche, aber viel niedrigere Knochen unter dem letzten und vorletzten Lenden— wirbel, deren Körper fie zu beiden Seiten umfaſſen, alfo wären die 3 letzten Lenden⸗ wirbel zu den Schwanzwirbeln zu zaͤhlen und dieſe Art haͤtte 3 Schwanzwirbel mehr, dagegen ebenſoviel Lendenwirbel weniger als D. Delphis, alſo 7 + 13 (15?) + 20 (182) + 33. Der Schaͤdel weicht von dem des D. Delphis und malayanus beſonders Delphin: Delphinus. Walthiere. 105 durch die gedrungene Geſtalt des Schnautzentheiles ab. Der Kopftheil dagegen hat beinahe gleiche Groͤße und Geſtalt als bei genannten Arten, iſt kaum niedriger, ein wenig ſchmaͤler und der hintere Theil der Zwiſchenkiefer iſt weniger aufgeworfen. Der Schnautzentheil iſt nach Verhaͤltniß um ein Drittel kuͤrzer als bei jenen Arten, breiter und daher auch weniger ſtark zugeſpitzt. Die Zwiſchenkiefer ſind in der Mitte ihrer Laͤnge ſtatt aufgeworfen eher eingedruͤckt. Der Vorſprung, den die Gaumenbeine bil— den, iſt noch breiter als bei D. malayanus und verliert ſich, wie bei dieſer Art, gleich vor den hinterſten Zaͤhnen. Der Unterkiefer iſt ebenſo kraͤftig als bei D. Delphis, aber kuͤrzer, weshalb auch ſeine, durch eine ziemlich kurze Symphyſe verbundenen Aeſte einen etwas weniger ſpitzigen Winkel bilden. Die Zaͤhne ſind oben ſo dicht— ſtehend als bei D. Delphis, ein wenig kraͤftiger, aber wegen der Kuͤrze der Schnautze weniger zahlreich. Es ſind deren in jeder Kieferreihe etwa 30 vorhanden. 33. Delphinus leucopleurus Rascn. Der weißſeitige Delphin. Revue zool. 1844. 369. Oben blaͤulichſchwarz, unten ſchneeweiß, Seiten mit großen ſchiefen, weißen, gelb— grauen und braunen Flecken; Schnautze kurz, Kinnlade laͤnger, Zaͤhne oben und unten jederſeits 28 — 35, ſpitz und einwaͤrts gekruͤmmt. Lange 2,2 — 2,7 (Metres 2). Dreiundzwanzig Stuͤck wurden in der Bucht von Chriſtiania gefangen, ſo daß wir wohl bald genaueren Beſchreibungen entgegenſehen duͤrfen. 34. Delphinus albigenus Ovor et Gaımarn. Der weißwangige Delphin. Taf. XIII. Fig. 42. — Dauphin albigene Q. G. Schwarz, ein großer weißer Fleck ſchließt das Auge ein und verlaͤngert ſich uͤber die Wangen hinaus. Quoy und Gaimard beobachteten dieſen Delphin in den antarktiſchen Meeren und beſchrieben ihn zu der in der Zoologie de l’Uranie pl. II. f. 2. gegebenen Ab— bildung p. 87, wie oben geſchehen. Sie blieben in Zweifel, ob derſelbe vielleicht eine Varietaͤt von D. cruciger oder ein junges Thier ſei, dagegen ſagt Leſſon, daß ſich ihm in den Meeren ſuͤdlich von Neuholland mehrmals Gelegenheit darbot, dieſen Delphin um das Schiff herumſchwimmen zu ſehen, ſo daß er ihn fuͤr wohl unter— ſchieden von jenem haͤlt, ohne indeſſen im Stande zu ſein, deſſen Naturgeſchichte vervollſtändigen zu koͤnnen. 35. Delphinus coeruleo-albus Merry. Der blauweiße Del⸗ phin. Taf. XIV. Fig. 43. — Anatomie Taf. XIX. Oberſeits von der Stirne an ſtahlblaͤulich, uͤbrigens weiß mit ſtahlblauen bogigen Streifen, von denen einer vom Auge bis zum After, ein anderer vom Auge zur Bruſtfloſſe, ein dritter vom Hinterkopfe zu der Rückenfloſſe verläuft. Länge 54“. Oſtkuͤſte Amerika's. Meyen bildet ein Weibchen dieſes Delphines zu Ir der natürlichen Groͤße in den Nov. Act. Acad. Caerar. Leop. XVI. II. t. XLIII. f. 2. ab und beſchreibt dieſes daſelbſt S. 609 folgendermaßen: Der Kopf iſt rund und ſehr gewoͤlbt, dagegen die Schnautze ſehr platt und mit etwas hervortretender Kinnlade. In jeder Seite der Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 14 106 Walthiere. Delphin: Delphinus. Kiefern 48 — 50 Zähne, die kegelfoͤrmig, ſehr ſpitz und etwas nach Innen gebogen find. Er ähnelt dem D. Delphis, deſſen ſchnabelfoͤrmige Schnautze viel kuͤrzer und beſonders unten mehr zuſammengedruͤckt iſt. Die Bruſt- und Ruͤckenfloſſen ſind bei unſerer Art mehr zugeſpitzt und nicht ſo bedeutend ausgeſchweift. Die Faͤrbung unter— ſcheidet unſere Art ſehr auffallend; der ganze Ruͤcken mit der Stirn bis zum Schnabel iſt dunkel ſtahlblau. Von der Ruͤckenfinne an verlaͤuft ein ſchmaler, ſehr dunkelblau gefaͤrbter Streifen nach vorn, wo er ſich ploͤtzlich verliert. Vom Auge aus läuft ein ſehr ſchmaler blauer Streifen uͤber die Seiten nach dem Schwanze, wo er in der Gegend des Afters breit endet. Auch die Bruſtfloſſe iſt blaugrau gefärbt und ſteht mit dem gefaͤrbten Augenringe durch einen Streifen in Verbindung. Der Bauch, der Schnabel und das Uebrige des Koͤrpers iſt blendend weiß. Es lebt dieſer ſchoͤn gezeichnete Delphin an der oͤſtlichen Kuͤſte von Suͤdamerika; wir harpunirten ihn in der Gegend des Rio de la Plata. Das ganze Skelett dieſes Thieres, das wir mit— gebracht haben, befindet ſich im koͤnigl. anatomiſchen Muſeum in Berlin. 36. Delphinus Abusalam Rverrr. Der Abuſalam⸗ Delphin. Taf. XIV. Fig. 44. — Anatomie Taf. XX. XXXII. Schnautze kegelfoͤrmig, Kinnlade wenig vorſtehend, oben und unten jederſeits 25 bis 27 kegelfoͤrmige, etwas ſtarke Zaͤhne, Stirn kugelig, Augen nicht in, ſondern uͤber der Mundlinie, Ruͤcken gruͤnlich dunkelbraun, Lippenrand, Kehle und Bauch roͤthlich— weiß, klein ſchwarzgefleckt. Laͤnge 6“. Rothes Meer. * Das Hauptkennzeichen dieſer Delphinart, ſagt Ruppel im Museum Senken- bergianum III. 2. 140, wodurch ſich dieſelbe von D. tursio unterſcheidet, iſt die Zahl der Zaͤhne, der Rippen und der Ruͤckenwirbel, endlich die Stellung des Auges, ver— gleichlich zum Mundwinkel. Ein Exemplar hatte oben 25 — 26, unten 27 — 26, ein zweites 27 — 27, unten 25 — 25 Zaͤhne, mithin Normalzahl 25 — 27, bei D. tursio nie mehr als 21 — 25. Halswirbel 7, davon der Atlas und Epiſtropheus ganz mit einander verwachſen, Rippenwirbel 12, Lendenwirbel 16, Schwanzwirbel 26, alſo zuſammen 61 Wirbel. Das Auge ſteht etwas hoͤher als die horizontal verlaͤngerte Linie der Mundſpalte, bei D. tursio nach der Angabe der Autoren mit dem Mundwinkel in gleicher Flaͤche; uͤbrigens verſchwindet dieſer Unterſchied bei dem Eintrocknen der Haut. Vergleicht man die Schaͤdel beider Arten, ſo faͤllt der Unterſchied des Flaͤchenraumes auf, wel— chen an den Seiten des Schaͤdels der Kinnladenmuskel einnimmt; derſelbe iſt bei D. Abusalam bedeutend groͤßer und hat mehr eine horizontal verlaͤngerte elliptiſche Form. Ferner zeigt ſich bei dieſer Art der vordere Rand des Stirnbeines mehr abſchuͤſſig, wodurch gleichzeitig das große Volumen des Hinterhauptes merklich groͤßer wird. Daß bei dieſer Art, wie bei allen anderen Delphinen, eine Aſymmetrie in den beiden Laͤngshaͤlften des Schaͤdels ſtattfindet, trifft wohl immer die rechte Seite des Kopfes, auf welcher die Ungleichheit durch eine ſtaͤrkere Entwickelung der Naſenknochen verurſacht wird. Die Koͤrperdimenſionen eines vollkommen ausgewachſenen weiblichen Indivi— duums betragen: Laͤnge 6“, Mundſpalte 9“, von der Spitze des Kiefers bis zum vor— deren Augenrande 11“, bis zur Naſenklappe 1’, Vorderrand der Bruſtfloſſe 1’ 2, von der Spitze des Kiefers bis zum Vorderrand der Ruͤckenfloſſe 2° 9, Verticalhoͤhe Delphin: Delphinus. Walthiere. 107 der Ruͤckenfloſſe 8“, Verticalhoͤhe des Bauches am Anfang der Ruͤckenfloſſe 1“ 1“, vom Ende der Kinnlade bis zum After 3° 11“. Schwanzfloſſenſpitzen-Entfernung 11 7°. — Die Faͤrbung des Oberkopfes und der ganzen oberen Koͤrperſeite von der Endſpitze des Oberkiefers unter den Augen her bis etwas hinter den After und beide Seiten der Floſſen ſind dunkel meergruͤn; der Rand des Kiefers, der ganze Unterkopf und Bauch weiß fleiſchfarbig, letzterer mit kleinen, unregelmäßig zerſtreuten ſchwarz— grünen Fleckchen. Iris der kleinen Augen dunkelgrün. Die Zunge iſt von pyrami— daler Form, ganz glatt und fleiſchig. In der Gaumenhoͤhle, neben dem Kehlkopfe, an der Baſis des Schlundes befinden ſich 4 knorpelartige halbrunde Auswuͤchſe, deren Oberflaͤche rauh und feinzadig iſt, als wäre fie mit Moos bewachſen; es erinnern dieſe Auswuͤchſe an die an aͤhnlicher Stelle bei den Fiſchen befindlichen Schlundknochen. Bei dem Kehlkopfe bilden die beiden gießbeckenfoͤrmigen Knorpel und der Kehldeckel eine langgeſtreckte verſchobene Pyramide (vergl. Anat. Taf. XXXII.). Die erſteren koͤnnen ſich zuſammenlegen in die rinnenfoͤrmige Vertiefung des letzteren und alsdann ſchließt ſich die ſchraͤg geſpaltene obere Oeffnung des Kehlkopfes, welche einem Hufeiſen ähnelt und mit einem dicken fleiſchigen Wulſte umgeben iſt. Die Luftroͤhre beſteht aus ganzen Knorpelringen; vier Zoll hinter dem Kehlkopfe geht auf der rechten Koͤrper— ſeite ein ſtarker Canal in den rechten Lungenfluͤgel; drei Zoll weiter gabelt ſich die Luftroͤhre und jeder Aſt zertheilt ſich in drei Hauptcanaͤle. Jeder der beiden Lungen— fluͤgel beſteht aus einem ungetheilten Sack, welcher nur am vorderen Rande eine kleine Einkerbung hat. Der Schlund iſt kurz und ziemlich geraͤumig. Der Magen beſteht aus vier Abtheilungen; die erſte a. wird gebildet durch einen langen elliptiſchen muskuloͤſen Stumpfſack, deſſen innere weißgefaͤrbte Membran durch Muskelfalten der Laͤnge nach gerippt iſt. Am vorderen Drittel dieſes Sackes ſitzt auf der rechten Koͤr— perſeite die zweite halbkugelige Abtheilung des Magens b., kaum ein Viertel ſo groß als die erſtere; ihre Wandung iſt ſehr robuſt muskuloͤs, innen mit ſchwarzer Mem— bran und wellenfoͤrmig ſtark der Laͤnge nach gerippt. Die Verbindungsoͤffnung zwi— ſchen dieſen beiden Magenſaͤcken iſt ſehr groß. Die folgende dritte Magenabt heilung e beſteht aus einem laͤnglichen, ſchmalen Cylinder, der quer uͤber den erſten Magenſack verlaͤuft; er iſt im Inneren ohne Furchen mit einer zelligen roͤthlichen Membran be— kleidet; unmittelbar auf dieſem Quercylinder ruht die ziemlich große ungetheilte Leber, welche nur an ihrem unteren freien Rande einen Einſchnitt hat. Ruͤppel konnte keine Gallenblaſe auffinden. Die letzte Magenabtheilung d. iſt nur halb fo groß als die zweite und birnfoͤrmig, im Inneren ſind die muskuloͤſen Laͤngsfurchen kaum be— merkbar. Der Darmcanal iſt ſehr lang, hat durchaus gleichen Durchmeſſer und beſitzt keinen Blinddarm; die Oberflaͤche ſeiner inneren Membran zeigt große Maſchen. Bei einem 74“ langen Eremplare maß der ganze Darmcanal 51“. Die Milz iſt eine ſehr kleine, kaum zwei Zoll große, bohnenfoͤrmige Maſſe von ſmaragdgruͤner Farbe, fie ſteht durch viele Blutgefaͤße mit dem Kreislaufſyſteme des erſten Magenſackes in un— mittelbarer Verbindung. Ganz ungewoͤhnlich groß ſind die Nieren, welche bei dem erwähnten Exemplare 23“ Laͤnge hatten, fie beſtanden aus zahlreichen, durch Zellgewebe von einander geſonderten einzelnen beerenfoͤrmigen Druͤſen, die zuſammen eine trauben— foͤrmige, gruͤnlich gefaͤrbte Maſſe bildeten. Zwiſchen der Scheide und der Klitoris iſt die Muͤndung eines Sekretionscanales deutlich ſichtbar, der zu einer unmittelbar 14 * 108 Walthiere. Delphin: Delphinus. unter der Haut liegenden eigenthuͤmlichen Druͤſe fuͤhrt. Nur die 6 erſten Rippen— paare ſind mit dem Bruſtbeine Taf. XX. durch laͤngliche Zwiſchenknochen als Stell— vertreter der Rippenknorpel verbunden. Das Bruſtbein ſelbſt beſteht aus einem ein— zigen Stuͤck, vorn und hinten mit einem elliptiſchen Loche; die Breite des Vorder— theiles uͤbertrifft die halbe Laͤnge. D. Abusalam bewohnt in kleinen Familien das ganze rothe Meer. Der arabiſche Name Abu Salam bedeutet: Vater des Heils. Ruͤppel beobachtete noch zwei andere Arten, die er nicht erhalten konnte, im rothen Meere; eine mit langer, ſchmaler Schnabelſchnautze, welche 50 Zaͤhne jederſeits haben ſoll, dürfte vielleicht D. longi- rostris Dussum. fein, die andere Art wird ſehr groß, an 15° lang, hat einen kurzen runden Kopf, iſt hellgrau und gehoͤrt vermuthlich zur Gruppe Phocaena. 37. Delphinus frenatus Dussum. Der Zügel: Delphin. Tafel XIV. Fig. 45. Franz. Dauphin bride. Engl. the bridled Dolphine. Oben aſchgrauſchwaͤrzlich, an den Seiten blaſſer, unten weiß, Zuͤgel ſchwarz. Länge 4“ 6. Antarktiſcher Ocean, 30 Meilen ſuͤdlich vom grünen Vorgebirge. Er wurde in der angegebenen Gegend von Mr. Duſſumier's Schiffe aus har— punirt. Das Exemplar befand ſich unter einer ſehr zahlreichen Heerde, die ſich ſchnell vom Schiffe entfernte, als daſſelbe getoͤdtet wurde. Im Magen fand man eine große Anzahl fliegender Fiſche und Kalmars. Die Zahl der Zaͤhne wurde nicht beſtimmt. Rapp ſagt indeſſen S. 33: Auf jeder Seite und ſowohl oben als unten 34 Zaͤhne. Die Dicke des Koͤrpers entſpricht der Hoͤhe, welche ein Sechstheil der Laͤnge haͤlt. Das Auge iſt anderthalb Fuͤnftel der Koͤrperlaͤnge von der Schnautzenſpitze entfernt. Die Stirn erhebt ſich uͤber die Schnabelſchnautze am letzten Dritttheil. Das Blaſe— loch ſteht unmittelbar uͤber den Augen, ſein Durchmeſſer betraͤgt den elften Theil des Abſtandes vom Auge. Die dreieckige Ruͤckenfloſſe erhebt ſich ziemlich in der Mitte des Koͤrpers, ihre Grundlinie betraͤgt mehr als ein Fuͤnftel der ganzen Laͤnge und iſt ſo lang als ihr gerader Vorderrand, der Hinterrand iſt nur unten ausgeſchnitten, die Endecke ſehr ſpitzig. Der Schwanz hat einen erhabenen, dünnen, ſchneidenden Kiel, feine Breite iſt mehr als viermal in der ganzen Laͤnge enthalten; die Höhe (hauteur, Laͤnge!) betraͤgt nicht ein Drittel der Breite. Beide Lappen ſind durch einen einfachen Einſchnitt getrennt, die Winkel ſpitzig, die Hinterraͤnder ausgefreſſen. Die Bruſt— floſſen halten ſechs Viertel ihrer Laͤnge in der Breite, ihr Hinterrand iſt nicht ſehr ausgebuchtet. Die dunkle Binde an ben Wangen dieſes Delphines, welche ſich von da unter die Augen zieht, veranlaßte den Namen. Fr. Cuvier 1829. 38. Delphinus Pernettyi Drsuan. Pernetty's Delphin. Taf. XV. Fig. 46. Oben bleifarbig ſchwaͤrzlich, unten weißlichgelblich, ſchwarz und grau fprißfledig, Kinnlade vorſtehend. Schwere: 100 Pfund. Man kennt dieſe Art nur aus Pernetty's Abbildung, welcher ſich auf dem Schiffe von Bouginville befand, und da feine Darſtellungen und Beſchreibungen, wenn auch nicht ſehr gruͤndlich, doch wahr und kleinlich genau ſind, ſo zweifelt Delphin: Delphinus. Walthiere. 109 Leſſon nicht ſo, wie Bonnaterre und Cuvier, an der Exiſtenz oder Verſchieden— heit des von ihm beobachteten Delphines. Das Schiff befand ſich in geringer Entfernung von Bona-Viſta, einer der In— ſeln des gruͤnen Vorgebirges, als (am 30. October) wohl hundert Delphine ſehr nahe an daſſelbe herankamen. Pernetty ſagt, es habe geſchienen, als ſeien ſie nur gekommen, um die Mannſchaft des Schiffes zu beluſtigen, denn ſie machten die ſonderbarſten Spruͤnge uͤber die Oberflaͤche des Waſſers; viele unter ihnen ſprangen wohl 3 — 4 Fuß in die Höhe und erhoben ſich wohl dreimal in die Luft. Einer dieſer Delphine wurde gefangen und wog 100 Pfund. Seine Schnabelſchnautze war vorgeſtreckt und von einem dicken grauen Felle uͤberzogen. Der Benedictiner ſagt: ich glaube, er gehoͤrte zu denen, die man Meermoͤnche nennt, denn der Vorderkopf war um die Wurzel des Schnabels herum von einem Wulſte umgeben und bildete da eine Art Kapuzenrand. Der Ruͤcken war ſchwaͤrzlich und der Bauch perlgrau, etwas gelblich, mit ſchwarzen und eiſengrauen Flecken beſpritzt. Die Zähne waren ſpitzig, weiß und wie Hechtzaͤhne geſtaltet. Was Pernetty noch weiter beifuͤgt, kommt allen Delphinen zu, feine Abbildung iſt aber gut gezeichnet. Die Ruͤckenfloſſe iſt ſpitziger als bei dem gemeinen Delphin und ſteht weiter nach hinten, auch die Flecken am Bauche zeichnen ihn aus, ſo daß man hoffen darf, die Reiſenden werden ihn einſt wieder auffinden. Der Beſchreibung dieſes Delphines fuͤgt Jardine eine intereſſante Schilderung von deren Jagd auf fliegende Fiſche bei, welche aus den Sketches of Bermuda by Miss. S. H. Lloyd, Lond. 1835. entnommen iſt. Es heißt daſelbſt: Ein großer Delphin, welcher dem Schiffe in einiger Entfernung folgte, bemerkte ploͤtzlich am anderen Morgen eine Heerde fliegender Fiſche, welche in einiger Entfernung uͤber die Seeflaͤche ſich emporhoben. Blitzſchnell ſchwenkt er ſich herum und macht einen ent— ſetzlichen Sprung, welcher fo berechnet iſt, daß die kleinen fliegenden Fiſche gerade da, wo er wieder niederfaͤllt, in die See herabſtuͤrzen, um ihre Floſſen von Neuem zu benetzen. Ueberdies ſahen wir fie durch einen Flug von Seemoͤven verfolgt, allein wir bemerkten, wie unſere Schuͤtzlinge nur leicht an der Oberflaͤche der Wellen dahin— ſtreiften und mit benetzten Floſſen ſich wieder mit erneuerter Kraft fliegend erhielten. Aber mit Rieſenſchritten verfolgt ſie raſtlos der maͤchtige Feind und jetzt ſchneidet er die Welle, welche in ihrer glaͤnzenden Decke ſpiegelt und ſchillert, macht einen gewal— tigen Sprung und dieſer bringt ihn in den Beſitz der erſehnten Beute. Sie ſcheinen zu wiſſen, daß ſie nicht entkommen koͤnnen, ihr Flug wird immer kuͤrzer und un— ruhiger, in dem Maße, wie der Delphin, feiner Beute nun immer ſicherer, kraͤftiger zuſteuert und vorwärts ſtoͤßt; endlich erſchoͤpft, hören fie auf, mit ihren Floſſen zu flattern, ſie halten ſie ſtill, fallen herab und ſo gelangt einer nach dem anderen in den Rachen des Delphines oder wird von den lauernden Moͤven, welche oberhalb um ſie herumkreiſen, erſchnappt. 39. Delphinus plumbeus Dussun. Der bleifarbige Delphin. Taf. XV. Fig. 47 und 48. Franz. le Dauphin plombe. Engl. the lead - coloured Dolphin. Bleigrau (jung unten weißlich), oben jederſeits 36, unten 32 Zähne, Kinnlade 110 Walthiere. Delphin: Delphinus. ſchmal, wenig vorſtehend, Ruͤckenfloſſe mittelſtaͤndig niedrig, mit langer Grundlinie, gegen den Schwanz hin kielruͤckig. Laͤnge 8“. Malabar. Die Hoͤhe des Rumpfes vor der Ruͤckenfloſſe betraͤgt 13 Sechstheile der Koͤrper— laͤnge, die Dicke iſt kaum groͤßer als die Hoͤhe. Die Entfernung des Auges von der Schnautzenſpitze betraͤgt ein Sechstheil der Koͤrperlaͤnge. Die Stirn hebt ſich uͤber den Schnabel in der Hälfte deſſelben unter einem Winkel von 45%. Das Blaſeloch iſt mittelgroß und ſteht auf dem Schaͤdel unmittelbar uͤber den Augen, ſein Durch— meſſer beträgt vs der Entfernung von der Schnautzenſpitze. Die Ruͤckenfloſſe beginnt auf einem Dritttheile des Koͤrpers, ſie iſt lang, aber wenig hoch, denn der Winkel, den der Vorderrand mit dem Ruͤckenprofil bildet, iſt noch nicht 33°, der Hinterrand iſt ſchwach ausgeſchweift und verlaͤngert ſich ziemlich weit uͤber den Schwanz, der Schwanzkiel iſt ziemlich hoch. Die Breite der Schwanzfloſſe betraͤgt ein Viertheil der Koͤrperlaͤnge, ihre Laͤnge (hauteur) haͤlt ungefaͤhr die Haͤlfte ihrer Breite. Beide Lappen ſind durch einen wenig tiefen Einſchnitt getrennt und jeder ein wenig ausge— ſchweift. Die Bruſtfloſſe ſitzt etwa am Viertheil der ganzen Länge, von welcher fie noch nicht ein Siebentheil lang iſt, ihr Hinterrand iſt ein wenig ausgeſchweift. Die jungen Exemplare ſcheinen unterſeits blaſſer und weißlich zu ſein. Mr. Duſſumier, deſſen Reiſen in Indien und nach China eine Quelle von Reichthuͤmern fuͤr die Naturgeſchichte geworden, hatte den gluͤcklichen Einfall, ſich auch die Aufgabe zu ſtellen, uͤberall auf die Delphine, die ihm begegnen wuͤrden, zu achten, theils um neue Arten, die ihm vorkommen koͤnnten, zu entdecken, theils um die Naturforſcher uͤber deren Verbreitungsbezirke in Gewißheit zu ſetzen. Wenige Unterſuchungen konnten nuͤtzlicher fuͤr die Wiſſenſchaft ſein, wenn man bedenkt, daß es gar nicht lange her iſt, als man alle bekannte Delphine nur in wenige Arten ver— theilte und annahm, daß man in den indiſchen Meeren oder im ſtillen Oceane die— ſelben Arten antraͤfe wie im atlantiſchen Meere. Die Kraft dieſer Thiere, die Flink— heit ihrer Bewegungen, die reißende Schnelligkeit, womit ſie eiliger ſchwimmen, als der Flug den am beſten fliegenden Vogel davontraͤgt, ließen allgemein glauben, daß kein Hinderniß ihren Lauf von einem Pole zum anderen hemmen koͤnne und daß man ſie an allen Kuͤſten und in allen Meeren antreffen muͤſſe. Auch von den Robben glaubte man daſſelbe und beſſere Beobachtungen haben es widerlegt. Und ſo wie bei ihnen hat auch bei den Delphinen jede Art ihren Verbreitungsbezirk, welcher umſchrie— bener iſt, als man vormals geglaubt hat. Aber in gleicher Weiſe haben ſich auch durch dieſe beſſeren Beobachtungen die Arten vermehrt und werden ſich noch ferner vermehren, je mehr und je genauer man ihre Kennzeichen ſtudirt. Dies haben die Unterſuchungen der neueren Reiſenden bewieſen und die Beobachtungen von Mr. Duffumier haben es beſtaͤtigt. Cuvier ſelbſt glaubt im Irrthume geweſen zu ſein, als er ſagte, daß der gemeine Delphin alle Meere bewohne, und berichtigt dieſe Anſicht vielmehr dahin, daß derſelbe ſich nur in dem Theile des Weltmeeres vorfinde, welcher Europa von Amerika trennt und vielleicht im mittellaͤndiſchen Meere. — Mr. Duſſumier autoriſirte Geoffroy und Fr. Cuvier, feine neuen Arten, welche er in Salzlake aufbewahrt dem Pariſer Muſeum uͤbergeben hatte, abzubilden und zu beſchreiben. Die Zeichnung war vor der Section gefertigt worden. Valen— ciennes fertigte die Beſchreibung, als die Thiere aus der Lake genommen wurden, Delphin: Delphinus. Walthiere. 111 welche freilich die Farben veraͤndert hatte, ſo daß die Abbildung ſo wie Duſſumier's Zeichnung nach dem friſchen Thiere gegeben worden iſt. D. plumbeus zeigte ſich haͤufig nahe an der Kuͤſte von Malabar, wo er den Sardellenbaͤnken folgt. Seine Bewegung iſt nicht vollkommen ſo ſchnell als die der Delphine in der hohen See. Sie fangen ſich in Netzen, aber ſchwer, ſie ſcheinen die Vorrichtungen der Fiſcher zu kennen und wiſſen ihren Fallen zu entgehen. Oft zerreißen ſie auch die Netze. Auf den Knall der Schießgewehre fliehen ſie und nachdem ſie untergetaucht ſind, kommen ſie nur in entgegengeſetzter Richtung wieder empor. G. Cuvier hielt ihn fuͤr einerlei mit D. malayanus. Vergl. dieſen. 40. Delphinus dubius Cov. Der zweifelhafte Delphin. Tafel XV. Fig. 49. Franz. Dauphin douteux G. Cuv. Oben nebſt dem ganzen Schwanze ſchwaͤrzlich, unten weißlich, Kinnlade wenig vorſtehend, Zähne oben und unten jederſeits 36 — 37; Ruͤckenfloſſe langgeſpitzt, mond— foͤrmig ausgeſchnitten. Lange 4 6“. Grünes Vorgebirge, bisweilen an den Kuͤſten Frankreichs. Mr. Duſſumier erlangte dieſen Delphin auf der Höhe von Cap-Vert. Man kannte dieſe Art bis dahin nur nach Schaͤdeln, mit deren Zuziehung G. Cuvier dieſelbe beſtimmte. Die Abbildung iſt nach dem erſten bekannt gewordenen ganzen Thiere, welches der Beſitzer dem Pariſer Muſeum verehrt hat, gefertigt. Dieſes hat 36, die Schädel dagegen 37 — 38 Zähne. Die Höhe des Rumpfes betraͤgt 3 der ganzen Laͤnge, die Dicke etwas weniger. Von der Schnautzenſpitze bis zum Auge iſt 3 der Länge und die Entfernung der Schnabelſpitze bis zur Stirnerhoͤhung iſt 23 mal in der Entfernung des Auges von der Schnabelſpitze enthalten, von welcher das Auge s mißt. Das Blaſeloch ſteht gerade über den Augen. Die Ruͤckenfloſſe ſteht nicht genau auf der Mitte des Koͤrpers und iſt ein wenig zuruͤckgeſchoben, ihr Vorderrand laͤnger als die Grundlinie, nach vorn gebogen, der Hinterrand ausgeſchweift. Der Schwanzkiel iſt duͤnn, hoch und ſchneidend. Die Breite („longueur“) des Schwanzes iſt 33 mal in der Laͤnge des Körpers enthalten, die Länge („la hauteur“) deſſelben betraͤgt nicht ganz z der Breite, der Ausſchnitt, welcher die Lappen trennt, iſt offen, der Rand derſelben faſt gerade. Die Bruſtfloſſen ſtehen auf 4 der ganzen Länge, von welcher fie 8 lang find und von dieſer ihrer Länge beträgt ihre Breite 3. Sie ſind ſehr ſpitzig und ihr Hinterrand duͤnn und ausgeſchweift. Angeblich, wovon aber Fr. Cuvier's Abbildung nichts zeigt, ſoll ein breites bleigraues Band vom Mund— winkel zur Baſis der Bruſtfloſſe herabziehen und vom Schwarz der Seite durch ein weißes Band getrennt ſein, welches oberhalb der Bruſtfloſſe nach den Seiten verlaͤuft. Die Bruſtfloſſe ſelbſt iſt ganz ſchwarz. Schlegel, Abhandl. I. 21, glaubt, daß D. dubius nicht verſchieden ſei von D. malayanus. 41. Delphinus velox Dussun. Der pfeilſchnelle Delphin. Taf. XVI. Fig. 50. Franz. Dauphin leger Fr. Cuv. 112 Walthiere. Delphin: Delphinus. Oberſeits ſchwarz, (zufolge der Beſchreibung, aber nicht der Abbildung:) unten dunkelgruͤnlich und ſchwarz marmorirt, oben und unten iederſeits 41 Zaͤhne. Kiefer ſchmal, Ruͤckenfloſſe ſehr hoch, Hinterrand bogenfoͤrmig ausgeſchnitten. Länge 4 9“. Ceylon. Die Dicke des Koͤrpers betraͤgt z, die Hoͤhe deſſelben an der Ruͤckenfloſſe 13 Sechstheil der ganzen Laͤnge, die Entfernung des Auges von der Schnabelſpitze unge— faͤhr z der ganzen Laͤnge. Die Stirn woͤlbt ſich über dem Schnabel etwa um z der— ſelben Entfernung. Das Blaſeloch ſteht gerade uͤber den Augen und ſein Durchmeſſer beträgt ur der Entfernung der Schnabelſpitze vom Auge. Die Ruͤckenfloſſe ſteht mitten auf dem Koͤrper, ihr Vorderrand erhebt ſich vor dieſer Haͤlfte in einem Winkel von etwas weniger als 450, ihre Grundlinie ift gleich 13 Sechstheil der Koͤrper— länge, ihre Höhe iſt der Länge gleich, ihr Vorderrand leicht S bogig ein wenig auf: getrieben, die obere Ecke ſehr ſpitzig und der Hinterrand ſehr ausgeſchweift, ſie zieht ſich kaum in den Ruͤckenkiel. Der Schwanz hat einen kurzen und wenig erhabenen Kiel, feine Breite halt 15 Dritttheil der ganzen Länge, die Laͤnge („la hauteur“) 13 Dritttheil der Breite, beide Lappen ſind ſpitzig und durch einen ziemlich offenen Einſchnitt getrennt, fie ſelbſt wenig ausgeſchnitten. Die Länge der Bruſtfloſſen bes trägt noch nicht 4 der ganzen Länge, die Breite ein Dritttheil ihrer Länge, fie find ſpitzig, ihre beiden Raͤnder ſehr gebogen. Mr. Duffumier erlangte dieſen Delphin zwiſchen der Inſel Ceylon und dem Aequator. Er befand ſich unter einer unzaͤhligen Menge, welche ſich ſogleich zuruͤck— zog, als das Exemplar verwundet wurde. Die Schnelligkeit in der Bewegung dieſer Delphine war außerordentlich und uͤbertraf die der meiſten anderen Delphine ſo ſehr, daß der Entdecker die Art mit dem Namen velox bezeichnete. 42. Delphinus loriger WIScuANx. Der Schabracken⸗ Delphin. Taf. XVI. Fig. 51. Schwaͤrzlichgrau, Rumpfſeiten und Unterſeite von der Kehle bis um den After weiß, eine bleigraue Linie verlaͤuft von der Augenhoͤhle durch die weißen Seiten in ſanftem Doppelbogen gegen den Schwanz hin, eine zweite ſeitlich der Kinnladenbaſis bis uͤber die Baſis der Bruſtfloſſen hinaus. Man kennt diefe Art nur aus der Abbildung auf t. CCCLXII. des Schreber’- ſchen Saͤugethierwerkes, deſſen Supplementtafeln bekanntlich ohne die geringſte Nach— weiſung oder Beſchreibung erſcheinen. Schlegel ſagt Abhandl. I. 20. Anmerkung: D. loriger ſcheint dem D. longirostris Grax (f. unſere Taf. XVIII. Fig. 56.) nahe verwandt zu ſein, aber auch hier laͤßt ſich, da der Schaͤdel nicht unterſucht wurde, nichts mit Gewißheit beſtimmen. 43. Delphinus Novae Zelandiae Qvor et Gaim. Der neu: ſeeländiſche Delphin. Taf. XVI. Fig. 52. Franz. Dauphin de Ia Nouvelle Zeelande Quoy et GAIMARD. Oberſeits ſchwarz, unten weiß, an den Seiten gelblich, Kinnlade weiß; Ruͤcken— und Bruftfloffe bleigrau mit weißem Fleck. Schnabel faſt walzig und zugeſpitzt, Zaͤhne klein und ſpitzig, jederſeits oben 43, unten 47. Länge 5° 10“. Neuſeeland. Delphin: Delphinus. Walthiere. 113 Die Entdecker geben in der Zoologie de l’Astrolabe pl. 28, die Abbildung und beſchreiben die Art p. 149 folgendermaßen: Dieſer Delphin hat eine verlaͤngerte Geſtalt, vorn abgerundet, ſeine Schnautze iſt walzig, von oben nach unten abgeplattet und zugeſpitzt. Die Kinnlade ſteht ein wenig uͤber den Kiefer heraus, die Stirn faͤllt in ihrer Woͤlbung unmerklich ab und bildet auf der Mitte des Kiefers eine vortretende Leiſte in der Form eines ſehr vor— ſpringenden und ſcharf abgeſchnittenen Vorgebirges. Die Seiten ſind ziemlich gerundet. Der Lappen des Schwanzes verflacht ſich in dem Maße, als man ihn nach dem Ende hin betrachtet, wo er gaͤnzlich zuſammengedruͤckt iſt und eine unmerkliche Leiſte zeigt, die zur Ruͤckenfinne hinanſteigt. Dieſe iſt groß, dreieckig, an der Spitze gerundet; die Schwanzfloſſe klein, in der Mitte herzfoͤrmig ausgeſchnitten, die Bruſtfloſſen find mittelmaͤßig und ſichelfoͤrmig. Die Oberſeite hat eine braunſchwarze Farbe, gegerbtem Leder nicht unaͤhnlich, der Bauch, der Rand des Kiefers und die ganze Kinnlade ſind mattweiß. Eine breite iſabellgelbliche Binde beginnt hinter dem Auge und verlaͤuft ſchmaͤler werdend unterhalb der Ruͤckenfloſſe uͤber die Seiten. Der Schwanz iſt uͤbri— gens ſchieferfarbig und wird heller, je weiter man ihn nach unten betrachtet; die Bruſtfloſſen, ſowie die Rückenfloſſen ſind in der Mitte weiß, im Umfange ſchwarz. Unter der Kinnlade bemerkt man Gruͤbchen, welche kleine Ringe bilden, und uͤber den Koͤrper hin ziehen ſich Lagen von kleinen, ziemlich regelmaͤßig verlaufenden weißen Streifchen. Der ganze Koͤrper iſt glaͤnzend. Zaͤhne zuſammen 180. Dieſer Delphin wurde am 4. Februar 1827 an der Oſtkuͤſte von Neuſeeland in der Naͤhe vom Cap Gable, nicht weit von der Bay Tolaga gefangen. Maß: ganze Laͤnge 5“ 10“, Umfang in der Mitte 2° 11“, Abſtand des Blaſeloches von der Schnabel— ſpitze 1“ 1“, deſſelben vom Auge 1’, von der Schnabelſpitze bis zur Ruͤckenfloſſe 2“ 8 6%, bis zum Urſprung der Bruſtfloſſen 1“ 5“, bis zum Mundwinkel 10“ 6%, bis zur erſten Erhoͤhung oder Leiſte 4“ 6“, Abſtand von der Mitte der Ruͤcken- bis zur Schwanzfloſſe 2“ 5“, des Afters von der Schwanzfloſſe 1“ 1“, Länge („largeur‘‘) der Ruͤckenfloſſe an ihrer Baſis 6“ 6“, deren Höhe 8“ 6“, Breite („longueur“) der Schwanzfloſſe 1’ 2“ 6, größte Laͤnge („largeur“) derſelben 4“ 10“, Länge der Bruſtfloſſen 9“, deren größte Breite 4“ 6”. 44. Delphinus Tursio Bossar. Der Turſio, Tummler. Tafel XVII. Fig. 53. — Anatomie Taf. XX. Franz. le grand Dauphin ou Souffleur, le Dauphin Oudre BETON. — Orca BTLLON. D. Orca LIN NX. D. vulgaris HUNTER. D. truncatus MoxtAasu? D. hamatus Hemer. EHRENB. 2 Oben ſchwaͤrzlich, unten weiß, die Kinnlade vorſtehend. Zaͤhne kegelfoͤrmig, ge— rade, ſtumpf, jederſeits oben und unten 21 — 24. Länge bis 15“. Meere um Europa. Dieſer nach Desmareſt's Anſicht von folgender Art zu unterſcheidende Delphin iſt neuerlich endlich von Schlegel in der Abhandl. I. 25. t. 5. Fig. I. 2. und t. IV. Fig. 9. ſorgfaͤltiger bekannt gemacht worden. Derſelbe ſagt: Dieſe Art, deren Verbreitungsbezirk ſich ebenſo weit als der des Braunfiſches zu erſtrecken ſcheint, kommt vielleicht auch im indiſchen Oceane vor, und ein von Ruͤppel aus dem rothen Meere mitgebrachter Schaͤdel ſcheint die groͤßte Aehnlichkeit zu haben, ſo wie auch der Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 15 114 Walthiere. Delphin: Delphinus. als D. hamatus H. E. bei Schreber t. CCCLXIX. (f. unfere Anatomie Taf. XXI.) abgebildete Schädel, vielleicht auch aus dem rothen Meere, nicht zu unterſcheiden ift. Er beſuchte die Kuͤſten der Nordſee fruͤher haͤufiger als jetzt. Das Leidener Muſeum beſitzt das ausgeſtopfte Thier, drei Skelette und mehrere Schaͤdel, ebenſo befinden ſich Skelette und Schaͤdel derſelben Art im dortigen anatomiſchen Muſeum. Das aus— geſtopfte Thier hat faſt 11“ Laͤnge und ſtrandete etwa vor 20 Jahren an der Kuͤſte, wurde zu Schiffe nach Leiden gebracht, genau ausgemeſſen, gezeichnet und ausgeſtopft. Vergl. die oben citirte Abbildung. Delphinus Tursio wird auch von Thomas Whright in Loudon’s Mag. of Nat. Se. II. 609. beſchrieben. Er iſt wahrſcheinlich nicht einerlei mit D. truncatus Montacv. Gegen Hunter's Figur wird geſagt, daß in der Natur die Ruͤcken— floſſe um 6 Zoll naͤher gegen den Schwanz als gegen den Kopf ſtehe, auch befaͤnden ſich die Bruſtfloſſen weit naͤher dem Mundwinkel und ſaͤßen tief unten, das Auge ſtehe in der Figur zu hoch und die Woͤlbung der Stirn ſei nicht ganz richtig. Schlegel ſagt, daß allerdings die Stirn hoͤher gewoͤlbt ſei, als gewoͤhnlich angegeben werde und daß das Auge in gerader Linie hinter dem Mundwinkel ſtehe. Die Bruſt— floſſen liegen weiter nach vorn und tiefer unten, die Ruͤckenfloſſen ſtehen dem Schwanze etwas naͤher als der Schnautzenſpitze. Bei dem Leidener Exemplare iſt ferner der Bauch viel dicker, der Schwanz dagegen ſchmaͤchtiger und gegen die Wurzel hin ſtaͤrker ausgeſchweift. Indeſſen werden dieſe Umſtaͤnde fuͤr individuell gehalten, da die Geſtalt des Schwanzes bei verſchiedenen Individuen einer und derſelben Art von Cetaceen mancherlei Abweichungen unterworfen iſt und daß der Umfang des Koͤrpers ebenfalls ſehr verſchieden iſt, jenachdem das Thier mehr oder weniger fett iſt oder durch die nach dem Tode im Koͤrper ſich entwickelnden Gaſe aufgetrieben wird. Die Skelette haben 7 Halswirbel, von welchen die erſten 2 — 3 zuſammengewachſen ſind, 14 Ruͤckenwirbel, ebenſoviel Rippenpaare, 16 Lenden- und 26 Schwanzwirbel. Die Normalzahl der Zähne ſcheint 24 zu fein, von denen aber oft ſchon im Mittel: alter einige ausfallen, wie es die mehr oder weniger geſchwundenen Zahnhoͤhlen be— weiſen. Hat das Thier eine Laͤnge von 10 — 11“ erreicht, fo fangen die Kronen der Zaͤhne an, ſich nach und nach in horizontaler Richtung abzunutzen, wie eine große Reihe von Schaͤdeln lehrt, und dies geht ſo lange fort, bis die Zaͤhne faſt bis auf den Kieferrand abgeſchliffen ſind. Auf ein Exemplar in dieſem Zuſtande ſcheint nun D. truncatus Montasu gegründet zu fein. Das Leidener Muſeum beſitzt durch Prof. Swinderen in Groͤningen das Skelett und die Zeichnung eines ganz aͤhn— lichen, vor etwa 20 Jahren an der Kuͤſte der Provinz Groͤningen geſtrandeten, etwa 11“ langen Thieres. Die geringen Verſchiedenheiten, welche ſich am Schaͤdel dar— bieten, ſcheinen als Folge des hohen Alters betrachtet werden zu koͤnnen, denn alle Naͤhte ſind verwachſen, die durch die Wirkung der Kaumuskeln gebildeten Knochen— raͤnder ſtehen leiſten- oder kammfoͤrmig hervor, die Zaͤhne ſind bis uͤber die Haͤlfte abgeſchliffen und haben im vorderen Theile des Kiefers eine nach Außen gekehrte Rich— tung angenommen, weshalb dieſer Theil ein wenig breiter erſcheint, als dies gewoͤhn— lich der Fall iſt. Daß dieſe Erſcheinung aber als eine Anomalie betrachtet werden muß, beweiſt die Geſtalt der Kinnlade, deren Zaͤhne die gewoͤhnliche Stellung behalten haben und daher am Vordertheile der Schnautze gar nicht mehr mit denen des Kiefers — re Delphin: Delphinus. Walthiere. 115 zuſammentreffen, waͤhrend dies am hinteren Theile des Kiefers der Fall iſt, wo die Zaͤhne deſſelben ihre natuͤrliche Stellung behalten haben. Merkwuͤrdig bleibt in jedem Falle die Erſcheinung, daß die Zaͤhne ſich mit ihren Spitzen gegenſeitig abreiben und im hohen Alter nach und nach ihre Stellung ſo veraͤndern, daß ſie nicht mehr ab— wechſelnd in einander greifen, ſondern einander gerade gegenuͤberſtehen. Dies ſcheint jedoch nur theilweiſe ftattzufinden, da die vorderen, noch nicht oder nur wenig abge— nutzten Zaͤhne des alten Schaͤdels groͤßtentheils die normale Stellung behalten haben. Ruͤppel vergleicht bei der Beſchreibung ſeines D. Abusalam den D. Tursio und ſetzt fuͤr letzteren folgendes Verhaͤltniß feſt: Normalzahl der Zaͤhne 21 — 24, nie mehr, 7 Hals-, 14 Rippen-, 16 Lenden- und 26 Schwanzwirbel, zuſammen 63 Wirbel. Gewoͤhnlich hielt man den Nesarnak von Fabricius fuͤr daſſelbe Thier, da die Groͤnlaͤnder ihn ſo nennen ſollen. Der Abt Bonnaterre vervollſtaͤndigte die Be— ſchreibung nach einem Exemplare in der Ecole vétérinaire zu Alfort, wodurch aller: dings eine gemiſchte Beſchreibung entſtand. Bei der ſehr mangelhaften Beſchreibung Bonnaterre's iſt freilich ſchwer daruͤber zu entſcheiden. — Er zeigt ſich manchmal an der Weſtkuͤſte von Frankreich, wo die Bewohner ihn grand soullleur nennen, ſowie an den Fluͤſſen des mittellaͤndiſchen Meeres, wo er souflur heißt. Wenn ein Delphinus Tursio bei Nizza gefangen wird, fo giebt dies, wie Riſſo III. 21. erzaͤhlt, Anlaß zu einem Volksfeſte. Die Fiſcher zieren die Beute und tragen ſie unter lautem Jubel in der Stadt umher, wo ſie dann von den Reichen, an deren Haͤuſern ſie ſtillſtehen, beſchenkt werden. Er iſt weit groͤßer als der gemeine Delphin, dem er ſonſt in ſeiner Geſtaltung aͤhnelt. Gewoͤhnlich ſieht man ihn 10“ lang, doch kommt er auch 15, ja ſogar 24 lang vor, wenn man ſich auf die Angaben verlaſſen darf. Seine Ruͤckenfloſſe ſteht ziemlich auf der Mitte des Koͤrpers, ſie iſt an der Spitze abgerundet und ſetzt ſich auf dem Ruͤcken in einer Fettfalte fort. Die Bruſtfloſſen ſind laͤnglich, zugeſpitzt, 18“ lang und am fetteſten Theile des Rumpfes eingefuͤgt. Von da an verſchmaͤlert ſich der Körper unmerklich bis zum Schwanze, welcher 23“ breit iſt. Seine beiden Lappen ſind ausgeſchnitten, ſichelfoͤrmig und nach hinten gebogen. Der Kopf iſt auf ſeiner Hoͤhe leicht gerundet und verlaͤuft in eine weniger breite und weniger lange Schnautze, als die des gemeinen Delphines iſt, durch eine tiefe Furche ſetzt ſie ſich vom Kopfe ab. Der Schnabel hat fuͤr ein Thier von 9“ kaum 5“ Breite an der Baſis und 4“ und etliche Linien Laͤnge, wenn man von der Spitze bis zur Furche mißt. Die Kinnlade ragt vor und iſt unten etwas gewoͤlbt. Die Zahl der Zaͤhne zeichnet ihn beſonders aus, gewoͤhnlich zaͤhlt man deren 23 jederſeits oben und 21 jederſeits unten. Dieſe 88 Zaͤhne bieten dieſelbe Form dar, ſie ſind gerade, walzig und an der Spitze ausgekerbt. Das Blaſeloch ſteht uͤber den Augen, es iſt mond— förmig, ſeine Hoͤrner vorwärts gerichtet, hat 18““ Durchmeſſer bei ganzer Leibeslaͤnge von 9“. Die Faͤrbung giebt man allgemein oben ſchwaͤrzlichbraun und unten weißlich an. Schlegel's Abbildung iſt ganz ſchwarz, indeſſen beſitzen wir auch Delphine, welche im friſchen Zuſtande weißbauchig waren und ausgeſtopft und trocken faſt gleichmaͤßig ſchwarz geworden ſind. Er bewohnt das hohe Meer und kommt nur ſehr ſelten an die Küſten, ſo daß man auch nur ſelten Gelegenheit findet, ihn zu ſehen. Er lebt ohne Unterſchied im 15 * 116 Walthiere. Delphin: Delphinus. Oceane, wie im mittellaͤndiſchen Meere. Man verſichert, daß man mehrere Male Heerden von 7 — 8 Stuͤck am Ausfluſſe der Seine geſehen habe. Won feiner Lebens— weiſe kennt man nichts weiter. 45. Delphinus Nesarnak Laczr. Der Neſarnak. Taf. XVII. Fig. 54. Engl. the Bottle-nosed Whale Hunter. Tursio truncatus GRAx. Delphinus truncatus MoxTAGu Wern. Trans. III. f. 5. t. 3. Otto Fabricius zeichnet feinen D. Tursio, den Nesarnak der Groͤnlaͤnder, beſonders aus durch einen Schnabel, den er mit dem der Eidergans vergleicht; er hat im Kiefer und in der Kinnlade 40 — 46 Zaͤhne, dieſe ſind dick, ſtark, ſehr ſtumpf und oben ſchief liegend, von vorn nach hinten, unten von hinten nach vorn. Dieſe Eigenthuͤmlichkeit, deren weder Bonnaterre noch ein anderer Schriftſteller erwaͤhnt, wuͤrde nun beſonders zu prüfen fein. Er findet ſich in dem Meere um Grönland, entfernt vom Ufer, und es iſt ihm ſchwer beizukommen. Das Weibchen ſoll mitten im Winter ein oder zwei Junge gebaͤren. Die Eingeborenen ſchaͤtzen ſein Fleiſch und ſeinen Speck und genießen mit Appetit ſeine Eingeweide. Da Schlegel die Abbildung des wahren D. Tursio gegeben und ſo wie Th. Wright durch die Stellung des Auges in der Mundlinie dieſe Art ſorgfaͤltiger be— ſtimmt hat, ſo ſcheint die aͤltere Abbildung von Bonnaterre und Lacépède dem Neſarnak zu gehoͤren. 46. Delphinus Boryi Desmovum. Bory's Delphin. Taf. XVII. Fig. 55. Aſchgrau rußſchwarz, unten blaſſer, weißlich, Wangen weiß, Schnabel ziemlich lang, hinten breiter. Groͤße des gemeinen Delphines. Madagascar. Dies iſt Alles, was über dieſen Delphin in Desmoulin’s Dict. classique d’hist. nat. livr. 2. geſagt wird. 47. Delphinus capensis Grar. Der Cap: Delphin. Taf. XVIII. Fig. 56. — Anatomie Taf. XXI. Koͤrper im Umriß lanzettlich, Ruͤckenfinne hoch, ſichelfoͤrmig, Bruſtfloſſen mittel— groß, ſichelfoͤrmig, Ruͤcken, Lippen und Floſſen ſchwaͤrzlich, Bauch weißlich, Zaͤhne oben und unten jederſeits etwa 50. Dieſe Diagnoſe giebt Gray in feinem Spieilegium I. p. 2. zu der daſelbſt t. 2. 1. 1. gegebenen und hier wiederholten Abbildung, die fo wie die Beſchreibung nach einem Exemplare gefertigt iſt, welches Capitain Heaviſide vom Cap der guten Hoffnung mitgebracht hatte und dann in dem Muſeum des Collegue of Surgeons aufbewahrt wurde. Maß: Laͤnge 81“, groͤßter Umfang 42“, von der Schnabelſpitze bis zum Mundwinkel 13“, bis zur Ecke des Vorderkopfes 7“, zum Blaſeloch 74”, zur Ruͤckenfloſſe 38“, zu den Bruſtfloſſen 21“. Die Ruͤckenfloſſe iſt im Bogen 12“ lang, ihre Höhe beträgt 10“, der Bogen der Bruſtfloſſen 13“, ihre Breite an der Baſis 5“. Die Schwanzfloſſe iſt 18“ breit, jeder ihrer Lappen im Bogen 13“. Dieſer Delphin unterſcheidet ſich, ſagt Gray, ſogleich durch ſeine kurze Schnautze. Delphin: Delphinus. Walthiere. 117 Deſſenungeachtet ſagt Smuts Enumerat. mammal. capens. Leid. 1832. p. 103, daß auch D. longirostris GRAx dazu gehoͤrt. Dieſen beſchreibt Gray an demſelben Orte folgendermaßen: Das Gaumenbein iſt kielfoͤrmig, hinten gewoͤlbt, der Schnabel ſehr lang und duͤnn, oben plattgedruͤckt, in der Mitte mit erhabener Leiſte, die Zaͤhne find klein, jederſeits 48 — 50. Vaterland unbekannt, der Schädel im Muſeum des Dr. Brookes. Der Schnabel iſt dünn und mehr niedergedrüdt als bei D. Delphis, das Gaumenbein mehr gekielt und der erhabene Mittelfortſatz der Oberflaͤche des Schnabels breiter und gewoͤlbt. Kopf 6“, Schnabel 114“ lang, an ſeiner Baſis 3“ breit. Mit gewoͤhnlichem Verſtande ſollte man glauben, daß Gray unmoͤglich vom D. capensis ſagen koͤnnte, er unterſcheide ſich ſogleich durch ſeine „kurze Schnautze“, wenn D. longirostris mit 113“ langem Schnabel an einem 6“ langen Kopfe dieſelbe Art iſt. Schlegel berichtet nun Abhandl. I. 19, daß der erwähnte Schädel aus der Sammlung des Dr. Brookes an das Leidener Muſeum gekommen und bildet ihn ab, ſ. unſere Anat. Taf. XXI. Bereits in der Fauna japonica wies Schlegel nach, daß dieſe Art gleichzeitig von Mr. Duſſumier D. longirostris genannt wurde und allerdings mit D. capensis Gray einerlei iſt. Das Leidener Muſeum erhielt Schaͤdel vom Cap und eine von Japan eingeſendete Zeichnung wurde in der Fauna japonica f. 24. veröffentlicht. Dieſe Art aͤhnelt dem gemeinen Delphine in vielen Stuͤcken, hat aber einen mehr geſtreckten Koͤrper, einen laͤngeren Schwanz, eine laͤngere, ſpitzigere Schnautze und eine etwas hoͤhere Ruͤckenfloſſe. Ferner ſcheint die Stirn etwas mehr gewoͤlbt und auch die Farbenvertheilung etwas verſchieden zu ſein. Der Schaͤdel weicht ſehr von dem des gemeinen Delphines ab. Bei gleicher Laͤnge ſind alle Theile viel ſchwaͤcher und zarter. Der Schnautzentheil iſt viel ſtaͤrker von oben nach unten zuſammengedruͤckt, an den Seiten nach hinten etwas weniger aus— geſchweift und daher mit geraden Seitenlinien. Die Zwiſchenkieferbeine ſtehen oben weniger hervor. Der Kopftheil des Schaͤdels iſt bei Weitem kleiner, daher ſchmaͤler und niedriger. Das Hinterhaupt iſt weniger gewoͤlbt und daher ſtaͤrker abgedacht. Endlich iſt der Vorſprung, den die Gaumenbeine bilden, viel breiter und die beiden tiefen Rinnen, welche beim gemeinen Delphine auf der Unterſeite des Oberkiefers hin— laufen und ſich bis an deſſen vorderes Drittel erſtrecken, fehlen hier gaͤnzlich. Die Zaͤhne ſind viel ſchwaͤcher und zarter als bei D. Delphis und die Zahl derſelben be— Läuft ſich auf 55 — 60. — Die Abbildungen der Kieferfragmente bei d' Alton t. 7. 1. g. h. i. kommen in der Zahl der Zaͤhne überein, allein die Schnautze iſt nur halb ſo breit, ſo meint Schlegel, daß dieſe Fragmente auf eine eigene, unbeſchriebene Art deuten. 48. Delphinus Rappii Reus. Napp's Delphin. Taf. XVIII. Fig. 57. Schwarz, Bauch weiß, Schnabel ſchmal, zugeſpitzt, Zaͤhne kegelfoͤrmig, ſpitzig, im Kiefer 22, in der Kinnlade 29 — 30 jederſeits. Gegen den Schwanz verlaͤuft auf dem Ruͤcken eine ſcharf hervorragende Leiſte. Ruͤckenfloſſe hinter der Mitte, ihr Hinter— rand einwaͤrts gebogen. Laͤnge 6“. Cap. 118 Walthiere. Delphin: Delphinus. Dieſe Kennzeichen gab Rapp in ſeinen Cetaceen S. 31. nach einem Exemplare vom Cap im koͤnigl. Naturalien-Cabinet in Stuttgart. Die Zahl der Zaͤhne vor— zuͤglich weicht ſo ſehr von voriger Art ab, daß derſelbe wahrſcheinlich nicht mit ihr zu vereinigen ſein duͤrfte. 49. Delphinus Pseudodelphis Wircm. Der unächte Delphin. Anatomie Taf. XVIII. Iſt nur der Schädel durch eine Abbildung t. CCCLVIII. in Schreber's Säuge- thieren bekannt, aber ohne Angabe des Vaterlandes oder irgend einer anderen weiteren Nachweiſung. Schlegel ſagt Abhandl. I. 22, daß das Leidener Muſeum einen uͤbereinſtimmenden Schaͤdel beſitzt. Derſelbe naͤhert ſich hinſichtlich der Geſtalt, ins— beſondere der Form der Schnautze dem D. malayanus mehr als irgend einer anderen Art, unterſcheidet ſich aber ſogleich durch die kuͤrzere Schnautze und eine groͤßere Zahl Zaͤhne, weshalb dieſe Zaͤhne auch kuͤrzer, ſchwaͤcher und gedraͤngter ſind als bei D. malayanus. Die fuͤr D. Delphis ſo characteriſtiſchen Hohlkehlen zu beiden Seiten des knoͤchernen Gaumens fehlen auch bei dieſer Art. Die Zaͤhne find denen des D. Delphis an Größe und Geſtalt faſt ganz ahnlich, erſcheinen aber, beſonders oben, etwas weniger gekruͤmmt. Es find deren in jeder Kieferreihe 42 — 45 vorhanden. Die Symphyſe der Kinnlade iſt wie bei D. malayanus, alſo etwas laͤnger als bei D. Delphis. 50. Delphinus malayanus Lrssox et Garnor. Der Malayen⸗ Delphin. Taf. XVIII. Fig. 58. — Anatomie Taf. XXII. Franz. Delphinorhynque malais Less. Cet. 209. Ganz aſchgrau gruͤnlich, Schwanz beiderſeits ſcharf gekielt. Länge 5° 11”, Kopf 16“ lang und 10“ breit, Umfang an den Bruſtfloſſen 15“, Ruͤckenfloſſe mittelſtaͤndig, 8“ lang, Spitze ausgekerbt, Bruſtfloſſen 13“, Schwanzfloſſe 23“ breit, 5“ lang. Im indiſchen Archipel und an den malayifchen Kuͤſten. Dieſer Delphin ſtammt von der Expedition der Coquille her und iſt in der Zoo- logie dieſer Expedition pl. 9. f. 5. abgebildet und p. 184. beſchrieben. Es wurde dieſes Exemplar zwiſchen Java und Borneo in den engen Canaͤlen, wo das Meer ſeicht und kuͤhl iſt, gefangen. Die Seitenkiele gegen den Schwanz hin ſind mit denen einiger Scomber-Arten zu vergleichen. Das Blaſeloch iſt mondfoͤrmig, ſteht ein wenig hinter den ſehr kleinen Augen. Der Kopf iſt dick und abgerundet, die Stirn ſehr gewoͤlbt und ploͤtzlich abfallend, an der Baſis des Schnabels mit ſtarkem Eindrucke, der Schnabel duͤnn und verlaͤngert, mit zahlreichen Zaͤhnen beſetzt, Kinn— lade vorſtehend. Die Mannſchaft der Corvette la Coquille genoß das ſchwarze, thranige Fleiſch bei ihrem Appetit nach friſcher Nahrung, obwohl es fuͤr jeden Anderen unangenehm war. Die dicke Specklage uͤberzog ein vollkommen glattes Fell, auf dem ſich nur einige Narben alter Wunden zeigten. — G. Cu vier iſt geneigt, ihn mit D. plumbeus fuͤr einerlei zu halten. Schlegel, Abhandl. I. 20, ſagt, daß dieſe Art in den Meeren des indiſchen Archipels eine der gemeinſten zu ſein ſcheine. Das Leidener Muſeum beſitzt ein juͤngeres Exemplar von den Kuͤſten von Borneo, den Schaͤdel des alten Thieres von Celebes und zwei unvollſtaͤndige Schaͤdel von Java. Delphin: Delphinus. Walthiere. 119 Auch ihm ſcheint D. plumbeus Duss. hierher zu gehoͤren. Ferner moͤchte er auch den D. capensis Rar, unſeren D. Rappii vom Vorgebirge der guten Hoffnung dazu ziehen. Außerdem möge auch D. dubius G. Cuv. nicht verſchieden von dieſer Art fein. Cuvier ſchreibt ihm im Regne anim. 288. 36 — 37 Zähne zu und ſagt in den Oss, foss, V. II. 289, daß der Schädel dem des D. leucorhamphus derſelben t. 21. f. 5 — 6. ſehr aͤhnlich ſei, aber eine weniger zuſammengedruͤckte Schnautze habe, ferner daſelbſt 295, daß ſich der Schaͤdel des D. dubius von dem des D. Delphis dadurch unterſcheide, daß er eine ſchmalere Schnautze habe und unten auf beiden Seiten der Gaumenflaͤche nicht ausgehoͤhlt ſei. Dieſe Kennzeichen paſſen in jeder Hinſicht auf D. malayanus. Da nun Cuvier als Vaterland ſeines D. dubius die Kuͤſten Frankreichs angiebt und Duſſumier (Fr. Cuv. mammif. n. 4. D. dubius und G. Cuv. Regne an. p. 288: frontalis) denſelben vom grünen Vorgebirge mitbrachte, b fo folgt, daß D. malayanus ſowohl in dem indiſchen als atlantifhen Ocean ange: troffen wird. Schlegel glaubt ſelbſt dieſe Art an den hollaͤndiſchen Kuͤſten beobachtet zu haben und zwar im Fruͤhjahre 1840, wo drei Individuen eines dem D. malayanus durchaus aͤhnlichen Delphines ſich dem Strande ſo ſehr naͤherten, daß das eine, fuͤr einige Augenblicke auf's Trockene gerathend und von Schuͤſſen verwundet, beinahe in die Haͤnde der Beobachter gefallen wären. Hier machte Schlegel die von uns ©. 100 bei D. Rhinoceros mitgetheilte Beobachtung. — Dieſe Art ſcheint ungefaͤhr die Groͤße von D. Delphis zu erreichen, dem ſie auch hinſichtlich ihrer Geſtalt aͤhnelt, von dem ſie ſich aber ſchon von außen durch die nicht abgeſetzte Stirn unterſcheidet. Das junge Exemplar im Leidener Muſeum von der Kuͤſte von Bornes iſt etwas über 13 lang und hat noch einige Haare an den Seiten der Schnautze; die Zähne find nur noch unvollkommen durch das Zahnfleiſch gebrochen, die Faͤrbung iſt blaͤulich aſch— grau, die Unterſeite etwas heller. Die Schnautze iſt wie gewoͤhnlich bei juͤngeren Thieren etwas kuͤrzer als bei dem aͤlteren, von Leſſon abgebildeten, mit dem es ſonſt vollkommen uͤbereinſtimmt. Uebrigens glaubt Schlegel, daß der bei dem Leſſon'ſchen Exemplare an den Seiten des Schwanzes befindliche Kiel als eine zu— faͤllige Erſcheinung betrachtet werden muß. Wir moͤchten dies darum nicht unter— ſchreiben, weil nach Leſſon's Beſchreibung dieſe Kiele beiderſeits angegeben werden, alſo wohl nicht zufaͤllige, ſondern regelmaͤßige und ſymmetriſche Bildung waren. Ueber den Schaͤdel ſagt Schlegel, daß er, was den Kopftheil betrifft, dem des gemeinen Delphines vollkommen aͤhnlich ſei, der Schnautzentheil dagegen iſt an der Wurzel breiter, in der Mitte ſchmaͤler und daher der ganzen Länge nach kegelfoͤrmig zugeſpitzt. Ferner iſt der Vorſprung, den die Gaumenbeine machen, breiter und es fehlen die, fuͤr D. Delphis ſo characteriſtiſchen tiefen Hohlkehlen auf beiden Seiten der unteren Flaͤche des Oberkiefers. Endlich iſt der Unterkiefer etwas ſchwaͤcher und ſeine Sym— phyſe ein wenig laͤnger. Die Zaͤhne ſind ein wenig kraͤftiger und ſtehen nicht ganz fo eng beiſammen als bei D. Delphis, daher ſich ihre Zahl nur auf 36 — 40 beläuft. 51. Delphinus lunatus Lesson. Der Fuenas⸗ Delphin. Tafel XVIII. Fig. 59. Chilen. Fuenas. Franz. le Dauphin Fuenas Less, Engl. the Fuenas of the Chilians JARD. 120 Walthiere. Delphin: Delphinus. Leſſon ſagt, daß die ungeheuere Bucht de la Conception eine große Anzahl Delphine naͤhrt, von denen indeſſen die Mannſchaft der Coquille kein Exemplar er langen konnte. Der Fuenas iſt unterſetzt in feiner Geſtaltung und hoͤchſtens 3“ lang. Die Schnabelſchnautze hervorſtehend, die Ruͤckenfloſſe am Ende abgerundet, die Farbe des Ruͤckens hell braunfahl, nach unten unmerklich in Weiß ziehend, ein brauner, ſcharf gezeichneter Mondfleck ſteht vor den Ruͤcken- und über den Bruſtfloſſen. Dieſer kleine Delphin vernichtet eine große Menge von Fiſchen und alle Morgen bei Auf— gang der Sonne hatte Leſſon Gelegenheit, ihn in zahlreichen Heerden zu beobachten, wie fie ohne Unterlaß tauchten und mit ihrem Fiſchfange eifrig beſchaͤftigt ſchienen. Gegen 10 Uhr Morgens, nachdem ſie ſich hinlaͤnglich geſaͤttigt hatten, fingen ſie an, mit einander zu ſpielen und ſchienen ſich da in behenden Spruͤngen uͤber die Ober— fläche des Waſſers zu gefallen, wobei fie gleichſam um die Wette manoeuvrirten. Dieſe Art kam nur in der Bucht von Talcaguana in der Provinz de la Conception in Chili vor, da iſt ſie aber außerordentlich gemein. 52. Delphinus Eschrichtii Scuıeseı. Eſchricht's Delphin. Anatomie Taf. XVIII. Schlegel bildet Abhandl. I. t. I. und II. f. 4. den Schaͤdel und t. IV. f. 5. die Zaͤhne ab und ſagt S. 23: Wir fuͤhren unter dieſem Namen eine unbeſchriebene Delphinart auf, von welcher uns Herr Prof. Eſchricht das Skelett eines bei den Faͤr⸗Inſeln gefangenen Individuums uͤberſchickte. Die aͤußere Geſtalt dieſer Art iſt uns unbekannt. Ihrer zugeſpitzten Zaͤhne und der zahlreichen Wirbel wegen, in wel— cher Hinſicht ſie alle Cetaceen uͤbertrifft, haben wir ſie in die Abtheilung der eigent— lichen Delphine verſetzt, jedoch kann man bemerken, daß ſie ſich durch die Geſtalt ihres Schaͤdels den Braunfiſchen zu naͤhern ſcheint. Das erwähnte Skelett von einem noch nicht alten Thiere iſt 7’ 4“ lang, wovon 16“ auf den Schaͤdel kommen. Die Wirbel und deren Fortſaͤtze, die Rippen, das Bruſtbein und die Knochen der Extremitaͤten ſind denen des gemeinen Delphines aͤhn— lich, aber durchgehends etwas kraͤftiger gebaut. Von den 7 Halswirbeln ſind die zwei erſten dick und verwachſen, die uͤbrigen aͤußerſt niedrig und frei; der ſechste hat wie gewoͤhnlich unten auf jeder Seite einen kurzen dicken Fortſatz, dagegen fehlt der bei den meiſten Arten vorkommende Querfortſatz des ſiebenten Halswirbels. Es ſind 15 Rippenpaare und daher ebenſo viele Ruͤckenwirbel vorhanden. Die Zahl der Lendenwirbel belaͤuft ſich auf 32, die der Schwanzwirbel auf 37. Das Schultertheil iſt weniger breit und viel hoͤher als bei D. Delphis und den verwandten Arten, die Vorderarm— knochen dagegen etwas kuͤrzer und daher ſehr gedrungen. Der Schaͤdel weicht von dem aller uͤbrigen bekannten Arten bedeutend ab. Seiner Geſtalt zufolge iſt er eher mit dem der Braunfiſche oder Butskoͤpfe als mit dem der Delphine zu vergleichen, ja er aͤhnelt ſelbſt dem des D. leucas in manchen Hinſichten, obgleich er ſich von den ſo eben angefuͤhrten Arten durch die kleinen zugeſpitzten Zaͤhne unterſcheidet. Der Schnaugentheil iſt verhaͤltnißmaͤßig etwas länger als beim gemeinen Braunfiſche, nach vorn ſchmaͤler, mehr zugeſpitzt und ſtark zuſammengedruͤckt, da die Zwiſchenkiefer mit ihrer oberen Fläche ſehr wenig hervorſtehen. Der Kopftheil des Schaͤdels iſt ver haͤltnißmaͤßig ſehr groß, breit und bei der Stirngegend ſehr hoch. Die hintere Hälfte Delphin: Delphinus. Walthiere. 121 der Zwiſchenkiefer bilbet eine ziemlich breite Fläche und die Aeſte jener Knochen, welche auf beiden Seiten der Spritzloͤcher hinlaufen, ſind ſehr wenig erhaben. Der Hinter— hauptstheil iſt kurz und der die Anſatzflaͤche des Schlaͤfenmuskels begrenzende Rand hat die Geſtalt eines ſehr laͤnglichen Eirundes. Der hintere hervorragende Theil des knoͤchernen Gaumens iſt ziemlich breit und die ſeichte ſeitliche Aushoͤhlung verliert ſich ſchon bei den hinteren Zaͤhnen. Der Unterkiefer haͤlt hinſichtlich ſeiner Entwickelung das Mittel zwiſchen denen der eigentlichen Delphine und denen der Braunfiſche. Die Zaͤhne ſind etwas nach außen, die des Kiefers außerdem ein wenig nach vorn gerichtet. Sie ſtehen ziemlich dicht beiſammen, laufen in eine ziemlich ſcharfe, etwas gekruͤmmte Spitze aus und ſind verhaͤltnißmaͤßig laͤnger und groͤßer als die von D. Delphis und den verwandten Arten. Ihre Zahl belaͤuft ſich auf 33 — 35. — Vielleicht gehoͤrt D. acutus GRAT, im spicil. I. p. 2. erwaͤhnt, hierher, doch laͤßt ſich ohne genaue Vergleichung nichts beſtimmen. 53. Delphinus leucocephalus Less. Garn. Der weißköpfige Delphin. Eine Phocaena? Dieſe Art wird in der Zoologie de la Coquille p. 184. angezeigt und von Lef: ſon Cetac. 288. wieder erwaͤhnt. Dieſer Delphin iſt einer von den beiden, welche die Reiſenden nur von fern ſahen, dieſen naͤmlich in der Naͤhe der Archipele der Pomotons dans la Mer Mauvaise. Der Kopf war kurz, abgeſtutzt und mehr kegel— foͤrmig als am gemeinen Meerſchweine. Man ſah etwa ein Dutzend von ungefaͤhr 6 Fuß Laͤnge. Die Ruͤckenfloſſe war deutlich, ſehr ſchmal und am Ende ſpitzig. Der Koͤrper dunkelgrau, allein Kopf und Hals reinweiß. Nur einen Augenblick blie— ben ſie neben dem Schiffe. 54. Delphinus frontalis Doss. Der langſtirnige Delphin. G. Cuvier ſagt im Regne animal 2, ed. I. 288, er fei dem D. dubius ähnlich und habe jederſeits 34 Zaͤhne. Da ſowohl Duſſumier als Cuvier den D. dubius ſelbſt beſtimmt und be— ſchrieben und dieſen D. frontalis ſelbſt unterſchieden haben, ſo wollen wir nicht vor— eilig dieſelben für einerlei erklären, ſondern genauere Vergleichungen abwarten. 55. Delphinus hamatus Hur. et Eunvn. Der Haken: Delphin. Anatomie Taf. XXI. Man kennt nur dieſe Abbildung des Schaͤdels in Schreber's Saͤvgethierwerk, ohne irgend eine Nachweiſung. Schlegel ſagt Abhandl. I. 25. Anm.: auch ſehe ich nicht ein, wodurch ſich der von Wiegmann a. a. O. unter dem Namen D. ha- matus H. E. abgebildete Delphinſchaͤdel, der vielleicht auch vom rothen Meere mit— gebracht wurde, vom Schaͤdel des D. tursio unterſcheiden ſoll. 56. Delphinus minimus Less. Ganx. Der kleinſte Delphin. Franz. le plus petit des Dauphins. Schwarzbraun, Schnabel duͤnn, mit weißem Fleck. Leſſon und Garnot erwähnen dieſen Delphin in der Zool. de la Coquille p. 185. und Leſſon Cetac. 240. In den heißen Meeren der fabelhaften Salomo— Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 16 122 Walthiere. Delphin: Delphinus. Inſeln, in der Mitte der Erdtheile, welche ſich den Molukken naͤhern, wurden die Reiſenden am 2. und 10. Auguſt 1823 von Tauſenden von Delphinen mit duͤnnem Schnabel umgeben, deren groͤßte nicht uͤber 2“ lang waren. Ihre Farbe war im Allgemeinen ſchwarzbraun und man bemerkte nur einen weißen Fleck an der Schnabel: ſpitze. Sie ſprangen uͤber das Waſſer empor wie die Makrelen und verfolgten eine beſtimmte Richtung, indem fie zwei Linien wie auf dem Schachbrete (en échiquier) bildeten. 57 Delphinus chinensis Ossecr. Der chineſiſche Delphin. Dem gemeinen Delphine aͤhnlich, aber ganz glaͤnzendweiß. So erwaͤhnt ihn Osbeck in ſeiner Reiſe nach China I. p. 7. 58. Delphinus Bertini Bıamv. Bertin's Delphin. Wird von Duhamel traité des Peches Part II. sect. II. p. 41. erwaͤhnt und pl. 10. f. 3. abgebildet, ſcheint aber mehr ein kleiner Cachelot zu fein; auch wird weder über Vaterland noch Größe berichtet. 59. Delphinus attenuatus Gray. Der Dünnſchnabel⸗Delphin. Engl. the Sharp- headed Dolphin. Ein Schädel aus Indien (2?) gelangte an das britiſche Muſeum durch Mrs. Ince. 60. Delphinus bicolor Grar. Der zweifarbige Delphin. Engl. the Indian Dolphin. Ein Exemplar aus Indien, von Dr. Evans in Bengalen gekauft, jetzt im bri- tiſchen Muſeum, aber noch nicht beſchrieben. GE Delphinus compressus Gnax. Der zuſammengedrückte Delphin. Engl. the compressed-beaked Dolphin. Ein Schädel ohne Angabe von Vaterland oder fonftigen Urſprung im britifchen Muſeum. h. Delphinorhynchus Lackr. BLAINxy. Schnabeldelphine. Kopf in einen dün⸗ nen vielzähnigen Schnabel, ohne Furchengrenze, verdünnt. Auf dem Rücken eine Floſſe oder Falte. 62. Delphinus frontatus Cowen. Der hochſtirnige Delphin. Taf. XIX. Fig. 60. Franz. Dauphin a bee mince Cuv., le Delphinorhynque de Geoffroy Lesson. Engl. the fronted Dolphin GRIrr., the large-toothed Dolphin Gray. — D. Geoffroyi D ESM. D. Geoffr—ensis!*) BLAIxv. Stirn faſt kugelig gewoͤlbt, Schnabel kurz, oben aſchgrau braun, unten weiß; Zähne oben und unten jederſeits 24 — 25, dick kegelfoͤrmig. Ruͤckenfloſſe nur eine Falte. Länge 43“. Braſilien? ) Vergl. die nächſte Anmerkung. * * Delphi n: Delphinorhynchus. Walthiere. 123 Das Vaterland iſt eigentlich ungewiß, doch vermuthet man Braſilien, und Geof— froy brachte ihn aus dem naturhiſtoriſchen Muſeum in Liſſabon mit nach Paris. Desmareſt beſchreibt ihn in feinem Trait& de Mammalogie ziemlich ebenſo wie Cuvier in feinen Oss. foss. V. 278 und 296. Nach Cu vier iſt er 44 lang, ſeine Kinnbacken ſchmal, linealiſch und ſehr verlaͤngert, die Stirn iſt ſehr aufgetrieben, die Kiefern beiderſeits mit 26 dicken, gleich weit entfernten Zaͤhnen verſehen; die Ruͤckenfloſſe ſehr niedrig. Der Koͤrper walzig und der Schnabel ziemlich aͤhnlich dem eines Gavial oder Ganges-Krokodils. Beide Kiefern find gleich lang und am Ende ſtumpf, die Zaͤhne kegelfoͤrmig und ihre Spitze leicht abgeſtumpft; ſie ſind runzelig und haben an der Baſis einen Hals. Die Augen ſtehen ein wenig über dem Mund— winkel, die Bruſtfloſſen ſind ſehr entwickelt und ſtehen ſehr tief an den Seiten. Die beiden Zweige oder Hoͤrner des Blaſeloches ſind nach der Schwanzſeite hin gerichtet. Die allgemeine Faͤrbung iſt oben perlgrau und unten weiß. Cuvier ſagt, daß dieſer wenig bekannte Delphin durch den ploͤtzlichen Abfall der Stirnwoͤlbung, ſowie durch einen mehr als bei anderen Delphinen ausgepraͤgten Schnabel merkwuͤrdig iſt. Die Zahl der Zaͤhne ſteigt nach Unterſuchung mehrerer Schaͤdel von 84 bis 92, alſo 21, 22 oder 23 jederſeits oben und unten. Obwohl dieſe Zahl mit denen des D. tursio uͤbereinſtimmt, unterſcheiden ſich doch die Zähne hier dadurch, daß ſie an der Spitze nicht abgenutzt ſind, auch iſt die Schnabelform eine andere. Das Exemplar im Muſeum, weſches Desmareſt beſchrieb, hatte nach Cuvier überall 25 Zähne und war mit Inbegriff des 8 — 10 langen Schnabels 7“ lang, grau auf dem Ruͤcken und weiß unter dem Bauche und um die Augen. Man hat die Bruſtfloſſen weißlich roͤthlich gemalt, ohne Zweifel die Farbe des Lebens darſtellend. Griffith bildet das Exemplar des pariſer Muſeums ab und im britiſchen Mu— ſeum findet ſich ein Schaͤdel, ein Stuͤck Kiefer mit Zaͤhnen und Gehoͤrknochen, vom General Hardwicke aus Indien geſendet. 63. Delphinus planiceps Breoa. Der plattköpfige Delphin. Taf. XIX. Fig. 61. — Anatomie Taf. XXIII. Franz. Dauphin de Breda Cuv. oss. D. à long bee FR. Cuv. le Delphino- rhynque de Breda Less. Engl. Delphinorhyncus of Breda JARD. — Delph. rostratus Cuv. Annal. Mus. XIX. 9. Delphinorhynchus bredan—ensis! Less. Stirn niedergedruͤckt, Schnabel mittelmäßig, dicke Zähne, oben und unten jeder: ſeits 21 — 23; Ruͤckenfloſſe groß, hinten wellenwendig. Lange 8“. Im bolländifchen Meere bei Breſt. Cuvier hatte von van Breda, Profeſſor der Naturgeſchichte zu Gand, welcher den von ihm entdeckten Delphin in den Verhandelingen Nederl. Instit. 1829. 235. unter obigem Namen beſchreibt und t. 1. und 2. abbildet, eine Abbildung dieſes Del— phines und ſeines Schaͤdels erhalten und durch Vergleichung von einem Paar anderen Schaͤdeln erkannte er daraus dieſe neue Art, die er in den oss. foss. V. 400. D. rostratus nannte. Spaͤter erhielt das pariſer Muſeum eine ſehr ſorgfaͤltige Abbildung des zu Breſt geſtrandeten Thieres und dieſe gab Fr. Cuvier im April 1833 in den Mammiſéres. Das von van Breda beobachtete Exemplar war 8“ lang, feine 16* 124 Walthiere. Delphin: Delphinorhynchus. Ruͤckenfloſſe erhob ſich wie ein Halbmond ziemlich mittelſtaͤndig. Die Bruſtfloſſen ſind ſichelfoͤrmig und die halbmondfoͤrmige Schwanzfloſſe iſt in der Mitte ausgeſchnitten. Alle oberen Theile ſind rußſchwarz und die unteren roſenfarbig weiß, doch ſchieden ſich beide Farben nicht durch eine einfache Linie ab, ſondern die Linie iſt durch einige kleine einzeln ſtehende Flecke auf der weißen Flaͤche unterbrochen. Der Rand der Unterlippe iſt weißroſa wie die Unterſeite. Der Schnabel dieſer Art laͤuft mit dem Schaͤdel faſt in einer Linie fort. Der Schaͤdel, mit dem von D. Delphis verglichen, hat einen gegen die Spitze mehr zuſammengedruͤckten, an ſeinem oberen Viertheile mehr erweiterten Schnabel; der Vorderlappen der Augenhoͤhle iſt mehr gebogen und durch einen groͤßeren Ausſchnitt vom Schnabel getrennt; die Naſenknochen ſind breiter, weniger vorſpringend und beruͤhren den Kiefer. Die Hinterhauptsleiſte tritt mehr heraus, die Schlaͤfengegend iſt groͤßer und das Hinterhaupt deshalb ſchmaler. Schlegel berichtet Abhandl. I. 27, daß auch das Leidener Muſeum den Schaͤdel beſitzt, den er mit dem von D. tursio vergleicht, von dem er ſich außer der geringeren Breite und Hoͤhe beſonders dadurch unterſcheidet, daß die vordere Haͤlfte des Schnautzen— theiles ſchmal iſt oder ſeitlich ſtark zuſammengedruͤckt erſcheint. Ferner ſind die Zaͤhne nicht ganz fo kraͤftig als bei D. tursio und gewöhnlich nur 20 — 21 an der Zahl. — Selys-Longchamps ſagt Faune Belge p. 13, daß er den Namen D. bredanensis, den Fiſcher in ſeiner Synopsis Cuvier zuſchreibt, nicht in des Letzteren Werken gefunden habe“) und daß auch im Jahre 1825 zu Breſt ein Exemplar dieſes Del— phines gefangen worden ſei. 64. Delphinus micropterus Cuv. Der Kleinſchnabel⸗Delphin. Taf. XIX. Fig. 62. — Anatomie Taf. XXIV. Franz. Delphinorhynque microptere, Dauphin de Dale Braınv. — Delphinus Dalei BTAINv. Sehr ſchlank. Oberſeits dunkelgrau, unten heller. Stirn gewoͤlbt, Kiefer und Kinnlade ſehr ſchmal und zugeſpitzt. Ruͤckenfloſſe klein, weit nach hinten. Einige kleine Kinnladenzaͤhne, vom Zahnfleiſche ganz bedeckt. Laͤnge 15“. Bei Havre. Mr. de Blainville, note sur un Cétacé echoué au Havre, Bullet. d. sc. Abüt 1826, giebt die erſte Nachricht über das im September 1825 bei Havre ge: ſtrandete Exemplar, welches dann von Fr. Cuvier in den Mammiferes als Dauphin de Dale, D. Dalei abgebildet und von Leſſon und Jardine unter demſelben Na— men wiederholt wurde, während Dale's Delphin mit D. bidentatus Hunt. (f. S. 55 und Taf. VI. Fig. 17.) einerlei iſt, den auch Andere richtiger D. Dalei nennen. Wir haben indeſſen S. 64 dieſen D. Dalei Braınv. und FR. Cuv. zu D. edentulus SCHREB. gezogen und Fr. Cuvier's Figur dort Taf. VI. Fig. 18. wiedergegeben. Wir ſind jetzt überzeugt, daß D. edentulus Schkk;., obwohl die Figur dann immer noch ſchlecht und viel zu kurz ſein wuͤrde, allerdings mit der hier von D. mieropterus gegebenen Abbildung ſich noch beſſer vereinigen laſſen wuͤrde als mit jener in Fr. Cu— *) So empörend ſchlechte, bedeutungsfalſche und ungrammatikaliſche Namen iſt man auch von Georg Cuvier nie gewohnt geweſen, ſeine claſſiſche Bildung ließ dergleichen nicht zu. . Delph 1. : Delphinorhynchus. Walthiere. 125 vier's Mammiferes, welche noch weit mehr geſtreckt und hinter dem Kopfe in einen Hals zuſammengezogen iſt. Indeſſen ſcheint es, daß beide Abbildungen, jene und die gegenwaͤrtige, nach demſelben, bei Havre geſtrandeten Exemplare gefertigt ſind, und ſomit gehört auch die ganze Beſchreibung, die wir dort S. 64 und 65 nach Fr. Cuvier gegeben haben, mit hierher. Wir fuͤgen noch hinzu, daß am 21. Auguſt 1835 weſtlich vom Hafen von Oſtende, da, wo die Seebaͤder ſind, ein zweites Exem— plar geftrandet iſt; daſſelbe kam in die Sammlung von M. Parret in Oſtende und M. Dumortier hat es 1839 im XII. Bande der Memoires de Academie royale des Sciences de Bruxelles beſchrieben und die Abbildung des Thieres, ſowie auch ſeines Skelettes gegeben. Dieſes zweite Exemplar war ein junges Weibchen von 3 Metres 45 Centimes Länge, mit 38 Wirbeln, naͤmlich 6 Hals-, 10 Ruͤcken-, 11 Lenden- und 11 Schwanzwirbeln. Den eigentlichen Aufenthalt dieſer Art kennt man noch nicht. Georg Cuvier zeigte zuerſt im Jahre 1829, daß dieſer Delphin nicht Dale's Art oder der Hyperoodon ſei und legte ihm den Namen D. micropterus bei. Fr. Cuvier ſetzte ihn dann in die Gruppe Delphinorhynchus. Schlegel ſagt nun Abhandl. I. 29, daß dieſe Art auf D. Sowerbyi Desmar. mamm, 521, den ©o: werby in den British- Miscellany 1806 beſchrieb und welcher dann in Jan DNN E's nat. lib. Whales pl. 12, bei uns Taf. VI. Fig. 15. als D. bidens Suaw abgebildet iſt, zuruͤckgefuͤhrt werden muͤſſe. Dann ſei auch D. Desmarestii Rısso, unſere Fig. 16, hierher zu nehmen. Man ſoll bei Vergleichung der Abbildungen, von denen die nach dem Exemplare von Havre, alſo unbegreiflicher Weiſe die ven Fr. Cuvier, unter aller Kritik ſein ſoll, ſich von dieſer Zuſammenſtellung uͤberzeugen, was freilich z. B. bei der breiten, abgeſtutzten Ruͤckenfloſſe des D. Desmarestii Einwand finden dürfte, Er ſagt ferner, daß D. mieropterus ſich, nach den beſten Abbildungen zu urtheilen, aͤußerlich von Hyperoodon nur durch feine viel niedrigere Stirn, kleinere Ruͤckenfloſſe und hellere Faͤrbung, auf dem Bauche ins Weißliche ziehend, unterſcheide. Dagegen iſt der Schaͤdel ſehr verſchieden, indem er weit weniger abweichend gebildet iſt und ſich daher in der Geſtalt denen der uͤbrigen Delphine naͤhert. Der Kopftheil iſt naͤmlich im Verhaͤltniß viel kleiner als bei Hyperoodon und an den Seiten ſtark abgerundet; der Schnautzentheil iſt ferner viel ſchmaͤler und verengert ſich gleich von der Wurzel an, um die lange, ſehr ſchmale und ſpitzige Schnautze zu bilden. Der Hauptunterſchied aber beſteht darin, daß die Oberkieferbeine wie gewoͤhnlich geſtaltet ſind, d. h., in der Mitte ihrer Laͤnge nach ſich nicht mondfoͤrmig erheben wie bei Hyperoodon, weshalb auch die tiefe Stirnaushoͤhlung fehlt und der Stirntheil des Schaͤdels ſtaͤrker entwickelt iſt als bei erſter Art. Die Zaͤhne ſind ſchwach, klein und fallen, wie es ſcheint, fruͤhzeitig aus, da bei den unterſuchten Individuen entweder gar keine oder nur wenige, unregelmaͤßig vertheilte Zaͤhnchen in der gemeinſchaftlichen Zahnhoͤhlenfurche des Unterkiefers beobachtet wurden. Die uͤbrigen Theile des Ske— lettes, welche uns aus der Abbildung Dumortier's bekannt ſind, zeigen in der Geſtalt viel Uebereinſtimmung mit denen des Hyperoodon, beſonders durch die Kürze des Bruſtkaſtens, der Hoͤhe und Groͤße der oberen Dornfortſaͤtze der Rippen- und Lendenwirbel und die Kürze der Querfortſaͤtze. Herr Dumortier giebt 10 Paare Rippen an, von welchen ſich die 6 erſten mit dem Bruſtbeine verbinden. Es ſollen 126 Walthiere. Delphin: Delphin N es nur 6 Halswirbel vorhanden ſein, wahrſcheinlich aber wurde der ſiebente zu den Ruͤckenwirbeln gezaͤhlt, weil ſich bei vielen Cetaceen die erſte Rippe mit ihrem Koͤpf— chen mit dem Koͤrper des ſiebenten Halswirbels verbindet. Es folgen nun die 10 Ruͤcken- und noch 22 andere Wirbel, von denen Dumortier 11 als Lenden- und 11 als Schwanzwirbel bezeichnet. Wahrſcheinlich find aber noch einige Schwanzwirbel in der unpraͤparirten Schwanzfloſſe ſtecken geblieben. Gilt Schlegel's Zuſammenſtellung, ſo ergiebt ſich, daß dieſer Delphin im Mittel— meere und an der Kuͤſte Englands, ſowie im Canal und in der Nordſee vorkommt, wahrſcheinlich aber als Bewohner des atlantifhen Oceanes unſere Kuͤſten wenigſtens nur periodiſch, aber zu beſtimmten Zeiten beſucht. 65. Deiphinus coronatus FRZuN VIELE. Der Kronen: Delphin. Taf. XX. Fig. 63. Franz. Delphinorhynque couronné LESssox. Schwarz, Stirn kugelig gewoͤlbt, auf der Woͤlbung zwei concentriſche gelbe Kreiſe, Kinnlade weit vorftehend, oben jederſeits 15, unten 24 Zaͤhne. Länge 30 — 36‘, Umfang 15“. Eismeer, gegen Spitzbergen hin ſehr zahlreich. Man kennt dieſen großen und merkwuͤrdigen Delphin nur aus der Notice sur une espece de Dauphin observée dans la mer glaciale; par M. FREWINVILTLE, lieutenant de Vaisseau. Nouv. Bull. philom. 1812. n. 56. p. 71. pl. 1. f. 11. Die Geſtalt ift geſtreckt, die gewöhnliche Lange bis 10, aber einige Exemplare bis 12 Metres. Ihr Umfang betraͤgt uͤber 5 Metres. Der Kopf iſt verhaͤltnißmaͤßig klein, die Stirn gewoͤlbt, ſtumpf, die Schnautze lang, ſchnabelfoͤrmig geſtreckt und ſehr ſpitzig, die Kinnlade laͤnger, mit 48 kleinen, kegelfoͤrmigen, ſehr ſpitzigen Zaͤhnen verſehen, waͤhrend ſich deren im Kinnbacken 30 befinden. Die Ruͤckenfloſſe von der Geſtalt eines kleinen Mondes ſteht dem Schwanze naͤher als dem Kopfe. Die Schwanz— floſſe bildet einen ganzen Mond, die beiden Bruſtfloſſen ſind mittelgroß. Die Farbe dieſes Delphines iſt oben und unten einfarbig ſchwarz; ganz beſonders zeichnet ihn aber ein gelber Doppelkreis auf der Stirn aus; der groͤßere Kreis hat 9, der kleinere innere etwa 7 Decimetres. Hiervon nannte ihn Mr. Freminville den gekroͤnten Delphin. Dieſe Art iſt häufig im Eismeere, man trifft fie zuerſt gegen den 74 noͤrdl. Breite. Aber erſt um Spitzbergen unter dem 80“ noͤrdl. Breite werden fie haͤufig. Sie ſind ſo wenig ſcheu, daß ſie den Schiffen an Bord ſpringen. Sie ſtoßen das Waſſer durch das Blaſeloch mit Geraͤuſch aus und ſo heftig, daß daſſelbe bald nur noch ein leichter Dunſt wird; es wird nicht uͤber 2 Metres hoch geblaſen. Sie ſchwimmen in Bogen und Kreiſen. 66. Delphinus Chamissonis WIZdMAxR. Chamiſſo's Delphin. Taf. XX. Fig. 64 und 65. Nur bekannt aus der Abbildung, welche im Supplement zu Schreber's Saͤuge— thieren t. CCCLIX. ohne Angabe des Vaterlandes oder ſonſtige Nachweiſung gegeben worden iſt. — Dieſe Art ſcheint rußiggrau, unten weiß zu ſein und zeichnet ſich durch ein allmaͤliges Abnehmen des Kopfes (wie D. planiceps) in den langen Schnabel, ſowie durch eine mittelſtaͤndige hohe Ruͤckenfloſſe aus. Delp hin: Delphinorhynchus. Walthiere. 127 67. Delpbhinus canadensis Desmar. Der canadiſche Delphin. Weiß, Kopf ſehr gewoͤlbt, Stirn ſehr hoch, Schnabel ſehr ſtark zugeſpitzt, von der Stirn abgeſetzt. Soll ſich in Duhamel's traité des peches II. 10. t. 10. f. 4. abgebildet finden, ich habe aber wenigſtens in der großen Folioausgabe von Duhamel's Werk uͤber die Fiſcherei unter den wirklichen Fiſchen keinen Delphin gefunden. 68. Delphinus maculatus Less. Garn. Der gefleckte Delphin. Franz. Delphinorhynque maculé Less. Dieſer Delphin wird zuerſt in der Zoologie de la Coquille p. 183. erwaͤhnt, iſt aber noch keinesweges außer Zweifel geſetzt. Dieſe Delphine ſchwammen bei kuͤhlem Oſtwinde reißend ſchnell um die Corvette in der weiten Ausdehnung des ſtillen Meeres herum und wenn auch die Notizen uͤber ſie gering ſind, ſo werden ſie doch kuͤnftig zur Wiedererkennung dienen. Es war naͤmlich am 19. April 1823, unter 180 für Breite und 1379 weſtl. Länge, als bei Anbruch des Tages die Inſel Giermont Tonnerre mitten unter den Coralleninſeln des ſtillen Meeres entdeckt wurde. Hier folgte uns, ſagt Leſſon, eine zahlreiche Heerde gefleckter Delphine, denen wir lange Zeit vom Vordertheile des Schiffes aus, wo ſie ohne Unterlaß hin- und herzogen, zuſahen. Ihr Kopf war langgeſtreckt, in einen langen Schnabel verlängert, ihr Leid im Verhaͤltniß zu ihrer Laͤnge von etwa 6 Fuß duͤnn. Die Schwanzfloſſe ſchien ſtark ausgebildet, die Ruͤckenfloſſe mittelſtaͤndig, faft bei allen am Ende leicht ausgeſchnitten und zweiſpitzig. Die Farbe ſchien im Waſſer hellgruͤn, allein uͤber demſelben ſahen fie ſeegruͤn oder blaͤulich. Der Bauch war grau, mit weißen, runden, leicht roth ge⸗ ſaͤumten Flecken beſaͤet. Die Raͤnder des Maules und beſonders des Kiefers waren reinweiß. Das Blaſeloch ſtand mitten zwiſchen den Augen und ſie bließen oft und kraͤftig. Obwohl ihr Schwimmen reißend ſchnell vor ſich ging, ſo beobachteten wir dennoch die Art und Weiſe dieſer Bewegung nicht minder aufmerkſam. Sie geſchieht naͤmlich durch eine ſchnell wechſelnde Beugung des Schwanzes nach rechts und links, eine Bewegung, die ſich mit der vergleichen läßt, wenn die Seeleute laviren (gon— dillent), ſo daß dieſer Delphin dabei von einer Seite zur anderen gelangt und eine ungewoͤhnliche Schnelligkeit uͤbt. N 69. Delphinus Beinwardtii Scores. Neinwardt's Delphin. Anatomie Taf. XXIII. Nur der Schaͤdel iſt durch Schlegel bekannt. Er ſagt Abhandl. I. 27: Herr Reinwardt hat uns zwei Schaͤdel dieſer neuen Art von ſeinen Reiſen im indiſchen Archipel mitgebracht. Von der aͤußeren Geſtalt dieſes Thieres iſt uns nichts bekannt. Dieſe Art ſcheint ſich an die vorhergehende anzuſchließen und ſich durch den weniger kraͤftigen Bau ihres Schaͤdels den eigentlichen Delphinen zu naͤhern, obgleich ſie, was ihre Zaͤhne betrifft, mit vollem Rechte zu den Tuͤmmlern gezaͤhlt zu werden verdient. Vielleicht vertritt ſie die Stelle des D. planiceps in der ſuͤdlichen Hemiſphaͤre, wo uͤbrigens die in unſeren nordiſchen Meeren ſo haͤufigen Tuͤmmler groͤßtentheils durch eigentliche Delphine erſetzt zu werden ſcheinen. Der Schaͤdel verhaͤlt ſich zu dem des D. planiceps wie dieſer zu dem des D. tursio. Wie der des D. planiceps naͤmlich 128 Walthiere. Delphin: Delphinorhynchus. bei gleicher Länge niedriger, ſchmaͤler und überhaupt ſchwaͤcher iſt als der des D. tur- sio, fo ſteht der des D. Reinwardtii dem des D. planiceps wiederum in denſelben Verhaͤltniſſen nach und iſt daher kaum kraͤftiger gebaut als der Schaͤdel der eigentlichen Delphine, von denen er ſich aber ſogleich durch ſeine dicken Zaͤhne unterſcheidet. Der Schädel ähnelt, was feine Geſtalt im Allgemeinen betrifft, am meiſten denen des P. malayanus und micropterus. Die Schnautze iſt verhaͤltnißmaͤßig ziemlich lang, ob⸗ ſchon an der Wurzel nicht ſehr breit, dem größten Theile ihrer Lange nach ſtark ſeit— lich zuſammengedruͤckt und daher ſehr ſchmal. Der knoͤcherne Gaumen iſt nach hinten ein wenig ſeitlich abgerundet, aber an den Seiten nicht ausgehoͤhlt, und bildet ganz hinten, wie gewoͤhnlich, einen hohen, aber nicht ſehr breiten Vorſprung. Die Sym⸗ phyſe der Kinnlade iſt noch länger als bei D. planiceps und nimmt gerade ein Drittel der ganzen Länge dieſes Knochens ein. Die Zähne, deren Zahl ſich auf 24 — 25 be— laͤuft, ſind nur wenig ſchwaͤcher als bei D. planiceps und daher viel zarter als bei D. tursio, haben aber Übrigens die naͤmliche Geſtalt bei erſterer Art. Es fragt ſich, ob die beſchriebenen Schädel vielleicht zu D. Geoffroyi Desm., alſo D. frontatus G. Cuv., vergl. S. 122, gehoͤren. 720. Delphinus Blainvillei Gerv. Blainville's Delphin. Schnabel um ein Drittel laͤnger als die Bruſtfloſſe, Umriß des Koͤrpers lang— geſtreckt, Oberſeite ſchwarzgrau an den Seiten, in der Mitte in die weiße Unterſeite übergehend, vom Hinterhaupte aus ein nach beiden Seiten ſich umbeugender, jeder: ſeits zum Schwanzkiel hin gerade, ſcharf abgeſchnitten und ſich verſchmaͤlernd verlau— fender weißer Streif, alle Floſſen ſchwarz, Bruſtfloſſen mit weißlichem Vorderrande. Oben 49, unten 52 Zaͤhne jederſeits. Erſt in dieſen Tagen, nachdem unſere Platten alle laͤngſt vollendet waren, kam zu D’Orbigny’s voyage livr. 76. mammif. pl. 23. natuͤrlich, wie dies bei derglei⸗ chen Werken geſchieht, ohne dabei befindliche Beſchreibung hier an, daher Vaterland und Groͤße oder weitere Notizen hier nicht gegeben werden koͤnnen. Der abgebildete Schädel hat viel Aehnlichkeit mit dem von D. mieropterus Cuv. — In derſelben Lieferung von D’Orbigny’s voyage befinden ſich auch neue Abbildungen von D. cruciger mit Schädel, von D. Peronii und von D. Inia. i. Platanista PLIN. Suſu. Schnabel ſehr lang und ſchmal, am Kiefer oberhalb der Naſenöffnungen dachförmige Platten. 21. Delphinus gangeticus Lessecr. Der Ganges-Delphin. Taf. XXI. Fig. 66 und 67. — Anatomie Taf. XXIV. Ind. Susu. Franz. Sousou ou Plataniste du Gange. Engl. the Soosoo of the Ganzes. — Delph. rostratus Snuaw. D. Shaw-—-ensis! BLAINV. Desm. Del- phinorhynque Diet. sc. nat. Platanista gangeticus Cuv. Susu platanista Lessos. Aſchgrau, Stirn und der ſchmale Schnabel gewoͤlbt, oben 27—28, unten 30 Zaͤhne jederſeits, die vorderen länger, die übrigen unten zuſammengedruͤckt, Bruſtfloſſe faͤcherfoͤrmig. Laͤnge des größten Exemplares in Paris 7“ 3“. Schnabel 14“ bis zur Stirnwoͤlbung, Mundoͤffnung 17“, Bruſtfloſſe I’ lang, 7— 8“ breit. \ Delphin: Platanista. Walthiere. 129 Der Umriß iſt etwas geſtreckt, Schnabelſchnautze auffallend lang, ſchmal und etwas aufwärts gebogen. Hintertuͤcken mit Hoͤcker, Bruſtfloſſe am breiten Ende quer abge— ſtutzt, Schwanzfloſſe breit dreieckig, nicht ausgeſchnitten. Der Schädel an der Schlaͤfen— gegend ſehr ſchmal, mit großem, freiſtehenden, am Schlaͤfenfortſatze gebildeten Joch— bogen. Das Hintertheil der Oberkiefer iſt mondfoͤrmig aufgerichtet und nach vorn uͤberhaͤngend. Eine auffallende Gruppe. Man koͤnnte den vorn verdickten Schnabel mit dem einiger Laternentraͤger unter den Inſecten vergleichen. Nur eine einzige Art, welche den Ganges bewohnt und in Bengalen Susu genannt wird, gehoͤrt hierher. Nicht weit von Calcutta und Chandernagor bewohnt er die zahlreichen engen Canaͤle, welche ſich durch das Delta von Bengalen ſchlangenfoͤrmig hindurchziehen, um ſich dann in das Meer dieſes ungeheueren Buſens zu ergießen; indeſſen ſteigt er auch oft in den heiligen Gewaͤſſern des dem Brama geweiheten Fluſſes bis tief in das Land. Sonder: bar erſcheint bei den Thieren des Ganges der lange duͤnne, mit ſcharfen Zaͤhnen ge— waffnete Schnabel. Wahrſcheinlich fahren ſie damit tief in das Roͤhrigt und hinab in den Schlamm, um daſelbſt deſto ſicherer ihre Beute herausziehen zu koͤnnen; dann iſt es merkwuͤrdig, daß ein aͤhnlicher Habitus, wie der Suſu ihn zeigt, bei dem Gavial, dem Crocodile des Ganges wieder vorkommt, auch hier traͤgt der kraͤftige Koͤrper einen langen, duͤnnen und am Ende geſchwollenen Schnabel. Der Suſu hat 120 Zaͤhne, 60 oben und 60 unten, alſo 30 jederſeits oben und unten. Dieſe Zaͤhne ſind kegelfoͤrmig und ſpitzig, aber im Alter reibt die Spitze ſich ab. Ihre Wurzel iſt unregelmaͤßig und oft ſeitlich zuſammengedruͤckt. Alle ſtehen auf den Raͤndern der Kinnbacken, welche langgeſtreckt, ſchlank in der Mitte, an den Enden aufgetrieben und oft, wenigſtens im Alter, leicht nach oben gebogen ſind. Die Vorderzaͤhne ſind weit laͤnger, mehr nadelfoͤrmig und dichter beiſammenſtehend als die hinteren. Sie ſind an der Schnabelſpitze durcheinander gewachſen, waͤhrend ſie auf den Aeſten des Kiefers und der Kinnlade auseinander ſtehen, kurz und wie an der Spitze abgenutzt ſind. Der Suſu iſt gewoͤhnlich 6— 7’ lang, die Zunge fleiſchig, dick, leicht herzfoͤrmig ab— gerundet, die Augen faſt unmerklich und ſehr nahe am Mundwinkel befindlich. Das Blaſeloch iſt nicht wie bei den meiſten Delphinen mondfoͤrmig, ſondern geradlinig laͤngsſtehend. Die Bruſtfloſſen breit und faſt viereckig. Die Ruͤckenfloſſe iſt verkuͤm— mert und erſcheint nur als eine leichte Hautfalte hinter der Mitte des Ruͤckens. Die Farbe iſt insgemein perlgrau, unten zarter, geht auf der Unterſeite in Graulichweiß uͤber und glaͤnzt im Leben atlasartig, waͤhrend ſie nach dem Tode des Thieres matt wird. Durch Mrs. Duvaucel und Diard kamen mehrere Exemplare in das Pariſer Muſeum, aber leider ſtarb erſterer im Vaterlande dieſes Delphines, nachdem er das ſchoͤnſte Exemplar an das Muſeum geſendet. Man ſagt, der Suſu ſchwimme lang— ſam und finde ſich in zahlreichen Heerden beiſammen. Ueber ſeine Nahrung und Fortpflanzung weiß man aber nichts. Die Oſteologie des Suſu hat Cuvier beſchrieben. Der Schnabel iſt ſehr geſtreckt und ſeitlich zuſammengedruͤckt. Die Zwiſchenkiefern nehmen den oberſten Theil ein und die Kieferknochen den unteren. Die erſteren ſteigen bis zu den Naſenloͤchern, die hier mehr lang als breit ſind. Der auffallendſte Character am Kopfe beſteht darin, Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. I, Walthiere. 17 — 130 Walthiere. Delphin: Platanista, daß die Kieferbeine, nachdem ſie, wie bei anderen Delphinen, die Stirnbeine bis zu den Schlaͤfenleiſten bedeckt haben, jederſeits eine große Knochenwand ausſenden, welche ſich zuruͤckbeugt und eine weite Woͤlbung oberhalb des Blaſeapparates bildet. Hierbei naͤhert ſich eines dieſer Gebilde dem anderen und ſcheint es ſogar auf den anderen beiden Dritttheilen zu beruͤhren, aber hinten laufen ſie aus einander, um den Raum fuͤr das Blaſeloch zu laſſen. Die Vereinigungslinie beider Knochenwaͤnde haͤlt den Kiel empor, der ſich auf der Stirn aͤußerlich zeigt. Unten bieten dieſe Waͤnde mehrere Hoͤhlungen oder eine Art Netz, aus der Vervielfältigung der Knochenwandungen ge— bildet. Bei dem friſchen Thiere iſt der Raum, den ſie einſchließen, groͤßtentheils mit einer faſerigen, dichten, haͤrtlichen Maſſe erfuͤllt. Die Schlaͤfengruben ſind ſehr groß, ihre oberen Leiſten ſchließen nach der Hoͤhe des Hinterhauptes einen geradlinigen Raum ein, von dem zu beiden Seiten die Hinterhauptsleiſte rechtwinkelig auslaͤuft. Der Jochfortſatz iſt ſehr lang, in verhaͤltnißmaͤßiger Groͤße zur Schlaͤfe und bildet bei ſeiner Vereinigung mit dem aͤußeren Augenhoͤhlenfortſatze beinahe allein den Jochbogen. Die Augenhoͤhle iſt ſehr klein, die Gaumenbeine ſind groͤßer als bei anderen Delphinen und beruͤhren die Seitenbeine nicht. Die Leiſten des Grundbeines und die ſeitlichen Hinterhauptsleiſten, welche ſich um die Woͤlbung, unter welcher ſich das Ohr befindet, herumziehen, ſind ſehr dick und von kleinen Knochenſpitzen rauh. Der Raum zwiſchen ihnen iſt durch den Trommelfellknochen (os de la caisse), welcher ſehr groß iſt und am Felſenbeine anhaͤngt, geſchloſſen, dieſer nicht einfach ausgeſpannt, ſondern zwiſchen das Schlaͤfenbein und die benachbarten Theile des Hinterhauptsbeines eingefalzt. Unter den übrigen anatomiſchen Eigenſchaften erwähnt Cuvier noch die große Zu— ſammendruͤckung der Kinnlade, welche die beiden Zahnreihen wieder ſehr naͤhert, und die Laͤnge der Symphyſe, deren Zweige auch eine bedeutendere Hoͤhe haben. Dieſe lange Symphyſe, ſowie die Leiſten des Kiefers ſind, wie Cuvier meint, gleichſam Andeutung fuͤr den Bau des Cachelot. Die Halswirbel ſind ſehr getrennt, ſtark, aber kurz, die ſeitlichen Querfortſaͤtze, laͤnger als die eigentlichen, gehen vom Koͤrper des vierten, fünften und ſechsten Wirbels aus. Ruͤckenwirbel find 11 — 12 und Lenden— wirbel 28. Die Schulterplatte iſt breiter als bei den eigentlichen Delphinen. Rorburgh ſagt in den Asiatic researches VII. 170, daß er ſich in großer An: zahl im Ganges, ſo weit dieſer beſchifft wird, vorfindet. Er ſcheint ſich indeſſen oft in den labyrinthiſchen Fluͤſſen und engen Canaͤlen im Delta dieſes Stromes, ſuͤdlich und oͤſtlich von Calcutta, zu vergnuͤgen. Bei Verfolgung der Fiſche, die ihm zur Beute dienen, ſchwimmt er pfeilſchnell und iſt ungewoͤhnlich thaͤtig, außerdem aber, fo weit Rorburgh beobachten konnte, waren feine Bewegungen langſam und ſchwerfaͤllig und oft kommen fie an die Oberfläche des Waſſers zum Athmen. Zwiſchen Fell und Fleiſch iſt eine Lage blaſſer Speck, mehr oder weniger dick, nach dem Zuſtande des Thieres. Die Indier ſetzen darauf großen Werth als aͤußeres Heilmittel von guter Wirkſamkeit gegen Schmerzen u. ſ. w. Das Fleiſch aͤhnelt magerem Rindfleiſche, doch, inſoweit Ropburgh bemerkt hat, eſſen es die Eingeborenen nicht. Im Magen eines unterſuchten Exemplares fand ſich Reis und Ueberbleibſel von Muſcheln, auch mehrere lebende, gegen zwei Zoll lange Spulwuͤrmer. — Auch M' Clelland theilte im Caleutta-Journal 1840, 425, einige Bemerkungen über dieſe Art mit. Delphin: Inia. Walthiere. 131 k. Inia D’Ors. Juia. Schnabelſchnautze geſtreckt, ſchmal, behaart; Zähne dick, rübenförmig; Rückenfinne höckerartig. 72. Delphinus Inia Rarr. Die Inia. Taf. XXI. Fig. 68. — Una: tomie Taf. XXII. 1 Guarayos-Ind. Inia. Span. Bufeo. Portug. Bote. Franz. Inia de Bolivie D'ORBIC NT. Engl. the Inia. — Inia boliviensis D'ORB. Blaͤulich aſchgrau, unterſeits weißlich oder roͤthlichgelb, Zaͤhne oben 33 — 34, unten 32 — 33 jederſeits, kegelfoͤrmig, die hinteren nach innen badenzahnartig verdickt, braͤunlich. Laͤnge bis 12“. Ober-Peru, in Fluͤſſen der Republik Bolivia. Die merkwürdige Inia bildet den letzten Schlußſtein der Delphinbildung und weicht vom Typus dieſer Gattung ebenſoviel ab, als ſie zu folgender Gruppe der Seekuͤhe einen Uebergang oͤffnet. Sie findet ſich wohl tauſend Meilen weit im Lande und ſcheint einzig und allein in Fluͤſſen und ſuͤßen Landfeeen zu leben. D'Orbigny war nicht wenig uͤberraſcht, im Verlaufe des Amazonenſtromes und in Ober-Peru zu erfahren, daß er hier am Fuße der Cordilleren von einer Cetacee umgeben ſei, und ſehr wahrſcheinlich waren auch jene Delphine, welche Humboldt und anderen Reiſenden im Orinoko und anderen Strömen Suͤd-Amerika's vorkamen, nichts Anderes als dieſe Inia oder ein ähnliches Thier. In der Provinz Beira werden ſie des Thranes wegen getoͤdtet und D'Orbigny hatte Gelegenheit, einen harpunirten noch theilweiſe lebendig zu ſehen, auch zu der— ſelben Zeit ein junges Thier zu unterſuchen. Der Umriß aͤhnelt dem der Delphine, doch iſt der Leib kuͤrzer gebaut; die Schnautze bildet allerdings einen langen, duͤnnen Schnabel, welcher walzig und am Ende ſtumpf iſt. Die Lippen treten noch bis unter das Auge, ſo weit zieht ſich die Mundſpalte hin. Das Blaſeloch zieht ſich ſchief von vorn nach hinten und oͤffnet ſich ſo weit hinten, daß die Oeffnung gerade über den Bruſtfloſſen ausgeht. Die Gehoͤroͤffnung iſt größer als bei den Cetaceen gewöhnlich. Die Bruſtfloſſen ſind breit, die Ruͤckenfinne dagegen wenig entwickelt, ſie befindet ſich auf zwei Drittel hinten auf dem Ruͤcken. Die Schwanzfloſſe iſt aber tief ausge— ſchnitten. Es fanden ſich 134 Zaͤhne, naͤmlich oben jederſeits 34, unten 33; alle waren rauh, tief und unterbrochen gefurcht, die vorderen den Schneidezaͤhnen nicht unaͤhnlich, die hinteren ganz eigenthuͤmlich unvollkommen wie Backenzaͤhne geſtaltet. Das Fell iſt fein und glatt, die Schnabelfhnauge mit zerſtreuten, harten und krauſen Haaren beſetzt, ebenfo auch bei dem jungen Thiere. Das alte Weibchen war 7“ lang, die Maͤnnchen ſollen doppelt ſo groß werden. Die Farbe iſt veraͤnderlich, gewoͤhnlich oben blaßblaͤulich oder auch ſchwaͤrzlich, und manche gefleckt und geſtreift; die Faͤrbung ſoll blaſſer ſein in den Fluͤſſen, dunkler in den Landſeeen. Sie findet ſich in allen Strömen, welche die unermeßlichen Ebenen der Provinz von Moros durchfluthen und diejenigen Fluͤſſe abgeben, welche den Madibras, einen der ſtaͤrkſten Zweige des Ama— zonenſtromes, darſtellen. Sie ſteigt auch bis zum Fuße der oͤſtlichen Cordilleren, uͤber 2100 Meilen von der See, doch wahrſcheinlich nicht bis uͤber die Cascaden des Ma— dibras. Sie kommt weit oͤfter an die Oberflaͤche des Waſſers als die uͤbrigen Cetaceen des Meeres, ohne daß ihre Behendigkeit und Kraft dieſelbe genannt werden kann. Gewoͤhnlich find fie in kleinen Heerden zu 3 — 4 Stüd vereint; man ſieht dann, wie 173 132 Walthiere. Delphin: Inũia. ſie ihre Schnaͤbel herausſtecken und ihre Beute verzehren, die wahrſcheinlich nur aus Fiſchen beſteht. Die Mutter zeigt ganz ſo wie alle verwandte Gattungen und Arten dieſelbe zaͤrtliche Liebe fuͤr das Junge und iſt auf ſein Wohl und ſeinen Schutz un— ablaͤſſig bedacht. Vergl. D'ORBIGNX Nouv. Annal. du Mus. d’hist, nat. III. 28. t. 3. voyage pl. Foſſile Delphine: D. Cortesii Frisch. D. macrogenius FrscH. D. Youngii JARD. D. Bordai Cuv, D. densirostris BLaınv. D. Karstenii. D. calvertensis Instit. 1842. 384. Ziphius cavirostris, plauirostris, longirostris. — Ueber dieſe ſpaͤter. RE PR ER RT Seekühe, Manatina. Sirenia ILIIG. — Cetacea herbivora CuvieEr et BRANDT. Backenzaͤhne, bei der niedrigſten Gattung nur (?) roͤhrig-faſerig, bei einigen auch Schneide: zaͤhne, bei der letzten Gattung endlich Nägel an den Bruſtfloſſen. Naſenloͤcher vor: waͤrts. Zitzen unter den Bruſtfloſſen. Knochen ſehr hart und ſchwer. Fünfte Gattung. Rytina Hie. Das Borkenthier. Oben und unten jederſeits ein roͤhrig-faſeriger Backenzahn, groß, platt und mit fiederartigen Eindruͤcken. Schnautze ſtumpf, mit doppelter Lippe, die obere aͤußere mit Borſten beſetzt. 1. Rytina Stelleri Iris. Steller's Borkenthier. Taf. XXII. Fig. 69. — Anatomie Taf. XXV. Ruſſ. Morskaja Korova. — Vacca marina SrELIL. — Trichecus Manatus ß. borealis GM. Lınn. Syst. — Engl. Whale tailed Manati Penn. Sea Cow of the Russians. Franz. Stellere Cuv., le grand lamantin du Kamtschatka Du., le Stellere boreal Lesson. — Manatus gigas ZimMERM. Trichecus Manatus MukLL. zool. Dan. Manatus borealis TILES. Stellerus Cuv. Stelle- rus borealis DESsMAR. Stellera ScHLEsEL. - Einzige Art. Kopf verhaͤltnißmaͤßig klein, ohne äußere Ohren, Augen mit Nid- haut. Oberhaut des ganzen Koͤrpers rindenartig riſſig und haarlos. Bruſtfloſſe nur mit hufaͤhnlicher Schwiele. Hinterbeine in einen horizontalen, geſpaltenen Schwanz verwachſen. Zwei Bruſtzitzen. Lange 243“. Von der Schnautzenſpitze zu den Bruſt— floſſen 4° 4“, Kopfumfang über den Augen 2° 7“, am Halſe ziemlich 7, an den Schultern 12°, am Bauche 20 Schwanzbreite 63. Im Meere zwiſchen Kamt— ſchatka und Amerika in der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts heerdenweiſe. Borkenthier: Rytina. Walthiere. 133 Das Thier war nur fuͤr das Leben im Waſſer beſtimmt. Schwarz, die Haut ſehr dick, rauh und uneben wie die Rinde einer alten Eiche, dabei ſo faſerig und zaͤhe, daß ſie mit den beſten Inſtrumenten ſich nicht bearbeiten ließ. Die Faſern ſaßen in der wahren Lederhaut mit kleinen Zwiebeln, ſo daß, wenn man die Ober— haut abhob, das Fell rauh und loͤcherig war. Dieſe Oberhaut waͤre demnach wie aus verwachſenen Haaren gebildet zu betrachten geweſen, gleichſam ein Cuiraß, welcher auf dem Schnitt wie ſchwarzes Ebenholz ausſah. Steller ſagt, daß dieſe feſte Decke ſie ſo ſchuͤtze, daß in manches Thier die Kugel nur an ſolchen Stellen, wo die Rinde aufgeriſſen war, eindringen konnte. Kopf laͤnglich, vom Scheitel bis zur Schnautze abſchuͤſſig. Die Schnurren weiß, zuruͤckgekruͤmmt, 4 — 5“ lang. Naſenloͤcher vorn auf der Schnautze ſo breit als lang, inwendig rauh. Augen ſchwarz, mitten auf dem Raume zwiſchen dem Gehoͤrloche und der Schnautze und in gerader Linie mit den Naſenloͤchern, kaum ſo groß wie die eines Hammels, folglich klein im Verhaͤltniß zu dem großen Thiere. Augenbrauen fehlen, die Ohrloͤcher ſind klein, der Hals geht in einer Staͤrke in den Rumpf uͤber, die Halswirbel aber ſind beweglich, beſonders nach unten. Der Rumpf iſt rundlich, breiter nach vorn, abfallend nach hinten, der Schwanz groß und dick. Die Bruſtfloſſen liegen faſt unter dem Halſe und die Thiere ſchwimmen nicht allein damit, ſondern klettern auch damit auf die Eisſchollen und erhalten ſich damit auf ihnen. Hierbei verwunden ſie ſich oft und es bilden ſich viel— fache Narben. Die gewöhniiche Größe wurde auf 25“ angegeben, bei einem Umfange von 19“ und einem Gewichte von 200 Pud oder 6600 Pfund. Die Heerden zogen ſich beſonders in die Buchten, wo das Meer ruhig war und beſuchten vorzugsweiſe die Muͤndungen der Fluͤſſe. Die Weibchen nahmen im Schwimmen ihre Jungen in die Mitte und beachteten und beſchuͤtzten alle ihre Bewegungen. Waͤhrend der Fluth kommen ſie ſo nahe an die Fluͤſſe, daß man ſie mit Stoͤcken erreichen und, wie Steller berichtet, ihnen auf den Ruͤcken greifen kann. Die Truppen beſtehen aus Vater und Mutter, ſowie aus einem großen und einem kleinen Jungen, ſo daß man annehmen muß, ſie leben in Monogamie. Das Weibchen traͤgt 9 Monate und bringt nur ein Junges zur Welt. Die Paarung findet im Fruͤhjahre ſtatt und die Weib— chen gebaͤren im Herbſte. Dieſe Thiere ſind ſehr gefraͤßig, ſie freſſen faſt immer und waͤhrend des Freſſens kann ſie Nichts zerſtreuen oder zur Flucht bewegen. Sie holen von Zeit zu Zeit an der Oberflaͤche des Meeres Athem und blaſen dabei ſtark. Wenn ſie ſchwimmen, was mit Ruhe geſchieht, ſo halten ſie einen Theil des Rumpfes uͤber Waſſer. Dann kommen auch, wie die Ruſſen berichten, Seevoͤgel, um die kleinen Kruſtenthiere zu freſſen, die auf ihren Ruͤcken ſitzen. Die Nahrung beſteht aus einer Art Tangen und Algen, von denen fie nur die zarteſten Theile freſſen. Auch wenn ſie das Ufer, wo ſie weideten, verlaſſen, wirft das Meer eine ungeheuere Maſſe von Wurzeln und Stengeln aus, die vom Grunde deſſelben herſtammen. Wenn ſie ſich geſättigt haben, legen ſie ſich auf den Ruͤcken und ſchlafen ſo. Sobald das Meer wieder abnimmt, entfernen fie ſich und ſuchen das Weite, aus Furcht zu ſtranden. Im Eis kommen im Winter viele um, auch durch die Stuͤrme werden viele an den Kuͤſten getoͤdtet. In dieſer Jahreszeit ſind ſie ſehr mager, da ſie ſich unter dem Eiſe nur wenige Nahrung mit großer Anſtrengung zu verſchaffen vermögen, Im Fruͤh— jahre, wenn die Natur wieder neu ſich belebt, paaren ſie ſich und begeben ſich dann 134 Walthiere. Borkenthier: Rytina. bei heiterem Wetter an die ruhigen Stellen des Meeres. Hier beginnt das Spiel dieſer großen Thiere, wobei ſie bald fliehen, bald zuruͤckkehren und alle Zaͤrtlichkeiten, deren ſie faͤhig ſind, gegenſeitig zu erkennen geben. Die Kamtſchadalen verfolgen ſie, da ſie manche Theile von ihnen benutzen. Gewoͤhnlich werden ſtarke Harpunen auf ſie geworfen, deren Taue Maͤnner am Ufer feſthalten, um dann die Thiere an ſich zu ziehen. Oft aber brechen dieſe ab, wenn das Thier ſich mit Gewalt an die Felſen anſtemmt. Alte ſind uͤbrigens meiſt durch das Fett unbehuͤlflicher und leichter zu er— halten als die ſehr beweglichen Jungen. Aus Gewohnheit ſtürzen ſich alle Exemplare einer Truppe gegen dasjenige, welches verwundet worden iſt, aber gewoͤhnlich geht auf dieſe Weiſe die ganze Familie unter. Beſonders zeigen die Maͤnnchen die zaͤrtlichſte Anhaͤnglichkeit an ihre Weibchen und folgen noch ihrem Leichnam, wenn man ihn an das Ufer zieht, ohne die Gefahr, die ihnen dann ſelbſt droht, zu achten, ja man ſah fogar ein Maͤnnchen an folder Stelle drei Tage verweilen und auf die Ruͤckkehr des getödteten Weibchens warten. Gehör und Geſicht ſcheinen wenig entwickelt, die Stimme ſoll dem Gebruͤlle eines Ochſen nicht unaͤhnlich ſein, ſonſt heben ſie auch den Kopf uͤber das Waſſer und ſchnauben wie Pferde. — Die Tſchuktſchen benutzen das borkige Fell zu Decken fuͤr ihre Boote. Die Kamtſchadalen eſſen ihr Fleiſch, welches etwas ſchwer zu kochen und zaͤhe, aber dennoch wohlſchmeckend ſein ſoll. Das Fleiſch der Jungen ſchmeckt wie Speck und das der Alten wie Kalbfleiſch, man bereitet dar— aus vortreffliche Bouillons. Dieſe Art war zu Steller's Zeit im Meere um Kamt— ſchatka außerordentlich gemein und trug zur Erhaltung des groͤßten Theiles der Be— wohner bei, und man vermuthete, daß ſie auch in allen jenen Buchten, welche ſich in die Kuͤſte Nord-Amerika's hineinziehen und um die Inſelgruppen der Kurilen und Aleuten, welche den Norden des großen Oceanes umguͤrten, vorkommen moͤge. Otto Fabricius behauptet, in Groͤnland den Schaͤdel eines Borkenthieres gefunden zu haben. Dieſer Fall hat nichts Unwahrſcheinliches und würde einen neuen Beweis ab— geben, daß ein Canal exiſtirt, deſſen Waſſer faſt immer gefroren iſt und durch den, ſelbſt unter dem Nordpole, der atlantifhe und ſtille Ocean ſich verbinden. Der verdienſtvolle ruſſiſche Academiker Steller gab jene Nachrichten in ſeiner „Beſchreibung der Seethiere“ in den Nov. Comment. Petropol. II. p. 294. und theilte die einzige Abbildung an Pallas mit, welche endlich in deſſen Iconibus ad Zoographiam Rosso -asiaticam erſchienen iſt und von uns wiedergegeben wird, wie fie iſt. Cuvier trug im Jahre 1798 in feinem Tableau élémentaire de Phist. nat, des animaux den Namen des Entdeckers auf das Thier ſelbſt uͤber, was in Deutſch⸗ land noch kein unbefangener Schriftſteller nachgeahmt hat, was auch um fo weniger noͤthig war, als Illiger's Benennung hoͤchſt zweckmaͤßig iſt. Das Thier hat ſeit Steller kein Naturforſcher wieder geſehen und jene Zuͤge in ſeiner Lebensweiſe, ſowie die Nothwendigkeit der damaligen Kamtſchadalen, von dem Fange des Thieres leben zu muͤſſen, laſſen wohl leicht einſehen, daß daſſelbe untergehen oder wenigſtens dieſe ihm ſo gefaͤhrlichen Wohnplaͤtze gaͤnzlich raͤumen mußte. Um ſo erfreulicher iſt es, nach ſo langer Zeit noch genaue Aufſchluͤſſe uͤber den Bau der Kauwerkzeuge dieſes merkwuͤrdigen Thieres zu erhalten. Wir verdanken dieſe J. F. BRANDT über den Zahnbau der Steller'schen Seekuh Mem. de P'Acad. er * + 7 : Borkenthier: Rytina. Walthiere. 135 imp. de St. Petersb. 1832, die wir hier nach der Quelle wiedergeben und auf die Abbildung in unſerer Anatomie Taf. XXV. verweiſen. „Der Zahn “) hat eine laͤnglich-viereckige Geſtalt und erſcheint an einem Ende (A) leicht bogenfoͤrmig und mit einer ſchmalen, gekruͤmmten, parallel geſtreiften Flaͤche verſehen, am anderen Ende (5) dagegen endet er ſtatt der Flaͤche in einen ſaumartigen Rand und iſt an beiden Seiten ſchwach ausgeſchweift, waͤhrend er in der Mitte in einen ſtumpf dreieckigen Fortſatz auslaͤuft. Man kann alſo dies letzterwaͤhnte Ende des Zahnes das ſpitzere nennen. Die Seitenflaͤchen des Zahnes (Fig. 3.) ſind gebo— gen, dabei aber ziemlich eben, etwas von innen nach außen geneigt, beſonders ſtark am ſpitzeren Zahnende, ſo daß dies dadurch etwas ſeitlich zuſammengedruͤckt erſcheint. Sie convergiren mit der e Flaͤche nicht in einem rechten, ſondern ſpitzen Winkel und tragen nach unten einen + Linie breiten, etwas umgeſchlagenen, durchſcheinenden Saum (ebendaſ. ccce). Mit der oberen Flaͤche bilden ſie jederſeits einen leiſtenfoͤrmig vortretenden, platten und mit punktfoͤrmigen Eindruͤcken verſehenen Rand (oberen Sei— tenrand, ebendaf. add), der beſonders am ſpitzeren Ende des Zahnes leicht abgeſetzt erſcheint (ebendaf. dd). Zwiſchen dieſem Rande und dem unteren Saume haben fie zahlreiche parallele Laͤngsſtreifen, indem ſich dort nach außen die den Zahn . geſtreiften Horncylinder markiren. Die obere Flaͤche des Zahnes (Fig. 1.) iſt gebogen und concav und zeigt in der Mitte eine mit den Seitenraͤndern parallel laufende, leiſtenaͤhnliche Erhabenheit (mitt— lere Leiſte), gegen welche in einem ſpitzen Winkel jederſeits fuͤnf von den erhabenen Seitenraͤndern kammende Leiſten (Querleiſten) convergiren, die hoͤher und ſchaͤrfer als die mittlere Leiſte (ihre Convergirungslinie) ſind. Zwiſchen dieſen Querleiſten bleiben laͤngliche, tiefe, parallele, nach innen am Seitenrande beginnende, auf ihrem Grunde mehr rißaͤhnliche Furchen, die ganz parallel mit den Leiſten laufen, zwiſchen denen ſie ſich befinden und zu deren Sonderung ſie beitragen. Sie convergiren daher ebenfalls ſpitzwinkelig gegen die mittlere Leiſte. Die beiden, jedem der beiden Enden zunaͤchſt liegenden Leiſten convergiren auch ſpitzwinkelig gegen einander, waͤhrend die drei ande— ren Leiſtenpaare nicht gegen einander convergiren, ſondern ſich mit einander alternirend an die mittlere Leiſte ſetzen. Das dem ſpitzen Ende des Zahnes zunaͤchſt liegende Paar der Querleiſten tritt am Convergirungspunkte ſehr ſtark und verbreitet vor (bil— det gleichſam eine Art abgerundet-dreieckigen Fortſatz““) und hängt mit der mittleren Leiſte faſt gar nicht zuſammen. Zwiſchen der aͤußeren Flaͤche des oben erwaͤhnten * und der Innenflaͤche des leiſtenaͤhnlichen Seitenrandes findet ſich eine tiefe Furche, die fi) auch an einer Stelle auf den Seitenrand (Fig. 1. bei d.) fort— etzt und ihn abſchnuͤrt, ſo daß das dem ſpitzigen Ende des Zahnes zunaͤchſt liegende is: des Seitenrandes (ebendaf. cc.) gleichſam die queren Leiſten nochmals zu wieder: holen ſcheint. Ueberdies iſt die ganze obere Flaͤche des Zahnes mit kleinen, rundlichen ) Das Urtheil von enden und Schlegel über dieſe „Zähne“ vergleiche am Schluſſe dieſes Artikels. ) Sollte nicht dieſer Fortſatz ts 12 ut dreieckigen Fortſatze des fpigen Zahn— endes den beiden Fortſätzen (duplex apophysis) Steller's entſprechen, womit das hin— tere Ende des Zahnes (alſo unſer ſpitzeres Zahnende) ſich an den Unter- oder Oberkiefer befeſtigt? Brandt. 1 * 136 Walthiere. Borkenthier: Rytina. Vertiefungen faſt nach Art eines Fingerhutes ziemlich dicht und regelmaͤßig beſetzt, meiſt matt und mit einer eigenen, duͤnnen, beim Schaben pulverartig erſcheinenden, vor dem Loͤthrohre ſich aber nicht als Kalkerde nachweiſenden Lage bedeckt und daher gelblichweiß, nur die obere Flaͤche der Querleiſten und der erhabenen Seitenraͤnder hat matten Hornglanz“) und eine ſchmuzige hellgelbe Farbe. An der unteren Flaͤche des Zahnes (Fig. 2.) bemerkt man von einem Ende deſſel— ben zum anderen, wie an der oberen, eine ſtarke, bogenfoͤrmige, aber convere (nicht concave) Kruͤmmung, beſonders in der Mitte der ganzen Laͤnge, wo uͤberhaupt der Zahn eine guͤrtelfoͤrmige Erhabenheit bildet, die aber, ohne die Seiten deſſelben zu erreichen, ſich ſchraͤg nach den Seitenraͤndern hin abdacht, ſo daß zwiſchen ihr und den ſich ſpitz- dreieckig erhebenden Seitenraͤndern jederſeits eine nach dem ſpitzeren Ende des Zahnes ſich ſehr verbreiternde, furchenaͤhnliche Vertiefung entſteht. Die guͤrtel⸗ foͤrmige Erhabenheit zeigt mehrere ſpitzwinkelig von außen nach innen convergirende, leiſtenfoͤrmige, faſt abgerundet-dreieckige, parallele Erhabenheiten, die der Zahl und Stellung nach ganz den bei der Beſchreibung der oberen Flaͤche des Zahnes angegebe- nen, uͤber ihnen liegenden Furchen entſprechen, waͤhrend die zwiſchen ihnen liegenden (ſie ſondernden) Furchen den Querleiſten der Oberſeite correſpondiren. Die ſchmuzig hellgelbe ganze untere Flaͤche des Zahnes laͤßt eine große Menge dicht nebeneinander ſtehende Oeffnungen von verſchiedener Groͤße, faſt nach Art der Durchſchnittflaͤche eines Schilfſtengels oder der Oberflaͤche mancher Spongien, aber meiſt mit erhabenen Raͤn— dern verſehen (Fig. E.) wahrnehmen, wodurch ſie ganz netzfoͤrmig durchbrochen ſich darſtellt“). Der am ſpitzeren Ende des Zahnes (Fig. 2. B.) liegende Theil der Flaͤche zeigt entweder nur die Oeffnungen, und zwar klein und ſtets ohne erhabene Seiten— raͤnder, oder iſt, beſonders am aͤußerſten Ende, wie die hornigen Seitenſaͤume ganz glatt. Die ganze Zahnmaſſe beſteht aus einer großen Menge von Cylindern, die der Zahl der Vertiefungen der Oberſeite und der mit ihr gleichzaͤhligen Loͤcher nach der Unter— ſeite gleichkommen, parallel und ſenkrecht ſtehen, dicht und innig mit einander ver— bunden, gerade oder etwas gebogen, aus Hornſubſtanz gebildet und außerhalb geſtreift find (Fig. A. F. G. H.) und 3 — 4 Linie im Quer- und 34 — 52 Linien im Laͤngen⸗ durchmeſſer haben. Jeder Cylinder (Fig. G. H.) iſt in der Mitte der Laͤnge nach hohl und zeigt eine obere kleinere (a), auf der oberen Flaͤche des Zahnes als Ver— tiefung ſichtbare und eine untere größere (ebend. o.), auf der unteren Fläche des Zah— nes als Loch bemerkbare Oeffnung. Der unterſte Theil der Hoͤhle des Cylinders (Fig. H.) iſt trichterfoͤrmig und leer, der obere (lebend.) dagegen erſcheint mit einer weißen, matten, mehr broͤcklichen Maſſe dicht angefuͤllt, welche ſich von den hell braͤunlichgelben, ſchwach glaͤnzenden Waͤnden (Fig. H.) ihres Behaͤlters deutlich abſetzt. Am laͤngſten erſcheinen die Glieder, welche die erhabenen Leiſten der oberen Fläche bilden, am kuͤrzeſten die zu aͤußerſt an der Seitenflaͤche und den Enden ſtehen— den (Fig. F.). So eng auch dieſe Cylinder mit einander verbunden ſind, ſo koͤnnen ) Dieſer entſteht wohl durch Abreiben? \ „) Eine große Aehnlichkeit damit bietet auch die durchlöcherte Baſalfläche der ebenfalls aus Horncylindern gebildeten Rhinoceroshörner, und zwar eine täuſchende die der Hörner von Rhinoceros sumatrensis. B. . Borkenthier: Wia. Walthiere. 137 fie ſich doch durch zufällig entſtandene Riſſe von einander trennen, wie es namentlich am ſtumpferen Ende des vorliegenden Zahnes der Fall iſt, wo man eine Sonderung an mehreren Stellen (Fig. 3. A.) bemerkt. Dieſe kann aber dann ſo weit gehen, daß ſich einzelne Cylinder von den uͤbrigen nicht allein abloͤſen, ſondern ſogar ſpalten und kruͤmmen (Fig. A.), eine Erſcheinung, die offenbar an die Walfiſchbarten erinnert. Es haben aber auch die Zahnmaſſen der Rytina mit den Barten der Walfiſche ſelbſt in anderen Beziehungen große Aehnlichkeit. Sie ſitzen naͤmlich nicht in Zahn— hoͤhlen, ſondern wie die letzteren loſe im Zahnfleiſche “). Ferner beſtehen die Barten ebenfalls aus einer Menge von Horncylindern (Fig. M. N.), die im Inneren (ebend. a.) hohl und mit einer weißen Subſtanz angefuͤllt ſind; aber die einzelnen Cylinder (ebend. c.) erfcheinen aus einer großen Menge von einzelnen Platten ü zuſammengefuͤgt und find an ihrem einen Ende (ebend. d.), wo ſie ſpitz auslaufen, nicht mit einander verbunden, ſondern enden frei, fadenaͤhnlich (wodurch die Platten den ſie characteriſirenden Bart bekommen), waͤhrend die Cylinder, welche die Zaͤhne des Borkenthieres zuſammenſetzen, alle in eine einzige Maſſe ihrer ganzen Laͤnge nach vereinigt ſind und kein freies Ende haben. Auch enthaͤlt die Zahnmaſſe des Borkenthieres ſchon deutlichere Spuren von Kalk— erde, was ſich theils ſchon durch das aͤußere Anſehen, die ſtaͤrkere Sproͤdigkeit und die geringere Flexibilitaͤt im Vergleiche mit den Barten, theils auch durch die chemiſche Unterſuchung ausſpricht. Ein Stuͤckchen des Rytinazahnes hinterließ naͤmlich nach dem Verkohlen mittelſt der Loͤthrohrflamme nach den Unterſuchungen meines gefälligen Collegen Heß ſehr deutliche Spuren verglaſter Kalkerde in Form von Koͤrnchen, waͤh— rend ein aͤhnliches Stuͤckchen einer Walfiſchbarte, das demſelben Experimente unter— worfen wurde, nichts Deutliches von Kalkerde zeigte. Eine nicht zu uͤberſehende, ſchon von Einigen vermuthete Analogie mit den Zaͤh— nen des Borkenthieres bieten, außer der unten bereits erwaͤhnten Lage, die hinteren Zaͤhne des Schnabelthieres auch durch die Aehnlichkeit der Form und die Biegung ihrer oberen und unteren Flaͤche, durch die Menge von Oeffnungen, welche ſowohl ihre obere (Fig. 1.) als untere (Fig. K.) Flaͤche zeigen und die Zuſammenſetzung aus horniger Maſſe ““), worin aber die Cylinder, die jedoch auch im Inneren hohl und mit einer weißen, mehr hornigen Maſſe erfuͤllt erſcheinen, weniger deutlich geſondert und bemerkbar ſind. Was aber die Zaͤhne des Schnabelthieres zu characteriſiren ſcheint, ſind zwei deutliche Lagen, von denen die untere (Fig. L. aa.) braͤunlich und weicher, die obere (ebend. cce.) haͤrter und in der Mitte weiß, an den Seiten aber grau er— ſcheint. ) Vermuthlich findet ſich aber, wie für die Barten, zur Aufnahme der Rytina-Zähne eine, wenn auch nur ſchwache Vertiefung im Kiefer. Darauf deutet beſonders die ſtarke Convexität ihrer unteren Fläche und die Analogie mit den hinteren Zähnen des Schnabel— thieres, die ebenfalls eine untere, ſehr conver und ähnlich gebildete Fläche haben und in Vertiefungen der Kiefer ſich legen. Br. ) Vor der Löthrohrflamme blähte ſich ein Stückchen des Schnabelthierzahnes, nach den Unterſuchungen meines geſchätzten Collegen Heß, auf, verkohlte ſich und zeigte eine äußerſt geringe Spur von Kalkerde. Die Zähne des Schnabelthieres würden alſo in chemiſcher Hin— ſicht den Barten noch näher Reben als die der Rytina. Br. Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 18 138 Walthiere. | Borkenthier: Rytina. Die ganz aus Knochenmaſſe gebildeten, in Zahnhoͤhlen ſteckenden Zähne des Oryeterop zeigen blos durch ihre roͤhrige Textur Annaͤherung an die Zaͤhne der Rytina. Ueber die Lagerung der Zaͤhne im Kiefer vermag ich leider nicht eigene Unterſuch— ungen mitzutheilen. Jedoch bin ich geneigt, dieſelben in Bezug auf die Stelle, wo ſie in den Kiefern (oder beſſer auf den Kiefern) liegen und hinſichtlich der Function ganz mit den Backenzaͤhnen der Saͤugethiere zu vergleichen, was auch mit Ausnahme Meckel's alle fruͤheren Schriftſteller, meiſt freilich nur ſchweigend, annahmen. Meckel haͤlt es aber, wie ſchon oben erwaͤhnt wurde, fuͤr ai daß die Zaͤhne des Borkenthieres vorn im Kiefer einen Platz einnehmen, ſo daß einer davon oben, der andere unten liegen wuͤrde. Er giebt beſonders viel darauf, daß Steller „alls druͤcklich“ von zwei Zahnmaſſen ſpricht, von denen die eine am Gaumen, die an— dere am Unterkiefer befeſtigt ſei. Steller druͤckt ſich allerdings ſo aus, ſetzt jedoch noch hinzu: „dentium integris massis“, womit er auf die Aehnlichkeit ſeiner „oss oder „ossa molaria“, wie er fie auch nennt, mit den Backenzaͤhnen hindeutet und bemerkt, daß an dem vorderen Theile der Zahnmaſſen ſich die mit Warzen beſetzte innere Flaͤche der Oberlippe anlege, was auch an dem nach unten gekehrten Ende der Abbildungen der Zahnmaſſe, welche die, Steller's Beſchreibung beigefuͤgte Taf. XIV. dargeſtellt, nicht aber an dem nach oben gekehrten der Fall iſt. Faͤnde nun die von Meckel angenommene Lage ſtatt, ſo wuͤrde eines von den in der erwaͤhnten Abbild— ung dargeſtellten Enden nach rechts, das andere nach links zu liegen kommen; dann koͤnnte aber keines allein das vordere ſein und eine pars papillaris haben. Ferner ſpricht gegen eine quere Lage auf dem vorderen Theile der Kiefer, alſo an der Lager— ungsſtelle der Schneidezaͤhne, die Angabe Steller's (a. a. O. p. 301), daß die Ober- und Unterlippe ſehr dicke Borſten tragen, welche beim Abreißen der Seegewaͤchſe die Stelle der Zaͤhne vertreten und daß der Oberkiefer laͤnger als der Unterkiefer iſt. Ueberhaupt waͤre die Lage der Rytinazaͤhne, wie ſie Meckel anzunehmen geneigt iſt, etwas vom Baue aller uͤbrigen Saͤugethiere ſo Abweichendes, daß der genaue Steller dieſen Umſtand wohl nicht vergeſſen, ſondern ſicher ausfuͤhrlicher erlaͤutert haͤtte. Bei der Beurtheilung der einzelnen Details und namentlich einzelner Ausdruͤcke in der Abhandlung Steller's: de bestiis marinis dürfte auch wohl zu beruͤckſichtigen fein, daß ſie auf einer muͤhevollen Reiſe unter Unbequemlichkeiten aller Art verfaßt wurde und nicht unter den Augen des Verfaſſers, der ſonſt wohl noch daran gefeilt haͤtte, ſondern einige (gegen 3) Jahre nach ſeinem Tode erſchien. Steller kam naͤmlich aus Kamtſchatka gar nicht wieder nach Petersburg zuruͤck, ſondern ſtarb ſchon im November 1746, waͤhrend ſeine Abhandlung 1749 herauskam. Man darf aher auf feinen Ausdruck: „duobus ossibus“ nicht zu viel Nachdruck legen, da er ſeht 22 m wohl die Worte: „in quovis latere“ vergeſſen konnte. Eher koͤnnte, was Steller ) 57 9 9 von der Zunge ſagt, fuͤr Meckel's Idee ſprechen. Ich glaubte uͤber die Vorſtellung eines ſo ausgezeichneten Anatomen, wie Meckel, auf deſſen Meinung man mit Recht großes Gewicht zu legen gewohnt iſt, ausfuͤhrlicher ſein zu muͤſſen. Vergleicht man die ſowohl durch ihre Inſection, als auch Form, Textur und chemiſches Verhalten ſo eigenthuͤmliche und characteriſtiſche Bildung der offenbar der Horn-, nicht der Knochenformation angehoͤrigen Zaͤhne des Borkenthieres mit denen jener Gattungen, womit man ſie bisher ſo nahe zuſammenſtellte, wie die Lamantins * f Borkenthier: Rytina. Walthiere⸗ 139 und Dugongs, beruͤckſichtigt man ferner, daß der Gattung Rytina die Phalangen an allen Fingern fehlen, während die Lamantins und Dugongs mit Ausnahme des Dau— mens an allen Fingern Phalangen haben und daß ihr Magen ganz einfach iſt, hoͤch— ſtens vielleicht eine leichte Einſchnuͤrung hat — was mir nach Analogie mit den La— mantins und Dugongs nicht ganz unwahrſcheinlich ſcheint, beſonders da Steller fagt, er habe den Pfoͤrtner ſehr weit gefunden und anfaͤnglich für einen zweiten Magen gehalten — keinesweges aber jene beiden blinddarmaͤhnlichen Anhaͤnge beſitzt, die dem Magen des Dugongs und Lamantins zukommen, ſo duͤrfte man wohl mit mir die Meinung theilen, daß die Familie der pflanzenfreſſenden Cetaceen Cu vier's in zwei Unterfamilien — Halicorea und Rytinea — zu zerfaͤllen ſei, um die Verſchieden— artigkeit der Bildungen dieſer Thiere in ein klareres Licht zu ſetzen. Bei Manatus iſt kein Becken bei Cuv. recherch. oss. foss. V. I. pl. XIX. noch bei Home phil. Transact. 1821. pl. 27. abgebildet. Auch fand es Cuvier bei einem Foͤtus und Meckel an drei Skeletten des Muͤnchener Muſeums nicht. 4 Rytina ſcheint Mangel an Phalangen für alle Finger zu haben, welcher bei den Lamantins und Dugongs nur auf den Daumen beſchraͤnkt iſt. Steller beſchreibt das Becken und die Darſtellungen Home's von dem Becken des Dugong deuten auf große Aehnlichkeit beider mit einander und ſprechen auch ſehr für die Richtigkeit der Angabe Delalande's bei Cuv. rech. p. 386. hinſichtlich des Beckens des Rorqual (pl. 26. f. 24.) und der grande baleine du Cap (ib. f. 25). Indeſſen moͤchte ich doch keinesweges mit Cuvier geradezu annehmen, daß die zwei von Rudolphi (Abh. d. Acad. d. Wiſſenſch. Berlin 1820 — 21. p. 33) fuͤr das vollſtaͤndige Beckenrudiment einer Seite bei feiner Balaena rostrata genommenen Knochen es nicht ſeien, da B. longimana (Br. u. RATZEB. getreue Darst. Bd. I. p. 124) etwas Aehnliches zeigte. Koͤnnte bei dieſen beiden letztgenannten Arten das Becken nicht mehr delphinartig gebildet ſein? Eine ſolche Anomalie ließe ſich bei der großen Menge anderweitiger namhafter Differenzen der Cetaceen im Schaͤdel- und Skelettbau wohl als moͤglich denken, und zwar um ſo mehr, da die Manati's (Ma— natus Cuv.) ſogar gar keine Beckenknochen zu haben ſcheinen. (Vergl. fpäter). Hinſichtlich der Verwandtſchaft naͤhern ſich die Rytinea durch den Zahnbau (und die Hauttertur?) den bartentragenden Cetaceen, waͤhrend fie die Organiſation des Schwanzes (cauda bifurca), den fie aber mit Halicore gemein haben, den eigentlichen Cetaceen uͤberhaupt anſchließt. Dagegen entfernt ſie davon der einfacher gebildete Magen und der Mangel der Phalangen, in welcher Beziehung die Halicoreen den eigentlichen Cetaceen verwandter erſcheinen. Man bemerkt alſo ſelbſt in den kleinen Gruppen der Halicoreen und Rytineen keine ſtufenweiſe Entwickelung der Syſteme, wodurch eine Kette zu den eigentlichen Cetaceen vermittelt wuͤrde, obgleich die Rytineen und Halicoreen in der Bildung mancher Organe eine gewiſſe Stufenfolge zeigen, fo in der Entwickelung der Finger, die bei Manatus noch Nägel tragen, bei Halicore nicht mehr und bei Rytina ſogar alle ohne Phalangen ſind. Auch die Backenzaͤhne laſſen in gewiſſer Beziehung eine ſtufenweiſe Ausbildung wahrnehmen, indem ſie bei Manatus der Form der am vollkommenſten (wenn wir die Bildungsſtufe, die ſie bei höher organiſirten Saͤugethieren einnehmen, für beſtimmend halten) entwickelten Baden: zaͤhne analog, hoͤckerartig erſcheinen, während fie bei Halicore flache Kronen haben 18 * 140 Walthiere. Borkenthier: Rytina. und dadurch ſich wenigſtens etwas den eigenthuͤmlichen Zahnmaſſen der Rytineen nähern, obgleich fie in der Textur und chemiſchen Compoſitionen ſich ſehr davon unter— ſcheiden. Merkwuͤrdig iſt es, daß ſowohl bei den pflanzenfreſſenden als fleiſchfreſſenden Ceta— ceen die Subſtanz der Kauorgane nach einem ganz aͤhnlichen, doppelten Typus ſich entwickelt zeigt, indem bei beiden der genannten Familien die eine Gruppe Kauorgane beſitzt, die aus Knochenſubſtanz beſtehen, während die der anderen aus Hornmaſſe gebildet find. Die Gruppe der Halicoreen läßt ſich nämlich mit den Delphinen, Pott fiſchen und Narvals, die der Rytineen aber mit den Balaͤnen paralleliſiren.“ Soweit Br. Nach der neueren Erfahrung uͤber das Gebiß des Lamantin meint Wiegmann Archiv 1839, 411, daß dies auch einiges Licht auf die ſogenannten Zähne des Borken: thieres werfe, welche nach ſeiner Anſicht wahrſcheinlich den polſteraͤhnlichen Erhaben— heiten der Manati entſpraͤchen, demnach nicht wahre Zähne wären, ſondern in die Kategorie der Hautknochen gehoͤrten. Er findet Beſtaͤtigung dafuͤr in Steller's ei— genen Worten: „mastucationem absolvunt non dentibus, sed duobus ossibus va- lidis, candidis, seu dentium integris massis, quarum una palato, altera maxillae inferiori infixa et huic opposita est.“ Noch ift zu bemerken, daß v. Bär in dem Bull. Scient de St. Petersb. III. no. 23. und ſpaͤterhin in einer ausführlichen Abhandlung in den Memoires de l’Acad. de St. Petersbourg VI. ser. part. II. tom. V. 1839. die gaͤnzliche Vertilgung der nordiſchen Seekuh nachgewieſen hat. Das letzte Individuum wurde im Jahre 1768 getödtet, alſo 27 Jahre ſpaͤter, als man die erſte wiſſenſchaftliche Nachricht von der Exiſtenz dieſes Thieres erhalten hatte. Auch duͤrfe man nicht glauben, daß es ſich mehr nach dem Norden zuruͤckgezogen habe. Die ruſſiſchen Nachforſchungen reichen jetzt bis zum Norton-Sund, nahe der Berings-Straße, hinauf. Nirgends aber hoͤrte man Etwas von der Seekuh. Sie findet ſich ebenſowenig bei den kuriliſchen Inſeln. Ihr Vaterland beſchraͤnkte ſich nur auf die Berings- und Kupferinſel; wenn Steller auch die amerikaniſche Kuͤſte angiebt, ſo geſchieht es nur, weil er das Thier mit dem Manati fuͤr identiſch hielt. Nie lebte ſie bei Kamtſchatka. In ihrem beſchraͤnkten Vaterlande mußte ſie leicht durch die Abenteurer ausgerottet werden, welche, angelockt durch Steller's Schilderungen vom Reichthume an Seeottern und Seekühen, in Menge dorthin kamen. — Durch dieſe Bemerkungen glauben wir auch den Vorwuͤrfen zu begegnen, welche Leſſon Cetac. 96. den ruſſiſchen Expeditionen „dont les missions ont un vernis scientifique“ macht, deren Naturforſchern wir bereits fo viele Auf: klaͤrungen und Entdeckungen verdanken, daß wir uͤberzeugt ſind, daß Leſſon, wenn er die außerhalb Frankreich vorhandenen wiſſenſchaftlichen Ergebniſſe überhaupt: kennte, auch der ruſſiſchen Expeditionen mit mehr Achtung erwaͤhnt haben wuͤrde. Einen ſehr wichtigen Beitrag zur Betrachtung dieſes Thieres giebt auch Schlegel.“ Jene fogenannten Zähne nennt auch er mit Wiegmann's Anſicht uͤbereinſtimmend, nur „vermeintliche“ Zaͤhne. Er haͤlt das Thier weit mehr mit dem Duͤjong als mit dem Lamantin für verwandt. Der Schwanz hat ganz dieſelbe Geſtalt wie bei dem Duͤjong, ſeitlich zuſammengedruͤckt und gekielt. Die Schwanzfloſſe, ganz verſchieden von der der Lamantine, naͤhert ſich in jeder Hinſicht der des Duͤjongs und ſcheint nur etwas tiefer eingeſchnitten zu ſein. Der Bau der Oberhaut, durch welchen Borkenthier: Rytina, Walthiere. 141 ſich das Borkenthier von allen uͤbrigen Thieren unterſcheiden ſoll, ſcheint bei genauer Unterſuchung bis auf einige Modificationen durchaus wie bei allen uͤbrigen Cetaceen beſchaffen zu ſein. Schlegel fand naͤmlich bei dem Duͤjong, und wahrſcheinlich verhaͤlt es ſich auch ſo bei dem Lamantin, daß, ganz wie bei dem Borkenthiere, die Oberhaut, beſonders die des Ruͤckens, ungemein dick, hart, rauh und mit tiefen Fur— chen verſehen iſt, eine dunkle Faͤrbung hat, aus ſenkrechten Fibern und Roͤhren be— ſteht u. ſ. w.; natuͤrlich Alles in kleinem Maßſtabe, da das Steller'ſche Thier 24, der Duͤjong aber nur 8“ lang war. Die Beſchreibung der Geſtalt und Abtheilungen der Lippen, der dicken Borſten, mit denen ſie beſetzt ſind u. ſ. w., paßt buchſtaͤblich auf den Düjong. Was Steller und Brandt unter dem Namen von Zähnen be— ſchrieben haben, ſind offenbar keine Zaͤhne, ſondern jene eigenthuͤmlichen Organe, wie fie bei dem Duͤjong vorkommen, die mit einigen Modificationen ſelbſt der Lamantin hat und daher nicht dem Borkenthiere allein, ſondern allen pflanzenfreſſenden Cetaceen uͤberhaupt eigen ſind. Ihre Lage vorn im Gaumen und vor der Zunge, die Art ihrer Anheftung, der Umſtand, daß ſie unpaar ſind, ihre Function — Eigenſchaften, die ſchon ganz deutlich von Steller ſelbſt beſchrieben wurden — ferner ihr Bau, die Geſtaltung ihrer Oberfläche, dies Alles iſt wie bei dem Duͤjong und beweiſt, daß es ſich hier nicht um eigentliche Zaͤhne, ſondern um die erwaͤhnten Organe handelt, welche dieſen Thieren zum Abreißen der Tange, See- oder Waſſergraͤſer uͤberhaupt unentbehrlich zu ſein ſcheinen. Da Cuvier dieſe Organe weder bei dem Duͤjong, noch bei dem Lamantin kannte, ſo ließ er ſich verleiten, ſie fuͤr wirkliche Zaͤhne zu halten und uͤberſetzte faͤlſchlich, daß auf jeder Seite der Kinnlade ein ſolcher vermeint— licher Zahn vorhanden ſei, und hierin ſind ihm die meiſten ſpaͤteren Naturforſcher ge— folgt, obgleich Steller's eigene Worte deutlich vom Gegentheile zeugen. So genau nun auch das Borkenthier in den oben angefuͤhrten Puncten mit dem Duͤjong uͤbereinſtimmt, ſo ſcheint es wieder in anderen Hinſichten bedeutend abzu— weichen. Steller ſagt bekanntlich in ſeiner Beſchreibung, daß dieſe Thiere außer den erwaͤhnten eigenthuͤmlichen, die Stelle der Zaͤhne vertretenden Organen keine eigent— lichen Zaͤhne weiter haben. Daß ein ſo ungemein genauer Beobachter die Zaͤhne uͤberſehen haben ſollte, laͤßt ſich nicht denken, es fragt ſich aber, ob ſich die Backen— zaͤhne bei den jungen von ihm ſkelettirten Individuen ſchon entwickelt hatten und ob fie bei den alten nicht etwa ausgefallen und die Zahnhoͤhlen verwachſen waren, wie dies auch bei dem Duͤjong theilweiſe ſtattfindet. Was die Schneidezaͤhne betrifft, welche das Borkenthier der Analogie nach im Kiefer haben müßte, fo iſt es möglich, daß ſie wie bei dem Lamantin ſehr klein und, fruͤhzeitig ausfallend, nur ſelten vor— handen ſind. Uebrigens muß man bei dieſen Fragen beruͤckſichtigen, daß der oſteologiſche Theil der Arbeit Steller's ſehr oberflaͤchlich iſt, daß ſich dieſer Reiſende bei der Beſchreibung des Schaͤdels faſt einzig auf die Knochennaͤhte beſchraͤnkt und dieſe Theile insbeſondere mit dem Zwecke unterſucht zu haben ſcheint, um den ſogenannten lapis manati zu ſuchen, oder den Schaͤdel ſpaͤter, wie das ganze Gerippe, welches er mitzunehmen gedachte, einer genauen Unterſuchung zu unterwerfen beabſichtigte. Ein zweiter ſehr zweifelhafter Punkt, ſagt Schlegel, ſcheint uns der Bau der Bruſtfloſſe, wie Steller denſelben beſchreibt, zu ſein. Es ſollen naͤmlich dem Thiere die Fingerknochen fehlen und nur die Knochen der Mittelhand und der Handwurzel 142 Walthiere. Borkenthier: Rytina. vorhanden ſein. So wenig wir die Richtigkeit dieſer Angabe bezweifeln, ſo erſcheint ſie uns dennoch ſo ſeltſam und außerordentlich, daß man verſucht wird, anzunehmen, es finde hier haͤufig eine Verſtuͤmmelung ſtatt, indem ſich die Floſſenſpitzen, welche beim Gehen faſt ganz allein die ungeheuere Laſt des Koͤrpers unterſtuͤtzen, leicht ab— nutzten. Dieſe Meinung erhaͤlt ſelbſt einen gewiſſen Grad von Wahrſcheinlichkeit durch den Umſtand, daß jene Floſſen an der Spitze oft eine unregelmaͤßige Geſtalt haben oder in zwei Lappen getheilt ſind, wie dies die Beſchreibung und Abbildung des Thieres deutlich beweiſen. Vielleicht ſind auch die Borſten, welche Steller am Ende der Floſſen ſah, nichts als die zerriſſene, ſchwielige Haut, die wir auch beim Duͤjong an dieſer Stelle wiederfinden. — Ferner hat man aus Steller's Beſchreib— ung geſchloſſen, daß das Borkenthier einen ganz einfachen Magen habe, ohne zu be— ruͤckſichtigen, daß jener Reiſende ſelbſt von einer zweiten Magenabtheilung ſpricht, dieſe aber ſpaͤter als den Pylorus beſchreibt, weil ſie in der Structur vom eigentlichen Magen nicht verſchieden war, was er, der vermeintlichen Analogie mit dem Magen der Wiederkaͤuer zufolge, als nothwendig vorausſetzte. Bei dieſen Angaben muß man auch beruͤckſichtigen, daß der Magen durch die ungeheuere Maſſe der darin enthaltenen Nahrungsmittel ſehr ausgedehnt und voll von Eingeweidewuͤrmern war, daß Steller dieſe weichen Theile durch rohe Gehuͤlfen praͤpariren ließ und daß die Unterſuchung durch Zerſchneiden und Herausziehen nur ſehr unvollkommen geſchehen konnte. End— lich muß auch die traurige Lage der ſchiffbruͤchigen Reiſenden in Betracht gezogen werden, und daß ſie, aller Huͤlfsmittel beraubt und ohne Buͤcher, nicht mit der ge— ringſten Genauigkeit verfahren konnten. Dies zeigt ſich auch an einigen Unrichtig— keiten; ſo ſollen z. B. 17 Rippenpaare und 19 Ruͤckenwirbel vorhanden ſein, was unmoͤglich iſt, wenn man nicht annimmt, daß die beiden letzten Rippenpaare verloren gegangen waren. Es ſollen ſich ferner die beiden, das Becken vorſtellenden Knochen einerſeits mit dem 35ſten Wirbel, andererſeits mit dem os pubis verbinden. Erſtere Angabe mag auf einem Schreibefehler beruhen, und man kann mit Cuvier anneh— men, daß der 25ſte Wirbel gemeint iſt. Welcher Knochen aber bei den Cetaceen das os pubis vorſtellen ſoll, iſt ſchwer zu begreifen. Die Zahl der Wirbel iſt allerdings etwas anders als beim Duͤjong und auch die der Rippen ſoll es ſein. Es ſollen naͤmlich nur 6 Halswirbel vorhanden ſein. In dieſer Hinſicht wuͤrde das Borkenthier mit dem Lamantin uͤbereinſtimmen, wenn nicht etwa Steller den ſiebenten Hals— wirbel zu den Ruͤckenwirbeln gezählt hat, weil ſich hier wahrſcheinlich, wie beim La— mantin, dem Duͤjong und vielen anderen Cetaceen, der Kopf des erſten Rippenpaares mit dem Koͤrper des letzten Halswirbels vereinigt. Vielleicht waren auch einige Hals— wirbel verloren gegangen. Ferner ſollen nur 17 Rippenpaare und 19 Ruͤckenwirbel, dagegen aber 35 Schwanzwirbel, im Ganzen alſo 60 Wirbel vorhanden fein. Indem wir nochmals darauf aufmerkſam machen, daß das Borkenthier dem Duͤjong weit näher verwandt iſt, als man zeither glaubte, und daß die bis jetzt angegebenen Kenn— zeichen jenes Thieres, beſonders in Bezug auf die Kaumerkzeuge, bedeutend modifieirt zu werden verdienen, wollen wir noch in ein paar Worten der Verbreitung des Thieres gedenken. Bekanntlich hat Herr v. Baͤr a. a. O. (vergl. oben S. 140) in ſeiner hoͤchſt intereſſanten und gruͤndlichen Abhandlung kuͤrzlich auf das Wahrſcheinlichſte be— wieſen, daß dieſes Thier nur auf der Berings-Inſel und vielleicht auch auf der nahen Borkenthier: Rytina. Walthiere. 143 Kupferinſel beobachtet wurde, daß kein Beweis vorhanden ſei, daß es an irgend einem anderen Orte gelebt habe und es ſchon im Jahre 1768 gänzlich ausgerottet war. Aus dieſen Beobachtungen ſchließt derſelbe, daß der Verbreitungsbezirk des Borken— thieres von jeher auf die beiden genannten Inſeln beſchraͤnkt geweſen ſei. Wider dieſe Meinung wendet Schlegel ein, daß es gegen alle Analogie ſtreite und an ſich ſelbſt unwahrſcheinlich ſei, vorauszuſetzen, daß ein fo großes Thier und zwar ein Seethier, wie das Borkenthier iſt, nur fuͤr einen kleinen Punkt der Erde geſchaffen ſei. Er zieht daher aus dem Beobachteten eine andere Folgerung. Die ſchnelle und gaͤnzliche Ausrottung des Thieres auf der Berings-Inſel beweiſt, daß dieſes Thier, wenn es in anderen Gegenden vorkam, ebenſo ſchnell als hier den Nach— ſtellungen der Menſchen unterliegen mußte. Da nun alle Inſeln und Kuͤſten, welche der noͤrdliche ſtille Ocean beſpuͤlt, bis auf wenige Ausnahmen ſchon vor der Ankunft der Europäer bevölkert, die Berings- und Kupferinſel hingegen völlig unbewohnt waren, ſo iſt es ſehr gut moͤglich, daß das Borkenthier in fruͤheren Zeiten einen weit groͤßeren Verbreitungsbezirk gehabt hat, daß es aber in allen bewohnten Gegenden als eine koſtbare und doch leicht zu gewinnende Beute uͤberall verfolgt und ſchnell, vielleicht ſchon ſeit undenklichen Zeiten ausgerottet wurde. Dieſem Umſtande muß man es wohl auch zuſchreiben, daß bei den dort wohnenden Voͤlkern ſchon laͤngſt jede Er— innerung an dieſe Thiere verſchwunden iſt. Es ſcheint daher, daß die vom Herrn di Bär angeführten Documente nichts Anderes als die Geſchichte der Bekanntſchaft * der Europaͤer mit dieſem Thiere und deſſen gaͤnzliche Ausrottung durch dieſelben be— weiſen. Was aber an anderen Inſeln und Kuͤſten jener Meere die dort einheimiſchen Voͤlker ſchon fruͤher gethan haben moͤgen, um die Vertilgung des Borkenthieres herbei— zufuͤhren, dies wird fuͤr uns wahrſcheinlich in ein ewiges Dunkel gehuͤllt bleiben. So war wohl auch die leicht zu vertilgende Dronte wahrſcheinlich, wenn ſie, wie man vorausſetzen kann, auch auf Madagaskar lebte, in dieſer von verſchiedenen Sei: ten früh und reich bevoͤlkerten Inſel ſchon laͤngſt ausgerottet, als die Europaͤer zum erſten Male dieſe Gegend beſuchten. Sie trafen ſie aber nur noch auf einigen unbe— wohnten Inſeln an, auf welchen ſie ebenfalls bald vertilgt wurde. Ein anderer Candidat fuͤr die vorzeitliche Exiſtenz iſt der Kiwi-Kiwi, ein ſowie die ihm zunaͤchſt verwandten Schnepfen, naͤchtlicher Vogel Neuſeelands (vergl. unſere „Voͤgel Neu— hollands“ S. 24 — 26). — Den von O. Fabricius Fauna groenl. 5. an der Kuͤſte Groͤnlands gefundenen Schädel erklärt Schlegel Abhandl. 13. für den von Manatus. Sechſte Gattung. 1 Halicore ne. Die Seemaid. Im Kiefer 2 große, kegelfoͤrmige Vorderzaͤhne; Eckzaͤhne fehlen; Backenzaͤhne jeder— ſeits oben und unten 3. — Schwanzfloſſe mondfoͤrmig ausgeſchnitten, Bruſtfloſſen ohne Naͤgel. 1. Halicore Dugong (id) Fr. Cuv. Der Düjong. Taf. XXII. Fig. 70 und 71. Anatomie Taf. XXVꝰI. XXXIII. XXIV. XXV. XXXVI. 144 Walthiere. Seemaid: Halicore. Malai. Dou-yong, d. i. Seekuh; fie unterſcheiden auch zwei Arten: Bunban und Buntal. Arab. Naqua el Bahher, d. i. Kameel des Meeres. Hebr. Tscha- chasch. Zu Dahalak: Danila, d. h. der lange (Fiſch). Engl. Indian walrus PENN., the Dugong. Franz. Lamantin des Indes Lesvar, le Dugong, Dou- gong des Indes. Hollaͤnd. Seekoejen. — Rosmarus indicus Bopp. Trichecus Dugong ERXIEB. Halicore (Trichechus) Dugong Irrıs. Halicore cetacea Irrıs. H. tabernaculi Rurrrer. Dugungus marinus TIEDEM. Dugungus indicus R. Hamırr. Halicore indieus Fr. Cuv. Halicorne! FR. Cuv. Aus blaͤulichgrau gelblichgruͤn, unterſeits weißlich fleiſchfarben, Lippen dick, Borſten kurz und ſtark. Bei dem jungen Thiere noch ein kleiner Vorderzahn jederſeits und in der Kinnlade 8 Vorderzaͤhne und oben und unten jederſeits 5 Backenzaͤhne. Laͤnge 8 - 10, Um Oſtindien bis Neuholland und im rothen Meere. Leicht vom Lamantin unterſcheidbar durch den mehr plattgedruͤckten, faſt dreieckigen und etwas im Bogen ausgeſchnittenen Schwanz, welcher oben und unten gekielt iſt. Auch der Kopf iſt verhaͤltnißmaͤßig groͤßer und deutlicher vom Halſe geſondert. Der Schaͤdel zeichnet ſich durch den kurzen unfoͤrmlichen Unterkiefer und die faſt im rechten Winkel abwärts gebogene Schnautze aus, die in der Mundhöhle auf beiden Kiefern mit einer dicken, durch winkelige Furchen und Erhabenheiten rauhen, ziemlich harten Platte belegt iſt. Weit hinten im Maule liegen die Backenzaͤhne, die mit zwei wenig erhabenen Huͤgeln verſehen ſind, ſich aber ſpaͤter abnutzen und nicht ſelten frühzeitig theilweiſe wenigſtens, ausfallen. Es ſcheinen im Normalzuſtande in jeder Kieferreihe 5 Zähne vorhanden zu fein, von denen aber oft nur 2 übrig bleiben. Die ziemlich großen, im Zwiſchenkiefer ſtehenden Stoßzaͤhne ragen ſelten uͤber die Lippen hervor. Bei ganz jungen Individuen ſoll ſich hinter denſelben noch ein kleiner ſpitziger Zahn befinden und auch in der Kinnlade ſollen nach Home bei ganz jungen Thieren jeder— ſeits 3 — 4 kleine ſpitzige Schneidezaͤhne vorhanden fein. Die Schriftſteller des 18. Jahrhunderts verwechſelten die Seemaid oder den Duͤ— gong noch mit dem Lamantin, waͤhrend die Malaien ſogar zwei Arten Duͤgongs an ihren Kuͤſten unterſcheiden. Auch vermuthet man, daß die an den Küſten Neuhollands geſammelten Duͤgongknochen noch auf eine beſondere Art hindeuten, da das Kinnloch nach Quo y's und Gaimard's Beobachtung groͤßer iſt, auch laͤßt ſich noch bezwei— feln, ob das im rothen Meere gefundene Thier genau daſſelbe iſt. Vergl. weiter unten. Der exilirte Proteſtant Leguat giebt zuerſt in ſeinen Voyages et avantures en deux isles desertes des Indes orientales. 2 vol. in 12. Londres 1720. im erften Bande p. 93 u. flg. eine kenntliche Abbildung und Beſchreibung des Thieres unter dem Namen Lamantin des Indes. Renard veroͤffentlichte in Amſterdam im Jahre 1754 einen Folioband mit Fiſchabbildungen nach indiſchen Kuͤnſtlern und darunter pl. 34. f. 180. auch den Duͤgong in einer einem Haifiſche nicht unaͤhnlichen Geſtalt. Camper erhielt einen Duͤgong von Batavia und machte zuerſt auf Renard's Ab— bildung aufmerkſam, indem er zugleich nachwies, daß man das Thier laͤngſt unter dem Namen dou -jung, d. h. Seekuh, als einen Fiſch mit Lungen, mit Zitzen unter den Bruſtfloſſen und mit Schnurrbart kenne. Ferner iſt zu erwaͤhnen: Account of the Sea- Cow, and the use made of it. By MoriNEUX SuuLpHam Es. Transact. Seemaid: Halicore. Walthiere. 145 LXV. p. 249. Linné, Erxleben und Shaw hielten den Duͤgong nur für eine Art Wallroß, die fie Trichechus Dugung nannten. Buffon erkannte ſchon an einem Schaͤdel, den Daubenton unterſucht hatte, den Unterſchied und ſagte: „der Kopf iſt ziemlich in derſelben Weiſe verbildet, er hat ebenſo tiefe Zahnhoͤhlen, aus denen im Kiefer zwei halbfußlange Zaͤhne, aber mehr große Schneidezaͤhne ais Hauer entſpringen, ſie ragen aber nicht uͤber den Rachen heraus wie bei dem Wallroß; ſie ſind kuͤrzer und duͤnner, uͤbrigens auch oberhalb des Kiefers gelegen und beide nahe an einander wie Schneidezaͤhne. Die Backenzaͤhne ſind auch in Zahl, Stellung und Form verſchieden, das Thier bildet alſo ohne Zweifel eine beſondere Gattung.“ Spaͤterhin ſendeten Mrs. Diard und Duvaucel, welche lange in Indien lebten, an das Pariſer Muſeum ein vollſtaͤndiges Skelett nebſt Abbildung und detaillirter Be— ſchreibung. Cuvier gab die Abbildung des Skelettes, vergl. unſere Anatomie Tafel XXVI. und Fr. Cuvier die des Thieres ſelbſt nebſt Nachrichten, welche er durch dieſe Reiſenden erhalten hatte. Um dieſelbe Zeit ſandte Sir Raffles, Gouverneur von Sumatra, eine Abhandlung daruͤber nach London und Sir Everard Home gab in den Philosoph. Trans. II. 1820: Some account of the Dugong. By Sir Tuomas Stamrorn RAFFLES, Governor of Sumatra; communicated in a Letter to Sir EVERARD Home, Bart V. P. R. S. Philosophie. Transact. 110. p. 174., dann in ſeinen Lectures on comparative anatomy vol. IV. die Abbildungen, welche unſere Anatomie ſaͤmmtlich wiederholt hat. Der von Lacépède herruͤhrende bar— bariſche Name Dugong wurde endlich im Jahre 1811 durch Illiger in feinem pro— dromus mit dem wohlgebildeten und paſſenden Namen Halicore, dem deutſchen Worte Seejungfer entſprechend, verbeſſert. Es bedarf kaum der Erwaͤhnung, daß ſie als Cetaceen von den Wallroſſen, die unter die Raubthiere gehoͤren, mehr noch im inne— ren Baue als im äußeren Habitus himmelweit verſchieden find. Dem, was über Zahl und Stellung der Zaͤhne oben geſagt worden, muß noch hinzugefuͤgt werden, daß die unteren, ſehr kleinen, ſpitzigen Vorderzaͤhne, ſowie die ſeitlichen oberen ſehr bald ausfallen, waͤhrend die oberen mittleren ſtarke, gerade, von den Seiten zuſammen— gedruͤckte, ein wenig auseinander gerichtete Stoßzaͤhne bilden, die ſich an der aͤußeren Seite abnutzen und dadurch ſchneidend werden. Die erſten 3 oberen Backenzaͤhne ſind anfangs einfach und kegelfoͤrmig, ihre Krone nutzt ſich aber bald ab und ſie werden platt. Der vierte gleicht zweien von den beiden erſten, als ob er doppelt waͤre, und iſt oben abgeſtutzt. Der fünfte hat wieder die Geſtalt des dritten und alle haben lange Wurzeln, die in den Faͤchern befeſtigt ſind. Die Zaͤhne der Kinnlade haben nichts Beſonderes. Fr. Cuvier fand den Schaͤdel, den Diard und Duvaucel aus dem Malakka— Archipel ſendeten, verſchieden von dem, welchen Daubenton aus den Philippinen herruͤhrend beſchrieb. Vielleicht werden einſt beide als Arten unterſchieden. G. Cu⸗ vier vergleicht die Schaͤdelbildung des Duͤgong mit der des Lamantin und findet, daß die Knochenverbindungen, ihr allgemeiner Schnitt u. ſ. w. einander aͤhnlich ſind und daß, um einen Lamantinſchaͤdel in den eines Duͤgong zu verwandeln, eine Auftreibung und Verlaͤngerung der Zwiſchenkieferknochen, um da die Stoßzaͤhne anzubringen, und eine Kruͤmmung der Kinnlade nach unten nothwendig ſein wuͤrde, um ſie der Kruͤmm— ung des Kiefers anpaſſen zu koͤnnen. Das Maul wuͤrde dann die Form deſſen des Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 19 146 Walthiere. Seemaid: Halicore. Duͤgong annehmen und die Naſenloͤcher ſich ſo erweitern, wie ſie bei dieſer Gattung es ſind. Das Skelett des Duͤgong hat 52 Wirbel und 18 Rippenpaare. Zwei ſchmale platte, den menſchlichen Schluͤſſelbeinen nicht unaͤhnliche Knochen bilden das verkruͤmmte Becken ſeitlich an der Wirbelſaͤule, dem achten Lendenwirbel gegenuͤber, und haͤngen frei zwiſchen den Muskeln dieſer Gegend. Die Naſenloͤcher befinden ſich bei der hohen Entwickelung des Zwiſchenkiefers nahe dem Ende des Kopfes. Das Siebbein hat nur eine wenig entwickelte Grube, was annehmen laͤßt, daß der Geruch ſehr beſchraͤnkt iſt. Die Kinnlade iſt abwärts gerichtet und zuruͤckgekruͤmmt, um zu der Form des Kiefers zu paſſen. Der Oberarm und die Vorderarmknochen ſind mehr als bei dem Lamantin entwickelt. Die Handwurzel beſteht nur aus 4 Knochen in zwei Reihen und der Daumen nur aus einem ſpitzigen und wenig entwickelten Mittel— handknochen. Die Zehen haben die gewoͤhnliche Zahl von Gliedern und die letzteren derſelben ſind zuſammengedruͤckt und ſtumpf. Ein dickes Fell umhuͤllt die vorderen Glieder und bildet fie zu Floſſen ohne Spur von Nägeln. Das Blruſtbein bleibt lange knorpelig und verknoͤchert nur im Alter gaͤnzlich. Die Schaͤdelhoͤhle iſt mittelgroß, der Magen iſt geraͤumig und theilt ſich durch eine ſichtliche Einſchnuͤrung in zwei Taſchen, die Hoͤhle am Magenmunde iſt kleiner als die gegen den Pfoͤrtner. Nahe an deſſen Mündung fügt fi) der 6“ lange Blinddarm an. Die Länge des Darmcanales bes trägt ungefähr 14 Mal die Laͤnge des ganzen Thieres. Die beiden Herzkammern find an ihrer Baſis vereint und an ihrem Urſprunge getrennt. Die Lungen ganz, die Luftroͤhre iſt ſehr kurz und kaum 2“ lang, die Thymusdruͤſe ſehr entwickelt. Die Leber iſt in breite Lappen getheilt und der kleinere derſelben verdeckt die Gallenblaſe. Die Nieren find groß, die Blaſe einer bedeutenden Ausdehnung fähig. Die Ruthe iſt lang, ziemlich dick und eingeſcheidet, die Eichel zweilippig, klaffend, einen kegel— foͤrmigen Mittelhoͤcker umgebend und in ihrer Mitte von der Harnroͤhre durchbohrt Die Teſtikeln liegen verborgen im Bauche. Seinen Aufenthalt findet der Duͤgong in jenen unzaͤhligen Canaͤlen zwiſchen den Inſeln Polyneſiens, in jenen ziemlich ſeichten und immer von der Sonnenhitze er— wärmten Meeren. Es ſcheint, daß er oͤſtlich von den Philippinen aus bis weſtlich zu den Sonda-Inſeln und von der Halbinſel Malakka noͤrdlich bis zu den tropiſchen Kuͤſten Neuhollands nach Suͤden zu vorkommt. In der Mitte dieſer reichen Inſel— welt fand man ihn theils einzeln, theils und oͤfter in Heerden. Er war ſehr gemein zwiſchen den Corallenriffen an den Sechellen de Rodrigue und in den heißen Becken um lle de France, aber Niemand will ihn ſeit Leguat daſelbſt beobachtet haben. Dieſer bemerkt, daß der Duͤgong einen feſten und trefflichen Speck habe und ſein Fleiſch von Jedermann fuͤr Speiſefleiſch gehalten werden muͤſſe, das Thier aber nach einer geringen Blutung ſchon ſterbe und niemals auf das Land kaͤme. Flacourt beſchreibt in ſeiner Histoire de Madagascar p. 168 einen sanglier de mer, deſſen Beſchreibung vielleicht aus der eines Duͤgong, Seehundes und Haififches zuſammen⸗ geſetzt iſt. Die Schnautze iſt vorn wie abgeſtutzt und beweglich wie bei einem Bullenbeißer und bedeckt auch ſo die Raͤnder der Kinnlade. Vorn iſt ſie umgekehrt herzfoͤrmig, leicht gewoͤlbt und mit hornartigen zolllangen Stachelborſten beſetzt. Die Stoßzaͤhne ragen nur hoͤchſtens 18“ unter zwei Eindruͤcken hervor, welche ſich über ihnen befinden. Seemaib: Halicore. Walthiere. 147 Das Maul iſt inwendig mit hornartigen Warzen und Haaren beſetzt, die Zunge kurz, ſchmal und faſt überall anhaͤngend, ihre Endſpitze von hornartigen Warzen ſtachlich, an ihrer Wurzel befinden ſich zwei kelchartige Druͤſen, das Zahnfleiſch iſt dick, die Naſenloͤcher bilden zwei nahe beiſammenſtehende paraboliſche Falten am Ende der Schnautze, ihre Raͤnder find halbmondfoͤrmig und laſſen ſich zuſammenziehen und er— weitern, die Augen ſind ſehr klein, gewoͤlbt und mit Nickhaut verſehen. Die Ohren hinter den Augen oͤffnen ſich nur durch ein kleines rundliches, wenig ſichtbares Loch. Man hat die Duͤgongs bisher nur an ſeichten Kuͤſten gefunden und es ſcheint auch keine Gegend der Welt ſo geeignet zu ſein, ihnen ſo ruhigen Aufenthalt zu bieten als jene Meeresarme, welche die Sonda-Inſeln, die Molukken, Tidoriennen und die Papusinſeln trennen. Daſelbſt weiden die Heerden der Duͤgongs die Tange ab, welche an den Felſen wachſen, die fie da mit ihren harten, dicken Lippen und mit ihren Stachelborſten um das Maul gemaͤchlich abreißen. Manchmal ſcheinen ſie in Folge der zu gewiſſen Jahreszeiten dort herrſchenden Stuͤrme ihren Stand zu aͤndern und treten da unter Wind, um ſich zu ſchuͤtzen. Ihre Sitten und Neigungen kennt man eigentlich nicht, man weiß nur, daß ſie ſanft und zaͤrtlich gegen ihre Jungen ſind. Sir Raffles giebt Singapore, die Kuͤſten von Borneo, von Sumatra, Timor und Ternate als diejenigen an, welche von ihnen zu gewiſſen Zeiten beſonders beſucht zu ſein ſcheinen. Auch die neueren Reiſenden loben ihr Fleiſch, welches auch die Sultane und Rajahs verſpeiſen. Mrs. Quoy und Gaimard erhielten durch M. Paape, holländischen Reſiden⸗ ten zu Hila auf Amboina, eine gute Abbildung eines alten maͤnnlichen Duͤgong, die fie in der Zoologie de l’Astrolabe pl. 27 abbilden und p. 143 das Thier beſchreiben. Sie ſagen: der Kopf hat von vorn einige Aehnlichkeit mit dem eines Loͤben. Das ovale Auge iſt oben mit einem Halbkreiſe von Wimpern umgeben, der Schwanz ſehr ausgeſchnitten. Die Ruthe ſehr verſchieden von der des jungen Duͤgong, wie die Abbildungen, die wir Anatomie Taf. XXXVI. wiederholt haben, zeigen. Die ganze Oberſeite des Koͤrpers iſt mit nicht ſo zerſtreuten Haaren wie die des jungen Thieres bekleidet. Der Bauch iſt an gewiſſen Stellen roſaviolett, vielleicht vom Bluteintritt nach dem Tode. Ein junger Duͤgong, den fie in Amboina erhielten, ging ſchon in Faͤulniß über und hatte folgende Maße: ganze Länge 6“ 3“, Abſtand der Wurzel der Bruſtfloſſen von der Schnautze 1“, Zwiſchenraum zwiſchen den Bruſtfloſſen unten 11“, Laͤnge der Bruſtfloſſen 9“, Breite 4“ 6. Breite des Schwanzes 1’ 4“ 6, Lange des Darmcanales nebſt Magen 45“. Als der Kopf abtrodnete, ging er gänzlich los und die Naſenknorpelſcheidewand war verſchwunden. Im Kiefer fanden ſich nur 4 verkuͤmmerte, von außen nicht ſichtbare Schneide- und 8 Backenzaͤhne, in der Kinn— lade 8 verkuͤmmerte Schneide- und 6 Backenzaͤhne. Dieſes junge Thier war in den Fiſchereien von Hila gefangen worden, ſeine Stoßzaͤhne waren noch nicht aͤußerlich ſichtbar. Das Fleiſch war wohlſchmeckend und wird von den Malaien geſchaͤtzt. Wenn ſie ein altes Exemplar fangen, ſo ſchneiden ſie ſogleich die Ruthe ab, mit welcher ſie gewiſſe Vorſtellungen von Aehnlichkeiten verbinden. Nach dem Tode ſah das Thier auf dem Nacken hell ſchiefergrau aus, Seiten und Bauch ſchmuzigweiß, die Bruſtfloſſen und Oberſeite des Schwanzes dunkler. Ueber den Koͤrper waren zerſtreute Haare oder Knoͤtchen, welche dergleichen tragen ſollten, 19 * 148 Walthiere. Seemaid: Halicore, verbreitet. Die abgeſtutzte Schnautze zeigte einen Buckel auf der Naſe, wo man die Naſenoͤffnungen dicht beiſammen in der Geſtalt eines Halbkreiſes nach hinten gerichtet bemerkte, welcher ſich nach vorn durch einen kleinen Eindruck des Felles ganz ſchloß. Die Oberlippe war dick, aufgetrieben, mit herzfoͤrmiger Abzeichnung, die Unterlippe weniger betraͤchtlich, ſehr dick und abgerundet. Die Zwiſchenkiefer bilden im Aus— ſchnitte der Oberlippe einen rundlichen Vorſprung wie eine doppelte Haſenlippe, be— ſonders in der Jugend, wo die Stoßzaͤhne noch nicht erſcheinen. Dieſer Hoͤcker war mit einer rauhen Knorpelplatte bedeckt; eine andere aͤhnliche Platte tapezirte die Kinn— lade aus. Die Hornplatte unten iſt ſehr dick und herzfoͤrmig, fie bedeckt den Vorder: theil des Kiefers und die beiden Zahnſpuren. Man kann nicht ſagen, daß es ein eigentlicher Knorpel ſei, es iſt vielmehr ein Haufen rauher Haare, die an den Raͤn— dern ſehr getrennt ſind, weniger in der Mitte, wo ſie hornartige Warzen bilden. Die Platte, welche den Kiefer vorn bedeckt, iſt rauher, die Haare ſind weniger vor— ſpringend und in der Mitte die Papillen dicker und getrennter. Wahrſcheinlich ſind dieſe Platten nur in der Jugend vorhanden und fallen mit der Zeit ab, beſonders die obere, wenn die Stoßzaͤhne heraustreten. Das Exemplar hatte eine ſehr fleiſchige und faft ringsum angewachſene kleine Zunge, die Lippen waren an ihren Raͤndern mit groben zerſtreuten Haaren beſetzt, die Augen klein, oval und ſehr hervorſtehend, die Floſſen wenig groß, glatt, hinten naͤchſt dem Ende mit Eindruck. Die Schwanzfloſſe iſt wie bei den Cetaceen beſchaffen, bei Alten ſcheint ſie mehr ausgeſchnitten und ihre Lappen waren laͤnger als bei den Jungen. Die Haut iſt zwiſchen den Haaren und am Bauche glatt wie bei den Delphinen, daher ſie ſich wohl niemals auf der Erde aufhalten koͤnnen. Die Oberhaut war aber dick, die Lederhaut ſehr zaͤhe, über 2 dick, und ſie bedeckte einen weißen oder graulichen Speck. Bei dem jungen Thiere befand ſich die Ruthe in ihre Scheide zuruͤckgezogen, die Vorhaut bildete einen Wulſt, oben durch einen Einſchnitt getrennt. Die Eichel war laͤnglich und ſpitzig, die Harn— roͤhre oͤffnete ſich an deren Spitze, alle dieſe Theile waren quergefaltet. Ob ſich der Zellkoͤrper im Fleiſche oder unter den Beckenknochen befand, wurde nicht bemerkt. Der Magen war ein rundlicher Schlauch. Von da, wo der kleine Darm begann, ſah man jederſeits zwei andere kleine aͤhnliche Magen wie Blinddaͤrme ausgehen, vergl. Anatomie Taf. XXXVVI. Der linke war etwas betraͤchtlicher. Der Magen ſchien ſich nach einigen Zollen kleiner fortzuſetzen und der Uebergang in den Pylorus war kaum angedeutet; dann folgte der Darm von gleicher Dicke im ganzen Verlaufe ſeiner zahl— reichen Windungen. Am Colon angelangt, welches nicht dicker war als der Duͤnn— darm, fand ſich ein kurzer herzfoͤrmiger Blinddarm; die beiden Darmenden fuͤgten ſich an der Baſis ein, das eine nahe bei dem anderen. Der Magen und der ganze Darm— canal waren mit einer Maſſe halbverdaueter Kraͤuter erfuͤllt. Die Leber ſchien vier— lappig. Die Nieren mußten nicht groß fein, denn fie wurden nicht ſogleich aufge— funden. Der Kehlkopf iſt keinesweges ſo wie bei den Delphinen, er hat nicht wie jener ein langes, durch den Kehldeckel gebildetes Pfeifenmundſtuͤck. Der Kehldeckel iſt im Gegentheil kurz und ſein ſehr kleiner Knorpel bedeckt kaum die Stimmritze. Dieſe Ueberdeckung bildet ſich durch eine breite Faltenhaut, welche ſich vom Schildknorpel verlaͤngert. Dieſer iſt breit, dick, dreieckig, an ſeiner Spitze ſtumpf; die Hoͤrner des Zungenbeines befeſtigen ſich wie bei anderen Saͤugethieren am Schaͤdel. Die Stimm— Seemaid: Halicore. Walthiere. 149 ritze iſt ſehr weit, die Gießkannenknorpel etwas abgerundet und dick. Der Ringknorpel iſt dick, oben dreieckig, unten abgerundet; indeſſen iſt der Canal faſt cylindriſch und von einer feingefalteten Haut ausgekleidet, welche mehr einer Muskelhaut als einer Schleimhaut gleicht. Wichtige Nachrichten giebt auch Ruͤppel in der Beschreibung des im rothen Meere vorkommenden Dügong. Museum Senkenbergianum J. p. 97 113. Schon Bochat vermuthete, daß eine der Decken uͤber die Bundeslade der Israeliten aus den Haͤuten eines Manati beſtanden habe, doch wurde die Frage durch die im Jahre 1760 nach Arabien abgegangene Expedition daͤniſcher Naturforſcher nicht geloͤſt, auch Ruͤppel konnte waͤhrend ſeiner erſten Bereiſung des rothen Meeres 1822, 1826 und 1827 dieſe Naqua nicht kennen lernen. Er ſah zwar einige im Meere zwiſchen den Corallenbaͤnken oͤſtlich von der Inſel Tyran (Giziré Tyran, insula Phocarum, viei— leicht von dieſen Dügongs fo genannt) 'ſchwimmen, doch immer zu flüchtig, um fie naͤher beobachten zu koͤnnen; ein beinahe vollſtaͤndiger Schaͤdel vom Ufer der kleinen Sandinſel Marud belehrte ihn indeſſen über die Gattung. Bei dem befonderen Be— ſtreben, das Thier zu erhalten, begab ſich Ruͤppel bei ſeinem ſpaͤteren Aufenthalte an die ſuͤdliche Hälfte des Meeres, da fie in der nördlichen hoͤchſt einzeln vorkommen. Nach langweiligem und gefaͤhrlichem Herumtreiben zwiſchen der Inſelgruppe Dahalak uͤberbrachten ihm endlich die Danalik (Schiffer) von Hauckel, die eigentlich Seeraͤuber ſind, gegen Ende Decembers eine 10“ lange weibliche Halicore, die ſie Tages zuvor bei der Inſel Noura harpunirt hatten. Das erſt vor wenig Tagen geborene Junge hatten ſie mit erlegt, aber die hungerigen Jaͤger hatten es ſogleich verſpeiſt. Beſchreibung. Die Hautfarbe des friſch getoͤdteten Thieres war matt bleigrau, nach dem Ruͤcken und Oberkopfe mehr gruͤnlich, nach dem Bauche zu weißlich. Der Vorderkopf iſt ſchraͤg abwaͤrts von vorn nach hinten abgeſtutzt und dieſe Abſtutzungs— flaͤche, die von weißlicher Farbe iſt, hat nach oben zu einen halbelliptiſchen Rand, in der Mitte eine verticale Ausfurchung, die ſich nach unten zu gabelt und ſo eine Rinne in Geſtalt eines umgekehrten Y bildet. Durch dieſe Gabeltheilung wird dieſe Kopfgegend in drei Abtheilungen getrennt, wovon die beiden oberen zur Naſe gehoͤren, der untere kleinere dreieckige Theil iſt die eigentliche Oberlippe, er iſt nach der inneren Flaͤche des Mundes gerichtet. Die Raͤnder der Furche, welche die Lippe von der Naſe trennt, find mit 9 Linien langen, ſtarken, hornigen, weißen Stacheln beſetzt; am Mundwinkel ſind etwas laͤngere, aber duͤnnere, gelbliche, hornartige Stacheln, welche dicht beiſammenſtehen. Die Oberlippe (zwiſchen den Schenkeln des Y) hat eine glatte, knorpelige Oberflaͤche, dagegen iſt die abgeſtutzte Fläche, welche Ruͤppel den vorderen Theil der Naſe nennt, mit kleinen, einzeln ſtehenden Hornſtacheln beſetzt. Der Mundſpalt iſt klein, ſchraͤg abwaͤrts gerichtet, von vorn nach hinten zu, die Unterlippe abgerundet, ziemlich dick aufgeworfen und vom Halſe durch eine ziemlich ſtarke Hohlkehle getrennt. Das Kopfprofil läuft unter einem Winkel von etwa 40° nach der oberen Mitte der Abſtutzungsflaͤche, welche vorn die Naſe bildet; es macht eine doppelte Woͤlbung; die vordere iſt die ſchraͤgſte und in ihrer Mitte ſind die nach oben zu gerichteten Naſenloͤcher, welche durch zwei halbkreisfoͤrmige, nach hinten zu gebogene Spalten gebildet werden und durch eine, nach innen ſich oͤffnende Klappe hermetiſch verſchloſſen werden koͤnnen. Ueber der Mitte der zweiten, etwas laͤnger 150 Walthiere. Seemaid: Halicore. geſchweiften Woͤlbung ſind die ſehr kleinen Augen auf den Seiten des Kopfes. Die— ſelben haben keine eigentlichen Augenlider oder Wimpern, ſondern werden durch die Zuſammenziehung der Haut mittelſt eines ſtarken Schließmuskels geſchloſſen. Die ſehr kleine Ohroͤffnung, welche keine aͤußere hervorſtehende Ohrleiſte hat, liegt mit dem Auge in einer horizontalen Linie; ſie iſt von dem Auge ebenſo weit entfernt, als die— ſes vom Mundwinkel. — Von der Gegend der Ohroͤffnung an erweitert ſich allmaͤlig, gleichfoͤrmig gerundet, der Koͤrper bis zum Nabel, welcher etwas vorderhalb der Koͤrper— mitte liegt. Nicht weit hinter den Ohroͤffnungen ſitzen im unteren Dritttheile der Koͤrperhoͤhe die beiden Bruſtfloſſen, die im Zuſtande der Ruhe ſchraͤg abwaͤrts nach außen und hinten zu gerichtet find; fie ähneln in der Form dem Eiſen einer lang— geſtreckten Axt; der vordere Rand iſt zugerundet, der hintere bis an die aͤußere Spitze zugeſchaͤrft; man erkennt an demſelben durch das Gefuͤhl die Glieder der Finger, die übrigens keine Nägel haben. Alles iſt durchaus mit einer glatten Haut uͤberdeckt, die am oberen Gelenke des Vorderarmes duͤnn genug iſt, um die gehoͤrige Beweglichkeit zu geſtatten. — Unmittelbar am hinteren Rande der Baſis dieſer Bruſtfloſſen ſitzt am Bauche auf jeder Seite eine Bruſtwarze. Bei dem After, welcher ſich nebſt der nahe vor ihm gelegenen Oeffnung der Geſchlechtstheile am hinteren Dritttheile der Koͤrperlaͤnge befindet, hat ſich die cylindriſche Maſſe des Koͤrpers bereits merklich ver— engt; von hier an nach dem Schwanze zu und bis zu deſſen hinterem Rande iſt in der Mitte des Ruͤckens und des Bauches eine ſchwache Hautleiſte. Das hintere Dritt— theil des Schwanzes geht in eine flache, horizontal liegende Floſſe aus, deren Endrand zugefchärft und halbmondfoͤrmig ausgeſchweift iſt. Dieſe Floſſe iſt blos durch eine fettige Knorpelmaſſe gebildet und in ihrem Inneren enthaͤlt ſie nur laͤngs der Mitte die letzten Glieder der Wirbelſaͤule. Die Haut des Körpers iſt auf dem Ruͤcken ganz glatt, am :Bauche hat fie_fwe- nige ſchmale Laͤngsrunzeln; ſie iſt durchaus mit ganz kurzen, einen Zoll von einander entfernt ſtehenden duͤnnen, aber ſteifen Borſtenhaaren beſetzt; dieſe Haare wurzeln nur an den vorderen Extremitaͤten und der Schwimmfloſſe des Schwanzes. Die Haut beſteht aͤußerlich aus einer ſehr dünnen, durchſichtigen Oberhaut, dann kommt 3“ dick eine Lage Zellſtoff, welcher das Pigment bildet und die ſich ſehr leicht bei dem ge— toͤdteten Thiere hebt und von der eigentlichen Haut abloͤſt. Dieſe Lage beſteht aus lauter dicht gedraͤngten verticalen Plaͤttchen, die nach der Oberhaut hin in eine glatte Oberflaͤche zuſammenfließen, nach innen aber ein ganz feines, zart anzufuͤhlendes, netz— foͤrmiges Gewebe von dunkel ſchwarzgruͤner Farbe bilden. Die nun folgende eigent— liche Lederhaut beſteht aus dicht verwebtem, etwas ſchwammigem Zellſtoffe, welcher über dem Ruͤcken eine 9“ dicke Lage bildet; am Bauche iſt die Haut kaum halb fo dick. Dieſer Zellſtoff iſt von milchweißer Farbe, in ihm ſitzen die Wurzeln der Bor- ſtenhaare. Eine duͤnne Membran des Pigmentes umgiebt jedes einzelne Haar bis zur Hälfte feiner Länge, die in der eigentlichen Haut ſteckt. — Maße: Länge bis zum aͤußerſten Ende der Schwanzfloſſe 10“ 3“, bis zur Mitte der Auskerbung der Schwanz— floſſe 9° 6“. Von der Mitte der Schwanzfloſſe zum After 3“ Afteroͤffnung 1“, vom After bis zur Geſchlechtsoͤffnung 10“, Laͤnge der Scheide 3“ 6“, von der Mitte des Randes der Schwanzfloſſe bis zum Nabel 5“ 2“, größter Umfang, etwas vor dem Nabel, 6° 1“, von der Naſenſpitze bis zur Mitte des Maules 7“, bis zum Hinter: Seemaid: Halicore. Walthiere. 151 rande der Naſenloͤcher 4“ 6“, bis zum Auge 10“, vom Mundwinkel bis zum Auge 6, bis zur Ohroͤffnung 10“, vom Auge bis zur Ohroͤffnung 6“, Durchmeſſer der Augen 7“ der Ohroͤffnung 1. Bruſtfloſſenlaͤnge am Vorderrande 1“ 3“, ihr hori— zontaler Durchmeſſer an der Baſis 5“, am Anfange der Phalangen 6“ 6 Ent: fernung zwiſchen beiden Enden der Schwanzfloſſe 2° 10. Derjenige Theil des Mundes, welcher durch die Verwachſung der Kinnladenaͤſte gebildet wird, beſteht aus einer blattfoͤrmigen, nach vorn zugeſpitzten Flaͤche, welche ſchraͤg aufwaͤrts laͤuft, von vorn nach hinten zu; ihre knorpelige Oberflaͤche iſt mit ganz dicht zuſammenſtehenden kleinen Cylindern ſammtartig beſetzt und hat laͤngs der Mittellinie eine lanzettfoͤrmige Auskerbung; dahinter liegt eine laͤngliche, ſchmale, ver— haͤltnißmaͤßig dünne und kurze, 44” lange Zunge, deren vorderer Rand gleichfalls mit dichtſtehenden knorpeligen Stacheln bürſtenfoͤrmig beſetzt iſt; nach dem hinteren Theile der Zunge werden dieſe Borſten allmaͤlig zarter und kuͤrzer und verſchwinden am An— fange des Schlundes ganz. Zu den Seiten der Baſis der Zunge ſind 3 Backen— zaͤhne in jedem der Kiefer und Kinnladenknochen. Der vorderſte Zahn iſt ſehr klein und durch die Haͤlfte eines vertical geſpaltenen einfachen Cylinders gebildet; der fol— gende Zahn beſteht aus einem vollkommenen, gleichfalls einfachen Cylinder, der hin— terſte endlich aus zwei hinter einander ſtehenden, an einander gewachſenen Cylindern, er iſt um ein Dritttheil länger als die beiden anderen Zähne zuſammengenommen. Die Kronen aller Zähne ſind ſaͤmmtlich flach abgeſtutzt und zeigen auf dieſer Mahl— flaͤche durch parallel laufende Farbenlager die verſchiedenen Subſtanzen, woraus ſie gebildet find. Dieſe Form der Backenzaͤhne hat Ruͤppel an 5 anderen, theilweife vollkommen ausgewachſenen Individuen als ganz gleichfoͤrmig beobachtet. Das hier beſchriebene Weibchen hatte am Kiefer vorn keine Spur von Schneidezaͤhnen, obgleich ſich innerhalb der Kieferknochen 2 lange, kegelfoͤrmig-walzige, etwas gekruͤmmte Zähne befanden. Bei alten Maͤnnchen und ſelbſt bei Weibchen ſollen dieſe Zaͤhne faſt zoll— lang aus dem Zahnfleiſche hervorſtehen. — Die abwaͤrts laufende Flaͤche des Kiefers, welche den Vorderrand bildet, iſt laͤnglich elliptiſch, dieſem Theile der Kinnlade ganz entſprechend. Ihre Knorpelhautbedeckung hat viele dichtſtehende, kleine, halbkugelige Erhabenheiten mit rauher Oberflaͤche; die Haut des Gaumens iſt etwas elaſtiſch und mit einzelnen Warzen beſetzt, deren Woͤlbung glatt iſt. Am hinteren Ende des Gau— mens ſchließt eine aus zwei Theilen beſtehende Klappe den Canal der Naſenloͤcher, ſich in deren Hoͤhlung oͤffnend; der Schlund iſt eng, kaum 8“ im Durchmeſſer und 10” lang, ſeine innere Haut ſehnig, laͤngs feingerippt; dieſelbe umgiebt eine dicke druͤſige Lage und dann eine ſtarke Lage Muskelfaſern; er ſetzt ſich nach ſeinem Durchgange durch das halbhäutige Zwerchfell rechtwinkelig an die gehoͤhlte Seite des Magenſackes, etwas rechts von deſſen Mitte. Der Magen wird durch einen großen, weiten, nach vorn zu hohl gebogenen, nach dem After zu gewoͤlbten Sack gebildet, deſſen linkes Ende, wie ein Ammonshorn vorwaͤrts nach dem Kopfe zu gebogen, in eine halb— kugelige Rundung auslaͤuft. Das rechte Ende des Magens wird durch eine haͤutige Verengung von der birnfoͤrmigen Erweiterung des Zwoͤlffingerdarmes getrennt; an der Baſis des letzteren ſind zwei bogenfoͤrmig gekruͤmmte, 10“ lange und 3“ dicke walzige Blindſaͤcke, innerhalb durch keine Schließmuskel oder ſonſtige Abtheilung von der Hoͤhlung des Zwoͤlffingerdarmes getrennt. Der größte Durchmeſſer des Magens iſt 152 Walthiere. Seemaid: Halicore. 2’ 3°, fein Durchmeſſer in der Richtung der verlängerten Axe des Schlundes 1’ 1, ſeine groͤßte Dicke, in einer rechtwinkeligen Linie auf letzterer und dem Querdurch— durchmeſſer gemeſſen, 11”, fein Umfang von der Spitze des linken zugerundeten Endes laͤngs der Woͤlbung bis zum Anfang des birnfoͤrmigen Zwoͤlffingerdarmes 49“. Die aͤußere Haut des Magens iſt ganz glatt, ohne Andeutung von reifartigen Muskel— faſern. Der Zwoͤlffingerdarm hat an der Baſis am Magen einen Durchmeſſer von 541”, ex erweitert fi bald um 2“ und verſchmaͤlert ſich dann allmaͤlig bis auf einen Durchmeſſer von 14“, ſo daß er die Geſtalt einer Retorte hat; ſein duͤnner Theil iſt hufeiſenfoͤrmig gekruͤmmt und nimmt zwiſchen ſich die traubige Bauchſpeicheldruͤſe auf. Der Gallengang ſetzt ſich rechtwinkelig in ihn, 19“ von dem Ende des Magenſackes an. Die nun folgenden duͤnnen Daͤrme ſind durchaus von gleicher Weite mit dem Ende des Zwoͤlffingerdarmes, ſie liegen in reifartigen Lagen quer uͤber den Bauch und ihre Länge iſt 493“. Den Anfang der dicken Daͤrme bildet ein 10“ langer, 6“ dicker Blinddarm. Die dicken Daͤrme ſind ungewoͤhnlich lang, bis gegen den Maſtdarm hin durchaus gleich weit, d. h. von 34“ Durchmeſſer; die ganze Länge der Daͤrme vom Blinddarme an bis zum After beträgt 85“ fie liegen gleichfalls in reifartigen Lagen und das Bauchfell, welches alle zuſammenhaͤlt, iſt an einen eigenen knoͤchernen Fortſatz, der ſich am 12ten — 17ten Ruͤckenwirbel befindet, befeſtigt. Die innere Wandung des Magens, des Zwoͤlffingerdarmes und ſeiner beiden Blinddaͤrme iſt ganz glatt; aber in der zugerundeten Ecke der ammonshornförmigen Krümmung der linken Seite des Magens befindet ſich inwendig eine ſehnige Scheidewand, welche von der Hoͤhlung 4“ Länge abſchneidet; in der Mitte dieſer Scheidewand iſt eine 6“ große Oeffnung, durch welche man von dem Magen aus in die halbkugelige Hoͤhle dringt; in ihrem Inneren zeraͤſtelt ſich der Canal und bildet viele traubenfoͤrmige Hoͤhlungen, deren Waͤnde eine druͤſige, gefurchte Oberflaͤche haben, welche hinſichtlich der aͤußeren Geſtalt mit den Phytozoen vergleichbar ſind. Hier wird wohl ein eigener Magenſaft abgeſondert, der ſich durch die Canaͤle der einzelnen Zweige in dem gemeinſchaftlichen Stamme ſammelt und dann in den Magen ergießt. In dieſen traubenfoͤrmigen Hoͤhlungen fanden ſich viele, 5“ lange Eingeweidewuͤrmer. Die Leber beſteht aus zwei großen elliptiſchen, halbkugeligen Lappen, durch einen kurzen, breiten Querdarm mit einander verbunden, an deſſen vorderem und hinterem Rande ein kleiner, ſchmaler, zungenfoͤrmiger Lappen ſich befindet, ſo daß in allen die Leber viertheilig iſt. Der nach hinten zu gerichtete kleine Mittellappen iſt an ſeiner Endſpitze etwas gabeltheilig; zwiſchen ſeinem rechten Rande und dem inneren Rande des auf gleicher Seite liegenden groͤßeren Lappens liegt die mittelmäßig große Gallenblaſe, die ſich durch einen langen, 3° dicken, ein— fachen Canal in das Ende des Zwoͤlffingerdarmes ergießt. Die Nieren ſind zwei 13“ lange, bohnenfoͤrmige, hellbraune Koͤrper, das Zwerchfell eine duͤnne ſehnige Haut, die wie gewoͤhnlich vom Rande des letzten Rippenpaares bis zum Bruſtbeine einen langen, aber verhaͤltnißmaͤßig engen zweibauchigen Sack von der Bruſthoͤhle abſondert. Die Lunge beſteht aus zwei gleich großen Fluͤgeln, ohne irgend eine Unterabtheilung; im zuſammengezogenen Zuſtande im todten Thiere war jeder Flügel noch 2“ lang. Die Luftroͤhre wird durch ganze, verknoͤcherte Ringe gebildet, die auf der inneren Seite einen Eindruck haben; ſie iſt verhaͤltnißmaͤßig ſehr kurz, nach einem Verlaufe von 5“ gegabelt, von da verlaufen die Aeſte 5“ lang zu den Lungen, wo dieſelben dann in Seemaid: Halicore. Walthiere. 153 deren Subſtanz längs der inneren Seite jedes Sackes verlaufen und von da 12 hirſch— geweihartige, ſchraͤg ruͤckwaͤrtslaufende Aeſte abſenden, die ſich bald vielfältig verzweigen. Das Herz hat eine unregelmaͤßige, in die Quere gezogene, etwas flachgedruͤckte Ge— ſtalt, die beiden Haͤlften ſind nur an ihrer Baſis und etwas unterhalb aneinander ge— wachſen, ſo daß ihre beiden Endungen bis zur Haͤlfte des Laͤngsdurchmeſſers vollkom— men getrennt ſind. Die rechte Wand iſt halb ſo dick als die linke, beſteht dagegen aus einer ſtarken Muskelmaſſe, waͤhrend die linke verhaͤltnißmaͤßig weit ſchwaͤcher iſt. Die Clitoris war 15“ lang, ſtumpfkegelfoͤrmig, an der Spitze mit zwei kleinen Ver: tiefungen. Auch giebt Ruͤppel S. 107 — 112 noch eine ſehr ausfuͤhrliche Oſteologie. A. John Kerr zu Ponang ſendete einen weiblichen Duͤgong an die Zoolo— gical-Society in London. Der Bericht daruͤber, viele neue Bemerkungen enthaltend, findet ſich in den Proceedings 1838 S. 28. Die Geſtalt deutet nicht auf ſo ſchnelle Beweglichkeit, als die der raͤuberiſchen Delphine iſt, welche zum Verfolgen lebendiger Thiere gebaut ſind und dazu eine kegelfoͤrmige Schnautze haben, waͤhrend dieſelbe bei dem Duͤgong abgeſtutzt iſt und zum Abweiden der Tange dient. Da hierbei das Thier ruht und nur von Zeit zu Zeit emporſteigt, um zu athmen, ſo iſt der Schwanz weit größer als bei den eigentlichen Walen und hat 4 der Leibeslaͤnge in der Breite. Vorzuͤglich unterſcheidet aber dieſe Thiere die Nickhaut des Auges, die vorn liegenden Naſenloͤcher und die Euter in den Achſeln unmittelbar hinter der Baſis der Bruſt— floſſen, ſie waren vom Umfange eines Schillings und einen halben Zoll hoch. Vom Hinterruͤcken aus verlaͤuft eine Leiſte zum Schwanzende. Die Speicheldruͤſen ſind groß, hinter dem aufſteigenden Aſte des Unterkiefers befindlich. Den Magen beſchrieb ſchon E. Home ſo wie bei den anderen Walen, dem Hippopotamus, Pekari und Biber. Wie bei erſteren iſt er gekammert und hat ſo wie bei Hippopotamus und Pekari uͤberzaͤhlige Taſchen, welche ſich damit verbinden, und am Eingange wie bei dem Biber viele Druͤſen. Es iſt merkwuͤrdig, daß der Magen der Raub-Wale noch mehr zuſammengeſetzt iſt als bei den pflanzenfreſſenden Arten und mehr dem der Wiederkaͤuer gleicht, in mehrere Kammern getheilt und die erſte wie das Rumen mit einem Haͤutchen ausgefuͤttert iſt; bei dem Duͤgong ſind nur zwei Kammern, die zweite mehr darmartig und beide mit Schleimhaut uͤberzogen. Die erſte Kammer iſt rund— lich, 9“ lang, 63“ weit, ſie enthaͤlt die Druͤſen. Die Speiſeroͤhre iſt eng und mus— kuloͤs, geht in die kleinere Kruͤmmung des Magens und mehr nach rechts. Die Muskelhaut des Magens iſt ſtark. Dem Magenmunde links iſt inwendig ein 2 Zoll dicker Vorſprung mit 3 Zoll breiter, mondförmiger Oeffnung, die zu einem weiten sinus fuͤhrt, der ſich am Ende ſpiralig dreht, wie mancher Blinddarm, uͤberall voll Drüfenbälge und mit rahmartiger Fluͤſſigkeit, auch vielen Askariden gefuͤllt iſt. Aus der erſten Kammer fuͤhrt eine Art von Pylorus in die zweite und darunter ſind die Oeffnungen von zwei blinden Anhaͤngſeln, 1 Zoll weit, die Anhaͤngſel 5 Zoll lang und 5 im Umfange, in ihnen findet ſich etwas Tang. Dergleichen Magenblinddaͤrme finden ſich auch bei einigen der niedrigſt organiſirten Thiere. Die zweite Kammer hat 9 Zoll Umfang, der Pylorus iſt einen halben Zoll weit, 5 Zoll davon iſt der Gallen— gang und der pankreatiſche Gang auf einer Warze. Der Duͤnndarm haͤlt 27 Zoll Laͤnge, der Dickdarm 60, der Blinddarm 6 und iſt ſehr muskuloͤs, wie das Herz. Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 20 154 Walthiere. Seemaid: Halicore. Alſo ein ſehr kraͤftiger Verdauungsapparat bei dem ſchwer verdaulichen Futter. Der zuſammengeſetzte Magen und der lange Darm der fleiſchfreſſenden Wale muß aber eine andere Beſtimmung haben, denn Grampus frißt Saͤugethiere, ſelbſt aus feiner eigenen Ordnung, es muß alſo bei dem Baue nicht die Beſchaffenheit der Nahrung, ſondern die Menge des aus ihr zu ziehenden Nahrungsſtoffes beabſichtigt fein. Kein Fleiſch— freſſer hat ſo viel Blut und Fett aus der Nahrung zu ſchaffen als hier. Das Netz iſt kurz, aber groͤßer als bei den fleiſchfreſſenden Walen, es befindet ſich aber darin, ebenſo wie im Gekroͤſe, kein Fett. Die Gallenblaſe iſt groß, waͤhrend ſie den eigent— lichen Walen fehlt, ſich aber auch bei den Manati's vorfindet, nach Steller jedoch dem Borkenthiere fehlen, aber durch den reichen Gallengang erſetzt werden ſoll. Das Herz iſt tief geſpalten wie beim Manati, nicht ſo bei den Raub-Walen. Das ovale Loch und der Schlagadergang darin iſt geſchloſſen. Es findet ſich nur eine obere Hohlvene, nicht zwei, wie der Elephant hat. — Die aͤchten Wale haben ſehr viel Blut und Zwiſchenrippen-, ſowie Zwiſchenwirbel-Geflechte. Der Duͤgong hat Nichts dergleichen. Die Lungenzellen ſind weiter als bei allen Saͤugethieren, bei den Raub-Walen ſehr klein. Bei ihnen iſt der Kehldeckel ſehr lang, bei dem Duͤgong kaum vorhanden, die Stimmritze iſt ſehr klein, Tgeſtaltig; Schilddruͤſe zweilappig, Luftroͤhre ſehr kurz, fie hat nur 3 Ringe. Bei den Raub-Walen ſind die Nieren in Lappen getheilt, beim Duͤgong ganz, bei den Manati ſollen ſie getheilt ſein wie bei den Robben und wei— ßen Baͤren; dergleichen Unterſchiede finden ſich auch bei Dickhaͤutern, denn ſie ſind lappig bei Nashorn und Elephant, aber ganz bei Tapir und Schwein. Die Raub-Wale haben keine Samenblaͤschen, ſie ſind aber groß bei dem Die gong, 4 Zoll lang und 2 Zoll weit, mit druͤſigen Wänden. Jeder Schenkel der Ruthe hängt am unteren Ende der ischia, die jederſeits mit dem ileum verwachſen iſt. Bei den Raub-Walen ſind nur die ischia vorhanden und die Zuruͤckzieher der Ruthe liegen unter denſelben, bei dem Duͤgong daruͤber, wie bei dem Elephanten; dort iſt nur ein corpus cavernosum, bei dem Duͤgong finden ſich deren zwei, wie bei den Pachydermen. Die Teſtikeln ſind inwendig wie bei den anderen und dem Ele— phanten beſchaffen. Die Knochen ſind wie bei den Amphibien ohne Markhoͤhlen und nicht wie bei den Raub-Walen von Thran durchzogen. Ruͤckenwirbel ſind 19, uͤbrige 30, mit Halswir— beln 56 bei 3 Exemplaren; nach Ruͤppel 59, naͤmlich 3 Lenden-, 3 Becken- und 27 Schwanzwirbel. Das erſte Rippenpaar allein reicht an das Bruſtbein. Die Kinnlade iſt durch eine eigentliche Gelenkkapſel mit Salbe erfuͤllt, eingelenkt, waͤhrend bei den Raub-Walen nur eine thranige, bandartige Subſtanz deren Stelle vertritt. Auch in der großen Zahl der Rippen zeigt ſich die Verwandtſchaft des Duͤgongs mit den Dickhaͤutern. Bei den Weibchen bleiben die Stoßzaͤhne wie bei dem Narwal unentwickelt im Zwiſchenkiefer verborgen und werden ganz ausgefuͤllt. Eigenthuͤmlich iſt es, daß die aͤußere Wand des Zahnfaches des verkuͤmmerten Stoßzahnes der Wurzel gegenuͤber fehlt, ſogar bei dem jungen Weibchen. Bei dem Maͤnnchen ragen die beiden Stoß: zaͤhne uͤber den Kiefer hervor und bleiben an ihrer Baſis hohl, gegen die Spitze wer— den fie ſcharfrandig. Von ihnen bleiben 3 im Kiefer in einem geſchloſſenen Fache und nur wenig ragt heraus. E. Home haͤlt die Stoßzaͤhne des Weibchens fuͤr Seemaid: Halicore. Walthiere. 155 Milchzaͤhne, denen andere folgten, doch hat Knox Edinb. philos. Transact. XI. 389. widerſprochen. Dieſe Stoßzaͤhne muͤſſen wie bei den Elephanten als Schneide: zaͤhne betrachtet werden, beide Geſchlechter bei beiden haben Milchzaͤhne, welche aber viel kleiner als die bleibenden beim Weibchen oder Home's vermeintliche Milchzaͤhne ſind. Bei einem Schaͤdel vom maͤnnlichen Duͤgong in Spiritus fanden ſich die blei— benden Stoßzaͤhne nebſt den Milchzaͤhnen, letztere 2 Zoll lang. Backenzaͤhne ſind nach Vergleichung mehrerer Schaͤdel jederſeits 5, der erſte faͤllt aber aus, bevor der fuͤnfte thaͤtig wird. Bei einem Schaͤdel ragte auch der letzte Backenzahn aus dem Fache, bevor der vordere Milchzahn ausgefallen war, aber der erſtere war noch im Zahn— fleiſche befindlich. Die Backenzaͤhne werden von vorn nach hinten zu groͤßer, die drei vorderen werden ausgeſtoßen, der vierte und fuͤnfte koͤnnen als bleibende angeſehen werden und behalten waͤhrend der laͤngſten Zeit ihres Lebens die pulpoͤſe Maſſe wie die Backenzaͤhne der ſogenannten Edentaten. Der hintere Backenzahn wird zweilappig. Die Backenzaͤhne des Duͤgongs folgen alſo aufeinander wie bei den Elephanten und Raub: Walen wagerecht. Die erſten Milchbackenzaͤhne fallen vor den Milchſtoßzaͤhnen — 8 2 e . (3 3,2 8 3 8 aus. Im Schaͤdel eines maͤnnlichen Duͤgongs, welcher 3,3 Backenzaͤhne hatte, waren die Faͤcher der Milchzaͤhne ſchon verſchwunden und die Spitzen der bleibenden traten hervor. Unter 7 Schaͤdeln hatte nur einer 2 Schneidezaͤhne im Unterkiefer, kleiner und mehr gebogen als die oberen Milchzaͤhne, offenbar den Kümmerzaͤhnen in dieſen Kiefern bei dem Foͤtus des Wales vergleichbar. Dieſer Duͤgong war 8 Fuß lang. Die übrigen zahlloſen Zahnfaͤcher im vorderen Theile des Unterkiefers waren auch vorhanden, aber nicht ſo tief als die, worin Zaͤhne waren. Wegen dieſer verſchiedenen Form und Beſchaffenheit der Stoßzaͤhne bei den Duͤgongs von gleicher Groͤße und gleichem Alter koͤnnte man an 2 Arten denken, wie Knox gethan hat. Owen hat dieſe Verhaͤltniſſe nur als Geſchlechtsunterſchiede erklaͤrt. Der ganze Habitus ſpricht für das Waſſerleben, aber der innere Bau weicht jo weit von dem der Raub-Wale ab, als ſeine Lebensweiſe. Man kann deshalb eine Vereinigung der grasfreſſenden und fleiſchfreſſenden Wale in einer Vertheilung der Thiere nach ihrer Organiſation nicht zulaſſen. Bei vieler aͤußerlicher Aehnlichkeit haben fie wenig organifche mit dem Wallroß. Owen hält dafür, daß der Duͤgong und Manati entweder eine eigene Gruppe bilden, oder, wie Blainville gethan hat, mit den Pachydermen vereinigt werden muͤſſen, mit denen ſie in der naͤchſten Ver— wandtfcheft ſtehen und mit denen fie durch Dinotherium unmittelbar zuſammenzu— haͤngen ſcheinen. Raffles gab von einem beschriebenen Exemplare folgende Maße: Laͤnge 8“ 6“, Umfang 6“, Kopf 183“, bis zu den Naſenloͤchern 31”, von da zu den Augen 64“, zu den Ohren 64“ von den Augen zu den Bruſtfloſſen 1’ 54, Bruſtfloſſe 1° 4%, deren Breite 8“, Entfernung der Zitzen 1“ 5%, Schwanzbreite 2“ 7°, After vom Schwanzende 2° 9”, vom After zur Ruthe 1“ 2“, Dünndarm mit Blinddarm 437, Blinddarm 17, Dickdarm 72. Ein Maͤnnchen in der zoologiſchen Sammlung maß 6/ 3“, deſſen Dünndarm 20“, Blinddarm 6“, Dickdarm 46“. Ein anderes: 6° 101%, vom Auge zur Bruft: floſſe 10“, Dünndarm 27, Blinddarm 6“, Dickdarm 50“. Ein Weibchen 7° 4“, 20 * 156 Walthiere. Seemaid: Halicore, umfang 4° 8”, Kopf 17 6“. Bis zu den Naſenloͤchern 5“, dann zu den Augen 51“ . zu den Ohren 53“, Augenſpalte 3“, von den Augen zur Bruſtfloſſe 114“, Laͤnge der: ſelben 13“, Breite 6“, Entfernung der Zitzen von einander 13“, Schwanzbreite 2° 8”, vom After zum Schwanzende 2“ 1“, zur Scheidenoͤffnung 11“, Dünndarm 37 Dick— darm 64, Blinddarm 6“. Ganz ausgewachſene Exemplare ſollen eine Laͤnge von 18 par. Fuß erreichen, die Weibchen find wahrſcheinlich immer etwas kleiner. Häufig ſtreckt das Thier in der Ruhe den Kopf und Vorderkoͤrper mit der Bruſt aus dem Waſſer, was jene Schil— derungen von Sirenen, Meerweibchen und dergl. mit veranlaßt hat. Außerdem kom— men ſie nur mit der Schnautze uͤber die Oberflaͤche empor. Der Duͤgong lebt auch nach Ruͤppel's Erfahrungen familien- oder wenigſtens paarweiſe, in gewiſſen Buch— ten fand er ſie vorzugsweiſe bei reichlicher Nahrung, waͤhrend ſie andere, wo ſie ſonſt haͤufig vorgekommen ſein ſollten, jetzt gaͤnzlich verlaſſen hatten. Sie wurden naͤmlich wegen Fleiſch, Haut und Zaͤhnen ſehr verfolgt. Das Fleiſch iſt zart und kraͤftig, doch etwas unangenehm ſuͤßlich. Große geben an 50 Pfund Schmalz. Die dicke Haut ſpannt man nur an der Luft aus, wo die in ihr enthaltene Feuchtigkeit das Zell— gewebe locker macht, daher die aus ihr gemachten Sandalen nur in trockenen Gegenden brauchbar ſind, in feuchtem Boden anſchwellen und weich werden. Die Zaͤhne ſtanden ehedem in hohem Werthe, es wurden Kugeln zu Roſenkraͤnzen aus ihnen gedreht, welche einen eigenthuͤmlich ſchillernden Atlasglanz haben. Man legte ihnen Wunder— kraft bei, z. B. die Geburt zu erleichtern. Jetzt kauft man die erwachſenen Zaͤhne in Maſſaua zu 14 ſpan. Thaler. Die Israeliten waren, wie es ſcheint, nach dem Moſaiſchen Geſetze verpflichtet, die eine Decke der Bundeslade aus der Haut dieſes Thieres zu machen, weshalb Ruͤppel das im rothen Meere, im Fall es von der indiſchen Art ſich unterſcheiden ſollte, Halicore tabernaculi nannte. Im November oder December gebiert der Dügong ein Junges. Schon im Februar und März kaͤmpfen die Maͤnn— chen hartnaͤckig um die Weibchen und nur in dieſer Zeit kann das Thier harpunirt werden, daher die Jagd nur dieſe 4 Monate dauert. Die Harpunen ſind ſo beſchaffen wie die für das Nilpferd. Bei den Malayen iſt der Kan Dugong dem Könige ges weiht, welcher alle erhaͤlt, die man faͤngt, denn das Fleiſch wird ſehr hochgeachtet und dem Buͤffel- und Rindfleiſche uͤberhaupt vorgezogen. Siebente Gattung. Manatus Rosoerer. Die Seekuh. Zwei Vorderzaͤhne im Kiefer nur bei dem jungen Thiere, dann ausfallend; Eckzaͤhne fehlen; Backenzaͤhne mit 2 Querleiſten auf der Krone, oben und unten jederſeits 8 — 9. Bruſtfloſſen mit 1 — 4 platten Nägeln, Schwanz elliptiſch gerundet. 1. Manatus australis (Iırıs) Tıres. Die amerikaniſche Seekuh. Taf. XXIII. Fig. 72 und 73. — Anatomie Taf. XXVII. XXVIII. u. XXVII. Guian. Cojumero. Span. Manato, b. i. Handthier, pesce buey. Portug. Pezze Muger, Mouller. Am Amazonenfluſſe: Pegebuey. — Kleiner Manati Zımmerm, Seekuh: Manatus. Walthiere. 157 Franz. Lamantin CoxpaMixg, Lamantin d'Amerique. Engl. the Manatée of the West Indies, See Ape Prxx.? Daͤn. Soökoe. Trichechus Manatus L. Manatus (Trich. Manat.) australis ILIIS. prodr. p. 140. Manatus america- nus Desmar. Trichecus Hydropithecus Suaw? Manatus Simia Iuuıe.? Graulichſchwarz, Lippen und Rüden zerſtreut borſtig. Jung mit einem Vorder— zahne jederſeits im Zwiſchenkiefer. Nägel gewöhnlich nicht aͤußerlich ſichtbar, Schwanz dreieckig abgebiſſen. Länge 8 — 10, angeblich 15 — 20“. An den Flußmuͤndungen Amerika's. Die Geſtalt iſt langgeſtreckt, fiſchotternaͤhnlich, hinten nach einiger Einſchnuͤrung plattgedruͤckt, etwas laͤnglichrund. Kopf ſehr klein, Schnautze dick und vorn abge— ſtutzt. Lippen wulſtig und beweglich. Bruſtfloſſen an der Spitze abgerundet, zuweilen mit ſichtbaren Naͤgeln. Die 8 Backenzaͤhne, deren Kronen mit 2— 3 Querreihen kleiner Huͤgel verſehen ſind, liegen weit nach hinten. In der Kinnlade iſt zwiſchen denſelben die laͤngliche, vorn abgerundete Zunge feſtgeheftet. Da ſich die kaum merk— lich abwaͤrts gebogene Schnautze vor den Backenzaͤhnen und der Zunge noch bedeutend verlaͤngert, ſo entſteht vorn in der Mundhoͤhle ein laͤnglicher Raum, welcher nach hinten im Kiefer eine laͤngliche, vorn in der Kinnlade eine rundliche, ſchwielige, von einer harten, gefurchten Haut bekleidete Erhabenheit, der in beiden Kiefern gleichge— ſtaltete Vertiefungen entſprechen, einnimmt. Dieſe Seekuh war bereits vielen alten Schriftſtellern: Rondelet, Cluſius, Aldrovandus, Hernandez, Gesner, de Laet, Jonſton, de Charlet, Rai, Dampier, Sloane, Klein, Briſſon und Pennant als Manati be— kannt und la Condamine, Brown und Buffon beſchrieben ſie als Lamantin. Von vorzuͤglicher Wichtigkeit iſt der Bericht über dieſes merkwuͤrdige Thier von Alex. v. Humboldt in Wiegmann's Archiv 1838. S. 1 nebſt Zuſatz bis 18. Wegen Maagels der Naͤgel haͤlt A. v. Humboldt den Manati des Orinoko von Trichechus manatus australis pedibus unguiculatis Linn. für verſchieden. Das Thier war vor 40 Jahren, als er dies ſchrieb, nach ihm gemein im Orinoko bis zu Atures unterhalb der Catarracten, die es nicht zu uͤberſteigen vermag, in Rio Meta, Apure und beſonders im Cano del Manati. Eines der größten Weibchen von 9“ 2“ Länge und 2“ 5“ Breite wurde zergliedert. Der Schwanz war 2“ 3“ lang und 1’ 1” breit, flach, am Rande kaum 3“ dick und, wo er am dickſten iſt, nur 2“ hoch. Die Schwanzwurzel iſt vom After 9“, die Geſchlechtsoͤffnung von demſelben 6“ entfernt, von dieſer bis zum Nabel, der in einer Spalte offen bleibt, 2“ 3“, vom Nabel zu den Zitzen 1’ 8”, von den Zitzen zur Spitze der Unterlippe 175“. Die Oberlippe ragt 4“ uͤber die Unterlippe hinaus. Schnautze 6“ breit, Breite in der Gegend der Floſſen 1“ 6“, am Bauche 2“ 5“. Höhe des Thieres 1’ 6“ am Bauche, an den Floſſen 1“ 1“, Höhe der abgeſtutzten Schnautze 4“. Der Körper hat eine eifoͤrmig laͤngliche Geſtalt, iſt oberhalb gewoͤlbt, unterſeits verflacht, der wagerechte, haͤutige Schwanz abgerundet. Die Farbe iſt blaͤulichgrau. Der Koͤrper iſt nackt, doch ganz beſonders um den Mund, die Naſenloͤcher und Floſſen mit etwas ſteifen, 4 Zoll langen, gelblichen Borſten beſetzt, wahren Schweinsborſten aͤhnlich. Am Ruͤcken ſtehen deren etwa 5—6 auf einem Quadratzoll, an der Schnautze 45 — 60. Das Aeußere des Thieres iſt gleichſam ein Gemiſch von Pachydermen- und Fiſchbildung. Der 158 Walthiere. u Seekuh: Manatus. Kopf gleicht etwas einem Schweinskopfe. Beim erſten Anblicke begreift man es kaum, wie ein ſo ungeheueres Thier von 800 Pfd. Gewicht, gleichſam von einem Su umſchloſſen und ohne Gliedmaßen, ſchwimmen kann. Aber der horizontale Schwanz, welcher mehr als 3“ im Quadrat halt, und die Floſſen, deren Bewegung, unterſtuͤtzt von ſtarken Muskeln und Nerven, ungemein ſchnell iſt, beguͤnſtigen ſein Schwimmen. Die Hände bieten übrigens wenig Oberflaͤche. Es find verkehrt eifoͤrmige oder verkehrt, keilfoͤrmige Floſſen, am Ende ſchief abgeſtutzt, welche hoͤchſtens 6“ in der Breite haben. Die vorragende bewegliche Schnautze gleicht in Etwas einem Schweinsruͤſſel. Die Oberlippe iſt quadratiſch an ihrem Ende abgeſtutzt, oberhalb gewoͤlbt, innen am Rande umgeſchlagen, ſo daß ſie hier faſt geſpalten erſcheint. Die ganze Schnautze hat eine ſehr zarte, mit Papillen und Haaren beſetzte Haut. Sie bildet einen zum Taſten tauglichen Ruͤſſel, geſchickt, die umgebenden Körper zu unterſcheiden, ein Taſtorgan, welches dem Manati aͤußerſt noͤthig iſt, da ſein Koͤrper in der Haut wie in einem Sacke ſteckt. Die Naſenloͤcher find halbmondfoͤrmig. Man kann abwärts 2— 3“ tief in fie eindringen. Der Geruchſinn ſcheint recht fein zu fein. Humboldt ent: deckte Nichts, was einem aͤußeren Ohre verglichen werden koͤnnte, auch keine aͤußere Ohroͤffnung, während la Condamine fie wie einen Nadelſtich, dann von “ Durch— meſſer angiebt und ſagt, daß das Thier dieſelbe zuſammenziehen koͤnne. Auch G. Cu— vier nennt ſie kaum bemerkbar. Die Mundhoͤhle iſt ſehr ſeltſam gebildet. Nur 6 abgenutzte, dicht gedraͤngte, wenig hervorragende Backenzaͤhne fanden ſich jederſeits im Kiefer und in der Kinnlade nur 5. Hier auch die roͤthliche, dicke, fleiſchige Zunge von 5“ Länge und 175“ Breite, ganz unbeweglich und durch Bänder angewachfen ; fie ragt vorn 1“ über die Zähne: hinaus. Das Thier taſtet und ſucht das Gras, von dem es ſich naͤhrt, mit den Lippen, die es verlaͤngert, vorzuͤglich mittelſt der oberen. Es reißt das Gras mit dem Gau— men ab, der verflacht iſt und eine Erhabenheit, eine Art Polſter und eine Vertiefung bildet, welcher in der Kinnlade eine Vertiefung und ein Polſter entſprechen. Das fleiſchige Polſter des Kiefers (ſ. Anatomie Taf. XXXVII. linke und untere Figur) von 2“ Ränge, tritt in eine Aushoͤhlung der Kinnlade. Ebenſo tritt das Polſter oder die Erhabenheit der Kinnlade von 24“ Laͤnge in eine Vertiefung. Es findet ſich mithin die Aushoͤhlung in der Kinnlade vor der Erhabenheit und umgekehrt im Kiefer die Erhabenheit vor der Vertiefung. Die Vertiefungen ſind mit einer chagrinirten Haut bekleidet, beſonders die der oberen, welche von kleinen Ritzen durchzogen iſt. Das Polſter der Kinnlade zeigt 3 — 4 Furchen. Die Länge der Figur links beträgt 8“. Die vielleicht etwas bewegliche Spitze der Zunge, welche ein wenig vor den Backen— zaͤhnen hervorragt, verbirgt ſich auch zum Theil in der Vertiefung, aber ihr groͤßter Umfang entſpricht dem nicht ſchwieligen Theile des Gaumens. Die weit nach hinten geruͤckten, dicht gedraͤngten Zaͤhne, welche 3“ Laͤnge einnehmen, dienen nur zum Zer— malmen. Die Augen ſind ſehr klein, der Augapfel haͤlt nur 2“. Sie ſind von Haaren umgeben und beſitzen eine Nickhaut. s Die beiden Zitzen find Bruſtzitzen, erſcheinen als 24 lange runzelige Hoͤcker und ſtehen in der Achſelgegend an der Inſertion der Floſſe. Sie entſprechen einer kleinen Druͤſenmaſſe. Die Milch ſoll ſehr gut und etwas warm ſein. Die Lunge iſt das, was am Manati am meiſten Erſtaunen erregt. Man würde fie, wenn man das Seekuh: Manatus. Walthiere. 1 159 Thier vom Ruͤcken aus oͤffnete, unmittelbar zu oberſt liegend finden, denn ſie liegt über dem Magen und den Eingeweiden, indem ſie ſich in zwei laͤnglichlanzettlichen Saͤcken jederſeits neben dem Ruͤckgrathe unter den Rippen hin erſtreckt. Man moͤchte ſie ihrer Form und Lage nach fuͤr Schwimmblaſen halten. Die Luftroͤhre hat da, wo ſie ſich in die beiden Bronchien theilt, 14“ Durchmeſſer. Jeder Lungenfluͤgel mißt bei 7“ Breite 3“ in der Laͤnge und bildet einen ſich gegen die Bronchien verengenden Sack. Blaͤſt man Luft ein, ſo ſieht man, daß dieſe Saͤcke ſehr weite Zellen und faſt 4“ Hoͤhe haben, aufgeblaſen über 1000 Cubikzoll Umfang. Der große leere Raum, welchen ſie unter dem Ruͤcken in der ganzen Koͤrperlänge bilden, beguͤnſtigt vielleicht das Schwimmen der Manati. — In der Entfernung von 2“ 6“ von der Unterlippe liegt das Zwerchfell, welches anfangs auf dieſelbe Weiſe wie bei den uͤbrigen Saͤuge— thieren die Ernaͤhrungsorgane von den Reſpirationsorganen als verticale Scheidewand trennt, dann aber gegen den Ruͤcken ſich umſchlaͤgt und ſich über dem Magen und den Eingeweiden der Laͤnge nach unterhalb der Lungen hin erſtreckt. Die Athmung ſcheint nach der Groͤße der Athmungsorgane und Beſchaffenheit des rothen Blutes, die man überall antrifft, ſehr vollkommen zu ſein. Auch vermag der Manati nicht laͤngere Zeit unter dem Waſſer zu verweilen, jedoch tritt er uͤber demſelben nur mit dem Ruͤcken und dem Kopfe hervor. Sollten aber die Bewegungen der Lunge nicht durch die Verdauung behindert werden? Die Eingeweide ſind von ungeheuerer Laͤnge wie bei den Wiederkaͤuern, und ſtarke Blutgefäße verbreiten ſich auf ihnen. Es findet ſich ein zweitheiliger Magen. Seine erſte Haͤlfte bildet einen oberhalb gewoͤlbten Sack von 1’ 4“ im Durchmeſſer, die andere Hälfte hat nur 5“ Weite. Kaum kann man beide als einen durch Einſchnuͤrung getheilten Magen betrachten, obwohl in beiden Haͤlften die innere Oberflaͤche von gleicher Art, naͤmlich etwas runzelig, aber ohne Blaͤtter oder netzfoͤrmige Maſchen iſt. Die dünnen Daͤrme haben 68’ Länge bei einem Durchmeſſer von 2“. Bei Oeffnung des Magens fand ſich das in ſeinen beiden Haͤlften enthaltene Gras noch wenig veraͤndert. In den duͤnnen Daͤrmen wurde es mehr ſtinkend und braun, und zwar um ſo mehr, als es ſich dem Dickdarme naͤherte. Dieſer iſt 40“ lang, 4“ weit und aufgetrieben. Die Excremente bilden Kugeln von 3“ Durchmeffer. Sie find ſtinkend und gleichen denen des Ochſen. Man ſieht fie oͤfters auf der Oberflaͤche des Waſſers ſchwimmen. Faſt der ganze Speiſecanal, der Magen und die 108“ langen Daͤrme waren ganz mit Camelote gefuͤllt, woraus man ſich von der ungeheueren Grasmenge, welche der Manati auf einmal zu ſich nimmt, einen ungefaͤhren Begriff machen kann. Der Magen hat ſowohl an ſeiner linken Haͤlfte als an ſeiner Einſchnuͤrung Anhaͤnge; nur die beiden an letzterer befindlichen Anhaͤnge ſind einfache Blindſaͤcke, der Anhang der linken Haͤlfte enthaͤlt dagegen eine harte Druͤſenmaſſe, die auf dem Durchſchnitte der arbor vitae aͤhnelt. Das Herz hat 63“ Laͤnge und 5“ Breite. Es iſt von vielen Anhaͤngen eines durchſichtigen Fettes umgeben, wodurch es auf ſeiner Oberflaͤche hoͤckerig, gleichſam mit Beeren be— ſetzt erſcheint. Auch in ſeinem Inneren zwiſchen den Muskelbalken fand ſich wahres Fett. Die Floſſen gleichen den Ruderfuͤßen der Seeſchildkroͤten, fie find ganzrandig und zeigen aͤußerlich keine Spur von Fingern, im Inneren erſcheinen ſie als vollkom— mene Haͤnde. Oberarm 7“, Vorderarm 6“, ganze Hand 7“, Handwurzel 1“, Mittel— hand 3“ 5%, erſte Glieder des Mittelfingers 2“, zweite 1“, dritte 7%. Das dritte 160 Walthiere. Seekuh: Manatus. Glied hat unlaͤugbar die Spur eines Nagels. Der Daumen iſt ſehr klein, mißt von der Handwurzel ab 4“. Viele Baͤnder gehen von einem Gliede zum anderen, denn dieſelben beugen ſich nicht. Im Ganzen findet ſich nur wenig Muskelfleiſch, das meiſte am Ruͤcken und gegen den Schwanz hin. Die Haut mit Einſchluß des Fettes zeigt eine Dicke von 14“. Wirbel find 50, naͤmlich 7 ſehr kleine Halswirbel, 40 Ruͤcken⸗- und Kreuzwirbel mit Fortſaͤtzen und 3 Schwanzwirbel ohne Fortſaͤtze, 26 ſehr breite Rippen. Ä Das Fleiſch iſt vortrefflich und gleicht fehr dem Schinken. Die Guamos und die Otomakos ſind am meiſten darnach luͤſtern und dieſe beiden Voͤlker ſind es auch, welche ſich vorzuͤglich mit der Manati-Fiſcherei abgeben. Die Piraoos verabſcheuen es; ſie verbargen ſich zu Carichana, um es nicht zu beruͤhren. Sie behaupten, daß man nach ſeinem Genuſſe ſterbe und daß es Fieber hervorbringe, welche Erfahrung die Spanier nie gemacht haben. Das Fleiſch wird eingeſalzen und an der Sonne gedoͤrrt, das ganze Jahr aufbewahrt und da die Geiſtlichkeit das Saͤugethier unter die Fiſche zaͤhlt, ſo iſt es waͤhrend der Faſtenzeit ſtets begehrt. Der Manati hat ein ſehr zaͤhes Leben. Er wird, nachdem er harpunirt iſt, gebunden, aber man tödtet ihn nicht eher, als bis man ihn in die Pirogue gebracht. Dies geſchieht, zumal wenn das Thier groß iſt, oft mitten im Strome, indem man die Pirogue zu zwei Dritt— theilen mit Waſſer fuͤllt, ſie alsdann dem Thiere unterſchiebt und das Waſſer mit einer Schale vom Calebaſſenbaume, Crescentia Cujete, wieder ausſchoͤpft. Der Fang dieſer Thiere iſt zur Zeit, wo die großen Ueberſchwemmungen zu Ende gehen, am leichteſten; der Manati geht dann aus den großen Fluͤſſen in die umliegenden Seeen und Suͤmpfe und wenn die Waſſer nun ſchnell fallen, ſo befindet er ſich wie abge— ſchnitten in einem engeren Raume. Zur Zeit der Jeſuitenherrſchaft in den Miſſionen am unteren Orinoko verſammelten ſich die Jeſuiten alljaͤhrlich in Cabrutta unterhalb der Muͤndung des Apura, um mit den Indiern ihrer Miſſionen am Fuße des Berges, welcher jetzt EI Capuchino heißt, eine große Manatijagd anzuſtellen. Das Fett iſt unter dem Namen Manteca de Manati bekannt und wird zur Unterhaltung der Kirchen— lampen benutzt. Man gebraucht es auch zur Zubereitung von Speiſen. Es hat nicht den widrigen Geruch des Thranes der Walfiſche oder anderer blaſender Getaceen. Die Haut wird in Riemen geſchnitten und gleich den Streifen der Ochſenhaͤute zu vortrefflichen Stricken gebraucht, iſt aber im Waſſer der Faͤulniß unterworfen. In den ſpaniſchen Colonieen werden Peitſchen daraus verfertigt, auch ſind die Worte latigo und manati gleichbedeutend. Dieſe Peitſchen ſind ein grauſames Strafwerkzeug der unglüdlihen Sklaven und ſelbſt auch der Indianer in den Miſſionen. — Mit den Manatiknochen, den Felſenbeinen vom Schaͤdel, treibt man viel Charlatanerie. Das Gehirn iſt ſehr klein. Die Mundhoͤhle zeigt eine fuͤhlbare Waͤrme. Zu dieſen intereſſanten Notizen giebt Wiegmann a. a. O. S. 10 — 18 wid: tige Eroͤrterungen uͤber den von A. v. Humboldt angedeuteten ſpecifiſchen Unter— ſchied der ſuͤdamerikaniſchen und der weſtindiſchen Seekuh, nebſt Beachtung von M. latirostris und M. senegalensis. Schlegel folgt dagegen auch hier ſeinem Prinzip, die Arten lieber zu vereinigen, und ſpricht ſich Abhandl. IJ. 10. folgender⸗ maßen daruͤber aus: Der Lamantin wurde an den Kuͤſten, den Flußmuͤndungen und Inſeln des weſtlichen Amerika vom Fluſſe St. Matthaͤus bis Florida beobachtet, \ Seekuh: Manatus. Walthiere. 161 ferner kommen Lamantine in den Muͤndungen der großen Fluͤſſe Weſtafrika's vor. Sie bewohnen auch die Fluͤſſe in ihrem Unterlaufe ſelbſt und gehen in die damit ver— bundenen Landſeeen. Wie viel verſchiedene Arten dieſe Lamantine aber bilden, darüber ſind die Naturforſcher von jeher in Streit geweſen. Was die Meinungen der fruͤheren Schriftſteller über dieſen Punkt betrifft, fo verweiſen wir auf G. Cuvier oss. V., der hinlaͤnglich bewieſen hat, daß ſowohl die von Buffon angefuͤhrten Merkmale fuͤr ſeine beiden amerikaniſchen Lamantine, als auch die, welche Pennant und Shaw fuͤr den Lamantin von Weſtafrika aufſtellten, als voͤllig unzureichend betrachtet werden muͤſſen. G. Cuvier ſelbſt ſuchte die Arten auf's Neue zu beſtimmen und kam zu dem Reſultate, daß es zwei Arten Lamantine, eine amerikaniſche und eine afrikaniſche gebe und daß ſich beide durch die Geſtalt ihres Schaͤdels, beſonders durch die der Schnautze auffallend von einander unterſchieden. Später ſuchte Harlan im Philad- Journ. III. 390. aus mehreren, von einzelnen gefundenen Knochen zuſammengeſetzten Schaͤdeln zu beweiſen, daß der an den Kuͤſten Florida's lebende Lamantin vom ſuͤd— amerikaniſchen verſchieden ſei, ſich in der Schaͤdelform mehr dem afrikaniſchen als je— nem nähere und eine von beiden verſchiedene Art bilde, welche er M. latirostris nannte. Noch ſpaͤtere Schriftſteller ließen es bei dieſen Angaben bewenden, fuͤhrten aber die Harlan'ſche Art gewoͤhnlich als zweifelhaft auf. In neueſter Zeit endlich beſprach Wiegmann Archiv 1838. 10. ausfuͤhrlich die Streitfrage, verglich auf's Genaueſte die vorhandenen Abbildungen der Thiere und der Skelette, ohne irgend einen Theil des Thieres ſelbſt vor ſich zu haben, und vertheidigte die Anſicht, daß es drei Arten von Lamantinen gebe, daß das von E. Home abgebildete Individuum von Jamaika zu M. latirostris gehöre, welche Art ſich von der ſuͤdamerikaniſchen außer der verſchie— denen Schaͤdelbildung auch durch eine anders geſtaltete Schnautze und vielleicht auch durch die ftandhafte Anweſenheit von Naͤgeln an den Bruſtfloſſen unterſcheiden ſoll. Schlegel's Unterſuchungen betrachten alle jene Unterſcheidungskennzeichen als unzu— laͤnglich und er zieht auch M. senegalensis mit zu der einzigen Art. Die Urſachen der bisherigen Unterſcheidung findet Schlegel darin, daß man Cu vier's oss. V. t. XIX. f. 2 und 3, in unſerer Anatomie Taf. XXVII. als Typus angeſehen habe. Dieſer Schaͤdel ſei aber von einem alten Individuum, auch habe wohl das Thier eine Verwundung der Schnautze erlitten, wie man vorn an der Kinnlade ſieht. Schlegel bildet Exem— plare von im Parimaribofluſſe gefangenen Thieren ab und wir fuͤgen Taf. XXVIII. eines unſerer Sammlung aus demſelben Fluſſe hinzu, welche allerdings von dem von Cuvier dargeſtellten Schaͤdel bedeutend abweichen. Es laͤßt ſich nach Schlegel an— nehmen, daß durch die Wirkung der Schlaͤfen- und Kaumuskeln der Schaͤdel der Lamantine mit dem Alter eine mehr laͤngliche Geſtalt annimmt, bei dem Jochbogen an Breite abnimmt und der Schnautzentheil nach und nach von der Wurzel bis gegen die Spitze hin ſchmaͤler wird. Jedenfalls darf man wohl noch hinzuſetzen, daß auch der Kiefer und die Kinnlade durch den Gebrauch auf ihrer inneren Oberflaͤche ſich ab— ſorbiren, wie dies bei dem Gebiß alter Thiere und Menſchen uͤberhaupt der Fall iſt. Auch die Unterſcheidung des ſuͤdamerikaniſchen Manati durch den Mangel der Naͤgel, den Wiegmann vorzuͤglich geltend macht, will Schlegel nicht gelten laſſen. Die Naͤgel ſollen bei juͤngeren vorkommen koͤnnen, bei alten abgeſtoßen ſein und meiſt bei jüngeren gefunden werden. Dem iſt beizufuͤgen, daß unſer junges Thier von 33“ Laͤnge Reichenbach, Vollſtänd. Naturgeſch. J. Walthiere. 21 * 162 Walthiere. Seekuh: Manatus. aus dem Parimaribofluffe 4 ſehr deutliche Nägel hat, der hinterſte iſt der größte. Cu— vier hat bei einem jungen Lamantin an der einen Floſſe 3, an der anderen 2 Naͤgel, bei einem ganz alten von Cajenne an beiden Floſſen nur einen gefunden. Wiegmann's Angaben vom Unterſchiede am Skelett, an den Fingerknochen und den Rippen laͤßt Schlegel ebenfalls nicht gelten und ſieht als gewiß an, daß bei dem von Cuvier abgebildeten Skelette das letzte Rippenpaar fehlte. Das Skelett hat 6 Halswirbel, deren letzterer am hinteren Theile ſeines Koͤrpers den Kopf der letzten Rippe aufnimmt, 17 Ruͤckenwirbel und ebenſo viele Rippenpaare, von welchen letzteren ſich blos die beiden vorderſten mit dem Bruſtbeine verbinden, und 27 Lenden- und Schwanzwirbel. Die beiden Beckenknochen ſind verhaͤltnißmaͤßig ſehr klein. Robert giebt in den Ann. de Sc. nat. V. 227. einige Bemerkungen uͤber das Skelett, zeigt 7 Halswirbel, von denen zwei, naͤmlich der zweite und dritte, verwachſen find, 16 Ruͤckenwirbel und 25 Lenden- und Schwanzwirbel, aber keine Spur vom Becken. Fingerknochen zaͤhlt Schlegel von vorn nach hinten: 2, 3, 4, 4, 3. Dr. Riley zeigte in der British Association einen Schaͤdel eines Manatus americanus vor, um zu beweiſen, daß derſelbe nicht 32 Backenzaͤhne, wie G. Cu- vier angiebt, ſondern 36 habe, oder doch ſo viele Zahnfaͤcher zeige. Die vorderen Backenzaͤhne ſeien immer bereits ausgefallen, wenn die hinteren hervorbraͤchen. Auch Fr. Cuvier erwähnt dieſes Umſtandes und weiſt auf die Uebereinſtimmung mit mehreren Pachydermen hin. Eine aͤltere Beſchreibung des Skelettes von G. Cuvier vergl.: Sur l'ostéologie du Lamantin, sur la place que le Lamantin et le Dugong doivent occuper dans la methode naturelle et sur les os fossiles de Lamantins et de Phoques. Annal. du Mus. 13. p. 273. Ic. pl. XIX. und Sir Everard Home: On the peculiarities that distinguish the Manatee of the West Indies from the Dugong of the East Indian seas. Philosophie. Transact. III. p. 390. Ic. pl. XXVI XXIX. Wie oben geſagt worden, machte Wiegmann im Zuſatze zu A. Humboldt's Beſchreibung darauf aufmerkſam, daß die von Cuvier als Manatus americanus ge— gebene Copie der Home'ſchen Abbildung keinesweges den amerikaniſchen Manati dar— ſtelle, ſondern wahrſcheinlich den M. latirostris HARL., mit welchem wenigſtens Schaͤ— delbildung und Vaterland des Home'ſchen Thieres nahe uͤbereinkommt. Owen ſchrieb dann an Wiegmann in Bezug auf die von ihm angezeigten Unterſchiede der von Cuvier und Home abgebildeten Manatiſkelette, daß das letzte allerdings in der Schaͤdelbildung dem M. senegalensis aͤhnlich ſei, daß Home aber die Wirbel— zahl unrichtig gegeben habe, indem ſich 6 Halswirbel, 17 Ruͤcken- und 27 Schwanz— wirbel, im Ganzen alſo 50 Wirbel vorfaͤnden, daß die Phalangenzahl des kleinen Fingers unvollſtaͤndig ſei, der zweite aber, wie die anderen, 3 Phalangen beſitze, der Daumen aber wirklich nur ein Glied trage. Iſt nun der Mangel deſſelben nicht ein Defect des von Cuvier abgebildeeen Skelettes, wogegen indeſſen die griffelfoͤrmige Geſtalt des Mittelhandknochens ſpricht, fo dürfte — ſagt Wiegmann Archiv 1839. 411. — die Anweſenheit der Daumenphalanr am Home’fchen Skelett ein Character ſein, wodurch es ſich nicht nur von dem ſuͤdamerikaniſchen Manati, ſondern auch vom Duͤgong unterſcheiden wuͤrde. — Wir ſagen uͤber dieſe Arten, was man uͤber ihren Urſprung und ihre Unterſcheidung angeben kann. Seekuh: Manatus. Walthiere. 163 2. Manatus latirostris HanLax. Die breitſchnautzige Seekuh. Taf. XXIII. Fig. 74. — Anatomie Taf. XXVII. Franz. le Lamantin a large museau Less. Rußgrau, runzelig und glatt, Kopf kurz und abgeſtutzt, Naͤgel deutlich vorhanden, Schwanz oval. Florida. Harlan, Journ. de l’Academie des sc. nat. de Philadelphie III. 2. 390. und pl. 13. f. 1. 2. 3., beſchreibt dieſen Manati als verfchieden von voriger Art nach Schaͤdeln, die er zahlreich an den Ufern der Flußmuͤndungen von Florida fand, die ſich unter 25 Br. verlieren. Sie hatten 32 Zähne. In feiner Fauna americana p. 277 faot er, dieſe Art ſei nur durch den Schädel bekannt, welcher mit M. ameri- canus und M. senegalensis verglichen, letzterem mehr als erſterem gleiche, doch Unter— ſcheidungskennzeichen von beiden beſitze, die er aber nicht angiebt. Die Indianer ſollen fie während des Sommers harpuniren und einer etwa 10 — 12 in dieſer Zeit erlangen. Sie waren 8 — 10 Fuß klang und etwa von der Größe eines Ochſen. Er vermuthet, dies ſei die Art, welche Capitain Henderſon in ſeinem Account of the British settlement of Honduras 1809 erwaͤhnt, wo er ſagt, Maͤnnchen und Weibchen hielten ſich gewoͤhnlich beiſammen und wenn ſie auf der Oberflaͤche der Landſeeen ſchwaͤmmen, wuͤrden ſie mit Harpunen oder Wurfſpießen geſchoſſen, worin die Sklaven unter den Mosquito-Indianern die groͤßte Fertigkeit haͤtten. Das Fleiſch ſei ſehr ge— ſchaͤtzt und gleiche dem Kalbfleiſche, und der Schwanz, welcher den größten Theil ausmache, ſei, paſſend zubereitet und kalt gegeſſen, ein delicates Gericht. 2 3. Manatus senegalensis Cıv. Die Senegal-Seekuh. Ana: tomie Taf. XXVIII. Poloffs Neger am Senegal: lereau. Guineiſch: cojumero. Franz. Lamantin AbaAxsox, Lamantin du Senegal Cuv. Engl. Lamentyn female BARBO r., African Manatee, Kopf kurz, Naſengruben fo lang als breit. Länge 6° 6%. An den Kuͤſten Weſt— afrika's, vorzuͤglich dem Senegal. Adanſon unterſchied bereits die Seekuh am Senegal, welche ſpaͤterhin wieder mit der amerikaniſchen vereint wurde. Cuvier unterſcheidet fie nur nach dem von Adanſon mltgebrachten Schaͤdel. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſe Seekuh die iſt, deren Dapper und Lacaille in ihrer Reiſe erwaͤhnen, doch iſt es gewiß, daß ſie den Bewohnern unter obigem Namen bekannt iſt. Adanſon giebt wenig Nach— richten, er ſagt: die größten Exemplare halten nicht über 8° Laͤnge und wiegen etwa 800 Pfund. Der Kopf iſt kegelfoͤrmig und mittelgroß, die Augen rund, die Iris dunkelblau und die Pupille ſchwarz. Die Lippen ſind fleiſchig und dick, die Zunge oval, die 4 Naͤgel jeder Bruſtfloſſe rothbraunglaͤnzend, ihr Fell unter dem Bauche 6, auf dem Rüden 9“ und auf dem Kopfe 18“ dick, aſchgrauſchwaͤrzlich. Das Fett iſt weiß und das Fleiſch blaßroth. Die Weibchen haben zwei mehr elliptiſche als runde Bruͤſte naͤchſt der Achſel. Buffon und Shaw unterſcheiden dieſe Seekuh durch breitere, aber weniger lange Naſen- und Schlaͤfengruben, einen kuͤrzeren und mehr in die Breite ausgedehnten Kopf, mehr ausgeſpreizte Augenhoͤhlen, weniger aufgetriebene Schlaͤfenfortſaͤtze und von der Baſis aus zuruͤckgebogene Kinnlade, während 21 * 600 164 Walthiere. Seekuh: Manatus. von alledem das Gegentheil ſich bei der amerikaniſchen Seekuh vorfindet. Obgleich dieſe Art am laͤngſten bekannt iſt, ſo hat man doch eigentlich keine poſitive Nach— weiſung uͤber ſie. Die Portugieſen kannten ſie zuerſt und gaben ihr auch zuerſt den Namen Sirene oder Seeweibchen, den man dann nach Entdeckung der neuen Welt theils auch auf die amerikaniſche Art übertragen hat. Ihre Lebensweiſe hat man nicht ſtudirt, man weiß nur, daß ſie ſich an den Ausfluͤſſen der großen Stroͤme aufhaͤlt, die fo, wie der Senegal und der Zaire an der Weſtkuͤſte Afrika's, ſich in das Meer er— gießen. Nur Pennant giebt zu feiner kurzen Beſchreibung in feiner Hist. of Qua- drup. II. 296. die Abbildung eines Jungen, welches ſich im Leverian-Muſeum vor— fand und am Senegal gefangen worden war. Dieſes Exemplar war 63° lang, er ſagt aber, die Art wachſe bis 14 und 15“. Sie werde auch ſehr fett und das Fett ſchlottere im Felle. Wahrſcheinlich befindet ſich daſſelbe erwähnte Exemplar jetzt im britiſchen Muſeum, wo die Art von J. E. Gray unterſchieden wird, indem er frag— weiſe M. latirostris HARL. dazu zieht. Hiermit ſtimmt überein, was Schlegel ſagt: ohne geradezu die Möglichkeit leugnen zu wollen, daß die eigentlichen Lamantine je nach den verſchiedenen Gegenden, welche fie bewohnen, ſtandhafte, aber geringe Formenabweichungen darbieten koͤnnten, ſo liegt auf der anderen Seite durchaus nichts Ungewoͤhnliches in der Meinung, daß die Lamantine Mittel- und Suͤdafrica's, ſowie die von Weſtafrica alle eine Art ausmachen; ja dieſe Meinung erhaͤlt einen hohen Grad von Wahrſcheinlichkeit durch die Geſetze, welche die geographiſche Verbreitung der groͤßeren Seethiere, beſonders des Duͤgongs, darbietet. Dieſes dem Lamantin ſo aͤhn— liche Thier, welches vom rothen Meere bis zur Inſel Rodriguez, von Hinterindien bis an die Kuͤſten Neuhollands, von den Molukken bis zu den Philippinen und in der gelben See angetroffen wurde, hat einen ebenſo ausgedehnten oder ſelbſt noch groͤßeren Verbreitungsbezirk als der Lamantin, und dennoch hat es ſich bei genauen Vergleichungen gezeigt, daß die in den verſchiedenen Gegenden unterſuchten Duͤgongs immer nur einer Art angehoͤren. Vergleichen wir die uͤber die Lamantine von beiden Seiten ausgeſprochenen An- ſichten, ſo muß der Wunſch erneut werden, daß man endlich durch neue und aus— fuͤhrliche Unterſuchungen an Ort und Stelle, vorzuͤglich am Senegal und in Florida, die Fragen über den zweifelhaften M. senegalensis und M. latirostris entſcheiden möge. 4.? Manatus fluviatilis IIIIe. Die Fluß⸗ Seekuh. Taf. XXIII. Fig. 75. Im Supplement zu Schreber's Saͤugethieren t. CCLXXIX. wird, jedoch wie immer ohne alle weitere Nachweiſung, ein Kopf und eine Kinnlade unter obigem Namen abgebildet und es bleibt zu erwarten, ob und wie dieſe Art kuͤnftig zu unter: ſcheiden ſein duͤrfte, vorlaͤufig ſcheint uns dieſelbe von der vom Parimaribo nicht ver— ſchieden zu ſein. Foſſile Seekuh: Halianissa Herm. v. Meyer. (Halitherium Kaur, Cheirotherium BBUNOo, Me- taxytherium CHkısTor.). Walthiere. 165 Machete g g. Delphinus niger Lacer. Der ſchwarze Delphin. Franz. le Dauphin noir. Schwarz, Mundwinkel, Raͤnder der Bruſt- und Schwanzfloſſen weiß. Schnabel: ſchnautze ſehr breit und geſtreckt, Zaͤhne jederſeits uͤber 12. Ruͤckenfloſſe klein, naͤher dem Schwanze als den Bruſtfloſſen. Lacépede beſchrieb dieſen Delphin nur nach einem japaniſchen Gemälde in feiner Abhandlung: Sur les Cetacdes des mers voisines du Japon. Mém. Mus. IV. 475. Die Art hatte ſich im japanifchen Meere gefunden, ſcheint aber von keinem europaͤiſchen Naturforſcher beobachtet worden zu ſein. Berichtigung. S. 132 iſt nicht mit Gewißheit, aber mit großer Wahrſcheinlichkeit im Gattungscharacter des Borkenthieres das Wort „jederſeits“ zu ſtreichen nothwendig, da jenes faſerige Zahnpolſter nach S. 140 und 141 wohl nur einzeln iſt und in der Mitte liegen dürfte. Uegiſter nach der Seitenzahl. Abu Salam 108 Balaena nodosa . 38 Borkenthie . 1382 Abusalam Delphin 1066| - Physalus . 110 Bory's Delphin 116 Aguluch . 79 - punctulata . 885 | Bote 131 Ambrafiſch .. 5 41 - Quoyi . 33 Bottle- nose N Amerikaniſche Seekuh . . 15% — rostrata . 21. 62. 63 Botile-nosed Whale 55. 116 Anarnak . 63 - tripennis 12|Bovhvidehvral . . .. 74 Anarnak groenlandois „ 633 - Tschudii. 330 Bridled Dolphine . . 108 Ancylodon . . 2 . 63 Balaenoptera antarctica . 28 Brauner Delphin . 77 Andarnesia . . 55 - arctica 28 Braunfiſch. . 91 Audhyalar g 35 — australis . . 280 Bruinvisck . 91 Angaigik . ein — Porealis 12 Bruns kopp Aodon de Dale 64 - Rorqal . 16|Bucvval . . . 2... 4 Arbavir -Kscack 5 - Tschudii 33 Baia , „131 Arbeck 5|Baleine . sure 4 Bunban 144 Aries marinus 76. 79 - a muscau pointu 12. 21|Buntal . . 144 Arroaz .. A 91 — de grande baie 4|Butshead . A Assoprador 16 - de Groenland. 41 Butökopf „0... he Augenbrauen » Delphin 104 - des mers australes 8|Butskopper . . . . 72. 79 — du Cap d.b.esper. 8 Balaena acuto-rostrata 21 - franche . 4 Cachelot a dents en faucille 51 albicans . 68| - Gibbar. . 11 — a dents plattes 52 - antarctica . 8|Balaenina . 4 - bossele. . . 50 - * boops . 12. 35| Baleinoptere d. mers aust. 28 - cylindrique .. 40 — britannica 4 - Gibbar . 11 — grand ⁵ü¼ coerulescens 33 - Jubarte 12 kleine; — Dudleii 49 — RKorqual . 16 - le petit 52 - gibbosa 33|Ballena menor . 6029 - macrocephale . 41 Jlacialis . . 383 Bardhvalr —microps 51 — japonica. 8 Beaked whale . 21 - silonne . 53 — islandica 33 Bec d’oye . 101 - small -eyed . Sl - Lalandi . 28 Beluga 67 - swine val. 52 — longimana 32 - dees regions arctiques 68 - the great-headed 41 8 lunulata . 33 - glacialis 68 Trumpo . . 49. 53 — macrocephala . 51 - King ii. 72 Ca'ing Whale 72 - - tripinnis 52 Bertin's Delphin 122 Canadiſcher Delphin .. 126 - maculata 33| Bescop 2 2 Candora . Se - microcephala . 15|Bestschurika . 68 Cap ⸗ Delphin. . 116 - minor 52 Blainville's Delphin .. 128 Capidolio 67 - Musculus 160 Blauweißer Delphin .. 105 Catodon Ss 41 — mysticetus 4 Bleifarbiger Delphin. 109 — albicans. 68 — nigra 33 Bluntheaded Gatodon . 49 - blunt - headed 49 Regiſter nach der Seitenzahl. Catodon macrocephalus . 410 Dauphin obscur. - svineval . . 52. — Trumpo Ceratodon Monodon . V herbivoraa . Vetaceen. en e „ - admirabile . - .Glusü . & Cetus albicans „ Jonde: e - Nov. Angl. bipinnis Chaenodelphinus . . Chamiſſo's Delphin .. Chineſiſcher Delphin .. Cochon de mer Cojumero . . Commerſon's Delphin . Coronula balaenaris FF a RR Danila % % % Me Daphne. - à bandes. - a bec mince . — a deux dents — albigene — a long bee - a museau blanc — à sourcils — a tete ronde — belier. lane, A'ye — bride — common — erucigere ae Bede! — dée Commerson . - de Dale . 64. - . de Desmarest , . — de la N. Zeelande de Beron . — de Risse } „ Feres wlan, » Eifenas — gladiateur leger - le plus petit — Marsouin nge Y - Orgnesiwiidh sr. Oudre + plombe » vulgaire NManct or Dali .. bee ele, de Delphin nt 54. Augenbrauen Blainville's blauweißer . bleifarbiger .. Bertin sr Borns . brauner! canadiſcher . 165 Delphinapterus 79 — 1133 - 109 5 101 Delphinen 72 Delphinina , 167 „ 89 Delphinapterus Beluga. 68 Melas 70 Peronii . 66 Senedetta 67 * * * . 0 *. 1010 Delphinorhynchus . . 122 101 = 101 = 104 | Delphinor 128 = 105 = 109 = 122 = 110 - 77 Delphinus 126 5 - cineſiſcher . . . 12 = - Dünnſchnabel⸗ . 122 = - dunkler. 89 — - eigentlicher . . 101 z - Ganges: . 128 > - gefleckter . 127 — Haken . l - - Heaviſide'is . 87 - - hochſtirniger . . . 122 - - Kielfchwanz : 78 - - Kleinſchnabel⸗ . . 124 - 4 kleinſtek co nei - - kreuztragender 90 - Kronen 120 - - -langftirniger „. „12 - - meerſchweinartiger 70 - - mittler ,. 98 - - neuſeeländiſcher .. 112 - - DOberzahn: . . 2.64 - — pfeilſchneller 111 - - plattköpfiger. . . 123 5 - Schabracken. 112 — — fpießflediger . .. 7 - —Unächter 18 - - weißköpfiger . 77. 121 5 - Weißſchnabel⸗. 65 - - weißſeitiger . . 105 - - weißwangiger . 105 - - zahnloſer 64 - — zweibindiger .. 98 - - zuſammengedrückter 122 — — zweifarbiger 122 8 — zweifelhafter. 111 — 91|Delphinaptere noir. 70 - 65 - bredanensis 123 of Breda . 123 hynque . .128 couronne . 126 de Breda . de Geoffroyi 122 malais . „118 microptere Ein 54. 101 Abusalam acutus 89 albicans . 68 albigenus Anarnacus 63 aries. al. 8 attenuatus . . 122 Bertin. bicolor 122 bidens. 54. bidentatus 55, 124 bivittatus . . 98 Blainvillei. . 128 Bonnaterrei . . 99 Bor ... 116 Butskopf , . . 56 canadensis . . 127 capensis . 87, cephalorhyncus 87 Chamissonis . 126 chinensis. . „ 122 coeruleo -albus Commersoni , 67 compressicauda 78 compressus . coronatus . . 126 cruciger . 90 Dalei . 56. 64. 124 deductor . . 72 Desmarestii 55. 125 Diodon . 55 dubius . . III. 119 Duhameli . . 79 Dussumieri . 87 edentulus . 64. 128 Epiodon . 64 168 Regiſter nach der Seite aht Delphinus Eschrichtii . . 1200 Delphinus ‚Reinwardtii . 127 Epiodon urganantus . 64 „ 9 - Rghinoceros . . 100 Eſchricht's Delphin. . . 120 - Fitz-Royi . . 977 Risso anus 76 — frenatus . . 108 — rostratus 123. 128 Falaa ö s —frontalis 121 - .„ Senedettals.. 67 Falen n —frontatus 122 Shawensis een a id 90 - fuseus r — . Sowerbyi . 54. 125 |Finbacked mysticete ... 11 - gangeticus . . 128 B superciliosus . 104 Finnfiſc h „ a — Geoffrensis . . 122 — tridens . . 87 langhändiger .. 32 Geoffroy i. . 122 — truncatus 113. 116 — rindsäugiger .. 12 - giladiator . . 79 „ Tursio 113 - Südpol⸗ = 28 — globiceps . . 72 - velox.. . . III. Finfiske . „ e l — Grampus var. . 91 — ventricosus 20. 91 Finnern. 20E 16 - Grind? 74 - vulgaris . . 13 Fitz⸗Roy's Delphin Hasbim — griseunus . . 77 Denn 5 Flunder- head 55 - hamatus 113. 121 Desmareſt's Delphin . . 55 Flunders-head Whal . . 64 - llarlani . . 75 Diadema balaenaris . 14. 15 Fronted Dolphin. . 122 „ status . 87 Diedon . .. 36 Fue nass 1119 . leavisidii . 87 — de Sone .. 54 Fuenas⸗ Delphin . . 119 - Honieinicise . 89 - Sowerbi .. . 54 Fuenas of the Chilians . 119 - Hyperoodon . 56 Dögling . 55 Fugeles- wise . 10 E Inia is . =/181|Bölfino .. mur. 101 — intermedius 75. 98 Dolphin fronted . . . 122 Ganges-Delphin .. 128 —Kingii 72 intermediate n Delphin. . 127 — leucas 67 — large - toothed . 122 Geradzähniger i . 53 - leucocephalus 77° 121 — lead- coloured. . 109 Gibhbar l 11 —leucopleurus . 1055 the common. . 101 Gittyh git 68 — leucorhamph. 65. 119 Dolphine bridleed . . 108 Globicephale . 72 — longirostris 108. 112 Dolphynn . . 101 — conducteur . . 72 5 117 Doppelfinner. . . 100 = de Risso . . 76 -) loriger od.. . 112 Dongong % 144 — ol Risso . % — lunatus . . 119 Dou-vyong 143 Globicephalus deductor. 72 . maculatus . . 127 Oreſ chern 79 - Rissoanus . 76 — malayanus . . 118[Dudleii Balaena . . . . 49 Globiceps la 3.20 - melas . . . 72. 75/Dügaeth . . e, 790 Golfin e 01 micropterus . 124 Düjong „143 Golfino id - minimus . . . 121 Dünnſchnabel— Delphin . 122|Golphinho . KO 101 - Nesarnak . . 110/Dugong . 3»... 144/Goose of the Sea . 101 niger . . 165 Dugungus indieus . . 144 Goto ert „ 72 — Nov. Zelandiae 112 — marinus 144 Grampus A0 hb 2 „„ ohscurus des. 89 /Dukul aeg 9 + duskyslutl .ule .- 89 Orca. . . 79 Dunkler Delphin. 89 - lleavisidii . 87 — Orca var. 91 Dusky Grampus . 89 — intermedius 75. 98 - Pernettyi . . 108 „ ‚these se — Peronii . 660 Eenhornyvis 2»... 36 Grand Cachelot . 41 „ hocaena . 91ſ Einhorn en 36 — Dauphin 0 . 118 — phocaenoides . 70 Einhornfiſc h... 36 - lamantin . . 132 - planiceps . .. 123 Englandsche Kazilot. . 49 - poisson „ „85 — plumbeus 109. 119 Enhörning 36 Grapo is 85 - prior. . 76 Entaenning . 36 Gras- poisson 85 — Pseudodelphis 118 Entenſchnabeln . 210 Great Northern Rorkual 16 - RKappli i . 117 |Epaulard"%. ..setssusee 79 Grinde wal. . 72 5 2 ir Die a e Uaturgeſ icht e des In⸗ und Auslandes von H. G. Ludwig Keichenbach, Hofrath und Profeſſor der Naturgeſchichte, Director des naturhiſtoriſchen Muſeums in Dresden ꝛc. Von dieſem Werke erſcheinen in unſerem Verlage die Säugethiere und Vögel zuerſt und werden in ebenſo raſcher Folge wie bisher fortgeſetzt und abge— ſchloſſen, bevor eine andere Claſſe des Thierreiches beginnt. Der bequemeren Ueberſicht wegen theilen wir ſowohl die Säugethiere als die Vögel in vier Theile, deren jeder aus den Monographieen der in ihn gehoͤrenden Familien beſtehen und die Racen der gezähmten Thiere ebenſo vollſtaͤndig als die uͤbrigen enthalten wird. Der Text wird auf Verlangen auch abgeſondert verſendet. Säugethiere. Erſter Theil: Walthiere, mit 78 Abbildungen auf XXV Platten. Zweiter Theil: Hufthiere, Dickhäuter und Schweine, 120 Abbildungen auf XXI Platten. Hirſche, Moſchusthiere, Giraffen, Antilopen, 280 auf LI Tafeln. Schaafe 77 auf XII, Ziegen 58 auf X Platten. Rinder, Ca— meele und Pferde folgen zunächſt. Dritter Theil: Nagethiere u. ſ. w. werden jetzt bearbeitet. Vierter Theil: Raub⸗, Beutel:, Flatterthiere und Affen, ebenſo. Vögel Erſter Theil: Schwimmvögel mit 675 Abbildungen auf LXV Platten. Zweiter Theil: Sumpfvögel mit 423 Abbildungen auf XIII Platten. Dritter Theil: Baumvögel, werden gegenwärtig bearbeitet. Vierter Theil: Scharrvögel, ebenſo. Monatlich pünktlich eine Lieferung mit zehn Platten. Im Ladenpreis ſchwarz 25 Ngr., illuminirte Schulausgabe 1 Thlr. 10 Nor, Velin groß Format 1 Thlr. 20 Nor. Man wird dieſes Werk nicht mit einem ſogenannten „Atlas“ vergleichen, worin heut zu Tage von Vielem Etwas gegeben, vom Ganzen aber Nichts ausge— fuͤhrt wird, daher dergleichen Bilderwerke von ſo willkuͤrlicher Auswahl den kenntniß— reicheren Leſer unbefriedigt laſſen muͤſſen. Der Sachkenner weiß, daß keine Nation ein ſo vollſtändiges und ſo wohl⸗ feiles Werk dieſer Art wie das vorliegende beſitzt und wird deſſen Werth fuͤr Maͤnner vom Fach und fuͤr Lehrer hoͤherer Lehranſtalten, ſowie fuͤr Alle, die ſich ſelbſt gruͤndlich belehren wollen, ſelbſt zu wuͤrdigen wiſſen. Dresden und Leipzig. Expedition der vollſtändigſten Naturgeſchichte. Spipfloffen - Delphin Regiſter nach der Seitenzahl. 171 68 Rosmarus indieus . 144|Spouting Whale 41| Tumler 9 Round-headed whale. 52 Springer 21. 79. 1010 Tummler 101. 113 Rinn DAR RN 132 Springwhal . 91| Tursio . 91. 113 - Stelleri 132 Stamhyning 5l| - corp. argenteo 67 Stellera (botan.!) 132) - truncatus . 116 Säbelträger 0 79 Stellere . . 132 Tursion 91 Sadshi 790 - boreal . . . 132 Tschügat 41 Sakamata -Kuzira . . 79 Steller's Borkenthier 132 Sato-Kuzira. . 5 28. 31 Stellerus borealis 132 Unächter Delphin 118 Schabracken -Delphin .. 112 Stökull . rg rnasmarinho 36 Schnabeldelphine . 122 Stor Hval. . . . 11 — i 36 Schnabelwal . 21 Striped porpoise 98 Unicorn Narwhal 36 Schwertfiſch h... 29 Sturmfiſch 8 79 Unterjawed mysticete . 16 See Ape . . 157 Sus maris 4 91 Sea -belugg. 68 Suchval a 41 - Cow of the Russians 132 Südpol - Finnfifch ag| Vaagehval 28 - por J :. .°. Vaben makins 132 - unicorn . '86|Susu platanista .. 128 Yalratsfisk al Sebi-Kuzira . . » 8. 10|Svinehval 2 Vatushalr . . 4 See - Einhorn 36 Swinewal 52 Vielhöcker⸗ Pottwal 50 Seekoejen . 144| Swales 1 55 5 Seekuh 156 Swordfis . . . 85| Wallaskalla 4 - amerifanifdhe . 156| Swinia Morska 910 Wallrathfiſch 41 Seemaid 1430 Syhsyh 68 Walthiere . 1 Senedetta-Delphin 67 Walfiſch 4 Senedette 67 Tachachasch ‚ „144|Walvisch . . % Seeschud 2 0. % 68] Taka-mats . 79 - groenlandsche. 4 Siaeth . 68) Tand höye 79 Walziger Potwal 40 Sibo- gotö „ . 72 Taupler 101) Weißer Delphin 68 Sichler 79] Tau war 36 Weißfiſch . Sa 52. Sildehval 280 Ta wiffleelake siws 4J Weißköpfiger Delphin 77. 121 Sirenia 1320 Thaka 5 Weißſchnabel-Delphin . 63 Sisch 68| Thrashers . . , 79 Weißfeitiger Delphin. 10⁵ Slettbagen 8 4|Tikagulik , . 51| Weißwangiger . 105 Sletback re 4 Tohıyn R 41 91 Whale. 5 4 Slettbaa . 4 Tootless Whale Bi Harte 64| - beaked . 21 Smalleyed Cachelot 51 Toulmo "rs 910 Whal, flunders - head 64 So&-Eenhiörning . 360 Trichecus Dugong 144 Whales, humphack 13 Sockue 157 - Hydropithecus . 157 Whale, leading 72 Sommer hval 28|Trichechus Manatus 132. 157 - less : 52 Soosoo of the Ganges . 128 Trichecus Manatus g. 132 — ob the southern Seas 8 Soulklleur . 67. 113 - Man. borealis . 122) - Parmacitty 49 Souflur 55. 72. 76 Trold hval 8 41 - piket 21 Sousou 128 Trollſiſchchche 41 - Rhinoceros 100 Spermaceti Whale . . 41. 49 Trumpo-Pottwal 49 — round-headed 52 Speckhacker . 79 Tue Qual . - Spermaceti . 41 Spekhugger . : 79 | Zümmler . . 101 - Spouting . 41 Spießfleckiger Delphin 87 Tukaik 101 — tailed Manati 132 Spitz⸗Butskopf 89 Tumblare 91 - the common . 4 100 Tumbler 91 - the high - finned 52 22 * IB. 1 | Regiſter nach det a Whale, the toothless ofHavre64 Witvisck 15 68 HR 1 814 . z ö White fish RG 68 Ser Ic 5 * N A N Zee v kin ri .habnad-Bum | M: Ahale. ...:...- Wisingh -Potl Bern Witte dolp men Wittfif 925 55 » Nuß N 75 Br den ew e 102 115 73 1 { 2 82 3 eifelhafter Del f dane N: "Fl in 8 j W ee er 12 % j 2 1 3 \ ö u} U 7 97e 0 ug 1033 za RR ETI ur, 28 Sala vo; Mals air 1 15 5 ..layıbblid 712 * „digte 10 1 De agnes 1 8 > 10 A ge . 2 f Ua 1408 87708 861 1 E ie ! 180 15 f =: 14» 1 * 1 1 rs * x 4 101 Druck ne Carl N * ee * - 7 1 10 VETACEA: Balaenina. 8 ei . a . Br | BiifazenaL.LACEPR. 7 | 7 ö 4 / 1 . | „„ 7 1. Balaena Mysticetus L. berealis LES SON. > BET Der pronlindeche Wille LER’ ron ei, 2 e, 7, c 2.Balaena australis Desuorr.B. antarclica/ LESS. 2 2 Seh. a eee. a Er u u 1. N ö 1 e CCH Balaenına; NER Or J. # Palaenoptera Lach 7 5 5 J 1 | 2 — —— 3. Balaena _ Korgual Lach Musculus J. 5 2 „„ —— en 8 — EN 7 2 = S 4. Balaena Hoops. L. ERXL. Jubarte Lac£r. borealis LESS. agu SCHLEG. er) Zr re 3 Es 2 e ul NEE 2 e 3. Balaena Physalus L. Gibbar Rovwper. LAC. 775 0 es. ap 2, ( % 7 e,, ben 2 2 7 f as ee 7 ih 70 N ng al A h 10 5 IN, ? Ve g An eo u LER gt AU 1 SETACEA:B alaenina et Delpkiınına: 77». 2b. Balaena awstralıs DESMOUL. antarctıen LESS. __ vorm oben gesehen: eee, Welch. > 7 rm y HBalnena balaenoptera ) antarctica IJ. et SCHLEG. . 9 cc, e, Hehe eee, e, 7 Delphınına. ZU IR 2 N Sur FE RN 8 ER, 192 Delphrnus (Delphinapterus) melas Tet NC EG. Geh, eee ee, bel. eee rec bee SG ache. / —— — — * — — — N 75 Ar MN \ nn 4 1 * U Y I N | x \ AN { { \ f 153 25 FÜR Aa 0 Wi NN 0 Bi W N 10 N N IE | 105 MW an ur 1 KA 6. Balaena rostrata FEIBR.__ . I Balaena longimana RUD. GerAanghändige Mallfasch | en 3 8 8.9. Monodon Monoceros L. , er“ A sa: - lETACEA: Narwaliına. NL 1 N LIU N 10. Ph N eter ey „ , macrocephalus L. 0 > Wil ZEN Aker, e, IJ. Physeter macrocephalus SA. Ver yraushkijyfege 2 9 } N 60 % e Man Pa 1 ce Mn 150 0 N) me sy un Ü _ (ETACEA:Delphinina: Catoden LA ( | | — — —— —8 = ml 5 12. Plyseter apa BOA. SZ DB ER e, Hi: 25 ö 13. Physeter polycyphus C. GAIM._— Fr . 0 4 14. Physeter microps L. re 7178065 I ai 8. Al Tl 7 Wen CETACEA: Delphinina. _ — 6. — | Diodon JARD. ne EN 577 5 ER | N > 7 . > = De "ERS 2 f 13. Delphinus hrelons Snaw. _ —Ler = e e, bu, be. /b. Delphinus Desmarestii Rısso. — ,, Ah. zee ge. | Avperoodon LACEP 8 A 9 r N 17. Delphinus hidentatius Hir a uE Se ee bee, Led um Aodon JARD. * je ro 2, | 18. Delphinus edentulus Scurzs._ Zahntses__ 22 UHZ an e 0 \ ö * UNE PAIR TAN ll 3 \ Aal? \ AM j NT U Be lic ga B ON NAT. a Na , . A 0 > 8 0 RN . f AAN 4 / + 19. Delphinus leucorhamphus hund Peroniü LA ö et » 4 «th, m nn 10 10 ar ie} IR: AN 1 N 5 Men N. 10 1 160 8 7 57 * (ETACEA:Deiphinina: N FP Grampics Gray. Globiceps LESSON. R Br 7 en. Te 2 2 — A nn 22 — Ka Tas D Y : > 3 —_ = — — = en N \ 4 N * Fi L = z En Ar — u F We N N 8 N ar \ f 3 2 2 Br 2 ® A 5 EN ar e = = Sn —— . . eee III i ER Se \ 8 0 A N N (ei 5 1 PP 21. Delphiniss globiceps CV dedwctor SCORESB. _ . , RN Y — 2 2 8 i Ach: VEUF LEO heb ee, 22. Delphinus Melas TRAIL e J. COUCH. _ En: kn | c , 23. Delphinus Rissoanus COV.__. eue, — Sele, 105 e N 1 rue: 395 * N CETACEA: Delphiruine: 3 2 N 22 1—— Fhecaena RoNDEL. 2 P 2 5 | 7 7 5 2 H. . . 5 5 | 23. 2%. Delphınws Fhoeaena E. Fraunzesch)h AMeorschmeue | EEE 2 Fa I . ) | 2 = { | sm | - | I | 0 IR g AN 5 ee Eu 8 — — —— — — a —̃ —— — r ö Ze N = . Pr . 7 , 2 2 1 2 af 77 NUS LH a e. CAPE 5 7 LIE 2 26 27 Delph. Orca FABR. ah — En? e. hoff: i CH x un Se 0 0 I AB FM 10 h Fit I 0 Em J Aus KR ö | | CETACEA: Delphinina. Phocaena RoNDEL. el Ham) 29, € 3 0. Del ph. Heavidisii Gray. hastatusPFR.CvvV_ : Gen 22 ET 31 Delphimu „ bivıttatus LESS. _ a Deppelichlaier- I 28. Delphinus Htz. Roy WATERH,_ : Fir e, N IN e. N , . 7 De ai 2 IL I AN U 7 10 ur Eur ’ UL WAREN at Aka) et! Weh Nie 1 55 WER. TACEA Deiphininaz RE TAT. ne N Se AT. rocaena RoNDEL. 8 e - = r = —— Sa = > 75 5 5 > . 7 a 32. Delnhinus obscur . unkeffarbuger Det, 2 BI, — 2) . i , 8 8 . 5 . . 33.34. Delph. eruciger G. G. Treuzeragender , FE 1 8 brypteru.s RAFIN. 10 45 g u 0 e N . 40d. Delphinina: ’ 2 — 3 m b 5 > = Ze 2 8 a — 36. Delphinics intermedius HiRLan. ___ lee. 5 Deypıhen D. Harlanı Fısch#. N FPhocaena RONDEIL. „— — — I N 37. Delph. compressicauda LESS. 4 Dh Delahin- id — a TR | 38.39. Delph.(Grampus) obscurus GRAY. (non 322) — Ira YI De , u ee | - & nn nn nn ir 4 0 N DARUM UN 1 e Nee ö 1 K Ma AL Ken! g 11 Wie e * 1 1 rg 1 CEA: Delphinina: Deiphinus PLL. a 5 g 6 | 40. Deiphinus Delphis L.— Der gemein Dede kın: | F ae 3 5 — = — DD = men en — az) — an ge ER —— — . N ’ 5 . U: 2 2 42. Delphmus albısgenus C. G. Do Wein angen- — 2 Hulu, — 8 SEIN i EI, ”z a4 Ei 43. Delphinus coeruleoalbus MEYEN. __ RN, IE 0 DV ah 2 1 2 Delphinus frenatırs DUOSSUM. N 20 — N) N , 0 W 17 PA N N 19055 En IT 9 au, un AL Nr uhr ne CETACEA: Delphinina: | Ei 15. Deiphinus Pırv. +6. Delphinws Pernettyr Desm._ a S — T A #9 Delphinuws dubius Cvv._ Zr TE ne — We B — == SIT SITE 4 N 1700 N . A 0 Mae 10 CETACHA:Deiphinina: "Bali ar. BE — ö | Zechin PIN. | | | | | A rn a > 2 2 ) CH ,. NN 30. Delphinus velox Dussums__ ,, 22 ee. —̃ gar — nenscv — ti rE „ N 31. Belnhunus loriger freu. 1 2 ,, nr . Hel, N + E, A „ - 2 = a . — 8 . olpiluniuslornèe Zelandrae H. G 1 Zu agaac e. a. KT a Rn wo ale I e ÜFTACEA: Delphinina: 5 N ‚Delphinus BR EN 5 ER: 33. Delphinus Tursio BonNaT. __ Der Heuler, N erg N | N 13 u" De IR — —f — — 34. Delphinus Nesarnak Lack V 0 N = Ih 10 e 1 i ae e N Wei W RE W . Defphinus capensis GraY. D. longtrostris / USSU- aM. Ser, RER 57. Delphin nn, pp AUER = Delphin: L lumatus Less. — on ehen. ae D 2 7 2 2 FR 2 * EN Ua KIN RS N {N W 0 N e REN \ I N 1 N ar ALU ANAND Al ö „, 1 1 ER N 1 N u \ U I a AA HR 2 a 28 (mi) N Rt * 0 N A RR j 5 10 \ * 3 1 0 h 15 „ N ch ‘ F | 1 N ö 15 AN \ 1 N „ 91 16 60 8 5 9 3 5 . 5 CETACEA:Delphinına. 19. A. Helnhinorhvnchus Lacr | \ — N | j 1 9 | H N N R N ec? VER bo. Delphinus frontatus Fw; 8 SE; 22 4 | D. Geotlroyt DESMAR. 1 1 | | | 2 „„ 61. Delphrnus planıceps BME. . e , 2 us. | D.rostratus Cut | | | | U. \ CH 62. Delphinus micropterus Cvv. * eee. 22 — et hımn u N nu 1 15 Wee e 0 orhynchis Lacee. | Delphi 2 ; I c 63. Delphinus coronatus Fremmmv. _ PH . IN N HAST (° e S. EG. ZA ISSONLS 6#. 65. Delphin ıcs Cham LE U ng Mh A 0 0 0 BR U udn RN N NW W 5 — = — — — — wor A 66.67. Delphinus gangeticus LEBECK. _ G eee, 7 nach’ Hebie roh und Lebeck. Ina D OR E, — — 68. Delphinus Inla RAPP __ . N . . Inia bolip mt, I HE. e 2 a 2321 1 f #4 > 1 d » h „ . e Pi 5 r 1 0 N ö \ * 1 e N 3 im u. * a au 7 D . „, . 5 „ DER 70, 741. Halicore Dugong Mer... . Ne % MN N 1 1 0 115 1 CETAC EA. Marater: 3 „„ % eo ?- Id. FRI, 2 , 7 75 72. 73. Manatus aus tralıs TERTG. Be LUFT 4 AM 7 — 2 7 7 . Manatıus LALITOSETIS HAR L. ; 2 1 2 m WEN H 7 0 Dirertscht VLAHEZLAGDE eee PR 75. M. 8 Tuvzatılis EL C e, A AT. * Yan 5 il \ — —— —— — nen: ö Lc De —ʒ—ʒ—ʒẽ—— 2 — | + ,., eee, Susie ee rec, Hau, — Hues nun mar. , mae, i eee, 1846. * 77 uche, aue, Gp. G. DORB._20.25..2.90. — 1 7 > — = In S — NUN = | x — — | — = ) — 7 ) . 7 5. TER Ö 10 6 UN 0 u 2 ! 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