h NOVA ACTA. Abh. der Kaiserl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LXIX. Nr. 2. Die Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene (Chalieodoma muraria, Fabr.) im Ei Dr. Justus Carriere, weil. a. o. Professor in Strassburg i. E herausgegeben und vollendet von Prof. Dr. Otto Bürger, Privatdozenten in Göttingen. Mit ı3 Tafeln Nr. XIII-XXV. HALLE. 1397. Druck von Ehrhardt Karras, Halle a. $. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Lei pzig. ZN ZN ZN Saas, ISIN Sie siuSla sa, ee Sen S % NZZ, E V7 NZ, INZNZUN N AN UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY Class Book 959 2 Y Mh ZINN III SET Hertz VIII HR RZ University of Illinois Library 2 N Return this book on or before the 0) Latest Date stamped below. +, DEC2T 195 Sy N 1/7 N 77 N z ASISIIYNV LT a 2 7 i RN Fa / De ur 1 ” \ IN f u UM NOVA ACTA. Abh. der Kaiserl. Leop.- Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band IXIX Nr 2% Die Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene (Chalicodoma muraria, Fabr.) im Ei von Dr. Justus Carriere, weil. a. o. Professor in Strassburg i. E. herausgegeben und vollendet > von Prof. Dr. Otto Bürger, Privatdozenten in Göttingen. Mit ı3 Tafeln Nr. XIII—-XXV. Eingegangen bei der Akademie am 3. August 1896. HALLE. 1897. Druck von Ehrhardt Karras, Halle a.S. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig King aa & en. . 71 UM Kadi ] Fa | SERERIN SisHhFPRET ALIEHBIIET KUREN es I0M Inhalt. Vorwort I. Theil. Capitel I. Lebensweise und Nestbau Capitel II. Das Ei Capitel III. Eitheilung und Blastodermbildung a) Geschichtliches E b) Beobachtungen an Onalieoderta Dotterzellen, Vitellophagen : Bemerkungen zur Eitheilung und Blastodermpldune Capitel IV. Eetoderm, Mesodermkeim und Mitteldarmkeim. a) Geschichtliches b) Beobachtungen an Eon i 1. Die Bildung der Mittelplatte und des Masterplan: Die Bildung des vorderen und hinteren Entodermkeimes . Entwieklungsstadien oder Perioden bei Chalicodoma Die Vereinigung des Eetoderms auf der Bauchseite, die elkichneiisen Bewegungserscheinungen an der Oberfläche, sowie in den Mesoderm- und Entodermkeimen Po Anlage der Spinndrüse Anlage der Mesodermröhren ‘ Anlage der (Geschlechtsorgane . SE e) Bemerkungen über die Bildung des Mesoderms a nen bei Ben Inseeten I. Theil. Capitel V. Segmentirung. 1. Rumpf i49076 FU IBTE| pag. 259 DO mw m Do © © Som - J. Carriere und O. Bürger, a) Beobachtungen bei (halicodoma b) Geschichtliches 2. Kopf Eee: a) Beob hbaeen bei codoma b) Geschichtliches Capitel VI. Extremitäten a) Geschichtliches : b) Beobachtungen bei Chan ndona Antenne Kiefer Beine . Imasinalscheiben Capitel VII. Oberlippe a) Geschichtliches b) Beobachtungen bei endoma Capitel VIII. Stigmen, Tracheen, Spinndrüsen, Tentorium und Flexor mandibulae a) Beobachtungen an Chalicodoma b) Geschichtliches Capitel IX. Vorderdarm, Enddarm und Malpighische Gefässe, Mitteldarm . a) Beobachtungen bei (halicodoma 1. Vorderdarm . Enddarm und Malpiehische Gefässe . Mitteldarm . p Vereinigung der eos chtennen Darmabschnilie Dotterzellen b) Geschichtliches Capitel X. Nervensystem a) Geschichtliches (Bauchnark und Gebin)‘ b) Beobachtungen bei (halicodome« 1. Bauchmark 2. Gehirn . Be 3. Schlundnervensystem ) Geschichtliches : . Beobachtungen bei ee Die „Ganglia allata* > 8 Capitel XI. Coelom, definitive Leibeshöhle, Muskulatur, Fettkörper, Rücken- gefäss 377 [5] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. SBRUMEEMNESOGELIIEE Eee ee er... 877 IS 0 lo N a en. 377 2 DMehnmitiyeanlkeipeshöhlen: Mu. . en en 2:38 3. Weitere Entwicklung der definitiven Leibeshöhle, Muskulatur, Fettkörper 388 AERtlokenpefasur. va. ea rn en 391 DjaKopfiıngsoderme = ne a ee ale u 392 GOelormEA orale 2.392 Capitel XII. GeschlechlSoOrganopamer ee. 12 ne ee eg (Gerchlechiscrüner a. 394 AustuhrendesGaneewe 2 Ener nr. 2896 Capitel XIII. Pnbnwonalhinlleuzsene 2, 0000 Se IS een 896 VEHRAGERNELIE "Sr ot a nee ar > 1} Vorwort. Im Frühling 1894 wurde mir von Herrn Professor Goette in Strassburg das Anerbieten gemacht, ein nachgelassenes Werk — die Ent- wicklung der Mauerbiene im Ei — des 1893 zu Strassburg verstorbenen Zoologen Professor Dr. J. Carriere auf Wunsch der Hinterbliebenen zu vollenden. Es galt vor allem das Missverhältniss auszugleichen, welches zwischen em von Jarriere hinterlassenem Text und der sehr grossen Anzahl von Abbildungen bestand. Während ersterer im Wesentlichen nur die Ent- wicklung der Keimblätter brachte, führten die Figuren und zwar besonders die der Totalpräparate weit in die Organogenie hinein. Ich nahm das Anerbieten gern an. Einmal würde es mich im Inter- esse der Wissenschaft geschmerzt haben, wenn ihr so viel Mühe und Arbeit verloren gehen sollte, wie ich dem mir vorliegenden Fragmente durch Carriere geopfert sah, sodann reizte es mich, in ein neues mir bisher aus eigener Anschauung fremdes Forschungsgebiet einzudringen. Die von mir nunmehr vollendete Arbeit bildet den 2. Theil dieses Werkes nebst den Tafeln 10—13. Sie stützt sich auf das von Carriere gesammelte reiche Material, welches bereits ganz und gar zu gefärbten Totalpräparaten und Schnittserien verarbeitet war. Da die von Carriere angefertigten Schnittserien aus verschiedenen Gründen für das Studium späterer Entwicklungsstadien nicht ausreichten, so habe ich noch viele herstellen müssen, wozu ich nun leider von den Totalpräparaten nehmen musste, da mir anderes Material fehlte und auch nieht mehr zu beschaffen war. 260 J. Carriere und O. Bürger, Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. [5] Aus Carriere’s Feder stammt der 1. Theil, und von ihm sind mir die Fig. der Taf. 1-9 überkommen. Dieser Theil ist von mir druckfertig gemacht worden, indessen sonst unverändert gelassen. Ich darf hier übrigens versichern, dass ich mich mit Carri&re’s Resultaten im vollen Einklang befinde, denn ich habe alle einschlägigen Präparate geprüft. Bei der Abfassung des 2. Theiles haben mich Carriere’s Skizzen, Notizen und Protocolle, die er zu einer Reihe von Schnittserien angefertigt hatte, ausserordentlich unterstützt. Ueberhaupt haben mir der Fleiss und die peinliche Genauigkeit Carriere’s, welche überall aus seinen Studien und Entwürfen zu dem vorliegenden Werke hervorleuchten, die grösste Bewunderung abgerungen und mich noch tiefer das tragische Schicksal empfinden lassen, das diesen Forscher ereilte, indem es ihn von einer jahrelangen, endlich ihrer Vollendung entgegen gehenden Arbeit riss. Göttingen, im Juni 1896. Otto Bürger. I. Theil. Lebensweise — Nestbau — Ei — Eitheilung — Blastodermbildung — Entwicklung der Keimblätter — erste Differenzirung des Meso- derms — Anlage der Spinndrüse und Genitalorgane von Justus Carriere. Nova Acta LXIX, Nr. 2. 34 Ic j IH an & Ri r i u ai : a Ne * r wc RR " u r TÄLER TON RN or 2 N? Al Capitel 1. Lebensweise und Nestbau. Nur an sehr wenigen bevorzugten Orten dürfte es möglich sein, das Leben von Chalcodoma muraria anhaltend so genau zu beobachten, als es mir in Strassburg i. E. mehrere Jahre hindurch gelang. Es wird deshalb nicht unwillkommen sein, wenn ich einiges daraus hier mittheile, auch auf die Gefahr hin, manchem Bekanntes zu bringen. Von den einheimischen Bienen ist es allein die Honigbiene, welche in Schwärme oder Völker (Familien) geschaart in den aufeinanderfolgenden Geschlechtern derselben wie andere Herdenthiere eine ununterbrochene Lebensdauer geniesst. Unsere anderen Bienen sind kurz- und einzellebig, nur bei den Hummeln wird die Familienmutter in ihrer Thätigkeit durch die heranwachsenden Töchter unterstützt — aber nicht sie selbst, nur ihre zuletztgeborenen Töchter erleben den folgenden Frühling, als Reste der ausgestorbenen Colonie versteckt überwinternd. Den zahlreichen anderen Bienenarten, welche unsere Gärten, Wiesen und Wälder beleben, ist die Dauer ihres Daseins viel kürzer bemessen, und ‘das Weibehen leistet die grosse ihm auferlegte Arbeit allein, es bekommt seine Nachkommen nicht zu Gesicht, wie es auch seine Mutter nicht gekannt hat. Nicht die grösste — denn die Holzbiene (Ayocopa wiolacea) und die allerdings nur bis ins Elsass von Süden her vordringende Anthophora per- sonata übertreffen sie darin — aber gleich an diese sich anreihend ist Chalrcodoma murarıa die schönste unserer Bienen. Sie gehört der durch ihre vielseitige Baukunst ausgezeichneten Gruppe der Bauchsammler an, jener Bienen, bei welchen die zu einer dichten Bürste entwickelten Haare der 34* 264 J. Carriere und O. Bürger, [12] Unterseite des Hinterleibes zum Sammeln und Uebertragen des Blüthen- staubes dienen. Das Weibehen, mit Ausnahme der rostrothen Sammelbürste ganz in schwarzen Sammt gekleidet, die schwärzlichen Flügel mit schön violettem Schimmer, erreicht eine Grösse von 15—20 mm, das kleinere und schlankere Männchen, 11—16 mm lang, mit leicht bräunlichen, wasserhellen Flügeln, ist in braungelben oder röthlich glänzenden Pelz gehüllt, der nur am Ende des Hinterleibes, vom 4. Ringe an, schwärzlich gefärbt ist. Ende April oder Anfang Mai, je nach der äusseren Wärme, er- scheinen zuerst die Männchen, einige Tage später die Weibchen, an Blüthen fliegend, sich kräftigend und begattend. Abends verkriechen sie sich — oft mehrere zusammen — in Spalten der von ihnen bewohnten Mauer, aus denen sie nach den kühlen Nächten des Frühlings erst spät am anderen Morgen durch die warmen Sonnenstrahlen hervorgelockt werden. Die Männchen sterben bald nachdem sie ihre Pflicht den Weibchen gegenüber erfüllt haben; für die Weibchen beginnt Anfang oder Ende Mai die mit so grosser Energie betriebene Bauthätigkeit. Hier in Strassburg nisteten die T’hiere an einer hohen, nach Osten gelegenen, alten Festungsmauer innerhalb der neuen Umwallung neben der Citadelle; seit 1891 ist sie niedergelegt, um neuen Gebäuden Platz zu machen. Als ich die Colonie im Jahre 1886 entdeckte — das Betreten dieser dieht neben den neuen gelegenen alten Werke war der grossen Menge nicht gestattet — hatte sie offenbar viele Jahre ungestört gelebt. Die Wand war von oben bis nahe zur Erde mit alten (verlassenen) und frischen Nestern bedeckt, viele in bequemer Gesichtshöhe. Die Bienen flogen und bauten noch eifrig, die Nester waren aber nahezu vollendet. Erst im folgenden Jahre konnte ich die Beobachtungen über den Bau machen, in den Jahren 1888 suchung lieferten. Dann genügte ein nasskaltes Frühjahr und die nicht 59 sammelte ich die Eier, welche das Material zu dieser Unter- mehr durch militärisches Verbot abgehaltene Sammelwuth einiger Ento- mologen, um die Colonie zu vernichten, ehe noch die Mauer fiel. Wenn ich an Hut und Anzug die hellen Farben vermied und mich ruhig hielt, konnte ich den Nestbau aus nächster Nähe stundenlang be- obachten, ohne dass die T'hiere sich stören liessen. DV 13 Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 265 gsg Die erste Zelle wird möglichst in einer Vertiefung, ungern auf der glatten Oberfläche der Quadersteine angelegt, nie auf dem Cementmörtel der Mauerfugen. Als Baustoff dient zunächst ein aus sehr feinem Sande be- reiteter Kitt, der in dünner gleichmässiger Lage auf den Stein aufgetragen wird und mit welehem die Biene später auch die Innenseite der Zelle, deren Rückwand der Stein bildet, ausstreicht. Bei dem weiteren Bau kommen gröberer Sand, später auch kleine Steinchen zur Verwendung. Der zwischen Kopf und Vorderfüssen eingeklemmt herangetragene Baustoff wird mit Drüsensekret (Speichel) durehknetet und in Form beiderseits zugespitzter, ungefähr 6 mm langer, in der Mitte 2 mm dieker Wülste aufgetragen. Nach aussen stehen die Wülste vor, auf der Innenseite werden sie sorgfältig geglättet. So wird zunächst eine Zelle an den Stein gebaut. Immer sind die Zellen an der Basis am breitesten und verengen sich etwas- nach der, einen kurzen eylindrischen Hals bildenden, Mündung zu. Neben die erste Zelle wird eine zweite und dritte, wo es der Raum gestattet, unter die erste Reihe eine zweite gebaut, die einspringenden Winkel zwischen den Zellen werden häufig durch eine äussere Lage von Zellen ausgefüllt; ist es noch Zeit, dann werden auch noch einzelne Zellen wagerecht am Unterrande des Nestes angesetzt. Doch nie ist das ganze Nest als „Rohbau“ sichtbar; kaum sind die ersten Zellen soweit wie oben geschildert vollendet, so beginnt auch schon die Arbeit des Verkleidens. Mit einem Mörtel aus kleineren und grösseren Sandkörnern und Steinchen bis zu 2 mm Durchmesser werden die Zellen überdeckt, so dass das Nest eine nach allen Seiten gleichmässig ab- fallende, gewölbte Oberfläche erhält, und zuletzt diese Decke mit einer Schicht ganz feinen Cementes geglättet und einigermaassen wasserdicht gemacht. Nun ist das fertige Nest. obwohl von grauer Farbe auf einer Mauer von rothem Sandsteine erbaut, nur für den geübten Blick kenntlich, weil es in der Farbe ganz zu dem Cementmörtel in den Steinfugen stimmt. Doch liegt dem T'hiere eine Absicht, sein Nest zu verstecken, fern; vor wem auch? Wo die Chalicodoma nistet, kommen Menschen nur selten hin — und ihre thierischen Feinde, die Schmarotzer wie Siel’s und Alonodontomerus wissen die Nester, wie ich oft genug gesehen habe, leider nur zu gut zu 266 J. Carriere und O. Bürger, 14] finden. Die Schutzfärbung ist eine rein zufällige, indem die T’hiere mit den Stoffen bauen, welche sie in der Nachbarschaft finden, und dadurch werden die Nester vielfach der Umgebung ähnlich, ob sie nun an der Wand eines Steinbruches oder an einer Mauer angebracht sind. Es hat aber hier in Strassburg Chalicodoma aus dem gleichen graugelben Sande auch Nester an die durchsichtige Glasscheibe eines Treibhauses (von Professor Goette) ge- baut, die ihr die gesuchte sonnige und sorgenfreie Lage, jedoch keine Schutz- färbung bot. Der Bau schreitet aber nicht ohne Unterbrechung voran; sowie eine Zelle fertig und innen geglättet ist, beginnt das Eintragen von Futterbrei in dieselbe, der aus einer Mischung von sehr viel Pollen mit etwas Neectar besteht. Die mit Pollen beladene Biene fliegt an, revidirt erst vorsichtig das Nest, steckt dann den Hinterleib in die Zelle, an deren Rand sie sich mit den Vorderfüssen festhält; mit den Hinterfüssen streift sie dann den Pollen von der Sammelbürste ab, welcher in kleinen Klümpchen auf den Boden der Zelle fällt. Dann schlüpft sie heraus, dreht sich auf dem Rande der Zelle um, steckt den Kopf in dieselbe und lässt einen Tropfen Nectar hineinfallen. Sehr schnell verwandelt sich diese Mischung in eine gleich- artige, durchscheinende, braune, syrupartige Masse, in welcher auch mit der Lupe keine Pollenkörner wahrgenommen werden können — sie sind durch- sichtig geworden. Hieraus stammt die irrthümliche Ansicht, dass die Chad codoma abweichend von den anderen solitären Bienen reinen Honig pro- dueire. Sowie man aber den Futterbrei mit Wasser verdünnt, fallen die Pollenkörner als dieker gelber Niederschlag heraus. Ist der 7—10 mm weite Raum ungefähr 10 mm hoch gefüllt, so lest die Biene ein Ei darauf und verschliesst dann die Zelle mit einem sehr feinkörnigen, ungefähr 5 mm dieken Mörtelpfropfen. Die Zeit, während der Chalrcodoma das dazu nöthige Material herbei- bringt, benützt eine kleine Schmarotzerbiene, Siels nasıuta, um schnell ihre 8 kleinen Eier zierlich in zwei Reihen neben das Chalicodoma-Ei zu legen; dann flieht sie, ehe die Chalrcodoma zurückkehrt. Verspätet sie sich, indem sie mit einer Flügelspitze oder einem Fusse an dem zähen Futterbrei hängen bleibt, so wird sie, wie ich einmal beobachtete, mit eingemauert — wie gerne würde ich sagen „zur Strafe“ oder „aus Rache“. Aber ich glaube, [15] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 267 dass die Chalcodoma, welehe zum Schutze ihrer Brut mit viel Kunst, Kraft und Fleiss eine steinerne Burg erbaute, den Feind gar nicht als solchen erkennt. Eine ganz gleiche und gleich verderbliche Unkenntniss beobachteten Friese und ich vielfach bei einer anderen kurz- und einzellebigen Biene, Andrena ovina. An deren zahlreichen Bauten flog zwischen den Bienen die bei ihnen schmarotzende /Vornada, an Farbe und Form von ihnen auffallend verschieden, und kroch ungestört mit den Bienen in deren Nester ein. Fand eine Biene ihren Bau durch eme /Vomada besetzt, dann kam sie zurück, liess den Fremdling ruhig heraus und betrat dann ohne Argwohn ihren Gang. Ein ähnliches Verhalten zeigt Anthophora personata, so zahlreich an den Lösswänden des Unterelsass bauend. Nachdem sie wochenlang den Larven von Schmarotzerkäfern, Szfaris oder Meloe, als Reitpferd gedient, legt sie ihr Ei ab und schliesst dann ihre Zelle mit einem äusserst künst- lich angefertigten Deckel — ohne vorher einen Blick hinein zu werfen. Dieser würde ihr neben ihrem Ei den Räuber zeigen, der bei der Ablage desselben von ihrem hücken im die Zelle sprang oder kletterte und nun zunächst das Ei, dann den Futtervorrath auffrisst. Auffallend ist in allen diesen Fällen, dass die Bienen sich gar nicht um das kümmern, was sie unter Umständen mit ihrem Ei zusammen einschliessen; wenn sie diese Fremdkörper bemerkten oder als etwas Ungehöriges oder Schädliches er- kennen würden, wäre die Entfernung derselben eine Kleinigkeit für sie. Der Beobachter fühlt bei diesem Treiben eine gewisse Befriedigung, wenn er sieht, wie zuweilen ein Räuber den andern oder sich selbst betrügt, wenn z. B.. wie Friese und ich sahen, eine Szarzs- Larve irrthümlich statt auf Anthophora auf eine bei dieser schmarotzende Biene, Jelecta, klettert. Geht die Larve dann mit dem Ei der Jelecta in die Zelle von Anthophora, so entwickelt sich ein Verhältniss, welches keinem der Betheiligten angenehm sein kann. — Auch geselligen Bienen, die aber keinen dauernden Stock bilden, fehlt die so wichtige Erkenntniss von dem Wesen der in ihren Bau eindringenden Insecten. In grosser Menge schmarotzt die Fliege Volwcella bei den Hummeln, deren Weibchen seine Eier an den für die Hummellarven gesammelten Futtervorrath legt; das Weibehen von Volwcel/a ist in keiner Weise Hummel-ähnlich, das Männchen, welches nicht in irgend nähere 268 J. Carriere und O. Bürger, [16] Berührung mit den Hummeln kommt, ist nur für ein geübtes Auge im Freien von einer Hummel zu unterscheiden. Auch eine schmarotzende Hummel, Psöhyrus, steht in ganz freundschaftlichem Verhältniss zu den Hummelnestern, in denen sie aus- und einfliegt. Nur von der Honigbiene, deren Stöcke einen dauernden Staat dar- stellen, bei denen sich also eine Tradition ausbilden kann, ist bekannt, dass sie eindringende Fremdlinge in jeder Weise unschädlich zu machen sucht. Doch zurück zu dem Nestbau von Chadcodoma.) Das ganze Nest, 4—11 Zellen?) enthaltend, wird in wenigen Wochen vollendet; gewöhnlich bauen die Bienen kleinere Nester von 4—6 Zellen, und nach dessen Vollendung bei günstiger Witterung ein neues. Je nach der Zeit des An- fanges endet die Bauthätigkeit Mitte Juni oder Juli, dauert also ungefähr 4—5 Wochen. } Nach Vollendung des Nestes und Ablage der geringen Anzahl von Eiern stirbt das Weibchen. In dieser kurzen Zeit von wenigen Wochen haben sich aus den zuerst gelegten Eiern die Larven schon vollkommen entwickelt. Die junge Larve schwimmt ebenso wie das Ei auf dem dick- flüssigen Futterbrei, aber mit der Bauchseite nach unten, während sie bei dem Ei nach oben gerichtet ist. In dem Maasse, als die Larve den Vor- rath in sich aufnimmt und dabei sehr schnell wächst, kommt sie dem Boden der Zelle näher bis sie denselben erreicht und ihn wie die Seitenwände von jeder Spur des Nahrungsmittels befreit. Nachdem sie so alles aufgezehrt und einige Zeit der Verdauung gewidmet hat, beginnt sie die Wand der Zelle mit einem sehr feinen, Firniss-artigen Ueberzug auszukleiden, an welchem sie ein die Zelle durchziehendes, lockeres Gewebe befestigt. Zu gleicher Zeit und während dieser Arbeit erfolgt die Entleerung der Ex- eremente in Form einer grossen Menge kleiner, brauner, eylindrischer Körperchen von wenig über 1 mm Länge und 0,5 mm Breite gegen den 1) Erwähnen möchte ich hier noch, dass auch ein Vierfüssler sich bei C’halicodoma zu Gast läd; Lacerta muralis, die behende Mauereidechse, findet an dem süssen Futterbrei grossen Geschmack und ich habe oft gesehen, wie sie die kurze Abwesenheit der eintragenden Biene benutzte, um ihn aus den Zellen aufzulecken. 2) Ausser den mit Eiern belegten Zellen findet man in grossen Nestern fast regel- mässig eine vollkommene leere und eine nur mit Futterbrei versehene, eilose Zelle. (17) Entwicklungsgeschiehte der Mauerbiene. 269 Boden und die unteren Seitenwände der Zelle hin. Diese Exeremente fangen sich meist in den Maschen des Gewebes und hängen dadurch grösstentheils äusserlich dem Cocon an. Für diesen, der fest, dünn und durchscheinend ist, dient das erwähnte lockere Gewebe als Grundlage, so dass er mittelst desselben an den Wänden der Zelle befestigt und in ihr aufgehangen ist. Zur Verfertigung des Cocons dienen nicht nur geformte Sekret- (Seiden-) Fäden, sondern auch ungeformter, flüssiger Spinnstoff, mit welchem die Zwischenräume des dichten Cocongewebes ausgefüllt werden. Die eingesponnene Larve liegt, indem ihre Gestalt der Form der Zelle ent- spricht, mit dem schlankeren Vorderende in dem schmalen Vordertheile, mit dem diekeren Hinterende in dem erweiterten Grunde der Zelle. Das Larvenleben ist eine Unterbrechung der Embryonalentwicklung, welche dadurch bedingt ist, dass in dem Ei keine für die Entwicklung des ausgebildeten Inseetes hinreichende Menge von Bildungsmaterial vorhanden ist. Die einzige Aufgabe und Thätigkeit der Larve besteht darin, dass sie Nahrung aufnimmt, verdaut und die daraus gewonnenen Stoffe aufspeichert. Nachdem das geschehen ist und das Thier sich eingesponnen hat, beginnt die Embryonalentwicklung wieder unter theilweiser Auflösung und Um- wandlung provisorischer Larvenorgane. Man hat die Zeit, zu welcher die Folgen der von nun an gleich- mässig fortschreitenden Entwicklung nach aussen in Veränderungen einzelner Körpertheile sichtbar werden, der Körper aber im Allgemeinen noch die Larvengestalt besitzt, als Vorpuppenstadium bezeichnet im Gegensatz zu dem nach dem Abwerfen der Larvenhaut hervortretenden Zustand, den man Puppenstadium nennt. Doch giebt es von dieser Zeit an keine Pause in der Entwicklung, keine Grenze zwischen dem jungen, weissen und dem alten, ausgefärbten Imago. — Ungefähr 3 Tage nach dem Einspinnen kann man die kleinen Beinzäpfehen erkennen, nach 14 Tagen bis 3 Wochen ist die Grenze von Brust und Hinterleib deutlich, der Kopf ist aus der Kapsel des Larvenkopfes zurückgezogen und der ganze Kopf-Brustabschnitt liegt frei unter der Larvenhaut, die Beine sind länger geworden. Mitte August finden sich die ersten, aus der Larvenhaut geschlüpften Thiere (Puppen), bis Ende August sind in der Regel alle frei geworden. Während des Septembers machen sie die letzten Veränderungen durch (Chitinisirung, Auf- Nova Acta LXIX. Nr. 2. 35 270 J. Carriere und 0. Bürger, [18] treten und Verfärbung der Haare) und liegen Anfang October als voll- kommen ausgebildete, flugfähige T'hiere in den Cocons. Die ganze Ent- wieklung spielt sich also im Zeitraume von ungefähr fünf Monaten, Mai bis September, ab, wobei die letzten Eier zwar ungefähr 4 Wochen später gelegt werden als die ersten, sich aber bei der grösseren Wärme des Juni und Juli rascher entwickeln und so Ende August alle Thiere gleich aus- sebildet erscheinen. Bestimmte Angaben über die Zeitdauer der einzelnen Abschnitte lassen sich nicht machen, da man nicht die Entwicklung eines bestimmten Individuums vom Ei an unter natürlichen Verhältnissen ver- folgen kann. Doch nimmt die Entwieklung im Ei bei heisser Witterung kaum mehr als 14 Tage in Anspruch, der Ruhezustand als Larve dauert ungefähr 4 Wochen, der zweite T'heil der Entwieklung 4—6 Wochen, das Reifen des Imago ungefähr ebensolang. Die Thiere überwintern also ausgebildet; wenn sie im April aus- schlüpfen, so setzt der Propf, mit dem die Zelle verschlossen ist, der Biene nur geringen Widerstand entgegen, denn der Hauptsache nach (mit Aus- nahme der äussersten Schicht) besteht er aus feinem, nicht fest verkittetem Sande, der von den meiselförmigen Kiefern leicht zerbröckelt wird und sich dann auf dem Boden der verlassenen Zelle vorfindet. An den leeren Nestern sieht man gewöhnlich weniger Oeffnungen als Zellen vorhanden sind; denn die Biene lässt womöglich die Zellen der unteren Reihen in die der oberen oder die inneren in die äusseren ein- münden, auch z. B. zwei untere Zellen in den Boden einer oberen Zelle. Die Oeffnung wird in diesen Fällen nur mit einem dünnen Deckel ge- schlossen. Aus meiner kurzen Schilderung des Lebens dieser Biene geht wohl hervor, dass sie das Interesse, welches schon Reaumur ihr zugewandt hatte, vollkommen verdient. Es drängen sich mir im Anschluss an dieselbe noch einige Fragen auf, die ich wenigstens vorübergehend streifen möchte. Finden wir bei den Jungen der Gesellschaftsbienen und Wespen immer wieder dieselben auffallenden Beweise von Kunstfertigkeit, so sind wir der Annahme geneigt, dass hier wie bei den höheren Thieren die Jungen von den Alten lernen. Sie sehen ja, sobald sie ausgeschlüpft sind, [19] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 271 wie alles gemacht wird und helfen an der Arbeit, ein Theil von ihnen bleibt am Leben und wird im folgenden Jahre Mutter und Lehrer einer neuen Generation. Aber bei den einsamen Bienen und Wespen, von denen wir eben in Chalrcodoma eines der schönsten Beispiele kennen gelernt haben und die an Kunstfertigkeit den geselligen nicht nachstehen, liegt die Sache anders. Hier sind die einzelnen Generationen vollkommen getrennt, die Nachkommen können nichts von den Eltern lernen, da sie dieselben nie zu Gesicht bekommen. Eine Erziehung, ein Lernen oder Erwerben von Fähig- keiten durch Beispiel und Unterweisung, wie wir es z.B. bei den Vögeln beobachten, ist vollkommen ausgeschlossen. Die von der Mutter erworbene Geschicklichkeit, die genaue Kenntniss von der nothwendigen Menge des Futterbreies, von der dem Körper der erwachsenen Larve angepassten (re- stalt der Zelle, welche nicht, wie in so vielen anderen Fällen, über den Körper der Biene geformt eylindrisch ist, der Verschluss der Zelle, die Ver- kleiduhg des ganzen Nestes, alles das muss vererbt werden. Wir glauben heute daran, dass die Vererbung nicht durch unwägbare Stoffe bewirkt wird, sondern durch kleinste Theilchen des mütterlichen oder väterlichen Körpers, welche in das Ei mit aufgenommen werden. Wie ist nun eine Vererbung der eben genannten Kenntnisse möglich, wenn das Ei zu der Zeit, wo sie erworben oder zum ersten male ausgeübt werden konnten, schon ausgebildet ist, wenn sie zum Theil zum ersten mal ausgeübt werden, nachdem das Ei den mütterlichen Körper schon verlassen hat? Wie soll eine von der Mutter während des Nestbaues erworbene Eigenthümlichkeit auf die schon fertig ausgebildeten, legereifen Eier übergehen? Angenommen, das wäre bei den Eiern, die am spätesten zur Ablage kommen, möglich, so wären doch die ersten davon ausgenommen — doch davon bemerken wir nichts. Bei der geringen Anzahl von Eiern und der Menge von Feinden würde der längere Zeit fortgesetzte Ausschluss auch nur weniger Töchter einer Mutter — als geringer befähigt — die bedenklichsten Folgen für die Erhaltung der Art haben.') Chalicodoma baut dabei nicht nach einem bestimmten, etwa von altersher überkommenen Schema, sondern ihre Nester werden bei aller Gleichheit in 1) Anm. d. Herausg.: vgl. A. Weismann, Aufsätze über Vererbung und verwandte biologische Fragen, Jena 1892. — Die Allmacht der Naturzüchtung, Jena 1893. 35* 272 J. Carriere und 0. Bürger, [20] den Einzelheiten den örtlichen Verhältnissen auf das Beste angepasst, mit einem Worte zweckmässig ausgeführt. Man wird unter den vielen Nestern einer Wand kaum zwei antreffen, die nach Anordnung und Lage ihrer Zellen einander gleich sind. Öapitel II. Das Ei. Das Ei von Chalcodoma muraria ist ungefähr 3,5—4 mm lang, 0,75—1 mm diek, wasserhell und durchsichtig, seine Gestalt ist eylindrisch, sehr schwach nach einer Seite gekrümmt, an beiden Enden abgerundet. Die verschiedenen Seiten stehen derart in bestimmter Beziehung zu dem Embryo, dass auf der convexen Seite als der Bauchseite die Anlage des- selben erfolgt, während die gegenüberliegende concave Seite die Rücken- fläche bildet. Das Ei liegt regelmässig mit der concaven Seite auf dem Futterbrei, sodass der Embryo bis zum Verlassen des Eies seine Bauch- seite nach oben, die Rückenweite nach unten kehrt; erst nach dem Aus- schlüpfen nimmt er die normale Lage ein. Die Eihaut (Chorion) ist sehr dünn, zart und weich, durch den In- halt prall gefüllt und angespannt. Dieser, sehr flüssig, besteht aus einer Emulsion von sehr vielem, stark fetthaltigem Nahrungsdotter in wenig Bildungsdotter (Protoplasma). Alkohol und Cbloroform ziehen die darin löslichen Dotterbestandtheile aus, so dass die gehärteten Eier aus einem leichten Schaume bestehen, an dessen von Protoplasma gebildeten Blasen die wenigen löslichen Rückstände des Nahrungsdotters in Gestalt kleiner Körnchen haften. Durch diese Verhältnisse wird die Behandlung der Eier sehr erschwert. Bei der geringsten Verletzung des frischen Eies fällt dieses sofort voll- ständig zusammen, während die conservirten Eier, welche ihre Spannung verloren haben, bei Berührung, oder wenn sie z. B. nicht der ganzen Länge nach auf dem Präparatenheber aufliegen, einknicken. Da ferner die Eihaut bei dem Ueberführen des Eies aus schwächerem Alkohol in stärkeren, aus starkem in Chloroform für die in dem Ei enthaltene Flüssigkeit viel durch- [21] Entwieklungsgeschiehte der Mauerbiene. 273 lässiger ist als für die äussere, so klappt das Ei in diesen Fällen zu einem runzeligen, platten Körper zusammen, wenn nicht vorher die Eihaut an- geschnitten wird. Das ist nach Beginn der Entwicklung eine sehr einfache Sache, da dann das Ei sich verkürzt und von den beiden Polen der Eihaut entfernt, so dass der eine derselben ohne weitere Schädigung abgeschnitten werden kann. Bei frischen oder erst im Anfange der Entwicklung stehenden Eiern dagegen ist das nur unter Verletzung des Eies möglich. Zum Abtödten der Eier wurden Wasser, Alkohol von 70%, oder wässerige Lösung von Pikrinsäure verwandt, welehe mit den Eiern auf un- gefähr 60° C. erwärmt werden; daraus führte ieh die Eier allmälig in stärkeren Alkohol über. Die Pikrinsäure erhielt einen grossen Theil der in den anderen Fällen bei weiterer Behandlung ausgezogenen Dotter- substanzen; dieselben färbten sich dann aber zuweilen so stark mit Karmin oder Hämatoxylin, dass dieser Nachtheil die anderen Vortheile überwog. Die Färbung wurde in toto mit alkoholischer Cochenillelösung oder sehr dünnem Alaunkarmin, später mit Essigsäure - Karmin, vorgenommen, erstere ergab für Schnitte keine genügende Färbung, ich hatte sie Anfangs zur Schonung der Eier angewandt, da sie keine Verletzung der Eihaut be- dingte. Schliesslich wurden die Eier, nach einer vorläufigen Untersuchung, Beschreibung oder Zeichnung nach Seibert (I) während sie noch in Alkohol lagen, entweder durch Chloroform in eine dünne, der freiwilligen Ver- dunstung überlassene Lösung von Kanadabalsam gebracht, wenn sie ganz aufbewahrt werden sollten, oder in eine entsprechende Paraffinlösung für die Zerlegung in Schnitte. Dieselben Umstände, welche die technische Behandlung der Eier erschweren. die Zartheit der Eihaut, die flüssige Beschaffenheit des fett- reichen Dotters machen im Vereine mit der nur mangelhaften und deshalb nicht störenden Ausbildung der Embryonalhülle das Objeet zu dem reiz- vollsten, das sich ein Forscher wünschen kann. Schritt für Schritt, ohne auch nur zeitweilig verdunkelt zu werden, ist daran die Entwicklung des Thieres von dem ersten Anfange bis zum Schlusse zu beobachten, und nicht nur die äusseren, sondern auch die meisten inneren Organe sind in ihrem ganzen Bildungsgange leicht zu verfolgen. 274 J. Carriere und O. Bürger, [22] Capitel II. Eitheilung und Blastodermbildung. a) Geschichtliches. Die hierher gehörigen Vorgänge sind durch Metschnikoft (1866) bei Ceeidomyiden, Bobretzky (1878) bei Prer’s, Graber (1878) bei Zinma, 'Tiehomiroff (1882) bei Bomöyx mor’, Weismann (1882) bei Gall- wespen, Witlaezil (1884) bei Aphiden, Patten (1884) bei Phry- ganiden, Korotneff (1885) bei @ry//ota/pa, Kowalewsky (1586), Bloch- mann (1887), Woeltzkow (1889) und Graber (1889) bei Musciden, Nusbaum (18885— 91) bei Me/oö, Heider (1889) bei Zydrophilus, Wheeler (1889) bei Phy//odromia und Doryphora genauer beobachtet worden. Durch die Untersuchungen von Will (1883), Stuhlmann (1886), Blochmann (1887), Henking (1888) haben wir die der Befruchtung und Eitheilung bei den Insecten vorhergehenden Erscheinungen kennen gelernt. Nach diesen Beobachtungen besteht das Ei aus einer mehr oder weniger groben Mischung von Bildungsdotter (Protoplasma, Blastem) und Nahrungsdotter; letzterer ist aus Fetttropfen und entweder festeren und grobkörnigeren oder flüssigeren und‘ feinkörnigeren Bestandttheilen zu- sammengesetzt. Erstere bezeichnen wir als Dotterschollen und Dotter- kugeln, letztere als Dottertropfen. Die Mischung ist entweder gleichmässig, oder es sind die oberflächlichen Lagen des Eies frei von Nahrungsdotter, so dass hier eine verschieden dieke Schicht von Bildungsdotter vorhanden ist (Keimhautblastem). Der im Inneren des Eies gelegene Eikern wird bei der Reifung der Eier der Oberfläche genähert; hier erfolgt unter Spindelbildung Loslösung der Richtungskörper, worauf der Kern wieder gegen die Mitte des Eies zurücktritt und auf diesem Wege mit dem männlichen Pronueleus, der aus dem eingedrungenen Samenkörper stammt, zusammentrifft. Nach Vereinigung beider Kerne zum Theilungskern beginnt die mitotische Vermehrung des- selben unter gleichzeitiger oder nachfolgender 'Theilnahme des Bildungs- dotters. Die Theilungsproduete bleiben während ihres Aufsteigens zur Ober- fläche unter fortgesetzter Vermehrung in mehr oder weniger naher und inniger Verbindung; nach dem Auftauchen verschmelzen sie unter sich und [23] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 275 gegebenen Falls mit der oberflächlichen Plasmaschicht zu einer gleichartigen Masse (Syneytium). Es erfolgt nun eine weitere Vermehrung der Kerne, worauf das im (Anziehungs-) Bereiche jeden Kernes befindliche Protoplasma sich von dem benachbarten trennt und zur Zelle abrundet. Bei manchen Insecten (Chrronomus, Musca, Aydrophilus) tritt dabei noch im Dotter ent- haltenes Plasma an die Oberfläche und wird mit der obersten Dotterlage zusammen in den basalen Abschnitt der sich bildenden Zellen aufgenommen (inneres Keimhautblastem). Die Trennung der Zellen wird zunächst an der Oberfläche deutlich sichtbar, indem die Zellbezirke sich erst hier, dann nach der Basis zu von einander lösen. Ob die Theilungsproducte zuerst am vorderen oder am hinteren Pole oder an der Bauchseite auftauchen, so ergiebt sich doch aus dem weiteren Verlaufe ein das Ei gleichmässig umhüllendes Blastoderm, welches sich in vielen Fällen nach der Bauchseite zusammenzieht, so dass hier die Zellen, dieht gedrängt stehend, höher werden, während die spärlichen Zellen des Rückentheiles und der Seiten sich sehr verbreiten und abflachen. In anderen Fällen, z. B. bei den Käfern, bewahrt das Blastoderm während der ersten Embryonalentwicklung rings gleichmässige Dicke. Eine gewisse Menge der 'Theilungsproducte bleibt im Dotter zurück (Dotterzellen, Vitellophagen), vermehrt sich hier und vermittelt die Er- nährung des Embryo, ohne anderen Antheil an dem Aufbau desselben zu nehmen. Nur wenige Ausnahmen von den hier geschilderten Vorgängen sind bekannt und beruhen anscheinend darauf, dass der Bildungsdotter wahr- scheinlich ungleichmässig im Ei vertheilt oder im Inneren desselben nur in geringer Menge vorhanden ist. Bei Phydliodromia (Blatta) und Grylotalpa treten schon die ersten Theilzellen getrennt an die Oberfläche und vermehren sich hier anfangs in getrennten Inseln, bis zuletzt ein gleichmässiges Blastoderm entsteht und bei Phydlodromia (Blatta) und NVeophylax bleiben dabei keine Thheilstücke im Ei, sondern die Dotterzellen treten erst aus dem jungen Blastoderm in den Dotter zurück. 276 J. Carriere und 0. Bürger, [24] b) Beobachtungen bei Chalicodoma. Die 'Theilung geht von dem vorderen Pol aus. Nach Vereinigung des männlichen und weiblichen Pronueleus zieht sich der Furchungskern nicht in die Mitte des Eies zurück — falls er überhaupt vorher dort lag, worüber ich nichts mittheilen kann. Um ihn sammelt sieh ein wenig Proto- plasma an und es beginnt, gewöhnlich nicht genau am Pol, sondern etwas seitlich davon, eine fortgesetzte schnelle T'heilung des Kernes und Proto- plasmas zu unregelmässig geformten Körnern, die durch feine Fortsätze zusammenhängen. Einmal sah ieh etwas hinter dem Pol eine Ansammlung von Plasma pfropfartig in das Ei hinein- und etwas über die Oberfläche hervorragen. In der Nähe des inneren Endes dieser Masse fanden sich verästelte Plasmaklumpen. Auf diese Weise entsteht zunächst ein ziemlich dichtes „Syneytium“ (Fig. 1 und 2), erst, nachdem schon eine grössere Anzahl von Theilstücken gebildet ist, beginnen sie sich etwas von einander zu entfernen und unter beständiger Vermehrung nach dem andern Pol des Eies hinzuwandern, ohne ihren Zusammenhang aufzugeben. Dabei ordnen sie sieh parallel der Ober- fläche aber noch ziemlich entfernt von derselben ungefähr in der Form eines Kegelmantels an, doch nicht sehr regelmässig, indem bald hier, bald dort eine oder mehrere Zellen auch in den Binnenraum des Kegels vor- springen (Fig. 4). Das Gebilde wird allmälig immer gleichmässiger und dann einem gestrickten Sacke vergleichbar, der vorne aus zahlreichen, engeren, hinten aus weiteren Maschen besteht (Fig. D). In den Knoten desselben liegen die Zellkerne und das darum angesammelte Protoplasma, die Fäden werden dureh die Fortsätze der 'T’heilzellen dargestellt. Am Vorderende breit und der Oberfläche genähert wird der Sack nach hinten zu immer schmaler und endet schliesslich zugespitzt im Dotter. Dabei nimmt die Entfernung von der Oberfläche nicht gleichmässig ab, sondern an der Rückenseite schneller als an der Bauchseite. Es verlängert sich also das „Syneytium“ mit einer Spitze nach hinten zu dureh radiäre Zelltheilungen, welche in jener in der Längs- richtung des Eies erfolgen, während gleichzeitig alle älteren, weiter nach [25] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 2 vorne gelegenen Zellen sich in dazu senkrechter Richtung theilen, jedoch auf der Bauchseite lebhafter als auf der Rückenseite. Da sie nach jeder Theilung gleichmässig auseinanderrücken, wächst der Umfang des Sackes stetig und seine Wände nähern sich der Oberfläche des Kies. Dabei bildet der flüssige Dotter, welcher durch die Maschen des Sackes förmlich hin- durch filtrirt wird, kein Hinderniss. Die Mitosen sind bei richtiger Färbung und Conservirung sehr gut erhalten und sehr deutlich (Fig. 7). Dieht unter der Oberfläche angelangt, sind die Zellen nicht mehr ganz so viel, als ihr eigener Durchmesser beträgt, von einander entfernt und durch ein Netzwerk von Fortsätzen mit einander verbunden. Andere Fort- sätze — eigentlich sind sie ja alle nichts anderes als Protoplasmamembranen, als die mit den Zellen und unter sich in Verbindung stehenden Protoplasma- hillen der Dottertropfen — erstrecken sich nach innen und besonders mächtig nach aussen (Fie. II. An der Oberfläche des Eies hat sich kein Keimhaut- blastem angesammelt, doch sind die Dottertropfen hier viel kleiner und dem- entsprechend das Protoplasma dichter. Auf dem Wege vom Centrum zur Peripherie nehmen die 'T'heilungs- zellen (das „Syneytium“) fast die ganze, zwischen den Dottertropfen ver- theilte Menge von Bildungsdotter in sich auf. Es ist dies bei Chadcodoma, wo der Nahrungsdotter durch die Reagentien fast ganz ausgezogen wird oder andernfalls sich sehr stark färbt, gut. aber doch etwas weniger deutlich als bei Anthophora personata zu sehen. Bei dieser erhielt ich durch Doppelfärbung mit Pikrinsäure und Hämatoxylin — Nahrungsdotter gelb, Bildungsdotter blau — sehr schöne und einwandfreie Bilder (Fig. 5 und 6). Diese Biene besitzt, nebenbei bemerkt, ein deutliches, wenn auch dünnes Keimhautblastem. Während des Auftauchens haben sich die Thheilzellen so weit von einander entfernt, dass sie, nur durch wenige und dünne Fäden oder Mem- branen mit einander verbunden, als selbständige Zellen angesehen werden könnten (Fig. 7a, b,e und Sa). Sowie sie aber wirklich die Oberfläche erreichen, verschmelzen sie unter sich und mit der dort vorhandenen Dotter- schicht zu einem gleichartigen Gemenge von Protoplasma und Dotterkörnehen und -tröpfehen, in dem in ziemlich gleichmässigen, grossen Abständen die Kerne eingebettet sind (Fig. 7d, Sb—d). Nova Acta LXIX. Nr. 2, 36 278 J. Carriere und O. Bürger, [26] Die verschiedenen, zeitlich aufeinander folgenden Acte der Blasto- dermbildung sind auch an einem passenden Ei nebeneinander zu beobachten, indem man einen sagittalen Längsschnitt vom Hinterende nach dem Vorder- ende oder einen Querschnitt von der Rückenseite nach der Bauchseite zu durchmustert. Vergleiche Fig. I, 5, 6. Nachdem sich die Furchungselemente an der Oberfläche zu einem vielkernigen „Syneytium“ vereinigt haben, beginnt eine lebhafte, an ver- schiedenen Stellen des Eies gleichzeitig verschiedenartige Bewegung in der Masse derselben. Während die Kerne sich lebhaft theilen und dabei auffallend kleiner werden, gewinnt die Protoplasmamasse durch Einziehen der vielen diekeren Fortsätze auch an der Innenseite eine ebenere Ober- fläche. Dabei tritt sie an der Aussenseite etwas von der Dotterhaut zurück, bleibt aber dureh diehtstehende Zacken oder Rippen mit derselben in Ver- bindung, so dass die Querschnitte hier eigenthümlich gezähnelt erscheinen. Die Kerne nehmen nach der starken Vermehrung wieder an Volum zu und f). Am vorderen und hinteren Pol scheint keine Verschmelzung der auf- stehen nun regelmässig und dieht gedrängt neben einander (Fig. 9: tauchenden Theilungszellen stattzufinden, sondern jede einzelne gleich nach ihrem Auftauehen sich in Kugelform zusammenzuziehen und so von dem (inneren) „Syneytium“ zu trennen. Denn beide Pole sind schon während der Blastodermbildung mit kugeligen, vereinzelten Zellen in unregelmässiger Weise bekleidet (Fig. 11e). An der übrigen Oberfläche des Eies beginnt die Bildung des Blasto- derms in bekannter Weise, indem von aussen nach innen vorschreitende Zerklüftung das Protoplasma in Zellen trennt. Doch treten gleichzeitig Vaeuolen zwischen den basalen Theilen der Zellbezirke auf, welche diese einengen und trennen, sodass auch auf der Bauchseite die Zellen zunächst birnförmige, dann kugelige Gestalt — soweit es der Raum irgend gestattet — erlangen. Aus dieser gehen sie (durch den gegenseitigen Druck) in die prismatische Form über. Dabei wird nicht die ganze Protoplasma-Dotter- Mischung in die Zellen eingeschlossen, sondern ein Theil desselben bleibt als dünne Schicht darunter zurück. Je nach der Gegend des Eies ist die Form der jungen Blastoderm- zellen verschieden. Schon vorher waren Seiten und Rücken des Eies mit [27] Entwieklungsgeschiehte der Mauerbiene. 279 einer dünneren Plasmaschicht bedeckt, während der Zellbildung zieht sich dieselbe noch nach der Bauchseite zusammen. Die hier entstehenden, hoch- prismatischen Zellen (Fig. 11, III) gehen durch mehr kubische und kugelige Formen in das ungemein dünne Plattenepithel der Seiten und des Rückens über (Fig. Ile, d). Fig. 12 zeigt zum Vergleich junges Blastoderm von Stets nasuta, einer viel kleineren Biene mit viel grösseren Zellen. Als Ergebniss der geschilderten lebhaften Entwicklungsvorgänge im Inneren des Eies und an seiner Oberfläche und als Grundlage der weiteren Entwicklung des Embryo finden wir einen Zustand kurzer Ruhe, während dessen die Bauchseite des Eies mit hohem, prismatischem, die beiden Pole sowie Anfang und Ende der Bauchseite mit kugligem, Seiten und Rücken mit plattenförmigem Epithel bedeckt sind. Von dem, was wir sonst Epithel nennen, unterscheidet sich aber diese Zellschieht dadurch, dass die benach- barten Zellen nur in ganz loser Verbindung stehen, so dass Verschiebungen jeder Art und vollkommene Trennung während der folgenden Entwicklungs- periode jederzeit ebenso leicht vor sich gehen wie beliebige Formverände- rungen. Erst später, wenn der an der Oberfläche zurückgebliebene Theil des Blastoderms sich in Eektoderm umgewandelt hat, zeigt dieses einen ge- wissen inneren Zusammenhang und Dauerhaftigkeit der Zellform. Das Ei von Chalicodoma besteht somit am Ende der Blastoderm- bildung aus den zwei Hüllen, dem Chorion und der Dotterhaut; unter der Dotterhaut und ihr sehr dicht anliegend das Blastoderm; unter diesem, und durch eine glatte Aussenschicht gegen dasselbe abgesetzt, der Nahrungs- dotter, erfüllt von Dotterzellen. Dotterzellen, Vitellophagen. Gelegentlich der Eitheilung erwähnte ich, dass die Thheilstücke sich nicht nur dureh radiale, sondern auch durch tangentiale "Theilungen ver- mehrten, so dass während des Auftauchens auch zahlreiche Zellen in das Innere des „Sackes“ treten. Diese von den künftigen Blastodermzellen ab- gegebenen Zellkörper vermehren sich ungemein stark, sodass nach Bildung des Blastoderms der Dotter von unter sich zusammenhängenden Dotterzellen 36* 280 J. Carriere und O. Bürger, [28] dicht durchsetzt ist. Ihre Aufgabe besteht offenbar darin, als Vitellophagen den Dotter in sich aufzunehmen, den Blastodermzellen sozusagen mund- gerecht zu machen und ihnen diesen Nahrungsstoff an die Stellen lebhafterer Entwicklungsvorgänge zuzuführen. Die Oberfläche des Dotters ist glatt, anscheinend zähe und gegen das Blastoderm oder später das Eeto-, Meso- und Entoderm scharf abgegrenzt, zwischen ihm und den darüber liegenden Zellen giebt es keine Verbindung. Wo aber eine stärkere Thätigkeit der- selben stattfindet, da wandern Dotterzellen an die Oberfläche und schieben ihre feinen Fortsätze manchmal sogar zwischen die basalen Enden der Zellen hinein. Fig. 13a,b, e zeigt das bei der beginnenden Umwandlung des mittleren Blastodermstreifens in die mehrschichtige Mittelplatte; später kommt es nieht mehr zu so inniger Berührung. Häufig verschmelzen dabei auch die Dotterzellen mit einander und bilden so mehr- oder vielkernige Massen. In dem Verhältniss, wie der Dotter verbraucht wird, nimmt auch die Zahl der Dotterzellen ab, sodass auf späteren Entwicklungsstufen immer weniger derselben gefunden werden; sie erleiden das Schicksal aller thätigen Zellen des Körpers, sie verbrauchen sich selbst. Was ihre Beziehung zu den Geweben anbetrifft, so liegen die Ver- hältnisse bei Chalrcodoma derart einfach und klar, dass ich mit vollkommener Bestimmtheit erklären kann: nach der Bildung des Blastoderms treten hier weder Zellen aus diesem (oder dem Eetoderm u. s. w.) in den Dotter hinein noch Dotterzellen aus dem Dotter in das Blastoderm oder dessen Abkömm- linge. Ebensowenig verlassen Dotterzellen den Dotter, um sich zwischen diese und das Blastoderm zu lagern. Die Dotterzellen sind so gross und von den Zellen des Blastoderms oder der Keimblätter so verschieden, dass eine Ein- oder Auswanderung nicht unbemerkt bleiben könnte. Wo aber zwischen Eetoderm oder Blastoderm und Dotter Zellmassen auftreten, da lassen sie sich durch trefflieh erhaltene Mitosen bis zu ihrem Ursprunge verfoleen und sind immer scharf geren den Dotter abgegrenzt. fo} o’o > Do Bemerkungen zur Eitheilung und Blastodermbildung. Bei Betrachtung der 'Theilungserscheinungen ist zu berücksichtigen, dass der Nahrungsdotter als leblose Masse (Ballast) in dem lebendigen [29] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 281 Bildungsdotter liegt; je nach seiner Menge oder Beschaffenheit kann er von dem Bildungsdotter bei den Theilungen mitgenommen werden oder er bleibt während der T'heilung liegen, wenn seine Masse unverhältnissmässig gross ist, also vom Protoplasma nicht bewegt oder vorübergehend gelöst werden kann. Werfen wir einen Blick auf die Formen der Eitheilung, wie sie von den übrigen Arthropoden bekannt sind, so finden wir nur in ganz ver- einzelten Fällen eine bis zur Blastodermbildung dauernde vollkommene Theilung des Eies (z. B. CeZochzlus). In anderen Fällen wird der Dotter entweder anfangs eine Zeit lang vollständig bei der Theilung mitgenommen und dann fallen gelassen (z. B. Amphipoden, Spinnen, Pyenogoniden) oder es bleibt im Centrum von Anfang an Dottermasse ungetheilt liegen, während die periphere bei der Theilung mitgenommen wird (viele Decapoden) oder der Dotter wird während der Theilung gar nicht in Bewegung gesetzt (Isopoden, Schizopoden. Crangon). Im letzteren Falle erfolgt die Theilung des Bildungsdotters entweder im Inneren, worauf die Theilzellen allmälig durch den Dotter zur Oberfläche ansteigen und sich hier nochmals ver- mehren, oder das Protoplasma sammelt sich vorher auf der Oberfläche des Eies an und die Theilung verläuft somit von Anfang an oberflächlich (z. B. Porcelhio, Ligia, Mysis). Der letztere Fall, die rein oberflächliche 'Theilung wie der erste, die vollkommene Theilung, sind nach den bisherigen Erfahrungen hier Ausnahmen. Die Regel bildet eine T'heilung unter zeit- weiliger Mitnahme des ganzen Nahrungsdotters oder eines T'hheiles desselben. Ausnahme scheint es auch zu sein, wenn eine Anzahl von 'T'hheilungszellen im Dotter als Dotterzellen oder Vitellophagen zurückbleibt, wie bei den Amphipoden, Dapınia.similis, Limulus. Bei den Inseeten beginnt die Theilung immer im Inneren des Eies und ohne Betheiligung des Nahrungsdotters, also ähnlich wie bei Ca/kanassa, Daphnia similis, Crangon vuloaris, Limulus, und mit seltenen Ausnahmen bleibt eine (grössere oder geringere) Anzahl von Theilungszellen als Vitellophagen im Dotter zurück. Die Theilproducte gelangen in grosser Menge an die Oberfläche und verschmelzen vor der Trennung in die einzelnen Blastodermzellen zu einem „Syneytium“, in welchem gewöhnlich eine weitere Vermehrung der Kerne vor sich geht. Bei der Theilung verbreiten sich die Theilzellen entweder ohne regelmässige Anordnung durch den Dotter oder sie erfolgt in mehr 282 J. Carriere und O. Bürger, [30] regelmässiger Weise wie z. B. bei Musca, ydrophmilus, Chalcodoma. Bei- spiele der ersteren Art finden wir bei Szazs, Gryllotalpa, Phyllodromia (Blatta) germanica, auch Doryphora und FPolistes gehören wohl hierher. Bei einigen dieser Formen — GryWotalpa, Phydlodromia — währt die innerliche Theilung nur kurze Zeit und die T'heilzellen treten früh und in geringer Anzahl an die Oberfläche, um sich hier weiter zu vermehren. Den Grund für diese ausnahmsweise Erscheinung dürfen wir wohl in der geringen Menge von Bildungsdotter und wahrscheinlich auch in dessen Vertheilung im Ei suchen. In den übrigen Fällen bewirkt letztere nur unwesentliche Verschiedenheiten im Anfange der Blastodermbildung je nachdem die Theilstücke an der Oberfläche noch eine diekere Schicht von Bildungsdotter vorfinden, mit der sie sich vereinigen, oder die erforderliche Menge von Protoplasma aus dem Inneren des Eies mitbringen. Die bei Chrronomus, Musca, Flydrophilus beobachtete Einbeziehung einer oberflächlichen Dotterschicht und darunter liegender Plasmaschicht kommt bei den untersuchten Blumenwespen nicht vor. Die Erscheinungen, welche der Blastodermbildung unmittelbar voran- gehen, die Verschmelzung vorher schon mehr oder weniger getrennter Theilungselemente, die Kernvermehrung in dem oberflächlichen „Syneytium“ und die Abgrenzung der Blastodermzellen aus diesem bildete die Ver- anlassung, dass man die ganze Eitheilung der Insecten als „oberflächliche Furchung“ bezeichnete, während sie in der That eine vorzugsweise inner- liche ist. Die oberflächliche Theilung ist ein Vorgang, der auf die innere folgt, der letzte Act derselben — oder der erste der Blastodermbildung — falls man letztere von der Theilung trennen will. Während von den meisten bisher untersuchten Inseeten eine grössere oder geringere Anzahl von Theilungselementen als Dotterzellen (Vitello- phagen) im Ei zurückbleiben, tauchen die T'heilzellen von Prylodromia und Neophylax alle an die Oberfläche empor, und erst wenn sie sich hier ver- mehrt haben, treten einige Zellen aus dem Blastoderm in den Dotter zurück.') Chalicodoma lässt deutlich erkennen, dass die Sonderung in Blasto- derm- und Dotterzellen nieht auf die ersten Thheilungen beschränkt zu denken 1) Anm. d. Herausg.: vgl. R. Heymons (1895). [31] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 283 ist, sondern dass auch aus dem Verbande von geschlossen zur Oberfläche strebenden Blastodermzellen während des Auftauchens sich Zellen ablösen, welche als Dotterzellen zurückbleiben. Vergleichen wir damit die Bildung der Dotterzellen bei Phylodromia und WVeophylax, so sehen wir, dass es sich auch bei diesen scheinbaren Ausnahmen nur um zeitliche Verschiebungen, Beschleunigung oder Verzögerung, innerhalb des gleichen Vorgangs handelt. Eine besondere Bedeutung wäre denselben nur in so weit beizulegen, als man es für eine T'heorie oder Hypothese gerade nöthig hätte. Auch glaube ieh nicht, dass nach dem Material. welches unsere heutigen Formen bieten, die Frage entschieden werden kann, ob die eine oder andere Abänderung eines entwieklungsgeschiehtlichen Vorgangs ursprünglicher sei. In dem Verhalten der Dotterzellen zum Nahrungsdotter zeigen sich Verschiedenheiten, die mit der physikalischen Beschaffenheit des letzteren in Beziehung stehen und für die weitere Entwicklung von keiner Bedeutung sind. Eine solche besitzen sie aber dadurch, dass die Gestalt der zuerst näher bekannt gewordenen Dottermassen anscheinend von Bedeutung für die Entstehung der Theorie war, welche die Zellmasse innerhalb des Blasto- derms als Entoderm anspricht. Bei vielen Inseeten (41/25, Podistes, Musca, Pyrrhocoris u. 8. w.) ist der Dotter wie bei Chalcodoma Hüssig und die Dotterzellen können ihn wie hier nach allen Richtungen durchsetzen und durehwandern, ein Syneytium bildend, welches die kleinen Dottertropfen einschliesst. Anders bei den Formen mit festen Dotterelementen, wie sie vorwiegend den Eiern von Lepidopteren und Coleopteren zukommen. In diesen Fällen nimmt jede Dotterzelle eine Anzahl von Dotter-schollen oder -kugeln in sich auf; dabei trennt sie sich, zu einer Kugel anschwellend, von den anderen Dotterzellen und das Ei ist erfüllt von einer Anzahl meist sehr grosser kugeliger oder polyedrischer Vitellophagen. In beiden Fällen ist die Verdauung des Dotters eine intracellulare, nur ist in dem einen der flüssige Dotter fein vertheilt in der zusammenhängenden Protoplasmamasse der Dotterzellen, in dem anderen trennen sich dieselben, um sich in dem festeren Dotter und diesen unter sich möglichst gleichmässig vertheilen zu können. Für keinen Fall aber liegen Beobachtungen vor, welche mit Sicher- heit den Nachweis erbringen könnten, dass Zellen, welche einmal in derartige 284 J. Carriere und O. Bürger, [32] Beziehung zum Dotter getreten und somit in bestimmter Weise differenzirt und thätig sind, später in anderer Weise Theil an dem Aufbau von Organen und Geweben des Embryo nehmen. Es bilden die Dotterzellen das Verdauungs- und Ernährungsorgan des Embryo für die Zeit, während der er auf den Dotter als Nahrung an- gewiesen ist. Mit Vollendung dieser Aufgabe ist die Thätigkeit und das Leben dieser Zellen erschöpft und beendet, ein anderes Organ, der aus dem Blastoderm stammende Mitteldarm, tritt an ihre Stelle. Wenn man derart die Gesammtmenge der Vitellophagen als embryonales Ernährungsorgan dem Mitteldarm als postembryonalem Ernährungsorgan gegenüberstellt und als Vorgänger desselben bezeichnet, könnte man erstere als primäres, letzteren als secundäres Entoderm bezeichnen, aber man müsste ausdrücklich einen genetischen Zusammenhang beider ausschliessen. Um Missverständnisse in dieser Hinsicht zu vermeiden scheint es jedoch besser, von dem Gebrauche dieser gegenwärtig in anderem Sinne verwandten Ausdrücke ganz Abstand zu nehmen. Öapitel IV. Eetoderm, Mesoderm und Mitteldarmkeim. a) Geschichtliches. Mit „Mesodermkeim“ und „Mitteldarmkeim“ oder Entodermkeim be- zeichne ich bei den Arthropoden die Zellmassen, welche an bestimmten Stellen des Embryo entstehend oder sich ansammelnd das Material bilden, aus welchem später der Mitteldarm und die mesodermalen Gewebe des Körpers sich unter selbständiger Vermehrung ihrer Zellen aufbauen. Die Benennung „Keimblätter“ lässt sich natürlich auf diese Anlagen übertragen, aber nur selten und in vorgerückteren Zuständen entsprechen sie ihr auch der Form nach. Längere Zeit nach der Bildung des Blastoderms finden sich bei den Embryonen der Inseeten unter der äussersten Zellhaut, dem Eetoderm in dem grössten Theil ihrer Ausdehnung eine zweite Zellschieht und — an einzelnen, bestimmten Körperstellen — unter dieser eine dritte. Beide [33] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 285 Zellschiehten, das Meso- wie das Entoderm, treten später sowohl gegenseitig als zu dem Eetoderm in nahe Beziehung, bleiben aber mit Rücksicht auf die physiologische Leistung bei dem Aufbau der aus ihrer Verbindung her- vorgehenden Organe getrennt. Bei den Insecten scheinen Mesoderm und Entoderm allgemein aus 'äumlich und zeitlich gesonderten Anlagen hervorzugehen. Dabei lässt sich eine gewisse Uebereinstimmung mit vielen Krustaceen darin erkennen, dass die Keimstelle wenigstens der Hauptmasse des Entoderms hinter der des Mesoderms gelegen ist und dass der Mitteldarmkeim auch zeitlich meist etwas, häufig viel später, erscheint als der des Mesoderms. In der Art des Auftretens beider Keime zeigt sich aber eine erosse Verschiedenheit zwischen Krustaceen und Inseeten; kommt bei jenen dabei eine Einstülpung vor, so ist es immer die Mitteldarmanlage, welche dieses Gastrulasäckchen bildet, das Mesoderm entsteht durch Wucherung — während umgekehrt bei den Inseeten das Mesoderm durch Einfaltung angelegt wird, der Entodermkeim aus diehter Wucherung hervorgeht. Verfolgen wir die Geschichte unserer Kenntnisse oder Ansichten über diese Vorgänge, so sehen wir, dass die Herkunft der äussersten dieser Keim- blätter keinem Zweifel unterlag, das Eetoderm erscheint als das unmittelbare Ergebniss der Eitheilung und besteht aus allen oder den oberflächlich ge- legenen Theilzellen. Gehen alle Theilstücke in ihm auf, dann bleibt für die späteren, inneren Keimblätter nach den jetzt gültigen Sätzen: „omnis cellula e cellula* und „omnis nucleus e nucleo“ keine andere Annahme übrig, als dass sie aus dem äusseren auf irgend eine Weise hervorgegangen sind. Bleiben aber Theilzellen in dem Dotter oder treten sie vor Anlage der inneren Keimblätter aus dem Blastoderm in denselben zurück, so ist — diese Fälle für sich betrachtet — die nächstliegende Annahme die, dass die inneren Gewebskeime wohl aus den inneren Zellen ihren Ursprung nehmen. Dies war die Ansicht der meisten älteren Autoren, welche die Dotter- zellen theils für den Mitteldarm allein in Anspruch nahmen, wie Dohrn (1866 und 1876), Bütschli (1870). P. Mayer (1876), Graber (1878), Bobretzky (1878), Balfour (1880), Hertwig (1581) — theils für Mesoderm und Mittel- darm, wie Tichomiroff (1882), Ayers (18854), Patten (1884), Korotneft (1885). Nova Acta LXIX Nr. 2, 37 286 J. Carriere und O. Bürger, [34] Später trat kein Vertreter dieser Ansicht mehr auf als Tichomiroft, der ihr treu blieb und sie jüngst (1592) von neuem verfocht. Wie schon die erstgenannten Forscher z. Th. durch die Mittheilungen von Bütschli (1870) und Kowalewsky (1571) beeinflusst waren, so wandten sich darauf hin auch die späteren vollkommen anderen Anschauungs- und Erklärungsweisen ihrer Beobachtungen zu. Bütschli hatte angegeben und Kowalewsky auf @Querschnitten nach- gewiesen, dass bei der Honigbiene und einem Schwimmkäfer (ZZydrophilus), also einander sehr fern stehenden Formen, welche beide Dotterzellen be- sitzen, ein inneres Blatt durch Einfaltung aus dem äusseren hervorgehe.') Es handelt sich dabei um Versenkung eines grösseren oder kleineren, ver- schieden breiten Blastodermstreifens der Bauchseite; der Rest des Blastoderms, welcher sich darüber in der Mittellinie zusammenschliesst, stellt von nun an das Eetoderm dar. Die Zellen dieses Streifens nehmen während der Einfaltung die ursprüngliche Kugelgestalt an, auch wenn sie vorher hoch- prismatische Form hatten und vermehren sich unter leicht zu beobachtenden Mitosen. Dieser wahrschemlich ganz allgemeine Vorgang ist in verschiedener Weise ausgeprägt und zwar selbst bei T'hieren derselben Familie. Zu beiden Seiten des zur Versenkung bestimmten Streifens, der „Mittelplatte“, tritt je eine Furche auf, deren äusserer Rand sich zur Falte erhebt, welche sich über den Streifen weg nach der Mittelplatte zu verschiebt. Hier treffen beide Falten zusammen und verschmelzen in der Nahtlinie, wobei sich das obere Blatt der Falte von dem unteren trennt und so dieses sammt dem mittleren Streifen von der Oberfläche abgeschnürt wird. Bei Zydrophilus (Heider, 1889), Doryphora (Wheeler, 1889), Apzs (Bütschli, 1870, Grassi, 1884), Chalzcodoma (Carriere, 1890) divergiren die Furchen etwas nach dem hinteren Iinde des Eies zu, die Mittelplatte ist hier breiter und die Versenkung seht ziemlich langsam von vorne nach hinten zu vor sich. Sehr frühzeitig und deutlich tritt in manchen Fällen !) Auch bei Musca, Lytta vesicatoria, Donacia, Rhynchites betuleti, Sphinx populi, Gastropacha pini und Phryganiden fand Kowalewsky diese Einfaltung. 3 Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 287 jet =} (Hydrophilus, Chalicodoma u.a. m.) eine Reihe von Querstreifen, Verdickungen, in der Mittelplatte auf. welche den späteren Segmenten entsprechen. Bei Lina populi und fremulae begrenzen zwei lange, schwach bogenförmige Falten eine schwache Mittelplatte (Graber 1890, Carriere 1891). Unter den bis jetzt untersuchten Formen ist nur bei Ars und Chali- codoma (die Mittelplatte so breit und widerstandsfähig, dass sie von den ein- ander zustrebenden Falten nicht eingerollt wird, sondern ihre ursprüngliche Form beibehält. In den meisten Fällen wird sie zu einem mehr oder weniger eylindrischen Rohre eingerollt, wie bei ZZydrophilus, Meloe, Dory- Pphora, Melolontha, Musca. Vielfach scheint das Auftreten der Furchen und Falten und die Ein- faltung der Mittelplatte mit einer Verschmälerung derselben zeitlich und räumlich derart verbunden zu sein, dass die Versenkung der Mittelplatte mit dem Auftreten der Falten zusammenfällt. Dann beginnt der Vorgang gleich mit der Bildung einer Rinne in der Mittellinie der Bauchseite; so z. B. bei Sfenobothrus, Pieris (hier die Rinne sehr kurz), Domöyx (Graber 1890), Musca (Graber, Voeltzkow 1889), Pyrrhocoris apterus (Graber 1878), Melo& proscarabaeus (Nusbaum 1888), Melolontha (N oeltzkow 1889), Tenedrio molitor, Clythra laeviuscula (Carriere). In manchen Fällen entsteht aus der Rinne kein Rohr, sondern durch Verschiebung und Zusammenrücken der Zellen während der Einfaltung ein dichter Zellstrang, wie bei Zina populi (Carriere). Von wenigen Insecten wird ein abweichendes Verhalten angegeben: bei den Aprrden (Will 1888) solide Einstülpung von einer Rinne aus, bei Neophylax (Patten 1884) und Phylodromia (Blatta) germanica (Cholodkowsky 1585) solide Einwucherung vom Boden einer Rinne aus, bei Grydotalda (Korotneff 1885) zwar Auftreten einer Rinne, aber ohne Beziehung zu dem unteren Blatt. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dass sich diese Ausnahmen mit den zuletzt besprochenen Abänderungen vereinigen oder in Beziehung bringen lassen werden. Bei Pers soll (Graber 1890) die Abschnürung nur auf den segmentalen, nicht auf den intersegmentalen Abschnitten erfolgen. Fassen wir zusammen, was über die geschilderten Vorgänge bekannt ist, so wird entweder 288 J. Carriere und O. Bürger, [36] eine breite Platte versenkt und so von Anfang an die Form eines flachen Sackes erzielt, oder eine Röhre oder eine solide Zellmasse abgeschnürt; letztere beiden. Bildungen platten sich darauf ab. In allen Fällen erscheint nach Beendigung der Versenkung die Zell- masse dem Eetoderm flach angelagert und das Lumen, welches sie besass, vollständig oder bis auf eine eben noch erkennbare Grenze in den Seiten- theilen verschwunden. Später weichen die Zellen der Seitenränder wiederum auseinander, so dass auf jeder Seite der Zellplatte eine Reihe von Säckchen oder eine gekammerte Röhre mit epithelialer Wandung entsteht.') Diese versenkte Blastodermplatte, welche aus einer grossen Menge einzelner Zellen besteht, bezeichne ich als Mesodermkeim; über ihre Be- deutung als solchen bestand seit ihrer Entdeckung keine nennenswerthe Meinungsverschiedenheit unter den zahlreichen Beobachtern. Nur darüber wichen und weichen die Ansichten ab, ob und in wie weit sie auch für die Entstehung des dritten Blattes, der Mitteldermanlage, in Anspruch zu nehmen sei. Kowalewsky glaubte das Fntoderm aus bestimmten 'Theilen des Mesodermkeimes ableiten zu müssen und zwar schienen es ihm vorzüglich die dorsalen Wandungen der Mesodermröhren zu sein, welche das Material für das Darmdrüsenblatt lieferten. Graber nahm 1878 diese Anschauung an, Tiehomirow stand ihr 1879 insofern nah, als er das Entoderm und Mesoderm aus der gemeinsamen Masse des — allerdings von Dotterzellen gebildeten — „primären Eetoderms“ hervorgehen liess. Heider 1885 (/Zv- drophilus), Graber 1888 (Sienodothrus und Melolontha), Cholodkowsky 1888 (Blatta), Nusbaum 1888—91 (Meloö) konnten für verschiedene Objeete die Ansicht Kowalewsky’s mit verhältnissmässig unbedeutenden Abänderungen bestätigen, Graber 1889 für Sienodothrus mit der Einschränkung, dass Ento- derm in dem mittleren Theile des Embryo segmental aus dem Mesoderm- keime hervorwachse. 1) Mit Ausnahme von Mousca; hier kommt es nach den übereinstimmenden Angaben nicht zur Bildung von Mesodermsäcken oder -Schläuchen. [37] Entwieklungsgeschiehte der Mauerbiene. 289 Doch hatte schon 1884 Grassi Beobachtungen veröffentlicht, nach welchen bei der Biene zwar auch das untere Blatt aus dem mittleren hervorging, aber nicht aus der Wandung der Mesodermröhren, das heisst aus paarigen seitlichen Anlagen von dem ausgebildeten Mesodermkeime her. Nach ihm nimmt das Entoderm hier seinen Ursprung aus medianen Wuche- rungen am Vorder- und Hinterende des Mesodermkeimes während der Ein- faltung desselben, und Grassi hebt nachdrücklich die von der Mesoderm- bildung verschiedene Art der Einsenkung der Entodermanlagen hervor. Drei Punkte seiner Beobachtungen sind von besonderer Wichtigkeit: das Entoderm entsteht nieht aus dem Mesoderm, sondern gleichzeitig mit diesem von der Oberfläche her; es entstammt nicht paarigen seitlichen Anlagen, sondern je einer unpaaren Anlage am Vorder- und Hinterende des Meso- dermkeimes, aus denen sich paarige seitliche Schenkel nach hinten bez. vorne einander entgegenschieben (U- oder hufeisenförmiger Zustand); gleich- zeitig wird der vordere und hintere Pol des Dotters von dem mittleren "Theil der Keime aus überdeekt; und schliesslich: die Betheiligung der Dotterzellen an der Entodermbildung wird bestimmt in Abrede gestellt. Diese in den Atti der Akademie von Catania veröffentlichten Angaben wurden erst später im Auslande bekannt und gewürdigt, dann aber in rascher Folge für verschiedene Inseeten in ihren Grundzügen bestätigt. Die Unterschiede, welche dabei zu Tage treten, sind dem gegenüber von geringer Bedeutung. Sie beruhen zum Theil auf verschiedener Auffassung der oberflächlichen Zellschieht, von der aus die Wucherung des Entoderm- keimes stattfindet — der eine glaubt, sie als Mesoderm, der andere als Eetoderm, ein dritter als Blastoderm bezeichnen zu müssen. Zum anderen Theil werden sie dadurch veranlasst, dass sich bei den einen Formen früher, bei den anderen später über der Wucherstelle und — falls sie noch in Thätigkeit ist — sie ringförmig umschliessend der Vorder- und Enddarm anlegen. Geschieht das vor der Beendigung der Wucherung oder ehe die- selbe anfing, dann wird während derselben die Wucherstelle mit in die Tiefe geschoben und der Entodermkeim entwickelt sich dann scheinbar nieht von der oberflächlichen Zellschieht, sondern von der (eetodermalen) Wand oder dem Boden des Vorder- oder Enddarmes aus. In der That besteht die betreffende Stelle der Schlund- und Enddarmanlage aber aus unveränderten 290 J. Carriere und O. Bürger, [38] Blastodermzellen und geht erst mit dem Abschluss der Wucherung in Eeto- derm über. — So betrachten also Kowalewsky 1886 (AZusca), Graber 1889 (Zina), Cholodkowsky 1891 (D/atta) den Mitteldarmkeim als einen durch das Ein- dringen des Vorder- und Enddarms losgelösten medianen Abschnitt des Vorder- und Hinterendes des Mesodermkeimes. Graber 1889 (Musca und Stenobothrus) und Cholodkowsky 1891 (Phyllodromia) beobachten dabei, dass diese „Mesodermmasse“ ohne Grenze in die Wandung des Vorder- und Enddarmes übergeht. Heider 1885 (Z/Zydrophilus) schliesst sich noch nicht vollkommen Grassi an; der vordere Enterodermkeim löst sieh nach ihm im Bereich des Kopfes aus dem Mesoderm ab, als hinteren findet er eine Zellmasse, welche an den Seiten selbständig, in der Mitte aber nieht gegen den Enddarm ab- gegrenzt ist. Die Seitenschenkel derselben verlängern sich dadurch, dass sie sich (ausgenommen in der Mitte des Embryo) vom Mesoderm abspalten. 1589 vertritt Heider aber auch für /Zydrophilus die Ansicht, dass schon vor der Einstülpung des Vorder- und Enddarmes die Entodermanlage als mediane Wucherung vom Grunde der eingesenkten Gastrularinne (Mittelplatte) aus- gehe, während die lateralen Mesodermparthien in Form seitlicher Säcke an- geordnet erscheinen. Als ectodermale Bildung, durch Wucherung vom blinden Ende des Vorder- und Enddarmes aus, ohne Zusammenhang mit dem Mesoderm, fassen den Entodermkeim Voeltzkow 1889 (Musca, Melolontha) Graber 1890 (GryZo- talpa, Melolontha, Stenobothrus, Musca, Pieris, Mantis, Hylotoma, Gastropacha, Dombyx mori) und Graber 1891a (Meloö scabriusculus) auf. Wheeler 1889 (Doryphora decemlineata) fand selbständige Entoderm- keime, welche vorne durch Wucherung aus dem Blastoderm vor der Meso- dermrinne und hinten aus dem Boden der Rinne, vor deren Verschluss. in Zusammenhang mit dem Mesoderm entstehen. Carriere 1890 (Chalicodoma) war zu der Ansicht gekommen, dass selbständige Keime des Mitteldarms ohne genetischen Zusammenhang mit dem Mesoderm sowohl am Vorder- als am Hinterende vorhanden sind, welche durch Wucherungen aus medianen Blastoderminseln vor und hinter der Mittelplatte entstehen. Diese Blastoderminseln können bis zur Beendigung [39] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 291 DD der Wucherung oberflächlich liegen bleiben oder mit dem Mesodermkeime oder mit den Anlagen des Vorder- und Enddarmes in die Tiefe verschoben werden ohne dabei ihren Charakter zu ändern. Vereinzelt stehen die Beobachtungen und Ansichten von Witlaezil 1884 (PAis), nach welchem hier der Mitteldarm durch Verlängerung des Vorder- und Enddarmes') gebildet würde, wie wohl ähnlich Ganin 1574 annahm, von Patten 1884 (Veophylax), wonach eine Delamination von ver- schiedenen Stellen des Blastoderms her vor sich gehen soll und von Will 1888 (41pAis), nach welchem bei diesem Objeete die Entodermzellen von einem Pol aus einwanderten. Dass Tiehomiroff 1892 (Bombyx mori und Calandra granaria) seine frühere Angabe von der Abstammung des Entoderms aus den Dotterzellen von neuem vertheidigte, wurde schon an anderer Stelle hervorgehoben. b) Beobachtungen an Chalicodoma. 1. Die Bildung der Mittelplatte und des Mesodermkeimes. Die Betrachtung der ganzen Embryone wie der Sehnittreihen zeigt übereinstimmend das gleichzeitige Auftreten zweier Erscheinungen. In der vorderen Hälfte des Eies bilden sich auf der Bauchseite in dem Blastoderm zwei nahezu parallele Furchen, welche sich nach dem Hinterende zu ver- längern und dabei etwas auseinander weichen. Diese Furchen bieten zu- sammen mit dem eingeschlossenen Blastodermstücke das Bild eines sehr langgestreekten Trapezes, dessen Basis nahe dem Hinterende des Eies liegt (Fig. IV). Die Bauchfläche wird dadurch in drei Längsfelder getheilt, eine Mittelplatte und zwei Seitenplatten und in zwei vor und hinter der Mittel- platte gelegene Abschnitte, auf welche sich die Furehenbildung nicht er- streckt. Um einen kurzen Ausdruck zu haben, will ich diese Abschnitte als vorderes und hinteres Feld bezeichnen (vgl. auch Fig. 15—19). Zu gleicher Zeit nehmen die prismatischen Blastodermzellen zwischen den Furchen Kugelform an und vermehren sich lebhaft, wobei sehr früh- zeitig breitere und diekere Querstreifen. mit schmaleren, nur einschichtigen !) Anm. d. Herausg. Hierher vor allem Heymons (1895). 292 J. Carriere und O. Bürger, [40] Streifen abwechselnd auftreten. Es ist das der erste Ausdruck der Seg- mentirung des Embryo (Fig. V und VI). Sowie die Furchen und Falten sich im ihrer ganzen Länge aus- gebildet haben, verlaufen sie an keinem Ende allmählich in das Blastoderm, sondern endigen, wie Fig. VII u. VIlla u.b zeigen, bestimmt abgeschlossen, so dass die Anlage des Mesoderms genau begrenzt ist. Während die Furchen sich nach dem Hinterende zu verlängern, er- heben sich bereits am Vorderende ihre äusseren Ränder zu Falten, welche sich nach der Mittelplatte zu ‘neigen. Ohne Formveränderung der Mittel- platte und ohne den Zusammenhang mit ihr aufzugeben, schieben sieh die Falten und mit ihnen die Seitenplatten über die Mittelplatte weg, bis sie von beiden Seiten her in der Mittellinie zusammentreffen und verschmelzen; dadureh wird die Mittelplatte und das untere Blatt der Falten von der Ober- fläche abgeschnürt. Die medianen Theile der Seitenplatten gelangen also gleichfalls in die Tiefe, wo sie sich sofort in kugelige Zellen, denen der Mittelplatte gleich, umwandeln. Die Rückenseite des Eies wird während dieses Vorgangs ganz von Blastoderm entblösst. Es würde so ein flacher Sack gebildet, dessen dorsale Wand diek und mehrschichtig, dessen ventrale einschichtig wäre; aber gegen Ende der Einfaltung und zur Zeit der Ab- schnürung schmiegen sich die Zellen des unteren Blattes der Falten derart an die gleichartigen Zellen der Mittelplatte an, dass nach der Abschnürung eine einheitliche dieke Platte, aus polyedrischen und kugeligen Zellen be- stehend, vorhanden ist. Nur in den beiden Seitenrändern dieser Platte, welche den Mesodermkeim darstellt, bleibt gewöhnlich eine Spur der früheren Trennung sichtbar. Die Platte, in welcher die diekeren Querwiülste nur noch durch ganz schmale intersegmentale Streifen getrennt sind (Fig. 32) erstreckt sich von der Gegend des späteren Vorderkiefersegmentes bis an das Ende des 10. Hinterleibsegmentes. Die Frage, weshalb die vordersten und der hinterste Abschnitt des Körpers ihren Mesodermtheil nicht ebenfalls direkt zugetheilt erhalten, dürfte mit dem Hinweis auf die an beiden Stellen stattfindende Einwucherung der Entodermkeime beantwortet sein. Die Versenkung der Mittelplatte erfolgt nicht gleichmässig. In ihrem vorderen Drittel nähern sich die Seitenplatten einander zuerst auf eine [+1] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 295 längere Strecke, gegen das Hinterende zu geht die Ueberwachsung immer langsamer vor sich. Da nun in dem ersten und letzten Dritttheil die Falten- ränder fast parallel zu einander liegen, bieten sie zusammen ein Bild, welches am besten mit dem Längsschnitt. durch eine langhalsige Flasche zu vergleichen ist. Dieses Flaschenstadium dauert längere Zeit an und es können während desselben am Vorderende des Embryo weitere Entwieklungs- vorgänge stattfinden (Fig. VI—NX). Wie diese Abbildungen zeigen, verspätet sich auch im vordersten Abschnitte der Mittelplatte der Verschluss, so dass hier die Falten etwas auseinander weichen. Die Verzögerung am Vorder- und Hinterende hängt meiner Ansicht nach mit der längere Zeit dauernden Wucherung des vorderen und hinteren Entodermkeimes zusammen und wird dureh. dieselbe bedingt. 2) Die Bildung des vorderen und hinteren Entodermkeimes, Die ersten Anlagen des Mitteldarms treten sehr frühzeitig, bei dem Uebergang aus der 'Trapez- in die Flaschenform auf, und zwar sieht man gewöhnlich zuerst in der Mittellinie des Vorderfeldes eine scharf um- schriebene, länglich ovale Verdiekung, kurz darauf eine ähnliche, grössere, querelliptische Stelle im Hinterfelde, welche weniger scharf begrenzt erscheint (Fig. V—X). Beide Verdiekungen liegen zunächst ausserhalb des Bereichs der Seitenfalten, später gelangen sie scheinbar in denselben, indem ihre tieferen Theile sich zwischen Mittelplatte und Dotter etwas nach hinten beziehungsweise vorne verschieben. Das Wucherfeld des vorderen Entoderm- keimes erhebt sich eine Zeit lang nicht unbedeutend über die Oberfläche des Eies und verdankt diesem Umstande die schärferen Umrisse, die hintere Keimstelle wölbt sich kaum merklich vor; sie liefert eine sehr viel grössere Menge von Zellen und fast */; des Mitteldarms. Der Vorgang, durch welchen von beiden Stellen her eine verhältniss- mässig sehr grosse Anzahl von Zellen in die Tiefe gelangt, unterscheidet sich vollständig und sehr bestimmt von der Anlage des Mesoderms. Es findet keine Einsenkung, Einfaltung oder Ueberwachsung statt, sondern auf gewissen Grebieten (Inseln) des Vorder- und Hinterfeldes vermehren sich die Blastodermzellen durch mitotische tangentiale Theilung (Fig. 32). Die unter die Oberfläche gelangten Zellen vermehren sieh hier selbständig weiter, Nova Acta LXIX. Nr. 2, 38 294 J. Carriere und O. Bürger, [42] während zugleich die Wucherung von der Oberfläche aus fortdauert. Zahlreiche Dotterzellen eilen herbei und vermitteln die Ernährung der hier entstehenden Zellmassen. Anfangs ist die ganze Fläche der Insel thätig, dann stellen ihre Zellen vom Rande her die Theilungen ein und wandeln sich im Anschlusse an das Eetoderm der Seitenplatten in Ketodermzellen um. Dadurch wird die Keimfläche immer mehr eingeengt und schliesslich auf eine schmale Stelle in der Medianlinie beschränkt; haben sich auch hier die obersten Zellen dem Eetoderm angeschlossen, so ist die Bildung des Entodermkeims beendigt und zugleich die letzte Ver- bindung derselben mit der Oberfläche gelöst (Fig. 63, 76). Die Einzelheiten dieses Vorganges sind am Vorder- und Hinterende etwas verschieden und erfordern gesonderte Betrachtung. In beiden Fällen aber verhindert die Beschaffenheit der oberflächlichen Schicht des Dotters ein Eindringen einzelner Entodermzellen in den Dotter, während er dem Druck der ganzen Masse ausweicht. Dies ist besonders bei der grösseren Masse des hinteren Entoderm- keimes auffällig, der lange einen nach aussen schwach, nach innen stark eonvexen Körper darstellt, bis bei weiterem Wachsthum seine Innenseite nahezu flach wird, die äussere stark gewölbt erscheint (Figur 56, 76, 81, 89). Es handelt sich bei dem Eindringen dieser Zellmassen natürlich nicht um ein Verdrängen des Dotters, welches sich nach anderen Seiten hin aus- gleichen müsste; denn er hat ja durch Vermittelung der Dotterzellen das Material zum Aufbau der Entodermkeime geliefert, muss also ihrer Zunahme entsprechend abnehmen. Die Zellen der Entodermkeime sind durch bedeutendere Grösse vor denen des Mesodermkeimes ausgezeichnet; der Unterschied tritt namentlich bei Vergleichung mit etwas älteren T’heilen desselben, weniger den Zellen der noch freien Mittelplatte gegenüber hervor. Die oberste Zellschieht der Keimstellen hängt als Blastoderm natürlich durch das umgebende Blastoderm mit der noch oberflächlich liegenden Mittelplatte zusammen. Während der Einfaltung und Abschnürung der- selben löst sich der Mesodermkeim von dem zum Entodermkeime gehörigen Blastoderm beiderseits in der Richtung nach der Mittellinie zu ab. Solang also z. B. am Hinterende noch der Mesodermspalt offen ist, besteht auch eine oberflächliche Blastodermbrücke zwischen Mittelplatte und hinterem [43] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 295 Entodermkeim, mit der vollendeten Versenkung des Mesodermkeimes ist auch diese letzte Verbindung gelöst (Fig. 32, 44, 57). Ich halte es nicht für überflüssig, auf einige Schnittserien dieser Stadien ausführlicher einzugehen, als es im übrigen meine Absicht ist. Die ‚genaue Untersuchung eines Embryo zur Zeit der Faltenbildung (Fie. IV) zeigt, dass die Verdiekung des Blastoderms nicht auf den von den Falten begrenzten Theil beschränkt ist (Fig. 14). Die Oberfläche des Eies wird an beiden Polen von getrennten, kugeligen Zellen gebildet, am Rücken von sehr verbreiterten, nur lose zusammenhängenden Zellen. Die Seiten bestehen aus ziemlich regelmässigen, prismatischen Zellen, die nach den Polen zu in unregelmässig hohe, dichtgedrängte Zellen übergehen. Die inneren Enden der prismatischen Zellen an den Seitenflächen des Embryo schliessen unter- halb des Kernes zahlreiche sehr feine Dottertropfen ein, die äusseren sind frei von solehen. Die ganze Bauchseite der Eier wird von einer breiten Schicht unregelmässig geformter, vielseitig bis kugeliger Zellen eingenommen. Der Uebergang der prismatischen Seitenzellen in die Plattenzellen des Rückens ist ein allmählicher, während er zu den Zellen der Bauchfläche nur durch wenige Zellreihen vermittelt wird. Dicht hinter dem vorderen Ende des Eies geht die einfache kugelige Zellschicht der Bauchseite im eine dicke mehrschichtige Zellplatte über, die nach den Seiten gleichmässig abnehmend in der Mitte eine Höhe von vier Zellenlagen erreicht (Fig. 14); fast das gleiche Bild zeigt sich kurz vor dem Hinterende des Eies (Fig. 24), nur mit dem Unterschied, dass die dieke Platte des Vorderendes enger be- grenzt ist. Die Platte des Vorderendes erreicht etwas weiter nach hinten die Dicke von sechs Zellen und wird dann wieder dünner; nun beginnt, wieder dieker, die Mittelplatte, an beiden Seiten von Furchen begrenzt (Fig. 15). Die äusseren Ränder der Furehen erheben sich bald zu niedrigen Falten (Fig. 16 —19), welche für eine längere Strecke die Begrenzung der Mittel- platte bilden, bis sie nahe dem Hinterende verstreichen und in seichte Furchen übergehen (Fig. 20 u. 21). Während des ganzen Verlaufes weichen die Furchen und Falten, dem Oberflächenbilde entsprechend, auseinander. Bemerkenswerth scheint, dass sie nicht immer dieht am Rande des mehr- schichtigen Blastoderms verlaufen, sondern streekenweise auch noch einen 35% 296 J. Carriere und O. Bürger, [44] Streifen einschichtigen, prismatischen Blastoderms einschliessen und so der Mittelplatte zutheilen (Fig. 22 u. 23). Den (diekeren und dünneren @Querstreifen der Mittelplatte entspricht eine tiefere oder flachere Einsenkung der Furchen oder, soweit sich schon die Falten erhoben haben, eime grössere oder geringere Nähe derselben. Die Zellen der Mittelplatte vermehren sich lebhaft, massenhafte Mitosen sind zu sehen, bei dem Wechsel diekerer und dünnerer Stellen ist doch eine allgemeinere Verringerung der Dicke nach dem Hinterende hin zu beobachten (Fig. 16— 25). Schon ehe die Furchen endigen ist die Stärke der Mittelplatte bis auf zwei Zellschicehten in der Mitte, eine am Rande herabgesunken. Weiter nach hinten, also ausserhalb des Bereiches der Furchen, beginnt die schon erwähnte Blastodermverdickung des Hinterendes (Fig. 24), die allmählich in einschichtiges Blastoderm übergeht. Es ist also zu dieser Zeit vor und hinter der Mittelplatte und von ihr durch eine dünnere Stelle getrennt, eine Verdiekung des Blasto- derms vorhanden; aber sie verschwindet bald wieder und zwar ohne dass sich eine Beziehung zu den später hier auftretenden Organanlagen nachweisen liesse. Dagegen wäre es möglich, dass sie mit Blastoderm- wülsten in Verbindung zu bringen wären, welche nun am vorderen und hinteren Ende der Bauchseite des Eies auftreten. Aber auch diese sind vorübergehende Bildungen, die vor Auftreten der Entodermkeime sich wieder vollkommen abflachen. Es handelt sich vielleicht nur um zeitweilige Anhäufungen von Material zur Blastodermbekleidung des Vorder- und Hinterendes. Ein derartiger schmaler Zellwulst ist zum Beispiele bei einem etwas älteren Embryo an der vordersten Grenze des Blastoderms vorhanden; vor ihm, an der Spitze des Eies ist die Blastodermbildung noch nieht vollendet sondern in dem Fig. 7 u. 8 dargestellten Zustand. Hinter ihm sind Bauch- und Seitenflächen nun von einschichtigem Blastoderm bedeckt, dessen am Rande kugelige Zellen auf der Bauchseite prismatisch und enggedrängt stehen (Fig. 25). Im der Mittellinie dieses Streifens liegt vor der Mittel- platte eine etwas erhöhte und scharf umschriebene Stelle, von der aus der 34, vordere Mitteldarmkeim in die Tiefe wuchert (Fig. 26, 27, 32 [45] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 297 56 oder, wie man wohl schon sagen darf, Eetoderm bedeckt, ihre mittlere, in 38"). Die Ränder der Keimstelle sind von prismatischem Blastoderm Thätigkeit befindliche Oberfläche besteht aus unregelmässigen Blastoderm- zellen, die in Theilung begriffen sind. Darunter liegen die daher stammenden Entodermzellen, auch ihrerseits sich vermehrend. Nach hinten zu hängt der blastodermale, nicht an der Entoderm- bildung betheiligte Rand der Keimstelle mit der offenliegenden Mittelplatte, nach den Seiten zu mit dem Eetoderm zusammen, wie die angeführten Abbildungen zeigen. Der Hinterrand des vorderen Entodermkeimes' stösst unter der Ober- fläche an die tieferen Lagen des Vorderrandes der Mittelplatte, ohne dass sich deren Zellen mischten; sie sind und bleiben im Gegentheil deutlich getrennt (Fig. 32— 34). Seitlich von dem Hinterrande der Keimstellen be- ginnen die Seitenfurchen oder Falten des Mesodermkeimes. Etwas später als der vordere Keim des Mitteldarms entwickelt sich, wie erwähnt, der viel mächtigere hintere Keim derselben. Bei dem Embryo z. B., welchem Fig. 26. u. 27 für den vorderen Entodermkeim entnommen sind, verdünnt sich die Mittelplatte nach hinten zu (Fie. 25 u. 29) und hinter ihr beginnt eine einfache Schicht unregelmässiger Blastodermzellen; in dieser liegt wie eine Insel von prismatischen, zum Theil geschichteten Zellen, die Keimstelle der hinteren Mitteldarmanlage. Der Embryo der Abbildung IX zeigt, obwohl die Versenkung der Mittelplatte hier sehr vorauseilt, den Anfang der Wucherung des hinteren Entodermkeimes und zwar ebenfalls dureh eine breite Fläche unveränderten Blastoderms von der Mittelplatte getrennt (Fig. 32 u. 35). Bei einem Embryo, gleich Abbildung VII, dessen Mittelplatte noch nieht in soleher Ausdehnung überdeckt ist als die von Embryo IX, ist der hintere Entodermkeim doch schon viel stärker entwickelt. Er beginnt dicht hinter dem Ende der Furchen und der Mittelplatte, welche hier auch an den dünnsten Stellen schon zweischichtig ist. Das Keimfeld des H. Ent. K. übertrifft in der Gegend seiner grössten Breite die Mittelplatte etwas an Ausdehnung und ') Fig. 25>—31 ist einem Embryo ähnlich Fig. V entnommen, der aber ganz regel- mässig gebaut und etwas jünger war, Fig. 32 —35 dem Embryo, nach welchem Fig. IX gefertigt ist, Fig. 356—51 einem Embryo gleich Fig. VI. 298 J. Carriere und OÖ. Bürger, [46] zählt an seiner dieksten Stelle schon 6—-7 Zellschiehten (Fig. 41 —44). Von jetzt am vergrössert sich der H. Ent. K. ziemlieh schnell (Fig. 45, 60, 76); er kann eine Dieke bis zu 20 Zellen in der Mitte erreichen und nimmt schliesslich die ganze Breite des Eies ein, einen mächtigen Haufen von Zellen bildend, der nach oben eylindrisch gewölbt, gegen den Dotter von einer fast ebenen Fläche begrenzt ist. Während die seitlichen und vorderen Theile des Keimfeldes ziemlich bald ihre Thätigkeit einstellen und im Anschluss an die Seitenplatten in Eetoderm übergehen, dauert in dem mittleren und hinteren Abschnitt die Wucherung noch längere Zeit fort. So lange bleibt auch das Hinterende der Mittelplatte in seinem mittleren Theile offen und eine Verbindung der Mittelplatte und des Keimfeldes durch eine kurze Blastodermbrücke bestehen (Fig. XI— XIII u. 55— 57). Die Mittelplatte entwickelt sich dabei auch in dieser Gegend, soweit sie an den Seiten überdeckt ist, im Anschluss an die vorhergehenden Segmente gleich diesen, in dem nicht überdeckten Theile dagegen treten keine Veränderungen ein. Doch erscheint sie hier, an ihrem Ende im 10. Hinterleibssegment, auffallend stark verdickt. Ich glaube in dieser Anhäufung von Zellen das Vorraths- Material für das Mesoderm des 11. Hinterleibssegmentes sehen zu dürfen, vor welchem die Mittelplatte endigt. Eine ähnliche aber geringere Verdiekung besitzt die Mittelplatte, wie z. B. die Schnitte (Fig. 32 Ende, welches ungefähr der Gegend des späteren Vorderkiefersegmentes 34, 54, 91) zeigen, an ihrem vorderen entspricht. Sie enthält die Mesodermzellen für den vor diesem liegenden Theil des Kopfes. Während die Ablösung des vorderen und hinteren Entodermkeimes und damit die Einbeziehung der Keimstellen in das Eetoderm ihrem Ab- schlusse entgegengehen, hat sich das Fetoderm über dem grössten Theile der Mittelplatte geschlossen. Im Verlaufe dieses Vorganges haben in beiden Keimschichten neue Entwicklungsvorgänge begonnen, zu deren Betrachtung wir uns zurückwenden; gleichzeitig werden wir weiteren Bewegungen in den Entodermkeimen unsere Aufmerksamkeit schenken müssen. Zuvor möchte ich eine Frage erörtern, für deren Stellung und [47] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 299 Beantwortung mir gerade hier der richtige Platz zu sein scheint, die Frage nach den 3) Entwicklungsstadien oder Perioden bei Chalicodoma. Die Zahl und die Leichtigkeit oder Schärfe der Abgrenzung von Entwieklungsstadien bei Embryonen steht bekanntlich in umgekehrtem Ver- hältniss zur Menge des verfügbarem Materials. Ist diese klein, dann hat es keine Schwierigkeit, zahlreiche und wohl charaecterisirte Stadien zu'finden und aufzustellen. In dem Maasse als unser Material an Zahl und Voll- ständiekeit wächst, vermindert sich die Möglichkeit, einzelne Perioden oder Stadien herauszuheben und gegen die anderen abzugrenzen. Bei Chalicodoma, von der ich gegen dreihundert Eier und Embryone in Händen hatte, bin ich dazu jetzt vollkommen ausser Stand. Immer sehen wir eine neue Erscheinung auftreten, eine neue Bewegung beginnen, ehe ein früherer Vorgang abgeschlossen und zu Ende geführt ist, überall kleine zeitliche Verschiebungen im Anfang oder Verlaufe der Entwicklung der einzelnen Organe, ohne jeden störenden Einfluss auf die Gesammtentwicklung, aber gerade genügend um alle Grenzen, die man ziehen möchte, zu verwischen. Doch habe ich früher (Carriere 1890) ehe ich das ganze Material übersehen konnte, einige grosse Perioden unterschieden und will dieselben beibehalten wegen der Uebersichtlichkeit, die sie gewähren. Doch muss ich betonen, dass auch diese, vielleicht mit Ausnahme der ersten, nicht scharf von einander zu trennen sind. Die erste Periode würde von dem Beginn der Eitheilung bis zu deren Abschluss durch die vollendete Blastodermbildung zu führen sein; die zweite würde mit den ersten Veränderungen und Bewegungen im Blastoderm, welche zur Bildung der Mittelplatte führen, beginnen und mit dem vollständigen Verschluss des Embryo und dessen regelmässiger Segmentirung abschliessen ; der Anfang der dritten Periode wäre durch das Auftreten der Kieferanlage, ihr Ende durch die Ausbildung des Afters bezeichnet; die vierte Periode würde den Rest der Entwicklung im Ei, die Reifung der vorher angelegten Organe, umfassen. Schon damals hatte ich darauf hingewiesen, dass die zweite und 300 J. Carriere und O. Bürger, [48] dritte Periode nicht scharf von einander zu trennen sind, indem z. B. manchmal der Verschluss der Bauchseite am Hinterende sich verzögert, während der Embryo im übrigen nicht nur regelmässig segmentirt ist, sondern auch die Kieferanlagen schon aufgetreten sind. Es wären also eigentlich die zweite und dritte Periode zu vereinigen, aus Gründen der Bequemlichkeit mögen sie getrennt bleiben. Der zweiten Periode gehören somit noch an 4) Die Vereinigung des Ectoderms auf der Bauchseite, die gleich- zeitigen Bewegungserscheinungen an der Oberfläche sowie in den Mesoderm- und Ectodermkeimen. Die Vereinigung der beiden Seitenplatten des Ectoderms auf der Bauchseite erfolgt zuerst im Vorderende in der Gegend des zweiten Kiefersegmentes und schreitet von da ziemlich gleichmässig nach hinten fort, indem dort die Einfaltung der Mittelplatte sich beschleunigt. So ver- liert der Embryo die Flaschenform und zeigt nur noch in seiner Mitte eine offene Stelle in Gestalt eines sehr langen gleichschenklichen Dreieckes, ddessen schmale Basis am Hinterende des Embryo liegt. Der vordere Theil desselben schliesst sich sehr rasch, der hintere bleibt noch längere Zeit offen und ändert dabei in auffälliger Weise sein Aussehen, indem er die Form einer Raute annimmt (Fig. XNI— XI). Der Grund hierfür ist allem Anschein nach darin zu suchen, dass wie schon früher erwähnt, die Bildung des Ectoderms über dem hinteren Entodermkeim zwar im Anschluss an das Eetoderm der Seitenplatten, aber unabhängig von der Einfaltung der Mittelplatte vor sich geht. So entsteht von beiden Seiten her ein Eetodermblatt über dem H. Ent. K. und nähert sieh im vorderen Abschnitte desselben sehr bald der Mittellinie, während die Eimfaltung der Mittelplatte etwas langsamer vorschreitet (Fig. 55 59, 60, 73 leibsegment ändert sich dureh die jetzt allen zur Geltung kommende 57, 76). Mit Beendigung der Eetodermbildung über dem 11. Hinter- Thätigkeit der Einfaltung wieder die Form des Mesodermspaltes (Fig. XV), er wird immer schmaler, linienförmig und schliesst sich allmählich. Doch verzögert sich die vollkommene Verschmelzung beider Betodermhälften nicht selten bedeutend, so dass man noch bei älteren Embryonen hier einen [49] Entwicklungsgeschiehte der Mauerbiene. 301 feinen medianen Spalt antreffen kann. Auch im Vorderende findet man bei Embryonen aus dieser Zeit öfters eine oder mehrere ganz kurze und enge Schlitze in der sonst ganz geschlossenen Mittellinie. Diese kleinen Verspätungen sind aber ohne Einfluss auf die anderen gleichzeitigen Ent- wicklungsvorgänge im Embryo. Während des Verschlusses prägt sich «die Metamerie des Eetoderms deutlicher aus, wenn auch gewöhnlich in Grösse und Form der einzelnen Abschnitte anfangs Unregelmässigkeiten vorhanden sind, die sich später ausgleichen. Häufig zeichnet sich schon sehr früh die Grenze zwischen dem 3. Brust- und 1. Hinterleibsegment durch besondere Bestimmtheit aus, während die früher gut unterscheidbaren Segmente der Brust an Deutlichkeit verlieren und namentlich die Grenzen des ersten Brustsegmentes, nach dem zweiten Brust- und dritten Kiefernsegment hin, sich verwischen (Fig. XII und XV). Schärfer treten das erste und zweite Riefersegment hervor. ‚Jede Körperhälfte ist für sich, unabhängig von der anderen, in Metamere getheilt, und die Segmentirung erstreckt sich nicht auf die Mitte des Körpers, welche zunächst von eimem breiten Doppelstreif gleichartiger Zellen ohne jede Einschnürung oder Verwölbung gebildet wird. Aus diesem Streifen geht in allmählicher Entwicklung die Gang- lienkette und ein Theil des Gehirns hervor; ich werde die einzelnen Erscheinungen zunächst nicht berücksichtigen sondern später zusammen- fassend schildern. Etwas später als im Rumpf des Embryo erheben sich die Segmente in dem vor demselben gelegenen Kopfabschnitte. Die Linie, längs welcher sich die Segmente erheben und welche im Rumpfe parallel und nahe der Mittellinie verläuft, biegt bei dem Vorderkiefersegment beiderseits bogen- förmig nach aussen und umgeht so das ehemalige Keimfeld des V. Ent. K. In ihrem Verlaufe finden wir zu dieser Zeit vor dem Vorderkiefersegment ein diesem ähnliches, das Vorkiefersegment und weiter eine, jetzt noch rein ectodermale warzenartige Erhebung (Fig. 100), welche als Antennen- anlage die Stelle des Antennensegmentes bezeichnet. Sie tritt immer etwas hinter der Vorderdarmeinsenkung aut. Nahe dem Vorderende des Embryo erhebt sich aus dem Eetoderm ziemlich steil eine Falte, deren beide Enden, in schräg nach hinten gerichtete Nova Acta LXIX. Nr. 2, 39 302 J. Carriere und O. Bürger, 150] Eetodermwülste auslaufend, das Keimfeld des V. Ent. K. umfassen. Der thätige Theil desselben ist auf den mittleren, noch aus Blastoderm bestehenden Abschnitt des Bodens und auf die Rückwand der von der Falte umschlossenen Vertiefung beschränkt. Schon vor der Erhebung der Falte befand sich in dem Wucherfelde eine schmale mediane Einsenkung, diese wird zum Theil mit in die Vorderdarmdelle einbezogen; letztere ist meistens kürzer und breiter als die erstere, zuweilen aber noch in späterer Zeit sehr lang und schmal. Der vordere Theil des Bodens der Vertiefung, Vorder- und Seiten- wände bestehen aus Eetoderm und bilden zusammen die Anlage des Vorder- darms (Fig. 54, 62—65, 90—93). Seitlich von der Vorderdarmfalte, vor der Antennenanlage aber nicht in einer Flucht mit den bisher genannten Segmenten, sondern näher der Mittellinie treten ein Paar kurzer Erhebungen des Eetoderms auf (Fig. XI, u. 62, 63). Das Eetoderm reicht nach vorne nur wenig über die Vorder- darmfalte, nach den Seiten kaum über die Mesodermplatte, nach hinten nicht über den vorderen Abschnitt des H. Ent. K. hinaus; rings geht es — mit Ausnahme der Grenze gegen die noch thätige Wucherstelle des H. Ent. RK. — in unregelmässig kugelige und aus diesen in die plattenförmigen Zellen des Blastoderms über, das sich bis auf den ventralen Abschnitt der Seiten und über die Pole des Eies erstreckt. Der Rücken des Eies und die angrenzenden Theile der Seiten sind nackt, der Dotter nur von der Dotterhaut bedeckt. Der Zusammenhang des Eetoderms mit dem Blastodermrest ist nur von kurzer Dauer. Zunächst erhebt sich am Vorderende an der Grenze von Blastoderm und Eetoderm eine Falte (Fig. 61, 78, 79, 95), welche sich zuerst an der Seite, dann in der Mitte von dem Embryo loslöst. Die Trennung schreitet darauf ohne Faltenbildung an den Seiten nach hinten fort, während am Hinterende eine ähnliche Falte sich erhebt und lostrennt. In dieser Weise scheidet sich das Blastoderm rings von dem Embryo und zieht sich über der Bauchseite desselben zusammen, in der Mitte sich vereimigend, so dass eine muldenförmige Hülle über dem Embryo liegt, die allmählich auch nach dem Rücken zu wächst und sich hier zum Sacke schliesst. Diese Vorgänge vollziehen sich erst in späterer Zeit und es soll die Entwicklung und das weitere Schicksal der Embryonalhülle, welche die [51] Entwicklungsgeschiehte der Mauerbiene. 305 Foeten liefern, in einem besonderen Abschnitte‘) im Zusammenhang be- handelt werden. Bei etwas älteren Embryonen dieser Periode, deren Oberfläche nun regelmässig segmentirt ist, nimmt die Dicke des Eetoderms in den Metameren von der Mitte nach dem Rande hin nur wenig und gleichmässig ab, natürlich soweit nicht Organanlagen Aenderungen bedingen (z. B. Fig. 51, 66, 68). Die Zwischenräume der Segmente erscheinen als Einsenkungen bei ziemlich unveränderter Form und Höhe der Zellen und ohne scharfe Begrenzung nach vorne und hinten (Fig. $4). Bei weiterer Entwicklung des Eetoderms, mit welcher eine Steigerung der Regelmässigkeit verbunden ist, werden die Zwischenräume enger und schärfer begrenzt, und die Epithelzellen darin verkürzt (Fig. 67, 71, 116). Die Segmente werden somit jetzt nicht mehr allein durch Graben getrennt, deren Wand und Boden unverändertes Eetoderm bildet, sondern auch dadurch, dass in der Sohle des Grabens durch Ver- kürzung der Eetodermzellen eine bis zum Rande verlaufende Rinne ge- schaften wird. Sowie die Oberfläche des Embryo in gleichartige Metameren getrennt ist, zeigt sich, wie erwähnt, auch schon eine Unterbrechung dieser Regel- mässigkeit in der Kiefer-Brustgegend. Das dritte Kiefersegment bildet mit dem ersten und zweiten Brustsegment eine zusammenhängende Platte, in welcher eine Grenze zwischen den beiden Brustsegmenten kaum angedeutet ist. Zwischen dem dritten Kiefer- und ersten Brustsegment, welche gewöhn- lich beide auffallend schmal sind, tritt mit Beendigung der Segmentirung oder etwas später eine breite Vertiefung auf, welche sich von den übrigen Zwischenräumen der Segmente deutlich unterscheidet. Nicht nur breiter, sondern bald auch tiefer als diese erstreckt sie sich nach kurzer Zeit nicht ganz soweit gegen den Rand des Embryo hin, so dass hier die beiden Segmente nicht vollständig oder nur durch eine sehr flache Einsenkung getrennt sind (Fig. XIII u. XV). Auch darin ist dieser Intersegmentalraum von den anderen versehieden, dass seine Ränder, namentlich der hintere, wulstig erscheinen (Fig. 53, 83, 84, 96 — 98). !) Anmerkung des Herausgebers. Dieser Abschnitt ist von Carriere nicht be- gonnen worden. 304 J. Carriere und O. Bürger, 152] Aus der Einsenkung geht die Anlage der Spinndrüse (Hinterkiefer- drüse) der Larve hervor. Die Spinndrüse ist nächst der Vorderdarmfalte dasjenige Organ, welches am frühzeitigsten auftritt, zuweilen noch während am Hinterende die Mittelplatte ganz oberflächlich liegt, wenn nur das Vorderende schon ganz regelmässig gestaltet ist. So bei dem Embryo der Fig. 50, wo der Zwischenraum des dritten Kiefer- und ersten Brustsegmentes schon alle Eigen- schaften aufweist, die ihn bei älteren Embryonen kennzeichnen. Nur ein Theil des Intersegmentalraumes geht in die Anlage der Spinndrüse ein. Anfangs ist er gleich den andern Zwischenräumen ein ziemlich flacher Graben; wenn aber an diesen die erwähnten Veränderungen vorgehen, indem sie sich verengen und ihr Epithel sich verkürzt, dann tritt der Unterschied deutlich hervor. Der Zwischenraum des dritten Kiefer- und ersten Brustsegmentes bleibt breiter, vertieft sich stärker und sein Epithel bewahrt die ursprüngliche Grösse. Fig. 69 zeigt einen Querschnitt dieser Stelle und Fig. 67 zum Vergleich einen Schnitt durch den Zwischenraum des Vorder- und Mittelkiefersegmentes desselben Embryo. Die Spinndrüsenanlage bekommt schärfere Umrisse, indem sie sich etwas verengt, vertieft und zugleich entschiedener auf die mediane Hälfte des Intersegmentalraumes beschränkt, während der seitliche Abschnitt sich unter Verkürzung seines Epithels etwas gegen die Oberfläche erhebt (Fig. 72, 83, 84, 96—98). Sie erscheint nun als ein in den Intersegmentalraum ein- gesenkter Trog mit flachem Boden, dessen Wände zugleich diejenigen des Intersegmentalraumes sind. Seine Vorderwand gehört dem Hinterkiefer-, seine Rückwand dem ersten Brustsegment an, sein leicht gewölbter Rand tritt bei der Oberflächenansicht des Embryo sehr deutlich als ein elliptischer Wulst hervor, dessen hinterer Rand etwas kräftiger ist als der vordere. An Umfang abnehmend, verschiebt er sich allmählich etwas nach vorwärts und nach der Mittellinie zu, während aus der Rückwand und dem Boden des Troges sich zuerst ein kleines, nach hinten gerichtetes Säckchen und aus diesem ein langer, anfangs gerader, schliesslich vielfach geschlängelter Schlauch entwickelt. Diese Vorgänge sind mit aller Bequemlichkeit an dem unverletzten Embryo zu verfolgen, wie die Betrachtung der Abbildungen von XIII, XV ff. zeigt. Einzelheiten aus der Zeit der Entstehung dieser [53] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 305 Drüse, über welehe nur Schnitte Auskunft geben, werde ich besprechen ') wenn ich die Aenderungen darzulegen habe, welche in den Beziehungen der Spinndrüse zu den beiden Segmenten eintreten und mit einer Verschiebung der Drüsenmündungen an die innere Seite der Hinterkiefer und ihrer Ver- schmelzung zu einer medianen Oeffnung endigen. Der vordere Entodermkeim stellt, wie beschrieben, während der Zeit seiner hauptsächlichen Entwicklung eine über die Oberfläche des Eies hervor und in den Dotter hineinragende geschlossene Masse sich lebhaft vermehrender Zellen dar. In der Oberfläche des Entodermkeimes, dem Keimfeld, geht allmählich das Blastoderm in Eetoderm über und zwar im Anschluss an das schon vorhandene Eetoderm vom Vorder- und Seitenrande des Embryo her. Während noch median ein schmaler Streif wuchernden Blastoderms vorhanden ist, beginnt über dem vorderen Entodermkeim die Einsenkung des Vorderdarms, mit welcher der Blastodermstreif so in die Tiefe sinkt, dass er ihren Boden und die Rückwand bildet (Fig. 49). Die mit dem Aufhören der Wucherung vorschreitende Eetodermbildung beschränkt die Blastodermstelle bald auf den hinteren Abschnitt des Bodens und die Rückwand (Fig. 54, 65, 90— 92), wo noch längere Zeit (bis nach dem Auftreten der Stigmen) der Entodermkeim mit der Oberfläche in Ver- bindung bleibt. Während dieses Vorganges hat die Wanderung der Entodermzellen begonnen; in dünner einschichtiger Lage schieben sie sich einzeln nach der Spitze und beiden Seiten des Eies hin und rücken zwischen Blastoderm und Dotter sowohl nach vorne als seitwärts ein wenig aus dem Bereich des Eetoderms heraus (Fig. 46 u. 47). Etwas später sammeln sie sich für eine Zeit lang zum Theil in dem Raum zwischen dem Vorderrand des Eetoderms, dem Dotter und dem Anfang der Embryonalhülle zu einer diekeren Schicht (Querwulst) an, die durch eine einfache Lage von Zellen mit der Hauptmasse verbunden bleibt (Fig. 54, 61, 79, 82, 90— 100). Nach hinten zu dringen die Entodermzellen zunächst nur wenig vor, da ihnen hier das Mesoderm entgegensteht. Der vordere Mesodermabschnitt — man könnte ihn als Kopt- ') Anmerkung des Herausgebers. Das ist nicht mehr geschehen. 306 J. Carriere und ©. Bürger, [54] mesoderm dem Rumpfmesoderm gegenüber stellen — erstreckt sich von dem Anfang des Vorderkiefersegmentes bis gegen das Ende des Mittelkiefer- segmentes. Schon bei seiner ersten Anlage am Vorderrande dick, nach hinten zu dünner, setzt er sich später als keilförmige Masse von der diekeren Platte (des Rumpfmesoderms so weit ab, dass zeitweilig nur einzelne Zellen den Zusammenhang zwischen beiden Abschnitten des Mesoderms vermitteln. Nach vorne nimmt er in der Mitte bis zu seinem Zusammentreffen mit dem Entodermkeim gleichmässig an Dicke zu (Fig. 54, 66, 67, 91-93. Die seitlichen Abschnitte des Kopfmesoderms sind dünner, zeigen aber unter den Segmenten Anhäufungen von Zellen, deren vorderste und bedeutendste unter dem Vorderkiefersegment liegt und hier, gegen die Entodermzellen scharf abgesetzt, mit diesen sich berührt (Fig. 78, 98, 99). Die Mesoderm- röhren sind auf das Rumpfimesoderm beschränkt; in den Seitentheilen des Kopfmesoderms ordnen sich zwar die Zellen im Anschluss an die Röhren zu zwei Schichten an, doch ohne durch festeres Gefüge oder Form sich von benachbarten Zellen zu unterscheiden (Fig. 66-68). Die Erscheinung, dass in dem vorderen Mesodermabschnitt keine Röhren gebildet werden und (lass die Zellen desselben viel früher ihre Form ändern und zu Spindelzellen auswachsen als die des Rumpfmesoderms ist wohl auf den Umstand zurück- zuführen, dass das Kopfinesoderm, zum grossen Theil nur vorübergehend, an dieser Stelle angesammelt wird, an anderen Stellen aber zur Verwendung kommt. Es bildet ja die zunächst unter den zwei Segmenten abgelagerte Masse den Vorrath für alle mesodermalen Gewebe des künftigen Kopfes, und sehr bald beginnen ihre Zellen sich nach vorne zu verschieben. In der Mitte findet das Mesoderm, welches entgegengesetzt wie das Entoderm, von hinten nach vorne unter die noch mesodermlosen Theile des Embryo vorzudringen strebt, Widerstand an dem mit der Oberfläche noch zusammenhängenden Entodermzapfen. Dagegegen hat es zu beiden Seiten desselben freiere Bahn und schiebt hier bei weiterem Wachsthum zwischen Ketoderm und Entoderm je einen zungenförmigen Ausläufer vor, die vorne ganz fein, sich nach hinten zu verbreitern und verdieken. Beide zusammen mit dem Mittelstück umfassen so den Entodermzapfen wie ein Stiefelknecht den Absatz eines Stiefels (Fig. 65, 79, 94—-97). — Der hintere Entodermkeim zeigt bei seiner weiteren Ausbildung [95] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 307 einfachere Verhältnisse als der vordere, insofern keine Faltenbildungen und Einsenkungen des Eetoderms störend dazwischen kommen. Wie die Abbildungen XI und XII zeigen und ieh früher erwähnte, geht auch hier die Umwandlung der oberflächlichen Blastodermschicht in Eetoderm selbstständig von dem Rande nach der Mitte zu vor sich. Während das Eetoderm des Endsegmentes den Zusammenhang mit dem Seitenplatten- Eetoderm bewahrt, nähert es sich aber schneller als dieses der Mittellinie (Fig. 55— 57). Dabei ist hervorzuheben, dass zunächst nur über dem vorderen Abschnitte des H. Ent. K. Eetoderm gebildet wird, die Oberfläche des hinteren Theiles aber noch längere Zeit aus Blastoderm besteht und von hier aus auch noch Entodermzellen abgestossen werden. Dieser bildet also ein thätiges Wucherfeld, während der vordere Abschnitt schon von der Oberfläche getrennt ist. Die Linie, auf welcher das Eetoderm in das Blastoderm übergeht, ist bei ganzen Embryonen wie bei Schnitten durch eine deutliche Kante bezeichnet, die besonders anfangs scharf hervortritt 57, 80, 81, 86— 88) und den Hinterrand des 11. Hinterleibsegmentes sowie der ganzen Embryonal-Anlage bezeichnet. Mit Beendigung der Keim- (Fie. 55 bildung verwandelt sich die oberflächliche Schicht des hinteren Abschnittes nicht in Eetoderm, sondern die kugeligen Zellen platten sich ab und trennen sich als eine dünne Blastodermmembran von dem Entodermkeim. Diese frei gespannte Membran, welche seitlich und hinten mit dem Blastoderm des Hinterendes und der Seiten, vorne mit dem Hinterrande des Eetoderms zusammenhängt, wird zu der hinteren Keimhüllenfalte. Gleich dem vordersten Abschnitt des Entoderms liegt nun auch der hinterste frei zwischen Dotter und Keimhülle; die Art aber, wie sich diese Beziehungen der gegenseitigen Lage gestalteten, ist in beiden Fällen eine verschiedene gewesen. Wie ich hier vorgreifend bemerken will, beginnt, nachdem sich das Blastoderm rings von dem ganzen Embryo losgelöst und zur Keimhülle erhoben hat, die Umwachsung des Dotters durch das Eetoderm. Dabei flachen sich die Zellen des Randes ab und schieben sich als sehr dünne Schollen über den Dotter und die auf demselben frei liegenden Theile der Entodermkeime hin. Der hintere Entodermkeim, nun ganz von seinem Mutterboden losgelöst, 308 J. Carriere und ©. Bürger, [56] erfüllt einen grossen Theil des hinteren Eiendes als eine dieke, aussen ab- gerundete und von Eetoderm und Blastoderm, innen vom Dotter begrenzte Masse einzelner Zellen. Ihr Volumen ist wohl bei den einzelnen Individuen nur wenig verschieden und es ist anzunehmen, dass dasselbe in einem be- stimmten Verhältnisse zur Grösse des Eies steht; ihre Form aber ändert sich, je nachdem sie einen grösseren oder geringeren Theil des Eies ein- nimmt. Fig. 76 giebt einen Querschnitt durch die Mitte des mächtigsten hinteren Entodermkeimes, den ieh antraf. Noch ehe ’sich die Einfaltung der Mittelplatte am Hinterende voll- zogen hat, schieben sich aus beiden Seiten des hinteren Entodermkeimes Zellmassen nach vorne, welche nahe ihrem Ursprung sehr diek und breit (Fig. 58, 75), nach vorne zu immer schmäler und dünner werden (Fig. 74, 77, 89, 84). Diese beiden mächtigen Seitenleisten des H. Ent. K. bahnen sich ihren Weg nicht unter dem Mesoderm (zwischen diesem und dem Dotter), sondern neben demselben, zwischen dem Dotter und dem Blastoderm; nur nahe ihrem Ursprung kommen sie zum "Theil noch unter das Eetoderm zu liegen. Indem diese dieken Leisten sich nach vorne verschieben und etwas nach dem Rücken zu ausdehnen, verflachen sie sich und bilden zwei breite Platten, die Anfangs aus zwei, später aus einer Zellschicht bestehen. Form und Wachsthum derselben sind an den gefärbten Präparaten ganzer Embryone in bester Weise zu verfolgen, ihr innerer Rand liegt neben den Mesodermröhren, ihr äusserer läuft diesem parallel (Fig. XVIIL, XXI, XXIV, XXV, XXVIL XXVIM). Auch über den hinteren Pol des Dotters schiebt sich von der Haupt- masse aus ein Theil der Entodermzellen in einfacher Schicht hin. Die Entwicklung der Seitenleisten des vorderen Entodermkeimes lässt sich gleichfalls an den ganzen Embryonen verfolgen. Beide Plattenpaare beschränken sich in ihrer Ausdehnung auf die Seiten des Eies bis sie in (lem vorderen Abschnitte des Embryo, ungefähr in der Gegend des dritten Brustsegmentes zusammentreffen (Fig. NXVII. Die Anlage des Mittel- (larmes besteht nun aus zwei FEntodermbändern, welche die Seiten des Embryo bedecken und an beiden Enden des Eies durch breitere, die Pole (des Dotters schalenartig umfassende Querstücke verbunden sind, während sie Bauch- und Rückenseite frei lassen. Diese Bewegung des Entoderm [57] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 309 geht langsam vor sich, so dass zur Zeit der Vereinigung der beiden u förmigen Anlagen die übrige Entwicklung des Embryo schon weit vorgeschritten ist; seine Stigmen sind eng geworden, die Kiefer sind aufgetreten, der After ist gebildet. Der weitere Ausbau des Mitteldarmes erfolgt in der Weise, dass sich die Entodermbänder zuerst über die Rückenseite, dann über die Bauchseite des Dotters ausdehnen und jeweils zusammenschliessen. Diese Vorgänge und die dabei erfolgende Betheiligung des Mesoderms zur Muskelschicht des Darmes wird an späterer Stelle näher zu beschreiben sein.) Die Verhältnisse des Endabschnittes der Mittelplatte und seine Beziehungen zu dem hinteren Entodermkeim wurden schon bei dem all- gemeinen Ueberblick gestreift, sie sind im Vergleich mit denen des Kopf- mesoderms sehr einfacher Natur. Die Abschnürung verzögert sich hier, bis die Wucherung des hinteren Entodermkeimes beendigt ist, das Rumpfmesoderm bildet trotzdem bis an das Hinterende eine einheitliche Masse und die Meso- dermröhren setzen sich aus dem älteren Theil unmittelbar in den jüngeren fort. Nur im Mesoderm des 10. Hinterleibsegmentes fehlen sie wie in dem Kopf- mesoderm und wohl aus dem gleichen Grunde, so dass man es desshalb als Endabschnitt dem Koptmesoderm gegenüberstellen könnte; doch steht im übrigen das Mesoderm des 10. Hinterleibssegmentes mit dem vorher- gehenden in innigem Zusammenhang. Der Hinterrand des Mesoderm-Endabschnittes ist bogenförmig gestaltet, so dass sein mittlerer Theil am weitesten nach hinten reicht; entgegengesetzt gekrümmt ist der Vorderrand des hinteren Entodermkeimes in seiner frühesten Zeit, so dass beide Anlagen sich in der Mitte berühren, nach den Seiten zu von einander entfernen. Beide Zellmassen suchen bei weiterem Wachsthum gegen einander vorzudringen. In der Mitte, wo beide Anlagen sich nicht ausweichen können, schiebt sich der mächtigere Entodermkeim etwas unter (las Endmesoderm, ohne weiter vorzudringen. Das Mesoderm seinerseits zeigt hier eine bedeutende und engbegrenzte Anschwellung, während seine Seiten- theile aus wenigen, stellenweise nur aus zwei Zellschiehten bestehen (Fig. 55 57,73 75, 88, 89). Die losen, kugeligen Zellen beider Keime werden an den Berührungsstellen zeitweilig so eng an- und ineinander !) Anmerkung des Herausgebers. Von Carriere nicht mehr geschehen. Nova Acta LXIX. Nr. 2. 410 310 J. Carriere und O. Bürger, [58] gepresst, dass man an @uerschnitten natürlich oft ausser Stand ist, eime Grenze zwischen Entoderm und Mesoderm zu bezeichnen. Dagegen ist das immer, und zwar ohne Schwierigkeit möglich, wenn man an 'sagittalen Schnittreihen vom Rande nach der Mitte zu das allmähliche Vordringen und 89). Wenn sich die mittlere Masse des Entodermkeimes bei Abgabe der Anschwellen des Mesodermendes verfolgt (Fig. 80, 81, 85 Seitenleisten verringert, weicht sie etwas zurück und es besteht nun auch wieder median eine deutliche Grenze zwischen Entoderm. und Mesoderm, (dem Zwischenraume des 10. und 11. Hinterleibsegmentes entsprechend. Ehe der Entodermkeim die Seitenleisten aussendet, sind die seitlichen Abschnitte des Mesoderms und Entoderms von einander entfernt. Sowie aber die Leisten vordringen, treffen sich beide Keimschichten zuerst seitlich der medianen Mesodermverdiekung und hier schiebt sich die dünnere Mesoderm- platte zwischen Entoderm und Eetoderm ein, während sich die Seitentheile beider Keime noch nicht berühren. Der Hinterrand des Mesoderms (das Endmesoderm) verdickt sich jetzt auch seitlich der Mitte, soweit er zwischen Entoderm und Eetoderm eingekeilt ist (Fig. 87—89), am Seitenrande kommt es nur zur gegenseitigen Berührung (Fig. 85, 86), ein weiteres Vordringen des Entoderms unter die Mesodermplatte findet zunächst nicht statt, dagegen schieben sich, wie beschrieben, die Entodermleisten mit Umgehung der Mesodermplatte seitlich von den Mesodermröhren nach vorne. In dem hinteren Mesodermabsehnitt, Rumpfmesoderm, also (den 14 Segmenten vom Mittelkiefersegment bis zum 10. Hinterleibsegment einschliesslich, sind während dieser Vorgänge am Vorder- und Hinterende zwei auffallende Veränderungen zu bemerken, die in den Anfang der Zeit fallende Ausbildung der Mesodermröhren und die gegen Ende derselben auftretende Anlage der Fortpflanzungsorgane. Wenn am Hinterende die Einfaltung kaum begonnen hat und die Mittelplatte zum grössten Theil noch frei liegt (Fig. 51 u. 52), zeigen sich schon in dem von der Oberfläche abgeschnürten Vorderende die Mesoderm- röhren. Manchmal lässt sich, wie früher erwähnt, im Seitenrande des Mesodermkeimes die Grenze der Mittelplatte und des unteren Blattes der sich darüber legenden Falte vollkommen verfolgen (am besten gewöhnlich bei der verspäteten Einfaltunge am Hinterende, Fie. 73), oft wird sie durch > R, > /I [59] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. sy! geringfügige Verschiebungen einzelner Zellen verwischt. An der Stelle aber, an welcher diese Grenze — immer während der ersten Zeit, häufig bis zum Schlusse der Abschnürung — im Seitenrande zu bemerken war, treten die Zellen der tieferen und höheren Schicht wieder etwas auseinander, nehmen kubische oder prismatische Formen an und reihen sich dabei epithelial neben einander. So bildet sich beiderseits ein platter Schlauch, der vom Mittelkiefersegment nach hinten nicht ganz bis zu der noch offenen Strecke der Mittelplatte reicht. Dabei wechseln in bestimmter Weise breitere und schmalere Stellen, so dass flache, breitere und längere Säcke, welche je einem Segment angehören, durch kurze und enge intersegmentale Röhren verbunden werden (Fig. 685— 71, 83, 101—103, 116). Die Mesodermschläuche erstrecken sich mit dem Fortschreiten der Einfaltung immer weiter nach hinten, treten in den letzten Abschnitten schon auf, ehe die Abschnürung der Mittelplatte vollendet ist und endigen vor dem 10. Hinterleibsegment, im ganzen also 13 Segmenten angehörend, dem Mittelkiefersegment allerdings nur zum Theil (Fig. 71). Unter diesem stösst der Mesodermschlauch mit dem Kopfmesoderm zusammen. Die Segmentirung des Mesoderms entspricht nur Anfangs der des Eetoderms, dann treten Verschiebungen ein, so dass die Mesodermsäcke zum Theil noch unter die Zwischenräume der Ecetodermsegmente zu liegen kommen (Fig. 70, 71, 116). Die Breite der Säcke nimmt, wie schon die letztere Abbildung zeigt, bei der weiteren Entwicklung noch etwas zu, so dass sie sich bis nahe an die Mittellinie erstrecken. Später erreichen sie dieselbe und indem sie sich gleichzeitig erweitern, werden Veränderungen eingeleitet, die zu ihrer Auflösung führen. Die Anlagen der @eschlechtsorgane treten zuerst bei Embryonen ungefähr gleich Abbildung XIII oder etwas jüngeren deutlich hervor. Es ist fa möglich, dass schon zu früherer Zeit, also bei dem ersten Auftreten der Mesodermschläuche, Fortpflanzungszellen sich von den übrigen Meso- dermzellen unterscheiden; ich konnte sie aber nie früher mit Sicherheit als solche ansprechen, als bis sie durch ihre Vergrösserung und Iren- nung von den benachbarten Zellen bestimmte Veränderungen hervorrieten. Immerhin sind bei Chadcodoma die Geschlechtszellen erkennbar, kurz nach- dem die Mesodermröhren sich in den betreffenden Segmenten gebildet 40° 312 J. Carriere und 0. Bürger, [60f haben und ehe das Hinterende der Mittelplatte abgesechnürt ist, also recht frühzeitig. In der dorsalen Wand der Mesodermsäcke des 3., 4. und. 5. Hinter- leibsegmentes,') etwas von dem äusseren Rand entfernt, vergrössern und vermehren sich einige Zellen und neigen sich mit ihren inneren Enden einem gemeinsamen Mittelpunkt zu (Fig. 101-103, 104-108), so dass ein kleiner eiförmiger Körper entsteht, der sich zunächst nur unvollkommen, später deutlicher von den benachbarten Zellen abgrenzt. Sowie die junge Geschlechtsanlage sich soweit herausgebildet hat, ragt sie gegen den Dotter zu nicht unbedeutend über die dorsale Fläche des Mesodermsackes hervor, während sie zugleich den Innenraum desselben fast ganz ausfüllt. Der äussere seitliche Theil des Sackes bleibt unverändert erhalten (Fig. 109 — 115, 116—121, 123). Die Anlagen erschemen zwar gleichzeitig auf beiden Seiten, aber nicht in den drei Segmenten. Zuerst ist gewöhnlich die Geschlechtsanlage des 3. Hinterleibsegmentes zu erkennen, erst später wachsen die der folgenden Segmente heran; manchmal ist anfangs die hinterste Anlage am stärksten, (die mittlere kaum, die vordere schwach entwickelt. Häufig scheint die mittlere Anlage später und weniger stark aufzutreten als die beiden anderen, und in der Regel liegt sie nieht in gleicher Linie mit diesen, so dass ein Sagittalschnitt durch die Mitte der ersten und dritten die zweite nur streift (Fig. 123). Bei weiterem Wachsthum vermehren und verkleinern sich die Zellen der Grenitalanlagen und jede tritt deutlich als ein dickes Ellipsoid hervor, (las aus einer grossen Anzahl unter sich gleicher kleinerer Zellen besteht und von dem früher so auffallenden Unterschied in der Grösse derselben keine Spur mehr zeigt. Wenn ieh nach den Präparaten einer Reihe, deren meiste Schnitte leider bei dem Einlacken zerbrachen, urtheilen darf, so würde an der Bildung der Genitalzellen nicht nur die dorsale, sondern auch die ventrale Wand betheiligt sein (Fie. 122). fo] N T !) Anmerkung des Herausgebers. Früher (1890) hat Carriere irrthümlich das 5. und 6. Hinterleibsegment als Sitz der Anlagen der Geschlechtsorgane angegeben (ibd. p. 159). we je wu [61] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. i c. Bemerkungen über die Bildung des Mesoderms und Entoderms bei anderen Insecten. Die Untersuchung von Chalicodoma hat mit aller nur wünschens- werthen Klarheit gezeigt, dass hier 1) das Mesoderm dureh Einfaltung und Abschnürung einer Blastoderm- platte entsteht, das Entoderm dureh Wucherung von Blastoderminseln aus, welche oberflächlich liegen bleiben; 2) (das Entoderm unabhängig von dem Mesoderm und ohne unmittel- baren Zusammenhang mit demselben vor und hinter der Mittelplatte einwuchert; 3) dass die Oberfläche der Keimfelder sich in Eetoderm umwandelt, in welches sich Vorder- und Enddarm einsenken, ersterer vor, letzterer nach Abschluss der Entodermbildung; 4) dass die Seitenleisten (Schenkel) der Entodermanlagen sieh ausser- halb des Mesoderms nach vorne und hinten auswachsend schieben. Schliesslich darf auch nicht unberücksichtigt bleiben, dass der Embryo (Keimstreif) sich nur auf einer Längsseite des Eies entwickelt, ohne sich zeitweilig über den einen oder beide Pole auf die Rückenseite des Eies auszudehnen. Bei Chalicodoma fehlen also alle Eigenheiten, welche in den anderen bisher beobachteten Fällen die Untersuchung der Entwicklung einzelner Organe erschweren oder trüben können und welche als Ursachen der Un- sicherheit und Verschiedenartigkeit der Ansiehten über die Herkunft des Mitteldarms gelten müssen. Es ist gewiss eigenthümlich, dass uns diese Klarheit, diese günstige Zergliederung der Entwicklungsvorgänge nicht bei den Inseeten entgegen- tritt, welehe wir zu den ältesten und niedrigsten zu rechnen gewöhnt sind, sondern bei dem Vertreter einer Gruppe, welche wir für höher entwickelt und weniger ursprünglich halten; für unseren Zweck ist das aber von keiner Bedeutung. Ebenso gleichgültig kann dafür die Frage sein, ob die Klärung der Vorgänge dadurch erfolgt, dass noch keine Begleiterscheinungen aufgetreten sind, die den Einblick stören könnten oder dadurch, (lass diese vielleicht im Laufe der Stammesentwicklung zeitliche Verschiebungen und Rückbildungen der Art erlitten haben, dass sie nieht mehr verdunkelnd 314 J. Carriere und ©. Bürger, [62] einwirken. Letzteres könnte wohl bei Chatcodoma der Fall sein, doch will ich mich nicht in Erörterungen nach dieser Richtung hin auf einem unsicheren Boden verlieren. Dagegen bin ich der Ansicht, dass die hier zusammengestellten Be- obachtungen einige sichere Anhaltspunkte für die Beurtheilung und das Verständniss der vorliegenden Untersuchungen über Inseetenentwicklung gewähren. Entstehen Mesoderm und Entoderm in einem Falle zeitlich und räumlich getrennt aus dem Blastoderm, in einem zweiten so dieht beisammen, dass beide aus gemeinsamer Quelle oder eines aus dem anderen hervorzugehen scheinen, so ist die Kenntniss der ersteren Erscheinung auf die Deutung der letzteren anzuwenden und unter Umständen für dieselbe maassgebend. Können die Entodermkeime vor der Einsenkung des Vorder- und Enddarmes gebildet werden, dann ist auch in anderen Fällen ein Zusammen- hang dieser Anlagen mit den Keimen kein ursächlicher; er wird dann durch zeitliche Verschiebungen vorgetäuscht, indem ein neuer Vorgang beginnt, ehe sich ein älterer an dieser Stelle ganz abgespielt hat. Schieben sich hier die Entodermschenkel frei neben den Mesoderm- röhren vor, dann werden wir nicht ohne sehr überzeugende Beweise zugeben dürfen, dass sie sich dort von denselben abspalteten. Ich will nun versuchen, die thatsächlichen Befunde, so wie sie sich mir aus dem Text und den Abbildungen der eingehenderen Untersuchungen ergeben, nicht die Ansichten der betreffenden Beobachter, von diesen Gesichts- punkten aus zu betrachten. Es macht vielleicht den Eindruck einer Unhöflichkeit, wenn ich gerade das, was der Autor von sich zu seinen Beobachtungen dazugiebt, ignorire; doch es liegt mir ferne, durch dieses Vorgehen verletzen zu wollen, (denn es bleibt mir kein anderer Weg übrig, wenn es sich darum handelt, eine Uebersicht über eine Reihe von Erscheinungen zu gewinnen, über welche die verschiedensten Ansichten sich kreuzen. Für die Ableitung des Mesoderms und die Bildung der Mittelplatte finden sich fast durchgängig Darstellungen, welche eime ähnliche oder ent- sprechende Entwicklung erkennen lassen, so dass ich der früher gegebenen Uebersicht nur wenig zuzufügen habe. [63] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 315 Apis mellfca unterscheidet sich in dem Auftreten der Furchen, der Form und dem Verhalten der Mittelplatte kaum von Chalicodoma. Die Angabe Grassis (1884), dass die Seitenplatten sich längs der Falten von der Mittelplatte loslösen und über dieselbe sich frei fortschiebend in der Mitte vereinigen, also eine Versenkung ohne Einfaltung stattfinde, enthält nichts Unmögliches. Aber mit Rücksicht auf die Vorgänge bei der nahe verwandten Chalcodoma bin ich der Ansicht, dass Grassi bei einer Wider- holung der Untersuchung mit heutiger Technik die Mesodermbildung von Aprs auch in diesem Punkt mit der von Chalicodoma übereinstimmen lassen würde. Bei ZZydrophelus (Heider 1889) sind die Furchen ebenfalls gradlinig und weichen von Anfang an nach hinten auseinander; eigenthümlich ist der Umstand, dass zuerst ihr vorderer, dann ihr hinterer Abschnitt auftritt, zuletzt der beide verbindende mittlere und damit auch die Mittelplatte in zwei selbstständigen Theilen vom Vorder- und Hinterende her gebildet wird. Noch früher als bei ChaZcodoma erscheint hier die regelmässige und der späteren Segmentirung entsprechende Querstreifung der Mittel- und Seitenplatten. : Bei Doryphora decemliniata (Wheeler 1889) sind die Furchen zuerst bogenförmig, mit den concaven Seiten einander zugewandt, dann strecken sie sich und divergiren etwas nach hinten. Wie bei Chalicodoma ergiebt sich auch bei Ars, Zydrophilus und Doryphora ein flaschenförmiges Stadium aus dem späteren Schlusse des Hinterendes. Lina popudi und Zremulae weisen eine schmale Mittelplatte auf, welche von zwei langen, schwach bogenförmigen und mit der convexen Seite einander zugekehrten Falten begrenzt wird. Graber’s (1890) Befund, dass die Falten nach hinten convergirten, ist vielleicht dureh die Misshandlung der lebend untersuchten Eier veranlasst. Dies sind bis jetzt die einzigen bekannten Fälle, in welchen der Einfaltung oder Einsenkung einer medianen Rinne eine Mittelplatte vorher- geht und es ist bemerkenswerth, dass sich diese Einriehtung anscheinend spontan bei Vertretern sehr fernstehender Gruppen findet, deren näheren Verwandten sie fehlt. Die einzigen Angaben, welche den zahlreichen 316 J. Carriere und O. Bürger, [64] Mittheilungen über die Herkunft des Mesoderms aus einer medianen Blasto- dermrinne entgegenstehen, sind, wie erwähnt, diejenigen von Tichomiroff (1879, 1882, 1890, 1892), sie beziehen sich auf Dombdyx mori, Calandra granarira und Chrysopa und von Olga Tikhonsisona (1892) Chrvsopa perla und Pulex serraticeps. Angesichts der Befunde anderer Autoren bei Lepidoptern und Coleoptern muss man wohl annehmen, dass schwierigere Verhältnisse der Beobachtung der Mesodermbildung hier hinderlich sind und wird mit einer so vollkommen abweichenden und vereinzelten Entstehungs- weise des Mesoderms einstweilen auch nicht anders als mit einer Ausnahme rechnen können. Was das Verhalten des Mesoderms nach der Abschnürung anbetrifft, so wäre die Beobachtung von Heider (1889) hervorzuheben, dass bei Hydro- phulus (ähnlich wie ich es später bei Chalcodoma fand) das Vorderende des Mesoderms sich gabelt und seitlich je eine Zunge zwischen Entodermkeim und Eetoderm vorschiebt, während in der Mitte das Entoderm dem Eetoderm unmittelbar anliegt. Ferner, dass auch hier die Mesodermröhren, welche sich erst spät (nach Auftreten aller Extremitäten, der Stigmen und der Analöffnung) ausbilden, zunächst nur im Hinterleib, denr Brust- und Hinter- kiefersegment auftreten, er später im Mittelkiefersegment, nie vor demselben. Bei 4zs erscheinen die Mesodermröhren aueh ziemlich spät, bei Melolontha (Graber 1890) erst nach der medianen Trennung des Mesoderms in zwei Längshälften und bei Doryphora zeigen sie sich erst als flache Säcke —, wenn die Mesodermhälften den Segmenten entsprechend je in eine Reihe viereckiger Kuchen zerlegt sind. Bei den Musciden (Graber 1889) und Ohrronomus (Ritter 1890) „e- langen die Mesodermröhren nieht zur Entwicklung. Wie früher gesagt, begegnen wir in den neueren Untersuchungen über die Anlage und Herkunft des Mitteldarms fast durchgängig starken Zellwucherungen am Vorder- und Hinterende der Mittelplatte oder Rinne, welche als Anlagen des Entoderms angesehen werden. Nur darüber, wie (diese Zellmassen aufzufassen oder woher sie abzuleiten sind, herrschen sehr verschiedene Meinungen. Diese sind aber zum Theil dadurch bedingt, dass einzelne Autoren die Begriffe Blastoderm und Eetoderm oder selbst Mesoderm nicht genügend trennen und sorglos den einen Ausdruck statt des anderen [65 Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 317 setzen. Es ist desshalb vielleicht nieht überflüssig daran zu erinnern, dass die drei genannten Zustände nieht nur in der "Theorie dureh bunte Farben, sondern auch in der Praxis durch Form, Aussehen und gegenseitiges Ver- halten der Zellen unterscheidbar sind. Art und Grad der Verschiedenheit wechseln allerdings in den einzelndn Fällen, aber z. B. der ectodermale Boden einer eetodermalen Einsenkung, wie der Spinndrüse oder einer Tracheenanlage, ist in allen mir bekannten Fällen deutlich von einer auch noch so kleinen Blastoderminsel zu unterscheiden, die den Grund eines Eetodermrohres bildet. Darum halte ich es nieht für richtig und zweck- mässig, eine im Zusammenhang mit dem Eetoderm befindliche Blastoderm- stelle früher Eetoderm zu nennen als sie auch wirklich die Eigenschaften desselben aufweist, wenigstens solange wir Werth darauf legen, gewisse Organe*in Beziehung zu gewissen Keimschichten zu finden oder zu bringen. Was nun die genannten Zellhaufen betrifft, so glaube ich als wichtig hervorheben zu müssen, dass sie in einer ganzen Anzahl von Fällen mit Rücksicht auf ihre Entstehungsweise oder ihr Verhalten mit Bestimmtheit in Gegensatz zu dem Abschnitte der Mittelplatte gebracht werden, aus welchem das Mesoderm hervorgeht. Zuerst wurde von Grassi (1884) darauf aufmerksam gemacht, dass bei Apes mellifica in dem vorderen Theil des Eies, auf welchen sich die Furchen nieht erstreeken und vor der Mittelplatte eine Zellmasse nicht gleich der Mittelplatte versenkt (eingefaltet), sondern durch Wucherung von (dem oberflächlichen Blastoderm aus gebildet und dann von diesem abgespalten würde. Er nahm sowohl das zeitweise Auftreten einer kleinen medianen Längsfurche wahr, von der die Wucherung ausgeht, als den Zusammenhang der Oberfläche der Keimstelle mit dem umliegenden Eetoderm. Doch be- zeichnete er das Keimfeld trotz seiner abweichenden Beschaffenheit als Eetoderm und die vordere Zellmasse trotz ihrer verschiedenen Entstehungs- weise als Mesoderm; er beobachtete auch keine Grenze zwischen dieser und dem Mesoderm der Mittelplatte und gesteht ihr den Namen Entoderm erst von dem Augenblick an zu, in dem sie sich zu einer einfachen Zellschieht ausgedehnt hat. Das gleiche gilt für den hinteren Entodermkeim, dessen genauere Entstehung er in Folge der dem Objecte innewohnenden Schwierigkeit nicht verfolgen konnte. Grassi fand ferner, dass der vordere Entodermkeim Nova Acta LXIX. Nr. 2. 11 318 J. Carriere und ©. Bürger, 166] den Stoff für das erste, der hintere den für die beiden letzten Drittel des Mitteldarms lieferte, indem die losen Zellen zuerst die beiden Pole des Eies bedeckten und dann von beiden Enden her als zuerst auf dem Rücken geschlossene Rinnen ausserhalb des Mesoderms, zwischen Eetoderm und Dotter, einander entgegen wüchsen. “ast gleichzeitig mit den Stigmen tritt die Anlage des Vorderdarms, etwas später die des Enddarmes auf, beide also spät und erst nachdem die Entodermkeime schon von der Oberfläche getrennt sind. Es genügt, wenn wir bei den Angaben über die Entstehung des Entoderms bei 4/25 statt „Eetoderm“ Blastoderminsel setzen, wozu die Ab- bildungen Grassis nicht nur berechtigen, sondern unmittelbar auffordern, um die Uebereinstimmung mit den entsprechenden Vorgängen bei Chalicodoma herzustellen. Dass Grassi bei den jüngsten Stadien, die er untersuchte, keine Grenze zwischen dem Mesoderm und den Entodermkeimen auffand, dafür möchte ich den Grund nicht in einem abweichenden Verhalten der Biene, sondern in seinen verhältnissmässig unvollkommenen Methoden suchen. Bei den übrigen Formen erstrecken sich die Furchen meist soweit vorwärts und rückwärts, dass die Keimstellen des Entoderms noch zwischen sie und in den Bereich der Mittelplatte fallen. Es werden somit nicht nur die hintere beziehungsweise vor den Keimfeldern gelegenen Blastoderm- flächen, sondern auch die ihnen seitlich benachbarten zum Theil als Mesoderm eingefaltet; die Trennung von Entodermkeim und Mesodermkeim erschwert sich dadurch manchmal, besonders da die Wucherung zuweilen von dem Boden der schon eingesenkten Rinne, scheinbar also vom Mesoderm aus, vorsichgeht. Da aber das Mesoderm am Vorderende weniger mächtig auf- tritt als am Hinterende, der vordere Entodermkeim also freier liegt als der hintere, wird er von den Autoren seltener mit der Anlage des Mesoderms in Verbindung gebracht; dagegen fällt häufig seine Beziehung zum Vorderdarm auf. Bei Doryphora decemlineata (Wheeler 1889) bildet die leicht vertiefte Keimstelle der vorderen Entodermanlage das vordere Ende der Mittelplatte und ist als gesonderter T'heil derselben kenntlich. Von ihr geht eine nicht sehr starke Wucherung aus, die früher als die Einfaltung des Mesoderms beginnt, ungestört von ihr verläuft und vor der Anlage des Vorderdarms [67] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 319 beendet ist. Am Hinterende faltet sich die Mittelplatte ein, während die Entodermbildung noch im Gange ist, die Rinne bleibt aber geöffnet solange jene dauert und das Eetoderm in Zusammenhang mit der proliferirenden Masse. Der Enddarm senkt sich erst nach Schluss der Entodermbildung und der Rinne ein, Wand oder Boden des Vorder- und Enddarmes hängen mit den Entodermanlagen nicht zusammen. Von den beiden Mitteldarmkeimen schieben sich die seitlichen Schenkel zwischen der dorsalen Wand der Mesodermsäcke und dem Dotter vor- und rückwärts, vereinigen sich nahe der Mitte des Körpers und dehnen sich dann seitlich aus, bis sie als Mitteldarm den Dotter umschliessen. Wheeler (1889) lässt Entoderm und Mesoderm von derselben Stelle aus auftreten, was bei ihrer verschiedenen Bildungsweise nicht gut möglich scheint; er bezeichnet auch den vorderen Entodermkeim trotz seiner vom Mesoderm unabhängigen, früheren und andersartigen Entstehung als Mesoderm- verdickung, die vordere und hintere Mesodermbildung aber gleichzeitig als selbständige Keime des Entoderms. Mir scheint, als wäre Wheeler haupt- sächlich durch den Mangel an Sagittalschnitten ganz junger Stadien und das ausgesprochene Bestreben, seine Beobachtungen mit denen von Heider (1889) wenigstens einigermassen in Uebereinstimmung zu bringen, veranlasst worden, die Beziehungen zwischen den Entoderm- und Mesodermanlagen so stark hervorzuheben. Meines Erachtens lassen sich seine Präparate und Ergebnisse zwanglos auf eine Herkunft der Entodermkeime von Blastoderm- inseln deuten; was nach ihrer Ablösung aus der Oberflächenschicht der Keimstellen wird, ob sie mit eingefaltet in den Bereich des Mesoderms geräth oder nicht vielleicht doch in Verbindung mit dem Eetoderm verbleibt und in Beziehung zu dem Vorder- und Enddarm tritt, geht mir aus der werthvollen, aber leider zu kurzen Untersuchung Wheeler’s nicht mit Sicherheit hervor. Doch möchte ich mich, abgesehen von dem naheliegenden Vergleich mit vielen anderen Fällen schon desshalb für die letztere Annahme aussprechen, weil der Verschluss der Mundstelle sich bis zur Anlage des Vorderdarms verzögert, also wohl irgend welche Beziehungen zwischen diesen Anlagen vorhanden sind. Ganz klar aber geht aus dieser Arbeit der wichtige Umstand hervor, dass die Entodermleisten trotz ihrer Lage unter den Meso- dermröhren in keiner anderen Beziehung zu denselben stehen. 4i* 320 J. Carriere und ©. Bürger, [68] Es ist Heider (1889), dem wir die ausführlichste Darstellung von der Entwicklung eines Insectes verdanken, die schöne Monographie der Embryologie von ZZydrophilus prceus. Um so mehr ist zu bedauern, dass er, durch ältere Angaben über den Enstehungsort des Entoderms anfänglich irregeführt und diesen — wie wir heute wissen — an falscher Stelle suchend, dem Vorder- und Hinterende jüngster Stadien nicht seine volle Aufmerksam- keit zuwenden konnte. So ermangeln leider die Angaben über die früheste Anlage der Entodermkeime der Sicherheit, mit welcher er über ihre späteren Schicksale Auskunft geben konnte. Vor dem Theile der Mittelplatte, welcher als dicekwandiges Mesoderm- rohr eingefaltet wird, liegt eine Stelle (rautenförmige Grube) wo die Ein- stülpung sich erst später anlegt und ein verbreitertes Rohr mit undeutlichem Lumen darstellt. Etwas später finden wir hier eine kleine Zellmasse unter der Oberfläche vor dem Mesoderm und von diesem getrennt; eine grössere unbekannter Herkunft liegt im Hinterende. Wenn dann Vorder- und End- darm auftreten, liegt die vordere Zellmasse dem eindringenden Vorderdarm, ohne scharfe Grenze gegen diesen, kappenartig auf, die hintere ist gegen den Enddarm medial nicht abgegrenzt, sondern hängt mit dessen Boden zusammen. Beide Entodermkeime werden hufeisenförmig und ihre Schenkel schieben sich (wie bei Doryphora) zwischen dem Dotter und der dorsalen Wand der Mesodermröhren nach vorne und hinten. Heider war damals der Ansicht, dass sich die Entodermleisten nieht frei versehöben, sondern von dem Mesodermschlauch abspalteten, mit Ausnahme des 1. bis 3. Hinter- leibssegmentes, wo sie sich durch Weiterwachsen von den nächst gelegenen Segmenten aus bildeten, während er später (Korschelt und Heider, Lehrbuch 1891) die Angaben Wheeler’s hierüber auch für Zydrophilus annahm, Als erste Anlage der Entodermkeime ergaben sich ihm nun im Anschlusse an die Untersuchungen Kowalewsky’s und Wheeler’s mediane Wucherungen vom Boden ‘der eingesenkten Gastrularinne aus, die durch den später ein- dringenden Vorder- und Enddarm aus dem seitlich benachbarten Mesoderm herausgestossen werden. Mit dieser Annahme wird aber der Umstand noch nieht erklärt, dass in einzelnen Fällen, und gerade auch bei ZZvdrophilus, der Boden des Vorder- und Enddarmes mit der Entodermmasse zusammen- hängt und aus den gleichen polyedrischen Zellen wie diese gebildet wird. [69] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 321 Es entwickeln sich also auch bei ZZydrophrlus die Entodermkeime vor und hinter der zu Mesoderm werdenden Mittelplatte und in anderer Weise als dieses; ehe die Wucherung abgeschlossen ist, senken sich Vorder- und Enddarm ein, ihren Boden bilden die Keimfelder der Entodermanlagen. Von diesen gehen die seitlichen Schenkel aus und verlängern sich zwischen dem Dotter und den Mesodermschläuchen ; nach ihrer Vereinigung umwachsen sie den Dotter und schliessen znerst auf der Bauchseite, später auf dem Rücken zusammen. Dureh verschiedene, zum Theil „leichzeitige Beobachtungen ist die Entstehung des Mitteldarms bei den Musciden klargestellt (Kowalewsky 1886, Voeltzkow 1889, Graber 1889). Die Einfaltung des Mesoderms und Rinnenbildung würde nach Voeltzkow zuerst wie bei ZZydrophilus am Vorder- und Hinterende auftreten, dann erst in dem mittleren Theil des Eies. Während Kowalewsky die Lage der Entodermkeime an beiden Enden der Mittelplatte und die von ihnen ausgehende Bildung der Seiten- leisten zuerst erkannte, nahm er an, dass die Entodermkeime durch den eindringenden Vorder- und Enddarm aus der Mesodermplatte herausgestossen würden. Die Untersuchungen von Voeltzkow und Graber ergaben aber, dass die Anlage des Mitteldarmes von der des Mesoderms unabhängig am vorderen und hinteren Ende der Rinne aus dem Blastoderm erfolgt. Sie beginnt aber erst verhältnissmässig spät und die Keimstellen werden am Anfang der Wucherung mit dem Vorder- und Enddarm im die Tiefe ge- schoben; sie bilden dabei eine Seite oder den Boden dieser Darmanlagen und erzeugen je eine mächtige Zellmasse, aus der noch während ihres Zusammenhanges mit der Oberfläche sich die hier sehr dieken, wulstförmigen Seitenleisten hervorstrecken und zwischen Dotter und Mesoderm verschieben. Graber fand, dass am Enddarm die verdiekte ventrale Wand, von der die Wucherung ausgeht, nach Beendigung derselben im gewöhnliches Epithel übergeht; ebenso zweifellos besteht nach seiner Abbildung der Boden der Vorderdarmanlage aus einer blastodermalen Keimstelle des Entoderms. Nach ihrer Vereinigung verflachen sich die Entodermleisten und umwachsen den Dotter; ihre polaren Verbindungsstücke breiten sich nicht auf der Oberfläche des Dotters, sondern etwas unterhalb derselben uhr- glasfürmig aus, wie Kowalewsky fand, so dass hier ein kleiner "Theil 822 J. Carriere und O. Bürger, [70] des Dotters ausserhalb des Darmes liegen bleibt, der später von Mesoderm- zellen aufgenommen wird. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei Melolontha vulgaris (Graber 1890), wo die Entodermkeime erst spät auftreten und Voeltzkow (1889) mit vollkommener Bestimmtheit ihre vom Mesoderm ganz unabhängige Her- kunft aus der blastodermalen Wand des Vorder- und Enddarmes beobachtete. Die zwischen dem Dotter und den Mesodermschläuchen verlaufenden Seiten- leisten schliessen nach ihrer Vereinigung und Verbreiterung zuerst auf der Bauchseite, später auf dem Rücken zusammen. Wie verschieden die Zeit ist, zu welcher die Entodermkeime auftreten, zeigen auch meine (Carriere's) Beobachtungen an Tenebrio molitor und Lina tremulae und populi. Bei dem ersteren Käfer sind während der Einsenkung der Rinne Wucherungen an ihrem Vorder- und Hinterende vorhanden, deren Zellmassen das Mesoderm an Dicke bedeutend übertreffen und welche noch kurze Zeit nach Abschnürung der Rinne mit der Ober- fläche zusammenhängen. Vorder- und Enddarm legen sich erst später an. Bei Lina dagegen sind die Entodermkeime erst nach dem Eindringen des Vorder- und Enddarmes zu bemerken. Die Mesodermrinne hört nach Graber (1890) vor der Stelle der künftigen Mundeinsenkung auf, so dass die Ein- senkung des Vorderdarms unabhängig von ihr ist. Diese Angaben über Chalrcodoma, Apts, Musca, Melolontha, Hydro- phulus und Doryphora werden genügen, um auch, für die weniger genau untersuchten Fälle eine vom Mesoderm unabhängige Entstehung der Ento- dermkeime glaubhaft zu machen. Dahin gehören die Mittheilungen von Nusbaum (1888) über AZelos, nach welchen der vordere Abschnitt aus einer unpaaren Wucherung vor dem Mesodermrohr, das übrige aus der gemeinsamen Ento-Mesodermmasse entstünde, und zwar aus dem unteren Seitenrand des Mesoderms. Graber (1890) bestreitet das und vermuthet, dass das Entoderm von dem Vorder- und Enddarm ausgehe. Nach den Abbildungen Nusbaum’s würde sowohl am Vorder- als am Hinterende der Rinne eine Einwucherung vom Blastoderm aus stattfinden und zwar hinten bedeutend stärker als vorne. [71] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 323 Phyliodromia germanica, ein sehr schwieriges Object, wurde von Cholodkowsky (1888 und 1891) und Wheeler (1889) untersucht.') Nach den Abbildungen und Angaben des ersteren Autors wuchert der vordere Entodermkeim aus der unteren, blastodermalen Wand des Vorderdarms hervor, während hinten der Enddarm nieht in Verbindung mit dem Mittel- darmkeim steht. Die Seitenstränge verlängern sich beiderseits zwischen Mesoderm und Dotter, verbreitern sich und umwachsen den Darm. Im Gegensatz zu dieser Darstellung steht allerdings die Ansicht Cholod- kowsky’s, dass das blinde Ende des Vorder- und Enddarmes ein Häufchen von Zellen aus dem Ento-Mesoderm ablöse und vor sich her schiebe. Wheeler blieb die anfängliche Bildung des Entoderms bei Phydodromia unbekannt, doch ist er der Ansicht, dass es nicht aus der inneren Wand des splanchnischen Blattes des Mesoderms stamme. Bei den Ap/rzden bestehen nach Will (1883 und 1888) Beziehungen zwischen Vorder- und Enddarm und den Anlagen des Mitteldarms, indem an ihren blinden Enden die Entodermzellen sichtbar werden. Auch Witlaezil’s (1854) Angaben von der ectodermalen Entstehung des Mitteldarms lassen sich hierauf deuten. Bei Sienodothrus beobachtete Graber (1890), dass die Anlage des Vorderdarms wie bei Zz»a unabhängig von der Mesodermrinne sei; aus der Hinterwand des Vorderdarmes wie aus der Vorderwand des Enddarm- säckchens wuchern flächenhafte Bildungen, Entodermplatten. Erst kurz vor dem Ausschlüpfen des Embryo verbreitet sich von ihnen aus das Mittel- darmepithel über den Dotter, zwischen diesem und dem schon gebildeten Darmmuskelsack. Aehnlich verhält es sich nach Graber (1889 und 1890) bei GryZlotalpa, Oecanthus und Mantıs. bei Dombyx mori und bei ZZy/otoma fand Graber (1890), dass zuerst der vordere, dann der hintere Entodermkeim auftrete; beide Keime konnte er auch bei ZZeris und Gastropacha erkennen. In seiner Abhandlung zur Entwicklung der Keimblätter bei den Insecten über Calandra granaria vertritt Tiechomiroff (1892), wie erwähnt, fast unverändert seine Anschauungen über Dormdyx mor! aus dem Jahre 1882. ') Anmerkung des Herausgebers. Vgl. besonders Heymons (1895). 324 J. Carriere und O. Bürger, [72] Ich halte es für angemessen, dieselben hier etwas ausführlicher wiederzugeben, denn: „audiatur et altera pars.“ Am Ende der Eitheilung besteht ein Ecto- derm und ein aus dem Syneytium der Dotterzellen gebildetes Entoderm. Das Gastrulastadium kommt zu Stande, indem beide Keimblätter durch Bildung eines Blastoporus, der Primitivrinne, in Zusammenhang treten. Diese, schwach ausgeprägt, wandelt sich in kein Rohr um, ist anfangs seicht, später tief und so schmal, dass sie auf @Querschnitten schwer, ja oft gar nicht sichtbar ist. An der Stelle des späteren Oesophagus ist die Primitivrinne nieht als Furche, sondern als sehr breite Platte mit auf- geworfenen Rändern vorhanden, so dass der Vorderdarm nichts anderes ist als ein anfangs sehr stark verbreiteter Theil der Primitivrinne. Die Furchungs- elemente (Dotterzellen) wandern zum Theil gegen die Primitivrinne hin; indem sie sich dann vom Dotter abgrenzen und in selbständige Zellen um- wandeln, entsteht das Mesoderm. Zu den Mesodermzellen treten später noch andere sich aus dem „Syneytium* loslösendo Zellen, die sich zu Phagoeyten ausgebildet hatten und aus welchen Fett-, Blut-, Bindgewebe und Genital- zellen hervorgehen. Unter diese Masse lagern sich mehr epithelial neue Furchungselemente an, die auch umliegend in die Somitenhöhlen eindringen ; aus letzterem Theil entsteht hauptsächlich der Fettkörper. Aus dem unter dem splanchnischen Blatt bleibenden epithelialen Rest bildet sich der Mitteldarm. Das Schema, welches Tiehomiroff für die ganze Insectenklasse aufstellt, lautet: Die Periode der Primitivrinnenbildung stellt das Stadium einer (rastrula mit einschichtigem Eetoderm und compaeten Entoderm dar. Die Primitivrinne selbst ist der eetodermale Blastoporus. Die erste Absonderung selbständiger Zellen aus dem „Syneytium* findet in der Gegend des Blasto- porus statt, die Zellen wandeln sich sofort grösstentheils in Mesodermzellen um, wobei die Mesodermmasse mehr oder weniger durch die Zellen der Blastoporuslippen vergrössert wird. Im Laufe der weiteren Entwicklung tritt eine Absonderung selbständiger Entodermzellen auch in den übrigen Theilen des Eies auf, wo sie ordnungslos zerstreut bleiben und nur in der Gegend des künftigen Mitteldarms sich epithelial anordnen. Die Ueberbleibsel der primären Gastralhöhle der Inseeten stellen wahrscheinlich die Mitteldarm-, die Somiten- und die Gefässsystem-Höhlen vor. [73] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 325 Mir ist es unmöglich, aus den von Tichomiroff vorgelegten Abbildungen auch nur entfernt ähnliche Schlüsse zu ziehen, wie er es vermochte: Der Weg durch diesen Abschnitt war vielleicht etwas holperig; ich elaube aber, dass der Leser, welcher mir trotzdem gefolgt ist, meine auf Grund derselben einleitend gegebene Darstellung von der Entwicklung des Mitteldarms bei den Inseeten anerkennen wird, ich meine, zugestehen wird, dass sie dem gegenwärtigen Stand unseres Wissens entspricht.") In meiner Schilderung kam ich von dem Anfang der Eitheilung bis zur Bildung des Mitteldarms kein einziges Mal in die Lage, das Wort Gastrula gebrauchen zu müssen und ich glaube kaum, dass es vermisst worden ist. Unsere Kenntnisse über die frühen Entwicklungsvorgänge bei den Inseeten sind noch so ungemein lückenhaft, wir selbst noch so unfähig, ddas-Wesentliche von dem Gleichgiltigen zu unterscheiden, dass Betrachtungen über die Gastrulation der Inseeten und ihre Beziehungen zu Gastrula und Coelom der Würmer u. s. w. nur mehr oder weniger geistreiche Gedanken- spiele darstellen können, die im besten Fall den Autor für kurze Zeit zu befriedigen vermögen. Auch ich konnte nur wenig zur Erweiterung unseres Wissens in dieser Richtung beitragen, bemühte mich aber, seine Lücken aufzudecken und zugänglich zu machen. Nach Carriöre's eigener Angabe beendigt am 4. März 1893. !) Anmerkung des Herausgebers. Man vgl. zur Ergänzung Heymons (1895). Nova Acta LXIX. Nr. 2. 42 r N N trhnin üert ni Allen la ee "" Pe \ ber Alb sin. TI TeT a Didi’ Krk Aha, pay Ki nal u A nn . u, N A i Ban Pe > ee IPREar Ye nr Lyaye E OT . f ar Bun 1 Bu mein, er = tr er ai we Hi ‚suteleg: roland 2 A, milden, ee u Dres Ka M a, a Kahl BT nr als, wor % ya era, iu Kin, ‚usa, ‚enabain: oral, ler kg I 7 an um ai, urike ua a Ale PN Tea y A va Mal, ur u mE Ah DEE Dar, u Er Em! RM I rils BT) LTE IRRT SIERT? 117 din, a El A Wi BI rk Aue ll: la ER ala j ha { TEE Ta. Kuh IDe BhHil 1% u AAN, RR AN) gun u bat AN raue] kulrent ul lt ah zu Ah De nn mir Pd rien ß 3 Yllalluru DK te ku Aa A BAR: AITEER Lil, DET Bir wur z wi a ar. ‚Aullod mınizliche een u) urn, PAR aa (tale 2, bay, „ul aigtpn u, urannnkehaok aß du, We Ai, "ub, Reto hut (ap a lu fr U ET NIEREN Karl olav lang Ir, oc, NIT, Te Br 5 = | 0 Au E- Liam, ink, alr „Lie TE. Kram Bu In fwohlk DR Kur u BNUPTTTERTIRTENN Wr Dr u es, lt ana A ET all ie eh kan lc det RE ame WE ru N lea „ N IA E Ay, 1% Aueh Tre KATY, en) Bm hr De h ln: Aw $72 iR r BNN KW RE “a un mul) au et ul een II. Theil. Segmentirung — Extremitäten — Imaginalscheiben — Stigmen, Tracheen, Spinndrüsen, Tentorium, Flexor mandibulae — Darm- tractus und Malpyghische Gefässe — Nervensystem —. Coelom — definitive Leibeshöhle — Muskulatur — Fettkörper — Rückengefäss __ Geschlechtsorgane — Embryonalhülle. Nach eonservirtem und theilweis mierotomirtem Material unter Benutzung handsechriftlicher Notizen und Skizzen von Justus Ca rriere von Otto Bürger. heart " naagatoh sc Grin yohu Kerrohit PEN L „ld Im BB FR, ve N arlriat) NA mv‘ ren 19 Be han ae. AR 2 N 3 Azul. A Capitel V. Segementirung. i) Rumpf. a) Beobachtungen bei Chalicodoma. Die Segmentirung macht sich am Keimstreifen von Chalicodoma ausserordentlich früh, nämlich mit Beginn der Versenkung der Mittelplatte (Gastrulation) geltend. Im der Regel befindet sich der Keimstreifen im „Haschenförmigen“ Stadium (Fig. V, VII, IX); verspätet sich dieses, wie das bei dem Ei, welches Fig. VI abbildet, der Fall ist, tritt sie vorher ein. Beim Beginn der Segmentirung ist vom hinteren Entodermkeim noch nichts wahrzunehmen und die Furchen haben sich nur erst wenig über die vordere Hälfte des Eies nach hinten ausgedehnt. In dem so sehr frühzeitigem Erscheinen der Segmente wird Chalicodoma noch von Zydrophilus piceus übertroffen, denn bei diesem Käfer treten sie nach Heider (1889) schon vor Beginn der Gastrulation auf. Die bei Chadcodoma zuerst erscheinenden Segmente liegen unmittelbar hinter dem vorderen Entodermkeim. Es sind erst die Kiefer- und dann die Brustsegmente, indess erscheinen beide sehr rasch hintereinander. Der Keimstreif zerfällt von Anfang an in Mierosegmente, d.h. solche, deren Umfang den definitiven Segmenten im Ganzen entspricht. Ein dieser vorauseilender Verfall des Keimstreifens in Macrosegmente wie er bei Oecanthus nach Ayers (1884), Zina und Stenobothrus nach Graber (1888, 1890) stattfinden soll, ist bei Chalcodoma nicht zu beobachten. Die zuerst aufgetretenen Segmente besitzen anfangs eine ziemlich unregelmässige und gleichförmige Gestalt (Fig. V u. IN). Sie werden aber 330 J. Carriere und ©. Bürger, [78] schon gleichförmiger und grenzen sich gleichzeitig schärfer gegen einander ab mit dem Erscheinen der Abdominalsegmente (Fig. VI u. VID. Diese treten im Anschluss an die Brustsegmente auf, zuerst die vorderen, danach rasch die mittleren und hinteren. Sie zeigen schon anfangs deutlichere Grenzen und regelmässigere Formen. Die Segmentation des primären Rumpf- abschnittes ist vollständig ausgeprägt, ehe noch die Seitenplatten irgendwo mit einander verwachsen sind. Die Segmentation des primären Rumpfes schreitet also bei Chaleodoma, wie im allgemeinen bei den Arthropoden, regelmässig von vorne nach hinten vor. Es sind ferner wie allgemein bei den Arthropoden 3 Kiefer-, 3 Brust-, 10 Abdominalsegmente und der Telson ausgebildet worden, die von einander alle mehr oder minder deutlich getrennt sind. Die Segmentirung ergreift, wie Carriere schon oben hervorgehoben hat, zuerst die Seitenplatte und erst später, jederseits nach der Medianebene des Keimstreifens vorrückend, die Mittelplatte. Auch schilderte Carriere bereits oben die mit der beginnenden Segmentirung Hand in Hand gehenden ‘ Veränderungen im Eetoderm. In der Folge wird das Flächenbild der Segmentirung dadurch ver- ändert, das sich die Grenzen zwischen den beiden vorderen Kiefersegmenten verwischen und das 3. Kiefersegment mit dem 1. Brustsegment verschmilzt (Fig. N). Ausserdem grenzt sich auch das 2. Brustsegment kaum noch gegen das erste ab. Völlig isolirt und gleich scharf nach vorne und hinten durch tiefe Furchen abgegrenzt bleibt dagegen das 3. Brustseg- ment (Fig. XVII). Alle diese Erscheinungen, welche zur Bildung von Segmentkomplexen führen, sind indess ziemlich schnell vorübergehende Im kürzester Frist treten die vorderen Kiefersegmente wieder einzeln hervor und heben sich, indem sie sich schmälern und verkürzen, von dem bald gleichmässig seg- mentirten Körper deutlich ab; etwas später weichen die am innigsten verschmolzenen 3. Kiefer- und 1. Brustsegmente auseinander. Letztere werden wohl durch die umfangreichen Einstülpungen, welche die Anlage der Spinn- drüsen darstellen, wieder auseinander getrieben (Fig. NX u. XXI). Danach gestaltet sich das 3. Kiefersegment wie die vorderen. Uebrigens ist das Vorderkiefersegment breiter als das Mittelkiefersegment, «das Hinterkiefer- [79] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 331 segment in der Regel etwas schmäler als letzteres (vgl. auch die Längs- schnitte Fig. 82 — 84, 94 —99). b) Geschichtliches. Wie oben dargelegt wurde, tritt eine primäre Segmentirung d.h. ein Zerfall in Macrosegmente bei Chalicodoma nicht ein. Das Auftreten derselben bei Inseeten ist zuletzt von Heymons (1895) erörtert und im ganzen als zweifelhaft hingestellt worden. Dieser Forscher ist nun zu einem neuen Ergebnisse hinsichtlich der Abdominalsegmente gelangt, indem er bei Forkeula und GryZotalpa noch einen selbständigen 12. Abdominalabsehnitt unterscheidet, in welchem der After entsteht. Dieser 12. als „Analsegment“ zu bezeichnende Abschnitt enthält zwar Mesoderm, aber keine Vorsegmente und entbehrt der Ex- tremitäten. Er würde dem Telson der Krustaceen entsprechen. Wenn man von unseren Abbildungen ganzer Embryonen Fig. XXVII ins Auge fasst, so glaube ich würde man geneigt sein, in diesem Falle ebenfalls von einem 12. durch diese Alfteranlage ausgezeichneten Abschnitt zu reden. Das 11. Segment ist dann freilich ausserordentlich schmal und jedenfalls eine schnell verübergehende und sich vielleicht nur selten deutlich zeigende selbständige Erscheinung. Man vgl. auch Fig. XV, XX, XXIX und XXXIl. 2) Kopf. a) Beobachtungen bei Chalicodoma. Die Segmentirung des primären Kopfabschnittes beginnt erst, nachdem diejenige des primären Rumpfabsehnittes vollendet ist und die Seitenplatten die Mittelplatte völlig überwachsen haben. Sie macht sich in der Regel vor der Anlage der Stigmen geltend, es kommt aber vor, dass sie sich so bedeutend verzögert, dass sie erst auftritt, nachdem schon in den Brust- und vorderen Abdominalsegmenten die Stigmenanlagen sichtbar geworden sind (Fig. XX). Die Anlagen der Kopfsegmente bilden mehrere Querfalten, welche sich von den Anlagen der Rumpfsegmente dadurch unterscheiden, dass sie schmäler wie diese sind, nicht in der Fortsetzung jener nach vome sich 332 J. Carriere und O. Bürger, [80] anordnen, sondern mehr seitlich liegen und auch nicht genau quer ver- laufen, sondern schräg nach hinten gerichtet sind. Sie lassen nämlich die Umgebung der Mundanlage frei. Die zwischen den Falten liegenden Gräben sind alle auf jene hingerichtet (Fig. XNIV’—XVI. Es ist wahrscheinlich, dass diese Falten, von denen wir deutlich vier Paar unterscheiden, in der Reihenfolge von hinten nach vorne auftreten. Das den Kiefersegmenten zunächst liegende 4. stellt lange, fast gerade Falten dar und ist vom Vorderkiefersegment durch ein breites Thal getrennt. Es sind die Anlagen des Vorkiefersegmentes. Das folgende 3. ist sehr kurz und gleicht mehr ein Paar niedrigen länglichen Höckern. Es sind die Anlagen des Antennensegmentes. Das 2. bildete sehr lange bogenförmige Falten; sie sind nach innen gekrümmt. Es sind die Anlagen des Gehirnsegmentes (Fig. XXIID. Das 1., vorderste, besteht wiederum aus kurzen sehr stark nach innen gekrümmten Falten. Es sind die Anlagen des Oberlippensegmentes. Das Gehirnsegment stellt das erste seitliche Segment des Keimstreifens vor. Die 3 hinteren Segmente des primären Kopfabschnittes werden in der Folge breiter und dadurch werden die Gräben zwischen ihnen, bezugsweise dem Vorderkiefersegment eng (Fig. XX). Während das Vorkiefer- und Antennensegment anfangs ziemlich gleich breit sind, dehnt sich in der Folge letzteres viel stärker als ersteres aus und verlängert sich auch noch mehr nach hinten. Dadurch wird das Vorkiefersegment stark in seiner Ausdehnung behindert und es zwängt sich nunmehr als ein Keil, dessen diekeres Ende dem Munde zugekehrt ist, zwischen Antennen- und Vorder- kiefersegment ein. Auch das 2. Segment dehnt sich noch weiter nach hinten aus. Seine Aussenränder wulsten sich stark auf (Fig. NXVIIL, XXX u. XXXJ). Ausser einem Paar Extremitätenanhängen — als die des vordersten Segmentes bezeichnete Carriere (1890) die paarige Oberlippe —, besitzt auch jedes der Segmente des primären Kopfabschnitts, wie bereits Carriere constatirte, eine Granglienanlage. Die Ganglienwülste des Vorkiefer- und Antennen- segmentes treten auch an Flächenbildern deutlich hervor (Fig. XXX). Das Vorkiefersegment ist, wie das bereits Carriere (1890) bekannt gegeben hat, ein transitorisches. Wir verfolgen es aber noch durch mehrere [51] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene, 333 Entwicklungsstadien des Embryo und sehen es später noch schärfer gegen das Vorderkiefersegment abgegrenzt als anfangs nach seiner vollen Breiten- entwicklung, da sich zwischen beiden die vordere Tentoriumanlage eingestellt hat (Fig. XXXIV). Wir bemerken es sogar noch bei Embryonen, welche sich nahe am Ende der dritten von Carriere (s. oben) unterschiedenen Ent- wicklungsperiode befinden. Danach verschmilzt es mit dem Antennensegment, ohne sich als ein später unsichtbarer Bestandtheil desselben zu erhalten (Fig. NXXV). Etwa gleichzeitig geht auch das Gehirnsegment einen Verschmelzungsprocess mit dem Antennensegment ein. b) Geschichtliches. Früher nahm man von vornherein für die Bildung des Kopfes die drei Kiefersegmente in Anspruch und den vor denselben gelegenen ver- breiterten Abschnitt des Keimstreifens, von dem aus die Antennen entstehen, den man für ungegliedert hielt. So glaubte man den Kopf aus vier Segmenten entstanden. Heute werden, wie auch wir thaten, die Kiefersegmente zum primären Rumpfabschnitte gerechnet und man leitet die erste Anlage des Kopfes lediglich aus dem vor den Kiefersegmenten gelegenen Abschnitt des Keimstreifens, den man als primären Kopfabschnitt bezeichnet, ab. Letzterer aber zerfällt, so hat man sich wiederholt überzeugt, ebenfalls in Segmente. Schon Bütschli (1870) hatte bei der Honigbiene im Keimstreifen zwischen den Anlagen der Mandibeln und Antennen jederseits einen starken Wulst bemerkt, welche später rückgebildet zu einer Art Unterlippe der Larve verschmelzen. Bütschli sah in diesen Verdiekungen Anhänge, sprach sich aber in Folge des Ortes ihrer Entstehung gegen ihre Gleichstellung mit Segmentanhängen aus. Ferner beobachtete Tichomiroff (1882) bei Domdyx mor! ein Paar ähnlich gelagerte Anschwellungen, zu denen auch ein Paar Ganglienwülste gehören. Er bezeichnete sie als Anlagen einer „echten Unterlippe* und kam zu dem Schluss, das die bei ihnen gelegenen Ganglien- wülste zu ihnen in demselben Verhältniss stehen, wie die hinten nachfolgenden zu den Extremitäten. Er betrachtete sie als Segmentanhänge. Grassi (1554) konnte diese Gebilde wiederum bei der Honigbiene bemerken und beschrieb sie als „arti transitori anteriori“, ohne indess weitere Beiträge zu ihrer Erkenntniss zu liefern. Patten (1888) fand die entsprechende Bildung im Nova Acta LXIX. Nr. 2, 43 334 J. Carriere und O. Bürger, [82] Embryo ‚von Acılus in Gestalt eines Segmentes mit zugehörigem Ganglien- wulst auf und beschreibt ausserdem eine mehrfache Segmentirung des primären Kopfabschnittes. Nach ihm zerfällt dasselbe ausser dem erwähnten, unmittelbar sich an das vorderste Kieferpaar anschliessendem, noch in drei Segmente. Das vorderste, 1. ist ohne Anhang, das 2. trägt die Anlagen der Oberlippe (Patten bezeichnet sie auch als erstes Paar der Antennen), das 3. die wirkliehen Antennen, das 4. ist ohne Anhang. Jedes Segment besitzt einen Ganglienwulst. Aehnliches fand Wheeler (1859) bei Dory- phora decemlineata. Auch hier weist der vor den Kiefersegmenten gelegene Abschnitt noch vier Segmente auf, von denen das hinterste 4. Paar freilich nur durch ein Paar Ganglienwülste zum Ausdruck gebracht wird. Das 3. Paar ist wiederum durch die Antennenanlagen gekennzeichnet, das 3. ohne Anhänge, zum 1. aber sollen hier die Oberlippenanlagen gehören. Ferner weisen auf eine Segmentirung des primären Kopfabschnittes noch besonders ausser den Befunden von Patten an Aczlus die von Viallanes (1891) an Mantis religiosa hin. Beide constatirten nämlich eine Anlage des Ober- schlundganglions aus drei Ganglienwülsten. Auch Heider (1889) und Graber (1890) bemerkten eine segmentale Anlage derselben bei ZZydro- philus piceus. Die angedeuteten Befunde erhielten eme weitere Bestätigung durch Carriere (1890), welcher auch bei Chalecodoma einen Aufbau des primären Kopfabschnittes aus vier Segmenten beobachtete. Carriere unterschied als hinterstes +tes den Kiefern zunächst liegendes das Vorkiefersegment, als 3. das Antennen-, 2. das Gehirn- und 1. das Oberlippensegment. Man sieht, es stimmt Carriere im wesentlichen mit Wheeler überein. Neu und wichtig waren aber die Angaben Carrieres, dass auch dem 2. und 4. Segment bei Chalrcodoma Anhänge (Extremitäten) zukommen. Bei den Orthopteren unterschied jüngst Heymons (1895) nur 3 Kopfsegmente, nämlich primäres Kopfsegment, Antennensegment und Vorkiefersegment. [83] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 339 Capitel VI, Extremitäten. a) Geschichtliches. Als vorderstes Extremitätenpaar wird allgemein die Anlage der Antennen, welche sich hinter dem Munde befindet, betrachtet. An dieses schliessen sich die ebenfalls als Extremitäten aufgefassten 3 Kieferpaare an. Auf sie folgen 3 Paar von Brustbeinanlagen, die nur ausnahmsweise bei den Museiden unterbleibt, und eine wechselnde Zahl von Extremitätenanlagen an dem Abdominalsegmenten. Wie ihre Zahl, ist auch der Ort ihres Erscheinens und die Grösse und Deutlichkeit ihrer Anlage bei den Inseeten eine verschiedene. Es wurden z. B. Extremitätenanlagen von grosser Deut- lichkeit an allen (11) Abdominalsegmenten nachgewiesen von Ayers (1884) bei Oecanthus, Wheeler (1889), Cholodkowsky (1891) und Heymons (1895)') bei Prydodromia, Graber bei Mantis (1890), bei allen mit Aus- nahme des Endsegmentes von Graber (1890) bei Melolontha, des 10. und Endsegmentes von Heider (1889) bei Zuydrophilus. Bei Zina und Sieno- bothrus wird nach Graber (1890) nur am ersten Abdominalsegment eine Extremitätenanlage ausgebildet. Bei den Lepidopteren sind die abdominalen Extremitätenanlagen im Allgemeinen nach Graber (1890) sehr wenig deutlich und es fehlen manchmal offenbar eine Anzahl von Segmenten. Constant scheint die Anlage eines Extremitätenpaares am letzten (11.) Segment zu sein. So sind z. B. bei Gastropacha quercifolia Extremitätenanlagen nur am 4., 5., 6. und 11. Abdominalsegment deutlich, bei Zygaena am 3—6 und 11. Unter den uns besonders interessirenden Hymenopteren sollen nach Bütschli (1870) sämmtliche Abdominalsegmente Extremitätenanlagen besitzen, ferner wies Graber (1884) dieselbe Erscheinung bei //wotoma nach. Was die Beobachtungen über die zeitliche Entwicklung der Ex- tremitätenanlagen der Inseeten angeht, so ist hervorzuheben, dass meist die Antennenanlage allen vorauseilt (mitunter sogar der Segmentation des Abdomens wie bei Sienodothrus nach Graber (1890)) und im Allgemeinen die nach hinten folgenden Extremitätenanlagen in der Reihenfolge von vorne ') Indessen nicht von Heymons (18395) am (12.) Analsegment. 43* 336 J. Carriere und O. Bürger, [54] nach hinten auftreten. Ausnahmen bilden z. B. nach Graber Zina (1890), wo die Antennen erst nach den Mandibeln auftreten, ferner ZZydrophilus (Heider 1889), Melolontha (Graber 1890) und Sienobothrus, wo die Anhänge der Kiefer- und Brustsegmente gleichzeitig erscheinen. Bei ZZydrophrlus und S£enobothrus erscheint mit jenen zugleich auch noch das Extremitäten- anlagenpaar des ersten Abdominalsegments. Bei den Libellen weicht die Reihenfolge am meisten von der Regel ab, denn hier treten nach Brandt (1869) erst die Brustbeine, danach die Kiefer und dann erst die Antennen auf. Schliesslich ist noch hinsichtlich der Grössenverhältnisse der Kiefer- anlagen hervorzuheben, dass auch diese verschiedene sind. So überwiegt z. B. bei Zydrophilus nach Heider (1889) meist die Anlage der Mandibeln an Grösse, bei den Libellen dagegen überwiegt die Anlage des 2. Maxillenpaares. Ueber die meisten der die Extremitätenanlagen bei Chalcodoma murarıa betreffenden Verhältnisse sind schon kurze Angaben von Carriere (1890) gedruckt worden. Ich werde versuchen, dieselben mit meinen Beobachtungen zu einem Gesammtbilde zu vereinigen. b) Beobachtungen bei Chalicodoma. Wir werden die Extremitätenanlagen des primären Kopf- und Rumpf- abschnittes unterscheiden. Als erste Extremität, nicht allein des primären Kopfabschnittes, sondern überhaupt im Embryo, tritt wie bei den meisten Hexapoden das Antennen- paar auf. Seine Anlage macht sich sogar noch vor Differenzirung des Antennensegmentes geltend. Sie besteht aus je einem rundlichen postoral stark seitlich gelegenen kleinen Hügel (Fig. XI, XHI—XVI, XXI XXM). Ausser der Antennenanlage sind aber, wie Carriere (1890) bereits berichtete, noch zwei Paar Anlagen von Extremitäten — abgesehen von der Oberlippe — den primären Kopfabschnitt zu beachten: es sind die Extremitätenanlagen des Gehirn- und Vorkiefersegmentes. Jene liegt naturgemäss vor, diese hinter der Antennenanlage. Beide treten erst bedeutend später als die Antennenanlage, nämlich oft nach den Kiefer- anlagen auf. Die Extremitätenanlage des Vorkiefersegmentes bildet je ein kleiner Wulst, welcher am inneren Rande jeder Segmenthälfte gelegen ist. [85] Entwieklungsgeschiehte der Mauerbiene. 337 Er hat sich also der Medianebene des Embryo so weit als möglich genähert und liegt der Mundöffnung von allen Extremitätenanlagen — ausgenommen die Oberlippenanlagen — am nächsten. Die Deutlichkeit dieser beiden kleinen Wülste wird dadurch noch erhöht, dass sich dieht hinter ihnen die vorderen Tentoriumanlagen befinden. Die Extremitätenanlagen des Gehirn- segmentes sind kleine rundliche Warzen, welche etwa in der Mitte einer jeden der langen, gebogenen Segmenthälften gelegen sind. Sie stehen durchaus randlich und überragen dadurch den Contour des Keimstreifens, wenn wir ihn von oben betrachten, seitlich. Beide Extremitätenanlagen sind am deutlichsten gegen das Ende der 3. Entwieklungsperiode zu sehen, sie verschwinden aber, ohne Spuren zu hinterlassen, noch vor Abschluss derselben, das des Vorderkiefers aber früher als das des Gehirnsegmentes. Ueber das weitere Ergehen der Antennen sagte Carriere (1890), dass sie sehr langsam wachsen und im Embryo nur eme sehr geringe Grösse erreichen; „erst ungefähr zu der Zeit, zu welcher die Stigmen enge werden, verlängern sie sich deutlich, ihr freier Rand (Spitze) ist häufig eingezogen, zuweilen tiefer gekerbt* (Fig. NXXVf£). Sie werden später nach vorne vor den Mund verschoben. Untersuchen wir die Extremitätenanlagen des primären Kopfabschnittes an Schnitten, um uns klar zu machen, welche Blätter an ihrer Entwicklung theilnehmen, so erfahren wir hinsichtlich der Antennen und der beiden anderen Anlagen gewichtige Unterschiede. Alle drei verdanken zwar ihre Entstehung Ausstülpungen des Eeto- derms, aber nur bei den Antennen- und Vorkieferanlagen rückt in dieselben das Mesoderm nach, fürerst einen soliden Kern in ihnen bildend (Fig. 151).') Die Gehirnsegmentextremitätenanlagen bleiben rein eetodermal, werden aber solide Zäpfehen, indem sieh die Eetodermfalten, welche ihren Ausgang bildeten, aneinander legen und verlängern. Deutlicher wie an Flächenbildern des Keimstreifens überzeugt man sich an Schnitten, dass die Extremitäten- anlagen des Gehirnsegmentes länger als- die des Vorkiefers sind. Kiefer. Während die beiden vorderen Kiefersegmente auseinander- gewichen und das 3. sich vom 1. Brustsegment getrennt hat und alle ihre ') Die Vorkiefer enthalten aber nur sehr wenig Mesoderm. 338 J. Carriere und O©. Bürger. [56] Form in der oben geschilderten Weise verändert haben, machen sich zuerst am hinteren Rande einer jeden Hälfte der beiden vorderen Kiefersegmente, dann auch an denselben Orten beim Hinterkiefersegment je ein länglicher etwas nach hinten geneigter Wulst geltend. Es sind die Kieferanlagen. Sie entstehen nicht ganz in der Mitte einer jeden Segmenthälfte, sondern etwas mehr der Medianebene genähert. Sie liegen anfangs ziemlich genau hintereinander; das Hinterkieferpaar steht ein klein wenig mehr seitlich. Ferner sind anfangs alle drei Paar annähernd eleich gross (Fig. XVII, XXIT-XXVID). Die Kiefersegmente gleichen dadurch den Antennenanlagen, dass in die sie bildendenden Eetodermausstülpungen des Mesoderm nachrückt, sie völlig ausfüllend und solide machend (Fig. 130a, 135). Bei der weiteren Entwieklung der Kieferanlagen bemerken wir, dass aus den länglichen, finger- förmigen Wülsten rundliche Höker werden (Fig. NXX—XXXIH, XXVIff.). Dann, davon überzeugen wir uns an Schnitten, erheben sie sich mehr und mehr über die Oberfläche des Keimstreifens und legen sich nach der Mittellinie zu um. Fermer bleiben in der Folge die Hinterkiefer im Wachs- thum zurück; sie bewahren vorläufig noch ihre rundliche Form, während sich Vorder- und Mittelkiefer zu breiten, langen (etwa rechteckigen) quer- gestellten Platten vergrössern. Ausserdem rücken die Hinterkiefer näher zusammen. Bei der Verschiebung der Hinterkiefer findet, wie Carriere (1890) bemerkte, „zugleich eine Drehung um ihre Axe statt, derart, dass die bis- herige Aussenseite des Kiefers zur Hinterseite wird.“ Schliesslich werden die beiden vorderen Kieferpaare deutlich gestielt, d. h. zwischen den breiten Platten und ihrer Basis bildet sich ein verjüngtes Verbindungsstück heraus. Indem sich die Endplatten in Zukunft verdieken, kommt es, dass die beiden vorderen Kieferpaare mehr und mehr eine keulenförmige Gestalt annehmen. Inzwischen haben sich auch die Hinterkiefer beträchtlich vergrössert, eine dreieckige Form angenommen und emander so sehr genähert, dass sie nur noch eine schmale, in der Mitte des Keimstreifens verlaufende Spalte trennt (Fig. XXXX]). An Schnitten überzeugen wir uns, dass die Kiefer nach wie vor solide Gebilde sind; ihr Epithel bildet das Eetoderm, ihr Mark das Meso- derm (Fig. 155, 130 a). [57] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 5359 Bald nach dem Erscheinen der Mundwerkzeuge treten die Anlagen der bleibenden Stigmen aus Tracheen auf und auf diese folgen unmittelbar die Anlagen der Brustbeine. Selten erscheinen, wie Carriere hervorhebt, (die Keimanlagen vor den Stigmen oder diese vor den Mundwerkzeugen. Die Beinanlagen machen sich als rundliche Wülste am hinteren tande der Brustsegmente geltend (Fig. XXI, XXIV, XXV, XXVII, XXX, XXXH, XXXIV—XXXVD. Ihre Vorsprungstellen, welche gerade hinter- einander liegen, sind der Mittellinie des Keimstreifens mehr genähert, als die der Kiefer; sie gehören dem inneren Drittel einer jeden Segmenthälfte an. Die Brustbeine sind wie die Kieferanlagen solide Gebilde, nämlich Taschen des Eetoderms mit einem Kern von Mesoderm (Fig. 131, 136, 137). Während die Kiefer später näher zusammenrücken, weichen die Brustbeine in der Folge auseinander. Die Beinanlagen erreichen sehr bald den Höhe- punkt ihrer Entwieklung, nämlich schon dann, wenn die Hinterkiefer beginnen aneinanderzurücken (Fig. XNXXVI). Sie stellen zu dieser Zeit ungegliederte, ziemlich plumpe, nach hinten über die Grenzen ihrer Segmente etwas vorspringende Zapfen dar. Nunmehr bilden sie sich sehr schnell zurück (Fig. NXXVII—XL). Zuerst verschwinden äusserlich vollständig das hintere, alsdann das mittlere und vordere Paar. Das ist geschehen, ehe noch die Hinterkiefer einander erheblich näher getreten sind. Kaum sind aber die Beinanlagen vollständig verschwunden, so erheben sich genau an ihrer Stelle ziemlich umfangreiche, scheibenförmige Gebilde (Fig. XLD. Es sind ebenfalls, wovon wir uns an Schnitten überzeugen, Erhebungen der Hypodermis, die einen Mesodermkern enthalten. Auch diese Erhebungen sind schnell vorübergehende Erscheinungen, wir vermögen sie an noch älteren Embryonen (z. B. solchen der Fig. NLIID) nicht mehr an Totalpräparaten nachzuweisen. Sie verflachen sich nämlich fast vollständig wieder. Aber dort, wo sie entstanden sind — nämlich jederseits dicht neben dem Bauchmark — bleibt die Hypodermis verdickt und verdickt sich in Zukunft noch mehr, und das Mesoderm, welches die Scheiben ausfüllte, wird nicht zu Fettkörper, sondern liefert auffallend grosskernige, meist spindelige Zellelemente, die ein Polster unter den sechs verdiekten Hypodermisscheiben bilden. Dieses Bild bringen uns Schnitte durch eine ganz junge Larve (Fig. 172). 340 J. Carriere und O. Bürger, [88] Die scheibenförmigen Gebilde sind die Imaginalscheiben, welche zur Bildung der definitiven Beine führen. In älteren Larven senken sie sich ein und in der nunmehr erzeugten Tasche erhebt sich die Beinanlage als Höcker. In älteren Embryonen treffen wir ausser diesen drei Paar Imaginal- scheiben, welehe dieht neben dem Bauchmark gelegen sind, noch je ein Paar Imaginalscheiben ganz lateral gelagert im 2. und 3. Brustsegment an. Es sind die der Flügel. Sie sehen in den älteren Embryonen und den ganz jungen Larven ebenso wie die der Beine aus. Ueber die Anlage von Extremitäten an den Hinterleibsegmenten von Chalicodoma muraria schrieb Carriere: „Anlagen von Hinterleibsbeinen sind selten zu beobachten, niemals frühzeitig, sondern gewöhnlich erst, wenn die Brustbeine die Höhe ihrer Entwicklung erreicht haben; nie habe ich mehr als zwei Paar von Abdominalbeimanlagen deutlich erkennen können und nur einmal als kleine freie Zäpfchen; doch zeigten sich in manchen Fällen auch noch auf dem 3. und 4. Hinterleibsegment an entsprechender Stelle kleine kreisförmige Verdiekungen, vielleicht ganz rudimentäre Anlagen.“ Oapitel VII. Oberlippe. a) Geschichtliches. Während ältere Autoren die Oberlippe als ein von Anfang an un- paares Gebilde betrachteten, vertritt von den in neuerer Zeit auf dem Gebiete der Inseetenembryologie thätigen Forschern die Mehrzahl die Ansicht, dass die Oberlippe aus einer paarigen Anlage hervorgeht. Unpaar soll die Anlage sein bei Apzs nach Grassi (1884), PhyWodromia (Blatta) nach Cholodkovsky (1891), Mantis nach Viallanes (1891). Bei letzterer beschrieb Viallanes die Anlage der Oberlippe als kleine unpaare Erhebung, die später vorübergehend zweilappig wird. Paarig aber ist die Anlage der Oberlippe wohl allgemein bei den Coleopteren, (Zydrophilus nach Kowalevsky (1871), Heider (1879) und Graber (1890), Acılius Patten (1888), MeloE Nussbaum (1888), Zzna, [59] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 341 Stenobothrus Graber (1890)), ferner den Lepidopteren (Dombdyx mori nach Tiehomiroff (1882), Peris, Gastropacha, Zygaena Graber (1890)) und schliesslich wahrscheinlich auch bei ZZwotoma nach Graber (1890). Als paarig wurde die Anlage der Oberlippe auch für Chadeodoma mmurarıa bereits von Uarriere (1890) beschrieben. Heymons äussert sich neuerdings (1895) über die Entstehung der Oberlippe bei Zorzeula dahin, dass sich vor der Mundöffnung „ein umfang- reicher medianer Wulst erhebt, welcher die beiden Scheitellappen von ein- ander trennt, es ist die Anlage der Oberlippe und des Ulypeus. Die erstere bekommt später an ihrem nach hinten gewendeten freien Rande eine Ein- kerbung und erscheint dadurch aus zwei symetrischen Hälften zusammen- gesetzt.“ Er spricht sich p. 28 gegen Carrieres Auffassung, welcher die Oberlippen als verschmolzenes Gliedmaassenpaar deutet, vor allem darum aus, weil die Oberlippen zwischen den Hälften des Nervensystems (Procerebrum) entstehen, während alle echten Gliedmaassen zu den Seiten desselben entspringen. b) Beobachtungen bei Chalicodoma. Unmittelbar nach der Anlage der Antennen, ehe sich noch irgend welche Extremitätenanlagen im Kopf oder Rumpfabschnitt des Keimstreifens zeigen, erhebt sich dicht neben der die Schlundanlage vorne begrenzenden Falte je ein niedriger Höcker (Fig. XIV, XXI, XXIIIa, XXXT). Es sind die Anlagen der Oberlippe. Beide Höcker stehen zwar der Mittellinie des Keimstreifens nahe, sind aber von einander völlig getrennt. Die Höcker erheben und verbreitern sich in der Folge und gestalten sich zu Falten, welche mehr und mehr nach vorne über den Contour des Keimstreifens hinaus wachsen und sich der Mittellinie nähern (Fig XXX, XXXI, XNXXIVfR.). Ueber die Weiterentwicklung der Oberlippenanlagen schrieb Carriere: „Zur Zeit, zu welcher die Stigmen aus der Form unregelmässiger, dreiseitiger Oeffnungen in die kleiner Spalten übergehen, verschmelzen die Oberlippenhälften an der Basis und bilden von da an eine breite, hohe, in der Mitte tief ausgeschnittene Falte“ Der Ausschnitt verwächst nur sehr allmählich, seine letzte Spur verschwindet erst gegen das Ende der Ent- o Nova Acta LXIX. Nr. 2. 44 342 J. Carriere und O. Bürger, [90] wieklung im Ei, „wenn die Oberlippe sich fast im rechten Winkel nach der Bauchseite umbiegt und über die Mundöffnung legt.“ An Schnitten constatiren wir, dass die Oberlippe auch Mesoderm enthält (Fig. 165, 166). Capitel VIII. Stigmen, Tracheen, Spinndrüsen, Tentorium, Flexor mandibulae.“ a) Beobachtungen bei Chalicodoma. Ueber die Stigmen- und Tracheen-, Spinndrüsen- und Tentorium- anlage hat sich Carriere schon früher (1890) sehr ausführlich verbreitet. Da derselbe bezüglich der Auffassung der letztgenannten Anlagen einen eigenartigen Standpunkt vertritt, so lasse ich seine Darstellung, abgesehen von einigen redactionellen Aenderungen wörtlich folgen: „Jedem der drei Kiefersegmente, jedem Brustsegment und den ersten 8 Hinterleibsegmenten gehört eine Stigmenanlage an, von denen aber nur die des 2. und 3. Brustsegmentes und die des Hinterleibes zu den endgültigen Stigmen sich entwickeln, die übrigen andere Leistungen übernehmen. Be- zeichnend für alle Stigmenanlagen ist ihr Verhältniss zu dem Segment und dessen (eventuell vorhandenen) Extremitätenanlagen; immer liegen sie soweit nach vorne, das der Vorderrand des Stigma und des Segmentes zusammen- fallen und zugleich seitwärts aussen von den Extremitätenanlagen des Segmentes; letztere Regel erleidet nur einmal eine scheinbare Ausnahme und diese ist durch die veränderte Lage der betreffenden Extremität (Vorder- kiefer) bedingt. Diese 14 Stigmenanlagen treten nicht gleichzeitig auf, sondern zuerst wird die des 1. Brustsegmentes, etwas hinter der Mitte des Doppel- segmentes (d. 1. 3. Kiefer- und 1. Brustsegment, welche zu dieser Zeit ver- einigt sind) gelegen, sichtbar (Fig. XIH, XV—XVIN. Sie ist von der Zeit an, zu welcher die Segmentirung des Embryo gleichmässig wird, zu erkennen, zuerst als eine Einsenkung mit unregelmässiger Oeffnung, deren Vorderrand anscheinend die Grenze der sonst nicht getrennten Segmente bildet und welche sich jederseits bis nahe an den Aussenrand des Doppelsegmentes [91] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 343 erstreckt. Sehr bald wird sie enger begrenzt und regelmässig gestaltet und behält längere Zeit die Form einer quer elliptischen, gleichmässig weiten Oeffnung mit verdiektem Rande, dann ist sie von beiden Seiten des Segmentes gleich weit entfernt. Die kleinere elliptische Einsenkung hinter dem Vorderrande des Vorderkiefers, welche, ohne verdickten Rand, ungefähr gleichzeitig mit der des 1. Brustsegmentes sichtbar wird, erscheint als die vorderste, 1. Stigmen- anlage (Fig. XVID. Erst etwas später werden die Stigmenanlagen des Mittel- und Hinterkiefersegmentes (2. und 3.) deutlich. Sowie bei dem Auftreten der Hinterkieferanlage das sehr schlanke 3. Kiefersegment sich von dem Brustsegment trennt, wird deutlich, dass (wie oben vorweggenommen) die zuerst auftretende 4. Stigmenanlage zu dem 1. Brustsegment gehört. Das wird auch nach dem Auftreten der übrigen Stigmenanlagen und der Anlage der Brustbeine durch die übereinstimmende Beziehung seiner Lage zu der Beinanlage des 1. Brustsegmentes und zu den übrigen Stigmen noch zweifellos bestätigt (Fig. XXIII). Zunächst liegt es unverändert am Vorderrande des 1. Brustsegmentes, nur wird sein Vorderrand etwas von dem sich erhebenden Hinterkieferwulst überdeckt. Dann rückt es — in derselben Weise, wie das später die übrigen Stigmen durchmachen — in den Intersegmentalraum und an den Hinterrand des Hinterkiefersegmentes. In dem Maasse, wie dann der Hinterkiefer aus seinem Segmente sich erhebt, wird der mediane (innere) Theil des ersten Bruststigma nach vorwärts an die innere Basis des Hinterkiefers gezogen, so dass es eine schräg nach aussen gerichtete Lage einnimmt (Fig. XXIII XXV). Von den übrigen Stigmen, welche fast gleichzeitig mit den Kiefer- und Beinanlagen auftreten (Fig. XX, NXII—-XXV), erscheint zuerst das D., das der Mittelbrust, das I. der bleibenden Stigmen, dann auf einmal die des 1.- häufig erst nach diesen zur Anlage gelangt; kurz darauf findet man I— VII und sehr bald durch Auftreten der beiden letzten die bleibende Zahl von X Stigmen. 3. Hinterleibsegmentes (III. —VI.), während das der Hinterbrust (I1.) Der Rand der Stigmeneinsenkung hat zunächst eine unregelmässige Form, die bald ungefähr dreiseitig wird, derart orientirt, dass eine Seite ungefähr parallel dem Vorderrande des Segmentes liegt, die beiden anderen 44* 344 J. Carriere und O. Bürger, [92] nach hinten eonvergiren; dann vergrössert sich die Oeffnung und verbreitert sich die eingestülpte Stigmentasche etwas, so dass der Vorderrand der Stigmen- tasche und des Segmentes zusammen fallen, während die Spitze des Dreieckes in den Hinterrand desselben zu liegen kommt. Die Stigmentasche nimmt also bald nach ihrer Anlage fast die ganze Mitte eines Segmentes ein. Nun beginnt eine Formänderung: der Hinterrand der Stigmentasche rückt weiter nach vorne, die Oeffnung des Stigma wird auffallend weit und streckt ihren inneren Rand nach der Medianebene des Embryo zu, so dass sie für kurze Zeit die Gestalt eines langen gleichschenkligen Dreieckes annimmt, dessen Basis nach aussen, dessen Spitze nach innen gerichtet ist (Fig. NXV und XXVI). Nur die drei ersten und das letzte Stigmenpaar (die des 2. und 3. Brust- und 1. und 8. Abdominalsegmentes) erscheinen zwar erweitert, aber mit mehr kreisförmiger Form der Oeffnung, welche bei dem I. Stigma in einen schräg nach vorne aussen gerichteten Spalt übergeht, während die Hinterleibstigmentaschen sich zusammenziehen, gedrungener werden und ihre Oeffnungen einen Querspalt bilden, der, sich verkürzend, in eine kleine elliptische Oeffnung übergeht. Im weiteren Verlaufe der Entwicklung rücken die Stigmen von der Bauchfläche weg hoch hinauf an die Seite des Körpers. Das Stigma des 1. Brustsegmentes, früher angelegt als die folgenden, hat zur Zeit wo diese auftreten schon die Form einer breiten und schmalen, mit dem Boden nach rückwärts gewandten Tasche gewonnen. In der Folge nimmt es eine mehr und mehr schräge Lage an, legt sich mit der früheren Vorderseite an die Innenseite des Hinterkiefers, während von der äusseren Ecke aus ein gradliniger Schlauch zwischen den Beinanlagen und Stigmen der Brustsegmente nach hinten auszuwachsen beginnt (Fig. XXVI, XRoVIIE.). Sich mächtig entwickelnd, erreicht derselbe bald ungefähr das 8. Hinter- leibsegment und legt sich, immer weiter wachsend, kurz vor dem Ausschlüpfen des Embryo in korkzieherförmige Windungen (Fig. NLIID. Es entwickeln sich also aus der Stigmenanlage des 1. Brustsegmentes die Speichel- oder Spinndrüsen der Inseeten, und dies ist der Grund, wesshalb die aus- gebildeten Thiere am ersten Brustsegment kein Stigma besitzen, sondern diese segmentalen Organe erst an dem zweiten beginnen. Die Stigmenanlage dieses Segmentes sind eben mit dem Hinterrand des vorhergehenden Segmentes [93] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 345 in Verbindung getreten. Wenn später die Hinterkiefer sich einander mehr und mehr nähern, nehmen sie die an ihrer Medialseite gelegenen Speichel- drüsenöffnungen mit und noch ehe die Hinterkiefer selbst sich vereinigen, verschmelzen die beiden Oeffnungen zu einer einzigen.“ Alle hier geschilderten Vorgänge sind ohne Schnitte, Schritt für Schritt von aussen zu sehen und zu verfolgen. Wiihrend die Mittel- und Hinterkiefer sich erheben, werden auch die zu ihnen gehörigen Stigmenanlagen (2. und 3.) deutlich. Die Stigmenanlagen des Vorderkiefersegmentes, welche fast so frühzeitig sichtbar sind als die des Speicheldrüsenstigma (Fig. XVID, rücken während der Ausbildung des Kiefers ganz an den Vorderrand dieses Segmentes und kommen schliesslich bei der Lageveränderung des Kiefers vor dessen Aussenrand zu liegen, während sie anfangs vor dem Innenrande der Kieferanlage lagen (Fig. XXIV, XXV): kurze Zeit vor dem Ausschlüpfen (zur Zeit der Vereinigung der Spinndrüsenmündungen) sind sie noch deutlich sichtbar. Die Säcke, welche von ihnen aus in die Tiefe wachsen, führen zur Bildung des vorderen Theiles des Tentoriums. Es geht also die Stigmenanlage des Vorder- kiefersegmentes (1. Stigmenpaar) in die Tentoriumanlage über. Die Stigmenanlagen des Mittelkiefersegmentes (2.) sind klein und erscheinen in Form je einer kleinen Ellipse am hinteren Rande der Vorder- kiefer, dieht vor und etwas nach aussen von den Mittelkieferanlagen und deutlich diesem Segmente angehörig; aus ihnen entwickelt sich, zunächst röhrenförmig, die Spange, an welche sich der Beugemuskel des Vorder- kiefers ansetzt (Einstülpung für die Sehne des Zexor mandıbulae). Der Grösseunterschied dieser Anlage im Gegensatz zu Zydrophilus erklärt sich zur Genüge aus der viel geringeren Kraftentwieklung, welche der Bienenlarvenkiefer bei der Nahrungsaufnahme zu machen hat. Wie die folgende ist sie von der Zeit der Oberlippenkniekung an nicht mehr von aussen sichtbar. Gleichzeitig oder etwas früher wird die zu dem Hinterkiefersegment gehörige Stigmenanlage sichtbar; sie tritt jederseits in Form eines lang- gezogenen, quergestellten, an der Spitze (medial) abgerundeten Dreieckes auf, dessen schmale Basis nach aussen gerichtet in der Reihe der Bruststigmen liegt, während die abgerundete Spitze sich vor dem Hinterkieferzäpfehen 346 J. Carriere und O. Bürger, [94] bis an dessen medialen Rand erstreckt. Durch Aufsteigen des Bodens dieser Grube wird ein äusserer Theil in Form eines kurzen, engen, längsgestellten Schlitzes und ein innerer mit querelliptischen Rande gesondert, der medial an die hintere Basis des Mittelkiefers rückend später spaltförmig wird. Aus dieser 3. Stigmenanlage entwickelt sich die hintere Anlage des Tentorium. Nach der Anlage der übrigen Stigmen, welche taschenförmige Ein- stülpungen des Eetoderms darstellen, ist die Bildung des Tracheenlängs- stammes nieht der nächste Vorgang, sondern zuerst treten — wohl im An- schlusse an die geschilderte Gestaltsänderung der Stigmen — medial gerichtete (dünne Röhren auf, welche je von einem Stigma ausgehend etwas gekrümmt oder geknickt nach vorne verlaufen und am Vorderrande des Segmentes un- gefähr in halber Entfernung zwischen Stigma und Mittellinie des Keimstreifens blind endigen (Fig. XXXIID. Ich (Carriere) konnte diese Röhren an sämmt- lichen Hinterleibs- und einmal auch an denen der Brustsegmente beobachten, doch hier und an den ersten Hinterleibsegmenten nur als sehr kurze ge- krümmte Schläuche; sie haben eine sehr kurze Dauer, ihr innerer Abschnitt verschwindet bald, während der äussere bestehen bleibt. Diese Reste der Medialschläuche nun sind es, welche gegen das Ende der Entwicklung im Ei sich durch paramediane Sprossen untereinander verbinden; aus diesen geht der Längsstamm hervor, der nicht dieht unter der Oberfläche gelegen mit jedem Stigma durch ein Querstämmehen — den äusseren Abschnitt des medialen Schlauches — verbunden ist. Darauf entwickeln sich die ventralen und dorsalen, ungefähr senkrecht zur Mittellinie verlaufenden Seitenäste des Tracheenstammes. Wenn irgend welche Organe, dann sind die Stigmenanlagen, natürlich auch die mit anderweitig geänderter Function, auf segmentale Excretions- organe (selbstverständlich nur auf deren Ausführungsgänge, soweit diese ectodermalen Ursprunges sind) zu beziehen und die Aehnlichkeit mit Nephridien ist allerdings zur Zeit der medialen vorwärts gekrümmten Schläuche eine ganz auffallende. (Man sieht letztere gleichzeitig selten in mehr als 4—5 Segmenten gut entwickelt.)* Wir brauchen nun nur noch weniges hinzu zu fügen, um die Dar- stellung Carrieres, die hiermit abbricht, durch die Schilderung der Weiter- [95] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 347 entwicklung der ins Auge gefassten Anlagen zu Ende zu führen und durch das von Carriere nicht mehr in Angriff genommene Studium von Schnitt- serien zu ergänzen. Siimmtliche 14 Paar Stigmenanlagen sind Einstülpungen des Eetoderms. Die ersten 4 Paare liegen der Medianebene bedeutend näher als die übrigen, näm- lieh dieht neben der Anlage der Baue "hmarkskette. Ihre Ausbildung vollzieht sich ganz in der uns von anderen Inseeten bekannt gewordenen Weise (Fig. 136). Paar 4, die Spinndrüsenanlagen, wachsen sehr schnell zu Blind- sehläuchen aus, welche bis in die Nähe des Enddarmes reichen (Fig. XXVIlff.). Sie drängen sich zwischen Keimstreifen und Dotter ein, in jenen Hohlräumen lagernd, welche die Anlagen der definitiven Leibeshöhle vorstellen (Fig. 156, 155). Zuerst sind sie gestreckt, später bekommen sie einen geschlängelten Verlauf (Fig. XLIII u. XLIV). Sie bew ahren ihre ventrale Lagerung und sind bei den ältesten Embryonen in die den Fettkörper liefernden Zell- massen eingeschlossen. Ihre paarige Ausmündung wird bekanntlich zu einer unpaaren, indem diese eine nach hinten gerichteten Ausstülpung des Mundes aufnimmt. Das geschieht natürlich erst, wenn ihre ursprünglichen Aus- mündungen nach vorn verlagert sind (Fig. XLIV u. Fig. 159). Die Umlagerung der vorderen Segmente ist übrigens auch für die 3 ersten Paare der Stigmen bedeutungsvoll, indem sie mit diesen zusammen nach vorne geschoben werden. Paar 1 u. 3, welehe das Tentorium (Fig. 157 — 160) liefern, bilden dieses, indem Paar 1 nach hinten, Paar 2 nach vorn Blindsäcke ausstülpte, welche sich alle miteinander vereinigen, somit eine hohle Platte herstellend, die sich zwischen Schlund und Unterschlundganglion ausspannt und durch 4 enge Canäle, in welehen sich die 4 ursprünglichen stigmenartigen Ketoderm- einstülpungen erhalten haben, mit der Aussenwelt communieirt. Besonders hervorzuheben sind noch ein Paar hohle, sieh wie Hörner erhebende Fortsätze, welche von den vorderen Tentoriumeinstülpungen (dicht vor der Platte) nach oben abgehen. Sie begrenzen jederseits das Ober- schlundganglion. An ihre blinden Enden setzen sich Muskelzellen an, welche sich strahlenförmig an die Hypodermis der Kopfoberseite ausbreiten. Paar 3 eonstatiren wir bei den ältesten Embryonen als feine Oetl- nungen an den Aussenseiten der Mandibeln. Von jeder Oeffnung geht ein 348 J. Carriere und O. Bürger, [96] enger Canal aus, welcher sieh nur recht wenig nach hinten verlängert. Er ist dicht an die Hypodermis gepresst und in Muskelzellen diek eingehüllt. Aus diesem Canal geht die Hauptsehne der Mandibel hervor. Ihre Anlage und Entwicklung ist bei Chatecodoma, wie schon oben vermerkt wurde, eine ziemlich geringe (Fig. 158). Der Entstehung der Tracheenlängstämme ist bereits von Carriere oben gedacht worden. b) Geschichtliches. Ganz allgemein sind bei den Hexapoden je ein Paar Stiemen vom 1. bis 8. Abdominalsegment constatirt worden. In emigen Fällen hat man am 9. und 10. Abdominalsegment noch Rudimente von Stigmenanlagen zu erkennen geglaubt, so bei ZZydrophilus piceus (Heider 1889) am 9. Ab- dominalsegment und Doryphora decemlineata (W heeler 1889) am 9., 10. und 11. Ungleieh werden die Verhältnisse, wenn wir die Stigmenanlagen der Brustsegmente bei den Hexapoden ins Auge fassen, da hier nur entweder die beiden hinteren oder das vordere welche besitzen. Da bei Aydrophilus nach Heider (1889), Doryphora nach Wheeler (1889), Zina und Melolontha nach Graber (1890) das 2. u. 3. Brustsegment eine Stigmenanlage besitzen, so möchte man folgern, dass dies das allgemeime Verhalten für die Colop- teren sei. Dem schliessen sich 1/25 (1870) nach Bütschli und Zylotoma nach Graber (1890) an; ferner auch nach Graber (1890) Mantis; bei den Lepidopteren Preris und Gastropacha nach Graber (1890) scheint nur im 1. Brustsegment eine Stigmenanlage zu entstehen. Ueber die Anlagen der Tentorien ist weniger bekannt. Bei Hydrophilus piceus, wo die Verhältnisse im ganzen ähnlich wie bei Chad- codoma liegen, unterscheidet Heider (1890) ausser dem Paar Eetodermein- stülpungen, welches die Sehne des flexor mandibulae bildet — es ist an der Aussenseite der Mandibel gelegen —, ein vorderes, dicht vor den Mandibeln stark medial gelegenes Paar und ein hinteres, das sich auch stark medial gelegen auf der Grenze zwischen dem 1. und 2. Maxillarsegment befindet. Es entspricht die Lagerung der 3 Paar Einstülpungen bei ZZydro- Phalus so ziemlich der von denselben bei Chadcodoma seeundär einge- nommenen. Bei Doryphora decemlineata werden nach Wheeler (1889) 5 Paar [97] Entwicklungsgeschiehte der Mauerbiene. 349 Tentoriumanlagen gebildet, von denen die drei hinteren ganz so wie ur- sprünglich bei Chadicodoma gelagert sind; die beiden vorderen gehören dem primären Kopfabschnitt an und sind wohl dem 2. und 3. der von Wheeler dort unterschiedenen Segmente zuzurechnen. Alle 5 Paar sollen nach Wheeler das Tentorium des Larvenkopfes bilden. Es ist aber wohl an- zunehmen, dass das 2. Paar von hinten dasselbe liefert wie «das mittlere von Zydrophilus und Chalicodoma. lch kann hier gleich anschliessen, dass Wheeler auch im ersten Brustsegment bei Doryphora ein Paar Stigmen eonstatirt hat; dasselbe soll aber sehr bald verschwinden. Die Speicheldrüsen entwickeln sieh aus paarigen Einstülpungen des Oberflächen-Eetoderms des Keimstreifens. Sie sind in wechselnder Anzahl vorhanden; auch ihre Lagerung ist verschieden. Bei den Lepidopteren entstehen nach Hatschek (1877) 2 Paar Einstülpungen, von denen das vordere Paar medial von den Mandibelanlagen gelegen ist und das 2. Paar zu dem Segment der 2. Maxillen gehören soll. Ein gleiches hat nach Patten (1884) bei den Phryganiden statt. Nur das zweite Paar findet sich bei Zlotoma berberidis, es soll dem 3. Kiefersegmente angehören und lagert zwischen dem 1? u. 2. Maxillenpaar. (Graber 1890, tab. 11, fig. 137 und Korschelt und Heider 1891, p. 832 u. 785, fie. 485.) Sowohl in der Auffassung der Tentoriumanlagen, als auch darin, die Speicheldrüsen als ursprüngliche Tracheeneinstülpungen zu deuten, steht Carriere nicht ohne Vorgänger da. In den Tentoriumanlagen glaubte Hatschek (1877) Tracheeneinstülpungen des Kopfes gefunden zu haben — freilich hatte derselbe ihre Bedeutung für die Entstehung des Kopfskelettes nicht erkannt, ferner sieht Wheeler (18589) in den von ihm constatirten 5 Paaren von Tentoriumanlagen sich später zu Chitin erzeugenden Röhren umwandelnde Tracheeneinstülpungen. Die Speicheldrüsen deuteten bereits Bütschli (1870) und Grassi (1554) als umgewandelte 'Tracheenanlagen. Beide Anschauungen sind neuerdings von Korschelt und Heider (1891) in ihrem Lehrbuch bekämpft worden. Gegen die erstere machen sie geltend, dass sich tentorienartige Bildungen auch bei den Krustaceen finden (p. 819), gegen letztere eine Betrachtung der Anatomie bei Zeripatus. Sie sagen p. 830: „Die anscheinend regellose Vertheilung der Tracheen bei Perzpatus und der Umstand, dass hier z. Th. auch schon ähnliche Drüsen vorhanden Nova Acta LXIX. Nr. 2. 45 350 J. Garriere und O. Bürger, [95] sind, die den genannten Drüsen der Inseeten vielleicht homolog sind, lässt die Uebereinstimmung der Lage und Zahlenverhältnisse als nieht ins Gewicht fallend erscheinen. Vor allem aber weisen die Tracheen einen Bau auf, der dieselben von den erwähnten Drüsen sehr verschieden erscheinen lässt. Höchst wahrscheinlich haben wir demnach in der Tracheeneinstülpung eine Bildung sui generis zu erblieken.“ Bei beiden Deutungen nehmen sie ferner Anstoss an der durch sie bedingten Vorstellung eines Funetionswechsels. Auch Heymons (1895) kann nicht für Carriere's Auffassung eintreten. Oapitel IX. Vorderdarm, Enddarm und Malpighische Gefässe, Mitteldarm. a) Beobachtungen bei Chalicodoma. 1. Vorderdarm. Vorderdarm und Enddarm entstehen allgemein als Einstülpungen des Eetoderms und in der Regel tritt die Anlage des Vowderdarms etwas früher auf als die des Enddarms. Nach Voeltzkow (1889) und Graber (1889] geht bei den Museiden (Calliphora und Zucilva) der Enddarm in der Anlage dem Vorderdarm voraus. Ferner soll bei den Museiden die Anlage beider Einstülpungen in sofern eine verschiedene sein, als das Museiden-Stomodaeum nicht wie das Proctodaeum aus einer primären Blastoderm - Invagination, sondern aus einer seeundären oder eetodermalen Einstülpung entspringt (vgl. Graber 1889 p. 279). Bei Chalicodoma muraria macht sich die Anlage noch vor Beendigung der Gastrulation etwa mit den Antennenanlagen zugleich bemerkbar. ie besteht, wie schon Carriere oben andeutete, 1) in einer schmalen, zunächst sehr lang gezogenen Einsenkung, welche über dem kreisförmigen Wucher- felde des vorderen Entodermkeimes auftritt und in der Richtung der Medianebene des Keimstreifens verstreicht (vgl. oben p. 302, Fig. XIa u. XIV). Es ist die Einsenkung, was ein wenig später (Fig. XVI) klarer hervortritt, als ganz am Anfang, vor der Antennenanlage gelegen. Sodann 2) in einem sehr auffälligen Wulste, der anfangs einen Halbbogen bildet und die Ein- [99] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 391 senkung vorne umfasst. Der halbbogenförmige Wulst ist nach innen gekrümmt, seine beiden Enden verlaufen nach hinten. In der Folge wird die Einsenkung rundlich bis auf eine nach vorne gerichtete Ausstülpung, die auch den Wulst ergriffen hat und von dem Wulst, der sich hinten um sie ge- schlossen hat, begrenzt (vgl. oben). Die Anlage des Vorderdarms repräsentirt also jetzt — und das ist schon der Fall wenn die Kieferanlagen erscheinen — einen fast vollständig geschlossenen ringförmigen Wulst, der eine rundliche nach vorne spitz ausgezogene Einsenkung umfasst (Fig. NXIL, XXIV, XXX). Um ein sicheres und genaues Urtheil über die Herkunft des Vorder- darmes zu gewinnen und die weitere Entwicklung seiner Anlagen zu ver- folgen, ist das Studium vor allen von Median- und Paramedianschnitten unerlässlich. Wir überzeugen uns an solchen sofort, dass die Anlage des Vorderdarms nicht aus dem durch die Gastrulation ge- bildeten Ecetoderm entsteht, sondern dem vor diesem gelegenen und durch den „Gastrulationsprocess“ unberührt gebliebenen Blastoderm entspringt, welches, wie Carriere früher schon ausführte, nicht in die Tiefe versenkt wird, sondern oberflächlich bleibt und sieh direkt in Eetoderm umwandelt, das sich an das der Seitenplatten (also dureh „Gastrulation“ gebildete) (Fig. 91a) anschliesst. Beim Erscheinen der Vorderdarmanlagen ist diese Umwandlung des Blastoderms noch nicht vollzogen und es unterscheidet sieh sehr auffällig von dem Eetoderm der Seitenplatten, indem jenes aus kugligen, dieses aus eylindrischen Zellen besteht. Es befindet sich hier das Wucherfeld des Entoderms, dessen Elemente bereits ein diekes Polster bilden. Die Vorderdarmfalte bildet eine hohe gerade Falte des Blastoderms, die Vorderdarmeinsenkung eine Vertiefung desselben. Im Bereich der Falte hat sich das Blastoderm verändert, indem seine Zellen länglich und eylindrisch geworden sind; hier gleicht dasselbe dem Eetoderm der Seitenplatten (Fig. 54). Auch steht das Entoderm mit dem Blastoderm der Falte nicht in Verbindung, d. h. es wird dort kein Entoderm mehr erzeugt, obwohl das Entoderm die Falte, die ja auch eine Ausstülpung des Blastoderms genannt werden kann, ausfüllt, solid macht. Im Bereich der Einsenkung dagegen unterscheidet sich anfangs das Blastoderm nieht vom Entoderm, ist auch nicht im geringsten gegen jenes abgesetzt, denn es lässt hier noch fortgesetzt 45* 392 J. Carriere und O. Bürger, [100] neue Entodermelemente entstehen (Fig. 91a). Die Einsenkung, welche die Anlage des Vorderdarms bildet, tritt also im noch thätigen Wucherfelde des vorderen Entodermkeimes auf (Fig. 49, 54, 63, 91,02: Die Veränderungen der Vorderdarmanlagen bestehen zunächst (darin, dass zuerst an der Vorderwand der Einsenkung die Zellen eylindrisch und lang werden, sodann an der Hinterwand und somit sich wie die des Eetoderms der Seitenplatten gestalten. Der Boden dagegen bleibt vorläufig noch ziem- lich unverändert und bewahrt im Gegensatz zu den Wänden der Einstülpung seinen Zusammenhang und seine Beziehungen mit dem Entoderm. Dabei hat sich die Einstülpung stark ausgeweitet. Während dessen hat sich der vordere Entodermkeim nach hinten seitlich ausgebreitet und das Entoderm-Polster ist bis auf eine dem Dotter aufliegende Schicht von Zellen verschwunden. Dieser Schicht liegt nunmehr der Boden der Vorderdarmeinstülpung, dessen Zellen jetzt auch eine mehr eylindrische Form angenommen haben, an. Er grenzt sieh ziemlich scharf gegen sie ab und produeirt kein neues Entoderm mehr. Der später zum Ringwulst gewordene halbbogenförmige Vorderdarm- wulst stellt eine Erhebung des (aus dem Blastoderm direct hervorgegangenen) Eetoderms dar, die in ihrem hinteren Umfang an Schnitten wenig auf- fallend ist. Soweit ist die Vorderdarmanlage in der Regel gediehen, wenn die Tracheenanlagen bereits tiefe, lange Taschen darstellen. 2. Enddarm und Malpighische Gefässe. Die Anlage des Enddarms erfolgt bei Chaleodoma später als die des Vorderdarmes und geht ihr nur voran, wenn sich die Anlage des Kopfes anormal verzögert bat (Fig. XX). Sie erscheint im Bereich des hinteren Entodermkeimes in der Regel nach der völligen Verschmelzung der Seiten- platten (Beendigung der „Gastrulation*). Mit der Anlage des Enddarms zugleich erscheinen noch die Anlagen eines Organes, das mit dem werdenden und fertigen Enddarm in engster Verbindung steht, nämlich der Malpighischen Gefässe. Es ist darum unmöglich, die Entwickelung des einen gesondert von der des anderen zu besprechen. [101] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 393 Die Malpighischen Gefässe entstehen bei Chalicodoma ebenso wie bei 1225, nicht erst als paarige Ausstülpungen des bereits angelegten Enddarms, sondern werden bereits vor der Enddarmanlage oder mit dieser zugleich als besondere Einstülpungen des das hintere Entodermpolster bedeekenden Eetoderms angelegt und erst nachträglich in die Enddarmein- stülpung, die von demselben Boden ausgeht, hineingezogen. Dieser Vorgang, welehen früher (1890) schon Carriere scizzirt hat, stellt sich an Ober- ftächenbildern des Keimstreifens folgendermaassen dar. Am hinteren Rande des hinteren Entodermkeimes tritt eine nach innen gekrümmte halbbogenförmige Falte auf, welche wir, da sie im selben Verhältniss zum nachmaligen After steht, wie die Vorderdarmfalte zum Munde, Afterfalte nennen wollen. Die Afterfalte ist bedeutend breiter als die Mundfalte. Zwischen jener Falte und dem letzten Segment erheben sich gleichzeitig 2 Paare von Wülsten, von denen das vordere ziemlich dicht beisammen (nahe der Mittellinie), das hintere weit auseinander steht. Sehr bald treten zuerst an der Innenseite des vorderen Wulstpaares, etwas später an der des hinteren schlitzförmige Einsenkungen auf. Das sind die Anlagen der Malpighischen Gefässe. Nunmehr erscheint umgrenzt von der Afterfalte und den vier Malpighischen Wülsten eine Delle: es ist die Anlage des Enddarms (Fig. NVIID). Alsdann vereinigen sich die vier Malpighischen Wiilste und die Afterfalte zur Bildung einer dieken Scheibe, in deren Mitte die Anlage des Enddarms zu liegen kommt. Sie bildet eine quergestellte, elliptische Einsenkung, in welche schon jetzt die Anlagen der Malpighischen Gefässe hinein gezogen sind, denn sie stellen vier zipfelförmige Aussackungen jener dar (Fig. XIX). In der Folge erhebt und verbreitet sich die Peripherie der Scheibe und geht in einen Ringwulst über. Die Anlage des Enddams vertieft sich gleichzeitig und weitet sich aus; sie verändert ihre anfängliche Form in eine kreisförmige (Fig. XXIII u. XXV). Jetzt verlieren wir die Anlagen der Malpighischen Gefässe vorüber- xehend aus den Augen, denn dieselben haben sich mit der den Hinterdarım bildenden Einstülpung in die Tiefe gesenkt. Während der geschilderten Vorgänge sind alle Stigmenanlagen ent- standen und die Kiefer- und Beinanlagen aufgetreten. 354 J. Carriere und ©. Bürger, [102] Alsbald werden wir aber wieder auf die Anlagen der Malpighischen Gefässe aufmerksam, denn sie treiben nunmehr nach vorne blindsackartige Ausstülpungen. Es wachsen nämlich zuerst die vorderen Anlagen nach vorne in ein Paar Schläuche aus, sodann, wenn diese etwa das Abdominal- segment erreicht haben, auch die hinteren. Es ist hervorzuheben, dass das erste aus den vorderen Malpighischen Gefässanlagen entspringende Schlauch- paar innerhalb des Ringwulstes, das zweite ausserhalb desselben sich hervor- stülpt; jenes mehr medial, dieses lateral gelegen ist. Indess sind beide etwa bis zum 8. Hinterleibssegment mit ihren Spitzen etwas nach aussen gerichtet (Fig. XNXIX, XXVII. Von diesem Segment an wachsen aber beide ziemlich gerade aus rasch „nach vorne, so dass sich das innere Paar kurz vor dem Ausschlüpfen des Embryo schon als gerader dünner Schlauch, an der Innenseite des dieken, gewundenen Speicheldrüsenschlauches gelegen, bis in das 3. Brustsegment erstreckt. Das äussere Paar, von Anfang an weiter nach der Seite gewachsen, hat sich von der Bauchfläche des Embryo weg nach der Seite, dorsal des Tracheenstammes, gezogen“ (Uarriere 1890, p. 157) (Fie. XXXV, XXXVIIM). 3. Mitteldarm. Die Art der Anlage des Mitteldarms hat UCarriere oben bereits bei Abhandlung der Entstehung der Keimblätter ausführlich dargelegt, sodass ich mich an dieser Stelle mit einer kurzen Zusammenfassung begnügen darf. Die Bildung des Mitteldarmes wird eingeleitet durch das Auftreten des vorderen und hinteren Entodermkeimes. Beide stellen urglasförmige Kappen vor, die den Dotter vorne und hinten ventral bedeeken und anfangs ausserhalb des Bereiches der Seitenfalten liegen. Von beiden Keimen wachsen ein Paar Zellstränge aus, von denen die des vorderen nach hinten, die des hinteren nach vorne sich fortsetzen, aber verschieden rasch verlängern, bis sie aufeinander stossen (Fig. XIX, XXII—XXV, XXVH, XXVIM). So erklärt es sich, dass sich bis zu diesem Ereigniss die von vorne wachsenden Stränge nur etwa bis zum Ende des 3. Thorakalsegmentes, die von hinten kommenden dagegen bis zum Ende des 1. Abdominalsegmentes verlängert haben und der Zusammenschluss in der Mitte des letzteren erfolgt [105 Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 355 (Fig. NXVIID. Gelegentlich wird derselbe übrigens auch in der (Gegend des 3. Thorakalsegmentes beobachtet. Die Stränge verjüngen sich von ihren Ausgangspunkten bis zu ihren Enden allmählich und liegen seitlich im Keimstreifen, wo sie dieht neben den Mesodermröhren zwischen dem Eetoderm und Dotter entlang laufen. Indess sind nur die hinteren völlig vom Eetoderm bedeckt, die vorderen aber treten schon in ihrem vorderen Abschnitt seitlich und völlig mit ihren Enden unter dem Eetoderm hervor, so dass sie alsdann nur von den Ei- hüllen bedeckt sind (Fig. 129). Die zum Wachsthum der Streifen erforderliche Zellvermehrung findet in der Hauptsache in den Entodermkeimen d. h. ihren Ausgangscentren statt. Schon während ihres Längenwachsthums, vor allem aber nach ihrem Zusammentreffen haben die Streifen die Tendenz sich lateral in der Richtung zum Rücken hin am Dotter auszubreiten (Fig. 130°, 130°, 140—142 und Carriere 1890 tab. S fig. 12). Dabei werden sie dünn und bestehen schliess- lich in der Hauptsache nur noch aus einer einzigen Zellschicht. (Mehr- schichtig sind sie nur noch in der Nähe ihrer: Ursprungscentren und an ihren ventralen Rändern.) Dieser Process schreitet fort, bis die vereinigten Streifen am Rücken zusammen getroffen sind. Nachdem inzwischen die Entodermkeime die Enden des Dotters noch mehr dorsalwärts umwachsen haben, liegt der Dotter nunmehr in dem Entodermblatte wie in einem Kahne. Dieses Stadium wird erst nach einiger Zeit überwunden. Es kommt übrigens gelegentlich vor, dass das Entoderm den Dotter früher vollständig ventral als dorsal umwächst. Einen solchen Ausnahmefall habe ich bei einem Embryo beobachtet, der schon über das Entwicklungs- stadium, wie es Fig. XNXXIX wiedergiebt, hinaus war. Der Enddarm bildete schon ein Knie und der Boden des bereits sehr tiefen Vorderdarms bestand nur aus einer dünnen Membran, den Durchbruch zum Mitteldarm (Dotter- sack) vorbereitend. Während die Entodermstränge den Dotter dorsal umwuchsen, haben sich ihre ventralen noch immer etwas verdickten Ränder ein wenig an den Seiten des Dotters dorsalwärts hinauf gezogen. Nachdem aber der Dotter dorsal völlig umschlossen ist, dehnen sie sich wieder ventralwärts aus und 356 J. Carriere und O. Bürger, [104] wachsen zwischen Mesoderm und Dotter weiter, bis sie in der Medianebene unter dem Dotter zusammentreffen. Dabei geht den Rändern die Verdiekung verloren, sie bestehen nur noch aus einer Schicht von Zellen (Fig. 146 — 149). Die Umwachsung des Dotters durch das Entoderm ist nahezu dorsal im Stadium, wie es Fig. XXXII darstelllt, beendet. Die Umschliessung der ventralen Dotterfläche ist im Stadium der Fig. XXXV im vollen Gange und in dem der Fig. XXXVII abgeschlossen. 4. Vereinigung von Vorder-, Mittel- und Enddarm. Während die Entodermstränge einen vollständigen Sack um den Dotter bildeten, hat sieh die Vorderdarm- und Enddarmeinstülpung entwickelt, um den Dottersack, welchem die Entodermstränge ein Epithel verliehen und der somit den jungen Mitteldarm repräsentirt, einen Eingang und einen Ausgang zu verschaffen. Beide erscheinen, wie Carriere oben bereits dar- legte, im Bereich der Entodermkeime, jener des vorderen, dieser des hinteren. Es ist num von besonderer Wichtigkeit zu betonen, dass beide Einstülpungen zu einer Zeit und an einem Orte auftreten, wo die Hervorwucherung des Entoderms aus dem Blastoderm noch im Gange ist. Beide erscheinen nämlich in den medianen Bezirken der Keimstätten des Entoderms, wo das Blastoderm noch in reger Vermehrung sich befindet, Entodermzellen in die Tiefe abstossend, während sich im Uebrigen das die Entodermkeime bedeekende Blastoderm nicht mehr an der Entodermerzeugung betheiligt, sondern seine ursprünglich kugligen Zellen sich in lange eylinderförmige umgewandelt haben und somit, wie Carriere sagte, zu Eetoderm geworden sind. Bei der den Vorderdarm liefernden Einstülpung erweist sich deren Hinterwand und Boden, bei der Hinterdarmeinstülpung deren Boden noch unverändert und in reger Thhätigkeit, das Entoderm zu vermehren. Das Auftreten der beiden Einstülpungen liegt zeitlich weit auseinander. Die des Vorderdarms erscheint bei Embryonen im Stadium der Fig. X und XI, die des Hinterdarms erst bei solchen wie Fig. XVII einen theilweis darstellt. Die Erzeugung von Entoderm erlischt in den Wandungen des Vorderdarms schon in einem Entwicklungsstadium, welches über das der Fig. XXIV nur wenig hinaus ist. Nunmehr nehmen auch die Zellen der [1105] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 357 hinteren Wandung eine langeylindrische Form an, während die des Bodens meist ziemlich kugelförmig verbleiben und nur wenige eine kubische Gestalt bekommen. Der Boden besteht vorläufig noch aus zwei Zellsehiehten, in der Folge wird er einschichtig, indem sieh ihre Zellen zwischeneinander und nach den Seitenwandungen hinschieben. Die Zellen platten sich alsdann stark ab und weichen vollständig aus der Mitte des Bodens zur Peripherie, so dass der Boden in seiner Mitte jetzt eine dünne kernlose Membran darstellt. Dieselbe liegt der von den Dotterzellen um den Dotter gebildeten Hülle ganz dieht an (Fig. 165, 166a). Dieses Stadium ist von Embryonen, wie einen Fig. NXXIX abbildet, erreicht worden. Fast unmittelbar nach diesem zerreisst der Boden und damit ist eine Kommunication des Mittel- darms (Dottersackes) mit der Aussenwelt durch den Vorderdarm herge- stellt (Fig. 167). Das Vorderdarmepithel besteht nunmehr aus einer Schieht sehr schlanker Oylinderzellen, in die sich allmählich die langen diekeren Prismen, welehe die Vorderdarmeimstülpung nach Abschluss der Entodermerzeugung iiberall auskleideten, umgewandelt haben. Das Vorderdarmepithel schliesst sich unmittelbar an das des Mitteldarms an. Die Wandlungen, welche das aus den Entodermstreifen hervor- echende Mitteldarmepithel durchmacht, sind folgende. Die Zellen der Entodermstreifen sind kuglig. Ihre Kerne sind un- verhältnissmässig gross. Während sich die Entodermstreifen anschicken, den Dotter seitlich zu umfassen, bewahren sie im ganzen ihre ursprüngliche Form, sobald sie aber am Rücken aufsteigen, platten sie sich ab und werden erst elliptisch, später eylindrisch (Fig. 129, 130a, 130 b, 140, 141, 146—149, 168, 169). Diese Veränderung der Form der aufwärts drängenden Entoderm- zellen wird augenscheinlich durch den Widerstand, den Dotter und Eihülle leisten, bedingt. Sie tritt nicht in den ventralen Rändern des Entoderm- streifens ein, die bisher ihre ziemlich freie Lage kaum veränderten und bleibt auch dann aus, wenn die Streifen ventralwärts wachsen, da auf sie nirgends ein besonderer Druck ausgeübt wird. Infolgedessen zeigt das junge ventral angelegte Darmepithel eine Schicht kugliger oder polyedrischer Zellen, das ältere dorsale hingegen eine Schicht sehr stark abgeplatteter. Jenes ist diek, dieses äusserst dünn. Lateral ist der ziemlich plötzliche Nova Acta LXIX. Nr. 2. 16 398 J. Carriere und O. Bürger, [1106] Uebergang zwischen den beiden verschieden aussehenden Zellelementen zu constatiren. In der Folge tritt der Unterschied zwischen ventralem und dorsalem Darmepithel noch auffallender hervor, indem sich die Zellen des ersteren zu langen Prismen entwickeln. Selbstverständlich setzt das ventrale Epithel eine sehr viel ‘grössere Anzahl von Zellen zusammen, als das dorsale. Bei den reifen Embryonen ist der Unterschied ziemlich ausgeglichen und das Darmepithel setzt sich nun bis auf den an den Vorderdarm erenzenden Abschnitt überall aus niedrigen Uylinderzellen zusammen. In der Nähe des Vorderdarmes besteht das Mitteldarmepithel in seinem ge- sammten Umfang nur aus sehr langen Cylinderzellen. An der Entstehung des Mitteldarmepithels betheiligen sich auch die Dotterzellen. Freilich nicht direet, indem sie mit Baumaterial liefern, sondern indem sie wohl zweifellos die Ernährung der Entodermstränge vermitteln. Zur Zeit des Auftretens der Entodermstränge bilden die Dotterzellen an der Peripherie des Dotters im ziemlich gleichmässiger Vertheilung lagernd und mit einander im Zusammenhange stehend, einen vollständigen Sack um den Dotter oder wenn man will, ein primäres Mitteldarmepithel (Fig. 127, 128 £f.). Die Entodermstränge schieben sich, jemehr sie sich dorsal und später ventral ausdehnen, immer ganz dicht auf dem durch die Dotterzellen gebildeten Boden vor. Ferner vermehren sich die Dotterzellen auch, so dass sie zur Zeit, wo der Mund durehbrieht, noch immer einen vollständigen Sack bilden, in dem die Zellen viel diehter zusammen liegen als anfangs. Ja, im vorderen Mitteldarmabschnitt sind sie so zahlreich vorhanden, dass ihre grossen, wenig färbbaren kugeligen Kerne zum- Theil übereinander liegen. Mit dem Wachsthum der Entodermstränge geht ausserdem insofern eine Veränderung in dem Verbande der Dotterzellen vor sich, als sie sich etwas zahlreicher an der Innenfläche der Entodermstränge ansammeln. Wenn die Serien, welehe uns die Entwicklung der Mauerbiene klar- legen sollen, etwa nach dem Durchbruch des Mundes abbrächen, so würde man jetzt ernstlich die Frage erwägen, ob nicht Dotterzellen auch das definitive Mitteldarmepithel liefern. Im Besitz der älteren Stadien überzeugen [107] Entwicklungsgeschiehte der Mauerbiene. 399 wir uns nun aber evident, dass die Kerne der Dotterzellen in Zerfall geraten, eine krümliche Masse bildend, die mit dem noch vorhandenen Dotter resorbirt wird (Fig. 167). In dem ältesten mir nur in einer Schnitt- serie vorliegenden Embryo ist der Darm leer von Dotter und auch jeder _ Spur von Dotterzellen und ihren Kernen. Der Enddarm wird bedeutend länger als der Vordarm und erfährt eine starke Krümmung (Fig. NXXXIV) Die Entodermerzeugung erlischt in seinem Boden sehr bald nach seiner Anlage. Das Epithel des Enddarms (Fig. 166b) macht im Wesentlichen die- selbe Umwandlung wie das des Vorderdarms durch. Indessen wird der Boden niemals (im Ei) membranartig, sondern bleibt auch in den ältesten Embryonen ziemlich diek und enthält zahlreiche Kerne, welche gegen das Ende der Entwicklung im Ei nur an einer kleinen Stelle seines Üen- trums fehlen. Hier wird zweifellos der Durchbruch zum Mitteldarm hin erfolgen, der indess bei den ältesten mir vorliegenden Embryonen noch nicht ein- getreten war. Auch stösst der Boden des Enddarms nicht direct auf den Dottersack (wie am Ende der Embryonalperiode der Boden des Vorderdarms), sondern auf eine Entodermschicht, die sich dort von Anfang an erhalten und sich später in das Mitteldarmepithel umgewandelt hat. b. Geschichtliches. Da bereits Carriere oben bei der Abhandlung von der Entstehung der Keimblätter der Resultate und Ansichten der Forscher über die Ent- wicklung des Mitteldarms gedacht hat und dieselben neuerdings eine vorzügliche Zusammenstellung und kritische Beleuchtung durch Heymons (1895) erfahren haben, darf ich mich darauf beschränken, nur die herrschenden Anschauungen wieder zugeben. Von diesen — es sind nur zwei — geht die ältere und bisher ziemlich allgemein anerkannte dahin, dass die Entwicklung des Mitteldarms ausgeht „von zwei ursprünglich gesonderten Anlagen, der vorderen und hinteren Entodermanlage, welche vom ersten Anfange an in innigen Be- ziehungen zur Einstülpung des Vorder- und Enddarms stehen.“ 46* 360 J. Carriere nnd ©. Bürger, . [105] Diese Ansicht vertritt das Lehrbuch von Korschelt und Heider (1891), dem ich den voranstehenden Satz entnommen habe. Zu ihrer Be- festigung hat Carriere (1890) wesentlich beigetragen. Er ist noch in diesem Werke für sie eingetreten und auch aus meiner Darstellung ist wohl eine Uebereinstimmung mit ihr zu folgern. Die jüngere stammt von Heymons (1894, 1895) und sucht sieh erst Bahn zu breehen. Sie wurde vorbereitet durch die Befunde von Voeltzkow (1889 u. 1889 a) und Graber (1889 u. 1890). Diese Zoologen hatten nämlich die interessante T’hatsache festgestellt, dass das Mitteldarmepithel bei gewissen Inseeten (Musciden, Melolontha, Stenobothrus) sich vom Stomodaeum und Procto- daeum herleitet. Nachdem sich nun Heymons (1894 u. 1895) von einer solchen Bildungsweise des Mitteldarmepithels auch bei Zorkeula, Grylus, Gryllotalpa, Phyllodromia und Zetobia überzeugen musste, kam er zu dem höchst bedeutsamen Schluss, „dass der Mitteldarm der (pterygoten) Inseeten in allen Fällen eetodermaler Natur ist und weiter, dass er in allen Fällen aus dem Eetoderm vom Stomodaeum und Proctodaeum hervorgeht, wenngleich bisweilen schon während einer Embryonalperiode, in welcher die letztgenannten Theile noch nicht als selbstständige Darmabschnitte sich entwickelt haben, (89a p. 119). Als eine wesentliche Stütze semer Anschauungen nimmt Heymons nun Carrieres Resultate (1890) über die Entwieklung der Mauerbiene in Anspruch. Er sagt: „Die interessanten Beobachtungen, welche Carriere an diesem Inseet machte, sind nämlich deswegen lehrreich, weil sie zeigen, dass selbst bei einer gleichzeitigen Absonderung des Mesoderms und der Mitteldarmanlagen von der oberflächlichen Schieht doch die genannten Darmanlagen mit dem eigentlichen Mesoderm nichts zu thun haben. Denn während bei Chalcodoma das Mesoderm ausschliesslich in der mittleren Partie des Keimstreifens ins Innere gelangt, sind die Mitteldarmanlagen räumlich davon abgetrennt und sondern sieh weiter vorn und hinten von der Blastodermschicht ab. Hier kann «demnach ein Ursprung des Mitteldarms aus emem „Entomesoderm* überhaupt nieht in Frage kommen, weil die beiden theils gar nicht mit- einander im Zusammenhang sich befinden. Der Mitteldarm entsteht vielmehr [109] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 361 bei Chalcodoma aus dem zum Eetoderm werdenden Blastoderm und zwar aus einer Partie desselben — die Darstellung von Carriere lässt hierüber keinen Zweifel aufkommen — welche später als Stomo- und Proctodaeum sich ins Innere einsenkt.“ Dann fährt er fort: „Es leuchtet ohne weiteres ein, dass der Mitteldarm von Chalicodoma damit also auch, gerade wie bei den Orthopteren, vom stomodaealen undproctodaealen Eetodermabgeleitet werden kann, nur hat sich bei Chalrcodoma das letztere, wenn die Mitteldarmanlagen abgesondert werden, noch nieht in Vorder- und Enddarm selbst umgestaltet.“ Und weiter: „Es kann ferner das Verhalten von Chabeodoma als ein Beweis dafür angesehen werden, dass auch in denjenigen Fällen, in welchen die Mittel- darmanlagen nicht räumlich getrennt sind, sondern vorm und hinten mit dem Mesoderm noch in Zusammenhang stehen, wir gleichwohl nicht berechtigt sind, eine „Entomesodermschicht* in dem für andere Thiere gebräuchlichen Sinne anzunehmen. Wie bei den Orthopteren müssen wir vielmehr selbst hier noch, wenigstens in gewissem Sinne, für den ectodermalen Ursprung (der Mitteldarmanlagen eintreten.“ Den Ausführungen und Folgerungen von Hevymons vermag ich mich nicht zu verschliessen. Dieselben sind übrigens auch von einem unserer thätigsten und kritikvollsten Embryologen R. S. Bergh (1895) anerkannt worden. Man wird mir nun vielleicht vorwerfen wollen, dass ich dennoch fortgesetzt von Entoderm gesprochen habe, aber dies hat darin seinen Grund, dass ich, wenn ich die Anschauungen Heymons in dieser Arbeit in der gesammten Darstellung zum Ausdruck bringen wollte, gezwungen gewesen wäre, den von Carriere verfassten Theil wesentlich umzuarbeiten, was mir die Pietät verboten haben würde, wenn dem nicht schon an und für sich bindende Abmachungen mit den Angehörigen des verstorbenen Forschers entgegengestanden hätten. Den von mir niedergeschriebenen Theil aber in einen Gegensatz zu dem von Carrieres Hand zu bringen, verbot sich ebenfalls. Uebrigens würde ich mich, — auf den Beobachtungen an Chalcodoma 362 J. Carriere und O. Bürger, [110] fussend — auch nicht entschlossen haben, einfach von einem ectodermalen Ursprung des Mitteldarmepithels zu reden, da der Process der Darment- wicklung bei der Mauerbiene — kurz recapitulirt — folgendermaassen verläuft: Das Mitteldarmepithel verdankt seinen Ursprung einer vorderen und hinteren Wucherung des Blastoderms. Die Zellen der Wucherung breiten sich um den gesammten Dotter aus. Während beide Wucherfelder noch im Gange sind, erscheint in ihnen eine Einstülpung, die des Vorder- und des Enddarms. Während die Einstülpungen entstehen, wandeln sich die ober- flächliche Schicht der Wucherfelder ebenso wie die die Ein- stülpungen auskleidende, exel. ihre Böden, in Eetoderm um. Die- jenigen Zellen des Blastoderms aber, welche den Character von Eetodermzellen annahmen, erzeugen keine Zellen mehr, welche in die den Mitteldarm liefernden Wucherungen übergehen. Da die Umwandlung des Blastoderms im Bereich der Wucherfelder am letzten im Boden der Vorder- und Enddarmeinstülpungen erfolgt, so erhält sich hier die Erzeugung von Zellen, die den Mitteldarm liefern, am längsten. Sie erlischt damit, dass auch der Boden jener Einstülpungen zu Ecetoderm wird. Aus den voranstehenden Sätzen ist zu folgern: Der gesammte Darm- tractus von Chalicodoma leitet sich von zwei Quellen her, die sich gleich verhalten. Die Entstehung von Vorder- und Enddarm ist nieht in einen Gegensatz zu der des Mitteldarms zu bringen. Indessen entwickelt sich der Mitteldarm mit keiner Zelle aus dem Ectoderm, sondern leitet sich vollständig vom Blastoderm ab. Denn wenn man an dem Begriff des Eetoderms festhalten will, und insbesondere auch die oberflächliche Schicht der beiden Wuchertelder (nach ihrer Metamorphose) zum Eetoderm rechnet, so darf man nur das als ecto- dermal entstanden bezeichnen, was aus der oberflächlichen Zellschieht nach ihrer Umwandlung sich herleitet. [111] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 363 Capitel X. Nervensystem. a) Geschichtliches (Bauchganglienkette und Gehirn). Ueber die Art der Anlage der Bauchganglienkette und die Zahl der ursprünglich angelegten Ganglien herrscht im ganzen bei den Inseeten grosse Uebereinstimmung. Die Bauchganglienkette nimmt ihren Ursprung aus paarigen leisten- förmigen bald nach Beendigung der „Gastrulation* im Eetoderm jederseits dieht neben der Medianlinie auftretenden Verdiekungen, den Primitivwülsten. Diese begrenzen eine in der Medianlinie verlaufende Längsfurche, die Primitivrinne. Die Primitivwülste erscheinen sehr bald nach ihrem Ursprung segmentirt, sie verdieken sich in der Mitte der Segmente. Diese Ver- iekungen sind die Anlagen der Ganglien. Man zählt von ihnen im Bereich (des primären Rumpfabschnittes soviel Anlagen als Segmente vorhanden sind, also ausser je 3 Paar in den Kiefer- und Brustsegmenten, 10 oder 11 Paare in den Abdominalsegmenten, je nachdem ob sich im 11. Abdominalsegment oder dem 'Telson noch die Anlage eines Ganglienpaares nachweisen lässt, was in einer Reihe von Fällen so bei Zydrophzlus, Melolontha, Lina, Steno- bothrus, Mantis und ZZylotoma und den Schmetterlingen nach Graber (1890) und Heider (1889) schwierig ist.') Sehr deutlich ist hingegen die Ganglien- anlage im 11. Hinterleibssegment bei DorypAora nach Wheeler (1889). Heymons (1895) hat eim Bauchmarkganglion im 11. Abdominalsegment mit voller Deutlichkeit bei GryZoia/pa und Perrplaneta constatirt. Die nachweislich angelegte Ganglienzahl des primären Rumpfab- schnittes ist also 16 oder 17. An der Bildung der Bauchganglienkette nehmen nur die inneren Schichten des im Bereich der Primitivwülste mehr- schichtig werdenden Eetoderms theil, indem sich diese von der äusseren zur Hypodermis werdenden durch einen Abspaltungsprocess lostrennen. Ausserdem nehmen auch die Zellen aus der Tiefe der Primitivfurche an !) Meiner Ansicht nach sind bei Hyprophilus piceus und Hylotoma berberidis nach Grabers Abbildungen zu urtheilen, Anlagen von Ganglien im 11. Segment wie Graber ja auch halb und halb zugesteht, nicht zu leugnen (vgl. Graber 1890, Fig. 39 u. 137). 364 J. Carriere und O. Bürger, [112] der Bildung der Bauchganglienkette theil, da sich der Mittelstrang von ihnen ableitet. Viel complieirter gestaltet sich die Entwicklung des Gehirnes, indessen sind wir über diesen Vorgang weniger umfassend unterrichtet. Eine genauere Darstellung desselben verdanken wir Patten (1889), welcher ihn an Aecrlus studirte. Nach Patten haben wir im dem von uns als primären Kopfabschnitt bezeiehneten vorderen Ende des Keimstreifens, der hinten von dem Mandibelsegment begrenzt wird, noch 4 Paare von Ganglienanlagen zu unterscheiden, welche als Fortsetzung der Bauchganglien- kette nach vorne erscheinen, obgleich nur das hinterste Paar mit jener in einer Flucht liegt, die übrigen indessen mehr seitlich gelegen sich jederseits im Bogen um die Mundöffnung gruppiren (vgl. Patten 1888, tab. VII, fig. 2 oder Korschelt u. Heider (1591) p. 822, Fig. 502a). Ausser diesen 4 Paar Wülsten ist noch ein 5. Wulstpaar vorhanden. Dieses liegt aber ganz lateral, ausserhalb von den beiden mittleren der genannten Ganglien- anlagen. Es ist die Anlage des Ganglion optieum. Dieselbe zerfällt in je 3 Hügel. Diese Dreiteilung soll nach Patten der Ausdruck einer Segmentirung sein und den vorderen 3 Paaren der medialen Ganglienanlagen entsprechen. Es geht nun in der Folge aus den vorderen 3 Paaren der medialen Ganglienanlagen durch Verschmelzung das Gehirn d. h. das Oberschlund- ganglion hervor, indess das 4. Paar die letzteres mit der Bauchganglienkette verbindende Schlundeommissur liefert und die 3 lateralen Hügel zum Ganglien- opticum, das jederseits dem Gehirn anhängt, werden. Das Gehirn geht wie die Bauchganglienkette aus den ectodermalen Verdiekungen (die wir kurz als seine Anlagen bezeichneten, obschon sie in der Gehirmbildung nieht völlig aufgehen) durch einen Abspaltungsprocess ihrer inneren Schichten hervor. Das Ganglion optieum aber wird in seinen beiden vorderen Abschnitten durch 2 Paare von Einstülpungen erzeugt. Den dritten bildet eine solide Einwucherung. z Ich bin mit Korschelt und Heider (1891) der Meinung, dass wir in den 4 medialen Paaren der Ganglienanlagen des primären Kopfabschnittes 1135 Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 369 o von Aeilius den „Stammtheil des Gehirmes“ zu erblicken haben, in den optischen Ganglien indess einen seeundären Gehimabschnitt. Dafür spricht ausser den Lagerungsverhältnissen die in der Hauptsache andere Art der Entstehung des optischen Ganglions. Die 4 medialen Ganglienanlagen sind aber zweifelsohne eine Verlängerung der Bauchganglienkette nach vorne. Sie stehen zu den Segmenten des primären Kopfabschnittes im selben Ver- hältniss wie die Ganglien der Bauchkette zu den Rumpfsegmenten. Die höchst bedeutungsvollen Befunde Pattens sind von Wheeler (1889) bei Doryphora decemlineata bestätigt worden. Wir haben ebenfalls 4 mediale Ganglienanlagen zu unterscheiden (Wheeler bezieht freilich wie Patten das hinterste 4. Paar in den Rumpfabschnitt ein) und 3 laterale; jene sind die Anlage des Oberschlundganglions nebst Schlundeommissur, diese werden zum optischen Ganglion. Noch deutlicher als bei AJerZus tritt die Segmentation der Anlage des optischen Ganglions, die sich in seiner Dreiteilung ausdrückt, bei Doryphora hervor. Je em Hügel derselben gehört zu den 3 vordersten Paaren der Gehirmanlage. Aus der Segmentirung der Anlage des optischen Ganglions geht meiner Meinung nach nur hervor, dass das optische Ganglion seinen Ursprung aus drei verschiedenen Kopfsegmenten nimmt und zwar aus denselben wie das Oberschlundganglion (ohne Schlundeommissur), indessen tangirt diese That- sache die von mir oben geltend gemachte Schätzung des optischen Gang- lions, in der ich mich Korschelt und Heider (1891) anschliesse, nicht. Die Entstehung des Gehirns und insbesondere des optischen Ganglions ist dieselbe wie bei Aczıus, sie erfolgt also durch Invagination. Ausserdem beschreibt Wheeler die Anlage des Frontalganglions als eine unpaare Verdiekung der dorsalen Schlundwand nahe der Basis der Lippe. Eine Segmentation der Gehirnanlage beobachteten ferner Viallanes bei Mantis und Cholodkowsky bei Phylodromia (Blatta 1888 u. 1891) ohne sich indess auch von einer Segmentirung der Anlage des Ganglion optieum überzeugen zu können. Nach Viallanes soll letztere nur mit dem vordersten, nach Cholodkowsky mit dem 3. Gehirnabschnitt in Verbindung stehen. Auch Heider (1889) nahm bei Zydrophilus „die Andeutung eines Zerfalles“ der Anlage des Oberschlundganglions in 3 ganglienartige An- Nova Acta LXIX. Nr. 2. 47 366 J. Carriere und ©. Bürger, [114] schwellungen wahr, indess vermisste er jede Spur desselben an der Anlage des Ganglion opticum. Heider erkannte, dass das Ganglion frontale aus einer unpaaren Einstülpung des Vorderdarms hervorgeht. Dagegen hat Graber (1890) eine Segmentirung der Gehirnanlagen meist vermisst, so, wie er ausdrücklich hervorhebt, bei Zina, Stenobothrus und Mantıs. Carriere hat sich bisher über die Entwicklung des Nervensystems nur flüchtig geäussert. Er sagt (1890, p. 159): „Ueber die Anlage des Nervensystems hat die Untersuchung von Chalcodoma die neueren Dar- stellungen im wesentlichen bestätigt, zu erwähnen wäre vielleicht nur, dass meine Beobachtungen über die in den Kopf einbezogenen Ganglien in Bezug auf deren Anzahl besser mit denen- von Patten als von Heider stimmen, während andererseits nicht ein kleiner, sondern ein sehr grosser Theil des oberen Schlundganglions durch Einstülpung und Ueberwachsung des verdiekten Kopflappenabschnittes (des Grehimsegmentes) zur Ent- stehung kommt.“ Ferner spricht sich Carriere über die Anordnung der Ganglien- anlagen im primären Kopfabschnitt noch dahin aus, dass jedes der Kopf- segmente eine Granglien- (und eine Extremitäten-)Anlage besitze. Ich stelle Carrieres Angaben in folgender Uebersicht zusammen. Se t | niet Ganglion- Definitiver ne: | nen. | anlage. Gehirnantheil. 1. Kopfsegm. (— Oberlip- Oberlippe (hohl und anfangs Ganglion frontale. Ganglion frontale. penseg.). paarig).!) 2: Kopfsegm. (1. seitliches transitorisch (solid, rein ecto- 1. Ganglienwulst. | Obeteilnne: od. Gehirnseg.). dermal). 2 2 : Ganglion. 3. Kopfsegm.(—2.seitliches | Antenne (solid, Ectod. mit 2. „ . od. Antennenseg.). Mesodermkern). | 4. u. letztes Kopfsegm. (= transitoriseh (solid, Eetod. 3. „ Pe Schlund- 3. seitliches od. Vor- mit geringem Mesoderm- commissur. kieferseg. kern. Die Untersuchungen von Heymons (1895) haben eime Bestätigung der wesentlichen Resultate von Wheeler und Viallanes gebracht. Die Veränderungen der Bauchganglienkette beruhen bekanntlich vornehmlich !) In der Oberlippe ist übrigens später Mesoderm enthalten. [115] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 367 darin, dass ein Theil der Ganglien miteinander verschmilzt. Aus der Ver- schmelzung der 3 Paar Anlagen in den Kiefersegmenten geht das Unter- schlundganglion hervor. Ferner pflegen die hintersten Abdominalganglien sich regelmässig zu vereinigen. Es ist wahrscheinlich, dass in den Fällen, wo man die Ganglien- anlage im 11. Hinterleibssegment vermisste, dieselbe sich bereits mit der des 10. vereinigt hatte. b) Beobachtungen bei Chalicodoma. 1) Das Bauchmark. a) An Totalpraeparaten. Bei Chalicodoma muraria spielt sich die Entwicklung der Bauch- ganglienkette, so weit wir sie an Oberflächenbildern des Keimstreifens beobachten können, folgendermassen ab. Die Primitivwülste gehören mit zu den ersten Erscheinungen am Keimstreifen, denn sie treten auf, ehe die Mittelplatte hinten vollständig von den Seitenplatten bedeckt ist, also noch vor Abschluss der „Gastrulation“. Die Längswülste erscheinen unmittelbar neben der Medianlinie und lassen kaum eine Furche zwischen sich erkennen (Fig. XV]. Sie pflanzen sich in ihrer Entstehung von vorne nach hinten fort. Sie sind aber sehr schnell vorübergehende Erscheinungen, denn sobald die „Gastrulation® be- endet ist und nicht selten noch vor dem Abschluss dieser werden sie segmentirt, d. h. sie zerfallen .in die Anlagen der Ganglien und der sie verbindenden Längscommissuren. Die Segmentation der Primitivwülste ist eine Folge der Segmentation des Keimstreifens, welehe, wie früher ausgeführt wurde, von den Seiten des Keimstreifens ausgeht und sich von dort nach der Medianebene hin tort- pflanzt. Sie ergreift zuletzt den medianen Bezirk der Mittelplatte. So ist es natürlich, dass die Thäler zwischen den einzelnen Anschwellungen, in welche die Primitivwülste sich gliedern, in die Grenzen der Segmente fallen. In der Folge vertieft sich die Primitivfurche und die Anlagen der Ganglien treten schärfer hervor. Sie stellen oberflächliche, längs verlaufende, leistenförmige Aufwulstungen der medialen Grenzen der Segmenthälften dar. Als solche erhalten sie sich ziemlich lange, nämlich bis über die Zeit 47° 568 J. Carriere und O. Bürger, [116] hinaus, wo alle Stigmen angelegt und die Kieferanlagen schon recht imponirende Gebilde geworden sind (Fig. NVI—-XXVII. Wir überzeugen uns, dass im primären Rumpfabschnitt den 17 Segmenten entsprechend 17 Paar von Ganglienanlagen vorhanden sind, nämlich 3 in den Kiefer-, 3 in den Brust- und 11 in den Abdominalsegmenten. Also es besitzt auch (las letzte Hinterleibsegment ein Paar Ganglienanlagen; freilich sind dieselben kürzer als die übrigen, dasselbe gilt auch zuweilen von denen des vorletzten Segmentes (Fig. XXVIO u. XXVII). Die weitere Entwicklung der Bauch- ganglienkette besteht darin, dass sich die Ganglienwülste gegen die Segmente schärfer absetzen, sich bedeutend erheben und verbreitern (Fig. XXVIM). Auch dieser Process schreitet von vorne nach hinten fort, indess gehen die Ganglienwülste der Kiefersegmente in der Entwicklung allen anderen be- trächtlich voran (Fig. XXVII). Während sie aber in den Kiefer- und Brustsegmenten eine im ganzen rechteckige Form annehmen, bekommen sie in den Hinterleibsegmenten eine etwa dreieckige Gestalt. Eine Ecke ist nach aussen und ein wenig nach rückwärts gerichtet (Fig. XNXXV). Etwa zu der Zeit, wo die Brustbeine den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht haben, gehen wichtige Veränderungen mit den Anlagen der Bauch- ganglienkette vor. Es treten nämlich die Längscommissuren auf. Diese besitzen anfangs eine solch bedeutende Dicke, dass die Ganglienanlagen kaum in ihnen hervortreten. Wir sehen also nunmehr zwei noch ziemlich weit auseinander liegende Längsstränge den Keimstreifen durchsetzen, in denen wenig deutliche An- schwellungen vorhanden sind. Sehr bald werden aber die Ganglien etwas dieker als die Längscommissuren. Alsdann entwickeln sich auch die Quer- commissuren. Dieselbe sind sehr breite, rein zellige Brücken. Weder in den Längscommissuren noch in den Ganglien sind bisher äusserlich Fasern zu bemerken. Die Anlage der Bauchganglienkette hat somit Strickleiterform angenommen (Fig. NXXVI). Danach nehmen die Ganglien eine spindelige Form an, die Längs- comissuren werden dünner und erscheinen scharf begrenzt (Fig. XNXXVII). Die letzten Veränderungen bestehen darin, dass zuerst die Längs- eommissuren faserig werden und die Ganglien sich etwas nähern. Auch die Quercommissuren erscheinen scharf begrenzt, aber fast noch so breit [117] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 369 als die Ganglien lang sind und zellig. Darauf schnüren sich die Quercommis- suren etwas ein, so dass sie von vorne und hinten ausgebuchtet aussehen. Während die Ganglien immer mehr zusammenrücken, werden in der Quer- commissur dunkle Kerne sichtbar, welche dieselben in einen vorderen und hinteren Strang abteilen. Die Quercommissuren erscheinen von nun an ge- doppelt. Nachdem sich in jedem ihrer Stränge Fasern bemerkbar gemacht haben, ist die Bauchganglienkette in der Hauptsache fertig. Die Ganglien haben inzwischen eine ziemlich elliptische Form angenommen und berühren sich in der Mitte (Fig. XLIII u. XLIV). Während der Entwicklung der Bauchganglienkette ist es zur Ver- schmelzung der 5 Kieferganglien gekommen. Sie haben sich zur Bildung des Unterschlundganglions vereinigt. Ferner sind zuerst 11. und 12., sodann auch noch das 10. Hinterleibsganglion miteinander verschmolzen. Sowohl in dem hinteren als auch dem vorderen der entstandenen Ganglieneomplexe kann man aber die in ihnen enthaltenen Ganglien sogar noch zu der Zeit erkennen, wo der Embryo völlig reif ist (Fig. XNLIII u. XLIV). b) An Schnittserien. Ehe die Primitivwülste auftreten, bildet das Entoderm eine schwach sewölbte, ziemlich gleichmässig dicke Platte, welche aus hohen schlanken Cylinderzellen besteht (Fig. 71). Die Primitivwülste werden erzeugt, indem jederseits in nächster Nähe der Medianebane das Eetoderm mehrschichtig wird. Zuerst erscheinen dort in der "Tiefe des Eetoderms 2 Zellstreifen, von denen ein jeder nur aus 2 Reihen von Zellen besteht. Diese Zellen, welche eine linsenförmige Gestalt besitzen, sind von den Cylinderzellen abgetheilt worden. Wir dürfen sie als Neuroblasten bezeichnen. Sie unterscheiden sich auch dadurch von den übrigen Eetodermzellen, dass sie sich weniger färben. Das Erscheinen der Neuroblasten hat nicht sofort das Erscheinen der Primitivwülste im Gefolge, da sie zu klein und zu wenig zahlreich sind, um das sie bedeckende Eetoderm merklich nach aussen drängen zu können, Indessen lässt es nicht lange auf sich warten, es genügt ein nur noch geringes Wachsthum der Neuroblasten. 370 J. Carriöre und ©. Bürger, [118] Die Neuroblasten entstehen ziemlich an der Oberfläche des Epithels und wandern rasch in die Tiefe. Die Neuralrinne entsteht bekanntlich, indem eine Verdiekung des Eetoderms im Bezirke eines medianen Streifens ausbleibt, und dieser nun dadurch, dass sich zu seinen Seiten die Primitivwülste erheben, tiefer zu liegen kommt (Fig. 68, 69, 126, 130 —142, 144). Der Boden der Neuralrinne wird bei Chalicodoma von etwa 6 Zell- reihen gebildet, die sich vorläufig nicht verändern. Seitlich werden sie von den Primitivwülsten begrenzt. Die Primitivwülste lassen sehr bald eine Gliederung erkennen, indem sie sich segmental verdicken. Die Neuroblasten haben inzwischen Reihen kleinerer Zellen hervor- gebracht. Das geschieht aber nicht entfernt in einer derart regelmässigen Anordnung, wie es zuerst Wheeler (1891) bei Azphzdium beobachtet hat (Fig. 140). Ich glaube nicht, dass die von mir als Neuroblasten bezeichneten Zellen zu Grunde gehen. Sie sind später nicht mehr von den Zellen, welche sie hervorgebracht haben, zu unterscheiden. Die gangliösen Zellen werden von den Neuroblasten nach innen ab- geschnürt und sind kleiner als diese. Nachdem sich die Grössenunterschiede unter fortgesetzter Vermehrung ausgeglichen haben, drängen sich die Zellen mehr zusammen, zwei dicke Stränge erzeugend, die segmentale Anschwel- lungen zeigen. Sie befinden sich noch in Entwieklungsstadien, wie Fig. XXXII eins darstellt, im Verbande des Eetoderms. Aus diesen als Seitenstränge zu bezeichnenden Bildungen gehen die Seitenstränge des Bauchmarks hervor. Ihre segmentalen Anschwellungen liefern die Ganglien, ihre intersegmentalen dünneren Abschnitte die Längs- commissuren des Bauchmarks. Etwa im Stadium der Entwieklung, wie es Fig. XXXV darstellt, lösen sich die Seitenstämme aus dem Eetoderm heraus, dessen äussere, nicht in ihrer Bildung aufgegangene Schicht zur Hypodermis wird. Die Seiten- stränge werden nunmehr rechts und links unmittelbar vom Mesoderm begrenzt, von dessen Zellmaterial sie sich wenig unterscheiden, da auch (das ihre aus kugeligen oder unregelmässig gestalteten Zellen besteht, eine « [119] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. Sl Ditterenzirung von Nervenfasern und Ganglienzellen aber bislang nicht ein- getreten ist (Fig. 145). Uebrigens sind die Seitenstränge noch indireet mit dem Eetoderm (oder genauer der Hypodermis) verknüpft, nämlich durch den Boden der Neuralrinne. Der Boden der Neuralrinne liefert den Mittelstrang des Bauchmarks. Die letzte ausführliche Schilderung seiner Schicksale, über welche keine völlige Uebereinstimmung bei den verschiedenen Autoren herrscht, verdanken wir Heymons (1895). Nach ihm kommt es auch im Bereich des Bodens der Neuralrinne zur Sonderung oberflächlich dermatogener und nach innen gelegener neuro- gener Zellen. Erstere werden mit zur Bildung der Hypodermis verwendet, letztere liefern den Mittelstrang. Und zwar liefert er im Bereich der jauchmarkganglien die als vorderes und mittleres Medianlager bezeichnete Ansammlung von Ganglienzellen und beteiligt sich ausserdem noch an der Bildung der vorderen und hinteren Quercommissur. Der interganglionale Abschnitt rückt ebenfalls in das Innere und verschmilzt immer mit der hinteren Partie des vorhergehenden Ganglions, in diesem das hintere Median- lager darstellend. Hatschek (1877) hingegen war der Ansicht, dass die interganglio- nalen Abschnitte des Mittelstranges mit in die Bildung der Hypodermis hineingezogen würde, Ayers (1584), dass sie sich zwar von der Hypodermis emanzipirten, indessen später rückgebildet würden. Meine Untersuchungen bestätigen im Wesentlichen die Darstellung von Heymons (1895). Indessen habe ich mich nicht davon überzeugen können, dass auch der Boden der Neuralrinne sich in eine derma- togene und neurogene Schicht sondere. Nach meinen Befunden geht sein gesammtes Zellmaterial in der Bildung des Mittelstranges auf, während seine Ueberdachung durch das Zusammenschliessen der im Bereich der Primitivwülste erzeugten Hypodermis erfolgt. Die vollständige Loslösung des Mittelstranges von der Hypodermis erfolgt erst gegen das Ende der Embryonalentwicklung. Seine intra- ganglionalen Abschnitte treten aus der Hypodermis zwar ziemlich gleich- zeitig mit der Delamination der Seitenstränge heraus, seine interganglionalen 372 J. Carriere und O. Bürger, [120] aber verharren noch mit ihr im Zusammenhange, nachdem sich bereits die Nervenfassern in den Seitenstämmen geltend gemacht haben. Diese ent- wickeln sich in Stadien, wie solche Fig. XXXVI und XXXVII darstellen (Fig. 146, 147). Die Weiterentwicklung der Seitenstränge erfolgt ganz in der zuletzt von Heymons (1895) geschilderten Weise. 2. Gehirn. a) An Totalpraeparaten. Nicht entfernt so genau wie die Entwicklung der Bauchganglienkette lässt sich die des Gehirns am Chalrcodoma-Embryo äusserlich verfolgen. Wir überzeugen uns an demselben nur ganz deutlich von der Anlage je eines Ganglienwulstpaares im Vorkiefer-Antennen und Gehirnsegment. Diese Ganglienwülste schliessen zwar an die Ganglienwülste des primären Rumpf- abschnittes an, liegen aber nicht in einer Flucht mit ihnen, sondern sind mehr nach auswärts gerückt und zwar die beiden vorderen weiter als die des Vorkiefersegmentes. Sie stellen ebenfalls leistenförmige Verdiekungen des inneren Randes der genannten Segmenthälften dar und treten gleich nach der Bildung der Kopfsegmente auf (Fig. XXX). In der Folge über- zeugen wir uns noch von einer Verschmelzung des Ganglienwulstpaares des Vorkiefersgmentes und der Ganglienwülste des Antennen- und Gehirn- segmentes miteinander, sowie von der Verbindung dieser mit dem vereinigten Vorkieferganglienwulstpaar. Die Vereinigung hat eher stattgefunden als sich die Ganglienwülste noch deutlich von den Segmenten differenzirten. Alle weiteren Veränderungen dieser Anlagen, ferner die Entwicklung des optischen Ganglions und des Ganglion frontale müssen wir an Schnitt- serien studieren. b) An Schnittserien erfahren wir, dass sich die oben genannten 3 Paar Ganglienwülste, welche als Protocerebrum (Gehirnsegment), Deutocerebrum (Antennensegment) (Fig. 150) und Tritocerebrum (Vorkiefersegment) (Fig. 151) bezeichnet worden sind, wie schon angedeutet wurde, an die Anlage des Bauchmarks anschliessen und in derselben Weise, wie jene ihren Ursprung aus dem [121] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 373 Eetoderm nehmen. Abweichend davon entstehen, wie das allgemein bei den Inseeten der Fall ist, auch bei Chadtcodoma die optischen Ganglien. Proto-, Deuto- und Tritocerebrum machen sich erst etwas später deutlich geltend als der vorderste Abschnitt der Bauchmarkanlage. Das Protocerebrum ist dieht hinter der Oberlippe vor der Vorder- darmeinstülpung gelegen, das Deutocerebrum neben, das Tritocerebrum dieht hinter ihr. Die Hälften der Gehimanlagen sind sehr weit auseinander gelegen, und nur bei dem Tritocerebrum habe ich eine dem Mittelstrang der Bauch- markanlage vergleichbare Partie constatiren können. Dieselbe ist hier ebenfalls eingesenkt, indessen auffallend flach und breit (Fig. 151). Es kommt im Eetoderm im Bereich der Anschwellungen nun ganz wie bei der Bauchmarkanlage zur Sonderung einer dermatogenen und neurogenen Schicht. Die Neuroblasten entstehen und produeiren in der- selben Weise wie dort und haben auch dasselbe Aussehen (Fig. 150, 151). Wiederum habe ich mich nicht davon überzeugen können, dass eine Sonderung in neurogene und dermatogene Zellen im Mittelstrang _ des Tritocerebrum eintritt. Nachdem sich die Gehirmanlagen völlig vom Eetoderm gesondert haben, lagern sie sich allmählich in den dorsalen Theil des Kopfes, den Schlund dorsal und lateral begrenzend (Fig. 155). Sie liegen hinter der Mundöffnung. Der Mittelstrang des Tritocerebrum liefert die Suboesophalgeal- commissur. An der Bildung der Supraoesophalgealeommissur betheiligt sich ebenfalls, wie das an älteren Embryonen, in welchen die Commissur schon ziemlich fertig ist, noch deutlich sich verräth, eine mediane sich zwischen die Hälften des Protocerebrum einschiebende Zellpartie. Ich habe ihren Ursprung bei Chadeodoma nicht herausbringen können. Bei Zorkeula ent- wickelt sie sich nach Heymons (1895) vor der Oberlippe aus den tieferen Zellen des dort zwischen den Hälften des Protocerebrum mehrschiechtig gewordenen Eetoderms. Die Anlagen der optischen Ganglien sind etwas später als die der drei übrigen Gehimtheile nachzuweisen (Fig. 153, 154, 156). Nova Acta LXIX,. Nr. 2. IS 374 J. Carriere und 0, Bürger, [122] Die Einstülpung, welche zur Bildung der interganglionalen Verdiekung führt, schliesst sich erst kurz vor dem Ausschlüpfen der Embryonen. Die interganglionale Verdiekung ist am Gehirm der ältesten Em- bryonen auffällig durch ihre sich stärker tingirenden Kerne. Auf eine ausführlichere Darstellung der Entwicklung des Gehirns durfte verzichtet werden, da sie nur eine Bestätigung der neueren Unter- suchungen über diesen Gegenstand bringen würde. 3. Schlundnervensystem. a) Geschichtliches. Das Schlundnervensystem ist neuerdings von Heymons (1895) einer eingehenden Untersuchung bei den Orthopteren unterzogen worden. Der- selbe unterscheidet ausser dem Ganglion frontale und dem von diesem ausgehenden Nervus reeurrens, dessen Entwicklung bereits durch Heider (1889) bei Zydrophilus, Carriere (1890) bei Chalcodoma, Wheeler (1895) bei Arphidium bekannt geworden war, ein unpaares Ganglion oceipitale, welches eine Anschwellung des Nervus recurrens vorstellt, 2 mit jenem in enger Verbindung stehende Ganglia pharyngea und schliesslich noch ein Ganglion splanchnicum, welches unpaar oder paarig auftritt, je nachdem es sich mit dem Nervus recurrens oder mit 2 kleinen Nerven ver- bindet, die vom Ganglion oceipitale ausgehen. Alle diese Bildungen ent- wickeln sich von der Schlundwand aus. Ferner aber gehören nach Heymons zum Schlundnervensystem ein Paar Gebilde — er nennt sie „Ganglia allata* —, „welche an der Ventralfläche an der Maxillenbasis durch Einwanderung oder Einstülpung von Ectodermzellen entstehen, später dorsalwärts rücken und sich dann dem Sehlunde anlegen (Blattiden, Grylliden) resp. oberhalb des letzteren in der Mittellinie sich verbinden (Zorzeula).* Die „Ganglia allata“ unterscheiden sich von allen übrigen dadurch, dass sich in ihnen keine Punktsubstanz entwickelt. b) Beobachtungen bei Chalicodoma. Von den zahlreichen von Heymons am Schlundnervensystem der Inseeten unterschiedenen Theile sind bei Chalcodoma in reifen, zum Verlassen [1123] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 375 des Eies bereiten Embryonen wahrzunehmen: ein stark entwickeltes Ganglion frontale, von dem der Nervus receurrens (Fig. 160, 161) als dicker Strang sich fortsetzt, ferner zwei sehr schwache gangliöse Anschwellungen, die mit dem hinteren Ende des Nervus recurrens in Verbindung stehen und dem Schlunde seitlich anliegen — ich erblicke in ihnen Homologa’ der Ganglia oO oO > pharyngea und bezeichne sie auch so — und endlich Homologa der „Ganglia allata* in sehr starker Entwicklung. Letztere liegen ebenfalls seitlich, aber etwas entfernt vom Schlunde dicht unter dem Teentorium. Sie beginnen ein wenig vor den Ganglia pharyngea und stellen ein Paar dicke elliptische Anschwellungen vor, welche im Gegensatz zu den vorhergenannten Schlund- nerventheilen auch bei Chatcodoma keine Punktsubstanz enthalten. Uebrigens ist zu erwähnen, dass man eine sehr geringfügige hintere Anschwellung des Nervus recurrens als Homologon des Ganglion oceipitale in Anspruch nehmen kann. Alle diese Theile des Eingeweidennervensystems entstehen auch bei Chalicodoma mit Ausnahme der „Ganglia allata* von der Schlundwand aus und zwar werden sie angelegt durch eine mediane vordere Ausstülpung derselben, welche in Embryonen, wie einen Fig. NXVIII darstellt, auftritt (Fig. 165). Etwa in Entwicklungsstadien der Fig. NXVI—NXXVII hat sich die Einstülpung von der Schlundwand völlig emanzipirt und zu einem länglichen Gebilde umgetormt, das in der Medianebene dicht neben der Schlundwand in der Basis der Oberlippe liegt (Fig. 166a). Alsbald treten in dem nach hinten gerichteten Ende desselben Fasern auf und man kann nunmehr (Stadium Fig. XL) deutlich Ganglion frontale und Nervus reeceurens unterscheiden (Fig. 167). Die Differenzirung der bei Chalrcodoma s0 un- bedeutenden Ganglia pharyngea und des Ganglion oceipitale habe ich nicht verfolgt. Auch die „Ganglia ailata“ entstehen bei Chatcodoma in der von Heymons an Orthopteren geschilderten Weise. Diese Bildungen, welche in den ältesten Embryonen von Chalrodoma eine imponirende Grösse besitzen (Fig. 158—160) und sich dabei durch ihre Zusammensetzung, nämlich den gänzlichen Mangel an Nervenfasern (Punktsubstanz) von allen anderen Ganglien unterscheiden, habe ich bei Chalicodoma weiter in ihrer Entwicklung verfolgt und zu diesem Zwecke 4s* 376 J. Carriere und O. Bürger, 1124] jüngere und ältere Larven und schliesslich auch Puppen untersucht (vgl. Fig. 161, 162). Meine Resultate sind: 1. Die „Ganglia allata* verändern ihre Lage in Zukunft nur sehr wenig, indem sie noch etwas weiter nach vorne rücken und im Puppenstadium der Commissur innig anliegen, die von den nach vorne ziehenden Tracheenstämme dicht hinter dem Gehirn gebildet wird, den Schlund überbrückend. 2. Sie stehen in gar keinem Zusammenhange mit den übrigen Theilen des Eingeweidenervensystems. Nach einer solchen Verbindung der „Ganglia allata* habe ich übrigens auch bei den Em- bryonen vergebens gesucht. 3. Die „Ganglia allata* nehmen an Umfang noch etwas zu, was aber nicht in einer Vermehrung, sondern in einer Ver- grösserung ihrer Zellelemente seinen Grund hat. 4. Es werden keime Nervenfasern gebildet. Die Gestalt der Zellen der „Ganglia allata“ ist eine polyedrische; sie platten sich gegenseitig stark ab. Die Zellkerne sind unverhältniss- mässig gross, enthalten ein bröckliches Chromatin und unterscheiden sich in ihrem Aussehen auffällig von denen der Ganglienzellen des übrigen Nerven- systems. Die „Ganglia allata“ sind bei den Larven sehr scharf conturirt und besitzen eine elliptische bis kugelige regelmässige Form (Fig. 161). Die letzten Charakter verlieren sich etwas innerhalb der Puppe (Fig. 162). Leider besass ich kein Material, meine Untersuchungen über die Puppe hinaus auszudehnen; aber nach dem, was das bisherige Verhalten der „Ganglia allata* lehrte, kann ich nieht umhin, meinen Zweifel darüber auszudrücken, dass diese Gebilde überhaupt Ganglien repräsentiren und bin jedenfalls nicht in der Lage, sie bei Chalcodoma als Ganglien in Anspruch zu nehmen. Ich muss ihre Bedeutung bei der Mauerbiene durchaus fraglich lassen. | [125] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 37 Capitel XI. Coelom, definitive Leibeshöhle, Muskulatur, Fettkörper, Rückengefäss. a) Rumpfmesoderm. 1. Coelom, Wie bei den Insecten im allgemeinen geht auch bei Chazcodoma der öntwicklung der definitiven ungegliederten Leibeshöhle die Anlage eines segliederten Coeloms voraus. Wie bereits Carriere oben beschrieben hat, steht letztere in innigem Zusammenhange mit der Ueberwachsung der Mittelplatte durch die Seiten- platten (Gastrulation). Bei diesem Vorgange bleibt nämlich zwischen dem unteren Blatte der Seitenplatten und der Mittelplatte ein Spalt bestehen, dessen Verbindung mit der Aussenwelt man gelegentlich deutlich während der Gastrulation constatiren kann (Fig. 73, 125). Heider (1889) hat diese Spalte bei Zydrophilus beobachtet und Primordialspalte genannt. Man darf sich nun nicht vorstellen, dass diese Spalte bei Chadtecodoma im Bereich des gesammten Rumpfmesoderms, also vom Mittelkiefer- bis zum 10. Hinterleibssegment einen einheitlichen Hohl- raum vorstelle, sie ist vielmehr von Anfang an segmental gegliedert. Dass die Gliederung der Primordialspalte mit der Segmentirung der Mittelplatte zusammenhängt, unterliegt im vorderen Abschnitt derselben keinem Zweifel. Hier ist nämlich die Mittelplatte auf den Segmentgrenzen in ihren mittleren Seitenpartien nur durch wenige sehr weitläufig gelagerte Zellen repräsentirt, so dass an diesen Orten nur medial und lateral in Keimstreifen, wo die Mittelplatte ein zusammenhängendes Zellblatt darstellt, Spalten zu Stande kommen können (Fig. 69). Aber auch im übrigen Theil der Mittelplatte, wo diese auch zwischen den Segmenten stets aus einem dicht gefügten Zell- blatte, wenn nicht aus mehreren besteht, ist eine segmentale Gliederung (der Spalten nur damit zu erklären, dass das untere Blatt der Seitenplatten nur mit den intersegmentalen Abschnitten der Mittelplatte verwächst, da die segmentalen Spalten keineswegs — in ihrer Anlage wenigstens (das Produet eines neuen Spaltungsprocesses sind, der etwa darin bestände, dass 318 J. Carriere und O. Bürger, [126] zwischen der in den mittleren Seitentheilen des Keimstreifens völlig mit- einander verwachsenen Seiten- und Mittelplatte sehr schnell neue, von Anfang an segmental angeordnete Hohlräume entständen. Ausserdem wird die Spalte allgemein im vordersten Abschnitte des Rumpfmesoderms und erösstentheils auch im mittleren und hinteren mit ihrer Entstehung zugleich im mittleren Bereich des Keimstreifens verstopft, mdem hier eine Verschiebung und Annäherung der Zellen des unteren Blattes der Seitenplatte und der Mittelplatte eintritt. Somit bekommen wir ein das Rumpfmesoderm in seiner ganzen Länge durchsetzendes ganz lateral in ihm gelegenes Spaltenpaar von dem innerhalb der Segmente taschenartige, nach der Medianebene hin- gerichtete Ausstülpungen ausgehen (Fig. 70, 71). Die engen lateralen Spalten machen sich besonders dadureh bemerkbar, dass die sie begrenzenden Mesodermzellen anstatt der kugeligen oder unregel- mässig polygonalen Gestalt eine prismatische annehmen, sich dieht aneinander reihen und somit das Aussehen eines losen Epithels gewinnen; damit wird ihre Wandung natürlich auch bedeutend dieker. Die lateralen Spalten haben zwischen den Segmenten eimen rundlichen Querschnitt, Jarriere hat sie wohl darum als Mesodermröhren bezeichnet. Die ihnen an- hängenden Ausstülpungen nennen wir Mesodermsäcke. Die geschilderten Vorgänge finden ihren Abschluss noch kurz vor Beendigung der Gastrulation (Fig. 68, 69 u. 70, 71, vgl. auch Fig. XXVI u. XXVI. Das Bild der im Mesoderm nach Abschluss der Gastrulation ent- haltenen Hohlräume ist mithin Folgendes. Lateral durchsetzen dasselbe 2 diekwandige von vorne bis hinten ziemlich gleich umfangreiche Röhren mit einem engen Lumen. Es sind die Mesodermröhren, welche von der Mitte des 2. Kiefersegmentes bis zum 10. Hinterleibssegment ausschliesslich reichen. Sie besitzen in jedem Segmente je eine nach der Medianebene hin- gerichtete Aussackung; es sind die jedem Segmente im der Zweizahl zu- kommenden Mesodermsäcke (Fig. 126— 130). Letztere sind weder mit den ihnen vorne oder hinten benachbarten Säcken verschmolzen, noch vereinigen sich die einander gegenüber liegenden. Es will zwar manchmal so scheinen, als ob die Mesodermsäcke eines Segmentes in der Mittellinie zusammen- tlössen, indessen wird man sieh überzeugen müssen, dass in solchen Fällen ein medianer Mesodermspalt erhalten blieb, von diesem aber die Mesoderm- [127] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 319 säcke jederseits durch eine dünne aber doch. deutliche Wand, die aus wenigen Zellen hergestellt ist, getrennt sind. Es steht nun ausser Frage: Mesodermröhren und Mesoderm- säcke stellen bei Chalrcodoma das primäre Coelom dar. Es ist mir längere Zeit so vorgekommen, als ob das Coelom nur in den Mesodermsäcken gegliedert sei und die Mesodermröhren weder jetzt noch später in einzelne den Mesodermsäcken entsprechende Abschnitte zer- fielen, sondern vielmehr auch in der Folge die Mesodermsäcke einer Seite miteinander in offener Communication erhielten. Auch konnte ich in ihrer Wandung keine Gliederung wahrnehmen, wie man sie etwa durch segmen- tale Einschnürungen ausgedrückt erwarten sollte. Eine äusserliche Gliederung der Mesodermröhren habe ich auch im Laufe meiner weiteren Untersuchungen nicht wahrgenommen, indess ist es mir zweifellos geworden, dass die Mesodermröhren innerlich segmentirt sind. Sie sind durch Querwände in Abschnitte abgetheilt, von denen je eimer zu einem Mesodermsacke gehört. Die Querwände befinden sich stets in der Mitte zwischen zwei Mesodermsäcken. Freilich sind sie sehr leicht zu übersehen denn erstens bestehen die Querwände nur aus 2 oder 3 Zellen und zweitens sind sie sehr schnell verschwindende Erscheinungen. Man vermisst sie schon, wenn die Mesodermsäcke anfangen geräumiger zu werden. So glaube ich, dass sie auch Carriere entgangen sind, da ich keinen Hin- weis auf sie weder in seinen Zeichnungen, noch seinen Notizen vorfinde. In der Folge tritt, worauf Carriere oben schon hinwies, eine der- artige Verschiebung aller Mesodermsäcke ein, dass sie theilweis unter die Zwischenräume der äusserlich hervortretenden Segmente des Eetoderms zu liegen kommen. Somit correspondirt die Segmentirung des Eetoderms nicht mehr mit derjenigen des Mesoderms, wie das anfangs der Fall gewesen war. Betreffs der Mesodermröhren habe ich noch hinzuzufügen, dass die- selben auch medial sich in Folge ihres „Epithels* ausserordentlich scharf gegen das übrige Mesoderm absetzen und die Zellen ihrer Wandung dort keines- wegs, wie das Graber (1890) im Gegensatz zu Heider (1889) bei Sienodothrus, ‚Melolontha und selbst Zydrophrlus nachgewiesen haben will, in das Mesoderm übergehen. Das tritt natürlich nur an den zwischen den Mesodermsäcken gelegenen Abschnitten des Mesoderms hervor (Fig. 69). 380 J. Carriere und O. Bürger, [128] Das Mesodermrohr besitzt im Ganzen anfangs eine rings ziemlich gleichmässig dieke Wandung, manchmal beobachtete ich aber, dass die dorsale an der Ursprungsstelle der Mesodermsäcke etwas niedriger zu sein pflegt. Die Zellen, welche die Mesodermsäcke begrenzen, zeigen den epithelialen Charakter weniger, sondern gleichen mehr den übrigen Mesodermzellen. Werfen wir schliesslich noch einen Bliek auf den Zustand des oe- g sammten Rumpfmesoderms am Ende der Anlage des Coeloms. Zunächst erfahren wir, dass sich das Rumpfmesoderm bedeutend nach vorne ausgedehnt hat. Wir verfolgen es nämlich bis in den Kopfabschnitt hinein und sehen es jederseits direet neben der Vorderdarmeinstülpung in Gestalt von zwei zwischen Eeto- und Entoderm gelegenenen Zellsträngen endigen (Fig. 65). Es macht den Eindruck, als ob sich das Mesoderm, an der Wucherstelle des vorderen Entodermwulstes angelangt, in 2 Hälften ge- theilt habe, um ihr auszuweichen. Dabei umfasst sie dieselbe Da die noch thätige Wucherstelle sich ziemlich weit nach hinten ausgedehnt (und ihr Umfang sich ehemals noch weiter nach hinten erstreckte) so finden wir das Mesoderm schon etwa in der Gegend des Vorkiefersegmentes getheilt. Von da ab verfolgen wir es aber als eine durchaus ungetheilte Masse bis zu seinem hinteren Ende. Das dem Kopfabschnitt angehörende Mesoderm werden wir als Kopf- mesoderm gesondert besprechen. Die Mächtigkeit des Rumpfmesoderms ist in den verschiedenen Ab- schnitten des Keimstreifens eine ungleiche. Im allgemeinen lässt sich sagen, dieselbe nimmt von vorne nach hinten zu, d. h. es gewinnt an Zellschichten. Stets aber betrifft die Verdiekung nur die mittleren Theile des Mesoderms, die durch die Mesodermröhren repräsentirten lateralen bleiben fast völlig gleich. Am meisten nehmen die der Medianebene zunächst liegenden an Mächtigkeit zu, so dass man wohl von einem stark verdickten Mittelstreifen des Mesoderms reden kann. Im Bereich der Kiefersegmente besteht das Mesoderm nur aus zwei Blättern, dessen Zellen nahe der Medianebene vergrössert sind (Fig. 68). Schon in der Gegend des 1. Brustsegments macht sich der Mittelstreifen bemerklich, indem hier 3 Zellenschiehten auftreten. Im 2. zählen wir dann schon 4 und im 3. schon 5 Zellschiehten. Ausserdem sind die Zellen der- [129] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 381 selben theilweis im Bereich der Segmente noch besonders gross. Der Mittelstreifen nimmt nach den Seiten allmählich ab und geht in die Wandung der Mesodermsäcke über. Auch im Bereieh dieser bleibt das Mesoderm von vorne bis hinten zweischichtig. In den vorderen Hinterleibs- segmenten verstärkt sich der Mittelstreifen auf 6 Schichten (Fig. 70, 71). Er nimmt in den mittleren aber wieder ab, 4—5 Zellschichten zeigend und verdiekt sieh schliesslich an seinem Ende zu einem mächtigen vielschich- tigen kugligen Wulst, dem seitlich tlügelartig je ein Paar dünne Zellplatten, welche die Mesodermröhren enthalten, anhängen. Das hintere Ende dieses Wulstes ragt in den hinteren Entodermwulst hinem (Fig. 75). Schliesslich ist zu bemerken, dass sich innerhalb des Mesoderms noch keine anderen Höhlen als die bisher beschriebenen vorfinden und von diesen meist nur die Mesodermröhren und -Säcke deutlich hervortreten. Es sind die unregelmässig polygonalen Mesodermzellen wohl lose, aber gleichmässig dicht gefügt. Das Mesoderm liegt dem Dotter noch überall dicht an. 2. Definitive Leibeshöhle. Die Entwicklung der definitiven Leibeshöhle vollzieht sich bei Chad- codoma nach dem bei den Inseeten vorherrschenden Modus. Wir haben dem entsprechend das Auftreten neuer, ausserhalb des Mesoderms gelegener Hohlräume und Umwälzungen im Mesoderm zu schildern, welche schliesslich dazu führen, dass das primäre Coelom mit den neuen Hohlräumen verschmilzt und dieselben nachträglich eine zellige Auskleidung vom Mesoderm erhalten. Die ersten Veränderungen gehen in den Mesodermröhren vor, indem ihre Septen verschwinden. Sodann weiten sie sich bedeutend aus. Ferner werden auch die Mesodermsäcke geräumiger, einestheils dadurch, dass sie sich nach der Medianebene zu ausdehnen, anderentheils, dass sie sich ebenfalls aus- weiten (Fig. 126—129). Ersterer Process führt sehr schnell zu einer voll- ständigen Vereinigung der gegenüberliegenden Mesodermsäcke. Es ist aber zweifelloss, dass dem Zustandekommen der Communication der gegenüber- liegenden Mesodermsäcke die Anlage eines Hohlraumes inmitten des ver- diekten medianen Mesodermstreifens zu Hilfe kommt. Derselbe entsteht völlig unabhängig von den Mesodermsäcken und ist zuerst von jenen Nova Acta LXIX. Nr. 2 49 382 J. Carriere und O. Bürger, [1130] jederseits dureh eine Scheidewand von mehr oder weniger Zellen getrennt (Fig. 69). Seine Begrenzung ist äusserst unregelmässig. Inzwischen haben sich auch die Zellen des Mesoderms verändert. ürstens wird ihr Verband noch viel lockerer als im Anfang, zweitens nehmen sie eine mehr kugelige Form an, scheinen em wenig kleiner als anfangs zu sein und besitzen alle ziemlich dieselben Dimensionen. Der Verband der Mesodermzellen lockert sich am ersten im Bereich des Mittelstreifens und der Segmente. Während sich diese Vorgänge im Mesoderm abspielen, treten die Anlagen der definitiven Leibeshöhle auf. Es sind dies ein Paar Hohlräume, welche zwischen Mesoderm und Dotter erscheinen. Wir finden jederseits im Embryo einen. Derselbe wird ventral vom Mesoderm, dorsal vom Dotter begrenzt. Lateral reicht er bis zu den Mesodermröhren, so dass auch diese an seiner Begrenzung theilnehmen. Medial reicht er bis zur Dotterfirste; es ist dieses eine breite, etwas zugeschärfte Erhebung des Dotters, welche mit den Anlagen der definitiven Leibeshöhle zugleich erschienen ist und mit ihr im ursächlichen Zusammenhang steht. Die beiden in Frage stehenden Räume kommen nämlich hauptsächlich dadurch zu Stande, dass sich der Dotter seitwärts vom Mesoderm zurückzieht und die dort gelegenenen Dotter- massen theils ganz nach der Seite (also lateral von den Mesodermröhren), theils nach der Medianebene zu verschoben werden. So wird die hier schon durch das Zurückweichen des Dotters zum Ausdruck gekommene srhebung noch verstärkt (Fig. 134). Die beiden neuen Räume sind durchaus ungegliedert und erstrecken sich bei einem normalen Embryo, der bereits die Anlage des Enddarms aufweist, und dessen vorderes Paar malpighischer Gefässe etwa bis zum Anfang des 9. Hinterleibssegmentes reicht, einschliesslich von diesem bis zum Mittel- kiefersegment. Die zellige Auskleidung der Hohlräume ist naturgemäss eine verschiedene; ventral sind es Mesodermzellen, welche sich übrigens nicht von den Uebrigen des Mesoderms unterscheiden, dorsal Dotterzellen, die sich am Rande der Hohlräume abgeplattet haben. Ausser diesen gewahrt man aber an der dorsalen Wand der Höhlen auch ab und zu einige kuglige Mesodermzellen, die hier offenbar liegen geblieben sind, als sich der Dotter vom Mesoderm zurückzog. [131] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 385 Die Hohlräume machen sich zuerst in der Brustgegend bemerklich und pflanzen sich von hier nach hinten und vorne fort. Ihre Ausbildung nimmt wenig Zeit in Anspruch. Bei dem Embryo, wo ich ihren Anfang eonstatirte, war das Mesoderm kaum gelockert. Der Enddarm machte sich nur durch eine flache Vertiefung geltend, und die Malpigshischen Gefässe hatten noch nicht begonnen nach vorne zu wachsen. Die weiteren, während der Entwicklung jener Hohlräume im Mesoderm vorgegangenen Veränderungen bestanden darin, dass sich der durch Ver- schmelzung der Mesodermsäcke entstandene Hohlraum noch mehr erweiterte. Das Mesoderm wird durch ihn in eine ventrale und dorsale Schicht getheilt. ‚Jene schmiegt sich dem Ecetoderm an, diese begrenzt die Anlagen der definitiven Leibeshöhle und liegt der Dotterfirste dieht an. Beide Schichten sind in ihren seitlichen Partieen stark verdiekt; in der Mitte aber, also über der Anlage des Bauchmarks und unter der Dotterfirste bestehen sie im Allgemeinen nur aus einer Schicht von Zellen, in welcher stellenweis kleine Zellhaufen Verdiekungen erzeugen. Der im Mesoderm enthaltene Hohlraum erscheint auf Schnitten selten emheitlich, sondern in der Regel durch Zell- stränge, welche ihn bald hier bald dort von oben nach unten durchsetzen, unregelmässig gekammert. Die im Mesoderm enthaltenen Hohlräume besitzen natürlich, da sie aus einer Verschmelzung gegenüberliegender Mesodermsäcke hervorgegangen sind, segmentale Anordnung. Indes liegt die Vermuthung nahe, dass dem Beispiele der segmentalen Abschnitte der Mesodermröhren folgend, ebenfalls die hintereinander liegenden neuen Hohlräume miteinander verschmelzen möchten. Dass ist aber, soviel ich mich überzeugte, nicht der Fall, wenigstens nicht vollständig, denn das Mesoderm lockert sich wohl auch zwischen den Segmenten und weist einzelne grössere Lücken auf, spaltet sich aber niemals derart, wie im Bereich der Segmente. Die Mesodermröhren haben ihre Form verändert; sie besitzen nicht mehr wie im Anfang einen rund- lichen oder elliptischen Querschnitt, sondern etwa den eines stumpfwinkligen Dreiecks. Im Bereich der Segmente ecommunieiren sie durch eine sehr weite Spalte mit dem im Mesoderm enthaltenen Hohlraum, zwischen den Segmenten sind sie vollständig geschlossen (Fig. 130 b, 131, 132). Es fällt uns jetzt eine starke Verschiedenheit im Bau ihrer Wandung 49* 354 J. Öarriere und ©. Bürger, [132] auf. Dieselbe besteht nämlich intersegmental nur noch lateral und ventral aus primatischen Zellen, ventral und medial indess aus kleinen kugelförmigen, so dass sich die Wandung jetzt besonders medial wenig scharf gegen das Mesoderm absetzt. Ausserdem ist die laterale Wand die bei weitem dickste, die dorsale nimmt allmählich von aussen nach innen an Dieke ab. Endlich zeigt die Röhre dort, wo die dorsale und laterale Wand im stumpfen Winkel aneinander stossen, eine rinnenförmige Ausstülpung, so dass hier ihre Wan- (dung leistenartig in die Anlage der definitiven Leibeshöhle vorspringt. Im Bereich der Segmente fällt die mediale Wandung der Mesodermröhren fort, ihre laterale ist noch dieker als intersegmental und auch ihre dorsale ist wenigstens seitwärts aus prismatischen Zellen zusammengesetzt. Die Leiste springt noch stärker vor als intersegmental. Ausserdem tritt dieselbe noch auffälliger dadurch hervor, dass die dorsale Röhrenwand dicht an der Leiste sich nach unten eingeknickt hat. Auch die Umwandlungen, welche die Mesodermröhrenwand betreffen, gehen allmählich von vorne nach hinten vor sich, zuletzt erscheint die dorsale Einkniekung derselben. Alle, insbesondere aber die letztere, bereiten einen der wichtigsten Vorgänge in der Entstehungsgeschichte der Leibeshöhle vor, nämlich die Communication des Coeloms mit den Anlagen der defini- tiven Leibeshöhle. Es entsteht nämlich in der Tiefe der rinnenartigen Einstülpung, welche, wie gesagt, durch die Entwicklung der dorsalen Mesodermröhren- wand erzeugt wird, ein Durchbruch zwischen Mesodermröhre und der Anlage der definitiven Leibeshöhle, indem hier die dorsale Wand reisst und der Riss sich weitet. Das wenige Zell-Material, welches von der dorsalen Röhrenwand bei diesem Vorgange mit der lateralen im Zusammenhange bleibt, verschmilzt sofort so innig mit dieser, dass es uns nicht weiter als ein be- sonderer Bestandtheil derselben auffällt. Durch diesen Verschmelzungsprocess geht auch die Rinne verloren, welche in dem leistenartigen Vorsprung der lateral-dorsalen Röhrenwand enthalten war (Fig. 137, 139). Auch dieser Vorgang pflanzt sich von vorn nach hinten im Embryo fort. Er macht sieh zunächst aber nur erst im Bereich der Segmente geltend. Intersegmental wird seine Erscheinung durch die nämlichen Um- bildungen der Mesodermröhrenwand vorbereitet wie in den Segmenten. [133] Entwicklungsgeschiehte der Mauerbiene. 385 Somit weisen Mesoderm, primäres Coelom und definitive Leibeshöhle nach Beendigung der geschilderten Processe im primären Rumpfabschnitt folgende Verhältnisse auf: Das Mesoderm, welches aus kleinen kugligen Zellen besteht, besitzt sehr geräumige aber vielfach von Mesodermzellsträngen (durchsetzte segmentale Hohlräume, welche die beiden Mesodermröhren mit- einander eommunieiren lassen und durch Verschmelzung der gegenüber liegenden Mesodermsäcke und unabhängig von diesen im Mesoderm auf- getretene lacunenartige Räume entstanden sind. Die Mesodermröhren sind nicht mehr gekammert; sie communieiren einerseits im Bereich der Segmente dureh sehr weite Spalten mit den Mesodermhohlräumen, andererseits in ihrer ganzen Ausdehnung (ohne Unterbrechung) mit den beiden Anlagen der definitiven Leibeshöhle. Da für die Auskleidung der definitiven Leibeshöhle die laterale Wand der Mesodermröhre von besonderer Bedeutung ist, so sei darauf hingewiesen, dass diese durch ihr hohes Epithel noch immer ausgezeichnete Wand den (die definitiven Leibeshöhlenanlagen seitlich begrenzenden Erhebungen des Dotters dicht anliegt. Würde diese Wand sich in dorsal-medialer Richtung verschieben, so würde sie auch zur dorsalen Wand der (definitiven) Leibes- höhlenanlagen werden und diese allseitig vom Mesoderm begrenzt seien. Die nunmehr folgenden Umwälzungen sind in «der Hauptsache auf eine Umordnung der, wie es scheint, sehr beweglichen Mesodermzellmassen und eine noch stärkere Erhebung der Dotterfirste zurückzuführen. Dabei gehen die durch Verschmelzung der Mesodermsäcke und Mesodermlacunen geschaffenen grossen Hohlräume vollständig verloren. Es verschmelzen nämlich einestheils oberes und unteres Mesodermblatt miteinander, und es rücken ferner die früher sehr lose lagernden Mesodermzellen dieht zusammen. In die compact werdende Mesodermmasse schiebt sich die Dotterfirste wie ein Keil hinein, sie in einen rechten und linken Antheil halbirend (Fig. 137, 138). Das Mesoderm bildet nunmehr jederseits der Anlage des Bauch- marks einen dicken vielschichtigen breiten Streifen, der lateral nach wie vor von den Mesodermröhren begrenzt wird. Da nun aber auch unter der eegen welche oo Anlage des Bauchmarks und selbst unter der Primitivfurche, die Dotterfirste am weitesten vorspringt, wenigstens eine Schicht von 386 J. Carriere und ©. Bürger, [134] Mesodermzellen sieh erhalten hat, so ist die Verbindung zwischen den beiden Mesodermstreifen nicht vollständig aufgehoben. Freilich sehen wir auf manchen Quersehnitten diese Schieht nur durch sehr wenige weitläufig gelegene Zellen repräsentirt. Mit der stärkeren Erhebung der Dotterfirste sind die seitlichen Dotterwülste verschwunden, man darf wohl annehmen, dass sich die dort gelegenen Dottermassen nach der Mitte zu verschoben haben. Die Anlagen der definitiven Leibeshöhle haben sich erhalten, sind aber etwas enger geworden. Ihre Begrenzung ist dorsal der Dotter (an dem fast nirgends mehr auch nur einzelne Mesodermzellen liegen), lateral das hohe laterale Epithel der Mesodermröhren, ventral und medial das Mesoderm. Letzteres lagert nämlich auch seitlich den Dotterfirsten an. Die Begrenzung der Leibeshöhlenanlagen durch das Mesoderm ist eine sehr unregelmässige, da dasselbe nicht glatte, sondern höckerige Contouren besitzt und sieh ver- schieden weit in dieselben hineindrängt, sie mitunter sogar ganz verstopft. Bei einer mir vorliegenden vollständigen Querschnittserie dureh einen Embryo, dessen Vorderende Fig. XXXI entspricht und bei dem die Spinn- drüsenschläuche bis zum Anfang des 2. Brustsegmentes, die Anlagen der vorderen Malpighischen Gefässe bis in die Mitte des 10. Hinterleibssegmentes reichen, sind die geschilderten Verhältnisse folgende: Die Mesodermröhren erstrecken sieh von der Mitte des Mittelkiefersegmentes bis zur Mitte des 10. Hinterleibssegmentes. Sie sind aber nur von der hinteren Grenze des Mittelkiefersegmentes an bis zur Mitte des 7. Hinterleibssegmentes geöffnet. Die Anlage der definitiven Leibeshöhle lässt sich vom Anfang der Mesoderm- röhren bis zum vorderen Rande des 8. Hinterleibssegmentes nachweisen. Indess ist ihre Ausbildung namentlich in Bezug auf ihre Geräumigkeit in (den vorderen, mittleren und hinteren der in Frage kommenden ‚primären Rumpfsegmente eine verschiedene. Ebenfalls ist das Rumpfmesoderm vorne, in der Mitte und hinten im Embryo ungleich mächtig entwickelt (Fig. 136 — 138, 140-143). Von ihrem Anfang bis zum vorderen Rande des 2. Brustsegmentes stellen die Anlagen der definitiven Leibeshöhle sehr enge ziemlich röhren- förmige unregelmässig begrenzte Hohlräume dar, die bis zur Mitte des Hinterkiefersegmentes sehr dieht über dem Eetoderm liegen und von diesem [135] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 387 nur durch eine oder zwei Schichten von Mesodermzellen getrennt sind. Das Mesoderm ist nämlich in dieser Gegend sehr dünn und besteht in der Mitte (unter den Bauchmarkanlagen) aus einer, seitlich aus 1—3 Schichten. Ueber- dies ist es auch namentlich seitlich sehr locker. In der Mitte des Hinter- kiefers verdickt sich das Mesoderm aber sehr bedeutend und so werden von da an die definitiven Leibeshöhlenanlagen vom Eetoderm entfernt. Ihre Ausdehnung wird vom Hinterkiefer- bis zum 2. Brustsegment durch die Spinndrüseneinstülpungen beeinträchtigt. Vom vorderen Rande des 2. Brust- segmentes an erweitern sich die Anlagen der definitiven Leibeshöhlen be- deutend und stellen nunmehr breite Spalträume dar, die aber bereits im 2. Hinterleibssegment wieder enger werden. Das Mesoderm ist in «diesem Abschnitt ziemlich gleich diek geblieben und behält dieselbe Mächtigkeit auch vom 3. bis 6. Hinterleibssegment, wo sich die Anlagen der Leibeshöhle wieder erweitern. Vom 6. Hinterleibssegment an werden die Anlagen end- eültig allmählich enger. Das Mesoderm zeigt erst vom vorderen Rande des 8. Hinterleibssegmentes an ein anderes Bild. Dort erscheint nämlich jederseits medial von den Mesodermröhren, diesen ganz dieht anliegend ein sehr dieker rundlicher Wulst. Derselbe endet am hinteren Rande des S. Hinterleibssegmentes. Vom Ende der Anlagen der definitiven Leibeshöhlen ab liegt das Mesoderm dem Dotter überall imnig an. Es ist das Mesoderm abgesehen von den in Frage kommenden Kiefersegmenten wie auch sonst — compact und enthält keinerlei Hohlräume, so dass in den hinteren Seg- menten also zeitweilig weder ein Coelom noch die Anlage einer definitiven Leibeshöhle vorhanden ist. Vom vorderen Rande des 11. Hinterleibssegmentes an verdiekt sich das Mesoderm seitlich bedeutend und gleichzeitig wird (die Dotterfirste höher. Die Erhebung des Dotters ist eine bald vorübergehende und schlägt in das Gegentheil um, denn schon in Embryonen, wie Fig. XXXV einen darstellt, hat sich der Dotter von der Anlage des Bauchmarks so stark zurückgezogen, dass hier ein sehr geräumiger Canal entstanden ist, in dem wir ebenfalls einen Hohlraum vor uns haben, der in die definitive Leibes- höhle übergeht. Anfänglich ist der mittlere Canal von den beiden seitlichen Canälen getrennt, da zwischen ihnen eine breite Mesodermpartie noch mit dem Dotter im Zusammenhang verblieben ist, später aber weicht auch von 388 J. Carriere und O. Bürger, [1136] ihr der Dotter zurück, so dass sich nun die 3 Canäle zu einem einzigen sehr geräumigen Hohlraum vereinigen, der sich im Bereich des gesammten Keim- streifens ausdehnt. Er entspricht dem Epineuralsinus von Heymons (1895). 3. Weitere Entwicklung der definitiven Leibeshöhle; Musculatur, Fettkörper. Inzwischen sind noch andere wichtige Veränderungen im Mesoderm vor sich gegangen. Die die Bauchmarkanlage bedeckende Mesodermschicht, welche am Anfang der Entwicklungsperiode, in die wir emgetreten sind, nur noch eine einzige Schicht von Zellen repräsentirt, hat sich aufgelöst. Ihre Zellen sind in den mittleren Canal hineingefallen. Sie entsprechen den von Heymons als Blutzellen in Anspruch genommenen Elementen (Fig. 146, 147). Die laterale Wand der Mesodermröhren hat sich dem Dotter angelegt und ist jederseits schon ein wenig der Medianebene zugewachsen. Fast alle ihre Zellen sind in T'heilung begriffen (Fig. 145). Sie verdickt sich in der Folge sehr bedeutend, aber ihre Zellen werden kleiner. Wir haben in ihr die Anlage des splanchnischen Blattes der definitiven Leibeshöhle vor uns. Dort, wo die Anlage des splanchnischen Blattes mit dem vertralen Mesoderm, dem somatischen, das die Hauptmasse des gesammten Mesoderms bildet, zusammenstösst, entsteht der Strang der Cardioblasten (vel. unten) (Fig. 134). Das ventrale oder somatische Mesoderm _ differeneirt sich frühzeitig in folgender Weise. Etwa in der Mitte zwischen Bauchmarkanlage und Cardioblastenstrang bemerken wir in einem nur wenig älteren Entwieklungs- stadium als es Fig. XXXV darstellt, zunächst dieht unter der Hypodermis eine Schieht platter, dieht zusammengefügter Zellen. Aus ihnen geht die dorsovental& Musculatur hervor (Fig, 148, 149). Auf diese folgt lateralwärts ein Zellhaufen, dessen kuglige Elemente in nur lockerem Verbande miteinander stehen und in ziemlich eifriger Ver- mehrung begriffen sind. Sie grenzen unmittelbar an den Strang der Cardioblasten. Diese Haufen repraesentiren die Anlagen des pericardialen Fettkörpergewebes (Fig. 146, 148, 169, 170). [137] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 389 Es folgt dorsalwärts eine Doppelschieht sehr dicht aneinander schliessender Zellen, welche in die Bildung der dorsalen Längsmuseu- latur aufgeht (Fig. 148, 149, 168, 169, 171). Von der Hypodermis ist sie durch eine sehr dünne Schieht von Zellen getrennt, welche zu Fettkörper wird (f 1.). An den Strang der Cardioblasten heftet sich medial noch eine Zellen- lamelle an. Dieselbe ist abwechselnd sehr dünn (Fig. 146, 149) und etwas dieker, im letzteren Fall endet sie medial mit einer deutlichen Anschwellung (Fig. 148, 163). Die verdiekten Abschnitte sind kürzer als die dünnen und in der Mitte der Segmente gelegen (Fig. 164). In den dünnen Abschnitten legen sich die Zellen sehr dicht an- einander und platten sich sehr stark ab. Aus ihnen geht das Pericardial septum hervor. Wir finden es bereits in reifen Embryonen musculös geworden und mit der Hypodermis verknüpft, Herz sammt pericardialen Fettkörper von der übrigen Leibeshöhle abkammernd (Fig. 169, 170). In den verdiekten Abschnitten bleiben die Zellen kuglig und ver- grössern sich in der Folge noch etwas. Sie gewinnen niemals einen Zusammenhang mit der Hypodermis. In ihrem Aussehen unterscheiden sie sich in ganz jungen Larven kaum von den Fettkörperzellen (Fig, 168, 171). Diese Abschnitte entsprechen dem Paracardialen Zellstrang, der jüngst bei Zorfewla von Heymons (1895) beschrieben wurde. In der ganz medial gelegenen Mesodermmasse tritt eine Differeneirung erst etwas später ein. Sie liefert die ventralen Längsmuskeln (vlms) und die Haupt- masse des Fettkörpers (f3. u. f2.). Die ventralen Längsmuskeln gehen aus dem die Baumarkanlage begrenzenden Mesoderm hervor. Letzteres grenzt sich aber erst spät gegen das übrige Mesoderm deutlich ab, indem es eompacte spindelförmige (im (Juerschnitt rundliche) Körper bildet. Die dorsoventrale Museulatur (dvms) steht im Zusammenhange mit den ventralen Längsmuskeln und entsteht aus Mesodermzellen, «die der Hypodermis ursprünglich ganz dieht anliegen. Später schiebt sich zwischen dorsoventrale Musculatur und Hypodermis Fettkörper ein (Fig. 148, 149, 168). Die Reservirung einer dünnen Mesodermschieht zwischen dorsaler Nova Acta LXIX. Nr. 2, 50 390 J. Carriere und O. Bürger, [1138] Längsmusculatur und Hypodermis zur Bildung von Fettkörper (f 1.) kann man sehr frühzeitig beobachten (Fig. 148). Zum Fettkörper wandeln sich die inneren Schichten des Mesoderms um und insbesondere geht er aus jenen Mesodermmassen hervor, von welchen wir früher sagten, dass sie die mittlere Anlage der definitiven Leibeshöhle 149, 168, 169; f2.). Während sich die eben geschilderten Vorgänge im somatischen (d.h. von den seitlichen trennen (Fig. 145 ventralen) Mesoderm abspielen, hat sich das splanchnische Mesoderm von beiden Seiten medianwärts vorgeschoben und stösst schliesslich in der Medianebene zusammen. Dieser Vorgang ist in Embryonen, wie einen Fig. XXXVII darstellt, im Gange, bei solchen von Fig. XLI nahezu be- endigt (Fig. 146—149, 164, 168, 169). Von dem anfangs so dicken splanchnischen Mesoderm haben sich am Ende seiner Ausbreitung um den ventralen Umfang des Dotters nur zwei Schichten erhalten, nämlich eine äussere, welche in die Splanchno- pleura übergeht und eine innere sehr dünne, welche die Darmmuseulatur liefert. Ihre Elemente zeigen bereits, ehe noch die Umwachsung des Dotters ventral beendet ist, deutlich den Habitus von Muskelzellen. Das splanchnische Mesoderm hat, während es den Dotter ventral umwächst, das Entoderm mitgenommen, so dass beide Blätter gleichzeitig (die Medianebene erreichen. Nunmehr setzt die Umwachsung des Dotters an seinem lateralen und ddorsalen Umfang, welche bisher nur wenig vorgeschritten ist, mächtig ein. Voran rücken die Stränge der Cardioblasten, welche das somatische und splanchnische Mesoderm nach sich ziehen. Insbesondere sei hervorgehoben, dass das beiderseitige splanchnische Mesoderm erst nach der vollständigen Ausbildung des hückengefässes in der Medianebene dorsal zusammenstösst. So lässt es den Rücken noch zwischen Darm und Rückengefäss frei, so lange letzteres jenes breite, niedrige Gefäss bildet, welches nur rechts und links von der Rinne der Cardioblasten begrenzt wird. Das ist im Stadium, welches Fig. XLII andeutet, der Fall (Fig. 163). Der Zusammenschluss erfolgt erst, nachdem die Cardioblastenrinnen so nahe als möglich aneinander gerückt sind. Stadium von Fig. XLIH. [139] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 5391 4. Rückengefäss. Die Anlagen des Rückengefässes erscheinen erst deutlich in Em- bryonen, welche sich im Entwicklungsstadium, wie es Fig. NAXXV darstellt, befinden. Bei solchen erbliecken wir jederseits neben dem Mesoderm einen meist sehr schmalen Spalt, welcher zuerst im vorderen Abschnitt des Embryo auftritt und sich rasch nach hinten ausdehnt. Die Spalten werden medial vom Mesoderm und zwar von der lateralen Wand der bereits in ihrer ganzen Länge mit den Räumen der definitiven Leibeshöhle communi- eirenden Mesodermröhren begrenzt, ventral vom Eetoderm, dorsal vom Dotter beziehungsweise vom Eetoderm, welches im vorderen und hinteren Abschnitt der ins Auge zu fassenden Embryonen schon bis an das Mesoderm sich aus- gebreitet hat. Im ein wenig älteren Embryonen bildet das Entoderm überall die dorsale Wandung. Die Spalten sind medial am breitesten und werden nach dem Rücken zu sehr fein, sich hier zwischen Eetoderm und Entoderm verlierend. Eine eigene Auskleidung besitzen sie anfänglich nicht; indessen strebt die laterale Wand der Mesodermröhren sie theilweis gegen den Dotter abzugrenzen, indem sie sich ein wenig unter dem Dotter lateralwärts um- krümmt und ausserdem eine aus nur einer einzigen Reihe von Zellen bestehende Zellplatte aus sich heraus treten lässt, welche sich dem Dotter anlegt und dem Lumen der Spalten zugewandt ist. Die Zellen sind sehr dünn, aber ziemlich umfangreich. Sehr bald nach dem Erscheinen der Spalten — etwa in dem Stadium, in welchem das Entoderm auch in der Mitte des Embrvos bis ans Mesoderm hinunterreicht — differeneirt sich in den lateralen Wänden der Mesoderm- röhren dort, wo diese in das ventral gelegene Mesoderm übergehen, jederseits der Strang der Cardioblasten. Derselbe entsteht als rinnenförmige Aus- stülpung, die sich von vorm nach hinten anlegt und vorläufig mit den Mesodermröhren eommunieirt (Fig. 134). Ihre Zellen sind ein wenig grösser als die der übrigen lateralen Wand der Mesodermröhren. Auf dem Quer- schnitt zählt man 5—6 Zellen, welche die Cardioblastenrinne begrenzen. Indem in der Folge die die Rinne umgrenzenden Zellen nach dem Lumen der Rinne zu zusammenrücken, wird die Rinne geschlossen und ein solider Strang erzeugt, dessen Zellelemente sich immer dichter aneinander drängen. Der Strang löst sich dabei übrigens nicht völlig aus dem Mesoderm heraus. 5u* 392 J. Carriere und O. Bürger, [140] Er bildet allein die mediale Begrenzung der inzwischen enger gewordenen Blutlacunen. Dieses Stadium ist etwa in Larven erreicht, von denen Fig. XLI ein Vorderende darstellt (Fig. 146—149). Die weiteren Veränderungen beruhen darauf, dass sich der Strang der Cardioblasten wieder in eine Rinne umwandelt, deren Höhlung nunmehr aber jeder Blutlacune zugewandt ist. Die Ränder der Rinne suchen die Lacune ‘mehr und mehr zu umfassen und alsbald bildet die Wandung der Lacunen eine dünne Plasmaschicht, die von den Cardioblasten ausgeht. Ausserdem aber schieben sich die Blutlacunen immer weiter zum Rücken hinauf. Ihnen folgen die Cardioblasten, welche das mit ilmen verknüpfte Mesoderm nach sich ziehen (Fig. 163). Schliesslich stossen die beiden Lacunen in der dorsalen Mittellinie zusammen, ihre medialen Wände werden resorbirt und es ist ein unpaares, sehr breites, flaches Gefäss zu Stande gekommen, das jederseits durch eine Cardioblastenrinne eingefasst wird. Alsbald wird das Gefäss bedeutend enger und es kommen die beiden Rinnen nahe aneinander zu liegen. Die Cardioblasten, welche inzwischen sehr dünn geworden sind, rücken weiter auseinander. Sie allein bilden nunmehr die Wandung des Rückengefässes (Fig. 168 —171). b) Kopfmesoderm. Coelom, Aorta. Die Mesodermröhren ragen nur bis in das Mittelkiefersegment hinein nach vorn. Von hier ab entwickelt sich das Mesoderm in anderer Weise als sonst im Körper fort. 3ei einem Embryo, in welchem die Mesodermröhren vorhanden sind, verfolgen wir das Mesoderm überhaupt bis in das Antennensegment nach vorn. Wir konstatiren, dass es die Antennen und sämmtliche Kieferanlagen einschliesslich der Vorkieferanlagen ausfüllt, gewissermaassen ihren Kern bildend. Seine Hauptentwicklung besitzt das Mesoderm in den Seiten der Kopfsegmente, wo es durch mehrere Zellschichten repräsentirt wird, in der Mitte fehlt es, oder bildet nur, wie im Antennen- und Vorkiefersegment, je eine schmale Brücke, die aus einer einzigen Schicht weitläufig liegender Zellen besteht (Fig. 135, 130a, 130). Vielleicht schon etwas früher als die Hohlräume erscheinen, welche [141] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 395 die Anlagen der definitiven Leibeshöhle vorstellen, macht sich in der Mitte des Keimstreifens im Kopfbezirk ein Spalt zwischen Eetoderm und Dotter (genauer zwischen den Anlagen der Bauchganglienkette und Dotter) be- merklich, in welchem nunmehr die dort gelegenen Mesodermzellen bunt zerstreut liegen. Dieser Raum findet später seine Fortsetzung in dem Epineuralsinus und auch die in ihm zerstreuten, d. h. flottirenden Mesoderm- zellen sind als Blutzellen anzusprechen. Er dehnt sich in der Folge noch sehr bedeutend aus, während das in ihm enthaltene Mesoderm kaum eine Vermehrung erfährt und in der Hauptsache auf die Extremitäten und deren Basis beschränkt bleibt. So kommt es denn im Kopfabschnitt von Chad- codoma auch nicht zu Coelombildungen. Eine Ausnahme bildet in- dess das Antennensegment. Inmitten der in den Antennen und an deren Basis entwickelten Mesodermmasse entsteht nämlich sehr frühzeitig ein Spalt und dieser weitet sich allmählich zu einem recht umfangreichen Hohlraum aus. An älteren Embryonen ist derselbe von einer sehr dünnen Mesodermwand begrenzt und in der Hauptsache im Epineuralsinus des Kopfes gelagert; nur eine gering- fügige Ausstülpung desselben setzt sich in die Antennen fort (Fig. 152). Noch später rücken die beiden Coelomsäckehen dorsalwärts, so dass ihre eine Wand an den Dotter grenzt (Fig. 156, 157). Ihre ganze Entwicklung zeigt eine grosse Uebereinstimmung mit den gleichen Bildungen bei Zorzexia, die uns Heymons jüngst (1895) aus- führlich schilderte. Auch von ihnen gilt, dass sie sich in der Längsrichtung: bedeutend ausdehnen, dabei aber sehr schmal werden. Ferner verdickt sich ihre mediale Wandung, während ihre laterale äusserst dünn wird und schliesslich geht das Lumen der Säcke verloren, indem sich beide Wände aneinander legen (Fig. 159, 160). Endlich umschliessen diese beiden aus (den Coelomsäckehen des Antennensegmentes hervorgegangenen Doppelmem- branen einen Raum, welchen wir bei älteren Embryonen in das Rückengefäss nach hinten verfolgen können und geben somit einem vorderen Abschnitt desselben, der Aorta, den Ursprung, deren Entwicklung, wie das alles bereits Heymons (1895) darlegte, somit eine’andere wie die des Rücken- gefässes ist. 394 J. Carriere und O. Bürger, [142] Gapitel XII. Geschlechtsorgane. Die Anlage der Geschlechtsdrüsen hat Carriere bereits geschildert. Ich kann die Richtigkeit seiner Darstellung bezeugen, da ich alle ein- schlägigen Präparate geprüft habe. Nur muss ich hervorheben, dass ich nirgends Anhaltspunkte für die von Uarriere am Schluss seiner Darstellung geäusserte Vermuthung, dass sich auch die ventrale Wand der Mesoderm- säcke an der Bildung der Geschlechtsdrüsen betheiligen möchte, gefunden habe, obwohl von mir noch neue, den Anfang ihrer Entwicklung demon- strirende Schnittserien hergestellt sind. Auch in bedeutend älteren Larven, welche sich annähernd in einem Entwieklungsstadium befinden, wie es Fig. XXII vorführt, stellen die Ge- schleehtsdrüsen noch Verdiekungen der dorsalen Wand der Mesodermsäcke des 3., 4. und 5. Hinterleibssegmentes dar, die sich gegen den Dotter vor- wölben (Fig, 128, 134). In der Folge treten nun aber sehr schnell vor allem wesentliche Veränderungen in der Lagerung der Anlagen der Ge- schlechtsdrüsen ein. Dieselben gehen zum Theil mit der Entstehung der definitiven Leibeshöhle Hand in Hand. Indem nämlich zwischen lateraler und dorsaler Wand der Mesodern- säcke ein Riss entsteht, verlieren auch die Anlagen der Geschlechtsdrüsen den Zusammenhang mit der lateralen Wand (Fig. 135). Indem nun aber ferner die laterale Wand am Dotter nach der Medianebene zu entlang wächst, werden die Anlagen der Geschlechtsdrüsen in die Mesodermsäcke hinein verlagert (Fig. 140, 145). Letztere communieren jetzt freilich schon mit dem Hohlraum, welcher die Anlage der definitiven Leibeshöhle ist. Gleichzeitig mit dieser Verschiebung, die auch eine gewisse Eman- eipation der jungen Geschlechtsdrüsen von ihren Entwicklungsstätten zur Folge hat, fand ein Zusammenrücken der 3 Anlagen statt, indem die des 3. und 4. Hinterleibssegmentes in das 5. hineinwanderten. In diesem lagern sie sich in ihrer ursprünglichen Reihenfolge hintereinander (Fig. 124). In der Regel constatiren wir die 3 Geschlechtsdrüsenanlagen alsdann dicht an der vorderen Grenze des 5. Hinterleibssegmentes, selten an seiner hinteren. (In Fig. XLII liegt die linke Anlage normal vorne, die rechte wider die [145 Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 395 Regel hinten; einen solchen Fall habe ich noch einmal beobachtet.) Dieses Stadium wird aber erst sehr spät erreicht und noch in Larven bei denen die Entwicklung so weit vorangeschritten ist, wie sich aus Fig. XLI ent- nehmen lässt, sind die Anlagen auf der Wanderung begriffen. Die vorderste pflegt alsdann an der hinteren Grenze des 4. Hinterleibssegmentes, die mittlere intersegmental (also zwischen 4. und 5.) gelagert zu sein, während die hinteren an ihrem Entstehungsorte verblieben ist. Indem der Keimstreifen sich mehr und mehr nach der Rückenfläche hin ausdehnt und den Rücken schliesslich vollständig umfasst, werden die (zeschlechtsdrüsen, welche den weiter wachsenden Rändern des Keimstreifens folgen, von der Bauch- an die Rückenfläche verlagert. Hier liegen sie in den ältesten Larven jederseits ziemlich nahe bei dem Herzen (Fig. 169). Nachdem die einzelne Geschlechtsanlage ein Ellipsoid repräsentirt, das sich aus vielen kleinen Zellen zusammensetzt — es hat Carriere dieses bereits oben gesagt —, bemerken wir vor allen Dingen, dass sie eine Hülle bekommen hat (Fig. 147). Diese besteht aus einer Schieht sehr platter Zellen und ist aus Zellen hervorgegangen, welche der Geschlechts- drüsenanlage lateral anliegen. Während die Geschlechtsdrüsenanlagen, gleich nachdem sie aus der dorsalen Wand der Coelomsäcke herausgetreten sind, gar keinen Zusammen- hang mehr mit ihrem Mutterboden zeigen, tritt in ein wenig älteren Stadien wieder eine Verbindung der Anlagen mit der Wand der Coelomsäcke dort auf, wo die ventrale und dorsale Wand derselben zusammenstossen. Diese Verbindung wird durch einige wenige Zellen hergestellt, welche, wie ich annehme, nachträglich aus der Coelomwand an der Stelle ihres Auftretens herausgerückt sind. Zweifellos aber ist es, dass diese Zellen die Geschlechts- anlagen umwachsen, ihre Hülle liefernd (Fig. 147). Aus den Zellelementen der Coelomwand aber, mit welchen die nach den Geschlechtsanlagen führende Zellbrücke zusammenhängt, geht die Herz- anlage hervor. Die Brücke bleibt auch zwischen dieser und den Geschlechts- anlagen in Zukunft bestehen und wird zu einem sehr dünnen, immer länger werdenden Zellschlauch, in welchen sich in den älteren Larven Elemente der Geschlechtsdrüse hineinschieben. Wir haben in den so umgewandelten 396 J. Carriere und O. Bürger, [144] Brücken, von denen jede Geschlechtsdrüsenanlage eine besitzt, die Endfäden vor uns (Fig. 149). Wie die Geschlechtsdrüsen sind auch .die Vasa deferentia und Oviduete Produkte des Mesoderms. Erstere enden im 10., letztere im 7. Hinterleibssegment rechts und links an der Bauchseite. Dort, wo sie an die Hypodermis stossen, erfahren die ausführenden Gänge in beiden Geschleehtern glockenförmige Anschwellungen, welche sieh ganz so wie die von Wheeler (1893) und Heymons (1895) beschriebenen Terminal- ampullen verhalten (Fig. XLV u. XLVI). Unter den 'Terminalampullen hat sich die Hypodermis in beiden Geschlechtern bei älteren Embryonen und ganz jungen Larven verdickt. Im männlichen Geschlecht sind diese hier besonders stark ausgebildeten Verdiekungen der Hypodermis mit einander durch eine Platte verbunden, die ebenfalls aus verdickter Hypodermis besteht. In den Hypodermisverdiekungen erblickte ich die Anlagen der eeto- dermalen Abschnitte der Geschlechtsausführgänge. Oapitel XII. Embryonalhülle. Ueber die Bildung der Embryonalhülle hat Carriere früher (1890) schon Folgendes gesagt: „Wie bei anderen Hymenopteren wird auch bei Chalcodoma nur eine Eihülle gebildet, und zwar geht diese ganz und gar aus dem nicht für den Embryo verbrauchten Blastodermrest hervor.“ Und ferner: „Die Embryonalhülle hat nur kurze Dauer, schon bald, wenn der Kopf ganz abgehoben ist und die Hinterkiefer einander genähert sind, reisst sie zuerst auf der Ventralseite, dann auch an anderen Stellen ein; die Ränder der Bruchstücke verdieken sich und diese selbst ziehen sich zusammen, wobei die vorher äusserst dünnen und breiten Zellen zunächst wieder kugelig werden und schliesslich dieke, schmale, gewundene Bänder = [145] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 397 aus unregelmässig prismatischen Zellen bilden, welche ohne bestimmten Platz bald auf der Rücken- oder der Bauchseite, rechts oder links bez. an mehreren Stellen zugleich liegen können. Je älter der Embryo wird, desto weniger Spuren dieser Hiüllenreste sind aufzufinden und vor dem Ausschlüpfen ist fast nichts mehr von ihnen wahrzunehmen — sie scheinen der Auflösung anheimzufallen, ohne vom Embryo aufgenommen zu werden. Erwähnen will ich noch, dass auch bei ZoZstes gallica — wenigstens an älteren Embryonen — nur eine Embryonalhülle vorhanden ist und in ähnlicher Weise vor dem Ausschlüpfen verschwindet.“ Nova Acta LXIX. Nr. 2. 51 1884. 1880. 1895. 1887. 1878. 1869. 1870. 1888. 1890. 1891. 1888. 1891. 1866. 1876. 1874. 1878. 1888. 1888 1889. 1890. 1891. a. Litteratur. Ayers, H., On the development of Oecanthus niveus and its parasite Teleas. Mem. Boston Soc. N.H. V.3. Balfour, F., Handbuch der vergleichenden Embryologie. Uebersetzung v. Vetter. Jena. Bergh, R. S., Vorlesungen über Embryologie. Wiesbaden. Blochmann, F., Ueber die Richtungskörper bei Inseeteneiern. Morph. Jahrb. Bd. 12. Bobretzky, N., Ueber die Bildung des Blastoderms und der Keimblätter bei Insecten. 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Bruststigma blz Blutzellen c Herz chl Cardioblasten com Commissur d Dotter ddzk zerfallene Kerne von Dotterzellen dlıms dorsale Längsmuskulatur dıms dorsoventrale Muskulatur dz Dotterzellen e Enddarm (After) ec Eetoderm eh Embryonalhülle endf Endfaden ew Ringwulst der Enddarmanlage exghs Extremitätenanlage des Gehirnsegmentes exvk Extremitätenanlage des Vorkiefersegmentes f Fettkörper fa Mesodermfalte fat Mesodermfurche fIm Flexor mandibulae g91—3 1.—3. Genitaldrüse gd Ausführgänge der Genitaldrüsen gh Hülle der Geschlechtsdrüsen ghs Gehirnsegment gfr Ganglion frontale glop Ganglion optieum gr Grenze zwischen Entoderm und Mesoderm hk Hinterkiefer h. ent. k. hinterer Entodermkeim h. ent. k.l. Leiste des hinteren Entodermkeimes hs 1—-11 (12) 1.—11. (12.) Hinterleibsegment hst1—8 1.—8. Hinterleibstigma h.tent. hintere Tentoriumanlage hyp Hypodermis imb Imaginalscheiben der Beine imf Imaginalscheiben der Flügel kgl 1—3 1.—3. Kopfganglion 402 J. Carriere und O©. Bürger, [150] kms Kopfmesoderm rgl 1—17 1.—17. Rumpfganglion ks 1—3 1.—3. Kiefersegment rms Rumpfmesoderm Ih definitive Leibeshöhle sp Spinndrüse spl splanchnisches Mesoderm md Mitteldarm splt Seitenplatte mdep Mitteldarmepithel (Entoderm) mg1 vorderes Malpighisches Gefäss t. amp. g Terminalampulle des 10. Hinter- mg 2 hinteres Malpighisches Gefäss leibssegmentes mg 1 vorderer Malpighischer Wulst t. amp. 2 Terminalampulle des 7. Hinter- mgav 2 hinterer Malpighischer Wulst leibssegmentes mk Mittelkiefer tent Tentorium mp Mittelplatte tr Tracheenstamm msk Muskulatur ms Mesoderm uslgl Unterschlundganglion msr Mesodermröhre mss Mesodermsack v Vorderdarm (Mund) st Mittelstrang vd vas deferens vdk Vorderkiefer nbl Neuroblasten v. ent. k. vorderer Entodermkeim nrc Nervus recurrens v.ent.k.l. Leiste des vorderen Entodermkeimes vf Vorderdarmfalte ol Oberlippe vks Vorkiefersegment olw paarige Anlage der Oberlippe vlms ventrale Längsmuskulatur oslgl Oberschlundganglion v. tent. vordere Tentoriumanlage ovd Oviduct vw Schlundwall vwd vordere Wand des Vorderdarms parst paracardialer Zellstrang pcs Pericardialseptum w Wucherstelle des Entoderms pf pericardialer Fettkörper prs Primordialspalte x Homologa der „Ganglia allata“ von Heymons. Vorbemerkung zu den Figuren.') Von allen Embryonen, soweit sie nicht mit schon gezeichneten genau übereinstimmten, habe ich mit dem Zeichenprisma und Seibert !/, Skizzen angefertigt, die, einfach in der Aus- führung, doch alle aussen sichtbaren Einzelheiten wiedergeben. An Stelle der nicht ge- zeichneten wurden Blätter mit kurzen Angaben über dieselben eingelegt. Diese Sammlung, dem Alter nach geordnet, gewährte eine vollständige Uebersicht über die Entwieklung des Thieres und war maassgebend für die Auswahl und weitere Verwendung der Embryonen, sei es für die Aufbewahrung in Balsam oder für die Anfertigung von Schnittreihen. Bei An- fertigung der Skizzen, während der vielfach die Embryonen noch in Alkohol lagen, ging 1) Von Carriere. Auch die Tafelerklärung stammt bis Tafel IX in der Hauptsache von Carriere, [151] Entwieklungsgeschichte der Manerbiene. 403 eine ziemliche Anzahl durch unvorsichtige Berührung zu Grunde; denn da die Embryonal- anlage auf der convexen Seite des Eies stattfindet und die concave Rückenseite nur am Vorder- und Hinterende aufliegt, hatten die Eier das Bestreben, sich auf die Bauchseite zu legen, dem durch vorsichtiges Einklemmen zwischen zwei kleine Glasstückchen entgegen- gewirkt werden musste. Ein kleines Zucken mit der Hand und der zarte Gegenstand war zerquetscht. Andere verunglückten bei den verschiedenen Eingriffen zum Zweck weiterer Behandlung, auch’ noch nachdem sie in Lack eingeschlossen waren, und nicht jede Schnitt- reihe erwies sich als brauchbar. Aus dem immerhin reichen Stoffe, der nach diesen Abgängen noch verblieb, wurden die Abbildungen nach verschiedenen Rücksiehten ausgewählt; ich liess mich dabei besonders von dem Wunsche leiten, auf einem Bilde mehrere gleichzeitig gut hervortretende Erscheinungen zeigen zu können. Was die Abbildungen der ganzen Embryonen betrifft, so standen mir fast für jedes Bild eine Anzahl ziemlich gleicher Präparate zur Verfügung; die Bilder wurden von den Herren Kretz und Scharfenberger nach theils in Alkohol, theils in Lack liegenden, gefärbten Embryonen bei auffallendem und durchfallendem Lichte mit Zeiss und Seibert ausgeführt, die Einzelheiten unter Benutzung von Seibert !/; eingetragen. Die mit Seibert angefertigten Bilder sind etwas grösser als diejenigen, bei denen Zeiss benutzt wurde. Chorion, Dotterhaut und Embryonalhülle wurden nur in einzelnen Fällen wiedergegeben. — Für das Bestreben beider Künstler, dem Gegenstande gerecht zu werden, liefern die Abbildungen, welche Schönheit und Naturtreue vortrefflich vereinigen, den besten Beweis. Die Zeichnungen der Schnitte sind eine Auswahl aus einer viel grösseren Anzahl von Entwürfen, die ich mit Seibert !/,, !/; und !/, und dem Prisma genau angefertigt hatte; bei der Ausführung wurden immer entsprechend stärkere Objeetive mit benutzt. Alle Bilder, bei denen nichts anderes angegeben ist, beziehen sich auf Chalicodoma muraria.') Abbildungen ganzer Embryonen. Tafel 1 (Tab. XIII. Fig. I. !/,. Seitenansicht eines ganzen gefärbten Eies, welches etwas älter als das Fig. 4 zu Grunde liegende ist. Das Vorderende und ein Theil der Bauchseite des sackartigen „Syneytiums“ hat die Oberfläche des Eies schon erreicht, das zugespitzte Hinterende steekt noch tief im Dotter. Fig. II. !/.. Ein Theil eines ganzen, gefärbten Eies, etwas älter als Fig. I, bei stärkerer Vergrösserung von aussen gesehen; es entspricht das Flächenbild ungefähr den Querschnitten Fig. 7a u.b. Die Theilzellen sind noch nicht ganz zur Oberfläche getreten, aber der Deutlichkeit halber wurden die noch über den Zellen gelegenen Plasmawände und die äusserste Schicht des Eies, ebenso wie die Kerne, nicht ein- gezeichnet. 1) Fig. I—XLIV u. Fig. 1—125 stammen von Carriere, Fig. XLV u. XLVI u. Fig. 126 — 172 sind vom Herausgeber hinzugefügt und unter Benutzung der Camera mit Winkel ge- zeichnet worden. — Die Figuren von Totalpräparaten sind mit römischen, die von Schnitt- serien mit arabischen Zahlen nummerirt. 404 Fig. II. Fig. IV. Fig. VII. J. Carriere und O. Bürger, [152] !/.. Blastoderm von Chalicodoma; ein Theil der Bauchseite von aussen gesehen; vergl. den Schnitt 11b. Bildung der Mittelplatte (des Mesodermkeimes); die Furchen, welche die Mittelplatte seitlich begrenzen, haben sich schon ziemlich weit nach hinten verlängert, der äussere Rand jeder Furche hat sich zur Falte erhoben. Die Furchen verlängern sich nach dem Hinterende zu und weichen dabei auseinander, vom Vorderende her beginnt die Versenkung der Mittelplatte; diese ist in diekere und dünnere Querstreifen getheilt. Vor der Mittelplatte, ausserhalb der Mesoderm- falten ist als ovale Verdiekung des Blastoderms der sehr frühzeitig aufgetretene vordere Rntodermkeim sichtbar. Der Embryo ist, wie nicht selten zu dieser Zeit, unregelmässig gestaltet, zeigt aber deutlich schon die Flaschenform. Sehr regelmässig gebauter Embryo. Die Furchen haben ihre volle Länge erreicht, vom Vorderende her beginnt die Einfaltung der Mittelplatte, diese ist deutlich seg- mentirt, die segmentalen Verdiekungen treten auch seitlich, soweit die Mittelplatte vom Eetoderm der Seitenplatten bedeckt ist, gut hervor. Sowohl der vordere als auch der hintere Entodermkeim sind aufgetreten. Typisches Bild für den Anfang des flaschenförmigen Stadiums. Das Vordringen der Seitenplatten über die Mittelplatte verzögert sich am Hinterende bedeutend, etwas auch am Vorderrande der Mittelplatte. Die Segmentirung des Eetoderms ist seitlich etwas über die Mittelplatte hinaus zu verfolgen, doch sind daneben in den Seiten- platten auch unregelmässige Runzeln, die später verstreichen. Fig. VIHa u. b. (Seibert 1/,.) a) Vorder-, b) Hinterende eines Embryo ähnlicher Ausbildung Fig. X. w. v.; die Falte der vorderen Anlage der Embryonalhülle ist stärker entwickelt als bei dem folgenden; die bestimmte Endigung der Furchen ist sowohl am vorderen als am hinteren Ende der Mittelplatte sehr deutlich zu sehen. Typisches Bild älterer Embryonen des flaschenförmigen Stadiums. Die Seitenplatten haben sich über dem vorderen Theil der Mittelplatte einander fast bis zur Berührung genähert, nur ihr Anfang klafit noch weit auseinander. An ihrem äussersten Hinter- ende ist die Mittelplatte noch von den Furchen begrenzt, die Falten haben sich hier noch nicht erhoben. Die Keimfläche der vorderen Entodermanlage ragt- über die Oberfläche des Eies hervor. Zu beiden Seiten des Wucherfeldes hat sich das Blasto- derm in prismatisches Eetoderm umgewandelt, das nach den Seiten hin in das Eeto- derm der Seitenplatten übergeht, während seine Grenze gegen die noch thätige Keim- stelle beiderseits scharf als geschwungene Linie hervortritt. Vor dem vorderen Entodermkeim erhebt sich das Blastoderm zu einer kleinen Falte als der vorderen Anlage der Embryonalhülle. Der hintere Entodermkeim ist erst schwach entwickelt und von der Mittelplatte durch ein unverändertes Blastodermfeld getrennt. — Der Embryo wurde später in sagittale Längssehnitte zerlegt, von denen einige in Fig. 332 —35 abgebildet sind. Ein älterer Embryo des flaschenförmigen Stadiums. Die Mittelplatte ist am Hinter- ende noch in ihrer ganzen Ausdehnung frei, doch haben sich auch hier die Falten erhoben; sie ist in ihrer ganzen Ausdehnung regelmässig segmentirt. Der vordere Rand des hinteren Entodermkeims, der sich unter die Mittelplatte schiebt, tritt sehr scharf hervor. In der Brust- und Kiefergegend sind die Falten von beiden Seiten bis zur Medianebene vorgerückt aber noch nicht vereinigt, dicht hinter dem vorderen [153] ig. XD. Fig. Fig. Fig. Fig. Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 405 Entodermkeim klaffen sie noch auseinander. In dem Kieferabschnitte tritt die Seg- mentirung nur wenig hervor, in der Gegend des späteren 1. Kiefersegmentes scheint unter dem Ectoderm beiderseits ganz deutlich ein eigenthümliches Gebilde, einer ge- krümmten Röhre gleich, zu liegen — der einzige Fall einer derartigen Beobachtung. Der vorderste Abschnitt des Embryo ist gleichmässig mit Eetoderm bedeckt, der vordere Entodermkeim bewirkt keine Hervorragung mehr, über ihm, ganz nahe dem vorderen Rande des Keimfeldes, beginnt anscheinend die Bildung der Vorderdarm- anlage. Die Falten am Vorderende gehören der Embryonalhülle an, die sich hier schon erhoben hat und auch längs des Seitenrandes des Eetoderms vom Embryo loslöst. (a Vorder-, b Hinterende; schliessen genau aneinander.) Embryo, dessen Ectoderm- Seitenplatten mit Ausnahme einer schmalen Stelle des Hinterendes vereinigt sind; am Vorderende hat sich die Falte der Embryonalhülle erhoben. Vor der noch thätigen Wucherstelle des vorderen Entodermkeims hat sich eine schmale und tiefe Einsenkung und um diese ein nach hinten geöffneter Eetodermwulst gebildet, die Anlage des Vorderdarms. Zu beiden Seiten derselben ist je eine kurze und spitze, nach aussen gerichtete Verdiekung des Eetoderms sichtbar. Der Embryo ist durch- gehends, aber nicht sehr deutlich segmentirt, das 3. Brustsegment aber gegen das 1. Hinterleibssegment scharf abgesetzt. Die noch offene Stelle des Hinterendes nähert sich der Form einer Raute, indem über dem hinteren Entodermkeim die Eetoderm- ränder einander näher stehen als über der Mittelplatte. Hinterende eines Embryo etwas älter als XI; eine Skizze des ganzen, in Sagittal- sehnitte zerlegten Embryo (Fig. 53 —57) nach 8. !/, zeigt Fig. XII. Durch die raschere Eetodermbildung über dem hinteren Entodermkeim nimmt die noch oftene Stelle im Hinterende des Embryo Rautenform an; Segmentirung überall deutlich, der hintere Entodermkeim scharf begrenzt. . XI. 8. !/,. Vollständige Skizze des Embryo von Fig. XII. Er ist regelmässig seg- mentirt, im 1. Kiefersegment und an der Grenze des 3. Kiefer- und 1. Brustsegmentes sind Einsenkungen sichtbar; die Delle des Vorderdarms ist von einem nach hinten ge- öffneten Wall umgeben. Das Hinterende ist vom 4. Hinterleibsegment an in Form einer Raute offen, die im 8. Hinterleibsegment ihre grösste Breite erreicht; nach dem 11. Segment zu verengt sie sich wieder, ohne über dem hinteren Entodermkeim ganz zusammen zu schliessen. XIV. Vorderende eines Embryo. RIVE Skizze des Embryo von Fig. 78—83. Tafel 2 (Tab. XIV). XVI. Embryo mit völlig versenkter Mittelplatte. XVI. Aelterer Embryo, dessen Hinterende in der Entwicklung etwas gegen das Vorder- ende zurückgeblieben ist. In dem Brustabschnitt bemerkenswerth der breite Inter- segmentalraum des 3. Kiefer- und 1. Brustsegmentes (Spinndrüsenanlage) sowie die schwache Trennung des 1. und 2. Brustsegmentes. In dem 1. Kiefersegment die Ein- senkung der vorderen Tentoriumanlage sichtbar. Nova Acta LXIX. Nr. 2. 406 J. Carriere und O. Bürger, [154] Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig Fig XVIIH. Nach dem vollendeten Verschluss der Bauchseite und der Ausdehnung des Ecto- derms über den hinteren Entodermkeim treten hier zwei Paare von Wülsten auf, an deren Innenrand die Einsenkung der Malpighischen Gefässe beginnt. Hinter ihnen erhebt sich die hintere Falte der Embryonalhülle. Die Schenkel des hinteren Ento- dermkeimes reichen bis an das 6. Hinterleibssegment. Beiderseits der Medianebene treten die Ganglienwülste hervor. XIX. Beginnende Einsenkung des Enddarmes und Vertiefung der Anlagen der Mal- pighischen Gefässe. XX. Dieser Embryo zeigt einen Fall von sehr ungleichzeitiger Entwicklung der ver- schiedenen Abschnitte. Der vor dem Mittelkiefersegment liegende Theil des Kopfes steht noch auf einer ganz frühen Stufe, während im Mittel- und Hinterkiefersegment die Kieferanlagen sich schon erhoben haben und im Rumpf die Stigmenanlagen auf- getreten sind. Am Hinterende sind die noch oberflächlich liegenden Malpighischen Wülste sichtbar. . XXI. S.!/,. Vorderende. Es zeigt die Anlagen der Oberlippe, die Vorderdarmfalte- und Einsenkung, die Antennenanlage, das Vorkiefer-, Vorderkiefer- und Hinterkiefer-Seg- ment in normaler Entwieklung. .XXU. 8.1!/,. Die Schenkel des hinteren Entodermkeimes haben sich bis zum 4. Hinter- leibssegment vorgeschoben; in den Brust- und Hinterleibsegmenten (mit Ausnahme des 8.) treten die Einsenkungen der Stigmen auf, in den Brustsegmenten sind die Anlagen der Beine bemerkbar, in den Kiefersegmenten haben sich die Kieferanlagen als Wiülste erhoben. Die Mündungen der Spinndrüsen liegen noch ganz im Bereich des 1. Brustsegmentes, nur ihr Vorderrand wird von dem Hinterrand des Hinter- kieferwulstes überdeckt. XXIH. Anlage aller 10 Stigmenpaare, Spinndrüsenmündung noch zwischen Hinterkiefer- und 1. Brustsegment, Oberlippenanlagen. XXIlIa. Vorderende von XXIII, etwas seitlich gedreht. XXIV. Die Kieferanlagen erheben sich stärker, die Beinanlagen sind kaum bemerkbar. Die Spinndrüsenmündung ist in Beziehung zu dem Hinterrande der 3. Kieferanlage ge- treten. Alle Stigmenanlagen vorhanden und noch sehr weit. Hintere Entodermschenkel bis zum 4. Hinterleibsegment, vordere bis zum 3. Kiefersegment reichend.. Im Um- kreis der eingesenkten Anlage des Enddarmes und der Malpighischen Gefässe hat sich ein ringförmiger Wulst (Afterwulst) aus dem Eetoderm erhoben. Die Mündung des Vorderdarms ist jetzt nach hinten breit, nach vorne spitz ausgezogen. . XXV. Der Embryo weicht durch die ausgebauchten Seitenränder und auch dadurch von der regelmässigen Form ab, dass die Anlagen der Oberlippe kaum bemerkbar sind; im übrigen normal entwickelt. Die Stigmentaschen sind sehr weit geöffnet, die Bein- anlagen deutlich, die Kiefer knopfförmig. Die Drehung der Hinterkiefer nach innen und vorne und mit ihr die Ortsänderung der Spinndrüsen-Mündungen ist jetzt deut- lich sichtbar. Die Schenkel des hinteren Entodermkeims haben sich bis zum 3. Hinterleibssegment vorgeschoben; der Afterwulst ist breiter und die Oeffnung enger geworden. .XXVI. 8.1/,. Das Vorderende von Fig. XXV in ?®/, Profil zeigt die Antennenanlage, eine kleine Vorragung (Extremität) an dem Vorkiefersegment und die 3 Kiefer- segmente mit den Kieferanlagen. [155] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 407 Fig. NXVII. 8. !/,. Embryo sehr regelmässig ausgebildet, aber das Vorderende über den ‘vorderen Pol des Dotters hinaus gelagert. Dadurch sind von diesem Theile nur die schon stark hervorragenden Antennen sichtbar. Die Vorderkiefer sind stärker, die Mittel- und Hinterkiefer weniger entwickelt als in Fig. XXV. Die Oefinungen der Stigmen- taschen sind kleiner und oval geworden, die Taschen selbst dreispitzig geblieben. Die Ganglienwülste treten in jedem Segment deutlich hervor, die äussere Segmentirung des Embryo ist eine sehr scharfe, was besonders die Profilansicht zeigt (XXVIla). Die Mesodermröhren sind beiderseits sichtbar. Entsprechend der geringeren Ent- wieklung der Hinterkiefer ist hier auch die Lageveränderung der Spinndrüsen- mündungen noch ganz unbedeutend; die noch ganz kurzen Drüsenröhren wenden sich erst nach der Seite und erstrecken sich dann nach hinten bis unter das 2. Brustsegment. Fig. XXVII. 8.!/,. Das Vorderende etwas über den vorderen Pol des Dotters hinaus ge- Fi ja Oo Fig lagert. Die Kiefer- und Beinanlagen sind stärker entwickelt, das Stigma des 2. Brust- segmentes ist das grösste und mit der Oeflnung längs gestellt. Die Mesodermröhren weit und deutlich durchscheinend. Der Afterwulst noch nach hinten geöffnet; vom Boden des eingesenkten Enddarmes aus ragen als kurze, spitze Zacken die vorderen (ventralen) Malpighischen Gefässe unter das 10. Hinterleibssegment. Die Schenkel des vorderen Entodermkeimes und ebenso die des hinteren reichen bis an das erste Hinterleibssegment. Die Spinndrüsen erstrecken sich bis an das Ende des 3. Brust- segmentes, ihre Mündung ist schon ziemlich stark nach vorne und der Medianebene zu verschoben. .XXIX. Veränderungen am Hinterende während des Wachsthums der Malpighischen Gefässe. . XXX, Vorderende eines Embryo, gleich dem folgenden, wo die Erklärung nach- zulesen ist. Tafel 3 (Tab. XV). .NXXL 8.1/,. Embryo gleich dem vorigen. Vorderende schräg von der linken Seite gesehen. Die Oberlippenanlagen haben sich noch nicht aufgerichtet; es sind deutlich zu unterscheiden ein 1. Segment mit warzenförmiger Erhebung (Extremität?), 2. oder Antennensegment, 3. oder Vorkiefersegment, 4. oder Vorderkiefersegment, 5. oder Mittel- kiefersegment, 6. oder Hinterkiefersegment, jedes mit gegen die Nachbarsegmente deutlich abgegrenztem Ganglienwulst. Am Vorderrande des Vorderkiefersegments (intersegmental) die querovale Tentoriumeinsenkung. .XXXIL Die vereinigten Oberlippenanlagen nur noch durch eine seichte Furche am Vorderrande getrennt; Vorkiefersegment deutlich. Zwischen Mittel- und Hinterkiefer- segment die Einsenkung der hinteren Tentoriumanlage. Die Stigmen verengt, der Afterwulst kreisförmig. Die Kieferanlagen erscheinen als grössere, die Beinanlagen als kleinere Zäpfchen; an dem Vorkiefersegment warzenförmige Erhebungen ; der An- fang des Schlundes (Mund) eng und kreisförmig. .XXXIN. Hinterende. Die Stigmen sind weiter nach der Seite verschoben, die zwei vorletzten Segmente schmäler, aber sehr deutlich. B2*r 408 J. Carriere und O. Bürger, [156] Fig. XXXIV. Vorderende. Die Antennen und Kieferanlagen grösser, die Mittelkieferanlagen verlängert, das Vorkiefersegment noch deutlich, Die Einsenkung am Vorderrande des Vorderkiefersegmentes sehr weit, diejenige zwischen Mittel- und Hinterkiefer- segment verengt. Der Anfang des Schlundes in dieser Lage verdeckt durch eine Querfalte. Die Stigmen eng, Beinanlagen nicht vergrössert. Fig. XXXV. Ganzer Embryo, vgl. Fig. XXXIV. Die Drüsenschläuche reichen weit nach hinten, der Afterwulst ist noch glockenförmig. Fig. XXXVI S8.!/.. Der „Kopf“ trennt sich vom Rumpfe durch eine seitliche Einschnürung und eine Querfurche zwischen dem Hinterkiefersegment und dem 1. Brustsegment. Durch die bei XXXIV erwähnte Querfalte ist jetzt die weite Mundöffnung gebildet, welche jetzt noch weit vor den Kiefern liegt. An der Oberlippe zeigt nur noch eine leichte Kerbe die Entstehung aus getrennten Hälften. Die vorderen und mittleren Kieferanlagen gehen aus stumpfen Zapfen in die Form spitzer, nnd im 1. Kiefer- segment in ihrem basalen Abschnitt erweiterter Zapfen über. Die Beinanlagen haben den höchsten Grad der Ausbildung erreicht. Die Mündungen der Spinndrüsen sind mit der Rückwand der Hinterkieferanlagen nach vorne und innen verschoben und liegen jetzt neben und fast parallel der Medianebene. Die Stigmen sind kreisförmig geworden, die Tracheenstämme deutlich sichtbar. Fig. XXXVI. S. !/,. Der Kopf beginnt sich vom Dotter abzuheben, indem sich seine Seiten- ränder nach dem Rücken zu einander nähern. Die Öberlippe hat sich an ihrer Basis um einen rechten Winkel nach der Bauchseite zu gedreht, die Kiefer sind kräftiger entwickelt, aber ihre Lage zum Munde gegen XXXVI kaum verändert, die Beinanlagen sind schwächer geworden, das 3. Paar schon stark zurückgebildet. Der Rumpf des Embryo ist bedeutend verbreitert, der After jetzt eng kreisförmig. Die Spinndrüsen lassen sich bis in das 7., das ventrale Paar Malpighischer Gefässe bis in das 3. Hinterleibsegment verfolgen. Die „vordere Tentorium-Einsenkung“ ist von dem Vorderrand an den Aussen- rand des Vorderkiefers verschoben. Die auffälligste Veränderung zeigt die mittlere Bauchseite, in welcher jetzt statt der Doppelreihe von Ganglienwülsten die Anlage der Ganglienkette („Leiter“) in Form zweier aus Zellen bestehender Längsleisten, durch ebensolche breitere Quer- bänder verbunden, deutlich durch das sehr dünne Eetoderm sichtbar ist. Die Embryonalhülle, zu dieser Zeit noch einen vollständigen, einfachen Sack bildend, ist hier eingezeichnet, auf den vorhergehenden Abbildungen dagegen ab- sichtlich weggelassen; ebenso die Eihaut. Fig. XXXVII. Die Kiefer sind glatt, die Beine in Rückbildung begriffen, die zwei ersten Paare zweizipfelig. Die Medianröhren der Stigmen sind nur noch auf eine ganz kurze Strecke zu verfolgen und scheinen dann zu endigen. Dicht bei den Stigmen gehen von ihnen Sagittalröhren aus, welche sie alle untereinander verbinden. Fig. XXXIX. 8.1/.. Der Kopf hat sieh abgerundet und von dem Dotter abgehoben, die Oberlippe hat sich über die Mundöffnung gelegt und aus ihrem mittleren Theile eine kleine, nach hinten vorragende Schuppe entwickelt. Die Antennen stehen noch seitlich von der Mundöffnung. Die Kiefer sind einander und dem Munde genähert, die Hinterkieferanlagen sind abgeplattet, die Spinndrüsenmündungen zwischen ihnen bis zur Berührung an einander gerückt. Die Drüsenröhren reichen bis in das [157] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 409 10. Hinterleibsegment, das ventrale Paar Malpighischer Gefässe bis in das 1., das dorsale bis in das 2. Hinterleibsegment. Die Ganglienleiter gliedert sich in segmentale Anschwellungen und dünnere Verbindungsstücke und gewinnt so die Form der Kette. Das After ist hier noch weit. Von den Beinanlagen ist das 1. und 2. Paar stark zurückgebildet, das 3. Paar äusserlich verschwunden. i Fig. NXXX. Die Oberlippe aufgeschlagen, die Antennen verlängert und nach dem Rücken zu — vor und über der Mundöffnung — verschoben, die Vorderkiefer bis neben den Mund vorgerückt. Die Hinterkiefer haben sich einander genähert; die Anfangsstücke der Drüsen sind mit einander verschmolzen. Fig. XLI. S.1!/.. Der Kopf hat sich zusammengezogen und verkleinert. Die Antennen und Vorderkiefer sind noch nicht so weit verschoben wie in Fig. XL, aber die Hinter- kiefer, flach und trapezförmig, sind bis zur Berührung zusammengerückt, sodass alle Kiefer nunmehr radial angeordnet erscheinen. An Stelle der zurückgebildeten Bein- anlagen sind auf den drei Brustsegmenten je ein Paar flacher und breiter Hervor- ragungen sichtbar geworden. Fig. XNLUI. Alter Embryo von der Rückenseite aus gezeichnet. Bildung des Herzens. Genital- organe bereits am Rücken, aber noch ziemlich weit seitlich gelagert. Die linke liegt normal dieht am Vorderrand des 5. Hinterleibssegmentes, die rechte indessen ist ausnahmsweise bis an den Hinterrand desselben Segmentes verschoben. Fig. XLII. Embryo dicht vor dem Ausschlüpfen. Die stark abgerundeten elipsoiden Ganglien- paare berühren sich median, die Commissuren sind also äusserst kurz. Die Längs- commissuren sind dünne Faserstränge mit länglichen Kernen. Von jedem Ganglion geht seitlich, in der Mitte oder etwas nach vorn, schräg nach hinten ein Strang Nervenfasern (seitliche Nervenzweige) ab. Quer hinter jedem Ganglion läuft eine feine Tracheen-Schlinge von einem Stamm zum andern; an der Verschmelzungstelle, gerade hinter dem Ganglion, zeigen die feinen Röhrchen eine zellige Auftreibung. Fig. XLIV. Embryo im Alter dem vorigen gleich. In der Seitenlage gezeichnet. Der Kopf ist am Rücken durch eine tiefe Einsenkung vom Rumpf getrennt. Fig. XLV. Hinterende einer ganz jungen ® Larve vom Bruch aus gesehen. Fig. XLVI. Hinterende einer ganz jungen g' Larve. Seitenlage. Tafel 4 (Tab. XV]). Fig. 1. !/,. a, db, c, d=17., 10., 11. und 12. Querschnitt durch das Vorderende eines Eies kurze Zeit nach Beginn der Theilung; die letzten (hinteren) Theilzellen liegen im 15. Schnitt. Fig. 2. !/,. a,b, c=2., 4. und 7. Querschnitt durch das Vorderende eines fast gleichaltrigen Eies; die letzten Theilzellen liegen in 17. Schnitt. In der Spitze des Eies sind sie gleichmässig vertheilt, reichen dann aber wie in Fig. 1 auf der einen Seite des Eies weiter nach hinten als auf der anderen. Fig. 3, !/,. Aus Eiern von Sialis im ersten Anfange der Eitheilung; die hier festeren Dotter- elemente sind nur an einzelnen Stellen eingezeichnet; a Zelle vor der Theilung, b in Theilung begriffen, c nach Theilung des Kernes. J. Carriere und O. Bürger, [1158] !/,. 34. Sehnitt durch ein älteres Ei. Es ist das sackartige Geflecht der Theilzellen („Syneytium“) getroffen, welches wie in Fig. I erst etwas hinter der Spitze des Eies beginnt. Die Theilzellen haben sich ziemlich regelmässig in einem Kegelmantel an- geordnet und vermehren sich in dieser Form nach dem Hinterende des Eies zu, wo- bei die Zwischenräume zwischen benachbarten Zellen auf das 2—3fache anwachsen. Die äussersten Theilzellen reichen bis zum 80. Querschnitt. Die Theilungen gehen nieht nur radial, sondern häufig auch tangential vor sich, so dass zahlreiche Zellen in das Innere des Sackes treten und sich hier in dem des Bildungsdotters zum grössten Theil beraubten Nahrungsdotter vermehren. Fig.5 u. 6. !/,. Fig.5 und 6 aus einem älteren Ei von Anthophora personata mit fast Fig. ld) beendeter Theilung. Fig. 5, der 200. Sehnitt vom Hinterende aus, würde bei der (jüngeren) Fig. I ungefähr der Stelle des Pfeiles ab, Fig. 6, der 18. Schnitt vom Hinterende aus, dem Pfeil c«l entsprechen. — Das Ei war durch Erwärmen in Pikrin- säurelösung abgetödtet, dann mit Hämatoxylin gefärbt worden; Bildungsdotter wurde hierbei blau, Nahrungsdotter blieb gelb. — In Fig. 5 (ab) aus dem vorderen Ab- schnitt des Eies sind die Theilzellen auf der Bauchseite schon an die Oberfläche getreten und unter sich wie mit dem Keimhautblastem zu einem diehten „Syneytium“ verschmolzen, auf der Rückenseite sind sie noch etwas von der Oberfläche entfernt. Im Inneren des Eies liegen die als Vitellophagen zurückbleibenden Theilzellen. — Fig. 6 (cd) Querschnitt kurz vor der Spitze des „Sackes“ mit wenigen und noch nicht regelmässig angeordneten Theilzellen. — Beide Präparate zeigen deutlich, wie die hauptsächlich aus Bildungsdotter bestehenden Wände (Blasen), in welchen die Nahrungsdotter-Tropfen eingeschlossen sind, von den auftauchenden Theilzellen auf- und mitgenommen werden. t/.. Theile von Querschnitten aus vier verschiedenen Stellen eines Eies während des Auftauchens der Theilzellen; « und Db etwas weiter nach hinten gelegene Schnitte, in c eine Zelle, die eben an der Oberfläche angekommen im Begriffe steht mit der benachbarten zu verschmelzen, d, noch weiter nach vorne zu, das oberflächliche Syn- eytium. Während des Auftauchens sind fast sämmtliche Zellen in Theilung begriften ; einige Stadien daraus sind in e dargestellt. !/.. Auftauchen der Theilzellen von Anthophora personata; stärker vergrösserte Theile von Querschnitten der Reihe, welcher auch Fig. 5 entnommen ist. In « und b Zellen, welche an das Keimhautblastem herantreten und mit demselben verschmelzen, in e eine Stelle aus der Bildung des oberflächlichen dichten „Syneytiums“, stark mit Dotter durehmengt; d zeigt das oberflächliche „Syneytium“ nach der ersten Kern- theilung. Der feinkörnige Dotter ist nur in b an einigen Stellen eingezeichnet, er ist in allen Lücken der Schnitte «a, b, c enthalten. !/,. Querschnitte durch ein Ei. Sie zeigen einige der gleichzeitigen Vorgänge im jungen Blastoderm vor der Abgrenzung der Blastodermzellen. 5 von der Bauchseite nahe am Vorderende, c etwas näher der Mitte, d aus der Mitte das Eies; weiter nach dem Hinterende zu werden die Kerne wieder grösser, die Zellen deutlicher ge- trennt, bis sie nahe dem hinteren Pol das Aussehen, wie es in «a dargestellt ist, zeigen; e einige Zellen der Rückenseite, f der Seitenwand. !/;. Theil eines Querschnittes durch ein Ei während der Abgrenzung der Blasto- dermzellen. Dieselbe geht hier dureh Loslösung kugeliger Zellen im Bereiche zweier [159] Entwicklungsgeschichte der Mauerbiene. 411 Längsstreifen innerhalb des jungen Blastoderms vor sich. Diese Art der Blastoderm- bildung findet sich sonst nur an den Polen des Eies; ob hier ein anormales Verhalten vorliegt, kann ich (Carriere) nicht sagen, ich beobachtete die Erscheinung nur dies eine mal. Fig. 11. '!/;. Theile sagittaler Längsschnitte durch ein Ei gegen Ende der Blastodermbildung; «ı vom hinteren Ende, 5b von der Bauchseite nahe am Vorderende, c vom vorderen Pol, d von der Rückenseite. Die Blastodermzellen scheinen am inneren Ende nicht überall deutlich gegen den Rest der Plasmamasse abgegrenzt zu sein, diese selbst ist im hinteren Abschnitte des Eies viel mächtiger als im vorderen, sie fehlt auf der Rückenseite, deren Zellen sehr flach sind. In Fig. 115 ist dz — einer Dotterzelle; das Plasmagerüst zwischen den Dottertropfen, welches von den Verzweigungen der Dotterzellen gebildet wird, ist in den Abbildungen nur angedeutet. Fig. 12. '/,. Theil eines Längsschnittes durch frisch gebildetes Blastoderm von Stelis nasuta. Fig. 13. !/,. Theile von Querschnitten durch die Bauchseite eines Eies bei Beginn der Bildung der Mittelplatte; die vorher prismatischen Zellen (115) werden kugelig und vermehren sich stark, wodurch die Mittelplatte mehrschichtig wird; 19c eine kleine Stelle mit verschiedenen Theilungsstadien. — Die Dotterzellen dz bringen zu dieser Zeit grosse Mengen von Nahrung an die Zellen der Mittelplatte, ihre feinsten Ausläufer tief zwischen deren Zellen einsenkend; vielfach verschmelzen dabei mehrere Dotterzellen zu einer grösseren Masse d. Die inneren Abschnitte der Zellen der Seitenplatten sind mit feinen Dottertröpfehen oder Körnchen erfüllt, nie sieht man solche in den Zellen der Mittelplatte oder der Entodermkeime. Tafel 5 (Tab. X\VID. Fig. 14—24. 14—18, 20— 24 Seibert '/t, 18a und 19 8. !/,. fu = Mesodermfurche, fa = Mesodermfalte. — Querschnitte durch die Bauchseite eines Embryo während der Bildung der Mittelplatte, ungefähr gleich Fig. IV. 14 nahe am Vorderende des Eies (Schnitt 281), 15 Anfang der Mittelplatte, von den Furchen begrenzt (243); 16 (172) und 17 (158), diekere und dünnere Querstreifen der Mittelplatte innerhalb der Falten; an einzelnen Stellen neigen sich die Falten schon über die Mittelplatte 18 und 18a (150); 19 (125) eine dünnere, weiter nach hinten liegende Stelle. Näher dem Hinterende gehen die Falten wieder in die Furchen über, 20 (110), 21 (97) rechte und linke Seite verschiedener Schnitte durch einen dieken Querstreif der Mittelplatte, 22 und 22a (87) rechte und linke Seite eines Schnittes durch den darauf folgenden dünneren Querstreif, 23 (81) linke Seite eines Schnittes durch den vorletzten diekeren Querstreif, 24 ganzer Schnitt durch die Verdiekung im Hinterfelde nahe dem hinteren Pol; der Dotter ist nicht eingezeichnet, die Rückenseite des Eies ist durch zu rasche Diffusion gegen die Bauchseite eingefaltet. Fig. 2>—31. Querschnittreihe durch einen Embryo ungefähr gleich Fig. V, aber regelmässiger gebaut und etwas jünger. 25 (52) Seibert !/; rechte Hälfte eines Schnittes durch das Blastoderm vor dem Keimfelde der vorderen Entodermanlage. 26 (79) 8. !/,. 19. Schnitt hinter dem Anfang des vorderen Entodermkeimes, ungefähr in der Mitte desselben. Die Lücken zwischen den Zellen sind bei der Behandlung des Schnittes entstanden. 412 J. Carriere und O. Bürger, [160] w = Wucherstelle des v. ent. k. 27 (97) S. !/.. 37. Schnitt durch den vorderen Entodermkeim, trifft den Hinterrand desselben; wenige Schnitte später beginnen die Mesodermfalten. Die Kerne in den Entodermzellen sind in beiden Schnitten schema- tisch, da ungenügende Färbung die genauere Wiedergabe der zahlreichen Mitosen unmöglich macht. Fig. 28, 29, S. !/, zeigen die steigende Verdünnung der Mittelplatte nach dem Hinterende zu; anfangs auch am Rande mehrere Zellen dick 28, weiter nach hinten nur noch in der Mitte zweischichtig 29; dann endet sie und es beginnt eine einschichtige Blasto- dermstrecke 30, in der inselförmig das Keimfeld des hinteren Entodermkeimes liegt 31. — Es entsprechen diese Bilder ziemlich genau den folgenden Längsschnitten durch einen etwas älteren Embryo. 32—35, 8. !/,. Sagittale Längsschnitte durch den Embryo der Abbildung IX. Das Ecto- derm hat sich im vorderen Drittheil über dem Mesodermkeim beinahe geschlossen, am Hinterende ist die Mittelplatte noch von den Furchen begrenzt. 32, Schnitt (89) etwas neben der Medianebene durch den linken Seitenrand des Wucher- feldes des vorderen Entodermkeimes; der Anfang der Mittelplatte liegt offen zu Tag, die Platte ist hier ziemlich diek. Das Eetoderm (Seitenplatte) hängt sowohl an seinem vorderen als an seinem hinteren Rande mit der Mittelplatte durch das untere Blatt der Mesodermfalte zusammen; am Vorderende ist diese Verbindung aber gelockert, da die beiden Seitenplatten nahe daran sind, sich zur ununterbrochenen Eetoderm- platte zu vereinigen. Die Mittelplatte ist eine kurze Strecke hinter ihrem Vorderende verdünnt, nimmt dann wieder an Stärke zu und erreicht ungefähr in der Mitte ihrer Ausdehnung ihre grösste Dieke; hier und in ihrem hinteren Abschnitte sind die segmentalen Verdiekungen sehr deutlich. Auf das Ende der Mittelplatte (und der Furchen) folgt eine Strecke unveränderten Blastoderms; diese Zellen nahmen die Farbe viel stärker an als die Zellen der Mittelplatte und des Entodermkeimes. Hieran schliesst sich das Keimfeld der hinteren Entodermanlage. Schnitt ($3) durch die Mitte des Wucherfeldes des vorderen Entodermkeimes; die ganze Oberfläche besteht aus thätigem Blastoderm; das vorderste Ende des Schnittes wurde beim Einlacken beschädigt, wodurch die oberflächliche Blastodermschicht des Vorderrandes verloren ging (vgl. 32, 34). Auch auf den medianen Schnitten ist wie auf den seitlichen der vordere Entodermkeim sehr scharf von der Mittelplatte getrennt. Dem Oberflächenbilde entsprechend ist der frei liegende Theil der Mittel- platte hier grösser. der Sehnitt (77) berührt den rechten Seitenrand des Wucherfeldes des vorderen Entodermkeimes. Auf diesem ist auch die — nicht auf allen Schnitten unverletzte — vordere Anlage der Embryonalhülle als kleine Blastodermfalte vor dem vorderen Entodermkeim zu sehen. 35, Schnitt (78) durch den hinteren Abschnitt der linken Seite des Embryo. 36—44, S. !/.. Querschnitte durch einen Embryo gleich Abbildung VII. Die Seiten- platten. haben sich der Mittellinie noch nicht soweit genähert wie bei VIII, im Uebrigen aber ist der Embryo etwas weiter entwickelt. 36 (343). Querschnitt aus dem Anfange des vorderen Entodermkeimes, 37 (334) und 38 [326) etwas weiter nach hinten durch denselben Embryo gelegte Schnitte, nur zum Theil wiedergegeben. 33 34 [161] Entwicklungsgeschiehte der Mauerbiene. 413 Tafel 6 (Tab. XVII). Fig. 39 (115). Schnitt gegen Ende der Mittelplatte; auf der einen Seite ist die ganze Seiten- Fig. platte mit ihrem am Rande kugeligen Zellen eingezeichnet. 40 (54). Aus dem Ende der Mittelplatte, dicht vor dem Ende der Furchen. 41 (51). Aus dem Anfange des hinteren Entodermkeimes. 42 (32), 43 (15), 44 (2). Schnitte aus dem hinteren Theile und dem Ende des hinteren Entodermkeimes. . 45 !/,. Vordere Hälfte eines Sagittelschnittes durch den hinteren Entodermkeim eines Embryo etwas älter als VII und VIII. Die Mittelplatte und der Anfang des hinteren Entodermkeims berühren sieh jetzt, die Mittelplatte ist bis an ihr Ende mehrschichtig geworden, wie auch schon bei dem Embryo Fig. 36—44. Der Entodermkeim schiebt sich mit seinem unteren Abschnitte nach vorne etwas unter die Mittelplatte. 46—52. Querschnitt durch einen Embryo, der zwischen Abbildung X und XI steht. Am Vorderende hat sich die Falte der Embryonalhülle weiter erhoben und über der Spitze des Eies vom Dotter losgelöst, aber noch nicht über den Vorderrand des Eetoderms gelegt. Rücken und anstossende Hälfte der Seiten blastodermfrei. 46 !/,. Schnitt (37). Unter der Embryonalhülle auf dem Dotter eine einfache Schicht Entodermzellen, vor dem Vorderrande des Ectoderms. 47 !/,. Sehnitt (46) dicht hinter dem Anfange des Eetoderms; Embryonalhülle von dem Seitenrande desselben losgelöst. 48 !/,. Schnitt (52) dieht hinter dem Anfange der hufeisenförmigen Vorderdarmfalte; Embryonalhülle hängt mit Eetoderm zusammen, hat sich aber auf einer Seite schon etwas erhoben. 49 1/,. Schnitt (62) durch die Vorderdarmeinsenkung; der Boden derselben noch thätige Keimstelle des Entoderms; die vordersten Zipfel des Kopfmesoderms beginnen auf Schnitt (65). 50 !/;. Sehnitt (131) durch den Zwischenraum des Hinterkiefer- und 1. Brustsegmentes; die Anlage der Spinndrüse; Anfang des Rumpfmesoderms. 51 !/,. Schnitt (187) durch das Ende des 3. Brustsegmentes. 52 !/,. Schnitt (28) nahe dem Hinterende der Mittelplatte. .53—57. Sagittalschnitte durch einen Embryo gleich Abbildung XI. 53 !/,. Schnitt (38) durch die Einsenkung des Vorderdarms, der aber nicht ganz median verläuft, sondern über dem 11. Hinterleibsegment das Eetoderm triftt. 54 !/,. Schnitt (40) durch die Mitte der Vorderdarmanlage, den vorderen Entodermkeim und das Vorderende des (medianen) Kopfmesoderms. Die Einsenkung liegt der Haupt- sache nach vor dem noch thätigen Wucherfelde des Entodermkeimes, zieht aber den Anfang derselben ihren Bereich. 55 !/,. Schnitt (70) durch das Hinterende des Embryo, nahe dem Seitenrande; der Entoderm- keim, zum grössten Theil vom Eetoderm bedeckt, berührt sich nicht mit dem Ende des Mesodermrohres. 56 !/,. Sehnitt (65) etwas weiter nach der Mittelebene zu. 57 \/;. Schnitt (51) etwas neben der Mitte, durch den innersten Rand des Eetoderms über dem Entodermkeim; mächtige mediane Verdiekung des Endmesoderms, welche in den Entodermkeim hineingeschoben ist. Nova Acta LXIX. Nr. 2, 53 414 J. Carriere und O. Bürger, [162] Die drei Schnitte zeigen den steilen Hinterrand des Eetoderms, seinen Uebergang in den vom Blastoderm noch nicht getrennten hinteren Abschnitt des Entodermkeimes und dessen Zusammenhang mit dem Blastoderm des Hinterendes. Fig. 58—60, 8. !/,. Querschnitte aus dem Hinterende eines Embryo, etwas jünger als Ab- bildung XIV, dessen Eetoderm mit Ausnahme weniger ganz kurzer und schmaler Stellen in der Mittellinie geschlossen war. 58 (51). Schnitt vor dem Ende des hinteren Entodermkeimes; mediane Mesodermverdiekung; seitlich ausserhalb der Mesodermröhre die mächtige Seitenleiste des Entoderms. 59 (22). Schnitt vor dem Ende des h. ent. k.; Hinterrand des Eetoderms und Anfang des freien Abschnittes des hinteren Entodermkeimes. 60 (15). Schnitt vor dem Ende des h. ent. k.; Eetoderm nur an den Seiten gebildet. Die ganze mittlere Oberfläche besteht aus kugeligen Blastodermzellen; andauernde Vermehrung der Entodermzellen. Tafel 7 (Tab. XIX). Fig. 61—-71 u. 73—76 !/s. Querschnitte durch einen Embryo gleich Abbildung XIII—XV, 61. 62. 66. zul im Ganzen weiter entwickelt als Serie der vorausgehenden Fig., aber Verschluss des Hinterendes verzögert. Schnitt (9) durch das Vorderende; Embryonalhülle steht median noch mit dem Em- bryo in Verbindung, das untere Blatt dieser Falte ist gestreift. Unter der Embryonal- hülle auf dem Dotter der vordere Entodermwulst (vgl. die späteren Sagittalschnitte); zahlreiche Dotterzellen. Schnitt (14) durch die Vorderwand der Vorderdarmfalte, kurz vor der 'Theilung. Schnitt (17) aus dem Anfang der Einsenkung‘ des Vorderdarms; von der Hauptmasse des Entoderms aus Verbreitung der Zellen nach der Seite; Embryonalhülle nur wenig über den Rand des Embryo erhoben. Sehnitt (21) dureh die tiefste Stelle der Einsenknng des Vorderdarmes. Schnitt (26) durch die Rückwand der Vorderdarmeinsenkung uud die noch thätige Keimstelle des v. ent. k.; beiderseits des Entodermzapfens die zungenförmigen Aus- läufer des Kopfmesoderms. Schnitt (35) durch den Anfang des Vorkiefersegmentes und das Kopfmesoderm, 5 Schnitte hinter dem Ende der Wucherstelle.. Embryonalhülle von hier ab noch nicht losgelöst. Schnitt (57) durch den Zwischenraum des Vorder- und Mittelkiefersegmentes. Schnitt (85) durch das Hinterkiefer-Segment; Mesodermsack. Sehnitt (93) durch die Mitte des Zwischenraumes des Hinterkiefer- und 1. Brust- segmentes; die Anlage der Spinndrüse; Mesodermrohr. Schnitt (177) durch den Hinterrand des 2. Hinterleibssegmentes und den Anfang des Intersegmentalraumes; Mesodermröhren. Schnitt (150) durch den Zwischenraum des 2. und 3. Hinterleibssegmentes; Mesoderm- säcke. Fig. 72 !/,. Aus einer anderen Serie. Querschnitt durch den Zwischenraum des Hinterkiefer- und 1. Brustsegmentes; Spinndrüsenanlage eines etwas älteren Embryo. [163] Fig. 73. Fig. 77. Entwieklungsgeschiehte der Mauerbiene. 415 Schnitt (257) durch den Anfang der noch oflenen Stelle am Hinterende und das verdiekte Endmesoderm. Hälfte eines Schnittes (291) durch die ofiene Stelle am Hinterende; Vorderende der einen Seitenleiste des hinteren Entodermkeimes. Schnitt (306) kurz vor dem Ende der offenen Stelle; Verdiekung des Endmesoderms, Seitenleisten des Entodermkeimes nahe ihrem Ursprung. Schnitt (315) durch den hinteren Entodermkeim an seiner dicksten Stelle und zugleich den Hinterrand des darüber liegenden Eetoderms; die Eetodermzellen sind schematisch nach einem etwas früheren Schnitt gezeichnet. Querschnitt (270) durch das Hinterende eines Embryo, ungefähr gleich Fig. XV. Der Spalt fast ganz geschlossen; neben dem Mesoderm die Entodermleiste. Fig. 78—83 !/,. Sagittalschnitte durch einen Embryo etwas älter als Abbildung XIII; nur ein ganz schmaler Spalt vom 7. Hinterleibssegment an ist noch offen; die Seitenleisten des h. ent. k. reichen bis zum 9. Hinterleibssegment; die Embryonalhülle wie bei Serie 61— 71 und 73—76. — Bei den Schnitten hat sich das Eetoderm etwas von den darunter liegenden Schichten abgehoben. Schnitt (34) nahe dem Seitenrand, vom Vorderende des Embryo bis an das Ende des Hinterkiefersegmentes reichend.. Kopfmesoderm unter dem Vorkiefersegment endigend, Embryonalhülle vom Embryo losgelöst. . Schnitt (48) nahe der Mittellinie, vom Vorderrande des Embryo bis zum Ende des Vorderkiefers reichend; vom Kopfmesoderm schiebt sich zwischen Eetoderm und Entodermkeim ein zungenförmiger Fortsatz vor; Embryonalhülle mit Embryo noch in Verbindung. 80 u. 81. Schnitt (37) seitlich und (44) näher der Mitte durch das Hinterende des Embryo; Fig. 82. 83. ec. Hinterrand des Eetoderms, b. Blastoderm, h. ent. k. hinterer Entodermkeim, ms. Mesoderm, d. Dotter mit Dotterzellen. Tafel 8 (Tab. XX). Schnitt (25) durch den Seitenrand des Embryo, den Mesodermschlauch fast in seiner ganzen Länge zeigend; Anfang desselben unter dem zweiten Kiefersegment, das Hinterende in Folge der seitlichen Krümmung des Embryo vom 7. Hinterleibsegment an nicht mehr getroffen. k. ms. Kopfmesoderm, v. ent. k. vorderer Entodermkeim, die Zellen beider etwas aus der Lage und dem Zusammenhang gekommen. e. h. Embryonalhülle. In den Segmentsäcken des Hinterleibs (3—5) Anlage der Genitalorgane; hieran schliessen die Schnitte Fig. 101—103. Die Segmentgrenze des Eetoderms am Rande undeutlich. v. ks. Vorkiefer- segment, ks. 1—3 Kiefers., bs. I—IlI Brusts., hs. I—11 Hinterleibsegment. Sehnitt (41) durch die Mitte der Spinndrüsenanlage; nur bei dieser sind die Zellen eingezeichnet, die Umrisse der nicht ausgeführten Theile sind wie bei den vorher- gehenden und folgenden ähnlichen Abbildungen nicht schematisch, sondern getreu nach den Praeparaten wiedergegeben. Die Segmentgrenzen sind hier in dem mittleren Theil des Körpers tief, mit Ausnahme der kaum bemerkbaren, zwischen bs. I und Il. Dar 416 J. Carriere und O. Bürger, [164] Fig. 84—100, 8. !/,. Sagittale Längsschnitte durch einen Embryo, etwas älter als Fig. 73—83, in dessen Hinterende das Eetoderm bis auf einen kurzen, ganz schmalen Spalt ge- schlossen ist (etwa = Fig. XV). 84. Schnitt (19) durch die Mitte der Spinndrüsenanlage, vom Anfange des Embryo bis an das 3. Hinterleibsegment abgebildet. Die Segmentgrenzen sind auf dieser Seite des Embryo tiefer als auf der anderen und auch die für eine kurze Zeit characteris- tische Form der Spinndrüsenanlage hier deutlicher. Die Grenze zwischen 1. u. 2. Brust- segment nimmt mit dem Alter des Embryo an Tiefe zu, wie der Vergleich mit Fig. 83 zeigt. 85—87. Die Hinterenden der Schnitte (19, 24, 30) zeigen die Beziehungen der seitlichen Theile des hinteren Entodermkeimes und des Mesoderms. 88. Schnitt (44) aus der Mitte des Hinterendes mit der noch nicht versenkten Stelle des Mesodermkeimes. 89 u. 90 hinterer und vorderer Abschnitt des Schnittes (47); in Folge einer leiehten seitlichen Krümmung des Embryo ist das Vorderende links, das Hinterende rechts dieht neben der Mittellinie getroffen. 91. Sehnitt (49) durch die Mitte der Vorderdarm-Einsenkung und die noch thätige Keim- stelle des vorderen Entoderms. 91a ein Theil des Schnittes genau nach S. !/; gezeichnet. Die Embryonalhülle ist nur in 91 und auf einige der folgenden Schnitte eingezeichnet. 92. Schnitt (50) durch die Einsenkung des Vorderdarmes; die rechte Seitenwand ist zum Theil gestreift (bei a). 93. Schnitt (52) durch den seitlichen Randwulst der Vorderdarm-Einsenkung. 94—99 erläutern die Beziehungen der seitlichen Abschnitte des vorderen Entodermkeimes und der zungenförmigen Fortsätze des Kopfmesoderms. 94. Schnitt (59). 95. Schnitt (62). 96. Schnitt (69); Spinndrüsenanlage. 97. Schnitt (73); Spinndrüsenanlage. 98. Schnitt (77); entspricht ungefähr Schnitt 19, Fig. 84 der anderen Körperhälfte. 99. Schnitt (82) durch den rechten Seitenrand des Embryo; nur das Ende mit dem hinteren Entodermkeim ist nieht mit abgebildet, da es genau aussieht wie in Fig. 84, g. Anlage der Genitalorgane. 100. Sehnitt (85) durch den rechten Seitenrand des Embryo mit der Antennen-Anlage (a). Tafel 9 (Tab. XXD. Fig. 101—103, 8. !/;. Sagittalschnitte durch die Genitalanlagen des Embryo Ser. 12; sie schliessen sich an Fig. 82 an, vom Seitenrande nach der Mitte zu einander folgend. 101. Schnitt (29). 102. Schnitt (30). 103. Sehnitt (31). &, &, &, Genitalanlage des 3., 4., 5. Hinterleibsegmentes. Fig. 104—115, 8. !/;. Querschnitte durch die Genitalanlagen; sie sehliessen sich an die Fig. 70 u. 71 an; nur die rechte Seite ist gezeichnet. [165] Entwicklungsgeschiehte der Mauerbiene. 417 Fig. Fig. Fig. Fig. 104—107. 4 Schnitte (185), (188), (191), (193) durch die Anlage der Geschlechtsorgane des 3. Hinterleibsegmentes. 108. Schnitt (199) aus dem Zwischenraum des 3. u. 4. Hinterleibsegmentes. 109. Schnitt (208) aus der Anlage der Geschlechtsorgane des 4. Hinterleibsegmentes. 110. Schnitt (215) durch den Anfang des Mesodermsackes des 5. Hinterleibsegmentes, auf dem folgenden Schnitt beginnt die Genitalanlage. 111. Schnitt (215) durch den Anfang der Anlage der Geschlechtsorgane des 5. Hinter- leibsegmentes. 112 u. 113. Schnitt (221 u. 222) durch die Mitte derselben Anlage. 114. Schnitt (225) durch den Hinterrand der Genitalanläge des 5. Hinterleibsegmentes. 115. Schnitt (229) durch den Zwischenraum des 5. u. 6. Hinterleibsegmentes. . 116— 123. Querschnitte durch die Genitalanlagen des Embryo Fig. 72; nur die rechte Hälfte der Schnitte ist gezeichnet. 116. Schnitt (176) durch den Zwischenraum des 2. u. 3. Hinterleibsegmentes; die Segmente des Eetoderms und Mesoderms sind bei Embryonen dieses Alters derart gegen einander verschoben, dass der ectodermale Intersegmentalraum über den mesodermalen Segment- sack zu liegen kommt. 117. Schnitt (179) durch den Anfang, 118— 120. Schnitte (181, 182, 184) durch die mittleren Theile, 121. Schnitt (187) durch das Ende der Anlage der Geschlechtsorgane im 3. Hinterleib- segment. 119a, 120a, 121a die Genitalanlagen der betr. Schnitte bei 1/, gezeichnet. Die Anlagen der Geschlechtsorgane erscheinen hier schon als selbständig abgegrenzte Körper in der dorsalen Wand des Segmentsackes. 122. Querschnitt (197) durch das Hinterende einer Genitalanlage eines wenig älteren Embryo, nach !/, gezeichnet. In der ventralen Wand des Segmentsackes mehrere ‚ Mitosen, darunter zwei tangentiale; danach zu schliessen, würde auch diese Wand Zellen zu den Genitalorganen liefern. 123, S. !/;. Genaue Ausführung eines Längsschnittes (15) durch die Genitalanlage vom 3. bis zum 6. Hinterleibsabschnitt. 124, S.!/.. Sagittaler Schnitt aus einem reifen männlichen Embryo, die Geschlechts- drüsen zeigend. Tafel 10 (Tab. XXID. 125—149. Querschnitte aus dem primären Rumpfabschnitt. 125. Winkel Oe. 2, Obj.5 (261). Wie Fig. 73; indess Pimordialspalte deutlicher. 126. V. w. v. Abschnitt zwischen Mittel- und Hinterkiefersegment. (Hintere Grenze des Mittelkiefersegmentes). Zwischen Fig. 67 u. 68. 127—129. W.0Oe. 2, Obj. 4. Etwas älterer Embryo. (Ungefähr entsprechend Fig. XIX und XX.) 127. Hintere Grenze des 1. Brustsegmentes. 128. 3. Hinterleibsegment. Vordere Genitalanlage. 129. Aus dem hinteren Rumpfabschnitt (8. Hinterleibsegment), die Entodermleisten des hinteren Keimes zeigend. 418 J. Carriere und O. Bürger, [166] Fig. 130—133. W.0Oe. 2, Obj. 4 Embryo ziemlich entsprechend Fig. XXVIH. 130a. Mitte des Mittelkiefersegmentes. 130b. Hintere Grenze des Mittelkiefersegmentes. 131. 3. Brustsegment. 132. 3. Hinterleibsegment. Vorderer Abschnitt. (Es ist theilweis die Vorderwand der Stigmentaschen getroffen.) 135. W. v.; Mitte. Vordere Genitalanlage. 134. W.0Oe. 2, Obj. 5. Nur sehr wenig älter als Embryo der Fig. 130—133. Aus dem 5. Hinterleibsegment; vordere Genitalanlage. 155—145. V. w. v. Embryo etwa entsprechend Fig. XXX. 135. Vorderkiefersegment. 4. Ganglienanlage. 136. 1. Brustsegment (hintere Grenze); 7. Ganglienanlage. Vorderes Ende der 1. Stigmen- tasche getroffen. $ 137. 2. Brustsegment; 8. Ganglienanlage. Vorderes Ende der 2. Stigmentasche getroffen. 138. 3. Brustsegment (hintere Grenze); 9. Ganglienanlage. Beinanlage tangirt und Tasche vom 1. Hinterleibstigma getroffen. Tafel 11 (Tab. XXI). Fig. 139. 1. Hinterleibsegment (Mitte); 10. Ganglienanlage. 140. 3. Hinterleibsegment. 12. Ganglienanlage. Vordere Genitalanlage. 141. 6. Hinterleibsegment. 15. Ganglienanlage. Tasche vom 6. Hinterleibstigma hinten getroffen. 142. 8. Hinterleibsegment. 17. Ganglienanlage. 8. (letztes) Hinterleibstigma. 143. 9. Hinterleibsegment. 18. Ganglienanlage. 144. 11. Hinterleibsegment. 20. Ganglienanlage. Malpighische Gefässe. 145. W. Oe. 2, Obj. 5. Aelterer Embryo (= Fig. XXXV) 4. Hinterleibsegment mit vorderer Genitalanlage, die bereits hierher gewandert ist. 146—147. V. w. v. Embryo = Fig. XXXVM. 146. 2. Hinterleibsegment. 147. 5. Hinterleibsegment; in dem bereits alle Genitalanlagen vereinigt sind. 148 —149. W. Oe. 2, Obj. 4 Embryo — Fig. XXXIX. 148. 2. Hinterleibsegment. Hinter dem 2. Abdominalstigmenpaar. 149. 5. Hinterleibsegment. Vordere Genitalanlage getroften. Fig. 150— 151. Querschnitte. W. Oe. 2, Obj. 5. Zur Serie 135 —145 gehörend. Fig. 150. Gehirn- und Antennensegment. (Die Ganglienanlage — Nr. 2 — gehört zum Antennen-, der Seitenrand zum Gehirnsegment.) Die Antennenanlage folgt einige Schnitte weiter hinten. Fig. 151. Vorkiefer- und Antennensegment. (Die Ganglienanlage — Nr. 3 — gehört zum Vorkiefer-, der Seitenrand mit Extremitäten — Antennenanlage — zum Antennen- segment.) Fig. 152. V. w. v. Querschnitt. Zur Serie der Fig. 145 gehörend. Aus dem Kopfabschnitt. Coelomsäckehen des Antennensegmentes reicht auf einer Seite tief in die Antenne hinein. Hintere Wand des Vorderdarms gestreift. [167] Entwieklungsgeschichte der Mauerbiene. 419 Fig. Fig. Fig. Fig. Tafel 12 (Tab. XXIV). 153—163. Querschnitte. 153 —155. V. w. v. Embryo ein wenig älter als der von Fig. XXXV. 153 u.154. Aus dem Kopf. 154 liegt etwas hinter 153; es ist in jenem die Schlund- wand noch hinten tangirt. 155. Aus dem hinteren Abschnitt des 1. Brustsegmentes. 156—157. W. Oe. 2, Obj. 5. Zur Serie der Fig. 148—149 gehörend. — Aus dem Kopfabschnitt. 156 aus der Antennen-, 157 aus der Mandibelgegend, in 157 ist das hinterste Ende des Vorderdarms angeschnitten. 158. V. w. v. Embryo zwischen Fig. IXL u. XL stehend. Aus der Mandibelgegend. 159. V.w.v. Embryo = Fig. XLI. Aus dem Kopfabschnitt (Gegend der 2. Maxille). 160. V. w. v. Ganz junge Larve nur wenig älter als der Embryo der Fig. XLII. Aus dem Kopfabschnitt. 161. V.w. v. Aeltere Larve (ziemlich dieht vor der Verpuppung). Theil eines Quer- sehnittes aus dem Kopfabsehnitt. 162. V. w. v. Puppe. Theil eines Querschnittes aus dem Kopfe. Die mir räthselhaften Gebilde („Ganglia allata“) scheinen medialwärts kleinkernig zu werden. 163. V. W. Oe. 2, Obj. 5. Embryo — Fig. XLIV. Schnitt durch den Rücken aus dem 2. Hinterleibsegment. 164. V.w.v. Ganz junge Larve (im Alter der Larve der Fig. 160, 168—171. Para- medianschnitt (etwa in der Mitte zwischen Geschlechtsorganen und Herz) durch den Rücken vom 1—-4. Hinterleibsegment reichend. Tafel 13 (Tab. XXV). 165. W.0Oe. 2, Obj. 5. Vorderende eines medianen Sagittalschnittes dnrch einen Embryo, welcher etwa Fig. NXX entspricht. Aulage des Ganglion frontale. .166 au.b. W.0Oe. 2, Obj. 4. a vorderes, b hinteres Ende eines annähernd median verlaufenden Sagittalschnittes durch einen Embryo, welcher etwa Fig. IXL entspricht. In 166b ist die Bauchganglienkette seitlich gestreift. In 166a hat sich das splanehnische Mesoderm in Folge der künstlichen Be- handlung etwas vom Enddarm abgehoben. Das Oberschlundganglion ist seitlich gestreift. 167. V. w. v. Sagittaler Medianschnitt durch einen reifen, dieht vor dem Aussehlüpfen stehenden Embryo, etwa — Fig. NLIII. Die Rückenwand hat sich beim Einlacken vom Embryo losgetrennt. Die Kerne der Dotterzellen sind stark im Zerfall begriffen. 168—172. Querschnitte aus einer ganz jungen Larve (vgl. Fig. 160 u. 164). 168. V. W.0Oe. 2, Obj. 3. Aus dem 2. Hinterleibsegment. 169. V. w. v. Aus dem 5. Hinterleibsegment. 170. V. W.0Oe. 2, Obj. 5. Querschnitt durch den Rücken auf der Grenze des 3. und 4. Hinterleibsegmentes. 171. V. w. v. Quersehnitt durch den Rücken aus dem 2. Hinterleibsegment (dieser Schnitt folgt nach hinten auf Fig. 168. 172. V.w.v. Untere Hälfte eines Querschnittes aus dem 2. Brustsegment. Berichtigungen: regenfreie (statt: sorgenfreie). Rückenseite (statt: Rückenweite). Voeltzkow (statt: Woeltzkow). Körpern (statt: Körnern). des äussersten (statt: der äussersten). Mitteldarmanlage (statt: Mitteldermanlage). Falten (statt: Foeten). Tiehomirowa (statt: Tikhonsisona). erst später (statt: er später). Ein diesen (statt: Ein dieser). Zerfall (statt: Verfall). das Telson (statt: der Telson). die Afteranlage (statt: diese Afteranlage). später noch sichtbarer (statt: später unsichtbarer). derselbe (statt: dasselbe). am primären (statt: den primären). als die des (statt: als das des). das Mesoderm (statt: des Mesoderm). Beinanlagen (statt: Keimanlagen). Ursprungstellen (statt: Vorsprungsstellen). an den Brustsegementen (statt: an denen der Brustsegmente). Coleopteren (statt: Colopteren). LIBRARY OF THE UNIVERSITY of ILLINOI: Nova Acta Acad. C1.C( "Nat. Gun VOL.IXK. Carrıere u. Bürger, Entwie TabAH. ng der .Mauerbiene Taf.1 LIBRARY OF THE !NIVERSITY of ILLINOI: Nova Acta Acad.C2.Ca.Nat. Qur Wol.LIX. Carriere u. Bürger, Entwü >. Tab.MV. UNS ıtent. ing der Mauerbiene Taf 2. IBRARY or THE — e — Fr ze = & ww = z LIBRARY . OF THE 'NIVERSITY of ILLINON. ar 17,05, IVOVL ; 1cta Acad. C2.C@. Nat. Gir Carrıere u. Burger, Ei ztwıcı Tab.AXV CAT der . Wauerbiene Taf.3. LIBRARY OF THE OF THE ar INIVERSITY of ILLINDN LIBRARY OF THE 'NIVERSITy ofILLINOI, Nova Acta Acad. C1.C6.Nat. Gr. Vol.LXR. % Carriere, JEZ Carriere u. Bürger, Entw - Ei NE SIR rn 7 a 388 Jh Arsear Werner aftixter Frankfurt, 19 der Mauerbiene Taf. 4. LIBRARY OF THE "NIVERSITY of ILLINOI: eu UNIVERSITY AF ILLINOI: Nova Acta Acad.C.1.C60.Nat. Gır. VoL.LXX. Bi a EP POABEnRep a id or ‚gez. barriere. Carriere u. Bürger, Entwi va sUs® gr Be > IPFHOR a iR | REAL Ze gi \s a Ya 2 TR nn 2, * ER + Pam nn ) De ZUM Ans w Werner AWinter Fraskfar®. Ä 19 der Mauerbiene. Taf: 5. 3 UNIVERSITY of ILLI LIBRARY OF THE UNIVERSITY of ILLINOI: Nova Acta Acad. C1.C6.Nat. Gur Vol.LXX. Pro HOSEN X EIS “ eo er & X N e/ß De ICOFRSSE % DO $ x 4 ee nie Sn 46. R ® So, Ir h SL 1% j Zr went. ar 4 / Lu Be # OS "Sa © 5 se Ss .@ i j Sa 0 0) X? } ) TEEN BR; 4 er | Sr 48. vent.k Den © Wi H ie 2) Bas [P ; ö Tab. ATIH. ©@ 4, # 9, 22 DIR ° £ ® 37 3 9 hentkl. 58. ° zms | er u @® & EL AR IK) SR & ge 89 "os ® Sy ROTE = - TON, D: hal ) D 4 “ OLE Ras Be - BE ud Dave a0 (ei U © BONRSE u Sayne) , 02 Tg Nez ECHSTTOTTSIO EN RETTEN reelre ee eh u Ark SyA Tr, Ink Anstw Werner a Winter Frankfurt, ng der Mauerbiene. Taf 6. B2 = =) = LIBRARY or THE InıvERSITY of \ LIBRARY OF THE 'NIVERSITY of ILLINOI: Nova Acta Acad.(C1.CG.Nat. Cur. Vol.LXR. gez. Carriere Carriere u. Bürger, Entwic 2 EB Ih. AnstwWerner& Winter FrankfürtM 1g der Mauerbiene Taf. 7 LIBRARY Or THE UNIVERSITY of ILLINOI: LIBRARY OF THE "NIVERSITY of ILLINOI: Nova Acta Acad. C1.C.@.Nat. Cur. VoL.LMX. | | Br 422. Cürrier: 9 Carrriere u. Bürger, Entw: Jith Anster Werner aWinteg Frankfurt®M. LIBRARY Or THE Se E3 =! Ss > = S 3 b 7 Bar ar IKK ‚soo EN \Xo/GR BL OK 10L Ss) 5 ms [i = KR msp PV . Merspetaktäszem mden (ent) ie) ih Ans.y Werner alintor EurkhhrtM ‚gez, Carriere Lih Ansı.v Werner al } Carrıere u.Bürger, Entwicklung der Mauerbiene Taf9. N Be D u Bu ns i j R 2 . u . \ - h ) 3 “ - » | 52 . u L Bu a = D v T - * \ a 2 > x * 1 8 ö \ - ‘ ü 0 TL Ya x . = r \ « » j \ - Ta er 2 A ; ' k ! \ % RE Ö F NED" \ un. Pr LIBRARY OF THE UNIVERSITY of ILLINOI: 780% ventkl Carriere h u. Bürger, En nie Bu Tab. AM. mst 1508 nbl ventkl\ o ES N DR TR Rn renkkl” \ zn ; Pr mst 150. ms „vdk nu mst 2 9 ; % £% IT ne Bl m sh bb, nbl mst ng der Mauerbiene. Taf. 10. LIBRARY Ok THE UNIVERSITY aFILLINON: LIBRARY OF THE “INIVERSITY of ILLINOI: Nova Acta Acad. CL.CG6.Nat. Gır Vol.LXD. 1329. Ned rentkl ® nbl mst Carriere u. Bürger, Entwi TabAMM. \ 'wes dims £ A entk l. dıms 152. BZ, coel . 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