ICAL GARDE 3 LAU En? = |: „ N N F FRIEDLÄNDER A S0 Bu c hh er € 1 n NE u An Near EN — e D 2 er a a ex 1 = 4 m — 1 2 eßbaren Schwaͤmme d ens 4 Oeſterreichiſchen Kaiſerſtaates. NN Von Leopold Trattinnick. Wien und Trieſt, in Geiſtingers Buchhandlung, 1809. „5 d Et. a b 5 f 1 (RAR U — 7 - bi ER . 2 on N 0 8 1 * * > D N. * . U % 5 0 x I“ 1 2 2 7 ! TE ar AL 4 * * * er 1 . Seinem geliebteſten Vaterlande, a dee m gluͤcklichen Vaterlande ſo vieler thaͤtiger und tugendhafter Bürger, ſo e und ausgezeichneter Gelehrten und Kuͤnſtler, ſo erhabener und unuͤbertrefflicher Helden, der Wiege des Adels, der Heimath der heiligſten Religion und der reinſten Sittlichkeit, dem Sitze der gerechteſten, weiſeſten und beſten Monarchen widmet dieſe Schrift, fo unbedeutend fie auch immerhin ſeyn mag, a ls ein geringes Merkmahl feiner feurigſten Liebe, feiner unbegränzten Verehrung. und feiner wahrhafteſten Anhänglichkeit aus unbefangener Seele und lauterſtem Antriebe f der Verfaſſer. h ne Nen! A | Ka re. 5 * Is sr 5 70 555 1 g — En {ir “4 BIN 5 “ ir „ 2 ee ae e, mn | = 2: sr N . 7 2 7 us i 148 En a 2 N Be 1 N 5 oh B N 8. 5 e 1 DER . AR * 7 1 ‚fl N Au 5 ze x Ex ER 10 1% vr * y j 1 * a ans 8 l he { 13 DE » i r 55 5 6. RT NEE N HR R 5 g Du dan : 3 . * 7 Be 2 15 2 48 * * N A . 8 4 442222232422 = 2222238444 4444382 4422 Vorrede. rr Bald nach der Erſcheinung des ſechsten Hef- tes von meinem größeren Schwammwerke, welches den Titel: Oeſter reichs Schwaͤm— me, fuͤhret und ebenfalls wie das gegenwaͤr⸗ tige auf Koſten der Joſeph Geiſtinger⸗ ſchen Verlags handlung erſcheinet, wurde ich von einigen ſehr anſehnlichen Maͤnnern auf eine nicht weniger humane als nachdruͤckli⸗ che Weiſe aufgefordet, ein eigenes Werk von den Giftſchwaͤmmen des Vaterlandes zu ſchreiben. Meine tiefe Verehrung fuͤr die⸗ ſe Herren, das Ehrenvolle ihres Zutrauens und meine warme Theilnahme an den Drang⸗ falen der leidenden Menſchheit und vorzuͤg⸗ lich meiner biedern und guten Mitbürger lie⸗ ßen mich nicht lange im Ungewiſſen, was ich thun ſollte. Es wurde mir zwar ſchwer, VI und koſtete mich ſo manches nicht unbedeu⸗ | tende Opfer Ich mußte daruͤber einen aro- ßen Theil meiner angefangenen und fuͤr mich weit vortheilhafteren Arbeiten brach liegen laſſen, ich mußte den Wuͤnſchen und Forde⸗ rungen meiner Freunde auf die Dauer die⸗ ſes Geſchaͤfts die Genuͤgeleiſtung verſagen, ich mußte meinen besaurus botanicus in der Fortſetzung unterbrechen u ſ. w. Doch was für ein Opfer koͤnnte auch einem gutgeſinn⸗ ten Staatsbürger zu theuer ſeyn, wenn es darauf ankommt, Ungluͤcksfälle zu verhüten und dem Vaterlande ſelbſt einen reellen Dienſt zu erweiſen? Ich entſchloß mich alſo mein Moͤglichſtes zu thun und mein Schifflein flott zu machen um in den Litterariſchen Ocean hinauszuſegeln und dann, mit Schägen reich beladen, in mein liebes Vaterland wie⸗ der zuruͤckzukehren. Aber die Idee: gerade von Giftſchwaͤmmen zu ſchreiben, wollte mir nicht behagen! Ich legte meinen Gon nern die Grunde vor, die mich beſtimmten, lieber die eßbaren Schwaͤmme abzuhandeln und fie waren fo gluͤcklich, ihren Beyfall zu erhalten. Das Weſentliche dieſer Gruͤnde beſtand ungefaͤhr im Folgenden: a) daß es genug ſey, die eßbaren Schwaͤmme gut zu VII kennen um ſich vor den giftigen zu huͤten, weil vor der Hand alle jene, die hier nicht mit aufgenohmen worden, für ſchaͤdlich und giftig zu halten wären; und daß bı die Zahl der eigentlichen Giftſchwaͤmme noch nicht gewiß ware, theils weil man die Eigenſchaf— ten ſo vieler Hundert Schwaͤmme noch gar nicht beobachtet hat, theils weil ſelbſt uͤber die als giftig berufenen die Meinungen der Sachkundigen noch ſehr getheilt, und wirk— lich viele Gruͤnde vorhanden ſind, ihre ab— ſolute Schaͤdlichkeit zu bezweifeln, wie man dieſes aus dem, was am Ende meiner Einlei— tung geſagt wird, zur Genuͤge erſehen kann. Man hat die Anſtalten getroffen, daß auch von dieſen eßbaren Schwaͤmmen eine zweyfache Ausgabe, naͤhmlich: die eine mit den Wachsfiguren und die andere mit illumi⸗ nirten Kupfern feilgebothen werden konnte. Da aber in der gegenwaͤrtigen Sammlung ei⸗ nige Arten wieder aufgenohmen werden muß⸗ ten, die in dem aͤlteren Schwammwerke ſchon abgeliefert waren; fo hat der Herr Verle- ger mit meinem Einverſtaͤndniß beſchloßen, fuͤr diejenigen Abnehmer des Cabinets (der Wachsſiguren) dieſelben Stuͤcke aus dieſer ges VIII genwaͤrtigen Collection zuruͤckzunehmen und vom Preiſe abzuziehen, welche bereits in dem mycologiſchen Cabinete der Oeſterreichiſchen Schwaͤmme abgeliefert und gefertiget wor⸗ den. In Hinkunft ſollen aber in dem nunmehr wieder fortzuſetzenden mycol. Cab. d. Defterr. Schw. keine von denen Arten wieder erſchei⸗ nen, welche in der gegenwaͤrtigen Sammlung der eßbaren Schwaͤmme enthalten ſind. Mein Auftrag bezielte ein Werk, welches einerſeits durch triviale Sachkenntniſſe und populaͤren Vortrag zur praktiſchen Anwen⸗ dung tauglich; aber auch zugleich ſo einge⸗ richtet ware, daß auch andere Leute als Koͤ— che und Marktrichter darin ihr Intereſſe finden duͤrften. Dieſer Abſicht bemuͤhte ich mich, ſo gut ichs vermochte, zu entfprechen. Ich ließ daher alles dasjenige weg, was nur allein für Gelehr⸗ te von Profeſſion verdaulich zu ſeyn ſchien. Was aber weſentlich zur Kenntniß der Sache gehoͤret, und ſollte es auch noch fo neu und noch fo ernfthaft ſeyn, das ſuchte ich alles im buͤndigſten Zuſammenhange zu geben. Fuͤr die Mühe und Anſtrengung der Aufmerkſam⸗ IX keit, die vielleicht manchem meiner Leſer dieſe Lectuͤre koſten mag, ſuchte ich ihn durch ei— ne gefaͤllige Schreibart, durch eingemengte, vielleicht nicht ganz unwirkſame Epiſoden, durch originelle Anſichten der Dinge und durch fo manches Blümchen der Redekunſt ſchad⸗ los zu halten. Ich hoffe naͤhmlich dadurch zu bewirken, daß der Zerſtreuung vorgebeugt werde und daß man das Trockne und das Ernſthaftere um fo viel aufmerkſamer ſtudi— ren werde, da ich meinen Gaͤſten das Gericht durch die eingeſtreute Würze ſchmackhafter zu machen getrachtet habe. Die Einleitung iſt erſt nach ganz vol⸗ lendetem Werke geſchrieben worden; und da ich das Errando discimus vorzüglich auf mich ſelbſt anwende; fo bitte ich, aus jener die Be⸗ richtigung zu ſchoͤpfen, wenn etwa in dem Werke ſelbſt ein Widerſpruch aufſtoßen ſollte. Der menſchliche Geiſt erweitert ſich alltaͤglich durch Erfahrungen und Vernunftſchluͤſſe, und ſo aͤnderte ſich auch in dem meinigen man⸗ che ſchon früher geſchilderte Anſicht Ich haͤtte noch ſehr viel zu ſagen gehabt, was mir die abgeſteckten Gränzlinien aufzuneh⸗ men und auszuführen verwehrten. Sollte ich aber erfahren, daß man dieſes Wenige mit Zufriedenheit aufgenohmen und noch mehr uͤber dieſe Materie zu leſen wuͤnſche; ſo könnte ich mich wohl einſt noch entſchluͤſſen, den Wuͤnſchen meiner Freunde zu begegnen, ihnen uͤber die Natur der Schwaͤmme et⸗ was ſehr Ausfuͤhrliches und ein mit zahlrei⸗ chen Belegen aller Art Penn Saukhuc, zu liefern. Wien den 6. Dezember 1808. Der Verfaſſer. Einleitung. “ Die großen und raſchen Fortſchritte unſerer Phy— ſiker in Erforſchung der Naturkraͤfte, fo ſehr fie auch immer Beyfall und Erſtaunen verdienen mo— gen, ſie begraͤnzen ſich noch immer mit dem Um— fange des Naturreiches der anorganiſchen Korper, der Stoffe, woraus die Natur ihre Miriaden von Weſen conſtruirt, und in die ſie, nach geendig— ter Beſtimmung, wieder zuruͤckzukehren ſcheinen. Wagt es auch manchmal ein kuͤhner Geiſt, die Geſetze der organiſchen Natur entziffern zu wol— len; ſo zeigt ſich nur zu bald der große Abſtand zwiſchen der Feinheit der Natur und der Stumpf— heit des Menſchlichen Vermoͤgens, und wenn wir eine Zeitlang mitleidig zugeſehen, wie er die Wir⸗ kungen der uns gaͤnzlich unbekannten Lebenskraft aus mechaniſchen Regeln zu erklaͤren verſuchte, wie er da der Natur, von einſeitigen Beobachtungen geleitet, Geſetze vorſchreibt, die ſie bey der erſten XII Unterſuchung durch Ungehorſam verſpottet; ſo er— roͤthen wir vor der Schande, die unſere Eitelkeit auf einmal von dem hoͤchſten Gipfel des Stolzes bis zur Unmuͤndigkeit des Kindes herabſchleudert, und wir finden zum Aushaͤngſchilde fuͤr die gelehr— ten Hirngeſpinſte dieſer mechaniſchen Phyſiologen eine Deviſe, die allen zukuͤnftigen Sophiſten zur Warnung dienen ſollte und die uns in vier Worten das Schickſal aller der Schwindelkoͤpfe ſchildert, welche ihrer Menſchlichkeit vergeffen, ſich in die hohen Regionen der Feſſelloſen Geiſter ver— ſteigen, und halb ſpoͤttelnd, halb bedauernd rufen wir ihnen nach: Icarus Icarias nomine fecit aquas! Iſts wohl moͤglich, daß wir ſo thoͤricht ſeyn koͤnnten uns einzubilden, über Zeugung, Wachs— thum und Lebenskraft Genugthuung und Auf— ſchluͤſſe zu erhalten, während wir noch keiner im Stande ſind, auch nur die innere Natur der Me— talle, der Salze, des Feuers, der Cryſtalliſation, der chemiſchen Verwandtſchaft u. d. gl. zu erklaͤ⸗ ren? Mit welchen Nahmen wuͤrden wir wohl den Mann bezeichnen, der es wagen wollte, vielleicht von der bloſſen Analogie geleitet, die innere Ein- richtung und die Naturprodukte der andern Welt— koͤrper uns ſinnlich darzuſtellen? und dennoch iſt der Sprung von der chemiſch-mechaniſchen Welt XIII zur organiſchen noch weit großer als der von der Erde zu den Geſtirnen! Zwar hat die Natur, wenn ich ſo ſagen darf, ihre Ruhe, oder vielmehr An— fangspunkte, von welchen ſie ausgeht, gewiſſe Kräfte, gewiſſe Formen, gewiſſe Erſcheinungen nach mehrerley Richtungen hin bis zu mancherley bald hoͤheren bald niedrigeren Graden der Vollkom— menheit in Verbindung mit ſehr heterogenen Ver— haͤltniſſen zu verbreiten, und ſo iſt zum Ex. das allereinfachſte Thier und die unvollkommenſte Pflan: ze jedes in ſeiner natuͤrlichen Ordnung auf einen ſolchen Punkt geſtellet, welche einander ſehr nahe kommen; aber von dem einen aus entfaltet die Nas tur Willkuͤhrlichkeit, Begierde, Geſchlechtstrieb, Hunger und Durſt, Selbſtſucht, Neigung und Abſcheu; von dem andern hingegen nur Reizbar— keit, periodiſche Entwicklung, Reprodukzions-Ver— moͤgen, Dauerhaftigkeit und Wiedererweckung der Fortpflanzungs-Exkretionen; von dem einen die— ſer Punkte ſteigt ſie hinauf bis zum Orangutang, bis zum Adler, bis zum Wallfiſch, bis zum Hayen, bis zur Schildkroͤte, bis zur Rieſenſchlange, bis zum Goldfiſch, bis zum Sphinx, bis zur Perlenmuſchel u. ſ. w.; von dem andern erreicht ſie die Hoͤhe der Hedona, des Hibiscus, des Antirrhinum, des Hypericum, der Musa, der Thapsia, des Cyno- morium, des Equisetum, des Fucus und des XIV Clathrus. Beyde dieſer Punkte ſind noch immer weſentlich genug verſchieden, wie zwey Arten einer Gattung (und in der That find ſie auch nichts ans ders als zwey verſchiedene Abkömmlinge der orga— niſchen Schöpfung !) fie mögen demnach einander, wie immer nahe kommen; fo bleibt doch immer der Thierheit die Willkuͤhr, und der Vegetabilität die Ernaͤhrung ohne Magen ausſchluͤßlich! | Bey der Betrachtung der organiſirten ? We⸗ fen muͤſſen wir vor allem uns überzeugen daß es ein großer Fehler ſey, wie auf einer Leiter von den Stufen der gemiſchten Körper zu den. me drigſten Graden der Thiere und der Pflanzen hinauf klettern zu wollen! Wir muͤſſen vielmehr zuerſt jenen Anfangspunkt aufſuchen, von wel⸗ chem die Natur ausging, als ſie den Plan der organiſchen Schöpfung ergriff, wir muͤſſen am allererſten die einfachern und, wenn ich fo ſagen darf, die unvollkommneren Verſuche der Schoͤ⸗ pfung ſtudiren, auf welche in aufſteigender Reihe beſſere, kuͤnſtlichere, zuſammengeſetztere folgen, und bey welchen ſich die Natur nicht ſelten wie— der einen dichotomen Weg zur Veredlung nach mancherley Zwecken gebahnt hat! Und wenn es je zu hoffen iſt, daß wir auf irgend einem Pfade in die Geheimniſſe der Organiſation eindringen duͤrften; ſo iſt dies der einzige unfehlbare, der * Natur ſelbſt am beſten angemeſſene, weil ſie im— mer nur vom Einfachen zum Zuſammengeſetzten, vom Niedrigen zum Erhabenen, vom Kleinen zum Großen fortzuſchreiten pfleget. Waͤhrend daß ſie uns dann bey der unterſten Stufe dieſer Ge— ſchoͤpfe nur kaͤrglich einige Reſultate vergoͤnnet, und irgend etwelche unſerer Zweifel entraͤthſelt, Nang wir deſto gewiſſer, indem wir ihre Spu— ren Schritt fuͤr Schritt verfolgen, mit jeder hoͤ— heren Stufe zu neuen und hoͤheren Geheimniſ— ſen und am Ende wohl ſelbſt zu den hoͤchſten und wichtigſten, die man nur irgend in dem Buche der Natur zu finden ſich ſchmeicheln darf! Schon bey dem erſten Blicke auf die orga— niſche Welt, wir mögen fie von was immer für einer Seite betrachten, unterſcheiden wir zwo ganz verſchiedene Naturen, eine animaliſche und eine vegetabiliſche. Jene nicht etwa ein bloßer Abkoͤmmling der letzteren, hat vielmehr ihren Ur— ſprung, ihre niedrigſte Stufe ganz nahe an der Seite der vegetabiliſchen, und die Animalitaͤt iſt daher nicht etwa nur eine erhoͤhte und veredelte Vegetabilitaͤt. Die Vegetabilitaͤt mag noch ſo hohe Stufen der Vollkommenheit und Vered— lung erreichen, ſo wird ſie ſich doch niemals der Animalitaͤt naͤhern. Und wirklich lehrt uns die Erz fahrung, daß ſich Vegetabilien und Thiere nur im— XVI mer deſto weiter von einander entfernen, jemehr ſie ſich dem hoͤchſten Grade ihrer Veredlung naͤhern. Ein Orangutang und eine Hedona find unlaͤug⸗ bar einander weit unaͤhnlicher, als ein Fadenbilz und eine Polypengattung. Dennoch hat die Thie— riſche Natur ſchon in ihrer niedrigſten Stufe eini— ge Vorzuͤge vor der vegetabiliſchen, und wir muͤſ— ſen daher bey einer Naturalmethode ganze Thierreich uͤber das Gewaͤchsreich erheben. Denn Willkuͤhr, Empfindung, und Leidenſchaften ſetzen immerhin auch eine feinere und kuͤnſtlichere Orga— nifation voraus als bloße Reizbarkeit! und wir ſe— hen uͤberdies, daß die extremen Stufen der Anima⸗ litaͤt weit erhabner ſind, als ſich jene der Vegetabi⸗ litaͤt nur jemahls erdenken laſſen! Laſſen wir nun das Thierreich in der Ferne, und wenden wir unſere ganze Aufmerkſamkeit auf das Reich der Gewaͤchſe, welches als das untere und einfachere uns auch eine fruͤhere Aerndte von Reſultaten verſpricht, die denn einſt unſere Nach⸗ koͤmmlinge in den Stand ſetzen werden, ihre Nach⸗ forſchungen auch bis in die erhabneren Gebiethe der Animalitaͤt fortzuſetzen! Doch kaum haben wir die Schwelle betret⸗ ten; durch die wir in das ſchoͤne Reich der Flora eintreffen; ſo bemerken wir auch ſchon, daß ſich die Natur überall gleich bleibe, und daß ſich die XVII Vegetabilien eben fo in phaͤnerogamiſche und ery— ptogamiſche, wie die organiſirten Körper uͤber— haupt in Animalien und Vegetabilien abtheilen. Aehnliche Zertheilungen erfahren wir nachher, in aufſteigender Reihe ſowohl unter den Phaͤneroga— men wie unter den Cryptogamen. Und alle dieſe Seitentheile oder Strahlen aus dem Mittelpunkte der anfangenden Vegetation ſind von ſolcher Be— ſchaffenheit, daß ſie eben ſo uͤber einander geſetzt werden koͤnnen wie Thierreich und Gewaͤchsreich, ohne uͤbrigens einen eigentlichen Zuſammenhang und eine Gemeinſchaft als die der Vegetabilitaͤt, der Phaͤnerogamie u. ſ. w. zu haben. Denn die Phaͤnerogamen ſind allerdings edler als die Crypto— gamen, die Completen edler als die Verworrenen, die Normalpflanzen edler als die Verwandten u. ſ. mw *). Aber hoͤchſt merkwuͤrdig iſt, daß die großen Maſſen der natuͤrlichen Familien des Gewaͤchsreiches ſaͤmmtlich in ihrer unterſten Stufe ) Ich beziehe mich hier auf meinen Merhodus naturalis plan- tarum, an deſſen Ausführung ich ſchon ſeit vielen Jahren arbeite, wovon auch bereits im J 1602 ein ſehr unvollkom⸗ mener Ent wurf erſchienen iſt, und welchen ich nun bald in einer ganz veraͤnderten Geſtalt den Freunden der Botanik vorlegen zu können hoffe, ungeachtet ich ſehr überzeugt bin, daß man noch unendlich viel zu verbeſſern finden werde, ehe ein ſolches Werk als complet angeſehen werden kann. Aber eben dieſe Maͤngel muͤſſen erſt bekannt werden, um durch Mitwirkung anderer berichtigt und ausgefüllt werden zu koͤnnen. B XVIII i f von Schwaͤmmen oder Schwammartigen Geſchoͤ⸗ pfen beginnen; denn die Verworrenen haben z. B. Cynomerium und Balanophora aufzuweiſen, ſo wie die weit erhabeneren Completen aus der Unmuͤn⸗ digkeit der Aphyteja emporſteigen, einer Pflanze, die fo ganz Schwamm iſt, daß fie ſogar den Geruch und Geſchmack mit dieſer Familie gemein hat, die nach ihrer Geſtalt zu den Lytothecien, nach den Ne⸗ ben⸗Organen zu Hydnum gezahlt werden müßte, die aber dennoch ſo vollſtaͤndig gebaut iſt, daß fie Kelch, Blumenblaͤtter und Nectarien, Staub⸗ gefaͤſſe und Pollen, Narben und Fruchtknoten, entfaltet, ſo wie ſie auch am Ende eine große Frucht, eine deutliche Beere hervorbringt! Schwaͤmme oder Schwammartige Gewaͤchſe. ſind es alſo, in welchen die Natur ihre ſimpeln Anfaͤnge der Vegetation uns vor die Augen ge— ſtellet, in denen ſie die geringſte Complication ihrer Verfahrungsweiſe in Bildung, Erhaltung und Fortpflanzung der Gewaͤchſe ſich zur Maf- regel genommen, und in welchen ſie es uns ſo— dann am leichteſten gemacht hat, ihren Geheim⸗ niſſen auf die Spur zu kommen, und ſowohl uͤber Vegetation als Organiſation uͤberhaupt ei— nige ach! ſo wuͤnſchenswerthe und fuͤr die Menſch— heit in mehrerley Abſichten hoͤchſt wichtige Auf— ſchluͤſſe zu erhalten. | | XIX Im ſtrengen Sinne find es zwar nicht die Schwämme ſelbſt, ſondern die Byſſusartigen Ve— getabilien, die ich fuͤr die einfachſten und dem Anfangspunkte der Vegetation am naͤchſten an— gehörigen Gewaͤchſe erkenne: aber beyde zuſam— men machen in meiner Naturalmethode eine be— ſondere Abtheilung, die Cohorte der Schwamm— artigen (Fungosae) aus, und umfaſſen zuſam— mengenommen die ganze Abtheilung der Perſoon— ſchen Fungorum Gymnocarpium. Ueberdieß hat es mit den Byſſusartigen Gewaͤchſen noch ein be— ſonderes Verhaͤltniß, das uns veranlaßt, nicht ſie, ſondern vielmehr die eigentlichen Schwaͤm— me in die Categorie der einfachſten und uran— faͤnglichen Vegetabilien zu verſetzen. Man hat naͤhmlich bereits an mehreren derſelben die Er— fahrung gemacht, daß ſie unter gewiſſen Um— ſtaͤnden, die ihre weitere Entwicklung beguͤnſti— gen, ſich in wirkliche Schwaͤmme, in Thelaepho⸗ ren, Boleten u. d. gl. verwandeln; und man zweifelt alſo mit vielem Grunde an der Weſent⸗ lichkeit dieſer Familie, die vielleicht nichts ande— res, als unvollendete Auswuͤchſe der Schwaͤmme enthaͤlt, die wegen Mangel des Lichts, der Luft u. ſ. w. gehindert waren, jenes Organ zur Reife zu bringen, das bey den Schwaͤmmen zugleich die Stelle der Blumen und der Fruͤchte vertritt, B 2 XX 5 und wofuͤr ich in meinem Werke über die Der ſterreichiſchen Schwaͤmme den Kunſtnahmen des Fruchtkoͤrpers (Encarpium) feſtgeſetzt habe. De- matium bombycinum und Mesenterica argen- tea ſind nach der Beobachtung des Palisot- de- Beauvois (ſ. Annales du Mus. d'hist nat, Cah. 46. IV. Année p. 334 et seqq.) und ſogar ſchon nach der Erfahrung des Vaillant (S. deſſ. Bota- nicon Parisiense p. 41.) nichts weiter als Stu— fen eines unausgebildeten Boletus, ja ſie koͤnnen fogar in einer gewiſſen Lage zur Himantia wer⸗ den. Ich ſelbſt habe dieſe Beobachtung oͤfters wie— derhohlet, und ich habe ein Exemplar vor mei— nen Augen, in dem man es deutlich ſieht, wie die ſich durchkreuzenden Faͤden des Dematium ſich gleichſam zuſammenſtricken, um die Löcher eines Boletus zu bilden, welcher nichts weiter als Boletus (Poria) Fimbriatus Pers. iſt. Rhi- zomorpha subcorticalis wird nach Palisot- de- Beauvois (a. a. O. p. 338.) zu einem Boletus, und die Himantia domestica habe ich immer als einen Vorbothen des Merulius destruens be- obachtet, ſo daß ich ſie fuͤr nichts weiter als fuͤr das Mycelium des letzteren erkennen kann. Ra- codium cellare entſteht in ſehr feuchten Kel— lern und auf vollen alten Weinfaͤſſern, verwan— delt ſich aber in Dematium Bombycinum, wenn | XXI es trockner wird. Racodium Corium habe ich in Weinkellern auf ploͤtzlich geleerten Weinfaͤſ— ſern, vorzuͤglich aber an den untergelegten Bal— ken (Sattel) aus Dematium Bombycinum wer— den geſehen, wenn zugleich eine trockne Jahrs— zeit und ein geoͤffneter Luftzug die ſchnellere Aus— trocknung des letztern bewirkte, und eine von mir neuentdeckte weiße Art von Rhizomorp a, die im friſchen Zuſtande unertraͤglich nach Ka— tzenurin ſtinkt, und in Brunnroͤhren und tiefen Kellern wohnet, hat endlich gar Scheibenfruͤchte (Orbillae Achar:) getragen. Ich habe ſie einſt⸗ weilen abgebildet, und ihr, da ſie eine ganz neue Species iſt, den Nahmen: Cornicularia subter- ranea beygelegt. Mehrere Beyſpiele ſcheinen vor der Hand nicht noͤthig zu ſeyn, um meine obige Aſſertionen zu bekraͤftigen und uns gegen die ganze Familie der Byſſusartigen Gewaͤchſe miß⸗ trauiſch zu machen. | | Von allen Vegetabilien ſcheinen demnach die Schwaͤmme am beſten geeignet zu ſeyn, uns in die Geheimniſſe der Vegetation einzufuͤhren und ſolchergeſtalt ſelbſt über das große Raͤthſel der organiſchen Natur einige Aufloͤſung zu verheiſſen. Allein es ſtoͤßt uns hier eine Frage auf, die nothwendig eher beantwortet werden muß, als wir an weitere Folgerungen zu denken und XXII erkühnen duͤrfen! Was iſt ein Schwamm? In Voigts Magazin der Phyſik und Naturge— geſchichte VIII. Bds. 4. Stuͤck S. 80 ſagt Per⸗ foon: Ein Schwamm iſt eine Pflanze, die fi) bloß als nackete Fruktifikations-Theile darſtellt; und in feiner Synopsis fungorum edit. 1 ma. de⸗ ‚fine er ihn mir folgenden Worten: Fungus est vegetabile simplicissimum, solummodo partes fructificationis aut potius, dum ut plurimum jam maturescens invenitur, fructum sensu latiore sumtum, nudum exhibet. In beyden dieſer Defl? nitionen fehlt ein weſentlicher Theil, der Schwamm ſelbſt, denn die Frucht des Schwammes iſt eben ſo wenig der Schwamm, als die Wallnuß ein Nuß⸗ baum. Beſſer und vollſtaͤndiger iſt daher folgende des Hrn. Dr Haberle (S. deſſ. Commentar, z. d. Bertuch. Taf. d. allg. Nat. Geſch. Gewaͤchsreich I. Bds. 1. Thl. S. 66.) welcher ſagt: Schwaͤm⸗ me ſind fleiſchige oder ſaftige Gewaͤchſe, ohne Luft— gefaͤße und Saamenlappen, ſo wie ohne Laub und beſondere Geſchlechts- oder Befruchtungsorga— ne, die ihre zur Fortpflanzung dienende Brut (in geringerer Anzahl, als bey den Pilzen) in einem freyliegenden Haͤutchen — dem Schurz — (Hymenium) erzeugen. Allein auch dieſe Defini⸗ tion hat einen Fehler, ich meyne den der zu großen Weitlauftigfeit. Darf ich es wagen, an ih⸗ -@ | ! XXIII rer Stelle eine andere neue zu verſuchen; ſo iſt mir ein Schwamm ein Vegetabil, das aus dem Schwammgewaͤchs und aus dem Fruchtkörper beſtehet. Schwammgewaͤchs und Fruchtkoͤrper find aber zwey von mir neu. eingeführte Kunſt— termini, wovon es alſo meine Pflicht iſt, hier eine beſtimmte Erklaͤrung mitzutheilen. Unter Schwammgewaͤchs (Mycelium mihi, oder Carcithium Neckeri) verſtehe ich je— ne Gallertartig-faſerichte Subſtanz, welche mei— ſtentheils nur unterhalb ihres Standortes ausge— goſſen, bloß die Funktionen des Wachsthumes und der Ernaͤhrung zu verrichten beſtimmt iſt. Dieſes Schwammgewaͤchs iſt bisher von den mei- ſten Schwammforſchern faͤlſchlich fuͤr die Wurzel der Schwaͤmme gehalten worden. Leider! war dieſer Irrthum die Urſache, warum man es bis⸗ her faſt gaͤnzlich vernachlaͤſſigte, da es doch zur Unterſcheidung der Arten eben ſo weſentlich und nothwendig iſt, als bey den phaͤnerogamiſchen Gewaͤchſen der Stengel und die Blaͤtter! In der That iſt es auch weit mehreren Veraͤnderun⸗ gen unterworfen, als Mancher ſich einbildet! Es iſt einjaͤhrig, oder perennirend, es liegt ent⸗ weder ganz unter der Erde, oder uͤberſteigt ſei⸗ nen Standort und bildet einen Schwammfilz XXIV (Symphoresis), e ein Gegenſtück vom Rhizoma der Sexualpflanzen, oder einen Wulſt (Volva), oder ein Mittelgewaͤchs (Scleromium) wie bey dem Zunderſchwamme u. ſ. w. Auch diſtinguirt ſich das Myeelium“ durch ſehr mannigfaltige Modififas tionen des Geruches, der Farbe, der Conſiſtenz, und beſonders durch das Verhaͤltniß ſeiner Fibern zu der Maſſe der Gallertartigen Feuchtigkeit, Ver⸗ haltniſſe, worauf es ganz beſonders ankommt, ob die Art ſchneller oder langſamer vegetiren, anſehn— liche oder nur hagere Fruchtkoͤrper hervorbringen ſolle u. d. gl. Nach meinem Sinne iſt alſo gerade das Mycelium ſelbſt der Schwamm, was ſonſt die Pflanze ohne Bluͤthen und ohne Frucht dar- ſtellet, das Vegetabil, das man verſetzen, zerthei— len und pfropfen kann, und welches man wirklich auf eben die Weiſe zur Vermehrung ſo mancher eßba⸗ ren Schwaͤmme, beſonders der Champignons (Aga- ricus Pratella campestris P.) verwendet, das oft mit Erde verunreinigt, den Nahmen des Schwamm— ſteines (piatra fongaja) fuͤhret, und wodurch der Freyherr v. Jaquin der jüngere den Boletus tube- raster aus Neapel nach Wien verpflanzt und allda wie eine andere Pflanze im Gewaͤchshauſe er⸗ zeugt hat. Das Schwammgewaͤchs hat eine ſtarke Analogie mit gewiſſen Flechtengattungen, beſonders mit den Gallertartigen (Collema Ach. d. i. der 6. \ XXV Unterabtheilung der Gattung Parmelia!) und. noch mehr mit gewiſſen Phycaͤen, oder Waſſeral— gen, als z. B. mit Ulva, Batrachospermum u. d. gl. deren Subſtanz eben ſo Gallertartig und mit Fibern durchwebt iſt. Da aber die Flechten bloß uͤber dem Standorte und die Phyeaͤen bloß un- ter dem Waſſer vegetiren, ſo iſt bey den erſteren kein Grund vorhanden, warum ihre Fruchtor— gane von den vegetativen ſo ſtark verſchieden ſeyn ſollten, wie die Fruchtorgane der Schwaͤmme. Dagegen fructificiren die Phycaͤen ganz unter dem Waſſer, und wir koͤnnen ihnen deßwegen noch weniger Heterogenität zumuthen als den Flechten, da ihre Fructification nicht einmahl aus der Maſſe des Vegetabils hervorbricht, ſon— dern nur eine Art von Geſchwulſt hervorbringt, über die ſich das Gewaͤchs durch Proliſication fortſetzet und verlängert. Das Schwammgewaͤchs vegetirt auf eine von den uͤbrigen Gewaͤchſen hoͤchſt verſchiedene Weiſe, naͤhmlich nicht in pa— raleller Richtung nach aufwaͤrts, ſondern viel— mehr in Schlangenlinien und ſich durchkreuzen⸗ den Geſtricken. Die Fibern desſelben durchweben ſich im Fortwachſen, und haͤufen ſich unter ge— wiſſen Umſtaͤnden wie ein dichter Polſter an. Dieſes Zuſammendraͤngen vermehrt aber, bey fort— waͤhrend guͤnſtigen Umſtaͤnden, die Vegetations⸗ XxVI 8 kraft bis zum Uebermaß. Das Vegetabil inder nicht mehr Raum genug ſich zu vergroͤßern und ſeine Nahrung fuͤr ſich ſelbſt zu verwenden. Es ſondert alſo, um ſich zu erleichtern, einen Theil ſeiner Subſtanz aus ſeinem Innerſten aus (und dieſes iſt gerade der gebildetſte, der feinſte Theil des Gewaͤchſes!) es bringt dieſe Ausſonderung an die freye Luft, allwo ein neuer Reitz dieſem Organ eine veraͤnderte Richtung mittheilet und es zu denjenigen Functionen beſtimmet, die wir die Geſchlechtsverrichtungen nennen. Es iſt hier nicht der Ort, dieſe Theorie noch weiter ins Detail zu verfolgen: aber dieß wuͤnſchte ich doch der Aufmerkſamkeit eines jedweden Naturforſchers be⸗ ſonders zu empfehlen, daß eine Erklaͤrung natuͤr⸗ licher Erſcheinungen in der organiſchen Welt nie⸗ mahls ſo wie der Gang einer Pendeluhr aus der Mechanik, ſondern einzig aus den von der Hand des Schoͤpfers den Weſen zugetheilten und mit ihrer Exiſtenz innigſt verbundenen Kraͤften, aus Einwirkung der aͤuſſerlichen Dinge und Gegen— wirkung der Lebenskraft erklaͤrt werden muͤſſe, nicht aus der Attraction, Impenetrabilitaͤt, Schwere, Elaſticitaͤt u. ſ. w. | Was den Fruchtkörper (Encarpium) betrifft; fo habe ich zwar ſchon im Vorhergehen⸗ den Einiges gemeldet, woraus man erkennen kann, XXVII was ich darunter verſtehe. Allein man wird es hoffentlich auch nicht für uͤberfluͤſſig halten, hier noch Einiges nachzutragen, was uͤber dieſen Ge— genſtand noch mehr Licht zu verbreiten taugen duͤrfte? Der Urſprung des Fruchtkoͤrpers iſt, wie wir ſchon wiſſen, aus der innerſten Subſtanz, und gleichſam aus dem Marke des Myceliums- Da er ſeinen Zuwachs nicht unmittelbar von außen, ſondern aus der ſchon homogeniſirten Subſtanz des Vegetabils erhalt, fo iſt es nicht ſchwer zu begreifen, warum er immer viel com— pacter, feiner und reiner iſt, als das Mycelium. Sein Geruch iſt nicht der Geſtank der Faͤulniß, ſondern ein geiſtiger Hauch des Lebens, und wenn das Mycelium wie immer den bekannten fatalen mephitiſchen Schimmelgeruch verbreitet; ſo uͤber— wiegt in dem Encarpium der Geruch des Wei— tzenmehles, mit Ammoniak mehr oder weniger ge— miſcht; mit einem Worte, ſein ganzer Charakter gleicht dem der Saamenfeuchtigkeit, die bey den Pflanzen in den Bläschen des Pollen und bey den Thieren in den Teſtikeln enthalten iſt. Da man das Mycelium bisher nur für eine Wurzel gehalten hat; ſo war es ſehr natuͤrlich, daß man auch die Natur des Encarpiums verkannte. Ueber⸗ haupt zu ſagen, betrachtete man dieſes als den Schwamm ſelbſt, welches ungefaͤhr ſo viel ſagen XXVIII will, als wenn man z. B. bey der gemeinen Becher— flechte (Baeomyces, Scyphophoron, pyxidatus Ach.) den Thallus fuͤr die Wurzel, die Podetia fuͤr Struͤnke, die Scyphos fuͤr die Organe der Vegetation, und nur die Cephalodia fuͤr die Blumen oder Fruͤchte erklaͤren wollte. Die hier zum Augenmerk genommene Analogie des Schwan? mes mit der Becherflechte erklaͤrt uns im Gegen⸗ theile ſehr anſchaulich, daß das Mycelium in Vergleichung mit dem Thallus, die eigentliche Pflanze, das Laub (krons) oder der Schwamm ſelbſt, hingegen der aus demſelben hervorgedrun— gene Fruchtkoͤrper, er mag was immer fuͤr eine Bildung haben, nichts mehr und nichts weni⸗ ger ſey, als die fich in Frucht verwandeln⸗ de Bluͤthe des Schwammesz folglich, wenn ein Strunk vorhanden iſt, fo ſey dieß ein Bluͤ⸗ thenſtiel (pedunculus) wie die podetia des Be⸗ cherſchwammes; der Hut ſey ein gemeinſchaftlicher Blumen- oder Fruchtboden (Scyphus bey Scy- phophoron) und die Lamellen, Röhren, Köcher, Stacheln, Tuberkeln u. d. gl. ſeyen an der Stelle der Koͤpfchen (Cephalodia) die Austhei⸗ lung der Brut in ihre Fächer. Die weſentli— chen Theile des Fruchtkoͤrders find: a) das Schwammfleiſch (Perisarcium), in welchem die Fibern aber nicht mehr fo geſtrickt wie bey dem XXIX Mycelium, ſondern vielmehr groͤßtentheils para— lell laufen, und ſich ebendeßwegen dichter und feſter an einander anſchließen. b) Die befruchtende Saamenfeuchtigkeit. Dieſe wird erſt da ausge— fondert, wo der Schwammkoͤrper die feinſte Aus— bildung erlangt hat, und iſt eigentlich der reinſte Extract von der geiſtig-gallertartigen Subſtanz desſelben. Man kann demnach in den meiſten Faͤllen den Fruchtkoͤrper auch wohl ein Staub- gefaͤß (Stamen) nennen, wovon der Strunk das fllamentum und der Hut die Anthera iſt. Der Pollen befindet ſich innerlich an den Seiten der Lamellen oder der Roͤhrchen, und enthaͤlt die au— ra seminalis, deſſen Kuͤgelchen jedoch nicht erſt auf den Narben der Fruchtknoten, ſondern mei— ſtens ſchon an ihrer Geburtsſtelle zerplatzen, und durch den Geiſt, den ſie aushauchen, die ganze weibliche Anlage des Encarpiums befruchten. o) Die Schuͤrze (Hymenium); unſtreitig der ausgebildet— ſte von den feſten Theilen des Fruchtkoͤrpers. Sie ift, fo viel davon bisher bekannt iſt, bey al- len Schwaͤmmen androgyn, und alſo im ſtreng— ſten Sinne der Thallus der Schwaͤmme. Der reelle Unterſchied der von ihr hervorgetriebenen maͤnnlichen und weiblichen Organe ſcheint allen Beobachtungen zufolge darin zu beſtehen, daß die männlichen Bläschen vorzüglich die geiſtigen XXX | | und riechenden Stoffe, die weiblichen hingegen, nur eine concentrirte ſpeciſike Gallerte enthalten, die durch den hinzukommenden Reitz jenes erſtern zum neuen Leben erweckt wird. Denn wir muͤſ— ſen uns erinnern, daß das Vegetabil des Schwam— mes eine Gallerte ſey, die mit Fibern gemengt iſt, welche hoͤchſt wahrſcheinlich Roͤhrenartige Schlaͤuche ſind, die ihr die Nahrung zufuͤhren und bereiten. d) Endlich die Brut (sporulae) ſelbſt, die, wie geſagt, mit dem Pollen untermengt aus dem Hymenium hervorkeimt und zur An: bauung neuer Individuen beſtimmt if. Es iſt, wie man hier ſieht, ſehr wenig Unterſchied zwi⸗ ſchen den wahren Saamen der Phoenogamen und der Brut oder den Schwammkeimen (Sporu— lae) der Schwaͤmme. Für Knoſpen kann ich aber die Schwammkeime nicht wohl halten, weil Knospen ohne vorausgegangene Befruchtung aus der Subſtanz des vegetativen Theils als wirkli— che Anfaͤnge neuer Individuen hervorkommen, hier aber ein Hy menium zugegen iſt, das immer beyde Geſchlechter enthaͤlt, und weil alle Frucht⸗ koͤrper gleich nach geſchehener Befruchtung ver— weſen oder verwandelt werden, da doch zur Er⸗ naͤhrung und Ausbildung der Knoſpen eine viel laͤngere Dauer der Communication mit dem Bo— den, aus dem ſie hervorkommen, erforderlich,; ja | XXXNI unentbehrlich iſt. Der einzige weſentliche Unter— ſchied in den Saamen der Schwaͤmme von den uͤbrigen Saamen ſcheint nur in dem Mangel der Cotyledonen zu beſtehen, welche aber nicht noͤthig find, da hier das Corculum ein purer fluͤſſiger Koͤrper iſt. Daß dieſe Theorie noch mancher Erlaͤuterun— gen und Beweiſe beduͤrfe, fuͤhle ich ſelbſt ſehr wohl. Ich werde auch noch Gelegenheit finden, einiges und anders vorzutragen, deſſen Beziehung hierauf ſehr weſentlich iſt; allein mich in ein weitlaͤuftiges Detail einzulaſſen, das erlau ben mir die Graͤnzen dieſes Werkes nicht, das doch immerhin vielmehr nur zum allgemeinen Gebrauche als zum Lehrbuche fuͤr Freunde der Mycologie beſtimmt iſt und daher nur einen Umriß des Weſentlichen enthalten darf, was wir naͤhmlich in unſern Tagen uͤber die Na— tur der Schwaͤmme ſagen koͤnnen. Schon aus demjenigen, was ich bey Erklaͤ⸗ rung der Geſchlechtsorgane angegeben habe, wird man meine Theorie Über die Zeugung und Fortpflan— zung der Schwaͤmme verſtehen. Hier muß ich noch hinzufuͤgen, daß die Geſchlechtsorgane der Schwaͤm— me ſo wie uͤberhaupt der ganze Prozeß ihrer Be⸗ fruchtung von jenem der Algencohorte (als worun⸗ ter ich in meinem Methodus die Phyceas, Licheno; sas, Mycenas, Sarcocarpas und Gasteremyces XXXII a rechne) wohl unterſchieden werden muͤſſen. Es iſt hier vor allem eine Erinnerung noͤthig, naͤhmlich dieſe, daß ſowohl die Schwaͤmme, als die Übrigen fo ebene genannten Familien der Algen eine ſehr ſtarke Nei⸗ gung haben Zwillingsgeburten hervorzubringen. Es ſind daher ſehr oft mehrere Sporulae zuſammen von einem Brutbehaͤlter (Gongylangium Bernh.) eingeſchloſſen. Allein bey den Schwaͤmmen z. B. Pe⸗ zizen, ſind dieſe Gongylangia nichts weiter als ver⸗ wachſene, dem Hymenium einverleibte Sporulae, Bey den Algen hingegen verhaͤlt ſich die Sache ganz anders. Hier find die Gongylangia abgeſon⸗ derte Organiſationen, die aus dem vegetativen Theis le der Pflanze hervortreiben, manchmahl noch wei— ter zuſammengeſetzt ſind und ein Receptaculum secundarium oder einen Polſter (Stroma) bilden. Auch befinden ſich bey den Algen die beyden Se, zualorgane nicht fo durch einander ausgegoſſen wie bey den Schwaͤmmen, ſondern groͤßtentheils in ge— wiſſer ſchon etwas ausgezeichneter Entfernung von einander. Gleichen, Buͤllard u. m. a. behaupten, daß eine gewiſſe Portion der ſpermatiſchen Fluͤſſigkeit von den Stigmaten eingeſogen und zu den Embryonen der Saamen in dem Fruchtknoten hingebracht were den muͤſſe, wenn dieſer fruchtbar werden ſolle. Allein dieſe Theorie iſt offenbar wieder zu materiell und XXXIII zu mechaniſch fuͤr die organiſche Natur! Die Grundlage jedes neu entſtehenden Vegetabils oder Thieres iſt ein ausſchließendes Eigenthum des weiblichen Koͤrpers, dem es einzig an der Materie fehlet, welche erfordert wird, um in denjenigen Organen, welche die Entwicklung des Embryo bewirken muͤſſen, eine ſolche Thaͤtigkeit durch ihren Reitz zu erwecken als hiezu erforder— lich iſt, eine Thaͤtigkeit, welche mit jener der Selbſterhaltung im Widerſpruch ſtehet, und die dann maͤchtig genug iſt, um jene entweder ganz zu unterdruͤcken, oder ihr wenigſtens das Gleich— gewicht zu halten. Um aber den zu dieſem Zwe— cke erforderlichen Reitz zu erwecken, wird eine viel feinere Operation erfordert, als man ſich gewoͤhnlich vorzuſtellen pfleget. Eine Fluͤſſigkeit kann nicht ſo weit durch dieſe uͤberaus feinen Schlaͤuche fortgeſchafft werden, als wie z. E. bey den Gefaͤſſen eines Griffels bis zu den Embryo— nen im Fruchtknoten, wenigſtens nicht, ohne durch Beymiſchung anderer gaͤnzlich veraͤndert und auf ihrem Wege ſehr lange aufgehalten zu werden. Wir ſehen im Gegentheile ſo wohl bey den Pflanzen als bey den Thieren, daß von dem Augenblicke an, als die Befruchtung geſchehen iſt, in den Organen der Geburt ſo große Veraͤnde— rungen vorgehen, daß wir geſtehen muͤſſen, die XXXIV f 8 Belebung der Embryonen muͤſſe auch ſchon von dieſem Augenblicke an Statt gehabt haben. Leiten wir dagegen dieſe großen Wirkungen von dem geiſtigen Hauche her, der aus der ſpermatiſchen Feuchtigkeit ſich entwickelt, und bey den Thie⸗ ren die Nerven, bey den Pflanzen die feinſten und reitzbarſten Gebilde beruͤhret, und ſie durch dieſe Beruͤhrung augenblicklich zu einer verkehr⸗ | ten neuen Thaͤtigkeit umſtimmet; ſo haben wir einen Begriff, der uns Genuͤge leiſten und un: ſern weitern Unterſuchungen zur Orientirung dienen kann. So koͤnnen wir z. E. gleich an den Schwaͤmmen verſchiedene irt bemer⸗ ken, die dieſe Lehre im hohen Grade zu beſtaͤ— tigen, allen andern aber zu widerſprechen ſchei— nen. Es gibt unter den Blaͤtterſchwaͤmmen, Löcher: und Stachelſchwaͤmmen mehrere, deren Hut in der erſten Periode, das iſt: waͤhrend der Perios de der Befruchtung, rings um mit dem Strun⸗ ke durch eine Haut dergeſtalt verbunden iſt, daß ſowohl der Zutritt der aͤußern Luft, als auch die allzuſchnelle Verduftung des von dem Hyme- nium ausduftenden Aethers dadurch verhindert wird. Die uͤbrigen Schwaͤmme, denen dieſe Haut mangelt, die man bald Ring (Annulus), bald Vorhang (Cortina) nennet, pflegen bald ihre Huͤte ganz und gar einzurollen, bald ſich dach— XXXV ziegelfoͤrmig und feſt anliegend zu bedecken, oder durch einen beſonderen Filz, wie keuſche Maͤd— chen ihren Buſen zu verſchleyern. Wozu dieſe Vorſicht, wenn es nicht darum zu thun ſeyn ſollte, den belebenden Duft ſo lange aufzubehal— ten, bis alle Brutkeime von demſelben belebt und zur Entwicklung neuer Individuen diſponirt worden ſind? Das Ausfallen des Saamens zu verhuͤten, kann nicht die Abſicht ſeyn, da dieſer damahls noch nicht reif und auf der Oberflaͤche des Hymenium kaum zu bemerken iſt! Viele Schwaͤmme, z. B. alle Arten von Clathrus, Phal- lus, Amanita ſind waͤhrend dieſes Zeitraumes von einer Wulſthaut (Volva) gaͤnzlich eingeſchloſ— fen, und bey dieſen iſt auch wirklich die aura semi- nalis weit fluͤchtiger und uͤberhaupt viel mehreren Gefahren des Verluſtes ausgeſetzt, als bey allen ans dern Gattungen der Schwaͤmme. Die Pezizen ſchlie⸗ ßen ihre Muͤndungen, die Helvellen und Morchellen falten ſich ſehr enge zuſammen, andere, wie die Cla⸗ varien, Spathularien, Leotien u. ſ. w., verbergen ſich unter fremden Koͤrpern, z. B. unter den Moo⸗ ſen und Abfaͤllen der Baͤume, oder ſie draͤngen ſich ſo feſt zuſammen und wachſen ſo geſellig, daß ſie ſich wechſelſeitig dieſes Beduͤrfniß des befruchten⸗ den Geiſtes mittheilen koͤnnen. Merkwuͤrdig und/ | C2 2 XXXVI wie es ſcheint, hieher gehoͤrig, iſt auch die Be— obachtung, daß bey denjenigen Schwaͤmmen, die in großen Haufen beyſammen oder aus einerley Maſſa vom Mycelium hervorwachſen, alle mit— ſammen, ſo wohl große als kleine, in einem glei— chen Zeitraume die Function der Befruchtung verrichten. Sollte man nicht hieraus den Schluß ziehen duͤrfen, daß jener ſo wunderthaͤtige Ae— ther, indem er auch nur in einigen Theilen ei— nes zuſammengeſetzten Fruchtkoͤrpers Belebung erwirkte, dennoch auf den ganzen einen ſo ſtar— ken Einfluß habe, daß alle weitere Entwicklung auf einmahl aufhoͤret, und nur allein die Des guͤnſtigung der befruchteten Brut von der ganz zen Maſſa des Encarpiums betrieben werde? Mit einem Worte: ſo bald als einmahl dieſer Geiſt diſſipirt iſt, fo hoͤret aller Wachsthum auf, nur die befruchteten Brutkeime werden noch ei— lig zum Ziel gebracht, und der ganze Fruchtkoͤr— per geht in Faͤulniß uͤber. Die Zunderſchwaͤmme konnen meiner Behauptung nicht entgegen ge— ſtellet werden! denn ihre Wiederauflebung und Erneuerung der Functionen geſchieht niemahls aus den nähmlichen Organen. Der alte Frucht— koͤrper verhaͤrtet nur, anſtatt zu verfaulen, und wird zum Standorte, ohne mehr ein Schwamm zu ſeyn. Es gibt aber auch Zunderſchwaͤmme, XXXVII die nicht perenniren. Dieſe ſind jedoch vielmehr fleiſchig als holzig, und nicht ſelten ſchwitzen ſie Waſſertropfen aus, wo man ſie denn auch, je— doch nur uneigentlich, Thraͤnenſchwaͤmme nennet. Alle weichen Schwaͤmme riechen viel ſtaͤrker, als die Holzartigen. Bey genauer Unterſuchung wird es ſich auch zeigen, daß die letztern weit weni— ger von denjenigen Blaͤschen hervorbringen, die dem Pollen der Antheren entſprechen. Bey den umgekehrten Schwaͤmmen, z. B. bey Poria, kann ferner ein fuͤr alle Mahl kein fluͤſſiges, ſondern nur ein aͤtheriſches Befruchten Statt haben, da die Lage dieſer Schwaͤmme der Lage der übrigen ent gegen geſetzt, und folglich das Abfließen einer ſolchen Feuchtigkeit nicht gedenkbar iſt. Uebrigens ließe es ſich ja ſogar mathematiſch demonſtriren, daß eine Fluͤſſigkeit, die ſo fein waͤre, daß ſie von den Narben der Schwammbrut eingeſogen wer— den koͤnnte, ſchon wenigſtens bis zur Subtilitaͤt eines Duftes verduͤnnet ſeyn muͤßte — und in dieſem Falle verdienet ſie alſo auch nicht mehr ein Liquor genannt zu werden. Iſt es aber ein Duft; ſo ſind wir ſchon an unſerem Ziele, und es koͤmmt nun nur auf den Ort an, welcher von demſelben beruͤhrt und gereitzt werden muͤſſe? Der Keim ſelbſt, oder nur das ihn enthaltende Organ? Da aber jener ſowohl feinen erſten Ur⸗ XXXVII ſprung, als ſeine ſpaͤtere Entwicklung einzig von dem letzteren herleitet; ſo ſehe ich keinen Grund ein, warum wir dem Keime dieſes Stimulans zuſprechen ſollten, da es doch im Gegentheile ſo noͤthig iſt, daß das muͤtterliche Behaͤltniß eine erhoͤhte Lebhaftigkeit erhalte, um einen neuen Koͤrper zu bilden, und aus ſeiner eigenen Sub— ſtanz zu ernaͤhren, und da es zu dem Keime auf keinem andern Wege, als durch dieſes weib— liche Organ gelangen kann! Die Reſultate, die aus dieſer Theorie entſpringen, ſind von der groͤßten Wichtigkeit; aber es iſt hier nicht der Ort dazu, ſie alle auszufuͤhren und zu beweiſen, und ich muß es daher einſtweilen der Urtheils— kraft meiner Leſer ſelbſt uͤberlaſſen, ſie heraus zu ziehen und zu verſammeln. Nur ein Paar davon ſey mir erlaubt, aphoriſtiſch zu ſkizziren, weil ſie mit der Kenntniß der Schwaͤmme uͤberhaupt ſo feſt verknuͤpft ſind, daß wir dadurch in den Stand geſetzt werden, mittelſt derſelben unſer Urtheil daruͤber mit demjenigen, was uns von den Phoͤnogamen bekannt iſt, in ein ebenmaͤßi⸗ ges Verhaͤltniß zu bringen. Die Schwaͤmme ge⸗ hören demnach La) nach der Strenge des Linnaͤaniſchen ER Syſtemes in die Gynandria Monandria. Doch mup man nicht vergeſſen, daß ich hier nur von XXXIX den eigentlichen Schwaͤmmen vede, und alle die ſchon oben genannten Algenfamilien, deren einige man bisher den Schwaͤmmen bepzutäblen ge⸗ wohnt war, davon ausſchließe. b) Die Blumen der Schwaͤmme ſind groͤßten— theils nackte Blumen, d. h.: ſie haben keinen Kelch und keine Blumenkrone. Doch machen Cla— thrus, Phallus, Amanita u. d. gl. hievon eine. Ausnahme, denn die Volva iſt bey dieſen we— nigſtens eben ſo gut fuͤr einen Calyx zu halten, als die Schlitzen der Aphyteja Hydnora. Der Schwamm ſelbſt iſt ein Staubgefaͤß, das mit dem Pollen vermengt, die Fruchtknoten ausheckt. c) Man kann alle Schwaͤmme durch den Saa— men, und die perennirenden noch uͤberdieß durch die Zertheilung des Myeceliums fortpflanzen. Als lein ein Fruchtkoͤrper, Encarpium kann nicht vers ſetzt, gepfropft oder geſteckt werden; denn er iſt nichts weiter als ein Staubgefaͤß, oder eine nackte Blume. Darum entwickeln ſich auch die abgeſchnittenen Schwaͤmme nicht weiter, waͤhrend daß ſelbſt die bloßen Eyer der Wulſtſchwaͤmme ſich auch noch außer ihrem Standorte entfalten. d) Wenn wir die hier gegebene Definition eines Schwammes hintanſetzten; ſo muͤßten wir manche Pflanzengattung dem Gebiethe der Schwaͤm⸗ me einverleiben, die doch weit naher mit den hoͤ⸗ XL heren Familien des Gewaͤchsreiches verwandt iſt, z. B. Cynomorium iſt nach feiner ganzen Sub: ſtanz ein wahrer Schwamm, und hat noch uͤber— dieß maͤnnliche und weibliche Geſchlechtsorgane ſo durch einander gemengt, wie eine Clavaria. Et⸗ was weiter entfernt waͤren dann auch die Gat— tungen Arum, Caladium, Pothos, Calla. Am- brosinia, Zostera, Dorstenia, Ficus, Mithri- datea, Cecropia, Zamia, Typha, Aponogeton, Artocarpus, Cytinus, Monotropa, Bromelia, Araucaria, Banksia u. d. gl. Allein der wahre Naturforſcher begnuͤgt ſich nicht mit ſolchen ein— ſeitigen Vergleichungen; denn wenn dieß angien⸗ ge, fo müßte man auch die Gattungen Marc- graavia und Eucalyptus, um der Calyptra willen, den Laubmooſen, die koͤpfigen Arten von Statice wegen des Ringes den Agaricis und ſo viele Arten von Ruscus, Xylophylla, Phyl- lanthus, Platilobium u. d. gl. den Farren ein⸗ verleiben. Mit dieſen wenigen Saͤtzen zufrieden, werfe ich mir nunmehr eine neue, nicht weniger inte reſſante Frage auf: Wie pflanzen ſich die Schwaͤmme fort? Die Antwort hierauf iſt mit großen Schwierigkeiten verbunden, dennoch hoffe ich, Einiges und Anderes davon erklaͤren zu konnen. | XLI Ich will, da der Weg zweyfach iſt, zuerſt die Fortpflanzung durch das Mycelium erörtern, und dann auch uͤber den andern, die Verbreitung des Saamens, mein Moͤglichſtes verſuchen. Schwaͤmme, deren Mycelium nur annuell iſt, wie bey den meiſten Arten von Ag. Mycena, Omphalia, Coprinus, von Phallus, von Peziza, von Clavaria u. d. gl. koͤnnen ſich offenbar eben ſo wenig als andere ſogenannte Sommergewaͤchſe, ſo wenig als eine Euphorbia Helioscopia durch die Zertheilung oder Ausdehnung des Schwamm— gewaͤchſes vermehren! Diejenigen hingegen, die wie ein Agaricus campestris, oder Boletus Tube- raster ein perennirendes Mycelium haben, koͤn— nen auch durch die Zertheilung desſelben, wie eine perennirende Pflanze durch die Zertheilung der Wurzeln, der Wurzelſoroſſen u. d. gl. ver⸗ mehret werden. Dieſes geſchieht denn auch wirklich ſehr haͤufig, theils abſichtlich, theils zufaͤllig, letz— teres durch Ueberſetzung der Baͤume, durch Ver— führung der Erde, durch den Verbrauch des Moor ſes, des Laubes, des Duͤngers u. ſ. w. Wir ſehen daher nirgends mehr Schwaͤmme, als in einem Gar— ten, in welchen die Gewaͤchſe aus ſehr verſchiede⸗ nen Gegenden mit ſammt dem Ballen verſetzt wor⸗ den (verſteht ſich, wenn keine andern Hinderniſſe, als z. B., Witterung, trockene Lage, oder Fleiß XLH des Gaͤrtners, das Aufkeimen derſelben verwehren!) und der k. k. Luſtgarten von Schoͤnbrunn iſt ein redender Beweis hievon! Die paraſytiſchen Schwaͤm⸗ me der Baͤume koͤnnen nur auf dem individuellen Baume fortwuchern, dem ſie angebohren wurden, und der Boletus fumosus koͤmmt in dem modern⸗ den Weidenbaume alle Jahre an einer andern Stelle mit ſeinen Encarpien zum Vorſchein, bis einmahl der Stamm abgehauen oder fein Myce- lium durch einen ſehr ſtrengen Winterfroſt ge— toͤdtet wird. Es erhellet hieraus, daß die Ver— mehrung durch das Myeelium nur ein Aushuͤlfs— und Nebenmittel iſt, wodurch die Natur die Schwaͤmme vermehret, aber lange kein ſolches, auf welches fie die ſichere Erhaltung ihrer wah— ren Arten bauen duͤrfte! In einen Standort uͤbertragen, der ſeiner Ernaͤhrung zuwider iſt, oder zu einer Jahrszeit, die das Vegetiren des— ſelben verhindert, kann es ſehr lange ruhen, ohne das Wiederauflebungs-Vermoͤgen zu verlie— ren, und nur ſtarke Hitze, oder ſtarker Froſt, oder die Freßbegierde der Inſekten koͤnnen es gaͤnzlich vernichten. Faͤulniß und Waſſer verder— ben es, aber ſchwerlich ganz und gar, und die daraus entſpringenden neuen Byſſusgewaͤchſe ſchei— nen nur corrumpirte und monſtroſe Conforma- tionen zu ſeyn, die nicht mehr Kraft genug ha⸗ XLIII ben, ihren wahren Typus darzuſtellen. Zur Zeit der Belebung vegetirt es mehr oder weniger raſch, je nachdem die Kraft der feuchten Waͤrme ſtaͤr— ker oder minder iſt. Jedoch ſcheinen die meiſten Mycelien überhaupt nur ſehr langſam, und in oft unterbrochener Thaͤtigkeit fortzuwachſen und ſich auszubreiten. Sie dringen in die Erde, und vermengen ſich mit den Partikeln derſelben. Doch muß man dieſes nicht fuͤr eine bloße Miſchung, ſondern als eine Erſcheinung anſehen, die mit derjenigen ganz einerley iſt, wann wir Stuͤck— chen Holz, Steinchen, friſche und duͤrre Blaͤt— ter, Grashalme, Vogelfedern, Fruͤchte und Saa— men, Mooſe, Inſekten-Cadaver und hundert andere Kleinigkeiten mit dem ſchnell aufgebluͤh— ten Fruchtkörper verwachſen oder durchgewachſen erblicken. Iſt ein Mycelium Paraſyt eines leben: den Baumes; fo lebt es entweder in dem Mo⸗ der desſelben, wie jene in der Erde, oder in ges faͤlten und abgeſtorbenen Hoͤlzern, oder es iſt ſo ganz und gar Paraſyt, wie die Miſtel, und naͤhrt ſich von den unverdorbenen Saͤften des Baumes. Geraͤth es, z. B. wenn ein Baum ge— faͤlt worden, durch Uebertragung in eine ſolche Lage, in welcher es nicht alle die Bedingniſſe ſeiner Entwicklung im vollen Maße antrifft; ſo uͤberwaͤchſt es ſich zuweilen ohne aller Inflore⸗ XLIV ſcenz, wie z. B. unter den Phaͤnogamen der Kopfkohl der Spargel, das Bitterſuͤß und wie Gewaͤchſe, die von einer finſtern Stelle eine lan— ge Strecke hin fortkriechen, um ſich der Spalte zu naͤhern, wodurch die Luft und das Tages- licht einbricht; oder fie bringen zwar einen Frucht⸗ koͤrper, aber nicht ihren eigenen, ſondern ein Monstrum, eine Peloria! Wir ſehen daher manch⸗ mahl mit Erſtaunen auf dem gefaͤllten Holze in der Holzkammer ganz andere Schwammgattun⸗ gen als wir kurz zuvor an den naͤhmlichen Baͤu⸗ men, da ſie noch im Walde ſtanden, bemerkten. pelorien der Phoͤnogamen entſtehen, wie ich ſelbſt beobachtet habe, wenn fremdartige Pflan— zen ſo dicht durcheinander wachſen, daß der Filz ihrer Wurzelfaͤſerchen gezwungen wird, ſich ge— genſeitig zu umfangen und zu durchweben. Da die Mycelien Gallertartig und faſt fluͤſſig find; ſo iſt es um ſo viel begreiflicher, daß zwo hete— rogene Myeelien ſich — nicht miſchen — aber doch, wie wir oben von der Erde geſagt haben, durchwachſen koͤnnen, und in dieſem Falle (wel— cher eben nicht ſehr ungewoͤhnlich zu ſeyn ſchei— net!) moͤgen wohl auch die Schwaͤmme, ſo gut wie die Phoͤnogamen zu Pelorien werden. Ich ſah nicht ſelten zwey und dreyerley Arten von Schwaͤmmen aus einem Stuͤcke hervorbluͤhen, XLV aber faſt immer nur von der gleichnahmigen Gattung, z. B. 2 Agaricos oder 2 Boletos. Der ältere, der hier ſchon laͤnger domicilirte, ſchien die Oberhand zu gewinnen und den jungen An— koͤmmling zur Annahme einer Form zu noͤthi— gen, die der ſeinigen aͤhnlich war. Oft moͤgen vielleicht die Mycelien ſelbſt einander nach Para— ſytenart ausſaugen, und bey den Schwaͤmmen kann man dieſer Nahrung allerdings einen viel wichtigeren Einfluß auf die Conformation des Encarpiums eingeſtehen, als bey den Phoͤnero— gamen. Denn wir ſehen ſchon bey den Baum— ſchwaͤmmen, wie viel von der Verſchiedenheit der Saͤfte abhaͤngt, da die naͤhmliche Art anders auf der Buche, anders auf der Eiche, anders auf dem Weidenbaume und wieder anders auf dem Maßholderbaume ſich entwickelt, wie wir dieſes ſehr leicht an Daedalea quercina, Boletus fe- mentarius, Boletus citrinus, Boletus hepati- cus, Sistotrema versicolor, Agaricus ostreatus und hundert andern beobachten koͤnnen. Wun— dern wir uns alſo gar nicht, und ſuchen wir die Urſachen ja nicht in großer Ferne auf, wenn wir auf einmahl im Walde neue Schwaͤmme be: obachten; denn wenn der Saame von einem Bo— letus in die Nachbarſchaft anderer Myeelien ge— fallen, ſo mußte das daraus entſtandene juͤngere XLVI Mycelium leiden, und allenfalls zu einer Thae⸗ lephora werden. Aber dieſer Baſtard wird bald wieder verſchwinden (außer, wenn er aufs neue durch gleiche Zufaͤlle erzeugt wird!) und die Ur⸗ arten werden daneben fortdauern, und immer die naͤhmlichen bleiben. Die periodiſche Erſcheinung der Sihbmnns koͤrper beweiſet uns indeſſen ganz deutlich, daß wir nicht allzuviel auf den Einfluß der Witte: rung anrechnen duͤrfen! Die Schwaͤmme kommen auch bey einer nicht ganz guͤnſtigen Witterung in der beſtimmten Jahrszeit zum Vorſchein, nur bleiben fie kleiner, nur erſcheinen fie etwas ſpar—⸗ ſamer, nur veraͤndern ſie ihre Geſtalt! Aber was fuͤr ein Weſen iſt wohl geneigter auszuarten, als die Schwaͤmme? Ich ſchluͤſſe hieraus, daß es bey den Schwaͤmmen eben ſo wohl wie bey den uͤbrigen Pflanzen wahre ſpecifike Unterſchiede gebe, die in den innerlichen Eigenſchaften ihrer Vegetation gegruͤndet ſind, und das Mycelium, als das eigentliche Vegetabil des Schwammes hinlaͤnglich verſchieden ſeyn muͤſſe, um uns für die Zukunft gruͤndliche charakteriſtiſche Merkmahle zur Unterſcheidung der Arten anzubiethen, da wir von der Form der Fruchtkoͤrper, wie aus dem Vorigen erhellet, nur allzuleicht betrogen werden koͤnnen. Im Uebrigen ſcheint es mir, daß XLVII dieß meiſtens nur einjaͤhrige Myeelien ſind, wel— che ſogar- genau die Periode des Emporbluͤhens beobachten und die perennirenden halten ihre Pe— rioden lange nicht ſo puͤnktlich; auch ſcheint es bey dieſen weit mehr auf die Witterung anzu- kommen, und wenn ſie alſo auch einiger Maſſen periodiſch erſcheinen; ſo hat dieſes wahrſcheinlich nur in den Verhaͤltniſſen der den Jahrszeiten eigenthuͤmlichen Witterung ihre Grundurſache und nicht in einer angebohrnen periodiſchen Abwechſ— lung von Thaͤtigkeit und Ruhe. In wie fern die Mycelien fremder Himmelsſtriche ſich an die Natur eines andern gewoͤhnen und aeclimatiſi— ren laſſen? dieß kann wegen Mangel hillaͤngli— cher Beobachtungen zur Zeit nicht entſchieden werden. Die Paraſptiſchen, ſcheinet mir, würden weit ſchwerer dahin zu bringen ſeyn, als die Erdſchwaͤmme; weil ſie von jeher Standort und Nahrung mit der Mutterpflanze getheilt haben, und alſo ein Naturell haben muͤſſen, das dem Naturell derſelbigen gleichet. Allein von den Erd— und Moderſchwaͤmmen, die einen duͤſtern und feuchten Standort haben, und deren Mycelium vielleicht niemahls die Macht der Sonnenſtrahlen erfaͤhrt, von dieſen, meine ich, moͤchten wohl viele ſich in die verſchiedenſten Weltgegenden vers pflanzen laſſen. Beſtaͤtigung fuͤr dieſe Vermu⸗ XLVIII thung finden wir, wenn wir die Flora Danica mit den Floren vom ſuͤdlichen Europa und ſelbſt von Sibirien, dem Orient und China verglei⸗ chen. Sehr naturlich! die Schwaͤmme leben ja eingeſenkt in ihrem Standorte, wie die Tange im Waſſer, und man weiß ja, daß gewiſſe Tang— arten durch die Schifffahrt in ganz entfernte Meere uͤbertragen und alldort zu einheimiſchen gemacht worden! Die andere und bey weitem die gewoͤhnlich— ſte Art der Fortpflanzung der Schwaͤmme iſt die durch den Saamen, oder die ſogenannte Schwammbrut (Sporulae). Die Saamen der Schwaͤmme zeichnen ſich von denen der uͤbrigen Gewaͤchſe durch die Erſtaunungswuͤrdige Zart— heit und durch das Corculum aus, welches eine pure verdichtete Gelatina iſt, und ſich ſelbſt die Stelle der Cotyledonen vertritt. Was den erſten Punct betrifft; ſo ſcheinen ihnen zwar die Algen (in der von mir oben angegebenen ausgedehnten Bedeutung) und feloft die Mooſe und die Far: ren nichts nachzugeben; allein dieſe enthalten doch immer ihrer viele beyſammen in einem Be— haͤlter (und in dieſem Falle find auch die Saa— men der Phoͤnogamen immer viel kleiner als an— dere !), die Schwaͤmme hingegen tragen faſt lau⸗ XLIX ter einzelne Saamen, und dennoch find diefe von der Art der allerkleinſten! Das Keimen, der Saamen glaube ich, wenn es ja erklaͤrt werden ſolle, auf folgende Art er— klaͤren zu können: Jeder Schwammſaame iſt ein nackter Keim, der aber durch den Zutritt der Luft in ſeiner Oberflaͤche vertrocknet, und ſolcher— geſtalt ein uneigentliches Saamenkorn bildet. Ge— raͤth ein ſolches Korn an den Ort, wo Feuch— tigkeit, Waͤrme und vielleicht noch ein drittes or— ganiſches Aufloſungsmittel dieſe Rinde durchwei— chen, fo ergießt ſich die Gallerte und tritt als Keim in das Meer der Elemente, die ſie fuͤttern. Allein bey einem Raiſonnement uͤber die Wirkungen oder Erſcheinungen der organiſirten Weſen ſollte es uns genuͤgen, ſagen zu koͤnnen; warum etwas geſchieht? Wie es geſchieht, angeben zu wollen, heißt abermahl die Organiſation zum todten Me— chanismus herabwuͤrdigen. Das Saamen- oder Brutkorn des Schwammes kann ſich unſtreitig ſehr lange, ja wohl viele Jahre erhalten, bis endlich einmahl alle die Bedingniſſe zuſammentref— fen, welche zu feinem Aufkeimen erforderlich find. Eines dieſer Bedingniſſe ſcheint denn auch die Jahrs zeit zu ſeyn, und dieſe periodiſche Neigung zu Feie men iſt eine Eigenſchaft, die wir nicht anders als | ur D L aus der angeerbten Urkraft der ſpecifiken Materie jeder Art herleiten koͤnnen! Die Brutkoͤrner der perennirenden Myeelien moͤgen vielleicht auf der Stelle keimen, wie ſie ausfallen, und nur erſt dann ausbluͤhen, wenn ihre Mycelien einmahl ſtark genug und gleichſam mannbar ſind. Vielleicht gehoͤret dazu auch noch der Zufall, daß ſich mehrere individuelle Myeelien von einerley Art durchwachſen! denn da die Frucht— körper mehrerer Schwammarten aus verſchiede— nen Organen zuſammengeſetzt ſind, die doch alle die Brutkorner abwerfen, wie z. B. bey den Mor⸗ cheln der Hut und der Strunk; ſo kann es wohl ſeyn, daß dieſes Durchwachſen der Mytce— lien von den Koͤrnern des Hutes und des Strun— kes erforderlich iſt, wenn wieder eine Morchel aufwachſen und beyde Organe entwickeln ſoll. Hieraus ließe ſich denn alſo die Erſcheinung der unvollkommenen Schwammgebilde erklaͤren. Ich habe mehrmahlen Boleten ohne aller Anlage von Roͤhrchen, Agariken ohne Blätter, Helvellen ohne Huͤte geſehen, die doch uͤbrigens ſo gut ausgebildet waren, daß man die Art genau be— ſtimmen konnte, zu der ſie gehoͤrten! Oefters erſcheinen in unſeren Waͤldern, auf unſeren Wieſen, in den Kellern u. ſ. w. Schwaͤm⸗ me, von denen man bisher keine Spur in der Li ganzen Gegend finden konnte, und die der zufäl- ligen Beſchaffenheit dieſer Standorte fo angemeſſen zu ſeyn ſcheinen, daß vielleicht in tauſend Jahren keiner da wachſen konnte, und in wieder tauſend Jahren keiner mehr da wachſen duͤrfte. Sind etwa die Schwaͤmme Vegetabilien, ohne alle beſtimm— te Form, und haͤngt dieſe etwa ganz von dem Einfluſſe der aͤußerlichen Umſtaͤnde ab? Der wahre Thraͤnenſchwamm (Merulius destruens P.) waͤchſt nur in Gebaͤuden und kommt unter gewiſſen Um: ſtaͤnden daſelbſt zum Vorſchein, wenn in der Nähe derſelben nur überhaupt Holzſchwaͤmme, vornaͤhm— lich Zunderſchwaͤmme wachſen. Der Herr Legati⸗ onsrath von Wehrs ſcheint die Meinung von der Einheit der Arten in ſehr ausgedehntem Sinne zu beguͤnſtigen, wenn er in ſeiner Abhandlung über den Schwamm und deſſen Vertilgung aus den Wohnungen (S, allgem. Anzeiger der Deutſchen, Jahrg. 1806 v. Nro. 28g bis 292) zwiſchen den Schwaͤmmen der Waͤlder und dem Thraͤnenſchwamme gar keinen Unterſchied machet, ſondern die Entſtehung des letzteren von dem Saa— men herleitet, der mit den Balken und Dielen aus dem Walde in die Haͤuſer uͤbertragen wor⸗ den ſeyn ſollte, und wenn er in dieſem Aufſatze uͤberhaupt nur vom Schwamme redet, er mag den Thraͤnenſchwamm oder was immer fuͤr einen D 2 Lil | andern bezeichnen. Bisher hat aber noch niemand den wahren Thranenſchwamm außer den Gebaͤu— den, Bergwerken, Ruinen u. d. gl. im Walde getroffen. Man findet zwar in ſehr warmen und zugleich ſehr feuchten Sommern haufig Thraͤnen⸗ ſchwaͤmme, allein dieſe find nicht vom Merulhis destruens, ſondern angeſogene und fleiſchig ge— wordene Abarten vom Boletus fomentarius P. Ich kann es nicht laͤugnen, daß ich in ſo fern ganz der naͤhmlichen Meinung ſey, wenn man nähmlich den wahren Thraͤnenſchwamm fuͤr eine bloß durch Standort und Nahrung erzeugte Pe— loria des Roletus fomentarius ausgibt. In Folge deſſen muß ich aber auch gleich einer Menge ande: rer ſporadiſch erſcheinender Schwammgebilde das jus speciei abſprechen und hiemit die plötzliche Erz ſcheinung ſolcher Schwaͤmme fuͤr Pelorien, Abar⸗ ten, Modificationen und Baſtarde erklaͤren. Wenn aber der Herr Legationsrath von Wehrs (a. a. O. S. 3527) alſo fortfaͤhrt: „Auch kann es ſeyn, und wer wird es verneinen? daß der Saa⸗ me der Holzſchwaͤmme mit dem Holzſafte ſchon beym Aufwachſen des Holzes in dieſes kommt, und fo lange darin ſtill liegt, bis ihn die Holzfaͤulung endlich in Bewegung ſetzt;“ fo kann ich ihm nicht beyfallen, obgleich es mir nicht entgangen iſt, wie Lin finnreich in den neueſten Tagen einer der größten Botaniker, Decandolle in dem Memoire sur les Champignons Parasites (ſ. Annales du Mus. V. Année, Cah. 49. p. 56 et seqq.) von den Aecidiis, Xylematibus, und den übrigen Als gen dieſer Familie ungefähr das naͤhmliche ber hauptet. Eine Intusſuſception des Saamens zu— geben, hieße nach meinem Urtheile den Kreis— lauf der Saͤfte in den organiſchen Korpern fuͤr. einen puren Mechanismus erklaͤren! Nie kann ein fremder Koͤrper in den Organen eines an— dern zugegen ſeyn, ohne ihn entweder zu zerſtoͤ⸗ ren, oder von ihm zerſtoͤrt zu werden. Alles, was durch die Gefaͤße eines organiſchen Koͤrpers durchgehet, wird in die Subſtanz verwandelt, homogeniſirt, und wenn es unfaͤhig iſt, homo— geniſirt zu werden; ſo entſteht ein Zweykampf der Naturen, und der fremde Koͤrper iſt ein Gift, das, wenn es nicht mehr ausgeworfen wer⸗ den kann, den enthaltenden Körper widerngtuͤr— lich reitzt, daß er erkrankt und endlich darauf— geht. Man muß ſich die Saftgefaͤße der Pflan⸗ zen, die dieſe Saamen fortbewegen ſollen, nicht wie Schlaͤuche vorſtellen, in denen ein ſolches Koͤrnlein wie ein Fiſch im Waſſer fortſchwimmen koͤnnte, man muß an die engen Paͤſſe denken, und ſich erinnern, daß man ſich die Circulgtion LIV der Saͤfte in den feinſten Organen nicht anders als durch die Aufloͤſung in einen uͤberaus feinen Duft gedenken kann! Im Vorbeygehen alſo zu ſa— gen, die paraſytiſchen Schwaͤmme und Afterſchwaͤm⸗ me, die alle Jahre auf den Blättern der Baͤu— me und anderer Pflanzen erſcheinen, mochten wohl eher den zu gleicher Zeit mit den Gewaͤchſen wie— der auflebenden Inſekten oder der ſpecifiſchen Leich— tigkeit ihrer Saamen, vermoͤg welcher dieſe hoch in die Luft aufſteigen und nur bey Gewittern von dem Regen praͤcipitirt werden, das Vehiculum ihrer periodiſchen Wiederanbauung zu verdanken haben, als der Einſaugung durch die Wurzeln! Man erinnere ſich noch zum Ueberfluß, daß die Wurzeln der meiſten Baͤume ſehr tief in der Erde verborgen liegen, und daß es oft ſehr ſchwer werden dürfte, zu erklaͤren, wie dieſe Schwammſaamen einige Fuß tief durch den Erdboden eindringen und in dem Schoß desſelben gerade auf die unendlich feinen Saugſpitzen der Wurzeln zutreffen ſollten! So wohl hier, bey der ſpeciellen Abhandlung der eßbaren Schwaͤmme, als wie auch in meinem andern Schwammwerke, habe ich ſchon mehrmah⸗ len die Unzulaͤſſigkeit der meiſten unſerer nur pro⸗ viſoriſch eingefuͤhrten Gattungen und Arten der Schwaͤmme bemerket. Ich ergreife hier zum erſten Mahl die Gelegenheit, meine Gedanken uͤber eine LV beſſere Grundveſte derſelben mit Unbefangenheit denjenigen vorzulegen, welche durch die Schaͤrfe ihres Geiſtes und durch ihre großen Naturkennt— niſſe berufen ſind, das Richteramt in 1 An⸗ gelegenheiten auszuuͤben. Alle claſſiſchen Theoretiker der Botanik ſtim— men in dem Grundſatze uͤberein, daß man die Gattungs-Charaktere von der Bluͤthe und Frucht, die Charaktere der Arten aber von den bloß ve— getativen Organen der Gewaͤchſe herleiten ſolle. Bey den Schwaͤmmen hat man dieſen Grundſatz bisher noch ſehr wenig befolgt, man hat das ei— gentliche Vegetabil, das Mycelium gaͤnzlich ver- nachlaͤſſigt, man hat die Gattungen von der mei— ſtens ſehr zufaͤltigen und wandelbaren Geſtalt des Encarpiums, die Arten aber von den Modifica® tionen derſelben entlehnet. Da wir nun aber, nach dem, was vorausgegangen iſt, die wahre Na- tur der Schwaͤmme beſſer kennen gelernt haben; ſo ergibt ſich, daß in Zukunft die Schwamm⸗ gattungen nur nach den weſentlichen Verſchieden⸗ heiten des Encarpiums, die Arten hingegen nach jenen des Myeeliums beſtimmt werden muͤſſen. Der weſentlichſte Theil des Fruchtkoͤrpers iſt das Hymenium, die Schuͤrze, und in feiner Ober: flaͤche die Staubblaͤschen und die Brutkörper— chen. Blaͤttchen, Röhrchen, Locher, Falten, Wern, * LVI Schlitzen, Pfriemfaͤden, Knoͤtchen u. ſ. w., das alles ſind nur ſolche Bildungen, die von gerin— gen zufaͤlligen Verſchiedenheiten des Bodens, des Standortes, der Witterung, der Geſellſchaft u. d. gl. Veraͤnderungen erleiden. Wenigſtens dürs fen dieſe Conformationen nur mit einer viel groͤ— ßeren Behuthſamkeit als bisher dazu angewandt worden iſt, zu der Abſicht, Gattungen zu ſta— tuiren, benutzt werden. Man koͤnnte meines Er— achtens viel ſicherer auf die Subſtanz und den Ort des Hymeniums bauen, und ſonach alle Gattungen der Schwaͤmme vor der Hand auf folgende drey, nahmentlich: Lithothecium, Hy- menot' ecnım und Naematothecium, welches bey Perſoon Familien ſind, reduciren, ob ich gleich hoffe, daß man in der Folge wieder viel mehrere, aber ganz andere, als die bisherigen Genera einführen werde. Die Gattung Naema⸗ tothecium begreift zwar ſchon die ſogenannten Byſſusgewaͤchſe. Allein mit Ausſchluß derjenigen, die nur Anfaͤnge und Kruͤppel von Schwaͤmmen find, möchten denn doch Die übrigen vielleicht noch einft der Familie der wahren Schwaͤmme angehörig befunden werden! Auch der Ort des Hymeniums gibt einen brauchbaren Charakter! Denn bald uͤberzieht es den ganzen Fruchtkoͤr⸗ per, bald nur einen gewiſſen Theil desſelben. LVII Bald iſt es eingeſchloſſen, bald offen. Es unter— liegt zuweilen gewiſſen Verwandlungen; es pro— liferirt und waͤchſt mit dem Perisarcium fort, oder hat auch wohl ſeine beſtimmte Dimenſion und wird von dem Schwammfleiſche uͤberwach— ſen u. ſ. w. Die Brutkoͤrper (Se der Schwaͤmme koͤnnten zuweilen nach ihrer Geſtalt und Farbe, ein anderes Mahl hingegen nach ihrer Menge, nach ihrem Stande, nach ihrer Art zu reifen und abzugehen diſtinguirt werden. Gegen die verfuͤhreriſchen Pelorien haben wir keinen andern Schutz, als die Beobachtung in der Cultur und die Vergleichung der unver— wandelten Organe. Aber das Naͤhmliche gilt ja auch von den Pelorien der Phoͤnerogamen! Die Arten, habe ich geſagt, ſind nach dem Mycelium (verfteht ſich in der Zukunft, wenn ein Mahl mehrere Beobachtungen daruͤber ge— macht ſeyn werden!) zu unterſcheiden. Der Zeit: punkt, in dem man dieſes beobachten und unter— ſuchen ſoll, waͤre nach meiner Meinung am be ſten dann auszuwaͤhlen, wenn es eben im Be— griffe ſtehet, Fruchtkoͤrper auszutreiben, und noch ehe, als ſich dieſe entfalten. Die Merkmahle, die man daran finden koͤnnte, um Arten zu un— terſcheiden, koͤnnten allenfalls in der Conſiſtenz LVIII und Zaͤhigkeit, in dem Gemengſel mit fremden Koͤrpern, in der Entſpinnung der Fibern, in der Lage, in der Verwandlung, in der Farbe, in dem Geruche, in der Verbreitung, in der Dauer, in der Geſtalt und in den Auswuͤchſen uͤber dem Standorte geſucht und ausgewaͤhlt werden. Die— ſer Weg iſt denn freylich ſehr ſchwer, aber er iſt auch der einzige zur 1 Kenntniß der Schwaͤmme. Unterdeſſen bedienen wir uns aber zur Aus— hilfe der bloß erkuͤnſtelten Gattungen und Arten. Die Folgezeit wird uns (wohl nicht mit Rieſen— ſchritten!) zur Kenntniß der wirklichen und wah— ren geleiten! Wir muͤſſen uns indeſſen begnuͤgen, die verſchiedenen Schwammgebilde, ſeyen es nun Arten oder bloße Naturſpiele fragmentariſch ken⸗ nen zu lernen, und von Zeit zu Zeit neue Auf— ſchluͤſſe über die großen Raͤthſel, die ſie uns aufwer— fen, durch fortgeſetzten Fleiß zu erhalten! Unter den neueren Authoren, welche in der Mycologie den erſten Rang behaupten, hat Per— ſoon, der erſte und vorzuͤglichſte derſelben, folgen— de Gattungen feſtgeſetzt; deren weſentliche Charak— tere und Merkwuͤrdigkeiten ich nun meinen Leſern im Umriſſe hier darzuſtellen gedenke. J. Der Gitterſchwamm (Clathrus) beſteht aus einem eyrunden, ſtielloſen, gitterartig-fleiſchigem LIX Hute. In der Jugend iſt dieſer Körper mit ei ner mehlicht-klebrichten Maſſa angefuͤllet, im Al- ter hingegen iſt er ganz hohl. Eine weißliche Wulſthaut verhuͤllt ihn bis zu ſeiner Entwick— lung, und bevor dieſe zerplatzt, bildet der Schwamm ein weiches lederartiges Ey, wie die der folgenden Gattung. Das Netz des Hutes iſt weitſchichtig ge— ſtrickt, und beſteht aus dicken, in die Runde zu— ſammen laufenden, anaſtomoſirenden, faſt Cinno— berrothen Aeſten, die mit dem Hymenium bekleidet ſind, welches zur Zeit der Reife gaͤnzlich zerfließt, und einen unertraͤglichen Cadaveroͤſen Geſtank ver: breitet. Man kennt bisher nur 2 Arten davon, die in den waͤrmſten Provinzen des füdlichen Eu: ropa zu Hauſe ſind. Sie gehoͤren zu den ausge— zeichneten Schoͤnheiten, aber nicht zu den eßbaren Schwaͤmmen. Einigermaßen finden wir in der Ver— mittlung dieſes Schwammes eine Verbindung der wahren Schwaͤmme mit den Bauchbilzen, z. B. mit Lycoperdon bezeichnet, und wirklich hatten Linnse und feine Zeitgenoſſen verſchiedene Arten von Trichia, Arcyria, Stemonitis u. d. gl. mit dieſer Gattung vereinigt. II. Der Gichtſchwamm (Phallus). Der Hut iſt geſtrunkt auf feiner ganzen eyfoͤrmigen Oberfläche zellicht; das gallertartig-ſchleimichte Hymenium, zerfließt in eine Jauche, in welcher die Brutkoͤrn⸗ LX chen ſchwimmen. In der Jugend ſteckt der Schwamm in einer Wulſthaut, und gleicht foͤrmlich einem Eye. Wenn dieſes zerplatzt; ſo erhebt ſich der Hut auf ſeinem Strunke mit ſichtbarer Schnelligkeit. So, wie der eingeſchloſſene Schwamm alle Theile des Eyes in der Nachahmung darſtellet (s. meis ne Naturgeſch. der Oeſterr. Schwaͤmme. I. S. 94 u. f.) fo zeigt uns der entwickelte Fruchtkoͤrper mit einer wirklich bewundernswuͤrdigen Analogie, die Geſtalt einer aufgerichteten penis (i LXV ſammt der Decke des Strunkes ſehr bald ver— weſet und verſchwindet. Agaricus collinitus, meynt Perſoon, koͤnnte in der Jugend leicht fuͤr ei— ne Lepiota gehalten werden, da er doch in reife— rem Alter ſich als eine deutliche Cortinaria zeiget. Dieſe Familie enthaͤlt mehrere eßbare Schwaͤmme, aber auch mehrere verdaͤchtige. Sie haben das Eigene, daß ſie mehr als alle uͤbrige Arten von Agaricus geneigt ſind, jede Art fuͤr ſich in der Groͤße ſtark zu differiren. ’ B. Cortinaria (Schleyerſchwamm). Der Hut iſt meiſtens fleiſchig, die Lamellen an der Baſis eingeſchnitten, gewoͤhnlich mit dem Hute und Strunk von einerley Farbe, werden jedoch am Ende mehr oder weniger zimmetfarbig; der Strunk, welcher bey vielen knollicht iſt, iſt mit einem Vor— hang verſehen, der ſich ſpaͤterhin in ein Spinne: webenartiges Gefaͤſer zerpfluͤcket. Die Unterthei— lungen dieſer Familie ſetzt Perſoon nach der Farbe feſt. Allein dieſe iſt hier nicht ganz ſo zuverlaͤſſig, als wohl zu wuͤnſchen waͤre. Zum Gluͤcke iſt dieſe Fa⸗ milie noch nicht von den allergroͤßten! Was aber hier vorzüglich viele Schwierigkeiten hervor bringt, iſt die nahe Verwandtſchaft der Arten, und es ſcheint, daß in der Folge wohl ſehr viele davon reducirt, und fuͤr bloße Spielarten erklaͤrt wer⸗ den duͤrften. Als erwieſen eßbar iſt noch keine ein⸗ E 5 LXVI zige von den 53 Arten dieſer Familie bekannt gemacht worden. Ihr Vorhang (Cortina) ver⸗ fhlüßt in der Jugend die Lamellen, und oft bleiben an dem geoͤffneten Rande des Hutes noch Spuren desſelben in kleinen Fezen und Faſern uͤbrig. C. Gymnopus (Nacktfuß). Der Hut fleiſchig, voͤllig rund, gewoͤlbt, die gleichfaͤrbigen Lamel— len vertrocknend; der Centralſtrunk ohne Vor— hang und ohne Ring, alſo nackt. Im Stande der Jugend ſind die Huͤte dieſer Schwammarten am Rande ſo ſtark eingerollt, daß durch dieſe Einrollung die jungen Lamellen ſo gut beſchuͤtzt werden, wie bey den Arten der vorigen beyden Familien, durch den Ring und durch den Vor— hang. Dieſe Familie iſt die ſtaͤrkſte von allen, und enthaͤlt nicht weniger als 138 Arten, die freylich wohl dem größten Theile nach, nur Mo: dificationen und Abarten zu ſeyn ſcheinen, aber doch in der gegenwaͤrtigen Manier als Arten ges trennt und unterſchieden werden mußten. Die vielen von Perſoon ſelbſt nahmhaft gemachten Arten anderer Familien, als wie Ag. Mycena roseus, Ag. Myc. strobilinus, Ag. Cortinaria nudus, Ag. Omphalia adustus und ſelbſt ande: re aus der naͤhmlichen Familie, die wie Ag. fer- tilis, grandis etc. in andern, als denſelben Ahr | LxvIi theilungen geſucht werden duͤrften, in welchen er ſie mufgeſtellet hat, ſcheinen uns einen Wink zu ge— ben, daß dieſer große Naturforſcher ſchon ſelbſt die nahe Anverwandtſchaft gewiſſer auch in der Synopsis entfernter Schwammarten gefühlt habe, und daß unſere obige Behauptung von der Erſchei— nung ſporadiſcher Schwammgebilde auch ihm nicht ganz ungeahndet aufſtoſſen duͤrfte. Es iſt noch ſehr wenig von der Eßbarkeit der Nacktfuͤße be: kannt, dennoch ſcheint es, daß gerade in dieſer Familie die meiſten eßbaren Arten der Schwaͤmme aufgenohmen ſeyn duͤrften. Es kommt alſo nur noch auf dießſeitige Verſuche an. Die Abtheilungen der gegenwärtigen Familie in kleinere Sectionen find von Perſoon ebenfalls nach den Farben benannt worden, aber fie find auch eben fo unſicher wie die⸗ ſelben der vorigen. D. Mycena (Nagelſchwamm). Zarte, kleine Schwaͤmmchen, mit einem gewoͤhnlich bloß haͤuti— gen, geſtreiften, durchſcheinenden, gewoͤlbten und ausdaurenden Hute, eintrocknenden gleichfarbigen Lamellen, und einem meiſtens hohlen, verlaͤnger— ten, nackten Strunk. Die 39 Arten dieſer Fami⸗ lie hat Perſoon ohne weitrer Untertheilung geſchil— dert. Faſt alle dieſe ſcheinen wahre plantae an- nuae (Sommergewaͤchſe) zu ſeyn. Sie dauern auch nicht lange, und erſcheinen in allen Jahrs⸗ zeiten. Viele davon werden zur Nahrung verwen⸗ E 2 LXVII det und mit dem gewöhnlichen eßbaren ges ſchwamme verwechſelt. Wenn fie faul und verdor⸗ ben find, mögen fie die Geſundheit verderben, be⸗ ſonders wenn man ſie im Uebermaaße genießet. Die Familie der Nagelſchwaͤmme ſcheint mir ſehr wenig wahre Arten, ſondern nur Spielarten zu enthalten, aber dieſe wenigen moͤgen ſich dann doch deſto beſſer vor alle den uͤbrigen auszeich⸗ nen. In den innerlichen Eigenſchaften moͤchten fie alle bis auf wenige Umſtaͤnde uͤbereintreffen. E. Coprinus (Tintenſchwamm). Der Hut haͤutig, verweslich, oder etwas fleiſchig und am Ende zerberſtend. Die Lamellen werden am Punkte ihrer Reife zu einer ſchwaͤrzlichen Jauche; der Strunk iſt weißlich mit oder ohne Ring. Die hieher gehörigen Schwaͤmme wachſen alle auf ſehr unreinen Orten, z. B. auf faulen Brettern, Duͤnger u. d. gl.; ſie ſind von ſehr verſchiedener Größe, haben. K faſt nur 2 Hauptformen in der Geſtalt. Die erſtern haben einen Glockenfoͤr⸗ migen, am Strunke faſt anliegenden Hut, eine weiße Grundfarbe, in der erſten Jugend roſen⸗ rothe Lamellen, die aber am Ende ganz kohl⸗ ſchwarz werden und voͤllig zerfließen, wo dann ein ſolcher Schwamm ſehr haͤßlich und eckelhaft ausſieht. Die der 2ten Abtheilung haben mehr runde, halb Fugelfornnge Huͤte, die etwas flei⸗ LXIX fig find, Die Lamellen werden in der letzten Lebensperiode fleckicht, angeloffen und gleichſam ruſſig. Die Schwaͤmme dieſer Abtheilung ſcheinen faſt der folgenden Familie anzugehoren. In Per- ſoons Schwammſpynopſe befinden ſich 41 Arten Tintenſchwaͤmme. Alle ſind fuͤr giftig zu halten, F. Pratella (Wandelſchwamm). Der Hut iſt fleiſchig oder auch faſt haͤutig, glatt, dauer— haft; ſind ſeine Lamellen etwas angeloffen, ſo werden ſie zuletzt ſchwarz und ſchmutzig, ſind ſie aber einfaͤrbig und nur etwas waͤſſerig, ſo wer— den ſie durch das Saamenpulver bloß verduͤſtert. Manchmahl hat der Strunk einen Ring, manch⸗ mahl auch keinen. Unter den 24 Arten, die in dieſer Familie bey Perfoon vorkommen, gibt es einige eßbare und vorzuͤglich die Champignons. Die meiſten aber ſcheinen ungeſund zu ſeyn. We⸗ nigſtens ſollte man ſie nur in ihrer erſten Ju⸗ gend (im jungfraͤulichen Zuſtande) verſpeiſen. Per⸗ f ſoon wirft die Frage auf, ob nicht Ag. Lepio- ta haematospermus und Ag. Cortinaria visci- dus et Gomphus mit mehrerem Rechte hieher gezählt werden ſollten? Die Wandelſchwaͤmme haben perennirende Mycelia. G. Lactifluus (Braͤtling). Der Hut ift flei⸗ ſchig, faſt bey allen vertieft. Die Lamellen traͤu⸗ feln von einer milchaͤhnlichen Fluͤſſigkeit. Nur 17 LXX 6 Arten ſtehen in unſerer Bibel unter dieſer Rub⸗ rike. Sie ſind eßbar, in ſo fern ihre Milch nicht zu cauſtiſch iſt, aber bey einigen iſt ſie es in ſo hohem Grade, daß ihr Genuß den Tod nach ſich zieht. Die ſchoͤne Harmonie, in dieſer Anord⸗ nung der Perſoonſchen Familien der Blätter ſchwaͤmme iſt hier beſonders auffallend. Wir ha⸗ ben den Uebergang von Coprinus zur Pratella bemerket. Viele von den Arten dieſer Familie ſind ſchon Milchtriefend, nur nicht in fo hohem Grade, wie die Braͤtlinge. Dieſe Lactiflui end⸗ lich nähern ſich auch ſchon wieder durch die gee raden, oͤfters halb einfachen und geſpaltenen Las mellen den Taͤublingen der naͤchſtfolgenden Fahne, und greifen ſogar auch ſchon weiter vor, naͤhmlich durch den genabelten niedrigen Hut, bis an den Nabelſchwamm, Omphalia. Die Milchſchwaͤmme haben alle untereinander eine ſehr nahe Verwandt⸗ ſchaft. Dennoch, da ſie beſtimmt an gewiſſen Or⸗ ten zu Hauſe ſind, und alle Jahre erſcheinen, kann man fie für verſchiedene Arten nur mit, einiger Einſchraͤnkung halten, H. Russula (Zaubling). Der fleiſchige Hut iſt gewöhnlich niedrig, die eintrocknenden Lamel⸗ len ſind gleichlang. Der nackte Strunk iſt ge⸗ woͤhnlich weiß. Die Taͤublinge find gefährliche Coquetten, die durch ihr heiteres, aͤußerſt gefaͤl⸗ LXXI liges Anſehen zum Genuß einladen, und ihn nur zu oft mit dem Tode bezahlen laͤſſen. Dennoch werden ſie haͤufig verſpeiſet, beſonders die grau— gruͤnlichen, die man Gruͤnlinge oder Gremlinge nennet. Sie ſcheinen durch Einwurzlung in den erſten Wegen dieſe lethalen Wirkungen hervorzu— bringen. Darum moͤgen die jungen am wenigſten ſchaden, wenn man ſie gut reinigt, Wurzelanſatz und Lamellen abſondert, und ſie lange genug auf dem Feuer erhält, darum iſt auch haͤufiges Waſ— ſertrinken und kalte, naſſe Umſchlaͤge das beſte ſpecifike Gegenmittel. Perſoon hat 24 Arten da— von, und theilt ſie nach den Farben ein. I. Omphalia (Nabelſchwamm). Der ſehr regelmaͤßige Hut iſt fleiſchig oder haͤutig, Trich— terformig oder genabelt, die ungleich langen Saft— oder Milchlofen Lamellen laufen an den Strunk herab. Der Centralſtrunk iſt nackt. Die Hauptab⸗ theilung iſt hier in groͤßere und kleinere, die noch weitere Untertheilung nach den Farben. Von den 50 Arten dieſer großen Familie iſt noch keine als. eßbar bekannt geworden. Doch ſcheinen mehrere derſelben wirklich genußbar zu ſeyn. Manche von dieſen ſind ausnehmend ſchoͤn, ſie ſcheinen in dieſer Horde das zu ſeyn, was die Papageyen unter den Voͤgeln, die Schmetterlinge unter den Inſecten, LXXII und die Liliaceen unter den vbönegamiſhen Ge⸗ waͤchſen ſind. K. Pleuropus (Schwimmer). Der Put iſt fleiſchig, niedrig, ſchief, ganz- oder halbrund, der Strunk nackt, excentriſch, zur Seite einges fügt oder gar nicht vorhanden. Dieß find faſt lauter Paraſyten der Baͤume, an denen einige derſelben oft in großem Gedraͤnge hervorbrechen, und ſich Dachziegelfoͤrmig bedecken. Es gibt uns ter der Gattung Amanita, und unter der Fa— milie von Lepiota mehrere, die zu der gegen: waͤrtigen eine ſehr nahe Verwandtſchaft haben. Unter den 32 Arten dieſer Reihe ſind mehrere eßbar, noch keine aber giftig befunden worden. Doch ſind viele davon ganz unſchmackßaft/ le⸗ derartig und trocken. V. Der Aderſchwamm (Merulius). Der Hut iſt fleiſchig oder haͤutig, die Schürze adericht, mit oberflaͤchigen, aufgedunſenen Adern oder Fal⸗ ten. Dieſe Gattung umfaßt ſehr ungleichar— tige Schwammgebilde. Faſt ſollt' es uns ſcheinen, daß Perſoon hier eine wirklich natürlihe Schwamm⸗ gattung habe bilden wollen, weil er die Form der Fruchtkörper dabey weniger, als bey irgend ei— ner andern, in Abſicht genohmen, und ſeine Cha, rakteriſtik nur von der Beſchaffenheit des Hyme— niums hergeleitet hat. Allein die Gattung des * 5 ILXXIII Aderſchwammes iſt deſſen ungeachtet noch immer zu gekuͤnſtelt und zu gemengt. Dahin ſcheint auch ſchon die Erfahrung zu deuten, daß es ſo ſchwer iſt, die Graͤnzen zwiſchen dieſer und jenen von Agaricus, Daedalea, Sistotrema, Thelepho- ra, Helvella und Peziza zu finden. Die Abthei⸗ lung der hier aufgenohmenen 25 Arten in 3 Familien war um ſo noͤthiger, da ſich dieſe wirk— lich ſo weſentlich unterſcheiden, daß ſie in dem Geiſte der Methode jede fuͤr ſich zu einer eige— nen Gattung erhoben zu werden verdienten. In der That aber ſcheinen die Merulii der 2. und 3. Abtheilung nur Monſtroſitaͤten, oder Pelorien zu ſeyn; die erſte hingegen ſich ganz beſonders auszuzeichnen, wenn gleich manche Arten derſel— ben in der Folgezeit vielleicht nur als bloße Va— rietaͤten vereinigt werden duͤrften. La Mark ver⸗ ſteht unter Merulius die Familie Pleuropus der vorigen Gattung und unſer Merulius Cantha- rellus iſt bey ihm eine eigene Gattung, die Can- tharellus flavescens genannt wird. Die uͤbri⸗ gen Arten unſeres Merulius ſind bey La Mark theils unter ſeinem Merulius, theils un— ter Agaricus in ſeiner Bedeutung zu ſuchen. Linne, Juͤſſieu u. d. gl. haben noch keinen Me- rulius, ſondern ſtellen die Arten dieſer Gattung unter die Fahne pon Agaricus und Boletus, LXXIV 4 Haller iſt der Stifter derſelben. Die oben er⸗ waͤhnten 3 Familien der Aderſchwaͤmme heißen nach Perſoon: ö A. Cantharellus (Pfefferling, Roͤthling). Mit einem voͤllig runden, meiſtens Becher- oder Trichterfoͤrmigen Hute, und einem Centralſtrunk. Einige Arten von der Familie Omphalia, als z. B. Agaricus involutus, gilvus, squammulosus , lobatus, cochleatus u. d. gl. haben hieher eine ſehr weſentliche Beziehung. Eine 2te anonpmiſche Unterabtheilung dieſer Familie, die man ſehr leicht uͤberſehen kann, paßt gar nicht zu der gegebenen Definition und enthaͤlt lauter zarte, oft ſtrunk— loſe Schwaͤmme, die mit den Helvellen ſehr nahe verwandt ſind. | B. Serpula (Thraͤnenſchwamm.) Dieſe 4 Schwammarten würde ich lieber mit Daedalea und Sistotrema zuſammen in eine Gattung vers einigen. Sie find "gefährliche Feinde aller Holz fabrikate, und haben ſchon oͤfters ganze Haͤuſer zu Grunde gerichtet. Ich ſah die Hauptart, den Merulius destruens P. in dem vormahligen Ge⸗ baͤude des hieſigen Univerſitaͤtsgarten herrſchen, und es mußte eingeriſſen werden. Auch traf ich ſie einſt in ihrer groͤßten Vollkommenheit und Verbreitung in einer Alpenhuͤtte, auf dem Berge Duͤrrenſtein (demſelben, wo Cluſius vor 200 Jah⸗ 1 70 | LXXV ren geweſen, und deſſen Gipfel feit jener Zeit, meines Wiſſens noch von keinem andern Bota— niker erſtiegen worden!) in einer betraͤchtlichen Hoͤhe auf der ſogenannten Herrnalpe, wo er das ganze Gebaͤude ſo ſehr ſchon angegriffen hatte, daß ich bey jedem Schritte in ein ausgefreſſenes Loch des Fußbodens verſank. Laͤngs der ganzen Decke und an den Waͤnden herab, hingen lange Borduren vom Schwamme mit ſchneeweißen, dick angeloffenen, faſt fleiſchigen Rändern, die gegen die Tabackfarbe des Hymeniums einen ſehr ſon— derbaren, eckelhaften Contraſt darſtellten, welcher / ich weiß nicht durch was fuͤr eine Ideenaſſocia— tion in mir ungefaͤhr eben denſelben Abſcheu, wie der Anblick von ſehr fetten Spinnen, Kroͤ—⸗ ten und Eidechſen erweckte. Das Waſſer tropfte ſo ſtark von dieſem fleiſchigen Weſen herab, daß man ſchon in einiger Entfernung von der Huͤtte dieß Stillicidium vernehmen konnte. Aber der Geruch war noch das allerunangenehmſte, was ich davon empfand. Er gliech gewiſſer Maßen dem Geruche einer Todtengruft, es war ein muͤffender, etwas Maͤuſeartiger, mephitiſcher Ge— ſtank von ſolcher Heftigkeit, daß ich nicht begrei— fen kann, wie ihn die Menſchen, die da wohn— ten und ſchliefen, ertragen konnten, ohne krank zu werden? Ich begab mich auf den Heuboden, LXXVI | MH allein auch das Heu war von dem Geruche des Schwammes verpeſtet, und obgleich der Wind nur gelinde war, ſo bemerkte ich doch die ganze Nacht hindurch mit großer Unruhe das Krachen und Wanken des Gebaͤudes. Ich glaubte auch in der Dunkelheit einiges Phosphoreſeiren daran bemerkt zu haben, wenn es nicht etwa eine Taͤuſchung war, denn es gab da fo viel phos— phoreſcirendes Holz, daß ich mich an feinem An- blick fuͤr die Widerwaͤrtigkeiten des Schwammes voͤllig entſchaͤdigen konnte. C. Gomphus GHaſenoͤhrlein). Ein keulen⸗ foͤrmiger Schwamm, mit ſehr feinen Adern an den Seiten. Dieſer Schwamm, welcher von Schmie— del und Wulfen in Abbildungen und Beſchreibun— gen bekannt gemacht wurde, iſt ein ſehr wunder: barer und auffallender Baſtard. Er iſt naͤhmlich ſeiner ganzen Geſtalt nach eine Clavaria, zu⸗ weilen, wenn er naͤhmlich einen unvöbköczabe⸗ nen Hut heraustreibt, eine Helvella, und nach ſeiner Seitenbedeckung mit der Schuͤrze ein Me⸗ rulius, der wohl auch der Daedalea ſich naͤ⸗ hert. Seine Subſtanz im reifen Alter iſt kork— artig, die Farbe rothbraun oder violett. Oben iſt er ganz eben abgeſchnitten und gleichſam ent— hauptet. Man koͤnnte ſich vielleicht vorſtellen, daß ein Brutkorn von einer Dacdalea, wann es LXXVI in der Erde zum Keimen gekommen, ſolche Frucht: koͤrper hervorbringe, deren ſonſt immer angewach— ſener Hut auch dieß Mahl an eben der Stelle flach und ohne Bedeckung verblieben, an der er ſich ſonſt anzuheften pfleget, da er dieß Mahl kei— nen Gegenſtand getroffen, und man koͤnnte von dieſer Idee ausgehend, den Durchgang des Hutes in den Strunk und eine Menge anderer Erſchei— nungen in der Bildung und Entwicklung der Schwaͤmme begreifen und erklaͤren. VI. Der Labyrinthſchwamm (Daedalea). Der halbirte Leder- oder Korkartige Hut iſt auf der Un terſeite mit laͤnglichen Labyrinthartigen, zum Theil Loͤcherfoͤrmigen Vertiefungen durchbrochen. Die Gattungen Daedalea und Sistotrema laſſen ſich wohl in keinem reellen Charakter von einander un⸗ terſcheiden. Beyde find in ihrer Jugend Boleti. Nach und nach erweitern ſich die Löcher in die Laͤnge nach allen Richtungen, wie die Laufgraͤben bey einer Belagerung. Am Ende gleichen einige faſt den Agaricis. Die Raͤnder der Schuͤrze um dieſe Gaͤnge herum, werden natuͤrlicher Weiſe eben fo verſchiedentlich ausgedehnet, und welche derſel— ben wachſen, beſonders am Grundſtuͤcke in ver— ſchie dene faſt Hydnenartige Fetzen und Spitzen aus. Perſoon hat nur 5 Arten von Daedalea: allein es gibt wohl noch mehrere, und einige ſind von LXXVII ſolcher Schoͤnheit, daß man nicht fo leicht etwas gleiches unter den Phöͤnerogamen finden mag. VII. Der Löcherſchwamm (Boletus). Der Hut mannigfaltig. Roͤhrchen und rundliche 8: cher auf der Unterſeite desſelben. Daß dieſe Lö⸗ cher eine ungeſchluͤtzte Muͤndung haben ſollen, ſetzt freylich Perſoon auch noch hinzu. Allein ich finde, daß alle Boleti, wenn fie alt werden, nur mehr oder weniger, beſonders in der Naͤhe des Strunkes oder des Grundſtuͤckes, womit ſie aufſitzen, nach Art des Sistotrema, geſchluͤtzte Muͤndungen bekommen! In Perſoons Schwamm⸗ ſynopſe finden ſich 95 Arten von dieſer Gattung aufgenohmen. Bey La Mark heißt dieſe Gattung nach den Alten Agaricus, und wenn der Frey: herr von Jaquin im I. Bde. ſeiner Flora Aus- triaca sub Nro. 41 eine Abart vom Boletus lucidus P. Agaricus Pseudoboletus nannte; ſo muß man dieß nicht fuͤr ein Verſehen, fon: dern für eine eritiſche Anmaſſung erkennen, die nicht ohne Grund iſt, indem Linnse die Nahe men Agaricus und Boletus gegen den Gebrauch und gegen die Grundſaͤtze der Philosophia Bo- tanica verwechſelt hat. Doch heut zu Tage ſind nun einmahl die Linneaniſchen Nahmen allge: mein angenohmen, und wir muͤſſen ſie beybe⸗ halten, um keine Verwirrung zu ſtiften. Unſer LXXIX Claſſiker theilt dieſe Gattung in folgende Fami⸗ lien ab. A. Suilli (Bilzlinge). Der Hut iſt gepolſtert und fleiſchig. Die Maßa der etwas langen Roͤhrchen loͤſt ſich von dem Fleiſche ab. Die Haͤlfte iſt eß⸗ bar, die Hälfte iſt giftig. Für giftig oder doch verdaͤchtig ſind alle jene zu halten, die nach dem Anbruche oder Durchſchnitt in der Luft ploͤtzlich ihre weiße oder gelbe Grundfarbe in Blau, Gruͤn oder Bleyfarbe verwandeln. Sie find eine vorzuͤg⸗ liche Zierde der Waͤlder. B. Diatrepi (Stichſchwaͤmme). Der Hut iſt fleiſchig, Lederartig oder noch öfter Korkartig: die Roͤhrchen ſind kurz, von dem Fleiſche des Hutes nicht abgeſondert. Dieß ſind die eigentlichen normalen Bo— leti; denn die Suilli möchten wegen der Losgebung der Loͤchermaſſa wohl eher eine beſondere Gattung ausmachen? Da die Familie ſehr groß iſt; ſo hat ſie wieder ihre Unterabtheilung; naͤhmlich: a) mit einem ganz runden Hute und einem ſenk— rechten centralen, oder ercentrifchen Strunke; b) mit einem halbirten Hute und einem Sei⸗ tenſtrunke; c) mit einem halbirten Strunkloſen, d. i. auf⸗ ſitzenden Hute. In der letzten dieſer Unterabtheilungen kom⸗ men einige Arten vor, die zuſammengenohmen ei⸗ LXXX ne eigene Gattung ausmachen duͤrften. Dergleichen waͤren der Boletus fomentarius, igniarius u. ſ. w. naͤhmlich, die Zunderſchwaͤmme! Die annuellen Zunderſchwaͤmme betrachte ich als corrumpirte Waſ— ſerſuͤchtige Abarten! ., Poriae (Sturzſchwaͤmme). Der Schwamm iſt umgewendet, d. iſt: auf ſeiner Oberſeite Löche— richt. Die meiſten haben faſt gar keinen Hut. Pers ſoon ſcheint dieſe und die folgenden Familien faſt fuͤr eigene Gattungen zu halten, und ich waͤre allerdings damit einverſtanden. D. Polyporus (Narbenſchwamm). Der Schwamm theilt ſich in Lappenfoͤrmige Aeſte, die von allen Seiten mit ziemlich großen Löchern ver— ſehen find, und gleichſam Blatternarbicht ausſehen. Die einzige hieher gehörige Art, Bolramosus, waͤchſt nur in Bergwerken an den faulenden Balken. E. 8 (Fleiſchſchwamm). Faſt möcht' ich dieſen Schwamm, deſſen Roͤhren voͤllig frey ſind, aus dem ganzen Gebiethe der Schwaͤmme herausreißen, und ihn an eine andere Stelle un: ter die Phoͤnogamen zu Cynomorium bringen. Die Kelche jenes anfaͤnglichen Zuſtandes ſcheinen wirkliche Blumen zu ſeyn. Das Mehrere hievon leſe man in dem Werke ſelbſt sub Lit. V. Nro. 21. x ? LXXXI VIII. Der Loͤcherzahnſchwamm (Sistotrema P.) Der Hut iſt mannigfaltig; die Schuͤrze iſt anfangs rundloͤchericht, wird aber nachher in un— foͤrmliche Zähne zerſchluͤtzt. Dieſe Gattung wird wahrſcheinlich in der Folge wieder eingehen muͤſſen. Die Baſtarden, Monſtroſitaͤten und Pelorien ab— gerechnet, als wohin ich z. E. Sist. confluens zaͤh⸗ le; ſo ſcheinen mir die uͤbrigen Arten ſaͤmmtlich nichts weiter als Boleti und Daedaleae zu ſeyn. Die Synopsis enthaͤlt 12 Arten davon. Perſoon ſagt, ſie machen einen Uebergang vom Boletus zum Hydnum. Man muß aber nicht alles Ueber— gang nennen, was einzelne Aehnlichkeiten dar— ſtellet, denn ſonſt ſehe ich nichts als Wirbeln, unter denen der Verſtand erliegt! IX. Der Stachelſchwamm (Hydnum.) Der Hut iſt mannigfaltig, die Schürze Igelfoͤrmig d. i. in ganze Pfriemartige Zaͤhne geformt. Ein Stachel⸗ ſchwamm entſteht, wenn die Roͤhrchen des Loͤcher— ſchwammes ſich ganz von einander abſondern und an der Spitze geſchloſſen ſind. Im Vorbeygehen muß ich bemerken, daß dieſe Spitzen oder Weich— ſtacheln nicht immer ganz einfach ſondern viel mehr ſehr oft in 2, 3 und mehrere Spitzen zertheilt ſind! Die Stachelſchwaͤmme ſcheinen nichts weiter als Modifikationen verſchiedener anderer Schwamm⸗ gattungen zu fepn, vorzüglich der Boleten und 5 LXXXII der Clavarien. Von dieſer Gattung enthaͤlt Per— foond Synopsis 26 Arten, die er in folgende Ordnungen abtheilet: a.) geſtrunkte mit einem voͤllig runden, oder wohl auch etwas ausgeſchweiftem Hute. Dieſe kommen den Boleten am naͤchſten. Meh—⸗ rere ſind eßbar und einige von ausnehmender Schoͤnheit. Ihre Fruchtſeite iſt gleichſam der Mo— del, in den die Diatrepi gegoſſen worden: denn bey ihnen iſt gerade da Leere wo die Boleten voll ſind und Voͤlle wo dieſe leer ſind. b.) mit einem halbirten meiſtens Strunkloſen oder nur wagrecht geſtrunktem Hute. In dieſer Abtheilung hat Perſoon auch Hyd- num Erinaceus, der nicht hieher gehoͤret, ſon— dern vielmehr eine eigene Gattung ausmacht, die bey La Mark und Jussieu Hericius (Urchin) heißt. Es iſt eigentlich zu ſagen ein Schwamm, der einen Strunk, aber keinen Hut hak. Statt des Hutes zertheilt ſich der Strunk unmittelbar in eine große Menge von Aeſten, die aber zu haͤu— fig und zu gedrängt find, als daß fie auswachſen konnten und daher den Pfriemfaͤdchen des Stachel- ſchwammes aͤhnlich verbleiben. c.) Bloß ausgegoſſen, verkehrt d. i. oberhalb Igelfoͤrmig mit runden Stacheln ohne allen Hut. | LXXXIII Dieß ſind alſo die Gegenſtuͤcke oder die Guß— formen von Poria! Perſoon ſcheint ſie fuͤr eine eigene Gattung zu halten, und nennt fie Odon- tia. d.) Ohne aller Analogie eines Hutes, ein Keulenſchwammformiger Koͤrper, welcher von allen Seiten mit Stacheln beſetzt iſt. Auch dieſe Abtheilung diſtinguirt Perſoon mit einer Auszeichnung und nennt fie Hexicium, welches wohl zu merken iſt, damit man ſich nicht mit dem Hericius der Franzoſen confundire. Die wenigen hieher gehoͤrigen Arten ſind wirklich Co— rallenfoͤrmige Keulenſchwaͤmme und ihre Weich— ſtacheln ſcheinen nichts weiter als unvollkommene Anfaͤnge von Fortſaͤtzen zu ſeyn, die zu einer Zeit austrieben, da das Hymenium ſchon gebil— det war. Er W X. Der Knoͤtchenſchwamm (Thelephora). Der Hut iſt Lederartig, auf feiner Unterſeite mit Waͤrzchen, zuweilen jedoch nur ſelten mit ver— juͤngten Stachelſpitzen beſetzt, oder auch wohl ganz einfoͤrmig und glatt. Alle Arten dieſer Gat— tung tragen ganz deutlich das Gepraͤge der un— vollendeten Bildung. Ich ſtelle mir die Sache un— gefaͤhr folgendermaſſen vor. Wenn ein Mycelium von einem Boletus, Merulius, Daedalea oder Hydnum wegen Mangel des Bodens nicht genug J 2 LXXXIV Nahrung erhalt um feine Vollſtaͤndigkeit zu er— halten; fo kann es zu jener Zeit wo es die Eins wirkung der Feuchtigkeit und der Waͤrme zum fructiſiziren aus dem Standorte hervorlocken, auch keine vollſtaͤndigen und mit allen Organen der Regel verſehenen Encarpia hervorbringen. Dieſe Vermuthung wird vorzuͤglich durch die Er— fahrung beſtaͤttigt, daß dergleichen Thelephorae ſich nicht ſo ordentlich von Jahr zu Jahr propa— | given, ſondern nur ſporadiſch erſcheinen und wie: der verſchwinden, ohne daß man ſich erklaͤren koͤnnte, aus welchem Bezirke ſie hergekommen, und wohin ſie wieder gewandert ſeyn moͤgen. Bey den wahren Arten der Schwaͤmme kann man in allen Faͤllen den Zug ihrer Propagation ſo gut wie bey den Phoͤnerogamen bemerken! Die 47 Arten dieſer Ehrhartiſchen Gattung, welche mit Ausſchluß der von Perſoon zuerſt aufgefuͤhrten, bey Bulliard, La Mark, Sowerby u. d. gl. unter Peziza, Helvella und Auricularia geſucht wer⸗ den muͤſſen, theilt die Synopsis in folgende Halb: gattungen oder Familien ab: Ai. Craterella (Hohlſchwamm). Der Hut iſt voͤllig rund, oberhalb ausgehoͤhlt, oder Trich— terfoͤrmig; die Scheibe ſtriegelicht- ſtruppig. Die beyden hieher gehoͤrigen Arten moͤchten wohl der— gleichen unvollkommene Merulü von der Abthei⸗ lung Chantarelli ſeyn! 1 f LXXXV B. Stereum (Oehrleinſchwamm). Der Hut iſt halbirt und zulezt wagrecht. Ich halte mich durch zahlreiche Beobachtungen fuͤr uͤberzeugt, daß alle die hierher gehoͤrigen Arten, als Unge— ſtaltheiten, dem Baͤnderſchwamme (Boletus ver- sicolor P.) mit feinen Abarten angehoͤren. C. Corticium (Hautſchwamm). Bloß ausge— goſſene, umgewendete, verſchiedenartige Schwamm— maſſen, die mit Knoͤtchen verſehen find. Die Arten dieſer Familie ſind nach meiner Meynung nichts weiter als verhaͤrtete und vertrocknete aus ihrem Boden hervorgewachſene Mycelien ohne Inflores— cenz. Sie find deſtomehr Byffusartig je finſterer der Ort war, in welchem ſie entſtanden ſind. Im Gegentheile ſind ſie Gallertartig, und durch die Vertrocknung endlich Lederartig. Die Papillen, wenn ſie ſich zeigen, ſind bloße unvollkommene Anfaͤnge von einem Hymenium. XI. Der Aſtſchwamm: (Merisma). Der Schwamm iſt aͤſtig, Lederartig, zuſammengedruͤckt, glatt, nur an der Spitze iſt er oͤffters haarig. Die Merismen ſind nach ihrer Subſtanz Telepho— ren, nach ihrer Geſtalt hingegen Keulenſchwaͤmme. Sie ſind daher, mich freymuͤthig zu erklaͤren, wirkliche Clavarien von einer troknen Subſtanz und ſpezifiſch verſchiedener Bildung, ſo wie ſie auch wirklich ſchon fruͤher mit dieſen vereiniget LXXXVI waren. Vielleicht verhaͤlt fh 15 Merisma zu Clavaria, wie Thelephora zu Boletus? Arten finden wir in Perſoons Spnopſe fieben. XII. Der Keulenſchwamm (Clavaria). Eine bald einfache, bald aͤſtige Keule auf einem kurzen nur ſelten deutlichen Strunke, oder mit einem ſolchen von ziemlicher Dicke ohne Bezeichnung der Graͤnze. Perſoon hat 62 Arten, wovon manche eßbar ſind. Die erſte Abtheilung der Corallenfoͤr— migen oder Aeſtigen (Holmskiolds Ramaria) hat den meiſten Anſpruch auf die Trennung und Er— hebung zu einer eigenen Gattung. Nur ſcheinen viele Arten unaͤcht und bloße Varietaͤten zu feyn. In der 2ten Abtheilung der hoͤchſt eigentlichen Keulenſchwaͤmme ſind einige Arten Paraſyten von Inſektenlarven. Was aber von den beyden knol— lichten Arten (Clav. granulata und Phacorhiza) zu halten ſey, iſt mir zur Zeit noch ein großes Raͤthſel! Ihre Knospenfoͤrmige Unterlage ſieht faſt aus wie die Zwiebel jener lebendig zeugenden Moosart (des Hypni annotini Web.) aus wel— cher die vormahls von Roth und Hoffmann ſoge— nannte Trentepohlia erecta entſpringet. Giebt es etwa noch gar unter den Keulenſchwaͤmmen wirk⸗ liche Lebendig gebaͤhrende d. i. Knospen abwerfende Gewaͤchſe? XIII. Der Erdzuͤngler (ebglöszng Eine LXXXVI kleine, kurze, meistens flachgedruͤckte, fleiſchige Keule mit einem Fluͤgelrande, der aus dem Strunke heraufſteigt. Die ſieben Arten dieſer Gattung denke man ſich als etwas kleine wenig aͤſtige ſchlanke Keulenſchn aͤmme mit flachen faft ebenen feſt anliegenden in den Strunk herablaufenden Huͤten; alſo eine Annaͤherung zur Morchel! XIV. Der Spatelſchwamm (Spathularia ). Keulenſchwamm mit einem breitgedruͤckten, haͤu— tigen Hute, welcher zu 2 entgegengeſetzten Sei— ten ſenkrecht an dem Strunke herablaͤuft. Es giebt nur eine einzige Art von dieſer ſehr aus— gezeichneten Gattung. XV. Der Muͤtzchenſchwamm (Leotia). Ein Koͤpfiger Schwamm, deſſen rundlicher oder Ke— gelfoͤrmiger Hut ſich am Rande ſehr einwaͤrts umbieget und feinen Strunk feſt einſchließt. Dief: Gattung welche aus g ſehr kritiſchen und wenig bekannten Arten beſteht, naͤhert ſich beſonders der von Geoglossum, obgleich die Huͤte hier frey ſind. Aber es giebt ja auch unter Morchella Arten mit angewachſenen und mit freyen Huͤten. XVI. Der Faltenſchwamm (Helvella). Hat einen haͤutigen aufgeblaſenen, faſt unfoͤrmlichen, beyderſeits herabgebogenen Hut. Die Helv. acau- lis iſt wohl eine wahre Peziza. Die uͤbrigen 9 Arten ſtellen eine Gattung dar, die zwar mit LXXXVIII der folgenden ſehr nahe verwandt iſt, aber den- noch eine eigene zu ſeyn ſcheinet. Sie ſind wahr⸗ ſcheinlich alle eßbar. XVII. Die Morchel (Morchella). Der ge⸗ ſtreckte Hut iſt rund und voll Gruͤbchen mit ges gitterten Rändern. Man hat vormals mit gro: ßem Unrechte dieſe Gattung mit Phallus vereinigt. Selbſt Bulliard und Ventenat begiengen noch die— ſen Fehler. Allein die Reihe der bisher aufgezaͤhl— ten Gattungen wird zweifelsohne den großen Ab— ſtand von Morchella und Phallus einem Jedwe⸗ den fuͤhlbar machen; 8 Arten ſind in der Sy— nopſe aufgenommen. XVIII. Der Gallertſchwamm (Tremella). Eine hingegoſſene, Gallertartige, Kreisfoͤrmigge— faltete Maſſa. Die mehrſten haben keinen eigen— thuͤmlichen Hut. Man hat bereits die Waſſerge— waͤchſe von dieſer Gattung ausgeſchloſſen und ſie den Phycaͤen einverleibt. In der Folge moͤchten wohl noch mehrere von den 25 Arten dieſer Sat: tung verlohren gehen, und theils in andere uͤber— tragen, theils zu bloßen monſtroſen und ſterilen Auswuͤchſen herabgeſetzt werden. XIX. Der Schuͤſſelſchwamm (Peziza). Der halbkugeligte vertiefte, etwas angeſchwollene, Schuͤſſelfoͤrmige Fruchtboden (der Hut, oder die Brutbehaͤlterbuͤchſe) fuͤhrt ſeine Brutbehaͤlter in LXXXIX der vertieften glatten Scheibe. (Letztere find haͤu— tig und dem unbewaffneten Auge kaum ſichtbar, und fliegen gleich Staͤubchen davon, die meiften enthalten 8 Brutkoͤrnchen). Dieſe Gattung bedarf noch vieler Unterſuchungen und hoͤchſtwahrſchein— lich einer Zertheilung in mehrere. Ich bin auch allerdings der naͤhmlichen Meynung, die ſchon Haberle a. a. O. S. 73. geaͤuſſert hat, daß naͤhm⸗ lich ein großer Theil davon gar nicht unter die Schwaͤmme, ſondern unter die Algen (in die Familie Sarcocarpae in die Nachbarſchaft von Cyathus) hingehoͤre, und daß die Gattung Octos— pora des Hedwig noch ferner beybehalten werden dürfte. Perſoon hat 151 Arten, die er unter folgende Rubriquen eintheilet: A. Tremelloideae: (Gallertartige) ſind mehr oder weniger von der Subſtanz des Gal— lertſchwammes. Wahrſcheinlich ſind dies lauter Octoſporen! B. Helvelloideae: (Faltenſchwammartige) find etwas größer, fleiſchig- haͤutig, zerbrechlich, auſſen mehlicht. Hieher gehört die Helvella acau- lis!) Auch unter dieſen ſind viele Octosporae. C. Meiſtentheils kleine. Die Becher ſind von auſſen ſtreifig, haarigt, ſtriegelich, oder wollig und feinhaarig. Hieher gehört unter andern auch die prächtige Peziza coccinea. XC D. Ganz glatte, Waxartig — fleiſchige; mei— ſtentheils kleine, die wiederum in geſtrunkte und in Strunkloſe untergetheilet werden. Die erſtern ſind ſehr artige Dingerchen von der Form eines Ciboriums oder Kelchglaſes aber zuweilen von aͤuſ— ſerſter Zartheit und ſo klein, daß man fie kaum be- merket. E. Lederartige, trockne, glatte oder ſtaubige groͤſtentheils ohne Strunk. Dieſe ſcheinen am wer nigſten in dieſe Gattung zu paſſen. F. Stictis: (Napfpilz) eine eigene Gattung, die unter die Algen zu den Sarcocarpis in die Nachbarſchaft von Naemaspora gehoͤret, und auch wirklich bereits von mehreren Mycologen nach dem Beyſpiel des Tode von dem eee ge⸗ trennt worden iſt. SG. Solenia (Trinkglasſchwamm). Ein faſt haͤutiges geſtrecktes, Schlauchfoͤrmiges am Grunde hohles Fruchtbehaͤltniß. Dies find ſehr kleine Schwaͤmmchen, die vielleicht einzig geeignet find in dieſer Gattung und in der Familie der aͤchten Schwaͤmme belaſſen zu werden. XX. Der Schlauchwerfer (Ascobolus). Der Fruchtboden iſt faſt Napffoͤrmig, Halbkugelrund, fleiſchig. Die unverkennbaren Brutbehaͤlter, ragen aus der Brutbehaͤlterunterlage hervor, werden zuletzt abgeworfen und ſind meiſtens mit 8 in XCI einer Feuchtigkeit ſchwimmenden Brutkoͤrnchen angefuͤllet. Auch dieſe kleine Gattung duͤrfte mit Vorrecht in die Familie der Sarcocarpium über? tragen werden! Uebrigens geben uns dieſe Schwaͤm— me ein ſehr ſchoͤnes Licht über die Natur des Hy- menii: denn bey dieſen Pezizenartigen Schwaͤm— men iſt auch der Fruchtboden mit einer analogen Haut bekleidet, welche wie die placenta der Dor- stenia, von den Piſtillen durchſtochen wird und dann die reifen Körner ausfallen läßt. Es koͤmmt nun vorzuͤglich darauf an, ob wir dieſe heraus— getriebenen Saamenſchlaͤuche fuͤr wahre Behaͤlter, oder nur fuͤr Zwillingsgeburten, wie die 4 Saa— men bey der Didynamia gymnospermia halten ſollen? Eine Aufgabe fuͤr die zukuͤnftigen Beobach— ter der Schwaͤmme! XXI. Der Kopfſchwamm (Helotium). Der Fruchtboden (ein Hut) iſt beſtrunkt, regelmaͤßig erhaben, halbkugelig, unten und oben, wie bey den Faltenſchwaͤmmen, glatt, und fuͤhrt ſeine Brut an der obern Flaͤche, wie die Pezizen. Dieſe Schwammgattung ſcheint nicht hieher zu gehoͤren indem fie mit Leotia fo nahe v' Handt iſt, daß La Mark und Decandolle mehrere Arten damit in eine Gattung vereinigt haben. Die uͤbrigen ſind vielleicht wahre Helvellen! Es koͤmmt hier auf die Fruchthaut des Hutes an, ob ſie auf der XCII Oberſeite oder auf der untern zur Schuͤrze wird! — Perſoon hat nur 7 Arten. XXII. Der Schimmerſchwamm (Stilbum). Ein Schimmelartiger beſtrunkter Schwamm, deſſen volles und rundes Koͤpfchen anfangs von einer waͤſſerichten und faſt Gallertartigen Subſtanz iſt, bey ſeiner Reife aber undurchſichtig und truͤbe wird. Einige von den 16 Arten dieſer Gattung werfen das Köpfchen ab, andere behalten es, doch verweeſet es ſehr bald auf dem Strunke. XXIII. Der Koͤrnerſchwamm (Aegerita). Strunkloſe, Koͤrnerfoͤrmige, volle Mehlartige Schwaͤmmchen. Dieſe beyden letzten Gattungen der Schwaͤmme find den Schimmel und Byſſusar— tigen Gewaͤchſen ſo nahe verwandt, daß ſie in der Folge ſehr wahrſcheinlich dahin uͤberſetzt werden duͤrften. Sie gehoren alſo zu den allereinfachſten Bildungsformen der Vegetation, die vielleicht darinn beſteht, daß ein abgetriebenes Gallertar— tiges Brutkoͤrnchen ſich durch Anſaugung erwei— tert und endlich wieder ein neues aus ſeinem In— nerſten hervortreibet. Dies ſind nun die ſaͤmmtlichen von Dr. Per— ſoon aufgeſtellten Gattungen der eigentlichen Schwaͤmme. Denn da wir die fungos Gymnocar- pos für Algen erklaͤren, denen der ten Ordnung hingegen (naͤhmlich den Byſſusartigen) eine eigene XCIII und zwar in der Natuͤrlichen Reiche der Gewaͤchſe die allerunterſte und letzte Familie anweiſen; ſo blieb uns fuͤr die Familie der Schwaͤmme in die— ſem ſtrengen Sinne, wie ſie hier genommen wer— den, nichts weiteres übrig als Perſoons 2te Claſſe (Fungi gymnocarpi) und zwar auch von dieſer nur die Ate und Ste Ordnung feiner Schwaͤmme, naͤhmlich feine Lytothecii und Hymenothecii. Um aber in den Geiſt dieſer Methode beſſer einzudringen, wollen wir jetzt dieſes ganze Gebieth der eigentlichen Schwaͤmme in einer tabellariſchen Darſtellung uͤberſchauen. nee Familie Der Schwammartigen Gewädhfe. | Erſte Familie. Wahre Schwaͤmme. EMI III IT I. Aufloͤſungsgeburten: Lytothecii. 1. Gitterſchwamm: Clathrus. 2. Gichtſchwamm: Phallus. II. Schuͤrzgeburten: Hymenothecii. A. Strahlenartige: Agaricoidei. XCIV 4. Blaͤtterſchwamm: Agaricus. (3.) Sackſchwamm: Amanita. a. Stiefelſchwamm: Lepiota. 5. Schleyerſchwamm: Cortinaria, F. Wandelſchwamm: Pratella. c, Tintenſchwamm: Coprinus. d. Nagelſchwamm: Mycena. o. Nacktfuß: Gymnopus, g. Braͤtling: Lactifluus. h. Taͤubling: Russula. 7. Nabelſchwamm: Omphalia. k. Schwimmer: Pleuropus. 5. Aderſchwamm: Merulius. a. Pfefferling: Cantharellus. B. Loͤcherartige: Boletoidei. 6. Labyrinthſchwamm: Daedalea. 5. 6. Thraͤnenſchwamm: (Merulius) Ser̃- pula. c. Haſenoͤhrlein: (Merulius) Gomphus, Loͤcherzahnſchwamm: Sistotrema. e. Fleiſchſchwamm: (Boletus) Fistulina. Loͤcherſchwamm: Boletus. a. Bilzling: Suillus. 5. Stichſchwamm: Diatrepus, 9. Sturzſchwamm: Poria. 7. d. Narbenſchwamm: (Boletus) Poly- porus. S g XCV C. Nackthaͤutige: Gymnodermatoidei. 10. Knoͤtchenſchwamm: Thelephora. a. Hohlſchwamm: Craterella. 5. Oehrleinſchwamm: Stereum. 9. Stachelſchwamm: Hydnum, (exceptis b cla v eformibus!) 10, c. Hautſchwamm: (Thelephora) Cor- i ticium. D. Keulenfoͤrmige: Clavaeformes. 9. d. Species 157 Igelſchwamm. (Hyd- num) Erinaceus, 9. d. Corallenſchwamm (Hydnum) Heri- cium. 12. Keulenſchwamm: Clavaria. 11. Aſtſchwamm: Merisma E. Faltenhuͤte: Helveiloidei. 17. Morchel: Morchella. 16. Faltenſchwamm: Helvella. 14. Spatelſchwamm: Spathularia. 13. Erdzuͤngler: Geoglossum. 21. Koyfſchwamm: Helotium. 15. Muͤtzchenſchwamm: Leotia. F. Gallertartige: Tremelloidei. 18. Gallertſchwamm: Tremella. G. Unaͤchte und zweifelhafte Schwammgat— ri; a tungen. 19. Schuͤſſelſchwamm: Peziza, XCVI a. Gallertartige: Tremelloideae. 5. Faltenſchwammartige: Helvelloideae, c. Kleine, haarichte: minores. d. Glatte, Wachsartige: glabrae. e. Lederartige: Coriaceae. F. Napfpilze: Stictides. 19. g. Trinkglasſchwamm: Solenia. 20. Schlauchwerfer: Ascobolus. 22. Schimmerſchwamm: Stilbum. 23. Koͤrnerſchwamm: Aegerita. Die meiſten Menſchen und ſelbſt gebildete Naturforſcher betrachten die Schwaͤmme als die allerunvollkommenſten und veraͤchtlichſten Pro- dukte der ganzen organiſchen Schoͤpfung, und gleichſam als mißrathene Verſuche der belebenden Natur, deren ſie ſich faſt ſchaͤmen ſollte und die ſie als ihre verworfenſten Stiefkinder nur in die abgelegenſten und verborgenſten Winkel, in die Heimath der Verweſung und der Faͤulniß ver— weiſet. Die charakteriſtiſche Undankbarkeit unſerer Art geht ſo weit, daß wir vorſetzlich die Augen verſchließen, um das zahlloſe Gute und Verdienſt— liche nicht bemerken zu muͤſſen, das ſie uns ohne Unterbrechung erweiſen, und mit wahrhaft Goͤtt— licher Wohlthaͤtigkeit anbieten. Finden wir dage— gen auch nur einen Scheingrund, uͤber ſie zu klagen und ſie als unſere aͤrgſten Todfeinde zu XC VII verſchreyen: o! ſo wetteifern wir einer mit dem andern, alle Bitterkeit unſers Herzens gegen ſie auszugieſſen und ſie als Baſtarde, als Schmaroz— zer, als Taugenichtsſe, als Betruͤger, Banditen und Meuchelmoͤrder, als Verderber unſerer Haabe, ja wohl gar als die gefaͤhrlichſten Feinde ganzer menſchlicher Gemeinheiten zu laͤſtern. Wie ungerecht und grundlos dieſe Ausfaͤlle und Angriffe auf den Ruhm der Schwaͤmme ſind, kann man ſich leicht überzeugen, wenn man nur unpartheyiſch genug iſt, um folgende beyde Mo— tive zu Gemuͤth zu nehmen, daß naͤhmlich erſtens bis auf dieſe Zeit noch ſehr wenig geſchehen iſt, und nur ſehr wenige Menſchen ſich die Mühe ges nommen haben, die Natur und Eigenſchafften der Schwaͤmme zu ſtudiren und ihre Beſtimmung in der großen Haushaltung der Natur oder ihre An— wendung zur Befriedigung unſerer Beduͤrfniße zu erforſchen; daß anderntheils an den Nachtheilen die wir von dieſen Geſchoͤpfen erlitten haben, nur unſere dicke Unwiſſenheit, unſere unverzeihliche Traͤgheit und Stumpfheit Schuld ſey, die uns verhindert, den Zuſammenhang natuͤrlicher Er— ſcheinungen mit den Abſichten des hoͤchſten Geiſtes, der alles nur nach den weiſeſten und wohlthaͤtigſten Abſichten einleitet, zu errathen und zu begreifen! Und was ſie nicht kennet, was fie kennen zu ler⸗ XCVIII nen aus Bequemlichkeit ſcheuet, das pflegt die ty⸗ ranniſche Unwiſſenheit jederzeit als unnuͤtz, als verdaͤchtig, als gefährlich zu verrufen! Wie ſollte man wohl von unſerm Zeitalter Aufklaͤrung der größten und intereſſanteſten Naturgeheimniße er- warten, da es noch ſelbſt unter den Weiſen dieſer Periode fo irrſinnige Sophiſten giebt, welche die Entſtehung der Schwaͤmme von der Gaͤhrung der Faͤulniß herleiten, welche ſie fuͤr zweck- und ge— ſchlechtloſe Gebilde anſehen, welche ſich einbilden, ihre Bildung aus der Mechanik, ihre Beſtandtheile aus der Chemie und ihre Mannigfaltigkeit aus der Mathematik ableiten und erklaͤren zu koͤnnen! Wir kennen ſie alſo noch gar nicht oder doch zum we— nigſten nur hoͤchſt unvollſtaͤndig dieſe unſere fo ver— haßten und ſo uͤbel beruͤchtigten Feinde! Wir wiſ— ſen nicht, was ſie ſind? nicht, warum ſie ſind? nicht, wie ſie ſind? Was wir aber von ihnen wiſ— ſen, iſt nichts als ein pures Verzeichniß der ecla— tanteſten Vorzuͤge, der wichtigſten Wohlthaten, der liebenswuͤrdigſten Gefaͤlligkeit — und von un— ſerer Seite entgegen der aͤuſſerſt brutalen Stupi— ditaͤt, die mitten im Genuße den Freund verflucht und verlaͤſtert, der ſich, ohne darauf zu achten, nur Muͤhe giebt, ſeinen blinden Gegner mit Gut— thaten und Annehmlichkeiten zu uͤberhaͤufen! Auch ich kenne ſie, leyder! nur ſehr ſchlecht, IC und, ich geſtehe es offenherzig, ich bin nicht we: niger einer von den vielen Unwiſſenden, die ſehr oft, gleich ungerathenen Kindern, welche ſich ſelbſt verderben, um nur dem wohlmeynenden Ernſte des lehrenden Vaters ihren Muthwillen entgegen zu ſtemmen, ſich an den edelſten Naturgaben durch Mißbrauch oder falſche Zumuthungen verſuͤndiget haben. Dennoch wag ich es jetzt, um einen Theil des begangenen Unrechts wieder gut zu machen, die Ehre dieſer Schoͤpfung zu retten, und auch das Wenige, was mein Unvermoͤgen aufzubrin— gen im Stande iſt, mag vielleicht hinreichen ihr manchen Verehrer zu gewinnen, und ſo manchen diktatoriſchen Vanendoͤrfer mitten im Donner des über dieſe unſchuldige Weeſen ausgeſprochenen Anathems zum Schweigen zu bringen. Ich will von dem Gebrauche beginnen, den wir von den Schwaͤmmen machen. Wenn es auch nur wenige Arten ſind, die wir mit Sicherheit und mit der ſorgfaͤltigſten Auswahl zum Genuße oͤffentlich empfehlen duͤrfen; ſo ſind doch auch ſchon unter dieſen manche ſo ergiebig und ſo ſchaͤtzbar, daß wir ſie fuͤr nichts anderes als fuͤr eine Gabe der himmliſchen Milde unſerer Allmutter Natur erkennen und annehmen duͤrfen. Ich kann mich hier der buͤndigſten Kuͤrze bedienen, da ich bey den eben in dieſem Buche ſelbſt vorgetragenen Merkwuͤr⸗ G 2 C digkeiten der eßbaren Schwaͤmme unter ihren Ti teln alles Weeſentliche geſagt zu haben vermuthe. Hier muß ich nur noch die Anſichten vereinigen und meine Leſer darauf aufmerkſam machen, daß es unter den eßbaren Schwaͤmmen ſolche giebt, die ſich durch Haut gout und Delicatesse ganz be: ſonders auszeichnen, ich darf mich dießfalls ohne Zweifel vor allen den uͤbrigen auf die Truͤffel, auf den Kaiſerling, auf den Champignon, auf den Herrnbilzling, auf den Reizker, Braͤtling / Raßling, Morchel u. d. gl. berufen. Bey einigen andern Arten, wie bey dem Roͤthlinge, dem Hal— limaſch, dem Nagelſchwamme u. ſ. w. iſt die uns geheure Freygibigkeit ſehr merkwuͤrdig, womit die Natur fie uns in den Schooß wirft. Die eß— baren Schwaͤmme kommen nicht allein zu allen Jahrszeiten und in allen Weltgegenden zum Vor— ſchein, ſelbſt Groͤnland und Kamſchatka nicht aus— genommen; ſondern ſie laſſen ſich auch in unſern Gaͤrten, ja ſogar in den Haͤuſern in den ſchlechte— ſten Winkeln, in Kellern und leeren Tonnen er— zeugen. Sie ſind daher willkommene Gaͤſte, die uns viel Angenehmes mitbringen, ohne uns durch viele Foderungen von Aufmerkſamkeit zu geniren. Mit manchen von dieſen Schwaͤmmen wird großer Handel getrieben und ganze Nationen leben faſt einzig von den Schwaͤmmen. Man kann ſie zu | 50 allerhand Leckerſpeiſen verwenden, man kann ſie aber auch bloß in der Aſche gebraten oder wohl gar roh verſpeiſen. Man kann ſie getrocknet fuͤr den Winter aufbehalten und auch mit Salz und Eßig oder mit Baumoͤl oder mit Zucker condiren. Daß aber die hier aufgefuͤhrten Schwammarten nicht alle eßbaren Arten des ganzen Erdbodens ſeyen, verſteht ſich von ſelbſt: denn die Pohlen, die Ruf ſen, die Morgenlaͤnder und die Amerikaner haben wieder ganz andere Arten, wie wir aus den Wer— ken der Reiſenden z. B. aus Pallas, Buxbaum, Michaux u. d. gl. abnehmen koͤnnen. Die tiefſte Armuth findet in den Tagen des Mangels noch Zuflucht und Rettung in dem Fuͤll— horn der Natur, wenn ſie in den Waͤldern Schwaͤmme aufſuchet, und ſelbſt im Winter giebt es noch Plaͤtze und unterirrdiſche Gaͤrten, wo ſie mit muͤtterlicher Vorſichtigkeit dieſe Sonderlinge hingepflanzt und fuͤr den ſchmachtenden Ungluͤck— lichen verwahret hat. Aber es iſt nicht genug, daß wir hier nur der wenigen Schwammarten Er— waͤhnung machen, die bereits allgemein fuͤr eßbar erkannt ſind. Wir koͤnnen vielmehr im Gegentheile behaupten: Es gebe nur ſehr wenige gif tige Schwaͤmme und auch dieſe waͤren es nur für Schwaͤchlinge und Sch wel— ger. ci Da ich auf den Punkt der Vergiftung in dieſer Einleitung noch einmahl zuruͤckkommen werde; ſo will ich mich vor itzt nicht laͤnger dabey aufhalten. | Auch in der Wirthſchaft, nicht bloß in der Kuͤche, leiſten uns die Schwaͤmme erhebliche Dienſte und ſie wuͤrden uns gewis noch viel meh— rere leiſten, wenn wir nur fleißiger darauf bedacht waͤren, ſie zu unterſuchen und zu beobachten. Die Zunderſchwaͤmme, die aller Orten ſo uͤber— ſchwenglich haͤufig wachſen, ſie liefern uns ein ſehr erwuͤnſchtes und wohlfeiles Beduͤrfniß und man koͤnnte ſie noch uͤberdies zu allerley anderen Abſichten verwenden. Von allen zaͤhen und Leder— artigen Schwaͤmmen kann man Papier machen. Auſſerdem koͤnnten ſicher viele Schwaͤmme gleich Thieriſchen Theilen zur Fabrikation von Am mo— niak und zu Wallrath (adipocire) ſtatt In⸗ ſelt zu Seife und Lichtern benutzt werden! Siehe Haberle Comm. I. 1, S. 34. Auch zur Färbes rey ſind manche Schwaͤmme anwendbar. Die Schwimmer, die Tintenſchwaͤmme und mehrere Loͤcherſchwaͤmme wie z. B. der Nußbaumſchwamm Boletus platyporus P. waͤren in dieſer Abſicht vorzuͤglich zu empfehlen. Schweine, Hirſchen, Schaafe u. d. gl. lieben verſchiedene Arten Schwaͤm⸗ me und naͤhren ſich davon, und in der Arzney— Cm mittellehre verdienen die Zunderſchwaͤmme, der Lerchenſchwamm, die Gichtſchwaͤmme, die Boviſt— arten, der wohlriechende Weidenſchwamm, (Dae- dalea suaveolens P.) die Hirſchbrunſt (Sclero- derma cervinum P.) die Truͤffelarten, das Ju— dasohr, der Herrnbilzling u. d. gl. empfohlen und aufgefuͤhret zu werden. Aus der Analogie zu ſchließen, moͤchten dann wohl auch der Fleiſch— ſchwamm wegen feiner Aehnlichkeit mit Cynomo- rium, der Fliegenſchwamm, der Speytaͤublingeu. d. gl. wichtige Arzneyen abgeben koͤnnen und eine Pruͤfung von behutſamen und Sachkuͤndigen Aerz— ten verdienen. Doch wir wollen nun auch der Beſtimmung der Schwaͤmme in der Haushaltung der Natur nachforſchen! Freylich wohl intereſſirt dieſe Unter- ſuchung nur den gebildeteren Theil meiner Leſer: aber dieſer iſt's auch gerade ſelbſt, an deſſen Bey— fall oder Nachſicht mir alles gelegen iſt; die uͤbri— gen moͤgen mir die fromme Abſicht zu Guten hal— ten, daß ich ſie nicht bloß zu ernaͤhren und zu bereichern, ſondern auch zu beſſern und minder ſinnlichen Menſchen zu machen, daß ich ihren Geiſt aufzuheitern und auf eine edle des Menſchenran— ges wuͤrdige Weiſe zu unterhalten wuͤnſche. Die Menſchen, ſagt Haberle “) find oft wie die *) Comm. zu Bertuch's Bilderb. I. 1. p. 33, CIV | ”£feinen Kinder, fie wollen alles was ihnen die Natur darbietet, nur immer ins Maul ſtecken. Die Leſer werden finden, daß dieſe Gewaͤchſe ein ſehr ernſthaftes Spielzeug für die Menſchen wer— den koͤnnen, wenn ſie die Naturthaͤtigkeit bey de— ren Entſtehung verfolgen wollen.“ Doch ſelbſt als— dann, wenn ſeltnere Mißtoͤne die Harmonie der Schöpfung zu zerſtoͤhren ſcheinen, endigt fie mit einer Auflofung derſelben, die den Werth des Schoͤnen uͤber ſich ſelbſt erhoͤht und die ſelbſt dieſe vermeintlichen Diſſonanzen in Wohlklang und be— zaubernde Anmuth verwandelt. Der Thraͤnen— ſchwamm, von welchem ich oben geredet habe, ſoll uns dieſes durch ein Beyſpiel begreiflich ma— chen! Wenn wir alles mit gebuͤhrender Aufmerk— ſamkeit in Gedanken rekapituliren was ich von den Eigenſchaften dieſes ſo merkwuͤrdigen Schwammes gemeldet habe; ſo iſt von den vielen Anſichten, die uns dabey aufſtoßen, ungefaͤhr folgende eine der erſten; daß, da derſelbe nun einmahl beſtimmt iſt, die Gebaͤude, von welchen er Beſitz genom— men, zu Grunde zu richten, die vaͤterliche Vor— ſicht des Schoͤpfers an demſelben zugleich unver— kennbar ſey, indem er die Menſchen, die ſie be— wohnen, durch ſeinen faſt unertraͤglichen Geſtank bey Zeiten warnet, ja wohl mit Gewalt zwinget, ſie eher zu verlaſſen als noch ihr Einſturz das = CV Leben derſelben bedrohet. Anderſeits koͤnnen wir uns fuͤr uͤberzeugt halten, daß die Plage dieſes Schmammes nichts weiter als eine exekutive Ein— quartierung und eine wohlverdiente Strafe ſey und daß ſie mit zu den vielen hoͤchſt weiſen Anſtal— ten der Natur gehoͤre, wodurch uns ihr ſie beherr— ſchender Genius zwinget, die Schoͤpfung, aus der wir unaufhörlich unſere Beduͤrfniſſe entlehnen, nicht wie eine niedrige Sklavin zu mißhandeln, ſondern ihr vielmehr ſo viele Achtung und Neigung zuzuwenden, daß es einem jeden von uns die erſte und die intereſſanteſte Angelegenheit ſeyn ſollte, ihre Verfaſſung, ihre Zwecke und ihre Mittel, zu dieſen Zwecken zu gelangen, mit Aufwand aller unſerer Geiſtesfaͤhigkeiten zu ſtudiren. Weitere Fortſchritte in der Naturkunde, nur dieſe ſind das Bedingniß und wir werden unſere Gebaͤude ſo an— legen, daß fie nie wieder der Infection des Thraͤ— nenſchwammes unterworfen ſind, und weder ſeine noch die Thraͤnen der Ungluͤcklichen werden die Ge— maͤcher der Sterblichen benetzen, wenn aͤchter Ge— brauch der Vernunft und gruͤndliche Kenntniß der Natur ihre Handlungen leiten! Denn, wenn ſchon der bloße Inſtinkt die Thiere ſo wohlthaͤtig bewahret, wie wir es alltaͤglich beobachten koͤnnen; ſo muß der goͤttliche Funke des Lichts der Vernunft, der unſere Weeſenheit fo weit über die Thierwelt. CVI 0 erhebt, uns noch weit ſicherer und weit wirkſamer bemaͤchtigen, aus dem Labyrinth der Verhaͤltniſſe uns empor zu heben und nur jene Weege der Na— tur zu ergreifen, deren Richtung das Ziel unſerer Beſtimmung unfehlbar erreichet! Bulliard berech— net, daß Schwaͤmme in einem beſtimmten Zeit— raume ungefaͤhr 600 Mal ſo viel Waſſer einſau— gen als andere Gewaͤchſe, die in dem Erdboden Wurzel faſſen. Er ſchließt hieraus: „que la Na- ture emploie ces Champignons comme autant de r&gulateurs pour le maintien de l’&quilibre, si necessaire entre les fluides et les solides; il me semble voir un contre poids d’un effet prompt et sur, lequel est toujours prét à étre mis en action, des que le cas le requiert.“ *) Ueberhaupt ene die Schwaͤmme von dieſer Seite, ſo wie die Myriaden von Inſekten und Wuͤrmern, als unſere geheimen Wohlthaͤter und als ſehr thaͤtige Beamte der natuͤrlichen Polizey betrachtet zu werden. Alles was fault, alles, was mit ſeinen mephitiſchen Ausduͤnſtungen die Luft, die wir unaufhoͤrlich einathmen und erneuern muͤſ— ſen, verpeſten wuͤrde, iſt der Allgewalt dieſer Ve— getabilien unterworfen, die es in kurzer Zeit auf⸗ zehren und umwandeln. Und wenn auch welche von dieſen geſchaͤftigen Polizeyſoldaten ſelbſt wieder zum r Champ. I. p. 64. CVH Genuß TONER N RR find und, wer weiß aus wel— chen Urſachen, nicht brauchbar ſeyn ſollen; ſo hat die Natur an ihnen doch alles gethan, was ſie thun konnte, um ſie uns ſchaͤtzbar und merkwuͤr— dig zu machen, da ſie dieſelben bald durch die Anmuth ihrer Geſtalt und durch die ausgeſuchte— ſten Schoͤnheiten der Faͤrbung ausgezeichnet, bald durch verſchiedene mittelbare Nuͤtzlichkeiten mit uns wieder auszuſoͤhnen verſucht hat, da ſie naͤhmlich entweder als Arzneymittel, als Fabrikationsſtoffe oder als Nahrung für andere uns nuͤtzliche Thiere, endlich auch ſelbſt als nuͤtzlich und preißwuͤrdig ge⸗ ruͤhmt zu werden verdienen. In der That, es iſt ein ruͤhrender und Herz— erhebender Anblick, die faſt an Eitelkeit graͤnzende Bemuͤhung der Natur gewahr zu nehmen, womit ſie ſich ereifert, alles Haͤßliche hinweg zu ſchaffen, alles Eckelhafte zu verſtecken und alles Todte in neues jugendliches Leben zu verwandeln. Wer die Natur noch niemahls in ihrer Werkſtaͤtte beſucht, ich möchte lieber ſagen; bey ihrer Toilette uͤber— raſcht hat: der gehe hinaus in den Wald und be— trachte die reizende Gruppirung der Erdſchwaͤmme, vornaͤhmlich die der Bilzlinge, der Taͤublinge, der Praͤtlinge u. d. gl., der ſehe wie fie im ausgefauls ten Pappelbaume ungeheure Maſſen vom Boletus citrinus gufgethuͤrmet, die eine Pracht darſtellen, CVIII der alle Blumen Indiens weichen; der unterſuche die zahlloſen und oft hoͤchſt merkwuͤrdigen Varie— täten der Baͤnderſchwaͤmme und alle die Wunder: geſtalten von Schwaͤmmen die die Eiche und der Weidenbaum hervorbringen. Wer aber nur allein die großen, in die Augen fallenden Naturſchoͤn— heiten ſeiner Aufmerkſamkeit wuͤrdigen wollte, der wuͤrde ſich einen großen, ja bey weitem den größe ten Theil ihrer Ergögungen entziehen. Das Ver— groͤßerungsglas entdeckt uns nicht allein die Ge— heimniße der Organiſation, ſondern auch ſolche Bildungsformen, welche durch ihre Neuheit, durch Zeichnung und Farben, durch Contraſt und Ana— logie und ſehr oft durch gewiſſe uns uͤberraſchende Erinnerungen und Aehnlichkeiten mit ganz andern Dingen in der Seele des Beobachters wahres Ent— zuͤcken erwecken und ihm einen Geſchmack ein: floͤßen, der ſeinen Neigungen auf die Zeit ſeines Lebens eine eigene Richtung mittheilet und ihn auf ewig vor allen verkehrten, thoͤrichten und Natur— widrigen Begierden verwahret. Wer einmahl mit Erfolg in dieſe Gefilde der optiſchen Schoͤpfung eingedrungen, der kennt in Zukunft nur eine einzige Leidenſchaft, die alles uͤberwindende Liebe der Natur und der Wahrheit! Im Wald und Feld, auf Bergen und in a Gruͤnden CIX Dich, unausſprechlich Maͤchtiger, Unendlich Guter, Herrlicher, Gott, aller Welten Gott! Dich ſuchen und Dich f finden; Selbſt da, noch da, dich finden, wie du biſt Und wie du wirkeſt, Du, deß Nahme heilig iſt, Wohin dem ecklen Stolz den Blick zu richten grauet, ö Wohin ſogar der Geiz nicht ſchauet, Welch' eine Seeligkeit! O Luſt, durch kein Gewiſſensnagen, | Kein Ungeſtuͤmm im Herzen und im Magen, Nicht durch Transſcendentalitaͤten Und keinen Qualm der Interpreten Geſtumpft, verbittert und entweyht! — — —— — Pp — c — —ů ͤ .. — — — ꝶ——— — — —— — — Heyl! Heyl dem Mann, den nichts ſo ſehr ver— | gnügt, Als uͤberall nach Gott zu fragen, Um Ihn den Wurm, den Halm, den Schim— mel zu befragen! Denn ſonder Antwort werden ſie Fuͤrwahr ihn nie entlaſſen; aber wie, O, wie wird ſolche ſtaͤts ſein Herz durchgluͤhn! f wie wird CX Den wilden Forſt, den er durchirrt In einen Tempel ſchnell verwandelt er erblicken! Welch' froh Erſtaunen, das aus weitem Aug' | ihm quillt! Ha, welch ein ſchauderndes Entzuͤcken, Das mit des nahen Gott's Gefuͤhl ſein Herz durchdringt! 5 Tode. Doch nicht allein Bildung und Farbe ſtehen der Natur bey der Familie der Schwaͤmme zu Ge— bothe. Ihnen iſt auch die lieblichſte Parfuͤmerie der Lilien und Roſen nicht fremde. Der Duft des wohlriechenden Weidenſchwammes ſo wie der des Rauchſchwammes (Boletus fumosus) ahmet dem Badian (Illicium anisatum) nach und ſcheint ihn noch an Feinheit zu uͤbertreffen. Es iſt in der That ſehr frappant, fo eleganteGeſchoͤpfe in der ſchlechteſten Heimath faulender und ganz vermorſchter Weiden— baͤume zu finden. So entwickelt ſich aber auch zu— weilen das glaͤnzendſte Genie des Dichters oder des Helden in der elendeſten Dunkelheit einer armſee— ligen Strohhuͤtte, oder wohl gar 5 Treppen hoch in der Dachſtube des Schneiders! Die Ceratophora Fribergensis des Hum⸗ boldt (Perſoons Boletus odoratus verbreitet einen ſehr angenehmen Veilchengeruch, wenn ſie ver— brennt wird. Es wuͤrde ſich ein artiges Verzeich— CX niß von den wohlriechenden Schwaͤmmen ſammeln laſſen; aber ich muß abbrechen um nicht über die Graͤnzen meines vorgeſetzten Planes auszuſchweifen! Alles in der Natur ſteht mit einander in Zu— ſammenhang, eines iſt um des andern willen da. Gaͤbe es z. B. keine Inſekten; ſo wuͤrden ſo viele Tauſend Gewaͤchsarten, deren Befruchtung nur von ihrer Beyhuͤlfe abhaͤngt, ausſterben, und viele unſerer nuͤtzlichſten Hausthiere wuͤrden vor Hunger verſchmachten. Wir kennen indeſſen dieſe Nothwendigkeit aller Exiſtenzen und ihrer Ver— richtungen im Detail noch ſehr wenig: aber wir kennen genug davon um uns zu uͤberzeugen, daß auch die uͤbrigen Arten, deren Beſtimmung in der Haushaltung der Natur wir noch nicht erforſcht hahen, eine aͤhnliche, wenigſtens eben ſo weiſe und eben ſo wohlthaͤtige Beſtimmung haben muͤſ— ſen. Unter der zahlloſen Menge der mikrokosmi— ſchen Thierchen giebt es ſehr viele, die faſt einzig von den Schwaͤmmen zu leben ſcheinen, ja man wurde ſogar vor nicht gar langer Zeit in den Irr— wahn gefuͤhrt, daß die Schwaͤmme ſelbſt Thiere, eine Art von Corallgewaͤchs waͤren, daß ſich ſein Haus Pflanzenfoͤrmig baute, wie ſo viele andere Zoophyten der Meere. Dieſer Irrthum wurde unter andern auch durch die chemiſche Analyſe der Schwaͤmme bekraͤftigt, da man fand, daß ſie auf CXII trockenem Weege Waſſer a flüchtiges Del, etwas Kohlenſaures Gas aber nur hoͤchſt wenig Koh— lenſtoff geben, die vorzuͤglichſte Urſache ihres ſchnellen Wachsthumes, da ſich dieſes immer im umgekehrten Verhaͤltniſſe gegen die Menge des vorhandenen Kohlenſtoffes zeiget! Allein die Er— fahrung mußte uns auch bald wieder eines beſſern belehren, daß naͤhmlich alle dieſe Thierchen nur Gaͤſte und keine Beſtandtheile der Schwaͤmme ſind; zumahl die Arten dieſer Paraſyten oͤfters in einem und demſelben Schwamme verſchieden und zum Theile auch ſchon von unſern Entomologen benannt ſind. Alle dieſe Thierchen nun leben Hordenweiſe in den Schwaͤmmen. Ein einziger Schwamm iſt fuͤr ſie nicht ein Haus — nein! eine große volkreiche Hauptſtadt! ſie naͤhren ſich davon, ſie bewohnen dieſelben, ſie finden allerley Stoffe zu ihren ander— weitigen Beduͤrfniſſen in denſelben. Daß auch an— dere Thiere die Schwaͤmme lieben und ſie mit Be— gierde aufſuchen, iſt theils ſchon gemeldet worden, theils auch ohnedem eine allbekannte Sache. Ich finde es demnach uͤberfluͤſſig, hierorts noch mehr davon zu erwaͤhnen und begnuͤge mich mit der bloßen Erinnerung an dieſe een der Schwaͤmme. | Die meiften Schwammarten ſcheinen Aphro— diſiacaliſche Kräfte zu beſitzen und durch den Ges CXIII nuß mitzutheilen. Von den Truͤffeln, vom Gicht— ſchwamme, von dem Fliegenſchwamme haben wir Erfahrungen, die dieſes auffallend beweiſen. Da ſie ſchleimigt-Gallertartige Beſtandtheile haben und eine Quantität nackten Pollen enthalten; ſo laͤßt ſich dieſe Eigenſchaft auch ſehr leicht ohne weitere Erklaͤrung begreifen. Sie moͤgen daher wohl vie— len Antheil an der Bevoͤlkerung ſowohl der thieri— ſchen als der Menſchenwelt nehmen und die weni— gen lethalen Faͤlle, die ſie veranlaßt haben, ſind demnach auf der andern Seite wieder reichlich durch die geſtaͤrkte Zeugungskraft verguͤtet! Noch muß ich meine Leſer auf einige Kleinig— keiten aufmerkſam machen, die wohl einſt als die Quelle wichtiger und großer Folgen angeſehen werden duͤrften. Durch den Geruch der Schwaͤmme werden viele Thiere, oft aus großen Entfernungen, herbey gelockt. Schäffer erzaͤhlt von dem Gicht— ſchwamme, daß ſein fataler Geſtank eine Menge Inſecten herbey gelockt, und daß er demſelben den Beſitz von mancher neuen Art von Fliegen, zu ver— danken habe. Wir ſehen nun in den Schwaͤmmen ein Stimulans, das die Thierwelt in Bewegung ſetzet, manches nuͤtzliche Thierchen herbey lockt, das vielleicht dieſer Gegend fehlt, oder andere von ihrem Ueberfluße befreyet! Die paraſytiſchen Schwaͤmme (denn auch 2 F unter den wahren Schwaͤmmen giebt es viele Pa— raſyten!) koͤnnten in Zukunft wohl auch ein lehr— reiches Kennzeichen uͤber die Natur und Eigen— ſchaften intereſſanter Arzney- und Handels-Ge— waͤchſe abgeben. Denn wenn wir auch wirklich unter dem heißen Erdguͤrtel einen Baum antreffen ſollten, auf welchem die naͤhmlichen Schwammar— ten wohnen, die wir in Europa z. E. auf unſern Eichen antreffen; fo würde es keinem Zweifel unter⸗ liegen, daß er geclimatiſirt werden koͤnne und daß er uͤberdies auch alle die Eigenſchaften unſerer Ei— chen beſitze. Ein Mehr und ein Weniger, das die Sachkundigen wohl zu unterſcheiden wiſſen, ift - bey allen Dingen zu beobachten! Ich will es nur im Vorbeygehen beruͤhren, daß uns die Schwaͤmme ferner durch die bloße Mannigfaltigkeit ihrer oft ſehr frappanten Formen nuͤtzlich werden koͤnnten. Denn es moͤchten wohl manche darunter geſchaffen ſeyn, in dem Geiſte irgend eines Mathematikers oder eines Maſchiniſten auf einmahl eine Idee zu beleben, deren Ausfuͤhrung fuͤr die Menſchheit die groͤßte Bedeutung haben koͤnnte! Aber dies muß ich zum Schluße noch der Ueberlegung meiner Leſer Preis geben, daß es die Schwaͤmme ſind, denen wir alle Beurbarung der Erde mittelbar und urſpruͤnglich zu verdanken base CXV ben. Kein Gewaͤchs findet Nahrung in der rohen von aufgeloͤßten Organiſationen noch ungeſchwaͤn— gerten Erde. Die Flechten und die Mooſe wachen. zwar auch auf kahlem Geſtein: allein gewoͤhnlich hat doch ſelbſt dieſen ein Byſſus ihren Acker be— ſtellet. Selbſt da, wo wir nichts ſehen, moͤgen wohl die feinen Geflechte und der Kleber der My— celien hineindringen, und ſo nach einer Reihe von Jahren erſt Schwaͤmme, dann Algen und endlich auch andere Gewaͤchſe empor kommen. Wenn wir nun dieſes alles wohl beherzigen und alle Vorurtheile aus unſerer Seele verban— nen; fo ſehen wir uns gezwungen, unſere uͤber— eilten Ausſpruͤche über die Verächtlichkeit der Schwaͤmme zuruͤck zu nehmen und ſie vielmehr für die beiten Kleinodien im Diadem der Blumen— goͤttinn zu erkennen! | ih Nun liegt es mir noch ob, alles was wee— ſentlich und erprobt iſt uͤber die Genußbarkeit und über die Gifte der Schwaͤmme zu verſammeln. Die friſchen, unzerlegten Beſtandtheile der Schwämme find Ammoniakaliſch-Seifenartig (und manche faſt Urines) mehr oder weniger oͤhlicht, waͤſſericht, ſchleimicht und in ziemlich hohem Grade galertartıg. Aus dem allen konnen wir ſchließen, daß ſie zur Nahrung geeignet und wenn gleich 22 | CXVI weniger als die Fleiſchſpeiſen, doch auch mehr als alle die uͤbrigen Vegetabilien nahrhaft ſind. Da aber die Subſtanz der Schwaͤmme in Abſicht auf die Miſchung ihrer Beſtandtheile man cherley Verſchiedenheiten unterworfen iſt; ſo folget daraus, daß nicht alle Schwaͤmme gleich gut und einige derſelben nur darum ungenießbar ſind, weil ihre Lederartige oder hoͤlzerne Maſſe ſich weder weich kochen, noch weniger aber im Magen, zu einem Chylus aufloͤſen laßt. Praͤdominiren die Ammonia— kaliſchen Subſtanzen; ſo kann der Schwamm zwar weich und angenehm, aber dennoch wegen allzu— großer Schaͤrfe fuͤr etwas ſchwaͤchliche Subjecte, oder auch fuͤr die ſtaͤrkſten, in allzugroßer Menge eingenommen, ſchaͤdlich ſeyn. Eigentlich narkotiſche Kraͤfte ſcheint kein Schwamm zu beſitzen. Die Wirkungen der Schwaͤmme, die den Symptomen der narkotiſchen Gifte aͤhnlich ſind, duͤrften viel— mehr ſympathetiſch von der Affection des Magens und der Gedaͤrme, als von was anderem herruͤh⸗ ren. Srifche und reine Schwaͤmme ſchaden alſo nur durch das Uebermaß des einen oder des anderen der angegebenen Beſtandtheile, und in dieſem Falle (vorausgeſetzt, daß es zu ſpaͤt iſt, den Feind durch ein Brechmittel aus dem Leibe zu ſchaffen!) kann freylich wohl, wie Krapf uns belehret, das pure kalte Brunnenwaſſer, ſowohl innerlich CXVII genommen, als aͤußerlich im Umſchlage a det, die erwuͤnſchten Dienſte leiſten. Allein dieſe Art von Vergiftung, kann weder ſehr gewoͤhnlich, noch von großer Bedeutung ſeyn! In den meiſten Faͤllen geſchieht ſie, nach meiner voͤlligen Ueberzeugung, bloß durch den Mißbrauch und die Unklugheit derjenigen, die ſie aufnehmen und zubereiten. Schwaͤmme, die noch im unrei— fen, jungfraͤulichen Zuſtande gepfluͤckt worden, gehen weder in Fructification, noch in Faͤulung uͤber. Haben ſie aber einmahl die Periode ihrer voͤlligen Entwicklung erreichet; fo bringen fie Saas men, und oft ſchon waͤhrend dem Auswerfen deſ— ſelben fangen ſie auch an zu verderben. Schon der erſte Anbruch dieſer Periode, die mit der Ver— ſtreuung des Pollen oder mit der Ausduftung der in ihm enthaltenen Saamenfeuchtigkeit beginnet, lockt eine Menge Ungeziefers herbey, die ſich ſehr ſchnell darinn einniſtelt und vermehret. Welcher von dieſen dreyen der Hauptumſtand ſey, dem wir die Vergiftung der Schwaͤmme zu— ſchreiben muͤſſen, weiß ich nicht beſtimmt anzu— geben. Aber hoͤchſt wahrſcheinlich nehmen alle dreye ihren Antheil daran: denn faule Koͤrper, zumal wenn ſie ſehr waͤſſerig ſind, erkennet die ganze Welt fuͤr ungeſund. Das mit den Schwaͤmmen verſchluckte Ungeziefer, mag entweder animaliſche CXVIII 1 Gifte entwickeln, oder man ingerirt fie noch le— bend und ſie bringen durch ihr Straͤuben und Kneipen in den Eingeweiden einen Reitz hervor, welcher durch ſein Anhalten heftige Entzuͤndungen und Kraͤmpfe erwecket und nicht leicht abzuwenden iſt, indem dieſe Thierchen ſo klein ſind, daß ſie nicht abgeſpuͤhlt noch erdruͤckt werden koͤnnen. Es giebt aber mehrere Thiergattungen, von welchen wir wiſſen, daß ſie ein ſo zaͤhes Leben haben, daß ſie ſelbſt die Hitze des ſiedenden Waſſers eine ge— raume Zeit hindurch ertragen konnen. Folglich laßt es ſich begreifen, daß wohl auch gewiſſe ans dere Arten noch eine Zeit lang in unſeren Einge— weiden fortleben moͤgen, wenn ſie mit anderen Dingen verſchluckt worden, oder daß ſelbſt ein ge— lindes Kochen ſie nicht nothwendiger Weiſe toͤdten muſte. | Das Wichtigſte aber, was ich an den Gift: ſchwaͤmmen fuͤr den angreifenden Theil halte, ſind — die Sagmen der Schwaͤmme. Vorſichtige Köche pflegen wirklich allenthalben diejenigen Theile abzulofen und hinweg zu werfen, die wir bereits aus dem Verlaufe dieſer Einleitung als das Hy- menium, die Saamen tragende Haut der Schwaͤm⸗ me kennen gelernt haben. Allein manchmal mag ſelbſt im Fleiſche noch ein Theil von dieſen Saa— men oder wohl auch vom Pollen ſtecken bleiben! CRIX Dieſe Saamenbrut mag ferner bey manchen Schwaͤmmen eine ſpezifike Kraft haben, eher als andere in unſeren Eingeweiden zu keimen, d. h. zu zerplotzen und ein anfangendes Mycelium zu entfalten! Da nun aber jedes organiſche Wee— ſen, ſo lange es lebt, in keinem andern leben kann, ohne mit ihm im Kampf zu ſeyn; ſo er— klaͤrt es ſich leicht, warum eine gewiſſe Menge ſolcher Schwammkeime in unſerem Magen große Unordnungen anrichten muͤſſe, da ſie ſich darinn feſtzufetzen, aͤnzuſaugen und einzuniſteln bemuͤhet, und da es den erſten Weegen eine Unmoͤglichkeit iſt, dieſelben, ſo lange ſie leben und entgegen— wirken, fortzufchaffen und in unſere Subſtanz zu verwandeln. Daß es in dieſem Falle ſehr viel auf die Integritaͤt und die Kraft unſerer Digeſtion ankomme, begreift ſich von ſelbſten, und die ſuc— seffive Angewoͤhnung an einen gewiſſen Reitz kann auch bewirken, daß wir ihn endlich ertragen ler— nen, ohne ihn weiter laͤſtig zu finden. Die Empfin— dung abſtumpfende Mittel (Paregorica) ſcheinen daher am meiſten angezeigt zu ſeyn, bey einer Schwammvergiftung dieſer letzten Art“). Ich habe auch des Pollen erwaͤhnet; und dieſer mag manchmal mit den Reitz vermehren hel— ) Jedoch nur in fo lauge, als noch keine Entzündung ror⸗ handen iſt: denn alsdann ifi wieder der Gebrauch des ka ten Waſſers das ſicherſte und einſachſte Specificum! CXX fen und in gewiſſen Arten der Schwaͤmme ſehr tief in die Subſtanz des Koͤrpers hinein verbreitet ſeyn. Dies vermuthe ich insbeſondere von jenen Arten der Schwaͤmme, deren Fleiſch beym Anbruch oder Durchſchnitt ſtrahlenförmig anlaͤuft und gruͤn oder livid wird, welche Farbe wir jedesmahl auch an den frey liegenden Kuͤgelchen der beyden Sexual— organe in dem Hymenium des Schwammes er— blicken. Will man ſich alſo vor Vergiftungen durch den Genuß der Schwaͤmme huͤten; ſo waͤhle man vor der Hand keine anderen, als welche hier als eßbar und gefahrlos ſind aufgeſtellet worden; und will man ja auch andere verſuchen; ſo nehme man nur junge unentwickelte Exemplare, trenne La— mellen, Roͤhrchen, Stacheln und was dergleichen mehr Formen des Hymeniums find, mit aller Vor: ſicht davon ab, zerſchneide uͤbrigens den Schwamm in kleine Spalten, waſche dieſe rein und zu wie— derholten Mahlen im Brunnenwaſſer aus und koche ſie ſehr lange mit einem Zuſatz von Kochſalz und Zwiebeln. Es giebt ſchlechterdings keine allgemeinen cha— racteriſtiſchen Merkmahle der giftigen Schwaͤmme. Doch ſind diejenigen, die beym Anbruche ſchnell die Farbe ihres Fleiſches veraͤndern und blau oder bleyfarbig werden, meiſtens fuͤr verdächtig zu hal⸗ CXXI ten. Auch die Milchtriefenden Schwaͤmme find wer gen ihrer Scharfe im Allgemeinen für bedenklich zu halten. Will man Schwaͤmme pruͤfen, ob ſie eßbar oder giftig fegen ? fo verdienen folgende Methoden als vorzuͤglich empfohlen zu werden. a) Man lege einen Silberloͤffel und eine ge— ſchaͤlte Zwiebel in die Bruͤhe und laſſe ſie eine ge— raume Zeit mit den Schwaͤmmen ohne anderen Zuſatz kochen. Lauft der Löffel an oder wird die Zwiebel ſchwaͤrzlich; ſo ſind die Schwaͤmme fuͤr giftig zu halten. b) Man verkoſte ein Stuͤckchen davon ganz roh und behalte es lange im Munde. Zeigt ſich dann ein widerlicher Geſchmack, ein eckelhafter Ge— ruch oder eine Schaͤrfe, ſo iſt die Art, von der es genommen iſt, ebenfalls zu verwerfen. c) Man beobachte die Merkmahle einmahl eßbar befundener Schwaͤmme ſehr genau und auch eine geringe Abweichung in der Farbe, mache ſie uns verdaͤchtig! d) Von Schwaͤmmen, die man nicht ſehr wohl kennet, wage man es nicht, gleich die erſten Mahle eine groͤßere Quantität zu genießen. e) Man ſchreibe nicht auf die Schuld der Schwaͤmme was etwa ein verdorbener Magen, eine uͤble Dispoſition oder eine ſehr widernatuͤr⸗ CXXH liche Vermiſchung heterogener Subſtanzen zuwege gebracht hat. ? Daß aber an den uͤblen Wirkungen der Schwaͤmme größten Theils unſere verderbte Natur und kraftloſe Verdauung naͤchſt der fehlerhaft en Zubereitung Schuld ſey, beweiſet das Beyſpiel einiger Rußiſchen Nationen, die faſt einzig von Schwaͤmmen leben und mit unter auch viele von denjenigen verzehren, die wir für giftig halten, wie z. B. die Bilzlinge. »In den waldigten Gegenden (ſagt Pallas“) iſt der Genuß der Schwaͤmme naͤchſt dem Brod die gewoͤhnlichſte und faſt einzige Faſtenſpeiſe des ar— men Landvolkes, auf den Winter werden einige Arten getrocknet, andere eingeſalzen, aufbewahret. Ueberhaupt genießt man in Rußland (den Fliegen— ſchwamm und einige kleine magern Pilze, auch die ſtinkenden Miſtſchwaͤmme ausgenommen) faſt alle andere Arten, auch, wenn ſie ſchon wurm— ſtichig und dem Untergange nahe ſind, und doch hoͤret man nicht, daß dieſe Gewaͤchſe, ſo wie ſie der Landmann hier zu genießen pflegt, naͤhmlich bloß mit Salz, oder mit Oehle geſotten, oder nur mit etwas Salz verkehrt auf die Kohlen ge— ſetzt und halb gar gebraten, jemahls ſchaͤdlich ge— worden ſeyen: alle eßbaren Arten, deren eine vor *) S. Pall. Reiſen 1 Thl. S. 43. CXXIII der andern haͤufiger zu entſtehen pflegen, weiß das Volk mit Rußiſchen Nahmen zu unterſcheiden. Es ſind darunter auch ſolche, welche man in an— dern Landern als ſchaͤdlich verwirft.“ u. ſ. w. Wie viel die Gewohnheit von Jugend auf vermoͤge, den Menſchen ſelbſt an den Genuß der ſtaͤrkſten Giftſchwaͤmme zu gewöhnen, beweiſet das Beyſpiel der Kamtſchadalen und der Koraͤken, die den Fliegenſchwamm eſſen, um ſich zu berauſchen und in eine gewiſſe Wuth zu gerathen, wenn ſie zu Felde ziehen oder jemanden umbringen wollen. Ja die Begierde nach dieſem Genuß geht bey den Koraͤcken fo weit; que lorsqu'un homme en est yvre pour en avoir manger, ils ne lui permettent pas de pisser par terre, mais ils lui donnent un vaisseau, et boivent son urine, s’imaginent, qu'elle produit le méëme effet, que le Champignon: la dose est de trois ou quatre, mais lorsqu'ils veulent s’enyvrer, ils en mangent jusqu'à dix”*), 1 x *) Krascheninnikow Histoire de Kamtschatka ete. etc. trad. du Russien ete. Sie machen auch eine Art von berauſchen— dem Getraͤnk davon, das fie Mukhamorr nennen. S. Leſſep's Reiſe von Kamtſchatka nach Frankreich II Thl. und Krünitz Encyclopaͤdie die Artig eln: Jakuten und Bamsfcheife. \ 55 7 0 2 be vw aba neee 22 P » / 4 SORT UA e 6. € 7 7 1 * 7 2 3 RL A 7 fe 2 ä — — — — „% „„ — ä» —— — I. Die Truͤffel (Tuber eibarium Pers.) S. Wachspraͤp. A und Abbild. Tab. A. Die Trüffeln, von welchen hier die Rede iſt, werden fonit auch die ſchwarzen Trüffeln, Tar— tüffeln, Erdſchwämme, Erdnüſſe, Erdmorcheln, im Franzöſ. Truffes, Ital. Tartufi. Engl. esculent Puff-ball oder Truffles, Span. Cria- dillas (Teſtikel), Portug. Tortuthos, Holl. Tartuffels, oder auch Aardbuilen, Dan. Tröfs ler, Schwed. Haräpple, Poln. Tartufole, Ruß. la Tartuffle, Ungar. Szarvas gomba oder Szarvaska genannt. Ungeachtet ſie nicht zu der eigentlichen Fa⸗ milie der Schwämme gehören, weil ſie ihre Fort— pflanzungskörner (die Schwammkeime, Sporu- lae) nicht an der Oberflache der Geſchlechts haut A 2 (Hymenium) hervortreiben, fondern fie inners lich in einer Art von Fruchthülle verbergen: ſo müſſen ſie dennoch in einem Werke abgehandelt werden, deſſen Beſtimmung Popularität, deſſen Gegenſtand derjenige Theil der Speiſematerialien iſt, welchen man im gemeinen Leben mit dem Nahmen der Schwämme zu bezeichnen gewohnt iſt, und den fait alle Schriftſteller (die allerneues ſten allein ausgenommen) denſelben beyzuzählen pflegen. | Die Trüffeln wurden vormahls für eine ein, zige Art von Kugelſchwamm gehalten, und dem zu Folge auch im Linneeiſchen Sexualſyſtem und vielen andern Werken unter der Benennung Ly- coperdon tuber aufgeführet. Allein mit vollem Rechte hat man in den neuern Zeiten die Trüffel zu einer eigenen Gattung erhoben, und verſchiede— ne Arten derſelben nach dem Verhältniß ihrer Ges ſtalt und Farbe unterſchieden. So hat man dann jetzt 1) die Trüffel (Tuber cibarium), 2) die weiße Trüffel (Tuber album), 3) die graue Trüffel (Tuber griseum), 4) die Bieſamtrüf— fel (Tuber moschatum), 5) die Sommertrüf— fel (Tuber aestivum), mit welcher letztern auch die grünliche Trüffel des Albertini und Schwei— nis (Tuber virens) in eine einzige Art vereini— get zu ſeyn ſcheinet. Noch gibt es hier und da Benennungen von Trüffeln, welche einige andere 3 bisher noch unbeſtimmte Arten anzuzeigen ſchei— nen. Ins beſondere aber habe ich vor einigen Jahr ren von der Hochfürſtl. Batthyaniſchen Herrfchaft. Enzersdorf eine ämtliche Beantwortung des all— dort angeſtellten Wald- und Revierjdgers und Walderxaminators, Herrn Carl Meiſters, auf 24 von mir entworfene die Naturgeſchichte der Trüffel betreffende Fragen erhalten, worunter die ı5te Autwort eine neue Art zu betreffen ſcheinet, über deren nähere Aufklärung ich mich bisher ver- geblich bemühet habe, genauere Nachrichten zu erhalten. Es heißt nähmlich daſelbſt: „Es gibt rothe (Trüffeln), welche die kleinſten, weiße, welche größer, und ſchwarze, welche die größten und ſchmackhafteſten ſind; die rothen und weißen wachſen am häufigſten im Leimichten (Lehmigen), dagegen die ſchwarzen nur im ſchwarzen Boden gefunden werden“ Was bier unter der rothen Trüffel verftanden werde, iſt mir gänzlich unbe— kannt; es müßte denn nur eine Abart der ſoge— nannten Sommertruffel von den Förſtern ſo ge— nannt werden Die Trüffel iſt ein unordentlich geformter, mehrentheils ziemlich eyförmiger, zuweilen aber auch ganz Eugelrunver Knollen, an welchem man derſchiedene Eindrücke und Vertiefungen bemerkt, die theils von dem Aneinanderliegen mehrerer Stücke derſelben, theils von dem Druck der nar A 2 4 be dabey befindlichen Steine, Wurzeln und an- derer harten Körper herzurühren ſcheinen. Außer dieſen größern Unebenheiten iſt auch die ganze Oberfläche derſelben mit gedrängten niedergedrück— ten und ganz ſtumpfkantigen Pyramiden, wie mit einer mineraliſchen Druſenrinde umgeben. Dieſe ſind aber ſehr unregelmäßig, 3, 4, 8 und mehrſeitig, bald mit flachen, bald mit einge— drückten Seiten, und ihre Größe varirt im Durch— meſſer von 1 bis zu 3 Linien, beſonders nach dem Alter und der Reife der Trüffel. Noch gibt es zu— weilen Riſſe oder Spalten in der Rinde der Trüf— fel, wo dann die weißliche Subſtanz hervorbricht, ſo wie öfters z. B. an der Ananas die Schale zerplatzet, und das ſchmackhafte Fleiſch hervor— blicken läßt. Von außen iſt nähmlich die Farbe der Trüffel ein bräunliches Grauſchwarz, faſt wie bey dem Federharze oder wie bey derjenigen Art von Steinkohlen, die man Holzkohlen nennet. Von innen iſt ſie ſchmutzigweiß, mit zarten roth— bräunlichen Adern marmorartig durchzogen, und ſieht daher im Durchſchnitt einer Muskatnuß ziemlich ähnlich. Im jüngern Zuſtande ſind beyde Farben, ſowohl die äußere als die innere, hel— ler, und durch die Verweeſung aſſimiliren ſie ſich endlich wieder der Erde, in welcher fie entſtanden. Da die Trüffel nur unter der Erde wächſt, ſo ſcheint es nicht nöthig zu ſeyn, ſie mit andern 4 5 überirrdiſchen, z. B. Kugelſchwämmen, zu vers gleichen. Indeß mag es auch zum Ueberfluß ge— ſagt ſeyn, daß die Trüffel keine Spur von einer Wurzel an ſich hat, daß ſie ſich niemahls öffnet, und daß ihre Subſtanz ſich niemahls in Staub, Brey oder Waſſer auflöſet. Am leichteſten könnte ſie allenfalls, jedoch ohne Gefahr, mit den übri— gen Trüffelarten oder mit der Kirſchbrunſt CScie- roderma cervinum) verwechſelt werden. Man darf jedoch nur die rauhe druſenartige Oberfläche im Gedächtniſſe behalten, ſo iſt es bey allen übri— gen Vergeſſenheiten unmöglich, in einen ſolchen Verſtoß zu gerathen. Der Geruch der friſchen Trüffel, welcher an dem jungen Gewächs ſehr ſchwach, an der fau— lenden Pflanze hingegen abſcheulich iſt, fällt wäh— rend dem Zeitpuncte ihrer beſten Reife in ein Ges miſch von flüchtigem Laugenſalz, gas artigen Koh— lenſtoff und den Dämpfen von kochendem Fleiſche. Der Geſchmack iſt mehlicht, etwas ſeifenartig, und ich finde noch überdieß in demſelben eine vor— zügliche Aehnlichkeit mit dem Geſchmacke der gu— ten Kaſtanien, jedoch gleichſam mit einer Würze von Kalmus und mit einer ſchwachen Spur des Duftes von friſchgegärbtem Pferdeleder. Der Genuß der Trüffel belebt das Nerven— ſyſtem der Hydnophagen mit einer wollüſtigen Regbarkeit, gleichwie fo manche andere Pflan⸗ 6 zenproduete aus der Familie der Orchideen, der Scitamineen, Liliaceen u. dal. Der Grund die fer Wirkung ſcheint in der höchſt verfeinerten Bes ſchafferheit der nährenden Subſtanz zu beruhen, welche unverändert von den lymphatiſchen Gefä⸗ fen in das Geblüt abgeſetzt wird, und dann ges rade nur ſo viel zu wenig homogeniſirt iſt, um in denjenigen Organen, welche aus den letzten Endigungen der Blutgefäße den Erſatz der verlor— nen Beſtandtheile erhalten, eine ungewöhnliche Senſation zu erwecken, ohne ſie zur gänzlichen Verſchließung des Durchzuges zu reizen. Viel— leicht hat auch wirklich, wie Haller und einige Andere zu vermuthen ſcheinen, die Subſtanz der Trüffel einige materielle Aehylichkeit mit den wer ſentlichen Subſtanzen des thieriſchen Körpers oder mit dem Zeugungsſtoffe. Zum wenigſten läßt der Ge duch, und ſelbſt der Geſchmack derſelben, eine ſolche Vermuthung nicht ganz ohne Rechtfertigung. Und wenn es alſo iſt, ſo wird es um ſo viel be— greiflicher, daß eine eingenommene Nahrung den Geſchlechtstrieb erwecket, weil ſie in dem Körper dasjenige Reizmittel verbreitet, welches unter ges wiſſen Umſtänden von der Natur ſelbſt hervorge— bracht werden ſollte, aber vielleicht wegen irgend einer Stockung in den Gefäßen oder wegen Er— müdung der Nervenkraft mangelt. Die Trüffel iſt demnach ein Aphrodiſiacum, und zwar von vor— 7 züglicher Gattung, eine wohlthätige Gabe des Himmels für diejenigen, die ihrer bedürfen. Der ſto mehr ſollen und mögen fie aber auch dieſeni— gen meiden, welche dazu keine Veranſaſſung has ben, damit ſie nicht in Gefahr gerathen, mit einem innerlichen Feinde zu kämpfen, und eine Flamme zu vertilgen, die fo leicht ein heilloſes Unglück anrichten kann, genöthiget werden, da es weit leichter iſt, den erſten als den letzten Ge— fahren zu entweichen. Obgleich die Trüffel, wie aus dem Bisherigen erhellet, ein unſchädliches Nahrungsmittel iſt, ſo verdient ſie deßwegen doch nicht unbedingt empfohlen zu werden. Man hat Erfahrungen, ſagt Houttuin, daß Leute durch den unmäßigen Gebrauch den Tod davon gegeſ— ſen haben. Man kann ſich nun freylich wohl auch an andern unſchädlichen Nahrungsmitteln zu Tod eſſen und zu Tod trinken. Aber doch an manchen früher! Alle reizenden Subſtanzen find in dieſer Betrachtung bedenklicher als die bloß nährenden, z. B. Pfeffer mehr als Brod, Wein mehr als Waſſer, Salz mehr als Honig u. ſ. w. Allein auch noch aus andern Urſachen iſt der Genuß der Trüffeln, ſo wie der Genuß aller Arten von Schwämmen, minder empfehlungswürdig. Wenn nähmlich die Trüffel auch nur im geringſten Gras de überreif geworden, ſo pflegen ſich zahlloſe Schmarotzer aus dem Heere der Inſecten dabey 8 einzufinden, die ihre Labyrinthe mit haſtiger Ges ſchäftigkeit durchwühlen, und die, indem ſie für ſich nur Lohn und Befriedigung ärndten, zugleich den ihnen von der Natur angewieſenen Poſten beſtellen, und eines ihres wichtigſten Berufsge— ſchäfte erfüllen, indem ſie das Faulende hinweg— ſchaffen und die neue Erzeugung befördern. Denn da die Trüffel von ſich ſelbſt ſich nicht öffnet, und noch überdieß unter der Erde begraben liegt, ſo würde ſie ſich weder fortpflanzen noch vermehren können, wenn nicht ſolche dienſtfertige Gehülfen beſtellt wären, die ihre Keime befreyen und von einer Stelle zur andern bringen müſſen. Aber eben dieſe Inſecten find es auch, deren Gegen, wart entweder die Subſtanz der Schwämme vers giftet, oder die vielleicht, was mir das Wahr— ſcheinlichere zu ſeyn ſcheinet, als die der ficherften Zeugen einer bereits durch Alter und Faulung gif— tig gewordenen Weeſenheit erklärt werden muß. An ſich betrachtet, und mit Hintanſetzung al— ler Vorurtheile des Luxus und der Mode, ver— dient es die Trüffel bey weitem nicht, von den Magnaten und Reichen ſo hoch geſchätzt zu wer— den, als ſie es von den älteſten Zeiten zu ſeyn pflegte. Man könnte, bey einer goͤwiſſen Zubereis tung, an tauſend andern Dingen vielleicht einen eben ſo guten, vielleicht einen noch beſſern Ge— ſchmack finden, wenn es nur Mode wäre. Wir 9 ſehen mitleidig auf unſere kraftvollen Stammvä— ter, wenn wir im Tacitus leſen, daß ſie ſich von Eicheln und Haſelnüſſen ernährten. Aber was iſt wohl für ein anderer Uaterſchied unter den heu— tigen und den damahligen Lebensmitteln, als ein— zig in der größern Mannigfaltigkeit und in der Zubereitung derſelben? — Wäre nicht das Vor— urtheil allmächtig, die deutſche Eichel würde bald das arabifhe Gift der Coffeeſtaude, und der va— terländiſche Kalmus den weſtindiſchen Ingwer vers drängen. Die Trüffel ſey immerhin wohlriechend, edel, köſtlich, nahrhaft, geſund, beilſam; — der Champignon, der Raßling, der Röthling, der Goldbrätling, der Nagelſchwamm, die Mor— chel und der Herrnpilzling find es nicht um fo gar viel weniger. — Doch es ſey ferne von mir, daß ich dieſer Lieblingsſpeiſe einiger Trüffelfreunde ih— ren Werth bekämpfen wollte! Es iſt in fo mans chen Ländern, wo nicht die Jäger das Monopol in den Händen haben, ein wahrer Himmelsſeegen für die armen Landleute, daß ſie ſich mit dem ohnehin mühſamen Aufſuchen dieſer Afterſchwäm⸗ me einiges Geld verdienen mögen! Man kauft die Trüffeln nach dem Gewichte. Die Preiſe aber ſind ſehr ungleich, nach Verſchie— denheit der Jahrszeit und des beſſern oder ſchlechtern Gedeitens. Zu Markte pflegen fie bey uns nicht gebracht zu werden, ſondern die Specereyhändler 10 löͤſen ſolche in größern Quantitäten denen Herr⸗ ſchaften, Jägern oder Landleuten ab, und ob ſie gleich die meiſten aus Ungarn, Mähren und Stey— ermark, ja ſelbſt aus Oeſterreich erhalten, ſo müſſen ſolche demungeachtet beym Verkaufe für italiäniſche und franzöſiſche gelten. Ehemahls, als noch alle Trüffeln aus Italien nach Deutſchland ver— ſchrieben wurden, koſtete das Pfund 10 Thlr., und nicht ſelten noch mehr. Seitdem find fie weit über die Hälfte im Preiſe gefallen. Doch iſt es ſchwer, bey dem gegenwärtig ſo wandelbaren Werthe aller Waaren, ihren Preiß beſtimmt anzugeben. Die Mayländiſchen in Oehl eingelegten koſteten vor ei— nigen Jahren das Pfund zwey oder drey Thaler. Die Vinaigriers in Paris verkaufen auch Truf- fes marinsées. Aber ſelbſt in Frankreich iſt ihr Preiß ſehr veränderlich. Zuweilen koſtet in An— goumois das Pfund nur ı5 bis 20 Sols (nähmlich im J. 1779), und wenige Tage hers nach wohl 100 Sols, wenn nähmlich ſtarker Froſt und Schnee einfällt. Für reiche Tafeln wird auch dort wohl eine Trüffel, die von vorzüglicher Güte iſt, und ein Pfund wiegt, für einen Louise d'or gekauft. Nach Hamburg kommen dieſe Schwämme in Fäſſern oder Kiſten aus Bourdeaux und Mar ſeille. (S. Beckmanns Vorb. zur Waa-⸗ renkunde, 2. Th. S. 72). Man pflegte übrigens die meiſten ausländiſchen Trüffeln, ſowohl die 11 eingemachten als die marinirten, in Deutſchland aus Aix, Avignon, Bourdeaux, Cette und Niz— za zu verſchreiben. Meines Wiſſens wird die Trüffel zu nichts weiter als zur Speiſe verwendet, und zwar nur für die ausgeſuchteſten Tafeln. Zwar pflegen ſie hier und da in Gegenden, wo ſie häufig gefunden werden, von den Sammlern ſelbſt genoſſen zu werden, indem ſie ſolche bloß in der Aſche braten und dann die Haut abſchälen oder abſchaben. Man bringt ſie nach Art der Kaſtanien gebraten und geſchält und in eine Serviette eingewickelt auf die Tafel, wo ſie dann, weil ſie warm erhalten wer— den, den fo beliebten Duft nicht allein im Zim— mer, ſondern wohl im ganzen Hauſe verbreiten. Manche pflegen ſie auch mit Butter zu röſten, nachdem ſie ſie vorher in zarte Scheibchen zerſchnit— ten. Die alten Römer pflegten fie mit Oehl, Pfef— fer und Wein zuzubereiten. Auf den Tafeln der Vornehmen erſcheinen ſie heut zu Tage ſelten als eigentliches Gericht, ſondern meiſtens nur als Würze, indem man Schildkröten, Rohrhühner und verſchiedene Fiſche damit zubereitet, und in Verbindung mit köſtlichen Brühen, Citronenſaft und allerley Gewürzen auftiſchet. Um vollends die ganze Würze des Trüffelduftes in den Gerichten zu erhalten, pflegen die Köche die abgelößten 12 Schalen mitzukochen, und erſt vor dem Anrichten der Speiſe ſolche wieder heraus zunehmen. Die alten Griechen und Römer kannten und ver— ehrten dieſe Schwämme als eine vorzügliche Lecker— ſpeiſe. Bey den erſtern hießen fie dove, bey den letz tern tubera terrae. Sie geben, vorzüglich Pli— nius, ihre Kennzeichen, ihren Standort, ihre Far— be, Subſtanz, Bau und Größe, die Bedingniſſe ihr res Gedeihens, den Unterſchied der Jahreszeiten, ihre Dauer und Verweſung, endlich auch ſogar ihren Geſchmack, Gebrauch, Zubereitung und Verwahrung an. Zum Aufſuchen derſelben wuß— ten ſie ſich nicht, wie wir, der Hunde und der Schweine zu bedienen, ſondern ſie erkannten ihre verborgene Gegenwart aus gewiſſen Erhebungen des Bodens, aus den Riſſen in demſelben, und aus der Gegenwart gewiſſer Pflanzen, die nach dem Zeugniſſe des Atheneus araanon und vvopuR- N bießen. Was aber dieſes für Pflanzen gewe— ſen, darüber bin ich nicht im Stande eine befrie— digende Antwort zu ertheilen. Handel iſt aller— dings auch ſchon damahls mit dieſer Waare ge— trieben worden, weil ſie ihre beſten Trüffel, ſo wie wir noch heut zu Tage, aus dem Innern von Afrika, aus den Numidiſchen Wüſten erhielten. Die Trüffel hat demnach die Ehre, mit dem Weinſtock und mit dem Roggen für eines der äl— teſten und verbreitetſten Lebensmittel der Menfchen 13 und für einen der älteſten Handelsartikel erkannt zu werden, ohne jemahls ihren großen Anwerth bey den Tafeln der Mächtigen und der Reichen zu verlieren. Eine Erfahrungs ſache, die gewiß bewundert zu werden verdienet, da es doch ſo viele hundert andere minder berühmte Waaren gibt, die ſie ſowohl an Güte als an Nutzbarkeit übertreffen. Die Belege der hier abgehandelten Geſchichte findet man bey Beckmann a. a. O. S. 73 u. f Da die Trüffeln nicht, wie andere Schwäm— me, friſch zu Markte gebracht, und auf der Stelle verſpeiſet, ſondern zum Handel beſtimmt, und oft über ein Jahr aufbehalten werden; ſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß auch gewiſſe Vorſichtsregeln zu dieſer ihrer Aufbewahrung er» forderlich ſind, ohne welchen ſie in kurzer Zeit verfaulen oder verdorren und verderben müßten. Sie beſtehen im Folgenden: Man reinigt die fri⸗ ſchen aus der Erde genommenen Trüffeln mit lei— nenen Tüchern von allem Schmutze, wickelt hier— auf jede beſonders in ein mit Wachs getränktes Papier, und verwahret fie in einem gläfernen hermetiſch verſchloſſenen Gefäße. Dieſes Gefäß legt man ſodann in einen Zuber, worin man von Zeit zu Zeit friſches Waſſer eintragen und das alte ausgießen läßt. Andere tauchen die Trüffeln in ein Gefäß mit Oel, und durch dieſes Mittel 14 bewahrt man fie am ficherften vor dem nachrheis ligen Einfluß der Luft, durch welche die Trüffel entweder zu ſehr ausgedörrt oder zur Gallerte werden würde. Die gewöhnliche und einfacheſte Weiſe fie aufzubewahren beſtebt darin, daß man ſie in einem unterirrdiſchen Gewölbe in ein Ge— miſche von Sand und etwas Lehm vergräbt, je— doch mit der Vorſicht, daß ja eine die andere nicht berühre. Man muß auch öfters nachſehen, und alle diejenigen wegwerfen, an welchen faule Flecken ſich zeigen. Auch iſt es nützlich, die Erde öfters umzuwühlen oder mit friſcher zu verwechſeln. Wenn anders, was ſich jetzt noch nicht ent⸗ ſcheiden läßt, die Angaben der Schriftſteller nicht ‚mehrere Arten unter einem Rahmen vermengen: fo find unter den Europäiſchen die Trüffeln aus Piemont, aus Montſerat und aus Mayland die beſten. In Rom ſchätzet man die aus der Nach— barſchaft der Stadt Norcia für die beſten. In den ſüdlichen Theilen von Frankreich ſind ſie gar gemein, beſonders in Languedoc, Provence, Dau— phine, Angoumois, Perigord, Guienne, auch in Bourgogne, Lorraine, Franche-Comté, Cham pagne. Um Avignon werden fie den Reiſenden im Herbſte in allen Wirthshäuſern vorgeſetzt. In dem Park von Villatneuſe, bey der Abtey von St. Denise, in Frankreich, traf man ſonſt eine ſo große Menge Trüffeln an, daß ſie deßwegen 15 im Jahr 1764 von dem königlichen General, Pror cureur, Herrn von Villatneuſe, an die Obſt— händler in Paris auf ſechs Jahre, für jährlich 250 Livres und 10 Pfund Trüffeln, die fie in je— der Jahreszeit dieſem Herrn ausliefern mußten, verpachtet wurden. Aus allen Trüffeln in der Welt werden aber die Afrikaniſchen, welche ſchon Pli— nius und Juvenal für die delicateſten erklären, noch jetzt in Frankreich für die beſten gehalten. Daß fie in den Numidiſchen Wüſten häufig wach- ſen, und von den Arabern ſehr gern gegeſſen wer— den, erzählt Joh. Leo (Africae deser, Ant- verp. 15 6. p. 300), der fie Terfez nennet. Der gewöhnliche Standort der Trüffeln ſind lichte, hochſtämmige Eichenwälder, beſonders aber die Nähe von Steineichen. Eine etwas er— habene Lage und eine Oeffnung für den Regen begünſtigen ihre Erzeugung. In Gemäßheit der oben angeführten ämtlichen Aus ſage des Herrn Meiſter wachſen ſie in Gegenden, wo Eichen, Haſelnußbäume, und hauptſächlich, wo Aſpen wachſen, an der Nord» und Abendſeite, niemahls aber an der Mittagsſeite; in feuchten Boden oder ſogenannten ſuttigten Walvboden. Im lichten Holz gedeihen ſie am beſten; wird aber das Holz gefällt, ſo pflegen ſie auszugehen. Dieſe letzte Er— fahrung, welche ſowohl in der angeführten Aus— age, als wie auch in den meiſten Schriftſtellern 16 vorkömmt, würde uns faſt den Verdacht einflds ßen, die Trüffeln für bloße Producte der Baum- wurzeln zu halten. Ja man behauptet ſogar, ſie unten an den Wurzeln der Eichbäume gefunden zu haben, ſo, daß man Mühe hatte, ſie von den Knoten dieſer Wurzeln zu unterſcheiden. Man bat endlich zuweilen ſteinartige Körper oder Ver— härtungen in der Subſtanz derſelben gefunden. (ſ. Houttuin. Linn. Pfl. Syſt. 3. Th. 1. Bd. S 835). Aber alle dieſe Erfahrungen beweiſen weiter nichts, als daß es der Natur beliebe, auch die Trüffel da, wo es die Umſtände verſtatten, lieber an der Mutterpflanze zahlloſer Paraſyten, und vorzüglich an der Gebährerinn der meiſten Schwammarten, der Eiche, in Verwahrung zu legen. Dern wenn wir mit dieſer die Erfahrun— gen eines Micheli, eines Grafen de Borch, ei— nes Mützſchefal, Munier, Geoffroi u. ſ. w. ver⸗ gleichen: ſo werden wir belehrt, wie behutſam man bey dergleichen Schlußfolgen zu Werke ge— hen müſſe, und wie leicht man im Gegentheil auf Irrthümer und Hirngefpinnfte verfallen könne. Dieſen letztgenannten Gewährsmännern zu Folge ſagt Beckmann a a. O. S. 59 u. f. über die Standorte der Trüffel: „Dieſe unterierdiihen Schwämme wachſen in einem lockern, fruchtbaren, ſchwarzen und et— was feuchten Boden, den die Mineralogen Damm 1 1 . | 17 erde, Stauberde, Humus, die Franzoſen ter- re franche nennen. Am häufigſten werden fie in Eichen- Kaſtanien- und Buchenwaldungen gefun— den, und man will bemerkt haben, daß fie fichr wenn die Bäume abgetrieben werden, verlieren. Unter Aepfel- Birn- und Nußbäumen ſoll man fie ſogar in Angoumois, wo fie ſehr häufig find, nie gefunden haben. Dort hält man die, welche unter Eichen geſammlet werden, für die beſten; nächſt dieſen die aus der Nachbarſchaft der Wa— cholderſträuche. Ebendaſelbſt trifft man fie auch in Weingärten, auch im Ackerlande zwiſchen den Stoppeln an. Aber im obern Italien, und viel— leicht in vielen Ländern, wo noch nicht darnach geſucht iſt, find fie auch in mäßig feuchten Wies ſen, deren Boden auch allerdings Stauberde, Humus iſt. Sie ſcheinen in allen Ländern von Eu— ropa zu ſeyn, und ſie ſind auch in einigen Gegen— den von Aſien und Afrika gefunden worden. Linne fand ſie ſogar in Lappland, Kämpfer in Japan, wo man ſie eben ſo begierig ſucht und verſpeiſet als in Europa.“ Man findet fie ı bis 6 Zoll tief unter der Erde, bald einſam, bald, und zwar gewöhnlich in Klumpen von 3 bis 7 Stücken beyſammen. Sie liegen alsdann aneinander, und drücken ſich flach an den Seiten, mit welchen fie ſich berüh— ten. Zuweilen, jedoch ſelten, belauft ſich die 18 Zahl der Stücke in einem Loche über 20 Da die Trüffel in Anſehung der Fortpflanzung mit dem Kugelthier analog iſt, und in ihrer Subſtanz meh— rere Generationen von Trüffeln enthält, welche durch die Zerſtöhrung und Verweeſung der Mut— terpflanze zu ihrer Freyheit und Entwickelung ge— langen: ſo ſollten wohl an einem Orte, wo einſt ein Trüffelkeim hingekommen, mit der Zeit eine große Menge derſelben beyſammen entſtehen. Als lein es geht hier wie anderswo in der Natur; die ſchwächern müſſen im erſten Keim unterliegen, damit die andern deſto vollkommner werden Fin, nen! Es kommen dann nur wenige zum Vorſchein, indem die übrigen entweder frühzeitig verweeſen oder vielleicht mit den erſtern zuſammenwachſen. Man findet zuweilen da, wo eine alte Trüffel erſt vor kurzen verfaulte, eine ganze Brut von ſehr zahlreichen jungen Schwämmen. Werden nun dieſe entweder von Inſecten oder von den Schweinen zerſtreut, ſo mögen ſie ſich vermehren und viel⸗ leicht in der individuellen Anzahl fortwachſen. Bleiben ſie aber in einer Grube beyſammen, ſo iſt dies ſowohl des Raumes als der Nahrung halber unmöglich. Denn die Trüffel iſt eine den Boden erſchöpfende Pflanze. Die Erfahrung, daß über ihr Feine andere Pflanze unmittelbar zu wach— ſen pflege, ſcheint weit mehr aus dieſer Urſache hergeleitet werden zu müſſen, als aus dem Ger ruche der Trüffel, der freylich wohl auch der fie umgebenden Erde ſich mittheilet, aber doch nicht verhindert, daß wenigſtens in der Nähe von ihr viele Pflanzen gedeihen. Man ſammelt die Trüffel vom halben Auguſt bis in den Winter. Wenn Schnee und Froft den Erdboden in ſeiner Oberfläche verſchließen, dann hat es mit der Trüffelärndte natürlicher Weiſe fein Ende. Ein gelinder Froſt iſt indeſſen derſel— ben nicht nachtheilig, er verbeſſert vielmehr ihren Wohlgeſchmack. Aber nach ſtarker Kälte pflegt ſie zu verweeſen und zu verſchwinden. Bey ganz gelinden Wintern werden daher die Trüffeln bis faſt zur Entſtehung der neuen, d. i. bis in den April hinaus, gefunden. Die ächte Trüffel, oder die ſchwarze Trüffel, wächſt Anfangs ſehr lange ſam. Wenn ſie aber einmahl die Größe der Erb— ſen erreicht hat, dann ſcheint auch ihre Vegeta— tion lebhafter und raſcher zu gedeihen. Der Zeit: punkt dieſer Zunahme fällt in den Julius und in den Auguſt. Es iſt auch ſehr leicht zu begreifen, warum ſie alsdann in einem Monathe mehr zuneh— me als vorher in dreyen. Denn wenn es auch wirklich in den früheren Monathen häufig regnet, ſo iſt doch die Erde noch nicht hinlänglich von den Sonnenſtrahlen erwärmet. Nun iſt aber die Trüf— fel eine Pflanze, die bloß unter der Erde ihre ganze Lebensperiode vollendet. Und da ſie kein 5 B 2 28 Paraſyt, ſondern ein wahres Erdgewächs iſt, welches nicht durch Wurzeln, ſondern durch un— mittelbare Einſaugung an ihrer ganzen Oberfläche ſich ernähret: ſo muß ſie freylich wohl in jener Zeit am beſten gedeihen, wann nähmlich die or- ganiſchen Theilchen der Dammerde, vermittelſt der Wärme, in einen halb gasartig halb tropf— baren Zuſtand aufgelöſet worden ). Es gehöret übrigens zur Sache, die Bemerkung zu machen, die reichſte Trüffelärndte ſey eine Folge naſſer Sommer, und zumahl warmer Regen in der letz— ten Hälfte des Auguſt. In trockenen Sommern hingegen werden faſt gar keine oder doch nur ſehr kloine gefunden. Im Jahr 1710 hat man in ganz S:anfreich keine Trüffeln haben können (wie Ge— offroi berichtet), weil der vorhergehende ſtrenge Winter ihre Brut vernichtet zu haben ſcheinet. In ſolchen Fällen mag es vielleicht mit den Trüf— feln wie mit gewiſſen Gynandriſten gehen, davon man manchmahl viele Jahre keine Spur gewahr ) Es ſtimmt mit dieſer Betrachtung ganz überein, daß die weiße Truͤffel ſowohl als die Sommer, trüffel weit fruher zu ihrer Reife gelangen, als welche nicht allein die Fläche des Bodens über: ſteigen und die freye Sonne genießen, ſondern auch wirklich einige wurzelartige Anſätze aufzu⸗ weiſen haben. 21 nimmt, da fie doch einigemahl an derſelben Stelle in großer Menge erſcheinen. Vielleicht werden die erſten Keime verhindert, ſich zu entwickeln, und eine dritte folgt unmittelbar auf die erſte? Die ſehr einfache Natur dieſer Vegetabilien läßt dieß von den Trüffeln ſo gut wie von den Polypen und manchen andern ſehr einfachen Gliedern des Thier- und Pflanzenreiches vermuthen! — Gewöhnlich erreichen die Trüffeln die Größe einer Welſchen Nuß; man hat aber auch Ben» ſpiele von viel größeren. Fauſtgroße ſind ſchon eine große Seltenheit, und werden mit 5, Io auch mehreren Gulden bezahlt. Nach Keyßlers Erzäh— lung ſoll im Jahr 1729 in Caſal eine Trüffel von 12 Pfunden gefunden und für 4 Louisd'or ver— kauft worden ſeyn. Einige Jahre früher ſoll eis ner Prinzeſſinn von Piemont ſogar eine von 14 Pfund und von der Größe eines kleinen Tellers überreicht worden ſeyn. (S. Beckmann a. a. O. S. 70). | Herr Meifter macht in der gerühmten amtlis chen Ausſage zu wiederhohlten Mahlen eines ro, then Käfers Meldung, welcher nach der Trüffel ſehr lüſtern ſeyn ſoll, und der ſie häuftg beſuchet, ſobald ſie ihre völlige Reife erlangt hat, oder wohl gar bereits faule Flecken bekömmt. Ob nun dieß ein Attellabus, ein Carabus, eine Cicindela oder wohl gar ein Acarus ſey, kann ich nicht bes 22 ſtimmen, da ich das Inſeet niemaßls gefehen har be, und da in derſelben Ausſage auch nicht eins. mahl von der Größe dieſes Inſeets eine Meldung gemacht wird. Man ſammelt die Trüffeln vom Ende Au— guſts bis um die Hälfte des Novembers. Früher würden ſie zu klein und auch weniger ſchmackhaft ſeyn. Allein die vorzüglichſte Urſache, warum ſie erſt dann geſammelt werden, iſt wohl der Duft, durch welchen ſie ſich erſt dann den Sammlern und ihren Gehülfen, den Hunden, verrathen. Wer den Geruch der Trüffel genau kennet, der kann um dieſe Zeit, bey warmer Witterung in den Abendſtunden und wenn die Luft ihm ſanft entgegenwehet, die Gegenwart eines Neſtes der— ſelben auf 20 Schritte weit wittern. Es gibt Leute, welche ſie ſehr verläßig zu ſuchen verſtehen. Freylichwohl iſt es weit ſchwerer, in einer Ge— gend Trüffeln zu ſuchen, wo noch niemahls wel— che gefunden worden, als wenn man bereits mit ihren Standörtern bekannt iſt. Allein dieſe Leute wiſſen es ſehr genau, daß der Ort, wo Trüffeln gedeihen ſollen, etwas erhaben, der Boden leicht, etwas ſandig und ziemlich ſchwarz, dem Regen und den Sonnenſtrahlen geöffnet, und durch das Herabſintern von höhern Waſſerbehältern immer— hin mäßig durchnäßt ſeyn müſſe. Die Praxis lehrt fie ſolche nur in lichten hochſtämmigen Wäldern 23 von 60 bis 80 Jahren zu ſuchen, die nur wenig oder gar kein Unterholz haben. Wo viel Moos oder Kränter den Boden bedecken, da hoffen fie keine Trüffelärndte zu gewinnen. Sie mögen wohl fogar am Aus ſehen der Bäume, beſonders in der Gegend der Wurzel, gewiſſee Merkmahle ahn⸗ den, die ſich aber leichter durch die Uebung erler— nen als befchreiben laſſen. Man will behaupten, daß es gewiſſe Pflanzen gebe, aus welchen ſich die Nähe der Trüffelneſter errathen ließe ). Allein bisher habe ich noch niemahls in Erfah— rung bringen können, was für Arten dieſelben ſeyn ſollten Ich kann bloß dieſes aus eigener Er⸗ fahrung angeben, daß ich in der Nähe gefunde— ner Trüffel Cistus Helianthemum, Bellis pe- rennis, Gnaphalium dioicum, Myosotis syl- vestris, Viola arvensis, Anemone sylve- stris, Inula hirta, Aster Amellus, Lychnis viscaria, Polygala vulgaris, Genista Ger- manica, Asclepias Vincet oxicum, Prenan- ) Auch eine gewiſſe blaue Fliege ſoll fleißig über dem Orte ſchweben, und dadurch die Gegenwart der Trüffel verrathen. Vermuthlich legt fie ihre Eyer dahin, damit ihre Brut in derſelben ihre Nahrung finden moͤge. Der Graf von Boch hat zwey fol» cher Truffelfliengen unter dem Rahmen mouche de Truffe abgebildet, eine blaue und eine ſchwarze— 24 thes muralis, Lapsana communis, Hieraei- um sylvaticum, Potentilla alba, Orchis Morio u. dgl. beobachtet habe. Am nächſten das bey ſchien mir immer ein Thymus oder eine Tormentilla zu ſeyn. Der Boden ſowohl als die Stämme waren in anſehnlicher Menge von allerley überirrdiſchen Schwämmen, beſonders aber von Pilzlingen und Täublingen aller Arten gezieret. Das geübte Aug der Trüffelſucher ent⸗ deckt mit Leichtigkeit auf 3 bis 3 Fuß Entfer— nung von den Stämmen der Bäume gewiſſe Er— böhungen des Erdbodens, welche von denjenigen, fo die Maulwürfe *) zu machen pflegen, ganz und gar verſchieden ſind, indem ſie keine durch— wühlte Erde an den Tag bringen, ſondern nur eine geringe zuweilen von einigen Riſſen bezeich- nete Erhebung der oberſten Rinde des Bodens barſtellen. | Allein es gibt noch andere Mittel, diefe vers grabene Schätze der Pomona den verborgenſten Schlupfwinkeln zu entreißen. Da die Schweine den Larven der Nashornkäfer, der Schröter, und ) In Gegenden, wo es viele Erdmaͤuſe, Waldrat⸗ ten, Hamſter oder Maulwuͤrfe giebt, da iſt es nicht gut Truffeln zu ſuchen, denn dieſe Thiere pflegen ihnen nachzuſtellen und fie auszurotten. 25 den Regenwürmern (der ſogenannten Untermaft) emſig nachwühlen, und bey dieſer Gelegenheit auch manchmahl Trüffeln hervorarbeiten: ſo iſt es (man weiß nicht beſtimmt wann?) den Liebha— bern endlich eingefallen, ſich ihrer zum Aufſuchen der Trüffeln zu bedienen. Vermuthlich waren die Italiäner die erſten, welche ſich dieſer Methode bedienten. Platina, welcher im Jahr 1481 ſtarb, ſagte ſchon (in feinem Buche de honesta volu- ptate, von dem Haller Bibliot, B. I. p. 235 Nachricht gibt), ſie würden mit Säuen geſucht. Dieſe Erfindung mag dann ungefähr um die Mitte des ten Jahrbunderts ihren Urſprung gehabt haben. In Frankreich, beſonders in Angoumois und Perigord, wie auch in Oberitalien pflegt man noch heut zu Tage die Trüffeln auf dieſe Weiſe zu ſammeln. Die Schweine, welche dazu gewählt werden, müſſen ungefähr 5 Monathe alt, ſchlank, und zum Gehen gewöhnt ſeyn, um die Arbeit vom Morgen bis zum Abend ausſtehen zu können Nicht ſelten müſſen fie 3 bis 4 Lieues in einem Tage durchlaufen. Eben deßwegen bleibt ein Schwein zu dieſer Abſicht nur ein Jahr taug— lich, und jährlich muß ein anderes dazu abgerich— tet werden, welches auch nicht viele Mühe macht. Man ſucht ein ſolches aus, welches Trüffeln be— gierig verſchſuckt; denn manche freſſen ſie gar nicht, und dieſe find auch zum Suchen ganz uns 25 tauglich. Jene führt man in Gegenden, wo Trüfs feln find, oder wo man dergleichen vergraben hat Wenn ein Schwein ſie findet, ſchmeichelt man demſelben, und gewöhnt es, ſeinen Fund gegen Eicheln oder ein anderes noch angenehmeres Fut— ter fahren zu laſſen. Das Suchen mit ſolchen abs gerichteten Säuen geht am beſten bey guter Wit— terung; nicht bey ſtarker Näſſe, auch nicht bey heftigem Winde. Dagegen iſt ein gelinder Wind gut, und alsdann führt man das Thier gegen denſelben. Hat es eine Trüffel gefunden, ſo greift man ihm ans Ohr, zieht es zurück, und nimmt jene mit der Hand heraus, worauf dem Schwei— ne gleich eine Handvoll Eicheln oder Getreide ge— geben wird. Weil die Säue auch ſehr begierig nach der ſogenannten Untermaſt wühlen, ſo muß der Führer ſo geſchickt ſeyn, ſie davon abzuhal⸗ ten. Er räumt auch die Steine hinweg, welche den Thieren ſchaden können; denn oft ſind ſie ſo hitzig im Suchen, daß ſie ſich den Rüſſel ganz wund und blutig wühlen. Um Boronien, Florenz und in andern Gegenden von Italien ſoll man den Säuen am Hinterfuße einen Strick binden, ſolche vor ſich herlaufen laſſen, und fie, wenn fie zu bre⸗ chen anf ingen, da nit zurückziehen. Auch ſoll man die Trüffelſchweine ringeln, d. h. ihnen den Rüſ— ſel mit einem ledernen Riemen belegen, den man, wenn ſie Trüffeln gefunden haben, abnimmt, | 27 worauf man ihnen Eicheln oder Kaſtanien zur Belohnung gibt. Alſo iſt es ſehr nothwendig, daß man in Gegenden, welche Trüffeln haben, nicht den Schweinhirten mit der Heerde kommen läßt, als welche alles aufzehren würde. (Beck— mann a. a. O S. 64 u. f.) Weit gewöhnlicher, obgleich minder nützlich iſt aber, zumahl in Deutſchland, das Aufſuchen der Trüffeln mit Hunden. Dieſe Art der Trüffel— jagd ſcheint indeſſen jünger zu ſeyn als die mit den Schweinen. Nach Deutſchland ſind die erſten Trüffelhunde im erſten Viertel des vorigen Jahr— hunderts, zugleich mit Trüffeljägern, aus Ita— lien verſchrieben worden. Dieſes große Verdienſt wird verſchiedenen großen Perſonen zugeeignet, und vielleicht ſind mehrere faſt zugleich auf dieſen Einfall gekommen. Auguſt II., König von Po— len, ſoll ums Jahr 1720 zehn Trüffelhunde, das Stück für 100 Thaler, aus Italien haben kom— men laſſen. Nach Sachſen hat Graf Wakkerbart im Jahr 1724 die erſten verſchrieben, nachdem ein Schäferhund in der Gegend Sedlitz, bey Dresden, im October 1719 Trüffeln entdeckt hatte. Im Brandenburgiſchen erhielt ein Italiä— ner, Nahmens Bernardo Vanini, die ausſchließ— liche Erlaubniß, im ganzen Fürſtenthum Halber— ſtadt Trüffeln aufzuſuchen, dagegen er jährlich einige Pfunde der Hofküche liefern mußte. Keys⸗ a > 23 ler meinte, der Wittembergiſche geheime Rath von Forſtner habe in Deutſchland die erſten ſu— chen laſſen, durch die beyden abgerichteten Hun— de, welche, auf ſeine Veranlaſſung, dem Erb— prinzen von Wittemberg, den er als Oberhof— meiſter auf Reiſen begleitete, am Turiner Hofe geſchenkt waren. (Beckmann a. a. O. S. 78 u. f) Man kann allerley Racen von Hunden zu dieſem Geſchäfte verwenden. Kleine Pudel, Hüh⸗ nerhunde, Spitze, Bologneſer und Dachshunde können die nähmlichen Dienſte leiſten. Es gibt aber mehrerley Methoden, dieſe Thiere zu dem Trüffelſuchen abzurichten. Z. E. man läßt ſich eine Trüffel vom Hunde apportiren, die aber in Leinwand eingenähet ſeyn muß, damit er ſie nicht freſſen lerne, als welche Unart ſchwer wieder abs zugewöhnen iſt. Hernach geht man mit dem Hun— de aufs Feld, verſteckt die Trüffel leicht, läßt ſie ſuchen und bringen, und ſo lernt er die Kunſt bald, ſo daß man ihn im Herbſte in den Wald führen und ernſtlich Trüffeln ſuchen laſſen kann. Die Italiäner, welche die Trüffelhunde gewöhn— lich Putta nennen, geben ihnen des Morgens ein Stück Brod, welches in Trüffelöhl gekocht wor— den, und ziehen ſodann mit ihnen auf die Jagd, wo ſie bey jedesmahliger Meldung mit Brod be— lohnt werden, ſo wie ſie überhaupt nichts anders 5 29 zu freſſen bekommen. Auch gibt man ſolchen Hun— den öfters in Butter gebackene Trüffelſpältchen zum Futter, und wenn ſie dieſe Koſt ſchätzen ge— lernt haben, ſo begrabt man im Walde eine ge— backene Trüffel anfangs ſehr ſeicht, nach und nach aber immer tiefer, und läßt ſie ſuchen. So ge— wöhnet endlich der Trüffelhund den Geruch, und ſcharret auch jede andere aus. Ein guter Trüffel— hund ſchlägt an bey einem jedes mahligen Fund, wie auf einen Hirſchen. Man muß nun herbeyei— len, denn ſonſt wird er viele Stücke verſcharren und verderben. Man gibt dem Hunde ſein Futter, liebkoſet ihn, und grabt mit einem gewöhnlichen Gartenſpatel die Trüffeln ſelber aus. In des Grafen de Borch Lettres sur les Truffles du Piemont, Milan. 1780. in gvo., Bulliard in der Histoire des Champignons, Paris 1791. Fol., in der Zeitung der Induſtrie und Speculation, Wien 1804 in gvo., und in manch andern Werken finden wir Vorſchläge zur Cultur der Trüffeln. Da ich aber in allen dieſen viel Unanwendbares und Eingebildetes finde, ſo will ich an die Stelle derſelben lieber meine eiges nen vorlegen. Man erwähle ein abhängiges (ſchiefes) ge— gen Welten geneigtes Stück Land. In deſſen ober» ſten Theile wird ein von Bäumen beſchattetes Waſſerbehältniß oder eine Waſſerleitung (allen 30 falls wie ein Mühlbach) angelegt. Die untern Theile des Hügels mögen einzeln erwachſene Ei— chen, Kaſtanien (Castanea, nicht Aèesculus!) Wachholderbäume u. dgl. beſchatten. Der Bo— den ſey leicht, ſchwarz, locker und ſandig. Al— les Gebüſch, alles Unterholz, alle mächtige Pflan⸗ zen, beſonders aber die ſtark wuchernden Gräſer, wie Reyhgras, Binſen, Hundsroggen u. dgl. müſſen vertilgt werden. Oefteres Beſtreuen mit Aſche iſt ſowohl zur Vertilgung der Mooſe als auch aus anderen Urſachen beſonders zu empfeh— len. Zerſtreute größere Stücke kalkartiger Steine find nicht allein unſchädlich, ſondern ſogar ſehr nützlich. Noch muß es in dieſer Gegend keine Mäuſe und keine Maulwürfe geben, und das Land muß niemahls zum Sumpfe werden. Man ſucht dann im April oder May eine junge friſche Brut von Trüffeln, zertheilet ſie, und legt zwey oder drey Stückchen zuſammen 2 Zoll tief unter die Erde, jedoch mit der Vorſicht, daß immer eine gute Portion der mütterlichen Erde an den jungen Trüffeln feſt kleben bleibe; weßhalben es nöthig iſt, die Brut vor dem Aus nehmen naß zu machen und naß zu verpflanzen. Man hat nach— her nichts weiter zu thun, als das über dieſen Stellen aufkeimende Unkraut fleißig zu vertilgen, und dafür zu ſorgen, daß es dem Baſſein nie mahls am Waſſer mangeln möge. Freylichwohl | 31 iſt dieß keine Methode, die man ſo leicht über all, wie die Cultur des Champignons, anwenden könnte. Unterdeſſen gibt es doch Gegenden genug, in welchen man eine ſolche Trüffelplantage anlegen könnte, ohne eben große Unkoſten darauf zu ver— wenden. Vielleicht könnte man auch Treibbeeten unter Glasfenſtern anlegen? Ich würde rathen, die dazu verwendete Erde mit vielen halbverwit— terten Theilen von Vaumrinden und abgefalle— nem Laube mit Dünger von Walothieren, vor— züglich von Schweinen, wie auch von allerley Inſecten u. dgl. zu mengen. Das Beet müßte erhaben angelegt werden, damit die Sonnenſtrah— len nicht bloß die Oberfläche, ſondern auch die Ränder derſelben ringsherum erwärmen können. Man hat auch Mittel ſie zu vertilgen vor— geſchlagen. Das Nachſuchen und Umwühlen der Trüffelſucher, welche durch ihr Geſchäft man— chem Grundeigenthümer Schaden zufügen, war die Veranlaſſung derſelben. Allein ich halte es für unnöthig, dergleichen zu wiederholen; denn in gebauten Gründen wachſen keine Trüffeln, und die übrigen (ſolche nähmlich, deren Boden nicht nöthig hat umgewendet zu werden!) können durch Umzäunungen beſſer als durch die unſichere und zugleich verſchwenderiſche Art der Ausrottung ge ſchützet werden. Eine Pflanze, die weder Wurzel noch Stamm 32 hat, und dennoch Fein Paraſyt iſt, deren äußer— liche Geſtalt einen mineraliſchen Körper nachah— met, deren Subſtanz hingegen durch und durch ein pures Aggregat von eingeſchachtelten Keimen darſtellet, ein ſolches Naturprodukt iſt in der That eine merkwürdige und ſehr Räthſelhafte Er— ſcheinung. Ich ſtimme allerdings einem Geoffroi bey, wenn er die Trüffeln als Pflanzen betrach— tet, welche zugleich Wurzel, Stamm und Frucht ſind. Ich bemerke noch an ihnen in den Vertie— fungen ihrer Runzeln um und um gewiſſe Filzar— tige Körper, welche vielleicht die Nahrung wie die Haargefäße an den Wurzeln der übrigen Pflan— zen einſaugen, und mit dem weißen Marke der— ſelben in Verbindung ſtehen, das ſich in ſchicht— förmige Labyrinthiſche Lagen zwiſchen die Adern der Keime zerſtreuet. Dieſes Markichte Weeſen bildet gleichſam fo viele einzelne Kuötchen (daher auch in der Oberfläche die Knotichte Druſenför— mige Geſtalt der Trüffel!) und wenn dieſe Knöt— chen einen gewiſſen Grad der Reife erlangt ha— ben, ſo fangen ſich in dem Mittelpunkte eines jeden derſelben die Keime zu bilden an. Je ſtär— ker, je ſaftvoller dann das Fleiſch der Trüffel in der Zeit der Entwicklung geworden, deſto meh— rere Keime werden ſich in der Folge in den Mit: telpunkten der Knötchen abſetzen, deſto größer, deſto vollkommner wird die ganze Trüffel gedei⸗ e 33 ben. Denn da die Keime viel wäſſeriges Weſen zwiſchen ſich haben, und ſich ins gemein den ſphä— riſchen Geſtalten nähern: fo müſſen fie natürlich. den Raum des Ganzen beträchtlich vergrößern, da das Mark vielmehr aus faſerichten Organen zuſammengewebt iſt. Soll demnach eine Trüffel vorzüglich groß werden: ſo muß ſie nicht allein zur Zeit der Reife von Wärme und Feuchtigkeit begünſtigt werden, ſondern ſchon ihr erſtes Ems porkeimen muß das Gepräge eines kraftvollen Stammes an ſich haben, und keine widrigen Ein— flüſſe müſſen ſie in ihrem erſten Wachsthume zu⸗ rückſetzen. 34 | ; * 2 2 TEN DE DENE — —ͤ — NT TEN — 0) . — II. Die weiße Trüffel (Tuber album Pers.) ‚Im S. Wachspraͤp. B. und Abbild. Tab. B. Man nennt die weiße Trüffel auch Frühlings- trüffel im Gegenſatze der vorigen, welche auch die Herbft » und Wintertrüffel genannt wird. Eigent— lich wird ſie zwar nicht im Frühlinge reif, jedoch immerhin, im Durchſchnitt, um ein paar Mo— nathe früher als die vorige. Man findet ſie aber auch viel früher, weil ſie nicht unter, ſondern über der Erde zu wachſen gewohnt iſt. Im Früh— linge, ſagt Bulliard, könnte man ſie wohl eher für was immer für ein anderes Vegetabil der Schwammfamilie, als für eine Trüffel halten, Denn ſie iſt damahls noch ganz weich, glatt, und von reiner weißer Farbe. Erſt, wann ſie reif wird, pflegt ihre Oberfläche höckericht und — . . = E a CA: ‘ ig de A „| 1 n. A Ban) Me ee , e A \ es. , wg — — Ea 1 1 bez EB P . are 7 eee e. 7 7 4 35 blaßbräunlich zu werden. Sie hat jedoch niemahls ſolche ſpitzige und flachſeitige Erhabenheiten, wie wie fie an der ächten Truffel beobachtet haben. Ihre Schale wird auch niemahls jo hart. Ihre inwendige Subſtanz iſt zwar der Subſtanz der ſchwarzen Trüffel ſehr ähnlich, jedoch ſind deren Adern von den Schwammkeimen und die Schich— ten des Markes viel feiner und von einer ange— nehmeren röthlichen Färbung. Die weiße Trüffel hat zwar keine Wurzel, aber doch einen ſcheibenrunden wurzelförmigen Anſatz, mittelſt deſſen ſie mit dem Boden zuſam— menhanget und aus demſelben ihre Nahrung eins ſauget. Im Alter ſcheint dieſer Anſatz almeblig | zu verſchwinden. Da die weiße Trüffel bisher faſt 8 entweder für eine bloße Abart, oder wohl gar nur für eine minder vollendete Modification der ſchwarzen Trüffel gehalten worden: fo iſt ſehr, zu vermuthen, daß das Meiſte, was von dieſer ge⸗ ſagt worden, auch auf die weiße angewendet wer— den könne. Die weiße Trüffel iſt indeſſen weit we- niger ſchmackhaft, ihr Geruch iſt etwas unange— nehm, und fällt ziemlich ſtark in das Knoblauch— artige. Sie ſcheint indeſſen viel ſeltener als die ſchwarze zu ſeyn, und da die Eber ſie ſtäts mit größter Lüſternheit aufſuchen, auch viel leichter als die ſchwarzen entdecken, indem fie die Fläche C 2 x 1 P 27 . 8 Wenns 1 2 In > * 2 ; NA T Umsa W. Sr 2 Br ] Taue ele 0 . Fi u} — 1 ir 36 des Bodens überſteiget: ſo kann man ſich dieſe ihre Seltenheit um ſo viel leichter erklären. Im Alter werden dieſe Trüffeln graubraun, und ſe— hen faſt wie ein Kugelſchwamm (Lycoperdon) aus. Sie pflegen auch überhaupt kleiner zu ſeyn als die ſchwarzen, und ihre Geſtalt iſt im Gan— zen regelmäßiger und ründer. Man findet ſie mehr im Lehmigten Boden, an den Gehweegen. Im Handel iſt dieſe Trüffel ungewöhnlich. Man ißt ſie marinirt, in Spalten zerſchnitten. Als Zugabe zu Fleiſchbrühen bedient man ſich der⸗ jenigen, welche ſich durch Wohlgeruch vor den übrigen auszeichnen. Man ißt ſie auch im letztern Falle gebraten, wie die Kaſtanien, unter der Serviette. Aber es gibt auch ganz geruchloſe Stücke von dieſer Art Trüffeln. Sie find übris gens ſowohl als die ſchwarzen eine etwas unver— dauliche Speiſe, von welcher ſich alle diejenigen enthalten ſollen, deren Eingeweide nicht ganz nach Wunſche verdauen. "ML, N SW 2 N 5 . e Es # 2 — des 37 wer DIL — MD GN DD 2 H Kͤä — III. Der Kaiferling (Amanita Cae- sarea P.) S. Wachspraͤp. C. Abbild. Tab. C. De. Kaiſerling oder Herruſchwamm iſt der edel» ſte von allen eßbaren Schwämmen. Ob er wirk— lich deßwegen oder nicht vielleicht zum Angedenken des unglücklichen Kaiſer Claudius dieſe fo erhas bene Benennung erhalten habe, iſt freylich wohl noch die Frage. Es nennen ihn zwar mehrere alte Schriftſteller den König der Schwämme; und in der That ſcheint er dieſen Nahmen ſowohl durch fein wirklich maſeſtätiſches Anſehen, als auch durch die Vorzüge ſeines Geͤſchmackes und feiner übrigen Eigenſchaften zu rechtfertigen. Unterdeſſen iſt es doch eine Thatſache, die in der Geſchichte dieſes Schwammes erwähnet zu werden verdienet, daß die Kaiſerinn Agrippina ihren Gemahl, den 8 | Römiſchen Kaiſer Tiberius Claudius, welcher ein beſonders großer Freund diefer Speiſe gewe— ſen, mit einem vergifteten Gerichte dieſes Schwam— mes hingerichtet habe, um ihren Liebling Domi— tius Nero, einen Stiefſohn des Claudius, auf den Thron zu erheben. Es ſagt daher der Römi— ſche Dichter Juvenal in der Sat. Vea: Vilibus ancipites fungi ponentur ami- a LIS“, { Boletus domino, sed qualem Claudius edit, Ante um uxoris, post quem nihil am- plius edit. und in der Sat. Vlta: — — — Minus ergo nocens erit Agrip— pinae Boletus; siquidem unius praecordia pressit a Ille. senis, tremulumque caput descen- dere jussit in coelum, et longum manantia labra salivam. Und Martial binterließ uns folgendes hierauf bezogenes Diſtichon: er Quid dignum tanto ventrique gulaeque precabor ? Boletum ut, qualem Claudius edit, edas, N 39 Eben fo pflegte auch, laut dem Zeugniffe des Suetonius, der Kaiſer Nero ſelbſt über die— ſen Schwamm ſarcaſtiſch zu ſcherzen, und den Boletus eine Götterſpeiſe zu nennen, weil ſein Vater Claudius durch den Genuß desſelben ums Leben gekommen, und weil es bey den Römern Sitte war, die abgeſchiedenen Kaiſer unter die Götter zu zählen. Die Römer pflegten nähmlich dieſen Schwamm, welchen dieſe ſo berüchtigten Schwelger mit einer ganz beſonderen Aus zeichnung beehrten, Boletus zu nennen; doch heißt er auch beym Plinius Vol- va, und Cicero hat von ihm unter der Benen— nung Elvela gefprochen. Die heutigen Italiäner der Gegend von Rimini kennen dieſe Schwämme unter der Benennung: Ovoli rossi. Im Tos— caniſchen hingegen heißt der Kaiſerling: Uovolo ordinario. Im Franzöſiſchen wird er l'Oronge vrai, auch l’Amanite Orange, auch le Jase- ran, le Laseras jaune, in Languedoc Rouma— nel, Dorghe genannt. Auf Holländiſch heißt er: Gouderverwige Kampernoelje, auf Dän. Den guldfarvede Bladſvamp, auf Schwediſch: Guldfärgade Bladſvamp, auf Engl. The gol- den Agaric, Span. und Portug. Agarico cae- sareo Ur gomba (Dominorum fungus) hieß diefer Schwamm, wenigſtens zu den Zeiten des TCGluſius, in Ungarn. 40 Da dieſer edle Schwamm mit dem giftigſten aller Schwämme und mit vielen andern ſchädli— chen Arten eine ſehr merkwürdige Aehnlichkeit hat: fo iſt es höchſt wichtig, feine Kennzeichen ſehr genau im Gedächtniſſe zu behalten. Faſt alle die übrigen Arten der aus der Erde hervorwach— ſenden Wulſtſchwämme (Amanita) find giftig. Als eßbar iſt wenigſtens außer dem gegenwärti— gen kein einziger zu empfehlen. Am leichteſten möchte aber der Kaiſerling mit dem gemeinen Flie— genſchwamme (Amanita muscaria) verwechſelt werden; beſonders wenn, wie es öfters geſchieht, auf der Oberfläche des Hutes häufige Läppchen, als Ueberbleibſel der abgeriſſenen Wulſthaut, hän— gen bleiben, und ſie wie jenen ſeinen unächten Beuder mit getäfeltem Schmuckwerk verzieren. Allein der Flisgenſchwamm hat einen Purpurro— then Hut, weiße Lamellen, einen vergänglichen Ring und eine feſt anliegende in Flocken ſich zer⸗ pflückende Wulſthaut. Die vorzüglichſten Kennzeichen des Kaiſer— Unges find demnach ein großer weißer weit geöff— neter Wulſt, ein knolliger, voller, von außen Ockergelber Strunk, ein großer herabhängender Ring, ein lebhaft Pomeranzenfarbiger oder dunkel— goldgelber Hut, deſſen Mitte etwas niederge— drückt, der Rand aber, zumahl im jüngern Al— ter, mit Strahlenartigen Falten geziert iſt, blaß 41 goldgelbe, ſehr breite Lamellen, und ein überaus feines, weiches, weißes Fleiſch. Geruch hat er wenig, und dieſer hat einige Aehnlichkeit mit dem Dufte des Flieders (Syringa vulgaris). N Die Wulſthaut des Kaiſerlinges ſteckt größ— tentheils unter der Erde zwiſchen dem Moder von abgefallenen Laub, Baumreiſern, Mooſen, Flechten und Gräſern; und da fie nicht ſeltend in der Erde ſtecken bleibt, wenn man den Schwamm berauszieht: jo muß man ſich dadurch nicht irre machen laſſen; denn ich habe eben deßwegen meh— rere weſentliche Kennzeichen angegeben, damit, im Falle das eine oder das andere mangeln möch— te, noch immer genug andere übrig wären, woraus man ſich von der Aechtheit dieſer Schwammart überzeugen könnte. Die Farbe iſt überhaupt das aller verläßlichſte Kennzeichen desſelben. Nur im letzten Alter wird es Bronzfarben oder braun und Fleckig. Dann iſt er aber auch nicht mehr genuß⸗ bar, weil ſein weiches alsdann gelbliches Fleiſch in eine ſtinkende Jauche zerfließet, und eine Menge von Maden ihn bewohnet, weßwegen auch als— dann ſein Strunk nicht mehr voll, ſondern hohl und zerfreſſen erkannt wird. Im erſten Zuſtande der Entwickelung gleicht er einem Ey von weißlicher Farbe, welches je— doch etwas größer und oben viel dicker iſt als das Ey, aus welchem der Gichtſchwamm emporſteigt. 42 Pald darauf zerplatzt es an feiner Spitze, und der Dottergelbe Hut drängt ſich hervor, woran auch zuweilen, weil er in der Jugend etwas kle— bricht iſt, bald mehr bald weniger Stückchen von dieſer Haut kleben bleiben, wie dieſes bey dem Fliegenſchwamme viel öfter der Fall iſt, und dieſe weißen Läppchen verzieren ihn auf eine ganz eige— ne Weiſe. Sobald der Hut ganz aus der Höhle des Eyes (Wulſtes) heraus iſt, fängt er an, ſich auszubreiten. Eine natürliche Folge davon iſt, daß ſich die untere Fruchthaut (Epicarpium in— ferius), welche bisher den Rand des Hutes mit dem Strunke verband, und die Lamellen verbarg, um und um von dem Hute losreißet, und da fie ſtärker als an andern Schwämmen iſt, ſo bleibt ſie lange Zeit als ein anſehnlich gefaltener Ring an ihrem Geburtsorte ſitzen, und neigt ſich nach abwärts. Sie iſt gelblich wie der Strunk und die Lamellen. Im reiferen Alter läßt ſich auch die obere Fruchthaut von dem Hute leicht ablöſen. Dann bemerkt man zuweilen auch eine gewiſſe feine gleichſam gewirkte Faſernzeichnung auf der Oberfläche des Hutes; und nicht ſelten zertheilen tiefe Spalten ſein Fleiſch bis zu den Lamellen. Die Abänderungen beſtehen, außer den Mo— dificationen, in der ſehr wandelbaren Größe; denn an Höhe varirt er von 3 bis zu 14 Zoll. Der größte Durchmeſſer des Hutes war mir auf / 43 10 Zoll bemerkbar. Der Hut bleibt manchmahl etwas länger gewölbt, wird aber am Ende im— mer in der Mitte eben. Ich halte deßwegen Per— ſoons Amanita caesaren und A. aurantjiaca nur für eine Species. Sonſt müßte ich nur die von mir ſelbſt beobachteten, auf einer Stelle bey— ſammen wachſenden, durch Liebergänge vereinig— ten Individuen für beyde der eben genannten Ar— ten erklären. Auf den Marktplät ätzen Wiens habe ich ihn noch niemahls angetroffen. Dennoch fand ich ihn ſowohl in der Nähe als ander wärts. Vorzüglich ſchön und anſehnlich traf ich ihn in den Gehölzen des K. K. Luſtſchloſſes Schögbruann. In den Ges birgslabyrinthen zwiſchen Weidling und Mauer— bach iſt er eben nicht ſeltſam. In Mähren, Uns garn und an den Küſten des Adriatiſchen Meeres wird er häufig geſammelt und genoſſen. Man rühmt zum Gebrauch nur junge derbe Stücke, und nachdem man ſolche mit Waſſer rein— lich abgeſpühlet, das Unterſte weggeſchnitten, und die Lamellen abgelöſet: fo zer ſchneidet man den ganzen Schwamm in Spalten, bereitet eine Brühe von guter Fleiſchſuppe mit Butter, Mehl und zerſtoßenem Waizenbeod, nimmt dann auch Sahue (Milchrahm dazu, und läßt die Schwäm— me damit gar werden. Manche lieben mehr den Geſchmack des Weins, andere miſchen Fleiſch von 394 jungen Hühnern, Fröſchen oder Fiſchen darun⸗ ter. Zur Würze bedient man ſich bald der Sar— dellen, bald des Pfeffers, der Gewürznelken, der Muskatenblüthe oder der Citronenſchalen. Auch Quendel, Majoran, Peterſilgen und Zwiebeln pflegen manche als Zuſatz dabey zu verſchwenden. Der Kaiſerling gilbt die Gerichte ſo ſtark, daß man eine große Quantität Safran anwenden müßte, um eine gleiche Wirkung hervorzubringen. Cluſius erzählet uns nach feiner eigenen nai— ven Weiſe, er habe eines Tages bey einem Un— gariſchen Magnaten, Nahmens Balthaſar von Batthyan, auf deſſen wohlbefeſtigtem Schloſſe Nemeth⸗Wypwar geſpeiſet, als wohin er alljähr— lich einige Mahle durch ein eigenes Schiff von Wien zur Tafel ſey abgeholet worden. Da nun die Kaiſerlinge in ihrer Brühe aufgetragen wur— den, er aber vordem noch niemahls ſie geſpeiſet hatte: fo konnte er ſich nicht enthalten, den eds len Gaſtfreund in franzöſiſcher Sprache anzure— den (denn, ſagt er, dieſer große Mann ſprach außer ſeiner Mutterſprache auch Latein, Italiä— niſch, Franzöſiſch, Spaniſch, Deutſch und Van— daliſch!), und ihm ſeine Verwunderung zu be— zeugen, daß man dieſes Gericht ſo gar ſehr mit Safran gewürzt habe. Allein der edle Wirth wandte ſich zu feinen übrigen Gäſten, und fags te (auf Ungriſch): Meiſter Cluſius hat ſich ges 45 ſchnitten. Die ganze Geſellſchaft erhob ein lau— tes Gelächter; denn es war Allen ſehr wohl bekannt, wie emſig er bereits die Schwämme im Walde unterſucht hatte. Und hier bey der Tafel waren doch ſie ſeine Meiſter! * 46 7 IV. Der Hallimaſch (Agaricus, Le- piota, Polymyces. P.) S. Wachspraͤp. D. und Abbild. Trab. D. Wi dieſer Schwamm in andern deutſchen Län— dern genannt werde, habe ich durchaus nicht in- Erfahrung bringen können. Er ſcheint überhaupt den deutſchen Schriftſtellern wenig bekannt zu ſeyn. Bey uns wird er zuweilen auch wohl Stock ſchwamm, Winterſchwamm, Spätling, Halli— maaſch und Heckenſchwamm geheißen. Er wächſt äußerſt häufig auf halbvermorſch— ten Wurzelſtöcken von gefällten Buchen, Ruſten u. dgl. „ wie auch auf der Erde im Moder don den Abfällen der Bäume. Man findet ihn vom Ende des Auguſtmonaths an bis in den Novem— ber, ja bey gelinder Witterung oft noch viel ſpä— ter. Auf den Marktplätzen ſieht man davon eine oft ganz unglaubliche Menge: / ET, Wr’s 1 9 rd EHE a 7 * VA | 47 Auf Baumſtämmen wächſt dieſer Schwamm viel lieber als in der Erde, und ſeine Haufen find viel ſtärker, zu 68 und darüber. Er bewei— ſet dadurch, fo wie durch die wirklich große Aehn> \ lichkeit, feine nahe Vetwandtſchaft mit dem Stockſchwamme (Agaricus, Lepiota, caudi— einus Fers.), weßwegen ihn denn auch der eng— liſche 1 i Sowttsg Agaricus stipitis nennet. 1 ö K Der Sbllmeſte hat keinen Wulſt, wohl aber einen ziemlich ſtarken Ring, durch deſſen Aus dehnung in der Jugend die Lamellen verhüllt werden, indem er den Rand des Hutes mit dem Strunke verbindet. Dieſe Haut ſetzt ſich ſichtbat— lich bis an den Grund des Strunkes fort, und es ſteckt demnach der Strunk in derſelben wie ein Fuß in dem Strumpfe. Aus dieſer Urſache nennt man dieſe Shoe art, fo wie alle andere eben fo gebildete Arten, einen Stiefelſchwamm (Lepiota). Bey dem ge— genwärtigen Stiefelſchwamme iſt dieſe Haut oh— ne Filzſchuppen, und hat nur einige leichte läng— liche Falten, wodurch ſie ſich ſchon weeſentlich von dem Stockſchwamme unterſcheidet. Die Hüte der jüngern Individuen ſind faſt Kugelrund oder Kopfförmig. In der Folge brei— ten fie ſich wagrecht aus, doch behalten fie in der Mitte immer eine ſtarke, dunkler gefärbte 45 ' | Nabelförmige Erhebung. Der Hut eines volle kommen gebildeten Schwammes mißt gewöhn— lich 3 Zoll im Durchmeſſer. Er iſt gewöhnlich dunkelbraun ins Rothgelbliche ſpielend. Seine Oberfläche iſt etwas feucht, und daher ein wer nig glänzend; auch hat ſie gewöhnlich viele duns kelfärbige ziemlich anliegende Filzſchuppen, wel⸗ che am Nabel herum viel kleiner und viel ge— drängter zu ſehen find als in feinem Umfange. Die Lamellen ſind weiß, und haben eine ſehr unrein roſenfarbene Spielung. Im Alter werden fie gelblich. Sie find von mäßiger Breis te in zwey und dreyfachen Reihen, und laufen etwas am Strunk herab. Der volle fleiſchige Strunk iſt bey 4 Zoll hoch, und wird am Grunde etwas dicker. Der Hallimaſch ändert in der Größe von 2 bis zu g Zoll der Höhe. Sein Hut fällt zuwei— len ins Aſchgraue oder wohl auch ins Oliven— grüne, zuweilen iſt die blaßgelbbraune Farbe mit einem röthlichen Schimmer durchmengt. Der feuchte Glanz iſt bald ſehr lebhaft, bald kaum zu bemerken. Die Filzſchuppen ſcheinen auch zus weilen ganz zu fehlen. Der Nabel iſt öfters fehr niedergedrückt und kaum zu bemerken. Der Hallimaſch iſt angenehm zu verſpeiſen. Sein Geſchmack hat einige Aehnlichkeit mit dem Fleiſche von Lämmern. Geruch iſt kaum einer N R 2 49 an ihm zu Whrken. Man kocht ihn entweder als Zuſatz zu gedünſtetem Fleiſche, oder beſon— ders in Fleiſchbrühe, mit einiger Zugabe von Mehl, Butter, Sahne. Zur Würze pflegt man Sardellen, Pfeffer und Zwiebeln zu gebrauchen. Es iſt der wohlfeilſte und am wenigſten gefährliche Marktſchwamm. 50 V. Der Stockſchwamm (Agaricus, Lepiota, caudicinus. Pers.) S. Wadhspräv. E. und Abbild. Tab. E. 5 meiner Naturgeſchichte der Oeſterreichiſchen Schwämme habe ich unter No. XIV. eine bee ſondere Abart des Stockſchwammes geliefert. Hier folgt er in ſeiner gewöhnlichen Bildung. Ich benütze zugleich dieſe Gelegenheit, einige Fehler zu berichtigen, die mir damahls ent— wiſcht ſind. Ich hielt nähmlich zu jener Zeit noch den Hallimaſch für eine bloße Abart des Stockſchwammes, und wußte nicht, daß der Ag. Polymyces Pers, unſer gewöhnlicher Hal⸗ | limaſch ſey Hieraus floß die unrichtige Angabe über die erſtaunliche Menge des zu Markte ge brachten Stockſchwammes. Es iſt nähmlich hie— von die ganze Summe des Hallimaſch abzuzie— Sun 7. 2 2 05 da / „ 2 un f 51 ben. Auch iſt zu bemerken, daß man hier noch manche andere Schwammarten, z. B. den Lauch— ſchwamm (A. Gymnopus alliatus P.), den Kresling (A. Mycena, esculentus P.), den Drehling (A. Pleuropus, ostreatus F.) und noch mehr andere mit dieſem Nahmen bezeichnet. Unterdeſſen iſt es doch wahr, daß in man— chen Jahren von dem wirklichen Stockſchwamm eine große Menge zu Markte gebracht wird. Auch trifft man ihn oft untermengt mit dem Hallımalch ſowohl in den Wäldern als auf dem Markte an, und ſowohl die Zeit als der Ge— brauch und die Eigenſchaften ſind unter beyden übereinſtimmend. Man erkennet den Stockſchwamm aus dem genabelten, meiſtens hellbraunen, im Alter am Rande etwas ausgeſchweiften glatten und etwas feuchten Hute, aus den blaß Zimmetbraunen, am Grunde ausgeſchnittenen und am Strunke etwas herablaufenden Lamellen, aus dem wei— chen verweeslichen Ringe und aus dem ziemlich dünnen unterhalb ſchwärzlichen Strunke, deſſen Ueberzug ſich auf und auf in lockere faſerigte Schuppen zerflücket. Der in der Jugend volle walzenförmige Strunk pflegt im Alter hohl zu werden. Der Hut iſt niedrig; zuweilen ſchlägt er ſich auch zurück in die D 2 52 Geſtalt eines Trichters, oder zerplatzt am Rande herum in häufige Schlitzen und Riſſe. Die Farbe des Hutes und die Größe ſind ſehr veränderlich. Auch darin iſt er ſehr unbe— ſtändig, daß er, nach Verhältniß ſeines Stan— des, ſich bald ſchief bald gerade aufrichtet. Er wächſt immer an moderndem Holze, an abgeſtorbenen Baumwurzeln u. dgl. Einzeln kömmt er äußerſt ſelten vor. Aber fo große Haus fen wie der Hallimaſch bildet er doch niemahls. Auf der hier beygefügten Kupfertafel ſind zwey von den gewöhnlichen Formen dieſer Schwammart vorgeſtellet worden. De arena ai Fa > Wandung 106 "all e N 0 e | 0 I ’ hut : Hl NEN) 0 fee ee ,,, 2 Go). rs: f 2 3 VI. Der Raßling (Agarıcus, Gym- nopus, Monceron.) S. Wachspraͤp. F. und Abbild. Tab. F. — nn —— — Der Raßling, Rösling oder Mouceron ge höret hier zu den etwas ſeltneren Marktſchwäm— men. Man muß aber wohl merken, daß dieſe ſämmtliche Benennungen verſchiedenen andern eßbaren Schwämmen ertheilt zu werden pflegen. Z. B. der Lauchſchwamm wird auch ſo gehei— ßen. Dennoch glaubte ich hier den Nahmen Raßling beybehalten zu müſſen, theils weil er einzig unter demſelben auf unſern Märkten be— kannt iſt, theils auch, weil ich ſeine Naturge— ſchichte in meinem größern Schwammwerke ) ) Heſterreichs Schwaͤmme b. d. H. No. 19. 54 unter eben demſelben abgehandelt habe. Ich werde in der Folge die andern gleichnahmigen Schwämme durch andere feſtgeſetzte Benennun— gen unterſcheiden. Der ächte Raßling If ein Schwamm ohne Wulſt und ohne Ring. Von Farbe iſt er un⸗ reinweiß, und fällt bald mehr ins Bräunliche, bald ins Graue. Er erreicht ſelten über 23 Zoll an Höhe, und ſein am meiſten ausgebreiteter Hut hat beyläufig 2 Zoll im Durchmeſſer. Sos wohl der Hut als der Strunk find außerordent— lich fleiſchig, derb und voll. Die Lamellen ſind weißlich, überaus gedrängt, ſehr ſchmal und ſichelförmig gebogen. Der Rand des Hutes iſt immer ſehr beträchtlich eingerollt. Oefters wachſen ihrer mehrere vom Ur— ſprung an zuſammen, allein gewöhnlich lebt er einſam. Man ſammelt den Raßling zur Zeit der Spitzmorchel, d. i. im May und Junius, in Gebirgswaldungen, zwiſchen Buchen und Ei— chen, allwo er aus der Erde aus dem Moder der Abfälle und an den verdorbenen Wurzeln der Bäume emporblüht. Er iſt, beſonders im jüngern Alter, über— diemaßen lieblich und wohlgeſchmack. Er riecht zwar nicht ſo heftig, aber, wie es mich deucht, wohl noch angenehmer als die Trüffel. Man 55 könnte feinen Geruch faſt mit dem Geruche der Aurikeln vergleichen, wenn nicht immerhin der gewiſſe Schwammgeruch beygemiſcht wäre, wel— chen man jedoch auch an allen andern eßbaren Arten erkennet. 0 Man wählt für die Küche nur die jüngern Stücke, und pflegt ſie auch zum ſpätern Ge— brauche getrocknet aufzubewahren. Zu dieſem En— de pflegt man fie an einem Zwirnsfaden Pa— ternoſterartig anzufaßen, und in der freyen Luft an einem trockenen Orte aufzuhängen. Perſoons Agaricus Gymnopus graven- lens ſcheint nicht hieher zu gehören, weil er die Dicke des Fleiſches vom Hute nur auf 4 Linien angibt, auch hätte er dann gewiß des Sowerby feinen Ag. graveolens anführen müſſen, wels cher allerdings der nähmliche Raßling iſt. Ich wüßte zwar kein Beyſpiel, daß jemand von dem Genuß dieſes Schwammes einen Wachs theil an ſeiner Geſundheit erfahren hätte. In— deſſen ſchreibt doch Janus Planecus an feinen Freund Battarra im Jahr 1744: „Zuweilen äußern ſich auch ſolche Schwämme als ſchädlich, welche man ſouſt allgemein für die beſten und für die unſchädlichſten zu halten gewohnt iſt, wie z. B. diejenigen, die wir Prunuli oder Pruneoli (ans fer Raßling) nennen, und womit die Tafeln des Adels wegen ihrer Vorzüge des Geruches und 56 des Wohlgeſchmacks prangen. Es wird Ihnen wohl noch bekannt ſeyn, wie vormahls einige un— ſerer anſehnlichſten Mitbürger ſich durch den Ge— nuß derſelben die Ruhr und heftige Weihen a zen zugezogen haben.“ Ich erkläre mir meinerſeits dieſe He andere ähnliche Erſcheinungen bloß dadurch, daß man auch von dem geſundeſten Schwamme vergiftet werden könne und müſſe, wenn er zu alt, faulig oder von vielen Maden bewohnt iſt. Dieß kann nun bey ſehr feuchter und warmer Witterung viel leichter als ein anderes Mahl geſchehen. Auch können vielleicht gewiſſe Beymiſchungen geſchehen von ähnlichen ſchädlichen Schwämmen, und end— lich iſt doch der Menſch ſelbſt nicht immer gleich gut zur Verdauung eines jedweden Nahrungs— mittels vorbereitet. Wie viele Tauſende ſind nicht ſchon von dem Genuß der Erdäpfel, der Pfirfis che, der Kirſchen erkrankt? Sollte man wohl deßwegen die Erdäpfel, Pfirſiche und Kirſchen für giftig oder für verdächtig erklären? — — U * 15 * 2 1 der om laubling 4 - 7 7) oA ‚4 2 2 RL : J,. garreus neee, / e A. | rt. € u 57 4934422422242 2472224222222 VII. Der Honigtaͤubling. (Agaricus Gymnopus Russula Pers.) S. Wachsprap. G. und Abbild. Tab, G. Die wahren Täublinge, die man oft auch Krem— linge Grünlinge oder Frauentäublinge nennet, ſollten nach meinem Urtheile gänzlich von den Märkten verbannt werden, da auch die beſten un— ter denſelben ſchon öfters giftig oder doch ſchäd— lich befunden worden, ohne daß man gewiſſe Kennzeichen angeben könnte, aus welchen ſie ſich von den Genußbaren unterſcheiden ließen. Perſoon hat freylich wohl unter derjenigen Abtheilung der Blätterſchwämme (Agaricus) die er Täublinge (Russula) nannte, eine Art characteriſirt, welcher er den Beynahmen des eßbaren (Agaricus Russula esculentus) zu ers theilen wagte: allein auſſerdem, daß diefer Nah me nicht beſtehen kann, weil zwey verſchiedene E 58 Arten einer Gattung nicht den nähmlichen Nah» men führen können, und weil ſchon früher nähm— lich unter der Abtheilung von Mycena eine an- dere Art Agaricus esculentus genannt wurde; fo ift auch die bisherige Beſtimmung der Arten von Schwämmen und insbeſondere von Blätter— ſchwämmen zu ungewiß, als daß man das Leben und die Geſundheit der Menſchen darüber aufs Spiel ſetzen könnte. Man kann einen Schwamm nur dann für geſund und des allgemeinen Gebrau— ches fähig erklären, wenn verjährter Gebrauch und ſtandhafte Merkmale feine Unſchuld bewei— ſen, geſetzt auch daß Mißbrauch und Unbehutſam— keit bey ſeinem Genuße je Schaden angerichtet hätten; wenn z. E. verdorbene Stücke genoſſen wurden! Allein die ächten Täublinge ſind ſo wan— delbar in der Farbe, daß es wohl möglich wäre, daß die von Perſoon angenommenen Arten in der Folgezeit vielleicht nur für Spielarten gehalten werden dürften, und daß eben ſo wie ihre äußer— liche Geſtalt auch ihre innern Eigenſchaften vers ſchiedenen Modifikazionen unterliegen, die bald in der Jahrszeit, bald in der Witterung und in verſchiedenen andern äußerlichen Einflüſſen ihren Grund haben. Und auf dieſe Art mag man ſich die zahlreichen Widerſprüche erklären, die uns allenthalben in des ſeel. Krapf Naturgeſchichte der Täublinge aufſtoßen, und die uns ſchon allein 59 die Zweydeutigkeit ihrer Eigenſchaften zur Genü⸗ ge erklären. Der Honigtäubling iſt kein Täubling (Rus— sula) ſondern ein Naktfuß (Gymnopus) und er führt dieſen Volksnahmen bloß wegen ſeiner Aehnlichkeit mit den Täublingen. Er hat einen fleiſchigen, vollen, meiſtens gleichdicken Strunk, deſſen Subſtanz ſchneeweiß, deſſen Aeußeres glatt, ohne Ring, weiß, jedoch bald mehr bald weniger ins Roſenrothe, oder wohl auch ins Ku— pferfärbige gewendet iſt. Es giebt auch berſchie— dene Abweichungen, ſo, daß der Strunk bald unten bald in der Mitte dicker iſt, auch fein Ber- hältniß zum Hute mancherley Verſchiedenheiten darſtellet, da er zuweilen kaum die Dicke eines Schwanenkieles übertrifft. Obſchon er gewöhn— lich an 3/4 eines Zolles im Durchmeſſer, und et⸗ was über 2 Zoll in der Höhe zu erreichen pfle get. Oben erweitert er ſich, ohne merklichen Ab, ſatz in einen fleiſchigen Hut, deſſen Subſtanz zwar auch weiß, jedoch gegen die Oberfläche hin meh— rentheils mit einem röthlichen Hauche gefärbt iſt. Dieſer Hut iſt im jüngern Alter faſt kugel— förmig und am Rande herum ſehr ſtark eingerollt. Nach und nach erweitert er ſich in die Form eines Schirmdaches mit einem Nabel in der Mitte, und verſchiedenen unregelmäſſigen Buckeln und Ver⸗ tiefungen. Seine Farbe iſt kupferroth, jedoch E 2 60 geht fie nicht felten in ein ſehr ſtarkes Roſenroth über. Im Alter der Verweſung wird ſie ſchmutzig und fällt bald mehr ins Bläuliche bald ins Braune. Was aber das vorzüglichſte Kennzeichen dieſer Schwammart ausmachet, iſt der feine ſchuppen— förmige Gries an der ganzen Oberfläche des Hu— tes, welcher von der Oberhaut deſſelben herkommt, die ſich Anfangs in kleine Wärzchen erhebt, nach» her aber in ſchuppenartige ungeſtaltete Spisen zerplatzt, die ihrer Feinheit und Menge wegen dem ganzen Hute ein gewiſſes rauhes Anſehen verſchaffen, welches jedoch in manchen Individuen viel weniger auffällt, und überhaupt ſo wie die Farbe und die Größe (welche letztere bey einem ganz erwachſenen, im Durchmeſſer 2 bis 3 Zolle beträgt) verſchiedenen Modifikationen unterwor⸗ fen iſt. 1 Die Blätter (Lamellen) auf der Unterſeite des Hutes find weiß, ziemlich breit, von ungleis cher Länge, nicht geſpalten, wie bey den ächten Täublingen. Der Schwamm iſt wohlſchmeckend, faſt wie ein Champignon. Man bereitet ihn auf mancher— ley Arten wie andere Schwämme, insbeſondere pflegen die Landleute ihn klein zu zerſchneiden, und mit Mehl und Zwiebeln nebſt Salz und Pfef— fer in Butter oder Schmalz zu röſten. Man muß vorſichtig alle jene ächten Täublinge aus ſondern, 61 die gefpaltene Blätter haben, auch iſt es nützlich die Strünke der etwas erwachſenen der Länge nach durchzuſchneiden, und wann ſich die geringſte Spur von Ungeziefer darin wahrnehmen läßt, ſolche lieber gänzlich wegzuwerfen. Der Honigtäubling, den man auch unächten rauhen Täubling nennet, findet ſich zerſtreut in gemiſchten Eichen-Buchen- und Birkenwäldern. Man bringt ihn vom Anfang des Julius bis in den September zu Markte. 63 S CSE ELITE EL 0 44444. VIII. Der Lauchſchwamm. (Agaricus, Gymnopus, alliatus Pers.) S. Wachspraͤp. H. und Abbild, Tab, H. Man nennet dieſen kleinen eßbaren Schwamm auch Knoblauchſchwamm, Raßling, Wieſen⸗ ſchwamm, Mußeron und findet ihn in ganz Deutſchland, ja wahrſcheinlich auch noch auſſer Deutſchland und beſonders vom 46. Grad der nördl. Breite bis zum 50. Er iſt im Frühling und zwar im April am häuftgſten, jedoch pflegt er auch im Oktober und November geſammelt zu werden. In naſſen und kühlen Jahren wird er zuweilen auch mitten in den Sommermonathen gefunden. Er wächſt am liebſten im Heideland, d. h. in feiner ſchwarzer Moorerde, die aus ver— weſenen Abfällen von Föhren, Tannen, Heiden u. d. gl. entſtanden iſt, wo häufiges Moos die ſchnelle Austrocknung des Bodens verhindert. Er 2 ii F chene chene Aube WA 63 liebt den Schatten und beſonders die Grenzen der Wälder an der Nordſeite. Zuweilen kömmt er auch in Grasgärten und auf Wieſen vor. Man erkennet den Lauchſchwamm aus dem zarten, aber dennoch etwas ſteifen glatten roth— bräunlichen und unterhalb ſchwärzlichen, inwen— dig hohlen, etwas flachgedrückten und faſt durch, ſcheinenden Strunk, welcher ſich zu einem bis 2 ı/2 Zoll erhebt, aus dem wenig gewölbten, nur etwas fleiſchigen, am Rande ſtrahlenförmig gefaltenen, gelb- oder graubräunlichen im Mittel: punkte dunkelgefärbten Hute, der gewöhnlich nur 1/2 oder 3/4 eines Zolles im Durchmeſſer hat und nur in ſehr ſeltenen Fällen größer wird, und endlich aus den ſchmutzigweißen, hie und da ver— wachſenen mäſſig breiten, im Alter gekraußten Lamellen, welche ſich leicht und ganz vom Hute ablöſen und daher einen ſehr ſtarken Grund an die Hand geben, ihn eher der Gattung des Ader— ſchwammes (Merulius) als der des Blätter ſchwammes (Agaricus) beyzuzählen. Es iſt ein gewürzhafter angenehmer Schwamm: denn obgleich ſein Geruch etwas ins Knoblauchartige fällt; ſo iſt doch dieſes ſo ſehr gemildert, daß es einen im Geſchmack vielmehr an gewiſſe antiſcorbutiſche Kräuter aus der Fa— milie der Kreuzblumen (Linnees Tetrabynamiſten) erinnert, und zwar um fo vielmehr, da er auch 64 wirklich etwas geſalzenes mit ſich zu führen ſchei⸗ net. Man bedient ſich feiner nach abgeſchälten Blättern zur Würze der Fleiſchbrühen bey ver- ſchiedenen Gerüchten. Man pflegt auch ihn auf- zuſpahren, indem man ihn vorher rein abgewa⸗ ſchen, und hernach an der Luft getrocknet hat. Eben dadurch unterſcheidet aber der Lauchſchwamm ſich ganz beſonders von gewiſſen kleinen ähnlichen Arten des Miſtſchwammes (Coprinus) als wel— che ſich nicht auftoknen laſſen, ſondern entweder ganz in eine ſchwarze Jauche zerflieſſen, oder wenigſten ſchwarz und faul werden. Auch von dem großen Nagelſchwamm (Ag. Mycena Alliaceus) deſſen Eßbarkeit wenigſtens noch unbekannt iſt, muß man den Lauchſchwamm unterſcheiden: denn dieſer Nagelſchwamm iſt viel größer, ſteifer und riecht weit ſtärker nach Knob— lauch. Er wächſt in den Niederungen der Alpen einſchichtig und kömmt alldort nur in den Sommer» monathen zum Vorſchein. a EA, Aa ER 6 N 2 . N N * m 2115 12 uind r 1 1 — [4 2 * 7 1 5 Zar RUN. 3 165 14 — 7 N A) >> = Zr > Ger gemeine Mage Ha, , e ee P = . 77 / 8 / 4 A [0 {334 “eh 22 N 7 2 1 Cu 0 ' 65 RACE TE ED EEE TREE t t IX. Der gemeine Nagelſchwamm. (Agaricus Mycena esculentus Pers.) S. Wachspraͤp. I. und Abbild. Tab, I. > a a ie u — Die ſonſt noch üblichen Benennungen dieſer Schwammart find: Kreßling, Kreösling, klei— ner Stockſchwamm, Nägelſchwamm u: ſ. w. Im Franz. wird er Agaric. Clou genannt, und Langftedt äuſſert im allgem. Botan. Reperto— rium J. Bd. S. 42 die Vermuthung, daß der Isländiſche Ketesvepper, woraus die Islän— der eine Speiſe bereiten, die fie Sveppekal nen— nen, ebenfalls hieher gehören möge. Man findet ihn im Frühling und im Herbſt in lichten Wäldern, auf etwas feuchten Wieſen, an den Rändern der Aecker und zuweilen ſelbſt an den Wegen. In Kärnthen bringt man zu En— de des April ganze Körbe voll davon zu Markte. Auch in Wien wird er manches Jahr häufig auf 66 den Marktplätzen geſehen, obgleich mehr nur in den Vorſtädten. Es iſt eines von den minder delicaten Pros Ducten der Schwammpomona. Man kann und pflegt zwar hie und da den Nagelſchwamm roh zu verſpeiſen: allein er iſt auf dieſe Art eher uns angenehm als leckerhaft, denn ſein Fleiſch iſt äußerſt dünne, und fein Geſchmack etwas widerlich und bitter. Unterdeſſen nimmt man dieſen Schwamm dennoch ſo wie den vorigen zur Vermiſchung mit Fleiſchbrühen und andern Speiſen, wo er in Verbindung mit allerley Gewürzen für ein gutes Gerücht gehalten wird. De guftibus non eft disputandum ! Er wächſt gefellig in lockern Häufchen von 3 bis 10 Stücken, zuweilen auch einzeln. Sein hohler Strunk wird gewöhnlich nur ı bis 12 Zoll hoch, und hat oft nicht über eine halbe Linie im Durchmeſſer. Er iſt ſehr zart, und lange nicht ſo ſteif, wie bey dem Lauchſchwamme, iſt übrigens nach verſchiedenen Richtungen und Biegungen aufrecht. Der zarte halbdurchſcheinende Hut hat ſehr wenig Fleiſch, und iſt der Farbe nach meiſtens ziemlich helle, doch niemahlen rein weiß, ſon— dern fällt gemeiniglich ins Gelbbraune, doch gibt es auch Stücke, die ins Graue, oder ins 67 Kaſtanienbraune fallen. Hut und Strunk find immer gleichfärbig, nur iſt der Strunk jedes» mahl um ein weniges bläſſer als der Hut. An— fangs iſt der Hut halbkugelrund, mit der Zeit breitet er ſich aber in ein flaches Gewölb aus, deſſen Mitte mit einer Spur von Nabel bezeich— net iſt, und es iſt noch überdies eine Schatti— rung um denſelben herum, die faſt wie ein Augen— ſtern ausſieht. Auch der Rand iſt mit dunkleren Strahlenlinien geziert, die von der Einfügung der Lamellen ihren Urſprung haben. Die Lamellen ſind ziemlich breit, lanzett— förmig, etwas weitſchichtig, von Farbe weißlicht, jedoch meiſtens ſehr unrein ins gelbliche oder bräunliche ſpielend. Auſſer den bereits angegebenen Abweichun— gen giebt es noch einige andere Ausnahmen, z. B. in der Größe, da dann einige wohl einen gan— zen Zoll am Hute im Durchmeſſer haben. Auch iſt der Strunk von ungleicher Länge, und wird wohl gar über 3 Zoll hoch, und wächſt er vol— lends zwiſchen faulenden Mooſen hervor; ſo fin— det man ſeine ganze untere Hälfte mehr oder weniger mit einem Barte von äußerſt feinen Saugs gefäſſen oder Wurzelfäſergen bewachſen. — —— 63 IOHYIGOIOOGOOGHIIHI2909039I999993939 X. Die Gugemuke. (Agarieus, Pra- tella, edulis. Pers.) S. Wachspräp. K. und Abbild. Tab. K. — 2 —— Die Gugemuke, welche man auch weißen Ehegattling, Ehegürtel, Heiderling, Trauſchling, Dreitſchling, wie den Champignon, Kuckenmu— cken, Angerling, Aegärtling, Aegerling, Brach— bülz, Egerling, Leedling, Weidling, Wieſen— pfifferling, Wieſenſchwamm, Haidſchwamm, Drüſchling, Erdgürtel, Feldſchwamm, Brach— männchen, Holl. Gewoone Kampernoelje; Brabant. Weyer of Weykampernoelje; Dän, Jordsvamp, Paddehat, Skurvhat; Schwed. Champignon; Engl. the Toaditool ; Franz. l'Agaric comeftible, Campagnoule, Vinous; Ital. Il Pratajuolo, i pradellr, Brife; Span. Agarico campeſtre; feta, . 1 Sn) 141 . R nn Fe de 75 / \ > 2 . 7 UgGEemm ut N e, . da) Sc ee. . ni . 69 xeta,jeta; Perrechicua, Outo; Portug. Aga- rico dos campos, cogumelo ou tortulho de comer; Ruß. Griby; Poln. Piezar; Wend. Kuckmack; Ungr. Tseperke Gomba; Lett. Breedenes zu nennen pflegt, verhält ſich zum ächten Champignon, wovon das nächſtfolgende Capitel handelt, gerade fo wie die Walderdbeere zur Gartenerdbeere, oder wie im Thierreiche die — wilde Katze zur zahmen. Es gibt nähmlich aller⸗ ley Merkmahle der Bildung, wodurch ſich die Gugemuke ziemlich ſtandhaft von dem Champig— non unterſcheidet, wie der gewöhnlich hohle Strunk, die Bläſſe der Lamellen und vornähm— lich das Verhältniß der Dicke zur Länge des Strunkes, indem die Gugemuke immer einen dünneren länglichen und unterhalb knolligen Strunk zu haben pflegt, da doch der Strunk des Cham— pignon walzenförmig, ja zuweilen wohl gar ver— kehrt kegelförmig, und überhaupt ſehr kurz, voll und fleiſchig iſt. Demungeachtet giebt es doch in allen dieſen Stücken zuweilen Ausnahmen, und wenn auch dieſe nicht wären; ſo könnte man fragen; ob wohl nicht vielmehr die Verſchieden— heit des Standortes ſelbſt die Urſache an den Veränderungen der angegebenen Geſtalten ſeyn dürfte, anſtatt, daß man von der letzteren auf die Nothwendigkeit eines verſchiedenen Standors tes zu ſchließen habe? Wirklich habe ich ſelbſt * * en u. 70 in Erfahrung gebracht, daß einige Gärtner Brut von der Gugumuke ausnehmen, ſie nach Art der Champignonsbrut cultiviren, und wahre Champignons erhalten. Ich will deſſen ungeach— tet hier nicht entſcheiden, ob beyde nur einerley oder zwey verſchiedene Arten ſeyn ſollen. Genug, daß man im gemeinen Leben, und beym Ge— brauche ſelbſt Gugemuke und Champignon von einander zu unterſcheiden pfleget! Da indeſſen die Verwandtſchaft dieſer bey, den Schwammarten ſehr groß iſt, und die meiſten Schriftſteller und Floriſten ſolche nicht von ein» ander unterſchieden haben; ſo iſt die Naturge— ſchichte der Gugemuke von jener des Champig— nons unzertrennbar. Wir können daher nicht mit Gewißheit beſtimmen, ob dieſer oder jener es ſey, den man auch in andern Welttheilen und in dem neuen Continent ſo gut wie in dem alten angetroffen habe. Das Mehr des Düngers, die ſanftere Beſchaffenheit des Clima, und die Tie— fe des Schattens ſcheint eine Hauptbedingniß zu ſeyn, welche die Gugemuke in den Champignon verwandelt. So viel iſt ausgemacht, daß die Gu⸗ gemuke in ihrer Geſtalt weit veränderlicher ſey, lange nicht die Güte erreiche, und viel öfter ungeſund befunden werde, als der ächte eulti⸗ virte Champignon. 71 Man findet ſie in gemäſſigten Climaten, im ebenen Lande, wohl auch auf Hügeln, ſelten auf Gebirgen, auf Gras angern, im Heideland, auf Brachäckern und allenthalben da, wo Dün— ger von Pferden mit andern Dünger oder mit Erde vermiſcht vergraben liegt, oder wo ſolcher lange gelegen und wo die durchgeſinterte Jauche den Boden durchdrungen. In Gärten, auf Exercierplätzen, in Lagern, oder ſelbſt in Städ— ten, wo Pferdedünger vormahls gelegen, iſt daher itzre Erſcheinung nichts ſeltenes. Ihre Zeit iſt zwar ziemlich unregelmäſſig, doch kom— men die meiſten vom Julius bis in den Sep— tember zum Vorſchein. Der Strunk dieſes Schwammes iſt bald mehr bald weniger aufrecht oder gerade. Am Grunde iſt er immer etwas aufgetrieben, zuwei— len ſehr knollicht. Er iſt glatt, obgleich unter dem Vergrö— ßerungsglaſe feine Oberfläche ſehr feinfilzig er- ſcheinet. Seine Farbe iſt weißlich, oder doch we— nigſtens immer um vieles blaſſer als die des Hus tes. Nur dann wenn der Hut auf eine monftiöfe Weiſe klein, der Strunk aber ſehr lang iſt, nur dann iſt die Farbe des Hutes und des Strunkes einerley. Gewöhnlich mißt er in der Höhe den Durchmeſſer des Hutes zweymahl, und ſeine Dicke beträgt im Mittel den 5. oder 6. Theil 72 deſſelben. Allein es giebt hievon gewaltige Aus⸗ nahmen. Es gibt ſehr mißwachſene Strünke, die verhältnißmäſſig viel länger, oder dünner, oder ſonſt verkrüppelt, buckelig oder bauchig ſind. Inwendig iſt er gewöhnlich hohl, doch hab ich ſelbſt welche geſehen, die es nicht waren. Der Hut, welcher Anfangs faſt ganz ku⸗ gelrund geſtaltet, und ducch eine ziemlich dicke Haut mit dem Strunke um und um verbunden iſt, die ſich nachher vom Rande des Hutes ab— löſt, und am Strunke in Form einer Manſchette ſitzen bleibt, die man Ring nennet, erweitert ſich allmählig, bleibt jedoch immer gewölbt, und ſchlägt ſich niemahls in eine trichterförmige Geſtalt zurück. Am Rande herum iſt er immer ſelbſt bey den älteſten und größten Individuen eingerollt. Er iſt ſehr fleiſchig, und loͤſt ſich leicht queer über vom Strunke ab. Sein Fleiſch iſt ſehr weiß, dicht, faftig und manchmahl ſogar Milchs triefend. Seine gewöhnliche Größe iſt ein Durch— meſſer von 2 Zollen, doch hatte ich einſt ein Exemplar in meinen Händen, deſſen Hut 9 Zoll inn Durchmeſſer hatte. Es giebt auch allerley Abarten und Mißgeſtalten mit buckeligten, cons centriſch geringelten und Kegelförmigen Hute. Die merkwürdigſte aber von allen, die mir zu Geſichte gekommen, war die auch hier in der Abbildung vorgeſtellte Monſtroſität mit einem 73 5 Zoll langen, ½ Zoll dicken Steunke, einem Hute, der nicht einmahl einen ganzen Zoll gab nebſt dem gänzlichen abſoluten Mangel der Rings baut. Dieſer Hut iſt nun mit einer Haut über— zogen, die ſich leicht ablöſen läßt, und ſich auch wohl ſelbſt zum Theile abſchälet, wenn der Schwamm ſeine vollkommene Reife erlangt hat. Die Farbe dieſer Haut, oder ſo zu ſagen von der Oberſeite des Hutes iſt nach dem Standorte und der Witterung verſchieden. Je mehr Sonne, Tros ckenheit und Winde beſto mehr fällt ihr Schmutz ins Graubraune. Im Schatten hingegen und bey kühler feuchter Witterung iſt ſie nicht ſelten ganz Schneeweis. Die ſehr gedrängten Lamellen ſind in dem frühen Alter, bevor nähmlich die Ringhaut jers platzet, ſehr blaß Fleiſchfarben, doch nie ſo Ro— ſenfarben wie bey dem ächten Champignon. Tritt nun aber einmahl die Periode der Reife ein, wo die Schwammkeime ausfallen ſollen, fo werden fie dunkelgraubraun und endlich faſt Kohlſchwarz. Dabey werden ſie auch feucht und gehen zuletzt in Faulung über, wobey ſich ein faſt unerträgli⸗ cher Geſtank entwickelt. Um Verwechslungen zu vermeiden, hüte man ſich ſtatt der Gugemuke einen Schwamm zu nehmen, 2 a) deſſen Hut nicht weiß, fondern gelb, röthlich, violett oder ſchekig iſt; b) deſſen Lamellen nicht anfangs blaßroth ſind, und erſt im Alter ſchwärzlich wer⸗ den; c) deſſen Strunk keinen Ring hat, und an— ders als weiß oder höchſtens nur ein we⸗ nig beſchmutzt iſt; d) der auch nur die geringſte Spur von ei— ner Wulſthaut haben ſollte, die in der Jugend den ganzen Schwamm mit ſammt dem Strunk und Hut bis auf die Wur— zel verhüllet. | Um aber auch bey dem Genuß der wahren Gugemuke keine Gefahr zu laufen; fo wähle man nur ſolche Stücke, deren Hut noch ſtark gewölbt, deren Lamellen noch röthlich, deren Strunk von keinen Maden zerfreſſen, deren Fleiſch überhaupt noch derb und friſch iſt. Man ſchäle die Ober— haut des Hutes und den Ring ab, verwerfe die Blätter und koche mit dieſen ſo zubereiteten Schwämmen eine entzweygeſpaltene Zwiebel oder einen Silberlöffel. Wird jene blau, oder dieſer dunkel ſo iſt es ein Zeichen giftiger und ſchädlicher Eigenſchaften. Außerdem hat man nichts zu be⸗ ſorgen. Man pflegt hie und da ſolche auf obige Art zubereitete Stücke von Gugemuken und Champig⸗ 75 nons in Eſſig zu legen, und fie auf dieſe Art zur Speiſewürze für den Winter aufzubewahren, ei— ne Methode die weit Empfehlungswürdiger und ſicherer iſt, als das ſo gewöhnliche Auftrocknen und Dörren der Schwämme. Der Geſchmack der Gugemuke iſt dem des Champignon ſo ähnlich, daß ich davon ſo wie von ihrem Gebrauche hier gar nichts anzuführen habe, da ich um Wiederholungen zu vermeiden meine Leſer auf dasjenige verweiſe, was ich über dieſe Sachen im nächſtfolgenden Artikel von dem Champignon ſelbſt zu ſagen gedenke. 76 g . -A 4 . N . U . U f N XI. Der Champignon. (Agaricus, Pratella, campestris. Pers.) S. Wachsprap. L. und Abbild. Tab, L. Es hat dieſer Schwamm die meiſten Benennuns gen ſowohl im Deutſchen als in den fremden Spra— chen mit dem vorigen gemein. Man nennt ihn je⸗ doch Vorzugs weiſe Champignon, Herrenſchwamm, Sartenſchampignen, Tafelſchwamm u. ſ. w. Freywillig hervorwachſend findet man ihn in ſehr gemäſſigten Climaten z. B. in Italien, im Südlichen Frankreich, in Spanien u. ſ. w. Er wird jedoch, obgleich ſeltner auch in ganz Deutſch⸗ land ja wohl in noch niedrigeren Graden der nörd— lichen Breite gefunden. Er wächſt in der Nähe Menſchlicher Wohnſtätten in Niederungen, auf bebauten Stellen, wo die Strenge der Nordwin⸗ — 2 — — —.— — — 85 — . 4 Jeampeatres ’ 22 2 2 BIER Ger Has 72 eee / 7 de durch Berge und Gebäude gebrochen wird, und zwar beſonders auf Plätzen wo Pferdedün— ger gelegen, wo die Gärtner und Ackersleute ihre Miſtſtellen zu haben pflegen, in Weingärten, alten Spargelbeeten, und auf Plätzen wo öfters Pferde geweidet werden, jedoch immer nur in etwas ſchaͤttichten Oertern. Er iſt der Gugemuke ſehr ähnlich, und un— terſcheidet ſich von ſelber nur in folgenden Stü— cken: 1) Er iſt noch Fleiſchiger, und ſein Fleiſch iſt noch ſchmackhafter, ſaftreicher und feiner; 2) ſein Strunk iſt verhältnißmäßig kürzer und dicker, indem er den Durchmeſſer des Hutes in der Länge nicht übertrifft. 3) Dieſer Strunk iſt ferner kaum mehr als zmal ſo lang gegen ſeine Dicke, auch iſt er ent— weder ganz Walzenförmig, oder wohl gar nach untenzu abnehmend, niemahls aber knollig. Er ſteht immer gerade und bat weder Biegungen noch Aus wüchſe. N 4) Der Hut iſt immer ſehr gewölbt, ohne Na, bel und macht keine ſolchen Mißgeſtalten wie die Gugemuke. Von Farbe iſt er anfangs rein weiß, wird nachher bräunlich und ſeine Haut zerpflükt 78 ſich in ſchuppenförmige Schlitzen. Es gibt Abar ten mit ſehr dunkeln Kaſtanienbraunen Hüten. 5) Die Lamellen ſind in der Jugend ſehr ſchön, Roſenfarben und nicht Fleiſchfarb wie bey der Gugemuke. Der Verwechslung und Vergiftung halber iſt ganz das nähmliche zu beobachten, was ich im vorigen Artikel von der Gugemuke angegeben habe. Der Geruch des Champignon iſt zwar nur ſchwach aber doch angenehm, und hat eine Aehn— lichkeit mit dem Dufte von Waizenmehl und weiſ— ſen Roſen, obgleich auch immer etwas von dem Grundgeruch mit untermengt iſt. Der Geſchmack iſt ſüßlich, fat Milchartig mit einer ſehr gelin— den, dem Geſchmacke des Fleiſches ähnlichen Würze. Man bereitet die ganz wie die oben beſchrie— dene Gugemuke zugerichtete Stücke Champignon als eigenetz Gerücht in Fleiſchbrühe, mit Mehl Butter und Milchrahm, und würzt ſie entweder mit Sardellen oder mit Limonſchalen, Pfeffer, Gewürznelken u. d. gl. Man ſpeiſt fie auch als Sallat in Eſſig und Baumöhl, aber weit gewöhn— licher iſt der Gebrauch fie nur als Zugabe zu ver⸗ 79 ſchiedenen Fleiſch - und Fiſchſpeiſen zu benützen. Man giebt fie in die Suppen zum Eingemachten, unter das Zugemüs in Paſteten, Ragous u. ſ. w. um den Geſchmack zu verbeſſern. Da dieſe Schwämme ſehr geſchätzt und theuer bezahlt werden; fo iſt mau ſchon vor lan— ger Zeit darauf verfallen, ſie durch die Kunſt zu erzeugen, und zu vermehren. Die vortheilhafte⸗ ſte Methode dieſer Cultur beſteht im folgenden: Man macht in einem eigends dazu gewidmeten Keller ſo viel da Raum iſt, Miſtbeeten zurecht, die mit Brettern eingefaßt werden. Dieſe Beeten oder Kiſten können 4 bis 5 Fuß in die Breite, und 3 Fuß in die Höhe haben. Man füllt dieſe Kiſten im Spätſommer oder im Herbſte mit halbverfaulten, jedoch noch nicht ganz ausgekühl— tem Pferdemiſt mit untermengtem Stroh bis an den obern Rand, und giebt von Zeit zu Zeit, wie ſich der Miſt ſetzet, wieder ſo viel nach, daß die Kiſten immer übervoll bleiben. Dieſer Miſt wird dann nur ganz wenig zuſammengetreten, und nach 14 Tagen oder 3 Wochen, wann die größ⸗ te Hitze vorbey iſt, (während welcher Zeit man ihn ganz wenig mit Waſſer beſpritzet) mit einer 3 oder 4 Zoll dicken Schichte fein geſiebter ſchwar— zer Miſtbeeterde zugedeckt“ Nun nimmt man Stüs 40 cke von der wohlaufbewahrten Champignon Er⸗ de, ſteckt fie ı bis 2 Fuß weit von einander in die obere Schichte ein, begießt ſie ein wenig mit der Brauſe, und bedeckt bald darauf das ganze Beet mit Rohrmatten, oder mit Brettern, die aber nicht aufliegen dürfen. Sieht man nun nach einigen Tagen, daß die Champignons hervor— kommen, ſo nimmt man die Decke weg, und be— gießt von Zeit zu Zeit das Beet, jedoch nur ganz ſparſam mit einem abgeſtandenen Waſſer, das mit Salpeter oder Miſtjauche vermengt worden. Die Champignons welche groß genug find um verbraucht zu werden, muß man vorſich— tig mit dem Meſſer an der Erde abſchneiden, um nicht die Brut mit herauszureiſſen. Hört nun ein» mal die Löſe auf, ſo läßt man das Beet trocken werden, nimmt die vergrößerte neue Brut heraus und verwahret ſie an einem trockenen Luftigen, gegen Sonnenſchein und Froſt geſchützten Orte zum ferneren Gebrauche auf, Andere bedienen ſich wohl auch irgend einer ſchattigen Stelle im Gewächs hauſe und man kann auch im freyen Lande Champignonbeeten anlegen, doch müſſen dieſe ſowohl zur Nachtzeit als wie auch bey ſtarken Winden, Regen und Gonuens ſchein mit Brettern zugedeckt werden, jedoch ſo, daß die Beetter nicht aufliegen, ſondern immer 81 um z oder 3 Zoll höher unterſtützt werden, als die Fläche des Beetes ſich erhebt. Die vortheil— hafteſten Beeten dieſer Art ſind die Dachförmigen, weil fie mehr Fläche haben, und die überflüſſige Feuchtigkeit beſſeren Ablauf gewinnet. En En en — 82 . SII:SHTSOIHOHSTO9H993089990909999 XII. Der Reizker. (Agaricus, Lac- tifluus, deliciosus. Pers.) S. Wachspraͤp. M. und Abbild, Tab, M. Oogleich dieſer Schwamm nicht ſehr empfoh— len zu werden verdient, fo gehört er doch zu den wichtigſten, die hier abgehandelt werden müſſen, weil er an mehreren Orten im Ge— brauche iſt, ja ſogar in Kärnthen, Krain und Tyrol auf eine ähnliche Art wie der Cham— pignon cultivirt wird, da er doch mit einigen ſehr giftigen Schwammarten ſo viele Aehnlich— keit hat, daß man ihn nur mit vieler Genauig⸗ keit davon unterſcheiden kann. Er führt noch viele andere Nahmen, mel» che er jedoch auch zum Theil mit einigen der b Den EDER 72 J > 2 72 . Agarcee uf , 22 72 detccelt EP DES . 1 — —U—ä— 2 t 7 * — 7 4 * we: Ep re RL; Bin - a re r - 83 giftigen Arten gemein hat. Er heißt nähmlich hie und da: der delikate oder lekere Blätter— ſchwamm; der eßbare Reizker; Ritzke, Rietſche, Reitziker, Salatriezchen; Reiſche; Rödling; Räßling; Reißigel; Egerla; Reibling; Rips pen; Tanneling, Tännling; Förling, Förch— ling; Hirſchling, Herbſtling; Blütling; Brüt— ling, Brietling, Brüttäubling; Herrenſchwamm, rother Milchſchwamm; Reitſchker, ſchmaler kleiner Milchſchwamm; ferner im Holländ. Lek- kere Kampernoelje; Reitscher; Dän. Den lekkere Bladsvamp; eller Riska; Engl. The Orange Agaric; Franz. l’Amanite sauguine, L' Agaric delicieux; Ital. Agarico deli- zioso; Uovolo, fungo lapacendro; Span. Agarico delicioso; Portug. Agarico deli- cioso; Ruß. Ryschik, Royschik; Poln. Ryzik; Böhm, Rizek; Ungar. Kizik; Krain. Petschenitze; Finnl. Ihmisensiene; Lett. Sehnes; Eſthn. Sened; Sineſ. Hiam chuen; Cochinchin. Nam Dec. u. ſ. w. Der Reizker iſt, wie man aus der Mans nigfaltigkeit dieſer Benennungen von ſelbſt ge wahr wird, ein wahrer Weltbürger und ſeine Verbreitung iſt ganz auſſerordentlich. In Ruß— land, wo man überhaupt die meiſten Schwäm— me zu genießen pflegt, wird er am ſtärkſten 84 verbraucht, aufgetroknet und ſogar zu einer Art von Handelsartikel verwendet, indem er in Salz eingemacht, oft in ferne Provinzen vers ſendet wird. Er liebt vorzüglich hochgelegene öde Nadelwälder, beſonders Tannenwälder, und kömmt vom Auguſt bis in den November zum Vorſchein. Schon die Römer ſollen dieſen Schwamm geſchätzt, und unter dem Nahmen Bolecus vers ſpeiſet haben. Allein dieſe Behauptung möchte bey genauer Unterſuchung wohl nicht Stand halten. Und ich glaube vielmehr, daß der hie— her bezohene Boletus bloß die Amenita cae- sarea geweſen, von welcher ſchon oben im 3. Artikel iſt gehandelt worden, und wovon Pli- nius L. XXII. cap. 10 ſagt: „Inter ea, quae temere manduntur, boletos merito posu- erim, optimi quidem hos cibi, sed im- menso exemplo in crimen adductos, ve- neno Tiberio Claudio principi per hanc occasionem a conjuge Agrippina dato: quo facto illa terris venenum alterum, sibique ante omnes, Neronem suum dedit. Volvam enim terra ob hoc prius gignit, ipsum postea in volva, ceu in ovo est luteum. Nec tunicae minor gratia in cibo infantis boleti. Rumpitur haec primo nas- 85 centes mox in pediculo corpus absumitur, raroque unquam geminis ex uno pede.“ Nun iſt freylich wohl der Nahme Boletus bey den alten Lateinern von einer ſehr ausgedehn— ten Bedeutung, und drückt faſt eben ſo viel aus, als was wir im Deutſchen überhaupt durch das Wort: Schwamm verſtehen: allein die angegebene Stelle enthält eben fo wenig eis nen Grund, woraus man gerade ſchließen könn— te, daß die Römer den Reizker gekannt, und genoſſen hätten. Er iſt übrigens in Italien ſehr gemein, und wird vorzüglich im Genueſiſchen zum Handel verwendet, und anſtatt daß ihn die Ruſſen in Salz legen, ſo wird er dort in Baumöhl eingemacht und verſendet. Sein Geſchmack iſt dem des Goldbrätlings ziemlich ühnlich. Nur iſt er etwas ſchärfer, und noch mehr aromatiſch Pfefferartig. Zum Verſpeiſen nimmt man vorzüglich nur junge Stücke, deren Fleiſch noch derb und ohne Maden iſt. Man ſchält Oberhaut und Blätter ab, zerſchneidet ihn in Stücken, brüht dieſe mit ſiedendem Waſſer ab, und kocht ihn nach- her mit Butter, Mehl, Salz, und allerley Gewürzen. Auch pflegt man ihn als Sallat mit kleinen Meerfiſchen, Krebſen, Auſtern und Ans tiſcorbutiſchen Kräutern zu verſpeiſen. Der Reizker wird 2 bis 3 Zoll hoch und ſein Hut hat ungefähr den nähmlichen Durch— meſſer. Sein Strunk ſteckt nicht ſelten bis zum Anfang der Lamellen in der Erde. Hut, Lamellen und Strunk ſind von gleicher Farbe, nähmlich dunkel goldgelb, doch fällt er zuweilen mehr ins Ziegelrothe. In der Jugend iſt er etwas bläſſer ohne Bänder, und dabey etwas feucht und kle— brig. Im Alter geht er ins Bronzfarbene über, bekömmt zahlreich zierliche conzentriſche Ringe oder Bänder über dem Hute, die mit helleren und dunkleren Farben abwechſeln, und ſpielt hie und da, beſonders am Strunk und an den Lamellen ins Grünliche. Die Lamellen und der Strunk ſind immer um etwas bläſſer als der Hut. Jene, wenn ſie mit den Fingern zerrieben werden, pflegen ihre Goldgelbe Farbe in Gelbgrün zu verwan— deln. Außerdem triefen ſie bey jeder Verletzung von einer gelben Milch, welche nicht unangenehm riecht, aber ſcharf und alſo ungeſund iſt, weßwe— gen man auch die Lamellen jedesmal wegſchneidet. Das Fleiſch iſt weiß und nur gegen auſſen zu ein wenig von der allgemeinen Farbe des Schwammes durchdrungen. Er darf nicht ſehr reif werden, ſo iſt er ſchon eine Wohnſtätte und Vorrathskam⸗ mer der Maden. Man trifft daher ſelten einen an deſſen Strunk noch voll, und nicht von Inſek⸗ ten zerfreſſen und ausgehöhlt wäre. N Der Strunk des Reizkers iſt Walzenförmig oder verkehrt Kegelfoͤrmig ganz glatt und erwei— tert ſich nach oben zu allmählig in die Subſtanz des Hutes. Die Lamellen ſind Sichelförmig ſehr ſchmal und gedrängt und wechſeln unregelmäſſig in 2 und 3 Reihen von ungleicher Länge. Der Anfangs glatte feuchte und etwas klebrichte, nach⸗ ber aber filzig gebänderte Hut iſt ſchon in der Ju— gend im Mittelpunkte vertieft, und am Rande eingerollt, wird aber zuletzt ganz Trichterförmig mit einem ſtark gewölbten Umfange, an dem man nicht ſelten allerley Vertiefungen und Riſſe be⸗ merket. | Dieſer Schwamm hat einige Aehnlichkeit mit dem Röthlinge (Merulius Chantarellus) noch mehr aber mit verſchiedenen Arten der Brätlinge oder Milchſchwämme, mit denen er auch wirklich in einerley Familie gehöret. Da nun einige dieſer ihm fo ähnlichen Brät— linge ſehr ſchädlich und giftig find; fo iſt die größ⸗ te Behutſamkeit röthig, wenn man beym Eins ſammeln des Reizkers verhüten will, daß kein unächter oder giftiger darunter gerathe. Man muß ſich demnach ſehr genau an die hier vorgelegte Beſchreibung halten, und alle jene verwerfen; 388 2) deren Hauptfarbe nicht ein dunkles Roth⸗ gelb, ſondern Grau, Braun, Weiß oder Roth iſt; | b) die eine Spur von Vorhang, Wulſt oder Ringhaut haben; c) deren Milch nicht rothgelb, ſondern weiß oder bläulich iſt; d) welche in Birken und nicht in Nadel⸗ wäldern wachſen; e) an welchen Hut, Blätter und Strunk mehr als einerlei Grundfarbe haben. | Der Reizker wächſt mehrentheils einſchich⸗ tia; doch trifft man ihn zuweilen auch geſellig, fo daß 3 und mehrere Stücke zuſammen aus einem Punkte hervorwachſen. Im Alter verliert ſich ſein Fleiſch, er wird trocken, grünlich und gegen den Rand hin faſt durchſichtig. Sein Strunk be— kommt Brandflecken und ein Faſerichtes Wur— zelgewebe verbreitet ſich aus demſelben in die an— liegende Erde. Bey uns in Wien kömmt er ſel ten zu Markte. 1 2 1 Ih 11% 100 h Par Hl Ane, 7 2 4 bene, 24 2 2 7 zauber 2 f u * Pr 7 4 \ Frist WEHR A 93 j 89 tete testet Ss XIII. Der Goldpraͤtling. (Agaricus, Lactifluus, ruber. Pers.) S. Wachspraͤp. N. und Abbild. Tab. N. Dieſer Goldbrätling, den man ſonſt wohl auch Prätling, Milchſchwamm, rother Prätling, Breitling, Bratbülz, Milchbülz, Brückling; Süßling; Holländ. Melkgeevende Kamper- noelje; Dän, Stegeswampen, Schwed. Stek- swampen; Engl. Themilky Agarie; Franz. L Amanit laiteuse, L’Agaric a sue blanc; Ital. Agarico latticinoso; Span. Agarico que arroja leche; Portug. Agarico que tem hum succo branco semelhante ao Leite etc, nennet, ift ein anfehnlicher und ſehr wohlſchme— ckender Schwamm, der faſt in allen Gegenden des gemäſſigten Erdgürtels zu Hauſe iſt, und den man in Hochſtämmigen Buchenwäldern findet, auf mäſſigen Gebirgen, wo feuchter Boden und G 90 häufiges Moos feine Decke iſt. Man bringt ihn vom halben Julius bis in den October zu Marks te, doch gehört er immer zu den etwas ſeltneren und koſtbaren Marktſchwämmen. Er wächſt gern geſellig und man findet öfters ganze Haufen von größern und kleinern durch einander. Man erkennt ihn aus dem dicken vollen 2 bis 3 Zoll langen, und mehr als Zolldicken un ten Meiſtens Knollichten, von außen glatten oder nur wenig bereiften weißlichen oder blaßbräunli— chen Strunke, aus den blaßgelben, gedrängten, Milchtriefenden, am Strunk her ablaufenden, ein wenig breiten Zreihigen Lamellen, und aus dem ſehr fleiſchig gepolſterten rothbraunen oder faſt Ziegelrothen Hute, der in feiner Entſtehung Kus gelrund, im Alter aber ſehr ausgebreitet iſt, mit einer ſtarken Vertiefung in der Mitte und vers ſchiedenen Krümmungen und Buchten im Umfang. Dieſer Hut hat gar keine Ringbänder, ſondern iſt einfärbig, etwas bereift und zuweilen mehr oder weniger dunkelgefleckt. Im Durchſchnitt hat er ein blaſſes etwas bräunliches Fleiſch, und dieſes pflegt mitten im Strunk ſpäterhin locker und zellicht zu werden. Der Rand des Hutes iſt ſelbſt im Alter noch eingerollt. Hat ein Schwamm nicht alle dieſe Merkmahle, ſo iſt er für keinen ächten Goldprätling zu halten. Und alle die übri⸗ gen Prätlinge ſind entweder verdächtig, oder doch Ä 91 wenigſtens nicht fo wohlſchmeckend. Es gibt in- deſſen mancherley Abarten und Naturſpiele. Vor allen iſt die Größe dieſes Schwammes ſehr vers änderlich, denn er wird zuweilen noch beträcht— lich größer als ich ihn hier defchrieben habe. Auch gibt es da, wo viele zuſammenwachſen, aller ley Monſtroſitäten und Verwachſungen. Sein Ge— ſchmack iſt gelinde Pfefferartig, ſüßlich, und ſein Geruch hat einige Aehnlichkeit mit den Dämpfen des Moſtes. Man pflegt ihn nach vorheriger Zubereitung, in Stücke zu zerſchneiden, in Butter zu röſten, mit Salz, Zwiebeln, Milchrahm und Peterſilgen zu würzen, oder wohl auch in einer Fleiſchbrühe, mit etwas Mehl und Pfeffer zu dünſten. Die Milch des Goldprätlings iſt weißlich. — — 2 — 92 \ SE 2 5 022 05 5 ZZ 0 25 22 44 24442244 XIV. Der Drehling. (Agaricus Pleu- ropus ostreatus. Pers). S. Wachs praͤp. O, und Abbild. Tab. O. Luer dem hler angeführten Nahmen kömmt dieſer Schwamm im Oetober und November auf den Markt in Wien und in den nahegelegenen Ortſchaften. Bey verſchiedenen Schriftſtellern führt er indeſſen auch noch mehrerley andere Benennungen; z. B. der Auſterſchwamm, der Auſternförmige Blätterſchwamm; man nennt ihn auch wohl Paſtetenſchwamm, im Engl. The oyster agaric u ſ. w. | Der Drehling, welchen man an Nußbäu⸗ men, Buchen und Eichen, nahe an der Wurzel dieſer Bäume in feuchten Gegenden findet, iſt ein geſunder, jedoch nicht gar beſonders ſchmack— hafter Schwamm, der viel Fleiſch hat und in ſeiner Jugend auch ſehr ſaftig iſt. Man gebraucht ihn ſo wie den Hallimaſch, Pilzling u. d. gl. ae 22 „ 1 % > fe gib Cid get r jẽů , 00: 9 5 2 7 Je lauen, 95 Aus einer anſehnlichen derben Fleiſchmaſſe erheben ſich im ſtärkſten Gedränge mehrere, oft etwelche hundert ſehr fleiſchig gepolſterte, an Ge⸗ ſtalt und Größe äußerſt mannigfaltige, ſehr kurz oder gar unmerklich geſtielte, dachziegelförmig übereinander gelegte oberhalb glatte und etwas feuchte am Grunde weißlichte, übrigens fahle, graubraune oder Kaſtanienfärbige Hüte, welche an ihrer Unterſeite mit gedrängten ſchmalen, gan⸗ zen, herablaufenden, am Anfang und am Ende zugeſpitzten weißen Lamellen bedeckt find, Die Hüte find, wie ſchon gemeldet worden, ſehr verſchieden, und dieſes kömmt theils von dem Druck der anliegenden einzelnen Hüte, theils von der Stellung der ganzen Gruppen her. Manch⸗ mahl ſind dieſe Gruppen nur kaum ein paar Zoll lang, allein ich habe auch ungeheuer große ges ſehen, die über einen Fuß im Durchmeſſer hat ten. Diejenigen Hüte, die dann am meiſten ein« geklemmt ſind, erhalten oft die allerſeltſamſten Figuren, fie werden Köpfig, Keulen uad Kräu⸗ felförmig, und find bald zertheilt bald verwach— ſen. Da die Gruppen des Drehlinges nicht im— mer ſeitwärts ſondern öfters auch horizontal auf— ſitzen, fo bemerkt man im letztern Falle eine ge wiſſe conzentriſche Stellung der Hüte, ſo, daß die Lamellen alle nach dem Mittelpuncte ſehen, welcher gewöhnlich in einer klaffenden Spalte be⸗ 94 ſteht, und die zu nächſt dabey befindlichen Hüte find bald aufſitzend bald mit einem, zuweilen fo- gar mit einem centralen Strunke verſehen. Die größten Hüte ſind immer jene, welche ſich zwiſchen dem Mittel und dem Rande befinden, ſie meſſen pöchſtens 2 Zoll in die Breite. Nach feuchten Sommern und bey fortwährend feuchtem Herbſte findet man ſie ſehr häufig in alten Obſtgärten und in lichten Waldungen, zuweilen bis zum Ende des Jahres beſonders in der Nähe von Bächen und in engen Thälern, wo die Winde wenig Zutritt haben. ce e,, 2 FT UÄÜALT 2 7? Care Hari — 7 Z 9 7 77 5 7 DE 2 f, , a 7 7 7 . * 1 1 95 * r XV. Der Roͤthling. (Merulius Chan- tarellus. Pers.) S. Wachspraͤp. P. und Abbild. Tab. P. Da der Röthling zu denjenigen Schwämmen gehöret, die am meiſten verbreitet find und allge mein genoſſen werden; ſo iſt ſich nicht zu verwun⸗ dern, daß er auch ſo wie der Champignon u. d. gl. ſehr vielerley Benennungen erhalten. So heißt er z. B. in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands Pfiffer, Pfifferling, Pfefferling, gelber Cham— pignon, Chantarelle, Rehgeiſt, Eyergelber Blät— terſchwamm, Eyerſchwamm, gelber Pfefferling, Röhling, Rehling, Rübling, Rödling, Reh— gäß, Rehgeiß, Reiß, Milchſchwamm, Ziegen⸗ bart, Geelichen, Geelöhrchen, Galluſchel, Gans ſel, Himling, Hünlich, Kochmändel u. ſ. w. fer ner im Holländiſchen: Zeemleere Kampernoel- je, Chanterelle, geele champiguon, Staa» 96 zenoor, Zaffrankampernoelje, het Merg der Aarde, hemelsch Manna; im Däniſchen Den guule Champignon eller Chantarelle, Schwed. Chandarelle; Engl. the yellow aga- rie or Chantarelle; Schottländ. Paddock-stool, Devonſhire: Picksevstool; Franz. Chantarelle jaunätre, T’agarıc Chanterelie , gerille, Bri- goule ; Ital. Gallinaccio; Napolit. Galluc- cio; Span. und Portug. Agarico cantarillo, Krain. Lesitohe; Lett. Gailenes etc, etc, Der Röthling findet ſich durch ganz Europa in Gebirgsgegenden vorzüglich in Fichtenwäldern, jedoch ſind auch Buchenwälder und Haideplätze nicht ſelten ſein Standort. Er kömmt in manchen Jahren zwey Mahl zum Vorſchein, nähmlich im May und im Spätſommer. Die Röthlinge des Frühlings ſind etwas kleiner, blaſſer von Farbe und milder als jene die in der zweyten Aerndte geſammelt werden. Dieſe iſt hingegen ergiebiger und beyde Aerndten fallen gerade in die Monathe, in welchen ſich, bey uns zum wenigſten, die ſchönſte Witterung einſtellt. Der Strunk des Röthlings iſt umgekehrt Kegelförmig / bis ı/2 Zoll dick, voll, fleis ſchig, derb, äußerlich glatt, roͤthlichbraun und bereift. Er iſt gewöhnlich ſehr kurz und geht bald unmerklich in den Hut über. Dieſer iſt Dotter, gelb, doch geht er auch bald mehr bald weniger 97 ins Rehfarbene über und manche Individuen prans gen vollends mit der einladenden Schminke der Aprikoſen. Außerdem iſt er bereift, in ſeiner Zus gend Kugelrund und eingerollt, dann aus gebrei— tet und flach gedrückt, endlich aber aufgerichtet und Trichterförmig. Seine Oberfläche iſt meis ſtens uneben und beſonders am Rande Wellen- förmig oder ausgeſchweift. Sein volles derbes Fleiſch iſt weiß oder fahl. Man kann dieſen Hut für nichts weiter als für eine Fortſetzung und Ausbreitung des Strunkes erklären. Unterhalb iſt er ganz mit gleichfärbigen Lamellenartigen Falten bedeckt, welche in gedrängter Reihe vom Rande des Hutes bald ſeichter bald tiefer in den Strunk herablaufen und ſich unmerkbar verliehren. Dieſe ſind ebenfalls bereift, zertheilen ſich ohne alle Ordnung und wachſen öfters über die Quere zuſammen. Man trifft zwar da, wo der Röthling zu Hauſe iſt, meiſtens eine große Menge davon an, dennoch wächſt er, der Regel nach, nur einzeln, nicht in Haufen oder Raſenartig. Seine gewöhn⸗ liche Größe beſteht in einem 3zölligen Durchmefs ſer und einer gleichen Höhe. Ausnahmen gibt es indeſſen auch hier ſo wie bey denen Schwämmen überhaupt. Es gibt Monſtroſitäten der Maaße und der Verwachſungen. Eben ſo gibt es auch 98 Fälle, in welchen man ihn in Haufen zuſammen⸗ wachſend beobachten kann. Man pflegt dieſen Schwamm aller Orten zum Gebrauche der Nahrung anzuwenden, und es iſt noch kein Beyſpiel bekannt, daß je ein Menſch durch ihn oder auch nur durch eine Ver— wechs lung mit demſelben wäre vergiftet worden. Abgehärtete Subſecte (qui temperamento et digestione bœotica gaudent!) verzehren ihn roh und ohne alle Vorbereitung. Allein den zärt⸗— licheren Städtebewohnern möchte eine ſolche Koſt wohl manche Unannehmlichkeit von einer Indige⸗ ſtion, Colick, Erbrechen u. d. gl. verurſachen. Man pflegt daher in unſern Küchen die Oberhaut und den ganzen Faltenrock abzuziehen, die nadıs her zerſchnittenen Stücke mit heißem Waſſer ab» zubrühen, und dann das ganze Gerücht mit einer Zugabe von Butter, Sahne, geriebenen Waizen— brod u. d. gl. zu dünſten. Als Würze nimmt man nach Belieben, Salz, Pfeffer, Sardellen, Zwie— beln, Citronenſchalen u. ſ. w. zu demſelben. Auch möchten geſtoſſene Mandeln den Geſchmack davon um ein Merkliches verbeſſern. An ſich iſt der Ge ſchmack des Röthlinges gewürzhaft, Pfefferar⸗ tig, weßwegen er auch Pfefferling genannt wird, und fein Geruch erinnert an ein Gemengſel von gegärbtem Leder und Cardamom. 99 Um diefen Schwamm mit keinem andern zu verwechſeln, muß man nächſt der Einheit der Farbe noch vornähmlich die Glätte des Hutes und die umgekehrt kegelförmige Geſtalt des vol— len Strunkes im Gedächtniße behalten. 100 G I IE ET EIER FE XVI. Der Kuhbilzling. (Boletus sub» tomentosus. L). \ S. Wachspraͤp. A. und Abbild. Tab, Q. Dies iſt der eigentlich ſogenannte Kuhbilzling Bolet commun und Bole: Chryseathere des Bulliard, Man nennt ihn auch wohl Bilzling allein. Doch ſind die Benennungen der Bilzlinge ſehr ſchwankend, und es iſt höchſtnothwendig, auch im Teutſchen die Schwammbenennungen feſt— zuſetzen, weil durch jene Unordnung und Ver— wechslung der Nahmen bereits nur zu oft ſehr bösartige Zufälle veranlaßt worden. Er wächſt auch bey uns ſehr häufig und iſt eine wahre Zierde unſrer Wälder. Auf Hügeln, die mit alten Eichen, Buchen, Ulmen, und Ahornbäumen bewachſen ſind, findet man ihn auf der kahlen Erde im Moder der Baumabfälle, bald einzeln bald geſellig vom Junius bis in den 1 r hund In « 5 . . Da Bar: e 0 1585 wor . I2 2275 , 7 f\ * , 9 7 7 2 Aelas sublomentofrs _L 7 101 November. Seine zierliche Geſtalt und feine bun- te Färbung belebt und erheitert die ernſte Duns kelheit der Haine, ſo wie die hellen Geſtirne die mitternächtliche Halle des Himmels. Man muß ſich aber wohl in Acht nehmen, ihn mit andern giftigen Arten Bilzlinge, die oft nicht weniger ſchön ſind, und mit ihm an einer Stelle durch einander wachſen, wie z. B. mit dem Pfefferbilz, Blutbilz, Schweinbilz u. d. gl. zu verwechſeln. Die Kennzeichen des Kuhbilzlinges beſtehen im folgenden: Der Strunk iſt voll, von außen meiſtens gelblich und im reifen Alter gewöhnlich mit einem Blutrothen Adergeflechte Nezartig bemahlt. Das Fleiſch iſt weichfaſerig, weiß, im ſpätern Alter gelblich, und läuft manchmahl, jedoch nur lang⸗ ſam an der Luft grün oder bläulich an, wenn man den Schwamm in Stücke zerſchneidet. Der Hut iſt fleiſchig, gewölbt, uneben, von Farbe graubraun und feinfilzig. Nicht ſelten miſcht ſich auch, beſonders am Gipfel eine Blutrothe Tins te in feine Farbe. Bey trockener Witterung zer. ſpringt ſeine Oberhaut oft in ſehr viele kleine Läppchen und da dann das nakte Fleiſch gelblich hervor ſieht, ſo gewinnt der Hut dadurch ein ſehr artig getäfeltes Anſehen. Seine untere Fläche iſt mit verwachſenen ziemlich langen Röhrchen be⸗ fest, deren Mündungen offen ſtehen, und ein 102 mit Nadeln durchſtochenes Nähkiſſen vorſtellen. Dieſe Röhrenmaſſa iſt in der Jugend des Schwam⸗ mes überaus fein, ungemein lebhaft Schwefel⸗ gelb und faſt geſchloſſen. Am Ende hingegen wird fie gelbgrünlich, die Mündungen werden beträcht⸗ lich, jedoch ſehr ungleich an Geſtalt und an Grö— ße. Die meiſten ſind eckig vom Seitendruck der anliegenden. Andere ragen weiter hervor und die dem Strunk am nächſten find, pflegen wie aufs geſchlizt an demſelben ringsum herab zu laufen, und ſich ganz unvermerkt in ein bloßes Adernetz zu verlieren. Es gibt außerordentlich viele Varietäten und Naturſpiele unter dieſer Schwammſpecies. Jene der Farbe ſind bereits bezeichnet worden. Der Filz iſt in der Jugend am deutlichſten zu bemer— ken. Doch gibt es auch große die noch filzig ſind. Die erheblichſten Abänderungen erleidet die Ges ſtalt! Der Strunk iſt z. B. zuweilen dick, Enols lig, kräuſelförmig, oder dünn, Walzenförmig, gerade oder aufſteigend. Der Hut iſt Kugelrund, oder flach gedrückt, regelmäſſig oder ausgeſchweift, zuweilen excentriſch, ja es gibt ſogar verwachſene Hüte u. ſ. w. Man verbraucht den Kuhbilzling eben ſo wie den Herrenbilzling, von welchem in dem nächſtfolgenden Artikel die Rede ſeyn wird. Er iſt aber weniger ſchmackhaft. Ob der in Schleſien 103 fo beliebte Schmalzling hieher gehöre? iſt noch durch Augenzeugen zu entſcheiden ). — ) Ich führe dieſen Bilzling bloß darum hier an, weil er wirklich allgemein verbraucht wird. Dennoch hal— te ich den Herrenbilzling allein für empfehlungs⸗ würdig. S. Oeſter. Sch. S. 184. Wenigſtens ſollte man von dem Kubbilzlinge nur junge Stucke zum Genuß erwaͤhlen, denn die ältern find ſchon manch mabl der Geſundheit nachtheilig befunden worden. Auf der bepgefugten Tafel iſt deßwegen ein juͤn— geres Exemplar neben dem aͤlteren vorgeſteilet worden. 104 I 2 2 5 2 2 4.488 8 XVII. Der Herrenbilzling- boden e dulis Pers). S. Wachs prap. R. und Abbild. Tab. R. - Ars dem nähmlichen Grunde, aus welchem ich bey der vorigen Schwammart die verſchiedenen Provinzial - und Nationalbenennungen hinwegge⸗ laſſen habe, muß auch hier ein Gleiches geſche— hen. Denn die übrigen Nahmen des Herrenbilz linges ſind ſo ſchwankend, daß ſie bald dieſer, bald auch mehreren andern Arten von Bilzlingen beygelegt werden. Herrenbilzling hingegen nennt man meines Wiſſens ausſchlüſſungs weiſe nur den gegenwärtigen. Auf den Marktplätzen Wiens nennt man ihn indeſſen meiſtens nur ſchlechtweg Bilzling. ® Es iſt dieſes ein ſehr wohlſchmeckender, ge⸗ ſunder und empfehlungswürdiger Schwamm, bey welchem es nur allein, ſo wie bey allen Schwäm⸗ 28 DEN a || eee, eo BERN: . P 8 | | N 103 men auf eine ſehr genaue Unterſcheidung bon den ähnlichen minder genußbaren ankömmt. Er wächſt am liebſten in Thälern und auf Hügeln, in Nadelwäldern und im Heideland, zus weilen auch da, wo ſehr alte Eichen in weiten Zwiſchenräumen, die ehrwürdigen Zeugen der reichbegüterten Vorwelt, zerſtreut und gleichſam verſcheucht durch die Erſchütterungen eines ſtür⸗ miſchen Zeitalters das Mütterliche Erdreich in weiten Kreiſen beſchatten. Seine Erſcheinungszeit iſt vom Ende des Julius bis in den October, ja, bey ſehr gelin— der Witterung wohl auch bis zur Hälfte des Nor vember. Der Herrenbilzling iſt wie der vorige ein Locherſchwamm. Allein er iſt gewöhnlicherweiſe viel größer, dicker und fleiſchiger. Es gibt Stü⸗ cke von der Größe eines Menſchenhauptes, ob— gleich die gewöhnlichſte Größe mit jener einer Kaffeetaße zu vergleichen iſt. Er wächſt nur ſel⸗ ten regelmäſſig, ſondern iſt vielmehr meiſtens ſehr Buckelig, verwachſen und unförmlich. Es gibt auch von dieſem ſo wie von mehr andern Bilzlingen ſterile Abarten, die zwar voll⸗ kommen auswachſen, aber keine Löcher haben, und die dann ſehr ſchwer zu erkennen ſind, da ihnen der Gattungscharakter mangelt. Allein der | 2 106 Habitus und der Standort verrathen ihre Abs kunft. Der Herrenbilzling hat einen dicken vollen fleiſchigen 2 bis 3 Zoll hohen unten meiſtens ver— dickten Strunk, einen gepolſterten ſehr fleiſchigen Hut und überausfeine verwachſene vom Strunk abgeſonderte Röhrchen, die ſich im verhältniß⸗ mäſſig zarte, dem bloßen Auge kaum bemerkbare ish münden. Die Farbe des Hutes iſt Kaſta⸗ nienbraun mit einem ſehr dunklen Gipfel und’ lichterem Rande. Der Strunk hat eine weißliche Grundfarbe, iſt jedoch beſonders im obern Theile mit einem zerfloſſenen dem Hute gleichfärbigen Netze bemahlt. Hut und Strunk ſind überdieß ſehr zart bereift, und beyde gehen durch das Als ter und die Witterung zuweilen ins Aſchgraue über. Die Anfangs weißen Löcher gehen nach und nach ins gelbliche über, ſo wie ſie älter werden. Das derbe Fleiſch iſt weiß, ſehr fein und nur ganz unten am Strunke und unter der Oberfläche bemerkt man eine ſchwache bräunliche Schatti⸗ rung. Das Fleiſch dieſes Schwammes läuft nicht an, und verändert niemahls ſeine Farbe, ſondern bleibt immer weiß bis es vertrocknet. | Man merke nur auf die überaus feinen weiße gelblichen Löcher auf den glatten, bloß Netzför⸗ mig bemahlten Strunk, und auf die Unwandel⸗ barkeit des derben weißen Fleiſches, und man 107 wird niemahls Gefahr laufen, ihn mit andern giftigen zu verwechſeln. Iſt hingegen ein Bilzling Goldgelb, Blut— roth, Ziegelroth, Violet, Bleyfarben u. d. gl. hat der Strunk ein gitterartiges Netz oder ver— wandelt ſich beym Anbruch oder beym Durch⸗ ſchnitt das weiße oder gelbe Fleiſch ins Blaue, Seladongrüne oder Bleyfarbene und Schwärz— liche; fo muß man ihn als giftig oder wenigftens als verdächtig verwerfen. Möchte doch das himm— liſche Kleinod der Geſundheit in Zukunft nie mehr durch Unvorſichtigkeit oder Mangel der Natur— kenntniße verſchleubert werden, o! daß eine uns ſichtbare Gewalt die irrende Hand hinwegwen— den möge, die im Begriffe ſtehet einen Schwamm zu pflüken, deſſen Genuß Verderben und Jam— mer im Schooße forglofer Familien anrichten müß⸗ te. Ein harmloſes Alter lohne dem Menſchen⸗ freundlichen Naturforſcher feine Seegenvolle Bes mühung, der fih mit ganzer Energie und mit unerſchütterlicher Beharrlichkeit dem Geſchäfte widmet, die gefahrvolle Dunkelheit der Sterbli— chen aufzuheitern, und ſie mit der wohlwollenden Freundlichkeit eines Schutzgeiſtes von jedem Ab— grunde zurück zu halten, in den fie ſich ohne ihn aus Unwiſſenheit ſtürzten. Man nimmt den Herrenbilzling als Zuſatz zu verſchiedenen Fleiſch- und Mehlſpeiſen, man H 2 108 dünſtet ihn auch insbeſondere mit Schmalz, Mehl, und Fleiſchbrühe. In Verbindung mit Sardellen, kleinen Muſcheln und Milchrahm kann man vor⸗ treffliche Gerichte davon bereiten. Man pflegt ihn auch in Spältchen zerſchnitten aufzutrocknen, und ſo für den Winter an trockenen luftigen Orten aufzubewahren, und er läßt ſich ſehr wohl wie⸗ der aufweichen, ohne viel von ſeinem Wohlge⸗ ſchmack zu verlieren. — rr — y . 5 = ER See, Uu . 1 109 r e . r F e iii un Das Schafeiterl. (Boletus al- | bidus. Pers). S. Wachspraͤp. S. und Abbild. Tab, S. — Die gegenwärtige Art eßbarer Schwämme kömmt zwar auf den Marktplätzen Wiens ents weder gar nicht, oder nur äußerſt ſelten zum Vor— ſchein. Da ſie jedoch in Steyermark, Salzburg, Dberöfterreih und wahrſcheinlich auch in Böh— men allgemein verſpeiſet wird; ſo würde es eine tadelus würdige Unterlaſſung ſeyn, wenn ich fie hier mit Stillſchweigen übergehen wollte. Auch in den Niederungen der öſterreichiſchen Alpen ha⸗ be ich auf meinen botaniſchen Wanderungen die— ſen Schwamm häufig genug angetroffen. Man findet ihn im Spätſommer in Nadelwäldern bes ſonders unter Tannen und Fichten auf der Erde und man glaubt vom weiten einen Blätterſchwamm (Agaricus) zu erblicken. Er wächſt Raſenartig, aber die Stücke ſelbſt ſind meiſtens mit einander, wenigſtens ganz unten in einen Körper zuſammen verwachſen. Auch find dieſe äußerſt ungleich und auf allerley Weiſe verunſtaltet. Es wachſen nähm⸗ lich ſolche Schwämme von allen Graden der Größe durch einander; zuweilen ſcheinen gleichſam die 110 ſtärkern aus ihrer Mitte andere hervorzutreiben, und ein andersmahl bildet ſich ein ſolches Chaos von unvollendeten Trieben, daß man anſteht, ob man es für einen Knollichten oder Hökerrichten Strunk oder vielmehr für einen einzigen monſtrö⸗ ſen Hut halten ſolle. Ein ausgewachſenes Stück mißt ungefähr 2 Zoll in der Höhe, und 3 Zoll im Durchſchnitt. Der volle fleiſchige kaum über einen Zoll hohe Strunk geht oben mit einer allmähligen Ausbrei— tung unmerklich in den Hut über. Sowohl dieſer als der Hut ſind weiß, und faſt glatt in ihrer Oberfläche. Allein das Alter und die Witterung haben darauf vielen Einfluß, und man findet zu⸗ weilen ſolche Schwämme von blaßbräunlicher Far⸗ be mit filzigen oder wohl gar mit getäfelten und ſchuppichten Hüten. Der Hut, welcher in der Jugend ſehr gewölbt, und faſt dem des Raßlinges ähnlich iſt, wird nach— her in der Mitte vertieft, faſt wie bey einem Pfef— ferlinge oder Reizker. Er iſt alsdann auch ziemlich uneben und am Rande ausgeſchweift. Die Löcher an der Unterſeite des Hutes ſind äußerſt zart, dem bloßen Auge kaum ſichtbar, ſeicht und ziemlich weit in den Strunk herab verbreitet. Sie ſind Uns fangs Schneeweiß, gehen aber mit dem Alter ime mer mehr ins gelbliche über. Man bereitet ihn wie den Bilzling, Drehling u. d. gl. 37 5 Kr 80 9 * ar u A * 0 war / 72 8 n Oer. Se 7 N 3 ele, pebyapkatu U 7 / N N 7 2 1 f #4 fi — A f — „ N 7 45 21 8 wi 113 Fr TEN XIX. Der Eichhaſe (Boletus poly- cephalus. P.) S. Wachspraͤp. T und Abbild. Tab. T. Dieſer und der nächſtfolgende Schwamm, wels chen man auch Eichhaſe nennt, find von fo manchen übrigens nicht unbedeutenden Schrift— ſtellern mit einander verwechſelt worden. Ob nun gleich dieſe Verwechslung in Abſicht auf die Ge— ſundheit der Menſchen von aller Gefahr entfernt iſt, indem beyde eßbar find, fo bleibt es doch imer ein Jerthum, und Irrthümer müſſen nie⸗ mahls vernachläſſigt, ſondern aufgeklärt und bes richtiget werden! Denn wenn ſie auch an und für ſich unſchädlich ſind, ſo iſt es doch gewiß, daß ſie nach und nach immer mehrere an ſich ziehen, und endlich den ganzen Verſtand derje⸗ J 114 nigen, die ihnen freywillig anhängen, verwir⸗ ren und verderben. 0 Der Eick heſe erreicht keineswegs die Grö⸗ ße des Scheberlings (Klapperſchwammes) und ſeine Strunkſtengel unterſtützen die Hüte im Cen⸗ trum, feine Hüte find daher ganz und nichts we— niger als Dachziegelförmig über einander liegend, und aufgethürmt. Der Eichbaſe iſt ein Holz-, oder sa ter Baumſchwamm, und zwar ein Paraſyt der vor allen übrigen Bäumen an Schwämmen frucht⸗ baren Eiche. Ich ſah ihn in den unermeßlichen Wäldern der Cätiſchen Gebirgskette vornähm⸗ lich zwiſchen Mauerbach und Weidling. Seine Erſcheinungs zeit fällt in den September. Er iſt daher auch hierinn von dem Klapperſchwamme unterſchieden, fo wie er übrigens auch viel fels tener als dieſer if. Man findet ihn vorzüg⸗ lich an ſolchen Stellen der Pannoniſchen Cerreiche (Quercus Auſtriaca Willd:), wo die⸗ fe durch Sturmwinde oder Menſchen verletzt wor— den und beträchtliche Aeſte verlohren haben, ſo daß die Wunde nicht ſobald vernarben konnte, bevor noch Regen, Froſt und Sommerhitze eine Fäulniß in derſelben erzeugen muß, die nur all⸗ zubald von Inſekten gewittert, und von den ih⸗ nen nachſtellenden Spechten noch weiter beför⸗ dert wird. 115 | Aus der Mündung einer ſoſchen Wunde dringt ein monſtröſer Schwammkörper hervor, welcher zuweilen mehrere Pfunde ſchwer und faſt fo groß wie die Ehrwürdige Alonge-Perücke eis nes Altfränkiſchen Doktors wird, Dieſe hervorragende weiße und derbe, ziem⸗ lich Saftvolle Schwamm- Maſſa zertheilt ſich ohne aller Ordnung, doch meiſtentheils nach auf— wärts in eine unzählbare Menge von Aeſten und Aeſtchen, und die Natur zeigt hier gewiſſermaſ— fen einen fururidfen und faſt ausſchweifenden Hang zur Proſifikation und Vervielfältigung der fpecififen Formen. Gleich dem Fabelhaften Uns geheuer der Lernäiſchen Hydra erhebt ſie ihre Schlangenhälſigen Häupter im dichten Gedränge, und wenn ſchon die Menge derſelben ſich wech— ſelſeitig im Aufrichten hindert, ſo bemerkt man doch unter ihrem Schatten noch eine größere Ans zahl neuer Keime, die wieder nachzuwachſen und ſich unter jene emporzuheben verlangen. Es⸗ iſt nicht möglich, einen ſolchen Schwamm anzuſe⸗ hen, ohne ſich an die verwickelten Verhältniſſe einer großen Seſellſchaft zu erinnern. So wie es in irgend einer großen Stadt Fürſten, Adeliche, Bür⸗ ger, und — arme Häſcher giebt, ſo wie ſich dort die Großen mit ihren Abſichten und Wirkungen durchkreutzen, während daß eine Menge von ges ringen ſich an ihren Füßen und unter ihrem Sa 116 Schatten emporzuarbeiten trachtet, und ſo wie dieſe vergeblich nach Größe und Reich thümern ringen, weil doch unmöglich alle Menſchen Für⸗ ſten ſeyn können, und weil es weder Ehren noch Reichthümer gäbe, wenn dieſe einem jedweden zu gleichen Theilen ausgemeſſen wären; eben fo zeigt uns auch hier das Bild dieſes Schwam— mes den nähmlichen Unterſchied der Größe und ein ganz gleiches Verhältniß der Niedrigen zu den Erhabenen, unter deren Schutze und von deren Ueberfluß ſie zwar ſpärlich und verbor— gen, aber doch glücklich und nicht weniger dauer⸗ haft als die übrigen alle vegetiren, obgleich ihr Hauptſtamm es nicht vermag, jeden einzelnen Keim bis zu jener Vollſtändigkeit der e bohrnen zu entwickeln. Der Hauptſtamm theilt ſich demnach in ſo viele größere und kleinere Aeſte, als nur immer neben einander Platz haben, und dieſe wieder in kleinere u. |. w. Am Hauptſt amme ſowohl, als an den Aeſten und Zweigen ſieht man unzählig viele Triebe und gleichſam Knoſpen von Schwäm— men. Sie ſind übrigens, wie ſchon gemeldet worden, ohne aller Ordnung der Größe, Form, und Richtung durcheinander geflochten. Jeder Zweig endigt ſich in einen regelmäſ— figen, anfangs gewölbten, nachher faſt Trich— terförmigen fahlen Hut, welcher in ſeinem Cen⸗ 117 trum aufſitzt, und aus einer bloßen Erweiterung des Stieles entſtanden zu ſeyn ſcheinet. Oft mißräth das ganze Vegetabil (ver— muthlich wegen übermäſſiger Austreibung der Fruchtkörper oder Hüte? und in dieſem Falle iſt es ſich nicht zu wundern, wenn je irgend ein Bot anograph gezweifelt hat, zu welcher Art er dieſe Schwammähnliche Mißgeburt bringen ſoll— te. Die Hüte find dann faſt den Pezizen ähn— lich. Die Löcher fehlen, und das Ganze iſt ein Keulenſchwamm (Clavaria) mit den Ertremitäs ten eines Becherſchwammes (Peziza), Gelangt jedoch der Schwamm zu feiner Rei— fe, ſo erhalten die oberſten Hüte den Durchmeſ— ſer eines Zolles, und dieſe ſind in der Mitte ver— tieft und faſt genabelt, am Rande hingegen et⸗ was aufgedunſen und eingerollt. Die weiße Uns terfläche aller Hüte iſt mit ſehr feinen, dem freyen Auge kaum ſichtbaren, nicht ſehr tiefen Löchern durchaus bedeckt und dieſe Löcherfläche zieht ſich weit, ja faſt bis auf die Hälfte der Stiele herunter. | Man bringt ihn nur ſehr ſelten zu Marks te, er iſt geſund und angenehm. Man bereitet ihn in den Küchen wie den Bilzling, Drehling, u. d. gl. 12178 7 EN —— Sr XX. Der Klapperſchwamm Goletus frondosus P .) S. Wachspraͤp. U und Abbild. Tab, U. N, Klapperſchwamm, Scheberling, Schepers ling, Eichhaſe iſt zwar dem Boletus imbrica- tus des Bulliard ſebr ähnlich, aber dennoch von ihm durch Standort, Jahrszeit und Eigen⸗ ſchaften beträchtlich verſchieden; denn jener Bül— liardſche Löcherſchwamm kömmt ſchon im May in einer Höhe von 40 Fuß an den Bäumen zum Vorſchein, iſt bitter, ungenießbar und hat den Geruch von der Enzianwurzel. Unſer Klapperſchwaym kömmt auſſer Oe— ſterreich, ſoviel bisher davon bekannt geworden, auch in Bayern, Ungarn und in England vor, Er iſt eßbar wie der vorige, kömmt aber nur ſelten zu Markte, 4 A Pa LT eh Al \ res e nr ES En 22 5 u ! | Der: 4 Uh 7. 15 gende g. > 2 ) 5 5 . 0 5 & e, le, . . x 2 . 5 119 Den Nahmen Scheperling muß man von dem Oberdeutſchen Zeitworte Schepern ableiten, welches fo viel heißt als Klappern, ein Hagel— regen ähnliches Geräuſch hervorbringen, vers muthlich weil die vielen Hüte beym Winde oder wenn man den Schwamm mit der Hand ſchüt— telt, auf eine ähnliche Weiſe klappern oder ſche— pern, indem ſie an einander ſtoſſen, und zitternd zurückprallen! Daß Cluſius dieſen und nicht den vorigen Schwamm beabſichtigt habe, erhellet daraus, weil ſein Schwamm im Spätherbſte an den Wurzeln der Eichen hes vortreibt, dunkelroth⸗ braun iſt, und Dachziegelförmig übereinander | aufgehäufte, öfters zerſchlitzte Laubförmige Hü— te hat. Man nannte ihn zu ſeiner Zeit in Ungarn Bokros gomba und hatte den Wahn, daß er, wenn ein Reiſender vorübergienge, und ihn bes wunderte, plötzlich — aus Eitelkeit — zu einer ungeheuern Größe anwachſe, ja man ſagte ſo— gar, es müßten ganze Geſellſchaften Zugweiſe zu ihm in den Wald wandern, wenn man ihn recht groß haben wollte, denn er würde immer deſto größer, jemehr er Bewunderung erführe, im Gegentheile begnügte er ſich mit ſeiner ge— wöhnlichen Größe, und es ſcheine ihm gleich 120 ſam hart zu fallen, wenn er ſich von den Men⸗ ſchen vernachläſſegt ſähe! Man kann aus dieſer Fabel mit treffender Gewißheit den Genius der damahligen Zeiten, und die Nee; ih⸗ rer Er fiader erkennen! Claſius ſagt ferner, man habe ihm erzählt, daß man von dieſem Schwamm zuweilen ſo gro— ße Stücke gefunden habe, daß man fie mit zwey Pferden hätte wegführen müſſen, und daß gan⸗ ze Familien von Myketophagen davon ſich hät— ten fait eſſen können; doch ſey der größte, den er in Urgarn geſehen habe, nicht fo groß ge— weſen, obgloich größer, als er je einen andern Schwamm geſehen habe, nähmlich bey 3 Fuß in der Höhe, und es hätten wobl 3 oder 4 Perſonen daran ſich ſatt eſſen können. Nur hät⸗ te er gehört, daß ſein Genuß viele Blähungen verurſachet hätte ». ſ. w. In der That habe auch ich noch keinen ſolchen Rieſen von Schwamm erblicket, obgleich die größten Stücke vom Bole- tus citrinus, die ich zu Wien im Prater geſam, melt habe, ihm ziemlich nahe kamen, und eine von mir beobachtete Dagdalea Quereina eine Länge von mehr daun 7 Klaftern erreichte, die jedoch nirgends mehr als 2 Zoll aus dem Hol ze hervorragte, und daher nur gleichſam eine lange Binde, nicht aber einen großen ſtarken Körper datſtellte. 121 Der Klapperſchwamm gleichet dem Eich— haſen, den er an Größe noch übertrifft, in der Vielfältigkeit der Zeräſtelung. Aus ſeinem dicken, faſt fußlangen Strunke entſpringen mehrere huns dert, ja wohl über tauſend halbrunde Hüte, die anf lauter aufgerichteten Stielen mit ihrem Rande feſtſitzen und in gleicher Richtung übers einander aufgethürmt, jedoch nur locker Dach— ziegelfͤrmig ſich einander bedecken und beſchat⸗ ten. Dieſe Hüte ſind nichts anders als eine Fort— ſetzung und Erweiterung des Strunkes, und man iſt nicht im Stande, zwiſchen beyden Grän— zen anzugeben. Sie ſind von Geſtalt halbrund, unregelmäßig zertheilt, oder Manſchettenartig gefalten, und zuweilen faſt dem dürren Eichen— laub ähnlich, mit welchem ſie auch die braune Farbe gemein haben. Ihr Durchmeſſer iſt zu a bis 2 Zollen, und ihre Oberfläche glatt mit concentriſchen Fibern. Die Löcher an der weiſſen Unterſeite derſel— ben ſind eben ſo fein wie bey dem vorigen, und reichen eben ſo weit an den Stielen herab, ja faſt bis an die Zertheilung der Zweige. Se wächſt in niedrig gelegenen feuchten Waldungen an den Wurzeln der Eichen oder nahe an der Erde, und wird da von den Schwammſammlern im Oktober aufgeſuchet. Er iſt trotz ſeiner berufenen Eitelkeit nicht geeignet, 122 als ein edles Gerücht auf die Tafeln der Bow nehmen erhoben zu werden, wohl aber kann man ihn als eine Nahrungsſpende für die aw beitſame dürftige Volksklaſſe aus der milden Hand der Mütterlichen Natur erkennen, ders gleichen ſie ſo viele zur Aushilfe in ihrem Vor⸗ rathe aufbehält, um unſere Mühſeligkeiten im Nothfalle zu lindern, und auch im ſchlimmſten Falle einer verunglückten Aerndte den Schmach— tenden noch ein Labſal für ihre e, an⸗ biethen zu können. on « G. sch ie e d . Holle, fe. 7 “ aleetts. — ep 5 Zee Ce. 2 * 123 S Kr XXI. Der Sleiſchſchwamm (Boletus (Fistnlina) hepatiens P.) S. Wachspraͤp. V und Abbild. Tab, V. Man hat im Deutſchen für dieſen Schwamm anch noch folgende mir bekannte Benennungen: Leberſchwamm, Zungeuſchwamm, Rindszunge, Corallenſchwamm, Leberbilz, Blut ſchwamm und rothe Hirſchjunge. In Frankreich heißt er Fisti- line Langne- de - boeuf. Der Fleiſchſcwamm if in mehr als einer Rückſicht überaus merkwürdig, und wenn ich gleich in meinem größeren Schwammwerke ſo manche Vergleichung angeſtellt habe, um feine Anſichten zu verklären, ſo blieb mir dennoch noch einig und anderes zu bemerken übrig, welches ich als in einer Nachleſe hier mitzutheilen nicht für Ueberfluß halte. 124 Mancher lebt vielleicht in dem eiteln Wahn, daß unſere Naturſyſteme und unſere Genera et pecies plantarum wohl zum mindeſten auf eben ſo feſten und dauerhaften Fundamenten wie die tauſend jährigen Coloſſen Aegyptens ruhen, und nur höchſtens in der Fzcade noch hie und da einer Ausbeſſerung bedürfen. Aber ach, wie ferne ſind wir noch von der Wirklichkeit dieſer Träume! Wie ſehr beſchämt die Natur unſere Hirngeſpinnſte! Wie oft verſpottet ſie unſere tiefſinnigſten Spekulationen durch die unerwar— tetſten Erſcheinungen! Wahrlich! die Methodi— ſten der Naturgeſchichte würden weit beſſer ge⸗ than haben, wenn fie anſtatt der Mavortiſchen Machination lieber dem Beyſpiele der Sternkun— digen gefolgt wären, und nur getreu nachge— zeichnet und eingeſchaltet hätten! Denn wenn auch in der Sterncharte noch Sterne fehlen, die noch kein Sehrohr erreichte, ſo ſind doch die beobachteten alle an ihrem rechten Orte und in ihren richtigen Verhältniſſen! Allein weit anders verhält es ſich mit unſern ſyſtematiſchen Natur- gemählden. Einſeitige Beobachtungen werden zu allgemeinen Regeln erhoben, und doch giebt es in der ganzen Natur kein Verhältniß, kein At, tribut, keine Bilbungsform, die nicht durch zahl» reiche Stufen in andere übergienge, und ſich wie Strahlen aus einem Mittelpunkte nach allen 125 Richtungen mit den Abſtufungen der andern durchkreutzte. Man darf ſich alſo gar nicht wun⸗ dern, wenn heute neue Gattungen durch Zer— theilung der ältern erfhaffen werden, die mor— gen ein neuerer Botaniſt verwirft und wieder vereinigt! wenn dieſer jene, und ein anderer wie⸗ der andere Claſſen hervorbringt oder reſtringirt. Die heutigen Syſteme find nicht ohne aller Nutz— lichkeit; fie entſprechen einem Theil unſerer Bes dürfniſſe, aber fie tragen auch alle das Geprä— ge der Menſchlichen Unvollkommenheit, und ih» re Vorzüge find nur relativ zu den Geiſtesfä— higkeiten ihrer Urheber, aber in Hirfiht auf die originelle Natur find fie alle gleich hinfällige Luftgebäude! | Der Fleiſchſchwamm dient uns zu einem trefflichen Exempel über die Feſtigkeit unſerer Gattungscharaktere. Er iſt ein Löcherſchwamm, denn feine Unterſeite iſt wie die der übrigen Lö— cherſchwämme durchſtochen. Er iſt aber auch ein Stachelſchwamm, denn er treibt allenthalben eben ſolche Pfriemförmige Fruchtſpitzchen hervor wie die Stachelſchwämme, und nur ein Theil derſelben öffaet ſich an ihrer Spitze. Er iſt eine eigene Schwammgattung, denn ſeine freyen Röhrchen ſitzen in beſondern Keſchen. Aber dieſe Kelche verſchwinden mit dem reifen 3 ! in der Jugend find ſtatt der Röhrchen 126 nur Grübchen vorhanden. Es iſt daher eine an- dere Gattung in der Jugend, eine andere im Alter, eine andere auf der Unter- und wieder eine andere auf der Oberſeite! Welcher von die— fen vieren wollen wir den Preiß zuerkennen? Ich könnte ſehr leicht, nicht allein aus der Familie der Schwämme, ſondern wohl gar aus den Phoenerogamiſchen Claſſen eine nicht ganz unbedeutende Summe ähnlicher Beyſpiele auf— ſtellen, allein es iſt hier nicht der Ort dazu! Nur ſey es mir erlaubt, meine Leſer für dieß— mal an die bereits ziemlich oft bemerkten Pe— lorien, an die fortwährenden Veränderungen in den Familien der Farren, der Mooſe, der Waſ— ſeralgen, der Flechten, der Schwämme, und an die fatale Unſtätigkeit der Gattungen: Aly!- sum, Andropogon, Astragalus, Calamagro- stis, Chryfanthemum, Cucubalus, Diosma, Diospyros, Epipactis, Euphorbia, Gentia- na, Geum, Hydrangea, Ixia, Ligustieum, Limodorum, Mimosa, Myagrum, Of hrs, Orchis, Paſſiflora, Satyrium, Selinum, Se- rapias, F Tormentilla u. d. gl. zu erinnern! Es iſt eine ſchwere Aufgabe, den Fleiſch⸗ ſchwamm zu beſchreiben. Er iſt ſo regellos, daß es beynahe in der ganzen Reihe der Schwäm— me keine Geſtalt giebt, die er nicht anzuneh⸗ 127 men fähig wäre. Der Bau des Schweinbilzlin- ges iſt ihm ſo wenig zuwider, als der des prächtigen Stammpilzes (Boletus citrinus). Manchmal iſt er ein formlicher Keulenſchwamm (Ole varia) und wieder ein anderes mal gleicht er einem Faltenſchwamme oder einer Morchel. Er erreicht die Größe eines Kopfes, und hat zuweilen kaum über einen Zoll im Durchmeſſer. Weniger unbeſtimmt iſt feine Farbe, denn dies ſe iſt meiſtentheils im jugendlichen Alter ein helles bräunliches Rothgelb. Er wird nachher Blutroth, und geht mit der Verweſung immer mehr ins Schwärzliche über. | Sein Körper mag nun aber was immer für eine Geſtalt annehmen, ſo bemerkt man doch allemal bey dem Reifwerden deſſelben eine rauhe warzichte Oberfläche, und dieſe Wärz— chen, genauer betrachtet, find kleine hohle Cy⸗ linder, ein jedweder anfangs von einem häuti⸗ gen Blumen- oder Sternförmigen Kelche um⸗ fangen. Sie wachſen nach und nach fort bis zu einer Länge von drey oder vier Linien, und ſte⸗ hen dann auf der Unterſeite gedrängt aneinan⸗ der, und die Kelche verſchwinden. Auf der Ober— ſeite hingegen ſcheinen mancherley Hinderniſſe die Entwicklung dieſer Röhrchen zu verwehren. Je— ne öffnen ſich an ihrer Spitze, und verſchaffen dieſem eben dadurch das Anſehen eines Löcher⸗ 128 ſchwammes. Letztere hingegen bleiben geſchloſſen, ſchrumpfen zuſammen und geben dem Schwamm U auf ſeiner Oberſeite ein Filziges Anſehen. Sein Fleiſch iſt ſehr feinfaſericht und er was weich, jedoch dicht, und giebt, im friſchen Zuſtande ducchgeſchnitten, ein ſehr reizendes Schauspiel. Die Grundfarbe davon iſt ein reis nes helles Weiß mit mancherley Roſenfarbenen Wellen, violetten Zügen und gelbröthlichen Wol⸗ ken. Allein von dem erſten Augenblicke an, da es der freyen Luft ausgeſtellet iſt, verwandelt es dieſe Mahlerey in eine dunklere gleichartige Färbung. Nicht nur dieſe angegebenen Zeichnun⸗ gen, ſondern die ganze Oberfläche wird nach und nach bleyfarben oder ſchwarzroth, ſo daß es wirklich einer durchſchnittenen Leber ähnelt, und alſo den Nahmen des Leberſchwammes ganz und gar rechtfertiget. 0 | Man findet dieſen Schwamm in feuchten aber dennoch warmen Sommern an unſern Ei— chen, und zwar ſowohl an friſchen, jungen und gefunden Bäumen, als an alten und abgeſtor— benen, ja ſogar auf den abgeſägten Wurzelſtö— cken der gefällten Eichen. Man findet ihn in bes trächtlicher Höhe von 3 bis 4 Klaftern, und oft wieder fall ganz bey dem Boden. Der Aus guſt iſt ſein Erzeuger. Ee kömmt nur ſelten zu | 129 Markte. Man hat Beyſpiele ſchädlicher Wirfun- gen, die jedoch vielleicht nur dem überreifen Als ter, und dem paraſytiſchen Ungeziefer zutushe ben waren. Man genießt ihn als Sallat unter Keäu⸗ tern in Spältchen geſchnitten, doch kocht man ihn auch wie den Bilzling. 136 re XXII. Der Habichtſchwamm (Hyd- num imbricatum L). S. Wachs prap. X und Abbild. Tab. X. Dicſer Stachelſchwamm, welchen die Bayern braune Hirſchzunge, die Floriſten aber ziegelar⸗ tigen Stachelſchwamm oder ſchuppigen Stachel, ſchwamm nennen, iſt mir noch niemahls zu Ge’ ſicht gekommen. Da er aber in der Salzburger— Flora von dem rühmlichſt bekannten Herrn Braune aufgeführet worden, und dieſes Land nunmehr den Oeſterreichiſch⸗Kaiſerlichen Erb⸗ ſtaaten iſt einverleibt worden, ſo darf er auch hier als ein eßbarer Schwamm nicht mit Still⸗ chweigen übergangen werden. Sein Strunk oder Stengel iſt feſt, voll, in der Oberfläche faſericht, un rein weiß, und 132 manchmal ſo gedrängt beyſammen ſitzen, daß daraus eine Art von Dach entſteht, indem ſich die Hüte felbſt Dachziegelförmig bedecken. Und es iſt ſchwer zu entſcheiden, ob die Benennung des Dachziegelförmigen Stachelſchwammes mehr von dieſem Umſtande, oder von jener Bildung der Schuppen herzuleiten ſey, die ich kurz vor⸗ her beſchrieben habe. Der Habichtſchwamm wird einſtimmig als ein delikater, eßbarer und geſunder Schwamm gerühmt und er ſoll vorzüglich in Italien ſtark genoſſen werden. Er iſt in verſchiedenen Gegen⸗ den Deutſchlands, in Dänemark und England zu Hauſe. Ob auch in Frankreich, iſt noch die Frage! denn Bülliards Abbildung ſcheint einen ganz andern Stachelſchwamm vorzuftellen. Er kömmt im September in Nadelwäldern zum Vorſchein, und iſt ein Erdſchwamm⸗ r 2 4 * A ** P 2 Gelee eien, 2 2 9 5 * | An . * V 9 J — 2 * a N A 4 * — ** fi N nA \ 1 * . N, . | 133 FREE 6 & NC. & II & & && u XXIII. Der Igelſchwamm (Hy dnum Erinaceus P.) S. Wachspräͤp. Y und Abbild. Tab. V. „ Gegenwärtige Schwammart verdient es, unter die eßbaren aufgenommen zu werden, wenn ſie irgendwo, wie ich vermuthe, häufiger vorkom⸗ men ſollte. In Oeſterreich ſelbſt gehört ſie zwar zu den größeren Seltenheiten, und ich habe ſie nur einmal lebend zu Geſicht bekommen; allein in Kärnthen, Croatien, Ungarn und Giebens bürgen wird fie wahrſcheinlich viel häufiger ere ſcheinen, weil es da viel mehr Eichenwälder giebt, als in Oeſterreich. Sollte ſie demnach dort noch nicht zum Genuß angewendet werden, fo kann ich den Einwohnern jener Staaten Dies ſen Schwamm als ein neues Nahrungsmittel 134 8 . empfehlen. Nach meiner Unterſuchung hat er gar nichts Verdächtiges geäuſſert, und nach dem Zeugniſſe eines Bülliard wird er wirklich in Frank⸗ reich vornähmlich in Lothringen häufig genoffen, Man hat den Igelſchwamm bisher auſſer Oeſterreich und Frankreich auch in England ge⸗ funden. Buxbaum fand ihn in der Europäiſchen Türkey, in Thracien oder Romanien bey dem Dorf Belgrad an einem Kaſtanienbaume, und Scopoli hat ihn aus dem Schoos der Erde her— vor gehohlt. Indeß ſcheint doch die Eiche feine wahre und eigenthümliche Geburtsſtätte zu ſeyn, und nur abgeſtorbene Stämme, oder vom Mos der ausgehöhlte Schäden dienen ihm zu ſeinem Standorte. Er beſteht aus einer See derben Maſſa eines ziemlich ſaftigen, meiſtens Herzför⸗ migen Schwammkörpers, deſſen Geruch ſehr ſchwach Schwammartig, aber gar nicht unange⸗ nehm iſt. Manchmal iſt er mit etwas tieferen Aushöhlungen verſehen, und hat daher förmli— che Herzohren und Herzhügeln. Er iſt durch und durch von gleicher Beſchaffenheit in der Sub» ſtanz. Seine Größe varirt von der eines Hühner“ Eyes bis zu jener eines Menſchenhauptes. Er ſteigt in einem Bogen aus dem ſchwarzen Mo— der ſeines Standortes hervor, iſt oberhalb am meiften breit und erhaben, und verſchmälert ſich 133 nach abwärts in eine ſenkrechte ſtunpfe Spitze. Zuweilen, (wenn er nähmlich aus einer beträcht⸗ lichen Tiefe emporzuſteigen genöthiget iſt) bildet dieſe ſeine Stütze eine Art von Strunk oder Hals, die ſich jedoch, ſobald als fie die Oeff⸗ nung erreichet, alſogleich in die gewöhnliche Form des Schwammes ausbreitet. Der ganze Körper dieſes Schwammes, ſo weit er offen und frey ſteht, iſt mit einer gedrängten Menge gleichfärbiger Pfriemfädchen (Feuchtſpisen oder ſo genannter Stacheln) beſetzt, welche weich find, und theils gerade, theils verſchlungen herab⸗ hängen. Nach der Angabe der Schriftſteller ſind dieſe Fädchen hohl, und obgleich ich das Ge— gentheil beobachtet habe, ſo ſcheint es doch, daß mein Exemplar vielleicht nur zu jung war, und daß ſie erſt im ſpätern Alter dieſe Beſchaffen⸗ heit erlangen. Sie ſind auf der Höhe am kürzeſten und viel ſchütterer, auch meiſtentheils aufrecht. Je weiter man ſie nach abwärts verfolgt, deſto länger und deſto gedrängter ſind ſie zu bemerken, ſo, daß die unterſten faſt die Länge eines Zolles errei— chen. Der ganze Schwamm ſtellt daher von weiten einen weiſſen Bart vor, welcher wie angeheftet von dem dunkeln Grunde feines Standortes [hr frappant an der Eiche herabhängt. — 136 CCC XXIV. Der Corallenſchwamm (d. num Coralloides Schaeff) S. Wachspraͤp. Z und Abbild. Tab. Z. De. Corallenſchwamm giebt uns ein neues Beyſpiel zur Belehrung über die Unſicherheit der bisher angenommenen Gattungscharaktere, Freylich wohl nähert er ſich nach dem erſten Anblick den Stachelſchwämmen: denn der Bau feiner Fruchtſpitzen iſt von jenem der übrigen Stachelſchwämme gar nicht verſchieden, und der eben vorher beſchriebene Igelſchwamm bil— det einen vortrefflichen Uebergang von den Sta— chelſchwämmen mit einem Hute zu den unbehu— teten Strauchartigen. Wenn wir nun aber den gegenwärtigen Corallenſchwamm genauer betrach— ten, fo zeigen ſich bald eben fo viele, und eben fo 1 4 | da 1 j) N 10 Der ER Awamm/ H ydlnam nber Schaf Dette . 137 ſtarke Gründe, welche uns beſtimmen könnten, ihn den Clavarien beyzuzählen. Denn aufferdem, daß der ganze Bau mit dieſen vollkommen über, einſtimmt, ſo iſt auch das ganze Weſen jener Stacheln nichts weiter als eine Veräſtlung und Zertheilung des Schwammes. Die Stacheln an den Seiten der ſtätkeren Aeſte kann man als un vollkommene Nebentriebe wie jene (Nro. 19) bey dem Fichhafen anſehen, die oberſten hinge⸗ gen an den Extremitäten der Zweige, als die letzten Veräſtlungen, wo ſich die Vegetations“ kraft der Pflanze bereits erſchöpft hat, und da⸗ her ihr? ketzten Kräfte zur Erzeugung anwendet. Sollte man aber aus dieſem Grunde den Keu⸗ lenſchwamm (Tlavarıa) mit dem Stachelſchwam⸗ me (Hydaum) vereinigen wollen, fo würden ſich neue Schwierigkeiten entgegen ſtemmen. Die Mittelgeſchböpfe, bie den Corallenſchwamm mit den übrigen Stachelſchwämmen verbinden, ver— ketten dieſe Weſen ſo feſt untereinander, daß man endlich auch ein Hydnum repandum mit der Clavaria piſtillaris in eine Gattung verbins den müßte, und wenn man dieſes eingehen woll- te, ſo wäre zu beſorgen, daß am Ende vielleicht noch gar alle Schwammgattungen in eine einzi⸗ ge zuſammengeſchmolzen werden müßten. Höchſt merkwürdig und wichtig ſind in der Familie der 138 Schwämme die zahlloſen Mitteldinge, wie z. E. ſene, welche die Blätterſchwämme mit den Lö⸗ cherſchwämmen verbinden. Gewiſſe Arten von Daedalea, Siſtotrema, Merulius und The- laephora ſcheinen beynahe nichts weiter als un⸗ vollkommen gebliebene Schwammarten zu ſeyn welche eben ſo viele Anſprüche auf die Gattung Agaricus, als auf jene des Boletus haben. Helvella, Morchella, Spatularia und Clavaria haben ihre Arten, von denen man nicht entfcheir den kann, in welche von dieſen Gattungen ſie mit größerem Rechte gezählt werden dürften. Die Gattung Phallus verhält ſich zu dieſen ges nau, wie Amanita zu Agaricus. Mit einem Worte: es ſcheint uns noch ganz und gar an jenen Beobachtungen zu fehlen, auf deren Grund wir unſere Gattungscharaktere bey der Familie der Schwämme ſtützen dürften, und die ange⸗ nommenen ſeyen daher blos willkührlich und nur aufs Gerathewohl ergriffen, um doch unterdef fen nicht ganz unbeholfen zu ſeyn, bis uns der fortgeſetzte Fleiß der Beobachter Stoff genug liefern wird, aus welchem ſich wahre und in der Natur ſelbſt gegründete Gattungen bilden Taf ſen. So lange wir aber noch in jener großen Unwiſſenheit verweilen, welche uns verhindert, bey den Schwämmen zu entſcheiden, was an 139 ihnen weſentliche Bildung fey, und was dem Einfluß des Standortes, der Witterung, dem Clima und andern zufälligen Umſtänden zuge⸗ ſchrieben werden müſſe, ſo lange werden auch unſere Schwammgattungen bloße Anmaſſungen und grundloſe Verſuche ſeyn, und ein Syſtem phänogamiſcher Pflanzen ohne aller Rückſicht auf Blüthen und Früchte würde vor unſern Schwamm' ſyſtemen noch einen erheblichen Vorzug behaupten. Der Corallenſchwamm iſt unſtreitig eines der ſchönſten Produkte von dem Gebiethe der Schwämme. Beynahe wie ein Loranthus oder Viscum wächſt er an den Stämmen, aber noch öfter in dem Moder beſchädigter, oder an den Balken gefällter Eichen: Freylich wohl iſt das eigentliche Vegetabil des Schwammes in der vers weſenden Maſſa des Baumes aus gegoſſen, und alſo ganz ein anderer Paraſyt als jene genann⸗ ten Phänerogamen, aber der hervortreibende ſichtbare, zur Fortpflanzung beſtimmte Theil deſ⸗ ſelben, den man im gemeinen Leben den Schwamm nennt, dieſer ſcheint allerdings faſt eben ſo wie jene wahre Paraſyten blos äuſſerlich aufzuſi⸗ tzen, und ſich von den Säften des Baumes zu ernähren. Sein runder fleiſchiger Hauptſtamm hat zuweilen einen Durchmeſſer von mehreren Zollen, zertheilet ſich jedoch gleich nach dem N 146 ſprunge in mehrere verhältnitzwäſſig ſtarke Aeſte. Stam und Aeſte haben von Auſſen die blaſſe chöne Leibfarbe der Bewohner des mittleren Eu⸗ ropa. In dem umgekehrten Verhältniſſe, wie die Aeſte an der Zahl zunehmen, nehmen fie’ an der Dicke ab. Sie erheben ſich in auf— ſteigender Richtung, und bilden eine ſolche Menge von Anaſtomoſen, daß wir dadurch an das Gerippe des gemeinen Gitterſchwammes (Clathrus cancellatus) erinnert werden. Allein die Extremitäten find frey, und bilden uns im Kleinen die groteske Figur einer aus Felſen— wand ſchief hervorgewachſenen Dachförmig ber breiteten Föhre von weiſſem Elfenbein mit gol⸗ denen Nadeln. Er wächſt demnach, bis auf die Anaſtomoſen, ganz Strauchartig und bildet eine ſchöne, in mehrere Parthien abgetheilte Krone, die zuweilen über einen Fuß im Durchmeſſer ers reichet. An der Unterſeite der Zweige hängen etwas ſchüttee, blaßfarbige 1 bis 3 Linien lan⸗ ge Pfriemfädchen herab, welche meiſtentheils ganz einfach ſind. Gegen die Extremitäten hin werden dieſe Fädchen oder Stacheln inmer län⸗ ger und häufiger. Auch ſind ſie hier meiſtentheils äſtig oder ſonſt auf vielerley Art zuſammen vers wachſen. Sie ſtehen hier rund um die Zweige herum, biegen ſich aber dennoch in artiger Stel⸗ lung nach abwärts, und formiren ſehr reitzende, 141 in einander verflochtene Büſchel. Hier iſt die Farbe der Skacheln etwas mehr geſättigt, und ſowohl diefe, als die Zweige ſelbſt werden gelb, und eh ſebhafter, Je beſſer die Entwicklung des Schwammes von Gtatte“ gegangen. Mit dietem Schwamme hat noch ein an derer (der Ziegenbart, Hydnum abietinum P.) die größte Aehnlichkeit. Man vergleicht dieſen in ſeiner Jugend mit dem ſogenannten Kauli oder Blumenkohl (Brassica cletacea Botrytis) weil er ganz weiß, und eben ſo voll und eben fo gekräuſelt iſt. Er hat weniger Anaſtomoſen, iſt meiſtentheils aufrecht, und vertheilt ſich von unten auf in breite, Geweihförmige Aeſte, uns ter welchen einige ſo klein ſind daß man in Zweifel fieht, ob man fie mehr zu den Pfriem⸗ fäden oder zu den Aeſten zählen ſolle. Im Alter wird er unrein blaßgelb, und ſeine Fäden oder Stacheln werden nicht ſelten über einen halben Zoll lang. Die an den Aeſten find etwas auf⸗ recht, jene hingegen an den Enden der Zweige hängen lang und ſenkrecht wie naſſe Haare her⸗ unter. Uebrigens iſt er dem vorigen ſo ähnlich, daß man zweifelt, ob er für eine beſondere Art oder nur für eine Varietät desſelben zu halten ſey. Er wächſt auf Tannen und Buchen, und wird ſelbſt unter der Erde gefunden. Die Er⸗ 142 ' ſcheinungszeit von beiden find die Monate Geps tember und Oktober. Ich habe es dieſer Um— ſtände halber hier für überflüſſig gehalten, den Zieger bart in dieſem Werke darch Abbildung und Bildnerkunſt darzuſtellen. Sie ſind übrigens alle beyde eßbar, und werden wie die Bärentatzen bereitet. * »r Fon ” 5 * * ” 2 4 — . vw * — — * ur. — * va u . * BR | N 2 9238 4 N. » 1 0 FIR 2 N f 7 . nun . * A: — 5 3 . . „ * * . * » * — * . T > -“ * * f 8 * 192 1 — — £ 1 eee Par . 8 PR va erg, . MN LE | \ | \ | 143 4 ers ER e XXV. Die gemeine Baͤrentaze. (Cla- varia Flava Ey S. Wachspräp. AA. und Abbild. Tab. AA. ee ai — — Die deutſchen Benennungen der Gewächſe find trotz aller diesfälligen Vermittelungen der Ges lehrten doch immerhin ſchwankend, zweydeutig und verführeriſch. Sie werden es auch ewig ver— bleiben, oder unſere Mutterſprache müßte nur, ich weiß nicht durch was für ein Schickſal, die allein herrſchende des ganzen Erdbodens wer- den. Manche Pflanze würde vielleicht fünfzig und noch mehrerley Nahmen erhalten, wenn man ſich recht eigens dafür verwenden wollte, fie aufzu⸗ ſammeln und aller Orten zu erforſchen. Allein dies iſt noch nicht die Haupt ſchwierigkeit! Was dieſe Nahmen am meiſten untauglich macht, allges mein aufgenohmen zu werden, iſt der vage Miß⸗ brauch derſelben; indem nähmlich zu gleicher Zeit 1 144 eine und dieſelbe Benennung verſchiebenen, ja öf— ters im höchſten Grade heterogenen Gewächſen durch denſelben zu Theil geworden. So heißt z. E. die gegenwärtige Schwammart unter andern auch Bocks bart: allein nicht genug, daß man auch noch mehr andere Arten von Clavaria ſo benennet, ſelbſt einige Arten von Hydnum, wie wir bereits bey dem vorhergehenden Artikel Lit. Z. geſehen haben, nehmen ihren Theil daran. Aus der Far milie der Flechten, beſonders in der Gattung Usnea, Cornicularia, Stereocaulon etc. würden wir leicht ein Paar Duzend Arten zufammen bringen, die ſo genannt werden, und um die Ver⸗ wirrung von Babylon vollkommen herzuſtellen; ſo finden wir noch ein ganzes Heer vegetabiliſcher Bocksbärte in den Familien der Phönogamen, bes ſonders in den Gattungen Spirea, Eriophorum, Tragopogon, Anemone, Aira, Festuca, Di- gitalis u. ſ. w. Freylich wohl hat Willdenow und mehr andere ein Mittel verſucht, die Einheit der deutſchen Benennungen herzuſtellen, indem ſie die Sy ſtematiſchen Nahmen ihrer Werke mit einem Gattungs⸗ und Trivialnahmen ins Deutſche übers ſetzten. Allein es ſcheint nicht, daß man jemahls dieſelben mit Hintanſetzung der bereits üblichen allge⸗ mein annehmen werde. Man braucht gewöhnlich die deutſche Benennung nur dazu, um im Vaterlande von den Ungelehrten verſtanden zu werden: und da 145 wird dann der Bauer und der Schwammkräm⸗ mer, der ſein Lebetag keine Species plantarum in die Hand nimmt, ſchon fortan bey den Tri⸗ vialnahmen feiner Heimath verbleiben, ohne ſich um das nomen genericum zu bekümmern. Ueber⸗ dies gerathen auch viele dieſer überſetzten Nah⸗ men ſo ſonderbar, daß ſie ihrer Deutſchheit un⸗ geachtet nicht um den mindeſten Theil verſtänd— licher ſind, als wenn man den lateiniſchen Nah⸗ men unverändert gelaſſen hätte. Hat man doch ſo vielen Tauſend andern ausländiſchen Nahmen das Bürgerrecht vergönnet: warum nicht auch denen der Naturprodukte, da dieſe den Vorzug vor allen übrigen haben, mit der größten Präs ciſion aller Orten und von allen Nationen vers ſtanden zu werden? Oder ſchmeichelt es vielleicht dem Reichthum unſerer Mutterſprache, wenn wir hier eine Pflanze; Geſchwänzte Vogel⸗ milch, eine andere Kopfförmiger Nat⸗ terkopf und wieder eine andere kriechen der Froſchlöffel nennen? Etzer wollte ich es noch hingehen laſſen: geſchwänztes Ornithos galum, Kopfförmiges Echium krie⸗ chendes Alisma zu ſagen! Allein, wenn wir ſchon den lateiniſchen Gattungsnahmen ans, nehmen, ſo wird wahrlich der Trivialnahme auch nicht mehr ſo viele Beſchwerlichkeit haben, um dem Gedächtniſſe aufgebürdet werden zu kön⸗ L 2 146 | 1 nen, zumahl da gewiſſe Trivialnahmen in fo vielen Gattungen vorkommen, daß ſie auch dem ſchwerſten Kopfe endlich geläuftg werden müſſen, wie die Ausdrücke: officinale, vulgare, Euro- paeum, vernum, aestivum, autumnale, sem- pervirens, semperflorens, giganteum, nanum, multicaule, cernuum, dichotomum, rectum, re- Pens, volubile, hirtum, lanatum, acaule, al- pinum, montanum, sylvaticum, arvense, pa- lustre , spicatum, paniculatum, mulilerum, - lineare , ovatum u. d. gl. Der Schwamm, von dem hier die Rede ſeyn ſoll, und welcher hier zu Lande am meiſten unter dem Nahmen: Bärentaze bekannt iſt, heißt ſchon, in Oberöſterreich Kraanfuß, d. i. Krähenfuß und Hahnenkamm, ſo wie um Re⸗ gensburg Hennenfamp , in Steyermarkt: Bä⸗ renpratze, im edleren Styl Bärenpfote: in Sach⸗ fen Ziegenbart; am Harz Geisbart, Bocksbart; in Franken: Händling, Hendelſchwamm: Neu⸗ mark in der Oberpfalz: Hirſchſchwamm; bey Ulm Katzentapper: in Böhmen Krausbart; und noch über dies hie und da Corallenſchwamm, Hieſchling, wilder Hirſchling, Schöberling, Ziegen⸗ bärtgen; auf Holländiſch Koraalachtige Knods- . zwam, Handkampernoeljes, Vingerkamper- neljes, Geitenbaard: Dänifch. Koralsvamp. Schwed. Koralklubban: Engl. The coral cla- | a 147 varla; Franz. Clavaire Coralloide, Gallinole; Barbe de chvre , Menottes, gantellines, barbe- de- bouc, bouquinbarbe, tripette, Cheveline, pied-de-coꝗ in der Bauernſprache: Dꝛenellie: Span. Munecillas, Ungar. Kuratka, Kozi-brada u. f. w» Um dem vorzüglichſten Mycologiſchen Schrift⸗ ſteller, dem Dr. Perſoon zu folgen, nenne ich dieſen Schwamm Clavaria flava, obgleich er übrigens in den meiſten Floren unter der Benen— nung Clav. Coralloides vorkömmt, unter wel⸗ cher jedoch mehrere vorhin nicht hinlänglich beob⸗ achtete, von einander weſentlich verſchiedene Ar⸗ ten begriffen wurden. So wenig die hier zu Lande übliche Benen⸗ nung dieſes Schwammes an etwas Zärtliches zu erinnern geeignet iſt: ſo wird man mir dennoch willig beyfallen, wenn ich behaupte, daß er un⸗ ter die artigſten, niedlichſten und liebenswürdig⸗ ſten Naturprodukte gezählet zu werden verdiene. Seine Geöße, fein Bau, feine Stellung feine Farbe alles iſt in die beſte Harmonie vereinigt, um uns auf eine angenehme Weiſe durch die ſeltene Neuheit einer Pflanzengeſtalt zu überraſchen, die wir eher in der Familie der Corallen oder an gewiſſen Mine⸗ ralköͤrpern geſucht hätten, als in dem Gebiethe der Flora. Manchmahl ſollte man faſt glauben, gediegenes Sold aus der Erde hervorwachſen zu 148 ſehen, beſonders, wenn er in ſchwarzer Moor: Erde zwiſchen Laubmooſen und Abfällen heraus- bricht im Dickicht des Buchenhaines, wo keine andern Gewächſe, als nur jene der heterodoxen Familien der Cryptogamen gedeihen. Scheint es doch, daß uns Mutter Natur in dieſen Gon- derlingen lauter Sinnbilder und geheime My— ſterien habe mittheilen wollen! Wer weiß auch wie reichlich ſie uns noch die Mühe lohnen wer⸗ de, wenn wir einſt in dieſem Studium ihrer Zeichenſprache größere Fortſchritte gemacht und eine gewiße reelle Fertigkeit erlangt haben wer— den? Ich meiner ſeits finde die Bildung dieſes Schwammes zu intereſſant, als daß nicht eine leichte Ideenfolge bey feiner Betrachtung in meiner Seele das Bild des menſchlichen Lebens hervorrufen ſollte. Einfach und mit voller Energie der Lebenskräfte be⸗ treten wir die Bühne, bald aber ſuchen wir uns durch Zertheilung uuſerer Fähigkeiten einen größeren Wirkungskreis zu erringen; und jede dieſer Fähigkeiten erweitert ſich durch neue fort— geſetzte Entwicklung. Aber indem wir auf dieſe Weiſe uns immer mehr und mehr im Umfange erweitern, fo ent nerven wir zugleich unſer ur: ſpringliches Vermögen, und fiehe! mit einem Mahle ſind ſie an ihrem Ende die verwickelten Zweige unſerer Tendenz nach fremden Berüh⸗ rungs punkten. Nun iſt alſo das Ganze unferer 149 Wirkſamkeit ein Gegenſtand der Geſchichte und der Beurtheilung! Vollſtändig entwickelt, wie zahlreich find nicht die feinern Nüancen unſerer Aus geburten. Doch tragen fie alle das Gepeäge unſeres Urſprunges und nie dürfen ſie das Maß unſerer orginällen Anlage überſchreiten! Wents ger Entwicklung — weniger Verluſt der Kräf⸗ te! Das Leben eines Menſchen iſt ein indibi— duelles Ganze; es kann Modifikazionen, aber keinen Abbruch erleiden! Der Trieb zur Ent- wieklung iſt ein Werk der Natur, die Entwick- kung ſelbſt hängt von den Umſtänden ab. Mißverhältniſſe müſſen da entſtehen, wo gewiſſe einzelne Fähigkeiten auf Koſten der übri⸗ gen ausgebildet werden. Wahre Vollkommen⸗ heit fest ein Ebenmaß aller Theile des Gans zen voraus. Darum ſind Menſchen von vielem Verſtand und ſchlechtem Herzen nichts mehr als Mißgeburten und Auswürflinge der Schöpfung! und ein mohlgeftaltes Vegetabil iſt von einem höheren Werthe als ſolch ein un vollendeter Halb⸗ menſch! N / Die Horde der Schwämme weicht zwar ſchon überhaupt ſehr weit von jener prototupiſchen Ber getationsform ab, die wir in der höchſten Be⸗ ſtimmtheit und Vollzähligkeit vegetabiliſchen Dis gane, wie z. B. in der Familie der Nelkenar⸗ tigen Gewächſe erkennen. Deſſen ungeachtet il 150 doch die Freyheit der Natur, mit welcher fie die verſchiedenen Gattungen der Schwämme ent worfen, noch ſo uneingeſchränkt, daß ſte unter⸗ einander ſelbſt eine nicht minder beträchtliche Verſchiedenheit darftellen. Eine Amanita und ein Igelſchwamm — welch ein ungeheurer Ab— ſtand! Und dennoch bleibt ihr für die meiſtens ſehr zahlreichen Arten zur Aufſtellung verfchies dener Bildungsformen noch ein weiter, und wie es ſcheint, faſt gränzenloſer Spielraum. Ja ſelbſt in einer und der nähmlichen Art beweißt ſie uns noch die Unerſchöpflichkeit des Erfindungsgeiſtes, welcher den großen Plan des Weltalls entwor— fen und bis auf die letzten minutiellen Details entfaltet hat. Die Mannigfaltigkeit der Spielar⸗ ten und Abänderungen iſt z. E. bey der gegen» wärtigen Schwammart in Wahrheit ein Gegen⸗ ſtand der Bewunderung. „So groß auch immer, ſagt Holmskiold: ) die Verſchiedenheit der Abweichungen in der Bildung und Größe der G:rforallen bemerkt wird; fo iſt fie dennoch in den individuellen Muſtern dieſes Aſtſchwammes nicht minder erheblich; und unter Tauſend Erem, „) S. deſſen Beata ruris otia: Havniae 1799 fol. p. 114. Tom, I. 151 plaren wird man kaum zwey auffinden, die ſich im äußerlichen Anſehen gleichen. Bald fins den wir feinen Strunk geſtreckt, aufrecht, breit und flach gedrückt; ein anderes Mahl Dagegen kurz, darniedergebogen, dick und rund. Der eine hat ſehr verlängerte, ſchlanke, vielfältig zertheilte Aeſte, der andere aber kurze, dicke und einfache. Ein gleiches Bewandtniß hat es mit der Größe und mit der Farbe: denn einige erheben ſich zu einer Höhe von zehen Zollen, während daß an— dere kaum die Hälfte dieſer Größe erreichen, Ihre Grundfarbe iſt meiſtentheils weißlich, doch fallen andere wieder mehr in die Farbe des Purpur und des Goldes. Einige wenige findet man auch von ſchneeweißer Farbe mit purpurröthlichen Spitzen, andere gelblich und bunt geſtreift oder mit Purs purfarben Flecken bezeichnet. Insbeſondere pran— gen die jugendlichen Individuen mit den lebhafte⸗ ſten Farben beſonders mit der Röthe des Blutes, oder mit der blendenden Röthe der Feuer flammen: W | | Allerdings entfernt ſich die Struktur der Schwämme von jener der vollkommneren und eds leren Pflanzenfamilien ſo ſehr, daß man bey ei⸗ ner flüchtigen Ueberſicht dieſer Naturgeſchöpfe faſt Anſtand nehmen ſollte, fie in das Gewächsreich aufzunehmen: allein, außer dem, daß fir mittelſt der Bauchbilze, der Phycäen und ver Flechten 152 mit jenen wieder in Zuſammenhang kommen; fo hat auch hier die bildende Hand der Natur den nähmlichen Geiſt der Analogie entwickelt, welchen wir ſo oft bey der genaueren Betrachtung ihrer Produkte zu bewundern Gelegenheit und Berans laſſung finden. In einzelnen Arten der Schwäm— me finden ſich noch immer gewiſſe Spuren der prototypiſchen Formen: nur ſind dieſe hier iſolirt und nur ſelten treffen 2 oder 3 in einer und der— ſelben Bildung zuſammen. So finden wir in dem Fleiſchſchwamme eine unvollſtändige Nachahmung von dem Blumenbaue der Dorstenia und noch mehr des Cynomorium und der Balanophora. So gleichet die Trüffel den Knollen der Jalappa. So erinnert uns der Corallenſchwamm an die Föhren, fo der Spatelſchwamm (Spathularia flavida) an gewiſſe Tangarten oder an das Blatt der Sarracenia flava und die hier vorgeſtellte Härentaze iſt überhaupt Strauchartig, und könnte allenfalls mit Anthyllis Erinacea, Salicornia Caspia, Statice reticulata, Anastatica Hiero- chuntica, Baeomyces rangiferinus u. ſ. w. ver⸗ glichen werden. Der Strunk dieſes Schwammes, welcher meiſtens noch unter der Erde oder in dem lockern Dünger der verfaulten Laubmooſe, und Abfälle von Bäumen und Kräutern verſteckt iſt, richtet ſich meiſtens gerade in die Höhe. Sein Umfang 155 und feine Geſtalt ift übrigens, wie wir ſchon oben in der aus Holmskiold überſetzten Stelle geſehen haben, höchſt unregelmäßig. Weiß iſt er bey weis tem in den meiſten Fällen, wenigſtens ſo weit er in der Erde verborgen ſitzet, und der Uebergang in die Farbe der Zweige iſt ganz unmerklich. Geis ne Quadratebene Em Durchſchnitt) iſt jener der er, ſten Zertheilung, ſo wie jedes Mahl die eines Zweiges jener der Veräſtlung und daher die ers ſtere auch dem Gehalte aller Extremitäten zuſam⸗ mengenohmen gleich. Könnte man den ganzen Schwamm mit Vermeidung aller Zwiſchenräume zuſammen ſchmelzen; fo würde man alſo einen regelmäßigen Cylinder erhalten. Die Aeſte ſind bald mehr bald weniger in einander verflochten, meiſtens flach gedruckt und der Länge nach, ſchwach gefurcht. Die Zertheilung ſelbſt hat gar -keine Geſetze. Manchmal wachſen hie und da eis nige Zweige durch das Berühren zuſammen. Die Extremitäten, welche insgeſammt eine ganz glei— che Proportion der Dicke darſtellen, ſind auch an al⸗ len Zweigen von gleicher Beſchaffenheit, fie bes ſtehen nähmlich aus 2, 3 oder 4 Zähnchen, welche gleichſam wie Knoſpen eines Gewächſes ausſehen, und allezeit eine röthliche Farbe ha— ben, der Schwamm mag nun ſchon goldgelb wie hier, oder weiß, fleiſchfarben, braun, röth— lich oder wie immer gefärbt ſeyn. Der ſenkrech⸗ 154 te Durchſchnitt entdeckt uns ein feines, weißes, dichtes Fleiſch, wovon ſowohl der Hauptſtamm als auch alle ſeine Veräſtlungen voll ſind. Die blühende Farbe ſeiner Jugend geht mit dem Alter in die Trauerfarbe über d. i. in eine ſchmutzige Erdfarbe, dergleichen wir z. E. an den Blüthen der Hesperis tristis, Hyacinthus Mus— cari, Pelargenium triste, Verbascum ferru- gineum, Orobanche major, Epipactis Nidus avis, Silene gigantea, Cyperus longus u. d. gl. bemerken. Der Standort dieſes Keulenſchwammes ſind die aus Buchen, Eichen, Lerchenbäumen u. d. gl. gemiſchten alten und dichten Gebirgswälder, vors züglich die der Kalkgebirge, in deren reichen Schatten die Horde der Laubmooſe den ſchwar— zen Boden mit niedlichen grünen Teppichen und bequemen Polſtern zu tapezieren gewohnt iſt. Ich bin einſtweilen noch unſchlüſſig, ob ich Per⸗ ſoons Clavaria formosa mit jener für einerley Art, oder für eine eigene halten ſolle. Sie lebt bey uns in den Umgebungen der Alpen, und wird im Gebrauche gar nicht unterſchieden. Ganz Europa iſt das Vaterland der Clavaria fla va. Man findet ſie in den ſüdlicheren Gebirgen ſchon früher, nämlich im Junius, in den Nordlän⸗ dern kömmt ſie erſt im Auguſt und September zum Vorſchein. Sie wächſt ſehr ſchnell, und 155 Holmskiold meldet, er habe nach 9 Tagen, als er eine gewiſſe Gegend zum zweyten Mahle be— ſuchte, in welcher er das erſte Mahl keine Spur davon gewahr wurde, eine große Menge ſchon ganz entwickelter Bärentazen gefunden, welche bereits im Begriffe waren, ihren Staub zu dere ſtreuen, jenes feine Pulver, das allenthalben aus der ganzen Oberfläche ihrer Zweige hervorquillt, und welches man ſo, wie an den übrigen Schwäm⸗ men für eine Art von Saamen erkläret, wodurch ſich die Arten der Schwämme anbauen und fort— pflanzen. | Man pflegt dieſen Schwamm aller Orten häufig zu verſpeiſen, und es iſt im eigentlichſten Sinne ein Marktſchwamm. Da uns mehrere der anſehnlichſten Schriftſteller, wie z. B. ein Haller, Bülliard, Holmskiold u. d. gl. für feine Uns ſchädlichkeit bür gen; ſo ſcheint es, daß die böſen Zufälle, welche angeblich nach Houttuyn auf ſei⸗ nen Genuß erfolgt ſeyn ſollen, und wovon auch ich hie und da auf dem Lande Nachrichten einge⸗ zogen habe, entweder auf Rechnung anderer das mit verwechſelter Arten bezohen werden müſſen, oder daß vielleicht verdorbene mit Jnſektenlarven bevölkerte Stücke aufgenohmen wurden, deren Genuß freylich wohl ungeſund und mit Nachwe— hen vergeſellſchaftet ſeyn muß. Ich rathe daher 1.) genau in Acht zu nehmen, daß man ja nur 136 ächte Bärentazen aufnehmen möge, 2.) daß man nur junge und feiſche Stücke erwähle; 3) daß man ſie vor dem Gebrauche waſche und von allen nicht dazu gehörigen Anhängſeln reinige; 4.) end⸗ lich daß man die Veräſtlung abnehme, den Strunk inwendig wohl unterſuche, und wenn ſein Fleiſch inwendig anders, als weiß iſt, ihn lieber hinweg⸗ werfe, als ſich der Gefahr aus ſetze, Bauchgrim⸗ men und Erbrechen zu beſtehen. Man ißt dieſen Schwamm als Sallat in Vermiſchung mit Gewürzen, iſchen, Kräutern u. d. gl. nachdem er vorber mit heiſſem Waſſer abgebrühet worden. In Frankreich pflegt man ihn meiſtens frikaſirt, d. i. klein gehackt mit Hühnerfleiſch in der weißen Sauce zu verſpei⸗ fen. Man macht auch Krötchen davon, die man wie die vom gehackten Fleiſch gemachten Frica-⸗ dellen verſpeiſt. Die beſte Bereitung Soll darin beſte⸗ hen, wenn man das gut abgewaſchene Fleiſch die⸗ ſes Schwammes mit Butter und einem Zufatz von Salz, Peterſilienkraut, Maſoran u. >. al- ſtark durchkocht und dann mit Mihrem und Eyergelb noch etwas einkocht. Es ſoll dabey der bitterliche Nachgeſchmack vergehen, welchen man an dem friſchen Schwamme nicht ſellen bemer⸗ ken mag. | 2 FIR Ne . Hebe. 1 Kl reer Hehe, e Jg 2 237 IT DLR DT — TED DT TS DIDI XXVI. Die roͤthliche Baͤrentaze. (Cla- varia Botrytis. P.) S. Wachspräp. BB. und Abb. Tab. BB. Man kann dieſen Schwamm nur durch ſolche Merkmahle von dem vorigen unterſcheiden, wel- che zwar an ſich auffallend genug, in der That aber bloß zufällig und von dem Einfluß der Wit⸗ terung, des Standortes und der Jahreszeit abs hängig ſind. Ich fand ihn oft in den Oeſterrei⸗ chiſchen Alpengegenden, und ich getraue mir nicht, ihn für etwas mehr, als eine bloße Abart des vorigen zu erklären. Er wird von demſelben bloß dadurch unter ſchieden, daß er darniederliegend, zäher, innerlich zum Theil von ſeiner Färbung durchdrungen, und mit einem ſehr engen Gedrän⸗ ge dicker Aeſte gekrönt iſt, die ſich entweder un» mittelbar oder doch nur vermittelſt ſehr kurzer und zarter Veräſtelungen in rothe oder gelbe ſtumpfe, öfters fehr zuſammengehäufte Zähnchen endigen. 5 158 Manhmahl bildet er eine an ſehnliche Maße, wohl von anderthalb Fuß im Umfange. Ein an⸗ der Mahl hingegen iſt das ganze Vegetabil kaum den zehnten Theil ſo groß. Auch die Farbe iſt ſehr veränderlich, wie bey dem vorigen Aſtſchwamme. Daß er nicht immer ein Zwerg ſey, ſondern bey feuchter Witterung und in einer ſchattigen Lage manchmahl in ſehr lange und vielfache Veräſte, lungen auswachſe, behauptet ſelbſt Perſoon. Hier muß ich jedoch beyfügen, daß ich ihn häufig ge⸗ nug mit dem gemeinen gelben Hörnerſchwamme in Geſellſchaft auf einerley Standorte und in der nähmlichen Zeit beobachtet habe Es ſcheint demnach, daß noch mancherley andere Umſtände dieſe Abän⸗ derung der Form hervorbringen müſſen. Vielleicht geht es hier eben fo zu, wie bey dem oben uns ter Lit. T. erwähnten Eichhaſen (Boletus poly- cephalus) und er kann vor Uebermaß der Pros lifikazionsanfänge nicht zu feiner Vollendung ges langen. So entmannt frühzeitiger Geſchlechts⸗ trieb auch die animaliſchen Individuen; ſo er⸗ ſtickt der überſpannte Eifer maaches ehrgeizigen Gelehrten unter der freywilligen Laſt zu 1 und zu zahlreicher Unternehmungen. Standort, Jahrs zeit und Gebrauch find mit dem vorigen, fo wie Geſtalt und Färbung einer⸗ ley. Ich würde es deßhalben für überflüßig ge⸗ halten haben, dieſen Schwamm in einem beſon⸗ 159 deren Artikel abzuhandeln, wenn nicht das Ans ſehen ſo vieler Authoren die ihn für eine eigene Art erklären, mich hiezu gleichſam gezwungen hätte. Und in der That, die Unterſcheidung die⸗ ſer Männer iſt nicht ohne Nutzen, geſetzt auch daß die angegebenen Unterſcheidungs merkmahle nicht ſowohl eigene Arten als vielmehr nur Va— rietäten beträfen! Es gehört zu den ausgezeich— netſten Merkwürdigkeiten der Schwämme, daß in ihrer Horde auch die geringeren unſtäten Mo— difikazionen auf eine ſehr weſentliche Verſchie— denheit der innerlichen Eigenſchaft deuten, und daß es in einer und der nähmlichen Art eßbare und giftige Schwämme gibt, die ſich aber den— noch durch gewiſſe habituelle Kennzeichen wie Menſchliche Böswichte von guten und redlichen Leuten in der Phyſiognomie unterſcheiden ). Es wäre daher ſehr zu wünſchen, daß man ge— ) Es gibt jedoch auch in den Familien der Phoͤnoga⸗ men ahnliche Anomalien, welche nicht in der bloßen Abaͤnderung der Farbe, Vildung u. ſ. w. ſondern auch in einer beſtimmten Verſchiedenheit der inner— lichen Eigenſchaften z. B. des Geſchmackes, der Entwicklung, der Dauer u. d. gl. beſtehen. Die fammtlichen Varietäten z. E. von Solanum tube- rosum, die man nach der Wurzel aufzaͤhlet, zeich— nen ſich auch zugleich durch eine genau beſtimm te Berſchiedenheit in der Große, Blaͤttergeſtalt, Bü: M N 7 160 nau bey vorfallenden Gelegenheiten unterſuchen möchte, welche von den Perſoon'ſchen Arten des Keulenſchwammes, der erſten Abtheilung, die Holmskiold zu einer eigenen Gattung (Ramaria Hörnerſchwamm) erhoben, die oben erwähnten bedenklichen Zufälle zu verurſachen pflege. Al⸗ lein bisher iſt man hierüber — leider! noch im Ungewiſſen! Für die unſchädlichſten und am Mindeſten gefährlichen halte ich einſtweilen die beyden hier aufgeſtellten Hörnerſchwämme, weil der allgemeine Gebrauch aller Nationen feit Jahrhunderten ihre Unſchuld vertheidigt: nur möchte Perſoons Clavaria formosa dieſen zu: nächſt den mindeſten Verdacht verdienen, weil fie beſonders der erſten von den hier vorgeſtell⸗ ten Arten fo ähnlich iſt, daß fie ſich faſt ein» zig durch die etwas beträchtliche Höhe oder Schlankheit ihrer Aeſte unterſcheidet, und daher gerade das Gegentheil von der Art des gegen⸗ wärtigen Artikels darſtellet. thezeit, Blumenfarbe u. ſ. w. aus, fo daß man jede Sorte aus dem Gewächſe ſelbſt erkennen und unterſcheiden kann. Eben dies gilt auch von Vitis vinifera, Fragaria vesca, Pisum sativum, Py- rus communis, Juglans regia, Brassica ole- racea, Ficus Carıca, Dianthus Cariophyllus, Primula Auricula, Cueurbita Pepo u. ſ. w. Nee. eee 2 * . 7 7 Ä u * a 9 * * 75 n ai et ut — ben 5 oA * 1 * N ee u ER a: 2 2 YA ker JT Loch 2 EEE RR c . CI See Des 161 Beetle 6 4. . 2 4 2. . g. C. G. . f. . 8 . . . GK XXVII. Die Stockmorchel. Helvella esculenta. P. | ©. Wachspräp. CC. und Abbild. Tab. CC. . —— — S. merkwürdig auch immer der Uebergang ſeyn mag, welchen wir in dem gelben Hörner— ſchwamme oder der Bärentaze von den Hörner— ſchwämmen zu den Stachelſchwämmen beobach— en: ſo iſt doch jener von den Faltenſchwäm⸗ men zu den Morcheln mittelſt der Stockmorchel noch viel auffallender und einleuchtender. Ver— gleichen wir ſie endlich mit der Baſtardmorchel, oder mit Ventenats Morchella Tremelloides: ſo ſollte man ſich faſt geneigt fühlen, dieſe beyde Gattungen in eine einzige zufammen zu ſchmel— zen und die Arten von beyden in ununterbroches ner Reihe aufeinander folgen zu laſſen. Ich habe mich bisher von dem Daſeyn der eigentlichen Helvella mitra in Oeſterreich noch nicht überzeugt, und überge he fie daher hierorts mit Stillſchweigen: ſollte ſie ſich jedoch irgendwo vorfinden; ſo kann ſie ohne Bedenken uuter Vorausſetzung der allgemeinen Vorſichts regeln ſo gut, wie alle die übrigen geſtielten Arten von Helvella; die man im Deutſchen ohne Unter: ſchied Steinmorcheln, Stockmorcheln, Stockmau— Me. 162 sahen, Biſchofs mützen, Pfaffenhütchen, Lorchen, Katzenöhrlein und falſche Morcheln nennet, zum Ge- nuße angewendet werden, und es würde von ihnen alles das gelten, was ich hiervon der vorliegen: den dunkelbraunen Stockmorchel zu ſagen habe. Dieſe letztere wächſt nähmlich bey uns auf ho— hen Bergwieſen, z. B. in der Gegend von Lilienfeld — kömmt alldort im May zum Vorſchein und wird eben fo wie die gemeine Morchel zubereitet und ge- noßen, von welcher ſie ſich im Geſchmacke auch nur ſehr wenig unterſcheidet. Dieſe unſere Stockmorchel, welche auch am Harz und in Bayern zu Haufe iſt, hat einen glat- ten (Furchenloſen) unterhalb etwas Knollichten un— ebenen, ungefähr Zoll dicken und 2 Zoll hohen, inn- wendig Zellenartig ausgehöhlten weiſſen mit dem feinen Fruchtpulver graubräunlich bereiften Strunk, auf deſſen ſtumpfer Spitze ein oberhalb ſchwarzbrau⸗ ner unterhalb weißlicher Hut feſt ſitzet, welcher, nicht ſehr tief in mehrere ziemlich große, Wellen⸗ förmig gekräuſelte höchſt unregelmäſſige, ziemlich ausgebreitete Lappen zertheilt iſt, welche auf ihrer Oberfläche mittelſt ihrer, jedoch nur ſeichten und ſtumpf gerandeten faſt Kreisförmig geordneten Zellen mit der gemeinen Morchel viele Aehnlich⸗ keit haben und zu ihr eine ſehr nahe Verwandt⸗ ſchaft beweiſen. Dieſe Lappen ſind ziemlich dick und von einer ſaftigen Wachsähnlichen Subſtanz. bee . f 25 ur & 9 BT i b EI a NER. * 3 8 > 75 42 5 ee 2 N 0 - 2 * 5 1 2 FE FR 163 LIT III 2222222282232 2 44222224 XXVIII. Die Herbſtmorchel. Helvella Leucophaea. P. S. Wachspräp. DD. und Abbild. Tab. DD. „„ Noch eine Art von Faltenſchwamm, die zwar bey uns nicht in Menge vorfindig, die aber als lerdings eßbar iſt und dabey noch das Vorzüg⸗ liche an ſich hat, im ſpäten Herbſte zu erfcheis nen, wo wir nicht gewohnt ſind, Morcheln und Morchelartige Schwämme zu verſpeiſen. Perſoon, welchem meine Abhandlung bie ſes Schwammes in dem größeren Schwammwerke (Oeſterreichs Schwämme T. I. p. 197) zu Ge ſichte gekommen, hat ſich hierüber in einem Brie fe geäuſſert, daß er ungewiß ſey, ob die dort vorgeſtellte Herbſtmorchel nicht vielmehr ei⸗ ne eigene neue Art ausmache. Allein, da ich die Urſache entdeckt habe, welche ihn zu dieſer 164 Vermuthung berführet hat; fo liegt es mir ob, dieſe Sache aufzuklären, und die Wahrheit in ein helles Licht zu bringen. Da der Herr Verleger der Oeſterreichiſchen Schwämme die ganze Auflage dieſes Werkes beſorgt; ſo geſchah es, daß einige junge Leute ihm illuminirte Tafeln überbrachten, mit dem Vorgeben, ich hätte fie ſchon durchgeſehen und gut geheißen. Da nun aber dieſes Vorgeben falſch war, und Hr. Geiſtinger, der ihm feinen Glau⸗ ben ſchenkte, dadurch hintergangen wurde; fo geſchah es, daß einige Exemplare in der Illu⸗ mination nicht ganz richtig ausfielen; und ich habe alle Urſache zu vermuthen, daß H. Per⸗ ſoon eben ein ſolches Exemplar erhalten habe. In dieſer Hiaſicht iſt demnach bey gegenwärti— ger z2ten Vorſtellung um fo viel mehr Fleiß und Behuthſamkeit angewendet worden, und ich hoffe, daß in Zukunft kein ſolcher Verſtoß ſich wieder ereignen werde: denn was die Allus mination betrifft, ſo übernihmt Hr. Verleger weiters keine Exemplare, als ſolche, worüber ich ein ſchriftliches Zeugniß der Gutheißung aus— geſtellet habe, und der Verfertiger der Wachs⸗ figuren, der K. K. Herr Modell Director Rein- hold, welchem ich die Wichtigkeit dieſes Ger genſtandes mit allem Nachdrucke ans Herz gen legt habe, macht ſich ſelbſt für die Richtigkeit 165 der gefertigten Exemplare verantwortlich, außer— dem, daß er mir die heiligſte Zuſage gethan, kein Stück abzuliefern, welches ich nicht angeſe— hen und gutgeheißen hätte, und daher auch alle von mir gerügten Unvollkommenheiten mit der pünktlichſten Genauigkeit zu berichtigen. Und fo hoffe ich denn für die Zukunft das Beſte! Um nun wieder zu unſerer Herbſtmorchel zu— rück zu kommer, ſo kann ich betheuern, daß ich dieſen Schwamm mit aller der nöthigen Sorgfalt geprüft und ſowohl mit den Beſchreibungen, als mit den Abbildungen der in meinem größeren Schwammwerke eitirten Schriftſteller nahmentlich mit Battarra, Bulliard, Schaeffer, Schrader, Scopoli und Sowerby genau verglichen habe. Insbeſondere finde ich die Abbildung des So- werby ſehr anpaffend und aller Unterſchied zwis ſchen dieſer und unſerem Schwamme beſtünde höchſtens in der etwas ſtärkeren Färbung des Hutes und in den etwas tieferen und zahlreiche, ren Runzeln. Allein dergleichen Dinge ändern nach dem Boden, nach der Stärke des Lichts und nach der Verſchiedenheit der Witterung zu leicht ab, und die gemeldeten Unterſchiede ſind überdies ſo gar unerheblich, daß ich darinn keinen Grund finden kann, unſere Herbſtmorchel für eine eigene Art zu erklären. 5 466 Der Strunk der Herbſtmorchel iſt weiß, faſt Kegelförmig und auf ſeiner Oberfläche der Länge nach mit herablaufenden, gebogenen, theils an— gewachſenen, theils freyen durch Queerverbindun— gen vereinigten Sehnen dergeſtalt umgeben, daß er auf den erſten Anblick einem Gitterſchwamm (Clathrus) nachzuarten ſcheinen dürfte. Seine in⸗ nerliche Subſtanz iſt von ganz gleicher Beſchaf— fenheit. Die herablaufenden Sehnen bilden alfo mittelſt der Due:rverbindungen häufige Zellen, von welchen jedoch kaum zwo einander gleichen. Durchſchneidet man den Strunk; ſo ſieht man lauter durch ſchnittene Säcke oder Canäle von ver— ſchiedener Weite und Tiefe. | Der Hut, der wie bey der Stockmorchel aufſitzt, aber nicht ſo dunkel von Farbe, ſondern vielmehr weißlich und nur ganz ſchwach mit et— was wenigem Gelbbraun beſchmutzt iſt, hat noch mehr den Bau der eigentlichen Morcheln, als die übrigen Biſchofsmützenartigen Schwämme. Von dieſen gleichen einige gewiſſermaſſen den Pe— zizen, oder Becherſchwämmen, indem ſie ihre Lappen in die Höhe zurückſchlagen und wohl gar zuweilen dem modernen Schnitte der jetzt gewöhn— lichen Hüte nahe kommen, die freylich auch Im— pfelartig genug ausſehen, und auf den galanten Rümpfen unſerer Stutzer nicht weniger grotesk in die Augen fallen, als ein ſolcher Pezizenhut 167 auf dem Scheitel einer Morchel oder eines Bits terſchwammes. Der Hut der Herbſtmorchel legt ſich vielmehr nach abwärts, wie bey den wahren Morchelr. Doch ſind ſeine Unebenheiten von je— nen der Morcheln gerade das Gegentheil: denn ſie beſtehen in Zellen von der untern und Blaſen von der obern Seite: auch ſind die Lappen ihres Hutes auf der Unterſeite nicht weiß ſondern bräun⸗ lich, und wirklich noch dunkler, als auf der Obern. Die Zubereitung iſt mit den Morcheln einer- ley; die Güte mittelmäſſig; die Erſcheinungszeit der Oktober und der Standort gemiſchte Laub— wälder, die lange grünen, allwo er unter Ge— büſchen aus der ſchwarzen Walderde hervor ſproßt. rr 168 XXIX. Die gemeine Morchel. Mor- chella esculenta, P. S. Wachspräp. EE. und Abb. Tab. EE. rr Die gemeine Morchel heißt in Oeſterreich Mau⸗ rache, auch doppelte Maurache, ſonſt Morche, Morgel, Morchelſchwamm, Erdmorchel, Wald— morchel, Gartenmorchel, Spitzmorchel, Holländ. Morilje, Dän. Morkler, Schwed. Murkla, Engl. Morel, Franz. Morille, Ital. Spugnola, Span. Murguras, Portug. Morilha, Ruſſ. Smort- schok, Poln. Smar/e, Böhm. Smrz, Illyr. Smortschok, Krain. Mauroche, Ungr. Kutsma- gomba, Lett. Kehwupuppas, Eſthn. Lemna nissed, u. ſ. w. In meinem größeren Schwammwerke (T. I. p. 67) habe ich die gegenwärtige Morchelart für . EEE SER ÜETROSELRNRTEN 169 eine beſondere Species erklärt und ihr den Nah⸗ men: Morchella continua beygelegt, weil Pers ſoon in ſeiner Synopsis fungorum ausdrücklich ſagt, daß die Morch. esculenta einen vollen Strunk habe, da doch die mir bekannte abzu— handelnde Morchel allezeit im Strunke ganz hohl iſt. Allein, wenn ich dieſe Bedenklichkeit recht ernſthaft in Betrachtung nehme: ſo ſcheint es mir nun, daß entweder Perſoon ſich geirrt haben müſſe, oder daß es irgendwo Morcheln mit vollen Strünken geben möge; die aber im Uebrigen von der gemeinen Morchel in gar nichts verſchieden ſind. Denn die eben von Perſoon angeführte Synonimie zeugt klar, daß er eben denſelben Schwamm gemeint habe, welchen ich a. a. O. vorgeſtellet und beſchrieben habe. Wenn die Faltenſchwämme (Helvellen) eine ſtarke Verwandtſchaft zu den Morcheln und Per zizen berrathen: fo gibt uns hier die Betrach— tung eine Analogie der Morcheln mit den Ader- ſchwämmen (Merulius) zu enträthſeln. Man dürfte ſich nur den Gipfel einer Morchel, der ohnedem ziemlich Runzellos, ja zuweilen wohl gar durchſtochen iſt, als erweitert, geebnet und Rippenlos denken, ſo fehlet nicht mehr gar Vieles, daß wir uns einen Merulius clavatus vorgemahlt hätten, und die ſogenannten Meru- lii resupinati, wie z. E. der Merulius destru⸗ 170 ens, wenn gleich ihre Geſtalt ganz verſchieden iſt, haben doch faſt eben ſolche Zellen, wie die Morcheln. Aber vor allen übrigen muß Perſoons Merulius Pezizoides (aus der Beſchreibung zu urtheilen!) den Morchellen ſich nähern. Und was ſind wohl dieſe Echabenheiten um die Zellen herum anders, als ein Adergeflecht, obgleich es ſich bey den Morchellen etwas regelmäſſig er und häufiger als bey den Aderſchwämmen durch⸗ kreuzet? Ich führe dieſe und ähnliche Bemer⸗ kungen nicht ohne Ur ſache an. Meine Abſicht hiebey gehet dahin, den Leſer auf die zahlloſen Uebergänge in den Familien der Schwämme aufmerkſam zu machen; und ihn hiemit zu ges wiſſen Behauptungen vorzubereiten, die ich in der Folge über die Natur der Schwämme vor⸗ zutragen gedenke, und die auſſerdem beym erſten Aufſtoſſen paradox ſcheinen dürften. So aber darf ich es wagen, vorläufig als eine Erfah⸗ rungs ſache den Satz aufzuſtellen: daß die be reits angenohmenen Gattungen der Schwämme nicht viel beſſer als die Genera im Mineralreich find, und daß Blätter, Löcher, Falten, Röhren, Stacheln, Runzeln, Knöpfe u. d. gl. keine ſo ſtandhaften Organe ſind, aus welchen ſich ſolche Gattungscharak⸗ tere entlehnen ließen; es wäre aller 171 Dinge möglich, daß nach den bisher angenohmenen Schwammgattungen, eine und dieſelbe Art einmalals Ag a- ricus, ein andermal als Merulius, ein andermal als Dae dalea, oder als Sis- totrema, erſcheinen dürfte; daß al ſo ganz andere Merkmahle auszuwählen ſeyen, wenn man unter den Schwäm⸗ men eben fo feſte und ſichere Gattun⸗ gen einzuführen wünſchet, als wir de ren bereits in dem Gebiethe der Ph nogamen auf zuweiſen haben. Die gemeine Morchel hat einen unregelmäſſig⸗ Walzenförmigen weißen Strunk, der inwendig hohl und oberhalb mit einem Hute gekrönt iſt, welcher der Regel nach eben ſo lang als der Strunk iſt, und der mit ſeinem Rande auf dem obern Ende des Strunkes rings um ohne Zwiſchenraum feſt ſitzt. Er iſt von Farbe graubraun, und theilt - fih an feiner ganzen Oberfläche in nicht ganz regelmäſſige ziemlich große Zellen, deren erhas bene ſchmale Scheidewände ſich in ſchiefer Rich⸗ tung durchkreuzen. Sie erſcheint bey uns zu Anfang des Mans monaths in Laubwäldern oder auch in Obſtgär— ten, wenn der Raſenboden einige Jahre vorher mit Aſche Gerberlohe und Baumlaube gedüngt worden, und wenn die Lage fo befchaffen iſt, 172 | daß fie die Winterfeuchtigkeit lange Zeit aufbe⸗ halten kann. Man hat vor Zeiten, zu großen Schaden der Wälder Stellen ausgebrannt, um den Wachsthum dieſer Morcheln zu begünſtigen (S. Gleditſch S. 60). Es gibt viele Abartungen z. B. in der Höhe von 1 bis 3 Zoll, in der Farbe vom Grau— braunen ins Gelbbraune, in der Figur mit ei— nem ſpitzigen oder ſtumpfen Hute, welcher auch zuweilen länger oder kürzer als der Strunk iſt. Man genießt ihn als Gemüſe man ſchmort ihn in Butter, mit einem Zuſatz von Zucker und Wein, man füllt ihn mit fricaſſirten Le— ckerbischen. Auch pflegt man ihn erke für den Winker aufzubehalten. . Kal Ep 95 * e Ans Dr ER * BR j NER 12 l i es, — mn m be g auler el, e Keel le „ 2 173 PER e II EN DEI XXX. Die Baſtardmorchel. Mor- chella patula. P. S. Wachspräp. FF, Abbild. Tab, FF. „ ee Auf den Märkten Wiens habe ich zwar noch verſchiedene andere Arten von Morcheln ange— troffen, als z. E. Morchella Gigas, hybrida, crassipes u. d. gl. Allein, da ich dieſe niemahls in ihrer Geburtsſtätte ſelbſt gefunden habe, und mich daher von ihrer Stättigkeit nicht überzeu— gen konnte, ſo wage ich es nicht, derſelben hierorts als eigener einheimiſcher Arten Erwäh— nung zu machen. Die Baſtardmorchel habe ich öfters in den Donauinſeln beobachtet. Sie iſt der vorigen ſehr ähnlich, und unterſcheidet ſich von ihr vornälm— lich durch den Hut, welcher nicht angewachſen iſt, 174 fondern rings um frey über den Strunk herab» hängt. Seine Zellen find etwas größer und we- niger regelmäſſig, als bey . e Mor⸗ chel. Uebrigens varirt dieſe Morchel eben ſo wie die gemeine. | Erſcheinungszeit und Gebrauch find mit der vorigen einerley. Sie kömmt aber ſeltner zu Markte, und iſt überhaupt nicht ſo häufig zu finden. Auch pflegt ſie ihren Standort, wie alle Pflanzen der überſchwemmten Gegenden, öfters zu verwechſeln. Sie geht leicht in Fäulung über, wenn ſie einmahl zu ſtäuben angefangen, und alsdann iſt ihr Geſtank unerträglich. Man muß die Morcheln pflüken, da ſie noch jung ſind: denn die aus gewachſenen find meiſtens ſchon weich, von Maden bewohnt und eben deßwegen giftig. N a EN ne mer u Ma ee New York Botanical Garden Library TI