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DIE

ETHIK DES JUDENTUMS

DARGESTELLT

VON

PROF. DR M. LAZARUS

ZWEITER BAND

AUS DEM HANDSCHRIFTLICHEN NACHLASSE DES VERFASSERS

HERAUSGEGEBEN VON

J. WINTER und AUG. WÜNSCHE

FRANKFURT am Main

VERLAG VON J. KAUFFMANN

1911

«'UPYRK4HT 1911 HV J. KAUPFMAN'N

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MEINER GELIEBTEN GATTIN

NAHIDA

GEWIDMET.

LAZARUS.

2116156

Vorwort der Herausgeber.

Vor mehreren Jahren wurde mir, dem letztgenannten der Herausgeber, von .Frau Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Lazarus das Manuskript zum zweiten Bande der „Ethik des Judentums" ihres verstorbenen Gemahls zur Yer- öfientlichung übergeben.

Dasselbe bestand aus einem großen Konvolut größerer oder kleinerer Blätter und Blättchen, teils mit Tinte, teils mit Bleistift geschrieben, oft recht aphoristisch ab- gefaßt, aber doch so, daß der beabsichtigte ethische Gedanke immer klar vor Augen trat und es nur sehr weniger Einschaltungswörtchen bedurfte, um ihn auch dem nichtorientierten Leser verständlich zu machen. Die erste vorläufige Sichtung und Ordnung der Blätter und Blättchen hatte bereits Frau Geh. Regierungsrat Lazarus selbst nach dem, dem ersten Bande der Ethik am Schlüsse beigegebenen Inhaltsentwurf getroffen, welcher die beiden letzten Abschnitte des Werkes umspannt: „Der Weg zur Sittlichkeit OTT*)" und „Die Gestaltung der Sittlichkeit, welche geschaffen werden soll pW")", von denen jeder sich wieder in verschiedene Kapitel gliedert. Um aber

VI Vorwort dei tl> musgeber.

nur einigermaßen Anschluß und Zusammenhang in die

Entwürfe und Skizzen zu bringen, daß sie ein lesbares Ganzes bildeten, das nicht nur dem Inhalte, sondern auch der Forin nach, von dem ersten Bande nicht allzusehr abstach, blieb noch immer viel zu tun übrig. Dabei gewann ich zugleich die Überzeugung, daß ich mich zur Veröffentlichung des Werkes wegen verschiedener Sitten und Gebräuche, die zum jüdischen Kultus gehören und deren rechte ethische Bewertung eine durch Geburt und Erziehung mit ihnen verwachsene Autorität erfordern, nutwendig mit einem jüdischen Gelehrten verbinden müsse. Als dies mir zugestanden wurde, wandte ich mich an meinen Freund. Herrn Rabbiner Dr. J. Winter, welcher sich auch sofort bereit erklärte, an der Herausgabe sieh zu beteiligen, falls ich das Manuskript der Veröffent- lichung für wert hielte und der festen Zuversicht sei, daß sich die Entwürfe und Notizen zu einem übersicht- lichen Ganzen zusammenfügen ließen.

Bei unserer Zusammenarbeit im Druck sind noch aller- lei Veränderungen getroffen worden. Manche Stücke sind durch Versetzung in noch strafferen Zusammenhang ge- kuiiiinen. Vor allem sind zahlreiche Stellen, die von Lazarus nur Dach dem Standort im rabbinischen Schrift- tum bezeichnet waren, von ans übersetzt worden, ohne daß wir uns als die I bei . ebneten. Nicht

3tellen wiederum, die nur itungsweise n

Anfangsworten angeführt waren, haben wir ermittelt

Vorwort der Herausgeber. VII

und ausgeführt. Neue fügten wir illustrierend hinzu. Aller sonstigen sachlichen Einschaltungen oder Korrekturen in der philosophischen und kritischen Beleuchtung der ethischen Begrifiswelt des Verfassers aher haben wir uns enthalten. Das Manuskript war uns heilig. Jeder Gedanke mußte nach Inhalt und Form so auf die Nachwelt kommen, wie er vom Autor auf die Zettel hingeworfen war. Wir glaubten sogar, den Standpunkt des Verfassers auch in solchen Fragen festhalten und scharf hervortreten lassen zu müssen, wo der eine oder andere von uns im Wider- spruche zu ihnen sich befand.

So übergeben wir den zweiten Band der „Ethik des Judentums" der Öffentlichkeit. Er ist kein Torso im strengen Sinne des Wortes, wenn wir auch gern zuge- stehen, daß durch straffere Zusammenarbeit durch den Autor manche Kapitel ein anderes Gesicht erhalten haben würden. Andererseits würde mancher Punkt, der mit einer bloßen Andeutung abgetan ist, ausführlicher und tiefgründiger behandelt worden sein. Indessen geben wir uns der Überzeugung hin, daß Lazarus, wenn er unsere Arbeit an seinem Werke heute sehen könnte, uns seine Billigung und Zufriedenheit aussprechen würde. Das gebildete Judentum wird den Abschluß des Werkes sicher dankbar begrüßen. Insbesondere wird für Rabbinen und Lehrer die „Ethik des Judentums" von Lazarus ein gutes Repertorium bleiben, das ihnen manchen Dienst in ihrem Amte leisten dürfte. Schon die Sammlung des Materials

VIII Vorw ort der Eer&uBge

ist verdienstvoll. Es ist eiue Fundgrube für ethische Erkenntnis erschlossen. Dafür wird auch derjenige Dank wissen, der das Material anders wertet als der Verfasser. Aber auch dem vergleichenden Religionsforscher und Kulturhistoriker wird das Werk des seligen Lazarus will- kommen sein, da es ihm den Blick in die ethische Vor- stellungswelt des Judentunis auch ohne eigene Kenntnis der biblischen und rabbinischen Quellen ermöglicht.

Der Verlagshandlung danken die Herausgeber beson- ders dafür, data sie bemüht gewesen ist, den zweiten Bund in derselben vornehmen Weise wie den ersten in Druck, Papier und Ausstattung ausgehen zu lassen.

Dresden, im Januar 1911.

J. Winter und Aug. Wünsche.

Einleitung und Vorwort des Verfassers.

Zur Geschichte des zweiten Bandes.

Ein deutsches Sprichwort sagt: Wenn der Boden zu fett ist, so erstickt die Frucht; das war die Gefahr, das Material war zu reich. Das erklärt am besten, weshalb so lange keine „Ethik" in der jüdischen Literatur zu- stande gekommen. Auch ich war zwei- oder dreimal nahe daran, die Flinte ins Korn zu werfen. Beachtet man die Form der Systematisierung, so zeigt sich, daß der Gedankengang der Rabbinen bald die Tugend, bald die Pflichten lehrt, bald die Yollkommenheitstheorien usw. verfolgt.

Man ist immer in Gefahr, bei der Auffassung eines gegebenen Ideengehalts von der Form des Vortrags, von der Rede- und Denkweise des Autors abhängig zu sein; nur derjenige, welcher geübt ist, den Gedankenvortrag verschiedener Völker und Zeiten zu beobachten, wird dahin gelangen, den eigentlichen, inneren Denkgehalt zu erfassen, ihn aus der Hülle der Denkform herauszuwickeln und in einer geistig allgemeinen, gleichsam menschheit- lichen Form festzuhalten.

X Einleitung und V i > vs.

Die jüdischen Gelehrten der letzten Jahrhunderte, welche durch Peio und Leid häutiger Verfolgung zu einer auch geistigen Abschliebuug gleichsam hingedrängt wur- den, konnten deshalb dein hohen und reichen Ideen- gehalt, der in den tahniidischen Aussprüchen niedergelegt ist, nur selten gerecht werden. Glücklicherweise war der alte Geisl der rabbinischen Sittenlehre tief genug ge- wurzelt, zugleich reine Sitte und lautere Gesinnung genug befestigt, daß wenigstens die praktische Ethik kaum Schaden erlitt; aber auch theoretisch war trotz aller Enge und Verkünstelung des Geistes denn der in ier Beschränktheit dennoch emsige Geist mußte sich m.twendig verkünsteln! der wirklich erhabene Ideen- gehalt des talmudischen Schrifttum- nicht auszutreiben. Die Et< le Über diese ethischen Dinge, über die Agada überhaupt, war meistens abstrakt, hohl, an eigentlichen Gedanken unfruchtbar, immer nur das Allgemeinste der 1 igend, Frömmigkeit und guten Sitte wiederholend, in der Form entstellt, bis zur Komik verzerrt worden; und dennoch und dennoch die geradezu erhabene l. iiterkeil der Gesinnung, die Reinheit und der Adel sittlich. T [deen der alten talmudisohen Überlieferung ist aus dem Munde dieser Stummen, krausen und schnurrigen Redner nicht gewichen. Für ans aber, die wir ihre Unzu- länglichkeit • b zu deutlich fühlen, Bind sie wertlos! dem Wiedererwachen « chaftlicher Behand- lung de Judentui ging man nur historisch und lite-

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XI

rarisch zu Werke, daher fehlte die Ethik. Dieses Werk ist der erste Versuch einer wirklich jüdischen Ethik. Die Idealität des Judentums ist eben unverwüstlich.

Nachdem die Prinzipien überall mit Belegen aus deu Quellen versehen sind, ist es in diesem Teile um ihn nicht zu sehr anschwellen zu lassen nicht mehr nötig, jedem Gedanken auch spezielle Zitate hinzuzufügen.1

Aufgabe.

Die Ethik als Wissenschaft bringt nichts eigentlich und wesentlich Neues.

Wehe dem Volke, dem die Sittenlehre der Wissen- schaft mit ihrem Inhalt ein Neues ist und ein Neues bringt; imd wehe der ethischen Wissenschaft, welche als ein Erzeugnis des Einzelnen nicht aus dem Geiste der Gesamtheit geschöpft ist; sie kann die Wahrheit suchen, aber nicht finden, sie kann sie auch nicht im Gemüt des Volkes bewähren und bewirken.

1 Einerseils war es unnötig-, da das Detail sich aus den Prinzipien ergibt, welche als echt jüdische im 1. Teil genügend nachgewiesen sind; sodann aber, weil es hier oft zu umständlich war, den Nachweis zu führen (der ja nur ein historisches Interesse halle). Denn oft sind die Gedanken laisächlich nicht in irgend einem Überlieferlen Salze oder einer einzigen Überlieferlen Tatsache enthalten, sondern man müßte als die wirkliche Quelle derselben eine ganze Anzahl von Sätzen kombinieren, in denen der Gehalt nur wie ein belebendes Fluidum herrschend ist. Man braucht nicht jede lalmudische Anekdote, jeden überlieferten Brauch usw. zu zitieren, aus denen die Darstellung der EÜiik Weisung empfängt.

\II Ihtleitang and Vorwort dei Verfanen,

GrolJe problematische Frage.

[mmer werden Urteile gefällt über einzelne Handlungen des Einzelnen im ein/einen Moment: dagegen auch über den ganzen Menschen, über einen Stand, ein Volk, eine Geschichtsepoche usw.

Die Begriffe von der Zusammensetzung des All- gemeinen aus dem Besonderen, und von dem EinllulJ des Allgemeinen auf das Besondere Bind noch sehr un- klar; bald wird das eine, bald das andere betont.

Es war nicht meine Aufgabe, alle Stellen aus den rabbinischen Schriften, welche einen ethischen Gedanken >ia r~ teilen oder andeuten, auch in diesem Werke zu zitieren. War irgendeine Lehre als im öffentlichen Geist- des Judentums and auch in einer besonderen Schrift- quelle vorhanden nachgewiesen, so durfte ich nicht blolj, ich maßte oft auf Anführung von anderen verzichten. Nicht jeder findet in einem überlieferten Satze dasselbe, ein anderer darin limlet. Können also die Kritiker für einen hier vorgetragenen Gedanken noch andere Stellen zitieren, so soll es mich freuen, wenn sie ihre Leser damit bekannt machen Die Wirkung ine Buches wird dadurch nur befördert und nicht herab-

:zt. I»' 8< blufi aber. dafl eine Stelle mir. weil ich sie nicht gefuhrt, auch nicht bekannt gl I in den meisten

Fehlschluß. Ea ist au< l> durchaus nicht immer

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XIII

die Rücksicht, den Umfang des Buches nicht allzusehr anschwellen zu lassen; in vielen Fällen hat meine Be- schränkung einen inneren wissenschaftlichen Grund. Der Eifer mancher Kritiker, alles, was sie über eine Frage wissen, an den Mann zu bringen, hat oft meiner Zurück- haltung ein günstiges Zeugnis ausgestellt. Die Sache wäre kaum der Rede wert, wenn sich daran nicht die Frage knüpfte, wie es denn mit den Stellen sich verhält, welche eine von der hier vorgetragenen Ansicht ab- weichende enthalten? Zunächst verweise ich auf § 46 und 56—60 des I. Bandes; sodann: dies ist eben meine Meinung und ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich für die meisten Fälle hinzufüge: dies ist eben unsere heutige Meinung!

Sowie ich (bisher) wegen des Forschens (himmlischen) Lohn empfing, so werde ich auch wegen des Unterlassens Lohn empfangen. (Pesach. 22 b.)

Dies Buch ist kein apologetisches. Nichts ist von Apologie darin! Gewiß werden wir angegriffen; man griff der Juden und auch des Judentums Ehre an. Die Juden mögen sich verteidigen. Das Judentum braucht keine Verteidigung. Aus der Willkür des Angriffs folgt nicht die Notwendigkeit der Verteidigung. Und nicht bloß willkürlich, sondern aus Unwissenheit töricht, oder aus Bosheit ungerecht sind alle diese Angriffe.

Die Systeme die nationalen und die wissenschaft- lichen sind bekannt.

XI V .leituug und Vorwort des Verfassers.

Man kann Bie Bchätzen Dach der Form oder nach dem Inhalt

Nach dem Inhalt steht keines höher als das Juden- tum; Begründung, Ziel, Weg und Gestaltung /der Einsei- person und der Verbände). Was ich von Plato und Aristoteles, von Kant und Herbart und auch Sohleier- macher aus seinem wundersamen Buch'' Kritik der Bitten- lehre gelernt, ist den Talmud Lehren, ihn deuten und be- greifen, verstehen und würdigen, d. h. das darin zu rinden.

- wirklich darin liegt und nur wegen seiner uns mo- dernen Menschen fernliegenden Denk- und Redeform nicht sofort erkennbar ist. Man übertreibt nicht, wenn mau sagt, wir vorstehen heute den Plato. so wie ihn nie ein Grieche verstanden, ja wie er sich selbst nicht ver- standen. Kein Wunder! Alle anderen Gedanken sind Hüten zum wahren, vollen Verständnis, zur Vergleichung USW. i>as ist der charakteristische Vorzug des wahr- haft Tiefen, daß es wächst durch das Wachstum der Empfänger.

Wie mancher Rabbi des Talmuds hat einen kurzen »Spruch hing) d, neileicht mitten in der Diskus-

lion; aber weil er aua dem t^uoll der ethischen Substanz chöpfl ist. birgt er m sich eine nie vei l< Keim-

kraft. Werden wir Menschen in ethischer Klarheit und 11 teil fortschreiten, so wird man auch aus Bibel und

Talmud immer mehr Lernen, immer mehr keimkräftigo tkörner in ihnen linden.

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XV

Ich verlange nicht Nachsicht: aber etwas Geduld, etwas Sanftmut und ein freundliches Entgegenkommen gegen die Gedanken, die geboten werden. Und von meinen Glaubensgenossen weiter nichts und nichts weiter fordere ich, als daß sie gerecht, wahrhaft redlich, von Herzen gerecht sein sollen.

Weil in den europäischen Kulturvölkern eine gewisse Gemeinschaft und Gleichartigkeit wenigstens der sittlichen Ideale vorhanden ist, meinen wohl viele, daß es einer be- sonderen Ethik des Judentums nicht bedarf, sie sei in der Ethik des europäischen Kulturlebens auf- und unter- gegangen. Aber das Judentum ist da, es ist eine leben- dige Tatsache, und der Kern dieser Tatsache ist die Ethik des Judentums. Das Grundmotiv der jüdischen Ethik ist vergleicht man es mit dem der antiken Völker ein anderes, ein eigenes. Wie es mit den modernen Völkern, welche ihre Weltanschauung durch Vermittlung des Christentums gebildet haben, steht, das zu untersuchen ist unsere Sache nicht. Die Ethik des Judentums wendet sich an seine Bekenner; ob auch an- dere daraus lernen können, lernen sollen, kann sie selbst nicht entscheiden.

Alle religiös dogmatischen Vorstellungen müssen hier fern bleiben; von den Wegen der Vorsehung reden die Menschen gern, aber wer darf sagen, daß er sie kennt? Nur als eine Tatsache ist der Bestand des Judentums anzuerkennen, eine unleugbare, und darum gewiß nicht

XVI i i '••■ ing und V »rwoTt du Verfaaien

bedeutungslose Tatsache Was sie für die anderen Stämme der menschlichen Familie bedeutet, kann die Ethik des Judentums Dicht bestimmen. Aber in ihrer Eigenart muß Bie dargestellt werden.

W'.im die Ethik des . Judentums ihre Stimme erhebt,

geschieht es allen zu lieh, aber niemandem zu leid.

Nicht die Erkenntnis des Besseren im Vergleich, sondern

die Erkenntnis des wahrhaft (inten bat die Ethik zu

suchen.

])as Judentum hat, nachdem es den Monotheismus begründet und die Welt dadurch erleuchtet hat. sich Dicht mehr mit der Vergleichung befaßt; kaum in den apologetischen Schritten, sonst aber nirgends in seiner Literatur hat es mit der Prüfung der anderen sich be- schäftigt.

Wie jede Schule, jede Religion, jedes Volk, hält das .Judentum seine eigenen Ideale für die wahren; das ist sein Recht und seine Pflicht. Die Geschichte ist der Zuchtmeister, welcher die Juden vor jeder L'berhebung geschützt hat. Bs hält sich nicht für den „Prediger in •ler Wüste",1 noch für die „Weisheit, die in den Gassen

predigt"*; aber seine Bekennerruft es auf: mite ro?J1 id1? 8,

und das ist da- Lieht sittlicher Weltanschauung, das Licht, welches da^ Getriebe des Lehens, den Weltlauf beleuchtet, und das Licht nicht blofi von Finsternis,

' Doreii bische Abteilung in Jes if| entstanden.

* Pmv. 1 , 20. 3 Je». 2, 6.

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XVII

sondern auch von Dämmerung und Schatten und dem blassen Schein und falschen Glanz unterscheiden lehrt.

Der Bearbeiter einer Ethik befindet sich gegenüber einem der großen Probleme: 1) er soll originell sein und doch nicht Neues lehren, 2) er soll individuell sein und soll doch das Allgemeine lehren, 3) er wird notwendig subjektiv sein und soll doch die objektive Sittenlehre darstellen.

Wie diese drei Formen des Problems zusammenhängen und ineinander übergehen, soll hier nicht erörtert werden. Dagegen ist hervorzuheben, daß sie alle sich verschärfen, wenn es gilt, nicht sowohl eine freie, philosophische Ethik zu schaffen, sondern die tatsächliche, mit ihrem Inhalt vorhandene einer Schule, einer Zeit, eines Volkes, einer Religion darzustellen. Form und Inhalt Vor- schrift und Begründung (diese kann in einer objektiv gegebenen Ethik ganz fehlen ) Fortbildung im objektiven Geist und aus objektiven Motiven sogar nach (vorbildlich aus früheren Zeiten) gegebener Methode in subjektiver Gedankenarbeit zu vollziehen.

Für die Systematisierung und für die Begründung sind in der jüdischen Literatur wenige und noch weniger gute Vorbilder vorhanden. System, immer nur Anfänge, immer wieder verlassen, Unterbrechungen! Der Grund für diese Erscheinung liegt klar auf der Hand. Be- gründung: Wenn ein STDTD oder p^Dlina den Geist befriedigt, wird er nach Gründen nicht lange suchen . . . Dazu kommt, daß Beispiele der Alexandriner, später des

Will tleitang und Vorwort de« Verfassen.

Maimonides abschreckend gewirkt hatten. Die allegorische ümdeutung »1er in der Schrift erzählten Tatsachen hatte die greifbaren, festen Körper der Erzählung in unsicht- bare Gasformen gewandelt; mochte der philosophische

Chemiker immerhin die Identität der Stoße behaupten, für das schlichte Bewußtsein waren die Körper ver- schwunden, zu nichts geworden. Das macht die Polemik begreiflich, BOgar entschuldbar.

1 >ie Begründung, Ableitung aber war meist nicht ethisch, sondern metaphysisch. Das philosophische Denken hatte das Ethische nicht in sich selbst vertieft, sondern in fremde Tiefen abgelenkt und versenkt. So bei Bachja in die Mystik, welche eine allzu aristokratische Ethik zur notwendigen Folge hatte.

Die Ethik des Judentums ist keine Güterlehre. Nicht welche Güter erworben werden sollen, lehrt sie. Die Schöpfung von Gütern ist Sache der Technik des Lebens; die Ethik aber lehrt, wie der Mensch gut sein und wie . r L'ut handeln soll; also Gesinnungen und Tugenden und Pflichten und Handlungen.

Wohl gilt das Leben selbst als ein (!ut. und deshalb auch /ur Steigern] elben, also zur Ener

V*erf( inerung, Zierde und zum GenuL desselben dient. A.D6I alle Güter sind nur Erfolge des sittlichen Lebens, nicht Zieh- desselben.

li der religiösen Wendung sind alle Güter ein-

alieulich des Lebens selbst Gaben Gottes, welche dem

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XIX

Menschen aus der Gnade Gottes oder aus der Gerech- tigkeit Gottes als sein Verdienst zukommen. Nach der ethischen Wendung aber sind alle Güter nur Bedingun- gen, Mittel und Gelegenheiten zu sittlichem Tun, das heißt zu dem, was sittlich gut ist.

Bisher wurde die Ethik meist nach dem Vorgang der Alten entweder als Tugend- oder als Pflichten- oder als Güterlehre dargestellt; hier aber finden wir sowohl die Tugend- als die Pflichtenlehre. Die Güterlehre frei- lich ist in der jüdischen Sittenlehre nicht bearbeitet; daß sie dem innersten Prinzip derselben widerstrebt, ist im ersten Teile gezeigt. Daher aber erscheint hier als neue Form die Lehre von der Gestaltung der Sittlich- keit im wirklichen Leben und in den Beziehungen der Menschen zueinander, welche unter der Führung der Idee zu sittlichen Instituten ausgeprägt werden.

Die Realisierung eines sittlichen Ideals ist von Um- ständen und Bedingungen abhängig, unter denen sie erst stattfinden kann. Die Gestaltung dieser Umstände und die Erfüllung dieser Bedingungen ist also der zuerst notwendige Schritt zur Verwirklichung des Ideals oder des sittlichen Zweckes. Die wichtigste Bedingung ist eine gewisse geistige Entwicklung des Menschen; diese bildet also die nächste sittliche Aufgabe.

Aus dem Inhaltsentwurf des zweiten Bandes kann man

auch jetzt schon sehen, welch einen Reichtum ethischer

Bestimmungen ich aus den Quellen schöpfen konnte.

b*

XX Einleitung und '

Individuuin und Individualität.

Der Wer! des Individuums (und der Individualität) steigt in dem Maße, als es fähig ist, für die Gesamtheit und in der Gesamtheit als schöpferisches (Ilied derselben zu wirken. Auch die Momentalität, die Vereinzelung der indi- viduellen Aktion, soll überwunden werden; das Leben soll ein Ganzes bilden. Je reicher das Momentane, desto wert- voller Umbildung zu einem Ganzen. Beilig heißt beides : Ganz sein und mit anderen vereinigl sein. Heilig oder gottähnlich Bollen die Individuen werden, indem sie immer mehr aufhören, vereinzelte und in Momente te In- dividuen zu sein. Gott ist absolut ganz und absolut eins. Ilen jeder ganz werd< aund sich vereinigen, und auch Vereinigung -"!l wiederum ganz werden, d.h. zweck- voll mmi n ein < Ganzes ausmachend , plan-

mal Q •mtleben führend. Dir sit tlirln-n I < 1 1 1

md Formen, Mut'], aufsteigende Zustände der Vereini- . 7. Kapitel. .1 Ine sittliche Handlung, jeder Akt ist ein

Beil S löpfung der Einheit Gerechtigkeit und

Wohlwollen, Eingebung, Liebe. Die historische Kon- tinuität lies Geistes macht aus einem Volke eine fort- le Einheit. Von dem Einzelnen, der dabin geht im i iit mehr wirkt, aber an seiner Stelle gewirkt

vcy bx *)DM1 Unkt ab. i rin [ndiyiduum

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XXI

noch weiter, sein Werk, seine Gedanken, seine Ge- sinnung als Vorbild usw., so lebt er eben aktiv fort, schafft weiter an der Einheit, Kontinuität. Also N. N. lebt in meinem Geiste. Daraus entsteht das Ideal: Alle sollen in Allen fortleben.

Ebenso naiv und populär: dem Verstorbenen ein liebe- volles Andenken bewahren. Als Prinzip gedacht: das Fortleben des Vergangenen lebendig erhalten; sich mit dem Vergangenen, das Vergangene mit sich vereinigt er- halten; von der Endlichkeit zur Unendlichkeit aufsteigen. Das Andenken Abrahams, Moses usw. wird solange dauern, ihr Wesen wird wirken, solange es Juden, solange es Menschen auf der Erde gibt.

Wenn einst in Allen ein Gedanke lebt, wenn es ihr ganzes Leben durchdringt, alle vereinigt usw., dann ist das ethische Ideal erfüllt. Aber der Inhalt ist unend- lich. Die Vorsehung wird schon für immer weitere Fortschritte sorgen, von denen wir ebenso keine Ahnung haben, wie ein Mensch von vor 3000 Jahren keine Ahnung von unserem Denken haben konnte.

Das K\T D^ötJO üb * sichert dem Menschen seine schöpfe- rische Tätigkeit und Selbständigkeit.

In der Form des höchsten, des göttlichen Humors wird der Gedanke vorgeführt. Humor ist die Einheit des Er- habenen und des Komischen, des Unendlichen und des

1 Deuter. 30, 12.

XXII Einleitung and Vorwort des \ ra.

Endlichen, oder Jos unendlich Großen und unendlich Kleinen, Gott lacht, das ist der Humor, und worüber <i3 ,:,--j:. Eliezer, das Prinzip der Tradition, des ob- jektiven Gehalt- der Idee, die. weil sie Wahrheit, als un- veränderlich erscheint, wird durch Josua besiegt, durch Josua, der nicht Tradition, Bondem Grund- verlangt; «Tl raift fc6, d. h. selbsttätige, schöpferische Bewegung des G Die Idee, weil sie ewige Wahrheit, ißt

ewige Entwicklung. Den Menschen ist gegeben, daß die Entwicklung der [dee persönlich in ihm vollzogen wird. Die Idee wird Person und die Person ideal. Besonders im Göttlichen wird der Mensch *)nW. Bei der ferneren, zarteren, edleren Bittlich« d Lebensgestaltung ist 2bb niDö vorhanden; aber dabei heißt es gerade: WW, er muß sich hüten, der objektiven Idee gerecht zu werden, ihr treu zu folgen, nicht in Subjektivität auszuarten,

Josua ist so konservativ wie Eliezer; ist er doch in dem Spezialfall, der den Anlaß zur Kontroverse gibt, bei dem fataleo Achnaiofen der Vertreter der eren

Ghott lacht Das Endliche hat gesiegt. Wodurch? Weil es, von den en-Idealen erfüllt, da unend-

liche ganz in sich B nun' n hat. Deshalb Lsl

Lbstschöpferisch geworden. Gott lacht I1 ' wlute hat Beineu Zweck, dai Endli durch die objektive [dee emporzuheben, DSTiBOri K'n o2,

1 I - Aiii.i! 2 Di Uta 1, «.

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XXIII

so vollständig erreicht, daß nunmehr das Endliche selbst- ständig geworden ist.

Umstellung der auf Psychologie zu gründenden Aufgabe der ethischen Ausbildung des Menschen.

Die Psychologie als eigentliche Wissenschaft im mo- dernen Sinne ist ein Kind des neunzehnten Jahrhunderts. Aber an psychologischen Theorien hat es keiner Epoche menschlicher, veredelter Kultur gefehlt; meist gegen den Schluß einer solchen drängt sie sich als Aufgabe auf. Bei den Griechen stellt sie sich in der Zeit ein, welche zwar die höchste Blüte bezeichnet, aber schon die ersten Zeichen des Abstiegs erkennen läßt. Sokrates im Kampfe gegen die Sophistik wird zum ersten Anreger der Psycho- logie, und Aristoteles ist ihr erster Systematiker.

Die theoretische Psychologie der Rabbinen steht auf einer niedrigen Stufe, dahingegen die praktische Psycho- logie, das Sammeln und Festhalten der Erfahrung und ihre Verwertung für positive Vorschriften für den gedeih- lichsten Fortschritt, steht in hoher Blüte ; an ihr arbeiten Tausende mit Eifer; es ist ihr wichtigstes Anliegen.

Statistik der religiösen und ethischen Vorschrift und der psychologischen Anleitung und Erfahrung in Aboth! Wir dürfen den Schein, als ob wir moderne Gedanken in den Geist der früheren, besonders der talmudischen Zeiten hineintragen, nicht scheuen. In Wahrheit handelt es sich, den Gehalt, der in der Seele jener Männer ge-

\\IV and Vorwort des \

lebt und gewirkt hat, genauer zu erkennen, und dazu bedürfen wir der modernen wissenschaftlichen B< jriffe. Wir müssen nur gewissenhaft greifen, was wirklich im

äte der Rabbinen als Lebendiger Gedanke vorhanden war; wag Bie i Lbs1 psychologisch wissenschaftlich dar-

gen, zu realisieren nicht ?ermocht hatten, müssen wir zur Anschauung bringen. Die Ansichten di a BCaimonides sind seinen Zeitgenossen notwendig anch als moderne im Vergleich zu Talmud und Midrasch erschienen; er aber war wenigstens bestrebt, den rabbinischen Gedankt

ialt, wenngleich mit Hilfe des Aristoteles, zn reprodu- zieren. Aber auch die Beroen des Talmuds, dir Tanna-

r Denkweisen und Redewendungen, welche im Vergleich zu den Lehren der Thora und den Aussprüchen der Propheten als moderne gelten muül B rerh&lt Bich damit ganz ähnlich, -wie mit den ana- lytischen Begriffen moderner Wi haften. II naer ist kein Grammatil ate keine grammatischen Kategorien und Begriffe von grammatischen Gi etzen; in , i, te aber wirkt die grammatisohe Gesetz- lichkeil als leitende ideale Triebkraft, die grammatischen ind in seinem Geiste in ihrer Anwendung reali- siert In S »kies und den anderen klassischen Dichtern wirkend] G Sie schaffen ihre Werke in Übereinstimmung mit und nach der Norm dieser Gi

. vc oichl in abstrakter Form. i BreAufg es, diese Gesetze zu erk< and ais in

Zur Geschichte de3 zweiten Bandes. XXV

ihrem Geiste gegeben und wirksam nachzuweisen. Sokrates wird als der Erste danach getrachtet haben, diese Gesetze als die schöpferischen Triebkräfte, als das, was den Grund der positiven Tätigkeit ausmacht, zu erfassen, und er ist erstaunt, wir sind es nicht mehr! daß die Künstler selbst es nicht wissen, daß sie das, was doch in ihnen lebt und wirkt, nicht erkennen, nicht anzugeben und auszu- sprechen wissen.

Ebenso nun verhält es sich mit der psychologischen Anschauung der Eabbinen. Abgesehen davon, daß sie weitaus überwiegend empirisch ist, so werden die Er- fahrungen sehr selten in abstrakten Sätzen ausgesprochen; dagegen werden Vorschriften für das gedeihliche und erfolg- reiche Verhalten gegeben, welche auf jene zwar erkannten, aber selten ausgesprochenen Erfahrungen gegründet sind.

Also nur die praktische, auf das Leben angewandte Ps},chologie begegnet uns in den Aussprüchen der Rabbini-n; aber man kann die Erfahrungssätze, worauf sie gegründet sind, zweifellos darin wiedererkennen. Eine andere lehrreiche unserem Gebiete besonders nahe- liegende — Analogie bietet alle Erziehungstätigkeit. Jeder pädagogischen Regel oder Übung auch der ein- fachsten Menschen, einer Mutter, eines Erziehers, liegt eine psychologische Anschauung zugrunde. Diese kommt für sich allein, abgezogen (abstrakt), nicht zum Bewußt- sein; aber sie ist vorhanden und wirksam (wenn sie nicht bloß schlechtweg ererbt, angelernt ist; in welchem Falle

XXVI Einleitung and Vorwort des Verfassers.

aber wiederum der psychologische Gedanke im Urheber der pädagogischen Regel zu Bachen ist). Jede päda- gogische Kegel bedeutet zugleich eine psychologische An- sicht, nur daß diese allein in ihrem Erfolge, aber nicht im eigenen Bestand».' erkennbar wird.

Bei zwei verschiedenen Völkern also, oder in zwei historischen Epochen desselben Volkes können die theo- retischen Darstellungen psychologischer Ansichten voll- kommen fehlen; aber in dem einen fehlt es in der Tat an dem psychologischen <J ehalt, an den Ansichten und Gedanken psychologischer Art, in dem andern aber sind sie reichlich in mannigfacher Weise (vorzüglich in Päda- gogik und Kthik) vorhanden, nur daß sie nicht abstrakt zu Bewußtsein kommen.

Zuweilen gelangt auch der psychologische Inhalt aoeh einen Schritt weiter. Zwar fehlt es noch gänzlich an

ausdrücklichen und abstrakten psychologischen Lehr«

tzen; aber eine bedeutsame psychologische Erfahrung wird Lebendig erfaßt: es wird ein innerer Vorgang in

pi ifender poetischer (manchmal allegorischer) Form

t. Hier ist wahre, tiefe Psycho) vorhanden,

nur dafi sie der analytischen Denkform und Redeweise

entbehrt, um als ein Glied in der Kette eines modernen

chologischen Systems eingereiht zu werden. Im vierten K ipitel des lliob ist eine unsäglich feine und tiefe

lilderung über den Ursprung, da Werden und die Entwicklung unserer Ideen enthalten.

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XXVII

Der Dichter hat einen großen, gewaltigen, die ganze ethische Welt durchdringenden Gedanken erfaßt, aber er will uns auch sagen, wie er zu dem Gedanken ge- kommen, oder vielmehr, wie ihm zumute war, als der Gedanke in ihm aufleuchtete.

Man kann ohne Übertreibung sagen, daß alle unsere theoretische Erkenntnis über die Entstehung und Ent- deckung unserer Gedanken dieser Schilderung nichts von ihrer poetischen Schönheit, aber auch nichts von ihrer zugrunde liegenden Wahrheit raubt. (Vgl. Leben der Seele: „Genius.")

Religion und Spekulation.

Jede Theologie umfaßt einerseits eine Religion und andererseits eine philosophische Spekulation. Die von Gefühlen begleiteten, infolge von Gefühlen entstandenen und ausgestalteten Ideen bilden die Religion; die ent- wickelten Begriffe von der Welt, von Gott und den Be- ziehungen beider zu einander bilden den spekulativen Ge- halt, welcher auch an sich ohne seine psychologische Wirkung auf die Personen, in deren Geist er lebt, be- trachtet und dargestellt werden kann.

Mit anderen, den psychologischen Tatsachen noch ge- nauer entsprechenden Worten kann man sagen: In dem durch das Erfassen des Unendlichen erregten Gemüt offenbart sich die Religion; die Darstellung aber des in einer Religion werdenden und webenden Gedankenkreises

XXVI II Einleitung and V les Verfus«

ist ihre Philosophie. Dieser philosophische Gebalt, in aktiver, geistiger Arbeit enthalten, kann auf die Religion und ihre weitere Entwicklung zurückwirken, oder sich von :ben ablösen und selbständige Existenz gewinnen,

zu einem reinen Werke der Vernunft >ich gestalten. rotere hat bei den Juden immer, bei den Griechen ls mit Erfolg stattgefunden; das Letztere uin- Int ist bei den griechischen Denkern überall, bei den jüdischen äußerst selten vorgekommen. Auch in Maimonides Führer, in Albos Grundsätzen, in Mendels- sohns Morgenstunden arbeitet die reine Vernunft unter dem Einfluß des Gemüts. Vielleicht macht Spinoza eine Au nähme? Nach meiner psychologischen Ansicht auch dieser nicht; denn längsl habe ich behauptet, was ich heut'- noch glaube: Spinoza fühlte den Gott seiner Väter, während er dachte den G^tt ^tems (s. Leben

dex I.Auflage 8. 186; S.Auflage III 8.291).

Jed< r The I alt notwendig eine metaphysische

gründung der Ethik Auch der Pan-Theismu8; denn . ob das Unendliche, <: - Ab olute als persön- licher Gott, oder als Allgeist, '.der auch Weltall über- haupt gedachl wird, immer wird Bich ans der Beziehung n zu ihm eine Norm ergeben; so wie die Erl I: lividuume des Bndlichen die Hin-

ong die Erregung eine Religion ergibt Man bal im öei te - Judentum nicht das Bedürf- gefühlt, ! ründung d< I ink auch eine meta-

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XXIX

physische Grundlage, oder eine Anknüpfung an die An- schauung von den letzten Dingen überhaupt zu suchen. ' Aber wir sind nicht in Verlegenheit, aus den vielver- breiteten Gedanken erlauchter Geister über das Wesen des Unendlichen und über die Bestimmung alles End- lichen eine solche Grundlage zu konstruieren; sie ist immanent in der jüdischen Weltanschauung gegeben, und es hat nur das Bedürfnis gefehlt, sie in wissenschaftlicher Form zur Darstellung zu bringen.

Die letzten metaphysischen Fragen und Gründe

der Ethik.

Über die letzten metaphysischen Fragen und Gründe der Ethik liegen bestimmte und besonders klare und offenbare Aussprüche bei den Babbinen nicht vor. Nur einige Andeutungen sind gegeben. Sie sind selbstver- ständlich theistisch geartet, aber von einer solchen Weite, daß sehr verschiedene theologische Denkweisen darin Raum finden. Die Welt besteht durch die. Ausbildung und naturgesetzliche Fortbildung der Individualitäten; die Mannigfaltigkeit und eigenartige Besonderheit der individuellen Erscheinungen ist die absichtsvolle Anord- nung Gottes. Gott oder das absolute Wesen erzeugt oder entläßt aus sich eine ins Unendliche gehende Fülle von Erscheinungen des Endlichen. Diese Fülle ist die

1 Ob Bachja eine solche hat, die über ^X ump ^ vnn D'cnp hinausgeht? Vgl. auch Maimonides inbezug hierauf.

XXX Einleitung und Vorwort d< a Verfasser».

Bereicherung, die Erscheinung der Herrlichkeit des Ur- Beins; den endlichen Wesen, insbesondere den denkenden, fühlenden, bewußten Wesen besonders bekannt. Den Menschen ist ihr Dasein, ihre Gestaltung, ihre Wirksam- keil eine Gnade. Um seine Gnade au ihnen zu erweisen, hat Gott sie geschaffen. TMT lün üb)]} (Ps. 89.

Mit der Individualität ist die Endlichkeit verbunden, ist zeitlich, quantitativ und qualitativ beschränkt Mit dem Wesen der Individualität ist ihre Schianke not- wendig und unausweichlich verbunden.

Aus der psychisch« n Notwendigkeil der Schranke und Begrenzung in der Individualität entspringt aber eine ethische Aufgabe.

Die Trennung, die Besonderheit und selbst die Eigen- art wird aufgehoben in dem Matte, als die Individuen sich zusammenschließen, ein jedes mit dem anderen zu- sammen eme Einheit bildet Der Grundtrieb der Indi- vidualität ist die Selbsterhaltung. Deshalb Absonderung, kampfreicher G ;en andere, Egoismus. Der

lismua eben -"11 überwunden w< rden.

Etabbinische Auffassung der Sittlichkeit

Die Hauptfrage ist: Tritt der ethi ehe Gei t d< Ju- dentums oder das ethische < Jesamtbewul.i gl in desselben

deutlich m seiner i rt hervor, ohne doch fremdartig

zu er cheinen? Fremdartig in ihrer Form Bind und bleiben ja vude Aussprüche, welche als Quelle der Darstellung

Zur Geschichte des zweiten Bande9. XXXI

angeführt sind; die Frage ist nur, ob es gehingen ist, den eigentlichen Gehalt derselben unverändert zu erhalten und dennoch in einer Denkform und Redeweise zum Aus- druck zu bringen, welche dem Leser durch Vermittlung der modernen, auf griechische Anfänge zurückgehenden ethischen Wissenschaft geläufig sind.

Auf eine Polemik gegen andere ethischen Anschau- ungen ist aus zulänglichen Gründen überall verzichtet, obgleich eine solche Gestaltung das Verständnis sehr er- leichtern würde. Aber auf die bis aufs "Wort hervor- tretende Gleichheit des Kantischen Grundgedankens mit dem des jüdischen Geistes wird an vielen Stellen hin- gewiesen.

Darf man nun hoffen, daß in dem andern, speziell in dem christlich gebildeten Leser, ein deutliches Bild des ethischen Idealgehaltes im Judentum entstehen wird? Darf man hoffen, daß auch das Gemüt des Lesers von diesem Bilde so getroffen und erregt wird, wie es von jeder Besonderheit und Eigenart, in welcher allgemein Mensch- liches uns entgegentritt, getroffen und erregt zu werden pflegt?

Das Grundcharakteristische für die rabbinische Auf- fassung der Sittlichkeit bleibt immer nicht nur

a) die Selbstverantwortung jedes Menschen, und weil sie Bürgen für einander sind und weil wahre Sitt- lichkeit nur in der Gesamtheit als solcher zur Er- scheinung kommt, die Verantwortung der Gesell-

XXXII and Vorwort des Verfassen.

schaff in jedem Zeitalter, weiterhin der Mensch- heil Lern auch b) die Selbstschöpfang des Sittlichen, Deut. 30. 15: „Siehe, ich lege dir heute vor das Leben und das Gute, auch den Tod und das Böse." Das. V. L9: „D - Leben und den Tod habe ich dir vi aber du sollst das Leben erwählen." Vergl, dazu die verschiedenen Stellen im Talmud. Das stimmt mit der psychologischen Tatsache liberein. Kann man einen Charakter im andern Bchaffen? Ist Charakter denkbar ohne Selbsterzeugung? Man mag immerhin göttliche Gnade als den Geber r pezifischen Kraft der sittlichen Selbstschöpfung ansehen; die Frage nach dem Ursprung aller natürlichen und menschlich tigen Kraft ist eine metaphysische. Ethisch aber erscheint die Kjafl als gegeben und von keiner anmittelbaren I eiter bedingt, als von dem krafttragenden Wesen selb t.

)b pjr»DO -hb1? Kan Lehren die Rabbinen Schabb. 104 ; aber YIB^ fcO muß er aus rieh Belbsi Bein. Den 9, 14

d daher folgt auch: Die Lehre allein tut es nicht

Zwar auch Lehren kann ich dem andern nicht einfach

dii Empfänglichkeit, Empf and Emp-

it muß im Schüler vorhanden Bein. 1 1 1

. dei 1- ; n ohne Kohle wird oft und mit

Vorliebe gebraucht!) Aber immerhin kann die theore-

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XXXII 1

tische Lehre auf Grund allgemeiner psychologischer Fähigkeiten und Gesetze überliefert werden. Dagegen das ethische Leben blüht nur aus der eigenen Kraft. Freiheit ist ihre Grundbedingung.

Sodann aber kann auch die Lehre nur aus dem Men- schen selbst zur schöpferischen werden, sie kann ihm nicht von außen gebracht werden. *6 «\"i D^ötPa t6 ü^b "Oyo. (Das.) Nicht von himmlischen, nicht von ir- dischen Kräften außerhalb des menschlichen Gemütes, sondern nur )iwyb "pa^21 YSS, als rein theoretisches Bild von außen, als tatkeimend nur von innen.

Der Einfluß der Lehre und des Beispiels wird nicht unterschätzt, aber bemerkenswert ist: HiS Yyn p"Hlt Ki"1 "ID1 mm niS nw HIB min.1 Schwindet ihr Glanz, ihre Schönheit, ihre Pracht, d. h. die Erscheinung der ver- wirklichten Sittlichkeit, aber nicht die sittliche Kraft und die Bedingung der Sittlichkeit.

Die vorhandene Erscheinung der verwirklichten Sitt- lichkeit ist für den Bestand der moralischen "Weltord- nung und des Weltzweckes von der höchsten Bedeutung:

apa ib n »m «r:ni ^a «ran ^a»a D^ira toa n^yn te

rüti> a")J^ nat? aiJJD pnn Berach. 17b, vergl. Taan. 24 b; Chullin 86 a und Jalk. Jos. Nr. 326 2, aber die Sittlichkeit aller andern bleibt die gleiche Forderung und hat ihre eigene selbstschöpferische Bedeutung.

1 S. Bereschith r. 68, 6. 2 Ausspruch des Rab und

Samuel, nach andern des R. Jochanan und R. Eleazar.

XXXIV i inleitung und V rs.

Das Licht leuchtet nur denen, welche Augen haben und sie öffnen und sehen wollen.

Für die wi baftlich l1 r ellung der Ethik des

Judentums kommen vor allem zwei Fragen in Betracht, welche wir nur in Verbindung beantworten können, L) die Frage: gibt es überhaupt eine einheitliche Ethik Judentums? und 2) welches und von welcher Beschaffen- heit Bind die Quellen, ans denen wir die Erkenntnis der- selben schöpfen können?

Die Ethik des Judentums ist jedenfalls eine Erscheinung des Gesamtgeistes, welche durch den Zeitraum von drei tausend Jahren als eine lebendige Wirklichkeit Id- stein; auch daß in dieser geistigen Gesamterscheinung eine fortwährende Bereicherung und Entwicklung statt- findet, ist eine offenbar geschichtliche Tatsache. Die Grundgedanken (Prinzipien) werden fortschreitend •■ tieft, die Anwendungen auf das Leben werden erweit« die Gesinnungen werden geklärt Gesetze und Institu- tionen werden geschaffen, Handlungen werden auf Grund derselben vollzogen. Das wirklich Einheitliche in alle- dem zu erkennen and Dachzuweisen, ist die Aufgabe der Wissenschaft \ '• i n wir vor allem nicht, daß auch «der eine Mensch, den wir doch mein- als irgend- eine andere Erscheinung oe Einheit ansehen wenn wir den Menschen als ethisch« Wesen und ethischen Gehalt betrachten, eine Mannig- fal- h schließt, wir müssen in ihm die ethische

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XXXV

Erkenntnis, die von dor Seele erfaßten Normen des Han- delns aufsuchen; von diesen ist die ethische Gesinnung, die innere Zustimmung zu diesen Normen, und das Mali und der Grund des Eifers sie zu betätigen und schließ- lich die Willensakte, jene Gesinnung in Handlungen umzusetzen und in der Wirklichkeit auszuprägen, zu unter- scheiden; obendrein wird auch noch das allmähliche, zeitlich sich ausbreitende "Werden, die angewandten Mittel und Vorkehrungen samt den Erfolgen in Betracht kommen. Alles dies aber kann und darf uns nicht hin- dern, den ausgebildeten sittlichen Charakter eines Men- schen als eine wahrhafte Einheit zu erkennen, wenn nicht die Erscheinung sittlichen Gehaltes im Bereiche des Geistes überhaupt völlig zersetzt und in lauter momen- tane Regungen aufgelöst werden soll.

Man muß den Kern und Gehalt des Ethischen von seiner Form und Erscheinung wohl unterscheiden.

Es gibt Handlungen, welche nicht unmittelbar und deshalb scheinbar gar nicht ethisch sind und doch dem Wesen des Ethischen im hohen Grade entsprechen können.

Die Übung einer religiösen Zeremonie ist an sich nicht ethisch, sie kann es aber durch die Gesinnung und das Motiv im höchsten und auch in verschiedenem Grade werden.

Fassen wir diese Sache konkret, um sie zu durchschauen.

Da steht ein Jude und legt morgens Tallith und Tefillin an; er würde auch beileibe vorher nicht essen oder trinken, oder eine Arbeit verrichten. Welches ist

\\XV1 11 1 V is>-r.t.

sein Motiv? Er tut es mon r\~A2yb\ Diese zwei Worte Bind alles, was er uns als Antwort auf unsere I

bd würde und zu Bagen wüßte. Weder von der ob- jektiven Tatsache Beines Bandeins noch von dem per- sönlichen inneren Vorgang hat er einen genauen Begriff. er tut. was er tut IttOn Wtt)^. Wir aber müssen bei zu erkennen trachten, das wirklich-psychische Ereignis, wek-he- vorliegt, durchschauen, um -einen ethischen I irakter zu erkennen. Von der Verwandtschaft dieser Bandlung mit dem Ethischen and dein pädagogischen

folg derselben durch das Element der Gesetzlich! des Gehorsams zur Erfüllung de- Gesetze.- überhaupt, niü— en wir absehen; uns« r Mann weiß nichts davon und will nichts davon wissen. Auch von der symbolischen Deuti und der dadurch gegebenen Beziehung auf das Ethische uill er nicht obgleich das Schriftwort, durch

welches die Z tusdrücklich auf

Beziehung hinweist1 E ichl nicht- neben und außer der Bandlung Belbst; sie hat zu geschehen und deht KTOn nrnapfc, isl alles. Nehmen wir

noch als wirklich gegebene Tal hinzu: m

M.,.,,. v ,;izirlit seine Bandlang heiter und frohgemut Wir werd( n sp nnd wie dies auch anders

Al-er u - < 1 : i ke würde abirren, wenn

ich hinzufügen wollte: und er fühlt sich glücklich dabei I i..:i,i die I 1 1 Ick und seinem ( I bleibt

i [i.-ir Num. 1 •">. 39 H.

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XXX VII

ihm durchaus fern; nicht ein irgendwie genußartiges Glücksgefühl ist in seinem Gemüte, mit seinem persön- lichen Schicksal und Befinden hat die Sache nichts zu tun, aber eine Souveränität leuchtet in seiner Seele auf, wie kein Glück und kein Genuß sie gewähren können. Er fühlt, er weiß, er sei da und er handle N"l13n rviiaj^, das ist alles. Und was bedeutet nun dies für ihn? Ist es ethisch? Und weshalb? Zunächst bedeutet es nicht, daß er Gott einen Dienst leiste, daß Gott einen Dienst von ihm empfange; von einem solchen Irrtum, dem die heidnischen Völker offenkundig unterlagen, haben schon die Propheten das Volk Israel mit voller Klarheit, Be- stimmtheit und Schärfe befreit. Nur um ihn, um ihn allein, um den Menschen handelt es sich, daß er da sei und handle KTDn mujft. Die Erörterung dieses Ge- dankens bei Erklärung des 545. Gebotes vom Vogelnest gehört zu den schönsten Partieen im Chinnuch.

Was aber dieses Kiun JYTQy^ wirklich bedeutet, ist, ohne daß unser Mann es in Begriffen überzudenken oder nur mit Worten zu sagen wüßte, zweierlei: einerseits die Abwendung von allem Kleinen und Gemeinen, von den Bedürfnissen und Befriedigungen, von den Freuden und den Sorgen des alltäglichen Lebens, die Erhebung über das Ringen mit endlichen Mitteln nach endlichen Zwecken; und andererseits die Hinwendung zu Gott, zum Ewigen, zum Unendlichen; bei Gott sein, mit dem erhabensten aller Inhalte, mit dem vollkommensten

WW'ill ind V Lea Verfassi

aller Gedanken Beine Seele erfüllen. Das ist Religion;

0 ler genauer gesagt: das ist das Ethische in aller Religion.

Auch alle anderen idealen Beziehungen and Aufgaben

der Menschen, Wissenschaft, Kunst und alle Kultur

erreichen ihr wahres Ziel nur dann und dadurch, dafi Bie

Endliche mit »lern unendlichen durch Hingebung

verbinden: und diese Hingebung ist ethisch, ist ethische

1 Leilig .

Nur unter dem Gesichtspunkt der geistigen Organi- sation kann es uns gelingen, in dieser Mannigfaltigkeil der T. heinungen dennoch das einheitliche Ganze

der ethischen Persönlichkeit zu durchschauen.

Ganz ebenso aber müssen wir in der geistigen Gesamt- tatsache der Ethik des Judentums aus und in der Mannig- faltigkeit zugleich die Einheit erfassen. Die Mannig- faltigkeit der Erscheinungen liegt zutage, die Einheit ist dann verborgen. Nicht hineintragen sollen wir die Ein- heit dem sie herausschöpfen aus der Mannigfaltig- •. i i.. aber ist uns in den tatsächlichen hi uen ben, welche uns über den Inhalt der ethischen Lebensnonnen und Lebensformen belehren.

Wir fragen also, welches Bind die Quellen, aus denen wir den ethis« hen Lebensgehalt des Judentums im weih Bten köpfen haben? und wie verhalt« d Bie sich zu einander?

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XXXIX

Die Abteilung in Paragraphen pflegt den gebildeten Leser abzuschrecken; das Gegenteil sollte der Fall sein, denn sie ist das einfachste psychologische Mittel, um die gedeihliche Lektüre zu erleichtern. Es ist streng darauf gehalten, jede neue Lehre, oder neue Wendung ihres Gehaltes, jede neue Begründung oder Erläuterung durch andere Tatsachen abzuscheiden; der Leser kann dadurch dem Forschritt der Gedanken desto besser folgen und es sind ihm besonders die Ruhepunkte zu eigenem Nachdenken angedeutet.

Es wäre undankbar, wenn ich der Presse nicht ge- denken wollte, die dem ersten Band eine so wohlwollende Aufnahme gewährt hat. Das Buch ist reichlich in den wissenschaftlichen wie in den Tagesblättern besprochen worden und allgemein hat man ihm im Lob und im Tadel eine Stellung angewiesen, welche ganz den Hoff- nungen entspricht, die ich daran knüpfte.

Nur zwei Ausnahmen, eine christliche und eine jüdische sind mir bekannt; beide von Grund und von Haus meine Gegner: Oberlehrer Bonhomer (Thorn) im Antisemi- tischen Jahrbuch für 1900 und Professor Hermann Cohen (Marburg) in der Grätz-Brannschen Monatsschrift 1899. Die beiden Herren mögen sehr verschieden von- einander sein, meinem Werke gegenüber sind sie durch- aus par nobile fratrum.

\1, oleitosg and Vorwort des Verfassers,

i,, Schürer, der die Bpatere Literatur und das Leben der Juden nicht genau /u kennen scheint, ist Kunzes Zurückweisung in: Im deutschen Reich zu zi- tieren. Einseitig Bind die Worte Konrad Furrers, des Palästinaforschers, welcher Dekan und Pfarrer an der Peterskirche in Zürich ist: „Fremdartig und seltsam wie die Kaktuswälder Mexikos mag einem anfänglich die Geistes- welt vorkommen, welche die scharfsinnigen, phantasie- vollen Kabbinen im Laufe der Jahrhunderte geschaffen haben. Hart neben einem Grübeln, das ins Kleine und Allerkleinste geht, wird man ein Denken und Sinnen treffen,

mit Adlersflügeln zur l'ncndlichkeit emporstrebt; neben Bchroffer, herber Abweisung alles Fremden eine

taunliche Innigkeit und Zartheit der sittlich religiösen Gefühle. Man wird aber auch erkennen, daß mehr, als die meisten es ahnen, die Synagoge die Lehrmeistern] der Kirche des Mittelalters gewesm Ut" Siehe Allgem. Zeitung des Judentums 1899. Nr. 45. Der Gleist der Propheten war aber nie erloschen. Auch mit der A h- wn-m, Fremd« d stand es theoretisch nicht schlimm.

Meine Antworten auf die Kritik: L'Uniyers Lsraelite

19 No. 43 gegen Schluß. L. Levy findet meine Er- klärung biblischer und rabbinischer Worte »trop mo- Dei Sats: ,.j'- crois bien que si ML Las. n'avait

i In Kant, ces ezplicationa n'auraienl pas ete* les in M'hend, ab( r irreführend.

Do D( Text. - gewinnl man nur

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XLl

nach dem Maße und dem Inhalt der eigenen Bildung. Erst durch Kant lernt man die Rabbinen besser ver- stehen. Erinnern wir uns, daß deshalb spätere Zeiten besser als die Zeitgenossen einen Autor ergründen. Wir verstehen Plato besser, als ihn die Athenienser ver- standen haben, ja als er sich selbst verstanden hat. Dies gilt nicht allein in bezug auf Tiefe und Klarheit, sondern ganz besonders auch auf Inhalt und Form des Gedankens. Durch eine neue Form kommt erst der volle Inhalt eines Ausspruchs zum Bewußtsein. Wenn ich nicht Kant gelesen hätte! Jawohl; aber wenn ich auch nicht Spinoza, nicht Plato, nicht Aristoteles gelesen hätte, dann würde ich eben die Rabbinen nur in derselben Unbestimmtheit denken, welche aus ihrer exotischen, unwissenschaftlichen Form sich ergibt, und in welcher die Generationen seit der Entstehung der Aussprüche sie gedacht haben.

Wir tun den Alten Unrecht, wenn wir ihnen die mo- dernen Gedanken nicht zutrauen. Das Moderne ist nur in der Form, es ist bloßer Schein; der Kern ist derselbe, wenn man ihn redlich herausschält. VergL T. I, § 15 zu Anfang.

Der Hauptfehler unserer Literatur liegt nicht in dem Mangel an guten, sondern in der Masse von schlechten, wertlosen Büchern, welche hervorgebracht und publiziert werden. Wir haben zu viel Ballast im Ballon unserer Literatur, so daß er sich nicht erheben kann. Am

XL II Ein and Vorwort de« Verfassers.

Behummsten ist es, wenn viel tüchtige Arbeitskraft und Anstrengung auf wertlose, nutz- und zwecklose Aufgaben

geudet werden, z.B. Ziegler, Die Königsgleichnii des Südrasch (s. Zeitschr. f. das Judeni 1903. Nr. 2). Cui bonor Bin Gleichnis wird dadurch nicht besser, daß es aus der Wirklichkeit genommen ist Jedes Gleich- hat seinen Wert darin, daß es den aufgestellten und mit dem Gleichnis eingeführten Gedanken klarer, eindringlicher, tiefer oder schöner macht. Hier leistet Erdichtete ebensoviel oder so wenig, wie das dem ten Entnommene. Ob sich die Anekdote am Kais hof in Rom oder Peking oder Moskau zugetragen, ändert an d<r Leistuo d< Gleichnisses nichts, und ebenso nichts, ob sie sich zugetragen hat oder erdichtet Nun soll zwar nach dem Rezensenten Dr. Thiebei der Welt des neuen Ihiches auch darin be-tchcli. daß

der römischen Kulturgeschichte eine neue Quelle eröfl wird. Die Zuhörer der Darschanim mögen aua den Anekdoten von Rom und Athen manche interessante heu gehört haben, denn Kenntnis ihnen nützlich und angenehm war. Aber wir? Erst schöpfen wir, d. h. Dr. Ziegler, d tvolle und kenntnisreiche, wie

,, iL) nur können, ans den römischen und

griechischen Quellen die Anekdoten, du- in den Gleich- et sind, und nun sollen di< Agadas wiedei lür die i und griechische Geschichte

werden!

Zur Geschichte des zweiten Bandes. XLIII

Es ist und bleibt ein Mißbrauch der philosophischen Kraft, sie auf eine an sich wertlose, weil erfolglose Auf- gabe zu verwenden. Wir verstehen den Midrasch nicht besser und erfahren von der römischen Kultur nur genau das, was Ziegler aus den römischen und griechischen Quellen geschöpft hat.

Werden einzelne Stellen, deren Sinn nicht sicher ist, durch die griechischen und römischen Quellen besser erklärt oder bestimmter erfaßt, dann mag man diese Stellen zu diesem Zweck bearbeiten. Die Realität, also Historizität des dargestellten Faktums wird dann immer gleichgültig bleiben.

Inhalt

Dritter Abschnitt. Der Weg zur Sittlichkeit.

8. Capitel.

Dauernde Eigenschaften, Tugenden (fino), die gewonnen

werden sollen.

§ 292. Ausbildung des Gemütes (Charakters) durch Intelligenz, Gefühl und Willen. S. 2.

§ 293. Geistige Tätigkeit. S. 2.

§ 294. Scharfes, bestimmtes, präzises Denken wird gepriesen und gefordert, S. 4.

§ 295. Es gilt, sich mit der Idee zu identifizieren, das objektive Gesetz zum subjektiven zu machen. S. G. Das größte Gewicht wird auf die Thora gelegt. S. 7. Schärfung der Intelligenz durch Gemeinsamkeit. S. 9. Von theoretischen Spekulationen, selbst metaphysischer Gotteserkennlnis wird abgeraten. S. 10. Gesinnung und Erkenntnis. S. 11. Pietät und Anerkennung der Weisheit S. 12. Studium und Anteilnahme der Masse. S. 12. Das Wahrhafte und Wesentliche soll begriffen und fest- gehalten werden. S. 13.

Wahrhaftigkeit. Was jemand als seine Überzeugung er- kannt hat, darf nicht verleugnet werden. S. 14. Die Lüge. S. 16.

§

29G.

§

297.

§

298.

§

299.

§

300.

§

301.

§

302

§

303.

§

304.

XI AI Inl

1 . en Aberglauben. S. 17.

Die Enlwickcluiif Billlichen Menschen. S. IV

Weitere Ausführung. S. 18.

* 308. Wesen S. 29.

! nleilung «Irr Gefühl . - 30. 110. Gefühl und die Sprache. S. vj 311. Herrschaft über die Gefühle. S. 3 I ; 312. Energie und Schlaffheit der Gefühle. S. i

I :;. Grund, warum die Rabbincn üb'-r dieselbe Person oder enselben Gegenstand immer wieder neue Bibel zitale herbeiziehen. S. 37. ! !. Idealgefühle im Gegensatz zu den sympathischen. S. ^'J. ^ 315. Idealität millen im Realen. S. 41.

* 316. Pflichtgefühl. S. 42.

IT. Die Idealität soll auch in die Alltaglichkeil bmeinwirken.

S 13. I v Wille und Gesinnung. S. 1">. .-. 319 Wille ist intellektue es Begehren. S. 16. Wirkung des Willens. S. IT. 21 Gcw inung zum Gehorsam als menschliche Grundlage zur Sittlichkeit S. 18. § 322. Die Idee als Agens im pl gisch-psychologisch-mecha-

hen Prozeß. S. 323. Pflicht und Neigung. S. 51. 24 Innerlichkeit und Gesetzlichkeil als zwei nolwei

indcr ergänzende Prinzipien, S. 52. '•"». Ei § :<20. Will.- in, l Gefühl. S. 54.

B Capitel.

I>m> Manifcsl.ilionrn der Tiipond.

2 7. i bersiebl. s. 57.

I reiheil (innere und äußere).

Inhalt. XL VII

§ 329. Skizze zur metaphysischen Frage der sittlichen Freiheit

S. 58. § 3:^0. Au* Her subjektiven Tätigkeit entspringt der objektive

Geis!. S. 59. § 331. Alle Sünde (alles Unrecht) folgt aus dem Negativen (dem

Unterlassen). S. 61. § 3 32. Psychologische Bedingungen der Freiheit. S. 63. § 333. Freiheil und Mechanismus sind keine Widersprüche.

S. 64. § 33 1. Stellung des Menschen in der Natur. S. 65. § 335. Schlimme Formen der Freiheit. S. 67. § 336. Das Gesetz der Erhallung der Kraft in der geistigen

Tätigkeit des Menschen. S. 6S. § 337 Die Willensfreiheil ist abhängig von der Sittlichkeit des

Wollens. S. 70. § 33S. Der geschlossene, ganze, freie Mensch. Die sittliche

Persönlichkeit. S. 71. § 339. Verpflichtung auf die Sittlichkeit des andern. S. 73. § 340. Gewissensfreiheit. S. 74. § 341. Sozialgesetze (Grundzüge). S. 75.

Wille, Selbstbeherrschung.

§ 342. Maß, Mäßigkeit, Mäßigung, Gleichmaß, Maßhalten. S. 77.

§ 34 3. Selbsterkenntnis. Selbslprüfung. S. 80.

§ 34 4. Pflicht und Neigung. S. 81.

§ 34 5. Von den Leidenschaften, die auf bestimmte Gegenstände

und deren Verhalten zur Persönlichkeit sich beziehen

(Selbstsucht, Stolz, Freiheilssucht, Eifersucht, Ehrsucht

und Herrschsucht). S. 81. § 346. Der Ursprung des Bösen. S. 82. § 347. Der Beginn heftiger Affekle äußert sich in einer Art

von Stillsland der Gedanken. S. 84. § 348. Harmonie aller Ideen und Individualität des Handelns.

S, 87.

XI.VIII Ini,

, I Die Sittlichkeit besteht Dicht darin allein, wie ich handle, Bondern auch, wie der andere handelt. S. 90. v? :'..")<>. Per innere Zusammenhang alles Sittlichen« S. 88. 51. her eigentliche Gehalt des gesamten menschlichen Da- seins im Judentum. S. 92.

Die Tugendlehre hat zu ihrem höchsten Inhalt eine dein idlichen, Ewigen sugewandte Stimmmung des Ge- müts. S. § 353. Über das Verhältnis von riecht und Wohlwollen. S. 94. § 354. Mut und Tapferkeit. S. 95.

Reich i>l die Wertung der Arbeit bei den Rabbiner). S. 96.

Nichts ist dem Judentum so zuwider als Quielismus. S. 97. § 3.") 7. Ausdauer. S. 99.

58. Mfi iggang der Frauen. S. 101.

Praktische Ethik ist notwendig. S. 101. Leiden und ihr ethischer Wert. (Die Geschichte Josephs.) s. 102. I. Volkserziehung. Berul und Genuß. S. 104.

Recht wird großes Gewicht auf sittliche Täügkeil gelegL S. II

r GelG le. S. 1 10. 1. Gesinnung. S. 111. § 365. Reue s. 113.

Lohn und Strafe Erfolg des Hand. Ins. s. 1 18.

10. « apitel

Die Pflichten (frt3,n , die erfüllt, oder die Ideen, die re- alisiert \\ erden sollen.

ersieht B 121. l»ie drei Grundbegriffe Wahrheit. Recht Frieden. S. l.

Inhalt. XLIX

§ 369. Die Bedeutung von n^n1?« D^va. S. 127.

§ 370. Eine den wichtigsten Regeln der ganzen Sittenlehre in-

bezug auf das Verhalten zum Nebenmenschen ist, sich

in die Seele, ins Gemüt, in den innnern Zustand des

andern versetzen. S. 129.

Pflicht und Schicksal. S. 134.

Genuß. S. 134.

Eudämonismus. S. 134.

Keuschheit. S. 140.

Ist Keuschheit eine Tugend zu nennen. S. 141.

Sprachliches über Keuschheit. S. 141.

Züchtigkeit in der Familie. S. 142.

Demut. S. 144.

Eitelkeit. S. 147.

Schonung des Selbstgefühls und der Würde des Neben- menschen. S. 148.

Pietät. S. 149.

Pietät der Jüngeren gegen die Alten. S. 153.

Friede, Friedfertigkeil. S. 154.

Mitleid und Mitfreude. S. 161.

Ordnung. Kultur. Teilung der Arbeit.

§ 385. Ordnung. S. 163.

§ 386. Ethische Bedeutung der allgemeinen Kullurtätigkeil. S. 167.

§ 387. Ethische Bedeutung der Stellung zu Staat und Gesell- schaft. S. 178.

§ 388. Ethik und Naturwissenschaft. S. 174.

§ 389. Die jüdische Ethik in ihrem Verhältnis zum Weltlaufe, zur Industrie und zum Verkehr. S. 175.

§ 390. Verschiedenheit der heutigen ethischen Weltbetrachtung und der rein natürlichen Auffassung. S. 176.

§ 391. Verschiedenheit in der Kultur ist keine Dekomposition. S. 179.

§ 392. Das Gebot: Du sollst nicht verderben. S. 181.

§ 393. In der Technik des Lebens bedürfen wir der fortschrei-

§

371.

§

372.

§

373.

§

374.

§

375.

§

376.

§

377.

§

378.

§

379.

§

380.

§

381.

§

382.

§

383.

§

384.

Inhalt.

lendeD Belehrung durch Wissenschaft, Industrie und Kunst s. 182.

Mannigfaltigkeit der Kultur und Ansichten. S. 183. Kullur und Arbeit. S. 184.

Würdigung der W issenscliall seitens der Rabbinen. s 185.

Ethik und Berufsarbeit. S. 188. Arbeit wird auch von der Frau gefordert. S. IS«). Studium. Erkenntnis und Tun. S. 1 Eine Hauptaufgabe des Studiunis ist die Wahrung des I Ischrittes durch Sichtung des Überlieferten, Unter- scheidung des Höheren vom Niederen. S. 193.

Studium wird von den Kabbinen gepriesen. S. 194. Handlung und Lehre, Wissen und Bildung. S. 195. Agrikultur. S. 1 Würde der Arbeit. S. 196. Gleichwert aller Arbeit. S. 197. Handwerk. Seine Bevorzugung. S. 1(.*8. Das Gewerbe als allgemeines Interesse. B, 198. iit ist die Ordnung der Gesellschall. S. 199, Das Recht, welches das Judentum lehrt, ist Gerechtig- keit s. 201.

Fortbildung les Gesetzes. B. 202. Recht ist Unparteilichkeit, höchste und unbedingte Inter- it. S. 202. ^ U2. Wahr e und reine Gerechtigkeit hat nichts mit der

ren Ordnu Rechts tu tun. S 204.

\ 113. Kritik ist Pflicht weil GesamtsitUichkeit. 8. 2 §411. Richter, ihr Gen äL B. 207. $ 115. Unparteilichkeit der Richter. B. 208. 1 1 B. !;• ichribikiing. B. 2 I

N cht anklagen, sondi rn verl E '-' 10.

; i ^ Recht i i liftung. s. 210.

$ 119. Mild« B. 2 1". | i. itc Redlichkeit S. 211.

.2 1. Bai^keit und Wohlwollen. S. 212

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§

396.

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§

401.

§

4(i2.

§

103.

6

404.

§

405.

8

106.

8

107.

8

108

8

109.

S

410.

3

11 1

Inhalt, LI

Gnade und Liebe. S. 214. Gegen Verleumdung. S. 216. Ehre. S. 218.

Unterschied zwischen Recht und Wohlwollen. S. 220. Prinzip der Liebe. S. 222.

Durchgehendes Prinzip soll sein: Sich in die Seele, in das Gemüt des anderen versetzen. S. 224. Ethik der Wohltätigkeit. Ihr dauernder Charakter. S. 225.

Frage nach dem moralischen Fortschritt. Private und soziale Wohltätigkeit. S. 226.

Subjektive Tat und objektives System der Wohltätigkeit. S. 232.

Beschämende Wohltätigkeit. S. 234. Dankbarkeit. Undank. S. 235. Rache. Nachtragen. S. 237. Grundlose Feindschaft, Haß. S. 238. Solidarität. Objektive Einheit des Sittlichen. S. 239. Ist Verbrechen des Einzelnen zugleich Verbrechen der Gesellschaft? S. 241. Bürgschaft für einander. S. 242.

Keine Gelegenheit zu einer guten Tat vorbeilassen. S. 242.

Sozialethik. S. 244.

Gemeinsamkeit des WTollens. Wert und Weihe der Lei- den (Schmerzen). S. 248.

Vierter Abschnitt.

Die Gestaltung der Sittlichkeit, welche geschaffen

werden soll.

§

422.

§

423.

§

424.

§

425.

§

426.

§

427.

§

428.

§

429.

§

430.

§

431.

§

432.

§

433.

§

434.

§

435.

§

436.

§

437.

§

438.

§

439.

§

440.

11. Capitel. Formen der Vereinigung.

§ 441. Formen der Vereinigung. S. 257. § 442. Der Begriff der Familie. S. 258.

d*

LH Inhal'.

Aboab und seine moralisch-religiöse Ensykli '",'-1

g 1 1 1 - . . .;■ griff der Binheit S. 2- l 1 15. Gesamtheit s. 261.

j I 16. Aufgabe der Erzeugung eines Gesamtcharaktere. S. 263. § 117. Handlung und Gesinnung. Die Gesamtheit braucht

Handlung, der Einzelne Gesinnung. B. 264. ^. 148. Ehe. Die rahbin. Anschauung von ihr. S. 265 ^ 149. Die rechte Ehe. S. 266. ; 150. Aufgabe und Leistung des Weibes. S. 266.

151. Familie. S. 266. ^ 152. I »ic Familie als Ganzes. S. 2

Die Unschuld in den Kindern als wellerhaltendes -

ment. S. 27 2. ^ 154. Liebe: Aufsteigend zu Eltern und Großeltern, nicht bloß

absteigend. S. 27 2.

Erziehung. 273.

An die Mutter. Ihre Aufgaben. S. 275.

Gastfreundschaft. S. 2 7 7.

Weihe des Heims. S. 278. e und Freunde. S. 279.

Behandlung der Dienenden. S. 2S"

Behandlung des Fremden, des durchreisenden Wanderers

S. 281.

Fremdenbehandlung bei Gästen oder Wohltätigkeit. S. 283.

Behandlung und Furtbildung der Dienstleulc. S. 28t. Ubeitgcbcr und Arbeiter. Lohn S. -85.

Mitleid mit Tieren. S. 287.

12. Capilel. hie Schilt ik Mittelglied /wischen den Fin/elnen und der

Getelltcfcaft,

\ 166. Der Lehrer. -

Kinder milde straf, n. Geduld im Unterricht Leinen und Lehren. S. 290.

*

15:..

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456.

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457.

*

158.

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465

Inhalt. LIII

§ 468. Erziehung und Fortbildung. S. 294.

§469. Unterricht und Studium. S. 295.

§ 470. Wert des Wissens und Würde des Lehrers. S. 296.

§ 471. Der Geist des Lehrers lebt in seinem Schüler. S. 29 7.

13. Capitel.

Die Gesellschaft.

§ 472. Der Einzelne. Sein Maß von Freiheit und ethischer Bedeutung ist größer geworden. S. 299.

§ 473. Prinzip. Nicht obgleich, sondern weil der Grundgedanke die ethische Zusammenschließung ist, ist die Bedeutung jedes Einzelnen und jeder einzelnen Handlung im Juden- tum so groß gefaßt. S. 302.

§ 474. Notwendigkeit der Individualität für jede höhere Kultur. S. 304.

§ 475. Wohlwollen zur Gestaltung der sittlichen Gesellschaft. S. 305.

§ 476. Besitz. Der Besitzer ist immer nur der Zeit nach der berechtigte Vertreter der Familie. S. 306.

§ 477. Niemand besitzt etwas als Individuum. S. 307.

§ 478. Auf Recht und Liebe ist die Gesellschaft zu gründen. S. 309.

§ 479. Liebe als Grundgesinnung. S. 310.

§ 480. Nächstenliebe ohne Grenzen. Wahres Wohlwollen zeigt sich in mitfühlender Schonung. S. 311.

§ 481. Gespräche. S. 315.

§ 482. Einfälle. S. 316.

§ 483. Hindernisse in der Zusammenschließung. S. 317.

§ 484. Geschäftsverkehr. Hausierhandel. Äußerste Redlichkeit in Gewicht und Maß. S. 318.

§ 485. Rechtsordnung. Gewerbegesetze. S. 321.

§ 486. Hygienische Vorschriften. S. 322.

§ 487. Rechtlicher Verkehr. Das Aufdrängen von Waren an den Verkäufer wird streng verpönt. S. 322.

1 IV Inhal».

I | - und Gegenleistung;. v

189. Wahrhaftigkeit Treue und Glauben. S. 325. § 490. Vertragstreue und Worthalten. S. 126 g 191. Gelübde und Vorsatz. S. 327.

Her Ei.!. S. 328. ^ 193. Gemeinsamkeit «.es Wirkens und Geineinsamkeil

Schicksals. (Grundsatz: Einer für alle und alle lür einen.)

S. 330. § 494. Vorsorge für Zukunft S. 334.

Subjektive Vereinigung durch objektive Gcisleseinheit.

Zusammenschließung der Seelen. S. 33 § 496. Kriegsdienst S. 336.

11. Capitel.

Kreise der Gesellschaft

; l.i 7. Kreise der Gesellschaft. Die Gesamtheit S. 33

§ l'J8. Streben und Wirken des Einzelnen tiir G untheit.

- il. ; 199. Ge neinsamkeit der Interessen. S 00. Einschränkung der Eigentumsrechte S »01. Wenn Eigenwille sieh gegen die Autorität auflehnt, dann et die Stufenordnung dei Gesellschaft und die Würdigung des Guten B. 844. »02 Pflichten der Gesamtheit gegen den Einzelnen. S. B46. 03. Gesctzstudium und Kulturarbeit S. 350.

15. Capitel.

l Der Staat - 354.

taat im

06. SU Recht S 358

s Einheit - |>9.

Staat und Regierung. 8

s 5" I rille. 8

Inhalt. LV

Menschheit und Messianische Hoffnungen.

§ 510. Menschheit und messianische Hoffnungen. S. 361.

§511. Der erste Gedanke der Menschheit. S. 362.

§ 512. Das letze Ziel. S. 562.

§ 513. Idee der alttestamentlichen messianisehen Prophezeiung.

S. 364.

Nachträge. S. 368.

Dritter Abschnitt.

Der Weg zur Sittlichkeit

Lazarus, Ethik des Judentums II

8. Capitel.

Dauernde Eigenschaften, Tugenden (ivnty, die gewonnen werden sollen.

§ 292. Die Ausbildung des Gemütes (des Charakters) wird erworben und in der Jugend durch Erziehung vor- bereitet

A) durch Intelligenz Wahrheit Erkenntnis und Wahrhaftigkeit. Gegen Aberglauben;

B) durch Gefühl. Regsamkeit, Zartheit, Innigkeit.

C) durch den Willen. Er soll fest, ausdauernd, gleich- mäßig sein. Energie.

A.

Geistige Tätigkeit. § 293. Die schöpferische Tätigkeit des Menschen ist sehr mannigfaltig; überall nur Bilder und Gestalten; dem Stoff wird Form, der trägen Masse Energie gegeben. Die höchste schöpferische Tätigkeit ist die am Menschen, an seiner Person, an seiner inneren Gestalt selbst. Bildung ist ein treffender Ausdruck. Andere bilden oder sich selbst.

■1

ler milde Billel schreckt \ d stärksten

nicht zurück, um den zu verurteilen, welcher alle] ätigeu Beschäftigung und aller BLulturtät

hlägt

Stetiges Wachstum des inneren Menschen an Gehalt und a:: Kraft, an Inhalt und Fähigkeit gehört zur sitt- lichen Entwicklung.

•z -^t;~ rona pwi ft3V\ min meh DKJ Wenn du deine Intelligenz ausgebildet, Erkenntnis der Wahrheit, d. h. des Ewigen, Unendlichen, Notwendigen im isatz zu jedem ein: Fall und Ereignis,

die mehr dem Zufall angehören und nur an dem Tuend- en Teil nenn erworben, so erblicke darin keinen ~':t;7. für dein eignes Selbst; denn dazu bist du (Ten, das ist deine Bestimmung: und was von dem lir, das gilt ja \ i lern Anderen, gilt von dazu geschaffen, bestimml .. !.. I >!• ä wird auch .t. da!', die Thora d< r Wi Ltschöpfung voraufgeht, d. li. wie der < tedanke

und X ition vorangeht, die

und dii Gesinnung I d. h. die Bereitwillig-

st und las 81 Erfassung des

Kv. igen.

1 1 oken wird rt. Bilder,

-i'-llui]'_ren mit ali rtenE ;enschafl

Intelligenz. Scharfes Denken. 5

mit allen vielseitigen Beziehungen; das befördert analo- gisches Denken, bewirkt wahres Verständnis und regt auch den Witz an, der nicht bloß ein häufiger freudebringender Grast der rabbinischen Schulen, sondern ein mächtiger Hebel der Gedankenschöpfung in ihren Kreisen gewesen ist. ^seben der ruhigen Sammlung der Gedanken ist die gegenseitige Reizbarkeit und Regsamkeit derselben das Ideal der geistigen Tätigkeit gewesen. *

Auch die deutliche Aussprache die ein wichtiges formales Element für scharfbestimmtes Denken bildet, was die Pädagogen nicht genügend beachten wird im Talmud gefordert; sie wird an denen im Westen gerühmt und an denen im Osten wird der Mangel getadelt. Eru-

1 Oft genug ist es gar nicht der Gegenstand, das Resultat des Denkprozesses, um das es sich handelt. Eine Halacha wird von einem Forscher nach der Tradition entschieden, d. h. für die Praxis wird an der Tradition von demselben festgehalten. Aber vorher werden alle Künste des Scharfsinns, die allerfeinsten Spaltungen und Zerlegungen der Begriffe und die kühnsten neuen Kom- binationen derselben vollzogen, um zu beweisen, daß die Tradition auf einem Irrtum beruht. S. Beispiele bei Weiß. Aber auch von anderen Gebieten gilt dasselbe und nicht bloß in der Wissenschaft, Exegese, Midrasch usw., sondern auch in weltlichen Dingen. Man gesteht den Juden besondere Kunst und Fertigkeit im Handel zu; aber man irrt sich, wenn man glaubt, daß nur der Erfolg des Handels, nur der Geldgewinn die eigentliche und alleinige Trieb- kraft dieser Fähigkeit ist; der Gewinn ist das Ziel des Handels bei allen anderen Menschen ebenso wie bei den Juden. Wenn dies Ziel nicht alle ebenso stark und ebenso sicher auf den Weg leitet, so kommt es daher, daß im Juden der Drang und die Macht der Tätigkeit und die Lust an derselben so viel größer ist.

Hl iohkeit

bin 3b wird an den Graliläern getadelt, nicht scharf

artikulieren, daher ihre Wörter vieldeutig klingen und hu pen Sinn gehen, ".. Die Forderung ist: Sich mit d •■ zu identifi-

zieren, das objektive Gesetzjzuni subjektiven eigenen machen. Wahrheit ist in der intelligiblen Welt als objektive Wahrheit gegeben, der Mensch soll sie zu seiner eigenen

ben und erkannten machen. I >i<> deutet auch EU höchsl Binnig mit der feinen und witzigen Unterschei- de im Psalm 1, 2 an: „Erat heißt es: Lehre G l)i'' Wahr- heit der Idee ist zum persönlichen Inhalt, das Denkgesetz ist im M' zum Denkakt Abodaz. 19\ Auch den Wert »rmalen Bildung hat Baba erkannt. denn er wird durch die Ford« .rückt, zu lerueu. man den Bingulären Inhalt wieder vergißt Die ...• Schulung de I bleibt, obwohl der lle Inhalt wieder vergessen wird.1

i Es ist nur freilich Eweifelh - h nicht zu viel bestimmte

G koken in den jehobeni n ntni

-:--j vti bioeindenl e; achten, ü tlaba nicht

IlUr :,r tauet K m von der hö< bsten

Wertuj il rein ethischen

, 1. 1 Anh. Nr. 2'. S. 107 dal

M, - i, tolSSpIÜch«

: auf ihren .,. v,i . B i :•• i DI ei R il a in Die b. Amor. S. 114 139 r hat schon i

Grund dazu (je irlbauen.

Thorastudiuin. 7

§ 296. Das größte Gewicht und Übergewicht wird auf die Thora gelegt.

Alle Geister sind von der Überzeugung beherrscht, daß es beim wahren Innehaben der Lehre am wahrhaft sitt- lichen Leben nicht fehlen kann. Und wenn man auch die Tatsache der Erfahrung nicht wegläugnen konnte, daß auch der Gelehrte sündigt, daß also die Denkarbeit des Wissens noch keine Gewähr für die Reinheit und die Energie des Willens bietet, so hat man diese Fälle nur gleichsam als Ausnahmen betrachtet, welche den Grundgedanken nicht erschüttern können. War doch auch dieser Grundsatz selbst nicht etwa auf die Erfah- rung gegründet, so daß eine abweichende Erfahrung ihn anfechten könnte; vielmehr galt der Grundsatz selbst als in sich selbst feststehend, als unmittelbare, nicht weiter zu deduzierende Wahrheit.

Das war aber dadurch allein möglich, daß unter Thora nicht nur die subjektive Tätigkeit des Geistes, sondern zugleich auch der objektive Gehalt verstanden wurde; die subjektive Tätigkeit, die persönliche Beschäftigung ist min llö^n; weil aber diese nur die Thora zum Ob- jekte hat, ist sie aufs Höchste geschätzt und steht aller anderen Handlung und Werktätigkeit gegenüber. Mit anderen Worten: der Thoraforscher ist nicht bloß der Wissende, der Gelehrte, sondern er ist der Weise.

Treffend wird dies auch durch den Sprachgebrauch ausgedrückt, daß die bei der Diskussion über einen Lehr-

111. Dei Weg zur Bittlichkeit.

ade Majorität als die DMMfl Bchlechtweg inet wird. Gewiß hat niemand daran gedacht, daß B die Einzelnen ans der Anzahl der entscheidenden Majorität im Vergleich zu den Vertretern individueller sichten, also zu den als Autoren derselben bei Namen tannten Tannaim gescheiter wären, daß sie schärfere Denker, feinere Beobachter u. dergl. waren, Bondernweil, Lehren, als Wahrheit, als festgestellte Satzung gilt, s die DIDDn; als die entscheidenden Lehrer der nun- br als objektiv geltenden Wahrheit Bind sie die „Weisen". In mannigfacher Beziehung sehr bemerkenswert - auch die allegorischen, genau gesagt, mythischen Vorstel- lungen, welche die Phantasie des Midrasch üh r dii Thora hervorgebracht hat. Ich hebt hier nur einen Punkt 1. vor: die Thora ist das Erste der Welt ; sie isl auch gerade- zu zeitlich der Weltschöpfung vorai n; auf Bie hat r allmächtige Schöpfer hingesehen, als er die Well Behuf, Baumeister auf den gezeichnete! P in sieht, wenn Palast baut (8. Ber. r. Par. I.)1 Der Sinn ist offen- r: Nicht die aus der Erfahrui chöpften Um- Verhältnisse, welche zusammen das Welt- und den Weltlauf bestimi . haben die adbaren Lehren und» e veranlaßt, son- \ < > 1 1 1 1 der Anwendbarkeit der Satzungen \\ 1( -;.!./• . . bi det (Vgl die Stelle in T. I An- i S. 418 Ql von ] löllinf nS. 4,

Schärfung der Intelligenz durch Gemeinsamkeit.

Hier haben wir den äußersten Gegensatz gegen die modern utilistische Theorie, nach welcher alle Sittlich- keit, kurz gesagt, nur aus der Mischung von Erfahrungen und Begierden entspringt.

Schärfung der Intelligenz durch Genieinsamkeit.

§ 297. Der Talmud eifert gegen einsames Studium, er fordert Gemeinschaft. Ein Messer wird an der Kante des anderen geschärft, so die Forscher und Lernenden. Mak- koth 10a vergl. Berach. 63b: R. Jose Berabbi Chanina hat gesagt: Was heißt, was geschrieben steht (Jerem. 50, 36): „Ein Schwert über die allein Sitzenden, und sie werden Toren sein"? Ein Schwert über die Feinde der Schüler der Weisen (d. i. über die Schüler der Wei- sen selbst), welche sitzen und einzeln sich mit der Thora beschäftigen, und nicht dies allein, sondern sie werden töricht.

Thaanith 7a: Nach R. Chama hat R. Chanina gesagt: Was heißt, was Prov. 27, 17 geschrieben steht: Eisen macht man mit Eisen scharf"? Es will sagen: Wie das eine Eisen das andere schärft, so schärfen sich auch zwei Schüler der Weisen, einer an dem anderen in der Ha- lacha. Das. Rab Nachman bar Jizchak hat gesagt: War- um werden die Worte der Thora mit einem Baume ver- glichen, denn es heißt Prov. 3, 18: „Ein Baum des Lebens ist sie für die, welche an ihr festhalten"? Um dir zu sagen: Wie ein kleiner Baum den großen anzündet, so

111. Der Weg zur Bittlichkeit.

schärfen auch die kleinen Schüler der Weisen die großen. I i das im R Chanina gesagt hat: Vieles habe

ich von meinen Lehrern gelernt, \ n meinen l >en

mehr als von meinen I i meinen Schülern aber

ir als Ton allen.

E rkenntnis.

§ 298. Von theoretischen Spekulationen, selbst meta- physischer Erkennt G wird eher abgeraten,

sie zu einer allgemeinen sittlichen Aufgabe des Mei macht würdi

rkenntnis, welche schon Jeremia 9, 23

pr, Erkenntnis der göttlichen Weltregierung und

i , lung des sittlichen Weltreiches. Im Geg< nsatz zu

i.ach ird . sinnlichen Genüssen wi

5,12 allerdings auf die Erkenntnis göttlicher Werk.'

und göttl '• tin, aber daß auch hier vorzo

Weltregierung Gr< ind der Er-

in ; au nvma myn und naa"» rwyn b(

im Talmud nur einschränkende Vorschriften;

nir. je Pflicht

iu< b Maimonidi Iiur

all. Bind* tuf philosophit Erkenntnis.

ler Fors« hui bon von I 6, 3 ge-

1 she Erkenntnis wird «rst in ip&fa ren rt.

Gesinnung und Erkenntnis. 11

fordert: „Wir wollen erkennen njni", ja: „wir wollen nachsetzen (uns bestreben) zu erkennen." Vergl. das. 6, 6. Nach talmudischer Auffassung ist die höchste religiöse Aufgabe: Gott anzuhangen, ihm hingegeben sein, nur dadurch erfüllbar, daß der Mensch den Anhang mit den Forschern, Gelehrten, Wissenden sucht. S. Ketuboth 11 lb.

Gesinnung und Erkenntnis.

§ 299. Eine der merkwürdigsten Gedankenwendungen ist die bei Jeremia 31, 33. Auf so etwas wie J"6DK "O konnte kein griechischer Philosoph kommen. Vergl. meine Schrift: Der Prophet Jeremia.

Mit der Einrichtung der Vorlesung aus der Thora (eine im ganzen Altertum unerhörte Tatsache) beginnt und Ton Jahrhundert zu Jahrhundert steigt die charak- teristische Einschärfung, daß eigentlich jedermann aus dem Volke sich mit der Kenntnis der Thora und dem Studium befassen soll.

Auch auf die Bereitschaft der sittlichen Erkenntnis ist zu achten; deshalb Studium und Nachdenken; in jedem Augenblick kann ein zutreffendes Urteil über Menschen und Handlungen erfordert werden. Die meisten Menschen urteilen deshalb so wenig gerecht; sie würden es, wenn sie die Sammlung und Vorbildung hätten. Vergl. dazu Kidduschin 30 ab: Unsere Rabbinen haben mit bezug auf Deut. 6, 7 gelehrt: Die Worte sollen in deinem Munde

III. Weg zur Sittlich]

d. i. sicher und geläufig) sein. Wenn dich näm- lich jemand etwas fragt, <o antworte ihm nicht Btammelnd (d. i. unsicher), sondi n es ihm sofort klar (deutlich).

Den Streit der Meinungen soll man nicht scheuen; i die notwei Folge der Individualität; abt r ü

: ihn zum Ziele der Übereinstimmung zu führen. S. Kidduschin 30 b : Was heißt: „Mit Feinden im Ton - I'-. 127, ( < ija bar A.bba hat g< Selbst

der V;i!rr und sein Sohn, der Lehrer und sein Schüler, welche über die Thora in einein Tore sprechen, geraten

teinander dadurch in Feindschaft, Bie sollen aber d von dort weichen, bis sie dahin . men Bind, daß einer

rn wieder liebt.

t und Anerkennung der Weisheit.

". a keinem Geringeren als Josua ben Chananja wird erzählt, daß er den EL Eliezer,

Gegners, küßt und sagt: Dieser Stein gleicht

- li und der darauf zu sitzen pflegt,

S. Biidr. Schir hasch, r. zu BohesL L, 3.

Man dar: 1 durch Parteiung,

der iftlichen Richtung usw. nicht

trdbeu lassen.

idium und A nteilnahi r M B

Man bat Lei Gra c Mir d e Kultur

eii^ Lkes die A bme bezeichnet, welche es fQr die

Anteilnahme. 13

Leistungen geistiger Größe an den Tag legt. Bei den Juden große Anteilnahme, s. „Treu und Frei" und „Vor fünfzig Jahren". Die großen Druckereien. Dasselbe besagt Berach. 63 b: „rDDn Merke auf" (Deut, 27,9), d. i. machet Versammlungen über Versammlungen niflD mro und beschäftigt euch mit der Thora, weil die Thora nur durch in Genossenschaft (mUPü) erworben wird.

Auch der strengste Traditionalist, (wenn er nur ehr- lich ist ) ist gezwungen, die Vernunft fortwährend zu Rate zu ziehen und zu prüfen, ob er nicht aus guten Gründen von der Tradition abweichen muß; d. h. er muß immer kritisch, immer mit kritischem Verstände lesen, wenn er nicht auf Erkenntnis der Wahrheit ver- zichten will.

Ein eklatantes Beispiel bietet der strengkonservative Dr. I. Lewy, der zugleich ebenso streng kritisch ist und doch kommt er dazu, im Text das absolute Gegenteil von dem zu lesen, was wir in unserem Talmudtexte finden. In der jerusalemischen Gemara zu Baba kamma Perek I, Mischna 2 sagt Rabba bar Memel TiöB; Lewy im Kommentar sagt: yri löft "psp "Sil1

Wahrheit.

§ 302. Das Innere und nicht das Äußere, das Wahr- hafte und Wesentliche soll ergriffen und festgehalten

1 Siehe Jahresbericht des Jüdisch-theologischen Seminars Frankel- scher Stiftung 1899, Seite (46) n"=.

11 Hl. Der Weg zur Sittlich!.

werden, anstatt am bloßen Schein, an der realen Tat- Bache zu haften.

\\\r die Stätte der religiösen Übung und Gemein- aft nur als Versammlungsort, als Volkshaus (und nicht Gotteshaus ansieht, wer den heiligen Schrein mit der Q tzesrolle, dieser edelsten Quelle aller sitt- lich religiösen Erkenntnis, eine Urne nennt, er weiL. nur vom toten Buchstaben, der darin bewahrt wird, aber nicht vom Lebendigen Geist, der daraus spricht

Wahrhaftigkeit

§303. Und wenn man einem Menschen alle Glücksgüter und alle Ehren, welche seine Mitwelt ihm er- kann, böte, er darf seine Überzeugung, die Wahr- heit, die er als solche erkannt, nicht verleugnen. Eines verbr< iteten Sprichwörter des .Judentums labtet: D gel Gol Wahrheit! 121 U3JWM

und Wahrheit ist in diesem Zusammenhange: Wahr«

ha it

len Berichten über die Hunderte und Hunderte der talmudischen W hrer Tu senden, aber auch

ihr, cht wird, findet sich auch nichi einer,

de- ... i . oel hatte, wii

Meinung auch :< o ler den Anton-

ie! Zeit beatritti q, wie hart die Verurto ilung emp-

.;. I i H

irheit D. H.

Wahrheit und Wahrhaftigkeit. 15

funden, oder wie verlockend der Lohn eines Widerrufes dargeboten wurde. Eliezer, genannt der Große, wird in den Bann getan, weil er gegen die Autorität sich auf- lehnt; er trägt hart und schwer, aber seine Meinung gibt er nicht auf.1 Dem Akabia b. Mahalalel wird das Ehrenamt angeboten, welches das Höchste bedeutet, was er überhaupt im Leben erreichen kann, wenn er von seiner Tradition, mit der er allein steht, lassen und der Gesamtheit seiner Gegner zustimmen will. Was antwortet er? „Lieber will ich mein Leben lang vor den Menschen ein Narr heißen, (ein Narr der so Hohes nicht zu schätzen weiß) als eine Stunde meinem Gotte, der Majestät der Wahrheit, un- treu werden".2

Diese und ähnliche Beispiele waren in allen Schulen überliefert, sie waren aller AVeit bekannt; die Idee der Wahrhaftigkeit konnte nicht energischer der Volksseele eingeprägt werden.

Irgendeine Wahrheit der Religion konnte zweifelhaft sein, es konnte darüber gestritten werden, die Religion der Wahrheit aber stand immer und bei allen fest.

Man hat mit Recht gesagt: Es ist viel ehrenvoller, einen Irrtum oder ein Unrecht einzugestehen, als es über- haupt nicht begangen zu haben. "Dl nnöiy n"2W Dipol ist derselbe Gedanke; die Begründung s. in T. I.

Neben der Wahrheit wird Wahrhaftigkeit und freie

» ßaba mez. 59b. D. H. 2 Edujolh V, 7. D. H.

111 Der Weg zur Sittlich,.

Forschung gefordert R. Jose: die Gegner verketzern ihn nicht, wir hören nicht- davon; aber Bie nehmen ist -eine Meinung auf; Beine Autorität ist nicht ge- mindert; aber sie modifizieren dieselbe behufs der Har- monisierung. In der Tal wollte er gewiß allegorische Deutung an die : wörtlichen Erzählung setzen;

die Gläubigen hatten am Wörtlichen; sie helfen sich allen Ernstes und mit redlicher Absicht mit scholastischen Spielereien, die in unseren < Ihren fast blasphemisch kling

S. Sukka

hie 1 , ü g e.

< 304. np»n 161 wror\ i6j pmn nptf lärmt Die

rohnheitsmäßige von Personen, die sich durch

nichts in der Wahrheit geltend machen können, geübt

anfangs meist nur leichtfertig. Auf keinem

Lei ihtfertigkeil ehr den Grund als

:••: [Trage der Wahrhaftigk« I

M;m muh die Notlüge von der wohlwollenden und

wohlm len unterscheiden, b. den Streil \"n Vf'2 und

"i3 diese letztere wird nicht leicht Schaden anrichten.

sie hat immer eia gu I rissen in bezug auf da- Ziel.

retrebt. !' Ige ist das Entgegengesetzte

.der PalL Der Widerstreit in der Seele Die

Notlüge aber ii eine wirkliche, son-

was vermieden werd

.11. . 7. -1 Kclhub. l'.1' ii 17

7 ii l».r VI II.

Lüge. Gegen Aberglauben. 17

soll, kann meist auf dem Wege der Wahrheit ebensogut vermieden werden. Z. ß. „nicht zu Hause" oder „be- schäftigt"1 — man muß auch von dem anderen ein Ent- gegenkommen und darum Schätzung der Wahrhaftigkeit verlangen.

Gegen Aberglauben.

§ 305. Gegen Zeiten, Dinge von Bedeutung s. besonders Sanhedr. 65b. Dl tSTDD TU. Völlig frei vom Aberglauben usw. ist selten einer, tyrüö ÜW DTK bD KIT Wl mn fnflK "'in V'Dl imK pD'flDD.a Es gilt, absolut fest an Naturgesetz und der sittlichen Weltordnung halten. Man darf nicht nachgiebig sein gegen den Abergläubigen; wo das stattfindet, ist es ein Beweis, daß die Wahrheit nicht tief, nicht rein, nicht klar und fest ist. Dies Herabsinken auf die Stufe einer niederen Weltanschauung ist ein Abfall, des wahrhaft Denkenden, Gebildeten unwürdig. Die beste Art der Widerlegung der Zauberkunst s.Chull.7b.3 Man muß bedenken, daß das Prinzip (wie noch lange hin,

iVergl. die Erzählung von der Ortschaft xtsenp, Wahrheit in Sanh.97a.

2 Die Stelle Nedarim 32a lautet wörtlich: Ahaba, Sohn des R. Zeira lehrte: Jeden Menschen, der nicht Zauberkunst treibt, läßt man in eine Abteilung eingehen, in welche nicht einmal die Dienstengel eingehen können; denn es heißt (Numeri 23, 23): „Denn nicht ist Zauberei in Jakob und nicht Wahrsagekunst in Israel." D. H.

3 Die Stelle lautet wörtlich: Es war eine Frau, welche sich mühte, Staub unter den Tritten des R. Chanina zu nehmen (um ihn damit durch Zauberei zu schädigen). Er sprach zu ihr: Nimm, deine Sache wird dir nicht gelingen. Es steht geschrieben Deuter 4, 35: „Es ist keiner außer ihm." Vergl. Sanhedr. 67b. D. H.

Lazarus, Etbik des Judentums II. 2

1 - Weg zur Sittlich!

viele \ noch jetzt) allgemein verbreitet war.

d solches falsche Prinzip ist et mch jetzt noch!

Die Entwicklung des sittlichen Menschen.

106. Xu berücksichtig - ad: a) Einseitige, vielseitige and allseiti twickelung d< r

( Jharaktere. Erblichkeit und ihre Grenzen. Frühes Eingreifen r Sitte, des i ci Die eigentliche Erziehung, d) Die Gewöhnung (und Selbsterziehung

Erhebung a) durch Leiden (ihre I'" leutung), durch !.'• i and Ba

Weitere Ausführung des Gesu

^ 3'»7. l. Schon in aora und dann in der Spr

Propheten wird dir A A aen als „der

■pi bezeichnet, den er gehen soll, um sein Ziel zu . o Beruf zu erfüllen, den wahren \\

u erringen und zur eigentümlichen Würde .1 tieser Weg best« ht in d Erfüllun in der Vollziehung von ll

lungen und Ausführung von Tat« Zieh der

t führen. Das also, wa 5 blichkeil for-

i und bestimn I

and MaL I >;< verscl

Aufgabe der Sittlichkeit. 19

denen Tätigkeiten, welche ausgeübt werden sollen, heißen deshalb Pflichten, mm

2. Hinter jeder Tat steht die Person als das Tätige. Von der Beschaffenheit der Person hängt ihr Tun ab; wie der Mensch ist. so handelt er. Wird also der ethische Lebensgehalt durch die Gesamtheit aller Pflichten, welche zu erfüllen sind, bezeichnet, so offenbart sich derselbe andererseits in den Eigenschaften oder Fähigkeiten der sittlichen Personen.

Ein vollständiges System der Sittenlehre hat deshalb beides darzustellen, die Pflichten, welche erfüllt und die Eigenschaften, welche erworben werden sollen. Sittliche Eigenschaften werden auch Tugenden genannt. Die Ethik ist also Pflichtenlehre und Tugendlehre. Würden nur die Eigenschaften der Person, die zu erringen sind, also nur die Tugendlehre dargeboten, so würden sich aus ihr allein alle die bestimmten Pflichten, die für alle Lebenslagen in Betracht kommen, noch nicht ergeben. Würde aber nur die Pflichtenlehre als Ethik dargeboten, dann fehlte noch die Erkenntnis, welche Eigenschaften und wie sie erworben werden müssen, um die Erfüllung der Pflichten zu sichern oder wenigstens zu befördern.

3. Aber durchaus nicht bloß um technische Gründe handelt es sich, weshalb die Ethik nicht bloß Pflichten-, sondern auch Tugendlehre sein soll; nicht bloß auf Voll- ständigkeit, meine ich, und auf Leichtigkeit der ethischen Erkenntnis kommt es an; vielmehr gilt es dabei, eine

2*

111. Der Weg rar Bittliohki

der wichtigsten und prinzipiellen Fragen über (las inner- Wesen der Sittlichkeit zu Lösen.

Wenn man von allen metaphysischen und religiösen Betrachtungen aber den Menschen, Bowohl aber das In- dividuum, wie ttber die gesamte Menschheit, absieht, dann bleibt die Sittlichkeit als Selbstzweck der letzte und der

höchste Gedanke, als die eigentliche Idee der ethischen

Wissenschaft. Diese Idee aber umfaßt beides: einerseits

die Beschaffenheit der sittlichen Person, der einzelnen und der Gesamt- Persönlichkeit, welche ausgebildet wer- den soll, und andererseits die Art und den Inhalt ihrer Lebensführung; mit anderen Worten: die Idee der Sitt- lichkeit offenbart und realisiert sich sowohl in der Ge- staltung der Persönlichkeit Belbst, als in den Bandlun und Schöpfungen derselben. (VgL T. I § 201 und An- bau- Nr. 30).

1. In bezug auf die sittliche Person bietet uns die

Beilige Schrifl den Begriff der Vollkommenheil als die

höchste ideale Norm, als den Gipfel and die Zusammen-

ong aller Vorzüge, welch.- errungen werden sollen.

ppnri DW, .vollkommen bo11s1 du sein-', ist der Aus-

druck für die I1 form, /u welcher der Mensoh,

e aktive Persönlichkeit sich aufschwingen soll. DTiodei =-,:r i..,i. . anz, vollständig, abgeschlossen, in sich gleichartig und abgerundel und deshalb auch in der

i Deutet i\ i

Aufgabe der Sittlichkeit. zl

edlen Bedeutung des Wortes einfältig:1 die Hincinbil- dung der Idee in die reale Wirklichkeit, die in den Taten und Schöpfungen des Menschen sich vollzieht, soll auch in dem Wesen und der Eigenart der Seele selbst sich manifestieren; so wie der plastische Künstler den in seinem Geiste lebenden Gedanken in einen Stoff, in ein Stück natürlicher Realität hineinsenkt, so daß dadurch der äußerliche, materielle Stoff vom Gedanken erfüllt, vom Geiste gleichsam belebt, der Körper zum Range der Idee erhoben und mit ihr wesensgleich und wesenseins wird, so soll die Person des Menschen, sein Ich, seine Seele und sein Gemüt von dem Bestände seiner natür- lichen Realität zur innigsten Einheit und Gemeinschaft mit der Idee sich erheben, seine reale Natur selbst soll ideale Gestalt gewinnen, indem nicht bloß sein Tun, son- dern auch sein Wesen, sein Können und sein Wollen durch die Idee umgestaltet und verwandelt wird. Mit einem Worte: die Idee soll im Menschen zur lebendigen Realität werden, und sein reales Dasein selbst soll ideale Gestalt annehmen.

5. Der Begriff der Vollkommenheit leidet von seinem inneren Reichtum und von dem maßlosen Umfang, in welchem er angewendet werden kann. Gewiß soll etwas Bestimmtes durch ihn ausgesprochen werden; aber es ist unsäglich schwer, diese Bestimmtheit zu finden. Der

1 Es darf daran erinnert werden, daß im Deutschen auch heilig mit heil, ganz, vollständig zusammenhängt.

111. Der Weg zur Sittlich*

lanke der Vollkommenheit bedeutet mehr eine Rich- tung di I '■ als ein Ziel desselben,

G bwohl kann und solider i der Vollkommen-

heit nicht in Schwebe gehalten werden; einfach durch Beachtung der ibenen Tatsachen wird er klar und deutlich.

Der Träger der sittlichen L\< e Ist von Haus aus eiu Natur, von bestimmter Beschaffenheit; er ist von

Natur her ausgestattet mit vielerlei Anlagen, mit der Fähigkeit verschiedene Funktionen auszuüben. Die Fähig- keiten des Menschen aber, die zunächst nur als natür- liche Anlage gegeben sind, bedürfen der tätigen Kntwick- lung, der allmählichen und gedeihlichen Ausbildung; nur in und dur< e Ausbildung seiner Kräfte kann der

Mensch das Ziel der Vollkommenheit erreichen. 6. War die Aufgabe der Sittlichkeil als der \\ eg der zu gehen ist, BO ist damit Bchon an- daß ihre Lösung schrittweise, allmählich sich vollzieht Einerseits durch die psychologische Entwick- lung in bestimmte Naturgesetze gebunden

durch das L ilter, die historischen Urn-

en um von Personen and Verhältnissen, in

di in I ». tusfullt,

:• i. . tdmmt

.. An den Begrifi W li< I ich (natur-

< rründi q, welch* I : : Bild ll Auf-

Aufgabe der Sittlichkeit. 23

stiegs, des Emporstrebens in die Höhe; der Weg des Lebens geht für den Weisen aufwärts" (Spr. 15, 24). Dieser Satz drückt einen allgemeinen Gedanken aus, der bei allen Kulturvölkern heimisch ist. Alles, was gut, groß und edel ist. wird als hoch bezeichnet; was das menschliche Gemüt am stärksten ergreift, unfehlbar an- zieht, am würdigsten belebt, was Ergebenheit, Anerken- nung, Hingebung erzwingt, das wird als Hoheit und Er- habenheit gedacht. Davon stammt in der rabbinischen Sprache das Wort r6}?ö in der Bedeutung von Aufstieg, Grad, Stufe, Vorzug, Eigenschaft, auch Würde und Wür- den. Die vorzüglichsten, hervorragenden Männer werden als rP^JJ \13, die Kinder, Jünger, oder wie wir im Deutschen sagen würden: die Männer des Aufstiegs genannt (s. San- hedr. 97b; Sukka 45b u. ö.).

8. In der vordersten Reihe steht die Gewinnung des Lebensgehalts und die Handhabung und Bewältigung desselben. Es gilt deshalb vor allem die Ausbildung der Intelligenz im weitesten Sinne. Diese besteht in der inneren xA.neignung aller Inhalte, welche den Gegen- stand der Lebensführung ausmachen und in der Aus- bildung und Einübung der Funktionen, vermöge welcher wir die Inhalte gewinnen und verwenden.

Die Funktion oder die Tätigkeit ist überwiegend gei- stige oder Denktätigkeit. Im Dienste derselben stehen aber die Sinnesorgane, denen sie die ersten und wich- tigsten Elemente verdankt.

IM. Der Weg toi Bittliohl

Unter der Form des ErfahrungBsatzes, daß dem Wai- . also demjenigen, der auf dem Wege höherer Entwicklung sieh befindet, yv ripaB1 zukommt, ein Ver- ken des Auges in den Gegenstand, am ihn in bi iner Tiefe zu erfassen, wir,d die Forderung ausgedrückt, auch die sinnliche Tätigkeit su vollkommen wie mög- lich ausgeübt werden soll.

Auch zur produktiven Tätigkeit, bei den Schöpfungen der Zivilisation und Kultur, also in den Gewerben und Kün- sten bedarf der Geist der Sinne und der Bewegungs- und Wirkungsorgane, deren Ausbildung für die Voll- kommenheit der Intelligenz nicht entbehrt werden kann. B i der Berufung des Bezalel und seiner Genossen (Exod. Kap. 31 und 35) wird die Schaffenstätigkeit da- durch charakterisiert, daß in ihr aeben dem Entwerfen Gedanken auch die Geschicklichkeit und Fertigkeit hervorgehoben ist, deren der Künstler bedarf (2Vn? -!-'--: und r"sy-

>. i eht die Denktätigkeil zunächst in dei Br- ost (diese mögen materieller \rt Bein), also in dem Erwerb ihr Denk- inhalte, so fuhrt die weitergehend« I bigung mit Iben, das Denken über dir onenen Inhalte. o dm Reflexionstätigkeil zur Vollendung derselben. Wir find« Ä.i iui •. vom [nnenleben in der

>t hp. i'. iL

Aufgabe der Sittlichkeit. 25

jüdischen Literatur durch die Erfahrung beherrscht, daß unsere Gedankenwelt, unsere Vorstellungen, Begriffe. Phantasie- und Erinnerungsbilder nicht plötzlich da und mit einem Schlage fertig und wirksam sind, daß sie viel- mehr der fortschreitenden inneren Aneignung, Einprä- gung und Durchleuchtung bedürfen. Schon in der Bibel steht neben dem njJTl das "pn1; nüBTfl1; und wenn mit diesen auch zumeist das Zu-Herzen-nehmen, also die sympathetische Innigkeit bezeichnet wird, die den Inhalt vervollkommnen soll, so liegt doch auch die Reflexions- tätigkeit darin angedeutet. Die Rabbinen aber drücken den Begriff derselben, die logische Operation, welche zur Aus- und Fortbildung der Begriffe führt, treffend durch die Forderung aus, daß der Mensch "DI "JIJlö "11*1 )*2ö sein soll; vom Bekannten soll man durch Nachdenken zum Unbekannten fortschreiten, zu den Begriffen sollen die Schlüsse sich fügen.

Die Ethik als Wissenschaft begnügt sich mit der all- gemeinen Forderung; die Technik ihrer Ausführung ist der Gegenstand anderer Wissenschaften; Erfahrung und Theorie, ausgebildet in den Disziplinen der Psychologie, Erkenntnistheorie und Pädagogik, haben die Anleitung zu geben. Es fehlt bei den B-abbinen in Talmud und Midrasch nicht an sehr vielen Einzellehren, welche auch aus diesen Wissensgebieten stammen. Hier aber

1 Deuter 4, 39.

lli " Jittli

I dut zur Charakteristik ihrer Denkweise cur dies noch

ibrt werden: D enentwicklung, der Fortschritt vom

fundenen und G Bnen zu dem, wa acht und er-

o durch geistige Energie daran- gewonnen wird, kann man anter dem Begriff des WVi zusammenfassen, übern tritt derselbe in der Auslegung und An-

wendung des Schriftworts hervor: für die darin li- nde Me1 und N »rmen, rs.rz. ani llt, weh teils ui Ibar der natürlichen 1- ntnommen sind, ä auf Tradition beruhen. Kür die Halacha Bind von Billel 7 solcher Regeln, von [smael L3 aufgestellt; für die Eagada 'ich von Blieser 32: in unseren Tag Malbim gar 613 erklügelt, igen wir aber von der Forderung, die an alle llt wird, zu der empor, welche an die Jünger der \Y; ch wendet, bo linden wir den TVrn beson-

iiin im v. ii Umfang, die

Kunst, durch Analyse der Begriffe, Gleichheil und Un-

/n ,i g und dadurch neue Kombinationen

voi. len zu in. i durch diese wiederum neue

ii. isi der hervorragende Zug in ien Geisi durch hui. e Jahrhun- - len, auch wahrend rin'_->-

nm and ergötzt

in. Bei alh I turvöll en :> Ent-

tlfl .in-

Aufgabe der Sittlichkeit. 27

Schöpfung der Patriarchen betrachten dürfen, deren Lebenslage die Pflanzung und Pflege aufkeimender Ge- danken in jeder Weise begünstigt. Die jüngeren Gene- rationen der stammhaft zusammengehaltenen Familie ver- richten die Arbeit, die Alten verleben ihre hohen Tage in Muße. Umgeben von der dankbaren und gehorsamen Ehrfurcht aller jüngeren Genossen, reich an angesam- melten Erinnerungen und fortschreitend vertiefter Be- sinnung, weit in die Vergangenheit zurück- und darum auch in die Zukunft hinausschauend, üben sie das hohe Amt der sorgenden und ordnenden Führerschaft durch die geistige Beschäftigung aus, welche sich, alles in allem, aus überlieferter Erinnerung, erlebter Erfahrung und prüfenden und schöpferischen Nachdenken zusammen- setzt. J

Ihre Erfahrung ist eine oft wiederholte; haben sie doch in dreien oder vieren der absteigenden Geschlechter die Schicksale, Neigungen und Triebkräfte, die Charaktere mit ihrem "Widerstreit und Ausgleich beobachtet. Uns erscheint ihr Erfahrungsinhalt überaus einfach und gleich- artig, und, zusammengehalten mit der Mannigfaltigkeit späteren Kulturlebens, ist er es auch. Aber eben des- halb werden die feinsten Unterschiede, die leisesten Schattierungen beachtet, der Geist dringt in die innerste Tiefe der Dinge und Verhältnisse; auch Fragen tauchen

1 Über Pflege der Erinnerung, Tradition s. Deut. 32, 7 f.

111. Der Weg zur Sittlichkeit

dabei auf, welche keine genügende Antwort finden, und sie werden zu Problemen, an deren Lösung folgende Jahrtausende Bich abmühen, über Natur und Gi Welt und Gott breitet sich das Nachdenken aus; aber die Erfolge langen Sinnen? und Suchens werden in kur. S tzen ausgesprochen, welche zumeist nicht theoretische Lehrsäl Lende, richtende und führende Ge-

danken Bind. Je umfassender die Erfahrung, aus der sie böpft, desto vielseitiger ist auch ihre Anwendbarkeit, ■he ihr Gewicht erhöht, ihre Autorität verbreitet und befestigt In solcher ^ i 3< entstehen und wirken auch bei allen Völkern die Sprichwörter, welche gleich- sam dm esoterischen oder profanen Teil der Orweisheit

{machen, während andere Ausspruch- tiefer liegend nur wie esoterisch von den auserlesenen Geistern überliefert

rden.

rität d.r Sprüche wachst. Bage ich. im Laute

der Zeiten; nicht weil sie alter an Dauer, Bondera weil

ien G< ht.rn als Wahrheit gegolten; Bie Bind

die Gedanken L&ngsi Verstorbener, die aber immer wieder

lebendig waren; sie wirken nicht als Vergangenheit, son-

rn oft wiederholte Gegenwart.

reilich verSchleifen sich die Inhalte der Sprüche;

a. oft und in Variationen vielfach wieder-

irend, an der 8 es B vorüber; Bie wea

h unklar, wie da Gi : rifiFener Münzen.

Dann kommen die Denker nachfolgender Epochen; mehr

Wesen des Charakters. 29

als ihre anderen Zeitgenossen schöpfen sie aus den alten Sprüchen und sie trachten darnach, die "Weisheit der- selben zu erörtern, ihren wahren Sinn zu stützen und zu klären.

So entsteht auf dem Grunde der Urweisheit, welche ursprünglich mit gewaltiger, aber unwillkürlicher und naturwüchsiger Triebkraft blitzartig aufleuchtete, all- mählich das absichtsvolle, ordnende, läuternde und sichernde, mit einem Worte: das wissenschaftliche Denken.

Das Wesen des Charakters.

(Übereinstimmung und Prinzip, Maximen und Grundlagen.)

§ 308. Gewiß ist nicht nötig, daß sich der Charakter auf dem Grunde wissenschaftlichen Denkens über ethische Prinzipien erbaut. Generale, Techniker, auch Staatsmänner usw. können ohne ethische Theorie auskommen. Aber diejenigen Menschen, deren Beruf sie zu methodischem wissenschaftlichen Denken auf irgendeinem Gebiete leitet oder zwingt, werden das beste Teil ihres inneren Lebens, das Eine, was not tut, auf niedrigerer Stufe in Form und Fassung finden; sie werden also notwendig das im letzten Grunde wichtigste unter dem technischen Wertvollen ihres Berufes finden. Die größte Vollkommen- heit an Schärfe, Bestimmtheit und Energie des Denkens, welche durch methodische Arbeit erreicht werden kann,

1». . Weg zur BittHchJ

mnfi dem höchsten Gehalt des Mensches zugewend len. Es ergibt sich daraus eine Progression für Jen Uru- : und die I der ethischen Gredankenbewegung auch für Völker. Je höher die Kultur, desto tiefer

und energischer muß die ethisch»' Gredankenbewegung sein.

Die Sp sind ohne Philosophie und besonders ohne

ader und ilie Deutschen. Die subjektive Seite des Charakters, die Lehre, die Ideen, die Forderung, das prüfende Gewis.-en. das Be- wußtsein soll kollektivistisch, die objektive Seite d< iben Gregebene, Empirische, die Leistung individuali- o.

B.

Gefühl.

iL Ferner: Grewissen. Allegorie:

I »;r. id und l i.itt.i Q

b G Lhle werden eingeteilt in sinnliche ind inl ;tuell<

Lhle sind: angenehme nnd unange- G chmack, < reruch (milde ETrühlingsluft, M , ! and Sitze, Lust und

Einteilung der Gefühle. 31

Unlust oder Schmerz. Lage, trübe, Witterung nachBrennen, Stechen, Schneiden). Verschieden davon sind die vitalen, die Lebensgefühle (Vitalsinn): Gesundheit, Rüstigkeit und Kraftgefühl. Munterkeit, Behagen, Ruhe nach Arbeit Beklemmung, Schwäche, Krankheit, Unbehagen. Die Vitalgefühle -wirken als Stimmungen auf die gesamte Tätigkeit. (Druck, Last, Ermattung, Erfrischung, Er- quickung, Aufregung, Spannung.)

Die intellektuellen, ideellen Gefühle sind

a) schöne und häßliche,

b) moralische Gefühle.

Virtuelle Gefühle der Hemmung und Befreiung, der Kraft und der überschüssigen Kraft, des Sieges über Schwierigkeiten und andere Kräfte.

Dauernde, auf objektiver Grundlage ruhende Ge- fühle, verschieden von den flüchtigen und momentanen. Beipiele: Selbstgefühl, das des eigenen Wertes, welches sogar vom Ehrgefühl (dann etwa als Selbstehre gefaßt oder gedacht) sich trennen kann. Stärke des Selbst- gefühls kann dazu leiten, empfangene Verletzungen und Kränkungen zu verzeihen.

Gefühl der Harmonie, etwa in der Freundschaft.

Ethisches Gefühl überhaupt, das mit der Anerkennung des Guten verknüpft ist.

Affekte, Gemütsbewegungen (im Gegensatz zum Gleichmut, oder zur Gemütsruhe). Charakterisiert werden die verschiedenen Affekte:

32 in Der Weg zur Bittlichk

1. durch die Vorstellungen und Strebungen, aus denen die Bewegung hervorgeht,

2. durch Gefühle, die sie begleiten,

3. durch die listigen Zustände, die dem Affekt folgen,

1. durch die Leiblichen Erscheinungen, welche ihn be- gleiten. 9 Bind nicht, wie man wegen der un- mittelbaren Wahrnehmung wohl glaubt, aber irrig annimmt, die Hauptsache.)

Dem Zornigen wallt daa Blut auf; der Beschämte errötet und erbleicht; der Erschrockene erblalJt; dem Ärgerlichen regt Bich die Galle; der Furcht- same bebt, oder es sträubt sieh ihm das Haar; der Ln-ti'_re lacht, oder weint; der Betrübte weint; der Gekränkte lacht b

Dauer der Leiblichen Erscheinungen hält auch die Wiederkehr der psychischen Gemütsruhe auf.

Psych er Affekt, Gegensatz gegen Gemüts- ruhe. Diese i-t mittlerer Grad der Erfüllung des Be- wußtseins mit in und mittlerer Grad der - annung. Affekt leich ÜberfUllung oder Ent-

i und Anspannm I i tltation, Expansion.

i . pannun \ I '■ >n, Kontraktion.

1 1 w er h -el n i e Gefühle üb« elben ' I

M von den gemischten Gefühlen /u an

Jene erheisch« i \ i i akeit, denn

Gefühle und die Sprache. 33

sie werden leicht zum Sitz moralischer Schwäche und bei häufiger Wiederkehr zum Gegenteil des Charakters.

Die nicht seltenen und oft unvermeidlichen gemischten Gefühle aber bilden einen Gegenstand der Selbster- ziehung, indem die einen gehegt und verstärkt, die andern aber zurückgedrängt werden müssen.

Gute Beispiele zu geben.

Die gemischten Gefühle sind die aufregendsten. Da- her können auch sittliche Gefühle, einerseits mit pathe- tischen und sympathetischen, anderseits mit religiösen Gefühlen gemischt, sehr aufregend wirken.

Das charakteristische Ethos eines Menschen, also sein wesentlicher sittlicher Bestand offenbart sich (ihm selbst und anderen) am meisten in den Gefühlen, welche sein Denken und sein Handeln begleiten.

Der hoch entwickelte Charakter erhebt sich zur Klar- heit der Einsicht und Festigkeit des Willens dergestalt, daß beide vom Gefühl zwar begleitet, aber nicht beherrscht sind; einen Gefühlsmenschen aber nennen wir denjenigen, der sich ganz von seinen Gefühlen leiten läßt.

§310. Bei den Gefühlen ist zweierlei beachtenswert. Ein- mal daß die Sprache (wenigstens die deutsche, welche aber in diesem ganzen Gebiete innerer Vorgänge teils typisch, teils voranschreitend ist ) in bezug auf das Verhalten zu den Gefühlen fast nur für die beiden Extreme einen sprachlichen Ausdruck geprägt hat; wir nennen den einen gefühlvoll und den andern gefühllos. Die dazwischen

Lazarus, Ethik des Judentums II. 3

111. Der Weg tax Bittlichi

aber bilden in der Tat eine Langgedehnte ter, deren einzelne Sprossen aber Bich dem Selbst- bevi d des Menschen entziehen. Nur der psycho-

i empfindliche Beobachter gewinnt einen Thermo- meter der < refühle.

Sodann rückt in der allgemeinen Vorstelhu e und

darum auch in der sprachlichen Bedeutung der sogenannte

Bhlsmensch fast an den Begriff des guten Menschen.

ob es nicht ebensowohl Gefühle der Abneigung wie

derZuneigurj !!.■- es wie der Liebe, der Rachsucht

und Barte wie der Verzeihung und Milde gäbe! Dennoch

liegt in diesem Irrtum last hätte ich gesagt, eine

ätliche Wahrheit, in der Tat aber eine hoffnungsvolle

Vermutui ,

§ :;i 1. Es wird angenommen, dal. der gefühlige, der inner- lich lebenswarm 1" . der den Dil en und Personen

g( heu. und von ihnen i rgrif- Meii ch durch die Regsamkeit seine Gefühle auch auf . i , \\ i »innung geführt wird; in

.:. kalt« -. Menschen aber, der die Vorgang« I n

mpel und die I die Teile

einer wirkenden Masch htet, fürchten wir di I

. nur vom i Iten, den Argen.

Man .,■!/! also, gq i ren ^ voraus, daß die

„;,• ichen, aus der Wahr-

nehme, und neu

her\ le als Gefühle d Rech-

Herrschaft; über die Gefühle. 35

ten, Schönen auftreten, aus denen wohltätiges Wollen entspringt, wie sie auch die Erkenntnis der Wahrheit fördern und beleben; den Mangel an Gefühl aber deutet man zugleich als Mangel an Idealität.

Praktisch wichtig an dieser Betrachtung ist mir das Folgende.

Die Erregbarkeit des Menschen im Gefühl ist wohl mehr als die anderen geistigen Funktionen durch Natur- anlage bedingt. Gleichwohl können wir zugunsten so- wohl der Erziehung als der späteren sittlichen Fort- bildung einen wesentlichen Einfluß üben.

Die Herrschaft über die Gefühle ist eine charakte- ristische Forderung. Als Gegensatz zu unseren Roman- tikern, welche der Souveränität des Gefühls alle geistigen Kräfte als Vasallen unterwerfen möchten. Ausartung ins Bodenlose als Folge davon.

Jede Gefühlsregung ist einerseits von der natürlichen Regsamkeit, aber andererseits zugleich von dem Inhalt, von den Vorstellungen abhängig, aus denen sie entsprin- gen, oder an welche sie sich schließen.

§ 312. Die Naturanlage gleichgesetzt, werden diese Vorstellungen, Tatsachen, Ereignisse, Lebensbilder, welche der Seele dargeboten werden, den Menschen, sagen wir gleich, das Kind mehr, andere werden es weniger er- regen. Energie oder Schlaffheit der begleitenden Gefühle wird durch den Inhalt der Vorstellungen bedingt; wir erziehen die Gefühlstätigkeit, die wir anregen, durch die

3*

lil. i> v. nir Bittliohk

Denkinhalte, die wir darbieten. Von jeher hat man die Erzählung der biblischen Geschichten als ein kräfti Mittel zur ung sittlicher Geftthle betrachtet.1 Aber

nicht bloß um das Maß der Intensität der zu erregenden Gefühle, sondern um die Mannigfaltigkeit und die sittliche Beschaffenheit der Gefühle handelt es sich. Man weiß, daß kein Buch der Welt an Fülle und Feinheit, an er- greifender Gewalt und Reinheit der Inhalte der Bibel chkommt über die Legenden der späteren Zeit s. T. 1 zum Leben Abrahams. Die Rabbincn müssen diesen pädagogischen Wert aufs Höchste geschlitzt haben. Sie sind aber namentlich auch der Vielseitigkeit, der Mischung der Gefühle nachgegangen, welche durch die biblischen Personen und Gedanken erregl werden.

i Die Griechen gaben ihren Kindern den Homer, wir geben

ihnen die Bibel. Durch den Homer wird vorzugsweise die äslhe-

tigche i - Gemütea gefördert; aber die Bibel steht

ihm auch dann nicht nach. Die [ntensität der poetisch erregten

ihle mag beim Homer größer Bein, die Summe der geistigen

mg und Gedankenfülle ist in der Bibel ungleich größer; dort

B Qden der Reichtum oder Glani der Phantasie, hier

l, ihre Lauterkeit und Innigkeit Wichtiger ist freilich

det andere i nterschied. In den Homerischen G<

. ihische Belehrung seltener, matter, ja igt oft enug

in ihr G il um, indem die als hO A B en in

. drigkeit Binken. Von da Macht und Gewalt und

i . es ethischen I in der Bibel brauche ich kein W ort

Dichter und Dichtungen, da er wohl ,\ \ ,. e hat, deshalb aus Beinern Staate ver-

tue er wohl sicherlich Willkomm« ißen.

Die Kabbinen und das Gefünlsleben. 37

§ 313. Lange ist es mir zweifelhaft gewesen, was die Rab- binen bewogen hat, über dieselbe Person oder denselben Gedanken immer wieder neue Bibelworte herbeizuziehen. Was ist, so mußte ich mich fragen, was ist damit ge- wonnen, daß man die Anknüpfung an dieses oder jenes Bibelwort darbietet, daß der eine diesen, der andere jenen Yers zitiert? Wohl mag es sich allgemein nur um die unausgesetzte Vergegenwärtigung des Bibelwortes und zugleich um die Verwendung eines jeden gehandelt haben; sie lebten eben darin eine Person, eine Sache, eine Lehre hatte ihren Adelsbrief, wenn man einen Vers dafür fand, und der Vers hatte ein neues, ver- jüngtes Leben, indem er durch die Anwendung neuen Sinn erhielt. Und das mag auch zur bloßen Formel und Methode für Viele geworden sein. Aber das genügt zur Erklärung nicht. Allein genauer zugesehen findet man, daß die Mischung der Gefühle, die Vielseitigkeit und Mannigfaltigkeit darin ihren Ausdruck fand.

Entweder es wird von einem Vers ausgegangen: \XD yfOT, oder wenn es wichtiger scheint . . "1 tJH*1, oder noch wichtiger ... 1 tiHT HT J1K; meist wird der Sinn nicht den Worten einfach entnommen, sondern er wird ihnen untergelegt, eingedeutet; oder es wird ein Gedanke vor- getragen, und die Frage ist ]b K3Ö oder auch K"lp ""NID, in welchem Verse findet man den Gedanken? und nun geben mehrere, jeder seine Quelle an. Dann erst, wenn das Schriftwort als seine Quelle erscheint, ist der Gedanke

38 UX Der v -

•ihn. < >:'t genug wird bloß die individuelle Erinnerung : der Verschiedenheit Bein namentlich später, indem die Sache zur Formel, zur Methode geword und es nur eine Turnei des Gedächtnisses wurde. I r- Bprünglich aber und bei den bedeutenden Lehrern ist es a) eine verschiedene Seit*.- des Lu dts in dem \ -

.•lMii Gedanken, der zu einem andern Vers führt. oder b) die Entdeckung eines neuen Sinns im Schrift- wort, welche diesen dem Gedanken anpaßt.

Ein lautloses Dahinli Ben i rgibt ein flüchtiges, undauern- des Denken des Inhaltes mit einem andauernden Be- wußtsein, das deshalb auch erfolglos bleibt, wenig

Ligung gew&hrt und darum die Freudigkeil der Einer* gie v. müssen läßt; d D erregt lautes Denken die

Mitschwingung der Nerven (Jana* rwi tea :mrß), verleiht ihm Dauer (D*pnm rrrr: ^WDBf), die Ak- zentuation des Wortes wird zur Akzentuation des Ge- ns und 1 ihn (nrv *;r - ttM 1), und die Innigkeit und Yermnerliehung fQTI 7-s P"* "" Bchöpft Befriedigung (13^ ntttn lOI) und Freudigkeit ... _ s„.. , g Erubin •"»:;• u. 5 1

i Die tu 3l unv l: Bauria | Valeria) bemerkte |

Schfl r, .l.T leise lernte, da bü< D sie ihn mil dem l

xu ihm: Sieht nicht all »In

and bewahrt rvam ~:- rwrn>)M, (v en will':) \\ i t ist in

«rahrt... S prach KU El

Jefa . - en Mim en Mund,

Idealgefühle. 39

§ 314. Die Idealgefühle sind zu pflegen im Unterschied von und sogar im Gegensatz zu den sympathischen. Diese bilden nicht den wahren Grund, noch das rechte Motiv, am wenigsten aber die sichere Xorni der Sittlichkeit. Von Kant ist im I. T. schon gesprochen. Seine Kritik der sympathischen Systeme. Der Talmud bietet uns eine ganz gleiche Betrachtung. Wohl wird öfter die göttliche Barmherzigkeit als Vorbild hingestellt; aber man soll nicht das Gefühl der Barmherzigkeit ohne weiteres als den Grund gewisser Gesetze betrachten. Die Erhaben-

lerne, damit du dein Leben verlängerst und deine Thora in deiner Hand Bestand habe; denn es heißt (Prov. 4, 22): „Denn Leben sind sie für die, welche sie finden, und für seinen ganzen Leib Arzenei". Lies nicht: DTPKXfc^, die sie finden, sondern: DnWttfiV, die sie hervor- gehen lassen (aussprechen) mit dem Munde .... R. Ammi hat gesagt: Was heißt das, was geschrieben steht (Prov. 22,18): „Denn lieblich ist es, wenn du sie bewahrst in deinem Innern, sie allesamt befestigt (bereit) sind auf deinen Lippen"? Wann sind die Worte der Thora lieb- lich? Wenn du sie in deinem Innern bewahrst; und wann bewahrst du sie in deinem Innern? Wenn sie allesamt auf deinen Lippen be- festigt (bereit) sind. R. Zera entnimmt (eig. sagt) es von hier (das. 15, 23): „Freude wird einem Manne durch das Aussprechen seines Mundes, und ein Wort zu seiner Zeit, wie gut (treulich) ist es." Wann wird einem Manne Freude? Zur Zeil, wenn er ausspricht mit seinem Munde. R. Jizchak sagt es von hier (Deut. 30, 14): „Denn nahe liegt dir das Wort sehr, in deinem Munde und in deinem Herzen, es zu tun." Wann ist es nahe? Wenn es in deinem Munde und in deinem Herzen ist, es zu tun. Raba entnimmt es von hier (Ps. 21, 3): „Das Verlangen seines Herzens gibst du ihm und das Regen seiner Lippen verweigerst du ihm nicht. Sela." Wann gibst du ihm das Ver- langen seines Herzens? Wenn du das Regen seiner Lippen nicht verweigerst. D. H.

40 Hl. Der Weg zur Bittlichl .

heit des S jjesetzes wird beeinträchtigt, wenn di<

nur durch ein sympathisches Gefühl begründet wird.

Im jer. Talmud Megilla I V, 76' liaben wir ein eklatantes

ispiel in R. Jose Bun.1 Er ist dagegen, dali man schlankweg in die Übersetzung des Gesetzes die Er- klärung aus einem sympathetischen Gefühle hinzufügt; ihm werden die im Text angegebenen Gründe vorgeschwebt halien. Da£> er unter 'DI vnrm nicht Machtsprüche und dergl. verstanden hat, sondern ethische Notwendigkeiten, geht am besten aus der Parallelstelle Berachoth 9C her- vor, wo immer von PffiTB die Rede ist und noch trefft - der angedeutet, dab zwar Gott ]em ist, aber nicht im

D eines sympathetischen Gefühl

Die Vertreter einer geistlosen und bornierten Ortho- doxie können e> natürlich nicht wissen, wie sehr sie die Thora herabwürdigen, wie sie das Sitteng68etz seiner Er-

benheit entkleiden; aber vom Standpunkt einer kos- mischen Betrachtung der Ethik gesehen, erscheint ihre Ansicht wie eine Blasphemie.

Der arme EL Jose !••'■ Bun muß es sieh aber gefallen . als Eideshelfer für die platte Ansicht von nffltt

' i;. Jose i •'• Bun, meist R. Jo mnt, war da letzte

pa .,,!.: st und Lehrer M im II. \ a

ist Amorier. 8. Bd., S. 72 1—29. D. H.

Pathetische und sympathetische Gefühle. 41

Idealität mitten im Realen. § 315. Alle pathetischen Gefühle sind sittlich gleichgültig, alle sympathetischen sind sittlich wertvoll; wird aus einem pathetischen Gefühl ein sympathetisches, so verwandelt es sich aus einem natürlichen zum sittlichen. Der Schmerz an meinem leidenden Finger ist natürlich, aber nicht sittlich; das Mitleid mit dem Schmerze eines an- deren ist sittlich. Sättigung und Teilnahme an der Sätti- gung eines anderen. Psychologisch betrachtet kann (und wird meistenteils) das Mit-Leiden und die Mit-Freude schwächer sein als Leid und Freude ; aber ethisch ist es nicht stärker, sondern es allein ist ethisch. Weshalb? Weil das Zusammen sittlich ist, weil die Herausbildung der Einheit des Lebens die Aufgabe, der Beruf der Men- schen ist; im weitesten Sinn: aus den Menschen die Menschheit. Zusammen mit Gott ist Religion; zu- sammen mit den Menschen ist Sittlichkeit. Daher mutet uns selbst das Zusammen des Bösen und der Bösen wie ein Sittliches an, weil es die Form des Sitt- lichen hat; die Treue der Räuberbande, die Hingebung für den Räuberhauptmann usw. Wir bewundern die sitt- liche Kraft (der Hingebung), welche nur das sittliche Ziel verfehlt. Die Bande schließt das Zusammen mit anderen aus; ihr Zusammen hat einen negativen Cha- rakter; alle Vereinigung zu dem ausschließlich negati- ven Zweck ist deshalb an sich unsittlich. Alle positive Gemeinschaft muß Erhöhung, das Zusammen mit immer

11 i ]' -\\

d Kreisen, Dienst lur das Allgemeine in sich •hlt ihm der sittliche Wert. mp.-itl Gefühl Lsl häufig, aber nicht immer,

„Nachbildung eines fremdes Gemütszustand (Drobisch). Wenn wir Mitleid mit der Beschränktheit eine- Erwachsenen, mit der Ohbeholfenheit eines Kindes fühlen, dann haben nicht jene, sondern nur wir das Ge- fühl ihres Mangels; wir fühlen nicht mit ihnen, sondern für

Die [nnigkeit des Gefühls muß auf die Streu

Pflicht gestützt sein. Wohl gleicht das Gefühl seihst

dem Leben und Sprießen der Pflanze, wahrend die Pflicht

zuweilen nur ein dürrer Stab i^t: aber die Pflanze braucht

stützenden Stabes zu ihrer-' deutlichen Entwicklung.

L6. Eine sc! sychologisch zutreffende und ethisch

Ue Bildung Liegt in dem Begriff: Pflichtgefühl; es

umschließt die Kenntni . d i Vorstellung ?om Inhalt der

P licht und zugleich das Gefühl der Verpflichtung,

n inneren Anerkennung des [nhall

Die !.!• inen B< friedigungen und Sorgen des alltäglichen

0 im Grunde att8 leichten, fluchtig«

hwebenden < Gefühlen.

Dem ' ••!) daran, und die

kt und zur Leiden Di( egehren im M< i zusammen ;

: I . roll, das L ichte gewichtig, das

Flu . sie h »halb da> Int. r-

Pflichtgefühl. 43

esse in die Sache hinein, welches sie aus ihr zu schöpfen nicht vermögen. Am meisten charakteristisch für den Durchschnitt ist das Sinnen und Sehnen nach Zerstreu- ung. Reisen können zur Bereicherung und Belehrung, Diners zur edleren Geselligkeit, Theater zur ästhetischen Erregung und Erhebung, Konzerte zur verstandesmäßig kaum faßbaren, aber tatsächlich gegebenen, fast mysti- schen Ergriffenheit der Seele führen; aber die meisten Menschen suchen in alledem nur Zerstreuung.

Der Putz der Frauen ist ein Beispiel: Er ist zwar kein moralisches Unrecht, aber er erfordert Zeit, Aufmerk- samkeit usw. und der Erfolg ist zu messen.

§ 317. Jene Idealität, welche in der Muße leicht ge- deiht, weil sie vor den Konflikten mit den Ansprüchen und Bedingungen des alltäglichen Lebens sicher ist, soll auch in die Alltäglichkeit hineinwirken. Dies ist, glaube ich, der allegorische Sinn von Pesachim 113»: R. Jochanan hat gesagt: Drei werden der künftigen Welt teilhaft: wer im Lande Israel wohnt, wer seine Söhne zum Stu- dium der Thora erzieht und wer über den Wein am Ausgange des Sabbats Kiddusch macht (den Segen spricht, der sich auf die Heiligung des Sabbats bezieht und bei Beginn des Sabbats zu sprechen ist). Was heißt das? Wer Wein zurück läßt von Kiddusch zur Habdala (d. i. zu dem Segensspruch am Ausgange des Sabbats. Der Wein ist das symbolische Gegenbild der inneren idealen Erquickung und Stärkung, welche durch den Sabbatgenuß

4 1 '. rar Bittlichi

and di( 8 batstimmung erzengt wird; ihr Erfolg soll in Zi i1 des arbeitsamen Berufslebens hineinwirken. Ohne alle ischi De a .■ wäri der Preis auf dies unbeträcht- liche Zeremoniell kaum begreiflich.

chen bleiben unvergessen s. Sauhedr. 107 l. David verlangt Vergebung von allerlei Sünden, es wird ihm von Gotl gewährt; nun verlangt er. dal'» das Kapitel seiner Sünde mit ürias Weib aus der Heiligen 8 .rift entfernt werde, Da sagt Gott: l>as ist unm - lieh! Geschehen' Tatsachen lassen sich nicht aus dem Buche der Geschichte streichen.

Als Beweis wird die Ausscheidung des .lud im Namen der Sarah angefahrt Die Geschichte ist herzig. Viele Jahre lieht das -Jod. das gleichsam verbannt ist, aber nieni sterben darf (nicht gestrichen werden kann), um eine Verwendung, bis es dem Josua zugelegt wird . \um. 13. 16). Gr< wissen.1 Die hebräische Sprache hat keinen Bpe- .len Ausdruck für Gc . d. h. für den Znstand:

T mit Verurteilung und Schmerz, o blol» mit Orteil) bewuü - gutes

Aach alle rabbinischen Wörter wie: r-y. p v.-. oder ~-i. ' n das griech. auveiötiaic;,

lat coi e Wort Gewissen tu

1". ist hinlänglich bekannt, wie hocl ' und \

ui halb cren

zu widmen.

Wille und Gesinnung. 45

feiert Reue und Buße (rQWJl) von den Rabbinen werden. Berach. 5a ist WJJM WBBtÜ" absichtsvoller Akt; aber das unwillkürliche Gewissen.

Ich glaube in Ps. 119, 165 bedeutet b',U2'ü auch inneren AnstoD. Gewissensbisse, was zu 11 W\b& im Gedanken viel besser paßt, als ein äußerer drohender Anfall. Vergl. I Sam. 25, 31; Ps. 16, 7; 32, 2. 10; 51, 5 und besonders V. 8 (eine sehr wichtige Stelle) ; ferner das. V. 19, wo

"2121 "Dtfi 2b m2t?2 mi das vom Gewissen geplagte,

gedemütigte Herz bedeutet. Luther hat: ein geängsteter Geist, ein geängstetes und zerschlagenes Herz.

C.

Über den Willen.

Wille und Gesinnung.

§ 318. Nach Kant gibt es nichts gutes als den Willen. Dies ist berechtigt gegenüber anderen eudämonistisch gefaßten Gütern, aber nicht vollkommen zutreffend. Nicht der Wille allein, sondern die Gesinnung, welche sich auch in Gefühl und Gedanken kundgibt, offenbart, betätigt, ist die Hauptsache. Auch Gefühle sind gut und schlecht;

1 Die Stelle lautet : Wird jemand von Schmerzen heimgesucht, so untersuche er seine Handlungen; untersuchte er sie und fand nichts, so hänge er sie an die Unterlassung der Thora (des Thora- studiums), hat er sie daran gehängt und nichts gefunden, so sind es Schmerzen der (göttlichen) Liebe. D. H.

lil. D w - . ur 8ittli< ..:. .

ulil der i der Dankbarkeit »-ich einer Wohltat

nach .: ch erinnern; ohne jede Eandlung, /. 1!.

Dankbark d Verstorbene). Dankgefühl ist sittlich,

Gegenteil unsittlich. Doch es handelt sich nur um

fühl. Sobald die Erinnerung aufsteigt, rnulJ sie mit

Dankgefühl erfüllt sein; ja, die Erinnerung wird beim

a stattfinden, beim Undankbaren nicht. So

wirkt die Idee, die Gesinnung selb^ auf den Mechai

iuib! Neid, Mißgunst, Rachsucht, Schadenfreude. Nach

Dr< . Empirische Psychologie S. 185, soll der ,uute

Wille, der gefallende an d< m Verhältnis des eigenen

len Gefallen findende) sein; z.B. Wohlwollen

111 wegen der Harmonie zwischen dem Willen des

Wohtol len und dem der Person, <ier er wohl will, wie

er ihn nämlich in '..•danken sich vorstellt. „1

rQuint L9. „Wille ist int Um zu wollen

um man will" also ein B<

- bewußt ist." Das \\ ollen Möglichkeit der I I ;- ehrten unbe-

Jedes Begehren, auch d

. im W lurch die Erwartui

. Läßt dieses /.um Wollen

i o '

Begehren. Wollen. -17

heit und Einsicht das Wollen leiten kann ist in der Erziehung Versagen nötig.

„So bildet sich sehr frühzeitig in dem Kinde aus dem Begehren ein Wollen heraus, das durch „Unwillen" seine Energie verrät, wenn ihm z. B. die gewohnte Näscherei versagt wird, und das zum Eigenwillen ausartet, wenn der Unverstand der Erzieher jene Gewohnheit, das Be- gehrte zu erlangen, immer mehr ausdehnt und es ver- absäumt, jene unbedingte Voraussetzung der Erreichbar- keit alles Begehrten durch ein unerbittliches Versagen zu brechen.

Je ausgedehnter die Sphäre ist, innerhalb welcher sich die Gewohnheit, das Begehrte zu erlangen, ausbreiten kann, um so allgemeiner wird aus dem Begehren ein Wollen, das sich endlich an jede, auch noch so vorübergehende, launenhafte Begierde knüpft, und dann zur tyrannischen Willkür wird, die durch die Zufälligkeit des Ge- wollten empört." (Drobisch.)

Man sieht hieraus, daß psychologisch begründete Be- lehrung der Erzieher notwendig ist. Daher finden sich auch schon in den „Sprüchen Salomos1-, besonders aber bei den Eabbinen so viele Beobachtungen über Wollen und Handeln.

§ 320. Wirkung des Willens: nach außen auf die Bewegung unserer Glieder, nach innen : willkürliche Auf- merksamkeit (nach außen hin und im Innern selbst); Erregung der Eeflexion.

•I- III. Dei Weg zur Bittliohki

Wollen wird durch Leidenschaft unbesonnen, durch I trlegung and Erwägung zur Wahl und dadurch zur Tat. Wahl der Zwecke = vernünftig; Wahl der Mittel = verständig. Gute Vorsätze und sittliche Maxi- men. Charakter ist die allgemeine, feste Richtung auf das Gute; vergl. den Ausspruch von R. Jannai nach Schabb. 31 ab und Joma Tu : ..Wehe, wer kein Haus hat, aber Bich eine Türe zum Hause macht". Nach dem Zu- sammenhang an beiden Stellen ist der Sinn: Wer keine praktische Gesinnung hat. aber Theorie treibt. Lernen ist nur die Tür, der Charakter ist das Hau>!

wöhnung zum Gehorsam als menschliche Grundlage der Sittlichkeit.

§ 321. Die psychologische Erkenntnis des Menschen

muß darauf gericht« len, einzusehen, daß der Mensch

trotz b Bildsa keit und allem \\ andel der Ereignisse

Zustand D Eiern der Sittlichkeit besitzt.

l>iesen Kern herzustellen ist Sache der Erziehung.

Betrachtungen haben die Kabbinen an

ng in pDTil ---;:. Tun and Hören oder

knüpft, und eine reiche mit ari^t her

in Verbindung '_r<-br.ichte Auswahl der-

Abuh.ili in sein«'!:: Mi b li:anmaor ge-

1 1 dm chaii che Ausdeutung

v. ben all bei

Ab .:. tb b muatergüll .

Die Idee und ihre Bedeutung. 49

Idee.

§ 322. Die Idee (mit ihren stufenweisen Wirksamkeiten und Erscheinungen) tritt als Agens in den psychologisch- physiologisch mechanischen Prozeß, ihre subjektive Ent- faltung wird gesichert durch die Schöpfung und Fort- entwicklung des objektiven Geistes.

Die Idee an sich ist immer; sie tritt in die Wirk- lichkeit, wird ergriffen, gefunden im Gefühl im Gedanken im Wollen in der Realisation. Allen diesen Formen des subjektiven Geistes, welche seinem Dasein Inhalt, Wert und Würde neben dem natürlichen Mechanismus und Treiben geben, entspricht der objektive Geist.

Dem objektiven Geiste gegenüber verhält sich der nachfolgende subjektive, wie dieser auch der Idee an sich gegenüber.

Für jedes Individuum ist nur das, was es erfaßt, er- greift, betätigt man muß es fühlen, denken, wollen und tun.

Dieses Ergreifen bleibt sich formal immer gleich, real ist es eben fortgeschritten.

Die Früheren haben den Vorzug des schöpferischen Findens (große Epochen), die Späteren den der realen Ausbreitung (Propheten und Apostel stehen immer allein), und die Unendlichkeit der Idee birgt auch für sie eine Aufgabe. Die Ideenschöpfung steht nicht still. So in

Lazarus, Ethik des Judentums II. 4

50 in. Der Weg zur Bittlichto

der Kunst, noch deutlicher im .Recht, auch in der Ethik nur nicht so greifbar. '

Auch bei den Rabbinen ist die n2VTl&, der Gedankt Plan, die Idee vor der Weltschöpfung da. Auch jrv.lLrnö bvntT bttf ist vor der Weltschöpfung da, der Lsrael- lanke überhaupt, d. i. im Sinne der Rabbinen der Idealitätsgedanke.

Die Idee der S.lbstsehöpfung des Menschen (s. San- hedr. 99": lBBpfe WffJJ tV*IO) findet ihren deutlichsten Ausdruck in der Fortbildung durch geistige Tätigkeit. 1 >er Men-ch ist, auch nur an seinem eigenem Maß- stäbe gemessen, nie vollkommen; denn Bern Innen- leben kann durch Tätigkeit immer noch reicher, ener- ;her, fruchtbarer, weit schöpferischer werden. Alles . iraa der Mensch zu seiner Entwicklung tut. ist ein Akt der Selbstschöpfung; der Mensch ist das und nur

das. was er aU8 sich macht. Wir in jeder Selbstentwick-

lung aber rezeptive und produktive Tätigkeit rieh ver- einigen, wie sie nach Anlage, Neigung und Willenskraft individuell sich sondern oder mischen, sich gegenseitig hemmen oder durch Wechselwirkung steigern, das hat die Psychologie w< iter zu verfolgen.

Di( sittliche Idee, welche ttber alles Persönliche er- haben, dem Menschen I über -teht. BOll zum innersten

i eigensten Wesen der Persönlichkeil selbst sich ge-

1 Der wahre ' nlet i len Idee an sich und objektivem

Geist!

Pflicht und Neigung. 51

stalten. Eine feine Deutung dieses Gedankens s. Aboda zara 19 a: Raba hat gesagt: Anfangs wird die Thora nach dem Namen des Heiligen, geb. s. er! genannt, zuletzt aber nach seinem (des Lernenden) Namen, denn es heißt Ps. 1, 2: „Sondern er hat Lust an der Thora des Ewigen und er denkt nach über seine (eigene) Thora (imin) Tag und Nacht." Vergl. mein Werk, Leben der Seele II, 264 f.

Pflicht und Neigung.

§ 323. Mit freier Hingebung und Wahl, mit Neigung ist das Gute zu ergreifen; nicht minder auch das Studium dessen, wohin das Gemüt zieht. Bezeichnend ist der Ausspruch Rabas Aboda zara 19 a: Immer soll ein Mensch die Thora von der Stelle aus lernen, zu der sein Herz ihn hinzieht (nach welcher sein Herz verlangt), wie es heißt Ps. 1,2: „Sondern er Verlangen (Lust) hat an der Thora des Ewigen."

Durchgehend durch die ganze Lebensanschauung des Talmuds (wie schon der Propheten) ist der Gedanke, daß nicht eine bloße Tat als solche, sondern die Gesinnung erst die pfiichtmäßige Handlung zur sittlichen macht. 72 VQÜ *Oöm, der Barmherzige (Gott) fordert das Herz; und selbst bei Wohltätigkeit, die mit ihrer Wirkung ja auf den äußeren Erfolg für den Empfänger geht, wird alle Handlung nur geschätzt nach dem Maße der Liebe, der wohlwollenden Gesinnung, n2t? 1DH ^sh.

4*

111. 1>.T Weg zur Sittlich!.

Daneben wird pädagogisch empfohlen, die Tat zu üben, um die Gesinnung allmählich sicher herbeizuführen. Von dem Erleben des Wohlgefallens an der eigenen guten Handlung wird die Hinsicht in ihren wahren

-innungswert erwartet, weil der Adel des Menschen Tun Haus aus anerkannt wird.

Uies ist der wahre psychologische Sinn von übü "pna

HG)?- >X2 ffWfb Pesach 3: Nazir 23; Sota 22 und 47; Sann,

: Boraj. 10; 'Arach. 16. Es kann nicht fehlen, daß

der auf einen guten Zweck wenn auch nicht aus edler

-innung gerichtete Wille, seinen Lohn in der eigenen Veredlung findet In TOfi TOB "Dtf (Aboth IV, 2) und STOB t\yXÜ mso (Aboth IV. 2) drückt sich überall der Qedanke von dem psychologisch notwendigen inneren Wachstum des Guten durch das (inte selbst aus.

[nnerlichkeü und Gesetzlichkeit als /. v. ootwendige, einander ergänzende Prinzipien.

2 I. Nicht bloß lehrreich, sondern geradezu ergreifend ist das Bild, mit welchem Et. Josua ben CShananja seine strenge B •■gen die Erschwerungen der Schammai-

3 hule „Au jei I '■> '•■ (an wel-

htzehn Maßregeln1*1, meist gegen den Umgang

i i tehn Fragen, üb« - Her dei Chananja

I i beraten und im Sinne tiammai die

nie Hill« wurde b. Bchabb. I, I; Zabim •"), 12 u.

Lerner, Ma( u n 1882, 111 144 u. 188 •. 121—156. l». M.

Energie. 53

r:

und jede Vertraulichkeit mit Heiden gerichtet, eingeführt wurden) hat die Schule Schammais das Maß der Lehre abgestrichen; wie wenn man Wasser in ein Gefäß mit Ol gießt; je mehr Wasser hinzukommt, desto mehr Ol fließt ab. S. Schabb. 153 b. Und was hier gegen diese be- stimmten Erscheinungen, das gilt in der Tat gegen die peinliche halachistische Richtung überhaupt: Alles, was sie hinzutut, gleicht dem Wasser, aber was sie dadurch vermindert, ist das Ol wahrhafter religiöser Gesinnung. S. meine: Ideale .Fragen S. 124 über Realität und Idealität.

Energie.

§ 325. Zur rechten Zeit zur Tat sich wenden, und nicht etwa von Gebet und Fasten das Heil und die Hilfe Gottes erwarten. S. Schemoth r. Par. 21: Das Heran- rücken Pharaos (njHS rDIpil) sei wichtiger gewesen als hundert Fasten und Gebete (ni^Dn iniölS nKö) als sie wirkliche Angst hatten, wandte sich ihre Gesinnung zu Gott.

Positive Energie.

Das bloße Fernbleiben vom Bösen genügt nicht, son- dern positive sittliche Tat wird gefordert. Freie Initia- tive aus sittlichem Grunde und Antrieb. S. Aboda zara 19 b: Sollte vielleicht ein Mensch sagen: Weil ich meine Zunge bewahrt habe und meine Lippen, daß sie nicht Trug reden, so will ich hingehen und mich dem

B4 UL Dei Weg rar Bittlichl

Schlafe hingeben, so heißt es: „Weiche vom Bösen and tue Gutes« (Ps. 34. 15).

Positive Energie und Initiative wird irrfordert. Ein- greifen /um Guten, als Zeuge sich melden, zum Retter Bich aufwerfen.

Alles Ethische bedarf der stet igen Anspannung der Energie. S. Berach. 32b: Die Rabbinen haben gelehrt. „Vier Dinge bedürfen der Energie (pitTi), es sind Thora un.l i:ute Werke, CJebet und Derech erez". Auch Raschi nimmt hier fTN "p"1 als Kulturtätigkeit (..zum Bandwerk, zur Kaufmannschaft, zum Kriegsdienst").

Die geistige Beschäftigung ist mit ganzer Energie zu betreiben. Maimonides, .lad lia-chasakn, Hilehoth Tal- mud Thora 111,12. Vergl. Ber;i. hoth. o3b und Schab- bath 831: I >i-' Worte der Thora haben nur bei dem Bestand, der sich für sie tötet. Aber dies gilt wohl allgemein: in der Not am wenigsten darfst du schlaff Bein, sonst bist du eben kraftlos. Maimonides zitiert auch Prov. 24, 10: „Zeigst du dich schwach am Tage der Ei 90 ist eng deine Kraft". „Bei dem Mutigen, der cm Bewußtsein seiner £rafl in sich trägt, dient die Not nur

dazu, die Kraftentwicklung auf das Böchste zu steigern. u Bertheau zur Stell«

Wille und (Je fühl.

I fa Frag« ist: Hai der Wille Macht über dai l

ftkhl? M er FQ I I fühl verantwortlich? Schleiennacher

Wille und Gefühl. 55

behauptet es. Allein positiv kann der Wille gewiß nicht jedes Gefühl erwecken; auch nicht das ethische unbedingt. Man kann nur sagen: Bei einer bestimmten Entwicklung der ganzen Persönlichkeit oder der Gesinnung kann ein gewisses Gefühl gar nicht auftreten; so im sittlichen Men- schen nicht das Gelüsten nach des Nächsten Weib und Gut.

Tlönn üb, „du sollst dich nicht gelüsten lassen". Frage: Herrscht der Wille über den ganzen inneren Menschen? über Denken, Fühlen und Wollen? Über Denken gewiß nur so, daß die Tätigkeit erregt, der Geist in Bewegung gesetzt wird, aber nicht über den Inhalt; der folgt den Denkgesetzen und der Denkfähigkeit.

Und die Gefühle? Sie richten sich nach dem Inhalt des Gedachten, Vorgestellten. Dies steht nicht allein; es gehört der ganzen Persönlichkeit.

Die Persönlichkeit aber soll von einer gewissen Ge- sinnung erfüllt, geleitet und durchdrungen sein; in ihr werden die Gefühle nicht durch die Sinne allein erweckt. Im sittlichen Menschen entstehen gewisse Gefühle nicht; diejenigen nicht, welche er hinterher als unsittlich ver- werfen und beklagen würde.

Tionn üb bedeutet nicht bloß: „begehre nicht" dies wäre ein Wollen und unterliegt also dem Gesetz unmittelbar; sondern laß dich nicht gelüsten, fühle kein Gelüste danach.

Chinnuch1 stellt mit Bezug auf das 10. Gebot die Frage:

1 S. Chinnuch bei Rosin (Seminarprogramm) S. 61. D. H.

111. Der Weg zur Bittiichi

es denn in der Gewalt des Menschen, sein Herz von «lfm Verlangen . . . fern zu halten . . . ? Wie kann d>in Menschen verboten werden, was er zu unterlassen außerstände ist?" und antwortet: »Der Mensch hat es allerdings in Beiner Gewalt, seine Gedanken und Gelü^U' zu regeln; es liegt in Beiner Macht, sein Herz zu- und abzuwenden vermöge seines freien Willens. Der Wille aber ist die eigentliche Wurzel und Grundlage unseres

uzen sittlichen Verhalten-.-

Hoffe auf Gott! Sorge nicht auf morgen I das sind Gefühle, aber von Gedanken abhängig.

Von der Gedankenbildung also hängt es ab, ob ge- wisse Gefühle entstehen. Wenn ich Gott als allmächtig und liebevoll denke, dann hoffe ich auf ihn in jeder

_re.

9. Capitel. Die Manifestationen der Tugend.

Übersicht.

§ 327. Die Tugend soll sich manifestieren

A) in der Freiheit. Nur wer seinem eigenen Willen folgen kann und folgen -will und wirklich folgt, kann sittlich sein und sittlich handeln;

B) in der Selbstbeherrschung als jnn *12P tWO;

C) in Besonnenheit (in denkender Erwägung, njnn Sit?"), Mäßigkeit, Mäßigung und Gleichmaß in Gefühl und "Willen, wie in der Herrschaft über Affekte und Leiden- schaften;

D) im Gleichmaß der Ideen und ihrer Herrschaft, wie in der Harmonie des ganzen Menschen;

E) in der Energie: Fleiß und Tapferkeit (pew ptfl pl), Standhaftigkeit und Furchtlosigkeit; das Schicksal über- windend durch den Sieg der Idee.

Die Vorbereitung zu alledem geschieht durch Erzie- hung, Gewöhnung und Selbsterziehung = innere Erhebung.

58 Hl Der Weg zur Bittüohk

A.

Freiheit (innere und äußere).

§ 328. Frei ist, wer fähig ist durch Gründe (objektive) und Beweggründe (subjektive) bestimmt zu werden, unfrei. wer der Gründe ungeachtet} so handelt, wie er nach seiner AbliäiiLri^kcit von Gelüsten und Leidenschaften handeln muß. Willkür ist unfrei.

Frei werden heißt: sich durch Überlegung, Wahl und izute Gewohnheit der Abhängigkeit von Leidenschaft und Gelüst entziehen.

Die subjektive ethische Entwicklung der Persön- lichkeit. Freiheit Bedeutung aufsteigendes Mal»

und Art. Freiheit und Charakter. Hingebung an die Sache. Herrschaft der Idee durch sie wird auch das

1\ leinste groß.

- izze /ur metaphysischen Frage der sittlichen

Freiheit.

A wirkt auf B, aber B muß mitwirken =

igendes [Jbergewicht des B.

In der S Früher« A wirkt, bewirkt Späteres;

aber der Akt B derGegenwari muß geschehen;

ohne den neuen A 1. 1 keine Folge aus dem

Fi l hbergewicht des B

l-'relli,

Motive. 59

Der Inhalt und das Subjekt = steigendes Übergewicht des Subjekts.

Zwei Motive (Kollision). Das objektive und das sub- jektive Maß der Stärke des Motivs = steigendes Übergewicht des subjektiven Maßes.

Reale Motive, von außen, ideale von innen (auch gelernte, innerlich vergriffene; frei geschöpfter moralischer Fortschritt) = steigendes Übergewicht der Idee = Freiheit.

Aus der subjektiven Tätigkeit entspringt der ob- jektive Geist.

§ 330. Es kann Einer in einem bestimmten Falle, in der Absicht seine Freiheit zu bekunden, sich seiner Freiheit zu versichern, es allerdings gleichsam als caprice da- hin treiben, ein völlig unentwickeltes Handeln zu voll- bringen, er will sich um alle Motive nicht kümmern; weder A noch non A sollen ihn bestimmen. Wenn in- determin. darin besteht, heute dies von zweien, morgen das andere zu wählen, so tut ers, seiner Einsicht, seinen Gründen für A oder non A zum Trotz; selbst wenn er das begründete, gewünschte oder sittlich vorgeschrie- benen wählt, tut ers nur aus Freiheitssucht, nicht wegen objektiven Motivs was Hehler theoretisch mit Recht S. 66 behauptet vom Rechthaben wegen alleinigen Recht- habenwollens, das kann einer praktisch machen: dahin, sage ich, kann es einer treiben, gerade so gut, wie er es

60 HI. Di r Weg zur Bittlichi

dahin treibt, die Entscheidung einem Lose zu Über- lassen! allein es ist zu beachten, daß diese Art von Frei- heit nicht bloli nichts zur Sittlichkeit beiträgt, sondern uteil von sittlicher Freiheit ist. Motive wirken nicht. Bind nicht aktive Wesen, Kräfte, sondern erregen unsere Tätigkeit, indem sie Inhalt der- selben werden. < >b sie, die Gedanken, zu Motiven werden. hängt von uns ab, also von unserer Natur, unserem Wesen; aber Natur. Wesen ist ja nichts Freies, son- dern wird auch erst durch unsere Tätigkeit, durch Einsicht, Wollen, Gesinnung. Zu den Objekten (welche Motive, Ursache des Wollens sein -ollen) muß erst das Suhjekt kommen; ZU den Sachen die eigenen Vorstellun- gen des Wollenden von denselben; zu den anderen l'er- sonen die eigene Person; und wenn nun in der eigenen Person seihst der L'gruml liegt, so muß zu den

frühereu Akten der gegenwärtige treten. Nicht die früheren Lanken wirken jetzt in mir, sondern Bie bestimmen mich nur zu meinem jetzigen Wirken: im I nw;ir- tigen Akte wirkt nicht der Inhalt auf das Subjekt, son- dern dil 868 in -einem I nhalt.

Die fortschreitende Entwicklung ist ein fortschreiten- in zur Freiheit «»der in der Freiheit Der Mensch verdank! ab« h selbsl immer mehr (oder

durch die Au>hildung Beines Charakter , betrifft, so rechnen wir dem Men- bloß d< fenwärtigen Akt, die

Der Kampf der Motive. 61

Handlung, sondern alle Vorbereitung derselben in Bil- dung, Gesinnung und Charakter zu. Vor allem rechnen wir ihm auch seine Unterlassungen an Tätigkeit und Aufmerksamkeit, Besinnung zu, was früher hätte geschehen sollen; hat es geschehen können: ja! woran hat's gefehlt ? nur an ihm selbst, am letzten, am Akt im Moment !

§ 331. Es läßt sich zeigen, daß alle Sünde, alles posi- tive Unrecht, jeder positive Fehler, nur aus dem Nega- tiven, dem Unterlassen folgt dem Mangel an Energie, Besinnung usw. Sollen heißt letztlich: das Motiv zum Handeln wesentlich aus sich selbst nehmen, oder aus der sittlichen Forderung.

Der Determinismus sagt: Es hat am Antrieb zur Tätigkeit gefehlt. Sollen aber heißt: den Antrieb aus sich selbst nehmen; nicht bloß richtend und schlichtend und wählend zwischen den Motiven, sondern auf Aktion gerichtet sein, ist die Forderung. Der Mensch ist nicht bloß ein vernünftiges, sondern ein tätiges Wesen; er soll mit seinen höchsten Kräften tätig sein.

Daß Maß der Freiheit steigt mit der Anzahl der (ver- schiedenen und widerstreitenden) Motive zum Handeln (und Unterlassen: Trägheit, Furcht, Gewissenhaftigkeit. Hamlet ).

Hat die Kultur (der Genüsse, Absichten, Einsichten und moralischen Gesetze besonders) einen Reichtum von Motiven erzeugt, dann wird zu jeder Stunde die Wahl notwendig und die Freiheit möglich.

62 HI ' ' W ai Bittlichl

Der K;uiipf der Motive geschieht nicht gleichsam hin- ter dem Rücken des Subjekte; die Motive haben ihr W esen nnd ihre Kraft nur im Subjekte. Tatsachen. Gegebenes sind nicht Motive, sondern werden es durch das Subjekt Tatsachen, [Imstande, Bedingungen gehören der Vergangenheit und Gegenwart: jedes Handeln, jede Absicht und jedes Motiv (Tatsache als Motiv) geht auf Zukunft; diese ist nicht gegeben, sie soll erst ent- stehen. Der 1 »urchgang von Vergangenheit zur Zukunft geht durch das Subjekt. Die getroffene Wühl zeigt, welches Motiv das stärkere war, aber es ist nicht an sich stark, -ondern wird es erst nur durch die Wahl. Man wählt nur zieht vor das. was (in diesem Moment!) als das beste erscheint: über daß es als das beste erscheint, liegt nicht im Objekt ABC sind Motive für X Y Z. X folgt A. Y i; und ZG; auch X allein folgt in der Leidenschaft B, in der Muhe ('; m der Theorie. in der Reue sieht X, daß nicht A, sondern C das B< hätte sein sollen.1

A i; c i>t als Inhalt gegeben; die Qualität, die Macht mint aus dem Subjekt aus seiner Aus- bildung li

i So im Manuskript Soll sbei wohl beißen „auch X f"i-t in dei Lei« :t b, m der Kühe I i der Theorie, in dei Reue

:.: i; '" bitte lein

sollen." II

Psychologische Bedingungen der Freiheit. 63

Psychologische Bedingungen der Freiheit.

§ 332. 1) A B C D (so viele Objekte und Motive wie möglich) muß im Bewußtsein gegeben sein (auch das Schlechte, damit das Gute gut sei).

D^na mroi "m ovn y^b Tina nav

2) Die Einsicht in die objektive, absolute, am allgemein gegebenen Gesetz gemessene Qualität von A und B und C. DsTü ninai niemand wählt niO aber die Einsicht, daß dies DVn und jenes niö sei.

3) Selbständigkeit, gleichschwebendes Verhalten des Subjekts: fiß^.

Verhalten des Subjekts zu seinem Inhalt.

a) Sinnlichkeit Stimmung des Subjekts, Gesundheit und Krankheit dies ist jetzt süß, ein andermal bitter wegen des subjektiven Zustandes des Sub- jekts. Jeder Zustand ist notwendig aus dem Verhalten von Subjekt und Objekt, aber nicht jeder ist normal, gesund.

Es gibt einen normalen Zustand, mit der Gesund- heit, höchsten zweckmäßigen Leistung der Organe zu gedeihlichem Ziel übereinstimmend.

b) Der Verstand, das intelligente Urteil; das mathema- tisch logisches Gesetz; nur der Gesunde, Normale ur- teilt richtig, sieht die "Wahrheit ein und wendet die gesetzmäßige "Wahrheit auf den konkreten Fall an.

i Deut. 31, 15u. 19.

6 | in. Der Weg aur Sittlichkeit.

§ 333. Freiheit and Mechanismus sind keine Wider- Bprüche; die Ausschließung der Freiheit beruht am' einer

oberflächlichen Beobachtung (und nur abstrakten I hauptnng) des Mechanismus.

Der Mechanismus besteht in der menschlichen Gesell- schaft und auch im Einzelnen nicht wie in einer künst- lich« n Maschine und in gewissen kosmischen Vorgängen aus lauter notwendig gegebenen, in sich zusammenhän- genden oder gar auseinander entwickelten mechanisch wirksamen Elementen. Kausalität i-t da; aher die Quelle der mechanischen Ursachen ist eine zufällige; d. h. außer der kausalen Notwendigkeit gegebene. Beispiel: Coca wiid gefunden, Cocain bereitet; ein neues psychisch wirksames, auf die Handlungen einflußreiches Element. 1 »aß Coca A uziehung übt, mag mau für ebenso mechanisch notwendig erklären, wie daß es dann in best inmiterWeise ein- greifend wirkt. Allein «las ganze gesellschaftliche Gefüge mit Kräften, Antrieben usw. hat vorher ohne du- Element bestanden und dies Element hebt die Mechanik nicht auf. kann also au.-h als psychologischer Hrfolg Freiheit der Wahl, der Selbstbestimmung als eine wirksame (be-

. rankt« Q e in den Prozeß, in den Kalkül eintreten, ohne ihn im eigentlichen Sinn . 'ii.

l.li »ca; ich kann auch sagen: den Indianern

etwa wird :.. Grold gebracht; nun entsteht ein«

Handelns. Audi das Gold der Kp im i1 kann

Zur Stellung des Menschen in der Natur. 65

§ 334. Zur Stellung des Menschen in der Natur. Das Verhältnis ästhetischer Schöpfung und ethischer Hand- lung zur psychologischen Gesetzmäßigkeit des Geschehens in der Seele. Wie ein Mensch etwa bei der Schöpfung der Uhr die mechanische Gesetzmäßigkeit der Körper in den Dienst nimmt, ihr überall sie befolgend nachgeht, aber dennoch nicht untertänig, sondern gebietend und in seiner neuen Schöpfung frei gestaltend sie nur verwendet; wie er seiner eigenen Muskelkräfte, welche nur nach mechanischen Gesetzen wirken können, sich bedient, aber die Handlungen, für welche er sie bewegt, mit Freiheit wählt wie nämlich diese Bewegungen der Muskeln nicht aus ihrer Natur und Gesetzmäßigkeit von selbst, sondern durch seine Absicht herbeigeführt werden, so be- herrscht der freie Geist auch den psychologischen Mecha- nismus, den er in den Dienst nimmt.

Grade das letzte Gleichnis ist geeignet, uns das Ver- hältnis der geistigen Freiheit zur geistigen Gesetzmäßigkeit noch mehr aufzuklären. Viele Bewegungen unserer Mus- keln gibt es, welche, dem organischen Zwecke des Leibes dienend, allein nach dem mechanischen Gesetz vollzogen werden, unwillkürlich und meist sogar unbewußt. So beim Atmen, beim Blutumlauf usw. Nur zuweilen identifiziert sich die freie Absicht mit dem organischen Zweck und stellt sich selbst in den Dienst desselben, und die freie Absicht bildet manche Bewegungen bis zur Kunst aus (Turnen und alle Gymnastik), um den organischen Zweck

Lazarus, Ethik das Judentums II. 5

in. I : W( g rar Sittlich]

desto vollkommener zu erreichen. Andere Bewegungen aber und zwar alle, welche dem eigentlichen Sandeln und dem Schaffen des Menschen, d.h. der Realisierung theoretischer, ästhetischer und ethischer Zwecke dienen, liegen an sieh außerhalb der Sphäre des organischen Zwecki werden von demselben nirgends gefordert und würden aus der bloßen mechanischen Gesetzmäßig- keit, die den Leib beherrscht, niemals entstehen.

Wie sehr also auch der Bestand des Organismus und damit auch aller freien Tätigkeil desselben von jenen un- willkürlichen und unbewußten, nur dem Mechanismus folgen- den Bewegungen des I ieibi - abhängig ist, mit hin der I tereich Notwendigkeit die unbedingte Voraussetzung für alle Aktion bildet, erhebt sieh doch auf diesem Funda- 1'.;; einer beträchtlichen Gruppe von freier T tigkeit, welche die mechanische Gesetzmäß mir

ein Material verwendet, welchem eine, seinem

G< tz durchaus fremde nur nicht feindliche

Form ii wird.

:id wird «ich laicht rühmen, die ganze Literatur

Freih< ndig zu kennen; ich am wenig-

h dem, was ich von ihr kenne, Bcheinl

mir t ler feii,.;. Arbeil von Bebler immer

Lück

Man sollte nämlich die Erwägungen, die Prüfung der

n_" d Sonderung der Zeiten an- •• ' Wollend also als ver o, als

Freie Tätigkeit. 67

gegenwärtigen und sein Verhältnis zur Zukunft, zu dem, was ihm folgt. Kant hat die Scheidung herbeigeführt zwischen der intelligiblen Tat als einer zeitlosen und dem zeitlichen Vorgänge; aber innerhalb des Zeitlichen werden die verschiedenen Zeiten wohl beachtet, aber nicht in strenger Sonderung.

§ 335. Zu den schlimmen Formen der Freiheit, welche in der Tat zu egoistischer Unfreiheit werden, gehört die Verwechslung, daß das Subjekt an die Stelle seiner Selb- ständigkeit in der Wahl des Motivs vielmehr seine Iso- lierung im Ziel des Wählens setzt. Daraus folgt, daß nicht die entfernten Objekte des Wollens, soweit sie Personen oder Ideen sind, den wahren Inhalt des Motivs ausmachen, sondern nur die eigene Beziehung des Subjekts zu ihnen, die eigene Erregung dadurch usw. Wer z. B. in der Liebe (und in allem, was er aus Liebe tut; nicht sowohl den Geliebten, sondern nur die Wonne des Liebens (oder G-eliebtwerdens); wer in der Religion nicht Gott, sondern die eigene religiöse Erregung und Erhebung; in der Verehrung des Guten, in der Schätzung des Schönen nicht das Gute und das Schöne, sondern nur das eigene Wohlgefallen daran sucht, der hat den Kern der Liebe, der Religion, des Guten und Schönen weggeworfen und nur die Schale behalten. Dieser feinere Utilismus ist ebenso schädlich als der grobe, aber noch viel mehr gefährlich. Dies ist die Klippe des moralischen Fortschritts; denn die Art, wie (historisch, in Sprich-

5*

68 111. Der Weg zur sittlich,.

:i usw.) die Masse die Tugend preist, geht aus Verwechslung hervor. Dario ist die religiöse Fassung des Ethischen im Ju- dentum mustergültig. Vom groben ütilismus (der B - lolumng. auch zeitlicher, sinnlicher Belohnung des Gut' hat und langsam, vorzugsweise in rabbi-

nischer Zeit Losgemacht1; über in diesen feineren und ge- fährlicheren Otilitismu« e nie verfalle] r doch nie). «TOB Dts6, BW Dts6, nichts von der eigenen Per- son. Ichen A.usdrücken wie rz~' z'yi !TD1 i-- na "in' z: DTIK2, merkt man '_rau/. deutlich, daß das D^yai HD sich nicht auf die Subjekte Belbst, sondern auf un- parteiischen Zuschauer bezieht, oder ganz absolut ge- dacht

Gesetz der Erhaltung der Kraft in der gei eil des Menschen ihre Fortsetzung fim

und namentlich auf di atliche Bedeutung der-

selben sich ersl int mir hi

liaft. . . lommen, daß jeder psychische Vorgang die inea 01 nen sei. bo wird «loch wohl das

. der umgewandelten Kraft dasselbe sein für einen luv einen ri en, für einen bösen wie für mentlich für einen negativen wie für einen . Mit and( 1 W rten: die Ums< tzung

1 Di( --:.-. - indrohu - nicht vorzulesen, damil

, urcht

2 Psalm 133, 1.

Utilitismus. Umsetzung der Kraft. 69

der Kraft kann sich nur auf den Akt, auf den Prozeß, nicht aber auf den Inhalt beziehen.

Vielleicht liegt hier der wesentliche Unterschied des Psychischen vom Physischen. Im Physischen ist der In- halt immer mit dem Vorgang identisch : das Maß der Energie ist das Maß dieser bestimmten Atome von dieser Qualität; dahingegen enthält die Energie des psychischen Prozesses keine Hindeutung auf den bestimmten Inhalt. Die ein- fache Vorstellung der einen Qualität wird grade so viel Kraftaufwand erheischen als die Vorstellung einer andern.

Der Akt des Wollens mag genau dem Vorgang der motivierenden Reize entsprechen; aber der Willensakt kann positiv oder negativ sein, der Entschluß ein Ent- schluß zu tun oder zu lassen sein.

Für den Entschluß, hier einen Baum zu pflanzen oder nicht zu pflanzen, das Haus zu bauen oder nicht zu bauen, wird in bezug auf die aufgewendete Entschließungskraft die Energie des Willensakts der gleiche sein. Und doch stammt der Verfall aller Kulturen und Kulturländer aus den negativen Entschlüssen.

Man darf nicht vergessen, daß die Negation im Psychi- schen ein positiver Akt ist und in bezug auf die Kraft- verwendung dem positiven gleich, ja größer sein kann. Wohlgemerkt: das Unterlassen, das Nicht wollen ist gleich der Negation im Physischen; dahingegen das Wollen, daß etwas nicht sei, nicht geschehe, ist in der

7 m III. Der Weg .

Ketl r Aktionen gleich dem positiven Entschluß, im jolut ei ..t. Im Physisc]

lie Richtung mit der Bewegung gesetzt Bein; im

jen ist sie es nicht. S. Hehler.

Die Willensfreiheil n Sittlichkeit

s Wollei

th :i3 im.: Alles sieht in der M. ( i ■• si'urchi . (I. 1. mc ist der

freien Wahl des M( q über] liberum arbitrium).

Wenn sie sich mit Thora und Erweisung von Liebestaten •iL ist ihr Triet» in ihre Hand gegeben, nicht aber sind sie in die Hand ihres Trie , Man

kann Bich nicht denken, daß das Gute nicht Int' img

dur< majeure finden boIL

[nnere !•' reiheit Es wird I. bei

dem Vi Lee Z Zizith (Knecht haft

mit- : nnlichkeit ":: R7l) und b< ' und I

:it auf den Auszug au ist; Be-

llt di-- Mammons, der Sinnlich- und al 6] .:

1 D

r -"- den n /iziili, den Auszug aus \- yplcn Der II ich: Ich,

ich Igeborcnea uml

. gemacht •reinst bi reicher sein G n et

Der geschlossene, ganze, freie Mensch. 71

Mamniondienst, Eigensucht und Sinnendienst sind Knecht- schaft, eines freien Menschen unwürdig.

Zur Heiligung gehört die innere Freiheit. Die rabbinische Anschauung weiß, daß die Freiheit ein schwer erworbenes Gut ist, das fortwährend geschützt und behütet und gestärkt werden muß.

Der geschlossene, ganze, freie Mensch. Die sittliche Persönlichkeit, der Charakter.

§ 338. 1) Die Freiheit: mmu

2) Mäßigkeit als Mittel. Freiheit durch Gesetz;

min ntcbrü poiyp «c tcta pin p -fi j»k.s

3) Freiheit wird erworben, man ns mm b& PDTJ K\~ p

Innerer Kampf. K"ÜK «nys Dl^>.4

4) Der niedere, physische und zugleich erhabene gött- liche Ursprung des Menschen: V"\\yyo jn CHWl 2} "IS« nrVHD nB^O«: aber: D3\T^K 7T^ CHN 0^3 7.

es an einen NichtJuden (MJ) hängt (d. i. es für Geld eines Nichljuden ausgibt), auf Zins an Israeliten leiht, und den, welcher seine Gewichte in Salz verbirgt (legt, um sie schwerer zu machen, vergl. Raschi zu ßaba batra 89b, nach Tosafoth das. s. v. vbv um sie leichter zu machen ) und den, der türkisblau gefäibte Wolle (j^K xbp) an sein Kleid (als Schaufäden) hängt und sagt, daß es himmelblau sei («in r6rn). Zu letzlerem vergl. ßaba kamma 93b un. Man färbt das Zeug mit blau und grün schillernder Farbe, die nicht ausgeht («bn 12$?). D. H. i Deut. 30, 19. 2 ßaraitha de Aboth. 3

4 Abot V, 26. s Genesis 8, 21. 6 Aböl III, 1. < Deuter. 14, 1.

III. Der W. g zur Bittliohki

Daher einheitliches Leben, Ganzes, ~tt DMWl1 Lernen von Allen, von Tieren, /.. T>. Fleiß von der Ameisi (n^M), Keuschheit (JTiy'33) von der K - nn . 7011 1 leiden. -

1. Die Tat k- -inrat schwerer zustande, begegnet den Bindernissen der Wirklichkeit; die Gefahr, daß sie be-

d -werde, i-t also nicht so groß, als die. einem bösen, sündigen Gedanken (Neigung, Absichl usw.) nach- zuhängen, was aber doch auch Sünde ist.

2. Der i neu Tat stehen dir vielen Arten, wie sie aus- geführt werden kann oder soll, gegenüber. Indem der Mensch den verschiedenen Plänen, wie sie auszuführen, nachdenkt, begeht er mit jedem dieser Pläne das Un- recht, mit jedem Plan begeht er in Gedanken die Sünde. Selbst chehen, ist das spätere zustimmende, nichtreuige Denken darüber 'ine Wiederholung de- \ er- brechens, rollende wenn er sich dessen in Beinern Herzen

rühmt. Dickens hat in einem -einer Bomane geschildert,

wie ein Mörder nach dem begangenen Mord den gas

larflber nachsinnt, wie er ihn anders, sicherer vor Eni leckung, hätte begehen können; er entwirft, obgleich völlig unnötig, Plan auf Plan. I ad I>. bemerkte mi1 Recht,

•; mit ji d< m aeuen Plan von Neuem er den Mord begang

i i : > Proverb. 6, 6 vrrgi. Km! id I00b mit

1 H II. P H

Naturgesetze. Selbstverantwortung. 73

Die Verwerflichkeit des Verführers der Menge,

der Gesamtheit.

§ 339. Verpflichtung auf die Sittlichkeit des Andern. Aboth. V, 20: „Wer viele zur Sünde verleitet, kann nimmermehr Buße tun". Der Einzelne kann bereuen, sich bessern; aber die Verführten kann er dadurch nicht wieder bessern. Ja es gelingt ihm nicht, seinen Fehler wieder £ut zu machen, weil er in den andern fortdauert.

ö'

Der Gegensatz der ethischen Lebensführung. Aboda zara 17a und 18a: Mancher erwirbt seine Welt (d. i. das Leben der künftigen Welt) in einer Stunde und mancher erst in vielen Jahren. Vergl. dazu Meno- rath hammaor bei Fürstenthal I, 161.

Die Lohntheorie ist darauf von Einfluß gewesen, aber auch ohne diese Theorie ist der höhere ethische Stand- punkt geeignet, eine ethische Großtat, einen genialen Akt besonders zu würdigen.

Die Legende von R. Eleazar ben Durdaja Ab. z. 17 a ist sinnreicher als sie aussieht, die D'plDS über Himmel und Erde usw. sind äußere Form, aber der innere Gehalt ist: Durdaja hat dem Naturtrieb, dem Naturalismus, dem ge- meinen Epikureismus gehuldigt; er kommt zur Erkennt- nis, daß dies unsittlich sei; aber verteidigen möchte er sich durch die allwaltenden Naturgesetze. In der ethischen Frage aber lassen diese ihn im Stich; sie sind selbst nicht ethisch, sie sind nicht das Ewige, Wahre, Höchste

74 UX Der Weg rar Sittlichkeit.

3. j : 10 und 51, 6 24 3; 34,4. Er sieht nun. daß ji,. g au ihn gebunden sei. Das ist ethisch, das

. freie Tat, nicht Kausalität, Abhängigkeit einen vom andern (s. Spin. Eth. I, 28*.) Durdaja n\, wie di' Le nde am Schlüsse berichtet, sein Eaupt zwischen seine Knie, sehne und weinte, bis ihm seil., ing. Fürstenthal spricht von „freiwilligem

Tod-, das ist Unsinn; man darf nicht 1 le mit ra-

tionalistisch! .tuug vermischen. Vielmehr mit der

Erkenntnis d dlichk mch ihr Ende g<

ade läßt ihn an Beinern Seelenschmerz sterl Eleazar ben Durdaja geht in das Reich des Unend- lichen ein.

Gewisse iheit.

.\ . »lcher Au wii der d<

EL Jo e in Su Nie ist Mose und E a in die

n völlig um lert

v,;, - - auf et) m Grunde, d. h. in

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bloßen N( •■ Q,utilis1 \ '• u, nie-

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Vermittlui

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'• P.

Sozialgesetze. 75

b"r\ hm»* 7123 12« omai« Bwon rrp &6p, 23-12« "oki b'n iwe -p-12 ynte n ^2 w ^\sx" *dj> 712« *a« 2212« ^ki

"]*? 121, d. i. ..und ich werde sie segnen.- Damit die Israeliten nicht sagen, ihre Segnungen hängen an den Priestern, deshalb heißt es: „Und ich werde sie segnen-. Damit die Priester nicht sagen: wir segnen die Israeliten, deshalb heißt es: „Und ich werde sie segnen ■', was sagen will: Ich werde mein Volk Israel segnen, wie es heißt: (Deut. 15, 6): „Denn der Ewige, dein Gott, hat dich ge- segnet wie er dir verheißen hat."

Sozialgesetze.

§ 341. Xur die ethischen Prinzipien, welche der Gesetz- gebung zugrunde liegen, können und müssen heute noch zur Anwendung kommen. Die Gesetze selbst, für einen kleinen rein agrarischen Staat berechnet, finden im Groß- und Industriestaat keine direkte Anwendung.

-■

Grundzüge

o

1) Politische: Alle Bürger sind gleich. Die Verwaltung und das Recht liegt in den Händen gewählter Al- testen. Die Wahl nach Würde! nicht von Reich- tum, Geburt und Abstammung und dergl. ist die Rede, sondern nur: „Männer von Kraft (Energie), Gottesfürchtige. Männer der Wahrheit, die den Eigennutz hassen" (Ex. 18, 21).

76 111. Der Weg zur Sittlich!

2 S Nicht Individual- Bondern Familienbesitz,

Üich Erbpacht. Durchschnitt: gleiche Wohl- habenheit. Anhäufung von Kapital ist Belbst für den König verpönt Arbeit als Quelle der Wohlhab» n- it. Der Acker will bebaut, der Weinberg und der Olivenhain gepfli S bbath, Muße, aber

Arbeit Pflicht.

\\ :. dennoch durch Krankheit, Mißwachs, Genuß- sucht und schlechte Wirtschaft \ inng ein-

tritt: 1) zeitliche Beschränkung auf Schemitta und Jobel 2) Unterstützung, aber als Aul'hilt'e 12 npffim, zinsloses Darlehn Lev. 25,35), Armengesetzgebung besonders für Witwen. Waisen und Fremde. Da- nach Pflicht der Arbeit und der Selbständigkeit

3) Gleichheit Auch der fre Sklave i

-ich zu dir geflüchtet hat, soll nicht in ein Ghetto gebannt werdei . Boll mitten unter dir wohnei o wird ] >._■ . 1 1 ich und Bchön zugleich an S.

t«n, r bst wird auch gefordert, j<

A len, auch mi t

ihn nicht kränl

•■it. wird \ len Rab den. Sich zu frem-

r-m I ben, nur nicht dl r Hilfe

,110*: Der Men n, nur e :. Anspruch nehm<

Wille. Selbstbeherrschung. 77

Jüdische Wirtschaftsgeschichte von Gustav Ruhland, Professor in Freiburg, in: Die Zukunft 7. Jahrg. 1898 Nr. 11 und 12 (10. und 17. Dezember 98. S. 151): „Auch der andere Stolz" usw.

Die Rabbinen haben sehr viel von der Wohltätigkeit gehandelt, sie empfohlen, eingeschärft usw., aber sie haben die Pflicht der Selbstverantwortung, der eigenen Ar- beit für das Durchkommen ebenso stark betont. Nur beides nebeneinander ist das Rechte! S. Pesachim 1 1 3 a : Rab hat zu Rah Kahana gesagt: Ziehe einem Aase das Fell auf der Straße ab, um Lohn zu erhalten, nur sage nicht: Ich bin ein Priester, ich bin ein großer (vornehmer) Mann, das schickt sich für mich nicht.

Arbeit und Müde. Sabbatverletzung, Sabbat- arbeit ist Sünde; aber Müßiggang des Wochen- tags ist ebenfalls Sünde.

Anstrengende Arbeit geboten Gen. 3, 19: „Im Schweiße deines Angesichts" usw.

C.

Wille. Selbstbeherrschung.

Maß. Mäßigkeit. Mäßigung. Gleichmaß. Maß- halten.

§ 342. Es ist sehr charakteristisch, daß die spätere Zeit (obschon unter Einfluß des Aristoteles und der

7- 111. Der Weg zur Bittlichk«

tiker) das Maß ah Ausdruck für Sitte, Charak- »rauchen. Die Talmudisteu haben für Mali. Norm, - den Ausdruck: r~;:.

■: chung: Beherrschung der Affekte. Den künstlichen und den natürlichen Affekt hat man durch Maß zu mindern.

1) V. r orge, daß nicht ein bewußtloser anbeherrsch-

barer Zustand eintritt. _ Nicht auf - arakter, d.h. Dicht auf ein-

M inung bestehei - ädern sich he- hr' 'i. um an Ansicht mit freiem Sinn prüfen zu können. S. P L13b: Drei liebt der H- . .er!: Wer nicht zürnt, wer sich nicht berauscht, wer nicht auf Beinen Eigenheiten besteht h 29 : Zürne nicht (wörtlich: i nicht im Zorn), daß du nicht

8Ü1

nkun g di ' I urt rieb« lört zur Heili-

Mittel. Maimonides behandi DM nraWD,

. und ruoa mo*K, Verbol , den I

d. m --■— —: i v..n der

II. . Numeri I " Dl "%rr und ihr Bollt

Bn asw., dam it ihr ein- ( h böte üb- und L zusammen, d. h. also

ntilisti Sinn kurz die

Leidenschaft. 79

Leidenschaft sind in ihren Grenzen notwendig. S. Sukka 52 V

Der natürliche Trieb soll gemäßigt, geordnet, in den Dienst des Guten gestellt, aber nicht unterdrückt wer- den, weil der natürliche "Weltlauf darauf gegründet und davon abhängig ist. „Wäre keine Leidenschaft, so hätte niemand ein Haus gebaut, noch geheiratet, noch Kinder erzeugt, noch irgendein Geschäft betrieben". S. Ber. r. Par. 10 u. 34 mit bezug auf Gen. 1, 31; Sanhedr. 107 b. S. auch T. I: Naturgesetz und Sittengesetz.

Meisterung der Gefühle. Beispiel: das Maß und die Art der Sorge energische und nicht erschlaffende usw.

Wer vor Zorn seine Haare ausrauft, Kleider zerreißt, Gefäße zerbricht, Geld verstreut, wird als Götzendiener betrachtet, denn der Mangel an Selbstbeherrschung führt zu allem Bösen s. Schabb. 105b. Alle zu Taten aus- artende Zorneswallung wird von den Rabbinen wie Götzendienst betrachtet.

Der Affekt macht dienstbar, ist dienstbar, wenn er zur Tat wird anstatt durch Besonnenheit eingedämmt zu werden.

Die unerfüllte Leidenschaft, in der Phantasie fortlebend, steigert sich und zehrt am Menschen. S. Joma 29a: Sündhafte Gedanken sind schlimmer (schwerer) als die Sünde selbst. Yergl. dazu die treffliche Erklärung Raschis.

1 Wer größer (bedeutender) als sein Genosse, dessen Trieb ist au:h größer. D. H.

BO in. Der Weg zur 3

Die Tatsache, daß es für eine Handlung oft viele Mol ü kann. Bcheinl mir weder in der Ethik noch

in der Psychologie genügend beachtet zu sein. VergL Megilla l"> . wo Tannaiten und A.moräer angeführt wer- den, und jeder ein anderes Motiv dafür anführt, daß Esther auch den Human . iden habe, und Elia end-

lich sagt: Sie hatten alle Ri sht

§ . | ;. s Ibsterkenntnis, Selbstprüfung. Wie im Drama derMonoL B Ideo die Wendepunkte des äußeren (

ßchehi ds durch die innere Bewegung andeutet, so i Monologische in aller geistigen Tätigkeit (besonders auf ethischem Gebiete) das eigentlich Wirksame, Schöpfe- rische. Was hellen alle Belehrungen, alle Gedankt - reihen, welche durch Auge und Ohr der Seele dargereicht werden, wenn nicht die innerliche Aneignung stattfin

: zu einer Selbstbewegung des G führt. Vgl.

r 77.7: Ich rede mit meinem Herzen und -cht

a Geist Berach. •*>': Wenn jemand von Sehn ■sucht wird, so untersuche (prüf« er seine Hand- lungen.... untersuchte er und fand nichts Tadelhaftes, tre er sie auf die Unter] Thora itudiums

zurücl und wenn er sie darauf zurückführt und

a, die Gott aus Liebe D ihn verhängt hat. Vergl. Erubin n und Threni r. B4b. I in- ontnis, Erinnerung der

ind V i Lben mit der

nFord rgriffen.

Pflicht und Neigung. 81

Pflicht und Neigung.

§ 344. Man muß Tugenden und Pflichten genauer schei- den, sonst gibt es unklare Begriffe: D^'pOJ D^öm kann man ja auch Tugenden nennen; aber es sind Pflichten. Die Tugenden sind der Zustand, die Pflichten der Inhalt der Tat. Die Gesinnung gründet sich auf Tugend und enthält die Pflichten.

Die schwerere Pflicht, die im Kampfe gegen die Neigung, soll und muß zuerst erfüllt werden, daher in der Wahl, ob dem Freunde oder dem Feinde zu helfen, ist es nach den Rabbinen Pflicht, dem Feinde zu helfen (Tli"1 nx *"p^> HD, wörtlich: um seinen Trieb zu beugen). Baba mez. 32b.1 Lieblosigkeit steigert sich zuweilen von selbst bis zum Verbrechen.

§ 345. Von den Leidenschaften, die auf bestimmte Gegen- stände und derenVerhältnis zur Persönlichkeit sichbeziehen, wie Selbstsucht, Stolz, Freiheitssucht, Eifersucht, Ehr- sucht und Herrschsucht, haben wir hier nicht zu handeln; nur wird die Forderung ihres Gegenteils oder der Ein- schränkung des leidenschaftlichen Begehrens auf das rechte Maß bei den Pflichten zu besprechen sein.

Da innere Freiheit die notwendige Grundlage aller wahren Tugend ist, so kann diese neben all jenen Leiden- schaften nicht bestehen. Dies wird rabbinisch öfter durch

1 Die Stelle lautet: Komm und höre! Wenn man einem Freund abzuladen und einem Feinde aufzuladen hat, so ist es Pflicht, dem Feinde zu helfen, um seinen Trieb zu beugen. D. H.

Lazarus, Ethik des Judentums II. "

111. Der Weg zur Bittliohl

den kühnen, offenbar bildlichen Ausdruck auf ichen:

..i , igt: Ich und der Stolze, oder ich und der Selbst-

süchtige, wir können nicht nebeneinander stehen- 3. Sota 5*.

Wichtig aber ist es, hier schon jener Leidenschaften zu gedenken, welche subjektiver Natur sind und auf keine bestimmten Gegenstände sich beziehen, von denen aber viel mehr Menschen und in einem noch viel mehr [erblichen Maße b< herrscht werden. Dies Bind die Lustsucht, die l'nlustscheu und die Leerheitsscheu (Lange- weile! — ).

Am Leben der Durchschnittsmenschen zu schildern ! Dagegen gilt es die positive Tugend auszubilden in

§ 346. Der Ursprung des Bösen ist nicht bo rätselhaft, wie er vielen erschienen ist. Nur weil er vielgestaltig, war iunkel. Allgemein und prinzipiell liegt er in der Selbst- ttt Diese ist der Sauer im Teige, PID^a» TW» < Be- rach. 17'». Die Selbstbehauptung und das Streben da- nach ohne Beziehung, das heißt, ohne volle Anerkennung

reu. Zwar erweist sich als unsittlich ji Ar; ron M igkeit, Vergnügungssucht, Lustgier, maß- Furcht vor jedem Schaden eitusw.), aber diese

nennt man deshalb nicht eigentlich böse. Der Ursprung

joismus, welcher wiederum au* der Lividuation und der Endlichkeit «der Kraft snt-

:.t und erst in Widerstreit andere zum Bi

•• i. I laher ist der E bekämpfen,

Ursprung des Bösen. 83

insofern er Ursache des Gegenteils von Zusammen- schließung ist.

Wie alles Gute aus Zusammenschließung folgt und in Zusammenschließung mündet, so folgt alles Böse aus Mangel, Abneigung und Gleichgültigkeit gegen Zusammen- schließung. (Neid, Mißgunst, Lust und Trost am Un- glück anderer.)

Suche daher die Einheit, Verbindung usw. stufenweise und meide die Trennung und das Trennende. Suche die Freiheit als Allgemeinheit: Was dir recht, sei auch allen recht, was dir nicht recht, sei auch allen nicht recht, und noch mehr die Einheit als Gesamtheit.

Zu unterscheiden ist der Egoismus der Person, der Sippe, der Partei (Meinung und Interessen der Nation, des Staates). Je größer der Zusammenschluß nach innen, desto größer ist der Egoismus nach außen oder der Schein des Hechts. Von Interessenvertretung bis zur Vergewal- tigung, von Uberzeugungstreue bis zur Verfolgungssucht.

Das Böse beginnt mit dem Neide (nj>"1 ])V) und dem Gelüste, der unberechtigten Begierde (niNJY). Der Neid ist die schiefe Ebene. Er ist das Unsittliche des Gefühls, mit dem noch kein Streben verbunden ist. Das Ge- fährliche liegt darin, daß das Unsittliche daran kaum merkbar ist; der bloße Wunsch, das auch zu besitzen und zu sein, was der andere hat und ist. Etwas heißt „beneidenswert", weil es so gut oder so schön ist, daß man es sich auch wünschen könnte. Jemanden „neidlos

6*

84 Hl. Der Weg BÜX Sittlichkeit.

beii- heißt: ohne diesen Wunsch nur Jon Vorzug

des anderen anerkennen.

Mit dem Wunsche isi implizite ein Gefühl des Schmer- wenigstens des d nagten Mangels ver-

bunden, das nicht zu haben, was man beim andern sucht.

Aus dem Neid, ans diesem Schmerz de> Xichtbesit: entspringt das viel schlimmere, positiv unsittliche Gefühl des Schmerzes, da 1J der andere es hat. was ich haben möchte: die Mißgunst. Der andere ist der Et&uber, er ist Schuld, daß ichs nicht habe; darum der Hak In Behr vielen Fällen liegt es in der Natur der End- lichkeit, dafi, weil der eine es besitzt, der andere es nicht besitzen kann. Ein Haus, ein Feld, das einem ge- hört, kann nicht zugleich dem anderen gehören. EjS gibt nicht Wein genug in der Welt für alle. Dieser Mangel des Bndlichen wird gegen die Wahrheit generalisiert. \\ aa der andere errungen hat. wird beneidet, gleichviel, ob ich e> auch erringen könnt

Hal> ist das Gefühl der Abstoüung. dal Q nteil der Verbindung und Vereinigung, begleitel von dem Wunsche, daß der andere das Gute enthehren und das 1 erleid« die!

Lchlich anbegründete Hat erzeugt II i od; man denkt gai nichts mehr, man haßt nur. VI. 1 »er Beginn ■• kte aul ch in e

nid der Gedanken* Beim starken Staunen teht uns der Verstand Btülw, ?or Furcht und Schrecken

Heftige Affekte. 85

„vergehen uns die Gedanken", und der höchst Zornige steht „wie vom Donner gerührt". Deshalb sind auch alle Affekte höchsten Grades stumm.

Auch ohne bestimmtes, oft fast ohne jedes Ob- jekt, nur durch den subjektiv günstigen Zustand des Kraftgefühls, der Freiheit von Beschwerden, der Aussicht auf allerlei Annehmlichkeiten, des vollen Wohlgefallens an der Umgebung (Personen und Sachen der Um- gebung) entsteht Heiterkeit, Lustigkeit bis Aus- gelassenheit. Durch entsprechende Objekte: Bewun- derung und Entzücken, oder Staunen und Verwunderung; mit Tatendrang oder innerer Erhebung des Selbst- gefühls: Begeisterung.

Hoffnung, Mut und Mischungen mit den vorigen. Freude.

Dagegen Traurigkeit (auch ohne momentanes Objekt), Melancholie, Schwermut; mit Objekt: Kummer. Sorge Niedergeschlagenheit und Kleinmut; Furcht, Angst, Be- sorgnis, Gram, Verzweiflung.

Plötzlich: Schreck.

Leidenschaften sind „herrschend gewordene Begierden", sie sind „ein eingewurzeltes und immer mehr um sich greifendes Leiden der Seele."

Liebe und Haß (mit Schmähsucht und Rachsucht bei verschmähter Liebe). Wollust, Üppigkeit jeder Art. Spielsucht. Verschwendungssucht neben Habsucht und Geiz. Eigensucht, Selbstsucht. (Eitelkeit, Stolz,

86 111. Der Weg rar Bittliohi

Bochmut) Ehrgeiz und Ruhmsucht; Herrschsucht. Fr isucht. Neid and Mißgunst.

ekte, Gemütsbewegungen sind subjektive Zustände rychologischen Organismus und Abweichungen vom Zustande des G-leichmuts; momentaner Schreck. Furcht, Zorn; Lachen Weinen

Dauernde: Traurigkeit, Kummer, Sorge. Mut. Freu- digkeit. Boftnung.

Mannigfaltigkeit der leiblichenZuständebei den Affekten: 9 hamröte, bleiche Furcht (gelber Neid), Zornesröte Verzweiflung erzeugt erhöhte Muskelkraft.

Die mechanisch-psychologischen Gesetze reichen nicht aus. wo die Elemente der Bewegung (wie bei einem d Kulturleben!) zn zahlreich Bind. Der ethische Antrieb zur Ordnung, zur G-estaltung eines inneren K" ismos (s. Leben diT S muß hinzukommen; von

N :ur bildet das [ch, der Egoismus, den gegebenen Zen- tral- und Gravitationspunkt der inneren Ordnung und Gestaltung. Die Ethik fordert, daß die Idee des Guten n Zentralpunkl bilde.

Po itive Guttal wird als Mittel gegen Leidenschaft

Mt-t.l

!'.. Jochan m hat im Nun' n des R Bau W rii ieo ttehl Je . 20 „Heil eu b, die ilir

in allen Wassern" usw.? Antwort Heil den Israeliten, denn zur Zeit, w lieb mil n beschäftigen,

Trieb | ihn I lens< baft i in ihre i wei Bi nicht in die Gewall ihrei Tri< i en. D, H.

Harmonie aller Ideen. 87

Harmonie. Energie. Leiden und ihr ethischer

Wert.

§ 348. Harmonie aller Ideen und Individualität des Handelns. Viele Ethiker große Sittenlehrer und zwar die größten darunter haben sich zum Vorteil der Ethik, aber auch zu ihrem Nachteile dadurch aus- gezeichnet, daß sie einzelne Grundgedanken, sittliche Ideen im höchsten Grade bevorzugt haben. Untergeord- nete Sittenlehrer, Autoren späterer Zeit vollends meinten, nichts besseres tun zu können, als daß sie jede Lehre in ihrer vollkommensten, höchsten, unbedingten Form dar- stellten.

Dabei ist nicht bloß die Tatsache übersehen, daß beim notwendigen Widerstreit verschiedener sittlicher Ideen in ihrer Anwendung aufs Leben die eine zu sehr be- günstigt sein und dadurch ein Schaden am ethischen Ganzen herbeigeführt werden kann; sondern auch, daß die eine ganz unbedingt und abstrakt in ihrer höchsten Stufe hingestellte Idee durchaus nicht zu dem ethischen Erfolge führt, den man doch anstrebt, namentlich dann nicht, wenn man die gegebene Wirklichkeit beachtet.

Ein Beispiel für viele. Die Friedfertigkeit ist eine hohe Idee. Bekanntlich ist sie auch völlig schrankenlos aus- gesprochen worden. Auch von vielen Rabbinen ist ihre unbedingte Schätzung (um nicht gleich zu sagen Über- schätzung) sehr oft und stark ausgesprochen worden.

III Der w KtUic]

dir deinen Rock nimmt, dem LTil> auch den Mantel usw.

lurch leidet nicht bloß die Idee des Rechts; denn diese fordert die Zurückweisung des un I Begehr-

lichen in seine Schranken; es ist ferner nicht bloß Bestand der Gesellschaft dadurch gefährdet; Bie würde in die Hand der Übelwollenden, Gewalttätigen fallen; diese würden die Herren, jene Sklaven sein. Tanchuina zu Mez r : ILEleazar hat gesagt: ^ enGrausai

barmh« i . wird zuletzt «_rrausam gegen den Barm-

herzigen.

Diese Konsequenz meint man aber ethisch ertragen 7.11 können; der Handelnde, der Friedfertige nämlich, führt dabei doch das höchste Lehen: auch unterjocht kam Dnung die reinste, sein Handeln das voll-

kommenste -ein. wie er ja eben dann beweist, Lehr«- der Friedfertigkeit vollkommen erfüllt. A 1 anderen atlich äußeren) Erfolge im Leben Bind ja gleichgültig. Allein die Sache erscheint sofort in einem ganz an- deren Lichte, wenn wir an die Gesellschaft, wenn wir rhaujit mir an den zweiten Menschen denken. Wäh-

men hai ch die

der : verharrt;

hilft dem bösen Willen zur Herrschaft.

Die Sittlichkeil bestehl nicht darin allein, wie auch wie <ier and' re han

auch welchen Einfloß ich auf seine 11 mdlungen ühe.

Sittlichkeit des Handelns. 89

Wohlwollen ist eine sittliche Idee; aber eben deshalb ist meine Aufgabe, nicht bloß wohlwollend zu sein, sondern zu sorgen, daß auch der andere wohlwollend sei; eben deshalb nur gegen den "Wohlwollenden (nicht gegen mich, sondern überhaupt!) wohlwollend zu sein.

Seine Gewalttätigkeit gegen dritte, vierte unterstütze ich, nähre seine Begehrlichkeit, wenn mein Wohlwollen, meine Friedfertigkeit keine Grenzen und keinen Unter- schied der Personen kennt.

Es kann Tugenden geben, welche nur durch das Laster des anderen möglich sind ; z. B. Versöhnlichkeit, Verzei- hung. Allein auch diese soll ich zugleich deshalb üben, um nicht bloß sittlich zu sein, sondern sittlich zumachen, den anderen ebenfalls zu bessern. Dies ist der höhere

Sinn des rwipn p nnv nfrjjDn bm

In der Praxis ist die Begünstigung einer Idee ge- stattet, nämlich dem Einzelnen, und sie gestaltet seinen individuellen Charakter; aber in der Lehre und für die wirkliche Gesamtheit ist die Harmonie erforderlich. Ein schönes Beispiel ist Ben Azai s. T. I, S. 35. Ben Azai befiehlt das Heiraten und heiratet nicht und sagt: Jlö

annw o^yn n*prv< man wea npwn nts^K. S. Thoseftha

Jebamoth Per. 8 Ende.1

1 Die Stelle lautet vollständig': Ben Azai sagt: TTer sich nicht mit der Fortpflanzung- beschäftigt, den betrachtet die Schrift so, als ver- mindere er die Goüähnlichkeit, wie es heißt (Gen. 1, 27, 25): „Denn im Bilde Gottes schuf er ihn (den Menschen)", (und darauf folgt) :

90 in. Der Weg zur Bittliohkeit

Der innert- Zusammenhang alles Sittlichen. I:. der Kontroverse Makkot 23 und 24* zwischen 3"1 und

sr-" 1 tritt Akiha. der allzeit optimistische, starkgläubige uml scharfsinnige, mit dem Gredanken hervor, daß auch die Erfüllung nur einer der ethischen Maximen des 15. Psalms die Bürgschaft für den Bestand des sitt- lichen Charakters einschlielJt. Durch die allerdings mehr witzige als hermeneutisch wahre Vergleichung von Psl5. 5 - blnß mit Levit 18,24 r6» ~:i W^ttJ? -s bat Akiha den ; 1 beruhigt Der Psalmist hat zweifellos gemeint, alle diese Gebote soll der Mensch erfüllen, und auf diese Erfüllung der gesamten Sittlichkeit seine Verheißung ge- gründet.

Das Bachlich Wahre aber in Akihas Meinung ist: Wer eine der ethischen Maximen im Prinzip erfal-'.t hat. der kann in bezug auf die anderen nicht fehl Alle

konnten leshalb auch schließlich auf ein i, ibot zui rerden, auf Arnos 5, 1. <1. L theo-

retische, wahre, aufrichtige Forscl r Sitt-

; p -j praktische Treue in der 1 1 ingeb u - und Ei füllun

el rel euch". Da cac m ihm:

hen aus dem Mun l< Mancher bön; Ben '••

Da Bpra ii ei /.u ihm:

: lun, n i ihre Lust an der Thors, uml die

\v. i etUn : erhallen, D. II.

Innerer Zusammenhang alles Sittlichen. 91

Auf den Unterschied des Theoretischen und Praktischen deutet sehr sinnreich hin Sota 21 a: Eine sinnliche Hand- lung, eine gute Tat kann vereinzelt sein, sie bedeutet einen glücklichen Moment und gleicht einer „Kerze", dagegen die theoretische Einsicht in das Wesen der Sitt- lichkeit und die Erkenntnis ihrer verpflichtenden Kraft gleicht dem „Lichte" selbst, das die „Welt erhellt".

Auch löscht die einzelne Übertretung, Unzuträglich- keit, Irrtum usw. nicht die Erkenntnis und Einsicht aus, wenn nur die wahrhafte Liebe zum Guten im Gemüte Wurzel gefaßt hat. Treffend wird der Vers Hoheslied 8, 7 herangezogen, denn auch leidenschaftliche Wallungen, momentane Störungen usw. können die Liebe zum Guten nicht überwinden.

Dazu kommt die vorzügliche Bemerkung von R. Jo- seph: Die gute Tat schützt nur im Moment der Aktion, die Erkenntnis aber auch zur Zeit, da sie unbewußt, nicht gegenwärtig ist. Dagegen scheint Raba der Ansicht zu sein: Nur die sittliche Energie ist dauernd, nicht die bloße Einsicht.

Hingebende Gesinnung bei jeder Pflichterfüllung wird so sehr gefordert, daß sie von gleichzeitiger Erfüllung anderer Pflichten befreit, weil das Gemüt sich nur auf eine ganz richten kann. S. Sukka 25 a: Wer sich mit der Erfüllung einer Pflicht beschäftigt, ist von der Ausübung einer (anderen) Pflicht frei.

§ 351. Prinzip. Als der eigentliche Gehalt des gesamten

lli. Der Weg .

menschlichen Daseins en Erzeugung die Aufgabe

chen ausmacht, erscheint dem Judentum

1) nach seiner r Seite die Erhebung des end- lichen ^ zum Abbild d( ndlichen. Dies

I seine höchsl sntliche Bestimmung; dies

bei allem Suchen und in allem Können seine höchste Ehre, lud alles Einzelne, was der Mensch tut und erstrebt, soll er zu dieser seiner Ehre tun. wie Gott selbst alles, wa taffen, zu seiner Ehre

;aiTen. zu seiner < Offenbarung. Und so soll der M -.'lisch in seinem Tun Bein höheres Wesen offen- bar machen.

2) Nach der ethischen S< aber, nach der Bestimmt- heit des Handelns, nach der Würde des Endlichen für sich Belbst betrachtet, wird die gi Auf-

abe zusammengefaßt in den Begriffen: A) der li . gke ' Ganz] t, Ei nheit der Ideen: B Einheit der Zusammenschließung. Auch die religiöse Vorstellung muß ethisch vertieft und dazu ausgebildet (umgebildet en; zum Tieft

: der im Ebenbild*

ab' auung rieht in Gott nur

alt- i d Mann ah 1 bracher 0

her ist auch der Mensch nur Individuum mit ; zeltugi rt nur M btel ist. Tap

Lrfhislosigkeit usw.). Dagegen we. Itenrichten le, !■■• i de Prinzip;

Höchster Gehalt der Tugendlehre. 93

die Menschen trotz ihrer Beschränktheit und Endlich- keit — durch Zusammenwirken Reich des Geistes, D'aff ma^ö, der Ideen, der Sittlichkeit.

Das Berufsleben führt notwendig zur Teilung der Ar- beit. Aber diese Teilung wendet der einen Idee ihr ganzes Interesse zu, macht leicht einseitig. Neben seinem Beruf und mitten in ihm soll jeder Mensch ein ganzer Mensch sein. Auch der Steinklopfer und der Straßen- kehrer ist das Haupt einer .Familie, der Gatte seines Weibes, der Vater seiner Kinder, ein Bürger der Stadt und des Staates, und an seinem Ruhetage, seinem Sab- bat oder Sonntag Auch der ärmste Knecht wie

der reiche Bauer, der Arbeiter und der Fabrikherr sind vor Gott gleich, d. h. durch den Gott in ihrem Innern sind sie gleich.

§ 352. Die Tugendlehre hat zu ihrem höchsten Inhalt, das TTllTDa p2"in, eine dem Unendlichen, Ewigen zu- gewandte Stimmung des Gemüts; nicht außerhalb des all- täglichen Daseins, neben demselben für Feierstunden, sondern im Leben. „Tugend" als Gesamtbegriff (im Unterschied von einzelnen Tugenden ) ist religiös ge- faßt: Gottähnlichkeit. Es wird ausdrücklich gelehrt, daß die Gottähnlichkeit in den "Werken des Wohltuns, in sittlichem Wollen des Guten besteht. S. Sota 14 a. Sehr schön ist die rabbinische Auslegung von Ex. 15, 2 in Mechiltha, Beschallach (Haschira): Dies ist mein Gott, ich will ihn verschönen (lnttNl). R. Ismael fragt: Wie kann

^4 in. Der Weg zur Sittlichkeit

ineo Schöpfer verschönen? Abba Saal antwortet: Wir Bollen ihm gleich zu sein Btreben, wie Q-ott barm- herzig und gnadenreich, so sollst du barmherzig und gnadenreich sein« 8. Winter und Wünsche, Aiechiltha S. L22. „Göttern kann man nicht vergelten, schön ist's ihnen bleich zu s<in'' (Schillei ,

Die Erscheinung des Göttlichen i>t überall da. wo Menschliches erscheint. S. Mechiltha. Wajassa, Beschal- lach 6. Abschnitt zu Ex. 17,6: ,,Siehe. ich stehe vor dir dort auf dem Felsen am Horeb." Der Heilige, gebene- deiet sei er! sprach zu ihm (Mose): Allwo du eine Spur von MenschenfühYn findest, da bin ich vor dir.

Wer in vielseitiger Beziehung steht, erlebt täglich ^ - burt. Khf. Tod in seinem Kreise; mitfühlend mulj er in -ich Ausgleich und Ruhr finden, das Granze umfassend, das Kin/.elne tragen und beleben Gott als allumfas- 1. Die Idee als Quelle und Ausgleich der sym- pathischen Beziehung.

I'ber das Verhältnis von E&echl and Wohlwollen (-= ( i-nade, Barmherzigkeit, I

3. Bi Jh. r. l'ar. L8 g. K. GrOtl Bpricht: Wenn

Welt mit ischaft der Barmherzigkeit moa

UX lie Sünder überhand nehmen;

wenn mit der E trengen Rechts pn moa,

I die Well nl All« ehe, ich e sie

Mut und Tapferkeit. 95

mit der Eigenschaft des (strengen) Kechts und mit der Eigenschaft der Barmherzigkeit.

Mut und Tapferkeit.

§ 354. S. Rosin a. a. O. zu Maimonides S. 130 ff. „Die Würde des Menschen zeigt sich ferner an seinem Mute. Die natürliche Anlage dazu ist die Beherztheit, d. h. das Ver- mögen der Abwehr dem Schädlicheu gegenüber. Schon im Kindesalter sind verschiedene Grade dieses Vermögens sichtbar. Es wird durch begünstigende Anschauungen und durch Übung gestärkt, durch hinderliche Vorstellungen und Mangel an Übung benachteiligt. Xot und Entbeh- rung sind für viele Menschen eine Schule der Tapfer- keit und Unternehmungslust. Selbst ein Mangel in die- sem Bereiche, wie es die Schroffheit ist, läßt sich dadurch verwerten, daß dieselbe im Dienste der Wahrheit und des Rechts angewendet wird. In der Schlacht soll sich der Mannesmut durch Tapferkeit bewähren ; da muß Vertrauen auf Gott und die gute Sache allein, die Seele erfüllen und dazu antreiben, furchtlos das Leben zu wagen, als ob man der Lieben daheim nicht gedächte. (Maimon., H.Melach.VII, 15) Feigheit im Kriege sei durch das göttliche Gesetz zu wiederholten Malen verpönt, da es eines Jeden Pflicht sei, mannhaft standzuhalten und mutig gegen den Feind vorzugehen."

Die ethische Forderung ist: Kraft und Gelegen- heit zur Tat wahrzunehmen. S. Schabb. 151b: R. Simeon

HL Der Weg zur Sittlich!.

beii Eleazar sagt: Tue Gutes, während du (Gelegenheit n findest und es dir möglich ist and es noch iu deiner Hand (Gewalt) Ist VergL Koh.9,10. A.bothIV,2: Ben Azai sagte: Laute zu jedem kleinen Pflichtgebote und fliehe vor der Sünde (Übertretung). VergL Sifre" Ksk. 187.

Reich ist die Wertung der Arbeit bei den Rab-

b inen.1

5. Gittin 67b: Die Arbeit ist grob, denn sie erwärmt

den, der sich damit befaßt VergL j. Schekalim XL

Berueimtli 8: GröJ wer sich mit dem Mühen seiner

Hände ernährt, als der Gottesfürchtige. Tanchuma •!-';

Das Verdienst der Arbeit tritt auch da ein, wo das

'dienst der Väter nicht einzutreten vermag.

I >• Menschen fällt die Aufgabe zu, die Qn?ollkom-

menheit der Natur durch Arbeit auszugleichen. S. IV-

: In ~ da der Eeiligi i. er!

zu Adam Bprach: ..I>u wirst da- Iviaui des Feldes essen", \ bd in 'I ränen; als er ab« r Bprach: „Im v ■■•• leine-. Angesichts si»llst du Brot i

da beruhigte Bich an (G>

rei ner 1 1 bu g an die I dee und

at um Gi rinn und GenuÜ. ethub. 1<»1 . Rabbi

i Von 'ii Punkt üi S< briflen Kr.ni/

zur Zeil Jesu. Drille Aufl . 1879; M II Kr. i nach i«-r Bibel, dem

r Weisen in Israel Brunn,

i im f dmucl. Berlin 1878. I». H.

Arbeit aus reiner Hingebung an die Idee. Quietismus. 97

richtete seine zehn Finger nach der Höhe und sprach: Herr der Welt! bekannt und offenbar ist es vor dir, daß ich mich mit den zehn Fingern in der Thora abgemüht und keinen Genuß selbst mit dem Kleinsten für mich ge- sucht habe; möge es dir gefallen, daß Friede in meiner Ruhestätte mir beschieden sei!

§ 356. Nichts ist dem Judentum so zuwider als Quietismus. „Auf der Bärenhaut liegen" hat nie als ein wünschenswerter Zustand gegolten. Ich erinnere mich, in meiner Jugend eine handschriftliche Predigt von Schleiermacher gelesen zu haben, welche er über die Trägheit gehalten hatte; er macht die Aktivität, die Energie, zum Eckstein am Bau der Tugend, und kühn schreitet er vor bis zur Yergleichung des Trägen mit dem Bösen, des Faulen mit dem Verbrecher, und er stellt jenen niedriger als diesen. Aber sein Text war aus den Sprüchen Salomonis. Diese enthalten den stärksten, lautesten, häufigsten Mahnruf gegen die Trägheit. Wie oft kommt Trägheit in den Sprüchen vor! Die erste Ant- wort Israels auf die göttliche Berufung ist nt5>JJ3 *, Tun. Wirken. Handeln, Leisten, Schaffen. Die Natur, das Universum ist Wirksamkeit, Bewegung, Schaffen und Gestalten. Der Geist ist Leben, Tätigkeit; auch wo er dem flüchtigen Blick als passiv erscheint, wenn er die Bilder der Welt scheinbar von außen empfängt, bei genauerer Prüfung erkennt man sein eigenes Tun als

i Exod. 19, 8.

Lazarus, Ethik des Judentums H. '

98 III. D( " nr Sittlich;.

die gedankenschallende Kra t"t usw. (vgL Leben der Seele I. 397 ptnr, p^TJflDl pö'Dtfö sind das Ideal der Rab liinen. -_-;r "WH b22 *pl& \ynbi deuten Bie wörtlich mit dem Nachdruck auf ntryn! Grottrertrauen, Vorsehung, g<">u- liche Hüte und Beistand werden alle auf eigene Tätig- ten.

Energie gegen Sorge. Vorsorge aber nicht Sorge. S'.rge drückt herab, (regen Sorge s. Sirach .'50,22.23. Lala die Sorge nicht in deinem Herzen aufkommen, denn starke Männer werden von Sorgen gebeugt, denn bo sprach schon Salomo ( Prov. 12, 25): „Kummer im Herzen des Mannes beugt es nieder." Der Gegensatz ist in V. 24 der '""in, der die Dinge beherrscht. VergL .loma 7"> ' Sota 42 and Sanhedrin 1()0K.-

Dsr Talmud wendet sich gegen alle Schlaffheit s. Pe-

;i. 4-: Die Burtigen machen rieh früh auf, Ihre Pilichten

zu erfüllen. Besonders boII man nicht- Angefangenes

liegen lassen. S. Tanchnina. Abschnitt 2py ; „Wenn du

mit einer Pflichtübung begonnen hast, vollende sie." Beresch, r. Par. s"> Jeder, der mit der Erfüllung eines Pflichtgebotes beginnt, rie aber nicht vollendi t. und es

mmt ein anderer und vollendet Bie, bo wird es nach

Namen dec /weite- ,• d. i. das Verdi»

1 Deuter 1 I. .

ist auch Sorge dich m<-lii wegen N >t des folgenden

nicht, waj ein l ag gebären mag" (Prov. i cht ist er am folgend« nicht mehr (siiriii er

h< ute , ' ei um eine V- eil gelitten, die n cht '«'•in war.

Vereinigung zu sittlichen Zwecken. 99

wird diesem zugeschrieben). Vergl. Sota 13 b, wo sich derselbe Ausspruch findet.

Ausdauer.

§ 357. Der Mitarbeit an dem, was nicht vollendet wird, soll man sich nicht entziehen. Aboth II, 21: Es liegt dir zwar nicht ob, das Werk zu vollenden, du bist aber auch nicht frei, bei ihm müßig zu bleiben, lautet ein Ausspruch des R Tarphon; was sagen will: Obgleich du selbst das Werk nicht zur Vollendung bringen kannst, bist du doch nicht so weit frei, dich desselben zu ent- ledigen. Tue deine Schuldigkeit.

Die unendliche Aufgabe und die endliche Lei- stung. Der sachliche Wert und die persönliche Würde.

Steuerung. Es gilt, nicht von den Wogen der Ver- hältnisse und den Wellen der zufälligen Umstände sich treiben lassen, sondern selbständig steuern, nach Grund- sätzen, aus der eigenen Kraft und Einsicht das Leben gestalten. S. Prov. 1, 5. !

Stetiges Fortwirken; gegen Selbstgenügen am Ge- leisteten, an Erkenntnis, Tugend und guten Werken. Schöne Deutung von Hos. 6, 3 als Hindeutung auf die Natur, in welcher kein Stillstand und Aufhören, sondern

1 Seltsamerweise sind die neueren Übersetzer und die mittel- alterlichen Kommentatoren von der Erklärung- dieses Verses, wie sie das aramäische Targum durch ttnu^B und die LXX durch xüßepvT)<n; geben, abgewichen, welche auch etymologisch ge- stützt ist.

100 HI Der Weg HD Sittlich!.

Sonne, Mond, 81 rne und alle Kräfte wirken alle Tage

ier. he Tanna 'lebe Elijahu, Friedmann 1

Nicht soll ein Mensch Bagen: ich habe geb-sen usw.

Bemerkenswert ist Goethe (Wanderjahre 2. Buch

- erste ist Ehrfurcht vor dein, was über uns ist. „d ein Gott da droben sei" vgL A.b. 11,1: TOB r^b na JH; genau dieselben Worte.

Von den drei Ehrfurchten die dritte, ihr Sinn: Nun stehe er (der Zögling) stark und kühn, nicht etwa selb isch vereinzelt; nur in Verbindung mit seinesgl Lehen macht er Front gegen die Welt!

Alu hier als Let Höchstes: die Vereinigung, der

Zusammenschluß; aber nur zum Kampf. Gegensatz nach auf

Das ist die alte Art. wie man Geschieht'' ehen

hat. Auch theoretisch für die Bistorik und didaktisch für Verbreitung der Geschichtskenntnis wichtig: zu Lichte

. S btenkultur und S I lichte. Zi aen-

schlufi zu positivem Schaffen. Dies g -. Tr< I ihke, s. ben. Di( Vereinigung zu Bchöpferischeu und sittlichen Zwecken ist die Haupl und am

meisten denkwürd

Der [ndividualismus hat Bein Geltungsbereich nur

in der Verpflichtung und Veranwortung, also in der Tat

und < Besinnung ein en der " i muß

immer dasAllgem« in. Dasselbe in bezug auf zeit-

/ isamm« Lei Ganzen, der G<

Müßiggang der Frauen. Praktische Ethik. 101

schichte; aber jeder Moment hat seine Auf- gaben.

§ 358. Müßiggang der Frauen. Raba wendet sich gegen die reichen Frauen von Machusa. S. Schabbath 32 bu. 33 \

Die Mahnung der Ethik gegen die Leerheit und Nich- tigkeit eines müßigen Genußlebens dringt ja nicht zu den Ohren der vornehmen Frauen; aber die Männer sollen darauf halten, daß es ihren Frauen nicht an idealem Lebensgehalt fehlt, der ihre Kräfte in Bewegung setzt.

Gegen den Müßiggang der Frauen, auch der reichsten, wegen der Verleitung zum Laster. Kethub. Y, 5 werden die Arbeiten aufgeführt, welche die Frau verpflichtet ist, ihrem Manne zu leisten. R. Simeon ben Gamliel fügt noch hinzu, daß Müßiggang zur „Geistesverwirrung" führt.

§ 359. Praktische Ethik ist notwendig, nicht bloß theoretische Einsicht. Bloße unpraktische Theorie zerstört gleichsam die Welt, läßt sie eben zugrunde gehen. S. Schemoth r. Par. 30: Der Weise, welcher Thora, Aus- legung und künstliche Deutung kennt, aber von der Witwe und Waise angegangen den Rechtsbeistand wei- gert, weil er dem Studium ergeben sei, zu dem sagt Gott, daß er die Welt zerstört!

Die Welt zerfällt bei solcher Zurückgezogenheit der geistigen Tätigkeit aus dem realen Leben in eine leere Gedankenwelt und ideenlose Realität.

102 in Dei Weg zur Sittlichkeit.

Leiden n ii (1 ihr ethischer Wert.

•'iO. Die Geschichte Josephs isl ergreifend durch Leiden und ihre glückliche Lösung, durch Trennungen und Wiedervereinigung, durch Verkennen der Personen und endliches Erkennen, durch Spaltung und Hingebung.

Der Blick de8 Genie8, der idealen höheren Natur, wird

vor den Augen des Vaters sichtbar gewesen sein: daher Doch nicht durch Taten begründet« ting,

welche zugleich in der Liebe zu Rahe! ihren Grund hatte. Aber dieser Vorzug erzeugt den Neid der Brü- der und ihr tatliches Vorgehen. Auch innerlich rächt sich die Schuld in der Trauer des Vaters. So in Jo- sephs Vorgehen: seine Zurückhaltung, nachdem er ge- gen; er konnte die Seinigen aufsuchen lassen. Kr-' Yerk>'ttuiiLr des Schicksal- führt sie zusammen. h die Tugend führt zu Leiden and aus dem Leiden entspringen neue Energien. Joseph in der Qberhebung wird verkauft; hier wird rtelte Sohn des Hauses zum tüchtigen Ver- walter, findet als,, die Vorbildung für Bein späteres, höhei 3ch lese - Volke« und dat Heil iner nilie b \mt. Sem Traum und Beine Keusch-

heit führt zu Leiden, Teilnahme für die Mitgefan-

•Mi und seme höhere Gabe bringt ihn empor.

' irtlicii, Benjamin, hei dessen Anblick

■r Familie in ihm auflebt, un 1 die Verz.ei-

Der ethische Wert der Leiden. 103

hung gegen die Brüder und die Einsicht in die höhere Fügung des Schicksals bildet den Schluß.

Als Verwalter und Erhalter eines fremden Volkes wird er zugleich Erhalter des eigenen Stammes.

Durch die Leiden Josephs, Jakobs, eines Volkes und des eigenen Stammes durch Hungersnot wird die Hand- lung bewegt Leiden bildet den Aufzug, und Handlung, Energie den Einschlag für die Gewebe des Schicksals.

Jakob segnet zuletzt seine Söhne (Gen. 48, 15) und die späten Enkel nehmen seine Gebeine mit nach dem ge- lobten Lande. Sehr schön wird im Talmud das Wunder am roten Meere darauf bezogen. *p"P b& W1K Htn, es (das Meer) sah die Lade (den Sarg) des Joseph. Histo- rische Kontinuität.

Ein frohmutiger und energisch noch rüstiger, besonders nach geistiger Tätigkeit sehnsüchtiger Zustand des Gemüts wird gefordert; daneben aber wird den Schmerzen und Leiden, besonders den sittlichen, eine vertiefende Macht zugeschrieben, weil sie eben eine eigenartige Tätig- keit der inneren Erhebung mit sich führen können und sollen.

Das Erste fehlt dem griechischen Geiste nicht, wohl aber das Zweite und vollends die unmittelbare und innige Verbindung beider.

Die Art, wie die Leiden sittlich verwertet werden, ohne die Energie des Menschen zu brechen, ist durchaus charakteristisch für die rabbinische Anschauung.

[IL Der Weg zur Bildlichkeit.

1 ». ;• Wert der Leiden, wenn Bie zur Erkenntnis führen, bestehl darin, daß Bie den sittlichen Bestand Bichern. 11 sind das Salz des Lebens; sie sichern den Befand der Sittlichkeit; Bie lautem den .Meii^hen. Wenn ein Mensch sieht, daß Leiden über ihn kommen, so soll er seine Werke (Handlungen) unter- suchen.

Erziehung. Selbstprüfung. Reue und Busse.

V'dkserzielumg. Beruf und Genuß.

§ 361. Man muß eine produktive und eine unproduktive Bildung wohl unterscheiden; diese isl Lediglich auf den Ge- nuß, lemgemäß auf den Geschmack, die Verfeinerung u. dergL gerichtet Jene aber auf Erweiterung der Kr- au;" Vertiefung der Gesinnung usw. töe- und Chronique scandaleuse, hier Geschichte« Wenn die höheren Schichten der Gesellschaft, die

Li) Arbeit scheuen, dann wer- den den u BUassen die Bildung zu •■n -:i >hen; umg Ihren beren Klassen die Bildung, wenn elbsl die Arbeit nicht ichten.

i erflacht bei den oberen Sei, chten, j < 1 1 ; un IQ] fen sie

Beruf und Genuß. 105

dann den unteren Klassen die geistige Auszeichnung zu- gestehen. Die Bildung am Hofe Ludwig XIV.

In England wendet sich die Aristokratie der produk- tiven Bildung zunächst in der politischen, dann aber auch in der außerpolitischen, der praktischen Wissen- schaft — mit Vorliebe zu und sie tritt in unmittel- bare Berührung mit dem Volke. Staatsmänner ersten Banges halten Vorlesungen in Agrikultur- und Arbeiter- vereinen. Sie adeln dadurch die Arbeit und den Stand des Arbeiters durch persönliche, eingehende Teil- nahme.

Jede Arbeit muß erkannt und anerkannt werden als ein Glied in der Kette der Kultur tätigkeit.

Die Muße ist schön, aber die Arbeit ist gut. Auch dem untersten Arbeiter soll das Schöne zum Guten sich mischen, auch dem höchsten Unabhängigen das Gute zum Schönen.

Die geistige Nahrung, welche man allem Volke zuge- steht, ist die Religion; aber ist es eine Entweihung der Religion, wenn man bei der Pflege derselben mit einem Auge auf die Erhebung des Gemüts blickt, mit dem andern aber auf die vermutlich notwendige Dämpfung der Gewalt des Volkes schielt? Dann ist es desto schlim- mer, wenn man das Maß und die Art des Religions- unterrichts nach der polizeilichen Dienstbarkeit bestimmt und darüber den wahren Gottesdienst vergißt.

Wenn das Volk das Erhabenste versteht, die Religion.

Hl Der Weg tax Bittlioh]

dann sollte man es nicht für unfähig halten, die minder ibene Wissenschaft und Bildung zu begreifen. Wahrlich, niemand wird die Blasphemie wagen, zu be- haupten, die Religion verderbe die Menschen, weil sie iheil aller Mengchen vor Gott lehre, weil Bie predigt, daß jeder Mensch als ein Kbenbild Gottes sich denken und danach aufs Edelste zu leben sich bestreben soll! und es sollte gegen die Religion gehandelt, oder Btaatsgef&hrlich Bein, den Geist des Menschen zu erheben, ihn auf die Stufe zu stellen, welche er vermöge seiner Fähigkeit erklimmen kann?

Freilich halbe Bildung und halbe- Wissen schaden oft mehr als Bie nützen. Aber gilt dies nicht auch von der hallten Religion? Die Lehre von der Vorsehung kann zur Arbeitsverachtung, die hehre vom jenseitigen Gottes- reieli zur Weltverachtung, die hehre von der inneren Berufum: des Gläubigen zur Menschenverachtung führen. : Irrtum die Schuld der Wahrheit? und soll hiebt unter den Scheffel -teilen, weil die

richten 'inen Brand damit anrichten können? Man Bagl wohl, die Erziehung ist da- Mittel für den

Wir vollen nichl dagegen streit n,

obwohl man auch wiederum n muß: Dei 3 tat hat

unter :en, für welche er Mittel ist, die Aus-

bildun inng der Bürger. Nur in der Wechsel-

irirkui - agl die Wahrheit Aber davon einmal al

Erziehung boII Mittel Bein für den Zweck

Erziehung für den Staat als Zweck. 107

des Staates, aber nicht für den Staat, wie er gerade ist, und daß er so sei und bleibe; sondern für den Staat, wie er sein soll, für den Staat als Zweck, nicht wie er be- reits erfüllt ist, sondern wie er nach dem höchsten Maß- stab der in ihm vorhandenen Bedingungen werden kann ; für den Zweck, den der Staat sich selber vorsetzt, als der Vervollkommnung fähig, wie alles Menschliche, und nur in dieser Vervollkommnungsfähigkeit und durch das Streben nach ihr wahrhaft menschlich und edel; es gibt dazu keinen Stillstand, weder in der Natur noch im Geiste, man muß fortschreiten, um nicht zurückzukommen. Die Jungen sollen nicht bloß sein , was die Alten waren, sondern sie sollen besser sein, die nachfolgende Generation soll den Volksgeist als Ganzes nicht bloß erhalten, sondern erheben, nicht bloß erben, sondern mehren.

In der Fürsorge für die Erziehung mehr als in irgend- einer anderen Einrichtung zeigt der Staat, welche Zwecke er sich selber setzt, wie er seine Bürger in der Zukunft geartet haben will, und für welche Art von sittlichen Kul- tur- und Staatsleben er sie befähigen will.

Freilich ist dieser Maßstab kein absoluter, denn auch ein guter Wille ist zumal in öffentlichen Dingen oft mit verkehrten Anschauungen gepaart, und man steuert wohl- gemeinten Zwecken mit rückwärts gewandter Dampf- kraft zu.

In Sachen der Erziehung stimmen die Aussprüche der

in. Der Weg rat Sittlichkeit

Religion mit den Aussprüchen ihrer Vertreter selten Uberein.

hebräische Spraohform uir den BegritY der Er-

i Shinnuch steht im innigen Zusammenhang mit

i Grün anken der Ethik, der die Eeiligung des

Lebens als Bein Ziel betrachtet Em Eeiligtum muß

werden.

.: ist, dal» Chinnuch1, Erziehung, als . W ün bezeichnet wird. 1D10 i^t Zucht. Er-

ror Sittlichkeit ist im Sinne von Heiligung gefaßt Unterricht im Gegensatze zur \ hen Yererhui.

Zum erziehenden Unterricht gehört das Erlehnis, i Vorbild Davon hat man oft gesprochen; aher nicht das einzelne Vorbild, sondern da- Leben einer Gesamtheit nicht bloß des einen Ortes Bondern 90 weit das Be- wußtsein der Einheit reicht .SDn in der n^np.

diesen Zustand der Gesamtheit hat aber j< Einzelne Einfluß. Di'-> gibt einen Zirkel, welcher

ondern induktiv berührt; he Flui'» - und dieser ^<-h v. cht -• den Juden immer vor. Ja insofern waren sie immer »'in itorisches V lk.

A.nford< rangen babi n ucl tigert,

iirt und erhöht Nicht bloß durch die ver&n- durch Zivilisation reicher und mannigfacher

i wohnen [• n

Sittliche Tätigkeit früher und heute. 109

wordenen Umstände, sondern auch durch Veredlung der Gesinnung.

Früher wurden die WSö durch Schärfe und Feinheit des Geistes ausgebildet, vermehrt, erschwert; jetzt brauchen wir sie weniger, weil wir mehr direkt ethisches Tun haben.

Ein leidlich wohlhabender und gebildeter Mann ist in 15 oder 20 Komitees, die alle ethische Zwecke ver- folgen.

Er hat 15 oder 20 Statuten und Reglements und Usus an Stelle der D^rUö zu befolgen, früher hatte man fürHände- waschen, für Trauer so und soviel §§. In einer einzigen Sitzung des D. I. GB. oder des U. H. Charities werden viele wichtige Dinge behandelt, von denen unsere Vor- fahren keine Ahnung hatten; zu den meisten fehlte die Gelegenheit, zu vielen aber auch der Antrieb, die Hingebung, sogar das Nachdenken.

Über JlBttn Ti wurde viel gedacht, gestritten, ge- schrieben, aber über das edle D^y "023 nnin gab es keine Abhandlungen und keine XTtyparagraphen.

§ 362. Mit Recht wird großes Gewicht auf eine sittliche Tätigkeit gelegt, welche man als eine stetige, dauernde (per- manente) betrachten kann, im Unterschiede von einzelnen momentan auftretenden Handlungen, wie Begeisterung, Liebestat usw. Kinder. Waisen. S. Kethub. 50a: Es heißt Ps. 106, 3: „Heil denen, die Recht und Wohltat üben zu allen Zeiten." Ist es denn möglich, Wohltat zu üben

J In in. Der Weg zur Etittliohkeit

zu allen Zeiten? Unsere Rabbinen /u Jahne, nach einigen 1;. Bliezer, haben vorgetragen und gesagt: Das geht auf denjenigen, welcher seine Söhne und seine Töchter er- nährt, wenn sie noch klein sind. Nach EL Samuel bar Nachmeni dagegen ist derjenige darunter zu verstehen, welcher eine männliche und eine weihliche Waise in m Banse erzieht und sie dann verheiratet. Religiöse Zeremonien gehören zur höheren edleren Lebensführung. Man kann ja auch eiu braver Mensch und ein guter Bürger Bein, ohne die Religion und ihre Formen zu beachten. GewiL! Zur Prosa braucht man keine Keime und kein Silbenmaß. Die religiöse Lebens- weise gehört zur Poesie des Leben-.

I her Gelübde, als einer Form, seinen eigenen Willen für die Zukunft zu binden, linden sich verschiedene Ansichten. EL Melr sagt: Besser als der eine (der etwas gelobl und nicht erfüllt) und der andere (der gelobt und

iini isl der, welcher nicht gelobt (Nedar. 9».) Also überhaupt nicht geloben; den freien Entschluß für jeden Momenl aufsparen, in welchem gehandelt werden soll. R. Jehuda sagt: B< iser als der eine "der der andere [st

lobl und -ein Gelübde erfüllt (das.)..

- will kitgeloben ist nur besser, als das

Nichte! lullen des Gelübdes. 1 82' und 77b

mit bi Deut ! Wer ein (Gelübde tut, wird.

bj füllt. Bünder genannt

Die wahre sittliche Gesinnung. 111

Gesinnung.

§ 364. Die wahre sittliche Gesinnung ist nicht der Erfolg eines vereinzelten guten Willens, sondern ernster und eingehender Vorbereitung und Vertiefung. S. Suk- ka49b: Vielleicht wirst du sagen, dafj jeder, der sie (sc. die Gnade Gottes s. Ps. 33, 5) einsammeln will, sie einsammeln kann? Daher heißt es (Ps. 36,8): „"Wie teuer ist deine Gnade, Gott!" Ähnlich, aber doch ablenkend ist die Erklärung Raschis.

Die Gesinnung soll ideal sein, ethisch, sie soll aus den Gütern Kräfte machen und diese immer in den Dienst der Idee stellen.

Die Triebkraft aller Tätigkeit = Gesinnung. Das Sub- jekt des Ganzen = Gemüt.

Die Gesinnung entscheidet, nicht die äußere Tatsache. So beim 1S1tJ> das 12b ]"D »b m iib jp ro Jttsty rm y&t? n? s. Rosch hasch. III, 7. Dabei werden zugleich die bib- lischen Wunder der nt^Q ^T und der Brandschlange alle- gorisch gedeutet. Das. III, 8.

Auf die Gesinnung kommt alles an. Die lautere Gesinnung des R. Akabia ben Mahalalel in Aboth III, 1. Er soll zum Gerichtspräsidenten ernannt werden, wenn er eine Ansicht zurücknehmen wolle; er lehnt aber ab; „er wolle lieber alle Zeit seines Lebens ein Karr vor der Welt heißen, als eine Stunde vor Gott und seinem Ge- wissen." S. Negaim 1,4; V, 3; Sifre zu Behaalothcha:

[12 in. !■. i Weg rar Bittliohi

Berachoth l0-1. Schebuoth 15»; Mena- choth lio.i

Wissen mit Wollen verbunden ist Pflichtgefühl,

Verantwortung. Der Mensch ist nicht

D ikorganiamua zu bloßer Verstandestätig-

keit geschaffen, sondern als wollendes, bändelndes

Wesen.9

Überwiegen des Gemüts, des Seelischen im Bändeln. Diu freundliche und tröstliche Ansprache inen wird höher geschätzt, als die geweihte Gabe. S. Baba batra 9b: EL Jizchak bat ferner gesagt: Wer den Armen eine Peruta gibt, wird mit sechs Segnungen ge- rnet; wer ihn mit mildem Worte anredet, wird mit elf Segnungen gesegnet

B 365. VorQ-efuhllosigkeit hat rieh der Mensch am mei zu hüten. Kalte Verachtung ist schlimmer als Zornes«

mpfl werden und sich sogar in Liebe

wandeln; die Kälte bleibt n Los, VergL die schöne

merkung in Biidr. Helm r. zu Kap. 6, 22: EL Simeon

. Lakisch hat ft: Wo Verachtung stattfindet, da

es kein« Boffnung mehr, wo aber Erzürnen statt-

t noch Bofiliung, denn wer zürnt, wird sich

' endlieb dooh besänftigen lassen.

i y, s, daß einet viel gibt, sei es, <lali einer

in Hera aul den Himmel richtet

, \ pna Wei lernt, um nicht tu Qben, für n

baffen wordi ri

Reue. 113

Reue.

§ 364. Man hat beobachtet und hervorgehoben, daß die Heue (nach der Tat) stärker ist als die Warnung (vor derselben). Worauf beruht das, da doch das sitt- liche Urteil (die Beurteilung) dasselbe ist? Vergl. Zange S. 97 f. (auch Drob, und Kant werden bei ihm zitiert. )

Ich glaube deshalb: Die Reue bezieht sich auf die geschehene Tat; es ist eine reale Tatsache; alles Wün- schen, Wollen, Mögen hilft da nichts mehr, es ist ge- schehen, — es ist eine verzweifelte Sache; dem sitt- lichen Urteil selbst kommt (psychologisch), weil es auf eine reale Tatsache sich bezieht, etwas von dem Ge- wicht der Realität zu; der Widerstreit zwischen der gewissen, zweifellosen sittlichen Forderung und der geschehenen Tat ist ein realer Widerstreit geworden; das Unrecht steht da, es ist nicht wegzuschaffen. In der Warnung dagegen handelt es sich nur um Gedachtes, um bloße Vorstellung (welche erst künftig real werden soll) ; die Tat und die sittliche Beurteilung sind gleicher Art, nicht hinausgetragen, wie in der Tat des Reuigen. Auch im Guten macht sich dieser Unterschied der Hand- lung gegen die bloße Gesinnung geltend und führt eine Erhebung mit sich, die der bloßen Gesinnung fehlt.

Der Unterschied im psychologischen Prozeß ist auch noch dieser: In der Warnung haben wir das Urteil und die Forderung im Nichttun, verbunden mit der Furcht,

Lazarus, Ethik des Judentums IL

111 [II. Der Weg zur Sittlich*

daL> es ehe (ich meine nur Furcht vor der Sünde,

dem Unrecht Belbst! nicht etwa Strafe), und der Hoffnung, dalJ es nicht geschieht: ein Schwanken und Schweben des Gefühls. Grade in diesem Schweben wird der Schwankende oft. glaube ich. durch ein plötz- liches l bergewicht der unsittlichen Neigung überrascht, überrumpelt l >ie Warnung ist also nicht so stark: nur das vergossene Blut schreit zum Himmel.

Das Sittliche empfangt also durch die B :ne scharfe

Bestimmtheit. Festigkeit; daher wird der Durchgang durch die Buße so gepriesen.

Bü!>er; „Freude im Himmelreich" ist nämlich, weil auch durch das Verzweifelte der Tatsächlichkeit und Unabänderlichkeit eigentlich der moralische Mut ge- brochen wird. Daher ruft Herbart is. Enzyklopädie) auch hier die Religion zu Hilfe.

wifi ist das sittliche Gesetz und Beine Anerkennung die Voraussetzung der Eleue; obwohl oft genug diese die Form ist, der psychologische Prozeß, in welchem das

(hl urteil zur Klarheit über sich selbst kommt (vgL

» •:!• Ursprung der Sitten). Daß da Urteil in der

Reue auch klarer wird, weil nämlich der Widerstreit der dasselbe jetzt fehlt, hat man schon Wichtig aber ist nun: diese Klarheit der Be- urteilung i-t nicht gleich d< jen des unparteiischen Zu ;hem ja auch die Neigung als Störer nicht In ist), sondern au- derBealit&l des ge-

Beue. 115

schehenen Unrechts entspringt eine eigentümliche Schärfe der Beleuchtung; die Tat ist da; sie ist mein, als meine Tat da; die Verbindung zwischen sittlichem Urteil und Realität ist mit negativem Erfolg voll- zogen; ich bin mit dem Unsittlichen verbunden, an meiner Tat haftet es, also an mir. Dieses Unsittliche, das so real fest dasteht, so unabänderlich ist, ist also fester als meine ganze moralische Gesinnung, die doch nur im Denken und Fühlen besteht, keine Tat ist, erst Tat werden soll.

Daher auch wiederum „Gutes tun" als das eigent- liche Gegengewicht gegen das Unrecht erscheint. Das Sittliche muß auch positiv real in mir oder aus mir sein. S. Berachoth 12 b. Rabba, Sohn des Chenana, des Alten, im Namen Rabs hat gesagt: "Wer eine Sünde tut und sich derselben schämt, dem werden alle seine Sünden vergeben. E^flö, d. i. er findet es unter seiner Würde; rnilllj? ^3, d. i. weil der ganze innere Mensch ein anderer geworden, eine höhere sittliche Stufe erstiegen, darum schwindet das ganze Vorleben dahin. Das tiefe, wahre Gefühl der Reue soll nicht bloß Pein um das Vergangene, sondern Bürge für die Zukunft sein, das Verwerfliche in Wahrheit für immer verworfen zu haben. S. Meno- rath hammaor III, 5 S. 132 bei Fürstenthal.

Reue und Buße vertiefen das sittliche Bewußtsein s. Be- rach. 34 b: R. Abbahu hat gesagt: an dem Orte, wo die Bußfertigen stehen, stehen nicht die vollkommenen Ge- rechten.

1 [6 Ol. Der Weg rar Bittlichk

Wiederherstellung der reinen G-esinnung durch Be- kenntnis vor sich (oder anderen), also durch Einsich! in die Sünde und Selbstverurteilung. S. Midr. Bam. midi», r. Par. 20, L5J

Selbstprüfung, /war oft bei aller Welt empfohlen, wird selten gettb t.

Die Buhe und die Umkehr soll mau dem Verbrecher er- leichtern. Es i-t vielleicht von den Kahhinen darin ZU weit eigen, wenn sie dir Annahme de- Ersatzes nicht

gutheißen s. Baba kamma 94b*. VergL Bienorath bam- i MI. 5 S. 132 Ö'. bei PürstenthaL

§ 366. ('her die TOWrt, Buße vergL die schöne Stelle in Pesikta de Etab Kahana Piska 25. Man fragte die Weis- heit: Was BOll die Strafe des Sünders sein? Sie antwortet mit Prov. 13.21. Man fragte die Prophetie: Was boII

i Jeden, der gesündigt bat und Bpricht ich habe gesündigt,

üarf <ler (strafende) Engel nicht anrühren.

I Die Rabbineo haben gelehrt Wenn Räuber und Wucherer su- kerstalten, s<> nehme man von ihnen nichts an. Und wei eta ts

von iimen annimmt, mit 'Irin sind die W< isen nicht zufrieden ....._ _-.. . ....._ _._ ..Xl j. jochanan hat Diese Lehn

, den Tagen R : Mit einem Menschen, der Buße

tun wol le, tru h ni, - d W< zu ihm sprach Öohl-

kopl '' wenn du Buße tun willst, bo ist selbst dein Gurt nicht dein. (Jnd er li< en und tat keine Buße. In

sprachen sii Wenn Raubet und Wucherei zurückerstatten ime in ni von ihnen nichts an, und wer etwas von ihm imii, hui dem sind die Weisen nicht zufrieden. |

Dem '. meht ' und dei Frömmigkeit in

ihm i H

Buße. 117

die Strafe des Sünders sein? Sie antwortet mit Ezech. 18, 4. Man fragte die Thora: Was soll die Strafe des Sünders sein? Sie antwortet mit Lev. 1, 4. Man fragte den Heiligen, gebenedeiet sei er! Was soll die Strafe des Sünders sein? Er antwortete: Er tue Buße und bewirke dadurch seine Sühne, denn so heißt es Ps. 25, 8: „Gütig und gerade ist der Ewige, darum zeigt er den Sündern den Weg." Vergl. jer. Makk. II, 8 und Jalk. zu Tehil- lim Nr. 702. In derselben Piska erklärt R. Huna im Namen des R. Chanina bar Papa in bezug auf den Brudermörder Kain das Wort N2H Gen. 4, 16 dahin: Er ging hinweg (von dem Angesichte des Ewigen) wie einer der sich freut, sowie es heißt Ex. 4, 14: „Und siehe, auch er geht dir entgegen, und wenn er dich sieht, freut er sich in seinem Herzen." Als er von Gott hinwegging, begegnete ihm der erste Mensch und fragte ihn: Was ist mit deiner Rechtssache geworden? Kain antwortete: Ich habe Buße getan, und meine Rechtssache ist geschlichtet (ausgeglichen) worden: Da schlug sich der erste Mensch mit der Faust aufs Angesicht und sprach: Das habe ich nicht gewußt, daß die Kraft der Buße so groß ist. In dieser Stunde sprach er die Worte (Ps. 92, 2): „Gut ist es, dem Ewigen zu bekennen." Die angezogene Piska enthält noch viele andere tiefsinnige Aussprüche über den Wert und die Bedeutung der Buße. Nach Rosch hasch. 16 b vergl. j. Thaan. II, 1; Beresch. r. Par. 44 und Pesikta de Rab Kahana P. 30 gehört die Buße auch zu

11-; nr. Der Weg «rar Bittliohk

«Jeu Dingen, welche das Verhängnis, d. L den göttlichen Gerichtsbeschluß aufheben, über die Kraft der Buße and des Gebetes b. Midr. Wajikra r. Par. 10. Nach einer Ansicht bewirkt die BulW alles und das Gtebet nur

Bälfte, oach der anderen ist gerade das Gegenteil der Fall. Daß die erstere alles bewirkt, wird durch das Beispiel Adams, Hains und der Leute von Anathot er- wiesen. Weiter unten wird ausgeführt, daß die BuUe

bängnis und Verfluchung aufhebt'

Lohn und Strafe. Erfolg des Handelns.

§ 366. Wohl seit 100 Jahren ist das Wort ., Hülle" und „Höllenstrafen" in keiner jüdischen Predigt und auf keiner jüdischen Lehrkanzel au ochen worden. Auch im

Volke hört mau das Gehinnom Easl nur im bildlichen Sinne für ir.: nnen. Der Gedanke ist nicht

nur fremd geworden, sondern man riehl daraus, daß er im Grunde immer fremd gewesen. Wenn die mittel- u Moralisten ermahnt haben, sich WTC

i:— ; "s zu retten, so i Phant labei wei

n. und wenn ein jüdischer Dicht

;i Ausspruch des EL Joehanan Qber die Krall «lcr Buße

lauii-i I. IT ' . denn sie zerreißt «len

. von Gott bi - Urteil Qber den Men- schen» I> H

Lohn und Strafe. 119

poetische Kraft eines Homer und Shakespeare in sich vereinigt hätte, so würde er kein Denker und kein Bildner der Hölle geworden sein. Auch die beliebte Formel des „Maß für Maß" ist schon im Talmud und ebenso später auf irdische Schicksale bezogen worden. Nur den einen Gedanken haben die trüben Jahrhunderte gehegt, der uns neuerdings abstößt und anwidert, nämlich die Lösung des alten Problems von "6 y*Vl pH3 ib 21B1 ytsn durch die Annahme, daß der Bösewicht für seine guten Taten hier abgefunden, der Tugendhafte vor jenseitigen Leiden und Störungen seiner Seligkeit bewahrt wird.

Im allgemeinen ist der Glaube an Belohnung des Guten auch in dieser Welt verbreitet; die genauere Be- obachtung der Erfahrung führt auf die tiefere Auffassung, daß die Sittlichkeit als solche von Lohn und Strafe über- haupt unabhängig, die reine ideale Belohnung im Jen- seits stattfindet, daß die künftige Welt keinen Genuß im diesseitigen Sinne bietet. S. Berach. 17 a den Ausspruch Rabs, ebenso Chullin 142 a und Kiddusch. 39 b. 1

Der wahre Lohn des guten Willens ist, daß er die Mittel und daß er die rechte Gelegenheit zum

1 Es war ein Grewohnheitsspruch im Munde des Rab: Nicht wie diese Welt ist die künftige Welt. In der künftigen Welt ist nicht Essen und nicht Trinken, nicht Fruchtbarkeit und Vermehrung und nicht Kauf und Verkauf und nicht Haß und nicht Eifersucht, sondern die Frommen sitzen mit ihren Kronen auf ihren Häuptern und laben sich an dem Glanz der Schechina. D. H.

L20 HI. Der Wi bui Sittlich,

Wohltun findet. S. Bab:i batra U "IV., wo eine lange Aus- einandersetzung aesjeben i-t.1

1 Von K. MeTr wird Baba balra H»a bcrielitct, daß er I habe, Gott habe die Armut nur deshalb ^zugelassen, am uns Wohltätigkeit anzuspornen, damit wir durch sie vom Gericht Gehinnom ^ereilet würden. Vergl. l.T. die Theodicee der in der Welt S. 259f.

10. Capitel.

Die Pflichten (JYQin), die erfüllt, oder die Ideen die realisiert werden sollen.

Übersicht.

§ 367. In den Kreis der Pflichten (mnin), die erfüllt werden sollen, gehört

A) Selbsterhaltung (gegen Selbstmord).

B) Selbsthaltung und Pflege (als Gottesebenbild). Keuschheit, Züchtigkeit.

C) Selbstschätzung und die Schätzung anderer. Ehre, Bescheidenheit, Stolz, Hochmut und Demut. Die Pietät.

D) Der Friede in sich und mit anderen. Schick- salsgemeinschaft; Mitleid und Mitfreude.

E) Kulturtätigkeit. Wissenschaft, Kunst und Gewerbe, Handwerk. ntyjm 1PK fco. Wochenarbeit und Sabbatruhe. Arbeit und Muße, erhebende Erholung.

F) Gerechtigkeit und Billigkeit. Leben, Gesundheit, Eigentum (Fund und Schadenersatz), Ehre aller (Schutz gegen Gefahr npj?D, ^W3D, besonders gegen

y\n ymb).

HL Der Weg zur Sittlichkeit.

G Gnade und Liebe Wohlwollen und Wühltätig- keit: Geiz. Dankbarkeit Verzeihung gegenüber dem Eteuigen, Güti d den Fehlenden, gegen Grollende

(Tier vbl z'-r vh ; Erträgen des Starken Rachsucht '13 0*3^371 und Leiten des Schwächeren 12 nptnm. H) Wollen der Sittlichkeit auch der anderen, aller anderen; der Gesamtheit, a"2"iy.

Die drei Grundbegriffe desR. Simeon benGamliel.

§ 368. l>i<- drei Grundbegriffe welche Sinieon ben Ganiliel aufstellte: übv p HC«,1 haben gar nicht blob einschränkende, negative Bedeutung; vielmehr grade in der positiven Fassung gegenüber dem blolJen Verbote in der älteren Form offenbart sich der bedeutende Fort- schritt, der schon bei den Propheten angebahnt ist. nCNH 13TW inbir.T* und dergl. mehr.

1. Während in der ältesten Zeit bei Begründung mensch- licher Gescllung das Übergewicht physischer Kraft (liebst Geschicklichkeit besonders in der WaffenfÜhrung | als unbe- dingt lobenswert erscheint, tritt das Übergewicht des( iristes in der nach- >che hervor; hier gilt nun die List als die

neu*- Form d< iit. der „vielgewandl udungsreiche

i der im Kampfe erfolgreiche hervor. Wiebeiden II ben Beiden, so auch im Benehmen der Etebekka

teD Jakobs und dergL erscheint die List ah durch-

. I, lv I) II.

c-i ii galh -- »X --■;-. i'. II-

Wahrhaftigkeit. 123

aus lobenswert. List, Macht und Herrschaft erheben den An- spruch, in der individualisierenden Gestaltung der mensch- lichen Persönlichkeit als unbedingte Vorzüge zu gelten.

Dem wird nun entgegengetreten. An die Stelle der List, Schlauheit usw. soll offene, freie Wahrhaftigkeit treten. Die List besteht tatsächlich nur durch den in- neren Zwiespalt im Listigen, er muß zweierlei Entgegen- gesetztes zugleich denken, 3^1 ibl l: mit zweierlei Herzen. An die Stelle des Zwiespalts soll die innere Harmonie treten: "tiäH DJV. Aber ebenso in der Beziehung zwischen den ver- schiedenen Seelen; die List und die Lüge trennt die Seelen; die Wahrheit, der offene Einblick des einen in die Seele des anderen, verbindet beide, schafft einerlei Denken in ihnen. Es ist ein G-eist, der in den verschiedenen Seelen waltet.

Das ist der positive ethische Zug in der Wahrhaftig- keit, welche unmittelbar mit dem höchsten und letzten Zweck des Sittlichen in Verbindung steht. Daher der Preis des 1"QD DIH3, dessen Inneres wie sein Äußeres u. dgl.

Nicht bloß das Trennende in List und Lug soll ver- mieden, sondern das Einende, Verbindende in der durch- sichtigen Klarheit des offen erscheinenden inneren Lebens soll gesucht werden.

H12K und JlilöK hängen zusammen; die wahre Auffas- sung und Darstellung des Vergangenen und Gegenwär- tigen, wie es wirklich ist. das ist nEN; dagegen die Zu-

i Ps. 12, 3. 2 Hiob 1, 8. 3 Joma 72b. Ein Jünger der Weisen, dessen Inneres nicht wie sein Äußeres, ist nicht ein Jünger der Weisen.

124 HI. Dei Weg rar Bittlichi .

versieht, daß das Küntt o sein werde, wie es ver-

sprochen, (von Gotti verheißen wird, ist PÜ1DK,

ßeiJi- hängen mit DDK, Eusammen ' und nc\s. eis ist eine durch Wahrheit zu einem Volke verbundene M Qge. In bezog anf theoretische Erkenntnis der Dinge wird der Ausdruck JTDH nicht gebraucht. Zwar wird eine Portschreitende, nur durch geistig»- Arbeit zu er- reichende Erkenntnis der Dinge gepriesen und gefordert; namentlich alt Krkenntnis der Werke Gott Die

Eigenschaft, Tätigkeit und Ursache der Ding«- zu er- kennen, v sucht: -'"- D3711, „schauen" d.i. genau titen ; Jes. 5, 12 W»3< *b ~ ^JflB nW wird verachtet; aber nicht der Erfolg, die Tätigkeit vielmehr wird hervorgehoben. Daher die Bezeichnung als ~::~. n:*2. njH; alles subjektiv; n aucli die r^zr, zuweilen hyp heint.

Erfolg der ethischen Einsicht istrtDK;

diesem Sinne ist nDM UTOm r\BH JWt und als Schluft-

Denkweise no« n z~~ \n IDTOn«, d< r gleich einem

( lharakter ist HDK. 1 auch di< nteiligen Begriffe Irrtum. Mangel

it, niedrige Stufe der Erkenntnis sehr selten be- tet und v. i >:• Eigenschaften d<-r Dinge :ennen I die Weisheit ihr« Schöpfers erkennen. Ablauf und die Verkettung der natürlichen Ereig- nen und unabänderlichen selbst

Du ;si etymologisch unrichtig. I' li : Hiol

14*. * - \

Recht. 125

zur tatsächlichen Erreichung sittlicher Zwecke nicht ab- geänderten — Gesetzen. Das wird allgemein anerkannt und damit begnügt man sich.

Dahingegen dem sittlichen Gesetz bis auf den Grund zu sehen, gilt als höchste Aufgabe: Tib'b) D8V U mmj

Ebenso soll man dem sittlichen Menschen bis auf den Grund seiner Seele sehen.

2. Auf gleiche Weise bezeichnet p nicht bloß ein objektives Verhältnis, sondern ein subjektives Verhalten. An die Stelle des Beliebens, der Neigung, der indivi- duellen (geistigen und bürgerlichen) Macht soll die Gesetz- lichkeit als Norm des AVillens treten.

Die Vorschrift, Satzung, Gesetz sollen im Innern die Persönlichkeit, und nach außen die Beziehungen zu Gott, zum Nebenmenschen, zu den eigenen Verhältnissen regeln. Daher ist p besonders das Recht; und hier vor allem das Recht des Schwachen, der geschützt werden soll vor jeder Vergewaltigung. Aber p ist nur das Minimum. Erst )H»T mi»ö n^^b birgt das Hochmenschliche.'-1

p, Recht, ist schöpferisch, denn es schafft die Form der

Gesellschaft. Insofern schafft es am positiven Zweck der

Menschheit, als es eine Einheit der Menschen in ihrer

Gesetzlichkeit herstellt. Aber p als Recht schafft

nur eine Rechtssphäre für jeden Menschen (bezw. für jede

1 S. Josua 1,8. 2 s. Mechillha Jithro Anf. „Tue ihnen kund

die Handlung« (Exod. 18, 20), das ist die Linie des Rechts (das genaue Recht); „was sie tun sollen" (das.), das ist innerhalb der Linie des Rechts (Billigkeit). D. H.

111. Der Weg zur Sittlich!.

eng< inheit von Menschen, wie Familie, Geschlecht

.), sichert ihm seine Geltung, die Ausführung Beines

berechtigten Wollens. Alle Personen also kommen mit

B ihtssphäre zur G-eltung. Auf der einen Seite soll

Übergriff in die Sphäre des anderen (zumal des

Schwächeren), auf der anderen Seite die Unterdrückung,

Beeinträchtigung vermieden werden.

Die vor dem Gesetz und durch das Gesetz gleich- geltenden Personen aber auch der Fremde sollen eine positive innere Beziehung zu einander suchen und linden, deshalb pn mWß tPtik gehen; das Verwerf- liche des min p ty BTO*1 TTBPtl.1 Denn p bindet unter das Gesetz, aber trennt jeden in seine Sphäre hinein. Über >hlichkeitderBichter(TnW)8.j.Kethub.X,33dfm.;bab. Kethub.106 . Samuel fragte aus Dankbarkeit: Kann ich dir mi: dienen? usw. 2 Diese Strenge ist charakteristisch,

der Anekdoten über dieselben waren viele im Schwange. Die wahre und positive Verbindung der Menschen tritt hervor in _-_•. Dies bedeutet vor allem «las Zusammenge- d zu einem Willen. icvrir objektiv ist das inverletzte) Bei] di Menschen.) Da- lier Dl z~ryz 2-~~ -••• v "2";. wie auch ihr Wille be- schaffen Bei, wenn er auf das sittlich Höchste in der rin des Willen Vielheit, nämlich der Einheil

i Babamei 30 S setzte in einer Fahre Ober. Da kam

om Mann und reichte ihm die II ind Darauf sprach Samuel m ihm: In \ »rt i r ipracfa leb habe ein iche Daraul jener

,.r f.e Lei i untauglich geworden. D H

Möglichkeit der Überwindung des Egoismus. 127

des Wollens gerichtet ist, so wird er um deswillen gleich- sam untadelhaft. DH3 yfb by rrapn )*K to.i

Die Voraussetzung (vollkommen berechtigt) ist, daß böse Absichten, Ziele, eine solche Einigung der Willen nicht zustande kommen läßt. Die formale Beschaffenheit des geeinigten Willens aber steht so hoch, daß er die Vollkommenheit des ethischen Inhalts zu bedrohen imstande ist, so daß es eben jener Voraussetzung bedarf, um die Wahrheit des ethischen Systems nicht zu verletzen. § 369. D\"6n D^S2 heißt: geistig. Im Prinzip des Geistes liegt die Möglichkeit der Überwindung des Egoismus, der Zusammenschließung.

Der Geist hat seine ursprüngliche Beziehung zum Materiellen und behält sie auch; aber in dem Maße als er sich auf sich selbst besinnt, seines eigenen Wesens bewußt wird und ihn (den Geist) zum Zweck erhebt, gelingt ihm die Vernichtung des trennenden Egoismus und Herstellung der Einheit. A. Der Körper und die ganze materielle Welt als Ob- jekt des Erkennens. Kampf ist vorhanden; aber der Überwundene ist der Belehrte; der Schüler gewinnt und genießt die Wahrheit wie der Lehrer. Die Wahrheit siegt über beide.

1 Götzendiener wenn Friede unter ihnen ist, so kann der Heilige, gebenedeiet sei er! wenn man so sagen darf, sie nicht an- rühren. — Das Geschlecht des Turmbaus mußte durch die Sprachen- verwirrung in Uneinigkeit geraten, um der Strafe zugänglich zu werden. Bereschith r. 3b, 7 und die das. angegebenen Stellen. D. H.

HL. Der Weg zur SittUchieit.

Die Wahrheit wird nicht zur Wahrheit und nicht wertvoller, weil sie meine Wahrheit, son- n ich werde wertvoller, weil ich die Wahrheit besitze, d. h. denke als mein'' Gedanken. S. Kiddu- schin 32b. '

B. Plastische Gestaltung der sinnlichen Welt, Hinein- bilden von Gedankei . Realisation von ästhetischen [deen.

Der Besitz des Schönen ist eine fremde Bei- mischung zum ästhetisches Interesse. Dagegen isl htnng »bar fasl ohne Schranke: öffentliche

Hunten und Denkmäler; Museen (ein edles Prinzip gemeinsamen, oder Gesa m tbes itz.e-

( '. Der stärkste G tz ist der Wille gegen den

anderen. Allein die Ldee zur Norm des Willens

erhoben ELberwindet sofort den Werl des egoistischen

Willens (8.Aboth2,4: "JiWO UWliW), namentlich

aber "ptn bö2 osw.a

Das Wollen gemeinsamer Zwecke erzeugt ge- meinsamei Wollen, Wollen der Zusammen-

igt notwendig Zusammenschlie- inhaltlichen Wollei i i 1 1 ; ; wende aber ist da

dem Genuß, aus der Erregung durch

. . . -. _-._ |

Willen zu deinem Willen gib em Willen. I> II

Verbalten zum NebenmenscheD. 129

das sinnliche Objekt. Hier also liegt die Haupt- quelle des Egoismus: Genußsucht, Habsucht, Neid, Mißgunst, Geiz.

Genau betrachtet zeigt sich, daß die geistige Irrung, abstrakte falsche Auffassung, man könnte sagen theoretischer Irrtum (z. B. des Geizigen!) Quelle des Kampfes ist. 1. abstraktes Besitzen gegen den wirklichen Genuß und die Verwendung; 2. Sorge um die Zukunft und für das Geschlecht. Gegenmittel: 1. Freude am Genuß des anderen; 2. Sinnliches Regen, Bewegen, Schaffen über Ge- nießen 3. geistiger Genuß.

Kampf fordert Genügsamkeit des anderen; Friede bietet die eigene Genügsamkeit; mit ihr ist die Möglichkeit gegeben, daß alle Güter gemeinsam, sind. Der Natur genügend abringen, aus ihr genügend durch Kultur schöpfen: daher ein Ideal lJS:i nnn JJ^K

iniKn nnm.1

§ 370. Eine der wichtigsten Regeln der ganzen Sitten- lehre inbezug auf das Verhalten zum Nebenmenschen ist, sich in die Seele, ins Gemüt, in den inneren Zu- stand des anderen versetzen.2 Schon die Thora gibt in- direkt die Anleitung dazu: *UH t?B} DnjTP DD« "0,3 ferner bei WS3 KPtt «in y6« 'D rüW )nn löYO.4

1 Micha 4, 4. 2 Sich in die Seele des andern versetzen,

mit ihm fühlen und darauf die Behandlung einrichten. Vgl. Maim. bei Rosin S. 139. 3 g. Ex. 23, 9. 4 s. Deut. 24, 15.

Lazarus, Ethik des Judentums II. 9

1 30 in. Der Weg zur BitÜiohkeit.

Der Durchschnitt der Menschen würde viel edler han- deln, wenn er diese Regel befolgt''.

Es isl nicht nur der .Mangel an gutem Willen über- haupt, an sittlicher Gesinnung, wodurch die Menschen es an der wahren und vollen Gerechtigkeit, geschweige an Li( bestaten fehlen Lassen, Bondern der Mangel an Aufmerksamkeit, an Einsicht in die wirklich vorhandenen realen und seelischen Tatsachen, welche im Zustand und im [nnern des andern spielen.

Alle speziellen sittlichen Gebote stehen in Verbindung mit der Geschichte, mit der erscheinenden Entwicklung des Menschen, oder aber mit den Naturbedingungen, welche den natürlichen Lebenslauf bestimmen. Die Kabbinen haben eine schöne Allegorie über diese Ver- bindung, s. Schabb. 88bu. 89*, wonach sich die Gebote auf den Menschen beziehen, auf Nachbarschaft der Götzen- diener, auf Sabbatruhe nach der Wochenarbeit usw. Alles naturnotwendige Dinge betreffend.

Die Stelle lautet vollständig :R.Josuaben Levihal gt: \N';i> bedeutet, was geschrieben atehl (Hoheslied 1,13 „Ein Myrrhenbündel ist m< d Geliebter, zwischen meinen Brüsten übernachtet er?" Die Gemeinde Israel sprach \,,r dem Beiligen, erl: Berr der Welt!

obgleich mein Geliebter mich bedrängt tPDBf) and mich verbittert, so übernachte! er doch zwischen meinen Brfl Eine Cyprosdolde ~::~ tatPM isl mein Geliebter in den \\\ .:.'■ E ;• (Li, derjenige, dem alles gehört

Eudaemonismus. 131

(fito blTW), vergibt mir die Sünde (]1J> *b 1B3ö) mit dem Böck- lein (HU), die ich auf mich gehäuft habe ("6 TIB"DLS>). Woher entnehme ich, daß D"D der Sinn von: häufen hat? Mar Zutra bar K ab .Nachnian hat gesagt: Sowie gelehrt wor- den ist (Kel. XXIII, 4): Ein Stuhl des Wäschers, auf den man Geräte häuft ("pty D^onttt?). B. Josua ben Levi hat ferner gesagt: Was heißt, was geschrieben steht (Hoheslied 5, 13): „Seine Wangen wie Balsambeete (vnb Dtrnn runjD)?" Mit jedem Worte, welches aus dem Munde des Heiligen, gebenedeiet sei er! (bei der Thoragebung) hervorging, wurde die ganze Welt mit Balsamgeruch (D^n) erfüllt. Wenn sie eben schon mit dem ersten Worte erfüllt war, wohin kam dann das zweite Wort? Da ließ der Heilige, gebenedeiet sei er! einen Wind aus seinen Vorratskammern hervorbrechen, welcher das erste immer fortwehte, denn es heißt (das. 5, 6). „Seine Lippen Lilien, Myrrhe träufelnd." Lies nicht: D'Otrisr, Lilien, sondern: triltftf, welche ändern. R. Josua ben Levi hat ferner gesagt: Bei jedem einzelnen Worte, welches aus dem Munde des Heiligen, gebenedeiet sei er! her- vorging, ging Israel die Seele aus, denn es heißt (das. V. 6): „Bei seinem Sprechen hauchte ich meine Seele aus." Wenn ihnen aber beim ersten Worte die Seele ausging, wie konnten sie denn das zweite Wort aufnehmen ? Er ließ jenen Tau herabsteigen, mit dem er einst die Toten beleben wird, wie es heißt (Ps. 68, 10): „Mit reich- lichem Tau ließest du träufeln, Gott; dein Erbteil und was

9*

| in Der Weg zur Sittlichkeit

itt.i war, stelltest du aufrecht." R. Josua ben I. vi hat ferner ur * - ; i u t •. Durch jedes Wort, das ans dem Munde des Heiligen, gebenedeiet sei er! hervorging, ginnen die Israeliten li; Mil rückwärts und die Dienstengel liel sie herbeihüpfen, wie es heißt (das. V. 13): „Die Engel der Eerrscherin hüpfen, sie lassen hüpfen." Lies nicht: pTT. Bie hüpfen, Bondern: ]HT, sie ließen hüpfen. R. Josua ben Leu hat ferner gesagt: In der Stunde, da Mose zur Böhe stieg, sprachen die Dienstengel vor dem Heiligen. gebenedeiet sei er!: Herr der Welt! was soll ein Weih- geborener unter ans? Er antwortete ihnen: Die Thora zu empfangen ist er gekommen. Da sprachen sie zu ihm: Das Köstliche, das Verborgene (Aufbewahrte), das du dir v.»n den sechs Schöpfhngstagen her 974 Geschlechter. bevor die Welt erschaffen wurde, verborgen (aufbewahrt) hast, wilKt dn Fleisch und Blut geben? „Was ist der M nsch, daß du Beiner gedenkest, und des Menschen Sohn, daß dn ihn bedenkst" (Ps.8,6)? „Ewiger, unser Berr! wie herrlich ist dem Name auf der ganzen Erde,

de deine Pracht auf die Himmel gibst?" Der Bei- lige, - leiet sei er! sprach hierauf zu Mose: Gib ,lu ihn \ ttwortl Er sprach ror ihm: Herr der Weltl ich furchte mich, neileicht werden sie mich mit den, Bauche ihres Mund [-brennen. Da sprach er tu ihm: Balte dich fest an dem Throne meiner Berrliehkeit und gib ihnen Antwort, denn et i I (Hiob26,9): „Über ihn. <; cht des Thrones, breitet er

Demut und Bescheidenheit. 133

seine Wolke aus;" wozu R,. Nachum bemerkt: Das lehrt, daß der Allmächtige von dem Glänze seiner Schechina aus- breitete und ihn bedeckte. Darauf sprach er vor ihm: Was steht in der Thora, die du mir gibst, geschrieben? „Ich bin der Ewige, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat." (Exod. 20, 2 ff.) Da sprach er zu ihnen (den Dinstengeln): Seid ihr nach Ägypten hinabgezogen? wäret ihr Pharao dienstbar? was wollt ihr mit der Thora? Ferner steht darin geschrieben : „Ihr sollt keine anderen Götter haben"; wohnt ihr etwa zwischen den Völkern, welche den Götzen dienen? Wiederum steht in ihr ge- schrieben: „Gedenket des Sabbattages, ihn zu heiligen"; tut ihr etwa Arbeit, daß ihr der Ruhe bedürfet? Wieder- um steht in ihr geschrieben: „Du sollst den Namen des Ewigen, deines Gottes, nicht zum Falschen aussprechen (KtWl N1?)". Gibt es etwa Handel (Nehmen und Geben) unter euch? Wiederum steht in ihr geschrieben: „Ehre deinen Vater und deine Mutter"; habt ihr etwa Vater und Mutter? Wiederum steht in ihr geschrieben: „Du sollst nicht morden, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen"; gibt es etwa Eifersucht (Neid) unter euch, oder ist der böse Trieb unter euch? Sofort stimmten sie dem Heiligen, gebenedeiet sei er! bei, wie es heißt (das. V. 10): „Ewiger, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!" Es heißt aber nicht: „Gib deine Herrlichkeit auf die Himmel". Sofort wurde ein jeder ihm zu einem Freunde und übergab ihm etwas, wie

lll. l'. r Weg bot Sittlichkeit.

es heil'.t das. 68, 19): ..Du bist zur Höhe gestiegen, mach- ;gene. nahmst Geschenke von Menschen", näm- lich: als Belohnung dafür, dati sie dich einen Menschen genannt halten, hast du Geschenke empfangen. D. H.

EJine schöne Stelle über Bedeutung und Wert dir Gebote s. Pesikta v. EL Kahana ed. Bnher, 8. K>2. Pis- ka 33. Die Gebote sollen dir nicht wie eine alte Ver- ordnung sein, deren man nicht achtet, sondern wie eine neue, um derentwillen sich jeder in Bewegung setzt. Also Gebote werden verschliffen, sollen aber ei ergischer erfaßt werden.

Pflicht und Schicksal.

§ 371. Den Erfolg deines Handelns mußt du der Vor- sehung aberlassen, dich selbst aber nur um die Erfüllung deiner Pflicht kümmern. VergL Berachoth LO'.1

i i enuß.

6 372. Die mittelalterliche jüdische Ethik zeigt sich freilich dem Lebensgenuß abgeneigt, und will ihn nur auf die Notwendigkeit zur Erhaltung der Gattung und der Kräfte des Einzelnen beschränken. S. Maimon., H. Deotb III i;;i. Bmun. we-deoth IX.".: X. ."» tV. : Orach chajim

Ni Die mittelalterliche Anschauung hängt

nicht bloß mit den trüben Zeiten ihrer Entstehung überhaupt

i v. mein <l Geheimi B G lies)?

ciragi n itt, I. i Um tollen. Wal ab« dem

ii, er ton. D. H.

Genuß. 135

zusammen, sondern war gewiß auch durch die Erfahrung unterstützt; wer durch den Trieb nach Lebensgenuß, viel- seitigem Ergötzen ergriffen war, konnte ihn in den be- schränkten Verhältnissen nicht befriedigen; mit dem Hinausdringen aus den Schranken pflegten aber auch die des Gesetzes und der strengeren Sitten zu fallen; dafür hat es an abschreckenden Beispielen gewiß nicht gefehlt. Der Ausdruck njn rVD*ir6 HSV ist sehr charakteristisch. Wurde doch selbst das reine, sittliche Hinausgehen aus Schranke und Überlieferung deshalb verpönt und wegen der Folge gefürchtet.

Die talmudische Anschauung ist im Ganzen viel lebens- freudiger, ebenso wie die biblische.

Die Askese wird im Talmud gradezu als töricht und verkehrt abgewiesen.

In Bezug auf Genuß und Weltfreude siehe Kap. IV (S. 23 bei Wolff). Sehr gut bei Maimonides der Irr- tum geschildert über Heilmittel und normale Nah- rung, „als ob Gott ein Feind des Körpers wäre!" auch S. 25 über Fasten. Vgl. Note 21, S. 29.

Wenn Lebenserhaltung nur für einen von zweien mög- lich (durch Löschung des Durstes in der Wüste bei Wasser, das nur für einen zureicht!) ist, so will "HIBS p, daß dann lieber beide sterben; dagegen will «^pj? 1, daß einer sich erhalte. S. Sifra Behar. P. 5.

Die Ansicht des Ben Paturi geht offenbar dahin, daß das Leben des Erhaltenen wert-, weil würdelos, vielleicht

136 in. Der Weg zur BittliohJ

sogar unerträglich wird durch das Bewußtsein, dem an- ren die Lebensmöglichkeit entzogen zu hüben, also

Mitschuld an seinem Tode zu tragen; keiner will, oder soll mit Bolchem Bewußtsein leben wollen. Akiba aber ist der Meinung: Der sine gewinnt das Leben, der Sterbende aber hat einen edlen Tod mit dem Bewußtsein, dem anderen «las Leben zu erhalten. Selbstverständlich gehen beide von der idealen Voraussetzung aus. die Un- glücklichen streiten nicht um, sondern gegen die eigene Erhaltung zugunsten des anderen, und so zartem Ge- wissen soll di ; Weg gewiesen werden. Wenn Akibas Entscheidung die praktischere ist, so darf man nicht an die niedere Praxis daß wenigstens einer sich an Leben erhält, denken: sondern nach seiner Entschei- dung werden beide Tugenden, die der Erhaltung und die der Aufopferung, ausgeübt, nach Ben Paturi aber nur von beiden die eine und gleiche, die Aufopferung. Man rf annehmen, daß Akiba, wenn er selbst in dem Falle wäre, für sich das Los des Sterbenden gewählt hatte; dies bewi tin Letztes Wort, «las er gesprochen haben soll.1

1 Beracholfa 61 Mi man den R. Akiba hinführte, um ihn zu n, \%.«r i. wo man Man zerfleischte

o ! b hui eisernen K&mmen. Er iber nahm dai Jo II. . . i .<■ - h (indem er dai PDV, Deuteron. 6, 1 9,

■i tu ihm: So weit (geht d

Kraft)! Bi erwiderte ihnen: Alle meine Tage habe icl ih

ekr&nkl: „Du m>üsi den Ewigen, lieben mit inien H und mit deiner ganyn

Eudäinonismus. 137

Samuel sagte zu R. Jehuda „du Gescheidter! tummle dich und iß! tummle dich und trinke! denn die Welt, die du verlassen mußt, ist wie ein Hochzeitshaus" (heute ist Hochzeit, morgen ist sie vorbei) s. Erub. 102\ Midr. Wajikra r. Par. 34 wird von Hillel überliefert, daß er seinen Leib gepflegt, gebadet usw., weil der Mensch im Eben- bilde Gottes geschaffen. Jes. 58, 10 wird im Midr. Wa- jikra r. Par. 34 dahin gedeutet: „Wenn ihr edel seid, soll euch der Hunger Jakobs, wenn nicht, die Sättigung Esaus zuteil werden"; die Sehnsucht der Idee im Gegen- satz zum Genügen am Genuß wird gepriesen.

Lebensgenuß, reeller Genuß. Dagegen wird Bainmid- bar r. Par. 22, 8 die Nichtigkeit, das wechselvolle des Be- sitzes in allen Tonarten, auch in denen des Witzes und Wortspiels demonstriert. '

Seele" usw., d. i. auch wenn man dir deine Seele nimmt. Ich dachte: Wann werde ich die Möglichkeit haben, es (dieses Gebot) zu erfüllen! Und jetzt, da die Möglichkeit mir gekommen ist, sollte ich es nicht erfüllen? Er zog das Wort inx, Einzig, lang, bis seine Seele ausging mit nn«. Eine Tochterslimme (Himmels- slimme) ging aus und sprach: Heil dir, R. Akiba, daß deine Seele mit nriN ausging. D. H.

1 Die Stelle lautet: Das ist, was geschrieben steht Psalm 75 7 und 8 : „Denn nicht vom Aufgang, k5»öö, und nicht vom Westen und nicht crvi "irnoö, aus der Wüste Erhöhung; sondern Gott richtet, diesen erniedrigt und diesen erhöht er." Was bedeutet: „Nicht vom Aufgang (Osten) und nicht vom Westen"? Nicht davon, daß er ausgeht, «sr, und sich mit Handel müht und hinzieht von Osten nach Westen und umherzieht in den Wüsten und auf den Bergen, wird der Mensch reich. Selbst wenn er auf Schiffen

in Der Weg zur Sittlichk

Euilämonismus.

ß 373. Gegen Genußsucht (Eudämonismufl über- haupt) B.Sota47b: Mit der Zunahme der Wollüstlinge

dahinfahrt und von Osten nach Westen zieht and in Wüsten und

auf Bergen einherzieht, wird er nicht reich. Was bedeutet: „Und

nicht von der Wüste onn"? Et Abba aus Romagna hat gesagt:

Jedes onn in der Schrift bedeutet Berge, nur dieses nicht, welches

Erhöhung bedeutet Denn ein Mensch wird durch diese Dinge nicht

erhöht Was tut der Heilige, gebenedeiet sei er! Er nimmt die

Güter von diesem und gibt sie jenem, wie ea heißt: „r'«'U ist

Richter, diesen erniedrigt er und jenen erhöht er." Darum heißen

sie d"023, weil sie für diesen zugedeckt, D*D3J, für jenen aufgedeckt

werden. Und warum heißen sie (gewisse Münzen) Sus, pm?

Weil sie von diesem weichen, JMT, und man sie jenem gibt

Mammon, |\ÖÖ, heilien sie, weil man zum Besitzer spricht: Was

zählst du, rwo nnn re, es ist ja nichts, rfifü heißen sie, weil

ihnen gilt: ."•;■ TO, Was ist's? Für eine Zeit (nur hat es

en Wert). Ebenso deutest du und ebenso spricht Channa I.

,ue| o. 6 und 7 „Bei Ewige lötet und belebt lührt hinab zur

G ft und Rührt .heran!. Der Ewige macht arm und reich, er-

. auch ip erhöht er." Während er diesen im Zorn, epa,

edrigt erhöht er jenen. Eine Matrone fragte den H. Simcon

u in wievii l igen bat Gott die Welt erschaffen? Et

sprach zu dir: In sechi ragen, wie es (Exod. 20,11) beißt:

„Denn in se bs Tagen hat der I den Himmel und die I

räch zu ihm: Seit dieser Zeit bis jetzt was

!,t er da? l r sprach zu dir Ei sitxt und macht Leitern; den

en laßt er fa indem laßt er binabsli ea Darum

. Denn Gott ist Richter, diesen erniedrigt er und di<

erhöht er." Da k shea Als er (Gott) wollte, daß

,, bne iieiii.cn reich würden, wie n<

\ rmeri 31, B)? „und die Rinder Krads nah i n

! n Midjans und ihre Rind« gefangen, und all ihr Vieh

Eudämonismus. 139

werden die Urteile verkehrt und die Handlungen verderbt, und es ist keine Ruhe mehr in der Welt. Vergl. To- seftha Sota P. 14.

Raschi bem erkt schon, daß die nfcOn *by2, Genußmenschen, nicht Zeit und Energie auf die Schöpfung des Rechts wenden. Der ganze Satz zeigt Polemik gegen den Eudämonismus. Es gibt keine Ruhe (P112Ö) mehr, sondern Hasten und Jagen ist in die Welt gekommen. Die Ruhe, das Be- hagen der sittlichen Zufriedenheit ist geschwunden.

Für den Perfektionismus (den Schaffer S. 33 f. fälsch- lich schnell abtut und ohne Grund für gar nicht talmu- disch erklärt) läßt sich anderes sagen, als daß er eudämo- nistisch, egoistisch oder altruistisch sei. Er geht auf Gestaltenbildung und nicht auf den Genuß, die Glück- seligkeit. Es paßt sehr gut Jesaia 43, 7: „Indem der sich nach meinem Namen nennt, zu meiner Ehre habe ich ihn erschaffen und gebildet und gefertigt." Fort- bildung durch die Menschen. An Stellen wird es im Talmud und Midrasch nicht fehlen. Vergl. Berach. 64. g. E.

Toseftha daselbst heißt es: Seitdem die nWH tyl, die Genußmenschen zahlreich sind, (ist der Zornesgrimm in

und all ihre Herden und ihr ganzes Gut plünderten sie;" nachher heißt es (Das. 32, 1): „Und zahlreiche Herden hatten die Söhne Reubens" usw. Es erniedrigte also der Heilige, gebenedeiel sei er! die Midjanitcn und erhob die Israeliten, um zu bestätigen, was geschrieben steht; „Denn nicht vom Aufgang und nicht vom Westen und nicht von der Wüsle Erhebung, sondern Gott ist Richter, diesen erniedrigt er und jenen erhöht er." D. H.

in. Der Weg rar Bittliohi

Welt gekommen und) die Ehre der Thora ist ge* Bchwunden. Woher minn TD3 ?M? Ich glaube, bei

eudämonistischrr Gesinnung wird selbst bei geistiger Be- schäftig uir_r Stadium der Thora unterschätzt; man dann lieber Romer als die Propheten.

Keuschheit. Rücksicht Demut. Hochmut. Stolz. belkeit Gesell Beschämung. Kerbt auf

Ehre.

§ 374. Keuschheit, WjriS, ist ein ganz eigenartiger, ifisch jüdischer Begriff wie er in keinem Werke der ethischen Weltliteratur wieder entwickelt ist. Er sollte einmal monographisch behandelt werden. - eine der dank- barsten Aufgaben; denn es wird sich zeigen, dafi der jriff reich in seiner Entwicklung überhaupt merkwürdige Wandlungen durchgemacht bat. Von H;iu> der tiefsten und innigsten Richtung auf die Ktbisie- rung des M( nschen angehörig, i-t er zugleich tiefgründig

•lielien und vielen worden und bat eine ausge-

breitete Anwendbarkeit auf das Leben gefunden.1

G bz gegen Hochmut und Übermut, öffent-

liches pral . gegen jede Art yon Un-

;ibeit. Das biblische und ... Eitere Wort - •" r;~ »XBI auch in religiös« riehung zu

teil | mp}| in d< i Tierwelt gilt mefa Brub. i"0 die K mr ihr<T heimlichen

r weil sie ihre Exkremente verscharrt

Keuschheit. 141

Gott! Vielleicht ist dies die Wurzel, aus dem der Baum erwachsen ist. Während z. B. npTJ einseitig geworden, ist mjT33 vielseitig geblieben.

Heute ist das Wort vorzugsweise ein Leitstern für die Frauen! Das moderne Judentum, Kanzel und Katheder sollten dafür sorgen, daß sein Glanz nicht ermatte. Aus dem Leben quillt Leben! Die ethische Wirklichkeit war die Bildnerin des Begriffes geworden; möge sie seiner Erhaltung und weiteren Entfaltung dienen.

§ 375. Eine interessante Frage ist, ob man myOS als eine Tugend, oder als eine Pflicht, also ob als eine Be- schaffenheit der Seele, oder einen Zustand des Gemüts, oder aber als eine Handlungsweise zu denken habe! Für uns gilt zwar Gerechtigkeit als eine Tugend, aber doch eigentlich nur sprachlich; sachlich ist Becht üben die Pflicht. Für Plato nach seiner Definition ist Gerechtigkeit eine Tugend und bedeutet auch ein Ver- hältnis der Teile der Seele zu einander. Es wäre also die Aufgabe rnj^iS als Tugend zu analysieren, den Seelen- zustand zu schildern, aus welchem dann bestimmte Züge, wie Demut usw. als Pflichten gefaßt werden können.

Sprachliches.

§ 376. „Keusch", lateinisch castus, purus.

Die neuhochdeutsche Bedeutung ist nur das Bruchstück einer allgemeineren; denn mittelhochdeutsch „kiuschc" war auch enthaltsam in anderer Beziehung, im Sinnen-

III. Der Weg zur Sittlich*

genufl überhaupt, auch in Essen und Trinken .... dann auch leidenschaftslos überhaupt, o~wqppwv. dalier sanft- mütig, mild, ruhig, ge Luidig, kaltblütig, besonnen, ent- A Unlieb das althochdeutsche Wort, es wird url<>-M«Tt mit Bobrius, honestus, modestus, parcus". Vergl. mm. D. Wb. ttsam, eigentlich „den Sitten oder allen Sitte: hor8amu. < obgleich damit ein bestimmter sittlicher Zu- .■1. ein bestimmtes Verhalten und Benehmen aus- gedrückt wird, ist es dennoch an keim- einzelne Sitte .nüpt't. wir etwa keu8Ch, geduldig, verträglich USW.

Die Mannigfaltigkeit des Wortsinns ist nicht bloß von sprachlicher Bedeutung; viel wichtiger ist der psycholo- be Erl Z : immenballung, resp. der noch nicht

auf ii Einheit des VorstelluDgsinhalts , besonder.

sich um einen ethischen oder überhaupt Gefühls- inhalt handelt.

zusammengeballten Vorstellungen vielen ethischen Merkmalen. 1 >a> deutsche „Keusch" Vorzug: Jedes '1er vielen Elemente empfangl den Wider- ein, den ethischen Anreiz und Wert aller anderen.

k~. ISCh hat Mrh verei, , U tliger, aber 68 l-t üi

blich geword<

Schon ursprünglich bei Entstehung und

Ausbildung wei r solcher positiv« Begrifl -

Arten von törichten Begier- i 1*111. q, Unbesonnenheiten, falschen

Züchtigkeit. 143

Schätzungen der Dinge und Erfolge. Allmählich in Ver- lauf fortschreitender Zivilisation, bilden sich immer neue Anziehungen und Verführungen; neue Genüsse, wirkliche oder eingebildete, früher ungekannte Begierden kommen auf. Solchem Schwall von Lüsten, denen zum sinnlichen Reiz noch der psychische der Neuheit, der Modernität sich anfügt, um sie zur Leidenschaft zu steigern steht der allererste ethische Begriff wie ein Fels im Meere entgegen; auf diesen soll man bauen, man soll im Unter- richt, im Gespräch, in der Predigt davon reden.

Die Beispiele aus dem Talmud, die in Menorath ham- maor III, bei Fürsten thal S. 335 ff. mitgeteilt werden, sind sehr verschiedenen Inhalts; auf bloße Züchtigkeit, Keuschheit im Verhalten der Geschlechter, aber auch auf Bescheidenheit sich beziehend.

Ein schamloses Wort, in der Familie gehört, ist ein Gift in die Seele der Kinder geträufelt. S. Kethub. 8b: Bab Chanan bar bar Hab hat gesagt: Alle wissen, warum die Braut in das Brautgemach geführt wird; dennoch aber, wer seinen Mund beschmutzt, indem er ein schmutziges Wort hervorgehen läßt, dessen Glück wird, und wenn es auf 70 Jahre ihm besiegelt worden wäre, in Unglück über ihn verwandelt. Vergl. besonders Baba kamma VIII. l

1 Aus zahlreichen Betrachtungen ein Beispiel (Nedar. 20a): "Wer Schamgefühl hat, sündigt nicht leicht .... Wer kein Schamgefühl hat, von dem ist es offenbar, d.iß seine Väter nicht am Fuße des Sinai gestanden haben.

1 i 1 in. I'. i Weg kui Bittliohkeit

über höchste Züchtigkeit der Frauen, Schamhaf- tigkeit and strenge Keaschheil und Zurückhaltung der Männer bei Beobachtung der Frauen usw.. auch bei den Männern B. Joma 47 \ Baba batra Ö7b.

. I 'melius, der Priester, Berabbi Chama hat gesagt:

Die züchtige Frau im Hause übt eine versöhnende Macht

ich dem Altäre au>; s. Tanchnma Wajischlach. Grade

daii der Spruch von einem Priester kommt, lmtcht ihn

doppelt wertvoll.

78. Demut ist eine Tugend, welche den Menschen [igt, die Theorie der goldenen Mitte zu verlassen und das Extreme aufzusuchen; dem eifrigsten Vertreter jener Theorie unter den Juden, dem Mainionides selbst, ver- danken wir das treffende Q-leichnis: Ein gerolltes Blatt Papier kann man durch alles Glattstreichen allein nicht ebnen, man muß es nach der entgegengesetzten rollen, damit es wieder in- Gel -de kommt; so auch Entfernung von Stolz und Hochmut nur durch die Neigung zur D< mut Pur die Bescheidenheit

Hilft man das rechte Mal'» nur auf dem Wege zum

Übermaß. Ganz charakteristisch für die Einscharfang

Geh der Demut ist das -hnd T1HB in dem Spruch

bbi Lerit von Jahne (Aboth 4, 4 Sehr, sehr sei

in die Bofihnng des Menschen ist Gewürm,

Dil grandlegende Stelle im jüdischen Schrifttum, das

der Demut keine Grenzen findet, bleibt ixni

Nun,. \'j.'A, w,i Moses, dem die 1 Intelligenz und

Demut und Bescheidenheit. 145

die vollkommenste ethische Gesinnung zugeschrieben ist, dadurch charakterisiert wird, daß er m«n "?DO *ll«0 UJ? gewesen. Wenn auch die Interpretation später schwankte, manüj; mit „gelassen", geduldig, oder „sanftmütig", Luther gar mit „der geplagteste" übersetzt hat bei Mendels- sohn und Dillmann z. B. findet man alle Übersetzungen nebst ihren entsprechenden Begründungen, so gilt die Stelle im ganzen Talmud und Midrasch immer als Aus- druck für Bescheidenheit, Demut.

Die Demut wird höher geschätzt als alle Opfer; sie wird ja auch Ps. 51,19 selbst als eine Art von Opfer bezeichnet, ein Opfer der Selbstschätzung ist sie. Sanhedr. 43 b. 1

Insbesondere wird gegen alle Überhebung der Reichen, gegen jedes Protzentum und Übermut in feinen und starken Wendungen geeifert. Ist doch der das Bedürfnis überschreitende Besitz der größte Verführer der Men- schen, er gaukelt ihm die Dauer des Bestandes vor und verstrickt ihn in den unseligen Irrtum, Haben und Sein zu verwechseln und Eigentum und Eigenschaft gleichzu- setzen.

Ebenso wird gegen Überhebung des Gelehrten gewarnt.

1 Die Stelle lautet: R. Josua ben Levi hat gesagt: Zur Zeit, wo der Tempel noch bestand, wenn ein Mensch ein Ganzopfer darbrachte, so war der Lohn eines Ganzopfers, wenn ein Speis- opfer, so war der Lohn eines Speisopfers in seiner Hand; wessen Sinn aber demütig (nbsv injn» 'ö), den betrachtet die Schrift so, als wenn er alle Opfer dargebracht hätte, wie es Ps. 51, 19 heißt. Vergl. Sola 5ab. D. H.

Lazarus, Ethik des Judentums II. 10

[46 in. Dei Weg zur sittlich;.

Dabei ist an die Verachtung des pKn ny zu denken.

[mmer beides: Wert dea Wissens und Bescheidenheit.

tjber Demnt und Bescheidenheit s. A.boda za-

i . Nach R. Pinchaa ben Jalr ist Demut (miy) die

höchste Tugend in der Tugendfolge. ' Der Sinn ist wohl:

b dem Ersteigen all der Tugenden soll der Mensch

erst recht Bescheidenheit an den Tag legen.

PesiLr. Par. ■!."> Auf. mit bezug auf Micha 6, 8: Bei Gott ist nichts beliebter als die Bescheidenheit.

Stolz ist ein Laster wie die Verschwendung, welch

nach dem Maße gemessen werden muß, wie einer stolz

zu sein oder zu verschwenden Ursache und Mittel hat.

Nur der rechte Stolz darf nicht fehlen. Kaba (oder

EL Buna) hat das Nachdenken über die rechte Art, das

recht-' Maß und den rechten Grund für den Stolz durch

die witzige Bemerkung herausgefordert: luden Bann mit

,. der Stolz besitzt; in den Bann mit dem, der keinen

j.g ta5\ Stolz sei der Mensch, damit er

nichl teil und nicht feige werde; und bannen soll er den

unrechten und unm D Stolz, damit er nicht steif und

nicht >tarr, nie: | DD und nicht seit I recht

werde, sondern in dem I nicht ermatte und

b m der Eingebung nicht erkalte.

i \n.h. I6b wird die Demul ~: all die Tugend hingestellt,

die rakflnftige Well sichert Santa 88 wird

irfen: Wer ist .-in Sühn <ler sukfinfligen Well? und die An itet: Der D< und •■• D. II-

Stolz und Demut. 147

Stolz und Demut. Man kann zugleich stolz und demütig, aber man kann nicht stolz und demütig in be- zug auf dieselbe Sache sein. Den Juden aber ist das glückliche Erbteil gerworden, beides zugleich und in be- zug auf dieselbe Sache zu sein, nämlich in bezug auf die Thora, in bezug auf die Gotteserkenntnis und das Sitten- gesetz! Die anderen Völker werden schließen, sie werden aus der objektiven Weisheit und Vernunft der Lehre schließen: Dies muß ein weises und vernünftiges Volk sein. Sie selbst aber wissen es von ihren Heroen, ihren Gesetzgebern; von ihren Lehrern und Propheten ist es ihnen oft gesagt," daß sie nicht die Schöpfer, sondern nur Besitzer dieser Weisheit sind.

Gegen Hochmut richtet sich der schärfste Tadel in mannigfachsten Wendungen. Vergl. Sota 4b 5a; dagegen wird die Bescheidenheit endlos gepriesen. Moses wird nur als demütig (TOJ?) gerühmt.

Dagegen wird oft und sehr zum Nachteil des eigenen Charakters und der sittlichen Korrektur des anderen gefehlt! Ps. 15,4: D>Sö: WJö HD1

Eitelkeit.

§ 379. Der Naziräer wird gelobt, welcher um der sündigen Eitelkeit, der er verfallen wollte, zu entgehen sein Haar abschneidet. S. Nazir4b. Vergl. die Endymionsgeschichte: der Jüngling sieht die Schönheit seines Haares im Wasser- spiegel beim Schöpfen; aber mit streng sittlichem Erfolge.

10*

III. Der Weg bot BftUicU

Reinheit und Pflege des Körpers wird von Hillel geübt unii 'i Schülern empfohlen -wegen der Gotteseben-

bildlichkeit, d. h. also wegeD der sittlichen Natur de? Manschen. \ Wajikrs r. Par. 32.

Die Abstammung von nur einem Menschenpaar wird

;en jede Überhöhung des „blauen Blutes", gegen Stolz

der Guten und gegen Entschuldigung der Bösen betont;

die Erblichkeit hat nach beiden Seiten ihre Grenzen.

8. Sanhedr. 36-; Toseftha Sanh. P. 8 und jer. Joma VI.

tonnng des Selbstgefühls und der Winde des

benruenschen.

S 380. Gegen die Beschämung eines Menschen, die hambl&e eugt (viel schlimmer als Schamröte!),

finden sich zahlreiche und einschneidende Sprüche. p.escliiimui Eine merkwürdige Sitte lesen wir

tan. 30b, daß die Töchter [sraels am Versöhnuj te in geliehenen Kleidern hinauszogen, um diejeni nicht zu beschämen, die kein geeignetes Gewand hatten. regen Beschämung des Nebenmenschen: S. Ba- ii, .vi i Allan sprach zu Et l)mii. der vmi Palästina

ijlon gekommen war: Wovor hütet '-ich der Ai tm meisten? I dieser ant-

woi Vor Be achen d< - Antlii

- Neb< en.

Ihanini i k) fahren drei ins Gehirn auch der, der das Angesicht i aes Neben«

Schonung des Selbstgefühls. 149

menschen öffentlich beschämt. R. Simeon ben Jochai hat gesagt: Es ist für einen Menschen besser, daß er sich in einen brennenden Kalkofen stürzt, als daß er das Angesicht seines Nebenmenschen beschämt. (Das. 59 a.)

Die Rücksicht der Rabbinen geht soweit, daß sie auch den Sünder zu beschämen verbieten. S. Sota 32 b: R. Jochanan hat im Namen des R. Simeon ben Jochai gesagt: "Weshalb ist die Verordnung getroffen, das Ge- bet leise zu verrichten? Damit der Sünder (wenn er betend seine Sünde bekennt) nicht beschämt werde. Der Mensch muß sich hüten, einen unnützen Verdacht gegen sich bei den Mitmenschen zu erregen. S. Scheka- lim III, 2.

Zur Charakteristik des Unrechts in der Verleumdung gehört, daß sie mit Götzendienst (mt iTTDJ?), Blutvergießen (D"ön nTBBty, Blutschande (JTmjJ i\bi) zusammengestellt und allen dreien zusammen gleich geachtet wird, vergl. jer. Pea I, 16a u. ö.

Pietät. Friede. Mitleid und Mitfreude.

§ 381. Pietät ist eine edle Form der Zusammen- schließung und ein festes Band in der Kontinuität des Geistes. Auf dem Wege der Pietät begegnet uns beson- ders in Zeiten, die zu wissenschaftlicher Forschung oder praktischer Umwälzung geneigt sind, eine viel umstrittene Frage, umstritten weniger mit Worten, welche leicht nachgiebig sind, als durch Tat und Handlung die Frage

L60 in. Da Weg bot Bittttohl

nämlich nach dem Verhältnis vod Pietät und Kritik. Es wärt' nicht wahrhaftig, wenn ich verschweigen wollte, daß die BeaatwortüDg dieser Frage, w-debe dem Bereiche der llisioD der Pflichten angehört, Dotwendig eine subjek- tive Form und Fassung Endet Als Ethik des Juden- tums trage ich nach bestem W und (iewissen den Inhalt dieses § TOr; aber für diesen übernehme ich allein die Verantwortung. Ich werde es keinem verargen, der meinem Richtmaß sein eigenes entgegenhält; wenn jeder nur, was er denkt and lehrt, aus der innersten, für ihn un- abweislichen sittlichen Gesinnung schöpft; wenn jeder ehrlich vor der Welt, aber auch ehrlich vor sich selbst seine {')>■ jung ausspricht, dann werden alle Gegensätze sich nur als verschiedene Wege ZU dem gleichen Ziele des ethisch« d I rehorsams erweisen, wenn auch der eine mehr «lern Lehrer, der andere mehr den Lehren der Wahrheit zu : -• ine Pflicht ansieht. In dem einen waltet lenheit vor, in dem anderen die sehnsuchts- voll'' E in Forschung. Auch ist nicht immer der ein beseht r, welcher der Meinung des A trordern, sich unterwirft; oft genug nimmt, wer der Aul I huldigt, den Wid( Autorität für sich in An- spruch.

on Kritik der Biter Lern w. isi unausweich- lich: aber jfl und jüdisches Gewissen fordert, Kritik nicht über die Lippen ra bringen; vor der

Pietät. 151

Welt gewiß nicht, aber auch nicht bei sich allein und vor den Seinigen.

rvby DTin *6 «n^o 1ÖK nii «"m1 Kritik heißt nicht Spott; was die Partei gegen die Partei darf, ist dem Jünger nicht gegen den Meister gestattet; und alle Ver- gangenheit ist Meister, und jede Gegenwart ist Jünger; aber auch der Jünger muß trachten ein Meister zu werden.

Man kann nicht bescheiden genug gegen den Lehrer, aber man kann auch nicht eifrig genug in der Erforschung der Wahrheit sein; vollends wenn man selbst wieder Lehrer sein soll! Vom Jünger verlange ich Pietät, vom Meister Kritik!

Pietät und Traditionalismus geraten leicht in eine Wechselwirkung, welche die Erforschung der Wahrheit und das Bekenntnis derselben gefährdet. Man darf nie- mals die Kritik unterlassen, oder gar eine Überzeugung unterdrücken, oder verleugnen, weil angeblich die Pietät es erheischt. Nur gegen leichtfertige Kritik, gegen vor- schnell gefaßte Überzeugungen soll die Pietät als Schutz- mauer dienen.

In den Geist dessen, dem wir Lehre und Weisung ver- danken, sollen wir uns versetzen und liebevoll versenken, ihm mit Eifer und Ehrfurcht auf dem Wege folgen, den er für den Weg der Wahrheit gehalten. Erkennen wir aber dann die Lücken in seiner Anschauung, den Mangel

1 Beracholh 19b; Gittin 55b; Nidda 50b. D. H.

1 59 in. Der Weg tax Bittliohkeit.

in Beiner Methode, die Befangenheit seiner Zeit und den Irrtnm in seinen Voraussetzungen, dann ist es die Pflicht der wahren, der höchsten Pietät, dagegen Einspruch zu erheben.

Philologisch-historische Kritik von Texten ist nur die unterste, eigentlich nur die Vorstufe der sachlichen Kritik; aber wenn sie aus inneren Gründen geschieht, dann be- weist sie. dal) man eben in die Kritik eintreten maß.

Die wahre Pietät gegen einen Lehrer der Wahrheit bestellt darin, die Wahrheit zu mehren, sie zu begründen, zu befestigen und zu vertiefen . zu verwerfen, und sie nach bestem Wissen und Gewissen durch eine neue, eine andere Lehre zu ersetzen.

Die echte Pietät besteht nicht darin, zu glauben, daß der Lehrer unbedingt die Wahrheit gefunden, sondern darin, zu glauben, daß er sie unbedingt gesucht hat; . er der Wahrheit, weil ^ie für ihn Wahrheit war. nnl gehuldigt hat. und daß der Jünger, weil ihm

eine, andere Lehre mit innerer Notwi ndigkeit als Wahr- heit erscheint, dieser ebenso unweigerlich folge und huldige, wie der Meister der Beinigen gehuldi

Wie die Pietäl eine \ Wu I im Gern Ute, je

h den P< n, den widmi t ist, einen 7er-

' schied« Grund und noch mehi Formender

I; währnn \ bildet ihr Wesen auch einen tielsi I

Begriff Wir um en diesen hi h allmählich

n in den modernen Sprachen durch

■•■ Wort, I . ' ii'-n entlehnt, kaum

Pietät. 153

übersetzbar ist; aber schwerlich haben die Römer selbst schon die ganze Fülle des Inhalts in dasselbe gelegt, die wir darin finden. Auch das Hebräische hat kein deckendes Wort für den ganzen Reichtum des begrifflichen Inhalts, dessen verschiedene Merkmale durch verschiedene Wörter bezeichnet werden.

Das einheitliche Grundgefühl ist zu erörtern und in seiner Verzweigung durch die Objekte aufzuweisen. S. Ideale Fragen: Die Stelle über die Alten S. 33.

Die starke Ausbreitung und die tiefe Einsenkung dieses Gefühls im jüdischen Yolksgemüt.

§ 382. Pietät der Jüngeren gegen die Alten, der Gemeinen gegen die Ehrenwerten.

Rab Dimi sagte, Jesaia habe die Schilderung des gänz- lichen Verfalls der Nation erst damit vollendet, daß es heißt (Jes. 3, 5): „Es erfrecht sich der Jüngling gegen den Greis und der Gemeine gegen den Geehrten". S. Cha- giga 14a.

Pietät gegen das Alter und Wert des Rates der Alten S. Schemoth r. Par. 3 zu Ex. 3, 10: ^«"Ity ^pt HSDK1 "J1?.

Ehrenerweisung dem Verdienten ist hohe Pflicht. S. Berach. 19 b: Ehrenerweisung gegen die Menschen ist so groß, daß sie ein Gebot der Thora verdrängt.

Die Altvordern am Leben erhalten.1

1 Siehe Taanith 5b. fi. Nachman und R. Jizchak saßen bei einem Mahle. Da sagte R. Nachman zu R. Jizchak: Möge der Herr etwas vortragen. Er erwiderte: R. Jochanan hat so gelehrt,

164 III- Der Weg zur Ettttliohk

Mit (Jerem. 30,10) den Kindern vergleicht R. Jochanan

den Vati r. So lange die Nachkommen. Nachfolger seiner

ii leben, lebt .lach in ihnen t'urt.

§ 383. Friede. Das Ideal des Geistes und der Ethik

der Friede. In der Theorie als im Geiste bedeutet

Friede nicht Vernichtung und nicht Ausbeutung des

Schwachen, sondern die Erhaltung, Förderung. Stärkung,

Ausbildung relativer Vollkommenheit im Schwachen.

Deut 16, 11: TT nnsn mnfi .... JP3H biw vb\ aber das. V. 13: pajMl p:V^.

Daa ideal der Evolution ist: Kampf des Verschiedenen, Erhaltung des Mächtigeren (nur die Macht erhält ) und Vernichtuii- Geringeren.

Di' Mesalliance von Darwin und Schopenhauer.

Die Evolutionstheorie geht aufwärts, der Pessimismus

Die falsche Übertragung des Vernichtungskampfes der Unterdrückung auf das geistige Gebiet.

sprich! nicht beim Mahle; denn es könnte die HalsrOhre voi treten und man kfime in l.< tahr. Nachdem

,r '• eendel hatte, sprach <r Et Jochanan bat so

>hrt Jakob, unser Vater, ist nicht toL Daraul EL Nach- rJal man grundlos um ihn Trauerkl len, ihn bal-

lert und ib< r B] räch Einen Schriftvers

30, i"i deute ich „Du aber furchte dich nicht, mein Kne dt, Spi uml i Israel, denn

ie ich h ' r aus der Feme und dein« - en aus «lern l - :.t,u stellt ihn seinem Samen gi>

, so lebt auch er. D H.

Frieden. 155

Friede ist ein positives Element, nicht bloß Negation einer Negation; der wahre Sinn ist Harmonie, Ein- stimmigkeit mit anderen, vor allem mit sich selbst. Die Normen des Lebens müssen bekannte sein, das Maß, an welchem das eigene Ich gemessen wird, und mit der sub- jektiven Norm soll die objektive Gesinnung und Tat über- einstimmen. Daher Ps. 119. 165: "]rmn ^m*6 2"l Ü)b&

Durch subjektive Einsicht soll Einstimmung auch des Tatsächlichen gefordert und gewährleistet werden: Itib )"W ^ltSOö, gleich 2b b)ü2£>, kein innerer Anstoß, kein Widerstreit gegen Norm, kein Gewissensbiß und keine Gewissensangst!

Der Friede besteht in dem kampflosen, harmonisch ineinandergreifenden Leben in der Gesamtheit.

Der wahre Friede ist erst der Friede mit allen Men- schen, d. h. nicht Friede als Transaktion mit diesem oder jenem, sondern Friede als Gesinnung, welche allem Verkehr zugrunde gelegt wird. Midr. Bammidb. r. Par. 11, 7.

Auch mitten im Kriege wird von den Rabbinen bereits wie bei den modernen Völkern ein friedliches Ver- halten in allem, was nicht unmittelbar zur Kriegstat ge- hört, gefordert s. Sifre, Schoftim Pis. 199.

Der Priestersegen schließt mit: „und er gebe dir Frie- den"; weil alle Segnungen vergeblich sind, wenn nicht der Friede bei ihnen ist. S. Midr. Barn. r. Par. 11. Nr. 7.

Friedfertigkeit. Die Menschen entzweien sich so leicht

156 111. Der Weg zur Sittlichkeit.

kleiner Ursachen, l belnehmereien (Eigentümlich- keit der Kleinstädter). Nur bei kleinen Menschen haben kleine Ursachen große Wirkungen.

Böchste Friedfertigkeit (des Eifersüchtigen, des Beraubten) wird von den Talmudisten gepriesen; Gott wird für ihn richten. S. Gittin 7a. ! Der Mensch sei immer lieber von den Verfolgten, als von den Verfolgern. S. Baba Kam. 9

itung des Friedens. „Aller Wohlstand ohne

ieden ist vergeblich". S. Sifra Wpro P. 1 Ende und

re zn Num. 6, 26 Piska A-i.

Die letztere Steile ist zu schön, als daß sie nicht ihren Platz linden sullte. Banimidbar r. 11. .Nr. 7. Groß ist der Friede: denn der (Gottes-) Maine, welcher in Heiligkeit geschrieben, durfte (im Kluchwa>ser) ausgelöscht werden

' Die stelle Lautet: Mar Ukba schickte zu K. Eleazar und ließ

it Da Bind Menschenkinder, die sich erheben (die

sich mich feindselig zeigen), es steht in meine? Hand, sie

der Regierung zu überliefern, was soll ich tun? Da zog er Linien

un<l ihm zuniik den Verl P 39, 2 1 »Ich sprach: Ich

will mich hüten, daß ich nicht sündige mit meiner Zunge, will be-

Mund mit einem Maulkorb, während ein Frevler nur

rtu, d. i q Frevler mir enl( - o ist, so will

.i meinen Mund mit einem Maulkorbe bezähmen. Da Heß

ihm Mar 1 ä [ufi en mich so sehr, d

ich nicht bestehen kann. Da b er ihm surück Ps. 37, 1

aul den Ewigen und harre seiner", d.i. nd auf den I •••• igen, er wird icher

D. II.

Frieden. 157

des Friedens wegen, um Frieden zwischen einem Manne und seinem Weibe zu machen.

R. Elazar sagt: Groß ist der Friede, denn die Propheten haben in den Mund aller Menschen nur den Frieden gepflanzt (1J?tM).

R. Simeon ben Chalaftha sagt: Groß ist der Friede denn es gibt kein Gefäß, das soviel Segen befaßt, als der Friede, wie es heißt (Ps. 29, 11): „Der Ewige gibt Macht seinem "Volke, der Ewige segnet sein Volk mit Frieden.

R. Elazar Hakappar sagt: Groß ist der Friede; denn selbst wenn sie (die Israeliten) den Götzen dienen, es ist aber Friede unter ihnen, so kann der Satan, wenn man so sagen kann, ihnen nichts anhaben, denn es heißt (Hos. 4,17): „Götzen versippt ist Ephraim, laß es!" Wenn aber Streitigkeiten (unter ihnen) sind, was ist da gesagt? „Geteilt ist ihr Herz, nun haben sie sich verschuldet" (das. 10, 12).

Groß ist der Friede, denn selbst in der Stunde des Krieges bedarf man des Friedens, wie es heißt (Deut. 20, 10): „Wenn du dich einer Stadt nahest, sie zu bekriegen, so rufe sie (zuerst) zum Frieden auf"; desgleichen (das. 2, 26): „Und ich sandte Boten von der Wüste Kedemoth an Sichon den König von Cheschbon mit Worten des Friedens"; desgl. (Richter 11, 12): „Und Jiphtach sandte Boten an den König der Kinder Ammon und ließ sagen: Was habe ich mit dir zu tun, daß du zu mir gekommen in mein Land, um zu streiten?" Was sprach er (der König der

III. Der WeL,' zur Sittlich',,

Kinder Amnion)? ..Und nun gil> es zurück in Frieden" ls. V. L3 .

Groß ist der Frieden, denn selbst die Toten bedürfen des Friedens, wie es heißt «Gen. 15, 15): „Und du sollst kommen zu dein< rn in Frieden," ferner f. ler. 34, 5):

„In Frieden wirst du sterben und wie man deine Väter verbrannt bat. die trüberen Könige, die vor dir waren, so wird man dich verbrennen."

Groß ist der Friede, denn er wird den Bußfertigen wie es beißt (des. ",7.19): „Scbaffend der Lippen- frucht: Friede, Friede dem Fernen wie dem Naben."

Groß ist der Friede, denn er wird in ibrein Teile den Frommen verliehen, wie es heißt (Jes. 57. 2): „Er gehe ein zum Friedin, wo sie ruhen auf ihren Lagern."

Groß ist der Friede, denn er wird nicht in ihrem Teile den Frevlern verliehen, wie es heißt (Jes. 57, 21): ..Kein !•" prichl der Ewige, den Frevlern!"

Groß ist der Friede, denn er wird denen, welche die ira lieben, verliehen, wie es heißt (Ps. 119, 165): „Großer Frieden denen, die deine Thors lieben." t i roß Friede, denn er wird den I demütigen verliehen,

i ' 17,1] : „Dil Di mutigen werden da Land rben und sich o au der Fülle des Friede]

der Friede, denn er wird den Thorabeflissenen liehen, b ( Jes. 54, ] 3 : »Und alle deine

Bai .;. i Lehrling Bwigen, und groß ist der

Fri de deii E£indei ".

Frieden. 159

Groß ist der Friede, denn er wird denen, die Gerech- tigkeit üben, verliehen, wie es heißt (Jes. 32, 17): „Und es ist das Werk der Gerechtigkeit Frieden."

Groß ist der Friede, denn der Name des Heiligen, ge- benedeiet sei er! wird Friede gerufen, wie es heißt (Jud. 6, 23): „Und er rief ihm zu: der Ewige, Friede."

R. Chananja, der Stellvertreter der Priester, sagte: Groß ist der Friede, denn er ist dem Schöpfungswerke entsprechend gewogen,1 wie es heißt (Jes. 45, 7): „Der das Licht bildet und schafft, Frieden stiftet und Böses schafft."2

Groß ist der Friede, denn die Oberen bedürfen seiner, wie es heißt (Hi. 25,2): „Herrschergewalt und Schrecken ist bei ihm, er macht Frieden in seinen Höhen." Siehe, da haben wir einen Schluß vom Leichten auf das Schwere. Wenn schon an einem Orte, wo es weder Hader noch Streit, weder Feindschaft noch Anfeindung gibt, die Wesen des Friedens bedürfen, um wieviel mehr an einem Orte, wo alle diese Leidenschaften (nnöif) vorhanden sind! Vergl. dazu Midr. Wajikra r. Par. 9 zu Lev. 7, 32 (Wünsche, Übersetzung des Midrasch. S. 58 61)." D. H.

Wenn Frieden unter den Götzendienern ist, so kann ihnen gleichsam kein Übel anhaften.3

Der Friede wiegt das ganze Schöpfungswerk auf Zweck aller Schöpfung erfüllt sich im Frieden unter den

1 D. i. er wiegt dem Schöpfungswerke gleich. D. H.

2 Die im Texte angezogene Stelle Arnos 4, 1 3 stimmt nicht.

3 Vergl. Midr. Bereschilh r. Per. 58, 6. D. H.

111. Der Weg zur Sittlichkeit.

Lscben, Gott selbst wird der Friede genannt S. Midr.

[nidbar r. da

Gewiß wird U\bv yy\1 auoh ofl in einem minder hohen

. genommen, aber das beweist nichts tiefen die wahre

ideale Bedeutung des Begriffe. Wir nennen auch die

imkeit, die Schweigsamkeit usw. eine Tugend; aber

wer den wahren Begriff der Tugend induktiv definieren

will, wird sie nicht aus diesen Beispielen Bchöpfen.

Die zitierte Stelle mWl te wäre unmöglich, wenn man nur die niederen «irade derselben als ihren wahren Sinn bezeichnet.

Allgemein: alle ethischen Begriffe gelten für einen weiten und mannigfaltigen umfang; dies ist aber nur dadurch logisch zulässig, weil auch der Inhalt eine Stufen- leiter umschließt. Den Höhepunkt der Bedeutung eines Begriffs zn suchen ist nicht bloß eine theoretisch) Not- wendigkeit, Bondern auch eine praktische Aufgabe. Erst vollkommenen edlen Gresinnun abließt sich der

wahre, der höchste Sinn des Gedankens und des Wortes, in 'i er erfaßt ist

Die Wissenscl] i\ der Friede unter den Menschen.9

Vergl. Midr. Bammidbar r. Par. 11, 7 gegen l So findest

I hora nur inii Frieden verglichen wird, wie es heißt die ihre Pfa I l rieden." D. II

lidbar r. das G r Fi ■■. denn er ist denen

os heißt ' iv [19, 184): i '.■ he deine Thors liebon." Vergi

g. i I- I).

Mitleid und Mitfreude. 161

Der geistige Fortschritt, Belehrung auch aus der bösen Erfahrung ist die Sühne unter den Menschen. Tosefta Bab. k. Per. 7 finden wir eine schöne Deutung:

non paa tön *ot p pnv -i rvn nrnn mm „Die Steine

zum Altar sollen nicht mit Eisen behauen werden, weil Eisen das Symbol und Werkzeug des Kampfes ist; die Gelehrten, welche den Frieden in der Welt bedeuten, sollen um so mehr kampflos und integer sein".

Gegen Eifersucht der Gelehrten, Praktiker usw.

„Schwerer als der Tod zu ertragen". Mangel an Hin- gebung, an Sachlichkeit bestraft sich selbst hart. S. De- barim r. Par. 9.

Geistiges Zusammenleben, freundliches Verhal- ten der geistig Schaffenden zu einander, Wohl- gefallen aneinander finden wir mit großem Nachdruck empfohlen. S. Sota 49".

Mitleid und Mitfreude.

§ 384. Ist das Los deines Nächsten beneidenswert, blicke nur mit günstigem Blicke darauf; nicht nur seines Glückes, auch seiner Talente und Fähigkeiten freue dich ; keinen sicheren und keinen edleren Trost kannst du in deinem eigenen Leiden finden.

Erztoren sind sie, die ihre Mitfreude durch Neid sich vergällen. Seht her! das Schicksal spendet mit seg- nender Hand eine Fülle der Gaben, goldene Stunden der Mitfreude umschweben euch, ergreifet sie! Der

Lazarus, Ethik des Judentums II. 11

162 111. Der Weg zur Sittlichkeit.

1 ist eben so unklug, wie er niedrig an Gesinnung ist. Mißgunst aber ist nicht bloß schlecht, sondern ge- mein.

Das Licht der Liebe leuchtet im Dunkel des Leiden- eines Nebenmenschen leichter und heller auf, als an hellem Tage der Freude; aber darum ist auch Mitfreude schwerer zu bewähren und zu erweisen alfl Mitleid.

Meine neidlose Freude an der Größe des anderen wird gepriesen Schemoth r. Par. 3: R. Samuel, Sohn des ]{. .lose, hat mit bezug auf Exod. 4, 14 „Fr wird dich sehen und sich in Beinern Herzen freuen", gesagt: Das Herz, welches sich über die Größe seines Bruders ge- freut hat, soll die Frini und Thummim anlegen; daher heißt es Fx 29, 30: „Und sie sollen auf dem Herzen Aliarons sein." Wer in der reinen und absoluten Wür- digung des Guten die Schöpfung desselben durch einen Leren freudig wahrnimmt und anerkennt. i-t würdig des Lichts und der Vollkommenheit und hat die An- wartschafl darauf, denn sie fließen aus seiner Gesinnung. li nfreude Ul "•* to*2 Prov. 21. 17 - ist eine Mißgeburl !• r Freude), für die S<

mehr -m Bcha len als eine Freude.

Ordnung. 163

Ordnung. Kultur. Teilung der Arbeit.

Motto. Ein Volk, das heutzutage mit anderen wetteifern will, muß für seine Bildung sorgen, für die Bildung jedes Einzel- nen, zum Vorteil der Gesamtheit.

Ordnung.

Eine beliebte Formel für allerlei Tun ist: DIN TlD^ D^IJ^.

§ 385. Ordnung in der Zeitfolge, in Haus und Gerät

und Gewand, in der Einrichtung des Tuns und Handelns.

Ordnung, nützlich, ästhetisch und ethisch.

nbty T1D, Gesch. unter d. Gesichtspunkt der Ordnung, HDÖ b& VID,

rfrsn niTD, ywrp tido.

Ich weiß sehr wohl, daß in solcher Benennung keine direkte und strikte ethische Lehre gegeben ist; aber es waren viele Bezeichnungen möglich; daß aber der Be- griff der Ordnung gewählt wurde, ist charakteristisch für die Schätzung desselben.

In solchen Bezeichnungen und Benennungen offenbart sich der Gedankengang. Jedes Ritual, jeder gesetzliche Vorgang usw. wird hier Ordnung genannt. Aber auch der Lehrer, der Vortragende, besonders auf der höheren

« S. Schab. 1 19b und Aboda zara 7b. D. H.

11*

III. Di i Weg nur BitÜichl

- nie AJcademie) heißt der Ordner ft-flD, jer. Hör. III g. !'.. 48eob.;ja noch mehr die Hochschule, »las Lehrhaus selbst hieß nyrp = der Ort der Gedankenordnung, jer. Ber. 111 ob. und oft Man VgL Gymnasium. Lyceum, Aka- demie und Sorbonne, welche historisch-anekdotische An- knüpfungen Bind; aber Hochschule zeigt das Niveau der Behandlung der wissenschaftlichen ( I in; Pakul-

Fähigkeit zum Amt, die in den Schulen aus- werden sollte: Universität i>t die Gesamtheit alles zusammengehörenden W aller Fakultäten.

Hier die Ordnung, die Methode der geistigen Arbeit, die hier zu leisten i>t.

Ordnung ist nicht bloL't ein utilistisches (technisch

nützliches) und ästhetisches Prinzip. Bondern auch

ein moralisches. Wenn Goethe einmal, weil er v

weise ästhetiscl timmt »n Bich selber bekennt

Werke Bd. 30 8. 32] i: „Es Liegt nun einmal in meiner

Mir. ich will lieber eine Di itigkeit begehen als

Unordnung ertragen", so muß d hervorgehoben

::. daß alle Di rdnung ist,

denn alle Recht ist eine Ordnung der menschlichen

erhältnisse. Man | freilich nur ?om Etecht

daß es eine ( >rdnu : ,; mir moralische < Gerechtigkeit

nicht - :.t wird. 1 I mimt daher, daß

im anmittelbaren EU "fühl da Rechl allein .

t wird: die im ündung

Oi'dnung. 165

desselben aber, seine Bedeutung eben als eine Ordnung wird erst durch Nachdenken hinzugefügt.

Ordnen, d. h. die Dinge und Geschäfte, die man zu besorgen hat, in stetige Raum- und Reihenfolgen bringen, heißt vom Chaos zum Kosmos übergehen.

Einem beträchtlichen Teil der Juden, namentlich im Osten, ist die Ordnung zu einen sehr beschränkten und fast abstrakten Begriff geworden. Die Sache ist leicht erklärt. Zu jeder Ordnung in Raum und Zeit gehört ein gewisses Maß von freier Ausdehnung; das Ghetto hat den Raum beengt, und Angst der Verfolgung hat die Zeit gehetzt. Vollends nun. wenn die Juden bei Völkern lebten und leben, welche selbst wenig Sinn und Trieb zur Ordnung haben. Deshalb haben die Juden des Westens, die unter zivilisierten Stämmen und Staaten, mit der Freiheit auch sofort die Hochschätzung der Ordnung in allen Dingen wiedergewonnen. Den Juden des Ostens aber beschränkte sich der Wert und die Wonne der Ordnung auf das wohlgefügte Gleichmaß in der Wiederkehr der Ritualien und Liturgien. Gab es doch fast für jede Stunde eine vorgeschriebene Verrichtung. Und wie streng wurden die Reihenfolgen im Ablauf der Zeremonien oder Gebote eingehalten, nachdem oft sehr feine Fragen oder Kontroversen über dieselbe gelöst waren! Hatte doch auch die Idee der Schönheit sich fast ganz auf Dichtung und Gesang zurückgezogen; dies beides aber empfing das Volk nur im Gotteshause.

III Der Weg KUX Sittlichkeit.

1>;.- Aufgabe der Volkslehrer, besonders im Osten, ist deshalb, den Begriff der Ordnung wieder allseitig zu erwecken, ihn auf alle (lebiete der Lebensführung anzu- wenden. Bei unzulänglichem Denken erscheint die Ord- nung wie eine bloße Form; man muß deshalb des Men- Bchen zeigen, wie tief diese Form in das Wesen der he selbst eindringt und den Wert und Erfolg der- selben bedingt; wie Ordnung jedes G-ebahren mit ge- ringerem Aufwand verrichtet, dir Erzeugung der Dinge erleichtert, and wie die Erscheinung derselben verschönt wird: denn wo immer eine Ordnung gesucht oder her- gestellt wird, da tritt sofort Symmetrie, Harmonie und angemessene Proportion zutage. Schließlich hat man zu erkennen, daß Ordnung nicht bloß nützlich und schön, sondern auch Symbol des Guten i-t.

Die mit Unsittlichkeil Bich paarende künstlerische und

werbliche Kultur hatte allerdings schon den Propheten

dazu verleitet, den eigenen Wert derselben für die ethische

A :'.Mhe .!>■- Menschen abzuweisen. S. Gzech. 28, 16.

eichnend ist doch hier die Anerkennung vor

aen sittlichen Verfall! Die Selbstüber-

der Kultur und ihre Vernachlässigung der ethischen

be und d<r ethischen Schrankeu und Bedingungen

„I hi verdarbst deine E unst durch die Ei auf den Glanz". (Das. 28, 17.») Die

■•uti t I. .> V. l u E> Kunslvertl

! i gi, Kofadclh.

Ethische Bedeutung der Kulturtätigkeit. 167

Übersetzung mit „Weisheit" hat Unklarheit des Gedan- kens zur Folge, weil auch zum Grunde gehabt.

Ethische Bedeutung der allgemeinen Kultur- tätigkeit.

§ 386. In theoretischen Gedankengängen wird die ethische Bedeutung der allgemeinen Kulturtätigkeit häufig unterschätzt oder ganz übersehen; nur mit flüchtigen Ge- danken wird sie gestreift und in matten Worten gerühmt; aber weder genau betrachtet, noch streng gewürdigt. Ich lasse hier den Einfluß bei Seite, den der Gegensatz von geistlich und weltlich der dem Judentum ursprüng- lich in den beiden bedeutendsten Momenten seiner inneren Gestaltung und Produktivität, im Prophetentum wie im Babbinismus, fremd ist, geübt hat und der immer bewußt oder unbewußt, versteckt oder offen den Anspruch mit sich führte, das ethische Moment auf Seiten des Geistlichen zu finden. Ich lasse beiseite, daß der Gegen- satz oft dadurch verschärft wurde, daß in der Kultur, speziell der Wissenschaft ungläubige Kritik glaubens- freie Forschung oft genug eine glaubensfeindliche Rich- tung eingeschlagen und das geistliche Urteil, in welchem ethisch und religiös untrennbare Begriffe sind, die Kultur, wenn nicht als feindlich, doch mindestens als gleich- gültig gegen das Sittliche angesehen und dargestellt hat. Speziell bei den Juden hat sich besonders in den Zeiten der aufgezwungenen und dann immer weitergetriebenen Ab-

III Der Weg zur Sittlich;.

Wendung von der allgemeinen Kultur ozliches Ver-

kennen derselben und ihrer ethischen Bedeutung !

ildet .Je mehr die „Geisteswaffenschärfung" ans- lieülich gepflegt, die „Stoffesunterwerfung" rernach- sigt war, desto mehr entschwand die Einsich.1 auch d lie gestaltende and waltende Beherrschung

der Naturkräfte, zum Beruf und zur Bestimmung des Menschen gehören. Beides wurde übersehen, daß in- zwischen die wissenschaftliche, künstlerische, industrielle Kultur ganz neue Bündnisse mit den ethischen [deen blossen, neue Formen der sittlichen Lebensführung geschaffen, und daLi ganz besonders aus den neuen Kul- tur- und Verkehrsformen der Menschen neue Aufgaben der Versittlichung derselben hervorgehen.

Alle Erwerbstätigkeit, die praktischen Berufsarten, waren zu einem Sittlichgleichgültigen irden, indem

es sich lediglich um den Erwerb der Mittel zum I und zur Erfüllung der Gesetze handelte und zur Wohl- lt im weitesten Sinne. Die Beziehung zur Sitt- lichkeit war fast nur eine einschränkende auf Gerechtig- Nur um die Redlichkeit des Erwerbes handelte und um die " und wohltat ige V ' ■!""■

du: . -n. Der Inhal? der Arbeit aber war ethisch

unbeachtet Unter allen Beschaff d war ethisch

11 nur Studium d< l ■■ ' ses.

i doch bGi dankei

Kulturform« ( tffenbai

Ethische Bedeutung der Kulturtätigkeit. 169

und Erfüllung der sittlichen Aufgabe des Menschen er- blickt, anderseits dieselben in den Dienst der Sitt- lichkeit stellt, durchaus auf jüdischem Grunde. Im 8. Psalm wird die Herrlichheit des Menschen wegen der Beherrschung der Natur gepriesen; und schon in dem ersten Gottessegen, womit die Menschen gesegnet werden, ist das ffiBDSl (Gen. 25 28) der Kernpunkt. Vgl. die Talmudstelle Sanhedrin 58bl über: Sich in den Dienst des Ackers stellen!

Es ist begreiflich genug, daß, als die Juden kein Wild mehr erlegt, keinen Fisch geangelt, kein Schiff mehr aus- gerüstet, ihnen der Sinn und die Bedeutung dieses Segens fremd geworden; daß sich im öffentlichen Bewußtsein derselben die beschränkte Meinung ausgebildet, daß ihre ganze Lebensaufgabe erfüllt ist, wenn sie am Peßach Mazzoth essen und am Sukkothfeste in Hütten wohnen und am Jörn Kippur fasten und beten.

Und doch hatten auch die Rabbinen das mm mit "]TT ps eingeprägt,2 aber pN "p"I war zu einer edlen, aber beschränkten Privattugend zusammengeschrumpft. Da- rum ist der freie Aufblick und Umblick in der Kultur die alte, aber zu erneuernde Aufgabe; die Kultur, die

1 Resch Lakisch hat gesagt: Was bedeuten die Worte Spruch Sal. 12, 11: „Wer seinen Acker bedient, wird des Brotes sali"? Wenn er sich zum Diener seines Ackers macht, wird der Mensch des Brotes satt; wenn nicht, wird er nicht des Brotes satt. D. H.

2 Abolh III, 21 sogar: ]'« ps "pn )'X ds "jti }"x min min. D. H.

lTn III. Der Weg zur Sittlichkeit

günstigen Falle zu eiuer erlaubten Zierde des sitt- lichen Lebens herabgesunken war, muß, indem die Juden sieb ihr wieder zuwenden dürfen und mit Bif< r zuwenden, wieder in ihrer ethischen und namentlich auch ethisierenden

leutung erkannt werden. : S. Delitzsch über das Handwerk.

1 Der \N i ri zivilisatorischer Tätigkeit wird anerkannt, wenn und weil sie ethische Zwecke und Mittel ermöglicht, Märkte, Hilder, Brücken, Kriegführung usw. Nur sull sie nicht bloß egoistischen Zwecken dienen, sondern in Verbindung mit Pflichterfüllung sein, welche unicr Aufopferung des Angenehmen vollzogen wird - Bne Allegorie dazu s. Aboda sar. 2h. R. Chenina bar Pappai, an leren K. Simlai Bprach: In der Zukunft, die kommt, bringt der He ebenedeiet sei er! ein Thorabuch und legt es auf

seinen Schoß und spricht: Wer sich damit beschäftigt hat, komme und nehme seinen Lohn. „Alle Völker versammeln sich zumal" (Jcsa ia 13,9) . . Sofort tritt das Reich der Götzendiener zu- ein (vor dem Heiligen, gcben<deni sei er!; .... It. Jochanan

.■•: Das ist Rom, dessen Ruhm über die ganze Welt hingeht .... Der Hei et sei er! sprüht zu ihnen: Womit habt ihr

euch beschäftigt? Sie sprechen vor dun: Herr der Well! viele Märkte haben wir eingerichtet, viele Bäder haben wir gemacht,

und Gold haben wir gehäuft, und all das haben wir

nur um der Israeliten willen getan, damit sie Bich mit der Thora

i der Heilige, gebenedeiet sei er! spricht zu

ihnen: ihr Narren, was ihr gemacht habt, habt ihr nur zu euerem

neu Bedarf gemacht Märkte habt ihr eingerichtet, um l'-uh-

lerinnen hinzusetzen, Bädi u eu b in ihnen zu ergötzen, Silber

und Gold ist il r mem, - eschrieben Mehl (Hag 2, 8):

..Mein ist das Silber und mein ist das G . Spruch des Ewigen

Heerscharen14 .... Sofort geht sie betrübtet hinaus.

ms geht das Reich Rom und hinein tritt das Reich Persien ....

Der Hei ge, -• ei er! spricht zu ihnen Womit habt ihr

euch i 3 - vor ihm: Herr der Well! viele

■i wir gebaut, vi< •■ StS Le I so wir bezwun

Ethische Bedeutung der Kulturtätigkeit. 171

Wir müssen auch hier zurückerobern, was wir besessen haben. Herausgetreten aus dem Ghetto haben die Juden zunächst nur die ökonomische Seite und die des Lebens- genusses in der Kulturtätigkeit ergriffen. Sie teilen diesen Irrtum, diese Befangenheit, freilich mit weiten nichtjüdischen Kreisen; denn bei weitem die meisten Menschen be- trachten die Kultur nur aus diesem engen Gesichtspunkt; aber nur die Juden haben wir hier zu belehren. Nicht mit neuer, sondern nur mit ihrer eigenen alten Weisheit haben sie ihren Geist zu beleben; nicht im Sinne einer Konzession an weltliche Bestrebungen, sondern im großen und hohen Sinn einer religiös-sittlichen Forderung ihren wahren Beruf als Menschen zu erfüllen.

Im Sinn Jesaias ist die Astronomie "1 ni*l (Jes.

40, 13). Die bildnerische Tätigkeit des Bezalel wird

als D\-6« nn bezeichnet Ex. 31, 2. 3; 35, 30 ff.; 36, 1.

Und wenn hier die Kunst zunächst nur im Dienste der

Religion auftritt, so darf nicht vergessen werden, daß

dies der königliche Weg aller Kunst in der Geschichte

ist; sie dient zunächst dem Höchsten, um sich dann aus-

viele Kriege haben wir geführt, und all. das haben wir nur um der Israeliten willen getan, damit sie sich mit der Thora beschäf- tigen. Aber der Heilige, gebenedeiet sei er! spricht zu ihnen: Was ihr gemacht habt, habt ihr nur zu euerem eigenen Gebrauche gemacht. Brücken habt ihr errichtet, um durch sie Zoll zu er- heben, Städte, um in ihnen Frohndienst aufzuerlegen, die Kriege aber habe ich geführt, wie geschrieben steht (Exod. 15, 3): „Der Ewige ist der Mann des Krieges" .... Sofort gehen sie hinaus betrübten Gemütes. D. H.

L72 Hl. Der Weg zur Sittlich!

zubreiten und alles zu idealisieren und es so in V wandtschaft mit dem Eöchsten zu bringen und schließ- lich sich selbsl zu Art des Eöchsten dadurch zu gestalten, daß Bie der ethisierenden Macht nachstrebt, die in ihr kann und soll.

387. Ähnlich wie mit der Stellung zur allgemeinen Kultur verhält es Bich mit der zur Gesamtheit, zum Staate und der Gesellschaft. Diese werden gleichsam nur gelegent- lich erwähnt; ein paar allgemeine abstrakte Sätze über Verhalten de> Individuums zu denselben bilden den zen Inhalt, einen dürftigen Aus-chnitt d i eben

Gedankenkreise s.

in der älteren 1 1 ebung war Gottesdienst und

itspraxis, .Religionsvorschrift und Moralgesetz. Sta . k und Privatleben gänzlich miteinander verflochten. Albs Gesetz hatte politische und soziale Bedeutung. Auf ethisch« Läutet Dg und Erhebung waren Belbst die n Zeremonien unmittelbar bezogen. Auf D^TSB wwr •. . . Wie lange wird es noch dauern, bis man für die I arb( Ethik Bich darauf besinnen wird, daß

I Leg latur und der Wi laft in

,; /u v und beide Aufgaben mit dem Bewußt-

1 einander zu erfüllen I bd Staat jlebens achwindel •. und mehr und im br gewinnt bik

lie B . Individualist d Charakter.

Stellung zu Staat und Gesellschaft. 173

Auch die nichtjüdische Ethik des Mittelalters verhält sich sehr ähnlich, sie ist lediglich individualistische Tugendlehre. Die ethische Gesamtgestalt wird in einem Reiche Gottes gesehen, welches nur in der Kirche als solcher realisierbar scheint; diese allein erscheint als idealisierte Lebensform der Gesellschaft. Bei den Juden wird die Idealisierung des ganzen Lebens in der Durch- flechtung desselben mit den Mizwoth gesucht; dement- sprechend ist der Blick auf die Gesamtheit nur auf die Beziehung zum Gemeindeleben beschränkt. Die Ideen sind ewig an sich und überall Baum und Zeit sind Form sie werden wirklich und wirksam im Einzelnen. Das Ziel aber, der Zweck ist nur in der Gesamtheit,

Nicht streng genug kann die Forderung an den Ein- zelnen sein; aber nicht bescheiden genug kann man vom Wert des Einzelnen reden. Nur als Glied der Gesamt- heit empfängt er seinen wahren Wert.

Das chemische, das statische und physikalische Gesetz gilt allgemein; der einzelne Fall ist verschwindend gleich- gültig. Aber wirklich wird das Gesetz nur im einzelnen Fall.

Selbst die religiöse Bestimmung des Judentums und der Judenheit als Ganzes tritt zurück; die ethische Ge- samtbestimmung, ein ethischer Gesamtberuf tritt zurück, mit dem Aufhören der nationalen Selbständigkeit gleichsam vertagt bis zur messianischen Zeit. Der höchste ethische Zweck des Menschen ist insofern erhalten und gegen-

174 Hl. Der Weg zur Bittlichi

wäzüg als überall auf die Erzeugung und Übung der ethischen Gesinnung des Individuums gedrungen wird. A.ber beides, die ethische Aufgabe der Gesellschaft als

Ganzes, des Staate-, tritt zurück und noch mehr die B< - ziehung zur Menschheit, da- Empfangen und die Kück- wirkung auf die-e. Der Begriff de- z-:~D roVcD und "; w"~~ i-t verdunkelt, verengt; er erscheint erfüllt, wenn alle Einzelnen ihre individuellen Pflichten erfüllen. ( )b bei Bachja nur einmal der Staat, die Gesellschaft, oder die Judenheit als Ganzes vorkommt? [ch zweifle! Vollends das WM TN1? TTITÜI1 bleibt ohne alle Aus- führung des Gedankens. Entwicklung des wichtigen rHeimes,

Da die .luden vom Staatsleben gleichsam ausgeschlossen waren, konnte sich eine Au-bildung dieses ganzen Ge- dankenkreises natürlich nicht vollziehen; heute aber muß er hervortreten.2

Ethik und Naturwissenschaft.

S8. Die jüdische Weltanschauung fordert Natur- ehauung, Erkenntnis, Bchon weil sie Gotteserkenntnis

und in -einen Werken fordert, namentlich im Ge;'

Jesaia 2 Die (folwem irr Ein l <lcs inneren Zusammen-

Qrundlage aller wahren Sittlichkeit wird mri 1 1 teilt. Sifre P 16 Wie u | Pavillon),

eilt wird. Kr dauert, so lange n; '-r s nn s\c. sich trennen.

Ethik und Naturwissenschaft. 175

satz zum bloßen Genußleben; die Natur ist nicht bloß Objekt und Stoff des leiblichen Genusses, sondern auch der geistigen Erhebung, Erfüllung und Vertiefung s. Je- saia 5, 12.

§ 389. Das Judentum und die jüdische Ethik im be- sonderen muß sich in Lehre und Übung dem Weltlaufe, dem Verhalten zur Industrie und dem Verkehr, zur "Wissen- schaft und Kunst, zur gesamten Gesellschaft und dem Staat zuwenden. Die Gesichtspunkte und Beziehungen, welche mehr oder minder vernachlässigt sind, müssen hervor- gekehrt werden. Dabei hat die jüdische Ethik nur auf ihre eigene Höhe emporzusteigen. Die Grundsätze sind in ihr alle und auf eine solche Weise, mit solcher Kraft und Fülle und Tiefe gegeben, daß sie hinter keiner ethischen Theorie, welche irgendwo in der Entwicklung der Menschheit hervorgetreten ist, zurücksteht. Aber eine lange Zeit ist die ethische Betrachtung abgetrennt von dem öffentlichen Leben, von der allgemeinen Kultur, von der Gestaltung und den Institutionen der Gesell- schaft geführt worden. Nur die Privattugenden des Ein- zelnen, die Normen der individuellen Gesinnung, die einzelpersönliche Beziehung war ihr Augenmerk. Ver- schleiert aber war der Blick auf die Berufsarbeit und die Berufsaufgabe des Menschen, auf die allgemeine Auf- gabe der Kulturtätigkeit und der verpflichteten Teilnahme des Einzelnen an derselben und auf die sozialethische Bedeutung des Einzelnen und seiner Lebensführung. Daß

Jll. Der V. Bittlicbi

ich bei anderen Religionen und ihren ethischen der Fall ist, kann mit Bestimmtheit behauptet und nachgewiesen werden; ans aber liegt hier die Kritik anderer Systeme fern; nur an dem positiven Aufbau des •neu haben wir zu arbeiten. Dabei aber liegen uns jen durchaus fern, welche noch vor einem Menschenalter die Gemüter in Bewegung gesetzt haben. Eine solche i ist die nach dem Verhalten der Re-

ligion zu den Naturwi haften, zu der mechanischen

ltauffa88ung. Wir wissen heute, dafi die ererbten Gedankenkreise und die Schriftwerke, in welchen wir tue historische Grundlage unserer eigenen sittlichen Welt- betrachtung finden, gelegentlich auch Ansichten und Er- zählungen über Naturereignisse enthalten: Ansichten, denen die heutige Naturwissenschaft und für uns völlig t ab alle künftige Naturwissenschaft wid( wird. Aber wir wissen auch. dal. eben

' i. die wir ihrer religiösen und ethischen

d mit blecht als heilige bezeichnen, keine Natur- lehre enthalten wollten oder konnten; wir wissen, dafi die

Mir allmählich erwoi ben n konnten;

wir wissen aber auch, daß der ethische Wert und die

heiligen Schriften völlig unabhängig isl

den zu illigen im Erwähnungen einer

kindlichen A m Natnri i nungen.

Die hi \\ eltbetrachtung und ihre

hieden voneinander,

Ethik und Naturwissenschaft. 177

aber sie widersprechen einander nicht; grundverschieden im Ausgangs- und in den Zielpunkten der Gedanken, können sie doch in voller Harmonie nebeneinander bestehen; die Wahrheiten, welche die eine sucht und findet, werden von der auderen mit Fug weder bestritten noch aner- kannt; sie sind nicht aufeinander gegründet, noch von- einander abhängig. Die ethische Weltbetrachtung und Lebensgestaltung übt höchstens auf die Energie, auf die Absicht und die Anwendung der Naturwissenschaft einen leitenden Einfluß. Sie kann die allgemeine, sogar bestimmte, besondere Forschung grade jetzt zur Pflicht machen, sie kann ihren Erfolgen (z. B. der Gesundheitslehre, der Statistik) einen besonders fruchtbaren Einfluß auf sitt- liche Lebensführung abgewinnen und ihnen deshalb einen ethischen Wert beilegen; auf den etwaigen Inhalt aber der erstrebten Naturerkenntnis, auf den Ausgang, die Methode und den Erfolg einer Forschung übt sie nicht den geringsten Einfluß. Umgekehrt schließt die erworbene Ansicht von den Naturerscheinungen, von ihrer Ent- stehung und den Gesetzen ihrer Entwicklung keinerlei Gedanken ein, welche die sittliche Aufgabe des Menschen bestimmen. Die Naturwissenschaften mögen weit voran- geschritten oder zurückgeblieben sein, so werden die In- halte und die Blüte der ethischen Wissenschaft davon unmittelbar nicht berührt.

Vollends nun in längst vergangenen Zeiten, als die Methoden, also auch die Erfolge der Naturforschung noch

Lazarus. Ethik des Judentum» IL 12

176 Hl. Der Weg zur Sittlich*

uui' sehr niedrigen Stufen standen, die ethischen I Binnungen in den edelsten G-emütern and schöpferischen Q-eistern zur Reife und Tiefe gediehen waren, tritt ihre ceit voneinander deutlich zutage; es wäre deshalb ebenso ungerecht und unweise, den Wert jener ethischen Lehren nach dem Blaße der völlig unzuläi liehen Naturansichten, die damit äußerlich und zufällig

»bunden sind, zu erniedrigen, wie es töricht und durch- aus vergeblich wäre, die aller heutigen Erkenntnis wider- sprechenden Erzählungen "der Theorien von Ereignissen deshalb für wahr halten zu wollen, weil sie aus jenen in ethischer Hinsicht SO lauteren und erhabenen Quellen stammen.

l>a> Q-esetz fordert Allgemeinheit, also Gleichheit; die Kultur, ihr Reichtum, ihre Fülle usw. erfordert Mannigfaltig- keit. Di( Individualität. 8. W. ▼. Humboldt und die Mischna Sanhedrin IV. ' . Talente können

1 Deshalb wurde der Mensch als Einzelner erschaffen, um dich

d Wer eine einzige Seele in Israel vernichtet, 'lern rechnet

es die S'-hrifi an, al9 halte er eine volle (ganze) Well vernichtet;

und wer eine einzelne Seele in I rhült, dem rechnet es die

S iir.ii in, rils hätte >r eine ganze Welt erhallen. Wertung

I Und wegen des Frieden! unter

nämlieb nicht ein M na b zum andern spre

Mein x- r (vornehmer) als d sin Vater; und damil

die Mii iei nicht sprechen ' G I im Himmel, um

ii ol i ! kund eu tun. Bin

Me igl viele Prägungen mit eine ', und ben

r andern, der He I prägt jeden

Mei sicgel des ei slen Mena h< n, un l nicht ein

Verschiedenheit ist keine Dekomposition. 179

■wir nicht schaffen; aber Fleiß und Gesinnung liegt in unsrer Hand. Sie zu pflegen ist heilige Aufgabe. Ver- gleich mit anderen Arten von Wissenschaften und Litera- turen.

§ 391. Das wäre eine dürftige Kultur, welche keine Ver- schiedenheit erträgt. Verschiedenheit der Gruppen, Richtungen. (Berufsarten, Religionen, freie Verbände). Dies gegen Paulsen und Mommsen. Stämme mit verschie- denen Talenten, Schwaben, Sachsen usw., Juda und Israel, die Griechen. Rom aber läßt die Individuen unbeachtet und nur im Innern Interessengruppen bestehen, aber im Kampfe miteinander.

Verschiedenheit ist keine Dekomposition, sondern Kitt. Die Einerleiheit erzeugt Zentrifugalität die Mannig- faltigkeit wirkt zentripetal! Fortbewegung der Geschichte im Kampfe beider; beides ist erforderlich. Maß als Forderung und Abwechslung (im Laufe der Zeiten ) als historische Tatsache und Erfolg.

In einem Volke kann auch beides nebeneinander wirken, z. B. in der Politik Mannigfaltigkeit und in der Religion Einheitsstreben, desgl. in Kunst, Industrie, Wissen- schaft.

Gruppenbildung ist notwendig; nicht bloß geduldet; sondern gepflegt. Aus verschiedenen Gruppen entwickelt

einziger von ihnen gleicht dem andern. Deshalb ist jeder einzelne verpflichtet zu sagen: Um meinetwillen wurde die Welt er- schaffen. D. H.

12i:

]80 »II Der Weg zur Sittlichkeit.

I schließlich Individualität der Einzelnen; Gruppen Bind der Nährboden der Individualitäten.

Da- Konservatismus beruht auf Gesetz, Allgemeinheit, im der Norm; aber der Gegensatz gegen ab- soluten lvonservatisin'. nicht bloß Verletzung des Umsturz (N( uerungssucht), Wechsel und Wandel überhaupt, sondern auch das Schöpferische.

Beharren kann aus Gesetzlichkeit stammen, aber auch aus Trägheit und sozial: aus Interesse der Be-

bten. Das Schöpferische verlangt Energie und setz und < lichkeit, aber auch für die neue Form,

für das Fit; rebildete.

sl nicht abstrakte Allg« meinheit, Gleichheit das 1, sonder: cnikeit, Gesamtheit, des-

halb ist Individualität notwendig. Allgemeinheit ist nur numerische Wiederholung; Gesamtheit i^t quali- tative Steigerung.

Der Einzelne hat sein be>\>- Wesen and Beinen Werl v.u. eise in dem. wodurch er Glied einer Gesamtheit echtlicher der K I emeinschaft, als religii Kur. 3prachi , Berufsarbeit, ökono-

a rk e ii. usw. Man soll die Mi d lehren, Bicb immi

zu ' , . .'. I habm. «

. | verächtlich nicht 'lies ist - nlimmsle

ei die Verachtung tragt, dso lein Schaden, sondern

Verschiedenheit ist keine Dekomposition. 181

Wie das Individuum zu einer Gemeinschaft, so sollen die Gemeinschaften zum größeren Ganzen stehen. Ist das größere Ganze organisiert, desto besser; die Organisation gewährt Vieles, das Beste aber ist der Anlaß zur Leistung des Gliedes; sie be- stimmt und fordert und dadurch fördert und sichert sie die Leistung. Aber auch ohne Organisation soll man sich als Glied wissen und zum Ganzen streben (große Städte, große Gemeinden pflegen selbstbewußt und selbst- gerecht dagegen zu fehlen).

Sukka 5a: Vom alten Hillel geht die Sage: Wenn er am Wasserschöpffeste erfreut war, pflegte er zu sagen: Wenn ich (Gott) hier bin, ist alles hier, wenn ich nicht hier bin, wer denn?

Kultur.

§ 392. mtiMl bn, du sollst nicht verderben. Der Grund ist dreifacher Art:

daß die Gesellschalt es erleidet, ihn verachten zu müssen. Nicht sein Gefühl, das der Gesamtheit ist das Wichtigste.

Umgekehrt bei ehrenvoller Handlung, bei schöpferischer Tätig- keit usw. Jeder einzelne kann Glied vieler Gemeinschaften sein; ist es bis zu einem Grade auch unwillkürlich und unbewußt; er soll

es aber absichtsvoll und bewußt sein. Die Vielheit und

Mannigfaltigkeit der verschiedenen Kreise, zu denen einer gehört, sollen einander nicht widerstreiten; sie können und sollen einander stärken; der bessere Familienvater, Stadibürger, Kirchen- glied ist auch der bessere politische Bürger hier in dieser Mannigfaltigkeit der Kreise liegt der beste Anlaß zur Schöpfung und Ausübung der Individualität; je nach Talent und Energie stellt sich das Zentrum für die verschiedenen Kreise verschieden.

L82 HI. Der Weg zur Bittliohk«

1. privat-ökonomisch,

2. national-ökonomisch.

3. kultur-ökonomisch.

Nicht blol'i der materielle, sondern der ideale \\ i rt, die ordnende, schaffende Tätigkeit ist an einem Objekte offenbart und soll nicht zerstört werden.

Alle Veredlung der Stoffe durch die Form, den Ge- danken, die Verbindung mit der Idee soll so lange wie möglich erhalten bleiben. Auch in dem Naturgebilde ist ein Aufstieg von der geringeren zur höheren, TOn der dürftigen zur reicheren Form; die elementaren Stoffe, die unverwüstlich sind. haben Gestalt, Wirksamkeit, Leben gewonnen: Mineral Kristallisation, Pflanze, Tier ; die Form, das vollkommenere Sein soll nicht ätört werden.

Verbot r'~2T ~2 hat durchaus nicht bloß ökono-

mische Bedeutung, sondern jedermann i-t Verwalter des

Natur- und Kulturguts und muß für dessen Erhaltung

mit In der Er: i ' ung ist das besonders notwendig,

dem Zerstörungstrieb, obwohl dieser nur eine

•. der au ine

will. S. Steinthal , „1 'S. 1 7 in

11; r. Jahrbuch L901 - l 6ff.

893 In ler Technik de Lebens bedürfen wir un- i] tschreitenden Bi lehrung auch durch Wissen- und Kunst, durch Kulturschöpfung über- bau] \ Lker, die schöpferischen

Mannigfaltigkeit der Kultur und Ansichten. 183

Gesamtheiten, in deren Mitte wir leben, sie bedürfen. Wir bedürfen dieser Belehrung und Anwendung und sind da- zu — wie die Geschichte des letzten Jahrhunderts be- weist — befähigt. Die Ethik des Lebens aber, ihre Prinzipien, Gesetze und ihre Gesinnung besitzen wir im Judentum selbst, hier bedarf es nur seiner eigenen fort- schreitenden Entwicklung, welche, wie sie im Laufe der Jahrtausende sich vollzogen hat, sich immer weiter vollziehen soll und zuversichtlich vollziehen wird. Es ist historisch sehr interessant zu beobachten, wie selbst diejenigen Richtungen, welche, wie die Orthodoxie und selbst die Mystik, Kabbalisten, Chassidäer vermeinen, ganz auf dem Standpunkt der bloßen Tradition zu stehen, gleichwohl an der tieferen Begründung und dem Aus- bau des ethischen Systems mitgearbeitet haben.

Mannigfaltigkeit der Kultur und Ansichten.

§ 394. Innerer Reichtum der Kultur, Mannigfaltigkeit der Fähigkeiten und Bestrebungen, "Wettkampf der Lebensformen usw. ist notwendig. Vergl. die Legende von Ketia bar Schalom, er sagt dem Kaiser, der die Andersgläubigen vernichten will: „Dein Reich ist dann ein lückenhaftes." S. Ab. zar. 10 b. l

1 Ein Kaiser, der die Juden haßte, sprach zu den Vornehmen der Regierung: "Wenn einem ein Geschwür an seinem Fuß ge- wachsen ist, soll er es wegschneiden und leben, oder lassen und leiden? Sie erwiderten ihm: Er soll es wegschneiden und leben. Da sprach Kelia b. Schalom zu ihnen: Erstens, du wirst ihnen

181 Hl. Der \\Vg zur Sittlichkeit

Ethik und Kunst, Industrie, Bande] und Verkehr.

| ;'.'".. Kultur und Arbeit. Pinsische Notwendigkeit und sittliche Aufgabe begegnen sich in der Tatsache, daß zur Erhaltung der Gesamtheit eine Summe von Arbeit roll- sogen werden mulJ. in welche sich die Menschen zu teilen haben. Jeder Einzelne soll einen Teil dieser Arbeit tan; nicht, wie nach dem physischen Bedürfnis, seinen Teil für sich Belbst, sondern einen Teil für alle. Km Austausch der Arbeit ist notwendig, desto mehr, je höher die Kultur steigt

Kultur ist die Vermittlung zwischen physischer Not- wendigkeit und sittlicher Aufgabe.

Die kulturlosen Stufen isolieren, gestatten vereinzelte Arbeit für den Einzelnen oder engsten Kreis. Kultur- stufe;, .leder Beruf fordert Arbeil für andere; auch Handel und Verkehr wird notwendiges Glied in der Kette les A ehes. Je niedriger der sittliche

9 ind, desto mehr Sklarerei und de-4o mehr Verachtung der Arbeit. Die jüdische Grundanschauung selbst

lies m^y1? > und vorher schon ntP23l9 Die

allen ni l>i men, <!• 10 „heim vaito

-, wie <Iie \ier Himme ha o ich euch au et"

Was meint er (S > n cn : Du liast sie hii

ilreul m ilie vier ll ^enden, s<> müßte es heißen: nmn "\b.

\ in wie die Well nicht denkbar ist ohne <lie vier Himn ,si <lic Well nicht ohne Israel denkbar, bann a wird dich (dein Reich) ein venlümrj lückenhaftes !•

D ll i Gi i i 2, 15. > Daa l,

Wissenschaft und ihre Würdigung. 185

Arbeit und Bearbeitung der Erde erscheint nicht als egoistisches Motiv, sondern als Gesamtaufgabe. Der Sklaverei wird früh ein Gegengewicht gesetzt, wenigstens im Sabbat: my ]ynb.1 Jeder soll arbeiten: . . . "p-ü'1 ]ynb ntryn iws "pp ntyye fcn>

Jeder Gewinn, der nicht durch wirkliche Arbeit und Leistung herbeigeführt, sondern nur auf dem Ein- verständnis des anderen, also nach Spielregeln, Wett- gesetzen und Wucherverträgen erzielt wird, entwürdigt die Person; und wer diese Art des Spiel- Wett- und Wuchergewinns zu seinem Gewerbe gemacht, büßt die Fähigkeit ein, vor Gericht als Zeuge aufzutreten. Siehe Mischna Bosch hasch. I, 5 und Sanhedrin I, 3. Nicht bloß die Ungerechtigkeit gegen den anderen, die Schä- digung desselben, sondern die eigene Entwürdigung ist es. Daher auch Annahme von Gaben außer im Falle größter Not streng verpönt. Spr. Sal. 15, 27. Vgl. Maimonides, Hilchoth Matnoth Anijim IX u. X, der darin bis zum äußersten geht.

§396. Wissenschaft. Der objektive Geist soll erhalten und gefördert, fortgebildet werden; dazu gehört: Wissen- schaft; subjektiver Geist; aber nicht bloß Gelehrsam- keit, Wissen von einzelnen, sondern der Gesamtgeist; der Durchschnitt, das Niveau soll gehoben werden.

Der Idealismus der Rabbinen äußert sich auch darin, daß namentlich die geistige Tätigkeit von allem Nutzen,

1 Deuter, 5, 14. 2 Das. 14,29 u. a.

186 III. Der Weg zur Bittliohk« I

aller Selbstsucht und der Befriedigung sinnlicher Bedürf- I wird; auch vom Ehrgeiz; „nicht zum Spaten, um damit zu graben, und nicht zur Krone, um sich da- mit zu schmücken". S. Pirke Aboth I V. 7. Erzäh- lungen von der 8,UÜer8teiI Strenge darin bewahrt der Tal- mud: die Almosenverteilung Rabbis.1

Die Würdigung der Wissenschaft bei den Kabbinen zeigt sich in den Vergleichungen, welche Bogar rechtliche itimmungen nach -ich ziehen. S. Horaj. 13*: [st der stard ein Gelehrter und der Hohepriester ein Un- Sender, SO geht der Ba>tard, der ein Gelehrter ist,

i Hohenpriester, der ein Unwissender ist, vor. Noch merkwürdiger ist die Steigerung das.: Der Ge- lehrte gehl dem Könige von Israel vor; denn wenn ein rbt, bo gibt es für uns nicht Beinesgleichen, Btirbt aber in König, bo sind alle Israeliten des König- tums würdig.

Der König geht dem Hohenpriester voran. Wei r Weise dem Könige \ d wird, weil

: etzt, erwählt werden kann, jeder wahl- müßte tlich auch der Priester, der doch ,n muß, ebenfalls vorangehen. nicht Grund der König durch Wahl i lieh um die absolute Schätzung handelt es sich.

n Auir.'im. Rabbis, gibt

er tuf Armenunterslölzung anf i n ist, als Am ha- l lirr der Th ira1 Nutzen tu liehen

"Wissenschaft und ihre Würdigung. 187

Zivilisation (Industrie, Teilung der Arbeit, Verkehr und Austausch), der Segen derselben und ihr Erfolg für höheres, edleres und reicheres Streben! Sie befreit den Menschen von der Überlast der Arbeit, die er zur Be- friedigung der einfachsten natürlichen Bedürfnisse, zur Nahrung, Kleidung, Wohnung aufwenden muß, und ge- stattet ihm, sich und seine Kraft zu- konzentrieren, voll- kommenere und höhere Leistung zu gewinnen.

Vom Kulturzusammenhang und der Teilung der Ar- beit samt den günstigen Folgen derselben durch das Ineinandergreifen der verschiedenen Tätigkeit haben die Pabbinen klare Vorstellungen.

Wie Plato in der Republik, so hatte auch Ben Zoma bereits eine deutliche Vorstellung von diesem schöpferi- schen Erfolg der Teilung der Arbeit s. Berach. 58a und Toseftha Berach. Per. VI. Ben Zoma sah eine Men- schenmenge auf der Höhe des Tempelberges und sagte: Gebenedeiet sei, der das Verborgene weiß, und gebene- deiet sei, der alle diese erschaffen hat, um mir zu dienen. Dieser Ausspruch des Ben Zoma zeigt deutlich, daß er unter den Geheimnissen (D*nn) den verborgenen Zu- sammenhang, das Ineinandergreifen der Kulturtätigkeit versteht.

Mischungen (und Analysen), die der Mensch entdeckt oder vorfindet, und Feuer, das er künstlich erzeugt und verwendet, stehen höher als bloße Naturprodukte. „Das Feuer und die Mischungen sind nicht von den sechs

III. Der Weg rar Sittlichkeit.

T -. der Schöpfung her, aber Bie Bind von den Becha ;en der Schöpfung her gedacht."1

E1 liik in der Berufsa rbeit. § 397. Allerdings sind die menschlichen Tätigkeiten Vorzugs durch ökonomische Beziehungen geordnet.

Aber jede Arbeit hat einen ethischen Hintergrund, und je mehr das Individuum sich desselben bewulJt wird. desto mehr wird sie dem ethischen Ziele ent.^epenreifen.

Der ethische Zweck des Arztes liegt klar vor An das Lehen der anderen verlangern, Knute erhalt

leil mindern. Das praktische Getriebe des Berufes bewegt sich in den Bahnen der bloßen Kausalität; Kunst und Übung mögen das Interesse fast ganz in Anspruch nehmen, und der ökonomische Erfolg des Gewerbes einen starken Hebel bilden; bei edleren Naturen wird doch die ethischf Gesinnung das Hergebende werden und in der ethischen Leistung die moralische Befriedigung gewährt

. Ohne Zweifel wird die moralische Gesinnung auch die Technik Einfluß üben. I >as moralische I reftLhl des A r.

ii seine technische Pähigki ine Kenntnis und seine

I bung nicht« o; aber sie wird die Erleuchtung fördern,

spannen und dem Willen En geben.

Und warum sollten nichl auch, grade so wie der Arzt,

der Koch und der Kellner sich »erhalten? Warum sollte

iit. dir Hungrigen zu Bättigen, !:•• Ermatteten zu

1 v. :.i Berach. 54*; Abotfa V, 9; Mechütha Beschallach tu

16, .'.2 und Sifrö I . tu Deul 33, 21. D n

Arbeitspflicht des Menschen, auch der Frau. 189

laben, als deu Kern und das ethische Ziel seines Berufes ansehen? Wir stecken noch zu tief in der egoistisch- ökonomischen Anschauung des Berufslebens.

Es sollte doch jeder einsehen lernen, daß sein Leben und Tun zum Ganzen des Kulturgetriebes gehört, daß er ein Stift oder eine Schraube im großen Mechanismus des Gesellschaftslebens ist, und an diesem Gedanken min- destens in geweihten Stunden wie Sonntags der religiöse Mensch in der Kirche sich erheben. Auch ohne diese ErhebuDg kann und soll der Aufwand moralischer Ge- sinnung im Verkehr in Rechtlichkeit, Billigkeit usw. das Leben ethisch gestalten, aber den Zweck des Daseins, Lebens und Wirkens erkennen ist wahrhaft menschlich.

Arbeitspflicht des Menschen, auch der Frau.

§ 398. Obgleich die Verpflichtung der Arbeit für den Mann je nach den Umständen und als Rechtsfrage sehr verschieden ist, so wird doch auch Arbeit von der Frau gefordert, „weil Müßiggang zur Ausartung (riOV) führt" und trägt der Mann selbst die Schuld ihres Müßiggangs, so fordert R. Simeon ben Gamliel, daß er sich von ihr scheide; denn der Müßiggang, zu dem er sie verurteilt, führt zur Geistesstörung oder Geisteszerrüttung. S. Kethub. 59 b: Auch wenn jemand inbezug auf seine Frau ein Gelübde tut, daß sie nicht zu arbeiten brauche, so muß er sich von ihr scheiden lassen, und er gibt ihr ihre Hochzeitsver- schreibung (Kethuba), denn Müßiggang führt sie zur Geistesverwirrung.

190 UI. Der Weg zur Sittlich;,

S t iid i um. Erkenntnis and Tun. § 399. Wie ein Widerspruch erscheint e-. daß eine] unendlich oft, mit dem größten Nachdruck nsw. das Stu- dium des Gesetzes, das Wissen, die Weisheit und Er- kennte rt, gepriesen, aber alles an "Wert erhoben wird: C^ID 1333 min TlD^n; ' auf der anderen Seite aber immer wieder eingeschärft wird: nicht das Studium, die Tat ist die Hauptsache, der Grund, die Wurzel uew.a Auch daß es etwa verschiedene Personen sind, welche eine oder das andere Lehren, selbst verschiedene Zeiten oder Schulen, können den Widerspruch nicht lösen, denn beides wird in einer Art und in einein Maße vor- getragen, daß man überall deutlich wahrnimmt, es ist der i, ist des Volk« ist die Seele der Gesamtheit, der allgemeine Kern des inneren Lebens, der Bich darin spricht Vielmehr Liegt die darin, das eine

Leu Sinn und Zw« .1; des Studiums, da- andere

Art und Form der Tat

Gelehrsamkeil an sich ist nichtig, macht citri (nicht

, den Einzelne! inze Zeitalter, die Gesamtheit usw.),

wenn rie vorhandene, Ged inken wiederfinden,

durch Kritik wieder herstel Qt erläutern will

' I'.-.il, I, I. ti I, 17; S b XL A .

, j, ,t . Sl idium So pfli

lt. . zu tun Wenn .-r 1 eine Lei \ic '"ler eine

, i nun r- ■■ lei H wurden, blickte

hülei und sprai b zu ihn n Die l >' hal den Vor-

. --ii. V< Ifa IV. 22. D. II

Studium und Tun. 191

und damit den Zweck der Tätigkeit erfüllt findet; wenn sie in der geistigen Beschäftigung mit dem würdigsten Gegen- stande (die Natur, ihre Erscheinungen und Gesetze, oder die Lehren, Schöpfungen, Handlungen des menschlichen Geistes, Geschichte und Gesetze), weil eine wertvolle, eine absolut wertvolle Tätigkeit findet. In Wahrheit soll dies alles bloß Mittel sein; jede historische und jede kritische Erörterung früherer Gedanken (Gelehrsam- keit) soll den Zweck des ursprünglichen Gedankens erfüllen. Das ist die Frage: was wollte, was leistete der frühere Gedanke, die Schöpfung, Lehre, das Gedicht, Gesetz; diese, die praktische, die eigentliche ursprüng- liche Bedeutung soll wiedererweckt, womöglich ge- klärt, verstärkt werden. Alle geistige Arbeit soll Ver- edlung des ganz en Menschen sein, d.h. also neben Verstand, Phantasie usw. vor allem den Kern und Mittelpunkt, das sittliche Bewußtsein, den sittlichen Willen treffen. Von solcher Art muß auch die Gelehrsamkeit, alle Feststellung und alle Verfeinerung und Fortbildung des Gesetzes sein. Auf der anderen Seite kann die Praxis niemals ihren Wert und ihre Würde in einem unwissenden Geiste er- reichen; die sittliche Praxis ist keine bloße äußere Tat; in einem wissenden und wissenschaftlichen Geiste geht die Tat auf die Wurzel, auf den Zweck und die histo- rische Entwicklung des Gesetzes zurückt sie ergreift den wirklichen Zweck und Sinn des Gesetzes; in einem un- wissenden, unwissenschaftlichen wird sie zur leeren

192 in. Der Weg «ur Sittiichk.it.

Bülse, im Körper ohne Geist Nicht einmal das "pno - K3 TVü&b vbv* i>t darauf anwendbar; denn dieses urilt nur von der Gesinnung ; also Z B. grade beim Stu- dium, früher aus fremder Absicht. Eitelkeit usw., spät- r aus reiner Idealitat. oder: Wohltaten aus Eitelkeit, später aus reinem Wohlwollen.

Für das anwissende Erfassen der Dinge gibt es keine andere Etemedur als Wissen suchen.

Wissen aber ist nicht Selbstgelehrsamkeit. Die Ge- lehrten müssen arbeiten, damit alle wissen: Studium also nicht bloß Studium für Bich selbst, d.h. für den einen, damit seine Praxis erleuchtet, wertvoll, der Norm und dem Zweck entsprechend werde, sondern damit (all- mählich!) im öffentlichen Geiste Norm und Zweck zu klarem rächt und in klarem Bewußtsein er- halten w Dies ist besonders der Sinn der for

r von Generation Gei eration dauernden Gelehr-

mkeit. Weil dies Letztere übersehen wird, meint man, es

müßten neue Feinheiten, Fragen nsw. ausgebildet werden.

Der Grundpfeiler der jüdischen Ethik ist also: er-

and aus ,], , (,, [nnung quellendes Gu1

i ! G oll mit jener

Buntheit, Initiative, [nnigkeit, Energie, bewul Klarheit ergriffen and erfüllt werden, als oh da- Wollen em eigenen Begehren ent prange: "JiUTa WT\ PR

er B igheit, gleichsam List und Findig- " Nazir 2 I D. M Ibolfa II, 4. II.

Studium und Arbeit. 193

keit, womit die Leidenschaft ausgerüstet zu sein pflegt:

nmon o^ony rrora nny). Berach. i?a.

§ 400. Eine Hauptaufgabe des Studiums ist die Wahrung des Fortschrittes durch Sichtung des Überlieferten, Unter- scheidung des Höheren vom Niederen, des Ewigen vom zeitlich Entstandenen und Entschuldbaren, aber zu Über- schreitenden und Überwindenden. Die Behauptung, daß in irgend einer Literatur irgend eines Volkes alles auf gleicher Höhe stehe und stehen soll, ist eine Dummheit und Unwissenheit, welche nur der Haß für eine Wahr- heit halten, nur die wissentliche Böswilligkeit für eine solche ausgeben kann.

Daher sind falsche Apologien höchst verwerflich trotz ihrer besten Absicht, oder weil die eigene Güte der Ge- sinnung auch dem Mangelhaften und Unvollkommenen früherer Zeiten die eigene Fülle und Vollkommenheit unter- schiebt. Reine ehrliche Prüfung; auch weil man sonst den wahren Genien, die höhere Stufe und Form gezeigt haben, zu nahe tritt.

Nirgends in der Geschichte des Geistes tritt uns solche Gleichmäßigkeit entgegen. Die jüdische ist reich an mannigfaltigster Gedankenschöpfung.

Selbst die Schädlichkeit vorhandener, minder hoch- stehender Aussprüche beruht auf wissentlicher Lüge. Wer guter Gesinnung ist, wird nur vom besten angezogen, das ja auch allein in der besseren Zeit gelehrt wird; wer schlecht von Gesinnung bei der besten

Lazarii6, Ethik des Judentums II. 13

11* I ui. Der Weg zur Bittliohk

Lehre, bedarf der unvollkommenen zu Beiner Deckung

nicht.

Dir Aufgabe des Studiums ist: den Fortschritt anter dem Einfluß der allgemeinen Entwicklung (und geg« n- seitigen Belehrung) im Menschengeschlecht zu fördern. Die Talmudisten nehmen Sittenregeln aus allgemeiner Sitte und einzelnen historischen Tatsachen, Anekdoten anderer Völker an; preisen sie. halten sich nicht für allein weise, verwerfen nicht das Fremde als solc: schreiten im Eigenen fort durch Beachtung und Ach- tung des Fremden. (Gegen blöde Orthodoxie mit ihrem D^WI npn). Sogar Formschönheit, wissenschaftliche Me- thode wird herüber zu nehmen gepriesen, als Segen deutet: "151 ns^ DVl^K HB\ Megilla 9h.

§ t"l. Nach Tausenden zählen die Stellen im Tal- mud und Alidrasch, in denen die geistige Beschäftigung, Studium gepriesen wird. Die Vergleiche mit allem Lobenswerten usw. Es genügt, eine Stelle anzuführen. Die Opfer bildeten den Eöhepunkt des Gottesdienstes und die Ganzopfer, von welchen auch die Priester nicht essen dürfen . . . Bind die wichtigsten. Aber in einer Glosse zu Ps. 84, 11 l&ßt EL Jose ben Lei G " :en: „Lieber ist mir ein Tag de. Studiums als tausend Ganz- opfer" S. Makknth 10» im.

Handlung und Lehre, Wissen und Bildung. 195

Handlung und Lehre, Wissen und Bildung.

§ 402. Die Handlung ist nur eine einzelne, die Lehre aber wird verbreitet und vererbt. Sota 21 a: Ein Pflichtgebot bietet nur Schutz und Rettung zu der Zeit, wo man da- mit beschäftigt ist, zur Zeit aber, wo man nicht damit beschäftigt ist, gewährt es wohl Schutz, aber keine Ret- tung; die Thora dagegen gewährt sowohl zur Zeit, wo man mit ihr beschäftigt ist, wie auch zur Zeit, wo man nicht mit ihr beschäftigt ist, Schutz und Rettung.

Wissen und Bildung. Falsch gestellte Ziele; wer unfähig ist und doch mitwirken will, wird zum Pfuscher und leitet irre, die ihm vertrauen.

Schaden an seiner Person, an der Allgemeinheit derer, auf und für die er wirkt, und an der Sache er hemmt und lenkt ab. S. Chagiga 5b: Über drei weint der Hei- lige, gebenedeiet sei er! an jedem Tage: Über den, welcher sich mit der Thora beschäftigen kann und er beschäftigt sich nicht damit; über den, welcher sich nicht mit der Thora beschäftigen kann und er beschäftigt sich doch damit; und über einen Vorsteher, welcher sich über die Gemeinde erhebt.

Die ideale Beschäftigung mit dem Schreiben von Büchern, l^sn und JYMtö (sowie der verbreitete Handel damit) befreit von allen anderen Pflichten; folglich befreit auch jede Kulturtätigkeit von den Zeremonien. S. Sukk. 26a: mim nmDKn ms» ^3ö. Mit Recht: wozu

13*

196 Hl. Der Weg rar Sittlichkeit.

;e man Wp, erlulle mau andere Gebote? Um dir sitt- liche religiöse Gesinnung, Idealität zu ptlegen. Dieser der einer idealen Beschäftigung Hingegebene ist mitten in der Bewährung und Erfüllung der Idee.

Agrikultur.

§ 103. Nicht bloß den Ertrag für sieh soll der Mensch bei der Bestellung des Bodens Buchen, sondern auch die Vollkommenheit des Landbaues, den Dienst für die Sache. ..Wer sich in den Dienst des Bodens stellt, wird Beine wahre Sättigung (Befriedigung) darin finden. - S. San- hedr. 58b: Der Boden wird nur den Herren der Arme verliehen. . . Wenn ein Mensch sich selbst dem Boden wie ein Knecht macht, wird er Brot die Fülle haben, wenn er das aber nicht tut. wird ernichl Brot die Fülle haben.

Dahin zielt auch das Wort: .. Besser, wer ein Feld pachtet, es beharkt und düngt, als wer vi. le Felder verpachtet und

unwirtschaftlich behandelt." S Midr. BerescLr. Par. 82,2. Letztere kann ja immer noch gröfr reu Ertrag er- zielen, ab« eine Leistung in der Sache isl gering.

Wurde der Arbeit und d< ungestörten I- -. Ehrerbietung den Gelehrten wird hoch

priesen; der Bandwerkex aber, d< r bei Arbeil -itzt.

.■ darf oichl pWBTI pH) aufstehen, Dm »hu ( Jelehrten zu begrüßen. Kiddusch. 33": Handwerker brauchen nicht vor den G irtea (eig. Schülern der Weisen) aufzu-

Agrikultur. Gleichwert der Arbeit. 197

stehen zur Zeit, wenn sie mit der Arbeit beschäftigt sind.

§ 405. Gleichwert aller Arbeit bei gleicher Ge- sinnung. Der Landbau (Feldarbeit) wie das Gesetzesstudium stehen einander gleich. Berach. 17 a: Ich bin ein Geschöpf und mein Nächster ist ein Geschöpf; ich habe meine Arbeit in der Stadt und er hat seine Arbeit auf dem Felde; ich gehe frühmorgens an meine Arbeit und er geht früh- morgens an seine Arbeit; sowie er sich nicht hervortut in meiner Arbeit, so tue ich mich nicht hervor in seiner Arbeit. Solltest du vielleicht sagen: Ich leiste viel (eigentlich ich vermehre) und er leistet wenig (eigentlich er vermindert), so haben wir die Lehre (Menach. 5 b letzte Mischna): Einer, der viel leistet, und einer, der wenig leistet (sind sich gleich), wenn nur sein Herz zum Him- mel gerichtet ist. Sehr beachtenswert ist, daß der Aus- spruch als ständiger Ausspruch im Munde der Rabbinen von Jamnia angeführt wird. Wegen der ethischen Ge- sinnung sind beide gleichgeachtet: Die Leistung des Feldarbeiters ist ja geringer, aber seine Würde ist wegen der Gesinnung gleich hoch.

Die Deutung von Raschi führt von dem einfachen Ge- danken ab. Der wörtliche Sinn ist: So wie er sich durch seine Berufsarbeit nicht unbedingt (vom geistigen Leben) einengt, abschneidet (denn er nimmt konsumtiven Teil an derselben) so soll ich mich nicht durch meine (geistige) Berufsarbeit (vom weltlichen Leben und von

III. Der Won; zur Sittlichk

den Kulturaufgaben) abgeschieden betrachten; in der

-innun-_r sind wir gleich.

Schon in der Mischna wird gelehrt, daß der Vater pflichtet ist, seinem Sohne die Bildung ßTWl) zu ver- schaffen und ihn ein G ewerbe lernen zu lassen. K. Jehuda fügt hinzu, ein wirkliches Gewerbe, d. h. eine Berufsart, in welcher stetige Beschäftigung möglich ist. damit nicht der Müßiggang zu Unredlichkeit verführe.

Wer ein Handwerk gelernt hat. ist wohlgeborgen, der I'nv le ist unbewahrt. Das Handwerk wird mit dem

Weinberg, welcher wohl eingezäunt ist usw. verglichen -. Toseftha Kidduschin Per. T.

^406. Handwerk. Die Bevorzugung des Hand- werks geschieht deshalb, wreil der Handel, wenn Gelegen- heit fehlt, müßige Stunden hat, welche zum Ersinnen von Listen verleiten; dagegen die Handarbeit (auf Vorrat) minier geschehen kann; also immer redliche Tätig- keit, sittliche Energie. S. Cidduschin 30'': Wer seinen Sohn kein Bandwerk lernen läßt, erzieht ihn zum ib( r.

ii Jahre Hungersnot, aber den Handwerker triff! - Banhedr. I VgL das Sprichwort: „Hand- werk lenen Bod<

Qew( rbe als allgem'einei Interesse.

Der Knecht, welcher ein Handwerk versteht, der Bader,

[, .. i il] dem Handwerk nicht ent-

i nur /u h&uslichen od< r nlichen

Recht ist Ordnung der Gesellschaft. 199

Diensten verwendet werden, weil jenes „dem Allge- meinen dient" s. Mechiltha Mischpatim.

Recht und Gerechtigkeit. Gegen Verläumdung.

Ehre.

§ 408. Recht ist die Ordnung der Gesellschaft; die Sicherung der freien Bewegung und Entwicklung aller Einzelnen, also auch der Gesamtheit. Recht ist also ein bloßes Mittel zum Zweck der allgemeinen und allseitigen Entfaltung der Sittlichkeit. Es ist conditio sine qua non. Deshalb ist es auch mit Zwang behaftet. Aber Recht ist nur ein Minimum; das Recht zum alleinigen Inhalt der Moral machen, heißt seine Bedeutung verkennen; verkennen, daß es bloß Mittel ist, zu welchem der Zweck hinzukommen muß. Daher eine Gesellschaft, welche sich auf das Recht beschränkt min p ty DiTiH lTDJ>n l wert ist, daß sie zugrunde geht.

Der Zwang aber ist keineswegs eingeschränkt auf Recht im engeren Sinn; vielmehr kann und soll alles, was zur Erhaltung und zum Bestände der Gesellschaft als Ganzes in allen seinen Gliedern gehört, erzwungen werden. Daher heißt es auch bei D^iJJ niiDö Armen- erhaltung 2 : nmo n:>ö im« paü.

Die Sittlichkeit (Moral) aber fordert freie Tat, innere

i Baba mez. 30b. D. H.

2 Baba batra 8a u. b. Vergl. Rambam, Jad hachasaka, Hilchoth Mathnoth Anijim Perek IX, 12 und Perek X, 6. D. H.

KM) 111. Der Weg zur Sittlichkeit

Teilnahme, Sorge für die <!• samtheit und jeden Einzelnen

nach Abstufungen.

An das, was Hecht und Gesetz ist. sind wir gebunden, Niemand darf wegen seiner vom bestehenden und gelten- den Hecht abweichenden Überzeugung mit seinem Tun vom Hechte abweichen. Er darf nicht blolJ. er soll da- nach trachten und mit allen erlaubten Mitteln darum ringen, daß seine Überzeugung zur allgemeinen, sein Ge- wissen zur Norm und zu geltendem, gesetzlich befestigtem Hechte werde. Stellt seine eigene Ansicht und sein Ge- rechtigkeitsgefühl strengere Forderungen an ihn als das geltende Etecht, dann hat er für seine Person auch diese zu erfüllen; von anderen aber darf er die Befolgung nicht heischen. Nichts aber ist dem Menschen iu Wahrheit erlaubt, bloli weil e^ ihm erlaubt Bcheint

Common wird der Tag, daß daa Hecht in Beinern wahren und ganzen Idealismus, nämlich nicht bloß als sittliche Idee, sondern im Zusammenhang aller [dealität, mit dem Ganzen der Menschen, «lern Ganzen der Welt, mit der Unendlichkeit gedacht wird.

Wenn auch heutige Juristen zu Bolchen Gedanken ihre klugen Köpfe schütteln, der [dealismus Btirbt nicht 11 Elechl nur dem Staate anvertraut und

politisch verwaltet Gegen Einmischungen einer heuchle-

Orthodoxie und EConfi . die dem wahren

imus fernsteht,' an nur die Eteligion entwerten

und d I; rwirren. Aber tiefere Lebens- und

Eecht ist Gerechtigkeit. 201

weitere Weltanschauung werden den Sieg davon tragen. Hat es doch sogar auf der anderen Seite an dem Ge- danken nicht gefehlt, das Recht noch mehr zu isolieren, d. h. zu naturalisieren: Frederik Bastian hat (irre ich nicht in Ce que Ton voit usw.) die Rechtsprechung in Entreprise geben wollen. Welch ein Abstand gegen D\"6k! Aber nicht umkehren muß die Wissenschaft, son- dern fortschreiten, um sich und die Welt auf den wahren Grund der Idee zu stellen.

§ 409. Das Recht, welches das Judentum lehrt, ist Ge- rechtigkeit. Gehorsam gegen das bestehende und geltende Recht; Gerechtigkeit sage ich, aber nicht das alte jü- dische Recht. Nicht bloß weil der Staat es fordert und allgemein jüdischer Grundsatz es ist: Das Gesetz des Staates ist Gesetz; sondern weil dies in der Natur des Rechts selbst liegt, daß es sich nach den natürlichen, realen Kulturverhältnissen zu richten hat; weil es, um wahres Recht zu sein, aus der Kenntnis derselben und der Beziehung der Sittlichkeit zu den Verhältnissen ge- schaffen werden muß. Vgl. Rümelins Aufsatz über Rechts- geschichte, nay *nj> napn "O2 war einmal Recht und damals edler, humaner, freier, als bei allen gleichzeitigen Kulturvölkern; aber heute gibt es keine Sklaven mehr. Mit der berechtigten Blutrache ist auch das Asylrecht verschwunden. Vergl. Num. 35; Deut. 19 und Josua 20.

1 Deuler. 1, 17. «in d\-6n!? os»en '3, das Recht ist Gottes. D. H.

2 Exod. 21, 2 ff. D. H.

in. Dez Weg zur Sittlich'

Der Talmud hat tief einschneidende Veränderungen vorgenommen, weil er das Verhältnis des wahren. Rechte, der Gerechtigkeit zu den positiven hten sehr wohl verstanden hat. Indem er sieh in den Grundsätzen auf das biblische Recht stützt, bildet er dasselbe fort und um durch nttpn usw.. tatTO und dergl. Schebiith X, 3 u. 4.

HO Knrtbildung des Gesetzes. Abrogation eines i , •-. ■: ,-.'s war mich der ganzen Denkweise derüabbinen nicht glich, aber gleichwohl Bind EL Akiba und R Tarphon gegen Todesstrafe 8. Makk. 7*.

Sie üben die Kunst des Freisprechen« auf gesetzlichem Wege durch Ausbildung des Prozeßrechts. Um- gehung des einen Gesetzes durch das andere.

Man mag sich sträuben. BO viel man will: diese Um- iing bricht das ursprüngliche Gesetz, erklärt es als nicht zu recht bestehend, als ein vergeblich gegebenes. Mir Bcheint zweifellos, obgleich dergleichen niemale

I wird, daß EL Akiba und EL Tarphon der Ansicht waren, da G< etz paßte für frühere Z aber es paßt

heul t mehr. Ana der Bemerkung des raBPl in der

Mischna ersiehl man auch, daß die E£ontror< i auch um die Zweckmäßigkeit, tun den Erfolg Gei st: •• drehte. in. Mit« btigkeit meine ich „nicht bloß die im

Bo G es vorgeschriebene Form, sondern jene

höhere, w< die schönste Form ler Nächstenliebe

Kecht ist Unparteilichkeit. 203

Die Denker, welche den Begriff menschlicher Gerechtig- keit an den der göttlichen knüpften, konnten nicht irre gehen; sie konnten nicht an überlieferten Grenzen Halt machen, sondern, in die Idee sich vertiefend, mußten sie der ewig fortschreitenden Gestaltung zustreben. Wodurch unterscheidet, worauf gründet sich die göttliche Gerech- tigkeit? Auf die absolute Unparteilichkeit alles Ethische gedeiht nur im unparteiischen Urteil! auf die höchste und unbedingte Interesselosigkeit und auf die schlechthin ungetrübte Wahrheit, aus welcher das Recht hervorgeht und zu welcher es hinzielt. Sub- jektives Recht gegebenes oder ersehntes objektives Recht, das nur in Gott, im Absoluten vorhanden, sub- jektiv aber ersehnt und stufenweise erreicht wird. Sach- liches Recht und persönliche Gerechtigkeit.

Wie die sanften, nützlichen Tiere bereits die meisten Länder der Erde bewohnen, die wilden, massigen der Urzeit (unter Mithilfe des Menschen) vertilgt sind dies ist das Gesetz des Fortschritts so werden nicht mehr die Mächtigen und Starken vermöge ihrer Macht und Stärke die wahren und wirklichen Herren des Landes sein, sondern diejenigen, welche das Recht, die Wahrheit usw. vertreten.

Es gibt heute noch Unrecht, Verbrechen, Trug, Ver- kehrtheit; aber es gilt nicht mehr als Recht, es hat nicht die Herrschaft, es besitzt nicht das Land, wie ehedem.

Jes. 60, 21: „Wenn dein Volk aus lauter Gerechten be-

20 \ 1 1 J . Der Weg bot Sittlich!

>trhen wird, werden sie für ewig daa Land besitzen." Das ist eine Prophezeihung : Die Herrschaft der Ge- rechtigkeit anstatt der Macht. Hechtsstaat. Daher auch V. 22: „Der Kleine wird zu Tausend und der Geringe zum mächtigen Volk." Das ist der Fortschritt in der Geschichte. V. 18: ..Nicht ferner sollen gehurt werden Gewalttat in deinem Lande- usw. Y. 19 und 20: „Nicht ferner wird die Sonne zum Lichte sein bei Tage, und •/um Glänze wird der Mond dir nicht leuchten .... Denn der Ewige wird dir Bein zum ewigen Lichte- usw. Das will sagen: Nicht mehr am Licht, als dem Symbol der Gerechtigkeit und Milde, der Sittlichkeit, wirst du dich ergötzen, Bondern das geistige, ethische Licht wird leuchten. Yergl. Ps. 37. 11.

Wird ein Volk von politischem UnglQck heimgesucht, dann prüfe nur. oh es nicht an der wahren Gerechtig- keit im Lande fehlte. S. Schabb. 139 : I«'. Jose ben Elischa hat gesagt: Wenn du ein Geschlecht riehst, das von vielen Drangsalen heimgesucht wird. ehe hinaus und untersuche die Richter [sraels, denn nur wegen der Richter [sraels kommen Strafgerichte in die Welt.

i •_'. I ber wahre, hohe, reine Gerechtigkeit; zartere, : /. B. in der Beurteilung anderer Menschen.' hat nnhts mit der äußeren Ordnung des Rechts, rn mit der inneren Organisation der beseelten l ■eil ' zu tun.

> Vergl. /. 1'.. Aböl I, 6. D. H.

Kritik ist Pflicht. 205

Inbezug auf Urteil (über den andern) gilt nur Recht. Mitleid, Liebe können einen Fehler, ein Vergehen ver- zeihen; in der Feststellung der Tatsache dürfen sie nicht mitreden. Das ist die Idee des Rechts, welches nicht gebeugt werden soll.

Auch geistig heißt es : WD TWl vb bl) (Exod. 23, 3).

Daher besonders n&K p, ein Urteil der Wahrheit.

Ich soll die Ehre des anderen nicht beeinträchtigen. Ehre ist das Urteil der anderen. Dies Urteil muß ein wahres (nach bestem Wissen) sein. Hier gilt nicht Liebe, nicht Gunst. So wie bei Verträgen; der wahre Inhalt, wie sie gemeint waren, muß festgestellt werden; nicht die wohlwollend günstige Meinung, sondern nur die wahre ist im Recht.

Kritik des anderen, öffentliche besonders.

§ 413. Kritik ist Pflicht, weil Gesamtsittlichkeit Beruf ist! Auch wenn man weiß, daß die Kritik nichts nützt. Jetzt nicht! aber später wird sie doch nützen; auch wenn man wegen der Kritik leidet, sie als Märtyrer übt.

Von hier aus, meine ich, wird die Idee des Rechts festzustellen sein; nicht bloß vom Nutzen derselben für die gesamte Sittlichkeit. Gegen Schaffer.

Daß „Recht" nicht bloß eine weltliche, eine der mate- riellen Notwendigkeit entspringende, sondern eine objektiv ideale Sache sei, läßt der Talmud ausdrücklich erkennen. S. Berach. 6a. Woher entnehme ich, daß, wenn drei zu

20»', Hl Der Weg zur Bittlichkeit.

rieht sitzen, die Schechina (Gottheit) bei ihnen i Weil es Ps. 8, 1 heißt: „In der Mitte der Richter riohtet Und woher entnehme ich, daß, wenn zwei sitzen und sich mit der Thora beschäftigen, die Schechina mit ihnen i-t? Weil es Maleachi 3. 16 heißt: ..Dann be- sprechen -ich. die den Ewigen fürchten, einer mit dem andern, und der Ewige merkt auf und hört.- Wenn mm selbst bei zweien, um wieviel mehr bei drei Du hättest sagen können, Recht sei nur eine Friedens- -ache und die Schechina komme nicht. Deshalb bringt er (R. Jizchak durch die Beweisführung aus der Schrift) uns zum Verständnis: Hecht ist dasselbe wie Thora (Vergl. Tirke Abot 111. 7.)

Die Folge des Rechts ist die Entfaltung aller [dealitat,

welche nur unter ihrem Schutze und auf ihrer Gruml-

lage gedeihen kann. Diesen Gedanken drückt der Mi-

drascb anzweifelhaft, aber in der ihm eigenen Form

aus, Debarim r. Parascha 6, 7. Der EL , gebenedeiet

8ei prach zu den Israeliten: Meine Blinder, bei

euerm Leben: Durch das Verdienst, daß ihr das Recht

wahret, werde ich erhoben. Woher (entnehme ich das)?

\\\- l es heißt: „Und erhaben ist der Ben

der Beerscharen im Gericht" Und weil ihr mich durch

•-i o übe ich npTS, Milde, and

meine Heiligkeit unter euch weilen. Woher? \R

. i I1(i der heilige I totl wird geheiligt

durch Mihi. i ad wenn ihr beides wahret, r^pi^n

Das Gemüt des Kichtevs. 207

pill, die Milde und das Recht, so erlöse ich euch sofort vollständige Erlösung (Höto fltatt). Woher? Weil es (das. 56, 1) heißt: So spricht der Ewige: „Wahret das Recht und übet Milde (Gerechtigkeit nplX), denn nahe ist mein Heil zu kommen und meine Milde (TipISY) sich zu offenbaren." Yergl. Midrasch r. das. Nr. 5: R. Elieser hat gesagt: Wenn das Recht unten geübt wird, wird das Recht oben nicht geübt (sondern es waltet npTS, Milde); wenn aber das Recht unten nicht geübt wird, so wird das Recht oben geübt,

Für strengste Rechtlichkeit wird gelehrt, daß es ohne Reinheit von jeder Rechtsschuld kein Opfer gebe; des- halb heißt es bei den Opfergeboten stets D1K, du sollst rein wie Adam sein, der noch allein war und noch nie- mand schädigen konnte; ohne Recht kein Wohlwollen S. Tanchuina, IS 'S.

Richter.

§ 414. Das Gemüt des Richters. Wer keine Kinder hat, soll nicht hochnotpeinlicher Richter sein. R. Jehuda will, daß auch der Hartherzige und der Weichmütige (pmi "n?3N) es nicht sein sollen. Also nur, wer des gerechten Gleichmutes sich rühmen kann. S. Toseftha Sanhedr. VII.

Der Richter soll nicht richten, welcher gegen eine der Parteien Haß oder Liebe fühlt; er wird dort die Un- schuld, hier die Schuld leicht verfehlen. S. Kethub. 105 b. Der Mensch soll nicht dem als Richter dienen, welchen

in. Der Weg zur sittlich'..

er liebt, und auch nicht dem, welchen er haut: denn er wird den. welchen er lieht, nicht für schuldig und den, welchen er haßt, nicht für unschuldig erkennen. Aus- spruch Kuh Pa]

§416. Unparteilichkeit der Richter. Gefordert wird der Richter l'npurteilichkeit auch im gleichen Benehmen gegen beide Parteien (nicht den einen sitzen, den anderen stehen lass* S. Toseftha Sanhelr.

X. Der ungerechte Richter trägt fünffache Schuld und fünffache Folgen führt er herbei: Verunreinigung des Landes, Entweihung des göttlichen Namens. Entfernung des göttlichen Geistes, Verfolgung durch Schwert und iL 8. Sifra Kedoschim Perek IV, 1. Wer Bestechung nimmt, blendet seine eigenen Augen, unpfl Belbst die Fähigkeit, das Rechte zu sehen ab. 8 Kethuh. 105'. EL Abbahu hat gesagt: Komm und sieh, v rerblendet (blind) diejenigen Bind, welche Be- übung nehmen I Bat ein Mensch ein l " bei an seinem bezahlt er dr\u Arzte Geld, und es isi Eweifel- :. ob er geheilt wird oder nicht; sie (die Richter) aber nehmen eine Peruta und machen ihre ' blind;

heiit F. vi. 23 „Denn die Bestechung machl blind die Augen 105 : Etaba hat

Warum ist dii B< techung erpönt? Sobald er ron ihm (dem Prozeßftthrenden Bestechung genommen h ihm sein Ben, und er (der Prozeß-

Rechtseinschränkung. 209

führende) ist wie er selbst (der Richter), und ein Mensch erkennt nicht eine Schuld für sich selbst.

Diese Aussprüche von R. Abbahu und Raba schärfen die Verworfenheit der Bestechung ein.

Auch der kleinste Dienst, der geleistet wird, (Hand- reichen zur Unterstützung auf der Fähre), gilt als Be- stechung. Über die Art, wie sich völlig unversehens auch dem strengen Richter durch zarteste Bestechung das Urteil trüben würde, sind Beispiele mit großer psycholo- gischer Feinheit von denen angeführt, die sich deshalb des Richteramts in diesen Fällen enthalten haben. Das. Samuel ging einst über eine Brücke, wo ein Mann auf ihn zukam und ihm seine Hand reichte (um ihn zu stützen). Er fragte ihn: Was ist dein Anliegen? Dieser sprach: Ich habe eine Rechtssache. Da sprach Samuel zu ihm: Ich kann dir nicht als Richter dienen. Ebenso verhielten sich Amemar und Mar Ukba, R. Ismael b. R. Jose, R. Ismael b. Elischa, Rab cAnan usw.

§ 416. Rechtseinschränkung. Baba kamma 100a: pil r/Wö ü^sb. Gegen strenges, ausschließliches Recht. Ebenso Baba mezia 30 b. R. Jochanän sagte: Jerusalem ist nur zugrunde gegangen, weil sie mit peinlicher Strenge jeder auf sein Recht bestanden, anstatt mit Milde, Wohl- wollen und Friedfertigkeit zu verkehren. Baba mezia 83 a, Ende Perek VI. Dem R. Bar Bar Chana hatten Tagelöhner ein Faß Wein zerbrochen; da pfändete er ihnen ihre Mäntel ab zum Ersatz des erlittenen

Lazarus, Ethik des Judentums It. 14-

210 Hl. l>-r Weg BOX 6ittlichk.it.

Schadens. Als diese vor Kab klagten, entschied er, daß jener ihnen die Mäntel zurückgeben sollte, "p"!2 pH jyo1? E'212 (Pro?. 2.26) zitierend: und als die Arbeiter, weil sie arme Leute seien und von dem Tageloho leben müßten, auch um diesen baten, riel B ib wiederum, ihn zu geben. Ist die- i m Recht? Wohl nicht; aber „die Pfade der Ge- rechten sollst du wandeln." niDtrn D'p'"re mmNl (das.). I). h. also die 0^*13 üben nicht strenges E&echt, Bonden Milde und Billigkeit.

§ 417. X i h t anklagen, sondern verteidigen. Du niD? i)2b p *Vl ist schon in der Mischna da (Abot I, 6); aber wertvoll ist die spätere sprachliche Prägung des Be- griffs, daß man soll JTDT "Id'tö sein; beides: Tatsachen auf- suchen und das Werturteil bilden nach der günstigen Seite. ^418. Recht als Friedensstiftung. Die Gesetzgebung beginnt deshalb mit den Etechtss&tzen, weil durch das Recht der Friede unter den Menschen her- stellt wird. Zur Ergänzung des in T. 1 S. 343 dar- stellten Gedankens. S. Meohiltha, Mischpatim Par, l. § 1 1 '.♦. Milde. Über Strafprozeß und Todesurteil Q-rünbaum, Die Bittenlehre Judentums anderen

Bekenntni ;egenüber. Straßburg 1876. S. 210 ff

!i dem \ rerbre ..11 der Leichtere und weniger

unehrenhafte Tod zugebilligl werden. Die Tode

wurde von den P 0 verklausuliert, mit SO

vielen Förmlichkeiten m en, daß ne fcroti der Be-

mmupgen dec mosaischen Gtesetses fast als auf-

Strengste Redlichkeit. 211

gehoben betrachtet werden konnte. Ein Gerichts- hof, der in einem Zeitraum von sieben Jahren ein Todesurteil lallte, wurde ein mörderischer genannt; nach einer Ansicht sogar, wenn dies in siebzig Jahren geschah. Die berühmten Gesetzeslehrer R. Tarphon und R. Akiba sprechen es gradezu aus: „Wären wir im Synedriuni gewesen, es wäre niemals ein Mensch hingerichtet worden", d. h. sie hätten die Todesstrafe gradezu abgeschafft. Wenn nun R. Simeon ben Gamliel diesen erwidert: „Sie würden die Mörder in Israel ver- mehrt haben," so herrscht der Streit um das Prinzip der Todesstrafe grade wie heute noch. Makkoth Mischna 1, 10.

Strenge Bestrafung des Unrechts; aber vielfache Vor- kehrung zur Erschwerung der Verurteilung und zur Er- leichterung des Beweises der Unschuld wird schon in der Mischna gelehrt. Auch Wiederaufnahme des Verfahrens usw. S. Sanh. I.

§420. Strengste Redlichkeit. Unwillkürlicher, aber unberechtigter Gewinn (wie z. B. beim Schenken durch Schaum im Maßkrug und dergl.) soll für Institute von gemeinem Nutzen verwendet werden. S. Beza 29 a: Abba Saul b. Bothnith hatte 300 Fässer Wein vom Schaume der Maße (beim Eingießen) und seine Genossen hatten 300 Fässer Ol von den Resten (Neigen) der Maße ge- sammelt, und sie brachten solche zu den Schatzmeistern in Jerusalem. Diese sprachen zu ihnen: Ihr seid nicht

dazu verpflichtet. Jene erwiderten ihnen: Auch wir wollen

14*

812 in. Der Weg rar Sittlichkeit

Bolchefi nicht. Darauf diese; Weil ihr euch solche Strenge auferlegt, so verwendet den Ertrag zum allgemeinen ben. Mechiltha yo-i Abschn. 1: pui WUö na hsm TöVö

iw avp l^tü vtv ptybi ttD^n nrna nran nn natwo

r6iD min™ :z. Wer im Handel und Wandel mit Treue (Wahrhaftigkeit) verkehrt, an dem haben die Menschen Wohlgefallen, und die heilige Schrift rechnet es ihm an, als ob er alle Gebote damit erfüllt habe.

§ 421. Daß Billigkeit und Wohlwollen npiS, also eigent- lich Gerechtigkeit heißt, hat nicht. wieMaimonidea Mor. 63 will (vergL Etosin 8.59), darin >eiuen Grund, daß es eigent- lich „eine Gerechtigkeit gegen unser besseres Selbst" ist, .-nn dem dann, daß Recht im weitesten Sinn die Ordnung der Gesellschaft zur Einheit bedeutet; enge] Kredit Schranke des Einzelnen; weiteres ELecht = Form Annäherung im Zusammenleben Daher die Gesamt- gesetzmftßigkeit als nwn mwi ^33 nf*Ti DH9WWS1 Lyn ichnet werden kann.1 1 dnn Armen Leihen ohne Zina gilt gleich der Erfüllung allei Gebote. 8. Midr. Schemoth r. Para- :;i, i ü. Darlehen, um den Nächsten vor dem Ver- fall zu schützen, wird als unbedingte Pflicht angesehen. 3.M Dlischptttim Par. 19 bq Exod 93, 84: „Wenn

qi .i meinem Volke Geld leihst". EL tsmae] lagt: Je DK „wenn" in der Tora bedeutet Freiwilligkeit aul «m.

i |, un,] (|„. i,, ml npn». D. H.

Billigkeit und Wohlwollen. 213

Zum Feinsten gehört das ntW3 l1? JVnn K^>, „du sollst ihm nicht wie ein Forderer sein" (Exod. 22, 24). Dazu bemerkt R. Dimi (Baba mez 75 b): „Wenn du weißt, daß der Schuldner nicht zahlen kann, sollst du nicht bei ihm vorübergehn". D'Ocm bedeutet wesentlich „zart- fühlend".

Die Entziehung, Nichterweisung der nötigen und mög- lichen Wohltat wird als Raub bezeichnet. Das Verhält- nis von Pflicht und Recht wird auf die notwendigen Wohltaten (Speisung des Hungrigen usw.) überall an- gewendet. Vgl. Tanchuma, Wajikra, Behar. Was be- deutet (Mischle 22. 22): „Beraube nicht den Armen, denn er ist arm"? Gibt es denn einen Menschen, der den Armen beraubt? Was sollte er ihm rauben, da er nichts hat? Allein wenn du ihn zu ernähren pflegtest und du kommst davon zurück und sprichst: Wie lange soll ich diesem sein Auskommen geben! und du weigerst dich und gibst ihm nicht mehr wenn du also tust, wisse, daß du ihn beraubest. Darauf beziehen sich die Worte: „Beraube nicht den Armen, wenn er arm ist." Sondern ernähre ihn, da er keine andere Möglichkeit hat (sich zu ernähren).

Eine Handlung des Wohlwollens, gegen den Feind geübt, macht die Feindschaft schwinden. Dies wird in naiv-poetischer Darstellung dargetan s. Tanchuma Misch- patim. 'Dl Sil« BBiPö f^ö njn (Ps. 99, 4): „Du hast Gebühr festgestellt." R. Alexander hat gesagt: Zwei Eseltreiber

214 III. Dar Wep zur Sittlichkeit.

Weges, die verfeindet sind. Da lauert sich der Esel des einen (unter seiner Last). Sein Genosse zieht vorbei und sieht ihn unter seiner Last lagern. Da .spricht er: Steht nicht in der Tora (Exod. 23, 5): „Wenn du den Esel deines Feindes siehst .... sollst du ihm aufhellen.-' Was tut er? Er kehrt um, um aufzuladen und ihn zu begleiten. Da fängt jener an mit ihm zu reden: Lau hier ein wenig sinken, hier hebe, hier geh' fort, bis er mit ihm gemeinsam aufgeladen hat. So werden sie erfunden, daß sie Frieden miteinander machen. Der Genosse aber spricht: Habe ich nicht geglaubt, daß er mein Feind ist? Sieh, wie er sich über mich erbarmt hat, als er mich und meinen Esel in Bedrängnis sah. Infolgedessen gehen sie in ein Gasthaus, essen und trinken zusammen und werden einander Freunde. Das wollen Wort« an: ..Im h.-i-t Gebühr festgestellt."

Wer seinem Nächsten Mitleid, Wohlwollen verweigert, gleicht dem Götzendiener, d. h. also die wahre Religion fehlt ihm, und er wirft das Joch des Himmelsreichs von

b, d. h. er entschlagl sich aller sittlichen Verpflichtung, i Bure" I tebar. Piska. 117.

Gnade und Liel

ASS. DieLehreHiUels(Sabb.3] i :TOpni6'pai6'JD^n

- •;: •?•: WH WTC* TTM1 r:'D mWVl "?:> KVJ 11, was dir

onlii •. tue deinem Neb< nmeiischen nicht. Das ist

r;i. Daf andere ist Erklärung. Geh, lerne!

Gnade und Liebe. 215

Höchst wertvoll für das Prinzip der Innerlichkeit bei Hillel ist die dem bekehrten Heiden gegebene Ant- wort. Auf die Frage: Auf wen bezieht sich das Gesetz (Numeri 1, 5): niD^ 21pn 11*11? sagt ihm Hillel: selbst auf David König von Israel. S. Schabb. das.

Des Verfolgten nimmt Gott sich immer an, selbst wenn der Gerechte den Ungerechten verfolgt. S. Wajikra r. Par. 27, 5. „Gott sucht den Verfolgten" (Koheleth 3, 15). R. Huna im Namen des R. Jose: In jedem Falle gilt: „Gott sucht den Verfolgten1'. Du findest, daß ein Ge- rechter einen Gerechten verfolgt, und „Gott sucht den Verfolgten"; ein Frevler verfolgt einen Gerechten, und „Gott" usw.; ein Frevler verfolgt einen Frevler, und „Gott" usw. Aber selbst wenn ein Gerechter einen Frevler verfolgt, „sucht Gott den Verfolgten". In jedem

Falle gilt: „Gott sucht den Verfolgten."

R. Elieser ben R. Jose ben Simra hat gesagt: Auch bei den Opfern ist es so. Der Heilige, geb. s. er! sprach: Der Ochs wird vom Löwen verfolgt; die Ziege wird vom Panther verfolgt; das Lamm vom Wolf. Bringet vor mir nicht von den Verfolgern dar, sondern von den Verfolgten. Deshalb heißt es (Levit. 22, 27): „Ein Ochs, oder ein Lamm, oder eine Ziege wenn es geboren wird" usw.

Schädigung. Nicht bloß Schadenersatz, sondern dann noch um Verzeihung bitten, und der Verletzte soll nicht halsstarrig durch Verweigern der Verzeihung sein, er soll sich erbitten lassen. S. Bab. kamma 92 a Mischna.

216 in Der Weg zur Sittlichkeit

Ea soll eben die innere Aussöhnuni:, die Aufhebung des Trennenden stattfinden.

Wegen Menschenrettung darf das Sabbatgesetz über- treten werden. Oft wird gelehrt: Der Sabbal ist für euch, aber ihr seid nicht für den Sabbat da. S. Mechiltha, Ki t i i ; ; i Par. 1. ELSimeon ben Menasja Bagt: Woher Läßt sich beweisen, dal'. Lebenserhaltung den Sabbal verdrängt? Weil es heißt: „Denn heilig i-t er euch", d. i. Buch ist der Sabbat Hb an, nicht aber seid ihr dein Sabbat Ober-

en.

Gegen Verleumdung.

^ 423. Die Lust an der Verleumdung stammt aus grundlosem Menschenhaß; beide stehen als Ursache und Wirkung nebeneinander; sie werden als die zerstörenden Machte bezeichnet, welche den Organismus der Gesell- schaft zugrunde richten S. Joma 9b, auch Taanith 71'.

II ... »hne Grund ist die eigentliche „Bosheit"; ea kann aber auch der ausgewac] Menschenhaß ohne Grund

rorhanden Bein. I >och ist er niem ursprünglicher

im < lharakter eines Menschen.

Mit allem Nachdruck unter Anführung einei ganzen K( i litionen wird der Gedanke vot ;en:

„Verleumdun ein Vergehen zugleich Bimmel

und Erde, i Gott und Mensch". 8. E£ohel*r. Par. 9.

Arachin 1 5. „Dl I wird di<' Zui Bnannt, denn

sie i Personen zugleich: den Verleumder, den.

die Verleumdung annimmt, und den Verleumdeten.

Gegen Verläumdung. 217

Von der Zunge heißt es: Ist sie gut, gibt's nichts Besseres; ist sie schlimm, gibt's nichts Schlimmeres. Vergl. Jalkut, Tehillim Nr. 767 ff.

Auch gegen Andersgläubige und Leute fremden Stammes wird jede üble Nachrede verpönt. Debar. r. Par. 6. Nr. 9.

Treffend bemerken die Rabbinen, daß Vereinsamung die Strafe ist, welche den Verleumder trifft. Denn wird der Verleumder erkannt, so wird er von allen gemieden. Arach. das. und öfter.

Als Grund der Erlösung aus Ägypten werden drei Tatsachen angeführt. Die Israeliten haben Namen und Sprache nicht verändert, Ausschweifung vermieden, und keine Verleumdung sich zuschulden kommen lassen. Arachin das. und öfter.

Sehr seltsam ist die von Maimonides und Nachmani- des behauptete Beziehung zwischen der (nicht natürlichen, wie Maimonides selbst sagt, sondern wunderbaren, durch besondere göttliche Anordnung hervortretenden) Erkran- kung eines Gewandes und eines Hauses am Aussatz wegen der Verleumdung; jene Krankheit soll symbolische War- nung gegen Verleumdung sein. Vergl. die Stellen bei Maimonides, Jad ha - chazaka, Hilchoth Tumath Zara- ath 16, 10, Midr. Wajikra r. Par. 13 und den Biur bei Mendelssohn zu Lev. 13, 46. Hier liegt ethisch be- trachtet jedenfalls eine sehr energische symbolische Ver- werfung jeder bösen Zunge vor. Die Erinnerung an

218 HI Dei W«g zur Sittlichkeit.

Mirjams abier Nachrede und ihren Aussatz ist gewifi

mitwirkend. Man brachte auch das Wort JHtlB mit

■;- x°t? in Zusammenhang. Arach. 15b. Als Beleg

Ihr wird j. Pea I, 16" unten und Wajikra r. Par. 26

Nr. 1 eine Geschichte erzählt.

Ehre

§ 424. Das Wesen der Ehre Hießt unmittelbar aus der geistigen Natur des Menschen: aus der Dauer und dem Bestände der einmal geschöpften Inhalte. Jedermann trügt das Bild des anderen, mit dem er in Berührung gekommen, in seiner Seele, und jeder -\veili, daL'i er in der Seele des anderen als ein bestimmter Inhalt der- selben lebt.

Im Wesen der Ehre also offenbar! sich der Anfang der geistigen Gemeinschaft, welche das höchste Ziel des Erdenlebens i-t.

Daher kann auch von der „Ehre Gott redet wer-

. weil aller Bfensohengeisl Gott und Bein Wirken zu

in Inhalt halten soll. Ali'T jeder Mensch l-t nicht blofi 'in einzelnes

rn (ilied einer durch Naturbande oder

durch «■ Zwecke and Bestrebungen gestifteten

naft; er hat die Ehre dieser Gemeinschaft

20 fördern und BU gewahren; daher auch I-'aini-

- und E ehre. Ehre schließt also ;e, inner« Existenz (neben der realen und

Ehre. 219

materialen) in einem anderen ein; sie begründet also eine Wiederholung, Vervielfachung der Existenz. Aus diesem Gesichtspunkt der schöpferischen Tätigkeit den die Rabbinen in jeder Wendung geltend machen wird die strenge Heilighaltung der Ehre mit Nachdruck gelehrt. Das Bild des anderen soll man mit Gerech- tigkeit und Liebe umgeben und festhalten.

Daher das außerordentliche Gewicht, welches auf pti^ jnn, auf Verleumdung in jeglicher Form gelegt und in zahllosen Aussprüchen bekundet wird.

Die Gedanken der Menschen, ihre Gefühle, ihr Wollen und Handeln sind reale, wirkliche Vorgänge; auch der Wert des einen lebt in der Seele des anderen. Daher wird die Vernichtung dieses Wertes durch üble Nachrede dem Morde gleichgesetzt; die böse Zunge heißt JVi^ttp, „Umbringerin" und verübt dreifachen Mord: an dem, der verleumdet, an dem. welcher verleumdet wird, und an dem, welchem die Verleumdung hinterbracht wird.

Wie es zwischen zwei Punkten nur eine gerade Linie gibt, aber unzählige gebogene, so gibt es über eine Tat- sache in der Auffassung und Darstellung nur eine Wahr- heit, aber tausend Abweichungen von der Wahrheit. Die Gefahr, die Wahrheit zu verfehlen, ist also allgemein so viel größer als die Hoffnung, sie zu treffen und bei ihr zu bleiben. Folgen wir nun vollends nicht der Energie der Erkenntnis, sondern dem Antrieb unserer Neigung; sehen wir die Dinge nicht so, wie wir sollen, sondern wie

220 III. Der Weg zur Sittlich'

wir mögen, dann verfallen wir mindestens in Irrtnin und leicht in noch Schlimmeres.

Es gibt im Talmud zahllose Stellen gegen den Ver- leumder: mir die stärksten Ausdrücke sollen hier er- wähnt werden, /. B.: „Wer ttble Nachrede weiterträgt imd ufhimmt und wer falsches Zeugnis ablegt, ist wei I vor die Hunde geworfen zu werden.- S. Pesachim 118n. Oder: Wer Verleumdung weiter trägt, verleugnet alle Sittlichkeit: "ip*V- "©3. Vom Verleumder Bagt Grott die Wahrheit ist): [ch und er, wir können nicht zu- umen in der Welt wohnen" Arachin 16 . Man soll Nächsten selbst dann nicht lobend erwähnen, wenn zu befürchten ist. dadurch auch den Tadel herauszufor- dern. Das. und öfter.

§ 42.". Wohlwollen.' Beim Recht entscheiden die

; ebenen Verhältnisse, beim Wohlwollen die Wahl.

Die talmudischen Kontroversen über Abstufung and

henfolge der Liebespflichten nach persönlicher

Nähe aus di Stadt oder Fremder auch aus

-runden. 0 nach Wirbt igkeit,

Z w( ck m.i big keit: G ; rauen vor den

Männern usw. Bind -ehr bäui Das Gresetz der abnehmenden Teilnahme (Erregung)

i II , iphen ül nr \\ n, Wohlton,

Wohltätigkeit selbst 0 n irbeiten können, so hätte

r in Blraflercm Zusammei l; wir haben es

t Hr unser« Pfl hl rehall unverändert zu lassen. D.H.

Unterschied zwischen Hecht und Wohlwollen. 221

nach Zeit Kaum und Beziehung jeder Art und die Idee des Wohlwollens ist zunächst physiologisch begründet; unsere Konstitution schließt dasselbe ein; aber auch geistig die Erzählung des Ereignisses von gestern, einem Jahre, einem Jahrtausend; in der nächsten Straße, in dem Ort, Lande, "Weltteile. Dagegen:

1) Teleskopische Betrachtung, Denken in die Ferne. Der Durchschnittsmensch denkt nur an das nächste, Erhebung durch Kultur, Theorie und Verkehr, Mitteilung, Presse auch Abschwächung für den Durchschnittsmenschen.

2) Betrachtung sub specie aeternitatis. Erzählung der biblischen und homerischen Geschichten nach der Art der Vergegenwärtigung und der subjek- tiven idealen Erregung.

3) Der empirischen Tatsache steht die ideale For- derung gegenüber. Lösung.

4) Auch diese schließt eine Stufenfolge ein,, aber nur nach Erregung desWollens, Anlaß und Mög- lichkeit des Wirkens.

5) Das Endliche des Individuums, der Kraft, des Wir- kens — und das Unendliche des Wertes.

6) Aber gleichzeitiger Anlaß des Wollens ist unendlich.

7) Grund der Nähe und Ferne. VZtib TöWrU Jede Konfession hat ihre Heiligen.

i Deuter. 33, 9.

222 in. Der Weg zur Sittlich;.

8) Die Kraft des Wirkens ist endlich.

:h Unaufhörliche Kollision der Ansprüche (Pflichten); also gar kein Wollen kann' zustande.

„Auf sieben doch wieder ein-."

Solange seine Kinder leben, nicht gleich jetzt im Unterschied von denen, die nur an der (ieburt, der Naturangehörigkeit hängen - - ist's ihm sein Kind, für d die Pflichten auferlegt sind.

Verwandlung des Zufälligen im Idealismus.

Das wahre Prinzip der Toleranz findet hier einen fast stärkeren Ausdruck als in den drei Ringen. Ein Kind, keine Frage, von wem stammt es. wem gehört es; daß >■- keines Juden Kind i-t.

Wer ist mein Nächster; der meiner am meisten, jetzt bedarf, und welchem zu helfen ich die Kraft habe.

Lucas LO, 29. Der Nächste ist der Liebende. Liebe deinen Nächsten heißl also: Mache ihn zu deinem Nächsten, indem du sein Nächster durch Liehe bist.

jn, der Nachbar. Gtesenius ttbersetzl y\ mit: einer, mit dem ich Umgang habe, Freund, Bekannter. Gfonoi

D .Mühlau eig. ..einer, der -ich eine- andern an- nimmt." Vortrefflich, aber woher hat er

Das Prinzip der Li ehe.

i ler wirkt nicht bloß für ädern für andi re

, J '/• empfih ' I ierechtig-

Prinzip der Liebe. 223

keit erst den vollen Sinn. Schaffen für sich, um für andere z u leisten.

Erhebung jedes einzelnen zu vollem Werte, um der Gesamtheit dienen zu können; Veredlung der Persönlich- keit, um eine Gesamtpersönlichkeit möglich zu machen. Nicht alle können gleich erhoben werden, sich durch- ringen; aber alle sollen durch Gerechtigkeit befestigt werden, eingeschränkt und angespornt nach festem Maß.

Aber wenn nicht alle Liebe gewähren, können doch alle Glieder in einem Reich der Liebe sein, weil sie Liebe empfangen.

Die empfangene Liebe aber führt dann auch zur tätigen und gewährenden.

Man hat gesagt, daß die Liebe nicht zum Gegenstand der Pflicht gemacht werden könne, und kein Geringerer als Kant zählt zu denen, welche dies behaupten. Es mag sein, daß die Zuneigung des Herzens zu einem an- deren Menschen sich nicht gebieten läßt, der Wille kann jedenfalls auf liebevolles Handeln gerichtet werden.

Die biblische und nachbiblische Auffassung des Juden- tums ist in den Worten ausgeprägt: „Liebe deinen Näch- sten wie dich selbst" (Lev. 19, 18). Ja, wie dich selbst; du bist doch auch nicht immer liebenswert! du setzest doch deiner Eigenliebe auch nicht immer Maß und Ziel je nach deinem Verdienst.

Es gehört zu den schwierigsten und bisher unerledigten psychologischen Fragen, ob der Wille auch unsere Ge-

824 HL Der Weg zur Sittlichkeit.

fühle zu beherrschen, sie zu leiten, auch zu erzeugen im ade ist. Schleiermacher z. B. hat dem Willen die souveräne Macht im Innern des Menschen auch über seine Gefühle vindiziert

Das aber, was wir unbedingt vermögen, ist: unsere le in die Lage zu versetzen, das milieu zu schaffen, daL) gewisse Gefühle daraus mit Notwendigkeit entstehen. Jn unserem Falle können und sollen wir eins tun: uns in die Seele des anderes versetzen; nicht an uns allein, sondern an ihn besonders denken, an sein Schicksal,

line Lage usw.

Die heilig« Schrift drückt in bezug auf den Fremden das Gebot so aus: „Du sollet ihn nicht bedrücken, sondern liebe ihn, wie dich selbst" (das. V. 33 u. 3-ii. d. h. also: ine ihm nur seine Wohlfahrt, Beine Freiheit, und du wirst ihn auch Lieben, Liebe ist Verbindung. Das Ge- fühl der Liebe ist nichts anderes als Sehnsucht der Ver- ein beurteile den anderen nur ge- bt, prüfe auch seinen Wunsch, seine Sehnsucht, dann wirst du dich nicht trennen, sondern verbinden.

Dn ehendee Prinzip.

führender Gedanke, leitendes und H Lnd< U immer -<,m:

b in - in ti Q iiiii t d 08 B nder «■ n ! l

Bild des anderen, seines Charakfc

seiner Lage, seine !'.• lürlni toll vor unserer Seele

Ethik der Wohltätigkeit. 225

stehen, dann können wir den rechten Weg des Handelns kaum verfehlen. Abstrakt ist dieser Gedanke oft aus- gesprochen und wird mit Worten leicht und oft wieder- holt, zur lebendigen wirklichen Ausführung der- selben kommt er schwer und selten.

Ethik der Wohltätigkeit. Ihr dauernder Charakter.

§ 428. Unsäglich viele materielle und psychologische Umstände sind zu beachten, um das wahre Ziel der Wohltätigkeit zu erreichen.

Nur Aufgaben entstehen: Toynbee-university extension Settlements die Akademiker, besonders junge, sollen mitten unter dem Volke gesellig und freundwillig wohnen, um den Geist des Volkes zu erforschen und zu erheben: S. Der Lotse, Wochenschrift 1901, Heft 6; Förster: Zur deutschen Hochschulbewegung.

Die Ethik der Wohltätigkeit braucht sich im Juden- tum nicht zu ändern, aber die Technik wird durch die geänderten physischen und psychologischen Beziehungen notwendig eine andere.

Wir Juden haben den Geist der Wohltätigkeit längst ausgebildet; wir brauchen kein Toynbee, kein extension, oder vielmehr wir haben sie tatsächlich in Fülle; vom Mittelalter her durch das Ghetto. Zusammen von Hoch und Niedrig; Gelehrt und Ungelehrt usw. Das Wissen, das man allein brauchte denn die Handels- formen erbten von selbst in der Familie fort war die

Lazarus, Etpik des Judentums II. J **

i!i. Der Weg rar Sittlich*

ira- Chewravortrage;Nachtrebbe8JUBW. In Kreml und I . verbunden, kennt der Reiche genan das Gemüt des Armen; Bie werden auch in allem gleich; demokratisch,

mit guten und üblen Folgen.

Vielleicht kann man als spezifisch für die Ethik der jüdischen Wohltätigkeit betrachten, dah auch in dieser die Idee der Gerechtigkeit mitwirken, ihr Maß und Richtung geben boII; nicht überfließende Sympathie (bei aktueller Ehrregung), sondern Erwägung der Ansprüche anderer usw.

Eine achtfach verschiedene Bezeichnung für den Armen wird aus der heiligen Schrift nachgewiesen, um alle Gremütsleiden desselben zur Anschauung zu bringen und das Mitleiden desto sicherer und vielseitiger zu er- regen, s. Midr. Wajikra r. Par. 34. 1 \\.

Keth.66b: In Jerusalem führt man folgendes Sprichwort TOn p&Q H^D (oder "IDH in gleichem Sinne dea Bildes)2: das (Bewahrungsmittel) des Geldes ist Liebeserweisung. Wohltätigkeit ist die erhaltende Kraft dea I '.«sitzes.

Wühlt ist heutzul ae Wissenschaft oder

Sin Studium und in der Tiaxis, wie alle an- Ite W Qe K u ii Bt

129. Die alte I nach dem moralischen

1 I»>t Kaufmann, der am T;il-<- von Qeschiften in Anspruch

r, hielt i'n Hausrabbi, mit 'i*-m tuaammen i r

in der Na i.i Thora itudierte. - i ihrungs-

milld) ist, es weniger m . h Wolillun). I>. II.

Dauernder Charakter der Wohltätigkeit. 227

Fortschritt, welchen Buckle wieder verneint und allen- falls auf Fortschritt in der Naturwissenschaft zurück- geführt hatte, wird am entschiedensten bejaht durch das Maß von Energie und eindringendem Verständnis wahrer Wohltätigkeit. Die Prinzipien haben sich nicht geändert, aber welch ein Unterschied in der ganzen Behandlung der Sache! Auch bei uns. Wieviel reicher ist doch die Literatur über lbr\2 ~)Ü2 oder rvbna als die über m gib, gib, und gib gern, dabei blieb es.

Der Gedanke einer „training school" ist ein herr- liches Novum.

In jener glänzenden Zeit des jüdischen geistigen Lebens, in welcher nach dem Zusammenbruch des Staates und der religiösen Einheit und Verwaltung durch die Tannaim das Judentum auf Grund der heiligen Schrift und der Überlieferung neu auf- und eingerichtet wurde, da brauchten die Akademiker nicht mit einer Art von Auf- opferung ins Volk zu gehen, um es kennen zu lernen und es dann desto sicherer und geschickter zu belehren, son- dern sie waren darin, Männer des Volks, Handwerker, Gärtner, Winzer, Kaufleute voran, zugleich Akademiker ersten und höchsten Ranges. Josua ben Chananja ist Nagelschmied, aber eine höchste Autorität in der Akademie, mehrmals Gesandter beim Kaiser in Rom usw. Daher fordert er auch bei gesetzlichen Einrichtungen Rücksicht auf das Volk, die Majorität (TOSBl 3V1). Gleichwohl und darin zeigt sich das historisch Echte der Sache

15*

228 111. Der Weg zur Wirtlich!.

muß ßioh die patruasche Familie mit dem Patriaroheo

I überhaupt den herben Tadel gefallen lassen,

daß er. der den Josua als Akademiker so gut kennt,

von dessen weltlicher und gewerblicher Tätigkeit nichts

weiß; bei einem Besuche, den er dem Josua offiziell ab-

tatten hat, sieht und erfahrt er erst, daß dieser ein

ist, und da er dies kund gibt, I ihm Josua

schlankweg ins Gesicht: Wehe dem Zeitalter, dessen

Fühvor so wenig vom Leben eines Gelehrten, der dem

Volke zugehört, weiß.

Studium" der Wohltätigkeit isl ein zweifaches:

(Zweck, Ziel) und ein technisches (Mittel,

Maß USW). Das ethische erhebt sich, ändert sich mit

dem Fortschritt der Ethik; das technische mit jener und

den öffei tlichen umständen.

gibt Wohltaten, die -ich .on das ganze Leben

leren und Belbsl einer Familie, weiter einer

1t (die Millionen der Frau Mende, die sie dem

chenkt, ohne jede nähere Bestimmung) beziehen;

aber auch Bolche, die in einer Stunde beginnen und

vollendet werden; /. B. man findet jemand in einem Walde

rrt Bein Leben ist gehemmt ; man führt

ihn in Bein Beim Eurück, er führt sein gewohnte! Leben

.

\ früheren Z lind uns die ethischen Grund-

aber auch die [nstitutionen, die Einrichtungen

E bedarf heute , Beschreibung derselben

Private und soziale Wohltätigkeit. 229

in der Ethik nicht mehr; vielmehr von Jahr zu Jahr ent- stehen neue Formen des Wohltuns nach den neueren Arten des Bedürfnisses und den Mitteln zu ihrer Be- friedigung. Die Wohltätigkeit bildet heute einen inte- grierenden Teil des öffentlichen Lebens und sie bedarf einer weitverzweigten Technik, um das Gute zu tun und nicht mit dem Guttun zugleich Übel zu erzeugen. Was uns die Ethik zu bieten hat, sind nur die Leitsätze. Wir finden sie schon im Gesetz, in den Propheten und bei den Rabbinen.

1. Die Not aufheben. 2. Nicht Almosen, sondern Auf- helfen, — Leihen ohne Zins, Arbeit verschaffen usw. Das 13 nptnm in Levit. 25, 35 übersetzt man am besten ganz wörtlich: pin stark sein = Kraft haben; Hiphil also Kraft geben, stark machen; die Konstruktion mit 3 ist ganz passend: „Wenn dein Bruder schwach wird, seine Kraft sich neigt, dann sollst du Kraft in ihn bringen ihn aufrichten, daß er wieder kräftig sei. 3. Die Art des Benehmens, die Schonung des Empfängers, die Im- ponderabilien der Humanität usw. S. die Rede von Pea- body in Östr. Wochenschau 1897, Nr. 27.

Das Schicksal der Juden hat sie, bei der Absicht, die Ideen der Güte und des Wohlwollens, die den bib- lischen Gesetzen zugrunde liegen, in Ausführung zu bringen besonders auf die Gemeindebildung und Ge- meindeleistung hingewiesen; die alte Sozialgesetzgebung zur Verhinderung dauernden Elends in einer Familie

111. Der Weg zur Bittliohi

hatte zu funktionieren aufgehört; die Sozialgesetze waren allgemein von Staat und Gesellschaft als Ganzes aus- fahrt; jetzt mußten andere Faktoren eintreten: neben privaten Wohltätigkeit die soziale in der Form von teinde und freien Vereinen. Die Selbstverwaltung war hier das Ursprüngliche; ischen dem Staate und der Privattätigkeit liegt die : innerhalb derselben sind verschiedene Vereine für gesonderte Zwecke, wie Leichenbestattung, Kranken- pflege, Armenernährung, Bekleidung, ßet-ha-midrasch, \\ roth für Schiur '. Auch die kleinen Gemeinden können da vi.-] leisten, oft mehr als die großen. Belehrende Sabbat- nachmittag- (oder abend-) Vorträge kann der Lehrer halten, ohne IV zu sein, welche mehr als die Pre-

zur Erhaltung und liebung des ethischen Bewußt- as beitragen.

Wir müssen der historisch überlieferten Arten und i der Wohltätigkeit nur deshalb und in BO weit

lenken, als in ihnen die ethischen Motive und leitenden

lanken zum Ausdruck gekommen, also schon von

dem bibli nWD --:_• vpb nptnm bi\\ nov:::\

;en Kapitalanhäufung and Ausbeutung

.•iL auch Talmud, dann Mittelall

Maimoi usw. Aber auch di< enwärtigen Ein-

ni'l. wie ihre umstände, zu beachten, trotz

\ eränderungi d der sozialen

1 D. i. ' Bludium der Ti,

Private und soziale Wohltätigkeit. 231

Bedingungen neue Formen fordern werden. Die Bedürf- nisse des Empfängers sind mannigfaltiger geworden, aber auch die Leistungen der Geber, besonders durch Asso- ziation von Personen und Schaffung von Institutionen, wie (D^in Tlp^n zu) Sanatorien, Kredite Arbeitsnachweis Unterricht auch Blinden- und Taubstummen- Unterricht und Arbeit Altersversorgung Siechenhäuser Rekonvaleszentenhäuser.

Augenblickliche Not und Aushilfe Einheimische und Fremde.

Die objektive, meist materielle Hilfe aber auch Schulen, Lesehallen usw. und die persönliche Berüh- rung. —

Persönliche und sachliche Leistung Geld geben oder als Vorstand, Ehrendame, usw. persönlich wirken, aber auch sachliche Leistung und persönliche Beziehung zum Bedürftigen.

Der moralische Einfluß und das moralische Ziel; der Geber als Glied der Gesellschaft, aber auch der Emp- fänger als Glied der sittlichen Gemeinschaft.

Nicht bloß positiver Unsittlichkeit soll vorgebeugt, sondern der moralische Stand soll gehoben werden. Auch die Geber sollen sittlich veredelt werden. Frühere Zeiten sprachen zwar von dem Segen, die die Wohltat dem Vermögen bringt, von welchem ein Teil zur Wohl- tat verwendet ist. Wir aber wollen noch mehr den in- neren Segen erhoffen und erwarten; die Entlastung

III. Der Weg zur Sittlich!

dem krassen Egoismus der Einzelnen, von der Form. Die Lebensführung als Glied der Gesamtheit. Keine, edle Motive. Daneben persönliche, einsame Hingebung sehr wertvoll; aber Gemeinschaft des Wohltuns und Bewußtsein derselben sind ?on besonderem Wert.

Jede Generalversammlung eines Wohltätigkeitsyereins ist eine WäSf XSth .td:d. Das Gefühl der gemeinsamen Verpflichtung wird deutlich.

Subjektive Tat und objektives System der

Wohltätigkeit.

§ 430. Die Ethik hat nicht die Arten und Formen fest- zukeilen, sondern nur die Maximen auszubilden, aus denen jene für die Praxis nach den objektiv waltenden Um- -• aden und Verhältnissen abzuleiten Bind.

Wohltätigkeit ist die subjektiv.' Tat und das objektive 9 m zu unterscheiden. Die Ethik hat

die subjektive Gesinnung, die Gesellschaftelehre die ktiven Erfolge zu untersuchen und zu lehren. Ermahnungen über Wohltätigkeil und Kontroversen über die Form (geheim in öffentlichen Kassen, oder persön- lich usw. i.Baba batra8'— ll*. I osere moderne Einrich- tung — di eo und Vereinstätigkeit wird bevorzugt,

G< r und dieser jeneo nicht kennt. Dai biblisi Gebot der Wohltätigkeit wird eingeleitet mit den Worten "fflH 7-' *- ' Eine ganze Welt von ' i

Subjektive Tat und objektives System der "Wohltätigkeit. 233

Gemüt öffnet sich schon in der bloßen Bezeichnung des Notleidenden als "JAK, dein Bruder. Das Band, mit welchem die Blutsverwandtschaft schon von Natur die Menschen verbindet, wird hier durch das Bedürfnis des einen und die Hilfskraft des anderen ersetzt. Grade weil er deiner bedarf, ist er *]TIK, dein Bruder.

Der Wohltätige tritt in den Riß der Gerechtigkeit gegen die Armen. S. Wajikra r. Par. 34, 16.1

Die Wohltat stiftet auch den Frieden im Gemüt des Empfängers; sein Los verbittert, die Wohltat besänftigt ihn. Cima lD^Dö. Vorzüglich ist der Gedanke des B. Jehuda bar Simeon: Der Arme fühlt sich isoliert, vom Wohlhabenden getrennt, von Gott verlassen; er hadert mit Gott; aber die Wohltat stiftet den Frieden wieder. S. das. Not trennt die Menschen, Wohltat verbindet sie wieder.

1 Die Stelle lautet: Es heißt Jesaia 58, 12: „Und man nennt dich Vermauerer des Risses". R. Abin im Namen des R. Be.echja hat gesagt: Der Heilige, gebenedeiel sei er! sprach: Diesen Riß zu vermauern lag mir ob, du aber tratest hm und vermauerlest ihn. Bei deinem Leben! daß ich es dir anrechne wie die Tat jenes Mannes, von dem geschrieben stehl Ps. 106, 23: „Wäre nicht Mose, sein Erkorener, in den Riß vor ihn getreten". Ferner Jesaia das.: „Wiederhersteller der Pfade zu wohnen". R. Jehuda berabbi Simon hat gesagt: Dieser Arme sitzt und klagt: Was bin ich anders als N. N.? Er schläft auf seinem Bett, und ich schlafe hier; N. N. schläft in seinem Hause, und ich hier. Du aber tratest hin und gabst ihm. Bei deinem Leben! ich rechne es dir an, als hällesl du Frieden zwischen ihm und mir gemacht. Das ist, was geschrieben steht Jesaia 27,5: „Er schallt Frieden mir, Frieden schafft er mir1'. D. H.

23 t Hl. Der Weg rar Bittlidhkeifc

Der Empfänger einer Wohltat, saut EL Josna, gibt Wohltätigen mehr als er empfängt; denn Geben i>t Beuger denn Nehmen. S. Wajikra r. Par. 34, Nr. B Ende. Mit Nachdruck wird oft eingeschärft, » 1 : i L*> öftere Wohltal bei wiederkehrender No1 Pflicht sei. Am meisten wird Unterstützung zur Verhütung des Ver- mögensyerfalli boten; aufrichten, daß er nicht falle.

8. Sifra, Behar Pisk. 5. (Bei Maimonides D*J»)f riunö Bchön und klar, wiederholt.)

Reich und arm ist von Gott eingerichtet \vegen <i' chenden Wohlwollens. 8. Wajikra r. Par. 34. Vergl. T. I. Theodicee. ß 131. Beschämende Wohltätigkeit. Rabbi Jannai te zu dem, der einem Armen öffentlich Almosen gab: Besser du hättest ihm nichtf ben, als ihn durch die

be zu beschämen. 8. < Ihagi

Die ßabbinen baben besonders das Armenrecht aus- gebildet. Wertvoll Bind die (nach damaligen Verhält« bellten) Definitionen des berechtigten Armen. Darlehen (die Aushilfe) wird höher gestellt als Ali [eben. 8. Schabb. 63 : Wer einem Armen Geld

leiht. als der, welcher ihm Almosen gibt.

Di« rabbinische Anpreisung und Anordnung in bezug auf alle Li. wir: Kranke besuchen, Nackte zu klei-

. Hui:. ; •■ i d . ' h fongene 1 1 elte) n

l behausen. 8. Nedarim 40': Wer einen Kranken ler nimmt ihm den I 1 von Beinern Schmerze

"Wohlwollen. Dankbarkeit. 235

Wer einen Kranken nicht besucht, gilt so, als wenn er Blut vergösse. Wer einen Kranken besucht, wird vorn Gericht des Gehinnoni errettet ist endlos; man kann mit den Zitaten darüber Bände füllen.

Wohlwollen. Wer aus freien Stücken mehr gibt, als man von ihm fordert, ist der rechte Wohltäter. Schon die Rebekka wird als Muster genannt Gen. 24, 18. 19.

Der Geber empfängt mehr durch seine Wohl- tat als der Empfänger. R, Abin sagt: Der Arme steht an deiner Tür, Gott steht an seiner Seite, d. i. die sittliche Weltordnung, die sittliche Forderung steht ihm zur Seite. S. Ruth r. Par. 5.

Grausam ("ntoN) heißt, wem eine Freude zukommt und er teilt sie nicht mit anderen. S. Wajikra r. Par. 34. Nr. 3. Es heißt Spr. Sal. 11, 17 „Wer seinen Verwandten kränkt ist grausam". R. Alexandri hat gesagt: „Das ist jener, dem eine Freude zukommt, und seine Anverwandten nicht teilnehmen läßt, weil sie arm sind."

Kampfzwi seh enRechtundWohl wollen. Eigenes und fremdes notwendiges Interesse wird, sobald nur die eigene Not gedeckt ist, zugunsten des Wohlwollens ent- schieden, (nur R. Jose stellt sich auf Seite des Rechts.) S. Toseftha Baba mez. Per. 11.

Dankbarkeit.

§ 432. „Wirf keinen Stein in einen Brunnen, woraus du Wasser getrunken". Auch daß zur Begründung des Verbots

III. Der Weg zur Sittlichkeit

der Undankbarkeit hier (Deut. 23, 8) auf das Verhältnis I «eis zu Ägypten hingewiesen wird, zeigt die ideale Höhe der Anschauung. I >ie Bebräer hatten in Ägypten viel Hartes und Schweres ertragen; immerhin haben sie als Fremde dort die Gastfreundschaft genossen. Dessen sollten sie eingedenk bleiben. Des Guten gedenken, das Böse vergessen!

Dankbarkeit ist noch keine Tugend, aber Undank ist ein Laster.

Undank. Ich glaube, wer geneigl ist, Gutes mit Bösem zu vergelten, der wird stets Gelegenheit dazu finden; all unser Gutes, Besitz und Wissen, Ehre usw. kommt uns ron der Güte anderer, schließlich Gottes, also LSl in undankbaren Augen immer Ursache. Undank zu üben. S. Prov. L7, L3: uT3ö Pljn BKDn »b. Zum Nach- rgL die Kommentare.

•e Auflehnung de- Menschen d:tLr<'Lren, daß

er nicht Schöpfer und \b seiner Vorzüge und

Besitztümer Bein soll: TW? T DJflJfl to^ ist der Grund- ., d< r /um Verfall führt

1 Deutet s, i ".

Gegen Rache und Nachtragen. 237

Gegen Rache und Nachtragen.

.Nicht Böses vergelten. Gnade. Güte. Milde.

Bürgschaft für einander. Gemeinsamkeit.

Solidarität.

§ 433. Rache, Nachtragen. Sehr charakteristisch für die Strenge, mit welcher das Nachtragen verpönt wird, ist die Erklärung, welche den beiden Begriffen Rachsucht und Nachtragen durch ein Beispiel gegeben wird. Das Versagen einer Gefälligkeit, welche von der anderen Seite versagt war, gilt schon als Bache; aber auch beim Gewähren derselben wird schon die hinzugefügte Bemer- kung: „Siehe! ich gewähre dir, was du mir versagt hast", als Nachtragen angesehen und soll vermieden werden. S.Joma 23 \

Das Sprichwort sagt: Rache ist süß! Ja, Rache ist süß, aber süßes Gift. Rache und Recht, die sophi- stische Verführung des Rächers.

Nicht die große, schwere, in harten Taten geäußerte Rache ist mehr möglich; aber was in der Gesellschaft unheimlich wühlend und zersetzend wirkt, ist die kleine, gemeine, geheime Rachsucht.

Nicht-Rache. Böses nicht vergelten, aber auch bei der Nichtvergeltung und bei Wohlwollen trotz der Verweigerung desselben durch den andern, nicht sagen: Sieh', ich bin hesser als du. S. Sifre, Kedoschim Pis. 4

III Dei Weg zur Bittliohi I

B hon Prov. 24 21» wird der alten. Überlieferten, dem

artrieb naheliegenden Regel, welcher der gewohnte

reale Weltlauf entspricht, entgegengetreten. „Nicht Ver-

tnng des Bösei ' Sprich nicht: „wie er mir getan, so

tue ich ihm, ich jedem nach seinem Tun."

43-1. Grundlos indschaft (Dan I\H&) zerstört

alle Heiligtümer im Gemüte; denn sie i-t das absolute Gegenteil der Zusammenschließung, welche auch ohne Grund stattfinden boIL S. Joma 9b.

Hl ß. Es gibt keinen Bpontanen, ursprünglichen Hau, wie es ursprüngliche Sympathie, Liebe gibt, oder viel- mehr: wie diese immer ein objektiv ge Motiv hat, so auch der Hau. Seine Motive sind: Rache für emp- faii Böse das entschuldbarste oder für Hern- um: d Guten, Undank (Gefühl des Druckes im schuldigen und Lästigen D Neid (Mißgui

Haß und Neid vereinigt, (tOtPftttb ohne ünter- II) II Liebe zum Dritten oder Entgegen-

i! Fanatikers, aus ! /.u seinem

Glauben; freilich eine häßliche Liel

II !. ibe ist gewöhnlich Liebe nun Dritten und

halb Rache für ihn . den Zweiten, welcher jenen

gt, 1" ' hat. Di IM Haß kann man

b am tschuldigen; nur wenn die Religion

der X den man üebt, darf HaQ keine Stelle

: denn Religion darf Bich nicht rächen und nicht II.

Solidarität. Objektive Einheit des Sittlichen. 239

Haß und Liebe sind natürlich; aber der Haß ist nicht sittlich, er soll durch Sittlichkeit verschwinden, auch wo er natürlich ist; die Liebe soll durch Sittlichkeit auch da sein, wo sie natürlich nicht ist; und dadurch wird sie auch da, wo sie natürlich ist, durch Sittlichkeit erhöht und geadelt.

Haß nach außen bringt Hader nach innen. S. Joma ga-b. warUni ist das erste Heiligtum zerstört worden? Wegen dreier Dinge: wegen Unzucht, Götzendienst und Blutvergießen. Warum ist aber das zweite Heiligtum, da man doch Thora, Gebote und Wohltätigkeit übte, zerstört worden? Weil D3H nfcOt?, grundloser Haß, vor- handen war. Das lehrt dich, daß grundloser Haß die drei Sünden aufwiegt: Unzucht, Götzendienst und Blut- vergießen.

„Die Babbinen lehren: Die gedrückt werden und nicht wieder drücken, ihren Schimpf hören und nicht wieder schimpfen, alles aus Liebe tun und auch Leiden mit Freude tragen, von denen sagt die Schrift (Jud. 5, 31): „Und die ihn lieben, sind gleich der. Sonne, wenn sie mit Macht hervortritt". S. Schabb. 88 b.

Solidarität Objektive Einheit des Sittlichen.

§ 435. Viel ernster und energischer als die moderne Weltanschauung hat es die rabbinische mit der Solidarität, insbesondere mit der Wendung des Gedankens genommen, daß ein grundstürzendes Verbrechen oder die Verleugnung

940 in. Der "Weg tat SittUdhfc

der sittlichen Prinzipien überhaupt. von dem einen begangen, für alle anderen mit tiefstem Schmerze empfunden wird; objektive ideale Substanz der Sittlichkeit selbst er- scheint verletzt, die Idee selbst ist gleichsam erniedrigt and nicht bloß die Person, welche ihr dienen sollte und sich wider mpört

Nach rabbinischer Satzung sollen die Zeugen eines

Bolchen Vorgangs und auch die Richter, welche darüber

zu befinden haben, die Symbole der herbsten Trauer und

11 Kümmernis anlegen, die Symbole, durch

welche man den Schmerz um den Tod der nächsten An-

aörigen zum Ausdruck bringt S. Sanhedrin 56 und fiO.

Im Anhang ist in der angegebenen Stelle zwar nur Aboda zara die "Rede, aber man darf zweierlei nie vergessen; 1) daß ethische Dinge wie ])ü?

jnn und dergl. ausdrücklich als schlimmer noch denn Aboda zara genannt wird; namentlich Ein nttitf, welche in der Tal die B tili Gl [enteils vom sittlichen Be-

ruf dea Menschen ist; 2) daß Aboda zara selbst nicht

wohl dogmatische als ethische Bedeutung hat. Schon in der Thora wird immer auf die lYQJJn, auf die sitt- lichen Greuel hingewiesen, die der Götzendienst mit Bich fuhrt Nicht theoretische Meinungen über daa Wesen der ädern die Tatsache, daß unsittliche Hand-

lau ue falschen Gotteediei shörten, bildete den

,.,,: lendenl I - l ed, welcher auch die Ausrottung

der Q machte. Nicht ein blöder

Objektive Einheit des Sittlichen. 241

Mangel an höherer Sittlichkeit haftete dem Götzen- dienst an, sondern die positive Unsittlichkeit und daß er als Gottesdienst galt, nicht erlaubt, sondern geboten war usw.

§ 436. Neuerdings hat man gemeint, das Verbrechen ist das Verbrechen der Gesellschaft. Das ist übertrieben aus mancherlei Gründen. Der Talmud aber, der ebenfalls die ethische Solidarität der Gesellschaft betont, ist in seinem Gedankengang maßvoller. In bezug auf HBViy r6jj> heißt es (Deuter. 21, 7): „Unsere Hände haben dieses Blut nicht vergossen, und unsere Augen haben es nicht gesehen." Was gesagt sein soll, ist also dieses: Wenn man einen Menschen, anstatt ihm die nötige Fürsorge angedeihen zu lassen, seinem Schicksal überläßt, so daß er zugrunde geht, dann trifft diejenigen, welche die Pflicht jener rettenden Fürsorge hatten, die Schuld an dem ver- gossenen Blute des Verlassenen. Die Solidarität soll nach talmudischem Geist nicht die Verantwortung des Verbrechers mindern, sondern nur die Pflicht der Gesell- schaft einschärfen, ihrerseits alle diejenigen Mittel zur Verhütung des Verbrechens anzuwenden, welche sie in ihrer Hand hat; also Erziehung, gewerbliche Ausbildung, nährende Beschäftigung, Unterstützung in der Not, Pflege in der Krankheit usw. Da die Umstände und Ver- hältnisse wechseln, kann man aus den speziellen tal- mudischen Vorschriften, die sich daran anschließen, nur den allgemeinen Gedanken herausheben. So hat z. B.

1 ß

Lazarus, Ethik des Judentums II.

HI. Dei Weg zur Sittlich!

das ;--v: jetzt und in Europa keinen realen Boden mehr. S. Sota -i.V'iV.

§ 437. l>ie Bürgschaft für einander bedeutet bei den Propheten und Rabbinerj die ernste und heiße Sorge, der Gerechtigkeit unter den Menschen freie Hahn zu schaffen, es jedem zu ermöglichen, daß er den Weg der Tugend ohne Straucheln wandeln könne; jedem zu gewähren, daß er ein menschenwürdiges Dasein führen könne.

An einem Kulturwerk müssen viele arbeiten. Der belohnte Arbeiter boII aber oicht bloß wie eine Maschine, oder als Teil einer Maschine her werden. Nicht wie

man die Lokomotive heizt, damit sie Dampf gibt, man die Wirkenden belohnen, sundern als Mitarbeiter betrachten und behandeln. Als Mitarbeiter nicht bloß an diesem Werk, sondern am Werke der Kultur überhaupt, das ohne Beine Tätigkeit nicht zustande kommt; aber nicht bloß am Werke der Kultur, Bon-

rn der wesentlichsten, der innersten und wichtigsten, hen Kultur; am Bau der sittlichen Gesellschaft.

8 438. Einer der en ethischen Grundsätze ist: Seine Gelegenheit zu einer guten Tat vorbei lassen!1 Schon für die Zukunft arbeiten und nicht ihr überlassen, für Bicfa zu enn man es heu! an!

1 Pesachira 641 nvtt ■-■;•- g, Man gehl Ober ein Qe-

i, ii olh LO'. Mose besümmte die drei Aiyl-

t gpr ich: ß tu dem

nbeil - '. .1 ich eHü len. D ll.

and Lohn. 243

Gibt es für eine gute Tat außer ihr selbst noch einen Lohn, gibt es außer den natürlichen, wohltätigen Folgen und außer dem frohen Bewußtsein der guten Tat noch einen Lohn außer der Tat und dem Täter, so ist es die gute Tat eines andern oft vieler andern welche dadurch erregt wird. Dies, dies zumeist, vielleicht dies allein mögen wir als einen eigentlichen Lohn des Guten, als den ungesuchten und doch gefundenen, als den nicht gewollten und dennoch geschaffenen Erfolg desselben an- sehen. Wie das Licht an einem andern Licht sich entzündet, so entsteht ein guter Wille des einen aus der guten Tat des anderen. Wir leben in Gemeinschaft; alles wirkliche, alles wahre Leben ist gemeinschaftliches Leben; was in dem einen geschieht, wird in anderen wiederholt, fort- gesetzt, fortgebildet. Auch ein Kind mit seinem Gehor- sam, ein Schulknabe mit seinem Fleiß, ein schlichter Arbeiter mit seiner Treue, ein Beamter mit seiner Ge- wissenhaftigkeit wird zum Vorbild für seine Genossen. Also willst du ein Lehrer, ein Förderer, ein Pflanzer und Pfleger des Guten sein sei gut!

S. Aboth 4. 2. Ben Azai sagte: Laufe zu jedem kleinen Pflichtgebote und fliehe vor der Übertretung; denn ein Pflichtgebot zieht ein anderes nach sich, sowie eine Über- tretung die andere nach sich zieht; denn Lohn des Pflicht- gebots ist Pflichtgebot, und Lohn der Übertretung ist Übertretung.

Der folgende Ausspruch: Verachte keinen Menschen

16*

244 Hl Der Weg rar Sittlichkeit

nuil vernichte kein Ding, denn jeder Mensch hat Beine Zeit und jedes Ding hat seinen Ort, erinnert an »las deutsche Sprichwort: „Ein gutes Wort findet immi gute Stätte"; diese gute Stätte aber ist in anderen.

izialethik.

139. Di<' alte Balachah fordert für alle ein menschen- würdiges, dem Gesetz entsprechendes Dasein; der Zweck ist in allen Menschen, in allen Gliedern der gleiche, und darum soll für die Mittel zu Beiner Erfüllung bei allen gesorgt werden. Am-li der Reiche boII am öffentlichen Fasttage

ben, auch der Arme boII Bein Festmahl haben; für sein ungesäuertes Brot und seinen Freiheitswein, für seine Laubhütte soll gesorgt werden. Wer, der es vermochte, hätte auch je dem heischenden Ar d einen Platz am

ler '«<! ert, oder welche Laubhütte wäre voi der i. istfreundschafl verschlossen gewesen!

In ethischer Beziehung ist jeder gleich wichtig, i>'\s bi ^KTßT Deuter 29, 9); auch offenbart sich in und an allen dei md der Sittlichkeit Jeder nach seiner Berufung

ist aktiv, aber auch passiv; die Kinder als Gegenstand der Erziehung, Belbst der Böse, der Frevler, ihn gerecht zu behandeln und zu begnadigen und zu 1" ssern. Alle sind Bürgen für einander, für die G imtsittlichkeit S Tan- chuma ü*21} -. v. ttp&av DDVM1 Der sittliche Gei I der m i |i : lebt . sich realisi« rt, isl selbst ei n e r.

-•;• ---; m -; nüpan by) D^TDCT ~V XVV& *?D hv vorn

Sozialethik. 245

D^üHiX „Seine Barmherzigkeit über alle seine Geschöpfe (Ps. 145, 9), über Männer und über Frauen, über Ge- rechte und über Frevler."

Der sozialethische Gesichtspunkt und die Bürgschaft für einander wird streng betont:

orux *)M ^bnö tfoysi tkö D^ys üvn no nvn D^si on« !d^j> -wxb "i -jb ?m 'ity n^y uro db^> t«h^ Tny bb1? n^stWB

(also auch Kontinuität der verschiedenen Zeiten und der idealen Entwicklung!) aber zu dieser fortschreitenden Entwicklung im Idealen gehört vor allem das Gesamt- und Einheitsbewußtsein; deshalb fährt er fort: Tl^K 2DVH DD"?1D D"n 'iL? nn« mii« BB^IB W1W |Ö?B. Dazu ge- hört die sittliche Macht des Einheitsgedankens, daher fortfahrend KöLS» D<ip ^ mttK DIN ^>Ött B^J>BÜ> iniin

»."Qtfö pwn i^bk nn« nnx btsii lWn ,nn« nBB d"ibb6 b)y-

Daher Gleichheit aller in der Verpflichtung für ein- ander; daher ferner DB1? VTiötf wy» M) BB^Bt? DBWl

iniBTB i"?ib abiyn ^>b bb^b tn« pns i^bx ntB m d^b-ij; db^b

1 Deuter. 29, 8: „Ihr steht heute (ovn, an dem Tage)". Der Tag- ist bald hell, bald trüb. Wenn ihr ein trübes Geschick haben werdet, wird euch das ewige Licht leuchten, wie es heißt (Jes. 60, 19): „Der Ewige wird euch zum ewigen Lichte sein." D. H.

2 Wann? Wenn ihr alle ein Bund sein werdet, wie es heißt (Deuter. 4, 4): „Lebend ihr alle heute (nvn)". D. H.

3 In der Welt geht es so zu: Nimmt einer einen Bund von Rohren, vermag er sie etwa auf einmal zu zerbrochen? Nimmt er aber jedes einzeln, so zerbricht sie selbst ein Kind. D. H.

in. Der Weg zur Sittlichkeit.

yb inn hz Köln d::d ttimsoi c^.y tid* pnsi uriDiy D^ül1 Auch der einzelne Gerechte, Edle, repräsenti den Stand und die Stufe der erreichten Idealität

Gemeinsame Schuld. Pflicht dem Bösen zu wehren, zu ermahnen und A: zuti rhindern, selbst dem Fürsten zu wehren sind nach rabbinischer Anschauung die Ältesten et. S. Schabb. 54 b und 55*. a

Mitschuld trägt dii ellschaft am Verbrechen des

Verbrechers, wenn ch der Füi Obhut ent-

schlä{

,.\\ gleitung" als Form der Höflichkeit die ge-

1 „Euere Häupter, euere Stämme" (Deuter. 29,8). Obgleich ich euch Häupter, Atteste und Beamten bestellt I >id ihr doch

r mir gleich, - heißt (Da und jeder Mann in

Eine and» re Aui A le m d ili a einer füi

eim andern. 1>i auch mr ein G er unter euch, bo hat die

/'•Well durch Bein Verdienst Bestand, wie is heißl (Prov. 10,2

bte ist der Grund der Well" Und wenn einer von wird das g inte <i> -< h en. D. H.

2 Wem n L Uten Ha m wehren, und wehrt ihnen nicht, wird verantwortl bl für die Leute

i t. wird verantwortlich gemacht für die Leu £ ten Well, wird verantwortlich

WelL 1; Papa bat gesagt Die um den . w< rden fiir d e Well i u bt;

. : hat '•'. - die Worte 14)

1 r( n hl iini d< i Volkei und

en f rslei •'• -rin dir Porsten igt habt n, vi ic i.

Allein ich i et den ältesten

hl), weil sie den Fürsten nicht gewehrt haben. I' II

Ermahnung. Kritik. 247

fordert wird, ist veraltet durch die Umstände; aber Für- sorge bleibt beständige Forderung. S. Sota 46 V

Die Ermahnung des andern. Sehr charakteristisch auch für die Erkenntnis der Schwierigkeit der Ermahnung, (der rechten, zur Besserung führenden, der nicht beschimp- fenden, nicht kränkenden und doch erfolgreichen usw.) daß bezweifelt wird, ob in jenem Zeitalter, dem glänzen- den (]1S1B "I und rmy p "NJ^K r"l), einer sich findet, der der Ermahnung folgt und einer, der zu ermahnen ver- steht. S. Arachin 16b. E. Tarphon hat gesagt: Es sollte mich wundern, wenn es in diesem Geschlechte einen gibt, der Ermahnung annimmt. Spricht man zu einem: Nimm den Splitter von deinen Zähnen, so erwidert er: Nimm den Balken von deinen Augen. E. Eleasar b. Asarja hat gesagt: Es sollte mich wundern, wenn es in diesem Geschlechte einen gibt, der zu ermahnen versteht.

Das Lob der Kritik, wer sie annimmt und wer sie spendet, wird gepriesen.

Eabbi findet, daß Freudigkeit herrscht und Nebel ver- schwinden, wenn es an Kritik in der Welt nicht fehlt. S. Arachin 16a.

Die D^3ffö sind die Lehrer, die Theoretiker, welche die Menschen einsichtig machen, die V*y\n p^Sö sind die, welche die Menschen praktisch, tatsächlich auf eine höhere Stufe bringen, sie vor Ungerechtigkeit bewahren.

i Vergl. oben S. 242

848 in Di i W g rax Sittlich!

D r Fabrikherr, welcher dafür Borgt, dal ae Arbeiter ein menschenwürdiges Dasein führen; nicht bloß, daß sie behaglich leben, sondern, daß Bie auch innerlich geläutert werden, daß Bie nicht von Neid, Mißgunst erfaßt werden,

. der ist ein D^TTI p'HSD. \"<>llentls wenn einer wie B. Biskia and seine Frau Tausende von der freiheitver- nichtenden Not, von 'lern Triebe niederen Erwerbes... befreit, Bie auf ein höheres Niveau des Sittlichen brin

gilt, die Gelegenheit zur sittlichen Eandlung (in anderen, bei anderen und für andere) suchen, z. I'..

shulgeld, wer keine Kinder hat, für fremde Kinder be- zahlen, Bücher kaufen, am sie anderen za leihen u-w Midr. Bammidbar r. Par.14,2. Midr.Tehillim zu Ps. 101 Ketuboth 50\

Ubei Gemeinsamkeit des Wollei

; 10. Ein vielzitierter Spruch lautet: ."^>;en brm

\>ri Veranlasser, der durch Etat, Zuspruch osw. die gute

eines andern herbeiführt, isl der geistige Urheber *\rr

l..t. Aber chte man sich dabei? VW iWJWDH ^VU

und inwiefern kam. vtov npTtn rwyn nvn der

Anl I>ie Gemeinsamkeit de* Wollene, der

L< b ü 'i voran I Der ( tedanke, den der

denkt, wird vom anderen (der die Macht bat) aus*

z'"s Unter dieser \ letcung

Gemeinsamkeit des Wollens. 249

werden die Urheber solcher sittlicher Gedanken, welche tatenzeugend sind, aufs höchste geschätzt.

Die Freude an dem Guten, das man getan, hat die fortzeugende Kraft des Guten zur Folge; aber ebenso das Böse, wenn man es nicht bereut, erzeugt weiter Böses. S. Aboth de B. Xathan Kap. 25.

Über Wert und Weihe der Schmerzen s. die schöne Stelle Sifre Debarim Rs. 32 zu Deut. 6, 5.*

1 Wir lassen die Stelle in ihrem Zusammenhange hier folgen: „Und du sollst lieben den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Ver- mögen" (Deul. 6, 5). „Und mit deiner ganzen Seele", d. i. selbst wenn er dir deine Seele nimmt. Und so heißt es (Ps. 44, 23): „Denn deinetwegen werden wir erschlagen jeden Tag, sind gleich geachtet dem Schaf der Schlachtbank." R. Simeon b. Menasja sagt: Ist es denn möglich, daß ein Mensch jeden Tag erschlagen wird? Allein den Gerechten rechnet Groit es an, als ob sie jeden Tag erschlagen würden. Simeon b. Azai sagt: „mit deiner ganzen Seele", d. i. liebe ihn, bis die Seele zur Neige geht. R. Eliezer b. Jakob sagt: Wenn es heißt: „mit deiner ganzen Seele", wozu heißt es: „mit deinem ganzen Vermögen", und wenn es heißt: „mit deinem ganzen Vermögen", wozu heißt es: „mit deiner ganzen Seele"? Es gibt einen Menschen, dem sein Leben lieber ist als sein Geld; deshalb heißt es „(selbst) mit deiner ganzen Seele". Es gibt aber auch einen Menschen, dem sein Geld lieber ist als sein Leben; deshalb heißt es: „(selbst) mit deinem ganzen Ver- mögen". R. Jakob sagt: Wenn es (bereits) heißt: „mit deiner ganzen Seele", so folgt doch: um so mehr mit deinem ganzen Vermögen! Allein (es bedeutet): Rei jedem Maße, das er dir zu- mißt1, sei es im Glück, sei es im Unglück. So spricht auch David (Ps. 116, 3 4): „Not und Kummer treffen mich, und den

"S" wird mit -"1 in Zusammenhang gebracht.

III Der Weg zur Sittlich]

en des Ewigen rufe ich an."1 So sagt auch Hiob (1,21): „Der Ewige hat gi ■■ " hat genommen, der Name

des Ewigen sei gepriesen", d. 1. für das Glü k und »im wieviel mehr für das Ui glück!3 Was Bprichl seine Frau zu ihm (das. 2,9):

Frömmigkeit fest. Segne Gott und stirb." Was ht er aber zu ihr (Das. V. 10): „Wie eine der

Vei . redest du. Ja, das Gm - en wir von Goii

annehmen, und 'las Böse sollen wir nicht annehmen?" Die Leute lies Geschlechtes der Flut zeigten sich häßlich im Glücke, als b

Jüek (die Bestrafung) über sie Kam, nahmen sie es gegen

. Willen an. Ergibt das nicht einen Schluß vom Leichten auf

re (a minori ad maius)? Wenn b r, welcher sich

im i, lieh zeigt, Bich im Unglück als Bchön erweist, um

wiewiel mehr muß sich sich im Glück als schön

im Unglück als Bchön erweisen! l»ie Leute von Sod und Gonmr gten sich im Glücke häßlich, als aber das Unglück

r sie Kam, n ihmen sie es gegen ihren Willen an.

Schluß vom Leichten auf «las Schwere? Wenn schon

wer sich im Glücke häßlich zeigt, ßi h im Unglücke als schön

eist; um wieviel mehr muß - rjenige, der sich im Glück

ist, im k als schön er* w iv

er zu ihr - - e eine der Vi st du. Das

i, n wir von Gott annehmen, und das l'"">se sollen wir

nicht annel Weiler a »ich mit Leiden

:,r (reuen als mit dem (Guten) Glück. Heim wenn ein Mei

seine Tage im Glücke ist, wird ihm die Schuld nicht vergeben.

Wodurch aber wird sie ihm ve ' Durch die Leiden wird

ihm •• R I ezer b. Jak he es heißt

(Prov. 8, 12): ..Wen er liebt, bu hl der I heim, und wie ein

- hn nimmt er ihn auf." Was erwirkt

er (s enommen v.

i . cn (Zücl R M«i b Siehe,

dein« m

rkUbrasg »r*iM »Ich Ml

Wert und "Weihe der Schmerzen. 251

daß, wie ein Valer seinen Sohn züchtigt, der Ewige, dein Goll, dich züchtigt,'- d. i. du und dein Herz, ihr wißt, welche Taten du verübt hast, und daß ich die Leiden, welche ich über dich gebracht habe, nicht in dem Maße über dich gebracht habe, daß sie den Talen entsprächen, die du verübt hast. R. Jose bar Jehula sagt: Die Leiden sind vor Gott beliebt. Denn der Name Gottes wird über den genannt (eig. die Herrlichkeit Gottes fällt dem- jenigen zu), über den Leiden kommen; wie es heißt (Das.): „Der Ewige, dein Gott, züchtigt dich." R. Nathan b. R. Josef sagt: "Wie der Bund (Gottes mit Israel) hinsichtlich des (heiligen) Landes geschlossen ist, so ist der Bund auch hinsichtlich der Leiden ge- schlossen. Denn es heißt: „Der Ewige, dein Gott, züchtigt dich", und darauf folgt (Das V. 7): „Denn der Ewige, dein Gott, bringt dich in ein gutes und weites Land." R. Simcon b. Jochai sagt: Beliebt sind die Leiden. Denn drei Gaben gab der Heilige, ge- benedeiet sei er! den Israeliten, nach denen die Völker der Well gelüsten, und er gab sie den Israeliten nur durch Leiden. Es sind die folgenden: die Thora, das Land Israel und die künftige Welt. Die Thora. Woher entnehme ich es? Weil es heißt (Prov. 1,2): „Zu erkennen Weisheit und Zucht (Leiden)", und ferner (Ps. 94, 12): „Heil dem Manne, den Gott züchtigt, und aus deiner Thora be- lehrst du ihn." Das Land Israel. Woher entnehme ich das? Weil es heißt (Deut. 8, 5): „Der Ewige, dein Goll, züchtigt dich" und weiter (V. 7): „Der Ewige, dein Gott, bringt dich .in ein gutes und weites Land, in ein Land mit Wasserbächen, Quellen und Tiefen, die hinziehen in Tal und Gebirge." Die künftige Welt, Woher entnehme ich das? Weil es heißt (Prov. 6, 23): „Denn eine Leuchte ist das Gebot, und die Thora ist ein Licht, und der Weg des Lebens sind die Unterweisungen der Zucht." Welches ist der Weg, der den Menschen zur künftigen Welt bringt? Sage: das sind die Leiden. R. Nechemja sagl: Beliebt sind die Leiden. Denn wie die Opfer wohlgefällig machen, so machen die Leiden wohlgefällig. Wie heißt es bei den Opfern? (Levit. 1,4:) „Und es soll ihm wohlgefällig aufgenommen sein, um ihn zu sühnen"; bei den Leiden heißt es (Das. 2G, 43): „Und sie werden (durch die Leiden) wohlgefällig machen ihre Schuld." Weiter aber: Die

252 Hl. Der Weg zur Bittlichkeit,

hen noch mehr wohlgefällig als die Opfer. Denn die

len mit Geld dargebracht, i en erleidet die Person.

hc t es iiliob 2, 1): „Haut um Haut, und alles, was eines

Mannes ist, gibt er für Beine Seele (Person).11 H. Elieier war

krank, R. T.irfon, R. Josua, R, Eleazar b. Azarja und It. Akiba

waren gekommen, um ihn zu besuchen 11. Tarfon hub an und

!i: Rabbi, lieb bist <■ i 1 1 Israel, mehr als der Sonnenball. Denn

incnball leuchtet in dieser Welt, du aber leuchtest in dieser

:t und in der künftigen Well. R. Josua Imb an und sprach:

oisl du Israel, mehr als die Gabe des Regens. Denn

H gjen gibt Leben für diese Welt, du aber gabst ihm Leben

diese Welt und für die künftige Welt. R. Eleazar b< Azarja

. ii zu ihm: Rabbi, lieb bisl du Israel, mehr als Vater und

dulter. Denn Valei und Mutter bringen den Menschen in diese

Welt, du aber bringst uns in diese Well und in die künftige Well.

;>'ib an und Bprach: Rabbi, beliebt sind die Leiden. lu

ich R, I ezer zu Beinen Jungern: Stützet mich, und es Beizte

h zu ihm < H. Aki b Sprich, R. Akiba. heißt Chi l ) : ,,^w.".lf Jahre

war Ml all, als er König wurde, und fünfundfünfzig Jahre

i m und tat in den Augen des

Ewi e-. (Prov. 25, l (: „Auch dieses sind Spräche

he die i Chizkija's, Königs von Juda, über-

.i.'- Wird dir denn in den Sinn kommen, daß Cüizkija

die i elchrl und seinem Sohn Menasche nicht

ehrt hat! Allein alle Lehre, die er ihm gelehrt, und

die er sich um ihn gemüht, hat ihm nichis genützt;

Denn es hei . I d V. 10 14): „1

i er sie merkten

die He sten

inir. i bmen Menasche gefangen in

in : banden ihn mit Keti--n und führten ihn nach Babel

w.ir, Qehte er tum I seini m QoUe,

; V itet und beide zu ihm. Und er li^u sich von ihm erbitten und erhörte sein Kleben

m in sein Königreich. Da

"Weg und Weihe der Schmerzen. 253

erkannte Menasche, daß der Ewige der Golt ist." Daraus lernst du, daß die Leiden beliebt sind, R. Mei'r sagt: Siehe, es heißt: „Du sollst den Ewigen, deinen Golt, lieben mit deinem ganzen Herzen", d. i. liebe ihn mit deinem ganzen Herzen, wie Abraham, unser Vater; wie es heißt (Genes. IS, 19): „Ich habe ihn zum Freunde erkoren, dieweil er befiehlt seinen Kindern und seinem Hause nach ihm, daß sie hüten den 'Weg des Ewigen, Liebe und Recht zu üben" Deshalb heißt es: „Du sollst den Ewigen, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen." Ferner: „und mit deiner ganzen Seele", d. i. wie Isaak, der sich hat binden lassen auf dem Rücken des Altars. „Und mit deinem ganzen Vermögen, TpND", d. i. sei ihm dankbar, "b n-ntt »in, wie Jakob, bei dem es heißt (das. 32, 11): „Zu gering bin ich für all die Gnaden und für all die Treue, die du an deinem Knechte getan, denn mit einem Stecken zog ich über diesen Jarden, und nun bin ich zu zwei Lagern geworden." D. H.

Vierter Abschnitt.

Die Gestaltung der Sittlichkeit,

welche geschaffen werden soll.

au?«

11. Capitel. Übersicht.

Formen der Vereinigung.

Die Formen der Gesellschaft, d. h. der Einigung aus den gegebenen Verhältnissen der Natur und Kultur.

§ 441. Die Formen der Vereinigung, durch welche die Charaktere gebildet und in welchen sie sich bewähren und so die Pflichten erfüllt und die Ideen realisiert werden sollen, sind

A. Die Familie.

ß. Das Haus.

Ä. Familie. Ehe. Frauen . . . (als Erzieherinnen).

A. Die Familie im engern und weitern Sinne.

1. Die Gatten.

2. Eltern und Kinder. Verstorbene. r3K PDö > und besonders löKl V3K bip®/*

3. Geschlechter weiter' auf- und abwärts.

4. Die Verstorbenen.

i Exod. 21, 15. 2 Das. 21, 17.

1 7 Lazarus, Ethik des Judentums II.

IV. D lltung der Sittlichkeit.

B. Das Haus.

1. Seine Führung.

2. Eerrschaft und Dienerschaft; beiderseitige Pflichten; Arbeitgeber und Arbeitnehmer; Botenpflicht.

3. Beziehung von Fremden zum Hause: Gäste, gesellig

= rrrrrb mne "jrra wohltätig *jjt2 *»* rayi;

Waisen als stetige Hausgenossen; die Nachbarn. Gefangenenlösung.

4. Die Tiere.

142. Die Formen des Zusammenschlusses. Der Begriff der Familie ist bei den Juden viel weiter und viel tiefer al- irgendwo.

1. Der Bestand der Familie besteht auch in dei Rechtsordnung und sozialen Einrichtung. S. die !;• esetze, die liegenden Gflter.

2. Erweis rung im Stamm.

3. Abfolge der Zeiten und Generationen. Einheit.

a) Aufwärts: |pt »3B ffim» r\MH 11131

Di« S a (rgl. Grieser: die Altvordern kämpfen mit von Elias und Mo

Die ethische Gemeinschaft .cm« in?» snn rwtb "Di .oma* to van

b) Ab :_. - "--t mey1 mzN by c%:2 ii nvrTH

- nnmo« DU2 - tfessianischei Zeitalter.

i kbo\h I. viticui 19 3 Prov. 1 I

IM 24. ta

Das Haus. 259

§ 443. Ein Romantiker des 19. Jahrhunderts, ein Tieck oder Novalis könnte nicht gewaltiger von der ehelichen Liebe im engsten Sinne, nicht mystisch tiefer und nicht allegorisch erhabener sprechen, als Aboab (um 1300), der brave Verfasser der moralisch-religiösen Enzyklopädie unter dem Titel: Menorath Hammaor (s. Kap. 181).

Aber auch ein Lombroso kann der Bedeutung der Bedingungen des natürlichen Werdens des Menschen für die moralische Konstitution nicht größeres Gewicht bei- legen als unser Aboab; daß diese seine Theorie aber ohne Widerspruch gegen seine ethischen Anschauungen zustande kam, wird niemand behaupten (s. Kap. 182, wo die Agada durch aristotelische Lehren umgedeutet und erklärt wird). Der Widerspruch ist ihm nicht entgangen und Kap. 184 wird auch die Lösung durch die Macht der psychischen Elemente versucht. lb)71 "jsnrp DK T6l?

BOTB& "ly toTa Voym nnom fcrram noion naa )oanb lyatö mns mra ^m1?! inm1

Auch die ganz materialistisch-physiologischen Theorien der Vogt, Moleschott und Büchner hat Aboab vorweg genommen und überbietet diese fast noch, indem er seine Lehre in den Sätzen gipfeln läßt: nicht bloß JJStt *B3

1 Außer wenn sich das Kind aus seiner natürlichen Art in deren

Gegenteil umwandelt durch die Kraft der Zucht, der Erziehung

und der Sitten und durch die Mühe der Erziehung, so daß es

seine Form (Art, Gestallung) auszieht und sich mit einer anderen

Form bekleidet. D. H.

17*

1\ Di " iltung der Sittlichkeit.

- -;; ytns^ JHDTI1, sondern auch niDMn ptD »A3 *3 KSBi D^ian yrj RTF' (s. 183), \\<»bei er sich bereits auf den Tal- mud Kttluili. t;i stützen konnte; und diese Theorie hat er dann leicht mit dem Verbot unreiner Tiere in Ein- klang [ ebi acht.

ialei Begriff der Einheit. 1 >ie Formen iles Einheitsbegriffi sind darzustellen.

Dabei ist auf die interessante Anmerkung über d Zusammentreffen dei I redanken mit Vircho^ hinzuweisen. Nach der Huxley -Vorlesung Virchows im Herbst 1898

teilt der Ports* hritt der biologischen W issenschaft der letzten Zeiten wesentlich darin, zu zeigen, daß der Organis- mus nicht auf einer einheitlichen, Bondern auf „sozialer" Funktion beruht: umgekehrt besteht der Portschritt der völkerpsychologischen oder ilpsychologischen Er-

kenntnis gegen früher darin, einzusehen, daß die Punkl

b der Individuen im Bozialen Sinn saml und ein«

»In b i t.

1 1 tige der beidi d Forsi bungsmethoden offen- bart ich darin, 7u erkennen, daß jeder Organismtu . ial wirkt, und daß ellschafi ein Organismn i I

l .• ben de I 5 inch die dai ml folgende

kleine

n. . r Natui da Nahrung ri btet sich dei KOrpei Wesen) d< ihitcn. D. II

ergibt sid i Nahrung m die .Naiur

J' II

Einheit und Gesamtheit. 261

Das Wesentliche und Wertvolle dieser Erkenntnis für unseren Gedankenkreis ist, daß in den rein psychologischen und physiologischen Verhältnissen der Gesellschaft, also in den Naturgesetzen, welche sie beherrschen, mit einem Worte in dem Bestände, wie er in der mecha- nischen Weltanschauung aufgefaßt wird, schon das ethische Grund- und Zielverhältnis, nämlich die Einheitsbildung der Gesamtheit enthalten ist. Nur das ethische Mo- tiv muß noch hinzutreten. Aus den Reproduktions- gesetzen ergibt sich das Gewissen; es tritt nur noch zu den Tatsachen der unwillkürlichen Reproduktion die ethische Beurteilung derselben hinzu.

§445. Gesamtheit. Es gab eine Zeit, in welcher die Sorge für seine Familie als ny ^33 np~V TW)}1 gelten durfte. Sie ist es noch für viele, weil sie dessen bedürfen. Aber die Zahl derer, welche einen Überschuß haben, ist größer geworden, sie genügen der ethischen Verpflichtung nicht mehr damit.

Und mit Wohltätigkeit und großen Gaben ist es auch nicht getan.

Nicht für sich allein, auch nicht bloß für seine Ea-

» Psalm 106, 3. Vergl. Keluboth 50a: „Heil denen, die das Recht wahren, der Wohltat übt zu jeder Zeil." Ist es denn mög- lich, zu jeder Zeil Wohltat zu üben? Unsere Lehrer in Jabne haben erklärt und einige sagen R. Eliezer: Damit ist derjenige gemeint, der seine Söhne und Töchter ernährt, so lange sie uner- wachsen sind. D. H.

IV nie Gestaltung dei Sittlichkeit.

milie sorgen, für die Gesamtheit, das Ganze, wirkliche Sorge im Herzen tragen und durch Tat bewähren.

Die Bestimmtheit des Familienkreises und Bedürf- nisses machte die Sache einfacher und leichter; das All- gemeine ist zu anbestimmt; das entschuldigt jetzt noch die Lässigen und erschwert tatsächlich die wahre sozial' PHicht.

\1rt Organisation! Auch wer geringes Überschuß an Kraft oder Vermögen oder Einkommen hat. kann dienen- des Glied mit kleinen Mitteln und in freien Stunden sein.

Der Begriff der Familie war nur eine Stufe.

Zunächst jeder in -einem Kreise; der Herr für Diener, der Arbeitgeber für Arbeiter usw.

Besonders gilt es, die Jugend der Reichen für

die- - rge erziehen, daß sie nicht Schmarotzerpflanzen

[en, nur Genuß und Sport suchen, sondern ihr

sorgenloses Dasein mit höherer, weiterer, edlerer Sorge

erfüllen.

Je mehr Vereinigungen derselbe Mensch angehört, mehr ha1 er Antrieb zur Sittlichkeit, besonder- Zügel gegen Dnsittlichkeit,

hi jeder Gemeinschaft liegt ein ethisch wirksames

Dient; wissen des Einzelnen isi it/t dadurch.

daß es Teil ein» ewissens ist; und je inniger

;ehörigkeit, desto tärker die Wirkung.

Viele sittliche Vorzüge der .luden kommen nur auf

Aufgabe der Erzeugung des Gesamtcharakters. 263

diese Zusammengehörigkeit, vieles war nur DBM blb^n, gehörte dazu, TODS zu bleiben usw. l

Die psychologisch naturalistische Erklärung steht auch weit im Felde.

Der ethische Gesichtspunkt muß überall leiten. Das ist keine Wahl, sondern innere Notwendigkeit. Gegen- über dem Kollektivismus die Selbstverantwortung; gegenüber dem Individualismus die Pflicht der Gesamt- entwicklung und Gesamterziehung. Das Sittengesetz als eins für die Gesamtheit.

§ 446. Aufgabe der Erzeugung eines Gesamt- charakters.

Xicht der Individualismus, nicht der Kollektivismus in ihrer Einseitigkeit und im Gegensatz zu einander ent- halten die volle Wahrheit. Die Ethik weist ihnen Gren- zen an. Einer tiefer dringenden Erkenntnis bleibt es vorbehalten, beide miteinander zu vereinigen und eine höhere Weltanschauung zu begründen.

In einem Bilde wenigstens können wir heute schon den Vorausblick gewinnen, wie sich beide miteinander vereinigen können. Zwei Bewegungen können in ihrer Richtung und Bedeutung verschieden sein und doch zu- gleich von demselben Wesen vollzogen werden; um ihre eigene Axe dreht sich die Erde, zugleich bewegt sie sich

1 Nur gehört dazu, daß ein Bewußtsein von der mannigfaltigen Zugehörigkeit stattfinde; von bloßen Vereinen bis Stadt, Provinz, Staat und Religion welch ein Abstand!

[V. Die G

am inne, und vielleicht auoh noch mit dem Sonnen-

ti in um eine Zentralsonne. So bewegt sich di r Mi nach um Bein eigenes Ecb, zugleich um die Sonne der [dee in Gemeinschaft mit allen übrigen Wesen, und die I

Guten und Allgütigen ist die Zentral onne, um welche alles Gewordene sich bewegt, um den Abglanz desselben und die Lebenskraft von demselben zu emp- fangen.

Einzelne und Gesamtheit.

17. Handlung und Gesinnung. Die Gesamtheit braucht Handlung, du- Einzeln»' d'' nnung.

Des Einzelnen Gesinnung kann ihn auf das II auf rein Th< retisches, auf Verzicht, auf my tisch« Ver- tiefung allein führen; dagegen dii G< amtheit braucht den Aufbau dee Gi amtl in Kultur and Sitte. I

pM fTl DJ) min.« Aber die Gesamtheit ist auch ein Sj tem von G sinnung Charaktere zur Einheit verbunden Die

gi I Fnterordnung und E in dii I ! imtheil

dem Gesichtspunkt, d sich nichl bloß um meinschaftliche Sittlichkeit, sondern vor allem um sitt- licl Q meinschaft bandelt Durch diese wird all»' hing, auch aller p Dienst des Ein ■■ Inen

■••II.

1 Lfa lil. 21.

Ehe. 265

Ehe.

§ 448. Auch innerhalb des ganz und gar nur ethischen Gedankenkreises wird der Begriff der Ehe und ihres Zweckes als Vermehrung des göttlichen Ebenbildes in der Natur aufgefaßt.

In vorderster Eeihe steht der rabbinischen Anschau- ung von der Ehe die Erhaltung der Gattung; aber eben im Verein mit der sittlichen Lebensordnung soll sie ge- schehen: Kann p lim« n^SS. Sodann soll sie die Kinder Natur gäbe zur Kultur führen, die Kinder er-

ziehen: W33 r6"ttö. Überall also ist die Ehe zur Be- gattung, sittliche Kultur zur Natur fügen. S. Pesachim 113 b: Sieben sind vom Himmel (von Gott) verbannt, nämlich: ein Jude, der kein Weib hat; wer ein Weib und keine Kinder hat; wer Kinder hat und sie nicht zum Studium der Thora erzieht; wer nicht Thephillin an seinem Kopfe und an seinem Arme hat; wer nicht Zizith an seinem Kleide hat; wer nicht eine Mezuza an seiner Tür hat; wer seinen Füßen die Schuhe versagt. Manche fügen noch den hinzu, der sich nicht einer Gesellschaft an- schließt, die sich zur Ausübung eines Pflichtgebotes ge- bildet hat. Selbst von einem Weibe, das nicht immer nach dem Herzen des Mannes ist, soll sich der Mann nicht trennen. Diese Ansicht spricht R. Chija Jebam. 63a aus, der ein Weib hatte, die ihn peinigte, der er aber, wenn er Schönes fand, es selbst heimbrachte; und dies

iv Die Gestaltung der Ettttlichkeit

war die Autwort an Etab, der ihn eben befragte, weshalb er sein böses Weib ^o verziehe.

I >ie rechte Ehe.

§ 449. AVer sein Weib liebt wie sich selbst, sie mehr ehrt als >ieh Belbst und seine Kinder auf den rechten Weg leitet, von dem heißt es: „Du wirst erfahren njnv, daß Frieden in deinem Zelte". Jebam. 62 h.

Aufgabe und Leistung des Weibes.

8 450. Der Prophet Elia selbst soll es dem B. Jose auf ae Präge, worin denn das Weib „die Gehilfin" sein solle, gesagt haben: ,.sie erleuchtet seine Au-.n und stellt ihn auf Beine Füße." Als" beides, was dem Mann von Na- tur zusteht: Einsicht und Energie, soll Bie fordern. Auch Ertrag der Natur wandelt in Kulturform.

Der Mann bringl den Weizen, und sie macht das Brot c bringt den Flachs, und sie macht das ECleid.

I uiilie. ;")1. De] Werl des Daseins und Beine Würde be- ruht darauf, dal M ben ihr Leben nichl isoliert, gl fahren. Die Familie bildet die natür- liche Grandlage für diese Vereinigung. Die Mitglieder d gi trennt Leben, nach Raum und Z b den Zielen, welche sie ro erreichen treben, und nach dem ksal, das jedem beschieden ist: weil aber

Die Familie als Ganze?. 267

Freud und Leid eines jeden alle trifft, die Ehre des einen die Ehre aller ist, bilden sie nah oder fern eine Einheit des Gemüts, eine Seelengemeinschaft, welche beglückt, erhebt und tröstet.

Die Familie ist das Urbild der Kontinuität. Es gilt, die Gegenwart mit der Vergangenheit und Zukunft verbinden!

Sorge für die Alten, die nicht mehr, und für die Jungen, die noch nicht arbeiten; Pietät gegen die, die gestorben sind, und Vorsorge für die, welche erst werden geboren werden.

§452. Die Familie als Ganzes. DerVat er ist Ober- haupt. Mit der sinnigen Ausdeutung der Abwechslung in der Vorschrift der Elternliebe in der Thora, daß es das einemal heißt "pK 1T81 f 2K AK *T2D *, das anderemal 10« BW tttTfl I^KI», wird auf die natürliche Zärtlichkeit gegen die Mutter und die Ehrfurcht gegen den Vater hingewiesen, aber bei beiden soll beides befolgt werden. Anderer- seits wird vom Vater Strenge, von der Mutter sanfte Führung gefordert.

Wenn auch die Schließung der Ehen wesentlich Sache der Eltern war (ist doch der Vater verpflichtet, den Sohn zu verheiraten, geschweige die Tochter, um die Sittenreinheit zu wahren), so wird doch ausdrücklich ge- lehrt, daß die Zustimmung der Tochter: den will ich zum Manne, notwendig ist. Auf die Frage an Rebekka

1 Exod. 20, 12. 2 Lcviticus 19, 3.

[V. Die Gestaltu

!>• i dei Werbung Eliezers um Rebekka für Esaak Inzucht als alte Sitte kaum hingewiesen zu werden.

Frauen und ihre Behandlung. Wenn von der der Fraui a bi i einem Volke oder in einem Zeitalter di< Rede i>t. muß man immer genau zwischen der rechtlichen und moralischen Stellung nni recheiden, also zwischen den Rech tsgrundsätzen, Dach denen Rechte und Pflichten der Frauen bestimmt Bind, und dm mora- lischen Vorschriften, welche die Männer den Frauen auf- erlegen und nach denen die Frau behandelt werden soll. Bei den modernen Völkern gehen die moralischen Vor- schriften und Schätzungen unbedingt immer viel weiter zugunsten der Frauen, stellen sie höher als die recht- lichen Bestimmungen.

Dies war, wie ich glaube, bei den Juden auch immer und besonders in d< d talmudischen d. h. also in denjenig« d

•'ii der Fall, in denen die jüdisch-ethischen Anschau- ung« i der Familie sieb kristallisierten. Allerdings tuch rechtlich itehen de Frauen bei den Juden günstiger als bei den meisten alten Völkern. Noch größer war der Unterschied in morali eher Beziehung. Ohne roman- d Frauenkultu i, d( r B( ine hö« I b< l< i klichen hat, wird den Frauen von jeher eine Wurde

b n und eine sittliche Verantwortung von ihnen und efordert, welche von den modernen Völkern nicht Qbertroffen wird.

Dieser I ued von Recht und Moral bilft auch

Stellung der Frau in der Familie. 269

vielleicht den Widerspruch lösen zwischen derjenigen Schilderung, welche Tacitus von den alten Germanen hinterlassen, und den wirklichen Tatsachen und Bestim- mungen, welche neuerdings durch Weinhold so evident nachgewiesen sind.

Die Bekenner des Judentums folgen in allen Kultur- ländern den Anschauungen, welche sich im öffentlichen Geiste derselben zur Geltung gebracht haben. Im ethi- schen Schriftentum der Juden aber, besonders im Tal- mud, sind Grundsätze aufgestellt, die nie veralten, weil sie auch beim Wandel der Zeiten, im Wechsel der Lebens- bedingungen und der gesellschaftlichen Forderungen, auch gegenüber modernen Bestrebungen als leitende Prinzipien sich bewähren. Auch gegenüber den reinen und feinen Formen des Verkehrs mit dem weiblichen Geschlecht, zu denen die besten Kreise der modernen Gesellschaft sich be- kennen, erweisen sich die talmudischen Lehren als sittliche Ideale, deren Verwirklichung alle Segnungen des Lebens, sein Glück, seine Höhe und seine Würde sicherstellen.

Allerdings wird im Talmud von den Frauen fast nur als Gattin und Mutter geredet . . .

In bezug auf die Ehefrau, ihre Beschäftigung nach Maßgabe der speziellen Stellung gibt es zahlreiche Aus- sprüche; ebensolche aber auch gegen Müßiggang, Schmuck und Putz der Frauen. Nicht Konnivenz sondern echt rabbinische, d. h. echt ethische Auffassung der natürlichen Neigungen und Lebensverhältnisse! nicht

87 IV. D Ict Sittlichkeit.

phantastische, romantische Formen schmachtenden Fraucn- dienstcs Bind hier «las Ideal; aber die Frau soll das gewinnende, erheiternde, beglückende Wesen Bein und bleiben. Manche Stellen zeigen, daß die Fran die Keusch- heit dc> Mannes bewirken soll! Die Frau ist bei den Rabbinen Beraterin, Erzieherin, Teilnehmerin am höch- sten Berufe des Mannes, am Thoralernen. Siehe die Fran Akibas in Kethnb. 62bu. 63*.1

1 Die Stelle lautet: R. Akil>a war der Hiri des Kalha Sabua. Als dessen Tochter sali, daß jener fromm und vorzüglich begabt war, sprach sie zu ihm: Würdest <lu, wenn ich mich dir angelobte, ins Lehrhaus gehen? I'.r Bprach zu ihr: Ja. Sie gelobte sich ihm heimlich an und schickte ihn fort. Ihr Vater hörte es, jagte sie aus dem Hause und tat ein Gelübde, daß er ihr von seinem Be- sitztum nie einen Genuß zukommen lassen wolle. Jener aber ging fori und weilte zwölf Jahre im Lchrhause. Als er zurückkam, kamen xwOlflausend Junger mit ihm. I'a hörte er, wie ein Gl zu ihr (seiner Angelobten) saute Wie lange wirst du dich noch

als Witwe eines Lebenden fuhren! und sie ihm erwi.erle Wenn er mir folgte, bliebe er noch weitere zwölf Jahre. .Nun Bagle er Mit ihrem Willen lue ich es. und ging wieder 1. >rt und blieb ••re zwölf Jahre im Lehrhause Ms er dann zurückkam, kamen vierundzwanzigtausond Junger mit ihm. Seine Frau h<">rte es und

. ihm ei sprach einp böse Nachbarin zu ihr Wohin

willst denn du? Sie erwiderte (Proverb 12, 10) „Der Gerechte inni sich ei Seele seines Tieres." Als sie zu ihm

le, sieh sul ihr Angesicht niederwarf und seine Knie küßte, •ließen •• Junger) sie (ort Bi aber hört« es und sprach

tu ihnen Das Meine und das iure ist das Ihre (unser Wissen ist ihr Verdienst), ihr Vater aber horte, daß ein großei Mann in die Stad| gekommen war ha sprach er Ich will zu ihm hin- ten; vielleicht ist i ich, daß er mir mein Gelübde löst.

Stellung der Frau in der Familie. 271

Nach Pirke de R. Eliezer Kap. 41 hat Gott Mose ge- heißen, erst einmal auszuforschen, ob denn die Frauen (die Thora) das Gesetz annehmen wollen; denn die Männer pflegen den Frauen zu folgen. Denn was nützt es, wenn die Männer das Gesetz annehmen, wenn die Frauen sich sperren und nicht teil nehmen wollen. An aller Kulturtätigkeit müssen die Frauen auf ihre Art mitwirken!

Bei der Besprechung der Stellung der Frauen muß man immer die Familie als Ganzes im Auge be- halten. —

Wichtig ist die Möglichkeit, daß eine Frau hervor- ragende Stellung gewinnt (Prophetie usw.), wenn dies auch nicht die Regel ist. In Griechenland war dies nicht möglich.1

So kam er zu ihm. Dieser sprach: Hast du dein Gelübde auch in dem Gedanken getan, daß er (der Angelobte der Tochter) ein großer Mann wäre? Kalba Sabua erwiderte: Selbst wenn er auch nur einen Abschnitt, ja auch nur eine Halacha (wüßte, gälte ihm mein Gelübde nicht). Darauf R. Akiba; Ich bin es, Da warf er sich auf sein Angesicht und küßte ihm die Kniee und gab ihm rlie Hälfte seines Vermögens. Die Tochter des R. Akiba machte es ebenso mit Ben Azai. Das ists, was die Leute sagen: Das Multerschäfchen folgt dem IVIullerschäfchen; wie die Talen der Mutter, so die Taten der Tochlcr. Vergl. Nedarim 50 a. D. H.

1 Frage an die Eherechtsgelehrlen! Es scheint, daß in der ganzen Scheidungslehre (der "itJjn'pN nachzulesen!) von einem Antrag oder Recht der Frau auf Scheidung nicht die Rede ist. Sonst wäre auch ein solcher Grund für das Scheidungsrecht des Mannes wie ■prn 579 angibt,, unmöglich: ltewa xbx n«"i23 üb «M». Es spiegelt

272 IV. Die Gestaltung der Sittlichkeit.

Kinder.

ß 453. Die Unschuld in den Kindern als welt- erhaltendes Element Die Unschuld wird immer wieder geboren und sichert dadurch den ethischen Bestand und die Möglichkeil des sittlichen Portschritts. s. Schabb. 1191 : Etesch Lakisch hat im Nami d d( II. Je- huda •: Die Welt ha1 nur Bestand wegen des

Hauches der Schulkinder; denn es gleicht nicht der Hauch desjenigen, in welchem Sünde ist, dem Hauche rjenigen, in welchem keine Sünde ist. Enterbung der Kinder zugunsten dritter ist juridisch stattet, wird aber moralisch getadelt Nur wenn die Kinder entartet sind, wird es von R. Simeon ben Gamliel B iba batra 133 (Mi chna VIII, 6). Also ideal- ethische und nicht bloß utilistische Auffassung des l'a milienwi bi ds.

464 Lieb ' n Eltern und I rroßeltern

nicht bloß absfc wähl b ifl m< nschlich, nicht

den Tier« d anzutreffen.

talmudische Sprichwort tadelt die größere Liebe

lr,er die mittelalterliche n Anschauung« Wir

halten uns verpflichtet, uil /■ Franke), Qrundlinteo des moaaic h- lain d i (Leipzig In Ki nmission i ei H. Hui

3 M.Vi M.VIII nicht w< eben

<* angeführt Bind, m denen der Frau das Recht ansteht, Schci- Die Würde der Frau ist da vollkommen i D II

Kinder. Erziehung. 273

der Eltern zu den Kindern als zu ihren Eltern. „Die Liebe der Eltern wendet sich zu den Kindern, die der Kinder wieder zu ihren Kindern." S. Sota 49 a.

Der Respekt vor den Eltern und seine pädagogischen Folgen, die gegenseitige Behandlung der Gatten und ihre pädagogische Folge im Respekt vor den Kindern.

Dies gehört zu den Dingen, von denen es keine Sta- tistik gibt, sondern nur eine Durchschnittserfahrung; es bedarf auch keiner Statistik; wenn man nie einen Trun- kenen auf der Gasse oder gar in der Gosse findet, wenn nie eine Anklage auf Ehrverletzung der Eltern usw. vor- kommt

§ 455. Erziehung. Den Frauen vor allem wird der Beruf und der Vorzug zugeschrieben ( in idealistischer Einfachheit : weil sie daheim in der Familie bleiben, während die Männer draußen ihrem Gewerbe, ihren Studien usw. nachgehen ) die Kinder zum Studium und zur Sitte zu leiten. S. Schemoth r. Par. 28, 2.1

1 Die Stelle laulel: Exod. 19, 3: „So sollst du sprechen zum Hause Jakob und verkünden den Kindern Israel." „Das Haus Jakob", das sind die Frauen. Er (Gott) sprach zu ihm (Mose): Sage ihnen nur das Allgemeine. Das verstehen sie. „Den Kin- dern Israel", das sind die Männer. Er sprach zu ihm: Sage ihnen das Einzelne. Sie verstehen es. Eine andere Erklärung: Warum die Frauen zuerst? Weil sie eifrig in der Übung der Gebote sind. Oder damit sie ihre Kinder zur Thora führen. R. Tachlifa aus Caesarea sagte: Der Heilige, gebenedeiet sei er! sprach: Als ich die Welt erschuf, gab ich nur dem Adam das Gebot. Erst später erhielt auch Eva das Gebot. Sie übertrat es und brachte

Lazarus, Ethik des Judentums II.

>274 iv D kltung der Sitth

Bemerkenswert ist, daß im goldenen ABO '1er Frauen.

im Spruchbuche Kap. 31 und auch sonst von den Frauen

als Muster vollkommener Erzogenheit oder als Brziehun

Lehrerin (die Mutter Lemuels*, auch allgemein CK nnp')7.

drum auch von argen Weibern, die zu meiden Bind, be-

Bonders in der Zeit der männlichen Erziehung, die Rede

ist; aber von dem Weibe als Zögling ist nie die Bede,

immer nur heißt es p 3. Ob di«-«-r so viel wie Kind,

als solcher Singular von D^a, Kinder. Überhaupt sein

kann? An einzelnen Stellen vielleicht, im allgemeinen

nicht.

Vermutlich herrschte die Ansicht: Die Erziehung des

Weibes ist eine rein praktische, auch in idealen

hingen nicht theoretisierend, sondern allein durch das

1 und Anleitung von Mutter zur Tochter gehend.

Pflicht, nicht bloß die blinder, Bondern auoh

E ;. el i erziehen, S. Sota 19. Bab A.cha bar Jakob

bei b mit der Erziehung des Etab Jakob, des Sohnes

! ichter. AN derselbe groß war, sprach er zu

ihm: Gib mir etwas Wi ' worauf jener ihm antwortete:

Bin ich denn «hin Sohn? Das ist es, was die Leute

i erziehe, aber ich bin doch nur der Sohn

dein« t TocmV r.

Well Wenn ich jetil nicht dii Frauen zuerst rufe, werden m die Thorn Bunichle machen. Deshalb b<

-i u sprechen tum Haute Jakob" und dann erst: „und ver- iw :•■. I». II. ' Proverb. 31, l.

ID 17. p wechselt mil "»)», aber nie na oder irqp. D.H.

Aufgabe der Mutter iu der Familie. 275

An die Mütter.

§ 456. Bewahret die Kinder früh vor allzugroßeni Genuß und Reiz des Essens und Trinkens, denn dieser gemeinste Egoismus des Magens wird zur Schlange, die sich immer weiter ausdehnt und ihren Geifer weithin gegen jeden genialischen und moralischen Keim tötend aushaucht. Gewöhnt sie deshalb an geistigen Genuß durch Spiel, Liebhaberei, oder irgendein Steckenpferd; Schmetter- lingsammeln, Botanisieren, Zeichnen usw. Bei einem Kunstgenie wird dieses freilich von selbst hervortauchen und alles andere verdrängen. Nur hüte man sich, dieses und noch vielmehr jenes allzugroßes Übergewicht erlangen zu lassen, weil dies der Grund zur Einseitigkeit wird. Die allerschlimmste Gefahr ist, wie gesagt, die des Magen- und Gaumenübergewichts. Sprechet nie vor Kindern über Küchenangelegenheiten, am allerwenigsten über die Schwierigkeit und Wichtigkeit der Kochkunst; die werden sie ohnehin früh und hoch genug schätzen, und werden sie es nicht, ist's um so besser.

Unterrichtet Kinder nie in einer Kunst, wofür sie keine Neigung oder Talent haben, wie etwa Musik, wenn es ihnen an Trieb oder gar musikalischem Ohr fehlt denn sie haben ohnehin nur eine gewisse Quantität von Bildungstrieb, dessen Intensität im umgekehrten Ver- hältnisse zur Extensität steht. Schlimm genug, daß sie schon für manches Notwendige keinen Trieb haben

18*

876 iv. Die Gestaltung der Bittliohkeit.

und künstliche Mittel angewandt werden müssen. Künste sind ja nicht um entbehrlich, sondern ohne Talent un- erlernbar, bis auf eine gewisse Stümperei, die den Nach- teil hat, daß sie erstens den Gesehmark und Genuli dieser Kunst im Kinde untergräbt, so daß es mehr verliert als

rinnt, zweitens werden Bie zu Behr an Halbheit und unvollkommenen Dilettantismus- ge- und verwöhnt und Bind dann auch für alles andere untüchtig.

Befehlet einem Kinde alles, was es zu tun hat, so kurz als möglich vor der Ausübung, sonst wird es daran vergessen, und ihr seid in dem peinlichen Falle: entweder für ein unschuldig Vergessen zu -trafen, oder eine Nach! t hingehe und einwurzeln zu las>rn. Be-

fehlet überhaupt immer mir das Leichtmögliche, und wenn noch Zeit zur Ausführung ist. verhütet überhaupt, daß eure Aufträge aus ir( Lehen Gründen unausgeführt

'neu. Soll i Handlung des Kindes öfter

lerkehren und wurde einmal versäumt, bo wartet mit der Etüge bis zur i ten Ausführung, dann wird euer Zorn übel- die \(.; angene Versäumnis durch die

ade der jetzigen Erfüllung ebensowie der Schmi rz des Kindes dadurch gemildert, Zeiget ihm Freude über Pflichterfüllui lann wird die \ ang sicherer

verhütet als durch alle Elügen and Strafen.

Ordr ''•ird nur durch ' hnheif erlernt, denn

lie Bequemlichkeit, welche doch der höchste

ilien ist, n 17t zun.. irdnung, weil

Gastfreundschaft. 277

sie für den Augenblick das bequemste ist, und Kinder leben nur in der Gegenwart, weshalb alles Anpreisen der Ordnung ihnen wie Narrheit erscheinen muLi. Was kann bequemer und förderlicher sein, als so denkt sich ein Junge das Buch aufgeklappt auf dem Tische liegen zu lassen?

Nachbarn. Gäste. Diener.

§457. Gastfreundschaft. In neueren Zeiten und be- sonders in den mit Gasthöfen gesegneten Städten ist die alte, eigentliche Gastfreundschaft obsolet geworden. Aus dem nahrhaften Brot einei wirklichen Pflege und Herberge des Fremden hat sich die Gastfreundschaft unserer Tage zu einer bloßen feinen Würze der Geselligkeit gestaltet. Auch so noch kann sie dem idealen Zuge der Herzens- gemeinschaft unter den Menschen vorzügliche Dienste leisten, wenn sie, echt und innig, über die Alltäglichkeit des geschäftlichen Verkehrs emporhebt und erfreuliche Stunden zu weihevollen macht.

Gastfreundschaft ist die älteste Form der Kultur- gründung und der ethischen Erhebung, nämlich Durch- brechung auch des in Familie und Miteinwohner gegebenen erweiterten Egoismus; hier aber der Fremde, Un- bekannte.

Die natürliche Abneigung bis zur Feindschaft gegen alles Fremde, Unbekannte, vom Heimischen und Ge- wohnten Abweichende.

iv Die Gestaltung der Sittlichkeit.

t Gastfreundschaft ist der erste Anschluß an einen Fremden; sie ist die Erweiterung der Persönlichkeit im eigenen Heini. I-t der andere eingetreten, soll er mil Liebe und Fürsorge angei -en werden, 722 1K3 p ^V *0

Die Weihe den II ei m 8.

§ 458. Die den Menschen heimbegleitenden Engel aus dem (lotteshause ins eigene Baus.3 Dort der Gedanke, hier die Tat; dort die Lehre, liier die Enerj-'i.'.

Wäre ein Midrasch erlaubt, so würde ich sagen: Jes.

33, 7: 131 lpys thlWH jn, „wenn die Gotteslöwen ideale

walten draußen Bchreien, dann weinen die Krie-

. bitter." Vergl. Schabb. 126 Mischnaund das.

s. 127 I.'. Jochanan hat gesagt: Aufnahme von Gästen

., wie der Besuch des Lehrhauses. DieVer-

chungdesjn - Hauses mit pip und mit «npDnJTa.«

i Gen« sis 1 9, S.

- - babbalh 119 R.Jose bar Jehuda sa I Zwei Dienstengel

geleilen «Ion Menschen am Vorabend des Sabbat aus dem Gottes-

baot in lein Haus, ein gutei Engel und ein liüsei Kngel. Kommt

,-r m s. :n II ins un Qndet das Licht angezündet unil den Tisch

I and d i L ger hing* m let, so spricht der «--ui.- Engel:

der Wille (Gottes), da et I n Sabbat sei,

m n Willen Amen; wenn

r nicht, sn spi böte Enge der Wille (Gott«

Q es nm folgenden Sabbat i i und «ler gute Engel spricht

gegen Seinen Willen Amen. II.

i ii gtum stand, sülmte der .r; jrtzt nt der Tis. I, :,- Menschen sein Allai Menaehoth 97".

Gäste. Freunde. Dienende. 279

Pflichten der Gastfreundschaft werden höher ge- stellt, als natürliche Blutsverwandtschaft. Wer dir seine Tür geöffnet, dem bist du verehrungsvolle Behand- lung schuldig. S. Schem. r. Par. 41

Teilnahme, Graste und Freunde.

§ 459. Eine alte Sitte. Wenn ein Besuch ein Kind des Hauses oder ein Fremder in einer Familie eintraf, dann haben Nachbarn und Befreundete den Wirten ihre Teilnahme ausgedrückt und Gruß und Gregengruß wurde gewechselt; „Mit Lieb sei dir dein Gast" sagten die Einen; „mit Lieb sollst du leben!" wurde geantwortet. Es mag da viel Neugierde und Indiskretion untergelaufen sein; an sich war die Sitte doch ein treffender Ausdruck für das Gefühl der Gemeinschaft in Freud und Leid.

Ob der Brauch spezifisch oder ursprünglich jüdisch ist, weiß ich nicht; ich habe ihn aber sonst nicht angetroffen.

Ein p. An Festtagen wird das sonst tägliche Buß- gebet pnn nicht verrichtet. Ist nun eine Hoch- zeit in der Gemeinde, so soll das Bußgebet ebenfalls nicht rezitiert werden (nach Maharil). Jean Paul sagt einmal: „Zum Mitleid gehört nur ein Mensch, zur Mit- freude ein Engel." Nun, sie waren nicht alle Engel, unsere Altvordern, aber sie wollten doch ihre Mitfreude

1 Mose will, von Golt entboten, nicht zu Pharao gehen, bevor er es Jilhro gemeldet hat, weil dieser ihn gastlieh aufgenommen

halte.

280 IV. Die üesttilfung der Sittlichkeit.

wenigstens symbolisch, d. h. Liturgisch zu erkennen geben, und das war ihnen so süß, als wenn sie vum Hochzeits- kuchen gegessen hätten.

Diener Bchaft.

§ 460. Niedere Arbeit darf man dem Sklaven nicht auferlegen, während man Nie dem eigenen Sohn und dein Schüler zumuten darf. Mechiltha, Mischpatim Par. ül und daselbsl Par. 22 wird gelehrt: Sein Wohl soll dir (dem deinigen) gleich sein; er soll in Essen und Trinken und Lager, also jeder Leibespfiege. am Deinigen Teil nehmen.

Behandlung der Dienenden.

EL Jochanan gibt seinen Dienern die gleichen Speisen uni Getränke, die er selbst genießt, wegen der Gleich- heit der Menschen als Gottesgeschöpfe von gleich- artiger Bildung ;c::; er zitiert: ,.der im Mutterleibs mich und auch ihn geschaffen". S. j. Baba kamma IX

Di< Rücksichten auf den Appetit des Dieners und die

Gefahr, ihn nicht zu stillen, gehen sehr weit. S. Kethub.

61* . Der Prophet Elia unterhält sich mit dem, welcher

bei der Mahlzeit Beinen Teil früher gab all

Da D Arbeits-. LeistungsTerhaltnia soll mit Er-

haltung der Menschenwürde ausgeführt werden; :- HVl rmaj6, keinerlei Schmach oder Schande soll mit dem Dienst verbunden sein. Nidd. 47.

Y

Behandlung der Dienerschaft. 281

Der Diener aber soll seinen Herrn ehren. Schön wird als Gleichung für den Vater und Herrn Maleachi 6 zitiert: „Der Sojin ehrt seinen Vater und der Diener seinen Herrn."

Herrschaft und Dienerschaft, beiderseitige Pflichten. Die Herrschaft soll den Diener betrachten om Standpunkt der ilttllt, Brüderlichkeit, der Diener sich vom Standpunkte des nnay, Untertänigkeit. S. Sifra Behar zu Leviticus 25, 39.

„AVer sich einen Sklaven kauft, kauft sich einen Herrn," wegen der strengen Pflicht, die der Herr gegen den Diener übernimmt, S. Kiddusch. 20 a.

Auch vor Versuchung muß man Kinder und Diener- schaft bewahren.

Sich in die Seele versetzen, ist die Forderung, die immer in neuen Bezeichnungen wiederkehrt. Auch kon- krete Einwirkung der andern durch den Verband (der Familie) gut zu machen wird gefordert.

§461. Behandlung des Fremden, des durch- reisenden Wanderers. Siehe das Gesetz über nbty nsny Deut. 21. Dazu der Talmud.

Ein Beispiel von der Fortbildung der Ethik durch den Talmud und wie wir diese wiederum fortzusetzen haben. (Vgl. die Anm. Bd. I hinter dem 6. Kap. S. 289ff.) Das alte Gesetz von der gefundenen Leiche war schon zu den Zeiten des Talmuds obsolet geworden, mit dem Aufhören des Tempel- und Priesterdienstes war es geschwunden.

B2 iv. Die Gestaltung der Sittliohkeit,

Abei in das durch die historischen Verhältnisse völlig veraltete Gesetz hat der rabbinische Geist Bioh dennoch vertieft; von der naheliegenden Frage ausgehend Mp/D ^31 ■jnjn wird gezeigt, daß als ein Vergießen an chuldigen Blutes Bchon betrachtet wird, wenn man es an dm Liebespflichten gegen den Wanderer fehlen Läßt; und nun wird gelehrt, welche solcher Pflichten zu üben sind.

Diese bestimmten Vorschriften des Talmuds können wir heute ebensowenig erfüllen, wie man in talmudischen Zeiten das alte Gesetz erfüllen konnte. Jene Vorschriften konnten für eine Stadt odt r ein Dorf gelten, durch weicht - aller vier oder acht Wochen i inma] ein armer Wanderer des Weges kam. Aber den ethischen Gehalt, den sie an den alt« ».setz entwickelt, aus ihm geschöpft haben, und

r in ihren Vorschriften zur Erscheinung kommt, mQ wir wiederum festhalten; die Gesinnung, welche man d fremden notleidenden Menschen gegenüber hegen Bolle, in Erkenntnis und durch Gesetze oder Vor- iftei . welche Bich auf die heutigen Verhältnisse be-

ehen, zum Ausdruck und zur Anwendung bringen.

r Art des Verhaltens lebt jede ethische [dee

. .-in v bit'Oi b wandelnde-, aber kontinu-

. ein m Grundgehalt Bich gleichbleiben

und allezeit gleichwertiges laben, das aber fori and fort

bereichert, erhöht und veredelt wird. Die rem symbo-

3ühne der Vorzeit, welche offenbar bei jedem

lenen Fall einer vermutlich verübten Schuld die

Behandlung des Fremden. 283

Notwendigkeit der eigenen Unschuld wieder einschärfen sollte, war den Rabbinen zur positiven Lehre von der Behandlung des Fremden, welche jeder Schuld wehren soll, geworden. Diese positive Lehre aber bewegte sich um primitive Verkehrsverhältnisse, denen die Vorschriften angepaßt sind. Wir nun haben die noch weitere und noch feinere, allgemein positive Lehre daraus zu ziehen, deren Befolgung unseren Verhältnissen entsprechend sehr mannigfaltige Vorkehrungen zum Schutze des Fremden erheischen und tatsächlich in allerlei Vereinstätigkeit sich vollziehen. Arbeitsnachweis usw.

Fremdenbehandlung bei „Gästen" oder „Wohl- tätigkeit".

§ 462. Das Passah ist sicherlich mehr als irgendein anderes ein spezifisch nationales Fest, denn es beruht nicht nur auf Geschichte überhaupt, sondern es feiert die Gründung des Volkes und seine Berufung. Die Feier gilt von jeher als die heiterste und feierlichste. Gleichwohl gehört es zu den ersten Gebräuchen der Feier, daß nach der Einseg- nung des Tages, DVn WTp, die Türen geöffnet und mit dem Spruch der Gastfreundschaft begonnen wird: „Jeder der hungrig ist, komme und esse mit". Und Jaabez be- merkt ausdrücklich zu dem Worte: „Jeder Hungrige": „Auch von den NichtJuden", nach dem bekannten allge- meinen Gesetz: wenn Juden und NichtJuden in einer

IV. D Bitttiohkeit.

•dt beisammen wohnen usw. s. I. Teil, Anhang Nr. 37 3. 124 und Baba mez. 71*.

Dieser Brauch ist ein Lauter Protest gegen jeden ethischen Partikularismus, dessen Bedeutung um bo glänzender her- vorleuchtet, da die ehemalige religiöse Opferfeier des Passah mit einem partikularistischen Gesetze verknüpf! (8, Exodus 12,43), welches ebenso natürlich wie he- rechtigt war. 8. Friedmann, Das Festbuch „Haggadah" ä 79.

Behandlung und Fortbildung der Dienstleute.

§463. Anknüpfend an Joel 3, 1 2 als messianisch. „Und es wir hellen nach diesen Dingen, da werde ich aus-

gießen meinen Geist über alles Fleisch- usw. Siehe die

etliche Allegorie, wie Gott künftig in Beioem Bmon JV3 ^TWI sitzt, und vor ihm die obiy "p'Ts mit Frauen, Kin- lern, aber aueb Knechten und Mägden Bitzen.

Gegen Sklaverei. (i r hatte Jeremias Beine

soziale Reform der Aufhebung der Sklaverei auf den inneren Sinn schon des alten Gesetzes zurückgeführt, in- dem er ins der Vorschrift, jeden erkauften Sklaven im

zu entl . Bchlofi, daß „Knechtschs also nur ein Dienstverhältnis sein und kein Eigentumsrecht an einem Ifenschen Bein Bolle (Jerem. 84 14). Das wahr- haft Große in der Denk« und Redeweise des Jerem

r offenbart sich darin, d.iL er, all nun nach dem FreiheitsbundesschluQ dennoch die Knechte und Mägde

Arbeitgeber und Arbeiter. 285

wieder ins Joch gezwängt wurden, diesen Rückfall auf eine niedere Rechtsstufe als eine „Entweihung des göttlichen Namens" geißelte (das. 16).

Und Jeremia führt diese Tatsache als den Grund für den Zusammenbruch des Staates und der Gesell- schaft an. (Das. ff.)

Arbeitgeber und Arbeiter. Lohn.

§ 464. Die Arbeiter soll man nicht vergewaltigen und nicht ausbeuten. S. Deut. 24, 14. 15. Man soll sie nicht warten lassen auf den Lohn. Zu beachten ist, daß bei "V2{5> ausdrücklich "pjö IN hinzugefügt wird.

Jede Vergewaltigung und Bedrängnis des Arbeiters, Kränkung und Kürzung seines Lohnes wird als ein sträf- licher Eingriff in sein Leben angesehen. S. Sifre zu De- bariin: YJ3tt> P3Dn bD& Tö^tt WBi KPtt KW V^KI

ws: na wsna «in i"?«d ninan vty ntyo va*. Es heißt:

„Für ihn (den Lohn) trägt er sein Leben hin". Das lehrt: Wer den Lohn eines Löhners vorenthält, der trägt ihm das Leben hinweg.

Jede Bedrückung des Arbeiters, jegliche Art von Schmälerung und jede Verzögerung des Lohnes wird mit hohem Eifer verpönt. S. Baba mez. 110b und 1 11 ab.

„Wer dem Arbeiter seinen Lohn verkürzt, der handelt so, als ob er ihm das Leben nähme".

Strengste Redlichkeit in der übernommenen Dienst- leistung wird geboten, auch Schonung der eigenen Kraft

286 IV. Di« Gestaltung >ler Sittiti

für die bedungene Dienstzeit (also nicht Nachtarbeit für Bich und dann Taga für die Arbeitgeber!). S - tha

ha mez. Per 8.

Ringe, Bereinigung der Unternehmer (Arbeitgeber) soll es geben, aber nicht gegen die Arbeiter. Bondern zu- gunsten derselben Ringe gegen den Druck der Preise durch die Konkurrenz, 1 nicht bloß für den Besitzer sollen die Preise sich auf ihrer Höhe erhalten, sondern damit dem Arbeiter ein menschenwürdiges Dasein wahrt und erhalten bleib

Auch Bing« gegen den Streik der Arbeiter soll es geben, aber nicht Ringe, um den Streik zu vermeiden, sondern um die Ursachen de— eilten aus der Welt zu schaffen.

Auch international müssen die Beratungen werden, an denen Repräsentanten der Arbeiter Belbst unter um- ständen Ted nehmen müssen; die Ethik i-t nicht bloß suzi.il, sondern weiterhin l-t Bie menschheitli

Falsche und roreilige Bilder verwirren die Q-edanken. Die Notwendigkeit des Kampfes ums Dasein von der Natur auf die menschlicl ellschaft zu übertragen ist

eme täuschende. Nicht Kampf sondern Friede! nicht sei. er Kampf Bondern friedlicher gedeihlicher

W t!

w. im die M hen redlich wollen, so gibt es keine

it. dafl cm Teil derselben ein elendes Da-

;i führen muß. Vir darf die Sorge für die Gesamt-

Mitleid mit Tieren. 287

heit nicht bloß ein Almosen sein, welches man der Ge- sellschaft darbringt, sondern diese Sorge muß den Kern- punkt aller Sorge bilden. Humanität in dem Sinne, daß jeder Mensch an der Arbeit der Gesamtheit aber auch am Erfolg, am Lohn derselben wohlgemessenen Anteil haben soll; diese Humanität ist nicht ein Ornament am Bau der Gesellschaft, sondern den Grundplan derselben soll sie gestalten.

Mitleid mit Tieren.

§ 465. Eine sehr charakteristische Legende in bezug auf Rabbi lesen wir Baba mez. 84b und 85 \ Dieser vielseitig und heilsam wirkende Mann soll viele Jahre leidend ge- wesen sein, als Strafe wie leicht hätte die Phantasie ein Vergehen des zugleich sehr reichen Mannes gegen einen Menschen finden können nein! als Strafe dafür, daß er einem Kalbe, das zum Schlachten geführt ward, sein Mitleid verweigerte; dann aber wird er geheilt wiederum als Lohn für das Mitleid, das er . nutzlosen Tierchen (einem Wiesel) gewährte.

Im ethischen Ganzen hat auch das Naturgebilde seine Stelle. Die Läuterung und Veredlung des sitt- lichen Willens vollzieht sich auch im Verhalten gegen die Tiere.

nmnn jtq fp^ *6n psi nwrw) mraen uro vb. Bere-

schit r. Par. 44 Nr. 1.

12. Capitel.

Die Schule als Mittelglied zwischen den Einzelnen und der Gesellschaft.

Hier sind zu betrachten:

A. Der Lehrer als Stellvertreter des Vaters (der Idee Gottes).

B. Der Schüler (sein Verhalten gegen den Lehrer und deo von ihm dargebotenen Unterricht; Zucht).

1 '. Die Mitschüler (Kameradschaft, Wetteifer).

Erziehung. her Lehrer.

§ 166. „Ge '> n moralische Einseitigkeit kann nur Ethik als Wissenschaft sicher bewahren", Bagl I trobisch. Nur dafi nichl jedermann wissenschaftliche T&tigkeit üben, philo*

ihisches Nachdenken aufwenden kann: allein darauf

•i, dafi der Erfolg der wissenschaftlichen

Ethik iin Unterricht sich geltend macht. D.i- ethische

tem im Gegensatz zu fluchtigen and abgerissenen

gendlehren kann in jedem Katechismus zur Dar- -t'llung gebrachl und sein innerer Zusammenhang deut- lich hl und den Kindern ans Ben gelegt werden.

Verherrlichung der Schule und des Unterrichts. 289

Wenn nur der wahre Zusammenhang der ethischen Grund- lehren, also die Ethik als Wissenschaft im Gemüte des Lehrers lebendig geworden, dann strömt sie in jede Stunde des Unterrichts über. Keiner, auch der Prediger nicht, bedarf der wissenschaftlichen Ethik so sehr, wie der Lehrer.

Weiter kann man es in der "Verherrlichung der Schule und des Schulmeisters nicht treiben, als R. Acha in seinem Gespräch mit R. Nachman b. Jizchak Aboda zar. 3 b. So ist es wohl halb Ernst, halb Scherz, halb schlichte Legende, für die Ohren und Herzen des Volkes geeignet, halb tiefsinnige Allegorie für theosophisch geartete Geister, wenn es da bei dem naiven Bericht, wie der liebe Herrgott seine Tageszeiten auf die verschiedenen Verrichtungen einteilt, heißt: ein Viertel des Tages sitzt Gott und unterrichtet die (vorzeitig gestorbenen) Schul- kinder."1 — Wer nun einen solchen Ausspruch nur von außen ansieht, der wird die Achsel zucken und vorüber- gehen; wer aber dem Spruch und seinem Autor ins Herz sieht, der wird sich der psychologischen Tatsache nicht verschließen können, daß ein solcher Spruch nur aus einem Geiste stammen kann, in welchem bewußt oder unbewußt die Ansicht herrscht: Göttlicher Geist ist es, der in der Schule auch der lebendigen Kinder waltet; göttliches Wirken ist es, den Menschen aus den Banden der Natur- wüchsigkeit zu erlösen, das Kind aus der Niederung

i Vergl. S. 298.

Lazarus. Ethik des Judentums II. 1"

290 IV. Die Gestaltung der Sittlichkeit.

des bloßen Naturdaseins auf die Höhe fortschreitender G-eistesentwicklung dadurch emporzuheben, dal) ihm die Überlieferung der Jahrtausende in die Seele gelegt wird.

Blinder milde strafen!1 Geduld im Unterricht!3 Lernen und Lehren.

S 467. I. rnen ist Bchön, lehren ist noch schöner; lernen ist gut, lehren ist noch besser; denn heim Lernen lernt man allein, beim Lehren belehrt man Viele. Das aber ist auch die Wonne des Alters und ein Ersatz für Beine Gebrechen und Gebresten. Dum man lernt viel mehr, und man lehrt viel be88( r. Man lernt mehr, weil man mehr 1 I Irgane zum Aufnehmen gewinnt; jedes alte

Wissen ist ein Rahmen, um Neues hineinzufallen; je mehr einer weiß, desto reicher und desto tiefer dringend ist Bein Einzulernen; is1 doch alle gewonni

i Küb tagte tu El Samuel bar Schilalh: Wenn «In ein Kind schlägst, bo schlage es mu mit der Schnur der Sandale. Liest so liest es; liest es nicht, so bleibe es dem Mit -<h»'jior an( ttsen l ; i 2 1 \

i R Akii .i hat tagt: Woher entnehme ich, «Jjü «'in Menscfa verpflichte! ist, Beinern Schüler den Unterrichts ind tu wieder-

en, bis er ihn denselbi irthatl Weil es heißt (Deuter 81,1

: lehre es den Kindern Israel.44 Und woher, bis es in ihrem Mun i ist? Weil es heißl (Dai b es in ihren

Mund." Und woher, daß er (der Lehrer) ihm (dem s^imier) cm FreundÜ Qesichl (D'äD) seigen solll Weil es (Ezod. 21, I) Dl „Dies siimi die Rechtsvorschriften, die <iu DH'iE1? vor bio - ..st" Elrubin

Kinder milde bestrafen. Geduld im Unterricht. 291

Erkenntnis, Einsicht zugleich Vorbereitung, um neue zu erwerben.

Man lehrt aber auch nicht bloß mehr, sondern besser; denn man hat aus eigener Erfahrung das Bedürfnis des Lernenden immer genauer erkennen gelernt. Auch eine beglückende Wechselwirkung vollzieht sich im Innern des Lehrers selbst, die zu einer Steigerung seines Wesens führt. Laß man durch Lehren lernt, sagt das lateinische Sprichwort: docendo discimus, und der Rabbi hat seine Erfahrung ausgesprochen. Taanith 7a: E. Chanina hat gesagt: Viel habe ich von meinen Lehrern gelernt, mehr von meinen Genossen, und von meinen Schülern mehr als von ihnen allen. Und mit Hilfe des Gelernten lehrt man wiederum.

Aus "lö^l llM folgt auch das "D "Möb6; denn vom Schüler und Jünger fordert man naturgemäß die Bewäh- rung der empfangenen Lehre; muß man nicht auch die dargebotenen bewähren? muß man nicht auch durch das Beispiel diese Bewährung lehren?

Das Detail der rabbinischen Erziehungslehre und Schuleinrichtung ist uns nur fragmentarisch bekannt und hat auch nur historisches Interesse. Die Prinzipien aber sind aus einzelnen Vorschriften deutlich zu erkennen und mögen stellenweise deshalb unsere Bewunderung erregen, weil sie in der modernen Pädagogik erst spät ihre An- erkennung gefunden. So z. B. daß ein Lehrer in seiner Klasse nur 25 Schüler haben soll; sind deren mehr, so

19*

IV. I1 Jittlichki

müsse ein zweite] Lehrer angestellt werden.1 Noch vor

nalter und stellenweise auf dem Lande

heute noch finden wir einklassige Schulen mit (30 bis 80

Kindern Belbst in dein volksschulberühmten Preußen.

Jede Stadt mußte eine Schule hüben.

J Gramala liat sich ein Denkmal gesetzt b. Baba

batra 21 . K* ging in Palästina etwa wie in Deutsch- land auch: erst hat man -- um tue \V haft dem dl ihr privaten Tradition und Fortbildung zu ent- tien Universitäten. Hochschulen, und erst zuletzt Volksschulen. Das hat Josua ben GS-amla getan.2

1 Vergl. ßaba batr;i 21*. H aba hat gesagt: Seit der Ver- ordnung «ies Josua ben Gamla bringt man nicht ein Kind von einer frieren Sladl; abei em Versammlungshaus

in e m Versammlungsbau Schule innerhalb derselben Sl

Wenn aber ein Strom trennt, bringt man sie nicht;

ist eine l r< tle Brücke vorban len, brii I man sie; ist mir ein

malet Balken vorhanden, bringt man sie nicht Fernei bat

gl: I>ic Zahl der Elementarschüler dar! fünfundzwanzig

ler bell aber fünfzig, so setzt man zwei Lehrer

ein. Sind es vierzig, so setzt man em Oberhaupt des Katheders

eine Art Aufseher, der mit den Schülern den Vortrag des

derholL 11.

-' Der Bericht lauli N aen R ibs: Für-

ge zum Guten gedacht werden! Josua

N 'ine. Denn i nicht i n, bo ■-■

die in Itrael in V gekommen. Früher nämlich

Wer einen N iUe, den lehrte der Valer l bore;

i V ii-T i, ille, det lernte nicht Thora. Auf wi

l - heißt i Deuter. II, 19) Dmat !.--•:-, und ihr sollt sie lehren", d. h. DTM smo^l, ihr

Eabbinische Erzieliungslehre. 293

In neueren Zeiten überwiegt die Schule in dem Maße, daß viele Eltern nur diese als das eigentliche Erziehungs- mittel ansehen und anderseits die Schule (im Gegensatz zu früheren bloßen Lern- oder Wissensschulen) danach trachtet. Erziehungsschule zu sein.

Innerhalb des Judentums wurde schon in alter Zeit großes Gewicht auf die Schule gelegt (einiges Historische auch aus späterer Zeit s. bei Güdemann ), um so mehr, da hier auf den objektiven Inhalt, die Thora. als erziehende Kraft gerechnet wurde. Die Schule war da vor allem ethisch-religiöse Schule! Aber auch den Eltern, nament- lich der Mutter wurde hervorragender Anteil an dem Werke der Erziehung beigemessen. Sota 21 a: Die Frauen empfangen Lohn dafür, daß sie ihre Kinder Thora und Mischna lernen lassen und ihrer Männer harren, bis sie aus dem Lehrhause kommen.

(Väter) sollt sie lehren. Dann ordnete man an, daß man Kinder- lehrer in Jerusalem einsetze. Auf welche Schriftauslegung stützte man sich? Es heißt (Jesaia 2, 3): „Denn von Zion wird die Thora ausgehen." Aber auch dann noch: Wer einen Vater hatle, den brachte dieser hinauf und ließ ihn lernen; wer keinen Vater hatte, der ging nicht hinauf und lernte nicht. Da ordnete man an, daß man in jedem einzelnen Bezirk (Lehrer) einsetze. Man brachte aber nur ungefähr Sechzehnjährige und Siebzehnjährige hin, und wenn einer seinen Lehrer erzürnte, stieß dieser ihn von sich, so daß er fortging. Nun kam aber Josua ben Gamla und ordnete an, daß man Kinderlehrer in jeder einzelnen größeren und kleineren Stadt einsetze, und man brachte ungefähr Sechsjährige und Sieben- jährige hin. D. H.

JV. Die ßeatftltaxig der Sittlichkeit.

Erziehung und Fortbildung.

§ 468. Bis in die letzte Generation hat es in jeder irgend- wie größeren Gemeinde eine öffentliche Bibliothek (Bet ha- Midrasch) also Bücher und Lesehalle geueU-n. Aber Beil alten Zeiten schon wurden diese zugleich als Bethäuser benutzt, ein* rs< its, weil der Lehrvortrag zum überwiegen- den Teil des Gottesdienstes geworden und andererseits, damit die dem Studium obliegenden Personen nicht den Ort zu wechseln brauchten, wenn die Zeit des Gebete- herangekommen war. Diesen Hallen des Studiume wurde auch eine größere Weihe zugeschrieben als den bloßen Synagoge-Gebeträumen; das Stadium galt als der höhere Gottesdienst Q ned cmn1? M31 rr1? id« s. Be- :i. 8i. Der Heilige, gebenedeiei Bei er! hat gesagt: Wer Bich mit der Thora beschäftigt, Werke der Liebe übt und mit der Gesamtheil betet, den betrachte ich bo, als hätte

mich und meine Kinder *on den Völkern der \\ eil erlöst. Das waren die jüdischen drei Einheiten im täglich abgespielten Drama des geistigen und religiösen Lehms.

EU b Lakisch hat gesagt: Wer ein Bethaus in seiner

1t hat und gehl nicht hin. in, um daselbst zu beten,

der wird ein böser Nachbai genannt b. -lerem. 12.14. I oicht nur das. er verursacht auch, daß er und Beine Kinder verbannt werden.

Im Gebet wendet Kid, der Mensch zu Gott, im Studium kommt göttliche Lehre zum Menschen. Vgl. Zunz. Synag. P ••- . l Kap. Psalmist und Prophet.

Unterricht. Studium. 296

Die Pflicht einer jeden Gemeinde ist es, mindestens eben so sehr wie für den Gottesdienst auch für die Pflege von Wissenschaft und Bildung eine Stätte zu haben. Und daß es sich nicht bloß um Religionslehre im engeren Sinne, sondern um Wissen im weiteren, z. B. um Medizin handelte, das ergibt sich deutlich aus Schabb. 82 a. R. Hu- na ermuntert seinen Sohn Rabba, die Vorträge des R. Chisda zu hören; auf dessen Einwand, daß R. Chisda ja nur weltliche Dinge vortrage, nämlich hygienische Vor- schriften, erwidert der Vater: Das nennst du nur welt- liche Dinge? Erst recht, ^3, mußt du deshalb seine Vor- träge hören,

Unterricht. Studium.

§ 469. Reicht das Vermögen nicht hin, um Vater und Sohn zugleich die Muße zum Studium zu gewähren, dann soll, wenn der Sohn tüchtig und scharfsinnig sich zeigt, der Vater verzichten und den Sohn studieren lassen. S. Kidd. 29b. Unterricht, dem Kinde des Freundes erteilt, führt zur höchsten Beseligung; dem Kinde aus ungebildeter, sitten- roher Familie erteilt, führt eine Wendung des Schicksals herbei. S. Baba mez. 85 a.

Die Mitglieder des Synhedriums mußten wenigstens drei Sprachen beherrschen, vermutlich griechisch, lateinisch und hebräisch neben der aramäischen Volks- und Haussprache.

Das Festhalten der Bildung (min) durch drei Geschlechter bietet eine Gewähr für alle folgende Zeiten. Das.

IV. I> . Bittlichki

Wert des Wisssens und Winde des Lehrer-.

7". „Der Lehrer ist der Schöpfer des Zöglings." ..her Weise geht vor den König; statt einen König kann man einen anderen wühlen: der Weise aber geht nicht ans der Wahl hervor." 8. T seftha Horajoth Per. 2.

IV. v. 24, :>fi". Wissen gibt Sicherheit. Wissen ist Reich- tum, Wissen ist Macht. Audi im Kriege wird der Sie:,' durch klugen Hat bereitet. Das. 24,14: „Erwähle Weis- heit für deine S< i hast du sie gefunden, dein ist die Zukunft und deine Boffnung trügt nimmer."

I;. rln des feinsten Anstands des Schülers gegen den

nicht rechts von diesem gehen, Dicht den

km. sondern das Profil ihm zukehren beim Abgehen)

•den von den üabbinen gelehrt S. Joma 37 und 6

Der Gelehrte boII sich nicht absondern! (-"11 nicht Btolz

A.uch der Schüler hat Einfluß auf d<-\\ Lehrer I

Ebenso i\>'v G-eringere auf dm Größeren! Siehe das B -

•Jj ''uns von Migdal Gedur Taan. 20

1 I1 lautet l.s im- >*'. ii /u, daß K. l leazar bar Et

- eoo" ■■ '•' ur ins dem Hause seines Lehrers kam

icl ml und sich am I einei Stromes erging

urvl sehr fi '.v.ir un a Sinnes, weil <t viel Thora ge-

t halte. Es ihm ab« i in Mann, der

ich tu ilitn I •• le dir, Rabbi! I t al er erwiderte

n Fried« sprach zu ihm: Wicht, wie

esei Mannt Sind vielleicht alle Bewohner demer

h w ie 'in.' i i sprach zu ihm Ich i nicht;

l ban K Ki*»n»r

Der Geist des'Lehrers lebt in seinem Schüler. 297

Der Geist des Lehrers lebt in seinem Schüler.

§ 471. Es ist gewiß nicht erlaubt, die rationalistische Uradeutung vorzunehmen, daß Sin D^IJJ im Gegensatz zu ntn D^iy, der so oft vorkommt, die künftige Zeit hienieden bezeichnet, wenn dies auch oft einen guten Sinn im Zu- sammenhang gibt. Dagegen treffen wir ausdrücklich auf den Gedanken, daß ein zwiefaches Leben des Geistes,

aber geh und sprich zu dem Meister, der mich gemacht hat: Wie häßlich ist doch dieses Gerät, das du gemacht hast! Da er nun selbst einsah, daß er gesündigt hatte, stieg er vom Esel herab, warf sich vor ihm hin und sprach zu ihm: Ich habe ungebührlich zu dir geredet*, vergib mir! Dieser aber sprach: Ich vergebe dir nicht, bevor du zu dem Meister, der mich gemacht hat, gehst und zu ihm sprichst: Wie häßlich ist doch dieses Gerät, das du ge- macht hast! Er (R. Eleazar) ging nun hinter ihm (jenem häßlichen Manne) her, bis er zu seiner Stadt kam. Die Bewohner seiner Stadt waren ihm entgegen gegangen und sprachen zu ihm: Friede dir, Rabbi, Rabbi, Meisler, Meister! Er (der häßliche Mann) sprach: Wen nennt ihr Rabbi, Rabbi? Sie sprachen zu ihm: Den. der hinter dir cinhergeht. Da sprach er: Wenn der ein Rabbi ist, so sollen seinesgleichen nicht viele in Israel sein! Sie sprachen zu ihm: Weshalb? Er sprach zu ihnen: So und so hat er mir getan. Da sprachen sie zu ihm: Gleichwohl vergib ihm, denn er ist ein Mann, groß in der Thora. Er sprach zu ihnen: Um euretwillen vergebe ich ihm; jedoch soll er nicht öfter also tun. Sofort ging R. Eleazar, Sohn des Simeon, ins Lehrhaus und lehrte: Stets sei der Mensch weich wie das Rohr, nicht aber hart wie die Zeder. Und deshalb wird das Rohr für wichtig erachtet, daß man davon das Schreibrohr nehme, um damit das Buch der Thora, Tefillin und Mezuzoth zu schreiben. D. H.

* Siehe Berachoth 28 a, Baschi e. v. »fr:*:.

298 IV Die '..«staltunfi; der Sittliclik.it.

eine zweite Welt der Seele sich darin nianifesti.it, dali die geistigen Inhalte von ihrem Urheber in der empfan- genden Seele des düngors fortleben. S. Bechoroth 31 b: R. Jochanan hat im Mamen des EL Simeon hen Jochai gesagt: Die Lippen des Gelehrten, aus dessen Mim de man eine Tradition in dieser Welt sagt, bewegen sich im Grabe. R. Jizchak beweist es ans Taut. 7, 10.

Niemals ist der Schule und dem Schule r eine

herzlichere Huldigung dargebracht worden, als in der formal so naiven und sachlich so tiefsinnigen Allegorie, daß der liebe Gott in seinen freien Mußestunden sitzt and die Seelen der als Kinder Gestorbenen unterrichtet1 Damit wird zugleich die Lösung eines Problems an- . welches sich aus «lern vorzeitigen Tode noch

ntwickelter Kinder ergibt, indem •■ine Fortbildung

im Jei mmen wird und Gott Belbsl die Seelen

von ihrer geistigen Armut erlöst

i VergL 8. 289.

13. Capital.

Die Gesellschaft.

A. Die Gesellschaft überhaupt. ß. Der Nächste (Nebenmensch).

C. Geselliger Verkehr. Höflichkeit bis zur Freund- schaft. Maß und Kraft der Beziehungen. (Die rabbinisch beliebten Abstufungen zur Sicherung des allgemeinen Erfolges.)

D. Geschäftlicher Verkehr. Stand. Beruf. Ver- tragstreue und Worthalten. (Treu und Glauben. ]0«i nn) Der Eid. Verschwiegenheit.

E. Gemeinschaft des Wirkens und Gemeinsamkeit des Schicksals. (Einer für Alle und Alle für Einen).

Der Nebenmensch. Gegenseitiger Verkehr. Zusammenschluß. Wohlwollen. Liebe.

A. Die Gesellschaft überhaupt.

§ 472. Das Maß von Freiheit und ethischer Bedeutung

des Individuums ist größer geworden, damit allerdings auch

die Gefahren, die isolierenden Bestrebungen, denen aber

der Trieb zur Gemeinsamkeit der Interessen die Wage hält.

300 iv D dtung der Bittlichkeit

Allerlei Steigerung von Licht und Schattet] - Ent- deckungen und Trug Pfahlbauten, phönizische and syrische [nschriften. Handschriften nachgemachi usw. Offenkundigkeit - und Eteklamewesen.

Sittlich-unsittlich; guter und böser Wille, immer wieder- kehrend; aber der eigentliche Fortschritt besteht in der SchOpfung und Erweiterung der ethischen Sphäre, in der ein Mensch lebt

Die Teilnahme an all gerne inen ethischen Bestrebungen.

Schaffung einer ethischen Gesamtheit; im „Priester-

he und heiligen Volke"1 im „Reich Gottes"; aber

in den meisten Köpfen und Herzen fallen di< je Gedanken

immer wieder herab zu den bloßen Idealen des Einzellebens.

Der gro Vorzug dieses idealen Einzellebens besteht in der Ti< e, Reinheit, [nnigkeit der Gesinnung; aber verwende! muß diese G< innung , ihr den Gedanken

der ethischen Gesamtheit Dieser Gedanke muß all' nwärtig werden. Selbst in der [nt( n - enpolitik,

den Standeskämpfen usw. ist der Vorzug, das Individuum höher zu heben. Es ist falsch zu Bagen: Schließlich kommt alles auf die Einzelnen hinaus; der Bau bestehl aus einzeh Qu ern, der Garten aus einzelnen Pflanzen r nur da e macht den großen Bindruck,

1 1 1 i a n heu. das Zi< 1.

In der ökonomischen Seite welche Behr real ist,

lig Trennende, kotierende; man wird die " Exod LS

Die Gesellschaft. 301

Menschen nicht dahin bringen, Geld zu erwerben behufs Mehrung des Nationalvermögens; aber gegen Wissen und Wollen vollzieht sich der Gewinn und das Wohl des All- gemeinen. Dagegen auf ethischem Gebiet ist es möglich, den Menschen zu zeigen, daß für sich allein sittlich sein wollen schon unsittlich ist.1

Der Genuß geht auf den Einzelnen, in ihm auf den Moment. Dagegen schon eine schöne Wohnung, Ein- richtung geht auf die Dauer; ebenso gehen öffentliche Gebäude, Straßen, Plätze auf die Gesamtheit; Vergnügen auf den Einzelnen, Volksfest auf die Gesamtheit.

Es besteht ein fortwährender Antagonismus zwischen dem Individuum und der Gesamtheit im Streben und Wirken und Genießen.

Ideal ist nicht der einzelne Zug, sondern der ganze Mensch2: Fühlen, Denken, Wollen; dem Endlichen und Unendlichen, Natur und Geist zugewendet; nicht der Moment, sondern das ganze Leben; der Charak- ter ist der ganze Mensch fürs ganze Leben.

1 Vergl. Abolh V, 16. Vier Sinnesarten unterscheidet man bei denen, die Gaben spenden (npns 'iniaa). Wer selbst geben will, aber will, daß andere nicht geben, der ist mißgünstig gegen die anderen usw. D. H.

2 Daher lautet die Bitte, welche nach der Übung eines einzelnen Gebotes gesprochen wird : Es sei dein Wille, Ewiger, unser Gott, und Gott unserer Väter! die Übung dieses Gebotes so zu achten, als halte ich es in allen Einzelheiten, Feinheilen und Absichten erfüllt, ynni m n^nn rmxo, und (zugleich) die 613 Gebote, die damit zusammen- hängen.

309 IV. Die Gestaltung der Sittlich* I

■it der E i :elne 3t's, sondern die Gesamtheit; nicht die Gegenwart, sondern die Geschichte; nicht 'Irr ein/.-

lanki des Einzelnen, sondern die Idee, aus welcher alle Gedauken kommen.

Die Wohlfahrt führt immer wieder zum Individuum, die Sittlichkeit zum Allgemeinen.

Der Einzelne ist Ursache in seinem Beruf-debeu, aber die "Wirkung für andere; der Lehrer und seine Schüler, der Fabrikant und der Käufer, der Landwirt und das Brut usw.

Aber der Einzelne Boll nie vergessen, dato er selbst mit seiner Kraft und Wirksamkeit) zugleich Wirkung der andern, das Erzeugnis und der Erzeuger und Erzieher der Gesamtheit samt ihrer Kultur ist.

Der Einzeln.' ergreift nur den Beruf. Die Gesoll- schaft ist nicht wahre lebendige Gesellschaft ohne das verbinden Schon die öffentlichen Objekte and

Institutionen: Etathaus, Schule, Gericht, Kirche -teilen dar, was die Einzelnen nicht schaffen, auch für die Ein- zelnen nicht bestimmt ist, l samtheit als I r- md Wirkung, als Mittel und ZieL Aber der ein- heitlich! I in allem Tun soll als sittlich« Ldee zu

d kommen and in sittlicher Gesinnung se Triebkraft finden.

inzip. Nichl bloß obgleich, Bond< rn weil der i, lee die ethische Zusammenschließung ist, iRt

die Bedeutung j< L< Einzelnen una jeder einzelnen Hand

Der Einzelne und die Zusammenschließung. 303

lung im Judentum so groß gefaßt. Sota 3b heißt es: ßab Chisda hat gesagt: Bevor die Israeliten gesündigt hatten, ruhte die Schechina auf jedem Einzelnen, wie es heißt Deut. 23, 15: „Denn der Ewige, dein Gott, wandelt in der Mitte deines Lagers"; als sie aber gesündigt hatten, ent- zog sich ihnen die Schechina, wie es heißt (das.): „Und er soll nicht sehen an dir etwas Schandbares, und er wird sich von dir abwenden."

Je wertvoller der Sichzusammenschließende ist, desto wertvoller ist der Zusammenschluß. An jedes Einzelnen und jedem einzelnen Tun hängt der Wert der Zusammen- geschlossenen.

Es gilt die Gemeinschaft der Guten zu suchen. Eabbi Eliezer, Sohn Joses, des Galiläers, will, daß man seine Reise um drei Tage aufschiebe oder verschiebe, um in Ge- sellschaft eines Edlen zu reisen. S. Toseftha. Schabb. 18. l

1 R. Eliezer, Sohn Joses, des Galiläers, sagt: Siehst du, daß ein Frommer eine Reise zu machen im Regriff ist, und du wirst dieselbe Reise machen, so mache seinetwegen die Reise drei Tage vorher oder mache sie seinetwegen drei Tage nachher, damit du mit ihm zusammen die Reise machst, weil die Dienstengel ihn be- gleiten. Denn es heißt (Psalm 91, 11): „Denn seine Engel ent- bietet er dir, dich zu behüten auf allen deinen Wegen." Wenn du aber siehst, daß ein Frevler eine Reise zu machen im Begriff ist, und du willst dieselbe Reise machen, so mache seinetwegen die Reise drei Tage vorher, oder mache sie seinetwegen drei Tage nachher, damit du mit ihm die Reise nicht zusammen machst, weil die Satansengel ihn begleiten. Denn es heißt (Psalm 109, 6): „Bestelle über ihn einen Frevler, so daß der Satan zu seiner Rechten steht."

iv. D iltung der Sittlichkeit.

SelbstTervollkommnung ist nur Mittel, Methode; Zweck ist die sittliche geistige Einheit.

Selbstvervollkommnung heißt nur strebsames, wil- es und fähiges Glied der Gesamtheit sein.

Eid vollkommener Jade, ein vollkommener Bürger, ein vollkommener Mensch, überall ist es der Gesamtcha- rakter, der zur Erscheinung kommen soll.

Gemeinschaft, auch mit den Unteren, ist nötig. Trauben und Blätter. Chullin 92n|.

Notwendigkeit der Individualität.

§ 171. Individuen, Individualitäten Bind notwendig für jede höhere Kultur. S. Berach. 58». Wer die Scharen der [sraeliten sieht, spreche: Gepriesen sei, der der Geheimnisse kundig ist. denn weder der Sinn noch das Gesicht des einen ist dem des andern ähnlich!

J< le [ndividualität wächst aus der Gesamtheit, zu de] gehört, das [ndividuelle aus dem Allge-

meinen, das in ihm ist. heraus. Die Individualität abart sieh nicht bloß, Bie besteht in ihren Beziehungen zu anderen, zur Gesell E sn Menschen von Beiner

1 I; . i . Lakisch hat Volk gleicht dem Wein-

Die Hei n i nd •■ Hausväter; die Trauben daran i

die Junger der Weisen, di< die I n wissenden; die

Uran lind die Leeren (nllcr Zucht und Sitte Baren) in Israel. Urv: - it's, warum sie von dort (von Pa islina Bi "ii haben: Dm Barmherzigkeit sollen die Trauben

f'ir die en, denn wären nicht Blätter, so wären auch nicht

Bammidb. 30, 1 2.

Das Wohlwollen zur Gestaltung der sittl. Gesellschaft. 305

Umgebung, von seinen realen und idealen Beziehungen trennen, heißt, ihn von ihm selber trennen. Ein Indivi- duum, eine Persönlichkeit für sich allein, ist eine bloße Abstraktion, genauer gedacht, eine bloße Fiktion.

Schon was der Mensch ist, ist er nur aus einer Ge- samtheit heraus geworden, und was er sein soll, kann er nur in lebendiger; aktiver Beziehung zur Gesellschaft sein.

Der natürliche Egoismus soll zugunsten anderer, der Gesamtheit, eingedämmt, der Individualismus soll zugun- sten des Allgemeinen, der Idee, überwunden werden; bei- des geschieht durch das Gesetz.

Das Gesetz ist seinem Wesen nach allgemein, es ist für alle; für jeden aber ist es zugleich die wichtigste Quelle, das stärkste Band zur Schöpfung der Gesamt- heit. Durch die Unterwerfung unter das Gesetz, dem auch alle anderen zu dienen haben, wird jeder einzelne zum Gliede der Gesamtheit (wie durch den Gehorsam gegen den Kommandeur aus einzelnen Soldaten ein ge- schlossenes Heer wird!)

§ 475. Vom Wohlwollen muß hier in diesem Zusammen- hang noch einmal die Rede sein, nicht indem es zu den sittlichen Pflichten, oder zum sittlichen Charakter gehört, sondern indem es zur Gestaltung der sittlichen Gesell- schaft überhaupt beiträgt. Der bloße Bestand der Gesell- schaft ist sehr vom AVohlwollen abhängig, vollends die Erhaltung eines gewissen Maßes von Gleichheit unter den Menschen, ohne welches eine innere Einheit unmöglich ist.

La/, uru8, btbik des Judentunja 1*.

20

306 iv. l' -> Bittüchkait.

E i muß oach der Forderung sittlicher Gestaltung der Gesellschaft die völlige Verarmung eines Teiles der- selben, die Aufhebung der äußeren und damit Gefahr- dung der inneren Freiheit unmöglich gemacht werden. Daa Gesetz hatte deshalb, weil Freiheit eine sozialethische Bi Lingung des Guten ist, Vorkehrungen en völlige und dauernde Verarmung getroffen.

In bezug auf die entsprechende jüdisch« tzgebung

sagt Döllinger S. 786: „Keine Gesetzgebung des Alt tums hatte s«» trefflich L'-"_r'-n die Verarmung «ines Teiles der Nation, gegen die Entstehung eines Prole- als die hebräische. Eigentliche Bettler urab es in .ludäa wohl nicht; die hebräische Sprache hat

:• kein Wort für den Bettel nsw.u

Besitz.

S 176. Wir haben in der Ethik des Judentums swei

entum zu Bcheiden, den juri tischen and den

moralischen "der moralisch-religiösen. Auch der juristische

Begriff ruht aui ••mein moralischen und einem religiösen

u weil es sich um dauerndes, also

um Grundeigentum handelt, a) Moralisch auf den Be-

:)' der Kamill-- (und d< E . -'11111111 isl da

nicht | Ibergi bend. b) Religiös, auch die

]•' tmilie hat d Big« ntum nur als < totteslehen.

Dei de> Eigentums ist immer nur der rar

V . pi der Familie.

Niemand besitzt etwas als Individuum. 307

§ 477. Niemand besitzt etwas als Individuum. Die physische und juridische Macht über den Besitz und die ethische Befugnis der Verwendung decken sich nicht. l

Ansichreilien des Grundbesitzes, übermäßige Aus- dehnung in einer Hand hat die Zerstörung des Staates herbeigeführt. S. Pesikta rabbathi P. 24.

nxw nom piosn ty i-üjw ly ans» tow bi xb& wso

IMtttl 0712 l^m. Wir linden, daß die Israeliten erst aus ihrem Lande vertrieben wurden, als sie den Schriftvers (Micha 2,2) übertraten: „Und sie gelüsteten nach Feldern und raubten, nach Häusern und trugen sie fort."

Ein ökonomisches System zu entwerfen, welches allen ethischen Forderungen gerecht wird, ist nicht Sache der ethischen Wissenschaft. ISur von der sittlichen Gesin- nung, von den ethischen Ideen, welche im System walten und realisiert werden sollen, hat sie zu reden.

Die Thora freilich, welche die Ordnung des gesamten Volkslebens zum Ziele hatte, bietet uns auch ein ökono- misches System, nach welchem Besitz und Genuß, Arbeit und Erfolg geregelt sein sollte. Es ist ein kühner Ver- such, voll erstaunlichster Weisheit! Gegen Verarmung, gegen die dauernde und allzu tief einschneidende Ver-

1 Aboth II F, 20. Alles ist als ein Unterpfand gegeben (es ist Eigentum Gottes). Das. 8. Gib ihm von dem Seinen; denn du und das Deine seid sein. So heißt es bei David (1 Chr. 29, 14): „Denn von dir ist alles, und aus deiner Hand geben wir dir."

20*

IV. Di i Sittlichkeit.

m S liicksal der Menschen war er zumeist

Nur auf den Grundzug ist hier hinzuweisen. Das in Familien geteilte Volk Bollte das in Axker geteilte Land ritzen. Eine durch Krankheit, Mißwachs, Leichtsinn usw. in N Familie konnte ihren Acker ver-

kaufen; dadurch könnt vor augenblicklicher Not -ich

Durch den Verkauf aher wäre sie nun zur immerwährenden Besitzlosigkeil herabgedrückt, Bie wäre eme für immer enterbte Familie geworden, sich selbst i Eilend, der Gesellschaft zur Last. Dieser dauernden der augenblicklichen Nol Bollte gesteuert werden. ESa gab k< inen wirklichen Verkauf, keinen Verkauf auf Z iten; vielmehr bei der Wiederkehr dea Jobel- jahrea kehrte jedi Grundstück1 in das Eigentum der zurück, die es verkauf! hatte; Kaut wai nur Pacht Damit war du- dam e Verarmung einer Fa- milie verhütet S. Deut L6 I. :zv und MBUD0 Bind Ab« rzung der Not, Durchschneidung derselben durch den Einschnitt der Jahre dir Freiheit. ~en Ziel. Zweck! l>.i- isl der Zweck, es boII d }V3H keinen hoffnungslos

1 n i Jobel hat die Wunden gehi

ichheiten ausgeebnet Freilich können dies« und

•i notwendig wieder erscheinen: Gesundhi il o li i

Krankheit i M wachs, Fleiß oder T>

t, Strengt r I. an werden Wohlstand oder

Vera m Hausgrundttöck. 8. Levit 25.

Auf Recht und Liebe ist die Gesellschaft zu gründen. 309

Elend erzeugen. Darum Deut. 15. 11: mpö p^N 'nrp N1? O pKH. Weil nun Elend immer wieder einkehren kann, wird Wohltätigkeit gefordert! l

§ 478. Auf Recht und Liebe ist die Gesellschaft zu gründen.

Liebe ohne Gerechtigkeit ist ein Palast ohne Funda- ment; schön aber unsicher.

Lieblosigkeit führt zu allen Arten des Unrechts. S. Sifre Debarim Pisk. 187. „Wenn ein Mann seines Nächsten Feind ist und ihm auflauert" (Deuter. 19, 11). Von hier haben die Weisen gesagt: Hat einer ein leichtes Gebot übertreten, so wird er zuletzt (auch) ein wichtiges Gebot übertreten. Hat er übertreten: „Du sollst deinen Näch- sten lieben wie dich selbst" (Lev. 19, 8), so wird er zu- letzt übertreten: „Du sollst deinen Bruder nicht in deinem Herzen hassen" (das. V. 17). und: „Du sollst dich nicht rächen und du sollst nicht Haß hüten" (das. V. 18) und zuletzt auch: „Nicht sollst du von ihm nehmen Zins auf Geld und Zins auf Getreide, sondern fürchte dich vor deinem Gotte, damit dein Bruder neben dir lebe" (das. 25, 36), bis es zum Blutvergießen kommt. Deshalb heißt es: „Wenn ein Mann seines Nächsten Feind ist" usw.

Die Selbstsucht entfesselt jede Leidenschaft, sobald sich die Gelegenheit für sie findet; und wann fänden Neid,

1 Der oft bemerkte und bemängelte "Widerspruch ist keiner: einen dauernd hoffnungslos Armen soll es nicht geben; aber augenblick- lich Bedürftige wird es geben, für welche auch gesorgt werden soll.

IV. D dtnng der Bittlichkeife

acht, Mißgunst, Streitsucht usw. nicht Gelegen- heit?

B Der N ebenmensch. Liebe als Grund gesinnnng. 179. Auch denjenigen, den man wegen Beinea l d- recl lenmußte, soll man durch nicht Dachlassende

Liebe wieder zu gewinnen suchen. 8 Mechiltha, Äjnalek zu Exod. 18,6: „Wenn <lie Hechte ihn verstößt, ^oll die Linke ihn wieder heranziehen."

Psychologisch fein und ethisch tief ist die Bemerkung T i id Schabb. 32b: „Haß nach aul'.en lnin^t Hader Dach innen!-1

Und eben so fein ist die Forschrift Baba mez. 32b: .. \\ tit u der leichtere Liebesdienst (p'ir1? abzuladen) dem Freunde, der rere aber i PJJÖ7 aufzuladen dem Feinde

zu leisten ist ;eht die Pflicht gegen den Feind vor.

um den natürlichen Trieb durch die Pflicht zu beu (zu überwinden)." Deshalb wird muh die Maxime der Auswahl des zu liebenden nach Beinen Vorzügen ab •- und an Stelh derselben die unter chiedslose Liebes- pflicht gelehrt Sifra, ECedoschim 8, L

ichen heißt Sifrö, Schoftim Pisk. 187: Der

1 an I - als Grundgesinnung des Menschen

aließt die Gefahr ein, daß die Lieblosigkeit sich

rt und Ihm zum Verbrechen gegen Gesundheit und

Lei ii fuhrt; d. b also die einzige Gewähr

I rundloten Hl <• hst d< i

H i r [i nern dei II lusec I ». H

Liebe als Grundgesinnung. 311

für das vollkommen rechtliche Verhalten gegen den Nächsten liegt darin, daß die Liebe als Gesinnung das Grundverhältnis zwischen den Menschen ausmacht.1

.Nächstenliebe ohne Grenzen.

§ 480. Die Liebe zum Nächsten soll auch noch gegen todeswürdige Verbrecher sich bekunden in der Anwendung der leichtesten, am wenigsten schmerzhaften und am wenigsten schmachvollen Todesart.

Keine pedantische Wahrhaftigkeit (auf der einen Seite

schammaitische Art); dagegen freundliche Milderung

des Ausdrucks, anmutiges erheiterndes und gefälliges

Wort (auf der anderen Seite hillelitische Art). S. Ke- thub. 17a.2

Taktvolle .Rücksicht, Schonung des Gefühls beim Ge- brauch der Worte; den Bekehrten nicht an seine Sünden erinnern, nicht vom „Aufhängen" vor einem sprechen,

1 Die Slelle ist schon S. 309 dem Wortlaute nach angeführt. D. H.

2 Unsere Rabbinen haben gelehrt: Wie spricht man beim Tanze vor der Braut? Die Schammaiten sagen : Man lobt die Braut, je nachdem sie ist. Die Hillelilen sagen: 0 schöne und anmutige Braut! Da sprachen die Schammaiten zu den Hillelilen : Siehe, sie ist lahm, oder blind, sagt man da von ihr: 0, schöne und anmutige Braut? DieThora sagt doch (Exod. 23, 7): „Vom Worte der Lüge sollst du dich fern- halten." Die Hillelilen erwiderten den Schammaiten: Nach eueren Worten wenn einer einen schlechten Kauf auf dem Markte gemacht hat, soll man ihn (den Kaufgegenstand) in seiner Gegenwart loben oder schmähen? Gewiß doch, man soll ihn loben. Von hier haben die Weisen gesagt: Stets sei des Menschen Sinn mit den Menschen verbunden. D. H.

i'.l 2 1 V. D i Sittlichkeit.

in .. Familie ein Gehenkter war; auch den „Frem- besonders nicht (auch _ seine Vorfahren nicht!),

weil Beine Leidenschaft stärker ist und er deshalb die Kränkung tiefer fühlt. S, Baba mezia 59 '

„VI H1DV ':•":-•• wird von Levy anders gedeutet. Von Samt m& unrichtig! "MD ist nicht Verkehr. Der

tzendiensl ist durch und durch als Wurzel aller On- Bittlichkeit, als ~y;b\ (wn mfi BH» (Deut. 29, 17 ver- werflich, aber der Götzendiener ist darum nicht recht- los, auch nicht von unserer Teilnahme ausgeschlossen. G ide weil er ein Götzendiener, muß er durch Güte en ihn gewonnen, zum Guten geführt werden. Das ist das p TOD» 'iDD in Baba mez. 59 .

Anknüpfend an Ps. 41,2 n :\x taps n»H ttüti.

oachdenkende Betrachtung, die I. Wohltuns, die

alle persönliche (Imstande und Gemütsbeziehungen

le Etücksicbl in der Wohltätigkeit wird von

1 Unsere Rabbinen haben gelehrt: Wer einen Fremdling krankt,

II reiVerbote Levit. 19,33 u.25,17). H. Bliezer,

. . gesagt Warum bat die 1 hora an 36, nach andern an

en es 1 ren dlii v- wem "-':. weil seine

\rt W bedeutet ächriflworl (Ex od. 22,20

d den Fremd d i nichl kränken und nicht bedrücken;

i ihr im Lan \ •'■ r h i en in einei

L Natha ;l Einen Fehler, der an dir ist, wirf

islen n r. Das iat'i •■ u d e Menschen sagen: w i

enkten hat, zu dessen Genossen sage nicht:

ll i: li auf. I». II

i Vergl Horajoth l '• unten D. II

Wahres Wohlwollen zeigt sich in mitfühlender Schonung. 313

altersher gepriesen. Recht beachtenswerte psycholo- gische Beobachtungen und ethische Erörterungen darüber werden angeführt in Midrasch Wajikra r. Par. 34, Nr. 1. R. Jona sagte: Heil dem, der dem Armen gibt, heißt es hier nicht, sondern: „Heil dem, der für den Armen klug sinnt, ^DtTO", d. i. sinne klug über ihn nach, auf welche Weise verdienstlich gegen ihn zu handeln ist. Wenn R. Jona den Sohn vornehmer (Eltern) sah, der sein Vermögen verloren hatte und sich schämte, (Gaben) anzunehmen, ging er zu ihm und sprach zu ihm: Da ich gehört habe, daß dir in einer Stadt jenseits des Meeres eine Erbschaft zufiel, so nimm doch dies; wenn du freie Hand bekommst, gib es mir wieder. Während er es ihm aber gab, sprach er: ich gebe es dir als Geschenk.

Hoch und Niedrig. Freundschaftsdienst (Braut- führerschaft) soll auch dem Geringeren freundlichen Herzens geleistet werden. S. Berach. 61 a. „Und er brachte sie zu Adam" (Genes. 2, 21). R. Jeremia b. Eieazar hat gesagt: Das lehrt, daß der Heilige, gebenedeiet sei er! sich dem ersten Menschen zum Braut- führer gemacht hat. Von hier ergibt sich, daß die Thora eine Sittenregel lehrt: Der Große soll sich um den Ge- ringen als Brautführer bemühen und es sich nicht ver- drießen lassen.

Das wahre Wohlwollen zeigt sich auch in mitfühlen- der Schonung. Den Ausspruch der Mischna über die passende Zeit für den besänftigenden oder tröstlichen

314 iv. Die Gestaltung der Sittlichkeit

Zuspruch (Abotb IV. 18 1: „Besänftige deinen Genossen Dicht in der Stunde, da er zürnt, und tröste ihn nicht in der Stunde, da sein Toter vor ihm liegt" bezeichnet Maimonidea als eine Regel fttr die wünschenswerte Art menschlichen 1'm rn dem Gesetze vom „kri< angenen Weibe"

(Deut 21, 10 ff.) erkennt er die Forderung einer humanen Rücksicht auf Schmerz und Traner. (Mor. 111.41 Schlaft.)

Anstands- und rücksichtsvolles Benehmen wird viel- seitig erörtert und empfohlen (Beispiele: einen Gast nicht mit Fragen belästigen, bia er Bich in die Gesellschaft ein- bt; in eine Diskussion, zu der man kommt, nicht ein-

ifen wollen, bia mau ihren Verlauf und Zusammen- hang kennt). S.Toseftha Sanhedr. Perek V 1 1 gegen Ende.1

Mannigfaltig werden Regeln deE feinen Anstände, be- sonders auch der Pietät gegen da« Alter, gegen Gelehrte eingeschärft Vor dem Greise aufstehen, nicht auf seinem

vohnten Standort stehn, nicht auf Beinern gewohnten

ä( sei Bitzen, ihn nicht in der Rede unterbrechen, mi1

nheit und Ehrfurcht ihn tV.i ich nicht zur

Antwort drängen, ihm nicht widersprechen, ihn nicht

Vgl. Aböl \, t. Sieben I nd am Ungebildeten und Bieben

am Weiten (Gebildeten). Da Weise spricht nidil vor dem, der an

A r als er; »»r ffillt den Q nicht ms Wort; er

itflrzl lieb nicht, um zu antworten; ei Ifl und nni-

wortet --oiii der Ha icha; er antwortet (spricht) auf das erste zuerst

hui auf das letzte zuletzt; betreflli dessen, was er nicht verstanden

hat ich habe es nicht verstanden; er bekennt die Wahr-

nteil davon findet man beim Ui gebildeten. D. H.

Gespräche. 315

zu widerlegen suchen usw. S. Midrasch Bammidbar r. Par. 15, Nr. 17.

Beispiele hoher Freundschaft haben charakteristische Bedeutung für die Völker. Siehe Leben der Seele.

David und Jonathan. Zugunsten des Reichen. Jona- than will den bessern Mann auf dem Throne sehen.

Das Freundschaftsverhältnis zwischen pni" '1 und Wpb "1

ist wohl am meisten mit dem von Luther und Melanchthon

zu vergleichen.

Gespräche.

§ 481. Ich fürchte, daß in unserer Zeit auch den Gelehrten die Kunst und Übung des hohen und er- hebenden Gesprächs etwas abhanden gekommen, weil die unsägliche Fülle der Spezialstudien auf allen Gebieten die waltende Kraft des Allgemeinen vermindert. Vgl. Ideale Fragen S. 289 ff. gegen Ende.

Die alten Juden hatten besonders min "HST Ein Fremder kam daher, er geht in die öffentliche Bibliothek aber er geht auch ins Haus zu bekannten Gelehrten, er grüßt das Handwerk, (nein, nicht das Handwerk, denn es war keins, kein ökonomischer Beruf, sondern freie Kunst), er grüßt den Genossen im Geiste nach wenigen Worten der Begrüßung stürzt man sich in die Diskussion. Wie sprüht das Leben, wie loht das Feuer des Geistes, und wenn ein Fähiger auf den Fähigen trifft, dann sind sie auch im Gemüte durch Hochachtung fürs Leben ver- bunden, eine gegenseitige Gastfreundschaft der Seelen

316 IV. Die Gestaltung der Sittlichkeit.

kömmt zustande, denn jeder gibt und jeder empfangt

mit Dank und mit Wonne. S. j. Berach. IX g. B, Jede i;. Lseligkeit ist schlecht, aber die Redseligkeit in der Thora ist gut; jedes Schweigen ist gut, aber das Schweigen in der Thora ist schlecht Die .Jünger der Weisen mehren den Frieden in der Welt Woher ist das zu entnehmen? Weil es heißt (Jesaia 54, 13): ..Sind alle deine Kinder Jünger des Ewigen, so ist groß der Friede deiner Kinder."

Km falle.

182. Hat der Einfall Neues gebracht, dann hat die Untersuchung der Sache ein Ende, und es wird nur nach Gründen und Stützen für das Nene gesucht. Viele Kenntnisse, viel Gelehrsamkeit werden aufgewendet, aber nicht der Bachlichen Wahrheitsforschung wegen, Bondern dem Beweise zu Gunsten, meist lern phistischen Beweise des Einfalls. Das OTTOl by patfla ;\s war immer schön. anregend, aber für wahre Erkenntnis ein Hemmschuh. Also Kritik nicht ttet, Kritik nicht zu fürchten.

Freiheit für Einfalle.

Die bös< Folge >i>v Einfalle ist, daß der kritische,

richtiger, der einfach unde Menschenverstand vom

Individuum bei geschoben und nur die Tüftelei

und Grübelei nach Gründen und dem Sinn der an sich

: d und sinnlosen Behauptungen in Bewegt

etzt wird, z. B. wenn Löwy sagt, der Prophet Jona ulie auf den Prophetismus,

Hindernisse in der Zusammenschließung. 317

Dergleichen ist ganz nett in Gesprächen bei Kaffe und Zigarre. Darüber zu debattieren kann ganz vorzüg- lich und sogar belehrend sein; nur ernst nehmen darf man die Sache nicht, und die Literatur soll man verschonen.

C. Geselliger Verkehr. Hindernisse in der Zusammenschließung.

§ 483. Ein beträchtlicher moralischer Defekt zeigt sich, meist in kleinen Städten also bei nahem Verkehr der Menschen vorzugsweise bei den Frauen, darin, daß sie einander zu oft und zu leicht etwas übelnehmen; das Ver- trauen in die Unschuld, in die gute Gesinnung des an- deren ist gering, weil das Gewissen auch die eigene Ge- sinnung mangelhaft findet. Durch diese Untugend der Übelnehmer werden mehr Keime der Vereinigung zer- stört und mehr Blüten freundlichen Behagens vernichtet, als ein Aufwand von Kräften und Mitteln hervorbringt.

Die Welt ist so eingerichtet, daß die Liebe darin walten und durch Wohltat sich bewähren kann. Ein Mensch kann dem anderen, ein Kind seinen Eltern, der Freund dem Freunde, der Liebende dem Geliebten eine neue, eine eigene und beglückende AVeit bereiten. Höher als alle Besitztümer, welche der Mensch durch seine Wirksamkeit im Leben erringen kann, steht die Aneig- nung einer zweiten Seele, und nur durch die Hingebung an dieselbe kann sie noch übertroffen werden.

IV. Die G i äittliohkeit.

Daß ein Mensch den and- reu allein durch seine Ge« BinnuDg su unendlich beseligen, dalj er ihm nicht nur den Bchönsten, höchsten Genuß bereiten, sondern den höchsten Wert darbieten kann, ist das Göttlichste in der göttlichen S höpfung. Vielleicht hat ein solcher GS-edanke dem Urheber des Ausspruchs vorgeschwebt: id^ij? niip tr1

nrot nyeo.

Wenn nach dein Ausspruche Y$bn PI CJ? HMD DV:n2 Heiligkeit als Gesinnung nur in der völligen Hingebung an G<»tt und die sittliche Weltgestaltung, also in der Ganz- heit, in der Charaktereinheit, in der ungeteilten Bichtung der ganzen Person, all ihrer Krafl und all ihres Streb« auf die sittliche Jd' e sich offenbart, dann erscheint auch die völlige Hingebung des sittlichen Menschen an einen

leren als ein Abglanz der Heiligkeit

E wandeln zu jeder Zeil mehr Heilige unter uns, als die durch trübe Erfahrungen verzagte und zum IV mismu irrte Seele sich za gestehen wagt

Geschäftsverkehr. Gelübde. Her Eid.

B4. I ber den Verkehr hat nicht die Ethik G< etzc er i-t von den örtlichen und zeitlichen Verhält- de und der räumlichen Verteih

' l»cr A . i / i! i ! i) , 1 T und 1 sv Da

. und sprach Manchei erwirbt die Ewigkeil in vielen

Jahn ei i •••. . | ! ■'. _ki-it in einei einzigen Stunde. An

bnel Stellen hat der Ausspruch einen mdern

-um. D II - Deuter. 18, 13.

Geschäftsverkehr. Hausierhandel. 319

der Zivilisation usw. abhängig. Der Hausierhandel z. B. ist eine Frage, welche nach Zeit und Ort sehr verschie- den beantwortet werden muß. Es gibt Gegenden, in denen die Menschen so zerstreut in Dörfern, Weilern und Ein- öden wohnen, daß zu ihnen nur der Hausierer mit seinen Waren dringt, während die Käufer zum nächsten Markt einen großen Weg machen müßten. Da ist es im Inter- esse nicht bloß des Verkäufers, sondern einerseits der Käufer, aber auch der Produzenten, daß der Hausier- handel besteht.

Interessant ist sowohl der Spruch des Talmuds gegen den Hausierhandel zugunsten der ansässigen Kaufleute, und noch mehr die Ausnahme, welche gemacht wird, samt dem Grunde dafür. Mit Schmucksachen soll der Hausierer handeln dürfen, damit sich die Töchter Israels für ihre Männer zu schmücken leicht Gelegenheit finden; wohlgemerkt für ihre, nicht für fremde Männer. Obgleich schon die Propheten gegen Luxus der Frauen geeifert, wird hier für den leichten Bezug des Schmuckes gesorgt, um die geschlossene Keuschheit unter den Gatten zu sichern.1 Das Unrecht und die Unredlichkeit im Handeln wird in seiner Verworfenheit durch einen fünffachen Ta- delnamen gekennzeichnet. S. Sifre, Debarim Piska 148.2 Dergleichen noch in verschiedenen Wendungen, um

i S. Baba balra 22a, vergl. S. 321.

2 Dort zunächst auf Götzendienst bezogen, vgl. jedoch Raschi zu Levit 19, 15. D. H.

320 IV. Die < - it.

vom unrecht abzuschrecken, ^eine Häßlichkeit zu kenn- zeichnen.

Zu leicht»' Gewichte, zu kleine Maße sollen dberhaupl oicht im Hause gehalten werden, auch nickt zu an-

rem Gebrauche al^ zum Messen, selbst nicht als Urin- behältnis. Manch'' wollen . 1 i < .-> an Orten erlauben, wo alle Maße Gewicht sind; andere gestatten es mit Rück- sicht auf Morgen- und Abenddämmerung nicht, weil dann die geaichten von nngeaichten nicht leicht unter- schieden werden können. Auch richtige Mala von leicht- verwechselbaren (kleineu) Größen sollen nicht gemacht werden. S. Baba batra 89»ff.

Die Rabbinen geben genaueste Vorschriften über V und Gewichte zur Vermeidung .1er absichtlichen od< r auch unwillkürlichen Schädigung bal 1 d( ä Verkauf bald des K 3 Baba batra 89». Kein und edel

ist ilei Ausspruch dea EL Joch, ben Sakkai daselbst B Betreffs ihrer aller (d i behenden Vorschriften) sagte EL Jochanan b. Sakkai: Wehe mir, wenn ich sie lehre; mir. wenn ich sie nicht lehre! Lehre ich sie, so

ichten du- Betrüger daraus lernen; lehre ich sie ni<

möchten die BetrUgei : Die Jünger der Weisen

: wir'a ti iben. Man fragte: Hat er es

nun gelehrt, Oder nicht? Kai» Samuel. S<>hn des Kab

Jizchak, i slehrl und zwar bal er es auf

'.rund des Schritt w ort. - (Hosea lt. 10) gelehrt: „<

die W( D, die I teil wan lein

Rechtsordnung. Gewerbegesetze. 321

auf ihnen, die Frevler straucheln auf ihnen." Die Unred- lichen können lernen den Trug üben, auf dessen Ursachen die Rechtslehre hinweist. Aber er hat es doch gelehrt. Die Rechtslehre muß verkündet, das Rechtsbewußtsein geschärft werden; der Erfolg ist dem Gewissen zu überlassen.

Rechtsordnung. Gewerbegesetze.

§ 485. Feine Beachtung der Verhältnisse. Eine inter- essante Kontroverse über die Zulässigkeit des Hausier- handels und seine Grenzen. Verbote mit Rücksicht auf die ansässigen Kaufleute usw. S. Baba batra 22 a. Esra soll denselben für Schmuck- und Putzsachen erlaubt haben, damit die Frauen dieselben leicht erwerben können. Aufseher werden angestellt über die Maße, nach anderen auch über die Preise. S. Baba batra 89 a. Vergl. S. 319.

Vorsorge wird getroffen gegen ungebührliche Preis- steigerung. — Der Vater von Samuel verkauft sein Ge- treide gleich von der Tenne weg, damit der Preis auf dem Markte nicht durch Zurückhaltung desselben sich steigere; Samuel behielt es zurück und verkaufte es in der späteren Jahreszeit zum Preise der früheren. Man lobte das Verfahren des Vaters mehr als das des Sohnes, weil, wenn einmal die Preise allgemein gestiegen, aie nicht so leicht wieder sinken. Also wenn er selbst auch später aus Wohlwollen zum niedern Preise verkaufte, hat er doch zur allgemeinen Preissteigerung beigetragen! S. Baba batra 90 b.

La/aru», Ethik des Judentums IL 21

IV. Die Gestaltung ler Sittlichkeit,

Hygienische Vorschriften.

186. Zwecks des Zusammenlebens der Menschen werden hygienische Vorschriften zugunsten der Gesamtheit getroff« n.

Bressant Bind die rabbinischen Verordnungen, welche bereits die öffentliche Gesundheit und Rücksicht auf ale Annehmlichkeit betreffen. Gräber, Ableitung *on [mmunditien, übelriechende Anlagen, wie Gerbereien, Bind nur in rorgeschriebener Entfernung von der Stadt anzu- legen. Sehr merkwürdig ist die Vorschrift, Bolche übel- riechende Anlage nicht im Westen der Stadt anzulegen. Baba batra IX, besonders Mischna 2.

Für Reinheit der Lui't ist zu Borgen. Mit b< onderem Nachdruck b. Deuter. 23. 13ff. Auch dort gegen An- steckungskrankheiten Quarantäne.

1). Gesc bäftl icher Verkehr, leibst da i Aul Irängen \ on Waren an den Verkäufer wird streng verpönt! Seit diejenigen, welch« B isherren Wann aufd i, überhandnahmen

nahm die Bestechung zu, wurde das Recht gebeugt und die Menschen gingen rückwärts, anstatt vorwärts. Siehe T . 5 P< r. u.

Uichi r G Sich bereichern dureb einen B< -

i.il.i "it. auf anredlichem Wege er-

worben, wird u dem Gätsendienst gleichgestellt.

3. C innuch Nr. LS Der V hftrft das ethisrhr Verbot unredlichen

Geschäftlicher Verkehr. 323

Gewinns aus Raub, List, Wucher usw. durch die religiöse Wendung des Gedankens, daß all solches unrechtliches Streben uud Tun Götzendienst sei. Diese Wendung aber erlangt er durch die psychologische Betrachtung, daß maß- lose Ichsucht die Quelle des Unrechts ist, der Ungerechte aber sein eigenes Ich zum Götzen macht, dem er alles opfert. l

Jede Veruntreuung eines Privatmenschen wird schlimmer als die Veruntreuung von Heiligtümern bezeichnet. Denn Gott ist barmherzig und verzeiht; aber der Mensch bedarf des Menschen Verzeihung zur Buße, und jene ist zweifelhaft. Baba batra 88 b.

Für ein Vergehen gegen den Nebenmenschen gibt es keine Sühne als nur durch Versöhnung mit ihm. S. Jo- ma, Mischna VIII, 9 (851-). Folgendes lehrte R. Eleazar b. Asarja. Es heißt (Levit. 16, 13): „Von allen euren Sünden sollt ihr vor Gott rein sein." Sünden zwischen den Menschen und Gott sühnt der Versöhnungstag (durch Buße), Sünden zwischem Mensch und Mensch sühnt der Versöhnuugstag nicht, bis man seinen Nebenmenschen versöhnt hat,

§488. Dienst und Gegenleistung. Gewisse ideale Vorschriften werden im gewöhnlichen Lauf der zivilen und zivilisatorischen Tätigkeit unmöglich; der ethische Kern aber bleibt in Geltung und sucht sich seine Formen der

1 Daß es unser Autor auch an einem Schriftbeweis nicht fehlen läßt, versteht sich von selbst. Beides, nämlich "Verletzung der Gerechtigkeit und Götzendienst, werden als by^bz bezeichnet. Vgl. Deut. 1 3, 1 4 u. 1 5, 9.

21*

IV. Die Gestaltung der Sittlichkeit,

Anwendung. So die Geschichte von Abba, dem Bader,

B. Taanith 21bJ Bei unseren Ärzten hat sich meist die

Praxis erhalten, die Gegenleistung für den Dienst nach

dem Vermögensstande des Patienten zu messen; auch

bei besonders wohltätigen Ärzten, daß sie arme Patienten

obendrein mit Arzneien und Stärkungsmitteln versehen.

Unser Abba hatte außerdem eine Vorkehrung, den Armen

nicht zu beschämen, weil er jeden das Honorar in eine

» Die Geschichte lautet: Wenn der Arzt Abba zur Ader ließ, be-

handelte er Männer besonders und Frauen besonders, und er hatte ein

Gewand, in welchem ein Schröplkopf angebracht war, indem es einen

Spall hatte, der Lanzette entsprechend Wenn nun eine Frau kam,

lcsle er es an, damit er sie niehl sähe. Und er hatte außerhalb (des

undlungsraumes) eine Stelle (Büchse), in welche man das Geld

er Dahin. Wer (Geld) hatte, warf hinein, und wer keins

hatte, wurde nicht beschämt. Wenn ein Gelehrter zu ihm kam, nahm

ei von ihm keine Bezahlung. Und wenn er wußte, daß einer nichts

h Ute, gab er ihm Geld und Bprach zu ihm: Geh, kräftige dich. Eines

1 \ aji zwei Rabbinen zu ihm, um ihn ;mf die Probe

/t] v Er hieß sie setzen, gab ihnen zu essen und zu trinken

und I ;•• tele in der Nacht Teppiche für sie hin. Am Morgen rollten sie

selben zusammen und n ihmen sie und erhoben sich und gingen

. M irkl und trafen ihn (Abba) daselbst. Sic sprachen zu ihm:

Der Herr s b&tze Sie uns ah, was sie wert sind. Kr sprach zu ihnen:

und so viel. Sir sprachen: Vielleicht Mnd 6ie mehr wert? Er

! v,.-i habe ich sie gekauft. Da sprachen sie. Dein sind

iben sie dir genommen Wir litten dich: Wessen hast

in, s VerdS QÜgtl Er sprach: [eh dachte: ls traf sich wohl, daß

M auszulösen hatten und sich schämten, es mir

in s i.-en. e sie der Herr nun zurücknehmen. Er

Von dem Augenblick an (wo ich dies dachte), wandte ich

- :i von ihnen (den Teppichen, ich betrachtete sie nicht mehr

als meinen Besitz, sondern bestimmte sie) zum Wohltun. D. H.

Wahrhaftigkeit. Treu und Glauben. 325

Büchse werfen ließ. Armen gab er obendrein zur Stär- kung nach dem Aderlaß.

Wahrhaftigkeit. Treu und Glauben.

§ 489. Was man in seinem Innern (im Herzen) denkt, wird auch ohne äußere Bekundung als Wahrheit festgehalten. Vergl. die hübsche Geschichte von Rab Saphra, die uns die Scheeltot des R. Acha erhalten haben.1 In dem Augen- blick, da der andere ein Gebot getan, das dem R. Saphra genügte, ist der Gegenstand, rein moralisch betrachtet, Eigentum des anderen geworden; und er darf es ihm also nicht noch einmal um einen höheren Preis verkaufen.

Worthalten, das zum Charakter des Gerechten ge- hört, wird streng und oft eingeschärft, selbst wenn es zum eigenen Schaden ist. S. Baba mez. 44 a und 48 ab2.

1 Siehe Makkoth 24a. Es heißt (Psalm 15, 2): „Und redet Wahrheit in seinem Herzen." Wie z. B. R. Saphra. Dazu Raschi: In den Scheel- tot des R. Acha (Frage 36). Und so war der Vorgang: R. Saphra halte einen Gegenstand zu verkaufen, und es kam ein Mann zu ihm, als er das Schema las, und sprach zu ihm: Gib mir den Gegenstand für so und so viel Geld. Er antwortete ihm aber nicht, weil er das Schema las. Jener glaubte, daß er ihn ihm für dieses Geld nicht geben wollte, und fuhr daher fort: Gib mir ihn für so und so viel mehr. Nachdem R. Saphra das Schema beendet hatte, sprach er zu ihm: Nimm den Gegenstand für das Geld, das du zuerst geboten hast, denn es war meine Absicht, ihn für dieses Geld zu geben. Vergl. in der vor- stehenden Erzählung von Abba den Verzicht auf die Teppiche, weil er sie in seinen Gedanken, wenn auch in irriger Voraussetzung, zum Wohltun bestimmt hatte.

2 Wer die Leute des Geschlechtes der Flut und des Geschlechtes der Zerstreuung (des Turmbaues) bestraft hat, wird den strafen, der sein Wort nicht hält.

IV. Die Gestaltung der Bittlidhki

Vertragstreue und Worthalten. 8 490. Wenn Etechtsformalien nicht erfüllt Bind, und

<

dennoch das bloße Wort eingelöst wird, so wird das von riesen. 8. Schebiith X, 9. dazu Toseftha ,111.13. Auch in der Mischna. Das Nicht- rthalten wird dem gänzlichen sittlichen Verfall »ellschaft gleichgesetzt

Von Samuel bar Sutra Bagte man: „Und wenn man ihm die Fülle (das Vermögen) der ganzen Well geboten hätte, er hätte sein gegebenes Wort nicht, verletzt.-' Das.49*.1 1)., auch eine Vorschrift gegen reservatio mentalis.

i I». in Ja sei aufrichtig, und dein Nein Bei aufrichtig Man

ut anders mit dorn Munde und anders im Herzen. Unten folgt

Erzählung von S:unuol bar Sulra. Vgl. S nhedrin 97a. Raba

l,,i . Bner habe ich geglaubt, es gibt keine Wahrheit in

nur einer von unseren EUbbinen, und R. Tabuth,

h ander« El Tabjume se:n Nanu-, der, wenn man ihm alle

r Well - hätte, sein Wort nicht ri hätte. I'.mmal

kam ich nach einem Orte, dessen Name Wahrheit war, und wo die

le ihr.- Worte nicht änderten und wo K* in Mensch vor der Zeit

•tarb. Ich nahm ein Weih von ihnen, und ich haiii* twei von

ihr. Eil l meine Iran und kämmte das Haupthaar. De

kam N irin nn i klopfte an die rür. (Die Erzählung geht

ehöre sich nicht, und sprach ra ihr Dai tuf starben ihm dir- zwei

ne Jetzt ks I wohner des Ortee zu ihm: Was ist

Er sprach ra ihnen S nch's i n. Da sprachen sie ra

ihm: Wir bitten dich, verlaß untern Orl und r< - ht den Tod

in»..

Gelübde und Vorsatz. 327

Keinen Verrat üben, keine Angeberei, auch nicht um der eigenen Gefahr zu entgehen. S. Gittin 70.1

Gelübde und Vorsatz.

§ 491. Gelübde sind nicht ethisch, jedenfalls nicht rein ethisch, sondern religiös. Grund: Dasselbe kann auch ohne Gelübde geschehen. Psychologische Differenz Wert und Unwert des Vorsatzes. Das Gelübde: Wert durch Zusammenhang der Zukunft mit der Gegenwart; Handeln nicht bloß aus dem Moment. Aber der Unwert ist zu erörtern deshalb (Koh 5, 4): nnn »b l&X 210 *Ttt ^3 Die Gegner haben von der Strenge des Worthaltens keine Vorstellung; die Übertretung soll schlechthin ver- mieden werden, deshalb Aufhebung der Gelübde. Wer diese Aufhebung kennt und alle kennen sie wird also kein Gelübde tun, da es doch keins ist. Um den Miß- verstand haben sich die Rabbinen nie gekümmert.

1 Mar Ukba schickte zuR. Eleazar (und ließ ihn fragen): Menschen stehen gegen mich auf und es liegt in meiner Hand, sie bei der Regie- rung anzugeben, darf ich es? Dieser liniierte das Pergament und schrieb ihm den Schriftvers (Psalm 39, 2) auf: „Ich sprach: Hüten will ich meinen "Weg, daß ich nicht mit meiner Zunge sündige; hüten will ich meinen Mund mit einem Verschluß, während der Frevler mir entgegen ist", d. i. obgleich der Frevler mir entgegen ist, will ich meinen Mund hüten mit einem Verschluß. Da schickte er zu ihm: Sie kränken mich sehr, und ich kann bei ihnen nicht bestehen. Er aber schickte zu ihm (Psalm 37, 34) : „Schweige dem Ewigen und harre auf ihn, b ^innm", d. i. harre auf ihn, und er wird sie vor dir fallen lassen haufenweise D^n wbbn. Geh ihretwegen früh morgens und spät abends ins Lehrhaus, und sie werden von selbst fallen.

328 IV. I>ie Gestaltung der Sittlichkeit.

Ich lasse es dahin gestellt, ob allgemeine Aufhebung das rechte Mittel war; es ist meine Sache nicht zu kritisieren; aber der Zweck war edel. Die Einrichtung zeigt von dem ungeheuren Gewicht, das dem Worthalten beigelegt wurde, und dann sollte die feierliche Stunde das Volk erziehen.

§ 492, Der Eid ist die Bekräftigung einer Aussage durch den Zuwachs des religiösen Elementes einer An- rufung Gottes in irgend einer Form.

/. allgemein gilt, daß auch jede unbeeidigte An- sage ebenso auf die strengste Wahrhaftigkeit gegründet sein soll, wie die beeidigte. Nicht die Wahrheit seihst soll durch den Eid geschaffen, oder erhöht, oder befestigt werden, sondern nur die Überzeugung, daL> sie vorhanden soll in i in< in andern im Richter, in den Geschworenen, in der Gegenpartei) dadurch herbeigeführt werden. Der Eid ist ein augenfällig) i Beweis wie religiöse Vor- i mit den ethischen Verhältnissen sich verflechten. M ethischen Standpunkte aus ist der Eid '»der die beki ende Anrufung Gottes nur (de facto) tatsächlich mit der Übung der Wahrhaftigkeit verbunden, aber nicht pflichtmäßig /n derselben gehörig. Vom dog- matischen n Standpunkt aber ist Eidesleistung ver- betra irden (s. Ohinnuch zu 435). Wahrend Maürn dieselbe zu den positiven religiösen Geboten tlt (als n:?y ITOD), sieht Nachmanides dann eine durch* II indluni

Der Eid. 329

In der Anschauung des öffentlichen Geistes, wie er durch die vorzüglichsten Vertreter und eifrigsten För- derer des moralischen Bewußtseins sich ausgebildet hat, gilt die ideale Forderung, daß man als Zeuge zur Eides- leistung, vollends wenn sie vom Richter gefordert wird, durchaus bereit sein, dagegen den Eid als Partei zu eigenen Gunsten so weit als irgendmöglich vermeiden soll.

Dieser Unterschied ist psychologisch sehr wohl be- gründet. Die Wahrheit soll in der Aussage selbst vor- handen sein, sie wird durch den Eid nicht verbessert noch bestärkt; nur der Erfolg der Aussage, also der Wahrheit wird durch die Institution des Eides gesetz- lich verändert. In den Augen des Richters wird die subjektive Wahrhaftigkeit der Aussage gleichsam in eine objektive Wahrheit verwandelt; die Tatsache gilt als nicht bloß subjektiv behauptet, sondern als objek- tiv festgestellt; diese Feststellung wird vom Richter deshalb gefordert, und der unparteiische Zeuge hat die religiöse Pflicht ebenso wie die. ethische, sie herbei- zuführen.

Nun aber kommt der Mensch, auch der Eidleistende, über subjektive Wahrhaftigkeit nicht hinaus; deshalb soll man auch die Wahrheit, wenn es zu eigenem Nutzen (als Partei) geschieht, nicht beeidigen, der Aussage nicht eine Kraft geben, die sie nicht an sich besitzt. Bleibt doch auch bei der strengsten subjektiven Wahrhaftig-

330 IV. Die Gestaltung der Sittlichkeit

keit ein objektiver Irrtum möglich. Gegen diese Mög- lichkeit gibt es kein absolutes Mittel; aber eben des- halb soll man sie in der eigenen Sache berücksichtig in und den Eid vermeiden. Der Zengeneid ist notwendig, aber der Parteieneid ist frei; der IiTtumsmöglichkeit kann man durch den Verzicht aus dem Wege gehen. Bin Fall ist zu erzählen.) Allgemein: Der Eid soll die Prüfung schärfen, also das Streben nach Wahrhaftigkeit psychologisch unterstützen.

Gemeinsamkeil de^ Wirkens and Gemeinsamkeit Schicksals (Grundsatz: Einer für alle und alle für Einen).

rhalten gegen die Dinge des Nächsten

Schonung, Hilfe asw, •• gegen die eigenen. Vor

herandrängender Flui boII auch das Feld des anderen

durch Deich und Damm gerettet werden. 8. Baba

mez. 31».

Zu: Q reise a ndei

wird die Symbolik pTK2 er;*-: mvh naifl n*rr6 Ber. 81'.

i darauf bedaci m Alten, dei Wi Ben

Willen - len hat, (ehr* i

d.-nn -. Die Bundestafeln und die Trümmer der

Bui fein lagen in der Bui le. Vgl. Baba batra!4b.

Aber auch sonst soll die schwächere Form, die ungenii-

[nnigkeit oder Klarheil nicht gleich abgewiesen,

Einer für alle und alle für Einen. 331

nicht verachtet, sondern herangezogen und fortgebildet werden.1

Beim Gesamtwirken darf das unbedeutende (D Yin im blb) das Unvollkommene, auch das Nichtmehrvoll- kommene nicht abgewiesen, nicht unterschätzt, sondern muß ins System eingeordnet werden, z. B. untergeordnete Berufe, geringe Talente usw. Aboth IV, 3.

Von der persönlichen Seite her t^yöön inKl mittn TnN n1? pTL? "nVn. aber auch sachlich: es gehört zum Ganzen. 2

Sich von dem Schicksal der Gesamtheit trennen und seines eigenen Wohlseins sich freuen, wird als ein schweres, unsühnbares Vergehen bezeichnet; der innigen Teilnahme aber an dem Leide der Gesamtheit wird als Lohn ver-

« Vgl. Berachoth 16b und 17*. R.Saphra sprach nach Beendigung des Gebeies also : Es sei der Wille vor dir, Ewiger, unser Gott, daß du Frieden machst In der Familie oben (unter den Himmelsscharen) und in der Familie unten (unter den Weisen) und zwischen den Jüngeren, die sich mit deiner Thora befassen, sei es, daß sie es um ihrer selbst willen tun, sei es, daß sie es nicht um ihrer selbst willen tun. Und alle, die sich nicht um ihrer selbst willen mit ihr befassen es sei dein Wille, daß sie sich um ihrer selbst willen mit ihr befassen. D. H.

2 R. Eliezer war krank. R. Jochanan kam zu ihm. Er sah, daß er in einem dunklen Räume lag. Da entblößte er seinen Arm, und es fiel Licht auf R. Eliezer (R. Jochanan war sehr schön, und sein Arm leuchtete). Da sah er, daß R. Eliezer weinte, und er sprach zu ihm: Warum weinst du? Vielleicht weil du nicht viel Thora gelernt hast? Wir haben ja in einer Mischna (Menachoth 1 1 0b) gelernt: Der eine viel, der andere wenig; wenn man nur den Sinn auf Gott ge- richtet hat. D. H.

339 IV. Die Gestaltung der Sittlichkeit.

heißen, das wiederkehrende Heil der Gesamtheit mit zu erleben. Taanith 11".

Auch von der Lebensform oder dem jeweiligen Ge- mütszustand der Genossen soll man sich nicht absondern, unter den Trauernden nicht fröhlich, unter den Frohen nicht betrübt erscheinen. pN "J*n.

Teilnahme am Geschick der Gesamtheit! Auch der Weiseste und Frömmste soll sich nicht an seiner Weisheit und Frömmigkeit genügen lassen, sondern er muß hinaustreten und am Schicksal und dein Werke der Gesamtheit Teil nehmen. S. irr1?« TU ed. Fried- man!» L12: ..auch weise wie Moses und fromm wie Aha- ron usw."

Teilnahme an der allgemeinen Lage. Während Zeiten der Not soll der Einzelne sich selbst Entbehrungen auferlegen, damit er in seiner persönlichen Stimmung von der allgemeinen nngetrennt sei. S. Taan. 11*.

Teilnahme, zumal an öffentlichen Leiden. Der wird als verworfen erklärt, der während öffentlicher Not seinem Q-enufl nachgeht S. Taanith 11'.

Line hQbsche Allegorie, am dem Gedanken Nachdruck zn Die leiden Engel, die den Menschen begleit

legen die Hand auf den, der sich trennt

Glied der (Gesamtheit soll der Einzelne sich fühlen und danach handeln.

Wenn der Mensch für sich auch genug hat, soll er auch im Genuß sich eicht fOü der darbenden Gesamt-

Teilnahme an der allgemeinen Lage. 333

heit ganz trennen und die Last des Hungerjahres auch leiblich tragen. S. das.1

1 Im Folgenden geben wir die ganze Stelle Taanith 1 la, aufweiche Bezug genommen ist. R. Jehuda im Namen des Rab hat gesagt: Wer sieh Hunger auferlegt in Hungersjahren, wird von ungewöhnlicher Todesart errettet, denn es heißt (Hiob 5,20) : „Durch Hunger, DJTO, er- rettet er dich vom Tode" . Vor Hunger, Sjn», rettet er dich, sollte es heißen. Allein das will die Schrift sagen : Zum Lohne dafür, daß er sich in Jahren des Hungers Hunger auferlegte, wurde er von ungewöhnlicher Todesart

errettet Unsere Rabbinen haben gelehrt: Wenn die Israeliten

sich in Not befinden und einer von ihnen sich absondert, kommen die zwei Dienstengel, welche den Menschen begleiten, und legen ihm die Hände aufs Haupt und sprechen: Dieser N. N., der sich von der Ge- meinde abgesondert hat, soll die Tröstung der Gemeinde nicht schauen. In einer anderen Baraitha wurde gelehrt: Wenn die Gemeinde sich in Not befindet, soll nicht einer sagen: Ich gehe in mein Haus und esse und trinke, und Friede dir, meine Seele. Tut er aber so, so gilt von ihm das Schrift wort (Jes. 22, 13): Siehe, Rinder töten, Schafe schlachten, Fleisch essen und Wein trinken, essen und trinken, denn morgen sterben wir." Wie heißt es darauf (das. 14)? „Offenbart hat sich in meine Ohren der Herr der Heerscharen : Nicht soll diese Schuld euch gesühnt werden, bis ihr sterbet." Das ist die Art der Mittel- mäßigen (die wenigstens noch an den Tod denken); wie heißt es aber von der Art der Frevler? (Das. 56,12:) „Kommt, ich kaufe Wein, wir wollen uns besaufen an Berauschendem, wie der heutige soll der morgige Tag sein." Wie heißt es darauf (das. 57, 1)? „Der Gerechte geht dahin, und kein Mann nimmt es zu Herzen, daß um der Bosheit willen der Gerechte eingetan wurde." Sondern man teile das Leid der Gemeinde. So finden wir es bei unserem Lehrer Mose. Denn es heißt (Exod. 17, 13): „Und die Hände des Mose waren schwer, und sie nahmen einen Stein und legten ihn unter ihn, und er setzte sich darauf." Halte Mose nicht eine Decke, oder ein Kissen, um darauf zu sitzen? Allein Mose sprach also: Weil Israel 6ich in Not befindet, will auch ich mit ihnen in Not sein. Und wer

334 IV. Die Gestaltung der Sitclichkeit.

Vorsorge für die Zukunft.

§ 494. S. Taanith 23« die Geschichte von der Pflanzung

Johannisbrotbaumes.1 C ero schließt aus serit arborem auf Unsterblichkeit;

an dein Leid der Gemeinde teilnimmt, dem wird es zuteil, dalö er die l'rüslung der Gemeinde sieht. Sollte aber einer sagen: Wer wird •II mich Zeugnis ablegen? Die Steine seines Hauses und die Balken seines Hauses legen Zeugnis gegen ihn ab, wie es (HabakuU J, 1 1) heißt: „Denn der Stein aus der Wand schreit, und der Sparren aus dem Gebälk erhebt die Stimme." In der Schule des H. Sclula sagte man: l'ie zwei Dienstengel, welche den Menschen begleiten, sie zeugen wider ihn, wie es (Psalm 91, 1 1) heißt: „Denn seine Engel befiehlt er über dich." R. ChidUa sagt: Die Seele des Menschen zeugt wider ihn, wie es (Micha 7, .">) heißt: „Vor der in deinem Schöße Ruhenden hüte die Pforten deines Mundes." Und einige sagen: Die Glieder des Menschen zeugen wider ihn, wie es (Jesaia 415, 1U) heißt: „Ihr seid meine Zeugen, ist der Spru h d< 9 Ewigen." Vgl. Chagiga 17» und Scheellot zu Haasinu Nr, 1»/;'». I'. H.

1 EL Jochana Ute sich jener Fromme

(Choni . | mit diesem Schriflven i 126,1): „Stufen-

hed. Wenn der Herr die I oschafl Ziuns zurückführt, werden

w.r wie die Träumend' Er Sprach Gibt es denn einen, der

'ihre schlummert und träumt? Eines Tages ging er des Weges und sah einen Mann, der Johannisbrotbäume pflanzte. Er sprach zu ihm : Nach wieviel Jahren Iraj Je Früchte? Dieser erwidert«

siebzig Jahren Jener Ist es ...r denn gewii. . g Jahre

leben wirst? Dieser al i r sprai h I h habe die Well mit Johannisbrot-

nen vorgefunden. Wie meine Väter lür mich gepflanzt, So pllaii/<- b ich (Ol meinen Sohn. ChoiÜ beizte sich hin und Brot. Da überkam ihn da S Iscbiummerte. Eine Felsengrotte um-

gab ihn, machte ihn unsichtbar. So .schlief et 70 J.thre. Als er sich 1 rhob, Sah er einen Muni, der von einem der Johannisbrotbäume die htc .ibl.is. Er sprai h zu ihm: Bist du es, der ihn c ; Qanil h it.'

Vorsorge für die Zukunft. 335

sonst ginge ihn ja die Zukunft nichts an. Im Talmud dagegen schön: Ich habe die Welt mit Johannisbrot ge- funden; meine Vorfahren haben dafür gesorgt, meine Nachfahren sollen es auch finden.

Weil der Johannisbrotbaumpflanzer in die Vergangen- heit blickt, so sorgt er auch für die Zukunft. Die gegen- wärtige Generation erkennt ihre Abhängigkeit von der Vergangenheit, darum ist Vorbereitung der Zukunft nötig. Kontinuität des gemeinsamen Lebens.

Die historische Einheit eines Volkslebens erzeugte bei den Rabbinen eine seltsame Anwendung; frühere Schuld und viel spätere Strafe; wegen der grund- losen rraa bei den wbSTQ die späte HOS am 9. Ab. S. Taan. 29 M

Dieser erwiderte: Dessen Enkelsohn bin ich. Da sprach er: Daraus entnehme ich, daß ich 70 Jahre geschlafen habe. Er sah, daß seinem Esel bereits Enkelkinder geboren waren. Er ging in 6ein Haus. Er sprach zu ihnen (den Bewohnern): Lebt der Sohn des Choni ha-Meaggel noch? Sie sagten zu ihm. Der Sohn ist nicht mehr, aber sein Enkelsohn ist da. Er sprach zu ihnen: Ich bin Choni ha-Meaggel. Sie glaubten es ihm nicht. Er ging in das Lehr- haus. Er hörte, wie unsere Rabbinen sagten: Unsere Halachoth sind uns so klar wie in den Jahren des Choni ha-Meaggel, der, wenn er in das Lehrhaus kam, den Rabbinen jede Schwierigkeit, die ihnen vorlag, löste. Er sprach zu ihnen: Ich bin es. Sie glaubten es ihm nicht und erwiesen ihm nicht die Ehre, die ihm zukam. Es verzagte. Er betete inbrünstig um Erbarmen und starb. Raba bemerkt dazu: Das ist's, was die Leute sagen: Genossen oder der Tod! D. H.

1 Der Heilige, gebenedeit sei er, sprach zu ihnen zu dem Volke, welches in jener Nacht (nach der Überlieferung in der Nacht des 9. Ab) weinte (siehe Numeri 14,1): Ihr habt ohne Grund geweint, ich

336 IV. I>ie Gestaltung der Sittlichkeit.

er das religiöse Gesetz von der ncny röty und die Bittlich hohe und praktisch bedeutsame Ausdeutung durch die Kabbinen ist T. 1 § 73 zu vergleichen.

Zusammenschließung der Seelen.

'•">. Subjektive Vereinigung durch objektive

Geisteseinheit. Wertvoll ist der ziemlich isoliert in Beiner ganzen Denkweise, aber blitzartig auftretende Ausspruch bei Schemtob ibn Falaquera (ed. Venet. 8. 18): nt Trat m Mola (D'rr^sem d^id CTonn) v,t dm

131 nn« ITEiD DiTnWBi nr\lR Und wenn sie (die vor- 1 1 * tTlichen Formen und Glück Schaffenden) auch in auf- einander folgenden Zeiten sind, so sind doch ihre Seelen wie eine Seele.

§49'i. Kriegsdienst i. Ohinnuch Nr. 625. Tüchtigkeit, Tapferkeit und treue Ausdauer im Kriege wird zur Pflichf

nacht und i .: bärft, dafi er Weibi - , si inei

Blinder und .seiner Hab" nicht gedenken und mit ganzei Kraft auf seinem Posten stehen soll. Treffend bemerkt Chinnuch § 526 dazu, daß kein Criegsmann wissen kann, wieviel iner eigenen Leistung abhängt, wieviele seiner

Mr p er durch sein eigenes Tun retten oder verderben

kann; darum i"t jeder für da- Schicksal aller verantwortlich.

will euch i ii (begründetes) Weinen (nr die Zukunft restsetsen. Dann wird < i.ir.mf hing« ,, dafi <I<t erste Tempel, der zweite

ipol und Rii',li Bethar im 9 \\ terstöii wurden.

14. Capitel.

Kreise der Gesellschaft

Zu betrachten sind hier

A. Die Koniniune (Provinz, ßeligionsgesellschaften usw.).

ß. Pflichten des Einzelnen als Bürger (als Mit- bürger: 'Dl ülisn *}»). Aboth II. 5.

C. Pflichten der Gesamtheit (zur Erziehung, zum Schutz des Bürgers, des Verlassenen, des Gefähr- deten).

D. Öffentliches Wohl. (Hygiene, Wasserläufe, Ufer- wege, gewerbliche Anlagen. Gesundheitsrücksichten. Zug nach Westen.)

Die Kommune.

§ 497. Daß man von einer sittlichen Weltordnung als der einheitlichen Gesamtheit aller sittlichen Antriebe und Leistungen redet, beweist, welche hohe Bedeutung dem Begriff oder dem Wesen der Ordnung in ethischer Be- ziehung beigelegt wird.

Schon die Natur imponiert uns am meisten uüter dem Gesichtspunkt der durch Gesetzlichkeit alles einzelnen

Lazarus, Ethik des Judentums 11. 22

338 iv. Die Gestaltung der SitUichke

chehei ;esicl rten Ordnung. Die durch Äonen and durch jeden einzelnen Tai: gleich sehr bestätigt«' ^nung im Naturlauf; Gestirne und ihr Lauf usw. Waa wir aus Gründen engerer Zweckmäßigkeit als Störungen in der Natur bezeichen, verliert seinen störenden Charakter, sobald wir die Gesetzmäßigkeit erkennen, aus welcher auch diese Ereignisse hießen.

Alles universah' Geschehen ist von Ordnung erfüllt, und im engeren Bezirk etwa des Erdballs und Beiner Gestaltung sehen wir eine aufsteigende Reihe von Er- in, welche immer größere und immer wertvollere i Irdnung herbeiführen. Treten wir in den engen Kreis des menschlichen, sittlichen Lebens ein, so sehen wir schon bei den ersten und untersten Bedingungen d< i ihlichen Aus- bildung d hr bedeutende Holle spielen. Dae 11 resen mit Beinern Behagen, die Leistung d< r Arbeit, die Führung . alle Berufstätig- keit usw. sind erst von Erfolg, wenn ßie dem chaotischen [en und Ablassen entzogen und einer planmäßigen rfen werden. ■neu Btören alle, alle Handlungen bemmeo alle . . . wenn sich nicht jedes in einer bestimmten Ord- nung 1

- bule leistet nicht am wenigsten einen ungeheuren

r Bittliche A isb Idung durch ihre feste Ordnung;

bier alles Dach den mitwirkenden Pei Onen, nach

. Dach dem Inhalt der Sachen usw. ge-

I»ie Kommune. 339

ordnet vor sich geht, das senkt in die naive und empfäng- liche Seele des Kindes das leitende Prinzip, welches dann in allen Zweigen des menschlichen Lebens herrschen soll.

Daher auch der Ackerbau mit seiner den ^saturver- hältnissen unweigerlich und fruchtbar angepaßten, alle Zeiten des Jahres und alle Teile des Geschäftes durch- dringenden Ordnung so viel mehr ethisch erziehlich wirkt, als etwa Jagd und Fischerei.

Weit über die sachliche und unmittelbar dienende Wirksamkeit der Ordnung hinaus, liegt das formale Element derselben. Die psychologische Analogie und der selbst wieder geordnete Aufstieg von einer niederen zur höheren, von der äußeren zur inneren usw. endlich bis zur ethischen Ordnung sind die am meisten erziehenden Faktoren. Unter den Ordnungen aber sind die kommu- nale und politische von besonderer Bedeutung. Die kirch- liche Ordnung und ihr Erfolg bildet ein zu schweres und weitgreifendes Kapitel und darf hier übergangen werden.1 Sehr viel Gleichheit, auch sehr viel Gemeinsamkeit, wenn es deren bedurfte das ist die starke Seite des Gesamt- lebens im jüdischen Stamm; aber sehr wenig gegliederte Ordnung, sehr wenig Unterordnung das ist seine schwache Seite fast immer gewesen.2

1 Über Ordnung- vergl. oben S. 163 ff.

2 Jerusalem ist nach dem Talmud zerstört d. h. auch der Staat ist zertrümmert worden, weil die Kleinen und Großen darin gleich- geachtet waren. S. Schabb. 119b.

22*

;uo iv. Di

'S. Streben und Wirken für das Allgemeine besitzt eine reale Macht. S. Bammidbarr. Par. 21,Nr.l4 Zu Numeri

_'T. 1.") u. 16: „Und Mose redete zu dem Ewigen also: Es setze der Ewige, der Gott der Geister, einen Mann über die Gemeinde" wird unter Bezugnahme auf den Aus- druck "CT!, welcher unsanfte Anrede bedeutet, bemerkt: Wer um die Bedürfnisse der Gemeinde bittet, gleicht einem, der mit dem Arm (Gewalt) kommt Gott mub ihn erhören.

Ausdauer, energische, tapfere Hingebung an die Ge- samtheit, auch unter Leiden durch dieselbe, wird

ordert und an dem Hei piele des Muse und Jeremia erläutert. Das große Vorbild: Mose, der fortwährend unter dem Murren und der Widerspenstigkeit leidet.

ibt unermüdlich in der Pur S. T.imhuma A b-

schn. rp~-. „Und Moses schickl Boten von Kade cb . B dg von EdomH (Num. 20, i i . l'.s- ist, w

:. steht (Ps. 16,4): „Und nicht Schmach ti den, der ihm nahe i^t." In der Well ist's üblich: Wenn einer mit Beinern Nächsten i abschließt

D bat. so wendet ! r sich von ihm fort und will ihn nicht sehen. Mose aber wurde wegen der I raeliten bestraft, wie es heißt (Psalm 106, 32 : „Sie er- zürnten bei den 11 , lerwas ern, und es erging dem M üb.! ihrel Gleichwohl schüttelte er ihre 1

h1 von Bich ab. ■: „Und Mose schickte Boten"

Jeremia. Sieh« Jeremia 20, 7ff.

Aufopfernde Selbsfhingebung des Einzelnen an die Gesamtheit. 341

Aufopfernde Selbsthingebung für das Allgemeine berechtigt zur Würde s. Bammidbar r. Par. 15, Nr. 20. „Und der Ewige sprach zu Mose: Versammle mir sieb- zig Männer von den Altesten Israels, von denen du weißt, daß sie die Altesten des Volkes sind und seine Auf- seher" (Numeri 11, 16). Pharao setzte die ägyptischen Dränger (D^üli vgl. Exod 5, 10) über die israelitischen Aufseher (D*lt9ltP). Die Aufseher aber wurden über das übrige Volk gesetzt. Als Pharao nun zu ihnen sagte (das. 5, 7): „Gebet dem Volke nicht mehr Stroh", kamen die Dränger und zählten die Ziegeln. Wenn die Zahl nicht voll war, schlugen die Dränger die Aufseher, wie es heißt (das. 5, 14): „Und geschlagen wurden die Auf- seher Israels." So wurden die Aufseher wegen des übrigen Volkes geschlagen, sie überlieferten sie aber nicht in die Hände der Dränger, indem sie sprachen: Besser wir werden geschlagen, als daß das übrige Volk zu Falle komme. So sagte dann Mose, als der Heilige, geb. sei er! sprach: „Versammle mir siebzig Männer von den Altesten Israels", vor dem Heiligen, geb. sei er: Herr der Welt! ich weiß nicht, wer würdig und wer nicht würdig ist. Der Heilige, geb. sei er! sprach aber zu ihm: „Von denen du weißt, daß sie die Altesten des Volkes sind und seine Aufseher", d. i. jene Altesten und Aufseher, die sich selbst hingaben, um ihretwTegen in Ägypten für die festgesetzte Zahl der Ziegeln geschlagen zu werden, sie sollen kommen und diese Würde empfangen.

iv. Di iltung der Bittliohkeit.

Deshalb beißt 69: „Von denen du weißt, daß sie die Ältesten des Volkes sind und seine Aufseher." Und weil sie si h selbst hingaben, um für die Gemeinde schlagen zu werden, deshalb: „Und sie sollen mit dir die Last des Volkes tragen« (das. 11.17). Das lehrt .lieh, daß d»r öeili er! Bie dem Mo ich-

gestellt hat. \'<>n hier kannst du lernen: Wer sich selbst für [srael hinpibt. erlangt Ehre, Würde und dm heiligen Geist. Deshalb heißt es: „Von denen du wi daß sie die Ältesten des Volkes Bind und seine Auf- seher." Wer Bind diese? Ks sind jene, von denen ge- schrieben steht: „Und geschlagen wurden die Aufseher Israels."

19. Gemeinsamkeit der Interessen und nament- lich der öffentlichen. Die ökonomischen Gesetze müssen befolgt werden ohne Rücksicht auf den Eigennutz, ohne Isolierung der Interessen. S. To8eftha, Baba kamma

,;, X. 28. Z od in einer Wüste. Der eine

h;ti ,in Paß mit Wasser, der andere ein Faß mit

dg. Bekommt «las Paß mit dem Wasser einen Sprunf gilt die behördliche Verordnung, daß

dies« : i inen Bonig au i und das w seines

:.;, Bie in bewohnte Gegend kommen.

gibt jener ihm da* Geld für seinen Bonig. Denn das

\\ it in der Wüste da« Li ben, aber nicht der

Bönig erhall in der Wüste dai Leben. MO xm mr

~:- m - -•- •:--• ;•:—• ;-:- :~: nm XI ir»?

Gemeinsamkeit der Interessen. 343

Ferner Tosephtha, Baba niez. Perek II, 28. Sieht einer Wasser steigend sich ergießen, so ist er verpflichtet, einen Damm zu errichten. Dies ist der allgemeine Grund- satz: Für alles, was einen Geldschaden bildet, gilt das Gebot über Rückerstattung eines Verlustgegenstandes.

Dem öffentlichen Nutzen und Bedürfnis muß man Privatbesitz opfern; der Eigner eines Waldes am Fluß- ufer muß einen bequemen Weg für die Schiffszieher (vier Ellen breit) abholzen. S. Bab. mez. 107 b.

Die Gemeinschaft aller in der Kulturarbeit wird auch darin gesucht, daß der Ungelehrte für den Gelehrten arbeiten, ihn an seinen Erfolgen Teil nehmen lassen soll, so wie tatsächlich der Gelehrte zugleich für den Un- gelehrten arbeitet.1

Maimonides spricht demjenigen, der sich von der Ge- samtheit ausschließt, auch ohne daß er gerade Gesetze übertritt, sondern nur eben aller Teilnahme an ihrem Gesamtschicksal sich entschlägt, die Seligkeit ab. S. Hil. Teschuba III, 6 und 11.

Allgemeinheit des Gesetzes. Zu beachten ist die

i Vergl. Raschi zu Deulcr. 33, 18: „Freue dich, Zebulun, bei deinem Ausgange und Isachar in deinen Zelten." Zebulun und Isachar schlössen Gemeinschaft. Zebuion wohnte an der Meeres- küste und zog in Schiffen zum Handel aus und erzielte Gewinn und tat in den Mund des Isachar. Diese aber saßen und be- schäftigten sich mit der Thora. Deshalb stellt die Schrift den Zebulun dem Isachar voran. Denn die Thora des Isachar kam durch Zebulun zustande. D. H.

IV. Die ler Sittlichkeit.

praktische Bedeutung der Allgemeinheit, der Kantischen . I I du wollen kannst usw.-' Blumen

pflücken Rasen betn-ten den Ort der entstehenden ihr fliehen usw. Zu ingular nach dem allgemi nun

in ihr erntet, Bollst du nicht die ICcke o nehmen", Levit 19, 9. rttrn vb . . osispai

i will den Span vom 1! icht nehmen, weil,

wenn es alle täten, das Bolz bald verschwunden wäre,

Einschränkung der Eigentumsrechte.

»0. Obgleich Felder und Weinberge Privateigentum sind und der Zutritt sonst verboten ist, so i->t er doch jed< in Verirrten gestattet, um dadurch auf dem kürzesten Wege sder auf den rechten Weg zu kommen. St hr Bchön wird hinzugefügt, „denn nur unter Bolcher B unur

hat Josua das Land verteil . S. To eftha, Haha me& Per. II. 2a VergL Baba kamma 81b.

l. Wenn Eigenwille -ich gegen Autorität auf- lehnt, dann Bchwindel tufenordnung der Gesellschaft und die Würdigung des Guten. I nutz verblendet und verkehi urteil, das (inte wird schlecht und

mannt, und dann : b allgemi iner b XIV, 7. 5 zahl-

en wurden Bolche, die die Q ben deiner Güte wie r hinnehmen und die die Gaben deiner Güte mitGe*

i auch zahlreich on denen

Auflehnung des Eigenwillens gegen die Autorität. 345

das Schriftwort Richter 16, 7 gilt): „Jeder tut, was recht in seinen Augen", und das ganze Reich verdarb und welkte stetig hin. Seitdem zahlreich waren: „Jeder tut, was recht in seinen Augen", wurden die Niederen hoch und die Hohen niedrig. Seitdem zahlreich wurden die Miß- günstigen und Habsüchtigen, das sind die Blutvergießer, wurden zahlreich die Hartherzigen, und jeder verschloß die Hand vor seinem Genossen. Seitdem zahlreich wurden solche (von denen das Schriftwort Ezech. 33, 31 gilt): „Nach ihrem Eigennutz wandelte ihr Herz", wurden zahlreich solche (von denen das Schriftwort Jesaia 5, 20 gilt): „Sie nennen das Böse gut und das Gute bös". Seitdem zahlreich wurden: „Sie nennen das Böse gut und das Gute bös", wurde die ganze Welt voll Wahn. Deshalb wird das öffentliche Interesse als das wahre eigene eingeschärft. Siehe die hübsche Legende Toseftha, Baba kamma Perek II, 13. Eine Geschichte von einem, der die Steine aus seinem Acker nahm und sie in das Gebiet der Gesamtheit legte. Ein Frommer trat an ihn heran und sprach zu ihm: Warum legst du Steine aus einem Gebiete, das dir nicht gehört, in ein Gebiet, das dir gehört? Jener lachte über ihn. Nach einiger Zeit kam jener Mann in Not und verkaufte seinen Acker. Als er dann über jene Stelle ging, strauchelte er. Da sprach er: Nicht umsonst hat jener Fromme mir ge- sagt: Siehe, du legst Steine aus einem Gebiete, das dir nicht gehört, in ein Gebiet, das dir gehört.

IV. Die Gestaltung der Sittlichkeit.

cb mit den Öffentlich n Angelegenheiten beschäftigen,

sieb in den Dienst derselben stellen, wird der höchsten idealen Tätigkeit gleich gesetzt. S. j>r. Berach. V, L. Ausspruch des 11. Jirmja: Wer sich mit den Bedürfnissen der Gesamtheit beschäftigt, gilt so. als wenn er sich mit dem Stadium des Gesetzes beschäftigte. TUM WM pDiyn

mir, na*o poiya.

Öffentlicher Dienst. Rabban Gamliel und Beine A äg< enzuJabne haben bei der Beschäftignngmit öffentlichen Angelegenheiten keine Unterbrechung eintreten lassen, um n^Dm V p zu üben, um nicht ab- gezogen zu werden. S. Toseftha, Berach. Perek II, 4.

Über die Pflichten der Gesamtheit.1

I >a- öffentliche W ohl.

§ 5' 12. ine Lücke im Aufbau des rabbinischen

lankenkri larf man es betrachten, daß neben der

staltung der sittlichen Persönlichkeit mit ihrem reinen

und ernsten Wollen nur die Handlung des Einzelnen

als die und Liebestal von einem zum

andern, zur vollen Geltung kommt I* i tritt Bowohl

allseil -■ Ausbildung der Kräfte, wie die Bachli< Kultu: fang (die in der griechischen und römischen

' i \ ichnitt findet nch im Manuskript kein MaterieX

Pflichten der Gesamtheit gegen den Einzelnen. 347

Denk- und Lebensweise dort vorwiegend auf Schönheit, hier auf Rechtsordnung und Staatsmacht gerichtet, im Vordergrund stehen) fast gänzlich zurück. Nicht ab- geneigt und feindlich steht der rabbinische Geist den weltlichen Dingen gegenüber, aber daran fehlt es, daß» die sittliche Idee als organisatorische Macht dieselben ergriffe und beherrschte. Organisatorische Tätigkeit und Erfindung ist niemals die Stärke des jüdischen Geistes gewesen. Mit voller Offenheit und Wahrhaftig- keit berichtet die Bibel nicht bloß von dem Heranziehen fremder Bauleute zur Herstellung des Tempels, sondern höchst charakteristisch, daß die erste organisierende Ein- richtung zur gedeihlichen Teilung der Arbeit dem Rate eines Fremden (Jithro) verdankt wird. In der Herstel- lung einer sozialen Lebensordnung hatte die älteste Ge- setzgebung einen glänzenden Anlauf genommen; die Acker- verteilung mit dem Ausschluß einer dauernden Verarmung einer Familie ist ein unvergleichliches Denkmal von Weis- heit und Fürsorge; aber schwerlich ist sie jemals voll- kommen realisiert worden, und noch weniger ist ein Fort- bau der Institution mit den veränderten und erweiterten Verhältnissen wahrzunehmen. Wenn Jeremia, dieser gei- stige Riese in einem Geschlecht von Zwergen, es dahin bringt, die Sklaven frei zu geben und damit die Gesell- schaftsordnung auf eine höhere Stufe zu erheben, so steigt die Masse bald wieder von derselben herab. Für das rabbinische Zeitalter kann man geltend machen, daß mit

IV. D . ler Bittliobkeit

. Versen wind eil des eigenen Staatslebens die Macht und Gelegenheit zu einer selbständigen Kulturgestaltung und Gesellschaftsordnung ebenfalls dahin ist. Daher nur Ordnung, Wohltätigkeitsübung, Familienbezie- hungen, Verhältnis von Lehrer und Schüler. Alles fein durchdacht, zart ausgebildet and mich fest geordnet; während aber die geistige Einheit der Gesamtheit fordert und der Kulturgehalt des Individuums erstrebt wird, fehlt es an der Ordnung der Gesellschaft und des öffentlichen Geistes. Dal es aber im innersten Grunde d sung des sittlichen Grundgedankens,

Übergewicht des Persönlichen, das innerlich Moralische ist, welches jene Lücke hervorbringt, dies erkennt man ans dem ähnlichen Verhältnis innerhalb des Christentums. War den .luden d atsleben durch Gewall entrissen,

so hat da I " b \ in demselben freiwillig ah-

let Der ] ; war der gleiche, und er wird von Bücken treffend charakterisiert. i. anschannn

Her I >enl 3. 186 ..1 >ie Arbeit an dem Sach- alt der Dinge, d bändliche Wirken, die Kultur mg kommen nicht zur vollen Entwicklung und Schätzung. I1 »er wird auch zur Einbuße für da inliche Leben selbst, indei i -'dir auf die •i Hin/einen zu I Inen I hränkt wird, zu allgemeinen Verhältnisse, di< 1 1 und Kulturarbeit er Da Q hichte

itlich vor Augen. Bei aller kirch-

Das soziale Problem. 349

liehen und hierarchischen Machtentwicklung war es viel zu wenig bemüht, den Geist seiner neuen Welt in die allgemeine Ordnung der Dinge einzuführen. Als das Christentum den Sieg über die alte Welt davongetragen hatte, hat es keineswegs versucht, die Gesellschaft als Ganzes neu zu errichten. Bei aller Aufrufung der Ein- zelnen zur Mildtätigkeit, bei aller Arbeit gegen Not und Elend blieb das Erfassen des sozialen Problems als eines Ganzen der Neuzeit vorbehalten. Nicht das Christentum, sondern die moderne Humanität hat die Sklaverei als gesellschaftliche Ordnung aufgehoben. Bei aller Empfeh- lung friedfertiger Gesinnung hat das Christentum den Kampf gegen den Krieg als Einrichtung des Yölker- lebens noch immer nicht mit Nachdruck aufgenommen. Ja selbst den Verhältnissen von Mensch zu Mensch droht eine einseitige Gestaltung, indem die geistige Arbeit nicht voll in die Aufgabe eingeschlossen wird. Die Liebe und Fürsorge nimmt eine vorwaltende Richtung auf die Elementarbedingungen der physischen Existenz und geht oft gleichgültig, ja hart hinweg über die inneren Kämpfe des zur Wahrheit und Weite eines Weltlebens aufstre- benden Geisteswesens."

Wir haben heute in einer Ethik des Judentums nicht mehr die einzelnen Rechtsgesetze oder das Rechtssystem, noch auch die auf engeren oder weiteren moralischen Er- wägungen begründeten Polizei-, Markt- und Verkehrsvor- schriften zu erörtern. Diese haben für uns nur noch

350 iv. Die Gestaltung iet Sittlichkeit.

einen historischen Wert, da wir in der Praxis der Ge- sgebung des Staates und seinen Anordnungen folgen Nur der allgemeine Rechtsgedanke nach talmudischer Auffassung ist zu erörtern, inwiefern er das ethische Prinzip der G btigkeit und die moralische Gesinnung der Rechtlichkeit zum Ausdruck bringt I5ei.li'> aber, die feine und scharte Durchbildung des Rechtes und die strenge Einschärfung desselben, treten oft auch in den ziellen Forderungen und Ordnungen des Talmuds her- vor und stellt seine Urheber auf die Hohe der heutigen Gesetzgebung.

S 503. Im letzten Grunde besteht das Lebensideal des Rabbinismus in der möglichsten Zurückziehung aus dem gemeinen Weltlauf, in einer gewissen Gleichgültigkeit gegen die gestaltenden Fennen d< !' -ins, dagegen in dem \ fbau einer Welt der Innerlichkeit, der Gesinnung, einer unmittelbaren Beziehung des menschlichen Wollene auf den göttlichen Willen. Deshalb wird die geistige Tätigkeit, die Erforschung des Gesetzes, aufs hoch

d nun aber von den einen als da Wesent-

licl das Ziel. Tjry, die Tat und nicht der Gedanke

hingestellt wud, von den anderen «war das Studium l>e-

vorzugt ist, aber doch mit der Begründung, weil es zur

toten Ta' führe,' so ist oicht zu rergessen, daß die

i Kiddm j, n 10 i: i rfon und die Allen waren im Soiirr

m Nitbza im Lydda versammelt, i'a wurde ihnen

iirsr r m i Studium «richtiger, oder ist die Tat

Gesetzstudium und Kulturarbeit 351

Tat, ntyyon, hier nicht etwa Kulturtätigkeit, Lebensgestal- tung, Werkschöpfung, sondern eben nur Erfüllung der einzelnen sittlichen und religiösen Gebote bedeutet. Also nur in dem Sinne wird von der geistigen Arbeit, dem Studium, der Lehre auf die Tat hingewiesen, daß jene nicht eine leere und hohle Gedankenschöpfung, sondern eine von der Gesinnung und Willensenergie erfüllte und auf Verwirklichung des Erkannten gerichtete sein soll. Wenn dann ferner neben dem Gegensatz von PTIÖ und Pltyye, also Gedanke und Tat, der andere von Gesetzes- studium und Kulturarbeit, min und FQkVö, welche sogar vorzugsweise als Handwerk gedacht ist, auftritt, so wird zwar das Zusammengehen dieser mit dem Studium ge- fordert und mit aller Weltflucht auch die ausschließliche Forschung abgewiesen, weil eben der Weltbestand und damit auch der Bestand der geistigen Tätigkeit selbst davon abhängig ist (Aboth II, 2 und III, 21); dennoch aber herrscht durch lange Zeiten die Vorstellung, daß die Früheren, welche die Besseren gewesen, das Studium als Hauptsache, die weltliche Arbeit aber als Nebensache be- trachtet hätten. "Di bs>v ]ro*6öi ip^ ]min vn d^wkvi.1

wichtiger? R. Tarfon hub an und sprach: Die Tat ist wichtiger. R. Akiba hub an und sprach: Das Studium ist wichtiger. Alle aber stimmten überein und sprachen: Das Studium (der Thora) ist wichtiger, denn das Studium führt zur Tal. Vergl. Sanh. 74 a; j. Sanh. III, 21 b ob. und Sifre, Debarim zu Deuter. 11, 13.

2 Berachoth 35 b. Komm und sieh! Nicht wie die früheren Geschlechter sind die späteren Geschlechter. Die früheren Ge-

IV. nie Gestaltung der Bittliohkeit,

1 >t also der Ausbau einer inneren Gedankenwelt, die Erfüllung und Erhebung des Geistes durch unablässige igkeit das Ideal der Etabbinen, so kann man es nur der Ungunst der harten und rauhen .Jahrhunderte zu- schreiben, wenn sich beim Überblick über die Gesamt- löpfung der Talmude und Midraschim zeigt, daß der Gei-t der Lehrer und Meister nicht immer auf seiner

d Böhe stand, daß das. was nach ihrer e Lehre und Gesinnung das Eöchste, was in ihrem Denken für die wahre Veredlung der Mensehen grolj und frucht- bar gedacht war, nicht auch das Allbeherrschende

en. Es konnte deshalb auch nicht verhindern, daß daneben jene mit einem erstaunlichen Aufwand geisti Kraft und Arbeit erzeugl Forschung emporkam,

welche streu- und Bcharf, aber auch peinlich und klein- lich b< »rs die Bitualgesetze auslegte und feststellte und die Übung derselben als Lebenstat auffaßte. 1).

,nd Peinlichkeit d< iidiums und der

rfüllung, im Sinne dir Etabbinen selbst immer mit dei Vorzug beha et, daß dabei stets um die Hing, um den auf Beine Gesetzlichkeit gerichteten Willen Bich handelt, konnte die große, reine und frucht- en die Thora bui festen Pfl bl und die ho, und diese wie jene batle bei ihnen schier baben die Werk i u festen i unu die l bot i lui i vedei ,:

D II.

Gesetzstudium und Kulturarbeit. 3B3

bare ethische Gedankenwelt der Rabbinen nicht ver- dunkeln, aber es mußte sie beengen, und hat sie tatsäch- lich an ihrer wissenschaftlichen Ausgestaltung, besonders aber auch an der Hineinbildung in die wechselnden und fortschreitenden Kulturverhältnisse gehindert. Hier liegt deshalb auch vorzugsweise die ethische, wissenschaftliche Aufgabe der Gegenwart und Zukunft des Judentums.

Lazarus, Ethik des Judentums II.

23

15. Capitel.

Hier sind zu betrachten:

A. Der Staat.

B. Die Staaten u. Völker.

C. Die Menschheit, (Messianische Hoffnungen und messianische Pflichten.)

Der Staat.

§ 504. Die Ethik ist keine Politik. Diese ist eine Kunst, . wenn dir Reg« In Qu er A.usübung auf Prinzipien zurück- Ihrt und dargestellt werden, dann wird sie zur Wissen- schaft.

Die Politik hat vorzugsweise alle Bedingungen eines Staates, welche durch Natur und Geschichte des Landes und der Bewoh] geben Bind, zu beachten. Deshalb

ist für den modernen Staat und ebenso für das moderne Judentum die Politik auf ganz andere Grundlagen stellt, als etwa die biblischen oder nachbiblischen Zeiten des jüdischen Altertums aufweisen. Die Beziehung zur Ethik Lsi im ganzen Ablauf der chichte der Mens« bheil i Ind; ja diese Be-

siehung bildet einen blichen Teil der beschichte

Der Staat. 3B5

überhaupt. Bei Aristoteles ist Politik die Hauptsache, bei Plato wenigstens in der Form, aber so, daß seine Ethik sich in der Tat nach der Politik, die ihm vor- schwebt, gestaltet. Die Propheten, besonders Jeremia, fordern, daß die Politik sich nach der Ethik gestalten soll (Religion und Ethik fallen an diesem Punkte zu- sammen).

Die Politik des hebräischen Altertums ist uns gleich- gültig; sie hat nur historische Bedeutung und kann auf unser heutiges politisches Denken nur geringen Einfluß üben. Was uns heute noch interessiert, sind nur die ethischen Maximen, welche in den politischen Vorschriften jener Zeit enthalten sind. Hier haben wir nur einzelne Punkte hervorzuheben, z. B. die allgemeine Wehrpflicht, die Staatsleitung ohne Geburtsaristokratie, die Bezeichnung der Eigenschaften, -wonach die Personen gewählt werden sollen. Eine Aristokratie der Tugend, der Tauglichkeit und Tüchtigkeit; vor allem der Hingebung ohne Egois- mus: JJSn *KÄW (Exod. 18, 21). Das Königsgesetz (Deuter. 17, 14—21) ist in jedem Wort zu studieren. '13 *npl )b 3Jm

Die Gesetze über Kriegführung. Wohl zu unter- scheiden sind hier die politischen Kegeln, welche den Zeitumständen und momentanen Zielen entsprachen, von dem ethischen Hintergrund.1

1 Ein Anhang zu: DD"*inn mnn erscheint uns sehr grausam; es ist Politik. Aber die Feindschaft gegen das Unsittliche der umwohnenden heidnischen Völker mußte gestachelt werden, die

23*

IV. Pie Gestaltung der Bittliohki

" . Der Einzelne kann nicht heilig Bein,nur nachHeilig- keit streben; v>\r werden nur vergleichsweise mit anderen denjenigen Menschen heilig nennen, welcher nicht blolJ ganz auf das Sittliche gerichtet, sondern ilarauf, daß seine volle Hingebung auf die Versittlichung aller anderen ichtet ist Auch jedes Volk soll zur Versittlichung aller Völker beitragen.

I »ieser Begriff und die Aufgabe der Vereinigung folgt aus dem Begriff und der Natur der Heiligkeit Belbst Denn heilig ist diejenige sittliche Anschauung, welche immer unbedingt das Sittliche zur Erscheinung bringen,

wirklichen will. Nun erscheint zwar das Sittliche immer in den Pei in ihren Motiven und Hand-

lungen; in den einzelnen Personen und in den gebildeten Einheiten, Gemeinschaften derselben Aber in dem Be-

I der Heiligkeit, der absoluten Sittlichkeit, liegl dali es sich gar nicht bloß um die Personen, sondern um d Sittliche selbst handelt; ob in dieser oder

I . in diesem oder jeni m Volke, ob jetzl oder in

Z ikunft darauf komml es an, sondern daß das Sittliche zur T e werd das Gresetz der Sittlichkeit er-

. tr w.ir EU proß, .---.. .;,;t wvnlni,

drohte.

man die Kampfe und Rampl <ler

Muhammedanismus mit dii Von i) ver 3000 Jahren. Daneben vergleiche man det

An-r.i'. i) c^nn,

- --- -: •;'"."-;• einzuschiffen.

Staat und Sitcliohkeit. 357

füllt, daß die Idee der Sittlichkeit eine Eealität werde. Darum verschwindet auf dieser Höhe der Betrachtung jeder Unterschied von Mensch und Mensch, Person und Person, Volk und Volk; alles ist zur Sittlichkeit be- rufen.

Aber was der Sittlichkeit fähig, ist durch das Band des gemeinsamen Berufes, der einigen, in allen gleichen Aufgabe vereinigt.

Eine der vorzüglichsten Leistungen des Staates ist die Erziehung sowohl der Erwachsenen, wie des nach- wachsenden Geschlechts.

Zunächst Erziehung der Erwachsenen. So wie man von der Selbsterziehung des Erwachsenen spricht, dessen innere Fortbildung nicht aufhören soll, so auch von Er- ziehung der Bürger durch den Staat. Sodann Erziehung der Kinder, nicht bloß durch die Schule, denn diese könnte überwiegend der Technik des Lebens augehören, sondern die sittliche Erziehung. Das Leben, welches der Staat in seinen Funktionären und seinen Bürgern führt, soll auch auf die Kinder erziehend wirken. Dies ist nicht der Grund, auch nicht die Korm und Richtschnur für die Politik; diese ruhen in der politischen Idee selbst. Aber als ein Erfolg, welcher mit dem Staatsleben ver- knüpft ist, muß auch diese Erziehung betrachtet werden.

E3 verhält sich damit genau so, wie mit dem sittlichen Leben der Eltern und Lehrer. Sie wirken auf die Kin- der durch das Beispiel. Um es kurz zu sagen: Sie sollen

IV Die Gestaltung der Sittlichkeit.

Dicht deshalb der sittlichen Idee folgen, BOndera weil

lichkeit ihre Pflicht ist; über es wächst ein starkes und würdevolles Motiv hinzu, daß sie Vorbild der Kinder sein sollen.

Das Verhältnis von Staat und Rocht.

506. Wohl ist Recht ein integrierender Teil des Staats- lebens, die Staatsidee ist von der Jdee der Gerechtig- keit untrennbar. Aber nicht das Recht, die Idee des Rechts, hat dem Staate zu dienen, sondern der Staat hat Idee des Rechts zu dienen Gerechtigkeit ist der ideal»' Zweck, und die Form de- Staats nur das Mittel zu seiner Verwirklichung.

Die Wechselwirkung von Staat und Recht. Das Recht

darf auch im Staatsinteresse, zu seinem Nutzen nicht

. t werden. «U Eönn PIpS (Proverb. 14, 34). Das

Eöl iD ist zu urgieren.

Audi in der „Verwaltung" muß Gerechtigkeit herr-

•II. obgleich sie nicht immer kodifiziertes Recht ist

Der Staat ist weitaus Dicht bloß eine Rechtsgesellschaft,

P er hat die Pflicht, dem Rechte zu dienen, indem

er nicht bloß was Rechtens ist zur Ausführung bringt

die Exekution des Rechts als einen Teil der Re-

erung ausübt . dem da die erste Schöpfung des

!:■ ;• ••■ überall vorangeht, hat er für die

Erhaltung und Portbildung d< Rechts zu sorgen.

^ das B bewußtsein, die Rechtsbegriffe und

Nation als Einheit. 359

ihre Anwendung auf die gegebenen (oder neu auftauchen- den) Verhältnisse sich im Volksgemüt, im öffentlichen Geiste vielfach unter Führung der wissenschaftlichen Denkarbeit entwickelt, hat der Staat für die Hinein- bildung dieses Bewußtseins in die Institutionen oder die Ausbildung dieser und der Gesetze aus jenem zu sorgen.

Nation als Einheit.

§ 507. Schwabe und Ostpreuße sind schwer zusammen- zuzählen, aber die Gemeinsamkeit des nationalen Handelns muß die Grundlage der Einheit bilden. Die Einheit und ihre steigende Bedeutung ist eine ethische Forderung, welche jedoch die Mannigfaltigkeit nicht aus-, sondern umschließt.

Der Wert der Institutionen ist, durch ihre Dauer und weil sie in der Folge dem Individuum vorangehen, es in sich aufnehmen und ausbilden nach „Syn- thet. Ged." und das Verhältnis des Individuums nach „Einzeln und Gesamtheit" zu geben.

Die Institutionen sind allemal nur Mittel zum eigent- lichen Zweck, können daher auch wechseln. Aber der Talmud ist überall praktisch; darum faßt er die Aufgabe, TOD, überall individuell: (wie in TOST1 ttTlsn b», Abot IV, 7).

Eigennutz, Parteiung auf Gegenseitigkeit führt zur Willkür und zur Anarchie, denn es ist gegen die

360 IV. Die Gestaltui Ltttidhfc

Wahrhaftigkeit in der eigenen l berzeugung. S. Tosef-

tha Sota, Perek XIV, 7: Die Politik ist korrumpiert

Vaterland An dem Pflichtkrieg, d.h. Krieg fürs

Vaterland alle teilnehmen, selbst der Bräutigam

und die Braut. S. Sota, Mischna VI II, 7.

Staat und R egierung.

§ 508. Die politischen Ansichten waren bei den Rabbinen aul' Grund verschiedener Tatsachen und Erfahrungen

bereits ebenso verschieden wie heute bei den historischen Politikern, die über einen so viel reicheren Schatz von Tatsachen verfügen. Die einen meinten: Jedes Volk ist wie Beine Regierung, jede Gemeinde wie ihre Führer; die anderen meinten: jede Regierung ist wie ihr Volk. R. Jo- chanan aber im Namen des R. Simeon b. Jochai war der Ansicht: die Verantwortung trifft beide gleich Behr; ist die Regierung schlecht, muß das Volk eintreten, ist das Volk schlecht, muß der Fürst eintreten. S. Arachin 17'.

V olkswil le.

509. Wenn man auch die Macht hat, eine Be- hörde in der Gemeinde einzusetzen, soll diese Dicht ohne Vorberatung mit der Gemeinde edi t werden.

h>. Berachoth B5a. R. Jizchak hat gesagl Mau setzt über die Gemeinde kein. Behörde ein, ohne daß man h mit der Gemeinde beraten hat; denn es heiLt (Exod. 31. Bj n7W\ siehe, ich hal mil Namen berufen bezalel"

Volkswille. 361

(Raschi: !"tK"), siehe, bedeutet: Ist es so in deinem Herzen? Eichte dein Auge auf die Sache). Der Heilige, geb. sei er! sprach zu Mose: Mose! ist dir Bezalel recht? Er sprach, Herr der Welt! wenn er dir recht ist, um wie- viel mehr mir! Er aber sprach zu ihm: Gleichwohl sage es ihnen (den Israeliten). Mose ging und sprach zu den Israeliten: Ist euch Bezalel recht? Sie sprachen zu ihm: Wenn er dir und dem Heiligen, gebenedeiet sei er! recht ist, um wieviel mehr uns?

In bezug auf den ethischen internationalen Zu- sammenhang der Kultur der Völker können auch die modernen Staaten auf den Mahnruf der Rabbinen hören.

„Durch den Segen, den die Leute von Sodom aus der Hand Gottes empfangen, haben sie sich überhoben ("Ifcoru = der griecli. ußpi$). Sie sagten: Unser Land hat Silber, Gold und Edelsteine, wir brauchen den Verkehr mit Fremden nicht, wir wollen die Wege zu uns ver- gessen machen. Da sagte Gott: Ich will die Wege zu euch und euch selbst vergessen machen." S. Toseftha Sota, Perek III, 11.

Also gegen egoistische Abschließung vom Völkerverkehr.

Menschheit und Messianische Hoffnungen.

Allgemeines.

§ 510. Irgend ein Gedanke einmal gedacht, ist eine voll- zogene Tatsache, eine geistig-reale Erscheinung; sie kann

iy D iltnng der Sittlichkeit.

niemals vernichtet werden, so wenig wie ein materielles Molekül vernichtet werden kann.

Die Tatsache des Geistes mit Beziehung auf: vordem Geschehen, während des Aktes und nach demselben. Inhalt und Tat. objektiv und subjektiv.

1 objektive Wahrheiten, ewige, wahre Inhalts sind schon vor, außer und nach allem Denken. S. Ideen in der Geschichte.

Bin objektiv gewordener Gedanken-Inhalt kann in die subjektive Tätigkeit wieder eintreten; dies ist Kontinuität des Geistes.

Was im früheren Dasein des Geistigen in der Tätig-

keit als [nhalt Wert hatte, was den inneren Bestand im

Individuum oder in der Volksseele ausmacht, das muß

auf der Schwelle des Bewußtseins bleiben. Die Schwelle

Bewußtseins in der Volksseele!

| 511. Tm Gymnasium von Kyno wo auch die

Fremden Zutritt hatten, ist für (i riechen mit Ani thenes von Athen anfangs Schüler des Gorgias, ter <]<■* Sokrates der erste Gedanke der Mensch- heit entstanden. Sowohl Beine Ansicht vom Welt- bürgertum wie von der Binheil Gottes im (iegen-at/. zu i hellenischen Götterglauben, erhielt durch ihn be-

A isdruck und .schai' l i mulierung. Aber

h früher, chon in Ägypten, war I rael, das unter mden Volk«- dei Begi ii i M< d chheit findet1

' Der Begriff der Menschheit spiegelt sieh in der Ulmuditchen e Sanhedrin 88bft Et Meli pflegte zu Der Staub,

Das letzte Ziel. 363

§ 512. Wir wissen alle, daß wir wenig zur Herbeiführung des letzten Zieles beitragen können. Aber mit unserer Teil- nahme, mit unserem Denken und Gefühl können wir uns der Betrachtung desselben hingeben.

Es gibt für das menschliche Gemüt keine edlere Be- schäftigung; das würdevollste Denken, die erhabenste Poesie. Der ganze innere Mensch wächst mit seinem Gegenstande; aus den Niederungen des alltäglichen Lebens mit seinen kleinen Sorgen, engen Nöten, Be- friedigungen und Genüssen usw. soll und kann der Mensch sich erheben, sich als Glied eines Ganzen, dann des wahr- haften, des menschheitlichen Ganzen fühlen und wissen. Gehört nicht Hoffen, Sehnen, Planen zum gedeihlichen Leben, müssen wir nicht, was geschaffen, was erlebt werden soll, vorher im Herzen tragen, und ist solches Hoffen nicht beglückend, erhöht es nicht unser Wesen und mehrt unsere Kraft? So soll denn auch jeder als Mensch, als Glied der Menschheit diese letzte höchste menschliche, menschheit- liche Hoffnung zu seinem Trost und Heil im Herzen tragen; solches Hoffen ist göttlich, ist das wahrhafte Hoffen auf Gott: DnBttD "DK lty* PD lS,!:rr 1 Mpl (Jesaia 40, 31).

aus welchem der erste Mensch gebildet wurde, war aus der ganzen Welt zusammengescharrt; denn es heißt Ps. 139, 16: „Meinen Urstoff sahen deine Augen", und Sacharja 4, 10: „Die Augen des Ewigen schweifen über die ganze Welt hin." R. Oschaja im Namen des Rab s&gte: Der Rumpf des ersten Menschen war aus Babel, sein Kopf aus dem Lande Israel und seine Gliedmaßen aus den übrigen Ländern. D. H.

3o4 IV. Die Qeitaltong der Sittliche *

Die natürliche Verl inigung soll zur ethischen werden. Sowie die reale Einheit der Person zur idealen vermöge ihres harmonischen Gehal erden boII, bo ist auch das

Volk von Natur uns eine Einheit, welche aher erstens bewußt, zweitens durch Gehalte, drittens durch Organi- sation zur idealen Einheit werden soll; was von Nätui und von Baus aus *U, soll \ff\lp 'U werden. Schließlich die Menschheit Sie ist eine Einheit, abei noch wichti ist, Bie soll es im höheren Sinn (bewußt nach Gehalt und anisation zu gemeinsamem Werke) werden. Mensch sein und Mensch werden. Siehe den Abschnitt über Ehre. Die Vervollkommnung des Menschengeschlechts ist iflgend in den messianischen Hoffnungen und den da- raus sich ergebenden Verpflichtungen ausgedrückt; der

mild lehrt aber auch aiisdi ücklich die lYrlektihihtat des Einzelnen, welche auch nicht mit diesem Leben ab- schließt, sondern auch im zukünftigen Leben in alle Ewig- keit (weil sie eben unendlich ist . I tdauert S. Bo- gen Ende. EL Levi bar Ühija hat gesagt: 'A i :•;- dem Bethan e in das Lehrhan geht und Bich mit der Thoi beschäftigt, wird würdig sein, das Antlitz, der Schechina i < rottheit i zu begi ußen ; denn es heißt I Psalm

^le wallen von Kraft ZU Bj aeimn vor

bt in Zionu. Et Chija bar Aschi im Namen Etab's

hat gesagt: Die Jünger der Weisen haben nichl Eluhe,

..t in Welt und nicht in der künftigen Welt;

Idee der alten messianischen Prophezeiung. 365

denn es heißt: „Sie wallen von Kraft zu Kraft, erscheinen vor Gott in Zion".

Idee der alten messianischen Prophezeiung.

§ 513. Hier liegt der Vorzug der alten messia- nischen Prophezeiung, daß sie den Menschen, lange bevor er durch frühere Stufen zur Realisation der Idee der Gesamtheit herangereift war, schon auf das letzte menschheitliche Ziel hingewiesen. Die allgemeine Friedens- idee — über dem landläufigen Patriotismus stehend hat hier schon Wurzel geschlagen. Sie birgt in sich (und macht energisch wirksam) den Gedanken, daß die Friedensidee nicht einen Gegensatz gegen den Patriotis- mus, sondern die wahre Vollendung desselben ausmacht.

Der landläufige Patriotismus ruht auf der Voraus- setzung des Gegensatzes, Widerstreites, "Wetteifers zwischen den Völkern (um nicht von Herrschsucht, Prestige usw. Handelsausbeutung usw. zu reden!); die messianische Friedensidee lehrt, daß die Völker gemeinsam wirken sollen, wie innerhalb des Staats die Städte, die Provinzen. Wahrhaft patriotisch sein heißt: den eigenen Staat zum wirksamen Gliede in der Gesamteinheit der Menschheit erheben.

Vorbereitungen waren: Universalmonarchie, Welthandel, Wissenschaft, besonders die praktische, erfindungsreiche Wissenschaft, Geographie, das Kennenlernen der ganzen Erde und aller Menschenstämme.

36fi IV. Die Gestaluu äittüohk«

i iverselle Zusammenschließung ist kein Phantom. Die Gegenwart bat mit dem Erlbig für eine große Zu- kunft die Tatsache erlebt, daß die ganze gebildete Welt jenseits wie diesseits des Ozeans von einer Frage der Gerechtigkeit erregt, bewegt erschüttert war, als ob es sich um das eigenste Schicksal jedes Einzelnen und jedes Landes handelte. Der Sieg der Gerecbtigkeit ist durch das Bewußtsein aller redlichen Franzosen und aller Men- schen, welche für den Gedanken einstehen, daß „Recht muß Recht bleiben" gewonnen. Derjenige, um dessen Recht gekämpft wurde, ist zum Märtyrer geworden; in seiner Person wiederholt'- sich das Schicksal Israels. Wie oft ist es zum Märtyrer für die messianische Idee geworden?1

Für die Überzeugung, daß erst in der Zukunft, bei '. -ihr- in und lieberollem Zusammenschluß der Men- . der Stämme, der Völker, der Staaten die Erlö- sung kommt, die me88iani8Che Idee sich erlullen wird; in der Zukunft, wenn die Worte Recht, Liebe nicht blo Lippenwerk, nicht bloß leerer Hauch und Rauch bleiben, sondern fuhrende Kraft in den Herzen sein werden!

1 Die Affare l>r»-ylus isi ein mettianischei Erlebnis.

Nachträge.

Zu Seite XVIII.

Wir geben das der Darlegung1 zugrunde liegende Stück im Zu- sammenhange: Dorl (Kelim V, 10) haben wir gelernt: Wenn man ihn (einen Ofen) aus Ringen zusammengefügt hat, indem man zwischen die einzelnen Ringe Sand tat.1 R. Eliezer erklärt ihn für rein (unempfänglich für Unreinheit), die Weisen für unrein. Und dies ist der Ofen des Achnai OiODJ?). Was ist \X33J?? R. Jehuda im Namen des Samuel hat gesagt: Sie haben ihn mit Worten um- kreist wie diese Schlange (welche einen Kreis bildet, indem sie den Schwanz in den Mund steckt) und haben ihn für unrein er- klärt.2 — Wir haben in einer Baraita gelernt: An jenem Tage brachte R. Eliezer alle nur möglichen Einwendungen vor, sie nahmen sie aber nicht von ihm an. Er sprach zu ihnen: Wenn die Ha- lacha ist, wie ich behaupte, so möge dieser Johannisbrotbaum es beweisen. Der Johannisbrotbaum riß sich von seiner Stelle los hundert Ellen weit, nach anderen vierhundert Ellen weit. Sie aber sprachen zu ihm: Man bringt keinen Beweis durch den Johannis- brotbaum. Darauf sprach er zu ihnen: Wenn die Halacha ist, wie ich behaupte, so möge es die Wasserleitung beweisen. Die Wasser- leitung ging rückwärts. Sie sprachen zu ihm: Man bringt keinen

1 Der gewöhnliche Ofen glich einem irdenen Topfe und nahm als beweglicher Gegenstand, als Tongefäß, (levitische) Unreinheit an. Bei dem aus einzelnen gebrannten Tonringen durch Dazwischen- tun von Sand hergestellten Ofen entsteht die Frage, ob er als Ge- fäß zu betrachten ist oder als eine Art Bauwerk.

2 Tosafoth bemerken: Vielleicht hieß der Verfertiger des Ofens Achinai.

ige.

Beweis durch <li'' Wasserleitung', Dann sprach er zu ihnen Wenn die Halacha ist, wie ich behaupte, so mögen es die Wän Lehrhauses beweisen. Dir Wände des Lehrhauses neigten sich, um lusammenzustürzen Da riel EL Josua sie Bcheltend an. Er sprach zu ihnen: Wenn die Jünger «1er Weisen in der Halacha mit einander um den Sieg ringen, was habt ihr damit su tun? Sie stürzten nicht zusammen wegen der tlire des I!. Josua, und sie richteten Bich nicht wieder auf wegen der Ehre des It. Eliezer und so stehen sie noch immer geneigt Darauf sprach er zu ihnen : Wenn die Halacha ist, wie ich behaupte, so mö:;e vom Himmel her «1er Beweis kommen. Eine Tochterstimme ging aus und sprach: Was seid ihr neben R. Eliezer, überall ist «he Halacha, wie er behauptet. Da stellte sich H. Josua auf seine Füße und sprach: „Sie ist nicht im Himmel" (Deuter. 30, 12). Was bedeutet „Sie ist nicht im Himmel"? R. Jirmija hat gesagt: Langst ist die Thora vom Berge Sinai her gegeben worden. Wir achten nicht auf eine Tochlerstimme, denn längst hast du am Berge Sinai in der Thoi i [Exod. 23, geschrieben: „Nach der Mehrheil ist (die Entschei- dung) zu neigen." H. Malhan traf den Elia. Er sprach zu ihm: Was tat der Heilige, gebenedeiet sei ei ! in jener Stundet Dieser ich zu jenem: Er lachte und sprach: Besiegt haben mich meine Kinder! besiegl haben mich meine Kinder! Man sagt: An jenem rage brachten sie alles, was R. Eliezer für rein erklärt hatte, und verbrannten es und taten sich seinetwegen zusammen und taten ihn in den Bann und sprachen: Wer soll hingehen und es ihm melden? Da Bprach R Akiba zu ihnen: Ich will gehen; es könnte ein un- würdiger Mensch hingehen und es ihm kund tun, und es hätte die Folge, daß et die ganze Well zerstört Was tat er? Er legte

schwär: G «fand und einen schwarzen Überwurf an und

vor ihn in einer Entfernung von vier Ellen. Da sprach

, R I ezei zu ihm: Was ist heute an. iers als sonst? Dieser sprach

zu jenem Ra , es scheint, daß die Genossen sich von dir ab-

lern. Da zerriß auch jener seine Kleider und .

. i!> und ließ sieh nieder und setzte sich auf die Erde. Beine

:. rränen. Die Well wurde von einer Plage ge-

d Drittel an den Oliven, ein Drittel am Weizen und ein

Nachträge. 369

Drittel an der Gerste, und einige sagen: Sogar der Teig in den Händen der Frau ging in Gärung über. In einer Baraila haben wir gelernt: Großer Zorn war an jenem Tage; jeder Ort, auf welchen R. Eliezer sein Auge richtete, verbrannte. Auch war R. Gamliel1 (an jenem Tage) auf einem Schiffe. Eine Meereswoge erhob sich gegen ihn, um ihn zu versenken. Er sprach: Es scheinl mir, daß dies nur wegen des R. Eliezer ben Hyrkanos geschieht. Er stellte sich auf seine Füße und sprach: Herr der Well! offenbar und bekannt ist vor dir, daß nicht für meine Ehre ich es getan habe und nicht für die Ehre meines Vaterhauses ich es getan habe, sondern für deine Ehre, damit der Streit sich nicht in Israel häufe. D. H.

Zu dem Worte mtJ^ auf der Titelseite 249.

Siehe Kidduschin 8, 40 Mischna: Wer Teil hat an der Schrift, an der Mischna und an der guten Sitte, sündigt nicht leicht, denn es heißt (Koheleth 4, 12): „Der dreifache Faden reißt nicht leicht"; wer aber weder an der Schrift, noch an der Mischna, noch an der guten Sitte Teil hat, gehört nicht zum nw\ zur bewohnten (zivilisierten) Welt. Dazu die Gemara: R. Jochanan hat gesagt: Und er ist untauglich, Zeugnis abzulegen. Unsere Rabbinen haben gelehrt: Wer auf der Straße ißt, siehe, er gleicht einem Hunde. Und einige sagen: Er ist untauglich, Zeugnis abzulegen. R. Idi bar Abin hat gesagt: Die Halacha ist wie „einige sagen". Bar Kappara hat gelehrt: Der Jähzornige hat nichts als seinen Zorn, den guten Menschen aber läßt man die Frucht seiner Taten schmecken, und wer weder an der Schrift, noch an der Mischna, noch an der guten Sitte Teil hat gelobe, keinerlei Genuß von ihm zu haben (gib den Umgang mit ihm auf), denn es heißt (Psalm 1,1): „Und wer an dem Sitz der Spötter nicht sitzt". Sein Sitz ist ein Sitz der Spötter. D. H.

Zu Seite 289.

Die Stelle Aboda zara 3b lautet vollständig: Zwölf Stunden hat der Tag; in den ersten drei Stunden sitzt der Heilige, gebenedeiet

1 Der derzeitige Nasi.

24

Lazarus, Ethik des Judentums II.

370

er! und beschäftigt sieh mit «Irr Thora. In <len zweiten (drei Stunden sitzt er und richtet die ganze Welt. Sobald er Bieht, «lic Welt der Vernichtung sieh schuldig gemacht hat, steht er aut vom Throne des (strengen) Rechts und Betzt Bich aul den rhron drr Barmherzigkeit. In den drillen (drei Stunden) sitst ei und versorgt (ernährt) die Welt von den Hörnern dei

ReSmim (Büffel) an bis zu den Eiern der Lause. In den vierten

t er und spielt mit dem Leviathan, wie es I (Ps. 104,26): „Der Leviathan, den du gebildet habt, um mit ihm zu spielen." D. II.

Zu Seite 294. Die betreffende Ste ich. S1 lautet: Raba sprich zu Baphram

har Papa: Möge uns der Herr doch eins von den vortrefflichen Worten sagen, die du im Namen des Hab Chisda betreffs des Ver- sammlungshauses (Gebet- und Lehrhauses) gesagt 'iasl- ''-r ri,il~ wortete ihm: So hat Hab Chisda gesagt: Was heiüt, was schrieben steht (Ps. 87. 2) „Es liebt der liwige die Pforten Ziona vor allen Wohnungen Jakol s"? (I»as will sagen): Es liebt der l.v. «he Pforten, die durch die Halacha ausgezeichnet sind, mehr als die 1 j-)häuser und die Lehrhäuser. I». II.

Zu Seite 304. Der Wortlaut dei AJlegorie in Mi<lr. Bammidbar r. 30, 12 zu

Numeri 23, 1" ist dieser: „Und ihr Sollt euch am ersten I

nehmen du- Frucht des schönen BaumeB (Elbrog), DattelpaJmzweige und .Ute vom dichtbelaubten Baume (Myrlhen) und Bachweid< ,,l»ic Frucht ii Baumes." Wie der Elhrog Wohlgeschmack

t io.l, so gibt es unter den Israeliten Mensehen,

l r.i und gute w.rk.' haben. „Dattelpaln " Das

•<-n. Wie nämlich diese Dattel Wohlgeschmack hat, i er nicht Wohlgeruch, so gibt es untei den Israeliten die

i baben, .i >ei nicht kui<- Werke I n I Lsle vom dicht- belaubten Baume.' Das sn..; die lsra< ilerj Wie die Myrthe Wohl-

omack, s es untei den Isra-

ite w erke habt n, aber nicht I bora. ,,l od

Nachträge. 371

Bachweiden." Das sind die Israeliten. Wie diese Bachweide weder Wohlgeschmack, noch Wohlgeruch hat, so gibt es unter den Isra- eliten Menschen, die weder Thora, noch gute Werke haben. Was macht nun der Heilige, gebenedeiet sei er! mit diesen? Sie zu vernichten das geht nicht an. Sondern der Heilige, gebene- deiet sei er! spricht: Sie alle sollen zu einem Bunde zusammen- gebunden werden und die einen die andern sühnen. Wenn ihr nun so tut, so werde ich in jener Stunde erhöht. Das besagt das Schriftworl (Arnos 9, 6): „Er baut im Himmel seine Söller". Wann wird er erhöht? Wenn sie zu einem Bunde werden, wie es (weiter das.) heißt: „Und seinen Bund hat er auf der Erde ge- gründet". Deshalb schärft Mose den Israeliten ein: „Und ihr sollt euch am ersten Tage nehmen" usw. D. H.

I.

Namen- und Sachregister.

Von den Herausgebern.

(Die einfachen Zahlen bezeichnen die Seiten, die vorgesetzten Nummern

die Anhänge.)

Aberglauben 17.

Abneigung-, natürliche gegen alles

Fremde, Unbekannte 277. Aboab, seine moralisch- religiöse

Enzyklopädie 259. Aerzte und ihre Praxis in rabbin

Zeit 324. Affekte, was sie sind 31.

heftige, wie sie sich äußern 84 ff.

ihre Beherrschung 78. Agrikultur 196.

Allgemeinheit des Gesetzes 343. Allgemeine, das, Streben und Wir- ken für dasselbe 340.

Angst 85.

Anslandsregeln, ihre Mannigfaltig- keit 314.

Antagonismus zwischen Individuum und Gesamtheit 301.

Anteilnahme der Masse am Stu- dium 12.

Arbeit, alle, ihr Gleichwert 197.

aus reiner Hingebung an die Idee, nicht um des Gewinnes und Genusses willen 96.

Arbeitsleistung und Menschen- würde 280. Arbeit und Muße 7 7.

ihre Wertung bei den Rabbinen 96.

Würde derselben 196.

geistige, was ihr Zweck 191.

die von der Frau gefordert wird 189.

Arbeitgeber und Arbeiter 285. Arbeiter und Arbeitgeber 285. Arbeitspflicht, wem sie gilt 189. Arbeitsteilung 187. Arme, wer berechtigte sind 234.

achtfache Bezeichnung derselben in d. heil. Schrift 226.

Verpflichtungen gegen sie 2 1 3. Armenrecht 234.

I. \ hu.'],- Ullil

\- & in Talmund l aufdrängen von Waren an den

Verkäufer verpönt : i 2 2 . Auflehn gendieAutoi läl 3 1 1. Ausdauer 99, 3K». Ausgelassenheit 9 Aussprache, deutliche, als forn

nent für scharf bestimmtes

Denken

lt

Bekehrte] , ihn nicht an seine früheren Sünden erinnern 311. Belohnung des Guten 1 1 9 f.

ehmen, rücksichtsvolles 314. Bi rufsarbeit und ihre Ethik 1 S8. tläftigung, ideale, wovon sie befreit 195 £ Beschämung, Belbst die des Sün- is verboten 149.

des Nebenmenschen 148. Bescheidenheil 1 1 1.

gegen wen sie besonders zu üben ist 151 .

rili i_'M.

- im jüd. und moral.-rebf

. Sinn" ü'it'» f

desselben 137. i/'-r, •■ im moral.-reli*

nen gilt 2"^ i.

Bildung, halbe L<

und Wissen L96

l>r<> luküve und unproduktive 104 ff.

formale, ihr Werl ,;.

ihre Verflachung bei den ojberen - bichten I04f.

BUligkeil 211 f.

BÖSeS, woraus es folgt 93.

sein Ursprung 82. Buße 116 f.

I harakter, s \\ i Ben 29 f. subjek. Seile desselben 30 sitllicherfundWohlwoUen 305 1

I>

Dankbarkeil 235 1. Demut 1 1 1

ihr Lobpreis I l l l.

gilt bei den Babbinen höher I I ipfer 1 15.

I lenken, scharleB, bestimmtes, prä- zises, wird gepriesen I

Deutung, al u Stelle der

wörtl. Briählung 16,

Dienerschaft und ihre Behandlung 280.

und II eidi Pflichten 281

hienst und G 8 I.

Dienstleistung und Menschenwürde 280.

I. Xainen- und Sachregister.

375

Dienslleute , ihre Behandlung und

Forlbildung- 284. Dreiling (Zunge) 216.

E

Egoismus, wie er zu unterscheiden 83.

natürlicher und die Gesamtheil 305.

Ehe, ihr Zweck 265.

die rechte 266.

Ehen, wie sie früher geschlossen

wurden 267 f. Ehre, ihr Wesen 218.

die der Gemeinschaft 218.

Gottes 218.

in ihrem Wesen offenbart sich die geistige Gemeinschaft 218.

Ehrfurcht 100.

Ehrgeiz 86.

Eid, wras er ist und sein soll

328 f. Eifersucht 161. Eigennutz, wie er wirkt 344. Eigensucht 85. Eigentumsrechte , Beschränkung

derselben 34 3 f. Eigenwille gegenüber der Autorität

344. Einfälle und ihre böse Folge 361. Einheit, sozialer Begriff derselben

260.

der Ideen 92.

des Sittlichen, objektive 239. Einsicht, ethische 124.

Einzelner und das Ganze 175.

worauf sein Streben gerichtet sein muß 356.

sein Einfluß auf die Gesamt- heit 108.

Eitelkeit 85, 147. Eltern, ihr Anteil am Erziehungs- werke 293. Energie 53.

Anspannung derselben 54.

positive 53 f. -- sittliche 91. Entschluß 69.

Entwickelung des sittlichen Men- schen 18 ff. Erlösung, wann sie kommt 366. Erkenntnis und Gesinnung 11.

Gottes, metaphysische 10.

ethische 11. 19.

philosophische 10. Erziehung 273.

und Staat 357.

die hebräische Sprachform da- für 108.

die der Enkel 274.

die des Weibes 274.

Fürsorge in derselben 107.

ihr Zweck 106 f.

.und Fortbildung 294. Erziehungslehre, rabbinische 291. Erziehungsschule im Gegensatze

zur Lernschule 293.

Erziehungsvorschriften an die Mül- ler 275 f.

Ethik, wechselnd im Ablauf der Geschichte der Menschheit 354.

76

I Namen- und Sftchret:.

Ethik, praktische, ihre Notwendig- keit 101.

in der Berufsarbeit bx.

>ier Juden, mittelalterliche, ihr Charakter 134.

der jfldischen, fehlt die meta- physische Begründung XXVIII.

ihre Fortbildung durch den Talmud 281 f.

ihre letzten inrl.ijihysist.hen Prägen und Gründe XXIX.

die des Judentums, eine seheinung des Gesamtestes XXXI

die des Judentums, ist keine Güterlehre XVI II f.

warum in der jüdischen Lite- ratur so laiKe keine zustande gekommen IX £

und Naturwissenschaft 1 7 1 ll'.

und Politik 35 1.

nicht bloß Pflichtenlehre, son- dern auch Tugendlehre 19.

und Verkehr 31 B.

jüdische, und die Schwierig- keiten ihrer Itcarbeitun- X\ll.

als Wissenschaft 25 iL S

der Wohltätigkeit braucht sich im Judentum nicht zu Indern

Ethisches, Kern und («ehalt des- en sind zu 1 1 n t W.W.

>nismus 138

utionstheorie im i ntersd 1

zi- mismua 154.

Familie 259, 26»'. 1.

ihr Begrifl 258.

- ihr Bestand 258, 262. als Ganzes 2 6 7 f.

Züchtigkeit in derselben l 12. Feind 213.

Feindschaft, grundlose 23b f.

was sie schwinden macht 213. Formen der Vereinigung (des Zu- sammenschlusses) 2 ."» 7 f.

Fortbildung, die, unentwickelter

Kinder im Jenseits 29 Forlschritt, moralischer 226 ff. Frau und Arbeitspflicht 18'J. Frauen und ihre Behandlung 268.

ihr Anteil am ErziehungswerL

3.

ihr Beruf und VofSUg in der Erziehung 273.

und ihre Stellung 268 f.

ihr Putz 13.

im talmud. Zeitalter 270. Freiheit, ihr llafl 61.

durchs Gesetz 7 1

und Mechanismus, keine Wider- sprüche 6 1. innere und äußere 58. innere Bl.

sittlich.- 58 i.

schlimme Formen derselben (>7.

ihre -, he Beding

Preiheitssuchl v

I. Namen- und Sachregister.

377

Fremder, seine Behandlung 281. '

Verpflichtung gegen ihn 224. Freude, neidlose, an der Größe.

des andern 162.

am Genuß des andern 129. Freundschaftsdienst 313. Freundschaften, Beispiele derselben

315. Friede 125.

was er ist 154 f.

Frieden, seine Bedeutung 156 ff.

sein Umfang 160.

einer der drei Grundbegriffe der jüdischen Ethik 122f., 126.

Lobpreis desselben in der tal- mud. Literatur 156 ff.

Friedensidec, messianische 365. Friedfertigkeit S8 f., 155 f. Furcht 85.

G

Gastfreundschaft 277 f.

und ihre Pflichten 279.

als die älteste Form der Kultur- gründung 2 7 7 f.

Gäste, ihre Aufnahme 278.

und Freunde 279. Geber und Empfänger 234 f. Gebet und Studium 295. Gebote, sittliche, ihre Verbindung

mit der Geschichte und mit den Naturbedingungen 130.

Gedanke 50.

Gedankenwelt der Rabbinen und die fortschreitenden Kulturver- hältnisse 353.

Gefühl der Abstoßung 84.

der Verpflichtung 42.

und Wille, ihr Verhältnis 54 f. Gefühle, ihr sprachlicher Ausdruck

33.

ihre Einteilung 30 ff.

dauernde 31.

schnell wechselnde 32.

geistige 30.

sinnliche (materielle) 30 f.

sympathische, im Gegensatz zu den Idealgefühlen 39, 41 f.

virtuelle, der Hemmung und Befreiung 31.

Energie und Schlauheit der- selben 35.

die Herrschaft über sie 34.

gemischte 33.

Innigkeit derselben 42.

sittliche, Mittel zu ihrer Er- regung 36.

Meisterung derselben 79. Gefühllosigkeit 112. Gehorsam als menschliche Grund- lage der Sittlichkeit 48.

Gewöhnung dazu 48. Geist, objektiver 49.

subjektiver 49. Gelehrsamkeit 190.

Geld dem Armen leihen ohneZins21 2. Gelübde, ihre talmud. Bewertung 110.

und Vorsatz 325.

ihre Aufhebung 327 f.

nicht rein ethisch, sondern religiös 327.

378

l I ad Sao]

G . ilu Werlund Unwert 327.

b Wirkens und einsamkeil 'los Schicksals 330 f.

u aller in der Kultur- en* 843. üt, seine Ausbildung durch Intelligenz, Gefühl und Willen 2. nütsbowegungen 31. Gemütsruhe i<2. Genügsamkeit l -'<■

Q und Weltfreude 134 f.

inbezug auf Moment un<i Mauer 301

Genußmensehen 1 39 f. Gerechtigkeit 202 l.

göttliche, woraul sie si'h grün- det 20

und iiuljerc Ordnung _'i» 1.

und politisches Unglück '204. imlcharakler, Erzeugung

ten 268. uiiilieit, seine Einheit

348 f.

- einer ethischen 300.

im G Ix eu i

hie, Wie man sie ai

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. ■■ n Mittel zui

lr G

halt, dii l i 257.

ihre Kj

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/. in seinem Wesen 3 m es fordert 1 7 B

1/ der Erh I lei Im all in

der geistigen i aligkeit I 3

seine Fortbildung 202,

und Kullur 178 f. Gesetzgebung, jüd.und Verarmung

306 ff. Gesinnung, sittliche, was sie soll l I 1.

und Erkenntnis 1 1.

und Wille 15f.

und Handlung, waisiebraucb.cn 261.

bei jedei Pflichterfüllung 91. im i \N itle l i

Gespräche, erhebende, bei den

allen Juden '■'< I i,ew erbe, ls allgemeines Interesse

198,

. erbegeselze 391. Gewinn, redlicher 322.

unberechtigter '-' l I .

en 14. Gewissensbisse 15, Gewissensfreiheit 7 l. Gleichheit 76.

,7 7.

Gnade und Liehe 2 1 4

Goll als I. einer unentwickelte!

Kinder 298.

Gotlähnlichkeit, worin nebesleht93. i , nicht rechtlos 8 1 '

Grundbegriffe, die drei, aul denen •lie sittliche Weltordnuag t>nsicri 122.

Grün I . warum es die Menschen an ei w shren und vollen l ,■■

1. Namen- und Sachregister.

379

rechtigkeit und an Liebeslaten fehlen lassen 130.

dreifacher, des Gebots: Du sollst nicht verderben lSlf.

Gründer des rabbinischen Schul- wesens 292.

H

Handeln, was bei ihm überwiegen

soll 112. Handlung und Gesinnung 264. Handwerk, seine Bevorzugung 198. Harmonie aller Ideen 87. Haß 84.

des Fanatikers 288.

was er verursacht 239.

ohne Grund 216.

Motiv desselben 238.

aus Liebe 238 f. Hasten und Jagen 139. Haus 259 f.

Hausierhandel, wovon er abhängt

der Talmud gegen denselben 319.

seine Zulässigkeit 391. Heilig sein, was es heißt XX. Heiligkeit, ihr Begriff 356 f.

die des Einzelnen 356.

als Gesinnung, worin sie be- steht 318.

Heiligung 71.

Heim, das eigne, seine Weihe 278. Heiterkeit 85.

Herrschaft und Dienerschaft, beider- seitige Pflichten 281. Herrschaft 86.

Herrschsucht 86.

Hingabe an die Gesamtheit 3 10 f. Hoch und Niedrig 313. Hochmut 86.

schärfster Tadel desselben 117. Humanität 349.

am Bau der menschlichen Ge- sellschaft, was sie ist und was sie nicht ist 287.

Humor, göttlicher XXI f.

I

Ichsucht, maßlose, die Quelle des

Unrechts 323. Idealität mitten im Realen 1 1 ff. Idealität und Alltäglichkeit 43. Idealgefühle, im Gegensatze zu

den sympathischen, sie sind zu

pflegen 39. Idee, sittliche 50.

als Agens im psychologisch- physiologisch-mechanischen Pro- zeß 49.

ethische, ihr wechselvolles, historisch wandelndes, aber kon- lienuirliches und gleichbleibendes Leben 282.

sich mit ihr identifizieren 6.

eine, Begünstigung derselben 89.

der alten messianischen Pro- phezeiung 365.

der Selbstschöpfung des Men- schen 50.

Ideen, die realisiert werden sollen 121.

3R"

i Kamen- und

Ideen, sittliche, was sie sind \\.

äslhetiBche,ihreRea]i8ation] 28.

i höpfung 19 f.

Individualismus, sein Geltm

bereich 100. Individualitat des Handelns 87.

und Gesamtheit :<ti4.

ihre Notwendigkeit für jede höhere Kultur ^04.

Individuum, seine ethische Bedeu-

dung 2

und Individualität XX.

und Gesellsehall 302.

und Gesamtheit, ihr Aul nismus 301.

Individualismus, seine ethische Grenzen 263.

Innerlichkeit und Gesetzlichkeit 52,

Institutionen, was sie sind 3!

Int. geistige Tätigkeit), Eis-

bildung dertelben l

ihre Schärfung durch Gemein- samkeit '•'.

Interesse, öffentliches, wie das wahre eigene 3 I

Judentum, was et dec Well

i l,t hat XVI. srmn Bestimmunf i i

17

b-wissenschafuiche

.\i,i ss. , .ii in derG

irt und Zukunft 358.

K

Kampf ums Dasein 2S6.

Keuschheit, was sie ist 140 I.

Kinder, als welterhaltendcs Kle- inem 27 2.

ihre Enterbung nach talmudi- s.-her taschauung 2 7 2.

wie sie zu strafen 2(J0.

Kollektivismus, seine ethischeGren- /..■ii 26

Kleinmut s

Kontinuität des gemeinsamen Le- bens M3">.

Königsgeseti l'cut 17, 14-— 21

Körperpflege, warum sie von den Rabbinen empfohlen wird 1 iv

Kriegsdienst 336.

Kriegführung, die Gesetze darüber

55.

Kritik, von wem sie beton

\ erlang wird IM.

j welche nicht staUhaflift 150

leichtfertige l 51. philologisch-historische 1 52.

Kultur, WU sie fordert 1 78.

ihre Mannigfaltigkeit 183. was sie vermittelt I

und Gesell 1781

lnlrriiali. maler Zusammenli

selben und Mahnrul der Rab- binen darO M B61. Kulturarbeit, die Gcmeiru ball sllaf

dar. in H4!<.

I. Namen- und Sachregister.

381

Kullurtätigkeit, ethische Bedeutung derselben 167.

ihre Hemmnisse 167 f.

in ihrer Stellung zum Juden- tum 167 ff.

Kullurverhällnisse , fortschreitende,

und die ethische Gedankenwelt

der Rabbinen 353. Kullurzusammenhang und Teilung

der Arbeit 187. Kummer 85. Kunst und Übung des hohen und

erhebenden Gesprächs 315 f.

Leben, seine Technik 182 f. Lebenserhaltung durch Aufopferung

135 f. Lebensführung, ethische 73. Lebensgenuß 137. Lebensideal der Rabbinen 350 ff. Lebensordnung, soziale 347. Lehren und Lernen, ihr Verhältnis

290. Lehrer 288.

seine Würde 296.

sein Geist lebt im Schüler fort 297 f.

und Schüler, ihre Huldigung 298.

Lehrhaus und eignes Haus 278. Lernen, man soll und kann es von allen (Heiden, Tieren) 72.

und Lehren, ihr Verhältnis 290. Legenden, biblische, Mittel zur Er- regung sittlicher Gefühle 36 f.

Leiden (Schmerzen), ihr ethischer

Wert 102 ff. Leidenschaft 78.

unerfüllte 79. Leidenschaften, was sie sind 85. Licht 123.

Liebe, ihr Prinzip 222 f.

und Recht 309.

als Grundgesinnung des Men- schen 310.

die der Eltern zu den Kindern 273.

die der Kinder zu Eltern und Großeltern 272 f.

empfangene, wozu sie führt 223.

und Gnade 214.

und Haß 85. Liebespflichten, ihre Abstufung und

Reihenfolge 220.

Liebeswerke, rabbinische Anprei- sung 234 f.

Lieblosigkeit 81.

wozu sie führt 309. Lohn 285.

und Strafe 118. Lohnlheorie 73.

Lüge, wohlwollende, gewohnheits- mäßige 16. Lustigkeit 85.

M

Maß 78.

Maße und Gewichte, die talmu- dischenVorschriften darüber 320. Maximen, sittliche 48.

l Namen- und Sachri .

MQJ - der Frauen 101.

Mechanismus, worin er besteht G I. Melancholie 85. Mensch, seine Aul 12.

der geschlossene, ganze, freie M

seine Stellung in der Natui

seine physische und zugleich göttlich erhabene Stellung 7 1

als was er sich als solcher fühlen soll 363.

seine sittliche Entwiekelung 1 8 ff.

Menschheit und die messianischen Hoffnungen 3ti l ff.

der ersle Gedanke derselben

2 l. Menschenwürde und Dienstleistung

280. Messi mische Hoffnungen und die

Menschheil 361 ff

Milde 210.

Mißgunst 84,

Mitleid 161. I

\ orbild für die II - tng .in die Ges untheit 3 10. Motive, ihr Kampl dire Wirkui

Mu. . , der dei Fr men I

Mul und I

Mütter, Mahnruf au dii J 1

N

hrede, üble, verpönt 217.

übt, was sie bewirkt 218. Nächster, wer es ist 222. Nächsten i< e ohne Grenzen ;> 1 I . .Nachtragen 23 7.

N ition als Einheit 359. Naturgebilde, das, im ethischen

Ganzen 287.

Naturtrieb, seine Beschränkung 78. N ilurwissenschafl und Ethik 1 7 1 H Naziräer, sein Lob 1 17. I SM.

(Mißgunst, 2:<s. .Neigung und Pflicht 51. Niedergeschlagenheit 85. Notlüge, ihr Unterschied vuii der

wohl wollenden und gewohnheits- mäßigen 16. Notwendigkeit der praktischen Ethik 101.

0

Opfi i, niedriger bei den Rabbinen

ertel tis Demut l !.">. Ordnen Ordnung 337 ff.

als moi Prinzip 164.

ihre Bewertung bei den Juden

165.

wer üt zu Weck« D hat I

dur< n Gewohnheil erlernt 27t;. i . eil und Er- findung des jüdischen Geistes 847 f.

1. Namen- und Sachregister.

383

Parleiung und

Eigennutz ,

wozu

sie führen 359. Passah, seine Feier 283. Perfektibilität des Einzelnen 361. Persönlichkeit, sittliche 71. Pflicht und Neigung 51.

und Neigung, ihr Unterschied 81.

und Schicksal 134.

und Recht 213.

Pflichten, die erfüllt werden sollen

121. Pflichtgefühl 42.

was es ist 1 1 2. Pflichlkrieg 360. Pietät 149.

wahre 152.

ihre vielfache Wurzel im Gemüt 152.

gegen das Alter 153.

und Kritik 150. Plan 50.

Politik, ihre Aufgabe 354,

die der Propheten 355.

die des Aristoteles und Plato 355.

und Ethik 354.

eine Kunst 354.

eine Wissenschaft 354.

die heutige, ist auf ganz an- dere Grundlagen gestellt als die in den biblischen oder nach- biblischen Zeiten 354.

Preissteigerung,ungebührliche,Vor-

sorge gegen dieselbe 391. Privateigentum 34 1. Prophezeiung, messianische, ihre

Idee 365. Prozeßrecht, seine Ausbildung 202. Psychisches im Unterschiede zum

Physischen 69. Psychologie, Aristoteles ihr erster

Systematiker XXIII.

theoretische, steht bei den Rabbinen auf niedriger Stufe XXIII ff.

die Rabbinen nur Vertreter der praktischen XXV.

Putz der Frauen 43.

9

Quellen, aus denen der ethische Lebensgehalt des Judentums zu schöpfen XXXVIII.

Quieüsmus im Judentum 97.

R

Rabbinen, als Vertreter der Psy- chologie stehen auf niedriger Stufe XXIII

nur Vertreter der praktischen Psychologie XXV.

Rabbinismus , sein Lebensideal 350 ff.

was ihm fehlt 346 f., 348.

Rache und Nachtragen, das Ver- hältnis zwischen beiden Be- griffen durch ein talmudisches Beispiel dargelegt 237.

i Namen- and Baohreg

Bucht 237.

kleine, geheime TM t. Recht 1.

was es ist 1 i i.

\< .is os im Judentum ist 201.

seine l<lec 205.

als sittliche Idee 200

gehört zu den drei Grund- pfeilern der sittlichen Weltord- nung 122 ll.

seine Folge 205.

Friedenssliltung '21". - als alleiniger Inhalt der Moral 199.

es wird einst in seinem wahren und ganzen Idealismus zur Er- scheinung kommen 200.

und Wohlwollen, ihr Verhältnis »11. u. 235.

und Staat, lin Verhältnis und ihre Wechselwirkung 358.

und Liebe 309. Rechtlichkeit, strengste, wird in

Liibel und Talmud gelehrt 20 7. Rechlsbewußlscin 391. ilseinschränkung 208 (

!/.-, dio der Rabbinen, ihr Wert nur historisch S 19 f. '1 Rechtsordnung 391. Redlichkeit, itrengste 211. in der Dienstleistui erung und Sta.it : igioa und Spekulation XXVII t

N hnmg des Volks 1 05 t.

r Rindet w* den BHern

und seine pädagogischen Folgen 273. Reue, in ihrem Verhältnis zur Tal 118 ff.

ihre Voraussetzung 1111. Richter, sein Gemüt 207.

seine Unparteilichkeit 208.

wann er nicht richten soll 207 f.

wie sie sich nach rabbinischer Satzung bei Verbrechen zu be- nehmen haben 21"

Ringe, der Arbeitgeber, ihr Zweck 36.

gegen Streik 286. Ruhmsucht 86.

Schadenersalz 215. Schamlos 143.

Schicksal der Gesamtheit, «las Ver- halten des Einzelnen dazu "'31 f.

und Pflicht 134. Schlauheit 123. Schmucksachen, warum dar! der

Hausierer mit ihnen handeln 3 1 9. Schonung, mitfühlende 313 t

des Seil atgefühla und der Würde des Nehenmenschen 1 l s.

Schule, ihr Charakter .

und Lehrer, ihre lalmudischfl

Verherrlichung 289, 298.

WSS m ihr wallen soll 28'.».

Schuleinrichtung, rabbimsehe 291. Schulen, ■. Einfluß aul den Leh- ret 29

S. -h wermul 85.

I. Namen- und Sachregister.

385

Seele, in die des andern sieh zu versetzen 224.

Seelen, ihre Zusammenschließung 336.

Selbstbeherrschung 7 7 f.

Selbstentwicklung 50.

Selbsterkenntnis 80.

Selbsterziehung 33.

Selbsthingebung, wozu sie berech- tigt 341.

Selbstprüfung 80.

Selbständigkeit, ökonomische 76.

Selbstsucht 85. 309 f.

Selbstverantwortung 74.

Selbstvervollkommnung 304.

Selbstverwaltung, worin sie be- steht 230 f.

Sitte, alte, gegen Gäste und Freunde 279.

Sittenlehre, eine ihrer wichtigsten

Regeln 129 f. Sittliches, seine objektive Einheit

239.

Sittlichkeit, das Grundcharakteristi- sche derselben XXXI.

rabbinische Auffassung der- selben XXX.

Antrieb zur 262.

und Gesamtheit 302.

ihre Idee und ihre Aufgabe 22 ff., 88.

ihre Gestaltung XIX.

was sie fordert 18, 199. Sittsam 142.

Sklaverei 349.

Lazarus, Ethik des Judentums II.

Sklaverei, gegen dieselbe 284 f. Solidarität, rabbinische Anschau- ung von derselben 239 f. Sollen, was es heißt 61. Sorge 85.

Energie dagegen 98.

für die Alten 267.

für die Jungen 267.

für die Gesamtheit 286. Sozialethik, ihre Grundzüge 75 f. Spekulationen, theoretische, von

ihnen wird abgeraten 10. Sprache und Gefühl 33. Sprachen, wie viele jedes Mitglied

des Synedriums können mußte.

295.

Sprichwörter 28. Sprüche 28.

Staat, seine vorzüglichsten Lei- stungen 357 f.

und Sittlichkeit 356 f.

und Erziehung 357.

und Regierung 360.

und Recht, ihr Verhältnis und ihre Wechselwirkung 358.

nicht bloß eine Rechtsgesell- schaft 358.

Stolz 85. 146.

und Demut, ihr Verhältnis 147.

rechter 146. Strafe und Lohn 118.

Strafen, der Kinder, wie sie ge- schehen sollen 290.

Streik 286.

25

I. Kamen- and Baohre j

Sircii «ler Meinungen soll man

nicht scheuen 1 2. Studium, als v galt 2'.'4.

und Gel et 295.

seine Hallen 294.

Beine Hauptaufgabe 1 93 f.

sein rabbinischei Lobpreis 194.

und Anteilnahme der Masse l 2

und Tat 190. einsames 9.

ie, symbolische, der Vorzeit

282 £ Sünde, naht nur ein Unterlassen

61. >ünilen, die zwischen Mensch und

Mensch und zwischen Gott und

Mensch 223.

apathische Gefühle 41 f. System der Sittenlehre, was es

fordert 19.

I thnih des Lebens, \v;is wir bei

derselben bedürfen I 82. Teilnahme, abnehmende 2

an allgemeinen ethischen Be- strebungen '-'99.

der Einzelnen am Geschick der Gesamtheit 832 t.

Thora, ihr objektiver Gehalt 7, S.

Thora, ihre Vorschriften gegen

Verarmung 307 f. Vorlesung aus ihr 1 1. Tiere, Mitleid mit ihnen 287. Todesstrafe 210. Toleranz 222. Traurigkeit 85. Treu und Glauben 325. Trieb, natürlicher 79. Tugend, ihre Manifestation 57. Tugendlehre, ihr höchster Inhalt

93 f.

Talmud, seine Vorschriften und

ihre Erfüllung früher um! hellte

282.

Tannaim, ihre Tätij keil beim Zu- sammenbruch i tes -27 f l . ihre Arten der Ausführung 72. 1 ii- 1 hen bleiben unvergessen 1 1 rUiche, ihre Bewert 10

eu mecha- m- Q txmißigki

is ihr enls] i

l)

Ueberhcbung, der Reichen und

lehrten 115. Ueberzeugung, was man als solche

erkannt hat, ilarl nicht ver- leugnet werden 14.

Ueppigkeit 85.

Umkehr 116 f.,

Undank 2:<.">.

i Dkeuschheil l lOf.

i echt, strenge Bestrafung i ben 211.

sein cht l 1 5 t

es wini in \ erworfen-

I. Namen- und Sachregister.

387

heil mit fünffachen Tadelnamen gekennzeichnet 319. Unterricht, Geduld im 290.

am Kinde des Freundes, wozu er führt 295.

am Kinde eingebildeter, sitten- roher Familie, wozu er führt 295.

Unredlichkeit im Handeln 319. Utilismus, feiner und grober 67 f.

Vater, Oberhaupt der Familie 267.

Verarmung und jüdische Gesetz- gebung- 306 ff.

Verbrecher 210.

Vereinigung-, Formen derselben 257. 259.

die natürliche soll zur ethischen werden 364.

Verführen, seine Verwerflichkeit

73. Verfolgte, Gott nimmt sich ihrer

an 215. Verkehr, wovon er abhängt 318.

rechtlicher 329. Verleumder, die Strafe, die ihn

trifft 217. Verleumdung, Lust an derselben 216.

wer sie weiter trägt, verleugnet alle Sittlichkeit 220.

Verpflichtung auf die Sittlichkeit

des andern 73. Verpflichtungen gegen Arme 213.

Vertragstreue 326.

Veruntreuung, wie sie angesehen wird 323.

Vervollkommnung 364.

Verzeihung, um sie bitten 215.

Verzweiflung 55.

Volksleben, historische Einheit des- selben und rabbinische An- schauung 335.

Volkswille, rabbinische Ansicht darüber 360.

Volkserziehung 104 f.

Vollkommenheit, ihr Begriff 21 f.

Vorschriften, hygienische, zwecks des Zusammenlebens 322.

der Rabbinen über Maße und Gewichte 320.

Vorsatz und Geduld 327. Vorsätze, gute 48. Vorsorge gegen ungebührliche Preissteigerung 391.

aber nicht Sorge 98.

die für die Zukunft 334 f.

W

Wahrhaftigkeit 325.

ihr Wert 114.

keine pedantische 311.

subjektive 329. Wahrheit 13, 123, 127 ff.

sie gehört zu den drei Grund- begriffen der jüdischen Ethik 122 f., 124.

Wahrheiten, objektive und ihr

Verhältnis zum Denken 362. 25*

i. Hamen- and

w.i lurchreisender und seine

Behandlung 281. Warnung, was - e ist im psycho- logischen Prozeß 1 1 3. vor Ueberhebung 1 15. Weib, als Zögling 274.

m ne Aufgabe und Leistung 6. Weihe des eignen Heims 278. Weisheit, Pietät und Anerkennung

derselben 12. Weltbetrachlung, die heutige etln-

sclie 176 I. WUle 15, 7 7.

und seine Wirkung 4 7. Norm desselben 128. und Gesinnung 15. und Gefühl, ihr Verhältnis 5 1 f. als intellektuelles Bekehren 1". Willensakt, Energie desselben Willensfreiheit, wovon sie ab-

igig 7o. Wirtschaftsgeschichte, jüdische 7 7.

Wissen, sein Werl 296.

und Bildung 195. Wissenschaft, ihre Würdigung 185 f.

iri und Individuum Wohlgefall« a an der eigenen Hand- lung 52. Wohltat 213.

ihre Wirkungen im Gemüte des Empfangen 233 f. Wohltaten, auf w< neb er-

strecken 22S.

Wohltätigkeit, eine Wissenschaft

■2-21) IV.

eine Kunst 22G 11.

ihr biblisches Gebot 2

als subjektive Tat 232.

ihre Leitsätze 229.

ihre Ethik, sie braucht sich im Judentum nicht zu andern 225.

ih.e Technik 225, 228 f. ihre Arien und Formen 23<> II.

als objektives System 232.

gegenüber Fremden und Gästen 33.

beschämend 23 I. Wohlwollen 212. 235.

und Recht, ihr gegenseitiges Verhältnis 95.

gegen den Feind 213. worin es rieh Seigt 31 3 f.

gegen den Nächsten 21 1.

als sittliche Idee 89.

zur Gestaltung der sittlichen Gesellschaft 305.

wollen, gemeinsamer Zweck 128.

und Handeln 17.

sein Inhalt 12s. Wollust 85. Worthalten 325 i.

würde des Nebenmenschen 118.

Zaul erkunst, ihre Widerlegung 17. Zeremonie, religiöse XWI. 110.

I. Namen- und Sachregister.

389

Zerstreuung 43.

Zeugen, wie sie sieh nach rab- biniseher Satzung bei Verbrechen zu benehmen haben 240.

Ziel, wahres 225.

letztes, der Menschheit 363.

Zins 212.

Zukunft, Vorsorge für sie 334 f.

Zunge, wie von den Rabbinen ge-

nannt 216. Zusammenschließung, ethische, ihre Bedeutung 302 ff.

was sie oft hindert 317.

universelle, kein Phantom 366. Zusammenhang alles Sittlichen 90. Züchtigkeit in der Familie 142 f. Zwang 199.

IL

Stellenregister zum I. u. 2. Bande.

Von den 1J itm usgebern.

a) Die angezogenen und bearbeiteten Bibelstellen.

Genesis

5, 1"

11

341

20, 2 1

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2!»

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II

267

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II. Stellenregister zum 1. u. 2. Bande.

391

31 u. 35 II 2-1 31,2 II 60f. 31,2.3 II 171 33,19.201 196 34, 6 I 89 34,6.7 I 193 35,3011.11 171 36, 1 II 171

Leviticus

1,4 II 117 1,4 II 251 7, 12 II 15(J ll,44f. I 198 11,45-471 189 13,46 II 217 15 I 248

16, 13 II 323 18,5 I 29 18,24 II 90 18,25-281 248 19,2 I 198 19, 3 II 267 19,5-8 I 199

19.8 I 148

19.9 II 342 19, 11 II 16 19,14.321 400

19.15 II 319

19.16 I 308 19,18 I 198 19,18 II 223

19.32 II 258 19, 33f. I 173

19.33 I 296 19,33 II 312

19,33.341 199

19,33.3411 224

19.34 I 174 19, 34 I 29 7 21, 7 I 433 22,27 II 215 24,22 I 100 24,22 I 151 24,22 I 174 25 I 124 25 II 308 25, 14 I 295 25,14.171 304 25,15.161 298 25,25 II 232 25, 17 II 312

25.35 II 76 25,35 II 229 25,36.431 400 25,39 II 281 26,43 II 251 27, 10 I 233

Numeri

1,5 II 215

6, 5. 8 I 433

6, 23 f. I 322

6,26 II 156

11, 16 II 341

12, 3 II 144 13,16 II 44

14, 1 II 336

15, 15f. I 100 15, 15f. I 151 15,39 II 78 15,39.401 222

16,5. 7 I 433

19, 14 I 151

19, 14 l 379

20, 14 II 340 23,23 II 17 27, 15. 16 II 340 31,9 II 138 32,1 II 139 35 II 201

Deuteronomium

1, 17 II 201

2,26 II 157

4 I 397

4.4 II 245 4, 6 I 90

4.6 II XXII 4,34 I 23

4, 35 II 17 4,39 II 25

5, 14 II 185

5, 16 I 131

6.5 I 215 6,5 II 249

6, 7 11 8,5 II 250 8,5 II 251

8.7 II 236 8,7 II 251

10, 18 I 159

10, 19 I 173

11, 19 II 292 13, 14 II 323

13, 15 I 310

14, 1 I 156 14,26 1 283

II.

iter zum 1. u. 2, Bande,

1 1. 1

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71

26, 1 1 l

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II

11,12 II

167

... 16 II

206

II. Stellenregister zum 1. u. 2. Bande.

393

5,20

I 342

58, 10 II 137

28, 16 u

. 17 II 166

11,9

I 76

58, 12 II 233

47,21-23 1 173

22, 13.

14 II 333

58, 13 I 289

22, 18

I 284

60, 19 I 121

Hosea

24, 3

II 74

60, 19 II 245

4,17

11 157

27, 5

II 233

60, 19. 20 II 204

6,3

I 10

30,26

I 121

60,21 II 203

6,3

II 99

32, 17

1 344

66,21.23 I 152

6,6

I 19

32, 17

II 159

66,22 I 361

6,6

I 158

32,20

II 86

60,22 II 204

6,6

II 11

33,7

II 278

10,12

II 157

33, 15

34,4

40,3

40,10

42,6

I 106

II 74

II XVI

I 437

i 146

Jeremia

1,5 I 151 2,3 II 293 5,4.5 II 10 5, 12 II 10

Joel 1,14

2, 15

3, 1.2

I 276

I 276 II 284

43,9

II 170

9,22.23 11 89

Arnos

43, 10

II 334

9,23 II 10

5,3

I 108

40,31

II 363

12, 14 II 294

45,7

Jl 159

14, 12 I 276

Jona

49,6

11 174

20, 7 ff. II 340

3, 5 ff.

I 276

51,6

IT 74

20,25 I 394

54, 10

11 74

22,3 I 295

Micha

54, 13

11 158

30, 10 11 154

2,2

II 307

54, 13

II 316

31,30-32 1 152

4,4

I 271

56, 1

11 207

31,33 II 11

4,4

II 129

56, 1-7

I 152

31,34 I 76

6,8

I 108

56, 12

II 333

31,34.35 I 242

6,8

I 125

57, 1

II 333

34,5 II 158

6,8

I 149

57,2

11 158

34, 14ff. 11 284f.

6,8

I 353

57, 19

II 158

51, 13 I 394

6,8

II 140

57,21

II 158

6,8

II 146

58

I 352

Ezechiel

7,5

II 334

58,4

I 276

18,4 II 117

58, 5-7

1 277

18,7. 12.16 I 295

Habaku

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58,8-1

2 I 277 f.

20, 12 I 202

2,4

I 90. 108

394 li. Stellenregiiter zum 1. u. 2. Bande.

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1, 2 II 51 II 327 1 12,3 1 34(i

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II. Stellenregister zum 1. u. 2. Bande.

395

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2,26

II

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12,13 I 253

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II

250

30,17

II 274

3,17

11

160

30, 22 f.

I 282

Esther

3, 18

9

31,1

II 274

4,3 I 276

4,22

II

39

31,4ff.

I 281

4, 16 I 276

5, 19

I

272

6,6

II

72

Hiob

Esra

6,23

II

251

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II 123

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7, 18

I

272

1,21

II 250

9,11 I 248

8,22-31

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2,9. 10 II 250

8,30

I

272

5,20

II 333

Nehemia

10, 25

II

246

25,2

II 159

8,2 I 78

12

II

251

26,7

I 345

12,10

II

270

26,9

II 132

1 Chronika

12, 11

11

169

28, 24-2S I 419

29,14 II 307

12,24.

25

II 98

35, 5

II 124

13,21

II

116

35, 11

II 72

2 Chronika

14,34

I

157

31,32

I 153

20,3 I 276

14,34

I

380

33, 1 II 252

15,23

II

39

Canticum

33, 10-14 II 252

15,24

I

183

1, 13

II 130

15,24

II

23

5, 6

II 131

Sapientia

17,6

II

258

5,13

11 131

7, 25 f. I 419

17, 13

II

236

7, 10

II 298

8,4 I 419

17,22

I

282

9,9 1 419

18, 1

I

353

Ruth

21,3

I

368

4,1

I 429

Sirach

22,18

II

39

2,9

I 429

30,22.23 II 98

22, 22

II

213

3, 13

I 429

24, 3 ff.

11

296

Römer

24, 10

II

54

Koheleth

6, 14 f. I 226

24, 14

II

296

1,3

I 120

7,7 I 226

24, 17

II

162

1,3.?

I 252

24,29

II

23S

5,4

II 327

1 Corinther

25,1

II

252

1 5, 17

I 143

15,56 I 226

II. ätellenn gutet zum 1. u. 2. Bai

b) Die angezogenen Zitate aus Talmud, Midrasch usw.

Jerusalemischer Talmud.

j. Beracholh

III, t,"ul. II IG I

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IXg.E. II 316

j. Pea

I, IG1 II I 19 I, lGuu. II 218

j. Schck al i m

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j. Megilla

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j. T aanith

II, 1 II 117

j. Joma

6 II 1 !->

. Kethuboth

1,3 I 3 10, 33d ll I2G

j. Gitlin

5,9 I 179

j. Ned arim 10,3 I 14s

j. Sota

■I, 24« 1 261

j. Baba h amma

IX,:- II 2m '

j. Baba mezia 4, '.f1 I 301

j. Makkolh

11,8 II 117

Horajoth 111,4s- g. F. II 164

Babylonischer Talmud.

Bei achoth

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136

II. Stellenregister zum 1. u. 2. Bande.

397

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11 13

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11 95

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II 245

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II 14

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11 124

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105b

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Anh. I 391

118» II 220

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Anh. I 391

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114a

11 24

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I 286

5a 11 234

119b

I 77

5b 11 195

Joma

119b

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119b

I 272

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II. Stelleuregister zum 1. u. 2. I laude.

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II. 8 eilen /.um i. u. 2. Bande.

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1 2 1 II 206

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II. Stellenregi8ter zum 1. u. 2. Bande.

401

.rachin

16b

II 246

Naga'aim

15 11 216

17a

11 360

1,4 II 111

15b 11 218 16 II 52

Nidda

5,3 II 111

16* 11 220

47

11 280

16b II 146

50b

11 151

Tosephtha Berach

P. 2, 4 II 346 P. 6 II 187

Tosephtha Sche- biith

P. 3,13 II 326

Tosephtha Schab- bath P. 18 II 303

Tosephtha Kiddu- schin P. 1 II 198

Tosephtha.

Tosephtha Gittin P. 5 I 179

Tosephtha Sola

P.3,11 II 361

P. 14,7 11 344

P. 14,7 II 360

P. 14 II 139

P. 14 II 322

Tosephtha Baba

kamma

P.2,13 II 345 P. 7 II 161 P. 10 I 181 P.10,28II 342

Tosephtha Baba mezia

P.2,28 II 342 P.8 II 286

P. 11 II 235

Tosephtha Sanhe-

drin

P. 7 II 207

P. 7g.E.II 314

P.8 II 148

TosephthaHorajoth P. 2 II 296

Mechiltha

AmalekzuEx. 18,6

II 310 Jithro Anf. II 125 Jithro P. 2 I 15 Jithro, Absch. Ba- chodesch I 25

Älterer Midrasch.

Beschallach zu Ex. 16,32 II 188

Beschallach (Ha- schira) II 93

Wajassa, Beschal- lach P. 6, zu Ex. 17,6 II 94

Lazarus, EtLik des Judentums TT.

Wajassa 1 II 212 Mischpatim P. 1

II 210 Mischpatim P. 1 9 zu Ex.22,24II212 Mischpatim P. 20 I 220. 227

26

402

11 Stellenregister zum 1. u. 2. Bande.

Mischpaüm P. 2 1 u.

22 II 280 Ki thissa P. 1

II 2 IG

Sifra

ScheminiAnf. 1 360 Kedoschim P. 4

I 1 18 Kedoschim P. 1. 1

II 208 loschim P. 8, I

II 310 Behar P. 5 II 135 Behai II 281 Behar P. 5 U 234 Achare motli P. 1 3 I IM

P. LS 1 167

<npnn Anf. II 112 Trtpna P. 1 Ende II 156

Sifre*

Behalothcha Hill zu Nuni. 6, 2f. P. 12

II 156 P. 42 I 359 P. 187 II 96 Schoftim P. 187

II 310 Schoftim P. 199

II 155 Deut P. 306 1 93 P. 346 M IT l Debar.P.148 II 319

zu Debar. 24, 15

II 285 Debar. P. 32 u. 112

II 248 Heul. P. 4 1 I 93 Debarim P. 1S7

ll 309 Debar. P. 246 Anh.

I 396 zu Deut. 33,21

II 188 zu Deut. 11, 13

II 3T)1

Pesikta di Rah Ka- li an a

P. 25 II 116 P. 30 II 1 17 P. 33 M 134

Jüngerer Mi drasch.

M i (1 r. Bereschith

rabba

P. 1 1211

P. 1 II B P. 10 u. 81 ll 79 p. 12g.& II 'i

P. ;<8 I 3.".'.» P. 38, 7 II 127 1". 11 II 1 17 P. 11,1 ll 287 l' 58,6 H 158

P. 82, 2 II 196 P. 85 II 98 P. 9s l ;

Mnir. Schemoth

rabba

P. 3 P. 3

3, l ii P. i P. 19

II i

ll 162

II 212

II .

I 153

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P.28,2 ll 27 a

P. 31 1 155

P. 31 I 259

P 36 1 1 1

Midr. Wajikra rabba

P. I P. 7 p. 9 P. 9 P. in

I 8

I 4.'>

I 284

II 159 ll 118

II. Stellenregister zum 1. u. 2. Bande.

403

P. 13 II 217 P. 20 1 327 P. 25 I 124 P.26,1 11 218 P.27,5 11 215 P. 30 I 70 P. 32 II 148 P. 31 11 137 P. 34 ff. II 226 P.34,1 II 313 P. 35 I 133

Midr. Bammidbar rabba

11,7 II 155 P. 14 I 159 P. 14, 2 247 P. 15, 12 II 315 P. 15,20 II 341 P. 19 I 189 P. 20, 15 II 116

Semachoth

2, 10 I 262 11 II 190

Derech erez r. P. 6 II 16

Jalkut Schimeoni

zu Jos. Nr. 326 II EV. XXIX

P. 21, 14 II 340 P. 22, 8 II 137

Midr. Debarim rabba

P. 1 1 135 P. 4 Anh. 1 397 P. 5, 7 11 206 P. 6,9 II 217 P. 9 II 161

Midr. Schir ha- schirim rabba

zu Hohesl. 1,3 11 12 zu Kap. 8 I 357

Midr. Ruth rabba P. 5 II 235

Midr. Echa rabba

54b II 80 zuKap.5,22 II 112

Kleine Traktate.

zu Ps. Nr. 702 II 117

zu Ps. Nr. 767 ff. II 217

Menor. hammaor

Tanchuma

Wajikra, ßehar. II 213

I1? -jb I 92 Misehpatim 11 213 D^Si 5. v. DDWfcn D^Ont? 11 244

Pesikta rabbathi

P. 1 I 153 P. 14 1 189 P. 24 II 307

P. 45 Anh. II 146

Pirke di R. Eliezer Kap. 41 271

AbothdiR. Nathan

4 I 19

31 I 257

34 280

35 248

bei Fürstenth. 1,161

II 73 259 Kap. 181 ff.

II 259 III, bei Fürstenthal S. 335 II 143

bei Fürstenth. HI, 5 Maimon., Jad ha-

ll 115

chasaka

III, 5 bei Fürstenth. Hilchoth Deolh 3, 2 S. I32ff. II 116 I II 134

26*

404

LI. Stellenregister zum 1. u. 2, Bande.

i.Tumatxaraalb Maimon., Morc Ne- 16, 10 II 217 Hilch-Teschuba

u. 11 II 34

Nr. 135 II :<2S Nr. 525 ll 336

bochim

I II 212 N. III, 11 Schluß JakoL) b< Ascher

Tur choschen

Misch |i it

Kap. I, Abs. 1 [15

31 l

Hilch.Mathnolh Ani-

jim l Xu. XII 18.") Hileh.MulhrmtiiAni-

jiiu IX, 12 u.

X, 6 II 199 Hilch. Mdach. 7,15

II 95 Sank 23, Hai. 9 Sepher Chinnuch

Anh. [371 Nr. 429 II 322 Nr. 192 I 54

Saadja . Emun. we Deolh

10, 3 IT. II 134 19,5 II 134

ResponsendesCh.v woth Jair

Druckfehler.

5. 185 /. 1 v. o. lies: am Sabbat für im Sabbat. S. 253 Z. 13 v. o. lies: -in« rmi für tn.

gulta ii

Vom Verfasser sind ferner erschienen:

Die sittliche Berechtigung Preussens in Deutschland.

Berlin 1850.

Das Leben der Seele.

3 Bde. III. Auflage. Dümmler, Berlin.

Über die Ideen in der Geschichte.

III. Auflage. Dümmler, Berlin.

Zur Lehre von den Sinnestäuschungen.

Dümmler, Berlin.

Ideale Fragen.

Beden u. Vorträge : Auf Herbart. Ein psychologischer Blick in unsere Zeit. Über Aufklärung usw. C. F. Winter, Leipzig.

Erziehung und Geschichte.

Schottländer, Breslau.

Reize des Spiels.

H. Auflage. Dümmler, Berlin.

Schiller und die Schillerstiftung.

W. Friedrich, Leipzig.

Treu und Frei.

Reden u. Vorträge üb. Juden u. Judentum. C. F.Winter, Leipzi g.

Der Prophet Jeremias.

Schottländer, Breslau.

Was heisst und zu weichem Ende studiert man jüdische Geschichte und Literatur?

Ein Vortrag. M. W. Kaufmann, Leipzig.

Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft.

Herausgegeben von M. Lazarus und H. Steinthal. 20 Bände. Dümmler, Berlin.

Aus dem Nachlasse erschienen:

Die Erneuerung des Judentums.

Herausgegeben v. Nahida Lazarus. Georg Reimer, Berlin.

Pädagogische Briefe.

Herausgegeben von A. Leicht. Schottländer, Breslau.

Ein deutscher Professor in der Schweiz.

Nach Briefen, mündlichen Mitteilungen ihres Gatten und Dokumenten verfaßt von Nahida Lazarus. Dümmler, Berlin.

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