Tr a fi ill = e DDREE | = ae ER IR u ae Re III 2 RE U 2” © 22 ee DIDI DIR DIN ER BR 1 l MR | - = 1 . 1 DR 9 ll LIBRAR e ee, 2222235 UNIVERSITY OF FORONTO Die Folgerungen Bodenreinertragstheorie für die Erziehung und die Umtriebszeit der wichtigſten deutſchen Holzarten von Dr. H. Martin, Königlich Preußiſchem Forſtmeiſter. Vierter Band enthaltend 7. Die Eiche im Hochwaldbetrieb. LIBRARY , eee UNIVERSITY OF TORONTO 25 Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1898. Alle Rechte, einſchließlich des Ueberſetzungsrechts, vorbehalten. 2 55:9 487 Vorwort. Indem der Verfaſſer die vorliegende Schrift über die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie für die Bewirthſchaftung der Eiche im Hochwaldbetrieb der Oeffentlichkeit übergiebt, glaubt er eine Pflicht der Dankbarkeit erfüllen zu ſollen, indem er auf die Förderung hin— weiſt, die ihm bei der Bearbeitung derſelben zu Theil geworden iſt. In erſter Linie iſt in dieſer Beziehung der leider ſo früh dahin⸗ geſchiedene Landforſtmeiſter Carl zu nennen, der den Verfaſſer auf ſeinen Reiſen in Lothringen und im Pfälzer Wald mit Rath und That und durch Mittheilung ſeiner eigenen Arbeiten unterſtützt hat. Bei der Bearbeitung des Werthzuwachſes der Eiche iſt der Ver⸗ faſſer bezüglich der ſubſtantiellen Qualität des Holzes und der Be— dingungen ihrer Erzeugung den in den Jahrgängen 1893 bis 1895 der „Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftlichen Zeitſchrift“ veröffentlichten Arbeiten von Rob. Hartig gefolgt, die weit gründlicher ſind, als ſie von einem in der praktiſchen Verwaltung ſtehenden, der erforderlichen wiſſen⸗ ſchaftlichen Grundlagen und Hülfsmittel entbehrenden Beamten aus⸗ geführt werden könnten. Die Angaben über den Gehalt des Eichenholzes an anorganiſchen Stoffen und die Beziehungen zwiſchen dieſem und dem Gehalt des Bodens ſind den Arbeiten von R. Weber über die agronomiſche Statik des Waldbaues vom Jahre 1877 entnommen. Bei der Beſchaffung des Materials, betreffend Form, Zuwachs, Werth, Läuterung, Durchforſtung, Lichtung und Verjüngung der Eiche, iſt der Verfaſſer von den Verwaltern der beſuchten Reviere in der entgegenkommendſten Weiſe unterſtützt worden, am meiſten durch ſeinen Freund und Nachbarcollegen, den Verwalter der nach Standort und Wirthſchaft für die Eiche ſehr charakteriſtiſchen Oberförſterei Weilburg. Abgeſehen von den genannten literariſchen Erſcheinungen und einigen Abſchnitten der Holzzucht und der Forſtabſchätzung von Borg— greve, auf die zur Begründung des Unterbaues und der Boden: reinertragstheorie eingegangen werden mußte, iſt in der vorliegenden Schrift, wie ihr Inhalt erſehen läßt, auf die forſtliche Literatur nur ſehr wenig Bezug genommen, wofür in dem gegenwärtigen Stande derſelben, ſoweit er die Eiche betrifft, eine genügende Erklärung ge— funden werden dürfte. Der Inhalt der Schrift iſt unmittelbar dem Walde entnommen; er iſt das Ergebniß von Beobachtungen, Meſſungen und Erfahrungen, die der Verfaſſer zum Theil in ſeinem eigenen, A * IV. Vorwort. jetzigen und frühern Wirthſchaftsbezirk, zum Theil auf Reiſen und im Verkehr mit Fachgenoſſen gemacht hat. Dieſe Ergebniſſe ſind ge— ordnet zuſammengefaßt und nach dem Princip des größten Boden⸗ reinertrags dargeſtellt worden. Wenn die vorliegende Schrift gegenüber ihren beiden letzten Vorgängern vielleicht einen Vorzug durch den Umſtand beſitzt, daß ſie in Verbindung mit der Praxis und in der unmittelbaren Um⸗ gebung eines für die Eiche charakteriſtiſchen Reviers bearbeitet worden iſt, ſo liegen dagegen in der Natur und Geſchichte der bearbeiteten Holzart Urſachen, die einen entgegengeſetzten, negativen, Einfluß zu üben geeignet ſind. Die Eiche bietet für eine Bearbeitung, wie die vorliegende, beſondere Schwierigkeiten, ſowohl in Betreff der wald— baulichen Maßregeln, welche zum Wirthſchaftsprincip in Beziehung ſtehen, als insbeſondere hinſichtlich der forſtſtatiſchen Aufgaben, für die eine Faſſung der grundlegenden Elemente in die Form von be⸗ ſtimmten Zahlen unerläßlich iſt. Dieſer Umſtand wird es rechtfertigen, daß die Rentabilitätsrechnungen auf das Weſentlichſte beſchränkt und in der einfachſten Form ausgeführt ſind, was der Kritik zu Aus⸗ ſtellungen Veranlaſſung geben mag. In den Augen eines Rechnungs⸗ reviſors wimmelt die Schrift ſogar von kleinen Fehlern, die ſich durch Außerachtlaſſung des Reis- und Brennholzes, der Hauerlöhne und früheſten Durchforſtungserträge, durch die inconſequente, bald mit bald ohne Rinde und in willkürlich wechſelnder Höhe erfolgte Meſſung der Durchmeſſer, durch die Zugrundelegung der Anfangswerthe der Materialvorräthe für 20jährige Perioden und durch andere Urſachen ergeben. Wer aber den Blick auf die großen Aufgaben der Wirth⸗ ſchaft gerichtet hat, wird dieſen Mängeln nicht allzugroße Bedeutung beimeſſen. Sie ſind ſämmtlich derart, daß ſie gegenüber dem Ein⸗ fluß, den die principiellen Fragen auf die Wirthſchaft üben, zurück⸗ treten. Und ſie gebührend zurücktreten zu laſſen liegt deshalb be⸗ ſondere Veranlaſſung vor, weil dik Denkkraft, je mehr ſie ſich vom Kleinlichen fern hält, um ſo freier und beſſer über die großen wichtigen Aufgaben der Wirthſchaft ſich ein Urtheil zu bilden vermag. Die Nachweiſungen über Stammform, Stärke- und Werthzuwachs ſind, im Gegenſatz zu den Rentabilitätsrechnungen, ziemlich ausführ⸗ lich wiedergegeben. Für die Folge wird es ſich gewiß empfehlen, ſolche Zahlen, nach den Regeln der Statiſtik geordnet, nur nach ihren charakteriſtiſchen Durchſchnittswerthen mitzutheilen. Das erforderliche Material wird in Zukunft durch die Arbeiten der forſtlichen Verſuchs⸗ anſtalten in reicherer Fülle und in beſſerer Ordnung zur Verfügung ſtehen. Indeſſen bei der Eiche liegen die Verhältniſſe zur Zeit ſo, daß es der Verfaſſer für gut befunden hat, die Quellen ſeines Ge⸗ dankenganges möglichſt vollſtändig darzulegen. Weilburg, im October 1897. 5. Martin. Inhalts⸗Verzeichniß. rr. ⁰õ / ER EUR WET DI 8 82. 8 83. 8 84. 8 85. Siebenter Theil. Die Eiche im Hochwaldbetrieb. Einleitende Vorbemerkungen . Die Grundbedingungen und Quellen der Zuwachsbildung % ̃ ̃ . . a ie ER TER ER %%% / eee, IDHEIBE DIE SE. Der Stärkezuwachs der Eiche in den wichtigften Beſtandesformen %%% e I. Regelmäßige, im Schluſſe gehaltene Hochwaldbeſtände : II. Der Stärkezuwachs der Eiche in plenterwaldartigen Beſtandes— JJ%%%%00%0õb0 T ß III. Eichenhochwaldungen, die aus mittelwaldartigen Beſtandes— formen hervorgegangen ſin d. Der Einfluß von Durchforſtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche anne II. Mit Buchen gemiſchte Eichenbeftände . dee Der Einfluß von Lichtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche —... d ̃ĩ m é T II. In Verbindung mit dem Unterbiuuwã Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche I. Der Werth des Eichenholzes nach Subſtanz und Form II. Der wirthſchaftliche Werth (Gebrauchs- und Tauſchwerth) des en i 4 SROHDNDERIER = 3. 0% Der Einfluß des Bodens auf den Gebrauchswerth des nns he een 2. Der Einfluß der Lage auf die Beſchaffenheit des Eichenholzes Der Einfluß der Erziehung auf die Qualität des Eichenholzes 4. Der Einfluß der Abſatzverhältniſſe auf die Werthſchätzung — , dehnen a, a) Zeitliche Aenderungen in der Werthſchätzung des Eichen: JJ... b) Oertliche Unterſchiede im Werthe des Eichenholzes . . Die Bildung der Sortimente der Eichhte „ ee . wu kn ˙uAß n. PVP 1. den Speſſart in BREI e eee 2. Für die Waldungen der Pfalz Nr v ͤ ꝓ̈wͤ ene „ 2 2 2 0 2 EEE. ” NE: § 86. § 87. $ 88. § 91. Inhalts-Verzeichniß. Seite V. Kritiſche Bemerkungen zur Taxklaſſenbildung des Eichen: Stammholzes mit beſonderer Rückſicht auf die gegenwärtigen %%% c 89 Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eichhhheeeee 94 I. Wirthſchaftsgebiet: Lothringeeeeennggzgz . 97 1. Unter den Bedingungen früheren Mittelwaldes erwachſen, aus dem Oberholz hervorgegangene Beſtände 98 2. Reviere mit hochwaldartigem Charaktenrn 100 II. Wirthſchaftsgebiet: Pfälzer Waltdt ee 101 IT Bietpimartsgebiel: Satt 103 00% h ̃ͤ u Ten 104 b) Die Heiſterbeſtände des Speſſarrte 110 — . ͤ ͤ , e 112 /// ᷣͤ ¶⁰¶ c 113 Die Begründung reiner Eichenbeſtändeeeeeeeeee ea 117 I. Die natürliche Verjüngung der Eict e 118 1. Bedingungen der natürlichen Verjüngunng . . 118 —.. ꝓPœꝙꝙ:. y... ĩ⅛ Ü.... 119 3. Beſchränkung der natürlichen Verjüngung 122 Hit, wm . e n ' III. Pflanzungen C 126 Die Begründung gemiſchter Eichen- und Buchenbeſtände . .. 127 I. Der Einfluß des Darwinismus auf das Verhältniß von Eiche und Buche im Natur⸗ und Wirthſchaftswaldee - 127 II. Die natürliche Verjüngung der Eiche in aus Eiche und Buche %%% V.. Tanta re an 0 132 III. Kahlhiebe im Innern von Buchenſchlägen 134 ( a end Bi DENE. 134 2. DDIBELBIEBE 2 ¼᷑ dd BEI DR ER 140 IV. Anbau der Eiche unter Buchenihirm . . . 2.2 2.2.20. 143 1. Das Speſſarter Verfahren 1 2. Eichenanbau unter Buchenſchirm mit natürlicher Buchen⸗ JJ EA VER E N RLRT SIE ABDE 145 V. Pflanzung mit ſtärkerm Material in Buchen⸗Verjüngungen 146 Die Pflege der Eichen⸗Scho nungen 148 hend ͤ y OT. 152 V% h ͤ ̃ ,. 152 I. Die geometriſchen Grundlagen der Durchforftung . . . . 152 II. Begründung eines Durchforſtungsprincips nach der Höhe Ded Nh .me 154 B. Gemiſchte Beſtände e 159 Der Unterban der Eicge Um 160 I. Begründung des Unterbaunnn s 160 II. Die von Borggreve gegen den Eichen-Unterbau erhobenen Einnunfddd ee REEL ENG SF, «lt... 308 III. Die Ausführung der Lichtung und des Unterbaue® . . . 167 IV. Die Wirkung des Unterbaues auf den Zuwachs. . 169 1. Maſſenzuw ach) un e . 169 2. Werihzuwach9s2ss AR I 170 Inhalts⸗Verzeichniß. VII Seite § 92. Stammzahlen, Abſtandszahlen, Wachsraum, Kreisflächen . . 171 I. Die Beziehungen zwiſchen Stammzahl, Abſtand, Kreisfläche und Wachsraum im Allgemeinen 171 II. Unterſuchungen über den Wachsraum der Eichchhee 174 1. Wirthſchaftsgebiet: Lothringeeee n 174 2. Wirthſchaftsgebiet: Pfälzer Wald 175 3. Wirthſchaftsgebiet: Speſſ at 175 4. Wirthſchaftsgebiet: Nafau . . » ... 2. nn. 177 BE Solgeingenin Da 178 Maſſenzuwachs und Nußſun gs 182 I. Schwierigkeit des Nachweiſes des Maſfenzuwachſes ı und Be⸗ ſchränkung ſeiner wirthſchaftlichen Bedeutung 182 II. Begründung der Abnahme des laufenden Zuwachſes nach Jahrringen und Kreis flächenſummeen 184 III. Der Gang des Maſſenzuwachſes nach den Ergebniſſen von gam h e. 186 IV. Die Vertheilung des Zuwachſes auf Endhiebe und Bor: nutzungen. — Ertragstafelllr nnn 193 ine Mad are,, TREUE. TE, 196 § 94. Aufftellung der beſtandesbildenden Elemente für den Normalzuſtand des Eichenhochwaldes als Grundlage und Ziel der forſtlichen Statik 197 I. Bedeutung der Conſtruction von Normalbeſtänden . . 197 II. Normale Entwicklung des Einzelſtammes 198 JJJJ%%%% J #3 NIHBIBIO . & 198 nn ᷑ ᷑ M é 199 III. Normale Beftandesbildung. . g 201 . ˙ - , / ͤ . A. 203 ieren ͤœͤů¹wl . 203 Rn Bussen ERBE IE ̃ ̃ũPu A 203 %% / ⁰—˙.uvwn 73727 25 ea 204 - 0 wie ß ß ĩ˙ m 205 I. Die Bedeutung der Umtriebszeit in forſt⸗ und volkswirthſchaft⸗ „ = 355 I A 1. 205 II. Beſtimmung der Umtriebszeit nach dem Durchmeſſer (m 2 + en) 211 / NS RE, 213 e LT, 214 III. Beſtimmung der Umtriebszeit nach Maſſen⸗ und Werth⸗ — — w A Er Al Er 215 U RBB y // ĩ NE er 216 a 217 ae ulm, Fr Keil a Pe a RE 217 V. Beſtimmung der Umtriebszeit nach der Formel: 4A + D i „ 0p %% ¶ 219 — vn m/mſmmf̃ ½ép;p,“/ꝓꝙSꝙ , ee et Se 219 I. Bei Anwendung von für verſchiedene Umtriebszeiten gleich⸗ r, / u, , 222 II. Bei Unterſtellung von für verſchiedene Umtriebszeiten un⸗ %% ᷑ ũ . 8 229 III § 97. 9 98. 8 99. Inhalts ⸗Verzeichniß. Veränderungen der Bodenreinerträge . e I. Veränderungen der Bodenreinerträge durch örtliche Urſachen II. Zeitliche Veränderungen der Bodenreinertrgnhnhnge Waldreinertrag und wirthſchaftlicher Reinertrags JI. air Do II. Volkswirthſchaftlicher Reinertragggs Die Folgerungen der Boden- und Waldreinertragstheorie in wirty⸗ e Hinſic ttt I. Die Beziehungen der Forſtwirthſchaft zu anderen Zweigen des Vollslebe s „ , Ü— VU II. Nachtheilige Folgen conſervativer Wirthichaftsführung . . . III. Nachtheilige Folgen der Anwendung progreſſiver Wirthſchafts⸗ ,,, . IV. Der wahre Conſervatismus in der Forſtwirthſchaft V. Gegenſätzliche Anſchauungen in der neuern Literatur und Praxis VI. Die Stellung der Regierungen zu den conſervativen und fort⸗ ſchrittlichen Principien der Forſtwirthſchaf t.. $ 100. Die wirklichen und vermeintlichen Unterſchiede in der Anwendung 8 101. der Bodenreinertragstheorie für Staats⸗, Gemeinde- und Privat⸗ % %%%%%%%%%éͤT .... rartietTa Tre I. Die Unterſchiede der Waldzuſtände nach den Eigenthums⸗ een , niet. a rer a II. Der Zuſammenhang der Principien der Forſtwirthſchaft mit denjenigen der Nationalökonomie III. Die wahren Urſachen der Unterſchiede im Zuſtand ſtaatlicher JJ DP mine se IV. Die Unausführbarkeit ſocialiſtiſcher "EEG HONFINENPIEN in Z |. 0, nkisake nhenknietlie: BRONE „der @ltererzeugung - masse ne BSH ]] anders ira are 1 3. In Betreff des Kapitalzinſes j4:.: {a bermif mi 4. In Vetreff der Prundrent : a 5. In Betreff der Vertheilung und Preiſe der Forſtproducte Selen ungen 222 en J. In Bezug auf die chemiſch-phyſikaliſchen Grundlagen der fr! a... II. In Bezug auf die ökonomiſchen Grundlagen der Wirthſchaft III. In Bezug auf die Erziehung der Eiche A. Peſtan desen „„ B. Länterung und Düchforſtüng . 8 „% T1Nỹ¹M ; 8 IV. In Bezug auf den Maſſen⸗ und Werthzuwachs „„ d DI. SEEN / C0 ee en V. In Bezug auf Waldreinertrag, Bodenreinertrag und Um⸗ trie ˙??!? d VI. In Bezug auf die forſtpolizeilichen Aufgaben der Regierungen Siebenter Theil. Die Eiche im Hochwaldbetrieb. 28 18. Einleitende Vorbemerkungen. Die Eiche iſt wegen ihres ausgedehnten Vorkommens, der vor: trefflichen Eigenſchaften ihres, der vielſeitigſten Verwendung fähigen Holzes, wegen ihrer Widerſtandskraft gegen die Einflüſſe der orga⸗ niſchen und anorganiſchen Natur und wegen ihrer ausdauernden Lebenskraft neben der Buche die wichtigſte Holzart im deutſchen Laubholzgebiet. Durch ihre reiche Geſchichte, ihre Beziehungen zum deutſchen Volksleben, durch die Mannigfaltigkeit ihrer Benutzungs⸗ weiſe und die Schönheit ihrer Stamm⸗ und Kronenformen bietet ſie nicht nur praktiſches, ſondern auch kulturhiſtoriſches und äſthetiſches Intereſſe. Seit uralter Zeit war ſie der beliebteſte Baum des deutſchen Waldes. Als Sinnbild der Kraft und der Ausdauer konnte ſie zugleich zum geiſtigen Leben der deutſchen Nation in Beziehung geſetzt werden. Und noch immer iſt ſie in dieſer Beziehung reicher Parallelen zum menſchlichen Leben fähig; noch immer iſt ſie in ihren alten, voll bekronten und wohl ausgebildeten Individuen eine der ſchönſten Schöpfungen der organischen Natur, auf deren Er: haltung in gewiſſen Grenzen von der Forſtwirthſchaft Bedacht ge— nommen werden muß, auch wenn der ſchnelle Strom der Zeit und die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie ihr Gebiet beſchränken. Urſprünglich (ſoweit der Blick auf die Geſchichte ein Urtheil geſtattet) faſt überall in reicher Menge in den deutſchen Waldungen vertreten, hat die Eiche im Verlauf der Jahrhunderte deutſcher Geſchichte bis in die neueſte Zeit an Terrain mehr und mehr verloren. Die Ur: ſachen hierfür find einerſeits kulturhiſtoriſcher Natur: Durch die An: ſiedelungen deutſcher Stämme, die Urbarmachung von Wäldern und die Erweiterung der Feldfluren ſind gerade diejenigen Flächen, welche von der Eiche beſtockt waren, in beſonderem Grade in Anſpruch ge— Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 1 ug Siebenter Theil. nommen worden. Noch bis in die Gegenwart haben ſolche Um: wandlungen von Waldungen in andere Kulturarten ſtattgefunden; ſie werden vorausſichtlich auch in Zukunft in deutſchen und mehr noch in außerdeutſchen Waldungen vor ſich gehen. Nächſt dieſer durch die Kulturentwicklung bewirkten Beſchränkung liegen die Ur: ſachen der Abnahme der Eiche in dem Concurrenzkampfe, den ſie mit andern Holzarten zu führen gehabt und noch immer zu führen hat. In dieſem konnte ſie einerſeits wegen ihres langſamen Wuchſes, andererſeits wegen ihrer geringen Fähigkeit, Schatten zu ertragen, unter vielen Standortsverhältniſſen den Sieg nicht behaupten. Da nun aber der Rückgang, der durch dieſe zweite Urſache beim aus— ſchließlichen Walten der Naturkräfte veranlaßt wird, ſehr häufig den Intereſſen des Waldeigenthümers nicht entſpricht, ſo iſt es eine der weſentlichſten Aufgaben der Wirthſchaft, ihr das Gebiet, welches ſie, ohne daß Kulturfortſchritte dazu nöthigten, im Laufe der Zeit ver: loren hat, zurückzugeben. Es gilt demgemäß als eine allgemeine Regel der deutſchen Forſtwirthſchaft, daß die Eiche auf denjenigen Standorten, die ihr dauernd entſprechen, für die Führung des Be: triebs, insbeſondere für die Art der Verjüngung und der Kultur, für die Beſtandespflege, die Durchforſtung und die Höhe der Umtriebszeit beſtimmend iſt. Die wichtigſten waldbaulichen Eigenſchaften der Eiche (in ihren beiden in Deutſchland vertretenen Arten) find hier im All gemeinen als bekannt vorausgeſetzt. Soweit ſie zum Inhalt dieſer Schrift in beſonderer Beziehung ſtehen, werden ſie bei den einzelnen Abſchnitten derſelben im Zuſammenhang mit den bezüglichen wirth⸗ ſchaftlichen Aufgaben hervorgehoben. Insbeſondere geſchieht dies in Bezug auf die Anſprüche der Eiche an den Standort, ihre Fähigkeit, Schatten zu ertragen, ihr Höhen- und Stärkenwachsthum, ihren Maſſen⸗ und Werthszuwachs, von dem ihre Erziehung und Umtriebs— zeit in erſter Linie abhängig find. Sodann werden die wirthſchaft⸗ lichen Beziehungen, in denen ſie zu ihrer wichtigſten Begleiterin, zur Buche, ſteht, ihrer Bedeutung entſprechend zur Darſtellung gebracht. Als charakteriſtiſch mag hier von vornherein darauf hingewieſen werden, daß die Eiche diejenige Holzart iſt, der in phyſiſcher und ökonomiſcher Hinſicht der Charakter des Beſondern, Individuellen ganz vorzugsweiſe, mehr als jeder andern Holzart, anhaftet. Hiermit dürfte es auch in Zuſammenhang ſtehen, daß ſie von ſolchen Schrift⸗ ſtellern, welche eine zahlenmäßige Darſtellung der wirthſchaftlichen Verhältniſſe erſtreben, weniger bearbeitet iſt, als ihrer anerkannten Bedeutung entſpricht. Auch die vorliegende, von Zahlen der ver⸗ 11 ͤ TE u 8 79. Die Grundbedingungen und Quellen der Zuwachsbildung. 3 ſchiedenſten Art durchſetzte Schrift iſt von der genannten Eigenſchaft beeinflußt. Wie aus den betreffenden Abſchnitten zu erſehen iſt, find die Methoden, welche zur Ermittelung der Umtriebszeit an gewandt werden, hier andere als die der frühern Abſchnitte. Der Verfaſſer iſt der Anſicht, daß es immer und überall Aufgabe eines Schriftſtellers iſt, ſeine Gedanken und deren Darſtellung den Dingen, mit denen er ſich beſchäftigt, anzupaſſen, nicht aber die Dinge in Formen, die ihnen nicht gemäß ſind, hineinzuzwängen. Die Eiche, wie ſie in Deutſchland hauptſächlich vorkommt, im Miſchwald und in unregelmäßigen Alters- und Wuchsformen, paßt nicht für eine Darſtellung, die — vergl. § 9 — eine geregelte Altersabſtufung auf voll beſtandenen und durch die betreffende Holzart voll aus— genutzten Flächen zur Grundlage hat. Daß der Verfaſſer deshalb die früher angewandte Methode der Umtriebsbeſtimmung nicht hintan⸗ ſetzt, wird der nächſte Band dieſer Schrift, der ſich mit derjenigen Holzart, die der Eiche in jeder Hinſicht am entſchiedenſten entgegen— geſetzt iſt, mit der Fichte, beſchäftigen wird, hinlänglich beſtätigen. 8 79. Die Grundbedingungen und Quellen der Zuwachsbildung. Die Menge von Holzzuwachs, welche die Eiche auf einem be— ſtimmten Standort hervorbringt, hängt, ebenſo wie es bei jeder andern Holzart der Fall iſt, ab von der chemiſchen Zuſammen⸗ ſetzung der einzelnen Baumtheile, vom Gehalt des Bodens an den zu ihrer Bildung erforderlichen Nährſtoffen, von der Fähigkeit der vegetativen Organe, dieſe Stoffe ſich anzueignen und zu verarbeiten, und von den klimatiſchen Bedingungen, die den Proceß der Zuwachs⸗ bildung begünſtigen oder erſchweren, beſchleunigen oder verzögern können. Die chemiſche Zuſammenſetzung der Baumtheile iſt bei der Eiche wegen ihres durch fie bedingten Anſpruchs an die mine: raliſche Bodenkraft von beſonderer Wichtigkeit. Wie auch die Stand— ortsverhältniſſe liegen mögen, ſo bilden die ſtatiſchen Beziehungen zwiſchen den Anſprüchen der Holzgewächſe an anorganiſchen Stoffen und dem Gehalt des Bodens an dieſen Stoffen eine Grundlage der Wirthſchaft, deren bleibendes Vorhandenſein für jeden geregelten nachhaltigen Betrieb eine nothwendige Vorbedingung iſt, mag dieſer nun auf den höchſten Bodenreinertrag oder den höchſten Waldrein— ertrag gerichtet ſein. Die Abwägung und Feſtſtellung der boden— ſtatiſchen Grundlagen der Wirthſchaft durch poſitive Unterſuchungen 1 * \ A-. Siebenter Theil. bildet daher eine wichtige Aufgabe der Forſtwiſſenſchaft, wenn auch die bezüglichen Unterſuchungen zu dem a priori vermutheten Er⸗ gebniß führen, daß die Bedeutung des chemiſchen Bodengehaltes für die Holzgewächſe im Allgemeinen weit geringer iſt, als für die Agri— kulturpflanzen. Da der Verfaſſer nicht im Stande und in der Lage iſt, ſelbſt— ſtändige Arbeiten in der vorliegenden Richtung vorzunehmen, ſo werden nachſtehend die Unterſuchungen von Weber,) welche mit der erforderlichen Gründlichkeit und forſtlichen Sachkunde ausgeführt ſind, mitgetheilt. Sie beziehen ſich auf die Traubeneiche des Forſtamts Rothenbuch im Speſſart, welches auf Buntſandſtein ſtockt und durch ſeinen vorzüglichen Eichenwuchs weithin bekannt iſt. Und da die Eiche in den meiſten wirthſchaftlichen Verhältniſſen mit der Buche in Verbindung zu ſetzen iſt, ſo wird zugleich auf die von Weber für Buchen des gleichen Standorts hergeleiteten Zahlen Bezug genommen. Nach den Unterſuchungen von Weber iſt der Aſchengehalt von Eichen und Buchen des angegebenen Wirthſchaftsgebietes folgender: Rohaſche | Reinafche Holzart | Alter Baumtheile in Procenten er der Trockenſubſtanz Buche 10 Stämmchen entrindeetuu 2.2. 0,67 0,56 S ae benaigefinırpenel > 4 2,73 2,15 Stärkere Aeſtchen 0,5—1,5 cm mit 1,54 1,24 Schwächere Zweigchen mit Knoſpen Rinde 1,9 1,64 Eiche 15 Stämmchen entrindete 0,68 0,53 Stammrinde mit Baftihiht . . . . . . 4,36 2,74 Stärkere Aeſtchen 0,5—1,5 cm I; 1,82 1,34 Feinſte Zweigchen unter 0,5 em mit Rinde 2,39 1,80 Buche 20 Stämmchen entrindet . 2... ee a,‘ 0,46 %%% V EEE 4,68 3,13 Stärkere Aeſte über 1 cm 3 1,16 0,94 Schwächere Zweige mit Knoſpen mit Rinde 2,56 2,10 JF ⁵ꝛ˙ 0,2 0,41 Stammrinde mit Baſtſchichtt 6,10 3,77 Stärkere Aeſtchen über 1 cm Ne 1,57 1,17 Feinſte Zweigchen unter 1 em mit Rinde 2,45 1,76 Buche 50 Stamm entrindeet m. 0,48 0,36 I 5,51 3,47 Stärkere Aeſte 1—4 cm A 1,06 0,76 Schwächere Zweige mit Knoſpen mit Rinde 2,35 1,90 1) Unterſuchungen über die agronomiſche Statik des Waldbaues. Leipzig 1877. $ 79. Die Grundbedingungen und Quellen der Zuwachsbildung. 5 f Rohaſche | Reinafche Holzart | Alter Baumtheile in Procenten der Trockenſubſtanz Eiche 50 Kernholz des Schaftes „ 0,22 „ er #5: „ 0,50 Baſtſchicht und Cambium des Schaftes. 9,83 5,98 Borke des Schaftes 14,00 8,24 Stärkere Aeſte 1—4 cm A 1,83 1,29 Feinſte Zweigchen unter 1 en mit Rinde 27 10 Miihe 90 Stamm entrinde 0,61 0,45 En, ꝙ. . ei 4,66 3,08 Starkes Aſtholz bis 8 cm 1 1,17 0,83 Feinſte Zweige mit Knospen mit Rinde. 2000 1762 Buche 220 Kernholz des Schaftes 0,4 0,37 Splintholz des Schaftes 0,2 0,42 Stammrinde des Schaftes 7,24 4,76 Starkes Aſtholz mit Rinde 1,18 0,86 Eiche 345 Kernholz des Schaftes 0,32 0,22 Splintholz des Schaftes „ 0,28 Baſt und Cambium des Schaftes 7776 4,67 Borke des Schafteee 4,70 2,86 Hals der irie ee Kiss 0,37 0,27 Rinde der Hatten Aeſte 6,72 4,05 Die Einheit, auf welche der Gehalt des Holzes an anorganischen Beſtandtheilen zurückzuführen iſt, kann einerſeits das Trockengewicht, andererſeits das durchſchnittliche Feſtmeter bilden, welches auf einem gegebenen Standort bei einer beſtimmten Erziehungsweiſe in einem beſtimmten Alter erzeugt wird. Das letztere ſetzt ſich zuſammen aus Theilen des Schaftes und der Bekronung, aus Borke, Baſt, Splint und Kernholz. In dieſer Hinſicht ſind die Reſultate der Unterſuchungen von Weber folgende: In 1 Feſtmeter der einzelnen Sortimente iſt enthalten: * S 2 Stammtheile 8 io bar ur 8 5 3 = S 81388 82|8|53 — und ee . e - 4 882 = 2 = ar © Holzſortiment S 8 S S A 3 | 5 | & kg | g A. Rothbuchen-Schaftholz. 10 Im Holzkörper 596 333801132 82 918 414 20 — | 580 134 | 58 In der Rinde 90 1935 348 30 786 138 28 — 154 21 430 — Sa. im Feſtmeter 686 52731480 112 1704 552 48 — 734 155 488 6 Siebenter Theil. In 1 Feſtmeter der einzelnen Sortimente iſt enthalten Stammtheile 8 | 1 BEE: 2 dale 38 „ |: „je 2588 28 Holzſortiment 8 8 5 ee le R a |) © kg 8 20 Im Holzkörper 545 2507 791 57 711 300 43 — 411 101 93 In der Rinde .| 54 1690 206] 3 1189 50 10 — 92 9 131 Sa. im Feſtmeter 599 4197 997 60 1900 35053 — 503 110 224 50 Im Holzkörper 502 1807 6260 37 497 242 41 32 174 58 84 In der Rinde .| 26 902] 45 2 678 38 7 — 26 3103 Sa. im Feſtmeter 528 2709 671 39 1175 280 48 32 200 61 187 90 Im Holzkörper 568 25560 965 73 699 372 69 62 142 77 97 In der Rinde 42 1294| 88 6 819 69 6 — | 15, 1290 Sa. im Feſtmeter 610 38501053 79 1518| 441 75 62 157 78 387 220 Im Kernholze 508 1880 505 39 800367 21 33 85 16 14 Im Splintholze 72 302] 74 9 105 61 6 — 40 3 4 In der Rinde. 39 1856 202 16 1260 122 10 — 46 1199 Sa. im Feſtmeter 619 4038| 781 64 2165| 550 | 37| 33 171 20 217 B. Rothbuchen-Aſt⸗ und Reisholz. 10 In den Zweigen | unter 5mm .| 344 5642 1391| 117 |2050| 53047 — | 896| 202 | 409 In den ſtärkeren Zweigen über 5 mm 298 3695] 902] 123 1324 358 27 — 634 126 201 Sa. im Feſtmeter 642 9337 229302403374 888 74 — 1530 328 | 610 20 In den Zweig⸗ chen unter 1cm | 282 59221460 123 2151 556 50 — | 940| 212 430 In den ſtärkeren . Zweigen. . 357 3356 820 11112030326 25 — 575114182 Sa. im Feſtmeter 639 92782280234 3354 882 75 — 1515, 326 | 612 50 In den Zweig⸗ chen unter 1om 133 2527 603 33 886209 41 — 405] 59291 In den ſtärkeren Zweigen. 459 3488 9360 781528 280,182 | 64 335 74 161 Sa. im Feſtmeter 592 60151539111 2414 489 73 64 740 133 452 90 In den Zweig⸗ ſpitzen mit a Knoſpen . . 109 1766 420 24 619 146 28 — 284 41 204 In den ſtärkeren Aeſten. 476 41891276 5 1490338 62 19 500 71 428 Sa. im Feſtmeter 585 5955/16960 292109 484 90 19 784112 632 — § 79. Die Grundbedingungen und Quellen der Zuwachsbildung. 7 Alter 220 15 25 50 345 15 25 In 1 Feſtmeter der einzelnen Sortimente iſt enthalten: theile 8 N SE ES S „ „ „„ 1831588 1|8 | 35 Holzſortiment 8 8 S A S S Se | a a | © kg g | In den Zweigen mit Knoſpen 102 1652 392 22 579 137 27 — 265 39 191 In den ſtarken SEN. Heften . 491 | 422311345 113 |1615| 678 | 54 103162 64 | 89 Sa. im Feſtmeter 593 5875 1737| 135 2194 815 | 81 103 427 103 280 C. Eichen⸗Schaftholz. Im Holzkörper. 639 33871398 84 934 454 22 — 357 101 37 In der Rinde 159 4357 425] 113432 223 25 — 148 59 34 Sa. im Feſtmeter 798 77441823 95 4366 677 47 — 505 160 71 Im Holzkörper 583 2390| 836 106 | 585277 32 — 380 121 53. In der Rinde 119 4486 372 22 3660 200 38 — 124 30 40 Sa. im Feſtmeter 702 68761208 128 4245 477 70 — 504 151 93 Im Kernholze .| 254 559 146 33 206 31 9 11] 33 12 65 Im Splintholze 217 | 1085| 398,103 | 287 8315 — 155 23 21 Im Cambium und Baſt 271615 97 7 1485 10 2 — 7 7 — In der Borke. 26 2142 60 6 2002 35 9 — 7 320 Sa. im Feſtmeter 524 5401 701149 3980 159 35 11 202 45 106 Im Kernholze 442 972 467 127 231 23 16 — 25 34 49 Im Splintholze 43 120] 39] 21 30 7 3 — 11 A| 5 Im Cambium | und Baſt 6 280] 29 2 2350 9 11 — 2 1 1 In der Borke. 26 744 30 2 679 18 4 — 4 44 3 Sa. im Feſtmeter 517 2116 565/152 1175 57 24 — 42 43 a 58 D. Eichen-Aſt⸗ und Reisholz. In den Zweig⸗ chen unter bmm 227 | 4086| 891 123 2008 409 45/1360 266 133 75 In den ſtärkeren Zweigchen 476 6378013160 71 3454 646 59 — 580206 46 Sa. im Feſtmeter 703 10464 2207 194 54621055 1041360 846 339 121 In den Zweig⸗ 8 chen unter 1m 268 4717 811) 49 2486 551 53, — 595 99 73 In den ſtärkeren Zweigchen 435 | 5090| 933) 94 2677 335 46177 685115 28 Sa. im Feſtmeter 703 98071744 143 51630 886 991771280214 | 101 8 Siebenter Theil. In 1 Feſtmeter der einzelnen Sortimente iſt enthalten: b Stammtheile 8 =. ie,, 8 8 e Holzſortiment 38 S 5 A S 88 8 8 3 kg g 50 In den Zweig⸗ ſpitzen unter 1m. 152 3009 517 30 1588 351 33 — 380 64 46 In den ſtärkeren Mefen 590 7611 1593| 236 3882 696 95| 35 | 855/130 | 89 Sa. im Feſtmeter 742 10620021100 266 5470/1047 128035 1235 194 135 345 In den Zweig⸗ ſpitzen unter 2 m . . 134 2653| 456] 27 14000 310 29 — 335 56 40 Im ſtarken Aſt⸗ holz ohneRinde 400 1080, 6080 40 196 48 16 — 100 44 28 In der Rinde der | Aeſte . . 188 7614| 619 139 62300 212 57 — 212 96 49 Sa. im Feſtmeter 722 11347 1683 206 7826 570102 — 647 196117 Die Folgerungen, welche ſich bezüglich des Gehaltes der Eiche und Buche in ihren verſchiedenen Altersſtufen an Kali, Natron, Kalk, Magneſia u. ſ. w. aus dieſen Zahlen ergeben, ſind von Weber a. a. O. niedergelegt. Weitere Reſultate werden von Specialarbeiten, welche den vorliegenden, ſtets von Bedeutung bleibenden Gegenſtand betreffen, zu erwarten ſein. Die für die Erziehung und die Umtriebs⸗ zeit der Eiche wichtigſten Folgerungen, die ſich aus den Analyſen der Aſchen ihrer verſchiedenen Stammtheile ziehen laſſen, gehen daraus hervor, daß bei der Eiche der Unterſchied des Kern- und Splint— holzes in Bezug auf den Gehalt an mineraliſchen Beſtandtheilen bedeutend iſt und daß die Rinde ſich durch Reichthum an dieſen Stoffen beſonders auszeichnet. Nach den mitgetheilten Unterſuchungen zeigt die Zuſammenſetzung eines Feſtmeters Aſt- und Reisholz in den verſchiedenen Altersſtufen nur geringe Unterſchiede. Der Aſchen— gehalt des durchſchnittlichen Feſtmeters verſchiedener Beſtände muß hiernach einmal vom Gehalt des Derbholzes an Kern und Splint abhängig ſein, insbeſondere aber durch das Verhältniß beſtimmt werden, in welchem das Reisholz und die Rinde am durchſchnittlichen Feſtmeter der Beſtände betheiligt ſind. Inſoweit die anorganiſchen, zur Holz- und Rindenbildung dienenden 8 79. Die Grundbedingungen und Quellen der Zuwachsbildung. 9 Bodennährſtoffe beſtimmende Elemente der Holzmaſſenerzeugung jind, kann aus den mitgetheilten Reſultaten der Weber'ſchen Unter: ſuchungen gefolgert werden: Erſtens, in Bezug auf die Betriebs— arten, daß der Hochwaldbetrieb bei einem gegebenen Fonds noth⸗ wendiger anorganiſcher Bodenſubſtanzen einen nachhaltig größeren Zuwachs erzeugt als der Mittel- und Niederwaldbetrieb, die mehr Rinde und Reisholz im Durchſchnitt der erzeugten Holzmaſſe enthalten. In Bezug auf die Erziehung der Beſtände geht zweitens aus jenen Unterſuchungen hervor, daß ſtärkere Unter: brechungen des Kronenſchluſſes, wie ſie namentlich mit weitſtändiger Beſtandesbegründung und frühzeitiger Lichtung verbunden ſind, auf die nachhaltige Holzmaſſenerzeugung einen negativen Einfluß aus— üben, weil die ſtärkere Unterbrechung des Schluſſes immer eine ſtärkere Reisholzbildung und unvollkommene Ausnutzung der Boden: kraft zur Folge hat. Drittens wird aus den angeführten Zahlen zu entnehmen ſein, daß die Eiche, wenn fie in hohem Umtrieb bewirth— ſchaftet wird, für ihre Holzbildung an die Nährſtoffe des Bodens ge- ringere Anſprüche ſtellt, als bei niedrigem Umtrieb. Diejer vortheil- haften Wirkung hoher Umtriebszeiten ſteht jedoch, dieſelbe beſchränkend, aufhebend oder gar in ihr Gegentheil verkehrend, der Umſtand gegen: über, daß die Eiche, wenn ſie mit hoher Umtriebszeit behandelt wird, nicht im Stande iſt, die gegebenen Bodennährſtoffe für ſich voll aus: zunutzen. Es werden vielmehr entweder von Natur oder im Wege der Kunſt bei hohem Umtrieb andere Gewächſe erzeugt, die dem Boden den Ueberfluß von Nährſtoffen, den die Eiche für ſich zu ver⸗ wenden nicht im Stande iſt, entziehen. In Bezug auf die Höhe der Umtriebszeit laſſen ſich deshalb aus dem chemiſchen Gehalt des Holzes und der Rinde keine Folgerungen ableiten. Vergleicht man die Eiche mit der Buche in Bezug auf den Gehalt des durchſchnittlichen Feſtmeters an anorganiſchen Beſtand— theilen nach den Zahlen von Weber, ſo ergiebt ſich, daß die im Holz beider Baumarten enthaltenen Mengen dieſer Stoffe verhältniß⸗ mäßig nur geringe Abweichungen zeigen. Die Unterſchiede des Rein: aſchengehaltes zwiſchen den verſchiedenen Altersſtufen der Eiche ſind nicht unerheblich größer als diejenigen von gleichalterigen Buchen und Eichen. Weit bedeutender als beim Holze ſind die Unterſchiede, welche ſich für die Rinde in der vorliegenden Richtung ergeben. Die Eiche hat einmal ein erheblich höheres Rindenprocent als die Buche; ſodann iſt ihre Rinde reicher an anorganiſchen Beſtandtheilen. Wegen dieſes Verhaltens ihrer Rinde muß die Eiche als die an— ſpruchsvollere der beiden Holzarten angeſehen werden. In Bezug 10 Siebenter Theil. auf die Fähigkeit der Zuwachserzeugung iſt in dieſem hohen Gehalt der Eiche gegenüber der Buche ein negatives Moment enthalten, das durch anderweite Einflüſſe und Eigenſchaften, die weiterhin hervor— gehoben werden, noch verſtärkt wird. Unterſuchungen des Bodens auf ſeinen Gehalt an löslichen, den Wurzeln zugänglichen Stoffen ſtellen ſich in der Forſtwirthſchaft in der Regel beſondere Schwierigkeiten entgegen, die in der Natur der Flächen, die der Wald einnimmt, ihre Urſache haben. Die Ver⸗ hältniſſe der Landwirthſchaft ſind in dieſer Beziehung einfacher und deshalb auch weiter vorgeſchritten. Der den Wurzeln der landwirth⸗ ſchaftlichen Gewächſe zur Verfügung ſtehende Bodenraum kann nach ſeinem Volumen und ſeiner Beſchaffenheit mit ziemlicher Sicherheit zahlenmäßig beſtimmt werden. Er wird durch die Bearbeitung nach allen Richtungen für die Aufnahme der Wurzeln befähigt. Eine Bodenprobe, die zur chemiſchen Unterſuchung entnommen wird, kann als Maßſtab für ein größeres gleichartiges Ackerfeld dienen. Der Boden, welchen die Waldbäume einnehmen, läßt ſich dagegen häufig wegen ſeiner Feſtigkeit, ſeines Gehaltes an Steinen, ſeiner wechſelnden, oft nicht meßbaren Tiefgründigkeit, nach ſeiner Ausdehnung und nach ſeinem wirkſamen Gehalt nur ſchwierig charakteriſiren und ziffermäßig bemeſſen. Weber unterſuchte den Buntſandſteinboden des Reviers Rothenbuch in der vorliegenden Richtung. Bei der Annahme, daß die Wurzeln der Buche den Boden auf 60 em voll ausnutzen, ge: langt er dabei zu dem Reſultate, daß auf geſchontem, humusreichem lehmigem Sandboden der disponible Vorrath an Kull Kalt Magneſia Phosphor- Schwefel⸗ Beim Buchenhochwald mit bloßer ja: Dr Holznutzung auf... ... 414 72 2314 1670 1540 Jahre Desgleichen mit Holz- und Streu⸗ T 229 11 561 312 8 Beim Eichenſchälwald auf.. 440 35 1527 637 770 Beim Hackwaldbetrieb auf . . 564 74 2439 1320 1154 „ ausreichen würde, wogegen auf einem durch Streunutzung geſchwächten Boden dieſe Dauer in Bezug auf Kali Kalk Magneſia Phosphor- Schwefel- Beim Buchenhochwald ohne lan 5 Streunutzung nur 206 57 455 437 1840 Jahre Desgleichen mit Holz- und Streu⸗ niBung r! 93 9 110 82 W Beim Eichenſchälwald nur . . 180 28 301 167 930 „ Beim Hackwald nuar 209 59 480 345 1390 betragen würde. Sofern der Kalkgehalt des Holzes und der Rinde ſeiner Menge nach feſt beſtimmt wäre, würde hiernach in dem vor— 8 79. Die Grundbedingungen und Quellen der Zuwachsbildung. 11 liegenden Falle ſchon in verhältnißmäßig kurzer Zeit eine Erſchöpfung des Bodens wegen Mangels an dem genannten Stoffe eintreten und eine Fortſetzung des Wachsthums nur dadurch möglich werden, daß durch die Verwitterung des Grundgeſteins, durch die Zufuhr der atmoſphäriſchen Niederſchläge, durch das tiefere Eindringen der ſtärkern Wurzeln älterer Beſtände, durch die Verarbeitung und Rückgabe der aus der Tiefe genommenen Stoffe eine Bereicherung des Bodens eintritt. Nun iſt allerdings von G. Heyer“) die An— ſicht ausgeſprochen und begründet worden, daß nur die Quantität der Aſche innerhalb der nämlichen Holzart und des gleichen Pflanzen⸗ theils feſtſtehe, daß ſie aber in qualitativer Beziehung nach der Zu: ſammenſetzung des Bodens Abweichungen zeige, wogegen der Sauer— ſtoffgehalt der in der Aſche eines und deſſelben Pflanzentheiles enthaltenen Baſen (Kali, Natron, Kalk ꝛc.) eine conſtante Größe ſei. Inwieweit eine Ergänzungsfähigkeit verſchiedener Baſen und Salze im Holz und in der Rinde der Eiche vorliegt, vermag der Verfaſſer nicht zu unterſuchen und zu beurtheilen. Da die Ergänzungsfähigkeit, wenn ſie vorhanden iſt, jedenfalls innerhalb beſchränkter Grenzen liegt, ſo wird man auf Grund jener Zahlen immerhin zu der auch der allgemeinen Erfahrung der forſtlichen Praxis entſprechenden Ver⸗ muthung berechtigt ſein, daß der Entzug der Streu auch auf guten Waldböden ſchon aus bodenſtatiſchen Gründen für jede nachhaltige auf Holzzucht gerichtete Wirthſchaft möglichſt zu beſchränken iſt. Wenn nun aber auch die Beziehungen der mineraliſchen Boden⸗ kraft zum Zuwachs gehörig gewürdigt werden, ſo können doch die im Boden vorhandenen Mengen löslicher anorganiſcher, zur Ernährung der Holzgewächſe dienender Subſtanzen, ſelbſt wenn man ſie genau zu ermitteln im Stande wäre, für die Höhe des Zuwachſes einen genügenden Maßſtab nicht bilden. Häufig befinden ſich dieſe Stoffe in einem ſolchen Zuſtand und in einer ſo dichten und verhärteten Umgebung, daß den Wurzeln die Möglichkeit, mit ihnen in Ver⸗ bindung zu treten, nicht gegeben iſt. Ob die Zuwachsmenge, deren Bildung nach dem chemiſchen Gehalt des Bodens möglich iſt, wirklich erzeugt werden kann, wird durch die ſogenannten phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens beſtimmt, unter denen Lockerheit, Tief⸗ gründigkeit, Friſche und wärmehaltende Kraft für die Eiche am wichtigſten ſind. Je nach dem Vorhandenſein dieſer phyſikaliſchen Eigenſchaften iſt die Menge von Zuwachs, welche die Eiche auch bei gleichem Reichthum des Bodens an Nährſtoffen zu erzeugen vermag, 1) Lehrbuch der forſtlichen Bodenkunde und Klimatologie, 1856, S. 348. 12 Siebenter Theil. außerordentlich verſchieden. Es iſt deshalb auch nicht möglich, all— gemeine Verhältnißzahlen zwiſchen dem Zuwachs und dem chemiſchen Gehalt des Bodens zu conſtruiren und dieſen als Maßſtab der Bonität in zahlenmäßiger oder anderer Richtung zu benutzen. Der chemiſche Gehalt des Bodens kann nur ein Glied in der Reihe der Beſtimmungsgründe für den Maſſenzuwachs der Eiche bilden. Noch weniger iſt es gerechtfertigt, die geognoſtiſche Abſtammung des Bodens zum Beſtimmungsgrund ihrer Wachsthumsenergie anzuſehen. Bei Beſchränkung auf einzelne Oertlichkeiten zeigt allerdings der Boden nach der Abſtammung von den Muttergeſteinen ein charakteriſtiſches Verhalten, das für die Bonität und die Zuwachsmenge beſtimmend ſein kann. Aber eine allgemeine Gültigkeit beſitzen die Unterſchiede der Geſteinsarten in dieſer Hinſicht nicht. Es können vielmehr auf faſt allen geognoſtiſchen Formationen ausgezeichnete Beſtände aller Holzarten, auch der Eiche, erwachſen. Selbſt Kalk, Baſalt und andere Eruptivgeſteine, welche unter gewiſſen Verhältniſſen als un⸗ paſſende Eichenböden angeſehen werden, haben unter günſtigen phyſi⸗ kaliſchen Bedingungen vortreffliche Eichenbeſtände aufzuweiſen. Nur die häufig mit ihnen verbundene, aber nicht nothwendig und all⸗ gemein auftretende Flachgründigkeit beſchränkt hier ihr Wachsthum und läßt ſie häufig von andern Holzarten verdrängt werden. Der Zuwachs, welchen die Eiche nach Maßgabe der Boden: verhältniſſe zu erzeugen vermag, kommt endlich nur zu Stande, wenn die klimatiſchen Bedingungen ihrem Wachsthum nicht ungünſtig ſind. Für Deutſchland, das nördlichſte Gebiet ihrer Verbreitung, kann wohl faſt ausnahmslos die Regel aufgeſtellt werden, daß der der Bodenkraft entſprechende Zuwachs um ſo ſicherer und gleichmäßiger erfolgt, je wärmer das Klima iſt. Sowohl geringe Durchſchnitts⸗ temperaturen als auch die Minima in den verſchiedenen Jahreszeiten ſind für die Eiche Hinderniſſe einer gleichmäßigen Zuwachsbildung; dieſe kann durch die mechaniſche Zerſtörung der Theile, an welche ſich der Zuwachs anlegt, gehemmt werden. So üben insbeſondere die Spätfröſte auf den Zuwachsgang jugendlicher Beſtände einen nachtheiligen Einfluß aus; und die mangelhaften Verholzungen, welche ein kalter Herbſt mit ſich bringt, die Froſtriſſe, welche durch niedrige Wintertemperatur verurſacht werden, haben eine Ber- minderung nicht nur des Werthzuwachſes, ſondern auch des Maſſen⸗ zuwachſes zur Folge. Wie groß der Einfluß der Wärme auf den gleichmäßigen Zuwachsgang der Eiche iſt, lehren alle Vergleichungen zwiſchen Nord- und Südſeiten, zwiſchen höhern und tiefern Lagen unter übrigens gleichen Standortsverhältniſſen. Am beſten läßt er 8 79. Die Grundbedingungen und Quellen der Zuwachsbildung. 13 ſich durch Vergleichung mit dem relativen Wuchs der Buche be— obachten und nachweiſen. Wenn die Bedeutung der Wärme für den Zuwachs der Eiche nicht immer hervortritt, ſo liegt dies an dem Umſtande, daß die übrigen Vegetationsbedingungen häufig nicht die gleichen ſind, daß die größere Wärme, welche einem gewiſſen Stand— ort zu Theil wird, häufig mit größerer Trockenheit oder Flach⸗ gründigkeit verbunden iſt, wie dies insbeſondere an den Südweſt⸗ hängen im Gegenſatz zu nördlichen und öſtlichen Abdachungen der Fall zu ſein pflegt. Bei gleichen ſonſtigen Eigenſchaften leiſtet da⸗ gegen der wärmere Standort bei der Eiche ſtets mehr Zuwachs als der kühlere. | Von den Organen, durch welche die Zuwachsbildung der Eiche vermittelt wird, ſind die Wurzeln und Blätter die wichtigſten. Die Wurzeln der Eiche find von vornherein tiefgehend und kräftig. Sie können daher die im Boden befindlichen Nährſtoffe verhältniß⸗ mäßig früh ausnutzen. Und ſie würden dies in noch höherem Grade thun, wenn ihnen nicht unter den Bedingungen, die dem Wachsthum der Eiche in der Regel geſtellt ſind, Concurrenz von anderen Gewächſen gemacht würde. Daß der Concurrenzkampf um die Ausnutzung des Nahrungsreichthums des Bodens für die Eiche ſchwieriger iſt als für die Buche, liegt bekanntlich in ihrer Blatt- und Kronenbildung. Da ihre Blätter nur in dem äußern Umfang der Zweige ſitzen, ſo iſt die Blattſumme, welche für die Zuwachsbildung thätig iſt, bei der Eiche kleiner als diejenige eines entſprechenden Buchenbeſtandes. Wenn es nun auch denkbar iſt, daß dieſe quantitative Minderleiſtung durch die qualitative Thätigkeit der Eichenblätter aufgehoben würde, ſo kann doch die weitere Wirkung der lichteren Bekronung auf die nachhaltige Zuwachsleiſtung nicht ohne Einfluß bleiben, die dadurch entſteht, daß ſich der Boden früher und ſtärker mit Gewächſen überzieht, die einen Theil der Bodennährſtoffe an ſich ziehen. Hinſichtlich der Maſſen— erzeugung wird daher auch unter Standortsverhältniſſen, die beiden Holzarten in gleicher Weiſe entſprechen, die Buche ſich günſtiger ver— halten, ein Umſtand, der bedeutend genug iſt, um auf gewiſſen Stand— orten, insbeſondere in höhern, kühlern, der Sonne abgewandten Lagen der Buche trotz der Minderwerthigkeit ihres Holzes vor der Eiche den Vorzug zu geben und die Tendenz der Nutzholzerziehung in der Einſprengung von Nadelholz zum Ausdruck zu bringen. Wegen der Menge von Factoren, welche auf die Höhe des Zu— wachſes der Eiche von Einfluß ſind, iſt es nicht möglich, dieſen ſelbſt für örtlich beſchränkte Gebiete in präciſer, exacter, zahlenmäßiger Form darzuſtellen. Die Bildung von regelmäßig abgeſtuften Klaſſen, die 14 Siebenker Theil. Ausſtattung dieſer Klaſſen mit detaillirten, durch die Aufnahme einzelner Beſtände und Interpolation fehlender Zwiſchenglieder gewonnenen Zahlen hat bei der Eiche etwas Gekünſteltes und entſpricht nicht ihrer Natur und ihrem thatſächlichen Vorkommen in Deutſchland, wo vorzugs— weiſe der Miſchwald herrſchend iſt. Wie Erfahrung und Beobachtung lehren, hat die Eiche vorwiegend für die beſſern Standortsklaſſen Bedeutung. Geringere Bonitäten gehen, auch wenn ſie früher, bei reicherm Humusgehalt des Bodens, guten Eichenwuchs gehabt haben, in der Regel beſſer an das Nadelholz über. Unter allen Umſtänden hat aber hierbei die Lage einen die Grenze ihres Anbaues reetifi⸗ cirenden Einfluß. Im Nachfolgenden werden hauptſächlich nur beſſere Standorte, wie ſie etwa der gewöhnlich als zweite bezeichneten Standortsklaſſe für Laubholz entſprechen, zu Grunde gelegt. In ihrem Vorkommen und demgemäß auch in ihrer Zuwachs— bildung zeigt die Eiche bei vielfachen Abweichungen im Einzelnen zwei große charakteriſtiſche Verſchiedenheiten, zwiſchen denen allerdings auch viele Uebergänge vorkommen. Sie iſt einmal ein Baum der Niederungen und Ebenen mit fruchtbarem lehmreichem Boden. Sodann iſt fie ſeit uralter Zeit die Bewohnerin der meiſten deutſchen Gebirgs- waldungen mit mildem und gemäßigtem Klima und einem aus einem Gemiſch von Sand und Lehm beſtehenden Boden. In der Ebene tritt die Eiche häufig in reinen Beſtänden auf. Der Wuchs iſt hier verhältnißmäßig raſch; vorherrſchende Art iſt die Stieleiche. Im Gebirgswald iſt der Wuchs der Eiche langſamer. Sie tritt hier meiſt in Gemeinſchaft mit der Buche auf; herrſchende Art iſt die Trauben: eiche, die im Gebirgswalde vor der Stieleiche in ihrem Wuchs und ihrer Holzqualität ſo beſtimmte Vorzüge beſitzt, daß ſie beim Anbau nach Möglichkeit begünſtigt werden muß. 8 80. Der Höhenzuwachs der Eiche. I. Der Eiche an ſich. Der Gang des Höhenzuwachſes der Eiche iſt in hohem Grade von den äußern Verhältniſſen abhängig, unter denen ihre Ent- wicklung vor ſich geht. Es macht ſich in dieſer Hinſicht zunächſt der große Einfluß des Standorts geltend, ſowohl des Bodens, deſſen Lockerheit, Humushaltigkeit und Erwärmungsfähigkeit den Höhen⸗ zuwachs der Eiche, am ſichtlichſten in der Jugend, in hohem Maße befördern; als auch des Klimas, das auf die Dauer des Vegetations- 8 80. Der Höhenzuwachs der Eiche. 15 proceſſes und damit auch auf die Länge und völlige Verholzung der Höhentriebe von Einfluß iſt. Aber auch auf ganz gleichem Standort iſt der Höhenzuwachs der Eiche, wie verſchiedene Kulturen oder Ver— jüngungen oder auch Theile derſelben Kultur oder Verjüngung vielfach erkennen laſſen, außerordentlich verſchieden. Er läßt ſich einerſeits durch rechtzeitige Pflege der Krone, durch Beſeitigung ſtärkerer Seitenäſte und Zwieſelbildungen, durch Bodenlockerung, durch ſeitliches und unter: ſtändiges Schutz-, Füll⸗ und Treibholz befördern; andererſeits wird er durch ſenkrechten Schirm und durch nachtheilige äußere Einwirkungen, unter denen Wildverbiß und Froſt die allgemeinſten und wichtigſten ſind, zurückgehalten. Sobald die Eiche in das wuchskräftige Dickungsalter eingetreten und den Gefahren, die fie in der Jugend bedrohen, entwachſen iſt, hören die ſtärkſten äußern Urſachen ihrer ungleichmäßigen Entwicklung auf. Der Höhenwuchs folgt nun, wenn nicht ſtörende Einflüſſe be— ſonderer Art eintreten, den ihr unter normalen Verhältniſſen eigen⸗ thümlichen Wachsthumsgeſetzen. Dieſen zufolge ergeben ſich zunächſt Verſchiedenheiten nach dem Standort. Für gegebene Standorts— verhältniſſe hängt aber bei ungeſtörter Entwicklung die Höhenzunahme von dem Wachsraum ab, der dem einzelnen Stamm gegeben wird. In jedem geſchloſſen erwachſenden Beſtande laſſen ſich in dieſer Hinſicht an den einzelnen Stammklaſſen große Unterſchiede erkennen. Die vorherrſchenden Stämme mit weiterem Wachsraum ſind höher als die herrſchenden, und dieſe übertreffen die zurückgebliebenen und unterdrückten Beſtandesglieder. Wird dagegen der Schluß der Beſtände ſtärker unterbrochen, ſo iſt der Einfluß, den der größere Wachsraum auf die Bildung der Höhentriebe ausübt, zweifelhaft. Immer wird durch den vermehrten Wachsraum die Energie des aufſteigenden Saft⸗ ſtromes geſteigert. Da aber das Licht auch auf die untern Theile der Krone einwirkt und zur Verlängerung der Seitenzweige und zur Entſtehung von Stammſproſſen Veranlaſſung giebt, ſo kann die Energie zum Höhenwachsthum, wozu der erweiterte Wachsraum an ſich Ber: anlaſſung giebt, abgelenkt, vermindert oder aufgehoben werden. In jedem Fall aber wird das Verhältniß der Zunahme der Höhe zu derjenigen der Stärke, welches in ſeinen endlichen Reſultaten für die Formen des Stammes von Wichtigkeit iſt, nach der Lichtung ein kleineres. Von allgemeinem Intereſſe ſind in dieſer Hinſicht, die Unterſuchungen, welche R. Hartig!) veröffentlicht hat. Einige als Oberholz in den mittelwaldartigen Beſtänden des Gramſchatzer 1) Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1894, Heft 12, S. 488. 16 Siebenter Theil. Waldes bei Würzburg erwachſene Eichen zeigten vor und nach der mit einem Unterholzhieb verbundenen Freiſtellung folgende Zunahmen der Höhen und Durchmeſſer: Nr. Alter Vor der Lichtſtellung betrug Nach der Lichtſtellung betrug e tu bie Re vos Ber- die Ne dai Ber- Stämme ftellung der Höhe 3 En der Höhe W re Jahre dm em zu e dm cm zu h a b | 0 d e f g h i I 212 52 1,6 1,2 13:1 1,5 4„2 4:1 122 0,6 2,4 2,5:1 0,3 4,1 0,7:1 II 270 60 0,8 33 2,41 0,7 4,2 1772 110 0,5 2,4 274 0,4 2,9 14:1 III 270 50 3,1 1,9 16:1 2,1 4,1 82 90 0,4 2,6 1,571 0,4 3,3 12:1 150 0,5 1,6 3:1 0,6 4,0 1,5578 IV 270 50 2,0 1,8 11:1 1,4 2,8 5:1 90 0,6 1,5 4:1 0,7 3,0 2,3:1 150 0,3 1,3 2,1 0,3 2,1 14:1 An Stämmen endlich, die plötzlich, ohne gehörige Vorbereitung, aus dem Schluſſe des Hochwaldes in den Freiſtand übergeführt werden, pflegen bekanntlich häufig, während ſich der Schaft mit Waſſerreiſern überzieht, die oberſten Gipfeläſte abzuſterben; der Höhenzuwachs iſt hier ein negativer. Wenn auch wegen der Vielſeitigkeit der äußern Einflüſſe alle Angaben über den Höhenwuchs mit einer gewiſſen Reſerve und be— züglich ihrer directen Verwendung mit Vorſicht aufgenommen werden müſſen, ſo empfiehlt es ſich doch hier, wie bei andern phyſiologiſchen Verhältniſſen des Holzwuchſes, derartige Meſſungen vorzunehmen und ihre Reſultate in zahlenmäßiger Form nachzuweiſen. Werden ſie mit der durch die Vielſeitigkeit der Verhältniſſe gebotenen Beſchränkung gebraucht, jo tragen fie zweifellos dazu bei, den wirthſchaftlichen Ur- theilen, welche durch Beobachtung und Erfahrung gewonnen werden, mehr Beſtimmtheit zu geben, was nach dem gegenwärtigen Stande vieler forſtlichen Fragen für die Wirthſchaft von großer Wichtigkeit iſt. Zahlenmäßige Reſultate über den Höhenwuchs der Eiche auf Grund eingehender Stammanalyſen hat R. Hartig mitgetheilt. Sie beziehen ſich auf verſchiedene Eichenbeſtände des Speſſarts, der Forſt⸗ ämter Starnberg und Freiſing, ſowie der Waldungen bei Würzburg. Einige dieſer Unterſuchungen (ſoweit die bezüglichen örtlichen Ver⸗ hältniſſe dem Verfaſſer bekannt ſind) werden nachſtehend im Auszug nach dem Durchſchnitt der von Hartig unterſuchten Stämme mitgetheilt: 8 80. Der Höhenzuwachs der Eiche. 17 1. Wirthſchaftsgebiet: Speſſart. a) 400 jährige Alteichen, von nachwüchſigen Buchen umgeben. Forſtamt Rohrbrunn.“) Im Alter von 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahren betrug die Höhe 3,9 9,0 14,0 16,3 18,6 20,8 22,1 23,1 24,1 25,1 m Unterſchied. . 3,9 5,1 5 2,3 2,3 2, 1,3 1,0 1,0 1,0 Durchſchnittlich jährliche Zu⸗ . nahme . 0,2 0,26 0,25 0,12 0,12 0,11 0,07 0,05 0,05 0,05 „ Im Alter von 220 240 260 280 300 320 340 360 380 400 Jahren betrug die Höhe 26,1 27,1 28,1 29,1 29,9 30, 30,8 31,2 31,86 32, m „ Unterſchied.. ieee 75 AD a, Durchſchnittlich jährliche Zu⸗ nahme 0,os 0,05 0,05 0,04 0,03 0,02 0,02 0,02 0,02 „ b) Die ſogenannten Heiſterbeſtände: 250 jährige, in dichtem Stand erwachſene, nicht durchforſtete, reine Eichenbeſtände. Forſtamt Rohr⸗ brunn (Geyersberg).“) ie von 20 40 60 80 100 120 Jahren e 6,4 129 174 19, 21,2 225 m Jr 6, 6/6 4 2,0 1,8 153 5 Durchſchnittlich jährliche Zunahme 0,32 0,33 0,23 0,1 0,09 0,07 1 A .:;. .... 140 160 180 200 220 240 Jahren betrug die Höhe 23,7 25,3 26,6 27,5 28,6 29,3 m . ) 09 ER 0, Durchſchnittlich jährliche Zunahme 0,06 0,08 0,07 0,05 0,06 0,04 „ c) 9YOjährige, mit gleichalten Buchen aufgewachſene Eichen. Forſtamt Rohrbrunn (Eichhain).“) —— — 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Jahre —A 159 5,3 9,5 12,5 15,63 18,0 20,0 21,7 22,9 m Unterſchied 1, 3,4 4,2 3,0 3,3 2,2 2,0 1,7 152 4 Durchſchnittlich jähr⸗ liche Zunahme . . 0,19 0,34 0,2 0,30 0,33 0,22 0,20 0,17 0,12 77 2. Wirthſchaftsgebiet: Guttenberger Wald bei Würzburg.“ Sehr guter Lehmboden in milder Lage. 65 jährige Eichen, durch Pflanzung in 1,17 m U Verband entſtanden, vor 29 Jahren mit Buchen unterbaut. FFP. , 15 25 35 45 55 65 Jahre o 8,7 14,6 18,1 20,8 22,9 24,6 m / cc 87 598: 3527 2% 1½% 4 Durchſchnittlich jährliche Zunahme 0,58 0,59 0,35 0,27 0,21 0,17 7 1) Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, Heft 8, S. 300. 2) Daſelbſt Heft 7, S. 257. 3) Daſelbſt S. 259. 4) Daſelbſt 1894, Heft 12, S. 499. b Martin Bodenreinertragstheorie. IV. 2 18 | Siebenter Theil. Bei den vom Verfaſſer angeſtellten Unterſuchungen über den Stärkezuwachs durch ſectionsweiſe Meſſungen, die in den folgenden Paragraphen mitgetheilt werden, ergeben ſich die Lebensalter, in welchen die Höhen der unterſuchten Querſchnitte erreicht ſind, durch den Unterſchied der Zahl der Jahrringe in dieſen Höhen und der⸗ jenigen auf dem Stockabſchnitt. Zur Begründung der Wichtigkeit der in dieſer Schrift befolgten Methode der Stammanalyſen werden einige dieſer ſpeciellen Meſſungen, die durch zurückbehaltene Stammſcheiben auf ihre Richtigkeit geprüft werden konnten, nachſtehend nach ihren Reſultaten für den Höhenwuchs mitgetheilt. Sie beziehen ſich auf Reviere des Speſſarts und des Regierungsbezirks Wiesbaden und wurden gemeinſchaftlich von den Verwaltern der betreffenden Reviere (Herrn Oberförſter Voß in Kaſſel und Herrn Forſtmeiſter Staubeſand in Weilburg) und dem Verfaſſer ausgeführt. Da der Zweck der vor— genommenen Arbeiten zunächſt nicht auf den Höhenwuchs gerichtet war, ſo waren die Reſultate in dieſer Beziehung ungleichmäßig und unvollſtändig. Sie ſind durch Interpolation ergänzt. Wirthſchaftsgebiet: Speſſart. Oberförſterei Kaſſel (Kreis Geln⸗ haufen). ca. 90jährige Eichen, geſchloſſen erwachſen, vor 40 Jahren mit Buchen unterbaut. Boden: lehmiger Sand, gut. Meereshöhe 150 - 200m. A“ In der Höhe Durch. In der Höhe Durch⸗ = Unterſchied ſchnitt⸗ 5 Unterſchied ſſchnitt⸗ = betrug lich 8 betrug lich = Ganze 18 5 des jähr⸗ © Ganze a 117 des jähr⸗ Länge zahl] der Al- liche] 8 Länge zahl der Al. liche 2 m | der Höhe Zu- m Her Höhe ers Zu⸗ 8 Jahr- ters nahme & Jahr⸗ ers nahme 5 m ringe m (Jahre m m ringe m Jahre m 1 : 5 2,5 8 | 0,31 e - 5 3,544 3 | 1,18 9 75 2% | 6 | 0,8 15 66 24% 9 | 0,28 8535 12,5 7 | 0,86 55 61 2,544 5 | 0,51 1 5 8 2,5 6 0,42 1 225 56 2,544 5 | 0,51 10 Su 2,5 9 | 0,88 | 1 48 2,54 8 | 0,32 1 = > 2,5 7 | 0,86 2 u. 2,544 3 | 0,8 I II |24 1 | 85 VI 23,8 1 83 5 3 75 2, 10 0% „3.84 78 24 5 0,57 6˙2 72 25 3 0,83 6080 73 2,4% 5 0,51 82 68 2,5 40,6 8,62 66 2,54 7 0,6 112 62 25 6 | 0,42 1116 60 2,5% 6 0,4 N 2,5 4 | 0,68 b 2,544 5 | 0,51 13,7 58 2 8 0 13,700 55 15 10 025 16, 50 2% 15 16% 48 1% 4 000 | 18,09| 41 |" - 1) Die Nummern der Stämme ſtimmen mit denjenigen der ſpäteren Paragraphen überein. | * 8 80. Der Höhenzuwachs der Eiche. 19 5 In der Höhe Unterſchied Durch. „ In der Höhe Unterſchied Durch⸗ 2 ſchnitt⸗ ſchnitt⸗ 5 betrug lich 5 betrug lich 5 Ganze die An 5 des jähr- c Ganze die An⸗ des ahr⸗ 2 von U -. * » bon 50 Al⸗ jühr = Länge zahl Höhe liche 2 Länge zahl Höhe liche 2 IS der ters Zu- @ m der ters Zu⸗ & Jahr⸗ nahme Jahr- nahme ee eee e |0m a — 3 |08 6˙78 67 3,04 8 | 0,38 760 69 2,54 5 0,51 932 62 or 5 | 0,51 1016| 64 2,54 5 | 0,51 1186| 57 %% 5 10,81 12,70 57 25 la 1440| 58 2,54 4 0,64 1594 47 2,½54 10 0,25 16.9 47 2,544 6 0,42 | 17.15 11 139,54 6 | 0,42 Nach den ungefähren Mittelwerthen der Höhenzunahme und mit Inter⸗ polation nach abnehmenden Differenzen würde hiernach der Verlauf des Höhenwuchſes, wenn man ihn auf die Jahrzehnte reducirt und für die Höhe von I m 5 Jahre zuſetzt, etwa folgendermaßen darzuſtellen fein: Z 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Jahre r 25 6,5 11 15 18 20,5 22,5 24 25 m 2 4 45 4 3 2,8 2 15 1 5 Durchſchnittlich jähr⸗ liche Zunahme . 0,25 0,0 0,5 0,40 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 „ Wirthſchaftsgebiet: Regierungsbezirk Wiesbaden, Umgebung von Weilburg. 3 | a) Sehr guter Standort. Oberförſterei Weilburg, Diſtrict 52 des Staatswaldes. Lehmboden in 250 m Meereshöhe. 85jährige Eichen, mit gleichalten Buchen einzelſtändig gemiſcht. 2 Durch⸗ Durch⸗ ei In der Höhe Unterſchied ſchnitt 8 In der Höhe Unterſchied ſchnitt⸗ 3 lich 5 lich 9 Ganze betrug des jähr- 5 Ganze betrug des üähr⸗ a die der Al, che 8 84 die der Al. | ie 3 1 ters zu⸗ 2 m der ters zu⸗ . g Jahr- nahme & Jahr⸗ nahme m ringe m Jahre m m ringe m Jahre m 1 2e 0 es % 10 | o vl 30 0 e 10 15 00 4 8 0% 3,5 7 0% 11 67 1 13,5 63) ° . 15 | 57 ’ X | 28 0 85 2 5 0% m 2 9 85 % 10 0% 2180115 3 oe 15 4 77 0 12 62 6 14 | 0,46 ee] „ 18 a6 6 | 16 | 0,88 al Zub le #1 9,67 2 2 1,0 10 69 2 6 0,33 12 63 ! 14 57 } 2 6 | 0,33 20 Siebenter Theil. Aus vorſtehenden Stammanalyſen ergeben ſich bei Reduction auf Jahrzehnte und bei Interpolation nach allmählich abnehmenden Differenzen etwa folgende Höhen: C 10 20 30 40 50 60 70 80 Jahre PP 11 16,6 20 23 25 265 28 m Unterſchied 6 6 4,5 3,5 3 2 „ Eee Durchſchnittlich jähr⸗ liche Zunahme . . 0,60 0,00 0,45 0,35 0,30 0,20 0,15 0,15 „ b) Guter Standort. Oberförſterei Merenberg. Diſtrict 43 des Staatswaldes. 70 —80 jährige Eichen, mit gleichalten Buchen erwachſen, ſeit 15 Jahren freigeſtellt. Durch⸗ | Durch- 8 In der Höhe Unterſchied ſchnitt = In der Höhe Unterſchied ſchnitt⸗ 85 b 15 85 b 5 5 Ganze u des jähr- 5 Ganze Fe des äähr⸗ 8 Sbüge bon at de Ar- e e Länge von. Zahl der Al, 19 1 9 Zahl Höhe „ Höhen. S ge) von Zahl Höhe Höhen⸗ er BEN. ters zu⸗ Ri 1 ters zu⸗ = Jahr- nahme * Jahr⸗ nahme m ringe | m Jahre m m ringe m Jahre m I 0 76 I 24 0| 8 Fee 10 57 % 12 0, 10 60 % [9° 12 49 ] | 810, I 7 eee “| % | 17 00% 11 506 5, 10 | 55 6 18 0,33 14 44 16 | 37 Auf Jahrzehnte reducirt iſt hiernach der Höhenwuchs der Eiche etwa folgender: e e 10 20 30 40 50 60 70 80 Jahre „ A EN 4 9 13 16 185 20 21 22 m Unterſched A MR 3 ZB: „ 1 5 Durchſchnittlich jähr⸗ liche Zunahme . 04. 05 0, 0,3 0,25 01 01 0, „, e) Mittelmäßiger Standort. Oberförſterei Weilburg. Gemeinde⸗ wald von Selters. 67jährige Eichen, in unvollkommenem Schluß er: wachſen, im 55. Jahre mit Buchen unterbaut. ES n Be; 7 2 ge u ER: m 5 2: Er „ * 72 1 * — 8 so. Der Höhenzuwachs der Eiche. 21 a Durch . Durch⸗ = In der Höhe Unterſchied 1 E In der Höhe Unterſchied 2 5 = IN 6% 11 wee eee n ee, e fan | 2 3 der x Länge von Zahl der | Ur Hzhen. Länge] von Zahl Der Al- Hzhen⸗ 5 der Höhe ters 17 85 m der Höhe ters a & m Jahr⸗ nahme & Jahr- nahme m. ringe m Jahre m m ringe m Jahre m ben > 15 12 3 0, 18 5 ei is | 16 | 081 2 00 12 7 0,20 845 3 9 | 0,33 3 7 0,43 F 11 38 N u 20 0 8 % o, III is „ % | 15 0% 4 62 2 6 0,88 6 524 90% 9 55 12 9 0,22 10 414 2 5 | 0,40 8 47 12 | 38 a Hiernach ergiebt ſich etwa folgender Gang des Höhenwuchſes: JJ LE N 10 20 30 40 50 60 Jahre —— 4 75 11 14,5 165 18 m 11 4 355 8,85 3,85 2 „ Durchſchnittlich jährliche Zunahme 0,10 0,35 0,35 0,35 02 0,15 „ Als übereinſtimmendes Reſultat der im Vorſtehenden mitgetheilten Meſſungen ergiebt ſich, daß die Eiche auf ihr zuſagenden Standorten, wenn keine äußeren Störungen eintreten, ſchon frühzeitig einen kräftigen Höhenwuchs entwickelt und dieſen ziemlich gleichmäßig bis etwa zum mittleren Stangenholzalter fortſetzt, um dann ziemlich ſtetig abzunehmen. Eine Vergleichung verſchiedener Standorte läßt ferner beſtimmt er⸗ kennen, daß die klimatiſchen Verhältniſſe großen Einfluß auf den Höhenwuchs ausüben, weshalb generelle Folgerungen hier ganz aus⸗ zuſchließen ſind. Sie läßt ferner die geſetzmäßige Erſcheinung hervor⸗ treten, daß der Höhenwuchs durch die Güte des Bodens und die Wärme der Lage auffallend geſteigert und in ſeiner Culmination, aber auch in ſeiner Abnahme, beſchleunigt wird. II. Im Verhältniß zur Buche. Mehr praktiſche Bedeutung als der Höhenwuchs der Eiche an ſich hat für die wichtigſten forſtwirthſchaftlichen Maßnahmen im größten Theil des deutſchen Laubholzgebiets ſein Verhältniß zu dem der Buche. Dieſes unterliegt in noch höherem Grade der Einwirkung äußerer Einflüſſe als der Höhenwuchs reiner Eichenbeſtände. Faſt jede junge Schonung, die aus beiden Holzarten beſteht, enthält Eichen, die höher ſind als die unmittelbar neben ihnen ſtehenden Buchen; 22 | Siebenter Theil. andere die gleich hoch und andere die niedriger find als dieſe. Gleichheit der Entwicklungsbedingungen beſteht für Eiche und Buche nur ſelten. Iſt der Standort warm, wie oft an Süd- und Südweſt⸗ hängen, ſo iſt er verhältnißmäßig für die Eiche günſtiger als auf den umgekehrten Expoſitionen. Durch Abnahme der durchſchnittlichen Temperatur und der Tiefgründigkeit wird die Eiche in ſtärkerem Grade als die Buche in ihren Wachsthumsleiſtungen beeinträchtigt. Bei Beſtänden, die aus natürlicher Verjüngung gemiſchter Beſtände hervorgegangen ſind, liegt die erſte Bedingung für zutreffende ver: gleichende Beobachtungen, die Gleichalterigkeit beider Holzarten, ſehr häufig nicht vor. Die Buche verjüngt ſich hier früher, bei noch dunklerem Schirm. Iſt der zuerſt gebildete Buchenaufſchlag nicht künſtlich beſeitigt, ſo ſind daher die Buchen in der Regel etwas älter als die neben ihnen ſtehenden Eichen. Auch bezüglich des relativen Höhenwuchſes von Eiche und Buche wird hier zunächſt auf die Unterſuchungen R. Hartig's!) Bezug ge⸗ nommen; und zwar einmal auf das beiden Holzarten annähernd gleich gut zuſagende Waldgebiet des Speſſarts, ſodann auf Standorte, die als ſpecifiſche Eichen- bzw. Buchenſtandorte anzuſehen find: einer: ſeits die guten Eichenſtandorte in der Nähe von Würzburg, anderer— ſeits auf das durch guten Buchenwuchs ausgezeichnete Weſergebirge. Hartig giebt folgende Zahlen: Wirthſchafts⸗ | gebiet Alter 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Jahre Speſſart er 19 5,3 9,5 12,5 15,8 18,0 20,0 21,7 22,9 m Buche 2,0 5,5 9,2 12,2 15,8 18,5 21, 234 24,7 ee Eiche 4,7 11,9 16,4 19,5 219 23,8 25.2 Weſergebirge Buche 32 7,5 12,8 177 21,5 24,7 27, 6 „ 77 Beſtände, die für das gegenſeitige Höhenwachsthum beider Holzarten charakteriſtiſch ſind, enthält der Regierungsbezirk Wiesbaden in reicher Menge. Insbeſondere ſind in dieſer Beziehung die aus Nadelholz übergeführten, unter Schirm von Kiefern und Lärchen erwachſenen Eichen⸗ und Buchenſchonungen und angehenden Stangenorte hervor⸗ zuheben. Hier vereinigen ſich ein guter lehmiger Boden, ein mildes Klima, eine günſtige Beſchirmung und die Art der Erziehung (meiſt Saaten in Streifen, in verſchiedener Weiſe abwechſelnd), um Ent⸗ wicklungsbedingungen zu gewähren, die beiden Holzarten gleich günſtig ſind. Das durch Beobachtung für den relativen Höhenwuchs beider Holzarten gewonnene Reſultat geht dahin, daß die Eiche bis etwa zum 1) Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1894, Heft 12, S. 513. 8 80. Der Cob zawöcht ker Eiche. 23 30. Jahre der Buche vorwüchſig iſt, daß beide Holzarten im Alter von 40 oder 50 Jahren annähernd gleiche Höhe beſitzen, daß aber alsdann der Buche die Fähigkeit, ſtärker zuzuwachſen und die Eiche dauernd zu überflügeln, zukommt. In dem Seite 19 hervorgehobenen Beſtande, Diſtrict 52 der Oberförſterei Weilburg, welcher für die Buche als ein gleichgünſtiger Standort anzuſehen iſt, und in welchem ſich beide Holzarten bis zum 80. Jahre mit vorherrſchenden Kronen nebeneinander ſehr gleichmäßig entwickelt haben, zeigten die im Winter 1896/97 ausgehauenen Buchen folgende Höhen: Durch Durch 2 In der Höhe Unterſchied ſſchnitt⸗ 8 In der Höhe AUnterſchied ſſchnitt⸗ = lich = Yich 8 betrug jähr⸗ 8 betrug jähr- 0 die li 0 die li der [des liche der des liche von Aa von I . 2 1 Er Höhe | Alters 3 & 2 * Höhe Alters 8225 & Jahr- nahme & Jahr⸗ nahme ringe m Jahre m ringe m Jahre m ! 97 65 818 0% En 10 7 10 21 0,8 1 1 55 6 10 | 0,0 1 e oe 1 1680,75 15 7|0a 212 47 20 48 1 85 1019 % IV 12] 818 14 0,87 10 66 f 5 | 10 0,50 3% 8 |. 15 | Oo 16186 |Y 6 | 10° 0% 172.54 124.) 10m 21 46 21,2 46 } 3 9 0.33 | 24,2 37 ! Auf Jahrzehnte zurückgeführt und durch Interpolation ergänzt stellt ſich der Gang des Höhenwuchſes der Buche etwa folgendermaßen dar: ͤ— 10 20 30 40 50 60 70 80 Jahre . — 11 155 20 23,5 26 28 295, m Z % 25,.2 2 45 1 Durchſchnittlich in 1 Jahre 0,55 0,45 0,45 0,35 0,25 0,20 0,15 „ Hiernach iſt die Eiche (ſ. Seite 20), obwohl von vornherein vor: wüchſig, in der Periode vom 30. bis 50. Jahre von der Buche eingeholt, in der Periode vom 50. bis 80. Jahre von ihr überflügelt worden. Beobachtungen, wirthſchaftliche Erfahrungen und directe Meſſungen führen nach dem Vorſtehenden zu dem gleichmäßigen Reſultate, daß die Eiche auf Standorten, die ihr zuſagen, bei ungeſtörter Entwicklung in der Jugend der Buche etwas vorwüchſig iſt, daß aber die Buche die Fähigkeit beſitzt, auch wenn ſie bis dahin etwas zurückblieb, die Eiche im Stangenholzalter einzuholen und ihr alsdann dauernd voran- zueilen. Die praktiſchen Folgerungen, die hieraus für die Erziehung abzuleiten ſind, werden ſpäter gemacht werden. 24 Siebenter Theil. 8 81. Der Stärkezuwachs der Eiche in den wichtigſten Beſtandesformen des Hochwaldes. Die große Mannigfaltigkeit der äußeren Bedingungen, unter denen die der gegenwärtigen Wirthſchaft vorliegenden Eichenbeſtände ſich entwickelt haben, hat zur Folge, daß der Gang des Stärkezuwachſes, wie er ſich an dieſen darſtellt, ein ſehr verſchiedener iſt. Zunächſt macht ſich der Einfluß des Standorts geltend. Je beſſer der Boden, je wärmer das Klima iſt, um ſo breiter ſind die Jahrringe, die in einem beſtimmten Alter und bei einem gegebenen Wachsraum angelegt werden. Charakteriſtiſch tritt der Einfluß des Standorts in den Nachweiſungen des Stärkezuwachſes hervor, die R. Hartig einerſeits für die Eichenbeſtände des Speſſarts mit verhältnißmäßig rauhem Klima und Buntſandſteinboden, andererſeits für den Guttenberger— Wald bei Würzburg mit reicherem Boden und mildem Klima auf- geſtellt hat. Nach dem Durchſchnitt einer Anzahl von Unterſuchungen war der Stärkezuwachs der betreffenden Stämme folgender: 1. 90jährige Eichen im Speſſart!) (Abtheilung Eichhain im Forſtamt Rohrbrunn). 2 RER DEE TE 30 40 50 60 70 80 90 Jahre Durchmeſſer 72 10,1 12,9 15,0 16,9 18,3 19,5 cm UMEEIUED ; ..... vo. N 01.20 08 x Durchſchnittlich jährliche Zunahme 0,4 0,29 0,28 0,21 0,19 0,14 0,12 „ 2. 65 jährige Eichen im Guttenberger-Wald bei Würzburg?) (Abtheilung Rindshügel). ö „ 15 25 35 45 55 65 Jahre e a sah se 658 13,4 17, 20,5 23,1 25,3 cm „ eD ae 5 A ee a n 1 Durchſchnittlich jährliche Zunahme 0,45 0,66 0,0 0,31 0,26 0,22 7 Man wird hieraus einen Beleg für den auch durch anderweite Unter- ſuchungen und Erfahrungen reichlich beſtätigten Satz entnehmen, daß Boden und Lage nicht nur auf die abſolute Höhe des Stärkezuwachſes, ſondern auch auf ſeinen zeitlich relativen Verlauf von Einfluß ſind. Die Entwicklung, die Culmination, aber auch die verhältnißmäßige Abnahme der Jahrringbreite wird durch die Gunſt der Standorts: factoren beſchleunigt. 1) Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, Heft 7, S. 258. 2) Daf. 1894, Heft 12, S. 499. 8 81. Der Stärkezuwachs der Eiche. 25 Auf die große Mannigfaltigkeit der Standorts⸗ und Beſtandes⸗ verhältniſſe, unter denen die Eiche vorkommt und wirthſchaftliche Be- deutung hat, kann hier nicht eingegangen werden. Ihre Darſtellung wird noch lange Zeit eine der wichtigſten Aufgaben der forſtlichen Verſuchsanſtalten ausmachen. Aus der Fülle der vorkommenden Ver⸗ hältniſſe werden nachſtehend nur einige Beiſpiele hervorgehoben, die dem Verfaſſer als charakteriſtiſch für die ihm zugänglichen Waldgebiete erſchienen ſind und dem weiteren Gedankengang dieſer Schrift und deren Folgerungen in Bezug auf Erziehung und Umtriebszeit zur Grundlage gedient haben. Sie wurden unter Mitwirkung der be— treffenden Verwaltungsbeamten während des Winters 1896/97 an in der Fällung und Aufarbeitung begriffenen Stämmen ausgeführt und tragen deshalb die Vorzüge, aber auch Mängel, die einem auf ſolchem Wege gewonnenen und verarbeiteten Materiale naturgemäß anhaften. Je nach dem Wachsraum, welcher der Eiche gegeben wird, iſt nicht nur die abſolute Zunahme des Durchmeſſers verſchieden; auch das Verhältniß der Jahrringbreite in den verſchiedenen Höhen des Baumes iſt davon abhängig. Das Reſultat einer längere Zeit fortgeſetzten Beſtandesſtellung tritt in der größeren oder geringeren Vollholzigkeit der Stämme und in dem Anſatz und der Stärke der Aeſte hervor. Der Stärkezuwachs muß daher auch im Zuſammenhang mit der Form der Stämme aufgefaßt und dargeſtellt werden. Zu ihrer Charakte-⸗ riſirung iſt die Nachweiſung des Abfalls in verſchiedener Baumhöhe nothwendig. Sie iſt wichtiger als eine genaue rechneriſche Ermittelung der Formzahl. Die Formzahl hat für die großen Aufgaben der forſtlichen Praxis (Erziehung, Umtriebszeit, Verwerthung ꝛc.) überhaupt geringere Bedeutung, als man nach den Beſtrebungen, ſie möglichſt genau darzuſtellen, erwarten ſollte. Bei der Eiche tritt dies in be- ſonderem Grade hervor. Der Holzgehalt ihrer Aeſte kann den negativen Einfluß der Abholzigkeit des Schaftes ergänzen, ſodaß Stämme von ganz verſchiedener Form, wie etwa im ſtrengſten. Schluß erwachſene aſtreine Hochwaldſtämme und vollkronige Mittel⸗ waldſtämme, ganz gleiche Derbholzformzahlen haben können. Auch die Schaftformzahl bildet keinen genügenden Maßſtab der Stammform. Um Extreme anzuführen, ſo beſitzen z. B. zwei als Kegel gebaute Schäfte von je 60 cm unterem Durchmeſſer, von denen der eine 12, der andere 36 m hoch iſt, die gleiche Formzahl 0,33. Der eine iſt aber ein vollholziger Stamm, der am Ende des 9 m langen unteren Ab— ſchnitts noch 45 em Durchmeſſer hat, der andere iſt ſehr abholzig. Wenn auch ſolche Extreme ſelten vorkommen, ſo giebt es doch eine Menge für die Praxis wichtige Unterſchiede der Stamm- und Kronenbildung, 26 Siebenter Theil. die in der Formzahl nicht zum Ausdruck kommen und deshalb ihren Werth beſchränken. In der vorliegenden Schrift treten aus dieſem Grunde an die Stelle der Berechnungen von Formzahlen Nach: weiſungen über den Abfall der Stämme, die den praktiſchen An⸗ forderungen der Holzerziehung und des Holzhandels weit beſſer ent— ſprechen, als die Formzahlen. I. Regelmäßige, im Schluſſe gehaltene Hochwaldbeſtände. Unterſucht man regelmäßige, geſchloſſen erzogene Hochwaldbeſtände, die etwa nach den Regeln von G. L. Hartig behandelt, in mäßigen Graden und mit langen Intervallen durchforſtet ſind, ſo wird man bei der Eiche einen ganz ähnlichen Verlauf des Stärkezuwachſes, wie er im § 21 dieſer Schrift für die Buche hervorgehoben wurde, wahr— nehmen. Bei allen Verſchiedenheiten der einzelnen Stämme, die durch gewiſſe fördernde oder hemmende äußere Einflüſſe veranlaßt werden, treten doch im Großen beſtimmte, durch die Betriebsart bedingte, ge— ſetzmäßige Erſcheinungen des Zuwachsganges hervor. Nach einer langſamen Entwicklung in der früheſten Jugend, deren Dauer durch äußere Umſtände (Schirmbeſtand, Wildverbiß, Froſt ꝛc.) beſtimmt wird, entwickelt ſich bei der Eiche ſchon bald eine kräftige Zunahme des Durchmeſſers. Sie erreicht ihr Maximum in der Regel ſchon zwiſchen dem 20. bis 30. oder dem 30. bis 40. Jahre und ſinkt alsdann auf ein immer kleineres Maß herab. Einige nach dieſer Richtung angeſtellte Unterſuchungen führten zu folgenden Reſultaten: 1. Oberförſterei Weilburg im Regierungsbezirk Wiesbaden, Diſtrict 52 des Staatswaldes: 85 jährige Eichenbeſtände mit gleich⸗ alten Buchen in vollem Schluſſe erzogen auf ſehr gutem Boden; Lehm aus Schaalſtein; 275 m Meereshöhe. a) Stammform. ” Höhe des i i 5 Abnahme Nr. Anſatzes Durchmeſſer in Centimeter in der Höhe von . m des Durch⸗ Ganze der Krone meſſers auf = Länge (bzw. ſtär⸗ Im Länge in Stämme kerenAeſte) 1 35 79 1118 15 171921 een "m m m I 29,5 16 35 32,3129 27 2524 2322 19 18 1,00 0,63 herrſchend II 26,5 . 25 22 212019 171615 14 11. 0,75 0,63 unterdrückt III 27,5 19 28,528 28027 22,5021 1919 17 1612 0,75 | 0,69 zurück⸗ ’ geblieben 4 881. Der St * ärkezuwachs der Eiche. 27 Nr. Ganze are Durchmeſſer in Centimeter in der Höhe von. m = 8 8 2 der Krone 2 auf nge (bzw. ſtär⸗ 5 age in Stämme keren Aeſte) 13 5 IT 9 11 13 151719 8 m m + m IV 28 18 26 24 23 22 20 20 20 18 16 0,75 | 0,50 eingeklemmt i V 28,5 8 40 36 33 35 28 25 23 22 21 17 1,50 0,88 herrſchend (Zwieſelaſt) VI 27,5 18 23,5 21,5 20 |18 17 17 13,11 9,5) 7 [0,51 | 0,94 geblieben VII |26 24 22,20 19,5 18,518 15 14, 13,010, 0,69 | 0,63 unterdrückt Er 30 17 39,5 35,533 31,5 29,5 28,5 26,5 26 17 1,25 | 0,58 herrſchend * IX 28 32,5 26,5 24,524 22 20,5 20 17,14 9 1,31 1,00 eingeklemmt X 28 17 30 26 24 23 22 21 20 19 17 1,00 0,63 eingeklemmt b) Stärkezuwachs. Nr. Höhe der Zahl Breite der Jahrringe (em) im Baumalter von Jahren gemeſſenen der n der Quer⸗ ö Stämme ſchnitte 225 1-5 | 6-15 16—25026—3586—4546—55.56—6566—75 7685 m 5 0 85 1,0] 32 4,3 3,2 3,0 2,0 2,0 1,8 | 1a 7 75 (1,25) 0 3,5 3,0 2,7 1,0 1,9 | 18 | 1,7 11 67 (2,40% 3,0 2,3 1,8 1,8 | 1a 1,2 15 57 k i (2,070 3,0 | 2,5 | 2,0 | 1,7 | 1,3 II 0 86 1,3 | 30 | 30 2,5 2,5 2,2 1,2 0,8 ,s 18 5 f „ an| 1a 11a | O8 III 0 85 0, ] 35 4,5 3,0 2,0 17 12 | 17 1,0 6 75 2,0 4, 2,5 2,0 17 1,3 1,3 1,0 12 62 400,5), 2,6 2,5 1,8 1,3 1,2 | Lı 18 46 : 5 (1,8% 2,0 | 1,8 | 1,5 1,0 IV. 0 85 1% 21 2,0 2,83 2,2 1,8 1,6 | 14 | 1,0 12 65 5 SAN 0 20 ie 13 | 10 V 0 85 1,2] 30 4,0 4,2 3,0 | 20 1,8 14 1,4 7,5 73 4,6) 4, 3,8 2, 17 1, 1 15 15,3 VII 0 85 % 3,0 3,5 | 25 | 25 1,5 | 1,0 | 0,5 | 04 10 57 F \ (2,07) 2,3 | 1,8 | 1,0 | 0,7 | 0,4 VIII o 85 1% 37 5,0 3, 2, 181,8 | 20 17 10 70 ; ; 40 3,0 2,2 1,8 1,8 1,8 | 15 13, 63 (10% 2,7 2,8 2,0 1,7 1,86 1,3 1) Diejenigen Zahlen, welche ſich nicht auf volle Jahrzehnte beziehen, ſind eingeklammert und mit den zutreffenden Jahrringzahlen verſehen. Siebenter Theil. 28 Nr Höhe der Zahl Breite der Jahrringe (em) im Baumalter von ... Jahren ggemeſſenen 3 — der Quer⸗ Jahr- Stämme ſchnitte ringe 15 | 6-15 |16—25| 2635 86454655 566506675 76—85 m IX 0 85 1,0 45 | 50 4,0 2,2 | 12 1,4 | 0,8 | 0,6 12 59 ; g (2,0% 3,0 2,2 1,2 % 105 X 0 85 1,5 35 | 35 | 30 | 30 | 25 1,0 1,0 | 0,5 2 80 3,0 | 2,3 2,0 118 | 15 1,0 | 12 0, 4 77 (2,8)| 30 | 17 1,5 1,3 1,0 | 10 | 05 6 74 (1,5% 30 | 18 1,8 | 1a | 1,2 | 1,0 10, 8 71 (0,3) 2,5 | 18 2,0 1,6 1,3 | 10 | 0,7 10 69 (2,59) 23 2,0 1,5 1,1] 1ı | 07 12 63 (0,59) 1,3 1,8 1,3 | 1,0 | 0,9 0,6 14 57 (4,860 2, | 1, 1,2 1,3 0, 2. Oberförſterei Johannisburg im Regierungsbezirk Wiesbaden, Diſtrict 68: 90= bis 110 jährige, im Schluſſe erzogene Eichen auf gutem Boden aus Baſalt. Meereshöhe 300 m. a) Stammform. = Abnahme des 5 66 Anſatz Durchmeſſer in em in der Höhe von ... m Durchmeſſers — anze ’ f bus auf 1m Länge „Länge in der Höhe 2 Krone von Ei o 24 % 8 10 12 14 16 18 | 20 |, 1010-18 R m m m I !25: | 15 28,528 |26 24,5 23,5 23,5 20 117,5113,519,5 | 0,63 | 1,25 48. 126% | 27: 1.185.182 30,5030 28,5228 24,5 22,5 21 0,81 | 0,94 III 24 .. |40130,5129 |27,5126,5124,5124 21 20 16 0,75 | 1,06 IV |27 16 3733 30,529,528 26,5 25,5 23 |21 19 16,5 0,81 | 0,94 N 27 10,5 39 35 33 30 29 28 24 23 14 0,88 2,33 (Zwie⸗ ſel) VI 25 32 25,5 25 23,522,521 20 20 17 0,56 0,67 VII 24,5 29 25 23,5 23 22 19 18 15 14 . 0,75 0,83 VIII 26 15 3630 28 26,525 24 22 22 20 14 11 0,75 1,25 IX 26,5 34 27 27 25 25 24 23 21 19 16 14 0,38 1,00 8 81. Der Stärkezuwachs der Eiche. 29 b) Stärkezuwachs. Nr. B Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten der Quer⸗ Stämme ſchnitte er I II III ıv | v|'vı VII VII IX x XI m I 0 110 | 2,3 2,1 2,2 | 2,0 2,2 30 1,41, 1,2 1,2 3,0 6 98. 2, 1 1% 17 1½% 11, 1% 2% 12 J)). IB 24118 In ie La II 3, 90 . 2,8] 2,3 2,3 2,6 20 1,3 1,2 1,0 173 9,6 9 2,5 3,0 2,5 1,86 1,712 1,0 1, 19,6 60 R . . 2,0 1,8 1,7 1,6 1,2 1,1 III 0 103 |(0,6%)]2,0| 3,0 | 2,5 3,0 2,0 1,8 1,6 j14 10 1,2 6 88 (4,89% 2,2 2,2 1a 1,2 12 1,0 1,0 1,2 12 JJ%C IV 0 98 (2,08) 3,8 3,1 24 3,0 2, 1, 11 11 1,2 6 999 2,6 2,2 2,0 1,3 1,2 11 1,0 1,2 14 Jö V 0) | 113 | 3,0 3,5 3,0 2,0 1, 2,0 1, 2,0 1,8 1,1 1,2 6 90 2s | 22 1,6 La 1,8 111,1, 1, 15 . 2,8 1,8 1,8 1,86 1,0 1, 1,1 VI 0 98 (1,290 1,8 2,0 | 2,0 2,5 | 2,0 2,8 2,0 1,8 | 2,8 6 ase 22 11,31 i 11, 1,18 17 8 0 : 1,8 16 1,3 1,6 1,2 1, VII 0 90 | 1,2 2, 2,4 1,8 1,2 1,2 1,2 1,4 1,8 6 DE, 4 nei, 1, 1, 14 16 3 16 1% 1% „% VIII 0 98 \(1,6°)12,0| 2,2 2, 2, 2,0 3,0 2,4 2,8 1,6 10 665 (1,20% 2,0 20 1,8 2,0 1 1,8 8 (%% 4% IX o 105 (1,0% % 181, 1,5 15 1,6 1,8 1,8 1,8 1½ 6 800 . : 2,0 1,5 1a 1,3 1,6 1,4 1,41, 20 ee j . „11,214 1,2 111, 3. Oberförſterei Salmünſter, Speſſart. Diſtricte 26 und 32: 200- bis 240jährige Eichen, mit gleichalten Buchen in wechſelndem Verhältniß gemiſcht auf lehmigem Sandboden aus Buntſandſtein. Meereshöhe 200 250 m. Siebenter Theil. 30 a) Stammform. 0 1 Abnahme des Nr. Ganze Anſatz Durchmeſſer (em) in der Höhe von ... m Durchmeſſers der auf 1m Länge der Länge in der Höhe Stämme 870 83 5 ' 1118 15 17 1921 I 1-9 |9—17 m m m 14 31 16 5855 53 52 50 47 45 42 36 29 1,00 | 1,75 II 29 13 68 63 62 61 59 58 55 48 1,13 | 1,83 III | 15248 45 44 44 42 42 37 1,00 1,17 IV 30 17 48 44 42 41 40 35 34 34 30 27 17 1,00 1,25 V 26 70636159 56 51 4638 1,75 3,00 VI 26,5 10 63 59 57 52 47 38 3125 22 17 13 2,00 3,13 VII 31,5 16 63 60 59 55 55 53 52 48 44 40 33 1,00 1,38 VIII 32 15 58 56 54 52 5149 48 40 32 30 21 0,88 | 2,38 IX 31 18 67 62 62 59 58 56 55 54 52 42 30 1,13 0,75 X 29 13 8076 75 72 70 63 61 51 45 30 1,25 | 2,38 XI 25, 12,5 50 46 45 44 4037 33 26 17 14 10 1,25 2,88 XII 286,780 16 39 37 36 35 32 31 30 25 252117 0,88 0,88 XIII 29 19 53 49 48 4644 42 39 36 32 25 1,13 1,50 XIV | 28 18,5 46 42 40 39 39 36 33 30 | 26 | 22 | 15 0,88 | 1,63 XV 27,5 13 53 5048 45 44 40 39 25 21 13 12 1,13 2,88 b) Stärkezuwachs. 2 Höhe | An⸗ Breite der Jahrringe (em) im Alter von ... Jahren 5 |meienen| de . 3 Quer⸗ 3095 8 138848 8 8 8 388 E e e ee e eee = m 0 — — — — — a Su I 0 220 2,0 4,6 15,0 |3,7|12,1|2,7|1,8 | 3,1 | 2,2 | 2,2 20 13 100 Ä 1,8 | 2,8 | 1,9 | 2,0 20 II 0 220 4,0 5,5 16,3 4,7 |5,0 [3,5 | 3,0 | 2,7 | 2,8 2,2 | 1,5 12 160 4,8 3,8 |3,7 | 3,0 | 2,4 | 2,4 | 2,8 | 2,0 III 0 220 2, 4,0 4,0 2,5 2,5 2,5 2, 2,0 | 2,1 | 2,3 | 2,5 12 1600 . 4,0 2,4 2,6 2,1 1,7 1, 1,6 1,7 VI 0 200 7, 4,8 5,3 4,6 3,8 3,6 2,8 | 3,0 | 2,8 | 2,1 6 1180| 5,3 5,3 2,9 2,6 2,1 1,9 2,0 1,9 2,1 . VII 0 240 6,0 8,0 5,3 3,4 3,2 4,1 | 3,6 3,4 3, (2,4 2,2, 10 200 4,4 3,1 2,1 2,0 10 2,0 1,9 1,6 1, 1,8 20 160 3,5 2,0 2, | 2,0 2,12, 1,9 2,1 VIII O 220 10,0 5,7 5,8 3,6 4,1 4, 5, 4,7 5, 4,0 | 2,0 14 160 3,2 2,82 2,4 | 2,6 | 2,6 2,5 1,4 - 8 81. Der Stärkezuwachs der Eiche. 31 © 1 Höhe An⸗ i Breite der Jahrringe (em) im Alter von ... Jahren — der ge⸗ zahl N ber e, , 7 „ „ „ f 5 e ee, eee = m — — — 1 | IX | 0 200 6,0 8,2 5,9 | 5,0 4,9 4,2 3,9 2,3 1,7 1,8 . 10 160 3,7 5,2 3,2 30 2% 2,6171, 5 X 9 200 5,6 5,3 4,1] 2,7 2, 2,3 1,8 2,7 2,3 2, NI 1 220 2,2 | As 5,3 39 2,1 2,2 1,6 1,86 1,6 1,5 1,5 10,4 188 (0,88) 2,0 | 2, 1,9] 1,6 1,2 1, 1, 1,1] 1,1 XII[ oO 210 (2,30% 5,5 2,2, 17] 1,5 1,8 1,6 1,8 17/2, 15. 1645 (2,520 15] 1,7 1, 1,2 1,8 1,4 1, : XII I 1225 (5,7% 5,3 3,1 2, 2,0 1,6 1,8 1, 11111 ; 10 201 (3,8200 3,0 | 3,2 2, 1,6 1, 1,1 1,11 1,0 1, 1630 . . (2,20% 11] 211, 1, 1,2 11 1 XV 0 217 (4,2% 6,3 5,2 | 4,5 4,0 2,7 2,0 1,6 2, 1,6 1,4 11 188 (2,28) 4,7 | 2,5 1,86 1,2 1,1 1,30 1,4 1,20, 13 1162| .. l (1,00% 1,3] 1,2 1, 2, 1,9 1,8 2,3 XVI 0 220 57 3,5 5,2 | 5,5 5,2 4,7 4, 4,4 3,7) 3,02, 11 165 (1,10 3,2 2,4 2,5 25 17 2,2 1,7 1, 174 110 : (11% 1,6 1,8 2,0 1,9 2,3 4. Oberförſterei Bitſch⸗Süd in Lothringen, auf Vogeſen⸗ g ſandſtein: 80⸗ bis 90jährige Eichen, geſchloſſen erwachſen, mit ö Hainbuchen unterſtellt. ö a) Stammform. 8 Höhe a Abfall des a Ganze] des Durchmeſſer (cm) in der Höhe von .. m Durchmeſſers 8 anſatzes ; im im P 1 3 5 7 9 11 13 15 17 unteren oberen Elm m Stammtheil 1 21,7 13. 25, 22,3 21 20 18,218 15,5 11,50 9,8] 0,9 1 II 21,8 12,5 28,425 24,5 22,5 20,5 19,5 18,3 15,2 11,00 1 1,2 IH 20,4 11 25,3 24 22,5 22 22 20,5 19,5 16,6 10,0 0,4 1,5 IV 22,4 13 25 22,5 21,5 20 19 16,7 16,4 13,6 10 0,8 11 V 214 10 32 29,3 29 27,5 26,2 20,2 18 15,110 0,7 2 VI 25 12 42 37 35 35 34 28,5027 2318 1 2 32 Siebenter Theil. b) Stärkezuwachs. — 4 Breite der Jahrringe EN N Breite der Jahrringe 8 Höhe An⸗ im Alter der betreffenden & Höhe An⸗ im Alter der betreffenden der ger zahl Querſchnitte von. 8 der ge⸗ zahl Querſchnitte von... meſſenen der Jahren meſſenen der Jahren 8 | Quer- Jahr- = 2 Quer⸗ Jahr- a = 2 N D o S . 8 2 © D 3 ſchnitte ringe a T a 7 3 2 ſſchnitte ringe F gi T 7 sei a J 21 8 212 m e m e = I 0 84 2653 45 40 8 IV 0 87 5779 38 25 10 5 50 29 20 3,4 40 42 25 18 7,5 50 3014 9 5131 29 18,6 “e.R80 5 294. % . . 18,2 494483 5 II 0 87 40 54 43 26 12 V 0 85 50 8045 33 9 3,4 48 36 16 5 5,6 64 26 24 6 9 48 21 21 9 52 32 26 b 18, 4 2890 9 20,5 39 5 III 0 79 303828 38 3, 33 29 21 10 9 40 20 18 18,3 35 6 5. Oberförſterei Bitſch⸗Süd, Diſtrict 268 und 270: 160 bis 200 jährige Eichen mit gleichalten Buchen ungleichmäßig gemiſcht, ge⸗ ſchloſſen erwachſen. a) Stammform. 8 8 2 Abnahme des 8 5 |83 Durchmeſſer (om) in der Höhe von ... m Durchmeſſers = „ auf Im Länge 23 388 in der Höhe von 8 1 11 bis e S 13 5 791113 15 1719 21 23 25 27 1-11 Ende * m m m 132 18 4743 42 42 403837 34 33 32 29 2622 18 09 | 1.2 II 25 13 504443413936 34 3026 2016117 14 | 21 III 24,613 8075717166 64 59 55/48 32 26 13 1,6 ½ 4,2 IV 29,215 |55|51|48|47|46|46|44 40 3828 26 20 0, | 2,2 V 29 16 5249 464544 4140 40 34 3028201513 1,1 | 1,s VI 23 12 62 54 52 5047 4538373122 18 9114 10 17 2,2 VII 28,5 16,562 58 5654 52 50 5046 39342922 1, 28 VIII 30, 16,8 646158 57 54 52 5042 37 29 26 20 12 [ 2, IX 30,2 15,9 76716866 63 6048 35 32 28 26 1,6 | 2,4 X 28,15 52484544 44 4038 33 29 1,2 1,8 A 27 — 8 81. Der Stärkezuwachs der Eiche. 33 b) Stärkezuwachs. Höhe Anzahl Breite der Jahrringe (mm) im Alter der betreffenden Quer⸗ Nr. der ge⸗ nzah ſchnitte von .. Jahren der meſſenen der S D © o D V% Stämme sehnte ange I LI AT r TITIN IN m * 125 22 in & = 2 = a I 0 165 28 | 28 | 40 44 44 | 20 | 28 | 25 (10) 6 34 | 30 | 36 | 25 | 19 | 21 | 24 a N 8 g 30403025 | 25 | 25 | 12 13 A 30 35, 1729 29 27 7 y 18 } 34 | 28 | 26 | 15 9 ä ? x - II 0 174 | 24 24 52 40 | 30 | 29 | 29 28 (39) 7 ; 551 8177.98 72714 207 28 86 1:10 - 14 1 31 33 2419 2327 28 19 i 34 29 25 23 15 F , ; III 0 163 28 | 44 | 46 | 32 | 24 25 3019 8 ö 54 33 | 27 | 41 | 23 | 28 | 19 14 ; 36 | 36 | 23 | 20 | 23 | 30 | 12 19 i 38 | 26 | 24 | 24 | 24 5 { i VII 0 160 | 57 47 40 55 40 40 | 48 10 6 5 48 | 47 | 40 | 46 | 36 | 25 | 30 7 15,4 2 44 | 35 | 30 | 30 201816 4 i . VIII 0 190 33 | 30 40 48 46 | 40 | 37 3431 (10) 10 33 44 40 42 30 28 25 10 10 15,6 i 30 | 30 | 33 | 20 | 15 | 12 12 | 10 10 IX 0 165 | 38 | 34 | 30 | 23 | 32 | 27 | 24 22 | 17 10 0 24 | 42 34 2515 | 20 2023 5 g X 1,2 200 | 50 | 64 40 | 40 | 38 | 36 | 33 | 33 | 24 | 10 10 ; 56 55 70 22 17 16 14 18 12 13, ? 20 | 50 | 30 1 27 16 | 17 | 17 | 15 20 Die Abnahme der Breite der Jahrringe in dem Maße, wie fie in den aufgeführten Beiſpielen zahlenmäßig hervortritt, kann jedoch innerhalb derjenigen Altersſtufen, die für die zukünftige Wirthſchaft überhaupt in Betracht gezogen werden können, nicht als eine die Wirthſchaft beherrſchende naturgeſetzliche Erſcheinung angeſehen werden. Sie iſt eine Folge davon, daß der Wachsraum, welcher den betreffenden Stämmen zur Verfügung geſtanden hat, im Verhältniß zu den An⸗ ſprüchen der Kronen und Wurzeln immer kleiner geworden iſt. Die Wuchskraft der Vegetationsorgane iſt aber bei der Eiche, entſprechend ihrer phyſiologiſchen Veranlagung, eine außerordentlich anhaltende. Wohl ergeben ſich durch Witterungsverhältniſſe, Fructification und ſtörende äußere Einflüſſe rückgängige Erſcheinungen im Stärkezuwachs. Aber eine allgemeine, dem Alter entſprechende Abnahme der Jahrring— Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 3 34 Siebenter Theil. breiten würde nur mit dem Hinweis auf die Abnahme der natürlichen Quellen des Zuwachſes oder der Fähigkeit der Eiche, ſie auszunutzen, zu begründen ſein. Eine ſolche würde mit Nothwendigkeit eintreten, wenn die Eiche nicht im Stande wäre, ihre Krone und Wurzel fort: geſetzt auszudehnen. Einem gleichbleibenden Umfang der Kronen und Wurzeln entſpricht unter gleichbleibenden Bodenverhältniſſen ein gleich⸗ bleibender Kreisflächenzuwachs. Und dieſer hat bei dem Zunehmen des Stammumfanges ein Schmalerwerden der Jahrringe zur Folge. Unter vielen Verhältniſſen iſt nun allerdings die Abnahme der Jahr⸗ ringbreiten eine nothwendige Folge der Bedingungen des Wachsthums und der Erziehung. Sie tritt überall an Stämmen ein, die frühzeitig freigeſtellt ſind; andererſeits auch an ſolchen, die durch dichten Stand die Fähigkeit, ihre Kronen zu erweitern, verloren haben. Aber auf Standorten, die der Eiche zuſagen, und bei einer Erziehung, die ihren Wachsraum ſtetig, ohne Sprünge, erweitert, behält ſie lange Zeit die Fähigkeit, ihre Krone zu vergrößern und dementſprechend auch gleich— mäßig gebautes Holz zu erzeugen. Thatſächlich gehen auch die wichtigſten Beſtrebungen bei der Erziehung der Eiche dahin, die Abnahme des Stärkezuwachſes, wie ſie in regelmäßigen, in vollem Schluſſe gehaltenen Hochwaldbeſtänden eintritt, zu verhindern oder aufzuheben. Indem die Wirthſchaft dieſe Tendenz verfolgt, kann ſie ſich zunächſt auf ge⸗ wiſſe Beſtandesverhältniſſe ſtützen, die zwar in der Form, wie ſie der Gegenwart vorliegen, nicht wiederhergeſtellt werden können und ſollen, die aber immerhin als eine Grundlage für die Berechtigung derjenigen Maßregeln dienen dürfen, die in den folgenden Paragraphen bezüglich ihres Einfluſſes auf den Stärkezuwachs erörtert werden. II. Der Stärkezuwachs der Eiche in plenterwaldartigen Beſtandes formen. Für den Nachweis der anhaltenden Fähigkeit der Eiche zur An⸗ legung von Stärkezuwachs bieten die alten Eichen, welche faſt in allen Laubholzgebieten Deutſchlands in Buchenbeſtänden der verſchiedenſten Altersſtufen übergehalten find, die beiten Belege. In den großen, den Abſatzgebieten fern gelegenen und von Axt und Hute verſchont gebliebenen Waldungen nehmen ſolche Miſchbeſtände naturgemäß einen plenterwaldartigen Charakter an. Sie ſind in der Regel von Buchen verſchiedener Altersſtufen umgeben. Nirgends erſcheint dieſe in hiſtoriſcher und praktiſcher Hinſicht gleich intereſſante Beſtandesform charakteriſtiſcher ausgeprägt als im Speſſart, wo ſich die alten Eichen unter der Herrſchaft conſervativer Wirthſchaftsprincipien und in Folge der Ent⸗ legenheit der Conſumtionsorte länger als in andern Gegenden er: = 5 81. Der Stärkezuwachs der Eiche. 35 halten haben. Unterſuchungen über den Verlauf des Stärkezuwachſes, die der Verfaſſer an einigen Stämmen, die ſolchen Wachsthums⸗ bedingungen unterlegen haben, ausführte, ergaben folgende Reſultate. Forſtamt Rothenbuch im Speſſart, Abtheilung Glasrück, Meis⸗ buch und Vierthor: 400⸗ bis 450 jährige Alteichen, von Buchen ver⸗ ſchiedener Altersſtufen umgeben. a) Stammform. Nr. Ganze Kronen- Durchmeſſer (em) in der Höhe von .. m A ele der Länge anſatz im ’ unteren oberen Stämme geidäst 163 5 7 11 1315 17 19 21 Stammtheil m m m I 32 959388 8685 : AIs 0,86 II 14 66 64 60 57 50 46 | 0,90 | 1,17 III i 71 66 64 62 6111 . 1 0,88 0,75 IV | 34 8818382 „77 72 67 1,38 1,55 3 \ 84 83 81 78 75 73 71 1,13 | 0,67 ä |. | .:178 1.0] 5 . 1,888 VII 66 63 62 59 48 48 0,70 | 1,83 VIII 9186 75 72 69 1,60 | 1,50 33 69 59 56 1,25 | 1,50 b) Stärkezuwachs. Höhe Breite der Jahrringe (cm) im Baumalter von ... Jahren Nr. der ge⸗ i der meſſenen Stämme a 1-50 |51—100 1101—150|151—200|201—250251—300 301— 850 351—400° m I 4,6 | 10,5 6,0 5,0 4,5 4,5 4,0 4,0 3,5 8 74 8 0 4,5 4,0 3,5 4,0 4,0 3,5 III 8,4 7,0 3,0 4,0 5,0 3,8 3,0 3,0 3,5 IV 6,5 ; 6,5 5,5 4,5 5,0 4,0 5,0 5,0 iR 3,6 7,0 5,0 4,5 4,5 4,5 6,0 4,0 4,5 9 5 (6, | 6,0 4,5 4,5 4,0 6,0 5,5 VII 4,6 6,5 5,5 5,0 4,0 4,0 4,0 3,5 3,5 VIII 10 ; 8,0 5,0 5,0 4,0 3,0 3,5 4,0 IX 5 a 4 5,0 4,5 4,5 4,0 3,5 X 7,6 9,0 6,0 4,5 5,0 5,0 7,5 4,0 4,0 Genauere Unterſuchungen als die vorſtehend aufgeführten hat R. Hartig!) an den Alteichen des Speſſarts vorgenommen. Eine 1) Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, Heft 8, S. 300. 3 * 36 5 Siebenter Theil. von ihm unterſuchte 400 jährige Eiche des Forſtamtes wahrem ergab folgenden Stärkezuwachs: Alter. 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 Jahre Jahrringbreite 2,20 0,85 0,55 0,55 0,50 0,95 0,35 0,45 0,0 0,35 cm Schaftformzahl 63,8 54,5 47, 49,9 47, 46,1 46,6 46,s 47, 47,2 Alter . . . 130 140 150 160 170 180 190 200 210 220 Jahre Jahrringbreite 0,50 0,90 1,35 1,75 0,90 0,90 0,70 0,95 0,85 0,85 cm Schaftformzahl 47,9 48,0 45,3 40,1 40,2 41,0 43,2 44,5 44, 44,7 Alter . . . 230 240 250 260 270 280 290 300 310 320 Jahre Jahrringbreite 1,00 1,30 1,05 0,85 0,90 0,95 1,15 0,85 0,95 1,10 cm Schaftformzahl 44,3 43,86 43,9 43,8 44,0 44,0 43,9 44,3 44,7 44,7 Alter. . . 330 340 350 360 370 380 390 400 Jahre Jahrringbreite 1,40 1,30 1,20 1,10 0,85 0,90 0,75 0,75 cm Schaftformzahl 44,2 43,9 43,4 43,7 44,1 44,1 44,8 44,3 Einen ähnlichen Verlauf der Durchmeſſerzunahme weiſt Hartig auch an anderen Stämmen nach; ein ähnlicher Wachsthumsgang wird auch an Alteichen anderer Wirthſchaftsgebiete vorgefunden. So wurden z. B. dem Verfaſſer von den Herren Forſtmeiſter Hebel und Oberförſter Bollig folgende Zuwachsnachweiſungen von 400- und 380 jährigen Alteichen der Oberförſterei Salmünſter (Reg.⸗Bez. Kaſſel auf Bunt⸗ ſandſtein) und Bitſch (Lothringen auf Vogeſenſandſtein) mitgetheilt: Oberförſterei Salmünſter. Alter . 1-20 21—40 41—60 61 —80 81—100 Jahre Jahrringbreite n6m .. 32 2,0 1,0 1,7 15. Sr Jahrringbreite in 3 m Höhe 2,9 3,8 5,7 3,7 4,2 3 Alter - > 2 2 22222. 101—120 121—140 141—160 161—180 Jahre Jahrringbreite in 6m .. 1,3 1,2 1,1 15 em Jahrringbreite in 3 m Höhe 2,8 2,2 1,6 1,6 = Alter. 2.2... 181—200 201—220 221—240 241—260 Jahre Jahrringbreite n6m .. 1,6 1,7 1,7 17 0m Jahrringbreite in 3 m Höhe 2,0 3,0 3,9 3,6 1 Alter. 261280 281—300 301—320 321—340 Jahre Jahrringbreite n6m .. 1,6 1,7 2,0 2,1 oem Jahrringbreite in 3 m DIR 2,8 2,7 2,5 2,4 ® 1 . . 341-360 361—380 381—400 Jahre Jahrringbreite in e m 1,6 1,5 18: © cm Jahrringbreite in 3 m Höhe 2,7 118 = Oberförſterei Bitſch-Süd. Alke, nie) 21—40 41—60 61—80 Jahre Jahrringbreite in Im .. 2,0 1,8 1,4 20 em Jahrringbreite in 6, am Höhe — 1,7 1,7 BE), an . 81-100 101—120 121—140 141160 Jahre Jahrringbreite in 1 s 2,2 1,7 2,5 23 cm Jahrringbreite in 6,4 m Höhe 2,6 1,5 2,1 . 8 81. Der Stärkezuwachs der Eiche. 37 % 161—180 181 —200 201—220 221—240 Jahre Jahrringbreite in 1m 1,3 1,8 1,9 2, em Jahrringbreite in 6 m Höhe 1,3 2,5 2,3 Au, e 241—260 261—280 281-300 301—320 Jahre Jahrringbreite in 1m 2,0 2,4 2,3 25 em Jahrringbreite in 6 m Höhe 1,9 . Ba. ä 321—340 341—360 361-380 Jahre Jahrringbreite in 1m 2,1 2,3 2,1 em Jahrringbreite in 6 m Höhe 47 1,9 18 Auch Standorte mit beſſerem Boden und milderem Klima laſſen die Fähigkeit der Eiche, bei plenterwaldartiger Entwicklung anhaltenden Stärkezuwachs anzulegen, vielfach erkennen. Ein Vergleich des relativen Stärkezuwachſes der hier unterſuchten Stämme mit demjenigen der Eichen der genannten Gebirge wird allerdings die ſchon früher aus⸗ geſprochene Thatſache beſtätigen, daß die Tendenz zur Abnahme des Stärkezuwachſes auf den beſſeren Böden früher eintritt als auf den geringeren, ſofern dieſe den Anſprüchen der Eiche überhaupt dauernd genügen. Vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie iſt der zeitlich relative Gang des Stärkezuwachſes einer der wichtigſten Beſtimmungs⸗ gründe der Umtriebszeit. Daher müſſen ſich auch für die langſamer erwachſenen Eichen der ſandigen Böden der Gebirge, wie ſie im Speſſart beſonders charakteriſtiſch vertreten ſind, höhere Umtriebszeiten ergeben als für die reicheren Böden der Niederungen. III. Eichenhochwaldungen, die aus mittelwaldartigen Beſtandesformen hervorgegangen ſind. Als Oberbaum im bleibenden Mittelwaldbetrieb wird die Eiche an anderer Stelle dieſer Schrift behandelt werden. Es giebt nun aber in vielen Gegenden Deutſchlands hochwaldartige reine und ge— miſchte Eichenbeſtände, die ſich zunächſt unter den Bedingungen des Mittelwaldes mit zeitweiſem Freiſtand der Eiche als Oberſtand ent: wickelt haben und dann, oft nur durch Unterlaſſung der Hiebe, in den Hochwald übergeführt ſind. Solche Beſtände ſind, im Gegenſatz zu den unter II hervorgehobenen Beſtandesformen, insbeſondere in den menſchlichen Niederlaſſungen nahe gelegenen Waldgebieten ver— treten, in denen ſchon frühzeitig ſtärkere Nutzungen ſtattgefunden haben. f Der Gang des Stärkezuwachſes von Eichen, die aus dem Mittel- wald in Hochwald übergeführt ſind, wird nächſt dem Standort einmal durch den freieren oder beſchränktern Wachsraum in den verſchiedenen Lebensſtufen und ſodann durch die Concurrenz des in die Höhe ge— wachſenen Unterholzes beſtimmt. Als charakteriſtiſch für Eichen dieſer 38 Siebenter Theil. zur Zeit noch in großem Umfang vertretenen Beſtandesart mögen nachfolgende Zuwachsunterſuchungen hier eine Stelle finden: 1. Oberförſterei Weilburg, Gemeindewald von Cubach: 100, bis 170 jährige Eichen, als Oberholz des früheren Mittelwaldes erwachſen, umgeben von 50 bis 60 jährigen Buchen, 5 Birken⸗ Erlen: ꝛc. Stockausſchlägen. a) Stammform. a Ganze 29215 15 Durchmeſſer (em) in der Höhe von .. m Abnahme d Länge der Krone „ er meſſers auf geſchätzt (bzw. ſtär⸗ „ M Stämme kerenAeſte)“ 1 3 5 7 9 11 13 9 m m m I . 6,5 108 | 100 | 93 | 75 | 69 | 63 4,50 II 22 7 100 90 | 87 | 84 78 73 2,70 III 3 7 80 | 76 | 74 | 70 | 62 ; ? 2,25 IV 23 7 95 92| 88 87 70 65 54 3,42 V 21 8 66 56 53 52 47 f 2,38 VI 6 96 90 87 | 80 7467 2,90 VII 22 7 108 100 81 81 75 3,30 VIII 7,5 96 | 86 83 | 79 | 69 65 3,10 IX T 110 100 | 95 74 | 70 4,00 b) Stärkezu wachs. E En Anzahl Breite der Jahrringe (em) im Alter von ... bis ... Jahren 9 meſſenen der 22888888 » | Quer | Jahr⸗ 2 8 F „ die | eine e eee 3 2 m e 1 0 140 3,0 5,0 | 4,5 6,5 4,5 5,0 5,0 4,5 13,0 3,0 12,5 2,5 2,0 1,5 5,4 124 (1,0% 4,0 5,04, (3,5 3,5 3,5(3,0 2,5 2,5 2,0 2,0 1,8 Io 140 2, 3,0 6,0 7, 7,5 7,05, 5, 5,8 3,002,512 10 5,4 117 (3,004,504, 4, 4, 4,0 3,02, 2,0 141,2 III 0 160 4,0 5,0 | 5,0 3,53, 2,5 2,2, 1,8 1,5¼ 141,414 1,2 1,1, 6,6 140 |.| . | 4,0 |3,0|3,012,0|2,0/2,011,711,611,411,5/1,6 1,3 1,2 1,0 IV O 170 3, 4,5 7,0 4,0 4, 4,65, 5,04, 3,02,5 2,5 2,0 1,1413 1,1 753 150 5,0 3,0 4,0 4,0 3,5 3,5 3,5 3,0 2,5 2,0 1,8 1,5 1,4 11,4 11,2 0 170 3,0 5,07, 6,0 7,0 6,0 6,06, 4, 3,5 13,0 12,5 2,0 1,8 11,6 11,2 1,0 7,2 150 . | 5,0 4,5 5,0 4,5 5,0 5,0 3,0 3,0 2,5 2,0 2,0 2,0 1,411,21,0 VI 0 90 3,5 5,0 | 6,0 4,5 5,04, 3,0 2,5 2% Pr i g 7,2 65 (6,0 5,05, 4,0 3,5 3,2, Apa 0 VIII 0 170 2,0 3,5 5,0 6, 6,04, 3,53, 3,0 3,0 2,0 12,0 11,8|1,4 11,4 1,2 1,2 VIII 0 170 3,0 6,0 | 7,0 5,0 5,05, 5,05, 06,0 2,5 2,0 1,(1,5¼1,3(1,3 1,212 rn u ud c a — 8 81. Der Stärkezuwachs der Eiche. 39 2. Oberförſterei Weilburg, Gemeindewald von Selters, Forſtort Strüthchen: 104 jährige Eichen, Laßreitel früheren Mittelwaldes, die faſt in Schluß getreten ſind. 8 a) Stammform. Nr. Bere inen Durchmeſſer (em) in der Höhe von .. m N der ! anſatzes meſſers Stämme geſchätzt 0 1 3 5 7 9 11 auf 1 m m | m Länge 1 18 5 66 48 | 45 | 41 40 f 20 3,7 II bis 21 0 64 53 50 47 44 37 33 2,3 III 6 62 | 48 46 | 44 | 41 36 | 34 2,5 IV - 61 52 | 49 | 46 | 43 | 30 ? 3,4 V 4 78 62 57 | 52 49 46 / 3,6 VI - 67 54 47 45 4339 ; 3,1 VII 4 60 | 48 | 46 | 44 | 42 ? 8 2,6 VIII 7 56 46 42 40 | 37 35 33 2,1 IX i 62 50 | 47 | 45 | 42 f ; 2,9 X 5 x 68 48 46 | 44 | 41 39 5 3,2 XI 8 58 | 46 | 44 | 43 | 42 4 . 2, XII 0 72 54 | 50 | 49 | 48 F ; 3,4 XII 3 84 | 68 | 64 | 60 | 56 | 53 1 3,4 XIV ; 62 54 49 46 | 43 40 | 39 2,1 XV > 60 | 52 | 48 44 43 39 5 2,3 b) Stärkezuwachs. Nr. 1 — 4118 Anzahl Breite der Jahrringe in den Jahrzehnten!) der nen Quer⸗ der ſchnitte Jahr; 1 u III IV | v VII VII VII x X Stämme ringe N m 3 0 106 ı8 |2 5 (43,8 3,5 3 3 2 II 0 104 4,5 2,5 5 4⁶ 83 33 2, 2 2 IV 0 104 3,4 1,8 3,8 2,5 3,5 4,0 23|1,8| 1,9 1,8 5,4 90 2,2 3,0 2,3 2,8 2,8 2,3 1,5 1,2 1,8 94 76 A . 1(1,5)| 20 2,0 2,5 1,9 14| 16 | 1,6 V 0 J FE Er Er er 7 88 ‚65, 3 2, 2,6 3 2,5 32,8 2,6 VI 0 104 3 3 4 3 4 4, 4 3, 4 3, 4 90 3,53 ö3 3 3 3 2,8 2,8 25, 9 76 (2) 3,5 3,5 3 2,8 7,5 2,5 2,5 IX 0 104 | 3,8 | 2,8 | 8,5 | 2,7 | 3,0 | 3,0 | 2,2} 2,6 2,4 1,8 4 93 (1,0) 3,0 | 2,8 2,2 1,9] 1838| 1,7 1,7 15 | 14 8,6 82 (4,0) 2,0 2,6 | 2,8 2,3 2,2 1,8 1,86 1, 1) Die 4—5 innerſten Ringe der Stockabſchnitte find unberückſichtigt ge⸗ blieben. b 40 Siebenter Theil. Bei allen Stämmen tritt der Einfluß der frühzeitigen Frei⸗ ſtellung auf den Stärkezuwachs in der Jugend und auf den Anſatz der Aeſte ſehr entſchieden hervor. Die ſtärkere Abnahme des Zu⸗ wachſes bei den unter 1 aufgeführten Stämmen läßt zugleich den Einfluß der Concurrenz kräftig entwickelten Unterſtandes erkennen. In noch höherm Maße iſt dies an ſolchen Stämmen der Fall, die nach frühzeitiger Freiſtellung der Concurrenz des Buchenhochwaldes mit zum Theil höheren Kronen unterlegen haben. Einige 190 bis 200 jährige, unter völlig gleichen Bedingungen erwachſene, aber von 100 jährigem Buchenhochwald umgebene frühere Mittelwaldeichen (Oberförſterei Merenberg, Gemeindewald von Allendorf Diftriet 1) zeigten bei annähernd gleichem Abfall und r folgenden Stärkezuwachs: 5 283 & Breite der Jahrringe (om) im Baumalter von ... Jahren 3 58 # S SD S SSS SSS PR 2 = sa =) =] D > © > S D D — — au Dr} 1 * — — 0 fer) D S N SSA DD ee SE Sfr eee 3 eee BB BD BE BE BO BO DO DE BO Bi S m + n r A; 10 190. 6 6 s s 43,5% 2,5% 2 11,81, 1,2, 1 1 %% II 5 200. 55 4,503,503 12,512 [2 1,8 171,61, (141,201,314 10,70, III o 190. 3,5 4 6 44 3, 3 2% 1,81, %, 1 0,80, 3. Daß aber die im Mittelwald erzogenen Eichen, wenn ſie nicht zu frühzeitig freigeſtellt und ſpäter bei den Hieben gepflegt werden, lange Zeit hindurch gleichmäßigen Zuwachs anzulegen im Stande find, lehren die von Carl an den lothringiſchen Eichen ge⸗ fundenen Reſultate. Carl!) theilte für dieſe nachfolgenden Verlauf des Stärkezuwachſes mit: . 20 30 40 50 60 70 80 Breite der Jahrringe 90 100 Jahre auf gutem Standort 2,8 23 2,3 2,2 2,2 2,3 27 2,5 1,9 cm Desgl. auf mittlerem Standort 23: 1.90 93. 24 985 28 048 en War a ie: 110 120 130 140 150 160 170 Jahre Breite der Jahrringe 1 auf gutem Standort 2,0 2,3 25 2,3 19 1,6 1,7 cm Desgl. auf mittlerem Standort. 1, 17.20 14 1,8 em 1) „Kann Eichen-Hochwald⸗Wirthſchaft, insbeſondere die Zucht von Stark⸗ holz bei derſelben in rentabeler Weiſe betrieben werden und nach welchen Grundſätzen iſt dabei zu verfahren?“ Sonderabdruck aus der Allgemeinen Forſt⸗ und Jagdzeitung 1895, Januar bis Auguſt, S. 25. 8 81. Der Stärkezuwachs der Eiche. 41 Von größerem Intereſſe und praktiſcher Bedeutung ſind die Ergeb⸗ niſſe, die Carl auf Grund einer großen Zahl von Meſſungen be⸗ züglich der Form der im Mittelwald erwachſenen und in Hochwald übergeführten Stämme gefunden hat. hat hiernach betragen:“) Der Abfall auf Im Länge in dem oberen. Stämme mit mehr als Stämme mit 0,60 bis Stämme mit 0,50 bis Stämme mit 0,45 bis 0,70 m Bruſthöhen⸗ 0,69 m Bruſthöhen⸗ 0,59 m Bruſthöhen⸗ 0,49 m Bruſthöhen⸗ Durchmeſſer Durchmeſſer Durchmeſſer Durchmeſſer im im 5 im im 5 im im im im : unteren oberen im unterenſoberen 6 5 unteren oberen , unteren oberen 18 Stück Stück Ganzen Stück Stück Ganzen Stück Stück Janzen Stück Stück Janzen 27 15,1 20,5 23,2 14,8 18,3 18,9 13,8 16,0 17,5 12, | 14,7 Hieraus geht hervor, daß für Stämme, die unter den Bedingungen des Mittelwaldes erwachſen ſind, der Abfall in den ſtärkeren Stämmen größer iſt, als an den ſchwächeren; es geht ferner daraus hervor, daß der Abfall aller Stammklaſſen im unteren Theile größer iſt als Solche Stämme ſind daher noch nicht einmal nach der Vollholzigkeit eines Kegels aufgebaut, für den ſich ein gleichmäßiger Abfall in allen Stammtheilen ergiebt. 4. R. Hartig?) hat für einige unter den Bedingungen des Mittelwaldes erwachſene 212⸗ bis 270jährige Eichen des Gram⸗ ſchatzer Waldes bei Würzburg mit großer Genauigkeit Jahrring⸗ breiten und Formzahlen nachgewieſen. Als charakteriſtiſch wird hier der folgende Stamm (Nr. 1 von Hartig) hervorgehoben: Alter 12 22 32 42 52 62 72 82 92 102 112 Jahre Ringbreite 1,05 0,60 0,60 0,860 2,10 1,80 1,90 1,65 1,55 1,10 cm Schaftform 55,1 48,5 50,8 52,0 51,5 48,9 45,5 45,0 47,1 48,8 48, N Alter 122 132 142 152 162 172 182 192 202 212 Jahre Ringbreite 1,20 2,05 1,70 1,90 1,30 1,45 1,30 1,70 1,40 1,25 cm Schaftform 48,5 48,6 48,8 48,5 48, 48, 49,1 48,5 48,5 48,1 Die Fähigkeit der Eiche, ihren Stärkezuwachs, wenn die erforderlichen Bedingungen gegeben werden, auf gleicher Höhe bis in ein hohes Alter zu erhalten und unter Umſtänden zu erhöhen, tritt hier ſehr charakteriſtiſch hervor. Sind auch die mitgetheilten Unterſuchungen für praktiſche Folgerungen der Natur der Sache nach mit manchen Mängeln be⸗ haftet, werden auch die Reſultate durch gewiſſe Eigenſchaften der Einzelſtämme beeinflußt, jo laſſen fie doch, im Zuſammenhang auf: 1) Daſ. S. 17. 2) Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1894, Heft 12, S. 488 ff. 42 Siebenter Theil. gefaßt, den eigenthümlichen Einfluß der mittelwaldartigen Erziehung beſtimmt erkennen. Hinſichtlich der Stammform tritt, wie ein Ber: gleich mit den im Vorausgegangenen und Folgenden aufgeführten Stammformen des geſchloſſenen Hochwaldes zeigt, die ſtarke Ab— holzigkeit beſtimmt hervor. Mit der Lichtung und dem Abtrieb von Unterholz, die die Anlegung breiterer Ringe in den unteren Stammtheilen zur Folge haben, iſt eine Abnahme der Vollholzigkeit der Stämme verbunden. Beim Heranwachſen von wuchskräftigem Unterholz oder Buchenkernwuchs wird die Form der Stämme wieder günſtiger beeinflußt. Die Schaftformzahlen, bezogen auf die Grund— fläche in Bruſthöhe, zeigen wieder eine Zunahme oder ſie bleiben annähernd gleich, während ſie ſonſt eine mit dem Alter ſinkende Tendenz hervortreten laſſen würden. — In Bezug auf den Stärke⸗ zuwachs ergiebt ſich aus den Nachweiſungen von Carl und Hartig die Möglichkeit, ſein Sinken zu verhindern oder aufzuhalten. — Die nachtheilige Wirkung frühzeitigen Freiſtandes für Vollholzigkeit und Aſtreinheit tritt an den Stämmen der Oberförſtereien Weilburg und Merenberg ſehr auffallend hervor. Die Folgerungen, welche man aus dem Stärkezuwachs dieſer Stämme für die zukünftige Wirthſchaft ableiten kann, können keine anderen ſein als die, daß der Stärke— zuwachs in der Jugend durch vollen Beſtandesſchluß zurückgehalten, daß er dagegen ſpäter, nach Herſtellung der Aſtreinheit, im Wege der Durchforſtung und Lichtung belebt und erweitert wird. S 82. Der Einfluß von Durchforſtungen auf den Stürkezuwachs der Eiche. Daß Durchforſtungen für die Zunahme der Durchmeſſerſtärke von großer Bedeutung ſind, wird allgemein anerkannt. Gerade bei der Eiche, deren Werth mit wachſendem Durchmeſſer ſtärker und länger zunimmt, als es bei allen anderen Holzarten geſchieht, iſt der Zweck der Durchforſtung fortgeſetzt dahin gerichtet, die Krone zu er⸗ weitern und den Durchmeſſer ſtärker werden zu laſſen. Je beſſer durch die Standortsverhältniſſe und die Erziehung die Bedingungen für die Bildung werthvollen Holzes gegeben ſind, um ſo wichtiger und andauernder beſteht für die Wirthſchaft die Aufgabe, auf die Verbreiterung der Durchmeſſer hinzuwirken. Weitſtändig begründete Pflanzbeſtände bedürfen der künſtlichen Erweiterung ihres Wachs⸗ raumes lange Zeit gar nicht. Und äſtige Stämme erhalten beim § 82. Der Einfluß von Durchforſtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 43 Stärkerwerden keine Wertherhöhung, die bedeutend genug iſt, um die mit ſtärkeren Durchforſtungen verbundenen Maßregeln zu rechtfertigen. I. Reine Eichenbeſtünde. Der Einfluß der Durchforſtungen auf den Stärkezuwachs kann bei der Eiche vielleicht am beſten auf negativem Wege, durch den Nachweis der Folgen, welche ſich bei Unterlaſſung der Durch: forſtungen für die Stammbildung ergeben haben, nachgewieſen werden. Als diejenigen Beſtände, welche nach dieſer Richtung am meiſten Charakteriſtiſches darbieten, werden in Deutſchland die ſogenannten Heiſterbeſtände des Speſſarts anzuſehen ſein, reine, geſchloſſen erwachſene 250jährige Beſtände, die insbeſondere im Forſtamt Rohr- brunn in größer Ausdehnung vorherrſchen. Sie ſind zur Zeit des 30 jährigen Krieges durch dichte Saat oder Naturverjüngung ent⸗ ſtanden und zwei Jahrhunderte lang fortgewachſen, ohne daß, abgeſehen von Leſeholznutzung, menſchliche Eingriffe in die Beſtandesbildung ſtattgefunden hätten. Erſt gegen Mitte dieſes Jahrhunderts wurde damit begonnen, ſie zu durchforſten und mit Buchen zu unterbauen. Einige im Forſtort Geyersberg des genannten Forſtamtes im Winter 1896/97 gelegentlich einer Wegeverbreiterung — ſonſt kommt in der Regel nur Trockniß zum Einſchlag — gefällte Stämme, welche der Verfaſſer zu unterſuchen Gelegenheit hatte, zeigten folgende Stammform und Stärkezunahme. a) Stammform. a Ganze Dr Durchmeſſer (em) in der Höhe von .. m abfall el auf 1m sch Länge Kronen: Länge 8 anſatzes 0 123 45 6789 101112 1314 = m m cm I x 19 1786| 32 ra BO Tu 0,78 II . J½J½jy [ 1. 1788 0,6 . 16 [4642 40 38. 37. 35. 330,60 IV a > 434140. 39. 35. 344. 31 0,” V 30 ] 16 6258 56 522 50. 45 43115 wur. „ 44. 36% 344.32 30 29 | 0,00 VII! 29 18 |44|140| . 377.366. 333. 31. 30 0,77 VIII k ; 45143| . 41 37. 35. 32. 30 1,00 IX 5 20 42. 40 38. 34. 31. 30 0,92 a n e, ere i, XI ’ 15 le. s Br OT 1,08 Ie eee e 24 08 U 44 Siebenter Theil. b) Stärkezuwachs. 1 2 1 1 D 8 N 5 Höhe der Anzahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahren ene, gemeſſenen der Jahr⸗ jährli des Quer⸗ jähr iche 5 ringe (ab⸗ Jahrring⸗ Stammes ſchnitte gerundet) 150 51—100 | 101-150 |151—200 201—250]' breite m cm II 0 250 5,5 3, 3,5 3 2,7 0,07 IV 11 220 (2) 3,5 3,5 3 2,7 0,07 V 12 250 6,5 6,5 5,5 5,5 57 0,12 VI 9 225 (2,5) 3, 3, 3 3 0,07 VIII 0 250 6 4 3 3 3,5 0,8 X. 11 220 (1,5) 5 4 4,5 4,5 0,09 XII 0 250 6 5 3, 3 2,8 0,08 Als charakteriſtiſch für die Bildung des Holzkörpers dieſer nicht durchforſteten reinen Eichenbeſtände erſcheint hiernach einerſeits, einen poſitiven Einfluß auf die Werthbildung ausübend, eine ſehr große Aſtreinheit und ein ſehr allmählicher Abfall; andererſeits, als nega⸗ tives Element der Werthzunahme, eine außerordentlich geringe Stammſtärke. Die Breite der Jahrringe hat im Durchſchnitt der letzten 150 Jahre durchſchnittlich kaum 0,6 bis 0,7 mm betragen. Daß jedoch Stämme der vorliegenden Beſtände, die durch günſtige Umſtände einen großen Wachsraum errungen haben, die Fähigkeit, an Stärke zuzuwachſen, ſehr lange behaupten, zeigen die von R. Hartig!) vorgenommenen Unterſuchungen, die auch dadurch für die Wirthſchaft von Intereſſe find, daß fie einen Beleg für das Ber- halten der verſchiedenen Stärkeklaſſen in den vorliegenden Beſtänden abgeben. Die von Hartig unterſuchten Stämme zeigten folgenden Stärkezuwachs: Stamm. | Alter meſſer breite Schaft, Stamm Alter meſſer breite Schaft Nr. form Nr. form Jahre cm mm Jahre cm mm I 30 n 52,5 II 30 82 1,40 | 55,1 60 | 158 | 1,55 | 55,6 60 | 13,7 | 0,65 | 52,8 90 | 25,7 | 1,60 | 51,2 90 | 20,3 | 1,50 | 52,0 120 | 32,1 | 1,10 | 50,4 120 | 27,8 | 1,25 | 51. 150 | 39,3 | 1,25 48,2 150 | 35,1 1,15 49. 180 | 45,5 | 1,10 | 45,6 180 | 40,2 | 0,75 | 48,3 210 | 51,3 | 0,80 | 41,5 210 | 44,2 | 0,65 48,2 240 | 55,6 | 0,75 | 44,7 240 | 48,6 | 0,75 | 47,4 246 | 57,1 | 1,25 | 44,3 246 | 49,2 | 0,50 47,8 1) Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, Heft 7, S. 254 ff. — § 82. Der Einfluß von Durchforſtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 45 Stamm- Alter nn Baer Schaft⸗ Stamm. Alter — — 5 Schaft Nr. form Nr. form Jahre cm mm Jahre em mm III 30 7,7 1,65 | 60,6 V 30 8,0 | 1,50 } 60 | 15,1 | 0,95 | 51,8 60 13,5 0,60 | 45,9 90 21,3 1,25 | 52,2 90 17,5 | 0,85 55,6 120 | 264 | 0,75 | 51,7 120 | 21,3 | 0,60 53,5 150 | 31,5 0,85 | 52,1 150 | 24,6 | 0,60 48,6 180 36,0 | 0,70 | 49,0 180 | 28,6 | 0,65 | 46,1 210 | 40,4 | 0,850 | 48,6 210 | 32,0 0,50 | 46,9 240 | 440 | 0,55 | 47,9 240 34,4 0,35: 48,6 246 | 44,6 0,50 | 48,0 246 | 34,7 | 0,25 49,1 IV 306,4 1,20 57,4 Mittel 30 7,4 1,37 56,4 60 12,8 | 0,85 | 57,8 aus 60 | 14,0 0,80 | 54,8 90 18,3 | 1,10 | 56,8 Ibis VI 90 | 20,7 | 1,5 | 53,5 120 23,4 0,75 | 48,9 120 | 26,2 0,80 | 51,2 150 | 28,5 | 0,90 | 45,5 150 | 31,8 | 0,95 | 48,8 180 | 32,3 0,80 | 46,4 180 | 36,8 | 0,90 | 47,0 210 | 37,2 | 0,60 44,6 210 | 41,0 | 0,65 | 45,9 240 | 40,8 | 0,60 | 44,6 240 | 44,7 | 0,70 | 46,6 246 | 41,1 | 0,50 | 46,2 246 | 45,3 | 0,50 | 47,1 Hiernach war Stamm I noch im 246. Jahre im Stande, breitere Jahrringe anzulegen als der durchſchnittlich jährlichen Zu⸗ nahme des geſammten Baumalters = 1,2 mm entſpricht, während die ſchwächeren Stämme II bis V trotz der ſeit ca. 40 Jahren vor⸗ genommenen Durchforſtungen hierzu nicht mehr im Stande ſind. Die Fähigkeit des Stammes I zur anhaltenden Stärkezunahme be⸗ ruht auf gewiſſen zufälligen günſtigen Einflüſſen, die ihm einen größeren Wachsraum im früheren Alter haben zu Theil werden laſſen. Die Lehre, die man aus dem Wachsthumsgang dieſer un⸗ durchforſteten Beſtände für die praktiſche Wirthſchaft ziehen kann, geht dahin, daß der größere Wachsraum, welcher auf dem Wege der natürlichen Entwicklung beim Kampf ums Daſein einigen wenigen Stämmen zu Theil wird, durch rechtzeitige planmäßige Eingriffe der Wirthſchaft einer möglichſt großen Zahl geeigneter Stämme zu Gute kommen ſoll. Auf direct poſitivem Wege iſt der Einfluß des vermehrten Wachsraumes, den die Durchforſtung gewährt, ſehr häufig nicht oder doch nicht genügend nachzuweiſen, weil mit demſelben in der Regel noch weitere Veränderungen, ſowohl am Stamm, hauptſächlich durch Waſſerreiſerbildung, als insbeſondere auch bezüglich des Bodens, durch Humuszerſetzung, vor ſich gehen, deren Folgen für den Stärke⸗ zuwachs dem Wachsraum an ſich nicht gut geſchrieben oder zur Laſt 46 Siebenter Theil. gelegt werden können. Allgemeingültige zahlenmäßige Beziehungen zwiſchen Wachsraum und Stärkezuwachs laſſen ſich deshalb nicht mit Sicherheit darlegen. In der Regel wird mit der ſtärkeren Durch: forſtung der älteren, zur Starkholzerziehung geeigneten Stangenhölzer, für die der zahlenmäßige Nachweis der Durchmeſſerzunahme am meiſten Bedeutung hat, ein Unterbau vorgenommen. Man wird daher den Einfluß der Durchforſtungen auf den Stärkezuwachs auch hauptſächlich an Beſtänden nachzuweiſen haben, die mit der Vornahme der kräftigen Durchforſtungen zugleich unterbaut ſind. Als in dieſer Richtung charakteriſtiſch werden nachſtehend einige Stammanalyſen mitgetheilt, die Herr Forſtmeiſter Voß und der Verfaſſer im Dezember 1896 ausgeführt haben. Sie beziehen ſich auf 90 jährige Eichen im Diſtrict 128 der Oberförſterei Kaſſel, die ſchon in den vierziger Jahren unterbaut und einem kräftigen Durchforſtungsbetrieb unterzogen ſind. a) Stammform. = Höhe Abfall auf 1m Me: Ganze des Länge im = G Länge Kronen⸗ Durchmeſſer (em) in verſchiedenen Baumhöhen (m) unteren oberen 5 anſatzes Stammtheil 2 m m cm 1 245 14 [Höhe 1 3, 6 8, 11 13, 16 18, 21 { Durdim.|34 27 26 23, 22,5 21,5 17 11,5 8| 1,40 | 0,87 IT 24.5 16 (Höhe 13, 6,2 8,7 11,2 13, 16,2 ji Durchm.34 28 25,5 25,5 23 121,5 117,5 1,10 | 1,07 Höhe 24,54 7,08| 9,62112,1614,70117,24 Durchm. 22,5 21 19 17, 16 14 12,3 0,66 | 0,66 Höhe 2 4,½4 7,280 9,82 12,3614, 90 Durchm. 30 27 23,5 22,5 20,517 0,96 | 1,08 Höhe 2 | 4,74 7,48110,22112,74115,28 Durchm. 33 30,5 |28,5 27 25,5 22,5 0,73 0,89 Höhe 1 3,54 6,08) 8,62,11,56 13,70, 16,24118,09 Durchm. 26 24,5 22,5 21 19 115,5 13,5 10, 0,66 | 0,98 Höhe 2,84 5,58 8,1210 13,20 15,7417,63 Durchm. 28 26,5 25 23 20 15 14 0,69 | 1,18 Höhe 1 | 3,74 6,78) 9,32111,86 14,40116,94 Durchm. 35,5 32 27 26 25 22 |17 1,14 | 1,18 Höhe 2,54 5,08| 7,62]10,1612,70,15,24117,78 | Durchm. 25,5 |23,5 23 120,5 19 17 14 0,66 0,85 Höhe 3,04 5,58) 8,12,10,66013,2015,74 17,61 Durchm. 29 28 27 24 21 19 17 0, 1,01 VIII 25 16 IX | 24 18 X |246| 16 — e 0 je >) ei =] — — — — — — — Fw— — — —rðũ) — = § 82. Der Einfluß von Durchforſtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 47 b) Stärkezuwachs. Nr. Höhe der Anzahl Breite der Jahrringe in den Jahrzehnten gemeſſenen ber der Quer⸗ u BL ie Stä ſchnitte Jahr 1 1 |m|w |. Y ve) vn vu x mme |_ . ringe I i 1134127 1| 271 2321| 2 „ 3,5 81 0 ZA, ma 128 | 1261415. 1.1821 72,8 6 75 SEO i, 15, 8,5 68 . ie 2 hr s 1,1, 11 62 VVV 0, 1,1 1,6 1,8 13,5 83 )))) 16 8 8 i ieh 2 1% i | 15 II 1 85 |(O)| 18 | 38|1|28 2,5 2,0 1,3 | 16 1,3 3,7 75 Al DE BB I DE 20 151 1 1,8 1 286.101, 6,2 72 rene een, 8,7 68 ee, 11,71, 11,2 62 (05)| 30 2,0 1,3 14 1,2 11 13,7 58 42,00 1,3 1,5 1, 1,2 1,3 16,2 50 . 5 a - 1% 7%» 118-128 11,90 III 1 78 eesti, 1, 10 0, 0% 1,0 4,54 75 (2,5) 1,0 | 1,0 | 0,8 | 0,8 | 0,8 | 0,8 7,08 66 (2,3) 1,7 | 11 | 10 | 08 | 0,9 1,0 9,62 61 \ a | 12,16 56 (1,5) Le 0% 0, 0, 0,6 14,70 48 he 7 Lo 17,24 45 . 5 5 (0%) 1,4 1,0 | 0,9 | 0,8 IV 2 2:0) 27 1281 28 1,8% 1, 1, 18 1, 4,74 78 2,8) 25 |13 1,1 0,9 0,8 1,0 1,2 7,28 73 (0, 24 2,2 1,5 1,3 1,1 1,0 0,8 9,82 67 VV 12,36 58 (17) 30 2,0 | 14 1,3 15,3 14,90 52 ; (0,6) 1, „s 1% s 1,1 V 2 79 (2,0) 2,1 2,9 2,2 1,3 1,2 0,9 0,9 4,74 73 (1,0) 3,5 2,2 1,3 1,3 1,1 1,2 1,0 7,48 69 u. 784),.086 720 18,0 771,8 3:1, 2,0 10,22 62 (0,8) 46 3,0 1, 1185 | 1ı | Li 12,74 59 (2,9) 29 1,3 1,2 1,11, 15,28 52 5 (0,8) 2,7 2,4 1,9 | Le | 12 VI 1 83 (0,4) 20 2,1 1,8 1,1 1,0 0, 1,00, 3,54 78 2,0) 3,12, 1,9 1,3 0,9 0,8 | 0,6 6,08 73 (0,6) 2,9 | 2,1 | 1,1 | 1,3 | 0, 0,9 | 0,9 8,62 66 .P@@1)| 28 1,1 | 1,3 | 0,9 | 0,7 0,8 11,16 60 2,7 2,5 1,7 1,3 1,0 | 0,8 13,70 55 1,0) 20 1,7 14 1,1 | 09 16,24 45 (0,8)| 1,8 | 1,8 1,0 151 18,09 | 41 „,) 1, 1,8 | 1,3 | 1,0 48 2 Siebenter Theil. Nr. Ben, nn Breite der Jahrringe in den Jahrzehnten der Quer⸗ 5 Stämme ſchnitte Br I rr Vi. VI CVIETORI TE m ge VII 2,84 70 5 2 1 20 I 17 17 8 5,58 62 g 00, 26 | 28 | 19 1,6 1,5 | 12 8,12 56 j (2,0) 34 | 2,1 | 1s | 15 | 1,0 10,66 51 men ,s) 3,2 | 2,5 | 1,8 | 1,31 0,9 13,20 45 0 5 (4,6) | 8,8 2,1 1,4 | 0,9 15,74 39 : ! ä : 2,9) 2,2 | 1,6 | 0,8 17,63 35 g 2 4 A ..1(1,0)7 1,9 | 2 7023 VIII 1 83 (0,6) a8 | 42 2,8 1,9 1,7 1,3 1,8 1,0 3,74 75 (1,5) 3,11, 1,3 1,4 0,9 1,0 0,6 6,73 | 67 11,891 88} 1,8 1, ,s 1% 9,32 | .62 f ,)] 3,4 2,4 11 1,0 141 11,86 57 i g o „% 1% 1,0 134 108 14,10 53 ; g 00,9)] 3,6 2,4 | 1,6 | 14 | 0,9 16,94 47° ; j - „42, 1,6 | 1,2 144 420 IX 2,54 77 DT) La Da LT ET 5,08 74 r Tr 7,2 | 69 ..)25)| 2,3 1,8 1,8 1,3 | 15 | 0,7 10,16 64 ; 109728] 10 | 1.4} 12] 41720 12,70 57 g : (,s) 27 | 15 0,9 0,8 | 0,7 15,24 47 25 5 f „Ha, 2,2 1 LED 100 Er 17,78 41 . . (0,3) 2,3 1,5 1,5 | 1,8 X 3,04 78 145) 22724120 1,0 | 2117 17°] 14 5,58 TE Br I ET ER 8,12 70 b 2,8 „eo een 10,66 65 . 19128117106 | 16 1, 115 13,20 59 . „eee 1.077 e 15,74 53 ; a 00,5) 2,6 1,1 | 1,6 | 1,6 | 1,8 17,1 | 47 El LI En ei hr Hier fällt auf, daß der Zuwachs trotz der kräftigen Durch: forſtungen, welche nach Einleitung des Unterbaues ſtattgefunden haben, nicht entſchiedener ſich geltend macht. Mag nun auch be— züglich einer directen Verwendung der vorſtehenden Zahlen für den ſtehen bleibenden Beſtand der Umſtand nicht ganz außer Acht zu laſſen ſein, daß zu den Probeſtämmen im Allgemeinen nicht gerade die am beſten entwickelten Individuen gewählt wurden, und daß man wohl berechtigt iſt, den Zuwachsgang der wuchskräftigſten Probe⸗ ſtämme als dem ſtehen bleibenden Beſtand am beſten entſprechend anzuſehen, ſo wird doch die Thatſache einer verhältnißmäßig nur ſchwachen Steigerung der Durchmeſſerzunahme, auch bei Zugrunde— legung dieſer wichtigſten Stammklaſſe, nicht zu beſtreiten ſein. Die 8 82. Der Einfluß von Durchforſtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 49 Breite der Jahrringe beträgt auch bei den herrſchenden, gleichmäßig bekronten Stämmen nur etwa 1,2 cm. Schneidehölzer von 60 cm Durchmeſſer können auch bei fortgeſetzter Lichtung auf dem vor⸗ liegenden Standort (lehmig ſandiger Boden aus Buntſandſtein) in geringerer als 200jähriger Umtriebszeit nicht erzogen werden. Zu ganz ähnlichen Folgerungen führen auch die Unterſuchungen, die R. Hartig!) an einer Anzahl von Stämmen verſchiedener Stärke⸗ klaſſen des weithin bekannten Forſtortes Weißenſtein im Forſtamt Rothenbuch vorgenommen hat. Die Reſultate derſelben waren folgende: err 32 42 52 62 72 82 92 Jahre Durchmeſſer . 6, 10, 13,3 16,9 19,6 22,6 25,6 cm Ringbreite 2,25 2,0 1,45 1,55 1,35 1,50 1,50 mm Schaftformzahl 48, 479 501 477 462 461 II Durchmeſſer . 55 9,0 11,7 150 184 20, 23,0 cm Ringbreite... 15 15 135 16 1,0 1,10 1,10 mm Schaftformzahl. 52, 548 60,6 564 53,6 52,2 III Durchmeſſer . 89 13,0 15,3 17,3 19,1 20,3 21,2 cm Ringbreite . 1,80 205 1,15 1,0 0,90 0,0 0,5 mm Schaftformzahl . 44,2 42,3 44,3 43,6 424 42,5 IV Durchmeſſer. 3, 6,3 8,8 108 128 14,0 148 cm Ringbreite . 1,00 155 1,0 1,0 1,0 0,0 0,40 mm Schaftformzahl . 64,83 569 56,7 545 52,0 50,9 Wenn nun aber auch hier die Wirkungen der Durchforſtung auf die Zunahme der Durchmeſſer ſchwächer ſind, als man nach dem Eindruck, den die durchforſteten, von den ſchwächeren Stämmen befreiten Beſtände einige Jahre nach der Durchforſtung auf das Auge machen, zu vermuthen geneigt iſt, ſo iſt der Einfluß des erweiterten Wachsraumes doch ſehr beſtimmt erkennbar. Er iſt bedeutender als es dem directen zahlenmäßigen Verhältniß entſpricht. Um dieſe Zahlen gehörig zu würdigen, hat man zu berückſichtigen, daß ohne den Einfluß der Durchforſtungen die Zu: nahme der Durchmeſſer fortgeſetzt kleiner geworden ſein würde. Ein Sinken der Stärkezunahme hatte bereits vor dem 52. Jahre, in dem der Unterbau zur Ausführung kam, ſtattgefunden. Die Durchforſtungen haben das weitere Sinken der Durchmeſſerzunahme nicht nur aufge: halten, ſondern fie haben bei den Stämmen I und II eine Erhöhung der Jahrringbreite zur Folge gehabt. Für die praktiſche Ausführung der Durchforſtungen haben die Unterſuchungen von Hartig noch dadurch Bedeutung, daß ſie einen Beleg für die auch durch andere Arbeiten und Unterſuchungen beſtätigte Erſcheinung abgeben, daß der Einfluß des größeren Wachsraumes unter den Bedingungen, wie fie eine kräftige Durchforſtung oder ſchwache Um: lichtung für die Entwicklung der Beſtände gewährt, an den herrſchen— 1) Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1893, Heft 8, S. 297. Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. - 4 50 Siebenter Theil. den Stämmen ſtärker iſt als an den beherrſchten und zurückgebliebenen. Die Stämme I und II haben nicht nur abſolut, ſondern auch relativ, im Verhältniß zum früheren Stärkezuwachs gewonnen. Bei einer ſtarken Umlichtung würde das Verhältniß wahrſcheinlich umgekehrt ſein. Man darf hieraus die Folgerung ableiten, daß bei den Durchforſtungen und ſchwächeren Lichtungen cet. par. die herrſchenden Stammklaſſen, ſofern ſie keine Fehler haben, zu begünſtigen ſind. Der frühere Aushieb ſtärkerer Stämme iſt Ausnahme, nicht Regel. Da jedoch die Klaſſen III und IV noch eine Reihe von Jahren mit einem Maſſenzuwachsprocent von 2% bei gleichzeitiger Erhöhung des Werthes zuwachſen, ſo wird man aus dem zahlenmäßigen Verhalten der Stammklaſſen die auch den wirthſchaftlichen Erfahrungen durchaus entſprechende Folgerung ableiten, daß die Durch— forſtungen einen ſtetigen Charakter tragen, daß ſie allmählich verſtärkt und in Lichtungen übergeführt werden ſollen. II. Mit Buchen gemiſchte Eichenbeſtände. Dem Nachweis der Durchforſtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche in Beſtänden, die mit Buchen gemiſcht ſind, ſtellen ſich in der Regel in der Praxis noch größere Schwierigkeiten entgegen. Da die Eichen, welche durch Kronenfreihiebe begünſtigt werden ſollen, in einer für den Ausſchluß individueller Beſonderheiten genügenden Zahl in der Regel nicht zur Fällung gezogen werden können, ſo läßt ſich der Einfluß, welchen Umlichtungen auf den Stärkezuwachs ausüben, durch Stamm⸗ analyſen nur ſelten nachweiſen. Man iſt hier vielmehr auf den lang⸗ wierigen Weg wiederholter Aufnahmen der Beſtände hingewieſen. Dahingehende Unterſuchungen ſind von der Hauptſtation des forſtlichen Verſuchsweſens eingeleitet worden; ſie werden in Zukunft noch in größerer Zahl angeſtellt und in ihren Reſultaten veröffentlicht werden. Der Verfaſſer beſchränkt ſich hier darauf, im Nachfolgenden den Ein⸗ fluß von Durchforſtungen auf die Durchmeſſerzunahme an einigen Be⸗ ſtänden der an ſeinen Wirthſchaftsbezirk angrenzenden Oberförſterei Johannisburg mitzutheilen, in welcher von der Hauptſtation für das forſtliche Verſuchsweſen Verſuche vorliegender Art eingeleitet ſind.“) Bei einer im Januar 1897 bewirkten Aufnahme ergaben ſich folgende Durch⸗ meſſerzunahmen gegenüber den im Jahre 1892 ermittelten Stammſtärken: 1) Die hier mitgetheilten Unterſuchungen wurden im Einverſtändniß mit der Hauptſtation des forſtlichen Verſuchsweſens (gemäß brieflicher Mittheilung des Herrn Landforſtmeiſters Danckelmann vom 20. October 1896 J.⸗Nr. 2165/96) vorgenommen. Das benutzte Material gehört zu einer größeren, von der Verſuchsſtation ſeit längerer Zeit eingeleiteten Verſuchsreihe über den Einfluß verſchiedener Durchforſtungsmethoden auf die Entwicklung der Eiche, deren Bearbeitung und Veröffentlichung von der Hauptſtation zu Eberswalde im Laufe der nächſten Jahre erfolgen wird. $ 82. Der Einfluß von Durchforſtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 51 a) 70 jährige Eichen mit gleichalten Buchen (Diſtrict 57). Durchmeſſerzunahme Pe Sr Er 2 kenns je Ohne Freiftellung Stammklaſſen FF Durchmeſſerſtärke (cm) . 17-20 21-24 25-28 17-20 21-24 25-28 17-20 21-24 25-28 Stammzahl i 3 7 5 4 5 8 8 4 — Zunahme der Durchmeſſer⸗ ER jumme in 5 Jahren . 3,4 10,3 7,6 (6,2 8, 11,1 |89 44 — Durchſchnittliche Zunahme eines Stammes in 5Jahren 1,13 1,47 1,52 1,55 1,70 1,39 1,11 | 1,10 | — Desgleichen in einem Jahre 0,23 | 0,29 0,30 0,31 0,34 | 0,28 | 0,22 | 0,2 | — Seitherige e Zunahme. Br 0,27 | 0,33 0,37 | 0,28 | 0,33 0,39 0,26 0,322 — b) 50jährige Eichen mit gleichalten Buchen (Diſtrict 61). Durchmeſſerzunahme Nach ER e Nach 2 95 Frei Ohne Freiſtellung Stammklaſſen 1 ] II III I II HI III Durchmeſſerſtärke em) . 14-16 [17-19 20-22 14161719 20-22 14-16 17-19 20-22 Stammzahl & 1 6 9.1 9.2110 2 6 7 1 Bunahme der Durchmeſſer⸗ | | jumme in 5 Jahren 6,3 8,9 6,9 4,3 19,4 | 35 7,3 8,8 15 Durchſchnittliche Zunahme g eines Stammes in 5Jahren 1,26 | 1,48 | 1,38 | 1,43 1,94 | 1,75 | 1,22 1,26 | 1,50 Desgleichen in einem Jahre 0,25 | 0,30 | 0,28 | 0,29 0,39 0,35 0,24 | 0,25 | 0,30 Seitherige e 8 Zunahme. ; 0,35 0,37 0,2 0,31 0,36 0, | 0,30 | 0,35 | 0,40 c) 3ödjährige Eichen mit gleichalten Buchen gemiſcht (Diſtrict 61). Durchmeſſerzunahme Nach mäßiger Frei⸗ Nach ſtarker Frei⸗ ſtellung ſtellung Stammklaſſen I | III II III Durchmeſſerſtärke (cm) 9-13 14-17 18-22 9-13 14-17 1822 | Stammzahl 5 10 9 2 7 114 4 Zunahme der Durchmeſſer⸗ ſumme in 5 Jahren 18,9 18,3 4,2 15,3 310 8,6 Durchſchnittliche Zunahme f eines Stammes in 5Jahren 1,89 2,03 2,10 2,26 | 2,28 | 2,15 Desgleichen in einem Jahre 0,zs 0, | O,a2 0,5 0,6 0,43 Seitherige e Zunahme. 0,34 0, 0,51 0,36 0, | 0,59 52 Siebenter Theil. 8 83. Der Einfluß von Lichtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. I. Der Lichtung an ſich. Daß die Eiche, wie jede andere Holzart, wenn ſie aus dem Beſtandesſchluſſe in den Lichtſtand übergeführt wird, erhöhten Stärke⸗ zuwachs anlegt, bedarf als allgemeine Theſe eines beſondern Nach⸗ weiſes nicht. Die Richtigkeit und Allgemeingültigkeit einer ſolchen geht unmittelbar aus den phyſiologiſchen Geſetzen des Banne hervor. Da die Quellen der Ernährung, die im Boden und in der Luft enthalten ſind, dem einzelnen Baume, wenn ſein Wachsraum erweitert wird, in ſtärkerm Maße zugeführt werden, ſo müſſen auch die Folgen dieſer vermehrten Nahrungszufuhr im Zuwachs ſich zu erkennen geben, ebenſo wie es bei den landwirthſchaftlichen Gewächſen der Fall iſt, wenn ihnen durch Düngung und Bodenlockerung ein größeres Nahrungs— quantum zu Theil wird. Wenn die Zunahme der Durchmeſſer als Folge einer Umlichtung in einzelnen Fällen nicht nachgewieſen wird, ſo müſſen immer beſondere Gründe, die eine dem erweiterten Wachs— raum entgegengeſetzte Wirkung üben, vorhanden ſein, wobei auch das indirecte Moment nicht außer Acht zu laſſen iſt, daß ohne die Er⸗ weiterung des Wachsraumes ein Rückgang des Stärkezuwachſes ein⸗ getreten ſein würde. In noch höherem Maße als es bei der Durchforſtung der Fall iſt, muß bei dem Nachweis des Einfluſſes der Lichtung der Umſtand berückſichtigt werden, daß mit ihr zugleich die chemiſch-phyſiologiſchen Grundlagen des Zuwachſes einer Veränderung unterliegen, insbeſondere daß mit der Lichtung eine raſchere Zerſetzung des Humus bewirkt wird und ein ſtärkerer Bodenüberzug erſcheint. Von den Durchforſtungen können die Lichtungen nicht ſcharf unterſchieden werden, nicht einmal theoretiſch und begrifflich, noch weniger praktiſch und concret. Vielmehr gehen beide Operationen bei richtiger Schlagführung ganz allmählich in einander über. Daher könnte auch Einiges von dem, was im vorigen Paragraphen hervor— gehoben iſt, in dieſem eine Stelle finden; und umgekehrt, was nach⸗ folgend als Lichtung bezeichnet ift, zum Theil auf Durchforſtungen bezogen werden. Einige Meſſungen, die der Verfaſſer an gelichteten Beſtänden gelegentlich der Fällungen im Winter 1896/97 ene Gelegenheit hatte, führten zu folgenden Ergebniſſen: § 83. Der Einfluß von Lichtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 53 1. Lichtungszuwachs 35 — 45jähriger, in Miſchung mit Weichhölzern erwachſener Eichen — Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 11 des Gemeindewaldes von Lahr; auf gutem Standort, Lichtſtand von 1884 bis 1897. a) Abfall. 2 2 5 = 1 ä 3 8 2 8 Durchmeſſer in der Höhe 8 8 5 2 Durchmeſſer in der Höhe An 8 | von m en a |?8 von. m 22 2 |85 38 3185 8 8 Nr. 5 |@5 232 Nr. 8888 =? TER IN yEn, 825 Nen 4 8 8 Geſchaßt ) gbeſchätzt) € N m cm m cm 1116 8 48 37 3129 271,87 III 16 8 33 231917 1,50 II 7 43 33 29 26 1,75 IV 7 42 33 28 25 2,00 b) Stärkezuwachs. 58 88 & 1 3 38 8 . 7 8 8 33 Breite der Jahrringe in 5 I88E 8 Breite der Jahrringe in 8 5 SE den Jahrzehnten 8 = 5 den Jahrzehnten üs Eier * irn eee SZ W 1 mr NY 10 45 (2,5% 4,5 4,5 5,0 4,0 VI 0 44 (2,0% 3,5 2,3 4,0 5,0 8 311 4,5 4,0 2,7 2 38 (3,48) 2,3 2,5 3,8 II | 0 45 (2,00% 6,0 5,0 5,0 4,05 VII 0 46 (3,30 8,0 4,6 3,7 3,4 6 34 (1,5% 5, 4,53, 2 42 (0,8) 4,0 4,0 3,0 2,2 III 0 44 (1,0% 4,0 4,5 4,04, VIII 0 46 (1,0% 3,2 2, 4,5 4,4 6 :33 3, 3,02, 2 40 2, 2,5 2, 2,5 IV O 46 (2,0% 5,0 4,5 3,5 4% IX | 0 45 (1,5% 3,2 3,1 3,2 45,6 6 34 (1,0% 4,0 3,0 2,2 2 40 . | 3,0 3,0 3,03, V o 46 (4,0% 5,0 |3,514,013,01 X 0 48 (1,4% 3,4 |4,0|4,7|6,0 2 42 (1,0) 5,8 3,8 3,82, 2 40 2,5 2,9 4,0 2,5 4 36 (1,86) 2,5 3,8 3,3 2. Lichtungszuwachs 70 —80jähriger, in gruppenweiſer Miſchung mit gleichalten und ältern Buchen erwachſener Eichen in Folge der Stellung von Verjüngungsſchlägen — Oberförſterei Meren— berg, Diſtriet 43 des Staatswaldes. bewirkten Räumung zeigten die unterſuchten Stämme nach 15jährigem Lichtſtand folgende Formen und Stärkezuwachs: Bei der im Winter 1896/97 54 Siebenter Theil. a) Stammform. Nr. Ganze er Durchmeſſer (em) in der Höhe von... m 1 der Länge Kronen⸗ der Höhe von anſatzes 9—15 Bu = 35 7 % u 18 1s 7 dom m - cm 120 9,5 32 29 27 26 23 20 1,13 | 1,50 I | 21 98 33 30 29 26 25 222 1,00 | 1,50 III 23 11,8 3129 27 25 23 21 19 14 1,00 | 1,50 IV 21 11 39 34 33 31 28 26 2 1,38 1,00 V 22,5 11 42 | 37 | 35 | 34 | 32 | 31 | 26 | 20 1,25 | 2,00 VI 22 11 34 30 29 28 26 25 21 16 . | 1,00 1,67 VII 24 17583 35 | 32 | 32 28 27 | 25 22 22 18 1,00 | 1,13 VIII 22 14, 36 32 28 27 25 25 22 1,38 | 0,75 IX 22 11 30 | 27 26 | 24 23 20 17 15 0,88 15,33 X 22 11 36 36 | 34 33 30 28 24 22 0,75 1,33 XI 19 12 28 | 25 | 24 | 23 | 21 | 20 0,88 0,50 XII 21 13 32 | 28 26 23 22 20 1,25 1,00 XIII 22 12 29 | 27 | 26 25 24 | 22 | 20 0,63 | 1,00 AV 22 14 3333 31 27 26 24 21 0,88 1,25 XV 21 12 31 | 29 | 26 | 26 | 24 2119 17 0,88 | 1,17 b) Stärkezuwachs. Höhe der 5 5 x Nr. unter⸗ Anzahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten 5 ſuchten der Quer- Jahr⸗ Stämme ſchnitte ringe I a ı mi wıi'v eee m I 0 76 (1,86) 3,8 2,8 | 32 | 25 | 15 | 1,7 | 24 4 69 (2,59) 30 3,0 1,7 1,2 1,1158 10 57 . (1,57) 2,7 158 158 15 | 14 12 49 ; . eee es,, II 0 76 an) s, | 2,8 3,0 3 1% 20% 4 68 2,290 2,5 2,3 | 23 | 18 | 15 21 10 59 TIL ISNTBE IT 8: AED am 12 53 i (0,40 29 25,1 147.18. 1.19 III 7 r 32:21 0 °F E08 13 70 4,2 70 : 3,7.| 2,3 2, 1,5 156 1,8 | 1,8 10,2 55 . 108) 3,7 | 18 14 | 138 | 16 14,2 45 b 00,0% 17 1,2 1,5 12 IV 1 78 (2,29) 3,2 2,0 3,1 2,5 2,0 17 3,2 9 60 F 2,5 | 3,1..| 2,7 1,3 1,3 | 19 11 56 (1,86) 40 | 2,8 | 2,0 | 2,3 | 2,0 1 8 [2 $83. Der Einfluß von Lichtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 55 Nr. 8 x Anzahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten ſuchten der der Quer⸗ Jahr⸗ Stämme ſchnitte ringe 1 , lvo * ö V 0 75 (2,08) 44 3,1 4,7 4, | 40 4,0 3,0 6 63 (0,5) 3,5 3,5 3,2 3,2 3,0 | 3,3 11 50 8 ; b 70 3,2 2,586 3,3 | 2,3 14 44 \ ; 441 J 2,8 2 2 % 22 1 0 76 (3,5% 30 1,6 18 5 2,5 3,5 3,5 3,6 4 73 (0,8% 3,86 2 1, 1,2 ðö1, 1,5 | 29 10 59 24 (2,40% 2,9 1, | 15 | 14 | 19 16 36 - a a een a VII 0 80 16 3% 2, 4, 1,6 17 2,0 40 4 70 JJ 85 HB. 18. 14.1298 10 60 is „in 15, 1% 0 18 14 ; 8 5 ͤ FO VIII 0 80 2,3 4,0 5,4 3,9 3, 2,1 | 2,6 | 3,6 10 56 ä 346189 925 16 % 2,1 8,0 14 46 0 5 . 1,40 2,1 2,1 28 | 15 IX 0 79 (3,29) 4,0 | 2,0 55 a 13 11 13 2,6 4 72% (0491.84 172778280116 | 101 10 ee 10 55 (0,55% 28 2,3 | 15 | 17 1,5 16 37 0 ; . NDR X 1,2 75 (17% 54 | 44 2,3 a LE |-30 | 80 9,2 60 a . 3,3 2,5 1,2 13 2,12, 17,2 40 ; en . 3,0 158 | 2,7 | 1,8 XI 0 75 (2,0) 27 1 1,3 1,8 2,3 | 15 | 21 6 65 VVV 12 48 6 a eee ene XII 0 77 (2,4) 30 2,5 3,0 3,2 2,8 1,9 2, 5 64 4,39 6 . 153% % 1% 14 1.5 44 se ee te XIII 0 76 (2,56) 5,6 3,0 3,0 2,9 2,9 | 34 | 3,2 7,2 63 ee Le ini, , 1 13,2 46 ; a r XIV 76 15 ON 955 I . . 899 2 1:37 n XV 0 63 (1,2906, | 55 4,3 2,86 3,7 5,0 6 45 : (2,00 3,3 | 30 | 2,6 | 2, 16 30 ä 3,2 1,3 | 1,3 3. Lichtungszuwachs 100—110jähriger Eichen, die zwecks natürlicher Verjüngung in Beſamungsſchlag geſtellt wurden. Ober— förſterei Rauſchenberg, Gemeindewald von Stauſebach. Guter Standort. Buntſandſtein. 56 Siebenter Theil. a) Abfall. N Durchmeſſer (em) in der Höhe von .. m Abfall auf er Im Länge in der der Höhe von Stämme 12 4 6 810 12 14 16 18 20 1—88—16 m em 1 38 36 33,5 33 3129 28,8 25 23 20 19 1,00 1,00 I 44 42 40 38,5 36 36 34 29 27 20, 114 1,18 III 434139 38 36 35 32 3027 22 1,00 1,13 IV 50 50 47 45,5 4039 3 ẽ Ä 143 0,50 V 43 39,5 37 35,5 33 30,5 30 27 24,5 21 1,4 1,06 b) Stärkezuwachs. Nr. Höhe der Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten gemeſſenen Si Querſchnitte Stämme 5 IEA nennen I 0 2515.43 1,5 17 1j 1,5 1,5 14 25 20 g 8 ; ; 8 a II 0 35 5 4 4 3 3,5 22 1,5 3 10 ; ; ; g ; ; i ; GR 1,3 III 0 3 5,5 4 3 2 1, 1, 1,3 1,2 1,86 2,2 4 J 0 4 5 ; . . . 1 1 1 IV 0 24 3,53 |3 2,5 2412 2 3,5 4,5 8 - : ; . i 3 ; a 116 18 11,8 V 0 ne 2 22 2% 1% 20 e 4. Freiſtellung 120—140 jähriger, mit Buchen in Hochwald⸗ ſchluß erzogener Eichen, die im Winter 1896/97 nach vollzogener Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 6 Verjüngung geräumt wurden. des Gemeindewaldes Waldhauſen. E 8 85 2 2 Breite der Jahrringe (cm) in den Jahrzehnten 2 ISE8 SE 2 333 S 8 5 ı II III IV | v|vIjvoe vom IX| XXIX XII] XIV E m 1 0 107 (2,07) 4,3 4,3 5,0 6,2 4,3 3,0 1,2 0,8 0,8 1,2 10 877. 1,5“) 2,5 2,420 2,42, 1,802,013 f II O 130 1,5 2,5 3,5 3,5 3,0 2,0 1,6 1,4 1,8 1,8 1,2 1,6 3,0 13 1000 5 ; 2,0 1,611 1,1/1,1 11,211,1/0,9) 1,0 1,5 III 1,2 130 1,6 2,1 2,0 3,3 4,3 4,0 3,0 2,3 1,8 111,1 1,2 1,6 5 1055 (1,0 1,8 3,0 3,0 2,0 2,0 1,61, 1,1 1, 10 IV 0 140 2,5 3,0 3,0 3,0 3,03, 5, 3,0 3,002,002, 1,4% 1,2 1 13,5 103 : . (1,08) 14,213,0| 2,7| 2,8 2,415 1, 1,0 1,1 1,1 V o 127 (1,57) 5,0 6,2 3,0 1,7 2,0 1,5 1, 1,51, 1, 1, 1,0 6 1060 2,06) 4,5 2,18 1,0] 1,0 1,40, %, 1,0] 1,4 883. Der Einfluß von Lichtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 57 5. Freiſtellung 180 — 200 jähriger Eichen, die mit 305 jährigen Fichten unterbaut find, nach 35 jährigem Freiſtand. Ober⸗ förſterei Rauſchenberg, Diſtrict 49. Breite von u. not , 8 2 Breite Breite der Jahrringe im ar n des Alter Durchmeſſer Durchſchnitt 5 0 a des ganzen 4 Jahrzehnt nach der Frei⸗ Jahre cm cm cm em 1 230 62 1,4 1,5 2,5 3 2 II 225 56 1,2 1,3 2 2,2 1,8 III 230 64 1,4 1,7 1,6 2,5 1,7 IV 230 42 1,0 1,2 2,5 1,5 1,2 Sind die hier mitgetheilten Stammanalyſen für eine Verall⸗ gemeinerung der gewonnenen Reſultate auch ungenügend, ſo laſſen ſie doch gewiſſe, für die Praxis bedeutſame, den Einfluß der Lichtung auf den Stärkezuwachs betreffende Erſcheinungen beſtimmt erkennen. Zunächſt die ſchon a priori zu vermuthende Thatſache, daß die Stärke des Lichtungszuwachſes, abſolut gemeſſen, zur Zeit der größten natür⸗ lichen Wachsthumsenergie am lebhafteſten iſt. Der Lichtungszuwachs erſcheint ſtärker im 40. als im 70. Jahre, ſtärker im 70. als im 100., ſtärker im 100. als im 150. Jahre. Die Folgerungen, welche hieraus für die forſtliche Praxis zu ziehen ſind, können nur dahin gehen, daß von dem Vermögen des Lichtungszuwachſes, wenn gutes Holz erzogen werden ſoll, erſt dann Gebrauch gemacht wird, wenn die Durchmeſſerzunahme im Beſtandesſchluſſe ungenügend iſt. Es kann niemals die Abſicht ſein, ein Maximum der Jahrringbreite, wie es im Beiſpiel Nr. 1 vorliegt, durch Umlichtung zur Zeit des Stadiums natürlicher Breitringigkeit hervorzurufen. Ungleichheit der Jahrring⸗ bildung und damit Verſchlechterung der Holzgüte würden die Folge hiervon ſein. Vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie wird eine Lichtung erſt dann erforderlich, wenn das Verhältniß des Flächen⸗ zuwachſes zur vorhandenen Kreisfläche ungenügend erſcheint, was bei Berückſichtigung der gleichzeitigen Werthzunahme erſt im hohen Stangenholzalter bei einer Durchmeſſerſtärke von 25 —30 em der Fall iſt. Daß beſondere Umſtände, wie fie insbeſondere in Weber: führungsbeſtänden vorliegen, Veranlaſſung geben können, Eichen⸗ Stangen möglichſt ſchnell in höhere Werthklaſſen überzuführen, kann jene allgemeine, für regelmäßige Beſtände gültige Regel nicht auf: heben. 58 Siebenter Theil. Sodann enthalten die mitgetheilten Unterſuchungen einen Beleg für die durch zahlreiche anderweite Beobachtungen und Meſſungen beſtätigte Thatſache, daß der Lichtungszuwachs in den untern Theilen des Stammes ſtärker iſt, als in den obern. Ob und wie in dieſer Hinſicht eine beſtimmte Geſetzmäßigkeit obwaltet, iſt an den obigen Stämmen nicht erkennbar. In beſtimmter zahlenmäßiger Faſſung wird dies wohl niemals möglich ſein. Die Folge fortgeſetzter Anlegung breiterer Ringe in den untern Stammtheilen iſt eine größere Abholzigkeit der Stämme, die erfahrungsmäßig an Stämmen, die ſich längere Zeit im Lichtſtand befund en haben, eintritt. Für die Qualität des Holzes, die für die Art der Erziehung beſtimmend ſein muß, bedeutet aber die Abnahme der Vollholzigkeit immer ein negatives Element. Man darf deshalb aus den angeführten Verhältnißzahlen den Schluß ziehen, daß die Ueberführung in den Lichtſtand allmählich vorgenommen werden muß, wobei jene Wirkung abgeſchwächt oder aufgehoben wird. Man wird ferner in der Abnahme der Boll: holzigkeit Veranlaſſung finden, ihr durch anderweite Maßregeln poſitiv entgegen zu wirken. In dieſer Hinſicht iſt imitefendem der Unterbau von Bedeutung. II. In Verbindung mit dem Unterbau. So lange die den Unterſtand bildenden Holzarten dem Boden noch wenig Nährſtoffe entziehen, und ſo lange ſie ihrerſeits keinen Einfluß auf den Bodenzuſtand ausüben, kann ihr Vorhandenſein auch auf die Stammform und den Zuwachs der Eiche keinen merklichen Einfluß haben. Die Entwicklung der Stämme unterbauter Beſtände iſt zunächſt dieſelbe, wie diejenige nicht unterbauter Beſtände. Dieſer Zuſtand iſt, wenn der Unterbau rechtzeitig unter faſt geſchloſſenen Eichenbeſtänden, erfolgt, und wenn er, wie es Regel iſt, mit ſchwachem Material und in weitern Verbänden ausgeführt wird, ein ziemlich langdauernder. Die poſitive Wirkung des Unterbaues tritt erſt hervor, nachdem der Unterſtand das Stadium langſamer Entwicklung be— endet hat. Einige unterbaute Eichenbeſtände der Oberförſtereien Weilburg und Merenberg, in denen im Winter 1896/97 Nachlichtungen ſtatt⸗ fanden, zeigten folgende Stammform und Stärke. 1. Oberförſterei Weilburg, Gemeindewald von Selters. 60: bis 70jährige, mit Weichholzmiſchung erwachſene und dadurch zum Theil mit Lücken verſehene Eichen, im Jahre 1882 gelichtet und mit Buchen unterbaut. v § 83. Der Einfluß von Lichtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 59 a) Stammform. Nr. pt zen Durchmeſſer (em) in der Höhe von .. m a. der 8 anſatzes i von 2 m ab Stämme 0 2 4 „ 12 m cm I 21 %%% 1,33 II 20 13 26 | 22 | 18 | 17 | 15 | 14 1,00 III 18 8 49 38 | 37 | 35 - ; 0,75 IV 20 10 40 | 38 | 36 | 32 | 28 | 26 1,50 N 22 12 56 42 40 38 | 36 | 34 1,00 VI 11 8 30 25 24 22 20 0,83 VII 18 11 831 | 28 | 26 | 24 | 22 16 R 1,50 VIII 18 14 2925 | 24 | 22 | 20 | 18 16 0,88 IX 18 11 80 | 23 | 21 | 20 | 17 | 16 0,88 x 16 8 30 | 25 24 | 23 22 0,0 b) Stärkezuwachs. Nr. 85 l Anzahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten ſuchten der der Quer- Jahr⸗ Stämme ſchnitte ] ringe 1 1 a 7 va m I 0 70 26 2,6 2,4 133 | 12 | 14 ¼ 12 2 R Yuan r 2,4 2,2 4 4 60 K 2,0 2,5 2,0 1,3 E16 | 1,8 6 54 3 (0,8°) | 2,7 2,5 1,6 11 133,0 II 0 69 (1,0% 3,0 24 2001 1a 1 1, 4 62 (0,52) | 2,0 2,1 1,9 mein 1 6 56 . (1,36) 2, 1,9 13 1,0 | 1,0 8 | 47 ; } (1,5%) | 2,3 E7 11, III 0 70 4,0 5,0 3,0 3,1 3,0 | 30 | 2,5 5 50 ‘ . 4,0 4,0 35 | 35 | 3,0 10 39 ä 5 (3,5%) | 45 4,0 | 3,0 IV 0 69 (4,0%) | 5,0 | 5,0 3,2 1,8 2,0 | 2,0 6 ae 1. (2,5%) 3,2 | 20 2, | 23,5 10 40 i ‘ : 2,8 2,8 | 3,0 | 2,5 V 0 70 5,0 6,0 6,0 3,0 3,0] 3,0 | 2,5 8 44 f ; (2,0%) 3,5 4,0 3,0 | 2,3 14 30 ; 5 » Ä 4,0 | 4,0 | 3,0 VI 0 66 4615 2,8 2,5 25 | 2,8 | 23,5 2 60 . 2,2 2,4 20 1:20 | 22 1,8 7 45 ; 0 (1,5% | 2,0 2,0 2,0 | 1,7 VII 0 70 1,5 3,0 3,8 3,6 1a. EIER 16 5 54 VVV 8 45 } ar) 86% 1801 1, 11 „ 88 g . (2,3%) 2,0 2,0 | 14 60 Siebenter Theil. Nr. Bde. ber Anzahl! Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten uchten der : ber Pr Jahr⸗ Stämme ſchnitte ringe I II II IV V VI VII m VIII 0 67 (1,27) | 2,6 1,8 2,0 186-7 LE TER 6 52 3,5 i 16 10 10 43 5 0 (1,0) | 2,7 „ 12 38 < i (1,8°) | 2 1% 0 IX 0 68 (1,08) | 3,6 3,8 3,0 1,3 | 1,6 | 2,0 6 50 2,8 0 N Lei 10 43 | a a9) re X 0 68 | (1,0%) | 2,8 3,0 2,8 7% % 183 7 42 g ; (0,72) | 3,5 2,7 J 2% 44 2. Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 6 des Gemeindewaldes von Allendorf. Guter Standort. 65 — 75jährige Eichen, geſchloſſen erwachſen, im Jahre 1885 gelichtet und mit Buchen unterbaut. a) Stammform. N Höhe des . 1 Abfall Nr. Ganze ee Durchmeſſer (cm) in der Höhe von m kg der Länge anſatzes Länge Stämme 1 3 5 7 9 11 13 f i cm I 20 10 25 22 20 20 18 16 f 0,90 II 18 10 30 27 26 24 22 g i 1,00 III 19 12 27 25 22 22 19 17 5 1,00 IV 20,5 12 29 27 23 21 21 18 14 1,10 V 19 13 22 20 20 19 17 16 13 0,60 VI 20 13 29 26 24 23 20 20 18 0,90 VII 17 15 21 20 18 17 13 12 11 0,90 VIII 20 15 28 25 22 20 20 17 15 1,10 b) Stärkezuwachs. Nr. ag, Anzahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten ſuchten der ner Quer⸗ Jahr⸗ Stämme ſchnitte ringe I ere eee m 1 0 r 1,6 4 60 5 : 2,2 BAAR i „ 8 56 k en PER SDR e, 1, 1, 10 50 b 5 „„ r 883. Der Einfluß von Lichtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 61 Nr. = 127 5 Anzahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten ee dee. Stämme ſchnitte ringe 1 TE e een VIE m ; . II 0 77 (1,37) 34 2,4 | 24 2,1 2,0 1,8 253 4 70 } 32 2,2 2,0 1,8 2,2 | 1,8 2,0 10 58 Ä (2,0) 2,9 2,1 1,6 1,7. 2, III 0 70 2,0 2,0 1,3 2, 2,5 2,2 3,0 4 60 2,0 | 1,8 1,6: s 3,7.) +2,60 10 50 * 1,3 1, 1,9 | 2,0 | 2,2 IV 0 76 (1,0) 3,0 2,3 | 2,6 | 2,5 2,3 2,6 | 2,0 2 70 1,9 | 2,4 2,2 1,8 | 1,5 | 1,8°] 2,0 4 60 2,2 291 25 115.1 187. 18 6 58 (2,4) 3,0 2,2 16 | Ve] 14 8 56 (1,2% 1,6 | 1,8 17 2,0 | 2,4 10 50 f 2,4 1,3 1,6 1,6 1,5 V 0 70 10 2,2 1 34 1, 1,6 1,8 1,7 2 68 (1,68) 2,0 1,8 1,9 1,5 14 15,6 4 64. (0,74) 2,9 2,0 0 b 33.151,27 10 6 60 } 2,2 | 2,0 18 16 1,8, 1,4 8 58 41,0% 2,0 C 10 45 (1,40 20 | 22 | 16 15,5 12 40 a 2,2 2,0 1,6 1,4 VI 0 70 25 185 2, 2, 1,8 2,2 255 2 68 (1,88) 24 2,0 1,9 1,7 1,6 2,0 5 4 66 (2,06) 1,8 | 1,7 20| 1,6 | 18 2,2 6 60 42,2 2,4 156 1,8 | 1,8 20 8 56 3 60 2,0 EUR. ES 221721: 19 10 50 . 2,0 24 | 2,0 | 2,0 | 2,2 VII 0 60 24 2,5 2,3 | 18 | 1,8 | 2,0 2 56 (1,26) 20 | 1,7 19 | 2211 2,4 4 50 10 | 12 . 6 48 Bett 1-1, 14,7 8 46 (0,9°)| 1,1 11115 10 40 1,4 1,586 14 | 15 VIII 0 70 18 | 20 | 24 | 20 | 24 | 22 | 24 2 68 (1,28) 2,0 | 2,0 SET 91 28 am 4 66 (0,96) 1,6 | 2,0 1,8 2,0 | 20 | 2,2 6 60 2 16 | 1,6 1,7 2,0 2,1] 2,3 8 58 ns 1, 10 55 Gh r i, „eee 12 50 1,1 11 1} Las 16 62 Siebenter Theil. Sofern die Wurzeln des Unterſtandes der Eiche in der Aus: nutzung des Bodens Concurrenz machen, kann der Einfluß deſſelben auf den Stärkezuwachs nur ein negativer ſein. Er iſt, insbeſondere in den untern Theilen des Stammes, cet. par. kleiner als in einem nicht unterbauten Beſtande. Auch die im S 82 an den Stämmen der Oberförſterei Kaſſel gefundenen Reſultate ſind zum Theil auf die Concurrenz des Unterſtandes zurückzuführen. Daß jedoch' aus dieſem Grunde keine Schlüſſe gegen die Richtigkeit des Unterbaues, deſſen Wirkungen hauptſächlich in der Gleichmäßigkeit des Gefüges, in der Aſtreinheit und Vollholzigkeit der Stämme, ſowie in der Erhaltung eines guten Bodenzuſtandes zum Ausdruck kommen, gezogen werden können, wird an anderer Stelle dieſer BT ausführlicher dargelegt werden. Um den nachhaltigen Einfluß a mit Unterbau verbundenen Lichtung aus den Ergebniſſen des großen Betriebes nachzuweiſen, werden am beſten Beſtände herangezogen, die ſich lange Zeit, wo— möglich faſt eine volle Umtriebszeit hindurch, im Zuſtand der Kronen- umlichtung und in der Umgebung eines Unterſtandes von Buchen be— funden haben. Aus ſeinem eigenen Wirthſchaftsbezirk kann der Ver— faſſer in dieſer Beziehung nur das folgende Beiſpiel hervorheben. 3. Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 53 des Staatswaldes. 180 — 200 jährige Eichen, unterſtellt mit 100 — 120 jährigen e zum Theil in Unterbau⸗, zum Theil in Ueberhaltform. a) Stammform. Nr. Ganze ößfe bes Durchmeſſer (em) in der Höhe von .. m * Su der Länge anſatzes 19 10 Stämme 1186 Is 7911815 (13) m | | 1 1 cm 1 23 11 66 61 61 56 54 53 1,50 | 0,50 I 24 9, 279, 7663 55 50 3,65 III 26 Ine | am-| Ku 18,18 IV 26 12. 74 66 64 | 61 58 563 | . | 2,00 | 1,00 V 28 11 78 71 70 65 63 61 58 55 1,88 | 1,33 VI 24 15 72 64 60 57 54 54 48 44 2,25 | 1,07 VII 28 16 75 65 60 57 54 53 51 48 | 2,63 | 1,00 VIII 23 9 77 68 66 64 58 55 44 . | 2,38 | 3,50 IX 22 8 82 64 62 60 54 522 3,50 | 1,00 X 22 15 70 68 6659 55 47 43 . | 1,88 | 3,00 * » * * 883. Der Einfluß von Lichtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 63 b) Stärkezuwachs. 25 2 & Breite der Jahrringe in den Jahrzehnten 0 888 © = — 5 i „ eee JI eee a A z I 0 | 198 (2,818) 6,0 | 53 "| 6,8 4,1 4,5 3,5 2,9 2,1 1,5 5 177 . (3,417) | 4,9 3,2 ̃ 3,2 2,8 3,8 2,1 2,1 15,5 10 164 £ (E49) ER 2,6 2,5 2,3 2,7 2,2 | 2,2 | 2,0 II 0 198 (5,318) 9,9 5,3 3,8 2,8 3,2 2,3 19 2,1158 5 175 (4,215) 6,3 459 3,9 2,7 2,3 1,8 1,9 1, S (2,58) | 5,9 3,6 2,8 2,4 1,8 2,2 2,2 1,9 III 0 204 75,1 4,8 3,2 6,8 7,6 5,2 |4,ı 3,4 | 3,3 | 2,6 6 | 184 | (2,0%) | 4,7 3,0 5,1 5,2 3,8 3,1 2,9 2,7 1,9 12 170 5 (2,81% 2,7 3,5 3,5 3,4 3,5 3,8 2,5 2,3 IV 0 180 8,5 5,5 2,4 3,2 3,5 3,7 3,8 2,9 | 2,2 6 | 165 (2,05) | 5,6 2,8 2,9 3,0 3,2 3,0 2,5 1,9 V 0 195 (3,9150 6,7 4,3 4,8 5,2 | 5,6 4,0 3,5 3,0 2,1 6 180 7,5 4,0 3,0 3,3 4,1 |2,7 2,9 | 2,3 | 1,9 11 | 160 j 5 5,8 3,4 4,0 |3,8 3,2 2,8 | 2,4 2,3 VI 1 | 182 | 4,3 4,0 3,0 2,9 3,2 2,8 |2,5 2,1 | 2,1 2 | 170 (3,1% | 4,2 2,8 2,8 3,7 2,8 2,9 | 2,5 2,2 r (5,518) 4,8 3,7 2,4 2,2 2,6 1,9 1,5 VII 0 185 | 9,0 4,6 2,9 4,1 5,0 4,0 2,9 | 2,5 | 2,2 10 | 164 (1,3 | 4,9 3,7 2,8. 2,9 2,5 2,4 | 2,4 | 2,5 15 | 145 2,05) | 3,9 2,6. 2,3 2,4 | 2,5 2,4 | 2,3 VIII 0 180 759 5,6 4,1 5,5 8,2 4, 3,2 3,2 | 2,3 2 | 170 (3,5% 4,4 | 3,6 4,8 6,2 3,0 3,2 | 2,8 | 2,3 6 148 118509) 30 4,9 5,6 2,9 2,9 2,6 | 2,6 14 117 8 i 64,9104, 2,8 2,8 2,9 2,5 IX 0 194 (3,510 9,1 4,7 3,6 4,8 | 5,0 | 3,0 | 2,0 | 3,2 | 2,0 6 | 174 { (4,51%) 4,1 4,2 3,6 4,0 2,3 |2,0 |1,9 | 1,4 12 | 158 g ; (4,618) 3,2 3,0 3,2 2,9 3,0 2,4 | 2,3 X 0 208 [7,5] 77 6,3 3,6 3,1 4,2 2,0 1,5 1,5 1,2 5 178 (4,518) 5,7 36 3,7 4,8 3,0 2,3 2,1 1, 13 1322 . 4,8% 3,3, 2,7 1, 1,8 1,8 Als charakteriſtiſch für die Stammbildung und den Stärkezuwachs der Eiche in der Unterbauform kann hier ferner auf Beſtände, die dem beſſern Buntſandſteinboden des Regierungsbezirks Kaſſel an⸗ gehören, hingewieſen werden. In weit ſtärkerm Grade iſt auch hier, wie in den meiſten Laubholzgebieten Mitteldeutſchlands, die Form des Einzelüberhalts von ſehr hohem Alter vertreten. Beſtandesbilder wie die nachſtehenden ſind verhältnißmäßig ſelten. 64 Siebenter Theil. 4. Oberförſterei Rauſchenberg, Diſtrict 70. 120 — 180 jährige Eichen, unterſtellt von 80 — 100 jährigen Buchen. a) Abfall. 5 Durchmeſſer (em) in der Höhe von ... m Abfall auf 1 m 3 in der Höhe von 8 1—8 8-16 m SE 4 6 8 10 12 14 16 18 = 4 cm I 50 44 43 42 39 38 36,5 | 34,5 31 1,33 0,94 II | 54 51 47 45 | 44 42 40 37 33 1,43 1,38 III 50,5 47,5 | 45,5 43 42 39 38 37 g 1,21 | 0,83 IV | 44,5 42 39,5 | 39 | 37,5 | 37 | 31,5 | 30,5 | 29 1,00 | 1,06 VI. |52 48 45 39 |39|32 34 26 2,17 | 1,63 b) Stärkezuwachs. a . Anzahl Breite der Jahrringe (em) im Alter von ... Jahren meſſenen der e e e 17 7 7 Si) ©. 8 Stämme ſchnitte ringe | 4 U \ | E 1 3 m 75 * 2 15 85 = — 5 I Stock 165 | 25 | 35 | 35 4 35 4,5 3 8. II ; 160 3 4,5 55 4,5 4 4 3,5 | 2,8 III 5 157 | 4,5 3 3 2,5 2 2 1,7 IV 3 160 3 4,3 4 3, 5 3,5 2 1,8 V 3 162 3,5 5 4, | 35 3 3 4 Beſtände, aus denen der nachhaltige Einfluß langen, anhaltenden Unterbaues auf Form und Stärkezuwachs der Eiche im Großen am beſten erkannt und nachgewieſen werden kann, enthält in reichſter Menge die bayeriſche Pfalz. Die auf Vogeſenſandſtein ſtockenden Eichen des Pfälzer Waldes enthalten Eiche und Buche in Alters— klaſſen und Miſchungsverhältniſſen, die der zukünftigen Wirthſchaft, wenn ſie gutes Starkholz erzielen will, als vortreffliche Vorbilder dienen können. Sie ſind in dieſer Richtung weit beſſer geeignet als die im Speſſart vorherrſchenden Beſtände, die zum Theil überalt, zum Theil in ihrer Stärkeentwicklung zurückgeblieben ſind. Einige Meſſungen von 200 jährigen, von 70 jährigen Buchen unterſtellten Eichen, die dem Verfaſſer vom Herrn Forſtmeiſter Aull in Eppen⸗ brunn mitgetheilt wurden, ergeben folgende, für Stammform, Jahr: ringbildung und als Grundlage der Umtriebszeit charakteriſtiſche Reſultate: 883. Der Einfluß von Lichtungen auf den Stärkezuwachs der Eiche. 65 a) Stammform. = j Abfall au f 8 Ganze a. Durchmeſſer (em) in der Höhe von. m su Be & 5 Nane anſatzes a f Höhe von 8 1135 [7 u 18 15 17 19 7 1 17m 2 m cm I | 30 20 63 56 52 51 50 48 48 47 47 45 1,03 0,38 II 32 17 46 45 42 41 39 383936 35 0,88 0,50 II 28 15 56 54 49 47 44 42 40 37 1,0 1 b) Stärkezuwachs. 5 2 8 Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten 3 5 88 8 82 | 85 — 4 ö Hl» 8 H H H E = u 5 HIBIBIEIPIEIE MIMIK 5 7 4 5 5 7 2 E m 1 0,1 1,01,5/1,9%2,42,02,002,3.2,12,92,03,1 3,5 2,603,8 3,824 2,4 1,9 1,21, II 0,1 |0,211,511,3/0,9|2,4/1,512,111,6|1,4/2,5/1,911,210,9,1,0/1,31,911,4|1,3|1,2|1,0 IH | 0,1 0,0, 1,01, 21,8 2,2 2,1 1,8 2,7 2,602,32,22,0 1,8 1,80 1,3 1,4 1,2 1,11. Vergleicht man dieſe Stämme mit ſolchen, die ohne Buchenunterſtand erwachſen ſind, ſo kann man über die vortheilhaften Wirkungen des Unterbaues für die Stammform kaum im Zweifel ſein. Zum Nachweis der Stammſtärken, welche im großen Betriebe thatſächlich erreicht ſind, laſſen ſich die Reſultate der Holzmaſſen⸗ aufnahme, die für die Ermittelung des Etats gemacht werden, ver— wenden. Einige derart gewonnene Zahlen werden nachſtehend mit- getheilt. Sie beziehen ſich auf die Abtheilung 1a des Forſtamtes Fiſchbach, einen 150- bis 1805, durchſchnittlich 160 jährigen, von jüngeren Buchen umgebenen Eichenbeſtand von außerordentlich gleich- mäßiger Entwicklung und faſt normaler Beſchaffenheit. Bei der im Jahre 1891 bewirkten Holzmaſſenaufnahme, deren Reſultate dem Verfaſſer von Herrn Forſtrath Fromm in Speyer mitgetheilt wurden, ergaben ſich folgende Reſultate: 257 Stämme von 22 bis 30 cm Bruſthöhen⸗Durchmeſſer bei 14 bis 24m Höhe 658 77 ” 32 77 38 77 77 [7 77 77 29 „ | ; 803 77 77 40 77 48 77 7 7 77 1 77 31 nn Fe 387 „ „ 50 7 58 7 77 7 77 19 77 33 nr, „1. 127 7 7 60 „ 68 [Z 7 77 7 19,5, 34 Hen 16 77 „ 70 ” 84 77 2 Z [Z 20,5,, 35 „ Die mittlere Kreisfläche beträgt 0,1454 qm, der Durchmeſſer des mit der mittlern Kreisfläche behafteten Stammes 43 cm. Man Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 5 66 Siebenter Theil. wird auch aus dieſer Nachweiſung in Uebereinſtimmung mit den aus dem Speſſart mitgetheilten Stammanalyſen entnehmen können, daß auf ſandigem Gebirgsboden, auch auf gutem, humus- und lehm⸗ haltigem, Eichenſchneideholz in kürzerm als 200 jährigem Umtrieb nicht erzogen werden kann. Denn eine beſſere Umlichtung und eine beſſere Art des Unterſtandes, als ſie in dem vorliegenden Beſtande lange Zeit hindurch ſtattgehabt hat, kann auch in Zukunft ſchwerlich hergeſtellt werden. | 8 84. Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche. Von weit größerm Einfluß auf die Art der Wirthſchafts⸗ führung als der Zuwachs an Maſſe iſt bei allen Holzarten der Zu: wachs an Werth, welcher mit der Zunahme des Alters in regel— mäßigen Beſtänden erfolgt. Dieſer iſt bei der Eiche unter allen Holzarten am längſten anhaltend. Die Unterſuchung des Werth: zuwachſes an Stämmen und Beſtänden, ſeine Darſtellung nach vor— liegenden Wirthſchaftsergebniſſen und die Anwendung daraus her— geleiteter Zahlen für die zukünftige Wirthſchaft begegnen hier größeren Schwierigkeiten als bei jeder andern Holzart. Gerade die Eiche kommt häufig in Beſtandesformen und Altersſtufen vor, von denen man weiß, daß ſie ſo, wie ſie in der Gegenwart vorliegen, in Zu⸗ kunft nicht wieder hergeſtellt werden können und ſollen. Die alten, früheren Jahrhunderten entſtammenden, jetzt immer ſeltener werdenden Eichen, von welchen man bei den Nachweiſungen des Werthzuwachſes ausgehen muß, haben einerſeits ſehr gute Eigenſchaften, da das Eichenholz, wenn es geſund bleibt, mit dem Alter an Kern, an Be— arbeitungsfähigkeit und Dauer gewinnt; andererſeits aber ſind ſie in höherm Grade mit Fehlern behaftet, als an den Beſtänden der Zu⸗ kunft bei planmäßiger und ſorgfältiger Wirthſchaft ſich bilden und erhalten können. a Die Veränderungen, die im Werthe des Holzes im Laufe der Zeit eintreten, können einmal materiell unterſucht werden, durch den Nachweis ſeiner ſubſtanziellen und formellen Beſchaffenheit, wie dieſe ſich als Reſultat des chemiſch-phyſiologiſchen Proceſſes im Baum⸗ körper darſtellt; ſodann laſſen ſie ſich durch den Nachweis des öko— nomiſchen Werthes zum Ausdruck bringen, den das Holz, wenn es gefällt iſt und zu menſchlichen Gebrauchszwecken verwendet werden ſoll, im wirthſchaftlichen Verkehr, beim Verkaufe, thatſächlich erreicht. Den beſten Maßſtab für den ſubſtanziellen Werth des Holzes bildet 8 84. Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche. 67 das Trockengewicht. Wenn auch gewiſſe Verwendungsarten vom Gewicht unabhängig ſind, wenn dieſes ſogar wegen ſeines Einfluſſes auf die Transportkoſten immer auch ungünſtig wirkt, ſo gilt doch im Allgemeinen, ſowohl für verſchiedene Holzarten als auch für Stämme einer und derſelben Holzart, die Regel, daß ſie um ſo werthvoller ſind, je dichter ihr Gefüge und je höher ihr ſpecifiſches Gewicht iſt. — Den Maßſtab für die Schätzung des wirthſchaftlichen Werthes bildet der in Geld ausgedrückte Tauſchwerth. I. Der Werth des Eichenholzes nach Subſtanz und Form. In Betreff ſeiner Subſtanz iſt das Eichenholz in der neueſten Zeit ſehr eingehend von R. Hartig unterſucht worden. Die von Hartig über die Qualität des Eichenholzes vorgenommenen Arbeiten betreffen insbeſondere das Verhältniß von Kern und Splint, die Entſtehung des Kernholzes, die Dichtigkeit und das ſpecifiſche Gewicht von Kern und Splint, das Schwinden, den Waſſer- und Luftgehalt, die Verſchiedenheit der Subſtanz nach Baumhöhe und Baumalter und den Einfluß, welchen die äußeren Exiſtenzbedingungen in dieſer Hinſicht ausüben. Da der Verfaſſer nicht in der Lage und im Stande iſt, jelbit: ſtändige Unterſuchungen in der vorliegenden Richtung zu machen, ſo wird hier auf die Arbeiten von R. Hartig Bezug genommen. Die wichtigſten Reſultate derſelben, ſoweit ſie zum Inhalt der vorliegenden Schrift Bezug haben, werden nachſtehend auszugsweiſe, zum Theil wörtlich mitgetheilt. Zunächſt erhält die aus der Praxis bekannte Thatſache, daß das Eichenholz mit zunehmendem Alter reicher an Kernholz wird, durch die Unterſuchungen Hartig's!) eine zahlenmäßige Beſtätigung. Für das Holz der Speſſarteichen führten dieſe zu folgenden Reſultaten. Das Splintholz beträgt im Alter von 33 48 90 246 Jahren 88,7 59 35,1 20 %. Die Anzahl der Splintringe ſteigt jedoch mit dem Alter. Im 30 jährigen Alter wurden von Hartig an den dominirenden Bäumen etwa 10, im 50 jährigen etwa 13, im 90 jährigen Alter 20, im 246 jährigen etwa 27 und im 400 jährigen Alter etwa 38 Splintringe ermittelt. Einige Unterſuchungen, die der Verfaſſer an eingeſchlagenen Eichen in der Oberförſterei Salmünſter ausführte, ergaben folgende Zahlen: 1) Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift 1893, Heft 7, S. 265 ff. 5 * 68 Siebenter Theil. Nr. ads Durchmeſſer * DIE * . der Stämme Querſchnitte ſümmtlicher der Splintes | ppm Derb⸗ 5 em Jahrringe | Splintringe cm Holz X 0 65 234 36 3 18 5 59 207 17 1,2 8 15 26 124 17 1,4 20 XI 1 50 220 20 1,5 12 10,4 37 188 21 1,2 13 XII 0 45 210 28 2,8 23 15 30 164 20 17 21 XIII 1 53 225 22 1,2 9 10 43 201 20 1,1 10 19 25 163 21 1,3 20 XIV 0 52 217 45 3,3 21 11 36 188 30 1,2 13 19 22 152 22 1,6 27 XV 0 70 225 33 4,0 22 7,6 52 188 22 2,0 15 14,6 20 100 20 2,0 36 XVI 0 67 272 33 3,8 21 9 43 218 18 1,4 13 15,6 27 140 20 1,6 22 XVII 0 61 220 24 2,8 18 11 40 165 17 1,6 15 17,4 21 110 17 1,6 28 In dem Seite 62 aufgeführten Beſtande (Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 53) lag an den unteren Theilen der ca. 200 Jahr alten Stämme die Zahl der Splintringe zwiſchen 28 und 45, die Breite des Splintes zwiſchen 3,0 und 5,5 em, das Procent des Splintes vom Derbholz leinſchließlich Rinde) zwiſchen 15 und 26. In einunddemſelben Beſtande iſt nach den Unterſuchungen von R. Hartig die Zahl der Splintringe bei den ſtärkſten Stämmen in der Regel am geringſten. Die abſolute Breite des Splintes iſt dagegen um ſo größer, je ſtärker der Stamm iſt. Am Baume ſchwankt die Zahl der Splintringe in den verſchiedenen Höhen, ohne daß eine geſetzmäßige Regel zu erkennen wäre. Nach der Fläche berechnet zeigt aber die Splintgröße eine gleichmäßige Abnahme nach oben. Die Entſtehung der Verkernung des Eichenholzes hat nicht nur wiſſenſchaftlichen, ſondern auch praktiſchen Werth. Da das Holz durch die Verkernung ſchwerer und dichter wird, ſo kann dieſelbe nur dadurch vor ſich gehen, daß beim Uebergang des Splintholzes zu Kernholz den Zellenwandungen gewiſſe Stoffe von außen zugeführt $ 84. Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche. 69 werden. Während das Kernholz an anorganiſchen Beſtandtheilen ärmer wird, nimmt ſein Gehalt an organiſchen Stoffen zu. Wie Hartig!) annimmt, handelt es ſich hierbei vorzugsweiſe um ©erb- ſtoffe, mit denen auch der Gehalt an Kohlenſtoff bei der Verkernung erhöht wird. Gleichzeitig mit der Verkernung gehen noch einige andere Ver⸗ änderungen des Eichenholzes vor ſich, unter denen insbeſondere das Schwindeprocent, ſowie der Waſſer- und Luftgehalt hervorzuheben ſind. Der Grad des Schwindens ſteht ſowohl beim Splint als auch beim Kern in einer Beziehung zur Subſtanzmenge, dergeſtalt, daß er mit dieſer ſteigt und fällt. Es betrug z. B. nach den an einer Reihe von Bäumen angeſtellten Unterſuchungen Hartig's: r 30 — 90 — 98 — 246 — 400 Jahren bei einer Subſtanzmenge von. 598 552 526 414 398 p. m. das mittlere Schwindeprozent. 169 15,8 15,0 12,1 11,5. Aehnliche Zahlen ergaben ſich für Kernholz von verſchiedener Dichtigkeit. „Vergleicht man nun aber Subſtanzmenge und Schwin⸗ dung des Splintes mit dem jüngſten daran grenzenden Kernholze, ſo fällt auf den erſten Blick die intereſſante Thatſache ins Auge, daß das Splintholz weit mehr ſchwindet, als man ſeiner Subſtanzmenge nach erwarten ſollte. Während innerhalb des Splintes und des Kernes geſetzmäßig das Schwinden mit der Subſtanzmenge wächſt, vermindert ſich offenbar die Schwindung beim Uebergange aus dem Splintholzzuſtande zum Kernholzzuſtande, obgleich damit eine erheb- liche Subſtanzvermehrung verknüpft iſt.“ Hinſichtlich des Waſſergehaltes der Eichen haben Hartig's Unterſuchungen?) ergeben, „daß die äußeren Splintſchichten in der Regel ſehr waſſerreich, die inneren Splintringe am waſſerärmſten ſind, daß der daranſtoßende Kern ebenfalls arm an Waſſer iſt, daß der Kern je weiter nach innen um ſo waſſerreicher und luftärmer wird. Im Ganzen iſt der Kern faſt ſtets waſſerreicher als der Splint. — Am waſſerreichſten iſt das Wurzelholz. Die entfernten dünnen Wurzeln ſind waſſerärmer und luftreicher. Am oberirdiſchen Stamm nimmt das Waſſer bis zur Krone ab und innerhalb der Krone wieder zu. Nur an ſehr alten Eichen vermindert ſich das Waſſer bis in die oberen Aſte.“ Zufolge der angegebenen Veränderungen der Wandungen und des Inhaltes der Zellen ergeben ſich Verſchiedenheiten in der Dichtigkeit“) des Eichenholzes unter übrigens gleichen Umſtänden 1) A. a. O. 1894, Heft 1, S. 6ff. 2) A. a. O. Heft 2, S. 49 ff. 3) Daſ. S. 59 ff. 70 Siebenter Theil. nach den Baumtheilen und dem Alter. „Das leichteſte Holz zeigen die dünnen Wurzeln ... Je näher dem Wurzelſtocke, um jo ſub⸗ ſtanzreicher wird das Holz... Am oberirdiſchen Stamm tritt bis zum Kronenanſatz weder eine geſetzmäßige Zunahme noch eine Ab— nahme hervor.“ Mit dem Alter der gebildeten Holztheile nimmt ihre Dichtigkeit zu. Nach den an 246 jährigen Stämmen des Forſtamtes Rohrbrunn vorgenommenen Unterſuchungen betrug der Subſtanz— gehalt für das in den Jahren 0—60 60100 100-140 140—180 180-210 gebildete Holz 587 555 504 478 457 p. mille. Unter den Beſtimmungsgründen für die Dichtigkeit und Schwere des Eichenholzes hebt Hartig!) den Standort, die Verdunſtungs— größe des Baumes, das Licht, die Wärme, die Luftfeuchtigkeit und die Erziehung als die wichtigſten hervor. Auf die Verdunſtungs⸗ größe wird in dieſer Hinſicht beſonderes Gewicht gelegt: „Von der Verdunſtungsgröße hängt es ab, ein wie großer Antheil der jährlich neu erzeugten Subſtanz zur Erzeugung von Leitungsgewebe verwendet wird und wieviel Subſtanz für das Sklerenchym übrig bleibt. — Bäume, die wenig verdunſten, weil ſie mit ihrer Krone im Kronendach anderer Bäume ſtecken, erzeugen deshalb beſſeres Holz, d. h. relativ weniger Leitungsgewebe, als Bäume, deren Krone frei dem Luftzug und der vollen Inſolation ausgeſetzt iſt.“ ... „Frei erwachſene, voll bekronte, durch Lichtungs⸗ hiebe dem Luftzug ausgeſetzte Bäume erzeugen im Allgemeinen leichteres Holz, zumal wenn etwa der Boden durch Freilage in ſeiner Kraft geſchwächt worden iſt.“ Die Bodengüte wirkt in der Regel günſtig auf die ſubſtanzielle Beſchaffenheit des Holzes. — „Bei gleicher Blattmenge, gleicher Licht⸗ wirkung und Verdunſtungsgröße erzeugt der gut genährte Baum nach den bisher vorliegenden Beobachtungen ſchwereres Holz, als der ſchlecht ernährte Baum ... Je beſſer der Boden bei einer gewiſſen Verdunſtungsgröße, um fo mehr fklerenchymatiſches Gewebe kann der Baum nach Herſtellung des nöthigen Leitungsgewebes erzeugen.“ Ueber den Einfluß der Wärme auf die Dichtigkeit des Holzes läßt ſich nach den Unterſuchungen Hartig's noch nichts Beſtimmtes nachweiſen. „Die Wahrſcheinlichkeit ſpricht dafür, daß die Wärme, die ja auf die Quantität des Zuwachſes einen ſo wichtigen Einfluß ausübt, die Qualität nur dann in günſtigem Sinne beeinflußt, wenn die Verdunſtung nicht gleichzeitig geſteigert wird.“ 1) A. a. O. 1894, Heft 4, S. 172 ff. § 84. Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche. 71 Das Licht, welches auf die Maſſenerzeugung des einzelnen Stammes von großem Einfluß iſt, übt nach Hartig auf das Holz— gewicht häufiger einen nachtheiligen als günſtigen Einfluß aus, weil mit dem Lichte auch die Verdunſtungsgröße ſich ſteigert, alſo mehr Leitungsgewebe entſteht. Luftfeuchtigkeit beeinflußt dagegen die Holzgüte in günſtigem Sinne, indem durch ſie die Verdunſtungsgröße vermindert wird. Als die für die praktiſche Wirthſchaft wichtigſten Folgerungen der Hartig'ſchen Unterſuchungen müſſen nach Anſicht des Verfaſſers nachfolgende angeſehen werden: Erſtens, daß die Eiche fähig iſt, den anatomiſchen Bau ihres Holzkörpers an die durch äußere Verhältniſſe hervorgerufenen Bedürfniſſe des Baumes anzupaſſen.!) Sodann daß die Breite der Jahrringe keinen Maßſtab für die Dichtigkeit des Holzes bildet.?) Aus der Anpaſſungsfähigkeit des anatomiſchen Baues an die äußeren Verhältniſſe geht hervor, daß die Art der Erziehung, daß insbeſondere der Wachsraum, der der Eiche gegeben wird, von Einfluß auf ihren innern Bau ſein kann. Bezüglich der Ringbreite ging die alte Theorie dahin, daß bei den ringporigen Laubhölzern, im Gegenſatz zum Nadelholz, das breitringige Holz dichter und ſchwerer ſei als das engringige. Dieſe Anſicht iſt nach den Reſultaten von Hartig nicht aufrecht zu erhalten. Ein wie großer Theil der gebildeten Holzſubſtanz zur Erzeugung von Leitungs⸗ und Feſtigungsgewebe verwendet wird, hängt nach Hartig von dem Verhältniß ab, in welchem die Verdunſtungsgröße zur Zuwachsgröße ſteht. Nur derjenige Theil der erzeugten Subſtanz, der nach Her: ſtellung des Leitungsgewebes übrig bleibt, wird zur Sklerenchym⸗ bildung verwendet. „Ein Baum mit großem Zuwachs und breiten Ringen kann leichtes Holz d. h. wenig Sklerenchym erzeugen, wenn ſeine Verdunſtung durch übergroße Blattmenge, lichten Stand ꝛc. eine verhältnißmäßig große iſt. Ein Baum mit ſchwachem Zuwachs kann ſehr gutes Holz erzeugen, wenn ſeine Verdunſtung durch die äußeren Verhältniſſe gehemmt wird.“ Schließlich muß noch auf die Mittel hingewieſen werden, die Hartig empfiehlt, um die ſubſtanzielle Qualität des Eichenholzes zu ſteigern: „Sie heißen Bodenpflege, um den Baum zu befähigen, außer Leitungsgewebe noch Feſtigungsgewebe zu erzeugen, und Er— ziehung der Eiche in geſchloſſenem Stande behufs Vermeidung einer übergroßen Krone und damit einer ſtarken Verdunſtung.“ In⸗ wiefern dieſe Mittel mit den Folgerungen, die ſich aus den Reful- 1. 2) A. a. O. 1894, Heft 5, S. 202. 12 Siebenter Theil. taten der Wirthſchaft ergeben, übereinſtimmen, wird die weitere Be— handlung dieſes Gegenſtandes darlegen. Neben der Subſtanz haben die Form des Stammes und das Gefüge des Holzes einen ſehr großen Einfluß auf den Verlauf des Werthzuwachſes der Eiche. In dieſer Hinſicht kommen insbeſondere die Aſtreinheit, der Abfall und die Gleichmäßigkeit der Jahr— ringbildung in Betracht. Den großen Einfluß, den Aſtreinheit auf die Werthſchätzung des Eichenholzes ausübt, zeigt jede größere Eichen: wirthſchaft. Der Unterſchied, der in dieſer Beziehung hervortritt, iſt viel bedeutender als derjenige, welcher ſich nach der Verſchiedenheit des ſpecifiſchen Gewichts ergiebt. Ueberall giebt es Beiſpiele, daß für aſtreine Stämme Preiſe von etwa 60 oder 80 Mark erzielt werden, während ein von Aſten durchſetzter Stamm bei gleicher oder faſt gleicher Subſtanz und gleichem ſpecifiſchem Gewicht nur 40 oder 50 Mark pro fm werth ift. Die Bedeutung der Abnahme der Stammſtärke mit der Höhe!) tritt zwar bei der Eiche im Gegenſatz zu Hölzern, die in größeren Längen ausgehalten und verwendet werden, zurück. Aber von Wichtigkeit iſt die Vollholzigkeit auch bei der Eiche. Als das für die Praxis wichtigſte Reſultat muß in dieſer Hinſicht hervor⸗ gehoben werden, daß die Umſtände, welche die Aſtreinheit befördern, auch auf die Vollholzigkeit ſowohl des Stammes im Ganzen als auch in ſeinen einzelnen Theilen einen günſtigen Einfluß ausüben. Belege hierfür ergeben die im 8 86 aufgeführten Beiſpiele. Auch die Gleichmäßigkeit des innern Baues ſteht mit der Vollholzigkeit und Aſtreinheit in urſächlichem Zuſammenhang. Sie wird durch die gleichen Mittel wie dieſe Eigenſchaften günſtig beeinflußt. In praktiſcher Hinſicht kommt der Verfaſſer, um die ge⸗ nannten Eigenſchaften zu befördern, zu der bereits früher begründeten Folgerung, daß die Qualität des Eichenholzes um ſo beſſer iſt, je gleichmäßiger die Anlegung der Jahrringe erfolgt, und daß es, wenn ein möglichſt hoher Werthzuwachs hervorgebracht werden ſoll, Aufgabe der Wirthſchaft ſein muß, hierauf hinzuwirken, was nur durch dichten Jugendſtand und mäßig beginnende, ſtärker fortgeſetzte Durchforſtungen und anſchließende Lichtungen möglich iſt. II. Der wirthſchaftliche Werth (Gebrauchs- und Tauſchwerth) des Eichenholzes. Der Tauſchwerth, welcher beim Verkaufe des Eichenholzes ſich ergiebt, iſt das Reſultat einerſeits der ſubſtanziellen und formellen 1) Die bezüglichen Nachweiſungen find in den 88 81— 83 enthalten. 5 84. Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche. 73 Beſchaffenheit deſſelben, andererſeits der volkswirthſchaftlichen Ver: hältniſſe, welche den Verbrauch beſtimmen. Als die wichtigſten Be⸗ ſtimmungsgründe für den Werth, welchen Eichenholz in der Wirth— ſchaft thatſächlich erreicht, wird man hiernach den Boden, die Lage, die Art der Erziehung und die Abſatzverhältniſſe bezeichnen müſſen. 1. Der Einfluß des Bodens auf den Gebrauchswerth des Eichenholzes. Die Geſammtwirkung der phyſikaliſchen und chemiſchen Eigen— ſchaften des Bodens kommt zwar beſtimmter im Maſſenzuwachs als im Werthzuwachs zum Ausdruck. Aber auch die Güte des Holzes wird, wie die Ergebniſſe der Holzverſteigerungen größerer Eichen— wirthſchaften ſehr beſtimmt erkennen laſſen, durch den Boden nicht unweſentlich beeinflußt. Schon in der erſten Jugend machen ſich Lockerheit und Tiefgründigkeit des Bodens in dieſer Richtung geltend. Wenn die Wurzeln keinen Widerſtand finden, ſo wachſen ſie in gerader Richtung und entwickeln ſich nach allen Seiten gleichmäßig. Der geraden Entwicklung und ebenmäßigen Ausbildung der Wurzel entſpricht auch ein gerades Wachsthum des oberirdiſchen jungen Stämmchens. Stellen ſich dagegen der Entwicklung der Wurzel im Boden Hinderniſſe entgegen, ſo wird auch der Wuchs des ober— irdiſchen Stammes gehemmt. Ebenſo iſt es in ſpäteren Jahren; Störungen der Wurzelbildung üben fortgeſetzt auf die Stamm- und Kronenbildung einen nachtheiligen Einfluß. Beiſpiele der günſtigen Wirkung der Lockerheit des Bodens beim Vorhandenſein genügender Grundfeuchtigkeit ergeben mit beſonderer Klarheit die Sandböden der Rhein⸗ und Main⸗Ebene. Die Eiche erreicht hier einen weit beſſern Wuchs und eine größere Länge als einer Bonitirung nach dem materiellen Gehalt des Bodens entſpricht. Uebrigens iſt auch der Nahrungsreichthum des Bodens von günſtigem Einfluß, nicht nur auf die materielle Beſchaffenheit des Holzes, ſondern auch auf die Form der Stämme und damit auch auf ihren Gebrauchs- und Tauſchwerth. In nahrungsreichem Boden iſt das Verhältniß des Durchmeſſers der Krone zum Durchmeſſer des Stammes ein kleineres. Die Stammzahl kann daher bei gleichem Stärkezuwachs eine größere ſein als auf geringerem Boden. Bezüglich der Geradheit und Boll: holzigkeit der Stämme iſt dies Verhältniß aber immer von günſtiger Wirkung. Außer den hier genannten Momenten wirken noch andere Eigen— ſchaften des Bodens auf die Güte des Holzes ein. Sie tragen aber den Charakter von Imponderabilien und können nicht beſtimmt nach— 74 Siebenter Theil. gewieſen werden. Daß ſie vorhanden ſind, lehren die Erfahrungen der Holzfäller, Handwerker ꝛc. ſowie die Preiſe, welche von den Händlern angelegt werden. Alle dahingehenden Beſonderheiten des Bodens betreffen aber mehr einzelne Eigenſchaften (Feſtigkeit, Zähig⸗ keit, Bearbeitungsfähigkeit) des Holzes. Eine allgemeine Beziehung zwiſchen Bodengüte und Holzqualität herzuſtellen, dürfte weder der Theorie noch der Praxis jemals möglich ſein. Insbeſondere gilt dies auch bezüglich der geognoſtiſchen Abſtammung der Bodenarten. Es können Eichenſtämme von vorzüglicher Qualität auf allen möglichen Bodengattungen erwachſen, wenn ſie Friſche und Tiefgründigkeit be⸗ ſitzen. Unter übrigens gleichen Umſtänden macht ſich der beſſere Boden durch breitere Jahrringe bemerklich. Die Breite der Jahr— ringe kann jedoch, ſo wenig wie ſie für die Subſtanz des Eichenholzes beſtimmend iſt, auch für die Form und den wirthſchaftlichen Werth keinen Maßſtab abgeben. Das engringige Holz des Speſſarts iſt von anerkannt vorzüglicher Beſchaffenheit. Es dürfte kaum Beſtände geben, deren Holz bei gleichem Durchmeſſer ſo werthvoll iſt als das außerordentlich feinringige der 250 jährigen Eichenbeſtände des Forft: amtes Rohrbrunn. Auf der andern Seite giebt es aber auch in fruchtbaren Niederungen Stämme, die bei anhaltend breiten Jahr- ringen Holz von vorzüglicher Beſchaffenheit gebildet haben. 2. Der Einfluß der Lage auf den Gebrauchswerth des Eichenholzes. Daß die Lage einen fehr großen Einfluß auf die Beſchaffenheit des Eichenholzes auszuüben vermag, lehren die Ergebniſſe der Ber: werthung in vielen Revieren, die in dieſer Hinſicht eine Vergleichung zulaſſen. In demſelben Revier zeigen oft verſchiedene Hänge eines im Uebrigen gleichen Waldes oder verſchiedene Höhenlagen deſſelben Bergabhanges ſehr verſchiedene Qualitäten von Eichenholz. Bei Be⸗ urtheilung der einzelnen Factoren der Lage kommen zwar, ebenſo wie beim Boden, auch gewiſſe Imponderabilien in Betracht. Allein be⸗ ſtimmter als es hinſichtlich irgend einer Bodeneigenſchaft zuläſſig iſt, kann man hier die Regel aufſtellen, daß im größten Theil von Deutſchland alle Factoren der Lage, welche den Genuß einer größern, gleichmäßig vertheilten Wärmeſumme herbeiführen, von vortheil⸗ hafter Wirkung auf die Beſchaffenheit des Eichenholzes ſind. Eine Menge von Fehlern, die den Werthzuwachs herabdrücken oder auf⸗ heben, wird durch ungenügende Wärme oder durch einen unregel⸗ mäßigen Verlauf der Temperatur hervorgerufen. Schon in früher Jugend machen Fröſte in dieſer Beziehung ihren nachtheiligen Einfluß $ 84. Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche. 75 geltend. Spät⸗ und Frühfröſte hemmen nicht nur den Höhenwuchs, womit immer ſchon ein nachtheiliger Einfluß für den Werthzuwachs verbunden iſt; ſie beeinträchtigen auch die Geradheit des Wuchſes, ſie laſſen die Seitenäſte ſich ſtärker entwickeln und hinterlaſſen bei der mangelhaften Verholzung der Triebe an dieſen Spuren, welche zu materiellen Schäden und Fehlern Veranlaſſung geben. Zu geringe Durchſchnittstemperatur, kühles und feuchtes Klima bewirken häufig ein unvollkommenes Ausreifen der Jahrringe, das zu Ringſchäligkeit Veranlaſſung giebt. Die Extreme der winterlichen Temperatur endlich verurſachen die bekannten Froſtriſſe, die von höchſt nachtheiligem Einfluß auf die Verwendbarkeit des Eichenholzes ſind. Wegen ihres Wärmebedarfs ſind für die Eiche in den Gebirgs— waldungen und im Hügellande in der Regel Süd-, Südweſt- und Südoſthänge geeigneter als nördliche Abdachungen. Dem Froſt ausgeſetzte Einſenkungen ſind deshalb kein für ſie geeigneter Standort. Ebenſo wenig die höheren Lagen der Gebirge, deren Standort den Grad des gemäßigten Klimas überſchritten hat. Hier wird die Eiche in der Regel beim Anbau am beſten gänzlich fern gehalten. Mit Nadelholz gemiſchte und ſelbſt reine Buchenbeſtände leiſten unter ſolchen Umſtänden höhere Wald- und Bodenreinerträge, als reine oder auch mit Buchen gemiſchte Eichenbeſtände. Alle Berechnungen eines nach⸗ haltig hohen Werthzuwachſes der Eiche haben zur Vorausſetzung, daß ſie zu guten Sortimenten erzogen werden kann. Dieſe Vorausſetzung trifft aber unter den genannten Standortsverhältniſſen nicht zu. 3. Der Einfluß der Erziehung auf den Gebrauchswerth des Eichenholzes. | Die Erziehung kann, abgeſehen von der nachhaltigen Wirkung einer guten Culturausführung, Bodenlockerung und Aeſtung, inſofern einen großen Einfluß auf die Qualität des Eichenholzes ausüben, als ſie den Wachsraum beſtimmt, welcher der Eiche in ihren verſchiedenen Lebensaltern zu Theil wird. Der Wachsraum hat nicht nur, wie R. Hartig nachweiſt, auf die Dichtigkeit des Holzes Einfluß. Wichtiger iſt, daß die Aſtreinheit, die Schaftlänge und der Antheil des Aſtholzes durch ihn beſtimmt wird. Je größer der Wachsraum der Eiche iſt, um fo größer iſt die Aſtmenge, welche auf das durchſchnittliche Feſt⸗ meter entfällt; um ſo tiefer werden die Kronen angeſetzt; um ſo kürzer iſt das aſtfreie Stammſtück; um ſo ſtärker iſt dagegen der Durchmeſſer, der in einem beſtimmten Alter hergeſtellt iſt. Mit jeder Vermehrung des Wachsraumes ſind hiernach günſtige und ungünſtige Folgen für den Werthzuwachs verbunden. Es gilt deshalb ein 76 Siebenter Theil. Optimum aufzufinden, bei welchem die Mängel von den Vorzügen des engern oder weitern Wachsraumes übertroffen werden. Es iſt bereits früher hervorgehoben worden und wird im weitern Verlauf dieſer Schrift noch weiter begründet werden, daß dies Optimum nicht durch die Extreme, ſondern durch die richtige Mitte dargeſtellt, und daß es am beſten durch Miſchung mit der nachwachſenden Buche oder durch einen dichten Stand der Eichenjungwüchſe und ſpätere Lichtung herbeigeführt wird. 4. Der Einfluß der Abſatzverhältniſſe auf die Werth— ſchätzung des Eichenholzes. Der Werth, der Eichenholz von einer gegebenen Qualität bei⸗ ‚ gelegt wird, iſt nicht abſolut und allgemein gültig. In einer Wildniß, fern der menſchlichen Cultur, mögen noch ſo ſchöne, mit der höchſten Gebrauchsfähigkeit ausgeſtattete Eichen erwachſen ſein, wirthſchaftlichen Werth haben ſie nicht. Vorausſetzung der Realiſirung dieſes letztern bleibt immer und überall, daß Gelegenheit vorhanden iſt, das Natur⸗ product in menſchlichen Gebrauchswerth umzuſetzen. Dieſe iſt nun nach den zeitlichen und örtlichen Verhältniſſen, welche den Verbrauch beſtimmen, zu verſchiedenen Zeiten und in verſchiedenen Ländern und Gegenden außerordentlich verſchieden. Deshalb ſind alle Zahlen, welche die Werthe darſtellen, nach ihren unmittelbaren beſtimmten Größen immer nur einer gewiſſen beſchränkten Brauchbarkeit fähig. Der Werth des Holzes, wie er ſich in den Preiſen darſtellt, hat, ebenſo wie es in allen Zweigen der Volkswirthſchaft der Fall iſt, keinen ſtarren, ſondern einen elaſtiſchen, veränderlichen Charakter. Trotzdem wird man aus dieſem Verhalten der wirthſchaftlichen Werth⸗ zahlen keinen Beleg für die häufig vorgebrachte, in der Regel aber der Oberflächlichkeit Nahrung gebende Meinung herleiten dürfen, daß man die zukünftigen Holzpreiſe, weil man nichts über ſie wiſſe, als ein Element forſtlicher Berechnungen nicht berückſichtigen dürfe. Bei der Würdigung des Werthes, der dem Holze vorausſichtlich in Zukunft beigelegt werden wird, kommt es nicht ſowohl auf die beſtimmte ab⸗ ſolute Preishöhe verſchiedener Hölzer an, als vielmehr auf das Werth⸗ verhältniß, in welchem die ſtärkeren Sortimente zu den ſchwächeren ſtehen, und auf die im Großen hervortretenden Veränderungen gegenüber anderen Erzeugniſſen. In beiden Richtungen tritt in der Forſtwirth⸗ ſchaft wie in allen Wirthſchaftszweigen viel mehr Geſetzmäßigkeit hervor, als unter dem unmittelbaren Eindruck der Lage des Holzmarktes oft angenommen wird. Wäre es anders, dürfte man z. B. die Möglichkeit unterſtellen, daß im kommenden Jahrhundert ſchwache Hölzer werth- § 84. Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche. 77 voller wären als ſtarke, leichte werthvoller als ſchwere, ſo würde eine geordnete Wirthſchaft mit planmäßigen Zielen überhaupt nicht möglich ſein. Veränderungen in Bezug auf die Abſatzfähigkeit und Werth⸗ ſchätzung des Eichenholzes werden einerſeits durch zeitliche, anderer— ſeits durch örtliche Verhältniſſe hervorgerufen. a) Zeitliche Aenderungen in der Werthſchätzung des Eichenholzes. Hinſichtlich der Veränderungen, welche die Schätzung des Ge⸗ brauchswerthes von Eichenholz im Laufe der Zeit erlitten hat, wird auf das früher in dieſer Hinſicht Bemerkte!) Bezug genommen. Was für die Forſtwirthſchaft im Allgemeinen gilt, daß ihre Erzeugniſſe beim Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Cultur im Vergleich zu den meiſten anderen wirthſchaftlichen Erzeugniſſen und nach dem Maßſtab der Umlaufsmittel theuerer zu werden pflegen, gilt für das Eichenholz in beſonderm Grade. Unter geſunden, ohne äußere und innere Störungen ſich entwickelnden wirthſchaftlichen Verhältniſſen nimmt der Werth des Eichenholzes ſtetig zu. Dieſe in den letzten 100 Jahren überall hervorgetretene Erſcheinung iſt einmal dadurch begründet, daß der Bedarf an Eichenholz mit der Zunahme der Bevölkerung, des Wohlſtandes, der gewerblichen Betriebe, des Bergbaues ꝛc. fortgeſetzt geſtiegen iſt; ſodann in dem Umſtande, daß dem zunehmenden Bedarf nicht in der Art und Weiſe, wie es bei den meiſten gewerblichen Erzeugniſſen geſchieht, durch eine vermehrte Production, entſprochen werden kann. Die jetzt zur Verwendung kommenden Eichenhölzer ſind oft das Erzeugniß mehrerer Jahrhunderte. Die alten Eichen, welche dem 19. Jahrhundert als Reſte alten Urwaldes überkommen ſind, werden aber immer ſeltener. Die an ſie anſchließenden mittleren Altersklaſſen ſind in den meiſten Waldgebieten Deutſchlands nur ſchwach vertreten. Eine Menge Flächen, die früher mit Eichen beſtockt waren, ſind der Landwirthſchaft zugefallen. Keine Holzart hat hierdurch mehr Einbuße erlitten als die Eiche. Auch Bodenverſchlechterung durch Streunutzung ꝛc. hat ihr Terrain beſchränkt. Haben nun auch ſolche Einflüſſe auf die Wertherhöhung des Eichenholzes durch Erfindungen der Technik, durch Surrogate, durch die Bearbeitung des Eiſens, durch die Erleichterung des Aufſchluſſes ausländischer Waldungen, die Ver: billigung der Beförderung u. a. Umſtände Abſchwächungen erlitten, jo treten dieſe doch gegen jene poſitiven Beſtimmungsgründe ent⸗ ſchieden zurück. 1) Vgl. 8 5, S. 42 ff. dieſer Schrift. 78 Siebenter Theil. Die Statiſtik der Holzpreiſe beſtätigt die im Vorſtehenden be- gründete Auffaſſung wohl überall. Für die preußiſchen Staats: forſten iſt ſie beſtimmt nachgewieſen. Hier betrugen die den Durch— ſchnittspreiſen nahezu entſprechenden Taxſätze im Durchſchnitt der ganzen Monarchie!) in den Jahren 1837 1867 1881 für 1 fm Eichen⸗Nutzholz in Stämmen von 0,5 bis 1 fm 10,40 16,61 20,84 Mark. Mithin hat die Steigerung der Taxen betragen: von 1837 bis 1867 6,21 Mk. 59,8 % oder durchſchnittlich in 1 Jahre 2,0 % „ 1867 „ 1881 4,3 „ 25,5 „ „ „ 1837 „ 1881 104 „ = 100, „ des Anfangswerthes. In den einzelnen Jahren oder Perioden trägt dieſe Zunahme des Werthes, ausgedrückt im üblichen Umlaufsmittel, allerdings keinen ſtetigen, gleichmäßigen Charakter. Sie wird vielmehr durch alle äußeren und inneren ſocialen, politiſchen, wirthſchaftlichen Verhältniſſe, welche auf die Geſtaltung der ökonomiſchen Entwicklung überhaupt ein: wirken, in ſtärkerm oder geringerm Grade beeinflußt. Wo genauere ſtatiſtiſche Nachweiſe für längere Zeit vorliegen, treten innerhalb der— ſelben auch Hebungen und Senkungen einzelner Jahre oder Perioden hervor. So werden z. B. die Preiſe für 1 fm Eichennutzholz in den einzelnen Jahrzehnten dieſes Jahrhunderts für die nüßßbenee Bezirke Preußens wie folgt angegeben:?) 1800 1810 1820 1830 1840 1850 1860 1870 1875 bis bis bis bis bis bis bis bis bis 1809 1819 1829 1839 1849 1859 1869 1874 1879 Reg.⸗Bezirk Königsberg 11,98 12,41 10,81 9,36 10,83 12,28 13,42 16,75 18,03 Mk. = Potsdam . 14,54 16,43 18,14 16,40 17,35 20,90 25,43 29,92 29,87 „ Merſeburg 8,76 10,49 14,24 13,77 16,91 20,34 25,14 28,62 31,00 1 Kaſſel . ... 6,73 10,22 10,58 12,49 16,10 18,85 22,98 24,78 25,95 A Koblenz .. 8,1 7,22 9,36 11,39 13,99 16,95 24,53 27,79 30,84 „ Auch die neueſte Zeit läßt in den einzelnen Jahren keine beſtimmte Zunahme der Preiſe des Eichenholzes hervortreten. Die durchſchnitt⸗ lichen Steigerpreiſe für 1 fm Eichen⸗Stammholz von 0,5 bis 1 Feſtmeter Inhalt ſeit 1883 waren für die preußiſchen Staatsforſten folgende:“) 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 Reg.⸗Bez. Königsberg 14,56 15,11 14,29 13,77 14,16 15,33 16,94 16,28 17,28 14,65 Mk. 15 Potsdam . 28,26 29,42 23,57 25,33 23,69 28,93 23,87 20,94 20,53 20,92 jr Merſeburg 22,7 22,24 19,53 16,94 18,03 17,62 20,10 20,26 19,49 18,77 Königreich Preußen .. 19,51 19,32 18,78 17,95 17,90 18,56 20,26 20,43 20,19 20,10 1) Die forſtlichen Verhältniſſe Preußens von v. Hagen, 3. Aufl., bearbeitet von Donner, 1894; Tabelle 9a. 2) A. a. O. Tabelle 9b. 3) Daſ. Tabelle 9°, „ „ [24 1,8 24 [24 [2 [2 7 2,3 [4 [24 „ 77 $ 84. Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche. 79 Derartige in den einzelnen Jahren oder Perioden hervortretende Unregelmäßigkeiten und rückläufige Bewegungen der Preisbildungen können jedoch die in großen Zügen überall hervortretende Regel, daß beim Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Cultur der Werth des Eichen— holzes zunimmt, nicht umſtoßen. Im Zuſammenhang aufgefaßt liefern die ſtatiſtiſchen Ergebniſſe vielmehr einen beſtimmten Beweis, daß Preiſe, welche ſich aus dem Durchſchnitt vieler Jahre oder auch aus den Jahren mit mittleren ungeſtörten wirthſchaftlichen Zuſtänden er⸗ geben, im Grunde viel mehr Regel und Ordnung zeigen, als die bunte Oberfläche und das Auffällige der Einzelerſcheinungen erwarten läßt. Die Zickzacklinien, in welchen die Preiſe bei graphiſcher Dar: ſtellung erſcheinen, gehen in regelmäßig verlaufende Curven über, deren Conſtruction, wenn man auf dieſem Gebiete mathematiſch ver- fahren will, deshalb auch durchaus nicht fo widerſinnig iſt, als ſie!) zunächſt erſcheinen kann. Das Verhältniß, welches in dieſer Beziehung auf ökonomiſchem Gebiete beſteht, gleicht dem der meteorologiſchen Erſcheinungen. Auch der Gang der Temperatur zeigt von Tag zu Tag, von Woche zu Woche die auffallendſten Sprünge und Wechſel, mehr noch, als die Durchſchnittspreiſe der verſchiedenen Holz⸗ verſteigerungen einer gewiſſen Zeit und Gegend. Und doch waltet auch hier ſo viel Ordnung und Geſetzmäßigkeit, daß für jeden Ort eine genaue mittlere Tages⸗, Monats⸗ und Jahrestemperatur be⸗ rechnet wird. Von beſonderem Intereſſe ſind in der vorliegenden Richtung die Nachweiſungen der zeitlichen Veränderungen in der Schätzung des Gebrauchswerthes des Eichenholzes, welche im Speſſart, wo ſchon lange eine Sortirung der Stämme nach der Stärke üblich iſt, im Laufe der letzten 40 Jahre ſtattgefunden haben. Nach der von der Verwaltung des Forſtamtes Rothenbuch dem Verfaſſer mitgetheilten Preisſtatiſtik waren in dieſem Revier die Durchſchnittspreiſe 5 ür Stämme in den Jahren J. II. 12 y IV. V. Klaſſe v) 1860 37,00 31,50 26,50 24,00 19,00 Mark 1865 48,00 42,00 39,00 33,50 28,00 „ 1870 45,50 40,50 35,00 27,50 22,40 „ 1875 72,80 63,70 53,10 47,17 36,20 „ 1880 50,10 54,10 51,30 29,85 25,50 „ 1885 72,30 61,95 53,17 45,25 34,35 „ 1890 96,96 75,76 62,21 51,17 37,70 „ 1) Vgl. Borggreve, Forſtreinertragslehre, 1878, S. 83 ff. 2) Bezüglich der Klaſſenbildung ſ. 8 85 II. 80 Siebenter Theil. Hiernach betrug die Zunahme des Werthes für Stämme I. . III. Dr in dem 30 jährigen Zeitraum 1860—1899hh6902»ͤ9:9:Dꝙẽ: 59,96 44,26 35,71 27,17 18,70 Mark 162 141 135 113 98 Procent für 1 Jahr im Durchſchnitt. 5,4 4,7 4, 3,835 3,3 8 bei Zugrundelegung von Zinſes⸗ zinſen (annähernd) . . . . 3,3 3,0 3,0 25 253 5 Es iſt hieraus zu entnehmen: einmal, daß die zeitliche Steigerung der Werthe des Speſſarter Eichenholzes eine außerordentlich große iſt, ſo bedeutend, daß der thatſächlich eingetretene Theuerungszuwachs allein faſt genügt hat, um die Erhaltung guter Stämme auch bei Forderung der Verzinſung ihres Kapitalwerthes ſelbſt dann zu recht⸗ fertigen, wenn eine Maſſen⸗ und Werthzunahme derſelben gar nicht ſtattgefunden hätte. Sodann laſſen jene Zahlen erkennen, daß die Werthzunahme bei den guten ſtarken Hölzern der Klaſſen I bis III am größten iſt, was durch die größere Seltenheit, die gerade bei dieſen Hölzern eintritt, veranlaßt wird. Und auch hierin liegt ein Moment, welches für die wichtige Frage der Umtriebszeit eine weit conſervativere Tendenz enthält, als man dies unter der Herrſchaft von Schlagwörtern oder unter dem Einfluß überkommener Anſchauungen für möglich hält. | Wie ſich die Preiſe des Eichenholzes in Zukunft geſtalten werden, läßt ſich zwar im Einzelnen, für ein beſtimmtes Jahr und ein be— ſtimmtes Wirthſchaftsobject, mit zahlenmäßiger Beſtimmtheit der Natur des Gegenſtandes nach nicht angeben. Durch äußere und innere Störungen der wirthſchaftlichen Entwicklung, durch Kriege, Wirthſchafts— kriſen, Erleichterung oder Erſchwerung der Aus- und Einfuhr, durch Entwicklung der Transportmittel, Regelung des Tarifweſens u. a. wirthſchaftliche Verhältniſſe und Eingriffe werden die Preiſe des Eichenholzes in Zukunft vorausſichtlich Abweichungen ähnlicher Art zeigen, wie dies beim Rückblick in die Vergangenheit wahrzunehmen iſt. Aber für eine auf die Entwicklung in größeren Zügen gerichtete Auffaſſung wird vorausſichtlich auch in Zukunft die gleiche Tendenz, welche in der Vergangenheit hervorgetreten iſt, beſtehen bleiben, weil die Urſachen, welche das ſeitherige Steigen veranlaßt haben, noch fortbeſtehen. Dieſe liegen einerſeits in der Zunahme des Verbrauchs, welche mit dem Wachſen der Bevölkerung, des Wohlſtandes, techniſcher und wirthſchaftlicher Fortſchritte erfolgt, andererſeits in der Abnahme der alten Eichen, welche bis in die Gegenwart hinein den Wald⸗ beſitzern faſt koſtenlos, als Geſchenk der Production des Urwaldes, § 84. Beſtimmungsgründe für den Werthzuwachs der Eiche. 81 überkommen find. Es iſt deshalb eine durch den Gang der volks⸗ wirthſchaftlichen Entwicklung hinlänglich begründete Forderung der Vertreter der Bodenreinertragstheorie, daß das Moment des Theuerungs⸗ zuwachſes in die Berechnungen über die Höhe der Umtriebszeit ein⸗ geführt und bei den bezüglichen praktiſchen Gutachten gebührend berückſichtigt wird, ſei es, daß es wie Preßler's pz als ein ſelbſt⸗ ſtändiges Element erſcheint, oder aber daß man, ohne dieſem Ver⸗ hältniß zahlenmäßigen Ausdruck zu geben, den nach den übrigen Beſtimmungsgründen zu Grunde zu legenden Zinsfuß gutachtlich rectificirt. b) Oertliche Unterſchiede im Werthe des Eichenholzes. Zwiſchen verſchiedenen Orten der Erzeugung treten beim Eichen- holze im Verhältniß zu ſeinem Werthe geringere Schwankungen hervor, als bei allen anderen Holzarten. Je größer der Werth eines wirth— ſchaftlichen Gutes iſt, um ſo unabhängiger iſt ſeine Erzeugung von der örtlichen Beziehung zum Verbrauchsgebiet; um ſo weiter kann der Kreis ausgedehnt werden, zu deſſen Verſorgung es fähig iſt. Bei einem ausgebildeten Holzhandel und wenn das Abſatzgebiet ein ein- heitliches iſt, müſſen die Waldpreiſe der Hölzer verſchiedener Productions— gebiete annähernd um die Unterſchiede der Koſten differiren, welche erforderlich ſind, um das Holz vom Productionsort zum Verbrauchsort gelangen zu laſſen. Wenn 1 Feſtmeter Eichenſtammholz am Ort der Verwendung SO Mk., 1 Feſtmeter Buchenſtammholz 40 Mk. werth iſt, wenn ferner die Transportkoſten von drei verſchiedenen Waldgebieten zum Verbrauchsort 10 — 20— 30 Mk. betragen, fo können die Wald⸗ preiſe dieſer drei Productionsgebiete für Eiche in maximo auf 70—60—50 Mark, für Buche in maximo auf 30—20—10 „ anſteigen. Das Verhältniß im Werthe von Eichen⸗ und Buchenholz, welches am Verbrauchsort = 2 zu 1 iſt, ſteigt hiernach in den ent⸗ legenſten Waldungen auf 5 zu 1. Vergleiche, die nach dieſer Richtung zwiſchen verſchiedenen Holzarten oder Holzſortimenten gemacht werden, laſſen den Einfluß der Entfernung allerdings nicht in der Höhe und in dem Verhältniß dieſer Zahlen hervortreten; einmal deshalb, weil der Handel nicht ſo gleichmäßig ausgebildet iſt, um von einer Menge localer und zeitlicher Sondereinflüſſe unberührt zu bleiben; insbeſondere aber, weil das Abſatzgebiet für die verſchiedenwerthigen Sortimente kein ein- heitliches iſt, die werthvolleren Sortimente vielmehr, entſprechend dem Thünen'ſchen Geſetze über den Standort der en der Boden⸗ Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 82 Siebenter Theil. cultur, immer einen weitern Abſatzbezirk haben als die geringeren. Aber als ein ſehr weſentliches Element der Preisbeſtimmung tritt jenes Verhältniß in allen Wirthſchaften hervor. Es kann insbeſondere bei den verſchiedenen Sortimenten und Qualitäten des Eichenholzes in den abgelegenen Waldgebieten nachgewieſen werden, wo die geringen Sortimente (Anbruch und Reisholz) oft kaum verwerthbar ſind, während das Stammholz ſehr hohe Preiſe behauptet. Unter allen einheitlich bewirthſchafteten Waldungen Deutſchlands dürften die preußiſchen Staatsforſten diejenigen ſein, welche den Einfluß der Lage des Waldes zu den Gebieten des großen Verbrauchs am beſtimmteſten erkennen laſſen. Von Intereſſe ſind in dieſer Hinſicht die Ergebniſſe der Preisſtatiſtik. Im Etatsjahre 1892/93 waren die Preiſe für 1 Feſtmeter Eichenſtammholz von 0,5 bis 1 Feſtmeter Inhalt in den Regierungsbezirken:') Königsberg .... 14,65 Mk. Breslau 22,10 Mk. Osnabrück 20,08 Mk. Gumbinnen . . . 17,33 „ Liegnitz 21,05 „ Münſter 28,91 „ Danzig 10,22 „ Oppeln 20,16 „ Minden 21, „ Marienwerder . 14,87 „„ Magdeburg .. . . 19,99, Arnsberg 22,42 „ Potsdam ...... 20,92 „ Merjeburg .... 18,77 „ Kaflel......... 22,58 „ Frankfurt a. O. 27,23 „ Erfurt 22,20 „ Wiesbaden 25,54 „ % 20,40 „ Schleswig 17,26 „ Coblenz 26,41 „ . 13,54 Hannover 22,70 „ Düfleldorf..... 29,62 „ Stralfund ..... 24,74 „ Hildesheim. . . 20,33 „ Köln 271 „ r 15,04, Lüneburg c 21,32 „ Bromberg A 17,06 „ Aachen 19,13 „ Im Allgemeinen tritt hiernach eine entſchiedene Tendenz der Werthzunahme in der Richtung von Oſt nach Weſt hervor, deren Gleichmäßigkeit jedoch durch locale Verhältniſſe, durch die Großſtädte, den Bedarf der ländlichen Bevölkerung u. a. Umſtände in mannigfacher Weiſe abgelenkt wird. Vergleicht man die örtlichen Unterſchiede im Preiſe des Eichen⸗ holzes mit denjenigen der Hauptproducte der Landwirthſchaft, ſo fällt der Einfluß, den die Schwere der Forſtproducte trotz der Fort— ſchritte der Transportmittel auf die Preiſe und dadurch auch auf die Rentabilität ausübt, ſehr entſchieden hervor. Nach den ſtatiſtiſchen Ergebniſſen des Jahres 1881 berechnen ſich, wenn die Minima der Preiſe für 1 Feſtmeter Eichennutzholz IV. Klaſſe (von 0,5 bis 1 fm Inhalt) bzw. 1 Centner Roggen = 100 geſetzt werden, für die einzelnen Regierungsbezirke folgende Verhältnißzahlen:?) 1) Forſtliche Verhältniſſe Preußens, Tabelle ge. 2) A. a. O. Tabelle 94. * ” >» $ 85. Die Bildung der Sortimente der Eiche. 83 Regierungs⸗Bezirk Königsberg Gumbinnen Danzig Marienwerder Potsdam Eichennutzholz. 106 116 100 108 174 Roggen 104 100 109 111 114 Regierungs⸗Bezirk Frankfurt a. O. Stettin Köslin Stralſund Poſen Eichennutzholz. 177 163 111 131 126 Roggen 115 114 116 116 110 Regierungs⸗Bezirk Bromberg Breslau Liegnitz Oppeln Magdeburg Eichennußholz . 102 139 135 126 227 Roggen 112 108 115 106 118 Regierungs⸗Bezirk Merſeburg Erfurt Schleswig Hannover Münſter Eichennußholz . 181 172 166 153 199 Roggen 122 130 120 123 125 Regierungs⸗Bezirk Minden Arnsberg Kafjel Wiesbaden Coblenz Düſſeldorf Eichennutzholz. 172 180 160 185 189 258 Roggen 122 128 125 132 136 122 Regierungs⸗Bezirk Köln Trier Aachen Eichennutzholz . 214 183 165 Roggen 129 130% 130 Es geht hieraus hervor, daß ſelbſt beim Eichenſtammholz, dieſem werthvollſten Product der Forſtwirthſchaft, der Einfluß der Entfernung von den Gebrauchsgebieten auf die Preiſe und damit auch auf die Rentabilität des Betriebes ein ſehr großer iſt. Da Eichenſtammholz im Verhältniß zum Werthe ca. 4 bis 5mal ſchwerer iſt, als Roggen, ſo kann der große Unterſchied, der in dieſer Beziehung zwiſchen beiden Erzeugniſſen beſteht, nicht überraſchen. Es muß deshalb auch für die Forſtwirthſchaft erwünſcht ſein, wenn die Tarife der Beförderung, durch deren Höhe die Preisunterſchiede hauptſächlich bewirkt werden, in einer ſolchen Richtung geändert werden, daß die durch die Lage bewirkten Unterſchiede zwar nicht aufgehoben, wohl aber vermindert werden.“) § 85. Die Bildung der Sortimente der Eiche. Die vielſeitige Verwendbarkeit des Eichenholzes iſt allgemein bekannt. Als Grubenholz, Schwellenholz, Bauholz und Schneideholz, als Wagnerholz, Böttcherholz und Schreinerholz gebührt ihm unter allen deutſchen Holzarten der erſte Preis. Das weitaus wichtigſte Sortiment der Eiche iſt das Stammholz. Wenn auch gewiſſe Klafterhölzer, insbeſondere ſpaltiges Nutzſcheit— und geſundes Nutzknüppelholz, einen hohen wirthſchaftlichen Werth be- ſitzen, ſo bildet ihre Aufarbeitung doch eine Ausnahme. Sie hat 1) Vgl. 8 6k dieſer Schrift. 6* 84 Siebenter Theil. meiſt in gewiſſen Fehlern des Holzes ihren Grund, die ein Zer— ſchneiden der Stämme, was ſonſt nicht zuläſſig iſt, erforderlich machen. Die Brennholzſortimente treten bei der Eiche gänzlich zurück. Der Werth des Stammholzes gegenüber allen anderen Sortimenten iſt bei der Eiche in ſolchem Grade vorherrſchend und die Rentabilität der Wirthſchaft beſtimmend, daß man dem ſpeciellen Nachweis ihres Werthzuwachſes ausſchließlich das Stammholz zu Grunde legen und die übrigen Sortimente dieſem nach Procenten hinzuſetzen kann. Hinſichtlich des Aushaltens der Stämme herrſcht in den ver— ſchiedenen deutſchen Staaten im Weſentlichen Uebereinſtimmung. Die praktiſchen Maßnahmen entſprechen dem das Intereſſe der Producenten und Conſumenten in gleicher Weiſe befriedigenden Grundſatz, daß durch die Aufarbeitung gegebener Hölzer möglichſt hohe Gebrauchs— werthe hergeſtellt werden ſollen. Nach dieſem Grundſatz bleiben die Stämme in ganzer Länge liegen, wenn ſie einer einheitlichen Ver— wendung fähig und dazu beſtimmt erſcheinen. Haben jedoch die einzelnen Theile eines Stammes eine verſchiedene Verwendungsfähigkeit, ſo iſt es in der Regel zweckmäßig und dem Intereſſe des Käufers und Verkäufers entſprechend, daß die Stämme da, wo die Verſchieden⸗ heit der Verwendung beginnt, durchſchnitten werden. Es ſind beſonders die Aeſte, dann auch ſtarke Krümmungen oder ſtarke Abholzigkeit, welche zum Theilen der Eichenſtämme Veranlaſſung geben. Allgemeiner Grundſatz der Ausformung iſt es ferner in allen geordneten Ver⸗ waltungen, daß das geſunde Holz von dem mit Fehlern behafteten getrennt wird, und daß die Fehler durch Abſchneiden der Aeſte und Wülſte ꝛc. möglichſt aufgedeckt werden. Bezüglich der Ordnung, in welche die nach gleichen Grundſätzen geformten Stämme claſſificirt werden, beſtehen dagegen in Deutſchland noch große Abweichungen, die im Weſen der Sache nicht begründet ſind. Eichenſtämme haben eine gleiche Gebrauchsfähigkeit und werden in der Regel in gleicher Weiſe verwendet, mögen ſie nun in Preußen, Bayern, Heſſen, Württemberg oder Baden erwachſen fein. Die Claſſi⸗ fication iſt aber in allen dieſen Staaten eine ſehr verſchiedene. Nach: ſtehend wird die Stammklaſſenbildung einiger Staaten, auf die weiterhin Bezug genommen wird, mitgetheilt: I. In Preußen. Für die Bildung der Stammklaſſen aller Holzarten iſt es im Gegenſatz zu der Sortirung der ſüddeutſchen Staatsforſtverwaltungen charakteriſtiſch, daß ſie nach dem Feſtgehalt erfolgt. Ausgenommen hiervon find nur die ſogenannten Wahlhölzer, i. e. ausgeſuchte $ 85. Die Bildung der Sortimente der Eiche. 85 Hölzer zu beſonderen Gebrauchszwecken von vorzüglicher Beſchaffenheit (Mühlwellen, Mühlruthen, Schiffsbauholz, Maſchinenholz ꝛc.). Ab⸗ geſehen hiervon werden die Stämme in Schneidehölzer und ge— wöhnliche Rundhölzer eingetheilt. Innerhalb dieſer beiden Kategorien erfolgt die Bildung der Klaſſen in der Regel nach Abſtufungen von 1 Feſtmeter. Hiernach iſt die Bezeichnung der Sortimente und Tax⸗ klaſſen bei der Eiche folgende: a 1. Wahlhölzer. 2. Schneidehölzer. I. II. III. Klaſſe mit mehr als 2 1—2 weniger als 1 fm. 3. Gewöhnliche Rundhölzer. T. II. III. IV. V. Klaſſe mit mehr als 3 2—3 1—2 0,5—1 weniger als 0,5 fm. Die Taxſätze der Sortimente beziehen ſich auf geſundes Holz. Fehler⸗ hafte, anbrüchige, ringſchälige, ſehr krumme ꝛc. Hölzer werden bei der Numeration und in den Büchern mit beſtimmten Zeichen verſehen und nur zu 70% des bezüglichen Taxſatzes in Rechnung geſtellt. II. In Bayern. Als Grundſatz der Claſſification gilt eine einheitliche Regelung der Taxklaſſen und die Einreihung der Stämme in dieſelben nach Maßgabe ihrer Dimenſionen und Eigenſchaften. Wie im Weiteren die Stammklaſſen der Eiche gebildet werden, geht aus den nachfolgenden Ueberſichten derjenigen Waldgebiete hervor, auf welche in dieſer Schrift bei der Ermittelung des Werthzuwachſes Bezug genommen wird. 1. Für den Speffart.!) a) Abſchnitte von 3—10 m Länge und normaler Beſchaffenheit. I. Klaſſe Stämme von 66 em mittlerem Durchmeſſer und darüber 2167-37; 7 „ 61 bis 65 em mittlerem Durchmeſſer „ 5 „ 55 „ 60, „ 1 IV. 7 Z 0 7 „ V. Z „ 17 39 " 47 „ 55 " j VI. 7 " 77 33 77 38 17 n n VII. 5 7 „ 26 „ 32 „ 7 5 VIII. 5 „ 7018 „u2D34, 7 „ 1) Nach der „Inſtruction über die Sortirung und Claſſificirung der Bau-, Nutz⸗ und Werkhölzer“, Würzburg (Beilage zur Verfügung der Kgl. Regierung von Unterfranken und Aſchaffenburg, Kammer der Finanzen, Forſtabtheilung, vom 17. Mai 1890). 86 Siebenter Theil. Fehlerhafte Stämme von vorſtehenden Dimenſionen ſind in der Regel um eine, ſeltener um zwei Klaſſen tiefer einzuwerthen, wenn die Fehler nicht durch Vorzüge aufgewogen werden. Sehr fehlerhafte Stämme können um zwei und mehr Klaſſen zurückverſetzt werden, wo— gegen andererſeits ſehr gute Stämme um eine oder zwei Klaſſen höher eingewerthet werden dürfen, als dem Durchmeſſer entſpricht. Unter normalen Stämmen werden ſolche verſtanden, „welche weder in Schaftform, noch in Structur, noch in Geſundheitsverhältniſſen ſo große Unregelmäßigkeiten zeigen, daß dadurch der den betreffenden Dimenſionen zukommende Gebrauchswerth erheblich abgemindert wird“. Als fehlerhaft werden ſolche Stämme angeſehen, „deren Gebrauchs- werth einigermaßen hinter jenem der normalen Stämme zurückſteht, weil ihnen Mängel (an Aſtreinheit, Hornäſte, faule, anbrüchige oder von Inſekten befreſſene Stellen, rothe Abſchnittsflächen, Kernriſſe, Ring⸗ und Kernſchäle, Froſtriſſe, gedrehter und wimmeriger Wuchs, ſtarker Splint, Mangel an Schnürigkeit, äußere Verletzung ꝛc.) an⸗ haften“. — Als ſehr fehlerhaft werden ſolche Stämme bezeichnet, „bei welchen der eine oder andere von den vorgenannten Fehlern und Mängeln in hohem Grade auftritt, oder mehrere derſelben an einem Stücke zuſammentreffen und dadurch ſeinen Werth gegenüber dem normalen bedeutend abmindern“. — Als ausgezeichnete Stämme gelten diejenigen, „welche durch ungewöhnlich ſtarke Durchmeſſer, be- ſondere Länge und untadelhafte Schnürigkeit, durch Vollholzigkeit, Reinheit und Feinheit des Holzes einen den normalen hervorragend überſteigenden Gebrauchswerth haben“. Die nur zur Schwellenfabrikation tauglichen Stammſtücke gehören der V. Klaſſe an, wenn ſie in den einzelnen zu dieſer techniſchen Ver⸗ wendung vorgeſchriebenen Längen dreifache Schwellen ergeben; der VI. Klaſſe gehören Stammſtücke an, die bei einfacher Länge zwei Schwellen liefern; in die VII. Klaſſe gehören alle Stammſtücke, welche bei einer Schwellenlänge nur eine Schwelle oder bei mehrfachen Längen nur im unterſten Stammſtück zwei Schwellen geben. b) Abſchnitte von über 10 m Länge. Solche können bei ſonſt normalem Verhalten lediglich ihrer Länge wegen (wobei jedoch Einſchnürigkeit abſolute Vorbedingung iſt) um eine Klaſſe höher bewerthet werden, als dem Durchmeſſer entſpricht. c) Abſchnitte unter 3m Länge. Für die unter der Länge von 3 m verbleibenden normalen Stücke ſollen die Mittendurchmeſſer betragen: 8 85. Die Bildung der Sortimente der Eiche. 87 Für Stämme I. Klaſſe mindeſtens 75 cm II. „ von 6s bis 74 „ III. 7 7 61 5 65 71 IV. 7 „ 55 7 60 17 V. I 7 48 n 54 1 2. Für die Waldungen der Pfalz.“) In der bayeriſchen Pfalz ſind für Eichenſtämme folgende Klaſſen gebildet: J. Klaſſe Stämme von 55 em mittlerem Durchmeſſer und darüber e, R „ 41 bis 54 em mittlerem Durchmeſſer III. " " " 31 1 40 77 7 L IV. 7 1 n 20 n 30 " 2 V. 28 em mittlerem Durchmeſſer und darüber, welche ſich der geringern Qualität wegen zur Aufnahme in die J., II. oder III. Klaſſe nicht eignen; VI. Klaſſe die zu Balken und Wagnerſtammholz, ferner zu Schneideholz und Eiſenbahnſchwellen nicht tauglichen Stämme von 20 bis 30 em. Hierher iſt namentlich das geringere Grubenſtammholz zu rechnen. Hinſichtlich der Einreihung in die nächſt höhere bzw. tiefere Klaſſe, als den Durchmeſſern entſpricht, gelten ähnliche Grundſätze, wie ſie für den Speſſart hervorgehoben wurden. III. In Württemberg. Das Amtsblatt des Königlich württembergiſchen Finanzminiſteriums (ausgegeben Stuttgart, den 2. October 1895) beſtimmt bezüglich der Sortirung im Allgemeinen, daß das anfallende Rohmaterial nach den durch die Holzart, die Dimenſionen und die ſonſtige Beſchaffenheit der Hölzer, ſowie durch die Bedürfniſſe der Käufer bedingten Gebrauchs: und Werthsklaſſen abgeſchieden und daß innerhalb der letzteren das normale Holz von dem mit Fehlern behafteten getrennt werden ſoll. Die Laubholzſtämme ſollen wegen der Verſchiedenheit ihrer Beſchaffen⸗ heit und Verwendbarkeit einzeln behandelt werden, ſodaß vom beſſern ſtärkern Holze jeder Stamm nach ſeinen individuellen Eigen— ſchaften von den Beamten bewerthet wird. Bei der Eiche wird unterſchieden: i 1) Nach der „Inſtruction über die Sortirung und Claſſifieirung der Bau-, Nutz⸗ und Werkhölzer“, Speyer 1887 (Beilage zur Verfügung der Kgl. Re⸗ gierung der Pfalz, Kammer der Finanzen, Forſtabtheilung, vom 7. Juli 1887). 88 Siebenter Theil. I. Klaſſe Glattes Starkholz, II. „ Rauhes Starkholz, III. „ Gewöhnliches Bau- und Sägeholz, IV. „ Geringes Bau⸗ und Handwerksholz, ſowie Schwellenholz. Bei der Aufnahme werden die einzelnen Stämme nach ihrer Zu: gehörigkeit zu dieſen Klaſſen und ihrem Werthe ſpeciell taxirt. Daher ſind die Taxſätze nicht feſt, ſondern es wird ihnen ein gewiſſer Spiel⸗ raum gegeben. Es betragen z. B. im Forſtamt Hall die Revierpreiſe pro 1896 für Eichennutzholzſtämme I. II. III. IV. Klaſſe 50 und mehr 35 bis 49 23 bis 34 12 bis 22 Mk. IV. In Lothringen. Eine ſehr eingehende Taxklaſſenbildung iſt in neueſter Zeit (ſeit 1893) in Lothringen eingeführt worden. Sie iſt aus dem Grundſatz hervorgegangen, daß die Klaſſenbildung der wirklichen Ge- brauchsfähigkeit der Hölzer und den erzielten Preiſen möglichſt ent⸗ ſprechen ſoll. Bei ſtärkeren Stämmen hängen dieſe von der Aſtreinheit ab, während bei ſchwächeren Stämmen (geringem Bauholz, Gruben⸗ holz ꝛc.) die Aſtreinheit nur einen geringen Mehrwerth des Holzes verurſacht. Demgemäß werden in der lothringiſchen Taxe nur bei ſtärkeren Stämmen die aſtreinen und die gewöhnlichen äſtigen Hölzer geſondert; auch wird hier der Einfluß der Länge berückſichtigt. Für ſchwächere Stämme erſcheint beides nicht erforderlich. Allgemein gilt dagegen auch in Lothringen die Ausſcheidung der Hölzer, welche Fehler haben, von den geſunden als Regel. Die Claſſification iſt folgende: I. Nutz⸗ und Werkſtücke. Glatte, aſtreine oder faſt aſtreine Stücke, geſund, gerade, vollholzig, ohne erhebliche Fehler. (Schwächere Aeſte, Klebreiſer dürfen in größerer Zahl vorhanden ſein; ſtärkere, bis zu 10 em Durchmeſſer, auf 3 m Länge höchſtens 6; noch ſtärkere auf Um Länge höchſtens 1.) Die ſo beſchaffenen Hölzer von 0,40 m aufwärts zerfallen in die Klaſſen: 256 1. Stücke mit 0,60 m und mehr 2. ˖ͤ mittlerem Durchmeſſer. 3. n „ 0,40 — 0,49 „ Jede dieſer Klaſſen zerfällt in: a) Stücke mit mindeſtens 9,4 m Länge, b) kürzere. | 8 85. Die Bildung der Sortimente der Eiche. 89 II. Gewöhnliche Rundhölzer. Hierher gehören von ſtärkeren Stämmen diejenigen, welche wegen gewiſſer Fehler (Aeſtigkeit, Ring⸗ ſchäle, ſtarker Drehwuchs, ſtarke Abholzigkeit) für die erſte Klaſſe nicht geeignet erſcheinen. Die hierher gehörigen ſtärkeren Hölzer zerfallen wie bei I in die Klaſſen: 1. mit 0,60 m und mehr 2. „ 0,50 — 0,59 „ mittlerem Durchmeſſer. 3. „ 0,00% „ | Jede dieſer Klaſſen zerfällt nach der Länge wie bei I in a) Stücke mit 9,4 m und mehr Länge, | b) kürzere. Die ſchwächeren Stücke bilden, ohne daß auf Aſtreinheit und Länge Rückſicht genommen wird, die Klaſſen: x San 10 9790 5 ir mittlerem Durchmeſſer. V. Kritiſche Bemerkungen zur Tarklaſſenbildung des Eichen-Stammholzes mit beſonderer Nückſicht auf die gegenwürtigen Verhältniſſe in Preußen. Wenn man den vorliegenden Gegenſtand einer Kritik mit der poſitiven Tendenz der Anbahnung größerer Einheitlichkeit unterwirft, ſo dürften folgende Bemerkungen nicht unſachgemäß erſcheinen: Sowohl vom praktiſchen als auch vom wiſſenſchaftlichen Stand⸗ punkt aus kann an die Bildung der Sortimentsklaſſen des Stamm⸗ holzes die Forderung geſtellt werden, daß ſie der Art der Verwendung möglichſt entſpricht. Die Verwendungsfähigkeit bildet den Beſtimmungs⸗ grund für die Einheit der Verkaufslooſe, welche nach den allgemeinen wirthſchaftlichen Regeln und im Intereſſe der Producenten und Con⸗ ſumenten hergeſtellt werden muß. Hölzer gleicher Verwendungsfähigkeit haben in einem gegebenen Wirthſchaftsgebiet zu einer beſtimmten Zeit unter geordneten, ungeſtörten wirthſchaftlichen Verhältniſſen in der Regel auch annähernd gleiche Preiſe. Es iſt jedenfalls nicht möglich, in dieſer Hinſicht eine beſſere Grundlage für die Verkaufseinheit auf⸗ zufinden. Die Verwendungsfähigkeit hängt aber einmal vom innern und äußern Bau und ſodann von der Stärke der Stämme ab, während die Länge auf die Art der Verwendung des Eichenholzes nur geringen Einfluß hat. Die beiden genannten Factoren, Stärke und Structur, müſſen daher auch für die Bildung der Stammklaſſen beſtimmend fein, wie denn in ihnen auch die Einflüſſe der Standorts: verhältniſſe, der Erziehung und des Alters am beſten, jedenfalls 90 Siebenter Theil. richtiger als im Maſſengehalt, zum Ausdruck kommen. Andere Ge— ſichtspunkte von bleibender und allgemeiner Bedeutung können auf dem vorliegenden Gebiete wohl nicht geltend gemacht werden. Nur unter der Vorausſetzung, daß die Einheiten der Verkaufs⸗ looſe nach der Verwendungsfähigkeit des Holzes gebildet werden, haben die Zahlen, welche aus den Ergebniſſen der Holzverſteigerungen reſultiren, wirklich praktiſchen Werth und können für die Zwecke, denen ſtatiſtiſche Materialien dienen ſollen, verwendet werden. Bei Klaſſen, die nach dem Feſtgehalt gebildet ſind, werden in der Regel ganz verſchieden— artige und verſchiedenwerthige Stämme zuſammengewürfelt. So haben z. B. ein Eichenſtamm von 15 m Länge 35 em Durchmeſſer, ein Stamm von 8 m Länge 49 em Durchmeſſer und ein ſolcher von 5 m Länge 63 em Durchmeſſer annähernd gleichen Feſtgehalt. Der erſte wird als Wagnerholz, der zweite als Schwellen- oder Bauholz, der dritte als Schreinerholz verwendet. Erfolgt die Klaſſenbildung nach dem Maſſengehalt der Stämme, ſo ſind in einer und derſelben Klaſſe ſehr häufig jene drei oder vier in jeder Hinſicht ganz verſchieden⸗ artigen Stammſorten enthalten. Werden die Reſultate der Verſteigerungen zur Bildung der Taxen angewandt, ſo erſcheinen dieſe für die beiden erſten Kategorien in der Regel zu hoch, für die dritte zu niedrig. Und was Schneideholz, Schwellenholz, Wagnerholz ꝛc. wirklich werth iſt, kann man wohl an den einzelnen Stämmen, niemals aber, was für die Praxis am wichtigſten iſt, nach den Durchſchnitten, aus den Abſchlüſſen der Wirthſchaftsbücher erkennen. Ebenſowenig wie für die geſchäftliche Praxis genügen Feſtmeter⸗ klaſſen den Anſprüchen, die von Seiten der Wiſſenſchaft zwecks Förderung der dieſer obliegenden forſtwirthſchaftlichen Aufgaben geſtellt werden müſſen. Die wichtigſten Aufgaben, die in dieſer Hinſicht in Betracht kommen, betreffen den Einfluß von Durchforſtungen und Lichtungen auf den Zuwachs, die Beziehungen zwiſchen Wachsraum und Stamm⸗ durchmeſſer und die Umtriebszeit. Alle dieſe Materien laſſen ſich aber nur mit der Stärke der Stämme, nicht mit ihrer Maſſe in einen Zuſammenhang bringen. Wie die unter I mitgetheilten Angaben erſehen laſſen, beſtehen nun in Preußen dermalen noch Stammklaſſen, die nach dem Feſtgehalt gebildet ſind. In der Regel ſind ſie, wie dort angegeben, nach Unter⸗ ſchieden von 1 fm abgeſtuft; in dem Amtsbezirk des Verfaſſers be: ſtehen ſogar zur Zeit nur drei Klaſſen: von mehr als 2, von 0,5 bis 2 und von weniger als 0,5 Feſtmeter Inhalt. Bei den Arbeiten dieſer Schrift über den Gang des Werthzuwachſes der Eiche hat der Verfaſſer deshalb die Reſultate der Statiſtik des Regierungsbezirks § 85. Die Bildung der Sortimente der Eiche. 91 Wiesbaden, deren Benutzung für ihn am nächſten gelegen hätte, nicht benutzen können, weil ſie den in der Sache liegenden Forderungen nicht entſprechen. Auch eine Conſtruction von Stärkeklaſſen aus den Feſtgehaltsklaſſen, wie es im 3. Band dieſer Schrift bei der Kiefer der Oberförſterei Wolfgang geſchehen iſt, erſcheint bei der Eiche nicht ausführbar. In regelmäßigen Beſtänden und wenn das Holz in ganzen Längen ausgehalten wird, ſtehen die Feſtgehalte der Stämme allerdings mit den Stärken in einer gewiſſen Uebereinſtimmung, ſodaß man aus jeder Feſtgehaltsklaſſe Stärkeklaſſen nach Grenz und Mittelwerthen extrahiren kann. Die Eiche kommt jedoch in viel zu unregelmäßigen Beſtandesformen vor und wird zu verſchiedenartig abgelängt, als daß es möglich wäre, Feſtgehaltsklaſſen in Stärkeklaſſen mit annähernder Genauigkeit und innerhalb brauchbarer Grenzen überzuführen. Der Verfaſſer will unter ſolchen Umſtänden nicht unterlaſſen, ſeine Anſicht dahin auszuſprechen, daß die in Preußen beſtehende Claſſification der Nutzholzſtämme dem jetzigen Stande der forſtlichen Technik und den Intereſſen der beiderſeitigen Vertreter des Holzhandels, denen der Forſtwirthe und der Holzkäufer, nicht genügt, daß es vielmehr zeit- gemäß erſcheint, dieſelben entſprechend der in Süddeutſchland längſt beſtehenden Sortirung nach Stärkeklaſſen umzubilden. Neben der Uebereinſtimmung der Taxklaſſen mit der Gebrauchs⸗ fähigkeit iſt vom Standpunkt ihrer praktiſchen Anwendung die Forderung zu ſtellen, daß die Zahl und die Art der Taxklaſſen jo einfach fein ſoll, wie es die Verhältniſſe geſtatten. Alle Merkmale, die einen Stamm charakteriſiren, laſſen ſich in den Taxen, man mag ſie bilden wie man will, nicht zum Ausdruck bringen. Man iſt immer genöthigt, die Unterſchiede auf die wichtigſten und allgemeinſten Merkmale zu beſchränken. Der Vorzug der Einfachheit iſt nun aber kein ſolcher, der gerade den Feſtgehaltsklaſſen zukäme; man kann ihn auch auf Stärkeklaſſen übertragen. Bei der Eiche iſt zunächſt zu bemerken, daß eine Ausſcheidung nach Unterſchieden in der Länge, wie ſie die lothringiſche Taxe enthält, nicht erforderlich iſt. Die Unterſchiede in der Verwendungsweiſe, die ſich in dieſer Hinſicht ergeben, ſind zu geringfügig, um die Erſchwerung der Buchführung, die mit der detail- lirten Klaſſenbildung verknüpft iſt, zu rechtfertigen. | Wenn der Verfaſſer an dieſer Stelle Gelegenheit nehmen darf, Vorſchläge im Sinne einer bleibend ſachgemäßen, einheitlichen Claſſi⸗ ftcation zu machen, jo würde dieſe in ihren Grundzügen und abgeſehen von gewiſſen Details (Fehlerhaftigkeit, Zurückſetzung ꝛc.), deren Hervor⸗ hebung den Zweck dieſer Schrift überſchreitet, bei der Eiche etwa folgende Geſtalt annehmen: 92 Siebenter Theil. a) Aſtreines Nutzholz. I. II. III. Klaſſe über 60 em 50—60 em 40 —50 em Mittendurchmeſſer. b) Gewöhnliches Rundholz. I: II. III. IV. V. über 60cm 50—60 cm 40—50 cm 30-40 cm 20-30 cm VI. Klaſſe unter 20 em Mittendurchmeſſer. Abgeſehen von dem hervorgehobenen Gegenſatz des Unterſcheidungs— merkmals enthält dieſe Theilung zu der unter 1 hervorgehobenen preußiſchen Klaſſenbildung keine weſentlichen Gegenſätze. Daß der unbeſtimmte Begriff „Wahlholz“, das den Klaſſen I und II des aſt⸗ reinen Holzes unterſtellt werden kann, fallen gelaſſen iſt, entſpricht den Verhältniſſen des modernen Verkehrs. Wenn man an die beſtehenden Verhältniſſe eine Kritik in der vorliegenden Richtung anlegt, ſo wird man nicht unbeachtet laſſen dürfen, daß ſowohl auf Forſtverſammlungen als auch in der neuern Literatur mehrfach Stimmen laut geworden find, die ſich in ent⸗ gegengeſetztem Sinne, als es in Vorſtehendem geſchehen iſt, ausgeſprochen haben. Für die Erhaltung der Feſtgehaltsklaſſen!) wird unter Bezug: nahme auf die in Preußen beſtehende Praxis hervorgehoben, daß es auf dieſem Gebiete überhaupt den Vorzug verdiene, Neuerungen möglichſt zu vermeiden; daß ſich die in Preußen beſtehende Stamm: klaſſenbildung bewährt habe; daß der Claſſification nach dem Feſt⸗ gehalt der Vorzug größerer Einfachheit zukomme und daß der Feſt⸗ gehalt in der Regel zugleich auch einen Ausdruck für die Stärke bilde. Nun kann man allerdings die Bedeutung conſervativer Principien auf dem Gebiete der forſtlichen Geſchäftsführung voll anerkennen. Aber ſeine Grenze findet der Conſervatismus, wenn es ſich, wie in dem vorliegenden Falle, um Dinge handelt, deren Veränderung in der Natur der Sache und in der vorausgegangenen, thatſächlich vor: liegenden Entwicklung begründet iſt. Die Verhältniſſe Süddeutſchlands ſind auf dieſem Gebiete beſſer als in Norddeutſchland. Der Norden muß deshalb dem Süden folgen, nicht umgekehrt. Daß ſich die preußiſche Taxklaſſenbildung bei dem Umſchwung der modernen Ver⸗ kehrs⸗ und Abſatzverhältniſſe bewährt habe, wird kein Praktiker, der einerſeits inmitten des praktiſchen Geſchäftslebens ſteht und der 1) Vgl. Mencke, „Ueber ee. und Holztaxen“, Allgemeine Forſt⸗ und Jagdzeitung 1896, S. 150. $ 85. Die Bildung der Sortimente der Eiche. 93 andererſeits die volkswirthſchaftliche und forſtliche Entwicklung im Allgemeinen verfolgt, ernſtlich behaupten und begründen können. Die beſtehende Taxklaſſenbildung giebt im Gegentheil zu Mißverhältniſſen zwiſchen der Forſtverwaltung einerſeits und den Holzhändlern anderer— ſeits, deren Intereſſen in dieſer Hinſicht durchaus harmoniren, reichlich Veranlaſſung. Bei allen Nachfragen über die Beſchaffenheit und Dimenſionen der Hölzer, bei den Verträgen, die über die Lieferung von Grubenholz, Schwellenholz, Schneideholz ꝛc. abgeſchloſſen werden, wird in Preußen, wie überall, die Feſtſetzung des Durchmeſſers, nicht des Maſſengehalts der einzelnen Stämme als der wichtigſte Be: ſtimmungsgrund angeſehen. Es wird thatſächlich nach Stärkeklaſſen und nicht nach Feſtmeterklaſſen verkauft. Indem nun aber die Buch— führung nach Feſtgehaltsklaſſen bewirkt wird, ergeben ſich mit Noth— wendigkeit Colliſionen zwiſchen den Büchern und dem wirklichen Verlauf der Geſchäfte. — Daß das Princip der Einfachheit bei der Ordnung der Stämme nach Stärkeklaſſen ebenſogut gewahrt werden kann, wurde bereits hervorgehoben. Und was endlich die Correſpondenz der Feſt— gehaltsklaſſen mit den Stärkeklaſſen betrifft, ſo kann dieſe wohl in einzelnen Schlägen innerhalb gewiſſer Grenzen zutreffend ſein. Daß ſie im Allgemeinen bei der Eiche Mit beſteht, wird eines weitern Beweiſes nicht bedürfen. Hinſichtlich der Meſſung des Stammholzes bleibt die Frage zu erörtern, ob es den Vorzug verdient, den mittlern oder den Bopf- durchmeſſer für die Zugehörigkeit der Stämme entſcheidend ſein zu laſſen. Der Zopfdurchmeſſer iſt hinſichtlich der Verwendungsfähigkeit namentlich derjenigen Stämme, die fi) an der Grenze ihrer Tauglich- keit zu einer beſtimmten Verwendungsart befinden, der beſtimmende Factor. Häufig geben die Holzhändler ihre Gebote nach der Zopfſtärke ab. Für Nadelhölzer, die in ihrer ganzen Länge liegen bleiben, gilt dementſprechend in Süddeutſchland der Grundſatz, daß der Durchmeſſer in einer gewiſſen Höhe den Beſtimmungsgrund für die Zugehörigkeit in die eine oder andere Klaſſe bildet. Bei der Eiche, die, insbeſondere ſoweit es ſich um die werthvollſten Stämme handelt, meiſt in kürzeren Längen ausgehalten wird, tritt aber die Bedeutung des Zopfes in dieſer Hinſicht ſehr zurück. Bei den gewöhnlichen Stammlängen von 5 bis 10 m ſind die Differenzen zwiſchen der obern und der mittlern Stärke nur gering. Für die Praxis iſt aber der Umſtand von Einfluß, daß der Durchmeſſer in Stammmitte zur Ermittelung des Inhaltes doch gemeſſen werden muß. Deshalb wird die Praxis, die auf dieſem Gebiete beſtimmend iſt, der Meſſung der Eiche in Stammmitte wohl den Vorzug geben. 94 Siebenter Theil. Endlich bleibt noch zu erwägen, ob die Meſſung der Durchmeſſer mit oder ohne Rinde erfolgen ſoll. Die Rinde macht einen erheb⸗ lichen Theil des Stammgehaltes aus. Ihre Dicke iſt je nach dem Standort und auch bei den einzelnen Stämmen deſſelben Standortes außerordentlich verſchieden. Die beſtehende Praxis zeigt auch in dieſer Hinſicht Abweichungen. In Preußen iſt es üblich, die Stämme mit der Rinde zu meſſen; Bayern beſeitigt die klaffende Borke; Württemberg entfernt die Rinde ganz. Für Arbeiten im Sinne dieſer Schrift, welche die Umtriebszeit mit der Anlegung der Jahrringe in Beziehung ſetzt, führt ein conſequentes Denken logiſch und praktiſch immer auf die Meſſung der Stämme unter Ausſchluß der Rinde. Und ebenſo iſt hinſichtlich des Verkaufs zu bemerken, daß für die Verwendungsart nur das Holz in Betracht kommt, während die Rinde für den Händler lediglich einen unbrauchbaren Ballaſt bildet. Für einen Blick in die weitere Zukunft erſcheint deshalb die Vermuthung berechtigt, daß die Hölzer allgemein ohne Rinde gemeſſen werden. 8 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. Der Ermittelung und Benutzung geeigneter Stämme und Be⸗ ſtände zum Nachweis der Zunahme des Werthes ſtellen ſich bei der Eiche große Schwierigkeiten entgegen. Nach der Mannigfaltigkeit der Entwicklungsbedingungen ſind Stärkezuwachs und Aſtreinheit, worauf die Werthzunahme beruht, bei der Eiche außerordentlich verſchieden. Auch bewirken die Fehler, mit denen das Holz der Eiche in be— ſonderem Grade behaftet iſt, in dieſer Hinſicht große Unregelmäßig⸗ keiten. Die Grenzen der Werthe liegen deshalb bei der Eiche weiter auseinander, als bei jeder andern Holzart. Nicht nur die nach Form und Materie nachweisbaren Unterſchiede kommen dabei in Be⸗ tracht; auch gewiſſe Imponderabilien wirken, wie beim Weine, auf die Werthe des Eichenholzes ein. Verſchiedene Beſtände von gleichem Alter, ſogar verſchiedene Stämme deſſelben Beſtandes, namentlich der höheren Altersklaſſen, werden daher, wenn ſie einer Unterſuchung über den Verlauf des Werthzuwachſes zu Grunde gelegt werden, in der Regel zu verſchiedenen, oft nicht unbedeutend abweichenden Reſul⸗ taten führen. Es kann unter dieſen Umſtänden nicht der Anſpruch erhoben werden, daß die nachfolgenden, auf den Ergebniſſen größerer Wirth— ſchaften beruhenden Zahlenangaben den vorliegenden Gegenſtand, der § 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 95 nach Zeit und Ort, nach Standorts- und Abſatzverhältniſſen, nach Erziehung und Betriebsart viel Beſonderheiten darbietet, erſchöpfend behandeln. Ebenſo kann den zahlenmäßigen Reſultaten, die aus einzelnen Wirthſchaftsgebieten oder Revieren abgeleitet werden, keine allgemeinere Gültigkeit zuerkannt werden. Zweck der nachfolgenden Unterſuchungen iſt es, die Bedeutung des Werthzuwachſes für die Wirthſchaft, insbeſondere für die Umtriebszeit, darzulegen, die dabei zu befolgende Methode zu begründen und den Verlauf des Werth- zuwachſes an charakteriſtiſchen Beiſpielen in allgemeinen großen Zügen, aber ohne in das Detail der Rechnung allzuſehr einzugehen, nachzuweiſen. Ihn im Einzelnen für beſtimmte Reviere und Perioden zahlenmäßig darzuſtellen, iſt Aufgabe der Betriebsregelung. Der all⸗ gemeinſte und wichtigſte Zweck der periodiſchen Betriebspläne beſteht in der Begründung der Umtriebszeit, während die Feſtſetzung der Verjüngung, der Hiebsführung, der Beſtandespflege und Durchforſtung hauptſächlich Aufgabe der fortlaufenden Wirthſchaft iſt. Für die Höhe der Umtriebszeit bildet aber, wie man ſie auch begründen mag, immer die Zunahme des Werthes den wichtigſten Beſtimmungsgrund. Die Wirthſchaftsgebiete, denen das im Nachfolgenden mitgetheilte Material entnommen iſt, ſind Lothringen, die Bayeriſche Pfalz, der Speſſart und der Regierungsbezirk Wiesbaden. Zu ihrer Auswahl für den vorliegenden Zweck hat zunächſt das thatſächliche Vorkommen der Eiche, die in dieſen Gebieten auf gutem Standort in geeigneten Beſtänden in großem Umfang vertreten iſt, Ver⸗ anlaſſung gegeben. Sodann iſt aber auch die neuere Literatur ge— bührend berückſichtigt, deren wichtigſte Erſcheinungen gerade auf Lothringen und den Speſſart Bezug nehmen. Daß die Waldungen der genannten Länder, daß insbeſondere die bayeriſchen forſtlichen Verhältniſſe verhältnißmäßig mehr als die preußiſchen, obwohl dieſe für den Verfaſſer nach ſeiner amtlichen Stellung näher liegen, be— rückſichtigt ſind, iſt in dem Umſtand begründet, daß die Bildung der Sortimente des Eichenholzes, wie fie in Bayern Regel iſt, zum Nach: weis des Werthzuwachſes und der Umtriebszeit geeigneter iſt, als die in Preußen übliche Claſſification. Alle Unterſuchungen über die Beziehungen zwiſchen Alter, Maſſen- und Werthzunahme führen auf Stärkeklaſſen, wie ſie in Bayern, nicht auf Feſtgehaltsklaſſen, wie ſie in Preußen zur Zeit noch üblich ſind. — Endlich war aber für den Verfaſſer ſein eigener Wirthſchaftsbezirk und deſſen nächſte Umgebung ein gegebenes Arbeitsfeld, in dem auch mit Hilfe der Nummerbücher die Beziehungen von Stärke und Werth leichter als es ſonſt möglich wäre, dargelegt werden konnten. 96 Siebenter Theil. Den Maßſtab für den Werth des Eichenholzes und ſeine Ver— änderungen bildet das durchſchnittliche Feſtmeter, welches in Beſtänden eines beſtimmten Alters bei einer beſtimmten Erziehungs: . weiſe auf einem gegebenen Standort erzeugt wird. Das durch— ſchnittliche Feſtmeter der oberirdiſchen Holzmaſſe eines Stammes oder Beſtandes ſetzt ſich zuſammen aus Stamm- und Aſtholz, aus Holz und Rinde. Sein wichtigſter Beſtandtheil iſt unter allen Umſtänden das Stammholz. Sofern der Antheil, den Aſt- und Reisholz am durchſchnittlichen Feſtmeter nehmen, in den zu vergleichenden Be- ſtänden ein ziemlich gleicher iſt, können die Relationen, welche ſich aus der Berechnung der Werthe des Stammholzes ergeben, ziemlich unverändert auf die geſammte Holzerzeugung übertragen werden. Es iſt jedoch für viele praktiſche Aufgaben, insbeſondere für die Ver⸗ gleichung der Reſultate verſchiedener Betriebsarten, verſchiedener Durch— forſtungs- und Lichtungsgrade von Wichtigkeit, daß das. Aſt- und Reisholzprocent ebenſo wie die Rindenmenge, die ein Durchſchnitts⸗ feſtmeter enthält, für verſchiedene Erziehung und Betriebsarten ver⸗ ſchieden iſt. Je freier der Wachsraum eines Baumes, um jo größer iſt der Antheil, den Aſt- und Reisholz an ſeinem Holzgehalt haben, um ſo weiter entfernt ſich der Werth des Durchſchnittsfeſtmeters von dem des Stammholzes. Wenn z. B. im geſchloſſenen Hochwald 9000 Stammholz im Werth von 30 Mk. und 10% At: und Reisholz im Werth von 7 Mk. erzeugt werden, während unter gleichen Standortsverhältniſſen der Mittelwald 60% Stammholz im Werthe von 36 Mk. und 40% Aſt⸗ und Reisholz im Werthe von 6 Mk. erzeugt, jo iſt die Wertherzeugung beim ge: ſchloſſenen Hochwald größer, trotzdem die Stämme des Mittelwaldes werthvoller und ihre Durchmeſſer weit ſtärker find. Der hohe Ge⸗ halt der freiſtändigen Eichen an Aſt⸗ und Reisholz in Mittel⸗ waldungen mit ihren großen Kronen namentlich auf lehmreichem Boden iſt ſchon äußerlich, ohne jede Meſſung beſtimmt zu erkennen. Die auf Sandboden im Hochwaldſchluſſe erwachſenen Eichenbeſtände enthalten dagegen äußerſt wenig At: und Reisholz. R. Hartig giebt darüber für den 90 jährigen Forſtort Eichhain des Forſtamtes Rohrbrunn folgende Zahlen: Stamm i odge 1 II III IV V Aſte und Knüppel 1,3 0,6 2,8 0 0 Procent Reiſig e r 0,7 0,5 0,4 0,5 „4 „ die wohl als Minima in dieſer Hinſicht gelten dürfen. Auch der Gehalt des durchſchnittlichen Feſtmeters an Rinde liegt in ziemlich weiten Grenzen. Bei den Meſſungen der Rinden⸗ 8 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 97 breiten ergiebt ſich, daß die Menge der Rinde nicht nur auf ver⸗ ſchiedenen Standorten, ſondern auch in demſelben Beſtande, oft ſogar an den verſchiedenen Seiten deſſelben Stammes, ſehr verſchieden iſt. Wird ausſchließlich das Derbholz in Betracht gezogen, ſo zeigen ſich bezüglich des Antheils, den die einzelnen Sortimente daran haben, gleichfalls große Unterſchiede, die ſich in eine beſtimmte Regel nicht faſſen laſſen. Sortimententafeln, wie die Burckhardt'ſchen, welche beſtimmte Zahlen über die Procente des Einſchlags an Bau⸗ holz und Derbbrennholz enthalten, haben deshalb, ſo werthvoll ſie für gewiſſe Standorts⸗ und Wirthſchaftsgebiete ſein mögen, immer nur beſchränkte Gültigkeit. Wenn man nun auch die Verſchiedenheiten in der Zuſammen⸗ ſetzung der Beſtände oder des Einſchlags an Reis, Rinde und An- bruch im Einzelnen nachweiſen und derartige Nachweiſe auch zu einem praktiſchen Gutachten für andere Beſtände benutzen kann, ſo ſtellen ſich doch einer allgemeinen Anwendung beſtimmter Zahlen für die zukünftige Wirthſchaft unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Das Reiſig wird in ganz verſchiedener Weiſe aufgearbeitet; in entlegenen Waldgegenden mit dünner Bevölkerung bleibt es meiſt unbenutzt liegen. Die Rinde wird in der neuern Zeit meiſt nicht genutzt; ſie bleibt am Stamme und ihre Menge kommt in den Wirthſchafts— büchern nicht zum Nachweis. Das Verhältniß der Sortimente des Derbholzes aber iſt hauptſächlich von den materiellen Fehlern ab⸗ hängig, mit denen die Eiche behaftet iſt. Am Altholz ſind dieſe in der Regel in einer Stärke vertreten, die man für die Zukunft nicht zu Grunde legen kann. Die im Vorſtehenden hervorgehobenen Um— ſtände werden es gerechtfertigt erſcheinen laſſen, wenn die folgenden Unterſuchungen hauptſächlich auf Stammholz, das unter allen Um: ſtänden den wichtigſten Theil der Holzerzeugung des Hochwaldes bildet, beſchränkt bleiben. I. Wirthſchaftsgebiet: Lothringen. Ueber den Zuwachs, die Bewirthſchaftung und die Umtriebszeit der Eiche in Lothringen ſind in neueſter Zeit ſehr umfangreiche und eingehende Unterſuchungen von Carl!) veröffentlicht worden. Sie ſind um ſo werthvoller, als die Eiche in Bezug auf ihre Maſſen⸗ und Werthzunahme ſeither von keiner Seite entſprechend ihrer Be: deutung bearbeitet iſt und als ihnen ein ſehr reiches Material, wie es einem einzelnen Bearbeiter in der Regel nicht zur Verfügung 1) Allgemeine Forſt⸗ und Jagdzeitung, 1895, Januar bis Auguſt. Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 7 3 Siebenter Theil. ſteht, zu Grunde liegt. Durch die Art der Bearbeitung und in den vorliegenden Reſultaten geben die Unterſuchungen von Carl zugleich eine Beſtätigung der früher in dieſer Schrift!) ausgeſprochenen Anſicht, daß Nachweiſungen über den Maſſen⸗ und Werthzuwachs an einer großen Zahl von Stämmen vorgenommen werden müſſen, daß liegende Stämme, die ihre Entwicklungsgeſchichte am beſten erkennen laſſen und in verſchiedener Höhe gemeſſen werden können, das beſte Material für die Unterſuchungen des Maſſen⸗ und Werthzuwachſes abgeben und daß deshalb auch alle hierher gehörigen forſtſtatiſchen Verhält⸗ niſſe in unmittelbarer Verbindung mit der Verwaltung, die die Schläge führt und ihre Ergebniſſe verwerthet, zur Ausführung gebracht werden müſſen. Für die in Lothringen hauptſächlich vertretenen Beſtände iſt es charakteriſtiſch, daß ſie aus früherem Mittelwald hervorgegangen und in der Ueberführung zum Hochwald begriffen ſind. Je nach dem Stadium der Ueberführung zeigen ſie aber große Unterſchiede. Während die Umwandlung zum Theile erſt in der neueren Zeit ſyſtematiſch und planmäßig durchgeführt wird, ſodaß ſich der Einfluß der frühern Mittelwaldwirthſchaft in den Stammzahlen und Stamm⸗ formen noch beſtimmt ausſpricht, haben andere Theile der lothrin⸗ giſchen Staatsforſten ſchon ſeit längerer Zeit einen faſt hochwald— artigen Charakter. Hiernach und durch die Verſchiedenheit der Bodenverhältniſſe zerfallen die Eichenwaldungen Lothringens in zwei große Gruppen. Die erſt in der neueren Zeit übergeführten Waldungen ſtocken auf Keuper und Muſchelkalk. Ihr Holz iſt bei gleichem Alter ſtärker, aber weniger lang und aſtrein. Die ſchon ſeit längerer Zeit übergeführten, jetzt hochwaldartigen Beſtände ſtocken auf Vogeſenſandſtein. Ihr Holz iſt langſamer gewachſen, aſtreiner und vollholziger. 1. Unter den Bedingungen frühern Mittelwaldes er: wachſene, aus dem Oberholz hervorgegangene Beſtände. (Oberförſterei Saarburg, Finſtingen, Dieuze, Chateau Salins, | Albesdorf.) Der Einfluß des Mittelwaldes macht ſich, wie es nach den äußeren Bedingungen, unter denen ſich die Stämme entwickelt haben, nicht anders ſein kann, in der Stammlänge, dem Kronenanſatz, der Schaftreinheit und dem Abfall bemerklich. Beſtimmte Angaben über den letztern wurden bereits im § 81, S. 38— 41 niedergelegt. Der 1) Vgl. den Schluß des erſten Bandes. 8 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 99 Stärkezuwachs zeigt je nach dem Wachsraum, der den Stämmen zur Verfügung geſtanden hat, natürlich große Verſchiedenheiten. Nach den von Carl an mehr als 2000 Stämmen vorgenommenen Unter⸗ ſuchungen war das Verhältniß von Alter und Stammſtärke folgendes: Durchmeſſer in Bruſthöhe 20—21 22—23 24—25 26--27 28—29 cm —AA. 64 65 70 71 76 Jahre Durchmeſſer in Bruſthöhe 30—31 32—33 3435 36—37 38—39 cm r 82 85 92 99 100 Jahre Durchmeſſer in Bruſthöhe 40—41 42—43 44—45 46—47 48—49 cm r 103 107 109 109 114 Jahre Durchmeſſer in Bruſthöhe 50— 51 52—53 54—55 56—57 58—59 cm T 110 124 120 128 127 Jahre Durchmeſſer in Bruſthöhe 60—61 62—63 64—65 66—67 68—69 cm W 130 135 134 141 142 Jahre Durchmeſſer in Bruſthöhe 70—71 72—73 74—75 76—77 78 79 cm A. 139 156 152 154 155 Jahre Bei einer Vergleichung der Beziehungen von Alter und Stärke iſt jedoch zu bemerken, daß die ſtärkeren Stämme der vorſtehenden Nachweiſung von vornherein einen größern Wachsraum zur Ver⸗ fügung gehabt, daß ſie daher auch in der Jugend breitere Ringe angelegt haben, als die ſchwächeren, ſodaß Schlüſſe aus den Differenzen des Alters und der Stärke nicht gezogen werden können. Dürfte angenommen werden, daß die ſtärkeren Stämme für die Erziehung und Umtriebszeit maßgebend wären, ſo würde aus jenen Zahlen hervorgehen, daß unter den vorliegenden Standortsverhältniſſen zur Bildung von 55 em ſtarken Stämmen ein Zeitraum von 120 Jahren, zur Bildung von 75 em ſtarken Stämmen ein ſolcher von 150 Jahren nöthig wäre. Es kann jedoch bei einer Vergleichung der Werthe dieſer Angaben mit denjenigen der im Folgenden behandelten Wirth⸗ ſchaftsgebiete wohl kaum bezweifelt werden, daß der Wachsraum jener unter den Bedingungen des Mittelwaldes erwachſenen Stämme in der Jugend ein zu großer geweſen iſt. Bei Unterſtellung des von Carl für mittlere Stämme ent⸗ wickelten zeitlichen Stärkezuwachſes gelangt man zu folgenden Be- ziehungen von Alter und Stammſtärke: . 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Jahre Durchmeſſer . 5,6 11,1 15,7 20,0 24,3 288 34,1 39,0 42,8 cm ä 110 120 130 140 150 160 170 Jahre Durchmeſſer.. 46,7 51,2 56, 60,7 64,4 67,5 70,9 cm. Die Preiſe der Stämme dieſes Wirthſchaftsgebietes haben im Durchſchnitt der Wirthſchaftsjahre 1892 bis 1894 und im Durch⸗ ſchnitt der fünf aufgeführten Oberförſtereien betragen:“) 1) Nach Carl d. a. O., Nachweiſung II, 2. Gruppe. 7 * 100 Siebenter Theil. * a) Für aſtreines Starkholz. \ Stämme von 60 em und mehr mittlerem Durchmeſſer 50 Mark 5 „ 50 bis 59 em 5 55 4186 [24 „ 40 [2 49 [23 [2 [23 31,0 „ b) Für äſtiges Starkholz. Stämme von 60 em und mehr mittlerem Durchmeſſer 37,9 Mark „ „ 50 bis 59 em 5 eee e 7 7 40 nm 49 . [2 m 28,8 7 e) Für ſchwächere Stämme ohne Sonderung nach der Aſtreinheit. Stämme von 30 bis 39 em mittlerem Durchmeſſer 22,9 Mark „ unter 30 „ „ „ 14,5 [23 Werden die oben angegebenen Beziehungen von Alter und Stärfe zu Grunde gelegt, fo ergeben ſich bei Schätzung und Abrundung der Werthzahlen innerhalb der einzelnen Klaſſen nach dem Verhältniß der Stärke, bei Unterſtellung von 8 — 10 m langen Stämmen und Berückſichtigung des Abfalles nachfolgende en und Werth⸗ zunahmen des Stammholzes: a) Für aſtreine Stämme. AA IST enn N 60 80 100 120 140 160 180 Jahre Werth pro fm 14,5 22 32 38 44 50 50 Mark Unterichieb, dd 73. 10% 8 6 Sar Mr Werthzunahme für 1 Jahr 2.5.5230 5 Ds: Os. Procent. b) Für äſtige Stämme. e- verriet 60 80 100 120 140 160 180 Jahre Werth pro fm 145 22 29 33 36 38 38 Mark , e Rah 4 3 2 > 5 Werthzunahme für 1 Jahr 20. 23 eee ee es, Procent. 2. Reviere mit hochwaldartigem Charakter. (Oberförſterei Bannſtein, Bitſch⸗Süd, Bitſch⸗Nord.) Der Wachsthumsgang der Eiche in Beſtänden dieſer Kategorie läßt beim Vergleich mit den unter a erwähnten den Einfluß des Schlußſtandes auf Aſtreinheit und Vollholzigkeit beſtimmt erkennen. Die Jahrringe ſind zwar enger als bei den Beſtänden unter a; aber der Abfall iſt allmählicher, der Kronenanſatz höher. Nach den § 81 Seite 33 mitgetheilten Unterſuchungen waren die Jahrringbreiten, welche an charakteriſtiſchen Stämmen der Oberförſterei Bitſch⸗Süd ermittelt wurden, im Durchſchnitt folgende: In den Jahrzehnten 1—20 20—40 40—60 60-80 80—100 100120 3,7 3,9 4,1 4,0 3,6 3,1 cm 5 1 120—140 140—160 160180 3,3 2,4 24 cm. $ 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 101 Unter Zugrundelegung eines ſolchen Verlaufs des Stärkezuwachſes ſowie des Abfalls im unterſten Stammtheile gelangt man zu folgenden Beziehungen von Durchmeſſer und Alter: P 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre Durchmeſſer in Bruſthöhe 13 20 28 36 43 50 56 61 66 cm. Die durchſchnittlichen Steigerpreiſe haben im Durchſchnitt der genannten Reviere und Wirthſchaftsjahre betragen:!) a) Aſtreines Starkholz. Stämme von 60 cm und mehr mittlerem Durchmeſſer 60,4 Mark pro fm „ 77 50 bis 59 cm 77 77 52,6 7 nn 77 77 40 7 49 [2 „ „ 43,0 „ „ „ b) Aeſtiges Starkholz. Stämme von 60 em und mehr mittlerem Durchmeſſer 47,3 Mark pro fm 50 bis 59 cm 4 . C „ „ 40 „ 49 1 77 n 34,6 „ „ 7 e) Schwächeres Holz, ohne Sonderung nach der Aſtreinheit. Stämme von 30 bis 39 cm mittlerem Durchmeſſer 27,9 Mark pro fm „ unter 30 „ „ [23 16,2 „ 77 [2 Wird der Einfluß der mehr oder weniger ſtarken Beaſtung auf den Stärkezuwachs und Werth gutachtlich in Rückſicht gezogen, ſo dürfte folgende Werthzunahme annähernd zutreffend erſcheinen: a) Für aſtreine Stämme. „ „ . air 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre h 12 18 24 32 40 48 55 60 Mark A 0. . ER: En BR BT ee BF Werthzunahme für 1 Jahr nin 1a den ee Proceiit b) Für äſtige Stämme. j ee eh 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre Werth pro fm 14 20 28 35 40 43 45 47 Mark o Kuss eie een ee 5 Werthzunahme für 1 Jahr 2,1 2,0 1,3 0,7 0,4 0,2 0,2 Proeent. Hieraus iſt zu entnehmen, daß die Werthzunahme um ſo anhaltender iſt, je aſtreiner die Stämme ſind, je vollſtändiger in der Jugend der Schlußſtand geweſen iſt. II. Wirthſchaftsgebiet: Pfälzer Wald. Der Unterſchied, welcher ſich zwiſchen Beſtänden verſchiedener Bewirthſchaftung nach ihrer Entſtehung und ihren Entwicklungs⸗ bedingungen ergiebt, tritt noch entſchiedener hervor, wenn man die Lothringer Waldungen nicht nur unter einander, ſondern auch mit 1) Nach Carl a. a. O., Nachweiſung II, 1. Gruppe. 102 Siebenter Theil. i denjenigen des benachbarten Pfälzer Waldes vergleicht. Dieſe be⸗ finden ſich auf gleichem Standort wie die unmittelbar angrenzenden, unter 2 aufgeführten Lothringer Waldungen. Was ſie aber vor dieſen auszeichnet, iſt der Umſtand, daß ſie niemals unter dem Ein⸗ fluß mittelwaldartiger Lichtungen geſtanden haben. Dieſer Einfluß tritt, wie die Seite 65 mitgetheilten Meſſungen erkennen laſſen, im Bau des Holzkörpers, in der Höhe des Kronenanſatzes und dem Ab: fall der Durchmeſſer klar und deutlich hervor. Als charakteriſtiſch für den Pfälzer Wald wird nachſtehend auf das Forſtamt Fiſchbach Bezug genommen; und zwar ſpeciell auf den Seite 65 erwähnten, 150: bis 180 jährigen, von Buchen unterſtellten Eichenbeſtand, den regelmäßigſten und gleichmäßigſten, den der Ver⸗ faſſer kennen gelernt hat. Bei einer Stammzahl von 135 und 20 qm Kreisfläche pro ha betrug der Durchmeſſer des Mittelſtammes 44 cm, während die Grenzen der Durchmeſſer zwiſchen 30 und 70 cm liegen. Trotz der großen Unterſchiede der Stärke tft die Beſchaffenheit des Holzes eine ſehr gleichmäßige. Sie iſt bei allen Stammklaſſen eine vorzügliche. Sowohl die ſtärkeren wie die ſchwächeren Stämme haben aſtreines, gleichmäßig erwachſenes Holz. Die Verſchiedenheit der Stärke iſt durch die Unterſchiede im Wachs⸗ raum hervorgerufen, die ſich aber, wie der hohe Kronenanſatz be⸗ weiſt, hauptſächlich erſt in ſpäteren Jahren entwickelt haben. Die Beziehungen zwiſchen Alter, Durchmeſſer und Werthen können auf Grund thatſächlicher Wirthſchaftsergebniſſe auch unter ganz regelmäßigen Beſtandesverhältniſſen meiſt nur ungenügend nach⸗ gewieſen werden, weil in der Regel, abgeſehen vom Aushieb von Protzen ꝛc., in den jüngeren und mittleren Beſtänden nur die zurück⸗ gebliebenen Stämme eingeſchlagen werden, die ſchwächer und weniger zuwachsfähig ſind, als die ſtehenbleibenden. Man wird deshalb auch zum Nachweis des Werthzuwachsganges öfter eine Hypotheſe zu Hülfe nehmen müſſen: Darf unterſtellt werden, daß der mit der mittlern Kreisfläche verſehene Stamm derjenige iſt, in deſſen Dimen⸗ ſionen das Verhältniß von Alter und Stärke am richtigſten zum Ausdruck kommt, ſo entſpricht in dem vorliegenden Falle dem mittlern Alter von 160 Jahren ein Bruſthöhendurchmeſſer von 44 em. Wird weiter angenommen, daß zur Bildung der höheren und niederen Stärkeklaſſen bei gleichmäßigem Wachsraum ein den Durchmeſſern entſprechender längerer oder kürzerer Zeitraum erforderlich geweſen wäre, ſo würden die Beziehungen von Alter und Stärke folgende ſein: NMller, 80 120 160 200 240 Jahre Durchmeſſer in Bruſthöhe 22 33 44 55 66 em. $ 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 103 Die dem 10 jährigen Durchſchnitt entſprechenden Durchſchnittserlöſe des Forſtamtes Fiſchbach pro 1896 haben betragen für Stämme L II. III. IV. „ mit über 55 41 bis 54 31—40 20— 30 geringere Qualitäten em Durchmeſſer 66 51 35 24 19 12 Mark. Werden dieſe Werthe eingeſetzt und die Durchmeſſer in Bruſthöhe auf diejenige in Stammmitte bei 8 bis 10 m Stammlänge nach dem Abfall (vergleiche S. 65) übertragen, ſo ſtellt ſich der Gang der Werthzunahme des Stammholzes etwa dar wie folgt: o 40 80 120 160 200 240 Jahre Werth des Stammholzes. 12 22 33 48 60 66 Mark Bel... ...... 10 11 15 12 6 a Werthzunahme für 1 Jahr 24.043 1,2 0, 0,8 Procent. Hier iſt alſo die verhältnißmäßige Werthzunahme im höhern Alter eine noch anhaltendere als in den beſten Eichenwaldungen Lothringens. Das Maximum der abſoluten Werthzunahme tritt ein beim Ueber⸗ gang der Stämme von Bau- und Schwellen- zu Schneideholz. III. Wirthſchaftsgebiet: Speſſart. Der Speſſart iſt für die Bewirthſchaftung der Eiche ein Wald⸗ gebiet von beſonderer Bedeutung; nicht nur wegen ſeiner vortrefflichen Altbeſtände und Verjüngungen, ſondern auch wegen der techniſchen Eigenſchaften des Holzes. Die Eichen, die dort erwachſen, ſind das werthvollſte Product, das in der deutſchen Forſtwirthſchaft überhaupt hervorgebracht wird; manche Stämme können in Bezug auf ihren Bau und ihre Verwendbarkeit als Ideale der Holzzucht angeſehen werden. Allerdings iſt nicht zu bezweifeln, daß die jetzt dort zur Nutzung kommenden Bäume und Beſtände als Vorbilder der zu— künftigen Wirthſchaft nicht dienen können. Eichen von mehr als 400 Jahren, wie ſie der Speſſart noch enthält, werden in Zukunft auch bei der denkbar beſten Beſchaffenheit ſo alten Holzes nicht wieder erzeugt werden. Aber wie für einen Feldherrn das Studium früherer Kriege, wie für den Staatsmann die Geſchichte eine Quelle des Fort⸗ ſchritts der Kriegs: und Staatskunſt bildet, obwohl die Bedingungen, unter denen früher Kriege geführt und Staaten gelenkt worden ſind, in gleicher Weiſe nie wiederkehren, ſo kann auch der Forſtwirth aus der Geſchichte der alten Beſtände für die zukünftige Bewirthſchaftung der Waldungen praktiſch brauchbare Schlußfolgerungen ziehen, obwohl die Beſtimmungsgründe für die Erziehung und Nutzung der Beſtände 104 Siebenter Theil. in Zukunft andere ſein werden, als fie in der Vergangenheit vor: gelegen haben. Der Speſſart enthält einmal Alteichen von 400 Jahren und darüber, die, abgeſehen von Hutwaldungen, in denen die Eiche rein auftritt, meiſt mit Buchen verſchiedenen Alters in wechſelndem Ver⸗ hältniß, plenterwaldartige Beſtandesformen bildend, gemiſcht ſind; ferner die 250 jährigen ſog. Heiſterbeſtände (vergl. $ 82, S. 43 ff.); weiterhin Stangenorte von 80 bis 100 Jahren, die in der neuern Zeit unterbaut werden; und endlich jüngere Orte von verſchiedener Ausdehnung und in den mannigfachſten Verhältniſſen mit Buche gemiſcht. Die letztgenannten Altersſtufen enthalten für den Verlauf des Werthzuwachſes der Eiche keine Beſonderheiten. Zum Nachweis des Werthzuwachsganges bieten die erwähnten Altholzbeſtände am meiſten Charakteriſtiſches. a) Alteichen. Die alten, unter den Bedingungen des Plenterwaldes erwachſenen Eichen, die im Speſſart in Folge einer ſehr conſervativen Wirthſchaft länger als in anderen Waldungen vom Einſchlag verſchont geblieben ſind, enthalten meiſt viel anbrüchiges Material, das in ſehr ver⸗ ſchiedenem Grade an der Maſſe der Beſtände bezw. der einzelnen Stämme Antheil hat. Das Nutzholzprocent iſt daher geringer als beim Vorherrſchen regelmäßiger jüngerer Beſtände. Einige dem Be⸗ triebe einer großen Praxis der neueſten Zeit entnommene Zahlen über die thatſächlichen Ergebniſſe der Wirthſchaft ſind folgende: Oberförſterei Salmünſter. In den Wirthſchaftsjahren 1890 bis 1896 wurden im Staatswald im Altholz (von 200 — 400 Jahren) eingeſchlagen: | 5087,22 fm = 46 Procent vom Derbholz in Stämmen, 699,72 7 ar 5,5 „ „ „ 77 Schichtnutzholz, 4969,44 „ = 39, „ 0 8 „ Scheit, z. gr. Th. anbrüchig, 112250 — 9 1 * 5 „ Knüppel. Forſtamt Rothenbuch. Der hauptſächlich Althölzer von 400 Jahren und darüber betreffende Einſchlag in den 5 Wirthſchaftsjahren 1893 bis 1897 ergab: 3110,16 fm — 46 Procent des Derbholzeinſchlags in Stämmen, 19375 „ 29 „ „ or „ Schichtnutzholz, 1676,50 „ — 25 „ 2 % „ Derbbrennholz. Das Stammholz ſetzt ſich zuſammen aus: $ 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 105 986 fm I. Klaſſe von mehr als 66 cm mittl. Durchm., mit dem Durch⸗ ſchnittspreis von 88,4 bis 93,9 Mk. „ 61 bis 65 cm mit dem Durchſchuittspres von 74,2 bis 78,0 Mk. e, Durchſchnittspreis von 60,7 bis 66,8 Mk. e, „ 48 „ 54 „ „ „ Durchſchnittspreis von i 44,0 bis 53,0 Mk. , „ 39 „ 47 „ „ „ Durchſchnittspreis von 32,3 bis 43,7 Mk. „ 38 „ „ „ Durchſchnittspreis von 17,3 bis 36,6 Mk. „ 32 „ „ „ Durchſchnittspreis von f 13,6 bis 23 Mk. 75,50 „ VIII. „ „ 13 „ẽ 25 „ „ „ Durchſchnittspreis von 12,1 bis 13,4 Mk. . e e , , 58 s . Unter dem Schichtnutzholz waren enthalten: 14,7 fm Nutzſcheit I. Klaſſe mit dem Durchſchnittspreis von 48,4 bis 66,6 Mk. p. fm II. 181 „0 7 „ „ „ „ „ „ 33, 3 „ 50, 4 t 795, 2 „ „ III. 7 7 „ 7 „ 21, 9 „ 35, 7 ‚nn 946,4 7 77 IV. „ „ „ [2 ” 9,6 [2 15,6 N Das Derbbrennholz umfaßte (nach vierjährigem Durchſchnitt) zu 7 Procent Knorzholz mit dem Durchſchnittspreis von 3,0 bis 3,7 Mk. p. fm 28 77 Aſtholz » 77 = 22 7 1,6 77 2,1 77 „ 77 8 4 [73 Klotzholz „ „ [2 [77 1,3 ” 1,6 77 | 77 77 26 „ Halbanbruch „ „ 4 „„ 31 7 Anbruch 71 „ „ 77 1,7 [77 2,4 77 [73 [23 Im Ganzen find in den genannten 5 Jahren eingeſchlagen: 7249 fm, die zu 270097 Mk. verwerthet find. Mithin betrug der Werth des Durch— ſchnittsfeſtmeters 37,26 Mk., ein zahlenmäßiger Beweis für den hohen Werth des Speſſarter Eichenholzes trotz ſeiner theilweiſen Anbrüchigkeit. Das Verhältniß, in welchem das anbrüchige Holz am Ge— ſammteinſchlag Antheil hat, läßt ſich in Zahlen von allgemeiner Brauchbarkeit nicht ausdrücken. Auch würde ein genauer Nachweis dieſes Verhältniſſes für die zukünftige Wirthſchaft keinen directen poſitiven Werth beſitzen, da es überall als wirthſchaftliches Princip gilt und in Zukunft gelten wird, daß nur geſundes Eichenholz erzogen werden ſoll. Das Daſein von Anbruch iſt ein Zeichen, daß die frühere Wirthſchaft in der Nutzung ſolcher Eichen zu conſervativ geweſen iſt. Es wird deshalb hinlänglich begründet erſcheinen, daß dem Nachweis der mit dem Alter erfolgenden Werthzunahme nicht die durchſchnittlichen Werthe ganzer Beſtände, ſondern ſolche Durch— ſchnittswerthe, die ſich auf geſund gebliebene Stämme beziehen, zu Grunde gelegt werden. Material dieſer Art iſt bei einer guten Wirthſchaft, die das anbrüchige Holz vor dem geſunden zur Nutzung 106 Siebenter Theil. heranzieht, am erſten von ſolchen Stämmen zu erwarten, welche bei den Schlagführungen in den Beſtänden am längſten erhalten, die erſt bei der Stellung der Verjüngungsſchläge zur Nutzung gekommen ſind. Stämme dieſer Art ſind die hinſichtlich ihrer Form und ihres Zuwachſes im § 81 unter II charakteriſirten, in den Abtheilungen Glasrück, Vierthor und Meisbuch eingeſchlagenen des Forſtamtes Rothenbuch, die der Verfaſſer gelegentlich der im Winter 1896 ſtatt⸗ gehabten Schlagcontrolen, an der er Theil zu nehmen Gelegenheit hatte, auf den Gang des Werthzuwachſes unterſuchte. Die Analyſe des letztern nach der von 50 zu 50 Jahren erreichten Durchmeſſer⸗ ſtärke führte bei Zugrundelegung der jetzt gültigen Taxſätze zu folgenden Reſultaten: Stamm Nr. I. Bezeichnung 2 2. 8 Procent der der Stammtheile Werth 88 8 Werthzunahme Alter 3 2 [s | Sudan | Far Fr = S De klaſſe p. im 8 8 A 5 = — SS |&& 5 Ganzen 8 E = = m cm fm Mk. Mk. Mk. E = 50 | a | 36 | 25 | 0,18 | VII | 13 2,34 b 7s | 18 | 0,20 | VIII | 13 2,60 0,38 4,94 | 13 100 3,6 | 39 | 0,43 V 40 17,20 oo» -ı - 00 0 o 0,83 VII 20 12,60 1,06 29,80 | 28 | 15 | 115 2,3 150 | a | 36 | 48 | 0,65 IV 50 32,50 b|7s | 41 | 1,08 V 40 41,20 1,68 73,70 44 | 16 57 171 200 | a | 3,6 | 58 | 0,8 III 65 61,75 b 78 | 51 1,80 IV 150 90 2,75 151,5 55 11 25 0,5 250 | a | 36 68 | 1,31 I 90 | 117,9 b | 7s | 61 | 2,28 II 75 171 8 3,59 2889 80 25 45 0,9 300 a 3,6 | 77 | 1,68 190 1812. b|7s 70 3,39 I 90 305,1 5,07 456,3 90 | 10 12,5 0,25 350 | a | 3,6 | 86 | 2,09 I 90 | 188,1 b 7s | 79 3,82 I 90 | 343,8 5,91 531,9 90 3,6 | 94 2,0 190 25 87 4,64 I 90 | 4176 2 7,14 642,6 90 400 * 2 0 $ 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. Stamm Nr. II. 107 35 Be ba f e. 8 3 42 p. fim Wine es 3 3 = S m em | m Dr. Mk. M.. 100 | a | 64 | 22 0,24 VIII 13 3,12 vb 4 14 | 0,06 | VIII 13 0,78 4 7 | 0,02 VIII | 13 0,26 0,32 4,16 | 13 150 | a 6,4 | 29 | 0,2 | VIE | 20 8,40 b 4 21 0,14 VIII 13 1,82 64 15 0,7 VIII 13 0,91 0,63 1113 18 5 | 33 | 0,8 200 | a | 64 | 35 0,62 VI 30 18,60 b 27 0,28 VII | 20 4,60 21 | 014 [VIII 13 1,82 0,99 25,02 25 7 | 39 | 0,8 250 | a | 64 43 | 09 V 40 37,2 b 4 35 0,38 | VI 30 11,4 29 | 0,26 | VII | 20 5,2 1,57 53,3 34 9 | 36 | 07 300 | a | 64 | 50 | 18 | IV |50| 68 vb 4 42 | 0,55 40 22 4 36 041 | VI |30| 12, 2,22 97,3 44 10 29 0,6 350 a | 64 58 | 1,00 III | 65 109,85 b 4 50 07 | IV 50 39,0 e 4 44 0,1 V |40| 24% 3,09 173,75 | 56 12 | 27 | 0% 400 a 6,4 | 65 | 2,12 II 75 159,00 b 4 58 1, IV 50 58 4 52 %s VV 4034 4,08 246,00 | 61 | 5 9 | 0,2 108 | Siebenter Theil. Stamm Nr. IV. Bezeichnung Werth 28 8 Procent der der Stammtheile nach der Taxe 58 | 3 Werthzunahme 6 Inhalt Tar- ee Alter 2 © 8 2 3 28 2 2 [Dr klaſſe p. n im 38 5 = — — S8 les g Ganzen G 8 2 = — 5 2 2 85 m cm fm ME. ME. E * 100 4a 5 25 | 0,5 VIII 13 3,25 b 6 19 | 0.8 | VIM | 48 2,34 8 5 14 | 0,0s VIII | 13 1,04 0,51 6,63 13 150 a [5 36 | 0,51 VI | 30 15,30 b | 6.2 | 30 | 0,44 | VI | 20 8,80 6 5 25 0,25 VIII | 13 3,25 1,20 27,5 23 10 77 | 15 200 a 5 |45 | 0 V 40 | 82,00 b 6,2 39 % | v 40 29, e 5 34 0% VI 30 13,5 1,99 75,10 38 15 65 | 1,3 250 a 5 55 | 1,19 III 65 77,35 b 6,2 49 1, | IV 50 58,50 5 44 | 0,76 V 40 30,40 35,12 16635 53 15 39 | 0, 300 4 5 63 1,56 II 75 | 117,00 b | 62 | 57 | 1,58 | UI | 65 | 102,70 e 5 52 | Los IV 50 58 4,2 272,70 65 | 12 | 23 | 05 350 a | 5 73 | 2,09 I 90 | 188,10 b } 6.2 | 67 | 2,19 I 90 | 197,10 | 1 5 62 11 | m |75| 113,25 5,79 498,45 86 | 21 | 32 | 0,6 400 a 5 83 | 2,71 I 90 | 243,90 b | 6,2 | 77 | 2,89 I 90 | 260,10 5 72 | 2,04 I 90 | 183,60 7,64 687,80 90 4 5 | 0,1 8 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 109 Stamm Nr. V. Bezeichnung Werth 2 8 Procent der der Stammtheile ge nach der ie? 5 8 3 Werthzunahme une 8 2 8 8 naſe „, in 8 8 58 3 0 gun fm Mk. 55 25 . 3 100 | & 8 25 044 | VIII | 13 5,72 b 4 17 | 0,09 VIII | 13 1,17 3 0,53 6,89 | 13 150 a | 8 | 34 | 0,3 | VI )30|. 21,9 b 14 1.26 1.031 VI | 20 4,2 0 3 0,94 26,1 2815 115 2,3 200 a8 43 | 116 | V 40 464 „dd oss 0e 11, ce 31 12 | 0,0s VIII 13 | 0,39 | 1,57 58,19 37 | 9 | 32 | 0% 250 a s 52 | 100 | IV 50 8 b 4 44 | 0,1 V 1400| 244 u. 1:3. 1.21 1.010 | VL. -I8 1,3 2,41 110,7 46 9 24 | 05 300 a2 8 | 63 | 2,4 II | 75 | 186,7 b 4 55 | 095 | II 65 61,75 ce ı 8 1.32 | 0% | VII 20 4,80 3,68 253,30 69 | 23 | 50 | 1,0 350 a 8 | 72 3,26 1 90 293,40 b 4 | 64 | 1,99 III 65 | 83,8 0 3 | 41 | 0,0 V 40 16 4,95 393,25 79 10 | 14 0,3 400 a 8 81 4,2 190 370,0 b 4 731,7 III 65 | 108,55 e | 3 | 50 | 0,59 V 40 23,60 6,38 502,95 79 . 110 | Siebenter Theil. Die Werthzunahme erſcheint hier oft als eine ſprungweiſe. Dies iſt jedoch nur eine Folge der plötzlichen Abſtufung der Taxen. Werden die Veränderungen der Werthe, wie es dem thatſächlichen Sachverhalt entſpricht, innerhalb der einzelnen Stufen als ſtetige angeſehen, ſo erſcheint die Werthzunahme weit gleichmäßiger. Im Durchſchnitt der aufgeführten Stämme ergiebt ſich folgende Zunahme des Werthes des durchſchnittlichen Feſtmeters des Stammholzes: Alert. ; 100 150 200 250 300 350 400 Jahre W 16,8 28,3 38,8 53,3 670 77,3 80,0 Mk. Unterſchiees 118-4060 34820387. 10,8 2.88 Werthzunahmeprocent. 68 37 37 26 16 3 . hn Os, 304 Als Reſultat kann man aus dieſen, in ähnlicher Weiſe auch an vielen anderen Stämmen nachweisbaren Zahlenverhältniſſen ent⸗ nehmen, daß das geſunde Eichenholz unter den dem Speſſart eigen— thümlichen Entwicklungsbedingungen bis zu einem ſehr hohen Alter an Werth zunimmt, daß aber die ſtärkſte Werthzunahme, abſolut ge⸗ meſſen, im Alter von 200 bis 300 Jahren erfolgt iſt. b) Die Heiſterbeſtände des Speſſart. Ueber Entſtehung, Stammform und Stärkezuwachs vergl. § 82, S. 43 ff. Für die praktiſche Wirthſchaft iſt nicht ſowohl der ſeitherige Wachsthumsgang als vielmehr die Frage von Bedeutung, ob und in welchem Grade dieſe und ihnen entſprechend auch andere, lange in ge— drängtem Schluſſe gehaltene Beſtände fähig ſein werden, bei erweitertem Wachsraum ihren durch dichten Stand zurückgebliebenen Stärkezuwachs zu beleben. Nach dem Zuſtand der Kronen und dem häufigen Auftreten abſterbender Stämme wird man zu der auch dem Gutachten der Phyſio⸗ logen und der Localverwaltung entſprechenden Anſicht geführt, daß ſie Jahrringe von der Breite der durchſchnittlich ſeitherigen anzulegen im Stande ſind, wenn das kranke, rückgängige und ſtark eingeengte Holz, das hierzu unfähig iſt, ſtetig entfernt wird. Weiteren optimiſtiſchen Er⸗ wartungen über die Belebung des Stärkezuwachſes durch Lichtung und Unterbau wird man ſich aber im vorliegenden Falle nicht hingeben dürfen, da die Kronen der 250jährigen, in gedrängtem Schluß erwachſenen Stämme hierzu die Fähigkeit verloren haben. Nur inſofern als bei einer fortgeſetzten Herausnahme der zurückgebliebenen Stämme die mittleren Stärken in die Höhe rücken, kann das endliche Ergebniß der Stamm⸗ ſtärke über die den jetzigen Klaſſen entſprechenden Maße hinausgehen. Wird eine gleichmäßige Zunahme der Durchmeſſer im ſeitherigen Durch⸗ ſchnitte unterſtellt, fo ergeben ſich für die im $ 82 aufgeführten Stämme nach den jetzigen Taxen folgende Werthe und Werthzunahmen: $ 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 111 Werthe im gegenwärtigen 250jährigen Alter nach den beſtehenden Taxſätzen. Nr. Mittlerer Nr. Mittlerer Länge | Dur | Tax⸗ Werth der Länge Durch⸗ Zar: Werth mefjer klaſſe ü meſſer klaſſe m em Mk. Stämme m | cm Mk. II 14 40 V 35 VIII 12 37 VI 30 IV 11 39 V 35 X 11 39 V 35 V 12 52 IV 45 XII 10 30 VII 25 VI 9 36 VI 30 Werthe im 300jährigen Alter. der Stämme h Mittlerer Werth⸗ rocent 5 Länge Furchmeſſer Taxklaſſe Werth Rare der a Stämme m cm ME. Ml. periodiſch jährlich II 14 48 IV 45 10 29 0,6 IV 11 46 V 35 5 ie 2 V 12 62 II 70 25 56 1,1 VI 9 42 V 35 5 17 0,3 VIII 12 49 V 35 5 Er 0,3 X 11 46 V 35 ö i 0 XII 10 37 VI 30 5 20 04 Werthe im 350jährigen Alter. II 14 56 III 60 15 33 0,7 IV 11 53 IV 45 10 29 0,6 * 12 1 88 15 21 0,4 VI 9 48 IV 48 10 29 0,6 VIII 12 47 V 35 ? N 4 X 11 53 IV 45 10 29 0,6 XII 10 44 V 35 5 17 0,3 Auch hier tritt die ſprungweiſe, durch die Abſtufung der Taxen bedingte Veränderung der Werthe hervor. Faßt man dieſe aber als eine ſtetige auf, ſo kann die Werthzunahme für die Periode von 250 bis zu 350 Jahren auf nahezu ½ % der Anfangswerthe gut⸗ achtlich angeſetzt werden. Der Maſſenzuwachs beträgt bei einer Breite der Jahrringe von 1 mm und 40 em Stammſtärke in 8 m Höhe noch nahezu 1%. Unter Berückſichtigung des für Hölzer der vorliegenden vorzüglichen innern Beſchaffenheit ſeither hervorgetretenen!) und auch für die Zukunft zu erwartenden Theuerungszuwachſes kann hiernach die conſervative Führung der bayeriſchen Wirthſchaft, welche die Heiſterbeſtände noch ein volles Jahrhundert älter werden läßt und nur das abſterbende und zurückbleibende Holz entnimmt, ſelbſt vom Standpunkt der die Materialvorräthe als Betriebskapital auf⸗ faſſenden Theorie des größten Bodenreinertrags als richtig angeſehen werden, da die Verzinſung des Materialkapitals durch die Maſſen⸗ 1) Vgl. § 84, S. 79. 112 Siebenter Theil. und Wertherhöhung mindeſtens wahrſcheinlich iſt. In jedem Falle er⸗ giebt aber ein näheres Eingehen auf dieſe eigenartigen, für die Forſt⸗ wiſſenſchaft noch lange von Intereſſe bleibenden Beſtände, wie wenig Werth allgemein gehaltenen, durch Zahlen nicht belegten Urtheilen über die Umtriebszeit beigemeſſen werden darf. Dieſe kann immer nur auf Grund der Beſtandesgeſchichte und der Zuwachsfähigkeit, wie ſie ſich in den Stammanalyſen darſtellt, unterſucht, beurtheilt und nachgewieſen werden. e) Eichen⸗Stangenorte. Die in den Stadien der kräftigen Durchforſtungen, des Unter⸗ baues und der Lichtungen begriffenen Stangen- oder angehenden Baumorte verhalten ſich in Bezug auf den Nachweis ihres Werthes und ihrer Werthzunahme um Vieles einfacher als die in dieſer Hin⸗ ſicht am ſchwierigſten zu behandelnden Althölzer. Das Verhältniß der Sortimente läßt ſich hier in beſtimmte Regeln bringen, und die Ergebniſſe der Wirthſchaft geſtatten eine weitergehende Anwendung. Das Nutzholzprocent der Stangen- und angehenden Baumorte iſt in der Regel ein weit höheres. In der Oberförſterei Salmünſter wurde bei den Nachlichtungen der unterbauten Beſtände in den Wirthſchafts⸗ jahren 1890 bis 1896 eingeſchlagen: 2077,16 fm = 90, 00 Stammholz; 109,97 = 4,8 00 Schichtnutzholz; 52,29 „ A 2,3 , Scheit; 57,5 = 2,5 „ Knüppel. Ein ähnliches Verhältniß zeigen auch die Beſtände der Oberförſterei Kaſſel, denen die im $ 82 aufgeführten Stämme entnommen find. Die Werthe der Eiche in den vorliegenden Stufen zeigen, wie es allen regelmäßigen Hochwaldbeſtänden eigenthümlich iſt, trotz mancher Schwankungen ein der Durchmeſſerzunahme entſprechendes ſtetiges Steigen. Aus der Praxis läßt ſich dies aber vielfach nicht mit Beſtimmtheit nachweiſen, weil bei den wichtigſten hier anfallenden Sortimenten, dem Schwellen- und Grubenholz, in der Regel das ſchwächere Material mit dem ſtärkern zu gemeinſamen Verkaufslooſen zuſammengefaßt wird. Wo jedoch eine Sonderung nach der Stärke erfolgt, treten auch die Unterſchiede im ſchwächern und ſtärkern Gruben⸗ und Schwellenholz hervor. So ergeben ſich z. B. für die Oberförſterei Kaſſel aus den Wirthſchaftsjahren 1892 bis 1896 die nachſtehenden Durchſchnittspreiſe. Es wurden verſteigert: 334,08 fm Schwellenholz zum Preiſe von 6983,94 Mk.. . . p. fm 20,90 Mk. 1029,75 „ Grubenholz in Stämmen zum Preiſe von 15784,34 Mk. „ „ 15,33 „ 371,62 „ Grubenholz von Scheitholzſtärke zum Preiſe von 6244,07 Mk. „ „ 16,80 „ „ „ Knüppelholzſtärke zum Preiſe von 8579,81 Mk. „ „ 8,39 „ „ 1022,1 8 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 113 Die Werthzunahme vom ſchwächern zum ſtärkern Grubenholz und von dieſem zum Schwellenholz iſt, wenn man den zunehmenden Antheil der ſtärkeren Sortimente in Rechnung ſetzt, eine ziemlich ſtetige. Unter den zur Zeit gültigen Taxen wird für die gefunden, in regel- mäßigem Schluß erwachſenen, rechtzeitig durchforſteten, ſonſt nach dem Vorbild der alten Speſſarteichen behandelten Beſtände der beſſeren Standorte die nachfolgende, gleichmäßig anſteigende Scala der Werth— zunahme nicht unzutreffend ſein: A 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 Jahre Werth des Stammholzes 12 16 20 24 28 32 36 40 44 48 Mk. Mterſchies 4 1 1 ⏑ M & A 4 414 Werthzunahmeprocent. 1,7 1,3 10 09 0,7 0,8 0,86 05 0, IV. Wirthſchaftsgebiet: Naſſau. Der Regierungsbezirk Wiesbaden beſitzt in ſeinem ausgedehnten Waldareale viele Flächen, die einen für die Eiche vorzüglich geeigneten Standort darbieten. Die vorherrſchenden Böden, zum Theil der devoniſchen Formation angehörig, zum Theil Eruptivgeſteinen und Diluvialbildungen entſtammend, find meiſt kräftig, lehmreich, von hin— länglicher Friſche und Tiefgründigkeit. Die Lage iſt für den größten Theil des Waldareales als mild und gemäßigt zu bezeichnen. Nur die höheren Lagen des Taunus und des Weſterwaldes und die nördlichen Abdachungen machen in dieſer Beziehung eine Ausnahme. Zum Theil nimmt die Eiche die für ſie paſſenden Standorte auch ein; zum Theil iſt ſie aber von der Buche im Laufe der Zeit ver⸗ drängt worden. Je nach den Entwicklungsbedingungen, die der Eiche in den verſchiedenen Stufen ihres Alters zu Theil wurden, iſt der Gang des Werthzuwachſes ein ſehr verſchiedener. Einerſeits durch das Vorherrſchen frühern Mittel- und Niederwaldes, andererſeits in Folge des Eingeengtſeins durch die Geſellſchaft der Buche oder durch zu große Stammzahl ergeben ſich hinſichtlich der Stamm- und Kronen: bildung der Eiche große Gegenſätze, ſodaß ein allgemein brauchbarer Nachweis des Verlaufs des Werthzuwachſes in zahlenmäßiger Correct— heit auf der Grundlage des thatſächlichen Einſchlags kaum ausführbar erſcheint. Wohl aber laſſen die Ergebniſſe der Verwerthung den Einfluß beſtimmt hervortreten, welchen der freiere oder gedrängtere Stand auf die Stammſtärke, die Sortimentenbildung und damit auch auf die Zunahme des Werthes ausgeübt hat. Einige nach dieſer Richtung charakteriſtiſche Beſtände der Oberförſtereien Weilburg, Johannisburg und Merenberg ergaben beim Einſchlag im Wirth— ſchaftsjahr 1897 folgende Reſultate: Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. i 8 Siebenter Theil. 4 vi 1 208181 089819 189 1 | "eg “% 099 270% rag mul %% ora 28 %%% | Haguusaggug Pan (uollvg pogny uag eg 06˙%%g z os Logge wog aeqn um | 82197776 dagau) given vrg 00/9 88 9 „ S8 ou | gadsng |00T—0L| 081 eppes nb (Bang i188 7 77 8001 0 89/06 8 er oOfer 98 oO Tr Flos % or! 28 o or | Hagunarggaag; (ee 8% 06,06 6 Jorge Kagan ur) sv ), | WR 8/8 00“% 99s ze|so/grt | "omg | gang | 02—09) For |uaagnal Lage, muB, angie gg 2 9487 00 98'698 9128 | eg mpg s’T 028 ez | 080g |" ⁊ 1076 zum gahvg 99 eg %%% / o% ET Lagunen noqzejun un urn (III II) Szene uaa or | o0/gar r r eee Kon 23 Bunplnuumg | und | quanqupumng Her 9/999 Bra | ou | Bummpnz | 07—08| 29 che ya | pymat | Bangyıag | z 619 02879 519 | eg 0˙9 09701 6 09˙9 22 2 SIG 6‘F | o8’gT 8 108% | Yofuusaggag | Bunzlaal ualpvayıa 89 Pia 9 O09 LT O ehen can wlorpd uoſpngz (II-) Jive „Soso g zu 89a | eee enden 8888 28 uappppen ms und age! “Bangyıag 1 N N quod wF wo gahvs 8 ur useung) ach aller 9 a0 lou auga | uu Sehe | dl m Mvsgad US | aan quvgog vac eee [26 8 nen ppl guaplarad mußlipang ara OR Se HR 115 § 86. Unterſuchungen über den Werthzuwachs der Eiche. 6798 281 671 67% 0˙81 901 597 01/889 02/79 06889 090881 1097 9278681 0678 060651 868911 87/961 0 72T 09˙08 08 857981 00’708 095g 08˙9 09 TT 0978 05/8887 0999 0005 00'%E 09/9897 81 62 99818 "eS 0881 a er or’z, | Hagunsıggun& og ahne ss’FIT 5 dunupie 98/90 TT "es 00˙T8 e 06% | Hagumarggung 96069 „ dautup ie 99/81 "eg 80˙9 A), Os 5 | Yagunsıggung 0 | Home 27˙8 ..... dune or 8 0261 Era eee ort | MHaguusaggn& 0% | Hohn 12˙8 „„ uu 970g es 78 (T8 e org | Haguusaggaag 025 Lienen 880888 —ͤ—p— 2 um ovp! ⸗SBung len qa un gageng du ⸗Sbunbunl 77 7 a0 un Bunz -p noqaojun pou dung ann Ape gn Bunumpg ip! sBundun! pes a un dung. 08 —02 0708 087% 48708 7798 008 08 02 97 001 quvilaezunusſpngz utadınäyl 007 u wo} ph 38 dahvg o un :uaP12]8898 mog ⸗oun dag vgs 09 un !ualpvar 9 ulla jpg ualpvayıa Bunplau HOEHRR MU ualpvay = wollarpla® nd nd nd nd ınd se ph ‘qua1S10079 (Basque er n ‘qparsjvv}g) „Bae que Hoa quenz uaa givasegupemog „Basqus zo agvg oa avapquyung 'Braguarayg 89 Pilz wass (bang :sıuunvgag 116 Siebenter Theil. Sind die vorliegenden zahlenmäßigen Werthe nun auch durch zeitliche, örtliche und wirthſchaftliche Beſonderheiten beſtimmt, ſo laſſen ſie doch die Wirkung der wichtigſten Beſtimmungsgründe für den Gang des Werthzuwachſes klar hervortreten. Insbeſondere zeigen ſie den nachtheiligen Einfluß, den frühzeitige Lichtungen in dieſer Beziehung gehabt haben. Der Reisholzgehalt iſt in den Beſtänden Nr. 3 und 6 bis zu 26 und 39% angeſtiegen und die Form und Beaſtung der Stämme ſind ungünſtig beeinflußt. Deshalb iſt der Werth des Durch— ſchnittsfeſtmeters der unter den Bedingungen des Mittelwaldes er⸗ wachſenen Stämme geringer als derjenige gleichalteriger Hochwald— ſtämme, trotzdem ihre Durchmeſſer viel ſtärker ſind. Auch bei den frühzeitigen Lichtungen im Hochwald ſteht der Werth des Durchſchnitts— feſtmeters außer Verhältniß zur Stärke des Durchmeſſers. — Anderer⸗ ſeits aber laſſen die Beiſpiele (insbeſondere Nr. 9) erſehen, daß die rechtzeitig, nach Herſtellung der Aſtreinheit, gelichteten Beſtände einer ſehr nachhaltigen Werthzunahme fähig ſind. Faßt man ausſchließlich das Stammholz als das die forſtlichen Maßnahmen beſtimmende Object ins Auge, jo begegnet eine Nach— weiſung ſeiner Werthzunahme, wie eine ſolche für die Lothringer, Speſſarter und Pfälzer Waldungen aufgeſtellt wurde, zur Zeit großen Schwierigkeiten; einerſeits wegen der großen Verſchiedenheit der Ent⸗ wicklungsbedingungen, andererſeits, weil die Stammklaſſen im Re⸗ gierungsbezirk Wiesbaden nach dem Feſtgehalt gebildet ſind, und zwar nach den Abſtufungen: über 2 Feſtmeter, 0,5 bis 2 und unter 0,5 Feſtmeter, ſodaß die zweite Klaſſe alle möglichen Stärken und Qualitäten von Eichenholz umfaſſen kann. Für den Wirthſchaftsbezirk des Verfaſſers und die angrenzende Oberförſterei Weilburg führten die nach den Mittendurchmeſſern gefertigten Auszüge aus den Ver⸗ ſteigerungsprotokollen zu folgenden Ergebniſſen: Durch⸗ Maſſe f Durch⸗ Maſſe Ober⸗ meſſer der des Ein⸗ Erlös ar Ober⸗ meſſer der des Ein-| Erlös En förſterei Stämme ſchlags i förſterei Stämme ſchlags a em fm Mk. Mk. em fm ME. ME. Weilburg 8 75,49 1550,30 20,58 Weilburg ö 91 5 114,36 3868,00 33,82 Merenberg 104,33 2488,67 23,85 Merenberg 63,80 2407,50 37,74 Weilburg 465 50 88,89 2184,70 24,58 Weilburg BE 103,48 | 3536,70 | 34,18 Merenberg 136,90 3323,90 24,28 Merenberg 41,09 1415,00 34,44 Weilburg 5 76,30 2193,20 28,74 Weilburg 15 86,87 3501,20 40,13 Merenberg 88,30 2433,10 27,55 Merenberg 38,65 1803,00 46,65 Weilburg 56 60 127,57 4287,50 33,55 Weilburg 76 —80 40,50 1951,00 48,17 Merenberg 1105,46 3313,90 31,42 Merenberg 12,2 480,00 38,03 8 87. Die Begründung reiner Eichenbeſtände. 117 Das 30—40cm ſtarke Eichenholz wird nicht im Einzelnen und nicht nach Durchmeſſerklaſſen, ſondern in größeren Looſen verkauft. Für den hier zu Grunde gelegten Wirthſchaftsbezirk ſind annähernd die Durchſchnittspreiſe zutreffend, die im Regierungsbezirk Wiesbaden für Stammholz dieſer Klaſſe erzielt ſind und die im Wirthſchaftsjahre 1894 22,2 Mk., im Wirthſchaftsjahre 1895 21,4 Mk. betragen haben. Das 20 — 30 em ſtarke Stammholz wird als ſtärkeres Grubenholz zur Zeit mit 18— 20 Mk., das 10— 20 em ſtarke Stammholz als ſchwächeres Grubenholz zu 14— 16 Mk. verwerthet. Hiernach kann man für das geſunde Stammholz, wie es zur Zeit in dem vorliegenden Wirthſchaftsgebiete zur Nutzung gelangt, etwa folgende Beziehungen zwiſchen Durchmeſſer und Werth zu Grunde legen: Durchmeſſer. . 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 cm Werth pr. fm. 14 16 18 19 20 21 22 24 27 30 34 37 40 Mk. Um die Durchmeſſerſtärken zum Alter in Beziehung zu ſetzen, erſcheint ein Zurückgehen auf die im S 83 II 3 aufgeführten Stämme angezeigt, deren Entwicklung (geſchloſſene Jugenderziehung, Lichtung und Unterbau) derjenigen, die in Zukunft angeſtrebt wird, am beſten entſpricht. Die Durchmeſſer in Bruſthöhe waren hier nach dem re. Ne der unter⸗ ſuchten Stämme etwa folgende: W irn 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre Durchmeſſer. 22 32 40 47 54 60 66 70 cm. Werden dieſe Zahlen zu Grunde gelegt, ſo ergeben ſich folgende Zahlen für die Werthzunahme des Stammholzes: AMA 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre Mertßhß 14 17 20 24 28 33 38 40 Mk. Unterſchied. 3 3 4 4 5 5 2 Werthzunahme. 21 18: 20 1 15 5 00 Jährlichch h 1 09 1 , 0 07 0, . Eine ſtrengere zahlenmäßige Herleitung des Werthzuwachſes er⸗ ſcheint zur Zeit wegen der Ungleichheit der zum Einſchlag kommenden Stämme und der beſtehenden Claſſification unausführbar. § 87. Die Begründung reiner Eichenbeſtände. Die Art der Beſtandesbegründung und die von ihr abhängige Entwicklung in der erſten Jugend iſt auf den ſpätern Verlauf des Maſſen⸗ und Werthzuwachſes der Eiche von großem Einfluß. Es kommt dabei nicht ſowohl auf die Methode der Begründung als auf die Güte der Ausführung, auf gewiſſe äußere fördernde oder hemmende 118 Siebenter Theil. Einflüſſe und auf den Wachsraum an, der der Eiche von vornherein zu Theil wird. Sowohl durch natürliche Verjüngung als auch durch Saaten und Pflanzungen laſſen ſich Beſtände erziehen, die den Forderungen des größten Wald- und Bodenreinertrags durchaus entſprechen. Daß die natürliche Verjüngung unter Umſtänden eine vortreffliche Methode der Beſtandesbegründung iſt, lehren zunächſt die meiſten im Innern größerer Waldkörper belegenen älteren Eichenbeſtände. Sie ſind zu einer Zeit entſtanden, als in abgelegenen Waldgebieten von der künſtlichen Beſtandesbegründung im Großen überhaupt noch keine „Anwendung gemacht wurde. In den den Stätten menſchlicher Cultur näheren Waldungen hat ſich dagegen gerade bei der Eiche, die als Maſt⸗, Hute⸗ und Nutzbaum ſehr beliebt war, ſchon frühzeitig ein reger Culturbetrieb entwickelt. Saaten und Pflanzungen ſind in den meiſten Gegenden Jahrhunderte hindurch neben einander mit gutem Erfolg zur Ausführung gekommen. I. Die natürliche Verjüngung der Eiche. 1. Bedingungen der natürlichen Verjüngung. Erſte Bedingung für die natürliche Verjüngung iſt bei der Eiche wie bei jeder andern Holzart, daß ein Bodenzuſtand vorhanden iſt, bei dem ihr Same keimen und die junge Pflanze ſich entwickeln kann. Ein ſolcher Zuſtand pflegt, wie die Beobachtung auf jedem natürlichen Eichenſtandort lehrt, in regelmäßigen, geſchloſſen erzogenen Eichen⸗Hochwaldbeſtänden ſchon im Stangenholzalter vorhanden zu ſein. Hier iſt der Boden meiſt mit einer ſchwachen Laubſchicht be⸗ kleidet, die von einem dünnen Ueberzug der dem betreffenden Standort und Lichtgrade entſprechenden Gewächſe (Beerkraut, Gras, Sauerklee, Moos ꝛc.) durchbrochen wird. Weder die Laubſchicht, wie ſie ſich in Eichenſtangenhölzern erhält, noch der ſchwache lebende Bodenüberzug iſt der Entwicklung der jungen Eiche hinderlich. In höherm Alter geht in reinen Beſtänden die Empfänglichkeit des Bodens für die natürliche Verjüngung zurück. Der Ueberzug wird dichter und ſtärker. Auf den meiſten guten Eichenböden bildet ſich ein Grasüberzug, der die Keimung abfallender Eicheln zwar nicht verhindert, aber ihr doch nicht förderlich iſt. Der hierin liegenden Erſchwerung der natürlichen Beſamung kann jedoch auf künſtlichem Wege, durch einfaches Behacken des Bodens oder durch Vieheintrieb, entgegengetreten werden. In gemiſchten Beſtänden erhält ſich die Fähigkeit des Bodens zur Auf⸗ nahme der Eichmaſt in der Regel noch länger und beſſer, als in reinen. Sowohl die unterſtändigen Stockausſchläge, welche ſich in $ 87. Die Begründung reiner Eichenbeftände. 119 älteren Eichenbeſtänden meiſt eingefunden haben, als auch die häufigſte Begleiterin der Eiche, die Buche, hält die Ueberzugsgewächſe jeder Art in ihrem Erſcheinen und in der Stärke ihres Auftretens zurück. In den Bodenverhältniſſen liegt hiernach kein Grund, um der natürlichen Verjüngung der Eiche nicht weit größere Anwendung zu geben, als es in den meiſten Wirthſchaften der Neuzeit thatſächlich geſchieht. In Bezug auf die Samenproduction, deren nicht zu ſeltenes Eintreten die zweite Bedingung für eine erfolgreiche natürliche Ver⸗ jüngung iſt, liegen die Verhältniſſe in Deutſchland außerordentlich verſchieden. Alter und Geſundheitszuſtand der Beſtände ſind dabei von Einfluß. Unterſchiede in der Maſterzeugung ergeben ſich ferner nach den Verſchiedenheiten des Klimas. Je wärmer dies iſt, um ſo häufiger und vollſtändiger ſind die Maſtjahre. In warmen Lagen findet nicht nur die Bildung der Blüthenknoſpen häufiger und reichlicher ſtatt, ſondern die in der Bildung begriffenen Blüthen und Früchte gelangen auch zu beſſerer Ausreifung. 2. Schlagſtellungen. Neben den allgemeinen Regeln der natürlichen Verjüngung, die aus dem Princip der Stetigkeit aller waldbaulichen Veränderungen hervorgehen, kommen bei der Eiche noch beſondere Rückſichten zur Geltung, die in der Eigenthümlichkeit ihrer Frucht, in ihren Anſprüchen an den Standort, ihren Beziehungen zu anderen Gewächſen und in ſonſtigen äußeren Einflüssen ihre Urſache haben. Die Stellung eines Vorbereitungsſchlags, die bei der Buche meiſt von großem Einfluß auf den Erfolg der Beſamung iſt, hat bei der Eiche in dieſer Hinſicht gar keine Bedeutung. Es kommt hier nie darauf an, eine ſchnellere Zerſetzung vorhandener Laubdecken und damit die Anfänge einer Begrünung des Bodens, die in Eichen: beſtänden faſt immer bereits zur Genüge vorhanden iſt, herbeizuführen. Viel häufiger wird es im Gegentheil dem Gelingen der natürlichen Verjüngung förderlich ſein, daß zwecks Erhaltung eines guten Boden⸗ zuſtandes die Hiebe möglichſt lange, bis unmittelbar vor den Zeitpunkt der Verjüngung, hinausgeſchoben werden. Die dem Beſamungsſchlage vorangehenden Hauungen bezwecken bei der Eiche in der Regel den Aushieb ſolcher Holzarten, deren natürliche Anſamung nicht erwünſcht iſt, und die Verhinderung des Ausſchlagens der oft vorhandenen Stockausſchläge, was in der Regel am beſten durch rechtzeitige Iſolirung derſelben und Benutzung der vereinzelten Stämme als Schirmbäume erreicht wird. 120 Siebenter Theil. Bei der Stellung des Beſamungsſchlags geht die Abſicht des Wirthſchafters dahin, den Concurrenzkampf, welcher zwiſchen dem Altholz, dem Jungwuchs und den Schlagunkräutern entſteht, derart zu leiten, daß die Jungwüchſe als Sieger aus dieſem Kampfe hervor— gehen. Die Rückſicht auf den Jungwuchs muß für die Größe und Führung der Schläge und den Gang der Hiebe in erſter Linie beſtimmend ſein; ihr müſſen andere Rückſichten, wie insbeſondere der Lichtungs⸗ zuwachs der Mutterbäume u. a. nachgeſtellt werden. Beobachtet man verſchiedene Eichenverjüngungen, die bei gleichen ſonſtigen Umſtänden unter verſchiedenen Schirmgraden ſich entwickelt haben, ſo kann man den nachtheiligen Einfluß des directen Schirmes auf die Entwicklung der Eiche in der Jugend nicht verkennen. Unter⸗ ſucht man dagegen den Entwicklungsgang der Eiche durch Stamm: analyſen an Beſtänden, die unter langem Druck erwachſen ſind, und vergleicht man die Erfahrungen, die in großen Wirthſchaften im Ver⸗ laufe längerer Zeit gemacht werden, ſo tritt ihre Fähigkeit, ſich nach äußerm Druck zu erholen, beſtimmt hervor. Daß die junge Eiche auf ihr zuſagenden Standorten ein hohes Maß von Beſchirmung, ohne die Erholungsfähigkeit einzubüßen, zu ertragen vermag, kann nicht in Abrede geſtellt werden. Selbſt unter dem faſt vollen Be⸗ ſtandesſchluß der eigenen Holzart, unter dem Schirm von Hainbuchen⸗ Stockausſchlägen ꝛc. ſtellt ſich die junge Eiche hier ein und erhält ſich, ohne daß ſie die Befähigung, zu guten Beſtänden zu erwachſen, einbüßt. Beiſpiele bieten die großen Eichenwaldungen von Elſaß⸗ Lothringen, der Pfalz, der Mainebene u. a. Auch die mit geeig⸗ netem Boden verſehenen ſüdlichen Abdachungen vieler Gebirgswaldungen zeigen ein ähnliches Verhalten. Wenn namhafte Schriftſteller in dieſer Beziehung andere Urtheile ausſprechen, ſo darf dies wohl darauf zurückgeführt werden, daß ſie vorzugsweiſe Standortsverhältniſſe vor Augen gehabt haben, die der Eiche nicht mehr voll entſprechen, oder daß ſie lediglich den zeitweiſen Stillſtand des Höhenwuchſes, nicht aber die Erholungsfähigkeit gebührend berückſichtigt haben. Und wenn viele Praktiker ihrer Wirthſchaft eine ähnliche Tendenz geben und die Eichenſchläge von vornherein licht ſtellen zu müſſen glauben, ſo kann auch dies darin begründet ſein, daß die Eiche oft noch an Orten an⸗ gebaut werden ſoll, die an der Grenze ihres natürlichen Standorts liegen. Die norddeutſchen freien Rundlöcher und Kuliſſen und die ſüddeutſchen Verjüngungen unter vollem Schirm ſind in dieſer Hinſicht ſehr charakteriſtiſche Gegenſätze. Erfahrung und Beobachtung lehren, daß überall, auch in mildem Klima und auf gutem Boden, der Höhenwuchs unter Schirm jeder § 87. Die Begründung reiner Eichenbeſtände. 121 Art leidet und daß die Periode, während welcher die junge Eiche von gewiſſen Calamitäten, insbeſondere dem Wildverbiß, zu leiden hat, durch die Beſchirmung verlängert wird. Allein als der allgemeinſte Beſtimmungsgrund für die Schlagſtellung muß der Unkrautwuchs gelten. Ein mäßiger Bodenüberzug von Gras u. a. Standorts⸗ gewächſen iſt der Entwicklung der jungen Eiche durchaus nicht hinderlich; er gewährt ihr manchen Schutz; ein ſtarker kann ſie völlig verdämmen und zu Grunde richten. Bezüglich des Unkrautwuchſes dürfte aber die Beobachtung zu dem Reſultat führen, daß die wichtigſten hier in Betracht kommenden Gewächſe durch mäßige Beſchirmung in ſtärkerm Grad in ihrer Entwicklung zurückgehalten, durch Licht- und Freiſtellung in ſtärkerm Grade befördert werden als die Eiche. Das Verhältniß der jungen Eichen zum Unkrautwuchs, das für den Erfolg der Verjüngung von ſo großem Einfluß iſt, wird daher bei einer anfangs dunkeln Haltung der Schläge ein günſtigeres. Für den Samenſchlag wird hiernach auch bei der Eiche die allgemeine Regel Geltung haben, daß er in den erſten Jahren dunkel zu halten iſt, ſodaß ſich die Kronen nahezu berühren, was auch ſchon, G. L. Hartig's Vorſchrift entſprechend, dadurch nothwendig wird, daß bei dem ſenk— rechten Abfall des Samens ſonſt eine genügende Anſamung auf der vollen Fläche gar nicht möglich iſt. Wo die Standortsverhältniſſe eine dunkle Samenſchlagſtellung nicht mehr zulaſſen, iſt die natürliche Ver⸗ jüngung überhaupt nicht am Platze. Weiterhin aber erfordert die junge Eiche, wie ihrem raſchen Wachsthum in den erſten Jahren ent⸗ ſpricht, eine ſchnellere Zunahme des Lichteinfalls, als andere Holzarten. Und ſobald ſie ſoweit hervorgewachſen iſt, daß ihr das ſie begleitende Unkraut nicht mehr zu ſchaden vermag, wird die Tendenz der Wirth- ſchaft auf möglichſt ſchnelle Räumung gerichtet werden müſſen, ſodaß der Schirm bei einer Höhe des Aufſchlags von I m völlig befeitigt iſt. Geſchieht dies nicht, ſo treten die Nachtheile des Dunkelhaltens: langſame Entwicklung, Wildverbiß, Räumungsſchäden immer ſtärker hervor, ohne daß dieſen Nachtheilen ein Vortheil gegenüber ſteht. Als Zeitraum der Beſchirmung nach der Verjüngung wird man unter günſtigen Entwicklungsverhältniſſen 6—8 Jahre bezeichnen dürfen. Ausnahmen von der hier ausgeſprochenen Regel treten insbeſondere da hervor, wo ſtärkere Froſtgefahr zu befürchten iſt. Zwar iſt der Nutzen des langen Haltens der Schirmbäume auch in dieſer Hinſicht unſicher. Da der Höhenzuwachs unter Schirm ſo äußerſt langſam iſt, ſo tritt die Froſtgefahr nach Beſeitigung des Schirms ein, auch wenn noch ſo lange mit derſelben gezögert wird. Immerhin nützt aber der Schirm, zumal er auch ſeitlich wirkt, wobei der Längenwuchs 122 | Siebenter Theil. nicht zurückgehalten wird, und weil die unter Schirm erzogenen Eichen nach ſeiner Entfernung ſtärkere Längentriebe bilden, ſodaß die Zeit der Froſtgefahr weſentlich verkürzt wird. Nächſt dem Grade und der Dauer des Ueberhalts der Mutter: bäume handelt es ſich bei der Eichenverjüngung um die Art, wie die Schläge geſtellt werden. Auch bei der Eiche iſt die Vorverjüngung in der Form von Horſten empfohlen und zur Ausführung gebracht worden. Ob ſie richtig iſt, hängt in erſter Linie davon ab, ob reine oder gemiſchte Beſtände erzogen werden ſollen. Wo es ſich um die Herſtellung reiner Beſtände handelt, iſt die abſichtliche Herbeiführung der horſtweiſen Vorverjüngung einzelner Theile der betreffenden Fläche bei der Eiche ſo wenig erforderlich wie bei irgend einer andern Holzart. Der Natur der Sache nach werden ſich bei jeder Verjüngung, einer- ſeits durch den Abfall des Samens, andererſeits durch die Wirkung der umfangreichen Kronen des alten Beſtandes, Horſte bilden; dem einzelnen Altholzſtamm entſpricht ein Horſt von Jungwüchſen. Und wo ſich ſolche Horſte eingefunden haben, iſt es auch ſehr wohl be— gründet, ſie derart zu behandeln, daß ſie geſund und entwicklungsfähig bleiben. Aber eine abſichtliche Leitung des Hiebes, um ſolche Horſte herbeizuführen, iſt unter den angegebenen Verhältniſſen nicht begründet. Man darf im Gegentheil behaupten: die Wirthſchaft muß beſtrebt ſein, den von Natur ſich bildenden horſtweiſen Charakter der Verjüngungen dadurch aufzuheben, daß die verſchiedenen Horſte durch ſchnelle künſtliche Ergänzung rechtzeitig mit einander in Verbindung gebracht werden. — Die Horſte in Miſchbeſtänden werden ſpäter behandelt werden. 3. Beſchränkung der natürlichen Verjüngung. Trotz der Leichtigkeit der natürlichen Verjüngung und der guten Beſtände, die aus ihr hervorgegangen ſind, wird im praktiſchen Betriebe von ihr doch weit weniger Anwendung gemacht, als man nach Analogie der Buchenverjüngung erwarten ſollte. Als Urſache dieſer in faſt allen Eichengebieten hervortretenden Erſcheinung iſt geltend zu machen, daß die Eiche häufig in Beſtänden vorkommt, die nach Alter und Geſundheitszuſtand zu einer genügenden Samenerzeugung nicht geeignet ſind; ferner daß der Boden den für die natürliche Verjüngung er⸗ forderlichen Zuſtand häufig überſchritten hat. In den mit Buche ge⸗ miſchten Hochwaldungen und in den von Mittelwald zu Hochwald überzuführenden Beſtänden ſind die Bedingungen in der Regel beſſer für die Anſamung der Buche als für die der Eiche. Als der allgemeinſte Grund der Beſchränkung der natürlichen Verjüngung wird aber der Umſtand geltend gemacht werden müſſen, daß die Jahre der Samen⸗ 8 87. Die Begründung reiner Eichenbeſtände. 123 erzeugung in den meiſten Gegenden zu ſelten ſind, als daß ſie dem regelrechten Betrieb der natürlichen Verjüngung zu Grunde gelegt werden könnten. Unterſucht man natürlich entſtandene Eichenbeſtände, ſo findet man häufig, daß ſie das Product mehrerer Samenjahre ſind. Die Stammanalyſen weiſen dies für ältere Beſtände nach; und auch die Beobachtungen, die man in den Verjüngungen überall zu machen Gelegenheit hat, laſſen darüber keinen Zweifel. Finden nun häufig Maſtjahre ſtatt, ſo ziehen ſich die Lücken, welche ſich bei den früheren Beſamungen gebildet haben, beim ſpätern Samenabfall leicht zu und die ſpäter erſchienenen Jungwüchſe werden unter dem Einfluß der ſeitlich ſtehenden älteren Pflanzen mit in die Höhe genommen. Bei längeren Intervallen zwiſchen zwei auf einander folgenden Samen⸗ jahren hat dagegen der Boden ſeine Fähigkeit zur Aufnahme des Samens oft verloren; und die um ein Jahrzehnt oder noch länger im Alter zurückſtehenden Pflanzen ſind nicht mehr im Stande, ſich den vorgewachſenen Beſtandesgruppen zu einheitlicher Form anzu⸗ ſchließen. Daß aber die natürliche Verjüngung unter geeigneten Ver⸗ hältniſſen noch immer eine ſehr gute Methode der Beſtandesbegründung der Eiche iſt, zeigen die vortrefflichen Verjüngungen in Lothringen, in der Mainebene (bei Würzburg), in der Nähe von Hannover (Oberförſterei Dedenſen) u. a. a. O. Ganz andere Verhältniſſe als in Deutſchland liegen bezüglich der natürlichen Verjüngung in Frankreich vor. Dort wird die Eiche ganz ähnlich behandelt,“) wie bei uns ſeit Ende des vorigen Jahr: hunderts nach G. L. Hartig's Regeln die Buche. Die Franzoſen, in der Forſttechnik gewandt und intelligent, machen principiell das Klima und die von ihm abhängige Häufigkeit der Maſtjahre zum Be⸗ ſtimmungsgrund des Ganges der natürlichen Eichen-Verjüngung. Sie unterſcheiden in dieſer Hinſicht drei verſchiedene Zonen: die Zone der Gironde, wo alle 2— 3 Jahre volle Maſtjahre einzutreten pflegen; die Zone des mittlern Frankreichs mit fünfjährigen Intervallen der Maſtjahre, und die Zone des Nordens und Oſtens, wo die Samen: jahre nur mit etwa zehnjährigen Pauſen erfolgen. In der erſten Zone vollzieht ſich die Verjüngung leicht und vollſtändig; ſie kann in drei Jahren beendigt ſein. Bei der zweiten bedarf die natürliche Verjüngung der künſtlichen Ergänzung; die Verjüngungsdauer beträgt 5 — 8 Jahre. In der dritten Zone muß mindeſtens ein Drittel der Beſtandesbegründung auf künſtlichem Wege erfolgen und der Ver— jüngungszeitraum iſt noch länger. In Deutſchland fehlt die erſte 1) Nach L. Boppe, Traité de sylviculture 1889, p. 173. 124 Siebenter Theil. Zone Frankreichs gänzlich; die zweite iſt vertreten in Lagen mit mildem Klima und gutem Boden; die dritte iſt das in Deutſchland häufigſte Gebiet unſerer Gebirgswaldungen (Speſſart, Taunus, rheiniſch-weſt⸗ fäliſches Gebirge ꝛc.). Es iſt eine Folge der angegebenen Verhältniſſe, daß die An⸗ wendung der natürlichen Verjüngung, trotzdem ſie an ſich leicht von ſtatten geht und treffliche Beſtände liefert, in der großen Praxis ver: hältnißmäßig ſelten angewendet wird, daß ſie ſelbſt da, wo die Aus⸗ führung Erfolg verſpricht, aber durch anderweite Concurrenz erſchwert wird, von der künſtlichen Begründung, wo nicht verdrängt, ſo doch weſentlich ergänzt wird. Und es darf dies um ſo eher und in um ſo größerm Umfang geſchehen, als überall da, wo die Bedingungen der natürlichen Verjüngung vorliegen, die Saat der Eiche auf leichte und billige Weiſe bewerkſtelligt werden kann. II. Saat. Die Saat gilt ziemlich allgemein als die beſte Culturmethode der Eiche; ſie hat in der Praxis in allen Gegenden Deutſchlands viele Freunde. Während beim Nadelholz der Culturbetrieb in dieſem Jahr⸗ hundert eine Richtung von der Saat, die ſeit Beckmann herrſchend wurde, zur Pflanzung genommen hat und dieſe trotz mancher Gegen: ſtrömungen vorausſichtlich auch behaupten wird, hat ſich bei der Eiche die Saat nicht nur erhalten, ſondern ſie iſt in ſteter Zunahme be⸗ griffen. Dieſer Unterſchied in den Grundſätzen der Beſtandesbegründung zwiſchen Eiche und Nadelholz iſt auch wohl begründet. Die Nachtheile, welche Nadelholzſaaten eigenthümlich ſind (der ungleichmäßige Stand, die größere Gefährdung durch gewiſſe Calamitäten), treten bei der Eiche, die man gleichmäßig ſäen kann, und die atmoſphäriſchen Cala⸗ mitäten weniger ausgeſetzt iſt, ſehr zurück. Der volle Stand der Saat bietet vielmehr einen Schutz gegen manche äußere Einwirkungen. Als der wichtigſte Vorzug der Saat wird aber der Umſtand anzu⸗ ſehen ſein, daß ſie von den Wurzelbeſchädigungen frei iſt, die bei der Pflanzung nicht immer vermieden werden können. Dieſelben Gründe, welche für das Dunkelhalten der Samenſchläge in den erſten Jahren bei der natürlichen Verjüngung hervorgehoben wurden, laſſen es unter den meiſten Verhältniſſen für Saaten als Regel gelten, daß ſie unter Schirm ausgeführt werden. Ein Schirm iſt um ſo nothwendiger, einerſeits je froſtgefährdeter, andererſeits je wärmer und ſonniger die Lage, und je beſſer und unkrautwüchſiger der Boden iſt. In der ungenügenden Würdigung der Standorts⸗ factoren iſt hauptſächlich die Urſache zu ſuchen, weshalb auch in dieſer 8 87. Die Begründung reiner Eichenbeſtände. 125 Hinſicht die Anſichten und Maßnahmen der Forſtwirthe ſo häufig aus einander gehen. Auch in der Art, wie der Beſtandesſchirm vermindert und beſeitigt wird, darf auf das bei der natürlichen Verjüngung (die in gewiſſer Hinſicht der künſtlichen immer zur Norm dienen kann) Geſagte Bezug genommen werden. j Geeigneten Schirmbeſtand für Eichenſaaten bilden Kiefern und Lärchen⸗Stangen, deren Kronen ſich ohne Nachtheil für den Eichen— Jungwuchs noch faſt berühren dürfen; ferner Weichhölzer, die auf Boden, der für die Eiche geeignet iſt, oft reichlich vorhanden ſind. In den Ueberführungsbeſtänden bilden vereinzelte Stockausſchläge ge— eigneten Schirmbeſtand; und im Buchenhochwald die ſchwächeren Stamm— klaſſen. Als Regel gilt auch hier, daß das am ſtärkſten beſchattende, insbeſondere das tief beaſtete Holz zuerſt ausgezogen wird und daß die Führung der Schläge eine allmähliche, aber dem Lichtbedürfniß der Eiche entſprechende iſt. Der Schirm, der über den Eichenculturen erhalten wird, ſoll dieſe nur gegen Unkrautwucherung und Froſt ſchützen. Wo dieſe Gründe nicht vorliegen, bedürfen die Saaten auch keines Schutzes. An ſich entwickeln ſie ſich beſſer ohne Schirm, wie am beſten an den vortrefflichen Waldfeldbauculturen der Oberförſterei Viernheim er— ſehen werden kann. Hier wird dem Unkrautwuchs durch die landwirth— ſchaftliche Benutzung vorgebeugt und die Froſtgefahr iſt durch das Fehlen wärmeausſtrahlender Ueberzüge gemindert. Die Viernheimer Freiculturen zeichnen ſich vor den unter Schirm erzogenen Beſtänden ſehr vortheilhaft aus. Was die Methode der Eichenſaat betrifft, ſo kommen im großen praktiſchen Betriebe hauptſächlich folgende Verfahren zur Anwendung: 1. Die Vollſaat, 2. die Streifenſaat. Beide haben ihre Vorzüge und bleibende Berechtigung. Die Vollſaat kommt der Natur der Sache nach vorzugsweiſe auf Boden zur Anwendung, der für die Keimung und erſte Entwicklung der Eiche gleichmäßig empfänglich iſt, oder deſſen Empfänglichkeit leicht hergeſtellt werden kann. Abgeſehen von landwirthſchaftlich benutzten Flächen ſind es die mit lebenden Bodenüberzügen nicht oder nicht in ſtärkerm Maße bekleideten Böden, die zur Vollſaat geeignet ſind. Hier ver— mittelt die über die volle Fläche verbreitete Cultur die gleichmäßigſte Entwicklung der einzelnen Stämmchen, was für die ſpätere Beſchaffenheit des Holzes von günſtigem Einfluß iſt. Streifenſaaten ſind da am Platze, wo eine Bodenbearbeitung erforderlich wird. Die Streifenſaat hat den weſentlichen Vorzug, daß 126 Siebenter Theil. die Eichen beſſer gepflegt, durch Behacken im Wuchſe gefördert und geläutert werden können. Die Entfernung der vom Ueberzug befreiten und auf Hackenſchlagtiefe gelockerten Streifen hängt davon ab, ob reine oder gemiſchte Beſtände erzogen werden ſollen. Für reine Eichenbeſtände gilt ein Sichſelbſtdrängen als die nothwendige Vor: bedingung für die Herſtellung ſchaftreiner Stämme. Man ſollte den Abſtand der Streifen hier nicht größer als etwa 1m von Mitte zu Mitte ſein laſſen. Wo dagegen, wie es in Miſchbeſtänden geſchieht, der frühe Schluß durch nebenſtändige Holzarten bewirkt wird, kann der Abſtand größer fein; um jo größer, je ſicherer man auf das Sich—⸗ einfinden des Miſchholzes rechnen kann. Auch in dieſer Hinſicht hat der Schirmſchlag ſeinen großen Nutzen. Insbeſondere iſt die Hainbuche, die leicht anfliegt, eine willkommene Erſcheinung in den Verjüngungs⸗ ſchlägen. Aber auch die Birke und die Aspe ergeben ein die Eiche auch gegen Froſt und Wildverbiß ſchützendes Füll- und Treibholz, das bei den Läuterungen und Durchforſtungen, wenn es ſeinen Zweck erreicht hat, zu entfernen iſt. III. Pflanzungen. 5 An und für ſich gilt auch für die Eiche die allgemeine wald⸗ bauliche Regel, daß aus Pflanzungen die beſten, gleichmäßigſten, widerſtandsfähigſten Beſtände hervorgehen können. Bei tadelloſer, idealer Ausführung haben Pflanzungen auch bei der Eiche Vorzüge vor jeder andern Entſtehungsart. Indeſſen iſt es bei der Eiche ſchwierig, die idealen Bedingungen der Ausführung und den dichten Stand in der Jugend herzuſtellen. Wegen der ſtarken Entwicklung der Wurzeln ſind Beſchädigungen derſelben beim Verpflanzen nicht immer zu vermeiden; auch wird die naturgemäße Ausbildung der Pfahlwurzel, welcher die Eiche ihre Sturmfeſtigkeit in erſter Linie verdankt, oft verhindert oder geſtört. Und wenn durch Pflanzung genügend dichte Beſtände erzeugt werden ſollen, iſt ſie wegen der Nothwendigkeit tiefgehender Bodenbearbeitung eine ſehr viel koſtſpieligere Culturmethode als die Saat. Als Pflanzmaterial werden bei der Eiche Kleinpflanzen, Mittel⸗ pflanzen und große Pflanzen angewandt. Die Anwendung ſchwächerer Pflanzen hat in neuerer Zeit gegenüber dem Gebrauch ſtärkern Materials an Ausbreitung gewonnen. Der gut ausgebildeten ein⸗ jährigen Eiche gebührt vor zwei- und dreijährigen wegen der ge- ringern Wurzelbeſchädigung der Vorzug. Auch die Kleinpflanzung er⸗ folgt in der Regel in der Form von Streifen. Ihre Anlage geſchieht, ganz entſprechend den bei der Streifenſaat angegebenen Rückſichten, 8 88. Die Begründung gemiſchter Eichen und Buchenbeſtände. 127 derart, daß für reine Eichenbeſtände die Streifen mit einem Abſtand von 1 bis 1,2 m bei etwa 0,5 m Entfernung in den Reihen, für Miſchbeſtände mit 2 bis 3 m und mehr Abſtand bei 0,5 m Ent: fernung in den Reihen angelegt werden. Die Anwendung mittlerer und ſtarker Pflanzen, früher in ver⸗ hältnißmäßig weit größerm Umfang üblich als jetzt, hat den Vorzug, daß der Betrieb dadurch unabhängiger von den Samenjahren wird, daß die Eiche von gewiſſen Calamitäten weniger leidet und daß die Nachbeſſerungen, Einſprengungen ꝛc. noch längere Zeit zuläſſig bleiben, wenn ſchwächere Pflanzen hierzu nicht mehr geeignet ſind. Erſte Bedingung der Anwendung von ſtarken Pflänzlingen bleibt jedoch, daß ſie auf guten Boden beſchränkt bleibt, ſowohl in Bezug auf den Ort der Erziehung als auch auf den der Verwendung des Pflanzmaterials. 8 88. Die Begründung gemiſchter Eichen⸗ und Buchenbeſtände. I. Der Einfluß des Darwinismus auf das Verhältniß von Eiche und Buche im Natur- und Wirthſchaftswalde. Die Miſchung der Eiche mit der Buche iſt nach ihrer Geſchichte und nach ihrer jetzigen praktiſchen Bedeutung die wichtigſte im deutſchen Laubholzgebiete. Soweit man nach den geſchichtlichen Ueberlieferungen, wie ſie in alten Waldbeſchreibungen ꝛc. niedergelegt ſind, und nach den Spuren, die der Wald ſelbſt darbietet, ein begründetes Urtheil über die Beſtandesverhältniſſe früherer Zeiten zu gewinnen vermag, geht dies dahin, daß der größte Theil der Waldungen Deutſchlands während langer Zeiträume hauptſächlich mit Eichen und Buchen be⸗ ſtanden geweſen iſt. Wie dieſe beiden Holzarten auf unſerm Planeten entſtanden ſind, wie ſie vom Waldboden Beſitz genommen und ſich in der Miſchung, wie ſie geſchichtlich zu verfolgen iſt, er⸗ halten haben, bleibt dem Auge des Hiſtorikers verborgen, ebenſo wie dies auch auf den übrigen Gebieten der Pflanzen- und Thierwelt der Fall iſt. Die Entſtehung des organiſchen Lebens und die Bildung der thieriſchen und pflanzlichen Lebensformen iſt in ein geheimniß⸗ volles Dunkel gehüllt. Auch Darwin's berühmtes Werk über die Entſtehung der Arten hat in dieſem Kernpunkt aller Naturphiloſophie nichts zu ändern, es hat das Wunderbare der Schöpfung nicht auf⸗ zuheben vermocht. Die Darwin'ſche Theorie iſt keine Erklärung der Entſtehung organiſchen Lebens und des Daſeins der Formen, in welchen daſſelbe Geſtalt gewonnen hat. Sie giebt nur eine Er⸗ 128 Siebenter Theil. klärung gewiſſer Veränderungen, welche die Arten der Thier- und Pflanzenwelt durch die ihnen eigenthümlichen Eigenſchaften und die äußeren fördernden oder hemmenden Einflüſſe im Laufe der Zeit er⸗ litten haben. Wie mit den Lebeweſen im Allgemeinen, ſo verhält es ſich auch mit unſeren Waldbäumen. Ihre Entſtehung bleibt in ein Dunkel gehüllt; kein menſchlicher Verſtand kann ſie ergründen. Wohl aber können wir, die Theorie Darwin's über die Veränderungen und Ausbreitung der Arten auf den Wald anwendend, uns ein Urtheil darüber bilden, welche Veränderungen Deutſchlands Holzarten, nach: dem ſie einmal da waren, und bevor menſchliche Cultur in ihren Beſtand eingriff, kraft der ihnen eigenthümlichen Eigenſchaften im Concurrenzkampf um das Daſein und um die Herrſchaft erlitten haben. Wendet man nun die Grundſätze der Darwin' ſchen Theorie auf die Miſchung von Eiche und Buche an, ſo wird man zu der auch durch die Erfahrung und Ueberlieferung aus größeren Laubholz— gebieten beſtätigten Annahme geleitet, daß die Eiche in den der modernen Wirthſchaft vorausgehenden Jahrhunderten in weit ſtärkerm Grade am Waldbeſtand Antheil gehabt hat, daß fie aber im Laufe der Zeit durch die Buche mehr und mehr verdrängt worden iſt, lediglich in Folge der natürlichen Eigenſchaften und Kräfte, welche beiden Holzarten eigenthümlich ſind. Die wichtigſten, ſtändig gebrauchten Waffen, welche unſeren Holz⸗ arten, wenn ſie in natürlichen Concurrenzkampf treten, zur Verfügung ſtehen, ſind einmal das Verhältniß ihres gegenſeitigen Höhenwuchſes, insbeſondere in der Jugend, und ſodann die Fähigkeit, Schatten zu ertragen. In Bezug auf das relative Höhenwachsthum von Eiche und Buche waren die Anſichten von jeher verſchieden und ſind es noch. Die Speſſarter Forſtwirthe ſprechen für ihr Wirth⸗ ſchaftsgebiet mit Beſtimmtheit aus, es ſei eine „durch die Erfahrung bereifte Thatſache, daß die Buche nicht erſt vom Stangenholzalter, ſondern ſchon in der Jugend der Eiche im Höhenwuchſe vorangehe“. „Andere Forſtwirthe, die unter einem mildern Himmelsſtriche wirth— ſchaften, find der Anſicht, daß der Höhenwuchs beider Holzarten an: nähernd gleich ſei; wieder andere beweiſen mit poſitivem Material, mit den Maßen der Längentriebe, daß die Eiche, wenn ſie nicht durch ungünſtige äußere Verhältniſſe zurückgehalten wird, in der Jugend ſchnellwüchſiger iſt als die Buche. Einige zahlenmäßige An⸗ gaben über das relative Höhenwachsthum wurden in § 80 nieder⸗ gelegt. Indeſſen ſo werthvoll derartige Unterſuchungen, wenn ſie mit der gehörigen Beſchränkung angeſtellt und angewendet werden, 888. Die Begründung gemiſchter Eichen⸗ und Buchenbeſtände. 129 auch ſind, ſo läßt ſich ihnen doch eine allgemeine Anwendbarkeit für die concreten Verhältniſſe der Praxis nicht zuerkennen. Das Ber: hältniß des Höhenwuchſes von Eiche und Buche wird, wie bereits im $ 80 hervorgehoben wurde, in allen Lebensſtufen, beſonders aber in der Jugend, durch eine Combination verſchiedener Factoren in der mannigfaltigſten Weiſe beeinflußt. Durch Bodenlockerung wird der Wuchs der Eiche in beſonderm Grade geſteigert, er wird andererſeits durch ſenkrechten Schirm mehr zurückgehalten als der der Buche. Aeußere Einwirkungen, insbeſondere Froſt und Wild, hemmen, wie jede Schonung, die davon betroffen wird, darthut, den Jugendwuchs beider Holzarten in verſchiedenem Grade. Auch bei ungeſtörter normaler Entwicklung iſt der relative Höhenwuchs nach den klima— tiſchen Verhältniſſen verſchieden. Die Differenz von 1 Grad durch— ſchnittlicher Jahrestemperatur kann die wirthſchaftlichen Folgerungen, die ſich in Bezug auf den Höhenzuwachs ergeben, völlig umgeſtalten. Daher iſt es eine allbekannte Erfahrung, daß in Waldorten, die ein⸗ ander ganz nahe liegen, im Gebirge z. B. auf den verſchiedenen Expoſitionen eines Berges, das Verhältniß der Höhen in allen Alters⸗ ſtufen verſchieden iſt. An den Südhängen nimmt die Eiche in gleich- alterigen Miſchbeſtänden ohne Pflege am obern Kronenſchluß Theil und kann leicht vorwüchſig erhalten werden; an Nordhängen wird ſie dagegen ſchon frühzeitig von der Buche überwachſen, ſodaß die Verſuche, gleichalterige Eichen hier am Leben zu erhalten und zu begünſtigen, meiſt vergeblich ſind. Wie verſchieden hiernach auch die Verhältniſſe liegen mögen, ſo ſteht doch außer Zweifel, daß durch den Unterſchied im Höhenwuchs beider Holzarten das Zurückweichen der Eiche in dem Grade, als es thatſächlich im Naturwalde der letzten Jahrhunderte ſtattgefunden hat, nicht erklärt werden kann. Weit größern Einfluß als der Unterſchied im Höhenwuchſe hat die Verſchiedenheit beider Holzarten in Bezug auf die Fähigkeit, Schatten zu ertragen, auf ihre natürliche Verbreitung im Mifch- walde ausgeübt. Bevor die menſchliche Cultur hemmend oder fördernd in die Zuſammenſetzung der Beſtände eingriff, iſt die natürliche Ver— jüngung der ausſchließliche Weg, wie Jungwüchſe erzeugt werden. Sie findet, wenn keine beſonderen, Wälder vernichtenden Calamitäten eintreten, derart ſtatt, daß einzelue alte Bäume abſterben und daß in die kleinen Lücken, welche dadurch gebildet werden, der Same der umſtehenden alten Bäume hineinfällt. Da die Buche nun ein größeres Maß von Schatten verträgt, als die Eiche, ſo ſtellt ſie ſich in ſolchen Lücken frühzeitiger ein und erhält ſich bei Graden ſenkrechter und ſeit— licher Beſchattung wuchskräftig, bei welchen die Eiche, wenn ſie auch Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 9 130 Si.ebenter Theil. gekeimt und einen Trieb gebildet hat, wieder verſchwindet. Die Buche hat daher im natürlich entſtandenen Gemiſch in der Regel einen Vorſprung vor den neben und zwiſchen ihr ſtehenden jungen Eichen. Der erſte Vorſprung, den eine Holzart, oder — allgemein — ein Individuum, den unmittelbaren Nachbarn oder Concurrenten gegen— über beſitzt, iſt aber für die ganze weitere Entwicklung von vortheil⸗ haftem Einfluß, wie aus dem Verhalten der Vorwüchſe ungepflegter Beſtände und einer Menge anderer Erſcheinungen des organiſchen und ſocialen Lebens zu erſehen iſt. Der Unterſchied gegen die Umgebung wird hier, wenn lediglich die natürlichen Kräfte wirkſam ſind, mit jedem Jahre größer. Mag die Eiche unter übrigens gleichen Um: ſtänden gleichwüchſig oder auch ſchnellwüchſiger ſein als die Buche, ſo wird ſie doch unter dem Einfluß von Buchen, die einen mehr— jährigen Vorſprung beſitzen, eingeengt, erdrückt, getödtet. Der Unterſchied beider Holzarten in der Fähigkeit Schatten zu ertragen iſt bedeutend genug, um zu bewirken, daß ohne den Ein⸗ griff wirthſchaftlicher Thätigkeit im Laufe ſehr langer Zeiträume alle aus Eiche und Buche gemiſchten Waldungen in reine Buchenbeſtände umgewandelt werden würden. Die Zunahme der Buche beginnt, wie überall erſichtlich iſt, in denjenigen Waldtheilen, welche für die Buche relativ günſtigere Bedingungen beſitzen. Solche find ins⸗ beſondere die kälteren, höheren Lagen, im Gebirge in der Regel die Nord⸗ und Oſthänge; ſodann die der Eiche nicht genügend tief— gründigen Böden. Aber auch auf Standorten, die der Eiche beſſer zuſagen als der Buche, würde der Umwandlungsprozeß, wenn auch weit langſamer, im Laufe von Jahrhunderten ſich vollziehen. Auch hier iſt die Buche befähigt, den Grund zur Bildung einer neuen Generation früher zu legen und zu erhalten, als es der Eiche möglich iſt. Nach einer Reihe von Generationen würde das Reſultat des natürlichen Kampfes ums Daſein und um die Herrſchaft daſſelbe ſein. Die Eiche würde aus allen Waldungen Deutſchlands ver⸗ ſchwinden. Nirgends iſt dieſer wiſſenſchaftlich und praktiſch intereſſante Prozeß der Verdrängung der Eiche durch die Buche beſtimmter und greifbarer zu ſehen, als in denjenigen Altholzbeſtänden des Speſſart, die von der Hute verſchont geblieben ſind.“) Wie im Naturwalde unter gleichen äußeren Wachsthumsbedin⸗ gungen die Buche über die Eiche den Sieg davonträgt, ſo findet dies in noch höherm Grade da ſtatt, wo behufs Einleitung der Ver— 1) Vgl. die Wirthſchaftsregeln für den Speſſart in den „Forſtwirthſchaft⸗ lichen Mittheilungen“, herausgegeben vom Kgl. Miniſterial⸗Forſteinrichtungs⸗ Bureau, II. Heft, 1847, S. 71. $ 88. Die Begründung gemiſchter Eichen- und Buchenbeſtände. 131 jüngung gleichmäßige Schlagſtellungen vorgenommen werden. In einem gleichmäßigen angehend haubaren Miſchbeſtand von Eiche und Buche findet ſich der Aufſchlag der letztern als Vorwuchs oft ein, ehe noch die Verjüngungsſchläge geführt werden. Er iſt insbeſondere unter den Kronen der Eiche vertreten, deren volle Beſchirmung die junge Buche, ohne zu kümmern, lange Zeit verträgt, während die Eiche auch nach reichlicher Anſamung ſich hier nicht oder nur ſehr kümmerlich zu halten vermag. Je dunkler die Schläge gehalten werden und je allmählicher die Schlagführung erfolgt, um ſo mehr wird die Buche auf Koſten der Eiche begünſtigt. Auf dieſe Urſache iſt es hauptſächlich zurückzuführen, daß die Eiche aus den Buchen— ſchlägen, die ſeit Mitte oder Ende des vorigen Jahrhunderts nach den Regeln des Hartig'ſchen Femelſchlagbetriebs geführt wurden, faſt ganz verſchwunden iſt, trotzdem ſie, wie die alten Beſtandesreſte zeigen, früher hier in reichlicher Menge vertreten war. Erſt als in der neuern Zeit bei planmäßig geführter Wirthſchaft beſtimmte Maß⸗ regeln zu Gunſten der Eiche vorgenommen wurden, hat ſie ſich in den Verjüngungen in reicherm Maße eingefunden und erhalten. Für die Miſchbeſtände von Buche und Eiche iſt es überall Wirthſchaftsziel, daß die Eiche herrſchen, daß ſie der Buche vor— wüchſig ſein ſoll. Wenn nun durch die ausſchließliche Wirkung der Natur die Buche an Ausdehnung und Macht von Generation zu Generation zunimmt, ſo geht hieraus ganz beſtimmt hervor, daß die Wirthſchaft bei den Maßregeln der Begründung gemiſchter Eichen— und Buchenbeſtände der Natur nicht einfach folgen darf. Wie auf allen geiſtigen Lebensgebieten iſt auch in der Forſtwirthſchaft eine einfache Nachahmung der Natur nicht Zweck und Aufgabe der menſchlichen Handlungen. So wenig wie die Kunſt, wenn ſie lediglich die Nachahmung der Natur ſich zum Ziele ſetzt, ihre idealen Aufgaben erreichen kann, jo wenig darf für geiſtiges, ſittliches und wirthſchaft— liches Leben die Natur, wenn man ſie in gewiſſer Hinſicht auch als die beſte Lehrmeiſterin anſieht, in der Art und den Zielen des Schaffens Regel und Richtſchnur bilden. Die Natur läßt auf gutem Boden reine Buchenwaldungen erwachſen; ſie läßt die beſten Eichen durch Weichhölzer verdämmt werden. Die Wirthſchaft muß vielmehr oft in einen Gegenſatz zur natürlichen Production treten und die natürlichen Kräfte im Intereſſe menſchlicher Zwecke umgeſtalten. Die weitere Anwendung dieſes Grundſatzes hat zwei Folgen von allgemeiner Wichtigkeit: einmal, daß die von Natur vorliegenden Holzarten häufig nicht diejenigen ſind, welche die Wirthſchaft erziehen ſoll; und ſodann, daß die natürliche Verjüngung weit ſeltener 9 * 132 Siebenter Theil. Anwendung finden darf, als es bei Uebereinſtimmung zwiſchen den natürlichen und wirthſchaftlichen Productionszielen der Fall zu ſein brauchte. Die Mittel, um die Eiche in der Miſchung mit der Buche zu begünſtigen, liegen bekanntlich, abgeſehen davon, daß man ihr die beſten, die ihr am meiſten zuſagenden Theile der Beſtandesflächen zuweiſt, einmal in der Ertheilung eines gehörigen Altersvorſprungs, ſodann in der Herbeiführung eines ſtärkern Lichtgenuſſes und endlich darin, daß ſie in reichlicherm Maße eingemiſcht wird, als es dem zu erſtrebenden Miſchungsverhältniß entſpricht. Hierauf zielen alle Maßregeln ab, welche die Wirthſchaft ſeither ergriffen hat und noch ergreift, um das natürliche Wuchsverhältniß, das die Buche herrſchend werden läßt, in ſein Gegentheil zu verwandeln. Von dieſem Gefichts- punkt aus müſſen auch die praktiſchen Maßnahmen, welche in den letzten 50 Jahren von der Forſtwirthſchaft getroffen ſind, gewürdigt werden. Wie alle menſchlichen und wirthſchaftlichen Dinge haben auch dieſe ihre günſtigen und ungünſtigen Seiten. Wenn die letzteren im Nachſtehenden nach den inzwiſchen hervorgetretenen Erfahrungen ſtärker betont werden, ſo wird den auf die Förderung der Eiche ge— richteten Beſtrebungen die gebührende Anerkennung in der Geſchichte der Forſtwirthſchaft doch nicht verſagt werden dürfen. Die wichtigſten Verfahren der Begründung gemiſchter Gichen: und Buchenbeftände find die natürliche Verjüngung, der Anbau der Eiche auf kahl abgetriebenen Flächen in haubaren Buchenbeſtänden, der Anbau der Eiche unter Schirm von Buchen und das Einpflanzen ſtärkerer Eichen in Buchenverjüngungen. II. Die natürliche Verjüngung der Eiche in aus Eiche und Buche gemiſchten Beſtünden. Sie ſetzt voraus, daß ein für die Keimung der Eichel geeigneter Bodenzuſtand vorhanden iſt und daß ſich ſamentragende Eichen auf der zu verjüngenden Fläche vorfinden. Der erſten Bedingung wird in der Regel in gut erhaltenen Eichen- und Buchenmiſchbeſtänden vollſtändig genügt. Vermag die Eiche ſchon auf verraſten Hute⸗ waldungen ohne ein anderes Mittel als Schweineeintrieb ſich gut und vollſtändig auf natürlichem Wege zu verjüngen, ſo ſtellen ſich in gut erhaltenen Miſchbeſtänden, wo der Boden mit einer in der Zer⸗ ſetzung begriffenen Laubdecke verſehen iſt, hinſichtlich des Bodens der Entwicklung abgefallener Eicheln noch weit weniger Hinderniſſe entgegen. Thatſächlich fehlt es auch nicht an Beiſpielen, welche die Leichtigkeit der natürlichen Verjüngung von Eichen- und Buchenmiſchbeſtänden $ 88. Die Begründung gemiſchter Eichen⸗ und Buchenbeſtände. 133 unter ſolchen Verhältniſſen darthun. Nicht nur ſind die meiſten ge⸗ miſchten Altholzbeſtände auf natürlichem Wege entſtanden; auch viele Stangenorte laſſen in der Menge der eingeſprengten, oft aber aus Mangel an Wachsraum zurückgebliebenen Eichen beſtimmt erkennen, daß die Erfolge der natürlichen Verjüngung zunächſt gut geweſen ſind, daß im Boden keine Hinderungsgründe für ihr Gedeihen ge— legen haben, daß die Eiche unter ſolchen Verhältniſſen meiſt erſt durch die ſpätere Entwicklung zurückgedrängt worden iſt. Die Vorzüge natürlicher Verjüngungen beſtehen einmal in dem dichten Pflanzenſtande, durch den ſie am beſten gegen gewiſſe äußere Calamitäten, insbeſondere gegen Wildverbiß, geſchützt ſind. Dann iſt dabei am meiſten Sicherheit gegeben, daß die Eichen— jpecies den örtlichen Verhältniſſen am beiten entſpricht. Same, der von auswärts bezogen iſt, läßt in dieſer Beziehung oft viel zu wünſchen übrig. Es erhält dabei insbeſondere die Stieleiche ein Uebergewicht über die Traubeneiche, das dem wiͤrthſchaftlichen Intereſſe häufig, insbeſondere im Gebirge und auf minder kräftigem Boden, entgegenſteht. Aus den angegebenen Gründen würde die natürliche Verjüngung auch in Miſchbeſtänden viel häufiger An⸗ wendung finden, wenn nicht auch hier die bereits im S 87 für reine Eichen geltend gemachten Erſchwerungsgründe zum Theil in noch höherm Grade beſtänden. Sie liegen zunächſt in dem in den meiſten deutſchen Waldgebieten beſtehenden Mangel geeigneter Be⸗ ſtände. Die Eiche iſt meiſt zu einzeln und in zu alten Exemplaren in den Miſchbeſtänden, die zur Verjüngung kommen, vertreten. Ferner iſt auf die Seltenheit der Samenjahre und den Umſtand hin⸗ zuweiſen, daß bei einer natürlichen Verjüngung von Eichen- und Buchenmiſchbeſtänden die Bedingungen der Anſamung und Ent⸗ wicklung für die Buche immer günſtiger ſind. Die natürliche Ver⸗ jüngung von Miſchbeſtänden bringt, wie bereits begründet wurde, in der Regel nicht eine Vorverjüngung, ſondern eine Nachverjüngung der Eiche zu Stande. Dieſe entwickelt ſich unter Bedingungen, die ihr den Sieg im Concurrenzkampf ſehr erſchweren. Will man die Eiche in den vorliegenden Miſchbeſtänden auf natürlichem Wege ver⸗ jüngen, ſo gelingt dies in der Regel nur ſo, daß die Eiche vor und nach der Verjüngung fortgeſetzt begünſtigt wird, indem man groß— kronige Buchen ſchon vor der Verjüngung aushaut, bei Eichenmaſt⸗ jahren Samen tragende Eichen umlichtet, nur ſchwachkronige Buchen als Schirmbäume hält und den trotzdem ſich einfindenden Buchen⸗ aufſchlag, ſofern er gleich hoch oder höher iſt als der der benach— barten Eiche, ſyſtematiſch beſeitigt. Die Verjüngung der Eiche ge— 134 Siebenter Theil. lingt um ſo beſſer, je ſtärker fie in den Beſtänden in fortpflanzungs⸗ fähigen Individuen vertreten iſt und je beſſer die Standortsverhält— niſſe der Eiche in Vergleich mit der Buche zuſagen, je mehr Sonnen⸗ licht und Wärme dem Standort zukommt. Auch unter günſtigen Verhältniſſen bleibt jedoch, wie die Erfahrung der Wirthſchaft im Großen beſtätigt, die natürliche Verjüngung der Eiche in haubaren Buchenorten ſchwierig und unſicher, weshalb ſie auch trotz der an— erkannten Vorzüge, die ſie beſitzt, mehr und mehr durch die künſtliche erſetzt oder von ihr ergänzt wird. III. Kahlhiebe im Innern von Buchenſchlägen. Damit der Eiche das zu ihrer gedeihlichen Entwicklung erforder— liche Licht von vornherein zu Theil werde, damit ſie beſſer beob— achtet, gepflegt und gegen äußere Einflüſſe geſchützt werden könne, find in der neuern Zeit in vielen Gegenden Nord- und Mittel: deutſchlands Kahlhiebe von verſchiedener Form und Größe in bis dahin noch geſchloſſene Buchenbeſtände eingelegt worden. Nach ihrer äußern Form unterſcheidet man hierbei Kuliſſen und Löcher. 1. Kuliſſenſchläge. Sie werden in der Regel mit geradliniger Begrenzung, parallel oder ſenkrecht zu den beſtehenden Schlaggrenzen, annähernd horizon— tal oder ſenkrecht zu den Horizontalen, angelegt. Die allgemeinen Wirkungen plötzlicher Kahlhiebe auf den Boden und Beſtand find bereits früher in dieſer Schrift ſowohl im All: gemeinen als auch bei anderen Holzarten erörtert worden. Das hier Geſagte findet auch auf die Eiche Anwendung und hat bei dieſer Holzart beſondere Bedeutung. Daß die Eiche auf einem humus⸗ reichen, unkrautfreien Boden, wie ihn ein geſchloſſen erzogener Buchen⸗ beſtand darbietet, ein gutes Keimbett findet und ſich von vornherein gut entwickelt, iſt eine unmittelbare Folge der Bedingungen, die ſie hier findet. Ebenſo iſt es von günſtigem Einfluß, daß, wenn die Breite der Streifen nicht zu groß iſt, die jungen Pflanzen Schutz gegen Trockenheit und Froſt finden. Da dieſe bei ſenkrecht freiem Stand die atmoſphäriſchen Niederſchläge voll genießen und von dem ſeitlichen Altholzbeſtande gegen Austrocknung durch Sonne und Wind geſchützt werden, ſo entwickeln ſie ſich, wie die Beobachtung überall zeigt, beſſer als in gleichmäßig durchlichteten Schlägen. Auch iſt der Unkrautwuchs zunächſt nicht im Stande, die jungen Eichen, wenn ſie gehörig dicht begründet ſind, in der Entwicklung zu hemmen. Als ein weiterer Vorzug der Kuliſſenhiebe muß die Leichtigkeit ihrer An⸗ § 88. Die Begründung gemiſchter Eichen⸗ und Buchenbeſtände. 135 lage und die Ueberſichtlichkeit des Betriebs hervorgehoben werden. Endlich iſt nicht unberührt zu laſſen, daß die Räumung des Altholzes bewirkt werden kann, ohne daß die Kuliſſenculturen darunter leiden. Sofern man lediglich die Entwicklung der erſtausgeführten Eichen: culturen im Auge hat, beſitzen hiernach die Kuliſſenhiebe in die Augen fallende Vorzüge, wie ſie auch in den Revieren, wo ſie in großem Maßſtabe ausgeführt ſind, durchaus befriedigen. Den genannten Vorzügen der Kuliſſenſchläge ſtehen jedoch Nachtheile gegenüber, welche in ihrem Zuſammenwirken alle jene Vorzüge nicht nur aufwiegen, ſondern übertreffen. Als die wichtigſten derſelben werden die nachſtehenden hervorgehoben: 1.̃. Durch die Einwirkung der Sonne und des Windes wird der Zuſtand des Bodens in den zunächſt mit Altholz beſtanden bleiben⸗ den Flächen verſchlechtert. Insbeſondere tritt dieſe Wirkung an den Rändern der Kuliſſen hervor, die der Unterſtrahlung der Sonne und dem Winde ausgeſetzt ſind. Hier verliert der Boden an Friſche, an Lockerheit, an Empfänglichkeit für die Aufnahme der Buchenmaſt, wozu er in der Regel beſtimmt iſt. Wie ſehr dies der Fall iſt, zeigen alle von Kuliſſen durchzogenen, mit Schutzholz irgend welcher Art nicht verſehenen Altholzbeſtände einige Jahre nachdem die kuliſſen⸗ förmigen Kahlſchläge bewirkt find. Die Verſchlechterung des Boden: zuſtandes tritt an der Art und dem Wachsthum der für die Standorts⸗ güte charakteriſtiſchen Bodengewächſe ſichtlich hervor. Die Folgen der Veränderungen des oberirdiſchen Bodenzuſtandes für die Wirthſchaft find je nach Standortsverhältniſſen ſehr ver: ſchieden: Unter günſtigen Standortsverhältniſſen, auf gutem Boden mit langſchäftigem Holz und bei ſchwacher Sonnenſtrahlung, ins beſondere an nördlichen Abdachungen, zeigen die Veränderungen nicht immer ihre Schattenſeiten für die Wirthſchaft. Hier bildet ſich an den Rändern der mit Altholz beſtandenen Flächen meiſt Graswuchs, der in Verbindung mit dem bei der nächſten Buchenmaſt erſcheinenden Aufſchlag das Auswehen des Laubes verhindert. Dieſes zerſetzt ſich und leitet damit die Verjüngung des Zwiſchenbeſtandes ein, die unter ſolchen Umſtänden befriedigend erfolgen kann. Eine Verringerung der Bodengüte tritt aber, wie ein Vergleich mit dem Boden der freien Flächen zeigt, auch hier ein; aber ſie kann unter den an⸗ gegebenen Standortsverhältniſſen kaum als ein Fehler bezeichnet werden, da ja der Eiche bei der Verjüngung in jeder Hinſicht eine Begünſtigung zu Theil werden ſoll. Auf Boden von mittlerer und geringerer Beſchaffenheit ſind aber die Folgen der Kuliſſenbildung für den Geſammtcharakter der zukünftigen Beſtandesbildung viel ein⸗ 136 Siebenter Theil. greifender. Hier verliert der Boden mehr oder minder die Fähigkeit, die natürliche Beſamung der Buche ſich entwickeln zu laſſen. Alle Verſuche, die Verjüngungsfähigkeit des Bodens, etwa durch Hacken ꝛc., zu erhalten oder herbeizuführen, erweiſen ſich, wenn die natürlichen Be⸗ dingungen für die Anſamungsfähigkeit geſchwunden ſind, als erfolglos. Nur in kleinen Neſtern dc. findet ſich unter ſolchen Verhältniſſen der Aufſchlag ein. Der Reſt muß in Nadelholz übergeführt werden. Die Nothwendigkeit einer dahin gehenden Umwandlung bereitet aber dem Wirthſchafter immer Verlegenheit. Nach dem Bodenzuſtand werden Flächen, die für Buche nicht mehr genügen, häufig zunächſt der Fichte zugewieſen. Dieſe iſt aber für die Eiche unter allen Um⸗ ſtänden die am wenigſten geeignete Nachbarin. Es bleibt nur Kiefer und Weymouthskiefer übrig, welche auch den matten Buchenjungwuchs zu beleben vermögen. Unter Verhältniſſen, wo die Kiefer zu guten Qualitäten erwächſt und mit hoher Umtriebszeit behandelt werden „ann, läßt ſich auf dieſem Wege eine dauernd brauchbare Miſchung herbeiführen. Auf vielen Eichenboden iſt jedoch der Wuchs der Kiefer nicht derart, um eine hohe Umtriebszeit zu rechtfertigen. 2. Aber auch in Bezug auf die Eichenculturen der Kuliſſen iſt die vorliegende Maßregel nicht ohne Bedenken. Die guten Wirkungen des Kahlhiebs für die Entwicklung der Eiche treten nur dann hervor, wenn die Culturen von vornherein gut anſchlagen und ſich ungeſtört entwickeln. Eine Garantie für ein gutes, unbedingt ſicheres Anſchlagen der Culturen giebt es aber nicht. Eine umſichtige Verwaltung muß deshalb ſtets mit der Möglichkeit rechnen, daß die Culturen aus irgend einem Grunde nicht nach Wunſch anſchlagen. Bei der Eiche kann ein Mißrathen der Saaten, zumal in naßkalten Sommern, lediglich aus dem Grunde erfolgen, weil der Boden nicht gehörig vorbereitet war. So iſt es insbeſondere an Nordhängen, die mit voller Laubdecke zur Eichencultur in Angriff genommen werden. Ebenſo können Feinde aus der Thierwelt, Mäuſe ꝛc. die Eichenſaaten decimiren. Tritt nun ein ſolcher Fall ein, ſo verſchlechtern ſich die Verhältniſſe für die Culturen in außerordentlichem Grade. Denn die günſtigen Bedingungen der Kuliſſen für junge Eichen ſind in vollem Umfang nur in den erſten Jahren, nachdem der Kahlhieb ſtattgefunden hat, vorhanden. Sie werden im Laufe der Zeit fortgeſetzt ungünſtiger. Insbeſondere entwickelt der Unkrautwuchs ſchnell ſeine nachtheiligen Eigenſchaften. So wenig hemmend ein ſchwacher Ueberzug für die junge Eiche iſt, ſo nachtheilig iſt der den Boden ausſaugende, die Cultur erſchwerende und die jungen Pflanzen verdämmende und erſtickende ſtarke Ueberzug faſt aller Standortsgewächſe (Brombeeren, Beſenpfriemen, Sauer⸗ und § 88. Die Begründung gemiſchter Eichen- und Buchenbeſtände. 137 Süßgräſer ꝛc.), die ſich im zweiten und den folgenden Jahren auf dem humusreichen Boden einfinden und üppig entwickeln. 3. Als ein Umſtand, der jede allgemeine Anwendung der Kuliſſen unthunlich erſcheinen läßt, muß es ferner bezeichnet werden, daß dabei den beſonderen Eigenthümlichkeiten des Standorts, welche für die Eiche von großer Bedeutung find, nicht gebührend Rechnung ge: tragen wird. Für coupirtes Terrain, wo Mulden und Rücken, Sonnen⸗ und Schattenlagen abwechſeln, iſt die Kuliſſenbildung ganz unpaſſend. Auch für flacheres Terrain mit ſchwachen Ausbuchtungen und Falten eignet fie ſich nicht. Hier iſt die Wirthſchaft der kleinſten, oder viel- mehr der nach Standortsverſchiedenheiten abgegrenzten Fläche am Platze. Soll unter ſolchen Terrainverhältniſſen die Eiche nur auf einem Theil der Fläche angebaut werden, ſo ſind die Mulden, die friſcheren und tiefgründigen Lagen die dafür von Natur gegebenen Flächentheile. Ebenſo werden, wo der Boden nach der Fläche getrennt Verſchiedenheiten zeigt, wie es öfter im Sandgebiet der Fall iſt, die beſſeren lehmreicheren Flächentheile der Eiche überwieſen. Kuliſſen müſſen hiernach auf ſolche Oertlichkeiten beſchränkt bleiben, wo die Standortsverhältniſſe gleichartig ſind, alſo auf ebene Flächen mit gleichem Boden, für glatte, nach einer Himmelsrichtung geneigte Hänge. 4. Daß das auf den Zwiſchenſtreifen befindliche Buchenaltholz nach dem Durchhieb der Kuliſſen äußeren Gefahren in höherm Maße ausgeſetzt iſt, als allmählich gelichtete Beſtände, folgt a priori aus den Urſachen ſolcher Schäden und wird durch Erfahrungen, die ſich auf genügend lange Zeiträume erſtrecken, überall beſtätigt. Rindenbrand iſt eine ſehr häufige Erſcheinung an den der Sonne ausgeſetzten, plötzlich freigeſtellten Stämmen. Daß dieſe auch den Schnee- und Eisbruchſchäden in höherm Grade unterliegen, geht aus dem Wachsthum der Kronen hervor, das durch die Richtung nach dem Lichte ein einſeitiges wird. Wind greift in die plötzlich frei geſtellten, im Schluſſe erwachſenen Randſtämme ein, wenn er nicht die gleiche Richtung wie die Kuliſſen hat, worauf jedoch bei ihrer Anlage die gebührende Rückſicht zu nehmen nicht immer möglich iſt. Eine gehörige Beachtung aller dieſer Umſtände führt zu der Folgerung, daß plötzliche Kahlhiebe in geſchloſſen erzogenen Buchenbeſtänden nur in ſehr geſchützten Lagen ausgeführt werden dürfen. i 5. Wenn auch für die Führung der Verjüngungsſchläge nicht der Zuwachs des Altholzes, ſondern die Rückſicht auf die Entwicklung des Jungwuchſes beſtimmend ſein muß, ſo läßt ſich doch nicht ver— kennen, daß bei der Kuliſſenbildung der Zuwachs des alten Holzes in ſtärkerm Maße beeinträchtigt wird, als es durch das Intereſſe der 138 Siebenter Theil. Verjüngung geboten iſt. In angehend haubaren Buchenbeſtänden ſind häufig die Verhältniſſe derart, daß zunächſt eine Förderung des Zu— wachſes wünſchenswerth iſt, wenn auch der Eichenanbau dadurch etwas verzögert wird. Durch den Aushieb ſchlechter Stämme, durch kräftige Durchforſtungen läßt ſich der Zuwachs angehend haubarer Buchen ſehr oft nach Maſſe und Werth erheblich ſteigern. Bei Kuliſſen, die ſchematiſch durch eine Abtheilung gelegt werden, wird von dieſer Zu— wachsfähigkeit, deren Realiſirung eine directe reine Zunahme des Nationalvermögens bildet, keine Anwendung gemacht, ohne daß in der ſchnellen Entwicklung eines Theiles des Jungwuchſes ein genügender Erſatz zu finden iſt. 6. Ein weiterer Mangel der Kuliſſenſchläge liegt darin, daß die Fläche, welche bei ihrer Anlage mit der Eiche beſtockt wird, den Anſprüchen, die in dieſer Hinſicht an die Wirthſchaft geſtellt werden müſſen, nicht genügt. Iſt der Standort für die Eiche gut, ſo kann das Wirthſchaftsziel nur dahin gehen, daß möglichſt die ganze Fläche der Eiche zugewieſen wird. Es iſt viel beſſer, daß die guten Eichen⸗ ſtandorte möglichſt voll mit Eichen angebaut werden, als wenn man in dieſer Hinſicht gleichmäßig verfährt. Kleine Flächen, die voll mit guten Eichen beſtockt werden, leiſten verhältnißmäßig weit mehr, als größere mit zweifelhafter Befähigung für Eichenzucht. Bei den Kuliſſen wird aber, wenn ihr Abſtand das Doppelte ihrer Breite beträgt, noch kein Drittel der Geſammtfläche der Eiche zugewieſen. Selbſt wenn ſie mit der vollen Breite der Zwiſchenſtreifen angelegt werden, wird noch nicht die Hälfte der Fläche von der Eiche eingenommen. Eine ſpätere Fortſetzung des Eichenanbaues durch Cultur auf die zunächſt mit Altholz beſtanden bleibenden Flächentheile iſt in der Regel, abgeſehen von ſehr günſtigen Standortsverhältniſſen, gar nicht oder nur in be⸗ ſchränktem Maße ausführbar. Hier ſind die Entwicklungsbedingungen aus den unter 1. angeführten Gründen ungeeignet. Nachträglich cultivirte Eichen, die zunächſt unter dem Schirm der Buche erwachſen und weiterhin den Fällungsſchäden ausgeſetzt ſind, können ſich mit den nach allen Richtungen begünſtigten früheren Culturen zu einem einheitlichen Beſtande nicht leicht verbinden. Liegen die Verhältniſſe ſo, daß mehr Fläche als die Kuliſſenfläche mit Eichen cultivirt werden ſoll, ſo läßt es ſich nicht rechtfertigen, daß ein Theil dieſer Fläche begünſtigt, ein anderer benachtheiligt wird. Die Regel kann nur dahin gehen, daß die gleichmäßig zu beftodenden Flächen auch gleichmäßig behandelt werden. 7. Endlich wird man gegen die Methode der Kuliſſen den Vor⸗ wurf erheben müſſen, daß es kaum möglich iſt, für die Zukunft der D ˙ 1 8 88. Die Begründung gemiſchter Eichen- und Buchenbeſtände. 139 betreffenden Beſtände ein klares Wirthſchaftsziel, wenn auch mit der in wirthſchaftlichen Dingen erforderlichen Beſchränkung, zu entwerfen. Insbeſondere betrifft dies die Umtriebszeit, der man bei der Beſtandes⸗ miſchung Rechnung tragen muß. Die Eiche hat auf ihren echten, für den Betrieb wichtigſten Standorten in der Regel eine andere, weit höhere Umtriebszeit als die Buche und als andere Holzarten, die auf den Zwiſchenſtreifen erzogen werden. Bei einem gleichmäßig über eine größere Fläche ausgedehnten Miſchbeſtand gilt die Eiche für die ganze Fläche als die die zukünftige Umtriebszeit beſtimmende Holzart. Die Buche nimmt alsdann nur eine dienende Stellung ein und hat auf die Umtriebszeit nur indirect, durch ihre Wirkung auf den Boden, auf den Wuchs und die Beſchaffenheit der Eiche, Einfluß. Wenn aber die Buche auf dem größern Theil der Fläche rein angebaut und herrſchend iſt, kann man ſie bezüglich der Umtriebszeit nicht einfach der Eiche unterordnen. Sie wird dann entweder mit der gleichen Umtriebszeit behandelt wie die Eiche, was ſich ökonomiſch nicht recht— fertigen läßt; oder ſie gelangt in der Mitte der Eichenumtriebszeit zur Verjüngung. Die Nachzucht einer Lichtholzart an ihrer Stelle iſt aber alsdann erſchwert. Ein Gleiches trifft auch für die Kiefer, die Weymouthskiefer und in noch höherm Grade auch für die Fichte zu. Wird aus dem Geſagten ein Reſumé gezogen, jo kann dies nur dahin gehen, daß die Kuliſſen trotz des beſtechenden Jugendwuchſes der Culturen eine richtige Methode des Eichenanbaus in Buchenſchlägen nicht ſind. Auf Boden von mittlerer Beſchaffenheit und in ſonnigen Lagen ſind ſie ſehr bedenklich, weil ſie die Bodenkraft ſchwächen. Auf gutem Boden leiſten ſie nicht genug für die Eichennachzucht. Auf exponirten Standorten nehmen ſie der Wirthſchaft die nöthige Sicher— heit. Am erſten wird man ſie an der nördlichen Grenze des Vor— kommens der Eiche und an nördlichen Abdachungen im Gebirge zur Ausführung bringen dürfen. Hier bedarf die Eiche ſchon in der Jugend den vollen Lichtgenuß; hier iſt ſie gegen Beſchattung ſehr empfindlich. Solche Verhältniſſe müſſen aber weit mehr als Ausnahme denn als Regel angeſehen werden. Ihre Berückſichtigung giebt aber eine Erklärung dafür, daß hauptſächlich in Norddeutſchland von der Methode der Kuliſſen Anwendung gemacht iſt, daß ſie in Süddeutſchland nur ſelten ſind und daß in Frankreich, wie man aus den bezüglichen Mittheilungen ſchließen darf, nie an ihre Anlage gedacht worden iſt. Bei der Ausführung der Kuliſſenhiebe kommt insbeſondere ihre Breite und ihr gegenſeitiger Abſtand in Betracht. Je nach der Breite ſind die im Vorausgegangenen hervorgehobenen Wirkungen von ſehr verſchiedenem Grade. Nur bei ſchmalen Streifen kommen die günſtigen 140 Siebenter Theil. Einflüſſe in Bezug auf Froſt, Hitze, Friſche und Unkraut zur Geltung, wogegen die Entwicklung der Jungwüchſe durch den Seitenſchirm zurückgehalten wird. Mit der Zunahme der Breite nehmen die be⸗ treffenden Flächen nach und nach den Charakter von Kahlſchlägen mit den Mängeln an, welche dieſen unter gewiſſen Verhältniſſen eigen⸗ thümlich ſind. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Kuliſſen um ſo breiter ſein müſſen und dürfen, je langſchäftiger und weiter ſchattend das Altholz iſt, in dem ſie zur Ausführung kommen. Die Höhe des Beſtandes bildet deshalb den gegebenen Maßſtab für die Breite der Kuliſſen. Als Maximum der letzteren darf man wohl die Baumlänge anſehen. Nach Ueberſchreitung derſelben nehmen die günſtigen Wirkungen des Seitenſchutzes mehr und mehr ab. Die Richtung der Kuliſſen wird in der Regel durch die be= ſtehenden Schlaggrenzen, zu denen ſie entweder ſenkrecht oder parallel laufen, beſtimmt. Hat man die Wahl, ſo wird man der Richtung von Nord nach Süd den Vorzug geben müſſen, weil hierbei der all: gemeinſte nachtheilige Einfluß, der in der Wirkung der Sonnenſtrahlen auf den Boden beſteht, am erſten vermieden wird. Um der Wind: gefahr vorzubeugen, würde der Richtung von Südweſt nach Nordoſt der Vorzug zu geben ſein. Doch iſt, wo Sturmgefahr vorliegt, gänzliche Enthaltſamkeit in Bezug auf Kuliſſen die einzig richtige Parole der Schlagführung. Je enger die Streifen an einander gelegt werden, um ſo ent⸗ ſchiedener treten die genannten Wirkungen hervor. Bei weitem Ab⸗ ſtand der Kuliſſen behalten die zwiſchenliegenden Altholzſtreifen noch einen gewiſſen ſelbſtſtändigen Charakter; bei geringerm wirkt der Einfluß des Lichtes von beiden Seiten zuſammen und erzeugt damit eine Verfaſſung des ganzen Schlages, die allen Regeln der Schlag— führung entgegenſteht. Bei vorſichtiger Schlagführung wird man die Entfernung der Kuliſſen mindeſtens doppelt ſo groß ſein laſſen, als ihre Breite. Damit wird jedoch kaum ein Drittel der Eiche überwieſen. 2. Löcherhiebe. Nach den wichtigſten wirthſchaftlichen Beziehungen den Kuliſſen⸗ culturen nahe verwandt iſt die Beſtandesbegründung der Eiche auf Löchern von rundlicher oder quadratiſcher Form, die durch Kahlhiebe, in der Regel in angehend haubaren Buchenbeſtänden, hergeſtellt werden. Die Bedingungen für die Entwicklung der jungen Eichen ſind hier ganz ähnliche wie auf den Kuliſſen. Im Allgemeinen haben ſich aber die Löcher unter den Forſtwirthen mehr Freunde erworben, als jene. Die Löcherwirthſchaft iſt weniger mechaniſch, ſie erfordert mehr Ver⸗ § 88. Die Begründung gemifchter Eichen⸗ und Buchenbeſtände. 141 ſtändniß und mehr Berückſichtigung der Boden- und Beſtandesverhältniſſe, als die Herſtellung von Kuliſſen; ſie greift oft weniger acut in den Beſtandesſchluß ein. Viele Verhältniſſe führen ganz ungeſucht zum Voranbau der Eiche auf Löchern. Das Auftreten von Boden⸗ verſchiedenheiten, das Vorkommen von alten Eichen und Buchen, die je früher je beſſer genutzt werden, das Vorhandenſein von Weichholz⸗ gruppen auf gutem Boden, giebt Anlaß, die Eiche in der Form von Horſten vor der Verjüngung des Hauptbeſtandes anzubauen. Häufig finden ſich auch in den älteren Beſtänden kleine Blößen, die, eventuell erweitert, zum Eichenanbau herangezogen werden können. Bei der Methode des Löcherhiebes iſt es immer leichter, den beſonderen Eigen- thümlichkeiten des Standorts, der für die Eiche von großer Bedeutung iſt, Rechnung zu tragen und die beſten Stellen für ſie auszuſuchen. In Bezug auf den Jugendwuchs der Eiche haben kleine Löcher, von nicht größerm Durchmeſſer als etwa Baumlänge, alſo von einer Größe von 3—8 ar, alle Vorzüge, die als charakteriſtiſch für Culturen auf ſchmale Streifen hervorgehoben wurden. Den auf ſolchen Löchern ausgeführten Culturen kommt der günſtige Bodenzuſtand direct zugute. Sie finden Schutz gegen Froſt, Hitze und austrocknende Winde durch den Seitenſtand des alten Holzes. In Folge der ſenkrechten Schirm: freiheit werden den Jungwüchſen die atmoſphäriſchen Niederſchläge zu Theil; auch iſt der Unkrautwuchs in den beiden erſten Jahren nicht ſo ſtark, um die Entwicklung gelungener Culturen nachtheilig zu be— einfluſſen. Einzelne Löcher, die in geſchützter Lage ausgeführt werden, haben nichts Bedenkliches. Es kann namentlich dann nichts gegen ſie eingewendet werden, wenn zu ihrer Anlage die Beſchaffenheit des Bodens und des Beſtandes in der vorerwähnten Richtung Veranlaſſung gegeben hat. Mit dem Größerwerden der Löcher nehmen aber die angegebenen Vorzüge ſchnell ab. Gegen Froſt kann eine runde Altholzwand die mittleren Theile größerer Löcher nicht mehr ſchützen. Das Unkraut entwickelt ſich auf großen Löchern mit beſonderer Ueppigkeit. Auch für den bleibenden Beſtand haben Löcher die Nachtheile der Kuliſſen im Gefolge. Die Aushagerung des Bodens iſt zwar minder ſtark als dort; doch kann man an den Nordſeiten der Löcher, die der Mittagsſonne ausgeſetzt werden, die Bodenverſchlechterung des an— ſtoßenden Altholzbeſtandes nach wenigen Jahren überall wahrnehmen. Und wenn, wie es meiſt empfohlen wird, die Löcher nach einigen Jahren zum Schutz der Eichen umrändert werden, ſo ſetzt ſich die bodenverſchlechternde Wirkung der Beſtandesöffnung weiter ins Innere fort. Die Schäden endlich, welche durch meteorologiſche Urſachen 142 Siebenter Theil. hervorgerufen werden, ſind bei den Löchern in noch höherm Grade zu befürchten, als bei den regelmäßigeren Kuliſſen. Es iſt ſchwieriger, bei einem von Löchern durchzogenen Beſtande Herr der Schlagführungen zu bleiben, als bei der leichter zu überſehenden Kuliſſenbildung. Sturm, Schnee und Eisanhang finden hier Gelegenheit, mit ihrer verderblichen Kraft einzuſetzen. Auch unter günſtigen Verhältniſſen können die auf Löchern her⸗ geſtellten Culturen den Anſprüchen, die an die Wirthſchaft geſtellt werden müſſen, nicht genügen. Beſchränkt man die Löcher auf eine geringe Zahl und auf ſehr kleine Flächengrößen, ſo wird viel zu wenig für die Eiche geleiſtet. Bei einem Abſtand der Löcher, der ihrem Durchmeſſer gleich iſt, wird nur Y,, bei einem Abſtand, der doppelt fo groß ift als der Durchmeſſer, nur ½ der ganzen Schlagfläche der Eiche überwieſen. Sind die Standortsverhältniſſe für die Eiche günſtig, ſo iſt dies aber ein gänzlich ungenügendes Verhältniß. Dem nachträglichen Anbau auf den mit Altholz zunächſt beſtanden bleibenden Flächen ſtellen ſich aber dieſelben Schwierigkeiten wie bei den Kuliſſen entgegen. Die ſpäteren Culturen ſind benachtheiligt in Bezug auf den Bodenzuſtand, den ſie vorfinden, den Schirm, unter dem ſie cultivirt werden, und in Bezug auf das Räumen des Altholzes, von dem ſie zu leiden haben. Zudem liegt, wenn man größere Flächen mit Eichen anbauen will, gar keine Veranlaſſung vor, einzelne Theile der Schlag— flächen vor anderen zu begünſtigen und dadurch die Einheitlichkeit der Beſtandesbildung zu erſchweren. Gleichmäßige Lichtungen des Altholzes ſind in jeder Hinſicht conſequenter und führen auch, wie überall die Anwendung richtiger Gedanken, zu beſſeren Reſultaten. Legt man aber die Löcher in ſolcher Menge in die Verjüngungsſchläge, wie es dem Intereſſe der Eichennachzucht auf geeignetem Standort entſpricht, ſo werden für die Altholztheile und für die Geſammtverfaſſung der Schläge diejenigen Schäden herbeigeführt, deren Vorbeugung unter allen Umſtänden eine der wichtigſten Aufgaben der Wirthſchaft bleiben muß. Hinſichtlich der Ausführung der Culturen bieten Löcher und Kuliſſen nichts von den allgemeinen Culturverfahren der Eiche Ab: weichendes. Saat verdient auch hier den Vorzug. Pflanzung dient mehr zur Ergänzung der Saaten und zur Stellvertretung beim Fehlen von Saateicheln. Von beſonderer Wichtigkeit iſt für Löcher und Kuliſſen die Dichtigkeit der Culturen. Sie hängt insbeſondere davon ab, ob man von dem begrenzenden Altholz füllenden Buchen⸗ aufſchlag oder Anflug erwartet. Beim Fehlen der Hainbuche wird für größere Löcher und breitere Streifen in der Regel auf genügende $ 88. Die Begründung gemijchter Eichen- und Buchenbeſtände. 143 Anſamung nicht gerechnet werden können. Und deshalb wird die Regel dahin gehen müſſen, daß die Culturen auf den Kuliſſen ſo dicht ausgeführt werden, daß die Eiche bald in ſich Schluß findet. IV. Anbau der Eiche unter Buchen Schirm. Die wirthſchaftlichen Mißſtände, welche aus dem Anbau der Eiche auf Löchern und Kuliſſen hervorgehen können, haben ihren Grund darin, daß bei ihrer Anlage von einem der allgemeinſten Principien der Forſtwirthſchaft, dem der Stetigkeit aller Veränderungen der Boden: und Beſtandesverhältniſſe, abgewichen wird. Beim geregelten Kahl— ſchlagbetrieb wird dieſem Princip dadurch Rechnung getragen, daß die Jahresſchläge ſchmal gehalten und allmählich an einander gereiht werden. Der geregelte Kahlſchlag verhält ſich in dieſer Beziehung weit beſſer als unter der Herrſchaft von Schlagwörtern oft angenommen wird. Beim Femelſchlagbetrieb wird das Princip der Stetigkeit durch allmähliche Lockerung und Unterbrechung des Kronenſchluſſes am beſtimmteſten befolgt. Bei den Löchern und Kuliſſen erfolgen aber die Veränderungen der Boden- und Beſtandesverhältniſſe ſprungweiſe. Sie ſtehen deshalb dem genannten Princip entſchieden entgegen. In der Erkenntniß, daß die Gefahren, welche den acuten Schlag— führungen durch Löcher und Kuliſſen folgen können, ſtärker ſind als die Beeinträchtigung, welche durch Zurückhaltung der jugendlichen Wachsthumsenergie erfolgt, iſt die neuere Wirthſchaft auch bei der Eiche von der Anlage der Löcher und Kuliſſen zurückgekommen und zum Anbau unter Schirm übergegangen. Das Beſtreben, die Eiche auf unbeſchirmten Flächen anzubauen, iſt durch ihr Lichtbedürfniß hervorgerufen worden. Es iſt in jedem Schirmſchlag zu ſehen, daß Eichen, die ſenkrecht freiſtehen, ſchneller wachſen als ſenkrecht beſchirmte. Bei aller Anerkennung des Bor: handenſeins des Licht: und Wärmebedürfniſſes kann man ſich aber beim Hinblick auf die Entwicklungsgeſchichte der Eiche im Großen der Erkenntniß nicht wohl verſchließen, daß ſie auf Standorten, die ihr zuſagen, wie insbeſondere auf beſſeren Böden in mildem Klima, in ihrer erſten Jugend ein nicht unbedeutendes Maß von Schatten ertragen kann, ohne in der Fähigkeit, gute Beſtände zu bilden, beeinträchtigt zu werden. Sie vermag ſich auf echten Eichen— ſtandorten unter dem eigenen faſt vollen Schirm längere Zeit wuchskräftig zu erhalten; ſie fühlt ſich unter dem lockern Schirm anderer mildſchattender Holzarten (Kiefern, Lärchen, Aspen ꝛc.) be: ſonders wohl; und auch ein durchbrochener ſenkrechter Schirm von Buchen mit hochangeſetzten Kronen thut ihrer Entwicklungsfähigkeit 144 Siebenter Theil. feinen erheblichen, nachhaltig wirkenden Eintrag. Es unterliegt aller: dings keinem Zweifel, daß überall durch jede Art von Beſchirmung der Jugendwuchs zurückgehalten wird. Allein ein möglichſt geſteigertes Jugendwachsthum iſt in der Forſtwirthſchaft ſo wenig unumſtößliche Regel wie in der menſchlichen Erziehung. Hier wie dort hat die Zurückhaltung jugendlichen Wachsthums ſogar gewiſſe Vorzüge von frühzeitig forcirter Entwicklung. In ſeiner Ausführung erleidet das vorliegende Verfahren der Cultur der Eiche unter Schirm zwei Modifi⸗ cationen, deren Anwendung danach beſtimmt wird, ob die unmittel— bare Geſellſchaft der Buche als förderlich oder nachtheilig für die Entwicklung der Eiche angeſehen wird. 1 Das Speſſarter Verfahren. Nach ſeinem jetzigen Stande iſt für das im Speſſart — aber auch in der Pfalz und wohl noch anderen Theilen der bayeriſchen Waldungen — angewendete Verfahren der Beſtandesbegründung von Eichen in Buchenbeſtänden zunächſt charakteriſtiſch, daß nur die beſten Standorte für den Anbau der Eiche ausgeſucht und daß die Flächen, die mit ihr im nächſten Wirthſchaftszeitraum angebaut werden ſollen, bei der Betriebsregelung örtlich feſtgelegt werden. Weiterhin iſt es Regel, daß, bevor die Cultur der Eiche zur Ausführung gelangt, der Boden gehörig dazu vorbereitet wird; zur Zeit der Cultur ſoll er ſich zu begrünen begonnen haben. Die Methode der Cultur iſt Saat und zwar grundſätzlich dichte Saat, entweder Vollſaat auf der ganzen Culturfläche oder Streifenſaat mit geringem Abſtand der Streifen. Der Schirmſchlag ſoll vorzugsweiſe aus ſchwächeren Buchen beſtehen und etwa 0,5 des Vollbeſtandes enthalten. Pflanzungen kommen nur ausnahmsweiſe zur Anwendung und werden ſo ausgeführt, daß ſie in ihrer Jugendentwicklung den Saatbeſtänden möglichſt nahe kommen. Wenn Buchenaufſchlag zur Zeit der Eichencultur vorhanden iſt, ſo wird er möglichſt vollſtändig beſeitigt. Die Lichtung und Räumung des Buchenſchirmes erfolgt in der Regel in 2 oder 3 Schlägen der: art, daß etwa in 6—8 Jahren die Räumung beendet iſt. Erfolgt bald nach der Eichenſaat ein Buchenmaſtjahr, ſo iſt dies für die Beſtandesbildung ſehr erwünſcht. Der Buchenaufſchlag fällt alsdann in die kleinen Lücken der Eichenſaat und iſt bei fortgeſetzter Pflege der Eiche unterſtändig zu erhalten. Erfolgt dagegen kein Buchen⸗ maſtjahr in der nächſten Zeit, ſo wird auf die Mitwirkung der Buche verzichtet; die Eiche gewinnt in ſich ſelbſt Schluß und muß das Ge— ſchäft der Aſtreinigung durch dichten Stand allein beſorgen. Die Buche wird dann erſt im Wege des Unterbaues eingeführt. 3 88. Die Begründung gemischter Eichen⸗ und Buchenbeſtände. 145 Die Größe der Flächen, welche für die Eiche beſtimmt werden, hängt ganz von der örtlichen Beſchaffenheit des Standorts ab. In den großen Sandſteingebirgen mit flacher, weiter Terrainausformung (Speſſart, Pfalz ze.) beträgt fie 3, 5, 10 bis 20 und mehr Hektare. Solche Flächen ſind aber nach forſtlichem Sprachgebrauch nicht als Horſte zu bezeichnen; es ſind vielmehr ſelbſtſtändige Wirthſchafts⸗ figuren, die als Unterabtheilungen ausgeſchieden werden müſſen. Wenn dies zunächſt noch nicht geſchieht, ſo wird es doch nöthig, ſobald die Beſtände ſpäter durchforſtet und verjüngt werden. Es iſt unmöglich, für Eichenbeſtände von der genannten Größe und für Buchen, die mit Nadelholz gemiſcht ſind, einheitliche Betriebsmaß⸗ regeln zu treffen und einheitliche Ertragsſätze auszuwerfen. Das Speſſarter Verfahren bietet daher keinen Beleg für die thatſächliche Anwendung des neuern Femelſchlagbetriebs mit principieller Hin- wirkung auf horſtweiſe Beſtandesbildungen. Es iſt vielmehr ſehr charakteriſtiſch, daß ſich die Speſſarter Wirthſchaft von dem horſt— weiſen Nebeneinander von Eiche und Buche, wie es jenem Betriebe entſpricht, mehr und mehr entfernt hat, daß ſie auf einheitlichem Standort auch einheitliche Beſtände zu erziehen ſucht. 2. Eichenanbau unter Buchenſchirm mit natürlicher Buchen⸗Verjüngung. Das Speſſarter Verfahren hat ſich aus der im Speſſart hervor⸗ getretenen Erfahrung herausgebildet, daß dort die nebenſtändige Buche der Eiche ſchädlich iſt, daß die Gefahr, durch die Buche todt gedrückt zu werden, größer iſt als der Vortheil, der ihr aus der unmittel⸗ baren Geſellſchaft der gleichalterigen Buche erwächſt. Abweichungen von dieſem Verfahren ergeben ſich naturgemäß für Standortsverhält⸗ niſſe und Wirthſchaftsgebiete, wo dieſe Gefahr nicht in gleichem Grade vorliegt, wo man den Nutzen der Buche durch Aſtreinhaltung der Eiche für größer anſieht, als den Schaden, den die Möglichkeit des Unterdrückens und Einengens herbeiführen kann, und wo man in der Lage iſt, die Concurrenz der Buche im annähernd gleichalterigen Miſchbeſtande durch Läuterung auf ein unſchädliches Maß zurück⸗ zuführen. In dieſem Falle iſt auf die natürliche Beſamung der Buche viel entſchiedener hinzuwirken, als es im Speſſart geſchieht. Und es ſind deshalb die Buchenſchläge derart zu halten, daß die Fähigkeit zur natürlichen Verjüngung der Buche nicht erheblich be— einträchtigt wird, daß die Begünſtigung der Eiche nur dadurch herbei⸗ geführt wird, daß die Zeit des Vorbereitungsſchlags verkürzt wird oder ganz in Wegfall kommt, daß die Schlagführung eine lichtere Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. . 10 146 Siebenter Theil. und ſchnellere iſt, als es ohne Rückſicht auf die Eiche den Regeln der Buchen⸗Verjüngung entſpricht. Alle Veränderungen in den Boden⸗ und Beſtandesverhältniſſen werden auf dieſem Wege allmählicher herbeigeführt. Es bleibt deshalb auch die Möglichkeit beſtehen, die Eiche in die ihr zunächſt noch nicht überwieſenen Theile der Ver⸗ jüngung ſpäter noch einzuführen und jo ihre Geſammtfläche zu er: weitern. Außer in den Schlagſtellungen unterſcheidet ſich das vorliegende Verfahren von dem Speſſarter noch durch den Verband der Eichen— culturen. Da der Schluß des jungen Beſtandes hier durch die Buche bewirkt werden ſoll, ſo braucht die Cultur der Eiche nicht in dichtem Verbande zu erfolgen. Sie wird in dieſem Fall mit einem Abſtand von etwa 2 m hergeſtellt, in welchem die Eichenſaat- oder Pflanz⸗ ſtreifen den gebildeten oder noch zu erwartenden Aufſchlag durchſetzen. Ob die eine oder andere der unter IV angegebenen Methoden des Eichenanbaues in Buchenſchlägen den Vorzug verdient, hängt insbeſondere von den Standortsverhältniſſen und der Möglichkeit der Pflege ab. Je günſtiger die Standortsverhältniſſe für die Eiche liegen, um ſo mehr wird man ſie in unmittelbarer Miſchung mit der gleichalterigen Buche erwachſen laſſen dürfen, ohne daß der Eiche daraus ein Nachtheil entſteht. Daß die vorſtehend aufgeführten Verfahren der Beſtandesbegrün⸗ dung vor den Kahlhieben ſehr entſchiedene Vorzüge beſitzen, wird die zukünftige Wirthſchaft noch viel beſtimmter ergeben, als es zur Zeit auf Grund vorliegender Erfahrung nachgewieſen werden kann. In den bis jetzt von Kuliſſen und Löchern durchzogenen Beſtänden ſind naturgemäß die guten Eigenſchaften dieſer Wirthſchaftsmaßregel, welche in dem Anſchlagen der Culturen liegen, hervorgetreten. Je weiter die Verjüngungen vorſchreiten, um jo mehr treten die Nach⸗ theile, die in den Gefahren des Altholzes und in der Schwierigkeit der Aufforſtung der zunächſt beſtockt gebliebenen Flächen beſtehen, zu Tage. V. Pflanzung mit ſtärkerm Material in Buchen -Verjüngungen. Endlich bedarf hier auch noch die bereits früher hervorgehobene Pflanzung von Eichenheiſtern, Halbheiſtern und Lohden in die Buchen: ſchonungen der Erwähnung. Sie hat in der neuern Zeit an Aus⸗ dehnung mehr und mehr abgenommen. In Bezug auf principielle waldbauliche Fragen bieten derartige Culturen nichts Beſonderes. Allgemeine Regel bleibt, daß Pflanzungen mit ſtärkerm Material auf guten Boden beſchränkt bleiben und daß bei der Wahl der § 88. Die Begründung gemiſchter Eichen⸗ und Buchenbeſtände. 147 Pflanzenſtärke auf den Umſtand Rückſicht genommen wird, daß Pflanzungen meiſt einige Jahre kümmern, während die Buche in geräumten Schonungen energiſch zu wachſen beginnt. Schließlich mögen mit Rückſicht auf den gegenwärtigen Stand der vorliegenden Frage in der forſtlichen Praxis hier noch einige Grundſätze hervorgehoben werden, welche der Verfaſſer als die wich—⸗ tigſten, als allgemein⸗gültige für die Begründung der Miſchbeſtände von Eiche und Buche anſieht. 1. Durch die Maßregeln, welche zum Zwecke des Eichenanbaues ergriffen werden, ſoll die Fähigkeit des Bodens zur natürlichen Verjüngung möglichſt erhalten werden. Die Bedeutung eines gut erhaltenen Waldbodens kann man kaum entſchieden genug betonen. Er iſt die Quelle und Grundlage aller forſtlichen Production. Daß aber die Gefahr einer Beein- trächtigung des Bodenzuſtandes in Folge des Beſtrebens, für die Eiche Licht zu ſchaffen, in hohem Maße vorliegt, läßt ſich nicht be⸗ ſtreiten. Die Bedeutung der Schlagſtellungen für die Erhaltung des Bodenzuſtandes iſt von allen forſtlichen Autoritäten auf wiſſenſchaft⸗ lichem und praktiſchem Gebiet aufs Entſchiedenſte betont worden. Sie muß auch in Zukunft beobachtet werden. Auch wenn man eine volle und dichte Buchenbeſamung gar nicht erſtrebt, ſelbſt wenn der Buchenaufſchlag vernichtet wird, ſo iſt doch der nur durch allmähliche Schlagſtellungen zu erreichende Bodenzuſtand für das Gedeihen der Jungwüchſe von unerſetzbarem Werth. Wenn nun auch für die Eiche eine gewiſſe Gegentendenz unvermeidlich iſt, ſo kann dieſe doch in einer für den Boden ſchonenden Weiſe bewirkt werden. Kuliſſen⸗ und Löcher⸗Kahlhiebe ſtehen mit dem ausgeſprochenen Grundſatz am entſchiedenſten im Widerſpruch. 2. Es iſt wünſchenswerth, daß die Eiche in allen Alters: ſtufen möglichſt unmittelbar von nachwachſenden Buchen um— geben iſt. | Bei einem horſtweiſen Nebeneinander beider Holzarten kommen die Vorzüge der Miſchung nicht zur gehörigen Geltung. Es iſt zwar bekannt, daß ſich kleinere Eichenhorſte, die ſich inmitten von Buchen⸗Verjüngungen befinden, oft beſonders gut entwickeln. Allein dieſer Vorzug iſt Folge des Umſtandes, daß Horſte beſſer überwacht und gepflegt werden können, als Miſchungen, die ſich über die ganze Beſtandesfläche ausdehnen. An ſich iſt der horſtweiſe Stand für die Eiche kein Bedürfniß. Beſſer erfolgt die Stammreinigung und Schaftausbildung, beſſer die Bodenbedeckung, wenn die Eiche allſeitig 10* 148 Siebenter Theil. von unterſtändigen Buchen umgeben, getrieben und von ihrem Laube genährt wird. Zudem leiſtet die Beſchränkung auf Horſte auf Flächen, die der Eiche günſtig ſind, viel zu wenig. Indeſſen ſo erſtrebenswerth die unmittelbare Miſchung von Eiche und Buche in der annähernd gleichalterigen Form auch iſt, ſo läßt fie ſich nicht überall und allgemein herſtellen. An der Wärme: grenze der Eiche, ſowie da, wo ein ſtetiger Läuterungstrieb nicht möglich iſt, kann die Gefahr des Buchenmitwuchſes größer ſein, als ſein Nutzen. Man wird deshalb den ausgeſprochenen Grundſatz in die Form einer Generalregel nicht bringen dürfen. 3. Die Eiche ſoll in um ſo ſtärkerm Grade angebaut werden und die Fläche um ſo vollſtändiger beherrſchen, je mehr ihr die Standorts verhältniſſe zuſagen. Es muß als Wirthſchaftsziel gelten, daß die Eiche auf ihr zu⸗ ſagendem Standort möglichſt voll angebaut wird. Auf Stand- orten, die nach Bodengüte und Lage an der Grenze gedeihlichen Eichenwuchſes liegen, wird dagegen die Beſchränkung beſſere Reſultate ergeben, als die Ausdehnung des Eichenbaues. Will man die Eiche an der Grenze ihres Standorts mit Erfolg anbauen, ſo iſt die Methode der Löcher und Kuliſſen, wodurch die Jungwüchſe von vorn— herein am meiſten begünſtigt werden, der beſte Weg. Auf guten Standorten führt dieſe Methode dagegen immer und überall zu un⸗ genügenden Reſultaten, weil dabei der Eiche zu wenig Fläche zu: gewieſen werden kann. 8 89. Die Pflege der Eichen⸗Schonungen. Wenn auch die Pflege der Culturen und Verjüngungen in ein beſtimmtes, durch Zahlen nachweisbares Verhältniß zu den Folgerungen der Bodenreinertragstheorie, die Gegenſtand dieſer Schrift ſind, nicht geſetzt werden kann, ſo wird ſie doch wegen ihrer großen Bedeutung für die Entwicklung der Beſtände, den Gang des Werthzuwachſes und damit auch für die Rentabilität der Wirthſchaft hier eine Stelle finden müſſen. Bei keiner andern Holzart iſt die Pflege der Jungwüchſe von ſo großer und nachhaltiger Bedeutung als gerade bei der Eiche. Die Gründe hierfür liegen zum Theil in den Standortsverhältniſſen, die ſie einnimmt, zum Theil in ihren eigenthümlichen phyſiologiſchen und wirthſchaftlichen Eigenſchaften und in dem dadurch bedingten Verhältniß, in welchem ſie zu den um die Beherrſchung des Bodens concurrirenden Forſtunkräutern, Weichhölzern ꝛc. ſteht. Wo die Be: § 89. Die Pflege der Eichen-Schonungen. 149 dingungen für ein gedeihliches Wachsthum der Eiche vorliegen, ſind ſie auch immer für andere Gewächſe gegeben, die ſich denn auch überall in ſtärkerm oder geringerm Maße, je nachdem Boden und Licht ihren Einfluß geltend machen, einzuſtellen pflegen. Bei der Buche und Tanne wird der Concurrenz anderer Gewächſe von vorn⸗ herein dadurch entgegengetreten, daß die Schläge dunkel gehalten werden. Die Eiche aber würde durch eine Schlagſtellung, die ſo dunkel iſt, daß keine gefährlich werdenden Schlagunkräuter ſich ein⸗ finden, zu ſehr in ihrer Entwicklung zurückgehalten werden. Man muß deshalb zu künſtlichen Mitteln greifen, um ihr in ihrer Jugendzeit zum Sieg im Concurrenzkampf ums Daſein zu verhelfen. Auf Erleichterung der ſpätern Pflege kann ſchon durch die Art der Culturen hingewirkt werden. Es iſt ein Vorzug regelmäßiger Saatſtreifen und regelmäßiger Saatrillen, daß man ſie behacken kann, wodurch die junge Eiche von der unmittelbaren Geſellſchaft der Un— kräuter, die ſich auf den Streifen einfinden, befreit und im Wuchſe gefördert wird. Abgeſehen hiervon hat man die Eiche gegen die großen, den Boden für ſich in Anſpruch nehmenden und die Eiche ſchnell überwachſenden, verdämmenden, überlagernden Unkräuter: Beſenpfrieme, Brombeere, Himbeere, Sauergräſer, Belladonna u. a. zu ſchützen, während ein Mitwachſen von locker ſtehenden Schlag⸗ gewächſen, Süßgräſern ꝛc., die der Eiche Raum laſſen, nicht nach⸗ theilig wird. Für die ſtarken, verdämmenden Schlaggewächſe aber dürfte die Regel ziemlich allgemein Geltung haben, daß ſie möglichſt gründlich beſeitigt werden müſſen. Ein oberirdiſches Weghauen hat bei den meiſten die Folge, daß ſie ſtarke Ausſchläge erzeugen, die das Uebel, das verhindert werden ſoll, von Neuem mit ſich bringen. Nächſt der Beſeitigung der die Eiche verdämmenden, erſtickenden und überlagernden Schlagunkräuter iſt der Aushieb der Stockausſchläge von Sträuchern (Haſel, Hollunder, Schneeball, Hartriegel, Weide ꝛc.), die ſich in der Regel da, wo Eichen angebaut werden, einfinden, die wichtigſte Aufgabe, welche im jugendlichen Beſtandesalter vorzunehmen iſt. Der ſchädigenden Wirkung der Stockausſchläge wird nach Möglichkeit ſchon durch die vorausgegangenen Schlagſtellungen, ins— beſondere durch rechtzeitige Vereinzelung und durch Ueberhalt derſelben, entgegengetreten. Die Eiche ſelbſt bedarf dagegen des Aushiebs von Vorwüchſen, Sperrwüchſen und Stockausſchlägen im Allgemeinen weniger als die Buche. Der Grund hierfür liegt einmal darin, daß die Eiche vorzugsweiſe durch Saat begründet wird und Saatbeſtände ſich immer gleichmäßiger entwickeln als natürliche Verjüngungen, die faſt immer mehreren Samenjahren angehören und in Folge deſſen mehr Bor: 150 Siebenter Theil. wuchs ꝛc. enthalten. Sodann iſt es bei der Eiche von größerer Wichtigkeit, daß fie ihre Krone ſchon frühzeitig herrſchend und eben- mäßig ausbilden kann. Auf die Möglichkeit ſpäterer Kronenbildung wird ſich kein Eichenzüchter ſtützen. Bezüglich der Eiche ſelbſt wird ſich daher die Pflege mehr auf die Regulirung der Krone durch Ab: nahme von ſtärkeren Aeſten, Beſeitigung von Zwieſelbildungen ꝛc., als auf die Beſeitigung von ſolchen vorwüchſigen ꝛc. Beſtandesgliedern zu richten haben. In gemiſchten Beſtänden hat die Läuterung der Eiche fort⸗ geſetzt die größte Bedeutung. Der Mangel an Pflege der gemiſchten Eichenſchonungen hat es veranlaßt, daß in den älteren Stangenorten der Antheil der Eichen, wie die vorhandenen Reſte (Stöcke, trockene, kümmernde Stangen ꝛc.) deutlich zeigen, faſt in allen größeren Wald⸗ gebieten Deutſchlands außerordentlich zurückgegangen iſt. Fortgeſetzt geht die Aufgabe der Läuterung in gemiſchten Schonungen dahin, daß die Eiche eine freie, gleichmäßig gebildete, vorwüchſige Krone erhält. Die darauf gerichtete Arbeit nimmt einen verſchiedenen Charakter an, je nachdem es ſich um vorübergehende oder bleibende Miſchungen handelt. Unter jenen ſind ſolche mit der Kiefer die wichtigſten, während die Fichte in allen Altersſtufen eine für das Zuſammen⸗ leben mit der Eiche ungeeignete Holzart iſt, die möglichſt frühzeitig und vollſtändig ausgehauen werden muß. Die Kiefer kann dagegen in der Jugend ſehr vortheilhafte Wirkungen auf die Entwicklung der Eiche ausüben, indem fie kleine Lücken füllt und ſeitlichen Schutz ge⸗ währt. Sie iſt insbeſondere auf gewiſſen Böden, welche in der Ober— fläche verarmt oder verwildert ſind, eine willkommene Begleiterin der Eiche, der ſie die Ungunſt der Entwicklungsbedingungen, die im Boden und Klima liegen, zu beſiegen hilft. Die Kiefer wird deshalb auch in manchen Wirthſchaften, wie insbeſondere in dem durch ſeine trefflichen Eichenculturen bekannten Viernheimer Revier (ebenſo aber auch in der Pfalz und a. a. O.) planmäßig den Eichenculturen eingefügt, um je nach der beiderſeitigen Entwicklung ſpäter zunächſt geſtutzt und dann ausgehauen zu werden. Zur dauernden Miſchung mit der Eiche kommt hauptſächlich die Buche in Betracht. Auf ſie erſtreckt ſich die Aufgabe der Läuterung in allen größeren Laubholzgebieten Deutſchlands in erſter Linie und in weiteſter Ausdehnung. Die Mittel, der Eiche die nothwendige freie Krone zu verſchaffen und zu erhalten, beſtehen einmal in dem Aushieb vor- und gleichwüchſiger Buchen und ſodann im Köpfen der⸗ ſelben. Ob das eine Verfahren vor dem andern den Vorzug verdient, hängt insbeſondere davon ab, ob neben den betreffenden Buchen⸗ 8 89. Die Pflege der Eichen-Schonungen. 151 Vorwüchſen ꝛc. andere, ſchwächere, Buchen vorhanden find, die den Zweck der Bodendeckung und Stammpflege der Eiche übernehmen können. Iſt dies der Fall, ſo wird ſich, wo wüchſige Eichen ſtehen, in der Regel der völlige Aushieb der vorwüchſigen und mitwüchſigen Buchen empfehlen, da die unterſtändige Buche in jeder Beziehung die Zwecke der Miſchung am beſten zu erfüllen im Stande iſt und dieſe durch den Aushieb der vorwüchſigen am Leben erhalten wird. Wo unterſtändige Buchen fehlen, wird man zum Köpfen ſchreiten, wobei die Eiche etwa im obern Drittel von der Umgebung der Buche befreit wird. Der Grad der Läuterung iſt verſchieden nach den Standorts— verhältniſſen. Wie bei allen Beziehungen von Eiche und Buche iſt es nicht ſowohl der Boden, deſſen weſentlichſte Eigenſchaften (Friſche, chemiſcher Gehalt, ſelbſt Tiefgründigkeit) beide Holzarten wenn auch nicht in gleicher, ſo doch in ähnlicher Weiſe begünſtigen, als vielmehr die Lage, welche zu Verſchiedenheiten der wirthſchaftlichen Behandlung Veranlaſſung giebt. In milderen Lagen, insbeſondere an Südhängen, bedarf die Eiche der pflegenden Aushiebe weniger; hier genügt oft ein ſchwacher Eingriff, um ſie gegen die Buche zu ſchützen. An den oberen Grenzen ihres natürlichen Standorts, in kälteren Lagen, an nördlichen Abdachungen ꝛc. iſt dagegen ein Aufbringen der Eiche im gleichalterigen Buchenmiſchbeſtande ohne ſehr energiſche und frühzeitige Läuterung nicht möglich. Die Beobachtung des Verhaltens derartiger Beſtände nach Läuterungen wird aber oft zu dem Reſultate führen, daß man den Anbau der Eiche auf ſolche Standorte beſchränkt, die ihren Anſprüchen voll genügen; daß man von dem Grenzgebiete wegbleibt, daß man fie ſogar da, wo fie auf unrichtigem Standort angebaut iſt, gar nicht berückſichtigt, ſondern durch die Natur zu Grunde richten läßt und rechtzeitig zur Miſchung von Buche mit Nadelholz übergeht, wodurch auf Standorten der genannten Art weit mehr ge⸗ leiſtet wird. Selbſt reine Buchen ſind unter Umſtänden weit em⸗ pfehlenswerther als mangelhafte Miſchbeſtände. | Der Beginn und die Wiederholung der läuternden Aushiebe find je nach der relativen Entwicklung beider Holzarten verſchieden. Sie müſſen erfolgen, bevor die Krone der Eiche, ſoweit ſie erhalten bleiben ſoll, ins Gedränge kommt, und ſind in kurzen Intervallen und ſo lange fortzuſetzen, bis das Wachsthum der Eiche geſichert iſt, wobei der Umſtand nicht unbeachtet gelaſſen werden darf, daß die Buche im Stangenholzalter in das Stadium ſtärkern Höhenwuchſes eintritt. Daß ſich allgemeine Regeln auf dem vorliegenden Gebiete nicht auf- ſtellen laſſen, daß hier vielmehr die „Bedeutung des Oertlichen“ in vollſtem Maße Geltung hat, iſt jedem Eichenzüchter zur Genüge bekannt. 152 Siebenter Theil. § 90. Die Durchforſtung der Eiche. A. Reine Eichenbeſtände. I. Die geometriſchen Grundlagen der Durchforſtung. Es beſteht bekanntlich bei vielen Forſtwirthen eine Abneigung, waldbauliche Verhältniſſe unter ſtrengeren wiſſenſchaftlichen Geſichts⸗ punkten zu betrachten, die Holzzucht auf ihre phyſiologiſchen, chemiſchen, nationalökonomiſchen und mathematiſchen Urſachen und Ziele zurück⸗ zuführen. Die Kenntniß der Forſtwirthſchaft gilt — und in vieler Hinſicht zweifellos auch mit Recht — als eine Folge der Erfahrung. Ein Urtheil über die wichtigſten Maßregeln, die die Betriebsführung zu ergreifen hat, wird durch Zuſammenfaſſung der Beobachtungen und wirthſchaftlichen Erfahrungen gewonnen, die man unter gleichen, ähn⸗ lichen, verſchiedenen oder entgegengeſetzten Verhältniſſen als den jeweilig vorliegenden gemacht hat. Sodann wird, ſeitdem Pfeil die „Bedeutung des Oertlichen“ treffend, vielſeitig und nachdrücklich betont hat, nicht ohne triftige ſachliche Gründe auf die Bedeutung der Einzelfälle im Gegenſatz zur Gültigkeit von Generalregeln hingewieſen, ſodaß man den Ausſpruch eines neuern Schriftſtellers (des Verfaſſers von „Rembrandt als Erzieher“) „Im Leben bedeutet die Theorie Nichts, der einzelne Fall Alles“ auch auf die Forſtwirthſchaft (ekr. Kautzſch, Weißtannenwirthſchaft) anzuwenden geneigt iſt. Insbeſondere dürfte dieſe Annahme auch bezüglich der Durchforſtungen zutreffen, für die ein eklektiſches Princip, bei dem Jeder aus der Summe vorhandener Theorien und Regeln das für gegebene Fälle am beſten Erſcheinende auswählt, mit Recht beliebt iſt. Trotz der Anerkennung der Erfahrung und der Bedeutung des Oertlichen, Einzelnen wird man ſich jedoch bei tieferm Eindringen in die Grundlagen des Wirthſchaftslebens der Erkenntniß nicht verſchließen, daß den Erfahrungen, die in der Forſtwirthſchaft gemacht werden, immer allgemeine phyſiſche, mathematiſche und ökonomiſche Urſachen zu Grunde liegen. Es iſt ferner unbeſtreitbar, daß in allen Einzel⸗ geſtaltungen, Einzelereigniſſen in der Natur wie in allen Zweigen des menſchlichen Lebens immer und überall allgemeine Principien wirkſam ſind und daß dieſe weitergehende und länger dauernde Gültigkeit haben als Einzelfälle. Durch die verſchiedene Bedeutung einerſeits des Principiellen und Allgemeingültigen, andererſeits des Beſondern unterſcheiden ſich aber gerade die Literatur und die Praxis. Die Literatur hat aus der Fülle des Beſondern das Allgemeingültige 8 90. Die Durchforſtung der Eiche. 153 hervorzuſuchen und darzuſtellen, wogegen für den forſtlichen Praktiker wie für den Arzt die gründliche und vollſtändige Erkenntniß und Be- handlung der Einzelfälle die wichtigſte Aufgabe iſt. In einem gewiſſen Gegenſatz gegen die Auffaſſung des Lebens als einer Summe von Einzelfällen und Einzelerſcheinungen darf man ferner darauf hinweiſen, daß ein wirklicher Fortſchritt auf allen Ge- bieten der Volkswirthſchaft ohne die belebenden Kräfte des Idealismus, ohne daß gewiſſe Normen als Grundlagen und Ziele aufgeſtellt werden, nicht möglich iſt. So wenig eine Kunſt ohne Ideale, eine Wiſſenſchaft ohne Ideen productiv wird, ſo iſt auch ein wirthſchaftlicher Fortſchritt nicht wohl denkbar, ohne daß in ihm ideale Elemente wirkſam ſind. Auch in der Forſtwirthſchaft ſind die wichtigſten Fortſchritte durch eine Verbindung des Idealen mit dem Concreten, die im Begriff der Normalzuſtände ihren Ausdruck fand, erfolgt. Auf dieſem Wege ſind alle Zweige der Betriebsregelung (Periodenbildung, Schlageintheilung, Wegenetzlegung u. a.) entſtanden; von dieſem Standpunkt können auch die Grundſätze der Durchforſtung aufgeſtellt, begründet und ausgeführt werden. Bei jeder Durchforſtung blickt der Forſtwirth auf die Krone der Stämme, denen die Durchforſtung zugute kommen ſoll; er ſucht ſie ſo zu beeinfluſſen, daß ſie vorwüchſig iſt und ſich gleichmäßig aus⸗ bildet. Bei der Eiche hat die Hinwirkung auf Erzeugung einer guten Krone in allen Lebensaltern ihre beſondere Bedeutung. Eichen mit zurückgebliebenen, eingeengten Kronen find unfähig, ihren wirthichaft- lichen Zweck zu erreichen. Alle Durchforſtungstheorien müſſen deshalb auch die Baumkrone zum Ausgangspunkt und zum Ziele nehmen. Indem man die Kronenbildung durch die Hiebsführung fördert, wird auch auf die gleichmäßige Ausbildung der Wurzel und auf die Her— ſtellung einer richtigen Stammzahl hingewirkt. Die Baumkrone läßt ſich einmal phyſiologiſch auffaſſen, inſofern ſie der Träger der wichtigſten Organe iſt, durch deren Thätigkeit der Zuwachs erzeugt wird. Sodann geſtattet die Krone, da ſie räumlich ausgedehnt iſt, aber auch eine mathematiſche Auffaſſung. Für die Größe ihrer Leiſtung iſt ihre Höhe, ihr Durchmeſſer und ihre Ober— fläche beſtimmend. Dieſe ihre geometriſchen Verhältniſſe ſind nicht für ſich allein, ſondern in Verbindung mit dem ganzen Stamme, der die Krone trägt, und mit dem Beſtande, dem ſie angehört, aufzufaſſen und darzuſtellen. Entſprechend der dreifachen Ausdehnung des Raumes laſſen ſich auch die Beziehungen der Durchforſtung zur Kronenbildung in mathematiſcher Hinſicht nach einer dreifachen Richtung betrachten: in Bezug auf Höhe der Krone, in Bezug auf die horizontale Fläche, 154 Siebenter Theil. die ſie einnimmt und in Bezug auf die Holzmaſſe, die ſie erzeugt Den Maßſtab für die relative Höhe der Baumkrone bildet das Ber: hältniß, in welchem ſie zur Geſammthöhe des Baumes ſteht. Den Maßſtab für die Flächenausdehnung der Krone bildet das Verhältniß, in welchem der Raum, den ſie einnimmt, zur Kreisfläche des Schaftes in Bruſthöhe ſteht. Den Maßſtab für die Maſſe, welche bei den Durch— forſtungen zu nutzen iſt, bildet der Zuwachs, der durch die gemeinſame Thätigkeit der Baumkronen auf einer gegebenen Fläche erzeugt wird. Im Nachſtehenden iſt die Art der Durchforſtung auf die Höhe des Kronen— anſatzes gegründet, während die Beziehungen der Kreisflächen und des Zuwachſes zur Durchforſtung erſt ſpäter zur Darſtellung kommen. II. Begründung eines Durchforſtungsprincips nach der Höhe des Kronenanſatzes. Es iſt zweifellos für die praktiſche Forſtwirthſchaft von großer Wichtigkeit, ein Urtheil darüber zu gewinnen, in welcher Höhe die Kronen der Stämme angeſetzt ſein, bis zu welcher Höhe die Schäfte aſtrein erwachſen ſollen. Mißverſtändniſſe über die Zweckmäßigkeit verſchiedener Durchforſtungsgrade haben oft darin ihren Grund, daß man ſich hierüber nicht die gehörige Klarheit verſchafft. Unterſucht man einzelne Stämme, ſo ergiebt ſich zwar hier, analog anderen Er— gebniſſen des phyſiſchen, wirthſchaftlichen und geiſtigen Lebens, daß das genannte Verhältniß auch unter gleichen oder ähnlichen Ent: wicklungsbedingungen ein ſehr verſchiedenes iſt. Die Nachweiſungen des Kronenanſatzes der im $ 81—83 aufgeführten Stämme geben hierfür beſtimmte Belege. Verfährt man aber nach den Regeln der großen Zahlen der Statiſtik oder beſchränkt man ſich auf gewiſſe charakteriſtiſche Typen, ſo zeigt ſich auch hier, wie überall, weit mehr Ordnung und Geſetzmäßigkeit, als die bunte Oberfläche der bezüg⸗ lichen Erſcheinungen erwarten läßt. Allgemein tritt die in den natürlichen Wuchsbedingungen begründete Erſcheinung hervor, daß die Kronen um ſo tiefer angeſetzt ſind und daß ihre Höhen einen um ſo größern Antheil an der Geſammthöhe der Bäume beſitzen, je mehr Wachsraum dieſe in den verſchiedenen Altersſtufen gehabt haben. Am tiefſten angeſetzte Kronen beſitzen die frei erwachſenen Eichen auf Hütungsräumden, die, früher ſehr häufig, jetzt mehr und mehr geſchwunden find. Von den im § 81 hervorgehobenen Be: ſtänden zeigen die im Mittelwald und als Ueberhalt im Niederwald erwachſenen Eichen der Oberförſterei Weilburg die am tiefſten an⸗ geſetzten Kronen. Sodann die aus Mittelwald in Hochwald über: geführten Eichen des gleichen Bezirks und der Lothringer Waldungen. 8 90. Die Durchforſtung der Eiche. 155 Hieran ſchließen ſich die regelmäßig durchforſteten und gelichteten Hochwaldbeſtände des Speſſart, der Pfalz und des Regierungs⸗ bezirks Wiesbaden. Am höchſten angeſetzt ſind die Kronen in den gedrängt erwachſenen Heiſterbeſtänden des Speſſart und in den mit gleichalten Buchen gemiſchten Beſtänden. Auch innerhalb der einzelnen Beſtände ſind die Höhen, in welchen die Kronen angeſetzt ſind, in noch höherm Grade, als jene meiſt regelmäßigen Stämmen entnommenen Zahlen erkennen laſſen, verſchieden. Es gilt in dieſer Hinſicht für die verſchiedenen Indi⸗ viduen dieſelbe Regel wie für verſchiedene Beſtände: Je mehr Wachs⸗ raum die einzelnen Individuen eines Beſtandes gehabt haben, um ſo größer iſt das Verhältniß der Kronenlänge zur ganzen Baumhöhe. Es iſt ohne Weiteres einleuchtend und kann in den Beſtänden jeder Art zahlenmäßig belegt werden, daß der tiefere und der höhere Kronenanſatz ſowohl Vorzüge als Nachtheile beſitzen. Die für Werth und Ertrag vortheilhaften Seiten der tiefer gehenden Krone beſtehen in der Bildung ſtärkerer Durchmeſſer, die ungünſtigen in dem größern Antheil, der auf das geringwerthige Aſt- und Reisholz entfällt, in dem ſtärkern Abfall und der geringern Schaftreinheit der Stämme. Umgekehrt verhält es ſich mit Stämmen und Beſtänden, die ſehr hoch angeſetzte Kronen haben. Sie enthalten viel aſtreines Stamm⸗ holz; aber die Stärke des Durchmeſſers genügt nicht den zu ſtellenden Anforderungen. Als einzig richtiger Maßſtab für die Vergleichung der Reſultate verſchiedener Erziehung kann nur der Werth des durch— ſchnittlichen Feſtmeters, der in den verſchiedenen Altersſtufen erreicht wird, angeſehen werden. Dieſer iſt nun, wie die Mit⸗ theilungen im § 86 erſehen laſſen, auch unter gleichen phyſiſchen und ökonomiſchen Verhältniſſen ſehr verſchieden. Es geht jedoch aus allen diesbezüglichen Unterſuchungen beſtimmt hervor, daß bei den Extremen der Kronenſtellung vorwiegend die ungünſtigen Seiten des Werthzuwachsganges hervortreten, daß das zu erſtrebende Verhältniß des Anſatzes der Kronen deshalb nur in der Mitte liegen kann, die hier in Wahrheit eine goldene genannt werden darf. Welcher Art nun die richtige Mitte für die Höhe des Kronen anſatzes ſein ſoll, iſt mit abſoluten, allgemein gültigen Verhältniß⸗ zahlen nicht nachzuweiſen. Es muß hierbei auf die Verſchiedenheiten, die ſich durch die ſtandörtlichen, beſtandesgeſchichtlichen und ökonomiſchen Verhältniſſe ergeben, gehörig Rückſicht genommen werden. Auch iſt der Begriff der Krone im Einzelfalle nicht immer ein feſter. Die Krone enthält in der Regel kümmernde und abſterbende Theile; oft befinden ſich auch unterhalb der Krone einzelne ſtärkere Aeſte. 156 Siebenter Theil. Indem der Verfaſſer nun die im §S 81— 83 niedergelegten An- gaben über den thatſächlichen Kronenanſatz charakteriſtiſcher Stämme zu Grunde legt, auf den im § 86 enthaltenen Nachweis des Ver— laufs des Werthzuwachſes Bezug nimmt und ſeine eigenen, aus der Wirthſchaft gewonnenen Anſchauungen und Erfahrungen gewiſſer⸗ maßen concentrirt, gelangt er zu der Folgerung, daß für die im Hochwaldſchluſſe erzogenen Beſtände einerſeits die geſunde, allſeitig entwickelte Krone (ausſchließlich abſterbender Theile und Einzeläſte) mindeſtens ein Drittel der ganzen Baumlänge einnehmen — daß andererſeits aber auch das untere aſtreine Stammſtück mindeſtens ein Drittel der ganzen Stammlänge betragen ſoll. Das zwiſchen lebender Krone und aſtreinem Stamm befindliche äſtige Stammſtück ſoll hiernach in maximo (wenn Krone und unteres Stammſtück gerade ihr Minimum einnehmen) ein Drittel betragen. Jeder Stamm, der zur Fällung gelangt, zerfällt dieſer Auffaſſung zufolge in drei, nach ihrer phyſiologiſchen Bildung und wirthſchaftlichen Bedeutung ver— ſchiedene Stücke: Erſtens das unterſte Stammſtück, welches frei von Aeſten iſt, beim hiebsreifen Stamm Schneideholz liefert und für alle wirthſchaftlichen Aufgaben Grundlage und Ziel bildet; zweitens das mittlere Stammſtück, welches abgeſtorbene Aeſte, Aſtſpuren, meiſt auch einzelne grüne Aeſte enthält und beim hiebsreifen Stamme in der Regel Bau⸗ und Schwellenholz liefert; drittens die grüne Krone, die Brenn⸗, Knüppel⸗ und Reisholz liefert und deren Bedeutung nicht in ihrem ökonomiſchen Gebrauchswerth, ſondern in ihrer Arbeits— fähigkeit enthalten iſt. Das untere Drittel nach Möglichkeit, ſoweit es die Bedingung der Kronenlänge geſtattet, zu verlängern, liegt im wirthſchaftlichen Intereſſe. Im Großen werden jedoch bei Einhaltung der für die Herſtellung entſprechender Stammſtärken nothwendigen Bedingung der Kronenhöhe beſſere Verhältniſſe, als daß Aſtreinheit bis zu ein Drittel der Baumhöhe vorliegt, nur ſelten möglich ſein. Um die Maßnahmen der praktiſchen Wirthſchaft in der vor⸗ liegenden Richtung zu begründen, muß auch auf das derſelben zu Grunde liegende Princip hingewieſen werden, das hier wie in allen wirthſchaftlichen Beziehungen im Grunde viel einflußreicher iſt, als bei der Ausführung der einzelnen Aufgaben der Praxis, für die ſich in der Regel eine gewiſſe Gewohnheit bildet, angenommen wird. Es iſt ohne Weiteres einleuchtend, daß die Bodenreinertragstheorie, conſequent durchdacht und befolgt, zu früheren und ſtärkeren Durch⸗ forſtungen und damit auch zu einem tiefern Anſatz der Krone führt, als die Waldreinertragstheorie, weil die durchſchnittliche Werth: erzeugung, die für den Waldreinertrag beſtimmend iſt, längere Zeit 8 90. Die Durchforſtung der Eiche. 157 anſteigt als die procentuale, deren Bedeutung bei der Bodenrein⸗ ertragstheorie beſtimmter hervortritt. Von einem weitern Eingehen auf dieſen an ſich praktiſch wichtigen Punkt wird hier jedoch Abſtand genommen, da eine zahlenmäßige Darlegung dieſer Beziehungen gerade bei der Eiche nicht möglich iſt. Für die Art und Grade der en iſt nun in höherm Maße als das Verhältniß zwiſchen den einzelnen Stammtheilen zur Zeit der Fällung hiebsreifer Stämme die Frage von Bedeutung, ob dieſes Verhältniß an den lebenden Stämmen im Laufe der Entwicklung der Beſtände gleichbleiben, abnehmen oder zunehmen joll. Je nach: dem das eine oder andere der Fall iſt, müſſen die Durchforſtungen ſchwächer oder ſtärker geführt werden. Eine abſolute und allgemein gültige Regel wird auch in dieſer Hinſicht nicht gegeben werden können. Im Einzelfall iſt daſſelbe nicht nur zu den phyſiologiſchen Grundlagen des Baumwuchſes, ſondern auch zu den ökonomiſchen der Verwerthung in Beziehung zu ſetzen. Ohne auf die in dieſer Hin- ſicht denkbaren Combinationen weiter einzugehen, unterſtellt der Ver— faſſer für die im regelmäßigen Hochwaldſchluß erwachſenen Beſtände, daß das Verhältniß der Kronen- zur Baumhöhe während der ver— ſchiedenen Stufen der Entwicklung nicht ab- oder zunehmen, ſondern gleich bleiben ſoll. Indem man eine ſolche Theorie aufſtellt, ge— langt man mit der Scala für den Höhenwuchs zugleich zu einer ſolchen für die Höhe des Kronenanſatzes. Für die in den Para⸗ graphen 81—83 aufgeführten Beſtände ergeben ſich unter Ausſchluß der Zwieſel ꝛc. folgende Höhen für den Kronenanſatz, wobei noch beſonders hervorgehoben wird, daß hier unter der Krone nur die allſeitig entwickelte geſunde grüne Krone, nicht aber verkümmerte Reſte der frühern Krone und Einzeläſte verſtanden werden. a) Wirthſchaftsgebiet Speſſart. Höhe des Nr. Ortsbezeichnung Beſtandesart Kronenanſatzes 1 Oberförſterei Rothen⸗ 400 jährige Eichen, von jüngeren 14—22 buch, Abtheilung Meis- Buchen umgeben, plenterwaldartigen 18 buch und Glasrück Beſtand bildend 2 Forſtamt Rohrbrunn, 250jährige Eichen, in reinem Be: | 16— 21 Geyersberg ſtand in gedrängtem Schluß, ohne 1 Durchforſtung, erwachſen 5 3 Oberförſterei Sal⸗ 200 —240jährige Eichen, mit gleich: | 13—19 münſter, Diſtrict 26 alten Buchen in wechſelndem Ver 16 und 32 hältniß gemiſcht 4 Oberförſterei Kaſſel, 90jährige Eichen, durchforſtet und | 14—18 Diſtrict 128 frühzeitig unterbaut TE 158 Siebenter Theil. b) Wirthſchaftsgebiet Regierungsbezirk Wiesbaden. Nr. Ortsbezeichnung Beſtandesart 3 1 Oberförſterei Johannis⸗ 100 —110jährige Eichen, in regel⸗ 14—17 burg, Diſtriet 8 mäßigem Hochwaldſchluß erwachſen 15,5 2 Oberförſterei Weil- 8sjährige Eichen mit gleichalten 16—19 burg, Diſtriet 52 Buchen, in vollem Schluß erhalten 17 3 Oberförſterei Meren⸗ 75—80jährige Eichen, zur Ber: | 11—18 berg, Diſtrict 43 jüngung im 65. Jahre gelichtet Piss 4 | Oberförſterei Weil- 67jährige Eichen, im 55. Jahre fräf- | 8—14 burg, Gemeindewald [tig durchforſtet, gelichtet und unter⸗ 11 von Selters baut 5 Oberförſterei Meren⸗ |45—50jährige Eichen im 35. bis 7—8 berg, Gemeindewald 40. Jahre gelichtet und mit Fichten von Lahr unterbaut 6 Oberförſterei Weil- 100 —170jährige Eichen, freiſtändig, 6—8 burg, Gemeindewald als Oberholz frühern Mittelwaldes 7 von Cubach erwachſen b Für die forſtliche Praxis führt die Anwendung des genannten phyſiologiſch-geometriſchen Durchforſtungsprincips zu der Frage, bei welchem Grade und bei welcher Art der Durchforſtung das annähernde Gleichbleiben des Verhältniſſes zwiſchen Kronen- und Stammlänge erreicht wird. In dieſer Hinſicht iſt Folgendes zu bemerken: Wird durch frühzeitig eingelegte ſtarke Hiebe die Krone um: lichtet, ſo bleibt die abſolute Höhe des Kronenanſatzes über dem Boden faſt unverändert. Es ſterben alsdann keine Aeſte der eigent- lichen Krone ab. An ihrer Spitze nimmt dagegen die Krone um den vollen Betrag des Höhenwuchſes zu; das Verhältniß der Krone zur Geſammtlänge des Baumes wird daher fortgeſetzt ein größeres. Findet andererſeits keine oder eine ungenügende Entnahme von Stämmen ſtatt, ſo erfolgt ein Drängen der übergroßen, um die Herrſchaft ringenden Stämme, das, wie jeder überfüllte Beſtand zeigt, zur Folge hat, daß die unteren Theile der Krone in ſtärkerm Grade zum Abſterben gebracht werden, als dem Gleichbleiben des Verhältniſſes von Kronen- und Baumhöhe entſpricht. Soll die Höhe der Krone ſtetig im Verhältniß von zwei Drittel des Höhenwuchſes am Stamme hinaufrücken, ſo kann dies nur ſo geſchehen, daß die genannten Extreme vermieden werden. Das vorſtehend begründete phyſiologiſch-mathematiſche Durch⸗ forſtungsprincip iſt nicht nur für die Grade der einzelnen Durch— forſtungsſtadien von Wirkſamkeit, ſondern es enthält zugleich eine § 90. Die Durchforſtung der Eiche. 159 allgemeine Tendenz für den relativen Gang des Durchforſtungsbetriebs in ſeiner zeitlichen Folge. Soll die Reinigung der Stämme von Aeſten in der Periode des lebhaften Höhenwuchſes dieſem entſprechend bewirkt werden, ſo müſſen die Beſtände in dieſer Periode gedrängter erwachſen, als ſpäter, damit das Abſterben auch wirklich zu Stande kommt. Nimmt der Höhenwuchs ab, ſo muß auch der Abfall der Aeſte verlangſamt werden, wenn jenes Verhältniß keine Aenderung erleiden ſoll. Findet endlich gar kein Höhenwuchs ſtatt, ſo läßt ſich das Gleich— bleiben des Verhältniſſes von Krone und Baumhöhe nur dadurch auf- recht erhalten, daß die Stämme umlichtet werden. Im Allgemeinen führt hiernach ein Gleichbleiben des Verhältniſſes von Kronen- zur Stammlänge zu mäßig begonnenen, allmählich verſtärkten Durchforſtungen, an die ſich Lichtungen gleichfalls mit allmählich zunehmender Tendenz anſchließen. Es ſteht hiernach mit den Durch⸗ forſtungsmethoden, die insbeſondere durch Karl Heyer und in neuerer Zeit durch Kraft vertreten ſind, in Uebereinſtimmung und ſetzt voraus, daß ſchlecht geformte vorwüchſige Stämme ſchon im Wege der Läuterung, nicht durch ſpätere Plenterdurchforſtung, entfernt werden. B. Gemiſchte Beſtände. Die einzige Holzart, welche dauernd eine unmittelbare Be: gleiterin der Eiche bleibt und für deren Miſchung Durchforſtungs⸗ regeln von beſonderer Bedeutung ſind, iſt die Buche. Die Miſchung mit der Kiefer, obwohl in der Jugend unter Umſtänden von förder— licher Wirkung auf den Wuchs der Eiche, trägt doch in der Regel nur einen vorübergehenden Charakter. Soll ſie erhalten bleiben, wie es in Zukunft insbeſondere als eine Folge von Löcher- und Kuliſſen⸗ hieben auf mittelmäßigem Boden ſich oft nothwendig erweiſen wird, ſo muß eine flächenweiſe Sonderung beider Holzarten eintreten, wobei dann jede, abgeſehen von den Rändern der Horſte und Streifen, nach den ihr eigenthümlichen Regeln zu durchforſten iſt. Wird der unter A. II ausgeſprochene Grundſatz, daß die Krone der Eiche in einem gewiſſen, gleichbleibenden Verhältniß zur Länge des ganzen Stammes ſtehen ſoll, auch auf Miſchbeſtände von Eiche und Buche ausgedehnt, ſo führt derſelbe hier zu ganz anderen Reſultaten. Dieſelbe Kronenbildung, welche in reinen Beſtänden durch den gegen— ſeitigen Druck gleich hoher Stämme bewirkt werden ſoll, wird durch die Buche, wenn ſie der Eiche unterſtändig iſt, herbeigeführt, wogegen eine Buche, die in gleicher Höhe mit der Eiche Schluß bildet, die Krone dieſer letztern einengt und ſchließlich zum Abſterben bringt. Die Durch⸗ forſtung geht deshalb in den Miſchbeſtänden von Buche und Eiche fortgeſetzt 160 Siebenter Theil. dahin, der Eiche eine freie Krone zu verſchaffen. Sie entnimmt Stämme, die der Eiche vorwüchſig oder gleichwüchſig ſind oder die vorwüchſig zu werden drohen, ohne daß dadurch, wie in reinen Beſtänden, die Gefahr äſtiger Stammbildung für die umlichtete Eiche hervorgerufen wird. Wegen des vorſtehend charakteriſirten, allgemein bekannten Ver⸗ haltens der Miſchbeſtände von Eichen und Buchen geben dieſe für die Ausführung der neueren Durchforſtungstheorien die beſten Objecte ab. Man wird nicht fehlgreifen, wenn man annimmt, daß gerade Miſch⸗ beſtände von Buche und Eiche den Ausgangspunkt für die Beſtrebungen, neue Grundſätze für die Ausführung der Durchforſtungen aufzuſtellen, gebildet haben. In der That haben hier Durchforſtungen nach den Ideen von Borggreve, von G. Wagener, ſolche nach dem Poſteler Verfahren nicht die geringſten Bedenken. Bei der Durchforſtung von Eichen⸗ und Buchenmiſchbeſtänden kommt überall die ſog. Plenter⸗ durchforſtung zur Anwendung, da nur auf dieſem Wege die Eichen bei der Einzelmiſchung mit der Buche zu erhalten ſind. Ferner kann und muß hier ſchon frühzeitig eine Umlichtung der Kronen im Sinne von Wagener bewirkt werden; die Gefahr der Ausbildung von Protzen liegt nicht vor, ſobald unterſtändige Buchen in der Nähe der um⸗ lichteten Eichen ſich befinden. Endlich zeigt auch die Bildung einer doppelten Etage, wo die Buche den Unterſtand, die Eiche die obere Etage bildet, die vortheilhafteſten Seiten. Sie kann als ſtändiges Ziel der Durchforſtung im Miſchbeſtande angeſehen werden. Aus den zutreffenden Reſultaten, die die modernen Durchforſtungs— theorien für Miſchbeſtände von Buchen und Eichen ergeben, darf man jedoch nicht den Schluß ziehen, daß eine Verallgemeinerung der: ſelben jemals Berechtigung erlangen könnte. Reine Beſtände verhalten ſich in dieſer Beziehung ganz anders. Sie müſſen Schaftreinheit durch die Concurrenz der gleich hohen Kronen erlangen und deshalb im Schluß erzogen werden. Dies iſt nur möglich durch Begünſtigung der herrſchenden Stämme, von denen deshalb diejenigen, welche zur Herrſchaft nicht geeignet ſind, rechtzeitig, im Wege der Läuterung zu entfernen ſind. § 91. Der Unterbau der Eiche. I. Begründung des Unter baues. Ueber die Maßregel des Unterbauens lichtkroniger Holzarten hat der Verfaſſer ſeine Anſicht bereits bei der Kiefer (ekr. Band III, § 73) ausgeſprochen und begründet. Soweit das dort Geſagte allgemeine 8 91. Der Unterbau der Eiche. 161 Bedeutung hat, wird hier darauf Bezug genommen und nachſtehend nur das hervorgehoben, was für die Eiche in ihren wichtigſten deutſchen Standortsgebieten charakteriſtiſch iſt. Unter den in Deutſchland am meiſten vorherrſchenden Standortsverhältniſſen werden der Eiche die beſten Entwicklungsbedingungen gegeben, wenn ſie von früher Jugend an von der Buche unmittelbar umgeben iſt. Durch die Art der Schlagſtellungen, durch die Zeit und Art der Cultur, durch fortgeſetzte Pflege der Schonungen, durch die Art und Weiſe der Durchforſtungen läßt ſich die Eiche unter den meiſten und wichtigſten wirthſchaftlichen Verhältniſſen, auf den ihr günſtigen Standorten, derart erziehen, daß ſie eine der Buche vorwüchſige Krone ausbildet und behauptet. Auf dieſem Wege wird das beſte, aſtreinſte, am gleichmäßigſten gebaute Holz erzeugt, das unter gegebenen Verhältniſſen zu erzeugen möglich iſt. Wie die Erfahrungen, die in großen charakteriſtiſchen Wirthſchafts⸗ gebieten gemacht ſind, ergeben haben, läßt ſich jedoch die zur Erzeugung guter Stämme nothwendige Kronenbildung in annähernd gleichalterigen Miſchbeſtänden von Eiche und Buche nicht immer erreichen. Auf manchen Standorten, wo man auf die Eiche nicht verzichten will, beſitzt die Buche in gewiſſen Altersſtufen eine jo entſchiedene Wachs⸗ thumsenergie, daß es auch bei andauernder Pflege nicht möglich iſt, der Eiche, ohne die Beſtände zu verwüſten, den erforderlichen Höhen- vorſprung zu ſichern. Hierher gehören insbeſondere diejenigen Lagen, welche in klimatiſcher Hinſicht an der obern Grenze gedeihlichen Eichen— wuchſes ſtehen, wie insbeſondere gewiſſe Höhenlagen der Gebirge, nördliche Abdachungen ꝛc. Auch unter Standortsverhältniſſen, die der Eiche an ſich günſtig find, iſt es nicht immer möglich, die Buchen— verjüngungen ſo zu leiten, wie es für die Entwicklung der Eiche wünſchenswerth iſt. In allen in dieſer Hinſicht zweifelhaften Fällen bleibt es empfehlenswerth, die Eiche auf den Flächen, die ſie einnehmen ſoll, voll und gehörig dicht anzubauen. Erfolgt alsdann nicht bald nach der Eichencultur ein Buchenmaſtjahr, ſo entſtehen bei entſprechender Lichtung mehr oder weniger reine Eichenſchonungen. Auch abgeſehen von den Maßregeln bei der Verjüngung giebt es in Gebieten, wo der Miſchwald wünſchenswerth iſt, reine Eichenbeſtände von größerer oder geringerer Ausdehnung. Sollen ſolche in hohem Umtrieb zu Schneideholz erzogen werden, ſo wird es ſich in der Regel empfehlen, ſie im Stangenholzalter zu unterbauen. Zur Begründung dieſer Maßregel iſt Folgendes hervorzuheben: 1. Der allgemeinſte und wichtigſte Zweck des Unterbaues geht dahin, daß durch ihn der Boden in einem für die nachhaltigen Zwecke der Wirthſchaft beſſern Zuſtand erhalten wird, als es in reinen Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 11 162 Siebenter Theil. Eichenbeſtänden möglich iſt. In reinen Eichenbeſtänden bildet ſich bei einer Stellung der Stämme, wie ſie zur Bildung genügender Stamm⸗ ſtärken herbeigeführt werden muß, ein Ueberzug von Gräſern u. a. krautartigen Standortsgewächſen. In der Regel finden ſich auch Sträucher von Haſel, Hartriegel, Schneeball, Dornen ꝛc. ein. Beides iſt für die ſpätere Behandlung ꝛc. der Beſtände nicht günſtig. Die praktiſchen Forſtwirthe ſind darüber nicht im Zweifel, daß eine Bodendecke von Laub, wie ſie in unterbauten Beſtänden ſich bildet, für die Wahrung der Bodenkraft und die ſpätere Verjüngung vortheilhafter iſt, als ein Ueberzug von Gräſern, Kräutern, Sträuchern ꝛe. 2. Außer der Pflege, welche dem Boden durch die ſchützende und beſſernde Wirkung einer ſchattenertragenden Holzart zu Theil wird, iſt zur Begründung des Unterbaues zu bemerken, daß es ohne ihn gar nicht möglich iſt, die im Boden liegenden chemiſch-phyſikaliſchen Stoffe und Kräfte gehörig auszunutzen. Wie jede Unterſuchung an concreten Beſtänden zeigt, iſt die Zuwachsleiſtung älterer Eichenbeſtände geringer als der Zuwachserzeugungsfähigkeit des Bodens entſpricht. Der Ueberſchuß der Bodenkraft kommt in der Hervorbringung eines Bodenüberzugs zur Erſcheinung, deſſen Entſtehung und Entwicklung nur beim Vorhandenſein eines ſolchen Ueberſchuſſes vor ſich gehen kann. Welcher Art die Ziele der Wirthſchaft nun auch ſein mögen, von jedem Wirthſchaftsprincip wird verlangt, daß der nachhaltig mögliche höchſte Zuwachs auch wirklich hervorgebracht werden ſoll, wenn (wie es nach § 9 dieſer Schrift hier unterſtellt ift) die Wirthſchaft auf Holz, nicht auch auf Nebennutzungen gerichtet wird. 3. Der Unterbau der Eiche iſt von vortheilhaftem Einfluß auf die Beſchaffenheit des Holzes. Bei ſeinem Heranwachſen ver— hindert der Unterbau eine kräftige Entwicklung der Waſſerreiſer, welche ſich bei der Eiche nach ſtarken Durchforſtungen zu bilden pflegen. Bei der weitern Entwicklung werden ferner die unteren Aeſte der Krone, die ſich bei ihrer Umlichtung erhalten haben, zum Abſterben gebracht und abgeſtoßen. Mit der Abnahme der Thätigkeit dieſer Aeſte iſt zugleich die Herſtellung einer größern Vollholzigkeit verbunden. Dieſe wird einmal dadurch hervorgerufen, daß in Folge des Unter- baues die Bildung ſtärkerer Jahrringe im untern Stammtheil, welche bei Lichtungen eintritt, aufgehoben oder vermindert wird. Die beſſere Stammform tritt ferner auch in den einzelnen Stammtheilen hervor. Um jeden einzelnen Aſt entſteht eine Abfälligkeit der Stammbildung, da die Jahrringe unterhalb der Aeſte cet. par. breiter, oberhalb der Aeſte ſchmäler ſind, als an einem aſtfreien Stammtheile. Hier⸗ durch und weil unterbaute Beſtände nachhaltiger gelichtet werden $ 91. Der Unterbau der Eiche. 163 können, iſt die Anlegung der Jahrringe in denſelben eine anhaltend ſehr gleichmäßige. Es läßt ſich beim Lichtungsbetrieb eine Gleich—⸗ förmigkeit des Holzgefüges erzielen, die für die wichtigſten Ver⸗ wendungsarten des Eichenholzes von großem Werth iſt. In der That laſſen auch die Reſultate der Verwerthung in der großen Praxis, bei welchen füglich alles, was auf den Holzwerth von Einfluß iſt, zum zahlenmäßigen Ausdruck kommt, erkennen, daß die werthvollſten Hölzer diejenigen ſind, die in einem Unterſtand von Buchen erwachſen find. Beiſpiele hierfür ergeben alle größeren vergleichsfähigen Wirth: ſchaften. 4. Endlich geſtattet der Unterbau eine freiere Wirthſchaft als ein Beſtand, deſſen Boden mit Gras und krautartigen Gewächſen be— kleidet iſt. Man kann aus unterbauten Beſtänden kranke, äſtige, mit Fehlern behaftete Stämme ohne Nachtheil für Boden und Zuwachs entfernen, da die Lücken, welche ſich durch die Aushiebe gebildet haben, durch das Einwachſen der unterſtändigen Holzart ausgefüllt werden. II. Die von Borggreve gegen den Eichen-Unterbau erhobenen Einwände, In der neuern Literatur iſt die Maßregel des Unterbaues von reinen Eichenbeſtänden am entſchiedenſten von Borggreve bekämpft worden. Borggreve!) hebt zum Nachweis der Entbehrlichkeit und Verwerflichkeit des Unterbaues hervor: Daß derſelbe, weſentlich auf die Autorität von Burckhardt hin, ohne daß irgendwo genauere Unterſuchungen über ſeine wirkliche wirth— ſchaftliche Leiſtungsfähigkeit angeſtellt geweſen wären, in großer Aus: dehnung angewandt worden ſei; daß ſeine Berechtigung weſentlich auf Analogien, insbeſondere die des Seebach'ſchen modificirten Hochwaldbetriebes und des Ver— haltens der Oberbäume im Mittelwalde, die jedoch nicht zutreffend ſeien, gegründet wäre; daß die Erhöhung des Zuwachsprocentes, welche nach der Lichtung eintrete, ſchon nach kurzer Zeit (etwa nach 10— 15 Jahren) wieder in den frühern Zuſtand einlenke; daß bei völliger Schonung des Bodens gegen Gräſerei- und Streunutzungen ein mäßig und vorſichtig durchgeführter Lichtungshieb die Steigerung des Zuwachſes ſtärker zeigen müſſe, wenn er nicht unterbaut werde, als wenn dies geſchähe, weil die natürlich ſich ein— findende Bodenvegetation von Gräſern und Kriechſträuchern den Haupt: vortheil des Unterbaues: Verhinderung der Verwehung des Laubabfalls 1) Die Holzzucht, 2. Aufl. 1891, S. 347 ff. 11 * 164 Siebenter Theil. vollſtändig oder ausreichend leiſte, dabei aber dem Boden die geſammte Menge der für ſich entnommenen Nährſtoffe ſchneller wieder zurück⸗ gebe, als ein Nadelholzeinbau; daß auf den meiſten beſſeren Standorten bei vollſtändiger Schonung der Bodendecke und beim Vorhandenſein von Samenbäumen ein natür— licher Unterwuchs von Roth- und Hainbuchen nach und nach von ſelbſt ſich einfinde und den einzigen wirklichen Vortheil des Unter— baues: die Beförderung des Abſterbens und Abſtoßens der unteren Aeſte und die Verhinderung des Erſtarkens von Waſſerreiſern hin— länglich gewähre; daß die Koſten des Unterbaues durch ſeine eigenen Erträge nie gedeckt würden; daß die Berechtigung zum Unterbau vom Standpunkt des größten Bodenreinertrags, die aus dem Verhältniß vom Werth des Zuwachſes zu dem des Beſtandes abgeleitet werde, nur eine ſcheinbare ſei, weil eine gleiche und ſelbſt höhere Steigerung des Werthzuwachs— procentes an einem größern Reſtbeſtand erfolge, wenn die Beſtände nach den Grundſätzen der Plenterdurchforſtung behandelt würden, weil ferner die Koſten des Unterbaues vom Standpunkt der Boden— reinertragstheorie nicht zu rechtfertigen ſeien und weil die Boden— reinertragstheorie, conſequent durchgeführt, zu einer frühen Nutzung des ganzen Beſtandes und zur Umwandlung der betreffenden Flächen in andere Culturarten führe; daß endlich vom Standpunkt des höchſten Waldreinertrags der Lichtungsbetrieb mit Unterbau ſelbſt für die günſtigſten Standorte eine bedingungslos zu verwerfende Maßregel ſei, weil er den Wald— reinertrag ſtets vermindere, einerſeits durch die Steigerung der negativen Poſten der Wirthſchaft, andererſeits durch die Verringerung der Erträge. Gegen die Borggreve'ſchen Theſen hat der Verfaſſer Folgendes geltend zu machen: 1. Eine Nachweiſung der Rentabilität in zahlenmäßiger Be⸗ ſtimmtheit iſt für den Lichtungsbetrieb mit Unterbau ſo wenig möglich, wie für die meiſten anderen Aufgaben des forſtlichen Betriebs, der Agricultur und anderer Zweige der Volkswirthſchaft und Politik. Wäre alles wirthſchaftliche Handeln an die Bedingung eines vor: her beſtimmten zahlenmäßigen Nachweiſes ſeiner Richtigkeit geknüpft, ſo würden die wichtigſten Fortſchritte der volkswirthſchaftlichen Cultur niemals gemacht ſein. Weder die Waldrodungen, die der Entſtehung des Ackerbaues vorangingen, noch die Meliorationen und Fortſchritte auf den Gebieten der Landwirthſchaft und des Obſtbaues, noch die Handelsverträge, die Colonialpolitik, die Zollgeſetzgebung der modernen $ 91. Der Unterbau der Eiche. 165 Völker und Staaten haben eine ſtrenge zahlenmäßige Darlegung ihrer Rentabilität zur Grundlage gehabt. Dieſe Auffaſſung des Sach— verhaltes ſchließt nicht aus, daß, wie es in der vorliegenden Schrift geſchieht, die Elemente der Wirthſchaft ſo beſtimmt als es nach Lage der Sache möglich iſt, dargeſtellt und der ökonomiſchen Kritik unter— ſtellt werden. Gerade der Unterbau, deſſen Wirkungen lange Zeit gewiſſermaßen latent bleiben und hauptſächlich im Humusgehalt des Bodens zum Ausdruck kommen, bietet dem zahlenmäßigen Nachweis jeiner Erfolge große Schwierigkeiten, die ſich voraussichtlich nie werden beſiegen laſſen. 2. Bringt man den Eichenlichtungsbetrieb in eine geſchichtliche oder ſachliche Beziehung zum Seebach'ſchen Betrieb und zum Mittel- waldbetrieb, ſo muß hervorgehoben werden, daß er ſich in den wichtigſten phyſiologiſchen und ökonomiſchen Beziehungen weit günſtiger verhält, als die genannten Betriebsarten. Gegenüber dem Seebach' ſchen Betrieb hat der Eichenlichtungsbetrieb entſchiedene Vorzüge durch die ſtärkere Werthzunahme des Eichenholzes bei wachſendem Durchmeſſer gegenüber der Buche; ſeine Anwendung hat mehr Berechtigung wegen der be— ſtimmter hervortretenden Nothwendigkeit einer Deckung des Bodens und wegen der beſſern Entwicklung der zum Unterbau verwendeten Holzart. Vor dem Mittel wald zeichnet ſich der Lichtungsbetrieb dadurch aus, daß bei ihm die Lichtungen erſt eingelegt werden, nachdem eine gute Stammform gebildet iſt, daß die Veränderungen des Beſtandes und Bodens viel allmählicher erfolgen, als im Mittelwalde und daß deshalb auch das erzeugte Holz ein gleichmäßiger gebautes und werth— volleres iſt, wofür die Althölzer, die unter ähnlichen Bedingungen, wie ſie der Unterbau herbeiführt, erwachſen ſind, reichliche Belege darbieten. 3. Die phyſiologiſchen Schäden (insbeſondere Gipfeldürre und Waſſerreiſerbildung), welche mit dem Lichtungsbetrieb verbunden ſein können, treten in ſtärkerm Grade hauptſächlich nur dann ein, wenn die Lichtungen plötzlich vorgenommen werden. Es läßt ſich aber das Princip allmählicher Veränderungen des Wachsraumes beim Lichtungs- betrieb ſo nachhaltig wie bei keiner andern Betriebsart bethätigen. 4. Die Koſten des Unterbaues find bei ſachgemäßer Ausführung ſehr gering. Eine Prolongation derſelben findet nach der im 8 9 be: gründeten Methode der Rentabilitätsrechnung, bei welcher die Cultur— koſten entweder von den Erträgen in Abzug gebracht (efr. die Formel: A+D N. , op - (en).) oder aber p. ha der Holz: bodenfläche verrechnet werden, überhaupt nicht ſtatt. Hiermit über⸗ einſtimmend wird auch von allen Forſtverwaltungen, ſofern es ſich 166 Siebenter Theil. um den bleibenden Betrieb, nicht etwa um Veräußerungen handelt, bei Herleitung des Reinertrags verfahren. Eine principiell verſchiedene Auffaſſung der in nationaler Arbeit beſtehenden forſtlichen Productions⸗ koſten und derjenigen, welche in den Zinſen des Holzvorraths ent— halten ſind, wie ſie Borggreve in der Kritik des Unterbaues vertritt, läßt ſich weder vom Standpunkt der logiſchen Conſequenz noch von dem der theoretiſchen und praktiſchen Nationalökonomie rechtfertigen. 5. Vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie wird hiermit auf die im weitern Verlauf dieſer Schrift dargelegte Nach— weiſung von Bodenreinerträgen hingewieſen. Betreffs des Verhält— niſſes der Bodenreinerträge bei forſtlicher und nichtforſtlicher Cultur fehlt es, um Urtheile im Allgemeinen abzugeben, zur Zeit an genügenden Unterſuchungen und gehörig begründeten Nachweiſen im Einzelnen. Für einen großen Theil der Waldungen kann eine Umgeſtaltung in andere Culturarten wegen der Geſtaltung der Bodenoberfläche über: haupt nicht in Frage kommen. Soweit die Flächen einer Umwand⸗ lung fähig erſcheinen, wird der Verfaſſer im Fortgang dieſer Schrift beſtimmte Vergleichungen der Bodenrenten bei forſtlicher und nichtforſt⸗ licher Benutzungsweiſe vornehmen. 6. Vom Standpunkt des größten Waldreinertrags wird nicht beſtritten werden können, daß an Beſtänden von reicher Stammzahl und guten Stammformen ein höherer Werthzuwachs erzeugt wird, wenn ſie ſo mäßig durchforſtet werden, daß ein Unterbau die zu ſeiner Entwicklung nöthigen Bedingungen zunächſt nicht genügend findet. Da jedoch das Princip des größten Waldreinertrags nicht auf den vorliegenden Beſtand beſchränkt zu werden braucht, vielmehr einer erweiterten Auffaſſung im Blick auf die Zukunft und in Bezug auf die nachhaltige Productionskraft des Bodens fähig erſcheint, ſo kann aus dem thatſächlichen Nachweis der Leiſtungen der vor— liegenden Beſtände in dieſer Hinſicht kein definitiver Schluß gezogen werden. Uebrigens bleibt es für die Auffaſſung der vorliegenden Frage und ihrer praktiſchen Bethätigung charakteriſtiſch, daß der Unterbau der Eiche von derjenigen Staatsforſtverwaltung, welche das Princip des größten Waldreinertrags am beſtimmteſten zum Aus⸗ druck gebracht hat, von Bayern, im größten Umfang ausgeführt worden iſt. Nicht das Streben, Nutzungen, die der Zukunft gehören, in die Gegenwart zu ziehen, ſondern vielmehr das Streben, Beſtände möglichſt lange für die Zukunft aufzubewahren, hat die Maßregel des Unterbaues ins Leben gerufen. Wie jede ſcharfe Kritik der Sache, gegen die ſie gerichtet iſt, zu— gute kommt, ſo wird auch Borggreve's Kritik eine ſolche Wirkung $ 91. Der Unterbau der Eiche. 167 auf den Eichenlichtungsbetrieb mit nachfolgendem Unterbau ausüben können. Sie wird nicht zu einer Beſeitigung, wohl aber kann ſie zu einer Beſchränkung dieſer Maßregel beitragen. Eine Bes ſchränkung des Unterbaues, der in manchen Wirthſchaften über das rechte Maß zur Anwendung gebracht iſt, erſcheint in der That an⸗ gezeigt. Sie iſt geboten erſtens in Bezug auf den Standort: nur beſſere Standorte ſind in der Regel befähigt, die Bedingungen für einen genügenden Erfolg des Unterbaues zu gewährleiſten. Eine Beſchränkung deſſelben erſcheint zweitens nöthig in Bezug auf die Be- ſchaffenheit der Beſtände, denen er zugute kommen ſoll: nur aſtreine Beſtände, welche ſpäter gutes Schneideholz erwarten laſſen, ſind zum Unterbau und zu dem hohen Umtrieb, welchen er voraus— ſetzt, geeignet. Kurzſchäftige, äſtige ꝛe. Beſtände werden in der Regel vortheilhafter frühzeitig, in der Periode der Grubenholzerzeugung genutzt, verjüngt oder umgewandelt. Drittens iſt der Unterbau da überflüſſig, wo ſich ein genügender, den Boden deckender Unterwuchs auf natür⸗ lichem Wege gebildet hat oder vorausſichtlich bilden wird. Und viertens wird man aus den Nachtheilen, welche ſich durch den Abſchluß der Luft und der Wärme vom Boden für die Eiche ergeben können, eine Beſchränkung der Dichtigkeit des Unterbaues ableiten und auf dieſe Weiſe der Concurrenz in der Ausnutzung der Bodenkraft, die er der Eiche unter Umſtänden macht, von vornherein entgegentreten. III. Die Ausführung der Lichtung und des Unterbaues. Bei der Ausführung des Unterbaues kommt insbeſondere das Alter der zu unterbauenden Beſtände, die Art der Hiebe, die Holzart, welche zum Unterbau verwendet wird und die Art der Cultur in Betracht. Bezüglich des Alters wird die Regel allgemeine Geltung be— haupten, daß bis zu einer gewiſſen Stammhöhe zur Zeit des Unter— baues Aſtreinheit hergeſtellt ſein ſoll. Unterſtellt man gemäß den Ausführungen im § 90, daß bei Erziehung im Schluß die Stämme bis Y, ihrer ganzen Höhe ſich von Aeſten völlig gereinigt haben, daß aber der Aſtreinigungsproceß auch nach dem Unterbau noch fort— dauert, daß ferner auf gutem Boden mindeſtens 10 m aſtfreie Stücke erzeugt werden ſollen, ſo würde man den Unterbau bei einer Beſtandes⸗ höhe von etwa 16 — 20 m einzulegen haben. Dies führt auf gutem Standort zu einem Alter von etwa 40 — 60 Jahren. Zugleich entſpricht dieſes Alter der weitern Forderung, daß der Boden noch nicht in ſtärkerm Grade verunkrautet ſein ſoll, ſodaß die Cultur leicht und billig auszuführen iſt. 168 Siebenter Theil. Hinſichtlich der Art der Hauungen gilt, entgegen den dies— bezüglichen Unterſtellungen von Borggreve, die Regel, daß alle Beſtandesveränderungen allmählich bewirkt werden ſollen. Vor: bereitet wird die Lockerung und Umlichtung der Kronen durch mehrere Durchforſtungen. Die Lichtungen ſelbſt erfolgen nicht in einmaligen, den Schluß plötzlich und ſtark unterbrechenden, ſondern in mehrfachen, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ſich wiederholenden Hieben. Daß der bei noch geſchloſſenem Stande ausgeführte Unterbau ſich unter dieſen Verhältniſſen ſehr langſam entwickelt, braucht den Gang der Hiebe nicht zu beeinfluſſen. Da die Kronen von im Schluß erzogenen Eichen ſich lange Zeit hindurch fortgeſetzt zu erweitern vermögen, ſo muß auch die Stammzahl dementſprechend fortgeſetzt vermindert werden. Auch über das in dieſer Hinſicht durch die räumlichen Beziehungen von Krone und Stammzahl Gebotene hinaus können die Hiebe fort: geſetzt werden, die ſich dann beſonders auf die Entnahme kranker, ſchlechtwüchſiger, beſchädigter Stämme zu erſtrecken haben. Das im § 94 begründete Princip allmählicher, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt fortgeſetzter Stammzahlabnahme unter Erhaltung einer gewiſſen Kreisflächenſumme kann am beſten im unterbauten Beſtande An⸗ wendung finden, etwa mit der Beſchränkung, daß die Hauungen in dem Alter, in dem der Unterbau vom Einſchlag und Herausſchaffen der Eichen am meiſten zu leiden hat (etwa vom 15.— 30. Jahr) aus⸗ geſetzt werden. Uebrigens iſt in dieſer Hinſicht zu bemerken, daß die Schäden, welche durch das Fällen verurſacht werden, an einem Beſtand, der unterſtändig bleiben ſoll, weniger zu berückſichtigen ſind, als an einem ſolchen, der ſpäter herrſchend werden ſoll, und daß das Ausbringen ſelbſt ſtarker Stämme wenig ſchadet, wenn die Cultur in der unten angegebenen Weiſe mit etwa 2 m weitem Abſtand der Saatſtreifen ꝛc. bewirkt wird. Für den Unterbau der Eiche bleibt die Buche die wichtigſte Holzart und zwar in einem Grade, daß man alle allgemeinen Er: örterungen an ſie anknüpfen kann. Ein treffliches, auf natürlichem Wege ſich oft einſtellendes Unterholz iſt ferner die Hainbuche, die in dieſer Hinſicht um ſo mehr Bedeutung hat, als ſie in ihren An⸗ ſprüchen an den Boden mit der Eiche übereinſtimmt und als ſie ſich häufig leicht und koſtenlos einfindet. Im Gebiet der Weißtanne kann auch dieſe Holzart wegen der Leichtigkeit ihres Anfliegens und der Aehnlichkeit ihrer Standortsbedingungen für den Unterbau will⸗ kommen erſcheinen, während die Fichte, wie in allen andern ſo auch in der vorliegenden Richtung wegen ihrer klimatiſchen Anforderungen (in denen ſie ſich von der ſonſt ähnlichen Tanne unterſcheidet) und 5 91. Der Unterbau der Eiche. 169 phyſiologiſchen Eigenſchaften und Anſprüche als Begleiterin für die Eiche nicht geeignet iſt. Als Methode des Unterbaues iſt zunächſt die natürliche Verjüngung zu erwähnen. Sie kann, wo ſie herbeizuführen iſt, als die beſte Art der Bodendeckung in Miſchbeſtänden von Eiche und Buche, in denen die letztere vorherrſchend geblieben iſt, angeſehen werden. Durch den Aushieb der Buche in den Jahren der Buchmaſt wird in der Regel, da der Boden hier ſehr gut vorbereitet iſt, eine Verjüngung erzielt, die unter ſolchen Umſtänden, auch wenn ſie nur horſt⸗ weiſe eintritt, genügenden Bodenſchutz gewährt. Uebrigens iſt ein horſt⸗ weiſer Stand, ſofern nicht Standortsverſchiedenheiten vorliegen, beim Bodenſchutzholze ſo wenig abſichtlich zu erſtreben, wie bei andern Beſtandesbildungen. Regel bleibt vielmehr auch für den Unterbau, daß die Beſtände gleichmäßig unterbaut werden. Da beim Unterbau aber ein geſchloſſener Stand gar nicht erſtrebt wird, ein dichter Ab— ſchluß des Bodens vielmehr für den Zuwachs der Eiche nachtheilig wirkt, ſo wird ein weiter Verband, z. B. ein ſolcher in Reihen mit etwa 2 m Abſtand, die Regel zu bilden haben. Die Cultur erfolgt beim Unterbau durch Saat oder durch Pflanzung mit ſchwachem Material. Indem man den Unterbau der Eiche in der angegebenen Weiſe ausführt, wird zugleich denjenigen Einwänden der Boden entzogen, welche Borggreve gegen denſelben geltend gemacht hat. Differenzen gegen die Anſchauung dieſes Schriftſtellers bleiben bei der angegebenen Beſchränkung und Ausführung nur bezüglich der Wirkung beſtehen, die der Unterbau auf den Boden ausübt. Und in dieſer Hinſicht werden die praktiſchen Forſtwirthe, ohne daß zahlenmäßige Nachweiſe vorliegen (die der Natur der Sache nach in ſtreng beweiſender Form nicht erbracht werden können), der Anſicht bleiben, daß der Bodendeckung durch Unterbau vor einem aus Gräſern, Kräutern und Sträuchern beſtehenden Ueberzug in der Regel der Vorzug gebührt. IV. Die Wirkung des Unterbaues auf den Zuwachs. 1. Maſſenzuwachs. Im 8 83 ſind ſo reichliche Zuwachsunterſuchungen mitgetheilt, daß der Verfaſſer an dieſer Stelle weiter darauf einzugehen nicht für erforderlich hält. Im Allgemeinen ergeben die angeſtellten Unter— ſuchungen in Uebereinſtimmung mit den Vermuthungen, die man nach den Grundbedingungen der Zuwachsbildung a priori zu ziehen ge— neigt iſt, daß der Unterbau an ſich eine Steigerung des Zuwachſes 170 Siebenter Theil. der Eiche zunächſt nicht hervorruft. Es geht vielmehr aus den an- geſtellten Unterſuchungen hervor, daß bei plötzlicher Lichtung ohne vorherigen Unterbau in den meiſten Fällen eine ſtärkere Zunahme der Jahrringe erfolgt, als in den mit Unterbau verſehenen Beſtänden. Da der Unterbau ſelbſt Bodennährſtoffe beanſprucht und da durch ihn der Humusgehalt des Bodens erhöht wird, ſo kann dies Ver— hältniß auch nicht im Geringſten überraſchen. Dagegen bleibt eben durch die Anhäufung von Humus die Möglichkeit, dieſen ſpäter wieder für die Holzerzeugung nutzbar zu machen, den ſpätern Zu⸗ wachs wieder zu beleben, während die Rückſtände einer Vegetation von Gräſern und krautartigen Gewächſen zunächſt dieſen wieder zu⸗ gute kommen. Einen Schluß auf die nachhaltige Zuwachsleiſtung kann man deshalb aus dem zeitweiſen Nachſtehen der unterbauten Beſtände gegenüber den nicht unterbauten nicht ziehen. Im Allgemeinen hat der Verfaſſer bei Begründung der Theorie, Eichenſtämme mit gleichen Jahrringen zu erziehen und die Kreis— flächenſummen, wenn Schaftreinheit hergeſtellt iſt, nicht mehr wachſen zu laſſen, Beſtände, die unterbaut ſind, bezw. die ähnliche Entwicklungsbedingungen wie abſichtlich unterbaute gehabt haben, vor Augen gehabt. Dieſe Theorie führt für regelmäßige Beſtände zu der Folgerung, daß, ſobald der Höhenwuchs nicht weſentlich mehr zunimmt, der Maſſenzuwachs in dem Verhältniß, wie die Durchmeſſer zunehmen, ſich vermindert. Das nationalökonomiſch nicht zu recht⸗ fertigende Defieit im Zuwachs, welches hiernach ſelbſt für ganz normale Beſtände nach den phyſiologiſch-mathematiſchen Beſtimmungs⸗ gründen eintritt, wird durch den Zuwachs des Unterſtandes ergänzt. Dies erſcheint für die meiſten concreten Beſtände noch nothwendiger als für normale, weil auch in den beſten Beſtänden Lücken vor⸗ handen ſind, die den Zuwachs des Hauptbeſtandes herabdrücken und die nur durch das Wachsthum des Unterſtandes zur Holzerzeugung beitragen. 2. Werthzuwachs. Auch hinſichtlich des Verlaufs des Werthzuwachſes unterbauter Eichen kann auf die früher im § 86 mitgetheilten Unterſuchungen Bezug genommen werden. Die anhaltende Werthzunahme, zu welcher die Eiche fähig iſt, erfolgt am beſtimmteſten an Stämmen, die unter Bedingungen erwachſen ſind, die denen, die beim Unterbau hergeſtellt werden ſollen, ſehr ähnlich ſind. Holzkäufer und Holzverkäufer ſind darüber nicht im Zweifel, daß die Eiche im Buchengrundbeſtand die höchſten Werthe erreicht, die in der Forſtwirthſchaft überhaupt erzielt werden können. § 92. Stammzahlen, Abſtandszahlen, Wachsraum, Kreisflächen. 171 Ss 92. Stammzahlen, Abſtandszahlen, Wachsraum, Kreisflächen. I. Die Beziehungen zwiſchen Stammzahl, Abſtand, Kreis flüche und Wachsraum im Allgemeinen. Der Gang des Maſſen- und Werthzuwachſes regelmäßig er: wachſener Hochwaldbeſtände wird nächſt der Güte des Standorts durch die Zahl der Stämme beſtimmt, die in den verſchiedenen Altersſtufen in den Beſtänden erhalten werden. Um die Bedeutung der Stammzahl für Zuwachs und Ertrag möglichſt beſtimmt hervor: zuheben, kann der Grundflächenzuwachs durch das Product von Stammzahl, Umfang und Jahrringbreite ausgedrückt werden. Für einen gegebenen Beſtand von einem beſtimmten Alter find die ge: nannten Elemente ſämmtlich feſte Größen. Auch die Durchmeſſer und die Anzahl der auf die Maßeinheit entfallenden Jahrringe können nach der Vielheit der vorkommenden Stämme dargeſtellt oder aber auf den mit der mittlern Kreisfläche und mit dem mittlern Kreisflächen: zuwachs behafteten Stamm zurückgeführt werden. Im Laufe der Beſtandesentwicklung ändern ſich aber die genannten Factoren ent- weder ſämmtlich oder doch theilweiſe; ſie tragen, zeitlich aufgefaßt, alle einen variabeln Charakter. Bleibt die Stammzahl unverändert, ſo wird die Jahrringbreite fortgeſetzt kleiner. Aendert ſich dagegen die Stammzahl, ſo wird jene in einer dieſer Aenderung entgegen⸗ geſetzten Richtung beeinflußt. Und zwar wird man innerhalb gewiſſer, von den Extremen der Beſtandesüberfüllung und des weiten Abſtandes fern bleibenden Schranken, alſo innerhalb derjenigen Grenzen, die die Praxis in der Regel einzuhalten hat, für den Stand des vollen Schluſſes, des gelockerten Schluſſes und des mäßig unterbrochenen Kronenſchirmes annehmen dürfen, daß die Aenderung der Jahrring— breite in einem gewiſſen Verhältniß zur Stammzahl erfolgt, ſo daß, wenn dieſe auf / vermindert wird, die Jahrringbreite gegenüber einem Beſtande mit voller Stammzahl im ungefähren Verhältniß von 4 zu 3 größer wird. Soll nun, wie es an andern Stellen dieſer Schrift begründet iſt, Holz von gleichmäßigem Gefüge erzeugt werden, ſo iſt eine ſtetige, der Zunahme der Krone und des Durch— meſſers entſprechende Stammzahlverminderung eine nothwendige Be— dingung. Um die Beziehungen von Stammzahl, Durchmeſſer und Kreis⸗ fläche darzuſtellen, iſt das Verhältniß des Kronenraumes zur Stamm— grundfläche in Bruſthöhe der geeignetſte Maßſtab. 172 Siebenter Theil. Die Summe des Wachsraumes aller Stämme eines geſchloſſenen Beſtandes in horizontaler Projection iſt gleich der Fläche, die der ganze Beſtand einnimmt. Wird, wie es für alle mathematiſchen Beziehungen des Baumwuchſes am einfachſten und richtigſten iſt, angenommen, daß die Kronen rund ſind und daß ſie ſich nur mit ihren Umfängen berühren, ſo bildet im geſchloſſenen oder gleich— mäßig ſchwach gelichteten Beſtand das Quadrat der Durchmeſſer der Krone den Wachsraum der Stämme. Das Verhältniß zwiſchen dem Durchmeſſer der Krone, k, zum Stammdurchmeſſer in Bruſt⸗ höhe, d, wird im Nachſtehenden (vgl. $ 22) als „Abſtandszahl“, es, das Verhältniß des Quadrates des Kronendurchmeſſers zum Quadrat des Stammdurchmeſſers wird als „Wachsraumzahl“, — s', bezeichnet. Die Wachsraumzahl drückt den relativen Wachsraum aus, d. h. den Raum, welcher den Stämmen im Verhältniß zu ihrer Grund⸗ fläche gegeben iſt. Das Product der Wachsraumzahl mit dem Quadrat des Durchmeſſers in Bruſthöhe bezeichnet dagegen den abſoluten Wachsraum. Es iſt klar, daß dieſer letztere mit dem Alter fortgeſetzt zunehmen muß. Ob dagegen der relative Wachsraum mit dem Alter größer oder kleiner werden ſoll, iſt eine Frage, die für die Grade der Durchforſtungen und Lichtungen von großem Einfluß iſt und die ihren Abſchluß noch lange nicht finden wird. Um das Verhältniß von k zu d für regelmäßige Beſtände in zahlenmäßiger Form darzuſtellen, erſcheint es am einfachſten und richtigſten, ihm den mit der mittlern Kreisfläche behafteten Stamm (bezw. wenn Klaſſen gebildet werden, eine Mehrheit von ſolchen) zu Grunde zu legen. Indem man die von dem Stamm der mittlern Kreisfläche bezüglichen Verhältniſſe auf Beſtände überträgt, erhält man einen Normalbeſtand im Sinne des § 9 dieſer Schrift, auf den in dieſer Richtung noch fernerhin Bezug genommen wird. Sind die Abſtands⸗ und Wachsraumzahlen, die ein Beſtand haben ſoll, beſtimmt, jo läßt ſich auch die dafür erforderliche Kreis— flächenſumme G nachweiſen. Sie iſt = (f: s?) - Und ebenſo find aus einer gegebenen Kreisflächenſumme die Abſtands⸗ und Wachsraum⸗ zahlen normaler Stämme unmittelbar abzuleiten. Das Verhältniß zwiſchen Kronen- und Stammdurchmeſſer iſt bereits im § 22 dieſer Schrift einer ausführlichen Erörterung unter⸗ zogen worden. Was dort allgemein und in Bezug auf die Buche geſagt iſt, darf im Weſentlichen auch auf die Eiche angewendet werden. Insbeſondere gilt auch hier der in der Natur der Sache liegende 5 92. Stammzahlen, Abſtandszahlen, Wachsraum, Kreisflächen. 173 Hund durch Beobachtung und Erfahrung beſtätigte Satz, daß die Abſtandszahlen um ſo größer ſind, je freiern Wachsraum die Stämme im Laufe ihrer Entwicklung gehabt haben. Bei der Vielſeitigkeit der Wachsthumsbedingungen der Eiche liegen die thatſächlich vorkommenden Abſtands⸗ und Wachsraumzahlen in verhältnißmäßig weiten Grenzen. Die große Ausdehnungsfähigkeit der Eichenkronen auf Hutwaldungen und in Mittelwaldbeſtänden tritt ſchon dem oberflächlichen Blick entgegen. In ſtammreich gehaltenen, nicht durchforſteten Eichen⸗ beſtänden finden ſich dagegen eine Menge Stämme, die ſo eingeengt ſind, daß eine eigentliche Krone überhaupt nicht vorhanden iſt. Die Hartig'ſchen Stämme Nr. IV und V aus dem 90 jährigen Forſtort Eichhain!) enthalten nur 0,4% Reisholz und gar kein Aſt⸗ und Knüppelholz. Sie haben daher auch nur eine faſt verſchwindend kleine Krone. Für die forſtwirthſchaftlichen Maßregeln, insbeſondere für die Stärke, den Beginn und die Wiederholung von Durchforſtungen und Lichtungen iſt es von Wichtigkeit, zu beurtheilen, ob und in welchem Verhältniß die Abſtands⸗ und Wachsraumzahlen mit zunehmendem Alter ſteigen, gleichbleiben oder abnehmen ſollen. Geht man von der erſten Jugend der Beſtände aus, ſo iſt zunächſt klar, daß der relative Wachsraum abnehmen, die Kreisfläche zunehmen muß. Die Kreisflächenſumme in Bruſthöhe beginnt mit minimalen Beträgen; zunächſt iſt eine ſolche gar nicht vorhanden. Ihre Bildung erfolgt in Formen und Mengen, die ſich zum Nachweis durch Meſſung nicht wohl eignen; auch iſt eine Meſſung für die Zwecke, zu denen ge- wöhnlich Holzmaſſenaufnahmen ſtattfinden, unnöthig. Auf der andern Seite erfolgt auch in hohem Alter mit Nothwendigkeit eine Abnahme der Wachsraumzahlen. Wenn die Kronen ihre Erweiterungsfähigkeit verloren haben, während ſich alljährlich noch neue Zuwachsringe bilden, wird das Verhältniß von Kronen: und Stammdurchmeſſer kleiner. In der langen Zeit, die zwiſchen dieſen Extremen liegt, in denjenigen Altersſtufen, die für Durchforſtungen und Lichtungen ausſchließlich in Betracht kommen, liegt für die Abnahme des relativen Wachsraumes eine naturgeſetzliche Urſache jedoch nicht vor. Die Veränderungen im Wachsraum, welche im Wege der Durchforſtung und Lichtung herbeigeführt werden, ſind nicht von phyſiologiſchen, ſondern von ökonomiſchen Urſachen abhängig; fie werden durch dieſelben Verhältniſſe beſtimmt, welche für den Gang des Werthzuwachſes maßgebend ſind. Für Erfahrungstafeln, welche für die Eiche mit dem Alter fortgeſetzt 1) Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift 1893, Heft 17, S. 268. 174 Siebenter Theil. ſteigende Kreisflächenſummen angeben, kann daher auch nicht der An ſpruch, daß ſie allgemeinere Gültigkeit beſitzen ſollen, erhoben werden. II. Unterſuchungen über den Wachsraum der Eiche. Zur mathematiſchen Begründung der Durchforſtungs- und Lich⸗ tungsgrade der Eiche werden nachſtehend die Ergebniſſe der Kreis- flächenaufnahme einiger charakteriſtiſchen regelmäßigen Beſtände mit⸗ getheilt, die den in den Paragraphen 81 bis 83 genannten Wirth⸗ ſchaftsgebieten ſowie der norddeutſchen Ebene angehören. 1. Wirthſchaftsgebiet: Lothringen. Für die aus früherm Mittelwald hervorgegangenen Eichenhoch— waldungen Lothringens ſind die Unterſuchungen der Kreisflächenſummen und des Kreisflächenzuwachſes, die Carl!) ausgeführt hat, von allge— meinem Intereſſe. Die Reſultate derſelben ſind folgende: Vor der Durch die Durch⸗ Nach der ˖ = Diurchforſtung n er 3 1895 vor⸗ 5 8 u & vorhandene entnommene vorhandene handene > = 5 = EA» = 8 2 2 = 8 2 2 Da 8 8 2 8 38 3 8 * 3 S 8 G am S am © am am am * m 1 | 968 24,890 | 164 | 2,304 804 | 22,586 24,832 2,246 | 1,35 | 0,198 2 | 816 25,160 120 | 2,152 | 696 | 23,008 | 25,984 | 2,976 | 1,77 | 0,218 3 | 944 26,928 244 | 4,076 | 700 | 22,858 | 25,368 | 2,510 | 1,49 | 0,215 4 836 | 24,652 | 232 4,499 604 20,184 | 24,012 3,828 2,48 | 0,225 5 | 672 23,840 152 | 3,300 | 520 | 20,540 | 25,188 | 4,648 | 2,90 | 0,248 Trotzdem die Kreisflächenſumme aller Flächen keine hohe ift, ergiebt ſich hiernach, daß der Zuwachs in denjenigen Beſtänden am größten geweſen iſt, die am ſtärkſten durchforſtet ſind, in denen die Stammgrundfläche am ſtärkſten vermindert iſt. Bei Folgerungen, die hieraus abgeleitet werden, wird jedoch, wie an anderer Stelle dieſer Schrift begründet iſt,?) der Umſtand nicht außer Acht gelaſſen werden dürfen, daß bei der kräftigern Durchforſtung der Humus des Bodens raſcher zerſetzt wird und daß das Verhältniß der Jahrringbreite in den verſchiedenen Stammhöhen durch den Grad der Durchforſtung 1) „Kann Eichenhochwald-Wirthſchaft ꝛc.“, Allgem. Forſt- und Jagd- zeitung 1895, Sonderabdruck, S. 33. 2) Vgl. Band III, S. 67. $ 92. Stammzahlen, Abſtandszahlen, Wachsraum, Kreisflächen. 175 eine, wenn auch unbedeutende Aenderung erfährt, ſodaß jene Er— gebniſſe, wenn ſie auch ein gewichtiges Moment zu Gunſten ſtarker Durchforſtungen enthalten, in dem Verhältniß der genannten Zahlen als beweisfähig nicht angeſehen werden können. 2. Wirthſchaftsgebiet: Pfälzer Wald. Für das in ſeinen Beſtänden intereſſante, wirthſchaftlich hoch— bedeutſame Wirthſchaftsgebiet des Pfälzer Waldes wird hier nur auf die Mittheilung der Kreisflächen und Stammzahlen des im § 83 aufgeführten Beſtandes, Diſtrict 2a des Forſtamtes Fiſchbach, Bezug genommen. Er iſt der regelmäßigſte Alteichenbeſtand, den der Ver: faſſer geſehen hat und kann für die Erziehung guter Eichenſchneide— hölzer als Muſter angeſehen werden. Nach den Ergebniſſen der bei Anfertigung des Wirthſchaftsplanes bewirkten Beſtandesaufnahme, die dem Verfaſſer vom Herrn Forſtrath Fromm in Speyer mitgetheilt wurden, betrug die Stammzahl p. ha 134, die Kreisfläche 19,6 qm, die Abſtandszahl 19,5, der Wachsraum, bezogen auf den Stamm der mittlern Kreisfläche = 380 d?. Wird nun auch eine als normal zu bezeichnende Kreisflächenſumme ſchon deshalb höher ſein, weil einige Theile des 17 ha großen Beſtandes weniger Eichen enthalten, als einer gleichmäßigen Beſtandesſtellung entſpricht, ſo würde eine ſolche Differenz doch nur wenige Quadratmeter betragen können. Auch in Zukunft wird die Kreisflächenſumme keinen hohen Betrag erreichen. Bei einem Zuwachs von 1,5—1 % ſteigt die Kreisflächenſumme in 20 Jahren um etwa 5 qm. Durch den Aushieb zurückgebliebener und ſchadhafter Stämme wird aber dieſe Zunahme vorausſichtlich zum größern Theil wieder aufgehoben, ſodaß höchſt wahrſcheinlich bis zum Endhieb die Kreisflächenſumme nicht über 25 qm anſteigen wird. 3. Wirthſchaftsgebiet: Speſſart. Die Alteichen des Speſſart kommen in ſo unregelmäßigen Miſchungsverhältniſſen vor, daß ein Nachweis ihrer Stammzahlen und Kreisflächen p. ha keinen praktiſchen Werth hat. Für die Stammzahlen und Grundflächen der Heiſterbeſtände iſt eine Mittheilung R. Hartig's von Intereſſe, wonach eine im Jahre 1860 flüchtig aufgenommene Probefläche 52 qm Stammgrundfläche in Bruſthöhe p. ha ergeben hat. Seitdem ſind dieſe Beſtände durch— forſtet und unterbaut worden. Ihre Stammzahl und Kreisflächen— ſumme, ſowie diejenigen einiger anderen Beſtände des Speſſart werden nachſtehend mitgetheilt: 176 Siebenter Theil. a) Bayeriſche Reviere.) 8 3 Des Mittel. — 8 i ſtammes ® 2 3 BI E BEE. ,.l2e18|2 = Ortsbezeichnung Beſtand =| 8 28 8 8 2 0 sl 2 qm qm cm 3 * I Forſtamt Rohr⸗ In dichtem Stand 246 213/35, 0,1680 46 220 14,8 brunn, Forſtort ohne Durchforſtung Geyersberg erwachſen II Forſtamt Rothen⸗ Geſchloſſen erwachſen, 98 60930, 0,049 25262 16,2 buch, Forſtort mit 46 jähr. Buchen⸗ Weißeſtein Unterſtand; 6 Jahre nach kräftiger Durch⸗ forſtung III Daſelbſt Wie vor, mit 40 jähri⸗ 92 940|34,7|0,037| 22 |226| 15,0 gem Buchen⸗Unter⸗ ſtand; vor der Durch⸗ forſtung IV Forſtamt Rohr: Mit gleich alten 90 649 21,860,033 21 364 19,1 brunn, Forſtort Buchen in horſt⸗ und Eichhain gruppenweiſer Mi⸗ ſchung V Forſtamt Rothen- Mit öjährigen Buchen 481640 20,3 0,012 13 388 19,7 buch, Forſtort unterbaut Bauersacker VI Forſtamt Rohr: Großer Horſt, von 33595017, 0,003 6 1457| 21,4 brunn, Forſtort gleich alten Buchen Rohrbuch umgeben b) Preußiſche Reviere. 8 „ & 3. Des Mittel“ S 2 ea] 5 je, Pe E Ortsbezeichnung Beſtand 5 8 5 8838 38 = E 6 & 88 3 ei 19) Gr e S A 82 cm qm | qm | cm R * I Oberförſterei Kaſſel, Mit 40 jähri⸗ 9045318 —4327,2 0,060 28 288 17,0 Kreis Gelnhauſen gem Buchen⸗ Di.iſtrict 128 Unterſtand II daſelbſt Desgleichen 9048719 —4127,5 0,056 2728616, 1) Nach R. Hartig, Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift 1893, Heft 7, S. 253. 257. 260, Heft 8, S. 292. § 92. Stammzahlen, Abſtandszahlen, Wachsraum, Kreisflächen. 177 4. Wirthſchaftsgebiet: Naſſau. Aufnahmen, die in den 8 81— 83 aufgeführten und einigen anderen Beſtänden der Oberförſtereien Weilburg und Merenberg gemacht wurden (auf lehmigem Boden guter Bonität in 200 bis 300 m Meereshöhe), ergaben p. ha folgende Stammzahlen, Kreis⸗ flächenſummen, Abſtands- und Wachsraumzahlen: Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. = Des Mittel-. > 3 3 Sz ſtammes | 2 2 R — S |BE| „, 0 = = 8 Ortsbezeichnung Beſtand S a |23 a8 35 = 5 5 5 & E GS 8 ae; Jahre * am | qm = "iu I Oberförſterei Weil⸗ Aus Saat und 30 115700 22,7|0,0014| 4,3 18,346 burg, Diſtrict 12 | Naturverjün⸗ des Gemeinde- gung, in dichtem waldes von Berm- Stand erwachſen, bach nach der erſten Durchforſtung II Daſelbſt Desgleichen 36 1090028, 0,0027 5,816,297 III Oberförſterei Weil⸗ Wie vor, nach 41 2476/22, |0,0091110,8 118,6 348 burg, Diftriet 24 der zweiten des Gemeinde⸗ Durchforſtung waldes von Cubach f IV Oberförſterei Me⸗ Saat 35 367623, 0,0 03 8,9 18,5341 renberg, Diſtriet 4 des Gemeinde⸗ waldes von Heck⸗ holzhauſen V Oberförſterei Weil⸗ Mit Weichholz 67 50822, 0,045 24, 18,343 burg, Diſtriet 3 beimiſchung des Gemeinde- erwachſen; vor waldes von Selters 12 Jahren nach kräftiger Durch⸗ forſtung unter⸗ 8 baut VI Oberförſterei Weil⸗ Geſchloſſen er⸗ 75 51621,0,042 23,0 19,1365 burg, Diſtriet 30 wachſen; vor des Gemeinde- 9 Jahren nach waldes von Cubach kräftiger Durch⸗ forſtung unter⸗ baut VII] Oberförſterei Me⸗ Im Schluß er⸗ 75 58823,40,040 22, 18,3336 renberg, Diftrict 6 wachſen; 1885 des Gemeinde- nach kräftiger waldes von Allen⸗ Durchforſtung dorf unterbaut 12 178 Siebenter Theil. 8 7 Des Mitte- | . | S R 8 8 Sz ſtammes | | > 2 ; = S S a 2 3 2 Ortsbezeichnung Beſtand S E 8 8 S8 8 = s (2 88135 & S 3 S | S AS 8 Jahre qm | qm em 8 VIII Oberförſterei Weil⸗ Mit gleich ei 85 294 22,7 | 0,077 31,4 |18,6 1346 burg, Diftriet 52 alten Buchen bu] 85 | 180 | 9,7 0,054 262 des Staatswaldes in Einzel⸗ 474 32,4 0,08 29,515,242 miſchung IX Daſelbſt Nach ſtarker ei 85 212 18,2 0,086 33,1208 432 | Durch⸗ bu 85| 152 6,8 0,045 23,0) forſtung 364 25,0 0,009 29,617,714 X Oberförſterei Weil⸗ Oberbäume aus 120 118 14,9 0,126 |40,1 123,0 1527 burg, Diftriet 58 früherm Mittel⸗ des Staatswaldes wald 5. Wirthſchaftsgebiet: Oberförſterei Dedenſen bei Hannover. Für einzelne charakteriſtiſche Beſtände der durch gute Eichen⸗ wirthſchaft ausgezeichneten Oberförſterei Dedenſen bei Hannover, die von Kraft!) zum Nachweis des Antheils der einzelnen Stammklaſſen an der Stammgrundfläche benutzt ſind, berechnen ſich Stammzahlen, Durchmeſſer, Abſtands- und Wachsraumzahlen nach den dem Verfaſſer an Ort und Stelle mitgetheilten Angaben wie folgt: 1 Des Mittel⸗ 2 = 18 ſtammes 8 N > S 5 Kreis- Durch 2 = 23 i 8 Ortsbezeichnung Beſtand Alter 5 = 3 fläche ae E 8 s & in Bruſthöhe 8 | 8 qm qm cm 55 Oberförſterei Pflanzbeſtand, einige 40—50 67020, 0,03 20 19/7 389 Dedenſen, Jahre nach kräftiger Abth. 25 b Durchforſtung Daſ. Saatbeſtand, w. v. 30—35 1360 |15,6|0,012| 12 22, 503 Daſ. 22 b W. v. 52 980 22, 0,023 17 18,8 346 Daſ. 25 d W. v. 50—60| 800 29,6 0,037 22 16,3 265 III. Folgerungen. Sind nun auch in den mitgetheilten Nachweiſen über Stamm⸗ zahlen, Kreisflächen und Abſtandszahlen manche Beſonderheiten ent⸗ 1) Beiträge zur Lehre von den Durchforſtungen, Schlagſtellungen und Lichtungshieben, S. 25, Nr. 1 bis 4. 8 92. Stammzahlen, Abſtandszahlen, Wachsraum, Kreisflächen. 179 halten, die einer Verallgemeinerung im ſtrengen zahlenmäßigen Sinne entgegenſtehen, ſo ſind die aus ihnen hervorgehenden Reſultate doch ſo charakteriſtiſch und in den weſentlichſten Richtungen ſo überein⸗ ſtimmend, daß man den Kern, der darin enthalten iſt, als allgemeines Princip für die Behandlung der Eiche anſehen darf. Zunächſt laſſen die gefundenen Zahlen erkennen, daß bei dichter Beſtandesbegründung (Saat und Naturverjüngung), wenn keine be⸗ ſonderen Wuchshemmungen eintreten, ſchon in frühem Alter eine ver⸗ hältnißmäßig hohe Stammgrundfläche hergeſtellt iſt. Die 30 jährigen Saatbeſtände der Oberförſterei Weilburg weiſen ſchon mit 30 Jahren 22,7 qm, mit 36 Jahren 28 qm Kreisfläche auf. Ein Gleiches ergiebt ſich auch für die Saatbeſtände des Speſſart und andere, wenn man die Stämmchen, die etwa auf 10 qm ſtehen, einer Berechnung ihrer Kreisflächen würdigt. Meiſt finden die Aufnahmen der jüngeren Beſtände wegen der Unbequemlichkeit des Kluppens erſt ſtatt, wenn ſtärkere Durchforſtungen vorausgegangen ſind, ſodaß Stammzahlen und Kreisfläche erheblich geringer ſind, als mit Einbeziehung der zu— rückgebliebenen eingeengten Stämmchen. Vergleicht man die Eiche bezüglich ihrer Wachsraum- und Abſtands⸗ zahlen mit anderen Holzarten, ſo ergiebt ſich, daß dieſe Factoren bei ihr unter den wichtigeren, reine Beſtände bildenden Holzarten am größten find. Die Eiche iſt diejenige Holzart, welche zur Erlangung ihrer wirth: ſchaftlichen Zwecke den größten Wachsraum nöthig hat. Stellt man ſie in dieſer Hinſicht mit der Buche in Parallele, ſo ergeben ſich in allen Altersſtufen ſtarke Unterſchiede. Rob. Hartig“) giebt für den Speſſart einige diesbezügliche Angaben. Nach dieſen betragen: ie nnn: 33 48 66 98 Jahren die Stammzahlen der Eiche.. 5950 1640 1241 609 „ Buche 7400 3000 1500 830 die Stammgrundflächen der Eiche 17,23 20,36 23,3 30,7 qm 5 5 „Buche 22,5 29,2 34,2 39,1 „ Für das Forſtamt Starnberg bei München giebt Hartig die Stamm: zahl im Alter von 45 Jahren bei der Eiche zu 2675, bei der Buche zu 6000 an; für 68 jährige Beſtände bei der Eiche zu 962, bei der Buche zu 1800; die Stammgrundflächen für die Eiche zu 24 bezw. 22,1 — für die Buche zu 25 bezw. 30,7 qm. Aehnliches ergiebt ſich für alle Wirthſchaftsgebiete und für alle Altersſtufen mit den durch die Standortsverhältniſſe und durch die wirthſchaftliche Behandlung bedingten Modificationen. 1) Forſtlich⸗naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift, 1894, Heft 12, S. 510. 12 * 180 Siebenter Theil. Die wichtigſten Folgerungen, welche aus thatſächlichen Unter⸗ ſuchungen charakteriſtiſcher Beſtände in der vorliegenden Hinſicht ge: zogen werden können, betreffen die Frage, ob und wie der relative Wachsraum von einer zur andern Durchforſtung verändert werden, ob die Kreisflächenſumme gleichbleiben, ſteigen oder abnehmen ſoll. Die hohen Kreisflächenſummen, welche ſich unter gewiſſen Umſtänden auf gutem natürlichem Eichenboden ausbilden, haben immer ſowohl in phyſiologiſcher als auch in ökonomiſcher Hin— ſicht Mängel im Gefolge. Die Heiſterbeſtände des Speſſart ſind in dieſer Beziehung höchſt charakteriſtiſch. Das Anſteigen ihrer Kreis— flächenſumme auf 50 qm hat zur Folge gehabt, daß die Durchmeſſer außerordentlich ſchwach geblieben find. Die Stämme haben im Durch— ſchnitt Stärken von 40 — 50 cm, die bei gehöriger rechtzeitiger Lich— tung ein Jahrhundert früher hätten erreicht werden können. Die Wahrnehmung dieſes Sachverhalts hat in der Speſſarter Wirthſchaft dahin geführt, daß jetzt die Stammgrundflächen rechtzeitig vermindert werden. In dem bekannten Forſtort Weißenſtein des Forſtamts Rothen⸗ buch iſt die Kreisflächenſumme von 34 qm im 92jährigen Alter auf 30 qm im 98 jährigen Alter reducirt worden. In anderen Beſtänden (vergl. die Nachweiſung II 33) iſt eine noch ſtärkere Abnahme einge⸗ treten. Die vergleichsfähigen preußiſchen Speſſartreviere (Oberförſterei Kaſſel, Diftriet 128 u. a.) enthalten im 90. Jahre noch 27 qm Kreisfläche. In den Beſtänden des Regierungsbezirks Wiesbaden hält ſich auch bei guter Beſchaffenheit der Beſtände auf gutem Boden die Kreisflächenſumme zwiſchen 22 und 28 qm. Ebenſo auch in den mit Buche gemiſchten Beſtänden. In dem Beſtande Diſtrict 52 der Oberförſterei Weilburg mit 32 qm Stammgrundfläche wurde im Winter 1897 ein Hieb eingelegt, der dieſelbe um 7,4 qm verminderte. Sobald ſie ſich nach 10 Jahren um etwa 5 qm erhöht hat, wird vorausſicht⸗ lich wieder eine Reduction erfolgen. Aehnliches ergeben auch die an⸗ geführten Beſtände der Oberförſterei Dedenſen bei Hannover. Wenn aber die praktiſchen Forſtwirthe in Lothringen, im Speſſart, in der Pfalz, in Naſſau und Hannover hinſichtlich der Stammgrundfläche zu Reſultaten gelangen, die im Weſentlichen mit einander völlig über- einſtimmen, wenn ferner die beſten Vorbilder von Althölzern, die es für die Erziehung der Eiche giebt, ein ganz ähnliches Verhalten zeigen, jo iſt man ſchon a priori zu der Vermuthung berechtigt, daß dieſen thatſächlichen Maßnahmen auch ein allgemein gültiges und richtiges Princip zu Grunde liegt. Man wird dies für die Eiche in der von Guſtav Wagener allgemein ausgeſprochenen Theſe präciſiren dürfen, daß die Kreisflächenſumme regelmäßiger Hoch— 4 $ 92. Stammzahlen, Abſtandszahlen, Wachsraum, Kreisflächen. 181 waldungen, wenn ſie einen gewiſſen Grad erreicht hat, nicht mehr zunehmen ſoll. Wie hoch die Kreisflächenſumme in den einzelnen Standorts⸗ gebieten anſteigen darf, wird zwar allgemein in beſtimmten Zahlen nicht angegeben werden dürfen und können. Die Güte des Bodens, des Klimas, die Entwicklungsbedingungen, das Wirthſchaftsprincip ſind dabei von Einfluß. Je beſſer der Standort, um ſo kleiner iſt der zur Erzielung gewiſſer Stammſtärken erforderliche Wachsraum; das Princip des Bodenreinertrags führt zu früheren und ſtärkeren Ein⸗ griffen in die Kreisflächenſumme der Beſtände als die Waldrein⸗ ertragstheorie. Immerhin aber geben die wenigen hier mitgetheilten Zahlen gewiſſe Normen ab, die man der Ausführung der Durch⸗ forſtungen und Lichtungen und der Verſtändigung über dieſe Fragen zu Grunde legen kann. Auch auf den beſten Bonitäten wird eine größere Stammgrundfläche als 30 qm nicht erhalten werden dürfen, wenn man den Forderungen der Bodenreinertragstheorie genügen will. Für die als gut bezeichneten Standorte kann vom Standpunkt dieſer Theorie eine Grundfläche von 25 qm als ungefährer Maßſtab der Beſtandesdichte vom Stangenholzalter ab angeſehen werden. Auf ge⸗ ringen Böden wird die Kreisfläche ſchon durch die Qualität der Stämme noch weiter herabgedrückt. Für die Ausführung der Durchforſtungen führt eine con⸗ ſequente Anwendung der im Vorſtehenden ausgeſprochenen Regel in Uebereinſtimmung mit der in § 90 ausgeführten, auf den Kronen⸗ anſatz begründeten Durchforſtungstheorie zu der praktiſchen Folgerung, daß dieſe Hiebe nach ſtattgehabter Läuterung zunächſt mäßig geführt werden, bis mit der Herſtellung einer Schaftreinheit auf etwa 10 m’ zugleich die Kreisfläche, welche als das ungefähre Maximum an⸗ geſehen wird, erreicht iſt. Alsdann aber müſſen die Durchforſtungen kräftiger geführt werden. Es muß ſo viel Kreisfläche als in den Durchforſtungsintervallen zuwächſt, genutzt werden. Daſſelbe Princip findet auch auf die Art und den Grad der Lichtung Anwendung, abgeſehen von gewiſſen Perioden, in denen aus Gründen der Wald- pflege, mit Rückſicht auf die Schonung des Unterbaues, die Nutzungen zu beſchränken ſind. Allgemein geht aber aus den vorſtehenden Ge: danken und den Ergebniſſen, die ihnen zu Grunde liegen, hervor, daß der Betrieb der Durchforſtungen und Lichtungen ſich nicht in ſtarken Sprüngen bewegen, ſondern daß er einen allmählichen Charakter tragen, daß die Stammzahlverminderung früh beginnen und bis kurz vor den Endhieben ſtetig fortgeſetzt werden ſoll. 182 Siebenter Theil. § 93. Maſſenzuwachs und Nutzung. I. Schwierigkeit des Nachweiſes des Maſſenzuwachſes und Beſchrünkung ſeiner wirthſchaftlichen Bedeutung. Ueber den Maſſenzuwachs der Eiche iſt, obwohl er in jeder ge— ordneten Wirthſchaft die Quelle und den Maßſtab der nachhaltigen Nutzung bildet, in den Paragraphen 81—83 nichts Beſonderes be— merkt worden. Es iſt aber klar, daß er von dem Höhen- und Stärke⸗ zuwachs, der dort behandelt wurde, unmittelbar abhängig iſt. Hat man den Höhen⸗ und Stärkezuwachs für die Vertreter der verſchie⸗ denen Stammklaſſen eines Beſtandes ermittelt, ſo läßt ſich auch der Maſſenzuwachs zahlenmäßig darſtellen. Im Allgemeinen ſind auf den zeitlichen Verlauf des Zuwachſes der Eiche im Hochwaldbetrieb dieſelben phyſiologiſchen Beſtimmungs⸗ gründe von Einfluß, die an anderen Stellen dieſer Schrift für andere Holzarten hervorgehoben worden ſind. Daß der Zuwachs der Eiche in der erſten Jugend ein geringer iſt, daß er mit der Entwicklung der Vegetationsorgane und der vollſtändigern Ausnutzung des Boden⸗ und Luftraums zunimmt, daß in der Abnahme des Holzes an Reis, Rinde und Splint ein zuwachsſteigerndes Moment enthalten iſt, daß dagegen in dem Nachlaſſen des Höhenwachsthums, der frühzeitigen Lichtſtellung, der Entſtehung lebender Bodenüberzüge und der Fructi⸗ fication Urſachen eines negativen Einfluſſes auf den Maſſenzuwachs der Eiche liegen, iſt die Folge allgemeiner, für alle Holzarten gül⸗ tigen Wachsthumsgeſetze. Einer Darſtellung der Reſultate dieſer chemiſch⸗-phyſiologiſchen Einflüſſe in der präciſen Form einer nach Standortsklaſſen geordneten Ertragstafel mit genau abgeſtuften Zu⸗ wachs⸗ und Maſſenangaben ſtellen ſich jedoch bei der Eiche größere Schwierigkeiten entgegen, als bei allen anderen wirthſchaftlich bedeuten⸗ den Holzarten. Zunächſt macht ſich in dieſer Beziehung ſchon der große Einfluß der Entwicklungsbedingungen geltend. Die Stö— rungen im Jugendwuchſe durch anhaltende Beſchirmung, durch Froſt, Wildverbiß, Inſekten ꝛc., die Fähigkeit der Eiche, nach langem Stillſtand des Wachsthums ſich zu erholen, ſowie die durch Begrün⸗ dung und Erziehung bewirkten Unterſchiede im Wachsraum haben auf den Zuwachsgang der Beſtände fortgeſetzt Einfluß. Auch abgeſehen hiervon iſt die Thatſache von praktiſcher Bedeutung, daß die Eiche in Beſtänden von regelmäßiger Altersabſtufung, wie ſie zum Nach⸗ weis einer realen Ertragstafel nothwendig iſt, nur ſelten vorkommt. $ 93. Maſſenzuwachs und Nutzung. 183 Und die Anwendbarkeit von Ertragstafeln, die auf der Grundlage der zur Zeit vorliegenden Beſtände aufgeſtellt ſind, wird faſt in noch höherm Grade als es bei Fichte, Tanne, Kiefer und Buche der Fall iſt, durch den Umſtand beſchränkt, daß die Grade der Beſtandesdichte, denen die Tafeln Ausdruck geben, vielfach nicht diejenigen ſind, welche für die zukünftige Erziehung der Eiche maßgebend ſein ſollen. Ferner iſt in der vorliegenden Richtung zu bemerken, daß in den meiſten Waldungen Deutſchlands die Eiche in der Miſchung mit der Buche erwachſen iſt und daß ſie auch in Zukunft in dieſer Miſchung erzogen werden ſoll. Im Miſchbeſtande wird aber der Gang des Zuwachſes durch die Läuterungen, welche die vorwüchſige Buche entfernen, und durch die Durchforſtungen, welche eine gleiche Tendenz üben, in einem Grade beeinflußt, daß man von Ertragstafeln in präciſer zahlen⸗ mäßiger Form, die regelmäßigen Beſtänden entnommen find, ſelten Auwendung machen kann. Vergleicht man die Eiche mit der Buche in der vorliegenden Richtung, ſo wird jede auch ganz oberflächliche Unterſuchung der beiderſeitigen Maſſenerzeugung zu dem Reſultate führen, daß ſie gegen dieſe, entſprechend ihrer geringern Stammzahl und Kreisfläche, auch unter Standortsverhältniſſen, die als für beide Holzarten annähernd gleiche anzuſehen ſind, immer zurückſteht. Die Maſſen ſind nur in der Jugend ziemlich gleich. Vom 30.— 40 Jahre aber iſt die Buche wegen ihres anhaltenden Höhenwuchſes und wegen ihrer Fähigkeit, den Boden vollſtändiger auszunutzen und die Concurrenz der Stand⸗ ortsgewächſe nicht aufkommen zu laſſen, der Eiche in der Holzmaſſen⸗ erzeugung fortgeſetzt überlegen. Wird der Nachweis des Maſſenzuwachſes der Eiche in einer für die Praxis brauchbaren Form durch die genannten Umſtände in hohem Maße erſchwert, ſo verdient auch hervorgehoben zu werden, daß ein ſolcher für die Forſtwirthſchaft weniger Bedeutung beſitzt, als unter der Herrſchaft der Idee der größten Holzmaſſe, deren Einfluß bis in die Gegenwart reicht, angenommen wird. Wie ungenügend die ausſchließliche oder vorwiegende Unterſuchung der die Maſſe be: treffenden Verhältniſſe für den Fortſchritt der Forſtwiſſenſchaft iſt, kann bei keiner Holzart beſſer erkannt und nachgewieſen werden, als bei der Eiche. Die wichtigſten wirthſchaftlichen Maßregeln, ins: beſondere die Art der Beſtandesbegründung, der Grad und die Art der Durchforſtung, ſowie die Zeit der Hiebsreife werden durch ökono— miſche Momente, durch die Forderung der Aſtreinheit und einer ge— wiſſen Stammſtärke ſo beſtimmt vorgeſchrieben, daß man in dieſer Beziehung einen weitern Regulator nicht nöthig hat. Indem man 184 | Siebenter Theil. die Beſtände voll begründet und ſo durchforſtet, daß ſie aſtrein er— wachſen und ſtärkezuwachsfähig bleiben, kann man die Ueberzeugung haben, daß dabei auch diejenigen Maſſen erzeugt werden, welche nach den Standortsverhältniſſen hervorgebracht werden können. Es wird zum Theil in den genannten Umſtänden eine genügende Erklärung dafür gefunden werden, daß die Eiche trotz ihrer allgemein aner— kannten wirthſchaftlichen Bedeutung in der Form von Ertrags- und Zuwachstafeln von keiner Seite bearbeitet worden iſt. Und wie die Verhältniſſe in Deutſchland liegen, wird in dieſer Richtung auch in abſehbarer Zeit eine Aenderung nicht zu erwarten ſein. II. Begründung der Abnahme des laufenden Zuwachſes nach Jahr- ringen und Kreisſlüchenſummen. Um den Zuwachs der Beſtände mit Hervorhebung der Factoren, die ihn zuſammenſetzen, darzuſtellen, kann man ihn für vollbeſtandene Flächen in der allgemeinen Form 5 diss 1 ausdrücken, worin f die Fläche, d den Durchmeſſer, s das Verhältniß des Durchmeſſers der Krone zu dem des Stammes, n die Anzahl der Jahrringe der mittlern Stammkreisfläche, die auf 1 em entfallen, h die der gemeſſenen Kreisfläche entſprechende Höhe bedeuten. Werden, wie es am ſtehenden Holze geſchieht, die Durchmeſſer in Bruſthöhe gemeſſen, ſo tritt an die Stelle der Höhe die Richthöhe, das Product von Höhe und Formzahl. Wird nun nach $ 92 unter: ſtellt, daß der relative Wachsraum der Stämme während der Perioden, die in Bezug auf den mathematiſchen Nachweis des Zuwachſes am wichtigſten find, annähernd gleichbleibt, jo iſt f: s? eine feſte Größe. Der Zuwachs in obiger Formel, die einfacher in der Form 11 1 S2 *. d · „ ausgedrückt werden kann, iſt alsdann direct von der Breite der Jahr⸗ ringe = 45 von der Stärke des Durchmeſſers und der Höhe bezw. Richthöhe abhängig. Wird nun eine Behandlung der Beſtände an⸗ geſtrebt, bei welcher die Jahrringbreiten möglichſt gleichbleiben, und von den geringfügigen Unterſchieden der Formzahlen abgeſehen, ſo ſteht nach dieſer Formel der laufende Zuwachs im geraden Verhält⸗ niß zur Jahrringbreite und zur Höhe, dagegen im umgekehrten zum Durchmeſſer. Zeigen Jahrringbreite und Stammſtärken Ab⸗ 8 93. Maſſenzuwachs und Nutzung. 185 weichungen von der vorſtehend angenommenen regelmäßigen Abſtufung, ſo ändert ſich zwar die Regelmäßigkeit der Zuwachsmaſſenbeträge. Die weſentlichſte Folgerung der genannten Formel, daß der Zuwachs in einem directen Verhältniß zur Höhe, in einem umgekehrten zum Durchmeſſer ſteht, wird aber immer beſtehen bleiben. Nach der obigen Formel kann man den zeitlichen Verlauf des Zuwachſes in einem beſtimmten zahlenmäßigen Verhältniß darſtellen. Beträgt z. B. — vgl. die Beiſpiele in den Paragraphen 80 und 81 — Im Alter von . 60 80 100 120 140 160 Jahren die Höhe.. 20 24 27 28 29 29 m der Durchmeſſer 15 20 25 30 35 40 cm, und wird der Zuwachs im 60. Jahre = 2 geſetzt, jo ergeben ſich für die nachbenannten Alter folgende Zuwachsbeträge: Alter. 80 100 120 140 160 Jahre 24 15. 9 27 20 8 28 25. 7 29 30, 6 „% 35 Zuwachs 2 20 200 na 162 f 303 10 28 353 10 2 40 = 0, = 0,8Z 0, 2 = , E 0,5 Z. Hiernach würde der Zuwachs bei Zugrundelegung obiger Formel einen ganz gleichmäßig abnehmenden Ber: lauf zeigen. Wenn man die hier entwickelte Theorie des Zuwachsganges auch nicht mit rechnungsmäßiger Beſtimmtheit auf concrete Beſtände, die gerade bei der Eiche viel Unregelmäßigkeiten zeigen, anwenden kann, ſo wird doch gegen den allgemeinen Grundgedanken, der darin zum Ausdruck kommt, kaum etwas einzuwenden ſein. Die Abnahme des Zuwachſes beim Anſteigen des Durchmeſſers erhält ihre mathematiſche Begründung in dem Umſtand, daß der Umfang der Stämme, an die ſich der Zuwachs anlegt, mit der Zunahme des Alters im einfachen Verhältniß der Durchmeſſer zunimmt, wogegen die Stammzahlen, wenn das Verhältniß der Kronen⸗ zum Stammdurchmeſſer in Bruſt⸗ höhe unverändert bleibt, im quadratiſchen Verhältniß der Durchmeſſer ſich vermindern. Ein weſentlicher Fehler in dem dargelegten Ge— dankengang könnte nur dadurch nachgewieſen werden, daß entweder auch bei Zunahme der Kreisflächenſumme die Jahrringbreite unver— ändert bliebe, oder aber daß die Jahrringe bei gleichbleibender Kreis— flächenſumme breiter würden. Thatſächlich finden ſich aber für dieſe beiden Möglichkeiten in den vorliegenden Beſtänden keine Belege. Prüfungen an concreten Beſtänden werden viel häufiger dahin führen, daß die Jahrringbreite trotz des Gleichbleibens der Kreisflächenſumme geringer wird, oder daß ſie ſtärkere Abnahme zeigt, als der Zu— 186 Siebenter Theil. nahme der Kreisflächenſumme entſpricht, was eine noch ſtärkere Zu⸗ wachsabnahme, als fie oben dargeſtellt iſt, nach ſich zieht. Die ſtarke Abnahme des Maſſenzuwachſes, wie ſie in den vor⸗ ſtehenden Zahlen dargeſtellt wurde, iſt, wie bereits im § 91 hervor: gehoben wurde, eine der weſentlichſten Urſachen, aus denen die Er: ziehung der Eiche in reinen Beſtänden bei hohem Umtrieb als wirth: ſchaftlich unzuläſſig erſcheint. In einem Culturſtaat kann auf die zuläſſige Ausnutzung der Bodenkraft nicht verzichtet werden. Wenn, wie es hier — cfr. § 9 — unterſtellt wird und wie es in der modernen Wirthſchaft meiſt Regel iſt, Holzzucht der ausſchließliche Zweck der Bodenbenutzung iſt, ſo kann eine Erziehung der Beſtände, in deren Weſen es liegt, daß von dem im Boden liegenden natür— lichen Productionsfonds kein ausgiebiger Gebrauch gemacht wird, den ökonomiſchen Anforderungen, die an die Forſtwirthſchaft geſtellt werden müſſen, nicht genügen. Zu einer Beſchränkung des Zuwachſes liegt bei der Eiche um ſo weniger Veranlaſſung vor, als der Ver— brauch einer gewiſſen Zuwachsmenge an Bodennährſtoffen mit zu⸗ nehmendem Alter geringer wird, da der Gehalt ihres Holzes an Splint, Rinde und Reisholz, welche am meiſten Bodennährſtoffe ent⸗ halten, fortgeſetzt abnimmt. Das Deficit der Zuwachserzeugung, welches mit der Erziehung der Eiche in hohem Umtrieb verbunden iſt, kann nach den Regeln der Forſtwirthſchaft nur dadurch beſeitigt werden, daß fie im Wege des Unterbaues durch andere, die Boden: kraft vollſtändiger ausnutzende Holzarten ergänzt wird. III. Der Gang des Maſſenzuwachſes nach den Ergebniſſen von Stammanalyſen. Zu einem Urtheil über den Verlauf des Maſſenzuwachſes kann man auch gelangen, indem man durch die Unterſuchung von Modell⸗ ſtämmen die Durchmeſſer und den Kreisflächenzuwachs in verſchiedener Stammhöhe ermittelt, hieraus die Maſſenzuwachsprocente ableitet und das Reſultat von den Vertretern der einzelnen Stammklaſſen auf Beſtände überträgt. Als diejenige Stammhöhe, deren Zuwachs dem Maſſenzuwachs des Baumes am erſten entſpricht, iſt eine ſolche in 0,3—0,5 der Baumhöhe!) anzunehmen. In der Praxis wird 1) Näheres hierüber wird bei der Fichte, die für alle mathematiſchen Beziehungen des Baumkörpers am beſten geeignet iſt, gebracht werden. Vgl. dazu Th. Nördlinger, „Zuwachs und Zuwachsprocent“, Allgem. Forſt⸗ und Jagdzeitung 1884, Auguſtheft. 8 93. Maſſenzuwachs und Nutzung. 187 man die oberen Flächen der Schneideſtücke, welche nach der im 8 90 begründeten Durchforſtungstheorie bei der Eiche in /; der Baum⸗ höhe liegen ſollen, als die dem Maſſenzuwachs des ganzen Baumes ungefähr entſprechenden anſehen dürfen. Wird die Formel p = 400:n-d für den Kreisflächenzuwachs unterſtellt, ſo iſt die Conſtante für den Maſſenzuwachs bei der Eiche, entſprechend ihrem Höhenwuchs in der Jugend, bis zum 40jährigen Alter auf 600, für das Stangenholz⸗ alter, wenn der Höhenwuchs auf die Hälfte des ſeitherigen Durchſchnitts zurückgeht, auf etwa 500, für das angehende Baumalter, wenn der Höhenzuwachs auf ½ zurückgegangen iſt, auf 450 zu erhöhen. Be⸗ rechnungen des Zuwachſes, die für einige der im § 81 aufgeführten Stämme vorgenommen wurden, führten zu folgenden Reſultaten: Oberförſterei Salmünſter, Speſſart: 200 —240jährige Eichen (J. S. 29). Durchmeſſer 5 (d), Zahl der 8 8 Alter des Baumes Jahrringe ® TE auf 1 em (n), 5 2 Kreisflächen. & 5 zuwachs⸗ & 40 | 60 80 | 100 120 | 140 | 160 | 180 | 200 | 220 | 240 procent (v) m d II 0 19 31,6 41 51 58 64 69,4 75,0 79,482, n 3,5 3,5 4,1 4,7 6,2 7,0 7,3 8,0 10,8 13,3 p 6,0] 3,6 2,4 1,7 11 0,9] 0,8 0,7 0,5| 0,4 d . j 9,5|17,2| 24,6 | 30,6 | 35,4 40,2 | 45,5 | 49,8 n 12 4,7 5,2 6,0 7,4 8,3 7,7 8,3 10,0 P 124 { 8,9] 4,5 2,7 1,8 1,4 1,3 1,1 0,8 d VI 610,6 21,2 26,6 31,6 36 39,8 43,0 46,8 51 n 3,8 4,9 7,3 8,5 10 10,3 10,3 10,0 9,5 P 9 38| 2,1] 1,8 1,1 1,0] 0,9] 0,9] 0,6 5 d VII 10 8,8 14,8 17 23 26,8 30, 39,838 40,8 44, n 5,4 7,8 9,8 10,3 10,3 10,3 11,4 13,3 12,5 11,1 P 8 5 8,4] 3,5 2,1 1,7] 1,5 1,3 1,0 0,8 0,8 0,8 d 20 ! ; 7 11 15,2 19,2 23,4 | 27,8 | 31,6 35,8 n ; . ’ 7,3] 9,8| 9,8 9,8| 9,3 9,8 10,0 9,5 p un FREIE ,s 15) „% Das Maſſenzuwachsprocent kann hiernach eingeſchätzt werden auf: Alter 60 80 100 120 140 160 180 200 220 Jahre 8 2 1% 1% Di 1 9% 9, Procent. 188 Siebenter Theil. Forſtamt Eppenbrunn, Pfälzer Wald: 180—200jährige Eichen mit 70 jährigem Buchenunterſtand (ſ. S. 65). Das Maſſenzuwachsprocent beträgt hiernach etwa: Alter 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre 28 2 7 Forſtamt Rothenbuch, Speſſart: 4,5 3,5 1,6 1,3 0,9 0,5 Procent. Buchen verſchiedener Altersſtufen umgeben (ſ. S. 35). Höhe Alter der Stämme Stamm der Nr. Quer⸗ ſchnitte 8 40 60 80 | 100 | 120 | 140 | 160 180 | 200 d I 0 | 13,6 | 21,6 30, | 40,2 | 53,4 | 66,2 | 78,6 | 87,2 | 91,6 n 4,5 4,7 4 3,9 3,3 2,6 4,2 6,5 10,0 P 8 nn 26% ee en 1271 0,7°7.008 d II 0 8,8 | 16,8 | 24,2 | 33,0 39,2 43,0 | 49,4 | 54,8 | 58,2 n 6,1 5,6 5,7 4,5 9,5 87 6,1 80 | 10,0 p 5 %% d III 0 8,0 | 16,0 23,8 34,4 | 43,4 | 51,0 | 57,0 | 62,2 n 6,7 4,7 4,4 4,1 4,8 5,6 74 87 p 7,5 5,3 3,8 2,8 1,9 1, 1,0 0,7 400 jährige Eichen, von Das Maſſenzuwachsprocent iſt hiernach etwa folgendes: Alter 50 100 150 200 250 300 4 2 1,4 1 0,8 0,6 0,5 350 400 Jahre 0, Procent. Höhe der Alter der Stämme (abgerundet) Stamm Quer⸗ Nr. ſchnitte u 50 | 100 | 150 | 200 | 250 300 350 400 d III 8,4 14 20 28 38 45,6 | 51,6 | 57,6 | 64,6 n 10 14, 11,1 11, 14,7 | 16,7 15, | 14,3 p 6 2% 1, 1,3 9% / 0% 70,6 % d V in see e een n 8,3 10,5 | 11,1 11,1 9,5 10,0 | 11,8 | 11,1 p 5 3,4 1,6 1,1 0, ,s 0,8 0, 0,5 d VII 4/6 13 24 34 42 50 58 65 72 n 8,3 9, ᷣ11,1 12, 12,5 127 14, 14, p 3,7 18| 1,1 0,3 0,6 05 | 04 | 0,4 8 93. Maſſenzuwachs und Nutzung. 189 Forſtamt Rohrbrunn, Speſſart: 250jährige Eichen, in ge: drängtem Schluß erwachſen (ſ. S. 43 ff.). Höhe der N Baumalter (abgerundet) Stamm Quer⸗ Nr. ſchnitte * 50 100 150 200 | 250 d II 0 11 18 25 31 36,4 n 11,1 14,3 15,6 17,5 18,5 p . 2,9 1,6 1,0 0,7 0,6 d V 12 13 26 37 48 58 n 7,7 8,3 9,1 9,5 10,0 p 4,0 1,9 1,3 0,9 0,7 d VIII 0 12 20 26 32 39 n 10,0 14,3 16,7 15,4 14,3 P . 3,3 1,4 0,9 0,8 0,7 d XII 0 12 22 29 35 40,6 n 9,1 11,8 15,4 17,2 17,9 p 3,7 1,5 0,9 0,7 0,6 Der Maſſenzuwachs iſt hiernach einzuſchätzen: im Alter von 50 100 150 200 250 Jahren auf 45 2 1,0 0,8 0, Proeent. Oberförſterei Kaſſel, Speſſart: 90jährige Eichen mit 40jährigem Buchenunterbau (ſ. ©. 46 ff.). Höhe der Alter der Stämme Stamm | Quer⸗ Nr. ſchnitte — 40 50 60 70 80 90 d 1 8,5 10,0 15,6 19,0 22,6 25,4 28,2 n 5 3,8 4,4 5,7 6,3 71 7,1 P a 10, 5,8 3,7 2,8 2,2 2,0 d II 8,7 10,0 13,8 15,8 18,4 21,8 24,8 n 4,1 6,9 8,7 6,7 6,3 6,7 p . 9,1 4,2 2,9 3,2 2,9 2,4 d V. 7,5 14,2 18,0 21,4 24,0 26,2 28,2 n 3,4 5,6 6,9 8,3 9,5 10,0 p 8,3 3,9 2,7 2,0 1,6 1,4 Der Maſſenzuwachs hat hiernach etwa betragen: Alter 40 50 60 70 80 90 Jahre 8 5 35 28 24 2 Proeent. 190 Siebenter Theil. Oberförſterei Weilburg, Gemeindewald von Cubach: 140, bis 170 jährige Eichen, aus früherm Mittelwald erwachſen (ſ. S. 38). Hiernach hat der Maſſenzuwachs etwa betragen: im Alter von 40 60 80 100 120 140 160 Jahren 10 5 3 1,8 1,2 0,9 0,65 Procent. Höhe der Alter der Stämme Stamm Quer- Nr. ſchnitte 1 40 60 80 100 120 | 140 160 d I 5,4 20 36 50 61 70 77, n 0 2,1 2,9 3,1 4,0 5,0 5,6 p ; 9,5 3,8 2,# 1,3 1,1 0,9 - d III 6,6 14 24 32 38,6 44,4 | 50,2 | 54,6 n 3,3 5,0 5,4 6,7 6,5 8,0 | 10,0 p x 8,7 3,3 2,3 1,6 1,4 1,0 0,7 d 3 7,2 19 38 58 70 79 87 92,2 n 2,1 2,1 2,5 3,6 5,0 5,9 9,1 p 10,0 5,0 2,8 1,6 1,0 0,8 0,5 Oberförſterei Weilburg, Diftrict 52 des Staatswaldes: Söjährige Eichen mit gleichalten Buchen (ſ. S. 26 ff.). n ur 9 Baumalter Nr. ſchnitte a 25 35 45 | 55 | 65 75 85 d I 7 94 | 15,4 | 20,8 | 24,6 | 284 | 32,0 | 35,4 n 3,1 3,5 4,3 5,3 5,4 5,7 5,9 p 5 13,7 7,4 4,5 3,1 2,6 2,2 1,9 d 11 :4,8 | 10,8 | 15,4 | 19,5 22,2 | 25,0 | 27,4 n 3,1 3,6 4,9 5,9 6,7 7,7 8,3 p 5 . 10,3 5,3 3,6 2,9 2,1 1,8 d III 6 12 17 21 244 | 27 29,6 | 31,6 n 3,1 4,4 5,4 6,7 57 8,7 | 10,0 p ; 10,8 5,3 3,5 2,4 1,9 1,6 1,3 d 12 8 6,2 | 11,2 | 14,8 17, | 19,8 22 n 3,9 4,7 6,5 8,0 8,7 9,1 p . F 16,5 7,6 4,2 2,9 2,3 2,0 d V 7,5 12 19,5 24,6 28 31 34 36,6 n 2,4 3,2 4,8 6,3 6,7 71 7,7 p 5 13,9 6,4 3,4 2,3 1,9 1,7 1,1 d VIII 10 8 14 18,9 | 22 25,6 | 29,2 | 32,2 n 2,9 3,8 5,0 5,6 5,6 6,1 7,3 p 17,2 7,5 4,3 3,2 2,8 2,2 1,7 8 93. Maſſenzuwachs und Nutzung. 191 Höhe der Baumalter Stamm Quer- Nr. ſchnitte f nu 25 35 45 55 65 75 85 RR, 8 586 9, 13, 16, 19 21 22, n 4,7 5,3 5,6 6,9 87 | 11,8 | 14,3 p : 15,2 8,2 5,4 3,5 2,4 1,6 1,3 d 10 : 9,6 | 13,6 | 16,6 | 18,8 21 22,4 n 4,7 5,7 7,7 “2:1 111 7.148 p 8,9 5,2 3,1 2,3 1,7 1,3 Das Maſſenzuwachsprocent iſt hiernach einzuſchätzen auf: Alter 25 35 45 55 65 75 85 Jahre 15 7 4,5 3,5 2,5 2 1,5 Procent. Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 53: 180 — 200 jährige Eichen, mit 110jährigem Buchenunterſtand (ſ. S. 63 ff.). Höhe Baumalter Stamm en Leer ſchnitte 5 40 60 80 | 100 | 120 140 | 160 180 | 200 d I 0 | 17,6 | 28,2 | 41,8 50 59 |66 71,8 76 79 n 3,5 3,3 3,7| 47| 50| 6,3 80 11,1 13,3 P i 6,5 4,3 2,6 1, 14 1,0 0,7 05 | 04 d 5 16,6 23 29,4 35 42,6 46,3 51 54 n 4,9 6,3 6,7 6,1 6,8 9,5 11,1 13,3 P . 4,9 2,5 2,0 1,9 14 | 09 | 0,7 0,6 d III 0 22,8 29,2 42,8 48 58,4 | 66,6 73,4 80 | 85,2 n 5,3 4,0] 2,8 3,1 4,3 5,3 6,0] 6,8 7, P % u 3, 2, 1,6% 1,1. 0,0 0% 0, d 6 13,4 19,4 29,6 40 47,3 53,8 59,6 65 68,8 n 5,2 4,9 3,9 4, 5, 6,7 7,1 8,7 10,5 p ; DI: Aa 85 | 2851 15 |: 117 Lo| 0,2: 06 d 12 11 118 |25 31,8 | 38,8 | 46,4 | 51,4 | 56 n 6,5 5,7 5,6 5,8 5,5 6,3 8,3 8,7 p b 5,6 3,9 2,8 2,2 1,9 1,4 0,9 0,8 d V 0 21,2 | 29,8 | 39,4 49,3 61 69 76 82 86,2 n 3,6 4,4 4,0 3,7] 4,2 5,3 6,2 7,8 95 p 5,0 3,1 2,5 2,2 16 | 1,1] 0,9 0, „5 d 6 15 23 29 35,6 | 43,8 49,2 55 59,6 63, n 3,5 5, 6,1 5, 5,9 7,1 77 9,8 10,5 p 0 /// ͤ ͤ . 007 00 d 11 11,6 18,4 26,4 34 40,9 46 50,86 | 55,4 n 4,3 5, 5,1 5,7 6,7 7,7 8,56 8,7 P N 8,0 4,0 2,9 2,1] 1,6 1,1 0,0] 0,8 192 Siebenter Theil. Hieraus ergiebt ſich ein Maſſenzuwachs von etwa: Alter 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre „„ ‚ RZ n ̃—v— I 1 0, 0,8 Procent. Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 43: 80jährige Eichen, nach 15 jährigem Lichtſtand (ſ. S. 53 ff.). Höhe der Baumalter Stamm Quer⸗ Nr. ſchnitte 10 30 40 50 60 70 80 d VII 0 13,4 21,8 25,4 28,8 32,8 40,8 n 3,2 3,3 5,7 5,4 3,3 2,5 p 5 9, 5,6 2,8 2,6 3,7 3,9 d 4 10,6 15,6 18,6 21,2 23,4 29,0 n 3,7 5,0 7,1 8,3 5,1 3,6 p 0 10,2 5,1 3,0 2,3 3,4 3,8 d 10 6,8 13,0 16,4 19,4 22,2 26,2 n 3,1 4,2 6,3 6,9 5,9 5,0 p ; 19,0 7,8 3,9 3,0 3,1 3,1 d IX 0 19,4 23,4 26 28,2 30,8 36 n 5,0 6,1 8,3 8,3 5,1 3,8 p 4,1 2,8 1,9 1,8 2,5 2,9 d 4 12,6 17, 20,4 22,6 24,6 27,8 n 4,0 5,1 7,4 9,5 7,7 6, p A 7,9 4,6 2,6 1,9 2,1 2,3 d 10 %% ER LETFIEELETE n | 3,9 4,2 6,3 6,3 6,7 p ; N 15,5 8,5 4,5 3,6 2,9 d XII 0 15,8 21,8 28,2 33,4 37,2 43,0 n 3,6 3,6 3,2 3,4 4,4 4,2 p . 7,0 5,1 4,4 3,5 2,4 2,2 d s 12,6 15,6 18 20,8 23,8 n 4,0 5,1 7, 7,7 6,9 6,7 p ' 12,5 6,2 85T 2,9 2,8 2,5 d 12 70 | 104 13, | 164 n 5,4 6,3 6,7 6,7 p 10,6 6,1 4,5 3,6 Hieraus ergiebt ſich ein Maſſenzuwachs von: Alter 30 40 50 60 70 80 Jahre 10 6 5 4 3,5 3 Procent. 8 93. Maſſenzuwachs und Nutzung. 193 Oberförſterei Merenberg, Diſtrict des Gemeindewaldes von Lahr: 45 jährige Eichen nach 13 jährigem Lichtſtand (ſ. S. 53). | 1 4 Baumalter Sub Baumalter Stamm Stamm Duer- N Quer⸗ Nr. ſſchnitte r. ſchnitte 4 25 35 45 15 25 35 45 d I o 26 36 45 4X0 17% 739 n 158 2,0 2,1 n 5 21'283 1:19 p F 8,5 5,6 4,3 P N 8,4 6,4 54 d 6 13 22 28 d 4 8,6 16,2 22,8 n 2,2 2,1 2,7 n . 37| 3,2 2,9 P 14,0 8,7 5,3 P . 126 7,7 | 6,0 d VII 2 11, 16,4 24 n 8 3,2 4,2 3,2 P 110 5,8 5,2 Der Maſſenzuwachs beträgt hiernach: Alter 25 35 45 Jahre 12 8 6 Brocent. Vergleicht man die vorſtehenden Zuwachsprocente unter einander, ſo tritt neben dem Unterſchied, der ſich nach dem Alter und der Höhe ergiebt, der Einfluß, welchen die Entwicklungsbedingungen aus⸗ üben, beſtimmt hervor. Stämme, welche frühzeitig freigeſtellt ſind, zeigen in jeder Hinſicht eine ſchnellere Entwicklung. Die Culmination des Kreisflächenzuwachſes wird beſchleunigt und die Abnahme deſſelben erfolgt raſcher. Die im Schluß erzogenen Beſtände zeigen zunächſt eine geringere Kreisflächenzunahme. Dagegen tritt, wenn der Wachs— raum ſtetig erweitert wird, ein weit allmählicheres Sinken des Kreis⸗ flächenzuwachsprocentes ein. Ueberträgt man die für herrſchende, aber im Schluß erwachſene Stammklaſſen gefundenen Zuwachsprocente auf ganze Beſtände, ſo ergiebt ſich unter Zugrundelegung der weiterhin begründeten Maſſen für vollbeſtandene Orte von normaler Beſchaffenheit auf gutem Standort (II. Klaſſe) etwa nachfolgender Zuwachsverlauf: Alter. 60 80 100 120 140 160 180 Jahre Zuwachs 4 2, 2 16 13 11 1 Procent Maſſe. 280 320 360 400 440 480 480 fm Zuwachs 9,2 8,6 7,2 6, 5,7 5,3 4,8 „ IV. Die Vertheilung des Zuwachſes auf Endhiebe und Vornutzungen. — Extragstafeln. Aus den thatſächlichen Ergebniſſen der Wirthſchaft läßt ſich beim Eichenhochwaldbetrieb das Verhältniß der Vorerträge zu den Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 13 194 Siebenter Theil. Endhieben nicht ableiten. Abgeſehen von den großen Unregelmäßig— keiten, welche die jetzt vorliegenden Beſtände meiſt zeigen, ſpricht gegen die Benutzung derartiger, der Wirthſchaft entnommenen Zahlen der Umſtand, daß häufig Nutzungen erfolgen, deren Zugehörigkeit zu den ſog. Haupt⸗ oder Vornutzungen nicht mit der erforderlichen Be— ſtimmtheit nachzuweiſen iſt. Um eine allgemeine Regel der Vertheilung des Zuwachſes auf Vorerträge und Enderträge zu finden, wird man auf die Factoren, von denen ſie abhängt, auf den Höhenzuwachs, die Abſtandszahlen und die Kreisflächenzunahme zurückgehen müſſen. Nach der im § 24 dieſer Schrift entwickelten Theorie geht, wenn die Kreisflächenſumme gleichbleibt und noch voller, dem Stärke⸗ zuwachs entſprechender Höhenwuchs ſtattfindet, ein Drittel des Zu⸗ wachſes in den bleibenden Beſtand über, zwei Drittel werden von der Durchforſtung entnommen. Durch die Abnahme des Höhenwuchſes wird der Antheil, welcher auf den bleibenden Beſtand entfällt, ge— ringer, während ein Anſteigen der Kreisflächenſummen des bleibenden Beſtandes einen entgegengeſetzten Einfluß ausübt. Dieſe beiden das angegebene Verhältniß bedingenden poſitiven und negativen Elemente können ſich gegenſeitig derart ergänzen, daß ein Gleichbleiben in der Vertheilung des Zuwachſes herbeigeführt wird. Um die Vertheilung des Zuwachſes auf Haupt- und Vorerträge in der einfachſten Form darzuſtellen und die Darſtellung der Er: träge auf die einfachſten Verhältniſſe zu beſchränken, wird nachſtehend angenommen, daß bis etwa zum 30. oder 40. Jahre der volle Zu⸗ wachs in den bleibenden Beſtand übergeht, daß alsdann zwei Drittel des laufenden Zuwachſes von der Durchforſtung entnommen werden und nur ein Drittel des Zuwachſes in den bleibenden Beſtand über⸗ geht. Es entfallen alsdann: a) auf die Enderträge 40 2 + (u — 40) X 7 25 b) auf die Vorerträge ( — 40) x 3.2 wobei Z die dem Standort entſprechende nachhaltige Productionsfähig⸗ keit des Bodens, deren Maßſtab der Durchſchnittszuwachs iſt, bedeutet. Je höher die Umtriebszeit, um ſo größer iſt hiernach der An⸗ theil, der auf die Vorerträge entfällt. Für u — 160 iſt der Endertrag 40 2 + 120 K = 80 Z, der Vorertrag 120 x 3 2 — 80. Für eine Bonität von 6 fm Zuwachs pro Jahr und ha würde ſich für regelmäßige Vollbeſtände etwa folgende Scala der Beſtandes⸗ maſſenmehrung ergeben: 8 93. Maſſenzuwachs und Nutzung. 195 Alter 40 50 60 70 80 90 100 Jahre Maſſe 240 260 280 300 320 340 360 fm Alter 110 120 130 140 150 160 Jahre Maſſe 380 400 420 440 460 480 fm, während die Durchforſtungen ſtetig 40 fm pr. ha und Jahrzehnt betragen. Die höheren und niederen Bonitäten zeigen hinſichtlich des Verhältniſſes von Haupt⸗ und Vornutzungen keine weſentlichen Verſchiedenheiten. Nach den vorſtehenden Zahlen würden die Er- träge, welche die Vornutzungen ergeben, den Enderträgen gerade gleichkommen. Sieht man ab von den früheſten Nutzungen, die die Vorerträge noch höher anſteigen laſſen würden, und zieht man ferner in Rückſicht, daß alle Unvollkommenheiten des Vollbeſtandes, die ſich aus der Verzögerung der Verjüngungen, durch Calamitäten ꝛc. er⸗ geben, ſtärker auf die Vornutzungen als auf die Haubarkeitserträge einwirken, ſo wird man anerkennen müſſen, daß dieſe Verhältniß⸗ zahlen den thatſächlichen Ergebniſſen der großen Wirthſchaft nicht widerſprechen. Am beſtimmteſten iſt eine der angegebenen annähernd entſprechende Höhe der Vorerträge in der neueſten Zeit aus der däniſchen Forſtwirthſchaft nachgewieſen worden.!) Aber auch in Deutſchland ergeben ſich in allen größeren Eichenwirthſchaften Bei⸗ 1) Vgl. Metzger, Däniſche Reiſebilder, Mündener Forſtliche Hefte, X, S. 75 ff. Nach der für das Revier Brahetrolleborg auf Fünen (mit gutem friſchen Lehmboden) mitgetheilten Ertragstafel ergiebt der Endhieb im 120. Jahre 527 fm, während die Durchforſtungsergebniſſe im Ganzen 464 fm betragen. Die Vertheilung des Zuwachſes, im Ganzen 8 tm pro Jahr und ha, auf die Enderträge und Vornutzungen iſt folgende. Für den Hauptbeſtand beträgt: N In den Jahren 20 40 60 80 96 120 die Kreisflächenſumme 22,7 20,7 17,5 17,8 22,1 32, qm die Maſſee 112 195 233 268 344 527 fm. Die Durchforſtungen entnehmen: im Alter von . . 17—32 33—49 50— 73 74—105 Jahren (6malige Durchforſtung) (Amal) (Amal) (Amal) an Kreisfläche 23,8 14,9 11 4,2 qm e ee 135 140 65 fm. Das oben ausgeſprochene Princip, daß die Kreisflächenſummen vom Stangenholzalter ab nicht mehr zunehmen ſollen, kommt hiernach in Däne— mark im vollen Maße zur Anwendung. Die Kreisflächen zeigen hier ſogar eine Abnahme von 25,5 qm im 26. bis zu 15,6 qm im 66. Jahre. Dem⸗ entſprechend ergiebt ſich als Differenz gegen die obige Ausführung, daß die Durchforſtungserträge vom 20. bis 60. Jahre höher, ſpäter geringer ſind, als einem Gleichbleiben der Stammgrundfläche entſpricht. Die ſtarken Nutzungen der frühen Jugend haben ihre Urſache in der großen Stammzahl, welche zufolge der intenfinen däniſchen Verjüngung herbeigeführt iſt. 18 * 196 Siebenter Theil. jpiele, deren Reſultate, wenn fie für längere Zeit ſtetig gebucht wären, mit jenen Verhältnißzahlen bezüglich des Weſentlichſten in Uebereinſtimmung ſich befinden würden. V. Nutzung und Controle. Als Maßſtab für die Erträge, welche die Durchforſtungen liefern, und die Maſſenmehrungen, welche mit zunehmendem Alter erfolgen, erſcheint zunächſt der laufende Zuwachs als die von der Natur gegebene Größe. Es iſt jedoch zu berückſichtigen, daß die Nutzung in eine ſtrenge zeitliche Beziehung zum Zuwachs nicht geſetzt werden kann, weil dieſer nicht unmittelbar nachdem er ſich gebildet hat, ſondern erſt ſpäter genutzt wird, weil es ſich unter Umſtänden empfehlen kann, Material aus Gründen der Beſtandespflege länger im Beſtand zu erhalten, als der Steigerung des Maſſenzuwachſes entſpricht, ſodaß die Zeit des ſtärkſten Durchforſtungsertrags mit der⸗ jenigen des ſtärkſten Zuwachſes nicht immer übereinſtimmt. Für den jährlichen Betrieb der großen Wirthſchaft (wie er in dieſer Schrift unterſtellt wird) muß der Durchſchnittszuwachs als Maßſtab der nachhaltigen Geſammtnutzung zu Grunde gelegt werden, mit dem die Summe des laufenden Zuwachſes der einzelnen Altersſtufen über⸗ einſtimmt, ſodaß eine Differenz für die Wirthſchaft im Ganzen in dieſer Hinſicht nicht beſteht. Auch vom forſtlichen Standpunkt iſt gegen die Benutzung des Durchſchnittszuwachſes als Maßſtab der Nutzung um ſo weniger etwas geltend zu machen, als bei der Er— tragsregelung von jeher die Auffaſſung Geltung gehabt hat, daß bei der Berechnung der Vorräthe die Beſtände nicht nach ihrem jeweiligen Gehalt, ſondern nach ihrem Haubarkeitsdurchſchnittszuwachs zu ver⸗ anſchlagen ſeien. Für allgemeine forſtwirthſchaftliche und national⸗ ökonomiſche Unterſuchungen wird es häufig genügen, den Zuwachs als Ausdruck der nachhaltigen Erzeugungsfähigkeit des Waldbodens auf: zufaſſen und ihn in feiner einfachſten Form (wie z. B. I Bonität = 8 fm, II Bonität = 6,5 fm u. ſ. w.) darzuſtellen. Hinſichtlich der Controle der Nutzungen hat der Verfaſſer an anderen Stellen dieſer Schrift ſeine Anſicht ſo beſtimmt ausgeſprochen, daß für die Eiche hier nichts Beſonderes zu bemerken iſt. Die Be⸗ ſchränkung der Materialcontrole auf die Enderträge iſt, wenn ihre zeitweiſe Einführung auch zur Förderung des Durchforſtungsbetriebs von günſtigem Einfluß ſein kann, auf die Dauer nicht haltbar. Maßſtab der Nutzung und der Ertragsfähigkeit des Waldbodens iſt vielmehr nur der Geſammtertrag. Volkswirth⸗ ſchaftliche, bodenſtatiſche und forſttechniſche Gründe führen in dieſer $ 94. Aufſtellung der beſtandesbildenden Elemente. 197 Richtung übereinſtimmend zu den gleichen Reſultaten. Für die volks⸗ wirthſchaftlichen Aufgaben und Verhältniſſe iſt es ganz gleichgültig, ob die Nutzungen, welche aus dem Walde entnommen und der volks⸗ wirthſchaftlichen Verwerthung zugeführt werden, in den Büchern der Wirthſchaft als Haupt⸗ oder als Vorerträge bezeichnet ſind. Hin⸗ ſichtlich der bodenſtatiſchen Beziehungen fallen die Vornutzungen in der Regel ſtärker in die Wagſchale, da ſie im durchſchnittlichen Feſtmeter mehr Rinde, Reis und Splint, mehr anorganiſche Boden— nährſtoffe enthalten. Und in Bezug auf die Ausführung der Hiebe und die Nachweiſung ihrer Ergebniſſe iſt zu bemerken, daß Durch— forſtungen von Lichtungen weder begrifflich noch bei der concreten Ausführung ſo ſcharf von einander getrennt werden können, wie es erforderlich wäre, wenn man eine Trennung der Erträge conſequent durchführen wollte. Nur ſolche Nutzungen, die lediglich den Charakter von Culturen tragen, dürften hierin eine Ausnahme machen. 8 94. Aufſtellung der beſtandesbildenden Elemente für den Normal: e des Eichenhochwaldes als Grundlage und Ziel der forſt⸗ lichen Statik.“) I. Bedeutung der Conſtruction von Normalbeſtänden. Wie die Waldertragsregelung mit der Aufſtellung des Begriffs normaler Verhältniſſe, insbeſondere normaler Altersklaſſen, normaler Periodenflächen und Jahresſchläge, normalen Vorrathes ꝛc. entſtanden und durch Vergleichung der jeweilig vorliegenden mit ſolchen normalen 1) Der Ausdruck „Forſtliche Statik“ iſt ſeither in dieſer Schrift vermieden worden, zunächſt wegen der Kritik, die ihm in der forſtlichen Literatur zu Theil geworden iſt. Es iſt die Anſicht ausgeſprochen worden, daß die Bezeichnung „Forſtliche Statik“ in dem von G. Heyer angewandten Sinne unzuläſſig ſei, weil darunter die Beziehungen zwiſchen dem chemiſchen Gehalt des Bodens und dem Verbrauch der Culturgewächſe an Bodennährſtoffen verſtanden werden müßten (vgl. Borggreve, Forſtreinertragslehre, S. 14). Wie jedoch G. Heyer (Statik, S. 3) bereits begründet hat, liegt für die Forſtwiſſenſchaft keine Ver⸗ bindlichkeit vor, den Ausdruck Statik im Sinne der Landwirthſchaft anzuwenden. Logiſch und ſprachlich geſtattet derſelbe ſowohl die chemiſche als die ökonomiſche Auffaſſung. Dieſe letztere iſt aber für die poſitiven Maßregeln der Forſt⸗ wirthſchaft weit wichtiger, inhaltreicher und fruchtbarer als jene. Und es liegt daher um ſo mehr Veranlaſſung vor, an dem von Heyer aufgeſtellten Begriff feſtzuhalten, als die Statik im ökonomiſchen Sinne bereits von Hundeshagen in das Syſtem der Forſtwiſſenſchaft eingeführt geweſen iſt und ſeither allge— meine Geltung behouptet hat. 198 Siebenter Theil. Verhältniſſen nicht nur in theoretiſcher, ſondern auch in praktiſcher Richtung fortgebildet worden iſt, ſo wird auch die forſtliche Statik, deren weſentlichſte Aufgabe in der Abwägung der Productionskoſten und ihrer Erfolge, in dem Nachweis der erſtrebenswerthen Beſtandes⸗ dichte, Durchforſtungsgrade, Materialvorräthe und Umtriebszeiten beſteht, durch die Aufſtellung des Begriffs normaler Beſtände und das Beſtreben, ſie zu erreichen, eine weſentliche und nachhaltige Förderung erfahren können. Zwar liegen hier wie überall die Ideale jenſeits der Erfahrung und außerhalb der concreten Wirkfich- keit. Ideale, normale Zuſtände ſind, ſo lange die Welt beſteht, niemals erreicht worden und können ſo, wie ſie aufgeſtellt werden und dem geiſtigen Auge vorſchweben, niemals erreicht werden. Aber wie der Idealismus, auch wenn er Unerreichbares hinſtellt, auf allen Gebieten des geiſtigen Lebens: Religion, Kunſt, Recht, Wiſſenſchaft eine Macht iſt, die den Dingen der Wirklichkeit erſt rechtes Leben und Entwicklungsfähigkeit verleiht, ſo kann auch das wirthſchaftliche Leben nur gefördert werden, wenn für ſeine Geſtaltung gewiſſe Normen aufgeſtellt werden, auch wenn man eine völlige Erreichbarkeit normaler Zuſtände von vornherein für unmöglich hält. Und in der Forſtwirthſchaft wird man auf normale Verhältniſſe zurückzugehen um ſo mehr Veranlaſſung haben, als den wirklichen Beſtänden, welche als Muſter der Erziehung dienen können, immer viel concrete Eigenthümlichkeiten anhaften, ſodaß ſie wohl für ein örtlich und zeitlich beſchränktes Gebiet das Erſtrebenswerthe darſtellen, ſelten aber den Charakter von Normalbeſtänden in allgemeinem Sinne, wie ſie die Literatur füglich zur Grundlage nehmen muß, beſitzen können. Die wichtigſten Factoren, welche die Beſtandesbildung beſtimmen, ſind Höhen⸗ und Stärkezuwachs, Wachsraum und Stammzahlen, Maſſen⸗ und Werthzunahme. II. Normale Entwicklung des Einzelſtammes. 1. Normaler Höhenwuchs. Auf den Gang des Höhenwuchſes kann durch wirthſchaftliche Maßregeln unter allen Factoren des Beſtandeslebens am wenigſten eingewirkt werden. Derſelbe wird zwar durch die Be: ſtandespflege und die Erweiterung des Wachsraumes beeinflußt; aber doch nicht in einer ſo beſtimmten und nachhaltigen Weiſe, daß man ihn zu den wirthſchaftlichen Maßregeln in eine beſtimmte Beziehung ſetzen könnte. Im regelmäßigen Hochwaldbetrieb iſt er cet. par. eine Folge der Standortsverhältniſſe. Nach den im § 80 niedergelegten $ 94. Aufſtellung der beſtandesbildenden Elemente. 199 Nachweiſen iſt für gute Standorte die Höhenzunahme, wenn ſie bis zum 40. Jahre = 1 geſetzt wird, etwa folgende: Alter. . 40 60 80 100 120 140 160 180 Jahre — Höhenzunahme 1 0,7 0,5 0,4 0,3 0,2. 2. Normaler Stärkezuwachs. Auf den Stärkezuwachs läßt ſich durch die Maßregeln der Durchforſtung und Lichtung viel beſtimmter einwirken. Auch kann dieſer Einfluß durch Stammſectionen leichter in zahlenmäßiger Form nachgewieſen werden. Es muß deshalb auch eine Norm, die für den Stärkezuwachs aufgeſtellt wird, beſtimmtere Folgen für die wirth⸗ ſchaftlichen Maßregeln nach ſich ziehen, als dies bezüglich des normalen Höhenwuchſes der Fall ſein kann. Nun ergeben ſich zwar für die Stärkezunahme der Eiche, wie die im $ 81 aufgeführten Beiſpiele erſehen laſſen, je nach den Entwicklungsbedingungen große Unregelmäßigkeiten und Ungleichheiten. Bis zu einem gewiſſen Grade ſind auch dieſe von den phyſiologiſchen Geſetzen der Stammbildung abhängig. Zur Zeit der lebhafteſten Wachsthumsenergie iſt die Fähigkeit, breite Ringe anzulegen, am größten, und im hohen Alter nimmt ſie unter allen Umſtänden ab. Aber aus den thatſächlich vor⸗ kommenden Unterſchieden der Jahrringbreiten der Eiche kann nicht gefolgert werden, daß dieſe auf Urſachen beruhen, die für die Wirth⸗ ſchaft bindende Geſetzeskraft beſitzen. Die Natur legt der menſchlichen Thätigkeit hier ſo wenig Feſſeln an, wie auf anderen, nicht rein mechaniſchen Gebieten. Es kann vielmehr kaum einem Zweifel unter⸗ liegen, daß die Wirthſchaft die Aufgabe hat, bis zu einem gewiſſen Grade der natürlichen Tendenz der Ungleichmäßigkeit des Stärke⸗ zuwachſes entgegenzutreten. Soll aſtreines Holz erzogen werden, ſo darf die natürliche Fähigkeit der Eiche, in der Jugend breite Jahr: ringe anzulegen, nicht voll zur Geltung kommen; ſie muß beſchränkt werden, da Breitringigkeit in der Jugend mit der Erſtarkung und Erhaltung der unteren Aeſte verbunden iſt. Andererſeits wird es, um die nothwendigen Stammſtärken zu erzielen, erforderlich, daß, wenn die Schaftreinigung bis zu einer gewiſſen Höhe ſtattgefunden hat, die Zunahme der Durchmeſſer durch künſtliche Erweiterung des Kronenraumes befördert wird. Ob nun die negative Beeinfluſſung des Stärkezuwachſes im jugendlichen Alter ſtärker ſein ſoll oder die poſitive in den ſpäteren Lebensperioden, wird als allgemeingültige Theſe kaum feſtzuſtellen ſein. Hier wird zur Begründung einer normalen Stammbildung unterſtellt, daß die beiden genannten Ein⸗ 200 Siebenter Theil. flüſſe gleich ſtark ſind, daß das Ideal der Erziehung darin beſteht, Stämme mit thunlichſt gleichen Jahrringen zu erzeugen. Es liegt in der Natur der Sache, daß dieſes Ideal bei Uebertragung auf concrete Verhältniſſe nicht mit zahlenmäßiger Pedanterie ver⸗ ſtanden werden kann. Eine ſolche iſt ſowohl aus phyſiologiſchen wie aus wirthſchaftlichen Gründen ausgeſchloſſen. Aus phyſiologiſchen, weil die Geſetze des Baumwuchſes gewiſſe Ungleichheiten bedingen, da z. B. die Jahrringe unterhalb grüner Aeſte breiter ſind, als ober⸗ halb ihres Anſatzes; aus wirthſchaftlichen, weil während der Inter: valle zwiſchen je zwei Durchforſtungen der relative Wachsraum ab: nimmt, womit auch eine Abnahme der Jahrringbreite verbunden iſt. Wenn die Erziehung der Eiche mit gleichen Jahrringen als Wirthſchaftsziel aufgeſtellt wird, ergeben ſich ganz beſtimmte Folge⸗ rungen in Bezug auf die Betriebsarten, die Begründung und die wirthſchaftliche Behandlung der Beſtände. In dieſer Beziehung iſt insbeſondere Folgendes zu bemerken: 1. Die Erziehung von Eichenſtämmen mit gleichen Jahrringen iſt nur im Hochwaldbetriebe (einſchließlich des Plenterwaldes, der die beſten Bedingungen in der vorliegenden Richtung und am meiſten treffende Beiſpiele dafür darbietet) möglich. Stockausſchläge beſitzen niemals die Fähigkeit zu anhaltender gleich⸗ mäßiger Durchmeſſerzunahme. Und Oberholzſtämme im Mittelwalde unterliegen zu plötzlichen Veränderungen, als daß ſie jener Forderung zu genügen im Stande wären. 2. Die Erzeugung von Eichenſtämmen mit gleichmäßigem Stärkezuwachs ſetzt ferner eine dichte Beſtandesbegründung vor— aus, ſowie einen Durchforſtungsbetrieb, der mit mäßigen Graden beginnt und eine mit zunehmendem Alter verſtärkte Tendenz erhält. Im umgekehrten Falle, bei weitſtändiger Begründung und frühzeitiger ſtarker Durchforſtung, bilden ſich im jugendlichen Alter Jahrringbreiten, wie ſie unter keinen Umſtänden auf längere Dauer er⸗ halten werden können. Der ausgeſprochene Grundſatz iſt, wenn auch nicht immer in gleichem Grade, auch bezüglich der Lichtungen geltend zu machen. Dieſe müſſen, wenn gleichmäßiger Jahrringverlauf erſtrebt wird, zunächſt mäßig gehalten und allmählich fortgeſetzt werden, ſodaß das Princip der ſtetigen Erweiterung des Wachsraumes möglichſt unausgeſetzt von der frühen Jugend bis zum ſpäten Alter zur An⸗ wendung gelangt. 3. Sofern Unterbau ſtattfindet, darf er der Eiche in der Aus— nutzung des Bodens keine weſentliche Concurrenz machen. Der Unterbau darf daher nicht ſtammreich, in dichten Verbänden erfolgen; $ 94. Aufſtellung der beſtandesbildenden Elemente. 201 er muß, wenn er die Bodenkraft in ſtärkerm Grade in Anſpruch zu nehmen beginnt, zu Gunſten der Eiche reducirt werden. 4. Endlich wird die Möglichkeit, Holz mit gleichmäßigen Jahr⸗ ringen zu erziehen, auf beſſere Standorte, auf genügend tief— gründige und lockere Böden, die einem ſtetigen Eindringen und Fort- wachſen der Wurzeln keine mechaniſchen Hinderniſſe bereiten, beſchränkt werden müſſen. Ohne die Möglichkeit der fortgeſetzten Ausbildung der Wurzeln kann die theoretiſche Forderung gleicher Jahrringbreite ſo wenig erfüllt werden, als dies, wenn die Kronen in ihrer Aus— bildung gehemmt wären, möglich iſt. Die Befolgung des ausgeſprochenen Princips ergiebt, wie jede Erfahrung beſtätigt, Eichenholz von einer möglichſt guten techniſchen Beſchaffenheit. Mit der Gleichmäßigkeit der Jahrringe wird ein Holz erzeugt, das in Hinſicht auf Gleichmäßigkeit der Structur, Be⸗ arbeitungsfähigkeit, auf Reißen und Schwinden ſich ſehr günſtig verhält. Zugleich werden gewiſſe Schäden, die in der Erhaltung ſtarker Aeſte und in der ungleichen Dichtigkeit ungleicher Jahrring⸗ ſchichten ihre Urſachen haben, auf ein Minimum zurückgeführt. Indem man die Erziehung von Stämmen mit gleichbreiten Jahrringen als Norm hinſtellt, gewinnen alle Verhältniſſe eines auf ſolcher Grundlage conſtruirten Normalbeſtandes eine beſtimmtere Ge⸗ ſtalt. Die Stärke des Durchmeſſers iſt vom Alter und der Breite der Jahrringe abhängig; das Kreisflächenzuwachsprocent iſt lediglich eine Function des Alters. Es ergeben ſich z. B. für n = 5: 8 30 40 50 60 70 80 Jahren die Durchmeſſe 12 16 20 24 28 32 cm die Kreisflächenzuwachsprocente 67 5 4 33 29 2,5. Für n = 10: 0 30 40 50 60 70 80 Jahren die Durchmieſſ ee 6 8 10 12 14 16 cm die Kreisflächenzuwachsprocente 67 5 4 3,3 29 255, Dieſe Alter und Procente beziehen ſich auf die Baumtheile, denen die betreffenden Querſchnitte entnommen ſind. Um ſie auf das Baumalter anzuwenden, iſt die Zeit, in welcher die betreffende Höhe erreicht iſt, hinzuzufügen. III. Normale Beſtandesbildung. Die Stammzahlen und Kreisflächenſummen, welche in normalen Beſtänden vorhanden ſein ſollen, ſind von dem Wachsraum abhängig, der den Stämmen in den verſchiedenen Altersſtufen gegeben werden 202 Siebenter Theil. ſoll. Als Maßſtab hierfür dient in regelmäßigen Beſtänden das Verhältniß s, in welchem der Durchmeſſer der Krone zum Durch: meſſer des Stammes in Bruſthöhe ſteht, oder das Quadrat dieſes Verhältniſſes, welches den relativen Wachsraum der Stämme darſtellt. Gemäß den Ausführungen des § 92 wird hier unterſtellt, daß dies Verhältniß in den wichtigſten Stufen der Beſtandesentwicklung gleich bleibt. Außer vom Wachsraum iſt die Stärke der Stämme eines Normalbeſtandes von der Güte des Standorts abhängig. Je beſſer dieſer iſt, um ſo weniger Wachsraum iſt erforderlich, um eine gewiſſe Jahrringbreite hervorzurufen; um ſo breiter ſind, wenn ein beſtimmter Wachsraum gegeben iſt, die Jahrringe. Die Combination von 85 0 der Jahrringbreite, und s?, dem relativen Wachsraum, kann daher als Maßſtab der Standortsgüte angeſehen werden. Eine Darſtellung der beſtandbildenden Elemente eines normalen Beſtandes mit gleich— mäßiger Jahrringbildung und gleichbleibenden Wachsraumzahlen iſt in nachfolgenden Beiſpielen erhalten: 1. Stammgrundfläche 26 qm (Wachsraumzahl - 300, Abſtandszahl = 17,3). Alter!) 25 45 65 85 105 125 145 165 185 Jahre a)n—=4 Durchmeſſer 10 20 30 40 50 60 70 80 cm Stammzahl 3300 830 370 210 130 92 70 52 (abgerundet) i b)n=6 Durchmeſſer 67 13,3 20 26,7 33,3 40 46,7 53,3 60 cm Stammzahl 7500 1870 830 470 300 210 153 117 93 c) N 8 . Durchmeſſer 5 10 15 20 25 30 35 40 45 cm Stammzahl 13300 3300 1480 830 530 370 273 210 165°) 1) Es iſt hierbei angenommen, daß die Höhe, in welcher gekluppt wird, in 5 Jahren erreicht iſt, die deshalb zugeſetzt find. - 2) Der unter a dargeſtellte Entwicklungsgang mit raſcher Erſtarkung und ſtarker Stammzahlabnahme iſt den fruchtbaren Niederungsböden eigenthümlich. Für die däniſchen Forſten iſt neueſtens von Metzger (a. a. O. S. 76) eine Nachweiſung der Stammzahlen mitgetheilt worden, die der obigen nahekommt. Danach betragen die Stammzahlen 8 2 im Alter von 20 40 60 80 96 120 Jahren 7070 774 239 125 -108 94. Im 120. Jahre iſt ein Bruſthöhen-Durchmeſſer von durchſchnittlich 65 cm erreicht. Entſprechend dem Unterſchied der Durchforſtung (vgl. § 90) iſt die Abnahme der Stammzahlen hier im Alter von 40 bis 60 Jahren ſtärker, ſpäter geringer als unter a. Der unter b dargeſtellte Entwicklungsgang ent⸗ ſpricht den in den deutſchen Gebirgsforſten am meiſten vertretenen Standorten am beſten. $ 94. Aufſtellung der beſtandesbildenden Elemente. 203 2. Stammgrundfläche 20 qm (Wachsraumzahl = 400, Abſtandszahl = 20). Mit... 25 45 65 85 105 125 145 165 185 Jahre a) 4 g Durchmeſſer 10 20 30 40 50 60 70 em Stammzahl 2500 625 278 156 100 69 50 b) n = 6 | Durchmeſſer 67 13,3 20 26,7 33,3 40 46, 53,3 cm Stammzahl 5600 1400 620 350 225 156 115 88 c) . = 8 . Durchmeſſer 5 10 W Stammzahl 10000 2500 1110 625 400 278 200 156 124 Die Combination einer Wachsraumzahl = 300 mit einer Jahr: ringbreite von ½ em ergiebt eine ſehr gute, diejenige des gleichen Wachsraumes mit einer Jahrringbreite von ½ cm eine mittlere Bonität, während die Verbindung niedrigerer Stammgrundflächen mit ſchmalen Jahrringen die geringſte Bonität darſtellt. Im Allgemeinen kann man dieſen im Weſentlichen der Wirklichkeit entſprechenden, ihr wenigſtens nicht entgegengeſetzten Zahlen entnehmen, daß es ohne ſtetige Erweiterung des Wachsraumes, ohne Beſchränkung der Kreis— flächenſumme auch in verhältnißmäßig hohen Umtriebszeiten nicht möglich iſt, genügend ſtarke Eichenſchneidehölzer zu erziehen. IV. Normaler Zuwachs. 1. Abſoluter Zuwachs. Aus der für normale Beſtände gemachten Unterſtellung des Gleichbleibens der Jahrringbreite bei gleichbleibendem relativen Wachsraum folgt nach § 93 II, daß der zeitliche Zuwachs im geraden Verhältniß zur Höhe der Beſtände und im umgekehrten zur Stärke des Durchmeſſers ſteht. So lange der Höhenwuchs dem Stärkezuwachs entſpricht, muß daher der normale Zuwachs annähernd gleich bleiben. Später vermindert er ſich in dem Maße, als ſich die Antheilnahme des Höhenzuwachſes gegenüber derjenigen des Stärkezuwachſes an der Maſſenerzeugung vermindert. Hiernach läßt ſich der Gang des normalen laufenden Zuwachſes für jede Bonität nach Maßgabe der Höhe und der Stärke darſtellen. Näheres hierüber ſ. § 93. 2. Zu wachsprocent. Wird von dem Einfluß der Höhe abgeſehen, ſo kann das Zu— wachsprocent bekanntlich durch die Formel 400 : nd ausgedrückt 204 Siebenter Theil. werder, Da in normalen Beſtänden im hier ee Sinne d= 2a iſt, jo geht jene Formel über in 200 — — [4 Für eine concrete Anwendung bleibt jedoch zu bemerken, daß jene Conſtante, ſo lange Höhenwuchs ſtattfindet, entſprechend dem Antheil der Höhenzunahme am Zuwachs zu berichtigen iſt, und daß die Kreisfläche, wenn ſie den Verhältniſſen der Maſſe des Baumes annähernd entſprechen ſoll, nicht in Bruſthöhe und nicht am untern Abſchnitt, ſondern in 0,3 —0,5 der Höhe zu wählen iſt, daß alſo zur Berechnung des Maſſenzuwachsprocents, welches man aus einer ein⸗ zelnen Kreisfläche gewinnt, nicht das volle Alter des Baumes, ſondern das Alter des bezüglichen Querſchnittes einzuſetzen iſt. Dem Alter, welches die gemeſſene Kreisfläche angiebt, ſind dann noch die Jahre hinzuzuſetzen, innerhalb deren die Höhe dieſer Kreisfläche erreicht iſt. Ein concreter Ausdruck des Maſſenzuwachsprocentes würde hiernach in der Formel 2000 — 300 ing G — > 4 gegeben fein, worin a das volle Baumalter, & die Anzahl Jahre, in welchen die Höhe der der Maſſe des Baumes entſprechenden Kreis: fläche erreicht iſt, 200 das Minimum, 300 das (im Baumalter nicht mehr zutreffende) Maximum der Conſtanten bezeichnet wird. V. Normale Werthzunahme. Der durch Qualität und Stärke beſtimmte Werth des Eichen: holzes zeigt in den zur Zeit vorherrſchenden Beſtänden noch weit größere Unterſchiede als fie im Mafjen- und Stärkezuwachs hervor— treten. Unterſucht man aber Stämme, die unter gleichen Bedingungen erwachſen und verwerthet ſind, ſo zeigt ſich auch hier, wie es auf allen Gebieten der Fall iſt, viel mehr Regel und Ordnung, als die bunte Oberfläche der Erſcheinungen erwarten läßt. Als Maßſtab für die Zunahme der Werthe kann nur die Stärke des Durchmeſſers genommen werden. Thatſächlich ergiebt auch jede nach Qualität und Stärke geordnete Preisnachweiſung, daß die Werthe innerhalb der für die praktiſche Wirthſchaft in Betracht kommenden Grenzen mit der Stärke regelmäßig anſteigen. Beim Verkaufe ergeben ſich nun zwar entſprechend der durch Mindeſtmaße beſtimmten Verwendungsarten ſprungweiſe Veränderungen in den Werthen. Für eine allgemeine Auffaſſung iſt aber keine andere Annahme zuläſſig als die, daß die 8 95. Die Umtriebszeit der Eiche. 205 Werthzunahme ſtetig, entſprechend der Durchmeſſerzunahme, erfolgt. Iſt der Durchmeſſer im Alter a = d, der Werth pro Feſtmeter , ſo iſt Im Alter von a + 1 2 Der er 2 d +2 ——d, 24 4 1 der Werth p. fm = 20 7 „ (14 ) 1, die Werthzunahme = w - (1 + _ Pe 1) e =, w 100 100 das Werthzunahmeprocent = . e e Im Alter von a + 2 n Der Durchmeſſer = d, + —— 1 . 1˙ d d, F — AE 1 der Werth = 8 die Werthzunahme = 201 (1 + —— ri — 172 ar1’ das Werthzunahmeprocent = 2 f Das Procent der Werthzunahme beträgt alſo allgemein 100: a, woraus ſich folgende Zahlen ergeben: . man. 40 60 80 100 120 140 160 Jahre Werthzunahmeprocent 25 17 15 1 08 0,7 0,6. § 95. Die Umtriebszeit der Eiche. I. Die Bedeutung der Umtriebszeit in forſt⸗ und volkswirth ſchaſtlicher Hinſicht. In der neuern forſtlichen Literatur iſt wiederholt die Anſicht ausgeſprochen worden, man dürfe dem Nachweis der Umtriebszeit auf mathematiſchem Wege nicht zu große Bedeutung beilegen. Die Hiebs— reife der Beſtände werde nicht durch das Alter, ſondern durch die Stärke und Verwendungsfähigkeit des Holzes, die zum Alter oft gar nicht im Verhältniß ſtehe, beſtimmt. Noch häufiger macht ſich eine ähnliche Anſicht im Kreiſe der Praktiker geltend, von denen manche geneigt ſind, Berechnungen über die Umtriebszeit der Waldungen der Kategorie der „papierenen Späße“ einzuverleiben. 206 Siebenter Theil. Bei einer Beſchränkung auf gewiſſe, zeitlich und örtlich beſtimmte Verhältniſſe wird die ausgeſprochene Anſicht unter Umſtänden nicht unzutreffend erſcheinen. Wenn man den Begriff der Umtriebszeit lediglich auf die Zeit des Einſchlags einzelner Beſtände oder auf die Beſtände eines einzelnen Reviers anwendet, ſo iſt ihre zahlenmäßige Begründung oft gänzlich überflüſſig. Für einen einzelnen Beſtand oder ein einzelnes Revier wird das Alter des Abtriebs oder der Verjüngung häufig durch den Zuſtand des Bodens, den Geſundheits— zuſtand der Hölzer, die Vollſtändigkeit der Beſtockung, das Verhältniß und die Ausdehnung der verſchiedenen Altersklaſſen u. a. ſo beſtimmt vorgeſchrieben, daß man ſich eines zahlenmäßigen Nachweiſes über die Höhe der Umtriebszeit völlig enthalten kann. Sind, wie es ja häufig gerade bei der Eiche der Fall iſt, alte Hölzer einer gewiſſen Kategorie vorhanden, ſo liegt die factiſche Umtriebszeit ſo lange innerhalb dieſer Altersſtufe, bis dieſelben abgenutzt ſind. Fehlt es dagegen an altem Holze, wofür die Eiche auch oft Beiſpiele darbietet, ſo hat die Berechnung der Umtriebszeit ſo lange, bis hiebsfähige Orte herangewachſen ſind, für die thatſächliche Abnutzungszeit in den betreffenden Revieren keine directe praktiſche Bedeutung. Wie die Verhältniſſe eines einzelnen Revieres Berechnungen über die Umtriebszeit unter den angegebenen Umſtänden überflüſſig machen können, ſo laſſen die großen Verſchiedenheiten, die ſich in dieſer Hin— ſicht zeitlich und örtlich ergeben, jede Verallgemeinerung der auf zahlen⸗ mäßigem Wege gewonnenen Reſultate unthunlich erſcheinen. Für die Höhe der Umtriebszeit ſind die vorausgegangenen Wuchsbedingungen, die Standortsverhältniſſe, die Beziehungen zu den Abſatzgebieten die beſtimmenden Factoren. Bei der Eiche macht ſich die Bedeutung dieſer beſonderen phyſiſchen und ökonomiſchen Beſtimmungsgründe mehr als bei allen anderen Holzarten geltend. Sie iſt diejenige Holzart, der der Charakter des Individuellen am ſtärkſten anhaftet. Unterſucht man verſchiedene, auch äußerlich faſt gleich erſcheinende Beſtände, ſo wird man in der Regel zu verſchiedenen Reſultaten in Betreff des Maſſen⸗ und Werthzuwachſes und der Culmination der Wald- und Bodenreinerträge gelangen. Ebenſo iſt es der Fall, wenn man für denſelben Beſtand verſchiedene Stämme zur rechnungsmäßigen Grund⸗ lage des Umtriebsnachweiſes benutzt. Bei der Eiche hat jeder Beſtand, jeder Baum ſeine beſondere Umtriebszeit. ä Trotz der durch die genannten Verhältniſſe begründeten Gebunden⸗ heit der Wirthſchaft, trotz der Vielſeitigkeit der phyſiſchen und ökono⸗ miſchen Verhältniſſe, welche jeder ſchematiſchen Behandlung dieſes Gegenſtandes, jeder Verallgemeinerung gewonnener Reſultate wider⸗ 8 95. Die Umtriebszeit der Eiche. 207 ſtreitet, muß die Bedeutung der Umtriebszeit für die Forſt— wirthſchaft in vollem Umfang aufrecht erhalten bleiben. Die Umtriebszeit iſt der Factor, in den in Bezug auf die Tendenz der Wirthſchaft, in Bezug auf den Grad der conſervativen und pro— greſſiven Richtungen, die in ihr wirkſam ſind, am meiſten Charakte⸗ riſtiſches hineingelegt werden kann. Ihre Nachweiſung innerhalb der durch die geſammte Lage der wirthſchaftlichen Cultur bedingten Schranken iſt eine der wichtigſten Aufgaben, die der Forſtwirthſchaft überhaupt geſtellt ſind. Wenn die Umtriebszeit auch nicht im Sinne eines Rechnungsexempels nachgewieſen werden kann und angewandt wird, ſo übt ſie doch als ein Princip, das die Wirthſchaft durchdringt, den weitgehendſten Einfluß. Die Geſchichte der Forſtwirthſchaft beweiſt dies zur Genüge. Die Uebergänge vom Femelwald und vom ſchlagweiſen Hochwald zum Mittel- und Niederwald, die Aufſtellungen neuer Betriebs— arten, vom Hochwaldconſervationshieb und dem Seebach'ſchen Betriebe bis zum Lichtungsbetrieb Wagener's und dem doppelwüchſigen Hoc: wald Homburg's haben in dem Beſtreben, eine Beſchleunigung der Umtriebszeit herbeizuführen, ihre wohlbegründete Veranlaſſung. Am beſtimmteſten tritt der Einfluß der Umtriebszeit bei der Ertragsregelung hervor: Sowohl beim Fachwerk als bei den Vorrathsmethoden iſt die Umtriebszeit der am meiſten beſtimmende Factor für die Ordnung der Flächen und Erträge. Wenn nun aber die Umtriebszeit eine jo tiefgehende und ein- ſchneidende Bedeutung für die Regelung des forſtlichen Betriebes be— ſitzt, ſo wird an die Forſtwiſſenſchaft und Forſtwirthſchaft die Forde— rung geſtellt werden müſſen, daß die ihre Höhe beſtimmenden Elemente ſo gründlich und eingehend unterſucht werden, als es nach den vor— liegenden Umſtänden mit den gegebenen Mitteln möglich iſt. Auf dem Wege der bloßen Schätzung kann man ein Urtheil über die wirth— ſchaftliche Hiebsreife der Hölzer nicht abgeben. Ob ein 80 jähriger Eichenbeſtand als Grubenholz verwerthet werden oder ob er noch 1 Jahrhundert fortwachſen ſoll, bis er Schneideholz liefert, läßt ſich nach ſeiner äußern Erſcheinung oft nicht genügend nachweiſen. Min⸗ deſtens iſt es eine nothwendige Bedingung der Möglichkeit einer dahin gehenden gründlichen Begutachtung, daß für charakteriſtiſche Wirthſchaftsgebiete allgemeinere Grundlagen und Nachweiſungen des ökonomiſchen Verhaltens vorhanden ſind, die der Schätzung im Einzel— falle zu Grunde gelegt werden. Indeſſen an dahin gehenden Unter— ſuchungen fehlt es noch gar ſehr. Die Forſtwirthſchaft iſt in dieſer Hinſicht unter dem Einfluß von Störungen mancherlei Art (Calamitäten durch Inſekten, Wind: und Schneebruch ꝛc.), die im Einzelfalle oft von 208 Siebenter Theil. ausſchlaggebender Bedeutung ſind, zurückgeblieben, trotz der Anregungen, die in der neuern Literatur, am meiſten durch Preßler und Guſtav Heyer, gegeben ſind. Die Unbrauchbarkeit von Schätzungen ohne Unterſuchungsgrundlagen ſtellt ſich jedoch mit dem Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Cultur immer beſtimmter heraus. Die Zukunft wird dies von Jahrzehnt zu Jahrzehnt mehr beſtätigen. So lange die Hölzer lediglich einer beſtimmten, materiell und örtlich eng beſchränkten Verwendung fähig ſind, können die Grenzen des Haubarkeitsalters wohl genügend geſchätzt werden, ohne daß von einer ſoliden phyſiologiſch— mathematiſch-ökonomiſchen Grundlage ausgegangen wird. Wo z. B. Brenn⸗ und Grubenholz Hauptwirthſchaftsziel find, führt jede, ſelbſt ganz oberflächliche Schätzung zu niedrigen — für Schneideholz führt fie zu hohen Umtriebszeiten. Indeſſen die Concurrenz verſchiedener Verwendungsarten, die in neuerer Zeit an Ausdehnung immer mehr gewinnt, verlangt in Verbindung mit der Erweiterung der Abſatz— gebiete eine eingehende, auf die Geſetze des Wachsthums und die Bedingungen des Verbrauchs begründete und mit Zahlen belegte Dar— legung des Umtriebs, auch wenn die Reſultate ſolcher Berechnungen, wie es auch bei anderen Zweigen des Wirthſchaftslebens, denen eine ſtatiſtiſche Grundlage gegeben wird, der Fall iſt, unter dem Einfluß wirthſchaftlicher Veränderungen einen dehnbaren Charakter beſitzen. Die Grundlagen für einen mathematiſchen Nachweis der Um— triebszeit liegen einmal im Bau des Holzkörpers, in ſeiner äußern Form, die durch den Anſatz der Aeſte und die Abholzigkeit, und in dem innern Bau, der durch die Anlage der Jahrringe charakteriſirt wird. Sodann iſt die Zunahme des Werthes, die bei allen Hölzern ohne weſentliche Aenderung ihrer Subſtanz mit der Zunahme der Stärke erfolgt, der wichtigſte Beſtimmungsgrund für die Höhe der Umtriebszeit. Nach beiden Richtungen beſteht, wie in allen phyſiologiſchen und wirthſchaftlichen Dingen, viel mehr Regel und Ordnung, als die äußere Mannigfaltigkeit der einzelnen Er— ſcheinungen, auf die bereits hingedeutet wurde, vermuthen läßt. Der Bau des Holzes, obwohl nach Standorts- und Wachsthumsbedingungen ſehr verſchieden, unterliegt doch beſtimmten phyſiologiſchen, die Zu— nahme des Werthes unterliegt ökonomiſchen Geſetzen. Es muß daher auch aus der Verbindung der phyſiologiſchen und ökonomiſchen Regeln, als deren Reſultat die Umtriebszeit erſcheint, eine gewiſſe Geſetz- mäßigkeit abgeleitet werden können. Allerdings iſt in wirthſchaftlichen Dingen die Geſetzmäßigkeit (wenn man hier dieſen Ausdruck überhaupt gebrauchen darf) eine andere als in rein phyſiſchen, mechaniſchen, auf mathematiſche und naturwiſſenſchaftliche Beſtimmungsgründe zurück⸗ 8 95. Die Umtriebszeit der Eiche. 209 zuführenden Zweigen der Wiſſenſchaft. Alle Factoren, welche in der Wirthſchaft wirkſam ſind, ſind elaſtiſcher Natur. Sie wirken im Gegenſatz zu den Kräften der Natur unter dem Einfluß menſchlichen Willens und der Entwicklung menſchlicher Cultur, wodurch ihre Productivität gehemmt oder befördert werden kann. Hiermit ſteht — und dieſer Umſtand iſt für die Umtriebszeit ſehr charakteriſtiſch — auch die Thatſache in Zuſammenhang, daß die wichtigſten Verhältniſſe der Volkswirthſchaft auf einander Wechſelwirkung ausüben; ſie ſtehen gegenſeitig im Verhältniß von Urſache und Wirkung. So wird z. B. die Höhe der Umtriebszeit durch den Gang des Stärkezuwachſes weſentlich beſtimmt. Da jedoch eine ſehr hohe Umtriebszeit, wie ſie in der Vergangenheit insbeſondere bei der Eiche ſtattgehabt hat, ein wirthſchaftliches Uebel iſt, ſo entſpringt daraus für den Wirthſchafter die Aufgabe, den Zuwachs der Haubarkeitsſtämme ohne Nachtheil für die Qualität des Holzes möglichſt zu beſchleunigen. Und hierdurch wird die ſeitherige Umtriebszeit wieder zu einem urſächlichen Element für den zukünftigen Stärkezuwachs. Betrachtet man die Umtriebszeit der Eiche in Bezug auf die durch die Culturgeſchichte bewirkten zeitlichen Veränderungen, denen fie wie alle Zweige des wirthſchaftlichen Lebens ſeither unter: worfen geweſen iſt und die auch in Zukunft wirkſam ſein werden, ſo treten zwei beſtimmte Tendenzen hervor, die einander entgegengeſetzt ſind: eine negative, die auf eine Verkürzung der Umtriebszeit hinzielt, und eine poſitive, die auf ihre Verlängerung gerichtet iſt. Zu den Factoren, welche auf eine Verkürzung des thatſächlich eingehaltenen Hiebsalters hinwirken, gehört zunächſt die Abnahme der alten, aus der Vergangenheit überlieferten Hölzer. Die Eichen, die jetzt noch einen Theil der beſten Sortimente liefern (Schneide-, Böttcherholz ꝛc.), ſind zum Theil Producte einer Zeit, in der Waldboden und Holz kaum wirthſchaftlichen Werth hatten; ſie ſind Reſte des alten Urwaldes. In Zukunft werden derartige Verhältniſſe mehr und mehr verſchwinden. Alle wirthſchaftlichen Erzeugniſſe müſſen als mit den vollen Koſten einer langen Erzeugung belaſtet erſcheinen. Herabmindernd auf die Höhe der Umtriebszeit der Eiche kann ferner die Concurrenz der Surrogate wirken, die das ſtärkere Holz erſetzen können. Eine Menge Gegenſtände, die früher aus Holz hergeſtellt wurden, werden ſchon jetzt aus Eiſen gefertigt. Man darf es als ſehr wahrſcheinlich anſehen, daß, wenn zur Erzeugung von Eichenſchneideholz gleiche Zeit— räume, wie ſie die vorhandenen Alteichen meiſt gehabt haben, in Zu⸗ kunft erforderlich wären, die planmäßige Erziehung derſelben faſt gänzlich aufhören, die Benutzung der Surrogate zunehmen würde. Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 14 210 1 Siebenter Theil. Die jetzt begründeten Beſtände würden alsdann ſchon zur Zeit ihrer Brauchbarkeit als Grubenholz ꝛc. eingeſchlagen werden. Endlich iſt das Sinken des Zuwachſes im höhern Alter einer der Gründe, in dem eine Tendenz zur Verkürzung des Umtriebs enthalten iſt. — Zu den Urſachen, welche auf eine Erhöhung der Umtriebszeit hinwirken, iſt dagegen vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie zunächſt die mit dem Fortſchreiten der volkswirthſchaftlichen Cultur eintretende Abnahme des Zinsfußes hervorzuheben. Hiermit über⸗ einſtimmend iſt die Zunahme des volkswirthſchaftlichen Kapitals und die größere Intenſität, die dadurch der Volkswirthſchaft im Allgemeinen im Laufe der natürlichen Entwicklung gegeben wird, von Einfluß. Wie jeder Betrieb beim Fortſchreiten der Cultur kapitalintenſiver wird, ſo muß auch das forſtliche Betriebskapital, deſſen wichtigſter Beſtandtheil der Materialvorrath iſt, in einem wirthſchaftlich fort— ſchreitenden Lande größer werden. Sodann liegen in der ſchon jetzt hervortretenden höhern Werthzunahme der ſtärkeren Sortimente, in der Unmöglichkeit, dem zunehmenden Bedarf an Starkholz durch eigene Erzeugung zu entſprechen und in der planloſen, nicht nach— haltigen Abnutzung der Starkhölzer mancher auswärtigen Länder Beſtimmungsgründe, welche die Umtriebszeit der Eiche in Deutſchland poſitiv beeinfluſſen. | Wenn man nun aber die Beſtimmungsgründe für die Umtriebszeit nach ihrer geſchichtlichen Entwicklung und ihrer volkswirthſchaftlichen Bedeutung würdigt, darf man nicht außer Acht laſſen, daß die Reſultate, zu welchen man auf dieſem Wege gelangt, nicht in präciſem, mathematiſchem Sinne (etwa wie die Geſetze des Falles, des Luftdrucks, der Wärme ꝛc.) dargeſtellt werden können. Die Forſtwirthſchaft iſt in dieſer Richtung von anderen Arten der Bodencultur und von der Volkswirthſchaft im Allgemeinen nicht weſentlich verſchieden. Auch die Rentabilität anderer Zweige des wirthſchaftlichen Lebens, wie z. B. der Waldrodung, des Ackerbaues, der Obſtcultur, des Handels, der Induſtrie, der Zollgeſetzgebung, der Tarifpolitik, der Schutzwald⸗ und Colonialpolitik ꝛc. kann nicht in feſten mathematiſchen Formen mit der Beſtimmtheit von Rechnungsexempeln dargeſtellt werden. Trotzdem hat die Präciſirung der Folgerungen wirthſchaftlicher Grund: ſätze durch Beſchaffung und Ordnung des zahlenmäßigen Materials auf allen Gebieten der Nationalökonomie große Bedeutung. Indem der Verfaſſer im Vorſtehenden auf die Beziehungen der Forſtwirthſchaft zum allgemeinen Wirthſchaftsleben hinweiſt, glaubt er zugleich die Art und Weiſe charakteriſirt zu haben, in der er die nachfolgenden Berechnungen aufgenommen zu ſehen wünſcht. Ent⸗ 8 95. Die Umtriebszeit der Eiche. 211 ſprechend der mehrfach betonten Vielſeitigkeit der Wirthſchaft ſollen die Reſultate nach ihrer zahlenmäßigen Beſtimmtheit keine allgemeine Gültigkeit beanſpruchen. Es find nur Beiſpiele gegeben, die dem Ber: faſſer ſowohl für die angewandte Methode der Umtriebsbeſtimmung, als auch für die reſultirenden Folgerungen charakteriſtiſch erſchienen ſind. Eine mehr ins Einzelne gehende Behandlung dieſer Materie iſt nicht Aufgabe der Literatur, ſondern der Betriebsregelung, die ſich auf einzelne Reviere oder Wirthſchaftsgebiete zu erſtrecken hat. Zugleich wird man in den vorſtehenden Ausführungen eine Begründung dafür finden, daß die folgenden Rechnungen auf das Weſentlichſte, Charafte- riſtiſche beſchränkt bleiben, weshalb ſie nicht kleinlich, etwa mit dem Blick eines Rechnungsreviſors aufzufaſſen und zu kritiſiren ſind. Sie ſollen die Bedeutung der Umtriebe in großen Zügen, in einem groben Stile darlegen. Ein Eingehen in das Detail der Rechnung (auf Decimalen ꝛc.) erſcheint um fo mehr überflüſſig, als die Gefahr, ſich in das Kleinliche der Zahlen zu verirren, nicht nur in der Ver⸗ waltung, ſondern auch in der Wiſſenſchaft vorliegt. II. Beſtimmung der Umtriebszeit nach dem Durchmeſſer 0 = ++ . In der forſtlichen Praxis iſt es oft nicht möglich, die Culmi⸗ nation der Wald⸗ und Bodenreinerträge nach den Regeln der forſt⸗ lichen Finanzrechnung nachzuweiſen, weil die Elemente, welche dazu gehören, nicht mit der gehörigen Beſtimmtheit gegeben ſind. Es be⸗ ſteht jedoch darüber kein Zweifel, daß die Theorien des Wald- und Bodenreinertrags, wenn ſie conſequent durchgeführt werden könnten, dahin führen würden, daß unter gegebenen Standorts: und Wirth: ſchaftsverhältniſſen Stämme einer gewiſſen Beſchaffenheit und Stärke Ziel der Wirthſchaft bilden müßten. Hiernach erſcheint es nun als eine der wichtigſten Aufgaben jeder Betriebseinrichtung, nachzuweiſen, welche Stärken unter den vor: liegenden Standorts⸗ und Wirthſchaftsverhältniſſen erzogen werden ſollen. Man kann jedoch, das Princip des Wechſelſeitigen auch nach dieſer Richtung anwendend, von der Stammſtärke als etwas Gegebenem (wie es innerhalb gewiſſer Schranken gewiß zutreffend iſt) ausgehen und an die Wirthſchaft die Aufgabe ſtellen, nachzuweiſen, innerhalb welcher Zeit Stämme einer gewiſſen Stärke erzogen werden können und ſollen. Die phyſiologiſch⸗mathematiſche Grundlage für den Nachweis der Beziehungen von Alter und Stammſtärke geben die Analyſen einge⸗ ſchlagener Stämme. Nachweiſungen des Umtriebs werden deshalb 5 14* 212 Siebenter Theil. auch am beſten in unmittelbarer Verbindung mit der Verwaltung unter Benutzung der Ergebniſſe des fortlaufenden Betriebs ausgeführt. An den Stämmen, die in den Jahresſchlägen zum Einſchlag gekom⸗ men ſind, läßt ſich zunächſt nachweiſen, welche Zeiträume dazu gehört haben, um die vorliegenden Stammſtärken unter den früheren Wachs⸗ thumsbedingungen zu erzeugen. Und andererſeits kann man bei Auf⸗ ſtellung von Regeln für die zukünftige Wirthſchaft von dem reichen Material, das die Schläge darbieten, ausgehen, um zu begründen, welche Zeiträume erforderlich ſind, wenn die Wachsthumsbedingungen in gewiſſer Richtung verändert werden. Alle derartigen Stamm: analyſen zeigen zwar individuelle Unregelmäßigkeiten und Beſonder⸗ heiten. Aber dieſe laſſen ſich, wenn zahlreiche Unterſuchungen an: geſtellt werden, nach den großen Zahlen der Statiſtik ſowie auch dadurch aufheben oder in ihrem Einfluß beſchränken, daß man nur mittlere charakteriſtiſche Stämme zu Unterſuchungen heranzieht, was für die Forſtwirthſchaft häufig um ſo mehr als ausreichend erachtet werden kann, als es ſich in der Praxis meiſt nicht um detaillirte Darſtellungen, ſondern vielmehr um den Nachweis des ökonomiſchen Verhaltens verſchiedener Umtriebszeiten in groben Zügen handelt. Es kann nicht wohl einem Zweifel unterliegen, daß die wich⸗ tigſten Querſchnitte, die man für den Nachweis der Umtriebszeit wählt, diejenigen ſind, welche die obere Grenze der Abſchnitte der werthvollſten Verwendung bilden. Bei der Eiche ſind es für gute Beſtände insbeſondere Schneide hölzer, die für den Nach— weis der Umtriebszeit am meiſten in Betracht kommen. Die anderen Stammtheile, die Bauholz, Schwellenholz, Grubenholz, Brennholz ꝛc. ergeben, find mehr als acceſſoriſche Beſtandtheile, als Zubehör, anzuſehen. Sie bilden keinen oder doch nur einen untergeordneten Beſtimmungsgrund für die wirthſchaftlichen Maßregeln. Die Höhe, in welcher die für die Umtriebszeit maßgebenden Querſchnitte liegen, iſt je nach der Beſchaffenheit des Holzes eine ſehr verſchiedene. Sie reicht um ſo weiter hinauf, je geſchloſſener die Beſtände erzogen ſind. Im Nachſtehenden wird, entſprechend der im § 90 begründeten Erziehungsweiſe, ein Drittel der vollen Baum⸗ höhe als charakteriſtiſch für die Begrenzung des wichtigſten Stamm⸗ theils der Eiche angenommen. Ebenſo iſt die Stärke, welche ange— ſtrebt werden ſoll, je nach der Standortsgüte, der Erziehung und der Güte des Holzes verſchieden. Auf die hierin liegende Mannigfaltig⸗ keit der Verhältniſſe, auf die denkbaren Combinationen, die ſich in dieſer Beziehung ergeben, kann hier nicht eingegangen werden. Im $ 95. Die Umtriebszeit der Eiche. 213 Nachſtehenden werden vielmehr die der Sachlage der Wirklichkeit nicht fern liegenden Fälle unterſtellt, daß Stämme erzogen werden ſollen, welche in / der Baumhöhe 20 — 30 — 40 — 50 — 60 cm ſtark ſind. Durchmeſſer von 20, 40, 50 em am obern Stammende ent⸗ ſprechen etwa den wichtigſten Verwendungsarten der Eiche als Gruben⸗ holz — Bau⸗ und Schwellenholz — Schneideholz, wobei aber zu bemerken iſt, daß bei den beiden erſten Verwendungsarten auch noch das zweite Drittel der Stämme in gleicher oder ähnlicher Weiſe verwendet wird, während beim Schneideholz gewöhnlich eine Sonde— rung der Stammtheile nach der verſchiedenen Verwendung eintritt. Wenn man die in den Paragraphen 81—83 enthaltenen, auf die oberen Kreisflächen der Schneideſtämme bezüglichen, die Jahrring⸗ breiten angebenden Zahlen auf Jahrzehnte abrundet, ſo ergeben ſich für die Erzeugung der angegebenen Stammſtärken in den aufgeführten Wirthſchaftsgebieten nachfolgende Umtriebszeiten: 1. Für concrete Beſtände. a) Wirthſchaftsgebiet: Speſſart. = 2 2 ER 82 Zahl der Jahrringe Umtriebszeit 3 82 für d für d Wirthſchafts ⸗ 5 88 ES Bezirk Beſtand : 8 E seh S 8 83 = 38 20 30 40 50 60 20 | 30 40 50 60 m Jahre Forſtamt Unter den Be⸗ I 4,6 20 | 50| 9011351190250) 701100155 210 270 Rothen⸗ dingungen des III 8,4 30 100160215290 365130190/2450(3 200/395 buch Plenterwaldes V 3,86 20 | 801135190245 285/1001550 210/265 305 erwachſene, über VII 4,6 20 | 8011301190250 310100 150210270330 400 jährige Eichen | X 7,86 30 | 6011001155205 250) 90/130|185/235| 280 Im Mittel 980147 20102600314 Forſtamt In dichtem Schluß IV 11 30 135/220 165/250 Rohr⸗ erwachſene, nicht VII 9 25 135/2100 160/2355 brunn durchforſtete X11 30 115/170 220 145200250 250jährige Eichen Im Mittel 157228 250 Ober⸗ In regelmäßigem VI| 6 | 20 40 8011201180 . 60100140200 förſterei Hochwald mit |IX|10 | 40 45 8011201165) . | 851201160205) . Sal: Buchenmiſchunng X | 9 | 40 35 6011001145185) 751001140/185 225 münſter erwachſen Im Mittel 7311071147 197/225 214 Siebenter Theil. b) Wirthſchaftsgebiet: Naſſau. = 58 8 4 S8 Zahl der Jahrringe Umtriebszeit „ S 2 2 ür d ür d 8 8 2 85 für für d i 5 S | u en Beſtand = 88 |l=S8 ezirk 5 SS S8 — 20 8 = 2 2 S8 20 30 40 50 60 | 20 | 30 40 | 50 60 N m Jahre Ober⸗ 120 — 200 jährige, 1 5,4 16 24 35 50 64 82 4051 66 80 98 förſterei als Oberholz II 5,4 23 23 35 47 60 74 46 58 70 83 97 Weil⸗ frühern Mittel⸗ III 6,6 20 30 55 801205075 1001400 burg waldes erwachſene IV 7,6 20 2538 51, 66 82145 58 71 861102 f Eichen V 7,2 20 21 31 42 52 63 41 51 62 72 83 Im Mittel 44 59 74 92 95 Ober⸗ 200jährige Eichen 115 | 20 47 77 110152. 67 | 97 130/172 förſterei mit 100 —120jäh⸗ III 6 20 44 64 84112144 64 84 104132 Meren- | rigem Buchen⸗ „ 6 15 33 63 901201160 48 78 105/135 berg Unterſtand VII 7 12 50 82 1161533 62 94 11281165 VI10 20 42 76 11616062 96 1361800 Im Mittel) 61 90 121/157 170 2. Für normale Beſtände. Die Umtriebszeit normaler Beſtände im Sinne des § 94 wird einerſeits durch die Höhe, andererſeits durch die Breite der Jahr⸗ ringe — 5 em beſtimmt. Für die guten und mittleren Standorts⸗ klaſſen liegen dieſe Factoren in der Regel in den nachſtehenden Grenzen: Höhe Anzahl der Jahrringe Umtriebszeit der h für d für d Beſtände 3 9 * N 8 m 20 | 30 | 40 | 50 | 60 20 | 30 | 40 | 50 | 60 30 10 | 30 6 60 90 120 150 180 90 120 150 180 210 5 J 50 75 100 125 150 80 105 130 155 180 5 5 1 4 40 60 80 100 120 70 90 110 130 150 24 8 30 | 8 | 80 120 160 | 200 240 110 150 190 | 230 270 6 60 90 | 120 150 180 90 120 150 | 180 | 210 Hierin dürften die Normen für die Umtriebszeit, welche der zu: künftige Betrieb einzuhalten hat, ziemlich vollſtändig enthalten ſein. Selbſt auf guten Eichenſtandorten und unter den günſtigſten Entwick⸗ lungsbedingungen mit nachhaltiger Jahrringbreite von 0,25 em laſſen ſich ſtarke Schneidehölzer in geringeren als 150 jährigen Umtriebs⸗ zeiten nicht erzeugen. Unter den in Deutſchland vorherrſchenden § 95. Die Umtriebszeit der Eiche. 215 Standortsverhältniſſen und Entwicklungsbedingungen muß die Um⸗ triebszeit, wenn Schneideholz mittlerer Stärke von 50 em oberm Durchmeſſer Wirthſchaftsziel iſt, bis zu 160 bezw. 180 Jahren an⸗ ſteigen. Auf den geringeren Bonitäten iſt die Entwicklung cet. par. entſprechend der Bodengüte langſamer. Jedoch iſt auch für die Eiche ebenſo wie für alle anderen Hölzer die Regel gültig, daß auf den ge⸗ ringeren Böden ſchwächere Stämme erzogen werden als auf den beſſeren, ſodaß aus den Unterſchieden der Bonitäten allgemeine Folgerungen für die Höhe der Umtriebszeit nicht abzuleiten ſind. III. Seſtimmung der Umtriebszeit nach Maſſen- und Werthzuwachs⸗ procenten, Für den Nachweis des Bodenreinertrags, wie er auch hergeleitet werden mag, bildet unter allen Umſtänden das Procent der Maſſen⸗ und Werthzunahme den wichtigſten Beſtimmungsgrund. Unter den Factoren, die außerdem noch auf die Höhe des Bodenreinertrags von Einfluß ſind, entziehen ſich einige dem zahlenmäßigen Nachweis über⸗ haupt; einige ſind von ſo geringem Betrage, daß ſie, wenn es ſich nicht um Veräußerungen handelt, vernachläſſigt werden können; andere treten bei verſchiedenen Umtriebszeiten in gleicher oder ähnlicher Höhe auf, ſodaß man ſie, wenn man verſchiedene Umtriebszeiten hinſichtlich ihrer ökonomiſchen Wirkungen mit einander vergleicht, unberückſichtigt laſſen kann. In dieſer Beziehung ſind bei der Eiche die Aſt⸗ und Reisholzmenge anzuführen; ferner die Nebennutzungen, die Erträge aus der Jagd u. a. den Charakter des Zufälligen tragende Nutzungen. Von negativen Elementen ſind die Hauerlöhne, die pro Einheit (fm) nur wenig verſchieden ſind, hervorzuheben; ferner die Abnutzung der Waldwege, die Verwaltungskoſten, Schutzkoſten u. ſ. w. Durch den Nachweis des Maſſen⸗ und Werthzunahmeprocentes von Hölzern einer gewiſſen Beſchaffenheit kann man ſich über die Rentabilität der Wirthſchaft ein Urtheil bilden, das für viele Fälle der Praxis (in denen es auf exacte Rechnungsreſultate nicht ankommt) vollſtändig genügt. Man kann ſich denken, daß die übrigen negativen und poſitiven Elemente der Wirthſchaft einander aufheben, oder daß ſie die Zuwachsprocente nur in geringem Maße poſitiv oder negativ beeinfluſſen. Ä Indem man die mittleren Werthe der in den 88 86 und 93 nachgewieſenen Maſſen⸗ und Werthzuwachsprocente abgerundet zu⸗ ſammenſtellt, gelangt man für die daſelbſt aufgeführten Wirthſchafts⸗ gebiete und Beſtandesarten ſowie für normale Beſtände zu folgenden Reſultaten: 6 216 Siebenter Theil. A. Concrete Beſtände. 1. Wirthſchaftsgebiet Lothringen: Aus früherm Mittelwald in Hochwald übergeführte Eichen. E 60 80 100 120 140 160 180 Jahre Maſſenzuwachs .. 4 2,5 2 183 11 0,8 Procent Werthzuwachs „aon ois 0, 10 Sa. 658 4,1 2,7 20 14 0,8 Procent. 2. Wirthſchaftsgebiet Pfälzer Wald: 200jährige Eichen mit 70jährigem Buchenunterſtand. Alter. 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre Maſſenzuwachs 4 36 2 18 1,3 09 Procent Werthzuwachs. „ %% * Sa. 9:62 42.40.88 2% 1% 1% - Brogeni 3. Wirthſchaftsgebiet Speſſart: a) 400 —500jährige Alteichen. Alter. 50 100 150 200 250 300 350 400 Jahre Maſſenzuwachs 4 2 . 08 0, 0, Procent Werthzuwachs. ; 14 „ % ,s 0, N Sa. br e b) Althölzer der Oberförſterei Salmünſter. Alter. 60 80 100 120 140 160 180 200 220 Jahre Maſſenzuwachs b 3 2 re Ey | 09 Procent Werthzuwachs. ara 1000 07..06 05 -08 4 Sa. FTF . „ a 4. Wirthſchaftsgebiet Naſſau: a) Als Oberholz des Mittelwaldes erwachſene Eichen. PWW 40 60 80 100 120 140 Jahre Maſſenzu wach 10 5 3 11 1 Procent Werthzu wachs A hene ee e * Sa. . 5,8 3,6 2,55 1,3 Procent. b) Im Hochwaldbetrieb erwachſene, mit Buchen unterſtandene Eichen. Alter 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre Maſſenzuwachs 4 3 2,3 3 0,9 Procent Werthzuwachs. 08:08 % , , u DE 1 Sa. 46:86. .:30.-..00 Du Ir 12 Prbeent. Sind die vorſtehenden Zahlen auch nach der Natur der Sache unvollkommen, jo können fie doch für mehrere praktiſch wichtige Folge— rungen als Belege dienen. Zunächſt ergiebt ſich, daß Maſſen⸗ und 5 95. Die Umtriebszeit der Eiche. 217 Werthzuwachs auch bei der Eiche größer ſind, als gewöhnlich an— genommen wird. Ferner zeigt eine Vergleichung der verſchiedenen Beſtände, daß beide Zuwachsarten um ſo anhaltender ſind, je geſchloſ— ſener die Beſtände in der Jugend erzogen wurden und je aſtreiner die Beſchaffenheit des Holzes iſt. Endlich kann daraus unter Berück⸗ ſichtigung der im Laufe der wirthſchaftlichen Cultur eintretenden Werth⸗ ſteigerung, die insbeſondere die guten ſtärkeren Hölzer betrifft, erſehen werden, daß die Annahme, es könnten die zur Befriedigung des volks⸗ wirthſchaftlichen Bedarfs nöthigen Sortimente ohne Colliſionen mit den Forderungen der Bodenreinertragstheorie nicht erzogen werden, unbegründet iſt. B. Normale Beſtände. Nach der Seite 204 entwickelten Formel beträgt das Maſſen⸗ zuwachsprocent eines normalen Stammes oder Beſtandes im Sinne der Paragraphen 9 und 94, wenn das volle Alter zu Grunde gelegt wird, 28. das Werthzunahmeprocent 100: a; bei Zugrundelegung des Alters desjenigen Querſchnittes, deſſen Zuwachs dem des ganzen Baumes annähernd entſpricht, = = und . worin a den Zeitraum bedeutet, innerhalb deſſen die Höhe jenes Querſchnittes er: reicht iſt. Hiernach ergiebt ſich: 1. Nach der Formel 300: a — m 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre Maſſen⸗ und Werth⸗ Bra BACH een. 300 2. Nach der Formel ge Fer 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Jahre Maſſen⸗ und Werth: J W 2 2, 2 15 Proeent. IV. Nach Weiſerprocenten. Preßler') ſtellte zur Beſtimmung der Hiebsreife eines Baumes oder Beſtandes die Formel auf: w = (4 + b) re worin N den bleibenden Holzbeſtand, 6 das aus Boden-, Verwaltungs-, Steuer: und Culturkoſtenkapital beſtehende „Grundkapital“, a das Maſſen-, b das Werthzuwachsprocent, bezeichnen. G. Heyer?) drückte den im 1) „Die beiden Weiſerprocente als Grundlage ꝛc.“ Tharander Jahr- buch, 1881. | 2) Handbuch der forſtlichen Statik, 1871, S. 44. 218 Siebenter Theil. 47 4.1 En A; A.„+r?7 +B, worin A die Beſtandesverbrauchswerthe in den Jahren m, m + 1, V dasjenige Kapital, deſſen Zinſen die Verwaltungs-, Schutz- ꝛc. Koſten darſtellen, B, das Maximum des Bodenerwerbungswerthes bezeichnen. N 5 Gegen die mathematiſche Correctheit beider Formeln können kaum Einwände erhoben werden. In wirthſchaftlicher Hinſicht wird gegen die praktiſche Anwendung derſelben Folgendes geltend gemacht werden müſſen: 1. Ein Kapital, deſſen Zinſen die jährlichen Ausgaben für Ver⸗ waltung ꝛc. bilden, und ein Culturkoſtenkapital, das zu den jährlichen Culturkoſten im gleichen Verhältniß ſteht, exiſtirt nicht. Beide ſind eine, mathematiſch ganz correcte, Fiction. Dem Weſen der Sache dürfte es gewiß beſſer entſprechen, wenn die Cultur- und Verwaltungs⸗ koſten, wie es in der Praxis thatſächlich geſchieht, nur ihrem jähr⸗ lichen Betrage nach angeſetzt und von der jährlichen Einnahme der Wirthſchaft bezw. von der Werthmehrung der Beſtände abzogen werden. Dies wird um ſo mehr berechtigt und nothwendig erſcheinen, als beide Poſten variable Größen ſind, die ſich von Jahr zu Jahr, von Periode zu Periode ändern. Thatſächlich wird auch in der Praxis allgemein in dieſer Weiſe verfahren, indem Cultur- und Verwaltungskoſten auf die Flächeneinheit ausgeworfen werden. 2. Der Boden beſitzt in wirthſchaftlicher Hinſicht, als Grund: lage der Erzeugung von Werthen, gewiſſe Eigenthümlichkeiten, die es nicht gerade wünſchenswerth erſcheinen laſſen, ihn in der Form eines Summanden den übrigen Theilen der forſtlichen Betriebskapi⸗ talien als gleichartige Größe zuzuſetzen. Mehr noch iſt in dieſer Richtung der Umſtand hervorzuheben, daß der forſtlich benutzte Boden in der Wirthſchaft im Großen mit einem beſtimmten Werthe a priori nicht beziffert werden kann. Sein Werth iſt Folge der Wirthſchaft; er wird durch alle Factoren verändert, welche auf die Reſultate der Wirthſchaft einen Einfluß ausüben. Er iſt das geſuchte X, die große Unbekannte der forſtlichen Production. G. Heyer hat als ſolche (neben der Methode der Verzinſung des Productionsfonds) den Unternehmer⸗ gewinn — als Differenz des Bodenerwartungswerthes B, und des Bodenkoſtenwerthes B — hingeſtellt. Indeſſen dieſer Begriff hat ſich bis dahin in der forſtlichen Welt niemals eingebürgert und wird ſich, da er dem Weſen der Forſtwirthſchaft nicht entſpricht, auch in Zu⸗ kunft nicht einbürgern. Für die praktiſchen Folgerungen der Boden- reinertragstheorie ergiebt ſich hieraus jedoch kein Unterſchied. Der Weſentlichen gleichen Gedanken in der Form: aus, 8 96. Bodenreinertrag. 219 Factor B. — B kann nur ein Maximum werden, wenn die Pro⸗ ductionsfähigkeit des Bodens durch die Art der Wirthſchaft möglichſt geſteigert wird. Ueberträgt man den Inhalt des Heyer'ſchen Weiſerprocentes auf die Bodenrente als die unbekannte Größe, deren Maximum ge⸗ ſucht wird, und nimmt man die unter 1 hervorgehobenen Aenderungen bezüglich der Cultur⸗ und Verwaltungskoſten vor, jo ergiebt ſich die Formel: Am+1— Am — (e + v) — Am: , op, Weitere Anwendungen dieſer Formel werden im folgenden Paragraphen gemacht werden. V. Beſtimmung der Umtriebszeit nach der Formel: A+D NV. o, op- (er ). Diefe in Band I, II und III dieſer Schrift für Buche, Tanne und Kiefer angewandte Methode der Rentabilitätsrechnung ſetzt regel⸗ mäßige Beſtände, die für ſich die Bodenkraft voll ausnutzen und in einer regelmäßigen Altersabſtufung ſtehen, voraus. Da die Eiche unter ſolchen Verhältniſſen kaum irgendwo vorkommt, eine derartige Beſtandesbildung auch ſelten angeſtrebt wird, bei der Eiche vielmehr einerſeits das Individuelle, andererſeits ihre Miſchung charakteriſtiſch iſt, ſo wird hier von dieſer Methode Abſtand genommen. 8 96. Bodenreinertrag. Der Nachweis des Bodenreinertrags erfolgt im Nachſtehenden nach Maßgabe des in die forſtliche Literatur mit dem Begriff des Weiſerprocents eingeführten Verfahrens. Werden in die oben unter IV entwickelte Formel die Beſtandeswerthe 4, 1 und A zweier unmittel⸗ bar auf einander folgenden Jahre nach directen Holzmaſſenaufnahmen und Preisſtatiſtiken eingeſetzt, ſo kann es geſchehen, daß gewiſſe Ver— änderungen ſowohl der Maſſe als auch des Werthes, wenn ſie auch thatſächlich eintreten, wegen der Abſtufung der Taxklaſſen oder der Ungenauigkeit der Meſſungen zahlenmäßig nicht zum Ausdruck kommen. Um die Unterſchiede der Beſtandeswerthe, welche ſich durch Meſſung Hund Rechnung ergeben, beſtimmter hervortreten zu laſſen, empfiehlt es ſich deshalb, ſie nicht nach jährlichen, ſondern nach periodiſchen Abſtufungen darzuſtellen, was den Anforderungen der Praxis um ſo mehr genügt, als es hier in der Regel gar nicht darauf ankommt, 220 Siebenter Theil. genaue, detaillirte Nachweiſe über das zahlenmäßige Verhalten ver: ſchiedener Umtriebszeiten von Jahr zu Jahr zu erhalten, ſondern vielmehr das ökonomiſche Verhalten der Umtriebszeiten in groben, den Gang der praktiſchen Wirthſchaft beſtimmenden Zügen zu charak⸗ teriſiren. Für die Abſtufung der Beſtandeswerthe erſcheinen nach dieſer Richtung bei der Eiche, gemäß den Maßnahmen der Praxis bei der Betriebsregelung, 20jährige Perioden als genügend. Soll nun aber unter dieſen Umſtänden die Werthzunahme, welche that—⸗ ſächlich erfolgt iſt, nachgewieſen werden, ſo müſſen die Werthe der innerhalb der betreffenden Periode erfolgten Durchforſtungserträge der Differenz der Beſtandeswerthe zugeſetzt werden. Die Formel, welche den Verlauf des Bodenreinertrags charakteriſirt, erhält alsdann folgende Geſtalt: Amtn — An + D — An o, oh — (e + ) n, worin D die zwiſchen den Jahren m und m + n eingehenden Durch: forſtungserträge, » die auf der durchſchnittlichen Flächeneinheit in einem Jahre erfolgenden Cultur- und Verwaltungskoſten ꝛc. bedeuten. Die thatſächlich vorkommenden Eichenbeſtände ſind nach Boden und Lage, nach Entſtehung und Behandlung, nach Wuchs, Schluß und Miſchungsverhältniſſen außerordentlich verſchieden. Auf die große Mannigfaltigkeit, die in dieſer Hinſicht in der Wirthſchaft vorkommt, kann hier, wo es ſich lediglich darum handelt, das Charakteriſtiſche, Allgemeinbrauchbare hervorzuheben, nicht eingegangen werden. Die Reſultate, zu denen man durch die Rechnung geführt wird, ſind hier, wie auf allen analogen Gebieten, um ſo eher einer allgemeinern Anwendung fähig, je einfacher die ihnen zu Grunde liegenden Ber: hältniſſe ſind. Es werden deshalb im Nachſtehenden die einfachſten Betriebsgrundlagen unterſtellt: Zunächſt nur eine einzige Standorts⸗ klaſſe, und zwar eine ſolche, die durch die Fähigkeit charakteriſirt iſt, 6 Feſtmeter Zuwachs nachhaltig im Durchſchnitt der Jahre und der Betriebsflächen zu erzeugen. Es wird ferner unterſtellt, daß dieſer Zuwachs thatſächlich bei der Betriebsführung auch erzeugt wird, daß alſo die nachhaltige Geſammterzeugung an Holzmaſſe bei den verſchiedenen Graden der Beſtandesdichte, die in Vergleich geſtellt werden, bei verſchiedenen Durchforſtungs- und Lichtungsgraden eine gleiche iſt. Weiter wird vorausgeſetzt, daß der Zuwachs, der erzeugt wird, thatſächlich auch vollſtändig zur wirthſchaftlich nachweisbaren Nutzung kommt. Der Umſtand, daß alle dieſe Annahmen der wirk⸗ lichen Sachlage nicht immer voll entſprechen, kann ihre theoretiſche Richtigkeit und praktiſche Zweckmäßigkeit nicht beeinträchtigen. $ 96. Bodenreinertrag. 221 Der Antheil, welchen der Boden am Gejammtertrage des Waldes hat, hängt unter den vorſtehend angenommenen Umständen ab: 1) vom angewandten Zinsfuß; 2) von der zeitlichen Vertheilung des Zuwachſes auf End- und Vorerträge, die von dem Gang des Durchforſtungs- und Lichtungs⸗ betriebes abhängig iſt; 3) von der Zunahme der Werthe mit dem Alter. Hinſichtlich der Verzinſung der Materialvorräthe können bei der Eiche, wenn ſie im Hochwald bewirthſchaftet wird, nur niedrige Zins füße angewandt werden, zu deren Begründung ſich hier alle in Betracht kommenden Beſtimmungsgründe !) vereinigen. — Für das Verhältniß der Antheilnahme des Bodens am Ertrag iſt nächſt der Höhe des Zinsfußes die Frage von Bedeutung, ob für verſchiedene Umtriebszeiten gleich hohe oder verſchiedene Zinsfüße anzunehmen ſind. — Hinſichtlich der Antheile vom Geſammtzuwachs, welche auf Haupt⸗ und Vorerträge entfallen, wird hier einmal ein kräftiger Durch⸗ forſtungsbetrieb mit nachfolgender Lichtung unterſtellt, der nach 8 92 dadurch charakteriſirt ſein mag, daß die Kreisflächenſumme, wenn ſie einen gewiſſen Grad erreicht hat, nicht weiter anſteigt. Für einen Standort von 6 fm Durchſchnittszuwachs wird das Maximum der Kreisfläche auf rot. 27 qm angenommen, ſodaß die Maſſen bei 27—30 m Beſtandeshöhe nur auf etwa 360 bis 400 Feſtmeter anſteigen. Mit dieſer Durchforſtungsmethode wird ſodann ein mäßiger Durchforſtungsgrad in Vergleich geſtellt, der im Allgemeinen dahin beſtimmt wird, daß vom 30.— 40. Jahre an die Hälfte des Zuwachſes in den bleibenden Beſtand übergeht, die Hälfte zur Nutzung kommt. — Hinſichtlich des Ganges der Werthzunahme liegt für eine allgemeine Betrachtung die Annahme am nächſten, daß dieſelbe eine ſtetige, dem Alter entſprechende iſt. Als allgemeingültige Norm kann ein ſolches Verhältniß jedoch nicht aufgeſtellt werden. Je nach der Entwicklung der Beſtände und nach wirthſchaftlichen Verhältniſſen iſt es auch möglich, daß die Werthe in der Jugend ſtärker, ſpäter langſamer anſteigen; andererſeits kann die Werthzunahme auch im höhern Alter eine ſtärkere, in der Jugend eine ſchwächere ſein. Erſtere Art der Werthveränderung iſt in der Regel den äſtigen, weitſtändig erzogenen Hölzern eigenthümlich; die letztere tritt um ſo mehr in den Vorder— grund, je beſſer die Holzbeſchaffenheit iſt, je allmählicher die Jugend— entwicklung, ohne daß die Entwicklungs fähigkeit beeinträchtigt wurde, erfolgte. 1) Vgl. 8 5 dieſer Schrift. 222 Siebenter Theil. Unter den angegebenen Umſtänden geſtaltet ſich der Gang der Werthzunahme voller regelmäßiger Beſtände und der Erträge bei Unterſtellung von Zahlen, die im Rahmen des im § 86 Mitgetheilten liegen, wie folgt: I. Bei Anwendung von für verſchiedene Umtriebszeiten gleichbleibenden | Zinsfüßen. 1. Unter dem Einfluß kräftiger Durchforſtungen und Lichtungen (wobei die Kreisflächen nicht höher als etwa 27 qm anſteigen). a) Bei gleichmäßiger Zunahme der Werthe der Beſtandes⸗ und Durchforſtungsmaſſen. ö 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Jahre Holzmaſſe 120 200 240 280 320 360 360 360 360 fm Werth des durch: a ſchnittlichen Feſtmeters. 6 12 18 24 30 36 42 48 54 Mk. Werth im Ganzen 720 2400 4320 8720 9600 12960 15120 17280 19440 „ Durchforſtungs⸗ | rag 40 80 80 80 80 120 120 120 fm Werth p. Ae. 3 6 12 18 24 30 36 42 Mk. Werth im Ganzen 120 480 960 1440 1920 3600 4320 5040 77 Die Regelmäßigkeit der Beſtandesmehrung und der Durch— forſtungserträge, wie ſie hier zu Grunde gelegt wird, ſteht mit der im 8 93 begründeten, der allgemeinen Erfahrung entſprechenden Theorie der Abnahme des laufenden Zuwachſes nicht in Ueberein⸗ ſtimmung. Zur Begründung jener Unterſtellung iſt zunächſt hervor⸗ zuheben, daß die Nutzung in ein ſtrenges zeitliches Verhältniß zum Zuwachs überhaupt nicht geſetzt werden kann. Sodann darf in dieſer Hinſicht auf die Methode der Vorrathsberechnung für die Zwecke der Ertragsregelung hingewieſen werden, bei der nach K. Heyer!) ſowohl der normale wie der wirkliche Zuwachs als Haubarkeitsdurchſchnitts⸗ zuwachs zu veranſchlagen ſind. Iſt der Zuwachs in den jüngeren und mittleren Stufen höher, ſo beſitzen die betreffenden Beſtände höhere Maſſen als ſie hier angeſetzt ſind. Den nachhaltigen Maßſtab der Nutzungen kann nur der Durchſchnittszuwachs bilden, und mit dieſem Maßſtab befinden ſich die vorſtehenden Sätze in Uebereinſtimmung. Eine nach dieſer Richtung einwandsfreie und ſtreng logiſche Behandlung des vorliegenden Gegenſtandes wird ſich kaum jemals ermöglichen laſſen. Nach den vorſtehenden Zahlen 1) Waldertragsregelung, 3. Aufl. 1883, $ 15. § 96. Bodenreinertrag. 223 berechnen ſich die einzelnen Summanden, die den Reinertrag des Bodens beſtimmen, wie folgt: Alters⸗ ſtufe o 20 40 60 80 100 120 140 160 180 * Amn — Am + Am N · O, == 20 — Am o, pn Am+n| Am a D es — (e +v = 400) 2=3 | 2,5 | 2 223 | 2,5 | 2 IN 5 — 400 — 400 — 400 720 DL. 4320 + 320 | + 320 2400 720 1680 120 432 360 288 968 1040 1112 4320 2400 1920 480 1440 1200 960 560 800 1040 6720 | 4320 | 2400 960 2592 2160 1728 368 800 | 1232 9600 6720 2880 1440 4032 | 3360 2688 — 112 560 | 1232 12960 9600 3360 1920 5760 | 4800 | 3840 | — 880 80 |. 1040 15120 12960 | 3160 3600 7776 | 6480 | 5184 |— 1416 | — 120 | 1176 17280 15120 2160 |4320 9072 7560 | 6048 — 2992 — 1480 32 19440 | 17280 | 2160 | 5040 | 10368 | 8640 | 6912 — 3568 |— 1840 | — 112 Sm Durchſchnitt aller Altersſtufen beträgt hiernach der Werth des Ausdrucks Ann — Am + D— A, o, op- — (e ) für die Flächeneinheit während k Perioden: 5 Für y = 3 5 u 40 60 80 100 120 140 160 180 296 362 363 284 118 — 74 — 398 — 715 Für p = 2,5 “= 40. 60 80 100 120 140 160. 180 8 320 440 512 520 457 385 178 — 24 Für y = 2 0 “== 60 80 ᷣ 100 120 140 160 180 344 518 661 756 797 844 754 667. b) Wenn die Werthzunahme im höhern Alter geringer wird. RW 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Jahre B 120 200 240 280 320 360 360 360 360 fm Werth p. Im. d d 8s 3%. 80.5’84 36 36 36 Mk. Werth im Ganzen 720 2400 4320 6720 9600 85 85 12960 12960 12960 „ Durchforſtungs⸗ r 40, 80 80 89 890 120 120 120 fm Werth p. fm... 3 6 12 80 34 36 Mk. Werth im Ganzen 120 480 960 1440 1920 3600 4080 4320 7 1) Conſequenter würde man das mittlere Alter der Stufen: 10 — 30 — 50 Jahre ꝛc. einzuſetzen haben, wodurch eine unweſentliche Verſchiebung und Veränderung der Zahlen eintritt. 224 Giebenter Theil. Für die einzelnen Altersſtufen ift: 55 Am N. 0, 0 — Am . O, op n 8 Am A Am a D ‚op 2 (e + RS 400) 8 p=3 | 2,5 | 2 2=3 | 2,5 2 0 b & — 400 | — 400 | — 400 20 720 ‘ 720 $ 5 5 8 + 320 | + 320 | + 320 40 2400 720 1680 120 | 432 | 360 288 968 1040 1112 60 4320 | 2400 | 1920 | 480 | 1440 | 1200 | 960 560 800 1040 80 6720 4320 2400 960 2592 2160 1728 368 800 1232 100 9600 6720 2880 1440 4032 | 3360 2688 — 112 560 1232 120 12240 9600 | 2640 1920 5760 | 4800 | 3840 — 1600 — 640 320 140| 12960 | 12240 720 | 3600 | 7344 | 6120 | 4896 |— 3424 |— 2200 | — 976 160| 12960 | 12960 4080 | 7776 | 6480 | 5184 |— 4096 — 2800 —1504 180| 12960 | 12960 4320 | 7776 | 6480 | 5184 — 3856 — 2560 —1264 Im Durchſchnitt aller Altersſtufen beträgt der Werth von 4A, E, — A, + D — A, o, op n — (c + v) in der 20jährigen Periode: Für y = 3 u= 40 60 80 100 120 140 160 180 296 362 363 284 15 — 415 — 824 — 1127 Für p = 2,5 u= 40 60 80 100 120 140 160 180 320 440 512 520 354 35 — 280 — 508 Für p = 2 u= 40 60 80 100 120 140 160 180 344 518 661 756 694 485 264 111. e) Wenn die Werthzunahme mit dem Alter jteigt. Alter 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Jahre Maſe „SE 120 240 280 320 360 400 400 400 400 fm Werth p. t 1 m =6uy 807..40.:58° 6b Din Werth im Ganzen 480 1920 3360 5520 7920 12000 16000 20800 26400 „ Durchforſtungs⸗ ertrag 40 80 80 80 80 120 120 120 fm Werth p. fm ... 2 4 8 12 16 22 30 40 Mk. Werth im Ganzen 80 320 640 960 1280 2640 3600 4800 70 $ 96. Bodenreinertrag. 225 Für die einzelnen Altersſtufen iſt: Am — Am + D 2 4 Am . 0, — Am O, op- n 8 Am EN Am Bass D 5 D (e + v = 400) 3 23 2,5 | 2 p=3 | 2,5 | 2 0 — . E ; a ; — 400 — 400 |— 400 20 480 480 + 80 +80| +80 40 1920 480 1440 80 288 240 192 832 880 928 600 3360 | 1920 1440 320 1152 960 768 208 400 592 80 5520 3360 2160 640 2016 1680 1344 384 720 1056 100 7920 5520 2400 960 3312 2760 | 2208 — 352 200 752 120 12000 7920 4080 1280 4752 3960 3168 + 208 1000 1792 140 16000 12000 4000 | 2640 | 7200 | 6000 | 4800 | — 960 240 1446 160| 20800 |16000 | 4800 | 3600 | 9600 8000 | 6400 — 1600 0 1600 180 26400 20800 5600 4800 12480 | 10400 | 8320 — 2480 — 400 1680 Der Werth von A, E. — Am + D — An o, oh n — (e ) beträgt im Durchſchnitt aller Altersſtufen: Für y == 3 | “= 49 60 80 100 120 140 160 180 171 180 221 125 137 0 — 178 — 408 Für p = 2,5 — 40 60 80 100 120 140 160 180 187 240 336 313 411 390 347 272 Für v = 2 “= 40 60 80 100 120 140 160 180 203 300 451 501 686 781 872 952. * 2. Bei Anwendung mäßiger Durchforſtungsgrade (wobei die Hälfte des Geſammtzuwachſes dauernd dem bleibenden Beſtande zugeführt wird). a) Bei gleichbleibender Zunahme der Beſtandeswerthe. e. 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Jahre Maſſe 120 200 260 320 380 440 500 560 620 fm Werth p. fm. 6 12 18 24 30 36 42 48 54 Mk. Werth im Ganzen 720 2400 4680 7680 11400 15840 21000 26880 33480 „ Durchforſtungs⸗ ag 40 60 60 60 60 60 60 60 fm s 612 ᷣ is ½ 380 36 4 Ml. 71 Werth im Ganzen 120 360 720 1080 1440 1800 2160 2520 Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 15 226 Siebenter Theil. Für die einzelnen Altersſtufen iſt: — Amn — Am + D 5 Am 0, Op — Am oO, op. n 5 Am EN Am Bit D 8 — (c+v = 400) 8 p=3 | 2,5 | 2 py=3 | 2,5 | 2 0 . ; — 400 | — 400 | — 400 20 720 780 „ i a 2320 | + 320 | + 320 40 | 2400 720 | 1680 | 120 432 360 288 968 1040 1112 60 | 4680 | 2400 | 2280 | 360 1440 | 1200 960 800 1040 1280 80 | 7680 | 4680 | 3000 | 720 | 2808| 2340 1872 512 980 1448 100 | 11400 | 7680 | 3720 | 1080 | 4608 | 3840 3072 — 208 560 1328 120 | 15840 | 11400 | 4440 | 1440 | 6840 | 5700 | 4560 |— 1360 | — 220 920 140 | 21000 | 15840 | 5160 1800 9504 7920 6336 — 2944 — 1360 224 160 | 26880 | 21000 | 5880 | 2160 | 12600 10500 8400 — 4960 — 2860 | — 760 180 | 33480 | 26880 | 6600 | 2520 | 16128 | 13440 | 10752 — 7408 — 4720 — 2032 Der Werth von Autun — Am + D— An o, on — ( ) beträgt hiernach im Durchſchnitt aller Altersſtufen: Für p 3 —= 40—60 60 80 100 296 422 440 332 Für p = 2,5 u 40 60 80 100 320 500 596 590 Für p 2 40 == U 60 80 120 90 140 — 289 120 140 331 120 — 211 168 — 808 160 180 — 1468 180 — 662 100 120 140 160 180 344 578 752 848 858 780 609 345. b) Wenn die Werthzunahme mit ſteigendem Alter geringer wird. Alte. r 00 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Jahre Maſſe 120 200 260 320 380 440 500 550 620 fm Werth p. fm... 6 12 18 24 30 34 36 36 36 ME. Werth im Ganzen 720 2400 4680 7680 11400 14960 18000 20160 22320 „ Durchforſtungs⸗ ag Ye sn 40 60 60 60 60 60 60 60 fm Werth p. fm 3 6 12 18 224 30 34 36 Mk. Werth im Ganzen 120 360 720 1080 1440 1800 2040 2160 „ Für die einzelnen Altersſtufen ift: § 96. Bodenreinertrag. 227 2 a — Am o, op n 2. 4 Am O, op n m % 0 An Am SE D — e — 400) a En ae = 23 2.5 | 2 923 2,5 2 3 5 — 400 — 400 — 400 20 720 720 f i 4320 J 320 + 320 40 2400 720 1680 120 432 360 288 968 1040 1112 60 4680 2400 2280 360 1440 1200 960 800 1040 1280 80 7680 4680 3000 720 2808 2340 1872 512 980 1448 100 11400 7680 3720 1080 4608 3840 3072 — 208 560 1328 120 14960 | 11400 | 3560 1440 6840 5700 | 4560 — 2240 — 1100 40 140 | 18000 | 14960 | 3040 | 1800 | 8976 | 7480 | 5984 |— 4536 — 3040 | — 1544 160 | 20160 | 18000 | 2160 | 2040 | 10800 | 9000 | 7200 — 7000 — 5200 | — 3400 180 | 22320 | 20160 | 2160 | 2160 | 12096 | 10080 | 8064 — 8176 — 6160 | — 4144 Der Werth von Amtn — An + D— An: 0,0P- ER e beträgt im Durchſchnitt aller e Für y 3 u= 40 60 80 100 120 140 160 180 296 422 440 332 — 35 — 598 — 1308 — 1995 Für p = 2,5 u= 40 60 80 100 120 140 160 180 320 500 596 590 349 — 75 — 643 — 1196 Für p=2 2 40 60 80 100 120 140 160 180 344 578 752 848 733 448 19 — 397. c) Wenn die Werthzunahme mit dem Alter größer wird. Werth p. fm. Durchforſtungs⸗ ertrag „„ „„ „4 Werth p. fm. Werth im Ganzen 20 40 60 80 100 120 120 200 260 320 380 440 4 40 2 8 60 4 12 16 22 60 8 60 12 60 16 80 240 480 720 960 30 Werth im Gaßzen 480 1600 3120 5120 8360 13200 20000 29120 40920 60 60 22 30 1320 1800 140 160 180 Jahre 500 560 620 fm 40 52 66 Mk. 77 60 fm 40 Mk. 2400 „ 15* 228 Siebenter Theil. Für die einzelnen Altersſtufen iſt: 8 Am . O, op * — Am O, p E Am A Am ee D ur — (e Mi 400) Peer An = 23 2,5 | 2 p=3 | 25 2 0 } ; \ 85 3 g 0 — 400 — 400 — 400 20 480 480 | + 80 +80| 4 80 40 1600 480 1120 80 288 240 192 512 560 608 60 3120 1600 1520 240 960 800 640 400 560 720 80 5120 3120| 2000 480] 1872 1560| 1248 208 520 832 100 8360 5120 3240 720 3072| 2560 2048 488 1000| 1512 120 13200 8360 | 4840| 960 | 5016| 4180 3344 384 | 1220 2056 140 | 20000 | 13200 | 6800 | 1320 | 7920 6600 5280 — 200 | 1120 2440 160 29120 | 20000 | 9120 | 1800 | 12000 | 10000 | 8000 | — 1480 520 | 2520 180 | 40920 | 29120 11800 | 2400 | 17472 | 14560 | 11648 | — 3672 — 760 | 2152 Der Werth von 4, , — Am + D — A, o, ob n — (e ) beträgt hiernach im Durchſchnitt aller Altersſtufen: Für p = 3 u = 40—60 60 80 100 120 140 160 180 64 148 160 215 239 184 — 1 — 368 Für y = 2,5 “=40 60 80 100 120 140 160 180 80 200 264 387 506 583 576 442 Für y 2 2 % = 40 60 80 100 120 140 160 180 96 252 368 559 773 981 1152 1252 Aus den vorſtehenden Zahlen geht hervor, daß unter den an- genommenen Verhältniſſen bei einem Zinsfuß von 3%, die Boden⸗ reinerträge ſchon im 80. Jahre culminiren; nur bei ſteigender Werthzunahme und mäßigem Durchforſtungsgrade findet die Culmi⸗ nation erſt im 100. Jahre ſtatt. Bei einem Zinsfuß von 2,5% liegt das Maximum des Bodenreinertrags bei gleichmäßiger und ab- nehmender Werthzunahme im 100., bei ſteigender Werthzunahme im 120. bezw. 140. Jahre. Bei einem Zinsfuß von 2% culminiren die Bodenreinerträge bei gleichmäßiger Werthzunahme im 140. bezw. 120., bei ſteigender Werthzunahme im 180., bei abnehmender Werth⸗ zunahme im 100. Jahre. Bei den vorſtehenden Berechnungen iſt die Werthzunahme für die verſchiedenen Durchforſtungsgrade als einander gleich angenommen $ 96. Bodenreinertrag. 229 worden. Für die Praxis liegt aber gerade die Aufgabe vor, durch die Maßregeln der Beſtandespflege dahin zu wirken, daß mit der ſtärkern Durchforſtung und Lichtung eine Erhöhung der Werth⸗ zunahme herbeigeführt wird. Stärkere Durchforſtungen und Lichtungen können ſelbſt vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie nur dadurch als gehörig begründet erſcheinen, daß ſie eine ſolche Wirkung auf den Gang des Werthzuwachſes ausüben. Wird ſie erreicht, ſo muß ihr Reſultat in den Reinerträgen einen beſtimmten Ausdruck finden. Stellt man z. B. die kräftige Durchforſtung und Lichtung mit ſteigender Werthzunahme zur mäßigen Durchforſtung mit gleichmäßiger Werthzunahme unter den angenommenen Zahlenſätzen in Parallele, ſo erfolgt die Culmination des Bodenreinertrags: Bei mäßiger Durchforſtung für y = 2,5 im 80., für y 2 im 120. Jahre. 5 ſtarker 7 „ 5 = 2,5 „120., „ p=2 „ 180. „ Hieraus erhält die allgemeine Annahme der Praktiker, daß durch gute beſtandespflegende und lichtende Hiebe die Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags, auch ohne daß verſchiedene Zinsfüße angewandt werden, ſehr beträchtlich erhöht werden kann, einen zahlen⸗ mäßigen Belag. . II. Bei Unterſtellung von für verſchiedene Umtriebszeiten ungleichen Zins füßen. Im Vorausgegangenen wurde unterſtellt, daß die Höhe der Umtriebszeit an ſich keinen Einfluß auf den anzuwendenden Zinsfuß ausübe. Es wurden verſchiedene Umtriebszeiten unter Anwendung gleichmäßiger Zinsfüße in Vergleich geſtellt. Thatſächlich widerſpricht nun aber die Annahme gleichbleibender Zinsfüße bei verſchiedenen Umtriebszeiten dem Weſen der Kapitalverzinſung, wie fie in der Ge- ſchichte der Nationalökonomie bei allen Völkern und zu allen Zeiten hervorgetreten iſt.“) Alle zum Zwecke der Production gebildeten und aufbewahrten wirthſchaftlichen Güter erleiden in ihrer Wirkſamkeit im Laufe der Zeit ſchneller oder allmählicher ſtärkere oder ſchwächere Veränderungen. Sie verlieren durch Natur und Technik, durch ſociale und politiſche Ereigniſſe an Werth und Productionsfähigkeit. Eine Jahrtauſende ſtetig fortgeſetzte Werthmehrung von Kapital iſt, ſo lange die Welt beſteht, noch niemals erfolgt. Wäre es anders, ſo müßte, wie ein einfaches Rechnungsexempel zeigt, die Erde ſchon 1) Vgl. hierzu Roſcher, Grundlagen der Nationalökonomie, 9. Aufl. $ 184 flg. (Geſchichte des Zinsfußes) und Nationalökonomik des Ackerbaues ꝛc. 7. Aufl. $ 187, Note 12 (Forſtlicher Zinsfuß). 230 Siebenter Theil. längſt in einen Klumpen Goldes oder eines andern hohen Werth: gegenſtandes umgewandelt ſein. Die Thatſache, daß die Werth— mehrung der Kapitalien nicht ins Unendliche fortwächſt, kann aber unmöglich die Thatſache umſtoßen, daß dies innerhalb gewiſſer Schranken überall geſchieht. Sie kann die Forſtwirthe nicht von der Verpflichtung befreien, die Materialvorräthe als ſtehendes Kapital aufzufaſſen, deſſen Verzinſung ein Element der Productionskoſten des Holzes bildet; ſie kann nicht als ein Moment hingeſtellt werden, das die Richtigkeit der Theorie des größten Bodenreinertrags, deren charakteriſtiſches Merkmal eben jene Auffaſſung des Material: vorrathes bildet, in Frage ſtellt. Die einfachſte Folgerung jenes Verhaltens der Productivkapitalien geht dahin, daß für hohe Umtriebs⸗ zeiten niedrigere Zinsfüße zur Anwendung gebracht werden, als für niedrige. In welcher Art nun die Zinsfüße verſchiedener Um⸗ triebszeiten abnehmen ſollen, läßt ſich in der Forſtwirthſchaft ſo wenig mit Beſtimmtheit nachweiſen, als Entſprechendes in anderen Zweigen des wirthſchaftlichen Lebens möglich iſt. Unterſtellt man z. B. für Grubenholzwirthſchaft mit 80 jähriger Umtriebszeit einen Zinsfuß von 3%, für den Schwellen⸗ und Bauholzbetrieb einen ſolchen von 2,5% und für 160 jährige Schneideholzumtriebe einen ſolchen von 2%, ſo berechnen ſich die den Bodenreinertrag beſtimmenden Zahlen wie folgt: a) Bei gleichmäßiger Werthzunahme Umtriebszeit Zinsfuß Bodenreinertrag bei ſtarker bei mäßiger Durchforſtung 80 3 363 440 120 85 457 331 160 2 754 609 b) Bei ſteigender Werthzunahme 80 3 221 160 120 2,5 411 506 160 2,5 347 576 c) Bei abnehmender Werthzunahme 80 3 363 440 120 2,5 354 349 160 2 264 34 Hiernach ergiebt ſich, daß unter den angenommenen Verhältniſſen die Bodenrenten beim Uebergang von 80 jährigen zu 160 jährigen Umtriebszeiten eine ſteigende Tendenz behaupten, wenn bei gleich⸗ mäßiger Werthzunahme der Zinsfuß von 3 bis zu 2% abnimmt; daß es dagegen bei ſteigender Werthzunahme nur der Abnahme von $ 97. Veränderungen der Bodenreinerträge. 231 3 auf 2,5%, bedarf, um das Sinken der Grundrente zu verhindern, wogegen bei abnehmender Werthzunahme das Sinken auch bei einem zweiprocentigen Zinsfuß nicht aufgehalten werden kann. Steigende Werthzunahme haben gute Schneidehölzer, abnehmende haben äſtige Stämme. Die praktiſche Folgerung, die aus jenen Zahlen zu ent⸗ nehmen iſt, geht deshalb dahin, daß die Umtriebszeiten um ſo höher ſein müſſen, je beſſer die Qualität des Holzes iſt. Wird in ges bührende Rückſicht gezogen, daß der Zinsfuß im Verlauf der volf3- wirthſchaftlichen Cultur eine ſinkende Tendenz beſitzt und daß der Bedarf an gutem Eichenholz fortwährend ſteigt, ſo kann man nicht bezweifeln, daß die Erziehung von Eichen⸗Starkholz ſehr wohl möglich iſt, ohne daß auf die Forderung des größten Bodenreinertrags ver— zichtet zu werden braucht. 8 97. Veränderungen der Bodenreinerträge. Der Bodenreinertrag iſt, ſelbſt wenn er in der angegebenen Beſchränkung aufgefaßt und dargeſtellt wird, keine feſte Größe. Er beſitzt vielmehr, wie von den Gegnern der Bodenreinertragstheorie in Bezug auf das thatſächliche Verhalten mit Recht, in Bezug auf die daraus hervorgehenden Folgerungen mit Unrecht, hervorgehoben wird, einen ſehr elaſtiſchen Charakter. Alle Momente, welche auf die Wirthſchaft überhaupt einen Einfluß ausüben, haben auch auf die Höhe der Bodenrenten eine Wirkung, und zwar in ſtärkerm Grade, als den abſoluten Beträgen der bezüglichen Factoren entſprechend iſt. Es ſind einestheils phyſiſche, andererſeits ökonomiſche Urſachen, die hier in Betracht kommen. So vielſeitig und weitgehend die Be— ſtimmungsgründe für die Höhe der Bodenreinerträge nun auch ſind, ſo laſſen ſie ſich doch immer auf Urſachen zurückführen, die einerſeits einen örtlichen, andererſeits einen zeitlichen Charakter tragen und einer dahin gerichteten Darſtellung fähig ſind. | I. Veränderungen der Bodenreinertrüge durch örtliche Urſachen. Die in örtlicher Hinſicht hervortretenden Veränderungen im Bodenreinertrage ſind, wenn von den Unterſchieden der Bonitäten und den Zufälligkeiten der praktiſchen Einzelfälle abgeſehen wird, hauptſächlich auf die Lage der Waldungen zu den Verbrauchs— orten zurückzuführen. Beziehen ſich die im vorigen Paragraphen angenommenen Werthe auf mittlere Verhältniſſe, ſo ſinken dieſen gegenüber die Bodenrenten für Waldungen, die von den Conſumtions— 232 Siebenter Theil. gebieten oder Transportanſtalten weiter entfernt ſind, während ſie im umgekehrten Falle anſteigen. Sind z. B. die Transportkoſten vom Walde nach den Stätten der Verwendung im erſten Falle 10 Mk. höher, im zweiten Falle 10 Mk. niedriger, als den Anſätzen des § 96 entſpricht, ſo ſind, wenn ſonſtige Abweichungen nicht vorliegen, die betreffenden Werthzahlen folgende: 1. Für entlegene Waldgebiete Ale, 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Jahre Hauptbeſtand . e Durchforſtungsertrag e 1 Hieraus ergeben ſich bei Anwendung des im vorigen Para⸗ graphen angewandten Rechnungsverfahrens folgende Reſultate: Zinsfuß 2,5% für = 60 80 100 120 140 Am+n Am + D— Am:0,09-n—(c+v) 30 182 280 323 205 Zinsfuß 2% für 60 80 100 120 140 160 180 2. Für Waldungen, die in der Nähe der Verbrauchsorte liegen, ſind im Alter von 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Jahren die Werthe des Hauptbe⸗ Naa Ey 16 32 28 34 40 46 52 58 64 Mk. der Durchforſtungserträge. 13 16 22 28 34 40 46 52 Hieraus ergiebt ſich: „ Zinsfuß 2,5 9 0 für u = 40 60 80 100 120 140 160 180 Am En An- D- Am:0,09:n—(c+v) 920 940 912 820 663 362 „ 0 : Zinsfuß 2% 0 für = 60 80 100 120 140 160 Es geht hieraus hervor, daß in den den Conſumtions⸗ gebieten fern gelegenen Waldgebieten höhere Umtriebszeiten einzuhalten ſind, daß die Bodenrenten hier ſehr viel langſamer vom Culminationspunkt ſich entfernen, als in den den Verbrauchsorten nahen Waldungen, wo ſie bei einem Zinsfuß von 2,5% ſchon mit 60 Jahren ihr Maximum erreicht haben. Waldgebiete der erſten Kategorie ſind z. B. die der entlegenen großen Gebirgscomplexe (Speſſart, Pfälzer Wald, öſtliche Provinzen Preußens ꝛc.), ſolche der letztern die Umgebungen von Gruben und Großſtädten. Aus $ 97. Veränderungen der Bodenreinerträge. 233 gleichem Grunde müſſen Länder, die Waldproducte exportiren, höhere Umtriebszeiten einhalten, als ſolche, in denen die Erzeugniſſe des Waldes in deſſen unmittelbarer Nähe zur Verwendung kommen. II. Zeitliche Veränderungen der Bodenreinerträge, Aenderungen im zeitlichen Verlauf des Bodenreinertrags können ſowohl durch Veränderungen im Gang des Maſſen⸗ und Werth⸗ zuwachſes und alle Maßregeln, welche dieſen beſchleunigen oder zurückhalten, als auch durch äußere wirthſchaftliche Verhältniſſe, auf die die Forſtwirthſchaft keinen Einfluß hat, erfolgen. Beide Urſachen können dahin wirken, daß der Charakter der Stetigkeit der Werth— zunahme im Allgemeinen erhalten bleibt, oder daß derſelbe aufgehoben wird. Bleibt die Werthzunahme eine ſtetige, ſo ändert ſich nur die Differenz zwiſchen je zwei Altersſtufen, oder aber der Zeitraum, inner⸗ halb deſſen eine gewiſſe Werthzunahme erfolgt, wird ein kleinerer oder größerer. Unter ganz gleichen Geſichtspunkten kann auch das Verhalten der verſchiedenen Bonitäten aufgefaßt und dargeſtellt werden. Je nach der beſſern Beſchaffenheit des Standorts iſt der Unterſchied zwiſchen den Beſtandeswerthen beſtimmter Altersſtufen größer oder kleiner, bezw. der Zeitraum, innerhalb deſſen ein be⸗ ſtimmter Werth erreicht wird, kürzer oder länger. Um die Unter⸗ ſchiede des Bodenreinertrags nach dieſer Richtung zu charakteriſiren, werden hier die nachfolgenden Fälle unterſchieden: 1. Die Werthunterſchiede find kleiner als fie im § 96 zu Grunde gelegt ſind. Iſt z. B. nnn 20 40 60 80 100 120 140 160 180 der Werth des Hauptbeſtandes 3 6 9 12 15 18 21 24 27 des Durchforſtungsertrags. „„ n 91 jo iſt A, En — Am + D — A,, o, o — ( + ) Zinsfuß 2,5% für u 40 60 80 100 120 140 — 60 45 45 50 20 Zinsfuß 2% für W 40 60 80 100 120 140 — 48 44 118 168 190 152. 2. Die Werthunterſchiede ſind größer. Betragen c 20 40 60 80 100 120 140 160 180 die Werthe des Hauptbeſtandes 9 18 27 36 45 54 63 72 81 des Durchforſtungsertrags .. 9 18 27 36 45 54 ſo iſt A, , — Am + D A, , o n — (e ) 234 Siebenter Theil. Zinsfuß 2,5% für u = 40 60 80 100 120 140 160 572 815 932 950 860 ä Zinsfuß 2% für u= 40 60 80 100 120 140 160 180 594 932 1155 1304 1369 1256 Hieraus geht zunächſt hervor, daß die abſolute Höhe der Differenzen bei gleichmäßiger Werthzunahme nicht oder doch nur in ſehr geringem Maße auf den Verlauf und die Culmination des Bodenreinertrags von Einfluß iſt. Ausſchlaggebend iſt in dieſer Hinſicht nicht der abſolute, ſondern der zeitlich relative Unterſchied der periodiſchen Werthzunahme. Nur inſofern bei abſolut höheren Erträgen die negativen Cultur⸗ und Verwaltungskoſten weniger in die Waagſchale fallen, ergiebt ſich in dieſer Beziehung ein Unter⸗ ſchied. Charakteriſtiſch iſt aber eine Vergleichung jener Zahlen ins⸗ beſondere dadurch, daß ſie die außerordentlich hohen Unter— ſchiede der Bodenrenten bei verſchiedenen Preiſen erkennen läßt, die für den forſtlich benutzten Boden ebenſo eintreten, als ſie bekanntlich in der Landwirthſchaft bei jeder Verpachtung verſchieden⸗ artiger Grundſtücke nachgewieſen werden können. In Bezug auf Werthveränderungen, die nicht gleichmäßig er⸗ folgen, wird auf das im § 96 Geſagte Bezug genommen. Es liegt in der Natur der Sache, daß in dieſer Hinſicht eine Menge der verſchiedenſten Combinationen eintreten können, deren nähere Be: handlung den Rahmen dieſer Schrift überſchreitet. Im Allgemeinen laſſen die angeführten Beiſpiele erkennen, daß die Bodenreinerträge um ſo größer ſind, je niedriger der Zinsfuß, je höher das Procent des Maſſen⸗ und Werthzuwachſes iſt; daß fie um ſo ſpäter culminiren und um ſo allmählicher von dem erreichten Culminationsbetrage ſich entfernen, je anhaltender die Werthzunahme des ſtärkern Holzes iſt. Und da bei jeder fortſchreitenden volkswirth⸗ ſchaftlichen Entwicklung eine Tendenz zur Abnahme des Zinsfußes und zur relativen Werthſteigerung des Starkholzes beſteht, ſo wird man auch ohne Eingehen auf eine zahlenmäßige Darſtellung zu dem in der vorliegenden Richtung wichtigſten Reſultate!) kommen, daß die Umtriebszeiten, bei welchen die Bodenreinerträge culminiren, beim Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Cultur eine ſteigende Tendenz beſitzen müſſen. Wegen der nothwendigen Beziehungen von Preiſen und Pro⸗ ductionskoſten kann dieſe Culmination nur dann erfolgen, wenn die er⸗ zeugten Producte dem volkswirthſchaftlichen Bedarf am beſten entſprechen. 1) Vgl. hierzu 8 4 dieſer Schrift. $ 98. Waldreinertrag und volkswirthſchaftlicher Reinertrag. 235 S 98. Waldreinertrag und volkswirthſchaftlicher Reinertrag. I. Waldreinertrag. Nach der Theorie des größten Waldreinertrags, wie dieſer Be: griff von den Forſtwirthen in der Regel verſtanden wird, ſoll unter Anwendung der in den vorigen Paragraphen angewandten Bezeichnungen Ann An + D=(c+ ) im Durchſchnitte des ganzen Waldes ein Maximum ſein. Werden die Zahlen des § 96 zu Grunde gelegt, ſo ergeben ſich für den Waldreinertrag der Flächeneinheit während der 20 jährigen Periode folgende Vergleichszahlen: 1. Bei Anwendung ſtarker Durchforſtungen und a) ſtetiger Werthzunahme. Für die einzelnen Altersſtufen: Altersſtufe 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 — 400 320 1400 2000 2960 3920 4880 6360 6080 6800 Im Durchſchnitt aller Altersſtufen: 1 60 80 100 120 140 160 180 830 1256 1700 2154 2680 3058 3432 b) Bei abnehmendem Werthzuwachs. Für die einzelnen Altersſtufen: Altersſtufe 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 — 400 320 1400 2000 2960 3920 4160 4320 4080 4320 Im Durchſchnitt aller Altersſtufen: “= 60 80 100 120 140 160 180 830 1256 1700 2051 2335 2529 2708 e) Bei ſteigendem Werthzuwachs. Für die einzelnen Altersſtufen: Altersſtufe 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 — 400 80 1120 1360 2400 2960 4960 6240 8000 10000 Im Durchſchnitt aller Altersſtufen: * 60 80 100 120 140 160 168 540 912 1253 1783 2340 2970 3672 2. Bei Anwendung mäßiger Durchforſtungen und a) gleichmäßigem Werthzuwachs. Für die einzelnen Altersſtufen: Altersſtufe 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 — 400 320 1400 2240 3320 4400 5480 6560 7640 8720 236 Siebenter Theil. Im Durchſchnitt aller Altersſtufen: u= 60 80 100 120 140 160 180 890 1376 1880 2394 2915 3440 3968 b) Bei abnehmendem Werthzuwachs. Für die einzelnen Altersſtufen: Altersſtufe 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 — 400 320 1400 2240 3320 4400 4600 4440 3920 4280 Im Durchſchnitt aller Altersſtufen: u = 60 80 100 120 140 160 180 890 1376 1880 2269 2540 2693 2852 e) Bei fteigendem Werthzuwachs. Für die einzelnen Altersſtufen: . Altersſtufe 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 — 400 80 800 1360 2080 3560 5400 7720 10520 13800 Im Durchſchnitt aller Altersſtufen: u= 60 80 100 120 140 160 180 460 760 1247 1840 2575 3458 4492 Geſtatten die vorſtehenden Reſultate nach ihren unmittelbaren zahlenmäßigen Werthen auch keine directe praktiſche Anwendung, ſo können doch zwei wichtige Folgerungen aus ihnen gezogen werden: Zunächſt die, daß die Theorie des größten Waldreinertrags zu außer⸗ ordentlich hohen Umtriebszeiten führt. Bei allen Arten der Werth⸗ zunahme, auch wenn ſie abnimmt oder ganz aufhört, ſteigt die Umtriebszeit des größten durchſchnittlichen Werthzuwachſes über das 180 jährige Alter hinaus. Es muß ſchon ein ſtarkes Sinken des Durchſchnittszuwachſes und zugleich ein längeres Stilleſtehen des Werth⸗ zuwachſes erfolgen, um die negativen Einflüſſe und geringen Leiſtungen der erſten Jahrzehnte des Beſtandeslebens zu compenſiren. Mögen nun im Einzelnen ſtarke Abweichungen von den vorſtehenden Zahlen eintreten, das Reſultat wird für geſunde Beſtände, die nach pfleglichen Regeln und im Sinne der Waldreinertragstheorie behandelt ſind, immer daſſelbe ſein. Aus den hergeleiteten Zahlen iſt ferner zu entnehmen, daß ſich bei mäßigen Durchforſtungsgraden höhere Waldreinerträge ergeben, als bei ſtarken. Allerdings iſt die in den Zahlen aus⸗ gedrückte Gleichheit der Werthzunahme für ſtarke und mäßige Durch⸗ forſtungsgrade nicht zutreffend. Die ſtärkere Durchforſtung ſoll die Werthzunahme beſchleunigen. Aber auch eine ſtärkere Werthzunahme, die der ſtarken Durchforſtung im Vergleich zur mäßigen zugeſtanden wird, ändert das bezügliche Reſultat nur quantitativ. Vergleicht man die ſtarke Durchforſtung mit in höherm Alter ſteigender Werth: 8 98. Waldreinertrag und volfswirthichaftlicher Reinertrag. 237 zunahme mit der mäßigen bei gleichbleibender Werthzunahme, ſo führt, wie die obigen Zahlen erkennen laſſen, die letztere zu den höheren Waldreinerträgen. Nur das in Folge von unterlaſſenen oder fortgeſetzt ſchwachen Durchforſtungen herbeigeführte Extrem der Beſtandesdichte, der überfüllte Beſtand, verhält ſich auch vom Stand⸗ punkt der Waldreinertragstheorie entgegengeſetzt. Zu dem Reſultate, daß die Waldreinertragslehre zu außerordent— lich hohen Umtriebszeiten führt, gelangt man auch, wenn man die Procente des Mafjen: und Werthzuwachſes in dieſer Richtung unter⸗ ſucht. Nach § 95 III beträgt für Beſtände mit gleichmäßiger Jahr⸗ ringbildung und ſtetig fortſchreitender Werthzunahme im Alter von . . 50 100 150 200 250 Jahren der Maſſenzuwachs A 2 1,33 1 6,8 Procent der Werthzuwachs. 2 1 0,7 0, %, „ Sa. 6 3 200 1,5 7,2 Procent. Dieſe Zuwachsprocente ſind aber weit höher als diejenigen, welche erforderlich find, um ein Sinken des Waldreinertrags mit Zu⸗ nahme der Umtriebszeit herbeizuführen. Iſt der Werth eines Be- ſtandes im Jahr 100 = w, ſo iſt ſein Durchſchnittszuwachs (bemeſſen nach Maſſe und Werth) = 2: 100. Soll derſelbe bei fortſchreitender Umtriebszeit gleich bleiben, ſo brauchen Maſſe und Werth zuſammen nur im Verhältniß von 100 zu 101 = 1% zuzunehmen. Sit der Beſtandeswerth im Alter von 150 Jahren = w,, jo beträgt der Haubarkeitsdurchſchnittszuwachs w, : 150. Sein Gleichbleiben findet ſtatt, wenn Maſſe und Werth zuſammen im Verhältniß von 150 zu 151 = 0,7%, zunehmen. Allgemein gilt der Satz, daß das Procent des Haubarkeitsdurchſchnittszuwachſes nur der procentiſchen Zunahme des Alters gleich zu ſein braucht, um ein Sinken zu verhindern. Das Minimum dieſer Procente beträgt hiernach: Im Alter von 100 150 200 250 300 Jahren 1 07.05 0, 0,3 Proeent. Durch den Antheil, welchen die Durchforſtungen am Ertrag des Waldes nehmen, werden dieſe Zahlen allerdings verändert, aber nicht in einem ſolchen Verhältniß, daß die praktiſchen Folgerungen der Waldreinertragstheorie weſentlich andere würden. Beträgt der Werth der Durchforſtungserträge die Hälfte desjenigen des Haubarkeits⸗ ertrags, ſo müſſen die Minima der Procente um die Hälfte höher liegen, wenn der Bedingung des Nichtſinkens des Waldreinertrags genügt werden ſoll. Dieſelben betragen alsdann: Im Alter von 100 150 200 250 300 Jahren N 155 1 075 0,8 0,5 Brocent. 238 Siebenter Theil. Dieſe Procente find aber nur halb jo hoch als diejenigen, welche für Beſtände mit gleichmäßigen Jahrringen und mit ſtetiger Werth⸗ zunahme zutreffen (vgl. $ 95 III). Daß fie in gefunden Beſtänden vorhanden find, lehrt jede Unterſuchung an geeigneten Objecten in allen natürlichen Eichengebieten Deutſchlands. Vergleicht man nun mit den Folgerungen, die im Vorſtehenden für das Wirthſchaftsprincip des größten Waldreinertrags und im 8 96 für dasjenige des größten Bodenreinertrags gezogen wurden, einer: ſeits die Kundgebungen der meiſten Vertreter der Staatsforſtwirth—⸗ ſchaft, andererſeits die Maßnahmen der praktiſchen Forſtwirthe, ſo tritt die eigenthümliche Erſcheinung hervor, daß in Worten vor: wiegend die Waldreinertragstheorie vertreten wird, in der That aber weit mehr die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie zur An⸗ wendung kommen. Die meiſten Vertreter der Staatsforſtwirthſchaft!) haben ſich ſeit Preßler's Auftreten gegen die Bodenreinertragslehre, für das Maximum des Waldreinertrags ausgeſprochen, ohne ſich jedoch der Folgerungen, zu denen dieſe bei conſequentem Denken wirklich führt, bewußt zu ſein. Es giebt keine geregelte neuere Forſtwirth⸗ ſchaft, die die Conſequenzen der Waldreinertragstheorie wirklich be: folgt. Und ihre Vertreter haben ſie nirgends genügend nachgewieſen. Die herrſchende Richtung der Praxis iſt dagegen faſt noch beſtimmter auf die kräftigen Durchforſtungsgrade und die Beſchleunigung des Wachsthumsganges gerichtet, als der Verfaſſer eine ſolche Tendenz vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie vertritt. Zur Erklärung des an ſich ſehr auffallenden Widerſpruchs zwiſchen Worten und Handlungen der Gegner der Bodenreinertragslehre muß nun zunächſt darauf hingewieſen werden, daß es die Praxis ſehr häufig mit unregelmäßigen Verhältniſſen zu thun hat, daß gerade bei der Eiche häufig Beſtände vorliegen, in denen weder eine gleich- bleibende noch eine abnehmende, ſondern gar keine, häufig ſogar eine negative Werthzunahme erfolgt. Für alle unregelmäßigen, fehler⸗ haften Beſtände ergeben ſich aber immer niedrigere Umtriebszeiten, als für regelmäßige. Sodann kann man die in der waldbaulichen Literatur zur Genüge ausgeſprochene, allgemein anerkannte Thatſache nicht unbeachtet laſſen, daß die hohen Umtriebszeiten, wie ſie einer Culmination des Waldreinertrags, bemeſſen nach vorliegenden Be⸗ 1) Für Preußen iſt eine dahin gehende Erklärung noch in der neueſten Auflage (1894) der „Forſtlichen Verhältniſſe“ enthalten. („Die preußiſche Staatsforſtverwaltung bekennt ſich nicht zu den Grundſätzen des nachhaltig höchſten Bodenreinertrags unter Anlehnung an eine Zinſeszinsrechnung ꝛc.“) Weiteres hierüber ſ. in den folgenden Paragraphen. 8 98. Waldreinertrag und volkswirthſchaftlicher Reinertrag. 239 ſtänden, entſprechen, häufig eine Abnahme des Humusgehaltes zur Folge haben. Nun kann man aber die Waldreinertragstheorie auch dahin auffaſſen, daß ſie nicht nur auf die vorliegenden, ſondern auch auf die zukünftigen Beſtände und die Quelle, aus denen ſie ſich bilden, auf den Boden, bezogen werden ſoll. Und hierdurch läßt ſich eine Erniedrigung der Umtriebszeit gegenüber dem Werthdurchſchnitts⸗ zuwachs eines vorliegenden Beſtandes auch vom Standpunkt der Wald⸗ reinertragstheorie begründen. | Durch die beiden genannten Umſtände werden die Gegenſätze, welche zwiſchen den gegen Preßler gerichteten Reden und Schriften und den Maßnahmen der Praxis thatſächlich beſtehen, gemildert. Indeſſen wird man zur Begründung der Durchforſtungsgrade und Umtriebszeiten doch immer von regelmäßigen Beſtänden ausgehen müſſen und die hier gewonnenen Reſultate mit gewiſſen Modificationen auf die nicht normalen anwenden. Man muß ferner alle forſtwirth⸗ ſchaftlichen Maßregeln nicht nur nach forſttechniſchen und mathematiſchen, ſondern auch nach nationalökonomiſchen und forſtpolizeilichen Geſichts⸗ punkten begründen. Deshalb werden in den folgenden Paragraphen noch einige allgemeinere Bemerkungen forſtpolizeilichen Inhalts angefügt. II. | Volkswirthſchaftlicher Reinertrag. Gegen die Theorie des Waldreinertrags iſt vom Standpunkt der geſammten Volkswirthſchaft nicht nur geltend zu machen, daß ſie die Höhe des Materialkapitals, welches unterhalten werden muß, unbe⸗ rückſichtigt läßt, ſondern es muß auch auf den Widerſpruch hin⸗ gewieſen werden, der darin liegt, daß die Arbeiten, mit welchen die Forſtwirthſchaft verbunden iſt, als Productionskoſten aufgefaßt werden, während dies bezüglich der Zinſen des ſtehenden Vorraths nicht ge⸗ ſchieht. Vom Standpunkt der Wirthſchaft eines ganzen Volkes ſind auch die Arbeitslöhne der Holzhauer und Culturarbeiter, ſowie die Gehalte der Forſtbeamten keine Productionskoſten. Sie bedeuten nur eine Aenderung in der Vertheilung, keine Verminderung des Volksvermögens. Der volkswirthſchaftliche Reinertrag der Forſtwirthſchaft kann nach den vorausgegangenen Begriffsbeſtimmungen in der Form An L — Am + ausgedrückt werden. Wenn er auf die Waldwirthſchaft im Ganzen bezogen wird, ſtellt dieſer Ausdruck den Geſammtertrag dar, um welchen das Volkseinkommen durch die Forſtwirthſchaft vermehrt wird. Es iſt nun aber ohne weiteres Eingehen auf die Einzelheiten der 240 Siebenter Theil. Zahlen erſichtlich, daß auch dieſer Ausdruck zu ſehr hohen Umtriebs⸗ zeiten führt, daß ein auf ein Maximum des volkswirthſchaftlichen Reinertrags gerichtetes Wirthſchaftsprincip ganz ähnliche Folgerungen nach ſich zieht, wie die Waldreinertragstheorie. Daß jedoch aus dem Begriff des volkswirthſchaftlichen Reinertrags keine Folgerungen gegen die Richtigkeit der Bodenreinertragstheorie abgeleitet werden können, daß die Forſtwirthſchaft nicht mit dem Blicke eines einſeitigen Agra⸗ riers, ſondern im Zuſammenhang mit anderen Zweigen des nationalen Erwerbs und mit der Volkswirthſchaft im Ganzen aufgefaßt werden muß, wurde an anderen Stellen dieſer Schrift!) bereits erörtert. 8 99. Die Folgerungen der Boden⸗ und Waldreinertragstheorie in wirthſchaftspolitiſcher Hinſicht. I. Die Beziehungen der Forſtwirthſchaft zu anderen Zweigen des Volkslebens. Die Eiche iſt wegen ihrer reichen Geſchichte, ihres vielſeitigen Vorkommens und der großen Unterſchiede in ihrer Bewirthſchaftung, insbeſondere in Betreff der Umtriebszeit, die geeignetſte Holzart, um ſie als Ausgangspunkt und als Grundlage für den Nachweis des Einfluſſes zu benutzen, den die allgemeinen wirthſchaftlichen Theorien und wirthſchaftspolitiſchen Richtungen auf die praktiſche Forſtwirthſchaft ausüben. Die Bedeutung der Principien der allgemeinen Wirthſchaftslehre und der Thätigkeit des Staates für die Geſtaltung des wirthſchaftlichen Lebens tritt mit dem Fortſchreiten der volkswirthſchaftlichen Cultur immer beſtimmter hervor. Es iſt dies nichts der Forſtwirthſchaft Eigenthümliches; ſie hat es mit an⸗ deren Zweigen der Volkswirthſchaft gemein. Und dieſe ſtehen wiederum mit anderen Gebieten der nationalen Entwicklung im Zuſammenhang. Wenn man die verſchiedenen Seiten des Volkslebens mit einander vergleicht, ſo kann man ſich der Erkenntniß nicht wohl verſchließen, daß ſie unter einander viel reichere Beziehungen, viel mehr gemein⸗ ſame Wurzeln haben, als die Oberfläche der Erſcheinungen vermuthen läßt. Von der Außenſeite betrachtet erſcheint noch heute der Forſt⸗ wirth Vielen nur als ein Menſch, der ſein Wild ſchießt, Bäume fällt, Holz zurichtet und verkauft, ſät und pflanzt — lauter Dinge, die mit dem geiſtigen Leben der Gebildeten wenig Zuſammenhang zu haben ſcheinen. Und doch iſt dieſer Zuſammenhang vorhanden und 1) Vgl. 8 7. 899. Boden- u. Waldreinertragstheorie in wirthſchaftspolitiſcher Hinſicht. 241 übt auf die Geſtaltung der Forſtwirthſchaft — nicht nur auf die Geſetzgebung, ſondern auch auf die techniſche Ausführung, auf die Beſtandesbegründung, Pflege, Durchforſtung, Umtriebszeit — mehr Einfluß, als man bei oberflächlicher Betrachtung für möglich hält. Unter den Forſtwirthen hat keiner auf dieſen Zuſammenhang der Forſtwirth—⸗ ſchaft mit der geſammten Culturentwicklung beſtimmter hingewieſen, als Aug. Bernhardt, deſſen Forſtgeſchichte aus der Idee dieſes Zuſammenhangs entſtanden und von ihren Folgerungen durchdrungen iſt. Noch ſind die reichen Anregungen, die Bernhardt hierdurch für die Mit⸗ und Nachlebenden gegeben hat, nicht genügend gewürdigt. Sie werden in Zukunft im forſtlichen Unterricht, in der forſtlichen Politik und in der forſtlichen Technik noch in reicherm Maße zur Geltung kommen müſſen. Es wird aber zur Begründung der Be— deutung der Bodenreinertragstheorie in allgemein wirthſchaftlicher und wirthſchaftspolitiſcher Hinſicht beitragen, wenn dabei auf die Stellung, welche die Forſtwirthſchaft im Kreiſe anderer Wiſſens- und Berufs: zweige einnimmt, hingewieſen wird. Die wichtigſten Zweige des Volkslebens betreffen Religion, Sprache, Kunſt, Wiſſenſchaft, Recht, Staat und Wirthſchaft. Sie ſind hier in der umgekehrten Folge ihrer Bedeutung und ihrer Be— ziehungen zum Forſtweſen aufgeführt. Die Religion hat zur Forſt⸗ wirthſchaft, wenn man nicht auf den Urquell alles phyſiſchen und geiſtigen Lebens zurückgeht, kaum irgend welche directe Beziehung. Auch die Sprache ſteht der Forſtwirthſchaft fern. Doch bieten die Namen der Waldbäume und der Forſtorte dem Sprachforſcher einiges Intereſſe; ebenſo wie die Waldrodungen, von denen die älteſte Cultur ausgegangen iſt, und die Sagen, mit denen der Volksglaube die Wälder umwoben hat, für die Culturgeſchichte von Bedeutung ſind. Mit der Kunſt hat die immer aufs Reale, Concrete, Nützliche, Praktiſche gerichtete Thätigkeit des Forſtwirths nur wenig Gemein: ſames oder Verwandtes. Indeſſen darf man doch auf die Bedeutung des Schönen in der Natur hinweiſen und daran erinnern, daß die Forſtäſthetik eine Seite der forſtlichen Thätigkeit ausmacht, die das allgemeinſte Intereſſe aller Volksſtände beanſpruchen darf. Zu einer wiſſenſchaftlichen Thätigkeit im ſtrengen Sinne bietet die unmittelbare Ausübung des forſtlichen Berufes wenig Gelegenheit; doch haben die Fortſchritte in den grundlegenden Wiſſenszweigen, insbeſondere in den Naturwiſſenſchaften, immer einen fruchtbaren Ein: fluß auch für die Forſtwirthſchaft zur Folge gehabt und werden einen ſolchen auch in Zukunft haben. Zum Recht und ſeinen Vertretern ergeben ſich in der praktiſchen Forſtwirthſchaft reiche Beziehungen. Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 16 242 Siebenter Theil. Indeſſen ſind dieſe trotz ihrer großen Bedeutung mehr äußerlicher Natur. Sie werden hauptſächlich durch Eigenthumsveränderungen und Eigenthumsſtörungen hervorgerufen. An den nothwendigen Beſtand⸗ theilen der Forſtwirthſchaft, die in den phyſiſchen Geſetzen des Wachs⸗ thums und den ökonomiſchen der Werthbildung wurzeln, hat das Recht keinen Antheil. Staat und Wirthſchaft endlich ſind die Lebens— gebiete, denen die Forſtwirthſchaft ihrem eigentlichſten und bleibenden Weſen nach angehört. Man kann dieſe, wie es ja auch thatſächlich geſchehen iſt, als einen Theil der Volkswirthſchaft, man kann anderer- ſeits die ſtaatliche Leitung des Forſtweſens als einen Theil der all⸗ gemeinen Politik auffaſſen und behandeln. Es müſſen daher auch gewiſſe Grundſätze und Regeln der allgemeinen Volkswirthſchaftslehre auf die Forſtwirthſchaft, es müſſen gewiſſe Richtungen der Politik auf die ſtaatliche Pflege der Forſtwirthſchaft anwendbar ſein. Und andererſeits müſſen aus den Erfahrungen, die in der Forſtwirthſchaft gemacht werden, Folgerungen für das allgemeine wirthſchaftliche Leben und die ökonomiſche Politik gezogen werden können. Im Nach⸗ ſtehenden werden einige dieſer Beziehungen, ſoweit ſie zu den Folgerungen der Boden- und Waldreinertragstheorie Bezug haben, hervorgehoben. Wirft man, aus dem Strome der Parteirichtungen heraustretend, einen Blick auf die politiſche Entwicklung eines Volkes (wie etwa unſeres deutſchen Volkes in der Gegenwart oder jüngſten Vergangen⸗ heit), ſo wird darüber kaum ein Zweifel beſtehen können, daß die ſociale und politiſche Entwicklung immer unter dem Einfluß zweier verſchiedener Strömungen und Kräfte erfolgt, ebenſo wie dies auch in den meiſten anderen Gebieten des phyſiſchen und geiſtigen Lebens der Fall iſt. Der Dualismus beherrſcht nicht nur die körperliche Welt, er iſt auch eine nothwendige Bedingung für den geiſtigen Fortſchritt. Wie vielfach auch die politiſchen und ſocialen Parteien unter ſich geſpalten fein mögen, jo find fie doch ſämmtlich auf zwei große Grund: richtungen zurückzuführen: einerſeits eine conſervative, die das Beſtehende erhalten, andererſeits eine fortſchreitende, die neue Bildungen erzeugen oder die Entwicklung der vorhandenen Zuſtände beſchleunigen will. Zeitweiſe hat die eine, zeitweiſe die andere Strömung im Volksleben das Uebergewicht. Aber wirkſam ſind ſie überall und zu allen Zeiten beide. Ein Volk, das nur Altes conſervirt, ohne Neues zu ſchaffen, muß zu Grunde gehen, weil alles Gewordene ver: gänglich iſt. Und auf der andern Seite gilt auch für das wirth⸗ ſchaftliche und politiſche Leben das Grundgeſetz der organiſchen Ent: wicklung, daß alles neue Leben ſich nur aus vorhandenem Leben 8 99. Boden: u. Waldreinertragstheorie in wirthſchaftspolitiſcher Hinſicht. 243 gleicher Art entwickeln kann, daß neues ſociales und politiſches Leben das Daſein und die Erhaltung früher erzeugten Lebens vorausſetzt. Den großen Richtungen des politiſchen Lebens entſprechen auf forſtlichem Gebiete die Theorien des Wald- und Bodenreinertrags und die Folgerungen, die ſie für die Geſtaltung der praktiſchen Wirth⸗ ſchaft nach ſich ziehen. Die Waldreinertragstheorie führt, conſequent durchgeführt, zu außerordentlich conſervativen Folgerungen. In wel⸗ chem Grade dies der Fall iſt, iſt von denjenigen, die ſie vertreten und für ein genügendes Wirthſchaftsprincip halten, niemals nach⸗ gewieſen. Es wäre ſonſt nicht möglich, wie in der forſtlichen Literatur die Anſicht ausgeſprochen werden konnte, daß die Maßnahmen, welche von den Forſtverwaltungen in Betreff der Umtriebszeit und der Durchforſtungsgrade thatſächlich getroffen werden, dieſen Folgerungen entſprechen und daß aus den beſtehenden Zuſtänden der deutſchen Forſtwirthſchaft durch Unterſuchungen an realen Beſtänden die prak⸗ tiſchen Folgerungen der Waldreinertragstheorie in der Form eines feſten „Aichpfahls“ feſtgelegt werden könnten. Wie im $ 98 begründet wurde, ſteigt der Haubarkeitszuwachs 4, : % ſo lange, als der Werth A in ſtärkerm Verhältniß zunimmt als das Alter. Daß aber regel⸗ mäßige Hochwaldbeſtände auf geeignetem Standort, die im Sinne der Waldreinertragslehre mit dichter Begründung und mäßigen Durch— forſtungsgraden behandelt ſind, höhere Zuwachsprocente beſitzen als dieſem Verhältniß entſpricht, kann nicht bezweifelt werden. Und die Durchforſtungen können dieſe Zahlen nur in dem Verhältniß, in welchem die Werthe der Durchforſtungserträge zu den Haubarkeits⸗ erträgen ſtehen, verändern. In der neuern forſtlichen Literatur iſt der conſervative Cha— rakter der Waldreinertragstheorie im Gegenſatz zu der herrſchenden Anſicht, daß dieſelbe zu 80 — 100⸗ oder 120 jährigen Umtrieben führe, vor dem Erſcheinen dieſer Schrift am beſtimmteſten von Borggreve!) ausgeſprochen worden. Wenn auch geltend gemacht wird, daß die Unterlagen, auf die Borggreve ſich hierbei ſtützt, für ein umfaſſendes Urtheil nicht genügen, ſo erhalten ſie doch durch Unterſuchungen, die in regelmäßigen Hochwaldbeſtänden auf naturgemäßem Standort ge— macht werden, eine ſo beſtimmte Beſtätigung, daß über die Richtig— keit der Endurtheile in principieller und allgemeiner Richtung kaum Zweifel geltend gemacht werden können. Die vom Verfaſſer für die Buche, die Kiefer und in dieſem Bande für die Eiche angeſtellten Unterſuchungen führen zu ganz ähnlichen Reſultaten. Mögen auch 1) Die Forſtabſchätzung, 1888, S. 219 flg.: Wirthſchaftsziel und Umtrieb. ; 16* 244 Siebenter Theil. im Einzelnen je nach dem Charakter der Beſtände mannigfache Ab— weichungen eintreten, ſo wird doch das Reſultat, daß der Waldrein— ertrag bei conſequenter Betriebsführung erſt bei ſehr hohen, die üblichen überſteigenden Umtriebszeiten culminire, bei allen derartigen Unterſuchungen im Weſentlichen daſſelbe ſein. Wenn viele Praktiker, die ihr Gutachten über die Umtriebszeit insbeſondere zum Zweck der Betriebsregelung auf Grund der Geſammtverhältniſſe eines beſtimmten Revieres abzugeben haben, zu anderen Urtheilen gelangen, ſo wird dies darauf zurückgeführt werden müſſen, daß man es häufig mit nicht ſtandortsgemäßen Holzarten zu thun hat; daß Schluß, Wuchs und Geſundheitszuſtand der vorliegenden Beſtände unvollkommen ſind; daß die älteren Beſtände häufig gewiſſen Calamitäten unterworfen waren; daß die Begründung eine weitſtändige geweſen iſt; daß ſtarke Durchforſtungen und Lichtungen den Zuwachsgang beſchleunigt haben. Durch alle derartige Verhältniſſe wird die Umtriebszeit des größten Waldreinertrags herabgedrückt. Wenn es ſich aber darum handelt, Normen für die Folgerungen der Waldreinertragstheorie zu bilden, ſo dürfen ſolche Beſtände nicht zu Grunde gelegt werden. Als Aus⸗ gang und Grundlage wird man vielmehr regelmäßige ſtandortsgemäße Holzarten, die gehörig dicht begründet, im vollen Schluß erzogen und daher auch zur Nutzholzerzeugung brauchbar ſind, wählen müſſen, wie es dem Princip des größten Waldreinertrags entſprechend iſt. In der forſtlichen Praxis iſt die conſervative Tendenz der Waldreinertragstheorie von der bayeriſchen Staatsforſtverwaltung am beſtimmteſten bethätigt worden. Die 400 jährigen Alteichen, die im Speſſart, aber auch in anderen Laubholzgebieten, in Buchen ein— geſprengt ſind, werden von der bayeriſchen Verwaltung nur ſehr all⸗ mählich zur Abnutzung herangezogen. Und die 250 jährigen Eichen: beſtände des Speſſart, die ſog. „Heiſterbeſtände“, auf die in dieſer Schrift mehrfach Bezug genommen iſt, ſollen noch ein Jahrhundert von den Endhieben verſchont bleiben. Die Berechtigung dieſer con: ſervativen Maßnahmen wird von der bayeriſchen Verwaltung (ſoweit der Verfaſſer nach ſeinem Einblick an Ort und Stelle dies zu be— urtheilen in der Lage iſt) mit Rückſicht auf die Vorzüge begründet, die das Princip der Stetigkeit in vielen nationalökonomiſchen Be⸗ ziehungen zweifellos beſitzt. Wenn man aber das Princip des größten Waldreinertrags als ein richtiges und genügendes gelten läßt, ſo bedarf es einer nationalökonomiſchen Begründung dieſer ſehr con⸗ ſervativen Wirthſchaft durch den Hinweis auf die Gleichmäßigkeit der Erträge, das gleichmäßige Angebot nothwendiger Rohſtoffe ꝛc. gar nicht. Ihre Richtigkeit läßt ſich alsdann auf die einfachſte Weiſe zahlen⸗ § 99. Boden: u. Waldreinertragstheorie in wirthſchaftspolitiſcher Hinſicht. 245 mäßig nachweiſen. Um den Factor 4, : u ein Maximum werden zu laſſen, iſt für die vorliegenden Beſtände, da hier Vornutzungen aus früherer Zeit kaum in Rechnung zu ſtellen ſind, nur eine Maſſen⸗ und Werthzunahme von ½% erforderlich, die bei einer Breite der Jahrringe von ½ mm ſchon überſchritten wird. Bei einer ſolchen minimalen Stärkezunahme ergiebt ſich immer noch ein Maſſenzuwachs von 0,5%, eine Werthzunahme von 0,3%. Der Werth des Haubarkeits⸗ durchſchnittszuwachſes —= A, : u wird alſo ein Maximum, wenn, wie es thatſächlich in den Heiſterbeſtänden des Speſſart geſchieht, nur die trocken werdenden und abſtändigen Stämme herausgehauen werden. II. Nachtheilige Folgen conſervativer Wirthſchafts führung. In der Forſtwirthſchaft wird bekanntlich eine conſervative Führung des Betriebes häufig als ein beſonderer Vorzug angeſehen. Man hebt es rühmend hervor, wenn Erſparungen an den Etats erfolgt, wenn die Materialvorräthe erhöht ſind, wenn die höheren Altersſtufen zugenommen haben. Unter vielen Verhältniſſen wird eine auf die Erhaltung und Mehrung des Materialvorraths gerichtete Tendenz gegenüber den Beſchädigungen der Waldungen durch Natur: ereigniſſe, gegenüber deftructiven Tendenzen durch kurzſichtigen menſch⸗ lichen Eigennutz und wirthſchaftliche Unfähigkeit, denen die Forſten ausgeſetzt ſind, ganz berechtigt ſein, zumal es in Einzelfällen gar nicht möglich iſt, auf die tieferen Beſtimmungsgründe, die der Wirthſchaft zu Grunde liegen, einzugehen. In den weſentlichſten und bleibenden Richtungen aber verhält es ſich hinſichtlich des conſervativen Princips in der Forſtwirthſchaft ebenſo oder doch ganz ähnlich, wie in der Politik. Wenn die Politik lediglich in conſervativen Bahnen geleitet wird, ſo wird der Fortſchritt des wirthſchaftlichen und politiſchen Lebens auf künſtlichem Wege zurückgehalten. Und dies iſt immer ein großes Uebel, das oft gewaltſame Gegenwirkungen zur Folge hat. Da nun in der Forſtwirthſchaft ſo häufig das Gute, das im Conſervatismus liegt, hervorgehoben wird, jo dürfte es nicht un⸗ angemeſſen fein, auch die Mängel, zu denen der einſeitige Conſerva— tismus Veranlaſſung geben kann, in das gehörige Licht zu ſtellen. Die Eiche giebt hierfür reichlich Gelegenheit. Das Streben, die Waldreinerträge durch conſervative Hiebsführung zu erhöhen, hat ihr gerade in vielen Staatsforſten reichlich Abbruch gethan. Ein unrichtiger Conſervatismus war im vorigen Jahrhundert der Ueberhalt fo vieler Alteichen bei der Verjüngung des Buchen: hochwaldes. Ihr Werth iſt zwar ein ſehr hoher. Sie liefern ein vorzügliches Holz, das trotz des hohen Anbruchprocentes durchſchnittlich 246 | Siebenter Theil. weit mehr Werth hat, als die ſie umgebenden Buchen. Wenn, wie es der Waldreinertragslehre entſpricht, keine Verzinſung vom Holz— kapital verlangt wird, erſcheint die conſervative Maßregel dieſes Ueberhaltens in günſtigem Lichte. Der jetzige Waldreinertrag iſt höher als da, wo Alteichen fehlen. Aber der Fortſchritt des Betriebs iſt durch das Ueberhalten gehemmt worden. Wo alte Eichen über: gehalten ſind, konnten keine jungen Eichen angebaut werden. Für den zukünftigen forſtlichen Betrieb wäre es ohne Zweifel vortheil⸗ hafter geweſen, wenn im vorigen Jahrhundert ſtatt des Ueberhalts alter Eichen, die der Wirthſchaft Verlegenheit bereiten können, die Buchenverjüngungen reichlicher mit jungen Eichen durchſetzt wären, die dann jetzt ein 100 —150 jähriges Alter beſäßen. An ſolchen Altersſtufen fehlt es faſt in ganz Deutſchland. Auch beim Durchforſtungsbetrieb hat eine beabſichtigt oder unbeabſichtigt befolgte einſeitig conſervative Richtung der Entwicklung der Eiche in dieſem und dem vorigen Jahrhundert weſentlichen Ab: bruch gethan. Die Eiche kann nur dann zunehmende Ausbreitung über ihre Umgebung gewinnen, wenn ſie durch kräftige Durchforſtungen gefördert wird. Conſervative Durchforſtungsmethoden, etwa ſolche nach G. L. Hartig's Anweiſung mit langen Intervallen und mit Beſchränkung auf das unterdrückte Material, laſſen die Eiche in Miſch⸗ beſtänden mit der Buche auf manchen Standorten gänzlich zu Grunde gehen; auch auf den ihr zuſagenden wird ſie im Laufe ihrer Ent⸗ wicklung mehr und mehr eingeſchränkt. Daß bei der Verjüngung der Eiche eine conſervative Tendenz, wie ſie im langſamen Gang der Nachhiebe zum Ausdruck kommt, nicht förderlich iſt, lehrt die Beobachtung der jungen Schonungen, insbeſondere derjenigen, die mit Buche gemiſcht ſind, auf den ver⸗ ſchiedenſten Standorten. Wohl hat man an den meiſten Orten die erſten Schlagführungen, wie dies im § 87 begründet iſt, dunkel zu halten. Aber im weitern Verlauf iſt eine ſchnellere Lichtung und Räumung erforderlich. Und in Verbindung mit der Buche führt nicht das conſervative Princip des langſamen Verjüngungsganges, ſondern das progreſſive kräftiger und beſchleunigter Lichtungen zu den beſſeren Reſultaten. N Wie bei der Eiche ſo laſſen ſich bei allen Holzarten die Mängel eines einſeitigen Conſervatismus in ſtärkerm oder geringerm Grade nachweiſen. Die meiſten größeren Waldungen, am meiſten diejenigen, die ſich im Eigenthum des Staates befinden, ergeben hierfür Belege. Das Reichsland wird noch lange an der conſervativen Betriebs⸗ führung der franzöſiſchen Verwaltung, dem überreichen Altholzvorrath § 99. Boden: u. Waldreinertragstheorie in wirthſchaftspolitiſcher Hinſicht. 247 der Tanne in den Vogeſen, zu leiden haben, der die Verjüngung und die Herbeiführung eines geordneten Altersklaſſenverhältniſſes in hohem Grade erſchwert. In Württemberg fehlt es nicht an Bei— ſpielen dafür, daß die natürliche Verjüngung der vorliegenden, dem Standort entſprechenden Holzarten wegen zu conſervativer Betriebs⸗ führung nicht möglich iſt.“) In Baden kann man den Einfluß ver: zögerter Nachhiebe auf die Entwicklung der Weißtannenſchonungen ſehr häufig wahrnehmen und Preußen wird in vielen Kiefern⸗ Altholzbeſtänden, denen Miſchung und Unterbau fehlen, die Folgen, welche eine conſervative Wirthſchaftsführung auf den Bodenzuſtand und die Verjüngung ausübt, noch lange zu tragen haben. Als die allgemeinſten Nachtheile einer Wirthſchaft, die in Bezug auf die Nutzung zu conſervativ iſt, muß der letztgenannte Punkt, die Verſchlechterung des Bodens und die Erſchwerung und Ver— zögerung der Erzeugung guter Jungwüchſe bezeichnet werden. Die Verſchlechterung des Bodens in Folge der hohen Umtriebe tritt bei allen Holzarten, am meiſten bei denjenigen, die lichte Kronen haben, hervor. Ihr wird durch den Unterbau entgegengetreten. Aber eine genügende Entwicklung der zum Unterbau gewählten Holzart iſt nicht möglich, ohne daß man ſich vom Ideal des größten Waldreinertrags in Bezug auf die der Gegenwart vorliegenden Be- ſtände entfernt. Denn beim Unterbau wird ein Theil der Beſtandes⸗ glieder genutzt, bevor ſie das Maximum ihres Werthdurchſchnitts⸗ zuwachſes erreicht haben; und für den ganzen Beſtand kann das Maximum der Wertherzeugung, deſſen ein Beſtand fähig iſt, nicht erreicht werden. | III. Machtheilige Folgen der Anwendung progreſſiver Wirthſchafts⸗ principien. Gegenüber den Nachtheilen, zu welchen eine einſeitige Befolgung conſervativer Principien Veranlaſſung giebt, muß nun aber hervor: gehoben werden, daß das fortſchrittliche Princip des größten Boden: reinertrags, welches die Beſtände nutzen will, wenn fie ihren Kapital⸗ werth nicht zu einem genügenden Procent zu verzinſen im Stande ſind, zu Gefahren anderer Art Veranlaſſung giebt. Und es kann nicht wohl bezweifelt werden, daß dieſe Gefahren, ebenſo wie es in der Politik mit den fortſchrittlichen Elementen der Fall iſt, ſtärker, einſchneidender find, als diejenigen, die durch zögernde, conſervative 1) So insbeſondere bei der Tanne (Reviere Pfalzgrafenweiler, Alten⸗ ſteig ꝛc.). i 248 Siebenter Theil. Tendenzen hervorgerufen werden. Dieſe Eigenſchaft theilt aber der Fortſchritt in der Forſtwirthſchaft mit allen fortſchreitenden Richtungen auf wiſſenſchaftlichen und techniſchen Gebieten. Die Gefahren, zu denen die Bodenreinertragstheorie Veranlaſſung geben kann, ſind in der forſtlichen Literatur und in Forſtverſammlungen, ſeitdem Preßler ſeinen rationellen Waldwirth erſcheinen ließ, zur Genüge hervor— gehoben worden. Würde das charakteriſtiſche Princip des Boden⸗ reinertrags nach den Ergebniſſen der Unterſuchung einzelner Beſtände auf größere Waldcomplexe und ſchließlich etwa auf die Geſammt⸗ verhältniſſe eines Landes direct übertragen, ſo würde zunächſt ein ſehr ſtarkes Angebot von Hölzern einer gewiſſen Beſchaffenheit ein⸗ treten, das, wie mit Recht hervorgehoben iſt, bewirkt, daß der Werth einzelner Sortimente in einem Grade vermindert würde, daß der Wald kapitalärmer wird, ohne daß der Volkswirthſchaft höher ge— ſchätzte Gebrauchswerthe zugeführt wären. Ferner würde die Alters: ſtufenfolge in der entgegengeſetzten Richtung nachtheilig beeinflußt, wie bei einer conſequenten Befolgung der Waldreinertragstheorie. Die Menge der Jungwüchſe, die an Stelle der hiebsreif erſcheinenden Ber ſtände träten, wäre eine ſehr große. Das ſich hiernach aus dem einſeitigen Fortſchritt ergebende Extrem iſt aber gefährlicher als das entgegengeſetzte. Mit der Ausdehnung der Schlagflächen, der ſchnellen Aneinanderreihung gleichalteriger Schonungen find häufig gewiſſe Gefahren verbunden, die eine pflegliche Wirthſchaft durch die örtliche Regelung der Verjüngung und durch die allmähliche Aneinander: reihung der Schläge zu vermeiden ſucht. Die im Vorſtehenden bezeichneten nachtheiligen Folgen haften jedoch nicht dem Princip des Bodenreinertrags an ſich an, ſondern lediglich den Fehlern ſeiner Anwendung. Sie treten nur dann ein, wenn die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie ohne Rückſicht auf die geſchichtlich gewordenen, thatſächlich vorliegenden forſtlichen Ver⸗ hältniſſe, ohne Rückſicht auf die organiſche Zuſammengehörigkeit der Beſtände zu gemeinſamen Verbänden, ohne Rückſicht auf die öko⸗ nomiſchen Verhältniſſe der Gegenwart und Zukunft in Anwendung gebracht werden. An ſich aber hat das Princip, den größten Rein⸗ ertrag des Bodens zu erzielen, derartige Folgen durchaus nicht. Man kann Alles, was in dieſer Hinſicht zu Begründung des Allmählichen, Stetigen nicht nur in phyſikaliſcher, ſondern auch in ökonomiſcher Richtung geſagt werden kann, in die Beſtimmungsgründe für den forſtlichen Zinsfuß hineinlegen, deſſen elaſtiſcher Charakter gerade nach dieſer Richtung der Lage der Sache in phyſiſcher und ökonomiſcher Hinſicht durchaus entſprechend iſt, weshalb auch die bisweilen auf⸗ $ 99. Boden- u. Waldreinertragstheorie in wirthſchaftspolitiſcher Hinſicht. 249 tretende Forderung, dem Zinsfuß dieſen ſeinen elaſtiſchen Charakter zu benehmen und ihn in der Forſtwirthſchaft, entgegen der wirth— ſchaftlichen Entwicklung anderer Culturzweige, in ſtarre Formeln ein⸗ zuzwängen, der Einſicht in die Natur der Dinge ſo ſehr entgegenſteht, daß man ſie füglich unbeachtet laſſen darf. IV. Der wahre Conſervatismus in der Forſtwirthſchaft. In der Forſtwirthſchaft kommt es, ebenſo wie in der Politik, bei der Würdigung der wirthſchaftspolitiſchen Richtungen darauf an, zu charakteriſiren, was als der Kern des conſervativen Princips angeſehen wird. In der Wirthſchaftspolitik kann man in dieſer Be⸗ ziehung zwei, von Fr. Liſt ſcharf charakteriſirte, große Richtungen unterſcheiden. Die eine ſucht das Gewordene, die andere ſucht die Quellen, aus denen das Gewordene ſich gebildet hat, zu erhalten. Diejenigen, die auf das Gewordene den höhern Werth legen, müſſen darauf bedacht ſein, beſtehenden Einrichtungen, Geſetzen, Sitten, dem vorhandenen Beſtande der materiellen und geiſtigen Güter eine mög⸗ lichſt lange Dauer zu geben. Nun mag es gewiß der Pietät, dem Streben der Menſchen nach Ruhe, öfter aber auch der Bequemlichkeit entſprechen, wenn die beſtehenden Dinge länger erhalten werden, als die Berechtigung dazu an und für ſich vorzuliegen ſcheint. Weit wichtiger aber als das Conſerviren von beſtehenden Gütern iſt es, daß die Quellen, aus denen ſich dieſe bilden, ungeſchwächt und pro— ductionsfähig erhalten bleiben. Sind die Quellen, aus denen ma⸗ terielle und geiſtige Güter gebildet werden, lebensfähig und geſund, ſo kann ſich ein Volk, wie die Geſchichte zur Genüge lehrt, auch nach den ſchwerſten Schlägen und Verluſten wieder erholen. Die wichtigſte Quelle für die Productionsfähigkeit geiſtiger und materieller Güter iſt der Geiſt und Charakter eines Volkes. Und ſeinen beſtimmteſten Ausdruck findet das conſervative, auf die Erhaltung dieſer Quellen gerichtete Princip in dem Geiſt, der die Jugend beſeelt, in dem Charakter, der der Jugend durch die Vererbung und Erziehung ein— gepflanzt wird. Haben auch die gereiften Glieder der Geſellſchaft mehr Einfluß auf die Führung der Geſchäfte in der Gegenwart, ſo iſt doch die Zukunft eines Volkes am meiſten von dem Geiſt und Charakter der kommenden Generation abhängig. Die Erziehung der Jugend in einem Geiſt, der das vorhandene Gute geſchaffen hat, muß deshalb als eine der wichtigſten Aufgaben eines wahren Conſervatis— mus bezeichnet werden. Was für das Volksleben Charakter und Geiſt iſt, das bedeutet für die forſtliche Productionsfähigkeit der Zuſtand des Bodens. Er 250 Siebenter Theil. iſt die Quelle, die allen Neubildungen zur nothwendigen Grundlage dient. Und wie der wahre Conſervatismus im Volksleben am beſten im Charakter der kommenden Generation zum Ausdruck kommt, ſo in der Forſtwirthſchaft in der Heranziehung guten Nachwuchſes. Die wichtigſte Aufgabe einer wahrhaft conſervativen Forſtwirthſchaft bleibt deshalb die Erhaltung der Bodenkraft und die Erzeugung neuer Beſtandesgenerationen, welche die Fähigkeit beſitzen, zu guten Stamm⸗ formen heranzuwachſen. Althölzer geben in dieſer Hinſicht eine weit geringere Garantie für die zukünftigen Zuſtände der Wirthſchaft. Wird ihre Werthzunahme mit den volkswirthſchaftlichen Opfern negativer Kapitalzinſen und des Rückgangs der Bodenkraft erkauft, ſo iſt ihre künſtliche Beförderung und lange an in der Regel ein volks⸗ wirthſchaftlicher Fehler. V. Gegenſützliche Anſchauungen in der neuern Literatur und Praris. Als Maßſtab für den Grad des conſervativen oder fortſchreiten— den Charakters der Forſtwirthſchaft wird überall die Höhe der Holz— maſſe angeſehen, welche jährlich oder periodiſch dem Walde entzogen wird. Die gegebene Norm dieſer Nutzung iſt der Zuwachs, deſſen Bedeutung in dieſer Beziehung im Princip von keiner forſtlichen Partei verkannt wird. Was jährlich oder periodiſch zuwächſt, kann, wenn die Verhältniſſe normal ſind, auch genutzt werden. In der Regel ſind jedoch die Verhältniſſe nicht normal. Ihre Ergänzung finden deshalb die Etats überall durch eine kritiſche Unterſuchung des Verhältniſſes, in welchem der wirkliche Vorrath zum normalen oder (was praktiſch im Weſentlichen auf daſſelbe hinausläuft) in welchem die wirklichen Altersklaſſen zu den normalen und das wirkliche Ber: hältniß der Beſtandesdichte zu den erſtrebenswerthen Stammzahlen ſtehen. Der Begriff des Normalen bezüglich der Altersklaſſen und der Beſtandesdichte iſt aber nicht feſtſtehend. Die Differenzen zwiſchen den conſervativen und progreſſiven Richtungen in der Forſtwirthſchaft beruhen gerade in der Auffaſſung darüber, was unter dem normalen Vorrath, dem normalen Altersklaſſenverhältniß, der normalen Beſtandesdichte verſtanden wird. Eine Kritik der conſervativen und fortſchrittlichen Tendenzen der verſchiedenen deutſchen Staatsforſtverwaltungen, ſofern ſie ſich im Um⸗ trieb und im Abnutzungsſatz ausſprechen, hat Borggreve in ſeiner Forſtabſchätzung vorgenommen. Die Auffaſſung Borggreve's über die Maßnahmen, Richtungen und Ziele der Verwaltungen bei der Etats⸗ regelung iſt ſo charakteriſtiſch und ſteht zum Inhalt dieſer Schrift in ſo naher Beziehung, daß es nicht überflüſſig erſcheint, an dieſer 8 99. Boden- u. Waldreinertragstheorie in wirthſchaftspolitiſcher Hinſicht. 251 Stelle darauf hinzuweiſen und die Conſequenzen der Wald- und Boden⸗ reinertragswirthſchaft mit einander zu vergleichen. Borggreve')) hebt in einer vergleichenden Zuſammenfaſſung des thatſächlichen Zuſtandes der Staatsforſtverwaltungen in Bezug auf Wirthſchaftsziel und Um⸗ trieb zunächſt hervor, daß grundſätzlich nur Deutſch-Oeſterreich und Sachſen der Bodenreinertragstheorie ſehr weitgehende Conceſſio— nen gemacht haben. Aber auch abgeſehen von Oeſterreich und Sachſen ergebe ſich, „daß in faſt allen übrigen Staaten, welche doch — mehr oder minder ausgeſprochenermaßen — die ſtreng nachhaltige höchſte Werthproduction grundſätzlich feſthalten wollen, thatſächlich ein ſtärker oder ſchwächer zur Geltung gekommenes Beſtreben zu einer wenn auch allmählichen Verkürzung der früheren Umtriebe Platz gegriffen habe“. Am wenigſten ſcheine dies für Frankreich zu gelten, ſowohl nach dem, was die Literatur darüber biete, als nach dem thatſäch— lichen Befund in den reichsländiſchen Forſten. Nächſt Frankreich dürfte Bayern dem Princip der quantitativen und qualitativen Nachhaltig⸗ keit, alſo dauernd höchſter Werthproduction durch Erhaltung hoher Umtriebe und entſprechender Vorräthe thatſächlich am meiſten Rech⸗ nung getragen haben. Auch in Baden ſei die Wirthſchaft augen⸗ ſcheinlich eine nicht blos quantitativ ſondern auch qualitativ nach: haltige, den dauernd höchſten oder doch ſehr hohen Werthzuwachs ſichernde. — In allen übrigen Staatsforſtverwaltungen aber dürften die zur Zeit den Ertragsregelungen zu Grunde gelegten Umtriebe thatſächlich nicht mehr dem Princip der nachhaltig durchſchnittlich höchſten Werthproduction entſprechen. In Preußen entſpreche das thatſächliche Altersklaſſenverhältniß nahezu einem 100 jährigen Um: triebe, der aber unter der Culmination des höchſten durchſchnittlichen Werthzuwachſes liege. Und weiter wird dann der Satz an die Spitze geſtellt „daß jede Herabſetzung des bisherigen Umtriebes reſp. jede Einführung eines Umtriebes, welcher geringer iſt als derjenige, welcher durch das beſtehende Altersklaſſenverhältniß noch erfüllt werden kann, faſt immer als eine Verletzung des Nachhaltigkeitsprincips bezeichnet werden müſſe, ſo lange nicht durch zuverläſſige Unterſuchungen nachgewieſen werde, daß der bisherige Umtrieb höher iſt, als das Haubarkeitsalter der größten durchſchnittlichen Wertherzeugung, aller⸗ mindeſtens aber der größten durchſchnittlichen Geſammtderbholz— production“. Sofern man das Princip des größten Waldreinertrags als eine genügende oder als die ausſchließliche Grundlage der Wirthſchaft an— 1) A. a. O. 252 Siebenter Theil. ſieht, iſt gegen die Folgerungen von Borggreve nichts zu erinnern. Der Verfaſſer würde auf Grund der in der vorliegenden Schrift mit⸗ getheilten Unterſuchungen zu faſt noch conſervativeren Folgerungen ge— langen, als der genannte Autor. Die ganze Beurtheilung dieſer für die Zukunft der Forſtwirthſchaft ſo wichtigen und einflußreichen Frage wird aber eine andere, wenn man die Forſtwirthſchaft nicht iſolirt, ſondern in Verbindung mit dem allgemeinen Wirthſchaftsleben auf⸗ faßt. Und ſobald dies geſchieht, tritt die Bedeutung des Kapitals in ſeiner großen Bedeutung für jede Art wirthſchaftlicher Thätigkeit hervor. Für die Bodenreinertragstheorie iſt es charakteriſtiſch, daß die Materialvorräthe als Betriebskapital aufgefaßt, daß ſie des— halb auch mit der Forderung belaſtet werden, ihren Kapitalwerth zu verzinſen. Dies iſt der einzige durchgreifende Unterſchied zwiſchen der Wald⸗ und Bodenreinertragstheorie, die in allen ſonſtigen Be— ziehungen mehr Gemeinſames haben, als im Kampf der Parteien oft angenommen wird. Es iſt auch eine natürliche Folgerung der Auf⸗ faſſung der Materialvorräthe als Betriebskapital, daß der Verfaſſer trotz der Uebereinſtimmung bezüglich der grundlegenden Unterſuchungen zu Reſultaten gelangt, die denjenigen Borggreve's entgegen= geſetzt ſind. Alle Unterſuchungen, die bis jetzt über den Zuwachs unſerer Holzarten auf Standorten, die ihnen entſprechen, gemacht ſind, führen zu dem Reſultate, daß der Zuwachs auf voll beſtandenen Flächen überall erheblich höher iſt, als die Nutzung, welche in wohlgeordneten Wirthſchaften, welche namentlich in den Staatswaldungen thatſächlich bezogen wird. In den preußiſchen Staatsforſten beträgt z. B. die gegenwärtige Abnutzung etwa 3 fm Derbholz, 4 km Geſammtmaſſe,!) während im Durchſchnitt pro ha der beſtandenen Fläche etwa 6 km zuwachſen können.?) Eine Abnahme der Zuwachsleiſtung der in ges regeltem Betrieb bewirthſchafteten Waldungen darf aber für die Zu⸗ 1) v. Hagen⸗Donner, „Die forſtlichen Verhältniſſe Preußens“, Tabelle 37a und 37. Hiernach hat die thatſächliche Nutzung im Durchſchnitt der ganzen Monarchie betragen: Wirthſchaftsjahr 1880 — 2, fm Derbholz — 3,34 fm im Ganzen 5 1892 — 2,98, 5 — 3,86 „ „ 2) Schwappach (Wachsthum und Ertrag normaler Fichtenbeſtände 1890, dgl. Kiefernbeſtände 1896) giebt für Norddeutſchland das Maximum des durch⸗ ſchnittlich-jahrlichen Zuwachſes wie folgt an: J. II. III. IV. V. Standortsklaſſe Fichte 16,6 13,0 10,0 7,2 5,1 fm Kiefer 10,9 8,6 3 2. „ 8 99. Boden: u. Waldreinertragstheorie in wirthſchaftspolitiſcher Hinſicht. 253 kunft gewiß nicht unterſtellt werden. Beſtehen auch einige Gründe nach dieſer Richtung, wie z. B. eine Abnahme der Bodenkraft in manchen Forſtorten, langes Halten zuwachsloſer Beſtände, ſo werden ſie doch durch poſitive Einflüſſe, wie insbeſondere durch Fortſchritte im Culturbetrieb, durch die Regelmäßigkeit der Durchforſtungen, durch den Anbau von Nadelholz an Stelle rückgängigen Laubwaldes u. a. überwogen. Wie die Landwirthſchaft trotz negativer Einflüſſe, denen ſie in mindeſtens gleichem Grade wie die Forſtwirthſchaft im Laufe der Culturentwicklung unterworfen iſt, ihre Erträge fortwährend zu erhöhen verſtanden hat, ſo muß auch die Forſtwirthſchaft durch die angegebenen Mittel hierzu im Stande ſein. Eine Erhöhung der Materialvorräthe, die eine entgegengeſetzte Wirkung übt, hat aber für die Staatsforſten nur eine beſchränkte, vielfach gar keine Berechtigung. Wohl iſt es ein berechtigtes Streben der Forſtverwaltungen, darauf hinzuwirken, daß in Beſtänden, die zu gutem Nutzholz erzogen werden können, ſtärkere Durchmeſſer erzielt werden. Aber eine Erhöhung der Holzmaſſen auf der durchſchnittlichen Flächeneinheit eines ganzen Reviers iſt dadurch nicht begründet. Im Gegentheil wird die Zu— nahme der Stärken, wenn die Umtriebszeiten nicht außerordentlich hoch werden ſollen, nur dadurch möglich, daß die Beſtandesdichte, wenn Aſtreinheit der Stämme hergeſtellt iſt, vermindert wird, daß der Holzmaſſengehalt der Beſtände in höherm Alter nicht erheblich mehr zunimmt. Die Erhöhung der Abnutzungsſätze der meiſten Staats⸗ forſten in der neuern Zeit iſt deshalb nicht, wie Borggreve annimmt, eine Verletzung des Nachhaltigkeitsprincips, ſondern ein natürlicher Culturfortſchritt, der durch beſſere Cultur, beſſere Pflege und gründ— lichere Ausnutzung des Zuwachſes herbeigeführt wird. Wie die Verhältniſſe, welche die Abnutzung beſtimmen, ſich aber auch in Zukunft geſtalten mögen, jo darf man doch für die Ver: gangenheit, nach der man in der Forſtwirthſchaft ſein Urtheil zu bilden reichlich Veranlaſſung hat, mit ziemlicher Beſtimmtheit be: haupten, daß das progreſſive Princip ſtarker Abnutzung die ihm oft zugeſchriebenen Folgen der Waldverſchlechterung für ſich allein nicht gehabt hat. Wohl find Uebernutzungen im Einzelnen vielfach einge: treten. Sie haben das Entſtehen neuer Betriebsformen wie z. B. des Mittelwaldes, des Niederwaldes, des Hochwaldconſervationshiebes u. a. zur Folge gehabt; ſie haben auch zur partiellen Vernichtung von Wäldern beigetragen. Aber für die Geſammtheit der deutſchen Wälder iſt, jo lange fie beſtehen, gewiß noch nie eine Uebernutzung einge— treten. Der Uebernutzung in der Nähe von Städten, Flüſſen, Seen ıc. ſtehen jo viel unterlaſſene Nutzungen in entlegenen, mangelhaft auf- 254 Siebenter Theil. geſchloſſenen Waldungen gegenüber, daß man hierüber kaum einen Zweifel hegen, vielmehr mit einiger Sicherheit vermuthen darf, daß die volle Productionsfähigkeit der Waldflächen Deutſchlands jederzeit größer als die thatſächliche Nutzung geweſen iſt. Was dem Zuſtand der Wälder Deutſchlands und außerhalb Deutſchlands geſchadet hat, iſt nicht die Höhe der Nutzung, ſondern die Schwächung des Bodens durch Streunutzung und Freilegung, das Unterlaſſen der Wiederauf⸗ forſtung, die Planloſigkeit der Hiebe, der Mangel an Pflege und Durchforſtung. In der Erhaltung der Bodenkraft, der Sorgſamkeit und Vollſtändigkeit der Culturen, der Pflege der Jungwüchſe liegt der wahre Conſervatismus der Forſtwirthſchaft, nicht in der Beſchränkung der Abnutzungsſätze, deren ſtetige Zunahme im Rahmen der Zuwachsfähigkeit vielmehr eine natürliche Folge ſorgfältigerer und intenſiverer Wirthſchaft iſt. VI. Die Stellung der Regierungen zu den conſervativen und fortſchritt⸗ lichen Principien der Forſtwirthſchaft. In der Politik wird von denen, die ſie zu leiten berufen ſind, verlangt, daß ſie keiner der beſtehenden Parteien angehören, daß ſie vielmehr über den Parteien ſtehen und den richtigen Ideen, die in jeder lebensfähigen Richtung vertreten werden, Geltung verſchaffen. Faßt man die forſtlichen Wirthſchaftsprincipien in dem im Vorſtehenden begründeten Sinne, jo wird man auch an die Leiter der Forſtwirth⸗ ſchaft in den deutſchen Staatsforſtverwaltungen die Forderung ſtellen müſſen, daß ſie weder einſeitig conſervativ noch einſeitig fortſchrittlich ſind, daß ſie vielmehr dieſe beiden Richtungen zur Entwicklung kommen laſſen. Das Ideal dieſer Forderung geht dahin, daß die fortſchritt— lichen Wirthſchaftsprincipien, welche in der Bodenreinertragstheorie ausgeſprochen ſind und in der Förderung der Erträge durch Pflege, Durchforſtung, Lichtung und ausreichende Erzeugung von Jungwüchſen zum praktiſchen Ausdruck kommen, wirkſam ſind, ohne daß die con⸗ ſervativen Folgerungen der Waldreinertragstheorie, welche ein Maximum der Wertherzeugung an den vorliegenden Beſtänden erzielen will, Einbuße erleiden. Daß jedoch die Erreichung dieſes Ideals, die völlige Har⸗ monie beider Richtungen in der Forſtwirthſchaft ſo wenig möglich iſt, wie im politiſchen und religiöſen Leben und in anderen lebensfähigen Gebieten, wird für den Kenner der menſchlichen, wirthſchaftlichen und politiſchen Entwicklung keines Beweiſes bedürfen. $ 100. Die Unterſchiede in der Anwendung der Bodenreinertragstheorie. 255 8 100. Die wirklichen und vermeintlichen Unterſchiede in der Anwendung der Bodenreinertragstheorie für Staats-, Gemeinde⸗ und Privatwaldungen. I. Die Unterſchiede der Waldzuſtände nach den Eigenthums⸗ verhültniſſen. Wenn man größere Waldgebiete, die verſchiedenen Beſitzern ge⸗ hören, durchwandert, ſo kann man den Unterſchied nicht verkennen, der bezüglich ihres Zuſtandes und der Art ihrer Bewirthſchaftung obwaltet, je nachdem fie ſich im Eigenthume des Staates, von Ge— meinden, Corporationen ꝛc. oder von Privatperſonen befinden. In faſt allen Waldgebieten mit wechſelnden Eigenthümern treten ſolche Unterſchiede hervor. Die ſchönen langſchäftigen Kiefern in den Staats⸗ waldungen der norddeutſchen Ebene ſind häufig von bäuerlichen Kiefernwaldungen umgeben, die, obwohl ſie auf einem urſprünglich gleichen Standort ſtocken, kaum die halbe Höhe von jenen erreichen. Dieſe Beſtände ſind meiſt lückig; ihre Stämme ſind abholzig, äſtig und zur Erzeugung von beſſeren Sortimenten unfähig. Aehnlich verhält es ſich mit den im Privatbeſitz befindlichen Vorhölzern, die den großen compacten Waldmaſſen der deutſchen Gebirge in Thüringen, im Harz, im Bayeriſchen Wald, im Speſſart u. a. O. vorgelagert ſind. Sie zeigen nach Holzart und Holzalter, nach der Vollſtändig⸗ keit der Beſtockung, nach Wüchſigkeit und Stammform, nach dem Zuſtand des Bodens gegenüber den gut erhaltenen Staatsforſten große Unterſchiede. Nicht nur in Deutſchland zeigt ſich dieſe Er— ſcheinung; ſie tritt in allen Ländern hervor. Rußland, Schweden und Norwegen, Spanien, Griechenland, Italien und andere Länder ergeben reichliche Beiſpiele für die Allgemeinheit ihres Auftretens. Die Geſchichte des Waldeigenthums und der jetzige Zuſtand der Waldungen läßt über die Thatſache keinen Zweifel, daß der Staat überall der beſte Conſervator der Wälder geweſen iſt, daß die Pri— vaten ſie dagegen vernachläſſigt, vielfach auch völlig devaſtirt haben, um ſo mehr, je parzellirter der Privatbeſitz geweſen iſt. Die Urſachen für die Verſchiedenheit der Wälder nach den Eigen: thumsverhältniſſen find vielfach dem Walde klar und beſtimmt ein— geſchrieben und leicht aus ihm zu leſen. Sie liegen häufig in ſchlechter, planloſer Wirthſchaft: in der Verſchlechterung des Bodens durch Entzug der Streudecke, in der fehlenden oder ungenügenden Wiederaufforſtung abgetriebener Waldflächen, in der Planloſigkeit der 256 Siebenter Theil. Hiebe, in dem Mangel an Pflege durch Läuterung und Durch: forſtung u. a. Aber auch da, wo man der privaten Forſtwirthſchaft den Vorwurf einer ſchlechten Betriebsführung nicht machen kann, treten ſehr weſentliche Unterſchiede in der vorliegenden Richtung hervor. Die Staatswaldungen ſind auch gegenüber gleich gut be— handelten Privatwaldungen, wie man ſie bei Vergleichung prin⸗ cipieller Verſchiedenheiten unterſtellen muß, faſt überall conſervativer bewirthſchaftet worden. Sie beſitzen in der Regel höhere Alters: klaſſen und reichere Vorräthe an ſtarkem Holze als Gemeindeforſten. Und bei dieſen beſteht ein ähnliches Verhältniß gegenüber den Privat⸗ waldungen. ; Bei der Eiche, die auch in der vorliegenden Richtung die viel- ſeitigſte Holzart iſt, tritt der Unterſchied des Waldzuſtandes und der Bewirthſchaftung nach den Eigenthumsverhältniſſen in beſonderm Grade hervor. Außer der Umtriebszeit, die bei ihr in den weiteſten Grenzen liegt, kommt hier mehr als bei allen anderen Holzarten auch die Betriebsart in Betracht. In Gemeindeforſten iſt häufig der Mittelwaldbetrieb in Gegenden noch in Anwendung, in denen er für den Staatswald verlaſſen iſt, auch da, wo die Gemeindeforſten vom Staate adminiſtrirt und in Bezug auf Nachhaltigkeit, Cultur und Pflege nach übrigens gleichen Grundſätzen wie die Staatsforſten be⸗ handelt werden. Auch der Niederwaldbetrieb iſt in Gemeindeforſten häufiger vertreten, als in den Waldungen des Staates. Noch mehr iſt dies in den Privatwaldungen der Fall, während hier die alten ſtarken Eichen, die ſich in den Buchenorten größerer Staatsforſten oft noch eingeſprengt finden, faſt gänzlich und ſchon ſeit längerer Zeit geſchwunden ſind. Geſtützt auf den thatſächlichen Waldzuſtand konnte daher, als im Jahre 1895 auf der 23. Verſammlung deutſcher Forſt⸗ männer in Würzburg das Thema zur Verhandlung kam, wie die Eiche im Hochwaldbetrieb zu erziehen und bis zu ihrer Haubarkeit zu behandelu ſei, der Referent die Theſe aufſtellen, daß die Nachzucht der Eiche zu Starkholz in erſter Linie die Aufgabe des Staates ſei. Der Allgemeingültigkeit dieſer Theſe wurde allerdings in Bezug auf die Gemeindewaldungen von Baden widerſprochen. Auch in anderen Staaten werden Starkhölzer in Gemeindewaldungen, in einzelnen Fällen auch von Privaten, erzogen. Aber im Großen wird die in Würzburg ausgeſprochene Anſicht, daß die Starkholzzucht, wenn auch nicht ausſchließlich, ſo doch vorwiegend dem Staate obliege, daß die Waldungen des Staates conſervativer und kapitalintenſiver bewirth⸗ ſchaftet werden, den Verhältniſſen der Vergangenheit, der Gegenwart und wahrſcheinlich auch der Zukunft entſprechen. 5 100. Die Unterſchiede in der Anwendung der Bodenreinertragstheorie. 257 II. Der Zuſammenhang der Principien der Forſtwirthſchaft mit denjenigen der Nationalökonomie. Der Umſtand, daß der Zuſtand und die Behandlung der Privat⸗ waldungen häufig ein anderer iſt, als der dem Staate oder Gemeinden gehörigen, ſcheint zu der Anſicht Anlaß gegeben zu haben, es beſtänden für die Forſtwirthſchaft zwei, durch die Eigenthumsverhältniſſe be⸗ ſtimmte Wirthſchaftsprincipien, die ihrem Kern und Weſen nach ver⸗ ſchieden ſeien, und deren Anwendung zu entgegengeſetzten Folgerungen führe: ein privatwirthſchaftliches Princip, dem die Boden: reinertragstheorie entſpreche, und ein ſocialiſtiſches, gemein— wirthſchaftliches, deſſen Conſequenzen man in der Wirthſchaft des größten Waldreinertrags oder aber, da Arbeitslöhne und Gehalte, wie im § 7 dieſer Schrift begründet iſt, nach gemeinwirthſchaftlichen Grundſätzen füglich nicht als Productionskoſten anzuſehen ſind, in der des größten Volkseinkommens zu erblicken habe. Auch in der vorliegenden Richtung bietet die Forſtwirthſchaft reiche Beziehungen zur Volkswirthſchaft im Allgemeinen. Auch in der Volkswirthſchaft ſind die Gegenſätze ſocialiſtiſcher und privat⸗ ökonomiſcher Richtungen in der neuern Zeit beſtimmt hervorgetreten. Kein anderer Gegenſtand iſt in der Gegenwart von ſo tiefgehendem Einfluß auf das Leben aller Culturvölker als das Verhältniß zwiſchen dieſen beiden Richtungen der Nationalökonomie und ſocialen Politik. Thatſache iſt es, daß viele hervorragende Nationalökonomen die gegenwärtige Art der Gütererzeugung und Vertheilung, die durch das im Privatbeſitz befindliche und durch private Thätigkeit in Kraft ge- ſetzte Kapital charakteriſirt wird, nur als eine vorübergehende anſehen, daß ſie überzeugt ſind, die jetzige kapitaliſtiſche, privatwirthſchaftliche Periode der Nationalökonomie werde durch eine ſocialiſtiſche, gemein: wirthſchaftliche Ordnung früher oder ſpäter abgelöſt werden. Am entſchiedenſten hat dieſe Anſchauung in der Socialdemokratie Geltung erlangt, deren bedeutendſter Vertreter, K. Marx), zugleich ein Bild, wie aus der kapitaliſtiſchen die ſocialiſtiſche Wirthſchaftsordnung hervorgehen werde, entrollt hat. Aber auch andere Richtungen der politiſchen Oekonomie, denen man den Vorwurf revolutionärer Be- ſtrebungen nicht machen kann, haben die Duinteffenz des So— cialismus auf ihre Fahnen geſchrieben und ihren Beſtrebungen ein— geimpft. Selbſt v. Thünen?), der ſcharfſinnige, von allen Sonder: intereſſen völlig freie, lediglich auf ſachliche Gründe ſich ſtützende 1) Vgl. 8 37, II dieſer Schrift. 2) Der iſolirte Staat, 2. Theil, S. 192 der 3. Aufl. 1875. Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 17 258 Siebenter Theil. Denker, hebt hervor, daß der Socialismus, der die Idee der Beſtim— mung des Menſchen in ſein Programm aufgenommen habe, ein höheres Princip darſtelle, als die auf der Grundlage der beſtehenden Ver— hältniſſe aufgebaute Nationalökonomie, wie ſie von Ad. Smith und ſeinen Nachfolgern gelehrt und zur praktiſchen Anwendung gelangt ſei. A. Schaeffle, der die ſocialen Fragen in ihrem Zuſammen⸗ hang mit anderen Zweigen der Wiſſenſchaften und des Culturlebens beherrſcht wie kaum ein anderer Schriftſteller, hat in ſeiner Schrift: „Bau und Leben des ſocialen Körpers“ das Syſtem eines ſocial ge— ordneten Volkslebens entworfen, woraus hervorgeht, daß er die Möglichkeit einer ſocialiſtiſchen Ordnung der wirthſchaftlichen Dinge für nicht ausgeſchloſſen hält. Wie ſehr die ſocialiſtiſche Richtung zur Zeit in der Literatur und auf den deutſchen Hochſchulen ver— treten iſt, mag daraus hervorgehen, daß hier von hervorragender Seite Rodbertus als der theoretiſche Begründer einer neuen wirth— ſchaftlichen Aera angeſehen wird. Die Lehre von Rodbertus!) ſtimmt aber ihrem eigentlichſten Kern und Weſen nach mit derjenigen von Marx überein. — Soweit die neueren Nationalökonomen die Forſtwirthſchaft in das Bereich ihrer wiſſenſchaftlichen Arbeiten gezogen haben, haben ſie auch die in der Volkswirthſchaſt hervorgetretenen Gegenſätze der privatökonomiſchen und gemeinwirthſchaftlichen Richtungen auf dieſelbe übertragen. Schaeffle und Helferich werden als die bedeutendſten Vertreter derjenigen Richtung, welche einen ſolchen Gegenſatz ver- treten, zu bezeichnen fein. Sie find beide der Anſicht, daß die Boden— reinertragstheorie privatwirthſchaftlich richtig, gemeinwirthſchaftlich unrichtig ſei. Den Nationalökonomen — ſchreibt Schaeffle?) — wird dieſe Frage (die Anwendung der Boden reinertragstheorie) immer 1) Zur Beleuchtung der ſocialen Frage, Theil I, 2. Aufl., herausg. von Moritz Wirth. Charakteriſtiſch für die Lehre von Rodbertus iſt u. a. insbeſondere Punkt 3 im 2. Socialen Brief an v. Kirchmann: „Da es kein Einkommen, wenn nicht durch Arbeit hervorgebracht, geben kann, ſo beruht die Rente auf zwei unumgänglichen Vorbedingungen. Erſtens: Es kann keine Rente geben, wenn nicht die Arbeit mehr hervorbringt, als wenigſtens zur Fortſetzung der Arbeit für die Arbeiter erforderlich iſt — denn es iſt un⸗ möglich, daß, ohne ein ſolches Plus, Jemand, ohne ſelbſt zu arbeiten, regel⸗ mäßig ein Einkommen beziehen kann. Zweitens: Es kann keine Rente geben, wenn nicht Einrichtungen beſtehen, die dies Plus ganz oder zum Theil den Arbeitern entziehen und Anderen, die nicht ſelbſt arbeiten, zuwenden — denn die Arbeiter ſind durch die Natur ſelbſt immer zunächſt im Beſitze ihres Products.“ 2) Bei der Beſprechung von Borggreve's Forſtreinertragslehre in der Zeitſchrift für die geſammte Staatswiſſenſchaft, 1879. 8 100. Die Unterſchiede in der Anwendung der Bodenreinertragstheorie. 259 = aufs Neue intereſſiren, „weil hier ein eclatanter Fall vorliegt, welcher beweiſt, daß die ſtreng ſpeculative, privatwirthſchaftliche, kapitaliſtiſche Betriebsweiſe mit höheren volkswirthſchaftlichen Geſichtspunkten in ſchneidenden Gegenſatz gerathen kann“. Und Helferich') ſchreibt in Bezug auf die Schriften von Preßler: „Was darin bewieſen werden will und in der Hauptſache auch bewieſen wird, iſt nur, daß die von demſelben empfohlene Wirthſchaft privatökonomiſch die richtige iſt. Daß die privatökonomiſch richtige Wirthſchaft auch die nationalökonomiſch richtige ſei, iſt zur Zeit von dem Verfaſſer nur behauptet, aber nicht bewieſen.“ Da in der Forſtwirthſchaft, wie in § 2 hervorgehoben iſt, die Auffaſſung des Kapitals den ſpringenden Punkt für die in ihr vertretenen Richtungen bildet, das Kapital aber auch dasjenige Element iſt, gegen deſſen Wirkſamkeit, Einfluß und Antheil am Volkseinkommen alle ſocialiſtiſchen Beſtrebungen gerichtet ſind, ſo wird der nahe Zuſammenhang zwiſchen den forſtlichen Richtungen und denjenigen der allgemeinen Volkswirthſchaftslehre nicht bezweifelt werden können, wie dies einige Recenſenten des zweiten Bandes der vorliegenden Schrift gethan zu haben ſcheinen. III. Die wahren Urſachen der Unterſchiede im Zuſtand ſtaatlicher und privater Waldungen. Indeſſen ſo verſchieden die Zuſtände und Wirthſchaftsziele ſtaat⸗ licher und nichtſtaatlicher Waldungen häufig auch ſind, ſo kann doch aus dieſen Verſchiedenheiten kein Motiv abgeleitet werden, das einen allgemeinen principiellen Gegenſatz zwiſchen den privatökonomiſchen und gemeinwirthſchaftlichen Geſichtspunkten und Zielen der Wirthſchaft bildete, das insbeſondere die Gültigkeit der Folgerungen der Boden- reinertragstheorie, welche von ihren Gegnern lediglich als ein Ausdruck privatökonomiſchen Denkens angeſehen wird, für Staats- und Ge⸗ meindewaldungen ausſchlöſſe. Dem tiefſten Grunde nach kann aller⸗ dings, entſprechend der Sachlage auf den Gebieten der Religion und Philoſophie, des Rechtes und der Kunſt, die abſolute Richtigkeit keines Wirthſchaftsprincips bewieſen werden. Aber die von Helferich an Preßler gerichtete Forderung eines Beweiſes der Uebereinſtimmung der Bodenreinertragslehre mit den richtigen Grundſätzen der National- ökonomie kann auch — und wohl nicht ohne guten Grund — zurück⸗ geſchoben und ein in die nöthige Tiefe gehender Beweis für die Anſicht verlangt werden, daß das Beſtreben, in der Forſtwirthſchaft den größten Reinertrag des Bodens zu erzielen, mit den Forderungen 1) A. a. O. 1867. 17 * % 260 Siebenter Theil. . der Nationalökonomie nicht übereinſtimme. Daß die Zuſtände der ſtaatlichen und nichtſtaatlichen Waldungen ſo große Verſchiedenheiten zeigen, wie im Eingang dieſes Paragraphen hervorgehoben wurde, iſt nicht auf verſchiedene Wirthſchaftsprincipien zurückzuführen. Die Urſache liegt vielmehr, was von den principiellen Fragen gänzlich zu trennen iſt, zum Theil in der ſchlechtern Wirthſchaft, die bei Privaten ſo häufig anzutreffen iſt. Viele Privatwirthe ſtehen ihren Waldungen ähnlich gegenüber wie ein bankerotter Oekonom einem größern Land: gut, der dies verkommen läßt, nicht weil er ein unrichtiges Wirth: ſchaftsprincip befolgt, ſondern weil ihm die ökonomiſchen Fähigkeiten zur Bewirthſchaftung deſſelben fehlen. Sofern man aber gut und richtig bewirthſchaftete Staats- und Privatwälder mit einander ver: gleicht, dürften die Unterſchiede in ihrem Zuſtand und ihrer Bewirth⸗ ſchaftung auf folgende fünf Urſachen zurückzuführen ſein: 1. Zunächſt kann man zur Begründung abweichender Wirthſchafts— führung in Waldungen verſchiedener Eigenthumskategorien auf ihre geſchichtliche Entwicklung und die daraus hervorgegangenen, thatſächlich beſtehenden Zuſtände hinweiſen. Auf die Art der Betriebs⸗ führung ſind dieſe Factoren von großem Einfluß. Kein anderer Wirthſchaftszweig iſt ſo ſehr von der vorausgegangenen Geſchichte abhängig, als die Forſtwirthſchaft, die mit der Vergangenheit und Zukunft ſtets in Beziehung ſteht. Iſt ein Revier zufolge ſeiner Wirthſchaftsgeſchichte reichlich mit Altholz verſehen, ſo iſt dadurch ſeiner Bewirthſchaftung, wenn ſie nach Plan und Ordnung geführt wird, auf lange Zeit hinaus ein beſtimmter Charakter aufgeprägt, der von den Eigenthumsverhältniſſen ziemlich unabhängig iſt. Sind andererſeits keine Althölzer da, ſo beſteht die wichtigſte Aufgabe der Wirthſchaft in der Beſtandespflege, im Cultiviren und Warten. Und da die Geſchichte und der Zuſtand der Staatswaldungen ſo häufig andere ſind, als in Privatwaldungen, ſo folgt, daß dadurch auch zu Verſchiedenheiten in der Betriebsführung die Urſachen gegeben ſind, ohne daß man dieſe Verſchiedenheiten auf die Gegenſätze der zu Grunde liegenden Wirthſchaftsprincipien — ſei es des Wald» oder Bodenreinertrags — zurückzuführen braucht. 2. Forſtliche Wirthſchaften mit hohen Umtrieben und reichen Holzvorräthen haben Eigenthümer zur Vorausſetzung, die über ein größeres Vermögen verfügen und an der Führung der Forſtwirthſchaft ein nachhaltiges Intereſſe beſitzen. Ein Wald mit hohem Umtrieb und gutem Altersklaſſenverhältniß ſtellt immer ein großes Kapital dar. Dieſes iſt zu Speculationen, zur Grundlage für Anleihen und zu anderen Verwendungsarten als den der eigenen Bewirthſchaftung 8 100. Die Unterſchiede in der Anwendung der Bodenreinertragstheorie. 261 ſo wenig geeignet, wie kaum ein anderes zu productiven Zwecken dienendes Vermögensobject. Zur Forſtwirthſchaft eignen ſich deshalb nur wohlhabende Eigenthümer, die in der Lage ſind, ihr Vermögen im Walde dauernd thätig ſein zu laſſen. Ein Privatwirth kommt häufig in die Lage, ſein Kapital in Erwerbszweigen anzulegen, bei denen es einen mobilern Charakter hat, als in der ſchwerfälligen Forſtwirthſchaft. Dieſe Tendenz des Privaten iſt oft unabhängig von der Höhe der Verzinſung. Selbſt wenn ſich Beſtände zu mehr als 6% verzinſen, muß der Private ſie unter Umſtänden doch einſchlagen, nicht weil die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie dazu Ver⸗ anlaſſung geben, ſondern weil er das Kapital nothwendig hat, um Schulden zu bezahlen, feine Kinder zu erziehen ꝛe. Die Bedingungen, welche in Bezug auf den Charakter des Waldeigenthümers für eine nachhaltig gute Wirthſchaftsführung erfüllt ſein müſſen, finden ſich am vollſtändigſten in der Perſon des Staates vereinigt. Ein Gegen⸗ ſatz gegen die Erzielung des größten Bodenreinertrags iſt damit aber ſo wenig ausgeſprochen, wie dies beim Ackerbau zwiſchen der Wirth⸗ ſchaft eines reichen Gutsbeſitzers, der ſein Gut mit Aufwendung großen Kapitals bewirthſchaftet, und derjenigen eines armen Tage⸗ löhners, der auf ſeine Arbeit angewieſen iſt, der Fall iſt. 3. Ein weiterer Grund, aus welchem die ſtaatlichen Waldungen in einem andern Zuſtand als die meiſten der im Privatbeſitz befind⸗ lichen ſich erhalten haben, liegt darin, daß ſie häufig von den Orten der Verwendung des Holzes am weiteſten entfernt ſind. Herrenlos gebliebene, von den menſchlichen Anſiedelungen am weiteſten ab⸗ gelegene, mit Wald beſtandene Flächen ſind in der Regel vom Staate in Beſitz genommen worden. Die Theilungen von Waldungen, die ſich im gemeinſamen Eigenthum des Staates und der Gemeinden 2c. befunden haben, ſind meiſt derart erfolgt, daß letztere die in der Nähe ihrer Dörfer gelegenen Waldungen erhalten haben, während dem Staate die entfernteren Waldgebiete zugefallen ſind. Waldungen, die von den Conſumtionsorten weit abgelegen ſind, beſitzen aber in der Regel cet. par. reichere Holzvorräthe, als die näher an den Wohnſitzen belegenen, weil ſie wegen des Mangels an Aufſchlußwegen und der Schwierigkeiten des Transports nicht oder nur ſehr unvoll— kommen bewirthſchaftet werden konnten. Aber auch bei rationeller Wirthſchaft find ſolche Waldungen mit höheren Umtriebszeiten zu be= handeln und mit ſtärkeren Vorräthen auszuſtatten, weil nach dem Thünen'ſchen Geſetze für den ökonomiſchen Standort der Producte der Bodencultur die Werthe der geringen Sortimente mit der Ent— fernung von den Verbrauchsorten in verhältnißmäßig ſtärkerm Grade 262 Siebenter Theil. abnehmen, als die der beſſeren. Die Unterſchiede in den Betriebs: arten, welche bei der Eiche in ganz Deutſchland vorliegen, finden vielfach lediglich in dieſem Umſtande eine genügende Erklärung. 4. Die größere Nähe der Ortſchaften hat ferner zur Folge gehabt, daß Gemeinde- und Privatwaldungen auch da, wo ſeitens der Eigen: thümer eine gute Wirthſchaft beſtanden hat, mehr von Streuentzug, von Frevel u. a. durch Menſchen verurſachten Betriebsſtörungen zu leiden gehabt haben, als die entlegenen, ſpäter zugänglich gewordenen Staatswaldungen. Thatſächlich iſt in Folge hiervon der Boden- und Beſtandeszuſtand in der Nähe von Ortſchaften in ſtärkerm oder ge= ringerm Grade verſchlechtert worden, häufig in einem Grade, daß ſtärkere Sortimente überhaupt nicht erzogen werden können. Man wird deshalb zufolge der genannten äußeren Einwirkungen für die Gemeinde- und Privatwälder öfter zu kürzeren Umtrieben, ſchnelleren Beſtandesumwandlungen veranlaßt, ohne daß man hierfür einen Gegenſatz zwiſchen privatökonomiſchen und ſtaatlichen Wirthſchafts⸗ grundſätzen geltend zu machen berechtigt wäre. 5. Endlich muß zur Begründung der Unterſchiede in der vor: liegenden Richtung noch hervorgehoben werden, daß der Staat außer ſeiner Thätigkeit als Erzeuger von wirthſchaftlichen Gütern auch forſt— polizeiliche Aufgaben wahrzunehmen hat. Solche ſind einmal phyſi⸗ kaliſcher Natur und betreffen die Sicherung und Verbeſſerung der klimatiſchen, hygieniſchen ꝛc. Verhältniſſe; zum andern find fie öko⸗ nomiſcher Art und gehen dahin, daß die Benutzung des Waldes eine nachhaltige ſein, daß er nicht nur im Intereſſe der Gegenwart, ſondern auch mit Rückſicht auf die Forderungen der zukünftigen Generationen bewirthſchaftet werden ſoll. Der Verfaſſer hat bereits an anderer Stelle dieſer Schrift feine Anſicht über die Staatsforſtpolizei aus: geſprochen und die Forderung zu begründen verſucht, daß insbeſondere in Norddeutſchland im kommenden Jahrhundert von der Politik des laisser faire, die ſeither eingehalten iſt, zu einer poſitivern Geſtaltung der Forſtpolizei übergegangen werden muß. Dieſe Tendenz wird eine ganz allgemeine, alle Eigenthumskategorien betreffende ſein müſſen. Es liegt aber in der Natur der Sache, daß der Staat dieſe ſeine polizeilichen Aufgaben, wenn man auch einer weitgehenden Freiheit der privaten Bodenbenutzung entgegentritt, am beſtimmteſten in ſeinen eigenen Waldungen zur Ausführung zu bringen im Stande iſt. Nächſt den Staatsforſten kann er auf die Bewirthſchaftung der Gemeinde— waldungen am meiſten Einfluß ausüben und am wenigſten iſt er hinſichtlich der Privatwaldungen hierzu befugt. Ein Gegenſatz gegen die Forderungen der Bodenreinertragstheorie wird aber aus der forſt⸗ $ 100. Die Unterjchiede in der Anwendung der Bodenreinertragstheorie. 263 polizeilichen Staatsthätigkeit nicht abgeleitet werden können. Die Schutz waldungen laſſen ſich mit den ökonomiſchen Theorien überhaupt nicht in Beziehung ſetzen. Und in Bezug auf die nationalökonomiſchen Aufgaben der Zukunft iſt man, wenn auch nicht auf Grund zahlen⸗ mäßigen Nachweiſes, zu der Vermuthung berechtigt, daß die Sorti— mente, die das Volk am dringendſten bedarf, im Verhältniß zu ihren Productionskoſten am beſten bezahlt werden, daß ihre Erziehung demgemäß auch den Regeln der Privatökonomie am beſten entſpricht. Die im Vorſtehenden hervorgehobenen Gründe werden es hin— länglich erklären, daß die Waldungen des Staates häufig in anderm Zuſtande ſich befinden, als die der Gemeinden und Privatperſonen. Auch in Zukunft werden vorausſichtlich dieſe Unterſchiede beſtehen bleiben, ganz abgeſehen davon, daß viele Privatwaldungen innerhalb und außerhalb Deutſchlands fahrläſſig und ſchlecht bewirthſchaftet ſind, was bei den Staatswaldungen nicht der Fall iſt. Aber man braucht, um die auch bei guter Wirthſchaft hervortretenden Unterſchiede zu erklären, nicht die Theorie eines Gegenſatzes zwiſchen einem ſocialiſtiſchen Wirthſchaftsprincip und den Regeln der Privatökonomie aufzuſtellen. Die Theorie des größten Bodenreinertrags verliert dadurch nicht an Richtigkeit, daß ihre Folgerungen unter dem Einfluß der voraus— gegangenen Wirthſchaftsgeſchichte, der vorliegenden Beſtandes- und Standortsverſchiedenheiten, der Entfernung von den Conſumtionsgebieten und des Charakters der Eigenthümer gewiſſe Aenderungen erleiden. IV. Die Unausführbarkeit ſocialiſtiſcher Wirthſchaftsprincipien in der Forſtwirthſchaft. 1. In Betreff der Gütererzeugung. Wie bezüglich des ökonomiſchen Princips, das dem forſtlichen Betriebe zu Grunde gelegt wird, keine Unterſchiede zwiſchen einer gut geführten ſtaatlichen und nichtſtaatlichen Wirthſchaft beſtehen, ſo kann man auch in Betreff der Art und Weiſe, wie der Betrieb geführt wird, in Bezug auf die Benutzung und Leitung der Productions: factoren und die Vertheilung der Erzeugniſſe, für ſtaatliche und ſtaat⸗ lich adminiſtrirte Waldungen keine Grundſätze aufſtellen, die den Regeln der allgemeinen Privatökonomie zuwiderlaufen. Die Grund⸗ lage der Erzeugung wirthſchaftlicher Güter bilden außer den natür— lichen klimatiſchen ꝛc. Factoren Arbeit, Kapital und Boden. Das Einkommen, das der Wald gewährt, zerfällt demnach auch in Arbeits- lohn, Kapitalzins und Grundrente. Alle ſocialiſtiſchen Theorien gehen von der Anſchauung aus, daß das thatſächliche Verhältniß des Ein⸗ kommens zwiſchen Arbeitern, Kapitaliſten und Grundbeſitzern ein Un- 264 Siebenter Theil. recht ſei, daß den Arbeitern ein größerer Antheil an den erzeugten Gütern zukommen müßte, als ihnen thatſächlich zufließt. Sie ſind ferner der Anſicht, daß es möglich ſei, das Verhältniß des Einkom⸗ mens von Arbeitern, Kapitaliſten und Grundbeſitzern gemäß der vor⸗ ausgegangenen Antheilnahme am Proceß der Gütererzeugung feſtzu⸗ ſetzen. Sie legen deshalb dem Staate die Verpflichtung auf, die Antheilname der Arbeit an den Ergebniſſen der Wirthſchaft zu be—⸗ ſtimmen. Wenn auf irgend einem Gebiete der Wirthſchaft der Staat hierzu berechtigt und verpflichtet wäre, ſo müßte dies gerade in der Forſtwirthſchaft der Fall ſein. Hier iſt der Staat ſelbſt Producent; er kann alſo in der vorliegenden Richtung einen unmittelbaren Ein⸗ fluß ausüben, ohne in irgend welche Rechte anderer Perſonen einzu⸗ greifen. Die Forſtwirthſchaft iſt nun aber ſehr geeignet, um die Unausführbarkeit aller dahin gehenden ſocialiſtiſchen Theorien nad: zuweiſen. Sie enthält in ihrer geſchichtlichen Entwicklung einen Beleg dafür, daß die Werthe, die durch die Wirthſchaft hervorgebracht werden, in dem Sinne wie es die Socialiſten erſtreben, niemals einen Maßſtab für die Höhe der verſchiedenen Einkommenszweige bilden können. In der Forſtwirthſchaft ſind ſeit ihrem Beſtehen fortwährend neue volkswirthſchaftliche Werthe und Erhöhungen vorhandener Werthe lediglich durch äußere Urſachen, insbeſondere durch das Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Cultur hervorgerufen worden, und ſie werden noch immer durch ſolche Urſachen hervorgerufen. Abgelegene Wal⸗ dungen, früher faſt unbenutzbar, werden Werthobjecte und Wirthſchafts⸗ güter lediglich in Folge der Anlage von Eiſenbahnen, Straßen ꝛc. Alteichen erhalten fortgeſetzt höhere Werthſchätzung lediglich durch die Zunahme des Verbrauchs. In der natürlichen Verjüngung enthält die Forſtwirthſchaft ferner ein charakteriſtiſches Beiſpiel, daß noch in der Gegenwart wirthſchaftliche Güter durch die ausſchließliche Wirkung des Bodens entſtehen können; da man die einzige Thätigkeit, die außer der Bodenrente zur Herſtellung natürlicher Verjüngungen nöthig iſt, die geiſtige Arbeit des Wirthſchafters, der die Schläge ſtellt, unmöglich zu ihren materiellen Erfolgen, wie es den Conſequenzen des Socialismus entſpricht, in Beziehung ſetzen kann. Bezüglich der Beſtände aber, welche durch die Arbeit des Säens, Pflanzens ent⸗ ſtanden ſind, lehrt die Unterſuchung des Productionsproceſſes, daß hier die geleiſtete Arbeit nicht die ausſchließliche Quelle und der Maß⸗ ſtab der Werthe ſein kann. Es würde ungereimt erſcheinen, den Werth eines Fichtenſtammes zu der Arbeit des Pflanzens, die er ver⸗ urſachte, in ein Verhältniß zu ſetzen. In der Wertherhöhung der Beſtände mit der Zunahme ihres Alters endlich enthält die Forſt⸗ $ 100. Die Unterſchiede in der Anwendung der Bodenreinertragstheorie. 265 wirthſchaft den natürlichſten Erklärungsgrund, daß der Kapitalzins in der Natur der Dinge begründet iſt und daß deshalb die Be⸗ ſtrebungen der Socialiſten, ihn aufzuheben oder künſtlich zu beſchränken, erfolglos bleiben müſſen. 2. In Betreff der Arbeit. So wenig in der Forſtwirthſchaft der Factor „Arbeit“ zur Gel⸗ tung kommt, ſo iſt doch die Arbeit, die darin geleiſtet wird, von Wichtigkeit und Intereſſe, ſowohl mit Rückſicht auf ihre ſociale Be⸗ deutung, weil ſie zu einer Jahreszeit zur Ausführung kommt, in der die landwirthſchaftlichen Arbeiten ruhen, als auch in wirthſchaftlich— theoretiſcher Hinſicht wegen ihrer einfachen und klaren Beziehungen zum Proceß der Gütererzeugung. Da der Antheil, welchen die Arbeit an den erzeugten Forſtproducten hat, nicht beſtimmt werden kann, fo kann auch das Einkommen, welches die Arbeit in der Forſtwirth— ſchaft gewährt, aus dem Proceſſe der Werthbildung nicht nachge— wieſen werden. Der Arbeitslohn unterliegt vielmehr in der Forſt⸗ wirthſchaft ebenſo wie in jedem andern Wirthſchaftszweig der freien Vereinbarung zwiſchen den Arbeitgebern und Arbeitern. Der Staat iſt gar nicht in der Lage, über die Höhe des Arbeitslohnes allge— meine Feſtſetzungen zu treffen. Er muß deshalb ſeinen unmittelbaren Einfluß bezüglich der Arbeitsbedingungen auf ein Minimum — ſoweit es durch geſundheitliche und ſittliche Forderungen nöthig wird — beſchränken. Die Höhe des Arbeitslohnes iſt eine Folge des Geſammt⸗ zuſtandes der volkswirthſchaftlichen Cultur. Wohl kann der Staat als Arbeitgeber gewiſſe Härten, die ſich für die Arbeiter bei manchem Wechſel der Productionsweiſe ergeben, mildern. Aber im Grunde iſt der Staat, wenn er Arbeiter in feiner eigenen Wirthſchaft be: ſchäftigt, von dem Geſammtzuſtande der wirthſchaftlichen Cultur ebenſo abhängig, wie private Arbeitgeber. Wollte er ſich von dieſem Ab⸗ hängigkeitsverhältniß emancipiren und für ſeinen eigenen Betrieb etwa die Löhne plötzlich auf das Doppelte erhöhen oder die Arbeitszeit, entſprechend den Anträgen im Reichstag auf Feſtſetzung eines Maxi⸗ malarbeitstags, beſchränken, ſo würden ſich alsbald Mißſtände ergeben, die auf die Arbeiterverhältniſſe im Ganzen nur nachtheilig einwirkten. In der Forſtwirthſchaft würden viele Arbeiten, wie z. B. die Stock⸗ holzgewinnung, die Reisholzdurchforſtungen unausgeführt bleiben müſſen, weil die Arbeitskoſten die Werthe der Producte überſtiegen, ebenſo wie in Privatbetrieben Aehnliches einträte, wenn die ſocialiſtiſchen Forderungen bezüglich der Arbeitslöhne und Arbeitsbedingungen prak— tiſche Geſtalt erhielten. Eine einſeitige Parteinahme des Staates für 266 Siebenter Theil. die Arbeiter im Sinne der Socialiſten würde aber auch den Arbeiter: ſtand nicht wahrhaft und nachhaltig fördern können. Die wirkliche Hebung kann nur durch die Arbeiter ſelbſt, durch ihre innere öfono: miſche und ſittliche Vervollkommnung erfolgen, während der Staat, der auf wirthſchaftlichem Gebiete nur eine leitende, nicht eine eigentlich ſchöpferiſche Thätigkeit zu entfalten vermag, lediglich die Bedingungen für die Hebung dieſes Standes herbeizuführen und die Hinderniſſe, die ſeiner Entwicklung entgegenſtehen, zu beſeitigen im Stande iſt. 3. In Betreff des Kapitalzinſes. Was in Bezug auf den Arbeitslohn gilt, hat mut. mut. auch für die Verzinſung der zur Gütererzeugung verwendeten Kapitalien Geltung. Der Staat kann nicht beſtimmen, in welchem Verhältniß das Kapital an der Erzeugung der Güter Theil nehmen, in welchem Verhältniß ſeine Mitwirkung entlohnt werden ſoll. Er kann den Zinsfuß nicht feſtſetzen. Auch wenn er Staatspapiere convertirt, giebt er nur einem Einfluß nach, der durch die Geſammtlage der wirth: ſchaftlichen Cultur hervorgerufen wird. Für den forſtlichen Zins fuß kommt nicht nur die Gegenwart, es kommen auch Verhältniſſe der Vergangenheit und Zukunft in Betracht. Der forſtliche Zinsfuß hat deshalb einen elaſtiſchen, den verſchiedenen zeitlichen, örtlichen und wirthſchaftlichen Verhältniſſen ſich anpaſſenden Charakter. Es kann deshalb auch niemals der bisweilen ergehenden Forderung entſprochen werden, daß der forſtliche Zinsfuß in ſtarre Formeln eingezwängt werden müſſe. 4. In Betreff der Grundrente. Das Weſen und die Geſchichte der forſtlichen Grundrente wird der Verfaſſer ſpäter beſonders behandeln. 5. In Betreff der Vertheilung und Preiſe der Forſtproducte. Auch in Bezug auf die Vertheilung der forſtlichen Güter und die Bildung der Preiſe kann der Staat von den Regeln, die aus den Grundſätzen der Privatökonomie hervorgehen, nicht abweichen. Der Uebergang von der ſocialiſtiſchen Wirthſchaftsordnung früherer Jahrhunderte zur privatökonomiſchen, die jetzt in der Forſtverwaltung aller Staaten vertreten iſt, war kein Rückſchritt, ſondern ein in der Entwicklung der Verhältniſſe begründeter Fortſchritt. Auch bezüglich der Preisbildung und Vertheilung hat der Staat mehr eine leitende als eine beſtimmende Thätigkeit. Nur durch Regelung der Einfuhr im Wege der Zollgeſetzgebung und durch Handelsverträge, durch Beſſerung der Communicationsmittel u. a. kann er Störungen in der 8 100. Die Unterſchiede in der Anwendung der Bodenreinertragstheorie. 267 Entwicklung der Preiſe vorbeugen. Die Preiſe ſelbſt regeln ſich aber im Wirthſchaftsleben auch in ſtaatlichen Betrieben zufolge der privat⸗ ökonomiſchen Principien der freien Concurrenz am beſten. Die Thätig⸗ keit des Staates und des Privaten als Waldbeſitzer iſt in dieſer Hinſicht, wie die thatſächlichen Verhältniſſe überall erkennen laſſen, eine gleiche. Das zur Verwerthung kommende Product wird gut hergerichtet und unter freier Concurrenz verkauft. Dabei ſind gewiſſe Härten unvermeidlich. Sie treffen oft gerade den kleinen Mann, der der Concurrenz mit dem Großkapital unterworfen wird. Aber abge⸗ ſehen von Ausnahmen, wenn vorübergehend einzelne Perſonen oder Stände begünſtigt werden ſollen, regelt ſich die Preisbildung bei Freiheit der Concurrenz im Rahmen der Ordnung am beſten und richtigſten. Eine Rückkehr zu der frühern ſocialiſtiſchen Wirthſchafts⸗ ordnung, die ja in der Forſtverwaltung bis zu Anfang oder Mitte dieſes Jahrhunderts beſtanden hat, erſcheint angeſichts der großen Veränderungen der neueren Verkehrsverhältniſſe ſo unausführbar, daß man in dieſer Hinſicht erſt beſtimmtere Vorſchläge ſeitens der ſocia⸗ liſtiſchen Richtungen abwarten muß, ehe man weiter darauf einzugehen Veranlaſſung hat. Nach dem Geſagten vermag der Verfaſſer die Berechtigung eines gemeinwirthſchaftlichen Princips der Forſtwirthſchaft, das zu den Regeln der Privatökonomie, das insbeſondere zu den Folgerungen der Boden: reinertragstheorie in Gegenſatz treten ſoll, nicht anzuerkennen. Was immer und überall angeſtrebt werden ſoll, „um den ewigen, Alles zer— ſtörenden Krieg, das bellum omnium contra omnes, welches der gewiſſenloſe Eigennutz zwiſchen den Einzelwirthſchaften hervorrufen würde, zu einem höhern wohlgegliederten Organismus zu verſöhnen“ (Roſcher), liegt auf dem Gebiete der Ethik, der Sitte, der Religion. Ethiſche Principien werden die wirthſchaftliche Thätigkeit, mag ſie vom Staate oder von Privaten betrieben werden, immer ergänzen müſſen. „Wie im Weltgebäude die ſcheinbar entgegengeſetzten Beſtrebungen der jog. Centrifugalkraft und Centripetalkraft die Harmonie der Sphären bewirken, ſo im wirthſchaftlichen Leben des Menſchen der Eigennutz und das Gewiſſen den Gemeinſinn“ (Roſcher). Mit dieſer Anerkennung der Bedeutung der ethiſchen Momente für das Wirthſchaftsleben kann man aber die Regeln der allgemeinen Wirthſchaftslehre ſo wenig be— ſeitigen, als die Centrifugalkraft die Geſetze der Schwerkraft aufhebt. Jede tiefere Einſicht führt vielmehr zu der Erkenntniß, daß im wirth— ſchaftlichen Leben, ebenſo wie in allen anderen Lebensgebieten, weit mehr Ordnung und Geſetzmäßigkeit herrſcht, als die bunte Oberfläche der äußeren Erſcheinungen dies vermuthen läßt. 2068 Siebenter Theil. 8 101. Schlußfolgerungen. Aus dem Inhalt der Paragraphen 77 — 100 können die wichtigſten Folgerungen für die wirthſchaftliche Behandlung der Eiche im Hoch: waldbetriebe in nachfolgenden Sätzen zuſammengefaßt werden: I. In Bezug auf die chemiſch - phyſtkaliſchen Grundlagen 8 der Forſtw irthſchaft. 1. Wegen ihrer hohen Anſprüche an die im Boden enthaltenen Nährſtoffe iſt der Anbau der Eiche im Allgemeinen auf die beſſeren Böden zu beſchränken. Die Grenzen, bis zu welchen ſie mit be— friedigendem Erfolg angebaut werden kann, laſſen ſich jedoch weder nach dem chemiſchen Gehalt, noch nach den phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens in beſtimmten Linien von allgemeiner Gültigkeit feſtſetzen. Es kommen dabei Einflüſſe zur Geltung, die unwägbar ſind und nur auf Grund örtlicher Erfahrung gebührend gewürdigt werden können. 2. Neben dem Boden iſt überall die Lage ein wichtiger Be: ſtimmungsgrund für die Ausdehnung oder Beſchränkung der Eichen: wirthſchaft. Für die meiſten Waldgebiete Deutſchlands iſt die An⸗ nahme zutreffend, daß die Lage der Eiche um ſo beſſer entſpricht, je mehr Sonnenlicht und Wärme mit ihr verbunden iſt. Auf der Sonne abgewandten Expoſitionen, in höheren kühleren Lagen, an den nördlichen Grenzen ihres geographiſchen Verbreitungsbezirks iſt ihr Anbau zu beſchränken, da hier andere Holzarten die im Boden ge: gebenen Nährſtoffe weit beſſer auszunutzen im Stande ſind. 3. Wo Boden und Lage den Anſprüchen der Eiche genügen, liegt in den Standortsverhältniſſen kein Grund, ſie nur auf Theilen der betreffenden Flächen (in der Form von Horſten, Streifen ꝛc.) anzubauen. Regel iſt es hier vielmehr, darauf hinzuwirken, daß die Eiche den gegebenen Boden- und Luftraum möglichſt vollſtändig für ſich ausnutzt. II. In Bezug auf die ökonomiſchen Grundlagen der Wirthſchaft. 1. Die wichtigſten Maßregeln des Eichenhochwaldbetriebes werden einerſeits von der Werthzunahme der Beſtände, andererſeits von den Koſten, welche mit dieſer verbunden ſind, beſtimmt. 2. Beim naturgemäßen ungeſtörten Fortſchreiten der ökonomiſchen Cultur gilt für alle Wirthſchaftszweige die Regel, daß ſie mit zeit⸗ lich zunehmender Intenſität betrieben werden, ſowohl in Bezug auf $ 101. Schlußfolgerungen. 269 die Arbeit, die auf fie verwendet wird, als auch in Bezug auf die Höhe des Kapitals, das dem Betriebe zu Grunde liegt. Angewandt auf die Bewirthſchaftung der Eiche führt dieſer Grundſatz dahin, daß die Culturen zunehmend dichter und gründlicher, die Läuterungen und Durchforſtungen häufiger und planmäßiger ausgeführt werden und daß die Kapitalwerthe der Materialvorräthe anſteigen. 3. Im Gegenſatz gegen die vorſtehend ausgeſprochene Tendenz ſteht die Thatſache, daß manche jetzt zur Nutzung kommenden Eichen— ſtarkhölzer faſt ausſchließlich durch die Wirkung der Natur entſtanden und der Wirthſchaft koſtenlos überkommen ſind. In der zukünftigen Wirthſchaft müſſen jedoch alle Eichenbeſtände als mit den vollen Koſten ihrer Erzeugung belaſtet angeſehen werden, ſodaß die unter 2. ausgeſprochene Regel ohne Ausnahme Geltung hat. 4. Auf die wichtigſten Maßregeln beim Eichenhochwaldbetrieb hat nicht nur der phyſikaliſche, ſondern auch der ökonomiſche Stand— ort, die Lage des Waldes zu den Conſumtionsgebieten und den vor: handenen Transportanſtalten, weſentlichen Einfluß. Je näher die Waldungen den Verbrauchsorten liegen, um ſo beſſer ſind die geringeren Sortimente (Brenn⸗ und Grubenholz ꝛc.) zu verwerthen; je weiter fie von den Conſumtionsbezirken entfernt ſind, um ſo ausſchließlicher müſſen die werthvollſten Sortimente das Ziel der Wirthſchaft bilden. III. In Bezug auf die Erziehung der Eiche. A. Beſtandesbegründung. 1. Der phyſikaliſche, bodenſtatiſche Grundſatz, daß der Boden in ſeinem Humusbeſtande erhalten werden ſoll, und der ökonomiſche Grundſatz, daß die im Boden liegende Productionsquelle zum Zwecke der Holzerzeugung vollſtändig nutzbar gemacht werden ſoll, führen übereinſtimmend zu der Folgerung, daß die Eiche ſtammreich begründet wird, ſodaß ſie bald zum Schluß gelangt und den Boden beherrſcht und ausnutzt. 2. Darüber, ob die Eiche rein oder in Miſchung mit der Buche begründet und erzogen werden ſoll, laſſen ſich keine allgemeinen Regeln aufſtellen. Dies iſt nicht ſowohl von den Wirthſchaftszielen, die auf beiden Wegen zu erreichen find, als von dem überkommenen Beſtandes⸗ zuſtand, von dem Eintreten der Buchenmaſtjahre, der Leichtigkeit der natürlichen Beſamung und der Gunſt oder Ungunſt des Standorts für die Eiche abhängig. 3. Wird die Eiche rein angebaut, ſo iſt dichte Begründung, durch die ſie in ſich ſelbſt frühzeitig Schluß findet, erforderlich. 270 Siebenter Theil. Wegen der Beſchaffenheit ihres Samens und der Art ihrer Jugend— entwicklung iſt (ſofern nicht natürliche Verjüngung erfolgen kann) Saat die beſte Methode ihrer Begründung. 4. In Miſchung mit der Buche ſoll dieſe den rechtzeitigen Schluß der Jungwüchſe herbeiführen. Der Verband der Eiche kann daher ein weiterer ſein. Der Methode der Begründung durch Saat gebührt aber auch hier vor der Pflanzung der Vorzug. 5. Unter allen Verhältniſſen iſt es erforderlich, daß die Eiche bei der Begründung vor der Buche begünſtigt wird. Die Mittel hierzu beſtehen im Voranbau der Eiche, in der intenſiveren Boden⸗ bearbeitung und in der Zuführung eines größern Maßes von Sonnen⸗ licht. Der Grad, in welchem dieſe Begünſtigung zu erfolgen hat, iſt je nach den Standortsverhältniſſen ein verſchiedener. Insbeſondere iſt es die Lage, die in dieſer Beziehung zu Unterſchieden Veranlaſſung giebt. Je günſtiger die Lage für die Eiche iſt, um ſo eher vermag ſie aus eigener Kraft gegenüber der gleichalterigen mitwachſenden Buche ſich zu behaupten. Von der allmählichen gleichmäßigen Stellung der Verjüngungsſchläge muß dagegen um ſo mehr abgewichen werden, je ungünſtiger die Standortsverhältniſſe für die Eiche ſind. Das Extrem dieſer Abweichung ſtellen Löcher- und Kuliſſenhiebe dar, von denen aber nur an den klimatiſchen Grenzen gedeihlichen Eichen⸗ wuchſes Anwendung zu machen iſt. Im Allgemeinen gilt die Regel, daß durch die zur Begünſtigung der Eiche getroffenen Maßregeln die Fähigkeit des Bodens zur natürlichen Verjüngung der Buche nicht aufgehoben werden ſoll. 8 B. Läuterung und Durchforſtung. 1. In ihrer weitern Entwicklung wird die Eiche überall von anderen Holzarten in ſtärkerm oder ſchwächerm Grade bedrängt. Sie bedarf daher fortgeſetzt der Begünſtigung, die ihr ſowohl durch die eigene Stamm- und Kronenpflege, als insbeſondere durch den Aushieb und das Köpfen vor⸗ oder mitwachſender Holzarten zu geben iſt. 2. Für die Ausführung der Durchforſtungen ſind die Erziehung aſtreiner Stämme und die Herſtellung genügender Stammſtärken die maßgebenden Geſichtspunkte. Eine Vereinigung dieſer beiden Ziele iſt nur unter Erhaltung des Schluſſes im jüngern Alter der Beſtände, durch mäßig begonnene, ſtärker fortgeſetzte Durchforſtungen und an⸗ ſchließende Lichtungen herbeizuführen. 5 3. Werden die Beziehungen der Baumtheile geometriſch aufgefaßt, ſo kann die Forderung aufgeſtellt werden, daß einerſeits die thätige grüne Krone mindeſtens ein Drittel der ganzen Baumhöhe ein⸗ 8 101. Schlußfolgerungen. 271 nehmen — daß andererſeits der Schaft auf mindeſtens ein Drittel der Baumhöhe aſtrein ſein ſoll. Die praktiſche Anwendung dieſes Princips führt in reinen Eichenbeſtänden zur Begünſtigung der herr— ſchenden Stammklaſſen, in mit Buchen gemiſchten Beſtänden zum Aus hieb der vorwüchſigen und mitherrſchenden Buchen. 4. Den Maßſtab für den Grad der Beſtandesdichte bildet das Verhältniß zwiſchen der Kronen⸗ und Stammgrundfläche, das in regelmäßigen Beſtänden in der Kreisflächenſumme ſeinen Ausdruck findet. Für im Schluſſe erzogene Eichenbeſtände, die zur Starkholz⸗ erziehung beſtimmt ſind, gilt die Regel, daß die Abſtandszahlen vom Stangenholzalter an nicht mehr abnehmen, oder die Kreisflächen— ſummen nicht mehr zunehmen ſollen. C. Unterbau. Die phyſikaliſche Forderung, daß der Boden in ſeinem Humus⸗ gehalt erhalten, und die ökonomiſche, daß die disponible Bodenkraft voll ausgenutzt werden ſoll, führen zu der Folgerung, daß die Eiche, wenn ſie in höherm Umtrieb erzogen werden ſoll, unterbaut wird, ſofern ſich nicht ein die phyſiſchen und ökonomiſchen Zwecke des Unterbaues erfüllendes Schutzholz von Natur einfindet. IV. In Bezug auf den Maſſen- und Werthzuwachs. A. Maſſenzuwachs. 1. Der Maſſenzuwachs iſt abhängig von der Geſammtwirkung aller Standortsfactoren. Er ſteht nothwendig in einer Beziehung zum Gehalt der Baumtheile an chemiſcher Subſtanz. Da die Eiche hieran am reichſten iſt, ſo iſt ihr Maſſenzuwachs unter allen beſtand⸗ bildenden deutſchen Holzarten am geringſten. 2. In Culturſtaaten muß, wo Holzzucht den ausſchließlichen Zweck der Bodencultur bildet, der nach den Standortsverhältniſſen mögliche Zuwachs auch hervorgebracht und, ſofern keine beſonderen Gründe zu Einſparungen vorliegen, auch genutzt werden. 3. Der zeitliche Zuwachs wird durch ſtarke Durchforſtungen und Lichtungen in ſeinem Verlauf, ſeiner Culmination und in ſeiner Abnahme beſchleunigt, durch dichten Stand zurückgehalten. Der nach⸗ haltige Durchſchnittszuwachs zeigt ein weit gleichmäßigeres Verhalten. Für allgemeine Unterſuchungen iſt dementſprechend der Zuwachs als Maßſtab der nachhaltigen Produectionskraft des Bodens in möglichſt einfacher Form zum Ausdruck zu bringen. 4. Die unter III B begründete Behandlung der Eichenbeſtände hat eine Stammbildung mit thunlichſt gleichmäßigen Jahrringen zur 272 Siebenter Theil. Folge. Hierbei ergiebt ſich eine mathematiſch-regelmäßige Abnahme des Zuwachsprocentes. 5. Erfolgt die gleichmäßige Zunahme der Durchmeſſer bei periodiſch gleichbleibender Kreisflächenſumme, ſo ſteht der Zuwachs im geraden Verhältniß zur Höhe bezw. Richthöhe, im umgekehrten Ver⸗ hältniß zum Durchmeſſer, woraus ein mathematiſcher Maßſtab für die Abnahme des Zuwachſes und ein Grund für die Nothwendigkeit ſeiner Ergänzung im Wege des Unterbaues abzuleiten iſt. B. Werthzuwachs. 1. Die Einheit, auf welche der Nachweis des Werthzuwachſes ſich beziehen muß, bildet das Durchſchnittsfeſtmeter der Beſtände an Holz und Rinde. Der weſentlichſte Beſtandtheil deſſelben iſt bei der Eiche das Holz des Stammes, das nach ſeiner wirthſchaftlichen Bedeutung in einem Grade vorwiegt, daß die wichtigſten Unter— ſuchungen über die Werthzunahme auf daſſelbe beſchränkt werden können. 2. Die wichtigſten Eigenſchaften des Eichenholzes, die ſeinen Werthzuwachs beſtimmen, ſind Aſtreinheit, Gleichmäßigkeit der Textur und Durchmeſſerſtärke. Der Werthzuwachs der Eiche iſt um ſo anhaltender, je gleichmäßiger der Verlauf der Jahrringe und je aſtreiner das Stammholz iſt. 3. Für allgemeine Unterſuchungen kann die Annahme unterſtellt werden, daß in regelmäßigen, gut erzogenen Hochwaldbeſtänden die Zunahme der Werthe des Eichenholzes entſprechend dem Durchmeſſer erfolgt. Beim Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Cultur pflegen aber die ſtärkeren Sortimente in höherm Maße zu ſteigen als die ſchwächeren. 4. Da Qualität und Stärke die Verwendung des Eichenholzes beſtimmen, ſo iſt es nothwendig, daß auch die Stammklaſſen bei der Eiche nach dieſen Factoren und nicht nach der Maſſe gebildet werden. V. In Bezug auf Waldreinertrag, Bodenreinertrag und Umtriebszeit. 1. Die Theorie des größten Waldreinertrags hat für geſunde Eichenbeſtände, die dieſer Theorie entſprechend behandelt ſind, ſehr hohe Umtriebszeiten und eine ſehr conſervative Wirthſchaftsführung zur Folge. Vom Standpunkt der die verſchiedenen Zweige des wirth— ſchaftlichen Lebens umfaſſenden, als Einheit gedachten Volkswirthſchaft kann dieſe Theorie aber als richtig nicht angeſehen werden, weil ſie auf die Höhe des Productionsfonds, deſſen Unterhaltung nothwendig iſt, keine gebührende Rückſicht nimmt. 5 101. Schlußfolgerungen. 273 2. Ein Reinertrag des Bodens erfolgt beim nachhaltigen forſt⸗ lichen Betriebe nur dadurch, daß die Werthzunahme der Beſtände größer iſt als der Zins des ſtehenden Kapitals, welches die für den nachhaltigen Betrieb zu erhaltenden Materialvorräthe in ihrer Ge— ſammtheit repräſentiren. An jungen Eichenbeſtänden ergiebt ſich ein ſolcher Ueberſchuß zufolge der natürlichen Geſetze des Wachsthums. Vom höhern Stangenholzalter ab muß er dagegen auf künſtlichem Wege herbeigeführt werden. Das Princip des Bodenreinertrags führt hiernach auch bei der Eiche zu mäßig begonnenen, kräftiger fort: geſetzten Durchforſtungen, an die ſich Lichtungen anſchließen. 3. Der für den Nachweis des Bodenreinertrags anzuwendende Zinsfuß muß niedrig ſein. Beim Eichenhochwaldbetrieb ſind alle Momente, die einen niedrigen Zinsfuß begründen, in einem Maße vereinigt, wie es bei keinem andern Zweige nationaler Production der Fall iſt. 4. Die Umtriebszeiten des Wald⸗ und Bodenreinertrags ſind um jo höher, je gleichmäßiger und allmählicher die Beſtände heran: gewachſen ſind, je beſſer die Qualität des Holzes iſt und je weiter die Waldungen von den Conſumtionsgebieten entfernt liegen. 5. Für regelmäßig erzogene Eichenhochwaldbeſtände kann die Umtriebszeit nach der Breite der Jahrringe und den für die techniſchen Verwendungsarten erforderlichen Stärken oder nach dem Procent des Maſſen⸗ und Werthzuwachſes gutachtlich geſchätzt bezw. berechnet werden. VI. In Bezug auf die forſtpolizeilichen Aufgaben der Regierungen. 1. Hinſichtlich der Schutzwaldungen giebt die Eiche zu beſonderen Bemerkungen keine Veranlaſſung, da fie für die wichtigſte Beſtandes⸗ form des Schutzwaldes, den Femelbetrieb, wenig Bedeutung hat. Dagegen iſt fie die geeignetſte Holzart, um die Nothwendigkeit ſtaat— lichen Einfluſſes in nationalökonomiſcher Richtung und die Unter— ſchiede, welche ſich in dieſer Hinſicht nach den Eigenthumsverhältniſſen ergeben, zu begründen. 2. Ein Einfluß des Staates zur Förderung der Bodencultur und des Waldzuſtandes iſt für alle Eigenthumskategorien wünſchens— werth und nothwendig. Es liegt aber in der Natur der Sache, daß ein ſolcher Einfluß am entſchiedenſten und unmittelbarſten in den Staatswaldungen zur Geltung kommt, während er für private Waldungen nur ein indirecter (durch Belehrung, Zoll- und Tarif: politik, Aufforſtungszwang ꝛc.) ſein kann. Martin, Bodenreinertragstheorie. IV. 18 274 Siebenter Theil. § 101. Schlußfolgerungen. 3. Die Eiche iſt in um ſo höherm Umtrieb, mit um ſo größeren Materialvorräthen und um ſo conſervativer zu bewirthſchaften, je größer die Beſitzeseinheiten, je wohlhabender die Beſitzer ſind, je nachhaltiger ihre Intereſſen ſein müſſen und je weiter die Waldungen von den Verbrauchsgebieten entfernt liegen. Hiernach ergeben ſich gewiſſe Unterſchiede der Bewirthſchaftung der Eiche für Staats-, Ge⸗ meinde⸗ und Privatwaldungen. In der Perſon des Staates ver— einigen ſich alle Eigenſchaften, die eine conſervative Richtung der Wirthſchaft begründen. 4. Ein Gegenſatz gegen das allgemeine Princip, die Wirthſchaft ſo zu führen, daß ein möglichſt hoher Bodenreinertrag erzielt wird, kann aber aus dieſen Unterſchieden nicht abgeleitet werden. Es iſt vielmehr wahrſcheinlich, daß diejenigen Sortimente, deren Erzeugung dem Staat aus nationalökonomiſchen Gründen obliegt, weil ſie der Befriedigung eines wirklichen Bedürfniſſes dienen, ihre Productions⸗ koſten auch erſetzen werden, wodurch den praktiſchen Folgerungen der Bodenreinertragstheorie entſprochen wird. 5. Die Annahme eines beſondern gemeinwirthſchaftlichen Princips, welches mit den allgemeinen jog. privatökonomiſchen Regeln der Wirthſchaftslehre in einen principiellen Gegenſatz treten ſoll, iſt hiernach in der Forſtwirthſchaft ſo wenig begründet, wie in anderen Zweigen der Volkswirthſchaft. Die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie für die Erziehung und die Umtriebszeit der wichtigſten deutſchen Holzarten von Dr. H. Martin, Königlich Preußiſchem Forſtmeiſter. Fünfter Band enthaltend 8. Die Fichte. 9. Sonſtige Holz⸗ und Betriebsarten. 10. Die Aufgaben der forſtlichen Statik. & | Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner. | 1899. Alle Rechte, einschließlich des Ueberſetzungsrechts, vorbehalten. Vorwort. Hiermit übergiebt der Verfaſſer den letzten Band ſeiner Schrift über die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie, der ſich haupt— ſächlich auf die Fichte bezieht, der Oeffentlichkeit mit dem Wunſche, daß ihm ſeitens der Fachgenoſſen eine ebenſo freundliche Aufnahme wie ſeinen Vorgängern zu Theil werden möge. Die behandelte Holzart bringt es mit ſich, daß in dem vor⸗ liegenden Bande weit mehr auf die forſtliche Literatur Bezug ge⸗ nommen werden mußte, als dies früher erforderlich zu ſein ſchien. Ein Anſpruch auf Vollſtändigkeit ſoll in dieſer Beziehung jedoch nicht erhoben werden. Eine ſolche wird ſchon durch die Umſtände, unter denen die Schrift verfaßt iſt, ausgeſchloſſen. Einige Recenſenten früherer Abtheilungen dieſes Werkes haben hervorgehoben, daß bei der Abfaſſung der ſpätern Theile auf die Kritiken der frühern zu wenig Rückſicht genommen worden ſei. Dies mag immerhin begründet erſcheinen. Wer aber die Entſtehungs— geſchichte ſolcher ſyſtematiſchen Schriften und den innern Zuſammen⸗ hang der Gedanken, die dabei thätig ſind, einigermaßen kennt, wird dem Verfaſſer dieſes ſein Verhalten nicht als Gleichgültigkeit oder Geringſchätzung Anderer auslegen. Auch zu directen Entgegnungen auf kundgegebene Meinungs— verſchiedenheiten in forſtlichen Zeitſchriften hat ſich der Verfaſſer nicht veranlaßt geſehen. Zunächſt ſchon aus dem Grunde, weil er alle Zeit, die ihm für literariſche Arbeiten zur Verfügung ſtand, auf die Fortſetzung ſeiner Schrift gerichtet hat; ſodann, weil er der Anſicht iſt, daß wirthſchaftliche Fragen überhaupt nicht mit der waſſerhellen Klarheit und logiſchen Unanfechtbarkeit, wie Gegenſtände, die mathe— matiſche oder rein phyſiſche Grundlagen haben, behandelt werden können, daß eine Mannigfaltigkeit der Anſichten bis zu einem gewiſſen Grade vielmehr gar nicht unerwünſcht iſt; endlich, weil einzelne Punkte, wenn ſie aus dem Zuſammenhang gezogen werden, oft in einem andern Lichte erſcheinen, und das Turnierſpiel von Kritik und Anti— a * IV Vorwort. kritik leicht einen mehr perſönlichen Charakter erhält, als es im Intereſſe des Fortſchritts der Sache erwünſcht iſt. Wie ſeither wird der Verfaſſer in der letztgedachten Richtung auch in Zukunft verfahren. Er ſchickt dies jüngſte Kind ſeiner Arbeit, wie ſeine ältern Geſchwiſter, in die Welt, ohne ihm ſeinen väterlichen Schutz fernerhin angedeihen zu laſſen. Geiſtige Producte verhalten ſich hinſichtlich ihrer Schutzbedürftigkeit, ebenſo wie bezüglich der Art ihrer Erzeugung, den leiblichen Sprößlingen entgegengeſetzt. Da aber die hier behandelten Gegenſtände das Intereſſe, welches ſie jetzt in Anſpruch nehmen, noch lange Zeit behalten werden, ſo wird der Ver— faſſer ihrer weitern Entwicklung nicht theilnahmlos zuſehen. Er hofft, wie bereits im Vorwort zum erſten Bande (1894) angedeutet wurde, den gleichen Gegenſtand ſpäter — jedoch nicht vor Ablauf eines vollen Jahrzehntes — von neuem bearbeiten und ihn dann in einer ab— geklärtern Geſtalt niederlegen zu können, als dies in der vorliegenden Schrift, deren einzelne Theile unmittelbar nach ihrer Entſtehung niedergeſchrieben wurden, der Fall ſein konnte. Alsdann wird auch der Kritik, ſofern fie bleibenden Werth hat, und den Fortſchritten forſt⸗ ſtatiſcher Unterſuchungen und Reſultate die gebührende Beachtung geſchenkt werden. Inzwiſchen wird der Verfaſſer ſeine Thätigkeit andern Zweigen der Forſtwiſſenſchaft zuwenden. Den Herren Fachgenoſſen, welche den Verfaſſer bei ſeinen Arbeiten und auf ſeinen Reiſen in ſo reichem Maße unterſtützt haben, ſei an dieſer Stelle freundlichſt gedankt! Weilburg, im Februar 1899. H. Martin. Inhalts⸗Verzeichniß. Seite %%% /%/%% ̃ ᷑ ᷑⁰(ʒ ] o ÜW—wW—u III Achter Theil. Die Fichte. leitende Vorbemerkungen. 1 § 103. Die Grundbedingungen der Zuwachsbildunnnn Ng. 8 I. Die Beziehungen zwiſchen dem chemiſchen Gehalt des Bodens W er 8 II. Hemmende und fördernde äußere Einflüſe e 12 %% ꝙ VVA ] 13 %% Ä⁰ÜͥK!ꝗn.] dds, an 2. 13 a) Der Einfluß von Lichtungen auf die Grundbedingungen J /// ͤ „ 14 b) Unregelmäßigkeit der Beſtandes bildung 18 en ie 21 A. Ertragstafeln, welche nur den Zuwachs des Hauptbeſtandes JJVVJJJJJVVV%% % C AR 2. 2. 21 I. Die Ertragstafeln von Burckhardt 21 1. Die aher “““ 0 22 eee, 3. 22 Ź————— ne ads 24 B. Ertragstafeln, welche den Zuwachs für Haupt- und Vor⸗ — ͤ /// ̃ ⁵ „/ — 30 I. Die Ertragstafeln von R. Hartig 32 II. Die Ertragstafeln von Schwappa h 33 a) Mitteldeutſche Gebirge und Norddeutſchland ... 33 JJ 2 en es 34 $ 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte 35 J. Wirthſchaftsgebiet: Weſterwald, Reg.⸗Bezirk Wiesbaden. 36 II. Wirthſchaftsgebiet: Thüringer Wald 52 III. Wirthſchaftsgebiet: Oberförſterei Zeitz, Provinz Sachſen .. 53 IV. Wirthſchaftsgebiet: Oberförſterei Spechtshauſen, Königreich — D ̃ ͤ . a. ben 55 § 106. Der Zuwachs der Fichte und feine Vertheilung in regelmäßigen , / $o37©, APR. ro Pi ae 59 I. Zuwachs und Zuwachsprocent VVV 59 VI Inhalts⸗Verzeichniß. 40//// ĩᷣ 0 ĩV?tö,v N ( ĩ . TH Wo a) Die Stammhöhe, in welcher die Kreis flachen der Maſſenzunahme des Schaftes nahe kommt. (0h . II. Die Vertheilung des Zuwachſes auf die Stammklaſſen nach %%% / ĩ ͤ ͤ III. Die Vertheilung des Zuwachſes auf Haupt- und Vornutzung § 107. Der Einfluß der Umlichtung auf den Zuwachs der Fichte. I. Die Umlichtung der Fichte in gleichalterigen reinen Beſtänden I Won. N I ER, 1. Zwiſchen Buchen von annähernd gleichem Alter .. TC ( JT RE EEE EN JJ BL ne ee —.. Se. ß ĩð J P 8 7 I Solgerungen .. Zi Une, 8 108. Subſtanz und Form des Fichtenholzeeettttue3zsssss „ ee FE ER 5 II. muh e . e 1. Die Formzahlen der Fichte a) Geſchichte und Anwendung der Formzahli l. b) Kritiſche Beleuchtung der Bedeutung der Formzahl c) Hinſichtlich der Ertragsregelnn g 6) Hinſichtlich der mathematiſch-phyſiologiſchen Auf⸗ faſſung der Stammbildung. . gaz 5) Hinſichtlich der Forderungen der forſtlichen Praxis 2. Andere Maßſtäbe für die Stammform mn a) Der Abfall der Stämme . . DIET > 3 b) Das Verhältniß von Höhe und Durchmeſſer c) Der Anſatz der Baumkrone 3. Mittel, die Form zu verbeſſeern a) Beſtandesbegründung und Durchforſtunn g.. bo NM e een nee . 8 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte IJ. Allgemeine Tlaſſißentinn e menge BE Js II. Die Bildung der Klaſſen des Stammholzes im Beſondern. 1. Ja minen ene r 2 DESRDIMERR ER TE r I Pe), III. Herbeiführung einer einheitlichen Stammklaſſenbildung im Deutſchen Reich ln ener e A, IV. Ueberführung von Feſtgehalts⸗ in Stärkeklaſſen V. Das Verhältniß der Sortimente bei den Endhieben 1. Nach dem Einſchlag in den Staatsforſtrevieren Württem⸗ bergs (auf gutem Standortt dd 2. Nach dem Einſchlage in einigen Wirthſchaftsgebieten Preußens mn „ $ 111. $ 112. 8 113. 8 114. $ 115. Inhalts⸗Verzeichniß. VII Seite 3. Nach den Ergebniſſen der ſächſiſchen Staatsforſt⸗ JJ. 116 § 110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte 118 I. Ermittlung der Werthe des Durchſchnittsfeſtmeters. . . 119 1. Wirthſchaftsgebiet: Harz, Reg.⸗Bezirk Hildesheim. . . . 120 Re . 120 % BB 122 2. Wirthſchaftsgebiet: e Wald, Reg.⸗Bezirk Erfurt. 123 /// ir RE 123 ÄRA sch dd rn Zefa ae WE Wehe she 125 3. Wirthſchaftsgebiet: * Reg.⸗Bezirk Wiesbaden . 125 —., p“, ĩ ß 126 —. T . TONGA, . ; 126 7 „ n va Well rat Sr 127 II. Unterſuchungen über die Werthe der Stammholzklaſſen . 130 a) Nach der in Preußen üblichen Stammklaſſenbildung. . 131 b) Nach der in Sachſen üblichen Stammklaſſenbildung . . 132 c) Nach der in Süddeutſchland üblichen Claſſification .. 133 Die Begründung reiner Fichtenbeſtändee 134 A. Die natürliche Verjüngung der Fichte 135 B. Künſtliche Beſtandesbegründunnnln ugs 141 „%%% % ¼ Z .. 141 I, Hm 142 00%0%0 ddt EP 142 2 Diane ..-..:.....0. & land SOC SH, 145 %% 0.222010... 20a 145 ) Phyſikaliſche Beſtimmungsgründe für die Pflanz⸗ JJ er. , 145 6) Oekonomiſche Beſtimmungsgründe für die Pflanz⸗ . BURN a u. 146 b) Die Ausführung der Pflanzung . » »..... 148 ) Das Pflanzmaterial . x»: ..2. 22... 148 . nt... 149 Der Anbau der Fichte in gemiſchten Beſtänden 151 I. Die Miſchung der Fichte mit der Tanne 152 II. Die Miſchung der Fichte mit der Buchtetee 152 III. Die Miſchung der Fichte mit der Kiefer 155 ie pie der geile ee 156 %% ¼B ↄ . ]«⅛—˙ 158 Durchmeſſer, Stammzahlen und Kreisflächen des Hauptbeſtandes 160 %%% JJ. 160 II. Kreisflächen und Stammzahl nns 162 east ee nee» 163 ieee. n 163 nalen . 163 2. Nach der Theorie gleichbleibender Abſtands- und Wachs⸗ „ 1a u ii DE. 164 8 116. Die Berechnung der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags 166 —. W vnn 166 VIII 6417. 8 118. § 119. $ 120. Inhalts⸗Verzeichniß II. Berechnung der Umtriebszeit nach der Formel 4 + D „ / T 0 Er III. . der Umtriebszeit nach Bodenerwartungswerthen Veränderungen der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags I. Einfluß der Standortsbonitäten auf den Bodenreinertrag . 1. Veränderungen, welche durch den Maſſenzuwachs veranlaßt ne ᷣ / ĩͤ . ²˙te.t/-‚ 2. Veränderungen, welche durch den Qualitätszuwachs ver: 1 ⁵m¼mq . ß II. Einfluß der Preisveränderungen auf die Bodenreinerträge . Allgemeine Folgerungen der Bodenreinertragstheorie .. I. Forſttechniſche Beſtimmungsgründe für die Folgerungen der / .: .; . united Ber ae „ t,jfe mia ae Folgerungen der Waldreinertragstheorie . . » : 2 2 2... Neunter Theil. Sonſtige Holz: und Betriebsarten. Die wichtigſten Miſchhölzer des Buchenhochwaldess I. Eſche, Ahorn, Ulme als Miſchhölzer des nn 1. Wirthſchaftliche Bedeutunn ggg 2. Beſtandesbe gründung dend I. 3. Beſtandespflege und Durchforſtunnn- gIEaͤn 1J((½ Äv e. 2 Toren . „ 7. san %%% md emp, ²ũʃmCvᷓt 1. Wirthſchaftliche Bedeutung . ute. G / ²⅛⁰wu .. . 3. Wachsthumsgang und Bewirthſchaftunn W J vd .. il. . 2... 2.00% IJ. Rabe aD. BB a ee II. Vorzüge des Jene ea. ee IIIJJJ%%%% m ß ̃ ß es IV. Poſiit ihn „„ Der . dd, ieee I. Die Beſtimmungsgründe für den Standort des Mittelwaldes 1. Phyſikaliſche Beſtimmungsgründe des Mittelwaldes 2. Oekonomiſche Beſtimmungsgründe für den Standort des JJ d urn II. Die Bewirthſchaftung des Mittelwaldes 1. Würdigung der Betriebsführung 2. Die wichtigſten Holzarten een IT. 8. Schlag führung d oa. 4. Tultarbetrieedddddddddd. te Sn: III. Die Maſſener zeugung „666 1. Höhen e nnn 2. Der Stärkezuwachs des 1 Stammes 3. Maſſenzuwachs und Ertrag 4. Zuwachsprocente mend. 8 123. 8 124. 8 125. 8 126. 8 127. 8 128. Inhalts⸗Verzeichniß. , , ĩ / ĩ ĩͤ ß Z ß . / ͤ ᷣ ͤͤ % ͤ 8 VII. Ueberführung des Mittelwaldes in Hochwald. j/J/•J77WW , — dd ⁵ĩ ß GE > —: ., . ĩðâv 8. Aus Ober und Unterhof Verjüngung unter Schmm . b) Anbau nach kahlem Ab trio % /// ↄ ᷣ c —T.,. — ⁵mmn I. En BEE as le A 1. Der Standort des Schälwaldss 2. Die Bewirthſchaftung des Eichenſchälwaldes 3. Die Erträge des Eichenſchälwaldsss c ĩͤ une i y re N Te 5 4. Boden⸗ und Waldreiner trag 200% %%% . a ne J ᷣͤ AAA k ĩͤ v a 5. Volkswirthſchaftliche Erwägungen . - » » 2» 22.2... I e er a a b) Die Rückſicht auf die Lohgerber. c) Die Rückſicht auf die Schälwaldbeſitztttre VVVVJVVVVJVꝰW.WWWWWW %% ⁵ ̃ ⁵m;d x Zehnter Theil. Die Aufgaben der forſtlichen Statik. % V 0 Folgen der einſeitig mathematiſchen Behandlung der Statik.. Poſitive Ergänzungen der Methoden der Statik 1. In naturwiſſenſchaftlicher Richtunnng gg 2. In ökonomiſcher und wirthſchaftspolitiſcher Richtung. % %% 8 4. In kritiſch vergleichender Richtun es? Die Einführung der Statik in die Praxis ses 1. Die Förderung der Statik durch die forſtlichen Verſuchsanſtalten 2. Die Förderung der Statik durch die Forftverwaltung . . . 3. Die Förderung der Statik durch die Forſteinrichtungsbehörden 771 I. In Bezug auf die Wahl der Holzart. II. In Bezug auf die Wahl der Betriebsart...» 2... III. In Bezug auf die Art der Beſtandes begründung IV. In Bezug auf Läuterungen, Durchforſtungen und Lichtungen dei auf die unn : :. WE. 265 eee 92 8 25 em 5 a . eee Ti TED HOLEN art eee u DER, x Ah * a are BER ge u erg 5 an ha da n re ner, gebende . a Sur theater 305 TA ec EV . * Wi Id Be nn SR 2 =. r A Salt Es Gr At | 2 23 i 1. | . ae ae t in ? . 1 0 = Hape Ib. "dla 67 n 0 . 2 nie 110 3 1 © Minis „ 3 uf en ee a 220 F 11 9 tor un eig * 1 8 Achter Theil. Die Fichte. 8 102. Einleitende Vorbemerkungen. Unter allen Holzarten, welche nach den Grundſätzen der forſt⸗ lichen Statik in Bezug auf das Verhältniß ihrer Productionskoſten und Erträge unterſucht werden können, ſteht die Fichte an erſter Stelle. Wegen ihrer regelmäßigen Stammform, ihrer gleichmäßigen Beſtandesbildung, der vollſtändigen Ausnutzung des Bodens und des Luftraums kann der Maſſenzuwachs, den ſie auf einer beſtimmten Fläche zu erzeugen vermag, am beſten erkannt und nachgewieſen werden. Ebenſo laſſen ſich die ökonomiſchen Beſtimmungsgründe der Wirthſchaft bei der Fichte am klarſten darſtellen. Bei ihrer viel⸗ ſeitigen Verwendbarkeit und dem Eingreifen des Handels in die ent⸗ legenſten Waldgebiete ſind Zufälligkeiten der Verwerthung, wie ſie unter beſchränkten Abſatzverhältniſſen ſo häufig eintreten, bei ihr am meiſten ausgeſchloſſen. Die Verzinſung des Materialkapitals kann daher bei der Fichte am leichteſten berechnet!), die Boden- und Wald⸗ renten können am richtigſten nachgewieſen werden. Von Natur iſt die Verbreitung der Fichte in Deutſchland be— kanntlich eine ſehr beſchränkte. In der Ebene fehlte ſie früher faſt gänzlich. Erſt jenſeits der Weichſel iſt ſie hier von Natur heimiſch. Auch im deutſchen Gebirgs- und Hügellande war fie bis zur neuern Zeit nur ſpärlich vertreten. Soweit Natur und Geſchichte einen 1) Charakteriſtiſch iſt in dieſer Beziehung die Forſtwirthſchaft Sachſens. Beim Vorherrſchen der Fichte ſind hier die ſtatiſchen Grundlagen und Ziele der Wirthſchaft beſſer entwickelt und dargeſtellt, als es in irgend einer andern größern Wirthſchaft zur Zeit der Fall ſein kann. Vgl. „Die Entwicklung der Staats⸗ forſtwirthſchaft im Königreich Sachſen, dargeſtellt durch die Königl. Sächſ. Forſteinrichtungsanſtalt“. (Sonderabdruck aus dem Tharander Forſtlichen Jahrbuch, 47. Band.) Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 1 2 Achter Theil. Rückblick geſtatten, kam fie bis zum vorigen Jahrhundert in den mitteldeutſchen Gebirgsforſten, nördlich vom Rieſengebirge, Erz— gebirge und Thüringer Wald mit Ausnahme des Harzes kaum vor. Und auch in den ſüddeutſchen Gebirgswaldungen fehlte ſie ent⸗ weder ganz, oder ſie nahm nur die höhern Lagen ein. Tanne und Buche waren dagegen hier weit ſtärker vertreten als jetzt. Indeſſen wenn irgend eine Holzart zu einem Belege dafür dienen kann, daß die Bodengewächſe, welche die Natur ohne menſchliche Wirkſamkeit hat entſtehen laſſen, nicht immer den wirthſchaftlich erſtrebenswerthen Zuſtand bezeichnen, ſo iſt es die Fichte. Beim ausſchließlichen Walten⸗ laſſen der Natur, ohne poſitive und negative menſchliche Einflüſſe, würde ſie ihren Einzug in Deutſchlands Forſten nie haben halten können; ſie wäre im Gegentheil aus den gemiſchten Beſtänden durch die Tanne und Buche, wenn auch langſam, ſo doch ſicher, verdrängt worden. Thatſächlich iſt dagegen das entgegengeſetzte Verhältniß ein⸗ getreten; die Fichte hat fortgeſetzt an Verbreitung gewonnen. Je mehr die Verhältniſſe des Naturwaldes mit ſtändiger Beſchirmung und ſamenaufnahmefähigem Boden in Wegfall kamen, um ſo günſtiger wurden die Bedingungen für das Auftreten der Fichte, das häufig als eine unmittelbare Folge von Lichtungen, Beſtandesabtrieben und Bodenverſchlechterungen erſcheint. Die Urſachen, welche auch bei pfleglicher Wirthſchaft zur fort geſetzten Ausbreitung der Fichte in den Waldungen Deutſchlands bei— getragen haben und noch immer beitragen, ſind theils phyſikaliſcher, theils ökonomiſcher Natur. Ihre Anſprüche an die mineraliſche Kraft und die Humushaltigkeit des Bodens ſind bekanntlich gering. Beim Vorhandenſein der erforderlichen klimatiſchen Bedingungen, die durch ein gewiſſes Maß von Luft: und Bodenfeuchtigkeit charakteriſirt find, wächſt ſie auf einem flachgründigen und nahrungsarmen Boden noch verhältnißmäßig gut. Sie iſt daher eine natürliche Nachfolgerin des Laubwaldes auf denjenigen Standorten, auf denen dieſer in Folge von Streuentnahme und aus andern Urſachen nicht mehr nach⸗ gezogen werden kann. In ihrer Tauglichkeit zur Umwandlung rück⸗ gängigen Laubwaldes und zur Aufforſtung von Flächen, die mit anſpruchsvollen Holzarten nicht mehr in Beſtand gebracht werden können, liegt eine ihrer werthvollſten Eigenſchaften zur Hebung des Zuſtandes der Forſtwirthſchaft. Daß die ökonomiſchen Eigenſchaften der Fichte die durch ihre Genügſamkeit gegebenen Vorzüge noch verſtärken, iſt hinlänglich be⸗ kannt. Wie die chemiſche und ökonomiſche Statiſtik lehrt, iſt der Werth des Fichtenholzes im Verhältniß zu dem, was durch ſeine DPF ˙—˙»U— ee 8 102. Einleitende Vorbemerkungen. 5 Erzeugung dem Boden entzogen wird, ein ſehr hoher. Sie hat da⸗ durch ſchon ſeither zur Erhöhung der Rentabilität der Wirthſchaft außerordentlich viel beigetragen, und wird dies in noch höherm Grade auch in Zukunft thun. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diejenigen Staaten, welche den Umwandlungsproceß von reinen Buchen- und rückgängigen Laubholzmiſchwaldungen in Nadelholz am früheſten voll⸗ zogen haben, im nächſten Menſchenalter höhere Erträge aus ihren Forſten beziehen werden, als ſolche, welche hiermit gezögert haben. Charakteriſtiſch verhält ſich in dieſer Hinſicht die Forſtwirthſchaft im Königreich Sachſen!), die durch das Vorherrſchen der Fichte hohe Durchſchnittswerthe erzeugt, obwohl die eingehaltenen Umtriebszeiten niedriger ſind, als diejenigen der meiſten andern Staatswaldungen. Auch die hohen Reinerträge, welche aus den ſüddeutſchen Staaten bekannt gegeben werden, ſind zum großen Theil auf den Einfluß der Fichte zurückzuführen. In Württemberg?) iſt der Werth des durch— ſchnittlichen Feſtmeters im Nadelholzgebiet, wo die Fichte am ſtärkſten vertreten iſt, annähernd ebenſo hoch als im Laubholzgebiet. Der Reinertrag aber iſt in jenem wegen der größern Maſſenerzeugung ein weit höherer. Sehr charakteriſtiſch ſind in dieſer Hinſicht auch die Verhältniſſe der einzelnen Bezirke der preußiſchen Staatsforſten. Bei einer Vergleichung derſelben unter einander und mit andern Ländern müſſen zwar viele Verſchiedenheiten des phyſikaliſchen und ökonomiſchen Standorts berückſichtigt werden; aber ein weſentlicher Grund des Zurückbleibens der Reinerträge einzelner Bezirke, der ſich im kommenden Jahrhundert noch beſtimmter zu erkennen geben wird, beſteht auch in der Verzögerung der Umwandlung mangelhafter Laub— holzwaldungen. Die Bezirke, in denen dieſe noch vorwiegen, ſtehen deshalb auf der Skala der Rentabilität weit tiefer als ihren all⸗ 1) A. a. O., Tabelle 6, 7 u. 10. Danach betrug in den Staatsforſten Sachſens: im Jahr⸗ bei einem Altersklaſſenverhältniß die Einnahme der Rein: zehnt 1— 20 21 —40 41—60 über 60 Jahre von fm Derbholz ertrag p. ha 1854/63 26 24 19 27% 10,63 Mk. 24,82 Mk. 1864/73 26 24 20 57; 11,95 „ 36,64. „ 1874/83 22 26 22 28 „ Tat. ; 43,17 „ 1884/93 23 25 23 Br 14,18 „ 45,43 „ 2) Nach den amtlichen Forſtſtatiſtiſchen Mittheilungen aus Württemberg pro 1896 entfallen auf: 1 fm Derbholz im Laubholzgeb. 12,73 Mk., im Nadelholzgeb. 13,93 Mk. 1 ha Holzboden e e e Pr 53,23 „ Reinertr. Aehnlich iſt das Verhältniß auch in den vorausgegangenen Jahren. 1* 4 Achter Theil. allgemeinen ökonomiſchen Verhältniſſen und den vorliegenden Nutz⸗ und Brennholzpreiſen entſpricht.“) | Hat nun die Fichte durch ihre phyſikaliſchen und ökonomischen Eigenſchaften ſo große Vorzüge, ſo wird man bei einer allgemeinen Würdigung ihrer wirthſchaftlichen Bedeutung doch auch die Nachtheile nicht unterſchätzen dürfen, die ihrer Bewirthſchaftung anhaften. Sie liegen bekanntlich in den Gefahren, denen ſie in allen Altersſtufen ausgeſetzt iſt. Die allgemeinſten unter ihnen ſind diejenigen, welche durch meteorologiſche Wirkungen verurſacht werden. Es iſt in erſter Linie der Sturm, der die ganze Betriebsführung in Fichten⸗ revieren beſtimmt. Seine Wirkung iſt um ſo ſtärker, je günſtiger die Entwicklungsbedingungen, je beſſer die Standortsverhältniſſe, je lang: ſchaftiger und aſtreiner die Stämme ſind. — Nächſt dem Winde ſind es die durch Anhang wäſſeriger Niederſchläge verurſachten Be: ſchädigungen, welche die Wirthſchaft nachtheilig beeinfluſſen. Obwohl die Fichte durch ihre Stamm- und Kronenbildung widerſtandsfähig iſt, hat ſie durch die Lagen, die ſie einnimmt, doch mehr als jede andere Holzart von Schnee- und Eisbruch zu leiden. In gewiſſen Höhenlagen wird die Ausführung aller wirthſchaftlichen Maßregeln durch die Rückſichtnahme auf dieſe Gefahren beſtimmt. — Das Auf⸗ treten der Rothfäule beeinträchtigt nicht nur die Nutzholzausbeute, 1) v. Hagen-Donner, Die forſtlichen Verhältniſſe Preußens, 3. Aufl. 1894, Tabelle 8D. Hiernach haben z. B. die Durchſchnittspreiſe der in den Staatsforſten eingeſchlagenen Geſammtholzmaſſen betragen: Regierungs⸗ ür ür Jahr 1 Nutzholz Brennholz im Ganzen 1884 Kaſſel 11,58 4,01 5,26 Mark Wiesbaden 12,31 4,69 5,68 „ Düſſeldorf 9,63 3,66 a 1888 Kaſſel 11,18 3,68 4,9 4 „ Wiesbaden 12,32 4,92 N Düſſeldorf 9,70 3,54 5 1892 Kaſſel 12,17 3,81 5, % % Wiesbaden 14,16 5,72 3, „ Düſſeldorf 12,27 3,71 S „ In den Regierungsbezirken Kaſſel und Wiesbaden iſt die Verwerthung des durchſchnittlichen Feſtmeters der Geſammtholzmaſſe wegen des Vorwiegens reiner Buchenbeſtände in den ältern Beſtandesklaſſen weit geringer, als es den ökonomiſchen Verhältniſſen dieſer Bezirke und den Preiſen des Nutz⸗ und Brennholzes entſprechend iſt. Düſſeldorf ſteht dagegen trotz niedrigerer Durch—⸗ ſchnittspreiſe in der Verwerthung des Durchſchnittsfeſtmeters erheblich höher, weil dort mit der Umwandlung ungenügender Laubholzbeſtockung in Nadel⸗ holz weit früher vorgegangen iſt, ſodaß jetzt weit höhere Nutzholzprocente er⸗ zielt werden. ——— _ ie, — § 102. Einleitende Vorbemerkungen. 5 ſondern giebt vielfach auch der Wirthſchaft eine Unſicherheit, durch die einer ihrer wichtigſten Factoren, die Planmäßigkeit, in hohem Maße beeinträchtigt wird. — Unter den Inſekten endlich ſind es insbeſondere Nonne, Borkenkäfer und Rüſſelkäfer, mit deren gefahr⸗ bringendem Auftreten der Fichtenzüchter jederzeit rechnen muß. Indeſſen ſo ſtörend die genannten Kalamitäten für die Führung der Wirthſchaft auch auftreten, fo geht doch das Reſultat jeder praf- tiſchen Erfahrung im Großen dahin, daß ſie nicht in dem Maße zu befürchten ſind, um die Cultur der Fichte auf Standorten, die ihr entſprechen, weſentlich zu beeinträchtigen. Auch in der Forſtwirthſchaft gilt, ebenſo wie für alle Zweige des Culturlebens, trotz gewiſſer negativer Wirkungen, die der Fortſchritt überall mit ſich bringt, die Regel, daß große Kalamitäten (Seuchen von Menſchen, Thieren, Pflanzen u. ſ. w.) bei einem geſunden, wirthſchaftlichen Fortſchritt nach dem Umfang ihres Eintretens und in ihren Wirkungen ver: hältnißmäßig abnehmen. Die Vorzüge der Urwaldungen ſind, ebenſo wie die der Zuſtände von Naturvölkern, großentheils eingebildete. Auch in der Fichtenwirthſchaft führt der Culturfortſchritt zu größerer Sicherheit. Selbſt der Gefahr des Windbruchs, die zunächſt durch den regelmäßigen Schlußſtand der künſtlichen Beſtandesbegründung verſtärkt wird, kann man durch die Art der Cultur entgegentreten. Ein günſtiger Einfluß auf die Widerſtandsfähigkeit der Beſtände gegen Sturm wird ſchon durch die Gleichmäßigkeit der Wurzelausbildung erzielt, die eine Folge der Einzelpflanzung in regelmäßigen Verbänden iſt. Ebenſo hat die rechtzeitige kräftige Durchforſtung, welche eine gleichmäßige Kronenausbildung der Fichte begünſtigt, nach der vor— liegenden Richtung eine vortheilhafte Wirkung. Weiterhin tragen alle Maßregeln, welche darauf hinzielen, die Beſtände zu bemanteln, zur Sturmfeſtigkeit derſelben bei. Was in dieſer Beziehung eine ſtetig fortgeſetzte planmäßige Thätigkeit zu leiſten vermag, lehren die Er⸗ gebniſſe der Wirthſchaft in den Staatsforſten des Königreichs Sachſen. Obwohl die ſächſiſchen Forſten faſt ausſchließlich mit Fichten beſtanden ſind, ſo ſind dort Kalamitäten durch Windbruch in großem Umfang in neuerer Zeit verhältnißmäßig ſeltener vorgekommen, als in andern Staaten und bei Holzarten !), die an ſich widerſtandsfähiger gegen Sturm ſind. Ja, die Entwicklung der Beſtandesverhältniſſe iſt in Sachſen, wie die neueſte Darſtellung?) zeigt, eine fo gleichmäßige, wie ſie wohl aus keinem andern Staate nachgewieſen werden kann. In gleichem Maße wie bezüglich des Windbruchs kann die 1) Z. B. bei der Tanne im Elſaß, bei der Kiefer in Pommern. 2) A. a. O., Tabelle 2. 6 Achter Theil. Wirthſchaft auch auf die Verminderung der durch Anhang verurſachten Schäden planmäßig einwirken. Der thatſächliche Schaden, welcher durch Schnee- und Eisbruch verurſacht wird, hat nicht ſowohl in ungünſtigen Eigenſchaften der Fichte, als darin ſeinen Grund, daß dieſe gerade die Höhenlagen einnimmt, in welchen die Gefahr des Anhangs weitaus am ſtärkſten iſt. Andere Holzarten würden hier gar nicht mehr beſtandesbildend auftreten. Dem Schneebruchſchaden läßt ſich bekanntlich am beſten dadurch vorbeugen, daß die Beſtände weitſtändig begründet und ſo erzogen werden, daß die Kronen ſich gleichmäßig ausbilden können. Bruch wird dadurch herbeigeführt, daß der Schwerpunkt der Stämme über ihren Unterſtützungspunkt verrückt wird. Einſeitige Beaſtung und hoher Anſatz der Krone ſteigern die Gefahr. Je tiefer der Kronenanſatz, je gleichmäßiger die Ausbildung der Aeſte und Zweige, je abholziger die Stammform iſt, um ſo mehr Anhang können die Stämme, ohne erdrückt zu werden, tragen. Die Maßnahmen, welche dem Wind- und Schneebruch vorbeugen, ſtehen der Natur der Sache nach zu denjenigen, welche durch die ökonomiſchen Forderungen beſtimmt werden, in einem gewiſſen Gegenſatz. Damit erleiden unter Umſtänden auch die auf letztere gegründeten Rentabilitätsnachweiſe, nach welchem Princip, nach welcher Methode und mit welchen Mitteln ſie auch ausgeführt ſein mögen, eine Ein⸗ ſchränkung. In dem Einfluß der Kalamitäten liegt ein Grund, weshalb den Reſultaten der Rechnung niemals eine abſolute Sicherheit und Allgemeingültigkeit zukommt. In forſttechniſcher Hinſicht aber ergiebt ein weiteres Eingehen auf die phyſikaliſchen und ökonomiſchen Be⸗ ſtimmungsgründe der Wirthſchaft, daß für die wichtigſten Fichten— gebiete die alten bewährten Wirthſchaftsregeln ihre Geltung behalten müſſen, wonach die Beſtände in ihrem Schluſſe nicht ſtärker unter⸗ brochen und gegen den Wind im Wege des Kahlſchlags verjüngt werden ſollen, Wirthſchaftsregeln, welche auch von den beſten Ver⸗ tretern der großen Praxis ſtets befolgt ſind. Alle Verſuche, dieſe Regeln durch den Aushieb vorwüchſiger Stammklaſſen, durch natürliche Verjüngung, oder gar durch Löcher- und Kuliſſenhiebe zu verlaſſen oder umzuſtoßen, müſſen auf den meiſten Standorten mit einem Fiasko endigen, auch wenn die Natur eine Weile damit zögert, eine Antwort im Lapidarſtil auf ſolche Verſuche zu ertheilen. Auch die Gefahr der Rothfäule kann die Cultur der Fichte nur von gänzlich unpaſſenden Standorten, wenn mit ihnen die Urſache eines ſehr frühzeitigen Auftretens derſelben gegeben iſt, zurückhalten. Einem zu üppigen Jugendwuchſe mit breiter Jahrringbildung läßt ſich durch enge Verbände begegnen. Das beſte Mittel aber, um die $ 102. Einleitende Vorbemerkungen. 7 Rothfäule nicht aufkommen und überhandnehmen zu laſſen, beſteht im rechtzeitigen Durchforſtungsbetrieb und in der Verkürzung des Umtriebs, wogegen ſich unter dieſen Umſtänden gerade bei der Fichte, die ſchon frühzeitig werthvolles Material erzeugt, ſelbſt vom Stand⸗ punkt der Waldreinertragslehre keine Bedenken geltend machen laſſen. Bis zu einem gewiſſen Grade iſt die optimiſtiſche Auffaſſung, daß Kalamitäten durch den wirthſchaftlichen Fortſchritt vermindert werden, auch für Inſektenſchäden zutreffend. Dem Schaden durch Borkenkäfer läßt ſich durch häufige Durchforſtung und durch Ent— rindung des eingeſchlagenen Holzes, dem Rüſſelkäferſchaden durch fleißiges Sammeln begegnen. Diejenige Kalamität, bei welcher plan⸗ mäßige Vorbeugungsmittel am wenigſten angewandt werden können, iſt der Fraß der Nonne, der, da geſundes Holz betroffen wird, die ſchlimmſte Gefahr iſt, die der Fichte droht. Dieſe Gefahr enthält überall die Mahnung, durch Vermeidung der Anhäufung großer gleich— alteriger Beſtandesmaſſen und Herſtellung von Miſchbeſtänden nach Möglichkeit vorbeugend zu wirken. Indeſſen lehrt auch hier die neuere Wirthſchaftsgeſchichte, daß die angewandten poſitiven Maßregeln dem Schaden wirkſamer begegnen können, als es früher möglich war. Ein weiterer Vorzug, der mit dem Culturfortſchritt verbunden iſt, liegt endlich darin, daß die ökonomiſchen Folgen der Kalamitäten unter den Abſatz⸗ und Verkehrsverhältniſſen der Gegenwart weniger nachtheilig ſind, als es in früherer Zeit der Fall war. Der Schaden, den ſie verurſachen, beſteht hauptſächlich in einer Störung des Be⸗ triebs, nicht aber, wie vor dem Beſtehen der Eiſenbahnen und der Holzinduſtrie, in der völligen Vernichtung volkswirthſchaftlicher Werthe. Die durch den verſtärkten Einſchlag zum Verkauf gebrachten Fichten— hölzer laſſen ſich in Folge des ausgebildeten Handels, der beſſern Transportmittel, der vielſeitigen Verwendung u. ſ. w. auch in großen Maſſen verwerthen. Nach dem großen Nonnenfraß der 50er Jahre ſollen in Oſtpreußen viele Millionen Feſtmeter Fichtenholz im Walde verfault ſein. In der neuern Zeit hat dagegen das durch Inſekten⸗ fraß, Schnee- und Windbruch eingeſchlagene Fichtenholz faſt überall gut verwerthet werden können, ſodaß mit dem vermehrten Einſchlag hauptſächlich nur eine vorzeitige Umwandlung von Materialkapital, nicht eine unproductive Vernichtung herbeigeführt worden iſt. Für die ausführende Verwaltung iſt ſtets die Tendenz, welche dem Anbau der Fichte gegenüber dem des Laubholzes gegeben wird, von großer Wichtigkeit. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß dieſe auf dem Wege der Rechnung nicht immer genügend begründet werden kann. Wie weit der Anbau der Fichte auszudehnen iſt, bleibt 8 Aacachter Theil. in der Regel eine Sache gutachtlicher Schätzung und wirthſchaftlichen Blickes, wozu gewiſſermaßen die Zuſammenfaſſung aller wirthſchaft⸗ lichen Beſtimmungsgründe, die vielfach nicht in beſtimmte Zahlen ge⸗ faßt werden können, nöthig iſt. Im Allgemeinen aber bildet der Standort den wichtigſten Beſtimmungsgrund für den Anbau der Holzarten. Charakteriſtiſch bleibt für die Fichte, daß warme Lagen ihr nicht entſprechen und ſehr nahrungsreiche Böden für fie kein Be— dürfniß find. Hierdurch ſcheidet ſich das Gebiet der Fichte von dem des Laubholzes, zu deſſen Erhaltung auf guten Standorten in milder Lage alle Urſache vorliegt. Am meiſten kritiſch verhalten ſich in der vorliegenden Hinſicht die Uebergangsgebiete, die der individuellen Anſicht viel Spielraum geben. In Fällen, in denen das Gedeihen der anſpruchsvollern Holzart zweifelhaft erſcheint, hat es aber in der Regel den Vorzug, die genügſamere Holzart zu wählen. § 103. Die Grundbedingungen der Zuwachsbildung. I. Die Beziehungen zwiſchen dem chemiſchen Gehalt des Bodens und des Fichtenholzes. 1 Wie bei allen Holzarten, ſo hängt auch bei der Fichte die Menge von Zuwachs, welche auf einer gegebenen Fläche erzeugt werden kann, von der chemiſchen Zuſammenſetzung der Baumtheile ab; ferner vom Gehalt des Bodens an den zur Holzbildung erforderlichen Stoffen, von der Fähigkeit der Vegetationsorgane, die ihnen zur Verfügung ſtehenden Stoffe aufzunehmen und von den äußern Bedingungen, welche den Proceß der Holzbildung hemmen oder begünſtigen. Der chemiſche Gehalt der Baumtheile wird durch die Analyſe ihrer Reinaſche nachgewieſen. Da die chemiſch-ſtatiſchen Beziehungen zwiſchen dem Gehalt des Bodens und dem Bedarf der Holzgewächſe eine der weſentlichſten Grundlagen für die Nachhaltigkeit aller ökonomiſchen Verhältniſſe bilden und deshalb für jede Art der Rentabilitätsrechnung von Wichtigkeit ſind, ſo mögen einige bezügliche Angaben der Literatur über die Zuſammenſetzung des Fichtenholzes hier eine Stelle finden. Wolff!) giebt den mittlern procentiſchen Gehalt der Trocken⸗ ſubſtanz an Reinaſche für die nachbenannten Baumtheile 100 jähriger Fichten wie folgt an: | Stammholz ohne Rinde 0,214 % , Stammrinde 0,578 %, Scheitholz mit Rinde 0,314 „, Knüppelholz mit Rinde 0,548 „, Reisholz mit Nadeln 2,155 „, Nadelſtreu 01. 1) Aſchen-Analyſen von land- und forſtwirthſchaftlichen Producten, 2. Theil, Berlin 1880, S. 130. 8 103. Die Grundbedingungen der Zuwachsbildung. 9 Vergleicht man hiermit die entſprechenden Zahlen für die Buche, deren Gehalt a. a. O. für jüngeres Scheitholz zu 0,430 %, für 200jähriges Scheitholz zu 0,376 %, er „ Knüppelholz „ 0,722 ä „, „ 3 Knüppelholz ,,0,86 „, 5 „ Reisholz „ 1,5 „, „ Buchenlaubſtreu 1 der Trockenſubſtanz angegeben wird, ſo tritt die Genügſamkeit der Fichte im Verhältniß zur Buche klar hervor, wogegen ein Vergleich mit der Kiefer, deren Aſchengehalt für 100 jähriges Scheitholz zu 0,303 %, für Reisholz zu 1,202 %, r = Knüppelholz „ 0,672 „, „ Nadeljtren „ 1,410 „ angegeben wird, namentlich bezüglich des Reisholzes und der Nadel- ſtreu das umgekehrte Verhältniß erkennen läßt. Der durchſchnittliche Gehalt der jährlichen Holzproduction an Reinaſche auf 1 ha beträgt unter mittlern Verhältniſſen nach Wolff!) für Buche bei 120 jähr. Umtrieb und 3163 kg Durchſchnittszuwachs 29,60 kg, „ Fichte „ „ 77 7 3435 „ „ 22,56 ‚vs me „” & hr 5 5 16,54 „, wozu jedoch zu bemerken fein wird, daß hierbei die Vorerträge nicht in gebührende Rückſicht gezogen ſind, daher die analogen Zahlen von Ramann, welcher die neuern Reſultate der Verſuchsanſtalten zu Grunde legt, auch für mittlere Bonitäten erheblich höher ſind. Ramann?) berechnet den Gehalt des Zuwachſes der Fichte an Reinaſche im Alter von 20 40 60 80 100 120 Jahren auf I. Standortsklaſſe zu 44,0 55,2 48,7 45,0 39,8 34,6 kg auf III. Standortsklaſſe zu 22,6 37,8 38,8 36,2 31,9 28,8 „. Die wichtigſten Beſtandtheile der Aſche betragen nach dem Durch— ſchnitt der Analyſen von Wolff?) in Procenten der Reinaſche: = & = PIE: 8 = 8 3 8 S S s n $ in 0 |< Stammholz ohne Rinde 19,66 | 1,37 33,47 | 11,27 | 1,42 | 23,96 | 2,42 2,64 2,73 Stammrinde 10,39 1,85 50,16 5,69 2,97 13,31 3,02 2,27 10,22 Scheitholz mit Rinde 14,15 1,33 46,04 7,21 2,70 17,48 | 3,46 1.67 5,79 Knüppelholz,, „ 20,38 | 1,31 35,73 9,04 1,85 17,92 | 5,68 1,52 6,10 Reisholz mit Nadeln 13,06 1,23 19,55 6,13 2,03 9,53 8,72 3,45 35,57 Fichtennadelſtreu 3,32 103 39,81 4,45 2,97 0,43 4,99 1,68 45,01 a 1) A. a. O., S. 98. 2) Forſtliche Bodenkunde und Standortslehre, Berlin 1893, S. 326. 3) A. a. O., S. 130. 10 Achter Theil. In pofitiven Zahlen betragen nach Ramann die wichtigſten Aſchenbeſtandtheile des Zuwachſes der Fichte: Im Alter von 20 40 60 80 100 120 Jahren auf I. Standortsklaſſe Kali 6, 8,0 5, Rg Kalk 117 17,9 19,4 19,0 17,6 159 „ Magneſia n 2, 2,6 „ Phosphorſäure 3,2 3,7 3,1 2, 2, 2,0 „ Stickſtoff 151 107 185 974 158. 13,7, auf III. Standortsklaſſe Im Alter von 20 40 60 80 100 120 Jahren Kali 3,3 5,6 5,9 5,4 4,8 4,3 kg Kalk 49 9,8 11,9 125 120 11,3 „ Magneſia e ne e deer e Phosphorſäure 1, 27 26 2.4 2,0 1,8 „ Stickſtoff 7% 187 186 181.129 208° „. Zur Vergleichung des Entzugs verſchiedener Holzarten find die folgenden Berechnungen von Weber) ſehr geeignet, nach welchen der Gehalt eines Feſtmeters haubaren Holzes wie folgt angegeben wird: e bebe, 8 , 8 „ ee & A 8 0 & I. Stammholz Fichte 1691 274 25 | 879 223 AL 47 78 44 8 Buche 3850 1053 79 1518 441 75 62157 78 387 Kiefer 1100 | 166 6| 683 | 115 8 5 69| 15 33 II. Reisholz Fichte 7323 1392 | 114 | 2374 | 997 258 157 581 | 185 | 1265 Buche 5875 1737 135 2194 815 81 103 427 103 280 Kiefer 4676 793 104 2150 554 53 16 626 91 286 In dieſen Zahlen tritt einerſeits die Genügſamkeit der Fichte im Vergleich zur Buche, insbeſondere in Bezug auf Kali und Phosphor⸗ ſäure, hervor, andererſeits der hohe Aſchengehalt des Reiſigs im Gegenſatz zum Holze. Der Unterſchied in dieſer Hinſicht iſt bei der Fichte ſehr bedeutend und bildet einen der Gründe, aus denen auch bei dieſer Holzart nicht mehr Reisholz erzeugt werden darf, als zur Ausübung der vegetativen Functionen der Bäume und zur Erreichung der ökonomiſchen Ziele der Wirthſchaft nöthig iſt. Für den Stand der vorliegenden Frage und die Folgerungen, welche für die Wahl der Holzart daraus gezogen werden können, iſt es charakteriſtiſch, daß die Ergebniſſe der Analyſen, welche im Vor⸗ 1) Allgemeine Forft: und Jagdzeitung 1881, S. 8. § 103. Die Grundbedingungen der Zuwachsbildung. 11 ſtehenden nach Durchſchnittswerthen mitgetheilt wurden, nicht gleich ſind. Die Reſultate der Wolff'ſchen nt liegen bei der Fichte in nachfolgenden Grenzen: Reinaſche Kali | Natron | Kalk 5 Magnefin | Ciien- | Phosphor- Sortiment | Soden eee Be ſubſtanz Procente der Reinaſche Stammholz 0,26—0,17 21, 17,5 2, 0,5039,8—26,313,—9,46,2—0, 4,7—1,3 Nadelſtren 10,2—3,1 5,6—1,1 2,5—0,070,9—5,4 9,0—1 17,40, 18,6— 15,5 Hiernach ſind die Abweichungen im Einzelnen ſowohl bezüglich der Aſchenprocente als auch der Beſtandtheile der Aſche ſehr be⸗ deutende. Ob dabei, wie G. Heyer!) angiebt, der Boden einen ſehr bemerkbaren Einfluß übt, und ob das von Heyer angegebene Liebig'ſche Geſetz, nach welchem der in der Aſche eines und des— ſelben Pflanzentheils enthaltene Sauerſtoffgehalt eine conſtante Größe ſein ſoll, eine Beſtätigung findet, iſt der Verfaſſer nicht im Stande zu beurtheilen. In jedem Fall dürfte aber die Bedeutung der Theorie, daß die Minima des Bedarfs für das Gedeihen der Holzarten und die Höhe ihres Zuwachſes beſtimmend find, wegen der großen Unter: ſchiede dieſer unter Umſtänden faſt verſchwindenden Minima an Be⸗ deutung für die praktiſche Wirthſchaft ſehr einbüßen. Als ein ungefährer Maßſtab für den Anſpruch der Holzarten an den Boden kann auch ihr Trockengewicht, mit dem der Aſchen— gehalt in einer, wenn auch nicht genauen Beziehung ſteht, angeſehen werden. Das Gewicht des Fichtenholzes iſt je nach den Standorts⸗ verhältniſſen und der Erziehung verſchieden. Die Beſtimmungsgründe hierfür werden ſpäter erörtert werden. R. Hartig“) giebt das ſpecifiſche Trockengewichtsprocent nach dem Durchſchnitt ganzer Be: ſtände zur Zeit der Hiebsreife für die Fichte zu 48—43, für die Tanne zu 45 — 42, für die Kiefer zu 51—45 an. Sofern man nun das Gewicht als Maßſtab der Holzmaſſenerzeugung gelten laſſen will, würden die genannten wichtigſten deutſchen Nadelholzarten auf einem Standort, der ihnen gleich gut zuſagt, in der nachhaltigen Zuwachs— erzeugung nur wenig von einander abweichen, und die Verſchieden⸗ heiten, die thatſächlich in ihren Leiſtungen hervortreten, darin ihren Grund haben, daß in concreten Fällen die Standortsverhältniſſe für die verſchiedenen Holzarten und die Fähigkeit der letztern zur Aus— nutzung der gegebenen Bodennährſtoffe faſt immer verſchieden ſind. 1) A. a. O., S. 138. 2) Lehrbuch der forſtlichen Bodenkunde und Klimatologie 1856, S. 349. 3) Das Holz der deutſchen Nadelwaldbäume 1885, S. 94. 12 Achter Theil. Für die Buche, die wichtigſte mit der Fichte concurrirende Laub: Holzart, wird das mittlere ſpecifiſche Trockengewicht von Gayer zu 0,71, von Nördlinger zu 0,74 angegeben. Das ungefähre Ber: hältniß der Holzmaſſenerzeugung beider Holzarten würde hiernach cet. par. etwa wie 5 zu 8 ſein. Zutreffende Vergleiche können nach dieſer Richtung ſelten angeſtellt werden, weil die Standortsverhältniſſe in der Regel für beide Holzarten verſchieden ſind. Wo aber an⸗ nähernde Gleichheit des Standorts wirklich vorliegt, wird man die Maſſenerzeugung von jener Verhältnißzahl nicht weit abliegend finden.“) Eine Analyſe des Bodens, welche geeignet wäre, den ſtatiſchen Beziehungen zwiſchen ſeinem Gehalt nebſt der Ergänzung durch die Verwitterung und Humusbildung einerſeits, und der Holzerzeugung andererſeits zur Grundlage zu dienen, ſtößt bei der Fichte auf be- ſondere Schwierigkeiten. Gerade die Fichte nimmt flachgründige, mit Steinen durchſetzte Böden ein, ſodaß der Wurzelbodenraum nicht genau bemeſſen und die Fähigkeit der feinſten Wurzeln, den Boden zu durch: dringen, nicht hinlänglich erkannt und nachgewieſen werden kann. So weit man aber nach den vorliegenden Materialien ein gutacht⸗ liches Urtheil abgeben kann, wird ein ſolches, der allgemeinen wirth⸗ ſchaftlichen Erfahrung entſprechend, dahin gehen, daß durch die Fichten⸗ wirthſchaft, wenn ſie ſich auf Holzzucht beſchränkt, auch bei Nutzung des vollen Zuwachſes, das bodenſtatiſche Gleichgewicht nicht über— ſchritten wird. Wie anders ſich aber die Verhältniſſe geſtalten, ſobald Streu Gegenſtand der Nutzung iſt, mag daraus erhellen, daß Wolff (a. a. O. S. 98) den Gehalt der jährlichen Streuproduction an Rein⸗ aſche bei der Fichte auf etwa das 6 fache desjenigen der Holzproduction veranſchlagt. II. Hemmende und fördernde äußere Einſlüſſe. Der Zuwachs, welcher nach den chemiſchen Beziehungen zwiſchen dem Gehalt des Bodens und den Anſprüchen der Holzarten möglich 1) Die beſten Beiſpiele für die Vergleichung des Maſſengehaltes und des Zuwachſes von Fichten und Buchen auf gleichem Standort bieten gewiſſe Höhenlagen der deutſchen Gebirgsforſten (Harz, Thüringen, Weſterwald u. ſ. w.). Es wurden z. B. in der Oberförſterei Sieber, Reg.-Bez. Hildesheim, welche ſolche Standorte enthält, in vergleichsfähigen Beſtänden gefunden: Diftriet 312 105 jährige Fichten, Maſſe p. ha 665 fm, „ 31 105 „ Buchen, 5 447 „ [73 40% 93 122 Fichten, „ 506 [74 „, DIE IB, u ltihen;, 5 363 „ Aehnliches ergiebt ſich auch bezüglich der Vorerträge, ſodaß das oben angegebene Verhältniß für die geſammte Zuwachsleiſtung annähernd zutreffend erſcheint. $ 103. Die Grundbedingungen der Zuwachsbildung. 13 iſt, kommt nur dann zu Stande, wenn die gegebenen phyſikaliſchen Bedingungen den Proceß der Holzbildung begünſtigen. Hemmende Einflüſſe, welche den thatſächlich erfolgenden Zuwachs vom ſtatiſchen Maximum zurückhalten, liegen einmal in den Standortsverhältniſſen, zum andern in der Beſtandesbildung. 1. Standortsverhältniſſe. Eine Verminderung der in chemiſcher Hinſicht möglichen Zuwachs⸗ erzeugung erfolgt auf den meiſten Standorten durch die Dichtigkeit des Bodenzuſtandes. Bindigkeit des Bodens erſchwert das Ein— dringen der Wurzeln in die feinſten Bodentheile, was zur Folge hat, daß auf Böden, die in chemiſcher Hinſicht ganz gleich ſind, je nach dem Grade der Lockerheit ſehr verſchiedene Zuwachsmengen erzeugt werden. Das gleiche Verhältniß findet hinſichtlich der Friſche des Bodens ſtatt. Die verſchiedenen Hänge eines übrigens gleichen Berges bieten in dieſer Hinſicht allgemein bekannte, in die Augen ſpringende Belege. Mehr noch als die Zuſtände des Bodens geben die klima— tiſchen Verhältniſſe zum Zurückbleiben des Zuwachſes Veranlaſſung. Im Allgemeinen iſt ein gemäßigtes Klima für die nachhaltige Zuwachs⸗ leiſtung der Fichte am beſten geeignet. Wie ſehr ein rauhes Klima, wenn ſie es auch erträgt, die Zuwachsbildung der Fichte beeinträchtigt, lehrt jede Wanderung von den niedern nach den obern Schichten höherer Gebirge. Nicht nur die Höhe der Stämme, ſondern auch die Vollſtändigkeit und Regelmäßigkeit der Beſtockung nimmt fort⸗ geſetzt ab. Andererſeits ſind auch warme Klimate der nachhaltigen Zuwachserzeugung der Fichte nicht günſtig. Wenn mit der größern Wärme keine Erhöhung der Feuchtigkeit verbunden iſt, wird der Wuchs der Fichte, wie Vergleiche von Nord- und Südhängen oft treffend beſtätigen, namentlich in den mittlern und tiefern Lagen durch die größere Trockenheit ſehr beeinträchtigt. Die höhere Wärme verſtärkt ferner die Concurrenz der Bodengewächſe; ſie läßt die Fructification ſtärker und früher eintreten, und ſie begünſtigt das Auftreten gewiſſer Kalamitäten, welche die Zuwachserzeugung ſtören oder ganz auf: heben können. 2. Beſtandesverhältniſſe. Hinſichtlich der wirthſchaftlichen Behandlung der Fichte wie aller andern Holzarten kann die Forderung geſtellt werden, daß derjenige Zuwachs, welcher nach den chemiſchen und phyſikaliſchen Standorts: verhältniſſen möglich iſt, auch nachhaltig erzeugt werden ſoll. Die großen Unterſchiede, welche nach den Ergebniſſen der Aufnahmen des 14 Achter Theil. Vereins deutſcher Verſuchsanſtalten und den thatſächlichen Abnutzungs—⸗ ſätzen und Einſchlägen in den größern Fichtenwirthſchaften vorliegen, bilden einen Beleg dafür, daß die erſtrebenswerthen Verhältniſſe in dieſer Hinſicht noch längſt nicht erreicht ſind. Grundbedingung für die Bildung eines möglichſt hohen Zu— wachſes iſt einmal, daß die Wurzeln den gegebenen Bodenraum mög— lichſt vollſtändig durchziehen und ausnutzen; ſodann, daß ein möglichſt großes Quantum geſunder Vegetationsorgane der Baumkrone der unmittelbaren Einwirkung des Sonnenlichtes ausgeſetzt wird. In der Fähigkeit, mit ihren Wurzeln den Boden zu beherrſchen, ſteht die Fichte unter allen Holzarten obenan. Auf geeignetem Standort ver⸗ mag ſie die Concurrenz anderer Holzarten und krautartiger Gewächſe, welche ſich auf dem Boden einfinden, ſiegreich zu beſtehen. Es liegt in der Natur der Sache und findet in andern Zweigen der Boden cultur hinlänglich Analogie, daß es für den Zuwachs förderlich iſt, wenn ſich die Stämme unter einander nicht größere Concurrenz machen, als erforderlich iſt, um andere Concurrenten um die Boden⸗ nährſtoffe auszuſchließen. Am beſten wird dies Verhältniß durch regelmäßige Pflanzbeſtände hergeſtellt und durch eine möglichſt ſtetige Stammzahlverminderung im Wege der Durchforſtung. Zu den gleichen Folgerungen gelangt man durch ein näheres Eingehen auf die Form und die phyſiologiſche Thätigkeit der Krone. Speciellere Folgerungen, die ſich in dieſer Richtung aus dem Verhalten der Stammklaſſen er⸗ geben, enthalten die ſpätern Unterſuchungen. Hier möge auf Grund mathematiſcher und phyſiologiſcher Erwägungen darauf hingewieſen werden, daß für die Erzeugung des Maximums von Zuwachs die gleichmäßige und vollſtändige Beſchaffenheit der Beſtände die beſte Bedingung bildet, daß dagegen durch Lichtung und die Erziehung unregelmäßiger und ungleichalteriger Beſtände eine nachhaltige Zu⸗ wachserhöhung nicht bewirkt werden kann. Mit Rückſicht auf die Bedeutung dieſer waldbaulich ſehr wichtigen Materie und die Gegen⸗ ſätze, die in der neuern Literatur dabei hervorgetreten ſind, möge hier eine allgemein gehaltene Begründung des Geſagten eine Stelle finden. a) Der Einfluß von Lichtungen auf die Grundbedingungen der Zuwachsbildung. In wohlbegründeter Reaction gegen den langſamen Gang und die ſchwachen Grade der Durchforſtung, wie ſie lange Zeit in Deutſch⸗ land vorherrſchende Regel waren, ſind in den letzten Jahrzehnten die Vorzüge der ſtarken Durchforſtungen und Lichtungen in Theorie und § 103. Die Grundbedingungen der Zuwachsbildung. 15 Praxis hervorgehoben und zur Geltung gebracht worden. Soweit dem Verfaſſer in die darüber vorliegende Literatur ein Einblick zu: ſteht, iſt die dahingehende Richtung am entſchiedenſten von G. Wagener und Fiſchbach vertreten worden. Auf Wagener's Lichtwuchsbetrieb wurde bereits in frühern Theilen dieſer Schrift!) hingewieſen. Fiſchbach's Arbeiten über die Weiterentwicklung der Lehre von den Durchforſtungen ſind (weshalb an dieſer Stelle auf ſie Bezug ge— nommen wird) dadurch ausgezeichnet, daß die Beſtandesbehandlung auf die Grundlagen des Holzwuchſes, auf den Bodenzuſtand und die phyſiologiſche Arbeit der Blätter zurückgeführt wird. Haben fie hier: durch auch bleibenden und über die unmittelbaren Folgerungen hinaus⸗ gehenden Werth, ſo wird man doch gegen die zu Gunſten des weiten Standes gezogenen Folgerungen einige Einſchränkungen geltend zu machen berechtigt ſein. | Fiſchbach?) hebt zunächſt hervor, daß durch den Proceß des Abſterbens der Wurzeln abgehauener Stämme eine Bodenlockerung und Bodendüngung herbeigeführt werde. Da das Holz der Wurzeln raſcher zerſetzt werde als die Rinde, jo entſtehe in Folge der Durch: forſtung ein für die Waſſeraufnahme, Waſſerhaltung und Durchlüftung des Bodens ſehr vortheilhaft wirkendes Röhrennetz. Weiterhin wird darauf hingewieſen, daß die aus der Verweſung gebildete Kohlen: ſäure auf die Verwitterung der Geſteine und die Bodenbildung einen vortheilhaften Einfluß ausübe. Nun kann die Wirkung, welche die Durchforſtung in der genannten Richtung ausübt, gewiß nicht in Ab⸗ rede geſtellt werden. Wohl aber wird man begründete Bedenken geltend zu machen haben, ob eine möglichſte Beſchleunigung dieſes Zerſetzungs⸗ und Verweſungsproceſſes anzuſtreben iſt. Wenn auf irgend einem Gebiete die in der Forſtwiſſenſchaft häufig geltend ge— machte Anſchauung, daß es nicht auf die Schnelligkeit, ſondern auf die Nachhaltigkeit der Wirkungen ankomme, ihre Berechtigung hat, jo iſt dies hinſichtlich des Bodenzuſtandes der Fall. Ob die Ber: ſetzung von organischen Rückſtänden in 40 jährigen oder 60 jährigen Beſtänden in höherm Maße erfolgt, iſt an ſich gleichgültig; be— ſtimmend iſt die nachhaltige, dauernde Beſchaffenheit des Bodens. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß mit der ſchnellern Einwirkung der Agentien der Verwitterung auf den Boden auch Nachtheile verbunden ſind, die in einer zu weit gehenden Zerſetzung und Verflüchtigung des Humus, in einer Abnahme des Humusgehaltes 1) Band II, 8 49, S. 167; Band III, $ 71, S. 173; Band IV, S. 180. 2) Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt 1884, S. 426. 16 Achter Theil. des Bodens beſtehen. Ob die Einwirkungen ſtarker Durchforſtungen auf den Boden gegenüber denjenigen der mäßigen Grade von Vortheil oder Nachtheil ſind, wird ſich zwar allgemein nicht nachweiſen laſſen. Wohl aber wird das Urtheil dahin gehen, daß unter vielen Ver⸗ hältniſſen die Nachtheile ſchwerer in die Wagſchale fallen, daß man deshalb die Zerſetzung des Humus nicht nur nicht befördert, ſondern abſichtlich zurückhält. Charakteriſtiſch für den jetzigen Stand der vor⸗ liegenden Frage im Kreiſe der Praktiker iſt es, daß eine wohl— begründete waldbauliche Richtung der raſchen Zerſetzung des Humus, zu welcher die zur Erzeugung genügender Stammſtärken nothwendigen kräftigen Durchforſtungen Anlaß geben, dadurch entgegentritt, daß die grünen unterſtändigen Stämme ſtehen bleiben, wodurch die Agentien der Verwitterung, Sonne und Luft, vom Boden abgehalten werden. Daſſelbe geſchieht beim Unterbau der Beſtände. In Bezug auf die Functionen der Baumkrone hebt Fiſchbach mit vollem Recht hervor, daß das beſſere oder ſchlechtere Gedeihen einer Pflanze in inniger Wechſelbeziehung mit der Stärke der Be: laubung ſtehe. Möglichſte Vermehrung der Blattorgane am Einzel⸗ ſtamme und Beſtande ſei deshalb herbeizuführen. Durch die Weg- nahme läſtiger Concurrenten ſei es dem Hauptbeſtande möglich, die verlorenen Blätter raſch und in größerer Zahl zu erſetzen. Ein in möglichſt räumlicher Stellung kräftig ſich entwickelnder Baum bilde viel reichlichere, üppigere und zahlreichere Blattorgane als die kümmer⸗ lich vegetirenden Individuen des Zwiſchenbeſtandes. Nun mag die hier ausgeſprochene Tendenz gewiß berechtigt erſcheinen, wenn die Folgen unterlaſſener Durchforſtungen, die Mängel überfüllter Beſtände mit kümmernden Individuen und mangelhaften Zuwachsleiſtungen charakteriſirt werden ſollen. Daß jedoch die frühzeitige ſtarke Durch: forſtung und räumliche Stellung auch gegenüber den mäßigen Durch— forſtungsgraden in Bezug auf die Zuwachsleiſtung nachhaltig voran⸗ ſtehe, iſt dadurch nicht bewieſen. Ein gründliches Eingehen auf die geometriſchen und phyſiologiſchen Verhältniſſe der Krone führt zu andern Reſultaten. Die Fichte iſt unter allen Holzarten zum Nachweis der mathe— matiſchen Beziehungen zwiſchen Baumform, Zuwachs und Wachsraum am beſten geeignet. Der Raum, welchen ihre Krone einnimmt, ent⸗ ſpricht lange Zeit hindurch einem geraden Kegel, und als ungefährer Maßſtab für die Oberfläche der Triebe und Nadeln, welche der un: mittelbaren Einwirkung des Sonnenlichtes ausgeſetzt ſind und Zuwachs erzeugen, kann die Oberfläche eines ſolchen Kegels dienen. Die Formel für den Kegelmantel iſt = rm Ve 7. Da die Factoren r und m $ 103. Die Grundbedingungen der Zuwachsbildung. 17 lediglich einen Ausdruck der horizontalen Ausdehnung bilden, die für alle Kronenformen gleich iſt, ſo iſt ganz klar, daß das Quantum von Sonnenlicht, welches der Oberfläche der Fichte im Beſtande zukommt, von dem Verhältniß der Höhe zur Grundfläche der Kegel, welche die Kronen der Stämme bilden, abhängig iſt. Je geſtreckter die Triebe im Verhältniß zu der Baſis, von der ſie ſich abheben, ſind, um ſo größer iſt für eine gegebene Fläche die Summe der der Sonne zu— gewandten, mit Trieben und Nadeln beſetzten Baumtheile. Es ſteht hiermit in Uebereinſtimmung, daß der größte laufende Zuwachs der Fichte unmittelbar nach der Periode des ſtärkſten Höhenwuchſes ein— tritt.!) Der hohe Maſſenzuwachs, der bei der Fichte im Schlußſtand zwiſchen dem 30. und 50. Jahre erfolgt, ſteht mit dem voraus- gegangenen ſtarken Höhenwuchſe in unmittelbarem Zuſammenhang. Das Verhältniß zwiſchen der Höhe und der horizontalen Baſis der Fichtenkrone iſt nun aber, wie die Vergleichungen der Kronendurch— meſſer und Kronenlänge faſt ohne Meſſung erkennen laſſen, an der herrſchenden Klaſſe der im Schluß erwachſenen Stämme am günftigiten.?) Wohl find die vorherrſchenden Stämme im Beſtande ebenſo wie frei: ſtändig erwachſene an abſolutem Höhenwuchs den Schlußſtämmen über⸗ legen. Aber darin iſt kein Beweis für ihre höhere Zuwachsleiſtung auf der Fläche enthalten. Nicht aus dem abſoluten, ſondern aus dem relativen Höhenwuchſe, dem Verhältniß der Länge zur Baſis der Krone, iſt ein Beſtimmungsgrund für die Zuwachsleiſtung auf einer gegebenen Fläche abzuleiten. — Wie ſehr andererſeits das Höhen⸗ wachsthum durch zu dichten Stand gehemmt wird, lehren die über: füllten Beſtände und unterdrückten Stämme, an denen der Höhen— wuchs faſt aufhört. Solange die Fichte in ihrem kräftigen Höhenwuchſe die natürliche Fähigkeit beſitzt, der Einwirkung des Lichtes eine ſo große Oberfläche darzubieten, wie es in regelmäßigen Fichtenbeſtänden bis zum 50. oder 60. Jahre der Fall iſt, liegt vom Standpunkt der Holzmaſſen⸗ erzeugung keine Veranlaſſung vor, Lichtungen irgend welcher Art vorzunehmen. Ihre Berechtigung könnte nur durch ökonomiſche Mo— mente, durch das Beſtreben, in kurzer Zeit ſtarke Stämme zu erziehen, begründet werden. Sobald der Höhenzuwachs geringer geworden iſt, erhält auch der laufende Zuwachs eine abnehmende Tendenz. Die Summe der dem Sonnenlichte zugänglichen Oberfläche der Baumkronen wird als⸗ 1) Vgl. die im 8 104 enthaltenen Angaben über den laufenden Zuwachs. 2) Unterſuchungen hierüber enthält $ 106. Martin, Bodenxeinertragstheorie. V. 2 18 Achter Theil. dann im geſchloſſenen Beſtande kleiner. Nun kann aber dieſer nega= tiven Tendenz durch Natur und Kunſt entgegengewirkt werden, weil die Kronen, indem ihre Seitenzweige verhältnißmäßig ſtärker und länger zuwachſen als die Höhentriebe, die Fähigkeit haben, eine ge: wölbte Form anzunehmen. Die Fähigkeit zur Abwölbung der Kronen, in welcher hiernach ein zuwachsſteigerndes Moment enthalten iſt, wird nun aber durch einen unterbrochenen Stand der Kronen be— fördert, wie es insbeſondere in den Buchenvorbereitungs- und Be⸗ ſamungsſchlägen erſichtlich iſt, deren hohe Zuwachserzeugung außer durch die Humuszerſetzung auch durch die Wölbung der Kronen herbei— geführt wird. Daß jedoch die dauernde Zuwachsleiſtung ſolcher Be— ſtände gegenüber dem Schlußſtande geringer iſt, als man etwa nach dem Eindruck, den großkronige Bäume mit gewölbten Kronen auf das Auge machen, vermuthet, geht ebenſo aus der phyſiologiſchen und mathematiſchen Unterſuchung der Kronen als aus den Erfahrungen der Wirthſchaft hervor. Andern Falles müßten weitſtändig gehaltene Pflanzwälder, wie z. B. ſolche auf frühern Waldhuten, mehr Zuwachs leiſten, als Schlußbeſtände, was bei gehöriger Einbeziehung der Durch— forſtungserträge der letztern nie der Fall iſt. Bei der Fichte iſt nun aber die Kronenwölbung eine ſchwächere als beim Laubholz; die Kegelform bleibt herrſchend. Immerhin dürfte aber auch bei ihr ein Grund gegeben ſein, die Durchforſtungen mit dem Nachlaſſen des Höhenwuchſes zunehmend kräftiger zu führen und eventuell auch ſchwache Unterbrechungen des Beſtandesſchluſſes nicht zu ſcheuen. In jedem Falle aber iſt der poſitive Einfluß der Kronenwölbung auf den Bu: wachs bei der Fichte geringer als der negative des nachlaſſenden Höhenwuchſes. Zu ſtarken Lichtungen der Fichtenbeſtände würde des⸗ halb, ſelbſt vom Standpunkt des größten Maſſenzuwachſes, keine Ber: anlaſſung vorliegen, auch wenn ökonomiſche und wirthſchaftliche Gründe nicht noch entſchiedener dagegen ſprächen. b) Unregelmäßigkeit der Beſtandesbildung. In einem gewiſſen Zuſammenhang mit der vorliegenden Frage ſteht die andere, ob durch Abweichungen von der Regelmäßigkeit und Gleichalterigkeit der Beſtandesbildung günſtige Einflüſſe auf die Zu⸗ wachserzeugung herbeigeführt werden können. Es iſt deshalb auch ſehr charakteriſtiſch, daß die Vorzüge der Ungleichalterigkeit insbeſondere von den Freunden des Lichtwuchſes hervorgehoben worden ſind. Auch Fiſchbach vertritt a. a. O. ſehr entſchieden dieſe Richtung. Er hebt hervor, daß beim regelmäßigen Stande der Bäume die dem Sonnen⸗ lichte ausgeſetzte Oberfläche des Beſtandes ſein ganzes Leben hindurch $ 103. Die Grundbedingungen der Zuwachsbildung. 19 die geringſten Abweichungen von der Ebene zeige. Aus dieſem Grunde müſſe die Einwirkung des Lichtes auf die Blätter und auf die vege— tative Thätigkeit des ganzen Beſtandes die denkbar geringſte ſein. Es ſei längſt anerkannt, daß ein unregelmäßiger (aber vollkommener) Beſtand an ſeinen vorgewachſenen Individuen einen viel größern Werthzuwachs liefere als der regelmäßige an denen gewähren könne, die an Stelle jener Platz fänden. Aber auch der Maſſenzuwachs ſei viel bedeutender, weil bei der namhaft größern Oberfläche eines un⸗ regelmäßigen Beſtandes die Vermehrung der Blätterzahl und die Steigerung der aſſimilirenden Thätigkeit den ganzen Vegetations- proceß weſentlich fördere. Wäre die hier wiedergegebene Auffaſſung richtig, ſo würde ſie die Regeln der natürlichen und künſtlichen Verjüngung, welche ein Jahrhundert lang in Deutſchland Geltung gehabt haben und noch immer von der großen Praxis weitaus am meiſten befolgt werden, umſtoßen. G. L. Hartig, Cotta, Pfeil, K. Heyer, Burckhardt, Grebe, Kraft, Borggreve, G. Wagener u. a. fie alle vertreten, wenn auch nicht mit Pedanterie und trotz vieler Abweichungen unter einander, ſowohl bezüglich der Beſtandesbegründung als der Durchforſtung, Regel und Ordnung bei der Beſtandesbildung, wie ſie auch in den beſten Wirthſchaften Deutſchlands ſeit G. L. Hartig's bahnbrechenden Wirthſchaftsregeln am meiſten zur Anwendung ge⸗ kommen iſt und noch in Anwendung ſteht. Ein Beweis für die Richtigkeit der Theorie der Unregelmäßigkeit iſt nirgends erbracht worden. Er läßt ſich weder durch ein Eingehen auf die mathematiſch— phyſiologiſchen Beſtimmungsgründe der Zuwachsbildung noch durch die Erfahrungen, welche bei der Wirthſchaft im Großen gemacht ſind, führen. Allerdings treten die vorgewachſenen und freiſtehenden Stämme immer früher in die Stadien kräftigen Zuwachſes; daher ſich Beſtände, die aus Vorwüchſen und Unterſtand beſtehen, wenn man lediglich die Leiſtungen einer gewiſſen Periode in Vergleich zieht, unter Umſtänden gegenüber regelmäßigen Schlußbeſtänden vortheilhaft darſtellen können. Aber das Verhältniß der Höhe zu dem Raume, den die Kronen ein— nehmen, iſt bei ihnen ungünſtiger als bei den Stämmen des ge— ſchloſſenen Hochwaldes. Es kommt hinzu, daß die Vorwüchſe im Wege der Durchforſtung und Umlichtung weniger gefördert werden können als im Schluſſe erzogene Stämme, daß ſie ſtärker fructifi⸗ eiren, daß fie ihre Nachbarn ungünſtig beeinfluſſen und daß fie früher hiebsreif werden als ihre jüngere und ſchwächere Umgebung, vor der ſie aber, ohne ſie zu ſchädigen, oft nicht genutzt werden können. 2 * 20 Achter Theil. Werden die Erfahrungen der großen Praxis!) zu Rathe ge: zogen, ſo reden ſie eine deutliche Sprache gegen die Unregelmäßigkeit der Beſtandesbildung. Wäre dieſe von günſtigem Einfluß auf den Zuwachs, ſo müßten die Mittel- und Femelwälder höhern Zuwachs erzeugen als regelmäßige Hochwaldungen. Ein ſolches Wunder des Stoffwechſels und der Phyſiologie wird aber niemals zu erweiſen möglich ſein. Wenn für Mittel-, Femel⸗ und Hutepflanzwälder höherer Zuwachs nachgewieſen wird, ſo liegt die Urſache darin, daß entweder verſchiedene Standorts- oder Beſtandesbonitäten verglichen werden, oder aber daß der Zuwachs des Hochwaldes nicht vollſtändig genutzt wird, daß insbeſondere die hohen Vorerträge, welche der gut bewirthſchaftete Hochwald gewährt, nicht gebührend berückſichtigt werden. Bezüglich der Fichte haben die vorliegenden Reſultate?) ſchon jetzt den be⸗ ſtimmten Nachweis erbracht, daß keine Betriebsart höhere Erträge zu leiſten vermag, als der regelmäßige geſchloſſene Hochwald. In Zu⸗ kunft werden noch fortgeſetzte dahin gehende Nachweiſe erbracht werden.“) Wenn nun die Regelmäßigkeit der Beſtandesbildung auch nicht pedan⸗ tiſch aufgefaßt werden darf, jo hat man doch weder bei der natür⸗ lichen noch bei der künſtlichen Verjüngung auf das Gegentheil eigens hinzuwirken die mindeſte Urſache. Daß ſich Ungleichheiten ausbilden, lehrt jede Verjüngung, jede Cultur, jeder Endhieb, bei dem oft manche Stämme noch nicht hiebsreif ſind, während andere ihre Hiebs⸗ reife ſchon überſchritten haben. Das Streben, regelmäßige Beſtände zu begründen, iſt nicht durch eine Neigung zum Uniformen und Schablonenmäßigen hervorgerufen. Es findet vielmehr in der Ord— nung der Dinge ſeine bleibende Begründung. Der Vielſeitigkeit der 1) An Beiſpielen dafür fehlt es nicht. Alle mangelhaften und be- ſchädigten Culturen, alle ungenügenden Verjüngungen, insbeſondere ſolche mit langer Verjüngungsdauer, führen zu unregelmäßigen Beſtänden, zu einem Nebeneinander von vorwüchſigen und zurückgebliebenen Individuen. Ferner ſind die Compoſitionsbetriebe (Mittelwald, Stangenholzbetrieb mit Ueberhalt, Femelwald u. a.) im mitteldeutſchen Laubholzgebiet viel ſtärker vertreten, als allgemeiner bekannt iſt. Alle dieſe ungleichmäßigen Beſtandesformen verhalten ſich in Bezug auf die Quantität und Qualität ihrer Leiſtungen weit un⸗ günſtiger, als den gelegentlichen Mittheilungen über die Erträge aus gut be⸗ ſtandenen Mittel⸗, Femel u. ſ. w. Wäldern, die meiſt ſehr gute Standorte ein⸗ nehmen, entſpricht. 2) Vgl. die Ertragsangaben im 8 104. 3) Sehr charakteriſtiſch waren in dieſer Beziehung die gelegentlich der Nachexcurſion der Verſammlung deutſcher Forſtmänner zu Stuttgart in den Forſtbezirk Urach von Profeſſor Lorey gemachten Angaben, deren Ver⸗ öffentlichung im Zuſammenhang mit den Geſammtergebniſſen der neueſten Auf⸗ nahmen der württembergiſchen Verſuchsflächen wohl in Kürze zu erwarten ſteht. 8 104. Ertragstafeln der Fichte. 21 Beſtandesbildung läßt ſich durch ſorgfältige Ausſcheidung der Standorte, durch Anlage gemiſchter Beſtände, durch Unterbau u. a. genügend Rechnung tragen. Aber die Regelloſigkeit darf nicht zum Princip erhoben werden. 8 104. Ertragstafeln der Fichte. Als diejenige Holzart, welche ſich für zahlenmäßige Darſtellungen am beſten eignet, iſt die Fichte in Bezug auf Zuwachs, Maſſe und Ertrag in der forſtlichen Literatur am vielſeitigſten und gründlichſten bearbeitet worden. Die erſten Ertragstafeln, welche aufgeſtellt wurden, dienten vorzugsweiſe oder ausſchließlich den Aufgaben der Ertrags⸗ regelung; ſie ſollten insbeſondere zur Berechnung der Erträge ſpäterer Perioden, die das Maſſenfachwerk erforderte, angewandt werden. Der wichtigſte Zweck der Aufſtellung von Ertragstafeln, daß ſie eine Grundlage der forſtlichen Statik bilden ſollen, iſt erſt in der neuern Zeit, ſeit Hundeshagen's!) bahnbrechendem Einfluß, mehr und mehr anerkannt worden. A. Extragstafeln, welche nur den Zuwachs des Bauptbeſtandes betreffen. I. Die Ertragstafeln von gur khardt. “) Die lange Zeit in Nord⸗ und Mitteldeutſchland am meiſten in Gebrauch genommenen Tafeln ſind wohl diejenigen von Burckhardt, welche die Maſſe und den Durchſchnittszuwachs der Fichte excl. Vor⸗ ertrag und Stukenholz wie folgt angeben: JI. Standortsklaſſe. ae an e 20 40 60 80 100 120 Jahre Malle iur: 86 247 437 609 742 818 fm Durchſchnittszuwachs 4,3 62 7,3 7,6 7,4 6,8 „ II. Standortsklaſſe. renne. 20 40 60 80 100 120 Jahre Bam. ER I 76 219 380 532 637 704 fm Durchſchnittszuwachs 3,58 5,5 6,3 6,7 6,4 5,9 „ 1) Vgl. die „Statik der Forſtwirthſchaft“ in der forſtlichen Gewerbs— lehre, 3. Aufl. 1837, $ 580 flg. Inhalt und Bedeutung der Statik in forſt⸗ techniſcher und ſtaatswirthſchaftlicher Hinſicht find hier zuerſt klar ausgeſprochen und begründet worden. Möge Hundeshagen's reicher Geiſt die forſtliche Wiſſenſchaft und Praxis noch lange befruchten! 2) Hülfstafeln für Forſttaxatoren, 1873, X. 22 Achter Theil. III. Standortsklaſſe Mr., Fe a = 20 40 60 80 100 Jahre SERIEN. er 57 181 323 447 523 fm Durchſchnittszuwachs 2,9 4,5 5,4 5,6 5,2 „ IV. Standortsklaſſe. NMierr, 20 40 60 80 100 Jahre eee 48 152 276 361 409 fm Durchſchnittszuwachs 2,4 3,5 4,9 4,5 Al „ V. Standortsklaſſe. e ee 20 40 60 80 100 Jahre . EEE TE 38 114 209 266 295 fm Durchſchnittszuwachs 19 2,9 35 3,3 30 „ Das Maximum des Haubarkeitsdurchſchnittszuwachſes tritt nach den Burckhardt'ſchen Ertragstafeln auf der I. Standortsklaſſe im 80. und 90, auf der II. und III im 70.—80., auf der IV. und V. im 60. Jahre ein. Im Allgemeinen zeigt hiernach die Zeit der Culmination des Durchſchnittszuwachſes eine mit dem Sinken der Standortsgüte abnehmende Tendenz. II. Die Ertragstafeln von Baur.) 1. Inhalt und Folgerungen. Eingehender und mit reicherm Material belegt als es bei frühern Arbeiten ähnlicher Art der Fall ſein konnte, ſind die von Baur ver⸗ öffentlichten Ertragstafeln der Fichte, welche die Reſultate der in den Jahren 1872 bis 1874 bewirkten Aufnahmen der württembergiſchen Verſuchsanſtalt wiedergeben. Es liegen ihnen die durch die Auf⸗ nahme von 99 verſchiedenen Verſuchsflächen und durch die ſections⸗ weiſe Kubirung von mehr als 1600 Stämmen gewonnenen Materialien zu Grunde. Die Baur'ſchen Normal⸗Ertragstafeln geben, getrennt nach 4 Standortsklaſſen, die Stammzahlen, die Kreisflächenſummen in 1,3 m Höhe, die mittlere Beſtandeshöhe, die Derb- und Reisholz⸗ maſſe, den laufenden und durchſchnittlichen Zuwachs an Derb- und Reisholz und die Zuwachsprocente. Höhe, Maſſe und Zuwachs der Fichte?) ſind in den Baur'ſchen Tafeln wie folgt angegeben: 1) Die Fichte in Bezug auf Ertrag, Zuwachs und Form. 1877. 2) Auf die Stammzahlen und Kreisflächen wird ſpäter Bezug ge⸗ nommen. | $ 104. Ertragstafeln der Fichte. 23 J. Standortsklaſſe. n 20 40 60 80 100 120 Jahre Mittlere Höhe. 4,4 ei 219.279 ° 7819 8 m Unterſchies 4,4 107 6,8 6,10 4,0 3,1 5 W 137 412 616 768 902 1015 fm Laufender Zuwachs N 12 13 9 7 6 5 1 Durchſchnittszuwachs 6,8 103 10,3 9,6 9,0 5 II. Standortsklaſſe. F 20 40 60 80 100 120 Jahre Mittlere Höhe. 2,9 10,7 16,8 21,3 259 28,0 Unteridied ..... 2,9 7,8 6,1 5,0 4,1 21 1 ER 92 297 495 644 768 850 fm Laufender Zuwachs. 7 12 8 7 5 3 Durchſchnittszuwachs 4,6 7,4 8,3 8,2 7,7 19 III. Standortsklaſſe. . 20 40 60 80 100 120 Jahre Mittlere Höhe 2,0 8 13,4 174 19,8 21,0 Unterſchied 2 6 5,4 4 2,4 12 x r 59 210 362 486 585 655 fm Laufender Zuwachs. 6 8 7 6 4 3 2 Durchſchnittszuwachs 3,0 5,2 6,0 6,1 5,9 „ IV. Standortsklaſſe. . 20 40 60 80 100 120 Jahre Mittlere Höhe 1,4 a8, 201 13,1 14,6 m Unterſchies 1,4 4,7 4 3 1,5 7 W 41 145 255 335 400 fm Laufender Zuwachs. 4 6 5 4 3 8 Durchſchnittszuwachs 2,0 3,6 4,2 42 4,0 1 Die wichtigſten Folgerungen, welche Baur aus den Reſultaten der württembergiſchen Verſuchsflächen gezogen und (S. 44 flg.) in 10 Theſen niedergelegt hat, gehen (nach ſeinen eigenen Worten) dahin, daß: „bei Fichtenbeſtänden verſchiedener Bonität das Maximum des laufenden jährlichen Höhenwuchſes zwiſchen dem 21.—41., des durch⸗ ſchnittlich jährlichen Höhenwuchſes zwiſchen dem 40.— 78. Jahre eintrete; daß das Maximum des laufend⸗ jährlichen Maſſenzuwachſes 1) Unter dem „Zuwachs“ ohne nähere Beſchränkung iſt in dieſer Schrift ſtets der Geſammtzuwachs an oberirdiſcher Holzmaſſe verſtanden. Die bezüg— lichen Unterſcheidungen von Derb- und Reisholz werden, weil ſie qualitativer Natur ſind, erſt in den die Werthzunahme betreffenden Abſchnitten gemacht. 24 Achter Theil. zwiſchen das 27. und 50. Jahr, das Maximum des durchſchnittlich— jährlichen Maſſenzuwachſes zwiſchen das 45. und 86. Jahr falle; daß das Maximum der Derbholzerzeugung ſpäter eintrete als dasjenige der Derb: und Reisholzerzeugung; daß die Maxima ſowohl des Derbholz: als auch des Geſammt⸗ zuwachſes früher auf guten als auf ſchlechten Standorten eintreten; daß in geſchloſſenen Beſtänden gleicher Bonität der laufend: jährliche Maſſenzuwachs proportional dem laufend⸗jährlichen Höhen— zuwachs ſei; daß die Zuwachsprocente mit den wachſenden Beſtandesaltern abnehmen; daß die Zuwachsprocente um ſo raſcher ſinken, je beſſer der Standort iſt und umgekehrt; daß die Kreisflächenſummen normaler Fichtenbeſtände mit ab: nehmender Bonität ſinken, jedoch langſamer als die Holzmaſſen abnehmen; daß das Maximum des laufend-jährlichen und durchſchnittlichen Kreisflächenzuwachſes früher eintrete, als dasjenige des Höhen- und Maſſenzuwachſes, und zwar bei Beſtänden beſſerer Bonität wieder zeitlicher als unter ſchlechten Standortsverhältniſſen; daß der laufend⸗jährliche Kreisflächenzuwachs ſich etwa vom 60. Jahre an faſt gleich bleibe; daß die geognoſtiſche Formation auf den Zuwachsgang und die Maſſenproduction der Fichte einen geringern Einfluß zu haben ſcheine als das Verwitterungsproduct ſelbſt ſowie Lage und Expoſition.“ 2. Kritik. Die Baur'ſchen Ertrags- und Zuwachstafeln für die Fichte ſind ohne Zweifel das Erzeugniß großen Fleißes und gründlicher Arbeit. Sie haben, wie Baur mit Recht hervorhebt, gegenüber vielen ältern Ertragstafeln den Vorzug, daß ſie auf realen Größen beruhen, und daß das Material, welches ihnen zur Grundlage gedient hat, klar vor Augen liegt und für die Fortführung der Ertrags- und Zuwachsunterſuchungen eine bleibende werthvolle Grundlage bildet. Für Standortsverhältniſſe, denen dieſe Tafeln Ausdruck geben, und für eine zukünftige Bewirthſchaftung, die derjenigen gleich oder ſehr ähnlich iſt, welche in dieſem Jahrhundert in Württemberg geherrſcht hat, können ſie ohne Einſchränkung zu allen Aufgaben benutzt werden, zu denen Ertragstafeln überhaupt geeignet ſind. Wenn aber Baur (S. 41 flg.) den Wehe ſeiner Tafeln ganz generell mit den Worten charakteriſirt: § 104. Extragstafeln der Fichte. 25 „Sie geben Aufſchluß, in welchem Verhältniß mit zunehmendem Beſtandesalter die Stammzahl ſich vermindert, Kreisflächenſumme und Höhe aber wachſen ...; ſie geben Aufſchluß über die mit dem Beſtandesalter zunehmende Maſſenmehrung ... fie geben Auskunft darüber, in welchem Verhältniß mit zu⸗ nehmendem Beſtandesalter die Zuwachsprocente abnehmen; ſie dienen zur Bonitirung concreter Beſtände, wobei in erſter Linie die mittlere Beſtandeshöhe entſcheidend iſt; ſie dienen zur Einſchätzung der Holzmaſſen concreter Beſtände, wenn man keine umſtändlichen Beſtandesſchätzungsmethoden in An⸗ wendung bringen kann oder will; ſie ſind in noch höherm Maße bei Maſſenzuwachsermittelungen der Beſtände zu gebrauchen; fie dienen aber auch zur directen Ermittelung des Normal- vorrathes aller möglichen Umtriebszeiten. (Will man z. B. den Normalvorrath bei 120 jährigem Umtrieb für 120 ha haben, jo braucht man nur die 120 Maſſenglieder der betreffenden Bonität zu addiren); endlich dienen die Ertragstafeln noch zur Löſung aller mög- lichen Fragen der Waldwerthberechnung und der forſtlichen Statik“ — ſo bekundet dies eine Auffaſſung über die Bedeutung und All⸗ gemeingültigkeit der einem beſtimmten Lande und einer beſtimmten Epoche entnommenen ſtatiſtiſchen Materialien, der man weder vom wiſſenſchaftlichen noch vom praktiſchen Standpunkte aus beipflichten kann. Gegen die Folgerungen, die Baur aus ſeinen Ertragstafeln gezogen hat, iſt Folgendes geltend zu machen: 1. Im Einzelnen iſt zu bemerken, daß einige der aus den Zahlen gezogenen Folgerungen unrichtig, andere ſelbſtverſtändlich und deshalb als allgemeine Sätze überflüſſig ſind. Unrichtig iſt die Annahme, daß die Maſſen zweier ungleichalten Beſtände auf gleichen Boni⸗ täten ſich wie ihre Höhen verhielten. Dies würde der Fall ſein, wenn mit zunehmendem Alter die Stammgrundflächen und Form⸗ zahlen unverändert blieben oder wenn die Formzahlen in dem Maße, wie die Kreisflächen zunehmen, ſich verkleinerten. Beides iſt aber, wenigſtens allgemein, nicht zutreffend, wie nicht nur aus den phyſio⸗ logiſchen Wachsthumsgeſetzen, ſondern aus den unmittelbaren Wirkungen von Durchforſtungen nachgewieſen werden kann. Die Maſſe iſt nicht nur von der Höhe, ſondern auch von dem Grade der Beſtandesdichte abhängig. Eine in den herrſchenden Beſtand eingreifende kräftige Durchforſtung kann z. B. die Maſſe eines Beſtandes um 100 fm ver— mindern, während die mittlere Höhe faſt gleich bleibt. 26 Achter Theil. Unrichtig iſt ferner der Satz, daß der jährliche Kreisflächen⸗ zuwachs ſich etwa vom 60. Jahre an gleich bleibe. Der Kreisflächen⸗ zuwachs des bleibenden Beſtandes nimmt vielmehr unter allen Umſtänden ab, ſowohl bei dichter Beſtandeshaltung in Folge der Kronenſpannung und der Unmöglichkeit der Kronenwölbung, als auch, und zwar in noch höherm Grade, bei kräftiger Durchforſtung, bei welcher faſt der ganze Kreisflächenzuwachs im Wege der Durchforſtung aus den Beſtänden entnommen wird. Zugleich enthält der vor⸗ liegende Satz gegen den vorerwähnten, daß die Maſſen zu den Höhen im geraden Verhältniß ſtänden, einen Widerſpruch. Ein Beſtand, der vom 60. Jahr ab gleichen Kreisflächenzuwachs anlegt, muß an Maſſe ſtärker als im Verhältniß der Höhe zunehmen. Als ſelbſtverſtändlich werden die Sätze angeſehen werden müſſen, daß der Derbholzzuwachs ſpäter culminirt als derjenige an Geſammt⸗ maſſe, daß die Zuwachsprocente mit dem wachſenden Alter abnehmen und daß die Kreisflächenſummen mit abnehmender Bonität ſinken. Dinge, die ſo ſelbſtverſtändlich ſind, wie die vorſtehenden, die nicht nur jedem Verwaltungsbeamten, ſondern auch einem Forſteleven oder Waldhüter a priori als unzweifelhafte, in der Natur der Sache liegende Dinge feſtſtehen, können wohl durch Ertragsunterſuchungen präciſirt, nicht aber in der Form von allgemeinen Theſen als durch Specialarbeiten gewonnene Reſultate hingeſtellt werden. Das Maximum des Kreisflächenzuwachſes erfolgt bei der Fichte, wie bei allen andern Holzarten, früher als ſeine Berechnung irgend welche praktiſche Bedeutung hat. In dicht begründeten Culturen und Verjüngungen wird es oft ſchon im 1. Jahrzehnt eintreten. 2. Tiefer gehende Differenzen als ſie in dieſen Bemängelungen einzelner Punkte enthalten ſind, ergeben ſich hinſichtlich der Allgemein— gültigkeit der Sätze, die aus Erfahrungstafeln abgeleitet werden können. Baur ſtellt die Abnahme der Stammzahlen, der Zuwachs⸗ procente u. ſ. w. des Hauptbeſtandes, wie ſie aus den Ergebniſſen der württembergiſchen Verſuchsanſtalt reſultiren, als geſetzmäßige Erſcheinungen hin. Dieſe Auffaſſung iſt zweifellos nicht zutreffend. So wenig man in der Landwirthſchaft durch Unterſuchungen über den Ertrag des Roggens oder Weizens in England oder Belgien Geſetze findet, die nach Analogie rein phyſiſcher Verhältniſſe in be⸗ ſtimmten Zahlen dargeſtellt werden können, ſo wenig iſt dies in der Forſtwirthſchaft möglich. Den Beſtänden wird durch den Standort, den ſie einnehmen, und durch die phyſiologiſche Entwicklung, der ſie unterworfen ſind, kein beſtimmtes, in Zahlen auszudrückendes Geſetz hinſichtlich ihrer Zuſammenſetzung (Stammzahl, Wachsraum u. ſ. w.) $ 104. Ertragstafeln der Fichte. 27 eingeprägt. Neben dem Zwange des natürlichen Geſetzes beſteht die Freiheit des Wirthſchafters, den Wachsraum, von dem die beſtand⸗ bildenden Factoren abhängen, zu erweitern oder einzuengen, die Stammzahlen ſtärker oder ſchwächer, ſchneller oder langſamer ſich ver⸗ mindern zu laſſen. Daß dies ſo iſt, läßt ſich an jedem einzelnen Beſtande nachweiſen. Der Verfaſſer hat in ſeinem eigenen Wirthſchafts⸗ bezirke!) Fichtenbeſtände, die zur Conſtruction von Normalertragstafeln ſehr wohl geeignet ſind. Die beſſern, regelmäßigen, aus guten Pflanzungen mit engen Verbänden hervorgegangenen Beſtände ent- halten, wie die in den folgenden Paragraphen angeführten Ergebniſſe von Aufnahmen erſehen laſſen, im 40. Jahre etwa 380 fm, im 80. Jahre 800 fm. Die 40 jährigen Beſtände können nun jo er: zogen werden, daß ſie bis zum 80. Jahre ſich ebenſo entwickelt haben, wie die jetzt vorliegenden von dieſer Altersſtufe. Dies geſchieht, wenn ſie nur ſchwach durchforſtet werden, wenn vom 40. Jahre etwa alle 10 Jahre ca. 50 fm auf dem Wege der Durchforſtung entfernt werden. Eine Ertragstafel, die auf der Grundlage eines ſolchen Durchforſtungsprincips für den genannten Bezirk aufgeſtellt wird, würde etwa folgende Geſtalt erhalten: ä, a en ae REN ER 40 60 80 100 Jahre Kreisflächenſumme p. ha ...... 40 50 56 58 qm V 380 650 800 920 fm — » 270 150 120 Haubarkeits⸗Durchſchnittszuwachs . 9,5 10,8 10 DR ya Zuwachsprocent des Hauptbeitandes 3, +1 0,8 Die jetzt 40 Jahre alten Beſtände können aber auch derart be⸗ handelt werden, daß alle 5 Jahre 50 km p. ha genutzt werden. Ge— ſchieht dies, ſo würde die Ertragstafel für das bezeichnete Wirthſchafts⸗ gebiet etwa folgende Umwandlung erleiden: b. eit. 21:86 40 60 80 100 Jahre Kreisflächenſumme . 40 42 44 45 qm Malle. was 380 550 630 700 fm Unterihied ..... 170 80 70 Durchſchnittszuwachs 9,5 91 7,9 7,0 1 Zuwachsprocent . 2,3 0,7 0, Beide Durchforſtungsmethoden find möglich, ohne daß gegen waldbauliche Grundregeln verſtoßen wird. Die Beſtände, die aus 1) Oberförſterei Merenberg, Reg.⸗Bez. Wiesbaden, Schutzbezirk Waldern⸗ bach, Diſtr. 110—114, Schutzbezirk Loehnberg, Diſtr. 2—4 u. a. 28 Achter Theil. der verſchiedenartigen Behandlung hervorgehen, können auch beide als normal angeſehen und einer „normalen Ertragstafel für den Weſterwald“ zu Grunde gelegt werden, obwohl alle Zahlen (Stamm⸗ zahlen, Zuwachsprocente u. ſ. w.), die ſich in beiden Fällen ergeben, verſchieden ſind. Ebenſo wie für die Oberförſterei Merenberg ver⸗ hält es ſich auch mit den Fichtenbeſtänden in Württemberg, deren vorherrſchende Standorts- und Entwicklungsverhältniſſe jenen ſehr ähnlich ſind. Auch ſie tragen eine ſtrenge Geſetzmäßigkeit nicht in ſich ſelbſt; auch ſie haben einen der wirthſchaftlichen Freiheit ent⸗ ſprechenden dehnbaren Charakter. Wenn dort in Zukunft ſchwach durchforſtet wird, ſo gleichen die Normalbeſtände der Zukunft der unter a dargeſtellten Ertragstafel; wird ſtark durchforſtet, ſo nähern ſie ſich dem unter b conſtruirten Entwicklungsgang. Normalertrags⸗ tafeln in beſtimmter Faſſung kann man daher auch nicht aufſtellen, wenn über die Art der wirthſchaftlichen Behandlung nicht gewiſſe Normen gegeben ſind. Um aber ſolche Normen zu begründen und zu präciſiren, iſt das erſte Erforderniß, daß man über die Grund: principien der Wirthſchaft im Klaren iſt. Es muß ausgeſprochen ſein, ob das Princip des Bodenreinertrags, welches den ſtehenden Holzvorrath als Betriebskapital auffaßt, als richtig anerkannt wird, da hiervon der Begriff des Normalen und mit ihm der Grad der Beſtandesdichte, der normalen Stammzahlen, des normalen Wachs— raumes, des normalen Zuwachsganges und des normalen Vorrathes abhängig iſt. Normalertragstafeln für die Waldreinertragswirthſchaft gleichen den unter a, ſolche der Bodenreinertragslehre gleichen den unter b dargeſtellten Ertragstafeln. 3. Als die für die Praxis wichtigſte Folgerung, welche aus den Ertragstafeln von Baur hervorgeht, wurde ziemlich allgemein die frühzeitige Culmination des Durchſchnittszuwachſes angeſehen. „Auch darüber“ — ſchreibt Baur — „wann der laufende und durchſchnitt⸗ liche Zuwachs der Beſtände überhaupt culminire, waren die Anſichten ſeither ſehr getheilt. Nach unſerer Anſicht iſt dieſer Gegenſtand ſeit K. Heyer nicht weſentlich gefördert worden. Wir haben aus den mitgetheilten Ertragstafeln die feſte Ueberzeugung gewonnen, daß der durchſchnittlich-jährliche und natürlich noch mehr der laufende Maſſen⸗ zuwachs weit früher culminirt, als viele Fachgenoſſen ſeither an⸗ nahmen.“ — Nun wird man gegen die Richtigkeit der Meſſungen von Baur nichts zu erinnern haben und ihnen nach dieſer Richtung vollſte Anerkennung zu Theil werden laſſen müſſen. Allein wenn dem Lehrſatz, daß das Maximum des durchſchnittlich-jährlichen und noch mehr des laufend⸗-jährlichen Maſſenzuwachſes ſchon in der von 8 104. Ertragstafeln der Fichte. 29 Baur bezeichneten Lebensperiode der Beſtände eintrete, die allgemeine Anerkennung und Bedeutung zu Theil werden ſoll, die ihm von Baur und andern beigelegt wird, ſo kann dies nur wegen der praktiſchen Folgerungen geſchehen, die daraus hervorgehen. Alle theoretiſchen Sätze der Forſtwirthſchaft erhalten ihre Bedeutung nur wegen des Einfluſſes, den ſie auf die Praxis auszuüben im Stande ſind. Und es kann nicht wohl einem Zweifel unterliegen, daß dieſer Einfluß, wenn er vorhanden iſt, dahin geht, daß mit dem Durch— ſchnittszuwachs auch die Hiebsreife früher eintritt, als es bei der Annahme ſpäterer Culmination anzunehmen war. Hiermit würden aber die Ergebniſſe der Baur'ſchen Tafeln auf die zukünftige Wirth⸗ ſchaft einen ganz ähnlichen Einfluß ausüben, wie derjenige iſt, welchen die Bodenreinertragslehre zur Folge hat. Es bleibt eine eigenthüm⸗ liche Erſcheinung in der Forſtgeſchichte des 19. Jahrhunderts, daß Baur, welcher der Bodenreinertragslehre, welcher insbeſondere ihrem eifrigſten und verdienſtvollſten neuern Vertreter, Preßler, wo er nur konnte, entgegengetreten iſt, durch Betonung der Bedeutung des frühern Eintritts des Durchſchnittszuwachſes eine ähnliche Tendenz ausübte, daher denn auch die Pfeile, die in dieſer Richtung ab— geſchoſſen ſind, ſich umkehren und den Schützen treffen. Das Reſultat der Baur'ſchen Tafeln, daß der Zuwachs früh eulminire, ſcheint dazu beigetragen zu haben, daß zwiſchen den Ber: tretern der Wald⸗ und Bodenreinertragslehre längere Zeit hindurch ein äußerer Frieden geſchloſſen iſt. Indeſſen ein Friede, der nicht in den Grundlagen und Principien der Dinge ſeine Wurzel hat, iſt auf wiſſenſchaftlichem und wirthſchaftlichem Gebiete nicht von Dauer. Die Sachlage wird dann nur äußerlich übertüncht, während im Innern die Gegenſätze fortbeſtehen. Aeußere Tünche bei innern Gegenſätzen iſt aber ſtets vom Uebel. Und es bleibt ein unbeſtreitbares Verdienſt von Borggreve ), dies Verhältniß zuerſt klar erkannt und ausgeſprochen zu haben. Zwiſchen den Ergebniſſen der Baur'ſchen Tafeln und 1) Die Forſtabſchätzung 1888, S. 98 flg. („Da erſchienen nun die neuen Normalertragstafeln, die unanfechtbaren Ergebniſſe eines Maximums von aufgewendeter forſtlicher Arbeitskraft und Intelligenz. Dieſelben gaben an, daß das Alter der größten Maſſenerzeugung noch viel tiefer liege als das finanziellſte Haubarkeitsalter, was auch nur einer der Reinerträgler — für Nadel— holz wenigſtens — je zu empfehlen gewagt hätte .... Von allen Seiten wurde nun betreffs des Materials dieſes Reſultat, dieſe Folgerung aus den neuen Normalertragstafeln als die wirthſchaftlich bedeutſamſte angeſehen und behandelt, wie ſie das denn auch, wenn correct, thatſächlich wäre. Da ſie aber falſch, grundfalſch war, ſo begannen die Tafeln in dieſer Folgerung geradezu Schaden zu ſtiften!“) 30 Achter Theil. den Folgerungen der Bodenreinertragstheorie beſteht nur eine äußere, keine innere Uebereinſtimmung. Der Bodenreinertragstheorie liegt ein richtiges Princip zu Grunde, das ſich, ſolange eine Forſtwirth— ſchaft beſtehen bleibt, erhalten und um ſo entſchiedener Bahn brechen wird, je gründlicher die einſchlagenden Verhältniſſe durchdacht werden, je conſequenter die Anwendungen der Lehre folgen. Der Annahme des Einfluſſes der frühen Culmination des Durchſchnittszuwachſes vom bleibenden Beſtande auf die praktiſche Wirthſchaft liegt dagegen ein unrichtiger Gedanke zu Grunde, die unrichtige Annahme, daß aus dem Verhalten des Haubarkeitsdurchſchnittszuwachſes Schlüſſe für die wirthſchaftliche Behandlung der Beſtände abgeleitet werden könnten, während es gar keinem Zweifel unterliegt, daß die Beſtimmungs— gründe für die praktiſche Wirthſchaft, ſofern überhaupt der Maſſen⸗ factor Einfluß hat, nur im Geſammtzuwachs an Haubarkeits⸗ und Vorertrag liegen. 4. Nächſt dem unter 3. genannten Punkt erſcheint als die wichtigſte Folgerung der Baur'ſchen Tafeln die, daß das Maximum des Zuwachſes auf den geringern Bonitäten ſpäter eintritt, als auf den beſſern. Es iſt dies eine natürliche Folge der langſamen Ent⸗ wicklung der Beſtände auf den minder kräftigen Bodenarten und in den kühlern Lagen. Dies Verhältniß der Bonitäten zuerſt in präciſer Form nachgewieſen zu haben, iſt ein Verdienſt der Baur'ſchen Er: tragstafeln. Allein die praktiſche Bedeutung auch dieſer Folgerung iſt weit geringer, als man zunächſt anzunehmen geneigt iſt. Sie ſcheint dahin zu gehen, daß die Umtriebszeiten auf den geringern Standorten höhere ſein müßten, als auf den beſſern. Thatſächlich wird aber weit mehr das umgekehrte Verhältniß, daß die guten Standorte mit höhern Umtriebszeiten behandelt werden, in Deutjch- lands Waldungen vertreten ſein. Daß ſich dies ſo verhält, iſt aber gewiß nicht eine Folge mangelhafter Einſicht ſeitens der ausführenden und leitenden Beamten, welche über die Umtriebszeit zu beſtimmen haben. Jede tiefe und weitergehende Unterſuchung dieſes Gegen— ſtandes führt vielmehr zu der Einſicht, daß es nicht möglich iſt, be— ſtimmte allgemein anwendbare Beziehungen zwiſchen den verſchiedenen Bonitäten betreffs der Höhe der Umtriebszeit feſtzuſtellen.“) B. Erxtragstafeln, welche den Zuwachs für Baupf- und Vornußung angeben. Daß dem Nachweis der frühen Culmination des Haubarkeits⸗ durchſchnittszuwachſes von mancher Seite ſo großer Werth beigelegt 1) Weiteres hierüber ſ. in den die Umtriebszeit behandelnden Paragraphen. 8 104. Ertragstafeln der Fichte. 31 wurde, mußte bei denen, die ſich öffentlich oder im Stillen mit Arbeiten über den Zuwachs der Beſtände beſchäftigt haben, einige Verwunderung hervorrufen. Und dieſe Verwunderung mußte noch zunehmen, als gelegentlich!) bemerkt wurde, von den Bearbeitern des forſtlichen Verſuchsweſens ſei oft die zwiſchen zwei Altersſtufen einer Tafel vorhandene Maſſendifferenz als Zuwachs der Beſtände angeſehen worden. Die frühzeitige Culmination des Durchſchnittszuwachſes am Hauptbeſtande wird ſich, wenn man die Zuwachsbildung auf ihre Grundbedingungen zurückführt und Gutachten oder Berechnungen darüber anſtellt, mit Nothwendigkeit immer und überall ergeben. Es fehlen, ſobald der Höhenwuchs aufhört oder nachläßt, die äußern Be⸗ dingungen, die erforderlich ſind, wenn die Maſſen geſchloſſener Be— ſtände in einem ihrem ſeitherigen Verhältniß entſprechenden Maße anſteigen ſollen. Dieſe bereits von K. Heyer!) beſtimmt aus⸗ geſprochene Theſe hat als ſolche allgemeine Geltung. Wogegen ſich die Kritik richtet, iſt nicht jener Satz als ſolcher; ſie betrifft vielmehr die Frage, ob aus ihm Folgerungen für die Wirthſchaft gezogen werden können. Daß die Folgerungen, welche ſich aus den zahlen= . mäßigen Verhältniſſen des Hauptbeſtandes ergeben, für die Wirthſchaft nicht beſtimmend find, hat ſchon v. Thünen!) in ſeiner, trotz der unmittelbaren Nichtanwendbarkeit der reſultirenden Zahlen tief durch⸗ dachten und gründlich bearbeiteten Schrift mit logiſcher und mathe— matiſcher Schärfe nachgewieſen. Wenn Baur auf K. Heyer hinweiſt, ſo wird man bei aller Anerkennung der großen Bedeutung dieſes Schriftſtellers für die Forſttechnik und Ertragsregelung nicht ver— kennen, daß er die Beziehungen von Zuwachs und Umtriebszeit nicht gerade tiefgehend behandelt hat. Nachhaltiger als K. Heyer's Ein⸗ fluß auf dem vorliegenden Gebiete iſt derjenige von G. König, der wohl nur wegen ſeiner nicht gewandten und glatten Schreibweiſe die ihm gebührende Beachtung ſeitens der mit- und nachlebenden Fach— genoſſen nicht gefunden hat. König“) ſpricht es beſtimmt aus, daß der am Beſtande unmittelbar gefundene Durchſchnittszuwachs weder mit dem wirklichen Jahreszuwachs übereinſtimme, noch ſonſt einen 1) Mündener Forſtliche Hefte, III, S. 139. 2) Die Waldertragsregelung, 3. Aufl. 1883, $ 19. 3) Der iſolirte Staat, dritter Theil: „Grundſätze zur Beſtimmung der Bodenrente, der vortheilhafteſten Umtriebszeit und des Werthes der Holz— beſtände von verſchiedenem Alter für Kiefernwaldungen.“ Die Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags culminirt hier ohne Einfluß der Durchforſtung im 42., unter dem Einfluß von Durchforſtungen im 67. Jahre. 4) Forſtmathematik, 4. Ausg. 1854, $ 385 und 392. 32 Aa⸗4ahter Theil. ſichern Schluß auf den weitern Wachsthumsgang und die Wirthſchaft begründe. In der neuern Zeit iſt die Bedeutung der Durchforſtungen, namentlich derjenigen im höhern Alter, von den verſchiedenſten Seiten hervorgehoben worden. Der Durchſchnittszuwachs des bleibenden Be— ſtandes wird durch ſolche Durchforſtungen fortgeſetzt vermindert. In Bezug auf die Hiebsreife üben dieſe aber, trotz der negativen Wirkung auf den Haubarkeitsdurchſchnittszuwachs, einen poſitiven, ſteigernden Einfluß aus. Sobald der Geſammtzuwachs an Haupt: und Bor: nutzung in gebührende Rückſicht gezogen wird, ändern ſich alle Folge— rungen, die in dieſer Beziehung gezogen werden können. I. Die Ertragstafeln von R. Hartig. Ertragstafeln, welche ſich auf Haupt⸗ und Vorertrag erſtrecken, hatte bereits im Jahre 1868 R. Hartig!) veröffentlicht. Auf dieſe wird hier insbeſondere wegen des Gegenſatzes gegen die von Baur ausgeſprochene Anſicht hingewieſen, daß ſeit K. Heyer bis zur Auf- ſtellung der Baur'ſchen Tafeln keine Fortſchritte auf dem Gebiete der Zuwachslehre erfolgt ſeien. Hartig's Tafeln bezeichnen zweifellos einen bedeutenden Fortſchritt. Die auf 1 Morgen bezogenen Reſultate der Hartig'ſchen Ertragsunterſuchungen ſind folgende: I. Standortsklaſſe. Raad N 20 40 60 80 100 110 Jahre Laufender Zuwachs 2,87 8,20 4,91 4,66 2,95 3,09 fm p. Morgen Jährlicher Durchſchnittsertrag R 1,46 3,15 3,20 3,12 2,82 2,74 „ ii Jährlicher Durchſchnittsertrag aus Vornutznng 092 1,38 1,52 1,55 1,51 „ 4 Geſammtertragg . 1,46 4,07 4,58 4,64 4,37 4,25 „ a Antheil der Vornutzung am Geſammter trags — 22 30 33 35 36 % II. Standortsklaſſe. rr. ee 20 40 60 80 100 120 Jahre Laufender Zuwachs 0,96 6,36 4,24 3,61 3,37 3,56 fm p. Morgen Jährlicher Durchſchnittsertrag aus nne 0,50 2,57 2,70 2,53 2,37 2,29 „ 15 Jährlicher Durchſchnittsertrag er: aus Vor nutzung. 0,47 0,33 1,05 1,19 1,28 „ 1 Geſammtertrass 0,50 3,04 3,53 3,58 3,56 3,57 „ A Antheil der Vornutzung am Geſammtertr agg — 15 23 29 34 36 % 1) Die Rentabilität der Fichtennutzholz- und Buchenbrennholzwirthſchaft im Harz und Weſergebirge 1868, S. 38 flg. 8 104. Ertragstafeln der Fichte. 33 Dieſe Reſultate haben außer wegen ihrer abſoluten Zuwachs— angaben allgemeineres Intereſſe, einmal wegen des Verhältniſſes der Vornutzung zum Hauptertrag, das mit der Umtriebszeit fortgeſetzt ſteigt, und ſodann wegen des Verhaltens des Durchſchnittszuwachſes in den verſchiedenen Umtriebszeiten, das mit dem nachſtehend unter II angegebenen Verlauf im Weſentlichen übereinſtimmt. II. Die Ertragstafeln von Schwappach.) Unter den neuern Ertragstafeln ſind die nach den Aufnahmen des Vereins deutſcher forſtlicher Verſuchsanſtalten von Schwappach bearbeiteten durch die Reichhaltigkeit des Materials, das ihnen zu Grunde liegt, und die Gründlichkeit der Bearbeitung beſonders aus— gezeichnet. Daſſelbe umfaßt die Ergebniſſe der Aufnahmen von 472 Verſuchsflächen aus Preußen, Sachſen, Braunſchweig, Bayern, Baden und Württemberg. Schwappach giebt den laufenden Zuwachs und den Durchſchnittszuwachs, getrennt nach 2 Wuchsgebieten mit je 5 Bonitäten, in folgenden Zahlen: a) Mitteldeutſche Gebirge und Norddeutſchland. I. Standortsklaſſe. ee ( 20 40 60 80 100 120 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs. 14,7 22,0 18,0 13,8 10,9 8,6 fm Durchſchnittlich he Hauptbeſtandes 8,8 12,9 13,0 12,0 11,0 10,1 „ jährlicher Zuwachs | der Geſammtmaſſe 8,3 14,8 16,5 16,4 15,5 14,7 „ Antheil der Vornutzung an der Ge- / r — 13 21,6 26,7 29,2 30,5 % II. Standortsklaſſe. —T:. ( 20 40 60 80 100 120 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs 104 17,1 15,7 12,1 9,3 7, fm Durchſchnittlich Pe Hauptbeſtandes 6,6 9,6 10,1 9,6 9,0 84 „ jährlicher Zuwachs! der Geſammtmaſſe 6,6 10,8 12,7 13,0 12,5 11,8 „ Antheil der Vornutzung an der Ge⸗ %%% ee, — 11,1 20,8 25,9 28,1 29,1 % III. Standortsklaſſe. TTT. end 20 40 60 80 100 120 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs 7,5 12,4 13,0 10,4 8,0 6,2 fm Durchſchnittlich Man Hauptbeſtandes 5,0 69 7,5 75 7,2 68 „ jährlicher Zuwachs | der Geſammtmaſſe 5,0 7,5 94 100 9,8 94 „ Antheil der Vornutzung an der Ge: J . — 9 19,6 24,5 26,7 27,8 % 1) Wachsthum und Extrag normaler Fichtenbeſtände, Berlin 1890. Martin, Bodenr⸗inertragstheorie. V. 3 34 Achter Theil. IV. Standortsklaſſe. FC 20 40 60 80 100 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs. 5,1 8,7 98 85 6,2 fm Durchſchnittlich ere Hauptbeſtandes 3,5 AT 5,4 5,6 55 jährlicher Zuwachs [der Geſammtmaſſe 3,5 50 6,4 7,2 7,2 „ Antheil der Vornutzung an der Ge⸗ r nes „ ba 160 215 255 9 V. Standortsklaſſe. ee a en 20 40 60 80 100 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs 3% 5, 7, 6% 4% im Durchſchnittlich m Hauptbeſtandes 2,2 30 36 40 4,0 jährlicher Zuwachs der Geſammtmaſſe 2,2 30 4,3 5,0 5,0 Antheil der Vornutzung an der Ge⸗ .. ĩͤ EEE IT ERRER „ 15, 19,8 20,8 -% b) Süddeutſchland. I. Standortsklaſſe. Wir in ae . . . 20 40 60 80 100 120 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs 13,9 23,2 16,8 13,7 10,9 9,5 fm Durchſchnittlich er Hauptbeſtandes 10,0 12,9 13,0 11,9 11,0 12,9 jährlicher Zuwachs | der Geſammtmaſſe 10,0 15,2 16,9 16,4 15,6 14,7 Antheil der Vornutzung an der Ge⸗ ( — 15,1 23,0 27,2 29,5 309 % PTT 20 40 60 80 100 120 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs.... 9,5 16,3 15,5 13,5 11,2 8,5 fm Durchſchnittlich 115 Hauptbeſtandes 7,1 92 98 95 9,0 8,4 jährlicher Zuwachs der Geſammtmaſſe 71 10,4 12,3 12,9 12,8 12, „ Antheil der Vornutzung an der Ge⸗ Vc — 10,9 20,0 26,2 29,7 31,1 % III. Standortsklaſſe. e AR ir Ei 1 20 40 60 80 100 120 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs 6,0 11,5 13,1 12,5 10,6 8,0 fm Durchſchnittlich des Hauptbeſtandes 4,7 6,3 7,1 7,3 7,2 69 jahrlicher Zuwachs ber Geſammtmaſſe 47 6,8 8,7 9, 10,1 10,0 „ Antheil der Vornutzung an der Ge— fn . =. 2. ee — 8,1 17,8 24,8 28,9 30,5 % IV. Standortsklaſſe. Altern . ER ee 20 40 60 80 100 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs.. . 39 7,7 96 105 92 fm f Durchſchnittlich Fr Hauptbeſtandes 27 3,9 4,3 5,3 5,5 „ jährlicher Zuwachs (der Geſammtmaſſe 2,7 4,1 5,6 6,8 7,4 „ Antheil der Vornutzung an der Ge⸗ fanmmntmaſſe ü due im — 458 142 209 260 % $ 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 35 V. Standortsklaſſe. —!! kv 20 40 60 80 100 Jahre Laufend jährlicher Zuwachs. 19 4,9 7,0 8,0 7,1 fm Durchſchnittlich 05 Hauptbeſtandes 1,0 2,2 3,1 37 4,0 „ jährlicher Zuwachs der Geſammtmaſſe. 150 2,2 35 4,5 5,2 Antheil der Vornutzung an der Ge: VVV — — 11,0 17, 22,5 % Auch dieſe Tafeln laſſen die frühzeitige Culmination des Durch⸗ ſchnittszuwachſes vom Hauptbeſtande erkennen. Auch nach ihnen er: reicht derſelbe auf den geringern Bonitäten ſpäter ſein Maximum als auf den beſſern. Allein ſehr klar tritt auch hier die Thatſache hervor, daß die Culmination des Durchſchnittszuwachſes bei gehöriger Berück— ſichtigung der Vorerträge hinausgeſchoben, daß er durch den Einfluß richtiger Durchforſtungen lange auf ſeiner Höhe erhalten, daß ſein Sinken verlangſamt wird. Es kann nicht wohl einem Zweifel unter: liegen, daß der Antheil, den die Vornutzungen am Geſammtertrag einnehmen, mit dem Fortſchreiten des allgemeinen und forſtlichen Wirthſchaftszuſtandes durch die gründlichere Ausführung der Culturen, die beſſere Abſetzbarkeit der ſchwächern Holzſortimente, die regelmäßigere und ſachgemäßere Ausführung der Durchforſtungen ꝛc. in Zukunft fort⸗ geſetzt an Bedeutung zunehmen wird. Das wichtigſte Reſultat, welches aus den Schwappach'ſchen Tafeln für die praktiſche Wirth ſchaft ge— zogen werden kann, geht dahin, daß der Durchſchnittszuwachs während langer Zeiträume faſt gleich bleibt. Er ändert ſich z. B. auf der zweiten Standortsklaſſe vom 60. bis 120. Jahre nur um 0,6 fm; auf der dritten Standortsklaſſe nur um 0,4 fm. Hierin liegt nun zweifellos ein Moment, das die Bedeutung des Maſſen— factors als Beſtimmungsgrund forſtlicher Maßregeln zurücktreten läßt. Ob z. B. 9,7 km, wie es bei 80 jährigem Umtrieb der Fall iſt, oder 10,0 fm, wie es der 120 jährigen Umtriebszeit entſpricht, auf der Durchſchnittsfläche zuwachſen, iſt für die nationale Production ziemlich gleichgültig. Die Tafeln ergeben einen Beleg hierfür, daß, wie bereits in frühern Theilen dieſer Schrift begründet iſt, die wichtigſten forſt— lichen Maßnahmen nicht auf quantitative, ſondern auf quali— tative Elemente gegründet werden müſſen. 7 § 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. Das Material zu den nachfolgenden Unterſuchungen über Stamm: form, Stärkezuwachs und Kronenbildung der Fichte und den daran geknüpften wirthſchaftlichen Folgerungen hat in erſter Linie der 3 * 36 | Achter Theil. amtliche Wirthſchaftsbezirk des Verfaſſers, die Oberförſterei Meren— berg im Weſterwald, welche ſehr regelmäßige, durch Pflanzung in dichtem Verbande begründete Fichtenbeſtände verſchiedener Alters- ſtufen auf geeignetem Standort enthält, abgegeben. Um aber den etwa vorhandenen örtlichen Beſonderheiten nicht zu viel Einfluß ein⸗ zuräumen und auch ältere, im Regierungsbezirk Wiesbaden nicht vertretene Beſtände einzubeziehen, ſind auch einige Unterſuchungen gleichen Inhaltes in andern Wirthſchaftsgebieten, die der Verfaſſer der Güte der betreffenden Localbeamten verdankt, beigefügt. Im Allgemeinen zeigt die Fichte in ihrer Stamm- und Beſtandes⸗ bildung im Vergleich zu andern Holzarten, insbeſondere zur Eiche, große Regelmäßigkeit. Die vorliegenden Arbeiten ſind daher einfacher und ihre Reſultate geſtatten eine größere Anwendbarkeit, als dies dort der Fall war. Was die Bonität betrifft, ſo ſind namentlich gute Standorte (II. u. I.—II. Klaſſe) mit regelmäßigen Beſtänden unter Ausſchluß auffallend günſtiger Flächen in das Bereich der Unterſuchung gezogen worden. Von dieſen laſſen ſich nach dem Verhältniß des Höhen⸗ und Stärkewuchſes auch auf geringere Bonitäten gewiſſe Schlüſſe ziehen. I. Wirthſchaftsgebiet: Weſterwald, Reg.-Bezirk Wiesbaden. 1. Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 111: 85 jährige Fichten in der Stellung eines dunkeln Beſamungsſchlags, mit Buchen⸗Streifen⸗ ſaat unterbaut. Guter Standort (Baſaltboden, 400 m Meereshöhe). Stammzahl 496, Kreisfläche 34,7 qm, Maſſe 454 fm p. ha. a) Stamm- und Kronenbildung. En Im Verhältniß zur 2 = %|Beo Durchmeſſer (cm) Abnahme des Baumhöhe = 1 iſt ZS 2 Ss in der Höhe von . . m Durchmeſſers „ 2 2 — 8838 auf Im Länge 88 | Ze S2 e albern 85 | SE ES 8 = 8 G unteren oberen = Es 8 =7 7, 8 1 519 13 17 21 25 29 Stammtheil = GS G = | = 3 6 m m m cm “12% a2 1 32 20 7, 53442 40 34280196 1,08 | 1,50 | 0,63 0,22 0,017 II 304 17 4,8 4936 3329 261910. | 1,67 | 1,25 | 0,56 0,16 0,016 III 29,3 21 4,0 3631 29 26023 2012. 0,83 0,75 | 0,72 0,14 | 0,012 IV 29,3 25 4,1 3527 2624 2016010 . | 0,92 | 1,00 0,81 0,17 | 0,012 V 29,3 21,2 4,0 32 28 2724211811. | 0,67 0,75 0,72 0,14 0,011 VI 26,6 17 | 4,0 36 29 26231914. | 1,08 | 1,13 | 0,63 | 0,15 | 0,013 vi 27,5 21 | 3,2 34 28 2523 2015. | 0,92 | 1,00 | 0,76 | 0,12 | 0,012 VIII 26 17 | 4,0 30 2726 2319655. | 0,58 | 1,00 | 0,65 0,15 | 0,012 IX 27 15 | 4, 302827 25/2014]. |. 0,2 | 1,38 | 0,56 | 0,15 0,011 X 27% 21 | 3,3 3127252319158. | 0,66 | 1,00 | 0,76 | 0,12 | 0,011 XI 26 15 2,0 2421191814. | 0,50 | 1,00 | 0,58 | 0,08 | 0,009 XI 25,3 18 | 3,0 25 2019016138. .0% | 1,00 | 0,71 | 0,12 | 0,010 8 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 37 b) Stärkezuwachs. Nr — 7 Zahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten Kreis⸗ meſſenen der . flächen⸗ der Quer- Jahr- Durch zuwachs Stämme ſchnitte ringe 1 II III | IV |V | VI VI VII meſſer m am % I 1 77 (3,97) 4,7 3,0 | 2,8 2,86 1,8 2,5 3,4 49,4 34 13 54 a 41,8% 5,4 4,8 24 2,3 2,2 37,2 29 25 S b ee e 42, 3, 3,5 18,2 164 II 1 75 (1,75) 1,9] 3,6 | 4,5 2, 1,7 2,6 1,9 40,6 2,2 13 50 N . ; 3,6 3,6 2,4 2,2 1,5 26,6 2,7 23 SR ee 216,12 III 1 74 (2,80 4,2 2,8 2,1 1,3 1,0 14 1,4 34,0 1,7 13 54 5 (1,7% 4,0 2,8 2,3 1,6 1,1 27,0 1,9 25 33 g 5 N 400,89) 2,7 2,0 11,0 14,7 IV 1 77 (2,7) 2,7] 28 3,3 11,7] 2,1 1,2 1% 33,3 1,3 11 50 i 0 0 4,3 4,0 1,7 1,1 1,1 24,4 2,1 25 3a:B los. 00,5% 2,7 2,0 | 10,4 13,3 V 1 76 (2,16) 3,4 3,5 | 2,6 1,8 1,2 1,2 1,0| 33,2 1,3 13 44 ; . (1,303,933 1,6 1,4 23,0 3,1 23 24 TR { IPA TOT 11 19, 1 76 (1,26) 2,4 3,6 | 4,6 2,7 2,0 1,3 0, 37,4 1,0 11 50 N . 4, 4,1 2,1 1,2 0,9 25,4 1,4 21 e e e , „5 EEE VII * 75 (2,45) 6,0 3,2 2,0 1,0 1,0 0,8 1,0 34,8 1,3 11 55 v (2,350 4,3 2,6 1,3 1,4 1,5 26,8| 2,7 23 26 i . ; a (1,20% 2,5 2,0 11,4 21,7 VIII 1 76 (2,06) 3,1 2,2 | 1,0 1,1 0, 2,0 14 27,2 2,4 11 55 ; (1,2% 3,8 2,8 1,4 1,8 1,6 | 25,2 3,1 23 23 j g : ; (0,79) 1,8 2,1 9,2 | 23,9 IX 1 74 (1,0% 2,3 3,8 2,8 1,5 14 0,9 0,8 294 | 1,2 11 49 ; i (5,00 2,6 1,8 2,0 2,1 27, 4,0 21 1 5 5 (1,86) 3,0 2,5 | 14,6 | 13,1 X 1 77 (3,40 3,4 2,8 2,0 1,4 1,0 0,8 1,0 31,6 1a 11 50 ? 4,8 3,0 2,3 1,3 0,8 24,4 1,3 23 27 ; ; > (2,07% 24 1,7 | 12,2 9,3 XI . 74 (1,2% 2, 2,7 2,1 1,9 1,3 0,8 0, 26,6 0,6 9 55 (1,0% 4,0 2,7 1,5 0,6 0,2 20,0 0,4 19 73 Ps 2. 1(6,3912,8| 1,6 0,7 0,8 12,0 2,8 XII 1 68 (2,05) 2,6 2,4 1,8 1,2 0% 0,3 22,0 0,6 9 60 3,0 3,4 1% 0,9 04 O, 19, 0,6 21 30 F ö F 811 15 10,75% | 16 1,8 a 2. Oberförſterei Merenberg, Diftriet 112: 80 — 85 jährige Fichten, geſchloſſen und wüchſig, nach kräftiger Durchforſtung. Standort ſehr gut (Baſalt, 400 m Meereshöhe). Stammzahl 602, Kreisfläche 56,9 qm, Maſſe 843 fm p. ha. 38 Achter Theil. a) Stamm: und Kronenbildung. 00 Im Verhältniß zur 8 8 . Durchmeſſer (em) Abfall Baumhöhe 1 iſt E S 88128 in der Höhe von... m auf Im Länge ar 2 8. — 5 2 m 28 K 222 u S8 ö = 88 888 2 r unteren oberen 258 | & SE. S8 S * Stammtheil 3 5 86 8 8 3 115 9 1817 21 25 29 | 2s Gg |Rö} ® m m m f cm 3 2: SE I 35,2 25 5,4 55 51 48145 43041 34.330 0,83 0,92 | 0,71 0,15 | 0,016 II 34,3 | 24 | 6,5 49 42 40/37 34 29 255. | 1,00 | 1,00 | 0,73 0,19 | 0,014 III 34 | 24 4,5 43 37 343129 23199. 1,00 | 1,00 | 0,71 | 0,13 | 0,013 IV 34,5 23 | 4,5 43 36 34/3029 25180. 1,08 | 1,00 | 0,67 0,13 | 0,012 V 33 | 23 | 4,5 36 3130302723177. 0,50 | 1,08 | 0,70 0,14 | 0,011 VI 32 22 3,8 38 34 323026 22160. 0,67 | 1,17 | 0,69 0,12 0,012 VII 31,6 22 3,3 36 28262319177 | 1,08 0,75 0,70 | 0,10 | 0,011 VIII 33 24 4, 32 29 27 25 22 19155. 0,58 0,83 0,73 0,12 | 0,010 1X 297% 22 | 2,3 242119171512 0,58 0,63 | 0,74 0,08 | 0,007 X 29,3 23 | 2,8 2824 22 201714 0,66 | 0,75 | 0,77 0,10 | 0,010 b) Stärkezuwachs. Höhe f a a is⸗ Nr. der ge Zahl Breite der Jahrringe (om) in den Jahrzehnten Durch⸗ Kreis⸗ 0 meſſenen der meffer flächen⸗ Quer. Jahr⸗ 5 zuwachs Stämme ſchnitte rin RR Ai ,v | VI |walvıuı m cm %o I 1 | 75 (2,9% 48 4,4 141 3,7 2,8 1,7 1,7 51,2] 15 18 58 (120 7,7 5,1 3,86 2,3 1,7 43,2 1,8 29 266 5 i (1,5% 4,4 4,3 20, 18,9 II 1 75 (2,65% 50 4,0 4,2 2,6 1,8 1,4 0,8 45,2 0, 14 50 . g 59 5,4 3,3 1,6 1,4 35,2 1,8 27 30 3,9 3, 3,5 22,8 109 III 1 74 (1,6% 4,4 4,1 2,9 2,0 1,6 1,5 1,3 38,8 1,6 11 60 42 , 4,7 5,1 3,3 1, 1,2 0,7 32,8 0,9 W. 26 . i (2,1% 3,4 2,2 15,4 9,6 IV 1 1770187 3,6 3,1 2,8 2,2 |17|16 37,0 158 12 55 2,00% 45 24% 1,6 1, 1,8 27,00 2,2 27 26 5 N (1,8) 3,7 2, . | 16,6) 12,8 V 1 75 (3,05) 3,9 1,7 1,4 1, 1,4 1,1 0,9 29,86 1,3 11 60 ; 52 4,8 2,8 1,5 1,2 1,1 32,2 1,5 37:1 271.0, (1,4% 2,8 1,3 120% 10,4 VI r . 37,0 1,8 1155 (2,05) 4,5 24 1,8 1,5 153 27,0 2,2 25 26 2 . . I(1,8°)| 3,7 2,8 16,6 12,8 VII 1 70 4,2 3,3 3,7 2,4 1,4 0,9 0,5 32,80 0,6 11 50 ; . 5, 4% ,s , 25,0 0,5 24 | 33 (0,7% 2,6 1,8 1,0 122 4,3 $ 105. Unterfuchungen über die Stammbildung der Fichte. 39 en Zahl Breite der Jahrringe (om) in den Jahrzehnten Vid 10 Kreis⸗ 17 der flächen⸗ der Quer⸗ Jahr- | meſſer zuwachs Stämme * nge 1 r VI VII VIII cm % VIII 1 75 (2, 3,7 1,0 1,6 1,1 10,8 0,7 0,8 26,6 1,0 13 56 (2,800 4,5 2,3 1,4 1,0 0,7 25,4 1,2 27 23 . 0 i . (11,99) 2,9 2,2 14,0 11,3 IX 1 70 3,6 3/8 125% 1,1 1 1,1 0,7 26,2 1,2 11 52 (0, 570 4a 1, 1,1 ,s 0, . 18,2 09 23 30 2 0 ö 2,2 2,1 0,9 10,4 4,6 X 173 (0,9) 43 2,8 2,4 | 22 0,9 0,7 0, 29,6 0,9 11 50 i h 5,4 2,9 1,3 0,7 0,4 214 0,8 23 | 26 . |(1,89)| 3,7 |2,8 |16,6 | 12,8 3. Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 112: 95jährige Fichten, geſchloſſen und wüchſig, vor der Durchforſtung. Standort gut (Baſalt, 400 m Meereshöhe). Stammzahl 644, ich 57,5 qm, Maſſe 815 fm p. ha. a) Stamm: und Kronenbildung. \ as Im Verhältniß zur 8 8 S 382 Durchmeſſer (om) Abfall ese I iſt 2 Sees in der Höhe von... m auf Um Länge 8 8 er W 2 3 2 33 2 Sr: E 8 unteren oberen 8 8 e 8 8 5 r 15 13 ½ 2125 Stammtheil Ag 88 E 5 Rn. PR = * m m m cm S ze 22 I 318 20 5,0 46 37 34 31 27 23 17 1,25 1,17 | 0,68 0,16 | 0,014 II 32,6 22 | 4,6 45 38 35 32 29 24 18 1,08 1,17 | 0,67 | 0,14 | 0,014 III 311 22 3,5. 45 33 30 28 25 2317 1,42 0,92 0,71 0,110,014 IV 317 23 | 4,3 37 3129 27 24 2115 0,82 1,00 | 0,73 | 0,14 | 0,012 V 30,5 24 3, 35 2827 24 22 18 13 0,92 0,92 0,79 0,11 0,011 VI 32,0 25 | 2,6 362927 24 23 2113 1,00 | 0,92 0,78 0,08 0,011 VII 31,5 21 3,0 3127 25 23 20 1712 0,67 0,92 0,67 0,10 0,010 VIII 32,3 24 | 2,5 32 29 27 25 22 19 14 0s | 0,92 0,74 0,08 | 0,010 IX 30,8 | 26 | 2,5 23 21 20 18 17 15 9 0,2 0,75 | 0,84 | 0,08 | 0,007 X 29,0 20 2,3 23 1918 16 1412 0,58 0,50 0,69 | 0,08 | 0,008 b) ee 2 Höhe ö f * 8 der ge⸗ Zahl Breite der Jahrringe (om) in den Jahrzehnten 88 8 * meſſenen der 3 8 8 Sch Ouer⸗ Jahr- | 88 23 2 ſchnitte in I II | m IV v VI VII VII IX & 8 ge m | | 2 1 1 1 | 83 (0,80 4,5 | 2,7 2,8 3,9 3,2 2,7 141,0 45,6 0,9 13 60 ? 3,7 41 | 29 | 1,6 1,1 0,9 28,6 1.4 20 30 2,5 1,6 1,4 11,0 8,0 40 Achter Theil. dbb ahn Breite der Jahrringe (em) in d t „ 88 5 der ge⸗ 8 n den Jahrzehnten 2 8 zs meſſenen der 3 RO Quer- Jahr⸗ A8 2 2 ſchnitte einge 1 II I EI v| VII III IX & 2 m em % II 1 84 (1,091 4,3 4,6 3,0 3,2 2,3 2,0 2,2 1, 48,6 1,6 13 50 { i 5,0 4,1 |14 0,7 0,9 24,2 1,7 27 27 F . (1,35) 2,5 2, 13,0 19,3 III 1 83 (0,8) 2,9 2,8 2, 3,3 2, 1,6 1,4 0,9 39,6 1,0 13 60 a . 141142 2,4 1,5 1,0 0,8 28,0 1,2 27 27 i i i ’ ; (1,9% 21 1,7 114 10,3 IV 1 75 (1,95) 2,9 2,0 2,7 2,5 2,6 2,0 ,s 35,0 1,ı 13 57 2 2,17) 4,5 2,9 2,0 1,0 0, 26,8 1,5 25 38 ; : (4,68) 2,6 |1,8 !18| 16,0 6,6 V 1 86 (1,26 3,7 2,3 2,1 2,5 1,3 0,6 ,s 0,6 32,2 0,8 11 60 3,0 3,2 2,8 1,2 0% 0% 22,8 0,8 23 30 6 5 5 ; 2,2 2,2 1,4 11,86 74 VI 183 (0,9% 5,1 4,4 2,8 2,1 1,6 0,9 1,1 0,7 39,6 0, 11 60 2 g . 144 3,9 2,4 1,0 0,5 0,3 25,0 0,5 FI a . 0,6% 3,1 1,8 1 13, 4,8 VII 1 80 3,3 2,6 2,1 1,2 0,9 0, 0,6 0,7 25,8 1,2 11 73 (0,52) 4,0 2,6 1,6 1,5 1,1 1,0 24,6 1,8 2060 5 : nel, 1,71 | Sollte VIII 182 (0,4) 3,3 2,9 2,1 2,1 1,3 1,0 1,0 0,8 29,8 1,2 137) 682]. (1,70 4,0 2,3 1,5 0,7 |0,6| 0,61234| 1,1 268 43 } 8 . (0,98) 3,8 2,83 2,2 1,7 22,8 3,8 IX 1 77 (1,6% 4,0 2,0 1,9 2,3 1,5 0,5 0,3 29,2 0,4 1 | DB |. . (1,95) 3,5 |1,9 ,s ,s 0,3 18,4 0,7 ee 5 ; . 11,90% 1, 9,6 6,8 X 1 801,0 2,3 1,2 1,7 17% 1,6 14 O, 25,2 1,4 9 60 7 . 124 2,5 1,7 1,0 0,5 0,3 16,8 0,8 22 30 3 44 25 1,5 1,0 10,0 5,6 4. Oberförſterei Merenberg, Diftrict 110: 42jährige Fichten, Stammzahl Pflanzung in engem Verband. 3464, Kreisfläche 46,3 qm, Maſſe 374 fm p. ha. a) Stamm- und Kronenbildung. Standort wie bei 3. Im Verhältniß zur = 8 83 Durchmeſſer (om) | Abfall Baumhöhe = 1 iſt 3 |88 Sz in der Höhe von. m auf Im Länge wre 2 2 . 8 128 8: „ 1 FOL Der > 82 unterenſoberen 27 5 | BES eine, 5 e | Stammtteit | SE | 38 | 587 @ 1 5 913 Gg G s m m m cm 2& S 22 | I 20,6 12 | 2,7 22 19 | 17 13 | 0,63 | 1,00 | 0,58 0,13 | 0,011 U 21,2 11 3,5 23 19 17 13 | 0, | 1,00 | 0,52 | 0,7 | 0,011 III 21,511 | 3,0 | 29 | 24 | 20 | 16 1,13 1,00 | 0,51 | 0,14 0,013 8 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 41 m Verhältniß zur 2 2 2. Daurchmeſſer (cm) Abfall Paumböhe = ih PS E 2 Ss in der Höhe von ... m auf 1 m Länge 28 8 8.8 . 74 © [> Zoo der “ 8 8 85 ma ei 85 |E 2 en: 5 SE E 2 unteren oberen = 8 S | TER 1 EI D € 1 5 9 13 Stammtheil 2 E 8 - ERS 5 m |m m m 3 8 2 IV 184 11 2, 18 16 13 9 | 0,63 1,00 0,80 0,13 0,010 V 18,0 10 2,3 20 15 13 80,88 1,25 0,56 0,16 0,011 3 20,8 13 2,2 19 17 15 11 0,50 1,00 | 0,63 0,10 0,011 7 16,9 10 2,0 15 13 | 11 | 7 | 0,50 | 1,00 | 0,59 0,12 0,009 VIII 18,0 12 | 1,8 15 | 14 11 8 0,50 | 0,75 | 0,67 | 0,10 | 0,008 2 17,8 12 2,0 14 13 11 8 | 0,58 | 0,75 | 0,67 0,1 | 0,008 187 10 | 2,1| 1110 7 0,50 0,78 0,15 0,008 XI 15,2 11 1,7 12 10 8 0,50 0,72 | 0,11 0,008 XII | 16,0 11,30 1,9| 12 10 8 0,50 0,72 | 0,12 | 0,008 XIII 10,0 9 1,0 8 6ũ6 0,50 0,90 0,10 | 0,008 XIV | 136 10 | 17 | 9 8 6 0,38 0,74 | 0,13 | 0,007 XV 19,0 1113 94 85 0,50 0,85 | 0,10 0,007 b) Stärkezuwachs. Höhe Breite der Jahrringe (em) ö der ge- Zahl i 9 Kͤreis⸗ * — ii ee in den Jahrzehnten ri flächen- Stämme ſchntte Jahr' N ringe 1 II III IV g m cm %o I 1 35 (2,99) ! 40 2,5 2,7 24,2 6,6 11 17 ® ? (4,17) | 3,7 15,6 24,3 II 1 33 (1,5%) 4,2 3,1 3,0 23,6 8,0 11 18 (3,3%) | 34 | 134 | 31.2 III 1 36 (3,26) 4,0 J. 2,6 27,0 5,3 11 20 > } 4,2 4,8 18,0 36,1 IV 1 34 (1,8% 3, 2,2 1,8 17,6 5,8 8 20 ; ; 3,9 2,8 |, 134 19,5 V 1 33 (0,869) | 3,8 2,6 2,8 19,6 9,6 £ 8 20 ; i 4,5 2,1 13,2 11,5 VI 1 34 (1% 84 2,6 2,3 18,6 7,7 8 21 5 - (4,511) 2,9 14,8 17,0 vu ; 34 | (14%) 2,6 x 1,5 1,2 13,4 4,8 23 . (0,0) 3,8 1,3 12,6 9,6 VIII VHV!!! ira | da H|;,,h0 8 23 g (0,89) 2,9 2,4 12,2 17,2 IX 1 35 | (1,75) | 2,8 1,3 1,2 14,0 4,6 8 6 24 . (19% | 2,8 1,5 12,4 74 1 30 3,0 1,8 0,8 k 11,2 3,6 6 21 | (05) | 34 171 | 10,0 6,5 42 Achter Theil. Höhe Breite der Jahrringe (em) ; Zahl 9 Kreis⸗ = 3 * in den Jahrzehnten 25. flächen l Quer⸗ Jahr⸗ zuwachs Stämme ſchnitte einge 1 II III IV m cm % XI 1 34 (11% 2,7 1.4 0,9 12,2 3,8 6 20 . ; 3,1 14 9,0 11,1 XII 1 30 2,7 1,5 0,8 8 10,0 4,2 6 22 | (0,92) | 22 1,2 8,6 9, XIII 1 30 2,5 2,2 0,5 10,4 2,2 6 13 3 (0,79) 1,8 5,0 14,3 XIV 3 30 2,0 1,8 0,9 9,4 5,3 6 20 d 2,5 1,1 72 10,7 XV 1 24 (1,5%) 2,4 0,8 \ 9,4 4,5 6 16 | (1,9°) 1,7 7,2 25,9 5. Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 113: 44 jährige Fichten, regelmäßige Pflanzung in engem Verbande. Standort wie bei 3. Stammzahl 1924, Kreisfläche 42 qm, Maſſe 433 fm p. ha. a) Stamm: und Kronenbildung. an, Im Verhältniß gut & 2182 Durchmeſſer (cm) Abfall Baumhöhe =1 iſt S 2s in der Höhe von . m auf Im Länge 2 ve Nr. 2 88 im 2 Dre > 3 8 8 2 unteren oberen * 5 8 E 8 5 58 38 R — Stämme 8 = &|@ 2 1 5 18 17 Stammtheil 55 Br 8 8 8 28 28 2 . — m m m cm 2 2 88 I 24,0 14 3,5 25 21 19 15 9 0,75 1,25 0,58 ! 0,15 | 0,010 II 23,5 15 3,2 25 23 19 149 0,76 1,25 0,64 0,14 0,011 III 22,3 15 2,4 23 20 17 13 7 0,25 1,25 0,67 0,11 | 0,010 IV 23,4 14 3,0 21 19 17 13 7 | 0,50 1,25 0,60 0,13 0,009 V 17,8 10 2,5 17 15 12 7 0,6s 1,25 0,56 0,14 | 0,010 VI 20,015 2,2 16 14 12 9 5 | 0,50 | 0,88 | 0,75 0,110, 008 VII 19,3 14,2 21 14 13 11 8 0,33 0,75 | 0,74 0,11 | 0,007 VIII 19,0 13 1,8 15 14 12 8 0,38 1,00 | 0,68 0,09 | 0,008 IX 16,5 13,3 15 10 9 7 3 . | 0,88 | 1,00 0,81 0,09 | 0,006 X 16, 13,2 1,6 11 9] 7 44. | 0,50 | 0,75 | 0,80 0,10 | 0,007 b) Stärkezuwachs. dhe Zahl Breite der Jahrringe (cm) Kreis⸗ Nr. ee der in den Jahrzehnten Durch flächen- ber Quer- Jahr⸗ meſſer zuwachs Stämme ſchnitte ringe 13 11 {IT Iv m cm * I 1 29 (4,7°) 4,7 3,4 25,6 8,5 11 20 0 4,9 3,6 17,0 20,1 19 10 3,8 5 $ 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 43 Höhe Breite der Jahrringe (em) 18. der ge- Zahl 8 ; Kreis⸗ jr —. — der in den Jahrzehnten en flächen- Stämme (Anitte Jahr: wen 7 ringe I II III IV em 0%, II 1 35 (2,36) 5,6 2,9 1,9 25,4 3,8 11 20 3 i pi a 3,4 16,6 18,7 19 11 . ! 0,3) 32 n 5 III 1 34 (2,8) 5,1 2,6 2,2 25,0 4,7 11 20 5 5 4,6 3,9 17,0 24,1 18 10 k . 1 3,8 : i IV 1 33 658. 2,5 2,4 20,0 7,3 11 21 . (0,40) | 4,0 4,0 16,8 29,7 18 24 > » (1,09) | 40 - ” V 1 32 (0,62) 4,5 2,3 1,5 17,8 4,5 9 20 5 0 5 f 2,7 12,8 19,9 14 11 - - 0,4') 3,4 ? ; VI 1 35 | (1,99) 3,8 1,3 0,6 15,2 1,8 10 23 a (0,69 | 3,4 1,8 11,6 11,0 16 12 0 i (0,4) | 2,8 A a VII 1 36 (280 | 3, 1,4 1,0 15,8 3,1 10 20 ; a 4,3 1,8 12,2 10,1 | 15 10 . 3,5 7,0 3 VIII 1 12 (0,62) 3,6 2,0 1,1 14,6 3,9 10 23 2 (0,9°) 2,6 2,0 11,0 14,7 16 13 a g (0,8?) 3,0 5 ; IX 1 „ (009% 7 91 0,9 0,5 10,4 1,3 11 10 . . . 3,0 3 i X 1 30 3, 1,9 1,0 5 11,8 4,5 7 20 . 2,9 1,3 8,4 11,0 6. Oberförſterei a) Stamm- und Kronenbildung. Merenberg, Diſtrict 113: 50— 70 jährige Fichten, ſehr ungleichmäßiger Beſtand. Standort wie bei 3. Stamm: zahl 812, Kreisfläche 65 qm, Maſſe 807 fm p. ha. = 4-3 Im Verhältniß zur x 8 2 s „Durchmeſſer (cm) Abfall Baumhöhe =1 iſt 5 5 2 in der Höhe von. . m auf 1 m Länge „ 8 ns Ö = © = S im 22 S 2 S © 2» 8 b 24 ES | EES & 5 88 E 8 unteren!o eren 8 8 2 & 88 > 19 16 0 17 2125 Sꝗfamſutheil 8 g sds . = 22 2 m m m em 58 S 88 I 31,8 17 | 6,3 52 45 40 36 31 22 14 1,33 1,75 | 0,53 0,20 0,017 II 29,5 13 | 7,5 41 34 32 28 22 16 8 1,08 | 1,50 | 0,4 | 0,25 | 0,014 III 31 | 14 | 3,8 38 33 31 29 26 22 15 0,75 | O,8s 0,45 0,12 | 0,012 IV 25 10 4,0 38 33 30 24 20 1,17 1,00 0,40 0,16 0,015 V 23,3 13 2,5 28 24 22 181511 0,83 | 0,88 | 0,56 0,1 | 0,012 44 Achter Theil. PR Im Verhältniß zur = 2 Ir Durchmeſſer (em) Abfall aumhöhe 1 iſt 2 S 25 in der Höhe von... m auf Im Längeſf | & 2 3 32 im ea S2 58, „„ Se | 5 |E88 2 5 SS 38 unterenſoberen S & 8 8 = 278 & |, 5 9 18 17 21 25 Stammtheil S 8 Ar öde 8 | 28 28 | ner m m m cm 8 2 8 VI 20, 20 | 2,6 3027 25 23 20116 11 0,58 | 0,88 | 0,98 0,18 | 0,015 VII 2822 | 3,2 23 20 18 16 13/10 0,58 | 0,75 | 0,79 | 0,11 | 0,008 VIII 25 | 14 3, 23 20 19 17130 7 0,50 | 1,25 | 0,56 | 0,14 | 0,009 IX 21,2 15 | 2,6 17 15 13 10| 8 0,58 | 0,50 0,71 0,12 0,008 x 17 13 2, 16 14 18 10 7 0,50 0% | 0,76 0,13 0,009 b) Stärkezuwachs. Nr. — 15 Zahl Breite der Jahrringe (om) in den Jahrzehnten Durch- Kreis⸗ meſſenen der flächen⸗ der Quer- Jahr⸗ 75 5 zuwachs Stämme ſchnitte inge ı ir r reren m cm % I 1 | 65 |(2,7°)| 6,8 | 65 | 39 | 35 | 23 | 27|568| 12 18.144 | ,; (1,50 5,8 4,7 |4ı 2,5 37,2 3,3 27 [12 ; ; ; { . (1,0% 4,4 | 10,8 ; II 158 (3,20 5,7 4,0 2,0 1,6 1,5 35,88 19 11 43 (1,05) 5,1 [ 3, 3,0 2,1 294 36 23 20 R a 0 . 3,1 | 2,8 uk AR ; III 1 67 (3,07) 5,0 2,8 3,1 | 19 | 19 1,3 38,0 155 r (4,70% 4,7 2,4 1, 1,0 28,86 1,5 27 18 : : g \ (4,88) 3,0] 9,6 5 IV 1 65 (2,05) 5,5 7,0 135 1,6 0,9 0,6 42,2 0, 11 35 . 8 (2,25) 54 4,4 2,8 29,6 5,2 19 30 0 s : . 40 | 24 0,7 14,2 ; V 1 53 (1,03) 48 3,5 2,4 1,5 0,7 r 11 40 F h 35 3,4 | 1,7 | 10 19,2 2,5 211.419 0 ; ; (1,00 3,0 l 8,0 { VI 1 65 (2,15) 4,1 2,9 2,7 1, 0,8 ,s 29,8 1,2 11 ⁵ 42 (0,2) 5,0 3,1 1,5 0% 22,0 14 25 20 ; z z > > 3,5 2,2 11,4 - VII 1 56 (1,5) 2,6 2,2 1,7 1,8 0, 20,8 1,3 11 38 24 4440 2,6 ö1,2 ⁰ (0,5 17,2 183 1. . (4,0% 25 | 14 953 VIII 1 54 (1,2% 42 2,2 | 18 1,5 | 12 24,2 2,3 111 363 . (2,58) 3,2 1,8 1,4 17,8 4,1 19 20 ; N Ä + 2,3 | 2,2 9,0 N IX 1 43 (0,52) 2,4 2,7 | 25 | 05 ; 17,2 13 7: 1030 10m, 3, 2,0 | 0,9 1181.88 15 20 d . e 3,0 15,3 8,6 a X 1 44 4,0 2,2 17 152 . 18,2 3,3 7 30 3,0 2,5 1,0 13,0 4,0 17 12 (1% 2,5 Tas 8 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 45 7. Oberförſterei Merenberg, Gemeindewald Loehnberg, Diſtrict 3: 50—55 jährige Fichten in regelmäßigem Schluß. Standort ſehr gut (Baſalt, 250 m Meereshöhe). Stammzahl 1720, Kreisfläche 45 qm, Maſſe 600 fm p. ha. a) Stamm- und Kronenbildung. | öhe des Durchmeſſer Durchmeſſer (em) Abfall 1 . 7 Prag der in der Höhe von... m auf Im Stämme anſatzes Krone Länge 1 5 5 m m m cm I 25 14,5 3,2 30 26 24 20 14 10 II 24,5 14,5 3,1 27 22 21 18 13 | 09 III 24,5 15 2,3 22 20 18 15 12 06 IV 23 13,5 2,1 20 | 18 | 16 | 12 9 0,7 V 23,5 15 2,2 19 15 14 12 9 0,6 VI 21 13 2,0 19:;1.45.148.|.31 3 0,5 VII 23,5 14 1,6 14 13 11 9 7 0,4 VIII 19 14,5 1 110 9 7 0,3 IX 17 13,5 1,5 10 8 7 5 0,4 z 16 14 18 119 | setz: r6 0,4 b) Stärkezuwachs. Höhe i 6 e Nr. der ge⸗ Zahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten Durch- Kreis⸗ meſſenen der flächen⸗ der | Dner- Jahr⸗ BR zuwachs Stämme ſchnitte rin 1 1 u III IV v m cm % I 1 45 (1,2) [ 5,3 3,4 2,4 2,130 2,7 15 22 ; ; (0,6?) 5,0 3,0 17 7,1 II 1 45 (1,85 | 4,5 2,5 2,8 37797 2,5 15 21 . i (0,3) | 4,8 3,0 | 16 7,6 III 142 (0,5% 38 2,5 2,2 1,7 | 22 | 30 15 22 Ä i (0,52) 3,6 2,3 14 6,5 IV 1 41 (0,2) | 49 4 1,9 0, | 20 1,8 15 22 i s (0,42) | 3,2 11 4: 11 6,1 V 1 45 (1,95) | 2,0 2,5 1,9 09 | 19 1,9 15 24 . 1 5 111 4,6 VI 1 42 (0,37) 3,9 2,0 1,5 917 1,7 11 24 . „0 150 12 3,3 VII 1 40 2,8 1,7 1,4 09 | 14 2,6 11 26 j (4,89% :15:.8,0 0,9 10 3,6 VIII 1 40 2,6 1,5 0,7 04 | 11 1,5 11 24 ; (0,9%) 1,9 1,0 8 5,0 IX 1 33 (1,0%) | 2,2 1,1 0,5 | 10 2 11 19 } - (1,9%) | 1,0 6 6,7 X 131 (0 | 3,0 0, 05 | 10 2 11: | 19 ; (2,0 [%s 6 | 55 46 Achter Theil. 8. Oberförſterei Merenberg, Gemeindewald von Allendorf, | Diftriet 1: 40 jährige Fichten, regelmäßige Pflanzung. gut (Baſalt, 250 m Meereshöhe). Stammzahl 2985, Kreisfläche 46 qm, Maſſe 435 fm p. ha. a) Stamm- und Kronenbildung. Standort ſehr 2 5 Im Verhältniß zur = = Ries Durchmeſſer em] ei Abfall Baumhöhe =1 iſt Es S 235 in der Höhe von. auf 1m Länge „ |,# 2.8 = a 5 S 1 2 . * © en S 2 S 8 =: == SE 8 2828 = 5 S8 8 unteren oberen S | 5 & sE2 2 8 2 ar Stammtheil S8 8 8 = 115 es 17 GE |@8° 85 23 2 22 m m m cm & 2 2 I 20,5 12 2,1 19 17 15 11 . | 0,50 1,00 0,59 0,10 0,009 II 21,414 2,4 20 18 16 12 7 | 0,50 | 1,18 | 0,65 0,11 0,009 III 20,00 13 2,2 15 13 12 9 0,36 | 0,25 | 0,65 0,11 | 0,008 IV 20,616 2,0 15 13 11 9 6 0,50 | 0,68 | 0,28 0,10 0, oo7 V 18,814 1, 13 11 9 7 0,50 0,50 0,77 | 0,08 0,007 VI 18,6 13,5 2,1 12 10 8 6 0,50 | 0,50 | 0,73 0,11 0,06 VII 14,211 1,7 10 86 0,50 0,77 | 0,12 | 0,007 VIII 14,211 1,3 10 8 6 0,50 0,77 0,11 0,007 IX 14,111 153 9 7 5 0,50 0,738 | 0,09 0,006 X 10,4] 8 | 1ı| 8| 6 0,50 0,77 0,1 | 0,008 b) Stärkezuwachs. Höhe Breite der Jahrringe (cm) 18. d Zahl f Kͤreis⸗ . meffenen der in den Jahrzehnten Due flächen- der Quer⸗ ; meſſer Stä tt Jahr⸗ zuwachs ämme ſchnitte BARS 1 11 111 IV l 2 a cm Jo I 1 35 (1,5°) 5,0 2,6 1,9 22,0 4,6 11 18 ; (3,18) 3,6 13,4 36,7 II 1 33 (1,35) 4,0 2,1 1,2 17,2 3,5 11 20 ; 4,3 22 13,0 12,8 III 1 34 | (1,0%) 3,1 2,0 1,0 14,2 3,6 11 19 8 (3,290 2,2 10,8 18,5 IV 1 35 (2,8) | 38 1,3 12 | 154 4,0 11 24 ; (1,1%) [ 3,0 1,3 10,8 7,3 V 1 31 (0,1) | 4,3 2,0 0,9 14,6 3,0 9 21 . (0,1) 2,1 1,0 6,8 11,2 VI 1 32 (0,3?) 3,2 13 1,0 11,4 4,7 9 23 ; (0,29) 2,3 1 7,2 10,7 VII 1 27 (2,37) | 2,0 0,9 b 10,4 4,6 9 15 a (1,85) 1,9 . 74 388 VIII 1 24 (11) 2,6 0„ 5 9,2 5,4 9 15 . (1,99% 1,4 6,6 20,2 § 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 47 Höhe Breite der Jahrringe (cm) ; Zahl f 8 Kreis⸗ Ar 5 der in den Jahrzehnten A flächen⸗ der Quer⸗ 5 meſſer Stämme ſchnitte Jahr 5 3 wet en 5 ringe . a 0% IX 1 26 (1960 2,1 0,5 9,0 2,7 9 16 . (1,4% 1,0 4,8 19,4 X 1 18 (3,19) 1,4 ß 9,0 11,1 | 7 14 | (0,4%) 2,0 4,8 0 9. Oberförſterei Dillenburg, Diſtrict 2°: 95 jährige Fichten, aus Pflanzung, mit wenigen Tannen. Standort ſehr gut (Grün⸗ ſtein, Meereshöhe 260 m). Stammzahl 556, Kreisfläche 66 qm. a) Stamm: und Kronenbildung. 8 Im Verhältniß zur 8 8 a Durchmeſſer (cm) Abfall Baumhöhe 1 iſt E 3 Ss in der Höhe von... m auf 1 m Länge 2 2 38 ; Sa Eu Was S 2 3 ir ne. 88 Bes 2 5 38 88 | unteren oberen S S & 88 F | Stammtheil |SE . SE 2 5 1591317 2125 29 33 25 G8 G8. = | | „ m m m cm 2 am I | 38 | 27 | 7,5 151145143141138 33127120] 9 | 0,85 | 1,17 |0,71 0,20 0018 II | 38 | 23 | 7,5 423803633 30,26 2216 9 0,75 0,92 0,61 0,20 | 0,011 III 33 | 25 | 6,6 393532 3027231809 . | 0,75 | 1,00 | 0,76 0,20 | 0,012 IV | 32 | 23 | 6,6 34 3028025 231915 7 | 0,75 | 0,83 0,2 | 0,21 | 0,011 V | 30 | 23 | 6,7 27/2422 20 18015100 3| . | O,58 | 0,83 0,77 | 0,22 | 0,009 b) Stärkezuwachs. FE Breite ein = 5 Breite e 5 3 2 f flächen- 8 58 8 flächen- 5 8 5 2 der Jahrringe (cm) zuwachs⸗ 3 Es 8 der Jahrringe (cm) wachs e ene n 3 le b Fe — = | 2 > | = = fi 2 EG @ letzten letzten letzten Da x 20 letzten letzten lebten 5 - — 2 & er m Jahrzehnt Sahraehnt 2 ” 3 Jahrzehnt Jahrzehnt 11 14511 18 | 2 1,2 10 IV 134 1,3 1,0 0,7 _09 1043 1,7 1,7 1,0 1,0 10 127 | 1,0 | 0,7 | 0,5 0,8 23 131 | 2,5 1,9 | 1,6 2,4 25 151,9 | 16 1,3 4,6 11421, | 1,0 | 0, OT TVr 1129908 0% % 10 1035 1,2 1,1 | 0,9 1,0 10 21 0,8 | 0,7 | 0,5 1,0 25 22 25 1,3 | 1,3 2,9 2313 1,2 | 0,9 | 0,7 2,6 III 139 0,8 1,2 | 1,0 171 10 31 16 1,2 0,7. 1,0 2518 2,3 | 1,2 | 0,7 1,7 48 Achter Theil. 10. Oberförſterei Dillenburg, Diſtrict 3e: 60 jährige Fichten aus Pflanzung. Standort gut, 280 m Meereshöhe. Stammzahl 1520, Kreisfläche 64 qm p. ha. N a) Stamm⸗ und Kronenbildung. Verhältniß zur — 255 85 & 24 2 2 Durchmeſſer (cm) Abfall | Baumhöhe =! ift = S S2 5 in der Höhe von .. m auf Im Länge „ 2 8. © & im 2D S |» 8 3 2 S 88 2 5 SS 8 2 | unteren oberen 3 5. & $ 8 2 = N 2 3 1 5 1817 21 25] Stamſutheil 88 : Ads & | | | | 28 8 282 m m m cm 2 2 88 I 28 | 19 7,2 32 29 28 24 20 14 6 0,67 1,25 0,68 0,26 0,011 II 27 19 4,5 26 23 211915 11 4 | 0,58 | 1,00 0,70 0,17 0,010 III 25,5 17 | 4,6 23 20 18 16 13 9 1 | 0,58 | 0,88 0,7 0,18 | 0,009 IV 25 19 4% 20 17 16 14 11 7 1 0,75 | 0,88 0,76 0,16 | 0,008 V 24 173,8 1715 13 11 8 4. 0,75 0,88 0,71 0,16 0,007 b) Stärkezuwachs. Er: | = 2 Kreig- | 8 s Kreis⸗ 8 22 Breite fl so 3 2 8 2 Breite a = 2 = 3 Be: oe = x 3 85 8 der Jahrringe (em) zuwachs⸗ 8 S 8 8 der Jahrringe (cm) zuwachs⸗ — = 2 * 2 En} = = fi 7 2 letzten letzten | letzten 3 S letzten | letzten letzten FR „ S » 2 2 Jahrzehnt S Jahrzehnt m em Jahrzehnt m em 0 Jahrzehnt 11182 2,0 | %ı | 1,6 2,3 IV 1120| 16 1,3 0,9 2,1 8 28 3,7 2,31, 2,2 8162, | 1,3 | 1,8 6,6 2114 . 3,8 | 2,9 19,1 1919| 1,5:11,8 1, 9,8 11| 126 22 | 13 | 1,6 25 VI 11171 17 1, 1% % 8 21 3,0 2,114 3,3 8 14 32 1,7 0, 2,7 19 1343 | 3,5 | 2,2 12,8 1718) „ 273081 28 III 123 14 | 0,7 | 0,6 11 8 19 18 | 0,8 | 0,7 1,2 19 10 11 | 24 | 11 6,4 11. Oberförſterei Johannisburg, Diſtrict 30: 65 jährige Fichten. Standort ſehr gut (Baſalt, 350 m Meereshöhe). Stamm⸗ zahl 1200, Kreisfläche 58 qm, Maſſe 800 fm p. ha. a) Stamm- und Kronenbildung. Nr. Ganze er ee Durchmeſſer (em) in der Höhe von...m Abfall der Länge Kronen. der a auf 1m 1 anſatzes Krone Länge Stämme 1s ae ei m m m cm 126 163, 36 31 28 24 16s 10 1 II 28,7 | ıs 34 34 30 28 25 21 16 10 8 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 49 Nr. Ganze 5 7 Aer Durchmeſſer (om) in der Höhe von .. m Abfall der Länge Kronen⸗ der 8 — auf 1m anſatzes Krone Länge Stämme 1 5 9 13 17 21 25 m m m . cm II | 244 18 3,4 26 21 19 17 137 0,95 IV | 234 | 16 24 | 26 22 20 18 13 6 1,0 V 24,8 18 21.198191 118 | 16 | 18. 8 0,15 VI 25,2 | 19 2,1 2: ı 20.138 | 35 | 18 9 BR © VII | 23 17 21130 1 38 1 16 | 34 | 10 .| 06 VIII 25,1 19 ieee, 1 s IX 23,7 17,5 2,0 17 15 14 | 12 9 . 5 0,5 a ᷣ ¶ / . b) Stärkezuwachs. Nr. 3 5 Zahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten | Durch⸗ Kreis⸗ er der — flächen⸗ der Quer⸗ meſſer a ſchnitt Jahr⸗ zu wachs Stämme ringe 1 II III IV V VI 1 m cm 50 n Bet ie n „ 356 13 17 33 ; he ee II 1 60 5,8 4,0 | 2,3 2,2 14 | 0,9 | 34 11 17 38 i 12 (2,0 3,8 1 2,4 III 1 58 (3,88) 2,6 1,3 1,2 1,8 1,2 26 | 1,7 17 29 4 2) 1, 13 4,5 IV 1 60 | 3,6 t „ 6 1,7 17 30 ! ; k 2,8 sr 21 7 28 3,4 V 1 60 3,4 p | Dir 00 198 | Le 17 28 ö a ey Br I FIR] Sa VI 1 „„ % e 17 25 ; 2,0) 2,5 | 20 13 | 62 VII 1 58 102,50) ,s 20 1,5 1,0 | 0,4 | 20 | 0,8 17 23 ; l \ „„ Erf 17 4,0 VIII 1 59 (2, 2,0 1,6 ⁶ 0,9 1 0,8 20 1,6 17 25 : g . fin 12 8,7 1 58 (2,0) 1 1,4 14 1% Os F’47 1,5 17 26 ; ; . 0 9 4,0 X 1 56 (3,360) 19 | 0,9 0,8 03 | 0,9 | 17 2,1 17 24 ; ; (149)| 2,5 7 1,5 | 10 6,0 12. Oberförſterei Rennerod, Gemeindewald Neunkirchen, Diſtrict 6: 65 jährige Fichten, geſchloſſen und wüchſig. Standort ſehr gut. (Baſalt, 380 m Meereshöhe.) Stammzahl 970, Kreis— fläche 64 qm, Maſſe 880 fm p. ha. Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 4 50 | Achter Theil. a) Stamm- und Kronenbildung. Nr. Ganze de — 2 Durchmeſſer (om) in der Höhe von .. m Abfall der Länge Kronen- der auf Im 5 anſatzes Krone Länge Stämme 1 5 9 183 17 21 25 m m m cm I 31,4 | 18 40 | 39 | 35 | 33 31 | 25 | 21 15 10 II 311 | 18 3,8 32 | 29 2624221814 0,8 II | 32,0 | 22 #3:1.321.29 |2711.95.1.028 | 318 1321008 IV 28,0 | 20 24.17.27 1.24 1.21 | 19. | 16 | 33] 6) 95 V eee ns 23 219 18 12% J%Cͥͤ 980 | 82:1 881.19 | 18 1.16 | IE | AEN DI vu T %8 236 | 1.4 | 19 | ıs | ı6 | 14 13 | 10 | 6| 05 b) Stärkezuwachs. Nr. Luhe Zahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten Dur 4 Kreis er der flächen⸗ der un Jahr- meſſer wachs Stämme ſchnitte A ar. en ; m cm 50 I 1 60 6,8 54 1,9 1,3 1,1 0,5 39 0,5 11. | 44 a (1, iR 5,2. 1 88 |-2,7 1,6 32 | 21 27 15 3 ; MBH F g II 1 60 4,8 3, 6 7 1,8 1,4 11 32 1,4 11 43 E (2 40 4,4 | 28 | 18 | 10 25 1,6 23 26 0 ; (2,26) | 3,9 2,3 ; 3 III 1 60 4,9 43 2,3 17 31 33 0,9 | 832 1,1 11 46 k 2) 4,7 30: 1 156 26 2,6 23 27 ‘ . 4) 8,1 2,6 ; ; IV 1 59 (3,99) Pe 6 25,1 10% 1% 440,9 27 1,3 11 42 > 0, * 40 | 27 109 |-04 20 | 0,8 25 14 40,9% 2,2 ; V 1 60 4,4 5, 6 1,8 13 | 0,8 0, 26 0,9 11 46 x (2, 46) 35 2,2 | 15 0, 20 1,2 VI 1 60 4,1 33 | 1,7 12 |0,9 0,6 | 23 1,0 11 40 . N 3,3 2,9 1,2 0,6 17 1,4 24 24 8 ; g (1,0% | 2,3 0,8 : ; VII 1 56 : (1,8% 2,9 ä 3,1 1% 61% 4 0,8619 17 11 38 ; RITA 00,6 15 1,3 24 20 : N ; u 1, g 13. Oberförſterei Weſterburg, Gemeindewald Berzhahn, Diſtrict 6: 70jährige Fichten, wüchſig und geſchloſſen. Standort ſehr gut. (Baſalt, 430 m Meereshöhe.) ee 1100, Kreis⸗ fläche 61 qm, Maſſe 800 fm p. ha. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 51 a) Stamm- und Kronenbildung. Abfall Cͤ P, der HMMe von. um. la 4 3 — im m: Länge pie unteren oberen Stämme 1 5 9 13 17 21 25 Stammtheil m m = * 32,5 23 49 | 42 41 37 | 34 | 30 24 1,0 1,08 II 29 22 37 33 32 29 25 | 20 12 0,67 | 1,42 III 30 23 35 | 32 | 30 | 27 23 19 11 0,7 | 1,88 IV 209 22,5 31 26 24 21 18 15 8 0,86 1,08 V 28,5 22 29 | 24 | 22 | 20 18 | 14 a 0,75 | 0,5 VI 30 23,5 30 | 25 | 22 | 21 1915 8 | 0,75 | 1,08 VII 209 22,5 | 26 23 2119 17 14 8 | 0,68 | 0,9 VIII | 285 | 24 26 ı 21 1.19 17 7.16 |. 12 0,75 | 0,63 IX 27 22 23.1 20 18 | 36 7 14 | 10 0,68 | 0,75 N 27, 22,5 22 19 18 16 1411 0,50 | 0,63 b) Stärkezuwachs. 2 Höhe ; 2 . 3 der ge⸗ Zahl Breite der Jahrringe (om) in den Jahrzehnten Durch⸗ Kreis⸗ 3 meſſenen der flächen⸗ &5 Quer- Jahr⸗ N weer zuwachs 2 ſchnitte . I II III IV V VI VII 2 m inge a 0% I 0 70 | 5,8 4,5 4,9 | 45 4,3 34 | 34 56 2,4 14 45 (3,30 5,2 5,5 3,7 | 28 | 37 | 30 l f ' 5 s iz II 1,2 66 (2,98) 2,5 | 27 2,99 1,3 2,2 1,8637 1,8 | ©; (1,10% 4,3 3,0 31 | 237 30 | 35 23 238 8 5 3,8 4, 17 III 0 71 4,3 3,9 3,6 2,7 25,6 9, 47 1,4 23 27 ? g k (1,07% 31 | 24 | 16 6,2 IV oO és (2,6) 38 3,0 3,5 2,7 2,8 | 20 38 | 2ı 22 30 5 5 ; 3,7 19 | 1.4 | 14 4,1 V 0 67 (1,8) 3,6 4,0 3,0 2,6 2,1 1,3 37 1,4 21 26 ; \ ; „ 1249) 24 14 | 14 4,1 . 67 [2,6% 26 | 26 2,5 4,2 3,5 2,9 34 | 34 N 5 (2,80) 3,1 | 1,9 145, VII 0 70 | 3,5 25135 124 1, 1,8 | 1,8 | 30 2,4 . i (3,1% 10 | ı5 | 14 | 4ı VIII o 66 (3,00 3,6 2,1 2,7 121 24 | 22 | 31 2,8 20 27 ; : 5 ed 20 1, 1 4,4 IX O 66 (2,00 40 4,7 3,1 2,4 | 20 | 1,3 | 28 1,8 5 47 ; (3,1) 3,6 01, in 2,0 19 25 s 4 a Sens 29 14 13 4,4 X 0 67 (2,07) 20 1,7 1,6 2, i 2,4 28,1: 87.1. 2,7) 26 | % | 11 14352 23 29 „ n -8,7:| 31}. 8 52 Achter Theil. II. Wirthſchaftsgebiet: Thüringer Wald. Oberförſterei Hinternah, Reg.⸗Bezirk Erfurt. 120 — 140 jährige Fichten auf mittelmäßigem (Diſtrict 157) und gutem (Diſtrict 112, 77) Standort. a) Stamm: und Kronenbildung. Im Verhältniß 23 2 2 Durchmeſſer (em) Abfall b MEN. 2 — in der Höhe von .. m auf Im Länge 3 25 3 12178 im 2238 & 2 5 as | E88 5 3 8 388 unteren oberen SE = 8 is 195 Stammtheil 8 8 E57 8 S 2 6 10 14 18 22 26 30 5 8s m m em 2 88” 157 ı |s0| 18 31 27 25 21 18 13 8. | 0,83 | 1,00 | 0,60 | 0,010 II 31 18 42 39 3633 29 20 10 0,75 | 1,63 | 0,58 | 0,014 III |25| 15 30 29 24 2115 3 0,75 | 2,25 | 0,64 | 0,012 IV 25 14 24 22 19 16 10 4 0,67 | 1,50 | 0,560,010 V 2719 32 28 262419 12 0,67 1,50 | 0,70 | 0,012 VI |27| 14 38 34 32 29 22 10 0,75 2,38 0,520,014 VII 25 10 36 3127 22 14 6 1,17 | 2,00 | 0,400,014 VIII 27 16 |36 33 3128 21 14 5 0,67 | 1,75 | 0,59 | 0,013 112 I |31| 16 56 48 44 4136 25 16 1,25 2,00 0,520,018 II 29 18 31 27 25 22 18 14 7 0,75 | 1,00 | 0,620,011 III 33 24 44 40 37 35 31 27 19 11 0,75 | 1,00 | 0,73 | 0,013 IV 32 18 44 41 38 35 32 28 15 7| 0,75 0,88 0,56 | 0,014 V 36 24 50 44 413835 28 19 12 1,00 | 1,25 0,670,014 VI 33 23 46 42 40 3631 26 18 10 0,83 1,25 | 0,70 | 0,014 VII 34 20 54 47 4442 37 30 23 13 1,00 | 1,50 | 0,59 | 0,016 VIII 33 20 42 39 36 33 29 25 17 8 0% | 1,00 | 0,61 | 0,013 77 I 32 19 33 31 2925 22 17 0,67 | 1,00 | 0,600,010 ll |33| 20 34 31 2824 21 |17 0,83 | 0,88 | 0,61 | 0,010 Ill |31| 18 36 33 32 28 23 17 . | 0,67 | 1,38 | 0,58 | 0,012 IV 30 ı7 41 38 343127 18 0,33 | 1,63 | 0,57 | 0,014 V 2920 29 27 25 2319 16 0,50 | 0,88 0,69 | 0,010 VI |32| 20 4239 353128 21. . | 0,92 | 1,25 | 0,63 | 0,013 b) Stärkezuwachs. — = a 8 os 8 = 8 8 Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten ER 2 E10 88 E#2 a 3 E IEIB IBM M IR a5” m = 157 I 1 3,5 1,9 1,4 1,2 1,0 0,9 1,0 | 0,8 0,405 0,4 0,6 244 - k ö \ 5 RER | 0,8 0,5 2,9 II 4 3,9 3,0 3,86 2,0 1,8 1,86 1,5 14 1,5 0,7 0,7 26 a g ö 3 1,9| 1,3 0,8 | 0,7 | 3,8 8 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 53 = 1 En — 2 = 8. Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten 332 2 3 585 d 3. 3 8 8 8 al 2 * 8 865 „ n eee en m * 157 III 1 (2,20 3,0 2,0 2,0 1,0 1,0 0,9 0, 0,7 1,31, 1,4 07; 2,5 2,0 1,4 1,1 1,0 1,0 0,8 1,007 1,3 22 4 / a 1,6 1,0 0,6 0,6 4,1 IV 4 3,00 1,5 1,2 1,5 1,2 1,0 1,2 0,8 0,7 1,3 18 : si » 1,2 1,10, 10,510,5 3,1 V4 (1,40 2,8 1, 1,6 1,5 1,1 1,0 0,9 0,7 0,70, 7 1,1 20 F .. (1,6% 1,8 1,2 1,1 0,7 0,5 1,7 VI 2/35 2,2 2,0 1,5 1,4 |1,2 1,3 1,4 1,0 1,40, 11 10 j 1,7 1,4 1,4 1,2 1,2 0,9 0,7 1,9 22 : es N 1,7 1,5 0,8 0,6 0,5 2,3 VII 10, 1, 1,7 1,4 1,2 1,5 1,3 1,4 1,6 |2,111,9 AR: a . .. 1.1. 110911,9 2,8 1,8 1,7 1,101, 2,1 VII| 1 (2,780 2,7 1,8 1,4 1,8 1,6 1,4 1,0 0,7 0,8 0,5 0,6 5 (2,0°)]2,9| 2,0 1,5 1,4 |1,3/0,8| 0,6 0,8 0,6 0,9 22 V 2,1 1121 11 2 3,7 4,83 4,1 2,8 2,7 1,5 1,3 1,1 1,1 |1,211,1 1,0 6 3,5 4,6 3,6 2,2 1,8 1,5 1,8 1,4 1,1 1,01, 1,0 266 a Eee 2,2 1,9 1,5 1,0 1,0 3, II 1 (0,4) 2,0 2,7 2,0 1,6 1,6 1,3 11 1,0 0,60, 0,9 266 8 3 0 „4 1, 10,1 III 1/40 2,9 2,5 1,6 1,3 1,3 1,0 0,8 0,9 1,11, 1,2 28 5 . ; 1,7 1,86 1,9 1,36 5,6 IV | 1 (3,82) 3,0 2,9 2, 2,3 1,3 1,4 1,0 14 1,201,718 1,5 28 N “u . 5 .. (4,001,801, 1,4 9,6 V I 3, 2,9 3,5 1,7 1,6 1,2 1,6 1,4 1,4 1,7 2,0 1,8 1,5 34 3 EN; > a „ fiene 12,5 VI 2 (1,2 5,3 4,8 5,2 2,5 0,9 1,2 1,3 0,9 0,9 0,8 0,6 0,5 28 8 ar i N 1,4 1,2 |1,011,0/1,1 5,4 VIII 3 (3,874, 2,7 16 2,0 1,8 2,0 1,86 1,9 1,8 1,4 1,2 300 i or F . e eee, 9,5 VIII 1 (2,9% 3,0 3,0 2,8 1,6 1,6 1,8 1,5 1,0 11,5/11,411,3 1,2 HERRT 3 sat IR 141,5 1,3 |1,511,811,5|.. | 49 77 14 (1,3% 2,5 2,0 1,3 1,2 1,0 1,0 1,0 0,9 |[0,9|1,0/1,0/0,7| 0,9 II 4 . 2,0 1,6 1, 153 1, 1,3 1,2 1,1 1,00, 0, 0,7 1,0 III 4 3,6 2,9 2,0] 1, ⁶ 14 0,9 1,0 1,0 0,71,11,11. 1,4 IV 6 3,2 3,2 2,6 1,9 1,86 1, 1,3 1,1 1,01% ,8 0,8 0,9 V4 3,0 2,4 1,7 1,4 1,0 0,9 0,9 0,7 0,50, 40,4 0,6 VI 4 3,8 2,9 2,4 1,7 1,3 1,3 1,0 1,0 10,710,710,6 0, III. Wirthſchaftsgebiet: Oberförſterei Zeitz, Provinz Sachſen. 110— 130 jährige Fichten. Standort ſehr gut (Diluvium, 200 m Meereshöhe). 54 Achter Theil. a) Stamm- und Kronenbildung. BT 2 Abfall auf Im Verhältniß zur 5 3 2 22 Durchmeſſer (cm) in der Höhe von .. m e 2 5 2888 8 F 3 5 „ 3 3 3 2 aa 5 3 85 | 3 8 18888 855 R & 1517 2125 3 37 Stammtheil 8 8 & G8 8 R 28 5 28 m m | cm 58 8 |22 43 J 36,5 21,0 11,0 53,5 46,5 44,541,036, 31,0 24,5 17,0 9,5 1,09 1,58 0,58 0,300,015 II 36,5 23,0 10,0 46,5 39,0 37,535,031, 26,020,150 6,5 0,97 1,33 0,63 0,27 0,013 III36, 25,5 8,0 50,044, 44,0 39,5 35,5 31,5 28,0 17,5 7,0 0,91 1,50 0,71 0,22 0,014 514 I 38,5 20,7 10,6 52,0 45,5 42,5 39,0 135,0 31,0 26,5 22,0 112,0 3,5 1/06 1,08 | 0,51 | 0,28 | 0,014 11/39,0 |23,0| 8,0 55,5 47,5 44,5 41,5/38,0|34,5 29,5 23,5 14,5 5,5, 1,0 1,21 0,59 0,21 0,014 III 39,5 24,5 | 9,0 65,556,540 49,0 44,5 40,5 34,5 28,5 17,58, 1,31 1,33 0,62 0,23 0,017 506 II . | 41,5 35,0 33,5 31,5 28,0 25,0 21,0 eee II 52,5 49,5 46,0 40,5370 30,520, . | 0,86 1,67 b) Stärkezuwachs. * . 2 82 8 5 2 = Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten 8 Aue 35 a 5 25 RR — | las] 2 2 8 eee m & 436 1 1 100 4,6 | 6,0 | 4,8 | 3,2 1, 1,5 | 0,2 | 0,6 11,210,7 0,6 10 83 (2,2°)| 7,0 | 4,5 2,5 2,9 1,4 | 0,9 11,00,7 06 19 | 70 i 4,8 3,8 3,8 | 1,7 | 1,6 11,70,9 1,1 28| 45 (2,55) 1,8 | 1,9 |1,811,7 4,2 III 1107 (3,40% 4,3 3,3 2,1 1,9 0,9 1,0 | 0,9 0,7 1,%0,5 0,5 10 | 961 (4,86) 6,0 | 2,5 1,4 1,3 | 1,2 | 0,9 /0,5,0,9/0,4 0,4 19 | 85 (2,98) 2,9 2, 2,0 | 1,6 | 0,8 11,511,4/0,6 0,8 28| 59 (2,290 2,7 1,5 11,411,00,8] - 1,9 III 11118\(2,0®)| 3,4 4,4 | 4,9 1,4 0,9 | 1,1 | 0,9 1,3 0,7 0,80, . |0,5 10 | 97 (2,37) 4,6 3,6 1,9 | 1,3 | 1,0 |1,1/0,5/0,410,3) 0% 19 | 86 (2,760 3,7 2,4 | 1,5 | 1,2 0,910,710,6/0,4| . |0,6 28 | 62 g 8 { (0,5) 2,0 | 2,7 1,9 1,0 1,61, 2,6 514 I | 1120| 3,0 5,2 4,9 3,2 1,6] 1,6 1,3 | 1,6 |1,3/0,811,0/0,6| 0,5 10 100 4,8 | 5,7 3,1 2,4 1,4 1, 1,30, 110,6 0, 19 86 (1,70% 3,7 2,5 2,0 | 2,1 |2,0,1,111,4j0,6| . 0,7 28 57 . 5 ; .. 1(2,2)| 3,1 2,101,61,30,7 1, II 11200 5,0 | 4,6 | 3,5 3,3 1,8 2, 2, 2, 1,31,4 1,800, 0,5 10 106 (3,06) 4,5 | 5,6 2,3 2, | 1,6 1,5 141,2 2, 20,8 . 0, 19 89 (4,30 3,6 2,5 | 2,2 1,9 ee 1,8/0,8| . [0,9 28 62 (4) 2,8 2, 1,1, 21,51, 2, | | § 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 55 = . = = * So o 2 8 8 5 = Breite der Jahrringe (cm) in den Jahrzehnten 8 — 2 = 2 — 25 E53 8 2 2 8 88 8 8 A SG 8 5 HER F Er im! m E 51 III 1 122ʃ(0,72) 5,0 8,8 | 5,3 3,3 2,0 2,8 | 1,9 2,2 2,1 1,21,5/0,9 0,5 101099 (6,29) 6,8 4,6 2,1 1,8 | 1,4 1.9 1,3 1,0 1,60, 7 0,5 19 | 97 (3,07% 5,2 3,2 2,5 | 1,7 | 2,1 1,4 1,21,60,9 0,8 28 57 En ; . (2,27) 4,0 3,62, 12, 1,1 1,6 50b I | 1113((1,3 0 3,5 3,2 3,0 17 12 1,0 | 1,3 1,0 0,9 1,30, 0% \ be. N 40,6 2,7 2,101,614 0,80 2,0 III 3 118ʃ(6, 08) 6,3 4,3 2,7 1,3 1,3 0,9 | 1,3 | 1,1 0,7 0,80, 0,4 5 (1, %é 2,6 1, 2,21, 3,1 IV. Wirthſchaftsgebiet: Oberförſterei Spechtshauſen, Königreich Sachſen. 90 jährige Fichten. Standort ziemlich gut. a) Stamm- und Kronenbildung. er * Im Verhältniß zur 8 8 2 2 2 Durchmeſſer (om) Abfall Höhe = 1 iſt S 8 SSS in der Höhe von .. m auf 1m Länge 2 28 8 a 8 =: 5 5 an > . ER A 8% > SE 28 8:5 u 2 8 unteren oberen 28 S |552 213 * Stammtheil SE | 3% 88 8 8 8 115 9 13 17 21 25 29 =2 ı a8 S * 5 28 HA Ina” m m m cm 8 8 88 127,5 18 | 6,5 33 29 2624 2115 . 0,75 | 1,11 0,65 0,24 | 0,012 II 28,5 18 7,5 38 33 31028 2318 10. 0,83 1,25 0,63 0,26 | 0,013 III 27 166,5 38 33 302822 14 5. 0,83 | 1,75 | 0,59 0,24 | 0,014 IV 27 17 7, 36 34 30 27 22 14 5 0,75 | 1,63 | 0,63 0,28 | 0,013 V 30 187,5 39 35 32 29 2618 11. 0,83 1,38 | 0,60 | 0,25 | 0,013 b) Stärkezuwachs. E der ge⸗ Zahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten Kreis⸗ BR mefienen der flächen- Quer- Jahr⸗ zuwachs⸗ 2 er He 1 m | m | ıv | v | vi | VIE VON IX bprocent 1 ı 83 las 23 2, 2, 2, 2, 2,1, 1% 15 8 71 3 3,0 2,0 2, 19 11,5 1,8 1271 230 17 41 ER . ; . . 2,6 2,0 1,8 1,5 [5,2 II 1 83 (0,89) 2,5 | 2,6 2,4 | 24 2,5 | 2,5 2 181 16 8 | 66 J (250 | 830 3,0 2,8 2,2 1,7 1,2 1,7 17 44 ]N a . . 8 3,0 2,0 1,86 1,6] 5,4 56 Achter Theil. 2 Höhe a i a 1 8 der ge Zahl Breite der Jahrringe (cm) in den Jahrzehnten Kreis⸗ 8 — rung der flächen F ee = r HI Ii I | vi vn vin en III 1 Bra Bi Bı 21) 25 2, 2,3 2 ä 1% 28 8 67 i (2,07) 3,0 3,0 1,7 1,5 1,5 1,0 1,6 16 50 8 0 eee eien IV 1 84 3 25| 2,0 1,7 1,5 14 1,4 1,3 230 8 | 67 (2,0) 2,86 2,3 2,0 1,3 1,3 1,1 20 16 45 5 ; ö 3, -41,8 1,83 17 16% 8% V 1 85 2,0 2,0 2,01, 1,7 1,5 2,0 1,5 24 8 68 (1,8) 2,5 2,5 2,0 2,3 2,0 1,6 2,6 18 45 i (,s) 3,0 | 2,0 2,0 2,0 5,1 V. Wirthſchaftsgebiet: Oberförſterei Reiner; im Glatzer Gebirge, Schleſten. 1. Diſtrict 175: 100 — 120 jähriges Baumholz. (Plänerkalk, 740 m Meereshöhe). a) Stamm- und Kronenbildung. Standort gut 1 Pi Abfall auf Im Verhältniß zur = . 2. Durchmeſſer (cm) 1 m Länge Höhe = 1 iſt E |5 SAS in der Höhe von... m im are 2 5 2 83 8 8 3 283 8 3 85 =. 3 3 8° 8 r 2 6 10 14 18 22 26 20 34 Stammtheil TE & Gd 2 222 238 m m m em 58 8 388 1 35,1310 58 5349454034 24 1314 1/86 1,38 | 0,37 0,28 | 0,016 1I 27,0 16 7 34 31 28 26 2115 10 0,67 1,38 0,59 0,26 0,013 III 37, 18 7 53 50 48 4439 34 26 16 7 | 0,75 1,25 0,0 0,17 | 0,014 IV 30,015 6 343129 252116 9 0,75 1,13 0,50 0,20 0,011 V 35,018 6 454038353227 1911 0,83 1,00 | 0,51 0,17 0,013 VI 31,018 9 3703431 2825 19 12 2 0,75 1,13 0,58 0,29 | 0,012 VII 32,0 17,50 6 46 44 41 37 31 24 14 8 . 0,75 | 1,63 0,55 0,19 | 0,014 VIII 35,017 7 52 49 4641 37 32 23 14. 0,92 | 1,13 | 0,49 | 0,20 | 0,015 IX 35,0 20 6 534946 42 37 31 24 14 0,92 | 1,38 | 0,57 0,17 0,015 X 32,018 8 33312927 23 2013 0,50 O,ss | 0,55 0,25 | 0,010 b) Stärkezuwachs. = 9 5 5 Breite der Jahrringe (cm) in den Jahrzehnten Kreis⸗ 2 5 8 8 flächen⸗ 1) uer⸗ S 5 zuwachs⸗ 8 81 * 41 ae 5 = „ procent 2 I 0 100 5,2 5,7 5,2 40 3,0 3,0 2,4 2,6 2,5 | 3,3 2,1 10 83| . (2,39) 5,2 4,2 3,2 2,1 1,5 1,5 2,4 1,4 1,3 20 | 66 : . (1,760 42 | 3,6 | 2,9| 2,2 2,5 | 1,6 2,0 Sturm durchbrochen. 5 105. Unterſuchungen über die Stammbildung der Fichte. 57 » | Höhe 18 05 E der ge⸗ — Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten | Kreis: 25 e S 8 en 2 JJ e | Ei = BACH? 3 2 m 4 | | 12° 0 100 22 4,2 |42 3,6 |2,0 ı 1,7 1,2 1,11,41,8 1,7 10 83 (1,6% 4,2 | 2,8 2,2 1,8 1,3 1,11, 1,2 20 381: i i . (0,52) 3,2 2,101,311 1,1. | 2,9 II 0: 105 (1,88) 5,6 6,1 3,4 | 1,9 2,2 2,6 2,0 1,7 14 11 0,8 10 83 . (0,78) 5,7 5,6 3,9 2,9 2,114 1411 0,9 20 a 5 a . 13,3 4,1 4,03,2 2,1 2,0 1,5 1,7 IV 0 1100| 2,9 | 2,8 | 3,0 | 29 2,8 2,7 2,0 1,2 1,6 1,44. 1,3 10 73 ; . (1,4% 2,4 2,4 1,9 1,5 2,01, 1,8 20 600 i ; . 124 | 22 1,5 1,2 0,9 0,6. | 1,5 V 0 105 (0,865) 3,5 3,3 3,5 3,1 4,0 2,8 2,9 1,6 1,620 1,5 10 017°; x 4,86 |4,6 | 2,9 2,6 1,4 1,5 1,110 1,1 20 60 . g . 3, 3,32, 1,7 17/11] 1,8 VI 0 110 3,4 3,5 3,2 3,0 3,8 3,2 2,11, 0,8 1,2 0,6 0, 10 80 3,5 | 3,6 2,0 1,41, 1,0 0,8 0,6 0,9 20 60 . ; ; 3,1 2,6 1,8 1,0 1,0%, 1,3 VII 0 95 (0,65) 5,0 5,9 3,6 3,1 3,1 2,441,514 1,8 F 10 834 ,s 6,2 3,8 | 2,7 2,1 1,2 1,6 1,60, 0,9 20 56 ; 0 (2,760 4,5 3,41, 3 1,9 VIII C 100 6,2 5,4 4, 2,2 1,7 1,3 |1.]1,2 1,6 1,1 N 10 83 (1,5% 4,8 6,1 | 3,0 2, |1,911,3/0,8,0,8| . | 0,8 20 EN: ; 5 4,0 |3,5 3,0 12,211,511,2 0,9 1,0 IX o 100 4% 5, 4% 27 2,8 2, 2, 1,8 1,61, g 10 85 (2,0) 6,6 3,9 2,5 1,9 1,5 1,518 0,8 0,8 20 655 ; (0,88) 3,5 2,7 2,2 1,41, 13 | 1,5 X 0 105 (0,45) 2,2 2,4 2,8 2,9 2,5 2, 2,8 17 1,8 155) 10 89 3,1 3,4 2,5 1,51, 0,9 100,6] 0,8 20 55 5 (1,250 3,602,013 111500 1,9 2. Diſtrict 251: 80 — 140 jähriges ſtarkes Baumholz, vom Standort gut (Gneis, Meereshöhe 800 m). a) Stamm- und Kronenbildung. a ası Abfall auf Im Verhältniß zur 8 wi, Alp. Durchmeſſer (cm) 1 m Länge Höhe =1 ift E 8 |822 28 in der Höhe von... m im 418 2 8 388 8 = S ER. U 2385 8 8 = 8 2 28 38 2 8 88 38 2 8 8 88 = 8 ( A* = 5 38 85, 8 & 2 6 10 14 18 22 26 30 34 Stammtheil ze ar ad. m m m om 5 129 157,2 343129 242013 7 0,88 1,42 0,52 0,25 0,012 Il | 32 18 11,637 32 31 28 25 210/146 0,75 | 1,16 | 0,56 | 0,36 0,012 III | 33 18 13,2 51 46 45 38 33 25 19 10 3 | 1,08 | 1,58 | 0,55 0,40 0,015 IV | 35 | 17 10,2 56 5249 4539 31/23 145 0,92 1,83 | 0,9 0,29 0,016 a S Achter Theil. IR Abfall auf Im Verhältniß zur = 8 22 Durchmeſſer (cm) Im Länge Höhe — 1 ift ee 8 SS in der Höhe von .. m im 2 2 5 383 88 = 22 | zei Jess S | » 3 8 8 | 5 |SE ER ESS 2 | 5 85 38 = S S 3 338 Be 4E 26 10 5 22 26 30 34 S 8 ge SE 2 | Stammtheil 2 8 8 8 m m m em 2 + 32 V 36 17 10,0 49 45 423733 2719 12! 31,00 1,50 0,47 0,28 | 0,014 VI 3417 9,846 43 39 36 3127 20 11 20,83 1,33 | 0,50 | 0,29 0,014 VII 3317 8,57 52 44 43 35 2817 8 . 1ſ½7 2,33 0,52 0,24 0,017 VIII 3617 7,47 44 42 40 36 33 29 16 6 0,58 0,92 0,47 | 0,21 0,013 IX 34 17 10,4645 43 40 36 32 22 13 5 0,50 1,50 0,50 0,29 0,014 X 3718 12,069 61561514537 29 19 10 1,50 1,83 0,49 0,32 | 0,009 b) Stärkezuwachs. Eulen] & 8 2 5 Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten 3 2 5 858 8 8 8 RO 88 S2 ed % 88 8 = 15 85 2 m: IH 2 E > BE IB = 1 5 A 2 m | & I | 0| 80| 0,8 |3,0| 3,4 4,1 4,5 3,2 3,124 2,3 10 | 52 n . . 3,86 ı 3,8 2,8 2,0 1,2 1,5 20 88% Hl villa (4,0% 2,9 3,0 2 „ I | 0 135 (1,0% 3,9] 3,5 3,0 2,2 1,5 1,2 6, 1,2 101,1 2,2156 1,4 1010505 00,5) 3,7 2,8 1,701,109 0,7 1,300,808 1,0 1,4 20 80 5 ; ö 5 0,9 1,9 1,2 1,5 1,7/1,21,41,0 2,1 III | o 126 (0,4% 2,0 5,8 | 4,s | 2,6 | 3,6 3,1 5,9 3,4058 12,3 15s 1,0 101100) . h ; 2,6 | 5,5 3,6 |2,911,411,711,0/0,9/1,2 1,3 1,2 20 70 2 (41,0% 2,4 1,6 1,8 2,0 1,91 14 2,3 IV | 0110| 2,2 5,8] 2,8 5,4 4,2 | 3,0 2,9 2,1 2,0 2,0 1,9 ü 1,2 10 | 90 . | 2,8 | 4,6 | 3,6 | 2,1 2,2 2,0 2,12,2 1,8 4,7 2017681: . (1,58) 3,6 |3,8|2,2|2,3 2, 2,5 3, V | 0|80| 3,6 3,0 3,4 | 3,9 3,2 5,4 3,22 |. 2,1 10 700 . 2,6 4,6 | 4,2 | 3,7 | 2,6 2,0 1, 1,5 20 | 500 g : 3, BT ra 1 EIS 3,0 VI 01126/(0,5%)11,1| 5,1 | 2,5 | 2,8 | 1,9 12,414,9|2,9|2,112,0 2,12, 1,4 10 1100) . 21 3,6 | 3,2 |2,041,811,5|1,0|1,411,1)1,0 1,2 20 80 Dep g 174 2,91, 2,2 2,3 1,6 1,5 12 1,8 VII 01120] 5,4 6,1 7ı | 2,8 1,4 2, 2,8 3,31, 1,10, 0,5 0,3 10 98| . |. I(1,88)| 4,6 | 3,8 3,0 |2,212,5/1,6|1,1/1,1)0,8 0,8 20.178: „ SE Wed (0,88) 2,5 2,0 2,8 3,42, 1,9 11,1 1,5 VIII 0 1200 1, 4,2 4a | 5,5 2,3 2,9 3,503,627 2,9 2,73,1 1,8 10 97 (17% 4,3 3,4 | 2,4 2, 2,0 1,3 1,0 1, 1,0 1,0 20 75 ‚ » 4,2 |2,612,611,5/1,3|1,8|1,6 2,3 $106. Der Zuwachs d. Fichte u. ſeine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. 59 = 1 © as 8 2 8 2 22 — Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten 3 5 8 8 us 8 SE: RO 3 108 er 2 20 » — ron = = 14 = 28 | 20H] > jelPlalul“ [al [Ali m & IXI 0 1002, 8, 3, 2,86 3, 2, 2, 2, 2,2% 2, 10 75 3,5 3,3 4,3 3,6 3,7 2,6 2,2 2,2 20 48 Et 4,8 4,4 3,22, 4,3 X | O 130 1,9 5,2 8,0 7,0 3,6 2,2 2,0 2,1 2,0 1,5 1,9 1,6 1,4 0,7 10 110 4,2 6,5 4,1 3,1 2,5 1,9 1,6 1,0 1,3 2,1 1,5 . 41,1 ee 3,1 2,5 2,11, 1, 1 0, . 1,0 8 106. Der Zuwachs der Fichte und ſeine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. I. Zuwachs und Zuwachs procent. 1. Kreisflächenzuwachs. Die Zurückführung des Zuwachſes auf ſtrenge Geſetze und deren Anwendung in exact mathematiſchem Sinne iſt weder für einzelne Stämme noch ſür eine Vereinigung von Stämmen möglich. Wie die im vorigen Paragraphen aufgeſtellten Beiſpiele hinlänglich er— ſehen laſſen, ſchwankt die Jahrringbreite auch bei äußerlich faſt gleich erſcheinenden Stämmen in mannigfacher Weiſe. Ebenſo ſind die Ergebniſſe der Aufnahmen ganzer Beſtände des gleichen Standorts immer verſchieden. Die Urſache hierfür wird man, analog der Viel— ſeitigkeit aller organiſchen Bildungen, in den überall vorliegenden thatſächlichen Verſchiedenheiten, welche nach der individuellen Ver— anlagung, nach gewiſſen phyſiologiſchen Eigenſchaften, nach der Conſtitution von Aeſten und Wurzeln und den äußern Vegetations— bedingungen beſtehen, zu ſuchen haben. Die Reſultate von Zuwachs— unterſuchungen werden deshalb, wie die ſtatiſtiſchen Ergebniſſe auf andern Gebieten der Volks- und Staatswirthſchaft, mehr in der Form von gutachtlichen Urtheilen, für die fie Belege bilden, als im präcifen Sinne eines Rechnungsexempels Anwendung finden müſſen. Als ſolche Belege können auch die Ergebniſſe der im § 105 angeſtellten Unterſuchungen verwendet werden. Vergleicht man die Kreisflächenzuwachsprocente verſchiedener Stammklaſſen (auf deren Verhalten weiterhin noch nach dem Raum, den die Kronen einnehmen, Bezug genommen wird), ſo treten an 60 Achter Theil. dieſen in Beſtänden, die gut durchforſtet und vom rückgängigen Materiale befreit ſind, keine ſehr erheblichen, durchgreifenden und allgemeingültigen Unterſchiede hervor. Häufig find nach einer Durch— forſtung die ſeither eingeengten Stämme den ſchon vorher herrſchend geweſenen in ihrer relativen Zuwachsleiſtung überlegen. Indeſſen im großen Durchſchnitt gilt doch die Regel, daß die herrſchenden Stammklaſſen der geſchloſſen erzogenen Beſtände nicht nur abſolut, ſondern auch relativ, nach ihren Zuwachsprocenten, das regelmäßigſte und günſtigſte Verhältniß zeigen, und zwar um ſo mehr, je weiter der Zeitpunkt der letzten Durchforſtung zurückliegt. Nach dem Durch⸗ ſchnitt der unterſuchten Stämme der nachbenannten Probeflächen (of. §S 105) waren die Kreisflächenzuwachsprocente in 1 m Höhe folgende: Zuwachsprocente der Oberförſterei Diſtrict Alter Stand ſtärkſten le ſchwächſten tämme Merenberg 111 90 Lichtſtand 24 1,2 176 2 112 85 Schlußſtand 1,3 1,6 0, „ Johannisburg 30 65 8 1,4 1,8 183, Gemeindewald | Merenberg Loehnberg 55 5 2,7 1,8 2 * 113 45 N 5,7 4,5 88 * 110 42 0 71 5,1 4,0 „ Im arithmetiſchen Durchſchnitte 3,4 2,7 24 „ 1) Zu ähnlichen Reſultaten gelangte Grundner (Allgem. Forſt⸗ und Jagdzeitung 1888, S. 7 fl.), der die von Riniker („Der Zuwachsgang in Fichten⸗ und Buchenbeſtänden unter dem Einfluß von Lichtungshieben“ 1887) bewirkten Zuwachsunterſuchungen benutzt, um die Betheiligung der Stärke⸗ klaſſen am Beſtandeszuwachs nachzuweiſen. Werden die Stämme jener Verſuchs⸗ flächen nach ihrer Stärke in fünf Klaſſen getheilt, ſo ſtellt ſich nachſtehendes Verhältniß heraus: J. Verſuchsfläche: 41 jährige Fichten; 18 m Höhe, 42 qm Kreisfläche, 487 fm Maſſe. „„ E e EFF Durchmeſſerzunahme in fünf Jahren 2,6 1,8 1,3 0,7 0/4 em Kreisflächenzuwachs p. Jahr. . 3,5 3,1 2,5 1,6 1,0 % II. Verſuchsfläche: 75 jährige Fichten; 31 m Höhe, 50 qm Kreisfläche, 805 fm Maſſe. = Stammklaſſe W e Un Eee Durchmeſſerzunahme in ſechs Jahren 2,2 1,7. 1,2 0,9 0, em Kreisflächenzuwachs p. Jahr .... 17 15 1,3 11 0,8 % Hieraus geht hervor, daß der Durchmeſſer- und Kreisflächenzuwachs nicht nur abſolut, ſondern auch relativ, nach ihren Procenten, innerhalb der Beſtände mit der Stärke der Stämme ſehr erheblich zugenommen hat. § 106. Der Zuwachs d. Fichte u. ſeine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. 61 Hier ſind alſo nicht nur in den Beſtänden mit vollem, ſondern auch in ſolchen mit ſchwach unterbrochenem Kronenſchluſſe die Zuwachs: procente an den herrſchenden Stammklaſſen am höchſten. Die Fähigkeit zur Anlegung hohen Stärkezuwachſes iſt zwar, wie Borg— greve zur Begründung ſeiner Plenterdurchforſtung in phyſiologiſcher Beziehung zutreffend nachgewieſen hat, an den ſeither zurückgebliebenen Stämmen, wenn ſie überhaupt noch erholungsfähig ſind, unter günſtigen Umſtänden verhältnißmäßig am ſtärkſten. Allein um die Bedingungen, die hierzu erforderlich ſind, herzuſtellen, iſt eine ſtärkere Umlichtung erforderlich, als ſie in Fichtenbeſtänden, die durchforſtet werden ſollen, in der Regel gegeben werden kann. Wegen der immerhin geringfügigen Unterſchiede, die in regelmäßig durchforſteten Beſtänden vorliegen, und wegen des geringen Einfluſſes der unter⸗ drückten und zurückgebliebenen Stämme dürfte es aber keinem Be— denken unterliegen, daß die Zuwachsprocente lediglich den herrſchenden Stammklaſſen entnommen werden. Allgemein und ſehr erheblich iſt die mit der Schafthöhe er— folgende Abnahme der Zuwachsprocente. !) Der Unterſchied zwiſchen den untern und obern Stammtheilen iſt um ſo größer, je ſtärker verhältnißmäßig die obern Ringſchichten, je gedrängter alſo die Be— ſtände erwachſen ſind. | Nach dem Durchſchnitt der im S 105 aufgeführten Stämme er: geben ſich etwa folgende Kreisflächenzuwachsprocente: t D 40 60 80 100 120 Jahre im untern Stammtheil (1 m Schafthöhe) 5 2 15 0,9 0, im mittlern Stammt hein. ande enn | 2. Maſſenzuwachs. Um die Kreisflächenzuwachsprocente auf die Maſſe von Stämmen oder Beſtänden zu übertragen, ſind die Höhe, in welcher die von der Kreisfläche entnommenen Zahlen der Maſſe am beſten entſprechen, und der Einfluß des Längenwachsthums auf die Maſſenzunahme zu berückſichtigen. 1) Preßler, Geſetz der Stammbildung, 1865, ſtellte den Satz (8. Lehr: ſatz) auf: „Der relative Stärkezuwachs oder das Stärkezuwachsprocent in über einander liegenden Stammpunkten iſt längs des ganzen Stammes auf— wärts zunehmend; im Schafte aber in ſtärkerem Verhältniß als im Zopfe; und im Ganzen in viel ſtärkerem Verhältniß zunehmend als der abſolute.“ Daß die Abnahme im Schafte in ſtärkerem Verhältniß erfolge, als im Zopfe, wird durch die in $ 105 mitgetheilten Stammanalyſen nicht beſtätigt, wie denn auch die gründlichen Arbeiten von Th. Nördlinger (Allgem. Forſt⸗ und Jagdzeitung, 1884, S. 276) das entgegengeſetzte Verhältniß ergeben haben. 62 Achter Theil. a) Die Stammhöhe, in welcher die Kreisflächenzunahme der Maſſenzunahme des Schaftes nahe kommt. Für Stämme mit gleichmäßigem Abfall liegt bei gleichmäßiger Jahrringbreite die Kreisfläche, deren geometriſche Beziehungen der Maſſe des ganzen Schaftes entſprechen, in der Mitte des letztern. Der Kreisflächenzuwachs iſt eine einfache Function der Jahrringbreite und des Durchmeſſers, der in dieſem Falle in der Mitte des Stammes ſein Mittel hat. Iſt der Stamm im untern Theil vollholziger, als im obern, ſo wird dadurch die der Maſſe entſprechende Kreisfläche in die Höhe gerückt; iſt umgekehrt die Stammform im untern Theil abholziger, ſo liegt die Kreisfläche unterhalb der Stammmitte. Iſt die Breite der Jahrringe in der Mitte größer, als der durchſchnitt— lichen Ringbreite entſpricht, ſo würde das der Mitte entnommene Procent zu groß fein; das ohne Rückſicht auf den Längenzuwachs zu⸗ treffende Maſſenzuwachsprocent muß daher tiefer liegen. Iſt die Ringbreite in der Mitte ſchmäler als die durchſchnittliche, ſo findet das umgekehrte Verhältniß ſtatt. In Folge der genannten Be: ſtimmungsgründe ergiebt ſich, daß für im Schluſſe gehaltene Beſtände die Kreisflächen, deren Zuwachsprocente denjenigen der Maſſe ent- ſprechen, höher liegen, als für freiſtändig erwachſene. Der Schluß— ſtand mindert den Abfall in den untern Stammtheilen, der Freiſtand verſtärkt ihn. Form und Jahrringbildung der Fichte find im § 105 an zahl⸗ reichen Beiſpielen nachgewieſen. Aus den dort mitgetheilten Zahlen iſt zu entnehmen, daß bei der Fichte in geſchloſſenen Beſtänden der Abfall im untern Stammtheile kleiner als im obern und im Durch⸗ ſchnitt des ganzen Stammes iſt. Nach dieſer Richtung liegt daher eine Urſache, die Kreisfläche, welche mit der Maſſe correſpondirt, tiefer als in Stammmitte anzunehmen, nicht vor. Die Ningbreite zeigt bei den im Schluſſe gehaltenen Beſtänden, insbeſondere in der Jugend, die Tendenz einer Zunahme von unten (oberhalb des Wurzelanlaufs) bis zu der Region unterhalb der grünen Krone. Für Alter und Baumformen, bei denen der Beginn der grünen Krone wenig ober— halb der Stammmitte liegt, würde hiernach die Annahme des Zuwachs— procentes in der Mitte zu hoch ſein. Für die meiſten und in praktiſcher Hinſicht wichtigſten, insbeſondere die höhern Altersſtufen geht aber aus den mitgetheilten Stammanalyſen hervor, daß die Ringbreite in der Stammmitte gegenüber der mittlern nur wenig allgemeine Abweichungen zeigt. Als Reſultat wird man daher auch für regelmäßige Beſtände unterſtellen dürfen, daß die Zuwachsprocente, welche der Maſſe des Schaftes (ohne Rückſicht auf ſeinen Höhenwuchs) 8106. Der Zuwachs d. Fichte u. ſeine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. 63 entſprechen, von den Kreisflächenzuwachsprocenten der Schaftmitte nicht ſehr erheblich abweichen.“) b) Der Längenwuchs. Für Stämme mit voller, dem Durchmeſſerzuwachs entſprechender Höhenzunahme wird der Maſſenzuwachs, und damit auch das Procent deſſelben, gegenüber dem Kreisflächenzuwachs durch den Einfluß des Höhenwuchſes um 50 % erhöht, ſodaß die bekannte einfachſte Formel | 400 5 12 ; für das Zuwachsprocent * in Bu übergeht.?) Für einen Höhen⸗ wuchs, der im Verhältniß zur Stärkezunahme um die Hälfte zurück⸗ gegangen iſt, erhöht ſich das Procent der Maſſe gegenüber dem der Kreisfläche nur um 25 %. Zwiſchen dieſen Grenzen pflegt der Höhen⸗ wuchs in Beſtänden, die für den Nachweis des Zuwachsganges am wichtigſten ſind, zu liegen. Voller Höhenwuchs in dem angegebenen Sinne findet bei der Fichte bis etwa zum 40. Jahre ſtatt. Alsdann nimmt der Höhenzuwachs allmählich ab, bis er etwa im 80. bis 100. Jahre auf die Hälfte geſunken ift.?) Danach wird der Einfluß der Höhe auf den Maſſenzuwachs noch geringer. Eine gehörige Berückſichtigung der beiden unter a) und b) hervorgehobenen Momente führt zu dem Reſultate, daß das Maſſen⸗ zuwachsprocent erheblich größer iſt, als es ohne Rückſicht auf das 1) Hierbei wird auf folgende literariſche Arbeiten Bezug genommen: Preßler, Das Geſetz der Stammbildung, 1865, zehnter Lehrſatz, a: „Das laufende Zuwachsprocent in der Stärkenfläche der Schaftmitte iſt nahe gleich dem laufenden (Maſſen⸗) Zuwachsprocente der Schaftmaſſe.“ Preßler, Zur Forſtzuwachskunde, S. 58. Hiernach iſt das Stammzuwachs— procent aus der Mitte des „zuwachsrecht entgipfelten“ Schaftes abzuleiten. Man entgipfelt einen Stamm, deſſen Zuwachsprocent für die letzte jährige Periode ermittelt werden ſoll, im Sinne Preßlers zuwachsrecht, wenn man den Gipfel da vom Stamm abſchneidet, wo nn Jahrringe gezählt werden. Für kurze Perioden iſt die Lage dieſer Fläche von der halben Geſammthöhe wenig und für den Zeitpunkt der Gegenwart oder des letzten Jahres gar nicht abweichend. Täger, Allgem. Forſt⸗ und Jagdzeitung, 1867. Nach den hier mitgetheilten, an 12 Fichtenſtämmen angeſtellten Unterſuchungen ſtimmen die aus den Mittelflächen der zuwachsrecht entwickelten Stämme abgeleiteten Zuwachs— procente mit denjenigen der Maſſe überein. Th. Nördlinger, Zuwachs und Zuwachsprocent, Allgem. Forſt- und Jagd— zeitung 1884, S. 277—279. 2) W. Jäger, Holzbeſtands-Regelung und Ertragsermittelung der Hoch— wälder, 1854, $ 18—20. 3) Vgl. hierzu die im § 104 unter A II mitgetheilten Höhenangaben. 64 Achter Theil. Längenwachsthum und nach Unterſuchungen der Kreisfläche im untern Stammtheile gefunden wird. Wird nun der Maſſenzuwachs nach den Kreisflächenzuwachs— procenten mit Berückſichtigung der Stammform und Höhe auf die Oertlichkeiten,“) denen das Material für die Rechnung entnommen iſt, übertragen, ſo ergeben ſich für volle normale Beſtände etwa folgende Procente und Beträge: Altes ann. 40 60 80 100 120 Jahre Beſtandesmaſſe 350 550 750 900 900 fm Zuwachsprocent 7 35 2 14 1 Zuwachsmaſſe. 24 19 15 12 9 fm Die vorſtehenden Angaben ſtehen ſowohl nach den abſoluten Beträgen als auch nach dem zeitlichen Verlauf mit den Angaben der neuern Literatur,?) die ſich auf den Geſammtzuwachs beziehen, im Weſent⸗ 1) Insbeſondere für den guten Standort des Weſterwaldes; aber die Stammanalyſen laſſen für andere Wirthſchaftsgebiete (Oberförſterei Zeitz, Thüringen, Schleſien u. ſ. w.) einen ſehr ähnlichen Wachsthumsgang erkennen. 2) Insbeſondere wird hierbei auf folgende Unterſuchungen Bezug genommen: 1. R. Hartig, Rentabilität, Tafel IX u. X. Hiernach haben ſich folgende Zuwachsprocente ergeben: Bonität Alter 40 60 80 100 120 Jahre 1 1 838 18. 4,1 A II I,, 2. v. Guttenberg (Aufſtellung von Holzmaſſen- und Geldertragstafeln, S. 54) fand als durchſchnittliche Zuwachsprocente der Fichte in den Gebirgsforſten der Herrſchaft Weitra Bonität Alter 50—60 60—70 70—80 80—90 90-100 Jahre I 4,2 2,7 2,0 1,7 11 * II 3,8 2,9 2,1 1,8 1,3 5 III 3,1 2,6 2,1 1,3 1,4 5 IV 3,6 2,7 2,7 3,0 2,6 77 3. Schwappach, Wachsthum und Ertrag u. ſ. w. giebt für Mittel⸗ und Norddeutſchland folgende Zuwachsprocente: Bonität Alter 40 60 80 100 120 Jahre 1 „ 10. 00: 05 8 II 35 31.137070 055 III 4,1 2, % OS: 9, IV 4 „ ,,, Pr 52, V Aenne Die Zuwachsprocente verhalten ſich, wie es nach dem Verlaufe des Maſſen⸗ zuwachſes nicht anders ſein kann, bei gleichem Alter den Bonitäten ent⸗ gegengeſetzt. Die Zuwachsprocente von Schwappach ſind erheblich niedriger als alle andern, auf der Grundlage von Stammanalyſen ermittelten Procente, 8106. Der Zuwachs d. Fichte u. ſeine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. 65 lichen in annähernder Uebereinſtimmung oder doch nicht in einem Gegenſatz. Wenn ſie mit den Ergebniſſen der Praxis verglichen werden, ſo treten dagegen große Abweichungen hervor, was in dem Umſtand begründet iſt, daß es die Praxis in der Regel mit unregel— mäßigen Verhältniſſen und unvollkommenen Beſtänden zu thun hat. Es iſt jedoch allgemein anerkannt, daß alle den Zuwachs betreffenden Beziehungen von regelmäßigen Beſtänden ausgehen müſſen. Die wichtigſten Folgerungen, welche aus dem Verlaufe des Zu— wachſes für die wirthſchaftliche Behandlung gezogen werden können, gehen dahin, daß, ſolange die Beſtände von Natur befähigt ſind, einen ſo hohen Zuwachs zu erzeugen, wie es bis zum 50. oder 60. Jahre der Fall iſt, eine Urſache zu künſtlicher Steigerung deſſelben nicht vorliegt, die Durchforſtung ſich deshalb auf die Entnahme der unter⸗ drückten und zurückgebliebenen Stämme beſchränken kann. Erſt wenn mit der Abnahme des Höhenwachsthums die dem Lichte aus— geſetzte Kronenfläche mehr und mehr abnimmt, hat die Wirthſchaft Veranlaſſung, dieſer Abnahme entgegenzu— wirken. Dem hierin ausgeſprochenen Princip entſpricht die mäßig begonnene und kräftiger fortgeſetzte Durchforſtung. II. Die Vertheilung des Zuwachſes auf die Stammklaſſen nach dem Wachsraum. Da bei regelmäßiger Verfaſſung der Beſtände die der Nutzung der nachhaltigen Wirthſchaft entſprechende Zuwachsſumme, der Durch: ſchnittszuwachs, einen ſo gleichmäßigen Charakter zeigt, wie es die Ertragstafeln, die den Geſammtzuwachs angeben, erſehen laſſen, ſo iſt es für die forſtliche Praxis von größerer Wichtigkeit, die Ver— theilung des Zuwachſes auf die verſchiedenen Stammklaſſen als ſeine abſolute Höhe zu unterſuchen. Dieſe Vertheilung enthält zugleich Beziehungen qualitativer Natur, zu denen die bloße Unterſuchung des Maſſenzuwachſes nicht führt. Um in dieſer Richtung beſtimmte Er- gebniſſe zu gewinnen, wurden in den nachbenannten regelmäßigen Beſtänden verſchiedenen Alters der Oberförſterei Merenberg Probe— flächen gelegt, deren Stämme gekluppt und nach 3 Stärkeklaſſen mit gleichen Stammzahlen geordnet wurden. Für jede Klaſſe wurden dann mehrere Stämme auf ihren Wachsraum, der nach dem Quadrat des größten Durchmeſſers der thätigen grünen Krone bemeſſen wurde, wofür ein hinlänglicher Grund nicht zu erſehen iſt. Bei den in dieſer Schrift empfohlenen kräftigen Durchforſtungsgraden würden die Zuwachsprocente in 60, 80 u. ſ. w. Jahren noch höher ſein, als ſie an den im vollen Schluß und ſtammreich gehaltenen Beſtänden der Oberförſterei Merenberg u. ſ. w. ge: funden wurden. Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 5 66 | Achter Theil. und ihren Kreisflächenzuwachs in verſchiedenen Stammhöhen unter: ſucht.!) Dieſe Meſſungen ergaben Folgendes: 1. Diſtrict 111: 90jährige Fichten, ſeit 8 Jahren in koche bezw. ſchwach unterbrochenem Schluß. 3 Wachs⸗ e Umfang Breite der | Kresſlächenzuwachs Nr. der raum Quer⸗ ee eee für bezogen Krone ſchnitte den Stamm auf 1 ha m qm m cm cm qm qm I 7 49,0 1 159 3,4 0,0541 11 f 25 — 13 120 2,2 0,0264 5,4 II 4,8 1 147 1,9 0,0279 12,1 | 7 ö 13 87 1,5 0,0131 5,7 III 4 16 1 108 1,4 0,0151 9, * u 13 78 11 0,0086 5,4 IV 4,1 16,8 1 105 1,0 0,0105 6,3 3 A 11 72 1,1 0,0079 4,7 V 4,0 16 1 96 1,0 0,0096 6,0 1 10 13 72 1,4 0,0101 6,3 VI 4,0 16 1 108 0,9 0,0097 6,1 1 Na 11 72 0,9 0,0065 4,1 VII 3,2 10,2 1 102 1,0 0,0102 10,0 „ „ 11 72 1,5 0,0108 10,6 VIII 4,0 16 1 90 1,4 0,0126 7,9 5 er 11 72 1,6 0,0115 7,2 IX 4,0 16 1 90 0,8 0,0072 4,5 5 35 1 78 2,1 0,0164 10,3 X 3,3 10,9 1 93 1,0 0,0093 8,5 * 7 11 69 ‘0,8 0,0055 5,0 XI 2,0 4,0 1:12:73 0,4 0,0029 7,8 1 5 9 54 0,2 0,0011 2,8 XII 3,0 9 1 75 0,3 0,0023 2,6 5 ji 9 54 0,3 0,0016 1,8 2. Diſtrict 112: 85 jährige Fichten, regelmäßig, geſchloſſen. Durch⸗ Höhe Breite Zehnjähriger meſſer Wachs. der Umfang 15 Kreisflächenzuwachs d raum Quer⸗ dez 10 letzten Nr. * Stammes g für 1 Krone ſchnitte Jahrringe den Stamm uf 1 ha m am m cm em qm qm 1 5,0 25,0 1 138 1,0 0,0138 5,5 4 hr 13 93 0,9 0,0084 3,4 II 4,6 21,2 1 135 1,7 0,0230 10,8 4 15 13 96 0,9 0,0086 4,1 1) Vgl. die Abſchnitte „Stamm- und Kronenbildung“ im 8 105. 8106. Der Zuwachs d. Fichte u. feine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. 67 Durch- Höhe Breite Zehnjähriger ah Wachs- der n Pk Kreisflächenzuwachs Nr. der raum Quer- Stammes 10 letzten für bezogen Krone ſchnitte Jahrringe den Stamm auf 1 ha m qm m cm cm qm qm III 3,5 12,3 1 135 0, 0,0122 9,9 er 3 13 84 0,8 0,0067 5,4 IV. 4,3 18,5 1 111 0,9 0,0100 5,4 F * 13 81 0,9 0,0073 3,9 V 3,4 11,6 1 105 0,6 0,0063 5,4 > 5 11 75 0,4 0,0030 2,6 VI 2,„6 6,8 1 108 0,7 0,0076 11,2 5 1 11 78 0,3 0,0024 3,5 VII 3,0 9,0 1 93 0,7 0,0065 7,2 = 7 11 72 1,0 0,0072 8,0 VIII 2,5 6,3 1 96 0,8 - 0,0077 12,2 = * 11 78 0,6 0,0047 7,5 IX 2,5 6,3 1 69 0,3 0,0021 3,3 ” 4 11 57 0,3 0,0017 2,7 X 2,3 5,3 1 69 0,8 0,0055 10,4 . ei 9 51 0,3, 0,8015 2,8 3. Diftriet 110: 40 jährige Fichten, regelmäßig (Pflanzung in engem Verband). Durch⸗ Höhe Breite Zehnjähriger meſſer Wachs⸗ Fe Umfang 5 Kreisflächenzuwachs Nr. der raum Quer⸗ 3 J0 letzten für bezogen Krone ſchnitte . Jahrringe den Stamm auf 1 ha m qm m cm cm qm qm I 2,7 7,3 1 66 2,7 0,0178 244 pr 4 11 45 3,7 0,0160 21,9 II 3,5 12,3 1 69 3,0 0,0207 16,8 \ Pr 4 11 45 3,4 0,0153 12,4 III 3,0 9,0 1 87 2,6 0,0226 25,1 5 4 11 54 4,8 0,0259 28,8 IV 2,4 5,8 1 54 1,8 0,0097 16,7 * N 8 42 2,8 0,0118 20,3 V 2,8 7,8 1 60 2,8 0,0168 21,5 „ „ 8 40 2,1 0,0084 10,8 VI 2,2 4,8 1 57 2,3 0,0181 27,3 „ „ 8 46 2,9 0,0133 27,7 VII 2,0 4,0 1 45 1,2 0,0054 13,5 5 1 8 34 1,8 0,0061 15,3 VIII 1,8 3,2 1 45 1,4 0,0063 19,7 77 Pi 8 36 2,4 0,0086 26,9 68 Achter Theil. > ; ehnjähriger Bee Wachs⸗ ei | 3 Kreldflachenzuüwachs Nr. der raum Quer⸗ 10 letzten j Krone ſchnitte 0 eier den — a er m qm m cm cm qm qm IX 2,0 4,0 1 42 1,2 0,0050 12,5 “ 0 6 37 1,5 0,0056 14,0 X 2,1 44 1 33 0,8 0,0026 5,9 * 5 6 27 1,1 0,0030 6,9 XI 1,7 2,9 1 36 0,9 0,0032 11,4 ER 5 6 28 174 0,0039 13,4 XII 1,9 3,6 1 36 0,8 0,0029 8,1 70 2 6 28 1,2 0,0034 94 XIII 1,0 1,0 1 24 0,5 0,0012 12,0 * * 6 15 1,8 0,0027 27,0 XIV 1,7 2,9 1 27 0,9 0,0024 8,3 75 1 6 22 1,1 0,0024 8,3 XV 1,3 1,7 1 27 0,8 0,0022 12,9 1 * 6 21 1,7 0,0036 21,2 4. Diſtriet 113: 44 jährige Fichten, regelmäßig. Durch⸗ öhe Breite Zehnjähriger a Wachs⸗ — Umfang u Kreisflächenzuwachs Nr. der raum Quer⸗ We 10 letzten für bezogen Krone ſchnitte Jahrringe den Stamm auf 1 ha m qm m cm cm qm qm I 3,5 12,3 1 75 3,4 0,0255 19,1 Pr si 11 54 3,6 0,0194 15,8 II 3,2 10,2 1 75 1,9 0,0143 14,0 m 1 11 54 3,4 0,0184 18,0 III 2,4 5,8 1 69 2,2 0,0152 26,2 Ar * 11 45 3,9 0,0176 30,3 IV 3,0 9,0 1 63 2,4 0,0151 16,8 * 1 11 45 4,0 0,0180 20,0 V 2,5 6,3 1 51 1,5 0,0077 12,3 er 7 9 36 2,7 0,0097 12,5 VI 2,3 4,8 1 48 0,6 0,0029 6,0 % 5 10 34 1,8 0,0061 12,7 VII 2,1 4,4 1 42 1,0 0,0042 9,5 3 > 10 30 1,8 0,0054 12,3 VIII 1,8 3,2 1 45 11 0,0050 15,6 a. 4 10 33 2,0 0,0066 20,6 IX 1,5 2,3 1 30 0,5 0,0015 6,5 ER 11 11 15 3,0 0,0045 19,6 X 1,6 277 1 33 1,0 0,0033 12,7 ” N 7 24 1,3 0,0031 12,0 5106. Der Zuwachs d. Fichte u. feine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. 69 5. Diftriet 113: 50—80-, im Durchſchnitt 65 jährige Fichten, durch die Altersunterſchiede unregelmäßig. f ehnjähriger | 2 15 Wachs Sr Umfang 15 PR 4 Ve Nr. der raum Quer⸗ ve 10 letzten für bezogen Krone ſchnitte re Jahrringe den Stamm auß 5 ha m qm m cm cm qm qm I 6,3 39,7 1 156 2 0,0421 10, 1 1 13 108 2,5 0,0270 6,8 II 7,5 56,3 1 123 1,5 0,0185 3,3 7 4 11 90 2,1 0,0189 3,4 III 3,8 14,4 1 114 1,3 0,0148 10,3 5 1 13 87 1,0 0,0087 6,0 IV 4,0 16,0 1 114 0,6 0,0068 4,3 * 1 11 90 2,8 0,0252 15,8 V 2,5 6,3 1 84 0,7 0,0059 94 155 1 11 66 1,0 0,0066 10,5 VI 2,6 6,8 1 90 0,8 0,0072 10, 3 75 11 75 0,7 0,0053 7,8 VII 3,2 10,2 1 69 0,6 0,0041 4,0 7 7 11 54 0,5 0,0027 2,6 VIII 3,4 11,6 1 69 1,2 0,0083 7,2 5 7 11 57 1,4 0,0080 6,9 IX 2,6 6,8 1 51 0,5 0,0026 3,8 1 15 7 39 0,9 0,0035 5,1 X 2,2 4,8 1 48 1,2 0,0058 12,1 AR * 7 39 1,0 0,0039 8,1 6. Diſtrict 1 (Gemeindewald Allendorf): 35 jährige Fichten, regelmäßig. 1 1 ehnjähriger — Wachs- a ug ie krel fachen en wachs Nr. der raum Quer- Stammes 10 letzten für bezogen Krone ſchnitte Jahrringe den Stamm auf 1 ha m qm m cm cm qm qm I 2,1 4,4 1 57 1,9 0,0108 24,5 10 u 11 39 3,6 0,0140 31,8 II 2,4 5,8 1 60 1,2 0,0072 12,4 F 75 11 42 2,2 0,0092 15,9 III 2,2 4,8 1 45 1,0 0,0045 9,4 5 7 11 30 2,2 0,0066 13,8 IV 2,0 4,0 1 45 1,2 0,0054 13,5 6 = 11 30 1,8 0,0039 9,3 V 1,5 2,3 1 39 0,9 0,0085 15,2 * * 9 27 1,0 0,0027 11,7 70 Achter Theil. Durch⸗ Höhe Breite | Behnjähriger meer Wachs⸗ AR: n der Kreisflächenzuwachs Nr. der raum Quer⸗ 10 letzten für bezogen Krone ſchnitte Stemmes Jahrringe den Stamm 15 ? ha m 3 qm m cm cm qm qm VI 2,1 4,4 1 36 1,0 0,0036 8,2 5 1 9 24 1,1 0,0026 5,9 VII 1,7 2,9 1 30 0,9 0,0027 9,3 2 jr 9 18 1,9 0,0034 11,7 VIII 1,5 2,3 1 30 0, 0,0027 11,7 1 9 18 1,4 0,0025 10,9 IX 1,2 1,4 1 27 0,5 0,0014 10,0 = * 9 15 1,0 0,0015 10,7 X 1,1 1,2 1 24 1,4 0,0034 28,3 2 1 7 12 2,0 0,0024 20,0 Aus der Vergleichung des Kreisflächenzuwachſes der einzelnen Stämme und Stammklaſſen laſſen ſich folgende Reſultate ableiten: 1. In Bezug auf die abſolute Leiſtung der Stammklaſſen. Hier ergiebt ſich eine Beſtätigung der von andern Autoren gezogenen und in der neuern Literatur veröffentlichten Reſultate, daß der weitaus größte Theil des Zuwachſes von den ſtärkſten Stämmen ge: leiſtet wird. Werden die Stämme jener ſechs Flächen nach drei Klaſſen mit je gleichen Stammzahlen geordnet, deren erſte die ſtärkſten, die zweite die mittlern, die dritte die ſchwächſten Stämme enthält, jo berechnen ſich für den 10 jährigen Kreisflächenzuwachs in 1 m Stammhöhe folgende Zahlen: 10 jähriger Kreisflächenzuwachs der Diſtriet Alter ſtärkſten | mittlern | ſchwächſten f Stämme am | Yo | qm 970 am % 111 90 0,1076 67 0,0321 20 0,0217 13 112 85 0,0490 55 0,0239 27 0,0163 18 110 42 0,0876 66 0,0324 25 0,0119 9 113 45 0,0550 60 0,0257 28 0,0107 12 115 | 50-—70 | 0,0754 68 0,0199 18 0,0150 14 1 40 0,0225 54 0,0125 30 0,0068 16 Im Durchſchnitt 0,8971 | 64 0,1465 | .23 | 0,0824 13 Hiernach wird, wie Aehnliches auch von anderer Seite! gefunden iſt, nahezu zwei Drittel des ganzen Kreisflächenzuwachſes von den ſtärkſten 1) Speidel, Beiträge zu den Wuchsgeſetzen des Hochwaldes und zur Zuwachslehre 1893, 2. Abſchnitt, regelmäßiger, mäßig durchforſteter S. 63 ermittelte für die ſtärkere Hälfte Fichtenbeſtände folgende Zahlen: 8106. Der Zuwachs d. Fichte u. ſeine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. 71 Stämmen hervorgebracht; auf die mittlere Klaſſe entfällt etwa ein Viertel, auf die ſchwächſte nur ein Achtel des Zuwachſes. 2. In Bezug auf die relative Leiſtung der Stamm: klaſſen. Für die Geſammtleiſtung der Beſtände auf einer gegebenen Fläche kommt nicht der abſolute Betrag der einzelnen Stämme, ſondern vielmehr der Zuwachs im Verhältniß zu dem Raume, den die Stämme einnehmen, in Betracht. Wird der Kreisflächenzuwachs nach dem Verhältniß des Kronenraums auf die Flächeneinheit übertragen, ſo ergeben ſich im Mittel der zugehörigen Repräſentanten folgende Zahlen: 10 jähriger Kreisflächenzuwachs p. ha der Be ſtärkſten | mittlern | ſchwächſten Diftrict Alter Stämme am am am 111 90 9,7 7,5 4,7 112 85 8,7 7,3 7,6 110 40 20,9 15,8 10,7 113 45 19,8 11,7 10,5 113 65 8,1 8,1 5,0 1 40 15,4 12,3 10,5 Im Durchſchnitt 13,8 10,5 8,1 Antheil an der | Antheil am ’ Beſtandesmaſſe Beſtandeszuwachs Bonität Ia 30-37 jähr. 7 75,7 %, „ Ib 40—51 „ „„ 86,2 „ „ II 30—35 „ „ 84,5 „ „ II 35—43 „ 78,7 „ 86,6 „ Grundner, a. a. O., bildete 5 (bezw. 10) Stammklaſſen und fand für dieſelben die procentiſchen Zuwachsantheile: Beſtandesalter IJ. II. III. IV. V. Stammklaſſe 52 46,9 27,2 20,7 4,8 0,4 % 80 43,1 26,1 19,2 9,8 1,8 „ 86 50,1 29,4 14,5 5,6 04 „ Für die ſtärkere Hälfte des Beſtandes wurden im 52 jährigen Beſtande 83,7%, im 80 jährigen 80,9%, im 86 jährigen 86,2% ermittelt. Wird für die aus der Oberförſterei Merenberg mitgetheilten Er- gebniſſe, wie es annähernd zutrifft, unterſtellt, daß die ſtärkere Hälfte des mittlern Drittels mit 13% am Geſammtzuwachs der Beſtände partieipirt, ſo ergiebt ſich für die ſtärkere Hälfte der Geſammtzahl ein Kreisflächenzuwachs von 77%, ein Maſſenzuwachs von mehr als 80%, ſodaß die von Speidel und Grundner gefundene Regel, nach welcher die ſtärkere Hälfte des Beſtandes annähernd vier Fünftel des Maſſenzuwachſes erzeugt, auch für die hier vorliegenden Beſtände zutrifft. 72 Achter Theil. Es verhält ſich alſo der auf die Flächeneinheit bezogene, mit dem Alter ſtark abnehmende Kreisflächenzuwachs der drei Annalen wie 1: 0,8: 0,6.“) 3. In Bezug auf die Durchforſtung. Eine, wenn auch nicht gerade präciſe und direct anwendbare Folgerung wird man aus dem Verhalten der Stammklaſſen auch in Bezug auf die Durch— forſtungen ziehen dürfen. Den vorwüchſigen Stammklaſſen ent⸗ ſprechen in gewiſſer Hinſicht Beſtände, die ſtark durchforſtet ſind. Bei ſtarken Durchforſtungen geht das Streben des Wirthſchafters dahin, allen Stämmen einen Wachsraum zu geben, wie er den vorwüchſigen Stammklaſſen eigenthümlich iſt. Ein Normalbeſtand im Sinne dieſer Durchforſtung beſteht aus gleichen Stämmen mit Kronen, die ſich gegenſeitig nicht einengen. Den Stämmen der mittlern Klaſſen ent⸗ ſprechen Beſtände, die in mäßigem Schluß gehalten ſind, bei denen ſich die Kronen drängen, ohne daß dadurch die Geſundheit und Wuchskraft Einbuße erleidet. Den ſchwächſten Stammklaſſen endlich entſprechen Beſtände, die ſchwach oder gar nicht durchforſtet ſind, bei denen alle Individuen in Folge zu dichten Standes nur kümmerlich vegetiren. Sit der vorſtehende Vergleich bis zu einem gewiſſen Grade zu⸗ treffend, ſo wird man aus dem Verhalten der Stammklaſſen einen Beleg für die Anſicht herleiten dürfen, daß kräftige Durchforſtungen 1) In einem mathematiſch ſcharfen Sinne können dieſe Zahlen der Natur der Sache nach (ſchon wegen der Unmöglichkeit, den Umfang und Anſatz der Krone mit mathematiſcher Schärfe zu meſſen) nicht verſtanden werden. Es iſt jedoch charakteriſtiſch, daß die nach dem Wachsraum ermittelten Zahlen mit den⸗ jenigen, welche ſich nach Zuwachsprocenten ergeben, faſt völlig übereinſtimmen. Denn auch die S. 60 mitgetheilten nach der Formel 400: ud ermittelten Procente = 3,4 — 2,7 und 2,1 ſtehen im Verhältniß von 1: 0,8: 0,6. Für den Maſſenzuwachs gehen hieraus (unter Anwendung der im $ 105 angegebenen Höhen) die Verhältnißzahlen 1 zu 0,7 zu 0,5 hervor. Gegen die von Grundner a. a. O. mitgetheilten Leiſtungen der herrſchenden Stammklaſſen ſtehen die vorſtehenden Verhältnißzahlen zurück, wogegen zu den von Speidel gefundenen das umgekehrte Verhältniß ftatt- findet. Speidel (a. a. O. S. 52) ſpricht das Reſultat ſeiner diesbezüglichen Unterſuchungen in dem Satze aus: „Im geſchloſſenen und mäßig durchforſteten Beſtand erfolgt der Schaftmaſſenzuwachs der Stammklaſſen im Stangen- und Baumholzalter annähernd proportional dem Antheil derſelben an der Beſtandes⸗ maſſe; jedoch neigen die ſtärkſten Klaſſen in der Nähe der Culmination des laufenden Maſſenzuwachſes vom Beſtand zur Mehrerzeugung hin.“ Nach den Ergebniſſen der Oberförſterei Merenberg iſt dieſe Mehrerzeugung aber gerade in dem Beſtandesalter von 40—60 Jahren nicht unbedeutend. Daß das Verhältniß nach der Beſtandeshaltung Abweichungen zeigt, iſt ſelbſt⸗ verſtändlich. 8106. Der Zuwachs d. Fichte u. feine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. 73 in Bezug auf die Zuwachsleiſtung ſich günſtig verhalten. Um jedoch den nachhaltigen Einfluß der Durchforſtungen in dieſer Hinſicht nicht zu überſchätzen, wird man zu berückſichtigen haben: Erſtens, daß die Zuwachsunterſchiede verſchiedener Durchforſtungsgrade nicht nur die Folge des vermehrten Wachsraumes ſind, ſondern daß ſie auch durch die Zerſetzungsgrade des Humus herbeigeführt werden. Hierdurch erhält die ſtarke Durchforſtung in Beſtänden mit ſtarker Humus⸗ anhäufung die Tendenz einer noch höhern Zuwachsſteigerung, als ſie den ſtärkern Stammklaſſen an ſich eigenthümlich iſt. Dieſe Zuwachs— ſteigerung iſt jedoch keine nachhaltige. Sie führt aber zu der Er⸗ kenntniß, daß alle Zuwachsmehrungen, welche ſtarke Durchforſtungen hervortreten laſſen, immer nur mit einer gewiſſen Reſerve aufgefaßt werden müſſen. Zweitens iſt gegen die hier befolgte Methode der Berechnung der Zuwachsvertheilung geltend zu machen, daß die vor— gewachſenen Stämme, wenn ſie, wie in den vorliegenden Beſtänden der Fall iſt, von zurückgebliebenen und unterdrückten umgeben ſind, mehr Licht und Luft genießen, als dem Umfang ihrer Kronen entſpricht, während die ſchwächern Stämme unter dem Druck ihrer vorwüchſigen Nachbarn den ihren Kronen entſprechenden Raum nicht voll ausnutzen. Hiernach werden ſich für regelmäßig geſtellte Beſtände die Differenzen zwiſchen verſchiedenen Durchforſtungsgraden kleiner geſtalten, als dem Verhalten der Stämme, wenn verſchiedene Klaſſen nebeneinander ſtehen, entſpricht. Trotz der hieraus ſich ergebenden Einſchränkungen darf man es mit Behringer!) für wahrſcheinlich halten, daß jeder zu dichte Stand für die Maſſenerzeugung nachtheilig wirkt, daß aber die mäßigen und ſtarken Durchforſtungen in ihren nach— haltigen Zuwachsleiſtungen nicht erheblich von einander abweichen. Für die Praxis, der alle theoretiſchen Unterſuchungen dienen ſollen, iſt aber die allgemeine Regel gebührend zu würdigen, daß die wichtigſten Beſtimmungsgründe für die Durchforſtungsgrade nicht in quantitativen, ſondern in qualitativen Momenten liegen. III. Die Vertheilung des Zuwachſes auf Haupt- und Vornutzung. 1. Die Bedeutung concreter Unterſuchungen. Der Nad- weis über die Vertheilung des Zuwachſes auf Haupt: und Vornutzung 1) Ueber den Einfluß wirthſchaftlicher Maßregeln auf Zuwachsverhältniſſe ꝛc. S. 30 —40: „Die Umwälzung (welche durch ſtarke Durchforſtungen im Beſtandes— leben herbeigeführt wird) iſt vorausſichtlich nur eine Umwälzung im Sinne der Verſchiebung des Zuwachſes nach Zeit und Object ..... Die Geſammt⸗ maſſenerträge nach den bisherigen Erfahrungen, namentlich auf Boden mittlerer Güte, waren gleich, ob man nun ſehr ſtark oder nach den gewöhnlichen Regeln durchforſtete.“ Ba Achter Theil. auf dem Wege conereter Unterſuchungen läßt ſich entweder durch Ordnung der Stammklaſſen nach ihrer Zugehörigkeit zum Haupt⸗ und Nebenbeſtande und durch Meſſung des Zuwachſes, der auf beide entfällt, herleiten; oder er wird nach den Ergebniſſen des Einſchlags, den die Bewirthſchaftung regelmäßiger Beſtände ergiebt, beziffert. Beiden Methoden haften jedoch gewiſſe Mängel an, welche die Ver— allgemeinerung der Reſultate, die ſie ergeben, unmöglich machen. a. Eine Trennung der Stämme nach Haupt- und Nebenbeſtand, die dauernd Geltung haben und für die Zuwachsvertheilung be— ſtimmend ſein ſoll, iſt nicht möglich, weil fortwährend ein allmählicher Uebergang zwiſchen Stämmen des Haupt- und Nebenbeſtandes ſtatt⸗ findet. Ein Stamm, der im 40. Jahr Repräſentant der III. Klaſſe von Kraft iſt und demnach als dem Hauptbeſtand zugehörig angeſehen wird, kann im 45. Jahre zur Klaſſe IVa, im 50. Jahre zur Klaſſe IVP geſunken ſein. Sein Zuwachs wird zunächſt dem Hauptbeſtand zu⸗ geſchrieben; die Nutzung entfällt aber im Wege der Durchforſtung. Es wird ſogar oft genug vorkommen, daß für eine conſequente Auf⸗ faſſung ein und derſelbe Stamm zum Theil (ſofern ſein Gipfel noch am Beſtandesſchluſſe Theil hat) zum Hauptbeſtand, zum Theil (ſofern die untere Krone ſchon erdrückt iſt) zum Nebenbeſtande gerechnet wird. Die Nutzung gehört aber auch in dieſem Fall ganz zum Vorertrag. b. Der Erhebung des Verhältniſſes von Haupt: und Vornutzung nach den Ergebniſſen der Einſchläge ſtellen ſich Schwierigkeiten ent⸗ gegen, weil eine zutreffende Sonderung nach den Erträgen, wie ſie in der Wirthſchaft eingehen, wenn ſie auch innerhalb einer gewiſſen Beſchränkung nöthig und wünſchenswerth erſcheint, nicht möglich iſt. Es giebt gerade bei der Fichte häufig Nutzungen, die in der vor: liegenden Richtung nicht ſcharf geſondert werden können.“) Ferner haben die Beſtandesverhältniſſe, die Beſtandesgeſchichte, das Wirthſchafts— princip, die Anſchauungen der ausführenden Beamten über die Durch— forſtungsgrade einen ſo großen Einfluß auf das Verhältniß von Haupt: und Vornutzung, daß die Wirthſchaftsergebniſſe als grund: legendes Material für eine Sonderung von Haupt- und Vornutzung, der allgemeine Gültigkeit zukäme, nicht dienen können. 2. Nach der Theorie der Abſtandszahlen. Eine allgemeine Theorie der Zuwachsvertheilung muß zu den phyſiologiſchen Geſetzen der Kronenbildung und den mathematiſchen des Wachsraumes in Be— 1) So z. B. Einzelwindwürfe. Ferner entfallen bei Lichtungshieben, bei der Behandlung der Stangen- und angehenden Baumorte nach Borggreve, Vogl oder Wagener Maſſen, die zum Theil der Hauptnutzung, zum Theil der Vornutzung angehören. 8106. Der Zuwachs d. Fichte u. ſeine Vertheilung in regelmäßigen Beſtänden. 75 ziehung geſetzt werden. Den beiten Maßſtab, der in dieſer Hinſicht aufgeſtellt werden kann, bilden die Abſtandszahlen, das Verhältniß von Kronen⸗ und Stammdurchmeſſer. Sollen, wie es an andern Stellen dieſer Schrift begründet iſt, von einem gewiſſen Alter an die Abſtandszahlen gleich ſein, wie es zur Erhaltung eines genügenden Stärkezuwachſes auch bei der Fichte wohl begründet iſt, ſo darf die Kreisfläche eine gewiſſe Höhe nicht überſchreiten. Es muß daher aller Zuwachs, der ſich als Kreisflächenzunahme darſtellt, im Wege der Durchforſtung periodiſch aus dem Beſtande entfernt werden. Geſchieht dies, jo nehmen die Beſtände nur in dem Ver: hältniß an Maſſe zu, als die Höhen oder Richthöhen größer werden. Bei vollem, der Kreisfläche entſprechendem Höhenwuchſe würde hier— nach die Durchforſtung zwei Drittel des Geſammtzuwachſes zu ent⸗ nehmen haben, während ein Drittel in den bleibenden Beſtand über— geht. Iſt dagegen der Höhenwuchs beendet, ſo muß, wenn die Abſtandszahlen gleich bleiben ſollen, der volle Zuwachs im Wege der Durchforſtung genutzt werden. In der erſten Jugend iſt die vor— liegende Theorie nicht anwendbar. Es muß, um ſie zu verwirklichen, zunächſt die unterſtellte Maximal⸗Kreisfläche vorhanden ſein. Indeſſen hat ſich, wie die Meſſungen auf obigen Probeflächen ergeben, in dicht be- gründeten Beſtänden ſchon frühzeitig eine Kreisflächenſumme gebildet, welche dem im Sinne der Bodenreinertragstheorie wünſchenswerthen Maximum nahe kommt. Als ein ungefährer Maßſtab für dieſes wird auf ſehr guten Bonitäten etwa 50—55 qm, auf guten 40 —45, auf mittlern 36 qm anzunehmen ſein. Es leuchtet ein, daß dieſe Theorie in ſtrengem Sinn in der Praxis nicht anwendbar iſt, wohl aber, wie es G. Wagener angeſehen haben will, als ein die Führung der Durchforſtungen und Lichtungen beſtimmendes Princip. Seine praktiſche Folgerung führt zum Beginn der Durchforſtungen mit mäßigen, zur Fortſetzung mit ſtärkern Graden. | Für die Bemeſſung des zeitlichen Eingangs der Erträge hat man ferner zu erwägen, daß die Zeit der Nutzung des Zuwachſes und die Zeit ſeiner Bildung auseinanderliegen, und daß es häufig auch mit Bezug auf die Qualität vortheilhaft ſein kann, die als Vornutzung zu entnehmenden Maſſen länger im Beſtande zu belaſſen, als es mit Rückſicht auf den Maſſenzuwachs nöthig erſcheint, wodurch die Beziehung zwiſchen laufendem Zuwachs und Durchforſtungsertrag zeitlich modificirt wird. Werden die vorſtehend geltend gemachten Geſichtspunkte ge— bührend berückſichtigt, jo geſtaltet ſich für einen Standort, der 12 fm Zuwachs erzeugt, unter der Vorausſetzung, daß dieſer Zuwachs auch 76 Achter Theil. voll genutzt wird, nach dem vorſtehend begründeten Durchforſtungs⸗ princip die Maſſenmehrung und der Ertrag wie folgt: Alten es - raten nr 40 50 60 70 80 90 100 Jahre Hauptbeitand ......... 400 440 480 520 560 620 640 fm Durchforftungsertrag. . . - - dee 80 ,80 80 “ Sa. der Durchforſtungserträge für u= obigem Alter .. 80 160 240 320 400 480 560 „ Verhältniß von D zu A (= 1) 0,2 04 05 06 0,7 ,s 0,9 Um dieſe Zahlen auf die Praxis anzuwenden, muß die Thatſache gebührend berückſichtigt werden, daß alle Unregelmäßigkeiten und Mängel der Beſtände auf die Vornutzungen in ſtärkerm Grade Einfluß ausüben, als auf die Enderträge. Wie ſehr hiernach auch die that: ſächlichen Ergebniſſe der Wirthſchaft von den normalen abweichen, ſo wird doch ein tieferer Einblick auf die den Zuwachs und Ertrag be— ſtimmenden Verhältniſſe zu der Ueberzeugung führen, daß eine richtige Theorie auch für die Praxis nachhaltigen und weitgehenden Einfluß beſitzt, wie ſich dieſer denn auch in der neuern Zeit thatſächlich überall geltend gemacht hat und in der Folge noch in ſtärkerm Maße geltend machen wird. 8 107. Der Einfluß der Umlichtung auf den Zuwachs der Fichte. Daß die Richtung der modernen Forſtwirthſchaft, den Zuwachs und Ertrag durch Umlichtung der Stämme zu fördern, auch bei der Fichte Anwendung gefunden hat, iſt hinlänglich bekannt. Bei der großen wirthſchaftlichen Bedeutung der Fichte, die faſt ihrer ganzen Maſſe nach als Nutzholz ausgehalten wird, für deſſen Werth Form und Stärke die beſtimmenden Factoren ſind, iſt die Frage, welchen Einfluß der Lichtſtand nach dieſer Richtung ausübt, von beſonderer Wichtigkeit. Thatſächlich haben auch die meiſten Autoren und Praktiker, welche ſich mit dem Einfluß der Lichtung beſchäftigt haben, auf die Fichte in beſonderm Grade Bezug genommen. Zunächſt werden hier einige poſitive Unterſuchungen über den Einfluß der Umlichtung auf den Zuwachs der Fichte mitgetheilt, die der Verfaſſer, theils in ſeinem eigenen Wirthſchaftsbezirke, theils auf Reiſen in Verbindung mit den betreffenden Revierverwaltern, an⸗ ſtellen konnte. 8 107. Der Einfluß der Umlichtung auf den Zuwachs der Fichte. 77 I. Die Umlichtung der Fichte in gleichalterigen reinen Beſtünden. 1. Oberförſterei Sieber im Harz: 40 jährige Fichten, in Folge von Schneebruch raum ſtehend, nach 12jährigem Lichtſtand. © 2 85 2 Breite von je S 8 Ne: 8 Breite von je 2 E a 8 10 Jahrringen im 88 8 3.5 3 10 Jahrringen im 38 85 35 |°8 SE SS 38 | 8 2 5 5 25 ä ı n m ıv ER 9 23 8 1 | m ry . 2 Jahrzehnt 2 Jahrzehnt m cm % m m 5 I Stock 33 2, 2, 3 7 8 III Stock 32 2 3 2,5 7, 10 10 10 3 18 11 11 3,12 II Stock 35 2,5 2,5 3 8 9 IV Stock 36 3 3 275 7,5 9 1 „%% rei J Stod 2,5 2,8 2,8 7,5 Im Durchſchnitt 15 2 | 375 2. Oberförſterei Oberrosphe, in Samenſchlagſtellung, nach 8 jährigem Lichtſtand. Diſtrict 30: 80 jährige Fichten „ %% he Mingorst 2 |... ingelice Magee 2 a im 2 on = 2 — im BSR 5 88 22 Ss 22 me: f 85 8 23 letzten legten SE ER 85 8 3 ke letzten 585 2a aa SS Jahrzehnt 88 2 PR 2 & BE Jahrzehnt 2 1 88 vor der G3 2| 8 8 vor der 88 & ER | Sichtung 880 * | Richtung 82 m em Millimeter mem Millimeter 114310 23 | 1ı | 25 21 I 1 30 35 2, | 25 251 „1 2,0 5 1E 22125 | 24 F a III 1 36 49 2, 3,0 2, VII 1 29 3,1 2,0 2,2 1,9 203,5 3,5 . ; 2 1,1221 38 2,4 a 11) "77281 , 25118 120 | 1,7 71.138 Pa | 95 | > 1 . de | 961; IVI 1130| 21 | 14 | 16 | 30 IX 1 29 36 | 22 | 26 20 211 21-19 | 2,6 5 ß 17 24 | 2,5 2,8 3 VI 1 27 4,9 | 2,0 m 5 18 3,0 2,4 Ii, SAT Im Drechſcee 1 i | 24 2, n 3. Oberförſterei Merenberg, Diftriet 111: 90 jährige Fichten, nach S jährigem, behufs Unterbau durch Buchenſtreifenſaat herbei— geführtem Lichtſtand. 78 Achter Theil. Durchſchnittlich 5 Durchſchnittlich 1 Ar jährliche Ringbreite | & 2 jährliche Ringbreite & = . = > as = E E = = 2 as 8 — 2 8 5 S 32 S S „ s Be S SS S 2 SE S 285 S 58 2 8 S 58 855 Fe re FE ee 32S s en e 2 2 88 3 8 ® 8 2 838 388 8286 & = Br 88 & = S S S —— — er m em Millimeter m |cm Millimeter I| 1|45| 25 2 2,6 | 24 VI 0 43 3,3 | 2,0 | 24 | 31 12 28] 1,1 | 23,0 e ‚6 24 14 24 | 2,5 . 0 II 135 40 2,2 | 20 | 4,5 VIII 0 36 1,5 | 12 | 20 | 1,8 20 18 2,3 | 2,3 ; 5,3 20 18] 1,5 | 1,8 : 3,4 IT| 1 36 24 | 1,6 | 22 | 2,8 VIII 0 |58| 3,8 | 2,0 | 34 | 2,6 22 18 2,4 2,3 . | 55 1230] 2, 1s . 28 IV 0155| 4,2 | 30 | 30 3,0 IX 0 38 5,0 [ 20 | 24 5, o 12 37 2,5 2 + 2,7 20 20] 1,4 | 1,6 5 3,8 V 0154| 3,3 | 31 1 38 | 25 | X 0 46 44 | 22 | 2,8 | 3,7 12 38 3,1 3,5 32 25 100 2,5 | 24 10 5 O. 3,4 | 21 | 2,6 I“ Duchfemitt | 125 2,2 2,3 4. Oberförſterei Altenſteig (Diftriet VII, Abtheilung b) und Pfalzgrafenweiler (Abtheilung 98): 140 160 jährige Fichten mit gleichalten Tannen und jüngern Fichten in Beſamungs- und Lichtſchlagſtellung. A Diourchſchnittli 8 Diurchſchnittli 2 32 jährliche Jahrringbreite ae 3 jährliche Jahrringbreite 2 22 2 2 22 Eve „ „ l E23 1% e 23 8 88828 8 8 8 888 5 os 8 8 did d 8 33 3 | 5 | FE 15,5|355 — Yu Dax = 8258 8 8 2 PR 2 ER Sag 2 8 88S * 38 leere #95 55 | Fa || er Jahre Millimeter Jahre Millimeter 1 120 30 0,9 0,8 1,7 IV 70 25 3,0 1,0 1,4 II 130 105 0,5 0,9 1,5 V 90 + 2,5 0,9 1,5 III 280] „ 0,7] 0,9 16 II. Die Fichte als Vorwuchs. 1. Zwiſchen Buchen von annähernd gleichem Alter. Oberförſterei Weilburg, Diſtrict 63: 50 jährige Fichten, vor: wüchſig im Buchengrundbeſtand. 1 5 3 1 1 § 107. Der Einfluß der Umlichtung auf den Zuwachs der Fichte. 79 a) Stammform. 8 & 2 8 „Daurchmeſſer (cm) Abfall Verhältniß E 3 S 5 in der Höhe von .. m auf 1 m Länge des Durch⸗ Ö > 835 54 m meſſers in 2 2 88 88 unteren oberen 1 m Höhe 3 E „ 15 „ 18 1 21 Stamptheil zur Höhe des & Baumes m m m cm I | 23 9 8 4939 33 27 16 2,0 2,1 0,021 1124 10 66 45 37 3329 198 | 15 1,8 0,019 II 22,5 11 6 39 32 29 24 12 1,583 2,1 0,018 IV 24 13 5 30 26 23 17 100, 1,6 0,013 V 23 18 43 36 31 2817 8 | 15 159 0,019 VI 21 11 | 45 29 25 22 16 10 0,9 15, 0,014 VII 20 104,5 29 24 21 14 3 10 | 1,6 0,015 VIII 23 10 5 88 | 32 28 21 14 „ 8 0,017 b) Stärkezuwachs. Nr. Lebe Zahl Breite der Jahrringe (em) in den Jahrzehnten Kreis⸗ 5er n der 5 flächen⸗ Stämme ſchnitte u 1 11 III IV . m %Y I 0 50 3 8 7 4 5 3,8 10 29 > 5 (5°) 5 5 6 II 0 47 (3°) 4 8 6 5 4 11 28 . : (4®) 5 4,5 6 III 0 48 (2,58 4 6 7 5 4,5 IV 0 47 (8°) ° 4 4,5 4,5 4,5 5 V 0 50 4 6 6 4 4 3,3 VI 0 48 (2,58) 4 6 5 4 5 VII 0 48 (38) 5 5 4 4,5 5,5 11 28 3>& NP) 4 4,5 8,5 VIII 0 49 (2,79 5 6 6 5 4,5 13 20 ; \ 4,5 4,5 8 2. Zwiſchen jüngern Fichten. Oberförſterei Merenberg, Diſtrict 75: 65 — 70 jährige Fichten, vorwüchſig zwiſchen 20 Jahre jüngern Fichten ſtehend. a) Stammform. © 4 2 8 Durchmeſſer (cm) Abfall — 88 2 28 2 8 in der Höhe von .. m auf 1 m Länge „ | 55 [258 56 = S | 82 |383 8 8 unteren oberen 8 a2 15 9 183 17 21 25 Stammtheil a m m m cm I 26 10 12 77 69 | 60 | 43 | 31 | 18 4 2,8 3,1 II 26 9 11 71 63 5142 29 16 2,4 3,3 80 Achter Theil. > er Durchmeſſer (cm) Abfall = A 22 S in der Höhe von .. m dauf 1 m Länge S5 „ | 8% 8 | mi 2 2 Re =} 2 RO E > 8 8 & unteren|oberen . A 15 % 18 | a har 25 | Stemmipen m m m cm III 24 8 10 60 | 48 44 34 23 12 5 2,2 2,8 IV 25 9 10 60 | 50 45 36 23 21 } 2,0 1,9 V 29 9 11 66 56 51 40 32 22 13 2,2 2,3 VI 26 10 12 68 | 60 53 34 17 13 4 | 2,7 2,5 VII 28 9 14 71 68 6148 34 24 10159 2,3 VIII 28 8 13 68 63 52 43 33 21 8251 2,9 IX 26 8 12 60 | 54 | 44 | 36 25 f 2,0 2,8 X 27 8 12 64 59 | 46 | 31 22 ’ f 2,8 2,3 b) Stärke zuwachs. Nr. Sühe | Breite der Jahrringe (om) in den Jahrzehnten Kreis⸗ NL n f flächen⸗ uer⸗ zuwachs Stämme ſchnitte 1 11 III IV v VI VII m 0% 1 0 (6°) 10 12 12 7 6 2 1 II 5,4 i 5,5 8 7 6 4 3 1,8 14,4 | 5,5 6 5,5 25,8 3 III 5, 29 7 6 4,5 4,5 25,8 1,6 13,6 ; 29 4 5 5 5,5 IV 5 (25) 7 7 6 5 3 1,6 13 e 8 8 6 4,5 4 4 V 0 (20 8 8 7 7 5 4 2 6 ; (4°) 7 6 5 4 3 2,5 14 ; ; 6 6 45 | 4 4 VI 0 (3°) 5 10 9 4 3 2 1,2 12 8 5 6 4 2,8 2,8 VII 0 5 7 9 11 9 5 3 1,6 VIII ; x 4 5 6 3 3 1,5 0,8 IX 1 (485) 6 5,5 5 3,5 2 1,5 0,9 9 . (25) 4 4 3,5 3 2 2 X 8 x (2*) 3,5 4 4 5,5 2,5 2,4 III. Folgerungen. Werden die vorſtehenden Zuwachsunterſuchungen im Zuſammen⸗ hang und in Verbindung mit dem weſentlichſten Inhalt der ein- ſchlagenden neuern Literatur der Betrachtung unterzogen, ſo geben ſie zu nachſtehenden Folgerungen Veranlaſſung: § 107. Der Einfluß der Umlichtung auf den Zuwachs der Fichte. 81 1. Der Lichtungszuwachs der Fichte iſt, wie ſchon a priori ver⸗ muthet werden kann, am ſtärkſten in der Periode der größten natürlichen Wuchskraft. Die frühzeitig durch Schneebruch gelichteten Fichten des Harzes (J 1) zeigen trotz der Beſchädigungen, die ihre Kronen erlitten hatten, Jahrringe von 7 mm. Noch ſtärkere Durch- meſſerzunahme iſt an den von vornherein vorwüchſig zwiſchen jüngern Fichten oder gleichalten Buchen ſtehenden Stämmen der Oberförſtereien Merenberg und Weilburg (II 1 und 2) wahrzunehmen. Sie haben im 3. und 4. Jahrzehnt Jahrringſchichten von 8 bis 12 cm an⸗ gelegt und im 60. Jahre Bruſthöhen-Durchmeſſer von ca. 60 cm erreicht. Höhere Zuwachsleiſtungen von Einzelſtämmen dürften ander⸗ weit kaum nachzuweiſen ſein. Auch im höhern Stangenholz- und angehenden Baumholzalter iſt der Lichtungszuwachs der Fichte noch bedeutend. Der Stärkezuwachs der 80 jährigen Stämme der Ober: förſterei Oberrosphe (I 2), der beim Schlußſtand ſchon eine merklich ſinkende Tendenz hatte, iſt in Folge ſchwacher Umlichtung wieder über den durchſchnittlichen Betrag gehoben worden. Im höhern Alter, etwa vom 80. Jahre ab, tritt die Fähigkeit der Fichte, Lichtungs⸗ zuwachs anzulegen, entſchieden zurück. In beſonderm Grade iſt in Miſchbeſtänden mit der Tanne!) erſichtlich, wieviel mehr dieſe letztere in höherm Alter zu anhaltendem Lichtungszuwachs befähigt iſt. Bei der Fichte glaubt man im höhern Alter den Lichtungszuwachs oft gar nicht mehr wahrzunehmen. Gleichwohl iſt dieſer aber, wenn auch in ſtark vermindertem Grade, ſtets vorhanden. Es erleidet keinen Zweifel, daß ohne den Lichtſtand der Stärkezuwachs in noch höherm Grade zurückgegangen fein würde, als es an den unter 1 4 aufgeführten Stämmen der württembergiſchen Reviere Altenſteig und Pfalzgrafenweiler der Fall geweſen iſt. 2. Vergleicht man verſchiedene Stammklaſſen unter einander, ſo wird man häufig die Beobachtung machen, daß die ſchwächern Stämme unter günſtigen Umſtänden die Fähigkeit, bedeutenden Lichtungs— zuwachs anzulegen und ſich nach Druck zu erholen, auf paſſendem Standort in beſonderm Grade beſitzen. Dieſe Fähigkeit hat bekanntlich auch bei der Fichte Anlaß zur Begünſtigung der zurückgebliebenen Stämme gegeben.?) Unter gewiſſen Umſtänden kann dies gerecht— fertigt ſein. Gleichwohl wird bei der Fichte die Regel der Praxis doch dahin gerichtet bleiben, daß die gleichmäßig bekronten Stämme 1) Vgl. Bd. II, S. 108 dieſer Schrift. Die hier aufgeführten Tannen gehören denſelben Beſtänden an, wie die oben unter 14 aufgeführten Fichten. 2) Borggreve, Holzzucht, 2. Aufl., S. 303. Martin, Bodenrcinertragstheorie. V. 6 82 Achter Theil. der herrſchenden Klaſſen, weil fie fich veränderten Wuchsbedingungen am unmittelbarſten anpaſſen und am widerſtandsfähigſten gegen atmo⸗ ſphäriſche Einflüſſe ſind, zu Lichtwuchsſtämmen herangezogen werden. 3. Der Lichtungszuwachs tritt, entſprechend den Ergebniſſen anderweit angeſtellter Unterſuchungen!), in allen hier vorliegenden Fällen ſtärker in den untern als in den obern Stammtheilen hervor. Am auffallendſten erſcheint der Unterſchied nach den Stamm: höhen an den plötzlich und in jüngerm Alter freigeſtellten Stämmen. An ſolchen läßt ſich oft wahrnehmen, daß der Durchmeſſerzuwachs im untern Stammtheil in Folge einer Umlichtung um das Dreifache zugenommen hat, während er im obern Stammtheil annähernd un— verändert geblieben iſt. Aber auch in den allmählich in den Licht— ſtand übergeführten Beſtänden 12 und 13 iſt das Verhältniß der Ringbreite im untern Stammtheile vor und nach der Lichtung wie 6 zu 10, wogegen es im obern Theil ziemlich gleich geblieben iſt. 4. Als Vorwuchs zeigt die Fichte überall abfälligere Formen als im gleichförmigen regelmäßigen Schlußſtand. Der Abfall der vorwüchſigen Fichten im Diſtrict 75 der Oberförſterei Merenberg iſt mehr als doppelt fo ſtark wie derjenige der Schlußſtämme (ef. S 105). In reinen Beſtänden hat man deshalb der Bildung der Vorwüchſe durch die Anlage der Cultur und die Leitung der Verjüngung ent⸗ gegenzutreten. In den Miſchbeſtänden mit der Buche muß die zu ſtarke Vorwüchſigkeit durch die Zeit des Anbaues, der nicht zu früh zu bewirken iſt, und im Wege der Beſtandespflege, durch Aushieb und Aeſtung, verhindert werden. 5. Eine ſtrenge mathematiſche Beziehung beſteht weder hinſichtlich des Stärkezuwachſes der Fichte in einer beſtimmten Höhe, noch be— züglich ſeines Verhältniſſes in den verſchiedenen Stammtheilen. Im Einzelnen treten vielmehr auffallende Unterſchiede hervor, deren Ur— ſachen aus den äußern Formen der Stämme nicht immer erkannt werden können. Sie werden in der Geſammtwirkung der phyſio⸗ logiſchen Eigenſchaften der betreffenden Stämme und in der Art ihrer unmittelbaren Umgebung eine, in präciſen Zahlen nicht aus⸗ drückbare Erklärung finden. Als eine Folge dieſes, durch die mit- getheilten Beiſpiele hinlänglich belegten Verhältniſſes wird man hervorheben müſſen, daß die Anwendung der Reſultate ſtatiſcher Unterſuchungen mehr in der Form von mit Zahlen belegten Gut⸗ achten, als im Sinne eines exacten Rechnungsexempels zu erfolgen hat. 1) Nördlinger, Der Holzring 1871. Th. Nördlinger, Allgem. Forſt⸗ und Jagdzeitung 1884. Behringer, Ueber den Einfluß wirthſchaft⸗ licher Maßregeln auf Zuwachsverhältniſſe u. ſ. w. 1891, S. 56 flg. * 8 107. Der Einfluß der Umlichtung auf den Zuwachs der Fichte. 83 6. Ein Nachweis, daß der Maſſenzuwachs der Flächeneinheit durch die Lichtung im Verhältniß zu einem im Schluſſe gehaltenen Beſtand nachhaltig erhöht werde, iſt nach dem vorliegenden Material nicht erbracht worden und wird auch in Zukunft niemals erbracht werden. Wenn in dieſer Hinſicht von anderer Seite!) entgegen— ſtehende Anſichten ausgeſprochen ſind, ſo wird dies in dem Umſtand eine Erklärung finden, daß die hohen Vornutzungserträge, welche ge— ſchloſſen erzogene Beſtände liefern können, nicht gebührend berückſichtigt worden ſind. Werden dieſe aber, entſprechend den inzwiſchen darüber gemachten und veröffentlichten Erfahrungen, in Rechnung gezogen, ſo werden beim nicht gedrängten, aber doch auch nicht erheblich unter— brochenen Stande, wie er mäßigen oder ſtarken Durchforſtungsgraden entſpricht, mindeſtens gleich hohe Maſſen erzeugt, wie es beim Licht- wuchs der Fall iſt. Jede anhaltende ſtärkere Lichtung hat aus natur⸗ wiſſenſchaftlichen Gründen: wegen Vermehrung der Reisholzbildung, Verſtärkung der Fructification und Erzeugung einer Bodenvegetation in Bezug auf die nachhaltige Derbholzproduction einen negativen Einfluß. 7. Beſtimmte Folgerungen für die wirthſchaftliche Behandlung der Beſtände können aus dem Verhalten des Lichtwuchſes zur Maſſen⸗ erzeugung nicht abgeleitet werden. Die weſentlichſten Beſtimmungs⸗ gründe für Zeit, Art und Grad der Lichtung müſſen vielmehr zur Stärke und Form der Stämme in Beziehung geſetzt werden. Daß der Stärkezuwachs durch die Lichtung in günſtigem Sinne beeinflußt wird, geht aus allen Unterſuchungen, die darüber gemacht ſind, klar hervor. Dieſer Einfluß iſt bedeutend genug, um zu verhindern, daß die praktiſche Anwendung des Lichtungszuwachſes jemals verſchwinden wird. Andererſeits iſt aber auch die Thatſache, daß mit dem Licht⸗ ſtand die Form ungünſtig beeinflußt wird, nicht zu verkennen. Wenn die Stämme längere Zeit unten breitere Ringe bilden als oben, ſo müſſen nothwendig abfällige Stammformen entſtehen, während doch Vollholzigkeit anerkanntermaßen für die Qualität des Fichtenholzes eine der wichtigſten Eigenſchaften iſt. Das Optimum des Lichtſtandes kann hiernach nicht in den Extremen des frühen, ſtarken und plöß- lichen Freiſtandes liegen, um ſo weniger, als dann mit ihm auch Aeſtigkeit verbunden iſt. Das endliche Reſultat der Erörterungen, a 1) So insbeſondere von Wagener, Der Waldbau 1884, S. 178 flg. Nach den hier mitgetheilten Beiſpielen ergeben ſich für den Lichtwuchs immer höhere Maſſenproductionen als für den Schlußſtand. Aber die Vornutzungs— erträge, die ſich bei regelmäßigem Durchforſtungsbetrieb ergeben, ſind weit höhere, als dort angenommen iſt. 6 * 84 Achter Theil. die in dieſer Richtung auf Grund von Unterſuchungen gemacht werden, wird dahin gehen, daß jene Extreme thunlichſt vermieden werden, daß Kronenfreihiebe und Lichtungen erſt eingelegt werden, wenn die Bildung einer guten Stammform vorausgegangen iſt und daß das Princip des Allmählichen bei Beſtandesveränderungen auch im vor: liegenden Falle gewahrt wird. Für die Fichte iſt dies um fo noth⸗ wendiger, als alle plötzlichen Veränderungen zu atmoſphäriſchen Kalamitäten Veranlaſſung geben. In dieſer Beſchränkung des Licht— wuchſes dürften ſich denn auch die meiſten Vertreter deſſelben in Literatur und Praxis in Uebereinſtimmung befinden.“) 1) Unter den neuern, den Fichtenlichtwuchs betreffenden literariſchen Erſcheinungen wird hier Bezug genommen auf: 1. Wagener, Waldbau. In dieſer Schrift iſt eine zweifache Art des Fichten⸗ lichtwuchsbetriebes empfohlen: a. Einmal werden (S. 217 flg.) die Vorzüge der Lichtung im 60. Jahre gegenüber der Erziehung im anhaltenden Schluß hervorgehoben. „Wenn die Fichtenbeſtände zwei Drittel der Grundfläche, welche Baur und Lorey für die dritte Standortsklaſſe nachgewieſen haben, erreicht haben, ſo iſt die Lichtung vorzunehmen, die ſo ſtark zu greifen iſt, daß die Stämme 20 Jahre lang völlig freie Entwicklung finden können.“ Es wird hierbei folgende Stärkezunahme unterſtellt: Im Alter vonn. 60 80 100 Jahren Bruſthöhendurchmeſſer 28,6 38,1 45,5 cm Mit dieſer nach Herſtellung vollholziger Schaftformen bewirkten Lichtung wird ſich die Praxis einverſtanden erklären, zumal, wie auch Wagener bemerkt, die Lichtung allmählicher als mittelſt zweier Hiebe bewirkt werden kann. b. Dem eigentlichen Lichtwuchsbetriebe Wagener's entſpricht jedoch eine frühere, ſchon etwa im 30. Jahre beginnende Lichtung. Die durch wiederholte Kronenfreihiebe erſtarkten Stämme werden im 50. Jahre völlig freigeſtellt und unterbaut. Im 65 Jahre folgt der zweite Lichtungs⸗ hieb dergeſtalt, daß die verbleibenden Stämme im 80. Jahre zwei Drittel der Stammgrundfläche der geſchloſſenen Fichtenbeſtände bilden. Die Stärke des Mittelſtammes im 65. Jahre wird zu 30,9, im 80. Jahre zu 38,1 em angenommen. — Gegen die frühzeitige Lichtung hat der Verfaſſer die oben und in andern Theilen dieſer Schrift hervorgehobenen Bedenken geltend zu machen. 2. Borgmann, Horft: und gruppenweiſe Lichtwuchsdurchforſtung (H. Borg⸗ mann, Allgem. Forſt⸗ und Jagdzeitung 1893, 1895 und W. Borgmann, „Kronenfreihieb und Lichtwuchsbetrieb der Fichte“ 1897). Die in Lichtſtand zu bringenden, individuell am beſten veranlagten vorgeeilten Stämme ſollen in Horſte und Gruppen vereinigt werden, welche von einander durch dunkler zu haltende Beſtandestheile getrennt werden. „Die Lichtſtandsſtellung ſoll, von der Mitte dieſer Horſte aus mäßig beginnend, ſich allmählich ring⸗ förmig nach dem Umfange zu fortſetzen und, hier angelangt, wiederum von der Mitte aus in wiederholtem und verſtärktem Maße eintreten und 8 107. Der Einfluß der Umlichtung auf den Zuwachs der Fichte. 85 8. Faßt man nach den Principien der Bodenreinertragslehre den Materialvorrath der ſtehenden Holzbeſtände als Betriebskapital nach außen fortgeſetzt werden, wodurch gleichzeitig die nachfolgende Horit- weiſe (ev. natürliche) Verjüngung, die ebenfalls in der Mitte der Horſte beginnt und ſich ringförmig nach außen fortſetzt, in entſprechender Weiſe ein⸗ geleitet werden ſoll. Die Anlage ſolcher bis 10 à großer Horſte und Gruppen ſoll im 50.—65. Jahre — je nach der Standortsgüte — bisher mäßig durchforſteter Beſtände bewirkt und dieſe Horſte ſelbſt unter Zuweiſung der beſten Bodenſtellen ſo ausgewählt werden, daß bis zu zwei Drittel der Geſammtfläche hiermit bedeckt ſind. Die Stammentfernung ſoll beim erſten Kronenfreihieb nicht unter 2, nicht über 3 — beim zweiten nicht unter 4 und nicht über 6 m im Durchſchnitt betragen. Bei Unterſtellung eines Lichtſtandszuwachſes von dem 1½ fachen Betrage desjenigen der Schlußſtand⸗Mittelſtämme gleichen Alters bei drei- metriger Dreiecksentfernung, und des doppelten Zuwachſes der Mittelſtämme bei ſechsmetriger Stammentfernung würden bei der vom 75.— 85. Jahre er⸗ folgenden Verjüngung 370 Stück Lichtwuchsſtämme zum Einſchlag kommen, welche 0,56—0,7s Feſtmeter Inhalt haben.“ Anſtatt der bei der ge⸗ ſchloſſenen Erziehung üblichen Ausnutzung von etwa 40 fm p. ha und Jahr: zehnt entnimmt Borgmann im 55. Jahre 104 km, im 65. Jahre 105 fm, im 70. Jahre 204 fm. Vom 75.—85. Jahre erfolgen die Verjüngungs⸗ hiebe mit allmählicher Nutzung des verbliebenen Beſtandes. 3. In der Praxis dürfte der Fichten⸗Lichtwuchsbetrieb in Verbindung mit der Aufaſtung zwecks Erziehung guten Starkholzes auf Grund der von Preßler gegebenen Anregung zuerſt von Forſtmeiſter Vogl in Salzburg in größerm Umfang zur Ausführung gekommen ſein. Wegen der lang— jährigen erfolgreichen Wirkſamkeit Vogl's auf dem vorliegenden Gebiete haben die Art der Ausführung und deren Reſultate auch für deutſche Forſtwirthe großes Intereſſe. Vogl hat ſeine Wirthſchaft in der 37. General- verſammlung des Forſtvereins für Oeſterreich ob der Enns folgender: maßen charakteriſirt: „Nach 30 jähriger Lichtungspraxis kann ich Ihnen ſagen: wenn ein dichtgedrängter oder auch durchforſteter Beſtand mit Entnahme von 30% der Holzmaſſe gelichtet wird, . .. jo ift dies zu viel auf einmal. Dem Sturm wird hierdurch die Thür geöffnet in Sturmlagen; auf gutem Boden kommt Unkräuter⸗Wucherung und auf ſchlechtem die Heidelbeere ꝛe. Wir müſſen, um ſicher zu ſein, auch bei der Lichtung vorſichtig vorgehen, nach dem Durchforſtungsgrundſatz: wenig aber oft. Ich entnehme bei der erſten Lichtung im 50— 70 jährigen Beſtandes⸗ alter nie über 15— 20% der ſtockenden Holzmaſſe, und 40 —50% der vor⸗ handenen Stammzahl in deren ſchwächſten Klaſſen, ſodaß p. ha. mindeſtens 350 —400 Stämme des dominirenden Hauptbeſtandes als Lichtungsbeſtand verbleiben. In derartig gelichteten Beſtänden hat mir auf Tauſenden von Hektaren noch nie der Sturm einen Beſtand geworfen oder auch nur namhaft beſchädigt, oder aber Verunkrautung und Heidelbeerwuchs mit Boden— verſchlechterung ſich gebildet, wenn in 10 — 20 jährigen Perioden für den 20 30 jährigen Lichtungszeitraum Nachlichtungen in den ſchwächſten und 86 Achter Theil. und den Zuwachs, der daran erfolgt, als den Zins dieſes Kapitals auf, ſo ergiebt ſich nach Analogie aller anderer Wirthſchaftszweige, daß zu einer Steigerung des Zuwachſes durch Umlichtung in früher Jugend keine Veranlaſſung vorliegt. Die Höhe der Zuwachsprocente, welche frühzeitig umlichtete Fichten zeigen, iſt ein Beweis, daß das ſtockende Holzkapital auf der betreffenden Fläche zu klein iſt. In beweglichen Wirthſchaftszweigen würde dies zur Folge haben, daß einer ſolchen (etwa landwirthſchaftlich oder zu induſtriellen Zwecken benutzten) Fläche vermehrtes Kapital zugeführt wird. In der Forſt⸗ wirthſchaft iſt dies nicht möglich. Hier muß deshalb der Kapital⸗ abnahme durch Vermeidung zu ſtarker Hiebe entgegengetreten werden. Solange die Beſtände im Schluſſe kräftig zuwachſen, liegt keine Ver⸗ anlaſſung vor, das Zuwachsprocent künſtlich zu ſteigern. Erſt wenn im Schlußſtande die Procente unter das nach Lage der Verhältniſſe erforderlich ſcheinende Maß ſinken, iſt vom nationalökonomiſchen Stand- punkte aus, den die Bodenreinertragstheorie vertreten ſoll, begründete Urſache vorhanden, der Abnahme der Zuwachsprocente durch Um— lichtung entgegenzutreten. 9. Hinſichtlich der Zeit und des Grades der Lichtungshiebe kann auch bei der Fichte die Regel aufgeſtellt werden, daß eine gewiſſe durch Fällung beſchädigten und krankhaften Stammklaſſen erfolgen, oder dort, wo örtlich überreichlich natürlicher Anwuchs ſich einfindet. Hierbei ſollen im 80 jährigen Beſtandesalter ca. 250 - 300 und im 100 jährigen Alter bei 200 — 250 Stämme des Hauptbeſtandes p. ha. ſtocken bis zum Abtrieb, von denen dann jeder Stamm 2—4 Feſtmeter Holzmaſſe und 10—20 Gulden Werth repräſentirt und ſicher einen höhern endlichen Abtriebsertrag als der ſtets geſchloſſene gleichalterige Hochwaldbeſtand ergiebt, bei gleichzeitig billigſter natürlicher Nachzucht von Miſchbeſtänden. Der Lichtungszuwachs iſt in derlei 50—100 jährigen Beſtänden ein ſehr namhafter und der wirthſchaftliche Erfolg ein bedeutungsvoller.“ 4. Auch die Plenterdurchforſtung von Borggreve, (Waldbau, 2. Aufl., S. 303), welche „vom ca. 60. Jahre ab in ca. 10 jährigem Turnus wiederholt wird und ſtets wieder diejenigen 0,1—0,2 der Beſtandesmaſſe nimmt, welche ſich in dieſen 10 Jahren durch geſteigerten Zuwachs erzeugt haben“, hat die Fähigkeit der Fichte, Lichtungszuwachs anzulegen, zur Vorausſetzung. Ebenſo die von Borggreve (Holzzucht, 2. Aufl., S. 211 und Forſtſchätzung, Tafel I) befürwortete natürliche Verjüngung. So verſchieden die Richtungen der genannten Schriftſteller auch ſind, ſo ſtehen ſie doch ſämmtlich mit der an verſchiedenen Stellen dieſer Schrift ausgeſprochenen Forderung in Uebereinſtimmung, daß die Jahrring⸗ breiten der im Schluß erzogenen Stämme nicht abnehmen ſollen, daß daher mit dem Alter, in dem beim vollen Schlußſtand eine ſtärkere Ab⸗ nahme derſelben eintritt, eine entſprechende Erweiterung des Wachsraumes herbeigeführt werden muß. § 108. Subſtanz und Form des Fichtenholzes. 87 Breite der Jahrringe nicht erheblich über-, aber auch nicht unterſchritten werden ſoll. So viele individuelle Verſchiedenheiten auch im Einzelnen hervortreten, ſo bildet doch, wie für die Kultur und die Durchforſtung, ſo auch für den Lichtungsbetrieb, die Herſtellung von Hölzern mit möglichſt gleichen Jahrringen für alle Holzarten ein Ideal, das die Praxis zwar nicht immer erreichen, dem ſie aber doch überall nachſtreben kann. S 108. Subſtanz und Form des Fichtenholzes. I. Subſtanz. Die Subſtanz des Holzes findet für praktiſche Vergleiche ihren einfachſten Ausdruck und Maßſtab im ſpecifiſchen Trockengewicht, worauf ſchon S. 11 hingewieſen wurde. Das Holz der Fichte wie der Nadelhölzer überhaupt iſt bekanntlich zunächſt nach den die Jahrringe zuſammenſetzenden Schichten von verſchiedener Dichte und verſchiedenem Gewicht; das im Frühjahr gebildete Holz iſt leichter als das im Sommer erzeugte. Im Ganzen iſt das Holz um ſo dichter und ſchwerer, je größer der Antheil des Sommerholzes im Verhältniß zum Frühjahrsholze iſt. Die Beſtimmungsgründe für das Verhältniß von Frühjahrs⸗ und Herbſtholz liegen hauptſächlich im Gange der jährlichen Temperatur. Lange Frühjahrsperioden haben verhältnißmäßig breite lockere Schichten, anhaltend warme Witterung hat relativ breite dichte Schichten der Jahrringe zur Folge. Iſt die Wärme ſomit von vortheilhafter Wirkung auf die Qualität des Holzes, ſo kann ein warmes Klima aber auch einen ungünſtigen Einfluß ausüben, indem es zu einer frühzeitigen Erwachung der Thätigkeit des Cambiums Veranlaſſung giebt. Be⸗ ſtimmte Folgerungen für die Qualität des Holzes können ſonach aus der Durchſchnittstemperatur nicht abgeleitet werden. Wichtiger als die Durchſchnittstemperatur iſt die zeitliche Vertheilung der Wärme.“) In Folge frühzeitiger Erwachung des vegetativen Lebens treten gerade bei der Fichte, deren Natur ein mäßiges Klima entſpricht, die Nach: theile zu hoher Wärme hervor. Günſtig für die ſubſtantielle Be⸗ ſchaffenheit des Holzes ſind ſtets kurze Frühjahrsperioden, wie ſie insbeſondere dem Hochgebirge eigenthümlich ſind. Nicht nur nach der Jahreszeit der Holzbildung, ſondern auch innerhalb gleicher Jahresperioden iſt das Holz der Fichte, wie aller 1) R. Hartig, Das Holz der deutſchen Nadelwaldbäume, Kap. IV u. VIII. 88 Achter Theil. andern Holzarten, von verſchiedener Dichte. Die Urſache dieſer Ver: ſchiedenheit liegt nicht in der Beſchaffenheit der Zellenwände, deren ſpecifiſches Gewicht vielmehr für alle Holzarten = 1,56 iſt, !) ſondern im Verhältniß der Weite der Zellen zur Dicke ihrer Wandungen. Dieſes Verhältniß iſt kein für die einzelne Holzart feſtſtehendes, ſondern es wird durch die äußern Verhältniſſe, welche auf das Wachs⸗ thum Einfluß haben, weſentlich beſtimmt. In Folge guter Ernährung und durch Erweiterung des Wachsraumes wächſt ſowohl die Weite der Zellen als die Dicke der Zellenwände.?) „In demſelben Jahres: ringe zeigen die ſtärkſten Stämme zugleich die weiteſten und die derbwandigſten Tracheiden.“ Es liegen hiernach in der Steigerung der Wuchskraft, die durch guten Boden und Erweiterung des Wachs— raumes herbeigeführt wird, in Bezug auf die Qualität zugleich negative und poſitive Einflüſſe. Um ein ſubſtantielles Optimum zu erzielen, müßte man die Zunahme der Zellenweite thunlichſt zu beſchränken, die Verdickung der Zellenwände zu befördern ſuchen.“) Auf die in dieſer Beziehung beſtehenden Möglichkeiten vermag der Verfaſſer nicht näher einzugehen. Für die Praxis genügt es, darauf hinzuweiſen, daß die herrſchenden Stämme der im regelmäßigen Schluſſe erzogenen Beſtände in der vorliegenden Richtung die günſtigſten oder doch ſo günſtige Verhältniſſe aufweiſen, wie man fie unter gegebenen Standorts: verhältniſſen herbeiführen kann. Sit die vorſtehende Auffaſſung richtig, jo müſſen die Maßregeln, welche in der Forſtwirthſchaft ergriffen werden können, um die ſub⸗ ſtantielle Beſchaffenheit des Fichtenholzes zu erhöhen, in erſter Linie auf eine Zurückhaltung der vegetativen Thätigkeit der Wurzeln und des Cambiums in der Frühjahrszeit gerichtet werden. Die beſten Hölzer werden erzeugt, wenn der Wurzelbodenraum durch den Be⸗ ſtandesſchirm oder durch eine gute Humusdecke gegen die Beſtrahlung der Sonne geſchützt iſt.“) Dichte Begründung der Beſtände (durch natürliche Verjüngung, enge Verbände) hat hiernach einen guten 1) Daſ. S. 15. 2) Daſ. Kap. V. 3) Büsgen, Bau und Leben unſerer Waldbäume, 1897. S. 113 flg. 4) R. Hartig, a. a. O., Kapitel IX: „Die langſame Durchwärmung des von der Sonne nicht betroffenen, von Moos und Humus bekleideten Bodens im dichtgeſchloſſenen Waldbeſtande, verbunden mit der langſamen Ein⸗ wirkung der Luftwärme auf die im tiefen Schatten ſtehenden Stämme ver⸗ zögern das Erwachen der cambialen Thätigkeit um vier Wochen, und dies hat denſelben Effect, wie der jpätere Beginn des Frühjahrs in den Hochlagen; d. h. die cambiale Thätigkeit wird mehr in die für die Ernährung günſtigere Zeit des Hochſommers hinausgerückt, ſodaß ſich zwar weniger aber beſſeres Holz bildet, als im lichten Beſtande“ ꝛc. § 108. Subſtanz und Form des Fichtenholzes. 89 Einfluß auf die Qualität des Holzes. Durchforſtungen und Lichtungen können dagegen von verſchiedener Wirkung ſein. Sie können einen poſitiven Einfluß üben, indem fie die Ernährungsquellen der im Be: ſtande verbleibenden Stämme vermehren. Sie können aber auch die Urſache einer Verſchlechterung der Qualität werden, inſofern ſie eine frühzeitigere Erwärmung des Bodens zur Folge haben können. Bus gleich wird in dem Geſagten eine genügende Begründung enthalten ſein, daß die Breite der Jahrringe kein allgemein gültiges Unter⸗ ſcheidungsmerkmal für die Qualität der Hölzer bietet.“) Breite Ringe ſind nur dann Zeichen ſchlechten Holzes, wenn ſie ausſchließlich oder vorwiegend durch die Breite der Frühjahrsſchichten veranlaßt ſind, wie es allerdings häufig der Fall iſt. Wird dagegen die Zunahme der Ringbreite durch größern Wachsraum und beſſere Ernährung verurſacht, ſo iſt mit der Breitringigkeit durchaus keine Abnahme der Qualität verbunden. Die Nachtheile der Breitringigkeit treten, am meiſten in warmen Klimaten, insbeſondere an weitſtändigen Pflanzungen hervor, die der Sonne die unmittelbare Einwirkung auf den Boden geſtatten. Mit der Breitringigkeit iſt alsdann auch Aeſtigkeit und Abholzigkeit verbunden. Vortheilhaft für die Qualität iſt dagegen eine Zunahme der Jahrringbreite, die durch Vermehrung des Wachs— raumes in Folge von Durchforſtungen und Lichtungen bei gleich— zeitiger Erhaltung der Bodendecke herbeigeführt iſt. Es geht hieraus hervor, daß es für die Steigerung der Qualität wünſchenswerth iſt, wenn die von Natur ſich bildenden Verſchiedenheiten der Jahrringe ausgeglichen werden, daß die Erzeugung von Holz mit möglichſt gleichen Jahrringen auch für die Fichte ein anzuſtrebendes, wenn auch ſelten zu erreichendes Ziel der Beſtandesbildung ſein muß.?) II. Form. Für die meiſten Verwendungsarten des Fichtenholzes iſt die Form der Stämme von größerer Wichtigkeit als die Dichtigkeit ihres Holzes. Die beſten Qualitäten, Hölzer mit ſehr ſchmalen Frühjahrs⸗ ſchichten, bilden Ausnahmen; im Großen ſind ſie nur ſelten das be— 1) R. Hartig, a. a. O., Kapitel V („Die Jahrringbreite für ſich allein giebt keinerlei oder doch nur ſehr zweifelhafte Anhaltspunkte zur Beurtheilung der Holzqualität. In höherm Alter entſpricht faſt ſtets eine Zunahme der Ringbreite auch einer Zunahme der Qualität“). 2) Daſ. ©. 74 („Es geht auch hieraus wieder hervor, daß es zur Er: ziehung beſſern Holzes angezeigt iſt, in der Jugend die Bäume im engen Schluß zu erziehen, im höhern Alter dagegen die Ringbreite zu fördern durch angemeſſene Pflege der Baumkrone“). 90 | Achter Theil. ſtimmende Wirthſchaftsziel. Insbeſondere iſt die Form der Fichte für ihre allgemeinſte Verwendungsart als Bauholz die wichtigſte Eigenſchaft. Daher müſſen auch die Maßregeln, welche die Wirth— ſchaft zu ergreifen hat, in höherm Maße durch die Rückſicht auf die Form als durch die Rückſicht auf die Dichtigkeit beſtimmt werden. 1. Die Formzahlen der Fichte. a) Geſchichte und Anwendung der Formzahl. Formzahlen können auf den Cylinder, auf den Kegel oder auf eine andere regelmäßige Körperform bezogen werden. Es kann ihnen die Stammkreisfläche in einer beſtimmten, gleichbleibenden Höhe, etwa in Bruſthöhe, oder eine ſolche Kreisfläche zu Grunde gelegt werden, deren Höhe zur Baumhöhe in einem beſtimmten Verhältniß ſteht. Hiernach werden die Formzahlen bekanntlich in ächte und unächte eingetheilt. In der Praxis iſt es allgemein üblich geworden, der Berechnung der Formzahlen die Kreisflächen in Bruſthöhe zu Grunde zu legen und ſie auf die Walze zu beziehen. Wegen der Bequemlichkeit und Einfachheit der bezüglichen Meſſungen und Rechnungen wird in dieſer Hinſicht vorausſichtlich auch niemals eine Aenderung eintreten. Seitdem vor 100 Jahren Paulſen den Begriff der Formzahl in die Holzmeßkunde einführte, iſt auf ihre genaue Ermittlung be— ſonderer Werth gelegt und eine Menge gründlicher Arbeit auf ihre Berechnung verwendet worden. Hoßfeld, H. Cotta, Hundeshagen, König, Preßler, Smalian u. a. haben ſich in dieſer Richtung beſondere Verdienſte erworben. Nach manchen Differenzen in den bezüglichen Ergebniſſen, die zunächſt in ungenügendem Unterſuchungs— material ihre Urſache hatten, haben die reichern Grundlagen der neuern Unterſuchungen zu Reſultaten geführt, die im Weſentlichen übereinſtimmen, ſodaß auf dem vorliegenden Gebiete, wenigſtens hin— ſichtlich der Fichte, zur Zeit ein gewiſſer Abſchluß erreicht iſt. Für die Anwendung ſeitens der Taxatoren zum Zwecke der Berechnung ſtehender Holzmaſſen hat Baur!) die durchſchnittlichen Formzahlen der Fichte in Procenten der Bruſthöhenwalze wie folgt zuſammen— geſtellt: f n 16 20 24 28 32 36 m Alter 41—60 Jahre 66 62 58 55 61-80 „ 64 59 56 54 52 81 und mehr, 60 57 55 53 51 49 1) Die Fichte in Bezug auf Ertrag, Zuwachs und Form 1877, S. 89 flg. 8 108. Subſtanz und Form des Fichtenholzes. 91 Die Bruſthöhen⸗Formzahlen nehmen hiernach mit der Höhe und inner— halb gleicher Höhenklaſſen mit dem Alter ab. Auf der Grundlage des reichen Materials der deutſchen Verſuchs— anſtalten ordnet Schwappach') die Bruſthöhen-Formzahlen der Fichte nach Alter, Bonität und getrennt für die von ihm ausgeſchiedenen Wirthſchaftsgebiete, einerſeits Mittel⸗ und Nord-, andererſeits Süd⸗ deutſchland. Die Formzahlen betragen: Bonität 1 II III IV V Alter Mittel- Sid: Mittel: Süd⸗ Mittel⸗Süd⸗ Mittel⸗Süd⸗ Mittel⸗Süd⸗ deutſchland deutſchland deutſchland deutſchland deutſchland 40 69 67 78 76 91 96 110 110 128 123 60 60 54 64 60 69 67 76 75 85 84 80 56 50 58 54 . 74 70 100 54 48 56 52 60 56 64 61 71 69 120 53 47 55 51 59 55 64 61 f | Hiernach ſinken die Formzahlen mit zunehmendem Alter; ſie ſteigen, wie es der langſamen Entwicklung und der geringen Höhe entſpricht, mit der Abnahme der Bonität. Auffallend erſcheint, daß die Form⸗ zahlen in Mitteldeutſchland nicht unbeträchtlich höher ſind als in Süddeutſchland, was durch die raſchere Entwicklung und die größere Höhe der ſüddeutſchen Verſuchsbeſtände nicht genügend erklärt wird. Aus den von ihm gefundenen Formzahlen hat Baur eine ganze Reihe von Sätzen für die Formzahlen zuſammengeſtellt, deren wichtigſte dahin gehen: daß die Bruſthöhen⸗Formzahlen mit der Höhe abnehmen; daß dieſe Abnahme keine gleichmäßige, ſondern daß ſie zur Zeit des lebhafteſten Höhenwuchſes am ſtärkſten iſt; daß die Formzahlen jüngerer Beſtände in viel raſcherm Verhältniſſe als bei ältern abnehmen; daß die obern und untern Grenzen der Formzahlen in jüngern Beſtänden viel weiter auseinander liegen und mit wachſendem Beſtandesalter näher zuſammenrücken; daß die Derbholzformzahlen raſch anſteigen, ein Maximum bei einer Höhe von 20— 24 m erreichen und dann langſam wieder abnehmen. b) Kritiſche Beleuchtung der Bedeutung der Formzahl. ) Hinſichtlich der Ertragsregelung. Daß die Formzahlen eine gute rechneriſche Hülfe für die Er— mittlung ſtehender Holzmaſſen abgeben, läßt ſich gewiß nicht be— zweifeln. Sie werden in dieſer Hinſicht wohl immer ihre Bedeutung beibehalten. Indeſſen mehr in die Weite oder Tiefe der Wiſſenſchaft 1) Wachsthum und Ertrag normaler Fichtenbeſtände, S. 50 flg. 92 Achter Theil. eindringende Bedeutung, als dem unmittelbarſten Bedürfniß in dieſer Beziehung entſpricht, wird der Formzahl nicht zugeſtanden werden dürfen. Sie bildet weder einen Ausdruck des phyſiologiſchen noch des ökonomiſchen Verhaltens der Bäume. Zunächſt darf man unter Hinweis auf das früher für den Zuwachs Geſagte bemerken, daß die Zahlen, welche die an concreten Beſtänden angeſtellten Unterſuchungen ergeben, in ihrer präciſen Faſſung keine Allgemeingültigkeit beſitzen. Jede Durchforſtung bewirkt, daß das Verhältniß der Jahrringbreite in den untern und obern Stammtheilen etwas verändert wird, und daß mit der Bildung einer ſtärkern Krone der Antheil des Aſt- und Reisholzes zunimmt. Weiterhin aber erſcheint im Hinblick auf die bezügliche Literatur, in welcher ſich auf drei Decimalen berechnete Formzahlen finden, die Bemerkung nicht überflüſſig, daß für die wichtigſten Zwecke der Praxis, der doch alle wiſſenſchaftlichen Unter⸗ ſuchungen dienen ſollen, eine große Schärfe und Gründlichkeit der Formzahl⸗Unterſuchungen nicht nöthig iſt. Andere Gebiete der Wirth: ſchaft ſind weit mehr im Rückſtande und bedürfen einer eingehenden Bearbeitung weit dringender. Daß die dabei angewandte Schärfe und Exactheit ihren Zweck oft verfehlt, möge nachſtehendes der Praxis entnommenes Beiſpiel näher begründen: Im Wirthſchaftsbezirk des Verfaſſers, der Oberförſterei Meren— berg im Regierungsbezirk Wiesbaden, wurde vor 20 Jahren der periodiſche Hiebsſatz durch Aufnahme der für die I. Periode beſtimmten Beſtände nach den Regeln der Holzmeßkunſt ermittelt. In dieſem Winter iſt die J. Periode abgelaufen und es ſind in derſelben die vorgeſehenen Holzmaſſen vollſtändig genutzt. Obwohl keine beſondern Kalamitäten eingetreten ſind und keine Vorgriffe ſtattgefunden haben, ſind doch noch mehr als 30% der Holzmaſſe, die abgenutzt werden ſollte, vorhanden. Es hat dieſe auffallende Erſcheinung ihren Grund in dem Umſtande, daß der Zuwachs, namentlich in den Vorbereitungs⸗ und Samenſchlägen, weit höher iſt, als damals angenommen wurde, und daß gewiſſe Auszugshiebe weit mehr Maſſe, als geſchätzt iſt, er: geben haben. Dieſer Fall ſteht aber in der preußiſchen Taxations⸗ geſchichte nicht iſolirt da; er kommt häufig vor. Wenn nun aber durch Zuwachsfehler, durch Nutzung abſtändigen Holzes, durch Ab- weichungen von den Reductionsfactoren des Klafterholzes ꝛc. Differenzen von 20—30% gegen die Schätzung eintreten, jo hat es für die Ertragsregelung wenig Bedeutung, ob die Holzmaſſen mit Formzahlen von 0,52 oder 0,54 berechnet worden ſind. Größere Differenzen als 2— 300 werden für regelmäßige Beſtände ſelten in Frage kommen. Ein größeres Beiſpiel, das geeignet iſt, die Ueberſchätzung der $ 108. Subſtanz und Form des Fichtenholzes. 93 Maſſenſchätzung mittelſt Formzahlen zum Zwecke der Ertragsregelung zu vermeiden, bietet die Forſteinrichtung im Königreich Sachſen. In Sachſen werden bekanntlich die Maſſen der zum Hiebe beſtimmten Beſtände lediglich auf dem Wege der Oculartaxation nach Alter, Standortsbonität, Wuchs und Schluß eingeſchätzt. Formzahl und Kreisflächenſumme werden gar nicht ermittelt. Und doch ſind die Ergebniſſe der ſächſiſchen Forſteinrichtung, wie die neueſten Mit⸗ theilungen der Forſteinrichtungsanſtalt!) erſehen laſſen, auch hinſichtlich der Maſſenvorräthe und der Abnutzung, ſo klar und treffend nieder— gelegt wie wohl in keinem andern Lande. Eine genaue Aufnahme der Beſtände hat weit mehr Bedeutung für die Aufgaben der Statik, als für die Ertragsregelung. 6) Hinſichtlich der mathematiſch-phyſiologiſchen Auffaſſung der Stammbildung. Nun werden die Vertreter exacter Formzahlberechnungen gegen— über den Verſuchen, ihre Bedeutung abzuſchwächen, geltend machen, daß die Formzahlen nicht nur dem Zwecke der Ertragsſchätzung dienen, ſondern daß ſie auch für manche wiſſenſchaftliche Fragen eine Grund— lage oder einen Maßſtab abgeben ſollen. Dagegen wird jedoch zu bemerken ſein, daß für eine ſtrengere wiſſenſchaftliche, mathematiſch— phyſiologiſche Auffaſſung der Stammbildung die ſogenannte unächte Formzahl nicht wohl zu gebrauchen iſt. Wenn man auf die Geſetze der Stammbildung näher eingeht, ſo wird man dahin geführt, den Stamm als Kegel aufzufaſſen. Der Stamm der Bäume, insbeſondere der Nadelhölzer hat die charakteriſtiſchen Merkmale des Kegels: Die Spitze und den allmählichen Abfall. Der Schaft der freiſtehenden Fichte iſt ein ziemlich regelmäßiger Kegel; der im Schluß erwachſene Stamm beſteht aus einem abgeſtumpften Kegel, dem ein voller gerader Kegel aufgeſetzt iſt. Dagegen iſt der Stamm keine Walze und kein Paraboloid. Will man aber die Walze, wie es ſich als Regel gewiß empfiehlt, wegen der Einfachheit ihrer mathematiſchen Verhältniſſe als Maßſtab der Stammform gelten laſſen, jo muß die ächte Form: zahl zu Grunde gelegt werden, da auf anderm Wege eine Ver— gleichung mit der Walze nicht erreicht wird. Die Abnahme der Bruſthöhen⸗Formzahl mit dem Alter tritt nur aus dem ſehr äußer— lichen und oberflächlichen Grunde ein, weil die Meſſung mit der Zu— nahme der Höhe im Verhältniß zu dieſer an einem relativ tiefern Theile des Baumes vorgenommen wird. Die ächten Formzahlen, 1) Die Entwicklung der Staatsforſtwirthſchaft im Königreich Sachſen 1897. 94 Achter Theil. welche das Verhältniß des Schaftes zur Walze ausdrücken, verhalten ſich denn auch ganz anders, als die Bruſthöhen-Formzahlen. Baur!) hebt zwar in einer gegen Preßler gerichteten Polemik hervor, daß auch die ächten Formzahlen mit dem Alter eine Abnahme zeigten. Er giebt z. B. für II. Standortsklaſſe für das Alter von 40 60 80 100 Jahren bei einer Höhe von 13 19 23 25 m die Formzahlen = 67 61 58 55 an. Entſprechendes ergiebt ſich auch für andere Bonitäten. Indeſſen die Allgemeingültigkeit der in dieſer Hinſicht gezogenen Sätze wird mit dem beigebrachten Materiale nicht bewieſen und kann auch, weil ſie dem Weſen der Sache widerſtreitet, niemals bewieſen werden. Wie jede Unterſuchung erſehen läßt, nimmt die Jahrringbreite an Stämmen, die im Beſtandesſchluß erwachſen ſind, nach oben zu. Im Innern der thätigen Krone iſt aber, wie ſchon aus phyſiologiſchen Gründen a priori zu vermuthen iſt, die Ringbreite in den ver: ſchiedenen Altersſtufen nicht weſentlich verſchieden. Daher kann ſich die Schaftform im geſchloſſenen Beſtande mit zunehmendem Alter nicht von der Walze entfernen, wie die Baur 'ſchen Zahlen zu be: weiſen ſuchen, ſondern ſie muß ſich ihr nähern, wie dies denn auch von R. Hartig?) bereits im Jahre 1868 nachgewieſen iſt. Das Schaftholz iſt aber bei der Fichte ausſchlaggebend. Die mit dem Alter erfolgende Reisholzabnahme kann nun allerdings, worauf Baur's Rechnungsergebniſſe zurückzuführen ſind, die Zunahme des Schaftes aufheben, unter Umſtänden auch übertreffen. Allein dieſe Reisholz⸗ abnahme iſt, wie bereits hervorgehoben wurde, keine derartige, daß für die Baumformzahl eine allgemein eintretende Abnahme nach⸗ gewieſen werden könnte. 1) A. a. O., Seite 78 u. 83. 2) Die Rentabilität der Fichtennutzholz- und Buchenbrennholzwirthſchaft 1868, S. 45. Hier werden folgende Zahlen gegeben: Alter 20 40 60 80 100 120 Jahre Schaftwalzenſatz N in ½ Höhe Bonität I 042 0,51 0,7 0,7 0,48 „ II 0, 0,48 0,8 0,48 0,8 0,49 Schaftformzahl Grundfläche 4½ Fuß Bonität 1 0,70 0,4 0,50 0,9 0,48 „ II 0% 0,4 0,52 0,51 0,9 0,49 8 108. Subſtanz und Form des Fichtenholzes. 95 y) Hinſichtlich der Forderungen der forſtlichen Praxis. Erleidet die Formzahl nach dem Geſagten in wiſſenſchaftlicher Hinſicht gegenüber der Anſicht der meiſten ihrer literariſchen Be⸗ arbeiter eine weſentliche Beſchränkung, ſo darf man ihr auch in der Praxis eine weitergehende Bedeutung als zur Einſchätzung oder Be— rechnung der Maſſen nicht beilegen. Die Bruſthöhen-Formzahl giebt die Form der Stämme gar nicht an. Sie führt ihren Namen, wie lueus der Hain, weil das, was im Worte liegt, nicht vorhanden iſt. In der That ergiebt ſich überall die eigenthümliche Erſcheinung, daß hohe Stämme mit allmählichem Abfall auf guten Standorten geringe, daß die kurzen abholzigen Stämme der niedrigen Bonitäten hohe Formzahlen haben. Als Maßſtab der formellen Eigenſchaften der Hölzer können die Formzahlen nicht dienen. Keine Forſtverwaltung wird ihre Beſtände oder Hölzer nach Formzahlen klaſſificiren; kein Holzhändler wird den Begriff der Formzahl ſich aneignen, keine Betriebsmaßnahme kann mit der Bruſthöhen-Formzahl in irgend welche Beziehung geſetzt werden. Man darf hiernach wohl mit Fug und Recht darauf hinweiſen, daß der Berechnung der Formzahl in Zukunft nicht mehr Zeit und Arbeitskraft gewidmet werden möge, als ihrem einfachen bleibenden Zweck, als rechneriſche Hülfe der Maſſenſchätzung zu dienen, entſpricht. 2. Andere Maßſtäbe für die Stammform. a) Der Abfall der Stämme. Iſt die Formzahl zur Charakteriſirung der Baumform wenig geeignet, ſo wird man ſich nach andern für die Praxis geeigneten Beſtimmungsgründen derſelben umzuſehen haben. Der nächſtliegende und überall auf die einfachſte Weiſe anzulegende Maßſtab der Stamm⸗ form liegt im Abfall des Schaftes. Die mit der Höhe erfolgende Abnahme der Durchmeſſer iſt für alle praktiſchen Aufgaben und Be⸗ ziehungen der Wirthſchaft von Bedeutung. Zugleich ſtehen mit dem Abfall noch andere Verhältniſſe, namentlich Aſtreinheit und Gleich— mäßigkeit der Structur, in urſächlicher Verbindung, die für die Praxis von Wichtigkeit ſind. Nach den im § 105 niedergelegten Zahlen war der durchſchnitt⸗ liche Abfall der gemeſſenen Stämme folgender: 96 Achter Theil. Durchſchnittlicher Abfall des Schaftes auf 1 m Länge ſtärtſte ſchwächſte Oberförſterei Diſtriet Alter | Beſtandesſtellung SHE 5 di unteren | oberen | unteren | oberen Stammtheil Stammtheil cm cm Merenberg 111 | 85 Geſchloſſen er— 1,04 | 1,06 | 0,64 | 1,06 wachſen, jeit acht Jahren gelichtet 16 112 85 Regelmäßiger 0,88 | 1,00 | 0,71 | 0,82 Schlußſtand, nach 5 Durchforſtung 1 112 95 Desgl., vor Durch- 1,10 1,04 0,65 0,80 forſtung 1 113 50—70 Sehr ungleichmäßig 1,03 | 1,20 | 0,55 0,83 Weſterburg 6 65 Regelmäßiger 0 78 1,13 0,67 | 0,80 (Gemeindewald Schlußſtand Berzhahn), Merenberg 113 | 45 15 O,68s | 1,25 | 0,43 0,88 55 110 40 T 0,72 1,04 | 0,47 ö 41 0 75 70 Vorwüchſe in 2,32 2,68 | 2,30 | 2,56 jüngern Fichten | Weilburg 63 50 Vorwüchſe in Buchen 1,42 | 1,90 | 1,18 | 1,70 Es geht hieraus hervor, daß in faſt allen Fällen die Abnahme der Stärke im untern Stammtheil allmählicher erfolgt iſt als im obern; daß die zurückgebliebenen und unterdrückten Stammklaſſen geringern Abfall haben als die herrſchenden und vorherrſchenden; daß durch Lichtungen der Abfall beſchleunigt wird, und daß von Jugend auf frei erwachſene Stämme gegen Schlußſtämme bezüglich ihrer Vollholzigkeit in hohem Grade zurückſtehen. b) Das Verhältniß von Höhe und Durchmeſſer. Neben dem Abfall der Stämme iſt das Verhältniß der Baum⸗ länge zum Durchmeſſer in einer gewiſſen Höhe für die Stammbildung von Wichtigkeit. Es ſteht mit dem Abfall in Zuſammenhang und hat auch für die quantitativen und ökonomiſchen Verhältniſſe der Beſtände mehr Werth, als die abſolute Höhe, deren Bedeutung von den Freunden ſtarker Durchforſtungen und Lichtungen oft über Gebühr hervorgehoben wird. Nach den in § 105 mitgetheilten Unterſuchungen war das Verhältniß der Länge zum Durchmeſſer in 1m Höhe im Durchſchnitt der gemeſſenen Stämme folgendes: § 108. Subſtanz und Form des Fichtenholzes. 97 Stärkſte | Schwächſte 5 | Hälfte der Stämme Oberförſterei 2 Alter Beſtandesſtellung 2 SE 85 8 8 2 = 2; A GS i 8 8 m | cm (m: em) mem (m: em) Merenberg 111) 85 Geſchloſſen er- 29,4402 1:14 26,6 29,01: 1,1 2 wachſen, ſeit acht Jahren gelichtet 1 112! 85 Regelmäßiger 32,245, 14 31,0 31,86 1,0 Schlußſtand, nach Durch⸗ forſtung a 112 95 Degl. vor 31,416 1,3 181,11 29,0 0,9 Durchforſtung Weſterburg 6 65 | Regelmäßiger 30,0 36,2 1,2 28,4 25,4 0,9 (Gemeindewald Schlußſtand Berzhahn) Merenberg 11350 — 70 Ungleichalterig 28,1394 1, 22,3 2158 1,0 und ungleich⸗ mäßig 1 3 53 Regelmäßiger 23,3 23,63 1,0 19,3 12,4 0, (Gemeindewald Schlußſtand Loehnberg) Merenberg 1130 45 5 22,0 22,0 1,0 18,3 13,2 0, 5 110 40 er 19,6|20,9 1,1 114,7| 11,3 0,8 5 75 70 Vorwüchſe 27 71 2,6 25 62 2,5 zwiſchen jüngern Fichten Weilburg 633 50 Vorwüchſe in 23 44 1,9122 31 14 Buchen Dieſe Zahlen laſſen erkennen, daß das Verhältniß von Länge zu Stärke hauptſächlich von dem Grade der Beſtandesdichte und dem Alter abhängig ift.!) Je gedrängter die Beſtände erwachſen find, um ſo größer iſt es; je mehr Wachsraum die einzelnen Stämme gehabt haben, um ſo mehr wird es nach der entgegengeſetzten Richtung beeinflußt. Aus dieſem Grunde muß das fragliche Verhältniß auch an den unterdrückten und zurückgebliebenen Stammklaſſen größer ſein. 1) Die Standortsgüte hat dagegen keinen ſehr erheblichen Einfluß. Es beträgt z. B. nach den Tafeln von Schwappach im 60. Jahre auf I. Bonität die Mittelhöhe 23,3 m, der mittlere Durchmeſſer 23,9 cm „ II „ „ [2 » 7 „ 19,5 „ 15,9 „ 7 [24 Martin, Bodenreinertragstheorie. V. „ " „ . 7 19,7 „ 15,8 7 98 Achter Theil. Mit dem Alter nimmt es ab!), jedoch nicht in einem mathematisch nachweisbaren, ſondern in einem durch die wirthſchaftliche Behandlung en Verhältniß. e) Der Anſatz der Baumkrone. Endlich bietet auch die Höhe des Kronenanſatzes im Vergleich zur Baumlänge eine Verhältnißzahl dar, welche zur Charakteriſirung der Baumform geeignet iſt. Sie ſteht mit dem Abfall in urſächlichem Zuſammenhang. Je tiefer der Kronenanſatz, um ſo abfälliger und äſtiger iſt die Stammform; je höher er iſt, um ſo allmählicher nimmt die Stärke ab. Die nach dieſer Richtung angeſtellten Unterſuchungen führten für die unter b) aufgeführten Beſtände zu folgenden Durchſchnitts⸗ zahlen: Stärkſte | Schwächſte Hälfte der Stämme , PER! as er . 2 ar Oberförſterei Diftriet Alter 8 8 — 8 8 5 8 8 2 8 8 3 6 8 S8 88S e SN 8 e 58d e 25 m m 8 m m * Merenberg 111 | 85 29, 20,2 0,69 | 26,6 | 17,9 | 0,67 4 112 85 32,2 23,8 0,74 31 22,8 0,73 1 112 | 95 31,5 22,2 0,71 31,1 23,2 0, 75 Weſterburg 6 65 30,0 22,5 0,75 28,4 22,9 0,81 (Gemeindewald Berzhahn) | Merenberg 113 50—70 28,1 | 13,4 0,8 | 22,3 | 16,8 | 0,75 1 3 53 23,3 | 14,5 0,62 19,3 13,8 0,72 (Gemeindewald Loehn⸗ berg) Merenberg 113 45 22,0 | 13,6 0,62 18,3 13,7 0,75 5 110 40 19,86 11,1 | 0,56 | 14,7 | 10,8 | 0,73 8 75 70 27 9,2 | 0,34 25 8,4 | 0,34 Weilburg 63 | 50 23 10,2 044 | 22 | 11 | 0,0 Hierdurch erhält das durch die Natur der Sache begründete Verhältniß, daß die Kronen um ſo tiefer angeſetzt ſind, je mehr Wachsraum die einzelnen Stämme gehabt haben, eine zahlenmäßige Beſtätigung. Für die Wirthſchaftsführung kommt es einmal darauf 1) Nach den genannten Tafeln beträgt im 120. Jahre auf I. Bonität die Mittelhöhe 34,1 m, der mittlere Durchmeſſer 42,5 cm [23 [7 „ 30,4 1 7 „ 7 35,3 9 25,8 , 7 71 „ 29,1 „ 8 108. Subſtanz und Form des Fichtenholzes. 99 an, eine ungefähre Norm darüber aufzuſtellen, welche Höhe des Kronen: anſatzes am haubaren Beſtand anzuſtreben iſt, und ſodann, ob das Verhältniß im Laufe der Beſtandesentwicklung, insbeſondere von einer zur andern Durchforſtung, ſich verändern ſoll. Was in dieſer Beziehung im § 90 für die Eiche bemerkt wurde, kann mit der durch die Natur und Oekonomie der Holzart verurſachten Modification im Weſentlichen auch für die Fichte als zutreffend angeſehen werden. Daß der erſtrebenswerthe Kronenzuſtand nicht in den Extremen des Freiſtandes und des gedrängten Standes liegt, daß das Verhältniß der Kronenhöhe zur Geſammthöhe in der Regel nicht mehr als ein Drittel bis zwei Fünftel betragen ſoll und daß es wünſchenswerth iſt, wenn dieſes Verhältniß frühzeitig hergeſtellt und im Laufe der Beſtandesentwicklung erhalten wird, kann auch für die Fichte als Regel und für ihre Durchforſtung als Norm hingeſtellt werden. 3. Mittel, die Form zu verbeſſern. a) Beſtandesbegründung und Durchforſtung. Die Mittel, eine gute Stammform herzuſtellen, liegen zunächſt in der Beſtandesbegründung, auf die ſpäter näher eingegangen wird. Je weiter ſie erfolgt, um ſo abholziger und äſtiger erwachſen die Beſtände. Bohnenſtangen, Hopfenſtangen, Gerüſtſtangen und lange Balken werden in der beſten Beſchaffenheit bei dichter Beſtandes⸗ haltung erzogen. Es iſt aber ohne Weiteres klar, daß die beſtgeformten Stämme der Forderung der Stärke am wenigſten entſprechen, daß hier das Beſte des Guten Feind iſt. Im Allgemeinen wird als Regel gelten dürfen, daß durch die Begründung der Beſtände in engen Verbänden, durch mäßig begonnene, kräftig fortgeſetzte Durch— forſtungen den zu ſtellenden Wirthſchaftszielen am beſten entſprochen wird, woraus zugleich hervorgeht, daß ſich die Forderungen, welche hinſichtlich der Form geſtellt werden, mit denjenigen, welche die Sub- ſtanz betreffen, in Uebereinſtimmung befinden. b) Aeſtung. 5 Eine Verbeſſerung der Stammform läßt ſich auch durch Aeſten herbeiführen. Je nachdem die Aeſtung ſich nur auf abgeſtorbene oder auch auf grüne Aeſte erſtreckt, wird bekanntlich Trocken- und Grünäſtung unterſchieden. Die Beſeitigung der trocknen Aeſte hat für die Qualität des Holzes lediglich vortheilhafte Wirkungen. Ihre allgemeine Einführung wird mit zunehmender Wertherhöhung aſtreinen Holzes immer allgemeiner werden. Nur die Rückſicht auf die Koſten 7* 100 | Achter Theil. kann von der Vornahme der Trockenäſtung abhalten. Doch wird die Zukunft auf dem vorliegenden Gebiete ſicherlich den Beweis erbringen, daß mit Sparſamkeit am unrechten Platz das Gegentheil von dem, was ſie bezwecken ſoll, erreicht wird. Für die Ausführung der Aeſtung gilt die Regel, daß ſie frühzeitig begonnen und allmählich fortgeſetzt wird und die Aeſte dicht im Stamme mit der Säge entfernt werden. Neben den trocknen Aeſten ſind die zwiſchen ihnen und der Krone befindlichen halbtrocknen, halbgrünen Aeſte Gegenſtand der Aeſtung. Sie tragen nichts zum Zuwachs bei, können aber für die Beſchaffenheit des Stammholzes nachtheiliger werden, als die ganz dürren, weil ſie außerordentlich zählebig ſind. Ganz anders liegt die Frage der Grünäſtung. Gegenüber der von manchen Seiten betonten Bedeutung, welche die Beſeitigung grüner Aeſte für die Stammform haben kann, muß man hervorheben, daß dieſe bei einer Erziehung der Beſtände in dichten Verbänden, wie ſie als Regel gelten muß, nie erforderlich wird. Die grünen Aeſte ſterben dann von ſelbſt in der rechten Höhe ab. Um in dieſer Beziehung ein beſtimmteres Urtheil abzugeben, iſt es erforderlich, auf die bezüglichen Zahlen einzugehen. Wie S. 99 hervorgehoben wurde, ſoll der Anſatz der Krone nicht höher als in zwei Drittel der Baum: länge liegen. Bei Unterſtellung einer ſolchen Kronenhöhe würde z. B. auf II. Bodenklaſſe die Aeſtung im 40. Jahre bei einer Höhe von 15 m nicht höher als auf 10 m 1 60. 17 [2 [2 [2 7 22 7 7 7 . [2 14 7 % zu erfolgen haben. Dieſes Verhältniß wird aber, wie die im $ 105 angeſtellten Unterſuchungen erkennen laſſen, auch bei regelmäßiger Er: ziehung im Beſtandesſchluß erreicht. Beſtände aber zunächſt weit⸗ ſtändig zu erziehen und ſie zu einer tiefer gehenden Krone zu ver⸗ anlaſſen, um ihnen ſpäter dieſe Krone mittelſt der Aeſtung wieder zu nehmen und ihnen dadurch den Charakter der in engen Verbänden erzogenen zu geben, iſt ein Verfahren, für deſſen Unrichtigkeit ein Beweis nicht erſt erbracht zu werden braucht. Die Grünäſtung kann daher nicht als Regel, ſondern ſie muß als Ausnahme angeſehen werden. Sie tritt namentlich dann ein, wenn die Erziehung eine unzweckmäßige geweſen iſt und wenn Vorwüchſe zur Beſtandesbildung benutzt werden ſollen. Auf die Form des Stammes kann die Beſeitigung trockner oder halbtrockner Aeſte keinen weſentlichen Einfluß üben. Nur wird die Anlegung der Jahrringe eine gleichmäßigere, als wenn ſie die Aſt⸗ ſtummeln umkleiden müſſen. Die Beſeitigung grüner Aeſte hat da⸗ $ 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. 101 gegen auf die Vollholzigkeit günſtigen Einfluß. Preßler!) ſtellte, um dieſen zu präciſiren, die Regel auf, daß der Kreisflächenzuwachs unterhalb der grünen Krone in allen Stammtheilen nahezu gleich ſei. In dieſer mathematiſchen Beſtimmtheit iſt nun dieſer Satz, wie ins⸗ beſondere die im Lichtſtande erwachſenen Hölzer erſehen laſſen, nicht zutreffend, wie denn überhaupt die Zurückführung organiſcher Ber: hältniſſe auf ſtrenge mathematiſche Regeln bedenklich iſt. Wohl aber kann man ihn in der allgemeinen Faſſung gelten laſſen, daß im Beſtandesſchluß erzogene Stämme bis unmittelbar unter die grüne Krone ein Breiterwerden der Ringe zeigen. Wenn die Krone nun durch Aeſtung in die Höhe rückt, ſo erhält auch der Stamm eine größere Vollholzigkeit. Am meiſten Berechtigung, eine ſolche nicht nur auf dem Wege der Begründung und Erhaltung des Schluſſes, ſondern durch die Abnahme grüner Aeſte herbeizuführen, liegt in Miſchbeſtänden vor, insbeſondere in Buchen, denen einzelne Fichten eingeſprengt ſind. Hier iſt die Regulirung des gegenſeitigen Wuchs⸗ verhältniſſes außerordentlich ſchwierig. Die Fichte eilt, wenn ſie einmal vorwüchſig iſt, raſch voran, nimmt den Charakter von Vor⸗ wüchſen an und bereitet der Wirthſchaft Verlegenheiten. Gerade für dieſe Miſchung gilt aber die Regel, mit der Aeſtung frühzeitig, ehe die Aeſte zu ſtark geworden ſind, zu beginnen und das Princip des Allmählichen thunlichſt zur Anwendung gelangen zu laſſen. Starke Aeſte erſchweren nicht nur eine gute glatte Ausführung hart am Stamme, ſondern ihre Wegnahme enthält auch die Urſache zur Ent⸗ ſtehung von materiellen Fehlern. 8 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. I. Allgemeine Claſſiſiration. Die guten Eigenſchaften des Fichtenholzes ſind bekannt. Durch ſeinen geraden Wuchs, ſein gleichmäßiges Gefüge, durch Elaſticität, Tragkraft und Spaltbarkeit iſt es der mannigfachſten Verwendung fähig. In gewiſſer Hinſicht gebührt ihm wegen ſeiner techniſchen Eigenſchaften und ſeiner Verwendbarkeit unter allen Holzarten der erſte Preis. Allgemeine Werthrelationen zwiſchen den verſchiedenen Holzarten ſind indeſſen unthunlich. Es ſind nicht nur mancherlei wirthſchaftliche Beſonderheiten, ſondern insbeſondere die Standorts— 1) Geſetz der Stammbildung 1865, S. 20, vierter oder Hauptlehrſatz. 102 Achter Theil. verhältniſſe, die auf den relativen Werth des Holzes verſchiedener Baumarten von Einfluß ſind. Sehr charakteriſtiſch iſt z. B. das Verhältniß von Kiefern⸗ und Fichten⸗Stammholz einerſeits in den Harzer und Thüringer Gebirgsforſten, andererſeits in der norddeutſchen Ebene. In Oſtpreußen verhalten ſich die Werthe von Fichten- und Kiefern⸗Stammholz wie 7 zu 10, im Regierungsbezirk Hildesheim etwa wie 15 zu 10.) Im Allgemeinen darf man wohl das be⸗ zügliche Urtheil dahin abgeben, daß die Fichte im jüngern Alter, als Nutzſtange und Bauholz, den übrigen Nadelholzarten voranſteht, daß ſie gegenüber der Tanne durch alle Lebensſtufen ihren Vorrang be: hauptet, daß ſie dagegen der Kiefer und Lärche, deren Holz durch Verkernung an Dauer und Dichtigkeit gewinnt, im höhern Alter an Werth nachſteht. | Die Fichte iſt unter allen Holzarten der entſchiedenſte Nutzholz⸗ baum. Kein anderer ergiebt in der Haupt: und Vornutzung gleich hohe Nutzholzprocente. Die Brennholzſortimente treten dagegen ganz zurück. Das Aſt⸗ und Reisholz wird in entlegenen Wald⸗ gebieten gar nicht oder nur unvollſtändig aufgearbeitet, ſodaß aus der großen Wirthſchaft ſelten brauchbare Zahlen über ſeinen Antheil an der Maſſe des Einſchlags gewonnen werden können. Scheit⸗ und Knüppelholz kommen in geſunden Fichten-Beſtänden faſt gar nicht vor. Der Werth dieſer Sortimente iſt je nach der Lage der Waldungen zu den Abſatzgebieten ſehr verſchieden. Geht man auf die preußiſche Forſtſtatiſtik näher ein, ſo tritt deshalb eine ſehr bedeutende Preiszunahme des Fichtenbrennholzes vom Innern der Waldgebiete nach den Flüſſen, vom Oſten nach dem Weſten, vom Lande nach den Städten hervor. Es betrug z. B. im Jahr 1892 der durchſchnittliche Steigerpreis p. km Fichten⸗Scheitholz in den Regierungsbezirken Stade 1,833 Mk., Merſeburg 5,40 ME, Coblenz 8,40 Mk.?) In Sachſen, wo die wirthſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe gleichmäßiger als in Preußen ſind, treten nur geringere Unter⸗ ſchiede im Preiſe des Derbbrennholzes hervor. Im Durchſchnitt der Jahre 1880 — 188g differirten fie in den verſchiedenen Bezirken zwiſchen 4,5 und 5,9 Mk. und betrugen im Mittel des ganzen Landes 4,7 Mk. Aehnlich iſt es in Württemberg, wo nach den amtlichen Preis: liſten pro 1898 z. B. die Revierpreiſe des Forſtbezirks Wildberg für Scheitholz zwiſchen 5,50 Mk. (im Revier Liebenzell) und 8,10 Mk. (im Revier Nagold) liegen. 1) v. Hagen-Donner, Die forſtlichen Verhältniſſe Preußens, 3. Aufl. 1894, Tab. 31. 2) A. a. O., Tab. 9. $ 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. 103 In Folge ihres geraden Wuchſes und ihres dichten Jugend: ſtandes ergiebt die Fichte die beſten Derb- und Reisſtangen. Zu Bohnenſtangen, Hopfenſtangen, Baumpfählen, Gerüſtſtangen und ähn⸗ lichen Nutzhölzern iſt keine Holzart beſſer als die Fichte geeignet. In Bezug auf ihre Abgrenzung gegen die Stämme und die Bildung ihrer Klaſſen iſt es bei den Stangen allgemeine Regel, daß die Stärke 1 m oberhalb des Stockabſchnitts maßgebend iſt. In ihrer weitern Claſſification und nach ihrer Gebrauchsfähigkeit zeigen die Fichtenſtangen manche Beſonderheiten, die für die Beſtandesbegründung und Durchforſtung von Einfluß ſein müſſen, weshalb ein näheres Eingehen auf die in der größern Praxis beſtehende Sachlage nicht ohne Intereſſe iſt. In Preußen werden die Derbſtangen nach den Dimenſionen: I. 12—14 em Durchmeſſer bei 10 m Minimallänge = Feſtgehalt 0, os fm p. Stück II. 10—12 7 „ 8 7) „ 0,06 #9 „ III. 7-10 A 5 1 0,08 „ „ „ gebildet. Für die Reisſtangen beſtehen entweder 5 Klaſſen mit den Maßen: IV. 6—7 em Durchmeſſer bei 6 m N —= Feitgehalt2 fmp.100 Stück V. 4—6 7) 7 „ 5 7 „ 1 53, „ „ 77 VI. 4—5 „ 77 „ 3 ” . ” 0,6 „ tr „ VII. bis 4 7) [7 „3 77 77 0,3 TE a ER, VIII. 7 77 ” 14 „ 0,1 „nn Rn oder dieſe ſchwächern Stangen werden in drei Klaſſen von je etwas größerm Umfang zuſammengefaßt. Ueberträgt man die pro Stück oder 100 Stück feſtgeſetzten Taxſätze nach den maßgebenden Reductionszahlen auf den Feſtgehalt, ſo ergeben ſich in nachbenannten, für größere Waldgebiete Preußens (Harz, Thüringen, Weſterwald) charakteriſtiſchen Revieren folgende Preiſe p. fm Reviere mit 8 Stangenholzklaſſen. Stangen I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. Klaſſe Oberförſterei Oderhaus 89 67 6,7 4,5 46 5 6,7 10 Mk. p. fm r ¾ 10 16 „„ Reviere mit 6 Stangenholzklaſſen. Stangen I. II. II., IV. o V. VI Klaſſe | Oberförſterei Hinternah 111 10 5 Un 7,5 Mt. p. fm Anerenberg 1853 11,7 183 56 7 0% % 104 Achter Theil. Charakteriſtiſch ſind in der vorliegenden Richtung die Ergebniſſe der Preisſtatiſtik im Königreich Sachſen.!) Nach dem Durchſchnitt ſämmtlicher Staatsforſten des Königreichs Sachſen betrugen die Preiſe für Stangen von 13—14 10—12 8-9 7 4—6 unter 4 em Durchmeſſer 13,47 10,85 8,2 8,1 10,40 25,72 Mk. p. fm Sehr eingehend und in phyſiologiſcher wie ökonomiſcher Richtung ſorgfältig geſondert erfolgt die Sortirung der Stangenhölzer in Süd: deutſchland. Es beſtehen z. B. in Württemberg?) folgende Klaſſen, für die ſich nach den vorgeſchriebenen Reductionszahlen die beigefügten Preiſe p. fm ergeben: Bauſtangen. I. Kl. von 11,4 14,0 em Stärke und mehr als 13 m Länge .... 8,3 Mk. II. „ 7 7 ” ” 11,1—13,0 „ „ v. 6, „ . * = 5 > iii „„ e S 5 he A Pr Re Me Hagſtangen. I. Kl. von 9,1—11 cm Stärke und mehr als 13 m Länge.... 7,5 Mk. „ 1 1 n, inn „,, o Pr 7 1 1 Aa r „e eine 1 Bi a “= PER „ „ „ Hopfenſtangen. I. Kl. von 7,1—9 cm Stärke und mehr als 9 m Länge . . . 10 Mk. II. HEN " „ ” 77 71—9 „ — . .1⁰ 77 III. nn Z „ 7 „ 61-7 „ „ ́ . 10 7 IV. „bis 7 5 „ „„ mehr als 7 —W Er 54 17 75 7 7 7 7 „ „ 77 N. 8 1 Rebſtecken. I. Kl. bis 7 em Stärke und mehr als 41-6 m Länge .. . . 8,3 Mk. II. i, e n 7) 3, 12 77 77 — 8 77 Bohnenſtecken. bis 7 em Stärke und bis 3 m Länge ... . 20 Mk. Es wird aus dieſen Zahlen erſichtlich, wie groß der Einfluß der Länge auf den Werth der Stangen iſt. Ob eine Fichte als Bohnen⸗ ſtange, Baumpfahl, Hopfenſtange, Gerüſtſtange, zu Umfriedigungen ze. verwendbar iſt, hängt nicht nur von der Dicke ab, die ſie am Grunde 1) Flemming, Tharander Forſtliches Jahrbuch, 1892: Verſteigerungs⸗ Erlöſe der hauptſächlichſten Nadelholz⸗Sortimente in den Kgl. ſächſiſchen Staats⸗ forſten während der 10 Jahre 1880-1889. 2) Nach dem Amtsblatt des Kgl. württembergiſchen Finanzminiſteriums vom October 1893, S. 64. 5 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. 105 oder in 1 m Höhe beſitzt, ſondern hauptſächlich von der Länge und ihrem Verhältniß zur Stärke in einer gewiſſen Höhe. Und man darf daraus einen Beleg für die Richtigkeit der von den meiſten Praktikern getheilten, zu manchen neuern Beſtrebungen aber in einem Gegenſatz ſtehenden Anſicht entnehmen, daß es bei der Fichte nicht darauf ankommt, durch weitſtändige Erziehung und frühzeitige Um⸗ lichtung auf eine Verdickung der untern Stammtheile hinzuwirken. Vielmehr muß in erſter Linie das wirthſchaftliche Beſtreben auf die Herſtellung vollholziger, aſtreiner, wenig abfallender Stangen und Stämme gerichtet werden. Auffallend erſcheint in den württembergiſchen Revierpreiſen, daß ſowohl bei den Bauſtangen gegenüber den Hopfenſtangen, als auch bei manchen ſchwächern Stangen gegenüber den ſtärkern eine Abnahme des Werthes mit zunehmender Stärke erfolgt iſt. Das letztere tritt auch in den preußiſchen Revieren und, in ſehr auffallendem Grade, in der ſächſiſchen Statiſtik hervor, nach der den ſchwächſten Nutz⸗ ſtangen die höchſte Verwerthung p. km, die überhaupt erfolgt, zu⸗ kommt. Der hohe Werth der ſchwachen Fichtenſtangen iſt durch die vielſeitige Gebrauchsfähigkeit begründet, die ſie durch ihren Wuchs bei vorhandener Aſtreinheit und ſchwachem Abfall beſitzen. Dieſe Eigenſchaften ſind den in gedrängtem Schluß erwachſenen, unter⸗ drückten Stangen in beſonderm Grade eigen. Daß man jedoch aus ſolchen Werthen unterdrückter Stammklaſſen, auch wenn man fie ge— bührend würdigt, keine allgemeinen Schlüſſe für den bleibenden Be⸗ ſtand ziehen kann, wurde bereits an früherer Stelle dieſer Schrift ausgeſprochen. Die hohen Werthe des geringen Stangenmaterials ſind Folge eines zu geringen Angebots und gewiſſer vortheilhafter Eigenſchaften, die gerade den unterdrückten und in gedrängtem Schluß erwachſenen Stämmen eigenthümlich ſind. In jedem Fall wird man aber aus den Ergebniſſen der Statiſtik einen Beleg für die Anſicht entnehmen dürfen, daß in cultivirten und wirthſchaftlich fortſchreitenden Staaten nicht die weitſtändige, ſondern die enge Beſtandesbegründung die Regel bilden muß. So ſehr nun auch die Stangenholzſortimente der Fichte zur Hebung der Vornutzungserträge und zur Erhöhung der Rentabilität der Wirthſchaft beitragen, ſo werden doch die wichtigſten Betriebs— maßnahmen, insbeſondere diejenigen, welche ſich auf die Umtriebszeit beziehen, durch die Dimenſionen und Werthe des Stammholzes be— ſtimmt, deſſen Claſſification deshalb nachſtehend einer beſondern Er— örterung unterzogen wird. 106 Achter Theil. II. Die Bildung der Klaſſen des Stammholzes im Befondern, Während das Eintheilungsprincip beim Brennholz und bis zu einem gewiſſen Grade auch bei den Nutzſtangen in den verſchiedenen deutſchen Staaten ein gleiches iſt, beſtehen hinſichtlich der Claſſification der Stämme zur Zeit noch weſentliche Verſchiedenheiten, für die eine genügende Erklärung in den beſondern Verhältniſſen der einzelnen Staaten nicht enthalten iſt. Uebereinſtimmend iſt dagegen der den Intereſſen der Producenten und Conſumenten des Holzes gleichmäßig entſprechende Grundſatz, die Stämme ſo auszuhalten, daß ſie möglichſt hohe Gebrauchs- und Tauſchwerthe repräſentiren. Mit Rückſicht auf die Bedeutung des Gegenſtandes wird ein vergleichender Hinweis auf die gegenwärtig beſtehenden Verhältniſſe der größern Forſthaus⸗ haltungen von Intereſſe ſein. | 1. Sn Preußen. Es werden unter Umſtänden auch bei der Fichte die untern aſtreinen Stammtheile von den äſtigen abgetrennt und als Schneide— oder Sägeholz geſondert gebucht. Abgeſehen von gewiſſen Fehlern des Schaftes giebt namentlich die Erleichterung des Ausbringens dazu Veranlaſſung. Wenn die Verwendung als Schneideholz mit be— ſtimmter Länge zweifellos iſt, ſo kann gegen die Abtrennung von Schneidehölzern auch bei der Fichte nichts eingewendet werden. Sie bezeichnet unter dieſen Umſtänden oft gerade die feinere, intenſivere Wirthſchaft. Die Länge des Schneideholzes entſpricht den allgemein oder örtlich üblichen Bretterlängen. Die Sortirung erfolgt nach dem Feſt⸗ gehalt (meiſt nach drei Klaſſen, von mehr als 2, 1 —2 und unter 1 fm). Gegen die Feſtgehaltsklaſſen ſind auch beim Sägeholz die beim Laub⸗ holz!) hervorgehobenen Einwände geltend zu machen. Der Werth von Schneidehölzern, dem die Claſſification möglichſt entſprechen muß, richtet ſich nicht nach ihrem Feſtgehalt, ſondern nach ihrem Durchmeſſer. Für den großen Betrieb iſt es indeſſen meiſt Regel, die Stämme, ſoweit nicht Fehler eine Theilung erforderlich machen, in ganzen Längen liegen zu laſſen. Die Qualität des Holzes giebt bei der Fichte im Großen ſelten Veranlaſſung zur Ausſcheidung beſonderer Klaſſen, weil die Aeſte die Verwendung weniger beeinträchtigen und weil oft auch aſtreine Stämme wie die äſtigen zu Bauholz verwendet werden. 1) Vgl. Band IV dieſer Schrift, § 85 V. 8 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. 107 Für die Art der Klaſſenbildung gilt die in Preußen für alle Holzarten gültige Vorſchrift, nach welcher I. IV. V. Klaſſe Stämme von mehr als 3 2—3 1—2 0,5—1 unter 0,5 fm angehören. 2. In Sachſen. Auch in Sachſen!) iſt, ſofern nicht beſondere Verhältniſſe die Ausſcheidung von Sägeholz bedingen, das Liegenlaſſen der Stämme in ganzen Längen Regel. Stämme, welche unter 10 m Länge haben, werden als „Klötzer“ bezeichnet und geſondert gebucht. Die Stärke⸗ meſſung erfolgt bei Klötzern bis zu 5 m Länge nach dem obern, bei längern nach dem Mittendurchmeſſer. Langhölzer, welche in der Regel bei einem Fünftel der Unterſtärke entwipfelt werden, werden ſtets nach dem Mittendurchmeſſer claſſificirt. Die Stärkeklaſſen ſind ſowohl für Langholz wie für Klötzer folgende: unter 16 16—22 23—29 30—36 über 36 cm Durchmeſſer. 3. In Bayern. In einigen Bezirken Bayerns erfolgt die Stammklaſſenbildung nach dem Mittendurchmeſſer, in andern nach dem Durchmeſſer in einer gewiſſen Höhe. Einige dem Verfaſſer zugänglich geweſene Verfügungen geben folgende Vorſchriften: a. Im Regierungsbezirk Unterfranken) beſtehen die Klaſſen: 1 11 IV V VI Minimallänge 18 18 16 14 10 — Oberſtärke. . 30 22—29 17—21 14—16 12 u. 13 —, wobei jedoch keineswegs das Abſchneiden der Stämme auf ſolche Stärke vorgeſchrieben wird. Bei Fehlerhaftigkeit der Stämme findet ein Zurückſetzen derſelben, meiſt in die nächſttiefere Klaſſe, ſtatt. Für Schneidehölzer werden Klaſſen von 41 em und darüber, 1) Flemming, a. a. O. Das im großen Durchſchnitt ſtattfindende Verhältniß von Schneide- und Langholz geht für den Zeitraum 1880—1889 aus den hier gegebenen, unter V 3 mitgetheilten Zahlen klar hervor. 2) Nach der Inſtruction über die Sortirung und Claſſificirung der Bau-, Nutz⸗ und Werkhölzer, Würzburg (Beilage zur Verfügung der Kgl. Regierung von Unterfranken und Aſchaffenburg, Kammer der Finanzen, Forſtabtheilung, vom 17. Mai 1890). 108 Achter Theil. von 31—40 cm und von geringerm mittlern Durchmeſſer mit einem Zopfminimum von 23 cm gebildet. | b. Im Regierungsbezirk Speyer!) erfolgt die Bildung der Klaſſen nach dem mittlern Durchmeſſer. Es haben die Stämme I. II. III. IV. V. Klaſſe 55 cm u. darüber 41—54 31—40 25—30 20 - 24 cm mittlern Durchmeſſer. Blochhölzer ſind in einfacher oder mehrfacher Länge von 3 - 3,5 — 4 — 4,5 - 5—6 m auszuhalten, ſoweit nicht der Localbedarf die Beibehaltung anderer ortsüblicher Längenmaße verlangt. 4. In Württemberg,?) Baden und im Reichsland?) endlich erfolgt die Claſſification der Stämme nach der Stärke in einer gewiſſen Höhe. Es iſt erforderlich für die Klaſſen inen Eine Mindeſtlänge von 18 18 16 8 . m Ein Mindeſtablaß von 30 22 17 14 7 cm. Das Sägeholz wird nach den im Handel üblichen Bretterlängen aus: gehalten und nach der Mittenſtärke (von über 40, 30 —40 und unter 30 em) vermeſſen und claſſificirt. III. Herbeiführung einer einheitlichen Stammklaſſenbildung im Deutſchen Reich. Daß in Deutſchland zur Zeit jo verſchiedenartige Taxklaſſen, wie es nach Vorſtehendem der Fall iſt, vertreten ſind, iſt zweifellos nicht im Weſen der Sache begründet. Wenn auf irgend einem Ge— biete der Forſtwirthſchaft die Tendenz nach Vereinheitlichung begründet iſt und ohne Bedenken herbeigeführt werden kann, ſo iſt es auf dem vorliegenden, das lediglich formaler Natur iſt. Wie ſich in der neuern Entwicklung der Volkswirthſchaft die Einheit im Gewichts-, Maß⸗ und Münzweſen leicht vollzogen hat, ſo wird dies auch mit den forſtlichen Werthmaßſtäben leichter geſchehen können, als auf Gebieten, die tiefer liegende Wurzeln haben und mit den Anſchauungen und 1) Nach der Inſtruction über die Sortirung und Claſſificirung der Bau-, Nutz⸗ und Werkhölzer, Speyer 1887 (Beilage zur Verfügung der Kgl. Regierung der Pfalz, Kammer der Finanzen, Forſtabtheilung, vom 7. Juli 1887). 2) A. a. O. S. 63. N 3) Zwiſchen Baden und dem Reichsland hat (nach einer brieflichen Mit⸗ theilung des Herrn Geheimraths Krutina) im Jahre 1898 eine Vereinbarung über einheitliche Sortirung ſtattgefunden, die der Verwendungsfähigkeit ent⸗ ſpricht. Mögen ſich dieſer Vereinbarung im Laufe der Zeit auch andere Staaten Süd: und Norddeutſchlands anſchließen! ö 8 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. 109 dem Leben des Volkes inniger verwachſen ſind. In welcher Richtung nun eine Einheit der Taxklaſſenbildung anzuſtreben iſt, muß nach den Grundſätzen, die für die Claſſification in Betracht kommen, ent⸗ ſchieden werden. Auf dieſe möge deshalb nachſtehend kurz hingewieſen werden. Allgemein wird für die Stammklaſſenbildung der im $ 85 hervor⸗ gehobene Grundſatz aufgeſtellt werden müſſen, daß die Klaſſen der Stämme ihrer Verwendungsfähigkeit möglichſt entſprechen ſollen. Nur unter dieſer Vorausſetzung können die Klaſſen ihrem weſentlichſten Zwecke, eine Einheit der Werthſätze und der Verkaufs⸗ looſe zu bilden, entſprechen. Hieraus iſt jedoch nicht zu folgern, als ob die Taxklaſſen in der thatſächlichen Art der Verwendung ihren unmittelbaren Ausdruck finden müßten, wie es etwa einer Claſſification mit den Rubriken: Böttcherholz, Bauholz, Schwellenholz, Gruben⸗ holz ꝛc. entſprechen würde. Eine ſolche Stammklaſſenbildung iſt nicht möglich, weil die Verwendungsfähigkeit der Stämme verſchieden ſein kann, weil die Grenzen der verſchiedenen Verwendungsarten nicht feſt⸗ ſtehen, weil die Verwendungsart oft zur Zeit der Aufarbeitung nicht vorhergeſehen werden kann und weil ſich in Folge von Erfindungen auf dem Gebiete des Holzverbrauchs neue Verwendungsarten ergeben. Die Beſtimmungsgründe für die Claſſification des Stammholzes müſſen vielmehr auf die formellen und materiellen Eigenſchaften der Stämme ſelbſt gegründet werden. Hinſichtlich der Qualität ihres Holzes zeichnet ſich nun die Fichte durch Einfachheit und Gleich— mäßigkeit aus. Weder materielle Fehler, noch Aeſte, noch Structur, Jahrringbreite und ſpecifiſches Gewicht ſind einflußreich genug, um die Bildung beſonderer Klaſſen zu rechtfertigen, zumal für die praktiſche Brauchbarkeit jeder Taxklaſſenbildung Einfachheit eine weſentliche Bedingung iſt. Die Beſtimmungsgründe für die Stammklaſſen der Fichte werden daher, wie es in der Praxis ziemlich allgemein der Fall iſt, lediglich aus den Dimenſionen der Stämme entnommen werden dürfen. Der Forderung, daß die Taxklaſſen der Verwendungsfähigkeit entſprechen ſollen, genügt am beſten die in Süddeutſchland be— ſtehende Claſſification. Sie befindet ſich ebenſo mit den phyſiologiſchen Wachsthumsbedingungen als mit den ökonomiſchen Forderungen in Uebereinſtimmung; ſie entſpricht damit zugleich den Forderungen der Wiſſenſchaft und Praxis. Am unbedingteſten trifft dieſe Weberein- ſtimmung beim Bauholz zu, dem die Fichte in größter Menge zu— geführt wird. Aber auch für andere Verwendungsarten iſt die in den ſüddeutſchen Klaſſen zum Ausdruck kommende Vollholzigkeit 4 10 Achter Theil. von Bedeutung, zumal auch qualitative Eigenſchaften, insbeſondere Aſtreinheit und Gleichmäßigkeit des innern Baues, mit ihr ver: bunden zu ſein pflegen. i Nach Vorſtehendem iſt dahin zu reſumiren, daß die Sägeholz— Klaſſen der Fichte nach dem Mittendurchmeſſer, die Langholz— Klaſſen nach dem Durchmeſſer in einer gewiſſen Höhe gebildet werden. Um die nach dieſer Richtung zu erſtrebende Einheit herbei— zuführen, ſind, wie es auch auf den weitern Gebieten des geſammten wirthſchaftlichen und politiſchen Lebens in Deutſchland der Fall geweſen iſt, Opfer erforderlich. In dem vorliegenden Falle aber liegen die Verhältniſſe ſo, daß von Seiten Norddeutſchlands die größern Opfer gebracht werden müſſen. IV. Ueberführung von Feſtgehalts- in Stürkeklaſſen. Ob die Herſtellung der Einheit auf dem Gebiete der Taxklaſſen in Zukunft herbeigeführt werden wird, iſt der Verfaſſer nicht im Stande zu beurtheilen. Jedenfalls hat aber die Gegenwart mit der Thatſache zu rechnen, daß die Einheit noch nicht beſteht. Man wird auch bei aller Würdigung der Vorzüge der Einheit nicht verkennen dürfen, daß bei der Fichte die Mißſtände, welche abweichende Ein- theilungsſyſteme ergeben, geringer ſind, als bei andern Holzarten, als insbeſondere bei der Eiche. Soweit es ſich um Stämme handelt, die in ganzen Längen liegen bleiben, wird für bekannte Wirthſchafts⸗ gebiete die Stammbildung durch Länge und Mittenſtärke genügend charakteriſirt, zumal wenn, wie es in Sachſen üblich iſt, die Zopf— ſtärke in einem beſtimmten Verhältniß zur Mittenſtärke oder zur Grundſtärke der Stämme ſteht. Am meiſten ſcheint ſich die in Preußen beſtehende Claſſification von dem ausgeſprochenen Grundſatz zu entfernen. Aber auch die preußiſchen Klaſſen laſſen ſich für die Zwecke der Wiſſenſchaft und Praxis weit beſſer verwenden, als dies bei der Eiche möglich iſt. Wenn es ſich um die Verhältniſſe eines bekannten Wuchsgebietes handelt, ſo laſſen ſich für Langholz nach dem Feſtgehalt der Stämme auch Länge und Stärke gutachtlich be⸗ ziffern. Dies iſt in dem Umſtande begründet, daß, wenn die Stämme in ganzen Längen liegen bleiben, dem Feſtgehalt zugleich beſtimmte Längen und Stärken entſprechen, die von den Bonitäten, der Er⸗ ziehung, dem Beſtandescharakter abhängig ſind. Wegen dieſes Zu⸗ ſammenhanges zwiſchen Feſtgehalt und Stärke iſt es auch möglich, wenn es in wiſſenſchaftlicher oder praktiſcher Beziehung erwünſcht erſcheint, die Feſtgehaltsklaſſen rechneriſch oder gutachtlich nach Grenz⸗ und Mittelwerthen in Stärkeklaſſen umzuwandeln. Und in dem § 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. 111 Ueberwiegen des Nadelholzes im Norden Deutſchlands kann man eine Erklärung für die Thatſache erblicken, daß die preußiſchen Behörden und Beamten zu einer Aenderung der beſtehenden Taxklaſſenbildung weniger geneigt ſind!), als es nach den Elementen der Werthbildung begründet zu ſein ſcheint, und daß ſich — ganz im Gegenſatz zur Sachlage bei der Eiche, Buche ꝛc. — die Holzhändler mit der preußiſchen Claſſification vertraut gemacht haben. Als Beiſpiel für die Umwandlung von Feſtgehaltsklaſſen in Stärkeklaſſen diene die nachfolgende (S. 112) aus den Nummerbüchern charakteriſtiſcher Schläge entnommene Nachweiſung. Hiernach ergeben ſich in verſchiedenen Schlägen gegebener Wirthſchaftsgebiete für die durchſchnittlichen Stämme der einzelnen Taxklaſſen ſehr gleichmäßige Dimenſionen, wobei natürlich die Er: ſcheinung hervortritt, daß bei gleichem Feſtgehalt der Stammklaſſen auf den beſſern Standorten die Längen, auf den geringern die Durchmeſſer größer ſind. V. Das Verhültniß der Sortimente bei den Endhieben. In Bezug auf das Verhältniß der Sortimente, welche in den regelmäßigen Jahresſchlägen anfallen, zeigt die Fichte im Vergleich zu den meiſten andern Holzarten große Regelmäßigkeit. Ihr Derb⸗ holz iſt ausſchließlich im Schaft enthalten. Es iſt ſeiner ganzen Maſſe nach zu Nutzholz tauglich, das hauptſächlich als Stammholz aus: gehalten wird. Die meiſten Unterſuchungen, welche zum Nachweis der Sortimentsverhältniſſe gemacht ſind, haben ſich auf die zum Hiebe kommenden haubaren Beſtände erſtreckt. Für den Gang des Werth: zuwachſes iſt zwar auch das an jüngern Beſtänden und bei den Durchforſtungen ſich ergebende Sortimentsverhältniß von Wichtigkeit. Allein dieſes iſt hier je nach der Art der Beſtandesbegründung auch auf gleichem Standort ſo außerordentlich verſchieden, daß aus den einzelnen Beſtänden keine allgemein anzuwendenden Reſultate ab— geleitet werden können. | Burckhardt!) giebt das Verhältniß der Sortimente haubarer Fichten folgendermaßen an: Für Beſtände von guter Höhe 92% Bauholz, 4% Knüppelholz, 4% Reisholz u „ Stmittelmäßiger „ SU, =, 6 „ £ 2 7 9 ferin zn „ , „ u Bi 10% 4 1) Vgl. die Mittheilung des Oberforſtmeiſters Schwarz im September: heft der „Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen“ 1898 über die Verhandlungen des heſſiſchen Forſtvereins in Eſchwege 1898, in welchen die Frage der Stammklaſſenbildung zur Diseuſſion kam. 2) Hülfstafeln für Forſttaxatoren 1873, S. 113. Achter Theil. 112 61 IL 6% 81 6% 6% 88 7e st bas gus 226 FS— I 0801 28— 6 feE— 81 88— 56 98— T 88— 88 | 957% 0% I 8% LT 8% 20 88 9% g III 0 82 86— 91 | 086 08— 81 | 70T | 888% 88— 81 28— 18 | 087% 21 871 8 81 2 12 ; g . 86— 81 61— 01 288—81 | SC—TIT 08— 96 85— 81 n e ve LT 6% 1% 28 25 68 9% 0 8 51 98— 61 986 | 05-75 | 986 f8— 18 08— 21 | 0726 | 867% II IIa 61 LT 85 61 8% 8% 88 8% 17 08 1-1 |® ser Go LI | 0881 | 0861 | SC ET | 8888 | SE-FI | 88— 18 | 9808 | 7998 | IE 7% LI 91 8 61 L⁰ 1 143 LS LE 6% II 1 881 86— 91 66 —8 26—8185— 01 | 788% | 0851 85-08 0805 | 88798 88— 88 G & 61 21 GG 0 8 8% 78 2 8 6% II we 281 houasyuıg 1621 | 8887 | 6661 | 96 —-TI | 888% | 8° FI | 6808 | 08-08 | 8968 | 6E9% ; 8% 61 8% 8% 78 9% TE: 8% 1 1 68 9661 S- I 258— 96 | 66-81 | LEIE 18— 186 | FILE | 88— 87 88 81 6% 8% 78 9% 17 6% i \ 88 |uaßuılna 7661 | 73797 | 18-98 | LE08 | 9888 | 66-78 | 97-88 88— 96 n A 1125 159 ä ; 1% 0% 2 2 88 8 O IE I 1 19 9661 | 9891 18-5? | 08708 98 — 68 38 — 78 | SI-FE 28— 95 I 6 3 07 8 9 I 8 7% 88 833 1 I q 87 9159 56 — 615-81 | 88798 68—81 | 9808 18—98 95—- 98 8 — 88 — 8 ohupß 5 dung an obuyg F obupg 5 Bun z 5 = 9 = 2 | wpaglaglagg II 25 8. zZ E + ne D Uollpzmumupig a9q uauorluaung 113 § 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. ‚gvgaB einc ig ue eee ee ene un eech eee 219% 704 jurzayoyg ease a0 So (T % 888 FL x — 189 Ey 06 107 18 81 99 ® 5 i 9 51 or 12 #6 019 9% % 938 JI * A 6s 199 80 8˙0 1198 %% 8˙8 0» 0L9 9861 218 l 1 1 ® 6FL| 821 2 9 82 1009| f p 28 > 3 13 1.90 | 81180 or sur |rES jetz | 1687 0911 fers 28 09 28 8ß 68 9001 716 8388 28 019 2% 6 582 * 2 I * 989 |Fo 80 % ı Fo | vor 88 9˙6 1 og PLS 811 9691 7 61 6 8 668 802 987 7 006 089 * O 811 0 % res 9% 0 8. | 20 6% Je e 16 978 916 | 1282| 21) Ir 888 998 858 8881 878 86 089 O8 O 93 * © Y 80% 2062 . 971 . . 5g 9-19 2 . 79 81 19 I 2 E 91 gg 8 C Bıngualdog * 61 18 * 38 69 98 888 397 7 599 | 201 297 ; 8 1 88 85/T 881 186 A2 !008| ot P | 02 IIA uıayluaıpız ** 8˙61 8˙08 8˙1 80 . . 9˙0 5 0˙89 8478 8 858 85 761 9 8 x - I 11 86 #8 281 067 %% 3 1 ” 1 * 8/88 2˙99 5 'r ST 87 6% 1 f l 28 6% 89 g . 1 I 85 91 I boot ste 0% % | gg 4 8 % %% % ST" Ir es | . 8 58 61 29 B55 8 18 86s 8 28 08 7% 1 IIX a1 gl 0 91 78 8% % r 6% 9˙382 8 . | 869 96 267 0 I T 01 | 818 661 | Fr “199: [927 |erT| © | 88 | IX Baaguapıaıg ui | Jia: ar Da IE Fe oh OR . uatuvg Liagg asg SS 5 A n v eiage by bug en : u 8 us 401 lagebpe 'a Aodbuvg v = 2 = & 2 5 loaeiaglaogg Liagunuv ie S 8 3 — 2 E = 2 (my) vanessa; 23 = » R -(Roquvg wand Inv) („sbaagmarzangg uaasıaaaylaolsyvngg uaq ui Bounce Por "I Martin, Bodenreinertragstheorie. V. Achter Theil. 114 4 . . 4 a 8 6'FT . 2 ” gr 45 r ar 1 nes 998 57 | 961 901 009 % 3 1 5 2081| 928 98 A . 1 . 7 IL ‘ 0% e e de e e ob of 7 er IA sros 869 | eres 62 | 9T | 08 vi 8% Is7g % 68 110g 90 „ 1 as 96 96 os 009 „% 281 1 an ere Te | 086 81686 . * 0, ss e 1a | FT | 99% 00T oro 2% 3 | * |AXX „bes fers 9890| bes 868 471 e 1 0 „5 ie 6˙%½9 10 7 5 85 9 * 0 — 8 8 N 588 SIT 029 % 3 1 IX qaıauallıpg 2 6781| res 07 | 28 | ; 0 892 725 9799 60 3˙0 v0 97/8 515 5 € 5 5 97 1 9 u u eos s 888 2 3 . 15 Is 8s 1 . u Y 8/68 3/%% %, j 8% | 80 Er 179 | 789 | 98T 196 | % o | y | ' "8998| 82. | 088T| 81 4 5 ** 668 8˙%088 % 1 Z 0 2/68 802 Or 0 Br r /o 9 8 . a 06 991 90 8 189 921 998 5 1 4 1 8˙9 “ e’ez ge I A u 0% 8/98 (% % 2 % Ivo 25 ei 3 88 96 /w„» % „ 3 zers zi | 9997) L | 171.6 97 61 6% 8% 6 obullco gz 0 „ 2 ö 58 861 168 67T 12 88 089 “% o T III N 8701 | 68 FOE 8 a ; 1 0 t = le oe er: bs 38 lonloele „ 8 5198 889 1661 1 ‚st > 2 8 vor 8778 178 u 0 3 Fan 1 : 0 12 981 O 201 099 8% 7 6 5 198 12 ‚083 7 15 ur? 8˙9 898 6˙% 8 RT. Bangualdug 0% gr 88 e 8 = 1 9 66 18 011099 8% J 8 UI 08 gt: 209 | se ar FF 8 | — 1 11 useuvg) Yaygaag u nV geelagsbpe 'g Hagbuvg y Bu Ba EI = Paazlıglaagg | ug BLU) 2 FFC —— & 5 3 =. = 2 Hoayunuvyg 1 J F ml (urf) Bras] 4 8 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. 115 Für die Begründung der Erziehungsmaßregeln und der Umtriebs— zeit der Fichte gewährt zweifellos ein ſpeciellerer Nachweis der Sortimente, insbeſondere der Klaſſen-Dimenſionen des Stammholzes, Intereſſe. Als charakteriſtiſch ſind daher an dieſer Stelle (S. 113 bis 114) einige Angaben über den Anfall an Sortimenten aus größern Wirthſchaftsgebieten mitgetheilt worden. Als Reſultat ergiebt ſich aus dieſen Zahlen, daß auf den guten Standorten, wie ſie in Württemberg vorherrſchen, bei 80 jährigem Umtrieb die III. Stammholzklaſſe, die bei 16 m Länge mindeſtens 17 em Durchmeſſer am obern Ende haben muß, bei den Ergebniſſen der Abtriebsſchläge vorherrſcht, während bei 100 jährigem Umtrieb die zweite, bei noch höherm Umtrieb auch die erſte Klaſſe in hervor— ragendem Grade vertreten iſt. 2. Nach dem Einſchlage in einigen Wirthſchaftsgebieten Preußens. 2 Einſchlag nach Feſtgehalt und Procenten D 8 2 S 5 — Ka Pu = 3 = Oberförſtere! 8 Ei 8 3 ann 8 5 8 S S 8 = 5 S 8 83 5 1 2 3 8 S nenne 8 R S 2 Zeitz 43 b 1 110 89 172 172 81 36 32 62 641 1427 2712 5 5 10 * 2 51la| „ 120 226 222 193 39 10 49 64 803 28 28 24 5 1 6 8 7 1 69 a „ > 128 148 204 65 17 34 36 632 20 23 32 103 66 % Schleuſingen 88 b II-III 115 9 41 205167 56 36 34 548 1,6 7,5 37,4 30,5 10,2 6,6 6,2 7 4 89 d „ 1130 59 9013063 17 63 32 454 12,9 19,8 28,6 13,9 3,7 13,9 7,2 5 Hinternah 40 b Pr a 28 113 139 27 31 30368 e 7,6 30,7 37,8 7,3 8,4 8,2 2 1 58 0 III 95128 3 50 169155 74 11 44 29 663 2 19,1 0,5 7,5 25,5 23,4 11,2 1,7 6,7 4,4 75 4 138 a2 II 110 839 45 252 100 60 22 113 20 704 11,7 1,3 6,4 35,8 14,2 8,5 3,1 16,1 2,9 5 5 187 a „ 12079 37 74 157 43 46 42 67 28 573 13,8 6,5 12,9 27,4 7,5 8,0 7,3 11,7 4, N. 4 159 a2 I—I 13065 140 71 82 24 18 25 53 13 491 13,2 28,9 14,4 16,7 4,8 3,6 5 10,8 2,6 7 Weſterhof 51a a I 1380| . |218/204|157| 38 | 12 34 107 80 850 25,6 24 18,5 4,5 1,4 4 12,6 9, Ye “ 69 b b „ 135 214 44 31 6 13 28 29 34 399 53,6 11 7,8 1,5 3,3 7 7,3 8,5 * . 31 b „ 120 85 182 284 125 22 63 76 52 889 ö 9,6 20,5 31,9141 2,5 7,1 8,5 5,8 Be 116 Achter Theil. 2 Einſchlag nach Feſtgehalt und Procenten E EI 8 38 = 8 5 3 Oberförſterei 72 1 8 2 Stämme 85 S 2 2 8 8 8 8 * | 318 | 8 18108 * 55 2 5 8 S8 3 | 8 S I II III IVV S8 2 3 N ee 14 | 2 er Oderhaus s b 11 1600347 369877101 22 176 82 501524 g 22,8 24,2 24,7 6,6 14 . 11,6 5,4 3,3 1 5 > 31 II-III 105 10 42 202 133 76 2 71 43 11 590 | . | 1,7| 7,1 34,2 22,6 12,9 0,3 12 | 7,3 1, ” 5 18 a2 „ 100 7 168 443 258 76 106 71 30 1099 | , 9,8 40,2 23,5 6,9 9,7 6,5 2,7 % Oſterode 30 b 5 80 683 117 59 115 31 19 381 | .. 1,8 |25,1|35,4117,s 0,3 4,5 | 9,45, * > 101. | I-IV 120 20 71 143 57 183 26 7 345 | 5,8 20,6 41,5 16,5 5,2| . | 0,9 | 7,5 2,0 * Lautenthal 87 b „ fen 59 12186 62 2 330 | | . 17,9 36,6 26,1. . |18,8/0,6 A 1 LE „ 115. 16 125119 37104 32 433 I ö 43,728,278 8,5. 1240174 9% Aus dieſen, einigen größern charakteriſtiſchen Wirthſchafts— gebieten Preußens entnommenen Zahlen geht hervor, daß auf guten Standorten bei hohem, etwa 120 jährigem Umtrieb die Stämme I. und II. Klaſſe den ſtärkſten und wichtigſten Antheil des Einſchlags aus: machen; ſie bilden hier in erſter Linie das Ziel der Wirthſchaft. Auf mittlern Bonitäten überwiegt auch bei hoher Umtriebszeit die III. Stammklaſſe. Dieſe iſt bei niedriger 80 — 90 jähriger Um⸗ triebszeit auch auf guten Standorten vorherrſchend, während auf mittlern Bonitäten alsdann ſchon Stämme IV. Klaſſe einen weſent⸗ lichen Theil des Einſchlags ausmachen. Nach den geringſten Boni⸗ täten ſetzt ſich das hierin zum Ausdruck gebrachte Verhältniß noch weiter fort. 3. Nach den Ergebniſſen der ſäch ſiſchen Staatsforſt— verwaltung. Von allgemeinem Intereſſe ſind auf dem vorliegenden Gebiete die neueſten Reſultate der ſächſiſchen Forſtſtatiſtik. Es kamen während des Zeitraums 1880/89 in den ſächſiſchen Staatsforſten zum Ein⸗ ſchlag!): 1) Flemming, a. a. O. Die betreffenden Zahlen ergeben ſich aus der Summirung der dort für die einzelnen Forſtbezirke gegebenen Zahlen. $ 109. Bildung und Verhältniß der Sortimente der Fichte. 117 21 837,78 fm 95 052,08 „ 102 012,82 „ 207782,67 „ 346 762,03 „ 495 149,31 „ 546 032,93 „ 692 428,56 „ 229 289,81 „ 273 295,67 „ 146 592,07 „ 279 374,40 „ 65 057,35 „ 4808,48 „ 0,5%, Stämme über 36 cm mittlerm Durchmeſſer, 2,6% Klötzer — 2,8, Stämme von 30—36 „ 5 5 5,7 Klötzer — „ 9,5, Stämme „ 23—29 „ 13,5 Klötzer — 14,9, Stämme „ 16—22 19,0, Klötzer — „ 6,3, Stämme unter 16. „ 7,5, Klötzer — 4 „ Derbſtangen, 7,6, Stangenklötzer, 158, Reisſtangen, 0,8% Nutzſcheite, 29 003,21 „ 0,8, Nutzknüppel, 66 223,09 „ 1.9% Brennſcheite, 5946774 „ 16% Brennknüppel. 7 „ „ WEEZE Erläuternd iſt hierzu zu bemerken, daß die ſächſiſchen Staatsforſten in der Periode 1884 — 1893 23% 1-20 jährige, 25% 21 —40 jährige, 23% 41—60 jährige, 16% 61-80 „ „ 11, über 80 „ Beſtände enthalten haben und daß die zweite Bonität mit 33, die dritte mit 50% vertreten geweſen iſt. 5 4. Schwappach!) gelangte zu Sortimentstafeln für die Fichte, indem er die zur Maſſenermittlung ſectionsweiſe vermeſſenen Probe— ſtämme aller Klaſſen in ihre Sortimente zerlegte und die bezüglichen Reſultate der einzelnen Probeſtämme zuſammenfügte. Hierdurch er⸗ giebt ſich ein für den ganzen Beſtand annähernd zutreffendes und für die Praxis hinreichend genaues Verhältniß. Die Procente der einzelnen Sortimente, geordnet nach der in Preußen üblichen Claſſi⸗ fication, ſind folgende: I. Bonität 5 Alter 40 60 80 100 120 Jahre Stämme I Klaſſe . 8 . 16 44 a N . 11 7 90 4 A) 1 34 47 48 18 CVVT W „ 77 in Derbſtangen 12 ; j E Brentireid .... 22” 14 12 9 8 1) Wachsthum und Ertrag ꝛc. S. 86flg. 118 Achter Theil. II. Bonität Alter 40 60 80 100 120 Jahre Stämme I. Klaſſe . . N 5 24 a „ 8 2 44 86 „ „ 10 % 48. 40 „5 1 A een e 3 39 36 10 Derbitangen ... 27 f Reisſtangen. 4 N 2 x Dre; 2 1% 41. 510 III. Bonität Stämme I. Klaſſe 5 4 A ‚> ua 33 3 5 35 53 i e 86° . , e Derbſtangen . 35 17 Reisftangen ... 12 . x i Brenmrbißichi. ...0 81 18 15 13 11 IV. Bonität Stämme III. Klaſſe . r i 5 RL e „ uns Wi . ö 88 45 Derbſtangen. 38 36 Reisſtangen .. 19 8 a Brenn reis 43 23 18 15 V. Bonität Stämme l V. Klaſſe . : he ‚Gy pa 7 53 59 Derbitangen ... 22 56 25 Reisſtangen 25 13 g Brennreis . 2 8 110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte. Wenn die Fichte in ihrem Wachsthumsgang, in ihrer Beſtandes⸗ bildung und nach der Beſchaffenheit ihres Holzes auch andern Holz— arten gegenüber den Charakter großer Gleichmäßigkeit und Einfachheit beſitzt, ſo iſt der Verlauf des Werthzuwachſes je nach den obwaltenden Verhältniſſen doch außerordentlich verſchieden. Alle Factoren des phyſiſchen und ökonomiſchen Standorts (insbeſondere Höhe, Bodengüte und Abſatzlage), alle Maßnahmen der Erziehung (namentlich die Dichtigkeit der Begründung und die Art der Durchforſtung), alle Verhältniſſe der äußern wirthſchaftlichen Entwicklung und Politik 8110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte. 119 haben auf die Zahlen, welche den Werth und den Werthzuwachs der Fichte darſtellen ſollen, Einfluß. Es kann ſich daher für eine allge: meine Begründung des Werthzuwachsganges nur darum handeln, die weſentlichſten Beſtimmungsgründe des Werthes in groben Zügen dar— zuſtellen, während eine mehr ins Einzelne gehende, zeitlich und örtlich zu präciſirende Nachweiſung eine nur locale Bedeutung hat und Auf— gabe der Betriebsregelung bilden muß. I. Ermittlung der Werthe des Durchſchnittsfeſtmeters. Bei geſchichtlicher Unterſuchung ergiebt ſich die an andern Stellen dieſer Schrift!) hervorgehobene Eigenthümlichkeit der Forſtwirthſchaft auch hinſichtlich der Werthſchätzung des Fichtenholzes. Die allgemeine Erſcheinung, daß Holz mit der Entwicklung der Cultur, durch die Zunahme der Bevölkerung, des Wohlſtandes und durch die Fortſchritte der Technik werthvoller wird, tritt bei der Fichte, für deren Holz Erſatzſtoffe nur in beſchränktem Maße verwendbar ſind, in beſonderm Grade hervor. Nach einer Berechnung von Eggert?) betrug der Preis eines Feſtmeters Fichtenſtammholz in den Jahren 1800 1810 1820 1830 1840 1850 1860 1870 1875 bis bis bis bis bis bis bis bis bis 1809 1819 1829 1839 1819 1859 1869 1874 1879 Regierungs- bezirk Königsberg 5,87 6,30 5,32 6,20 7,05 6,44 9,37 10,58 11,12 Mk. Erfurt ... 6,05 6,27 6,77 7,70 10,82 12,29 16,46 16,22 17,34 „ Coblenz.. ; 5,30 7,00 7,26 10,21 13,52 14,91 17,13 „ Für die Ennert des Königreichs Sachſen!), in denen die Fichte die vorherrſchende und ausſchlaggebende Holzart iſt, ſind für den Werth des Durchſchnittsfeſtmeters folgende Zahlen nachgewieſen: 1817 1827 1837 1847 1854 1864 1874 1884 bis bis bis bis bis bis bis bis 1826 1836 1846 1853 1863 1873 1883 1893 Brutto⸗Erlös 5,93 6,56 7,8 8,45 10,30 11,9 13,28 13,80 Mk. Netto⸗Erlös 4,81 5,38 6,52 7,17 8,96 10,05 11,5 11,86 „ Es tritt hiernach ſowohl in Sachſen wie in Preußen eine in der allgemeinen Culturentwicklung begründete, in den einzelnen Perioden zwar bisweilen abgelenkte, im Allgemeinen aber doch ſtetig fortgeſetzte 1) Band I, S. 42 flg. 2) v. Hagen-Donner, Die forſtlichen Verhältniſſe Preußens, Tabelle 9. 3) Die Entwicklung der Staatsforſtwirthſchaft im Königreich Sachſen 1897, Tabelle 10. 120 Achter Theil. Werthſteigerung hervor, deren weſentlichſte Beſtimmungsgründe voraus— ſichtlich auch für die Zukunft noch wirkſam ſein werden. Die Ermittlung des Werthes und des Werthzuwachſes ganzer Beſtände erfolgt am einfachſten und richtigſten durch Zuſammenſtellung der Verſteigerungsergebniſſe verſchiedenartiger Beſtände, welche unter. gleichen Bedingungen erwachſen und verwerthet ſind. Thatſächlich ſtellt ſich aber einer ſyſtematiſchen und vollſtändigen Anwendung dieſer von Speculation und Theorie frei bleibenden Methode der Umſtand entgegen, daß in einem einheitlichen Wirthſchaftsgebiet in der Regel nur ältere hiebsreife Beſtände zum Einſchlag kommen. Man iſt des⸗ halb, von der realen Wirthſchaft ausgehend, immer zu gewiſſen Inter⸗ polationen genöthigt, daher auch die Ergebniſſe einer ſolchen Statiſtik mehr im Wege gutachtlicher Schätzung als im Sinne exacter Rechnungs— exempel anzuwenden ſind. Nachſtehend folgen nun einige als Belege für die ſpätern Ren⸗ tabilitätsrechnungen dienende Angaben über die Ergebniſſe der Ver: werthung von Fichten aus charakteriſtiſchen größern Wirthſchafts— gebieten, die dem Verfaſſer durch die Güte der betreffenden Revier: verwalter mitgetheilt worden ſind. 1. Wirthſchaftsgebiet: Harz, Regierungsbezirk Hildesheim. a) Endhiebe. la S 8 a ss durch wall & 2 li — 8 Einſchlag Verkaufspreis Feſtmeters 2 8 8 32 SEE TER 8 5 2 888 2 = 4 mit ohne 5 3 S 5 2 8 = 8 Ä Maſſe im Ganzen p. fim Brennreis = 55 = 8 Sortiment % 4 G8 3 0 55 1 n me. Mt. mr. | Mt. 1 & 18a 580 II-III 1897 100 Stammholz . | 890,98 81 20204,00 22,68 8 Schichtnutzholz 106,510 1157,00010,91 8 ine 70,70 6 240,000 3,39 2 Reis 29,60 3 96,200 3,25 S. 1097,33. 2169 7,200 19,77 20,23 2 „ 31% 620 II-III 1897105 œStammholz . 464,99 79 9699,81,20,86 Schichtnutzholz 71,0512] 880,00 12,39 A 42,70 7 115,50 2,70 Reis 11,40 2 27,65 2,42 5. 590,14| . |10722,96| . 18,17118,48 3| „ 58 b 650 II 1896160 eee, 1215,61 80 23990,41 19,74 Schichtnutzholz 176,512 2330,00 13,23 . 81,55 5 244,20 2,99 Reis 50,40 3 163,80 3,25 ga. 1523,61. |26728,41 17,54[18,3 $ 110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte. 121 2 2 Werth des 2 8 4 8 en Einſchlag Verkaufspreis een 5 8 3 | 5 — — = 5 6 3 E = 5 8 — mit ohne n = 2 b a 35 8 = 8 52 2 8 = Sit ate Maſſe % im Ganzen |p.fm Brennreis Mae er D IE m | me Mt. me. | Mt. a = 87 b 580| IN-IV 1897 100 Stammholz 265,8181 5252,00119,76 = ken 62,0018 266,80 4,30 2 Reis 2,0 . 7,50 3,75 3 Sa. 329,81) .| 5526,10) 16,7616, 80 5 „ 2030 b 1570 III-IV |1897) 115 Stammholz 296,6669 7183,00 20,84 3 104,00 24 521,50 5,10 Reis 32,00 7 120,00 3,75 72 432,66. 7824,50 18,8 19,20 6 84 b 440 II 1897 115 Stammholz 1151/95/91 28495,0024,74 2 Derbbrennholz 98,70 8| 493,50 5,00 8 Reis 14,00 1 52,50 3,75 85 Sa. 1264,65. | 29041,00| 22,9623, 7 „ 159 b 560 III 1897] 100 Stammholz .| 523,84]96| 12993,00 24,80 Derbbrennholz 22,0 4 128,00 5,71 Sa. 546,24. | 13121,00 24,20 8 3 30 b 340 II-III 1895 80 Stammholz . 264,86 80 8 Se 14,70 60 ar a ee — ee 30,800 9 Q Reis | 19,40 60 e 88. 329,760. 5230,90] 15,86 9 101. 520 III-IV 1895 120 Stammholz 309,489 * Schichtnutzholz 2,80 1 6731,20 21, N 26,46 8 170,20 5 N 7,00 2 n Sa. 345,70 6901,40 19,96 10 & 155 d 560 II 1897105130 Stammholz . 488,61/90 9671,00 19,79 3 . 17,50 3 51,00 2,91 = Rei 36,00 7 140,50 3,90 S 92 542,11. 9862,50 18,19 19,20 11 „ 168 a 560 II 1896 110 Stammholz . | 359,67 86 7480,50 20,80 Derbbrennholz 28,70 6 125,00 4,36 Reis 28,80 8 84,50 2,93 Sa. 417,170. 7690,00 18,5019,33 12 31 b 260 I 1897 120 Stammholz .| 697,21|79) = | Scidtnugde| 63,00| 7 | 19990,o0 26,80 = erbbrennholz 75,60) 8 3 Reis g | 52,00 sl 5326,30 4,18 | Sa. 887,810. 20516,50 23,11 130 „ | 4112 [260 I 1897 135 Stammholz 751,776 4 Schichtnutzholz 50,40) 5 2107500 . e 83,300 8 Reis 1 886,20 4,68 Sa. 993,170. 21961, 20 22,11 122 Achter Theil. | = 8 dureh 12 1 9 = ; 0 urchſchnittl. & | = 2 * = 8 Einſchlag Verkaufspreis Feſtmeters 2 5 2 3 8 2 | | mit | ohne S S S SS ® = 2 | g | a3 8 5 S E 4 — a Maſſe %p im Ganzen p. fm Brennreis 4 S 8 e ene em mr Mt. Mt. Mt 14 51 a 240 1898 130 Stammholz . | 629,50 74 | = Schichtnutzholz 33,60 4 164170 WN = Derbbrennholz 107,10113 = Reis 80.00 90 1100,20 5,88 Sa. 850,20. 19511,70 22,95 15 „ 69 b 225 J 1898 135 Stammholz 307,877 5 Schichtnutzholz | 28,00 7 eh on. Derbbrennholz 29,40 7 Reis 34,00 909 299,4 4,28 Sa. 398,980. 10395, 40 26,50 i b) Durchforſtungen. | 16| „| 92]. |210] II-I |1897/98| 25 Stämme und | Derbſtangen 24,4223 209,50 8,94 Schichtnutzholz . Derbbrennholz 5 . 5 5 Reiſerſtangen 814277 361,75 4,44 Brennreis ; Sa. 105,84 571,25 5,40 17 „ 74. 3100 II 11896/97| 45 Stämme und | | Derbſtangen 102,7056 1086,60 10,58 Schichtnutzholz . ; an Derbbrennholz 3,50 2 11,200 2,20 Reiſerſtangen. 77,5442 417,00, 5,38 Brennreis . : Sa. 183,744. 1514,80 8,24 18| „ 23. 300 II 1896/7 50 Stämme und | Derbſtangen 87,2683 1118,50 12,82 Schichtnutzholz 3 5 5 Derbbrennholz 7,00 7 23,50 3,36 Reiſerſtangen. 11,0510 73,10 6,62 Brennreis | 3 . 2 0 Sa. 105,31 1215,10 11,54 19| „ | 80/a 210 II 1896/7 50 Stämme und Derbſtangen 99,0979 1251,00 12,62 Schichtnutzholz 5 3 x Derbbrennholz 7,00 6 30,00 4,29 Reiſerſtangen. 16,98 13 192,20 11,32 | Brennreis 2,80 2 2,10 0,75 Sa. 125,87 1475,30 11,72111,97 20 „ 32 b 2700 J 1897/98] 50 Stämme und Derbſtangen 63,4989 1333,00 21,0 Schichtnutzholzz . g a Derbbrennholz 6,30 9 32,0 5,08 Reiſerſtangen. f ; | 2 Brennreis 1,40 2 3,750 2,68 Sa. 71,190. 1368,75 . 19, 2819,56 $ 110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte. 123 = 8 ba 2. 8 2 1 5 ® Einidlag, Verkaufspreis ee 2 = 5 82 12 {=} re 2 2 s 5 2 3 = | mit ohne S S S 5 3 Erle Mafl im & em Brennrei 2 5 28 8 * 2 ; aſſe „ im Ganzen p. fm Brennreis S 8 G 8 385 8 „ M. mt. 210 82 220 1896/7 60 Stämme und | = Derbftangen 161/0191 2419,00 115,02 > Schichtnutzholz : 24 k ; R Derbbrennholz 11,20 6 46,50 4,15 Reiſerſtangen. 1,66 1 21,00 12,65 Brennreis 3,40 2 5,10 1,50 | Sa. 177,7 2491,60 14,06 14,30 22 „ 97 b 260 II 18978 70 Stämme und u | | Derbſtangen 94,9380 1932, 8 25 ‚49 Schichtnutzholz 4 ä ‚ Derbbrennholz 23,10,20 107,80 4,67 Reiſerſtangen. UT Brennreis ; ; 4 900 ö Sa. 118,033. 2040,60 17,28 23 „ 89 a 280 II 1897/8 75 Stämme und Derbſtangen 95,8482 1992,00 20,78 Schichtnutzholz : . h x Derbbrennholz 21,70 18 112,00 5,16 Reiſerſtangen. i Brennreis e a | | Sa. 117,54. | 2104,00 17,90 2. Wirthſchaftsgebiet: Thüringer Wald, Regierungsbezirk Erfurt. a) Endhiebe. 24 3 11 b 580 II- III 1897 | 85] Stammholz 389,57 66 5805,10 14,75 2 Schichtnutzholz 50,00) 9 374,70 7,49 55) Derbbrennholz 95,90116 547,50| 5,71 Reis 53,20 9 62,30,11,71 | Sa. 588,6 6789,60 11,53|12,56 25 „ 12 b 510 II-III 1897 | 75 Stammholz . | 146,17 206 1,00 14,10 Schichtnutzholz 16,800 8 179,80 10,70 3 30,8014 175,00 5,68 N 21,00 10 25,40 1,21 Sa. 214,77. 2441,20 11,37/12,47 26 „ 73a 560 III IV 1897 120 Stammholz | 385,93 82] 5695, 90 14, 76 | Shichtmugbof, 16,80 4 17700 10,54 | | Derbbrennholz 30,80 7 232,70 7,56 | | Reis 34,60 - 41,20 1,19 Es | Sa. 468,13 6146,86 13,13 14,80 27 „ 107 d 540 II 1897 115 Stammholz | 373,31 1 6746,60 18,70 | Schichtnutzholz 8 40 2 93, 99 11 ‚18 ee 65,8014 435, 00 6,61 Reis 24, 20 5 27.50 1,14 | 88. Il ; | 7303,00 15,18 16,26 124 Achter Theil. 2 * 8 5 2 Ss 2 15 K = 2 Einſchlag Verkaufspreis Feier 2 6=2 — » — — 3 8 3 3 8 2 mit ohne — u = = — 2 Kr 2 5 8 8 8 8 8 2 8 j Maſſe „, im Ganzen p. fm Brennreis aaa ja 8 N fm 1 Mt. Mt. Mk. Mt. 28 f 101. 550 III 1897 100 Stammholz . 758,886 14463,66119,51 8 Schichtnutzholz 13,30 2 145,6010,95 8 67,90 8 558,00 8,26 Reis 38,000 4 43,50 1,14 Sa. 878,08) . | 15210,76 17,32|18,50 29 „ 130. 690 II-III 1897 | 85 Stammholz 168,778] 2830,90 16,78 132 Schichtnutzholz 16,10) 7 173,00 10,75 1 12,60 6 100,80 8,00 Reis 20,00 9 24,40 1,22 Sn. 217,43 3129,10 14,39 15,78 300% 176% 780 IV-V | 1897 95 Stammholz 301,766] 4657,50 15,44 Schichtnutzholz 19,60 4 214,20 10,93 Derbbrennholz 102,023 579,00 5,63 Reis 29,80 7 33,100 111 Sa. 453,97 5483,80 12,7 12,85 310 40 b 520 II-III 1896 80 Stammholz . 280,074 5 Fahrt ond 39,2010 eee * erbbrennholz 31,50 8 3 Reis 30,20 80 19 Pr 8a 380,9 . 5034,00 13,22 32 „ 40 b 520 II- III 1897 90 Stammholz 795,70 13858, 9017,42 Schichtnutzholz. 50,40 5 496,48 9,85 Derbbrennholz 71,40 7 Reis 47.40 5} Wen Sa. 964,90. 14788,88 15,33 33 580% 560 III 1896 | 95 Stammholz . 579,087 Schichtnutzholz 10,30 2 1066280 18,70 3 44,100 7 r 29,40 40 271,00) e Sa. 663,5 |. 10933,90 16,48 34| „ 138 a 530 II 1896 110 Stammholz 548,078 Schichtnutzholz 22,40 3 1054510 ax: Derbbrennholz | 112,70116 Wiss 20,0 30 638,10 4,80 Sa. 703,5 11183,50 15,90 35 „ 187 a 530 II 1897 120 Stammholz 383,082 Schichtnutzholz 25,20 60 ea; e 38,50 8 g Reis 23,80 5} 993 15,04 8a. 470,0 8725,55 18,53 O D $ 110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte. 125 4 1 E ir * & * 1 8 2 Einſchlag Verkaufspreis 5 — 2 S E 3 8 8 Fe mit ohne —. 2 2 — 8 2 — — 5 8 3 8 2 5 88 E 2 2 Sortimente Maſſe % im Ganzen p. fm Brennreis e ee fm De Mk. Mk. | me. = 159 a 450 I-II | 1896 130 Stammholz . 400, 3081 2 5 Schichtnutzholz 25,20 5 8546, 0,2061 “= e 53,2011 3 Me: . 12,80 3 dere en Sn. 491,5 |. | 8878,10| 18,60 37 „ 13 . 440 II- III 1897 | 90| Stammholz . | 371,70 N 14 Schichtnutzholz 43,100 9, 6784,30 16,36 Zenn 27,30 6 Reis 24,20 50 179,600 3,49 Sa. 466,300. 6963,90 14,93 b) Durchforſtungen. 38 & | 54| a 508 1895/96| 35 Stämme und 5 Stangen | 55,00166| 209,00 3,80 Schichtnutzholz 1,00) 1 6,00 6,00 Hs 6,00| 7 33,00 5,50 1 21,0026 65,000 3,10 Sa. 83,000 313,00 3,77 4,00 39 „ 148 a 850 1896/7 55 Stämme und Stangen 3,00 1 14, 4,67 Schichtnutzholz, 62,0027 607,0 9,79 N 91,0039 470,0 5,16 Reis 74,0033 180,000 2,43 Sa. 230,00 . 1271,00 5,53 6,99 40 „ 180 a 635 1895/96 65 Stämme und Stangen 129,00 26 1724,00 13,36 Schichtnutzholz 186,00 388 1636,00 8,80 . 151,00 91 703,00 4,66 Reis 26,00 5 70,00 2,69 Sa. 492,00. 4133,00 8,40 8,72 41 „ 86 b 494 1896/7 75 Stämme und Stangen 32,0024 455,00|14,22 Schichtnutzholz 65,0049 677,00 10,42 . 18,0014 95,00 5,28 3 18,0013 59,000 3,28 Sa. 133,00| . 1286,00 9,67 10,67 126 Achter Theil. a) Endhiebe. 3. Wirthſchaftsgebiet: Weſterwald, Regierungsbezirk Wiesbaden. | n b 8313 2 ; is durchſchnittl. & | 5 2 28 = — Einſchlag | Verkaufspreis Feſtmeters 2 2 2 = Fe 5 3 2 = 8 5 8 — in ar mit ohne 3 | 8 = 5 885 8 8 8 3 Maſſe % im Ganzen p. tm Brennreis 3 wis 8 kn 0 Ml. Mk. Mk. Mt. 42 S 6 | 430 1898 | 70 Stammholz 74,9593 1559,90 20,80 2 Derbbrennholz 5,600 7 39,70 7,80 © Reis . . ; x 5 Sa. 80,55. 1599,60 430 F 1110. 400 II 1898 90 Stammholz 69,4290 1150,50 16,72 = Derbbrennholz 4,20 5 26,0 6,29 8 . 4,00 5 12,80 3,20 = Sa. 77,62. 1189,70 14,30 15,99 44 18 . 500 1 1897 80 Stammholz 213,75 80 3838,10 2 Schichtnutzholz 11,20 4 59,00 = ER ra 14,70 6 68,90 = Reis 26,00 10 44,70 = Sa. 265,65 4011,00 15,1016,55 2 45 „ 29 b 370 1896 | 75 Stammholz. | 78,43 1123,10 14,32 Schichtnutzholz 4,20 5 24,20 5,76 Derbbrennholz | 9,1010 38,30| 4,21 Reis Ib ; . Sn. 91,730. 1185,60 . 12,92 460% 68 b 1 1898 100 Stammholz . 20,7086“ 386,00 18,65 Derbbrennholz 3,50 14 15,70 4,49 Neis 5 5 \ 8a. 27 200 401,70 16,60 47 F 98 b II 1893/96 88 Stammholz . 1036,00 89 15680, 0015,20 = Derbbrennholz 131,00111 493,0 3,70 * Sa. 1167, . | 16173,00 13,86 = b) Durchforſtungen. | 48 2 18 4 300 II 1895 | 33] Stammholz 67,9592 429,80 6,33 S a Derbbrennholz 5,60 8 33,40 5,96 3 Sa. 73,55 463,20 6,28 49 „ 48 300 II 1898 70 Stammholz . 13,7287 204,90 14,93 Schichtnutzholz 2,1013 12,00 5,76 Sa. 15,822. 216,90) 13 71 50 2 110). 400 II | 1898 40 Stammholz . 37,7086 256,0 6,50 — Derbbrennholz | 6,3014 39,40 6,25 | 8 Sa. 44,00 295,80 6,70 8 | 8110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte. 127 — — „ durchſche 0 bo 2 A . ur n 2 8 5 A = — Einſchlag Verkaufspreis t Er = 2 8 — 2 N 8 8 3 8 2 8 2 mit ohne S 3 S 58 5 2 8 i 3 8 3 88 8 2 G Maſſe % im Ganzen p. em Brennreis 1 a san » * 8 m Mk. Mk. Mt. Ml. 51 f 2b 350 I |1898 | 50 Stämme und 2 Stangen 56,08 67 713,40,12,72 — Schichtnutzholz 4,20 5 19,600 4,67 S Derbbrennholz 5,60 7 18,40 3,29 Brennreis | 18,00 21 4,00 0,24 Sa. 83,880. 755,40 9,0101141 13. 300 II 1897 55 Stämme und | 2, Stangen 53,9990 616,10 11,41 5 Derbbrennholz 2,10 4 10, 4,76 3 Brennreis . 3,60 6 1,40 0,39 S Sa. 59,6 627,50 10,311 1,12 13 „ 400 II 1897 60 Stämme und | | Stangen. 58,22 94 1038,40 17,84 Derbbrennholz 3,50 6 16,900 4,83 ö Sa. 61/2. 1055,30 . 117,10 112| ,. 400 I-II 1898 85 Stammholz . | 119,76|80| 2401,50 20,50 | Derbbrenmnbo 14,00 9 93,10 6,65 Reis 16,0011 39,900 2,49 Sa. 149,760. 2534,50. |16,92|18,65 76 a 340 II 1898 37 Stämme und N Stangen 18,8696 266, 7014,14 Schichtnutzholz N a 0 5 Derbbrennholz 0,70 4 3,800 5,43 Sa. 19,506. 270,500 13,89 Johannisburg 88 b 385 II 1896 45 Stämme 958 Stangen. 19,5788 261,80 13,38 Schichtnutzholz 140 6 8,00 5,71 Derbbrennholz 1,40 6 4,20 3,00 Sa. 22,37 274,000 12,25 30 b 360 II 1898 57 Stämme und | Stangen. 37,6474 470,50 12,50 Schichtnutzholz 4,20 8 23,50 5,60 Derbbrennholz 9,1018 28,200 3,10 Sa. 50,94 522,200 10,5 . von Vorwüchſen (Plenter-Durchforſtung). 63 . 200 II 1897 50 Stämme und | | | Stangen 24,42 357,50 14,64 | Schichtnutzholz 17400 | 10 00 7,14 Weilburg | ee 4,0% 14,60 2,98 | | | Sa. 30,7. 382,100 . 112,4 128 Achter Theil. © 2 N 3 & 3 SP S 2 Einſchlag Verkaufspreis Se 28 ler =} ein = 2 . 23 5 3 388 8 = mit ohne > 1% 3 828 2 = — N im G 3 i 3 5 SSS 8 28 Seniitende Maſſe % im Ganzen p. fm Brennreis AR TR fm Ml. Mk. Ml. Mt. 59 2. 3000 II 1898 53 Stämme und = ® Stangen 81,1150 1182,84|14,58 25 88 Schichtnutzholz 16,8010 80,70 4,80 = & Derbbrennreis 3,500 2 18,10 5,17 S Brennreis 60,2037 81,200 1,35 Sa. 161,610. ] 1362,84 8,13] 12,64 60 „ 75. 300 II 1898 70 Stämme und | Stangen 57,28|62] 1193,50 20,84 Derbbrennreis 2,80 3 8,80 3,11 Brennreis. 32,0035 25,80 0,81 Sa. 7 1228,10 13,34 20,01 So ſehr nun auch die vorſtehenden, der gegenwärtigen großen Praxis entnommenen Beiſpiele einer ſyſtematiſchen Vollſtändigkeit er⸗ mangeln, ſo laſſen ſie doch die wichtigſten Beſtimmungsgründe der Werthbildung ziemlich klar erkennen. Zunächſt iſt aus denſelben zu erſehen, daß auch bei der Fichte die Menge von Reiſig, welche im Durchſchnittsfeſtmeter enthalten iſt, auf den Werth deſſelben großen Einfluß ausübt. Meiſt tritt dieſer Einfluß an den Ergebniſſen der Wirthſchaft nicht hervor, weil das Reis zum größten Theile in den Schlägen liegen bleibt. Wo es aber vollſtändig einbezogen wird, tritt ſeine negative Wirkung bei einer Vergleichung von geſchloſſen und vorwüchſig erwachſenen Stämmen klar hervor. Die Durchſchnitts— werthe der ſehr ſchnell erwachſenen großkronigen Vorwuchsſtämme im Diſtrict 75 der Oberförſterei Merenberg (l. Nr. 60) ſtehen z. B. hinter denjenigen auf dem gleichen Standort der Diſtricte 13 u. 112 (l. Nr. 53 u. 54) erheblich zurück, obwohl ihre Dimenſionen weit höher und ihre untern Schneideſtücke weit werthvoller ſind, als die im Schluß erwachſenen längern, aber vollholzigern und aſtfreiern Langhölzer der letztgenannten Diſtricte. Ebenſo ſind die Durchſchnitts— werthe der einzelſtändigen vollbekronten Fichten (l. Nr. 59), wenn ihre große Reisholzmenge in die Rechnung einbezogen wird, geringer als den untern Stammſtärken entſpricht, weil die negativen Wir: kungen des hohen Reiſigprocents die poſitiven der untern Stamm⸗ ſtärken überwiegen. Hieraus wird die Anſicht der meiſten Praktiker eine Beſtätigung erhalten, daß es bei der Fichte nicht darauf an— kommt, die Krone früh und ſtark zu umlichten und dadurch die untern Stammtheile zu verdicken. Vielmehr iſt es überall in erſter $ 110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte. 129 Linie die Aufgabe der Wirthſchaft, vollholzige Stämme zu er⸗ ziehen und nicht mehr Reis zu produciren, als zur Erfüllung der vegetativen Functionen und zur Erreichung einer gewiſſen Stamm⸗ ſtärke nöthig iſt. Dieſe Regel führt aber zur Begründung der Beſtände in engen Verbänden und zu mäßig begonnenen und kräftiger fort- geſetzten Durchforſtungen. Die ſtärkſte Werthzunahme fällt bei der Fichte, die ſchon früh⸗ zeitig werthvolle Nutzhölzer liefert, meiſt in die jüngern Beſtandes⸗ alter, wenn die Beſtände Stangenſortimente in größter Menge zu bilden anfangen. Anhaltend hohe Werthzunahme findet aber in guten, geſchloſſen erzogenen Fichtenbeſtänden bis zum 80.—90. Jahre ſtatt. Alsdann aber ſinkt die Werthzunahme auch in geſunden regelmäßigen Beſtänden, woraus vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie die Nöthigung, eine Beſchleunigung der Werthzunahme durch kräftige Durchforſtungen herbeizuführen, beſtimmt hervorgeht.“) 1) Der Gang der Werthzunahme iſt für die Folgerungen der Boden: reinertragstheorie in Bezug auf Durchforſtung, Lichtung und Umtriebszeit von großer Bedeutung. Es wird deshalb zur Ergänzung der hier entwickelten Zahlen auf einige andere Werthermittelungen der neuern Literatur Bezug genommen. Nach Schwappach (Wachsthum und Ertrag ꝛc., S. 92 flg.) ergaben ſich bei der für die meiſten Verhältniſſe zutreffenden Unterſtellung, daß in geſunden Fichtenbeſtänden alles Schaftholz als Nutzholz verwerthet wird, und daß die erntekoſtenfreien Preiſe p. fm Stämme I. Klaſſe 20 Mk., II. Kaffe 19 Mk., III. Klaſſe 17 Mk. K . Derbſtangen 8 „, Reisſtangen 4 „, Scheit 1 Knüppel „ Brennreis 1 „ betragen, nach den aufgeſtellten Sortimentstafeln (S. 88—92) folgende Werthe für das Durchſchnittsfeſtmeter des Hauptbeſtandes regelmäßiger Beſtände: Bonität Alter 40 60 80 100 120 Jahre I Werth 10,0 13,2 14,7 16,6 17,6 ME. Unterſchied 3,2 1,5 1,9 1,0 Procent 32 11 13 4 p. Jahr 1,6 0,6 0,7 0,2 II Werth 7,6 11,5 13, 15,2 1 Unterſchied 3,9 2,0 1,7 174 Procent 51 17 13 9 p. Jahr 2,„6 0, 0,7 0,5 III Werth 6,0 9,2 11,4 13,2 15,4 „ Unterſchied 3,2 2,2 1,8 2,2 Procent 53 24 16 17 p. Jahr 2,7 1,2 0,8 9,9 IV Werth 4,2 7,4 9,2 11,3 5 Unterſchied 3,2 1,8 2,1 Procent 76 24 23 p. Jahr 3,8 172 1,2 Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 9 130 Achter Theil. II. Unterſuchungen über die Werthe der Stammholzklaſſen. Die Berückſichtigung aller werthbeſtimmenden Momente iſt in der großen Praxis oft nicht möglich. Eine Nachweiſung der phyſiſchen Bonität Alter 40 60 80 100 120 Jahre V Werth 3,3 Bo 8,0 10,0 5 Unterſchied 2,7 2,0 2,0 Procent 82 33 25 p. Jahr 4,1 1,7 1,3 Die Werthe der Vorerträge ſtehen nach den Tafeln von Schwappach gegen diejenigen des Hauptbeſtandes ſehr erheblich zurück; ſie berechnen ſich z. B. für J. Bonität im 40. Jahre auf 4,0 Mk., im 60. Jahre auf 7,40 Mk., im 80. Jahre auf 9,77 Mk., im 100. Jahre auf 10,96 Mk. Zu einer Vergleichung gegen die Werthe des Hauptbeſtandes ſind dieſe Zahlen indeſſen nicht zu⸗ treffend, weil ein nicht unerheblicher Procentſatz (30 40%) Brennholz an- genommen iſt, während überall faſt der geſammte Schaftholzeinſchlag als Nutzholz verwerthet wird und die Stangenhölzer im Verhältniß zum Stamm⸗ holz meiſt werthvoller ſind, als a. a. O. angenommen iſt. v. Guttenberg (Die Forſtbetriebseinrichtung nach ihren gegenwärtigen Aufgaben und Zielen, Wien 1896, und Die Aufſtellung von Maſſe und Geld- ertragstafeln auf Grundlage von Stammanalyjen) begründete die Nothwendig⸗ keit der örtlichen Beſchränkung bei Aufſtellung von Geldertragstafeln, die in Bezug auf Werthe in noch höherm Grade erforderlich iſt, als für Maſſe und Zuwachs. Er legte der Berechnung der Bodenrenten folgende, nach den Sortimentsergebniſſen und Durchſchnittspreiſen der Forſten der Herrſchaft Weitra in Niederöſterreich ermittelten Werthe des Durchſchnittsfeſtmeters zu Grunde: a. Abtriebsertrag. Standortsklaſſe Alter 40 50 60 70 80 90 100 1 Werth 1,94 2,22 2,57 3,00 3,45 3,79 4, 00 Unterſchied 0,28 0,35 0,43 0,45 0,34 0, 21 II Werth 1,85 2,00 2,25 2,58 3,00 83,88 3,68 Unterſchied 0,15. 0,25 0,33 0,42 0,8 0,30 III Werth 1,8 1,90 2,07 2,28 2,49 2,70 . 2,90 Unterſchied 012 0,17 0,21 0,21 0,21 0,20 IV Werth 1,22 1,80 1,90 2,02 2,16 2,30 2,44 Unterſchied 008 0,10 0,12 0,14 0,14 0,14 b. Zwiſchennutzung. Standortsklaſſe Alter 25 35 45 55 65 75 85 95 1 1,00 1,15 1,30 1,50 1,70 1,95 2,15 2,30 II 1,0 1,10 1,25 1,40 1,60 1,80 1,95 2,10 III 100 1,10 1,20 1,30 1,45 1,60 1,75 1,90 IV 1,00 1,05 1,10 1,20 1,30 1,40 1,55 1,0 c. Werthzuwachs. Standortsklaſſe Alter 40—50 50—60 60—70 70-80 80—90 90-100 1 5,17 4,17 3,50 2,84 2,00 1,35 II 4,65 4,11 3,49 3,07 2,32 1,71 III 4,90 3,43 3,16 2,48 1,99 1,57 IV 4,78 3,65 2,84 2,26 1,83 1,45 $ 110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte. 131 und ökonomiſchen Einflüſſe, welche hier wirkſam ſind, ſtößt überall auf Hinderniſſe, daher auch alle Werthberechnungen immer nur mit einer gewiſſen Reſerve und unter gewiſſen Vorausſetzungen Geltung beanſpruchen dürfen. Für die Praxis empfiehlt ſich, namentlich wenn es ſich um Beſtände gleicher Erziehung handelt, eine möglichſt einfache Geſtaltung der Rentabilitätsrechnungen, zumal es hier nur darauf an- kommt, die Folgerungen der wirthſchaftlichen Maßregeln in groben Zügen zum Ausdruck zu bringen. Unter dieſen Umſtänden wird es auch bei der Fichte häufig genügen, wenn die Werthnachweiſe auf das Stammholz, welches unter allen Umſtänden für die Maßnahmen der Praxis den Ausſchlag geben muß, beſchränkt werden, in der wohl— begründeten Vorausſetzung, daß mit der richtigen Würdigung der Stammholzwerthe auch der Betrieb im Ganzen in ökonomiſcher Hin: ſicht richtig geleitet werde. Einige der gegenwärtigen Wirthſchaft entnommene Schlagergebniſſe führten zu folgenden Werthzahlen: a. Nach der in Preußen üblichen Stammklaſſenbildung. Die durchſchnittlichen Verſteigerungspreiſe haben in den nad): benannten, für die größere Wirthſchaft charakteriſtiſchen Revieren und Wirthſchaftsjahren betragen: Wirth⸗ Oberförſterei hatte een jahr v | Wehr | II | I Zeitz 1896 11,71 15,66 16,91 18,83 20,42 1897 12,54 16,34 17,75 20,24 22,54 Im Mittel 12,12 16,0 17,33 19,53 21,18 Werthzunahme 3,88 1,33 2,20 1,95 j 1896 13,84 16,14 18,45 20,75 23,06 Schleuſingen 1897 14,2 16,94 19,6 21½8 24,20 Im Mittel 14,18 16,54 18,90 21,26 23,63 Werthzunahme | 2,36 2,36 2,36 2,37 ; 1896 12,60 16,70 19,90 21,40 21,75 069 1897 13,95 17,5 20,55 21,10 20,55 Im Mittel 13,28 17,17 20,22 21,25 | 21,15 Werthzunahme 3,9 3,05 1,038 | 0,0 1896 14,47 17,81 20,28 20,24 19,82 Oderha 85 1897 14,26 19,73 24,22 23,68 24,10 Im Mittel 14,36 18,76 22,22 21,96 21,96 Werthzunahme 4,40 3,46 0,26 0 1896 13,36 18,04 20,23 | 21,70 | 24,97 Lautenthal 1897 | 1602 | 21,00 24,22 25,7 | 2880 Im Mittel 14,69 19,56 22,22 | 23,72 | 26,58 Werthzunahme 4,87 2,66 1,50 2,86 1896 | 1207 | 17,64 20,05 20,61 | 721,75 sg 1897 | 1810 22,34 | 25,18 | 26,00 | 27,12 Im Mittel | | 12,63 19,99 22,01 | 23,45 24,43 Werthzunahme | | 7,36 202 0,84 | 0,98 132 Achter Theil. Wirth- Stammklaſſen Oberförſterei ſchafts⸗ f l jahr v | IV III IT 1 1896 14,39 18,05 20,64 | 20,98 22,42 ee 1897 12,74 16,25 19,03 21,00 22,10 Im Mittel 13,56 17,15 19,83 20,99 22,26 Werthzunahme 3,59 2,68 1,16 1,27 1896 12,80 18,72 21,57 23,82 24,54 Weſterh of 1897 17,54 23,7 25,30 26,44 28,65 >> 9 | 15,17 2 2 5 =. 7 erthzunahme 77 „54 ‚65 ‚46 Im Durchſchnitt 13,75 18,26 20,85 22,16 23,52 Werthzunahme | 4,51 20,59 1,31 1,36 Sieht man von einzelnen Beſonderheiten ab, ſo ergiebt ſich aus dieſen Zahlen, daß die Werthzunahme des Stammholzes beim Ueber: gang aus der fünften in die vierte Klaſſe am ſtärkſten iſt, daß aber auch mit dem Eintritt in die dritte Klaſſe noch eine erhebliche Werth— zunahme ſtattfindet, während dies bei den ſtärkern Klaſſen nicht mehr in gleichem Maße der Fall iſt. Hieraus wird denn auch die praktiſche Folgerung abgeleitet werden dürfen, daß in der Regel auf den mittlern Standortsklaſſen die Erziehung von Stämmen dritter Klaſſe Hauptaufgabe der Wirthſchaft bilden muß, während die plan⸗ mäßige Erzeugung der ſtärkſten Klaſſen ſich in der Regel auf die beſten Standorte zu beſchränken hat. a Um die Stammklaſſen zum Alter in Beziehung zu ſetzen, wie es für die Herleitung des Werthzuwachsprocentes und die Begründung der Umtriebszeit erforderlich iſt, müſſen fie nach Maßgabe der Di- menſionen in Stärkeklaſſen umgewandelt werden, was bei regelmäßigen Beſtänden ſowohl gutachtlich wie rechneriſch nach Grenz- und Mittel⸗ werthen geſchehen kann. Hierbei gelangt man naturgemäß zu ähn⸗ lichen Reſultaten, wie ſie nachſtehend unmittelbarer aus den Stärke⸗ klaſſen gewonnen werden, weshalb hier von der Umwandlung der preußiſchen Feſtgehaltsklaſſen Abſtand genommen wird. b. Nach der in Sachſen üblichen Stammklaſſenbildung. Nach den Reſultaten der Statiſtik für die ſächſiſchen Staats⸗ forſten!) haben die durchſchnittlichen Steigerpreiſe im Zeitraum 1880/89 betragen: für Stämme unter 16 16—22 23—29 30—36 über 36 cm 11,54 12,99 15,51 18,09 18,82 ME. Unterſchied 1,45 2,52 2,58 0,73 In Procenten 13 19 17 4 1) Flemming, Tharander Forſtliches Jahrbuch 1892. $ 110. Unterſuchungen über den Werth und den Werthzuwachs der Fichte. 133 Die Alter, in welchen die bezeichneten Stärken erreicht werden, laſſen ſich auf dem Wege der Stammanalyſe (vgl. $ 105) für Probeſtämme und Probebeſtände ermitteln. Für die Uebertragung der von einzelnen Stämmen gewonnenen Reſultate auf Beſtände iſt jedoch zu berück⸗ ſichtigen, daß die Stärken der Beſtände bezw. der die Verhältniſſe der Beſtände repräſentirenden Mittelſtämme nicht nur im Verhältniß der einzelnen Individuen, ſondern daß ſie wegen des Ausſcheidens der ſchwächern und ſchlechtern Klaſſen im Wege der Durchforſtung in höherm Grade an Durchmeſſer und damit auch an Werth zunehmen. In welchem Maße dies nun geſchieht, iſt Folge der jeweiligen wirth— ſchaftlichen Maßnahmen und läßt ſich in allgemein gültigen Zahlen nicht ausdrücken. Wird angenommen, daß die Stärkezunahme des Mittelſtammes gleichmäßig erfolgt, wie es aber nur bei dichter Be- gründung, mäßig begonnenen und kräftiger fortgeſetzten Durchforſtungen möglich iſt, ſo würden ſich für Alter, Stärke und Werth auf guten Bonitäten etwa folgende Werthrelationen aufſtellen laſſen: Durchmeſſer. 12 19 26 33 40 cm . 40 55 70 85 100 W 11 13 16, 18 1 Werthzunahme 2.025 1 c. Nach der in Süddeutſchland üblichen Claſſification. Am einfachſten und unmittelbarſten laſſen ſich Alter, Werth und Werthzuwachs der Stämme unter Zugrundelegung der in Süddeutſch⸗ land üblichen Stammklaſſen mit einander in Beziehung ſetzen. Da bei dieſer Art der Stammklaſſenbildung der in Bezug auf Wachs⸗ thum und Verwendung wichtige Factor der Vollholzigkeit zum Aus⸗ druck kommt, ſo befindet ſie ſich mit den phyſiologiſchen Grundlagen und den ökonomiſchen Anforderungen der Forſtwirthſchaft am beſten in Uebereinſtimmung. Auch hier iſt zu berückſichtigen, daß die Be— ſtände bei regelmäßiger Durchforſtung in höherm Grade an Stärke und Werth fortſchreiten, als es den zahlenmäßigen Verhältniſſen der einzelnen Mittelſtämme entſpricht. Wird für die den Beſtand charakteriſirenden Mittelſtämme gleichmäßige Stärkezunahme unter⸗ ſtellt, ſo würden auf gutem Standort (II. Bonität) unter Zugrunde⸗ legung der Höhen nach den vorliegenden Erfahrungstafeln und der Stärkezunahme von 0,5 cm pro Jahr erforderlich ſein: ü ä IV. e ei öhe 8m 33 / Für Stämme Klaſſe zur e . 46 61 Jahre 5, „ Erreichung der Höhe = 16 m 1 der obern Stärke = 17 em 34 . „ „ Erreichung der Höhe = 18 m 64 der obern Stärke = 22cm 44 1 108 „ 134 Achter Theil. ü tä I. Kla u ichung d öhe = 18 m 64 a e e a aut He — 30 cm 900124 San Die Durchſchnittspreiſe des Wirthſchaftsjahres 1897 haben in Württemberg (ſoweit klaſſenweiſe verkauft worden iſt) betragen“): Für Stämme V, IV. III. II. I. Klaſſe 12,87 15,51 18,91 21,11 22,57 Mk. Unterſchied 2,64 3,40 2,20 1,46 Hiernach würde nach Abrundung der Bruchtheile und mit Interpolation fehlender Glieder für die jetzige Wirthſchaft Süddeutſchlands, ins⸗ beſondere Württembergs etwa folgende Scala für den Werth und die Werthzunahme der Fichtenſtämme aufzuſtellen ſein: „% A 50 60 70 80 90 100 110 120 Jahre Werth des Stamm⸗ n 12,5 14,5 16 174 187 199 21 22 Mk. Unterſchieds 2 Nee Be BE 5°) N Durchſchnittlich jähr⸗ liche Werthzunahme 156 10 0, ,s 0,7 0, 0, Procent der periodiſchen Anfangswerthe. 8 111. | Die Begründung reiner Fichtenbeſtände. Die Art der Beſtandesbegründung hat bei der Fichte, wie bei allen andern Holzarten, auf die Folgerungen, zu welchen die Prin— cipien des Wald» und Bodenreinertrags führen, weſentlichen Einfluß. Im Allgemeinen führt dichte Begründung, wenn ihr Pflege und regelmäßige Durchforſtung folgt, zu höhern, weite Begründung, die eine frühere Erſtarkung der Stämme zur Folge hat, zu niedrigern Umtriebszeiten. Wegen der Wechſelwirkung, in der alle wirthſchaft⸗ lichen Verhältniſſe zu einander ſtehen, muß umgekehrt auch das Princip, das der Wirthſchaft zu Grunde liegt, auf die Art der Begründung von Einfluß ſein. Es gilt jedoch auch für die Fichte der für Buche, Kiefer und Eiche begründete Satz, daß die Theorien des größten Wald⸗ und Bodenreinertrags hinſichtlich der Art der Beſtandes⸗ begründung nicht in einem Gegenſatze zu einander ſtehen; ſie ſtimmen vielmehr im Weſentlichen mit einander überein. Die gleichen Urſachen, welche einen hohen und nachhaltigen Werthzuwachs, der Maßſtab des Waldreinertrags iſt, zur Folge haben, bewirken auch, daß das Ber: hältniß des Zuwachſes zum Vorrath, durch das der Bodenreinertrag beſtimmt wird, ein nachhaltig günſtiges iſt oder doch ſein kann. Die wichtigſten Methoden der Beſtandesbegründung ſind die natürliche Verjüngung, die Saat und die Pflanzung. 1) Nach Mittheilung des Herrn Oberforſtraths Speidel. $ 111. Die Begründung reiner Fichtenbeſtände. 135 A. Die natürliche Verjüngung der Fichte. Die natürliche Verjüngung iſt die älteſte Methode der Beſtandes⸗ begründung bei allen Holzarten. Daß ſie auch bei der Fichte gute Reſultate haben kann, zeigen die meisten dem natürlichen Fichten⸗ gebiet angehörenden größern Waldkörper. Viele Beſtände laſſen an ihrer Zuſammenſetzung und an den Altersunterſchieden ihrer Stamm: klaſſen beſtimmt erkennen, daß ſie durch natürliche Verjüngung ent⸗ ſtanden ſind; häufig läßt ſich auch ein beſtimmter hiſtoriſcher Beweis dafür erbringen. Auch in der Gegenwart fehlt es nicht an Bei⸗ ſpielen, die beſtätigen, daß auf natürlichem Wege gute und volle Jungwüchſe erzeugt werden können.“) Bedingung für das Eintreten der natürlichen Verjüngung iſt einmal ein Bodenzuſtand, bei welchem die junge Fichte keimen und ſich in den erſten Jahren entwickeln kann; ſodann eine genügende Samenerzeugung. Ein für die Verjüngung empfänglicher Boden— zuſtand wird auf den meiſten Fichtenſtandorten durch eine mäßige Moosſchicht charakteriſirt, die von einer ſchwachen Grasnarbe ſporadiſch durchbrochen wird. Ein gewiſſes Maß von Friſche und ein gewiſſer Grad der Humuszerſetzung ſind für eine erfolgreiche Naturverjüngung durchaus erforderlich. Alle Extreme der Boden: zuſtände, insbeſondere Näſſe, Dürre und Rohhumus, verhalten ſich dagegen für das Anſchlagen der natürlichen Verjüngung ungünſtig. Ebenſo bildet für dieſes eine jede ſtärkere Bodenvegetation, insbeſondere ſtarker Graswuchs, ſtarker Beerkrautüberzug ꝛc. ein entſchiedenes Hinderniß. Die genannten Bedingungen pflegen auf gejchonten Böden und bei geſchloſſener Beſtandeserziehung in Stangenhölzern, die kräftig durchforſtet find, einzutreten und ſich bei Einhaltung mäßigen Beſtandes⸗ ſchluſſes, wie auch bei ſchwacher Unterbrechung deſſelben, längere Zeit zu erhalten. Die zweite Bedingung der natürlichen Verjüngung, das Ein: treten einer hinlänglichen Samenerzeugung, iſt nach den klima— tiſchen Verhältniſſen außerordentlich verſchieden. Im Allgemeinen wird aber für den größten Theil der Fichtenwaldungen Deutſchlands, abgeſehen von rauhen Hochlagen, die Annahme zutreffend ſein, daß die Samenerzeugung ſchon frühzeitig beginnt und daß ſie ſich in den wirthſchaftlich, namentlich betreffs der Umtriebszeit, in Betracht kommenden Lebensſtufen häufig genug wiederholt, um dem Zwecke 1) Solche Beiſpiele bieten u. a. der badiſche Schwarzwald (Oberförſterei Herrenwies), der Böhmerwald (Oberförſterei Neuhaus), Theile von Heſſen (Oberförſterei Oberrosphe). Vgl. auch Borggreve, Holzzucht, 2. Aufl. S. 211. 136 Achter Theil. der natürlichen Verjüngung zu genügen. In den phyſikaliſchen Ver: hältniſſen ſind daher, wenigſtens unmittelbar, für die meiſten Wirth⸗ ſchaften des natürlichen Fichtenſtandorts keine Gründe enthalten, welche die natürliche Verjüngung der Fichte verhindern. Betreffs der Ausführung der natürlichen Verjüngung ſind in der Literatur und Praxis meiſt übereinſtimmende Regeln gegeben worden. Ausgehend von der Thatſache, daß die Fichte wegen ihrer Wurzelbildung und ihres Längenwuchſes dem Sturmſchaden in be— ſonderm Grade ausgeſetzt iſt, gehen dieſe Regeln dahin, daß die Schläge zunächſt dunkel gehalten werden, ſodaß die Kronen der Stämme noch gegenſeitigen Halt an einander haben und dadurch der Ein— wirkung des Sturmes leichter trotzen können. Hierdurch wird zu— gleich dem Eintreten einer Verunkrautung des Bodens, namentlich der Bildung eines ſtarken Ueberzugs von Gras oder Schlagunkräutern, der der jungen Fichte ſehr nachtheilig iſt, entgegengewirkt. Die Rück⸗ ſicht auf Wind und Anhang macht es erforderlich, daß die Samen— ſchläge hauptſächlich aus den ſtärkern, gleichmäßig bekronten Stämmen, die den atmoſphäriſchen Gefahren am beſten Widerſtand zu leiſten vermögen, gebildet werden. Hinſichtlich des Fortgangs der Schlag— ſtellungen gilt, abgeſehen von ſehr geſchützten Lagen, wo man Sturm und Anhang nicht zu fürchten braucht, die Regel, daß die Vermin⸗ derung der Beſchirmungsgrade nicht, wie es in reinen Buchenbeſtänden geſchieht, allmählich, mittelſt mehrerer Lichtſchläge, bewirkt werden ſoll, ſondern daß die Räumung durch dem Wind entgegengeführte Saumſchläge dem Dunkelſtande des Beſamungsſchlags unmittelbar folgt, ſodaß der Zuſtand ſtärkerer Schlußunterbrechung möglichſt ab⸗ gekürzt oder vermindert wird. Hierin iſt zugleich die Forderung ent⸗ halten, daß die Verjüngungsdauer trotz der anfänglichen Dunkelhaltung eine kurze iſt und daß die Verjüngungsſchläge nicht zu groß angelegt werden dürfen. Obwohl der Anwendung der natürlichen Verjüngung der Fichte keine abſoluten Hinderniſſe entgegenſtehen, ſo iſt doch in der großen Praxis nur ein ſehr ſpärlicher Gebrauch von ihr gemacht worden. Es herrſcht in dieſer Hinſicht eine große Uebereinſtimmung in den Anſichten und Maßnahmen der deutſchen Forſtverwaltungen, die überall die Beſtandesbegründung der Fichte auf künſtlichem Wege bewirken. In Preußen!) hat die Naturverjüngung, wenn fie auch 1) v. Hagen-Donner, Die forſtlichen Verhältniſſe Preußens (3. Aufl. S. 182: „Auch bei der Fichte iſt Abſämung in ſchmalen Kahlſchlägen, und zwar mit nachfolgender Pflanzung, ſeltener Saat, die herrſchende Verjüngungs⸗ form“). * $ 111. Die Begründung reiner Fichtenbeſtände. 137 an einzelnen Orten nicht ohne Erfolg angewandt iſt, kaum jemals allgemeinere Geltung erhalten. Selbſt als in neuerer Zeit in der Kiefernwirthſchaft eine Richtung hervortrat, welche der natürlichen Verjüngung mehr Anwendung gegeben haben wollte, hat die Praxis bei der Fichte den Kahlſchlag als Regel beibehalten. Aehnlich iſt es in Bayern geweſen. Die bayeriſche Forſtverwaltung hat im All⸗ gemeinen bekanntlich viel Sympathie für die natürliche Verjüngung bekundet. Als aber auf der Verſammlung deutſcher Forſtmänner in Braunſchweig das Thema, wie der Anbau der Fichte am beſten zu bewirken ſei, zur Discuſſion kam, erklärte der Vertreter der bayeriſchen Regierung !), daß die natürliche Verjüngung der Fichte in Bayern vielfach nicht den gewünſchten Erfolg gehabt habe. Aehn⸗ liches gilt, wenn auch nicht allgemein, von Baden, obwohl im Schwarzwalde die Bedingungen der natürlichen Verjüngung, die für die Tanne in Baden allgemeine Regel iſt, ſehr günſtig liegen. Auch in Württemberg'), das durch eine treffliche Fichtenwirthſchaft aus: gezeichnet iſt, wird die Fichte nur auf künſtlichem Wege angebaut. Ebenſo iſt es in Sachſen und Thüringen. Wirft man, von den Maßnahmen der Praxis zur Lehre der Wiſſenſchaft übergehend, einen Blick auf die Literatur, ſo ſtimmen hier die Urtheile der meiſten führenden Geiſter mit den Ausführungen der Praktiker überein. G. L. Hartig?) hebt zwar unter dem Ein⸗ 1) Bericht über die 24. Verſammlung deutſcher Forſtmänner zu Braun⸗ ſchweig, S. 59. 5 2) Speidel, Waldbauliche Forſchungen in württembergiſchen Fichten- beſtänden, 1889, S. 10, 11. Die amtlichen Wirthſchaftsregeln für Württem⸗ berg (Allg. Forſt⸗ u. Jagdztg. 1864) bejagen: „Die Samenſchlagſtellung mit rein natürlicher Verjüngung hat ſich wegen der langen Dauer und Unſicherheit der Wiederbeſtockung der Schlagfläche und wegen der Gefahren, welchen die Samen⸗ und Lichtſchläge durch Sturmwind ausgeſetzt ſind, in den meiſten Fällen als unzweckmäßig gezeigt, wie denn dieſe Art der Verjüngung als die hauptſächliche Urſache der jo häufig eingetretenen Bodenverſchlechterung an— zuſehen iſt.“ i 3) Man mag die Bedeutung G. L. Hartig's für die Forſtwirthſchaft aus guten Gründen noch ſo hoch ſchätzen, ſo wird man es doch ausſprechen dürfen, daß die Beſtandesbegründung der Fichte wenig Förderung durch ihn erfahren hat. Der Inhalt des „Lehrbuchs für Förſter“ iſt in dieſer Hinſicht ſehr dürftig. Es wird hier (2. Band, 13. Capitel) hervorgehoben, daß bei der Fichte dieſelben Regeln, die für die Tanne gelehrt ſeien, genau befolgt werden ſollen; und bei der Tanne iſt geſagt, daß alle Regeln Platz greifen müßten, welche für die Buche empfohlen wären. Daß eine derartige Be⸗ handlung in ſyſtematiſcher und materieller Beziehung ungenügend iſt und nur in einer nach Zeit und Ort beſchränkten Entwicklung eine Erklärung findet, braucht kaum hervorgehoben zu werden. Thatſächlich hat — im Gegenſatz 138 | Achter Theil. fluß der ihm eigenen generaliſirenden Richtung die Vorzüge der natürlichen Verjüngung auch bei der Fichte hervor. In beſchränkterm Maße vertreten fie auch Cotta!) und Hundeshagen.?) Aber die ſpätern und neuern waldbaulichen Schriftſteller Pfeil“), zur Buche — die Beſtandesbegründung bei der Fichte den entgegengeſetzten Verlauf genommen, als es der generaliſirenden Richtung G. L. Hartig's entſpricht. 1) Bei Cotta tritt die Würdigung der örtlichen Verhältniſſe viel be- ſtimmter hervor als bei Hartig; er iſt ein Gegner des Generaliſirens. „Die Anſichten der Forſtmänner — ſchreibt Cotta, Anweiſung zum Waldbau, 4. Aufl. S. 71 — über die Beſamungsſchläge bei den Fichten ſind ſehr verſchieden, und es giebt ebenſowohl übertriebene Anhänger als eifrige Widerſacher, was unfehlbar ſeinen Grund darin hat, daß in der That ebenſowohl Nutzen als Schaden dadurch geſtiftet werden kann Mit großem Nutzen können die Beſamungsſchläge an ſolchen Orten angewendet werden, wo der Boden nach dem kahlen Abtrieb leicht verwildert und zu ſtark mit Gras überzogen wird; auch dienen ſie in ſehr rauhen Gegenden zum Schutz der ganz jungen Pflanzen und gewähren überdies den Vortheil, daß man den Samen un⸗ verdorben und ohne Koſten erlangt, nebenbei auch Zuwachs gewinnt, indem der Nachwuchs dem Abtrieb des alten Holzes unmittelbar auf dem Fuße folgt, wobei die jungen Pflanzen auch ſchon deshalb ein beſſeres Gedeihen haben, weil der Boden nicht durch lange Freiſtellung an ſeiner Fruchtbarkeit verliert.“ Beſtimmter als in der Literatur kommt der Einfluß Cotta's und ſeiner Nachfolger in der Geſchichte der ſächſiſchen Staatsforſtwirthſchaft zum Aus⸗ druck. Für dieſe aber iſt es charakteriſtiſch, daß die natürliche Verjüngung ſchon frühzeitig verlaſſen iſt. 2) Hundeshagen vertritt in ſeiner Productionslehre (4. Aufl., $ 94 flg.) die natürliche Verjüngung. Dieſe wird beim Hochwaldbetrieb als allgemeine Regel und als ein integrirender Beſtandtheil dieſer Betriebsart angeſehen. „Nur ausnahmsweiſe wird die Beſamung zuweilen künſtlich bewirkt.“ Allein zur Ergänzung der Stellung Hundeshagen's muß die a. a. O. S. 227 an⸗ gegebene Bemerkung berückſichtigt werden, daß er ſelbſt Nadelholzbeſtände in größerm Umfang nicht bewirthſchaftet hat, weshalb er andere, in der Praxis ſtehende Forſtwirthe zur Veröffentlichung ihrer Anſichten und Er: fahrungen veranlaßte. Und es iſt für die vorliegende Frage charakteriſtiſch, daß Hundeshagen dem in ſeinen „Beiträgen zur geſammten Forſtwirthſchaft“ (II. Band, 1. Heft S. 64) aufgenommenen, ſehr eingehenden Artikel eines gothaiſchen Forſtmannes, welcher ſich gegen die natürliche Verjüngung aus: ſpricht, im Weſentlichen zuſtimmt. 3) Ueber Pfeil's Stellung zu waldbaulichen und forſtpolizeilichen Fragen ſind wegen der langen Dauer ſeiner literariſchen Thätigkeit und der Art ſeiner Darſtellung häufig Meinungsverſchiedenheiten hervorgetreten. Auch bezüglich der Beſtandesbegründung der Fichte liegen ſolche vor. Im Gegenſatz zu der von Borggreve (Holzzucht, 2. Aufl. S. 202) niedergelegten Auf⸗ faſſung muß aber bemerkt werden, daß Pfeil in derjenigen Schrift, in welcher ſeine waldbaulichen Urtheile am beſten als abgeſchloſſene angeſehen werden können, ſich entſchieden gegen die natürliche Verjüngung der Fichte ausſpricht. Pfeil (Deutſche Holzzucht 1860, S. 493) ſchreibt: „Selbſt in denjenigen “ § 111. Die Begründung reiner Fichtenbeſtände. 139 K. Heyer!) Burdhardt?), König, Grebe?), Dandelmann‘), Wagener?) u. a. ſtehen im Allgemeinen übereinſtimmend auf dem Standpunkt, daß der künſtlichen Beſtandesbegründung bei der Fichte entſchieden der Vorzug gebühre. Von gegentheiligen Stimmen der neueſten Zeit iſt insbeſondere Borggreve?) namhaft zu machen, der unter Bezugnahme auf G. L. Hartig entſchieden für die natürliche Verjüngung eintritt. Innerhalb gewiſſer Grenzen wird dieſe auch von Gayer“) empfohlen. Gegenden, wo man früher die Verjüngung durch natürlichen Samenabfall als Regel anſah und die Cultur durch Saat und Pflanzung nur zu Nach: beſſerungen oder auf Blößen anwandte, thut man immer mehr auf jene Ver⸗ zicht und ſtützt ſich bei der Nachzucht nur noch auf dieſe, die gerade bei der Fichte am ſicherſten und wohlfeilſten iſt und die beſten und wüchſigſten Be⸗ ſtände erwarten läßt. Sowie das Holz mehr Werth erhält und eine ſorg— fältige Erziehung deſſelben ſich belohnt, wird ſie auch immer mehr Platz greifen und die natürliche Verjüngung ſich wahrſcheinlich nur auf die menſchen⸗ leeren höhern Gebirge und großen Waldwüſten beſchränken.“ 1) K. Heyer (Waldbau, 4. Aufl. S. 504) bekundet auch hinſichtlich der Verjüngung der Fichte den durch praktiſche Erfahrung und gründliches Nach⸗ denken gewonnenen maßvollen Standpunkt, der ihn überhaupt auszeichnet. Er würdigt die Vorzüge und Nachtheile der natürlichen Verjüngung, die er auch bei der Fichte in weiterm Umfang, als der thatſächlichen Praxis ent— ſpricht, für zuläſſig hält. 2) Burckhardt (Säen u. Pflanzen, 4. Aufl. S. 328) will die natür⸗ liche Verjüngung insbeſondere auf Beſtände, welche aus Fichte und Tanne oder Buche gemiſcht ſind, angewandt wiſſen, wobei es überwiegend auf An— zucht der beiden letztern Holzarten abgeſehen iſt. Der Standpunkt, welchen Burckhardt bezüglich der Beſtandesbegründung der Fichte einnimmt, wird am beiten durch den trefflichen Stand der Fichtenculturen am Harz (Pflanzung nach Kahlſchlag) charakteriſirt. 3) Wie Burckhardt für den Harz, ſo ſind König und Grebe für die Entwicklung der Fichtencultur in Thüringen von nachhaltigem Einfluß geweſen. Auch hier iſt der Kahlſchlag mit nachfolgender Pflanzung vor— herrſchende Methode der Beſtandesbegründung. 4) In der Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen, auf Excurſionen und Verſammlungen zc. | 5) Waldbau, S. 439: „Bei der Verjüngung der jchattenertragenden Holzarten, namentlich der Rothbuche, Weißtanne und Fichte, erſcheint aus allgemeinen Geſichtspunkten für die beſſern Waldböden .... die künſtliche Vorverjüngung durch Bepflanzung der Beſamungs- und Schirmſchläge, nament⸗ lich mittelſt der raſch fördernden und billigen Spaltpflanzung ungleich leiſtungs— fähiger als das Einſtreuen der Samenkörner in den Boden der Verjüngungs— ſchläge durch die Natur oder Menſchenhände.“ 6) Holzzucht, 2. Aufl. S. 196 flg. und 211. 7) Gayer's waldbauliche Beſtrebungen find in erſter Linie auf die Be- gründung gemiſchter Beſtände gerichtet, für welche die Frage der Verjüngungsart ganz anders liegt. Aber auch für den reinen Fichtenbeſtand erwartet Gayer 140 Achter Theil. Wenn nun aber Literatur und Praxis auf dem vorliegenden Gebiete ſo weitgehende und faſt allgemeine Uebereinſtimmung zeigen, ſo darf man vermuthen, daß dieſer Uebereinſtimmung auch richtige Gedanken zu Grunde liegen. Und ſo iſt es in der That. Die von G. L. Hartig“) ausgeſprochene Anſicht, daß „die Methode, die han: baren Fichtenwaldungen durch natürliche Beſamung zu verjüngen, zwar nicht die gewöhnlichſte, aber unfehlbar die ſicherſte ſei“, iſt un⸗ richtig. Man darf im Gegentheil die Anſicht ausſprechen, daß die natürliche Verjüngung der Fichte unter allen Methoden der Beſtandes⸗ begründung die unſicherſte iſt. Der allgemeinſte Grund, den man gegen ſie geltend zu machen hat, liegt in der Windgefahr, der die Fichte beim Uebergang vom geſchloſſenen Stande zum Freiſtand in beſonderm Maße ausgeſetzt iſt. Bis zu einem gewiſſen Grade läßt ſich dieſer Gefahr allerdings durch die Erziehung der Beſtände, durch vorbereitende kräftige Durchforſtung, durch allmähliche Gewöhnung an den Freiſtand entgegenwirken. Doch bleibt es immer ein höchſt gewagtes und durchaus nicht empfehlenswerthes Unternehmen, auf dem Wege der Erfahrung zu einem Urtheil darüber gelangem zu wollen, bis zu welchem Grade man die Fichte auf einem vorliegenden Standort durch die Art der Erziehung ſturmfeſt machen kann. Co: dann ſind die Beſchädigungen, welche gerade bei der Fichte durch das Fällen und Ausrücken entſtehen, von beſonderer Bedeutung, weil ſie in langen Stämmen liegen bleibt, die ſchwierig auszubringen ſind, und weil die junge Fichte gegen Rindenbeſchädigungen ſehr empfind- lich iſt. Dieſen großen Nachtheilen ſtehen aber keine poſitiven Vor⸗ züge der natürlichen Verjüngung gegenüber. Denn die Deckung des Bodens wird am beſten und ſchnellſten erreicht, wenn die Schläge möglichſt bald nach dem Abtrieb des alten Holzes mit guten Pflanzen in engem Verband bepflanzt werden. Ein Lichtungszuwachs tritt, wie von der natürlichen Verjüngung mehr, als den Anſichten der Mehrheit der Praktiker entſpricht: „Anwendbar iſt die ſchlagweiſe Schirmverjüngung auf jedem richtigen Fichtenſtandort, der nicht zu übermächtigem Gras- und Kräuter⸗ wuchs neigt, nicht von ſtändiger exceſſiver Sturmgefahr heimgeſucht iſt und wenn es ſich nicht um Beſtände handelt, die vermöge ihres Alters überhaupt nur wenig Samen tragen } „Mag auch die Natur auf Oertlichkeiten, die dem Fichtengedeihen wenig entſprechen, ihren Dienſt verſagen, ſo beweiſen doch zahlreiche Waldungen, in welchen man mit gutem Erfolge bis heute an der natürlichen Verjüngung der Fichte feſtgehalten hat, daß dieſelbe auf den richtigen Fichtenſtandorten .. bei einer den Anforderungen der Oertlichkeit entſprechenden Behandlung auch heute noch möglich iſt“ (Waldbau, 3. Aufl. S. 439 flg.). 1) A. a. O. S. 65. $ 111. Die Begründung reiner Fichtenbeſtände. 141 im § 107 nachgewieſen iſt, zwar auch bei der Fichte ein, wenn ihre Freiſtellung in nicht zu hohem Alter bewirkt wird. Um aber den Maſſen⸗ und Werthzuwachs möglichſt zu fördern, iſt es nicht ſowohl empfehlenswerth, die Stämme kurze Zeit in völlig umlichteten Stande zu halten, wie es in den Lichtſchlägen geſchieht, ſondern es iſt wirkungs⸗ voller, ſie längere Zeit in einer Stellung zu belaſſen, bei welcher der Schluß nur gelockert oder ganz unbedeutend unterbrochen wird. Bei einer ſolchen Stellung wird aber den Bedürfniſſen des Anflugs nicht entſprochen. Der Anflug erſcheint bei ſolcher Stellung des Altholzes wohl; aber er verſchwindet zum großen Theile wieder und wird ſpäter durch das Fällen, Rücken und Abfahren vollends vernichtet. Auch die Koſten der Cultur können zur natürlichen Verjüngung keinen Anreiz geben. Ueberall da, wo die natürliche Verjüngung leicht von ſtatten geht, gerathen auch einfache Saaten und Pflanzungen, deren Koſten diejenigen des Ausrückens des Fichtenlangholzes oft kaum übertreffen oder erreichen. Es wird hiernach die Anſicht hinlänglich begründet erſcheinen, daß das Beſtreben, der natürlichen Verjüngung der Fichte mehr Geltung zu verſchaffen, nicht genügend begründet iſt, zumal Saaten und Pflanzungen jetzt und in Zukunft viel leichter, regelmäßiger und in größerm Umfang ausgeführt werden können, als es zur Zeit von G. L. Hartig und H. Cotta der Fall war. B. Künſtliche Beſtandesbegründung. I. Schlagführung. In Bezug auf die Führung der Schläge trägt die Fichten: wirthſchaft den Charakter großer Einfachheit. Daß man in Fichten⸗ revieren keine Kuliſſen) und Löcher hauen darf, daß eine Horſt- und Gruppenwirthſchaft, daß eine Wirthſchaft der kleinſten Fläche in reinen Fichtenbeſtänden keine Anwendung findet, bedarf kaum der Begründung. Was in dieſer Hinſicht bei Buche, Eiche und Kiefer geſagt ift?), gilt in gleichem und, ſoweit die Gefahren des Altholzes in Betracht kommen, in noch höherm Maße für die Fichte, die dieſen Gefahren in beſonderm Grade unterworfen iſt. Abgeſehen von Hochlagen und ſchroffen Hängen, wo die Fichte Schutzwald bildet und am beſten die 1) Von Cotta (Waldbau, 4. Aufl. 8 62—64) find Kuliſſenhiebe, ins⸗ beſondere für rauhe Gegenden, an Stelle des Plenterbetriebs empfohlen worden. Aber Hundeshagen (Productionslehre, 4. Aufl. $ 149), Pfeil (Holzzucht, S. 496), K. Heyer (Waldbau, 4. Aufl. S. 506) und neuerdings Borggreve (Holzzucht, 2. Aufl. S. 185 flg.) ſprechen ſich mit guten Gründen entſchieden dagegen aus. 2) Vgl. $ 70, S. 151157, 8 88, S. 134—143 dieſer Schrift. 142 Achter Theil. Form des Plenterwaldes annimmt, bleibt der regelmäßige Kahlſchlag, der der vorherrſchenden Windrichtung entgegengeführt wird, für ſie allgemeine Regel. Die Führung der Schläge wird durch Hiebszüge beſtimmt, deren rechtzeitige Bildung und örtliche Feſtlegung deshalb eine der wichtigſten Aufgaben der Forſteinrichtung in Fichtenrevieren bildet.) Da die Anhäufung gleichalteriger Schonungen auf zuſammen⸗ hängenden Flächen wegen der vielfachen Gefahren, welchen ſolche aus⸗ geſetzt ſind, nach Möglichkeit vermieden werden muß, ſo iſt es wünſchenswerth, daß die Hiebszüge klein bleiben, ſodaß Hieb und Cultur nur langſam fortzuſchreiten brauchen. Um kleine Hiebszüge zu bilden, muß die Anlage von Loshieben in größern zuſammen⸗ hängenden Altersklaſſen frühzeitig bewirkt werden. Innerhalb des durch die Hiebszüge gegebenen allgemeinen Rahmens iſt für die laufende Wirthſchaftsführung die wichtigſte Frage, ob es ſich empfiehlt, die Jahresſchläge größer zu machen und ihre Fortſetzung mit längern Intervallen zu bewirken, oder ob die Schläge kleiner bleiben und ſchneller aneinander gereiht werden ſollen. Im Allgemeinen wird das Richtige auch hier in der Vermeidung der Extreme liegen. Zu den eigentlichen Schmalſchlägen (die nicht breiter als die Beſtandes⸗ höhe find) liegt aber im natürlichen Fichtengebiet, abgeſehen von be: ſonders gefährdeten Lagen, in der Regel keine Urſache vor. II. Cultur methoden. 1. Saat. Während im vorigen Bande dieſer Schrift für die Eiche die Saat gegenüber der Pflanzung empfohlen wurde, wird hier in Ueber— einſtimmung mit den meiſten literariſchen Autoren der entgegen- geſetzte Standpunkt vertreten. Bei der Fichte iſt die Pflanzung als vorherrſchende Regel der Beſtandesbegründung anzuſehen. Eiche und Fichte ſtehen, wie in vielen andern Richtungen, ſo auch bezüglich der Art der Begründung in einem Gegenſatz. Die wichtigſten Be: 1) Die Grundlage für eine gute Hiebszugsbildung und Schlagführung bildet die örtliche Eintheilung der Reviere. Grundbedingung für dieſe muß es ſein, daß ſie auf das Terrain begründet wird, daß die Linien des Terrains (Rücken und Mulden) die Trennungslinien der Wirthſchaftsfiguren bilden. Das Ideal der Einrichtung in örtlicher Hinſicht geht dahin, daß jede Wirthſchaftsfigur (Jagen. Diſtrict, Abtheilung ꝛc.) für ſich bewirthſchaftet werden kann, daß ſie einen ſelbſtſtändigen Hiebszug bildet. Vgl. hierüber des Verfaſſers Schrift: Wegenetz, Eintheilung und Wirthſchaftsplan in Gebirgs⸗ forſten, eine Darſtellung der in der Provinz Heſſen⸗Naſſau unter Leitung des Forſtmeiſters Kaiſer ausgeführten Forſteinrichtungs-Arbeiten, Münden 1882. $ 111. Die Begründung reiner Fichtenbeſtände. 143 ſtimmungsgründe für die Culturart, die Beſchaffenheit des Samens, die Wurzelbildung und Jugendentwicklung ſind bei beiden Holzarten durchaus verſchieden. | Die wichtigſte Urſache, weshalb die Saat der Fichte im Laufe dieſes Jahrhunderts in den meiſten Staaten!) mehr und mehr ein- geſchränkt iſt, beſteht darin, daß jugendliche Saatbeſtände wegen ihres langſamen Höhenwachsthums von Hitze, Dürre und Unkrautwuchs mehr zu leiden haben als Pflanzungen. Sodann iſt es die ungleich- mäßige Ausbildung der Beſtandesdichte, welche auch bei gut aus— geführten und wohl gelungenen Fichtenſaaten in der Regel nicht zu vermeiden iſt. Die übergroße Stammzahl, welche die Saat mit ſich bringt, iſt, beſonders auf ſchwachen Böden, von ſehr nachtheiligem Einfluß. Die angegebenen Gründe ſind wichtig genug, um die Saat nicht etwa ganz zu verdrängen, wohl aber ſie nur als Ausnahme gelten zu laſſen. In gehöriger Beſchränkung ausgeführt hat ſie da⸗ gegen den bleibenden Vorzug, daß die ſo vielſeitig brauchbaren und gut bezahlten Stangen-Sortimente in größter Menge und in beſter Beſchaffenheit erzeugt werden. Auch bleibt es für die praktiſche Aus⸗ führung von Wichtigkeit, daß die Saat ſchneller und häufig auch billiger auszuführen iſt als die Pflanzung, daß der Beſtandesſchirm länger erhalten und in ſeinem Zuwachs beſſer ausgenutzt werden kann und daß das Ausbringen deſſelben weniger Schaden verurjacht.?) 1) Für Preußen wird dies (v. Hagen-Donner, Die forſtlichen Ver⸗ hältniſſe, S. 182) beſtimmt angegeben. Den gleichen Standpunkt findet man in Sachſen und in faſt allen kleinern Staaten Nord- und Mitteldeutſchlands vertreten. In Bayern kommen beide Culturarten zur Anwendung, Saaten ins⸗ beſondere auch in den unter Schirm begründeten Miſchbeſtänden (Bayeriſcher Wald). In Württemberg gilt die Pflanzung allgemein als Regel. (Speidel a. a. O., S. 16 flg.) Auch in Baden und Heſſen wird, wenn künſtliche Beſtandesbegründung erfolgt, der Pflanzung der Vorzug gegeben (nach Mittheilung von Krutina und Muhl in der Verſammlung zu Braun: ſchweig, Bericht S. 61 und 75). 2) Als das Thema, wie der künſtliche Anbau der Fichte am beſten zu bewirken ſei, auf der Verſammlung deutſcher Forſtmänner in Braun⸗ ſchweig 1896 berathen wurde, haben ſich die meiſten Redner in einem entſchiedenern und allgemeinern Sinne, als der obigen Darſtellung entſprechend iſt, zu Gunſten der Saat ausgeſprochen. Von einigen Rednern wurde dieſe, weil ſie naturgemäßer ſei und höhere Erträge liefere, faſt generell befürwortet. Der Verfaſſer (der in ſeinem Reviere Fichtenpflanzbeſtände von verſchiedenſtem Alter und von einer Beſchaffenheit beſitzt, wie fie in Saat⸗ beſtänden in ganz Deutſchland nirgends nachgewieſen wird) iſt überzeugt, daß ein weſentlicher Rückſchlag auf dem Gebiete der Fichteneultur nicht eintreten wird. Eine gründliche Unterſuchung der hier in Betracht kommenden Momente wird ergeben, daß die günſtig erſcheinenden Reſultate der Saatbeſtände meiſt 144 Achter Theil. Von Saatmethoden kommt bei der Fichte einerſeits die Voll: ſaat, andererſeits die Streifenſaat in Betracht. Daß Vollſaaten gute Reſultate haben können, lehren viele Beſtände in den ver⸗ ſchiedenſten Wirthſchaftsgebieten.“) Wegen ihrer reichen Durchforſtungs⸗ erträge ſind ſie, namentlich auf den beſſern Böden, oft angenehme und beſonders einträgliche Wirthſchaftsobjecte. In früherer Zeit gab zeitweilige landwirthſchaftliche Benutzung der betreffenden Flächen eine Haupturſache für die Wahl der Vollſaat. Sodann bildete die allgemein übliche Behütung, durch die der Unkrautwuchs zurückgehalten und der Boden platzweiſe verwundet wurde, eine günſtige Bedingung für ihre guten Erfolge. Dieſe günſtigen Bedingungen werden aber in Zukunft ſelten herzuſtellen ſein, weshalb die Ausführung von Vollſaaten wohl mehr und mehr abnehmen wird. Die den Verhältniſſen der neuern Wirthſchaft am beſten ent⸗ ſprechende Saatmethode iſt die Streifenſaat, die vor der Vollſaat auch den Vorzug hat, daß die Pflanzen in den Streifen beſſer be— obachtet und bei zu großer Stammzahl rechtzeitig durchläutert werden können. Die Streifen werden im Gebirge horizontal, in ebenen Lagen ſenkrecht zu den Abfuhrwegen und Geſtellen in einer Breite von 0,20 —0,30 m und mit 1—1½ m ſenkrechtem Abſtand derart angelegt, daß die vegetabiliſche Decke und der ſtärkere Rohhumus entfernt und der milde Humus mit dem mineraliſchen Boden flach durchhackt und ſo bearbeitet wird, daß die Streifen nach der Mitte zu erhöht ſind. Tiefe Bodenbearbeitungen ſind für Fichtenſaaten überflüſſig, oft direct nachtheilig. Daß es ſich unter Umſtänden empfiehlt, Saaten unter Schirm anzulegen, ergiebt ein näheres Eingehen auf die Entwicklung der jungen Fichte in ihrem Verhältniß zu den concurrirenden Schlag⸗ gewächſen. Auch die Froſtgefahr läßt den Schirm wünſchenswerth erſcheinen. Am beſten anwendbar ſind Schirmſchläge in Ueberführungs⸗ beſtänden, wo ſie durch ſchwächeres Material gebildet werden können. Einzelſtändige ſtarke Fichten ſind dagegen kein paſſender Schirm. Im alten natürlichen Fichtengebiet mit ſtarkem Altholz muß der Schutz der jungen Fichte durch Seitenſchirm gegeben werden. in günſtigen Standortsverhältniſſen und günſtigen Entwicklungsbedingungen ihre Urſache haben, während Pflanzungen um jo allgemeiner und ausſchließ⸗ licher zur Anwendung gelangt ſind, je ungünſtiger die Verhältniſſe für die Entwicklung der Beſtände geweſen ſind. 1) Beiſpielsweiſe war die Vollſaat in dem ehemaligen Kurheſſen die am meiſten verbreitete Culturmethode der Fichte. Ausgezeichnete Beſtände ſind die ſog. „Schneeſaaten“ in Oberöſterreich. $ 111. Die Begründung reiner Fichtenbeſtände. 145 2. Pflanzung. Die wichtigſten Punkte, auf die vom Standpunkt der Boden⸗ reinertragstheorie Bezug zu nehmen iſt, betreffen die Pflanzweite und die Intenſitätsgrade der Pflanzung. a. Pflanzverbände. Wie die meiſten forſtlichen Betriebsmaßnahmen und Verhältniſſe, ſo hängt auch die Pflanzweite einerſeits von ökonomiſchen, anderer— ſeits von phyſikaliſchen Beſtimmungsgründen ab. Unter den phyſi⸗ kaliſchen ſind Boden, Lage und Klima, unter den ökonomiſchen die Koſten der Ausführung und der Einfluß der Pflanzweite auf die Werthbildung des Stammholzes von beſonderer Wichtigkeit. ) Phyſikaliſche Beſtimmungsgründe für die Pflanzweite. Der Boden wird enge Verbände in der Regel nur dann zweck— mäßig erſcheinen laſſen, wenn ſeine Beſchaffenheit für die Aus— führung der Cultur nicht allzu ungünſtig iſt. In Felsgeröllen und Sümpfen ſind dichte Verbände der Natur der Sache nach ausgeſchloſſen. Abgeſehen hiervon iſt aber ſowohl für geringe Böden, die ſchnell gedeckt, als auch für gute, auf denen der Unkrautwuchs beſchränkt werden ſoll, der enge Verband dem weiten vorzuziehen. Auch Lage und Klima haben auf die Weite der Pflanzverbände Einfluß. Im Allgemeinen iſt eine ſchnelle Deckung des Bodens um ſo nothwendiger, je wärmer die Lage iſt. In milden Lagen Süd— deutſchlands und noch mehr in Frankreich wird ſchnelle und voll: ſtändige Bodendeckung als eine der wichtigſten Grundlagen eines guten waldbaulichen Zuſtandes angeſehen. Der Beſtrahlung des Bodens durch die Sonne, der ſchnellen Zerſetzung des Humus, ſoll künſtlich entgegengewirkt werden. In denjenigen Lagen aber, welche die Fichte vorzugsweiſe einnimmt, tritt die Rückſicht auf Bodendeckung häufig zurück. In kältern, höhern Lagen iſt es gar nicht erwünſcht, daß der Boden ſtark beſchattet iſt. Die Anhäufung von Rohhumus, die durch dichten Stand befördert wird, iſt im Gegentheil oft wirth— ſchaftlich nachtheilig. Größern Einfluß auf die Pflanzweite als wegen der Rückſicht auf den Bodenzuſtand hat die Höhenlage wegen der ihr eigenthüm— lichen meteorologiſchen Verhältniſſe. Die Fichte nimmt gerade die Lagen ein, die von atmoſphäriſchen Kalamitäten am meiſten zu leiden haben. Dem Schaden, den Wind, Schnee-, Eis- und Duftanhang herbeiführen, wird um ſo beſſer vorgebeugt, je tiefer die Kronen an: Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 10 146 Achter Theil. geſetzt, je ſtufiger und weitſtändiger die Beſtände erzogen find. Des halb gilt es überall als Regel, in Lagen, welche dem Schnee- und Duftbruch ausgeſetzt ſind, weitſtändiger zu pflanzen, als es ohne dies nöthig wäre. 5) Oekonomiſche Beſtimmungsgründe für die Pflanzweite. Unter den ökonomiſchen Beſtimmungsgründen für die Pflanzweite der Fichte ſind zunächſt die Culturkoſten in Betracht zu ziehen. Sie werden vielfach über Gebühr in die Wagſchale gelegt. Kleinliche Rechner ſind jedoch ſelten Träger der Culturfortſchritte geweſen. Die Geſchichte der forſtlichen Cultur, wie der Bodencultur überhaupt, läßt zur Genüge erkennen, daß Sparſamkeit, in der unrichtigen Weiſe ausgeübt, das Gegentheil von dem, was ſie bezwecken ſoll, herbei— führt; ſie hat nicht eine Hebung, ſondern eine Beeinträchtigung des Nationalvermögens zur Folge. Thatſächlich werden die Culturkoſten in allen größern nachhaltigen Wirthſchaften nicht auf eine ferne un— beſtimmte Zeit prolongirt, ſondern ſie werden zur Berechnung der Reinerträge von den Erträgen, die in dem betreffenden Jahre ein- gehen, in Abzug gebracht. Aber auch wenn prolongirt wird, läßt ſich gerade bei der Fichte oft mit faſt mathematiſcher Beſtimmtheit die Rentabilität erhöhter Culturkoſten erweiſen. Wenn die Pflanz⸗ koſten pro 100 Fichten 1 Mk. betragen, ſo haben die bei der Durch— forſtung eingehenden Erträge ihre Erzeugungskoſten ſchon mit drei Procent verzinſt, wenn für 100 Stangen im 30 jährigen Alter 2,5 Mk., für ſolche im 50 jährigen Alter 5 Mk. bezahlt werden. Wird aber, um die Pflanzenzahl zu erhöhen, in Reihen mit engen Abſtänden gepflanzt, oder können billige Culturmethoden angewandt werden, ſo ſind die Mehrkoſten, welche auf die größere Beſtandesdichte entfallen, weit geringer. Der engere Pflanzverband iſt unter den meiſten Verhältniſſen, nicht nur wegen ſeiner directen Rentabilität dem weitern vorzuziehen, ſondern er übt auch auf den bleibenden Beſtand einen günſtigen Ein⸗ fluß aus, weil dieſer aſtreiner erwächſt und die Koſten der Aeſtung ermäßigt werden. Daß auch die Maſſenerzeugung der engen Ver— bände zunächſt eine größere iſt, iſt ſo natürlich, daß es nicht erſt durch Verſuche erwieſen zu werden braucht. Wenn manche in der Literatur veröffentlichten Verſuche andere Reſultate ergeben, ſo liegt dies daran, daß die betreffenden Vergleichsbeſtände nicht rechtzeitig und genügend durchforſtet oder daß die erfolgten Vorerträge der enger begründeten Beſtände nicht gebührend in Rechnung geſtellt ſind. Ob es in nationalökonomiſcher Hinſicht richtiger iſt, das exten⸗ 8 111. Die Begründung reiner Fichtenbeſtände. 147 ſivere Verfahren der weitſtändigen oder das intenſivere der engen Pflanzung zu wählen, iſt nach den örtlichen und zeitlichen Verhält— niſſen durchaus verſchieden. In örtlicher Hinſicht hat die dem Geſetze v. Thünen's über den Standort der Culturgewächſe ent— ſprechende Regel allgemeine Geltung, daß die Begründung der Be— ſtände um fo dichter fein muß, je näher die Waldungen den Ber: brauchsſtätten ihrer Erzeugniſſe liegen. In abgelegenen Waldungen haben die geringern Stangen-Sortimente meiſt geringen oder gar keinen Werth. Das Material, das ſolche liefern könnte, wird hier oft trocken und faul. Es würde daher in den Hochlagen der Ge— birge auch vom ökonomiſchen Standpunkt ein weiterer Verband zu wählen ſein, wenn dieſer nicht gerade hier noch beſtimmter durch die phyſikaliſchen Beſtimmungsgründe geboten wäre. In der Nähe von Städten und Dörfern ſind dagegen geringe Fichtenſtangen dasjenige Material, welches im Verhältniß zu ſeinen Productionskoſten meiſt am beſten bezahlt wird. In zeitlicher Hinſicht iſt in der vorliegenden Richtung zu be— merken, daß beim Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Entwicklung alle Culturzweige einen intenſivern Charakter annehmen. Hieraus folgt für eine optimiſtiſche Auffaſſung des wirthſchaftlichen Lebens, daß ein in die Zukunft blickender Forſtwirth dichter pflanzen muß, als es zur Zeit der Begründung den Verhältniſſen entſprechend zu ſein ſcheint. Geht man auf die concreten Verhältniſſe verſchiedener Wald- gebiete näher ein, ſo dürfte aus den vorſtehenden Bemerkungen zur Genüge hervorgehen, daß es keine allgemeinen Regeln über die vor: theilhafteſte Pflanzweite geben kann. Ein jedes tiefere Eingehen auf die phyſiſchen und ökonomiſchen Beſtimmungsgründe der forſtlichen Cultur wird ferner zu der Anſicht führen, daß es nicht möglich iſt, die vortheilhafteſte Beſtandesdichte nach der von Guſt av Heyer!) in Vorſchlag gebrachten Methode, auf dem Wege einer exacten Rechnung, nachzuweiſen. Die Pflanzweite iſt, wie die meiſten Zweige der Wirth— ſchaft, beſſer in der Form eines Gutachtens, dem gewiſſe Materialien über Maſſen⸗ und Wertherträge als Belege beigefügt werden, als nach der Methode eines directen Rechnungsexempels zu begründen. Im Allgemeinen wird aber hier, ebenſo wie auf den meiſten andern Gebieten der Forſtwirthſchaft, ſowohl die theoretiſche Unterſuchung, als auch das praktiſche Gutachten ergeben, daß das richtige Ver— hältniß der Beſtandesdichte in der rechten Mitte liegt und von den Extremen der Beſtandesüberfüllung und des weiten Standes gleich 1) Handbuch der forſtlichen Statik. S. 100. 10 * 148 Achter Theil. weit entfernt iſt. Das Extrem des dichten Standes liegt aber ſelten oder niemals auf Seiten der Pflanzung, bei der die Sparſamkeit der Waldeigenthümer ſein Zuſtandekommen jederzeit verhindert hat; ſondern es liegt auf Seiten der Saat, die gerade bei der Fichte überfüllte Beſtände in beſonderm Grade hat entſtehen laſſen. Hinſichtlich der Verbandsart darf als Regel gelten, daß in Lagen, die Bruchſchäden ausgeſetzt ſind, eine möglichſt gleichmäßige Entwicklung der Stämme herbeigeführt werden ſoll. Hier ſind Quadrat- und Dreiecksverbände unbedingt geboten. Auch auf andern, mildern Lagen iſt der regelmäßige Wachsraum, den dieſe Verbände zur Folge haben, am beſten und naturgemäßeſten.!) Der Reihen⸗ verband mit einem Abſtand der Reihen von 1— 1½ m bei 0,3 bis 0,6 m Entfernung in den Reihen wird daher nur mit Rückſicht auf die Erzeugung ſchwacher Nutzſtangen empfehlenswerth erſcheinen. b. Die Ausführung der Pflanzung. Ueber die Ausführung von Fichtenpflanzungen liegen in der Literatur ſo zahlreiche und gründliche Mittheilungen vor, daß der Verfaſſer ſich auf wenige Bemerkungen beſchränken zu ſollen glaubt. %) Das Pflanzmaterial. Zur Ausführung der Fichtenpflanzung werden entweder ver— ſchulte oder unverſchulte Pflanzen verwendet. Erſtere ſind in der Regel, nachdem ſie 1—2 Jahre in der Pflanzſchule geſtanden haben, dreijährig, in rauhern Lagen vierjährig; unverſchulte Pflanzen werden meiſt zwei⸗ bis dreijährig auf die Culturſtätte gebracht. Ob das eine oder andere Pflanzmaterial den Vorzug verdient, hängt von den örtlichen Verhältniſſen ab. Im Allgemeinen gilt die Regel, daß ver: ſchulte Pflanzen um ſo entſchiedener den Vorzug verdienen, je un⸗ günſtiger die Bodenverhältniſſe ſind, je ſchwieriger insbeſondere der Concurrenzkampf iſt, den die jungen Pflanzen mit dem Unkraut zu führen haben. Verſchulte Pflanzen werden immer einzeln gepflanzt; unverſchulte können dagegen auch in der Form von Büſcheln oder zu 2—3 ge: trennt auf eine Pflanzſtelle gebracht werden. Die Büſchelpflanzung hat früher eine große Ausdehnung erlangt. Als ihr Vorzug wurde 1) Speidel, a. a. O., S. 17 flg. Danach werden in Reihenverbänden nicht die einzelnen Stämmchen in den Reihen, ſondern vorzugsweiſe ganze Reihen durch die benachbarte Reihe unterdrückt. Der Reihenverband erſcheint daher nur zweckmäßig, wenn frühzeitig durchforſtet werden kann. 8 111. Die Begründung reiner Fichtenbeſtände. 149 von ihren Vertretern!) beſonders geltend gemacht, daß Büſchelpflanzen beſſer im Stande ſeien, den Unbilden der Witterung zu widerſtehen, als zarte, in engerm Stande erwachſene Einzelpflanzen; daß die Büſchel Erſatz bieten, wenn einzelne Pflanzen durch Wildverbiß ꝛc. zu Grunde gehen; daß die Pflanzen ſich gegenſeitig treiben und daß die aus ihnen erzogenen Beſtände mehr Vorerträge gewähren, als Einzel— pflanzungen. Wenn man auch dieſe Vorzüge für die Zeit und die Verhältniſſe, unter denen die Methode der Büſchelpflanzung ent— ſtanden iſt, gebührend würdigt, ſo wird man doch behaupten dürfen, daß dieſe für die Zukunft keine Berechtigung hat. Die Vorzüge der Büſchel laſſen ſich erſetzen: Der ſchwächlichen Entwicklung der einzelnen Saatbeetpflanzungen kann man dadurch begegnen, daß die Saaten dünn ausgeführt und im 1. oder 2. Jahre durchrupft werden. Wo ungünſtige Verhältniſſe vorliegen, wählt man überall beſſer verſchulte Pflanzen. Die Gewinnung guten Durchforſtungsmaterials läßt ſich auch durch enge Verbände von einander getrennter Pflanzen oder durch Saatcultur erreichen. Die Mängel der Büſchel, daß die Stämme und Wurzeln der verſchiedenen Pflanzen verwachſen und daß eine gleichmäßige kräftige Entwicklung der einzelnen Stämme erſchwert iſt, laſſen ſich aber auf keine Weiſe beſeitigen. 6) Das Pflanzgeſchäft. Die Fichtenpflanzung iſt die im forſtlichen Betriebe am häufigſten zur Anwendung kommende Cultur. Auf ſie hat eine Menge von Werkzeugen und Methoden vorzugsweiſe Anwendung gefunden. Die vorliegende Schrift giebt keine Veranlaſſung, auf das Detail in dieſer Richtung näher einzugehen. Nur mag hier daran erinnert werden, daß der Ausſpruch eines bekannten Staatsmannes, „die Wahrheit bleibt allemal: Je einfacher die Geſetze und je allgemeiner die Regeln werden, deſto despotiſcher, trockner und armſeliger wird ein Staat“ ?), auch für den forſtlichen Culturbetrieb analoge Anwendung findet. Es liegt durchaus keine Veranlaſſung vor, die Ausführung der Culturen zu uniformiren. „Der Fichtenanbau kann auf ver⸗ ſchiedene Art bewirkt werden. Der Forſtmann bedarf genauer Kenntniß der zu Gebote ſtehenden Mittel und Wege und hat in jedem Einzel— falle zu prüfen, auf welche Weiſe er unter den vorliegenden Ver— hältniſſen mit geringſten Koſten den gewünſchten Erfolg zu erreichen 1) U. a. auch von dem Referenten der Braunſchweiger Verſammlung, Forſtrath Nehring; vgl. Bericht, S. 25 flg. 2) Juſtus Möſer, patriotiſche Phantaſien. 150 Achter Theil. im Stande ſein wird.““) Die Praxis findet in der Regel das den vorliegenden Verhältniſſen am beſten Paſſende. Ein Blick auf die Geſchichte der forſtlichen Cultur läßt darüber keinen Zweifel, daß die meiſten Culturmethoden und Culturgeräthe in der Praxis eine be— ſchränktere Anwendung gefunden haben, als ihre Erfinder annahmen, daß in der Regel einfache, ortsübliche Werkzeuge im Großen am beſten anzuwenden ſind und daß mit dieſen auch die Schwierigkeiten, welche der ſteinige, durchwurzelte und mit ſtarken Ueberzügen ver: ſehene Fichtenboden häufig darbietet, am beſten bewältigt werden können. Die wichtigſten Forderungen, die an die Methode der Pflanzung zu ſtellen ſind, gehen dahin, daß die Wurzeln in ihrer natürlichen Lage verbleiben, und daß die Pflanzen nicht tiefer, als ſie geſtanden haben, geſetzt werden ſollen. Die erſte Forderung hat zur Folge, daß Spalt⸗ und Klemmpflanzungen nur mit kleinen Pflanzen, deren Wurzeln ſeitlich wenig ausgebildet ſind, ausgeführt werden; daß ſie ferner auf günſtige Bodenverhältniſſe beſchränkt bleiben, auf milde, friſche, nicht zu ſteinige und nicht ſtark unkrautwüchſige Böden. Nächſt dem Verbiegen der Wurzeln iſt das zu tiefe Pflanzen ein ſehr häufiger Culturfehler, der bei der Fichte um ſo größere Bedeutung hat, als ſie häufig gerade ſolche Lagen einnimmt, die zeitweilig naß ſind und als die Fichte gegen ſtehende Näſſe ſehr empfindlich iſt. Gegen die Nachtheile der Näſſe wird Hügelpflanzung angewandt, die unter allen Verhältniſſen gute Reſultate liefert. Aber auch da, wo eine unmittelbare Nöthigung zum erhöhten Pflanzenſtand nicht vor⸗ liegt, empfiehlt es ſich, für die Pflanzung gewölbte, nach der Mitte erhöhte Platten ꝛc. zu fertigen, wobei ſich die Feuchtigkeit an den Rändern hält und den Wurzeln zu gute kommt, während der Stamm von der Näſſe frei bleibt. Als ein allgemeiner Grundſatz der Beſtandesbegründung muß endlich noch hervorgehoben werden, daß die Culturflächen gleichmäßig bepflanzt, daß weder einzelne Theile der Flächen noch einzelne Glieder des zu begründenden Beſtandes vor andern begünſtigt werden ſollen. Beſondere Veranlaſſung, dieſen Grundſatz hier zu betonen, giebt eine ſowohl in der neuern Literatur?) wie in der Praxis hervorgetretene 1) Schlußtheſe des Referenten der Braunſchweiger Forſtverſammlung. 2) Namentlich von Fiſchbach, Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt 1885, S. 466 flg.: „Unter dieſem Geſichtspunkt betrachtet verliert das bisherige ſchablonenmäßige Culturverfahren alle und jede Exiſtenzberechtigung. Die nivellirende Gleichmacherei iſt auch in dieſem Falle als eine Haupturſache der Mittelmäßigkeit in den Leiſtungen der ſolchermaßen behandelten Beſtände $ 112. Der Anbau der Fichte in gemiſchten Beſtänden. 151 gegenſätzliche Tendenz, die dahin geht, daß durch die Art der Cultur eine ungleichmäßige Entwicklung herbeigeführt, daß ſchon zur Zeit der Begründung die Stämme des zukünftigen Abtriebsbeſtandes be— günſtigt werden ſollen. Man darf ohne Einſchränkung behaupten, daß dieſem Vorſchlag eine unrichtige Auffaſſung der wünſchenswerthen Beſtandesentwicklung und der Bedingungen, unter denen ſie erfolgt, zu Grunde liegt. Wie im menſchlichen Leben ſo kann auch in der Forſtwirthſchaft eine künſtliche Protzenzucht nur nachtheilige Folgen haben. Beiſpiele für die ungleichmäßige Entwicklung der Beſtandes⸗ glieder ſind an den in Culturen und Verjüngungen überall auf⸗ tretenden Vorwüchſen genug vorhanden. Sie können aber nach keiner Richtung als Muſter angeſehen werden. Es muß vielmehr wie für die menſchliche Erziehung ſo auch für die Erziehung der Bäume als Regel gelten, daß die einzelnen Individuen durch eigene Anſtrengung und unter gegenſeitiger Concurrenz in die höhern und einflußreichern Klaſſen der Geſellſchaft, der ſie angehören, eintreten müſſen. REG Der Anbau der Fichte in gemiſchten Beſtänden. Die Fichte iſt zwar nach ihren waldbaulichen Eigenſchaften und der Beſchaffenheit der Standorte, die ſie von Natur einnimmt, in erſter Linie ein Baum reiner Beſtände. In ſolchen iſt ſie in großer Ausdehnung vertreten. Trotzdem wird, wo die Verhältniſſe geeignet ſind, auf die Herſtellung zweckmäßiger Miſchungen auch bei der Fichte Werth gelegt. Wird auch die Maſſen- und Wertherzeugung durch die Miſchung nicht gefördert, ſo können doch die Gefahren, denen anzuſehen und legt die Frage nahe: Warum verwendet man nicht für die wenigen Abtriebsſtämme beſſeres Pflanzmaterial und warum pflanzt man dieſelben nicht gleich von Anfang an in jenem Verband, den ſie ſpäter, zur Zeit der Hiebsreife, einnehmen werden? Warum müſſen die während des Umtriebs ausſcheidenden Stämme mit der gleichen Sorgfalt erzogen und auf die gleiche Weiſe gepflegt werden? ... Dieſe gewiß berechtigte Frage wird hinfällig, ſobald man ſchon bei der Beſtandesbegründung den ſpäter zur Bildung des Abtriebsbeſtandes nöthigen Pflanzen durch ſachgemäße Er: ziehung ... einen Vorſprung vor der übrigen misera plebs giebt.“ ... „Die Anlage einer ſolchen Fichtencultur läßt ſich etwa in folgender Weiſe be— wirken: Für den Abtriebsbeſtand erzieht man 0,8 — 1,25 m hohe Pflanzen, welche mit Ballen verſetzt werden. Sie ſollen ſo reichlich als möglich beaſtet, aber noch nicht in die Periode des ſtärkſten Höhenwuchſes eingetreten ſein. Die Vertheilung dieſer Halbheiſter hat ſich weniger an einen regelmäßigen Verband zu halten. Danach wird der freibleibende Raum mit entſprechendem Füllholz ausgepflanzt.“ 152 Achter Theil. die Fichte in großen zuſammenhängenden, reinen Beſtänden in be⸗ ſonderm Grad unterworfen iſt, durch richtige Miſchungen gemildert werden. Als Miſchhölzer der Fichte haben Tanne, Buche und Kiefer am meiſten Bedeutung. I. Die Miſchung der Fichte mit der Tanne. Auf die Begründung der gemiſchten Fichten- und Tannenbeſtände iſt bereits in 8 52 hingewieſen worden. Wo Tannenaltholz vorliegt, geſtaltet ſich die Begründung von Miſchbeſtänden dieſer beiden Holz— arten meiſt ſo, daß die Tanne auf natürlichem Wege verjüngt wird. Dies geſchieht in ſolchen Beſtänden in der Regel ſehr leicht; denn Tannenanflug erhält ſich auch unter lockerm Schluß der Fichte lange Zeit hindurch entwicklungsfähig. Eine gleichzeitige oder nachfolgende natürliche Verjüngung der Fichte iſt dagegen ſelten von gutem Erfolge begleitet, weil die Bedingungen, die ihrer Entwicklung in der erſten Jugend am beſten entſprechen, von denjenigen der Tanne zu ſehr ab: weichen. Meiſt empfiehlt es ſich daher, die Fichte auf künſtlichem Wege, durch Pflanzung, nach vollzogener Räumung, anzubauen. Dies iſt im größten Theile von Süddeutſchland vorherrſchende Regel. Die Miſchung beider Holzarten nimmt hiernach einen unregelmäßigen, horſtförmigen, durch den Bodenzuſtand und die Ausbringung beſtimmten Charakter an. — Liegen keine Tannenaltholz⸗Beſtände vor, jo muß zur Herſtellung von Miſchbeſtänden auch der Anbau der Tanne auf künſtlichem Wege bewirkt werden. Es iſt dabei zu berückſichtigen, daß die Tanne lang⸗ ſam wächſt und in der Jugend mehr von gewiſſen nachtheiligen äußern Einflüſſen, insbeſondere von Wildverbiß, zu leiden hat. Sie muß daher bei der Begründung begünſtigt werden, was hauptſächlich durch Voranbau unter Schirm, durch Einbringung auf beſſere Schlag: theile, durch Benutzung ſtärkerer Pflanzen und durch Schutzmaßregeln gegen Wildverbiß zu geſchehen hat. Aber auch wenn man dieſe Be⸗ günſtigungsmittel nach Möglichkeit zur Anwendung bringt, wird die Fichte in der Jugend häufig der Tanne voraneilen, weshalb es als Regel gelten muß, daß beide Holzarten nicht nach einzelnen Reihen, ſondern etwa zu je drei oder fünf Reihen oder in größern Horſten mit einander abwechſeln, wobei mit größerer Sicherheit darauf ge⸗ rechnet werden kann, daß die Tanne vom verdämmenden Einfluß der Fichte verſchont bleibt. II. Die Miſchung der Fichte mit der Buche. Für die meiſten Gebirgswaldungen Mittel⸗ und Süddeutſchlands iſt die Miſchung von Buche und Fichte eine der wichtigſten Be⸗ 8 112. Der Anbau der Fichte in gemischten Beſtänden. 153 ſtandesarten, auf deren ſachgemäße Herſtellung mit Recht beſonderer Werth gelegt wird. Eine natürliche Begründung beider Holzarten iſt zwar, wie die vorhandenen, meiſt auf natürlichem Wege ent⸗ ſtandenen Althölzer beweiſen, möglich; aber ſie bleibt, wenn ein den Anforderungen der Wirthſchaft entſprechender Miſchungsgrad hergeſtellt werden ſoll, immer unſicher. Bei der üblichen dunkeln Haltung der Samenſchläge findet ſich die Buche früher ein und bildet bei gün⸗ ſtigen Bodenverhältniſſen in ſich Schluß, ſodaß die Fichte nur einzeln, oft in ſchmächtigen Exemplaren, in den Naturſchonungeu vertreten iſt und nur bei beſonderer Pflege in ungenügendem Maße erhalten werden kann. Dieſer Fall liegt namentlich auf kräftigem Boden vor. Wo dagegen die Fichte früh ſich anzuſiedeln Gelegenheit hat, bildet ſie ſich leicht zum ſperrigen Vorwuchs aus. In der Regel wird daher auch beim Vorhandenſein gemiſchter Altholzbeſtände die Be: gründung ſo erfolgen müſſen, daß nur die Buche natürlich, die Fichte künſtlich angebaut wird. Je nach den Standortsverhältniſſen, der relativen Werthſchätzung der beiden Holzarten und den verfügbaren Culturmitteln geſtaltet ſich die Beſtandesbegründung verſchieden. Soweit dem Verfaſſer ein Einblick in den jetzigen Stand der deutſchen Forſtwirth⸗ ſchaften zuſteht, kommen folgende Methoden zur praktiſchen Anwendung: 1. Am häufigſten iſt ſeither in allen Waldgebieten derart ver⸗ fahren worden, daß die Buche nach den üblichen Regeln des Femel⸗ ſchlagbetriebes verjüngt, die Fichte dagegen nach Räumung der Schläge durch Pflanzung auf diejenigen Stellen gebracht wird, an welchen die Beſamung der Buche ausgeblieben oder nicht zur genügenden Ent⸗ wicklung gelangt iſt. Auf dieſe Weiſe wird eine unregelmäßige, horſt⸗ und ſtreifenweiſe Einmiſchung der Fichte herbeigeführt. Die Buche nimmt hauptſächlich die beſſern, von vornherein begünſtigten Schlag— theile ein; die ſchlechtern, ſteinigen, ärmern Bodenpartien, die durch Füllung und Räumung beſchädigten Stellen und die Schlag— ränder fallen der Fichte zu. Es iſt ein offenbarer Nachtheil dieſer, von zufälligen Ereigniſſen abhängigen Miſchungsart, daß die Fichte um ſo weniger in den jungen Beſtänden eingeführt wird, je beſſer die Bodenverhältniſſe ſind. Es leuchtet ferner ein, daß ein weſent— licher Zweck der Miſchung, der darin beſteht, daß die werthvollere Holzart durch die unmittelbare Umgebung einer andern aſtrein er— wachſen ſoll, bei derſelben nicht erreicht wird. 2. Von dem genannten hergebrachten Verfahren abweichend iſt die in neuerer Zeit in Bayern, insbeſondere im Bayeriſchen Wald!), 1) Forſtamt Biſchofsreut, Wolfſtein u. a. 154 | Achter Theil. zur Ausführung gebrachte Methode der Beſtandesbegründung von ge⸗ miſchten Buchen⸗ und Fichtenbeſtänden. Ausgehend von der That: ſache, daß die Fichte in höhern Lagen viel raſcher wächſt als die Buche, daß ſie dieſe deshalb leicht verdämmt und vom Eintritt in den herrſchenden Beſtand zurückhält, daß ſie ſelbſt aber in der Einzel⸗ miſchung eine abholzige Form annimmt und äſtig erwächſt, bewirkt man die Miſchung principiell in horſtweiſer Trennung. Die Buche wird in Horſten von 0,2 — 0,5 ha Größe natürlich verjüngt, die ähnlich wie die bekannten Eichenhorſte von der Mitte nach den Rändern ſich allmählich abwölben ſollen. In dieſen Horſten ſoll die Buche ganz rein erhalten werden; alle etwa ſich einſtellenden Fichten werden frühzeitig ausgehauen. Die zwiſchen den Horſten verbleibenden Flächen werden in der Regel nach der Schlagräumung mit der Fichte ausgepflanzt, die aber unter Umſtänden auch ſchon vorher in Saathorſten angebaut wird. Ein Vorzug dieſes Verfahrens beſteht zweifellos darin, daß die Erhaltung der Buche im Hauptbeſtand ge— ſichert iſt und daß ſie auch zu beſſern Nutzſtämmen erwachſen kann. Als Nachtheil des Verfahrens muß dagegen hervorgehoben werden, daß der Zweck, welcher gerade die Miſchung hinſichtlich der Form und Qualität der Stämme erfüllen ſoll, bei horſtweiſer Trennung nicht erreicht wird, daß an den Rändern der Horſte äſtige Stämme erwachſen und Verdämmung erfolgt. Die horſtweis getrennte Miſchung wird daher auch nur als Ausnahme angeſehen werden können, die insbeſondere Berechtigung hat, wenn die Standortsverhältniſſe für die Buche ſehr ungünſtig ſind, wie es gerade in höhern Lagen und auf geringern Böden der Fall iſt. 3. In einem Gegenſatz zur horſtweiſen Miſchung ſteht das in Württemberg übliche Verfahren der Begründung von Buchen- und Fichten⸗Miſchbeſtänden, welches den Beſuchern der Verſammlung deutſcher Forſtmänner zu Stuttgart im Jahre 1897 in der „Schwäbiſchen Alb“) vorgeführt wurde. Die hier vorkommenden Buchenalthölzer ſollen in Miſchbeſtände von Buche und Fichte umgewandelt werden. Dies geſchieht dadurch, daß zunächſt in gewöhnlicher Weiſe auf Buche verjüngt wird. Die Verjüngungsdauer iſt aber nur kurz und die Nachlichtung und Räumung des Altholzes erfolgt nicht gleichmäßig über die ganze Verjüngungsfläche, ſondern in der Form von ſchmalen Abſäumungen, die im Norden und Oſten beginnen und ſich nach Süden und Weſten fortſetzen. Auf dieſem Wege wird zugleich die Bildung der zukünftigen Hiebszüge angebahnt. Der Anbau der Fichte 1) Reviere Urach und Metzingen. $ 112. Der Anbau der Fichte in gemiſchten Beſtänden. 155 erfolgt nicht nur auf den Fehlſtellen der Buchenverjüngung und nicht in Horſten, ſondern ſyſtematiſch über die ganze Fläche inmitten des noch kaum Um hohen Buchenaufſchlags. Der Verband iſt aber nicht der ſonſt in Württemberg übliche, ſondern ein weiterer von etwa 1,5 m. Gegen das vorſtehende Verfahren der Beſtandesbegründung läßt ſich wohl geltend machen, daß die Buche dabei unterſtändig bleibt und nicht zum ſtärkern Nutzſtamm erwachſen kann. Den ent⸗ ſchiedenen Freunden der Erhaltung des Laubholzes wird deshalb dieſe Form der Miſchung nicht genügen. Zweifellos hat ſie aber vor reinen Fichtenbeſtänden den weſentlichen Vorzug, daß zu jeder Zeit ein Erſatz der Beſtandesbildung vorhanden iſt, wenn die Fichte in der Jugend von Kalamitäten irgend welcher Art betroffen wird. Auf den Bodenzuſtand übt die Buche, auch wenn ſie nur unterſtändig wächſt, immer einen guten Einfluß aus. Für die Wirthſchaftsführung aber hat die Miſchung den großen Vorzug, daß ſie eine größere Freiheit giebt, daß insbeſondere kräftige Durchforſtungen frühzeitig ausgeführt werden dürfen, ohne daß die Nachtheile, welche mit dieſen verbunden ſein können, eintreten. Hinſichtlich der Rentabilität wird ſich deshalb dieſe Miſchung günſtiger verhalten, als wenn beide Holz⸗ arten horſtweiſe getrennt ſind. III. Die Miſchung der Fichte mit der Kiefer. Während die Buche die wichtigſte Miſchholzart der Fichte auf ihren obern Bonitätsſtufen iſt, bildet die Kiefer ihre Begleiterin häufig auf denjenigen Standorten, die den Anſprüchen der Fichte, insbeſondere in Bezug auf die Friſche des Bodens, nicht voll genügen. Die Art der Miſchung geſtaltet ſich je nach den Standortsverhältniſſen ver: ſchieden. Auf coupirtem und welligem Terrain, wo Rücken und Mulden von größerer oder geringerer Ausdehnung mit einander wechſeln, wird die Miſchung dergeſtalt bewirkt, daß die Einſenkungen und friſchen Hänge mit der Fichte, die Erhebungen und trockenen Partien der Schläge mit der Kiefer cultivirt werden. Die Miſchung erhält hier einen der Terrainbildung entſprechenden unregelmäßigen Cha— rakter. Sind Boden und Lage gleichmäßig, und befindet ſich der erſtere an der Grenze gedeihlichen Fichtenwuchſes, jo wird unter Um: ſtänden eine befriedigende Miſchung dadurch hergeſtellt, daß die Fläche zunächſt voll mit Fichten angebaut, daß aber zu den alsdann häufig in größerm Maße nöthigen Nachbeſſerungen die Kiefer verwendet wird, die dann in der Regel in der Form von ſtückweiſen Saat⸗ ſtreifen die Fichtenpflanzungen durchſetzt. Erſcheint das Gedeihen der Fichte unſicher, ſo kann auch ſo verfahren werden, daß die Fichte in 156 Achter Theil. weiterm Verband gepflanzt und gleichzeitig ſyſtematiſch mit Kiefern: ſaaten durchſetzt wird. Im Laufe der Zeit und mit Hilfe von läu⸗ ternden Hieben wird dann diejenige Holzart vorzugsweiſe den blei- benden Beſtand bilden, welche ſich als die den Verhältniſſen am beiten entſprechende erweiſt. — Endlich iſt auch auf die Miſchſaat von Kiefer und Fichte hinzuweiſen, die in der Form der Vollſaat oder der Streifenſaat in vielen Wirthſchaften weitgehende Anwendung gefunden hat. Zweckmäßig erſcheint ſie aber nur da, wo die Kiefer den Hauptbeſtand bilden, die Fichte nur die Aufgabe des Boden— ſchutzholzes erfüllen ſoll, was dann auf eine ſehr billige Weiſe bewirkt wird. Als ein nicht ſelten vorkommendes Miſchholz der Fichte muß endlich auch die Lärche hervorgehoben werden, deren wirthſchaftliche Bedeutung trotz vieler Mißerfolge, die mit ihr hervorgetreten ſind, nicht gering geſchätzt werden darf. Die Lärche iſt zunächſt die Be: gleiterin der Fichte im Hochgebirge, wo beide Holzarten faſt bis zur Grenze des Baumwuchſes vereint mit einander anſteigen. Im regel— mäßigen Wirthſchaftswalde wird der Miſchung der Fichte und Lärche aber nur beſchränkte Bedeutung zuerkannt werden dürfen. Einen weſentlichen Vorzug gegenüber den reinen Fichtenbeſtänden hat ſie nicht. Zur Verminderung der Gefahren, denen die Fichte ausgeſetzt iſt, kann die Lärche nicht beitragen. Und wenn die Fichte ja von ſolchen Gefahren betroffen wird, die Lärche aber davon verſchont bleibt, ſo iſt dieſe doch nicht im Stande, beſtandbildenden Erſatz zu bieten. Auch wird eine Erhöhung der Erträge gegenüber reinen Fichtenbeſtänden nur ſelten eintreten, weil die Fichte unter dem Ein⸗ fluß der vorgewachſenen Lärchen leidet, die Lärche aber im Wuchſe nachläßt, ſobald die Fichte ihre Krone einzuengen beginnt. In dieſen beiden Richtungen verhält ſich die Buche viel günſtiger, weshalb die Einſprengung der Lärche in die Buchenſchonungen viel mehr em⸗ pfohlen werden kann. § 113. Die Pflege der Jungwüchſe. Die Fichte bedarf der pflegenden, läuternden und wuchsfördernden Maßregeln weniger als die meiſten andern Holzarten. Nach rich: tiger Beſtandesbegründung vermögen ihr weder andere Holzarten noch Standortsgewächſe die Herrſchaft über den Boden nachhaltig ſtreitig zu machen. Gleichwohl iſt auch bei der Fichte die Pflege der Jung⸗ wüchſe von großer, mit dem Fortſchritt der wirthſchaftlichen Cultur $ 113. Die Pflege der Jungwüchſe. 157 fortgeſetzt wachſender Bedeutung. Der Sieg in dem Concurrenz— kampf, den die Fichte mit andern Gewächſen zu führen hat, läßt ſich auf künſtlichem Wege erleichtern; ebenſo müſſen oft die beſſer ge— formten Stämme gegen die ſchlechtern geſchützt werden. Insbeſondere wird die Pflege der Jungwüchſe in gemiſchten Beſtänden, oder wenn die Begründung eine unzweckmäßige geweſen iſt, erforderlich. Die wichtigſten Maßregeln zur Beförderung des Wuchſes der jungen Schonungen find folgende: 1. Der Schutz der Culturen gegen concurrirende Standortsgewächſe durch (grobſcholliges) Behacken von Pflanzplatten und Saatſtreifen oder durch Ausſchneiden des Unkrauts. 2. Die Beſeitigung von Zwieſelbildungen, welche in Folge von Wildverbiß, Froſt, Inſektenfraß oder aus andern Gründen herbei- geführt werden. Sie erfolgt in frühem Alter durch Beſchneiden, ſpäter durch Aushieb der Zwieſelſtämme. 3. Die Verminderung einer übergroßen Stammzahl, wie ſie beſonders in Saatbeſtänden häufig zu finden iſt. Jede ge— lungene Saat enthält Theile, die überfüllt ſind. Hier iſt es an⸗ gezeigt, die Stammzahl frühzeitig, ehe zu große Koſten entſtehen, und in einem ſolchen Grade zu vermindern, daß die Stämme nicht in ihrer Entwicklungsfähigkeit beeinträchtigt werden, bis eine Durch— forſtung, welche die Werbungskoſten annähernd aufbringt, eintreten kann. 4. Der Aushieb von Stockausſchlägen, Weichhölzern ıc. Sind ſolche auch wegen des Schutzes, den ſie gegen Froſt, Wild und culturſchädigende Inſekten leiſten können, bisweilen erwünſcht, ſo werden ſie doch überflüſſig und ſchädlich, ſobald die Fichte dieſen Gefahren entwachſen iſt. 5. Eine beſondere Beachtung erfordert die Eiche in ihrem Ver— hältniß zum Fichten⸗Jungwuchs. In Fichtenbeſtänden, die an Stelle frühern Laubholzes getreten find, werden häufig Eichenſtangen über: gehalten, damit fie noch in eine werthvollere Stammklaſſe (Gruben holz ꝛc.) einwachſen. Wenn hierdurch auch die Rentabilität der Wirthſchaft gefördert wird, ſo muß die Eiche doch rechtzeitig aus den Schonungen ausgehauen werden, da ein dauerndes Belaſſen der— ſelben durch Zurückhaltung der Fichte mehr ſchadet, als ihr eigener Zuwachs werth iſt. 6. Am häufigſten wird im Fichtenmiſchbeſtand die Kiefer von läu— ternden Hieben betroffen. Als Vorwuchs der Fichtenſchonungen kommt ſie insbeſondere in Miſchſaaten vor. Soll in dieſen die Fichte beſtand— bildend werden, ſo muß die Kiefer frühzeitig entfernt werden. 158 Achter Theil. 7. Auch die Fichte ſelbſt iſt häufig Gegenſtand des läuternden Aushiebs und zwar hauptſächlich: a) In reinen Fichten (oder in Fichten⸗ und Tannen: ) Schonungen wegen ihrer Ungleichalterigkeit, die entweder durch natürliche Beſamung oder durch unregelmäßige Culturen herbeigeführt worden iſt. b) In Laubholzſchonungen. Soll in dieſen die Eiche rein oder in Miſchung erzogen werden, ſo iſt die Fichte in der Nähe der Eiche grundſätzlich zu entfernen. In Buchen hängt die Brauchbarkeit und der Werth der Fichte von ihrer relativen Stärke ab. Stark vor: gewachſene Fichten eignen ſich nicht zur Bildung eines Miſchbeſtandes; ſie müſſen rechtzeitig ausgehauen werden. Iſt der Vorſprung der Fichte ein mäßiger, ſo läßt ſich das Verhältniß zur Buche durch Aeſtung verbeſſern. Mitwüchſige Fichten, die mit ihren Kronen wenig über die Buche hervorragen, bilden die beſten Miſchbeſtände. Fichten, die von Buchen überwachſen oder noch friſch und entwicklungs— fähig ſind, verdienen oft durch Aushieb vorwüchſiger Buchen be— günſtigt zu werden. Solche Fichten endlich, die unter dem Drucke der Buche kümmern, ſind werthlos. 8 114. Die Durchforſtung der Fichte. Die Durchforſtung der Fichte iſt unter allen Holzarten am ein— fachſten; fie kann am erſten nach beſtimmten allgemeinen Regeln aus⸗ geführt werden. Die Grundgedanken der verſchiedenen Durchforſtungs—⸗ methoden ſind an andern Stellen dieſer Schrift eingehend erörtert worden, ſodaß, nachdem der Einfluß des Wachsraums auf den Zu— wachs in den S$ 106 u. 107 behandelt iſt, hier eine kurze Zu⸗ ſammenfaſſung der für die Fichte zutreffenden Sätze genügend erſcheint: 1. Allgemeine Regel iſt, daß bei der Durchforſtung der Fichte die herrſchenden Stammklaſſen begünſtigt werden. Unter den Verhältniſſen, wie ſie in regelmäßigen Fichtenbeſtänden vorliegen, kommt der günſtige Einfluß erweiterten Wachsraums dieſen am beſten und unmittelbarſten zu gute. Auch iſt es von großer praktiſcher Be— deutung, daß die herrſchenden Stammklaſſen den Gefahren, welchen die Fichte ausgeſetzt iſt, am beſten Widerſtand zu leiſten im Stande ſind. Die Aufſtellung der vorſtehenden Regel ſchließt nicht aus, daß ſie, wie die meiſten Regeln, Ausnahmen erleidet, daß unter Um⸗ ſtänden auch ſchlecht geformte, vorwüchſige, äſtige Stämme im Wege der Durchforſtung entnommen werden. 2. Zur Erhaltung unterſtändiger grüner Stämme, welche § 114. Die Durchforſtung der Fichte. 159 in Laubholzbeſtänden, namentlich bei Miſchungen lichtbedürftiger und ſchattenertragender Holzarten gewiſſe Vorzüge hat, liegt bei der Fichte keine Veranlaſſung vor. Schon die Inſektengefahr verlangt, daß alles unterſtändige Material gründlich beſeitigt wird. Auch bedarf der Boden in denjenigen Lagen, welche die Fichte vorzugsweiſe ein— nimmt, keine ſtärkere Beſchirmung, als ſie der mäßig oder locker geſchloſſene Hauptbeſtand gewährt. 3. Der Beginn der Durchforſtung iſt nach der Art der Be⸗ gründung und der Güte des Standorts verſchieden. Je beſſer der Standort iſt und je enger die Begründung erfolgte, um ſo früher müſſen die Durchforſtungen ihren Anfang nehmen. 4. Im jüngern Alter (bis zum 40. oder 50. Jahre) entſprechen mäßige Durchforſtungsgrade, bei welchen die grünen Aeſte auf ½ bis / der Stammhöhe abſterben, den ökonomiſchen Forderungen der Wirthſchaft. Weder die Theorie des größten Wald- noch die des größten Bodenreinertrags giebt zu Abweichungen hiervon Veran⸗ laſſung. 5. Aenderungen gegen die vorſtehend ausgeſprochene Regel er— geben ſich mit Rückſicht auf die meteorologiſchen Gefahren, denen die Fichte ausgeſetzt iſt. In Bruchlagen iſt eine tiefere Beaſtung und eine ſtufigere Entwicklung anzuſtreben. Wenn dieſe nicht durch die Art der Cultur bewirkt iſt, ſo muß ſie durch frühzeitige ſtarke Durchforſtung, welche eine tiefergehende Beaſtung erhält, herbeigeführt werden. 6. Für die höhern Beſtandesalter (vom 50. Jahre ab) enthält das Princip des größten Bodenreinertrags die Tendenz zu fortgeſetzt ſtärkern Durchforſtungen, weil die Fichte alsdann im engen Schluß— ſtand ihren Kapitalwerth nicht entſprechend zu verzinſen vermag. Für die Waldreinertragstheorie beſteht dieſe Tendenz nicht in gleichem Grade. 7. Zu weitergehenden Lichtungen als denjenigen eines gelockerten oder ſchwach unterbrochenen Kronenſchirmes giebt die Bewirthſchaftung der Fichte in der Regel keine Veranlaſſung. 8. Die Durchforſtungen von Fichten-Miſchbeſtänden tragen zu— meiſt den Charakter fortgeſetzter Läuterungen und können daher nicht auf beſtimmte Regeln zurückgeführt werden. .160 Achter Theil. S 115. | Durchmeſſer, Stammzahlen und Kreisflahen des Hauptbeſtandes. I. Durchmeſſer. Wie die in den Paragraphen 105 u. 107 mitgetheilten Reſultate der Stammanalyſen erſehen laſſen, ſind die Durchmeſſer der Stämme gleichen Alters nach dem Wachsraum, der ihnen zu Gebote ſteht, außerordent— lich verſchieden. Auf gleichem Standort der Oberförſterei Merenberg wurden z. B. im 50 jährigen Alter Stämme von 12 bis 50 em, im 70 jährigen Alter Stämme von 15 bis 70 em Bruſthöhendurchmeſſer gefunden. Beſchränkt man dagegen derartige Unterſuchungen auf die herrſchenden Stämme regelmäßiger Beſtände und reducirt die Ergeb: niſſe auf die Durchſchnittsbeträge, jo tritt eine auffallende Regel- mäßigkeit des Stärkezuwachſes hervor. Auf Grund der im $ 105 mitgetheilten Stammanalyſen ergaben ſich auf dem guten Standort der Oberförſtereien Merenberg, Zeitz und Reinerz an den herrſchenden Stämmen regelmäßiger, im Schluß erwachſener Beſtände etwa folgende (rindenfreie) Durchmeſſer in Im Höhe: „„ 0 i % 80 100 120 Jahre Durchmeſſer. 8 22 33 40 45 48 Unterſchiede .. 14 11 7 5 3 Hiernach iſt, wie es die Zahlen im § 105 im Einzelnen erſehen laſſen, der Stärkezuwachs vom ca. 40. Jahr fortgeſetzt ein ſinkender. Sollen die Reſultate der Unterſuchungen von Einzelſtämmen auf Be⸗ ſtände übertragen werden, ſo iſt zu berückſichtigen, daß die Dimen— ſionen der Stämme des bleibenden Beſtandes nicht nur nach dem Verhältniß des laufenden Stärkezuwachſes der Einzelſtämme, ſondern auch dadurch Aenderungen erhalten, daß bei den Durchforſtungen vorzugsweiſe die ſchwächern Stammklaſſen entfernt werden, wodurch die durchſchnittlichen Dimenſionen der verbleibenden Stämme, ohne daß ein realer Zuwachs erfolgt iſt, in die Höhe rücken. Wie alle Holzmaſſenermittlungen zeigen, liegen auch in ſehr regelmäßig erſcheinenden Beſtänden die Stammſtärken in ziemlich weiten Grenzen. Es ergeben ſich z. B. für einige der im $ 105 aufgeführten Probeflächen folgende diesbezügliche Zahlen p. ha, welche zugleich das von anderer Seite eingehender nachgewieſene Verhältniß der Lage der Mittelſtämme und die Stärken, bei welchen die Maxima der Stammzahlen und Kreisflächenantheile erfolgt ſind, erkennen laſſen: 8115. Durchmeſſer, Stammzahlen u. Kreisflächen des Hauptbeſtandes. 161 22 * = e Durchmeſſer⸗ Maximum 3 Ss S — 8 Alter > SE grenzen der der S 8 Oberförſterei Diſtriet E S Stamm- Kreis- 2 8 von bis zahl 3 8 2 S | beim Durchmeſſer 38 Jahre am cm | cm cm | cm cm Merenber 110 40 | 3464 | 46 6 26 10 | 14 13 EN 113 45 1924 42 8 32 14 22 17 5 3 53 1720 45 6 34 18 20 18 (Loehnberg) Johannisburg 30 65 1215 58 13 40 24 24 25 Weſterburg 6 70 1100 60 14 | 47 27 27 27 (Berzhahn) Merenberg 112 85 602 57 20 62 34 36 35 Da das Alter der Hiebsreife von geſunden wüchſigen Stämmen, welche ungleiche Stärkeentwicklung gehabt haben, in der Regel ver— ſchieden iſt, ſo kann man ſchon aus den Zahlen ſolcher Maſſen⸗ aufnahmen eine Begründung dafür ableiten, daß es nicht, wie von mancher Seite angeſtrebt wird, die Aufgabe der Wirthſchaft ſein kann, durch die Art der Erziehung Verſchiedenheiten der Stamm: klaſſen abſichtlich hervorzurufen oder die vorhandenen künſtlich zu ſteigern. Die Aufgabe liegt vielmehr zweifellos in der umgekehrten Richtung. Für allgemeine Unterſuchungen werden die Veränderungen der Stammſtärken und die Folgerungen, die ſich für die Erziehung und Umtriebszeit daraus ergeben, am beſten auf den mit der mittlern Kreis— fläche behafteten Stamm zurückgeführt, deſſen Veränderungen zugleich für den ganzen Beſtand charakteriſtiſch ſind. In regelmäßigen Be- ſtänden gehört der mittlere Modellſtamm in der Regel dem zweiten Fünftel der nach der Stärke gebildeten Stammklaſſen an. Im Fortgang des Beſtandeslebens bewegt ſich auch der Mittelſtamm in Folge der Beſeitigung der ſchwächern Stammklaſſen in fortgeſetzt auf⸗ ſteigender Richtung; er tritt in ſtärkere Klaſſen ein. In Folge dieſes Umſtandes kann noch eine gleichmäßige Stärkezunahme der Mittel ſtämme ſtattfinden, wenn auch der Stärkezuwachs der einzelnen Stämme ſchon abnimmt. Nach den Normalertragstafeln von Schwappach ſind die mittlern Bruſthöhen⸗Durchmeſſer normaler Fichtenbeſtände in Mittel- und Norddeutſchland folgende: Bonität Alter 20 40 60 80 100 120 Jahre 1 Durchmeſſer 6,6 14,7 23,9 81,6 38,5 42,5 cm Unterſchied 8,1 9,2 7,7 6,9 4,0 * Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 11 162 Achter Theil. Bonität Alter 40 60 80 100 120 Jahre II Durchmeſſer 12,3 19,7 26,4 32,0 35,3 cm Unterſchied 7,4 6,7 5,6 3,3 A III Durchmeſſer 9,3 15,8 21, 26,0 29,1 „ Unterſchied 6, 5,9 4,3 3,1 ir IV Durchmeſſer 7,1 12,7 17,6 21,0 Rn Unterjchied 5,6 4,9 3,4 5 = V Durchmeſſer 5,1 10,3 14,5 17, ne Unterſchied 5,2 4,2 2,5 ; ® Hier erſcheint die Abnahme des Stärkezuwachſes, weil die Mittel: ſtämme in die Höhe gerückt ſind, erheblich kleiner als an den unter⸗ ſuchten Stämmen des § 105. Sie beträgt bis zum 100. Jahre auf I. und II. Standortsklaſſe nur etwa 25% des vorausgegangenen Maximums, während ſie dort über 60% betrug. Werden nun aber, wie es weiterhin und im S 116 begründet iſt, vom etwa 50. Jahre ab ſtärkere Durchforſtungsgrade eingelegt, als ſie früher üblich ge— weſen ſind und in den Beſtänden, die den Ertragstafeln zu Grunde gelegen haben, nachgewieſen werden, ſo kommen auch jene 25% in Wegfall. In Folge einer ſtärkern Durchforſtung nehmen die Mittelſtämme aus zweifachem Grunde ſtärker zu: erſtens weil die Einzelſtämme einen lebhaftern Zuwachs anlegen; zweitens weil die Mittelſtämme durch das Ausſcheiden der zurückgebliebenen Stämme in höhere Klaſſen rücken. Würden z. B., wie es gewiß angenommen werden darf, durch eine mit dem 60. Jahre begonnene Vermehrung des Wachsraums im 100. Jahre dieſelben Durchmeſſer erzeugt wie bei mäßigen Durchforſtungsgraden im 120., jo würde die Durchmeſſer⸗ zunahme vom 60. bis 100. Jahre auf I. Standortsklaſſe 18,6 — auf II. 15,6 cm betragen. Der auf 20 Jahre entfallene Durchmeſſer⸗ zuwachs würde alſo den durchſchnittlich ſeitherigen noch übertreffen. Hierdurch erhält die an andern Stellen dieſer Schrift aufgeſtellte Theſe der Erziehung der Stämme mit gleichen Jahrringen noch eine weiter: gehende, nicht ausſchließlich vom Wachsthumsgang des Einzelſtammes abhängige Bedeutung. II. Areisflüchen und Stammzahlen. Der Grad der Durchforſtung erhält ſeinen beſtimmteſten Aus⸗ druck durch die Kreisflächenſummen und Stammzahlen, deren Bor: handenſein in einem beſtimmten Alter und auf einer beſtimmten Bonität als normal betrachtet wird. Zur Begründung des Begriffs der Normalität kann man entweder von den thatſächlich vorkom⸗ menden, normal erſcheinenden Beſtänden ausgehen, oder man kann die mathematiſch-phyſiologiſchen Beziehungen der Bäume, insbeſondere 8115. Durchmeſſer, Stammzahlen u. Kreisflächen des Hauptbeſtandes. 163 den Wachsraum und das Verhältniß von Krone und Durchmeſſer, durch das Kreisflächen und Stammzahlen beſtimmt werden, zu Grunde legen. 1. Nach Ertragstafeln. a) Kreisflächen. Nach Baur beträgt die Kreisflächenſumme p. ha für das A 20 40 60 80 100 120 Jahre Standortsklaſſe I 22,3 40,1 48,2 53,1 57,1 60, qm Unterſchied. . 22,5 17,6 8,1 45,9 4,0 2,9 2 Standortsklaſſe II 18,6 35,6 45 48,7 52,7 56,0 „ Unterſchied . . 18,6 17, 8,9 4,2 4,0 3,83 1 Standortskſaſſe III 13,53 30,7 88% % 4, 48s 52/0 „ Unterſchied. . 13,3 16,9 8,0 4,0 4,1 3,2 N Standortsklaſſe IV 9,3 25,0 33,1 38,4 42,6 46,0. „ Unterſchied . 9,6 15,4 8,1 5,3 4,2 3,4 1 Schwappach giebt für Mittel- und Norddeutſchland folgende Zahlen: f Mer? 20 40 60 80 100 120 Jahre Standortsklaſſe 1 223 47,6 560 60,4 640 68,8 qm Unterſchied . 22,3 25,3 8,54 4,4 3,6 2,8 2 Standortsklaſſe II 184 40, 48,7 533 57,2 59.86 „ Unterſchied . 184 21,6 8,7 5,1 3,4 2,6 ® Standortsklaſſe III 14,2 32,5 41, 46,3 50,4 532 „ Unterſchied. . 14,2 18,3 8,9 4,9 4,1 2,8 jr Standortsklaſſe IV 11,6 26,6 34,5 39,3 43,1 a Unterſchied. . 11,6 15,0 7,9 4,8 3,8 1 Standortsklaſſe V 8,8 20,0 28,2 33,0 36,4 5 Unterſchied. . 8,8 11,2 8,2 4,8 3,4 * Nach beiden Autoren zeigen die Kreisflächenſummen des bleibenden Beſtandes ein raſches, der Bonität entſprechendes Anſteigen und eine ſchnelle Abnahme. Dieſe letztere tritt auf den beſſern Bonitäten früher ein und iſt verhältnißmäßig ſtärker als auf den geringern. g b) Stammzahlen. Zufolge der natürlichen Entwicklung find die Stammzahlen gleich— alteriger Beſtände den Bonitäten entgegengeſetzt. Die Baur'ſchen Ertragstafeln geben folgende Stammzahlen an: Alter 20 40 60 80 100 120 Jahre Standortsklaſſe ! 6400 28632 1272 792 600 560 qm 1 II . 4000 2080 1200 744 720 Die von Schwappach auf Grund des Materials der forſtlichen Verſuchsanſtalten für Nord- und Mitteldeutſchland aufgeſtellten Stamm: zahlen betragen: 11* 164 Achter Theil. Alter 20 40 60 80 100 120 Jahre Standortsklaſſe ! 7350 2800 1250 770 550 473 qm x e 1880 980 715 58. 8 II 4810 21090 1250 950 800 „ 5 IT 18620 1250 8 1 V 9800 3390 2000 1600 2. Nach der Theorie gleichbleibender Abſtands— und Wachsraumzahlen. Die Stammzahlen und Kreisflächen der Ertragstafeln geben immer nur einer beſtimmten Erziehungsweiſe Ausdruck; ſie haben deshalb auch niemals allgemeine Gültigkeit und können nur in einem beſchränkten Sinn die Bezeichnung „normal“ erhalten. Jede Aenderung der wirthſchaftlichen Verhältniſſe, jeder Wechſel in den Anſichten über die Grundprincipien und Ziele der Wirthſchaft und den davon abhängigen Grad der vortheilhafteſten Beſtandesdichte geben dem Begriff der Normalität einen andern Inhalt. Allgemeine, ihrem Kerne nach bleibende Normalien für Kreisfläche und Stammzahlen liegen in dem Verhältniß des Wachsraums zur Stammſtärke und Stärkezunahme. Um in dieſer Richtung dem Urtheil eine Beſtimmtheit zu geben, die nicht nur für die Anſichten des Verfaſſers charakteriſtiſch iſt, ſondern auch als eine ungefähre Norm für die Folgerungen der Boden⸗ reinertragstheorie dienen kann, wird hier unterſtellt: 1. daß die Abſtandszahlen und damit auch die Kreis— flächen, wenn ſie eine gewiſſe Höhe erreicht haben, nicht mehr zunehmen ſollen; 2. daß die Durchmeſſer der Beſtandesmittelſtämme gleich: mäßig zunehmen. Unter dieſen Vorausſetzungen würde der Verfaſſer ſeiner Anſicht über die Verfaſſung normaler Fichtenbeſtände etwa folgenden Aus⸗ druck geben: 1. Sehr guter Standort. Maximum der Kreisfläche 50 qm, Beſtandeshöhe 36 m, durchſchnittliche jährliche Zunahme des Mittel⸗ ſtammes 0,5 cm: K 20 40 60 80 100 120 Jahre Durchmeſſſre 5 15 25 35 45 55 em Stamm zahlt (25000) 2800 1000 510 310 210 Wachsraum . 8 3, 10 1956 32,3 47,6 qm Kronendurchmeſſer IB \ 1,9 3,3 44 5,7 6,9 m e eee W 0,6 e 3,7 fm Ungefähre Schaftholz⸗ maſſe p. ha. N 600 700 750 750 „ 5115. Durchmeſſer, Stammzahlen u. Kreisflächen des Hauptbeſtandes. 165 2. Guter Standort. Maximum der Kreisfläche 44 qm, Be⸗ ſtandeshöhe 30 m, durchſchnittliche jährliche Zunahme des Durchmeſſers 0,4 em: R 20 40 60 80 100 120 Jahre „ 4 12 20 28 36 44 cm Stammzahl ....... (30000) 3800 1400 710 440 290 Wachs raum = 2,6 71 14,1 22,7 34,5 qm Kronendurchmeſſer g & 5 1,6 2,7 86% 48 5,9 m ä 8 0,35 1 2,0 fm Ungefähre Schaftholz⸗ maſſe p. ha 8 f 490 570 570 580 „ 3. Mittelmäßiger bis geringer Standort. Maximum der Kreisflächenſumme 36 qm, Beſtandeshöhe 24 m, durchſchnittliche jähr: liche Zunahme des Durchmeſſers 0,3 em: A 20 40 60 80 100 120 Jahre Durchmeſſe nr 3 9 15 21 27 33 cm Stamm zahl 5500 2000 1030 630 420 Wachsraum . 4 1,8 5,0 9,7 16,0 23,9 qm Kronendurchmeſſer 8 E i 1,3 2,2 3,1 4,0 4,9 m . 3 e 0,16 0% 0,8 1,1 fm Ungefähre Schaftholz⸗ maſſe p. ha . 320 400 450 450 „ Dieſe Normalertragstafeln weichen von den beſtehenden Tafeln, insbeſondere durch die ſtärkere Stammzahlabnahme, die gemäß dem Grundprincip des Bodenreinertrags nach dem 40. Jahre eintritt, ab. Dieſe Verminderung der Stammzahl iſt jedoch, wie ein Eingehen auf die Abhängigkeit der Stammſtärke vom Wachsraum ergiebt, durchaus nothwendig, wenn die Ziele, die der Wirthſchaft geſtellt ſind, erreicht werden ſollen. Es liegt in der Natur der Sache, daß ſolche Normal— conſtructionen bei der Uebertragung auf concrete Verhältniſſe Aende— rungen erleiden, da ſehr häufig normale Stämme mit normalem Zuwachs in genügender Zahl nicht vorhanden ſind. Die thatſächliche Stammzahl wird oft eine größere ſein müſſen, weil häufig eine größere Zahl Stämme mit einſeitig entwickelter Krone eine kleinere Zahl mit gleichmäßiger normaler Krone vertreten muß. Dieſer Um— ſtand macht jedoch die Aufſtellung ſolcher Normalertragstafeln durch: aus nicht überflüſſig. Die Ideale, denen man ſich zu nähern ſuchen ſoll, liegen hier, wie auf allen Lebensgebieten, jenſeits der concreten Wirklichkeit. Zugleich geht aus den aufgeſtellten Tafeln hervor, daß die in der neuern Literatur ausgeſprochene Anſicht nicht richtig iſt, daß der Geſammtzuwachs der geſchloſſenen Beſtände vom Stangenholz⸗ 166 Achter Theil. alter bis zur Reifezeit faſt ausſchließlich von denjenigen Stamm: klaſſen geleiſtet werde, welche im Haubarkeitsalter den dominirenden Beſtand bilden. Im Gegentheil: Je beſſer die Begründung, je ſorgfältiger die Pflege, je regelmäßiger die Durchforſtung, je entwickelter die volkswirthſchaftliche Cultur, ein um ſo größerer Theil des Zuwachſes entfällt auf die Zwiſchen— nutzungen. S 116. Die Berechnung der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags. I. Einleitendes. In vielen Fällen der Praxis erſcheint eine Begründung der Umtriebszeit nach dem Princip des Bodenreinertrags nicht erforderlich; oft auch gar nicht möglich. Der beſtehende Zuſtand der vorliegenden Waldungen, Boden- und Beſtandesverhältniſſe, eintretende Kalamitäten und andere äußere wirthſchaftliche Einflüſſe geben für die Aufeinander⸗ folge der Hauungen und die Höhe der concreten Abtriebszeit der einzelnen Beſtände ſo beſtimmte Directiven, daß eine Berechnung der Zeit der wirthſchaftlichen Hiebsreife nach irgend welchen Theorien überflüſſig erſcheint. Gleichwohl wird man deren Bedeutung für die Regelung des forſtlichen Betriebs nicht unterſchätzen dürfen. Sind auch die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie im Einzelnen oft nicht nachweisbar, fo übt fie doch als ein die Wirthſchaft durch— dringendes Princip allgemeinen und weitgehenden Einfluß. Und für die Forſtwiſſenſchaft bleibt es ſtets eine wichtige Aufgabe, die Be: deutung dieſes Princips möglichſt rein, klar und beſtimmt nachzuweiſen und darzuſtellen. Daß dabei von regelmäßigen Beſtänden auszugehen iſt, bedarf keiner beſondern Begründung. Unter Umſtänden wird in der Praxis, für die es meiſt auf ſcharfe, exacte Berechnungen gar nicht ankommt, die Hiebsreife auch bei der Fichte nach den Dimenſionen, welche die Stämme erreichen ſollen, gutachtlich normirt werden dürfen. Es erleidet wohl keinen Zweifel, daß die Bodenreinertragstheorie, wenn man den in Betracht kommenden phyſiologiſchen und ökonomiſchen Verhältniſſen richtigen Ausdruck geben könnte, dazu führen müßte, unter gegebenen Verhält⸗ niſſen Stämme einer gewiſſen Länge und Stärke zum Hiebe zu bringen. Und nach den maßgebenden Einflüſſen des Standorts und der Erziehung könnten dieſe Maße auf dem Wege der Stammanalyſe auch zum Alter in Beziehung geſetzt werden. Bei der Fichte, deren Stamm: und Beſtandesbildung unter allen Holzarten am meiſten $ 116. Die Berechnung der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags. 167 Regelmäßigkeit beſitzt, geſtattet eine ſolche Relation leichter als bei jeder andern Holzart eine praktiſche Anwendung. Die Beſtimmung des Umtriebs nach Stammſtärke und Wuchs kann unter Umſtänden für die Zwecke der Praxis wohl als völlig genügend erſcheinen und die umſtändlichen Verfahren der ſtrengern Finanzrechnung entbehrlich machen. Beiſpiele für die Beziehungen von Alter und Stammſtärke wurden bereits an früherer Stelle (S 110) erbracht. Bei Zugrunde⸗ legung der in Süddeutſchland üblichen Stammklaſſen würden ſich, wenn die nachbezeichneten Sortimente das die Zeit des Endhiebs be- ſtimmende Hauptwirthſchaftsziel bilden ſollen, bei den durch die durchſchnittliche Jahrringbreite charakteriſirten Wuchs: und Erziehungs⸗ verhältniſſen für die vier erſten Standortsklaſſen etwa folgende Um— triebszeiten ergeben: es Dimenfionen Zeitdauer für die Erreichung = „ Mindeſtſtärte bei einer untriebs 8 ſchaftsziel bilden Mindeſt in meben- der durchſchnitt- der zeit 2 ſtehender lichen Jahr⸗ 5 ſollen länge Länge Stärke Ö Höhe ringbreite von m em Jahre cm Jahre Jahre I Stämme II. Kl. 18 22 42 * 44 86 II 16 17 47 1 42 89 III in, 16 17 60 30 51 111 94 in, 8 14 36 * 42 78 IV IV. % 8 14 47 7 49 96 Ein weiterer Beſtimmungsgrund für den Nachweis der Um— triebszeit in zahlenmäßiger Form liegt in den Maſſen- und Werth: zu wachsprocenten. Der Ueberſchuß der geſammten Wertherzeugung einer Wirthſchaft über den Zins des durch den Vorrath repräſen— tirten Betriebskapitals bildet die weſentlichſte Quelle der Bodenrente, der gegenüber die außerdem noch auf die Rentabilität der Forſt— wirthſchaft Einfluß übenden Elemente zurücktreten. Ein ungefährer Regulator der Hiebsreife kann nun z. B. durch die Forderung ge: geben ſein, daß die Maſſen⸗ und Werthzunahme der älteſten Stufe einer Betriebsklaſſe nicht unter ein gewiſſes Verzinſungsprocent herab— ſinken ſoll. Als eine ſolche Grenze wird unter Umſtänden der Wirthſchaftszinsfuß angenommen werden können. Geſchieht dies, ſo trägt die älteſte Stufe, wenn für alle Altersklaſſen ein gleicher Zinsfuß angenommen wird, zum Bodenreinertrag nichts bei; dieſer wird vielmehr ausſchließlich durch die Verzinſung der niedern Altersſtufen, welche immer eine höhere iſt, zu Stande gebracht. 168 Achter Theil. Nach den im $ 110 mitgetheilten Beiſpielen waren die Zuwachs— procente im Durchſchnitt etwa folgende: Alter 40 60 80 100 120 Jahre Maſſenzuwachs 7 3,5 2 8 Werthzuwachs eh Im Ganzen 10 5 2,8 2 1 Wird nun die ausgeſprochene Forderung eingehalten, ſo würde für die zu Grunde gelegten Verhältniſſe bei einem Wirthſchaftszinsfuß von 3% die 70 — 80 jährige, bei einem ſolchen von 2% die 100 jährige Umtriebszeit reſultiren.“) II. Berechnung der Umtriebszeit nach der Formel: 44 D- N. o, p- c. Für den nachhaltigen jährlichen oder periodiſchen Betrieb macht der jährliche oder periodiſche Ertrag an Haupt- und Vornutzung den wichtigſten poſitiven, der Zins des Vorraths den wichtigſten negativeu Beſtimmungsgrund des Bodenreinertrags aus. Der Vorrath iſt ab— hängig von allen den Wuchs und Werth des Holzes betreffenden Ver: hältniſſen, insbeſondere vom Altersklaſſenverhältniß, von der Art der Beſtandesbegründung, Beſtandespflege und Durchforſtung, vom Ber: lauf des Maſſen⸗ und Werthzuwachſes und von äußern wirthſchaft⸗ lichen Zuſtänden und Ereigniſſen. Alle forſttechniſchen und wirth⸗ ſchaftlichen Maßnahmen ſtehen deshalb mit dem Princip des Bodenreinertrags in Wechſelwirkung, daher auch die Folgerungen des— ſelben niemals in abgeſchloſſener Geſtalt dargeſtellt werden können. In einigen Recenſionen früherer Theile dieſer Schrift iſt die Anſicht ausgeſprochen worden, daß in derſelben die Speculation zu ſtark vorherrſche, daß namentlich bei der Berechnung der Vorräthe und Durchforſtungserträge von den wirklichen Ergebniſſen der Wirth: 1) v. Guttenberg, Die Aufſtellung von Holzmaſſen- und Geldertrags— tafeln 1897, fand für den Maſſen⸗ und Werthzuwachs nach den Durchſchnitts⸗ ergebniſſen der Analyſen von Modellſtämmen folgende Procente: Alter IJ. II. III. IV. Standortsklaſſe 50 — 60 6,3 5,4 4,1 4,0 % 60—70 r 70—80 3,8 3,4 3,0 3,2 80—90 2, 2, 2,0 8,6 90—100 1,9 1,7 2,1 3,2 $ 116. Die Berechnung der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags. 169 ſchaft zu ſehr abgewichen werde. Nun muß aber hervorgehoben werden, daß ohne Anwendung ſpeculativer Gedanken, ohne Abſtraction von der unendlichen Menge der Einzelfälle ein wiſſenſchaftlicher Fort⸗ ſchritt im Forſtweſen ſo wenig möglich iſt, als dies in einem andern Zweige der Wiſſenſchaften jemals der Fall geweſen iſt. Berechnungen, denen lediglich beſtimmte Einzelbeſtände zu Grunde liegen, können unmittelbar nur zu Reſultaten führen, die für die gleichen Verhält⸗ niſſe, wie diejenigen, welchen die Materialien entnommen ſind, Geltung haben. Für die Aufgaben der Praxis, die es ſtets mit Einzelobjecten zu thun hat, kann dies nun häufig vollſtändig genügen. Der wiſſen⸗ ſchaftliche Fortſchritt liegt jedoch gerade in der Entwicklung und Be- gründung des Allgemeingültigen, Geſetzmäßigen, was aus dem con— ereten Einzelnen nicht unmittelbar abgeleitet werden kann. Es dürfte nun aber zur Verſtändigung und Klärung der in dieſer Hinſicht aus⸗ einander gehenden Meinungen beitragen, wenn trotz der zweifelloſen Bedeutung der Abſtraction, Speculation und Theorie für den Fort⸗ ſchritt der Forſtwiſſenſchaft in dem vorliegenden Falle reale Erträge zu Grunde gelegt werden, was bei der Fichte mit einigem Anſpruch auf allgemeinere Brauchbarkeit beſſer als bei andern Holzarten ge: ſchehen kann, weil ſie thatſächlich häufig in ſehr regelmäßigen Be⸗ ſtänden, die als normale bezeichnet werden können, vorkommt und weil für fie bereits in der Literatur reichliches, aus den Durchſchnitts— ergebniſſen gewonnenes Material niedergelegt iſt, bei deſſen Benutzung der Sondereinfluß des Einzelbeſtandes thunlichſt vermieden wird. Den nachſtehenden Unterſuchungen für die Haupt⸗ und Vornutzungs⸗ erträge ſind deshalb die Reſultate der forſtlichen Verſuchsanſtalten für Süddeutſchland nach den Ertragstafeln von Schwappach zu Grunde gelegt. Betreffs der Werthe des Fichtenholzes beſtehen in der deutſchen und außerdeutſchen Forſtwirthſchaft noch ſehr viel weitere Grenzen, als bezüglich der Maſſen, für deren durchſchnittlichen Betrag doch immer in der Standortsgüte ein gewiſſer Maßſtab gegeben iſt. That⸗ ſächlich kommen auch, wie die im § 110 aufgeführten Beiſpiele hin⸗ länglich erkennen laſſen, ſelbſt in den geregelten Wirthſchaften cultivirter Länder ſehr große Unterſchiede vor. Zieht man weitere Gebiete in das Bereich der Unterſuchung ein, ſo ergeben ſich noch weit ſtärkere Abweichungen. Für eine allgemeine, von örtlichen und zeitlichen Be— ſonderheiten möglichſt freie Unterſuchung iſt aber keine andere Unter: ſtellung brauchbarer und ſachgemäßer als die, daß die Werthzunahme innerhalb gewiſſer Grenzen ſtetig, im Verhältniß zum Alter, erfolgt, eine Annahme, die jedoch nur für gut erzogene Beſtände an⸗ 170 Achter Theil. wendbar iſt, hier aber mit den ſtatiſtiſchen Ergebniſſen der Wirthſchaft bis zu einem gewiſſen Grade in Uebereinſtimmung ſteht. Wie bei den Endhieben ſo iſt auch bei den Vornutzungen der Werth der Erträge ſowohl unter einander als auch im Verhältniß zu den gleichalterigen Maſſen des Hauptbeſtandes je nach der Art und dem Grade der Durchforſtung und nach äußern Verhältniſſen ſehr verſchieden. Als Regel (die aber auffallende Ausnahme hat) wird ſich jedoch ergeben, daß die Werthe der Durchforſtungsergebniſſe gegen die des Hauptbeſtandes zurückſtehen, daß daher die Differenzen zwiſchen je zwei Altersſtufen kleiner ſind, als beim Hauptbeſtand, und daß die Unterſchiede zwiſchen Haupt- und Nebenbeſtand mit dem Alter zunehmen. Werden nun nach den ausgeſprochenen Grundſätzen und in Ans lehnung an die im § 110 gefundenen Wirthſchaftsergebniſſe die Zahlen für Maſſen und Werthe der Haubarkeits- und Durchforſtungserträge und der normalen Vorräthe nach Abzug der Werbungskoſten und mit Hinweglaſſung der Brüche und außergewöhnlichen Reſultate eingeſetzt, ſo läßt ſich bei Unterſtellung einer periodiſchen Altersſtufenfolge mit 10jährigem Abſtand für guten Standort nachſtehende Ertragstafel aufſtellen: N = Haubarkeitsertrag Durchforſtungsertrag 8 E ES 8 = 5° (4) (D) BEERES EN $ er 28) Best 8. | 89 Alter Maſſe Werth Maſſe Werth 3 8 2 & 2 5 4 80 2 5 + N im em im 38 383 3 |& E 8 p. rm Ganzen P. um Ganzen 8 G |R = % Gehn o 2 Jahre fm Mark em Mark Mark Mark % & | jährige) 10 64 64 . { a ; 64 64 20 142 426 f . 4 ; 426 490 1 3 * 30] 250 5 1250 11 3 33 33 1283 3 1740 73 40 370 7 2590 34 4,5 153 186 2776 7 64 50 489 9 4401 47 6 282 468 4869 11 8731 56 60 590 11 6490 56 755 420 888 7378 14 15221 48 70 680 13 8840 62 9 558 1446 10286 16 24061 43 80 760 14 10640 60 10 600 2046 12686 19 34701 37 90 833 15 12495 57 11 627 2673 15168 21 47196 32 100 900 16 14400 52 12 572 3245 17645 22 61596 29 110 96117 16337 43 13 559 380420141 23 77933 26 120 1015 18 18270 37 14 518 4322 22592 | 24 96203 23 PB ©» os O Hieraus berechnen ſich die den Gang der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags beſtimmenden Factoren bei Unterſtellung eines Bing: fußes von 3% folgendermaßen: f § 116. Die Berechnung der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags. 171 A+D—N.op—c 4+ N V. o, 0 Fläche u im Ganzen p. ha Mark Mark ha Mark 30 1283 1740 522 200 3 561 187 40 2776 4330 1299 1 4 1277 319 50 4869 8731 2619 er 5 2050 410 60 7378 15221 4566 8 6 2612 435 70 10286 24061 7218 Pr 7 2868 410 80 12686 34701 10410 1 8 2076 259 90 15168 47196 14159 7 9 809 90 Hiernach culminirt der Bodenreinertrag bei Zugrundelegung eines gleichmäßigen Zinsfußes von 300 für die zu vergleichenden Umtriebs⸗ zeiten ſchon im 60. Jahre; er hält ſich aber bis An 70. Jahre auf faſt gleicher Höhe.!) Die hauptſächliche Urſache des Sinkens der Bodenreinerträge vom 60. Jahre ab liegt, wie jede Unterſuchung lehrt, in dem ſtarken Anſteigen des Kapitalwerths der höhern Altersſtufen. Dieſes An: ſteigen iſt nun aber keine Erſcheinung, die in ſtrengem phyſiſchen Sinne eine geſetzmäßige genannt werden kann. Die Maſſenmehrung der Beſtände erfolgt, ebenſo wie diejenige des einzelnen Baumes, nicht ausſchließlich nach gegebenen phyſiſchen Geſetzen; beide hängen vielmehr auch von wirthſchaftlichen Einflüſſen ab, für die der Wille und die Einſicht des Wirthſchafters oder Waldeigenthümers be— ſtimmend find. Eine Norm für die Haltung der Beſtände kann des⸗ halb auch nicht ausſchließlich nach phyſiologiſchen und rein techniſchen Geſichtspunkten aufgeſtellt werden. Beſtände, die normal genannt werden, können auch auf gleichem Standort eine ſehr verſchiedene Zuſammenſetzung haben. Wenn 2 Forſtleute, 4 und B, die gleichen Beſtände unter gleichen Verhältniſſen durchforſten, um normale Be— ſtände herzuſtellen, ſo werden ſie zwar bezüglich der Behandlung ge— wiſſer Individuen ſtets gleicher Anſicht ſein. Aber bei andern 1) Sehr eingehende Unterſuchungen über die Folgerungen der Bodenrein⸗ ertragstheorie für die Umtriebszeit der Fichte hat R. Hartig (Rentabilität der Fichtennutzholz⸗ ꝛc. Wirthſchaft) bereits im Jahre 1868 veröffentlicht. Nach Tafel XX verzinſt ſich das geſammte Betriebskapital auf I. Standorts⸗ klaſſe bei einem mittlern Bodenwerth (von 75 Thalern p. Morgen) für u = 70 zu 3,94%, für u = 80 zu 3,43% ,F für u = 90 zu 2,97%; bei einem hohen Bodenwerth (von 144 Thalern p. Morgen) für n = 70 zu 3,19%, für 1 80 zu 2,87%, für „ = 90 zu 2,56%. Auf II. Standortsklaſſe beträgt die Verzinſung bei hohem Bodenwerth (88 Thaler p. Morgen) für u = 70 3,44%, für 1 = 80 3,14%, für u = 90 2,86%. 172 Achter Theil. Stämmen gehen die Anfichten auseinander. A will die Beſtände ſtammreich erhalten; er läßt alle Stämme ſtehen, die am Kronen- ſchluſſe Theil nehmen. Er ſtellt etwa für die II. Standortsklaſſe als Norm hin für das: Alter von 40 50 60 70 80 90 100 Jahren eine Stammzahl von 4000 3000 2500 1800 1500 1200 1000 Der Andere giebt dagegen der räumlichen Entwicklung den Vorzug. Sein Normalbeſtand hat im Alter von 40 50 60 70 80 90 100 Jahren eine Stammzahl von 3000 2000 1500 900 700 600 500 Forſttechniſch und phyſiologiſch können dieſe beiden Beſtandesreihen auf gleichem Standort völlig normal ſein. Die Factoren des Ertrags, namentlich der laufende und durchſchnittliche Zuwachs des Haupt: beſtandes, ſind dagegen ſehr verſchieden. Ein jedes tiefere Eingehen auf den vorliegenden Gegenſtand führt zu der Einſicht, daß der Be⸗ griff der normalen Beſtandesbildung und die Aufftellung einer normalen Ertragstafel ohne Feſtſetzung eines öko— nomiſchen Princips nicht möglich iſt. Die Bodenreinertrags⸗ theorie führt zu andern Ertragstafeln als die Waldreinertragstheorie. Den beſtehenden Ertragstafeln liegen nun vorzugsweiſe Holz⸗ maſſenaufnahmen von Beſtänden zu Grunde, welche ſtammreich ge: halten, in welchen insbeſondere die ſpätern Durchforſtungen nur mäßig geführt ſind, deren Maſſen im höhern Alter daher ſehr hoch anſteigen. So betragen z. B. die Maſſen der Tafeln von Schwappach auf I. Bonität bis 1200, auf II. Bonität bis 1000 fm. Wird nun aber gemäß § 115 unterſtellt, daß die Maſſen nicht höher anſteigen, als es geſchieht, wenn die Kreisflächenſumme ein gewiſſes Maximum nicht überſchreiten ſoll, ſo ändern ſich alle Beſtandtheile der Ertrags⸗ tafeln; die Stammzahlen, Maſſen, der laufende und durchſchnittliche Zuwachs des Hauptbeſtandes erſcheinen mit andern Größen. Bleibt der Zuwachs, wie es innerhalb gewiſſer, die Extreme vermeidender Grenzen wohl angenommen werden kann, annähernd gleich, ſo wird derjenige Theil des Geſammtzuwachſes, um den der Hauptbeſtand vermindert werden ſoll, als Vorertrag genutzt, mag dies nun im Wege regelmäßiger Durchforſtungen oder durch die Nutzung von zu⸗ fälligen Ergebniſſen geſchehen. N Mit der ſtärkern Durchforſtung im Schluſſe erzogener Beſtände iſt nun aber nicht nur eine Entlaſtung des Kapitalwerthes des Vor⸗ raths verbunden. Wird ſie in Beſtänden, welche im Schluß erzogen ſind, und mit Begünſtigung derjenigen Stämme, welche eine gute $ 116. Die Berechnung der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags. 173 Schaftform beſitzen, ausgeführt, jo hat die ſtarke Durchforſtung zu— gleich auf die Werthzunahme des Hauptbeſtandes einen förderlichen Einfluß. In welchem Maße ein ſolcher erfolgt, iſt je nach dem Einfluß der Stärke auf den Preis des Stammholzes außerordentlich verſchieden. Allgemeine Berechtigung wird jedoch der Forderung zu— kommen, daß das Nachlaſſen des Werthzuwachſes, welches bei der langſamen Durchmeſſerzunahme der mäßigen Durchforſtungsgrade vom 50.— 70. Jahre ab erfolgt, nicht eintreten darf, daß vielmehr, ſo lange die Beſtände auf dem Stocke erhalten werden, eine ſtetige Werthzunahme ſtattfinden ſoll. Dies geſchieht in dem vorliegenden Falle, wenn in Folge der ſtärkern Durchforſtungsgrade im 80. Jahre dieſelben Stärken erzeugt werden, wie bei den mäßigen Graden im 90., und im 90. Jahre dieſelben Stärken, wie bei dichtem Stande im 110.) Zufolge der angegebenen Unterſtellungen ändern ſich alle die Beſtandesbildung vom 50. oder 60. Jahre ab betreffenden Verhältniſſe; die die Maſſen und Werthe der Erträge und der Vorräthe darſtellende Tafel erhält folgende Geſtalt: 4 D Q En Wert Wert 8 2 2 er = - 6 a e 15 Sa. D 4D 55 N 5 25 fm P. en Ganzen fm P. {m | Ganzen a3 7 %, Gehn Mark Mark Mark Mark % Mark jährig) 10 64 1 64. g 8 f 64 g 64 100 20 142 3 426 4 N g 426 . 490 87 30 250 5 1250 11 3 33 33 1283 3 1740 73 40 370 7 2590 34 45 153 186 2776 7 4330 64 50 489 ĩ 9 4401 47 6 282 468 4869 11 8731 56 60 590 11 6490 56 7,5 420 888 7378 12 15221 48 70 650 13 8840 92 9 828 1716 10556 19 24061 44 80 690 | 15 10350 100 16,5 | 1150 | 2866 13216 28 | 34411 38 90 720 17 12240 100 13 1300 | 4166 16406 34 46651 35 100 750 19 14250 89 | 14,5 1290 | 5456 19706 38 | 60901 32 110 780 21 |16380| 74| 16 | 1184 6640 23020 41 | 77281 30 120 800 | 23 18400 59 | 17,5 | 1032 | 7672 26072 42 95681 27 Hieraus berechnen ſich die Elemente für die Beſtimmung der Um⸗ triebszeit des größten Bodenreinertrags bei einem Zinsfuß = 3% wie folgt: 1) Als Beiſpiel einer großen und lange Zeit geübten Praxis für die hier unterſtellte Maſſen⸗ und Werthzunahme kann die vom Forſtmeiſter Vogl in Salzburg geführte Wirthſchaft dienen. Vgl. darüber die Verhandlungen des Oeſterr. Reichsforſtvereins in der Oeſterr. Vierteljahrsſchrift 1889, S. 354 flg. und in der Allgemeinen Forſt⸗ und Jagdzeitung 1890, S. 397 flg. 174 Achter Theil. A+D—N.op—c A+D N N.o» 0 Fläche u im Ganzen | p. ha Mark Mark ha Mark 40 2776 4330 1299 200 4 1277 319 50 4869 8731 2619 er 5 2050 410 60 7378 15221 4566 = 6 2612 435 70 10556 24061 7218 A 7 3138 448 80 13216 34411 10323 5 8 2693 337 90 16406 46651 13995 2 9 2211 246 Die Verminderung des Maſſengehalts des bleibenden Beſtandes hat hiernach zur Folge, daß die Umtriebszeit des Bodenreinertrags, ohne daß der Zinsfuß herabgeſetzt zu werden braucht, bis zum 70. Jahre anſteigt. Wird in Rückſicht gezogen, daß mit der ſtärkern Durchforſtung zugleich eine raſchere Erſtarkung der Stämme verbunden iſt, ſo iſt erſichtlich, welchen großen Einfluß die rechtzeitige Durch⸗ forſtung auf die Folgerungen des Bodenreinertrags ausübt. In zweifacher Richtung trägt die Durchforſtung dazu bei, die Stärke der Stämme zur Zeit ihrer Hiebsreife im Sinne des größten Bodenrein⸗ ertrags zu erhöhen. Ein weiteres Steigen der Umtriebszeit iſt unter den angenommenen Umſtänden nicht möglich, ohne daß noch ſtärkere, den Beſtandesſchluß unterbrechende Vornutzungen eingelegt werden, oder daß für höhere Umtriebszeiten ein niedrigerer Zinsfuß unter⸗ ſtellt wird. Es bedarf jedoch, wie diesbezügliche Rechnungen ergeben, nur der Abnahme des Zinsfußes um 0,200, um die 80 jährige, von 04%, um die 90 jährige Umtriebszeit rentabel erſcheinen zu laſſen. III. Berechnung der Umtriebszeit nach Bodenerwartungswerthen. Die Anwendung der bekannten Formel des Bodenerwartungs— werthes entſpricht dem ausſetzenden Betriebe. Es werden dabei die Verhältniſſe des Einzelbeſtandes unterſtellt und es wird von einem Zeitpunkt ausgegangen, zu welchem die Flächen, deren Erwartungs— werth berechnet werden ſoll, noch nicht beſtockt ſind. | Für die Klarſtellung der Waldwerthrechnung und die Begründung der Elemente der Bodenreinertragslehre hat die Aufſtellung der Formel des Bodenerwartungswerthes zweifellos ſehr förderlich gewirkt. Und für viele Aufgaben der Forſtwirthſchaft, insbeſondere diejenigen, bei denen es ſich um Veräußerungen handelt, bleibt ihre Anwendung dauernd nothwendig. Für die wichtigſten Maßnahmen der großen Wirthſchaft, für die der jährliche Betrieb ungleich größere Bedeutung hat als der ausſetzende, iſt jedoch die Berechnung des Bodenerwartungs⸗ $ 116. Die Berechnung der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags. 175 werthes kein Erforderniß. Die Methode hat für die Stellung vieler Forſtwirthe zur Bodenreinertragslehre zweifellos einen ungünſtigen Einfluß gehabt, weil durch ſie die Vorſtellung erweckt wurde, daß die Anwendung derſelben ein langes Prolongiren und Discontiren von Erträgen ferner Zeiträume, von welchen man in der Gegenwart keine Kenntniß haben kann, erforderlich mache. Für die vorliegende Schrift, welche ſich (vgl. § 8) nicht mit dem ausſetzenden, ſondern mit dem nachhaltigen jährlichen oder periodiſchen Betrieb beſchäftigt, iſt eine Begründung der Folgerungen der Bodenreinertragstheorie nach der Methode der Bodenerwartungs— werthe nicht erforderlich. Indeſſen bei der Bedeutung, welche der— ſelben in der forſtlichen Literatur beigelegt wird, dürfte es von Intereſſe ſein, wenn auch hier darauf Bezug genommen wird. Werden die unter II ermittelten Größen in die Formel A4, + D 1, % 4 D., . 1, e 1, . — 1 eingeſetzt, ſo ergeben ſich folgende Reſultate: a. Bei Annahme mäßiger Durchforſtungsgrade (nach den Er: tragstafeln der Verſuchsanſtalten): Für u = 50 iſt B. = 4401 + 33 - 1,03 , 153 - 1,03 1% 282 — 200 — (CF) 4748. 0,296 = 1405 — (C + P). e V) Ebenſo wird gefunden: Für u 60 70 80 90 B, 1519 1559 1443 1319 — (C )). b. Bei Annahme ſtarker Durchforſtungsgrade: Für w = 50 60 70 80 90 „= 1405 1519 1587 1492 1443 — (C+V). Die Abnahme des Bodenerwartungswerthes iſt hiernach auch bei gleichmäßigen Procenten bis zum 90. Jahre nur eine mäßige. Vergleicht man nun die Reſultate beider Rechnungsmethoden, ſo tritt die auffallende Erſcheinung hervor, daß, namentlich bei den mäßigen Durchforſtungsgraden, die nach Bodenerwartungswerthen be— rechneten Umtriebszeiten ſpäter culminiren als bei der unter II an: genommenen Methode. Als Urſache dieſer Abweichung wird man, 1) Zu ähnlichen Reſultaten gelangte auch v. Guttenberg, a. a. O., S 58. Die Bodenrente culminirt hier auf 1. Standortsklaſſe im 70., auf II. im 80., auf III. im 70., auf IV. im 60. Jahre. Vgl. hierzu das im nächſten $ unter I (Einfluß des Standorts) Bemerkte. 176 Achter Theil. da die Elemente der Berechnung übrigens gleich find, keine andere Erklärung geben können als die, daß in der Formel 4 - - N. ve die Beſtände als Verbrauchswerthe berechnet ſind, während bei der andern alle Größen als Erwartungswerthe dargeſtellt werden. Das Einſetzen von Verbrauchswerthen hat die Folge, daß die Beſtände zur Zeit der ſtarken Maſſen⸗ und Werthmehrung im 50., 60. ꝛc. Jahre alsbald mit ihren vollen Werthen beziffert werden, während die Erwartungswerthe vom ſtarken laufenden Maſſen- und Werth⸗ zuwachs unabhängig ſind. Aus dem gleichen Grunde tritt auch bei der Anwendung von Erwartungswerthen der Einfluß der ſtärkern Durchforſtung auf die Culmination der Umtriebszeit des Boden⸗ reinertrags nicht in gleichem Grade hervor. Eine allgemeingültige, einwandfreie Art der Be— rechnung der Materialvorräthe giebt es nicht. Alle Arten der Werthberechnung: Koſten⸗, Verbrauchs- und Erwartungswerthe, ſind mit Mängeln behaftet. Daß für alle Geſchäfte, welche den An— kauf und Verkauf von Beſtänden betreffen, die Anwendung von Koſten⸗ und Erwartungswerthen nothwendig iſt, bedarf keines Nachweiſes. Für die bleibende Wirthſchaft wird man aber ſtets in erſter Linie von den realen Verbrauchswerthen auszugehen berechtigt ſein, um ſo mehr, als eine einheitliche Berechnung wünſchenswerth iſt und als alle Unterſuchungen des für forſtliche Maßnahmen jo wichtigen Werth⸗ zuwachſes nur dann Zweck und Inhalt haben, wenn die Beſtände als Verbrauchswerthe aufgefaßt werden, während ſolche Unterſuchungen, wenn ihnen Erwartungswerthe zu Grunde liegen, lediglich den Charakter eines Rechnungsexempels mit Zirkelſchlüſſen tragen. Auch bleibt es in der vorliegenden Richtung charakteriſtiſch, daß von den Nationalökonomen !), welche ſich mit Fragen der forſtlichen Renta⸗ bilitätsrechnung beſchäftigt haben, die Anwendung von Verbrauchs: werthen als Regel angenommen iſt. 8 117. Veränderungen der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags. Berechnungen, welche mit beſtimmten Größen angeſtellt ſind, haben directe zahlenmäßige Gültigkeit nur für den Geltungsbereich 1) So insbeſondere von v. Thünen, Der iſolirte Staat, 3. Theil, § 3 u. 4; von Helferich, Zeitſchrift für die geſammten Staatswiſſenſchaften, 1867. 1871. 8 117. Veränderungen der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags. 177 dieſer Größen. Alle Factoren, welche den Reinertrag des Wald— bodens beſtimmen, ſind aber ſtärkern oder ſchwächern, ſchnellern oder allmählichern Veränderungen unterworfen; ſie haben keinen feſten, ſondern einen dehnbaren Charakter. Auch der forſtliche Bodenrein— ertrag unterliegt daher, ebenſo wie es in der Landwirthſchaft der Fall iſt, vielfachen Schwankungen, in der Regel in noch ſtärkerm Grade, als dem Verhältniß der abſoluten Veränderungen der be— treffenden Factoren entſpricht. Wollte man die vorkommenden Ver— änderungen in beſtimmten Zahlen ausdrücken, ſo würde man eine Menge der verſchiedenſten Reſultate erhalten, die im Einzelnen zu verfolgen für eine allgemeine literariſche Behandlung des Gegen— ſtandes nicht erforderlich iſt. Abgeſehen von der Beſtandesbeſchaffen— heit und der Erziehung, worauf an anderer Stelle Bezug genommen iſt, liegen die weſentlichſten Urſachen, welche Abweichungen der Höhe und des Verlaufs der Bodenreinerträge bewirken, in den Standorts⸗ verhältniſſen und den Holzpreiſen. I. Einfluß der Standortsbonitäten auf den Bodenreinertrag. Der Einfluß der Standortsgüte auf den Bodenreinertrag macht ſich ſowohl hinſichtlich der quantitativen als der qualitativen Erzeugung geltend. 1. Veränderungen, welche durch den Maſſenzuwachs veranlaßt werden. Im 8116 wurde die zweite Klaſſe der Ertragstafeln der Verſuchs⸗ anſtalten, alſo ein Standort unterſtellt, welcher auf der durchſchnitt— lichen Flächeneinheit oder im Durchſchnitt der Umtriebszeit einen Zuwachs von 12,9 fm zu erzeugen vermag. Aenderungen der Boden— güte wirken einerſeits auf den abſoluten Zuwachsmaſſenbetrag, anderer— ſeits auf ſeinen Verlauf und die Zeit ſeiner Culmination ein. Mit der beſſern Bonität ſteigt der jährliche Maſſenzuwachs und ſeine Culmination wird beſchleunigt; auf den geringern Bonitäten iſt der Zuwachs kleiner und das Maximum wird ſpäter erreicht. Nach den Ertragstafeln der Verſuchsanſtalten für Mittel⸗ und Norddeutſchland culminirt z. B. der laufende Zuwachs der Fichte auf I. Bonität im Alter von 35 Jahren mit 22,7 fm „ II. [A „ „ [24 40 1 7 „1 7 77 III. 7 „ „ [2 55 7 1 13,2 [2 77 IV. „ [2 [2 ” 60 „ „ ‚3 „ [20 * „ 7 7 „ 65 „ 77 7,5 7 Der Durchſchnittszuwachs der Fichte erreicht auf I. Bonität mit 16,6 fm im 70. Jahre, auf III. Bonität mit 10,0 fm im 85. Jahre, Martin, Vodenreinertragstheorie. V. 12 178 Achter Theil. auf V. Bonität mit 5,1 fm im 90. Jahre ſein Maximum. Dem: gemäß verhalten ſich auch die Zuwachsprocente bei gleichem Alter der Güte des Standorts entgegengeſetzt. Es bedarf keines Nach⸗ weiſes, daß in dem ſchnellern Wachsthumsgang der beſſern Bonitäten ein Moment enthalten iſt, das auch die Umtriebszeit herabſetzt, während die langſamere Entwicklung der geringern Bonitäten die entgegengeſetzte Wirkung auf die Culmination des Bodenreinertrags ausübt. 2. Veränderungen, welche durch den Qualitätszuwachs veranlaßt werden. Da die Verbrauchsfähigkeit des Fichtenholzes von den Dimen⸗ ſionen der Stämme abhängig iſt, Länge und Stärke aber bei einer beſtimmten Erziehung dem Maſſenzuwachs entſprechen, ſo folgt, daß der Qualitätszuwachs mit dem Maſſenzuwachs in directem Verhältniß ſteht. Auch er muß daher cet. par. auf beſſerm Boden früher, auf geringerm ſpäter culminiren. Es iſt jedoch andererſeits nicht außer Acht zu laſſen, daß in Bezug auf die Erzeugung der Qualitäten die geringen Bonitäten den beſſern nicht zu folgen vermögen, daß viel: mehr auf den beſten Standortsklaſſen wegen der großern Länge der Stämme und des beſſern Verhältniſſes von Länge und Durchmeſſer, Schaft und Krone die beſten und ſtärkſten Holzſortimente erzeugt werden, daß deshalb die Zunahme der Qualität auf der beſſern Bonität trotz der frühern Culmination doch eine weit nachhaltigere ſein kann. Wegen dieſer günſtigen Bedingungen für die Erzeugung der guten ſtarken Hölzer iſt eine Folgerung für das Verhältniß der Umtriebszeiten auf den verſchiedenen Bonitäten ſelbſt in rein theo⸗ retiſcher Hinſicht von zweifelhafter Richtigkeit. Noch entſchiedener aber verliert ſie aus praktiſchen Gründen die Bedeutung, die ihr nach den Reſultaten der Ertragstafeln zuzukommen ſcheint. Denn für die Praxis bleibt die Thatſache von Wichtigkeit, daß die Fichte, wie alle andern Holzarten, in der Regel auf den beſſern Standorten beſſere Beſtände bildet, daß hier die Erholungs- und Anpaſſungs⸗ fähigkeit in allen Lebensſtufen größer iſt, daß deshalb kräftigere Durchforſtungen eingelegt werden können, welche den im Sinken be⸗ griffenen Maſſen⸗ und Werthzuwachs neu beleben und erhalten. That⸗ ſächlich geben deshalb die beſſern Bonitäten die geeigneten Bedin⸗ gungen für die höhern Umtriebszeiten, wie auch daraus hervorgeht, daß die Ertragstafeln die ger ingen Bonitäten mit Zuwachsangaben für hohe Umtriebszeiten nicht haben ausſtatten können.“) 1) Hiernach kann es denn auch nicht auffallen, wenn verſchiedene 8 117. Veränderungen der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags. 179 II. Einfluß der Preisveründerungen auf die Bodenreinertrüge. Alle Berechnungen über die Umtriebszeit haben im ſtrengen Sinne der Zahlen, die ſie ergeben, nur Geltung, wenn die Preiſe, welche zu Grunde gelegt wurden, gleich bleiben. Dies iſt jedoch nicht der Fall. Die Preiſe ſind vielmehr ſteten Veränderungen unter⸗ worfen. Wie ſehr dieſelben nun auch im Einzelnen ſchwanken mögen, ſo laſſen ſie doch, wenn ſie nach großen Durchſchnitten und im Zu⸗ ſammenhang mit den zu Grunde liegenden Urſachen unterſucht werden, überall weit mehr Regel und Ordnung erkennen, als die Einzelfälle erwarten laſſen. Es ſind einerſeits zeitliche, andererſeits örtliche Verhältniſſe, welche allgemeine Preisänderungen bewirken. In der Geſchichte der Holzverwerthung tritt die Regel, daß die Preiſe des Holzes mit dem Fortſchritt der volkswirthſchaftlichen Cultur ſteigen, bei der Fichte in beſonderm Grade hervor.“) Thatſächlich iſt es die Fichte, welche durch die Zunahme ihres Werthes die Ren⸗ tabilität der Waldcultur in der neuern Zeit am meiſten gefördert hat. Sie trägt zur Hebung des Wald- und des Bodenreinertrags noch fortwährend bei; fie kann der forſtlichen Benutzungsweiſe des Bodens, wenn ſie mit der landwirthſchaftlichen in Concurrenz tritt, am erſten zum Siege verhelfen und ſie ermöglicht im Gebirge die Aufforſtung vieler Flächen, die ſonſt der Weide zufallen oder faſt unbenutzbar bleiben würden. Neben der allgemeinen Preisſteigerung des Fichten⸗ holzes wird man aber, trotz mancher gegentheiliger Erſcheinungen, eine verhältnißmäßig ſtärkere Werthzunahme bei den für die Volks⸗ wirthſchaft unentbehrlichen ſtärkern Sortimenten wahrnehmen und für die Zukunft unterſtellen dürfen, ſchon deshalb, weil die koſtenloſe Erzeugung der Starkhölzer, wie ſie früher im Urwald erfolgt iſt, mit dem Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Cultur immer ſeltener wird. In örtlicher Hinſicht tritt auch bei der Fichte die Erſcheinung hervor, daß in den den Conſumtionsorten nähern Waldgebieten höhere Preiſe beſtehen, als in den entlegenen. Handelt es ſich um einheit⸗ liche Abſatzgebiete, ſo entſpricht die Differenz der Preiſe derjenigen Autoren bei correcter Rechnung über das Verhältniß der Bonitäten bezüglich der Culmination des Bodenreinertrags zu verſchiedenen Reſultaten gelangen. So ergiebt ſich bei Schwappach (a. a. O. S. 96) bei dreiprocentigen Zinſes⸗ zinſen die Culmination des Bodenreinertrags für J., II. und III. Standorts⸗ klaſſe im 60., für IV. im 80. Jahre, während bei v. Guttenberg (j. die Note S. 175) das umgekehrte Verhältniß ſtattfindet. 1) Vgl. hierzu die § 110, S. 119 gemachten Angaben über die Werth: zunahme des Fichtenholzes in Preußen und Sachſen. 12 * 180 Achter Theil. der Transportkoſten vom Walde zur Verbrauchsſtätte. Es liegt aber in der Natur der Sache, daß die gleichen Transportkoſten in ſtärkerm Grade auf die Verwerthung der geringern Sortimente einwirken und deren Abſatzfähigkeit beſchränken, während der Abſatz guter ſtarker Hölzer von dem Orte der Erzeugung ziemlich unabhängig iſt. Für die praktiſche Forſtwirthſchaft wird ſich daher auch bei der Fichte die Regel aufſtellen laſſen, daß auf entlegenen Waldgebieten das Ziel der Wirthſchaft beſtimmter auf die Erzeugung ſtär— kerer Sortimente gerichtet werden, daß hier daher auch die Umtriebszeit eine höhere ſein muß, als in Wäldern in der Nähe von Großſtädten, Gruben zc. In ihrer Wirkung auf den Reinertrag des Bodens laſſen ſich die Veränderungen der Preiſe in ſolche eintheilen, die alle Sortimente gleichmäßig treffen, und in ſolche, welche die verſchiedenen Sortimente in verſchiedenem Grade treffen. Durch Veränderungen, welche alle Sortimente gleichmäßig treffen, wird der Verlauf und die Culmination des Bodenreinertrags nicht weſentlich, und wenn die Cultur-, Ver⸗ waltungs⸗ ꝛc. Koſten gleich find, gar nicht beeinflußt. Denn auf den poſitiven und negativen Beſtandtheil des Factors 4 +E D - N. o, 5 wirken die Preisveränderungen in gleichem Verhältniß. Die abſolute Höhe des Reinertrags wird dagegen durch Verſchiedenheiten der Preiſe ſehr weſentlich beeinflußt. Sind z. B. die Holzpreiſe doppelt ſo hoch als im $ 116 angenommen wurde, jo beträgt bei den dort ge— machten Unterſtellungen der Factor 4 - D — NV. o, v — im Alter von 50 60 70 80 Jahren 850 906 848 544 Mk. Sind dagegen die Holzpreiſe nur halb ſo hoch als jene Sätze, ſo erhält man für den genannten Ausdruck im Alter von 50 60 70 80 Jahren 185 201 191 117 Mk. Betragen nun die zur Vergleichung des Bodenreinertrags ab- zuziehenden Koſten für Verwaltung, Schutz ꝛc. für 10 Jahre 100 Mk., ſo berechnen ſich die Bodenreinerträge im erſten Fall auf 750, 806 748, 444, im zweiten auf 85, 101, 91, 17 Mk. Aus den außerordentlichen Unterſchieden, die hier hervortreten, ergiebt ſich aber die Richtigkeit des in der Praxis allgemein an⸗ gewandten Grundſatzes, daß bei verſchiedenen Preiſen der Wald⸗ erzeugniſſe nicht die gleichen Productionskoſten zur Anwendung kommen dürfen. Es müſſen vielmehr bei niedrigen Holzpreiſen die Koſten der Verwaltung, des Schutzes, Wegebaues, der Cultur ꝛc. geringer $ 118. Allgemeine Folgerungen der Bodenreinertragstheorie. 181 ſein als unter entgegengeſetzten Verhältniſſen, ebenſo wie in der Landwirthſchaft bei niedrigen Preiſen extenſive Betriebsſyſteme Platz greifen. Länder mit niedrigen Holzpreiſen können nur eine extenſive Forſtwirthſchaft treiben; fie können große Verwaltungs- und Schub: bezirke bilden, primitive Bringungsanſtalten anwenden; ſie müſſen ſich mit mangelhaften Durchforſtungen, weitſtändigen Culturen ꝛc. begnügen. Eine intenſive Art der Bewirthſchaftung, die durch gute Cultur— und Beſtandespflege, rationellen Wegebau, kleinere Dienſtbezirke, durch: geführte Forſteinrichtung charakteriſirt wird, iſt dagegen nur unter der Vorausſetzung höherer Productionspreiſe möglich. Ein Steigen der Holzpreiſe, wie es bei fortſchreitender Cultur eintritt, hat daher nicht nur den directen Einfluß der höhern Einnahme für den Waldeigenthümer, ſondern es ſtellt auch die nothwendigen Be— dingungen für die intenſive Geſtaltung der Wirthſchaft her, die im nachhaltigen nationalökonomiſchen Intereſſe auch der Geſammtheit liegt. In die Verhältniſſe eines vorliegenden Reviers eingreifender iſt der Einfluß, welcher ſich durch die gegenſeitigen Preisveränderungen verſchiedener Sortimente für die Umtriebszeit ergiebt. Beiſpiele für dieſes von der Holzart unabhängige Verhältniß wurden bereits an anderer Stelle dieſer Schrift erbracht.) Was dort für die Buche und Kiefer bemerkt iſt, kann auch auf die Fichte angewandt werden. Die Vermuthung einer Preisſteigerung der ſtärkern Sortimente er: theilt der Wirthſchaft eine Tendenz, die Umtriebszeit zu erhöhen; die Annahme des Nachlaſſens ihrer Werthzunahme hat die entgegen: geſetzte Wirkung. Die meiſten der Veränderungen, welche in dieſer Beziehung eintreten, ſind jedoch derart, daß ſie wohl nach praktiſchem Ermeſſen gutachtlich beurtheilt, nicht aber in der Form von exacten Zahlen nachgewieſen werden können, weshalb es genügt, wenn hier auf die allgemeine Bedeutung jenes Verhältniſſes hingewieſen wird. | 8 118. Allgemeine Folgerungen der Bodenreinertragstheorie. Die Fichte, welche für die Hebung des Bodenreinertrags die wichtigſte und für ſtatiſche Unterſuchungeu die am beſten geeignete Holzart iſt, giebt außer den ſie ſelbſt betreffenden Reſultaten auch Veranlaſſung, einige Bemerkungen über die Folgerungen der Boden: reinertragstheorie, die allgemeine Geltung haben, anzufügen. Im 1) Vgl. $ 17, Band I und $ 68, Band III. 182 Achter Theil. Anſchluß an bereits früher Gefagtes!) möge in diefer Hinſicht hier Folgendes recapitulirt ſein: Das Princip, durch die Wirthſchaft den größten Reinertrag des Bodens zu erzeugen, enthält die Forderung, daß nur ſolche Beſtände auf dem Stocke erhalten werden, welche durch den Zuwachs, den ſie erzeugen, ihren Kapitalwerth verzinſen, während Beſtände, die hierzu nicht im Stande ſind, als hiebsreif angeſehen werden. So einfach dies Princip nun auch erſcheint, ſo führt es doch je nach den Be— dingungen ſeiner Anwendung zu verſchiedenen Reſultaten und Rich⸗ tungen, die ſich nicht wohl in beſtimmter Form zum Ausdruck bringen laſſen. Die wichtigſten dieſer Bedingungen ſind einerſeits forſttech⸗ niſcher, andererſeits ökonomiſcher Natur. I. Forſttechniſche Beſtimmungsgründe für die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie. In forſttechniſcher Hinſicht iſt vor allem darauf hinzuweiſen, daß der Gang des Maſſen- und Werthzuwachſes, und damit auch die Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags durch alle Maßnahmen der forſtlichen Technik, insbeſondere durch die Art der Begründung, Erziehung, Durchforſtung ꝛc. beſtimmt wird. Weitſtändige Begründungs⸗ arten, frühzeitige ſtarke Durchforſtungen und Lichtungen haben immer eine raſchere Entwicklung der einzelnen Stämme und der Beſtände zur Folge. Solche Entwicklungsbedingungen führen daher zu früh⸗ zeitiger Culmination des Zuwachſes, um ſo mehr, als eine Hebung deſſelben im Wege der Durchforſtung wegen mangelnder Stammzahl ſchwierig iſt. Ebenſo iſt die Nachhaltigkeit des Werthzuwachſes in weitſtändig aufgewachſenen Beſtänden eine geringere, als in ſtamm⸗ reich begründeten, weil durch den weiten Jugendſtand die Erziehung guter aſtreiner Stämme, an welchen die Werthzunahme am nach⸗ haltigſten erfolgt, erſchwert iſt. Nothwendig wird daher durch weiten Jugendſtand auch die Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags, die von den Maſſen⸗- und Werthzunahmeprocenten abhängig iſt, herab⸗ gedrückt. Andererſeits iſt aber auch ein zu dichter Stand der Stämme ein Hemmniß der nachhaltigen Maſſen- und Werthzunahme und damit, wenn er nicht beſeitigt wird, ein Grund frühzeitigen Abtriebs der Beſtände, insbeſondere dann, wenn die Stämme durch zu dichten Stand in der Fähigkeit, ſich zu erholen und andern Wuchsbedingungen anzupaſſen, beeinträchtigt ſind. Als Reſultat dieſer forſttechniſchen Erwägungen ergiebt ſich, daß durch eine ſtammreiche Beſtandes— 1) Vgl. $ 36 im I., $ 99 und 100 im IV. Bande dieſer Schrift. $ 118. Allgemeine Folgerungen der Bodenreinertragstheorie. 183 begründung, durch Erziehung im vollen Schluß während der Periode des lebhaften Höhenwachsthums, durch rechtzeitigen, aber mäßigen Beginn und kräftige Fortſetzung der Durch— forſtung mit anſchließenden Lichtungen den Forderungen der Boden— reinertragstheorie am beſten entſprochen wird. II. OGekonomiſche Geſichtspunkte. Führt ſchon die forſtliche Technik bei richtiger Meſſung des Maſſenzuwachſes und genügender Würdigung des Werthzuwachſes zu weit conſervativern Folgerungen der Theorie des größten Boden— reinertrags, als es der herrſchenden Anſicht der meiſten Forſtwirthe und den bekannten Schlagwörtern der forſtlichen Literatur und Praxis entſpricht, ſo beſtehen daneben noch ökonomiſche Momente, welche die gleiche Tendenz in noch höherm Grade beſitzen. Zunächſt iſt in dieſer Richtung geltend zu machen, daß die ſtarken Sortimente in der fortſchreitenden Volkswirthſchaft mit der Abnahme der Urwälder, welche ſie koſtenfrei geliefert haben, ſeltener werden. Dieſe Sorti= mente werden daher, ſofern ſie unentbehrliche Bedürfniſſe der menſch⸗ lichen Geſellſchaft ſind, vorausſichtlich im Preiſe ſteigen, worin eine, wenn auch nicht beſtimmt ausdrückbare Urſache zur Erhöhung der Umtriebszeit des größten Bodenreinertrags gegeben iſt. Daneben macht ſich in gleicher Tendenz der Umſtand geltend, daß alle Wal⸗ dungen, welche ſich in kapitalunkräftigen Händen befinden, wegen des Geldbedürfniſſes ihrer Eigenthümer hauptſächlich nur ſchwächere Sorti- mente erzeugen, ſelbſt dann, wenn mit einer längern Umtriebszeit eine gute Verzinſung des Materialvorraths verbunden iſt. Je ſtärker dies Verhältniß im deutſchen und außerdeutſchen Privatbeſitz beſteht, um ſo mehr Ausſicht haben kapitalkräftige Waldeigenthümer (Staat, Corporationen und privater Großgrundbeſitz) auf gute Rentabilität bei der Production der für die Volkswirthſchaft nothwendigen Stark— hölzer. Eine gleiche Richtung giebt ſodann die mit der fortſchreitenden wirth— ſchaftlichen Cultur erfolgende Abnahme des Zinsfußes den Folge— rungen der Bodenreinertragstheorie. Auf ihre Bedeutung wurde bereits von nationalökonomiſcher Seite, insbeſondere von Helferich t), vor 30 Jahren 1) Zeitſchrift für die geſammte Staatswiſſenſchaft 1871: „Der Gegen: ſatz zwiſchen dem privat⸗ und volkswirthſchaftlichen Intereſſe bei der Holz⸗ erzeugung iſt übrigens nach den gegebenen Ausführungen nur ein temporärer. Die Verſöhnung zwiſchen beiden wird in der Hauptſache erzielt werden, wenn die Preiſe des Holzes zu denjenigen der Ackerbau⸗Erzeugniſſe und der ver⸗ ſchiedenen Holzſortimente unter einander ſich günſtiger geſtalten und ganz beſonders, wenn der Zinsfuß von ſeiner jetzigen Höhe herabſinkt.“ 184 Achter Theil. hingewieſen. Die Bedingungen, welche dieſer Schriftſteller für die Verſöhnung der Bodenreinertragslehre mit den nationalökonomiſchen Forderungen hinſtellte, ſind früher eingetreten, als es damals an⸗ genommen zu ſein ſcheint. Und weil die weſentlichſten Urſachen des niedrigen Zinsfußes vorausſichtlich fortbeſtehen werden, jo iſt es wahr: ſcheinlich, daß dieſe Uebereinſtimmung auch im kommenden Jahr⸗ hundert erhalten bleibt. Endlich muß auf die in dieſer Schrift ſchon früher begründete und wiederholt angewandte Regel hingewieſen werden, daß der Zins— fuß, der in der Forſtwirthſchaft angewandt wird, wegen der langen ſtetigen Wirkſamkeit des werbenden Kapitals und der vorausſicht⸗ lichen Erhöhung der forſtlichen Erträge niedriger ſein darf und muß, als in andern Zweigen des gewerblichen Lebens, und daß für höhere Umtriebszeiten niedrigere Zinsfüße anzuwenden ſind als für geringere. Der allgemeine Grund hierfür liegt in dem Um: ſtande, daß für hohe Umtriebe die Urſachen des niedrigen Zins- fußes in höherm Grade vorliegen. Sie laſſen ſich nur anordnen und einhalten, wenn die Bedingungen zu niedrigen Zinsfüßen in beſonderm Grade gegeben find. Die Möglichkeit, hohe Umtriebs⸗ zeiten einzuhalten, ſetzt ein Maß von Stetigkeit der Kapitalanlage und Sicherheit des Ertrags voraus, wie es ſonſt kaum vorkommt. Jede ſtärkere Kalamität, die dieſe Stetigkeit und Sicherheit beein⸗ trächtigt, hat zur Folge, daß die Anwendung einer hohen Umtriebs⸗ zeit unmöglich wird. Als ein „Rechenkunſtſtück“, wie ſie von ver⸗ ſchiedenen Seiten bezeichnet iſt, kann daher die Forderung, daß der Zinsfuß mit der Höhe der Umtriebszeit abnehmen ſolle, nicht be— zeichnet werden. Sie bedeutet vielmehr ein nationalökonomiſches Princip, dem zwar in beſtimmten Zahlen ebenſo wenig Ausdruck gegeben werden kann, als Analoges in andern Zweigen des nationalen Erwerbs möglich iſt und gefordert wird, dem aber trotzdem all⸗ gemeine Bedeutung zukommt. Werden die vorſtehenden forſttechniſchen und ökonomiſchen Be— ſtimmungsgründe gehörig gewürdigt, ſo dürfte ſich ergeben, daß die Annahme, die Bodenreinertragstheorie verhindere die Erzeugung von volkswirthſchaftlich nöthigen Hölzern, nicht aufrecht erhalten werden kann. Vielmehr iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß die Erziehung von Starkholz nach den unter I geforderten techniſchen Grundſätzen eine der rentabelſten Kapitalanlagen bilden wird, die der unit ö tige Waldbeſitzer in Zukunft vornehmen kann. 8 § 119. Folgerungen der Waldreinertragstheorie. 185 8 119. Folgerungen der Waldreinertragstheorie. Werden die im $ 116 gefundenen Werthe zur Ermittlung der Umtriebszeit des größten Waldreinertrags benutzt, ſo ergeben ſich für den Ausdruck (4 + D - ): welcher dafür charakteriſtiſch iſt, folgende Zahlen: 1. Bei Anwendung mäßiger Durchforſtungsgrade: Alter 50 60 70 80 90 100 110 120 Jahre (A+D—- 9:5, 934 1196 1441 1561 1663 1744 1813 1866 u 100 2. Bei Anwendung ſtarker Durchforſtungsgrade: Alter 50 60 70 80 90 100 110 120 Jahre (A+ D-. 10 934 1196 1479 1627 1867 1951 2075 2156 Hieraus iſt Folgendes zu ſchließen: 1. Die Theorie des größten Waldreinertrags führt auch bei der Fichte — analog den Folgerungen, die für andere Holzarten gezogen ſind — zu ſehr hohen, die üblichen Annahmen überſteigenden Umtriebs⸗ zeiten.) Daſſelbe Reſultat geht auch unmittelbar aus den Ergeb— niſſen der Aufnahmen der forſtlichen Verſuchsanſtalten hervor. Nach dieſen ſchwankt der Durchſchnittszuwachs, der den Maßſtab der jähr⸗ lichen Nutzung bildet, vom 60. bis 120. Jahre nur ſehr unbedeutend; er liegt z. B. auf III. Bonität in der Grenze von 9,4 und 10,0 km. Daß aber der Werth des durchſchnittlichen Feſtmeters dieſer gleich— bleibenden Nutzungsmaſſe in regelmäßigen, im Sinne der Wald— reinertragstheorie erzogenen Beſtänden auf natürlichem Fichtenſtandort über das 120. Jahr hinaus fortwährend anſteigt, kann aus allen größern Fichtengebieten mit zutreffenden Beiſpielen erwieſen werden. Ein „Aichpfahl“, der die Culmination des Waldreinertrags markiren ſoll, liegt daher außerhalb der realen Erfahrung und wird dieſen ſeinen transſcendentalen Charakter auch für alle Zeiten behalten.?) 1) Zu den gleichen Folgerungen gelangt v. Guttenberg a. a. O., S. 58 61; Borggreve, Forſtabſchätzung, S. 108 u. 243. 2) Belege hierfür bieten nicht nur die in dieſer Schrift für die wirth⸗ ſchaftlich bedeutſamſten Holzarten angeſtellten Unterſuchungen, ſondern auch die von Vertretern der Waldreinertragstheorie zur Begründung des forſtwirth— ſchaftlichen Conſervatismus in der neuern Literatur gemachten Mittheilungen. 186 Ä Achter Theil. Daß die Annahme der frühern Culmination des Waldreinertrags entſtehen und ſich lange Zeit behaupten konnte, wird, abgeſehen von ungenügenden Zuwachsmeſſungen, auf den Umſtand zurückzuführen ſein, daß die Fichte häufig in nicht ſtandortsgemäßen Lagen vor⸗ kommt, daß ſie oft weitſtändig angebaut iſt und daß ſie von vielen Kalamitäten zu leiden hat. Alle dieſe mehr oder weniger abnormen Verhältniſſe drücken die Umtriebszeit herunter. Die Unterſuchungen über die Folgerungen wirthſchaftlicher Theorien müſſen aber ſtets von regelmäßigen, im Sinne dieſer Theorien gehaltenen Beſtänden auf ſtandortsgemäßen Lagen ausgehen; und für ſolche erleidet das Geſagte keine Beſchränkung. Daß das Princip, an vorliegenden Beſtänden den höchſten Rein⸗ ertrag zu erziehen und dieſen ohne Rückſicht auf die Höhe des zu unterhaltenden Betriebskapitals zum Maßſtab der Hiebsreife zu machen, nicht richtig iſt, daß daſſelbe, analog den Forderungen extremer Agrarier, vielmehr die einſeitigen Forderungen eines einzelnen Wirthſchafts⸗ zweiges ausſpricht und nicht das Geſammtintereſſe der Volkswirth— ſchaft zur Grundlage und zum Ziele nimmt, iſt an andern Stellen dieſer Schrift ſo eingehend begründet, daß eine Wiederholung hier überflüſſig erſcheint. Bei der Fichte würde eine Realiſirung der ultraconſervativen Forderungen der Waldreinertragstheorie, wenn fie in größerm Umfang eingeführt würde, ſchon von den Wirkungen der Natur durchkreuzt und dadurch unmöglich werden. 2. Hinſichtlich der Durchforſtungen ergiebt ſich im Gegenſatz zu den früher in dieſer Schrift gezogenen Folgerungen, daß bei den zu Grunde gelegten Werthzahlen nicht die mäßigen, ſondern die ſtarken Durchforſtungsgrade zu den höhern Waldreinerträgen führen. Hiernach ſind die früher gemachten Schlüſſe auch betreffs anderer Holzarten zu beſchränken oder zu berichtigen. Vorausſetzung des höhern Waldreinertrags bei ſtarken Durchforſtungen iſt aber ſtets eine gehörige Werthzunahme des bleibenden Beſtandes. Ob nun dieſe Vorausſetzung zutrifft, kann nicht allgemein angegeben werden, ſondern iſt Folge der ſchon früher erörterten Verhältniſſe. Vgl. insbeſondere Borggreve, Forſtabſchätzung S. 108 u. 239 flg. und Guſe, Mündener Forſtliche Hefte 1897. — Die von beiden gezogenen Reſultate werden aber lediglich dazu beitragen, den Folgerungen der Bodenreinertrags⸗ lehre, die ſie bekämpfen wollen, zum Siege zu verhelfen. Denn daß die ultraconſervative Tendenz der Einführung von 140 oder 160 jährigen Umtriebs⸗ zeiten, welche ſehr folgerichtig als Conſequenz der Waldreinertragstheorie bezeichnet werden, im kommenden Jahrhundert in den deutſchen Staatsforſten zur Herrſchaft gelange, werden ſelbſt die extremſten Anhänger jener Theorie nicht für wahrſcheinlich halten. Neunter Theil. Sonſtige Holz- und Betriebsarten. 8 120. Die wichtigſten Miſchhölzer des Buchenhochwaldes. Eiche, Buche, Fichte, Tanne und Kiefer bilden den Grundbeſtand der deutſchen Waldungen. Sie ſind für die Rentabilität der Wirth⸗ ſchaft im Großen ausſchlaggebend und müſſen allen zum Fortſchritt der Forſtwirthſchaft dienenden Unterſuchungen zu Grunde gelegt werden. Andere Holzarten können wohl dazu beitragen, den deutſchen Wald reicher und ſchöner, ſeine Erzeugniſſe mannigfaltiger zu geſtalten. Aber für die Quinteſſenz der Wiſſenſchaft und Praxis wird der weſent⸗ lichſte Stoff immer jenen Holzarten entnommen werden müſſen. Auch die Folgerungen, welche ſich aus der Theorie des größten Boden— reinertrags für Erziehung und Umtriebszeit ableiten laſſen, können an den genannten Holzarten zur Genüge nachgewieſen werden. Die vorliegende Schrift, welche dieſe Folgerungen zum Gegenſtande hat, würde ſich hiernach auf jene Holzarten beſchränken können. Die lediglich oder vorzugsweiſe als Einſprenglinge vorkommenden Holz— arten ſind für eine Behandlung im Sinne der forſtlichen Statik ſchon deshalb ungeeignet, weil für fie der Maſſenzuwachs der Flächen: einheit, deſſen Kenntniß hierzu erforderlich iſt, nicht mit hinläng⸗ licher Beſtimmtheit nachgewieſen werden kann, weil ferner für den Gang des Werthzuwachſes, der einer zahlenmäßigen Darſtellung bedarf, keine genügenden ſtatiſtiſchen Grundlagen gewonnen werden können. Wenn trotzdem hier auf andere Holzarten kurz Bezug genommen wird, ſo geſchieht dies hauptſächlich, um die waldbaulichen Er— örterungen, welche in den frühern Theilen dieſer Schrift gemacht ſind, zu vervollſtändigen. 188 Neunter Theil. I. Eſche, Ahorn, Ulme als Miſchhölzer des Buchenhochwaldes. 1. Wirthſchaftliche Bedeutung. Die jog. edeln Laubholzarten, Eſche, Ahorn und Ulme, haben für die Wirthſchaft im Großen weit geringere Bedeutung, als man nach der Behandlung, die ihnen meiſt in der Forſtbotanik zu Theil wird, und dem Umfang, in dem man ſie in Saat- und Pflanz⸗ kämpen oft erzogen findet, zu vermuthen geneigt iſt. Die Urſache ihres Zurücktretens in der großen Wirthſchaft liegt in erſter Linie in den Anſprüchen, die ſie an die Bodenverhältniſſe ſtellen. Dieſe Urſache iſt eine bleibende. Iſt die Ausdehnung der Eſche, des Ahorn und der Ulme in der Vergangenheit beſchränkt geweſen, ſo wird dies in Zukunft kaum weſentlich anders ſein können. Wenn ihre Entwicklung und Erhaltung auch durch eine gute Waldpflege ge: fördert werden kann, ſo treten doch beim Fortſchreiten der wirth— ſchaftlichen Cultur Verhältniſſe ein, die die Forſtwirthſchaft mehr und mehr auf den abſoluten Waldboden zurückdrängen, die namentlich die fruchtbaren Thäler und Ebenen, wo Eſchen und Ulmen am beſten wachſen, der Forſtwirthſchaft entziehen. Je beſchränkter aber das Gebiet wird, welches dieſen Holzarten verbleibt, um ſo mehr iſt es Aufgabe der Wirthſchaft, ſie an Orten, wo ſie gut gedeihen, nach Möglichkeit zu erhalten und zu pflegen und ſie hier nicht nur in einzelnen Horſten und Gruppen anzubauen, ſondern über die ganzen Flächen herrſchend werden zu laſſen. Eſche und Ahorn als Miſchhölzer des Buchenhochwaldes haben insbeſondere für gewiſſe Standorte Bedeutung, auf denen das beſte Miſchholz der Buche, die Eiche, keine genügende Wachsthumsſtätte findet. Es find dies gewiſſe mineraliſch kräftige, namentlich kalk— reiche Böden, welche die für die Eiche nothwendige Tiefgründigkeit nicht beſitzen; ſodann ſolche Lagen, welche wegen ihrer Höhe, Tem: peratur und Luftfeuchtigkeit die der Eiche entſprechenden klimatiſchen Eigenſchaften nicht gewähren. Den Standort für Eſche, Ahorn und Ulme bilden einerſeits friſche, mineraliſch kräftige Gebirgslagen, andererſeits die guten Niederungsböden im Gebiete der Flußthäler. Auf letztern fehlt indeſſen meiſt die Buche; ſie wird hier durch die Hainbuche erſetzt. 2. Beſtandesbegründung. Die Beſtandesbegründung der Eſche ꝛc. im Buchenhochwald iſt entweder eine natürliche oder künſtliche. Die natürliche Verjüngung wird durch häufiges Samentragen 8 120. Die wichtigſten Miſchhölzer des Buchenhochwaldes. 189 und ſchnelle Jugendentwicklung begünſtigt. Wo Ahorn und Eſche in alten Beſtänden vertreten ſind, gelingt die natürliche Verjüngung auf geſchonten Böden in der Regel leicht und ſicher. Sofern der Boden in einem Zuſtand ſich befindet, wie er einem Buchen-Vorbereitungs— ſchlag eigenthümlich iſt, — beim Vorhandenſein einer ſchwachen Laub— decke mit milder Humusunterlage und beginnender Begrünung — fliegt der Samen leicht und weithin an, wenn nur wenige ſamen— tragende Bäume in den zu verjüngenden Beſtänden vorhanden ſind.“) Die Beobachtung lehrt, daß die Eſche auf den kräftigen Böden, auf die ihr Anbau ſich beſchränken ſoll, ein großes Maß von Schatten erträgt. Ebenſo wie ſie ſich unter dem ſtarken Schirm von Stock⸗ ausſchlägen der Mittel⸗ und Niederwaldungen lange lebensfähig erhält?), ſo findet man auch unter faſt geſchloſſenen Buchen- und Eſchen-Altholzbeſtänden guten Anflug. Trotzdem iſt eine dunkle Haltung und eine langſame Führung der Verjüngungsſchläge im Buchenwalde, wenn man die Entwicklungsbedingungen zu Gunſten der Eſche ꝛc. leiten will, nicht richtig. Denn wie auffallend auch das Schattenerträgniß der Eſche dem Beobachter oft entgegentritt, ſo iſt die Buche zweifellos in noch höherm Maße befähigt, unter Schirm ſich anzuſiedeln und lebensfähig zu erhalten. Die Buche findet ſich daher in den Schlägen in der Regel noch früher ein und ſie wird durch dunkle Beſchirmung noch weniger in ihrer Entwicklung zurückgehalten. Sie gewinnt der Eſche gegenüber um ſo mehr Wachsthumsvorſprung, je dunkler die Schläge gehalten werden, je allmählicher die Lichtungen erfolgen. Man wird mit der Annahme nicht fehlgehen, daß die einſeitige Anwendung der Verjüngungsregeln von G. L. Hartig an vielen Orten in ähnlicher Weiſe zur Ver⸗ drängung der Eſche und des Ahorn beigetragen hat, als dies bezüg— lich der Eiche der Fall geweſen iſt. Die Hartig'ſchen Verjüngungs⸗ regeln bedürfen überall der Modification mit Rückſicht auf die Er⸗ ziehung von Miſchbeſtänden. Als Regel wird vielmehr zu gelten haben, daß, wenn Eſche und Ahorn nachgezogen werden ſollen, nicht die allmähliche langſame Schlagführung, ſondern eine ſchnelle Ver— jüngung den Vorzug verdient. Ausgenommen hiervon ſind ins⸗ beſondere entſchiedene Froſtlagen, wo die Begünſtigung der Eſche lediglich durch Läuterungshiebe herbeizuführen wäre. In ausgeſprochenen 1) Beiſpiele hierfür ergeben u. a. die Vorberge im Harz, Vogels⸗ gebirge 2r. 2) In dieſer Beziehung bieten die Mittel: und Niederwaldungen in Elſaß⸗Lothringen treffliche Belege (Oberförſterei Dieuze, Chätenu Salins u. a.). 190 Neunter Theil. Froſtlagen findet aber die froſtempfindliche Eſche keinen geeigneten Standort. 8 Fehlt es dagegen an ſamentragenden Eſchen und Ahorn in den zu verjüngenden Schlägen, jo iſt man auf künſtliche Beſtandes⸗ begründung angewieſen. Die wichtigſten dabei zu befolgenden Cultur⸗ verfahren ſind: | a) Saat. Sie erfolgt, wenn es fih um unkrautfreie Böden handelt, in der Regel ſo, daß die ganze Fläche breitwürfig beſät und der Samen auf einfache Weiſe mit dem Boden in Verbindung ge: bracht wird. Wo dagegen bereits ein lebender Bodenüberzug vor⸗ handen iſt, ſind ſtreifenweiſe Saatplätze herzurichten. b) Pflanzung. In den Beſamungsſchlägen, die bereits mit Buchenaufſchlag verſehen ſind, gebührt der Pflanzung vor der Saat der Vorzug. So lange der Aufſchlag klein iſt, wendet man kleine Pflanzen an. In Licht- und Abtriebsſchlägen find dagegen ſtärkere Pflanzen am Platze, die in der Regel in weitem Verbande und mit Beachtung des Umſtandes zu cultiviren ſind, daß alle Culturen zu⸗ nächſt einige Jahre langſamer Entwicklung durchmachen müſſen, wäh⸗ rend der Buchenjungwuchs nach der Schlagräumung gewöhnlich direct in das Stadium lebhaften Wuchſes eintritt. 3. Beſtandespflege und Durchforſtung.“) Schwieriger als die Begründung iſt für den Wirthſchafter meiſt die Pflege der Eſche und des Ahorn in Buchenbeſtänden. Das bei der Beſtandespflege ſtändig im Auge zu behaltende Ziel iſt von Anfang an dahin gerichtet, daß die edeln Holzarten freie Krone und gedeckten Fuß erhalten ſollen. Da ſich die Buche in den Verjüngungs⸗ ſchlägen auf Eſchenboden faſt immer ſchon vor der beabſichtigten Verjüngung einſtellt, ſo muß dieſer Vorwuchs, ſobald Eſchen- und Ahornanflug erſcheint, möglichſt frühzeitig und gründlich durch Aus⸗ rupfen entfernt werden. In der Regel findet ſich in Buchenbeſtänden, die Eſchen ꝛc. enthalten, fo viel natürlicher Buchenaufſchlag ein, daß ſeine Verminderung nicht die mindeſten Bedenken hat. Die genannte Tendenz der Wirthſchaft, welche ſchon in der erſten Jugend ihren Anfang nimmt, wird nach der Räumung des alten Holzes fortgeſetzt. Wie bei der Eiche, ſo beſteht auch für Eſche und Ahorn die Aufgabe der Wirthſchaft darin, den Vorſprung, 1) Vgl. hierzu Bd. IV $ 87—90. Die hier für die Eiche beſprochenen Maßregeln finden auch für Eſchen- ꝛc. Miſchbeſtände entſprechende An⸗ wendung. 8 120. Die wichtigſten Miſchhölzer des Buchenhochwaldes. 191 den die Natur der Buche giebt, in ſein Gegentheil zu verwandeln. Die wichtigſten dahin gehenden Maßnahmen beſtehen in Läuterungshieben, die für die Zukunft ſolcher Miſchbeſtände von der größten Wichtig— keit find. Die Läuterung erſtreckt ſich in erſter Linie auf das Aus⸗ hauen vorwüchſiger Buchen, womit nicht nur die edeln Nutzholz⸗ arten zu freier Entwicklung angeregt, ſondern auch die unterſtändigen bodendeckenden Buchen lebensfähig erhalten werden. Neben dem Aus: hieb vorwüchſiger Buchen findet zugleich die Maßregel des Köpfens Anwendung, die insbeſondere da erforderlich wird, wo es an unter: ſtändigen wuchsfähigen Buchen fehlt. Außer auf die Buche hat ſich die Beſtandespflege der Miſch⸗ beſtände auch auf diejenigen Holzarten zu erſtrecken, die den Haupt⸗ beſtand bilden ſollen. Eſche und Ahorn bedürfen des Beſchneidens, damit die Bildung von Zwieſeln und weitausſtreichenden Aeſten mög⸗ lichſt vermieden wird. Ferner bleibt es wünſchenswerth, daß die vorwüchſigen Stämme des zukünftigen Hauptbeſtandes nicht zu ge— drängt erwachſen. Sie ſollen ſich nicht gegenſeitig drängen; die Aſt⸗ reinigung, welche in reinen Beſtänden der Zweck dichten Schluſſes iſt, ſoll vielmehr in dem vorliegenden Falle durch die nachwachſende Buche bewirkt werden.“) Die mit der Läuterung der Schunungen begonnene Beſtandes⸗ pflege findet in der ſpätern Durchforſtung ihre Fortſetzung. Die Durchforſtung iſt in den vorliegenden Miſchbeſtänden dahin gerichtet, einerſeits vorwüchſig gewordene Buchen zu entfernen, den Buchen- unterſtand dagegen am Leben zu erhalten, andererſeits den vor— wüchſigen Nutzhölzern Wachsraum zu geben, unterſtändige und ſchlecht⸗ wüchſige dagegen zu entfernen. Das Ziel der Durchforſtung iſt, wie bei den Eichenmiſchbeſtänden, immer die Herſtellung einer doppelten Etage, deren Vorzüge nirgends beſtimmter als hier hervortreten. 4. Umtriebszeit. Der Umtriebszeit von Eſchen und Ahorn können ſtatiſtiſche Ma⸗ terialien ſelten zu Grunde gelegt werden. An Beſtänden, welche dazu etwa ausgeſucht würden, fehlt es in der großen Wirthſchaft; und einzelne Stämme tragen in der Regel in ihren phyſiologiſchen und ökonomiſchen Verhältniſſen zu viel Beſonderheiten, als daß ſie eine gute Grundlage für die Rechnung abgeben könnten. In der 1) Sehr gute Beiſpiele für die Pflege der edeln Laubholzarten in dem oben angegebenen Sinne bot die Nachereurfion der Verſammlung deutſcher Forſtmänner zu Stuttgart 1897 in den Forſtbezirk Urach. 192 Neunter Theil. Regel wird die Umtriebszeit gutachtlich dahin feſtzuſtellen ſein, daß von den herrſchenden Stämmen die für die Gebrauchsfähigkeit noth: wendigen Dimenſionen erreicht, aber nicht erheblich überſchritten werden ſollen. Dieſer Forderung dürfte bei gehöriger Pflege in der Regel innerhalb der 100 — 120 jährigen, bei der Buche üblichen Umtriebs⸗ zeiten genügt werden. Zu höhern Umtriebszeiten, wie ſie bei der Eiche Platz greifen, wird bei der Eſche ꝛc. ſelten Veranlaſſung vor: liegen. Denn es iſt weder die Werthſteigerung des Ahorn- und Eſchenholzes eine jo anhaltende wie bei der Eiche !), noch iſt der Zuwachs dieſer Holzarten ein jo ſtetiger und ſicherer, daß, wenig⸗ ſtens vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie, die mit den hohen Umtriebszeiten verbundenen wirthſchaftlichen Opfer gerechtfertigt werden könnten. II. Andere Laubhölzer. Unter den ſonſt im Buchenhochwald vorkommenden Laubhölzern ſind Birke, Erle und Aspe die wichtigſten. Unter der Herrſchaft der Generalregeln von G. L. Hartig ſind dieſe Holzarten vielfach aus den Buchenhochwaldungen faſt gänzlich verdrängt worden. Hartig ſprach ſich in dieſer Richtung folgendermaßen aus: „Sollte, wie es ſehr oft geſchieht, ſog. unfruchtbares und weiches Holz, als Birken, Aspen, Salweiden und dergleichen im Schlage angeflogen ſein und den jungen Buchenwald zu unterdrücken anfangen, ſo muß man das⸗ ſelbe ohne Verzug heraushauen laſſen, und es darf dieſes Aushauen nicht ſo lange verſchoben werden, bis das angeflogene Gehölz erſt eine vorzüglich brauchbare Stärke erlangt hat. Wollte man daſſelbe, wie es leider nur zu oft geſchieht, ſo lange ſtehen laſſen, ſo würde 1) Es werden in dieſer Beziehung oft Reſultate, die durch Verkäufe im Einzelnen und Kleinen erzielt ſind, in unzuläſſiger Weiſe zu Gunſten der Eſche verallgemeinert. Im großen Welthandel ſteht der Werth der Eſche demjenigen der Eiche weit nach. Sehr charakteriſtiſch ſind in dieſer Hinſicht die Ergebniſſe der Wirthſchaft in Slavonien, wo gewaltige Nutzholzmaſſen in ſehr großen Verkaufslooſen zur Verwerthung kommen. Es betrugen z. B. die Preiſe des Oberforſtamtes in Vincofce (das der Verfaſſer 1898 mit einigen Collegen beſuchte) für Eichenſchnittholz unter 80 em 34,70 Mk., über 80 cm 39,33 Mk., für Buchenſchnittholz (ohne Unterſchied der Dimenſionen) 6,73 Mk., für Eſche und Rüſter 9,50 Mk. p. fm. In allen deutſchen Wirthſchafts⸗ gebieten iſt jedoch das Verhältniß für die Eſche weit günſtiger. Nach den ſtatiſtiſchen Nachweiſungen für Baden 1895 haben die mittlern Preiſe für Eſche und Ahorn im obern Rheinthal und den Schwarzwaldvorbergen 33,5 Mk. P. fm betragen, diejenigen der Eiche, die nach vier Klaſſen getrennt nad): gewieſen find, dagegen 57,7—42,3—33,9 und 24,8 Mk. $ 120. Die wichtigſten Miſchhölzer des Buchenhochwaldes. 193 am jungen Buchenwalde bei weitem mehr Schaden geſchehen, als das ſämmtliche weiche Gehölz werth iſt.“ In Folge dieſer General: regel für Läuterungshiebe hat ſich in Deutſchland vielfach eine wahre Manie ausgebildet, alle Birken und Aspen aus den Wäldern zu ent⸗ fernen. Der reine Buchenhochwald galt als Ziel und Ideal der Wirthſchaft. Es muß nun aber beſtimmt betont werden, daß Hartig's Auffaſſung über den Einfluß des Weichholzes in dieſer generellen Faſſung unrichtig iſt. Denn da, wo eine gute Buchenverjüngung bewirkt iſt, treten Weichhölzer überhaupt nicht in verderblicher Maſſe auf. Die Nachtheile, die in dieſer Hinſicht oft den Weichhölzern zur Laſt gelegt werden, haben ihre Urſache häufig nicht in dieſen, ſondern in der mangelhaften Verjüngung. Wo die Verjüngung, namentlich in Folge zu früher Lichtſtellung, unvollkommen iſt, macht ſich das Weichholz breit. Hier iſt das richtige Mittel, die mangelhaft ver— jüngten Schlagtheile rechtzeitig mit Nadelholz zu cultiviren. Eine mäßige Einſprengung von Aspen, Birken ꝛc. in gut verjüngte Buchen⸗ ſchonungen iſt für die Rentabilität der Wirthſchaft nur erwünſcht, insbeſondere dann, wenn beſſere Miſchhölzer fehlen. Raſchwüchſig⸗ keit, beſcheidene Anſprüche und vielſeitiger Gebrauchswerth zeichnen Erle, Aspe und Birke vortheilhaft aus. Sie vermehren die Maſſen⸗ und Wertherzeugung der Buchenbeſtände. Als ein ungefährer Anhalt für ihre Leiſtung an Maſſe kann die Unterſtellung dienen, daß dieſe zum Gewicht im umgekehrten Verhältniß ſteht. Da Weich— holz leichter iſt als Buchenholz, ſo ergeben die Miſchbeſtände ent— ſprechend mehr Maſſe. Der Werth guter Erlen, Aspen und Birken iſt aber in der Jugend oft ein höherer als derjenige des in gleicher Zeit gewachſenen Buchenholzes. Es iſt alſo nur der Grad der Ein— miſchung des Weichholzes im Wege der Läuterung durch Aushieb ſchlechtwüchſiger, zu ſtark vorgewachſener Stämme zu reguliren, nicht aber eine völlige Verdrängung deſſelben herbeizuführen. Die Erle findet ihren Standort zumeiſt abgetrennt von der Buche in der feuchtern Umgebung der Waſſerläufe oder in Niede: rungen, wo ſie dann in Form unregelmäßiger Streifen und Horſte reinen Beſtand bildet und für ſich zu bewirthſchaften iſt, in der Regel etwa mit der Hälfte der Umtriebszeit, mit welcher die um— gebende Buche behandelt wird. Eine rechtzeitige Ergänzung der Erlenſtöcke durch Pflanzung bleibt von Wichtigkeit. Im Innern der Buchenbeſtände ſind Erlen ebenſo wie Birken und Aspen nur ſelten Gegenſtand des Anbaues. Wo entſprechende Bedingungen für fie vor: liegen, pflegen ſie ſich zumeiſt von Natur in genügender Menge einzufinden. Die Aufgabe der Wirthſchaft geht dahin, Weichhölzer Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 13 194 | Neunter Theil. in der Regel nur in ſolcher Menge an der Beſtandesbildung Theil nehmen zu laſſen, daß der Charakter der Buchenwirthſchaft nicht be= einträchtigt wird. Sofern nicht das Uebermaß der Beimiſchung bei der erſten Läuterung entfernt iſt, kommen Weichhölzer geringer Qualität hauptſächlich zur Zeit der erſten Durchforſtungen zum Hiebe, während die Nutzung der beſſern bis zu den ſpätern Durchforſtungen verſchoben wird. III. Die Lürche. 1. Wirthſchaftliche Bedeutung. Von Nadelholzarten hat nächſt Tanne, Fichte und Kiefer die Lärche für die deutſchen Waldungen am meiſten Bedeutung. Daß ſie vortreffliche wirthſchaftliche Eigenſchaften beſitzt, läßt ſich nicht in Abrede ſtellen. Ihr Holz iſt hinſichtlich ſeiner Dichte und Dauer beſſer als das aller andern Nadelhölzer, ihr Wuchs ſchnell, ihre An: ſprüche an den Boden nur mäßig, ihr Verhalten zu andern Holz⸗ arten, auch wenn ſie dieſe mit voller Krone überragt, ſehr verträglich. Es iſt daher auch erklärlich, daß, als im vorigen Jahrhundert die beſtehenden Zuſtände der deutſchen Waldungen ſo wenig befriedigten, die Blicke der ſtrebenden Forſtwirthe ſich auf die Lärche richteten, in der ſie eine Holzart gefunden zu haben glaubten, die geeignet wäre, den geſunkenen Zuſtand der Waldungen und die Erträge der Wirth— ſchaft ſchnell zu heben. Blickt man nun auf die mit der Lärche ge: wonnenen Erfahrungen, auf die Beſtände und Beſtandesreſte, die ſeit jener Zeit in Deutſchland vorliegen, ſo wird darüber kein Zweifel beſtehen, daß die Erwartungen, die an die Lärche geſtellt wurden, zumeiſt nicht in Erfüllung gegangen ſind. Es liegen viel mehr un⸗ günſtige, oft rein negative, als günſtige Reſultate vor. Abgeſehen von den Schäden, welche durch Wild, Inſekten und zu engen Wachsraum an den Beſtänden ſelbſt und durch mangelhafte Be⸗ ſchirmung am Boden herbeigeführt ſind, iſt es insbeſondere die ſog. Lärchenkrankheit, welche, in Verbindung mit Motte und Krebs, viele Lärchenbeſtände in allen Gegenden Deutſchlands in Wuchsſtockung, oft auch zum frühzeitigen völligen Abſterben gebracht hat. Mit dem Hinweis auf die ſchlechten Reſultate, die der Anbau der Lärche thatſächlich gehabt hat, iſt jedoch ein definitives Urtheil über ihre Anbauwürdigkeit nicht begründet. Neben den mißlungenen Culturen giebt es auch ſehr wohl gerathene, neben abſtändigen Stämmen und Beſtänden giebt es auch ſehr wüchſige. Und wenn die erſtern auch überwiegen, ſo beweiſen doch die letztern, daß die Urſachen der Mißerfolge nicht der Lärche an ſich und nicht den Stand— $ 120. Die wichtigften Miſchhölzer des Buchenhochwaldes. 195 ortsverhältniſſen zur Laſt zu legen ſind, daß ſie vielmehr in der Art des Anbaues und den Wachsthumsbedingungen, die man ihr gab, geſucht werden müſſen. Noch immer iſt die Lärche eine Holzart von großer wirthſchaftlicher Bedeutung; noch immer iſt fie in hervor⸗ ragender Weiſe geeignet, die geſunkene Rentabilität der Buchen⸗ hochwaldungen zu heben und ihre Nutzholzerträge zu ſteigern. 2. Standortsverhältniſſe. Die Heimath der Lärche ſind die Hochgebirgsländer, während ſie dem Norden Europas von Natur ganz fehlen ſoll.“) Im Hochgebirge geht fie im Verein mit der Fichte, Zürbel- und Krummholzkiefer bis faſt an die Grenze des Baumwuchſes. Sie beſitzt dort bekanntlich ein durch beſondere Güte ausgezeichnetes Holz. Schon wegen des großen Unterſchiedes in den klimatiſchen Bedingungen zwiſchen ihrer Heimath und den Gebieten ihres Anbaues in Deutſchland wird man es erklärlich finden, daß ſie in dieſen letztern Wuchserſcheinungen zeigt, die in ihrer Heimath nicht vorkommen. Indeſſen entſprechen die Unterſchiede im Wuchſe durchaus nicht den Graden der klimatiſchen Unterſchiede zwiſchen den Anbau- und den Heimathländern. Mit dem Hinweis auf dieſe läßt ſich daher die Ablehnung ihres künſtlichen Anbaues nicht rechtfertigen. Auffallend erſcheint vielmehr, daß ihr Verhalten in den deutſchen Gebirgsforſten, wo man ſie am beſten mit Erfolg einbürgern zu können glaubte, am wenigſten befriedigt hat. In mittel⸗ und ſüddeutſchen Gebirgen (Harz, Thüringen, Rieſengebirge, Schwarzwald u. a.), wo die Lärche vielfach mit der Fichte angebaut iſt, ſind gute Lärchenbeſtände ſelten. Dagegen giebt es in tiefern Lagen, deren Klima von demjenigen ihrer Heimath weit ſtärker abweicht, Lärchen von vortrefflichem Wuchſe. Die be: kannten Lärchenbeſtände bei Varel in Oldenburg, in der Eilen: riede bei Hannover, in manchen heſſiſchen Oberförſtereien, in der Nähe der bayeriſchen Seen u. a. geben dafür Beiſpiele. Hinſichtlich des Verhaltens der Lärche in Bezug auf die einzelnen Factoren der Lage wird man ſich bei einiger Kenntniß der thatſäch⸗ lichen Beſtandesverhältniſſe des Generaliſirens thunlichſt enthalten müſſen. Die meiſten Sätze, die in dieſer Hinſicht aufgeſtellt ſind, halten, ſofern ſie verallgemeinert werden, die Kritik nicht aus. Es iſt allgemein bekannt, daß vortreffliche Lärchenbeſtände in Mulden und 1) Burckhardt, Säen und Pflanzen, 4. Aufl., S. 384. 13 * 196 Neunter Theil. auf Rücken, in feuchter und trockener Luft, daß fie an Süd- und Nordhängen, an Oſt⸗ und Weſtſeiten erwachſen. Es iſt ferner be= kannt, daß alle Geſteins- und Bodenarten gute Lärchenbeſtände auf: weiſen und daß die allgemeinen Factoren der Bodengüte: Friſche, Tiefgründigkeit und Lockerheit auch für den Wuchs der Lärche be— ſtimmend ſind. Allgemein wird man in dieſer Hinſicht nur ſagen dürfen, daß die Lärche immer und überall freien Wachsraum haben muß. Bei der Begründung wirthſchaftlicher Maßregeln wird man daher von dieſer Eigenſchaft als der einzigen, der Allgemeingültigkeit zukommt, ausgehen müſſen. 3. Wachsthumsgang und Bewirthſchaftung. Die Entwicklung der Lärche in Deutſchland iſt, wie es bei Holzarten, die einem kältern Klima entſtammen, der Fall zu ſein pflegt, in der Jugend eine ſehr ſchnelle. Die Lärche iſt unter allen Holzarten diejenige, welcher der Charakter der „ſtarken Entſtehung“ (wie König ſie nennt) am entſchiedenſten anhaftet. Unterſucht man den Stärkezuwachs von Lärchen durch Stammanalyſen, ſo findet man, daß derſelbe in der Regel ſchon im zweiten und dritten Jahrzehnt ſein Maximum erreicht. Hier find Jahrringe von 0,5 —1 cm Breite und darüber nicht ſelten. Bald tritt jedoch ein ſtarkes Nachlaſſen des Stärkezuwachſes ein. Daſſelbe läßt ſich durch wirthſchaftliche Maß: regeln nicht weſentlich aufhalten. Es kann daher auch kein Lärchen⸗ holz mit gleichmäßigen Jahrringen erzogen werden. Ein dichter, den Stärkezuwachs zurückhaltender Jugendſtand, der hierzu erforderlich wäre, iſt bei der Lärche ausgeſchloſſen. Und eine ſpätere Erweiterung des Wachsraums, der das Sinken ihres Stärkezuwachſes aufhält, kann dieſe Wirkung weniger haben, als ſie bei Holzarten, die von vornherein in dichterm Schluſſe erzogen werden können, hervortritt. In dieſem phyſiologiſchem Verhalten liegt ein Motiv, welches die normale Umtriebszeit der Lärche herabdrückt. In entgegengeſetzter Richtung wirkt dagegen der Umſtand, daß die Qualität des Lärchen⸗ holzes durch Verkernung mit dem Alter fortgeſetzt zunimmt. Immerhin wird aber ohne weitere Berechnungen für die meiſten Verhältniſſe nachgewieſen werden können, daß hohe Umtriebszeiten, wie ſie für die Kiefer häufig empfehlenswerth erſcheinen, für die Lärche außer⸗ halb ihrer Heimath nicht genügend begründet ſind. Sie können hier aus jenen phyſiologiſchen Gründen nur als Ausnahmen gelten. Der Umſtand, daß die Lärche von Jugend an eine freie Krone haben muß, beſtimmt die Art ihrer Bewirthſchaftung. Allgemeine $ 120. Die wichtigſten Miſchhölzer des Buchenhochwaldes. 197 Regel iſt, daß ſie nur als Miſchholz im deutſchen Wald angebaut werden darf. In vollen reinen Beſtänden vermag die Lärche keine freie Krone zu bilden. Auch wird in reinen Beſtänden nie eine ge— hörige Ausnutzung des Bodens möglich, wie es, wo Holzzucht das Ziel der Wirthſchaft bildet, erforderlich iſt. In ihrer Heimath liegen die Verhältniſſe anders. Hier iſt eine Bodendeckung nicht erforderlich; und die Verbindung von Holzzucht mit der Weide, für die der raume Stand reiner Lärchenbeſtände günſtig iſt, hat dort eine weiter⸗ gehende Berechtigung. Als Grundbeſtand, in den die Lärche eingeführt werden kann, kommen in Deutſchland Kiefern, Fichten und Buchen in Frage. Die Kiefer iſt in ihrem phyſiſchen und ökonomiſchen Verhalten der Lärche zu ähnlich, als daß die Miſchung hervorragende Zwecke und Erfolge haben könnte. Auch iſt die Kiefer ſelbſt gegen den milden Schatten der vorwüchſigen Lärche empfindlich. In Fichten ſtehend leidet die Lärche, ſobald jene in ihre Krone hineinwachſen. Die Verſuche, ſie mit Fichte anzubauen, haben im Allgemeinen mangelhafte Erfolge gehabt. Im Buchengrundbeſtand dagegen findet die Lärche die ihr zuſagenden Bedingungen, ſoweit man auf Grund ihrer phyſiologiſchen Eigenſchaften und nach den Ergebniſſen der Beobachtung und Erfahrung urtheilen kann, am beſten. Hier behält ſie fortgeſetzt genügenden Wachsraum. Mißräth die Lärche, ſo läßt ſie ſich, ohne daß größere Beſtandeslücken entſtehen, entfernen. Auch wird die Miſchung mit der Buche am meiſten Gewähr bieten, daß die Lärche von den Ge— fahren, die ſie bedrohen, verſchont bleibt. Durch die Forderung des freien Kronenſtandes muß endlich auch die Cultur der Lärche beſtimmt werden. Soll ſie eine freie Krone erhalten, jo find Saaten, welche für die freie Ausbildung des Einzel: ſtammes nicht günftig find, ebenſowenig geeignet, als natürliche Ber: jüngungen. Beide Methoden der Begründung bringen zu große Stammzahl mit ſich und verlangen frühzeitige Läuterungen. Der Pflanzung gebührt deshalb in der Regel der Vorzug. Zur Ans wendung gelangen entweder 2 — 3jährige Sämlinge oder aber ſtärkere verſchulte Pflanzen, mit denen die Schonungen in weitem Verbande durchſetzt werden. Hinſichtlich der Durchforſtung endlich gilt für reine Beſtände die Regel, daß ſie ſchon in früher Jugend kräftig zu er— folgen hat. In den Miſchbeſtänden tragen die Durchforſtungen den Charakter des Ausplenterns, wofür beſtimmte Regeln nicht aufgeſtellt werden können. 198 Neunter Theil. 5.421. Der Femel⸗ oder Plenterbetrieb. I. Natur und Geſchichte. Der Femelwald iſt die urwüchſigſte natürlichſte Form der Be⸗ ſtandesbildung. Bevor der Menſch ſtörend oder umgeſtaltend in die Verfaſſung des Waldes eingriff, war er ganz allgemein vorhanden. Soweit die Geſchichte einen Einblick in die frühern Zuſtände der deutſchen Waldungen geſtattet, tritt er vor dem Beſtehen einer ge= ordneten Wirthſchaft dem Auge des Forſchers überall entgegen. Und in entlegenen Wäldern, die der Benutzung noch nicht unterworfen geweſen find, iſt er noch immer die herrſchende Beſtandesform. Die Natur würde, wenn ſie allein die Form des Waldes zu bilden hätte, alle Waldungen, auch die gleichmäßigſten, im Laufe von Jahrhunderten zu Femelwäldern umgeſtalten. Die Entſtehung femelwaldartiger Beſtände iſt darin begründet, daß die verſchiedenen Glieder eines Beſtandes von ungleicher Wuchs— kraft und von ungleicher Lebensdauer ſind, daß einzelne Stämme vor andern abſterben, daß in den hierdurch gebildeten Lücken junge Holz⸗ pflanzen die Bedingungen ihres Wachsthums finden und mit den verbliebenen Stämmen einen ungleichalterigen Beſtand bilden. In dieſem natürlichen Entwicklungsgang iſt zugleich die Urſache dafür enthalten, daß alle Jungwüchſe des Naturwaldes in der Form von Horſten entſtehen. An Stelle eines einzelnen abſterbenden alten Baumes tritt eine, ſeiner Schirmfläche entſprechende Gruppe von Jungwüchſen. Dem geſchulten Auge eines phyſiologiſch gebildeten Forſtwirths erſcheinen daher dieſe Horſte als naturgeſetzliche Er: ſcheinungen. So ſchreibt Tichy!): „Die Stärkeklaſſen find im Plenter⸗ und Femelwalde nicht nach planloſer Zufälligkeit durcheinander ge: miſcht, ſondern es richtet ſich die Größe der Horſte und die Stärfe: klaſſengruppirung in denſelben, inſofern die menſchliche Hand darin in Bezug auf Nutzungsquantum und Sortiment keine Exceſſe macht, ſondern mit dem Hiebe conſervativ methodiſch vorgeht, nach Maß: gabe dieſes Vorgangs, kraft unverrückbarer Naturgeſetze ſcheinbar von ſelbſt. Die Horſte formiren und gruppiren ſich, wie die Eisblumen auf der Fenſterſcheibe und um ſo geſetzmäßiger von ſelbſt, je weniger ſich der Menſch mit dem Gedanken befaßt, auf was für Größe, Form und Zuſammenſetzung der Horſte er ſelbſt mit dem Hiebe Einfluß 1) Der qualificirte Plenterbetrieb 1891, ©. 34. 8 121. Der Femel⸗ oder Plenterbetrieb. 199 zu nehmen hätte.“ Es iſt hiernach auch ſehr erklärlich, daß alle neuern Waldbauſchriftſteller, welche die Rückkehr der Wirthſchaft zu den natürlichen Waldformen herbeigeführt wiſſen wollen, zugleich die Herſtellung der Horſtform befürwortet haben. II. Vorzüge des Femelwaldes. Entsprechend der Entwicklung auf andern Gebieten des geiſtigen und wirthſchaftlichen Lebens der modernen Völker hat es auch in der Forſtwirthſchaft nicht an Beſtrebungen gefehlt, die darauf hin⸗ zielen, die durch menſchliche Cultur umgewandelten Waldformen in die naturwüchſige Form des Plenterwaldes, aus der ſie hervorgegangen ſind, zurückzuführen. Alle Verhältniſſe, die lediglich der Natur ihre Entſtehung und Entwicklung verdanken, haben vor Kunſt- und Cultur⸗ producten, die aus menſchlicher Thätigkeit hervorgegangen ſind, gewiſſe Vorzüge. Selbſt Jäger-, Fiſcher⸗ und Hirtenvölkern muß man dieſe gegenüber Ackerbau treibenden Völkern zugeſtehen. Und dieſe letztern zeichnen ſich in gewiſſer Hinſicht vor Nationen der höhern Cultur⸗ ſtufen, in denen Induſtrie und Ackerbau die gemeinſame Grundlage des Erwerbslebens bilden, vortheilhaft aus. Ganz ähnlich verhält es ſich auch in der Forſtwirthſchaft. Man kann die Naturformen des Waldes nicht verlaſſen, ohne daß gewiſſe Vorzüge, die dieſen eigenthümlich ſind, aufgegeben werden. Das Ideal einer völligen Uebereinſtimmung der Vorzüge des Urwaldes und des Wirthſchafts— waldes iſt noch nie erreicht worden und wird auch nie erreicht werden. Als Vorzüge der naturwüchſigen und der ihr nachgebildeten ge— regelten Plenterwaldform!) find nachſtehende Punkte geltend gemacht worden: 1. Allgemein wird dem Femelbetrieb der Vorzug eingeräumt, daß er den Boden in gutem Zuſtand erhält. Bei den ſchlagweiſen Betrieben geht die kritiſche Periode der Verjüngung, mag ſie natürlich oder künſtlich bewirkt werden, ohne nachtheilige Einflüſſe auf den Zuſtand des Bodens nicht vorüber; bei der ſtändigen Beſtockung des 1) Der geregelte oder qualificirte Femelbetrieb erſcheint häufig in einem etwas myſtiſchen, nebelhaften Gewande. Einen klaren Begriff von dem an- zuſtrebenden Zuſtande giebt Tichy (a. a. O., Normalien für Fichten-Tannen⸗ Beſtand im qualificirten Plenterbetrieb). Für jede der fünf Standortsklaſſen ſollen 50 qm Stammgrundfläche die Norm bilden. Alle Stammklaſſen von 2 bis 40 oder 60 cm find vertreten derart, daß die mittlern Stärkeklaſſen das Maximum an Kreisfläche und Maſſe beſitzen und nach oben und unten eine allmähliche Abſtufung ſtattfindet. Für die Bonität „gut“ werden folgende Zahlen gegeben: 200 Neunter Theil. Plenterwaldes bleiben die Bedingungen, von denen der Bodenzuſtand abhängt, fortwährend unverändert. Eine Abnahme des Humus⸗ gehaltes, die mit dem Abtrieb und der Lichtung beim ſchlagweiſen Betriebe verbunden iſt, tritt hier nicht ein. Ebenſo können die Standortsgewächſe und Schlagunkräuter, welche in Kahl- und Licht: ſchlägen für den Bodenzuſtand oft ſchädlich werden, im normalen Femelwalde nicht zu einer der Holzzucht nachtheiligen Entwicklung gelangen. 2. Hinſichtlich der Holzmaſſenerzeugung iſt in neuerer Zeit von verſchiedenen Seiten darauf hingewieſen, daß der Femelwald einen hohen Zuwachs hervorzubringen vermöge!), daß er dem ſchlagweiſen Betrieb nicht nur nicht nachſtehe, ſondern daß er ihn in ſeinen Zuwachsleiſtungen übertreffe. Daß dies unter Umſtänden der Fall iſt, kann ſchon a priori, ohne daß vergleichende Unterſuchungen ſtatt⸗ gefunden haben, vermuthet werden. Nach ſeiner Verfaſſung beſitzt der Femelwald in ſeinen gut ausgebildeten Kronen und Wurzeln die Mittel, den gegebenen Luft: und Bodenraum voll auszunutzen. Ein mit wüchſigen Stämmen mittlerer Stärkeklaſſen ausgeſtatteter normaler Plenterwald muß auf gutem Standort einen hohen Zuwachs er— zeugen. Er iſt den Jugendſtadien und den hohen Altersſtufen des ſchlagweiſen Betriebes zweifellos überlegen; und ebenſo leiſtet er oft mehr als gleichalterige Beſtände auch in den übrigen Altersſtufen, Stärke⸗ Durchmeſſer Stamm- Stamm⸗ Maſſe Standfläche Stand⸗ klaſſe in 1,3 m zahl grundfläche der Klaſſe des Stammes ſeite cm qm fm qm m I 2—6 392 0,50 1,60 100 0,26 0,51 I 6—10 353 1,78 10,70 356 1,01 1,00 III 10—14 318 3,61 30,40 722 2,27 1,51 IV 14—18 286 5,76 59,60 1152 4,03 2,01 V 18—22 257 8,10 96,90 1620 6,30 2,51 VI 22 — 26 232 10,53 140,00 2106 9,08 3,01 VII 26—30 131 8,10 123,20 1620 12,36 3,51 VIII 30—34 72 5,76 91,50 1152 16,00 4,00 IX 34— 38 35 3,61 59,80 722 20,63 4,54 X 38 —42 14 1,78 30,40 356 25,43 5,04 XI 42—46 3 0,47 8,20 94 31,33 5,60 Sa. 2093 50,00 652,60 10000 1) So von Oberforſtrath Wagner, Bericht über die 9. Verſammlung deutſcher Forſtmänner, S. 103; von Ganter, Verhandlungen des badiſchen Forſtvereins 1884, S. 44; ferner von Schuberg („ſchlagweiſer Hochwald oder Femelbetrieb?“ im Forſtwirthſchaftlichen Centralblatt 1886) für die im Femelbetrieb bewirthſchafteten Weißtannen des badiſchen Schwarzwaldes. Auch Gayer, Waldbau, 3. Aufl. S. 142, hebt die günſtigen Seiten des Femelwaldes in Bezug auf die Holzmaſſenproduction rühmend hervor. $ 121. Der Femel⸗ oder Plenterbetrieb. 201 wenn die Stämme durch zu dichten Stand in 1992 Wuchskraft zurückgegangen ſind. 3. Allgemein bekannt iſt ferner, daß im Femelwalde Hölzer von vortrefflicher Beſchaffenheit erzeugt werden. Wenn Stämme mit freier Krone von nachwachſenden Schattenhölzern umgeben ſind, ſo bilden ſich Stammformen aus, die gewiſſermaßen die ſonſt meiſt getrennten Vorzüge guten Stärkezuwachſes und gleichzeitiger Aſtreinheit in ſich vereinigen. Vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie er— ſcheinen ſolche einzelnen Stämme gewiſſermaßen als Ideal, ſofern dieſes dahin geht, daß Hölzer mit gleichbleibender Jahrringbreite er— zeugt werden ſollen. Nirgends iſt dieſer Vorzug des Plenterbetriebs vollendeter zum Ausdruck gekommen als an dem unter den Be: dingungen des Femelwaldes erwachſenen Alteichen im Speſſart, die das werthvollſte Product darſtellen, das überhaupt in der Forſtwirth⸗ ſchaft erzeugt iſt. Aber auch die Weißtannen des Schwarzwaldes, der Vogeſen ꝛc. bieten in dieſer Hinſicht ſchöne Belege. 4. Wie Naturvölker von gewiſſen Schattenſeiten, denen Cultur⸗ völker unterworfen ſind, frei bleiben, ſo iſt dies auch bei den natur⸗ gemäßen Waldformen gegenüber den durch die forſtliche Cultur er- zeugten Beſtänden der Fall. Durch ihre freiere Ausbildung und gleichmäßigere Entwicklung ſind die vollern und tiefer angeſetzten Kronen der Femelwaldſtämme widerſtandsfähiger gegen atmo— ſphäriſche Kalamitäten, insbeſondere gegen Windwurf, Schnee- und Duftbruch, als im gedrängten Schluß gehaltene Bäume. Ebenſo lehrt die allgemeine Erfahrung, daß ſie von Inſekten, insbeſondere von ſolchen, die eine beſtimmte Altersklaſſe ſchädigen, weniger zu leiden haben. 5. Zufolge ihrer ſtändigen Beſtockung und ihrer Widerſtands⸗ fähigkeit ſind Femelwälder im Stande, die Functionen, welche der Schutzwald ausüben ſoll, am beſten zu erfüllen. Der ſchnelle Ab— fluß des Waſſers aus den Gebirgen, das Abrutſchen des Bodens an ſteilen Hängen, die Bildung von Lawinen ꝛc. wird am ſicherſten durch den gleichbleibenden Femelwald verhindert, wie dieſer auch die nach— haltige Speiſung der Quellen und die hygieniſchen Aufgaben des Waldes am ſicherſten gewährleiſtet. 6. Daß der Femelwald endlich auch die äſthetiſchen Intereſſen, welche gebildete Culturvölker am Walde nehmen ſollen, am beſten zu befriedigen im Stande iſt, kann zwar nicht als ein Regulator der großen Wirthſchaft, wohl aber als ein Beſtimmungsgrund für kleinere Waldgebiete angeſehen werden. 202 Neunter Theil. III. Nachtheile. Trotz der vorſtehend aufgeführten Vorzüge des Femelwaldes werden die neuern Beſtrebungen ſeiner Vertreter und Verehrer, ihn wieder einzuführen !), ſo wenig allgemeinen Erfolg haben, als die Beſtrebungen von J. J. Rouſſeau u. a. Menſchenfreunde, die menſch— liche Geſellſchaft zu den Zuſtänden eines einfachern und rohern Natur— lebens zurückzuführen. Die forſtlichen Reformer, welche den urwüchſigen Plenterwald in geregelter Form wiederherzuſtellen bemüht ſind, gehen, wie die meiſten Socialreformer, in ihren Gedanken und Beſtrebungen in der Regel von gewiſſen idealen Vorausſetzungen aus, die für das, was bewieſen werden ſoll, günſtig ſind. Für die Beurtheilung der vorliegenden Frage iſt der Umſtand nicht ohne Einfluß geblieben, daß ſich die vorhandenen Femelwaldungen, nach denen ſich das Urtheil gebildet hat, häufig auf guten Bonitäten, in entlegenen, von Streu: nutzungen ꝛc. freigebliebenen Waldgebieten befinden, während ſich unter ungünſtigen Verhältniſſen (in Waldungen, die nahe den menſch— lichen Wohnſtätten liegen, von Streuentzug gelitten haben ꝛc.) der Uebergang des frühern Femelwaldes in den gleichalterigen Hochwald längſt vollzogen hat. An den beſtehenden Waldungen des ſchlag— weiſen Betriebs werden von den Vertretern des Femelwaldes dagegen vorwiegend die ungünſtigen Seiten hervorgehoben. Jede gute lebens— fähige Reform muß aber nicht ideale, ſondern reale Verhältniſſe zu Grunde legen; ſie muß bei Vergleichung verſchiedener Betriebsarten Verhältniſſe gleicher Standorts- und Beſtandesgüte oder aber ſtets mittlere Verhältniſſe unterſtellen. Und wenn dies geſchieht, ſo er— ſcheinen die bezüglichen Verhältniſſe in einem andern Lichte. Eine ſehr eingehende Kritik des Femelwaldes, der ein reiches Material zu Grunde gelegen hat, iſt bereits im vorigen Jahrhundert durch die damaligen Führer der Forſtwirthſchaft geübt worden. Ihnen ſtand aus der Beobachtung und Erfahrung ein weit reicheres Material zu Gebote, als es die Gegenwart bietet. Schon die Anſichten der alten Jäger (Oettelt, Büchting, Beckmann u. a.) find in dieſer Richtung von großem Intereſſe. Die erſten Träger und Begründer der Forſtwiſſenſchaft ſind dann auf Grund richtiger Beobachtungen und richtiger volkswirthſchaftlicher und forſtlicher Erwägungen zu der Anſicht gelangt, daß der Femelwald den ökonomiſchen Aufgaben, die 1) Als ſolche ſind insbeſondere zu nennen: Gayer, Waldbau, 3. Aufl., S. 139 flg.; Ney, Die Lehre vom Waldbau, 1885; Forſtwirthſchaftliches Centralblatt 1881; Werneburg, Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen 1875; Tichy, a. a. O. 8 121. Der Femel⸗ oder Plenterbetrieb. 203 an den Wald zu ſtellen ſind, nicht genügt. Und dieſe wohl be⸗ gründete Anſicht hat auch für die Gegenwart und Zukunft ihre Bedeutung. Werden die unter II hervorgehobenen Punkte der Kritik unter⸗ zogen, ſo findet ſich Folgendes zu bemerken: 1. Das günſtige Verhalten des Femelwaldes in Bezug auf die Vermeidung plötzlicher Veränderungen des Bodenzuſtandes läßt ſich nicht in Abrede ſtellen. So werthvoll dieſe Eigenſchaft unter Um⸗ ſtänden nun auch iſt, fo kann man fie doch nicht allgemein als Bor: zug bezeichnen. Es muß zunächſt darauf hingewieſen werden, daß unter manchen Verhältniſſen, insbeſondere in höhern Lagen, eine Deckung des Bodens, auf die in warmen Klimaten ſehr großer Werth gelegt wird, nicht nöthig iſt. In höhern Gebirgslagen iſt im Gegen— theil der Zutritt der Sonne für den Boden erwünſcht. In volks⸗ wirthſchaftlicher Hinſicht iſt dagegen zu bemerken, daß die Erhaltung eines möglichſt reichen Zuſtandes des Bodens, ſo viel Werth mit Recht darauf gelegt wird, doch nicht als unbedingte Norm der Wirth: ſchaft gelten kann. Der beſte Bodenzuſtand würde auf allen Boden⸗ arten beim völligen Ausſchluß aller Nutzungen erhalten oder herbei— geführt werden. Dies iſt unter allen Umſtänden unausführbar. Keine Culturſtufe iſt erreichbar geweſen, ohne daß eine gewiſſe Abnahme des urſprünglichen Bodenzuſtandes ſtattgefunden hätte. Eine Ver⸗ ſchlechterung des Bodenzuſtandes iſt indeſſen auch mit dem ſchlag— weiſen Betrieb nicht verbunden, weder mit dem Schirm: noch mit dem Kahlſchlag. Zu Gunſten des ſchlagweiſen Betriebs iſt vielmehr geltend zu machen, daß durch gute Schlagführung und Verjüngung, durch ſchnelle, dicht und gut ausgeführte Culturen die Nachtheile, welche durch Freilage und Lichtungen bewirkt, werden, ausgeglichen werden und daß im Dickungs- und jüngern Stangenholzalter die Bodenkraft nicht nur erhalten, ſondern in der Regel vermehrt wird. 2. Die Annahme, daß der Femelbetrieb höhere Maſſen erzeuge, als der ſchlagweiſe Betrieb, iſt nur unter einſeitigen Vorausſetzungen aufrecht zu erhalten. Die aus dem langſamen Jugendwuchs und dem gedrängten Kronenſchluß gegen den ſchlagweiſen Betrieb erhobenen Einwände ſind nicht ſtichhaltig. Sie geſtatten nach keiner Richtung eine Verallgemeinerung. Die geringen Anfänge in der Zuwachs— bildung ſind dem Entſtehen allen organiſchen Wachsthums eigenthümlich. Beſtimmend für die Leiſtungen der Holz- und Betriebsarten kann nur der Durchſchnittszuwachs fein, welcher auf die Flächen- oder Jahreseinheit entfällt. Und dieſer iſt im Femelwald geringer als im ſchlagweiſen Betrieb. Im Femelwald kommen ſtärkere negative 204 Neunter Theil. Factoren zur Geltung als diejenigen, welche in der langſamen Jugend: entwicklung und dem Nachlaſſen des Wuchſes bei zu dichtem Stande ihren Grund haben. Der Femelwald erzeugt weniger Holz, weil häufig Stämme wegen der Fällungs- und Räumungsſchäden, die ihre Entnahme verurſacht, nicht zur Zeit ihrer Hiebsreife geſchlagen werden können, weil durch die Beſchirmung der vorgewachſenen Stämme die zurückgebliebenen an ihrer Zuwachsfähigkeit behindert werden, weil zur Fructification und zur Bildung von Reis: und Aſtholz mehr Bodennährſtoffe verwendet werden, weil durch das Fällen und Heraus: ſchaffen des Holzes Beſchädigungen des bleibenden Beſtandes un- vermeidlich ſind, weil endlich die Zuwachsfähigkeit des bleibenden Beſtandes im Plenterwalde weniger gut mittelſt der Durchforſtungen gefördert werden kann, als in ſtammreichen gleichalterigen, gehörig durchforſteten Beſtänden.“) 3. Auch die Annahme einer Ueberlegenheit des Femelbetriebs hinſichtlich der Qualität der Production beruht auf idealiſtiſchen An⸗ ſchauungen. Die ſchönen aſtreinen Stämme, wegen welcher der Femelwald bekannt iſt, ſind zumeiſt das Ergebniß von ſehr günſtigen Entwicklungsbedingungen. Unter mittelmäßigen Standortsverhält⸗ niſſen bilden ſich ſolche ſchönen Stämme viel zu ſelten; ſie nehmen einen viel zu großen Wachsraum ein, als daß ſie einen richtigen Maßſtab für die Leiſtungen des Femelbetriebs auf der Flächeneinheit bilden könnten. In der Umgebung der ſchönen Stämme ſind immer andere, die durch jene in ihrer Entwicklung zurückgeblieben ſind. Zufolge der natürlichen Wuchsbedingungen erwachſen die Stämme des Femelwaldes im Allgemeinen äſtiger; ſie ſind kürzer, abholziger und enthalten mehr Reisholz, als die unter gegenſeitiger Concurrenz erwachſenen Stämme des gleichalterigen Hochwaldes. 4. Der allgemeinſte und wichtigſte Grund, aus dem der Femel⸗ betrieb nie wieder zur allgemeinen Einführung kommen wird, liegt darin, daß er zu wenig entwicklungsfähige Jungwüchſe erzeugt. Auf einer genügenden Erzeugung guten Nachwuchſes beruht aber, ebenſo wie es in der menſchlichen Geſellſchaft der Fall iſt, die Zukunft der Forſtwirthſchaft. Dieſes Unvermögen hat die alten Femelwälder zu Grabe getragen; es läßt auch die Forſtwirthſchaft niemals zu ihnen 1) Poſitives Material, mit welchem dieſe a priori zu ziehenden Schlüſſe belegt werden können, iſt bereits in den vorliegenden Ertragstafeln, welche die Vorerträge des ſchlagweiſen Hochwaldes genügend berückſichtigen, er⸗ bracht; Weiteres iſt in Zukunft von den Arbeiten der Verſuchsanſtalten zu er⸗ warten. § 121. Der Femel- oder Plenterbetrieb. 205 zurückkehren. Insbeſondere macht ſich dieſer Nachtheil bezüglich der lichtfordernden Holzarten, bei der Eiche, Kiefer und Lärche geltend. Unter den Bedingungen des Plenterwaldes würden ſie mehr und mehr verſchwinden. Von den Vertretern des qualificirten Femelbetriebs!) wird nun im Gegenſatz zu dem hier Geſagten hervorgehoben, daß die Ueberproduction an Jungwüchſen einer der größten Fehler der ſchlag⸗ weiſen Betriebe ſei. Indeſſen eine unbefangene Kritik wird dieſer Anſicht nicht nur nicht beipflichten, ſondern dieſe Disharmonie zwiſchen Erzeugung und Entwicklung gerade dem Femelwalde zur Laſt legen. Im Femelwald, dem urwüchſigen ſowohl wie dem qualificirten, ent⸗ ſteht, wie jede Wanderung lehrt, bald nach den Maſtjahren eine Menge von Jungwuchs, von dem aber der größte Theil wegen Mangels an den erforderlichen Entwicklungsbedingungen bald wieder zu Grunde geht. Beim ſchlagweiſen Betrieb entſtehen entwicklungsunfähige Jungwüchſe nur durch natürliche Verjüngungen und Saaten, die beide nicht als allgemeine Normen der Beſtandesbegründung anzuſehen ſind. Bei der für Nadelhölzer beſten Verjüngungsmethode, der guten Pflanzung im engen Verband, kommen dagegen alle Jungwüchſe zur wirthſchaftlichen Ausnutzung. Und daß der durch dichte Verbände erzeugte Pflanzenbeſtand nicht unrentabel iſt, wird in Zukunft noch beſtimmter als jetzt bewieſen werden können. 5. Daß die praktiſche Ausführung des naturwüchſigen Femel— betriebs mit einer Menge von Mißſtänden verbunden iſt, daß beim Fällen und Ausbringen der ſchweren Stämme Beſchädigungen des jungen bleibenden Beſtandes unvermeidlich ſind, daß die Wege ungleich ab— genutzt werden und mehr Unterhaltungskoſten fordern, daß der Schutz gegen Wild und Weidevieh ſchwieriger iſt, daß die Regelung und Ausführung der Wirthſchaft nicht nach feſten Zielen geleitet werden kann, iſt ſchon ſo oft und von den verſchiedenſten Seiten hervor— gehoben worden, daß in dieſer Hinſicht nichts Neues mehr zu be— merken iſt. Daß aber der geregelte Plenterbetrieb, ſobald ihm nicht ideale, ſondern, wie es geſchehen muß, mittlere Verhältniſſe (mittlere Bonitäten, mittlere Beſtände, mittlere Holzhauer, Förſter und Ober— förſter) zu Grunde gelegt werden, ſich dem praktiſchen Kern der Sache nach anders verhalte als der urwüchſige, gegen den ſich die forſtlichen Koryphäen einſtimmig ausgeſprochen haben, iſt eine Be— hauptung, für die ein Beweis erſt noch zu erbringen iſt.“) 1) Tichy, a. a. O., S. 21, Der zweite Grundirrthum. 2) Vgl. Borggreve, Holzzucht, 2. Aufl., S. 345. 206 | Neunter Theil. IV. Poſitive Ergebniſſe. Werden die vorſtehend erörterten Vorzüge und Nachtheile des Femelwaldes gegen einander abgewogen, ſo gelangt man!) zu folgenden Ergebniſſen: 1. Eine Rückkehr zum Femelbetrieb iſt für die Forſtwirthſchaft im Großen, wenn fie die ihr obliegenden ökonomiſchen Aufgaben er: füllen ſoll, nicht angezeigt.?) Seine ökonomiſchen Vorzüge beruhen auf idealiſtiſchen Vorausſetzungen. 2. Die beſtehenden Femelwälder ſind als ſolche ſo lange zu bewirthſchaften, daß die Zuwachsfähigkeit des Vorhandenen mög— lichſt ausgenutzt wird. 3. Für die Aufgabe, die der Schutzwald erfüllen ſoll, bildet der Femelbetrieb die beſte Beſtandesform. Dieſelben Eigenſchaften, die ihn in ökonomiſcher Hinſicht gegen den ſchlagweiſen gleichalterigen Betrieb zurücktreten laſſen, machen ihn zum Schutzwald geeignet. 4. Daß endlich den äſthetiſchen Eigenſchaften des urwüchſigen und des geregelten Femelbetriebs mit der Zunahme der Bildung und Cultur immer mehr Werth beigelegt werden muß, wird ihn an manchen Orten erhalten, wo ihn die Oekonomie und der Schutz nicht nöthig machen. 8 122. Der Mittelwaldbetrieb. Der Mittelwald ſteht nach der Geſchichte ſeiner Entſtehung und nach dem Standort, den er einnimmt, zum Femelbetrieb, mit dem er durch das Vorhandenſein verſchiedener Altersklaſſen Aehnlichkeit hat, in einem Gegenſatz. Der Femelbetrieb iſt, wenn er auch künſtlich hergeſtellt werden kann, doch vorwiegend ein Product der Natur, der Mittelwald ein Erzeugniß menſchlichen Eingreifens in die Natur. Der Femelwald nimmt vorzugsweiſe die von den Stätten des Verkehrs 1) In Uebereinſtimmung mit Fürſt (Plenterwald oder ſchlagweiſer Hochwald; 1885), der die Vorzüge und Nachtheile des Plenterwaldes unter Bezugnahme auf die Kundgebungen der neuern Literatur und Praxis ein⸗ gehender behandelt, als es an dieſer Stelle geſchehen kann. 2) Die größern Staatsforſtverwaltungen haben ſich denn auch gegen die Plenterwald-Reformbeſtrebungen im Weſentlichen ablehnend verhalten. Eine beſtimmte Erklärung für Preußen enthält v. Hagen-Donner, Forſt⸗ liche Verhältniſſe Preußens, 3. Aufl., S. 179 („Gegen die grundſätzliche Ein⸗ führung des Plenterbetriebes da, wo die Verhältniſſe nicht dazu nöthigen, hat die Forſtverwaltung im Allgemeinen ſich ablehnend verhalten“). $ 122. Der Mittelwaldbetrieb. 207 am fernſten gelegenen Gebiete ein; der Mittelwald iſt zunächſt in der Nähe menſchlicher Wohnſtätten eingeführt. Im Großen iſt er hauptſächlich in den breiten Thälern der Ströme und Flüſſe (Rhein, Elbe, Oder, Saale ꝛc.) vertreten; ſodann in den Hügelländern und Vorbergen Süd⸗ und Mitteldeutſchlands und, in großer Ausdehnung, in vielen Theilen Frankreichs. In kleinerm Umfang finden ſich in der Nähe der meiſten Ortſchaften des ſüd- und mitteldeutſchen Laubholzgebietes Waldungen, die einen mittelwaldartigen Charakter tragen. I. Die Beſtimmungsgründe für den Standort des Mittelwaldes. g Nach dem großen Umfang, in dem der Mittelwald, wenn auch nicht immer nach der Vorſchrift der ſtrengen Regel, vom 17. bis 19. Jahrhundert im deutſchen Laubholzgebiete vertreten war, darf man ſchon von vornherein vermuthen, daß er ſein Daſein nicht zu⸗ fälligen Verhältniſſen verdankt, ſondern daß er Eigenſchaften beſitzt, die den Zwecken, die die menſchliche Geſellſchaft zeitweiſe an den Wald geſtellt hat, am beſten entſprochen haben. Die Gründe ſeiner Entſtehung und Ausdehnung liegen in der Ausſchlagfähigkeit des Laubholzes, in dem ſchnellen Wuchs der Ausſchläge, in der richtigen Einſicht, daß zur Erzeugung von Brennholz kürzere Zeiträume er— forderlich ſind, als für die Erziehung des benöthigten Nutzholzes, und in der ſchnellern Entwicklung der Nutzholzſtämme im freien Stande. Wie für alle forſtlichen Verhältniſſe, ſo ſind auch für den Standort des Mittelwaldes phyſikaliſche und ökonomiſche Momente beſtimmend. 1. Phyſikaliſche Beſtimmungsgründe des Mittelwaldes. In phyſiſcher Hinſicht ſind alle Factoren, welche den Standort charakteriſiren, für die Berechtigung des Mittelwaldes von Wichtigkeit. Die Lage mit ihren klimatiſchen Eigenſchaften übt auf ſeine Entſtehung und Erhaltung ſchon inſofern Einfluß, als die Holzarten, welche ihn zuſammenſetzen, insbeſondere die Eiche, ein mäßiges oder mildes Klima zu einer guten Entwicklung durchaus nöthig haben. Den rauhen Gegenden des Nordens und den höhern Lagen der Ge— birge fehlen die Grundbedingungen für die Möglichkeit des Mittel— waldbetriebs. In dieſen klimatiſchen Verhältniſſen iſt, neben den Entwicklungsbedingungen (Wachsthum im Freiſtand), eine der Ur: ſachen enthalten, aus denen der Mittelwald mit Recht als eine ſichere Beſtandesform, die von meteorologiſchen Kalamitäten wenig zu leiden 208 Neunter Theil. hat, angeſehen wird.“) Daß er auch von Inſekten und Feuer höchſt ſelten in bedenkllichem Maße betroffen wird, iſt bekannt, und findet in dem Standort, den er vorzugsweiſe einnimmt, und der Beſtandes— miſchung, die in ihm Regel iſt, eine hinlängliche Erklärung. Da die Holzarten, welche für den Mittelwald am meiſten Be- deutung haben, große Anſprüche an den Boden machen, ſo kommen für ihn vorwiegend beſſere, mineraliſch reiche, friſche und tiefgründige Böden in Betracht. Für eine Kritik des Mittelwaldes in der vor— liegenden Richtung iſt ſeine Fähigkeit zur Erhaltung und Mehrung der Bodenkraft von ausſchlaggebender Bedeutung. Und bezüglich dieſer für die dauernde Aufrechterhaltung einer Betriebsart wichtigen Eigen- ſchaft kann das Urtheil nicht günſtig lauten.“) In der forſtlichen Literatur fehlt es zwar nicht an gegentheiligen Anſichten. Cotta?) wollte ihm ſogar hinſichtlich der Bodenbeſſerung vor dem Hochwald einen Vorzug eingeräumt wiſſen, weil der Boden nicht jo häufig frei⸗ gelegt werde. In ähnlicher Weiſe ſpricht ſich neuerdings Gayer!) aus. Thatſächlich liegt aber, wie Theorie und Erfahrung beſtätigen, das Verhältniß umgekehrt. Der Mittelwald verhält ſich ſchon deshalb in Bezug auf die Bodenbeſſerung nicht günſtig, weil die Holzarten, welche die Bodenkraft am beſten zu erhalten und zu mehren im Stande ſind, namentlich Buche, Tanne und Fichte, ſich für ihn am wenigſten eignen. Sodann liegt aber auch in dem Degeneriren der Stockausſchläge und in der Schwierigkeit, Stockausſchlag und Kern: wuchs zu einem zuſammenſchließenden bodenſchützenden Schirme zu verbinden, ein Grund dafür, daß die Bodenkraft nicht ſo gut und vollſtändig erhalten werden kann, als es im Hochwald bei rechtzeitiger und guter Begründung und Pflege möglich iſt. Die guten und ſehr guten Böden, die der Mittelwald oft einnimmt, eignen ſich nicht zu treffenden Vergleichen nach dieſer Richtung; beſſer die mittlern Boni⸗ täten der Gebirgs- und Hügelländer. Hier iſt häufig die Buche vor⸗ 1) Gayer, Waldbau, 3. Aufl., S. 156. 2) Vgl. Borggreve's in der Hauptſache ſehr treffende Kritik in der Forſtabſchätzung 1888, S. 336 flg. 3) Waldbau, 4. Aufl., S. 148 („Der Boden erhält ſich beſſer als bei der Hochwaldwirthſchaft, weil er niemals fo freigeſtellt wird als bei dieſer“). 4) A. a. O., wo geſagt wird, „daß der Mittelwald zu den ſtandorts⸗ pflegenden Formen im vollen Sinne des Wortes gezählt werden müſſe“. Die Anſicht von der nachtheiligen Rückwirkung der Mittelwaldform auf die Bodenthätigkeit ſtütze ſich auf die Betrachtung der Bodenentblößung, welche bei dem jedesmaligen Abtriebe des Unterholzes eintrete .... Man bedenke dabei nicht, daß dieſe Bodenentblößung nur eine theilweiſe und kurz vorüber⸗ gehende ſei. 8 8 122. Der Mittelwaldbetrieb. 209 herrſchende Holzart. Allein ihre bodenbeſſernden Eigenſchaften kommen wegen des frühern Nachlaſſens der Ausſchlagfähigkeit nicht in gleichem Maße wie beim Hochwald zur Geltung; es tritt Rückgang des Bodens ein.“) In noch höherm Maße iſt dies der Fall, wo die Eiche vor- herrſchend iſt. Auf den reichen Niederungsböden der Flußthäler kann nun allerdings eine Abnahme der Bodengüte durch den Mittelwald⸗ betrieb nicht conſtatirt werden, um ſo weniger, als dieſe häufig in der jährlich wiederkehrenden Inundation eine natürliche Meliorations⸗ quelle haben. Hier iſt jede Holz: und Betriebsart möglich, ohne daß die Bodenkraft abnimmt. Indeſſen zufolge ungenügender Beſchirmung entſteht hier in der Regel ein ſehr ſtarker Unkrautwuchs, der, wenn er auch bei Beſchränkung der Nutzung auf Holz den Boden nicht ſchwächt, doch für die weſentlichſten wirthſchaftlichen Maßregeln von ſtörendem Einfluß iſt. 2. Oekonomiſche Beſtimmungsgründe für den Standort des Mittelwaldes. In ökonomiſcher Hinſicht iſt für die Entſtehung und Erhaltung des Mittelwaldes ſeit langer Zeit das Thünen'ſche Gejeg?) über den Standort der Erzeugniſſe der Bodenwirthſchaft von Einfluß ge⸗ weſen. Nach dieſem können die Bezirke der Production und des Verbrauchs von Erzeugniſſen der Bodencultur um ſo weiter auseinander⸗ liegen, je werthvoller die Erzeugniſſe find, die das beſtimmende Wirth: ſchaftsziel bilden, je geringer der Antheil iſt, der durch die Transport— koſten vom Reinertrage der Wirthſchaft in Abzug kommt. Für Waldungen, die den Verbrauchsſtätten fern liegen, giebt allein die 1) Ein treffendes, der großen Praxis entnommenes Beiſpiel über den Einfluß des Mittelwaldes auf den Bodenzuſtand liefern die Staats- und Gemeindewaldungen des vormaligen Kurheſſen. Hier ſind zu Ende des vorigen Jahrhunderts große Flächen mit mittelmäßigem Buntſandſteinboden dem Mittelwaldbetriebe überwieſen worden. Es wird nun aber bei erfahrenen Wirthſchaftern kein Zweifel beſtehen, daß dieſe Maßregel für die Erhaltung des Bodens keine günſtige geweſen iſt. Die meiſten der betroffenen Flächen mußten ſpäter in Fichte oder Kiefer übergeführt werden oder ſind in Zukunft der Umwandlung zu unterwerfen. N Wenn der Mittelwald ſich wirklich durch ſtandortspflegende, bodenbeſſernde Eigenſchaften dem Hochwald gegenüber auszeichnet, weshalb wird er dann nach dem einſtimmigen Urtheil aller Holzzüchter nur auf guten Böden zur Anwendung gebracht, während doch gerade die mittelmäßigen und geringen Standorte den bodenpflegenden Einfluß am dringendſten bedürfen? 2) v. Thünen, Der iſolirte Staat in Beziehung auf Landwirthſchaft und Nationalökonomie. Vgl. auch 8 42, 43 Band II dieſer Schrift. Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 14 210 Neunter Theil. Qualität den Ausſchlag der Rentabilität, für nahe gelegene Waldungen ſpielt der Maſſenfactor eine verhältnißmäßig größere Rolle. Für den Mittelwald iſt es nun charakteriſtiſch, daß er eine große Menge von Reisholz hervorbringt. In Gegenden, wo dieſes Reisholz nicht in der Nähe des Waldes abſetzbar iſt, konnte ſich die Mittelwaldwirthſchaft gar nicht ausbilden. Und wenn ſie ohne Berückſichtigung dieſer noth- wendigen Grundbedingung eingeführt war, mußte ſie früher oder jpäter wieder zu Grunde gehen, weil die Regelmäßigkeit der Hiebe im Unterholz, welche für den Mittelwald charakteriſtiſch und für ſeine Erhaltung nothwendig iſt, nicht durchzuführen war. Dieſer Grundſatz der Berückſichtigung der ökonomiſchen Beziehungen bei der Wirthſchafts⸗ führung iſt in vielen Forſtordnungen der mitteldeutſchen Staaten zum Ausdruck gekommen. Am klarſten iſt er von Dettelt!) ausgeſprochen, der die Lage des Waldes zu den Stätten des Holzverbrauchs zum weſentlichſten Beſtimmungsgrund der Holz- und Betriebsart gemacht haben will. Neben der Möglichkeit des Reisholzverbrauchs lag aber auch in dem Umſtande, daß der Mittelwald thatſächlich für viele ökonomiſch wichtige Holzarten, insbeſondere für diejenigen, welche Licht und Frei— ſtand bedürfen, gute Wachsthumsbedingungen darbietet, eine Urſache ſeiner langen Erhaltung und ſeiner wirthſchaftlichen Bedeutung. II. Die Bewirthſchaftung des Mittelwaldes. 1. Würdigung der Betriebsführung. Es iſt allgemein anerkannt, daß die Bewirthſchaftung des Mittel⸗ waldes eine ſchwierige iſt, daß ſie an die Umſicht und Thätigkeit der leitenden und ausführenden Beamten große Anforderungen ſtellt. Allgemeine Regeln über die Stellung der Schläge, die Gruppirung der Altersklaſſen, die zu belaſſenden Vorräthe, die Zeit der Hiebs⸗ 1) Beweis, daß die Matheſis bei dem Forſtweſen unentbehrliche Dienſte thue. 1. Aufl., S. 34—35. Die hier ausgeſprochenen Gedanken find auf die Abgrenzung der Betriebsarten von weitgehendem Einfluß geweſen. „Man hat auf dem Thüringer Wald Berge, die von Buchen beſtanden ſind. Wollte man nun dieſe Berge als Laubholz (Mittel- oder Niederwald) tractiren und ſie in gewiſſe Hiebe eintheilen, um daraus jährlich eine Menge Wellen ſchlagen zu laſſen, ſo wäre dies Thorheit; denn man würde da nichts mit den Wellen anfangen können. Hier iſt es nöthig, daß man das Buchenholz ein ſolches Alter erreichen laſſe, daß daſſelbe in Klaftern geſchlagen werden kann. Ganz anders aber muß ich verfahren, wenn ich ſolche Laubholzwälder in der Nähe von vielen Ortſchaften Habe... Da gelten die Regeln, die ich von der ge= hörigen Wirthſchaft in ſolchen Hölzern geben werde“ (Nieder- und Mittelwald mit Schlageintheilung). § 122. Der Mittelwaldbetrieb. 211 reife u. a. laſſen ſich kaum geben. Wenn in der forſtlichen Literatur ſolche mit beſtimmten Zahlenangaben aufgeſtellt werden, ſo dienen ſie mehr als erklärende Beiſpiele, als daß ſie für die Praxis als Norm angeſehen werden könnten. „Im Mittelwald der Zukunft muß die intenſivſte Bewirthſchaftungsweiſe, reine Baumwirthſchaft, An⸗ wendung finden, wenn derſelbe den an ſeine Productivität, an ſeine Gelderträge und ſeine Nachhaltigkeit zu ſtellenden Anforderungen ent⸗ ſprechen ſoll.“!) So ſehr nun der Mittelwald aus dieſem Grunde ein treffliches Object iſt, um die individuellen Fähigkeiten des Forſt⸗ wirths, Umſicht und Sorgfalt, Eifer und Fleiß, techniſches Verſtändniß und Urtheil zur Geltung kommen zu laſſen, ſo läßt ſich doch kaum in Abrede ſtellen, daß ein derartiges Verhalten als Vorzug einer Betriebsart für die Wirthſchaft im Großen nicht angeſehen werden kann. Für den großen Betrieb bleiben Einfachheit und Ueberſichtlich⸗ keit der Grundlagen ſowohl für die Regelung als auch für die Aus⸗ führung der techniſchen Maßnahmen von unſchätzbarem Werthe. 2. Die wichtigſten Holzarten. Der Mittelwald iſt vor dem Hochwald durch einen großen Reich: thum von Holzarten, die in ihm die Bedingungen ihres Gedeihens finden, ausgezeichnet. Für das Unterholz ſind bekanntlich Holzarten geeignet, welche ein gutes Ausſchlagvermögen und die Fähigkeit, den Boden zu beſſern, beſitzen; für das Oberholz ſolche, welche wenig verdämmen und hohe Nutzwerthe ergeben. Eiche, Eſche, Hainbuche, Ulme, Ahorn, Erle, Birke, Pappel und Lärche find für den Mittel⸗ wald vorzüglich geeignet. Die Eiche hat unter allen Holzarten im Mittelwalde die größte und allgemeinſte Bedeutung. Sie findet in der freien Stellung der Krone und in dem meiſt guten Boden die beſten Entwicklungs⸗ bedingungen. Die Eſche tritt der Eiche insbeſondere auf den friſchen Niederungsböden ebenbürtig zur Seite. Hier hat ſie vor jener den Vorzug ſchnellern Wachsthums, beſſern Ausſchlagvermögens und leichterer Verjüngung. Die Hainbuche iſt wegen der Güte ihres Holzes, der Leichtigkeit ihres Anfliegens, ihrer Widerſtandskraft gegen Kalamitäten und ihres trefflichen Ausſchlagvermögens für Ober— und Unterholz geſchätzt. Die Ulme ſtellt an die Beſchaffenheit des 1) Ettmüller, „Welche Aenderungen in der Form des Mittelwaldes ſind erforderlich, um denſelben den Anforderungen der Gegenwart an die Nutzholzproduction gerecht werden zu laſſen?“ — Grundlagen zur Einleitung des erſten Verhandlungsgegenſtandes der Verſammlung deutſcher Forſtmänner zu Dresden 1889. (Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen 1889, S. 499 flg.) 14 * 212 Neunter Theil. Bodens die größten Anſprüche. Im Walde bildet der gute Aue: boden faſt ihren einzig tauglichen Standort, weshalb ſie hier be— ſonders gepflegt zu werden verdient. Die Erle hat durch ihr raſches Wachsthum, ihre bedeutende Nutzbarkeit und ihr gutes Ausschlag: vermögen für Ober- und Unterholz große Bedeutung. Von Pappeln ſind Schwarzpappel und kanadiſche Pappel in der neuern Zeit mehr und mehr geſchätzt. Die Birke wird wenigſtens im Oberholz gern geſehen. Die Lärche endlich findet wegen ihres raſchen Wachs⸗ thums, ihres guten Holzes und ihrer geringen Beſchattung eine geeignete Stelle im Mittelwald, obwohl hier die klimatiſchen Be⸗ dingungen von denjenigen ihrer Heimath außerordentlich verſchieden ſind. 3. Schlagführung. Die Hauungen erfolgen im Mittelwald zumeiſt derart, daß zunächſt das Unterholz unter Belaſſung der erforderlichen Laßreitel auf den Stock geſetzt wird. Alsdann wird die älteſte Klaſſe des Oberholzes, ſoweit nicht einzelne Stämme länger erhalten werden, ganz entfernt; von den andern Oberholzklaſſen werden die minder wüchſigen Stämme, welche ſich zu fernerm Ueberhalt nicht eignen, ausgehauen. Bei allen Schlagführungen gilt es als Regel, zunächſt von jeder Klaſſe mehr Stämme ſtehen zu laſſen, als ſtehen bleiben ſollen, ſodaß die Schlagſtellung noch während des Hiebes i werden kann. Für die räumliche Bildung und Aneinanderreihung der Schläge giebt das Unterholz den Rahmen ab. Für die Art der Wirthſchafts— führung iſt dagegen in der neuern Zeit der Schwerpunkt mehr und mehr in das Oberholz gelegt worden. Hinſichtlich der Menge des Oberholzes beſtehen in den Mittelwaldungen große Unterſchiede. Aus Baden!) wird mitgetheilt, daß für gewiſſe, von Natur zum Mittelwalde nicht beſtimmte Wal⸗ dungen der theoretiſch unterſtellte Normalvorrath nicht höher als 45 fm angenommen ſei, während in neuerer Zeit auf den beſſern Böden der Rheinebene der Vorrath bis zu 150 fm feſtgeſetzt werde.“) 1) Krutina, Forſtwiſſenſchaftliches Centralblatt 1879, S. 340 flg. 2) Nach den neueſten Ertragstafeln von Schuberg (Zur Betriebs⸗ ſtatik im Mittelwalde 1898, S. 1 flg.) find die Oberholzvorräthe auf den hier zu Grunde gelegten Probeflächen erheblich höher. Schuberg giebt aus dem Stadtwalde von Durlach und dem Forſtbezirk Karlsruhe für Kreisfläche und Oberholzmaſſe folgende Zahlen: . Probefläche AI 15,4 qm Grundfläche 250,72 fm Maſſe p. ha 7 B III 18,2 n 7 240,75 „ „ 7 + C II 27,3 7 . 359,20 . 1 „ ic. $ 122. Der Mittelwaldbetrieb. 213 In der Oberförſterei Schkeuditz, welche für den Mittelwaldbetrieb in Preußen ſowohl hinſichtlich der Ertragsregelung als auch der Fortſchritte und des jetzigen Standes der Wirthſchaftsführung ſehr charakteriſtiſch iſt, wurden bei der letzten Betriebsregulirung folgende Oberholzvorräthe nachgewieſen: Diſtriet 11 Schlag I Seenot I e Eiche, Eſche, Rüſter ꝛc. 218 fm p. ha . 11 ” VIII wi [2 „ 7 7 157 „ 7 21. 77 IV [2 1 „ 7 „ 169 ”„ Im Schutzbezirk Schkeuditz wurden als p 131, als Maximum 273, im Durchſchnitt 180 fm, im benachbarten Schutz⸗ bezirk Maßlau durchschnittlich 158 fm Oberholzvorrath p. ha ermittelt. Brecher!) giebt für die im Thalgebiet der Mulde gelegene Ober— förſterei Zöckeritz den Oberholzvorrath dicht vor dem Hiebe für Boden I. Klaſſe zu 150 — 200 fm, II. Klaſſe zu 130 — 150 fm, III. Klaſſe zu unter 130 fm an. Noch höhere Vorräthe find von Lauprecht?) aus den Mittelwaldungen der Stadt Mühlhauſen mitgetheilt, die für einzelne Forſtorte über 250 km betragen haben. Nach der jetzigen Beſchaffenheit dieſes Waldes haben manche Orte mindeſtens 300 fm. Für die wirthſchaftliche Behandlung des Mittelwaldes wird in der neuern Zeit die richtige Wahl der auszuhauenden und der zu belaſſenden Stämme mit Recht als wichtiger angeſehen, als die Maſſe des Ueberhaltes und die Regelmäßigkeit ſeiner Vertheilung. Im Allgemeinen geht natürlich das Streben der Wirthſchaft dahin, daß die nach Holzart, Stammform und Krone beſten Stämme der Schläge in erſter Linie erhalten und gepflegt werden. Und da dieſe häufig in den Beſtänden ſehr unregelmäßig vertheilt ſind, ſo ergiebt ſich ſchon aus dieſem thatſächlichen Zuſtande die Regel, daß die Ver⸗ theilung des Oberholzes nicht mit derjenigen Regelmäßigkeit, welche früher als Norm angeſehen wurde, bewirkt werden darf. 4. Culturbetrieb. Noch ſchwieriger als die Schlagſtellungen ſind im Mittelwalde die Culturen. Unter dem Einfluß der Stockausſchläge und der ſtarken Bodenüberzüge, die meiſt im Mittelwalde vorhanden ſind, beſtehen für junge Pflanzen ſehr ungünſtige Entwicklungsbedingungen. Von den Culturverfahren des Hochwaldes, in dem die Anwendung von ſchwächern Pflanzen und Saaten mehr und mehr Regel geworden iſt, weicht deshalb der Culturbetrieb des Mittelwaldes erheblich ab. 1) Aus dem Auen-Mittelwalde 1886, S. 64. 2) Aus dem Mühlhäuſer Mittelwalde, Allgem. Forſt- und Jagdzeitung, Supplemente, 8. Band, 1. Heft. 214 Neunter Theil. Namentlich hat hier die Anwendung ſtärkern Materials weit größere Bedeutung. Sehr treffend und eingehend iſt der in Baden übliche Culturbetrieb von Krutina!) dargeſtellt worden. Da der Verfaſſer dieſer Schrift ſelbſt niemals Mittelwaldungen bewirthſchaftet hat und mit den Ausführungen von Krutina durchaus übereinſtimmt, ſo werden dieſe nachſtehend wörtlich mitgetheilt: „In der Erzielung möglichſt vieler und werthvoller Oberhölzer ſcheint uns die Hauptaufgabe der Mittelwaldwirthſchaft zu liegen. Dieſe kann aber nur gelöſt werden, wenn der Unterholzbeſtand ſolche zum Ueberhalt geeignete Hölzer in großer Zahl bietet... „Der Hauptfehler wird in der Regel dadurch gemacht, daß man die Schlagausbeſſerungen vornimmt, ohne die Gewißheit zu haben, die jungen Pflanzen auch vor der Gefahr des Erſticktwerdens ſchützen zu können. Bekanntlich überzieht ſich der Schlag bald nach der Schlagſtellung mit Gras und Forſtunkräutern, ſodann mit Ausſchlägen von Strauch- und Weichholz und früher oder ſpäter, je nach der Holzart, auch mit den Ausſchlägen der harten Hölzer. Die junge Pflanze hat daher von der erſten Jugend an gegen Ueberſchirmung zu kämpfen und muß in dieſem Kampfe künſtlich unterſtützt werden, wenn ſie nicht zu Grunde gehen ſoll. Es ſind daher auch Saaten in der Regel zu Mittelwaldausbeſſerungen nicht zu empfehlen, weil ihre Beſchützung durch eine lange Reihe von Jahren fortgeſetzt werden muß. Nur auf größern unbeſtockten Flächen ſind ſie anwendbar und auch hier nur in beſchränkter Weiſe. Aber auch die Pflanzungen, und wenn man die ſchönſten Heiſter dazu nimmt, ſollten nicht ver⸗ einzelt im Schlage ausgeführt, ſondern mehr gruppirt werden, um ihren Schutz gegen die Ausſchläge wirkſamer unternehmen zu können. Der Wirthſchafter ſollte daher bei Entwurf ſeines Culturplanes ſich vor Allem die Frage ſtellen, welche Kräfte ihm zur Bewältigung der Schlagpflege zur Verfügung ſtehen und hiernach erſt, ſowie unter Berückſichtigung der Mittel, welche von dem Waldeigenthümer im Verhältniß zu ſeinem Walde und deſſen Ertrag in Anſpruch ge— nommen werden können und von ihm bewilligt werden, die Aus⸗ dehnung der Culturen ſelbſt beſtimmen. Keinenfalls aber ſollte er mehr cultiviren, als er auch beſchützen kann. „Dreierlei Fälle können vorkommen, welche zur Ausbeſſerung des Schlages nöthigen. Einmal größere Blößen, meiſt die geringſten Böden bezeichnend; ſodann das reine oder ſehr überwiegende Auf⸗ treten von Strauchhölzern oder mißliebigem Weichholz; endlich die 1) a. a. O. $ 122. Der Mittelwaldbetrieb. 215 auch in normalen Verhältniſſen ſtets vorkommenden, durch das Ab— ſterben der Mutterſtöcke bedingten kleinern Schlaglücken. „Vor Allem wird man die größern Blößen zu beſtocken ſuchen. Hierzu können, beſonders wenn es ſich um den Anbau von Kiefern oder Eichen handelt, auch Saaten zur Anwendung kommen, da ein Schutz nur an den Rändern der Culturſtelle durch öfteres Zurück⸗ hauen der hereinhängenden Ausſchläge nöthig wird. Pflanzungen werden aber um ſo mehr am Platze ſein, je mehr derartige Flächen auch zum Graswuchſe geneigt ſind und je dringender es iſt, die Cultur bald mit dem übrigen Beſtand in Zuſammenhang zu bringen. Auf dieſen cultivirten Blößen läßt ſich die Aufgabe, die entiprechend- ſten Holzarten für die zukünftigen Oberhölzer zu erziehen, nicht leicht durchführen, weil der Boden hier gewöhnlich am geringſten iſt und man die Auswahl der Holzart lediglich hiernach treffen muß. „Ein ausgiebigeres Feld für die Erziehung künftiger Nutzhölzer werden ſtets die mit Weich- und Strauchholz überwachſenen Flächen bieten, weil das Vorkommen der meiſten dieſer Hölzer einen guten Boden bezeichnet. Fehlerhaft wäre es, hier einzelne Pflanzen zwiſchen das Weich- und Strauchholz hineinzuſetzen, um dadurch eine größere Fläche ausbeſſern zu können. Es iſt entſchieden mehr zu empfehlen, die Stellen mit dem beſten Boden und dem meiſten Weich- und Strauchholz aufzuſuchen, hier dieſes Gehölz zu entfernen, den Boden zu roden, überhaupt pflanzſchulartig zu behandeln und die Fläche in ziemlich engem Verbande mit Pflanzen von Nutzhölzern, am beſten mit ſtarken Heiſterpflanzen auszupflanzen, die, wenn es nöthig wird, an Pfählen befeſtigt werden. Iſt der Boden ſteinig oder von Wurzeln ſtark durchzogen, und bietet er dem Herrichten der einzelnen Pflanzlöcher Schwierigkeiten, ſo empfiehlt es ſich, Gräben von ent⸗ ſprechender Tiefe und Breite zu ziehen, dieſe mit gutem Boden an⸗ zufüllen und mit Heiſtern zu bepflanzen. Da man in den Gräben einen thunlichſt engen Verband wählen kann, ſo können dieſe ſelbſt etwas größern Abſtand bekommen, wodurch die Arbeit vereinfacht wird. Sehr gute Dienſte für das weitere Gedeihen der Pflanzen leiſtet das öftere Behacken und Lockern des Bodens auf den Platten oder Gräben, eine Arbeit, die im Verhältniß zum Erfolg nicht be⸗ deutend iſt. „Dieſe Pflanzungen, deren Ausdehnung nach dem Vorkommen der Weich⸗ und Strauchholzpartien und nach den zur Verfügung ſtehenden Mitteln ſich richten muß, können, weil ſie auf größere Gruppen ſich beſchränken, daher leicht ins Auge fallen und nicht gut überſehen werden, mit viel geringerm Aufwand und mit viel 216 Neunter Theil. mehr Wirkung gegen die Stockausſchläge geſchützt werden, als einzeln im Schlage herumſtehende Pflanzen. „Erſt in letzter Reihe ſollten die kleinern Schlaglücken in Betracht gezogen werden. In der Regel erſcheinen ſie unmittelbar nach dem Abtriebe des Unterholzes bedeutender als ſie in Wirklichkeit ſind, und ſchon nach wenigen Jahren ſind fie vollſtändig verwachſen, d. h. es haben ſich die Ausſchläge der benachbarten Stöcke über ſie aus⸗ gebreitet und erfüllen wenigſtens den Zweck der Bodendeckung. Wo es aber möglich iſt, auch dieſen kleinern Schlaglücken Aufmerkſamkeit zu widmen, ſollte ſtets die Pflanzung, und zwar ausſchließlich mit Heiſtern und wo immer möglich, nie einzeln, ſondern in kleinen Gruppen Regel ſein.“ Ganz ähnlich, wie es hiernach in Baden der Fall war, hat ſich auch in andern Staaten der Culturbetrieb des Mittelwaldes ent— wickelt. Die Wirthſchaft hat ſich von der Schablone frei gemacht und ſich der Pflege der einzelnen Stämme zugewandt. Auch für Preußen!) gilt horſtweiſer Anbau des Oberholzes als Regel. Dem⸗ gemäß treten dem Beſucher von Mittelwaldrevieren (Oberförſterei Schkeuditz, Zöckeritz, Mühlhauſen u. a.) überall Gruppen von Nutz⸗ hölzern in verſchiedener Größe (5 — 20 ar und darüber) entgegen. Uebereinſtimmend hiermit ſind auch die Aeußerungen, welche in der Literatur in dieſer Hinſicht gemacht werden.“) 1) v. Hagen-Donner, Die forſtlichen Verhältniſſe Preußens, S. 178: „In größter Ausdehnung iſt dieſes Princip (kleinere Flächen nach Maßgabe ihrer beſondern Boden- und Beſtandesbeſchaffenheit zu behandeln) bei dem Mittelwaldbetriebe zur Geltung gelangt, indem man bei dieſem die frühere Regel gleichmäßiger Vertheilung des Oberholzes und ſeiner Altersklaſſen ganz aufgegeben hat und zur horſtweiſen Erziehung möglichſt vielen Baum⸗ holzes .. . übergegangen iſt.“ 2) Kraft, Allgem. Forſt⸗ und Jagdzeitung, 1878, S. 222: „Das Ideal der Stellung des Oberholzes iſt die Gruppe; den mannigfachen Vorzügen der Gruppe im Allgemeinen geſellen ſich in ihrer Anwendung auf den Mittel: wald noch beſondere hinzu. Manche Forſtwirthe erblicken in einem einzel⸗ ſtändigen Durcheinander der verſchiedenen Altersklaſſen des Oberholzes den idealen Typus des Mittelwaldes, jedoch ſehr mit Unrecht. Der Hauptnach⸗ theil dieſer Form beſteht in der ungünſtigen Stammform, in der erheblichen Wuchshemmung, welche dabei jüngere Stämme durch ihre Nachbarn erleiden, alſo in der Verminderung des Geſammteffectes und endlich in der Schwierig: keit der Nachzucht des Oberholzes. Alle dieſe Mängel werden durch die Gruppenſtellung vermindert.“ Brecher, a. a. O.: „Das wirthſchaftliche Programm im Mittelwalde lautet: „Löcherhieb und Gruppenpflanzung«.“ Ettmüller, a. a. O., Schlußtheſe 4, wonach die Cultur auf Löchern von 1 bis 5 ar Größe erfolgen ſoll. — De § 122. Der Mittelwaldbetrieb. 217 Mit der Betonung der Vorzüge der horſtweiſen Erziehung des zukünftigen Oberholzes, mit der Hervorhebung der Nachtheile des Heran- wachſens von Nutzhölzern, insbeſondere von lichtbedürftigen inmitten der Stockausſchläge und unter dem ſeitlichen Schirm des Oberholzes iſt nun aber zugleich ein praktiſches Urtheil dahin ausgeſprochen, daß der Mittelwald nach ſeinem eigenartigen Charakter dem Hoch: wald in der Erzeugung forſtlicher Werthe nachſteht. Im Horſt werden den zu erziehenden Stämmen die dem Mittelwald eigenthümlichen Wuchsbedingungen nicht gegeben. Für dieſen iſt es gerade charak⸗ teriſtiſch, daß die Stämme mit freien Kronen erwachſen, die nicht, wie beim Horſt, von ihresgleichen, ſondern von Stockausſchlägen und ältern Stämmen umgeben ſind. Im Horſt erwachſen die einzelnen Beſtandesglieder nach den Geſetzen des Hochwaldes: Sie machen ſich durch gegenſeitige Concurrenz aſtrein und vollholzig, während ihr Stärkezuwachs zurückgehalten wird. Wenn einer ſolchen Entwicklung auf kleiner Fläche der Vorzug vor dem Durcheinander des Mittel- waldes gebührt, ſo iſt es auch wünſchenswerth, daß dieſe beſſern Bedingungen in Zukunft größern Flächen zu Theil werden. Die horſtweiſe Cultur iſt die Einleitung zur Ueberführung in Hochwald. Nur der günſtige Zuſtand vorhandener wüchſiger Mittelwaldſtämme und das wohl berechtigte Princip, das vorhandene Gute nach Mög— lichkeit auszunutzen, können den Prozeß der Ueberführung zum Hoch- wald, die mit der Gruppenwirthſchaft angebahnt iſt, verlangſamen und den Mittelwald in ſeinem eigenartigen Charakter länger erhalten. III. Die Maſſenerzeugung. 1. Höhenzuwachs. Der Verlauf des Höhenzuwachſes iſt an Mittelwaldſtämmen je nach den äußern Entwicklungsbedingungen (Einfluß des Unkraut⸗ wuchſes, der Stockausſchläge, des Oberholzes ꝛc.) außerordentlich ver: ſchieden. Unter günſtigen Umſtänden iſt er in der Jugend ſtärker als an Hochwaldſtämmen. Im ſpätern Verlauf aber bleibt die Höhenentwicklung der Mittelwaldſtämme gegenüber den im Schluß erwachſenen zurück!), und das Verhältniß der Höhe zur Stärke, welches 1) R. Hartig (Forſtlich-naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift 1894, S. 488) fand durch genaue Stammanalyſen von 4 Eichenoberſtändern auf ſehr gutem Boden folgende Höhen: Alter 40 60 80 100 150 200 Jahre 12—16 15—18 17—20 19—21 21 —23 23—25 m Vergleicht man damit die Höhe von Hochwaldeichen (ef. 8 811), ſo kann das ungünſtige Verhalten des Mittelwaldes nicht zweifelhaft ſein. 218 Neunter Theil. in mancher Hinficht wichtiger iſt als die abſolute Höhe, ift unter allen Umſtänden ein geringeres als beim Hochwald.) 2. Der Stärkezuwachs des einzelnen Stammes. Wie es nach dem großen, ihnen zur Verfügung ſtehenden Wachs— raum nicht anders ſein kann, zeichnen ſich die Oberſtänder ꝛc. des Mittelwaldes vor den im Schluſſe des Hochwaldes erwachſenen Stämmen durch weit höhern Stärkezuwachs aus. Die Gegner der geſchloſſenen Erziehung heben dieſe Eigenſchaft mit Vorliebe hervor. Und ſie kann in der That mit gutem Grunde dem Extrem zu dichten Standes, das beim Hochwald ſo oft befolgt wird, als ein Vorzug gegenüber— geſtellt werden. Indeſſen die Wuchsbedingungen im Mittelwald ſtellen das entgegengeſetzte Extrem zu weiten Standes dar. Und alle Extreme ſind für die Erziehung der Beſtände unrichtig. Ein beſtimmter Nachweis der Entwicklung von Mittelwaldſtämmen mit einer verallgemeinernden Tendenz, wie ſie beim Hochwald auf Grund der Unterſuchung von Probeflächen und Probeſtämmen zu⸗ läſſig iſt, wird kaum jemals zu erreichen ſein. Die einzelnen Mittel⸗ waldſtämme haben durch die Concurrenz der Stockausſchläge und die ungleichmäßige Vertheilung des Oberholzes zu viel individuelle Eigen⸗ thümlichkeiten, um als Modelle für andere dienen zu können. Einige vergleichende Unterſuchungen über den Stärkezuwachs von Mittelwald⸗ und Hochwaldſtämmen in den Oberförſtereien Weilburg und Merenberg?) auf gutem und annähernd gleichem Standort er— gaben im Durchſchnitt folgende Durchmeſſer in 1,3 m Höhe: Im Alter von . 20 40 60 80 100 120 Jahren Mittelwaldſtämme 4—10 20—32 36—52 54-66 66—80 74—93 cm Hochwaldſtämme. 2—8 12—18 20-28 27—35 36—42 42—48 „ Zieht man die Extreme, einerſeits eingepreßte Hochwaldſtämme, andererſeits die ſtärkſten Mittelwaldſtämme, zur Unterſuchung, ſo er⸗ geben ſich nach beiden Richtungen noch weit größere Differenzen. 1) An den von Hartig ſeeirten Stämmen war das Verhältniß von Höhe und Durchmeſſer folgendes: Alter 40 60 80 100 150 200 Jahre Stamm I e e ee een e ee 8,5 14 21 27 44 58 cm 11 16 18 19 21 24 m 12 18 24 30 41 56 em Aehnlich auch bei den andern Stämmen. 2) Vgl. die Unterſuchungen in $ 81 und 83, Bd. IV. Stamm II $ 122. Der Mittelwaldbetrieb. 219 Im Durchſchnitt iſt hiernach an den Mittelwaldſtämmen in gleicher Zeit faſt die doppelte Stärke, wie an den im vollen Schluſſe ge— haltenen Stämmen erfolgt. Die Unterſuchungen, die R. Hartig!) über den Stärkezuwachs 200 — 250 jähriger Eichen-Oberſtänder im Gramſchatzer Walde bei Würzburg anſtellte, ſind nach mehrfacher Richtung, phyſiologiſch und praktiſch, für die Entwicklung der Mittelwaldſtämme von Intereſſe. Sie laſſen deren Fähigkeit, bis zu einem hohen Alter gleichbleibenden periodiſchen Stärkezuwachs anzulegen, klar erkennen. Sodann geht der Einfluß der periodiſchen Hauungen auf den Stärkezuwachs, den Weife?) ſchon 1877 beſtimmt ausſprach, daraus hervor. Einige vom Herrn Forſtmeiſter Weſtermeier und dem Ver— faſſer vorgenommene Unterſuchungen über den Stärkezuwachs der Eiche in der Oberförſterei Schkeuditz ergaben folgende Reſultate, aus denen die große Verſchiedenheit der Entwicklung der Eiche nach dem Wachs— raum, ihre Anpaſſung an die äußern Bedingungen und die Er: holungsfähigkeit nach langem Druck direct entnommen werden kann. Stamm Höhe der Durchmeſſer (om) im Alter von ... Jahren Querſchnitte Nr. m 20 | 40 | 60 | 80 | 100 120 | 140 | 160 | 180 | 200 I 1 719 37:| 59 79 ö . 3 ? II 1 616 21 26 | 30 ! 34 40 48 58 1 III Stock 12 | 36 | 52 70 86 | 98 107 | 118 | 129 143 IV 3 4 | 10 15 | 25 | 35 47 60 75 100 ; V Stock 2611 15 25 40 54 72 Außerordentlich lebhaften Stärkezuwachs zeigen Eſche, Ulme und in noch höherm Maße die weichen Holzarten auf den guten Niederungs⸗ böden der Mittelwaldungen. So wurden z. B. in der Oberförſterei Schkeuditz beim Einſchlag des Winters 1897/8 gefunden: an 50 jährigen Eichen und Ulmen Durchmeſſer von 40 em, an 70 jährigen Eſchen Stärken von 50 — 60 cm, an 90— 100 jährigen ſolche von 60 — 70 em. Daß aber der Grad des Stärkezuwachſes, daß insbeſondere die Schnellig— keit des Jugendwuchſes für die Begründung wirthſchaftlicher Maß⸗ regeln und Verhältniſſe kein genügender Maßſtab iſt, bedarf nach Analogie der menſchlichen Entwicklung im Vergleich zur thieriſchen, 1) a. a. O. Es ſtieg z. B. die Jahrringbreite nach dem Hiebe des Unterholzes bei Stamm 1 im ca. 60 jährigen Alter von 0,86 auf 2,10 mm, im ca. 130 jährigen Alter von 1,20 auf 2,05 mm. Aehnliches ergiebt ſich auch bei den andern Stämmen. 2) Die Taxation des Mittelwaldes, 1878, VI, S. 43. 220 Neunter Theil. des Wachsthums der Weichhölzer im Vergleich zu den edeln Holz: arten, der Vorwüchſe im Vergleich zu geſchloſſen erzogenen Stämmen, mancher Fremdlinge gegenüber einheimiſchen Holzarten ꝛc. keines be⸗ ſondern Nachweiſes. 3. Maſſenzuwachs und Ertrag. Auch für Beſtände ſind Zuwachsnachweiſe, für die der Anſpruch allgemeiner Geltung erhoben werden könnte, nicht ausführbar. Sie werden ſchon durch den Umstand unmöglich, daß es normale Mittel: wälder, die als Muſter für andere dienen könnten, überhaupt nicht giebt. Und wenn ja Mittelwälder im Sinne einer ältern Auffaſſung als normale angeſehen werden, ſo ſind die aus ihnen abgeleiteten Zahlen für die zukünftigen Mittelwälder doch nicht anwendbar, weil in dieſen die Oberhölzer nach übereinſtimmender Anſicht in der Form von Horſten erzogen werden ſollen, wodurch ſich die weſentlichſten Elemente der Zuwachs- und Maſſenbildung ändern. Iſt aber der Zuwachs materiell ſo ſchwierig allgemein beſtimmbar, ſo wird auch der formalen Seite der Ertrags- und Zuwachsberechnung keine große Bedeutung zugelegt werden können. Die Schärfe der Formeln muß der Natur, dem Stoff der Gegenſtände, auf die ſie angewendet werden, entſprechen. Für die Ertragsregelung des Mittelwaldes ſind deshalb möglichſt einfache Verfahren am meiſten zu empfehlen. Der Zuwachs, der durch Aufnahme der Vorräthe und Ermittlung der Zuwachsprocente der einzelnen Stammklaſſen beſtimmt wird, bildet den natürlichen Abnutzungsſatz, der ev., je nach dem vorhandenen und erſtrebten Zuſtand des Vorrathes, im Sinne der bekannten Formel K. Heyer's zu rectificiren iſt. Ueber die wirklichen Zuwachsleiſtungen des Mittelwaldes können die Erträge, welche bei regelmäßiger, längere Zeit nach gleichen Grund— ſätzen geführter Wirthſchaft unter Erhaltung gleichbleibender Vorräthe erzielt ſind, am beſten Aufſchluß geben. Da im Mittelwalde, der in der Nähe der menſchlichen Wohnſtätten ſeinen Standort hat, meiſt alles gewachſene Material zur vollſtändigen Ausnutzung gelangt und die Flächenabnutzung meiſt eine regelmäßigere geweſen iſt, ſo kann man für ihn auf hiſtoriſch⸗ſtatiſtiſchem Wege eher zutreffende Zahlen ermitteln, als für die entlegenen Hoch- und Plenterwälder, für die wegen mangelhafter Durchforſtung und ungleichmäßiger Flächennutzung der wirkliche Zuwachs mit den Ergebniſſen der Wirthſchaft meiſt nicht übereinſtimmt. Thatſächlich iſt denn auch der Mittelwald nach dieſer Richtung gründlich bearbeitet worden. Insbeſondere gewähren die eingehenden Ermittlungen, welche für den Mühlhäuſer Mittelwald g 122. Der Mittelmaldbetrieb. 221 von Zauprecht!) angeſtellt find, großes Intereſſe. Nach dieſen war die Abnutzung einer Anzahl größerer Mittelwaldbezirke ſeit der Mitte des vorigen bezw. ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts folgende: Oberholz Unterholz Im Ganzen Procente Derbholz Reis ’ Derbholz Reisholz An fm N fm fm a) 2,41 0,42 1,40 4,23 57 43 b) 2,89 0,51 1,68 5,03 57 43 c) 3,56 0,84 0,66 5,06 70 30 d) 2,88 0,68 0,76 4,32 67 33 e) 2,31 0,83 1,26 4,40 53 47 f) 3,01 0,76 0,51 4,28 70 30 Für die Oberförſterei Zöckeritz giebt Brecher? folgende Zahlen: Bonität Oberholz Unterholz Im Ganzen Procente Derbholz Reis Derbholz Reisholz fm fm fm fm 1 2,8 — 3,5 0,4 2,0 5,5 56 44 3,1 1 2,1 — 2,5 0,4 2,1 4,8 48 52 2,3 III 1,8 — 2,0 0,3 2,2 4,4 44 56 1,9 Für die zukünftige Praxis des Mittelwaldes iſt nun aber in höherm Maße als die genaue Ermittlung des normalen oder that- ſächlichen Zuwachſes die Begutachtung des Verhältniſſes von Wichtig⸗ keit, in welchem der Zuwachs des Mittelwaldes zu demjenigen des Hochwaldes ſteht. Ein Nachweis in exacten Zahlen iſt auch hierüber nicht zu erbringen. Entſchiedene Verehrer freier Beſtandeserziehung haben ſich bemüht, mit beſtimmten Zahlen für den Mittelwald die höhere Leiſtungsfähigkeit nachzuweiſen.?) Indeſſen die Möglichkeit 1) a. a. O., S. 36 — 39. 2) a. a. O., S. 64. 3) So gelangt z. B. G. Wagener, Waldbau, S. 460 bei allen Ver⸗ gleichungen der Holzmaſſenerzeugung zwiſchen Hochwald und Mittelwald zu Folgerungen, welche dem letztern günſtig ſind, ſodaß er ſein Urtheil mit den Worten ſchließt: „Auch der oberholzreiche Buchenmittelwald liefert höchſt— wahrſcheinlich einen viel höhern Jahreszuwachs wie der Buchenhochwald auf der gleichen Standortsklaſſe, und der Werthzuwachs wird ſelbſtverſtändlich durch den Mittelwald viel mehr geſteigert als durch den Hochwald.“ In— deſſen iſt zu den betreffenden Zahlen zu bemerken, daß die große Zuwachs— maſſe, welche beim richtig behandelten Hochwald auf die Vornutzungen ent— fällt, nicht in gebührende Rechnung geſtellt iſt. Werthvolle Angaben über den im Mittelwalde thatſächlich erfolgten Zuwachs macht Schuberg a. a. O. 222 Neunter Theil. ſolcher Folgerungen ift nur darin begründet, daß den vergleichenden Unterſuchungen entweder verſchiedene Bonitäten zu Grunde gelegt ſind, wozu die guten Standorte, die der Mittelwald thatſächlich einnimmt, leicht Veranlaſſung geben können, oder daß für den Hochwald die Vorerträge, welche bei richtiger Führung ſtets eine bedeutende Quote des Zuwachſes aus den Beſtänden entfernen, nicht in gebührende Rückſicht gezogen find. Thatſächlich iſt das Verhältniß der Zuwachs— leiſtung zwiſchen Hoch- und Mittelwald umgekehrt. Wenn es auch wegen Mangels an zutreffenden Objecten nicht in präciſen Zahlen nachgewieſen werden kann, ſo gilt doch im Allgemeinen für alle Standorts- und Beſtandesverhältniſſe die bereits von G. L. Hartig ausgeſprochene Regel, daß der Mittelwald geringern Zuwachs erzeugt als der Hochwald.) Der Mittelwald erzeugt ſchon deshalb weniger Maſſe als der Hochwald, weil die Höhe der Mittelwaldſtämme eine geringere iſt als diejenige der im Schluß erwachſenen Stämme. Die Höhe bildet ſtets ein ſehr weſentliches Element der möglichen Zuwachs— leiſtung. Der Zuwachs des Mittelwaldes bleibt ferner zurück, weil die voller bekronten Oberholzſtämme mehr Bodennährſtoffe zur Samen⸗ erzeugung verwenden und weil das in großer Menge erzeugte Reis der Stockausſchläge eine viel größere Menge anorganiſcher Stoffe ent— hält als gleich große Mengen Derbholz. Endlich liegt auch in der Concurrenz der im Mittelwald meiſt in größerer Menge zur Ent⸗ wicklung kommenden Schlagunkräuter, in der Unmöglichkeit, die dispo⸗ nible Bodenkraft zur Holzerzeugung voll auszunutzen, ein Grund, weshalb der Mittelwald in ſeiner Maſſenerzeugung gegen den Hoch— wald zurücktritt.) Das umgekehrte Verhältniß wäre ein chemiſch⸗ phyſikaliſches Wunder; und „Wunder giebt's (wenigſtens in Chemie und Phyſik) nicht mehr“. auf Grund eingehender Unterſuchungen. Danach betrug der jährliche Zuwachs des 30 jährigen Ausſchlagumtriebs auf den S. 212 aufgeführten Flächen 9,74 — 9,47 7,88 — 10,63 fm. 1) Die gegentheilige Anſicht — „daß der richtig gepflegte Mittelwald im Ertrag hinter dem Hochwald wenigſtens nicht zurückſtehe“ — ſpricht Gayer (Waldbau, 3. Aufl., S. 158) aus. N 2) Auch die ſtatiſtiſchen Ergebniſſe der Verwaltung müſſen, wenn wirth⸗ ſchaftliche Folgerungen aus ihnen gezogen werden ſollen, unter den oben angegebenen Geſichtspunkten betrachtet werden. Beſonderes Intereſſe ge— währen in der vorliegenden Richtung die Reſultate der badiſchen Forſt⸗ ſtatiſtik, welche die Erträge getrennt nach den Betriebsarten nachweiſen. Wie Wagener (a. a. O., S. 465) mittheilt, iſt früher der Maſſenertrag der badiſchen Mittelwaldungen fortgeſetzt höher angegeben als derjenige der Hochwaldungen. Aber gerade die badiſchen Mittelwaldungen geben einen Beleg für die Richtig- 8 122. Der Mittelwaldbetrieb. 223 4. Zu wachsprocente. Der zeitliche Verlauf der Zuwachsprocente der Mittelwaldſtämme iſt von demjenigen gleichalteriger, geſchloſſen erwachſener Stämme viel weniger abweichend, als man nach der großen Verſchiedenheit des Wachsthumsganges annimmt. Es kommt in dieſer Beziehung weniger auf den abſoluten Zuwachs an, als auf den zeitlich relativen, auf das Verhältniß der neuen zu den früher gebildeten Holzſchichten. Und dieſes Verhältniß kann für Mittel- und Hochwald auch bei großer abſoluter Verſchiedenheit annähernd gleich ſein. In der Oberförſterei Weilburg wurden an Stämmen), die unter den Bedingungen des Mittelwaldes erwachſen waren, folgende Zuwachs— procente gefunden: Im Alter von 40 60 80 100 120 140 160 Jahren 10 5 3 2 1,5 1 0,7%, Der ſtarke Rückgang des Zuwachsprocentes iſt hier zum Theil darin begründet, daß das Unterholz in den letzten 50 Jahren in die Höhe gewachſen iſt. Bei regelmäßiger Schlagführung iſt die Ab— nahme eine allmählichere. Lauprecht giebt a. a. O. die Zuwachsprocente für den Mittel: wald an wie folgt: Alter 39—44 44—54 54-75 75—94 94—115 115—143 Jahre Zuwachs 11,9 9,9 5,2 4,0 3,7 1 der beim Beginn der betreffenden Zeiträume vorhandenen Maſſe; oder 9,2 6,6 3,4 2,9 2,7 20% bei Berückſichtigung der jährlichen Maſſenmehrung. keit der oben ausgeſprochenen Anſicht. Es darf zunächſt darauf hingewieſen werden, daß dieſelben die beſſern Bonitäten einnehmen. Sodann aber iſt es ſehr charakteriſtiſch, daß das Ertragsverhältniß von Hoch- und Mittelwald in der neuern Zeit ein weſentlich anderes geworden iſt. Nach der Statiſtik von 1895 betrug die Abnutzung im Hochwald 5,91 fm, im Mittel- und Nieder: wald nur 3,76 fm p. ha. Es hat alſo eine Umdrehung des frühern Ber- hältniſſes ſtattgefunden, die weſentlich durch den höhern Betrag der Vor— nutzung, welche p. ha 1,63 fm ergeben haben, eine Erklärung findet. Wird nur Derbholz in Betracht gezogen, ſo wird ein Kenner der Verhältniſſe Badens kaum darüber in Zweifel ſein, daß auf gleicher Bonität im Hochwald des Schwarzwaldes mehr als die doppelte Maſſe erzeugt werden kann. — Vgl. hiermit auch Borggreve (Forſtabſchätzung, S. 340), der bezüglich der preußiſchen Mittelwaldreviere die gleiche Anſicht ausſpricht. 1) In den Beſtänden zu § 81 III (im IV. Bande dieſer Schrift). 224 Neunter Theil. In der Oberförſterei Schkeuditz ſind bei der letzten Betriebs— regulirung folgende Zuwachsprocente ermittelt worden: Eiche J. Klaſſe 0,5 —0,6 00, II. Klaſſe 1,5 — 1,70, III. Klaſſe 2,5%, IV. Klaſſe 4 — 4,500, V. Kaffe 7%. Buche J. Klaſſe 1%, II. Klaſſe 2%, III. Klaſſe 4,5%, IV. Klaſſe 8%. Weichholz I. Klaſſe 4%, II. Klaſſe 8%. Für den Geſammtvorrath kommen aber weit weniger die hohen Procente der jüngern, als die niedern der mittlern und höhern Altersklaſſen in Be: tracht. Thatſächlich zeigen die Mittelwaldungen zu große Verſchieden— heiten, als daß man die Zuwachsprocente in Zahlen von allgemeiner Gültigkeit darlegen könnte. Für eine ungefähre Beurtheilung geben aber die vorſtehend mitgetheilten Reſultate übereinſtimmend den Beweis, daß bei guter Wahl der Oberholzſtämme auch bei reichlichem Oberholzvorrath eine 3 procentige Maſſenmehrung ſehr wohl möglich iſt. IV. Werthzuwachs. Auch der Verlauf des Werthzuwachſes von Stämmen und Be: ſtänden kann für den Mittelwaldbetrieb auf Grund pofitiver Unter: ſuchungen in beſtimmten Zahlen von allgemeiner Gültigkeit nicht nachgewieſen werden. Den einzelnen Stämmen des Mittelwaldes haften meiſt zu viel individuelle Eigenthümlichkeiten an, um für ver⸗ gleichende Unterſuchungen als Maßſtab dienen zu können. Geht man von der realen Praxis aus, jo ergeben ſich ſchon deshalb keine ge— nügenden Relationen von Werth und Alter, weil die Ergebniſſe der einzelnen Altersklaſſen (an Derbholz, Reis ꝛc.) nicht, wie es bei den abgeſtuften Klaſſen des Hochwaldes der Fall iſt, von einander getrennt gehalten werden können. Auf ganze Beſtände iſt ſelbſt der Begriff des laufenden Werthzuwachſes nur während einer Unterholzumtriebs⸗ zeit anwendbar. Die für das ökonomiſche Verhalten günſtig erſcheinenden Seiten des Mittelwaldes liegen, wie zahlenmäßig nachgewieſen wurde, in der ſtarken Zunahme der Durchmeſſer. Von negativem Einfluß iſt dagegen, im Vergleich zum Hochwald, der tiefere Kronenanſatz'), die größere Aeſtigkeit und der ſtärkere Abfall?) der Stämme. Auch ſind die plötzlichen Veränderungen, welche durch den Abtrieb des Unter— holzes bei gleichmäßiger Lichtung des Oberholzes entſtehen, für die Gleichmäßigkeit der Holzbildung nicht günſtig. Am meiſten trägt 1) Vgl. die Stämme 8 81 III dieſer Schrift. 2) Einige Meſſungen, die Herr Forſtmeiſter Weſtermeier und der § 122. Der Mittelwaldbetrieb. 225 aber die große Menge von Reisholz, welche im Mittelwald erzeugt wird, zur Verringerung der durchſchnittlichen Wertherzeugung bei.“) Einem Urtheil über das ökonomiſche Verhalten des Mittelwaldes kann am beſten Ausdruck gegeben werden, wenn man von den realen Ergebniſſen der großen Wirthſchaft ausgeht und dieſe mit den Er- trägen des Hochwaldes in Parallele ſtellt. Nachſtehend werden einige dem Verfaſſer zugänglich geweſene Ertragszahlen der Oberförſterei Schkeuditz mitgetheilt. In den Wirthſchaftsjahren 1894, 1895 und 1896 wurden im Mittelwald eingeſchlagen: Nutzholz in Stämmen 6770,84 fm — 40%, ” „ Raummaßen. ...... 86,60 „ = —, WW N 3418,80 „ 20 Brennreis von Ober: und Unterholz 5957,00 „ = 35, Stoikhol f; muna in 840,80 „= 5, Im Ganzen 17070,04 fm. Der Geſammterlös betrug 218 776,03 Mark. Hiernach iſt das durchſchnittliche Feſtmeter der im Ganzen erzeugten Holzmaſſe zu 12,8 Mk. verwerthet worden. Dies iſt höher als dem Durchſchnitt Verfaſſer an liegenden Stämmen der Oberförſterei Schkeuditz vornahmen, ergaben folgende Reſultate: Nr. Durchmeſſer (em) in der Höhe von .. m Abfall auf der Im Länge Stämme 1 | 3 | 5 | es 70] 0 | 15 17 | 0 25 1 105 100 97 93 89 83 82 77 0 1 2,0 1I 98 93 89 86 83 79 76 64 53 41 3,2 III 93 89 83 80 79 | 73 | 64 | 57 48 1 2,8 IV 95 92 87 86 82 | 79 | 74 | 64 55 40 3,1 V 89 85 82 78 76 | 72 | 68 59 b i 2,1 VI 60 57 55 53 50 | 45 | 38 | 30 | 25 | 21 2,2 VII 53 48 47 46 44 | 41 | 30 24 : z 2,1 VIII 94 92 88 85 81 | 77 | 72 65 5 : 2,1 IX 62 58 55 53 49 ! 44 | 38 | 29 ; . 2,4 X 55 49 47 46 43 41 | 33 25 5 1 2,1 XI 124 | 122 | 116 | 103 | 100 | 95 90 5 x 5 2,8 XII 105 99 96 91 87 80 73 5 2,7 Zum Vergleiche mit dem Hochwald können die $ 81 unter I u. II aufgeführten Hochwaldſtämme dienen, welche weit beſſere Formen zeigen. 1) Vgl. Borggreve, Forſtabſchätzung 1888, S. 336, 337. 2) Nach der badiſchen Statiſtik pro 1895 waren in den Domainen⸗ waldungen die Verhältniſſe der Sortimente folgende: Hochwald Mittel⸗ und Niederwald Nutzholzz .. 37,6% Nutzholz .. 18,5% Derbbrennholz 45,8, Derbbrennholz 29,2, Reisholz .. 16,6 , Reisholz .. 52,3, Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 15 226 Neunter Theil. aus allen Erträgen des ganzen Regierungsbezirks Merſeburg, der im Durchſchnitt der letzten 10 Jahre etwa 9 Mk. beträgt, entſpricht.“ Zieht man aber in Betracht, daß die Mittelwaldungen der Ober⸗ förſterei Schkeuditz die beiten Standorte einnehmen, daß die Be: ſtockung durch die werthvollſten Holzarten (Eiche, Eſche, Ahorn ꝛc.) gebildet wird, daß die ſtarken Sortimente namentlich bei der Eiche reichlich vertreten ſind, daß die Abſatzverhältniſſe durch die un⸗ mittelbare Nähe von Großſtädten ſehr günſtig liegen, ſo iſt dieſer Satz, obgleich er über dem Durchſchnitt der Provinz ſteht, doch ein ſehr niedriger. Beim Hochwaldbetrieb würde ſchon ein Umtrieb von etwa 70 Jahren höhern Durchſchnittswerth ergeben.?) V. Die Umtriebszeit. Für das Unterholz wird in neuerer Zeit der kürzern Umtriebs⸗ zeit von 15— 18 Jahren ſowohl wegen der Erhaltung der Ausſchlag— fähigkeit der Stöcke als auch wegen der Nachzucht und Pflege des Oberholzes der Vorzug gegeben.“) Beim Oberholz kann von einer eigentlichen Umtriebszeit kaum die Rede ſein. Wie in allen ſeinen Beziehungen ſo haften dem Mittelwald auch in Bezug auf das Haubarkeitsalter nach Holzart und Qualität individuelle Eigenthümlichkeiten an. Jede Holzart, ja faſt jeder Stamm hat bei ihm ein beſonderes Haubarkeitsalter. Wie viel⸗ ſeitig und verſchieden hiernach auch die praktiſchen Gutachten über die Hiebsreife der Mittelwaldſtämme ſein mögen, ſo bleibt es doch außer Zweifel, daß für das Haubarkeitsalter ſowohl wie für die Bewirth⸗ ſchaftung des Mittelwaldes überhaupt die Principien des Wald⸗ und Bodenreinertrags von großem Einfluß ſind. Vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie wird an den Mittelwald die Forderung geſtellt, daß durch die Maſſen⸗ und Werthzunahme nicht nur eine Bodenrente erzielt, ſondern auch eine Verzinſung des Materialvorrathes 1) v. Hagen-Donner, Die forſtl. Verhältniſſe Preußens, Tab. 8b. 2) Vgl. Borggreve, Forſtabſchätzung, S. 340. 3) Lauprecht (a. a. O.) weiſt den Vorzug des niedrigen Umtriebs an der Geſchichte des Mittelwaldes der Stadt Mühlhauſen nach. „Der Unter⸗ holzumtrieb war im Mühlhäuſer Mittelwalde vom Jahr 1735 an 11⸗ bis 13 jährig ... Der Mühlhäuſer Mittelwald liefert der Anſicht, daß kurzer Um⸗ trieb den Boden gefährde, keinen Vorſchub. Aber recht nahe liegt es, dem kurzen Umtrieb den Vortheil zuzugeſtehen, daß unter ſeiner Herrſchaft be⸗ ſonders die Eiche ſich leichter hat nachziehen laſſen; denn die vorhandenen Eichen rühren größtentheils aus der Zeit des kurzen (11—13⸗ u. 15 jährigen) Umtriebs her.“ $ 122. Der Mittelwaldbetrieb. 227 bewirkt werden ſoll. Wird angenommen, daß die Werthmehrung des ſtärkſten Oberholzes eben noch genügt, um ſeinen eigenen Kapital⸗ werth zu verzinſen, ſodaß die Bodenrente durch den Ueberſchuß der jüngern Beſtandesglieder hervorgebracht erſcheint, ſo iſt bei Forderung oder Unterſtellung einer Z procentigen Verzinſung ein höheres als 120 jähriges Haubarkeitsalter ſelbſt für gute Eichenſtämme, die dann noch etwa 2% Maſſen⸗ und 1% Werthzuwachs beſitzen, nicht an⸗ gezeigt. Einem 2½ procentigen Zinsfuß wird im großen Durchſchnitt eine 140 jährige, einem 2procentigen Zinsfuß eine 150 — 160 jährige Umtriebszeit noch genügen. Eſchen und Ulmen werden ihre Hiebs⸗ reife in der Regel ſchon mit dem 100. Jahre und die ſchneller wachſenden Weichhölzer noch weit früher erreichen. Der Waldrein- ertrag wird jedoch, auch wenn die Werthzunahme in einem viel ſchwächern Verhältniß als 2½ oder 2% erfolgt, noch erhöht und zwar in ſolchem Maße, daß vom ſtrengen Standpunkte der Waldreinertragstheorie eine Mittelwaldwirthſchaft nie hätte entſtehen und ſich erhalten können. Wo müchſiges Oberholz vorhanden iſt, führt jede Rechnung dahin, daſſelbe ſo dicht zuſammenwachſen zu laſſen, daß das Unterholz, wenn es ſich aus irgend welchen Gründen gebildet hat, wieder vergeht. VI. Ergebniſſe. Sind die vorausgegangenen Erörterungen im Weſentlichen zu⸗ treffend, ſo kann man den Mittelwald als eine den ökonomiſchen Forderungen der Zukunft entſprechende Betriebsart für größere Wirthſchaftsgebiete und in allgemeinerm Sinne nicht anerkennen. Bei aller Würdigung ſeiner geſchichtlichen Bedeutung, ſeiner bleibenden Fähigkeit zur raſchen Erzeugung kurzer, ſtarker Stammſtücke und zur Erhaltung mancher Holzarten, deren Beſtand im Hochwald ſchwierig iſt, wird ihm in Zukunft der Vorrang vor dem Hochwald doch nicht eingeräumt werden dürfen und ſeine Erhaltung nur im beſchränkten Maße, insbeſondere in fruchtbaren Inundationsgebieten, Berechtigung haben. Kurz zuſammengefaßt ſind die Mängel und Schattenſeiten des Mittelwaldes folgende: 1. Der Mittelwald verſtößt gegen die Grundſätze der Theorie Liebig's, welche die Erhaltung der bodenſtatiſchen Be: ziehungen zum Gegenſtande hat. Er iſt nicht im Stande, ohne äußere Zuflüſſe die Bodenkraft dauernd zu erhalten. Er entzieht durch ſeine ſtarke Reisholzproduction dem Boden eine weit größere Menge Nähr⸗ ſtoffe, als dem Werthe und dem Zwecke dieſes Reisholzes entſpricht. 2. Die Erhaltung des Mittelwaldes ſteht mit der Theorie 15* 228 Neunter Theil. v. Thünen's über den ökonomiſchen Standort der Erzeug— niſſe der Bodencultur nicht in Uebereinſtimmung. Mit dem Fortſchreiten der Volkswirthſchaft wird der Wald mehr und mehr in entlegene Gebiete zurückgedrängt. Das Abſatzgebiet der Wald⸗ producte wird aber ein viel ausgedehnteres. Deshalb muß auch die Wirthſchaft jener Theorie entſprechend für ihre Productionsziele mehr und mehr die qualitativen Momente in den Vordergrund ſtellen. Die maſſenhafte Erzeugung von Reisholz, das nur in der unmittelbaren Nähe ſeiner Productionsſtätte gebraucht werden kann, ſteht auch dieſer ökonomiſchen Tendenz entgegen. 3. Die dauernde Erhaltung des Mittelwaldes würde ferner einen Gegenſatz gegen die allgemeine Entwicklung aller andern Zweige der Volkswirthſchaft bilden. Im Allgemeinen gilt hier die Regel, daß mit zunehmender Entwicklung der Forſtwirthſchaft und mit der Ab- nahme des Zinsfußes alle Betriebe hinſichtlich der Verwendung von Kapital intenſiver geführt werden. Der Mittelwald iſt im Ver⸗ hältniß zum Hochwald in Bezug auf das Kapital die extenſivere Wirthſchaft; er kann in ſeinem Weſen nur erhalten werden, wenn die Oberholzvorräthe nicht hoch ſind. 4. Vom Standpunkt der Waldreinertragstheorie muß einer gut geführten Hochwaldwirthſchaft vor dem Mittelwaldbetrieb immer und überall der Vorzug gebühren. Der Mittelwald erzeugt, wie im Vorausgegangenen begründet wurde, einmal eine geringere Holzmaſſe; ſodann iſt der Werth der durchſchnittlichen Erzeugung wegen der hohen Reisholzquote (faſt 5000) geringer als beim Hochwald. 5. Auch vom Standpunkt der Theorie des größten Bodenreinertrags erſcheint der Mittelwald nicht als eine rationelle Betriebsart, obwohl bei oberflächlicher Betrachtung das geringere Materialkapital, welches er erfordert, ihren Forderungen zu entſprechen ſcheint. Das der Bodenreinertragstheorie eigenthümliche Princip der Kapitalverzinſung führt dahin, daß die Förderung der Maſſen- und Werthzunahme im Wege wirthſchaftlicher Eingriffe insbeſondere dann erfolgen ſoll, wenn die natürlichen Wachsthumsleiſtungen hierzu un⸗ genügend erſcheinen. Dieſer Zeitpunkt tritt beim Hochwaldbetriebe im höhern Stangenholzalter ein. Beim Mittelwalde iſt dies Ver⸗ hältniß aber umgekehrt. Mittelwaldſtämme wachſen in der Jugend viel ſtärker, als dies vom Standpunkt ihrer Auffaſſung als werth⸗ erzeugende Kapitale nöthig iſt, während ſpäter, wenn die Stämme volle Kronenfreiheit haben, eine Hebung des Zuwachſes weniger leicht möglich iſt, als im Hochwaldbetrieb, bei welchem kräftige Durch⸗ forſtungen und Lichtungen der ausgeſprochenen Tendenz entſprechen. $ 122. Der Mittelwaldbetrieb. 229 6. Bezüglich der praktiſchen Wirthſchaftsführung hat der Mittelwald den Nachtheil mangelnder Einfachheit und Ueberſichtigkeit. Die Ausführung und Leitung der Hauungen und Culturen, die Schätzung und Controle der Erträge bieten Schwierigkeiten, die für einen großen Betrieb nicht wünſchenswerth ſind. 7. Aus gleichem Grunde giebt der Mittelwald auch für wiſſen⸗ ſchaftliche Arbeiten wenig geeignetes Material. Es iſt nicht möglich, aus dem Mittelwalde die für wiſſenſchaftliche Unterſuchungen in der Regel nöthigen Elemente mit ſolcher Beſtimmtheit abzuleiten, daß ſie allgemeinen Folgerungen, wie ſie die Wiſſenſchaft zu ziehen hat, zur Grundlage dienen könnten. VII. Ueberführung des Mittelwaldes in Hochwald. Steht der Mittelwaldbetrieb in den genannten Beziehungen gegenüber einer rationellen Hochwaldwirthſchaft zurück, ſo ſind auch die Beſtrebungen der meiſten deutſchen Regierungen, ihn allmählich in den Hochwald überzuführen, voll berechtigt. Man braucht nicht erſt präciſe zahlenmäßige Nachweiſe (die niemals erbracht werden können) abzuwarten, um die Richtigkeit einer dahin gehenden wirth⸗ ſchaftlichen Richtung zu begründen. Eine ſolche allgemeine Tendenz wird jedoch je nach den beſondern Verhältniſſen in ganz verſchiedener Weiſe zur Erſcheinung kommen müſſen. Zunächſt kommt in dieſer Hinſicht der Standort in Betracht. Nur gute Böden in milder Lage ſind für den Mittelwald tauglich. Je ungünſtiger die Standorts⸗ verhältniſſe find, um fo entſchiedener und ſchneller muß die Ueber: führung erfolgen. Weiterhin erſcheinen für die Zeit, die Art und den Grad der Ueberführung beſtimmend: A. Die Beſtandesverhältniſſe. Einer der weſentlichſten Grundſätze aller forſtlichen Thätigkeit beſteht darin, daß, bevor Aenderungen vorgenommen werden, die Leiſtungsfähigkeit des Vorhandenen unterſucht und gefördert wird. Hiernach wird von einer Ueberführung in den Hochwald, wenn dieſer auch als endliches Ziel angeſehen wird, ſo lange Abſtand ge— nommen werden müſſen, als die vorhandenen Beſtände bei ent: ſprechender Pflege noch einen befriedigenden Werthzuwachs zu leiſten im Stande ſind. Iſt dies dagegen nicht der Fall, ſo erſcheint eine directe Ueberführung zum Hochwald angezeigt. Dieſelbe iſt zu bewirken: | | 230 Neunter Theil. 1. Aus dem Oberholz. Sind im Oberholz wüchſige mittlere und jüngere Stammklaſſen in reichlicher Menge vertreten, jo kann die Ueberführung derart er: folgen, daß die Hauungen auf das abſtändige und rückgängige Material beſchränkt bleiben. Durch das Zuſammenwachſen der Oberholzſtämme erhalten dann die Beſtände einen hochwaldartigen Charakter, während die Stockausſchläge allmählich unter dem Druck des Beſtandesſchluſſes verkümmern. 2. Aus dem Unterholz. Iſt die Unterholzbeſtockung vollſtändig und wüchſig, während das Oberholz mangelhaft iſt oder vorzugsweiſe durch abſtändige und ältere Hölzer gebildet wird, jo erfolgt die Umwandlung, indem man jchlecht: wüchſiges Oberholz entfernt und die Stockausſchläge vereinzelt. Unter Einlegung fortgeſetzter Durchforſtungen iſt dann das Unterholz ſo lange zu erhalten, bis es gute Grubenhölzer bezw. Knüppel- und Scheit⸗ holz liefert. 3. Aus Ober- und Unterholz. In der Regel liegen die Beſtandesverhältniſſe in den zu über⸗ führenden Beſtänden ſo, daß Theile des Ober- und Unterholzes zur Ueberführung verwendet werden, wodurch ein ungleichalteriger Hochwald hervorgerufen wird. 4. Sind die vorhandenen Beſtandesverhältniſſe nicht genügend, um durch ihren Zuwachs eine genügend erſcheinende Werthproduction zu erzeugen, ſo wird die Ueberführung im Wege der Verjüngung bewirkt. Je nach der Mitwirkung des vorhandenen Beſtandes wird hierbei Anwendung finden: a) Verjüngung unter Schirm. Als Schirmbeſtand ſind vorzugsweiſe vereinzelte Stockausſchläge geeignet; ſodann wüchſige, ſchwächere Eichen und Weichhölzer. Mit der Belaſſung eines ſolchen Schirms wird nicht nur ein Schutz für die zu erziehenden Jungwüchſe bewirkt, ſondern es wird zugleich dem Ausſchlage der Sträucher und Weichhölzer und dem Unkraut⸗ wuchſe vorgebeugt. Der Schirm iſt um ſo nothwendiger, je ſchutz⸗ bedürftiger und langſamwüchſiger die nachzuziehenden Holzarten ſind. Insbeſondere iſt er für Tanne, Buche und Eiche erforderlich. b) Anbau nach kahlem Abtrieb. Dieſe Methode greift Platz, wenn die anzubauenden Hölzer einen Schutz nicht nöthig haben, was immer bei der Kiefer und häufig § 123. Der Niederwaldbetrieb. 231 auch bei der Fichte der Fall iſt. Von der Belaſſung eines Schirm: beſtandes muß ferner Abſtand genommen werden, wenn das Material dazu nicht geeignet iſt; wenn die Stockausſchläge zu ſperrig und die Oberhölzer zu alt ſind oder zu vereinzelt ſtehen. B. Eigenthumsverhältniſſe. Wie bereits im § 100 dieſer Schrift begründet wurde, hat die Forſtwirthſchaft in der Regel einen um ſo conſervativern Charakter, je größer die Wirthſchaftseinheiten ſind und je ſtärker und nachhaltiger das Intereſſe iſt, welches die Beſitzer am Zuſtande der Wälder und der Erhaltung ihrer phyſiſchen und ökonomiſchen Aufgaben haben. Mit Rückſicht hierauf bedeutet es keinen Widerſpruch, wenn die ver⸗ ſchiedenen Betriebsarten des Mittel- und Hochwaldes auch da neben einander beſtehen bleiben, wo die phyſiſchen und ökonomiſchen Ver⸗ hältniſſe des Waldes ganz gleiche ſind. Im Allgemeinen iſt die Ueberführung vom Mittelwald zum Hochwald ohne Einſchränkung der Nutzungen nicht möglich. Zu ſolchen Einſparungen iſt am erſten der Staat, ſind alsdann die Gemeinden und Großgrundbeſitzer, am wenigſten kleinere Waldeigenthümer qualificirt. Demgemäß kommt auch die Tendenz der Ueberführung am entſchiedenſten in Staats⸗ waldungen, am wenigſten beim kleinern Privatbeſitz zur Verwirk⸗ lichung. 8 123. Der Niederwaldbetrieb. Der Niederwaldbetrieb iſt die extenſivſte Art der Bewirthſchaftung des Waldbodens. Seine Entſtehung iſt zumeiſt nicht die Folge wirth⸗ ſchaftlicher Erwägungen, ſondern vielmehr einer Mißwirthſchaft, die lediglich darauf gerichtet war, die vorhandenen Producte des Natur⸗ waldes oder einer frühern Wirthſchaft zu nutzen, ohne mit der Sorge der Wiedercultur belaſtet zu ſein. Aus den im $ 43 hervorgehobenen Gründen hat ſich der Nieder— waldbetrieb vorzugsweiſe in der Nähe bewohnter Gegenden und in kleinern parzellirten Waldungen entwickelt, wo das den Haupttheil des Einſchlags bildende Reiſig genügenden Abſatz fand, während er in den von den menſchlichen Wohnſtätten entfernt gelegenen Waldungen wegen der gänzlichen Werthloſigkeit jenes Materials nicht entſtehen und ſich erhalten konnte. Sofern Holzzucht Zweck der Forſtwirthſchaft ſein ſoll, muß der Niederwald allgemein als eine unwirthſchaftliche Betriebsart an⸗ 232 Neunter Theil. geſehen werden. Er entſpricht weder den phyſiſchen Grundbedingungen jeder nachhaltigen Cultur, nämlich der Erhaltung des Bodens in ſeinem Humusgehalt, noch der ökonomiſchen Forderung einer ent— ſprechend hohen Wertherzeugung. Bleibende Berechtigung hat er nur, wenn nicht Holz ſondern Rinde oder etwa Faſchinen, Korbruthen ze. das Ziel der Wirthſchaft bilden; ferner an Orten, wo die regel— mäßige Verjüngung durch natürliche Beſamung oder Cultur auf Hinderniſſe ſtößt, wie es insbeſondere in den Erlenbrüchen der Fall iſt. I. Der Eichenſchälwald. Der Schälwald iſt von andern Seiten ſo eingehend und gründlich bearbeitet worden, daß der Verfaſſer neue Gedanken und Vorſchläge für ſeine Bewirthſchaftung in techniſcher und nationalökonomiſcher Hinſicht geltend zu machen außer Stande iſt. Zum Inhalt der vor⸗ liegenden Schrift läßt ſich der Betrieb des Schälwaldes kaum in Be⸗ ziehung ſetzen, weil bei ihm dem Princip der Bodenreinertragslehre, welches in der Forderung der Verzinſung des Materialkapitals be= ſteht, ein zahlenmäßiger Ausdruck nicht gegeben werden kann, und weil die hier befolgte Methode, Erziehung und Umtriebszeit auf Grundlage der Wirthſchaftsprincipien nach dem Gange des Maſſen— und Werthzuwachſes und mit Hülfe von Stammanalyſen zu regeln, für Ausſchlagwaldungen nicht anwendbar iſt. Es folgen daher nad): ſtehend nur einige allgemeine Bemerkungen über den Schälwald, die dazu beitragen ſollen, den forſttechniſchen und wirthſchaftspolitiſchen Inhalt dieſer Schrift zu vervollſtändigen. Für die Würdigung des Schälwaldes kommen insbeſondere die Standortsverhältniſſe, welche ihm am beſten zuſagen, die Art der Bewirthſchaftung, die Maſſen- und Gelderträge, die er gewährt, und die volkswirthſchaftlichen Beziehungen, welche ihm eigenthümlich ſind, in Betracht. 1. Der Standort des Schälwaldes. Sonne und Wärme ſind die nothwendigen Bedingungen für eine gedeihliche Entwicklung der Eichenrinde. Daraus folgt ganz allgemein, daß hohe rauhe Lagen, nördliche Abdachungen, kühle feuchte Gegenden keinen geeigneten Standort für ihn bilden. Die ſüdlichen, ſüdöſtlichen und ſüdweſtlichen Expoſitionen der Mittelgebirge und Hügelländer, namentlich auch ſolche Hänge, welche oberhalb der Weinberge liegen, ſind für ihn am beſten geeignet.!) Die Höhengrenze, bis zu welcher 1) Licht und Wärme ſcheinen jedoch mehr auf die Menge als auf die Güte der Rinde einzuwirken. Dies dürfte u. a. daraus hervorgehen, daß die § 123. Der Niederwaldbetrieb. 233 mit gutem Erfolg auf Rinde gewirthſchaftet werden kann, wird je nach den klimatiſchen Verhältniſſen zu 400 bis 600 m angegeben. Was den Boden betrifft, ſo ſind die Anſprüche des Schälwaldes in Bezug auf die für die Stammbildung ſo einflußreiche Tiefgründig⸗ keit weit geringere als die des Hochwaldes, für den dieſe Eigen— ſchaft bei der Eiche von ſo großem Einfluß iſt. Im Uebrigen aber ſind die Factoren, welche die Standortsgüte beſtimmen, dieſelben wie beim Hochwald: Friſche, Lockerheit und mineraliſche Kraft. Und auch die Tiefgründigkeit übt, wenn ſie auch nicht nöthig iſt, doch auf die Länge der Ausſchläge, ihren Bedarf an Wachsraum und dadurch auch auf die Menge der Rinde unverkennbaren Einfluß. Von ſonſtigen Eigenſchaften des Bodens, welche den Schälwald begünſtigen, ſind insbeſondere wärmehaltende Kraft und leichte Zerſetzung der Geſteine hervorzuheben. Im Allgemeinen bilden Sandſteine und Schiefer die für den Schälwald am beſten geeigneten und am meiſten vertretenen Boden⸗Grundlagen. Für den dauernden Betrieb des Schälwaldes iſt in erſter Linie ſein Verhalten zur Wahrung der Bodenkraft und zur Humuserhaltung von Wichtigkeit. Und in dieſer Beziehung führt eine umfaſſende Beob- achtung der thatſächlichen Verhältniſſe nicht zu günſtigen Urtheilen. Daß der Schälwald eine anſpruchsvolle, dem Boden viele Nährſtoffe entziehende Betriebsart iſt, geht ſchon aus der chemiſchen Zuſammen⸗ ſetzung der Eichenrinde hervor, die unter allen Beſtandtheilen der Holzpflanzen weitaus den höchſten Gehalt an Reinaſche beſitzt.!) So⸗ dann liegt — worauf ſchon beim Mittelwaldbetrieb hingewieſen wurde — in Ungarn gewachſenen Rinden den deutſchen an Gerbſtoffgehalt nachſtehen ſollen. Nach den Unterſuchungen von Schroeder (Tharander forſtliches Jahrbuch, 40. Band, ©. 18 flg.) beträgt der Gerbſtoffgehalt der öſterreichiſch— ungariſchen Rinde 6 — 9%, während der Gehalt der deutſchen nach den Unterſuchungen von Brückner u. A. erheblich höher angegeben wird. Vgl. Schenck, Die Rentabilität des deutſchen Eichenſchälwaldes, S. 39. Ferner S. 30, wo geſagt wird: „Die Behauptung der Gerber, daß reicher Genuß an Licht und Wärme die Gerbſtoffbildung begünſtige, läßt ſich wiſſenſchaftlich nicht beſtätigen ... Die Rindenſtärke und das Rindenprocent find dagegen entſchieden vom Lichtgenuß abhängig.“ Auch auf der Verſammlung in Breslau, 1898, wurde die Güte der deutſchen Eichenrinde gegenüber der in ſüd— lichen Gegenden gewachſenen von dem Referenten (v. Bentheim) beſonders betont. | 1) Wolff (Aichen: Analyjen von land- und forſtwirthſchaftlichen Pro⸗ ducten, 2. Theil, 1880, S. 77 flg.) giebt die Reinaſchenprocente der Eichen⸗ rinde zu 5,40 bzw. 3,07% an. Ebenſo iſt der Gehalt des Reiſigs ein hoher. Vgl. auch die im § 79 (Band IV) dieſer Schrift mitgetheilten Reſultate der Unterſuchungen von R. Weber. 234 Neunter Theil. in dem Degeneriren der Stöcke und in der Schwierigkeit, Stock— ausſchläge und Cultur zu einem einheitlichen, den Boden ſchützenden Beſtande zu verbinden, ein Moment, welches für die Erhaltung des Bodens in ſeinem Humuszuſtand und für die Fähigkeit ſtärkere Boden⸗ überzüge zurückzuhalten, nicht günſtig iſt. Wenn die thatſächlichen Zuſtände vieler Schälwaldungen der hier ausgeſprochenen Anſicht nicht entſprechen, ſo wird dies in dem Umſtand eine Erklärung finden, daß durch das mit dem Schälwaldbetriebe häufig verbundene Ber: brennen der Bodenüberzüge und des Reiſigs eine künſtliche Boden⸗ beſſerung herbeigeführt und durch die mit dem landwirthſchaftlichen Betriebe verbundene Lockerung und beſchleunigte Verwitterung dem Boden mehr gegeben als entzogen wird. Auf ſehr lange Dauer kann jedoch mit ſolchen Verhältniſſen nicht gerechnet werden. Weber: blickt man ältere Schälwaldungen, denen eine künſtliche Bodenbeſſerung nicht zu Theil geworden iſt, ſo wird meiſt eine, wenn auch langſam, ſo doch ſtetig von Umtrieb zu Umtrieb erfolgende Abnahme ſowohl des Bodenzuſtandes als auch der Beſtandesgüte ai bezweifelt werden können. 2. Die Bewirthſchaftung des Eichenſchälwaldes. In Bezug auf die forſttechniſche Behandlung des Eichenſchäl— waldes ſind die Angaben der Literatur und die Ausführungen der Praxis im Weſentlichen übereinſtimmend. Es treten bei ihm viel weniger Differenzen in den Anſchauungen der Forſtwirthe hervor, als fie hinſichtlich der Beſtandesbegründung, Durchforſtung und Lich: tung des Hochwaldes zur Zeit vorliegen. Für neue Schälwaldanlagen ſind meiſt mit Recht Saaten empfohlen worden, und zwar in der Form von Streifen, deren Ab⸗ ſtand etwas größer iſt als es für den Hochwald die Regel bildet, weil das für dieſen berechtigte Streben, Schaftreinheit durch dichten Jugendſtand herbeizuführen, beim Schälwaldbetriebe nicht vorliegt. Für die weit häufiger vorliegende Aufgabe der Nachbeſſerung vor: handener Schälwaldungen iſt Stummelpflanzung allgemein übliche Culturmethode. Auch für ſie gilt der Grundſatz, daß der Verband wegen der ſchnellern Entwicklung und breitern Ausdehnung der Aus⸗ ſchläge ein größerer ſein kann als im Hochwalde. | Da für den Schälwald in der Regel die Erzeugung von mög— lichſt vieler und möglichſt guter Rinde das ausſchließliche Wirthſchafts⸗ ziel bildet, dem ſich alle andern Rückſichten unterordnen ſollen, ſo ergiebt ſich als allgemeiner Grundſatz, daß die Eiche im Schälwald § 123. Der Niederwaldbetrieb. 235 möglichſt rein gehalten werden muß. Das Daſein von andern aus⸗ ſchlaggebenden Holzarten, welches früher wohl empfohlen wurde, iſt für den Schälwald ſtets ein Uebel. Die einzige Miſchholzart, welche hier ein günſtiges Verhalten zeigt, iſt die Kiefer. Sie wächſt, wo Schälwaldwirthſchaft getrieben wird, meiſt gut und trägt dazu bei, den Boden zu beſſern, ohne den Wuchs der Eiche nachhaltig un⸗ günſtig zu beeinfluſſen. Aus dem oben angegebenen Grunde iſt, wenn Rinde ausſchließlich das beſtimmende Wirthſchaftsziel bildet“), auch die Erhaltung von Laßreiſern, die in der ältern Literatur em⸗ pfohlen und in vielen Schälwaldungen angetroffen werden, unzweck⸗ mäßig.?) Die ſchwierigſte Aufgabe, welche dem Schälwaldzüchter obliegt, beſteht in der Pflege der Eiche. Sie wird zunächſt zur Erhal⸗ tung der Culturen erforderlich, die ohne Pflege durch die ſchneller wachſenden Stockausſchläge verdammt werden. Um die Maßregeln der Pflege zu concentriren, hat ſich auch für den Schälwald die Cultur in Form von Gruppen, die leichter zu beobachten und zu pflegen ſind, als zweckmäßig erwieſen. In Schälwaldungen, die mit andern Holzarten gemiſcht ſind, iſt die Beſtandespflege fortgeſetzt auf die Beſeitigung des Raumholzes gerichtet. Sie geſchieht ent: weder durch Ausroden der Stöcke oder durch Uebererden derſelben oder durch Aushieb der Ausſchläge. Letztere iſt die am meiſten übliche Maßregel; ſie muß aber, wenn ſie wirkſam ſein ſoll, inner⸗ halb einer Umtriebszeit vier⸗ bis fünfmal wiederholt werden. Dieſe intenſivern Verfahren der Beſtandespflege haben aber, wie Aehnliches für alle Arten der Bodencultur zutreffend iſt, zur Vorausſetzung, daß ſie in den Preiſen des Hauptproducts einen entſprechenden Erſatz finden, während ungenügende Preiſe, wie ſie zur Zeit für den Schäl⸗ wald vorliegen, die Herbeiführung pfleglicher Zuſtände naturgemäß erſchweren.“) Außer der Pflege durch Aushieb anderer Holzarten iſt auch eine 1) Sofern aber, wie es in Gemeindewaldungen oft der Fall iſt, auch auf die Erzeugung von Nutzhölzern Werth gelegt wird, findet jene Regel keine Anwendung. Bei dem jetzigen Stande der Rindenpreiſe dürfte ein früherer reichlicher Ueberhalt von Laßreiſern ſich oft als rentabel erweiſen. 2) Schuberg, Mittheilungen der badiſchen forſtlichen Verſuchsanſtalt in Karlsruhe, Monatsſchrift für Forſt- und Jagdweſen 1875, S. 549 flg. 3) Welchen günſtigen Einfluß eine fortgeſetzte Beſtandespflege auf die Erhöhung der Rindenerträge ausübt, geht aus den Ergebniſſen großherzoglich heſſiſcher Oberförſtereien hervor. Nach Schenk a. a. O., S. 16, wurden z. B. in der Oberförſterei Hirſchhorn p. ha erzielt: 1841/55 58,9 Ctr.; 1856/70 77, Ctr.; 1871/85 102 Ctr. 236 Neunter Theil. Durchforſtung der Eichenſtockausſchläge von vortheilhaftem Einfluß auf die Entwicklung und den Ertrag des Schälwaldes. Die Durch: forſtung entnimmt ſolche Eichen, die zur Rindenerzeugung nicht ge— eignet ſind, und verſchafft den bleibenden Eichenausſchlägen ein höheres Maß von Luft und Licht, was für die Quantität und Qualität der Rindenerzeugung förderlich iſt. Bedingung für die Vornahme auch dieſer Maßregel iſt aber unter den meiſten Verhältniſſen ein nicht zu ungünſtiger Preisſtand des geringen Materials. Die Umtriebszeit des Schälwaldes liegt in Deutſchland zwiſchen 12 und 18 Jahren. Meiſt wird die 15 und 16 jährige empfohlen.“) Sehr niedrige Umtriebszeiten ſind in Holland üblich. Zu höhern giebt die langſamere Entwicklung auf geringern Böden und in kühlern Lagen und die Berückſichtigung des Holzertrags?) Veranlaſſung. Je ausſchließlicher die Rinde das Wirthſchaftsziel bildet, um ſo niedriger, je mehr auf Holznutzung Werth gelegt wird, um ſo höher ſteigt die Umtriebszeit.?) Sinkende Rindenpreiſe müſſen hiernach eine Er- höhung der Umtriebszeit zur Folge haben. 3. Die Erträge des Eichenſchälwaldes. a) An Maſſe. Bei der großen Verſchiedenheit der Beſtandesbeſchaffenheit, nament— lich dem wechſelnden Verhältniß der Raumholzbeimiſchung kann es nicht überraſchen, wenn über die Höhe der wirklich erfolgten Er— träge des Schälwaldes in der Literatur ſehr verſchiedene Angaben gemacht find. Von ſehr fachkundiger Seite wurden gelegentlich der 1) Vgl. Schuberg, Ertragsunterſuchungen im Eichenſchälwald, Forſt⸗ wiſſenſchaftliches Centralblatt 1892, 4. Heft, S. 212: „Die 12 — 16 jährigen Umtriebszeiten zeigen ſich für ſämmtliche Standortsklaſſen als die einträg⸗ lichſten.“ 2) Schenk ea. a. O., S. 82, giebt in Bezug auf das Verhältniß des Ertrags von Holz und Rinde folgende Zahlen: Erntekoſtenfreier Ertrag p. ha Oberförſterei Umtriebszeit für Holz für Rinde Verhältnißzahl Waldmichelbach 15 71 4425 Mk. 18 Hirſchhorn. 15 44 248 „ 1:6 Lindenfels 15 217 397 % 123 We 18 343 688 „ 1:2 Oberroöbadh . . 20 278 280 „ 1.58 3) In den ungarischen Urbarialwaldungen (die der Verfaſſer im vorigen Jahre zu beſuchen Gelegenheit hatte) iſt deshalb für den Schälwald trotz des dortigen ſchnellen Wachsthums die 20 jährige Umtriebszeit vorherrſchend. $ 123. Der Niederwaldbetrieb. 237 Verſammlung des heſſiſchen Forſtvereins in Bingen 1885, auf welcher die den Eichenſchälwald betreffenden Fragen ſehr eingehend behandelt wurden, aus dem großen Schälwaldgebiet des Odenwaldes folgende Angaben über den Ertrag p. ha bei 15 jähriger Umtriebszeit mit⸗ getheilt: Ertrag an a 1 Rinde Schälhol Beſchreibung der Schläge ER ch bog 3 em Stärke a) ſchlechte, lückige oder mit viel it, ber: A . . . 40 Ctr. 17,86 rm 5—8 rm b) mittlere, mäßig e e . efeßtichen Raumholzbeimiſchung „ . 60 „ 264 „ 8—12 „ c) gute, geſchloſſene, mit wenigem Raumholz. 80 „ 35,2 „ 10—16 „ d) ſehr gute, mit etwas Raumholz 100 „ 44 „ 13 —20 „ e) vorzügliche, reine Beſtände 120 „ 52,8 „ 16—24 „ f) ungewöhnliche, reine Beſtände . . 140 „ 61,6 „ 20—30 „ Unter Umſtänden ſteigen die Erträge noch weit höher an. Es werden für kleinere Oertlichkeiten Erträge bis zu 200 Centner und mehr angegeben. Einer großen Praxis werden aber die hier für mittlere Beſtände angegebenen Sätze am beſten entjprechen.!) So wurden z. B. für den Durchſchnitt der geſammten preußiſchen Schäl⸗ waldungen (= 15385 ha) im Jahre 1874 55 Centner, 1875 61 Centner, 1876 56 Centner p. ha gewonnen.?) Für den Material⸗ ertrag an Holz ſind der Praxis kaum zutreffende Angaben zu ent⸗ nehmen, weil vielfach die ſchwächern Sortimente nicht zum rech⸗ 1) In dieſen Grenzen bewegen ſich auch die von andern Seiten (Pfeil, Bernhardt, Fribolin, Grunert u. a.) angegebenen Ertragsſätze, deren Anwendung der Natur der Sache nach local beſchränkt iſt. Schuberg, Forſtw. Centralblatt 1892, giebt die Ertragsſätze nach dem Feſtgehalt. Bei 16 jähriger Umtriebszeit iſt der Ertrag für I. II, III. IV. V. Standortsklaſſe 112 91 73 53 34 fm. In Ungarn werden der Ertragsregelung und Bewirthſchaftung des Schälwaldes die Holzmaſſen (nach Raummetern) zu Grunde gelegt und die Rindenmengen nach Verhältnißzahlen eingeſchätzt. Die gewöhnlichen Ver⸗ hältnißzahlen find p. rm 1,3 — 1,8 Ctr. Die Erträge in den den deutſchen Forſtwirthen vorgeführten, mit 20 jähriger Umtriebszeit behandelten Schäl⸗ waldungen betrugen in geſchloſſenen reinen Beſtänden 40 — 50 rm, alſo etwa 60 — 70 Ctr. p. Joch. Die Durchforſtung erfolgt regelmäßig in der Mitte der Umtriebszeit. 2) Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen 1879, S. 152. 238 Neunter Theil. neriſchen Nachweis kommen, auch die Reductionsverfahren für das Reiſig unſicher ſind. b) Werthe. Es iſt allgemein bekannt, daß ſich die Preiſe für Eichenrinde ſeit längerer Zeit!) in einem durch die Entwicklung des modernen Verkehrs und die Auffindung von Erſatzſtoffen für Rinde bedingten Rückgang befinden. Auf den wichtigſten Rindenmärkten Weſtdeutſch— lands waren die Durchſchnittspreiſe der beſten Rindenklaſſe pro Ctr. folgende?) : | 1887 1889 1891 1893 1895 1897 Rindenmarkt zu Heilbronn. 6,00 5,46 5,410 4,45 4,80 4,00 7 „ Kreuznach . 6,10 6,06 5,96 4,65 5,08 4,30 5 „ Kaiſerslautern 6,35 5,67 6,02 4,39 4,80 4,50 a „ St. Goar. . 6,35 5,98 5,85 5,07 5,50 4,10 > „ Hirſchhorn 6,19 6,29 6,63 6,23 6,20 5,20 Wenn nun auch für die Preiſe der Zukunft beſtimmte Zahlen nicht angegeben werden können, ſo wird doch die wohlbegründete Vermuthung dahin gehen, daß die Verhältniſſe, welche den Rück⸗ gang der Rindenpreiſe bewirkt haben, nicht vorübergehender, ſondern dauernder Natur ſind. Sie haben einen bleibenden Grund in dem Umſtande, daß andere Länder beſſere Productionsbedingungen für die Rindenerzeugung haben, daß der Import auswärtiger Rinde viel leichter und regelmäßiger von ſtatten geht, als es früher der Fall war, und daß auf dem Gebiete der Lederbereitung die Auffindung neuer Methoden und Erſatzſtoffe nicht unwahrſcheinlich iſt. Auch für eine Verwerthung des Holzes der Schälwaldungen find die muth- maßlichen Ausſichten nicht günſtig. Die allgemeine Regel, daß ſich beim Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Cultur das Werthverhältniß zwiſchen den ſchwächern und ſtärkern Sortimenten mehr und mehr zu Ungunſten der erſtern verändert, kommt beim Schälwald in ganz be- ſonderm Grade zur Geltung. Den unter a) aufgeführten Material⸗ erträgen entſprechen (1885) folgende Gelderträge: 1) Vor der oben angegebenen Zeit waren die Rindenpreiſe lange Zeit hindurch ziemlich hohe. Sie betrugen z. B. auf dem Markt Kreuznach im Durchſchnitt der Jahre: 1864/67 6,25 Mk.; 1868/71 6,52 Mk.; 1872/75 7,39 Mk.; 1876/79 7,12 Mk.; 1880/83 6,35 Mk.; 1884/87 5,80 Mk. (Schenk a. a. O., S. 54.) 2) Nach gütiger Mittheilung des Herrn Forſtmeiſters Dr. Jentſch. 8123. Der Niederwaldbetrieb. 239 Bezeichnung Nettoerträge “= Erlös Ernte⸗ p. ha der p. Jahr Schläge A « koſten Abtriebs⸗ und für Rinde für Holz im Ganzen fläche * ſchlechte . . 280 Mk. 52,80 Mk.] 332,80 Mk. 82,08 Mk. 250,72 Mk. 16,7 Mk. mittlere 420 „ 79,20 „ 499,20 „ 123,12 „„ 1376,08° „ 25,1 „ gute 4560 „ 105,60 „ 665,60 „ 164,10 „ 501,50 „ 33,4 „ ſehr gute . 700 „ 132,00 „ 832,00 „ 205,20 „ 626,80 „ 41,6 „ vorzügliche 840 „ 158,40 „ 998,40 „ 246,24 „ 752,16 „ 51,4 „ ungewöhnliche 980 „ 184,80 „ 1164,80 „ 287,28 „ 877,52 „ 58,5 „ Die große Praxis entſpricht auch hier den aufgeführten mittlern Sätzen. Für Preußen betrug im Durchſchnitt der ganzen Monarchie der erntekoſtenfreie Ertrag p. ha der abgetriebenen Fläche für Holz und Rinde im Jahre 1874: 411 Mk., 1875: 466 Mk., 1876: 447 Mk.!) In Folge des Preisrückganges der letzten Jahrzehnte ſind aber die Nettoerträge des Schälwaldes für die Rinde der ge— ringen Holzſortimente außerordentlich zurückgegangen, ſodaß jetzt im Großen meiſt mit Reinerträgen zwiſchen 10 und 15 Mk. p. Jahr und ha (bisweilen noch gerin gern) gerechnet werden muß. 4. Boden⸗ und Waldreinertrag. Auf der erwähnten Verſammlung der heſſiſchen Forſtwirthe zu Bingen wurde den Theilnehmern nachſtehende Rentabilitätsrechnung mitgetheilt, welche die mit 3% berechneten Vorwerthe einerſeits von ſechs Schälwaldumtrieben, andererſeits einer Fichtenwirthſchaft mit 96 jährigem Umtrieb für annähernd gleiche Standorte p. ha nachweiſen ſollte, wobei angenommen iſt, daß die Gewinnungskoſten an Holz und Rinde durch die Holzerträge gedeckt werden. a) Schälwald. nach 16 Jahren 40 Ctr. im Werthe von 200 Mk. Jetztwerth 126 Mk. 77 32 7 40 „ 77 7 „ 200 77 „ 78 [7 „ 48 „ 50 „ „ „ [2 250 24 „ 60 „ 7 64 77 60 1 „ „ 300 „ „ 45 7 „ 80 „ 70 [20 „ „ [2 350 [24 „ 31,50 „ 96 80 400 „ 7 24 „ Sa. 364,50 Mk. b) Fichtenbetrieb. 1. Durchforſtung nach 32 Jahren 20 fm & 6 Mk. Jetztwerth 46,80 Mk. 2. 7 7 48 ” 25 rn 8 „ „ 48,00 7 3. „ „ 64 7 23 [23 77 8 7 7 27,60 [23 4 „ 7 80 [7 20 „ [7 8 [73 „ 14,40 [2 Abtriebsergebniß F = 210,0 „ Sa. 346,80 Mk. 1) Zeitſchrift für Forſt⸗ und Jagdweſen 1879. 240 Neunter Theil. Führt man die gleiche Rechnung nach den maßgebenden Sätzen für die Gegenwart aus, jo würde für den Schälwald wegen des Rück⸗ ganges der Preiſe ein Abzug von mindeſtens 20— 3000 zu machen ſein; für die Fichte wird dagegen nach allſeitiger Erfahrung eine Erhöhung ſowohl der Maſſe, namentlich der Vornutzungen, als auch der Werthe, namentlich der Enderträge, gemacht werden müſſen, ſodaß ſich jenes Verhältniß zwiſchen Schälwald- und Fichtenbetrieb jetzt etwa wie 3 zu 5 geſtalten würde. Ebenſo ergeben ſich auch für die Kiefer, wenn man etwa 3 Schälwalderträge mit einem Kiefern-Grubenholz⸗ betriebe vergleicht, erheblich höhere Vorwerthe. Steht ſomit der Schälwald ſelbſt vom Standpunkt der Boden⸗ reinertragstheorie einem Fichten= oder Kiefernbetrieb auf gleicher Standortsklaſſe an Rentabilität nach, ſo iſt er vom Standpunkt der Waldreinertragslehre noch weit weniger aufrecht zu erhalten. Unter mittlern Verhältniſſen producirt der Schälwald p. Jahr und ha, wie unter 3. angegeben wurde, etwa 4 — 5 Centner Rinde. Unter: ſtellt man, was unter den Verhältniſſen der Gegenwart meiſt noch nicht einmal zutrifft, daß die Holzerträge die Gewinnungskoſten von Holz und Rinde decken, ſo würde die Wertherzeugung ſelbſt für einen Normalbeſtand mittlerer Bonität p. Jahr und ha etwa 20 — 25 Mk. betragen, während Fichte und Kiefer in normalen Beſtänden mittlerer Bonität mindeſtens 8 km im durchſchnittlichen Werthe von 6—10 Mk. erzeugen. Reale Beiſpiele, daß ſolche Verhältniſſe annähernd vor⸗ liegen, werden ſich überall, wo beide Betriebsarten mit vergleichs— fähigen Beſtänden neben einander vorkommen, erbringen laſſen. Die in der jüngſten Vergangenheit und in der Gegenwart hervor: getretene Erſcheinung, daß die Reinerträge des Schälwaldes ab⸗ genommen haben, daß fie namentlich gegenüber denjenigen des Hoch⸗ waldes, die meiſt im Zunehmen begriffen ſind, zurückſtehen, hat vielfach, insbeſondere in den Kreiſen der unmittelbar Betheiligten, unliebſame Ueberraſchungen hervorgerufen. In Zukunft wird dies Verhältniß zwiſchen Hochwald und Schälwald ebenſo ſelbſtverſtänd⸗ lich erſcheinen, wie das Theuererſein von 1 fm 200 jährigem Eichen⸗ ſchneideholz gegenüber einem gleichen Quantum 50 jährigem Gruben⸗ holz. Daß der Ertragswerth beider Betriebsarten ceteris paribus auf die Dauer verſchieden iſt, iſt eine natürliche Folge des all⸗ gemeinen wirthſchaftlichen Geſetzes, daß die Preiſe aller wirth— ſchaftlichen Güter von den Koſten, welche ihre Erzeugung verurſacht, abhängig ſind. Die Erzeugungskoſten des Jahres- ertrags von 1 Hektar Hochwald ſind aber weit höher als diejenigen des Ertrags von einem Hektar Schälwald. Der Hochwald hat in 8 123. Der Niederwaldbetrieb. 241 ſeinem Materialvorrath ein viel größeres Betriebskapital, und der Zins dieſes Betriebskapitals bildet nach den Grundſätzen der Boden— reinertragswirthſchaft ein Element der Erzeugungskoſten des jähr— lichen Holzeinſchlags. Der Preis dieſes Einſchlags muß deshalb im Hochwaldbetrieb nachhaltig höher ſein. Wenn das nach den Productionskoſten ſich ergebende Preis- verhältniß in dem angegebenen Sinne ſeither nicht immer hervor— getreten iſt, wenn ſich ſogar vielfach die Meinung behaupten konnte, man brauche, um über die Rentabilität der Wirthſchaft ein Urtheil zu erhalten, nur die Waldreinerträge beider Betriebsarten miteinander zu vergleichen, ſo kann dies nur in der eigenartigen Entwicklung der Forſtwirthſchaft, in der zeitlichen und örtlichen Beſchränktheit der wirthſchaftlichen Verhältniſſe eine Erklärung finden. Einmal iſt in dieſer Hinſicht geltend zu machen, daß die Schälwaldungen meiſt günſtige Abſatzlagen einnehmen. Sie ſind gemäß der natürlichen Ent— ſtehung des Niederwaldes hauptſächlich in der Nähe von bewohnten Gegenden vertreten. In Folge deſſen waren ſie auch viel früher mit Wegen ausgeſtattet, während Hoch- und Plenterwald um ſo aus— ſchließlicher geherrſcht haben, je entlegener die Waldungen, je ungünſtiger die Abſatzverhältniſſe geweſen ſind. Durch eine günſtige Abſatzlage wird aber der Werth des Bodens, wie jede Rechnung zeigt, in außerordentlichem Maße beeinflußt, ſodaß die Schälwaldböden im großen Durchſchnitt einen weit höhern Werth beſitzen, als in phyfi- kaliſcher Hinſicht gleiche Böden des Hochwaldes. Zum Theil wird der Unterſchied in den Materialvorräthen durch dieſe Differenz in den Boden⸗ werthen aufgehoben, zumal wenn bei der bis zu einem gewiſſen Grade berechtigten frühern Auffaſſung des Waldes als Naturerzeugniß die Materialvorräthe als Betriebskapital nicht voll in Rechnung geſtellt werden. Zweitens hat die Eichenrinde, weil ſie im Verhältniß zur wachſenden Nachfrage immer nur in beſchränktem Maße zum An⸗ gebot kam und eine Concurrenz durch Import ausländiſcher Rinden und Surrogate früher nur in geringem Maße vorlag, lange Zeit hindurch höhere Preiſe, als dem Verhältniß der Productionskoſten entſpricht, behauptet. Die Eichenrinde hatte gewiſſermaßen einen natürlichen Monopolpreis, den ſie unter den entwickelten Verhält⸗ niſſen des modernen Verkehrs auf die Dauer nicht behaupten kann. Man wird hiernach ſicherlich zu der Vermuthung berechtigt ſein, daß die mit dem Sinken der Rindenpreiſe erfolgende Abnahme der Rein— erträge des Schälwaldes nicht eine vorübergehende, ſondern eine bleibende Erſcheinung ſein wird, zumal die ſteigenden Arbeitslöhne in gleicher Richtung wirkſam ſind. Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 16 242 Neunter Theil. Aus dem vorſtehend begründeten Sachverhalt geht nun aber nicht hervor, daß es richtig iſt, den Schälwald überall da, wo der Hochwald höhere Reinerträge ergiebt, in ſolchen überzuführen. So wenig man von einer 80 jährigen Umtriebszeit zu einer 140 jährigen übergeht, weil mit der letztern höhere Waldrenten verbunden ſind, ſo wenig iſt man berechtigt, den Schälwald zu verlaſſen, weil eine Kiefern» oder Fichtenwirthſchaft unter gleichen Standortsverhältniſſen höhere Waldrenten ergiebt. Den Beſtimmungsgrund der Bodencultur im Allgemeinen und der forſtlichen Betriebsarten im Beſondern bildet nicht der geſammte Reinertrag der Wirthſchaft, ſondern in erſter Linie der Rein ertrag des Bodens. Dieſer kann aber in einem Schälwald höher ſein als im Kiefern- und Fichten-Hochwalde, wenn auch ſeine Waldreinerträge gegen die der letztern zurückſtehen. 5. Volkswirthſchaftliche Erwägungen. Außer den in Zahlen nachweisbaren oder durch Zahlen zu unter⸗ ſtützenden Verhältniſſen beſitzt der Schälwaldbetrieb auch gewiſſe Eigen: thümlichkeiten, die ſich in Zahlen nicht nachweiſen laſſen, gleichwohl aber die Beachtung der leitenden Behörden beanſpruchen. Sie be— treffen die Beziehungen des Betriebs zur Bevölkerung, namentlich zu den Arbeitern, die durch den Schälwald lohnende Beſchäftigung finden, zu den Lohgerbern, welche mehr Rinde, als in Deutſchland erzeugt wird, nöthig haben, zu den Schälwaldbeſitzern und zu einer gewiſſen Klaſſe von Landwirthen, denen die landwirthſchaftliche Zwiſchen— nutzung Gelegenheit giebt, ihren Fruchtbau zu erweitern. a) Arbeiterverhältniſſe. Der Schälwald iſt unter allen Betriebsarten der Forſtwirthſchaft dadurch ausgezeichnet, daß zur Gewinnung ſeiner Erzeugniſſe am meiſten Arbeit aufzuwenden iſt. Dieſe Eigenſchaft iſt vielfach als ein beſonderer Vorzug des Betriebs angeſehen worden; für gewiſſe Zeiten und Gegenden zweifellos mit Recht. In der neuern Zeit haben ſich jedoch die Verhältniſſe in dieſer Beziehung weſentlich ge: ändert. Gelegenheit zur Bethätigung der Arbeitskraft iſt jetzt in Folge der Entwicklung der Fabriken und der Induſtrie und der Verkehrserleichterungen faſt überall reichlich vorhanden. Die Arbeiter ſind vielfach gar nicht mehr geneigt, ſich der nur auf eine kurze Jahreszeit beſchränkten Arbeit des Schälens zu unterziehen. Wie ſich dies nun aber auch verhalten mag, in jedem Falle iſt für die Aufrechterhaltung einer Wirthſchaft, wenn auch indirecte Verhältniſſe dabei zu berückſichtigen ſind, in erſter Linie ihre Rentabilität 8 123. Der Niederwaldbetrieb. 243 ausſchlaggebend. Und in dieſer Beziehung beſteht wohl kein Zweifel, daß in der Entwicklung der modernen Arbeiterverhältniſſe, namentlich im Steigen der Löhne, ein Grund enthalten iſt, der der Erweiterung des Schälwaldbetriebs entgegenſteht. b) Die Rückſicht auf die Lohgerber. Von Seiten der Gerber iſt bekanntlich ſehr häufig und ein⸗ dringlich an die Staatsforſtverwaltungen die Forderung gerichtet worden, daß der Schälwaldbetrieb mehr ausgedehnt und der zur Gerberei nöthige Rindenbedarf thunlichſt im Inlande erzeugt werden möge. Es bedarf jedoch bloß eines Hinweiſes auf den ſteten Rückgang der Rindenpreiſe, um die Nichtberechtigung der dahin gehenden Anträge zu erkennen. Andererſeits liegt jedoch — worauf weiterhin noch näher eingegangen wird — auch kein Grund vor, die Einfuhr aus: wärtiger Rinde und anderer Gerbſtoffe in beſonderm Grade zu er: ſchweren. Hiergegen ſpricht vom Standpunkt der Gerber insbeſondere die Thatſache, daß der deutſche Schälwald nur einen kleinen Theil der in Deutſchland erforderlichen Gerbſtoffe zu erzeugen im Stande iſt!) und daß hierin in der Zukunft keine Veränderungen eintreten werden. c) Die Rückſicht auf die Schälwaldbeſitzer. Ebenſo wenig wie die Verhältniſſe der beim Schälwaldbetrieb Beſchäftigung findenden Arbeiter und der Lohgerber kann die Rück⸗ ſicht auf die Schälwaldbeſitzer dem Staate Veranlaſſung geben, den unparteiiſchen Standpunkt, welchen er allen Gewerbtreibenden gegen: über gleichmäßig einnehmen ſoll, zu verlaſſen und — wie es in Petitionen an die Regierungen und geſetzgebenden Körperſchaften ver— langt worden iſt — den Schälwald durch zollpolitiſche Maßnahmen einſeitig zu begünſtigen. Ueber die Bedeutung der Zollpolitik für die Land⸗ und Forſtwirthſchaft hat ſich der Verfaſſer bereits in 1) Schenk a. a. O., S. 21 kommt in dieſer Beziehung zu folgendem Reſultate: „Von den 85 500 000 kg Häuten, welche die deutſche Gerberei jährlich zu verarbeiten hat, können nach den derzeitigen Productionsverhält⸗ niſſen nur 16 250 000 kg oder rund 19% mit deutſcher Eichenſchälwaldrinde gegerbt werden. Die übrigen 69 250 000 kg Häute müſſen mit vom Aus⸗ land bezogenen Gerbmitteln behandelt werden.“ Dieſen Zahlen gegenüber bleibt es unverſtändlich, wie auf der Verſammlung in Breslau 1898 (nach den bis jetzt erſchienenen Blättern) die Anſicht ausgeſprochen werden konnte, der deutſche Schälwald ſei in der Lage, bei geeigneten Maßnahmen nicht nur den inländiſchen Gerbſtoffbedarf ſelbſt zu erzeugen, ſondern auch noch Ueber— ſchüſſe zu produciren. 16* 244 Neunter Theil. frühern Theilen dieſer Schrift ausgeſprochen.“) Dort iſt die Anſicht begründet, daß der Staat bei der Zollpolitik nicht den kosmopolitiſchen Standpunkt, der im Princip des abſoluten Freihandels feinen Aus⸗ druck findet, ſondern den nationalen Standpunkt zu vertreten habe, der die Kräftigung des wirthſchaftlichen Lebens eines beſtimmten Volkes ſowohl im Ganzen als in ſeinen einzelnen Theilen und Gliedern zur Aufgabe hat. Wenn auch mit dem Fortſchreiten der wirthſchaft⸗ lichen Cultur die Beziehungen verſchiedener Nationen untereinander an Bedeutung fortgeſetzt zunehmen und — nicht im Sinne eines Gegenſatzes, ſondern der Annäherung — gepflegt werden müſſen, ſo treten doch, wie die Erfahrung hinlänglich bekundet, im Laufe der Entwicklung auf allen wirthſchaftlichen Gebieten Verhältniſſe ein, welche den Zollſchutz durchaus erforderlich machen. Wie die deutſche Induſtrie gegenüber der weiter vorgeſchrittenen engliſchen ſich nur unter dem Schutz von Einfuhrzöllen entwickeln konnte, ſo bedarf auch die deutſche Landwirthſchaft, wenn ſie mit günſtiger producirenden ausländiſchen Betrieben in Concurrenz tritt, des ſtaatlichen Schutzes. Und wie die Landwirthſchaft einen ſolchen Schutz unter Umſtänden dringend nöthig hat, ſo muß er auch der Forſtwirthſchaft zugeſtanden werden, wenn ohne dieſen der Anbau, der nachhaltige forſtliche Betrieb gefährdet erſcheint. In dieſer allgemeinen Faſſung iſt zugleich die Berechtigung des Zollſchutzes auch für den Schälwald enthalten. Für eine dauernde Sonderſtellung des letztern gegenüber andern Zweigen des forſtlichen Betriebs liegt aber für die Staatsbehörden keine Veranlaſſung vor. Wenn den Schälwaldbeſitzern hohe Zölle zugeſtanden werden, ſo dürfen auch die Grubenholz-, Schleifholz- und Schneideholz-Producenten ſolche verlangen, da die Lebensfähigkeit auch dieſer Betriebe durch eine maſſenhafte Einfuhr fremden Holzes in Frage geſtellt werden kann und die Preiſe ihrer Erzeugniſſe im Verhältniß zu den Koſten, die die Erzeugung verurſacht, nicht höher ſind als die der Eichenrinde. Eine Abſchließung oder eine erhebliche Erſchwerung des Imports von ausländiſchen Rinden und Erſatzſtoffen iſt ſchon deshalb nicht möglich, weil der deutſche Schälwald die für Deutſchland erforder: lichen Gerbſtoffmengen nur zum kleinſten Theil hervorbringen kann. Die fremden Rinden und deren Surrogate ſind daher — in höherm Maße als es beim Holz der Fall iſt — ein unabweisbares Be⸗ dürfniß der deutſchen Volkswirthſchaft. Daß ſich dies Verhältniß in abſehbarer Zeit ändern werde, erſcheint — im Gegenſatz zu den in dieſer Beziehung in Breslau vertretenen optimiſtiſchen Anſichten — 1) Fünfter Theil: Zoll⸗ und Beförderungspolitik 8 61 — 63. 8 123. Der Niederwaldbetrieb. 245 völlig ausgeſchloſſen, wie aus der Statiſtik und den Maßnahmen der Staatsforſtbehörden“) beſtimmt hervorgeht. Auch darf man im Inter⸗ eſſe des Waldes gar nicht wünſchen, daß eine einſeitige Begünſtigung der extenſiven und ſehr oft wenig pfleglich betriebenen Schälwald⸗ wirthſchaft herbeigeführt werde. Eine ſolche kann allerdings zur beſſern Pflege der Schälwaldungen und bei längerer Dauer auch zu einer Erhöhung der Rindenerträge p. ha führen; ſie kann aber auch eine Prämiirung ſchlechter Wirthſchaftsführung bedeuten, inſofern ſie eine Verhinderung des Uebergangs zu beſſer rentirenden Betrieben und der dazu erforderlichen Culturen zur Folge haben kann. Daß ohne energiſchen polizeilichen Schutz gewiſſe Exiſtenzen, die an die Prosperität einer beſtimmten Betriebsweiſe gebunden ſind (Gerber und Schälwaldbauern), nicht lebensfähig bleiben, ſondern im Laufe der Zeit die Art ihres Erwerbs verbeſſern oder um⸗ geſtalten müſſen, iſt eine Erſcheinung, die nicht nur im Bereiche des Schälwaldes, ſondern auch in andern Wirthſchaftszweigen hervortritt. Für ein menſchenfreundliches Empfinden erſcheint eine ſolche Ausſicht allerdings hart und beklagenswerth. Allein durch einſeitige Begünſtigung des Schälwaldbetriebs läßt ſie ſich ſo wenig beſeitigen, als es betreffs der Verhältniſſe der Müller, der kleinen Papierfabriken und vieler Handwerker der Fall iſt. Wäre aber (was der Verfaſſer nicht glaubt) eine Umgeſtaltung der modernen, durch Großbetrieb und Kapital charakteriſirten wirthſchaftlichen Entwicklung auf dem Gebiete des Schälwaldes und der Gerberei möglich, ſo könnte dieſe Umgeſtaltung nur im Zuſammenhang mit der Förderung anderer Zweige des Wirthſchaftslebens und auf Grundlage allgemeiner wirthſchaftlicher Principien angebahnt werden. Hierüber kann jedoch weder in Forſtverſammlungen noch in der forſtlichen Literatur Ent⸗ ſcheidung getroffen werden. 1) Für Preußen vgl. v. Hagen⸗Donner, Die forſtlichen Verhältniſſe ꝛc., Tabelle 42. Hiernach wurden in den deutſchen Staatsforſten verwerthet in den Jahren 1 1870 1875 1880 1885 1890 1892 71647 61302 52566 53148 40894 32691 Doppelcentner. Aus dieſen Zahlen geht klar hervor, daß die Tendenz einer Vermehrung des Schälwaldes in der preußiſchen Staatsforſtverwaltung in den letzten 30 Jahren nicht beſtanden hat. Zum Belege, daß ſie auch jetzt nicht beſteht, kann der Verfaſſer ſein eigenes Revier anführen, in dem der in der Aus⸗ führung begriffene neue Wirthſchaftsplan die Ueberführung des ſeither ſtatt⸗ gehabten Schälwaldbetriebs in Hochwald anordnet. Dieſes Beiſpiel ſteht aber nicht vereinzelt da; es iſt vielmehr charakteriſtiſch für die beſtehende all⸗ gemeine Tendenz. 246 Neunter Theil. 6. Folgerungen. Werden die unter 2— 5 hervorgehobenen Verhältniſſe gehörig gewürdigt, jo wird man nicht verkennen, daß ſich alle Beſtimmungs⸗ gründe vereinigen, um die Rentabilität des Schälwaldes zu vermindern und das Gebiet, das er in Deutſchland einnehmen ſoll, zu beſchränken. Zu Neu⸗Anlagen von Schälwaldungen wird in Zukunft nur ſelten Veranlaſſung vorliegen. Und die vorhandenen Schälwaldungen werden nur da als ſolche weiter zu bewirthſchaften ſein, wo die Standorts— und Beſtandesverhältniſſe günſtige ſind, wie es insbeſondere an ſonnigen Hängen, die ſtändig beſtockt ſein ſollen, der Fall iſt. Für viele jetzt als Schälwald bewirthſchaftete Waldungen, insbeſondere für diejenigen Standortsverhältniſſe, unter denen mit gutem Erfolg Hochwaldwirthſchaft betrieben werden kann, empfiehlt ſich der Ueber: gang zu dieſer, und zwar um ſo mehr, je größer die Wirthſchafts— einheiten, je wohlhabender die Waldeigenthümer und je nachhaltiger die forſtlichen Intereſſen derſelben find. Daß in dieſer Hinſicht ge⸗ wiſſe Unterſchiede nach den Eigenthumskategorien beſtehen, wurde bereits früher hervorgehoben. Für die Art der Ueberführung des Schälwaldes in den Hochwaldbetrieb iſt der Charakter der vorliegenden Beſtände maß⸗ gebend, namentlich die Vollſtändigkeit und Wüchſigkeit der Stockaus⸗ ſchläge. Sind dieſe ziemlich ſchlank und fähig, zu Nutzholz zu er— wachſen, ſo wird der Uebergang zum Hochwald direct derart vollzogen, daß die Eichen durchforſtet und ſo lange auf dem Stocke erhalten werden, bis ſie brauchbares Nutzholz (Grubenholz oder ſchwächeres Bauholz) ergeben. Sind dagegen die Beſtände lückig, ſperrig und ſchlechtwüchſig, ſo iſt der Uebergang zum Nadelholz angezeigt, der dann durch Saat oder Pflanzung unter einem durch einzelne Stock⸗ loden gebildeten Schirmbeſtand, der zugleich neue Ausſchläge zurück⸗ hält, erfolgt. II. Erlen- Riederwald. Die Erhaltung des Erlen⸗Niederwaldes, welcher ſich in kleinerm Umfang in der unmittelbaren Umgebung der Waſſerläufe und auf andern feuchten Bodenſtellen der meiſten Waldungen, in größerer Ausdehnung in den naſſen Niederungen Norddeutſchlands findet, iſt insbeſondere da erforderlich, wo eine Umwandlung in andere Cultur⸗ arten oder eine Ueberführung in andere Holzarten nicht angezeigt iſt, eine regelmäßige Cultur der Erle, wie ſie der Hochwald erfordert, aber durch die Näſſe des Bodens verhindert wird. Die Erle zeichnet $ 123. Der Niederwaldbetrieb. 247 ſich durch vorzügliches Ausſchlagvermögen und hohen Zuwachs aus und kann auch als Ausſchlagholz ihre ökonomiſchen Aufgaben beſſer erfüllen als irgend eine andere Holzart. Indeſſen die hervorgehobenen Nachtheile des Niederwaldes, daß die Stöcke mit dem Aelterwerden degeneriren und hiermit auch der Boden zurückgeht, treten, wenn auch verhältnißmäßig langſam, auch bei der Erle hervor. Die in dieſer Beziehung vorkommenden Zuſtände und die Folgerungen, welche ſich daraus für die Behandlung der Erlenbrüche ergeben, ſind von den gründlichſten Kennern der norddeutſchen Waldgebiete!) ſo vollſtändig und treffend dargeſtellt worden, daß ſich hier mit dem Hinweiſe auf jene Ausführungen beſchränkt wird. 1) Pfeil, Deutſche Holzzucht, 1860, S. 321 flg. — Burckhardt, Säen und Pflanzen. Zehnter Theil. Die Aufgaben der forſtlichen Statik. 8 124. Die Statik G. Heyer's. G. Heyer ſtellte ſich in ſeinem Handbuch der forſtlichen Statik (Vorwort S. VIII) die Aufgabe: „Die in praxi üblichen Wirthſchafts⸗ verfahren auf ihre Rentabilität zu prüfen, nach Bedürfniß auch andere, beſſer rentirende Verfahren ausfindig zu machen und zu dieſem Zwecke nicht allein die Erträge und Productionskoſten der Waldwirthſchaft aus der Literatur ſowie durch beſonders anzuſtellende Unterſuchungen und Verſuche zu erheben, ſondern auch die Methoden der Rentabilitäts⸗ rechnung weiter zu vervollkommnen.“ Der erſte Theil behandelt die Methoden der Statik. Für dieſe iſt es charakteriſtiſch, daß alle Be⸗ ſtand und Ertrag betreffenden Verhältniſſe auf Formeln zurückgeführt und in arithmetiſche Beziehung zu einander geſetzt werden. Der zweite Theil ſollte die Statiſtik der Erträge und Productionskoſten, der dritte die wirkliche Bemeſſung der finanziellen Effecte verſchiedener Wirthſchaftsverfahren zum Inhalt haben. Es bleibt eine eigenthümliche Erſcheinung, daß die ſchon 1871 erſchienene Schrift weder von ihrem Autor, obwohl derſelbe noch 12 Jahre lang als akademiſcher Lehrer thätig war, noch von deſſen Schülern eine Fortſetzung im Sinne jenes Entwurfs erhalten hat. Als die Urſache für die Zurückhaltung der Weiterführung der ge— nannten Schrift wird von denen, die ihren methodologiſchen Stand— punkt vertreten, geltend gemacht, daß das vorhandene ſtatiſtiſche Material über Erträge und Productionskoſten ungenügend ſei. Nach einer ſolchen Auffaſſung ſteht die Gegenwart auf der zweiten der erwähnten Entwicklungsſtufen der Statik, welche die Sammlung von Erträgen und Productionskoſten zur Aufgabe hat. Erſt wenn dieſe Materien in genügender Menge und Beſchaffenheit vorliegen, wird es nach jener Auffaſſung an der Zeit fein, zur weſentlichſten Aufgabe der Statik überzugehen und wirkliche Vergleichungen des ſtatiſchen Ver⸗ haltens der forſtlichen Wirthſchaftsverfahren vorzunehmen. 8 124. Die Statik G. Heyer's. 249 Daß eine Fortführung der Statik in der von Heyer begründeten Richtung nicht möglich iſt, wird jetzt, da die in Betracht kommenden Momente mit der gehörigen Objectivität gewürdigt werden können, von keiner Seite mehr ernſtlich bezweifelt. Dies ergiebt ſich mit völliger Klarheit, ſobald man auf das Weſen und die Quellen der Wirthſchaftslehre und ihre Anwendung näher eingeht, ſobald man, was immer förderlich iſt, die Begründung und Fortbildung der Forſt— wirthſchaft mit andern Wirthſchaftszweigen und mit der wirthſchaft⸗ lichen Cultur nach ihrer allgemeinen Entwicklung vergleicht.!) Die Anſicht G. Heyer's über die Behandlung der forſtlichen Statik bes ruht auf der unrichtigen Vorausſetzung, daß die Entwicklung des wirthſchaftlichen Lebens nach ſtrengen mathematiſchen Geſetzen erfolge, daß daher auch ſeine wiſſenſchaftliche Darſtellung in ein Syſtem mathematiſcher Formeln gebracht werden könne. Iſt dies unter ge— wiſſen Vorausſetzungen auf Gebieten möglich, die nur phyſiſche Grund— lagen haben, ſo doch nie in Dingen, deren Daſein und Fortbildung auf der geiſtigen Veranlagung der Menſchen beruht. Wie verſchieden auch die unwägbaren, immateriellen Elemente, welche die Exiſtenz und Geſchichte der menſchlichen Geſellſchaft beſtimmen, erklärt werden mögen, ſicher iſt, daß ſie vorhanden ſind, daß ſie die größten Wirkungen in der realen Welt ausüben, daß ſie die Geſtaltung der politiſchen und ſocialen Verhältniſſe in gleichem oder höherm Grade als die meß⸗ und wägbaren materiellen Factoren beſtimmen. Auch die wirth⸗ ſchaftliche Entwicklung ſteht unter dem Einfluß des menſchlichen Willens?), welcher nicht in Zahlen und Formeln eingezwängt werden 1) Roſcher, Grundlagen der Nationalökonomie, 9. Aufl., S. 43: „Es iſt hiernach kein Wunder, daß manche Schriftſteller die volkswirthſchaftlichen Geſetze in algebraiſche Formeln einzukleiden verſucht haben. In der That, wo Größen und Größenverhältniſſe vorkommen, da muß Rechnung möglich 1 „ Aber freilich, der Vortheil der mathematiſchen Ausdrucksweiſe verſchwindet immer mehr, je complieirter die Thatſachen werden, auf die man fie anwendet Da müßten die algebraiſchen Formeln bald ſo ver— wickelt werden, daß ſie das Weiterarbeiten faſt unmöglich machten. Und nun gar in einer Wiſſenſchaft wie die Nationalökonomik, in der es gegenwärtig eben darauf ankommt, die Beobachtungen zu erweitern, zu vertiefen und viel⸗ ſeitiger zu combiniren.“ Von gleichem Geiſte iſt die Auffaſſung von A. Bernhardt — Geſchichte des Waldeigenthums ꝛc. 3. Band 8 20 — über die Anwendung der forſtlichen Statik getragen. 2) Roſcher, a. a. O., 8 13. „Gleichwohl darf man nie vergeſſen, daß die Naturgeſetze der Volkswirthſchaft, wie überhaupt die des menſchlichen Geiſtes, ſich in einem Hauptpunkte, von denen der materiellen Welt unter: ſcheiden, fie haben zu thun mit freien Vernunftweſen ꝛc.“ 250 | Zehnter Theil. kann und der in den Entſchlüſſen der Waldeigenthümer und in der Geſetzgebung zum Ausdruck kommt. So hohen Werth man auch mit G. Heyer auf eine exactere Behandlung des Forſtweſens legen mag, ſo darf man doch nicht ver— kennen, daß die wichtigſten Fortſchritte im Wirthſchaftsleben der Natur⸗ und Culturvölker gemacht find, ohne daß ihnen eine mathe: matiſche Begründung vorausgegangen iſt. Wäre der Nachweis der Rentabilität eine nothwendige Bedingung des wirthſchaftlichen Fort⸗ ſchritts, ſo würden die wichtigſten wirthſchaftlichen Errungenſchaften und Fortſchritte der Nationalökonomie oft gar nicht haben erfolgen können. Die Geſchichte der Wirthſchaft liefert hierfür den vielſeitigſten Beweis. Die Agricultur hat ſich ſeit uralter Zeit in Richtungen entwickelt, die den verſchiedenſten Culturſtufen und den Bedürfniſſen der betreffenden Völker und Länder entſprochen haben und die Wiſſen⸗ ſchaft hat dieſe Entwicklung in geordnete Regeln gebracht, ohne daß vorher ein mathematiſcher Nachweis der Rentabilität der betreffenden Wirthſchaftsformen ſtattgefunden hätte. Aehnliches gilt für Gewerb— fleiß und Handel; es ſind auch hier wohlbegründete Syſteme ent⸗ ſtanden, obwohl ein zahlenmäßiger Nachweis der Rentabilität weder für den Einzelfall des praktiſchen Lebens noch für die allgemeinen Sätze der Wiſſenſchaft erbracht war. In der Forſtwirthſchaft liegt die Sache im Princip und in der Ausführung ganz ähnlich wie auf andern Gebieten der Volkswirthſchaft. Auch hier ſind die wirthſchaftlichen Maßregeln (Betriebsarten, Durch⸗ forſtungen ꝛc.) früher entſtanden als eine ſtrengere wiſſenſchaftliche Begründung möglich war. Und die Männer, welche die Forſtwirthſchaft praktiſch und theoretiſch am meiſten gefördert haben, Hartig, Cotta, Hundeshagen, Pfeil u. a., bedienen ſich zur Begründung der wirthſchaftlichen Regeln für die Behandlung der Forſten der einfachen Gedankendarſtellung. Ein zahlenmäßiger Nachweis der Rentabilität der techniſchen Wirthſchaftsverfahren erſchien ihnen weder möglich noch erforderlich. Mit dem vorſtehenden Hinweis auf die hiſtoriſche Entwicklung der Forſtwirthſchaft ſoll nun durchaus nicht in Abrede geſtellt werden, daß es höchſt wünſchenswerth und förderlich iſt, wenn die Materien, welche die Rentabilität der Wirthſchaft beſtimmen, in möglichſt prä⸗ ciſer, zahlenmäßiger Faſſung dargeſtellt werden und die Statiſtik der Erträge und Productionskoſten mehr und mehr fortſchreitet. Ihre Bedeutung wird auch auf andern Gebieten der Volkswirthſchaft an⸗ erkannt; ihr wird auch durch die Vertreter der Volks- und Staats⸗ wirthſchaft gebührend Rechnung getragen. „Wie die wirthſchaftliche § 124. Die Statik G. Heyer's. 251 Statiſtik der Nationalökonomik als Führerin bedarf, ſo verſorgt ſie dieſelbe ihrerſeits wieder mit reichlichem Material, ſowohl zur Fort: ſetzung ihres Baues wie zur Befeſtigung der bisherigen Grundlagen; ſie iſt zugleich die unerläßliche Bedingung, um volkswirthſchaftliche Theoreme in der Praxis anzuwenden.“ !) Aber wenn die Statiſtik der forſtlichen Productionskoſten und Erträge auch in erwünſchtem Maße fortſchreitet, ſo wird eine Schrift nach dem Programm der Statik G. Heyer's doch nie zur Verwirklichung kommen können. Es ſtehen ihr insbeſondere folgende Umſtände entgegen, die ſämmt⸗ lich nicht einen vorübergehenden, ſondern einen dauernden Charakter tragen: Ä x 1. Die Veränderungen im Humusgehalte des Bodens und ihre Wirkungen auf den Holzwuchs ſind auf mathematiſchem Wege nicht nachweisbar. Außer Zweifel ſteht, daß der Humusgehalt des Bodens für alle forſtlichen Wirthſchaftsmaßregeln von großer Wichtigkeit, daß er einer der weſentlichſten Beſtimmungsgründe für die nachhaltige Höhe der Wald⸗ und Bodenreinerträge iſt. Die häufig nur paſſive Tendenz der Forſtwirthe, den Humus zu erhalten, entſpricht den activen Maßregeln der Landwirthe, welche auf den Erſatz der ver⸗ brauchten Bodennährſtoffe durch die Düngung gerichtet ſind. Bei der Durchforſtung muß der Einfluß, welcher zugleich mit ihr auf den Zuſtand des Bodens herbeigeführt wird, immer gehörig beachtet werden, weshalb die Reſultate von Zuwachsunterſuchungen für ſich allein keine genügende Beweiskraft für die Richtigkeit wirthſchaftlicher Maßregeln beſitzen. Für die Gegenwart iſt es in dieſer Beziehung ſehr charakteriſtiſch, daß viele Praktiker nach den Anregungen der Literatur mit vollem Recht bei der Einlegung ſtarker Durchforſtungen die Erhaltung eines Unterſtandes fordern, deſſen weſentlichſter Zweck gerade in der Erhaltung der Humusdecke beſteht. Aehnlich liegt der Sachverhalt auch beim Lichtungszuwachs. Sein Maximum kann in der Regel nicht erzeugt werden, ohne daß der Boden in ſeinem Humusgehalt zurückgeht. Will man nun verſchiedene Durchforſtungs⸗ und Lichtungsgrade einer ſtatiſchen Vergleichung unterſtellen, ſo muß man außer den Reſultaten, welche die Zuwachsunterſuchungen ergeben, auch den Einfluß unterſuchen, welchen ſie auf den Humusgehalt des Bodens ausüben. Dieſer kann in Folge einer wirthſchaftlichen Maß⸗ regel gleichbleiben; er kann in ſtärkerm oder ſchwächerm Grade erhöht oder vermindert werden. Und da der Gehalt des Bodens in be— ſtimmten mathematischen Werthzahlen nicht nachzuweiſen iſt, jo be⸗ 1) Roſcher, a. a. O., 818. 252 Zehnter Theil. dürfen die Endreſultate der Rentabilitätsrechnungen in der Regel entſprechender, in Zahlen nicht auszudrückender Modificationen. 2. Die Wirkungen der phyſiologiſchen Thätigkeit der Vegetations⸗ organe laſſen ſich ebenfalls in ſtrengen mathematiſchen Formeln nicht nachweiſen. Allerdings beſtehen auch für die Bildung des Maſſen⸗ zuwachſes mathematiſche Relationen. Die phyſiologiſche Thätigkeit, die im Zuwachs zum Ausdruck kommt, läßt ſich zur Quantität der Blätter, zur Kronenoberfläche, zur Baumhöhe, zum Wachsraum in Beziehung ſetzen. Und ſolche Unterſuchungen haben für den Fort: ſchritt der Forſtwiſſenſchaft jedenfalls ihren Werth. Indeſſen ein zahlenmäßiges Abhängigkeitsverhältniß der auf ſolche Weiſe in Ber ziehung geſetzten Größen, wie es für die Aufſtellung einer Formel von allgemein wiſſenſchaftlicher Geltung erforderlich wäre, iſt nicht nachweisbar.“) Die mathematiſche Regelmäßigkeit wird durchkreuzt, weil jede Erweiterung des Wachsraums und der Kronenbildung nicht nur auf die Quantität, ſondern auf die Qualität der Blätter und Wurzeln von Einfluß iſt, weil ferner mit der Erweiterung des Wachs: raums Vegetationsorgane in Fortpflanzungsorgane umgebildet werden, weil endlich bei ſtärkern Unterbrechungen des Kronenſchluſſes Con— currenten in den Standortgewächſen entſtehen, welche die Zuwachs— maſſebeträge negativ beeinfluſſen. 3. Wie ſich die phyſiologiſche Grundlage der Forſtwirthſchaft in eine rein mathematiſche Darſtellung nicht einzwängen läßt, ſo ſtellen ſich auch einer einſeitig mathematiſchen Auffaſſung und Behandlung der ökonomiſchen Factoren, deren die Statik bedarf, Hinderniſſe ent: gegen. Zwar herrſcht in allen Dingen des wirthſchaftlichen Lebens viel mehr Ordnung und Geſetzmäßigkeit, als die Menge und die Oberfläche der Einzelerſcheinungen annehmen läßt. Die Statiſtik hat dies für alle Gebiete menſchlicher Thätigkeit nachgewieſen. Allein eine ſtrenge Abhängigkeit ökonomiſcher Factoren im Sinne einer mathe⸗ matiſchen Formel beſteht nicht; wenigſtens nicht, ſoweit menſchliche Einſicht ſie ergründen und nachweiſen kann. Sie beſteht nicht, weil manche Veränderungen des wirthſchaftlichen Lebens durch Ereigniſſe und Verhältniſſe herbeigeführt werden, die in Bezug auf die wirth— ſchaftliche Rentabilität als zufällige angeſehen werden müſſen, weil ferner die Entſchlüſſe des Waldeigenthümers und die Maßnahmen 1) Die gründlichſten Verſuche, mathematiſche Beziehungen in der an⸗ gegebenen Richtung herzuſtellen, machte v. Thünen, Der iſolirte Staat, 3. Theil 1875, 2. u. 3. Abſchnitt. So werthvoll die aufgeſtellten Formeln auch ſind, ſo geſtatten ſie doch aus den angegebenen Gründen keine directe und allgemeine Anwendung. 8 124. Die Statik G. Heyer's. 253 der Geſetzgebung als mathematiſche Functionen irgend welcher wirth— ſchaftlicher Größen nicht aufgefaßt werden können. So haben z. B. Erfindungen auf dem Gebiete der Verwendung des Holzes und ſeiner Erſatzſtoffe Aenderungen im Holzwerthe zur Folge, die ſich nicht in Regeln faſſen laſſen. So können Maßregeln der Handelsver— träge und Zollpolitik den Werth der Hölzer in anderer Weiſe ändern, als es etwa der Zunahme der Bevölkerung und des Volks— wohlſtandes, die innerhalb gewiſſer Grenzen mit faſt mathematiſcher Regelmäßigkeit erfolgt, entſpricht. Ebenſo können Beſtimmungen über die Eiſenbahntarife zur Folge haben, daß die Abnahme des Holz— werthes im Walde mit der Entfernung vom Conſumtionsbezirke nicht in ſtrengem, zahlenmäßigem Verhältniß ſteht. 4. Sind nun die einfachen Elemente der forſtlichen Statik einer ſtrengen mathematiſchen Behandlung in allgemeinem Sinne nicht fähig, jo können auch die zuſammengeſetzten Elemente, die 4½ Da, Dy ꝛc. der ſtatiſchen Formeln, auf allgemeine reale Gültigkeit keinen An⸗ ſpruch erheben. Werden die Formeln der Waldwerthrechnung und forſtlichen Statik mit realem Inhalt ausgefüllt, ſo kann dieſer Inhalt immer nur einen ſehr beſchränkten Geltungsbereich haben, beſchränkt nicht nur nach den örtlichen Verhältniſſen, nach Standort und Abſatz— lage, ſondern überhaupt nach allen innern und äußern Einflüſſen, denen die Wirthſchaft unterworfen iſt. Alle techniſchen Maßnahmen (Cultur, Beſtandespflege, Wegebau, Durchforſtung, Lichtung ꝛc.), alle Veränderungen der ſocialen und politiſchen Verhältniſſe ſind ſowohl auf den poſitiven Beſtandtheil der ſtatiſchen Formeln, als auch auf den Productionsfonds von Einfluß. Alle dieſe Größen tragen daher einen variabeln Charakter. Es wird nach dem Geſagten einer weitern Begründung nicht bedürfen, daß die weſentlichſten Fortſchritte der forſtlichen Statik in mathematiſcher Richtung nicht erfolgen können. Die Analogien mit andern Gebieten der Volkswirthſchaft und mit denen der Land— wirthſchaft ſind in dieſer Beziehung immerhin lehrreich. So wenig die allgemeine Nationalökonomie, ſo wenig insbeſondere die land— wirthſchaftliche Betriebslehre in mathematiſchen Formeln dargeſtellt wird, jo wenig können die Aufgaben der forſtlichen Statik (Unter: ſuchungen über die Beſtandesdichte, Durchforſtungsgrade, Umtriebs— zeiten ꝛc.) in der Form von Rechnungsexempeln eine genügende Be- handlung und Löſung finden. Die Mathematik hat (abgeſehen von ihren allgemeinen, alle Verhältniſſe durchdringenden Eigenſchaften) für die Statik vorwiegend formale Bedeutung. Die in dieſer Hinſicht geltenden Sätze und Principien ſind aber außerordentlich einfach, 254 Zehnter Theil. ſodaß es genügt, wenn ſie in allgemeiner Faſſung an die Spitze der bezüglichen Erörterungen geſtellt werden. Den weſentlichſten Inhalt der Statik aber wie aller andern Zweige der Forſtwirthſchaft machen naturwiſſenſchaftliche, ökonomiſche und forſttechniſche Materien aus. S 125. Folgen der einſeitig mathematiſchen Behandlung der Statik. Die Einſeitigkeit der von Heyer befolgten Methode der forſt— lichen Statik hat nun zwei Folgen gehabt, die für die Stellung, welche die forſtlichen Praktiker, welche insbeſondere auch die leitenden Behörden zur forſtlichen Statik genommen haben und noch immer nehmen, von Einfluß ſind. Die erſte geht dahin, daß die beiden zuſammengehörigen Seiten des Forſtweſens, Wiſſenſchaft und Praxis, ganz verſchiedene Richtungen eingeſchlagen haben, daß beide viel weiter auseinander gegangen ſind, als dies im Weſen der Sache be— gründet und für den Fortgang der Wirthſchaft erwünſcht iſt. Die Statik G. Heyer's hat nirgends die geringſte Anwendung in der Praxis gefunden. Daß dies nicht an den behandelten Materien liegt, bedarf keines Beweiſes. Denn die Materien, welche Heyer als die weſentlichſten Aufgaben der Statik hervorhebt, die Beſtimmung der Umtriebszeit, die Wahl zwiſchen land- und forſtwirthſchaftlicher Be: nutzung des Bodens, die Wahl der Holzart, Betriebsart und Beſtandes⸗ begründung und die Beſtimmung der vortheilhafteſten Beſtandesdichte betreffen die wichtigſten Gegenſtände der forſtlichen Technik; ſie ſind für die forſtlichen Praktiker aller Inſtanzen und Bildungsſtufen von beſonderm Intereſſe. Liegt die Urſache des mangelnden Zuſammenhanges zwiſchen Wiſſenſchaft und Praxis nicht in den Stoffen, ſo kann ſie nur in der Methode beruhen. Und in dieſer Hinſicht liegt allerdings ge⸗ nügender Grund zu Differenzen vor. G. Heyer giebt für die ge— nannten Aufgaben der Statik an, daß ſie nach den beiden von ihm begründeten Methoden, derjenigen des Unternehmergewinnes und der Verzinſung des Productionsaufwandes, gelöſt werden ſollen. Der Unternehmergewinn wird als die Differenz zwiſchen dem Erwartungs⸗ und Koſtenwerthe des Bodens definirt, die nach den den bekannten Verhältniſſen des ausſetzenden Betriebs entnommenen Formeln er: mittelt werden ſoll. Der Productionsaufwand beſteht beim jährlichen Betriebe in der Summe der Werthe des Bodens, des Materialvorraths und der Verwaltungs- und Culturkoſtenkapitale. Gegen die von 8 125. Folgen der einfeitig mathematiſchen Behandlung der Statik. 255 Heyer angewandten Methoden der Rentabilitätsrechnung iſt geltend zu machen: daß ein Unternehmergewinn in der Forſtwirthſchaft (wenigſtens beim großen Betriebe, den man bei Behandlung allgemeiner ökono— miſcher Fragen hauptſächlich zu berückſichtigen hat) überhaupt nicht ſtattfindet, dieſer Begriff daher in der Forſtwirthſchaft kaum irgend welche Anwendung geſtattet; daß der Boden der meiſten größern Waldkörper nie Gegenſtand des Tauſches oder einer allgemeingültigen Werthberechnung geweſen iſt, ſein Werth bei der Bearbeitung forſtſtatiſcher Aufgaben vielmehr als unbekannt angeſehen werden muß; daß von den Nationalökonomen die Bodenwerthe und Boden— renten als Folge der Productenpreiſe angeſehen werden!) im Gegenſatz zu Arbeitslöhnen und Kapitalzinſen, welche deren Urſachen ſind, daß es deshalb und wegen ſonſtiger Eigenthümlichkeiten mindeſtens be⸗ denklich iſt, Bodenwerthe und andere Werthelemente in einheitliche arithmetiſche Ausdrücke zu vereinigen, wie es in den bekannten ſtatiſchen Formeln?) von Preßler und G. Heyer ſeither meiſt üblich geweſen iſt; daß die Culturkoſten⸗ und Verwaltungskapitale fictive Begriffe ſind, denen eine praktiſche Anwendung zu geben keine Veranlaſſung vorliegt, da es dem Sachverhältniß beſſer entſpricht, die Cultur- und Verwaltungs- ꝛc. Koſten ihrem jährlichen Betrage nach von den Er: trägen (A + Dc.) in Abzug zu bringen, wie es auch thatſächlich in allen geordneten Wirthſchaften geſchieht; daß endlich, worauf ſchon hingewieſen wurde, die Natur der Elemente, welche in den Formeln der Rentabilitätsrechnung erſcheinen, eine möglichſt einfache Geſtaltung dieſer letztern erheiſcht, wobei auch zu beachten iſt, daß alle Factoren, welche bei den zu ver— 1) Vgl. insbeſ. A. Smith, Quellen des Volkswohlſtandes, J. Band, 1. Buch, 11. Kap. („Hohe und niedere Löhne ſind die Urſachen hoher oder niederer Preiſe; hohe oder niedere Grundrente iſt deren Wirkung“). — Ricardo, Grundgeſetze der Volkswirthſchaft („Das Getreide ſteht nicht hoch, weil eine Grundrente entrichtet wird, ſondern es wird eine Rente entrichtet, weil das Getreide hoch ſteht; die Grundrente iſt auch nicht im min⸗ deſten ein Beſtandtheil der Getreidepreiſe“). — Helferich, Send— ſchreiben an Judeich, Forſtliche Blätter 1872, II, „Bodenwerth als Koſten⸗ punkt bei der Holzerzeugung: die Differenz zwiſchen uns beſteht darin, daß ich den Werth des Bodens und folgeweiſe auch ſeine Rente zunächſt als un⸗ bekannt annehme und ſage: Beide müſſen ſich erſt aus der Wirth- ſchaft entwickeln.“ 2) So insbeſondere auch im Preßler'ſchen Weiſerprocent, das denn auch in der vorliegenden Schrift entſprechend rectificirt iſt, vgl. Band IV, 8 96. 256 Zehnter Theil. gleichenden Wirthſchaftsverfahren in gleicher Höhe erfcheinen (Ber: waltungs⸗, Schutz-, Wegebau⸗Koſten 2c.), vernachläſſigt werden können. Um über die Gegenſtände, welche die forſtliche Statik behandelt, ein Urtheil zu begründen, genügen höchſt einfache Formeln und Rechnungsverfahren. Wie auch die betreffenden Rechnungen geführt werden mögen, jo iſt es immer und überall der Verlauf des Maſſen⸗ und Werthzuwachſes, welcher für die Reſultate in ökonomiſcher und forſttechniſcher Hinſicht ausſchlaggebend iſt. Die Hiebsreife des einzelnen Beſtandes und die Verzinſung der Maſſen und Werthe, welche das Holzvorrathskapital ausmachen, werden durch dieſen zweifachen Zuwachs beſtimmt. Da nun die Forſtwiſſenſchaft keinen andern Zweck hat als für die Praxis Norm und Richtſchnur abzugeben, ſo kann auch ſie im Weſentlichen auf den Nachweis der Maſſen- und Werthzunahme der Beſtände beſchränkt bleiben und muß ſich des weitergehenden Formalismus thunlichſt enthalten. Geht man von der Theorie zur Praxis über, ſo liegt hier das Verhältniß umgekehrt. Iſt in der Theorie das mathematiſche Element zu ausſchließlich vertreten, ſo iſt es in der Praxis nicht nach Gebühr gewürdigt worden. Um dieſe Anſicht zu begründen, bedarf es nur eines Einblicks in die neuern Betriebswerke der deutſchen Staatsforſt⸗ verwaltungen. Trotz der Verſchiedenheit der angewandten Taxations⸗ methoden ſind, mit ſeltenen Ausnahmen, die Beſtimmungen hin⸗ ſichtlich der Begründung der Umtriebszeiten außerordentlich ähnlich. Ueberall wird man die Bemerkung finden, daß die Erzeugung des größten Werthzuwachſes Ziel der Wirthſchaft bilden ſoll. Es wird dann in der Regel bemerkt, daß die Culmination des durchſchnitt- lichen Werthzuwachſes bei der Fichte etwa im 70. oder 80., bei der Buche im 100. oder 120. Jahre, bei der Eiche im 140., 160. oder 180. Jahre erfolge. Sieht man ſich nun aber nach einer beſtimmten. Begründung dieſer für die zukünftige Geſtaltung ſo einflußreichen Maßregel um, ſo wird man faſt überall enttäuſcht. In den meiſten Betriebswerken fehlt es an Nachweiſen über die Höhe der Umtriebszeit faſt gänzlich, obwohl es doch unzweifelhaft feſtſteht, daß dieſelbe in der Werthzunahme der Stämme und Beſtände eine zahlenmäßig nach⸗ weisbare Begründung erhalten kann. Aehnliches gilt auch bezüglich der Beſtimmungen über die Beſtandesdichte und über die Holz- und Betriebsarten, für die aus dem Werthverhältniſſe der Sortimente gleichfalls eine zahlenmäßige Grundlage abgeleitet werden kann. Die zweite Folge, welche die einſeitig mathematiſche Methode G. Heyer's mit ſich brachte, beſtand darin, daß die Statik nur in der Umhüllung von Zahlen und Formeln erblickt wurde. Sie be⸗ 5 125. Folgen der einſeitig mathematiſchen Behandlung der Statik. 257 wirkte eine Verſtärkung der ſchon früher gegen Preßler geltend ge— machten Anſchauung, nach welcher die Begriffe Bodenreinertragstheorie und forſtliche Statik mit der mathematiſchen Methode ihrer Dar— ſtellung faſt identificirt wurden. Es wird für die zukünftige Generation eine höchſt befremdliche Erſcheinung bleiben, daß von Seiten der Gegner der Bodenreinertragstheorie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts faſt nie gegen das dieſer eigenthümliche Princip, ſondern nur gegen ihre vermeintlichen Folgerungen und gegen die mathematiſche Methode ihrer Darſtellung angekämpft worden iſt. Dieſe letztere Eigenthümlichkeit tritt auch in der Kritik hervor, welche Borggreve!) der Statik G. Heyer's hat zu Theil werden laſſen. Sie hat in ſachlicher Hinſicht, wie literariſche und andere Erſcheinungen bekundet haben, auf die Anſchauungen weiter und einflußreicher Kreiſe Einfluß ausgeübt, was es hinlänglich rechtfertigen wird, wenn am Schluſſe dieſer Schrift nochmals auf dieſelbe eingegangen wird. Sieht man in der Borggreve'ſchen Schrift von Allem ab, was einen perſönlichen Charakter trägt, und was in Bezug auf die Schule geſagt iſt, ſo wird der Hauptinhalt der Kritik Borggreve's im dritten Abſchnitt der zweiten Abtheilung geſucht werden müſſen, in welchem der Nachweis geführt werden ſoll: „daß der Kern der Statik oder Reinertragstheorie, nämlich die von G. Heyer prineipaliter für einzig rationell erklärte und ſomit geforderte Feſtſtellung der vortheilhafteſten unter den local möglichen forſtlichen Wirthſchafts⸗ formen nach den Ergebniſſen von Rentabilitätsberechnungen lediglich ein in wiſſenſchaftliche Form gekleideter Humbug ſei, weil die dazu erforderliche Gewinnung reſp. Arbitrirung nur halbwegs haltbarer Reechnungsgrundlagen nicht allein nach den empfohlenen Sätzen und Methoden widerſinnig, ſondern überhaupt aus innern Gründen un- möglich erſcheine, mithin ſelbſt durch künftige Leiſtungen der Wiſſen⸗ ſchaft, insbeſondere der Verſuchsanſtalten nie auch nur einen Schritt gefördert werden könne.“ Wie ſchon dieſe Ueberſchrift erſehen läßt, ſo richtet ſich auch Borggreve's Kritik namentlich gegen die einſeitige mathematiſche Behandlung der ſtatiſchen Aufgaben. Dieſer Ueberſchrift entſprechen die weitern Ausführungen. Sie behandeln die Arbitrirung der in Betracht kommenden Wirthſchaftsformen, die Arbitrirung des Zins— fußes, der zukünftigen Holzpreiſe, der Materialerträge, des Boden: koſten⸗ und Holzvorrathswerthes, geben dann eine Beleuchtung der von Heyer angeſtellten Verfahren betreffs des Unternehmergewinnes, 1) Die Forſtreinertragslehre, 1878. Martin, Bodenreinertragstheorie. V. 17 258 Zehnter Theil. der fog. finanziellen Umtriebszeit, der Wahl der Holzart, der Wahl der Beſtandesbegründungsart und der Wahl zwiſchen forſt- und land⸗ wirthſchaftlicher Benutzung des Bodens und recapituliren ſchließlich den weſentlichſten Inhalt dahin, daß: „1. die Fundamentalformeln der G. Heyer'ſchen Statik in keiner Weiſe irgend etwas Neues darſtellen; 2. daß die empfohlene Anwendung dieſer bekannten Renten⸗ rechnungs⸗Formeln auf die Regelung des Forſtwirthſchaftsbetriebes .... unthunlich erſcheine ...; 3. daß ſomit die Empfehlung ſolcher Berechnungen zur Regelung des großen Forſtwirthſchaftsbetriebes im Allgemeinen entweder eine völlige Verkennung oder eine abſichtliche Bemäntelung dieſer Eigen— thümlichkeiten deſſelben vorausſetze und in wiſſenſchaftlich ganz un⸗ zuläſſiger Weiſe auf denſelben ſämmtliche Sätze und Regeln übertrage, welche aus verſchiedenen ſonſtigen, ganz anders gearteten eigentlichen Gewerben und Unternehmungen abſtrahirt ſind, für die Forſtwirthſchaft aber nur ganz bedingungs- reſp. ausnahmsweiſe zutreffen... .; 4. daß vielmehr ſog. forſtſtatiſche Berechnungen nur inſoweit annähernd richtige Reſultate ergeben, alſo einen poſitiven Werth haben können, als die geſammten Rechnungsunterlagen aus ganz beſchränkten Raum⸗ und Zeitabſchnitten der letzten Vergangenheit entnommen und die Rechnungsergebniſſe auf entſprechend beſchränkte Raum- und Zeit⸗ abſchnitte der nächſten Zukunft angewandt werden; 5. daß ſolche Berechnungen für derartig beſchränkte Raum⸗ und Zeitabſchnitte ... aber bereits ſeit Jahrhunderten, ja ſeit Jahr⸗ tauſenden in mehr oder weniger exacter Form von Grundbeſitzern, Speculanten ꝛc. ſtets ausgeführt worden ſeien ...; 6. daß mit dem Größerwerden der bezüglichen Raum- und Zeitabſchnitte ſehr ſchnell die ſtatiſche Berechnung ſich auf ſo viele völlig willkürliche, wandelbare und jeder rationellen Speculation ent⸗ zogene Prämiſſen ſtützen müſſe, daß die aus dieſen Prämiſſen be⸗ rechneten Zahlen ſchon für unſere kleinern Hoch- und Mittelwald⸗ complexe in der Regel vollkommen werthlos erſcheinen müſſen; 7. daß mithin die Forderung, größere und bislang nachhaltig betriebene Forſtwirthſchaften, insbeſondere die geſammten Staatsforſten nach den Principien der fog. forſtlichen Statik oder Waldbodenrein⸗ ertragstheorie zu reformiren, auf der kraſſeſten Ignorirung der ein⸗ fachſten volks⸗ und forſtwiſſenſchaftlichen Grundwahrheiten .. fuße; 8. daß weiter die von den Statikern geforderte Ausführung forſtſtatiſcher Berechnungen mit ihren, gegenwärtigen Conjuncturen entlehnten Prämiſſen es faſt ſtets am vortheilhafteſten erſcheinen laſſe, § 125. Folgen der einjeitig mathematiſchen Behandlung der Statik. 259 das geſammte verwerthbare Material ſofort oder doch in wenigen Jahren zu verſilbern ...; 9. daß endlich jedenfalls für die ewige Perſon des Staates .... auch abgeſehen von allen etwaigen indirecten Vortheilen des Waldes keinerlei Veranlaſſung vorliege, die bisherigen bewährten Wirthſchafts— principien zu Gunſten einer auf theils offenbar unrichtigen, theils völlig vagen Grundlagen aufgebauten, mithin einfach falſchen Theorie zu verlaſſen ...“ Dieſe Sätze Borggreve's, auf deren weſentlichſten Inhalt in allen Theilen dieſer Schrift näher eingegangen iſt, ſind theils mathe— matiſcher, theils polizeilicher Natur. Der principielle Kern der Bodenreinertragslehre liegt aber nicht in der Berechnungsart, ſondern in dem ökonomiſchen Princip der Wirthſchaft, das darin beſteht, daß die Materialvorräthe als Betriebskapital aufzufaſſen ſind, deſſen Verzinſung erfordert wird, und daß die Höhe dieſes Kapitals und dieſes Zinſes bei Vergleichung des ökonomiſchen Verhaltens verſchiedener Umtriebszeiten in Berückſichtigung gezogen wird. Die weitern Fragen über die Höhe des Zinsfußes und die Art der Berechnungen ſind jenen Kernfragen gegenüber ſecundärer Natur und müſſen zunächſt gebührend zurücktreten. Auf dieſen principiellen Kern geht Borg— greve's Kritik der Heyer'ſchen Statik kaum ein. Er hat zwar an andern Stellen ſeiner Schriften!) in Uebereinſtimmung mit Helferich?) und Schaeffle?) hervorgehoben, daß dem privatwirthſchaftlichen Syſteme, welches die Bodenreinertragstheorie repräſentire, ein gemein- wirthſchaftliches gegenübergeſtellt werden ſolle. Für dieſes wird als weſentlichſtes Charakteriſtikum angegeben, daß eine entſprechende Ver— zinſung des ſtehenden Holzvorrathes nicht verlangt wird. In einer eigenthümlichen Beſtätigung des Satzes, daß die Extreme ſich be— rühren, ſtimmt die conſervativſte Richtung der Forſtwirthſchaft, die extrem conſervative Waldreinertragslehre mit der radicalſten Richtung der Nationalökonomie in dieſer Hinſicht überein. Denn den Ge— danken, der von Borggreve als eine Beſonderheit der Forſtwirth— ſchaft hingeſtellt wird, vertritt in der Volkswirthſchaft ganz allgemein die extremſte Richtung des Socialismus.“) Beide Richtungen, Wald- reinertragstheorie und Socialismus, ſind ihrem Kerne nach durch die 1) Borggreve, Die Forſtabſchätzung 1888, S. 63 flg. 2) Zeitſchrift für die geſammten Staatswiſſenſchaften 1867, ©. Aflg. 3) Daſ. 1879: Zum gegenwärtigen Stande des Streites über die Forſt⸗ reinertragslehre. 4) Vgl. $ 37 im 2. Bande dieſer Schrift: Kritik der politiſchen Oekonomie von K. Marx. * 260 Zehnter Theil. Negation der Berechtigung und Nothwendigkeit des Kapitalzinſes charakteriſirt. Für beide wird aber der Fortſchritt des wirthſchaft— lichen Lebens ergeben, daß die Forderung der Kapitalverzinſung kein leerer Wahn iſt, daß die Vorräthe der Forſtwirthſchaft ſo gut Kapi⸗ talien ſind, deren Mitwirkung ein Element der Productionskoſten bildet, als Maſchinen und Fabriken. 8 126. Poſitive Ergänzungen der Methoden der Statik. Richtet ſich nun die Bekämpfung der forſtlichen Statik vor⸗ wiegend nur gegen Mängel, die der Methode anhaften, ſo kann ſie ihrem Kerne nach, der von der Methode unabhängig iſt, durch eine ſolche Kritik nicht erſtickt und an ihrer Entwicklung verhindert werden. Dieſer Kern war bereits ſeit einem halben Jahrhundert dem Syſteme der Forſtwiſſenſchaft ſo tief eingeſenkt, daß der Verſuch, die Statik als überflüſſig hinzuſtellen, unmöglich nachhaltige Erfolge haben kann. Hundeshagen )), der geniale Begründer der forſtlichen Betriebslehre, hat ſein Syſtem, in welchem die Statik nach Umfang und Inhalt richtig charakteriſirt und dargeſtellt iſt, jo tief und vollſtändig be— gründet, daß es nicht nur der Wiſſenſchaft, ſondern auch der Praxis noch lange Zeit wird zur Grundlage dienen können. Hundeshagen bezeichnet die Statik als die Meßkunſt der forſtlichen Kräfte und Erfolge und legt mit dieſer allgemeinen Faſſung in ihren Begriff Alles hinein, was für dieſe Bemeſſung dienlich ſein kann. Enthalten nun aber die ſeither befolgten Methoden der Statik die ausgeſprochenen Mängel, ſo müſſen ſie verbeſſert werden. In dem Begriff der Statik, welche die Kunſt des Abwägens bedeutet, iſt durchaus nicht die Nothwendigkeit enthalten, daß dieſe Kunſt ſich auf die Vergleichung der Reſultate forſtwirthſchaftlicher Maßnahmen in der Form von Rechnungsexempeln beſchränken müſſe. Man kann auch die Erfolge von Wirthſchaftsmaßregeln gegen einander abwägen, man kann die Wirkungen vermehrter Productionskoſten, verſchiedener Durchforſtungs- und Lichtungsgrade vergleichen, ohne ſie in der präciſen Form algebraiſcher Gleichungen darzuſtellen. Hiermit ſoll nun, worauf bereits im § 124 hingewieſen wurde, nicht etwa in Ab- rede geſtellt werden, daß es ſehr wünſchenswerth iſt, wenn die einer ſtatiſtiſchen Behandlung fähigen Elemente der Forſtwirthſchaft möglichſt beſtimmt und gründlich bearbeitet und dargeſtellt werden. Es giebt 1) Forſtliche Gewerbslehre, 3. Aufl., 8 580 flg. 5 126. Poſitive Ergänzungen der Methoden der Statik. 261 eine Menge von zum Aufbau der Statik dienenden Materialien, deren präciſe zahlenmäßige Behandlung ſehr wohl möglich und noth— wendig iſt. Bezüglich des Maſſenzuwachſes haben die Verſuchsanſtalten bereits ein reichliches Material geliefert; für andere Aufgaben, ins⸗ beſondere für den Gang des Werthzuwachſes, die Holzpreiſe, wie für das reiche Gebiet der Statiſtik überhaupt, iſt ein reger Fortſchritt in Zukunft anzuſtreben. Er iſt insbeſondere von den Reſultaten der Forſtverwaltungen zu erwarten, welche die erforderlichen Materialien ſowohl für einzelne Schläge nach den Ergebniſſen der jährlichen Fällungen, als auch, in zuſammenfaſſender Statiſtik, nach den Ertrags— verhältniſſen ganzer Länder und Bezirke zu beſchaffen am beſten in der Lage ſind. Wenn nun aber auch die Statiſtik der forſtlichen Productions⸗ koſten und Erträge fortgeſetzt den gewünſchten Fortgang nimmt, ſo wird eine das Allgemeine in jenen Beziehungen darſtellende Statik in rein mathematiſcher Form doch niemals möglich ſein. Man muß daher im Intereſſe des Fortſchritts der Statik und ihrer Einführung in die Praxis den Methoden ihre Einſeitigkeit benehmen und ſie zwecks beſſerer Anwendbarkeit entſprechend ergänzen. Eine ſolche Er⸗ gänzung wird insbeſondere in nachſtehenden Richtungen zu erfolgen haben: 1. In naturwiſſenſchaftlicher Richtung. Es giebt eine Menge für die Wahl der Holzart, Beſtandes⸗ dichte und Umtriebszeit einflußreiche Factoren, deren Wirkung ſehr wohl in der Sprache der Naturwiſſenſchaften, nicht aber in den Formen und Maßen der Mathematik zum Ausdruck gebracht werden kann. Auf die Wichtigkeit des Humusgehaltes wurde bereits hin— gewieſen. Die chemifch = ftatifchen Beziehungen zwiſchen dem Gehalt des Bodens und dem Bedarf der Gewächſe haben für jede Art der Bodencultur große Bedeutung. In der Landwirthſchaft macht das Verhältniß von Verbrauch und Erſatz der Culturpflanzen an Boden⸗ nährſtoffen bekanntlich vorzugsweiſe den Begriff der Statik aus. Kann nun auch die Forderung, daß dies auch in der Forſtwirth⸗ ſchaft geſchehen müſſe, als berechtigt nicht angeſehen werden, ſo iſt doch unzweifelhaft, daß der Einfluß der Wirthſchaftsmaßregeln auf den chemiſchen und phyſikaliſchen Zuſtand des Bodens in gebührende Rückſicht gezogen werden muß. Ganz ähnlich liegt der Sachverhalt bezüglich der Phyſiologie. Sie hat ſtets große Bedeutung für ſtatiſche Unterſuchungen. Ueber die Erholungsfähigkeit von Jungwüchſen, über 262 Zehnter Theil. den Einfluß von Läuterungen und Durchforſtungen auf den Wuchs der Beſtände u. a. läßt ſich häufig ein phyſiologiſch wohl begrün— detes Urtheil fällen, ohne daß man in der Lage iſt, das Maß der Zuwachsförderung, welches erzielt iſt, in beſtimmten Zahlen nach: zuweiſen. Geht man von den nothwendigen phyſiologiſchen Beziehungen des Standorts und der Forſtgewächſe zu den Wirkungen der äußern Natur über, welche nicht mit innerer Nothwendigkeit und Regel— mäßigkeit erfolgen, jo ergeben ſich hier für eine mathematische Ver: gleichung der Effecte verſchiedener Wirthſchaftsverfahren noch weit größere Schwierigkeiten. Die Einflüſſe der Meteore und der Thier— welt, welche hier insbeſondere in Betracht kommen, entziehen ſich dem mathematiſchen Nachweis durchaus. Daß ſie aber bei allen forſtſtatiſchen Unterſuchungen zu berückſichtigen ſind, wird allſeitig anerkannt. Vom Standpunkt der Bodenreinertragstheorie wird den vorausſichtlichen Wirkungen der organiſchen und anorganiſchen äußern Natur bei Beſtimmung der Höhe des Wirthſchaftszinsfußes Rechnung getragen. Allein für die Feſtſetzung der Wirthſchaftsmaßregeln iſt in der Regel ein tieferes Eingehen auf die Eigenartigkeit der Holz— art und die Art und Weiſe ſeiner Wirkungen nothwendig, als daß mit der Beſtimmung des Zinsfußes den Anforderungen der Statik genügt werden könnte. 2. In ökonomiſcher und wirthſchaftspolitiſcher Richtung. Neben der Naturwiſſenſchaft find Nationalökonomie und Wirthſchafts— politik die beſtimmenden Grundlagen der Wirthſchaft. Auf ihre Be: deutung iſt bereits an andern Stellen dieſer Schrift ausführlich hin- gewieſen; ſie macht ſich nach den verſchiedenſten Richtungen geltend. Die Erfindung neuer Verwendungsarten für Holz, die Erweiterung der Gebrauchsfähigkeit ſeiner Erſatzſtoffe, die Zunahme der Bevölkerung und des Wohlſtandes, die Maßnahmen der Regierungen über Zoll⸗ ſchutz und Beförderung der Forſtproducte u. a. Erſcheinungen des politiſchen und ſocialen Lebens haben auf die Aufgaben, welche die forſtliche Statik zu behandeln hat, Einfluß, ſodaß dieſe nur im Zu⸗ ſammenhang mit der allgemeinen wirthſchaftlichen, ſocialen und poli— tiſchen Entwicklung gelöſt werden können. 3. In forſtgeſchichtlicher Richtung. Ueber die große Bedeutung der Forſtgeſchichte für die prak— tiſche Wirthſchaft können Zweifel kaum beſtehen. Hat die geſchicht⸗ § 126. Poſitive Ergänzungen der Methoden der Statik. 263 liche Auffaſſung des wirthſchaftlichen Lebens ſchon für die Volkswirth— ſchaft im Allgemeinen große Bedeutung, ſodaß die hiſtoriſche Methode der Nationalökonomie!) in der Neuzeit am meiſten Erfolge aufzuweiſen hat, ſo muß ſie für die Forſtwirthſchaft wegen der langen Dauer, die von der Begründung bis zur Ernte der Holzgewächſe verfließt, in beſonderm Grade fruchtbar werden können. Dieſe den Holzgewächſen eigenthümliche Eigenſchaft bringt es mit ſich, daß Verhältniſſe einer weiten Vergangenheit noch für die Gegenwart Bedeutung haben, daß Anordnungen, die vor einem Jahrhundert erlaſſen ſind, noch mit der Gegenwart in lebensvoller Verbindung ſtehen, daß die gegenwärtigen Anordnungen und Ausführungen noch für die ſpätere Zukunft Einfluß haben werden. Dem Begriff der Statik ſteht es durchaus nicht ent- gegen, daß man auch die Erfahrungen, welche die Wirthſchaftsgeſchichte ergiebt, gegen einander abwägt und ſo die zahlenmäßigen Reſultate ſtatiſcher Unterſuchungen ergänzt. Als eine Verbindung der Phyſiologie und Geſchichte kann auch die in dieſer Schrift angewandte Methode der Stammanalyſen angeſehen werden. In der Stammanalyſe kommt die ver— einigte Wirkung der Wirthſchaftsgeſchichte, der Phyſiologie und der Standortsverhältniſſe zum Ausdruck. 4. In kritiſch vergleichender Richtung. Wie bedeutend auch die Einflüſſe der Naturwiſſenſchaft und Nationalökonomie auf die Entwicklung der Forſtwirthſchaft ſein mögen, ſo wird doch dem forſtlichen Praktiker jederzeit die Methode der kri— tiſchen Vergleichung am meiſten Intereſſe gewähren, eine Methode, welche es ſich zur Aufgabe machen muß?), die praktiſchen Maßnahmen verſchiedener größerer oder kleinerer Wirthſchaftsgebiete gegenüber zu ſtellen, die Urſachen ihrer Verſchiedenheiten zu unterſuchen und die Vorzüge der Wirthſchaft einzelner Staaten, Bezirke oder Reviere, ſofern ſie nicht an beſtimmte örtliche Verhältniſſe gebunden ſind, zu verallgemeinern. Die ausführenden Forſtbeamten ſind zumeiſt gar nicht in der Lage, die ökonomiſchen, mathematiſchen, phyſiologiſchen und hiſtoriſchen Grundlagen und Beſtimmungsgründe der Wirthſchaft wiſſenſchaftlich zu unterſuchen. Wohl aber können ſie ſich aus den Reſultaten der Wirthſchaft, wie fie ſich in den vorliegenden Cultur— 1) Vgl. Roſcher, Grundlagen der Nationalökonomie, 3. Kapitel, Methoden. 2) Vgl. die Schrift des Verfaſſers: „Die Forſtwirthſchaft des iſolirten Staates und ihre Beziehungen zur forſtlichen Praxis“ 1882, S. 52. 264 Zehnter Theil. und Beſtandesverhältniſſen darſtellen, ein Urtheil bilden. In dieſer Beziehung haben forſtliche Reifen, Excurſionen und Verſamm— lungen beſondere Bedeutung, bei denen dieſe Methode der kritiſchen Vergleichung, wenn auch nicht immer in wiſſenſchaftlicher Form, zur Anwendung kommt. In allgemeiner Faſſung wird auch die Quint⸗ eſſenz des auf ſolchem Wege gewonnenen Materials in die forſtliche Statik einbezogen werden können und müſſen. Aus der Bedeutung, welche Naturwiſſenſchaft, Nationalökonomie, Forſtgeſchichte und kritiſche Vergleichung für die Statik haben, laſſen ſich auch hinſichtlich der Art und Weiſe, wie die mathematiſche Methode in Anwendung kommen muß, gewiſſe Folgerungen ableiten. Man kann in der Forſtwirthſchaft, wie in allen Wirthſchaftszweigen, in dieſer Hinſicht verſchieden verfahren; man kann einerſeits exacte Formeln entwerfen, die den formalen Anſprüchen des logiſchen Ver— ſtandes möglichſt entſprechen ſollen; man kann ſich andererſeits darauf beſchränken, die Rentabilität der Wirthſchaft in groben Zügen und in möglichſt einfachen Formen nachzuweiſen. Daß nun in der ſeit⸗ herigen Literatur das Streben nach detaillirten Zahlen, exacten Formeln, welche dem logiſchen Formalismus möglichſt entſprechen, häufig herr: ſchend geweſen iſt, dafür liefert nicht nur die genannte Schrift G. Heyer's, ſondern auch die frühere und ſpätere forſtliche Literatur eine Menge Belege. Es giebt Formzahlen, die auf drei Deeimalen berechnet ſind, obwohl in der Praxis von ſolchen Formzahlen niemals eine Anwendung gemacht wird. Es ſind Ertragstafeln aufgeſtellt worden, welche die Maſſen der Beſtände von Jahr zu Jahr angeben, obwohl in der Praxis hierzu ein Bedürfniß nicht vorliegt. Es giebt Formeln über Zuwachs und Hiebsreife, die ſich auf die jährlichen Verände— rungen der Stämme oder Beſtände beziehen, obwohl eine reale Aus⸗ füllung ſolcher Formeln der praktiſchen Sachlage nicht entſpricht. Allgemeiner Grundſatz für alle Gebiete menſchlicher Wiſſenſchaft iſt es, daß ſich die Genauigkeitsgrade der Methode nach dem Zweck und Inhalt der betreffenden Gegenſtände richten müſſen. Da es nun keinem Zweifel unterliegt, daß dem Zweck und Inhalt der Forſt⸗ wirthſchaft um ſo mehr entſprochen wird, je einfacher die Rechnungs⸗ methoden ſind, ſo muß auch die Methode der Rentabilitätsrechnung einfach ſein und ſich der complicirten Formeln und detaillirten Zahlen⸗ nachweiſe möglichſt enthalten. § 127. Die Einführung der Statik in die Praxis. 265 8 127. Die Einführung der Statik in die Praxis. Iſt die Statik ein nothwendiger Beſtandtheil der Forſtwiſſen⸗ ſchaft, ſo muß ſie auch in der forſtlichen Praxis, deren Förderung der einzige Zweck aller Forſtwiſſenſchaft iſt, Beachtung und An— wendung finden. In der Praxis iſt die Statik aber, wie bereits hervorgehoben wurde, ſeither faſt gänzlich vernachläſſigt worden. Insbeſondere ſind unter der Herrſchaft der Waldreinertragslehre die in der Verzinſung des Materialvorrathes liegenden Koſten der Holzerzeugung nicht ge— bührend berückſichtigt. Nur die ſächſiſche Staatsforſtwirthſchaft!), welche die Verzinſung des Waldkapitals nachweiſt, macht in dieſer Beziehung eine Ausnahme. Es war unter dieſen Umſtänden für die an der Entwicklung forſtwirthſchaftlicher Fragen Theilnehmenden eine ganz eigenartige Ueberraſchung, als gelegentlich von Borggreve (Forſtreinertrags— lehre, Vorwort S. X) die Anſicht ausgeſprochen wurde, daß die Ver— treter der mit der Statik identiſch gefaßten Bodenreinertragstheorie mit ihren Beſtrebungen, dieſe in die Praxis einzuführen, beiſpiel⸗ loſe Erfolge erzielt hätten. Worin ſollen denn dieſe beiſpielloſen Erfolge beſtehen? Weder in perſönlicher noch in ſachlicher Hinſicht iſt jene Anſicht im geringſten zutreffend. Ein Rückblick auf die Ge⸗ ſchichte der Bodenreinertragstheorie ergiebt vielmehr das Gegentheil: daß Pfeil's treffliche Aufſätze über die wirthſchaftliche Bedeutung der Materialvorräthe?), über die Beziehung der Forſtwirthſchaft zur Nationalökonomie und Staatswirthichaft?), über den rationellen Wald⸗ bau“) und die forſtliche Statik“), in denen das Princip des größten Bodenreinertrags, die Auffaſſung des Materialvorrathes als Betriebs— kapital vertreten wird, von ſeinen Schülern nicht fortgeſetzt ſind und in der Praxis kaum Eingang gefunden haben — daß Hundes— hagen's wohldurchdachtes Syſtem der Statik, für deſſen Inhalt 1) Die Entwicklung der Staatsforſtwirthſchaft im Königreich Sachſen 1897. Hiernach betrug für die Jahre . 1854/63 1864/73 1874/83 1884/93 das Waldkapital für 1 ha Holzboden 1156 1417 1682 1859 M. das Verzinſungspro cet 215 2,59 2,57 2,44 2) Kritiſche Blätter 1833. 3) 1841. 4) 1849. 5) 1848 und 1858. 266 Zehnter Theil. und Folgerungen die Auffaſſung der Materialvorräthe als Betriebs— kapital von grundlegender Bedeutung iſt, im Weſentlichen auf die Literatur und den Unterricht beſchränkt blieb — daß v. Thünen's ſcharfſinnige und tiefgehende Unterſuchungen über die forſtliche Boden: rente und die daraus gezogenen, trotz directer Unanwendbarkeit ſehr wichtigen und folgenreichen Reſultate ein halbes Jahrhundert lang völlig brach gelegen haben und ſelbſt von den Vertretern der fachlichen Literatur kaum gelegentlich citirt find — daß König's originelle und gehaltvolle Bearbeitung der wichtigſten ſtatiſchen Aufgaben vielen gebildeten Forſtwirthen völlig unbekannt geblieben iſt — daß Preßler's unermüdliche Beſtrebungen von den tonangebenden Perſonen der Literatur und Praxis immer nur bekämpft ſind, anſtatt daß die in ſeinen Lehren zweifellos enthaltenen fruchtbaren Gedanken zu poſitivem Schaffen hätten benutzt werden ſollen — daß G. Heyer's gründlich durchdachte, klar dargeſtellte und trotz ihrer mathematiſchen Einſeitigkeit in vieler Hinſicht fruchtbare Arbeiten von der herr⸗ ſchenden Praxis faſt gänzlich ignorirt wurden — dies alles kann man doch unmöglich als beiſpielloſe Erfolge bezeichnen!! Nein, die Sache liegt in Wahrheit umgekehrt: Die Erfolge, welche die Bodenreinertragstheorie in der forſtlichen Praxis bis dahin erzielt hat, ſind außerordentlich dürftig, ſo dürftig, daß man darüber ſtaunen muß und eine Erklärung dafür wohl nur in dem Umſtand findet, daß es die Praxis ganz vorzugsweiſe mit unregelmäßigen Verhält⸗ niſſen, mit Kalamitäten aller Art zu thun hat, daß die Ablöſung von Berechtigungen, das Eintreten von Inſektenbeſchädigungen, von Schnee- und Windbruch ꝛc. den Gang des Hiebes der großen Wirth— ſchaft häufig in ſo groben Zügen vorgeſchrieben hat, daß man auf die direct nur für geregelte Wirthſchaften anwendbaren ſtatiſchen Verhältniſſe nicht eingehen zu müſſen glaubte. Hiernach wird es aber durchaus gerechtfertigt erſcheinen, daß die Vertreter der Statik nicht auf die Vergangenheit, ſondern daß ſie in die Zukunft blicken und von der Zukunft weit größere Erfolge erwarten, als die beiſpiel⸗ loſen Erfolge, welche ſie nach Borggreve's Anſicht vor dem Jahre 1878 erzielt haben ſollen. Liegt aber die Sache ſo, wie vorſtehend ausgeſprochen iſt, jo wird an die Vertreter der Bodenreinertrags— theorie die Forderung geſtellt werden müſſen, daß ſie angeben, auf welchem Wege die Statik in die forſtliche Praxis übertragen werden ſoll. Und hierauf möge nachſtehend kurz hingewieſen werden. Es iſt eine allgemeine und in der Natur der Sache begründete Erfahrung, daß neue Gedanken und Beſtrebungen um ſo ſicherer im Leben Eingang finden, je unmittelbarer ſie ſich den beſtehenden Ver⸗ 5 127. Die Einführung der Statik in die Praxis. 267 hältniſſen, ſowohl in perſönlicher als auch in ſachlicher Hinſicht, an⸗ ſchließen. Da in der Wirthſchaft ebenſo wie in der Natur neues Leben immer nur aus vorhandenem Leben entſprießen kann, ſo hat dieſer Grundſatz für alle menſchlichen Verhältniſſe Gültigkeit. Alle Richtungen, die ohne Berückſichtigung des Vorhandenen Neues ſchaffen wollen, haben für das wirthſchaſtliche Leben mehr zerſetzenden als aufbauenden Einfluß. Für die Forſtwirthſchaft, welche mehr als alle andern Zweige der Bodencultur von den durch Natur und Geſchichte gegebenen Verhältniſſen abhängig iſt, hat das hierin liegende conſer— vative Princip in beſonderm Grade Geltung. Wer hier reformiren will, muß deshalb an die beſtehenden Verhältniſſe anknüpfen. Die beſtehenden Organe aber, welchen der Fortſchritt der Statik obliegt, find die forſtlichen Verſuchsanſtalten, die Verwaltungsbehörden und die Forſteinrichtungsbeamten. 1. Die Förderung der Statik durch die forſtlichen Verſuchsanſtalten. In dem reichen Programm, welches die forſtlichen Verſuchs— anſtalten für ihre Thätigkeit entworfen haben, ſind auch die Auf— gaben, welche den weſentlichſten Inhalt der forſtlichen Statik bilden, enthalten. Von den Arbeiten des forſtlichen Verſuchsweſens wird daher auch eine Förderung der Statik in Zukunft erwartet werden dürfen. Um jedoch in dieſer Hinſicht nicht Erwartungen zu hegen, denen die zukünftige Entwicklung nicht entſprechen kann, möge hier zunächſt auf das in §S 124 Bemerkte hingewieſen werden. Die Ein⸗ ſchränkungen, die dort gegen die einſeitig mathematiſche Behandlung der Statik gemacht wurden, müſſen auch gegen gewiſſe Richtungen des Verſuchsweſens geltend gemacht werden. Sodann iſt zu be: merken, daß die Gewinnung von wirthſchaftlichen Reſultaten auf Grund poſitiver Verſuche längere Zeit in Anſpruch nimmt, als dem Intereſſe der Wiſſenſchaft und Praxis entſprechend iſt. Weder die Vertreter der Wiſſenſchaft noch die Leiter der praktiſchen Wirthſchaft können aber der naiven Forderung entſprechen, daß ſie die Kund— gebung ihrer Gedanken oder Verfügungen über die Umtriebszeit, Durchforſtungsgrade ꝛc. ſo lange hinausſchieben ſollen, bis nach etwa 20 oder AO ꝛc. Jahren genügende Reſultate der forſtlichen Verſuchs—⸗ anſtalten vorliegen. Gegenüber den bekannten Beſtrebungen, die Löſung wirthſchaftlicher Aufgaben ausſchließlich auf Grund poſitiver, beſonders eingeleiteter Verſuche vorzunehmen, darf man darauf hinweiſen, daß in den thatſächlich vorliegenden Beſtandesverhältniſſen der deutſchen 268 Zehnter Theil. Forſten und ihrer in den Beſtänden niedergelegten Geſchichte bereits ein reiches Material zur Begründung und Abwägung der Effecte forſtwirthſchaftlicher Maßregeln enthalten iſt. Die Methode der Stammanalyſe geſtattet nach dieſer Richtung eine weitgehende und fruchtbare Anwendung. Durch die Vergleichung der Zuwachsleiſtungen der verſchiedenen Stammklaſſen des Hochwaldes, von Beſtänden ver— ſchiedener Dichte, von geſchloſſenen und gelichteten Beſtänden, von Ueberhältern, Mittelwaldungen, Plenterwaldungen, Ueberführungs⸗ beſtänden ꝛc. ergiebt ſich für alle Gebiete der forſtlichen Statik eine reiche Fülle von poſitivem Material, ſodaß man nur in das vor: handene „volle Leben hineinzugreifen“ braucht, um vortrefflichen Stoff zur Begründung des ſtatiſchen Verhaltens verſchiedener Wirthſchafts— maßregeln zu erhalten. 2. Die Förderung der Statik durch die Forſtverwaltung. Ein Fortſchritt der Statik wie aller Zweige der Forſtwirthſchaft iſt ohne die directe Mitwirkung der leitenden und ausführenden Organe der Verwaltung nicht möglich. Die ausführenden Forft- verwaltungsbeamten ſind über eine Menge Verhältniſſe, die bei ſtatiſchen Unterſuchungen von Wichtigkeit ſind, am beſten unterrichtet. Sie kennen die Geſchichte und die Wuchsbedingungen der Beſtände am beſten; ſie können alle Veränderungen und Einflüſſe, welchen dieſe unterliegen, beobachten; fie bringen den Einſchlag zur Aus⸗ führung und verfügen in den gefällten Stämmen über das beſte Material für den Nachweis des Stärkezuwachſes; ſie erhalten endlich durch die Verwerthung des Holzes das beſte Material zur Begrün⸗ dung des Verlaufs des Werthzuwachſes. Die leitenden Verwaltungs⸗ behörden aber regeln die Forſtſtatiſtik, deren große Bedeutung für alle Aufgaben der forſtlichen Statik nicht verkannt werden kann. 3. Die Förderung der Statik durch die Forſteinrichtungs— behörden. Um jedoch die Reſultate der Forſtverwaltung für die Fortſchritte der Statik in der gehörigen Weiſe zu benutzen, iſt eine weit umfang⸗ reichere und eingehendere Thätigkeit erforderlich, als ſie durch die Arbeitskraft einzelner Verwaltungsbeamten bewältigt werden kann. Auch iſt eine gewiſſe Gleichmäßigkeit der Behandlung der ſtatiſchen Aufgaben nicht zu entbehren und wird am beſten durch die Be: arbeitung des Stoffes ſeitens ſtändiger Behörden garantirt. Die g 128. Schluß. 269 Träger des Forſteinrichtungsweſens haben ſeither ihre wichtigſte Thätigkeit in der Ertragsregelung gefunden. Die Taxationen der Reviere erfolgen in der Regel derart, daß die Beſtände eingehend beſichtigt und die mindeſtwüchſigen dem nächſten Wirthſchaftsraum zur Verjüngung überwieſen werden; und zwar in einem Verhältniß, wie es der angenommenen Umtriebs- oder Einrichtungszeit ent⸗ ſprechend iſt. Die Maſſe dieſer Beſtände nebſt den vorzunehmenden Aushieben ergiebt den Abnutzungsſatz an Hauptnutzung. Wenn nun auch ein ſolches Verfahren der Ertragsregelung für die nächſte Zu⸗ kunft eines einzelnen Reviers befriedigende Reſultate ergiebt, ſo wird damit doch ein Fortſchritt für die grundlegenden Fragen des Be— triebes nicht erzielt, um ſo weniger, als es ſehr häufig die unregel— mäßigſten Beſtände find, die zunächſt zum Hiebe herangezogen werden. Nachhaltig brauchbare Wirthſchaftsgrundlagen müſſen aber von regel: mäßigen Beſtänden ausgehen, und insbeſondere in dem Nachweis des Stärkezuwachſes und dem Verhältniß der Werthe der verſchiedenen Stammklaſſen ihre Begründung finden. 8 128. Sch lu ß. Sobald die forſtliche Statik auf das Gebiet der Praxis über— geht, nimmt ſie einen mehr ins Einzelne gehenden Charakter an, wie denn überhaupt die Aufgaben der Praxis weniger auf die Be— gründung des Allgemeingültigen und Principiellen als auf die ge— hörige Beurtheilung der Beſonderheiten der Einzelfälle gerichtet ſind. In gehöriger Würdigung dieſes Verhältniſſes wird ſchon a priori die Vermuthung berechtigt ſein, daß die Reſultate ſtatiſcher Unterſuchungen je nach dem Standort, der Qualität der Beſtände, der Wirthſchafts— geſchichte und den äußern wirthſchaftlichen Verhältniſſen ſehr mannig⸗ faltig find und der von Pfeil!) am Schluſſe feines Lebens aus: geſprochenen Anſicht, daß die Reſultate der Statik nur localen Werth haben, eine gewiſſe Berechtigung zugeſtanden werden muß. Immer— hin treten jedoch — und dieſer Thatſache iſt von Pfeil überall zu wenig Beachtung geſchenkt worden — auch in der forſtlichen Statik, 1) Kritiſche Blätter 1858, Die Forſtſtatiſtik und die forſtliche Statik. („Wir ſind weit entfernt, die Unterſuchungen, welche die forſtliche Statik verlangt, für werthlos und überflüſſig zu halten; wir beſtreiten nur, daß ſie jemals ſolche Reſultate liefern werden, daß danach ein Normalzuſtand für alle deutſchen Forſten feſtgeſtellt werden kann.“) 270 Zehnter Theil. wie in allen Verhältniſſen der Wirthſchaft, allgemein beſtimmbare Beziehungen und Folgerungen hervor, deren weſentlichſte, nach dem Inhalt dieſer Schrift — um dieſe hiermit kurz zu recapituliren — etwa in folgende Sätze gefaßt werden können: I. In Bezug auf die Wahl der Holzart. 1. Die Wahl der Holzart wird durch die Standortsfactoren: Klima, Lage und Boden in einem Grade beeinflußt, daß ſpecielle Rentabilitätsberechnungen für dieſelbe in der Regel nicht erforderlich werden. Insbeſondere ſcheiden ſich die großen Waldgebiete von Laubholz, in dem der Eiche die erſte Stelle gebührt, und von Nadelholz, deſſen wichtigſte Arten im größten Theile Deutſch— lands Fichte und Kiefer ſind, nach der Qualität des Bodens und der Höhenlage von einander ab. 2. In Fällen, in denen unter mehreren für den Anbau in Frage kommenden Holzarten das Gedeihen der anſpruchsvollern zweifel— haft erſcheint, empfiehlt ſich die Wahl der genügſamern Holzart. 3. Hinſichtlich der Herſtellung von reinen und gemiſchten Be⸗ ſtänden laſſen ſich allgemeine Regeln nicht aufſtellen. Die Standorts— verhältniſſe, die Natur der Holzart und der Wirthſchaftszuſtand müſſen darüber entſcheidend ſein. | II. In Bezug auf die Wahl der Betriebsart, 1. Den ökonomiſchen Forderungen einer möglichſt hohen Werth— erzeugung und einer nachhaltigen Verzinſung des Materialvorraths, ſowie der bodenſtatiſchen Forderung der Erhaltung des Humusgehaltes entſpricht am beſten der Hochwaldbetrieb, deſſen Erhaltung und Herſtellung in Zukunft als allgemeine Regel, die aber unter gewiſſen Umſtänden Ausnahmen erleidet, zu gelten haben wird. 2. Sofern die ökonomiſchen Verhältniſſe für die Betriebsart be= ſtimmend find, iſt eine abſichtliche Herbeiführung unregelmäßiger Be: ſtandesbildung, wenn ſie nicht durch den Standort bedingt iſt, nicht anzuſtreben. 3. Bevor Aenderungen der Betriebsarten vorgenommen werden find die guten Seiten des Vorhandenen im Wege der Zuwachs⸗ förderung nach Möglichkeit auszunutzen. Hieraus reſultirt im All⸗ gemeinen ein allmählicher Gang für die Ueberführung von einer zur andern Betriebsart. § 128. Schluß. 271 III. In Bezug auf die Art der Veſtandesbegründung. 1. Die Ausdehnung der natürlichen Verjüngung wird mit dem Fortſchreiten der wirthſchaftlichen Entwicklung mehr und mehr eingeſchränkt. Im Laubholzgebiete hat dieſe Tendenz ihren Grund in dem Umſtande, daß in der Regel andere Holzarten erzogen werden ſollen, als die ſeither größtentheils herrſchend geweſene Buche. Bei den wichtigſten Nadelholzarten iſt es neben Beſeitigung der frühern, die natürliche Beſamung fördernden Nebennutzungen (Abbrennen — Weide — Streu) die mit der natürlichen Verjüngung herbei⸗ geführte Unregelmäßigkeit der Beſtandesbildung von Jung- und Alt⸗ holz, welche eine ſolche Einſchränkung begründet. 2. Ueber die Wahl zwiſchen Saat und Pflanzung laſſen ſich keine allgemeinen Regeln aufſtellen; fie iſt von der Natur der Holz: arten und dem Wirthſchaftszuſtand abhängig. 3. Je mehr ſich die wirthſchaftliche Cultur ausbildet und je näher die Waldgebiete den Verbrauchsſtätten des Holzes liegen, um ſo enger müſſen die Culturverbände ſein. 4. Es beſteht weder für die natürliche noch für die künſtliche Beſtandesbegründung eine allgemeine Urſache, einzelne Flächentheile vor andern zu begünſtigen. 5. Bei der Beſtandesbegründung muß, ebenſo wie bei Durch— forſtungen und Lichtungen, das Princip der Stetigkeit der wald— baulichen Veränderungen nach Möglichkeit befolgt werden. Daſſelbe kommt beim Kahlſchlagbetrieb in der allmählichen Anein⸗ anderreihung der Schläge, bei der natürlichen Verjüngung in der allmählichen Verminderung des Beſtandesſchirmes zur Geltung. IV. In Bezug auf Läuterungen, Durchforſtungen und Lichtungen. 1. Die Maßnahmen der Cultur- und Beſtandespflege entſprechen dem wirthſchaftlichen Intereſſe, ohne daß hierfür Rentabilitätsnach⸗ weiſe erbracht zu werden brauchen. Sie müſſen um ſo intenſiver betrieben werden, je höher die Holzpreiſe und je weiter entwickelt die wirthſchaftlichen Verhältniſſe ſind. 2. Ein frühzeitiger Beginn der Durchforſtungen muß für gut begründete Beſtände als Regel gelten, weil damit zugleich eine Pflege der beſten Stämme bewirkt und deren Wachsraum regulirt wird. 3. Für das jüngere Alter der Beſtände entſprechen mäßige Durchforſtungsgrade allen ökonomiſchen Forderungen der Wirth: ſchaft am beſten. | 272 Zehnter Theil. § 128. Schluß. 4. Zufolge der ihr eigenthümlichen Auffaſſung der Material⸗ vorräthe als Betriebskapital hat die Bodenreinertragstheorie die Tendenz, die Durchforſtungen zunehmend ſtärker werden zu laſſen und anſchließend zu Lichtungen überzugehen. Als ungefähre Norm für eine zahlenmäßige Darſtellung der Folgerungen der Bodenreinertrags⸗ theorie für die Durchforſtungs- und Lichtungsgrade kann die For: derung hingeſtellt werden, daß a) Stämme mit thunlichſt gleichmäßigen Jahrringen erzogen werden ſollen; b) die Kreisflächenſumme eine gewiſſe Höhe nicht überſchreiten ſoll. 5. Das bodenſtatiſche Princip der Humuserhaltung fordert bei ſtarken Durchforſtungsgraden die Erhaltung der unterſtändigen Stamm⸗ klaſſen, bei Lichtungen ohne Unterſtand die Herſtellung des Unter— baues von ſchattenertragenden Holzarten. V. In Bezug auf die Umtriebszeit. 1. Die Umtriebszeit erhält ihre beſte mathematiſche Grundlage durch den Nachweis der Stärkezunahme der herrſchenden Stamm⸗ klaſſen, welche durch Stammanalyſen bewirkt wird, und durch die Werthzunahme des Durchſchnittsfeſtmeters, für welche der thatſächliche Einſchlag geeignetes Material liefert. 2. Eine Prolongirung und Discontirung von Erträgen und Productionskoſten iſt zum Nachweis der Folgerungen der Boden— reinertragstheorie für den nachhaltigen jährlichen Betrieb (welcher für die Wirthſchaft im Großen ausſchließlich Bedeutung hat) nicht erforderlich, weshalb auch alle Einwendungen, die in dieſer Be⸗ ziehung gegen die genannte Theorie erhoben werden, hinfällig find. 3. Auf die Höhe der Umtriebszeit hat das Geſetz der Zunahme der Intenſität der Wirthſchaft und die Abnahme des Zinsfußes einen ſteigenden, die Forderung der Verzinſung einen gegentheiligen Einfluß. Die Waldreinertragstheorie — bezogen auf die Verhält— niſſe vorliegender normaler Beſtände — führt unter allen Umſtänden zu außerordentlich hohen Umtriebszeiten und zu einem Conſervatismus, der in keinem andern Wirthſchaftszweige entſprechende Parallelen findet. 4. Die Annahme, daß die beſtehenden Zuſtände der deutſchen Waldungen und die Maßnahmen der Staatsforſtverwaltungen der Waldreinertragstheorie entſprechen, beruht auf einem Irrthum, der lediglich wegen Mangels hinlänglicher Zuwachsunterſuchungen bis in die Gegenwart fortgeſchleppt worden iſt. a a DIE . 3 RUF. > N S N ET ERS AUS BOSSS = Hr DANSSSS S DISS R m d IN > RED „„. N * ee Die 3: REN DDR DR MM 1 „„ > LIBRARY —̃ä — ‚UNIVERSITY er TORONTO nen > \ Ka *. — u u « > FE - x * — Martin, Heinrich Die Folgerungen der Bodenreinertragstheorie für die Erziehung und die Umtriebszeit der wichtigsten - deutschen Holzarten PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY 8 n j N * 4° CR) - > uk € N * N — „ r IR 2 - ZN RS 2 *. 4 9 * fr 7 * * * * 7 nr — * . 3 2 — EN Be 1 2, 14 * K RT u EN re AR 1 — * / ae DD a neh ; — . —A ̃ ̃ ˙ . — — — 5 — * * —— — — v — — — —— — — m . > a en gr ee I Er S TE 8 D . —— —— Fragen 5 — ee) e ee - 2 . a A ee > 8 9 ee — A 8 — — 1 . 9 51Æł 1 x 14 xı3 e lde an DAR) rer er ——ů ae ee —— Kerle: 2 — 5 8 . 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